Ser, a SL TEEN ce * Allgemeine Hiſtorie — der Reiſen zu Waſer und Landhe. Beiceheibungn, welche bis ißo in verfihiedenen Sprachen von allen Voͤlkern herausgegeben worden, und einen vollftandigen Begriff von der neuern Eröbefchreibung und Gefihichte machen; Worinnen der wirkliche Zuftand aller Nationen vorgeftellet, und das Merkwiürdigfte, Nüslichfte und Wahrhaftigſte in Europa, Aſia, Africa, und America in Anfehung ihrer verfchiedenen Reiche und Lander „deren Lage, Größe, Graͤnzen, Eintheilungen, Himmelsgegenden, Exdreichs, Feuchte, Thiere, Fuͤſe Seen, Gebirge, großen und kleinen Staͤdte, Haͤfen, Gebäude, uf. wie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer Neligion, Regierungsart, Künfte und Wiſſenſchaften, Handlung und Manufacturen, enthalten iff; Mit nöthigen LandEarten nach den neueften und richtigſten aftronomifchen Wahrnehmungen, und mandjerley Abbifdungen der Städte, Küften, Ausſichten, Thiere, Gerächfe , Kleidvungen, und anderer dergleichen Merkwürdigkeiten, verfehen; Dur) eine Geſellſchaft gelehrter Männer im Engliſchen zuſammen getragen und aus demfelben und dem Sranzöfifchen ins Deutſche überfegt, Funfzehnter Band. Mit Königl. Poln. und Churfuͤrſtl. Sächf. allergnädigfter Freyheit Leipzig, bey Arkſtee und Merkus. 1757. Nachriht des Herrn Prevoſt. * ) S im Werk, welches feinem Ende nahe iſt, und deſſen gan , E RB zen Fortgang man in vielen Binden gefehen bat, welche RE nach einander herausgekommen find, bedarf des Eleinen ——— nicht mehr, welchen ein Schriftſteller von ſeinen Vorre⸗ den und Nachrichten ziehen kann, um die Aufmerkſamkeit der Leſer zu unterhalten. Das Schickſal der allgemeinen Hiſtorie der Reiſen iſt entfehieden, fo wohl in Anſehung des Verkaufes Durch Die alte Verbin⸗ dung der Subferibenten, als auch wegen des Ranges, der ihr in der gelehrten Welt zukoͤmmt, Durch Die Kenntniß, Die fü viele and Licht ge- ſtellete Theile von dem Inhalte und der Art und Weiſe, wie ſolcher ab⸗ gehandelt worden, gegeben haben. Man weig, daß die ficben erfien Bände aus dem Englifehen, ohne einige andere Verbeſſerung, über; feget worden, als welche man fir nöthig erachtet hat, fie ohne Efel Te fen zu laſſen; daß man, nach Abtretung der auslaͤndiſchen Schrift: ſteller, ſich entſchloſſen hat, das Werk fortzuſetzen, jedoch mit dem a 2 Ver⸗ Nachricht Verdruſſe, daß man ſich von ihrem Entwurfe nicht losmachen konnte, deſſen Maͤngel man erkannte; und daß man ſich in fuͤnf bis ſechs Baͤn⸗ den genoͤthiget gefehen, wider die ſchlechte Ordnung zu kaͤmpfen; daß man endfich Die Gelegenheit ergriffen, ein Theil von Dem Joche abzu⸗ ſchuͤtteln, und in dem zwölften Bande angefangen hat, fich neue We⸗ ge zu eröffnen. Sie find in der Borrede eben deſſelben Bandes erklaͤ⸗ ret worden; und da Der Erfolg fie gerechtfertiger, fo iſt nichts mehr uͤbrig, als dag man ihnen treulich folge. Zum Ungluͤcke bin ich dem Ziele fo nahe, daß faft aller Vortheil dieſer Veränderung darinnen beſteht, daß man zu erkennen geben kann, es haben unſere Nachbarn den Geiſt der Methode nicht zu ih rem Antheile. Diefen Vorwurf hat man ihnen zu Friedens⸗ und Krie⸗ geszeiten gemacht; und er ann folglich heutiged Tages fire Feine Feind: feligfeit angefehen werden. Ich behalte mir zu der Nachricht bey Dem letzten Bande dag Vergnügen vor, in einer Eurzen Abſchilderung vors auftellen, was fir eine Geftalt ich Dem ganzen Werke wuͤrde gegeben haben, wenn ich die Freyheit dazu gehabt haͤtte; wenn ich es gleich Dar durch wage, denjenigen, die ſich nicht erinnern wollen, daß ich an dem erſten Entwurfe keinen Theil gehabt habe, Waffen wider mich in die Haͤnde zu geben; oder einen arbeitſamen Schriftſteller auf den Einfall zu bringen, das ganze Unternehmen nach dem meinigen wieder anzu⸗ fangen. Allein, es worin der That fehr ſpaͤt, da ich Gelegenheit fand, eines andern feinen zu verbeffeen. Ich wiederhohle es, es bat fich dies fer Entwurf nur erſt in dan zwölften Bande gezeigetz und nach mei⸗ ‚nen eigenen Abſichten find nur noch zween Bande zu liefern uͤbrig Der 2 2 eine des Herrn Prevoft. eine ſoll alles dasjenige, was America betrifft, vollends zu Ende brin⸗ gen; der andere ſoll als ein Zuſatz, fir die nach der Ausgabe heraus⸗ gekommenen Reifen, für eine anfehnliche Vermehrung der Landkar⸗ ‚ten amd Kupfer, für das allgemeine Regifter und alphabetiſche Ver⸗ zeichniß, kurz, für alle Die Erläuterungen ſeyn, Die ich verfprochen babe, und ohne welche ein fo Tanges und fo mannichfaltiges Werk fehr verdrießlich zu gebrauchen ſeyn wuͤrde. So viel Rene ich uͤbrigens ſtets bezeuget habe, daß ich mich, wieich ſchon gefaget, an den Entwurf der Engländer gebunden gefehen : fo hoffe ich dennoch nichte deftoweniger, daß die allgemeine Hifforie der Reifen in dem Stande, worein meine legten Bemuͤhungen ſie bald fegen werden, nicht allein fuͤr das merkwuͤrdigſte Werkin dieſer Art, ſondern auch wirk lich fuͤr das vollſtaͤndigſte und nuͤtzlichſte werde angeſehen werden. Dieſes Urtheil faͤllete der Herr Kanzler D’Agueffenu davon, nachdem er ſich die Muͤhe genommen, durch ſeine eigenen Augen die Richtigkeit und Genauigkeit meiner Anfuͤhrungen und Auszuͤge zu unterſuchen, und gut zur befinden, Er bedauerte es ſelbſt, daß er ſich auf die Englaͤnder zu viel verlaſſen, und mich bewogen, ihren Entwurf anzunehmen. Al⸗ lein, da er die Fehler uͤbergieng, wovor ich mich nicht hatte in Acht neh⸗ men koͤnnen, fo wiederhohlete er mir oft, um mich zu der Arbeit auf zumuntern: die Mannichfaltigkeit, die Menge und die Treue meiner eigenen Nachforſchungen, nebft der Schwierigkeit; ein Buch von Diefer Art wieder zu drucken, wirden mein Werk dereinſt eben fo felten als koſtbar machen. Ich nehme Die Prophezeyumg zum Beſten Des Buch⸗ haͤndlers an. a3 * Die⸗ Nachricht Dieſer große Mann, bey dein, wie man weis, die ſeltenſten Ga ben des Geiſtes mit einer weitlaͤuftigen Gelehrſamkeit begleitet waren, hatte mir ſeine Anmerkungen uͤber verſchiedene Reiſebeſchreibungen mitgetheilet. Bey der Erlaubniß, ſie nach Gelegenheit zu brauchen, hatte er mir ein Geſetz auferleget, welches meiner Erkenutlichkeit ſchwer fiel; ich ſollte ihm namlich wegen dieſer Wohlthat keine Ehre machen. Itzo, da mich ſein Tod eines gezwungenen Gehorſames uͤberhebt, glaube ich, Daß es mir frey ſtehe, meine Leſer zu belehren, Daß ich die meiſten cri⸗ tifchen Anmerkungen von ihm babe, Die in Pyrards und Taverniers ‚Berichten vorkommen. Es fey mir erlaubt, diefer Anzeige noch einen Umſtand beyzufuͤ⸗ gen, welcher nicht weniger den Limfang feiner Einfichten anzeiger. Als er. mir eined Tages einige Verdrießlichkeit dariiber bezeuger hatte, da es fo ſchwer wäre, den erfien Entwurf zu ändern, ohne dag ganze Ge⸗ baͤude von neuen anzufangen: fo feßete er hinzu: „da fehen Sie Ihre „Engländer: bey allem Verſtande und aller Gelehrſamkeit, die man „ihnen nicht ſtreitig machet, haben fie Doch niemals gewußt, wie ein „Buch recht ausſehen foll„. Ich antwortete, Diefer Vorwurf waͤrebey einer Sammlung von Reifen um fo viel gerechter, weil die Materie nicht abſtract wäre; und weil fie nicht zu viel Sorgfalt darauf wenden koͤnnten, da folche nach ihren Grundfägen fehr wichtig wäre. „Grund, „ſaͤtze? fragete der Herr Kanzler, wiſſen Sie welche»? Er nahm fich dar⸗ a) Es mar ein Werk von Tofeph all, im 1628 Jahre zu Genf unter dieſem Titel einem der beruͤhmteſten englaͤndiſchen Prä» herausgegeben: Quo vadis? ou Cenſu- laten im XVII Jahrhunderte. "Jacques redes Voiages entreptis parles Seigneurs mot Batte es ins Franzöfifche überfeger, und et Gentilshomuines. des Herrn Prevoſt. darauf die Mühe, in feiner Bibliothek, wo ich mit ihm zu ſeyn die Eh⸗ ve hatte, ein englaͤndiſches Buch zu ſuchen, welches er mir durchzuge⸗ hen gab). „Sehen Sie da, ſetzete er noch hinzu, wie fich ihre ge⸗ „ſchickteſten Leute wider die Reiſenden entrüuften, und ob fie Acht dar⸗ „auf haben, daß fie ohne den Beyſtand der Reiſenden noch in der Barz „baren ſeyn wuͤrden, welche Horaz ihren Vorfahren vorwirft 2), Den „nennen Sie mir etwas, das fie nicht den Fremden zu danfen haben. Ich bewunderte die allgemeine Wiſſenſchaft des Herrn Kanzlers, dem ale Kenntniſſe und alle Sprachen bekannt zu ſeyn fehienen. Ich Habe fehon lange Gelegenheit geſuchet, Diefe beyden Umſtaͤnde bekannt zu machen. Es iſt folches ein geringer Tribut einer lebhaften Erkenntlichkeit fir den öffentlich befannten Beſchuͤtzer der Hiſtorie der Reiſen. * * Bey dieſer Nachricht habe ich mir zugleich auch vorgenommen, noch eine Anmerkung zu machen, worüber man ſich wundern muß, daß fie den Verfertigern der gelehrten Tagebücher entwiſchet iſt. Sie betrifft Die Beſchreibung des Laufes des Amazonenfluſſes, welche man bey dem Don Ulloa findet, und wovon er nicht im geringſten meldet, wohererfiehabe. Da mir aber von ungefähr Das Tagebuch indie Hände gerathen iſt, welches Herr de la Eondamine in ſpaniſcher Sprache zu Amſterdam c), vor feiner Ruͤckkunft nach Paris, und drey Jahre vor; ber herausgegeben, che deg Hexen Ulloa Reiſebeſchreibung ang Licht getre⸗ 6) Viſam Britannos hofpitibus feros. chas en el viage de Quito al Para, por el Rio de las Amazonas etc. in 12, bey Ca⸗ ©) Im 1745 Jahre, unter dem Tief: tuffe. tracto del Diario de Obfervaciones he- | Nachricht des Heren Prevoſt. getreten d) + fo bin ich durch eine genaue Vergleichung uͤberzeuget wor⸗ den, Daß der ſpaniſche Officer feine Beſchreibung von dem franzoͤſi⸗ fehen Gelehrten entweder Wort für Wort genommen, oder kuͤnſtlich verkleidet Habe, indem er die Weiten und Windlinien oder Rhomben, die Here de In Condamine nur anzeiget, oder Die fich auf feiner Karte Befinden, in Grade der Breite und Länge verwandelt. In der That war es nicht mahrfcheinlich, Daß Don Ulloa, welcher niemals chen die Reife gethan hat, die genaue Beſtimmung fo weit folkte getrieben haben; da das franzöfifche Mitglied der Academie hingegen, wie man aus feinem eigenen Berichte ſehen wird, alle dieſe Länder mit den Inſtrumenten in der Hand durchreiſete. Was die Beſchreibung der Ruinen des Pallaſtes zu Cagnar anbetrifft, ſo kann man ihm nicht eben den Vor⸗ wurf machen, weil die Zeichnung, die er davon giebt, dem Grundriſſe und der Ausſicht wenig gleicht, welche Herr de la Condamine davon auf genommen und gezeichnet, und im 5* Jahre herausgegeben hat Sie erſchien zu Madrit 1748 unter e) In ben Memoires de: Macademũo de dem Titel: Relacion hiftorica del viage a Berlin hinter einem Auffage von den alten la air meridional, Denkmaalen aus ven Zeiten der Yncae. Br Verzeichniß der in dieſem KV Bande enthaltenen Reifen und eſchrabungen Das VI Buch Fortſetzung Der Reifen, Entdeckungen und Niederlaſſungen in America, Einleitung. N = Das I Eap. Entdeckungen von Cumana und Nordamerich Der I Abſchnitt. Bartholomäus de Ins Caſas Reife und Seieriffing an der Küfte von Cumana 5 Der II Abſchnitt. Sitten und Gebräuche der Völker in Cumana 11 Der III Abſchnitt. Fortfegung der Entdeckungen 16 Der IV Abſchnitt. Johann Verazzanis Reife und Entdecfungen von Nordamerica 22 Der v Abſchnitt. Jacob Cartiers und Robervals Reiſen 29 Das II Cap. Reiſen und Entdeefungen gegen Süden von America - Einleitung. Der 1 Abſchnitt. Entdeckung und Eroberung von Peru auf des * zarro erſten Reiſe 36 Der 11 Abſchnitt. Niederlaſſung an der Kuͤſte von St, Martha, Ve— nezuela und Coro 47 Der III Abſchnitt. Des Franz Pizarro zweyte Neife 56 Der IV Abſchnitt. Des Franz Pizarro fernere Verrichtungen in Peru 74 Der V Abſchnitt. Entdeckung von Ehily duch Don Diego von Al- magro —* Der VI Abſchnitt. Verfolg der Geſchichte von des Franz Pizarro Eroberung der Landſchaft Peru 94 Der VII Abſchnitt. Fernere Eroberungen und Entdeckungen bis auf des Marqueze Franz Pizarro Ermordung 107 Der VII Abſchnitt. Reiſe des Vacca von Caſtro 124 Der Abſchnitt. Reiſe des Blaſco Nugnez von Vela 152 Der x Abſchnitt. Begebenheiten unter des Gonzales Pizarro ange maßten Statthalterfchaft 171 Der XI Abſchnitt. Duo de la Gaſca Reiſe 194 b | Der Verzeichniß | Der XII Abſchnitt. Fernerer Verlauf der Begebenheiten in Per un— ter dem la Gaſca wider Pizarro ©. 227 Das II Cap. _Befchreibungen der erften entdeckten Länder in dem mit: täglichen America | 253 Der I Abſchnitt. Des Don Georg Juan und des Don Anton von Ulloa Reifen 253 Der II Abſchnitt. Befchreibung des Königreiches Terra firma 254 Der Ul Abſchnitt. Befchreibung von Carthagena 262 Der VI Abſchnitt. Sitten und Gebräuche der Indianer in Tierra firma 262 Der VII Abſchnitt. Beſchreibung von Peru | 283 Der VI Abſchnitt. Beſondere Beſchreibung der Hauptſtadt in Peru Lima — 287 Der IX Abſchnitt. Beſchreibung von Cuzco 289 Der X Abſchnitt. Audiencia oder Provinz Quito 302 Der ZI Adfıhnitt. Befchreibung der Stadt Quito 302 Der XII Abſchnitt. Befchreibung der Provinz Chili 302 Der Xlll Abſchnitt. Befchreibung von Sant Zagol, der Hauptſtadt in Chili und der Gemuͤthsart der Indianer diefer Provinz 312 Das IV Cap. Verſchiedene Reifen nah Pan 316 Der I Abfchnitt, Franz Correals Reifen 316 Der 11 Abſchnitt. Weg zu Lande von Quito nah Panama durch Popayan 29 Der III Abſchnitt. Freziers Reiſe an den Kuͤſten von Peru 333 Der IV Abfehnitt. Reife des Herrn de la Condamine 947 Das V Cap. Urfprung, Regierung, Religion, Sitten, Gebräuche, Wif- fenfchaften, Denkmaale, Merkwürdigkeiten, u. d. gl, des alten Reiches Peru 375 Der 1 Abſchnitt Urſprung der Yncae und des alten Reiches Per, nebft deſſen Negenten 376 Der II Abſchnitt. Zeitfolge der Statthalter und Unterfönige im Peru J +24 Der II Abſchnitt. Himmelstuft, Jahreszeiten und Witterung in Sina und in dem ganzen Thallande von Peru i 46 4 Der IV Abſchnitt. Sitten, Gebraͤuche und Eigenſchaften der heutigen Peruaner 469 Der der in dieſem Bande enthaltenen Reifen. Der V Abſchnitt. Sitten, Gebräuche und Eigenfhaften der Creolen in Peru ©. 478 Der vi Abſchnitt. Don der Nefigion der alten Peruaner und den da⸗ hin gehörigen Dingen 493 Der vır Abſchnitt. Von der Negierungsform, Policy und Lebens "art der alten Peruaner 514 Der VII Abſchnitt. Künfte, Wifienfihaften, Arbeiter und Gefchäffte der alten Peruaner 548 Der IX Abſchnitt. Von den alten Denkmaalen in Peru 575 Der X Abſchnitt. Won den Bergwerken in Peru und der Art und Weiſe Die Erzte aus denfelben zu behandeln 590 Der XI Abſchnitt. Erläuterung wegen der in Peru angeftelleten Beob- achtungen zur Beftimmung ver Geftalt der Erde 603 Der XII Adfchnitt. Tagebuch des Heren de Ta Eondamine 612 Der x Abſchnitt. Gefhichte der Pyramiden in Quito "612 Der XIV Abſchnitt. Ruͤckkehr der franzoͤſiſchen Mitglieder der Acade⸗ mie der ln * 633 . Bez | Ver⸗ Verzeichniß der Karten und Kupfer, neo einer Anweiſung für den Buchbinder, wohin er ſolche bringen poll, 1. Miteägliches America ’ — 16, 2, Karte des Meerbufens St. Saum 2. — —— 3. Karte von den Provinzen Tierra firma, 273 9 Pape ? * — 4. Audiencia &ima — Zn er 5. Audiencia Chares a TER a —— 6. Karte von Paraguay * ——— re Te 7. Grundriß von Eu -» 00.0" — Fe = 2064 8. Karte von der Provinz Dulte 0 7.9 ai 5 77302 - 9. Karte von dem Laufe des Maragnon ° 0: gar 10. Grundriß der Stadt Santjago ud 11. Opferung eines Gefangenen bey den Antiern. 28e 12. Der erſte Ynca und ſeine Gemahlinn — die Wilden zuſammen und bauen Cuzco 292 13. Bezeigen der Peruaner bey einer Mondfinſterniß ei 560 14. Gnade des Ynca Mayta Capac gegen die Collaer — * 300, 15. Der Sonnentempel — 582 16. Der Mcas — der Dim I von n Geblüce 536 17. Rittermachen der Yncas J 528 18. Graufamfeit des Atahualipa gegen feine Verwandten 423 19. Grundriß, Profil, Aufriß der beyden Pyramiden 623 20, Auffchrife zu Quito, die ſich anfänge: Obfervationibus &c. i ! 624 — Allge⸗ en [ ==; Ai in 1 ebd 1 \ — | Allgemeine Sammlung von R eiſebeſch reibungen Ben EL Efeih- | Das VI Bud Fortfeßung der Reifen, Entdeckungen und Niederlaſ⸗ ſungen in America. Einleitung. Karls des V Neigung zu den indiſchen Angelegen: ckung des Fluſſes Jordan und des Cap St. He beiten. Des Don Diego Colombo Zuruͤck- lena. Berrätheren wird beſtrafet. Chieora. An⸗ Eunft nah Hiſpaniola. Menſchenfreſſer. Entde- ſchlag, die caraibiſchen Inſeln zu bevölfern. chen fo umſtaͤndlich abzuhandeln, als es ihnen zukoͤmmt, hat man ſich nicht enehalten fönnen, alles dasjenige zurüctzulaffen, was uns nicht fo wichtig vorgekommen ift, als die Entdefung, Eroberung, und Beſchreibung von Merico, Der Fortgang der fpanifhen Waffen unter Serdinand Cortezen fo ſchnell, daß wir uns nicht gar zu weit von der Drdnung der Zeit entfernet haben; und ohne Mühe alfo die Erzählung vieler Begeben— Allgem, Keifebefchr, XV Band. 4 h beiten \ x t Ih a den Regeln des Verhaͤltniſſes, welche einen verbinden, große Saz seinleitung —— 2 — Reifen und -Entdedungn — —- Einleitung. heiten wieder vornehmen koͤnnen, Die ung zu neuen Entdeefungen und faſt eben ſo bald v7 gun rüßmlichen Berrichtungen führen müffen, * —F Karls des V Man hat geſehen, daß nad) denen berufenen Unterredungen, welche dem Bartho⸗ Neigung zu lomaͤus de Is Caſas den Titel eines Beſchuͤtzers von Indien erworben, Karl der V, wels den indiſchen her gedrungen wurde , von dem deutſchen Reiche Beſitz zu nehmen, die Angelegen- ——— heiten von Indien ausgeſetzet hatte, um ſich nach Corunna zu begeben, wo ihn feine en. ER Flotte erwartete a), Da ihn aber andere Hinderniffe zween Monate lang in diefem Hafen verweilet hatten b) : fo wurde er durch das ungeftüme Anhalten ver Kaufleute, wie Her- vera faget c), wieder auf die Beforgung der indifchen Angelegenheiten zurück geführer. Sie erhielten von ihm die fieben legten Tage wor feiner Abreife zur Anhörung ihrer Kla- gen und Einrichtung ihrer Sachen. Der Admiral Don Diego Colombo, welcher nicht aufgehöret hatte, um feine MWiedereinfegung in alle Gerechtfamen feiner Bedienungen und um die Erlaubniß, das Amt eines Unterföniges in Indien ausüben zu dürfen, anzuhalten, wurde in Betrachtung der wichtigen Dienfte, die fein Bater der” Krone geleifter, am er- ften befriediger d), Karl erkannte über diefes leicht, daß alle die. Berichte, die wider ihm eingelaufen waren, nur Unwahrheiten oder Bergrößerungen enthielten. Dem Figueroa wurde nicht fo gut begegnet, welcher feit langer Zeit wegen feines Geijes und feiner Pla— dereyen , vornehmlich aber wegen derer Gemaltthätigkeiten verhaſſet war, wozu er fich wider feinen Vorgänger Quazo, hatte verleiten laffen, der in der Inſel Hifpaniola fehr verehret ward. Behielt er gleich noch eine Stelle in der Foniglichen Audienza und die Regierung über einige indianifche Flecken: fo war doch folches mit eben fo weniger Gewalt, als Anfehen; und ſeine Aufführung machete feine alten Ausfchweifungen fo wenig wiederum gut, daß er Furze Zeit darnach für untüchtig erfläret wurde, jemals ein Fönigliches Amt zu befleiden. Montego, Alaminos und Martin Cortez, Ferdinands Vater, wurden von dem KRaifer mit einer Achtung und folcher Gnade angefehen, die fie fehon nicht mehr zu erwarten an— nn und Bartholomäus de Las Cafas erhielt faft alles, was er fich vorge: ſetzet hatte, \ Des Don Da Don Diego Erlaubniß bekam, wieder nach Indien zurück zu gehen: fo ſchickete De Eolom: Karl dem Schagmeifter Paffamonte Befehl, mit feinem Generale in gutein Bernehmen — — zu leben ; und damit man bie Streitigkeiten in ihrer Duelfe ‚verftopfete, fo wurden die a Graͤnzen iprer beyder Gerichtsbarkeit durch eine Erklärung beſtimmet. Man fegete ihm fo gar einen Aufſeher, dev das Necht hatte, wider ihn Erfundigungen einzuziehen, fonft aber weiter Feine Macht beſaß, als die eingezogenen Erfundigungen an den Kath zu überfchi- Ken. Eben diefe Verordnung ſetzete auch den Fünften von dem Golde wieder auf den Zehn ten in der Inſel Hfpaniola, wo diefes Foftbare Erst, aus Mangel der Arbeitsleute in den Bergwerken, feltener wurde, Dafür aber wurde viel Zucker dafelbft gemacht, und dieſe eins a) Man fehe den XIII Band diefer Samml. 5 Alle Gefchichtfchreiber machen eine fehr lan⸗ .d.204uf& ge Erzählung davon. Der Aufftand wurde von b) HERRERA Decad. II. Lib. 9.0.d.620&, nem jungen chrifttichen Caeiquen, Namens Hein⸗ ©) Ebendaf. " £ich, erreget, welcher in einem Srancifcanerflofter tar erzogen worden, und welcher ihn lange Zeit a) Cbendaſ. i mit vielem Verluſte für die Spanier unterhielt. e) Man sehe Cortez Bericht fm KIM Bande Sie konnten das Ende davon nicht anders, ale 0.8.4508, 2 durch einen Vertrag fehen, der dem jungen Cacis quen in America Vl Buch. Ida — einzige Sache war vermoͤgend, die Pflanzſtadt wieder in guten Stand zu ſetzen. Man Einleitung. Datte feit Eurzem Miffionarien auf der Küfte von Gumana befteltet, und es wurden zur Yan vr terhaltung diefes Unternehmens Befehle ertheiles, Don Diego wurde endlich durch die - Zeitung, die man von einem gefährlichen Aufftande in einigen indianifchen Wohnplägen erhalten hatte f), genoͤthiget, feine Abreife zu befchleunigen, Er fehiffete fich im Anfange des Herbftmonates ein, und ftieg nach ziween Monaten zu St. Domingo ans Sand g). - War feine Ankunft dem größten Theile dev Einwohner angenehm: fo war fie auch denjenigen verdrüßlich, deren Gewalt fi) Durch feine Gegenwart gefehwächet ſah. Weil er fich aber ein wenig gar zu viel-auf fein Anfehen verließ: fo nahm er fich nicht die Mühe, die Misvergnügten zufrieden zu ftellen; und das Anfehen einer unumſchraͤnkten Macht, das er fich bey ihnen gab, rechtfertigte ihre-Furcht, Da fic) einige befondere Statthalter, die ihm ihre Bedienungen zu danken hatten, hatten fregmachen wollen: fo fegete er fie, auch den Statthalter zu Cuba, Velasquez, nicht ausgenommen, nicht allein ab; fondern ergab ihnen auch Nachfolger, denen er auferlegte , ihm von ihrer Negierung Nechenfchaft zu ge- ben. Duazo, welchen er für die Inſel Cuba erwählete, brachte eben die Tugenden mit dahin, die ihn in Hiſpaniola in Hochachtung geſetzet, und war daſelbſt nicht glücklicher; - Das iſt, da er die Hochachtung und Zuneigung aller rechrfehaffenen Leute erhielt, fo erreges te er die Klagen derjenigen , die nicht wollten, daß ihre Aufführung ans Licht kaͤne. Die Spaltung gieng fo weit, daß der General genöthiget war, nach diefer Inſel zu gehen; und feine Gegenwart ftöhrete die unruhigen Köpfe etwas in ihrem Unternehmen. Allein, in— dem er dem fugendhaften Duazo beypflichtete: fo glaubete er doch , er müßte der öffentlis- chen Ruhe halber, den Velasquez wieder in die Statthalterfchaft einfegen. a Die Fonigliche Audienza war damals befehäfftiget, die Nationen zu unterfcheiden, Menfhen: welche als Menfhenfreffer ſollten angefehen werden 4); und die geringiten Vermuthungen freier. wurden leicht für Beweiſe angenommen. Man Fannte z. E. das große Stück von dem feften Sande wenig, dem man nachher noch den Namen Florida mit beygeleger, Johann Ponce von Leon hatte nur die benachbarteften Küften der Halbinfel entdeder, die ſich an dem Canale von Bahama endigetz und da einige von feinen Leuten verſchwunden waren, fo urtheilete man gleich, fie müßten von den Indianern ſeyn gefreffen worden, Mehr brauchete es nicht, alle Floridaner unter die Zahl der Cannibalen zu rechnen. Dieß hieß der Gierigfeit dererjenigen, die nie ſucheten, Sclaven zu machen, ein weites Feld eröff- nen; und das um fo vielmehr, weil alle diefe nordfichen Gegenden für ungemein bevölkert gehalten wurden, und die Menfchen dafelbft viel ftärfer zu ſeyn fehienen, als gegen Mit: tag. Man faflere den Entſchluß, fie unter das Joch zu dringen. Lucas Vasquez von Aillon , damaliger Eöniglicher Auditor, ruͤſtete zwey Schiffe aus; u. da er fich zu Puerto die Plata eingefehiffer Hatte, fo gieng er bis auf den 32 Grad Norderbreite. Bald % 2 h dar⸗ wen ruͤhmlich war, Worauf man wieder zu kom⸗ wurden, nachdem fie in den Kloͤſtern die Neligion, men, Gelegenheit haben wird. nd But Herrera am ans geführten Orte a. d. 206 ©. Die Königinn Sfabelle hatte bey ihrem Tode befohlen, man follte den Kin: dern der Caciquen alle gute Erziehung verfchaffen, u. € daranf in anftändige Bedienungen fegen. Ihren eſinnungen aber wurde in diefen beyden Testen Puncten ſchlecht nachgelebet. Dieſe jungen Leute die fpanifche Sprache, lefen und fchreiden und auch ein wenig Latein gelernet hatten, in den Wohnplaͤ⸗ gen als die geringften ihrer Unterthanen angefeben, und oftmals noch uͤbler gehalten. ) Herrera am angef. Orte a.d. 701 ©. 5) Diefe Eintheilung führer Herrera an, 2 De- cad. 4, d. 697 ©. v.- * * 4 Reiſen und Entdeckungen Rinleitung. darauf, ba er das Sand geſehen hatte, und ſehr nah an demſelben hinſegelte, um einen be— quemen Dre zum Ausſteigen zu ſuchen, entdeckete er einen ziemlich großen Fluß, ivo er’ Entdeckung Gineinfubr, und welcher von dem Namen eines feiner Lootſen Jordan genennet wurde. — Sul Ein Borgebirge, welches nicht weit. von der Mündung ift, befam den Namen St, He— Des Cap ©, lena, well es an diefem Tage entdecket wurde, Helena, Bey Erblickung der beyden Schiffe, verfammelten fi die Wilden, welche niemals etwas dergleichen gefeben hatten, haufenweiſe am Ufer und macheten den Spaniern ein lu⸗ ſtiges Schauſpiel. Die Wilden aber wurden ihrer Seits duch die Baͤrte, die Waffen’ und Kleidung der Europäer fo erſchrecket, daß fie gar bald die Flucht nach den Gehoͤlzen nahmen. Man hielt aber Doch einen nebſt feiner Frau an. Die Liebkoſungen, die man ihnen erwies, und mit einigen Geſchenken begleitete, Hatten die Kraft, ihnen einen Much zu machen; und da diefe gute Begegnung einen Theil von denjenigen zuruͤckgebracht , bie fich hinweg begeben hatten, fo wünfcheten fie aus Meugierigkeit, an Bord zu gehen, So bald fie ins Schiff getreten, ließ Aillon die Segel anfegen, und nahm feinen Lauf wieder Verraͤtherey nach Hiſpaniola. Er hatte aber wenig Nusen von diefer unanftändigen Berrätheren. Ei: wird geſtrafet. nes yon feinen Schiffen gieng in der See unter; und die Indianer, bie er auf dem andern hatte, ftarben faft insgefamme vor Verdruſſe; die einen noch während ihrer Schiffahrt, > und die andern nach ihrer Ankunft, Er that nichts deſto weniger die Reife nach) Spanien, um feine Entdeckung zu rühmen, die er mit der Entdeckung von Neufpanien in gleichent Paare gehen ließ, und welche machere, daß er vom Hofe die Statthalterfehaft über Chiz Chicora. Cora erhielt, Der Jordansfluß hieß Chico, und das fand, welches er bewäfferte, wurde Ehicors genannt, Diefe Ehre aber vermochte ihn zu Ausgaben, die zu feinem Unter gange gereicheten. Einige Gefchichtfchreiber verfichern fo gar, er fey auf einer Reiſe nach VE diefem Drte umgefommen; und der P. Charlevoix glaube, feft fegen zu fönnenz): „Die- „ſes Außerfte Ende von Florida, welches von Birginien begränzet wird, fey niemals von „den Spanien befeffen, werden. Die Sandfchaft Chieora machete ein Stück von demje⸗ 7 „nigen aus, was man lange Zeit das franzöffche Florida genannt bat, welches heutiges „Tages unfer dem Damen Carolina befannt ift,,. Anfchlag, die Kurze Zeit zuvor hatte man eine andere Sache vorgenommen , die keinen glücklicher caraibiſchen Erfolg hatte. Der Admiral Hatte bey feiner Abreife aus Spanien, einen alten Einwoh⸗ r ie zu be ner von San Domingo, Namens Anton Serrano, an feinen Bord genommen, mit welchem; er einen, Bertrag gemacht hatte, um-fich im den caraibifchen Eylanden zu feßen, Des Serrano Abficht war, Martinique, Guadeloupe, Monrferrat, Barbado und Do: minique zu bevölfern. Er folfte dafelbft fo lange als Befehlshaber darüber bleiben, bisder Admiral oder der Hof Statthalter dahin geſchicket hätte, Allein, dieſer Anſchlag, worauf £ man große Unfoften gewandt hatte, wurde zu Waffer, ohne daß man hat erfahren koͤn⸗ nen, was ihn bat fehl ſchlagen laſſen. | 8 0. RL j 9 Hiftoire de St Domingo Tom, II. p.239. - Das | in America. VIBuh. J Cap. 5 gegen Das I Kapitel. Entderfungen von Cumana und Nordamerica, Der I Abfehnitt, Bartholsmäng de Ind Caſas Reiſe und Niederlaffung an der Kuͤſte von Cumana. en | eine Abreife. Begebenheiten zu Schwierigkeiten laſſen; geht wieder nach Hifpaniola, Des So⸗ für ihn. Er kaͤndet zu Portorie. Warum er to Ungehorfam und Strafe. Begebenheiten des nach Hiſpaniola geht. Toledo auf der eumani- las Caſas. Er wird ein Dominicaner, Die ſchen Kuͤſte. De las Caſas Vertrag auf Hifpa- Caſtilianer rächen fich an den Cumanern. Nens niola. Er begiebt fih, nach Cumana; wird vers cadix wird angeleget: an muß nicht vergeffen, daß Las Cafas bey der Abreife des Kaifers Karls des V Las Caſas die glücktichften Früchte feiner Beredſamkeit und feines Eifers eingeerndfet hatte, , 57% Jedermann und fogar der Biſchof von Burges, welcher den flomändifchen Her⸗ ren nicht misfallen wollte „und noch weniger dem Cardinale Hadrian , welchen Karl mit einer faſt unumfcheänften Gewalt in Spanien ließ, hatte fich bemuͤhet, feinen Abfichten Vorſchub zu thun A). Endlich gieng er zu Sevilla mit zweyhundert Ackersleuten, Die er ange Seine Abs worben hatte, und einem feinen großen Abſichten gemaͤßen Gefolge, zur See. Er kamreiſe. glücklich zu Portoric an, vernahm dafelbft aber Zeitungen, die ihm eben nicht viel Ver— gnügen machen mußten, Es hatten fich feit kurzem die Dominicaner und Sraneifcaner auf der Küfte von Cu- Begebenhei— mana niedergelaſſen. Dieſes machete die Ausführung feiner Anſchlaͤge noch leichter ; vor; ten zu großen nehmlich da ev vernabm, dieſe Miffionarien haͤtten ſich bereits das Vertrauen der Einwoh— — — ner erworben, Neue Widerwaͤrtigkeiten aber hatten eine fo ſchoͤne Hoffnung geftöhrer, ten für ihn. Alphonſus von Oſeda, den man wegen Öleichheit des Namens mit einem andern Dje« da, defien Begebenheiten man ſchon gelefen hat, von gleichen Gebluͤte zu ſeyn glaubet 2), Hatte einige Indianer ziemlich nahe bey dem Dorfe Maracapana, vier Meilen von dem Hafen Chiribichi, entführer, wo zween Dominicaner ein Haus hatten, welches fie das Klofter zum heil. Glauben nannten, Da er aber nachher die Unvorfichtigkeit gehabt hatte, und einige Meilen von Maracapana ans fand geftiegen war: fo legete ihm ber Cacique dieſer Woh— nung einen Sinterhalt, in welchem er mit vielen Spaniern von feinem Gefolge umkam. Der Cacique gab ſogleich von feinem Unternehmen einem andern indianifchen Heren, Ra— mens Maraguey, deſſen Dorffchaft nahe bey dem Kloſter zum heit, Glauben lag, Nach= richt/ und rieth Ihm, fich der beyden Religiofen zu entledigen, damit man alle Berbindung mit ben Caſtilianern aufhoͤbe. Maraguen führete diefen Nah aus; und feine Untertha⸗ A —* 3 nen R k) Seinen Anſchlag ſindet man im KIT Ban⸗ benn Herrera ſaget, er ſey aus der Inſel Cubagua e 3 d. 212 ©, und in der Note 4). gebuͤrtig gewefen, wo ſich der andere aufgehalten, Vielleicht war er fein hatürlicher Sohn; Am angef. Ort a. 2.616 ©. : 2 6 Reiſen und Entdeckungen Las Cafas nen legeten das Kloſter in Die Aſche. Diefe Zeitung lief nicht lange nach der Zuruͤck⸗ 520. Funft des Admirales in Hifpaniola ein, da man daſelbſt den Entſchluß gefaffer hatte, alle Einwohner von Cumana wegzuführen, um die Indianer auf dieſer Inſel durch fie zu erfegen, ‚Es war folhes dem Gonzales von Ocampo aufgerragen worden, welcher fich mit dreypundert Mann und allen zu Diefen Unternehmungen nöthigen Be— dürfniffen auf fünf Schiffe begeben hatte, Er landet zu In diefen Umfländen ftieg Las Cafas zu Portoric ans fand. Man redete von Portoric. nichts, als von der Empörung in Cumana, und von der Nache, womit bie Spanier umgiengen, als des Ocampo Geſchwader in eben dem Hafen anlegete, Diefer Haupt: mann war des Sas Cafas Freund. Diefer wies ihm feine Beftallung, in der Hoff: nung, ihn zu überreden, daß er kraft der Macht, womit er bekleidet war, allein das Recht hätte, wegen der Händel in Cumana Unterfuchung anzuftelfen. Allein, Ocampo | trieb nur einen Scherz mit dem Anfchlage eines Haufen Geiftliche und Bauern Z). Er räumete aber doch der Freundſchaft erwas ein, und ftellere ihnen ernſtlich vor, er hätte feinen Befehl, worinnen er nichts ändern koͤnnte, fie müßten aber ihre Anfprüche von dem Admirale genehm balten laffen, Sie nahmen diefen Rath an. as Cafas Warum er ließ feine Ackersleute zu Portoric und eilete nach San Domingo, Er fand den Ad- nach Shpanio: miral daſelbſt fehr zu feinem Beſten geneigt. Seine Beſtallung wurde ohne Hinder: — niß in die Regiſter getragen; und ob ihn gleich nicht alle mit einerley Augen anſa⸗ hen, ſo macheten doch viele rechtſchaffene Leute keine Schwierigkeit, ihm ihren Beu— tel zu eroͤffnen. Orampo raͤ⸗ Waͤhrend der Zeit war Ocampo nach der Inſel Cubagua gegangen, woſelbſt er eis Anden dreye yon feinen Fahrzeugen ließ. Seine Abficht war, Sclaven zu machen; und weil —— zu alle feine Macht dazu nicht noͤthig war, fo erſchten er nur mit zweyen Fahrzeugen auf der Küfte von Eumana und ließ feine Soldaten fih noch dazu verftefen, und nur eine Eleine Anzahl Matroſen zum Vorſcheine fommen. Eine fo grobe Liſt war fuͤr die Indianer fehon zu viel, Er fah ſich gar bald mit Piroguen umgeben, die mit diefen Wilden angefüllet waren, welche bey der Anbiethung des caftilianifchen Zwiebackes, wornach fie fehr füftern waren, nicht widerftehen Eonnten. Ob fie gleich hätten voraus fehen füllen, daß der Tod der Spanier, die fie ermordet Hatten, nicht ungeftrafet blei- ben würde: fo beredeten fie fich doch, auf des Ocampo Wort, er kaͤme aus Caftilien; und der, fpanifche Wein, den er ihnen reichlich einfchenfete, machete fie vollends fo ver- traut, daß fie frey in feine Schiffe giengen. Ocampo bedienete ſich diefes Augenblickes, feine Soldaten zum Borfcheine kommen zu laffen, Die unter dem Verdecke waren. Sie bemächtigten fich der Indianer, wovon die vornehmften an die Rhaaen aufgehangen wurden, und die andern behielt man zu den Bergwerken. Der Cacique, welcher an des Djeda Ermordung den meiſten Antheil gehabt hatte, war in einem Canote geblieben: ein MD Las Eafag, ihr Haupt, trug ein Ritterkreuz „ſchaft, die der König dem Las Caſas gegeben hatte, auf feinen Kleidern, SEbendaf..a. d. 622 &, „viererley Gewerbe getrieben: 1. Die Perlenfiſche— m) Herrera am angef. Orte a.d. 646 ©. „rey auf der Inſel Cubagua, wo die Einwohner a) Ebendaſ. „der Inſel Hifpaniola ihre Selaven hielten. 2. Der ©) Der Ipanifche Geſchichtſchreiber machet ei⸗ Goldhandel, welcher auf diefer ganzen Küfte bis nach men merkwuͤrdigen Auszug aus diefem Vertrage. „Venezuela und noch tveiter geſchah; 3. Der Sela⸗ Es wurde damals, ſaget er, in der Statthalter „venhandel; 4. der Krieg mit den Sindianern, uns ; ; Sela⸗ \ in America. VIBSuh. I Car. 7 ein ſpaniſcher Matroſe aber, der behend und ein guter Schwimmer war, ſprang muthig hinein, faſſete den Eaciquen bey dem Halſe, zog ihn, mit ſich unter das Waſſer und toͤbdtete ihn mit vielen Stichen eines Dolches, den er am feinem Gürtel hatte m). Nach dieſer Verrichtung ließ der ſpaniſche General die drey Schiffe herbeykommen, die er auf der Inſel Cuba gelaſſen hatte, naͤherte ſich der Kuͤſte, wo die Spanier waren ermordet worden, ſtieg faſt ohne den geringſten Widerſtand aus, uͤberwaͤltigte einen Flecken, wo— rinnen man ſich nicht viel beſſer vertheidigte, ließ einen Theil von den Einwohnern auf— hängen und fpießen, füllete feine Schiffe mit Sclaven, die er fogleich nach Hifpaniola ſchickete, erwies denjenigen Gnade, bie ihn darum anflebeten, und legete auf der Stelle eine Stadt an, die er Toledo nannte m), Diefe Niederlaffung war ein neuer Eingriff in des $as Cafas Gerechtſamen. Er hatte dergleichen vorhergeſehen, und aus Furcht davor des Ocampo Unternehmen verdam- Mer. Er hörete auch nicht auf, bey der Föniglichen Audienza um feine Zuruͤckberufung anzuhalten. Man befliß ſich aber, die Sache auf die lange Banke zu ſchieben. Die koͤniglichen Auditoren, welche mehr Kaufleute, als obrigkeitliche Perſonen waren, vers Faufeten fo gar die Gerechtigkeit, und da fie Richter und Partey zugleich wider einen Mann waren, der ihrer Habgier drey hundert Meilen von der Küfte entziehen wollte, fü binderten fie, die Ausführung eines Faiferlichen Befehles, dem fie ſich nicht zu widerfegen getraueten. Weil indeffen Las Cafas ſich durch nichts abſchrecken zu laffen fehlen: fo verordneten fie, fein®Bahrzeug zu befichtigen, welches man gleic) außer Stande befand, das Meer halten zu koͤnnen; und auf dieſes Urtheil wurde es zertruͤmmert. Endlich erregete der Verdruß über fo viele Nänfe, die man ihm fpielete, die Galle bey dem Miſſionar fo fehr , daß er öffentlich drohete, wieder nach Spanien zu gehen und dem Kaifer von der Verachtung Nachricht zu geben, womit man feinen Befehlen begegnete, Diefe Drohungen macheten feine Richter geſchmeidiger. Sie ließen ihm Anträge thun, die er viellieber unterfchreiben, als ſich neuen Veränderungen des Hofes und der Käthe ausfegen wollte. Er unterzeichnete einen Vertrag, welcher die Errichtung einer Gefell: ſchaft enthielt, in welche alle Häupter der Inſel Hifpaniola traten; und durch Diefen Vergleich wurden alle Schtwierigfeiten gehoben 9). Man gab ihm eben die Schiffe, welche den Ocampo nach der cumanifchen Küfte gebracht hatten und hundert und zwanzig Mann guter Truppen unter der Anführung eben diefes Generales, um diejenigen Indianer zu befriegen, die fich unterftehen würden, die Pflanzftade zu beunrubigen, oder die man für Menfchenfreffer erfennen würde, Das Geſchwader gieng im Heumonate 1521 unfer Segel und nahm den Weg nach Portoric. Las Cafas aber fand feine Ackersleute daſelbſt nicht mehr. Einige waren in feiner Abwe- ſenheit geftorben; andere Hatten fih auf dem Eylande gefeßet und wollten von: da nicht weg. Dieß war nur der Anfang von feinen Widerwärtigfeiten. Von Portoric begab 7 er »Sclaven zu machen. Man machete Daraus vier Lucas Vaſques von Aillon und Rodrigo von Figue: und zwangig Theile, die gleich eingetheilet werden fol, roa; drey für den Schatzmeiſter Michael von Paf⸗ een ; fechfe für die Abgaben für den König, ſechſe fuͤr famonte, den Controleur Alonfo von Avila und den den Las as und die Nitter von dem goldenen Vifitator Fohann von Ampucas die beyben andern sd die er aunehmen folltes dreye für den für die bepden Serretäre der Audienzkammer Peter ven als «wiere für die vier Raͤthe, nämlich Marz Fedefma und Johann Cavallero. Servers II. Des von Villalobos, Johann Ortitz von Matienzo, cad. 2 Buch, a. d. 115 u. 1u6 ©. Das Caſas 1520. — Toledo in Cu⸗ mana. Des Las Ca: fas Vertrag in Kifpaniola, Er begiebt ſich nach Cumana. Wird verlaß fen. ee. Reiſen und Entdeckungen Las Caſas. er ſich nach der neuen Stadt Toledo, deren Einwohner ſo verdrießlich daruͤber waren, se H daß fie ohne Aufhoͤren wider die Indianer fechten mußten, daß fie nach der Gelegenheit feufzeten, von da wegzukommen. Sie bevieneten ſich Diefer, die fich ihnen darborh. Sie fihiffeten fih auf diejenigen Fahrzeuge ein, welche den las Cafas gebracht hatten, und verficherten , es ſollte fie nichts zuruͤckhalten können." Die Truppen ‚welche unter dem Ocampo ftunden, folgeten einem fo-gefährlichen Beyſpielez und der General ſelbſt, wel: hen diefer Zufall ohne Bedienung ließ, nahm Abſchied von feinem Freunde , deſſen Schickſal er nur bedauern konnte, und gieng wieder nach Hiſpaniola unter Segel. Sein Muth, Ein jeder anderer Menfch, als Las Caſas, wirde ein Unternehmen haben fahren laſ⸗ fen, dem ſich alles zu widerſetzen ſchien. Allein, die. Hige feiner. Gemuͤthsart unterftügere ihn. Er fing an, fich eine Wohnung zu machen, und. Borrachshäufer zu erbauen, Darauf ließ er den Indianern durch eine ehriftliche Frauensperfon von ihrer Nation, Na: mens Maria, melden, er wäre von einem neuen Könige in Spanien abgefchickt, denen übeln Begegnungen abzubelfen, worüber ſie ſich zu beſchweren hätten, und ihnen nebft ver Erkennt niß des wahren Gottes alles Gute zu verfchaffen, was fie nur wünfchen könnten. Weil die Spanier von Cubagua genöthiget waren, in dem Fluſſe Cumana, woran Toledo lag, Waffer einzunehmen: fo lieg er an dejfen Mündung eine Schanze bauen, um fich der Einfahre wider Andere Hinz Die Ueberfallungen der Indianer zu verfichern. Sein Vorhaben aber fhlug ihm durch die derniſſe. Bosheit eben dererjenigen fehl, zu deren Beſten er ſolches gefaſſet hatte, Die ihn als eine Hinderniß bey ihrem Schleichhandel an der Küfte anſahen p). Eben die Urſache erweckete ihm noch andere Verdrießlichkeiten. Er war noch nicht lange in der Landſchaft, ſo er— Fannte er, die befte Waare, mit den Einwohnern zu handeln, wäre der Wein,- und für: dieſes Getränk Fönnte man Gold und Sclaven haben. Diefe Wilden giengen noch weiter ins Land, und hohleten andere Indianer daraus weg, die fie dafür verfauferen, Außer der Ungerechtigkeit eines folchen Handels, war der einzige Misbrauch des Meines bey ih⸗ nen fuͤr den Eifer des Las Caſas ſchon genug, daß er darauf dachte, wie er die Quelle dieſes Uebels verſtopfen koͤnnte, woraus alle Unordnungen entftunden, bie man ſich unter ben wildeſten Menſchen nur vorſtellen kann. Das einzige Mittel war, den Spaniern zu verbiechen, daß fie den Wilden feinen Wein brächten. Weil ſich feine Gewalt nicht über die Inſel Cubagua erftreckere , oder dach wenigjtens daſelbſt niche erkannt wurde: fo gieng } er dahin , um den Alcalde Major auf feine Seite zu bringen, Diefer Beamte empfing ihm übel. Weil Las Cafas indeſſen gewiß verfichere war, daß man vergebens arbeiten wuͤrde, die Indianer gefittet zu machen, fo lange man die ÜUrſache aller ihrer Unordnungen nicht höbe: fo.ergriff er die Partey, feine Klagen bey der Eöniglichen Audienza anzubringen, in dem Entfhluffe, wenn er feine Gerechtigkeit erhielte, folche in Spanien zu füchen. Er geht wies Er gieng auf einem mit Salze beladenen Schiffe ab, undsließ feine Kleine Pflanze der nach His ſtadt unfer des Franz von Soto Aufficht, welchem er zwey Dinge befonders empfohl. Das ſpaniola. eine war, er follte die ʒwey Fahrzeuge, die er ihm da ließ, nicht aus dem Hafen gehen laffen ; das andere, wenn er von den Indianern angegriffen, würde , und. er fürchten muͤß⸗ fe, Daß er ihrer gar zu flarfen Mache nicht widerfteben koͤnnte, fo follte er fich mit allen j feinen Leuten und Gütern nach der Inſel Eubagua begeben. Soto folgete dem erften von dieſen beyden Befehlen fer ſchlecht. Kaum harte Sas Cafas die Anker gelichter, fo wur | : den P)- Ebendaf, a. d. 18 © in America. VI Buch l.Cap. eg ben die Fahrzeuge nach verſchiedenen Seiten ausgeſchickt Perlen, Gold und Selaven zu Cas Caſas ſuchen. Allein, auf einen ſo formlichen Ungehorſam folgete bald die Strafe. Man hatte 1521, Anzeigen, die Wilden haͤtten etwas wider Die Spanier vor, deren Anzahl durch den Ab: gang der, beyden Fahrzeuge ſehr vermindert war. Soto machere Anfkalten zu feiner Ver— theldigung · Weil das Pulver feucht war: ſo beſahl er, ſolches ander Sonne zutrocknen; und die Indianer welche ſolches wahrnahmen, ergriffen dieſe Gelegenheit, ihren Vorſah auszuführen, Sie ſielem mit einem großen Geſchrehe die Stadt an ſtecketen fie in Brand; und toͤdteten zwey biscdreyhundere Menfhen. Soto ‚welcher gleich auf das erfte Laͤrmen herzugeeilet war, bekam gleich Anfangs einen Schuß mit einem vergifteten Pfeile in den Arm. Weil er ſich aber doch noch einen Ruͤckweg durch den Garten des Srancifcanerflos ſters eröffnete; ſo fand er daſelbſt alle feine Leute , ihrer zwanzig an der Zahl, mie denen er glücklich durch einen: Fleinen Graben, den die Mönche gemaͤcht, und-morauf fie beftän: une dig ein oder zweh Canote hatten „den Fluß erreichete. Die Wilden verfolgeten ihn verge⸗ bens. ¶ Ex hatte Zeit, mit feinem gangen Haufen: langſt der Kuͤſte bis an ein Salzwerf Bin zu gehen, wo er einige Barken antraf, welche. feine Seufe aufnahmen, Da ihn aber der Durft fehr heftig plagete , ſo forderte er Waſſer. Doc) faum hatte er folches getrun⸗ ken: ſo wurde er von einer Raſerey angegriffen, worgn er ſtarb. Man bemerket daß auf dieſer Kuͤſte das Gift, womit die Pfeile beſtrichen werden, Erſtaunliche unfehlbar wirket, wenn man vor Anwendung der Huͤlfsmittel dawider, trinkt oder ißt. Wirkung der in Franeiſcaner, Namens P. Dionyſtus, welcher ſich nicht in dem Garten befunden en hatte, um mit den andern zu Schiffe zu geben , hatte fein glüdlicheres Schickſal, als u Soto. Nachdem er drey Tage unter den Ulmen ohne Speife zugebrache hatte: fo berede: ge er ſich, es würden ihm die Wilden, denen en. nichts, ale Gutes gethan hätte, wenig⸗ fiens das Leben laſſen. Er wurde aber, da er ſich ihnen in dieſem Vertrauen überlieferte, ohne Barmherzigkeit niedergemacht " .. » and. er, ei RL Diefe Wuͤtriche giengen darauf nach Cubagua, wo ihre Anzahl ein ſolches Schre⸗ cken machete, daß der Alcalde Major, Anton Flora und dreyhundert wohl bewaffnete Mann, Die er unter ſich hatte, fich nicht getraueten, ihrem Angriffe die Spige zu biethen. Sie ſchiffeten fich alle zufammen “auf zwo Caravellen ein, die fie nach der Inſel Hifpas niola brachten ʒ und da des Soto Seute fich faft zu eben der: Zeit dahin’ begeben. Hatten, fo brachten fie alle zufammen die traurige Zeitung von einem Aufftande nad) San Do: mingo, welcher die Frucht von der Anvorfichtigfeie der einen und der Zagheit der andern war, Pi Sie erſtauneten aber. fehr, daß man in: Diefer Hauptſtadt von des Las Cafas Reiſe gas Caſas Be: noch nichts, wußte ‚ob er gieich Cumana lange wor ihnen verlaſſen hatte. Weit: fein gebenheit. - Sotsmann die Küfte San Domingo für, die von Portoric genommen. hatte: fo war er in den Hafen Yaquimo eingelaufen; und man hat bereits angemerfet, daß die Winde und Strome faſt nicht erlauben, von diefem Hafen nach der Hauprftadt wieder unter Segel zu gehen. Las Caſas hatte folches gleichwohl unternommen, Nachdem er aber uber ziween Monate damit verderbt battez fo war er genoͤthiget, ſich an die Küfte legen zu laſſen und feine Reife vollends zu Sande zu thun. : 005 nadın feinen Weg über Naruana, heutiges Tages Leogane, woſelbſt er ſich Er vernimmt | einige Tage ausruhere, Machdem er fich wieder auf den Weg gemacht, und er eines ſeinenVerluſt. I Am dem Ufer eines Fluffes im Schatten ftille ng, um die große Hihe vorbey zu Allgem. Reifebefche, XV Band, B EN laſſen: Bas Caſas 1521} Er wird ein Dominicaner, Die Caſtilia⸗ ner rächen fich an den Cuma⸗ Bern, Neucadix. 10 | "Reifen und Entdeckungen laſſen: fo wurden feine deute einige Spanier gewahr, die von San Domingo zu kom⸗ men ſchienen. Sie geſelleten ſich zu ihnen; und da ſie dieſelben gefragets ob ſie nichts Neues wuͤßten? fo erhielten ſie zur Antwort: der Licentiat Bartholomaͤus de Las „Caſas wäre an der cumaniſchen Kuͤſte mit allen feinen Leuten niedergemacht worden. 4 tas Cafas, welcher dieſes Gefpräch hoͤrete, that verſchiedene Fragen wegen der Um— fände dieſer Zeitungs und da ihm die Erläuterungen feinen Zweifel ließen , daß felche nicht einen wirklichen. Grund Hätte, ſo hob er die Haͤnde gen Himmel, und far gete: „Herr, du biſt geveche und deine ‚Gerichte find gerecht, Kurz darauf! kam er in der Hauptſtadt an, wo ihm Die Nachricht von feinem. Ungluͤcke nach allen Umftänden beftätiget wurde. Eine fo. graufame Widerwärtigfeit ſchlug feinen Much niche nieder, Da fie ihm aber von Seiten des Gluͤckes Feine Hülfe mehr: ließr fo brachte fie ihn auf den Wars faß ‚die Welt: zu verlaffen. Die Dominicaner bedieneten ſich dieſer Geſinnung, einen Mann von Berdienften zu erlangen,’ mit welchem fie fters in genauer Verbindung ges lebet hatten. Er nahm ihre Ordenskleidung an; und in dieferneuen Tracht war er lange Zeit nur mie der Sorgfalt befchäfftiger, fich zw heiligen g). Man- wird ihn aber wieder aus feiner Einfamfeit hervorgehen, und,von neuem mit mehrer Lebhaftigkeit als jemals, wiederum anfangen fehen , feinen. Eifer für das Heil: und die Erhaltung der India— ner zu zeigen. EB‘ Do —— —— Indeſſen ruͤſteten der Admiral und die koͤniglichen Auditoren, die wegen des ihrer Nation zugefuͤgten Schimpfes und der Zernichtung ihrer Hoffnungen auf gleiche Art geruͤhret waren, ein neues Geſchwader aus, um den ſpaniſchen Namen zu raͤchen, und ſich wieder in den Beſitz der Gerechtſamen zu ſetzen, die ihnen ohne Theilung überlaf fen waren, Jacob von Caſtillon, dem fie ihre Angelegenheiten aufgerragen harten) laͤndete anfänglich in der Inſel Cubagua an, wofelbft "feine Ankunft das Vertrauen tiederum erweckete. Als er darauf durch den’ Fluß in das fand Cumand drang: fo ſchickete er viele einzelne Haufen ab, welche ein großes Blutbad unter den Indianern anrichteten. Diejenigen, "welche den Spaniern lebendig. in ‚die Hände fielen, Eamen entweder in ihren Martern um, ‚oder wurden auch" zur Sclaveren verdammet. Weil ten werden konnte, wenn man ſich nicht der Mündung diefes Fluſſes verficherte/wo die Ein: wohner in Cubagua ihr füßes Waffer hohleten: fo nahm der fpanifche Befehlshaber den Anſchlag wiederum vor, dafelbft nach des Las Caſas Grundriffe eine Schanze zu bauen, und richtete folches fo gleich ins Werfi ı Nunmehr wurde die Perleninfel über: aus bluͤhend. Man bauete ſteinerne Häufer dafelbft; und. es entſtund daraus bald eine ſchoͤne Stadt unter dem Namen Neucadix ). Der Berrera wirft es dem Oviebo und Gomera ſas habe daruͤber ſelbſt feine Empfindlichkeit bezeu⸗ por, ſie haͤtten feinen Geſinnungen nicht Gerechtig⸗ get. Am ang. Orte a. d. 125 5, keit wiederfahren laſſen. Er ſetzet hinzu, Las Ca: r) Ebend. ad, 1269, u. Decad. III. a. d 335 ©, R 1 — —— — — u aber die Perlenfifcherey,, welche damals in ihrem größten Leberfluffe war ‚nicht erhal: in America. VI Suhilem u Der Il Abſchnitt. Ri: — T # 2 i € R Sitten umd Gebräuche der Völker in Cumana. | pa Kleidung und Schmuck der Manns: und Meibes: ßigkeit. Jagden und Thiere, Fifcheren, Ackerbau, " perfonen, Strafe des Ehebruches. Heirathen Früchte und Bäume, Gift, die Pfeile zu ber © und Niederfunfe: Eigenſchaften beyder Ge: ſtreichen. Taͤnze und: Fefte- Religion und ſchlechter. Haß gegen den Diebſtahl. Gefrä: Pfaffen. Er ſpaniſcher Geſchichtſchreiber +) "hat uns den alten Zuſtand der Einwohner dieſer Kuͤſte Kleidung und erhalten, der er uͤber zweyhundert und ſechzig Seemeilen Umfang von der Landſchaft Re Mr Paria, bis nah St. Martha giebt, dieſwir nachher befchreiben werden. Sie giengen bis Belkoverie auf die Schamglieder nadend, welche fie in Calebafchenftiele, in Seemufchelfchaalen, in nen, bohle Stäbe, goldene Röhre, oder ein baumwollenes Gewebe ſtecketen. Die Weiber trugen Hofen oder umgefchlagene Tücher. Zu Kriegeszeiten bedecfeten Diejenigen, welche Die Waffen ergriffen, den Leib mit einem Wammes von dicker Baumwolle, um die Pfeile abzuhalten, und den Kopf mie großen Feverbüfchen. Sie fihnitten ſich die Haare rund um die Ohren herum ab und riffen fich forgfältig den Bart aus, Die Schwärze ver Zähne machete einen Theil ihrer Schönheit, fo gar daß ‘fie auch die— jenigen verachteten, bey denen fie folche weiß fahen.. Sie fhwärzeten ſich dieſelben mit einem Kraute, welches die doppelte Kraft hatte, daß fie ihnen diefe Farbe lange . erhiele und fie auch vor aller Fäule, allen Schmerzen und allem Verderben verwahrete. Die- ſes Kraut wurde mit gebrannfen Schnecken zu Pulver gerieben und auf öffentlichen Märkten für Gold, für Sclaven, für Baummolle und andere Waaren verfaufer, ‚Die Maͤgdchen giengen nadend; und hielten es für eine Schönheit fehr dicke Schenkel und Beine zu haben. Sie trugen fehr feft gebundene Knieguͤrtel über den Knien. Der vornehmfte Schmuck der Mannsperfonen waren goldene Ringe in den Nafelöchern, und der Weibesperfonen eine Platte von eben dem Metalle auf der Bruſt. Einige hat⸗ ten auch goldene Kronen, Bluhmenkraͤnze, Armbaͤnder, Halsbaͤnder und Ohrenringe von Gold und Perlen. * Dieſe Wilden macheten ſich wenig aus der Jungferſchaſt bey den Maͤgdchen. Alein , obgleich, die Anzahl ihrer Weiber nicht eingefchränket war: fo unterwarfen fie dieſelben doch zu der ſtrengſten Eingezogenheit, Der Mann hatte beftändig das Recht, mit feiner eigenen Hand den ehebrecheriichen Weibern das $eben zu nehmen, wofern er fie nicht fieber verftoßen wollte. _ Diefer Schandflek benadm ihnen durchgängig alle Steafe des Hoffnung zu einer zweyten Heirath. Indeſſen verlor eine Frau nichts von ihrer Ehre, Ehebruchs. „wenn ſie auf Befehl oder mit Einwilligung ihres: Mannes bey einem andern.lag. Die ‚groben Herren, welche ‚deren eine große Anzahl hatten, liehen ihren, Gäften die ſchoͤn— ften, und macheten feine Schtoierigkeit,, folche wieder anzunehmen. ae Sie hatten wenig Ceremonien bey ihren Heirachen. Die Freunde und Anverwand- Heiraten und sen wurden eingeladen, Die Weiber brachten das Fleifh, und die Männer die Ma: Nirderkunft, serialien zur Erbauung einer Hütte für die neue Frau. Denn in der ganzen Marion ‚hatte Jede Frau ihre eigene Hütte, welche nahe oder weit mit des Mannes feiner zufanı- menhing. Ein jeder, von den Gäften fihnitt ſich vor einige Haare ab, Die Män- ! 7. ‚ner > Am eben der Decad, 4 Buch. 10 1. 17 Cap. 12 Reiſen und Entdeckungen Sitten in ner aßen und ſoffen bis zur Völlerey unterdeſſen bie Weiber, mit der Braut taneten. Eumans. Darauf wurde fie dem Marne zugeftellet, wofern er nicht wuͤuſchete, daß fie die erfte — — Are Pride Hera N TE Nacht bey einem Pfaffen Ihliefe, welches für eine große "Ehre gehalten wurde. Die ; Schmerzen des Kindergebaͤhrens find in dieſem Theile der. Welt fo leicht, daß die. Wei- bev faſt gar keine Wehklagen dabey führen. - Wenn das Kind: gebohren it, ſo bindet man ihm. den Kopfs zwifchen zwey Kopffüffen von Baumwolle, damit es ein breites Geficht bekomme. Elgenſchaften Ueberhaupt ſind die natuͤrlichen Eigenſchaften, als die Staͤrke und Behaͤndigkeit per bepbenOer heyden Geſchlechtern gemein. Die Weiber laufen, ſpringen, ſchwimmen und ſpannen Er den Bogen fo gut, als dle Männer. Sie bauen das. Feld und beforgen das. Haug- weſen unterbeffen Daß fich die Männer mic der Jagd und Fiſcherey befhäfftigen. Manns- und Weibesperfonen haben auch die Safter der Eitelkeit, der Treuofigkeit und der Rache Haß gegen gemeinſchaftlich an ſich. Der Diebſtahl aber iſt in ihrer Voͤlkerſchaft fo wenig bekannt, den Diebſtahl. daß die Thuͤren nur mit einem baummollenen Faden zugemacht meiden, Diefe Faden dem Tode beſtrafet wird, in dem. Haufe ‚oder Garten eines andern zu zerreißen, Ik ein Verbrechen, welches mic Große Gefraͤ⸗ ‚Die Cumaner find überaus gefraͤßig. Ob fie gleich Brodt, Fruchte „ Sifche und igkeit. Fleiſch von verſchiedenen Arten von Thieren haben: „eo feeffen fie doch alles, was ſich nur mit einigem Scheine des Lebens zeiget , ohne die Wuͤrmer „die Spinnen, bie Raupen und die Sledermäufe einmal auszunehmen, Die meiften haben ein kurzes und Dünke- les Geſicht, welches man, wie ber Gefhichtfhreiber glaubet, der fhlechten Beſchaffen⸗ beit dieſer Speiſen zuſchreiben koͤnne. Weil er aber auch anmerket, daß diejarigeir, welche am Ufer des Fluſſes Cumana wohnen, ebenfalls noch ein ſchlechteres Geſicht haben: fo iſt es viel atuͤrlicher, daß man ſolches dem Waſſer des Landes zuſchreibt vornehmlich weil er. hinzuſetzet, daß das Waſſer aus dieſem Fluſſe Felle in den Augen hervorbringe. Jagden und Die, Thiere welche fie am oͤſterſten auf der Jagd tödten, find wilde Thiere, wor- ‚ Thiere, unter ſich viele Lͤwen, Tieger und Eber befinden. Sie brauchen dazu ihre Pfeile und. apa. Fallſtricke. Das Thier, welches fie Caps nennen, ift viel größer, als ein Cfel, Eein Hoar iſt ſchwarz und ſehr dick. b es gleich grimmig ift: fo flieht es doch vor dem Menfhen; den fpanifhen Hunden aber iſt es todffeind. Es verfolger fie, in was ‚für einer Anzahl es Diefelben auch antrifft; und zuweilen hat es ihrer biete zulammen ge- Aravata. toͤdtet. Das Aravata ift ein anderes Thier, welches die Cumaner ſehr auffuchen. Es ift fo groß, wie ein Hafe, Elettert auf Die Bäume und friße Feilchre. Es hat einen Ziegenbart, heulet ſehr ftarf, und feine Behendigkeit und Hurtigkeit nöthigen die Jaͤger fih zuſammen zu thün, um, ihm ‚den Weg, abzufchneiden. Ein drittes Thier, welches fie bey Nacht mic Feuerbraͤnden in der. Hand jagen, weil es fich bey Tage niche ſehen laͤßt, ſchreyt wie ein Kind, und faͤllt diejenigen, an, mwelche diefes Gefhren her- bey zieht. Es ift nur ſo groß, wie ein gemieiner Hund, aber von fonderbarer Slärke und Grauſamkeit. Die Yguanas find auf der ganzen Kuͤſte fehr gemein, und rich "ten eine beftändige Verwuͤſtung in den Gärten an. . = 3 — Alle dieſe Indianer haben eine außerordentliche Geſchicklichkele, mie allerhand Re⸗ Sen Voͤgel zu fangen, und tödten fie mit ihrem, Bogen eben fo geſchickt, vornehmlich eine gewiſſe Ark, die fo groß if, wie eine Gans, und einen Mufeusgeruch von ih "giebt, ob fie gleich nur von Aaſe und andern Unreinigkeiten lebet. Ihre Fledermaͤuſe * — find — — — — — — — in America VI Buch. I Can. 2 find ſehr groß, Haken alle, Arten von Thieren, und fangen lange, Zeit an der Bunde, Sitten in Ein Caſtilianer, ſaget der Gefchichtfihreiber, bey dem man die Ader nicht hatte finden Eumans. Tonnen," um ihn das Blut zu laffen, wurde des Nachts von einer Fledermaus gebiffen; — und das Blut entgieng ihm in ſolchem Ueberfluſſe, daß er von einem Seitenwehe ge- beilet wurde, welches fein Sehen in Gefahr ſetzete. Die Spinnen in diefem Sande find von verfchiedener Farbe und viel flärfer, als die unfrigen. Sie machen ihre Gewebe Vo ſtark, daß man fie nicht leicht zerreißen kann. Die Kuͤſte hat dreyerley Arten von Bienen wovon die einen ſehr guten Honig in Stoͤcken und die andern, die fehr Flein find, Honig ohne Wachs in den hohlen Bäumen machen. Es giebt eine Art von Schlan- gen dafeldft, vie. man Salamander genannt har, deren Biß toͤdtlich ift, und Die des Nachts gadeln wie die Hühner, i Die Fiſcherey gefchiehe mit Angeln, Netzen und Pfeiler, mie Feuer, mie dem Sichern. Auge und mit der Hand; und die Einwohner ſind ſo eiferſuͤchtig darauf, dag man an einiger’ Drten- denjenigen frißt, der ſich unterſteht, ohne Erlaubniß zu fiſchen. Es verſammelt fich eine Anzahl guter Schwimmer, um fo wohl Fiſche, als Perlen mic | dem Auge und der Hand zu filhenz und ihre Gefehicklichkeit Täfte ſich niche deſchreiben. Sie machen eine fange Kette, fie pfeifen, fie fehlagen das Waſſer, fie umgeben Die Fiſche und ziehen fie nach und nach in ſo großer Menge ans Ufer, daß der Anblick zumeilen erſchrecklich iſt Dieſe Fiſcherey Bar ihre ordentlich geſetzten Zeiten: es gehen aber ſtets einige Menfihen dabey verloren. Einige erſaufen, andern wird von den großen Fiſchen der Bauch aufgeriſſen, die ſo gleich fliehen. Die Fiſcherey mit Feuer geſchieht in Canoten mir Feuerbraͤnden, welche die Fläche des Waſſers erleuchten, Die Sifche, welche fich fters dem Lichte nähern, folgen den Fiſchern, die fich nach der Seite des Schattens ziehen, wo fie folche Teiche fihießen koͤnnen. Die größten ſalzet man gez meinigfich ein, und laͤßt fie an der Sonue trocknen ‚ Nachdem man fie gleichwohl vor: ber erſt ein wenig geröftet hat. . Es finden fich unter diefen Fiſchen fo fühne Ungeheuer, die zumeilen in die Barken fpringen, die Menfchen darinnen tödten und freſſen. Man hat angemerket, daß der Feldbau den Weibern obliegt. Sie ſfaͤen den Ackerbau Maiz, den Aji oder Piment, welches eine Art Pfeffer iſt, nebſt einer Menge Huͤl Früchte und ſenfruͤchte und Wurzeln, Sie pflanzen die Fruchthaͤume. Das Kraut, welches die Zaͤh⸗ FOR, ne (Hrwärzet, wird mit vieler Sorgfalt gebauer, Gewiſſe Bäume geben durh Ein: ſchnitte eine Art von Milch, die ſich in mwohlviechendes Gummi verwandelt, woraus man ein Raͤuchwerk fuͤr die Goͤtzen mache, Aus einem andern Baume fließt ein Saft, ‚der fich verdicket, wie geronnene Milch und eine angenehme Speife macer. Ein an- derer bringe eine Frucht, wie unfere Maulbeeren, woraus man einen vortrefflichen Sy: oß für vielerley Krankheiten macher, und aus dem Holze, wenn es trocken iſt, ſchlaͤgt Man Feuer, wie aus den Kieſeln. Andere geben auch nach einen lieblichen Geruch, AND ide Holz dienet, Kiſten daraus zu machen, Allein, das Bredr, welches man hiu⸗ ein eget, wird bitter, welches die Spanier gleichwohl nicht abhaͤlt, es zu ihrem Vor⸗ zate zu gebrauchen, weil die Würmer, niemals hineinkommen. Ein anderer Baum, En Größe man roͤhmet, der aber nicht über zehn Jahre datiert, einge den Leim vor, Ben die Einwohner zum Vogel fangen brauchen, Derjenige, welcher Theer giebt, finder ſich auch anf Diefer Küfte, 7 — B3— Die —— Br, Bitten in Cumana, nl Gift, die Dfei- le zu beſtrei⸗ chen, 14 / Reifen und Entdeckungen Die Caſſia iſt auf den: Feldern gemein: die Indianer aber wiſſen deren Gebrauch nicht, Die wohlriechenden Bluhmen find in ſo großem Ueberfluſſe dafelbft, daß fie den Fremden Kopfweh verurſachen. Es iſt ein Ungluͤck bey dieſem fo ſchoͤnen Lande, daß es unzaͤhlige Inſecten hervor bringt, welche die Fruͤchte und alle andere Geſchenke der Natur zu Grunde richten. Unter den angenehmſten und geſundeſten Pflanzen mach fen auch fehr gefährliche, Das Gift, womit die Einwohner ihre Pfeile vergiften , iſt von zweyerley Artz das fihlechte wird aus dem Blute der Afpiden, welche eine Art - von Schlangen find, mit einer Bermifhung von Kräutern, Gummien, und Mance nillenfafte verfertiget. Man macher noch eine andere Vermiſchung von eben diefeit Stücken mit den Köpfen gewiſſer giftiger Ameiſen; und die Indianer unterlaffen nicht, den Aberglauben mit einzumifchen. Sienehmen ein altes Weib, welches fie einfchlie- Ben, um folches zwey bis drey Tage Eochen zu laſſen. Wenn die Ausdünftungen des“ Giftes ihr den Tod oder wenigftens eine Ohnmacht verurfachen: fo hat fie das Ihrige gethan, Schadet es ihr aber nichts: fo züchtigen fie ſolche ſcharf. Diefes war das toͤdtliche Gift, welches fie wider die Caftilianer braucheren, und wogegen man. niemals ein vollfommenes Hülfsmittel gefunden hat. Genas jemand davon, fo brachte er die übrige Zeit feines Lebens in beftändigen Schmerzen zu. Der Gefchichtfehreiber verfi= Menfchenfref- fer. Muſikaliſche Inſtrumente. Feſte u. Taͤnze. chert, die Wunde wuͤrde ſchlimmer, wenn man eine Frauensperſon beruͤhrete, und die einfacheſten Speiſen breiteten ein toͤdtliches Gift in dem Gebluͤte aus. Die Pfeile wer⸗ den von einem ſehr harten Holze gemacht, und an dem Ende in der Flamme von ge⸗ wiſſen Roͤhren gebrannt, Die Spitze wird mit einem Fiſchknochen bewehret. Setzet man die Geſchicklichkeit der Indianer dazu, ſolche zu werfen, fo wird man ſich nie verwundern, daß fie den. Caſtilianern von Neutoledo und Cubagua fo fürchterlich vors gefommen find. Ueber. diefes fraßen diefe Wilden ihre Gefangenen; und wenn fie folche gar zu mager befanden, fo hatten fie die Geduld, folhe zu mäften, um ihrer‘ Rache und Gefräßigkeit völlig Genügen zu leiſten. Ihre muſikaliſchen Inſtrumente zum Kriege und Tanzen waren Schalimeyen von Knochen, Flöten von Röhren, Hoͤr⸗ ner von Mufchelfihalen und Trummeln von gemaltem Holze, deren Geräufh noch durch große Calebafchen oder Arten von Kürbiffen vermehret wurde. Sie hatten eine überaus große Neigung zum Tanzen. in Feft daurete acht Tage. Sie verfammelten fih mit ihren reichſten Zierrathen; und ein jeder fing an, allein zu tanzen. Darauf mifcheten fie fich unter einander, oder macheten einen Kreis, wo fie einander bey der Hand hielten. Andere hüpfeten oder fprangen in der Mitte oder hinter dem Kreife. Bald fangen fie wechfelsweife, bald zuſammen mit eben rs vieler Abmeffung in Anfehung der Bewegung als des Tones, Ihre Leder fingen ſich mit traurigen Materien an, und wurden bis zur aͤußerſten Ausſchweifung luſtig. Ste tanzeten fechs Stunden hinter einander fort, ohne daß fie müde zu werden ſchienen Darauf macheten fie ſich andere Bewegungen, die eben fo fähig waren, fie abzumatten. Sie ftelleten 3. E. Hinfende und Blinde vor, fie lacheten, fie weineten, hielten Reden zum Lobe des Caciquen und feiner Vorfahren, Ein jeder Tanztag wurde mit einem Schmau⸗ fe geendiget, der auf Koften des Caciquen geſchah. So ausgelaften fie auch im Tas zen gewefen, fo aßen fie doc) in aller Stille und hucketen dabey auf ihren Serfen ; un die meiften trunken fo lange, bis fie befoffen niederfielen, Ihre Weiber Famen und, hoben fie auf und führeten fie fingend mit einer um ſoviel nüchternern Freude nach ihrer Hit in America. VI Buch. I Car. =. Härte, meil ihnen die ftarfen Getraͤnke unterfagee waren; und es ſcheint, daß fie. bey Sitten in den groͤßten Foften nur an dem Tanze Theil gehabt. Die hisigften ſchicketen ihre Cumana. eiber wieder zuruͤck zwangen fich zum Brechen und fingen wieder an zu faufenz und fiergiengen felten ohne einen blutigen Auftritt aus einander, welcher ohne Strafe blieb, weil es in der Trunkenheit geſchehen war. { Sie waren in den tiefften Finfterniffen der. Abgötterey, Ihre vornehmften Gott: Religion und Beiten wären die Sonne und der Mond, die fie für Mann und Frau hielten, Sie Pfaffen. fuͤrchteten ſich vor dem Donner und Blitze als einem gewiſſen Merkmaale des Zornes der Sonne. Sie beraubeten ſich aller Arten von Speifen und Vergnuͤgungen, wenn ſolche verfinftert wurden, "Die Weiber zerfrageten ſich alsdann, und die Mägdchen liegen fih Blut aus den Aermen, weil fie glaubeten, die Frau Mond wäre mit ih— tem Gemable Sonne in einem Zanke verwundet worden, Unter ihren Gögen haften fie ein Kreuz in Geftalt eines Andreaskreuzes, welches fie mit vieler Verehrung an ei: nem viereckichten Orte verwahreten und deffen Kraft wider Die Geſpenſter fie ruͤhmeten. Sie legeten es auf die Kinder, wenn ſolche gebohren wurden, Ihre Pfaffen, die fie Pisches nenneten , waren nicht allein die Häupter der Religion, fondern auch die öffentlichen Aerzte für allerhand Krankheiten, und die Raͤthe der Caciquen bey allen Ühren Alnternehmungen. Sie wurden nicht cher, zu Diefem Orden gelaſſen, als bis fie zwey Jahre in dem Gehölze zugebracht hatten, wo fie in der Nacht unterrichtet wurden; und das Volk war überredet, daß fie folchen Unterricht von gewiſſen Geiftern erhielten, welche menfchliche Geftalt annähmen, um fie zu ihrem Stande zu bereiten. Sie heiles ten die Krankheiten mic Kräutern und Wurzeln, mit dem Fette und Blute der Thiere, Ihre Art aber, wenn der Schmerz an einem Dere blieb, war, daß fie den Theil ſtark rie- ben und lange Zeit daran fogen, um die Feuchtigkeiten herauszuziehen, Die Caftilianer erfuhren wielmals, wenn man dem Gefchichtfhreiber glauben darf, daß ihre Vorherſa— gungen nicht allezeit Vetrügereyen waren, „Eines Tages, da man fie gefrager hatte, „ob bald Caravellen aus Caſtilien anfommen würden, nannten fie nicht allein den Tag, „fondern auch die Anzahl der Schiffe, der Menfchen, und alles Vorrathes. Peter „von Cordua, ein berühmter Dominicaner ‚welcher die Lehre der Pischen erforfchen „wollte, nahm eine Stola, ein Kreuz und Weihwaſſer, unterdeffen daß einer von diefen »Pfaffen mit allen Merkmaalen einer fihtbaren Befisung den. Teufel zu Rathe zog. „Er legete ein Stud von der Stola auf feinen Leib, machete das Zeichen des Kreuzes „über ihn und fuͤrchtete fich nicht, den Teufel in lateinifcher und caftilianifiher Sprache „u befchwören. Die Antwort: war in indianifher Sprache, aber richtig und den Fragen gemäß, Der Pater fragete, wo fommen die Seelen der Indianer hin? In „die Hölle ; antwortete der böfe Geiſt; welches dem Piachen fo viel Kummer verurfa- sthete, daß er ſich bitterlich darüber beflagete, daß er fo lange betrogen und gemartert »worden,,t). Man belehret uns nicht, ob diefe Begebenheit feine Bekehrung gewirket »er man verſichert ung aber, er babe viele Caſtilianer zu Zeugen gehabt, Si Die Piachen waren ſehr veich , weil fie fich ihre Dienfte theuer bezahlen ließen. h — den erſten Rang in den Verſammlungen, und ſo gar bey den Schmauſereyen, ie keine Schwierigkeit macheten ſich zu berauſchen. Ob fie gleich die Seele für un⸗ 9) Ebendaſelbſt a. d. 344 ©. | ı6 Reiſen und Entdeckungen Fernere unſterblich hielten: ſo macheten fie ſich doch keinen Begriff von ihrem Zuſtande nach Entdeckun⸗ dem Tode. Sie hatten aber Gefänge und Klagelieder welche fie bey. den’ Leichenbegaͤng⸗ gen. 52 niſſen ihrer Caciquen anſtimmeten. Det, Wiederſchall wurde für eine Antwort der Seelen gehalten , die ſie denjenigen gaben welche Fragen an ſie thaten. Mam verbrannte pie Körper der Großen erſt ein Jahr nach ihrem Tode, und um fie ſo lange zu erhalten, trace nete man fie am Feuer aus, . Beym Enderdes Jahres fondarte man den Kopf Davon ob), und gab ihn der vornehmften vom ihren Weibern, als ein Denkmaal der ewige Siebe, welches fie mbtbigte, ihr ganzes Leben in dem Witwenſtande zuzubringen; und das Mebrige wurde vom Feuer berzehret. Der II Abſchnitt. — Fortſetzung der Entdeckungen. 2 Abſichten der Spanier. Ein englifhes- Schiff, bee machet einen Vertrag mit Spanien. Hinder⸗ unruhiget fie. Es geht nach Hiſpaniola. Zus niſſe, die man ihm erreget. Er wird unterfiüs ſtand der Inſeln. Entdeckung der magellani-⸗ Ket. Namen der Schiffe und Beamten. Pir fohen Meerenge. Umstände dabey. Magellan gafetta wird nicht dabey genannt. J J Abſichten der DH: Eifer wuchs in andern Theilen des feften Sandes: allein, bald war es zur Entde— Spanier. ckung neuer Tandfihaften, bald um mit mehrer Sorgfalt diejenigen zu erforfchen, wo manfihon hineingedrungen war, ober um fich darinnen feft zu fegen ; und dieſe verſchie⸗ denen Abfichten verurfacheren eine Thefung, welche den Erfolg der wichtigften Verrichtungen verzögerte. Eine fehr unvermurhete Begebenheit machefe, daß man Hinderniffe befuͤrch⸗ tete, welche feit dem Vergleiche mit Portugal aufgehöret harten, und ſich von Seiten eis iger anderer Nationen erneuern zu wollen ſchienen. Eine Caravelle von San Domin—⸗ go x) war mit Caſſave befrachtet nach Portoric gegangen. - Bines, welcher fie führete/ Ein engliſches war fehr erſtaunet, als er ein Schiff von zweyhundert und fünfzig Tonnen dafelbft anlegen Schiff beun- fah, welches vorn zwo Canonen führete, und ihm Fein fpanifchee zu ſeyn fehlen. Er bes ruhiget ſie. mannete fögleich feine Schaluppe, um es zu befihtigen; und diejenigen, die darauf wa— Erzählung dev ven, berichteten ohne Schwierigkeit, fie wären Engländer, Sie fagefen zu ihnen : fie Leute daranf wären mit einem andern Schiffe von England ausgelaufen, um die’ Länder des: großen Cams zu ſuchen, ein gewaltiger Sturm aber hätte fie von einander geftennetz fie hätten fi) darauf in einem mit Eife bedecketen Meere befunden; da ſie nun das Glück gehabt, fi) daraus los zu machen, fo wären fie in ein anderes Meer geführet worden, deſſen Waf- fer ihnen wie das Waffer in einem Keſſel auf dem Feuer zu Föchen!gefchienen; und ſie haͤtten befürchtet, das Pech von ihren Fahrzeuge fehmeljen zu eben: nachdem fie ſich auch noch aus einer fo gefährlichen Gegend gerefter, fo wären fie hingeſegelt, die Bacallaos zu erfundfchaften‘, woſelbſt fie funzig fpanifche, franzöfifche und portugiefifche Fahrzeuge angetroffen; fie hätten ans Sand fteigen wollen, foldhes zu erforſchen, die Indianer aber häften ihren Lootsmann getödfer, welcher ein Piemontefer geweſen; als fie ſich darauf wies Bier > | ve Der 0) Weil man diefe Gebräuche nur anführer, um die Beine ſteckete, daß man ihnen die Füfe'mil ihren Unterfihied mit anderer Indianer ihten bemer⸗ den Händen kreug veis zuſammen legete md einen fen zu laffen: fo wollen wir noch hinzuſetzen, dag Theil des Tages damit zubtachte, dafi man um die man ihnen folchen vor diefer Abfonderung zwiſchen Leiche herumgieng, und. fie in diefer Stellung eh ‚a — in America. VI Buch. ICap. i7 der in See begeben , fo wären fie an der Küfte bis an den Fluß Chicay) hingeſegelt, und von da nach der Inſel Portorie queer über gefahren, Sernere Entdeckun⸗ Ginez fragete fies was für eine Abſicht fie nach dieſer Inſel fuͤhrete? Sie antworte- SEM- 1521 ten, Eeine andere, als Färbeholz einzunehmen und fih in den Stand zu fegen, dem Kö- nige, ihrem Heren, Nachricht von denen Entdeckungen zu geben, welche den Caftilianern fo viel Ehre macheten. Sie bathen ihn fo gar, ihnen die Fahre zu bezeichnen, die fie nehmen müßten, um nach Hifpaniola zu kommen. Er gab ihnen auch die verlangete Nachricht; entweder weil er glaubete, folches ohne Gefahr thun zu Fönnen , oder weil dr fich nicht für ftark genug hielt, fich ihrer Abfiche zu wiberfegen, nachdem er ihr Schiff in der Mähe unterfucher hatte. Vielleicht machete ihm auch die Menge Waaren, die er an deffen Borde fah, Hoffnung zu einem Gewinnfte für die Spanier, wenn fie folhe kau— feten. Sie giengen frey wieder unter Segel, und vor der fleinen Inſel Mona vorbey, wo fie einige von ihren Leuten ans fand ſetzeten. Die Anträge, die fie zu San Domingo thun ließen, kamen darauf an, daß fie ihre Waaren frey verfaufen dürften. Cie erhiel- ten aber in zweenen Tagen, da fie nahe an dem Hafen vor Anfer lagen, Feine Antwort. Ihr Abgeſchickter hatte ſich an den Befehlshaber im Schloffe gewandt, welcher ſich verbun- den zu feyn erachtete, die Fönigliche Audienza darüber zu Rathe zu ziehen; und die Be: vardfchlagungen der Auditoren waren fo langfam, daß der Befehlshaber aus Ungeduld, die vermuthlich aus Furcht verurfacher wurde, fih den dritten Tag entfehloß, auf die Eng: länder [hießen zu laffen. Sie kehreten fo gleich nach Portoric zurück, mo fie einen Theil ihrer Ladung den Einwohnern zu Saint Germain’ verfaufeten, worauf ihr Schiff nicht weiter in dieſem Meere erſchien. Die fönigliche Audienza nahm es fehr übel, daß der Be: fehtshaber auf fie hatte ſchießen laffen, und bey Hofe machete man ihm-ein um fo viel grös ßeres Verbrechen daraus, weil außer dem fehlechten Zuftande der Befeftigungswerfe des Schloffes, es auch noch an Mannfchaft und allerhand Vorrathe gebrach. Der Gefchicht: fhreiber gefteht, man fey zu Madrid heftig darüber beunrubiger geweſen; und Karl der V hätte gerwünfcher, daß man fich ver Engländer lieber Durch Gewalt oder mit Lift bemächti- get hätte, damit man fie verhinderte, Daß fie ihrer Marion niche den Weg nach Indien wieſen, als daß man fie genoͤthiget, fich zu entfernen 2), Der Bericht, welchen die Au- ditoren bey diefer Gelegenheit abſchicketen, enthält eine umftändliche Nachricht von dem da- maligen Zuftande der fpanifchen Inſeln. Sie ftelleten dem Kaifer vor, diefe Pflanzftadt wäre nicht nur die erſte, welche die Caftilianer in Indien errichtet hätten, fondern fie ernährere auch wirklich alle die andern; die Stadt San Domingo würde täglich volkreicher, vermögender und blühender ; ihr Ha- fen wäre beſtaͤndig voller Schiffe aus allen Theilen des befannten Indiens, die dafelbit seder, Caflia, Zucker, Seife und andere Kaufmannewaaren von eben dem Werthe, Le— Es geht nad Hiſpaniola. Zuſtand der Inſeln. bensmittel, Pferde und Schweine hiden; Buenaventura und Maſorada lägen mitten unter vielen ſehr reichhaltigen Goldbergwerken, die aber aus Mangel der Leute verſchloſſen waͤren; und dieſe beyden Staͤdte haͤtten zu ihrer Erhaltung nur ein wenig Caſſia: Bo— nao trachtete, wobey man wit den Füßen ſtampfete, 9) Man hat geſehen, daß die Spanier ihn Jor⸗ — — und ein großes Geſchrey dan genannt haben. Ebendaß Berrera 2 Decad. 3 Buch. 3 Cap, =) Ebendaf. a.d.309 ©: Allgem. Reiſebeſchr. XV Band, E — Reiſen und Entdeckungen Fernere nao haͤtte einen Ueberfluß an Caſſave und Malz; Azua wäre reich an Zucker, und feine Entdeckun⸗ Boden fo fruchtbar, daß die vor fechs Jahren gepflanzten Röhre noch fo feifch wären, als Sr I, die von dieſem oder vorigem Jahre, ohne zu gedenken, daß es auch Goldbergwerke in ſei⸗ ner Nachbarſchaft hatte; zu San Juan de Is Maguang gäbe es auch viel Zucker, und er wäre der befte auf der Inſel; das ganze Sand umber wäre voller Bergwerke ‚und gabe eine fehr große Menge Sebensmittel; ein Palmbaum, den man vor furzem dafelbft ges pflanzet hätte, trüge ſchon Datteln ; die Stadt Naguana hätte einen guten Hafen, Berge werke, Caſſia, und alles, was nöthig wäre, einen großen Handel zu errichten ; man fin⸗ ge zu Puerto Real wiederum an, Gold aus den. Bergwerfen in ihrem Bezirke zu ziehen; Puerto de Plata wäre in fehr Dlühendem Stande; und aus Caftilien kaͤme eine fehr große Anzahl Schiffe, die alle mit ihrer Ladung Zucker wieder zurück giengen; Salvaleon de Higug endlich finge an, Zucker zu machen; und ihre Gefilde nähreren eine große Ans zahl Heerden, a Der Gefchichtfehreiber von San Domingo merket an, diefe große Menge Zucker, welche bereits in Hifpaniola und an andern Orten gemacht wurde, hätte man der Sorg⸗ falt der Hieronymiten und des Alphonfus Quazo zu danken a). Was die andern Eylan⸗ de anbetraf, ſo verſicherten die Auditoren, es waͤren in Cuba von acht Staͤdten oder Fle⸗ Een, welche Velasquez daſelbſt erbauet hätte, ihrer ſechſe, wo man feinen andern, als den Goldhandel triebe. Da das Eyland fehr bergig und durchgängig fehr unfruchtbar wäre, fo ſahe man feine Meyerhöfe und Heerden, als um Havanaz in Jamaica wären zween Wohnfige, Oriſtan und Sevilla; diefes Eyland hätte wenig Gold, man mache: te aber viel Zucker dafelbft; und da die Einwohner auf den Einfall gefommen , dafelbft Weinſtoͤcke zu pflanzen, ſo haͤtten fie fehr guten Claivetwein gemacht, Endlich ftellete der Bericht. auch Seiner Majeftät vor, es wäre, zur Erhaltung fo nüßlicher Pflanzftädte, un: umgänglich nörhig, eine große Anzahl Negern dahin zu ſchicken, und man müßte deswe⸗ gen mit dem portugiefifchen Hofe einen Vertrag machen. Diefes ift das erftemal, daß man die Spanier auf die Gedanken fommen fieht, in ihren Pflanzſtaͤdten Megern zu brau⸗ chen. Denn obgleich ihre Gefhichtfchreiber den mittäglichen americanifchen Nationen eben den Namen geben: fo läßt doch der Worfchlag von einem Vergleiche mit Portugall Eeinen Zweifel, daß hier nicht die Rede von den africanifchen Negern fey. Entdetung - Magellans Reife, welche in eben dem Fahre unternommen worden, war eine von der magellani: Denen Unternehmungen , die den. Fortgang der Entderkungen in dem feften Sande von Ame— fhen Meer: cica ein wenig verzögerten. Man wird die Gefchichte feinee Schiffahrt nicht wieder vor ie nehmen, welche in einem andern Theile diefes Werkes, unter den Reifen um die Welt ei- nen Plag gefunden hat; fondern man will bier nur viele Umſtaͤnde zufammen tragen, die N fic) in dem Tagebuche von feiner Fahre nicht finden, und die eigentlich hieher gehören, Umftände da: Die fpanifchen Gefchichtfehreiber laſſen Magellanen im ısrzten Jahre nah Spanien by, kommen, obgleich die Portugiefen feine Entweichung ein Jahr fpäter anfegen. Die Urſa⸗ 4 chen a) Hiftoire de Saint Domingue L. VI. a d. fondern ein Deutfcher, und aus Nuͤrnberg ausden 233 alten adlichen Geſchlechte der Behaime von Schwarz 5) Diefer Martin de Bohemia, oder wie er ci: Buch gebürtig. Er gieng nad) den Niederlanden, gentlich hieß, Martin Behaim, war weder ein wo er von der damaligen Regentinn dafelbft, Iſa⸗ Portugiefe, noch auf der Inſel Fayal gebohren, bella, des Komiges in Portugal, Johanns des J, i — Toch⸗ in America, VI Bu, ICap. 19 chen ſeines Misvergnuͤgens ſind erzaͤhlet worden. Nachdem er ſich durch eine oͤffentliche — Fernere Schriſt, die er bekannt machete, nach des Herrera Ausdrucke, denaturaliſiret hatte: fo —— begab er ſich nach Caſtilien, wo der Hof damals zu Valladolid war. Er hatte den por— E— tugieſiſchen Baccalaureus, Bui Falero, bey ſich, welcher in der Sterndeutung und Weltdefehreibung fo erfahren war, daß man ihn im Verdachte hatte, er erhielte feine Ein: fichten von einem vertraulichen Geifte, Sie erbothen fich beyde.gegen den fpanifchen Hof, fie wollen zeigen, daß die Molucken und andere Inſeln, woraus die Specereyen nad) Portugal kaͤmen, unter die Gränzen der Krone Eaftilien gehöreten, und einen Weg fin- den, ſich dahin zu begeben, ohne denjenigen zu berühren, welchen die Portugiefen bisher genommen hätten, Fonfeca, Bifchof zu Burgos, welcher allen indianiſchen Angelegen- heiten vorftund, der Kanzler Gattinara, und der Herr von Chievres, gaben diefen Anträgen Sehör, Magellan brachte eine Weltfugel, worauf er den Weg bezeichnete, den er nehmen müßte. Die Meerenge war auf demfelben weiß. Ex verheelete'es nicht, daß er der See— karte eines Portugiefen, Namens Martin de Bohemia b), welcher in der Inſel Fayal gebobren, und ein großer Eofmographus war, feine Kenntniß davon zu Danfen hätte, an wußte es in Spanien gar wohl, daß fih Magellan durd feinen Berftand und Much in den porfugiefifchen Dienften, unter dem berühmten Unterkoͤnige in Indien, Alphonſus von Albuquerque, hervorgethan hatte. Die Begebenheit mit den beyden Schiffen war. bekannt, welche von Goa ausgelaufen, und an einer Klippe ges feitere waren, von da die Schaluppen das Schiffsvolk auf eine kleine benachbar: te Inſel gebracht Hatten, Es war die Frage, wie man einen Hafen des ziemlid) weit ent- legenen Indiens erreichen ſollte. Ein jeder wollte zuerft abfahren; und da die Schalups pen nicht zuveicheten, fo wollte der. Streit blutig werden. Magellan, welcher ſich bey diefem ungluͤcklichen Haufen befand, und deffen Verdienſte ſchon bekannt waren, hob mitz ten unter dem Lärmen feine Stimme auf, und fagete: „Die Hauptleute und die Edelleu— ste mögen den erften Rang haben, Ich für mein Theil bleibe bey den Matroſen, unter „der Bedingung, Daß diejenigen, die uns verlaffen, auf ihre Ehre verfprechen, uns Bar- seen zu fihicken,,.. Alle die Gemeinen von dem Schiffsvolfe wollten willig bey ihm bleiben, Da fie ihn aber in eine von denen Schaluppen treten fahen, wo er von den Hauptleuten Abſchied nahm: fo fhrien die Matrofen, weiche glaubeten, ex wollte auch mit fertgehen : Ach Here Magellan, haben Sie ung nicht verfprochen, Sie wollten bey uns bleiben ? Das ift wahr, antwortete er ohne Verzug; und indem er aufs Sand ſprang, fagete er zu ihnen: hier bin ich, Cameraden, Seine Entfhloffenheit und Klugheit waren alfo in Spanien bekannt, ob er gleich nur von Eleiner Geftalt war, und-nichts erhabenes in feiner Bildung hatte c). Seine Anträge, welche von des Falero Beredſamkeit unterſtuͤtet waren, wurden Magellans auch in dem Rathe genehm gehalten , welchem fie auf Befehl des Koͤniges vorgeleget Vertrag mit wurden, Sie erhielten beyde von dem Könige den St. Jacobsorden mit dem Titel der Spanien. Hauptleute, ungeachtet der fhlechten Dienfte, Die ihnen der portugiefifche Gefandte, Als RE * C2 voares Tochter, ein Schiff erhielt, womi J enannt / entdeckete / und eine Korte davon ent⸗ 5 Ne: Bay entbedete, ee —7— Doppelmayers Nachricht von den nuͤrn⸗ N ging, und ſich auch einige Zeitlang bergiſchen Mathemat. a d. 278. da aufhielt Gig er endlich 1485 Brafilien, und fi ie daranſtoßende Meevenge, itzo Die magellanifhe c) Herrera 2 Dead. 4Buch. ad. 273w. f. S. Sernere Entdeckun⸗ gen, 1521, Hinderniſſe, die ihm ge⸗ macht werden. Hofes, konnte entſchieden werden, Falero war nicht recht gefund, Der König nahm das 20 : — Reiſen und Entdeckungen vares von Acoſta, erwies, welcher fie als Flüchtlinge vorſtellete, die von Ihrem Fuͤrſten verſtoßen wären, unterdeſſen er fie doch ingeheim erſuchete, wiederum in ihres Vaterlan⸗ des Dienſte zu treten. Endlich fertigte man ihnen in der Meynung, die man von ihnen an dem fpanifchen Hofe hafte, Briefe, Fraft eines zu Sarragoffa gefchloffenen Vertra— „ges, aus, wodurd) fie ſich andeifchig macheten, „innerhalb der Graͤnzen des caftilianifchen „Hofes Inſeln und andere Sander zu entdecken, welche reich an Gold oder Specereyen wär „ren, Der König verfprach „innerhalb zehn Jahren niemanden die Erfaubniß zu erthelz „ten, eben die Fahrt zu nehmen, welche man für eine Fahrt gegen Weften bielt: er bes „hielt fich aber das Recht vor, andere Fahrzeuge gegen Oſten und Süden zu ſchicken. Er „bewilligte den beyden Rittern für ihre erfte Fahre den Fünften von dem Gewiñnſte ihrer „Entdefungen, und verfprach ihnen den Titel der Adelantaden für fie und ihre Erben, „die unter der fpanifchen Herrſchaft gebohren wären. Auf den folgenden Reifen follten fie „den zwanzigften Theil neben dem Rechte haben, eine gewiſſe Summe von Raufmannswaar „ren auf den Schiffen des Königes überführen zu laffen, und den funfzehnten Theil, wenn „fie mehr als fechs Inſeln entdecketen. Seine Majeftät macheten fich anheifchig, fünf Fahr— „zeuge ausrüften zu laffen; zwey von hundert und dreyßig Tonnen ; zwey von neunzig Tore „nen, und ein anderes von fechzig Tonnen, die auf zwey Jahre mit allem verfehen, und „mit zwey hundert und vier und dreyßig Perfonen, Dfficieren, Matrofen und Soldaten „bemannet feyn follten, wobey fie fich nur die Ernennung der Hauptleufe und der Pachter „oder der Einnehmer der Föniglichen Gefälle vorbehiel. Wenn der Tod ven Magellan „oder Falero während ihrer Unternehmung hinriſſe: fo follten eben die Bewilligungen zus” „fammen auf den allein fallen, welcher noch am Leben wäre d).,, Der Hof ernannte Johann Rodrigo Serrano zum erften Sootsmanne, und Lud⸗ | wig von Mendoza zum Generalfchagmeifter. Es Eoftete Mühe, noch andere Lootſen zu finden, weil es auf eine lange Fahre anfam; und es wurde die fönigliche Gewalt dazu ges brauchet. Es entftund auch einiger Streit wegen der Zeichen, Nachdem die Zurüftuns gen zu Sevilla gemacht worden: fo ließ Magellan fein Wapen an die vier Rabelwinden ſe— Sen, wo man gemeiniglich der Hauptleute ihre hinfegete e), Ein Beamter der Admiralis tät ließ fie da wegnehmen, unter dem Vorwande, es wären portugiefifche. Magellan ftels lete vergebens vor, es wäre fein eigenes Wapen, und er durch feinen Vertrag ein ſpani⸗ ſcher Unterthan geworden. Dieſer Zufall verurfachete fo viel Gerede, daß feine Freunde ihm viechen, von feinen Forderungen abzuftehen , und feine Klugheit folgete ihnen, Indeſ fen hatte er das Vergnügen, felbft durch des Königes Gnade gerächer zu werden; welcher den Berdruß, den man ihm gemachet hatte, erfuhr, und es dem Präfidenten in Sevilla heftig verwies, daß er folhes nicht gehindert Hätte: er befahl auch, daß der Beamte ſcharf geſtrafet wuͤrde. Man kann daraus ſchließen, daß ſein Wapen wieder hingeſtellet wor⸗ den, ungeachtet der Geſchichtſchreiber nichts davon ſaget. Ihm wurde bey einer andern Streitigkeit eben fo wohl gewollt; deren verdrießlichſte Folge war, daß fie feine Abfahrt einige Zeitlang aufbielt. Rui von Falero, fein Mitge⸗ noſſe, machete ihm die Ehre ſtreitig, die koͤnigliche Flagge und Schiffleuchte zu führen u Ihre Zwiftigfeit wurde fo weit getrieben, daß fie nicht anders, als durch Bermittelung des ber d) Ehendaf. e) Ebendaf. n,d,275 ©. in America. VI Buch. ICap ar ber Gelegenheit, Befehl Au ertheifen, er ſollte zu Wiederherſtellung feiner Geſundheit ſo lan⸗ Fernere ge in Spanien bleiben , bis eine andere Flotte abgienge; und da er die Nothwendigkeit en tinfah , dergleichen Hinderniſſen vorzubeugen ‚fo unterwwarf er Magellanen alle Befehlsha— —— ber auf den fuͤnf Schiffen, auch den Schatzmeiſter Ludwig von Mendoza nicht ausgenom— men, der fein viel zu guter Freund war, als daß er ſich Darüber Hätte Argern ſollen. Zu: gleich aber nahm er ihm zween Portugiefen, Martin von Mesquito und Peter von Abren, auf welche er einiges Mistrauen fegete; und damit er ihn wegen des Verluſtes diefer beyden Freunde tröftete, ließ er ihm die Freyheit, ſich zehn andere von feiner Nation auszuſuchen, wenn fie nur bey dem Heere angenommen wären. Auf der andern Site bes fahl er, es follte ihm die Fönigliche Flagge wieder zugeftellet werden, und er wollte, daß der Präfident zu Sevilla, Martin von Leva, ihn in der Kirche zu St. Maria vom Siege ; der Krone huldigen und den Eid der Treue ſchwoͤren ließe; fo wie er felbft von den Hauptleuten ünd andern Beamten, Die unter, ihm dienen. follten; den Eid annahm. Seine Gemahlinn, Donna Beatrir Barbofa , erhielt ein anfehnliches Jahrgeld, und als le Gunftbegeugungen, daß fie in Abweſenheit ihres Gemahles anftändig leben Fonnte, Rui Falero, und fein Bruder Franz wurden mit eben fo vieler Gnade angefehen, und ih: nen wurde aufgetragen, fich unverzüglich angelegen feyn zu. laffen, eine andere Slot: se auszurüften, — Allen dieſen Umſtaͤnden, welche der Geſchichtſchreiber zur Ehre einer ſo großen und Namen der beruͤhmten Unternehmung für wichtig gehalten, füget er noch die Namen der Schiffe und Schiffen. Of⸗ vornehmften Officier bey, deren Ehre er von Magellans feiner unzertrennlich zu feyn glau- Meier. bet. Die Dreyeinigkeit , worauf Magellan felbft mis dem Titel eines General: Hauptmannes, nebft Johann Baptiſta von Poncavere, einem Genueſer, als Ober: bootsmanne, und Sranz Calvo als Unterbootsmanne, war. Der St. Anton , das zweyte Schiff, wurde von dem Kriegescommiffare Johann von Carthagena, geführer, welcher eine Beſtallung als Statthalter des erftes Plages hatte, defjen man fich bemächtigen wür- de, oder der in den neuen Ländern würde angeleget werden, Er hatte zum Oberbuotsman- ne Johann von Elorriaga, einen Basquer, und zum Unterbootsmanne Peter ers nandez aus Sevilla. Ludwig Mendoza, Generalfchagmeifter führete das dritte Schiff, Victoria genannt, Sein Hochbostsmatin war Anton Salomon von Palermo, und fein Unterbootsmann Michael Rodas aus Seville. Das vierte, Namens die Em⸗ pfängniß, hatte zum Hauptmanne Cafpar von Queſada, zum Oberbootsmanne Se: baftian del Cano, von Öueraria in der Sandfchaft Guipuſcoa, und zum Unterbootsman: ne Johann von Acurio aus Bermeo. Der Hauptmann des fünften , welches St Ja⸗ cob hieß, war der Oberfteuermann Johann Rodriguez Serrano, der Oberbootsmann Balthaſar, ein Genuefer, und der Unterbootsniann Bartholomäus Prior. Die an: dern Steuerleute waren Stephan Bomez, ein Portugiefe, Andreas von St. Mar: tin, Johann Rodriguez Mafra, Vaſco, aus Galicien, und Carvallo, denen der Hof Adelsbriefe zugeftanden hatte, die aber nicht eher, als nach ihrer Zurückunft gültig er * Der Majorſergent hieß Hieronymus Genner von Eſpinoſa, die arien Le von Acoſta und Martin Wiendes f )- FI Ebendaſ ap, 2778. on Despelets, Zieronyinus Guerra, Sancho de Heredia, Anton C3 Man . u Fernere Entdeckun⸗ gen. 1521, er Pigafetta wird nicht da⸗ bey genannt. Veraʒ ani. - 1323. : „Einfeitung. ur Reifen und Entdeckungen Man findet unter dieſen Namen. den Ritter Pigafetta nicht, welchem wir das Taz gebuch von Magellans Schiffahrt, ſeinen Entdeckungen, ſeinem Tode auf einer der philip⸗ piniſchen Inſeln, und dem Untergange feiner Flotte außer dem Schiffe, die Victoria, zu danken haben, welches Schiff Sebaftian del Cano im 1522ſten Kahre,g) mit der Ehre, daß er-der erfte gewefen ‚ welcher rund um die Welt gefahren, gluͤcklich zuruͤckbrachte. Es iſt aber nicht ſehr zu verwundern, daß die fpanifhen Geſchichtſchreiber den Namen eines Fremdlinges nicht erhalten, haben, ‚welchen dev bloße Zufall nach, Spanien geführet hatte, und. der fich ſelbſt nur den -Titel eines Abentheurers giebt b).. , Seine Erzählung har übriz gens die Kennzeichen, der Wahrheit.an fich, welche machen, daß man fie als das einzige bewährte Denkmaal anfehen. muß, was von biefer Unternehmung noch übrig iſt z). DDer W Abſchnitt. fi gJohann Verazanis Reife und Entdeckungen von Nordamerica, Einleitung, Die Nordlaͤnder find fehen bekannt. fehaffenheie der Himmelsgegend, Ein Franzofe Erläuterung wegen Verazzanis Bericht. Deffen wird duch die Wilden gerettet. Die Franzo⸗ ungluͤckliches Ende. Seine Abreiſe zu Entde- fen treiben ihre Entdeckungen weiter. Verazza⸗ ckimgen. Erſte Wilden, die er wahrnimmt, Ber nis Zuruͤckkunft. Hi Unruhe, „welche die, fpanifche Regierung iber die Reife. der Engländer und den Bes 7, richt davon, empfunden, vermebrete fir) im 1523 Jahre durch die Fahre einiger Schiffe, welche von Frankreich, unter der Anführung eines Florentiners, Namens Ve— razzani, abgegangen waren, deſſen Bericht, den er bey feiner Zuruͤckkunft in einem Bries fe an Frayz den J bekannt machete,, keinen Zweifel hinterlaͤßt, daß dieſe Schiffahrt nicht * unter dem Schutze und auf Befehl dieſes Herrn gethan worden. Die Ausländer k), wel⸗ che uns dieſes Denkmaal ſorgfaͤltiger, als unſere eigenen Geſchichtſchreiber aufgehoben, ges ben ihm alles Anſehen, welches es verdienet; und der P. Charlevoix erkennet, daß des Berayzani Reiſe das erſte Merkmaal von der Achtſamkeit ſey, welche die Könige in Frank⸗ reich auf, America gewandt haben. . Es ift derfelben auch {chen Erwähnung geſchehen 7). Allein, weil man daſelbſt viele Umſtaͤnde die doch eigentlich hieher gehören, nicht beyge⸗ bracht hat: ſo duͤnkt es uns, unfere Schuldigkeit zu ſeyn, folche allhier mitzunehmen... 2 tt ar ie g) Die Flotte war den zofen Aug. 1519 abge: gangen. ) Er wird auch eben ſo wenig unter denjenis gen genannt, die mit Cano zuruͤckgekommen, ob er gleich unter deren Anzahl geweſen. Sie heißen nach dem Herrera: Michael von Rodas, Ober: bootsmann des Schiffes, Martin von Enfanrraga, Steuermann, Matthäus von Nodas , Nicolas Griego, Johaun Rodriguez, Baſeo Galego, Mars tin de Judicibus, Johann de Santander, Hernanz do de Buſtamante, Antonio Lombardo, Franciſco Rodriguez, Anton Fernandez, Diego Gallego, So: haun von Arratia, Johann von Apega, Johann von Aeurio, Johann von Zubiera, Lorenz von x Yrugna, Sohann von Ortega, Peter von Indar⸗ hi, Roger Carpintere, Pedro Gafıo, Alfonfus Domitigo, Diego Garelas, Peter von Balpınta, Kimenes von Burgos, Johann Martino, Marti von Magaelaves, Franz Alvo, Roldan von Argo⸗ te, von welhem das Gebirge der magellaniſchen Meerenge den Namen erhalten, Diefe glücklichen Serfahrer hielten ihren Einzug in Sevilla barfıß, im Hemde ,. und mit einer MWachsferzein der Hand, und wurden mit großem Frohlocken von dem Hofe und Volke empfangen. Sie hatten in ihrem Schiffe fünf hundert und drey und dreyfig Quintalen Wuͤrznelken, eine Menge Zimmer, Muſcatennuͤſſe, Sandalholz und andere Reichthuͤmer. Herrera IH Dec, 4 Auch, 6:9 3099 ©. in America. VIBUH TE. er, Die Nordlaͤnder waren nicht mehr ganz unbekannt m). Es iſt gewiß, wie man Veraßzani ſchon in dem XII Bande diefer Sammlung angemerfer, dafs bereits im 1504 Jahre Das! 1523. ° Auifhe, normandiſche und bretagnifche Fiſcher auf den Stocfifchfang an der großen Bank FESTE bey Neuland, und deh Küften der Inſel gleiches Namens und des feften Landes giengen, bee And * Sm 1506 Jahre hatte Johann Denys, aus Honfleur in der Normandie, eine Karte von zennnt, den-Küften der Juſel Neuland bekannt gemacht, und zwey Jahre darnach haste man in Sranfreich einen Wilden aus Canada gefeben, welchen ein Sootsmann aus Dieppe, Ma: mens Thomas Aubert, dahin gebracht Harte, ° Vincent le Blanc erzädlet, es wäreum | eben Die Zeit ein ſpaniſcher Hauptmann, Namens Velsfeo, wey Bundert Seemeilen weit den Fluß, welchen man St. Lorenz genannt bat, hinaufgefahren; darauf hätte er ſich längft der Terra de Labrador bis an den Fluß YTevado begeben, der, wie man faget, vom Corte Neal entdecket worden, und den man beutiges Tages nicht mehr kennet. Allein, man kann auf diefen Fabelhaften Schriftftellee fo wenig bauen, daß Man fich niche getrauet, auf fein Zeugniß Das geringfte vorzubringen, Diejenigen, welche vorgegeben haben, Thomas Hubert Hätte unter Ludwigen dem XI, und auf feinen Befehl, Canada entdecket, ſcheinen nicht beſſer gegründer zu ſeyn, und haben Fein echt, etwas annehmen zu lafien, wovon fie feinen Beweis beybringen n). Das. Schreiben des Berazzani, wider welches man nichts einzumenden finder, ift Erläuterung den ten des Heumonates 1534 gegeben worden, Es ſetzet voraus, daß der König wegen des Ve⸗ von dem Sturme ſchon unterrichtet ſey, welchen Die vier Schiffe, die er unter feiner rasant Des Anfuͤhrung gehabt, ausgeftanden, und der ihn genoͤthiget habe, mit zweyen Fahrzeugen, der kicht. Dauphine und Normande, in einem bretagnifhen Hafen anzulegen, von da er wieder in See gegangen, um in dem Kriege wider Spanien zu kreuzen, tie feine Ma- jeftät aus dem Gewinnſte, fager er, werde urtheilen Finnen, den er’ auf dieſer Küfte "gemacht habe; und von da habe er feine Fahrt mit der Dauphine allein fortgefeger, um neue Länder zu entdecken · Der Gefhichtfehreiber von MNeufrankreich iſt vermüchlich durch) einige Worte, die er unrecht: verſtanden 0), oder durch einen Umftand, den er aus einem fpanifhen Schriftfteller p) benbringe, verführer worden, und laͤßt ihn wider alte Wahrfcheinlichkeit, zwo Reifen in einem und eben dem Jahre thun. Allein, es erheller fo wohl aus dem Italieniſchen, als Englaͤndiſchen 2), augenſcheinlich, daß fein ———— —— Bericht 3) Man ſehe den XIII Band diefer Sammlung. lungo la detta Terra Panno 1524 un gran Capi- » E) »Aadluye a, d. 295 u, f. S. feiner Samm: tano’del Re Chriſtianiſſimo Francefco, detto Gio- lung undRamufio in der feinigen III Th. a.d.350 ©: vanni da Verazzano , Fiorentino - - Come. per D Sm XIV Bande diefer Sanıml,a.d,4&. una füa Lettera feritta al desto Re particolar- m) Man veder bier nicht von den eingebildeten mente fivedra, la quale fola habbiamo potuto Vermuthungen Wilhelm Poſtels, welcher vorgab, kavere, pereioche Paltre £ fono fmarittenelli en fey von den Salliern vor Chriſti Se: travagli della povera Cittä di Fiorenza, et nell’” = — worden; noch von Joh. Cabots Reiſe ultimo viaggio, che eſſo fece,&e, Am angef⸗ —* ta noch von Corte teag feiner im 1500 Otte a. 8.348 ©. Fein —— ftreitig gemacht worden, und p) Man ſehe den XIV Band dieſer Samml. —— * Bericht Mehr davon übrig iſt. 4.84 ©. in der Anmerk. g) Baer; R-d.109 & MI Band‘ diefer Sammlung 'g) Wir wolle auch Hacktuyts Worte anführen, 2) Sm KIY Bandencene welche Die aus dem Briefe felbft find. 1 wrote 0) ande diefer Samml. 0.8.3 &, not to your Majefly fince the time we füffer’d 5 Worte find. diefes Navigo anco the tempelt in ihe North parts, of-tlie * @ 24 Reifen und Entdeckungen verrazzani Bericht an den König von feiner erſten Reiſe iſt. Ramuſio thut in feiner Vorrede von 1524. Deffen un: den Wilden in die Hände gefallen war, glückliches Enz die am Borde geblieben waren, gefreffen worden r), de, Seine Abreiſe einer zweyten Reiſe Meldung, allein ohne die Zeit derſelben zu beſtimmen, welche auch ſo ungluͤcklich abgelaufen iſt, daß Verazzani, der nebſt einigen ſeiner Gefaͤhrten von dieſen Unmenſchen, im Angeſichte derer, Dieſes Zeugniß iſt in der That hinlaͤnglich, der Erzaͤhlung des ſpaniſchen Geſchichtſchreibers alle Wahrſcheinlichkeit zu benehmen. Verazzani ſegelte den i7ten Jenner 1524 auf der Dauphine von einem wuͤſten Fel⸗ zu Eutdeckun-ſſen, unter welchem er nahe bey Madera 5) vor Anker gelegen hatte, mit einem kleinen gen, , Die. eriten Winde aus Dft ab, womit er, nach feiner Schägung, fünf hundert Seemeilen gegen Welten in einer Zeit von fünf und zwanzig Tagen zurücflegete, in großer Sturm brachte ihn in Gefahr. Als aber das Wetter wiederum heil geworden war: fo ſetzete er feine Fahrt noch vier und zwanzig Tage fort, in welchen er auch vierhundert See meilen zuruͤcklegete, bis er ein niebriges Sand wahrnahm, dem er fich näherte, Aus vielen angezündeten Feuern erfannte er, daß ſolches bewohnet wäre. Weil er ſich aber nicht getrauete, mit fo wenigen Leuten ans fand zu treten: fo wandte er fich ſuͤdwaͤrts und fuhr funfzig Seemeilen, ohne einen Hafen zu erblicfen ; welches ihn nöthigte, wies der nach Norden zurück zu kehren. Er war nicht glücklicher, und weil er endlich ver— zweifelte, einen Hafen zu finden, fo legete er fich auf der -Höhe vor Anker, von da er feine Schaluppe: nach der Küfte ſchickete. Bey Erblickung feiner Leute war das Ufer bald voller Wilden, welche verfhiedene Zeichen des Erftaunens, der Verwunderung, der Freude und der Furcht von ſich gaben. So wie ſich die Schaluppe der Küfte näherte, fo flohen auch die Wilden, kamen wieder zuruͤck, und fingen von neuem an zu fliehen, wobey fie aber den Kopf umdreheten, um zu fehen, was hinter ihnen vorgieng. In— deſſen haften doch die Zeichen der Franzoſen die Macht , einige zurüc zu halten; und da ihre Furcht nach und nach verfchwand, fo brachten fie endlich Lebensmittel. Sie giengen nadend, die Mitte des Leibes ausgenommen, welche mit fehr ſchoͤ— Bilden, die er nen Haͤuten bedecket war, die fie mit einem fehmalen und fehr ſchoͤn gemebeten Gürtel von fieht. Grafe feſt gemacht hatten, melcher mit vielerley Thierfhwänzen befeget war, die ihnen um den Leib giengen und bis auf die Knie hinunter hingen. Ihre Farbe war von der andern Indianer ihrer nicht unterfchieden. Sie trugen Federbüfche von Vogelfedern, Ihre Haare waren ſchwarz und lang genug, daß fie hinten am Kopfe Eonnten aufge: flochten werden, Sie hatten eine fehr gute Geftalt von mittelmäßiger Größe, ein brei- tes Geficht und eine breite Bruft. Einige waren überaus wohlgebildet und machetell zu ihren Ausprücungen fehr angenehme Geberden. Ihre Augen waren ſchwarz, und ihre Blicke durchdringend. Sie ſchienen nicht ſtark zu ſeyn: fie waren aber behend und konnten fehr fehnell laufen. Laͤngſt an der Küfte bemerfeten die Franzofen viele Dad un of the four Ships which your M. fent &c. Now by the prefent, I will give your M. to under- fland, how by the violence of the 'Winds we were forced with the two Ships the: Norman and the Delphin, in fuch evil cafe as they were, to land in Britain ... Afterwards, with the Del- phin alone, we determin’d to make difcovery of new country, to profecute the Navigation we had already began. Am angef. Ort a. d. 295 & Wer wird zweifeln, daß die Normande und Da phine nicht zwey won den Schiffen geweſen, die def Sturm überfallen, obgleich der Gefchichtichreibet von Neufrankreich nur erft eine nachherige Bege⸗ benheit darans machet. Man ſieht Hier nicht * ni in America. VIBuh, J Cap. 25 und Buchten, An einigen Orten machete das Sand, wo es ſich ertveiterte, ſchoͤne Ebe- Veraßani Ben und mit Wäldern angefüllete Gefilde, An andern Orten waren es Gebüfihe, die 1524 AUS verfchiedenen Arten von Bäumen, als Palmbaumen, Cypreſſen, Sorbern und — einigen in Europa unbekannten Arten beftunden, deren vortrefflicher Geruch hoffen lieh, daß man Arzeneymittel Daraus machen koͤnnte. Die Farbe des Erdreiches fchien auch Goldbergwerke zu verſprechen. Was die Thiere betraf, ſo zeigeten fih Deren auf allen Seiten in ſo großer Anzahl, daß diefer. Anblick Verwunderung erweckete. Es ift aus Verazzanig Briefe nicht Teiche zu urtheilen, in welher Höhe die Man weis Franzoſen anfingen, das Land zu entdecken, noch wie weit ſie ſich gegen Norden er— re hoben, Man bat nachher vorgegeben, 2) fie hätten das ganze Sand, welches zwiſchen en dem dreyßigſten und viersigften Grade Norderbreite ift, entdecket. Allein, der Gefchicht: ſchreiber von Neufrankreich wirft diefer Meynung vor, fie fey auf nicht den geringften Deweis gebauet; m) worauf ex beobachtet, es wären die Franzofen von dem Orte, wo fh ihnen zum erſtenmale das Sand gezeiget, fünfzig Seemeilen weit ftets nach Suͤden gefahren, welches ihnen Die tage der Kuͤſte nicht würde erlaubet haben, wenn dieſer erſte Landanblick weiter, als drey und dreyßig Grad, gegen Morden gewefen. Vergz— zani ſetzet ſelbſt in ausdruͤcklichen Worten hinzu, nachdem er einige Zeitlang gefab- ven, fo Habe er fih im vierzigften Grade befunden, und von da gehe die Küfte nah Diten, | , Die Sufe Fam ibm in dieſem Sande gefund und fehr gemäßiget vor; weil daſelbſt, Beſchaffenheit tie er ſaget, Feine gar zu beftigen Winde vegieren, und im Sommer die häufigiten Bee der Nordoſt und Welt find. Der Himmel ift dafelbft faft beftändig heiter; und wenn? ei die Mittagswinde einigen Nebel zufanmen treiben, fo wird er faft eben fo bald wieder durch die bloße Kraft der Sonne zerſtreuet. Das benachbarte Meer ift fters ruhig, Obgleich das Ufer niedrig iſt und keinen Hafen hat: fo ift doch die ganze Küfte vein, das ift ohne Klippen, und bis auf fünf oder ſechs Schritte vom Sande findet man ſie— ben bis acht Faden Tiefe mic fo wenigen Wellen, daß man dafelbft bey hoher Fluch leicht und bequem vor Anfer legen kann x). : Da ſich die Sranzofen bis an die Spige genähert haften, wo fich die Küfte nach) Ein Franzofe Diten wendet: fo entbecketen fie eine Menge von Feuern. In dem Vertrauen aber, wird durch die welches fie zu der Gemüthsart der Einwohner gefaſſet hatten, macheten fie feine Schwie: he — rigkeit, die Schaluppe ans Land zu ſchicken. Die Brandung aber war daſelbſt ſo groß, * daß ſie nicht anlaͤnden konnte. Hier begegnete einem jungen Matroſen, der zu ihnen Rabe Ara ‚ dasjenige, was bereits an einem andern Orte umftändlich erzähfer worden Y). Sobald der franzöfifche Matrofe von biefen Ieutfeligen Wilden wieder zuruͤck kam: Die Franzo⸗ ſo gieng er unter Segel, um der Kuͤſte zu folgen, die ſich im Norden endigte; und — —5* Fünf gen weiter. > die andern Briefe, deren Verfuft Namufio am angef. Orte, i —— Uebrigens giebt Herrera die Neife von s) Partimmo dallo ſeoglio dishabitato, propin- bi Samy deutlich für die erfte at, und Hält die Dau⸗ quoall’ Hola di Madera, Ramnfio am angef. Orte, Sr für eines yon den vier Schiffen 3 Decad. 2) Leſcarbot. uch), 8.0. 498 ©, M Sm vor. XIV Bande dief. Samml. a.d. 4S. neh = prefencia di coloro, che, erano rimai x) Vernssanis Schreiben am angef. Orte, < Navi, furono arrofliti et mangiati, Ramuf, 3) Sm XIV Bande a. d,5 © Allgem, Reifebefehr, XV Bond. Pos Reifen und Entdeckungen Verassani fünfzig Seemeilen weiter lieh Verazzani im Gefichte eines fehr fhönen Sandes, wel 1524, ches große Wälder zeigete, vor Anfer legen, Zwanzig Mann, die an der Kuͤſte aus? fliegen, giengen auf zwo Seemeilen weit ins’ fand hinein, wo die Einwohner vor ih⸗ nen flohen, Sie bemächtigten fih einer alten Frau, bie fie im Grafe verftecker fans den, nebft einem Mägdchen von achtzehen Jahren, Die Alte erug ein Kind auf ih? vem Rücken und hatte zween Eleine Jungen an ihrer Seite, Das junge Mägdchen fuͤh⸗ rete drey andere Kinder ihres Gefchlechtes. Bey Erblickung der Ausländer erhoben fit ein gewaltiges Geſchrey; und die Alte gab durch) verfehiedene Zeichen zu; verftehen, die Mannsperfonen hätten die Flucht genommen, Man gab ihr Lebensmittel, die fie mit Freuden annahm: das. junge Mägdchen aber ſchien folche hartnaͤckiger Weit auszufhlagen, Einige Franzofen nahmen die Kinder, in der Abſicht, fie nach Frank⸗ reich zu bringen. Sie wollten auch das junge Maͤgdchen nehmen, welches fehr wohl gebildet war: allein, es machete ein folches Gefchrey,, daß fie befücchteten, fie möchten bey einer fo Eleinen Anzahl und in einem mir Gehölzen bedecketen Sande, ver Verfol⸗ gung der Wilden ſchwerlich entgehen koͤnnen. Sie nahmen alſo nur einen von den Knaben mit, Dieſe Indianer ſchienen ihnen viel weißer zu ſeyn, als alle diejenigen, die fie bisher geſehen hatten. Sie waren mit einem Gewebe von Grafe und Röhren halb bekleidet. Ihre Haare waren zerſtreuet. Die Jagd, die Fifcherey und verſchie⸗ dene Arten von Hülfenfrüchten dieneten ihnen zur Nahrung. Sie bedieneten fich der Nee. Ihre Pfeile waren mit fehr fpigigen Fiſchknochen bewehret. Alle ihre Kühne fihienen aus einem einzigen Stuͤcke zu feyn. Die Bäume im Sande waren nicht ſo mwohlviechend, als die in den vorhergehenden Sändern, und Fonnten es auch niche feyn, weil fie weiter gegen Norden waren. Sie waren aber mit Weinftöcken untermenget, die von felbft wuchſen und fich, da fie erſt auf der Erde weggefrochen, ‚bis an die Spige der Zweige erhoben. Die Rofen, Klien » Bellen, und taufenderley andere’ » Bluhmen fihmücketen die Gefilde, Berazzani und alle feine Leute wurden Feines einzigen Haufes anfihtig. Nachdem fie drey Tage’ vor Anker zugebracht hatten: fo fingen fie wiederum an, der Küfte zu folgen, die zwifchen Oſt und Nord ſtrich, und legeren fich alle Tage des Abends in einem fehr guten Grunde vor Anker; amd Bundert Seemeis Ien weiter bin entdecketen fie ein allerliebftes and zwiſchen Öebirgen, wodurch ein gro— ger Fluß gieng, deffen Mündung fehr tief mar, | Sie liegen dafelbft die Schaluppe Hineinlaufen. Das Sand mar ſehr bevoͤlkert, und die Einwohner den vorigen ziemlich gleich aber mit ſchoͤnen Federn geputzet. Diefe Wilden, deren Leutſeligkeit Verazzani ſehr lobet, näberten fich mit Schreyen : durch ihre Zeichen aber wiefen fie die Derter, wo das, Schiff anländen Eönnte, Die Sranzofen ftunden nicht lange an, in den Fluß einzulaufen, den fie wohl eine halbe Seemeile weit hinauffuhren, wobey fie ohne Aufhören noch immer eben die Höflichkei- een von den Indianern erhieleen. Sie famen an die Einfahrt eines Sees, der unge: faͤhr drey Seemeilen im Umfange hatte, und auf dem ſie viele Kaͤhne ſahen, die von einem Ufer ans andere zu fahren ſchienen. Ein grimmiger Sturm aber, womit fie an die: fem Drre bedrohet zu werden, nicht würden geglaubet haben, zwang fie, wieder in Die See zurück zu gehen, nachdem fie auf beyden Seiten des Fluſſes alle Anſcheinun— gen zu einem an Bergwerken reichen Sande bemerker hatten. Bon in America. VI Buch, Ian. F — Von da ſteuerten fie nach Oſten, it keiner andern Abſicht, als der Kuͤſte zu fol: Verazzani gen, welche fie nöthigee, diefen Lauf zu halten. Zunfzig Seemeilen von dem Sluffe 5524. entdecketen fie ein Eyland, welches von dreyeckiger Geftalt, groß, fehr bevölfert und — voller ſchoͤnen Baumgaͤrten war. Weil ihnen aber der Wind nicht erlaubete, daſelbſt anzulaͤnden: ſo rucketen fie funfzehn Seemeilen weiter fort nach einem andern Sande zu, woſelbſt fie in einem guten Hafen über zwanzig Canote fanden, die fich mit großen Kennzeichen der Erftaunung dem Schiffe näherten. Man warf ihnen Schellen und andere Kleinigfeiten hin, welche fie noch vertraulicher macheten, Unter denen, die an Bord fliegen, fiel es nicht fehwer , zween Herren zu erkennen, die bende fehr wohl ge bildet waren, einer von ungefähr vierzig, der andere von zwanzig Jahren. Der erſte war mit einer Hirſchhaut bekleidet, deren Zubereitung und Geftalt die Franzofen bewun— derten. Er hatte die Haare um den Kopf zufammen geflochten, eine ziemliche breite Kette und Edelgefteine von mancherley Farben um den Hals. Der andere war durd) feinen Schmuck eben fo unterfchieden; und Die Perfonen von ihrem Gefolge übertrafen, ihrer Geftalt und ihrem Bezeugen nach, alle die Indianer, die fie bisher noch gefehen batten, Einige Frauensperfonen, Die in ihrem. Gefolge waren, zogen fih Durch ihre Annehmlichkeiten nicht weniger Aufmerkſamkeit zu. Sie waren bis auf den Gürtel nackend, der ihnen mit einigen Streifen von Hirſchhaut bedecket war. Ihren Kopf hatten fie mit fehe fehönen Flechten geſchmuͤcket, die mit einer Art von Bande untermifchet wa— ven. An den Ohren hatten fie Eleine Fupferne Platten, die nicht ohne Kunft und Geſchmack waren, und welche fie höher zu halten fihienen, als Gold. Ueber die Schel- len und die Ölaskleinodien aber, die man ihnen anboth, waren fie überaus vergnügt, Sie ſchmuͤcketen ſich fo gleich die Ohren und den Hals damit, Das Seidenzeug rührete fie wenig. Sie betrachteten fich einen Augenblik in den Spiegeln, und fingen an zu las Sen, da fie ſolche wiedergaben. Die Mannsperfonen machefen aus dem Eifen und Stable nicht mehr Weſens. Sie betrachteten das Gewehr, ohne es anzuruͤhren. Alles, was fte hatten, fchien ihnen wenig nahe zu gehen, ‚oder wenigftens bothen fie es mit guter Art an. Die vierzehn Tage über, da das Schiff da lag, wurde es beftändig be- ſuchet: niemals aber ließen die Männer ihre Weiber aus dem Gefichte, ungeachtet der Geſchenke und Lebkoſungen der Franzofen, Die fie nur von einander abzufondern fuche- ten. Ein Herr, welcher fehr oft an Bord Fam, ließ feine Frau ftets zweyhundert Schritte davon, in einem fehr bequemen Canote, von da er den Hauptmann bitten ließ, ihm fine Schaluppe zu ſchicken. Er trat frey in das Schiff; er that alle Fragen, die durch Zeichen gefchehen koͤnnen; er aß und trank mit Luft alles dasjenige, was man ihm anbeth: feine Augen aber waren in langer Zeit niemals von dem Canote abge— wandt, welchem er feine Frau anvertrauet hatte, f Die Franzoſen fürchteten ſich nicht, ans Land zu fteigen, oder auch felbft. ins . Sand hinein zu gehen, welches fie über fechs Meilen an den Küften ruhig und fruchtbar fanden. Sie fahen Gefilde, die nicht weniger als fünf und zwanzig bis dreyßig Meilen Umfang hatten. Die meiften Bäume waren Eichen und Cypreſſen mit einigen Arten, die fie- nicht, kannten. Sie fanden daſelbſt Aepfel und Haſelnuͤſſe; die meiften andern Früchte aber glichen den unfeigen nicht. Die Waffen der Indianer waren mit vieler Kunft gearbeitete Bogen und Pfeile, . Ale Haͤuſer dieſes Sandes waren rund, von Holze gebaut, von einander abgefondert, D 2 und 28 | Reifen und Entdeckungen Verazʒani und mit einem Gewebe von ſehr feinem Strohe bedecket, welches fie eben fo vollkom— 524 men, als unfere Ziegel vor der Sonne und den Regen verwahrete. Sie wurden leicht weggebracht, wenn die Noth oder Bequemlichkeit die Einwohner nöthigte, den Ort zu verändern; und bie einzige Schwierigkeit beftund nur darinnen, daß fie die Dächer abs nahmen; denn alles Uebrige erforderte bloß einen Augenblick. Ein einziges Haus hielt auf fünf und zwanzig bis dreyßig Perfonen in fi), das ift eine ganze Familie, nad) dem naͤchſten Grade des Geblütes gerechner. Diefe Leute waren nicht vielen Kranfheis fen unterworfen, und vühmeten fi, daß fie nur vor Alter ſtuͤrben. Sie hatten nicht bloß in der Geftalt allein etwas menfchliches, fondern das menfchliche Wefen zeigete fich auch in ihren allergeringften Handlungen; vornehmlich in dem Eifer, womit fie fich einander bey der Arbeit gegenfeitig halfen, Werazzani beobachtete, daß das Sand mit durchfichtigen Steinen angefüllee und der Alabafter fehr gemein mar, Zur Befaung des Sandes gab man auf den "Lauf des Mondes und den Aufgang_ einiger Geftirne Achtung. Die Einfahrt des Hafens iff gegen Süden und feine Höhe im ein und vierzigften Grade, Nachdem man reichlichen Vorrath an $ebensmitteln eingenommen hatte: fo giengen fie den sten May wieder unter Segel, um der Küfte weiter gegen Norden zu folgen. Gie legeten noch hundert und funfzig Seemeilen ungefähr zurück, ohne an dem Ufer etwas zu entdecken, welches ihre Neugierde reizete. In diefer Entfernung von dem Hafen aber, aus welchem fie ausgelaufen, fahen fie ein weit höheres Sand, welches voller dicken Wälder war, und Einwohner von eine fo wilden Gemuͤthsart, daß nichts vermoͤgend war, fie an Bord zu locken. Sie waren mit Fellen befleider, | Ihre einzige Uebung war die Jagd und Fifcheren, die ihnen ‚nebft den mancherlen Kräutern, welche die Erde von Natur hervorbrachte, veichlichen Unterhalt gab. Außer dem fibien der Boden fehr unfruchtbar und nicht im geringfien angebauet zu ſeyn. Diefe Wilden wollten für ihre Lebensmittel niemals etwas im Taufehe annehmen, Se. gar das Eifen, die Meffer und die Angeln fehienen fie nicht zu reizen. Fünf und zwan⸗ zig Franzoſen, welche ans Land ſtiegen, wurden mit Pfeilen empfangen, und hatten feinen andern Nutzen von ihrem Unternehmen, als daß fie einige Anfcheinungen von DBergrverken, fonderlich von Rupfer, beobachtet hatten, Sie bemerketen auch, daß die | . Einwohner Platten von diefem Metalle an den Ohren trugen. Von da fuhren fie noch immer weiter gegen Norden, und fanden die Küfte befr fer und ohne Holz, in der Ferne aber mit großen Bergen beſchraͤnket. Funfzig Meis Ten weiter zähleten fie nahe bey dem Sande zwey und dreyßig kleine Inſeln, die einen angenehmen Anblick macheten. Endlich, da fie noch ‘ungefähr hundert und funfzig Meilen fortrücketen, kamen fie unter dem funfzigften Grade an ein Sand, welches die Ziel u. Ruͤck⸗ Bretagner, nach Verazzanis Anzeige, fehon entdecket hatten, Weil die Sebensmittel kehr des Veranfingen, ihnen abzugeben: fo faffete er den Entfchluß, wieder nad Frankreich zu razzani. geben, nachdem er über fiebenhundert Geemeiten von der Küfte, wie er faget, 2) ent decket und dem Sande den Namen Neufrankreich gegeben hatte, Wenn er fich in | | feiz 2) Hakluyt,Romufion. Herrera an ang. Orten. Ebendaf. a. d. 14 ©. a) Sm XIV Bande dieſer Sammlung a. d. «) Der Geſchichtſchreiber von Neufranfreih 6 u.ff. S. ſcheint nicht gewußt zu haben, dag Cartier in er Nee Jchene Infe — elle 1 77 EL ae Grat | —F * = — — lerne‘ on = * 2 EFrrewlerns - Be „Straße v £ = * y * = . E55. Ymarre — u a BEE I ecatına E — Barbara BE S.Anten => * vakı — Bay — — = — — * * Dr — — -bay Maren uifel die reuche Spitz de Vent od: Pınd-cap —— -MEERBUSEN - Ku — Bay One Fr SR, de = == "AG 9— 2 SL. des Rosters, od. 7 — Unbekannter 5 BElnp Bonarısta En | Ei. ah — Fr TunneNzuve "RT a A — Ei 2 — * — er 7 Monsisur helins od... ur Or “ Sun Da Zu — — —— EL. de Brolle — NOUS- fen IP und der benachbarten Leander. a emeinen Kufiorie der‘ Gemeine. ——— See-meelen 20 15 0 25 ge VORl der. Pary hi a9s-Uinte. = —, / — N — m 3 ur — mm in America. VI Buch. I Cap. 25 feiner Schaͤtzung nicht geirret bat, fo kann man nicht zweifeln, daß das Sand, welches Cartier er fuͤr das Ziel ſeiner Fahrt ausgiebt, nicht die Inſel Neuland geweſen , wo die Bre⸗ 534: 1549. Bogner, ‚wie wir bemerfet haben, feit langer Zeit den Fiſchfang getrieben, —— Der V Abſchnitt. Jacob Cartiers und Robervals Reiſen. Einleitung. Cartiers dritte Reiſe. Freude der Wil: Fahrt dahin. Seine Ruͤckkehr. Mistranen'ge: den über feine Ankunft. Keiner Fluß, wohin gen die Wilden, Anmerkung über diefe Nach⸗ ſich Cartier begiebt. Schönheit des andes. Die richt. Mobervals Abreife. Cartiers Rucktehr Sranzofen bauen daſelbſt eine Schanze. Cartier nach Frankreich. Nobervals’fernere Reiſen und 1 will die Wafferfälle des Fluffes beobachten. Seine fein Tod. We für ein Urtheil man auch von des Verazzani zweyten Reife und von dem Einleitung: Schickſale diefes unglücklichen Seefahrers fällen foll: fo ift es doch gewiß, Daß, nachdem er auf einmal verfhmwunden, und Die Früchte feiner erfien Fahrt mit drang | bes I Erwartung nicht übereingeftimmet haften, viele Sabre bingiengen , in welchen dies = fer Herr und die franzöfifehe Marion America ganz zu vergeffen fihienen, Da aber der Borfag, die Eutdeckungen noch weiter zutreiben, an dem franzöjifhen Hofe wieder. um erwachete: fo muß ein Eleiner Unterſchied in der Ordnung der Zeit diejenigen Un- fernehmungen allhier nicht trennen laffen, welche unter einerley Regierung und in eis nerley Abficht angeftellet worden. Ym 1534 Sabre ftellere der Abmiral Philipp von Chabot dem Könige vor, wie wichtig es fen, eine franzöfifche Pflanzſtadt in einiger Theilen einer neuen Welt anzulegen, woraus die Spanier fo viele Reichthuͤmer hohle— fen. Er ftellete ihm einen Schiffehauptmann aus St. Malo, Namens Jacob Cars h tier, dar, deffen Geſchicklichkeit er Fannte; "und feine Borfchläge wurden angenenımen, Wir haben die Nachrichten von feiner erften und zweyten Reiſe bereits beygebrache a), und können folche alfo Bier übergeben. Weil aber der Gefchichtfchreiber von Neu—⸗ frankreich von deſſen dritten Reife nicht hinlaͤnglich unterrichtet zu ſeyn gefchienen 6): fo müffen wir folche allhier nachhohlen, und etwas richtiger und umftändficher vorſtellen. Stanz de la Rogue, Herr von Roberval, hatte von dem Könige Frang dem I im 1540 Jahre Vollmacht befommen , die Entdeckungen in der neuen Welt weiter zu reiben. Die Ausrüftung der fünf Schiffe, welche dazu dienen follten , wurde Jacob Cartiern aufgetragen; und dieſer machete keine Schwierigkeit, unter einem ſolchen Haupte die Bedienung eines Oberſteuermannes zu verſehen. Weil man aber zu St. Malo nicht auf einmal das Geſchuͤtz und den nöthigen Vorrath an Pulver, Bley und ars dern Beduͤrfniſſen zufammen bringen konnte: fo ergriff Roberval, welcher den Leber- fluß für nothig zu feiner Wide hielt, den Entſchluß, noch einige Stuͤcke, die er aus r Normandie und Champagne fonmen ließ, zu erwarten, und zwey andere Fahrzeuge für ſich auszuruͤſten. Indeſſen trieb er doch Cartiern an, mit den ſeinigen voraus zu gehen, welcher ſich alſo wieder als Generalhauptmann dieſer Schiffe fah ©), und DE Cartiers drit Dd3 z3ftente Reife, fer Bedienung allein abgegangen fey. Er ſtellet finder ſich beym HZakluyt, nach den beyden erſtern ihn nur af Robervals Oberſteuermann vor, und ad. 232.4. ff. ©, beſchrieben- uͤßt ihn mie ſolchem abreiſen, Dieſe dritte Reiſe Cartier. 1540. Freude der Wilden uͤber ſeine Ankunft. Er begiebt ſich nach einem kleinen Fluſſe. Schönheit des Landes. Die Franzofen bauen daſelbſt eine Schanze, * zo Reifen und Entdeckungen azften May 1540 unter Segel gieng. Er hatte lange Zeit wirigen Mind, daß e faft auf drey Monate brauchte, ehe er nad) Neuland kommen konnte, woſelbſt er den Unterfönig in dem Hafen Carpon erwartete. Weil er aber ungewiß war, ob ders felbe nicht fehon vorbey gefegele wäre: fo faſſete er endlich den Entfchluß, fih nach dem” 5. Kreuzfluffe zu begeben. Roberval ıhatte fich daſelbſt noch nicht fehen laffen, ob man gleich nicht weit mehr vom Ende des Auguftinonates war. Bey Erblickung der fünf franzöfifchen Schiffe bemüheten fich die Wilden, welche die Slagge erfannten, mie großen Freuden in vielen Canoten, an Bord zu fommen. Eines von.diefen Canoten führeteden Agons, des Donnacona Nachfolger, welhen Cartier mie nach Frankreich genommen hatte, und welcher dafelbft geftorben war d). Diefes neue Haupt einer mächtigen Voͤlkerſchaft fragere anfänglich nach feinem Borfahren, und ſchien über die Zeitung, die er davon erhielt, eben niche ſehr beiruͤbt zu ſeyn; vermuthlich, ‚weil er fi nunmehr, wie der Verfaſſer diefer Nachricht anmerfer, allein Herr von feiz ner Sande befand. Nach den erften Erklärungen nahm Agona eine Müse von Fellen, die er anftatt der Krone trug, umd feßete fie dem franzöfifchen Haupfmanne auf den Kopf, Er band ihm feine Armbaͤnder um den Arm, und legete ihm einige andere Zierrathen are Darauf ermahnete er feine Unterthanen zur Freude, und fehien felbft, ſich derfelben aufrich⸗ fg zu ergeben. Die Folge aber gab zu erfennen, daß bey diefem Scheine der Freundfchaft lauter Verftellung geweſen. Cartier gab ihm feine Krone wieder, und theilete einige Ge ſchenke unter feine Weiber aus, Nach diefer Bewillkommung lichtete Cartier die Anker, und beſuchete vier Meilen. von dem heil. Kreuzfluffe einen Eleinen Fluß und Hafen, den er für. feine Schiffe viel ber quemer fand, als den vorigen. Er Iud den andern Morgen feine $ebensmittel und den. übrigen Vorrath aus; worauf ihn feine Unruhe wegen Robervals Ausbleiben, den Entz ſchluß faffen ließ, zwey von feinen Fahrzeugen, unter feines Schwagers, Jollobert, und feines Neffen, Stephan Noels, Führung, welche bende fehr gute Steuerleute waren, mit einem Schreiben an den König nad) Frankreich zu ſchicken. In diefem Schreiben melde te er dem Könige feine Ankunft in America, und feine Furcht wegen des Unterkoͤniges. Der fleine Fluß, wohin er fich mit feinen fünf Schiffen begeben hatte, war nur funfe zig Schritte breit, Es fand fich darinnen bey Hoher Fluch über drey Faden Waſſer. Auf beyden Seiten wies er ein fehr fehönes Sand, mit verfehiedenen Arten von großen Bäumen angefüllet, Die fo fhön waren, als irgend einige in der Welt find. Was aber den Franz ) zofen Das größte Vergnügen machere, war, daß fie dafelbft gegen Süden eine Menge Weinftöce fahen, welche ſehr voller Trauben Bingen, die fo ſchwarz, als die Maulbeeren, aber nicht fo füß, als die in Frankreich, waren, bloß aus der Urſache, ſaget der Verfaſſer, weil fie von Natur wachfen, ohne gebauer zu werden. Kurz, diefer einzige Vortheil fehiet nur dem Boden annoch zu fehlen. Cartier ließ dafefbft Samen zu verfchiedenen Früchten” und Gewaͤchſen, als Kohl, Rüben, Sactufe.n. d.gl. ausſaͤen, welcher innerhalb acht Tas gen aufgieng, Der Fluß fälle gegen Süden ins Meer; er fhlängelt fih aber fehr gegen Norden, und an der Oſtſeite der Mündung wird er durch einen fehr jähen Hügel eingefaffer, an br | e J A) Ungeachtet des Zweifels des P. Charlevoix gewiß zu ſeyn, daß Donnacona nach Frankreich ge ſcheint es doc) aus den beyden letztern Nachrichten gangen, und daſeloſt geftorben fen. in America. VI Buch, I Cap. BE em die Franzoſen Stufen macheren,, um deſto leichter Binaufzufommen. Sie baueten Cartier, dafelbft eine Fleine Schanze, die fie Charlebourg nannten, in welche fie ihre Sebensmit- 1540. tel brachten. Cine Duelle fließendes Waſſers, Die fie daſelbſt entdecketen, machete ihnen diefe Sage vollends fehr bequem, Nicht weit davon fanden fie eine Menge Steine oder Kiefel, die eine Art von Eriftal in fich hielten, welches fie anfänglich, für Diamanten an- ſahen. Zwifchen dem Hügel und dem großen Fluſſe hatte der ganze Boden das Anfehen, als wenn viel Eifen dafelbft wäre. Man kann aber die Freude nicht vorftellen, welche Cartier und alle feine Leute empfanden, als fie, bey Umwuͤhlung des Sandes aus dem Sluf- fe, Kleine Goldblaͤttchen von der Größe einer Nagelfuppe wahrnabmen. Diefe glücklichen Entdeckungen binderten nicht, daß Cartier, nach Vollendung der Cartier will Schanze, nicht den Entſchluß faſſen follen, zwo Schaluppen auszurüften, um die Reiſe die — nad) Hochelaga zu thun. Er ſetzete ſich vor, beſonders die Waſſerfaͤlle oder ſogenannten Ari Sprünge zu beobachten , über die man geben muß, wenn man fid) nach) Saguenan bege- \ ben will. Der Bicomte von Beaupre blieb zurück, um in feiner Abwefenbeit die Be— feblshaberftelfe zu befleiden;- und die andern Edelleute, une welchen Martin von Painpont genannt wird, verlangeten die Freyheit, dem Generalhauptmanne zu folgen. Sie giengen.den zten des Herbſtmonates ab, Da fie den Fluß binauffuhren: fo hielten fie ſich bey einem Dberhaupte der Wilden, Hochelay, ein wenig auf, welcher Cartiern auf feiner Reife im 1535 Jahre mit-einem Eleinen Mägdchen beſchenket, und ihm oftmals von denen böfen Anfchlägen Nachricht gegeben hatte, welche die andern Oberhaͤupter wider. ihn ſchmiedeten. Die Sranzofen bezeugeten ihm ihre Erkenntlichkeit durch einige Gefchen- fe, morunter ein Wamms von rothem Tuche mit gelben Knöpfen, und Eleinen Schellen befeget, am meiften bewundert wurde, Hochelay, der fih an Großmuth nicht wollte überwinden laffen, gab ihnen auch das Allerfoftbarefte ‚was er hatte; und Cartier feßete fo viel Bertrauen auf feine Redlichkeit, daß er Feine Schwierigkeit machere, ihm zween junge Knaben da zu laffen, welche die Landesſprache lernen ſollten. Sie fegeten ihren Weg mit einem fo günftigen Winde fort, daß fieden zıten bey dem. Seine Fahrt erften Sprunge anfamen , welcher zwo Meilen von einem Flecken ‚ Namens Tutonaguy, dahin, ift. Sie faſſeten den Entſchluß, mit einer Schaluppe fo weit zu gehen, als es ihnen nur möglich ſeyn würde, und die andere an diefem Orte fü lange zu laffen, bis die erftere wie— der zuruͤckkaͤme, auf welcher fie die Matrofen verdoppelten ‚ um gegen den Strom des Sprunges defto ftärfer zu rubern. Allein, fie gieng nicht gar weit, fo fand fie fehon ei- nen fehr fehlechten Grund von fehr ftarfen Felſen, und den Strom fo ſchnell, daß es un- möglich war, weiter fortzuruͤcken. Cartier entſchloß ſich alfo, zu Sande zu gehen, um bie Natur und Befchaffenheit des Sprunges zu erforfchen. Er fand an dem Ufer des Fluffes einen gebähneten Fußſteig, der ihn dahin fuͤhrete. Unterwegens aber gerieth er in einen Flecken von Wilden , wo er ſehr wohl aufgenommen wurde, Dieſe wackern Einwohner hatten nicht fo bald vernommen » daß er nach den Sprüngen gehen wollte, um nad) Sa- guenay zu fommen, ſo gaben fie ihm gleich vier Wegweifer ‚ mit denen er bis zu einem anz dern Flecken gieng, welcher dem zweyten Sprunge gerade gegen über iſt. Hier fragere er durch Zeichen und einige Worte von ihrer Sprache, die er ſchon wußte, wie viel Sprüns ‚ge nod) übrig wären, bis an den Saguenay, und wie weit es wäre, Die Wilden ver: ſtunden ih genugſam, um ihm zu erkennen zu geben ‚ daß er bey dem andern Sprunge ware, und nur noch einen übrig haͤtte, daß aber der Fluß bis an den Saguenay niche hit J we Reifen und Entdeckungen Cartier. ſchiffbar wäre, und daß der dritte Sprung nur noch ungefähr ein Drittel von dem Wege, 54% ben er ſchon zurückgeleger hätte, entfernee wäre, Um ihm diefe Nachricht zu geben, nah⸗ men fie kleine Steden, bie fie in gewiſſen Entfernungen auf die Erde legeten, zwiſchen welche fie andere Stäbe legeten , welche bie Sprünge vorftellesen, Seine Ruͤck⸗ Nachdem wir dieſe Nachricht erhalten haften, Fähre der Verfaſſer fort: fo machete kehr von den die Furcht, wir möchten bey der Nacht uͤberfallen werden, vornehmlich da wir den ganzen Sprängen Tag weder gegeſſen noch getrunken hatten, daß wir den Encſchluß faſſeten, nach unſern Schaluppen wieder zuruͤckzukehren. Bey unferer Anfunftdafelbft erftauneten wir, eine große Menge Wilde allda anzutreffen, welche viel Freude über unfere Zuruͤckkunft zu bezeugen fhienen. Der Hauptmann theilere einige Kleinigkeiten unter fie aus, als Kaͤmme von Horne und kleine Stückchen Zinn und Kupfer, Cr gab den Häuptern jedem feine Art; und feine Angel, Ihr Vergnügen darüber brach durch Schreyen und fehr wunderliche ſelt⸗ ſame Bewegungen aus. Indeſſen wuͤrden wir uns doch ohne die aͤußerſte Unvorſichtig⸗ ‚ Mistrauen keit nicht Darauf haben verlaſſen koͤnnen. Denn wir vernahmen gar bald, daß, wenn fie gegen die Wil: fich für bie ſtaͤrkſten angefehen hätten, oder wenn fie niche durch die Furcht vor unfern Waf⸗ ER fen wären zurückgehalten worden, ihr Vorſatz geweſen, ung nieder zu machen. Da ver Hauptmann uns wieder in die Schaluppen hatte fteigen laſſen: fo giengen wir durch Ho— chelays Wohnfig zurück, woſelbſt wir die beyden jungen Knaben gelaffen hatten. Sie waren noch) da: wir fanden aber niemand bey ihnen, als Hochelays Sohn, welcher uns fagete, fein Vater wäre nad) einem Orte gegangen, den er ung nannte, Cr betrog ung mit dieſem Namen e). Sein Bater war in der That weggegangen, allein, um fich zum” Agona zu begeben, und mit ihm dasjenige zu verabreden ‚ was fie wider uns unterneh— men fönnten; und bey unferer Ankunft in der Schanze vernahmen wir von unfern Seuten, daß die Wilden des Landes keine $ebensmiceel und Fifche mehr dahinbrächten, wie fie ſonſt zu thun pflegefen. Ueberdieſes erfuhr der Hauptmann von einigen Matroſen, die er nach Stadacona gefchickt hatte, daß fich eine große Anzahl von diefen Wilden verfammelt haͤt⸗ fe; und gab daher alle nörhige Befehle zur Vertheidigung der Schanze, Anmerkun⸗ Hackluyt, welcher uns dieſe Nachricht erhalten hat, meldet, das Uebrige fehle, und gen über dieſe giebt zur Ergänzung einen Brief von Cartiers Neffen, Jacob Noel, aus St. Malo, Nachricht. welcher fich beflager, daß er die Folge nicht habe wiederfinden koͤnnen. „Ich babe, ſaget „er, in allen Haͤuſern dieſer Stadt geſuchet, wo ich etwas von den Papieren meines verz „ftorbenen Oheimes entdecken zu koͤnnen, geglaubet babe: ich habe aber nichts weiter ge- „Funden, als eine Art von Briefe, in Geſtalt einer Seefarte, die von meines Oheims „Hand gezeichnet worden, und weiche einer von unſern Einwohnern, Namens Cremeur, „im Beſitze Hatz. Moel feger Hinzu, diefe Karte ftelle den Fluß Canada vor; er fey deffen gewiß, weil er ihn bis auf die Sprünge darinnen Eenne, wo er ſelbſt geweſen fey, und vie prünge feyn im vier und vierzigften Grade der Breite: man laͤſe auch auf eben der Karte, und mit feines Oheims Jacob Cartiers eigener Hand gefchrieben; „Die Wilden in Cana- N „da e) Es war Meſung, vermuthlich ein benach⸗ Kuight, Lord of Roberval &c, Ebendaſ. a. d barter Flecken. 240 u. ff. S. Backluyts Sammlung a. d. 236 ©, ) Es wird in der, Erzählung beſchrleben. Die ) Voiage of John Francis de la Roche, Gebäude derfelben waren fehr fhön, ie Ing auf einen in America, VIBuh. Ilm. 3 „ba und Hochelaga haben mir gefaget, daß fand Saguenay fey reich an Foftbaren Edelge- Roberval. »fteinen. Endlich läfe man auch noch ungefähr hundert Seemeilen unter den Sprüngen, , 1542. „auf eben der Karte ein wenig gegen Suͤdweſt: „In dieſer Gegend findet man Zimmet „und Wuͤrznelken, welche die Wilden in ihrer Sprache Canodeta nennen f» Vermurthlich laͤßt ber Geſchichtſchreiber von Neufrankreich daher, weil er von dem Zeit feiner Abe Dafeyn eines Stüces der dritten Reifebefchreibung des Jacob Eartiers nichts gewußt hat, reiſe. Robervaln im 1541 Jahre mit den fünf Schiffen abgehen, ihn eine Schanze bauen, und mit einem Worte, er läßt ihn alles thun, mas man bier vom Cartier gelefen hat, und auch nur von ihm wahr ft, Man bat gefehen, was den Herrn von Roberval noch) in Sranfreich zurückgehalten. Er veifete erft im April des 1542 Jahres, mit dreyen Schif— fen und zwey Hundert Perfonen, Männern, Weibern und Kindern, ab, Eine kurze Erzäh- lung, die ſich auch in Hackluyts Sammlung befindet, belehret uns, er habe den Alphon- ſus von XRantoigne zum Steuermanne, den Herrn von Senneterre zum Lieutenante und Heren von Guinecour zum Fähndriche gehabt. Nachdem er von den Winden beftritten worden, die ihn zwangen, zu Bellile an der Küfte von Bretagne anzulegen, gieng er wieder in See, und den gen des Brahmona- 668 legete er fich auf der Rhede von St, Johann in Neuland vor Anker, woſelbſt er fie benzehn Zifherfahrzeuge fand. Während der Zeit ‚ da er fich daſelbſt etwas aufhiele, ſah Cartiers er zu feinem äußerften Erſtaunen Jacob Cartiern dafelbit anfommen, welchen der Man, Ruͤckkehr nach gel an Lebensmitteln, das Ausbleiben des Unterföniges und die Furcht, von den Wilden an. Frankreich. gefallen zu werden, bewogen hatten, fich mit allen feinen $euten einzufchiffen, und den Weg e wieder nach Frankreich zunehmen, Der P. Charlevoig irret ſich, oder wenigftens ftim- met er mit der Erzählung, die ich anführe, fehlecht überein, wenn er ihn in Roberts Ges folge wieder zurück kehren läßt, welcher ihn theils mit Güte, ‚theils mit angedroheter koͤ⸗ niglicher Ungnade dazu genöthiget, wie er fage, Man fieft Dagegen vielmehr in der an: geführten Erzählung, da ihm der Unterfönig befoblen, ihm zu folgen, fo habeer fich heim: lic) bey der, Mache mit feinen Schiffen davon gemacht, und ſey, obne Abfchied zu nehmen, nach Bretagne unfer Segel gegangen g). Es ift nad) eben dem Zeugniffe, nicht weniger gewiß, daß Roberval nach Neufrank— reich gegangen, den Sommer und folgenden Winter da geblieben , eine fehr fhöne Schan- je unter dem Namen France-Roi dafelbft erbauet ); den Sommer darnad die Reife auf dem Saguenay mit acht Barken that, wovon eine mit acht Franzofen untergieng, worunter zween Evelleute, Namens Noire-Fontaine, und le Vaſſeur de Conftance gezähfet werden; und endlich, daß er noch den zaften des Heumonates 1543 auf dem Sague- nay gewefen. Man findet in der englifchen Sammlung 3) alle die Beobachtungen von feinem Oberfteuermanne Johann Alphonfüs von Kantoigne, um Neuland und an den Küften des Meerbufens, Dieſer geſchickte Seefahrer, welchen einige zum Portugie— fen, andere zum Gallicier machen, wurde gegen Norden geſchickt, um durch diefen Weg eine ehem Berge, nahe an einem großen Fluſſez und Gerechtigkeit und Achtſamkeit, bie geringften Tepe an dem Fuße des Berges waren andere Gebäude, ler zu beftrafen, fehr. die an den Fluß ſtießen, an einem Orte, wo ein Keiner Fluß hinein fiel, Man lobet Riobervale 5) Hackluyt a. d. 237 & Allgem, Keifebefche, XV Band. ; € | 34 Reifen und Entdeckungen Roberval. eine Fahrt nach Oſtindien zu entdecken: allein er gieng nicht über den zweh u. funfzigfien Grad 542 | der Breitehinaus, und man weis nicht, wie viel Zeit er zu dieſer Schiffahrt gebraucher hat, Kobervals Es ſcheint, daß Roberval noch einige andere Reifen nach Canada gethan habe, wie fernere Reifen Charlevoir anmerfet, und daß er auf einer dergleichen Schiffahrt mit feinem Bruder im und Tod, 1549 Jahre etwan umgefommen fey, wovon man dasjenige nachfehen Fann, was bereits davon mitgetheilet worden k), elite | Das I Kapitel. | Reiſen und Entdeckungen gegen Süden von Anerica- Einleitung. Wiederholung der hieher gehörigen Begebenheiten. Bazurto Ungluͤck. Pizarro und Almagro ma⸗ Urſprung des alten Panama, Pedrarias denkt chen fich deffen zu Nuße, woieder auf die Entdecfungengegen Süden. Des Entdeckun⸗ ie viel Sicht auch die Begebenheiten aus ihrer Verbindung erhalten koͤnnen: fs gen gegen würde es doch durchaus unmöglich ſeyn, folche recht beftändig unter denen Unz Süden, ternehmungen zu behalten, die nicht auf einerley Derter gehen, und nicht von einerley Machten gethan , auch nicht zu einerley Zeiten und von einerley Perfonen und in einerley Abfichten fortgefeger worden. Das einzige Mittel, die Ordnung und Deut: lichkeit zu erhalten, ift , daß man den Leſer zumeilen wieder an Erzählungen erinnert, die man nothwendig hat unterbrechen müffen; damit man ihn in einen folchen Gefichtepunet feße, daß er von Daraus fogleich, wenn er fi) des Vorhergehenden wiederum erinnert, auf einmal in Die neue Laufbahn treten koͤnne, die ihm eröffnet toird, Riederho: Wir fheuen uns alfo nicht, ihm wieder zu der Regierung des Pedro Arias Davile, fung der hie- welcher insgemein Pebrarias genannt wird, hinauf zu führen D, welcher ſich den tapfern ber gehörigen Nugnez von Balboa vom Halfe gefchaffet hatte, "und nunmehr fortfuhr, feine Grau: —— ſamkeit in Darien durch blutige Hinrichtungen zu zeigen, und im 1518 Sabre die Stadt & Sants Maria nach Panama zu verlegen. Diefer neue Sitz befam bald eine fehr fihöne Geſtalt. Seine Trümmern find nod) vier Meilen von einer andern Stadt zu fehen, bie Urfprung des man nachher unter eben dem Namen erbauet bat m). Das alte Danama war von keinem alten Pana- großen Umfanger feine Gebäude aber waren bequem und regelmäßig für eine Zeit, wo die * Spanier, wie man vorausſetzen muß, ſich mit der Baukunſt wenig befehäfftigten. In⸗ deffen feßete die Lage der Stadt an dem Ufer eines Sees fie verfhiedenen Unbequemlichkei- ten aus, welche macheten , Daß man vielmals fie zu verändern Dachte, Beltändige Aus: dünftungen macheten die Luft ungefand. Da fie fih über Diefes von Dften nach Welten erſtreckete: fo both fie gleichfam der größten Sonnenhitze die Seite dar, welche es beſchwer⸗ *— ) Sm XV Bande dieſ Sanımf, a. dez SG. m) Herrera 2 Decad: a. d. 647 SG Man fehe den XII Band die, Sammlı ad. ©) Ebendat das. ganze 9 Buch enthält die Ger 299 und vornehml. a d. 2018 ſchichte davon, =) Die Veſchreibung derſelben koͤnmt unten vor,) Es if nicht eben derſelhe den man im XIII Da n — — —— in America. VI Buch. I En > 35 lich machete, auf den Straßen zugeben, und nicht ermangelte, viele Krankheiten nach fich Entdeckung zu ziehen 2), Man hat aber bemerfet, daß Pedrarias, da er ſich an dem Suͤdmeere nie⸗ gegen — dergelaſſen, nicht fo wohl auf die Vortheile dieſer Pflanzſtadt, als vielmehr auf die Zers "Ir nichtung des Werkes eines Menſchen bedacht geweſen, den er feinem Haſſe aufgeopfert hatte, und damit er fi, durch die Entfernung, der Gewalt der königlichen Audiencia auf der Inſel Hifpaniola entziehen möchte, Zwey bis drey Jahre lang bekriegete ex die benachbarten Syndianer , welche ihm den Pedrarias Sieg ftreitig macheten,, aber ftets mit Verlufte ihres Blutes, welches feine Grauſamkeit denkt wieder nicht fehonete 0), Er fann aud) darauf, wie er die Gegenden von Nicaragua bevölfern a die Ent⸗ möchte, deren Entdeckung er fich zueignete. Einer von feinen Officieren, den er nach Hi— * —— ſpaniola geſchickt hatte „um von da einen maͤchtigen Beyſtand zu hohlen, vermochte einen reichen Einwohner, Johann Bazurto genannt, zu biefer Unternehmung, welcher eine große Menge Leute und Pferde dazu aufbrachte. Allein, da fich die Ausräftung etwas in die Sänge gegogens fo vernahm Bazurto bey feiner Anfunft zu Panama, Pedrarias hätte eben Diefes Unternehmen feinem Hauptmanne von der $eibwacht, Kranz Sernans dez von Cordus p) aufgetragen. Er bezeugete fo viel Empfindlichfeie darüber, daß Pe: drarias, um ihn zu befriedigen, ein Vorhaben, welc)es der Krieg aufgehalten hatte, wie- derum hervorſuchete, und ihm die Ausführung deffelben vorfihlug. Diefes beftund dar- Des Bazurto innen, daß man die Entdeckungen in dem Südmeere fortfegen wolle, Man hat gefehen, Ungluͤck. daß fie mit vielem Ruhme vom Nugnez von Balboa angefangen worden g); und Paſcal von Andagoya hatte fie im 1522 Jahre bis nach Cuſco weiter getrieben r). Bazurto er- griff diefen Vorſchlag begierigft. Weil er aber zu Panama nicht allen nöthigen Beyſtand zu einem fo großen Unternehmen fand: fo ergriff er den Entſchluß, nach der Inſel Hiſpa— niola zu gehen, und fich da auszurüften, Der Himmel aber, welcher diefe Ehre andern beftimmete, endigte fein geben und feine Anfchläge zu KTombre de Dios 9. BAER Man erhielt nicht fo bald zu Panama Nachricht von feinem Tode: fo fanden ſich Pizarro und fhon zwo bereits berühmte Perfonen z), die fich in dieſer neu aufgehenden Stadt nieder: Almagro mas gelafien hatten, und dafelbft fehr reich geworden waren. Dieſe ftelleten dem Pedrarias Pen fih deſſen vor, es machete ihm eben Feine große Ehre, wenn er außerhalb feiner Provinz Leute zur?" Ausführung feiner geoßen Abfichten fuchen müßte; und ihre langen Dienfte verdieneten wohl den Vorzug vor den Freinden, Der Statthalter ließ ſich um fo viel leichter dazu überreden, weil er nichts von dem Seinigen dazu gab, und doch allen Vortheil davon zie— ben konnte, da er es in feiner Macht hatte, die Bedingungen vorzufchreiben. Pisarco, Almagro, und Serdinand von Lucca, ein fehr reicher Priefter, der die Würde eines Scholafters bey St, Marien der alten befleider hatte, macheten zuſammen eine Geſellſchaft, deven vornehmfte Artikel enthielten : „es follte dem Pizarıo, den man als einen bandfeften „Mann Fennete, welcher fich lange in den Kriegen wider Die Indianer geübet hätte, Das „Unternehmen aufgetragen werden; Almagro follte alle Beduͤrfniſſe anfchaffen, und für „die Zurüftung forgen, und Ferdinand von u follte den übrigen Aufwand a 2 ie⸗ Bande dieſer Samml. Nucatan entdecken geſehen. 9 Herrera 3 Decad. XII Buch. ad. 448 ©. Dieſer war auf der Inſel Cuba geſtorben. 9) Ehendaf. MD Man fehe den XIII Band a. d. 196. u. f. S. 9) Ebendaf. a.d,160 ©, u) Ehendaf, er Reiſen und Entdeckungen Pizarro Dieſer Vertrag machete viel Redens in Panama, wo man nicht begreifen konnte, wie drey TReife. 1524. 6, vernuͤnftige Perſonen ihr ganzes Vermögen aufwenden koͤnnten, um die Eroberung eis nes Landes zu unternehmen , in welchen man noch nichts, als Moräfte und unfruchtbare Felder, gefunden hatte, Vornehmlich hielt man dafür, fie müßten im Kopfe verrückt feyn, als man den Ferdinand von Lucca zur Befeftigung ihrer Gefellfchaft, die Meſſe leſen ſah, bey welcher er die Hoftie in drey Stücke zerbrach, ein Stück davon felbft nahm, und die beyden andern feinen Gefellfchaftern gab, In ver That fihien auch diefe wunderliche Ver— mifhung von Gottesfurcht, Ehrfucht und Geize einen großen Erfolg anzufündigen, wenn des Pizarro Klugheis nicht vermögend geweſen wäre, alle Arten von Hinderniffen zu überfteigen, Her T Abſchnitt. . Entdeefung und Eroberung don Peru, auf des Pizarro erften Reiſe. Deſſen ſchwache Ausräftung. Er geht von Pana- Molina befuchet einen Wohnplatz. Seltſame ma ab. Menfchenfreffer. Almagro ſtoͤßt zu ihm. Wirfung des Schiefens. Sungfernklofter. Pi Sie entdecken Catamez. Los Riss löfer den Pe: zarro feßet feinen Lauf fort. Meolina bleibt uns drarias ab. Er will die Entdeckungen unter ter den Indianern. Desgleichen ein anderer. brechen. Pizarro behält einige treue Spanier; Pizarros Nückkunfe zu Panama, Urſprung läßt fih auf der Inſel Gorgone nieder, Los des Wortes Peru. Pizarro geht nad) Spa: Rios fehicket ihm ein Schiff. Er geht damit nien und wird Statthalter in Peru; koͤmmt nach Tumbez, ftellet dafelbft einen Apoftel vor. wieder in Panama an. Fa einem Gedichte oder in einer Rede würde eine fo große Materie, als die Entdeckung — und Eroberung von Peru iſt, eine Anrufung verdienen. Wir wollen aber nur bey der hiſtoriſchen Sprache bleiben, und melden, daß Pizarro in der Mitte des Windmonates Deſſen ſchwa⸗ 1524 von Panama abgieng x), Er hatte die Vorſichtigkeit gehabt, und den Paſcal von he Ausrů⸗ Andagoya zu Rathe gezogen, welcher eben die Fahre gethan hatte, und ihn zu feiner Unter: fung. nehmung eben nicht aufmunterte. Die Flotte beftund aus einem einzigen Schiffe, welches die Gefellfchaft gefaufet hatte, eines von denjenigen, die der ungluͤckliche Balboa zu eben der Entdeckung beftimmete, und zweyen Canoten. Der Steuermann war Fernandez Dennste, der Faͤhndrich Salzedo, der Schagmeifter YTicolas von Ribera; und der Bifitater Johann Carillo, welcher die Rechnung für des Königes Fuͤnftheil führen follee, Diego von Almagro wurde zu Panama gelaffen, um eine Verſtaͤrkung von Matroſen, Soldaten und Sebensmitteln zufammen zu bringen, womit er nachzukommen verſpro— chen hatte, Er geht von —* fegelte nach dem Eylande Taboga, welches nur fünf Meilen von dem alten Panama. Panama ift, und gieng zwölf Seemeilen weiter zu ven Perleninfeln, die vom Balboa alſo genannt worden, welcher ſie entdecket hatte. Er nahm daſelbſt Waſſer und Holz ein; wie auch Fütterung für die Pferde; und zwölf Seemeilen weiter von da fand er einen Hafen; welchen er de Ias Pinas nannte, weil er in deffen Machbarfchaft viele Fichtenäpfel fand, Balboa war bis an diefen Hafen gekommen, Alle Soldaten ftiegen ans fand, und das Schiffs⸗ x) Alles, was vorhergieng, und die erſten Muͤh⸗ dem 7 Buche, a. d. 689 u. ff. S. und des1o Buches feligfeiten diefer Unternehmung find aus dem ‚Herre: 2,34. 4 Capitel genommen worden. Man bat fich vn 3 Dead, 6 Buch 13 Cap. a. d. 348 u. ff. ©. aber nur an die vornehmſten Umſtaͤnde gehalten. in America. VI Buch. II Cap. Pr Schiffsvolk blieb allein am Borde. Sie giengen drey Tage lang den Fluß Bine hinauf, pizarro welcher Name bereits von der Neife des Andagoya befannt war, Ihre Beſchwerlichkeit IXeife. 1524. war auf dem fteinichten und unfruchtbaren Boden, ohne den geringften Weg zu haben, oftmals zwifchen jähen Abſtuͤrzen, wo fie nicht die geringfte Erfrifchung fanden, überaus groß. Moralez, einer von den Soldaten, ftarb davon. Sie ſucheten den Caciquen der Provinz. Das Volk hatte die Hütten und Felder verlaffen. In der Verzweifelung, daß fie nichts finden Fonnten, Eehreten fie wieder nach) ihrem Schiffe ganz verhungert und abgemattet, zurück, Allein, anftart daß fie fich dadurch hätten follen abſchrecken laſſen, feßeten fie ihre und Elend fer Schiffahrt gegen Suͤden fort. Zehn Meilen davon, liefen fie in einen andern Hafen ein, wo ner Leute, fie Holz und Waffer einnahmen. Sie rücketen darauf zehn Tage lang unaufhörlich wei: fer, da ihnen die Lebensmittel zu gebrechen anfingen, und fie genöthiget waren, eines jeden Antheil auf vier Unzen Maiz des Tages zu feßen. Das Fleiſch war aufgezehret; und weil fie wenig Gefäße hatten, fo gebrac) es ihnen auch an Waffer, Sie geriethen in ein fo entfegliches Elend , daß fie fich gezwungen fahen, die Knofpen und Sprößlinge von den Palmbaumen abzunagen, welche überaus bitter waren, Sie befamen gleichwohl ein wes nig Fiſch. Eine beftändige Arbeit aber bey fo fehlechten Speifen mußte fie bald ganz kraft— los machen. Sie hatten das Schiff nad) den Perleninfeln gefchickt, um dafelbft einige - Sebensmittel einzunehmen. Unterdeſſen daß man die Nückfunft deſſelben erwartete, be- mübete fih Pizarro, die Schwächften zu tröften, nahm die größten Arbeiten felbft über fich, und ftund befonders den Kranken bey. Eines Tages wurden fie von Ferne etwas helles gewahr, welches fie in Erftaunen fegete. Pizarro nahm einige !Eifenfreffer zu fh, und gieng nad) dem Orte zu, von welchem das Sicht herzufommen ſchien. Er fand vafelbft eine Menge Cocos, Das Schiff Fam über diefes auch mit den Lebensmitteln zurück‘, und ihr bloßer Anblick ermunterte die Kranken wieder. Allein es waren bey deſſen Ankunft ſchon fünf und zwanzig Mann geftorben, Diefe Widermärtigfeit machere, daß man dem Hafen ven Namen Puerto de la Hambre, das ift, Hungerhafen, gab. Sie ruͤcketen darauf noch weiter fort, und am Tage Maria Lichtmeffen erreicheten fie ein Sand, welches fie Daher Candelaria zu benennen Gelegenheit nahmen, Diefes Sand war wegen feiner Feuchtigkeit fo gefährlich, daß ihre Kleiver dafelbft in wenigen Tagen verfauleten ; und es war von Bergen und Gehoͤlzen dergeftalt durchfchnitten, Daß eg ihnen unmöglich war, bineinzudringen. Sie giengen wieder in See, um etwas weiter hin ang Sand zu ſteigen. Ein Weg, der fich den Begierigften zeigete, führete fie, nad) einem Mar- ſche von zwoen Seemeilen, in ein Fleines Dorf, ohne Einwohner , in welchem fie aber viel Menſchen⸗ Maiz, Schweinefleifh, Hände und Füße von Menfihen fanden, welches ihnen zu erfenz freffer. nen gab, daß fie bey einer Nation Menfchenfrefler wären. Sie fehreten wieder nad) der See zu, und gelangeten bald an einem Orte an, den fie Pueblo quemado, das iſt, ver» branntes Volk, nannten. Die Einwohner des Landes befriegeten fie hartnaͤckig, und tödte- ten ihnen fo viele Leute, daß fie gezwungen waren, fich in das fand Chincang zubegeben. Unterdeſſen, daß Pizarro alfo wider das Glück Fampfete, war Diego von Alma Almagro ſtoͤßt gro auf einem Schiffe, das nebft ihm fiebenzig Spanier führete, von Panama abgegan: zu ihm. gen. Er folgete der Küfte bis an den St, Johannisfluß; und da er den Pizarro nicht fand, fo fegelte er ihm nach, und fuhr fort, ihn zu fuchen, bis nach Pueblo quemado, wo ihm verſchiedene Merkmaale zu erkennen gaben, es muͤßten Spanier dahin — Er fon, Große Be⸗ ſchwerlichkeit 38 0 Reifen und Entderfungen - pizarro ſeyn. Die Indianer des Landes, welche durch den guten Erfolg aufgemunfert waren, I Xeife. 1525, den fie wider Pizarro erhalten hatten, empfingen feine Gefellfehafter mit eben der Herzhaf⸗ tigkeit. Sie erneuerten ihre Angriffe ſo oft, daß fih Almagro gezwungen fah, die Kit fte zu verlaffen, nachdem er in dem legten Treffen ein Auge verloren hatte, In den Derleninfeln erfuhr er, daß Pizarro zu Chincana wäre, welches diefen Inſeln gegen über liegt. Er eilete alfo nur, zu ihm zu floßen. Beſchwer⸗ Die Freude, einander wieder zu ſehen, machete, daß ſie alle ihre Beſchwerden den bey Fort- vergaßen. Da fie aber aus fo vielen verdrießlichen Begebenheiten gelernet hatten, daß . ihrer ſie an ihrer beyber geſammten Macht nicht zu viel hätten, in fo wohl vertheidigte Lan— ei der zu dringen: fo fingen fie wiederum an, mit ihrer Fleinen Flotte, die aus zweyen Schiffen, dreyen Canoten und zweyhundert Spaniern beſtund, ver Küfte zu folgen, Das Gluͤck bereitete ihnen noch viele Mühfeligkeiten. Sie fanden eine Menge Fluͤſ— fe, die an ihrer Mündung Kaymanen, eine ; Are von Erocodilen, Haben , welche ftets bereit find, die Menfchen zu verfihlingen Nachdem fie ihre Lebensmittel aufgezeh— ret hatten: fo hatten fie Feine andere Zuflucht mehr, als die Frucht von den Mangles daumen , womit diefes Land bedecfer ift, und wovon die Wurzeln, wenn fie mit See waſſer gewäffert werden, der Frucht einen fehr bittern Gefchmad geben. Ihre Cano— te, die nur duch Rudern konnten fortgebracht werden, arbeiteten ohne Aufhören wider die Ströme , von denen fie nach Norden getrieben wurden, Die Indianer verloren Feine Gelegenheit, fie anzugreifen, und warfen ihnen vor, fie wären Faullenzer, die lies ber anderer Leute Jänder verheeren, als ihr eigenes’ Vaterland anbauen wollten, Sie entdecken Der Berluft vieler Spanier , welche vor Elende, oder durch die Waffen diefer Catamez Wilden umfamen, 'machere, daß fich die beyden Hauptleute mie einander verglichen, es follte Almagro wieder nach Panama zurücgehen, und von da Sebensmittel und neue Leute hohlen. Er Fam mit achtzig Mann wieder ; und diefe Berftärfung gab ihnen Muth, in das Sand Catamez, über die Manglebäume hinaus, zu gehen; welches Sand mittelmäßig bevölfere war, und worinnen fie überflüßig $ebensmittel fanden. Ulber⸗ diefes wurden fie Durch den Anblick des Goldes unterftüget, welches bey denen meiften Voͤlkerſchaften, die fie befucher hatten, febr gemein war, und wovon fie fich zumeilen einen anfehnfichen Vorrath, Durch friedlichen Umtauſch, oder mit Gewalt verfchafferen, Selbft diejenigen Indianer, die fie angriffen, harten das Geficht voller goldenen ‚Mär sel in Löchern ſtecken, die fie fih ausdruͤcklich macheten, dieſen Zierrath hinein zu thun. Mach der Entdefung von Catamez hielten die beyden Haupfleute abermal dafuͤr, fie braucheten noch mehr Leute; und Almagro that eine zweyte Fahre nach Panama, um eine neue Berftärfung von da abzuhohlen, da Pizarro unterdeffen in einer Eleinen In— 156. ſel warten wollte, die fie Ballo nannten, Es waren aber inzwifchen viele Veraͤnde⸗ — rungen in Goldcaftifien vorgegangen. Pedrarias hatte aufgehörer, daſelbſt Befehlshaz Los Rios lo⸗ ber zu feyn; und Pedro de los Rios war aus Spanien gekommen, ihm in der fetden Pedra⸗ Statthalterſchaft zu folgen. Diego von Almagro befücchtere, er möchte ihn nicht ſo rias ab— geneigt finden, zu den Entdeckungen behuͤlflich zu ſeyn. Er weigerte ſich auch wirklich, feine Einwilligung zu neuen Werbungen einiger Leute zu geben, nachdem er ihm am fänglich einigen Beyftand bewilliget Harte, welcher zu der Größe der Unternehmung nicht genug war, noch auch binlänglich, dem Elende abzuhelfen, worinnen ſich Pia : : au in America. VI Buch, II Cap. 39 auf der Inſel Gallo befand. Almagro kehrete zum Pizarro zuruͤck, den er in der Pisarıo größten Noth fand, Sie kamen in einen Zanf mit einander über bie Sangfamkeic I Reife 1526, des Almagro, welcher bey feinem Hin - und Wiedergehen ‚um ihnen Beyſtand zu ſu— er chen, nichts auszufteben hätte, da die andern inzwilchen vor Hunger verfchmachteten, Ihr Wortwechfef darüber wurde ſo hitzig, daß fie zum Degen griffen. Der Schatz⸗ meiſter Ribera und der Steuermann Bartholomaͤus Ruiz, aber legeten ſich noch dazwiſchen. Sie verdammeten auch ſo gleich ihre Hitze, umarmeten einander wieder, und wurden einig, Almagro ſollte noch einmal zugeben, und beym Los Rios an« halten, ihnen beyzufpringen 3). | Einige von des Pizarıo Leuten, welche durch dasjenige, was fie ausgeflanden hat- Er will die en, abgeſchrecket worden, und wegen des Zufünftigen zitterten, haften an ihre Freunde Entdeckungen nach Panama geſchrieben, welche den Statthalter erſucheten, er möchte doch) nicht er. unterbrechen. lauben, daß eine noch größere Anzahl Spanier auf einer fo gefährlichen Linternehmung umfäme, fondern daſuͤr Befehlen, es follten diejenigen zurückkommen , die ſich ungluͤck ſeliger weiſe damit eingelaſſen haͤtten. Los Rios ſchickete auch einen Lieutenant, Na— mens Tafur, aus Cordua gebuͤrtig, ab, welchem aufgetragen war, diejenigen zuruͤck⸗ zufuͤhren, die mit ihrem Schickſale nicht zufrieden waͤren. Die meiſten ergriffen dieſe Gelegenheit, nach Panama zurückzukehren, mit Freuden. Es fanden ſich nur ihrer dreyzehn und ein Mulatte, die ihre Ergebenheit für den Pizarro auf eine ausneh= mende Art zeigeten. Weil die fpanifche Monarchie die Provinz Peru ihrer Beftändig- keit zu danken hat, fo. verdienen ihre Mamen die Sorgfalt, die man gehabt bat, uns folhe zu erhalten Herrera erzaͤhlet uns diefe ganze Begebenheit mit folgenden Umftänden 2), Un» Phzarrs ker geachtet Tafur geſonnen war, alle Seute mit fich hinweg zu. nehmen: fü wurde er doch Bält einige aus Bewunderung für den Pizarro eingenommen, welcher ihn erſuchete, ihm nur ei treue Spa⸗ nige da zu laſſen. Tafur ftellete fih an das eine Ende des Schiffes, und lich nach⸗ mier. dem ev einen Strich queer über gemacht hatte, den Hauptmann- Pizarro mit den Sok daten an Das andere Ende des Schiffes treten; und ſagete, es follten diejenigen , die nad) Panama gehen wollten, zu. ihm auf feine Seite fommen ; diejenigen aber, die nicht über den Strich gehen. würden, follten da bleiben, Es blieben alſo nur allein ihrer Drenzehn und ein Mulatte, welche aus Mitlelden gerübret wurden, da fie die Beftändigfeit und Großmuth ihres Hauptmannes fahen, und um ihn nicht allein. zu laſſen, fih erbothen, fuͤr ihn zu fterben, und ihm zu folgen, er möchte auch hingehen, wohin er wollte, Dieſes waren Chriftopb von Deralts, Nicolas von Ribers, Domingo von Seralize, Franz von Euellar, Deter von Candis , Alonſo von | WMolina, Peter Aleon, Garcia von Feres, Anton von Carrion, Alonſo Bri⸗ fegno, Martin von Pas, Johann de la Torre und Bartholomaͤus Ruiz, Als Pizarro fie fo entfhloffen ſah, ihn nicht zu verlaffen : fo freuete er ſich ungemein dar— über, dankete Gott und umarmete fie, Diefe Waghaͤlſe, deven. Ergebenheit und Herzbaftigkeit alles war, wozu der Haupf- Sein außer⸗ Mann Pizarro feine Zufluche nehmen. Fonnte, macheten fih Hoffnung, eines yon de— ordentlicher em Schiffen zu. behalten, welche Tafur mitgebracht hatte, Allein, alfe ihr und ‚Des Muth. Pizar⸗ Ebendaſ. X Buch. 2 Can. Ebendaſ. a. d. 732, u. 533 8. BB. © Reiſen und Entderfungen piʒzarro Pizarro Bitten konnten dieſen Officier nicht bewegen, welcher ſich befuͤrchtete, dem I Reife 1526. Statthalter zu misfallen. Er verſprach ihnen nur bloß, um fie zu troͤſten, es ſollte ihnen Almagro, deffen Gefinnungen er Eannte, eines von Panama ſchicken. Diefe Hoffnung bewog den Pizarre, folches in’ einer Inſel zu erwarten, die er Gorgone genannt hatte, mo er verfichert war, Waſſer zu finden, und mit dem wenigen Maize, den er noch übrig hatte, fo fange leben zu koͤnnen. Der fchlechte Zuftand feines Schiffes Hinderte ihn nicht, einige Indianer von beyderlen Gefchlechte, die er auf der Küfte Tumpie oder Tumbes mitgenommen hatte, einzufhiffen. Als ev den Leute: nant Tafur verließ: fo vertrauete er ihm zwey Schreiben an; eines an den Statt— halter, dem er es verwies, daß er ihm feine feute weggenommen häfte, und der Krone Spanien durch die Hinderniffe, die er feiner Unternehmung in den Weg legete, einen ſchlechten Dienft leiftere, das andere an den Don Diego Almagro und Ferdinand von $ucca, die er inftändigft erfuchete, ihm beyzuſpringen. Befchaffenheit Das Eyland Borgone, welches diejenigen, die es gefehen haben, mit der Hölle der Inſelor⸗ vergleichen, erwecket in der That diefe Borftellung durch die ſchwarze Dunkelheit feiner gone. - Gehölze, die Höhe feiner Berge, den beftändigen Negen, die übele Befchaffenheit der Luft, deren Dicke die Sonne niemals durchdringe, und vornehmlich Durch die uns geheure Menge des fliegenden und Eriechenden Ungeziefers, womit es angefüller it. Seine tage ift drey Grad Morderbreite und fein Umfang etwan drey Seemeilen. Diefes war der ZufluchtSort, welchen Pizarro bey feinem Verdruſſe erwaͤhlete, ſowohl um fich den Angriffen der Indianer an einem fo einfamen Orte zu entziehen, als um ſich Waffer zu verfchaffen, welches ihm. auf der Inſel Ballo gefehlet hatte, Pizarro laͤßt Der Aufenthalt, welchen er viele Monate lang daſelbſt gehabt, verdienet, zur Ehre ſich dafelbft feines Muthes, eine Beſchreibung. „Seine Leute, faget Herrera a), baueten fich das nieder. „felbft Hütten und zimmerten ein Canot, in welchem er felbft ausfuhr und Fifche fing, „zu eſſen. Zu anderer Zeit gieng er aufs Feld und toͤdtete gewiſſe Thiere, Guado— „quinsres genannt, die ein wenig größer find, als die Hafen, deren Fleiſch aber bef „fer iſt. Er befchäfftigte fi damit nur zur Unterhaltung feiner Gefährten, ungeach— „tet des beftändigen Regens, des Donners und der Befchwerlichkeiten von den Mose ‚quiten. Peralta und ein anderer wurden krank; und um fie zu erquicden, ließ er „fie von dem Fleiſche diefer Guadoquinares eſſen. Es fand ſich auch eine Art Früchte „wie Eaftanien dafelbft, die eben fo gefchit zum Abführen waren, als die Ahebarber, „Ein Caftilianer, welcher folche gegeffen, dachte, er müßte davon fterben, Es gab „auch noch andere Fleinere Früchte dafelbft, die fehr faftig waren. Sie trafen eine „Menge Sifche in den Höhlen der Felfen an. Sie fanden dafelbft auch ungeheure und entſetzliche Schlangen, die aber Feinen Schaden tbaten. * Huch gab es noch fehr große „Affen, bunte Katzen, Nachtvoͤgel und andere Thiere auf dem Felde dafelbft. Unter „den Bäumen waren Pfauen, Fafanen, und dergleichen Vögel, Es Fam daſelbſt „ſehr gutes Waffer von dem Berge herunter. In allen Monaten des Jahres wäh „rend.des Neumondes koͤmmt gegen der Sonnen Untergang, an gewiffen Orten der „Inſel, eine unendliche Menge Fifche an, die fie Agujas und im Sranzöfifchen Aiguil⸗ „tes (Madeln) nennen, welche trocken auf dem Sande bleiben; und die Erik „wel⸗ ) Ebendaſ. 3 Cap. a. d. 754 ©. in America. VIBuh. IE 4 „welche ſehr geſchickt waren, erwarteten ſie und ſchlugen ihrer ſo viel ſie wollten, mit Pizarro „Stecken todt. Sie fingen auch Perroquete, Tiburonen und andere Fiſche, Daß es I Reife 1526. „ihnen alfo bey dem Maize, den fie noch) hatten, an $ebensmitteln nicht fehlete. Sie „danfeten Gott alle Morgen, und des Abends betheten fie das Salve Regina und an- „dere Gebethe in den Tägezeiten. Sie wußten die Fefte und hielten Rechnung wegen „der Freytage und Sonntage, fo daß fie Gott aus ihren großen Mühfeligkeiten befreyete, „da fie alfe diefe Ordnungen beobachteteny. As Tafur wieder nah Panama zuruͤckgekehret war: fo machete er dem Statt- Los Rios ſchi⸗ Halter eine folche Abfhilverung von des Pizarro Herzhaftigkeit und Elende, daß fie die et ihm end: Macht Hatte, ihm zu erweichen, jedoch ohne ihm den Entſchluß einzugeben, ſolchem 19 ein Schiff. benzuftehen. Er glaubete, genug gethan zu haben, daß er ihm Gelegenheit angebo— then, zuruͤckzukommen; und gab zur Antwort, es wäre feine Schuld, wenn er um: kaͤme. Diejenigen, welche Tafur zurückgebracht hafte, macheten eine fo ruͤhrende Er: zaͤhlung von allem, was fie ausgeftanden hatten, daß man fie ohne das äußerfte Mitleivennicht anhören Fonnte, Almagro und Iucca wurden bis zum Thränenvergie- Ben erweicht. Sie lagen dem Statthalter an, ftefleten ihm das Unrecht vor, welches er der Krone erwieſe, und droheten ihm fo gar, ihre Klagen bey dem Kaifer anzubrin- gen, Endlich bemilligte Los Rios entweder aus Mitleiden oder aus Furcht vor dem Hofe, oder auch aus Liebe zu dem Golde, womit die Ueberläufer zurücigefommen wa- ven, ihm ein Schiff zu geben. Damit er aber doch ftets ven Schein einer abfchlägi- gen Antwort dabey behielte, fo fagete er, es gefchäbe folhes, um dem Pizarro noch — einmal das Mittel anzubierhen, zurüc zu kommen. Darauf ſtellete er ſich, als ob es ihn gereuete, daß er fich fo leicht bereden laffen, und befahl dem Caftaneda, das Schiff mit einem Zimmermanne zu befichtigen, und zu fagen, es faugete zur Schiff- fahre nichts. Allein, dieſe beyden Leute antworteten ftandhaft, das Schiff wäre gut. Es wurde ihm alfo gleichfam unmöglich, fein Wort wieder zuruͤck ‚zu nehmen; und feine letzte Zuflucht war, dem Pizarro, bey großer Strafe befehlen zu laffen, er follte innerhalb fehs Monaten zurückkommen und ihm von feinem Unternehmen Nechenfchafe geben 6). Man erfennet aus diefer Aufführung des Statthalters, wie verlegen ein Dberhaupt iſt, welches eine Unternehmung wuͤnſchet, und doch den Erfolg derfelben nicht über fich nehmen will, | Da indefien Pizarro und feine Gefährten viele Monate ohne den geringften Schein Er gebt damit eines Beyſtandes hingehen ſahen: fo fingen fie an, fich für verlaffen zu halten. In nach Tumbes. diefer Berzweifelung waren fie bedacht, fih aus den Trümmern ihres Schiffes, wel: ches nicht fo lange, als fie, der Luft in Gorgone hatte miderftehen koͤnnen, eine Iloße zu erbauen, um fich der Küfte zu nähern und zu Panama ans Sand zu fteigen. Diefer Entſchluß war feft gefaffer, als fie das Schiff entdecketen, welches man ihnen ſchickete. Anfänglich hielten fie es nur für ein Seethier, oder für ein Wrack, das von den Wellen getrieben würde, So gar bey Erblickung der Segel getrauefen fie fih nicht, dasjenige davon zu glauben, was fie Doch fo heftig wuͤnſcheten. Machdem fie es endlich erkannt hatten: ſo uͤberließen fie fih allen Entzuͤckungen ber Freude. Pizarro machete ſo gleich einen neuen Anſchlag. Er faſſete den Entſchluß, Ge⸗ ange⸗ 5) Berrera am angeſ. Orte X Buche 4 Cap. Allgem, Beifebefchr, XV Band. 5 ⸗ 42 x Reiſen und Entdeckungen Pizarro fangenen unter des Paez und Truxillo Aufſicht auf der Inſel zu laſſen, da dieſer I Reife 1526. heyder Geſundheit ohne dieß fo ſchwach war, daß fie die See nicht ausftehen konnten — Exr felbft aber wollte mit den andern unter der Anweiſung zweener Yndianer aus Tumbes, die er fich durch feine Liebkoſungen gewonnen baste, und welche anfingen, ein wenig Spanifch zu verftehen, gerade nach Diefem Sande gehen. Er nahm feinen Lauf gen Südoft, da eridie Küfte hinauf fuhr; und nach einer befehwertichen Schiffahrt von ein und zwanzig Tagen gelangeten fie - unter einer Inſel Inſel St. an, die wor Tumbes nahe bey Puma liege. Er nannte fie St. Clara. Sie wat Clara nicht bevölkert: die benachbarten Indianer aber fahen fie für ein heiliges fand an, well Göoͤtzen und NE zu gewiffen Zeiten gewiſſen fteinernen Goͤtzen, welche die Spanier nicht ohne Erz ferne und ftaunen anfahen, große Opfer auf derfelben brachten. Das vornehmfte unter dieſen geldene Arbei: Gögenbildern hatte einen Menfchenfopf von ungebeurer Geftalt, Sie bemerketen aber ten daſelbſt. mit mehrerer Freude, daß ihre Fuͤhrer fie in der Meynung, die fie ihnen von dieſer Küfte beygebracht, nicht hintergangen hatten. Sie fanden an vielen Orten der Inſel eine Menge von kleinen ſilbernen und goldenen Werken, als Haͤnde, und Weiber brüfte, Köpfe und vornehmlich ein filbernes Gefäß, welches über drey Noͤßel halten konnte. Sie fanden auch Decken von gelber Wolle, ſehr huͤbſch und mwohlgearbeiter c) Ihre VBerwunderung darüber war überaus groß; und Pizarro konnte fich über die Abreife feiner erften Gefährten nicht zufrieden geben, mit: denen er etwas wichtiges hätte unternehmen Fünnen, Die Indianer verfiherten ihn, alles dasjenige, was er bier fahe, wäre in Vers gleihung der Neichthümer des Sandes noch nichts. Den andern Morgen, nachdem fie wieder unter Segel gegangen waren, entdecketen fie gegen neun Uhr eine fo große Sie kommen Flöße, daß fie ſolche anfänglich. für: ein Schiff hielten. Bald darnach entdecketen fie nach Tumbes. noch vier andere, Auf einer jeden waren funfzehn Indianer, die feine Schwierigkeit macheten, fich aufzuhalten, als fie zwey Leute von ihrem Volke auf. dem caſtilianiſchen Schiffe ſahen. Sie giengen nach Puna, um die Indianer dieſer Gegend zu bekriegen. Ihre Neugierigkeit aber, den Bau des Schiffes und die Kleidung der Spanier recht zu befehen, machete , daß fie leicht wieder nach der Küfte zucück£ehreten. Bartholo⸗ maͤus BRuiz, ein Steuermann, deſſen Einſicht man bereits geruͤhmet hat, beobachtete das Land bey feiner Annäherung; und da er nicht den geringſten Schein einer Gefahr wahrnahm, fo legete er ſich auf der Rhede von Tumbes vor Anker, Darauf ließ Pizarıo den Indianern auf den Flößen fagen, feine Abficht wäre, ihre Freundſchaft zu ſuchen, und er bäthe fie, folches ihren Caciquen zu melden. Es dauerte nicht fange, fo ſah man einen Haufen anderer Indianer evfcheinen, welche die Bärte und Kleider der Fremden bewundertem Der benachbarte Cacique, welcher glaubete, fie wären vom Himmel geſchickt, ſaͤumete nicht ‚ ihnen. auf zehn bis zwoͤlf Stößen allerhand Fleiſch und Früchte und verfchiedene Arten vom Getränken in goldenen und filbernen Gefäßen zu ſchicken. Pizarro erftaunete, unter Diefen Erfris ſchungen, ein Schaf zu ſehen. Es war folhes ein Geſchenk ven den Jungfern des Tempels. Ein Bedienter des Cacique verſicherte die Spanier, ſie koͤnnten ohne Mistrauen ans Sand ſteigen, und nehmen, was fie zu ihren Beduͤrfniſſen für nörhig / erach⸗ ) Ebendaſ. a, d. 737 ©, in Aınerica- VI Buch. U Cap. 43 erachteten, Pizarro ſchickete in einer Schaluppe einen Matrofen, Namens Bocca Ne⸗pizarro gra ab, welchem die Indianer mit guter Gefälligkeit fünf Tonnen Waſſer einnehmen IXeife 1526. - "halfen, Der Bediente, welcher Orgo hieß, fuhr fore, fih durch die Dolmetfcher zu erflären und verſchiedene Fragen zu thun, worauf Pizarıo antwortete, er kaͤme aus Caftilien, wäre eines fehr mächtigen Königes: Unterthan, und bäffe auf feinen Befehl eine Reife durch ein großes Theil der Welt gethan, um die Indianer zu be: Pizarro ſtellet lehren, daß die Gottheiten, die ſie anbetheten, falſch wären, und um ihnen einen einen Apoſtel Gore, Schöpfer Himmels und der Erden, befannt ‘zu machen, welcher ‚denen, die feine Gebothe hielten, ewige Seligkeit verfpräche, Er redete von einem finftern Orte voller Feuer, welcher zur Beftrafung derjenigen beftimmet wäre, die ihn nicht erken⸗— neten. Orgo, faget der Geſchichtſchreiber, d) ſchien über dasjenige, was man ihm fagete, erſchrocken zu feyn, und fand dennoch) niche weniger Vergnügen , caftilianifchen, Wein zu trinken, den er weit. beſſer, als feinen befand, Man. fehenkete ihm eine ei— ferne Art, woraus er fich fehr viel zu machen fehlen, und, einige europaͤiſche Kleines dien für feinen Caciquen. Ben feinem Weggehen bath er den Hauptmann, einige von, feinen Seuten ans fand fteigen zu laſſen. Alfonſus von Molina ließ fihs gefallen, ihm mit einem Neger, welcher dem Pizarro dienete, zu folgen e). As fie am Ufer waren, fo bezeugeten alle —— die, ſich daſelbſt verfam- Molina beſu⸗ melt hatten, eine gleiche Verwunderung über die Weiße des einen und Schwaͤrze des het einen. andern. Sie wuſchen den Neger, um zu verfuchen, ob fie feine Farbe herunter bringen Wo — koͤnnten. Molina machete keine Schwierigkeit, ſich in einen benachbarten Wohnplatz führen zu laſſen, welchen Herrera die Tumbesſchanze nennet, weil man durch drey Thore hinein gieng und er mit fuͤnf bis ſechs Mauern umgeben war. Er ſah daſelbſt Erſtaunet üßee ſehr ſchoͤne ſteinerne Gebaͤude, Graͤben, außerordentliche Fruͤchte, Schafe, die den den Reich— kleinen Kameelen glichen, und Weibesperſonen, deren Pug und Schoͤnheit er bewun—- thum daſelbſt. derte. Die goldenen und ſilbernen Gefaͤße waren daſelbſt ſehr gemein, und alles gab einen großen Schein von Reichthum. Die Erzaͤhlung, welche der Spanier bey ſeiner Zuruͤckkunft in dem Schiffe davon machete, erweckete daſelbſt große Freude, und ließ es den Pizarro beſeufzen, daß er fo ungluͤcklicher Weiſe von feinen Luten verlaf- fen worden, Der Zuftand feiner Macht ließ ihm Feine Hoffnung, den gevingften Nu - Gen von einer ſo fhönen-Entdekung zu ziehen. Er ließ nur allein einen gefchickten Kriegesbaumeifter, Peter von Candia, ausfteigen, um noch mehr zu beobachten, und vornehmlich zu erforfchen, wo man den Dre anzugreifen verfuchen, Eönnfe, mern man mit einer zahlreichen Flotte wieder kaͤme. | Eandia wurde, in Begleitung eben deſſelben Negers, auf eine angenehme Art Seltfame empfangen: Sie führeten ihn fo gleich. nach dem’ Wohnplage, Da der Cacique, wel- Wirkung des chem er vorgeftellee wurde, ihn mit einer Flinte bewehret fah: fo wollte er deren Gebkauch CHEM wiſſen. Candia that einen Schuß gegen eine nahe Planke, welche Die Kugel leicht durchbohrete. Der Knall und die Wirkung fegeten die Indianer in ein folches Schre— Een, daß einige Davon niederfielen und die andern ein großes Geſchrey erhoben. Der Caeique war. viel unerſchrockener: er ſchwieg aber vor Erſtaunen ſtill, und ließ einen Tieger und Löwen herhohlen, die er unter vielen andern wilden Thieren hatte, und bath den Spanier, noch einmal zu ſchießen. Der Schuß ließ nicht allen noch einen 2 großen A) Ebendaſ. a. d. 759 ©. j e) Ebendaſ. a. d, 750 © —7 Br 2. Reife und Entdeckungen Pissero großen Theil Indianer zur Erde niederfallen, fondern erſchreckete auch die beyden Thiere 1 Reife 1526. dergeſtalt, daß fie fich dem Candia mit vieler Sanftmuth naͤherten f), Der Cacique befahl, ſie ſollten wieder zuruͤckgefuͤhret werden. Er wandte ſich Darauf zu dem Spas nier, welchem er einen Landestrauk reichen ließ, und fagete zu ihm, mit einem Ge fichte voller Verwunderung: „Trink denn, weil du einen fo entfeglichen Knall macheft, „Du gleichft in Wahrheit dem Donner des Himmels ,,, Sungfern: Candia befah den Dre und wurde in ein Sungfernflofter geführe, die man Ma⸗ kloſter. maconas nennete. Sie waren dem Dienſte der Goͤtzen gewidmet, und hatten den Caciquen um die Erlaubniß bitten laſſen, ihn zu ſehen. Sie beſchaͤfftigten ſich, aller⸗ hand Arbeiten aus Wolle zu machen, und die meiſten waren von ſeltener Schönheit g)- Endlich gieng Candia wieder zu Schiffe, und brachte noch weit wunderſamere Nach⸗ richten mit, als die erſten waren. Er hatte nicht allein ſilberne und goldene Gefaͤße, ſondern auch viele Goldſchmiede und andere Handwerfsieute gefehen, Eben vdiefelben Metakle fehimmerten in dem Tempel in Platten, die auf verfihiedene Arc gefaflet wa⸗ ven, Die Schönheit der Mamaconas, welcher Name Sungfern der Sonne heißt, rührete vornehmlich die Einbildungsfraft der Caftilianer. Sie erfucheren den Himmel | durch eifriges Geberh, er möchte fie doch mit befferer Begleitung in ein fo allerliebftes Sand wieder zuruͤckkehren laffen , und fie zu Herren deffelben machen 5). Da fie aber bald erfuhren, daß der Cacique von Tumbes nach Duito gefchicket hatte, um dem Könige Guaynacapa ihre Ankunft zu melden: fo hielten fie dafür, die Klugheit erfaubere ihnen. bey einer fo Fleinen Anzahl nicht, ſich dem Eigenfinne eines Fürften auszufegen, vor deffen Macht fie ſich aus allen Anfcheinungen fürchten müßten, | Mn Pizarro feet Sie behielten einen von den Indianern aus Tumbes bey fih, und giengen wie⸗ feinen Lauf der unter Segel. Sie rückeren bis auf den fünften Grad füdlicher Breite fort, wo um fie den Hafen Payta entdecketen, der nachher in allen Nachrichten vonätiefer Küfte fo berühme iſt. Weiter Hin fanden fie'den Hafen Jangerata, bey welchem fie fich unfer einem Fleinen Eylande, welches aus großen Felfen beftund, vor Anker legeren, wo fie ein erfchreckliches Geheule hörsten. Weil fie aber bereits gewohnt waren, über nichts zu erſtaunen: fo ſchicketen .fte einige Waghälfe dahin, von denen fie bald er= fuhren, daß dieſes Gelärme von einer ungeheuren Menge Seewoͤlfe fäme. Sie fegel- ten um das Vorgebirge binum ‚ ‚welches fie El Aguza nannten, und fuhren: fort, an der Küfte binzufahren, wo fie in einen Hafen einliefen, der von ihnen den Mas men des h. Kreuzes erhielt. Das die In: Es hatte fid) ſchon der Ruf von einer kleinen Anzahl Ausländer, die zum erſtenma⸗ — —* ihe le in diefen Meeren erſchienen, in allen benachbarten Laͤndern ausgebreitet, „Man berich- tete von ihnen, fie wären weiß und bärtig, fie thäten niemanden etwas zu Seide; ſie rau⸗ „beten und mordefen nicht; fie gäben dasjenige gern‘, was fie hätten; fie wären fromm, „leutſelig zc. ö),, Diefer Ruf war von einem ungemeinen- Bortheite fir ihre Unterneh⸗ mung, Gie ländeten an feiner Rüfte an, wo die Indianer nicht haufenweife herzueifeten, Höflichkeit ei: und fie mit eben fo vielem Vertrauen ‚ als Freude, empfingen, In einem tande, Capul⸗ ner nblagis lana genannt, lag man ihnen, im Namen einer vornehmen Frau desdandes, ſehr an, ſich ſchen Dame. in ? ea F) Der Gefchichtfchreiber bemerket, diefe Sahe 9) Und and fehr verlicht, feger Herrera hinzu. wuͤrde für wahr gehalten. Ebend,a.d.7aC, , D Ebendaf..a, d. 73 ©, Er . in America VI Buch. II Cap. eo ze etwas aufzuhalten, weil folche auf bie Erzählung ‚ die man von ihnen machete, hoͤchſt be- Pisarro gierig war, fie zu fehen, und fie verfichern ließ , es follte ihnen an nichts fehlen, Pizarro, I Reife. 1526. welcher über diefe Höflichfeit ſehr geruͤhret war, ließ zur Antwort geben ‚ die Umſtaͤnde lit— ten es nicht, daß er ans Sand ſtiege: er ſegelte aber voller Erkenntlichkeit wegen diefer Eh⸗ ve ab, und würde eilen, bald wieder zurück zu kommen A). Etwas weiter gegen Suͤden / ſetzete ein widriger Wind die Caftilianer vierzehn Tage lang in die äußerfte Unruhe, Sie thaten nichts anders, als daß fie fi) dreheten, ohne an die Küfte kommen zu koͤnnen, die fie nicht aus dem Geſichte verloren, Das Holz und die gebensmittel fingen an, ihnen zu gebrechen, Als fie fich endlich dem Ufer genähert hat- ten: fo hatten fie kaum Anker geworfen, da fie fich von Flößen, die mit allerhand Erfri- fhungen beladen waren, umvinger ſahen. Weil fie aber auch Holz braucheten < fo ließ Pizarro den Alonfo Molina mie den Indianern ans Sand geben, folches zu holen, Un- Molina bleibe fer der Zeit wurden die Wellen fo ſtark, daß er ſich aus Furcht, feine Taue zu verlieren unterden Zw: und an den Klippen.der Küfte zu feheitern , nicht enthalten konnte, die Anker zu lichten, dianern. Molina hatte alfo das Unglück, unter den Indianern gelaffen zu werden: man glaubete aber, daß er bey einer fo ſanftmuͤthigen Voͤlkerſchaft in Sicherheit wäre. Das. Schiff wurde darauf von dem Winde bis nach Coluque, zwifchen Tangara und Chimo, ver: ſchlagen, wo nachher die Städte Trupillo und San Miguel erbauer find, * Die Einwoh- ner dieſes Landes bezeugeten durch ihren Eifer und Fleiß, Waſſer, Holz; und $ebensmittel zu Schaffen, fo viele Seutfeligkeit, daß ein Matrofe, Namens Bocca⸗ Negra, welcher durch Desgleihen ihre Gemürhsart und den Ueberfluß des Sandes gereizet wurde , freymwillig das Schiff ein anderer. verließ, und dem Hauptmanne fagen ließ, er möchte nicht auf ihn warten, weil er ent ſchloſſen wäre, bey fo wadern Seuten zu bleiben Z). Pizarro ſchickele fogleic) ans fand, um fich zu erfundigen , ob foldhes nicht eine $ift von den Indianern wäre, die ihn vielleicht wider feinen Willen zurück hielten. Allein, fa Torre, dem er ſolches aufgetragen hatte, berichtete ihm, der Matrofe bliebe bey. feinem Vorſatze; er wäre freudig und vergnügt, und die Indianer, welche über die Gewogenheit, die er gegen fie bezeugete, erfreuet waͤren, haͤtten ihn auf eine Tragbahre gefeger, und trügen ihn auf ihren Schultern, ihn im Sande fehen zu laffen.. La Torre hatte Heerden Schafe, fehr wohl gebauete Felder, ei- ne Menge Fluͤſſe, deren Ufer mic fehr grünen Bäumen befeget waren, und alle Anfchei- nungen von einem guten und fruchtbaren Sande bemerfet, Die erſten Caſtilianer gaben den Namen Övejas denen Thieren, die man hier Llanos nannte , weil fie eine fchöne Wolle tragen, und fanftmüthig und häuslich find, wieroohl fie der Geſtalt nach nicht fo ſehr den Schafen, als den Kameelen von einer fleinen Art ‚ gleichen m), Pizarro getranete ſich nicht, feine Entdeckungen mit fo wenigen Leuten weiter zu frei: Pizarro kehret ben, wovon ein Theil zu murren anfing. Er fuhr ein wenig in den Fluß Puechos zuruͤck nad oder la Chica binein, nahm dafelbft einige Indianer mit, um fie zu unterrichten , und Panama. zu Dolmetſchern zu brauchen, und da er mit feiner‘ Fahre zu Santa anbielt, fo gab er dem inftändigen Anbalten feiner $eute nach, welche ihre Ruͤckkehr verlangeten, und ihm da⸗ bey verfprachen,, fie wollten ihm folgen, wenn er im Stande wäre, fich in einer Gegendin Anfehen zu fegen, die fie für die befte und reicheſte von der neuen Welt anfahen, Sie wa⸗ 2). Ebendaf. 0.d,764 ©, HD Ebendaſ. a.d. 765 ©. R) Ebendaf. | - 23) Ebendaſ. a. d. 765 ©. 46 Reiſen und Entdeckungen Pizarro ven gewohnt, ſolche Biru von dem Namen eines Fluſſes zu nennen, welchen Anda⸗ LReiſe. 1526. goya, wie man bemerket hat, entdecket Hatte; und daher koͤmmt, mit einiger Veraͤnde— — des rung, der Name Perum), unter welchem man viele Staaten begriffen bat, die damals Tramens Pe: verſchiedene Namen fuͤhreten. Alle Gefchichtfehreiber beobachten, daß die Indianer keinen un. allgemeinen Namen für diejenige weite Strecke Landes hatten, die gegen Norden von Dopayan, gegen Süden von Chili, gegen Often von dem Sande der Amazonen, und gegen Werten von dem Suͤdmeere begränzee wird. : J Zuſtand des Obgleich Pizarro keine ſo lange und beſchwerliche Reiſe gethan hatte, ohne ein wenig Vermögens Gold mitzubringen: fo ſah er ſich doch, bey ſeiner Zuruͤckkunft in Panama, zu Ende des 15260 des Pizarro Jahres aͤrmer, als er gewefen, da er von Spanien abgereifet, ſein Gluͤck in der neuen - ——— Welt zu ſuchen. Seine Geſellſchafter, welche die reichſten Einwohner in Goldeaſtilien gez pe: weſen, haften, fo wie er, alfe ihr Vermögen auf ihre gemeinfihaftliche Unternehmung gez wandf, und fid) noch über dieſes fehr tief in Schulden geſtecket. Der Statthalter ſchie itzo weniger geneigt zu ſeyn, als jemals, zu einer neuen Unternehmung Vorſchub zuthun; und er fah alfo Fein anderes Hilfsmittel zu Unterftügung feiner eigenen Hoffnung, als daß er eine Reiſe nach Hofe that. Man meldet uns nicht, was er für Gelegenheit gehabt Er geht nach dieſen Anſchlag auszuführen. As er aber nach Spanien gefommen war: fo ftellete e Spanien, und dasjenige vor, was er unterhommen ‚ was er erlitten, was der Erfolg davon geweſen, und N was für Vortheile er für die Krone davon einzuerndsen verfpräche. Da er fich erborh, feiz “ "ne Unternehmung wieber anzufangen: fo verlangete er die Statthalterſchaft über das Sand, welches er entdecket hatte, und zu erobern hoffete. Dieſe Gnade wurde ihm unter denen Bedingungen bewilliget, die damals gebräuchlich waren, das ift, er follte alle Koſten, wie auch die BefchwerlichFeit und Gefahr der Eroberung über ſich nehmen; wobey viel Geſchichtſchreiber mit Verwunderung anmerken, daß weder Columbus, noch Eortes, no Balboa, noch Pizarro, nod) fo viele andere Abentheurer , die dem Staate mehr Millionen verſchaffet, als die Könige in Spanien damals Piftolen in ihrer Schagfammer hatten } [2 jemals einen Pfennig von der Regierung befommen, um fie. aufzumuntern. Sie waren noch ſehr glücklich, wenn man ihnen, nad) einem Erfolge, deffen man ſich mit 4 zu Nutze machete, einen Theil von denen Vortheilen ließ, die man ihnen verſprochen, un die fie ſo theuer erkaufet hatten. Dieſes waren Damals die Grundfäge'des ſpaniſchen Ho fes. Pizarro, welcher mit Briefen verſehen war, Die ihn zum Statthalter in Peru be ſtelleten, nahm ben Weg wieder nad) Panama, in Geſellſchaft feiner vier Brüder, die er zu feinen großen Abfichten vermocht hatte, 2 Herkunft des Es iſt Zeit, daß wir feine Herkunft zu erkennen geben. „Gonzales Pizarro, mit SEN Pizar dem Zunamen der Lange, ein alter Hauptmann zu Fuße, der zu Truxillo in Eſtremadura t wohnete, hatte aus feiner Ehe zween eheliche Söhne, Ferdinand und Zohann ‚und von verfhiedenen Müttern zween natürliche Söhne, Franz und Gonzalez. Den erften davon, Franz Pizarro, hat man bisher auf dem Schauplaße geſehen. Seine Mutter ver heirathete der Vater Pizarıo mit einem ehrlichen Ackersmanne ‚ von dem fie noch einen aı dern Sohn bekam, welcher den Namen feines Vaters führere, und Franz Martin vor Alcantara hieß. Dieſes war des Franz Pizarıo Familiee. Pizarıo Eine As er mit ihr nad) Panama abreifete, ſo hatte fie das Anſehen, daß fie' eine Men⸗ —— ge Freywillige von Truxillo, Caceres und einigen andern Orten der Propinz — ei ) Yan fehe die allgem. Beſchreib. von Per, i | : ; } E x - fi in America. VI Buch. ICap- 47 Reife vermochte, Franz Pizarro hatte außer der Winde eines Generalftatihalters auch, _Pissero noch die Würde eines Adelantade erhalten; und obgleich Diego von Almagro an feinen — Arbeiten mit Theil genommen, ſo war er doch in den koͤniglichen Briefen nicht mit ge— Er nannt worden, Man kann von feinem Misvergnügen urtheilen, da er fein Beſtes fo Misverani- ganz hindangefeger und vergeffen ſah. Pizarro wandte alle feine Kräfte an, ibn zu troͤ— F des Alma: fen ; indem er ihn verficherte, Seine Majeftät hästen Feine Achtung auf die Borftellungen I gehabt, die er ihr feinetivegen gethan hätte; und ſchwur ‚ er wollte ihm die Würde eines Adelantade überlaffen, wenn der Hof darein willigte. Almagro fchien über Diefe Genug- thuung zufrieden zu ſeyn, weil er Feine andere fordern konnte. Er verabrebete fü gar mit ihm die Mittel, wie man auf eine vortheilhafte Art die kaiſerliche Bewilligung auswirken Fonnte. Allein, die Redlichkeit bat niemals an ihren Vergleichen Theil gehabt, 5 giengen einige Monate bin, ehe fie ein einziges Schiff ausruͤſten konnten. Ent- lich ergriffen Pizarro und feine Brüder die Partey, eines zu beſteigen, welches ihnen von Ferdinanden von $eon 0) angebothen wurde, und worauf fie fo viel Leute einfhiffeten, als fie nur zufammen bringen konnten. Da das Andenken. der vorigen Beſchwerden die fa- pferſten abſchreckete: fo hatten fie viele Mühe, eine gehörige Anzahl Kriegesleute und Ma- troſen zufammen zu bringen, die entſchloſſen waren, ihr Glück zu verfüchen. Almagro, welcher feiner Seits befürchtete, fie möchten ſich feines Beyftandes ganz und gar entfchla- gen, eilete, ſich auszuräften, und fand Mittel, ihnen einige Fahrzeuge zu verfchaffen Der U Abſchnitt. si ie derlaſſun⸗ Niederlaſſungen an der Kuͤſte von St, Martha, Venezuela und Coro. gen. 125. Die Margaretheninfel wird bevoͤlkert. Sitz an der Kuͤſte St. Martha, Diego Columbus ſtirbt. Seine Gemüthsart und Familie.» Die Graͤnzen ei goldencs Haus, Die Spanier feßen ſich wie⸗ der zu. Coro. Verſammlung in Spanien, we—⸗ gen der Sindianer, der Audiencien werden beſtimmet. NMiederlafjung zu Venezuela. Coro wird gebauet; denen Bel: fern zw Augsburg abgetreten, Verfall diefer Stadt unter den Deutſchen. Alfınger fucher Ihre Enefeheidung. Die Eorfaren machen den. Spanierh Unruhe. Schivie: tigkeit, folhen abzuhelfen. Vorſchlag deswegen. Antwort anf die Einwuͤrfe. Der Vorſchlag wird nicht ausgeführer, Webrend der erſten Reiſe des Pizarro, das iſt, in dem Jahre nach ſeiner Abreiſe ma— chete Marcel von Villalobos, einer von den koͤniglichen Auditoren zu San Do⸗ mingo, einen Vertrag mit dem. Hofe zur Anlegung einer Pflanzſtadt auf der Margarerhen- Die Mar: inſel, welche im 1498 Jahre vom Chriſtoph Columbus entdecket worden. Es hat viel An—- garetheninſel ſcheinung, daß dieſer Vertrag zum Nachtheile der Inſel Hiſpaniola ausgeſuͤhret worden, wird hevollert. Denn eine von denen Bedingungen war, es ſollte eine gewiſſe Anzahl eaſtilianiſcher Fa— ; milien dahin geführer werden, die man wohl von Feinem andern Orte nehmen Fonnte, In eben dem Fahre gieng auch Rodrigo Baftidas von San Domingo mit einem Sihzan der Geſchwader ab, um bie Küfte von. St. Martha zu bevöifern, worüber or die Regierung Küfte Santa nebjt dem Titel eines Adelantade erhalten hatte. Allein, diefes Unternefmen war ihm ſeht Martha adlich, Kaum haste er fich daſelbſt niedergelaffen,, fo 'empöreten ſich feine Leute in: IN 5 0) Man gedenfer des Ferdinand von Lucca niche man muͤſſe diefen Namen allhier für Serdinand von Weiter, Diefes bringe einen. auf die Muthmaßung, Leon lefen. 48 3 Reifen und Entdeckungen Neue Nie⸗ ihn; und nachdem er ſich eingefchiffet hatte, um wieder nach Hifpaniola zu gehen, ver derlaſſun⸗ muthlich in der Abficht, bey der Föniglichen Audiencia um Beyſtand anzubalten, fo ſtarb gen. — er auf der Inſel Cuba, wo er der uͤblen Witterung wegen hatte anlegen muͤſſen p). Diego Colomz Man feget in den Anfang des folgenden 1526 Jahres den Tod des Don Diego CH bo ſurbt. lombo, welcher wieder nad) Spanien gegangen war , um dafelbft neue Klagen zu Füße | ven. Gr war dem Hofe mit wenigem Erfolge zwey ganzer Jahre lang in den Städte Burgos, Valladolid, Madrid und Toledo gefolge. Endlich, da Karl der V abreifett, ſich nach Sevilla zu begeben: fo wollte ihm der Admiral von Indien auch noch folgen, mit dem Entfhluffe, feinen Weg über U. & $. von Guadelupe, zu nehmen, welches eine feit der Zeit fehr angefehene Kirche war, da fie bey des Chriftoph Columbus zweyten Rei⸗ ſe H), ihren Namen einem Eylande gegeben hat, welches folchen noch führet. Er befand fich in einem fo fehlechten Zuftande feiner Gefundheit, daß Oviedo, der ſich damals in Spanien befand, nichts unteriieß, als er ihn zu Toledo befuchete, wie er felbft erzählet r)ı um ihn von einer Reife abzuhalten , welche feine Schwachheit und die'unbequeme Jahres⸗ zeit ihm nicht zu unternehmen erlauberen. Allein, feine Vorſtellungen waren vergebens, Don Diego Colombo, welcher feine Genefung gegentheils von einer fo Heiligen Wallfahrt boffete, begab fich den zıften des Hornungs nach Montalvan, welches nur fehs Meilen von Toledo iſt; und da fich fein Uebel auf einmal vermehrete, fo ftarb er zween Tage dar⸗ nad) in den gottfeligften Geſinnungen. R Seine Ge Dieß ift der einzige Lobſpruch, den ihm die Gefchichte zugefteht. Denn feine fanft- müchsartund muͤthige und feiedfertige Gemüthsart, die durch mittelmäßige Eigenfchaften wenig erhoben Familie. ward, feßete zu der Ehre feines Mamens nichts hinzu, Er hatte feine ganze Familie zu San Domingo gelaffen, die aus zwoen Töchtern und dreyen Söhnen beftund, wovon der ältefte, Namens Ludwig, nicht über fechs Fahre alt war. Die beyden andern hießen Die go, und Chriſtoph; und die beyden Töchter, welche die älteften waren, Philippine und Sfabelle. Auf die erfte Nachricht von feinem Tode wurde Don Ludwig als Admiral vor Indien geehret. Cr blieb aber‘ ohnedie geringfte Gewalt auf der Inſel Hifpaniola , wo Caſpar von Eſpinoſa mit dem Titel eines Präfidenten vegierete, Die Unterföniginn, Donna Maria von Toledo, hoffete, es würde ihre Gegenwart am Hofe dasjenige zu Stande bringen fönnen, was ihr Gemahl angefangen hatte, und fchiffete fich alfo mit ih⸗ ver zweyten Tochter und ihrem zweyten Sohne nach Spanien ein. Sie fand den Kaifer nach Waͤlſchland abgereifet, wo er zu Bologna die Faiferliche Krone erhalten follte, Sie wandte ſich alfo an die. Kaiſerinn, welche fie mit vieler Achtung empfing, ihre Tochter Iſa⸗ bella Colombo mit Don Georg von Portugal, Grafen von Gelves, vermählete, und ihren Sohn, Don Diego, indefien zum Edelfnaben des Prinzen von Spanien annahm. Det Kaifer ließ die Einkünfte des jungen Admirales vermehren; und die Gnadenbewilligungen von diefer Art wurden gegen ihre Familie nicht gefparet. - Man hielt aber nicht für dien lich, ihr wegen ihrer Forderungen Gerechtigkeit wieberfahren zu laflen; und Don Ludwig Fonnte niemals den Titel eines Unterföniges in Indien erhalten, obgleich fein Vater kurz vor feinem Tode eine Erklärung erhalten batte, welche ihm diefes Recht zu verfichern ſchien. 2 Da 2) Herrera am angef, Orte. r) Sm IV Bude. M Sm 1493 Jahre, 5) Damals wurde auch in der Abficht des “ dinan in America. VI Buch. IT Cap. 49 Bald darnach fehränfete man ſogar, um die Gewalt der Befehlshaber zu mäßigen, Keue Nie das Gebierh der Föniglichen Audiencia zu San Domingo auf die großen Antillen s), und derlaffun- auf denjenigen Theil des feften Sandes ein, welcher zroifchen dem Drenofo und dem großen gen. 1526. _ Magdalenenfluffe iſt. Nach der Zeit hat man noch die Statthalterfchaft St. Martha da: Die & tänzen don abgenommen, um fie zu Der Audiencia des neuen Königreiches Grenada zu ſchlagen. derXiudiencien Die Gränzen der Audiencia von San Domingo find alfo auf diefer Seite bis an den Rio werden beſtim⸗ de la Hacha eingezogen; und diefes Weberbleibfel von dem Umfange der bürgerlichen und Met peinlichen Gerichtsbarkeit, nebft ihrer Hauptſtadt ihrer im Geiftlichen, iſt noch das einzi- ge, welches beutiges Tages verhindert, daß diefe alte Hauptſtadt der neuen Welt niche faſt in den Stand des allerunbekannteſten Fleckens gerathen, nachdem fie den vornehm— ften Städten in Spanien in Anfehung der Größe, der Pracht und des Reichthumes den Rang ftreitig gemacht hat 2), Indem man die Grängen ihrer Audiencia alfo einzog: fo ereignete fich in dem Theile 1327. des feften Sandes, welches ihr noch unterwuͤrfig war, eine Veränderung , welche verdrüß: — liche Folgen fuͤr dieſe ungluͤckliche Landſchaft hatte. Da die koͤniglichen Auditoren erfuhren, zu — daß Abentheurer, welche aus den Haͤfen ihres Eylandes ausliefen, um Sclaven aufzuhe⸗ ben, alle Kuͤſten des feſten Landes entvoͤlkerten, und die abſcheulichſten Raͤubereyen begien⸗ gen: fo hielten fie dafür, das einzige Mittel Dagegen waͤre, bie Niederlaffungen zu ver— mehren, in der Meynung, die Befehlshaber in folchen würden dieſer ungezähmten Frech— heit Einhalt hun. Weil das ganze Land, welches heutiges Tages unter dem Namen Ve— nesuels befannt ift, dieſen Streifereyen am meiften ausgefeßer war : fo befam der Fünig- liche Factor, Johann von Ampuez Befehl, dafelbft den Grund zu einer Stadt zu le— gen, Man gab ihm nur fechzig Mann: ihr Much erfegete aber ihre Anzahl, Sie län- deren anfänglich an einem Orte, welchen die Indianer Corisns nenneten, wo Alfonfus von Djeda, wie man gefehen hat'z), einen nach Art der Stadt Benedig mitten in einem See erbaueten Flecken gefunden. Manaure, ein mächtiger Cacique, herrſchete dafelbft uͤber fehr tapfere Indianer, Der ſpaniſche General trug ihnen anfänglich ein Buͤndniß an, wozu er fie geneigt zu finden, das Gluͤck hatte. Da ſich nunmehr nichts der Ausfuͤhrung feiner Abſicht widerſetzete: fo bauete er die Stadt Coro in einer vortheilhaften Sage x), das Coro wied er- Waſſer ausgenommen, welches man dafelbft nur aus Brunnen ſchoͤpfet. Die Luft aber Sauer, iſt dafelbft gefund, und der Boden bringt von Natur vortreffliche Kräuter hervor, welche den Einwohnern die Arzeneyen unnüg machen, Diefe Stade wurde bald fehr bluͤhend, ob fie gleich) heutiges Tages fehr verfallen iſt, vornehmlich ſeitdem der bifchöfliche Sitz vonda nach Caraque verleger worden, Man bemerfer, daß die Loͤwen in der Provinz gemein, aber nicht ſehr zu fürchten find, und daß ein Menſch, mit Hülfe eines Hundes, ohne Ge- fahr über fie fiege, Auf der andern Seite hingegen find die Tieger dafelbft ſo entfeglich, daß es nichts feltenes ift, fie in Die Hütten der Indianer hineingehen, einen Menfchen er- greifen, und ihn in ihrem Rachen eben fo leicht hinwegtragen zu fehen, als eine Kage eine Maus wegtraͤgt. Man fieht vafelbft auch Schlangen von einer ungeheuren Groͤße Co« vo hat zween Häfen, einen gegen Norden, in einer Bucht, die von dem Vorgebirge St. Romas dinand Cortes Gewalt zu mäßigen die Audiencia zu m) Man fehe feine Erzählung im XIII Sande, Merico von diefer Zergliederung gebildet. guf der 98 ©. re HM) Man fehe ihre Befchreibung im KIT Bande, x) Sim eilften Grade nordoftlicher Breite, Allgem, Beiſebeſchr. XV Band. 6 \ Ri. Keifen und Entdeckungen Zene Nie⸗ Romanus gebildet wird, mo das Meer ſtets ruhig iftx er hat aber fehr wenig Waffer 5 verlaflun der andere ift gegen Weften, und esfehtet ihm nicht an Tiefe: allein, das Meer ift dafelbſt Sen 577, ſtets in Bewegung. Die Eylande Curazao oder Corszol, Oruba und Bonayr? find nur vierzehn GSeemeilen davon, und Ampuez hatte die Vorſicht, fich derſelben 3 zu bemeiftern. Coro wird den Es foftete den Spanien wenig, ſich in den Befig einer fo fchönen Provinz zu ſetzen, Zelfern in wovon der See Maracaibo gleichfam den Mittelpunct ausmachete. Raum aber fing ihr ng N: General an ‚ die Früchte feiner Arbeiten zu ſchmecken, fo fah er ſich genöthiget, den Platz am Ausländer abzutreten. Da die Welſer, reiche Kaufleute in Augsburg , die dem Kal fer große Summen vorgeſtrecket hatten, Venezuela als ein Sand rühmen böreren , wo Gold im Ueberfluffe wäre: fo fchlugen fie dem Kaifer das Jahr darauf vor, ihnen die Einfünfte nr davon zu uͤberlaſſen. Bedingungen Sie erhielten folches unter folgenden Bedingungen: fie folfeen es im Namen der dabey. Krone Caſtilien vollends erobern; ſie ſollten alles einnehmen, was zwiſchen dem Vorge⸗ birge la Vela, wo ſich die Statthalterſchaft St, Martha endiget, und dem Vorgebirge Maracapana iſt, wenn man zwo Linien Nord und Süd von einem Meere zum andern zoͤ⸗ ge; fie follten fich auch aller der Eylande bemaͤchtigen, die in diefem Raume find, außer” denen dreyen, die man genannt hat, und die Ampuez behalten folfte; fie follten in der ganzen Strecke diefes bewilligten Landes zween neue Wohnpläge anlegen, und drey Schangen ers bauen; fie follten zu dieſem Unternehmen wenigftens dreyhundere Mann anmwerben ; fie‘ follten funfzig deutfche Bergleute ſchaffen, die in alle Provinzen follfen vertheilet werden, wo fich die Spanier in Indien niedergelaffen hätten; endlich fo follten alle Bedingungen in einer Zeit von einem Jahre erfüllee werden. Der Kaifer verband ſich feiner Seits, die Bedienung eines Alguaſil Majors und Adelantaden, unter den Welfern bey der Pers fon und den Nachfommen desjenigen erblich zu machen, den fie aus ihrer Familie erwaͤh⸗ len würden, daß er Damit ſollte bekleidet werden; ihnen viere von Hundert Gewinnſt von allem zu geben, was man aus dem Lande ziehen wuͤrde, das fie eroberten, vier hundert taufend Maravedis beftändigen Gehalt dem Generale, und zweyhunderttaufend dem Lieu⸗ tenante zu geben, dem fie das Unternehmen auftragen würden ; fie von dem Zolle für die Einfuhre aller Lebensmittel zu befreyen , die fie wuͤrden aus Spanien kommen laffen ; ih⸗ sen zwölf Meilen Sand ins Gevierte zu überlaffen, welches fie in ihrem Namen fünnten ans bauen laffen; ihnen zu erlauben, daß fie Pferde, Stuten, und allerhand Vieh aus den Inſeln des Windes nehmen könnten; woben man beobachten muß, daß, weil die großen Antillen damals faft die einzigen bevölferten Eylande in diefen Meeren waren , man dur) die Inſeln des Windes eben diefe Antillen und unter dem Namen der Eylande unter dem Winde Eurazao und die andern verftchen muß, welche faft auf einerfey Linie find. Andere Bes Man fegete auch durch eben diefen Vertrag feft, es follten die neuen Eonceffionarien dingungen. Indianer zur Sclaverey aufheben koͤnnen, wenn fie fich nicht felbft gutwillig unternürfen s jedoch mi der Bedingung, daß die Verordnungen wegen ihres Lincerrichtes und der Ark und Weiſe ihnen zu begegnen treulich ſollten beobachtet werden; es ſollte ihnen auch frey ſtehen, diejenigen zu kaufen, Die bereits Gefangene wären; fie follten aber, was diefe bey⸗ den Puncte beträfe, nichts ohne Theitnehmung der Miffionavien und fönigfichen Beamten thun, und den Vierten von ihren Selaven am bie Föniglichen Gefälle bezahlen; fie follten fechs Jahre lang eben das Recht haben, wie die Unterthanen dev Krone Gaftilien, aus den — in in America. VI Buch, II Cap. 51 | den Arſenaͤlen von Sevilla alles das zu nehmen, mas ihnen nöthig feyn würde, fich aus: Neue ie: zuruͤſten; endlich fo ſollten fie allen denen Berordnungen unfermorfen feyn, weiche dienen, derlaffun, _ eroberten Sünder beträfen. Weil fich aber auf allen Seiten eine große Unordnung einge- — ſchlichen, welche dariunen beſtund, daß man alles dasjenige verheelete, was man inge— heim am Golde oder koſtbaren Waaren handeln konnte, welches den Fuͤnfthel des Koͤniges ſehr verminderte: fo wurde den koͤniglichen Beamten Macht gegeben, genaue Unterfuchun- gen anzuftellen; und der Auditor zu San Domingo erhielt Befehl, zu verhindern, daß die Fahrzeuge der Inſeln und anderer Sünder feiner Gerichtsbarkeit Feine Handlung auf der Küfte von Venezuela trieben, Alfinger, welcher von den Welfern zur Anlegung ihrer Pflanzftade erwaͤhlet wurde, und Bartholomäus Sailler, den fie ihm zum Lieutenante gaben, landeten zu Coro im Yet fange des 1529 Jahres mit vierhundert Mann zu Fuße und achtzig Pferden an. Ampuez it ſah ſich feiner Statthalterfehaft nicht ohne Verdruß beraubet: allein, er war gezwungen, der Noth zu weichen, und noch gar zu glücklich, daß ihm erlaubet worden, ſich in den drey Eleinen Inſeln zu fegen, die ihm der Kaifer vorbehalten. Hatte, Indem er dahin gieng, fo nahm er alle Wohlfahrt und Gluͤckſeligkeit mit, welche die Provinz unter feiner Regierung gehabt hatte, Die meiften Deutfehen waren Lutheraner; und ob man fiegleich Verfall derſel⸗ gezwungen hatte, eine gewiſſe Anzahl Dominicaner mit fich zu nehmen: fo ruͤhrete die Ye, den unter den kehrung der Ungläubigen fie doc) wenig. Sie wandten alle ihre Abfichten darauf, wie fie Deutſchen. Gold befommen möchten; und dieſe heftige Leidenfchaft ließ fie Die verhaßteften Mictel an- Ihr Durſt wenden, wobey fie auch des Lebens der Indianer nicht fehoneten, wovon fieihrer eine große nach Golde. Anzahl graufamer Weife umfommen ließen. Der Cacique Manaure wurde nicht befler geachtet, als ſeine Unterthanen. Sie legeten ihn auf die Folter, und er füllte ihnen ent— decfen, wo er fein Gold Härte, Wahrfcheinlicher Weife wirde er unter ifren Händen ges ftorben feyn, wenn er nicht das Glück gehabt Härte, in Die Gebirge zu flüchten, wo fie ihn vergebens verfolgeten. Darauf giengen fie über den See Macaraibo, und drangen ſehr tief ins Sand hinein, Bergwerke aufzufuchen, ohne daß fie daran denfen wollten, ei— nen Wohnfis anzulegen, Ihre Streifereyen erſtrecketen fich bis in die Statthalterſchaft St. Martha, und fie ließen auf allen Seiten blutige Sußtapfen, Die meiften Indianer brachten ihnen alles Gold, was fie hatten, und viele giengen ihnen mit verſchiedenen Ar— ten von Erfriſchungen entgegen , in der Hoffnung, beſſer von ihnen begegnet zu werden: allein, die unmenfchliche Wildheit ihrer Seinde nahm dadurch nur zu, und fie hatten Feine andere Zuflucht mehr, als eine großmüthige Verzweifelung, deren Wirkung diefe Wuͤtri— che aud) bald empfanden. Afinger wurde bey wielen Gelegenheiten geſchlagen; und bie Hälfte von denen Deutſchen, welche den Pfeilen entgiengen , ftarben vor übermäßigen Be— ſchwerlichkeiten, worein fie der Durft nach Golde zog, fo daß ihr Haufen in wenigen Mo: taten faſt zu nichts geworden war. ! Afınger, den feine Begierde nad) Golde Leichtgläubig machete , entſchloß fich, auf das Alfingerſuchet lücherliche Gerücht, daß es tief im Lande ein-Haus ganz von Golde gäbe, nicht cher zuein vorgegebe: ruhen, als bis er Diefen feltenen Schag in feiner Gewalt Härte. Weil er weitläuftige Laͤn⸗ —* —— der zu durchſtreichen hatte, wo er nicht leichtlich Lebensmittel zu finden hoffete: jo brachte ” — er einen großen Vorrath davon zufammen, womit er eine Menge Indianer belud, die er fo hatte zufammen feffeln Taffen, als man die Galeerenfclaven zufammen Fetteltz und ein jeder harte nebft feiner Kette, die ihm am Halſe Bing , eine Saft zu fragen, welche man © 2 den 1529. s 52 5 Reifen und Entdeckungen Freue Nie⸗ den Mauleſeln nicht würde Haben auflegen wollen. Die größte Anzahl davon Fam auch derlafſun⸗ vor Kummer und Entkräftung un; und wenn einer von diefen Unglückfeligen unter ſeinel gem 529°, gaft hinſank, fo hieb man ihm, um nicht mit Abnehmung feines Halsbandes die Zeit zu verlieren, und die andern aufzuhalten, fo gleich auf der Stelle den Kopf ab. Indeſſen ließ ſich das goldene Haus nirgends fehen. Alfinger fah fich feine Tage mit feiner eiteln Nachforſchung verkürzen. Sein Lieutenant, der vermuchlich fein Nachfolger war , übers Iebete ihm micht lange; und da die Welſer in langer Zeit feinen Statthalter Über diefe faſt ganz vom Volke entblößere Provinz fegeten, ſo glaubete die koͤnigliche Audiencia, fie muͤß⸗ te einen, wenigftens unterdeffen ſo lange dazu ernennen, bis der Kaifer andern Bes fehl geſchickt Hätte, Die Spanier Es wurde alfo dem Johann von Carvajal aufgetragen, als Befehlshaber nach feen fich wie: Coro zu gehen, und fic) der Wiederherftellung der dafigen Sachen angelegen feyn zu laf — fen: allein ‚er war viel faͤhiger, den Untergang dieſes unglücklichen Landes vollends zu bes ger. — fördern, als es von feinem Berlufte aufzurichten. Man hat Feinen fo böfen Menfehen je mals gefehen. Seine Ausfchweifungen macheten, daß man der Deurfchen ihre vergaß Das Geſchrey darüber Fam bis nach San Domingo, wo man gezwungen wurde, ihm eis ligft einen Nachfolger nebft einem Alcalde Major zu ſchicken, ihm feinen Proceß zu mas chen. Er vertheidigte fih lange: er konnte es aber doch nicht vermeiden , feinen Kopf auf einem Blurgerüfte hinzugeben, Auf diefe Art entbloͤßete man die fhönften Sandfchaften in America von Bolfe, zu einer Zeit, da fich der Kaifer mehr Mühe gab, als jemals , um endlich den Ausſpruch thun zu laſſen, wie man ſich gegen die Indianer verhalten follte, Verfamlung Man ftellete auch wirklich noch in eben diefem Jahre, auf feinen Befehl , eine große in Spanien Verſammlung von den gefihickteften Gottesgelehrten und Nechtsgelehrten in Spanien any — der In um einen Punet zu unterſuchen, ber bereits unter feiner und feines Vorfahren Regierung - in Betrachtung gezogen worden: ob es erlaubt fen, die Indianer unter die Auffiche- oder unter die Herrſchaft zu geben? Diejenigen , welche es bejaheren , nahmen zum Grundfaße, „die neue Welt würde dem Staate mehr zur Laſt, als nüglich feyn, wenn man anders „verfuͤhre; und es wuͤrde feine Privarperfon ihren Vortheil vabey finden, wenn fie ſich „daſelbſt niederließe; woraus denn der Untergang aller dieſer Pflanzftädte erfolgen wiirde, „Würde es nun, ſetzeten fie hinzu, Feine Ungerechtigfeit feyn, wenn man dem Fürften „den Gewinnft von fo vielen Eroberungen , die ihm unermeßliche Summen gefofter has „ben, und die Unterthanen desjenigen berauben wollte, was fie durch fo viele Beſchwerlich⸗ „keiten und Gefahren erlanget haben? Wo iſt alſo das Verbrechen, wenn man die Noth⸗ „„wendigkeit der Arbeit und der Unterthaͤnigkeit ſolchen Volkern aufleget, die nicht vermoͤ⸗ „gend find, ſich ſelbſt zu führen, die ohne Vorſicht, ohne die geringſte Art von Sorge les „ben, fo lange fie fich felbft überlaffen find; die den fhändlichften Saftern untertoorfen find, „die meiftentheils die Unmenfchlichfeit zu folhen Ausſchweifungen treiben ‚ wovon man in „andern Gegenden nichts weis ; die augenfcheinlicher Weife dem Teufel dienen, deffen „Spiel fie find; von denen man nicht hoffen kann, daß man fie als Menfchen , geſchwei⸗ „ge denn als Chriften, Ieben fehen wird, fo lange man nicht im Stande ift, fie dazu zu „zoingen,. Man fegete hinzu, man kennete unter denjenigen, die anders dächten, nur zweyerley Art Leute, Die einen wären ohne Erfahrung, und erfchräcen gleich vor der ge tingften Borftellung von Knechtſchaft; und diefe wollten die Urſachen nicht unterſuchen, die man hätte, dieſe Völker unters Joch zu bringen, Die andern wären von Seivenfhafe fen en EEE in America VI Buch, IT Cap. 5 een eingenommene Perſonen, die nicht fo wohl aus Antviebe eines wahren Eifers und einer Neue Nie⸗ aufrichtigen Siebe, als vielmehr aus ehrſuͤchtigem Geiſte handelten, der fie antriebe, allein derlaſſun herrſchen zu wollen. Re Urs N Diejenigen, welche für die gegenfeitige Meynung waren, behaupteten, man fehriebe —— den Indianern Laſter zu, die ſie nicht haͤtten, oder wenigſtens vergroͤßerte man ſolche ſehr, damit man nur elne ſcheinbare Urſache hätte, fie zu unterdrücken; es hätte ein um fo viel fihlechteves Auſehen ihnen die Freyheit aus dem Bewegungsgrunde nehmen zu wollen, ' damit man fie als Menfchen und als Chriften Ieben ließe, weil man fich ihrer bisher nicht anders bedienet hätte, als man fich der Laſtthiere bedienet, fo, daß man fich mehr bearbeiz ser hätte, fie viehiſch zu machen, als ihnen den Verſtand zu eröffnen, und fie zu erleuchten ; es wäre nicht andem, daß man nicht den geringften Bortheil von der neuen Welt zies ben fünnte, wenn man niche die Abtheilungen beybehielte; allein auch dieſe Vorausſetzung felbft Eönnte Feine Hinlängliche Urfache feyn ‚ freye Leute, von denen man nicht das geringe. fe Unrecht erlicten, zu Sclaven zu machen. | Man bat bereits angemerfet, daß bey dieſem Streite, die beyden Parteyen darinnen ziemlich übereinfamen, daß, wenn die Befehlshaberſchaften oder Abeheilungen auf dem Fu⸗ Be geweſen wären, wie fie feyn ſollten, und die katholiſchen Könige fie fange Zeit zu fern dermuchet hatten, fo würden fie den Völkern in der neuen Welt fehr vortheithaft geweſen ſeyn. Unſer Jahrhundert hat, nach der Beobachtung eines unferer Gefchichtfchreiber, die⸗ fen Entwurf zur Vollkommenheit gebracht, und in vielen Devtern des mittäglichen America vollſtrecket geſehen y). Allein , bey den erften Entwürfen, die man gemacht hatte, wur⸗ de in der Ausfuͤhrung nichts weniger gehalten. Die Entſcheidung der Verſammlung war Entſcheidung endlich: man müßte den Indianern eine völlige Freyheit laſſen, fo lange fie nicht felbft Die derſelben. Waffen wider die Chriften ergriffen, man follte ihnen, als andern Unterthanen der Krone begegnen, ihnen Miffionarien ſchicken, die ihnen das Evangelium predigten, und fie nur allein anhalten, der Kirche den Zehnten, und dem Fuͤrſten eine jährliche Schagung nach der Kenntniß, die man von ihrem Vermögen hätte, zu bezahlen, Diefe Art zu denfen, brachte die Eonceffionarien überaus fehr auf; und da ihre Klagen bis zu den Ohren des Kaifers kamen, fo geriech diefer Herr wieder in feine vorige Ungewißheit. Man war wegen ber franzöfifehen und englifchen Corſaren nicht weniger verlegen, Unruhe der welche anfingen, fich in den Meeren der neuen Welt zu vermehren, fo, daß fie die Hand- Spanier we: hung der Spanier ſehr ftöhreten. Es war leicht vorauszufehen, daß, da fie einmal dieſen gender Corſa⸗ Weg genommen, ba fie gemeiniglich nichts zu verlieren hatten ‚ da fie muthig und kriege— "* vifch waren, und gewiß feyn konnten, Daß die meiften Schiffe, die von America nad) Eu— topa giengen, reich befaden wären, fie den neuen Pflanzftädten großen Berkuft verurfachen würden; menigftens, wenn man fich nicht das Gefeg machete, fein Schiff ohne eine gute Begleitung abgehen zu Iaffen, welches ohne einen großen Aufwand nicht geſchehen konnte. Ueber diefes waren Die Spanier felbft fürchterlichere Eorfaren, als die Fremden, und plün- . BZ 3 ders 9 Gefhichte von San Domingo im VL Bus ches er erhebt, und ihre beruͤhmteſten Eroberer, ih— he a. d. 295 ©. Vermuthlich redet er von Para: re weiſeſten Gefegeber , woraus fie Halbgoͤtter ges Bay, vornehmlich, wenn er hinzufeßet, es habe macht, wären teit unter einem fo edlen Vorha⸗ das weltliche Alterthum nichts: hervorgebracht, was ben, * —— m; Mit dem Unternehmen könne verglichen werden, wel⸗ 54 > Reiſen und Entdeckungen Neue Nie⸗ derten, auf gleiche Art fo wohl das Eigenthum des Fuͤrſten, als der Privatperſonen. Das derlaffun Her gefchah es, daß viele Einwohner der Pflanzſtaͤdte, die fih auf eimmal zu Grundege gen. 1529, Schwierigkeit Auf dieſe Art fand ſich die Inſel Hiſpaniola, welcher anfaͤnglich am uͤbelſten mitge⸗ ſolchen abzu⸗ ſpielet wurde, weil fie am meiſten beſuchet ward, und die reicheſte war, bald faſt ganz wüfte helfen. richtet ſahen, das fand verließen, io fie Feine Hülfe mehr Hatten, und anders wo hingien⸗ gen, und ihr Gluͤck zu verbeffern fucheten. Zwey Dinge hinderfen vornehmlich), daß man der Unordnung nicht abhalf; das erſte war, daß die Strafbaren nicht Teiche zu erkennen waren, oder auch eine fichere Zuflucht fo gar auf denen Schiffen fanden, Die fie hätten wegjagen ſollen; das zweyte war eine böfe Ges finnung bey dem Statthalter. Es hatten ſich die unabhängigen und obern Gerichtsbarz Feiten feit kurzem ſehr vervielfältiger, . Die befondern Statthalter nahmen von feinem Mens Ichen Geſetz an, und waren felbft nicht im Stande, ſich Gehorfam zu verſchaffen. Dar⸗ aus eneftunden faufenberley Uebel. Die Befehle des Hofes wurden nicht geehret ; die Vers brechen blieben ungeftrafet, und wurden ungefcheut begangen; die Güter, die Ehre und das Leben der Einwohner felbft , waren nicht in Sicherheit, Die Befehlshaber, welche ihre Schuldigfeit thun wollten, trugen oftmals feinen andern Sohn für ihren Eifer davon, als einen gemaltfamen Tod, und da jeder auf Betrug Schiffe ausrüftete, um Sclaven zu machen, oder Handlung zu treiben, fo fchicfeten viele, aus Mangel der Erfahrung und Geſchicklichkeit, oder weil fie von ihren Faetoren bintergangen wurden, fehlecht — und ſchlecht ausgeruͤſtete Fahrzeuge in See, die bey dem geringſten Sturme verloren gien⸗ gen, oder den Corſaren zur Beute wurden. So viele Uebel, die von dem Praͤſidenten zu San Domingo z) in einer. allgemeinen Verſammlung aller Stände dieſer Pflanzſtadt vor⸗ | gefteflet wurden, wirfeten eunfthafte Beratbfchlagungen. Man verabredete folgende Puncte, welche der Präfident dem Rathe von Indien vorzutragen über fih nahm: „es fey unum⸗ „gaͤnglich nöthig, in der neuen Welt einen Dre zu erwählen, welcher gleichfam der Mit⸗ „telpunet der Handlung fey, und nichts zu verabſaͤumen, ihn zu befeftigen, und vor alle „Anfaͤllen in Sicherheit zu ſetzen; dazu müffe man einen Hafen wählen, der eine koͤnigliche Audiencia hätte, nebft einer binlänglichen Beſatzung, die Verordnungen ins Werk rich? „ten zu laften, alle Schiffe, die aus Spanien giengen, um fich nad) der neuen Welt zu be— „geben , müßten gehalten ſeyn, fich gerade nach, diefem Hafen zu verfügen, um daſelbſt ‚ihre Anweiſung zu erhalten, mo fie hinſollten; und wenn fie geladen hätten, wieder dahin „zu Fehren, um nachfehen zu laſſen, und einen Beglaubigungsfchein mitzunehmen , daß fie „die Föniglichen Abgaben entrichter hätten, ohne welchen die Schiffsbauptleute nach Wich⸗ „tigkeit nes Falles follten beſtrafet werden, 3 Diefe Verordnung enthielt noch. andere Artikel, wovon Die vornehmften ven Hafer ſelbſt betrafen, den man erwählen müßte. Man fegete feft, die neue Welt hätte Feinen bet quemern, als San, Domingo, ober wenigfiens einen andern auf der Inſel Hiſpaniola; man fände in dieſer Inſel alles, was zur Schiffahrt noͤthig wäre, fo wohl zur. Erbauung dei Schiffe, als auch zum Kriegesvorrarhe und Mundbeduͤrfniſſen; fie allein wäre vermögend« allen Schiffen, welche die Handlung nad) Indien trieben, in was für Anzahl fie auch ſeyn möchten, Lebensmittel im Ueberfluffe zu verfhaffen: man würde davon noch einen an⸗ — de 2) Diefes war Dom Sebaftian Ramirez won und Präfidene der Föniglichen Audiencia fell Fuente Leal, zugleich Bilder zu San Dominge, 1527. in America VI Buch. II m =... * dern Nusen Haben, dag man naͤmlich ein Eyland_bevölferte, dem es nur an Einwoh- Neue Nie⸗ nern fehlete, um eins der veichften Sünder in der Welt daraus zu machen, und in fur: derlaſſun⸗ zer Zeit würde der zur allgemeinen Niederlage beſtimmte Hafen eine eben fo berühm- gen 1529- te Stadt werden, als es London und Palermo damals waren: diefer große Zulauf, welcher alle Welt zur Arbeit bemegen würde, einen jeden nach Beſchaffenheit feiner Kräfte und Neigung; das Gold, Silber, und die andern Metalle, der Zucker, bie Caſſia, ver Ingwer und allerhand Kaufmannswaaren würden dafelbft eine Handlung unterhalten, die allein wermögend wäre, Spanien zu bereichern: indem fich das Sand mie Spaniern anfüllere, fo koͤnnte man dafelbft auch die Negern vermehren, ohne jes mals zu befürchten , daß fie entweder durch die Anzahl oder durch die Macht die Ober- band behalten würden: alle die andern Unordnungen würden auch nicht fo fehr zu be= fürchten ſeyn, wenn man die Gerechtigkeit wohl gehandhaber, das Anfehen durch die Waffen unterftüget. und jedermann auf eine nüßliche Art befchäfftiget fehen würde: man würde von allem, was monatlih aus Indien gienge, wohl unterrichtee feyn und folglich würden die Zölle für den Fürften nicht fo fehr betrogen werden: endlich) fo wären eben die Urſachen, welche bey dem Anfange der Entdeckungen die Fatholifchen Könige bewogen hätten, zu verlangen, es follte alles dasjenige, mas aus Indien nach Spa: nien Fame, zu Sevilla ausgeladen werden, noch viel ftärfer, feine Kaiferliche Majeftär zu vermögen, die Verfügung zu treffen, daß alles, was aus Spanien gienge, in ei- nem Hafen der neuen Welt ausgeladen würde, BI . Die Berfammlung antwortete im Voraus auf die Einwürfe, die man wider ih- Antwort auf ten Borfchlag machen koͤnnte. Der erite betraf die neu errichtete Fönigliche Audiencia die Einwuͤrfe. zu Merico, wovon man befürchten fönnte, es möchte ihr Anfehen vieles durch dasje— nige feiden, was man der zu San Domingo ertheilete. Die Antwort war, es würde die Gerichtsbarkeit diefes Gerichtes nur etwas zufälliges dabey einbüßen, weiches ein leichter Verluſt wäre, der nicht über den allgemeinen Nutzen die Oberhand behalten duͤrfte; und wenn man für die Inſel Hifpaniola den Vorzug vor Neufpanien in Ans fedung des gemachten Borfchlages verlangete, fo gefhäbe es nur, weil die tage des einen viel gefchickter dazu mare, als die Sage des andern. Man konnte auch noch den Einwurf machen: wenn fih alle Fahrzeuge aus Indien in einer einzigen Pflanz- ſtadt mit Lebensmitteln verfähen, fo würde der Preis diefer Sebensmittel nothwendig ſteigen, und ſo gar willkuͤhrlich daſelbſt werden, dieſes wuͤrde Monopolia erregen, die der Handlung überaus nachtheilig ſeyn wuͤrden. Die Berfammlung zeigete aber, man müßte fich bas Gegentheil verfprechen, weil bie Einwohner „ welche gewiß wären, daß fie ihre Sachen verkaufen könnten, deſto eiftiger an dem Feld- und Aderbau ar- beiten und einen beftändigen Leberfluß in dem Eplande erhalten würden. Ueber Diefes, wenn auch die Mundbeduͤrfniſſe ein wenig theurer müßten bezahlet werden, fo würde Man durch den Preis der Tracht dafür ſchadlos geftellet werden , welchen die Sicher— heit des Handels nach Vechaͤltniß erhöhen würde, Endlich fo feßete man Hinzu, ee würde auch der Handel zu Sevilla viel dabey gewinnen, weil ſich eine größere Anz zahl Kaufleute und Rheeder angeben würden, indem die Gefährlichkeiten zur See, die Gefahr von den Serräubern ‚und wegen. des Schleichhandels nicht mehr eben Die- felben wären, n * Dies 6 Reiſen und Entdeckungen | Piero . Dieſer Vorfchlag, welcher in Indien felbft von Spaniern, bie des Sandes ge— IXeife 1531. wohnet waren, welche die Größe des Uebels Fannten , wovor man ein Huͤlfsmittel ſu⸗ Der Boſchiag chete, aufgeſetzet war, kam dem ſpaniſchen Hofe ſehr weiſe vor; und der Rath hielt wird nicht Dafür, man koͤnnte großen Vortheil davon haben. Allein, das allgemeine Befte iſt, ousgeführet. nach der Anmerkung des Gefchichtfehreibers, zu allen Zeiten dem Beften der Privat perforten, und zumeilen auch der Eiferfücht wegen des Anfebens, der Gleichguͤltigkeit oder dem Eigenfinne dererjenigen -aufgeopfert worden, welche die Mache in Händel haben. Diefes ift das Schickſal eines Syſtemes geweſen, deffen Weisheit und Nutzen jedermann erfannt hat, Es wurde nichts daraus, ohne daß man jemals die wahre Urfache hat ergründen koͤnnen. Wir müffen aber einige Jahre wieder hinauf fleigen, von denen wir Durch Die Reihe der Begebenheiten herunter geführet worden, m EN f Der III Abſchnitt. Er » Des Franz Pizarro zweyte Reiſe. 1 Er laͤndet an der Kuͤſte und folget ihr zu Lande; Pizarro geht nach Caxamalca; bekoͤmmt einen machet Beute zu Coaque; geht nach Puerto Abgeordneten vom Atahualipa. Sein Dolmet: viejo: will fih in Puna niederlaffen. Ferdi- feher tauget nichte. Ferdinand Pizarıo und Ser nands von Soto Ankunft. Undankbarkeit der to werden an Atahualipa geſchickt. Gehdr bey Indianer zu Tumbes, Die. Spanier länden demfelben. Er geht den Spaniern entgegen. daſelbſt an und befriegen fie. Katferliches Haus Diefe greifen die Indianer an; plündern dag zu Cuzco. Vorurtheil der Peruvianer zum peruvianiſche Lager, Atahualipa biethet ein Deften der Spanier. Huayna Capacs Prophe: großes Löfegeld. Sein Bruder will ihn aus: zeyung. St. Michael an dem Fluffe Payta. ſtechen, erläßt ſolchen aber umbringen. 2 Die⸗ kleine Flotte, deren Ausruͤſtung man oben erzaͤhlet hat, ohne daß man mehr Nachricht von ber Anzahl der Schiffe und ihrer Stärke finden koͤnnen, gieng im Anfange des 1531 Jahres unter Segel a). Des Franz Pizarro Vorſatz warz Pizarro laͤn⸗ſich gerade nach Tumbes zu begeben, wo des Molina und Candiens Beobachtungen det an der gů ihn große Reichthuͤmer hoffen ließen, Allein, da er widrigen Wind gefunden hartes fie * ſolget ſo ſah er ſich gezwungen, hundert Seemeilen darunter anzulaͤnden, und feine Leut— und ihr zu Lande. Pferde ausjufegen, und der Kuͤſte zu Sande zu folgen. Breite Fluͤſſe, worüber Men fhen und Pferde oftmals an ihren Mindungen ſchwimmen mußten, macheten dieſen Marſch ſehr beſchwerlich. Pizarro fand bey feiner Geſchicklichkeit und Herzhaftigkeil Mittel, feinen Soldaten ein Herz zu machen. Er half felbft denjenigen ſchwimmen/ die ſich nicht ſo viel Geſchicklichkeit zutraueten, unterſtuͤtzete fie, und führete fie an das andere Ufer, y n Machet Benz Endlich gelangeten fie ohne Verluft an einen Dre, Namens Coaque, der am te zu Coaque. Ufer des Meeres und faſt unter der Linie lag. Außer denen Sebensmitteln ‚ die ſie daſelbſt im Ueberfluſſe fanden, macheten fie auch eine ſolche Beute, daß fie, um eine große Meynung von- ihrer Unternehmung zu geben, und andern $uft zu machen, ih⸗ nen zu folgen, zwey von ihren Schiffen, eines nach Panama, und das andere nad Nicaragua fendeten, deren Ladung ſich uͤber dreyßig taufend Caftillanen belief 5), CE } fans a) Entdeckung und Eroberung von Peru durch Realen und einige Deniers am Werthe u, ungefaͤht Auguſtin Zarate im II Buche a. d. 95 ©. drey Livres zwoͤff Sels nach altem Fram fiſchen Caſtellanos find eine Goldmuͤnze vierzehn Fuße, iko aber etwas uͤber fünf Livres in America. VI Buch, Il Cap. 57 fanden ſich auch einige Smaragde dabey. Dieſe Abentheurer aber verderbeten ihrer Pizarro viele, da fie ſoiche probiren wollten. Sie hatten fo ſchlechte Kenntniß von denſelben, Ieifemer. daß fie glaubeten, fie müßten die Härte der Diamanten haben und dem Hammer wie "1 derfichen, wenn fie etwas werth feyn ſollten. Da fie alfo befürchteten, die India— ner möchten fie nur zu betruͤgen denken: fo zerfihlugen fie ihrer eine große Anzahl, die fie für falfeh bielten, und ihre Unwiſſenheit verurfachete ihnen einen unſchaͤtzbaren Verluſt. Sie wurden an eben dem Orte von einer unter den Einwohnern fehr gemei- nen Krankheit angegriffen, welche in einer Art von Blattern und Blurfhwären von einem fehr bösartigen Wefen beſtund. Es blieb faft niemand davon verfchonet, und Pizarro nahm daher gefchickter Weife Gelegenheit, diejenigen. aus einem ſo reichen Sande wegzu— ziehen, die ſich daſelbſt noch länger aufzuhalten wuͤnſcheten. Vor ihrer Abreife aber empfanden fie ſchon die Wirkungen der Beute, wovon fie die Exftlinge gleichfam ab— geſchickt hatten. Die Hauptleute Belslcazar und Johann Torres kamen von Ni- caragua mit einigen $euten zu Fuße und zu Pferde an, 3 Pizarro ruͤckete, ohne die Kuͤſte zu verlaſſen, in ein Sand, welches ee Puerto Geht nad viejo, den alten Hafen, nennete, und fraf Feine Hinderniß auf feinem Marfche an, Puerto viejo. Bon da nahm er fih vor, nach dem Hafen Tumbes zu gehen. Weil er ſich aber, der Eleinen, Inſel Pung erinnerte, welche diefem Hafen gerade gegen über.ift: fo glaus bete er, die Klugheit verbände ihn, ſich daſelbſt zuerſt niederzulaflen. Es war nur die Schwierigkeit, wie man hinankommen koͤnnte, weil Feine Tiefe für große Schiffe da war, Er faffere alfo den Enefhluß, Hohe Barfen oder Flöße, nach Art der In— dianer, zu bauen. - Die Gefahr war beym Weberfahren über diefen Eleinen Arm des Meeres nicht geringer, Man entdeckete, Daß die indianifchen Führer unter ſich ver- abrebet hatten, die Seile der Barken zu zerhauen, damit Menfchen und Pferde um: kommen follten, Pizarıo, welhem man die Entdeckung dieſer Zuſammenverſchwoͤ⸗ rung zufchreibt, befahl allen feinen Leuten, den Degen auszuziehen, und die Augen Will ſich auf beftändig auf die Führer zu haben. Sie gelangeten auf der Infel an, die nicht we; Puna ſetzen u. niger als funfzig Seemeilen im Umfreife hat; und da die Einwohner fie um Friede —— den gebethen Hatten? fo hielten fie ihre Abſichten für gluͤcklich erfuͤllet. Allein, noch an ee eben. dem Tage erfuhr Pizarro, ohne. daß man uns meldet, wie, es hätten diefe In— fülaner Truppen verſtecket, um die Spanier bey der Nacht niederzumachen. Er griff fie ſelbſt an, ſchlug fie und bemächtigte ſich ihres Caciquen. Diefes hinderte aber nicht, daß er nicht. den folgenden Tag mit einer Menge neuer Feinde zu ftreiten hatte. Er war fo gar genöthiger, den Schiffen Beyſtand zu ſchicken, Die ebenfalls den Angriff einer großen Anzahl Indianer in ihren flachen Barken ausftunden, Allein, die Spanier vertheidigten ſich mit fo vieler Herzhaftigkeit, daß fie, nah Vergießung des Blutes vieler von diefen Treuloſen, Diejenigen verſchwinden fahen, welche ihrer Rache entgan- gen waren, Indeſſen verlor Pizarro einige Soldaten und unter den andern mar fein Bruder Öonzales gefährlich am Knie verwundet, Da der Hauptmann Serdinand von Soto einige Stunden nach dem Ge— Ferdinand fehte, mit einer anfehnlichen Verſtaͤrkung von Fußvolke und Reuterey, von Ni— — caragua angekommen wars fo konnte nichts den Pizarro verhindern, feinen er— * ſten Vorſatz auszufuͤhren. Da er aber Nachricht bekam, daß ſich die Eylaͤn— der mie ihren flachen Barken Hinter denen Bäumen, die man Manglen nennet, Algen, Beiſebeſchr. XV Band, gi und ) Mi: — Reiſen und Entdeckungen Pisareo und die ihren Fuß im’ Waſſer Haben, um die Inſel herum aufpielten: fo machere die Reife 1531. Schwierigkeit, fie daſelbſt zu bezwingen, daß er fi) entſchloß, wieder nach der Küfle Y zu gehen. Er Hatte über diefes Zeit gehabt, zu erfennen, daß die $uft des Eylandes ungeſund war; und das Gold, welches er daſelbſt gefunden hatte, wurde ein neue Sporn für feine Seute, die nach nichts mehr trachteten, als ſich in Tumbes zu fehen. Undanfbar- Die Eyländer von Puma mußten felbft den Indianern des feften Landes fuͤrcht⸗ keit derIndia⸗ bar ſeyn, weil fie in ihren Gefängniffen über fechshundert Perfonen beyderley Geſchlech⸗ ner zu Tum ges Hatten, die fie im Kriege gefangen genommen, Unter diefen Gefangenen fanden bes. ſich einige Einwohner von Tumbes. Pizarro ſetzete fie alle in Freyheit; und teil er erſtlich die Güte brauchen wollte, ehe cu zu den Waffen griff, fo bath er die Indianer von Tumbes höflich, dreye von feinen Leuten, die er an ihren Caciquen ſchicken wollte, in ihre Barfe zu nehmen. Sie willigten darein: es gefchah aber nur, um die em- pfangene Wohlehat mit einer abfheulichen Undankbarkeit zu bezahlen. Kaum waren fie in ihrer Stadt angelanget, fo opferten fie dieſe drey Abgeordneten ihren Gögen auf. Ferdinand Soto wurde mit eben dem Schidfale bedrohet. Er hatte ſich in Begleitung eines einzigen Dieners mit einigen Indianern auf eine andere Barke geſetzet; und aus eifriger Begierde nach Tun ‚es zu fommen, lief er fehon in den Fluß ein, als ihn Diego von Aguezo und Rodrigo Lozan wahrnahmen, welche aus den Schiffen geftiegen waren, und nach der Mündung zu fpagieren giengen. Sie ließen die Barfe anhalten und riethen ihm, ohne einen andern Bewegungsgrund, als die Klugheit, weil ſie das Ungluͤck der drey andern Spanier noch nicht wußten, er ſollte ſein Leben nicht unnuͤtzer Weiſe wagen, welches er ohne Zweifel durch eben die Die Spanier Verraͤtherey würde verloren haben. fänken Bas Nach einer fo fehändlichen That Fann man wohl urtheilen, daß die Indianer felbſt. nicht geneigt waren, Barken zur Ausfegung der Truppen herzugeben. Man erhielt — auch nicht die geringſte Anerbiethung eines Beyſtandes von ihnen, Pizarro, feine Brüder, Ferdinand und Johann, Vincent von Balverde, Soto und die beyden Spanier, deren Rath ihm das Leben erhalten, waren die einzigen, welche bey Nacht ans Sand giengen. Sie titten. Pizarro, feine beyden Brüder und Walver- de waren fehr| naß, weil fie feine Indianer bey fich gehabt, die ihnen bey der Sandung hätten helfen koͤnnen, und die Barke, auf welder fie gekommen waren, und welche die Spanier nicht zu vegieren mußten, bey ihrem Ausfleigen umgeſchla⸗ gen war. Ferdinand blieb am Ufer, um die Truppen, fo wie fie von der Inſel und den Schiffen ankaͤmen, ans Land ſteigen zu laſſen. Der Statthalter oder Ge⸗ neral, wie man den Pizarro ohne Unterſchied betitelte, um ihn von ſeinen Bruͤdern zu unterſcheiden, ritt uͤber zwo Seemeilen weit in das Land hinein, ohne einen einzigen Indianer anzutreffen, Dieſe Verwegenheit aber, die bey einem Dberhaupte Feine Ente ſchuld gung finden kann, ließ ihn entdecken, daß ſich dieſe Barbaren auf die benach⸗ barten Hoͤhen gefluͤchtet hätten, Bey feiner Zuruͤckkunft am Meere traf er die Haupt: leute Mena und Johann von Salcedo, die ihn ſucheten, an der Spige einiger Neus terey an, welche geländer war; und da die übrigen Truppen auch nicht gefäumer, ans and ©) Beym Zarateheißter Guaynacava und beym jenigen Guaſcar und Atabaliba, welche Garei⸗ Garcilaſſo Auayna Capac. Zarate nennet die- lafio Huaſcar und Atahuallpa oder Atahualipa nenne in America. VIBuch. II Cap. EM) Sand zu fteigen, fo entſchloß er fich, ein ordentliches Lager zu fehlagen, um fih Zeit zu Pizarro nehmen, das Sand und feine Einwohner zu beobachten. U Reife, 1531, Er brachte über drey Wochen zu, bey dem Caciquen anhalten zu- laffen, er ug PE SE möchte doch feine Vorſchlaͤge anhören, und ihn für eben den Ausländer erkennen, der die Yndlanen ſich ſchon fo höflich auf der Küfte gezeiger hätte. Allein, er gab darauf keine Antwort, entweder weil ihm dieſe Anerbiethungen, welche ihm durch gefangene Indianer überbracht wurden, nicht vecht vorgetragen waren, oder weil die Erzählung von demjenigen, was in der Inſel Puna vorgegangen, ihn die Spanier als Raͤuber anfehen ließ, zu denen er fein Bertrauen haben Fonnte. Seine Leute, die haufenmweife zerftreuet waren, fuhren auch beftändig fort, einem jeden zu drohen, welcher aus dem Lager gienge. Man ent: deckete einen ftarken Haufen auf der andern Seite des Fluffes, und die Gefangenen urtheileten aus verfchiedenen Kennzeichen, er würde von dem Caciquen angefühtet, Pizarro, welcher über feine Hartnaͤckigkeit erzürnet war, faſſete endlich den Entſchluß, ihn anzugreifen. Ex ließ ingeheim einige flache Barken machen, gieng gegen Abend mit ziweenen von feinen Brüdern und funfzig Reitern über den Fluß, und marfchirete die ganze Macht durch fehr befchwerliche Wege. Da er fich den Morgen mit Anbruche des Tages dicht bey dem Sager der Indianer befand: fo fiel er es mit einer Heftig- feit an, die ihnen die Kühnheit benahm, zu widerſtehen. Nachdem er fie zerſtreuet hatte: fo tödfete er ihrer eine große Menge in der Flucht, und er Hörefe vierzehn Tage lang nicht auf, einen graufamen. Krieg wider fie zu führen, um wenigftens den Tod der drey Spanier zu rächen, die fie geopfert hatten. Manı lieft nicht, daß er bis an den Platz fortgeruͤcket fen, den er bey feinem erften Zuge hatte verfundfchaften laffen. Der Cacique aber, welcher über fo viele Feindfeligfeiten erſchrocken war, ließ endlih um Friede bitten, und vereinigte mit feinem Bitten einige goldene und fil- berne Gefchenfe, Es ift aus den Worten des Berichtes ziemlich ſchwer zu urtheilen, mas den Er begiebt ſich General bewogen, mit dem größten Theile feiner Truppen fo bald aufzubrechen, Er nad) Payta. ließ die übrigen an eben dem Orte, unter der Anführung Antons von Navarra und Alonfo Bequelmes. Er felbft rücfere bis an den Fluß Puechos, dreyßig Seemeilen von Tumbes, und fehickete den Hauptmann Soto gegen die Voͤlker, welche defien Ufer bewohnen, Einige leichte Scharmügel macheten feinen Waffen fo viel Ehre, daß man ihn in dem ganzen Umfange diefer Landfchafe um Friede bath. Es erhel- let allhier, feine Abſicht ſey geweſen, nach Payta zu dringen; und er gieng auch wirf- lich bis nach diefem Hafen. Einige Abgeordnete aber, Die er aus Cuzco von einem Echaͤlt Abge: Prinzen, Namens Guaſcar oder Huaſcar erhiele, welcher ihn rider feinen Bruder ordnete vom Atahualipa um Beyftand erſuchen ließ, veränderten auf einmal feine Entſchließungen. Vuaſear. Weil die Spanier dem Misverftändniffe diefer beyden Prinzen ihre Eroberung zu dan- fen haben: fo wird es nöthig feyn, ihre Herkunft und den Urfprung ihres Zanfes in wenig Worten zu erklären, Huayna Capac, c) unumfchränfter Herr zu Cuzco, batte feinem Reiche viele Kaiferliches Provinzen unterworfen, und fein Gebierh faflete eine Strecke von fünfhundert See- Daus zu 92 meilen Eizo nennet. Man glauber, man muͤſſe fih an den wefen, und die Namen und feine Sprache alfe legtern Halten, weil ſolcher ſelbſt ein Yica ge- beffer muß gewußt Haben. 7 ——— Reiſen und Entdeckungen PN meilen in ſich, von feiner Hauptſtadt an zu rechnen. Das Sand Quito harte ſeine U Reife 1331. beſondern Oberherren. Er entſchloß ſich, ſolches zu erobern, Dieſes Unternehmen | und feine Un⸗ einigkeit. der ihm feine Unterthaͤnigkeit bezeugen, nach Cuzco kommen und ihm das Heer wieder Weiſe zu feiner Erhaltung und Vercheidigung behalten müfte, da es die Graͤnz ſiegenden Soldaten luſtig macheten, um ſich wegen eines: fo großen Gluͤckes zu erfreuen, Todten auf einem Kaufen ſah, dee Bewundering erweckete. Atahualipa verheerete glücete ihm; und das Sand gefiel ihm fo wohl, daß er fich in dem Sande Quito mit der Tochter des Oberherrn, den er vom Throne geſtoßen hatte, wiederum vermaͤhlete, nachdem er zu Euzco feinen aͤlteſten Sohn Huaſcar, Mango Inca und einige andere von feinen Kindern gelaſſen hatte, Er zeugete mit ihr einen Sohn, Namens Ata⸗ hualipa, den er ſehr zärtlich liebete. Bey einer Reife, die er nah Cuzco that, ließ er dieſen Sohn unter Vormuͤndern und fam einige Jahre darauf wieder in feine neue Hauptſtadt, woſelbſt er fich bis an feinen Tod beftändig aufhielt. Bey feinem Tone verordnete er, der nen Huafcar, fein ältefter Sohn, follte feine Staaten nebft denen Sandfchaften befigen, die er noch dazu gebracht hätte: außer dem Königreiche Quito welches er noch befonders erobert hätte; und alfo nicht mit unter die Sandfchaften des Reiches follte gerechnet werden. Er vermachte ſolches feinem Sohne Atahualipa, def fen mütterliche Vorfahren es befeffen hatten, Nach feinem Tode verficherte ſich Atahualipa des Heeres und der Schäße ſeines Vaters. Der größte Theil von Huayna Capars Reichthümern war zu Euzco geblie ben und in Huafcars Macht. Atahualipa ſchickete eiligſt Gefandten an feinen älteften Bruder, ihm den Tod ihres gemeinfhaftlichen Waters anzufündigen, ihm zu huldi⸗ gen und die Betätigung des väterlichen Teftamentes zu verlangen, Huaſcarn gefiel diefe Einrichtung feines Vaters ganz und gar nicht. Cr antwortete, wenn fein Brus zuftellen wollte, fo würde er ihn in einen feiner Geburt gemäßen Stand fegent die Sandfhaft Quito aber könnte er ihm nicht abtreten, weil er ſolche nothmwendiger feines Reiches wäre. Er feßete Hinzu, wenn fein Bruder. hartnaͤckiger Weiſe auf feinen, Sotderungen beftünde, fo würde er mit feiner ganzen Macht wider ihn zu Felde ziehen, Atahualipa Hatte von feinem Vater auch zween eben fo erfahrene als tapfere Hauptleute, Quisquiz und Eplicachima, geerber, ‚die in feine Dienfte getreten waren. Sie riethen ihm Huaſcarn zuvorzufommen,; und dieſem Mathe wurde nachgelebet. Der Krieg war heftig. Nach einer Schlacht, welche drey ganzer Tage dauerte , wurde Atahualiha auf der Brücke des Fluſſes Tumibamba gefangen genommen und in ein Schloß geſperret, welches eben den Namen führete: Allein, unterdeffen daß fich. die brach der fchlecht bewachte Ynea durch die Mauer und feßete ſich durch eine gluͤckliche Flucht in Freyheit. Bey feiner Zuruͤckkunft in feinen Staaten. machete er dem Volke weiß, der verftorbene König, fein Water ‚ welcher der gerechten Sache, wohl wollte, hätte ihn in eine Schlange verwandelt, um ihm die Macht zu geben, durch ein klei⸗ nes $och zu entſchluͤpfen. Das Wunderfame wird ftets ſehr begierig aufgenommen, Alle ſeine Unterthanen, welche durch die Hoffnung eines uͤbernatuͤrlichen Schutzes wie⸗ derum Muth bekamen, ſtelleten ſich unfer feine Fahnen. Er gewann zwey Treffen mit einem fo ungeheuren Blutbade, daB man hoc) lange nachher die Knochen der Die — — —h —— — — im American Vl Buch IC. — die Provinz Cagnares, wo er ſechzig tauſend Mann erſchlug. Er ſetzete die Stade Pisaero Tumibamba in Blut und Brand, und gieng weiter, da er alles niederhieb, was HReife ısaı ſich feinen Waffen miderfegete, und fein Heer mit denjenigen verftärkete, Die ihn mit Unterthänigfeit annahmen. Er gieng bis nach Tumbes, welches nicht den geringften Widerftand that. Da er aber auch Puna erobern wollte: fo vertheidigten der Cacique und das Wolf diefes Eylandes den Uebergang fo fapfer, Daß er genöthiget war, diefes Unternehmen zu un— terlaffen, um feine Waffen wider feinen Bruder Huafcar zu richten, welcher in großen . Maͤrſchen mit einem ſehr zahlreichen Heere wider ihn anzog. Er nahm feinen Weg nach Cuzeo; und ſchickete, da er in Caramalca ftill lag, drey bis vier taufend Mann auf Entdeckung aus, um von dem Marfihe feines Bruders gewiſſe Machricht einzu⸗ ziehen; und zu erfahren, wie ſtark er waͤre. Dieſer Haufen ruͤckete ſehr nahe an das feindliche Lager, und verließ die Heerſtraße, bloß in der Abſicht, damit er nicht ent: decket würde, Huaſcar hatte fich zu feinem Unglüce von feinem Heere entferne, um das Laͤrmen und Die Unruhe zu vermeiden, und fand ſich auf dem Wege, wodurch die Dölfer feines Bruders ihren Marſch genommen hatten. Er hatte nur ſiebenhundert von feinen vornehmften Kriegesbefehlshabern um fich, welche ftets feine Hofſtaat und Bedeckung ausmacheten. Da die Partey nicht gleich war: fo wurde er ohne Wi: derftand aufgehoben. Der glückliche Haufen hoffete, fih mit eben. dem Gluͤcke zu- ruͤck zu begeben: er wurde aber von dem‘ Heere umringetz und feine einzige Zuflucht war, daß er Huafcarn drohete, den Kopf abzufihlagen, wenn er feinen Leuten nicht beföhfe, fich zurück zu begeben, Diefe Drohung und die Verficherung, bie man ihm gab, es würde fein Bruder, welcher nichts mehr verlangete, als den freyen Be: fiß des Landes Quito, ihn dafür als feinen Oberherrn erkennen, hatten die Macht, ihn wanfend zu machen. Er gab feinem Heere Befehl, nichts zu unternehmen, fon= dern fich nach Euzco zu begeben. Es gehorchete; und dieſer ungluͤckliche Herr blich in feiner Sende Gewalt. a TAN vu “ In diefem Zuftande befanden ſich die Sachen diefes Sandes, als beyde Brüder Vorurtheit zum Pizarro ihre Zuflucht nahmen. Die Peruvianer hatten über dieſes einige Wor der Peruvia- urtheile, die feinem Unternehmen günftig waren." In der Einbildung , daß das konig- Met — liche Haus zu Cuzco von einem Sohne der Sonnen herſtammete, gaben-fie den Spa— wa er niern eben diefe Herkunft; und, die Urfache, die fie ſelbſt davon anführen, hat et= iek— was fehr feltfames an fi), In den älteften Zeiten, fageten fie, hätte der ältefte von den Söhnen eines Ynca, Namens Nahuarhuacar, ein Gefpenft gefehen, das eine‘ ganz andere Öeftals gehabt, als die Einwohner des Landes, Sie haben Eeinen Bart und ihre Kleider geben nicht übers Knie. Dieſes Gefpenft hingegen, welches den "Namen Virscochs führete ‚trug einen fehr langen Bart; und fein Rod gieng ibm bis auf die Füße hinunter, Ueber Diefes führete es ein dem jungen Prinzen unbe Fanntes Thier an einer Kuppel, Dieſes Mährchen war fo durchgängig ausgebreitef, daß man bey der Ankunft der Spanier, welche große Baͤrte trugen, die Beine bes kleidet harten, und auf Pferden vitten, an ihnen den Ynca Virscoche, den Sohn ber Sonne, zu fehen glaubere, ub$ NE Nach ‚62 | Reifen und Entdeckungen Pizarro Nach dem Zarate 4) war Huaſcar noch nicht gefangen, als er zu den Spa— U Reife.sst. nieen, von denen er hatte veden Hören, ſchickete, und fie um ihren Benftand erſuchen Sana En, ließ. Diefes ftimmet mit einer Prophezeyung ziemlich wohl überein, welche die Per pacs Prophe planer dem Huayna Capac zufhreiben, es würden nach feinem Tode Leute in feine zeyung. Staaten fommen , dergleichen man vorher noch niemals gefehen hätte, welche feinen! Saoehne das Neich nehmen, die Regierung umkehren, und die Religion zernichten würden. Man feßete hinzu, er hätte feinen Kindern gerathen, die Freundfehaft vieft Sremdlinge ſich auf ale Art und Weife zu erwerben zu ſuchen, es möchte auch Eoftelh was es wollte. Garcilaſſo giebt zu verftehen, diefe Eindrücke hätten den Atahualipf in Schrecken gefeget, und ihm den Muth genommen , ſich zu vertheidigen, in DE feften Ueberredung, diefe unbekannten Kiegesleute wären von der Sonne geſchickt worden, um fie wegen tauſenderley Beleidigungen zu rächen, welche fie wider die NA tion aufgebracht hätte, Eben der Gefchichtfehreiber aber glauber auch, Huaſcar fey DE veits gefangen gemefen, und es habe einer von feinen Anhängern in feinem Name zum Pizarro geſchickt, um ihm deſſen Schug in feinem Unglüce zu verfhaffen e). St. Michael Als diefe Abgeordneten in dem Hafen Payta angefommen waren: fo eilete d wird angele- Statthalter, welcher. fo gleich erfannte, wie wichtig dieſes zu feiner Abfiche feyn Fon get. te, diejenigen Truppen an ſich zu ziehen, welche er zu Tumbes gelaffen hatte, und be fchäfftigte fich, bis zu ihrer Ankunft, an dem Afer des Fluſſes Payta den Grund einer Stadt zu legen, die er St, Michael nannte, Er wollte, es follten die Schiffe die aus Panama zu ihm kaͤmen, wie dergleichen fhon gefommen waren, bey ihr Ankunft einen ficheren Aufenthalt dafelbft finden. Nachdem er darauf das Gold u Silber, welches die Frucht feines Zuges war, unter feine Leute ausgetheilet hatte; Ä ließ er in dieſer neuen Stadt nur diejenigen, die er beftimmere, fie zu bewohnen f), Pizarro Huaſcars Abgeordneten hatten ihm berichtet, Atahualipa hielte fich itzo in bt geht nach Ca Landſchaft Caxamalca auf. Seine Truppen waren nicht fo bald von Tumbes ange xamalea. kommen, fo begab er fih auf den Marſch, diefen Fürften aufzufuchen. Er mußt durch eine Wuͤſte von zwanzig Seemeilen in heißem Sande, ohne Waffer und oh Schatten wider die brennende Sonnenhitze, marſchiren, welches fein Heer vieles ausft Hen ie. Bey dem Eintritte in eine Sandfehaft, Mamens Motupe aber, fing € gluͤcklicher Weife voiederum an, bevöfferte Thäler zu finden, woſelbſt die Erfriſchung Bekoͤmmt und Lebensmittel im Ueberfluffe waren, Von da rüceten die Spanier gegen ein eine Geſandt- hirge, auf welchem fie eine Geſandtſchaft vom Atahualipa antrafen,. die dem Gen —— rale fehr reiche Halbſtiefeln und goldene Armbänder uͤberreichete, und ihm ſagete, pa. möchte fich damit pugen, wenn er fich vor dem Mea zeigete, welcher ihn an diefl Kennzeichen erfennen würde. Der Abgefandte war felbft ein Mnca und hieß Ti Aytachi. Seine Bewillfommung betraf die Anverwandtſchaft der Spanier mit . nem Heren als Kinder des Viracocha und der Sonne, Die Gefehenfe beftunden aus verſchiedenen Arten von Früchten, Koͤrnern, koſtbaren Zeugen, Voͤgeln und ander! Thieren des Sandes, goldenen und filbernen Gefäßen, Schalen, Schüffeln, und 2 j | i ed d) Zarate am angef. Orte imIIB,a,d.102&. dem III Theile beym Ramuſio unter dem zu €) Garcilaſſo im I Buche. ‚Bericht eines ſpaniſchen Asuptmannes hu FI Der einzige Augenzeuge, welcher ſich im "findet, welchen Ramuſio nicht nennet, ift jo vol 9 - in America. VI Buch. IICap. 9 Een, einer Menge Tuͤrkiſſe und Smaragde. Der Ueberfluß und Schimmer dieſes Reich Pisarro thumes ließen die Spanier urtheilen, der Herr, welcher fie ſchickete, müßte unermeßliche I Reife.isst. Schaͤtze beſitzen. Sie fehloffen Daraus, er ware duch die Begegnung, bie man den Ein- mohnern in Puna und Tumbes erwiefen, beunrußiger worden; und diefe Muthmaßung war richtig. Sie mußten aber noch nick, merfet Garcilaſſo an, daß diefe Völker fie für Söhne der Sonne hielten, die ige Rache ausführen ſollten, und alfo einen Bewegungs⸗ grund von der Religion mir «amifiheten. hre Abfiche war nicht, die Freundſchaft einer Handvoll Feute zu erfaufen, die fie leicht hätten umzingeln koͤnnen, fondern den Zorn der Sonne zu befänkigen,, die fie anbetheten, und welche fie für erzuͤrnet auf fie hielten, Pizarsv Hatte nur einen jungen Indianer aus Puna zum Dollmetſcher, der. we— Der Dollmet⸗ der die Sprache von Euzco, welche die Hoffprache war, noch die Sprache der Spanier fher tauget vortund, Ober gleich mit dem Namen Philipp getaufet warz daher man ihn Philip- nichts. pillo nannte: fo war er doch von den Geheimniffen der Religion fchlecht unterrichtet, Kurz, da er nur die Mundart feiner Inſel verſtund, mo er auch noch, wie man vermuthen muß, von dem gemeinften Bolfe gebobren war; fo konnte er die Rede des Mea nicht richtig und genau vortragen. Die Spanier waren auch nach feiner Abreife noch nicht recht Deutlich von feinem Antrage unterrichtet. Sie berathfchlageten ſich, was fie von dieſer Abfendung urtheilen follten. Die einen hielten dafür, je veicher die Gefchenfe wären, defto mehr Miserauen müßten fie erwecken, und dieß wäre vielleicht eine Lockſpeiſe, fie in ein Meg zu ziehen, Andere dachten viel edeler , man müßte nicht fo übel von den Gefinnungen eines großen Fürften urteilen; man müßte ohne die gehörige Vorſichtigkeit zuverabfäumen, vor- ber erft alle friedfertige Mittel anwenden , ehe man es zum Kriege fommen ließe; und die Dunfelheit, die man in des Ynca Ausdruͤckungen fände, wäre vielleicht nur in der Erz klaͤrung des Dollmetſchers. Man entfchloß fich gleichwohl, den Marfih nah Caxamal⸗ ca fortzufegen, wo man den Fürften zu finden noch) ftets Hoffere, An allen Orten, wo man durchzog, wardie Aufnahme vonden Indianern prächtig. Siebrachten verfchiedene Ar- ten von Fleifch und von Getränfen; und man bemerkete alfenthalben, daß fiezu den Zuruͤ⸗ ſtungen nichts geſpahret hatten. Da ſie bey ihrer einfaͤltigen Meynung bemerket hatten, Einfalt der daß die Pferde an ihren Gebiſſen kaueten: fo bildeten fie ſich ein, dieſe außerordentlichen Pernvlaner. Thiere fräßen Metall, und nähreten fih davon. Sie hohleten ihnen alfo Silber und Gold im Leberfluffe, und überreicheten es ihnen mit der beften Freundfchaft vonder Welt, Die Spanier , welche bey diefem Spiele nichts einbüßeten, munterten fie auf, damit nicht nachzulaffen g) Um die Gefandtfchaft des Fürften zu beantworten , fehickete der Statthalter einen von Gertinand feinen Brüdern, Ferdinanden, und den Hauptmann Soto an ihn. Sie fanden ihn nicht Pizarro und in der Stadt Caramalce, Die Hoffnung, feine Herrfchaft zu befeftigen, hielt ihn an ver- Soto werden fhiedenen Orten hintereinander auf, wo er befchäfftiger war, alles dasjenige hinvichten zu Bar rg laffen, was ihm von der föniglichen Familie und den Anhängern feines Bruders in die ? Hände fie, Man kann nicht feugnen, daß diefe blurgierige Rache fein Andenfen nicht verhaßt gemacht hat. Der Curaca, oder befondere Herr dieſer Stadt, hatte Ban die groben Irrthuͤmer, daß man faſt gar nichts dar- ) Garcilaſſo am angef. Orte. Dieſe Um⸗ Aus brauchen kannn. Huaſtar heißt daſelbſt Cup ſtaͤnde finden ſich nicht beym Zarats. co, welches der Namen feiner Hauptſtadt war. Pizarro II Reiſe 1531. —' — Gehoͤr bey ihm. Ferdinands Rede, und die⸗ ſes HerrnAnt⸗ wort. 64 Reiſen und Entdeckungen die Soͤhne der Sonne mit aller Ehrerbiethung zu empfangen, welche dieſem Titel zukam⸗ Er ſchickete ihnen einige Befehlshaber entgegen; und da er ſelbſt bald folgete, fo fuͤhrele er fie in einiger Entfernung nach einem Pallafte, wohin der Fuͤrſt auf die Zeitung von ih⸗ ver Annaͤherung zuruckgek ommen mr Als fie auf der Ebene fortruͤcketen fo fahen ſe— Kriegesleute, welche abgeſchickt waren, ihnen Epre zu erweifen, Soto, welcher micht er⸗ rathen konnte, was ihre Abſicht wäre, ſpornete fein Prey an und ſprengete mit verhaͤnge tom Zügel auf den Befehlshaber zu, der fie anfuͤhrete Die Indiauer lefen auseinander fo wohl, weil fie Befehl hatten, fie zu verehren, als aus Suche, die fie bey dem erſten Anblicke eines Pferdes in vollem Laufe empfinden mußten 4), Der perevianiſche Befehls haber bewillkommete fie mit einer Art von Anbethung, und begleitete fie bis nach dem Pals laſte mit allen Merkmaalen der allertiefften Verehrung. 4 Sie waren von dem Reichthume ganz verblendet, der ſich auf allen Seiten zeigete⸗ Der Yınca faß auf einem goldenen Stuhle. Er fund auf, fie zu umarmen, und. fagelt zu ihnen: Capac Viracocha, ſey willEommen in meinen Staaten. Man wi ihnen goldene Stühle an, ſich zu feßen; und der Yica wandte fich zu einigen indianiſche Herren, die um ihn waren, und fagere zu ihnen: „She fehet bier. die Geftalt und Kiel „bung unferes Gottes Viracocha, fo, wie unfer DBorfahrer, der Ynca Rahuarhuacat „fie auf einer fteinernen Bildfäule hat wollen vorftellen laffen ss... Zwo Prinzeflinnen v einer außerordentlichen Schönheit, überreicheten ihnen Getraͤnke; und. auf diefe Erfil fhungen folgete ein prächtiges Mahl, Ferdinand Pizarro machere darauf fein Gegencom pliment 2). Er redete von den beyden Mächten, dem Pabſte und dem Kaiſer, wel beyde zufammen bedacht wären, die Indianer aus der Sclaverey des Teufels zu ziehe Konnte er ſich wohl ſchmeicheln, wie der Geſchichtſchreiber anmerfer, durch eine Rede vol einigen Zeilen, dieſer Nation ſo neue Sachen für jie verftändlich zu machen ? Pbitipill der nicht vielmehr davon verftund, als der Ynca felbft, machere ihm eine Erflärung da von, aus welcher Diefer Herr ſich nichts nehmen Fonnte, Er antwortete gleichwohl durch eine ſehr vernünftige Rede darauf, allein, dem Vorurtheile gemäß, womit er angefuͤll war, Nichts iſt zaͤrtlicher, als was ihn Garcillaſſo zum Beſten feiner Unterthanen ſagen laͤßt. Seine Befehlshaber wurden davon geruͤhret, und konnten ſich der Thraͤnen nich enthalten, Er erh den beyden Spaniern, er wollte morgen ihr Oberhaupt beſuchen Sie begaben ſich zuruͤck, und waren mehr über die Reichthuͤmer, die fie gefehen harten) vergnüge, als von der Meynung gerühret, die man von ihnen. hatte, f Als der Statthalter vernahm , daß der Zürft den folgenden Tag Eommen wollte: f eheilete er die fechzig Pferde, woraus feine ganze Reiterey beſtund, in drey Haufen-, jeden von zwanzig Pferden, Er gab ihnen Ferdinand Pizarro %), Soto und Belalcazarn 2 " Anſuͤh⸗ ) Zarate ſaget, Atahualipa habe diejenigen vo Bruder mit einigen Reitern, und ſagete mil anf der Stelle hinrichten laſſen, welche einige Furcht zu dem Firffen: „Der Statthalter, fein Brudel bezeuget hätten, Allein, da feine Etzaͤhlung außer: „wäre im-Namen Seiner Majeftät des Koͤnige dem ziemlich dunkel iſt ſo haͤlt man ſich hier nur „in Spanien gefommen, um ihn den Willen an den Gareilaſſo de Ta Veja, „res Herrn fund zu thuns er wuͤnſchete aljo, I! t „zu ſprechen, und wollte fein Freund feyn , i a) Nach dem Zarate wurde Soto anfänglich - „auf der Fuͤrſt geanttwortet, faͤhrt Zarate fort: M allein gbgeſchickt, und der Fuͤrſt wollte nicht per: „naͤhme die Anerbiethung feiner Freundfchaft aM ſoͤnlich mit ihm reden. Darauf erſchien des Pizav- „wenn er nur den Indianern, feinen Unterehanell ER. 9 * x in American. VI Buch. II Cap. 65 Anführern , welche ſich hinter eine alte Mauer ftefleten, damit fie nicht gleich von den In⸗ Pissarre dionern gefehen würden, und ihnen mehr Erftaunen verurfacheten , wenn fie fih auf ein: U Reife.issr. mal zeigeten, Er ſtellete fich felbit an die Spige feines Fußvolfes, welches aus Bundere — Mann beftund, woraus er ein Batallion machete; und in diefer Ordnung fürchtete er fich nicht, einen gewalttätigen und blutduͤrſtigen Fürften zu erwarten, welcher mit zahlreichen Atahualipa Völkern zu ihm Fam. Der Marfch des Atahualipa war fo langfam, daß er vier Stunden gebt den Spa: zu einer Meile brauchete. Er Hatte die vornehmften Herren feines Hofes um fi. Sei- — ne Kriegesleute waren in vier Haufen von acht tauſend Mann geſtellet, wovon der erſte " den Vortrab machete, und zween andere an feinen Seiten marfchireten. Der vierte, wel— cher den Nachzug machete, hatte Befehl, fich in einiger Entfernung zu halten, Da Atahualipa mit feinen erften dreyen Haufen angerücker war, und die Spanier in Schlachtordnung fteben fab : fo fagete er zu feinen Befehlshabern: „Diefe Leute find Bo— „then der Götter; wir müffen uns wohl in Acht nehmen, daß wir fie nicht beleidigen, und „fie vielmehr durch unfere Höflichkeiten zu befänftigen fuchen ,,. Zu gleicher Zeit gieng Bincent von Balverde D, mit einem hölzernen Kreuze in der einen und feinem Brevier Bincents von in der andern Hand, aufihn zu. Seine, wie eine Krone gefehnittene Haare fegeten den Valverde Ne: Yıca in Verwunderung, welcher, Damit er nichts’ an demjenigen ermangeln ließe, was * ihm gebuͤhrete, von einigen Indianern, die mit den Spaniern bekannt waren, wiſſen wollte, wes Standes er wäre, Sie ſageten zu ihm, er wäre ein Bothe des Pachacamac. Nachdem Valverde um Erlaubniß zu reden gebethen, und folhe auch erhalten hatte: fo fing er eine ziemliche lange Predigt an, bie in zween Theile getbeilet war. Sein Eingang. - handelte von der Nothwendigkeit des Fatholifchen Glaubens. Darauf kam er auf die beil, 3 Dreyeinigkeit, „auf die Strafen und Belohnungen in einem andern $eben, auf die Schoͤ— pfung, auf den Fall Adams, in welchem das ganze menfihliche Gefchlecht mit begriffen ift, Jeſum Ehriftum ausgenommen. Er redete von der Geburt diefes Gottmenſchen, von ſei— nem Tode für die Erlöfung der Menſchen, von feiner Auferftehung, den Apofteln, und endlich auch von der erftern Würde und dem Vorzuge des beil, Petrus, Im zweyten Theile fagete er: der Pabft, des heil. Petrus Nachfolger, welcher von der Abgötteren der Indianer Nachricht erhalten Hätte, und fie zur Erfenntniß des wahren Gottes ziehen woll- te, hätte dem Kaifer Karl, Monarchen der ganzen Exde, aufgetragen, feine Statthalter abzuſchicken, um fie zu untertwerfen , und fie mit Gutem oder mit Gemalt auf den ‚einzigen guten Weg zu bringen , welches derjenige wäre, den er ihm angekuͤndiget hätte, Er brach: te das Benfpiel von Merico und andern Ländern bey, Endlich meldete er dem Duca, wenn er fein Herz wider das Evangelium verftocken würde, fo würde er, wie Pharao, umfom- men. Diefer Haufen von Geheimniſſen, welche plöglic und ohne Vorbereitung dem Vnca vor⸗ „alles Gold und Silber wiedergaͤbe, welches er ih— drenen Brüdern, Ferdinand, Johann und Gonza⸗ „nen genommen hätte, und fogfeich aus feinem „Lande gienge; er wollte, um alle Dinge ordent: „lic, einzurichten, den Statthalter morgen in dem „Pallaſte zu Caxamalca forechen „. Beym Zara: te wird alfo nichts von dem Pabſte, und der Ne: ligion, nichts von den Prinzeffinnen , dem Ge: tränfe, und dem Mahle gedacht. f &) Zarate faget, er habe die Anführung feinen - Allgem. Reifebefchr, XV Band. les in Begleitung des Soto und Benalcazars ges geben. D) Zarate giebt ihm ſtets den Titel eines Bi⸗ ſchofes. Garcilaſſo nennet ihn Bruder, und Ben zoni ſaget deutlich , er ſey ein Jacobiner geweſen. a. d. 562 S. x J Pizarro vorgeftellee wurden, Fonnten feinen Wer heit des Doflmerfchers konnte demfelben Feine Deutlichkeit mehr verleihen, als die Drohung, fein Sand verheeret. zu ſehen, Er begriff gar wohl, daß der Dollmetſcher die Sprache von I Reife.iz3r, 4 Die Spanier greifen die In⸗ dianer an. 66 der weiter nichts davon verſtanden hatte, that einen tiefen Seufzer. Euzco, deren er ſich bedienet Hatte, mit ihm zu reden 5 er möchte feine Antwort auch nicht recht vortr nigftens in einer gemeinern Sprache, Keifen und Entdeckungen fand wohl nicht fehr aufklären; und die Unwiſſen⸗ Atahualipa, ſchlecht verſtund, und aus Furcht, agen, fo gab er ſie, oder erflärete fie ihm we⸗ Diefe Antwort, fo, wie fie Gareilaſſo und“ andere anführen, zeiger genugfam, daß Philipillo eine wunderliche Erklärung von unfern Ges heimniſſen gemacht hatte, Indeſſen erwarteten die Spanier, welchen eine fo lange Unterredung verdrießlich fiel, fi nicht den Befehl ihres Generales, aus ihren Gliedern zu gehen; fondern einige fliegen auf einen Kleinen Thurm, mo fie ein Goͤtzendild entdecket haften, welches mit geldenen Plat⸗ ten und Foftbaren Edelgefteinen bereichert war , die fie zu heit erzürnete die Jndianer , und die meiften ſchicketen ſich den Spaniern übel zu begegnen, zu beftrafen: der Mnca aber verborh, cher über das Laͤrmen unruhig wurde, ftund von dem Stuhfe, diefer Bewegung ließ er das Kreuz und fein; Brevier fich , folches wieber aufzuheben; darauf lief er nachden Spanien, und gebracht hatte, plöglich auf; und bey fallen, Er buͤckete ſchrie ihnen zu, fie ſollten ven Indianern nichts zu Seide thun. Schreyen wurden unglücklicher Weife ausgeleger, und vielmehr für ‚Rache gehalten, Das Gefecht fing heftig an, ) Diejenigen, welche ihm vorgeworfen Haben, er habe ihn bey den Haaren gezogen, willen nicht, das die Yneae einen gefihornen Kopf haben, n) So erzählet es Garcilaſſo. Weil man ihn aber im Verdachte Haben kann, als habe er feiner Nation wohl gewollt: fo verbindet uns die Gerech⸗ tigkeit, die Erzählung der Spanier allhier beyzufuͤ⸗ gen, und dem Leſer das Recht zu laſſen, nad) an: geftellter Vergleichung einen Ausfpruch zu thun— „At abaliba (fo nennet ihn Zarate) wandte einen „großen Theil des Tages an, feine Truppen eben: „falls in Ordnung zu ftellen; er wies die Derter an, „wo ein jeder Befehlshaber angreifen follte, und „trug einem von feinen Feldhanptleuten, Namens »Ruminagui, auf, ſich mit fünftanfend Indianeru „ontch einen heimlichen Unmeg nad) dem Orte zu „begeben, wo die Ehriften Über das Gebirge hereins „gegangen waren, alle Paͤſſe zu befeken, alle Spa: „Niet zu toͤdten, die fich dahin zu retten ſuchen „würden. Daranf ließ er fein Heer fo laugſam pimarfhiren, daß er länger, als vier Stunden liher „eine Kleine Meile zubrachtee Er war in feiner „Saͤnfte, die aufden Schuftern feiner vornehm: „fen Herren getragen wurde; und wor ibm her „giengen dreyhundert Indianer, die alle auf einer⸗ ey Art gekleidet waren, und die Steine, und al— »les, was im Wege lag, bis auf das geringfte plündern anfingen, Ihre Kühne an, dieſe Heiligthumsfchänder den man ihm zum Neben Sein Saufen und fein eine Ermahnung zur und wurde mit gleicher Hitze fortgeſetzet. Indeſ⸗ „Strohaͤlmchen, hinweg nahmen. Darauf mar⸗ „ſchireten die Caeſquen undalle andere Herren eben⸗ „falls in Tragſeſſeln, welche die Chriſten, wegen „ihrer geringen Anzahl, für fo was weniges hıek „ten, daßıfie fich einbildeten, fie alle, ohne Gefecht, „zu fangen, In der That hatte ein indianiicher „Statthalter dem Atabaliba fagen laffen, die Spus „hier waͤren niche nur in geringer Anzahl, fondern „auch fo träge, und fo weihiſch, daß fie wicht zu „Fuße gehen Eönnten, fondern fich von großen Scha⸗ „fen tragen ließen, die fie Pferde nermeten. Arabas „ba zog alfo in einen großen Vorhof ein, der vor „dem Tambos war, welchen Namen der Pallaſt „zu Caramalca führere; und da er fie in fo kleiner „Anzahl ſah, weil bie Neiteren. verſtecket war: fo »glaubete er, fie würden ſich nicht unterfiehen, vor „ihm Stand zu balten, Er ſtund auf feinem „zragfeffel auf, und fagere mit lauter Stimme: „Wir haben fie; fie werden fich ohne Zweifel erger „ben. Hierauf gieng der Biſchef, Bruder Dom „Vineent von Valverde, mit feinem Breyier in der Hand Hinzu, u. hielt ihm eine ſehr kudiertePredigk.z (Zarate führer fie ihrem Weſen nach an, u. fie iſt dem, was Gareilaffo davon anführet, ziemlich ähnlich.)ys Nachdem Atoballba fie angehöret hatte: fo antwor⸗ „tete er: Diefes Land, nd alles, was es euthiel⸗ le, wäre von feinem Vater und feinen Vorfah⸗ „ren Valverde, wel⸗ A, in America. VI Buch. 1 Cap, 67 Indeſſen wurde bes Atahualipa Beſehl nicht weniger beobachtet. Hundert und ſechzig Pizarro Spanier, die von einem Heere Indianer umringet waren, haften weder Todte noch Ver- HXeife.iszr wundete, außer dem Statthalter, welchen einer von feinen eigenen Leuten an der Hand leicht verwundet hatte, Sie fanden nicht den geringften Widerſtand. Die Perupianer begnügten fih nur, bie Sänfte ihres Fürften zu umeingen , damit folche nicht umgewor⸗ fen würde, Nachdem aber der General fich bis zur Sänfte Luft gemachet hatte: ſo faſſete Piharro leget er den Atahualipa bey feinem Rodärmel, fiel, und zog ihn mit auf fihm). Als die Un- terthanen dieſes ungluͤcklichen Fuͤrſten ihn in der Spanier Gewalt fahen: ſo dachten ſie auf nichts weiter, als ſich durch die Flucht in Sicherheit zu ſetzen. Sie waren nicht eilfertig genug, der Wuth ihrer Feinde zu entgehen. Es wurden ihrer über drey tauſend fünfhun- dert niedergehauen, Bon Kindern, Alten, Weibern, welche die Neugier zu dieſem Schauſpiele gezogen hatte, wurden ihrer mehr als funfzehnhundert von der Menge der Hlüchtigen erdruͤcket und zertreten. Beynahe dreyfaufend wurden von den Trümmern ei— ner alten Mauer zerſchmettert, die über fie ber ſtuͤrzete. Diefes Miedermegeln dauerte bis zu Ende des Tages. Als der Befehlshaber des Nachtrabes, Namens Ruminagui, das Blutbad der Laͤrmen hörete, und einen Spanier einen Indianer, den man auf einen erhabenen Dre ge Indianer. flellee Hatte, ihm Nachricht zu geben , wenn es Zeit wäre, anzurücen, von da hinabftür- zen fah: fo fchloß er, fein Herr wäre gefchlagen ; und anſtatt daß er ihm zu Hülfe marſchi— ten follte, fo nahm er mit feinem Haufen den Marfch nah Quito, welches über zweyhun⸗ dert und fünfzig Seemeilen weit von dem Schlachtfelde war n), „ten erobert worden, die es nach dem echte der »Erhfolge, feinem Bruder, Guaſcar Ynca, hin »terlaffen hätten; er, der hier redete, hätte Guaſ⸗ „earn aͤberwunden, und hielt ihn gefangen, er waͤ⸗ > —F itzo der rechtmaͤßige Beſiher davon; und Kg nicht, wie es der Pabſt hätte andern ges an bey allen dem aber, wenn er es jes meifen gegeben Hätte, fo würde er, den es am —— ne Ich wohl vorfehen , daß er nicht — * igte. Was Jeſum Chriſtum anbetraͤ⸗ em man ihm ſagete, er habe Himmel und ") erſchaffen, jo wüßte er nichts davon; und es datte auch Niemand etwas erfchaffen, wofern es nicht die Sonne woaͤre; die er für Gott hielte; er xxennete den Kaifer von Spanien nicht, und hätte a niemals gefehen; er wüßte anch fo gar von al- em dem nichts, was er gehoͤret ‚hätte. Endlich »ftngete er Valverden, woher er das alles hätte, vwas er ſagete, und welches ſein Beweis davon ⸗waͤre? Der Biſchof antwortete, es ſtuͤnde in dem „Vuche gefchrieben, welches er in Händen hätte, und welches dns Mort Gottes wäre, Atabaliba ⸗wollte es ſehen. Er machete es auf, blaͤtterte dars »innen, und da er ſich beſchwerete, dieſes Buch gaͤ⸗ de ihm nichts zu verſtehen, fe ſchmiß er es auf „die Erde. Darauf wandte ſich Valverde gegen die Spanier, und rief ihnen zu : Zum Gewehr, J2 Da „um Gewehr! Der Statthalter, welcher feiner „Seits dafür hielt, es würde ihm ſchwer werden, „den Indianern zu widerfiehen, wenn fie ihn zu: „erft angriffen, fehickete feinem Bruder, Ferdinand, „Befehl, dasjenige zu vollziehen, was fie befchlof: „fen hätten. Bu gleicher Zeit ließ er das Geſchuͤtz „ſpielen; und unterdeffen, daß die Meiterey an „dreyen Orten auf die Indianer fprengete, geiff er ſie mit dem Fußvolke, auf des Atabaliba Seite, „ielöft an, Er drang gar bald bis zu dem Trag⸗ ssfeffel hindurch, und hieb die Träger deſſelben nie⸗ der. Kaum aber fiel einer, ſo bothen ſich ander „re um die Wette dar, ihm zu folgen. Pizarro er⸗ „eannte gar wohl, er wuͤrde verloren ſeyn, wenn ſich das Gefecht in die Länge zöge, weil er mehr durch den Tod eines einzigen Spaniers einbuͤßete, „als er durch die Miederfäbelung vieler Indianer „gewann. Dieſe Vorftellung trieb ihn wütend „dis zur Sänfte des Atabaliba. "Er griff diefen „Kern bey den Haaren, die er lang trug, und „309 ihn fo ſtark, daß er ihn niederriß,,. (Zarate iſt der einzige, der von den Haaren redet. Alle andere fagen, er habe ihn beym Rocke gezogen.) „Da die Spanier mit ſtarken Streichen auf die „Sänfte Hinein hieben: fe geſchah es, dab der „Statthalter an der Hand verwundet wurde; er „behielt aber nichts deftomeniger „geach⸗ die Hand an Atahualipa, u. reißt ihn nie⸗ der, feine Beute, unz . Pizarro I Reife. 1531. ar: RB re = —— SET ae ne . a 8 Reifen und Entdeckungen Da die Erzaͤhlungen getheilet find, fo fälle es nicht leicht die Umſtaͤnde von einer fo großen Degebenheit recht gewiß zu beftimmen. Man begreift wohl, daß es den Spas niern, deren Erzählung davon man bier in einer Note beygefüger hat, daran gelegen ge wegen, die Wahrheit zu verkleiden, um ihre Unmenſchlichkeit zu rechtfertigen, wenn fie einen Sürften ohne Urfache angegriffen hätten, der gegen fie eine übermäßige Behutſamkeit beobs achtete. Allein, Garcilaſſo, der ein gebohrner Peruaner ift, Dat nicht weniger Mugen davon, feine Nation von dem Vorwurfe zu reinigen, daß fie fich die Rache der Spanier durch das verabredete Borhaben, fie niederzumachen, zugezogen. Er geſteht felbit, da er die Erzählung, die von feiner unterfchieden iſt, für eine Zabel Hält, fie fey an Karin den V von dem Statthalter und den Befehlshabern bey feinem Heere geſchickt worden, den einzigen Zeugen, die.man damals in Spanien zulaffen konnte : „alles dasjenige alſo, was er vorgiebt, fie zu zernichten, Fommt auf das Zeugniß feiner eigenen Nation, und bes fonders-auf das Vorurtheil für die Söhne der Sonne an, welches den Peruanern , wie er mit vieler Geſchicklichkeit anmerket, nicht würde erlauber haben, auf einmal die Ehrer⸗ biethung zu verlegen, welche dieſem Titel, ihrer Meynung nad), gebuͤhrete. Gleichwohl aber nimmt man nicht wahr, daß diefe Meynung an des Atahualipa Antwort viel Antheil gehabt. Allein, wenn etwas vermoͤgend waͤre, die Finſterniſſen aufzuklaͤren, welche die Zeit nur verdicket hat: fo würde es Das Zeugniß eines zeitverwandten Schriftitellers feyn, den man für neutral unter. den Spaniern und Peruanern halten koͤnnte; und ich kenne einen, deſſen man fich, welches erftaunlich ift, niemals bediener hat. Dieſer iſt Hieronymus Benzoni, ein Maylaͤnder, welcher wenig Jahre nach die: fer Begebenheit nach Peru reifete 0), und alfo die meiften Perfonen, Spanier und Peru: aner, gekannt, welche daran Theil gehabt, — Seine Erzählung hat das Anfehen der Wahrheit an fich, welches man nicht beffer erhalten Fann, als wenn man fie fo laͤßt, wie er fie felbft abgefaffer bat. Die Wichtigkeit der Sache erfordert eine Erläuterung , welche diefem Werke befonders zufommt, - Wir müffen anmerken , daß zwiſchen Atahualipa und den Spanien noch nichts vorgegangen war, woraus man von ihren wahren Geſinnungen hätte urtheilen fönnen, „Indeſſen liefen bey dem Könige Attabaliba Zeitungen über Zeis „tungen ein, tie bie Chriften anrückeren. Man gab ihm zu verſtehen, daß fie in Fleis „ner Anzahl und müde wären, und nicht marfihiren koͤnnten, wenn fte nicht auf grofien „Dacen fäßen; fo nennen fie die Pferde in diefem Sande. Als er folches börete, fo fing „er an, über dieſe Baͤrtigen zu lachen ; und inveffen ſchickete er doch andere Geſandten wies „der an die Hiſpanier, und ließ ihnen fagen, wenn ihnen das geben lieb wäre, fo follten fie „ſich in Acht nehmen, und nicht weiter rücken, Pizarro antwortete, es hälfe nichts dawi⸗ „der, er müßte die Größe und Pracht feiner Majeftät fehen , jedoch ftets mic derjenigen »Ehre und Ehrfurcht, die einem fo großen Heren zufäme. Und zugleich ließ er feine Leu⸗ „fe die Schritte verdoppeln, und riet felbft ftarf zu. Als er an Caſſiamalca binanfam, fo „geachtet der Bemühungen der Indianer, welche „haufenweiſe herzuſtuͤrzeten, ihrem Herrn beyzu⸗ „ſpringen. Jedoch, da fie ihn gefangen fahen: fo »fehreten fie mit ſo vielem Schrecken, und folher „Verwirrung den Rücken, daß fie einander fort: „trieben, und über den Kaufen ftießen, ohne dar: 3Qnf zu denken, daß fie fh ihrer Waffen bedienes „ten. Die Heftigfeit dieſer Bewequng war fo ge⸗ „waltig, daß, tweil fie nicht zu den Thuren des Vor⸗ „hofes hinaus fommen konnten, fie einen Theil der „Mauer niederriffen, und deren Einftürzung er „ſchlug ihrer eine große Anzahl, da indeffen die Luͤ⸗ „cke dem andern dienete, ſich zu retten. Die Reis „terey aber, welche nicht aufbörere, ihnen bis. in die | | in America VI Buch. II Cap. 69 „ſo fehickete er einige Hauptleute und leichte Reiter voraus, um den Zuftand und das Be- Pizarro „zeugen des Koͤniges ein wenig zu erforfhen, welcher fich eine halbe Meile von da zu der MReife.iszu. „Spanier Ankunft, zurüctbegeben hatte, Als diefe Hifpanifchen Hauptleute Angefichts der — „Leute des Königes Famen : fo fingen fie an, ihre Pferde zu tummeln, und fie Sprünge „und Bolten vor ihnen machen zu laffen; woräber fi) diefe armen Indianer fo entfegeten, „als wenn fie noch einige ganz neue Ungeheuer gefehen Hätten. Der König aber lief ſich „dergleichen nichts anmerken, und veraͤnderte auch ſein Geſicht daruͤber nicht; er erzuͤrnete „ſich nur allein über die wenige Eprerbierbung und Ehrfurcht, welche diefe Bärtigen für „Seine Majeftät trügen, Ferdinand Pizarro, welcher da war, gab ihm durch den Doll: „metſcher zu verſtehen, er wäre der Bruder des: Dberften von dem Heere der Spanier, „welcher auf Befehl des Pabftes und des Kaifers, die ein Buͤndniß mit ihm machen woll- „ten, aus Caftilien gekommen wäre, Und auch noch, es möchte Seine Majeftät belieben, „bis in ihre Stadt Caffiamalca zu fommen , um dafelbft die großen Sachen zu „vernehmen, welche dem Oberſten aufgetragen wären, ihm zu fagen; und darauf wollte „er wieder in fein Sand zurückfehren. Attabaliba antwortete in zweyen Worten, er wollte —* das thun, nur daß der andere alsdann fich zurück ziehen, und aus feinem Lande ge— „hen follte, „Ferdinand Pizarvo Fehrete mit einer fo Furzen Antwort wieder zu feinen Leuten: übrigens » aber war er über den Reichthum und koſtbaren Pracht des Hofes und des Gefolges diefes Koniges Attabaliba fehr erſtaunet; und er fegete auch die andern Hifpanier in große Ber- wunderung, als er es ihnen erzaͤhlete. Was die Antwort des Königes und feinen Wil- „len betraf : fo fagete er ihnen Fürzlich, ev wäre entfchloffen, Feine bärtige Leute in feinem „Sande zu leiden. Da man diefen Entfehluß vernommen hatte: fo wandten die Haupt: »leute die ganze Nacht an, ihr Gewehr zu rechte zu machen, ihre Leute in Ordnung zu ftel- „fen, und fie aufzumuntern, wobey fie innen vorftelleten, man dürfte nicht zweifeln, daß »fle nicht den Sieg davon fragen würden, es wären nur elende Beſtien, wider die fie zu »fechten hätten, und welche fie bey dem erften Schnauben ihrer Pferde, wie eine Heerde »Schafe, würden davon laufen fehen. Als alle Ölieder gefteller waren, und einige Srü- * Geſchut gerade wider die Thuͤren des Pallaſtes gerichtet ſtunden, wo Attabaliba hin— „eingehen ſollte fo verboth Franz Pizarro feinen Leuten, es ſollte ſich Feiner rühren, noch eher ſchießen, als bis das Zeichen gegeben worden. Als der Tag gekommen war, fiehe da, fo langete der König Attabaliba mit mehr „als fünf und zwanzigtauſend Indianern an. Man trug ihn fiegprangend auf den Schul: tern, mit fehönen Federn von allerhand Farben, gewaltig ftarfen Baumeln, und Klel- »Nodien yon Golde ausgezieret, einem Wamſe ohne Aermel beffeidet, die Schamglieder. Mit einer baumwollenen Binde bedecket; nebft einem rothen Streife von feiner Wolle, »der ihm auf die linke Back⸗ hing, und die Augenrahmen befchattete, und einem fehönen J3 Paare »die Nacht nachzuſetzen, richtete ein graufames „Provinz Quito, die Über zwey hundert und funf⸗ Bluthad unter ihnen an. uminsgui welcher „ig Meilen von Caramalca ift,,. 118ud) 5 Erp- »das Donnern des Geſchuͤtzes börete, und einen 9.d. 15 ©. Indianer von der Hoͤhe eines Felſen, wo man ihn »uf die Schildwache geſtellet, hinunterſtuͤrzen fah, 0) Man ſehe die Vorrede des XIII Bandes Die vfloh mit allen denjenigen, die er anführete, und fer Sammlung. Letrauete ſich nicht eher, ſtill zu Halten, als in der 0.00 Hefert und Entdeckungen Pissero „Paare Sohlen an den Füßen, faft nach apoftelifcher Arc gemacht, In dieſem Aufzuge U Reife.szgn, „Hiele Attabaliba feinen fiegprangenden Einzug in Caffiamalca, nicht mehr und nicht weni⸗ ” „ger, als in völligen Frieden, bis.er in dem Pallafte ankam, wo. er der Geſandtſchaft „dieſer Bärtigen Gehör geben folltes Waͤhrend aller diefer Pracht fand fich ein Jacabiner, Namens Bruder Vincent de Van⸗ » Verde, welcher fich Durchdrang, und es fo lange trieb, bis ee mit einem Kreuze und einem „Brevier in der Hand nahe zu dem Könige Fam; indem er vielleicht glaubete, dieſer Koͤ— „nig wäre auf einmal ein großer Öottesgelehrter geworden. Und gab ihm durch einen „Dollmetſcher zu verftehen , wie.er zu Seiner Durchlauchten, auf Befehl feiner geheilige „ten Eaiferlihen Majeftät, feines Oberheren, mit Gewalt des Pabites zu Rom, Starthal- „ters des Weltheilandes Jeſu Ehrifti, gekommen wäre, welcher Pabſt ihm, dem Kaifer, die⸗ „fe bisher unbefannten Sänder gegeben, mit der Bedingung, mwürdige und gelehree Perſo⸗ „nen dahin zu ſchicken, um dafelbft zu predigen, und feinen heiligen Namen zu verfündt- „gen, und ihre falfchen und verdammlichen Irrthuͤmer daraus zu verjagen. Und zugleich, „Inden er diefes fagete, zeigefe er ihm fein Brevier, und fagefe, das da wäre das Geſetz „Gottes, und diefer wäre derjenige Gott, welcher alles aus Nichts erfchaffen hätte: und „hierauf hub er an, eine große Predigt zu halten, wo er von Adam und Eva, von der „Schöpfung des Menfchen und feinem Falle anfing, und wie darauf Jeſus Chriftus vom - „Himmel herabgefommen, und in dem Leibe einer Jungfrau Sleifch angenommen, dar— „nach am Kreuze geftorben, und von den Todten, zur Erlöfung des menfchlichen Ger „ichlechtes wieder erwecket worden, und endlich gen Himmel gefahren fey. Von da kam „er auf die Auferftehung der Todten und das ewige Leben zu reden; und wie Jeſus Chris „ftus feine Kirche dem heil, Petrus, feinem erften Statthalter, und folglich auch feinen „Nachfolgern zur Verwahrung hinterlaflen, wobey er nicht vergaß , die Gewalt des Pab⸗ „ftes zu beweifen. Endlich machete er die Macht des Königes in Spanien fo groß, als „er nur immer Fonnfe, und nennete ihn einen großen Kaifer und Monarchen ver Welt, „worauf er ſchloß, Attabaliba follte fein Freund und Zinsmann werden, ſich der chriftlis „chen Religion unterwerfen, und feinen falfchen Göttern entfagen., Er fagete, wenn et „folches nicht mit Gutem thäte, fo würde man ihn fchon mit Gewalt dazu bringen, daß er” „es (hun müßte. et) A „Der König, welcher alles diefes von einem Ende bis zum andern angehöret hatte, „gab zur Antwort; er wollte, fo viel an ihm wäre, gern ein Freund diefes Monarchen „der Welt feyn: es fehiene ihm aber nicht rathſam, daß ein freyer König, wie er, demje— „nigen Tribut bezahlen follte, ven er niemals gefehen haͤtte. Und übrigens müßte der »Pabft wohl ein großer Mare feyn , daß er dasjenige fo großmuͤthig weggäbe, was ihm nicht „gehörere. Was die Religion angieng , fo fagete.er gerade heraus, er würde die feinige „niemals verlaffen; und wenn die Chriften an einen Jeſum Chriftum glaubeten, der am „Kreuze geftorben wäre, fo glaubete er an die Sonne, die niemals ftürbe. Darauf fra „gete er den Mönch, woher er denn wüßte, daß der Chriften Gore die Welt aus Nichts „gemacht hätte, und daß er am Kreuze geftorben wäre? Der Mönch antwortete ihm: das „Buch da fagete es ihm: und zu gleicher Zeit überreichete er iym fein Brevier. Attabali⸗ „ba nahm das Buch, und befah es hinten und vorn. Darauf fing er an zu lachen, und „fagere : das Buch faget mir von dem allen nichts; und indem ev das ſagete, warf er „das Brevier auf die Erde, Der Mönd nahm fein Buch twieder auf, und lief zu "5 | „feinen in America. VI Buch. U Cap. m »feinen Leuten, und ſchrie, fo viel er konnte: Rache, meine Freunde, Rache, ihr Chri- pizarro »ften! Sehet, wie er das Evangelium verachtet und auf die Erde geworfen hat. Schla- U Reife.uszt. »get mir diefe ungläubigen Hunde todt, die das Geſetz Gottes alfo mit Füßen treten, Re, „Sogleich ließ Franz Pizarro die Fahnen auffteden, und das Zeichen zum Treffen „geben, wie er verabredet hatte. Zu gleicher Zeit fpielete alles Geſchuͤtz, um gleich ans „fänglich.vie Indianer in Erſtaunen zu fegen; und da fie über diefes Donnern ſchon fehr „erfchrocfen waren, fiche da’, fo kamen die Pferde mit vielen Schellen am Halfe und an den Süßen, und einem von Trompeten und Trommeln untermengten Geräufche, wel ches fie vollends außer ſich brachte. Und gleich zur Stunde felbft legeten die Hifpanier „Hand ans Gewehr, drangen hinein, fihlugen zu, und meßelten auf eine entfegliche Art „dieſe armen Indianer nieder, welche auf einmal durch das Werten der Stücke, durch die Wuth der Pferde und die großen Hiebe dieſer ſchneidenden Klingen, ſo beſtuͤrzt und be— »täuber waren, daß fie weder das Herz, noch) den Sinn hatten, ſich zu vertheidigen. Sie „dachten alfo nur bloß, fich zu retten; und flüchteren in fo großer Unoronung , wobey fie „einander felbft binderten, und über einander herftürzeten, Haß fie den Hifpaniern gute Mu⸗ »ße liegen, ſie nach ihrer Bequemlichkeit zu ſchlagen. Der Sieg foftere ihnen alfo Nicht viel, \ Bis „Als die Leute zu Pferde alfo die einen auseinander getrieben, und die anderfllnie »ftarken Sanzenftößen und Säbelhieben über einen Haufen geworfen, fiehe da, fo koͤmmt » Franz Pizarro init allem Fußvolke nachher, und vücket gerade auf den Orr zu, wo der Koͤnig war, welcher viele Indianer um fich herum hatte, die aber fo erſtaunet waren, „daß fich Fein einziger zur Gegenwehr ſetzete. Die Hifpanier hatten nichts anders zuthun, »als todt zu machen ; und fo, wie diefe Indianer fielen, wurde der Weg geöffnet , bis fie ganz nahe an des Attabaliba Perfon Famen, Nunmehr Fam es darauf an, wer ihn zu »erſt kriegen würde; und die Hifpanier fehlugen auf die armen Peruaner los, die ihn tru- - »gen, Damit er nieder fiele, Der Tragfeflel wankete fihon ſehr da, wo er erhaben war, »als fiehe da Franz Pizarıo felbft herbeh Fam, und den Attabaliba fo ftarf an dem Zipfel »feines Wamfes zog, daß er ihn zugleich herunter riß, Auf diefe Are ließ fich dev arme »Konig Anabalib⸗ greifen, und ergab ſich, ohne daß dabey ein einziger Spanier blieb oder perwundet würde, außer Pizarro, teil ſich, da erden König greifen wollte, ein Sl: »dat fand ‚ der ihn amder Hand verwundete, in der Meynung, ev träfe einen Indianer, „Ferdinand Pizarro hoͤrete den ganzen Tag nicht auf, den Fluͤchtigen mit der Rei— »terey nachzuſetzen; und überall, wo er Indianer fand, hieb er fie nieder, ohne eines ein- »Rigen zu verfchonen, Was den Mönch anbetraf, welcher diefes Spiel angefangen hat: »te, fo hörete er nicht auf, fo fange das Blutbad dauerte, einen Feldhauptmann abzuger »ben, und die Soldaten anzufrifchen , wobey er ihnen rieth, nur bloße Stöße zu thun, und »fich nicht mit dem Hauen aufzuhalten, aus Furcht, fie möchten ihre Degen zerbrechen, »Die Spanier , welche einen fo blutigen Gieg über diefes arme und elende Bolf, fo guten »Raufes, erhalten hatten, thaten die ganze Macht nichts anders, als daß fie tanzeten ‚eb fen, hureten und ein verzweifeltes Feſt hatten ., p). E Diejenigen, welche das angeführte neue Zeugniß noch in Ungewißheit läßt, koͤnnen arcilaſſo mic dem Zarate vergleichen, das iſt, fo wohl die Spanier, als Peruaner * etz P) Benzoni im IT Buche 0.d. 359 © BF: Reifen und Entderfungen Hizarro fertigen, und alle Schuld auf den Dollmerfcher fehieben , welcher von des Valverde Rede U Reife, 1531 eben fo wenig, als von des Atahualipa Antwort verftanden ‚ und alfo beyden Parteyen nur eine ungefreue Nachricht Davon hat geben fönnen, Die Spanier Die Spanier giengen den andern Morgen nach) einem fo volltommenen Siege hin, plaudern das und plünderten des Atahualipa Lager, wo fie eine erftaunliche Menge goldener und füber- peueniiöe ner Gefäße, ſehr reiche Zelte, Zeuge , Kleider und Geräthe von unfchägbarem Werche fan⸗ e den. Das einzige goldene Tiſchgeſchirr des Königes wurde auf fehzigtaufend Piftelen ger ſchaͤtzet g). Ueber fünftaufend Weiber gaben ſich freywillig in ihre Hände, Atahualipa erſuchete den Statthalter, ihm großmuͤthig zu begegnen; und ſchlug ver, er wollte zu ſei⸗ nem !öfegelde einen Saal, worinnen fie damals waren, fo hoch, als er mie feinem Arme reichen Fönnte, mit Golde anfüllen, und mar machere rund um den Saal ein Zeichen in | Schaͤte, die eben der Höhe. Er verfprach, fo viel Silber hinzu zu thun, daß es den Siegern unmoͤg⸗ — Sn lich ſeyn würde, alles fortzubringen »), Dieſe Anerbiethung wurde angenommen; und | Meinen POL an ſah bald darauf nichts anders auf den Gefilden, als Indianer, die ſich unter der daſt des Goldes kruͤmmeten, welches fie von allen Seiten Herbeyfchlepperen. Weil man es aber von den äußerften Enden des Reiches herbeyfchaffen mußte: fo fanden die Spanier, daß man ihrer Ungebuld nicht gemäß handelte, und fingen fogar an, eine &ift bey diefer Lang⸗ ſamteit zu argwohnen. Atahualipa, welcher das Misvergnuͤgen wahrzunehmen ſchien, ſa⸗ gete zum Pizarro, da die Stadt Cuzeo auf zweyhundert Meilen weit entfernet, und die Wege ſehr beſchwerlich waͤren, ſo waͤre es nicht zu verwundern ‚ wenn diejenigen, denen er feine Befehle gegeben, fo langſam wieder zurück kaͤmen: wenn er ſelbſt aber jiveen von feinen Leuten dahin ſchicken wollte, fo würden fie mit ihren eigenen Augen ſehen, daß erim Stande wäre, fein Verſprechen zu erfüllen; und da er ſah, daß fich die Spanier wegen der Gefahr einer fo langen Reife ein langes Bedenken darüber macheten, fo fagete er mit Sachen zu ihnen: worüber fürchtet ihr euch ? Ihr habet mich hier in Feſſeln, mich, meine Weiber, meine Kinder, meine Brüder; find wir nicht hinlängliche Geifeln? Soto und Zween Spa: Peter von Varco erbothen fich endlich zu diefer Reiſe; undder Yca verlangete, fie ſollten En — fie in einer von feinen Saͤnften thun, damit fie deſto beſſer geehret wuͤrden. —— Einige Tagereiſen von Caramalca trafen fie einen Haufen von feinen Truppen an/ welche feinen Bruder Huaſcar gefangen führeten. Da dieſer unglückfelige Fuͤrſt vernahm, afeaınan. Mer Diejenigen wären, die er in den Sänften ſah: fo wünfchete er mic ihnen zu veden ; und da die beyden Spanier ihn verfichert hatten, die Geſinnung des Kaifers, ihres Heren, und des Generales Pizarro wäre, die Gerechtigkeit gegen die Indianer beobachten zu laffen : 0 fing er an, fie von feinen Gerechtfamen mit den Iebhafteften Beſchwerden über feines Bru— ders Ungerechtigkeit zu unterrichten, und bath fie, fie möchten wieder zu dem Generale zu ruͤckkehren, und ihn auf feine Seite ziehen. Er ſetzete hinzu, wenn fih Pizarro für ihn Anerbiethun erflären wollte, fo machete er fich anheifchig, den Saal zu Caramalca nicht allein bis at ‚gen deſſelben. den Strich, den man gezeichnet hatte, welches fo Hoch war, als ein Menſch, fondern auch bis an das Gewölbe anzufüllen, welches noch dreymal fo hoch war, „Atahualipa, ſagete „er, wird, um fein Verſprechen zu halten, genöthigee feyn, den Tempel zu Euzco aus ʒu ) Zarate im I Theilea.d. us S. ber. Gomses, welcher eine lange Erzählung von allen diefen Neihthümern machet, fager, © ”) Eben derfelbe, und alle andere Geſchichtſchrei⸗ Habe ſich ein goldenes Gefäß darunter gerundet! | Ä wel⸗ * in America. VI Bud; II Cap. 73 »zuplündern , und bie Gold- und Silderplatten wegnehmen zu laffen, womit er beffeidee Piyarro Fiſt; ich aber habe alle Schäße und alle Edelgefteine meines Baters in meiner Macht, s). H Reife.ıszı Er Hatte fie auch wirklich, da er fie durch Erbfchaft erhalten, unter der Erde an einem. Dite verftecken laſſen, weichen niemand wußte; und Zarate verfichert, er habe die In— dianer umbringen laſſen, deren er ſich dazu bedienet hatte 7). Die beyden Hauptleute hatten ihren Befehl, und fie getraueten fih nicht, dawider Atahualipa ee zu handeln, und umzukehren. Auf der andern Seite gaben die Leute des unrehtmäßi- ährt jolcher u. fh , i ; :, läßt ihn toͤd⸗ gen Befisnebmers, welche feine Befreyung nahe zu feyn glaubeten, und die Anerbie: gen thungen feines Bruders als eine Hinderniß zu feiner Wiebereinfegung anfahen , ihm ; von diefer Erklärung Nachricht. Er hielt fo, wie fie, dafür, es wäre ihm viel dar- an gelegen, daß der Statthalter folche nicht erführe. Bevor er aber den Eingebun- gen einer barbarifehen Staatsklugheit folgete, fo wollte er verfuchen, wie Die Spanier den Tod feines Bruders aufnehmen würden. Er ftellete ſich aͤußerſt betrübe zu ſeyn; und als man in ihn drang , die Urfache feiner Berrübniß zu entdecken, fo fagete er auf eine traurige Art, da ihn feine Leute gefangen fühen, und dafür hielten, Huaſcar wuͤr— de ſich der Gelegenheit zu Muge machen, von ihnen loszufommen, fo bätten fie die— fem feinem lieben Bruder das Leben genommen , deſſen Untergang er niemals gewün- ſchet hätte, und den er bitterlich bedauert. Pizarro ließ fih fangen, und war allein bedacht, ihn zu teöften, fo, Daß er ihm auch verfprach , die Schuldigen beftrafen zu offen, Allein, Atahualipa hatte nichts fo Dringendes , als den Tod feines Bruders - zu befehlen; und diefer Befehl wurde fo hurtig ausgeführet, Daß es ſchwer wurde, hinter die Wahrheit zu kommen, ob feine falſchen Klagen vor diefem Morde herge= gangen oder nicht. Man erzählet, Huaſcar habe bey feinem Tode mit vieler Stand: Baftigkeit gefaget: „Ich habe nicht lange vegieret , der Verraͤther aber, welcher mit „meinem geben haltet und waltet, ob er gleich nur mein Unterthan ift , wird feine »längere Kegierung haben „.. Diefe Art von Prophezeyung , welche bald erfüllet wur- de, erinnerte die Peruaner an diejenige, Die man vom Huayna Capsc angeführee bat, und beftätigte fie in der Meynung, daß biefe unglücklichen Yneae wahre Söhne der Sonne wären u). — Der welches allein zweyhundert und ſieben und ſechzig ) Ebendaſ. ad. 122 ©. Pfund gewogen. V Buch. 9.0.314 ©. Ä 5) Igente am angef. Orte a. d. 121 ©, u) Cbendaſ. 0.8.1256 ©. Allgem, Beiſebeſchr. XV Band. K a. Reifen und Entdeckungen Pisaero Der IV Abſchnitt. IL Xeife, 1531, { k : — — Des Franz Pizarro fernere Verrichtungen in Peru. Ferdinand Pizarro wird auf Entdeckungen ausge⸗ nad Enzo; bat viel mit den veruanifchen ſchickt. Graͤnzen der Statthalterſchaft des Pi- Heerfuͤhrern zu tun. Alvarado koͤmmt nach zarro. Almagro koͤmmt an, Urfprung feines Peru. Almagro erfiaunet darüber; koͤmmt Haſſes gegen Pizarro. Diefer fehicker Karlı dem mit ihm zufammen. Sie vergleichen fi. Des fünften große Schaͤtze. Urſache der Spanier, den Atahualipa Tod wird geraͤchet. Forderungen Atahualipa zu eödten. Des Pizarro Haß ges der Indianer. Mango HYnea wird vom Pie gen ihn. Sein Proceß wird förmfich gemacht, zarro zu ihrem Herrn Beftellee, Alvarado geht Er wird. Bingerichtet. Seine Semüthsart. wieder nach Mexico. Los Neyes oder Lima Die peruanifchen Feldoberften wollen fih dem wird angeleget. Pizarro wird Marquis. Seine ı Soche der Spanier entziehen.- Der Ynca Staatsflugheit. Paulu fehläge den Thron aus. Pizarro geht Ferdinand Interdeſſen daß Soto und Varco ihre Keife fortſetzeten, ſchickete der Statthalter feinen Pizarro wird 24 Bruder mit einem Theile der Reiterey ab, die Innern Landſchaften zu entdecken —— Dieſer abgeſchickte Haufen, welcher ſich nach Pachacama gewandt hatte, welches eſchicket. hundert Meilen von Caramalca iſt, traf in dem Sande Buamacucho, einen Brus der des Atahualipa, Namens llefeas Ynca ‚an, welcher zwo bis drey Millionen an Golde nebft einer ſehr großen Menge Silber zum Loͤſegelde feines Bruders brachte, Nach einem fehr- befehmwerlichen Marfche Fam Ferdinand Pizarıo in der Stadt Pa⸗ chacama an, woſelbſt er einen mit Reichthum angefuͤlleten Tempel fand, wovon er einen Theil wegnahm; und das Uebrige trugen die Indianer zum Loͤſegelde fort. Deſſen gluͤck⸗ Culicuchima, einer von den beyden Heerfuͤhrern des Atahualipa war in dem liebe Berwer Lande mit einem ziemlich zahlreichen Heere. Ferdinand ließ ihn erfuchen, zu ihm zu genheit. kommen. Da aber der Indianer ſolches aus Hochmuth oder Furcht abgefhlagen: fo machete ev Feine Schwierigkeit, ihn ſelbſt mitten unter feinem Heere zu befüchen; wo er fo viel über. ihn vermochte, daß er ihn nicht allein beredete, feine Völker abzudanz fen, fondern auch ihm nach Caramalca zu folgen. Man verweift Don Ferdinan⸗ den dieſe Kuͤhnheit als eine Verwegenheit, woven er wenig Nutzen haben Fonnte, Indeſſen gelang fie ihm doch mic fo vielem Gluͤcke, daß, da er auf feinem Ruͤckwege durch mit Schnee bedeckete Gebirge ging, wo Die geringften Beſchwerlichkeiten ver ſchlimme Weg und eine übermäßige Kälte waren, er gleihfam im Triumphe an ſolchen Orten einherzog, wo ihn Culicuchima feinen Untergang hätte fünnen finden laſſen. Als fich dieſer Heerführer an der Thüre des Pallaftes fah, welcher feinem Harn zum Gefängniffe dienete: fo zog er fih die Schuhe aus, um fh vor ihm zu zeigen; und da er fich zu feinen Füßen warf, fagete er zu. ihm mit thraͤnen⸗ den Augen, wenn er bey feiner Perfon gewefen wäre, fo folften ihn die Ehriften nie mals gefangen bekommen haben, Atahualipa antwortete, er erfennere an feiner Wider⸗ waͤrtigkeit eine gerechte Zuͤchtigung für die Nachlaͤßigkeit, die er gegen den Dienft ver Sm x) Ebendaſ. a. d. 128 &, Die Verrächerey wurde aber dennoch entdecket, 9) Sein Seeretaͤr hatte dem Pizarto von feinen und Almagro ließ den Verraͤther bey feiner Abreife Abfichten und feinem Marſche durch einen Brief, von Puerto viejo aufhängen, Sgeste acd. 129 ©. der nicht unterfchrieben tar, Nachricht gegeben. 2) Ebendaſ. a. d. 133 ©, in America. VI Buch. II Cap. 75 Sonne gehabt Hätte: fein Unglück aber ruͤhrete vornehmlich vonder Flucht des Auminagui Pissero und feiner Leute her, die ihn mit eben fo vieler Zaghaftigfeit, als Treulofigkeit, verlag I Xeife.issr. fen. hätten x) | —— Unter der Zeit war Almagro, welcher von dem erſten gluͤcklichen Fortgange ſei- Graͤnzen der nes Mitgenoſſen unterrichtet worden, von Panama abgegangen, in ber Hoffnung, Statthalter: fih in den Beſitz des Sandes zu feßen, welches über ven Gränzen der Gtatthalterz anf! des Die ſchaft des Pizarro war. Denn, ungeachtet der Sorgfalt, welche der Statthalter ge: — habt hatte, ſeine Beſtallung zu verhehlen, ſo wußte man doch, daß ſie ihm nur zwey hundert und funfzig Meilen in der Laͤnge von Norden gegen Süden, von der Linie an zu rechnen, zugeftund, Bey feiner Ankunft zu Puerto viejo aber, wohin das Gerücht von des Atahualipa Niederlage und dem Verſprechen, das er wegen feines Söfegeldes gerhan hatte, bereits gefommen war, änderte Almagro, welcher ſich Rech— nung machete, daß die Hälfte der Schäse ihm zugehörete, und daß ihm ſolche nicht würden ſtreitig gemachet werden, feinen Vorſatz y), und begab fih nach Caramalca. Er fand dafelbft einen geoßen Theil von des Atahualipa Löfegelde, welches man ſchon Almagrs zufammengebracht harte. Wie groß war feine Berwunderung bey dem Anblicke diefer köͤmmt an. ungeheuven Haufen Gold. und Silber! Sein Exftaunen aber war noch größer, als Ueſprung fel: des Pizarro Soldaten ihm die Erklärung thaten, es dürften die Neuangekommenen nes Haſſes ger nicht Hoffen, daß fie mit den Siegern theilen wollten. Dieſer Streit brachte gar bald gen Pizarıo. traurige Folgen hervor, Indeſſen ſtellete ſich Pizarro, welcher an der Zahl der. Trup- pen und in ber Gewogenheit derfelben der ftärffte war, als ob er das Misvergnügen des Almagro nicht merfete, und nahm von feiner Ankunft Gelegenheit, feinen Bruder Fer—⸗ Dinand nach Spanien zu ſchicken. Man mußte dem Hofe von dem Fortgange der Eroberung Nachricht geben, und dem Kaifer einen reichen Antheil von der Beute Übermachen. Diefer Entſchluß war nur für den Atahualipa betruͤbt, welcher ſich in Große Furcht em Don Ferdinand Pizarro den einzigen Spanier entziehen ſah, welchen er fein DBer-des Atahua⸗ trauen gewidmet hatte. Weber dieſes hatte ihn ein Comet, welcher feit einiger Zeit lipa. — in eine eöocliche Beſtuͤrzung gefeget. As er Don Ferdinanden zur Abreiſe Br ſah: ſo ſagete er zu ihm: „Du verlaͤſſeſt mich, Hauptmann! ch bin verloren, > I zweifele nicht, in deiner Abwefendeit werden mich ber Dickbauch und der Einaͤu— gige toͤdten laſſen, . Der Einäugige war Don Diego von Almagro, welcher — Gefechte wider die Indianer ein Auge verloren hatte; und ber Dickbauch der aiſerliche Schahmeiſter, Alfonſus von Requelme 2). Der Statthalter ſchiffete Hundert taufend Pefos Gold a) und noch hundert fau- Schäge, die end an Silber auf Abfhlag vor des Atahualipa Löfegelde ein. Man erwählete dazu die au m dichteften Stücken, die am meiften in die Augen fielen. Dieſes waren Wannen, — en Kohlpfannen, Trummelgehaͤuſe, Vaſen, Bilder von Manns: und Frauensperfonen, Ein jeder Reiter hatte für fein Theil zwölf taufend Pefos an Golde, ohne das Silber zu rechnen, das iſt zwey Bundert und vierzig Mark Gold; und das Fußvolk nad) ie 82 hält a) Mar probiere das Gold mit wieler Weberei: fe Metalle probiret, allein nicht recht genat- Das fung und bloß mit dem Inſtrumente, welches die Gold wurde alfo zween bis drey Carate unter fee Spanier Puntas nennen , welches aus: eilf Kleinen nem wahren Gehalte geſchaͤtzet, wie man es nach— Stuͤcken Silber oder Golde beſteht, womit man dies her erkannte. Ebend. a. d. 131 S. FE | 76 Reifen und Entdeckungen Pisareo haͤltniß; und alle diefe Summen macheten noch nicht den fünften Theil des Söfegeldes, U Reife. 1551. Sehjig Mann verlangefen die Freyheit, nad) Spanien zurücdzugehen, um daſelbſt u .t Austheilung der Beute, ihrer Reichthuͤmer ruhig zu genießen; und Pizarro, welcher voraus ſah, daß das Bey: fpiel von einem fo fehnellen Gluͤcke nicht unterlaffen würde, ihm eine große Anzahl Soldaten zuzuziehen, machete Feine Schwierigkeit, ihnen ſolche zu bewilligen, Gomara machet hier eine Abfchilderung von diefen Reichthuͤmern, welche ganz angeführet zu werden verdiene, „Franz Pizarro, ſaget er, ließ das Gold und Sil: „ber, nachdem er es hatte einfhmelzen Taffen, wiegen. An Silber fand man zwey „mal hundert und zwey und funfjig taufend Pfund ſchwer, und an Golde dreyzehn „Millionen und zweymal hundert und fünf und ſechzig tauſend; ein Reichthum, den man „nach dieſem niemals wiederum beyſammen geſehen. Das Fuͤnftheil gehoͤrete dem „Kaifer davon, einem jeden Reiter acht tauſend Peſos Gold. und fechs hundert und » fiebenzig Pfund Silber, einem jedem Fußknechte vier taufend fünf hundert und fun: „zig Peſos Gold und ein Hundert und achtzig Pfund Silber, den Hauptleuten zwan⸗ »5ig tauſend Pefos Gold und drey taufend Pfund Silber. Franz Pizarro befam mehr „davon, als irgend einer; und als Generalhauptmann nahm er von der ganzen Maffe „die goldene Tafel, welche Atahualipa in feiner Sänfte hatte, von fünf und zwanzig „taufend Pefos Gold, Miemals find Soldaten in fo Furzer Zeit und mit weniger » Gefahr fo veich geworden; und niemals haben auch einige fo ſchoͤnes Spiel gefpielet, „Viele verloren ihr Theil in Ratten und Wuͤrfeln; und die große Menge Goldes „machete alles theuer, Ein paar Tuchhofen galt unter ihnen dreyßig Pefos Gold; „ein paar Stiefeln eben fo viel; eine ſchwarze Kappe galt hundert; eine Flaſche Wein „zwanzig; ein Pferd drey, vier auch fünf taufend Ducaten; welcher Preis fich nach⸗ „ber noch viele Fahre erhalten hat. Pizarro ließ des Almagro Seuten, ohne dazu ver- „bunden zu feyn, einigen fünfhundert Ducaten, andern taufend geben, damit er ih— „nen allen Vorwand zur Meuterey benähme, Diefes war ein freywilliges Gefchenf, # „weil Almagro und feine Leute, wie man gemeldet hat, in ber Abficht gefommen was „ren, für fich ſelbſt etwas zu erobern, ohne ihr Glück mit des Pizarro feinem zu », vermengen, fondern ihm vielmehr allen Schaden zu hun, den fie ihm nur (hun », fönnten. Man fah viele Soldaten nad) Spanien zuruͤckkommen, welche dreyßig >. bis vierzig tauſend Ducaten reich waren. Mit einem Worte, fie brachten faft alles » Gold des Atahualipa mit, und das indianifche Haus zu Sevilla war ganz damit „angefüllee D) „. Vor des Don Ferdinands Abreife waren Soto und Varco aus der Hauptſtadt zuruͤckgekommen, und ihre Einbildungskraft war ganz voll von der unglaublichen Men⸗ ge Goldes, die fie daſelbſt in den Tempeln und Palläften geſehen hatten. Ihre Er— zaͤhlung vermehrete des Pizarro und Almagro Ungeduld, ſich aller dieſer Reichthuͤmer "a d Gomara im V Buchel Cap. Zarate ver ©) Als die Spanier Meifter vom Pande waren: ſichert, Pizarro Habe, um die Spanier, welche fü ließen fie diefe Schaͤtze ſuchen; und fuchen fie den Almagro begleiter, und wegen ihrer Anzahl moch alle Tage mit der größten Sorgfalt, indem fo wohl, wie er füget , als wegen ihrer Eigenſchaf⸗ fie an verichiedenen Orten nachgraben , von denerr ten beträchtlich waren, nicht misvergnüge zu ma= fie muthmaßen: allein, bisher haben fie noch nichts ben, einem jeden tauſend Peſos oder zwanzig gefunden, Mark geben laſſen. Am ang. Grte n.d.1328, A) Eimdaf. ad. 137 S. ⸗ in America. VI Buch. II Cap. — —— Bu war gleichwohl nur ein Fleiner Theil von den Reichthuͤmern Pizavro ncae. Denn Huafcar war fodt und hatte niemanden offenbaret, an wel- IE Xeife.isst, chem Drte er die Schäge feiner Vorfahren verſtecket hatte c). Die Tempel aber wa⸗ ten verſchonet geblieben, und jeder Pallaft hatte fein Geräthe behalten, Ein Befehl vom Atahualipa Fonnte dieſe koſtbaren Ueberbleibſel in Sicherheit ſetzen. Dieſes war Urſache der des Almagro Furcht; und in feiner Ungewißheit wollte er, man follte, ohne auf das- Spanier, bett jenige länger zu warten, was noch an dem Loͤſegelde des Königes fehlete, ich dieſen Atahualipa zu Herrn vom Halſe ſchaffen, um ſich auf einmal von der Unruhe zu befreyen, bie er toͤdten. verurſachen Fönnte, Alle Spanier, die mit ihm gekommen waren, fuͤhreten eben bie Sprache, weil fie dafür hielten, wie Zarate faget, man würde, fo lange der Meca lebete, nicht aufhoͤren, vorzugeben, alles, mas von Gold und Silber eink aͤme, gehoͤ— rete zu feinem Loͤſegelde, und folglich würden fie niemals einen Theil daran haben 4). Pizarro nahm fich feines Gefangenen fo wenig an, daß er gleich von dem er- Des Pizarre ſten Augenblicte feines Sieges, wenn man dem Benzoni glauben will, e) bedacht ge: Haß gegen wefen, ihn aus dem Wege zu räumen, Garcilaſſo aber führet eine fehr ſonderbare ihn. — Urſache von ſeinem Haſſe an. Atahualipa war ein geiſtreicher Kopf. Unter denen Kuͤnſten, die er die Spanier treiben ſah, kam ihm die Kunſt zu leſen und zu ſchrei⸗ ben ſo erſtaunlich vor, daß er ſie anfaͤnglich für ein Geſchenk der Natur anſah. Um ſich deſſen zu verſichern, bath er einen ſpaniſchen Soldaten, er moͤchte ihm doch auf den Nagel des Daumens den Namen ſeines Gottes ſchreiben. Der Soldat machete keine Schwierigkeit, ihm darinnen zu willfahren. Darauf fam ein anderer, welchem er feinen Magel wies, woben er ihn fragete, was die Zeichen bedeuteten. Diefer fügere es ihm gleich: und dreyen oder vieren, die noch nachher famen, fiel es eben fo wenig ſchwer, daffelbe Wort zu leſen. Als endlich der Statthalter hinein fam: fo . bath ihn Atahualipa auch, er möchte ihm doch dasjenige erklären, was auf feinem agel ſtuͤnde. Pizarro, welcher nicht leſen £onnte, f) war fehr verlegen darüber, —— antworten ſollte. Der Ynca begriff hieraus nicht allein ſehr wohl , daß J en eine erworbene Geſchicklichkeit und eine Srucht der Erziehung wäre, fondern * gauch in feinen Urtheilen weiter" und ſchloß, daß ein Menfh, dem es an Er- S 2 gefehlet, von geringer Herkunft ſeyn mußte, und noch ‚von einem niedrigern e, als die Soldaten, die er beſſer unterrichtet ſaͤhe. Dieſes brachte ihm eine große Verachtung gegen den Siatthalter bey, daß er nicht Klugheit genug be⸗ ſaß, folche zu verbergen. Auf der andern Seite hatte Philipillo, auf welchen Pizarro ein übermäßiges Man beſchul⸗ Vertrauen gefeget hatte, g) in den Gemuͤthern Der Spanier eine andere Unruhe er: diget ibn, er wecket. Er gab vor, er hätte entdecket, daß Atahualipa ingeheim Maapregeln er- an griffe, fie alle ermorden zu laffen, und daß er fihen an vielen Orten eine große Anzahl on laſſen. wohl bewaffneter Leute verſtecket haͤtte, die nur auf die Gelegenheit dazu warteten. = 83 e⸗ e) Ich habe mir fuͤr gewiß ſagen laſſen, daß meldet, woher feine Unwiſſenheit gekommen. „Nach⸗ von der Stunde an, da ihn Pizarro zu feinem Ge: dem ihn fein Vater erkannt hatte, ſaget er, fü fangenen gemacht, feine Abficht beſtandig geweſen, „ſchickete er ihn bin, feine Schweine zu hůten; und ihn ſich aus den Augen zu ſchaffen. Senzoni im „Daher lernete er gar nicht leſen VB 9.0.3578. Buche 5 Cap. a. d. 569 ©. 2) Pizarro hatte ihn mit nah Spanien ger N Man hat feine Herkunft gefehen. Gomara nommen und glaubete, ihn ſich durch feine Wohl⸗ t “ 78 Reiſen und Entdeckungen Pisaero Geſchichtſchreiber find darinnen einſtimmig, es habe die Unterſuchung der Beweiſe UReife.1sst nicht anders, als durch diefen Dollmetſcher geſchehen fünnen, und es habe alfo in Sein Feind feiner Gewalt geftanden , alles nad) feinem Sinne zu deuten. Man har auch niemals Philipitto fierrecht genau hinter die Wahrheit feiner Beſchuldigung, noch feiner Bewegungsgruͤnde bet eines von dazu kommen koͤnnen. „Einige haben gegiaubet, ſaget Zarate, er fen in eine von feinen Wels des Dirca Weibern verliebt geweſen; und da er fih ihre Gegentiebe erworben, 10 denn „babe er ſich, durch den Tod dieſes Fuͤrſten, eines ungeftörten und ruhigen Umgan— „ges mit ihr verfichern wollen. Man verfichert fo gar, es babe Atahualipa, der von „dieſem Siebeshandel Nachricht erhalten, fich bey dem Statthalter bitterlich darüber be „ſchweret, und ihm vorgeſtellet, er koͤnnte ſich ohne einen tödtlichen DBerdruß, von „einem fo fhlechten Indianer, der nicht einmal das Sandesgefeg wüßte, nicht belei- „digen ſehen. Diefes Sandesgefeg verdammete nicht allein diejenigen, Die fich eines „ſo großen Berbrechens ſchuldig macheten, fondern auch felbit diejenigen, die man „überzeugen koͤnnte, Daß fie ſolches zu begehen gefonnen geweſen, zum Feuer, und um „mehr Abſcheu davor zu erwecken, fo ließe man auch den Vater, die Mutter, die Rin- „der und Brüder des Ehebrechers hinrichten, ja es erftvecfere fi deffen Schärfe fo „gar bis auf fein Haus, fein Vieh, und feine Bäume, die man verwuͤſtete, ohne die »geringfte Spur davon zu laffen,„ 2). J Ihm wird Allein, des Philipillo Beſchuldigung mochte nun gerecht ſeyn oder nicht, ſo wurde ein ſoͤrmlicher fie doch angehoͤret. Vergebens bemuͤhete ſich der ungluͤckſelige Fuͤrſt, ſich zu rechtfer— — ge tigen. Sein Tod war beſchloſſen. Damit man aber doch dieſer Getwaltthäcigkeie eis j nen Schein des Nechtens geben möchte, fo beobachtete man einige Formalitäten bey dem Proceſſe. Pizarro ernannte Commiſſarien, um den Angeklagten abzuhören und gab ihm einen Sachwalter, ihn zu verfheidigen; eine unmenfchliche Comödie, weil alle feine Antworten durch den Mund feines Anklägers gehen mußten. Gleichwohl mache Es erklaͤren ten fie ihm Anhänger, Einige ehrliche Leute #), Die niche dem ungerechten Mathe fich einige FÜR ihrer Oberhaͤupter beytraten, fageten, man müßte feinem regierenden Heren nach dem ihn. geben ftehen, über den man Fein anderes Necht, als das Recht des Sieges hätte; wenn ev firafbar zu feyn fehiene, fo fönnte man ihn an den Kaifer ſchicken, und ihm das Urtheil defjelben uͤberlaſſen; es Fäme Hier mit auf Die Ehre ver fpanifchen Nation anz es wäre verhaßt, einen Öefangenen umbringen zu laffen, nachdem man fchon einen großen Theil von dem Löfegelde genommen, welches man für fein Leben und für feine Freyheit ausgemacht haͤtte; endlich fo würde eine fo [handliche That den Ruhm der fpanifhen Waffen beſchmitzen und den Fluch des Himmels gewiß nach fi) ‚ziehen. Zum Schluſſe beriefen fie fih von dem Proceffe und dem Urtheilsſpruche auf die Perſon des Kaiſers ſelbſt; und in der Widerſetzungsſchrift und Appellation er⸗ nannten fie Johann von Herrada zum Beſchuͤtzer des Ynca. Sie thaten verbunden zu haben. Er wurde nachher ben koͤnnte. NY, 8.358 S. geviertheilet , weil ee fich wider feinen Wohlthaͤter 2) Zarate am ang. Orte a. d. 135 ©. in eine Verſchwoͤrung eingelaffen. Gomara faget, ©) Die Gefchichte dat uns ihre Namen erhal er habe bey feiner Hinrichtung bekannt, daß er ten. Sie iſt ihr Zeugniß eben fo wohl der Tugendr den guten König Atahualipa falſchlich beſchuldiget, als der Tapferkeit |huldig. Es waren Stanz und damit er defto ficherer eines von feinen Weibern da: Diego von Ehaves Franz von uentes, Peter - \ von in America. VI Bud. II Cap. 79 Sie liefen es nicht dabey bewenden, daß fie diefe Erflärung nur mündlich tha- Pizarro fen; fondern fie gaben folche auch ſchriftlich ein und deuteten fie den Richtern mit Pro- U Reife. 1531. teſtirung wider die Folgen Des Urtheilsfpruches an, Man fparete nichts, ihnen eine Furcht einzujagen, Diejenigen, welche die Macht in Händen hatten, droheten ihnen, fie bey Hofe als Verräther anzugeben, die fich der Vergrößerung ihres Bater- landes widerfegeten; und da fie Die Ueberredung mit den Drohungen vermiſcheten, ſo bemuͤheten ſie ſich, ihnen zu verſtehen zu geben, daß der Tod eines einzigen Men- fehen ihr geben und ihre Eroberung in Sicherheit fegete; da bingegen beydes in Gefahr feyu würde, fo lange er am Seben wäre Die Uneinigfeit gieng fo weit, daß fie zu einem öffentlichen Bruche gekommen feyn wuͤrde, wenn nicht einige gelaffene Ge⸗ muͤther unternommen hätten, den higigften Einhalt zu thun. Cie ftelleten den Anz - hängern des Ynca vor, da der Nutzen Des Kaifers und der Nation in diefem Handel mit verwickelt wäre, fo unternähmen fie zu viel, daß fie fich demfelben widerfegen wollten, und \ außer den verdrüßlichen Folgen ihrer Widerfegung wageten fie ihr Leben umfonft, weil fie doch des ca feines nicht retten würden, da ihrer nur eine fo Fleine Anzahl wäre, Diefe Vorftellung, welche ohne Widerrede war, machete, daß fie aufhoͤreten, Seine Hin⸗ dem Strome zu widerftehen ; und die Feinde des: Atahualipa eileten k), ihn erdroſſeln richtung. zu laffen. Zarate meldet die Art feiner Hinrichtung zwar nicht: allein, außer dem daß es Gomara ausdrüclich fager, fo fieft man auch folgendes davon beym Ben— zoni 2), welcher alle Umftände diefes Todes, acht oder neun Jahre nach [dev Hinrich— tung geſammelt hat. „Als man dem Atahualipa, fehreidt er, anfündigte, daß man „ihn müßte binrichten laſſen: fo fing er an, die ftärfften Thränen zu vergießen, und die wunderlichften Seufzer von der Welt auszufloßen, wobey ex fich über die Treu—⸗ loſigkeit und Falſchheit diefer boshaften und unglüclichen Bärtigen beklagere, And »als ihm Pizarro das Todesurtheil ankuͤndigte, welches wider ihn gefaͤllet worden ; »ß flehere er folchen auf das allerdemüthigfte, wie es ihm nur möglich war, und auf „die rechte eigene Art, wie die Indianer zu thun pflegen, wenn fie bie Sonne anbe⸗ „then, an, und fagete zu ihm: ich erflaune recht ſehr über dich, Herr Hauptmann, * du mir erſt dein Wort auf Treu und Glauben gegeben, du wollteſt, wenn ich »das doͤſegeld bezahlete, welches ich dir verſprochen hatte, mich nicht allein in Freyheit »fegen, fondern dich auch aus meinem Lande ziehen; und daß du mich nun, da ich „dir mein $öfegeld bezahlet habe, anftatt mir meine Freyheit wiederzugeben, zum Tode »berdammer haft, Uebrigens, wenn bir Philipillo gemeldet hat, daß ich es habe an’. »setteln wollen, euch alfe ermorden zu laſſen, fo füge ich, daß er fehelmifch gelogen Bat; „ „denn ich babe nicht ein einzigesmal an dergleichen gedacht. Jedennoch aber bitte ich „dich, mir das Leben zu laſſen, angefeben ich niemals wider dich etwas gedacht oder » begangen habe, welches den Tod verdienet, And wenn du dich nicht auf mich vers „laſſen kannt, fo bitte ich dich, ſchicke mich nach Hiſpanien an den Kaiſer; und 5 „wi von Ajala; Diego von Mora, Franz Moſ- vor getanfet worden. Gomara ſaget: „Als mar fd, Ferdinand von Haro, Peter von Mendoza, „ihn zur Hinrichtung fühtete, fo verlangete CF Johaun von Herrada, Alphonſus Davlla, Blas „auf den Rath dererjenigen, die ihn troͤſteten, die von Artienza, Inuter Leute von eine mehr als ger „Taufe, weil er fonft febendig würde ſeyn vers Meinen Herkunft, „brannt worden, Am ang. Örte a. d,320 ©, k) Er war den Tag vorher, wie Garellaſſo fa: SR, und mach dem Zarate, einige wenige Zeit zu 7) Im II Buche a. d. 570 u. ſ. S. - Pizarro I Reifen und Entdeckungen „will ihm, fo viel an mir ift, gewaltig viel Gold und Silber zum Geſchenke bringen⸗ U Reife.sst. Wenn du mich Hingegen ſterben laͤßeſt, fo ſollſt du wiſſen, daß meine Unterthanen | u Seine Ge⸗ muͤthsart. „einen andern Koͤnig bekommen, und euch Baͤrtigen alle zuſammen toͤdten werden: „da, wenn du mich leben laͤßeſt, ich das Land in Frieden erhalten werde, und es wird „feiner ſeyn, der ſich unterſteht, ſich zu regen. Und hiermit ſchwieg Atahualipa ſtill „und vergoß noch eine große Menge Thraͤnen. Und Pizarro gab ihm zur Antwort: „es wäre itzo nicht mehr Zeit, und das Urtheil wäre gefällee, und Fünnte nicht wieder— „rufen werden. Darauf befahl Franz Pizarro gewiffen Mohren, deren er fich bey „dergleichen Werken bebienete, ihn hinweg zu führen und hinzurichten. Sie fegeten „ihm den Strick um den Hals; und da fie folhen mit einem Stocke rädelten, er „deoffelten fie ihn. Die Hifpagnolen nennen folches Garrotto. Siehe, fo war das „Ende diefes Königes Atahualipa. Er war “von mittelmäßiger Größe, verſtaͤndig, „großmüthig und mochte gern befehlen . .. Er hatte viele Weiber, tworunter die „vornehmſte und diejenige, die er für die rechtmäßigfte hielt, feine eigene Schweſter „war, Namens Pagha, und er ließ von ihr einige Kinder. Uebrigens fand ſich „unter allen andern Sachen, die ihm die Spanier wieſen, feine, worüber er ein fo „großes Bergnügen hatte, als das Glas: und, fagete er zum Pizarro, er vermunderte „ſich fehr, da fie in Eaftilien fo fhöne Sachen härfen, daß fie ſich fo viel Mühe ;„gäben und über die See giengen, um in einem „Erzte zu ſuchen, als das Gold und Silber wären, . Was für Grauſamkeiten diefer Fürft auch ausgeübet hat, um feinen Bruder zu verdringen: fo ftellet man ihn doch weife, herzhaft und von einer edelmüchigen und offenherzigen Gemuͤthsart vor m), welcher des Thrones würdig gewefen, wenn er durch andere Mittel zu folhen erhoben worden, Der Tod des Yınca Huafcars und einer großen Anzahl Yncae, die ex hatte umbringen laffen, verdieneten die Mache des Himz mels. Allein, Fam es den Spaniern zu, fid) zu Dienern derfelben zu machen? Ein blinder Aberglaube hatte ihn fie mitten in feinen. Staaten aufnehmen laſſen; und ob» gleich in feinem Betragen oder vielmehr in der Erzählung der Gefchichtfchreiber davon, etwas Dunfeles iſt, fo erbellee Doch augenfcheinlich, daß zu Caramalca felbft, wenn er auch einige Worfichtigfeie zur Sicherheit feiner Perfon gebraucher, feine Ab: fie doch nicht geweſen, den. Zank anzufangen, noch wider Fremdlinge vor denen er fih nicht fuͤrchtete, Die Gewalt oder Lift zu gebrauchen. Seinen Leuten verbieten, fie nicht anzugreifen, ihren Redner gerubig anhören , und entweder aus Furcht oder Religion feinen Befehl nicht wiederrufen, da er fie die Feindfelig: keiten anfangen ſieht; darauf in feiner Widerwaͤrtigkeit ſtandhaft zu ſeyn feheinen, wer fremden Sande fo rauhe und grobe a) Diefen Lobſpruch geben ihm beſonders Gomara und Benzoni, Der erfte feet hinzu, er habe viele Weiber gehabt und einige Kinder hin: terlajfens und unter andern lächerlichen Arten, wodurch er ſich befließ, feine Hoheit zu zeigen, ſpuckete er auch nicht auf die Erde; fondern eines von feinen liebften Weibern reichete ihm die Hand feinen Speichel aufzufangen. Am ang. Orte 99, 32218, ‚n) Dan wiederhohlet hier nur dasjenige, 100 rinnen alle Erzählungen mit einander bereit’ ſtimmen. 0) Es iſt erlaubet, ſaget Gomara, diejenigen zu tadeln und anzuflagen, die ihn hinrichten laſſen, weil die Zeit und ihre Sünden fie gezuͤchtiget ha⸗ ben. Denn alle diejenigen, "die zu feinem Tode ‚gerathen, haben ein unglückliches Ende —— in America. VI Buch. II Cap. 81 wegen bes Preifes feiner Freyheit Abrede nehmen, die Bezahlung derſelben beſchleuni⸗ Pizarro gen, und ſeine Unterthanen in der Unterthaͤnigkeit erhalten, da man ihre Pallaͤſte und I Xeife.1sz2. Tempel ausplünderte »), das zeigete feinen Haß gegen die Spanier an, und ließ fie auch Feine gefährliche Abfichten argwohnen. So halten auch die Geſchichtſchreiber ſelbſt, welche Spanien am meiften zugethan find, feine Richter für graufame und treulofe Tyrannen, und bemerken gleichfam einmuͤthig, daß alle diejenigen, welche an diefem ungerechten Urtheilge fpruche Theil gehabt, der Strafe des Himmels nicht entgangen find 0) s Da der Tod diefer beyden Brüder die Indianer ohne Oberhaupt ließ: fo fand ſich hiemand, welcher den Tod des Atahualipa zu rächen unternahm. Die meiften, welche den Geiſt Viracocha beftändig in Gedanken hatten, und durch die Aufführung ber beyden letzten Könige ſelbſt überredet waren, daß die Spanier Soͤhne der Sonne wären, huldig⸗ ten ihnen auf ſolche Art, die von der Anbethung nicht ſehr unterſchieden war. Indeſſen Die pernani⸗ verſucheten doch einige Heerfuͤhrer, ſich wenigſtens in der Umunterroürfigkeit zu erhalten. Aus ſchen Heerfuͤh⸗ minagui, welcher ſich mic fünftaufend Mann nach Quito begeben ‚hatte, bemächtigte ſich ker wollen ſich der Kinder des Atahualipa dafelbft, und verfprach fich nichts weniger, als ſich auch des a Thrones zu bemeiftern. Atahualipa hatte kurz vor feinem Tode feinen Bruder Tllefess * — an ihn geſchickt, um ihm ſeine Kinder zu empfehlen, und ihm ihre Erziehung aufzutragen. Ruminagui ließ ihn gefangen nehmen. Als er darauf den Tod feines Heren erfuhr: fo ließ er diefe jungen Prinzen erdroſſeln p). Einige peruanifche Befehlshaber unterliegen nicht, den Körper des Atahualipa nach Quito zu führen, um ihn bey feinem Bater und feis nen mütterfichen Vorfahren zu begraben , wie er es bey feinem Tode befohlen hatte g), und Ruminagui befliß fich, ihn mit großen Ehrerbierhungsbggengungen zu empfangen. Er Grauſamkeit Diele ipm ein prächtiges Leichbegaͤngniß, und ſenkete ihm felbft in das Grab feiner Väter, des Rumina⸗ Er endigte aber diefe Feyerlichkeit durch ein großes Mahl , bey welchem alle Feldhauptleu⸗ I" te in der Trunkenheit erwuͤrget wurden, Illeſcas kam auch um, nur mit diefem graufa= men Unterfchiede, daß er Iebendig gefunden wurde; und Kuminagui ließ aus feiner Haut eine Teummel machen , worinnen fein Haupt verwahret wurde r). Quisquiʒ ein anderer Heerſuͤhrer, zog einige Truppen zuſammen, und hatte ſich Quisquiz ma⸗ ſchon eine anſehnliche Partey gemacht, als Pizarro, welcher eilete, alles Gold und Silber chet den Spa- zu theilen, das man zuſammen gebracht hatte, mit aller feiner Macht wider ihn auszog. niern Unruhe. an fuͤrchtete große Hinderniffe von Seiten eines alten Kriegers, deſſen Klugheit und Much bey der Nation berühmt waren, Er erwartete die Spanier nicht; fondern fand Gelegenheit, da er fich in das Thal Xauxa zog, welches weiter gegen Mittag iſt, ihren Vortrab anzugreifen; und toͤdtete Ihnen einige Mann. Soto, welcher fie anführete, waͤ⸗ te felbft verloren gewefen, wenn ihm nicht Don Diego von Almagro zu Huͤlfe gefommen wäre, - Am angef. GOrte. Zavate nimmt nur Ferdinand „bamba, auf eine ehrerbiethige Art, und mit eben Pizarro aus, welcher; damals auf der Neife nach „dem Drunfe und der Pracht, deren man fich bey Spanien war, und deilen Namen Atahualipa bey „den Seichenbegängniffenr der Fuͤrſten bedienete. feinen Klagen ſtets im Munde fuͤhrete. A. d. 139. ©. „Darauf gab er diefen Seldaten ein Mahl; und da P) Zarate a.d. 140 ©. nee fie bevanfchet ſah ließ er fie alle umbringet, g) Man folget dem Zarate. Gomara faget: „und ſagete: fie hätten den Tod verbdienet, well fie »Fweytaufend indianifehe Soldaten genben den Leiche „alle hren wackern König verlaffenn. N d- 328 ©. „uam des Atahualipa wieder AUS, und führesen ihn r) Gomata, ebendaf. Zarate a. 0,1406 ach Quito, Numinagui empfing ihn zu Liri⸗ Allgem. Reifebefchr. XV Hand. — 82 7 Reifen und Entdeckungen Pissero wäre, der zum Gluͤcke mit einiger Reiterey herankam. Diefer ganze übrige Marfch war I Reife.132. überaus beſchwerlich. Die Indianer macheten fich der Gebirge und Paͤſſe zu Nutze. Als aber der Nachzug mit dem Pizarro herangeruͤcket war : fo toͤdtete man ihrer eine fo große Anzahl, daß die übrigen fich bald zerſtreueten. Der Ynca Quisquiz, welcher nur ein Schattenbild füchete, unter deffen Namen er regieren Paulu fhlägt koͤnnte, hatte von den beyden Brüdern des Atahualipa, welche noch lebeten, den Ynca * Son Paulu erwaͤhlet, um ihm die Franſe umzuthun, welche ſtatt der Königsbinde dienete, ö Diefer junge Prinz, welcher in der Ehrerbiethung gegen den Ynca Mango, feinen aͤl⸗ tern Bruder, erzogen worden, welchen er für den rechtmäßigen Nachfolger nach dem Tode feiner beyden andern Brüder erfannte, fehien durch eine Ehre wenig gerühret zu werden, die ihm nicht gebövete, und wovon man ihm nur, wie er leicht einfab , den bloßen Titel laffen würde. Er machete ſich des Rückzuges des Quisquiz zu Nuße, um dem Pizarro enfgegen zu geben. Er bath ihn um Friede; und damit er feinem Mistrauen vorbeugen möchte, fo fagete er zu ihm, es hätten fich eine große Anzahl Indianer zu Cuzco verfam- melt, für deren Unterwuͤrfigkeit er ftehen zu Fönnen glaubete , weil fie dafelbft feinen Bes fehl erwarteten. Pizarro gehe Der Statthalter ließ fo gleich fein Heer den Marfch dabin nehmen. Mach einigen nach Cuzeo. Tagen kam er im Geſichte der Stadt an. Sie ſahen aber einen ſo dicken Rauch von da aufſteigen, daß ſie argwohneten, die Indianer haͤtten ſolche in Brand geſtecket. Einige Reiter, die der Statthalter dahin ſchickete, um die Wirkungen aufzuhalten, welche er ih— ver Berzweifelung zufchrieb, wurden mit einem erftaunlichen Muthe zuruͤckgetrieben, und die Feindſeligkeiten dauerten die ganze Nacht. Als aber Paulu den folgenden Tag der Stadt gemeldet, er haͤtte ſich verglichen: ſo wurden die Spanier ohne Widerſtand einge: lafjen. Die Beute an Gold und Silber war noch reicher ‚ als diejenige, Die fie von Ca- yamalca brachten. Kaum hatten fie Zeit gehabt, ſolche zu theilen: fo vernahmen fie, daß Liſt des Quis Yufsquiz die Sandfchaft Condefujos verheerete. Diefes war eine neue sit, Eoto wurde ul, mit fünfzig Reiten wider ihm abgeſchickt. Der verfehlagene Indianer aber, welcher-von diefem Marfche Nachricht erhielt, nahm feinen Weg ſogleich wieder nach Zaurg, in der Hoffnung, einen Theil von dem fpanifhen Geraͤthe, und dem föniglichen Schatze zu über fallen, welcher fich daſelbſt unter der Bedeckung einiges Fußvolkes, welches Requelme an- führete, aufgehalten hatte. Zum Öfücke aber fand er diefen Eleinen Haufen fo wohl pofti- tet, daß er ihn nicht angreifen konnte; und da Pizarro vernommen, daß er ſich nach diefer - Seitewendete, fo ließ er fogleich feine beyden Brüder mit einer anfehnlichen Berftärfung da- Bin abgehen. Sie ſtießen zum Soto, und Duisquiz fah fich wohl vor, daß er fienicht erwar⸗ tete. Nachdem fie ihm über Hundert Meilen auf dem Wege nach Quito gefolget waren: fo verloren fie die Hoffnung , ihn zu erreichen. Gie Fehreten alfo wieber nach Zaura, und führeten Requelmen rubig nach Cuzco zurück, Belaleazar Bey der Freude des Triumphes hatte der Statthalter die Pflanzſtadt St. Michael Reht wider den nicht vergeſſen, worinnen er nur ſehr wenig Reiter zurück gelaſſen. Vor ſeiner Abreiſe Numinagui. yon Caramalca hatte er Belalcazarn mit zehn Reitern dahin geſchickt, welcher Trupp bey einem 5 Diefe peruaniſche Lift beſtund darinnen, daß fe der Erde gleich bedecketen, und die Oberfläche mit fie tiefe und breite Gräben macheten, worinnen fie Nafen belegeten. An andern Orten macheten fie ſpitzige Pfaͤhle ſtecketen, die fie mit leichtem Schil- Löcher in der Exde ſehr dicht an einander, — in America. VI Buch. II Cap. | 83 einem Volke, das noch bey der Annäherung eines Pferdes zitterte, fo viel als ein ganzes Pizsero Heer galt. Belalcazar vernahm bey feiner Ankunft viele Klagen von den Cagnaren, ei- I Reife.1sza. nem den Spaniern unterworfenen Volke, welches diefe Urſache den beftändigen Anfälfen und Streiferenen des Ruminagui ausfegere. Ein glückliches Ungefähr ließ zu gleicher Zeit eine große Anzahl Abentheurer zu St. Michael ankommen, die von Nicaragua und Par s* nama kamen, ihr Gluͤck zu ſuchen. Er nahm zweyhundert Mann Davon, worunter ihrer achtzig zu Pferde waren, und marfchirete Damit gerades Weges nad) Duito, in der dop⸗ pelten Abficht, den Ruminagui zu demüthigen, und die Schäge aufzuheben, welche Ara- hualipa in dieſer Stadt mußte gelaffen haben. Der indianiſche Heerführer brauchete aller- Band Liſt s), diefes kleine Heer aufzureiben. Allein Belalcazar fam nichts deftoweniger nach Quito, nachdem er die eiteln Hinderniſſe aus dem Wege geraͤumet, die ihn nicht mehr auf hielten, als die Scharmügel der Indianer. Er vernahm bey Erblickung der Mauern, Numinagui daß Numinagui alle feine und des Arahualipa Weiber, deren eine große Anzahl war laͤßt feineWei- zuſammen Fommen laffen, und zu ihnen gefaget hatte: „Ihr werdet nun bald das Ver— ber toͤdten. „gnügen haben, die Chriften zu fehen, und ihr werdet ein ſehr angenehmes Leben mit ih⸗ „nen führen, Die Eiferfucht ließ ihn ihre Gefinnungen fo auf die Probe ftellen. Die meiften,, welche dieſe Rebe für einen Scherz annahmen, fingen an zu lachen. Es Fam ihnen aber eheuer zu ftehen. Er ließ ihnen faft allen die Köpfe dafür abſchlagen. Da_ er endlich den Entſchluß faffete, Die Stadt zu verlaffen: fo ſteckete er dasjenige Stüc des Pallaftes, welches das Foftbarefte Geräthe des Huayna Capac enthielt, in Brand; und die Flucht fegere ihn noch einmal vor den Spaniern in Sicherheit. Belalcazar fand alfo feine Widerfegung in der Stadt, Zu eben der Zeit hatte der Statthalter ven Don Diego von Almagro nad) dem Mee- te zu geſchickt, um die Wahrheit von einem wichtigen Gerüchte zu erforfchen. Man brei- tete nämlich aus, es hätte fih Don Pedro von Alvarado, Statthalter von Öuatimala, mie einem ftarfen Heere zu Mexico nach) Peru eingefchiffet. Weilaber Don Diego, zu St. Michael nichts davon vernahm und wußte, daß Belalcazar Hinderniffe auf dem Marfche nach Quito antraf: fo unternahm er, ihm zu Huͤlfe zu fommen. - Er that über hundert Meilen, um ihn zu erreichen, Er machete fich zum Meifter einiger Flecken , Die noch nicht aufgehöret Hatten, fich zu vertheidigen. Da er aber in dem Sande nicht allen den Reid): thum fand, wovon man ihm Hoffnung gemacht: fo ergriff er die Partey, wieder nad) Euzco zuruͤck zu kehren, und Belalcazarı in dem Befiße feiner Eroberung zu laflen. Andeffen war das Gerücht, welches den Alvarado betraf, niche ohne Grund, Nach Wie Alvara⸗ dem Ferdinand Cortes Mexico unterwürfig gemacht? fo hatte er dieſem tapfern Feld: do nach Peru hauptmanne, zum bohne ſeiner glorreichen Dienſte, die Landſchaft Guatimala gegeben, de— Fön. ren Statthalterfhaft ihm von dem Kaifer beftätiget worden #). Alvarado Fonnte dasjeni- ge bald wiflen, mas in Peru vorgieng. Er hielt bey Hofe an, daß ihm möchte erlaubet werden, ſich mit Diefer neuen Entdeckung zu befehäfftigen; und fein Anfuchen Eonnte zu einer Zeit, wo dieſe Gnadenbewilligungen gleichfam von ungefähr ertheilet wurden, nicht verworfen werden, Bey der Begierde, womit F ihn gegen das Gold und gegen * 2 CEhre groß wie ein Pferdefuß. Zarate a. d. 147 und be die Statthalterſchaft Yueatan gehabt, welche er 4 ©. ö - mit Montejo gegen Guatimala vertauſchet, die ) Zarate a. d. 131&. Andere berichten, er har Montejo befüß. Pissero I Xeife.1532, Sein be: ſchwerlicher darſch nach Quito. 84 Reiſen und Entdeckungen Ehre angefuͤllet geſehen, ſchickete er auch ſogleich einen Edelmann aus Caceres in Eſtte⸗ madura, Garcias Holquin, ab, die Kuͤſte von Peru zu erforſchen, und ihm einige Nachrichten zu geben. Auf die Erzaͤhlung von der ungeheuren Menge Goldes, welche Pizarro daſelbſt gefunden hatte, entſchloß er ſich, dahin zu gehen, in der Ueberredung, wenn er die erſten Sieger zu Caxamalca ließe, ſo koͤnnte er die Kuͤſte hinauf gehen, und bis nach Euzco dringen, Man vermuthet, ev habe geglaubet, dieſe Stadt ſey außer der nen Öränzen, welche ver Hof der Statthalterfchaft des Franz Pizarıo angewiefen, und er habe in die Anfprüche eines andern Feinen Eingriff hun wollen =), Da er indeffen erfuhr, daß man zu Nicaragua zwey große Fahrzeuge mit Manz fehaft und Gelde für den Pizarro ausrüftete: fo hatte er die Lift, ſich denſelben zu nähern, und fie bey Nacht mie fünfhundert Mann wegzunebmen x), die fich unter feiner Anführung einfchiffeten. Er ftieg in der Landſchaft Puerto viejo ans fand, von da er nach Dften mar: fehirete, faft unter der Linie, wobey er in den Gebirgen viel auszuftchen hatte, welche die Spanier Arcabucos y) genannt haben. Alle feine Leute würden darinnen vor Hunger und Durft umgefommen feyn, wenn fie nicht noch gewiſſe Röhre, von der Dicke eines Beines, gefunden hätten, weiche hohl, und mit einem fehr füßen Waffer angefüller waren, wovon man glaubete, daß es von dem Thaue Fame, der fih bey Nacht darinnen ſam— melte, Wider den Hunger hatten fie Fein anderes Hilfsmittel, als daß fie ihre Pferde - agen. Die heiße Aſche, welche ven größten Theil des Weges wie ein Regen auf fie fiel, Almagro ver nimmt feine verurfachete ihnen eine andere Art von Befchwerlichkeiten. Sie vernahmen nachher, daß folche von einem feuerfpeyenden Berge, in der Nachbarfchaft von Quito, füme, der fo ge- waltig auswürfe, daß er dieſe Menge Afche zuweilen über achtzig Meilen weit mit einem ſolchen Geräufche triebe, das man noch weiter hören koͤnnte. Oftmals waren fie genöthiz get, fi einen Weg zu eröffnen, indem fie bas Gefträuche mir Aexten und Säbeln wege hauen mußten. hr Troft bey einem fo befchwerlichen Marfche war, eine große Anzahl Smaragde zu finden. Darauf aber mußten fie noch durch eine Kette anderer Berge jiehen, wo der Schnee, welcher nicht aufbörete, daſelbſt zu Fallen, die Kälte fo ſcharf machete, daß über fechzig Mann dabey umfamen. Ein Spanier, welcher feine Frau und zwo Flei- ne Töchter bey ſich hatte, wollte lieber, da er fie vor Muͤdigkeit fallen fah, und fich außer Stande befand, fie zu ragen, mit ihnen umkommen, als fi) retten, welches er leiche hätte hun können, wenn er fie verlaffen hätte, Sie erfroven zufammen. Endlich Fam man in der Sandfihaft Quito an, wo die zwar hohen und mit Schnee bedeckoten Gebirge Doch wenigftens mit fruchtbaren Thälern durchfehnitten find. Allein, zu eben der Zeit ma= chete ein ftarfes Thaumetter von dem Schmelzen des Schnees gewaltige Ströme Waſſers, welche einen großen Flecken, Namens Contiege, forteiffen, und fih in dem ganzen Sans de mit einer erſchrecklichen Ueberſchwemmung ausbreiteten. Alvarado hatte bloß feinem Muthe das Gluͤck zu danfen , daß er fo viele Hinderniſſe überfticg 2). Waͤhrend der Zeit, Daß er alfo wider das Gluͤck Fämpfere hatte fich Almagro, wel- cher Belalcazarıı die Regierung zu Duito überlaffen, in Liribamba aufgehalten, um ei— Ankunft mit nige reiche Flecken unters Zoch zu bringen, und einige indianifhe Schanzen zu fehleifen. Erfiaunen, Er war genoͤthiget, mit vieler Mühe über einen großen Fluß zu geben, welchen der Feind ver⸗ #) Zarate a. b. tt. 152 ©. 9 Das beißt dickes und ſtranchichtes Gebuͤſche. x) Er brauchete jo ger Gewalt dazu, Ebendaſ. x) Zarate ad. 133 u. vorhergeh. ©. in America. VI Buch, I Cap. 8 vertheidigte, nachdem er Die Bruͤcke darüber abgebrochen. Gleichwohl war er hinüber ge- Pisarre gangen, und die Indianer hatten ſich ihm unterworfen, als er von ihnen vernahm, ein IXeife.1s32. neulich angefommener fpanifcher Hauptmann befagerte funfzehn Meilen von da eine Shan "7" je, wohin ſich Cüpat Pupangui geflüchtet hätte. Diefer war ein Baftard von Fonigli: chem Geblüte, welcher mit Alahualipa erzogen worden, der ihn zum Hauptmanne feiner Leichwacht gemachet hatte. Sein erſter Namen war Cᷣmac Nupangui geweſen, wel⸗ ches der ſchͤne Yupangui heißt, die Grauſamkeiten aber, die er auf des Atahualipa Bes fehl ausgeuͤbet hatte, macheten, daß man ihn itzo Cuͤpai Nupangui, das it, den Teufel Yupangui, nannte, Er entwifchere den Bemühungen des Albarado; und da er fich weder von den Fremden , denen er alles Hebel zugefüget hatte, was er nur £onnte, noch “Yon feiner eigenen Völferfchaft, wider Die er allerhand Graufamkeiten ausgeübet hatte, et⸗ was Gütes verfprechen Eonnte, fo flüchtete er fic) mit Ruminagui und andern eben fo ver= zweifelten Hanptleuten, als fie, in die Andes, Almagro, welcher nicht zweifeln konnte, daß die Spanier , deren Ankunft man ihm Er iſt nahe berichtete, nicht Alparado und diejenigen wären, bie er zu St. Michael vergebens geſuchet bey ihm. hatte, ſah feine beſſere Partey, als daß er fich wider alles, was vorgeben koͤnnte, auffel- ner Hut hielt. Er ließ Belalcazarn eilig zu ihm entbiethen , welcher mitaller feiner Macht zu ihm ſtieß. Sie rüceten zuſammen gegen den Alvarado zu, und ſchicketen fieben von ihren Reitern ab, die Seinigen zu verfundfehaften. Weil er fich feiner Seits näherte, ohne, daß cr glaubete, fo nahe bey einem Haufen von feiner Nation zu ſeyn: fo fielen ihm diefe fieben Spanier in die Hände. Er begegnete ihnen ſehr höflich ; und da er ſich etkundiget, wie ſtark Almagro wäre, fo ſchickete ev fie wiederum zuruͤck. Diefes war eis ne neue Urfache zur Unruhe für den letztern, welcher nicht begreifen konnte, warum ber ans dere igm nichts fagen ließ, da er feine Seute zurück ſchickete. Weil der Vortheil der Anz zahl auf der Seite diefes fürchterlichen Mitwerbers war: fo dachte Almagro mit fünf und zwanzig Reitern den Weg wieder nach Cuzeo zu nehmen, und Belalcazarn die Sorge zu überlafien, wie er ſich aus dem Handel ziehen wollte, als ihn eine noch weit graufamere Widerwaͤrtigkeit in nene Unruhen ſtuͤrzete. Philipillo, welcher ihn begleitet hatte, und Nene Verräs ſich beftändig vor der Züchtigung wegen feiner Berrügerepen fürchtete, faſſete nicht allein thezey des Phi⸗ den Entſchluß, ihn zu verlaſſen, fondern ihn auch denjenigen zu überliefern, vor Deren Anz ik, näherung er ihn fich fürchten fah; und meil er fich der meiften Indianer, die ihm folgeten, verfichert hatte, ſo hatte er mit ihnen verabredet, fie wollten auf das erſte Zeichen auf des Alvarado Seite übergehen, Er entzog ſich wirklich mit einem von den vornehmften Cu⸗ racaen. Noch) an.eben dem Tage kam er in dem Lager des neuen Feldhauptmannes an, und both ihm feine Dienfte an, ihn zum Meifter des Sandes zu machen. — Alvarado war nicht nach Peru gekommen, um die Zuſammengeſelleten im ihrem In- Sie kommen ternehmen zu ſtoͤhren, fondern fegere fich viehmehr vor, ihnen mit feiner Macht benzuftähen, zuſammen. wenn fie diefe Huͤlfe braucheten; und Darauf die Eroberungen weiter gegen Süden zu trel- ben, Ohne ven Vorſchlag des’ Doltmetfchers zu verachten, der nichts geringeres verfprad), als ihm den Almagro und alle feine Leute aufheben zu lafien, feßete er es fo lange aus, ſich deſſelben zu bedienen , bis er alle Hoffnung verloren hätte, es mit ihnen nicht zum Bruche Eommen zu laſſen. Weil indeffen die Neigung , Die ihn den Frieden wuͤnſchen ließ, ihn niche verband, den erſten Schritt zu tun? fo ruckete er gegen das Thal Riobamba zu, wo Dan Diego Belalcazar noch ſtund. — Stolz erlaubete beyden nicht, Me 4 86 Reifen. und Entderkungen Pizaero Vorſchlaͤgen anzufangen, Man ftund einander bald vor Augen, und man rüftee ſich auf MReife.153%, heyden Geiten zu dem mutbigften Widerftande, h — Als man aber auf dem Puncte ſtund, es zum Handgemenge kommen zu laſſen, ſo hindert dag Fand der ticentiat Caldera von Sevilla Mittel, Vorſchlaͤge zum Frieden zu thun. Ein es nicht zum Stilleſtand von vier und zwanzig Stunden erleichterte die Unterhandlung. Sie endigte Handgemenge fich Durch ziveen Verträge, wovon der eine fo gleich auf der Stelle bekannt gemacht, der koömmt. andere aber geheim gehalten wurde. Der erſte enthielt, es ſollte Alvarado ſo wohl an der Ihr Vertrag. ſchon gemachten, als der noch zu machenden Beute Theil haben; er ſollte wieder auf ſeine Flotte gehen, um neue Landſchaften gegen Mittag zu entdecken; Franz Pizarro und Diego von Almagro follten fich bemühen, dasjenige in Ruhe zu ſetzen, was fie entdecket und eros bert hätten; und den Kriegesleuten von beyden Partenen follte es frey flehen , entweder zur See auf Entdeckungen, oder zu Sande zur Eroberung der nordlichen Provinzen zu gehen. Diefe Bedingungen waren nur ein Deckmantel, die Ehre der beyden Dberhäupter in Si: cherheit zu ſtellen. Alvarado Hatte unter feinem Haufen Leute von hoher Herkunft, welche er öffentlich misvergnüge zu machen fich nicht getrauete, Er fah voraus, daß die meiften, wenn erfich ungewiſſe Entdeckungen vorfehlagen fähe, Fieber würden in Peru bleiben wollen ; und der Erfolg beftätigte feine Muchmaßung. Er feiner Seits bekuͤmmerte fich um fo viel weniger darum, weil man ihm, durch den geheimen Vertrag, verfprach, ihm für feine Schiffe, feine Pferde, und feinen Kriegesvorrath hundert taufend Pefos Gold zu bezahlen, mit der Bedingung, er follte wieder nach feiner Starthalterfehaft Guatimala zurückgehen, und fich eidlich verbinden, bey Lebzeiten der beyden Gefeltfchafter nicht wieder nach Peru zu fommen. Ein Theil von feinen Leuten verließ ihn, wie er es vorausgefehen hatte, um fich zu Quito niederzufaffen, wohin auch zu gleicher Zeit Belalcazar gefchickt wurde, um ; die Indianer im Gehorfame zu erhalten a), ‚ Des Atahua⸗ Alvarado und Don Diego nahmen darauf den Weg nach Cuzco. Sie mußten aber lipa Tod wird die neuen Begebenheiten nicht, welche ihren Marfch unterbrechen ſollten. Man wird ſich en, ohne Zweifel erinnern, daß Pizarro, da er ſich nad) des Atahualipa Tode nach Euzco be- sie gerächer, geben, in einem Gefechte mit dem Duisqulz einige Spanier verloren hatte, Die meiften waren nur verwundet, und von den Indianern gefangen genommen worden, Man zaͤh⸗ lete ihrer ſiebenzehn, worunter Sancho von Cuellar, Scans von Chaves, Peter Gonzales, der nachher Herr von Truxillo ward, Afonfiis von Marzon, Serdinand von Haro, Alfonfus von Hojeda, Chriſtoph von Horoſco aus Sevilla ‚ und Jo⸗ hann Dive, ein portugiefifcher Ritter , die vornehmften waren. Da Duisquiz den Ent: ſchluß ergeiffen , fich zurück zu sieben: fo führete er fie nad) Caxamalca, wohin ſich auch der Ynca Titu⸗Autache, einer von den Brüdern des verftorbenen Königes, begab, Die: fer Herr unternahm, als er eine fo große Anzahl Spanier in feiner Mache hatte, Diejenigen auszufondern und zu beftrafen, welche zu dem Tode des Atahualipa etwas beygetragen hat: ten. Euellar wurde fir denjenigen erfannt, welcher als Gerichtsſchreiber dem Koͤnige das Todesurtheil angekuͤndiget, und der Vollſtreckung deſſelben beygewohnet hatte. Er wurde an eben dem Pfahle, und mit eben denen Förmlichkeiten erdroſſelt, welche er, wie ſich die Indianer erinnerten , ausgeüber hatte, Gie wußten, daß Chaves, Haro und einige ande⸗ ve des Atahualipa Vertheidigung uͤbernommen, und bewilligten ihnen nicht allein das Le⸗ ben, Zarate U Buch, 11 Cap. u. Bomara V Buch 19 u, 20 Cap, | | in America. VI Buch. U Cap. 87 ben, fondern trugen auch Sorge dafür, daß ihre Wunden geheilet würden, begegnetenih- Pisaero nen mit allerhand Siebfofungen, und beſchenketen fie reichlich. Weil fie darauf ihnen die UXeife.3 Freyheit wieder zu geben dachten : fo ließen fie fih mit ihnen in Friedensunterhandlungen span denket ein, wovon die vornehmften Artikel waren: man follte die Feindfeligkeiten aufhören laſſen, Friede zu ma- und die Beleidigungen vergeffen. Sie verlangeren eine fefte und dauerhafte Freundfchaft chen. unter den Indianern und Spaniern: fie fegeten aber voraus, man würde die Fönigliche Binde dem Mango Inca nicht ſtreitig machen, den fie für den rechtmäßigen Erben er⸗ kenneten, und die Spanier würden ihnen als Bundesgenoffen begegnen; wie fie denn ver fprächen , es follte die Verordnung des verftorbenen Königes, wodurd; er feinen Unterthas nen verbothen hätte, den Chriften und ihrer Religion zu ſchaden, getreulich beobachtet were den. Endlid) ließen fie den Statthalter bitten, diefen Vergleich mit eheſtem an den Eaifer- lichen Hof zu ſchicken, um die Genehmbaltung deffelben zu erlangen, Sie hatten’ diefe Bedingungen ſelbſt aufgefeget, und gaben fie den Spaniern durch Natuͤrliche einige Peruaner zu verftehen, welche fie einige Zeitlang begleitet hatten, und anfingen, ein Güte ber Der wenig ihre Sprache zu reden. Titu Autache, welcher gar wohl wußte, daß ein Theil ruaner. von dem erftern Ungluͤcke daher gefommen wäre, daß man einander nicht recht verſtanden, gab fich große Mühe, ihnen zu erklären, was fie ihren Herren fagen follten, Ein Gefängniß, worinnen die Spanier umzukommen geglaubet, hatte ihnen noth- wendig lebhafte Empfindungen der Religion beybringen müffen. Chaves war der erite, welcher die Güte der Indianer erkannte, und nachdem er fich mit feinen Gefährten darüber berathſchlaget, zu ihnen fagete: fie hätten bisher dasjenige verlangt, was fie für fich ſelbſt wuͤnſcheten, erwollte nun aber auch feiner Seits zweyerley von ihnen verlangen, Man verfi- Forderungen, cherte ipn, man wollte folche geneigt anhören, Er fagete alfo zu ihnen: „er bäthe im die man an fie „Namen feiner Nation die Yncae, ihre Hauptleute, und die andern Großen des Sandes, * — „erftlich, das chriſtliche Geſetz anzunehmen, und bie Predigt deſſelben in dem Reiche zus “erlauben; zum andern, zu erwägen, daß die Spanier, da fie Fremdlinge wären, mes „der Städte, noch Laͤndereyen, noch Einkünfte hätten, wovon fie leben koͤnnten; daher fie „denn verlangeten, man möchte ihnen , wie den andern Einwohnern, $ebensmittel und In— „oianer von beyderlen Geſchlechte zu Ihrem Dienfte, nicht als Selaven, fondern als Haus⸗ ‚genoffen geben, Die Antwort der Pernaner war: „fie verwürfen die chriftliche Religion ganz und und die fie zu⸗ „gar nicht , fondern wünfcheten, davon unterrichtet zu werden; fie bäthen den Statthalter, geftehen. ihnen Priejter zu ſchicken, und fie wollten ihre Erkenntlichkeit dafür bezeugenz fie wüßten „gar wohl, daß dieReligion dee Spanier beffer wäre, als die Religion ihres Landes; sie Yca, Huayna Eapac, hätte fie folches vor feinem Tode verfihert, und ihnen em: - „pfohlen , deit Fremden zu gehorchen, die bald in feine Staaten kommen würden; biefer »Befehl eines Koͤniges, deſſen Weisheit und Güte fie fehr verebreten, verbände fie, den »Spaniern auch ſelbſt mit Aufivendung ihres Lebens, zu dienen, wie ihnen Atahualipa das »Benfpiel davon gegeben,. Man fieht, daß Gareilaſſo, aus melchem dieſe Erzählung genommen ift, ſich nicht von der Vorausfegung eines mächtigen Borurtheiles entfernet, welches die Peruaner zum Beften der Spanier noch) immer einnahm, Sie ließen diefe Begebenheit, ſaget er, In ihre Gefchichte durch Knoten eintragen , Die ihnen ftatt dev Re— giſter und Jahrbuͤcher dieneten; weil fie Feine Schrift hatten „ deren fie ſich bedieneten. Ti⸗ * 88 Reiſen und Entdeckungen Pizgero Titu Autacho ſtarb kurz nach der Abreiſe der ſpaniſchen Gefangenen, Ehe er ver⸗ TI Reife.1532. ſchied, ließ er den Heerführer Quisquiz und die andern Feldhauptleute rufen, um ihnen — nachdruͤcklich zu empfehlen, mit dem Viracochaern im Friede zu leben, „Erinnert euch, pfiehlt ihnen „ſagete er zu ihnen, daß es uns Huayna Capac, mein Vater, durch ſeinen letzten Willen bey ſelnem Tor „und einen Goͤtterſpruch empfohlen hat, deſſen Erfüllung ſich vor unſern Augen angefan- debengriden, , gen. Gehorchet, das ift mein letzter Wille. ch empfehle euch die Vollziehung des „Befehles des Ynca, meines Vaters, Ya der That, dieſe Rede, und die Hoffnung zu einem Frieden , beffen Genehmbaltung man nur erwartete, bewogen den Quis— quiz, ſich aller Feindfeligkeiten zu enthalten, Dieſes waren die Öefinnungen der India— ner, als Chaves und feine Gefährten zu Euzco anfamen, Man hatte fie für todt gehal⸗ ten, Ihre Zurückunft, und die gute Begegnung, die fie von den Indianern erhalten hatten , erwecketen eine ungemeine Freude bey den Spaniern. Die rechtfchaffenen Leute freueten fich befonders über den Fortgang, welchen das Evangelium vermittelft Diefes Frie- dens haben würde, Die Ankunft des Almagro und Alvarado aber macheten eine Hinz derniß dabey. —* Mango Ynea Mango Nnca, der rechtmaͤßige Erbe beyder Könige, welcher von der Unterhand⸗ empfaͤngt die ung Nachricht erhalten, die fein Bruder Titu Autache und Quisquiz angeſtellet, hatte ei— rothe Franſe ne viel zu gute Meynung von den Viracochaern, als daß er zweifeln ſollte, fie wuͤrden ei- — ee nen Frieden nicht eingehen, der unter fo billigen Bedingungen von ihnen verlanget wors zo Hand. den.“Er wollte ſo gar nach Cuzco gehen, und ſich perſoͤnlich mit dem Apu unterreden; dieſes iſt der Titel, welchen die Peruaner dem Statthalter geben. Seine Befehlshaber riethen ihm aber, nicht anders, als mit den Waffen in der Hand, Unterhandlung zu pflegen. Sie fuͤrchteten, er möchte das Schickſal des Atahualipa haben, welcher ſich durch eine blin⸗ de Unvorſichtigkeit überliefert hätte. Er verwarf aber fo furchtfame Rathſchlaͤge. Nichts ift weifer und. edler, als die Rede, die man ihn bey diefer Gelegenheit halten läßt, Er begab ſich nach Cuzco, ohme ein anderes Merkmaal der Hoheit, als die gelbe Franſe, welche das Merfmaal des vermuthlichen Erben war, um die rothe Franfe von den Händen des Apu zu erhalten, der fie ihm auch wirklich einige Zeit darnach ertheilete, Hinderniß, Duisqulz fund damals mit ziemlich vielen Völkern in der Sandfchaft Cagnares, 109: welches den felbft er Die Genehmhaltung des Friedens erwartete; und zum Ungluͤcke marſchireten Alva- m auf⸗ rado und Almagro, welche von der Unterhandlung mit den Gefangenen noch Feine Nach⸗ halt. richt hatten, zu eben der Zeit nach Cuzco. Ein Befehlshaber, welchen Quisquiz ihnen ent⸗ gegen ſchickete, um fie zu fragen, tie es mit dem Vergleiche ftünde, wurde von ihren Borläufern angehalten, welche die Nachbarſchaft und ven Zuftand der peruanifchen Trup- pen vernahmen, und daher eileten, dem Alvarado davon Nachricht zu geben. Alfes, was den Frieden betraf, wurde vermuthlich als eine Erdichtung angefehen, und man dachtenur, fie zu überfallen. Quisquiz bemühete fic) einige Zeitlang, das Gefecht zu vermeiden, aus Quisquiz Furcht, es möchte dem Bertrage fchaden. Da er ſich aber mie Gewalt dazu gezwungen wird geſchla⸗ ſah: fo ftellere er fich ihnen in dreyen Gefechten hintereinander entgegen, wo die Indianer gen. viel verloren, Auf Seiten der Spanier wurden vierzehn Mann getödtet, und drey und funfjig verwundet, tworunter man einen Comthur von St. Zohan, und des Alvarado h Bru⸗ 5) Garcilaſſo, welcher allein die Begebenheit Quisquiz Schickſale. Man erſetzet ſolches durch des mit den Gefangenen erzähfer, faget nichts von des Zarate und Gomara Erzählung, da in America. VI Buch I Cap. 80 Bruder nennet: fie blieben aber Meifter von der, Wahljtatt und von mehr als: funfjehn- Pissarro taufend Stuͤcken Vieh, nebſt ungefähr vier tauſend Indianern, beyderley Geſchlechtes, die Reife.ısz. folche huͤteten ) engen Wa Suis quiz zog ſich nach Quito, wo das Gluͤck ſeinen Muth eben ſo wenig unterſtuͤtze⸗ te. Ein Hauptmann, don Belalcazarn griff feinen Vortrab an, und hieb ihn nieder, In der Verzweifelung wegen dieſes legten Unfalles blieb er ungewiß, wohin er ſich wenden follte, feine Macht wiedetherzuſtellen. Seine Befehlshaber riethen ihm, Frieden zu verlangen, Allein, der Unwille, daß er durch ein. falſches Vertrauen hintergangen worden ; brachte ihm ſo vielen Abſcheu wider die Spanier bey, daß er denen ‚mis dem Tode drohete die ihm dieſen Vorſchlag wiederhohlen wuͤrden. Weil es ihm an Lebensmitteln fehlere,; und man wenig Hoffnung hatte, welche zu finden, wenn man. feinen Befehlen folgete: "fo ſtel⸗ leten ihm andere vor, es waͤre beſſer, daß man mit Ehren ftürbe, indem man die ‚Chris fen angriffe, als daß man ſich, wie er entſchloſſen zu ſeyn ſchiene, Der Gefahr ausſetzete, in einem wuͤſten Lande zu verhungern. Weil ihnen feine Antwort kein Genuͤgen leiſtete? Tod dieſes fo durchſtieß ihm Guappalan, einer von den Bornehmften; die Bruft mit einer Sanze;Heerführers. und die andern tödtefen ihn vollends mit Aexten und Keule. Darauf liegen’ fie die Voͤl⸗ fer aus einander gehen ; und ein jeber waͤhlete fich einen Schusort nach feinem Belieben, Pizarro, welcher, von Diefen Begebenheiten. und des Almagro und Alvarado Anmar: 1533. {he Nachricht erhielt, wollte ihnen lieber entgegen. gehen , als ſie erwarten. Als er darauf v7 ihren Vergleich vernahm; fo Hielt er noch mehr, als jemals, dafür, es. wäre nicht gut —D— ihn, wenn Alvarado Cuzeo ſaͤhe, oder ſich weit von der Seekuͤſte ontfernete. Seine Anz darado der wi⸗ ſorůche konnten mit feinen Einfichten zunehmen, Er war noch in dem Thale Pachacamac. der nah Mer: Der Statthalter eilete dahin, zu ihm zu fommen, undihm bie von feinem Geſellſchafter aus-rivo geht, gemachte Summe zu bezahlen... Eu erwigs ihm alle Ehre, welche feinem Ehrgeize ein Ges nügen thun konnte. Zu den hundert tauſend Peſos Gold legete er noch hundert taufend, nebft einem reichen Geſchenke von einem, goldenen und ſilbernen Geſchirre, Smaragden und ſſen. Er glaubete, zu dieſer Verſchwendung ‚gegen einen Mann verbunden zu feyn, welcher den gefährlichiten von. den pernanifchen Heerführern aufgerieben hatte, deſſen Niederlage der meiſten andern Hauptleute ihre nach fich ziehen würde, die noch. für die Inn cae wären, Nachdem diefes zur Nichtigkeit gebracht, worden, ſo gieng Alvarado nach ſei⸗ ner Statthalterſchaft Guatimala, und der Statthalter ſchickete den Don Diego bon Alma⸗ gro nach Cugco. Ex empfohl ihm, dem Ynca Mange, den, er daſelbſt unter der Auf⸗ ſicht feiner beyden Brüder, Johann und Gonzales, gelaffen hatte, mit Sanftmuth zu bes; gegnen, und bie Indianer zu ſchonen, die fich freywillig unterworfen hatten, As er von on gllen diefen Sorgen frey war: ſo legete er an dem: Geſtade des Meeres an dem Fluſſe Ri⸗ —— mac oder Lima die berühmte Stadt an, welcher er den Namen los Reyes gab, weil — — den Hten Jaͤnner, am Tage der, drey Könige, den Grund dazu legen ließ da ©) eyes, vderki: Sein Bruder Ferdinand, hatte, feine Mühe in Spanien nich verloren. Der Kaiſer, ma. welcher mit den Sachen in Peru zufrieden war, bewilligee ihm Briefe , wodurch er Den Franz Pizar⸗ Franz Pizarro mit der Würde eines Marqueze beehrete. Das Sand, welches er entdecket vo wird Mar: Sr —9— * — ug per hatte, queze; u. Ab vi KA TE "an folger der guöften Unsabder Geſhi freier, wele Nie Sting dieſer Stadt In ray meer f Is son den Einwohnern zu Xauxa recht Ile Genlatı Ve mh nagın, nannen, . V 2uch 3 1534 Jahr fersen : fie vurde aber, nach dem Soma? Er Allgem. Reifebefchr. IV Band,“ M Pizarro IlXeife.1334. magro Ade⸗ lantade mit ei⸗ ner Statthal⸗ terſchaft. — Reiſen und Entdeckungen hatte, und deſſen Strecke auf zwey hundert und funfzig Meilen in der nge eingeſchraͤn⸗ ket war, wurde darinnen Neůcaſtllien genannt! Eben dieſe Briefe gaben dem weiter gegen Mittag gelegenen Lande den Namen Neutoledo, und ertheileten dieſe Statthalter⸗ ſchaft dem Don Diego von Almagro nebſt der Wuͤrde eines Adelantade von Peru. Dieſe gluͤcklichen Zeitungen, welche vor Ferdinands Zuräckunft, und folglich auch vor der An- Funft der Briefe felbft, einliefen, brachten Feine fo guten Wirkungen hervor, als fie zu verfprechen ſchienen. Der neue Adelantade, welcher fich mit dem Mea un) den benden Brüdern des Marqueze, Johann und Gon zales Pijarro, zu Cufeo befand, nahm ſo gleich die Winde des Statthalters an, in der Meynung, Cuſco wäre über denen zwey hundert und fünfzig Meilen hinaus , die zum Antheile des Marqueje angerviefen wären, und diefe Stadt gehörete folglich zu Meutoledo, deren Starthalterfehaft ver Hof ihm gäbe, Es feh⸗ lete nicht an Schmeichlern, welche feinen Ehrgeiz erhigeten, und ſich anheiſchig mache: ten, es zu behaupten. Da die beyden Pizarren auch ihre Anhänger hatten: fo würde die- fes Misverftändniß viele Anordnungen verurſachet haben, wenn nicht der Marguieje geeiler hätte, ihnen durch feine Zuruͤckkunſt vorzubeugen, Die Indianer, ‚welche über die Hoff: - mung vergnügt waren, die er ihrem Ynca gemacht hatte, trugen ihn mit Eifer auf ihren Steuer Ver: - gleich der bey: den Häupter, Schultern, und ließen ihn in fehr Furzer Zeit zwen hundert Meilen Weges zurück legen. Almagro fonnte dem hohen Anfehen eines Mitbuhlers nicht widerftehen , welchen er, wegen ſo vieler großen Thaten, zu verehren gemöhnet worden, Kaum hatten fie einander gefehen: fo bekam ihre Geſellſchaft eine neue Stärfe, ' Pizarro derzieh, nach des Zarate Ausdruͤckung, dem Don Diego großmuͤthig; und Don Diego bezeugete viele Beſchaͤmung, daß er fo leichtfinniger Weife etwas unternommen, wozu er nicht dag geringfte Recht hat- te 4). Sie verglichen ſich mit einander, es follte der Adelantade die Entderfung von Chir Des Pizarro Staatsklug⸗ et li übernehmen, deffen Reichthum man fehr rühimere; und wenn er darauf mit dieſer Thei⸗ hung niche zufrieden waͤre fo wollte ihm der Marqueje zür Schadloshaltung ein Stuͤck von Peru abtreten, Dieſer Vergleich geſchah über einer geweiheten Hoftie, mit dem Schon: ve, fie wollten kuͤnftig nichts wider einander unternehmen, Einige berichten, Almagro Babe gefchtworen, er molle niemals auf Euzeo,, und noch hundert und drehßig Mei- len weit darüber, einigen Anfpruch machen, wenn ihm Seine Majeftät die Statthakter- fhaft geben würde. Man feget hinzu, fein Berfprechen fey in diefen Worten ausgedrucket worden: „Herr, wenn ich den Eid breche, den ich hier thue fo will ich ‚ daß du mich „verdammeſt, und an Leib und Seele ſtrafeſt, e). Die Spanier, welche ihm ergeben waren, hatten bie Freyheit, ihm zu folgen, | Es war nicht zu verwundern, daß bie erften Theilungen auch den allergeringften Soldaten, vornehmlich denjenigen, die ſchon einige Dienfte geleifter, große Hoffnung ge: mache hatten, Sie liegen ihre Anfprüche fo hoch fleigen; daß ein fehlechter Büchfenfchtiße das allerhöchfte Gluͤck haben wollte. Pizarto, welcher fich nicht im Standefah, ihren ge⸗ nug zu thun, und ihre aufruͤhriſchen Zuſammenverſchwoͤrungen befürchtere, ſuchete fie zu beſchaͤff⸗ A) Zarate am angef. Orte a. d. 169 S. ten Hinzu: „Als Almagro ſchwur fo ſagete er: ey Eben derſelbe a.d.170&. Gomara faget , fie „Gott follte ihn mie Leib und Seele verderben, wenn beftätigten ihre Geſellſchaft und Sreundfchaft „er fein Verſprechen nicht-bielte,,. Andere laſſen durch einen Eid auf der geweibeten Hoſtie: ihn, dep dieſer Gelegenheit nur fagen: „Gott ſolle er fuͤhret aber die Worte nicht an. Am Anger. Or⸗ „derjenigen mit Leib Und Seele verderben, wel⸗ te a · d. 335 S. Indeſſen ſetzet ex doch weiter um» her feinen Eid brechen werde,,. - Man wird die ; Wich⸗ © in America. VlBuch U Cap. beſchaͤfftigen, indem er ihnen neue Eroberungen anboth, wohin die Begierde nach Golde, Pizarro fie mit Freuden fuͤhrete ‚Er ſchickete Belalcazarı einige Mannfchaft, um das Königreid) 1Reife.1534. Yuito. vollends unterwärfig zu machen, « Einige andere. wollten unter der, Anführung des Johann Porcello das tandder Bracamoren oder Pacamoren bezwingen. Noch andere brachen auf, ‚eine Provinz unters och zu bringen, die man fpottweife Buena Venturanennete. Alfonſus von Alvarado, Peters Bruder, eroberte mit drey. hundert Mann das Land der Chachapoyaer und errichtete die Niederlaſſung St, Just de In Frontera, worüber er die. Statthalterſchaft erhielt. ch Der V Abſchnitt. Entdeckung von Chili durch Don Diego von Almagro. Sein Heer. Beſchwerlichkeit auf feiner Reife. Koͤr⸗ meinen Aufſtandes der Indianer. ı Ibhann per erhalten ſich gefroren. Sein Fortgang in Pizarro bleibt. Almagro geht wieder nach Perur Chili. -Philipillo verſchwoͤrt fich wider fein Les Vecraͤtherey des Orca ‚Mango, 3.00 ben und wird geviertheilet, Urſache eines allge⸗ “ * DH" Adelantade gieng zu feiner Unternehmung im Anfange des 1535 Jahres mit Sein Heer. = fünfhundert und fiebenzig Mann zu Fuße und zu Pferde ab, wovon ihrer viele, die durch die Hoffnung verleitet wurden, ein ruhiges Gluͤck und in Peru ſchon errich ⸗ tete Haͤuſer verließen. Mango Nnca gab ihm feinen Bruder Paulu Nnca, und den Großpriefter der Peruaner, Namens Billachumu, wie Gareilaffo faget, zur ° Begleitung mit, Er gefellete funfzehntaufend Indianer dazu, um ſich durch diefen Dienft bey den Spaniern defto ehrwürdiger zu machen. Diefes Heer gleng anfänglich durch die Provinz Charcas, wo es ſich einige Zeitlang aufhielt, Es führen zween Wege von da nad) Chili; der eine-durch die Ebene, ‘welcher: der laͤngſte iftz der an⸗ dere durch die Gebirge , welcher viel Fürger ift, den man aber wegen des Schnees and Froftes zu Feiner andern Jahreszeit, als im Sommer, reifen kann. Der Ynca und der Großpriefter riethen dem Adelantade vergebens, er möchte den fehönften von dieſen beyden Wegen nehmen f). Er zog aber den kürzeften vor und feine Hart⸗ maͤckigkeit Fam ihm theuer zu fteben. J * Außer dem Hunger und Durſte hatte er mit Indianern von fehr großer Geſtalt Beſchwerlich— und einer auferördenelichen Geſchicklichkeit, ihre Pfeile zu fhießen , zu fehten. Nichts feit feiner aber verurſachete ihm fo viel Uebel, als die übermäßige Kälte, da er durch die Gebirge Reife. gieng. Einer von feinen Hauptleuten, Namens Ruͤydas, und viele andere. Spanier Zefroren ſo wirklich, daß, wenn man bier den Gefchichtfehreibern glauben will, man“ ©. fünf Monate darnach/ bey der Zuruͤckk unft des Heeres,’ ihre Körper oc) in eben Körper erhal: „den Stande, das iſt aufgerichter ſtehend An die Felſen gelehnet Tun. in ihren Haͤn⸗ ten ſich gekro— „den noch die Zügel von ihren Pferden haltend, die fo wie fie, erfroren waren, an— ken. ı) M 2 „traf. ihtiafeit . dieſes Umſtandes bey feinem ‚Tode ſchon damals den 2iufihlag: 9 aſſet, alle Stzouler en ir - 2 * is „ae —— zu laſſen —— ———— J a or Re Reenebft.dem Irıca Pankı aufgetungersgeiveltn, "ben 8: FI. Diefer Rath umd die Dienſte des Ynea Pauli, Don Diego nebſt ſeinen Leuten auf der Meile ans welche hefändig, waren, ‚heben die Erzählung des dem Wes⸗ zuräumen, da 7 Sn Barate,auf, welsher.wilk, es Hatte Mango. Dnen Nr 92 or Reifen und Entdeckungen Pizarro „traf. Ihr Fleiſch war auch noch eben ſo friſch, als weni fie erſt an eben dem U Reife.1335. ,, Tage geftorben: wären , und bey dem Mangel an Sebensmittefn , worinuen man ſich — "befand, machete man Feine Schwierigkeit, das Pferdefleifch zu eſſen ). Zu allen dieſen Widerwaͤrtigkeiten kam noch der Verluſt des Gerärhes, welches man in eben den Ge— birgen nach dem Tode der Indianer verlaſſen mußte, die es trugen. Fortgang Die Landſchaften von Chili, welche vor Alters die Mcae erkannt haften, nahmen in Chili, den Abelantade in Anfehungdes Ynca und des Großptiefters mie Freuden auf. &s fiheine, daß er bis auf den acht und dreyßigſten Grad mittäglicher Breite fortgeruͤcket ſey, allein, ohne einen Verſuch zu thun, dafelbft irgend einen Sig anzulegen. Biel: leicht ift er durch das Friegerifche Naturell vieler Voͤlkerſchaften, wodurch er gegangen, und vornehmlich durch die Macht zmweener Herren davon abgeſchrecket worden, die bey ihren gegenfeitigen Kriegen jeder zwey hunderttauſend Streiter ins Feld ftefleten. Der eine, Namens Leuchengoma, befaß zwo Meilen vom Sande eine feinen Goͤtzen geweihete Inſel, worinnen ein Tempel ſtund, welcher von zweh tauſend Prieſtern be⸗ dienet wurde. Seite Unterthanen berichteten den Spaniern, fünfzig Meilen über feine Länder hinaus fände man zwiſchen zweenen großen Flüffen eine tweitläuftige Sands > Saft, die nur von, Weibern bewohner würde, 4) deren Königinn' Buabopmilla hieße, ‚Das iſt in der Landesſprache/ Goldhimmel, weil außer dem Golde, welches die Na: tur dafelbft im Meberfluffe bervorbrächte, fie auch überaus veiche Zeuge macheten. Philipillo Allein, wenn auch die Schwierigkeiten, die von Tage zu Tage zunahmen, den verſchwoͤret Adelantade nicht würden abgeſchrecket haben: fo war ein fhändlicher heimlicher ange— wi wider ſein onnener Handel, deſſen er ſich nicht im geringſten verſah, und wovon man uns die Sg Yuflöfang meldet, aber den Urfprung nicht erflävet, hinlanglich, ihn feinen Marfih ‚unterbrechen zu laſſen. Diefes war eine Verſchwoͤrung wider fein Seben, Garcilaſſo ſaget nicht einmal, ob fie unter den Spaniern oder den Indianern 7) angeſtellet wor⸗ den; ſondern ſetzet nur bloß, es babe ſich der. Dollmetſcher Philipillo am deren Spige ‚gefunden, Diefer Treulofe, welchen Don Diego, auf Peters von Alvarado Bitte, zu Gnaden aufgenommen ‚hatte, und; von dem er vielen Mugen auf feiner Keife'zu haben ' glau- bete, wurde vermutlich. eines ſo langen amd, befchwerlichen Weges überdrüßig und fand Misvergnügte, die er zu überreden nicht viele Mühebrauchete,, ihre Beſchwerlichkeiten nn Könnten fich nicht anders, als mit dem . Tode ihres Oberhauptes, endigen Die rt a und Weile, wie dieſe Verſchwoͤrung entdecket worden, iſt eben ſo dunkel ‚geblieben ‚als der Urfprung und die Umſtaͤnde derfelben, Philipillo aber nahm die Flucht und wurde ergriffen. Ihm wurde ein ſo kurzer Proceß gemacht, daß man auch daraus nicht Er wird gesbiel Licht erhalten Fan. ‚Don Diego ließ ibm viereheilenz und alle Geſchichtſchreibe viertheilet. ‚find darinnen einig; daß er bey feiner Hinrichtung bekannt, er habe den unglücklichen Alahualipa faͤlſchlich angeflager, uim ſich des Beſihes eines feiner Weiber zur verfüchern; .. ‚st u en Se ren ce hi ia mi 9 NER 3 Ein ) Ebend arderzs ul 7 S ) Aus Gefalligkelt gegen den Sri glau⸗ BVermuthch· war es das Lan der Amazo⸗ bet man, die SnSinner davon frey fprechenzii muf nen/welches 1343 Som Oeellang entdecket wor- fen: Indeſſen faget „doch Somara: ‚nach. der den. : Matt wird Aber ſehen da dier-miientiiig 1, Ahkunfe des’ Herrada Berfiefen Panlır. und von dieſen ' Meibern niemals recht aufgellaͤret 5; der Gtoßpriefter, welche vernahmen, daß Mans worden. #90. die Waffen ergriffen hatte, und Feine Gele ; rd 0 ic Bee \ in America. VI Buch. I Cap. Ein anderer Zufall bewog den Adelantade, den Weg wieder nach Cuzeo zu neh⸗ men. Er ſah in ſeinem $ager den Johann von Herrada, einen fpanifchen Befehls⸗ Reife. Baber ‚ankommen ‚welchen aufgetragen wat, ihm die Beftallung wegen feiner Statthalter: yyefache eines fehaft, welche ihm Ferdinand Pizarro bey feiner Zuruͤckkunft ans Spanien mitgebracht hatte, allgemeinen zujufteflen , und ihm zugleich) den allgemeinen Aufftand der Indianer in Peru zu melden, Aufitandes Mango Mnca war, entweder weil er gar zu viel Ungeduld bezeuget hatte, wieder au "Thron feiner Väter zu ſteigen, oder weil er auch einige heimliche Dinge, wie er beſchuldi⸗ get ward, angeſponnen, auf die Feſtung zu Euzeo gefeßer. Weil der Marqueze Damals zu LTos Reyes war: fü hatte der Ynca wider bie Strenge der panifchen Befehlshaber Feine andere Zuflucht gehabt, als zu der ihm bekannten Güte des Johann Pizarro, welcher zu gleicher Zeit befchäfffiget war, einige Indianer zu Paaren zu treiben, die fih in ‚die Felfen geflüchtet hatten. Er hatte ihn bitten laffen , ihm die Freyheit zu ertheis Ien, damit er nicht die Demuͤthigung hätte, bey Ferdinands Ankunft, deffen Rüde keht man unverzüglich erwartete, in Seffeln zu ſeyn und Johann Pizarro hatte ihm dieſe Gnade bewilliget. Ferdinand, welcher mit der Würde eines Ritters von St. Jas cob ‚womit ihn der Kaifer begnadiger hatte, aus Spanien zuruͤckgekommen war, ges Wwann viel Vertrauen und Freundſchaft für den Mango Mnca. Zween Monate Datz nach bath ihn diefer Fuͤrſt um die Erlaubniß, einem Feſte beyzumohnen, mit dem Berfprechen, er wollte ihm eine Bilvfaule "feines Waters Huayna Capac mitbringen, die fehe gerühmer twurde, weil man fagte, daß fie von dichtem Golde wäre. Fer⸗ dinand machete feine Schwierigkeit, ihm ſolches zu verwoilligen. Der Ort dieſes Teftes hieß Nucay N. : Es war ein Aſthaus, worinnen ſich einige alte KHauptleufe ver farnmelten, die ſich nach des Disquiz Tode in die Gebirge geflüchtet hatten, und Das Unglüc ihres Vaterlandes befeufzeren, Mango eröffnete ihnen den mit den Spa: niern getroffenen Vergleich, Eriftellete aber zugleich vor, Die Spanier hielten ihn, anftatt folchen auszuführen, mit feeven Berfprechungen auf; fie baueten Städte, und.theileten feine Länder unter fih. Er ſchilderte ihnen die Unanſtandigkeit ſeiner Gefangenſchaft, und al andern Befchimpfungen, die er unaufhörlich erlitten, mit den. Iebhafteften Farben ab. Zufegt that er ihnen die Erklärung, er wäre mit ‚Hindanfegung feines Blutes und des Schattens vom Hoheit, dev ihm noch übrig wäre, entfchlofien , fich nicht wies der in die Gewalt feiner Tyrannen zu begeben. Die Wirkung dieſer Rede war eine ein muͤthige Angelobung, die Waffen zu ergreifen, um das fremde Koch abzuſchuͤtteln. Auf einen Befehl des Ynca ftunden alle Indianer, die nicht gar zu genau beobach⸗ tet wurden, von Los Reyes bis nad) Chicas, das ift , in einem Naume von mehr, als dreyhundert Meilen, auf einmal auf. In wenigen Tagen macheten ſie zwey zahl⸗ Teiche Heere aus, wovon das eine nach Los Beyes gieng, um daſelbſt den Mar: quege zu berwoligen und das andere wollte ‚Eizco anfallen, _ Bey der erftern Un— ruhe der Spanier bemädhtigee es ſich der Seftung, die fie erſt nach einer DBelages ler Br ONE EIER 5 — ms, rung genheit die Chriſte, töbten, wie fie. man, tt der. Folge bald bewieſen fehen wird. Eben 210 ran hat, Das) Kader, "Almagıo ‚der Sefchichejchreiber ſetzet — "Bio, dem 4 ef dem Hoilipitle na ſetzen, weil er an det “er den unamen Pohecios giebt, war ein boehaf⸗ 3 Rerfchrößrung. Theil hatte⸗ er fonrde ergeiffen" "ter ſehr Teichefinniger Menich, ein Lügher, aus „und geviertheilet. A. d. 338 S. Diefe Ere verderbtem fpanifchen Geblate, und wenig chriſtlich, hlung wird in der That durch des Ynea Paulu ob er gleich getaufet wat... SEbend. \ Treue gegen den Dom Diego widerieget, welche k) Nachdem zarate heißt er Ancaym f den Der Indianer. 94 Reifen und Entdeckungen Hizarro rung von ſechs bis ſieben Tagen mit vieler Mühe wiederbekamen. Johann Pizarıo Lxeiſe. izzz. wurde dabey mit einem Steinwurfe an den Kopf getoͤdtet; und diefer Verluſt war Inan Prerro allen denjenigen empfindlich, welche ſeine Guͤte, ſeine Herzhaftigkeit und die beſondere bleibt, Kenneniß, die er fi) von der Art und Weile, die Indianer anzugreifen, erworben hatte , hochſchaͤtzeten. Der Ynca Fam mit aller feiner Macht wieder, und nahm eine ordentliche Belagerung vor, welche acht Monate dauerte D: ö Almagro geht Durch diefe verdrüßlichen Zeitungen ward Almagro unumgänglich bewogen, wies en nach der zurück zu Fehren. Seine Befehlshaber ‚ worunter Gomez von Alvarado, einer — von des Statthalters zu Guatimala Bruͤdern, Diego von Alvarado, fein Oheim und Rodrigo Ordognez die Vornehmſten waren, lagen ihm heftig deswegen an; . einige aus Begierde, ſich einen reichen Sig in Peru zu verfhaffen, die andern, um von Chili Meifter zu bleiben, Sie rüceren big auf fechs Meilen von Euzco, und ohne dem Ferdinand Pizarro feine Ankunft melden zu laſſen, ſchickete er ‚an den Drca und ließ ihm einen Vergleich anfragen. Sein Schmwur. hatte. ihm noch) nicht die Luft benommen, fich zum Meifter diefer Stade zu machen. Er glaubete, in den Worten feiner Beftallung einen neuen Grund zu feinen ehrgeizigen Anfprüchen zu fin- Verrätherey den. Der Pnca ließ ihm eine Zuſammenkunft vorfchlagen , worein er ohne Mistrauen — willigte. Er ließ den groͤßten Theil ſeiner Truppen unter Johanns von Saya⸗ go. vedra Anführung. Er marſchietete mic weniger Borficht ‚fort und gerieth in einen Hinterhalt, wo ihm der geimmige Mango die Hälfte von feiner Bedeckung erſchlug. Der VI Abſchnitt. „Ense Verfolg der Gefhichte von des Franz Pizarro Eroberung der —— Eondfchaft Peru... un nen en: Unterredung zwifchen Sayavedra und Ferdinand gro Bricht folche plöglich ab. Er machet einen Pizarro. Almagro erneuert ſeine Anſpruͤche Vertrag und laͤßt Ferdinand Pizarro los. Des auf Cuzeo. Er hintergeht den Ferdinand Pizarro. Marquege Erklärung und Krieg wider ihn. ) Zuftand des Margueze bey der Delagerung von Der Marquege verfolget ihn; rechtfertiget feine . - Euzeo, Alvarado befreyet beyde auf einmal. Feindſeligkeiten. Ferdinand Pizarre belagert Er wird vom Almagro gefangen genommen. Cuzeo. Bfuti es Gefecht zwwifchen den Spas Der Margueze geht mit einem Heere nach Eug: niern. Almagro wird gefangen. Ihm wird &o , und muß wieder umkehren. Er fchlägt dem der Proceß gemadt: Seine Verurtheilung Almagro vergebens einen Vergleich vor. Alva: und Hinrichtung. Seine Familie Diego von. tado entwiſchet aus dem Gefängnife. Ziveen Alvarado will feinen Tod rächen. Ferdinand Mönche werden zu Mittlern erwählet. Unter: Pizarro geht nach Spanien, ihre Aufführung sedung zwiſchen Almagro und Pizarıo, Alma- zu rechtfertigen. * Unterredung Ferdinand Pizarro erfuhr des Adelantade, Don Diego von Almagro, Unglück ſo b al, wiſchen SO als feine Ankunft; und die Nachricht, die er zwgleicher Zeit erhisge es wäre Saya- Sersiand pi DPÖER mit dem beten Tfeile des ‚Heeres In dam Dorfe Harcns fehen geblieben, machert, a daß er an der Spitze yon hundert und fiebenzig Mann aus Euzes ausz0g. Sayave- dra befam davon Nachricht und ftellete drey hundert Spanier, die ihm der Adelans tade gelaflen Hatte, in Schlachtordnung. Als fie einander im’ Gefihte waten lief aan, Zufartmenfunfe untee (neh enden alffn: Anträge um min ander einige Mitt zum Berge zu. fuchen,.. Def, Workhlag, wide „aigenon I) Zavate im III Buche 3 Cap » mel, . Ph E e: , ar ‚ 3 in Ainerica. VI Buch, II Cap. 95 men. Man giebt vor, in ihrer Unterredung habe ihm Ferdinand eine große Menge Pizarro Goldes angebothen, wenn „er den Anhängern des Marqueze die Truppen übergeben Reife.1sss, tollte, die er anführefe: man - feßet aber hinzu, es habe Sayavedra, der nur auf 3 Ehre ſah, diefe Anerbiethung ſehr edelmuͤthig ausgefchlagen m), Indeſſen war Don Diego, welcher dem Ynca entgangen war, wieder zu feinen Leuten geftoßen, mit de: nen er nach Cuzeo marſchierete. Bier Reiter von Ferdinanden, bie er aufhob, da fie ihn zu beobachten ſucheten, berichteten ihm alles, was feit dem Aufftande der In⸗ dianer in Peru vorgegangen war, Mango und feine Hauptleute hatten über -fechs hundert Spattier getödtet und einen Theil von den Gebäuden zu Cuʒco abgebrannt. Dieſe Zeitung ſchien ihn fehe zu rühren: fie vermehrete aber nur die Neigung, Almagro er- die er hatte, fich Herr von einer Stadt zu fehen, welche er zum Mittelpuncte feiner neuert feine _ Statthalterſchaft machen wollte, Er ſchickete eiligft feine Verordnungen an ben fo. Anfprüche auf higlichen Rath, tvelchen die Pizarren daſelbſt beftellet Hatten, und bach die Haͤupter, Cuzco. ihn zu ihrem Statthalter anzunehmen, weil die Graͤnzen des Marqueze ſich nicht ſo⸗ weit erſtrecketen. Man ließ ihm antworten, er koͤnnte die Strecke der beyden Provin— zen gehoͤrig meſſen laſſen; und wenn ſich Cuzco in der ſeinigen befaͤnde, fo wäre man bereit, feine Gerechtfamen zu erkennen. Es wurden viele Perfonen dazu gebrauchet, ohne daß man fich megen diefes richtigen Artikels vergleichen Fonnte, Die Freunde des Adelanfade wollten, es ſollten die in der Beftallung des Marqueze beftimmten und angewieſenen Gkaͤnzen fo genommen werden, tie die Geefüfte oder die Heerſtraße liefe, und alle Umwege und Krümmungen des einen oder des andern Weges mit in die Rechnung der Linie gebracht werden. Auf diefe beyderley Arten endigte fich feine Statthalterſchaft nicht allein vor der Stadt Euzco, fondern auch felbft noch vor der Stadt Los Reyes. Die Anhänger des Marqueze hingegen behaupteten, es müßte das Maaß in einer geraden Sinie, ohne Umwege, ohne Krümmungen, entweder mit einer bloßen Meßfehnure, oder auch fo genommen werden, daß man die Grade der Dreite zählere, und fich wegen einer gewiffen Anzahl Meilen auf jeden Grad vergliche, Ferdinand ünferließ nicht, dem Don Diego eine Herberge in der Stadt anzu: Er hintergeht biegen, wo er und feine Leute ſich hinein legen Fönnten, und mit dem Berfpechen, Ferdinand ‘Pi: dem Marqueze von diefer neuen Streitigkeit Bericht zu erſtatten, und eine Vermit— eg: telung zu fuchen , ‘die beyden Geſellſchaftern anftünde, Einige Gefchichefcheiber Eee einen auf diefen Antrag Bären fich beyde Parteyen wegen eines Stilleſtandes verglichen, Bruder ges und Ferdinand hätte bey einem übermäßigen Vertrauen, feinen abgematteten Golda- fangen. ten erlauber, fich etwas zur Ruhe zu begeben, Was für ein Urtheil aber man von Einer ungewiſſen Sache aud) fällen'mag, fo näherte fich der Adelantade dem Drte, und fand ein Mittel, bey der groͤßten Dunkelheit der Nacht, die noch durch einen ſehr dicken Nebel vermehret wurde, hinein zu dringen, Ferdinand und Gonzales Pizarro, welche von dem Geräufche aufgewecket wurden, rüfteten fih mit mehr Unerſchrocken⸗ heit, als ſie Vorſichtigkeit gehabt hatten; und da ihr Haus zuerſt angegriffen wurde, ſo vertheidigten fie fi) darinnen bloß mit Huͤlfe ihrer ordentlichen Hausgenoffen muthig. Als aber an — Orten deſſelben Feuer angeleget wurde: ſo ſahen ſie ſich ge⸗ wungen, ſich zu ergeben, ae ie iwungen, ſich zu ergebe, — Be m) ebend. a. d. 191 S. 96 | Reiſen und Entdeckungen Pizarro Gleich den folgenden Tag ließ ſich Don. Diego fir den Statthalter erkennen, WReife13s. und die Pizarren wurden in Feffel geleget. Ihre Feinde riethen dem Adelantade, fich er fie feine Eroberung und Rube durch igren Tod zu verfichern. „Er vertvarf aber diefen grau— aber niche tod · ſamen Berfihlag, auf Anhalten des Don Diego von Alvarado, welcher Buͤrge ten laſſen. für fie wurde, Man verfichert fo gar, er babe, ven Stilleftand nur auf den‘ Bericht , einiger von feinen Seuten gebrochen, die ihn verſichert hätten, Ferdinand Pizarro härte die Brücken abbvechen laffen, und befeftigte ſich in Cuzeo, Diejenigen, welche ſich bez mühen, ihn auf dieſe Art zu rechtfertigen, ſezen zum Beweiſe hinzu, er babe, da er in die Stade gezogen, und die Brücken ganz gefehen, ausgerufen, man haͤtte ihr ” betrogen. Da er aber durch den glücklichen Erfolg. aufgemuntere war, fo gab er dem Nnca Paulu die, rothe Franſe 2), um ihn, ſtatt feines Bruders Mango, auf den Thron der Yncae zu ſetzen, welcher nach feinem Hinterhalte die Belagerung aufgehos ben und fich in die Gebirge 0) geflüchter harte, wobey er fich beklagete, daß er von feinen Goͤttern verratben wäre, er Hl Tee Zuſtand des Während ber Belagerung von Euzco war der Marqueze nicht tweniger zu Los Maraueze bey Reyes bedrohet worden. Da er unter der, Sorge wegen feiner Brüder, wovon cr ——— keine Nachricht hatte erhalten koͤnnen, wegen des Almagro, den er in Ehili erſchla— - Eugeo, gen zu ſeyn glaubere, und wegen feiner eigenen Bertheidigung wider: eine, ungeheure Anzahl Peruaner, die ihn umringeten, getheilet war: fo hatte ‚er „eiligft ‚alle ‚feine Schiffe abgeben laſſen, ſowohl um den Muth feiner Leute defto ftärker zu machen, da er ihnen die Hoffnung benommen, fih zur See retten zu fonnen,'p). als auch um den Befehlshaber zu Danama, den Linterfönig in Neufpanien und alle Statthalter in; Indien um Beyſtand zu bitten. Er hatte den Alphonſus von Alvarado mit denen Völkern, bie er ihm zur Entderfung des Sandes der Chachapoyaer anvertrauet hatte, zuruͤckrufen laſſen. Da ihm die Gefahr ſeiner Bruͤder die lebhafteſte Unruhe verurſa⸗ chete: fo hatte er nicht unterlaſſen, ihnen vielmals Verſtaͤrkung zu ſchicken: er hatte aber niemals erfahren, wie es denen. verſchiedenen Mannſchaften ergangen, die ex ih⸗ nen harte zu Huͤlfe marſchieren laſſen. Wie groß würde feine Beftürzung geweſen ſeyn, wenn er beſſere Nachrichten davon gehabt hätte? Diego Pisgrro, fein Vetter, - welcher mit fiebenzig Reitern abgegangen, war mit-ihnen in einem Paſſe funfzig Mei⸗ len von Cuzeo erſchlagen worden. Bonzales von Tapia, einer von feinen Stiefbrü- dern, war eben fo mie achtzig Reitern umgefommen, Der Hauptmann Morgoveyo mit feinem Haufen, und der Hauptmann Gayette mit dem, feinigen waren auch den. Indianern in die Hände gefallen, welche, ihnen Fein Quartier gegeben hatten. Ueber dreyhundert Mann, die ihnen nach und nach geſchickt worden, hatten auf die Arc ihren Tod gefunden, einige durch die Waffen ihrer Feinde, andere. waren durch große Steine, und Felſenſtuͤcke zerſchmettert worden, welche die Peruaner von. der Höhe der Berge in einigen engen und tiefen Thälern, wo fie ihnen Zeit gelaffen, tief hinein zu geben, auf fie hinab geſtuͤrzet hatten: und das größte Unglück war. ftets gewefen, daß Diejenigen, die zulest umkamen, nichts von. dem Schickſale der vorhergehenden — HF 1 Ko gewußt Eine Gnade von ber Art hebt allen den 0) Nach einem Orte, den man Villa Pamnpa Argwohn auf, womit einige Geſchichtſchreiber den genannt hat. Pnca Pauly anſchwaͤrzen. p) Zarate 9, 9, 201 S. Man hat dieſen Ent⸗ — | in America VI Buch. I Cap. | 97 gewußt Hatten, Man bemerfer, daß Ferdinand, Johann und Gonzales Pizarıo, Ga⸗ Pisarro brief von Reyes, Ferdinand Ponce von Leon, Alphonfus Henriquez, der Schaßgmeifter Reife. 1335, Requelme und die andern Häupfer zu Euzco, die von dem Zuftande des Marqueze ee beffer unterrichtet geweſen, ſich bis zu des Almagro Ankunft mit eben fo vielem Mus the versheidiger, als wenn fie überredet gewefen, Daß alfe Spanier zu Los Beyes, wovon fie weber Zeitung noch Beyſtand erhielten, ermordet worden, Eine fp grauſame Ungewißheit wurde auf Seiten des Marqueze von ber beſtaͤn⸗ Alvarado bes digen Rothwendigkeit, den Angriffen der Indianer zu widerſtehen, begleitet; und feine freyet beyde Macht Hatte viele Monate lang von Tage zu Tage abgenommen. Endlich) hatte ihn see, des Alphonfus von Alvarado Anfunfe in den Stand gefeset, wieder Athem zu ſchoͤ⸗ pfen, und die Feinde fo gar bis in Die Gebirge zu freiben. Darauf aber lag ihm nichts mehr ftärfer am Kerzen, als dieſen tapfern Kriegesbefehlshaber nach Cuzco abgehen zu laffen, nachdem er ihn zu feinem Generallieutenante an bes Peter von Lerma Stelle ernannt, der folches vorher geweſen war, und den diefer Borzug ſehr er- zürnete, Alvarado harte fih mit einem Haufen von dreyhundere Mann auf ben Marſch begeben, und ſah fich bald durch ʒweyhundert andere vergrößert, womit Go⸗ me; von Tordoya zu ihm ftieß. Er hatte fich bis an die Bruͤcke von tumichaca Luft gemacht, wo er eine große Partey Indianer in die Flucht gefihlagen. Da fein. glücklicher Fortgang bis an die Brücke zu Abancay fortgedauert hatte: fo hatte das Gerücht von feinen Siegen nebft der Ankunft des Adelantade den Mango Dnca bes wogen, die Belagerung vor Cuzco aufzuheben. - Alvarado, der zu gleicher Zeit von ber Zurückkunft und der Aufführung Des 1536. Adelantade Nachricht erhalten, hielt es niche für dienlich, weiter zu gehen, ohne neue N ae Befehle erhalten zu haben. Während der Zeit da er ſolche erwartete, ſchickete ihm ee en Don Diego einige Neiter entgegen, um ihm feine Beftallungsbriefe zum Statthal- yes Adelan⸗ ter zu weifen, worinnen, wie er ihm ausdrücklich fagen ließ, Euzco mit begriffen tade, wäre, Alvarado nahm fie und las fie, Er erflärere fih aber feiner Seits, er koͤnnte fih das Amt eines Richters darüber nicht anmaßen, und gab dabey zur Ant wort, fie müßten dem Marqueze gerviefen werben, Don Diego, welcher felbft in \ ganz anderer Hoffnung angeruͤcket war, eilete geſchwind wieder nach Cuzco zuruͤck. Ei— nige Tage darnach, da-igm Lerma, welchen fein Misvergnügen zur Werrätheren be Er wird vom wog, zu wiffen thun laſſen, er wäre entſchloſſen, feine Partey mit mehr, alg acht. Lerma verra⸗ zig Mann, die er unter fih Härte, zu ergreifen: fo ruͤckete ev an ber Spihe feiner Der vr ge Völker aus der Stadt aus, Alvarado wurde des Morgens davon benachrichtiget nen 9 — und da fein Verdacht fo gleich auf den von Lerma fiel, fo dachte er, folchen gefangen nehmen zu laffen, als er vernahm, der Verraͤther wäre in der vorhergehenden Nacht davon gegangen, Don Diego, welcher nunmehr von der Anzahl derjenigen unter» richtet war, welche Lerma mit in die Verſchwoͤrung gezogen hatte, näherte fich gegen Abend der Brücke zu Mancay mit defto größerm Vertrauen, weil er mußte, daß ° ein Theil von den Zuſammenverſchworenen die Wache daſelbſt hatte, Er — is Entſchluß mit des Ferdinand Cortes feinem vers er um Veyſtand erſuchen ließ, ſoſche Ausdruͤckungen glichen. Indeſſen verweiſt es doch der angeführte gebrauchet, welche ſeine gewöhnliche Standhaftig⸗ Sqhriftſteler dem Pizarro, daß er bey denen, die kelt nicht anzeigeten. 4. d. 202 ©. Allgem. Reifebefchr. IV Band, N z 08 Reiſen und Entdeefungen Pisarro Bis es recht finfter war, um das Sager des Alvarado anzugreifen; und diefer ungluͤck U Reife.1536, liche General ‚ dem man fo, wie feinen getreueſten Befehlshabern, fo gar. ihre Sanzen geftoblen hatte, um ihnen die, Macht zu nehmen, ſich zu vertbeidigen, wurde in Stolz des Au, ſeinem Gezelte aufgehoben. Ein Sieg, welcher nicht das geringfte Blut gekoftet magro und fei: hatte, machete den Adelantade und feine Anhänger fo ſtolz, daß _fie zu Euzco und ner Anhänger in allen Dertern ihres Gebiethes ausbreiteten, die Pizarren hätten feinen Anfpruch weiter auf Peru, und fie könnten nun immer hingehen „ die Manglaren unter der Linie zu regieren g). } Der Marque⸗ Weil indeffen die erften Vortheile des Alvarado fo viel Schrecken unter den In⸗ ze bricht mit dianern ausgebreitet hatten, daß ſie eben ſowohl gedienet hatten, die Belagerung von — ER Los Reyes, als die von Euzco, aufzuheben: fo dachte der Marqueze, der ſich nun⸗ auf. ’ mehr mit einer ſehr guten Anzahl Truppen frey befand, auf nichts anders, als feinen Brüdern geſchwind zu Huͤlfe zu eilen. Er wußte die Zurücfunft des Amagro und alles, was feit dem vorgegangen war, noch nicht; die meiften von feinen Bölfern was ren im vom Don Alphonfüs von Fuenmayor, Erzbifhofe und Präfidenten der Inſel Hifpaniola, unter der Anführung des Don Diego von Suenmayor, feines Bru: ders, geſchickt worden. Caſpar von Efpinofa hatte ihm welche von Panama zuge: fuͤhret; und Diego von Agala, den er nach Nicaragua deſchickt hatte, war auch mit ei- niger Mannfchaft wiebergefommen. "Alle diefe zufammen beliefen ſich auf mehr als fiebenhundere Spanier‘, das ift mehr als man jemals in dem mittäglichen Theile des feften Sandes zufammen gefehen hatte, Der Marqueze begab ſich mit der größten Hoffnung auf den Marſch. Er fam ohne Hinderniß in der Provinz Naſca, fünf und zwanzig Meilen von $os Neyes, an. Dieß war das Ziel feines Marfihes, Er Kehret aber vernahm dafelbft des Don Diego Zuruͤckkunft und alle die Begebenheiten, die darauf wegen vers gefolgee waren, Bey der Menge fo vieler Wiverwärtigfeiten und in Erwägung, daß — feine Truppen zwar wohl geneigt wären, wider die Indianer, aber nicht wider die ER KOT Spanier zu fechten, hielt er fich für verbunden, wieder nach $os Reyes zurück zu ge⸗ ben, um dafelbft neue Maafregeln zu-ergreifen. Indeſſen ſchickete er doch. vorher den Sicentiat Eſpinoſa nach Euzco und empfahl ihm im Voraus, einige Mittel zur Verſoͤhnung zu füchen, — Schlaͤgt dem Eſpinoſa ſollte dem Adelantade vorſtellen, wenn der ſpaniſche Hof ihre Zwiſtig⸗· Den Diego keiten ungluͤcklicher Weiſe erfuͤhre, ſo wuͤrde er nicht unterlaſſen, beyde zuruͤck zu rufen, —— und ihnen Nachfolger zu ficken, welche die Fruͤchte ihrer Arbeit genießen würden, vor, gleich Zſiebe Don Diego bey dieſem Bewegungsgrunde unempfindlich: ſo ſollte man ihm vorſchlagen, er moͤchte wenigſtens den Bruͤdern des Marqueze die Freyheit wieder ge⸗ ben und ſo lange zu Cuzco bleiben, ohne feine Unternehmungen weiter zu treiben, bis der Hof zu Rathe gezogen worden, und durch genaue Befehle die Gränzen ver beyden Statthalterſchaften deutlich beftimmet hätte, Efpinofa erhielt nichts, und fein Tod unterbrach vollends diefe Unterhandlung. Don Diego gieng mit feinen Truppen in q) Ebend, a. d. 207 u. vorherg. S. „wan funfzig Soldaten von ihrer Wache, faget r) Ebend. 9.0, 210 5. Gomara. V Bud. „Gomara im 32 Cap- und mit deren Huͤlfe ka⸗ 31 u. vorberg. Cap. „men fie aus ihrem Gefängniffe, Darauf ſchnitten ) Zarate, a. d. 212 ©, „Sie beſtachen et— „ſie die Strike von den Glocken ab, damit man ynicht — in America. VI Buch. cap 9 in die Ebene hinab, nachdem er Gabrieln von Rojas zu feinem Generallieutenante Pizarro zu Cuzco gemacht hatte, unter deſſen Verwahrung er Gonzales Pizarro und Alvarado ließ ; 1Reife.1536. den Ferdinand Pizarro aber führete er in feinem Gefolge mit fih. Er fegete feinen Marſch bis nach der Landſchaft Chincha fort, woſelbſt ev zwanzig Meilen von Los Reyes eine neue Planzftadt an einem Orte anlegete, der ohne Streit zur Statthalterfhaft des Marques je gehörete 7). Eine fo Heftige Verfolgung fhadere feinem Beſten fehr. Sie gewann dem Mar que⸗ Er befömt Ha⸗ ze alle die neuen Truppen, welche unaufhoͤrlich zu Los Reyes ankamen, unter welchen kenſchuͤtzen. man einen flamaͤndiſchen Hauptmann, Peter von Bergara nennet, welcher aus ſeinem Sande eine große Anzahl Hakenbuͤchſen oder Doppelhaken mit dem zu Diefem Gewehre nö- thigen Zubehöre mitgebracht hatte. Bisher hatte man in Peru ihrer noch nicht fo viel ger habt, daß man ganze Fähnlein von ſolchen Hakenſchuͤtzen hätte errichten koͤnnen; und Dies fer Beyftand war von einem ungemeinen Nugen für den Marqueze, töelcher fo gleich zwey Faͤhnlein davon errichtete, Sein Muth wurde noch durch einen andern Zufall ſehr erhöhet, Alvarado und Con: Gonzales Pi zales Pizarro, welche als Gefangene zu Euzco geblieben waren, fanden Mittel, mit fieben: zarro und Als Hig Mann zu entfommen , welche fie vermocht hatten, ihnen zu folgen, und die bey ihrem varado entwi⸗ Nnmaſche von Generallieutenant des Don Diego, Gabriel von Kojas, aufheben 5). — Ihre Ankunft war ein öffentliches Feſt zu Los Reyes, da ſich Don Diego indeffen fehr über ihre Flucht betruͤbete. Weil er über diefes vernahm, daß fich die Macht des Marqueze von Tage zu Tage vermehrete: fo entſchloß er ſich endlich, es zu einem Vergleiche kommen zu laſ⸗ fen. Alfonſus Henriquez, Diego Nugnez von Mercado, und Tohann Gus— mann erhielten Befehl von ihm, dem Marqueze eine Zufammenkunft anzubieten, Mach einigen Unterhandlungen wurde man endlich auf beyden Seiten einig , die gan-Zween Moͤn⸗ 3e Sache dem P. Franz von Bovadills, Provinciale des Ordens von der Gnade, und — — zu dem P. Franz Luſando, zu übergeben, Dieſe beyden Bevollmächtigten fälleten, Fraft — * ihrer Vollmacht, ein Urtheil, nach welchem Ferdinand Pizarro in Freyheit geſetzet, und 2 Gusco fo lange bis zur unumfehränften Entfiheidung des Hofes, wieder unter des Marque⸗ Ihre Entſchei⸗ ze Gemalt gegeben werden folfte. Inʒwiſchen follten Die beyden Heere auseinander gehen, dung. und ſich mit Entdeckung verſchiedener Länder beſchaͤfftigen. Mit einem Worte, da dem Marqueze durch dieſe Entſcheidung aller Vortheil blieb: ſo konnten der Adelantade und ſeine Anhaͤnger ihre Beſchwerden daruͤber nicht an ſich halten 2). Indeſſen ſtelleten fie ſich doch , folche zu unterdrücken; und die Bevollmaͤchtigten wurden fo gar noch fo viel geehret, daß fie eine Unterredung zwiſchen den beyden Oberhäuptern auswirken follten, worinnen fie ſich, wie man vorausfogete, vollends verföhnen würden. Das Dorf Mala, welches zwi: {hen den benden Sägern war, wurde zu dieſer wichtigen Zufammenfunft auserfeben, und auf beyden Seiten wurden zwölf Neiter ernannt, fie zu bedecken. Sie giengen zu der beftimmten Zeit ab. Gonzales Pizarro aber , den der Marqueze Angeſtellete ernannt hatte, unter ihm das Heer zu fuͤhren, — dem Worte des Don Diego * Unterredung R2 ſon⸗ nicht Laͤrm laͤuten und ihnen nachſetzen koͤnnte; ) Alle die Seinigen ſageten, ſeit Pilatus Zei⸗ und mit dieſen fünfzig Mann flohen fie zu Pferde ten hätte man wohl Fein ungerechteres Urtheil ge: in vollem Galoppe- hinweg, und nahmen Gabriel fprochen, Gomara am angef. Orte a. d. 344 ©, von Nojas gefangen mit fh. 100 Keifen und Entdeckungen Pizarro fondern fegete fich in geheim, nicht weit von dem Dorfe, nachdem er dem Caſtro Befehl er⸗ 11 8eife.1336. theilet, ſich mit feinem Faͤhnlein Hakenſchuͤtzen in dem Geroͤhrig, welches auf des Don — Diego Wege war, bereit zu halten, und Feuer auf ihn zu geben, wenn er ſaͤhe, daß der En und: Adelantade eine zahlreichere Bedeckung bey ſich Hätte, als ausgemachet wäre, Auf der anz jarvo, dern Seite hatte Don Diego bey feiner Abreife mir feinen zwölf Reitern feinem Lieutenan⸗ te Rodrigo von Ordognez befohlen, feine Truppen zum Schlagen fertig zu halten, und feine Aufführung nach der Gegenpartey ihrer einzurichten u), Almagro Als der Marqueze und Adelantade zuſammen kamen: fo umarmeten ſie einander mit bricht ſolche großer ſcheinbarer Zuneigung. Bevor fie aber anfingen, ernſtlich mit einander zu reden: xloötlich ab . enaheie ſich ein Reiter von des Pizarro Bedeckung, welcher des Gonzales Bewegung be— obachtet hatte, dem Don Diego, und fagete ihm ins Ohr: er glaubete, ſein Sehen ſtuͤnde in Gefahr. So gleich ließ er ſich ſein Pferd bringen, und ritt davon. Einige Reiter des Mar queze lagen ihm an, er ſollte den Adelantade anhalten laſſen x), welches er durch des Caſtro Hafenfchügen leicht hätte Fönnen thun laſſen. Allein, er wußte entweder von dent x Hinterhalte nichts, oder er hatte ihn auch nur zum Sicherheit feines eigenen Lebeus befohlen oder erlaubet y), und entfehuldigte ſich Daher nur damit, daß er fein gegebenes Wort treu lic) halten müßte. Der Adelantade, welche in der That bey feiner Nückkehr in vollem Ga- loppe die Hafenfchügen entdeckete, unterließ nicht, feine Beſchwerden darüber zu führen; und der Marqueze, welcher behauptete, er babe an der Borfichtigfeie feines Bruders feinen Theil gehabt, wollte fih dadurch noch mehr rechtfertigen, daß er fi) gemeigert, ſich derfelben zu bedienen, da man ihm davon Nachricht gegeben hätte, Er machet eis Obgleich der ſchlechte Erfolg einer Unterhandlung, wovon man fich fo große Hoff: nen Vertrag, nung gemacht, die Gemüther nur mehr erbittert hatte: fo fanden fich dennoch einige unein⸗ ae genommene Perfonen, die fih Muͤhe gaben, fie nochzuvergleichen. Don Diego willig⸗ — AR auch) endlich ein, den Ferdinand Pizarro unter zwoen Bedingungen loszugeben, Die eine war, er follte unmittelbar abgehen , um die Befehle von dem ſpaniſchen Hofe zu hoh⸗ len; die andere, man ſollte fo lange friedlich leben, bis er wieder kaͤme. Indeſſen ſtelle⸗ ten doch die getreueſten Freunde des Adelantade, welche wußten, mit was fuͤr Strenge man Ferdinanden, in ſeinem Gefaͤngniſſe, begegnet war, dem Don Diego vor, was er Es gerenet ihn von feiner Rache zu fürchten Hätte, und viergen, ihm den Kopf abfchlagen zu laffen, Za⸗ zı ſpaͤt. rate verfichert ſo gar, es habe den Don Diego auf der Stelle gereuer, daß er ſanftmuͤchi⸗ gere Rathſchlaͤge vorgezogen; und nachdem er ihn in Begleitung des jungen Almagro, fei— nes Sohnes, und ſeiner vornehmſten Kriegesbefehlshaber zuruͤckgeſchicket ſo hat es ſehr das Anſehen, daß er ihn wieder wuͤrde haben zuruͤckhohlen laſſen, wenn Ferdinand nicht aͤußerſt geeilet haͤtte, zu einer ſtarken Bedeckung zu ſtoßen, die ihm entgegen kam 2), Erklaͤrung, die Weil der Marqueze ſchon vor dem Vertrage vorläufige Befehle bis zur völligen Ent: er vom Mar⸗ fheidung dev Sache vom Hofe erhalten hatte: fo kann man feine Redlichkeit daher in Zwei⸗ queze erhält, fe ) Eben derſelbe verfichere, Don Diego habe ſei⸗ Bricklich vor, die Pizarren Hätte die Abſicht gehabt, nen Leuten befohlen, den Serdinand Pizarso zu. tod⸗ ſich ihres Mitwerberszirentledigen, und zieht fo gar gay wenn einige Unordnung entftünde, Ebendaf. die beyden Neligiofen mit in die Verbindung. Dier 4 x) Benzoni ſtimmet hier mir den fpanijchen Ge- fe Vermuthung aber wird durch die Umftände wis ſchichtſchreibern gar nicht überein, wenn fie ne eim derleget. Mistrauen auf beyden Seiten ſetzen, ohne gewiſſe Y) Gomara ſaget gang natuͤrlich „Ob dieſe Un⸗ Abſicht einander wirklich zu ſchaden. Ex glebt aus: „ternehmung auf des Franz Pizarro Befehl oder. „ohne im America. Vl Buch. U Cap. fel ziehen, und fo gar urtheilen, et babe fich nur geftellet, einen Vergleich einzugeben, da- Pizarro mit er feinen Bruder befreyete, weil er diefe Befehle noch nicht fund gemachet haͤtte. Kaum HReifesssh . aber fah er Ferdinanden auf freyem Fuße, fo Heß er fie dem Adelantade Fund thun, Ei er enthielten‘, es follten die beyden Statthalter jeber in dem Sande bleiben, das fie entdecket und erobert, und worinnen fie einige Sitze angeleget hätten, wenn ihnen diefe Verordnung, gebracht würde, ohne daß einer oder der andere das geringfte wegen der Graͤnzen unterneb- men follte, bis auf neuen ‘Befehl, den feine Majeftäc verfprächen , wenn fie ſich erſt beſſer haͤtte unterrichten laſſen. Don Diego, welcher dieſe Entſcheidung nach feinen Abſichten erflärete, antwortete, er waͤre bereit, ſich darnach zu richten; und da er zu der Zeit Mei— fer von Cuzco wäre, da ihm bie Entfheidung fund gemacht würde, fo wollte er ruhig darinnen bleiben, mit dem Verſprechen, denen neuen Befehlen, die man ihm auf das kuͤnftige ankuͤndigte, treulich zu gehorchen. Der Marquege erwiederte, er hätte Cuzco und das benachbarte Sand zuerft eingenommen; er hätte es entdecket; er hätte die erften Sitze darinnen angeleget; Don Diego hätte ihn nur mit Gewalt daraus vertrieben, und folglich verbände ihm der vorläufige Befehl feiner Majeftät, heraus zu gehen. Diefe Erklaͤrun⸗ gen würden fich in die Laͤnge gezogen haben, wenn der Marqueze, um fie mit einem gro⸗ fen Auffehen zu endigen , nicht öffentlich evfläret hätte, es wären alle Vergleiche durch den Befehl des Hofes abgeſchaffet, und er Eönnte nicht Umgang, haben, die Waffen anzuwens den, um die Vollſtreckung deſſelben zu befördert, . Don Diego beftund auf feiner erften Antwort. Da er es aber nicht widerftreiten 1537- Eonnte, daß die Provinz Chinche, worinnen er war, nicht unter des Marqueze Gerichts- &, eye * barkeit gehörete: fo eilete er, fein Lager abzubrechen, und den Weg wieder nach Cuʒco zu griege, nehmen a), Die Hoffnung , feinen Marſch zu verfürzen, ließ ihn über ein hohes Gebir⸗ ge, Namens Busytara, gehen, wo er alle Paͤſſe hinter fich verhauen ließ, die fo ſchon ſehr befehwerfich waren. Der Margqueze war eben fo begierig, ihm zu folgen; und da er alle Hinderniffe überwand, fo kam er fo weit in das Gebirge, daß Don Diego, welcher von feiner Annägerungbörete, den Marfeh verdoppelte. Indeſſen ließ er doch Drdognezen bey dem Nachzuge, Damit er feinem Ruͤckmarſche das Anfehen der Flucht benäpme, Man verfis chert aber, wenn er feinem Feinde die Spige gebothen Hätte, fo wäre fein Sieg gewiß ge: weſen. Es iſt eine beftätigte Erfahrung, daß diejenigen, die über das Gebirge Guayta⸗ ra gehen, in den erften Tagen vom Herzdruͤcken, Ekel und Erbrechen angegriffen werden, dergleichen man auf der See erfährt, wenn man der Schiffahrt nicht gewohnet iſt ). Die Voͤlker des Matqueze hatten von einem Uebel, das fie nicht kannten, fo viel auszufteben, daß er den Entſchluß faffete, wieder in bie Eberre zu gehen, Don Diego feßete feinen Marſch mit eben der Eüfertigkeit fort, und ließ alle Brücken abbrechen , um diejenigen auf⸗ zuhalten, die er noch Hinter fich ber zu ſeyn glaubete. Als er zu Cuzco anlangete: fe wand- te er alle feine Sorge darauf , ſich zu befeftigen, - zu werben, Geſchuͤtz gießen zu lafr 3 101 Der Marque⸗ ze verfolges Almagro. eit, ? a) Bomark 8. 345 ©. „ohne feine Theilnehmung geſchehen ſey, davon reis man nichts, glaube ih». Am angef. Orte. 9.d. 344 ©. Zarate rechtfertiget ihn durchaus, und Macher ihm eine Ehre daraus, daß er ſein Wort fo treu: Lich gehalten, und den Rath dev Neiter verworfen Babe, A. d. 215 ©. 2) Ebendaf ad, cur, . 5) Zarate machet diefe Abſchilderung. Goma⸗ ra faget nur ſchlechtweg, „es waͤre ein gewöhnlicher Zufall bey den Spaniern „wenn fle aus den Städ: „ten und heißen Feldern kaͤmen, and in kalte und mic Schnee bedeckte Gebirge giengen, daß fie erfroͤren, „und. fich ſo gleich bel befaͤnden. Ebendaß. 102 Reiſen und Entderfungen Pisareo fen, mit einem Worte, ſich zu einer langen Belagerung zu rüften. Man bemerfet, daß er TI Reife1537- aus Mangel des Eifens aus Silber und Kupfer habe Gewehr machen laſſen. pn Der Mar queʒe nahm fich feiner Geits nut fo viel Zeit, als noͤthig war, feine Trup- — —— ausruhen zudaffen. Er machete bekannt, da ex verbunden wäre, Die Befehle des Ho— ligkeit, fes zu vollſtrecken: fo wuͤrde er fie nad Euzco marfihiren laſſen, um vielen Einwoh⸗ nern dieſer Stadt Gerechtigkeit zu verſchaffen, von denen er Klagen wider Don Diego er⸗ halten hätte, welcher fich ihrer Guͤter, ihrer Häufer und ihrer Indianer bemaͤchtigte, und in der Statthalterfchaft eines andern eine tyrannifche Gewalt ausübere, Er ernannte Fer- dinand Pizarro, in feiner Abweſenheit das Heer anzuführen; und nachdem er ihm feinen andern Bruder; Öonzales, zum Generallieutenante gegeben , fo Fehrete er geruhig wieder nach) Los Reyes, wofelbft ihm feine Gegenwart nöthig zu ſeyn fehien, um die neuen Trup⸗ pen, die noch immer ankamen, auf feine Seite zu ziehen. — ern Nicht weit von Cuzco ec) traf Serdinand das Land ziemlich ruhig an, Da er aber von Ferd. Pizarı des Don Diego Kriegesruͤſtungen Nachricht hatte, und wußte, daß er auf die Zeitung von vo belagert feinem Marſche, alle Anhänger des Marqueze hatte in fo tiefe Gefaͤngniſſe werfen laſſen, Cuʒco. daß einige darinnen erſticket waren: fo zweifelte er nicht, daß bie Anfcheinungen von Ruhe nicht einige Abficht, Ihn zu überrumpeln, bedecken ſollten. Diefes Mistrauen ließ ihn die leßtere Macht auf dem Gebirge zubringen, ungeachtet der Neigung. feiner Hauptleute, die ihm anlagen, fich in der Ebene zu lagern, Die erften Strafen der Sonne ließen ibn auch wirklich das ganze Heer des Don Diego in Schlachtordnung geſtellet, unter der Anz führung des Ordognez, fehen. Es ſtund aufder großen Heerſtraße zwiſchen ver Stadt und dem Gebirge, längft an einem Morafte, und dicht an einer Kleinen Höhe, auf welche Drdognez fein Gefchüß geftellet hatte. Chaves, Tello und Guevara führeten die Reiterey. Ein Haufen Indianer, der nicht weit davon, an der Seite des Gebirges, mit einigen Spa- niern, zu ihren Anführern fund, war gleichfam der Ruͤckenhalt, der nicht eher als auf befon- dern Befehl des Generales, und in der Noch füllte gebraucher werden. Almagro befand ſich damals an einer Krankheit, die ihn feit langer Zeit heimſuchete, fo ſchwach, daß er nicht hatte aus der Stadt gehen koͤnnen d), | Blutiges Ge: Diefer Anblick fegere Don Ferdinanden nicht fehr in Erſtaunen, welcher an der Zahl fecht zwiſchen viel ſtaͤrker war, Er Eonnte ſich fo gar nicht einmal einbilden » daß feine Feinde entſchloſ— den Spaniern. wären , Ihn zu erwarten; und feine Abficht war, ſich auf eine Höhe zu ftellen, welche einen Theil von Cuzco beftrich. Ordognez aber war fo entſchloſſen, daß er feinen Poften nur in der Meynung erwaͤhlet hatte, e8 wäre dem Feinde unmöglich, ſich der Stadt auf einer andern Geite zu nähern, Er wanfete auch nicht, als er fie in die Ebene herabfom- men ſah. Ferdinand faffere, ohne ein anderes Mitcel zu verſuchen, den Entſchluß, ihn anzugreifen. Er gab dem Hauptmanne Mercadillo, welcher feine Reiterey anführete, Befehl, zwiſchen den Indianern und dem Stande, des Drdognez an einem Orte anzuruͤ⸗ cken, von da er ſie, wenn ſie einige Bewegung gegen ihn macheten, eben ſo wohl anfallen, als auch feinem Fußvolke bey dem Treffen zu Hülfe kommen könnte, Zu gleicher Zeit ſchickete er feine Indianer ab, mit des Almagro feinen im Voraus zu Iharmügeln. / Er ©) Nach dem Gomara a. d. 3465. kam er den Morgen darauf geliefert wurde, Am ang. Ger. den 26ften April dafelbft an: Zarate aber giebtdie- a. d. 227 &, fen Tag für den Tag der Schlacht am, die nur erft A) Gomara, 0.d: 346 S. Zarate im 11 Cap. des in America. VI Buch. ITEnp. 19 Er felbft gieng an der Spige feiner Hakenſchuͤtzen über den Moraft, und brachte bey Pisarro dern erften Feuer ein feindliches Geſchwader in Anordnung, welches herangeruͤcket war, Xeife.153. ihm den Paß abzufehneiden. Als Daldivis, einer von feinen vornehmften Befehlshabern, De diefe Reiterey in vieler Unordnung zurückprellen fah: fo vief er, um feinen Haufen’ aufzus muncern x der Sieg ift unfer! Indeſſen nahm doch das Feuer aus des Drdogne; Geſchuͤtz Ferdinanden einige Mann weg. Als er aber uͤber den Moraſt und uͤber einen kleinen Fluß gegangen war, welcher ihm einige Hinderniß hätte machen fönnen, wenn bes Don Diego Reiterey Stand gehalten Hätte: fo marfchirete er in guter Ordnung weiter, bis er den Feind mit einem Hakenſchuſſe erreichen Fonnte, Hier bemerfete er, daß die feindlichen Pikenirer ihre Pifen in die Höhe hielten , und befahl alfo feinen Hakenſchuͤtzen ein wenig boch zu fehießen. Zwey Feuer faͤlleten über funfzig Piken. Ordognez, welcher über die⸗ fen Unfall verzweifelt mar , eilete, das Gefecht anfangen zu laſſen. Da er aber die Lang⸗ ſamkeit feiner erften Glieder fahr ſo ruͤckete er ſelbſt mic feinem Haupttreffen an, um den Muth des Angriff auf der Seite zu thun, wo er Ferdinanden ſah. Zarate läße ihn beydem Schmer- Ordognez. je über den fehlechten Gehorfam, den man ihm erwies, ausrufen: „Gott der Allmächtiz „ge! Es folge mir, wer da will. Ich werde meine Schuldigkeit thun, und den Tod füs „hen, Gonzales Pizarro , und Alpbonfus von Alvarado , welche ihn die Seite bloß ges ben ſahen, geiffen ihn da an, und erlegeren ihm über funfzig Mann. Er wurde ſelbſt am Kopfe mit einer Kugel verwundet, die feinen Helm durchbohrete: feine Wunde aber binder- te ihn nicht, zwey Mann mit feiner Lanze zu tödten, und einen Diener von Ferdinanden, den er für feinen Herrn hielt, weil er koſtbar gekleidet war, mit einem Stoße am Munde zu verwunden. Die Truppen wurden handgemein, und das Gefecht fehr blutig. Ende lich aber blieb Ferdinands deuten der Sieg. Zween Reiter hatten fich des Drdognez be— mächtiget, und gedachten, ihn gefangen wegzufuͤhren: es Fam aber ein dritter dazu, wel- Graufamfeit eher vordem von ihm war beleidiget worden, und fhlug ihm den Kopf ad, Andere, die einiger Spar ſich ergeben hatten, hatten eben das Schickſal, ohne daß Ferdinands und feiner Haupt hier. leute Befehle die Wuth der Sieger aufhalten fonnten, Auydisz, einer von feinen Hauptleuten , hatte einen Gefangenen von feinen Freunden, den er retten wollte, binter fich aufs Pferd genommen: man toͤdtete ihn aber hinter iym mit einem Lanzenſtoße. Es waren des Alvarado Seute, welche das Andenken ihrer Niederlage an der Abancaybruͤcke zu diefer graufamen Rache antrieb ©). Eine fo berühmte Schlacht hat in der Gefhichte den Namen der Schlacht bey den Salzwerfen erhalten f). Der Adelantade, welcher von einer Höhe, wo er das Gefecht mit angefehen, feine Truppen fliehen ſah, nahm mit Beweinung feines Ungluͤckes ebenfalls die Flucht, und zog ſich in die Feftung zu Euzco, Alvarado und Gonzales Pizarro aber, welche einen Ort kennen mußten, worinnen fie fo lange gefeffen hatten, ließen ihm weder Zeit, noch Macht, fich darinnen zu verteidigen, und nahmen ihn gefangen. Sie hatten niche mehr Mühe, Almagro wird fich zu Meiftern von der Stadt zu machen, wo bie Indianer ftets bereit waren, fich für gefangen. die Mächtigften zu erflären, und wo die übrigen von des Almagro Partey es für eine Gna⸗ de anfahen, daß, fie nach Ihrer Niederlage angenommen wurden, £ A £ ‘ FI ndeß⸗ des MBuches. Die Erzaͤhlung von dieſer Schlacht ) Zarate a. d. 266. iſt Bey dem Gefchichtfehreibern ſehr dunkel: fie find Aber wegen der Hauptumſtaͤnde, woran man ſich H Gomara 0.2. 346 ©. einzig und allein haften muß, mit einander einig. 7 N ‚104 | | Keifen und Entderkungen Pissero Indeſſen erkannten die Brüder des Marqueze gar wohl, wie viel ihnen daran gelegen U Reife.1538. ſey, Durch ihre Liebkoſungen und Wohlthaten die überwundenen Hauptleute an ſich zu zie- Serdinande ben, welche der Wuth des Soldaten enfgangen waren. Die meiften unterwarfen ſich Patro weiſe mit guter Art der ſiegenden Mache der Pizarren. Diejenigen, die ſich weigerten, auf ihre Aufführung, Seite zu freten, wurden aus Enzco gejaget, Da Ferdinand auch felbit fab, daß es ihm unmöglich war, alle Diejenigen zu vergnügen, Die ihm gedienet hatten, weil ein jeder den Werth feines Eifers ſehr hoch anfegere: fo faflete er den Entſchluß, feine Truppen von ein- ander zu ſondern, und fie nach verſchiedenen Seiten auf neue Entdectungen zu ſchicken. Er fand dabey zween große Vortheile; der eine war, daß er feine wahren Freunde befohnete, und der andere , Daß er diejenigen entfernere, gegen die er noch einiges Mistrauen hatte, Peter von Candia, welcher fich durch feine Dienfte hervorgethan hatte, wurde gleich an— fänglich mit dreypgundert Mann, meiftens Soldaten des Don Diego, zur Eroberung eines Landes ausgefchicter, melches feines Reichthumes wegen fehr geruͤhmet wurde, Allein ‚da die Befchwerlichfeit der Wege ihn gehindert hatte, da hineinzudringen: fo war er genöthi- get, feinen Marfih nach Collao zu nehmen; jedoch nicht fo wohl aus eigener Wahl, als vielmehr auf Antrieb der Leute des Don Diego, deren Verdruß noch nicht ganz gehoben war, und die noch immer die Hoffnung hatten, ihrem Haupte die Freyheit wieder zu ſchaf⸗ fen, Ihre Factionen und Meufereyen waren fo häufig, daß fie Pesern von Candia zwan⸗ gen, einen der vornehmften, Meſa genannt, gefangen fegen zu laſſen, weicher des Ade— Inntade Partey ergriffen hatte, nachdem er Artilleriecommiffar bey den Pizarren gemwefen war, Er murde mit den nörbigen Berichten und Beweiſen feiner ſchaͤndlichen Abfichten wieder nach Euzco gefchickt, je Er laͤßt dem Dieſe Nachrichten, nebſt einigen andern Verſchwoͤrungen, die ſchon zum Beſten des Aldelantade Don Diego geſchmiedet worden, liegen Ferdinanden urtheilen, es koͤnnte nur der Tod eiz den Proceß nos fo fünchterlichen Feindes bie Ruhe feiner Eroberung ficher ſtellen. Es fehien ihm aber machen. ; LE 2 } : ae; von großer Wichtigkeit zu feyn, daß er dieſem Unternehmen eine Farbe der Gerechtigkeit gäbe. Er ließ fich fo gar beym Anfange des Proceffes vernehmen, feine Abficht wäre, nur bey der Unterfuchung ſtehen zu bleiben, den Strafbaren darauf nac) Los Reyes, und von da nad) Spanien bringen zu laſſen, wohin er ihn begleiten, und ſich felbft mit ihm als Ges fangener ftellen wollte. Indeſſen faffere er auf das Gerücht, daß Mefa und andere An- haͤnger Anſtalt macheren, ihn unterwegens wegzunehmen,, öffentlich den Entſchluß, ihn zu Hauptbeſchul· Euzco richten zu laffen, Die vornehmften Beſchuldigungen enthielten: „er wäre mit den digungen. „Waffen.in der Hand eingerücet, und diefe Gewalsthätigkeit hätte vielen Spaniern das „geben gekoſtet; er hätte fich mit dem Mango Ynca wider Die Gewalt des Kaifers verbun- „den; er hätte ohne Recht und Befehl den einen Länder gegeben , die er den andern ent— „zogen; er haͤtte den Stilleſtand gebrochen, und feinen Eid übertreten; er hätte endlich fei- „ne Empörung und Kühnbeit fo weit getrieben, daß er den Waffen des Kaifers wis „derſtanden 9). } bil Erwird zam. Der üUrcheilsſpruch wurde nicht verfcheben. Nachdem Don Diego folchen fällen ge⸗ — hoͤret, ſo Harete er nichts, feinen Richter zu bewegen, „Er beſchwur ihn, um der Siebe - Bittet um fein „Gottes Willen, ihm wenigftens das Leben, in einem anftändigen Gefängniffe, zu erhalten, Leben. „woſelbſt er feine Sünden beweinen koͤnnte. Cr ftellete ihm vor, er wäre nicht fü ſtreng „ge⸗ ) Gomara ad. 346 ©. * in America, Vl Buch. Ion ‚105 „gegen ihr geweſen, da er ihn in feiner Gewalt gehabt hätte; er hätte ganz und gar nicht Pizarro „das Blut feines Freundes und Verwandten vergießen wollen, fondern der Margueze, U Xeife.1538. „fein gefiebtefter Bruder, hätte vielmehr feinen Arbeiten, feinen Befchwerlichfeiten,, feinen „Wunden fo wohl, als der Aufopferung feines Bermögens, feine Ehre und feinen Reich: sthum zu danken. Er verlangete nur ein wenig Mitleidven mit feinem Alter, mit feiner „Schwachheit, und mit feiner Krankheit, A), Er berief ſich auf Das Gericht des Kaifers. Endlich verfuchere ex alle Bervegungsgründe der Religion und ber Menfchlichkeit. Die Appellation wurde als fehimpflich für die Gervalt, womit ber Marqueje befleidet war, ver- worfen. Was die Bewegungsgruͤnde anbetraf: fo antroortete Ferdinand mit einem fal- ſchen Wefen der Religion und eines Heldenmutbes: „Diefe Reden und Gedanken ſchicke— „ten ſich für Feine große Seele; er follte feinen Muth zufammen nehmen; da das Urtheil „feines Todes einmal geſprochen, fo müßte er ſich dem Willen Gottes demüthig unterwers „fen , und mit der Standhaftigfeit eines gufen Ehriſten, und rechtſchaffenen Edelmannes „fterben,,z). Alle Gefchichtfehreiber laffen den unglücflichen Almagro zur Antwort geben „Da er ein Menſch und Sünder wäre, fo dürfte man fich nicht verwundern, daß er ſich „vor dem Tode fuͤrchtete, weil der Sohn Gottes. felbft dergleichen Furcht gehabt hätte... Er unterließ nicht, zu beichten , und fein Teftament zu machen, worinnen er ben König und feinen Son zu Erben einfegete: er weigerte fich aber lange Zeit, den Urtheilsſpruch anzunehmen, um die Vollſtreckung deſſelben zu verzögern, Endlich, da er alle Hoffnung verloren ‚ fagete er mit wenigerer Entrüftung , als Standhaftigfeit: „man befreye mich von dieſem Leben, und der Grauſame fättige fih an meinem Blute,, Er wurde anfänglich Er wird hin: in feinem Gefängniffe, auf Bitte feiner alten Freunde, erbroffelt, und darauf mit allem gerichtet, Gerimmel und allen Feyerlichkeiten dev Gerechtigkeit auf dem großen Plage zu Cuzco enthauptet k). Der Sohn, den er hinterließ, und ber fich nachher unter eben dem Namen berühmt Seine Famis machete, war von einem freyen Umgange mit einer Indianerinn zur Welt gekommen. fie, Man hatte Feine beffere Meynung von der Herkunft feines Vaters; und ob er gleich von der Stadt Almagro feinen Zunamen führete, fo verfichere dennoch ein Gefchichtchreiber, welcher übrigens feinen guten Eigenfchaften Gerechtigkeit wiederfahren läßt, man babe nach vielem Nachfragen niemals entdecken können, aus welcher Familie er geweſen. Man hielt ihn für einen Prieſter. Daraus kann man urtheilen, daft ihm daran gelegen geweſen, ſeine Herkunft zu verhehlen, weil er vermuthlich aus einem Orden heimlich entwiſchet war. Indefſen ſetzet doch eben der Geſchichtſchreiber hinzu, es habe ihm an Erziehung gefehlet, fo gar, daß er nicht einmal leſen koͤnnen 7). Alle Züge feines Charakters follen bald zu— fammen in der Vergleichung vorgeftellet werben, welche man mit des Franz Pizarro feir nem zu machen Öelegenheit haben wird. Nächft feinem Sohne, Diego von Almagro, fiel niemanden fein Tod empfindlicher mr), Diego von als dem Diego von Alvarado, einem feiner Hauptleute, welcher am meiften bengetra- ZIvarıd MRS! feinen Tod raͤ⸗ . gen gen. bh) Ebendaſ. niern, denen er Gutes gethan, fid Fein einziger 8° Zarate am angef. Orte a. d. 320 1.3218. funden, als er enthauptet; worden, der ein TU R) Gomera am ang, Orte, unter feine Knie legen wollen, um den Kopf aufzu⸗ ) Eben dafelbft. fangen. A. d. 3489. m) Somarn bemerket, daß unter fo vielen Spa: Allgem, Reifebefchr. XV Band. (x) Pizarro II Xeife,1538, Ferdinands Verfuͤgungen. Ferd. Pizar⸗ ro geht nach Spanien. 106 ET Reifen und Entdeckungen gen hatte, ihn zu uͤberreden, daß er dem Marqueze feinen Bruder Ferdinand Pizarro, wiedergäbe. Er reifete bey feinem Schmerze fo gleich nad) Spanien, mit dem Entfchluf fe, nicht allein feine Klagen wider die Pizarren zu erheben, fondern auch den Kaifer um Erlaubnig zu bitten, den Marqueze, welchem er insbefondere vorwarf, daß er ihm nicht Wort gehalten, herausfordern, und ſich mit ihm, nach damaliger Gewohnheit, in gefchlof- fenen Schranfen, fehlagen zu dürfen. Er farb aber, mitten unter feinem eifrigen Anz halten zu Valladolid, mo der Hof damals war; und fein Tod war fo plöglih, daß man argmwohnete, er fey vergeben worden n). ‚Serdinand, deffen Gewalt ſich wohl befeftiger fah, ließ auch den Mefa mit der To: desftrafe belegen, auf welchen man die Urſache der Unruhen ſchob. Weil nachher auch fein Vertrauen gegen Peter von Candia fich minderte: fo fehickete er Perern von Angurez mit denen dreyhundert Mann, die er dem erſten abnahm, in das fand, wohin er fie be ſtimmet hatte. Man machet es nur noch durch die fumpfichten Wege und großen Moraͤ— fte, womit es angefüller iſt, kenntlich. Ferdinand begab fich darauf nach Collao, einem flachen und an vielen Goldbergwerfen reichen ande, das aber Falt und ohne Mai; ift, wel: ches in den andern Provinzen der gemeine Unterhalt ift. Er ließ aber bald, zur Fortfegung feiner Eroberungen,, den Gonzales Pizarro dafelbft, welcher bis in die Provinz Charcas drang. Er wurde durch des Marqueze Ankunft nach Cuzeo zurücfberufen, Einige vers drüßliche Abentheuer aber, die dem Gonzales aufftießen , nötbigten fie beyde, ibm Huͤlfe zu leiften, Sie folgeten zufammen dem Gluͤcke, mit verfehiedenen Hinderniffen , die ſich nur mit der Gefangennehmung eines indianiſchen Oberhauptes, Namens Fiſo, endigten. — kehreten fie wieder nach Cuzco, und ſchicketen ihre Hauptleute auf verſchiedene eiten aus. Damals gieng Don Ferdinand nach Spanien ab, bloß in der Abſicht, dem Hofe von ſeinem und ſeiner Bruͤder Betragen Rechenſchaft zu geben. Seine Freunde riethen ihm, eine fo gefährliche Reiſe nicht zu unternehmen, und wenigſtens zu erwarten, wie man des Amagro Tod aufgenommen haͤtte. Allein, es konnte ihn nichts, entweder aus Unvorfich- tigfeit, oder Herzhaftigfeit, zurücfhalten. Bey feiner Abreife rieth er dem Marqueze, den alten Anhängern des Almagro nicht zu frauen, welche man die Chilifahrer nennete; und vornehmlic) nicht zu erlauben, daß fich ihrer mehr, als fieben oder acht, verfammelten, weil fie fich nicht in folcher Anzahl bey einander finden koͤnnten, obneeinen Anfchlag wider fein Leben zu fehmieden 0), —— Der m) Kbendaf. a.d. 349 ©. 0) Zarate a. d. 233 ©. Cocha, NGrmasy Cariches De Aymalraes e an lan FE re TI 2 zn = me Zee lont Carara o Zucara® Des | enger Ola Orurei ae FR ee tm Coll med De, „A Seyos 3 y Ei a — 7 Stück VoNP&Rr AÄAUDIENZA CHARCAS. ( Azur allgemeinen Hjtorie Der Reajer & Magjsfbab von franzöfischen gemernenSeemeiler 25 o u etır dere beflerr Kartere und befornders das Aa. dAnrıdle — E bImMAS fr JS: Berja 4 = N os Zuus S oc D ab amba x Zofeorza — in America. VIBUh. Ilm 107 Der vi Abſchnitt. : 3 Pizarre II Reife.1538. Fernere Eroberungen und Entdeckungen bis auf des Marqueze Franz. Pizarro Ermordung. . Eroberung von Chili. Entdetung der Provinz Ca- magto- Anschlag der Verſchworenen. Shre ttela, Provinz Sumaco, wo MAR den rechten Kühnheit und des Marquez Vertrauen. Hinz Zimmet findet. Provinz Guema. Entdeckung derniß, ſolchen auszuführen. Große Sicherheit des Drellana. Er verläßt den Gonzales Pizar⸗ des. Marquez. Verſtellung des Herrada, Der ro. Er fömmt ins Nordmeer. Beſchwerlichkeit Marx queze wird ermordet. Der junge Almagro Ser Nückkehr des Gonzales nach Quito. Mer: läßt ſich für einen Statthalter erkennen. Des ſchwoͤrung der Anhänger des Almagro widerden Marqueze Begraͤbniß. Vergleichung zwiſchen Hearqueze. Natuͤrliche Gaben des jungen As ihm und Almagro. u“ denen vielen Unternehmungen, welche Die Pizarren ihren Kriegesbefehlshabern Eroberung übergaben , unterſcheidet man ihrer drey, welche eine befondere Aufmerffamkeit in der von Chili. Geſchichte der Reiſen verdienen. Peter Valdivia, den ſie nach Chili ſchicketen, wurde viel friedlicher von den Indianern empfangen , als Almagro. Allein, diefes war eine Liſt, die man von folchen barbarifchen Nationen nicht follte erwartet haben. Sie waren eben - in der Zeit ihrer Erndte. Kaum hatten fie folche vollendet, fo ftund das ganze fand auf; “ und die Spanier, welche feine Zeit verloren hatten, dafelbft eine Pflanzftadt anzulegen, wurden mit Verluſt angegriffen. Sie wurden diefer Anfälle jo überdrüßig, daß fie fich auch wider ihren Anführer auflehneten. Valdivia nahm dasjenige Wefen der Oberherrſchaft an, welches faſt allezeit die Menge ſchrecket. Er ließ viele aufhaͤngen, und ſchonete auch ſo gar des Peter Sancho, eines ſeiner Hauptleute, nicht, mit dem er bisher faſt als ſeines gleichen gelebet hatte. Indeſſen griffen uͤber tauſend Indianer ſeine neue Pflanzſtadt an. Er trieb ſie mit dreyßig Reitern, die ſeine Hauptmacht ausmacheten, muthig zuruͤck. Der Krieg hielt uͤber acht Jahre ohne Unterbrechung an. Valdivia fand noch immer Zeit, durch feine Soldaten diejenigen Felder bauen zu laffen, wovon fie ihre Nahrung hatten ; denn die Indianer führeten ihm nichts zu. Man meldet uns den Namen ber erften Pflanz- ſtadt nicht, Die er angeleger bat: er erhielt fich aber in Chili biszur Ankunft des la Gafca, dem er in Peru wider die Wurh des Gonzales Pizarro nachdruͤcklich beyſtund. Man hat geſehen, daß Don Ferdinand elmals die Entdeckung eines Landes, deſſen Entdeckung Reichthum man ruͤhmete, durch ſeine Hauptleute verſuchet hat. Da aber feine Unterneh: der Provinz mungen wenig Erfolg gehabt: fo faflete Der Marqueze den Entſchluß, den Don Gonzales, Canela. feinen einzigen Bruder, den er noch in Peru hatte, dahin zu ſchicken, um dafelbft einen dauerhaften Si anzulegen. Weil man aber durd) die Provinz Duito gehen, und fich da⸗ ſelbſt mit allem noͤthigen Vorrathe verfehen mußte: fo glaubete er, ermüßte fich der Statt: halterſchaft dieſer Provinz, zum Beſten feines Bruders, begeben, in dem Vertrauen, Der Hof werde feine Abtretung billigen. Gonzales gieng mit zahlreichen Völkern nach Quito —— ab. Er hatte auf dieſem Wege mit Indianern, aus der Provinz Guanuco, zu fechten , Die er zu überwinden Mühe gehabt haben würde, wenn ihm Chaves nicht zu Hülfe gefommen wäre. Unterdeſſen, daß er ruhig fort marſchirete, trug der Margueze dem Gomez Al- varado auf, dieſe Provinz gänzlich unters Joch zu bringen. Diele Caciquen, die unter dem Namen der Conchucos befanne find, hatten ihre Streifereyen bis nach der neuen Stade Truxillo getrieben, unb ber Indianer fo Be als der Spanier, verſchonet. He 2 chael Pizarro IXeiſe.1538. haben none. — Gonzales Pis zarro unter⸗ nimmt deren Eroberung. Erdbeben. 108 | Reifen und Entdeckungen chael de la Cerna ruͤckete aus dieſer Stadt aus; und nachdem ex feine Truppen zu des Chaves feinen ftoßen laffen: fo überwanden und jerflveueten fie eine große Anzahl zuſam⸗ men verfchiworener Feinde. Gonzales brach aus feiner neuen Statthalterfihaft mit zweyhundert Spaniern, wos von die Hälfte Reiterey war, viertaufend Indianern, und allem nöchigen Vorrathe zu eis ner großen Unternehmung, auf. Man zaͤhlete unter feinen Lebensmitteln dreytaufend Stuͤck Vieh, Nachdem er vor einem Flecken vorbengegangen war, welcher Ynga hieß: fo rücfete er in das Sand Quixos, wo fich bie Ereberungen eines alten peruanifchen Heer- führers, Namens Guaynäcava, an der Nordfeite, geendiget Hatten, Er ftund dafetbft harte Anfälle aus; und da die Natur felbft den Indianern beyzufpringen fehien: foerftau- nete er über ein Erdbeben, welches mit einem entfeglichen Donner und gräulichen Regen Degleitet war, Die Erde eröffnete fich an verfchiedenen Orten, und verſchluckete über fünf hundert Haͤuſer. Ein Fluß, nahe am Sager, ſchwoll dergeftalt auf, daß er weit über fei- ne Ufer hinaus trat, Die Spanier entgiengen fo vielen Gefaͤhrlichkeiten: allein, nur bloß durch Erreichung der fehr hohen Gebirge, wo die Kälte fo heftig war, daß eine große Anz zahl Indianer daſelbſt umkam. Provinz Zu⸗ marco, wo man Zimme finder, Geſtalt der Zimmtbäume dafelbft, Man biele fich daſelbſt nicht lange auf, weil es allda an Sebensmitteln gebrach; und der Marfch wurde nach der Provinz Zumaco fortgefeßet, die nur aus dem Abhange eines ſehr geraumen Feuerfpeyenden Berges beſteht. Der Ueberfluß an sebensmitteln Iud das Heer ein, dafelbft auszuruhen , unterdeffen daß Gonzales mit einigen von feinen $euten in eis ‚nen dicken Wald gieng, um dafelbft einen Weg zu ſuchen. Da er nur einen angetroffen, welz cher ihn nach einem Drte führete, dem er den Namen la Coca gab: fo ließ er eine kleine Partey von feinen Leuten dahin fommen. Starke Regen, welche einfielen, und Tag und Nacht zween ganzer Monate lang, anbielten , ließen ihnen nicht Zeit, ihre Kleider zu trock⸗ nen. Indeſſen verhinderten folche doch nicht, zu beobachten, daß die Provinz Zumaco mit Bäumen angefüllet war, welche den wahren Caneel oder Zimme trugen, daher vermuth⸗ lich ihr Name koͤmmt, ven fie viel cher von den Spaniern, als Indianern, muß er⸗ halten haben. Dieſe Baͤume ſind groß. Sie haben Blaͤtter, wie die Lorbeerblaͤtter. Die Frucht waͤchſt traubenweiſe, deren Körner fehr klein find; und die ganze Traube ift in einer Hülfe eingefchloffen, faft von der Geſtalt der luͤtticher Eichel, aber viel größer, Die Frucht, die Blätter, die Rinde, und die Wurzeln des Baumes, haben den Zimmetgeruch, nur mit dem Unterfchiede von dem morgenländifchen Zimmte, Daß der befteund vollfommenfteZimmt die Hülfe felbft ift, welche die Frucht einſchließt. Die Gefilde ftehen voll folcher Bäume, welche die Erde ohne Bauung hervorbringt: die Indianer aber bauen auch welche auf ih⸗ ven Laͤndereyen; und biefer Zimmt, den man viel feiner finder, machet ihnen Materie zu einem veichen Handel mit den benachbarten Völkern, die ihnen Zeuge und gndere Sachen Dagegen vertaufchen, Gonzales, welcher den größten Theil feiner Leute in Zumaco ließ, nahm die geſun⸗ deſten und ftärkften zu fich, feinen Marſch, unter der Anführung einiger Indianer, fort: zuſetzen. Zuweilen macheten ihm diefe Völker, bloß in der Abfiche, ihn von ihrem Sande abzuhalten, falſche Abſchilderungen von denen Orten, 109 er hineindringen wollte, Sie fpra- hen mit ihm von einem fehr gefegneten Sande, welches nachher feinen Augen und feinen Nach forſchungen nichts, als unfruchtbare Gefilde, zeigete. Der Mangel an Sebensmitteln nö- r thigie in America. VIBuh. lan 109 thigte ihn wieder nach la Coca umzukehren, um zu ſeinen Truppen zu ſtoßen, die er da- Pizarr ſelbſt gelaſſen hatte. Nachdem er uͤber einen Monat lang allda zugebracht hatte: fo be Ueiſe iszz. gab er ſich mit aller feiner Macht wieder auf ben Marfc), und folgete dem Steome bes Fluffes bis an einen Ort, wo fein Waſſer, welches über zwey hundert Toiſen hoch) herun: Waſſerfall ter fällt, einen der fehönften Waſſerfaͤlle in der Welt mit einem Geräufche macht, wel⸗ von Fi, gro: ches man über ſechs Meilen weit höret p). " Einige Tagereifen weiter fand er diefen Fluß ben Hoͤhe. in ein ſo ſchmales Bette zuſammen gezogen, daß von einem Ufer bis zum andern nicht uͤber zwanzig Fuß waren, da die Felſen hingegen, die ihm zum Geſtade dienen, nicht weniger Hoͤhe haben, als der Waſſerfall. Die Spanier waren funfjig Meilen weit gegangen, oh⸗ ne einen andern Ort zu finden, wo fie hinüber gehen koͤnnten. Einige Bäume, die fie leicht über die Felſen fehieben und daran befeftigen Eonnten, macheten ihnen eine bequeme Brücke; und auf der andern Geite des Fluſſes giengen fie in Gehölze hinein, wodurch fie ſo fange marfchireten, bis fie an den Anfang eines fehr flachen mit vielen Fluͤſſen durch⸗ ſchnittenen Landes kamen, welches voller ſumpfigen Moraͤſte war. Sie nenneten es Be: _ Landfchagt ing, und hoffeten, Lebensmittel darinnen zu finden. Allein, fie waren genöthiget, ſich Guema. mit unbekannten Fruͤchten zu naͤhren, in dem beſtaͤndigen Verdruſſe, daß fie keinen einzi— gen Einwohner dieſes wilden Landes antreffen konnten. Endlich gelangeten ſie in ein mehr devolkertes Land, wo es ihnen weniger an Lebensmitteln gebrach. Alle Indianer, die ſie bisher geſehen hatten, waren nackend. Hier fanden ſie ſolche mit Baumwolle bekleidet. Gonzales, welcher ſich nicht mehr dem Mangel an Lebensmitteln ausfegen wollte, den Gonzales laͤßt er erfahren hatte, und es müde war, fich oftmals einen Weg durch die Gehölze mit den eine Barke Art und dem Säbel machen zu müffen, unternahm, eine Barke zu bauen, welche der guen Bericht eine Brigantine nennet g). Diefes Werk Foftete den Spaniern viel Mühe, Die Hufeifen von ihren umgefallenen Pferden waren der einzige Vorrat , den fie von dieſem Metalle hatten z und man mußte Kohlen und Defen bereiten, um diefes Eifen zu anderm Gebrauche tüchtig zu machen. Anftatt des Peches und des Theeres fammelten fie in den Gehoͤlzen verfihiedene Arten von Harzen, bie aus einigen Bäumen tropfeten. Die alten Hüllen der Indianer Dieneten ihnen zum Werge, und ſtatt des Hanfes, Gonzales gab ſelbſt ein gutes Beyſpiel zur Arbeit, und führete die Art und den Hammer, Endlich Fam das unternommene Werk zu feiner Vollkommenheit. Die Barfe war vermögend, alles IhrGebꝛauch. Geräthe und einige Menfchen zu führen. Man machete auch viele Canote, um ihr zufol: gen. Mit diefer Hülfe glaubete Gonzales, nicht allein außer aller Befchwerniß, fondern auch im Stande zu feyn, feine Entdeckungen weiterzu treiben. Er fegete feinen Marfch fort, indem er die Truppen zu Sande an dem Ufer hingehen ließ, Die Gehölze oder dicken Ge— fträuche macheten ihnen zwar noch viele Mühe, fie umzubhauen: allein, wenn fie an dem einen Ufer gar zu viel Schwierigkeit fanden, ſo dienete ihnen die Brigantine, fie an das andere zu bringen. Der Marſch war fo guf eingerichtet, daß diejenigen, welche zu Waſ⸗ fer fuhren, und die, welche zu Sande giengen, einander nicht aus dem Gefichte verloren; und da fie fich ftets am einerley Orten zum Schlafen und Effen aufbielten, fo war man ſtets im Stande, einander gegenfeitig beyzuſtehen. 3 ? Nach⸗ ) Zarate am angef. Orte a. d. 242 ©, un 4) Ebendaſ. a. d. 244 ©, 110 Reifen und Entdeckungen Pisareo Nachdem fie über zweyhundert Meilen zuruͤckgeleget hatten, wobey fie immer dem Il Reife.153. Strome eben deffelben Fluſſes gefolget waren: fo erweckete der Verdruß, daß fie zu ihren ——— Speiſen nichts anders, als Früchte und Wurzeln, fanden, andere Abſichten bey dem Gon— 928 Orellana. sales. Er entfchloß ſich, einen von feinen Vefehlehabern, Namens Franz von Orel⸗ lana, und funfsig Mann, auf dem Fluſſe vor ſich Her zu fihicken, um $ebensmittel zu ſu⸗ hen, mit dem Befehle, wenn er ſolche fände, die Brigantine damit zu beladen, und das Geräthe an einem Drte zu laffen, wovon er noch achtzig Meilen entfernet war, wo zween Flüffe, wie ihn die Indianer verfichert hatten , zuſammen kamen, und frieblich in einem Bette zufammen fortflöffen. Er behielt nur zween Canote bey ſich, um über die klei— nen Zlüffe zu fommen, die er unterwegens anteeffen möchte. Orellana gieng ab, und wur de von dem Strome bald an den Ort geführet, wo die beyden großen Fluͤſſe ihr Waſſer mit einander vermengeten, Er fand aber daſelbſt Feine Lebensmittel; und da er in Erwägung 509, was für Mühe er haben würde, wider einen fo ſchnellen Steom hinauf zu ſchiffen, da er in einer Zeit von einem Jahre den Weg nicht wieder mürde zurück geleget haben, den er in dveyen Tagen gefahren war #): fo faffete er ven Entſchluß, ſich von dem Stro— Er verlägtdenme foretreiben zu laſſen. Man fehreibt ihm Feine andere Abſicht zu, als fein Glück zu ver- Gonzales. ſuchen s). Weil er fich indeffen aber doc) weigerte, wenigftens das Geräthe und die Ca- ‚note da zu laffen, und ſich darüber mit dem P. Caſpar von Carvajal, einem Domini- caner, zanfete, welcher ihm vorwarf , daß er die Befehle feines Generales überträte, ſich dadurch aber nur Schimpfreden und Schläge zuzog 2): fo ſcheint folches anzuzeigen, daß er wider Gonzales, durch einige alte Regung von Haß und Rache, aufgebracht worden, Er fegete feine Reife, als ein Abeneheurer, fort, der nichts weiter, als einen unge: fähren Zufall erwartet. Er ftieg zuweilen ans fand, und ftritt wider die Indianer, die ſich ihm widerſetzen wollten, Oftmals wurde er auf dem Fluſſe ſelbſt von einer großen An⸗ zahl diefer Wilden angegriffen, und war fehr verlegen, wie er fich wider eine Menge Car note vertheidigen ſollte; weil die funfzig Spanier ih der Brigantine fich nicht recht rühren konnten. Da ihn andere Indianer mit mehrer Leutſeligkeit aufgenommen hatten: fo ber dienete er fich ihres Beyſtandes, eine zweyte Barke zu bauen, die fie ebenfalls mit $ebens- mitteln beluden. Weiter hin traf er fehr Eriegerifche Indianer an, deren Freundfchaft er durch feine Liebkoſungen erhielt, nachdem er fie in einem Treffen überwunden hatte, Sie meldeten ihm, daß fich über ihr Land hinaus eine Provinz befände, die nur von friegerifchen Weibern bewohnet würde; welche vermuthlich eben diefelben waren, wovon Almagro auf feinem Zuge nach Chili hatte veden hören. Da er alfo nur wichtige Nachrichten einfam- Er koͤmmt ins lete, ohne den geringften Anfchein von Gold oder Silber zufinden: fo folgete er dem Stro- Nordmeer. me. des Zluffes bis an feine Mündung, die ihn in das Nordmeer führete, dreyhundert und fünf und zwanzig Meilen von dem Eylande Cubagua ). Diefer große Fluß war derjenige, deſſen Mündung im 1500ten Jahre von den Pinfonen war entdecket worden x), und damals den Namen Maragnon oder Maranjon erhalten hat⸗ v) Ebendaſ. a. d. 2478. 3) Man fehe den XIII Band dieſer Sammlung s) Ebendaf. a. d. 105 S. ) Ebendaf- u) Ebendaß a. d. 248 S. Wir Haben eine )) Alle dieſe Berichte des Gomara und Zarate anförmliche Erzaͤhlung von feiner Reiſe. find in der Befchreibung von Peru, in des Ulloa Rei: in America. VI Buch, II Cap. Au hatte. Er entfpringt in Peru, an dem Abhange der Gebirge von Quito, Sein pizarro $auf ift in gerader Linie etwa ſiebenhundert Meilen: wenn man ihm aber in allen feinen HXeife.1538. Keümmungen vor feiner Duelle an, bis ins Meer folgen will, fo zählen die ſpaniſchen Be— tichte wohl über achtzehnhundert Meilen y). Drellana begab ſich nach Spanien, wofelbft er feine Entdeckungen fehr rühmete, und vorgab, er hätte fie auf feine Koften und nach feiner Einficht unternommen 2). Die Er- zaͤhlung, welche er befonders von einer Nation friegerifcher Weiber machete, die er nicht gefehen hatte, verurſachete, daß man denen $ändern, die er durchfteichen hatte, den Na— men des Amaszonenlandes gab. Er erhielt einige Jahre dar nach die Statthalterfchaft Amazonen: darüber, nebft der Vollmacht, folche zu erobern. Ueber fünfhundert Perſonen, fat alle land. von adelicher Herkunft, giengen unter ihm zu Schiffe. Ihre Schiffahrt aber war fo un: 2 glücklich, daß fie fehon in den Canarieninfeln anfingen, derſelben überdrüßig zu werden, und die meiften ihr Dberhaupt bald verließen, und fih in den Eylanden hin und wieder zerftreueten. Er ftarb felbft vor Krankheit ober Berdruß auf feiner Reife, ohne einen an— dern Mugen von feinen Arbeiten gehabt zu haben, als einen zweydeutigen Ruhm, weil er aus einer fehändlichen Verraͤtherey entftanden, Indeſſen gerieth Gonzales bey feiner Ankunft an der Vereinigung beyder Flüffe inei- 1539. ne tödtliche Befümmerniß, als er anftatt. $ebensmittel Dafelbft zu finden , vernahm , daß ihn TA feine $eute mit dev Brigantine und dem Geräthe verlaffen Hätten. . Ein Spanier , der das — Herz und die Treue gehabt hatte, an dieſem Orte allein zu bleiben, bis fein General au— nad) des Drel: kaͤme, erzäblete ihm, daß Drellana ſich nicht allein verfprochen, die Entdeckungen fortzufe- lana Flucht. Gen; fondern,, um fich aud) alle Ehre Davon zu zu eignen, durch eine förmliche Wahl zum Hauptmanne habe ernennen laffen, nachdem er die Würde eines Lieutenants der Pizarren abgeleget a). Eine fo graufame Entweichung benahm den $euten des Gonzales den Much. Sie Entſetzliche -fahen fich über vier Hundert Meilen von Quito entfernet, ohne bie geringfte Hilfe von Veſchweruich— Seiten der Wilden , mit denen fie nicht Die geringfte Verbindung gemacht hatten; und fie 2 — waren ſo gar ungewiß, ob ſie diejenigen wiederfinden koͤnnten, die ihnen fo wohl begegnet Quito, wären; weil fie ihres Borrathes an Spiegeln, Schellen und andern Kleinigkeiten berau— bet waren, welche ihnen gedienet hatten, fich diefe Wilden zu Freunden zu machen; und, um das Unglück recht voll zu machen, fo waren fie in einem unbewachfenen fandigen Lande, welches ihnen fo gar nicht einmal den traurigen Beyſtand anborh , den fie bisher von den Wurzeln und wilden Früchten gehabt hatten. Die Pferde, die ihnen noch übrig waren, und einige Hunde, die fie mit ſich geführet hatten, macheten noch alle ihre Hoffnung aus, indem fie den Entfehluß ergriffen, wieder nad) Peru zu gehen. Sie nahmen nicht eben den Weg wieder, weil fie ihn viel zu beſchwerlich gefunden hatten: allein, derjenige, den ‘fie, ohne andere Richtſchnur, als den $auf der Sonne, erwähleten, war nicht viel beque= mer , und noch dazu weit wüfter, Nachdem fie nad) und nach alle ihre Pferde und Hunde auf⸗ Reiſen, im IX Bande dieſer Sammlung aufge: fondern fich auch auszuruͤſten, und wieder nach Ju⸗ klaͤret. dien zu kehren. Orellana verband alſo der Diebe 2) Zarate ſetzet hinzu, es waͤre in dem Schiffe ſtahl mit der Treulofigfeit, viel Silber und Smaragden geweſen, die ihm nicht f fein gedienet, die Neife nad; Spanien zu thun, 4) Ebendaſ. 0.0.2531 ©. Pizarro 112 Reifen amd Entdeckungen aufgszehret, fo waren fie genöthiget, von Baumblättern zu leben, und noch glücktich, I1Reife.1539- wenn fie, in Ermangelung der Früchte und Blätter, eine Art von zarten Neben faft den Weinreben gleich, fanden, um daran zu nagen, Diefe Reben, welche wie Knob⸗ lauch ſchmecketen, waren nicht ohne Kraft, fie zu erhalten. Das geringfte Thier, wel⸗ es fie in diefen Wuͤſten toͤdten oder erhafchen fonnfen, wurde theuer verkaufet, und fiel folglich denjenigen zu, welche Gold hatten. Ein fo elendes Leben brachte Gonzales um mehr als vierzig Mann, Sie Iehneten fih an den Stamm eines Baumes und fielen todt nieder, indem fie zu eſſen verlangeten. Alle andere waren fo ſchwach, daß ſie verzweifelten, da ſie noch funfzig Meilen von Quito waren, ſolches erreichen zu koͤnnen, als zum Gluͤcke, wovon man aber nicht die Gelegenheit anzeiget, die Spa⸗ nier aus Quito, welchen ihre Ruͤckkehr gemeldet worden, ihnen mit Lebensmitteln, Pferden und Kleidern entgegen kamen. | Ihr ſchlechter Gonzales und die andern Befehlshaber waren eben fo nackend, als ihre Soldaten. Zuſtand. Verſchwoͤ⸗ rung wider den Mar: gueze. Da ihre Kleider von den Geſtraͤuchen zerriſſen, oder durch den Regen verfaulet waren: ſo hatten ſie zu ihrer Bedeckung nur Lappen von Zeuge oder Fellen die fie unter ſich getheilet hatten, und welche kaum zum Wohlſtande der Natur zureicheten. Ihre Degen hatten Feine Scheiden und waren verroſtet. Sie waren alle zu Fuße, in blo— Ben und von den- Dornen zerriffenen Beinen, durch welche fie. unaufhörlich hatten geben müflen; fo blaß, fo mager, daß ihre Anverwandte und Freunde fie nicht fo gleich erfannten, Eines von ihren größten Uebeln war aus dem Mangel des Salzes entftanden, wovon fie in einem Naume von zwey bis dreyhundere Meilen nicht das geringfte von der Welt hatten finden koͤnnen; woraus fie urtheileten, eben dieſe Urfache machete das Sand fo wüfte. Als fie diejenigen erfcheinen fahen, die ihnen Lebensmit⸗ tel brachten: fo fielen fie auf die Erde und kuͤſſeten fie in einer Entzüfung von Er- Fenntlichfeit. Darauf fielen alle diefe verhungerten Leute mir ſo vielem Eifer über die gebensmittel ber und aßen mit folcher Gierigfeit, daß man genöfhiget war, ihnen eis nige Tage lang ihr Eſſen vorzufchreiben, damit ihr Magen wieder zu der Gewohn⸗ beit feiner ordentlichen Verrichtungen kaͤme. Weil die Pferde und die Kleider, die ih⸗ nen entgegen gekommen waren ſich nicht in großer Anzahl befanden, fo weigerten fich Gonzales und feine Befehlshaber. welche zu nehmen, und. wollten bis nach Quito in einer vollfommenen Gleichheit mit ihren Soldaten bleiben. Diefe Aufführung erwarb ihnen die Zuneigung derjenigen wieder, welche ihre eiteln Verſpechungen erzürnet hats ten. Als fie des Morgens in die Stade zogen, fo giengen fie gerade in die Kirche, wo die Regungen einer lebhaften Gottesfurcht, welche die glückliche Frucht des Elenz des iſt, gemeiniglicd) aber mit ihr vergeht, fie bis zu Ende des Gottesdienſtes unbe: weglich bleiben ließen 5), Die Berfaffer des Berichtes fegen Binzu, das Sand ui: xos oder Canela, deffen Dafeyn fie wenigftens beftäciger hatten, liege unter der $inie auf einerley Höhe mit den Molucken, woraus damals der Zimme nach Europa Fam, Das Unglück, welches Gonzales ausgeftanden, war nicht das fürchterlichfte, wo⸗ mit er bedrohee wurde. Cs hatte fih, während feiner Abweſenheit, eine Verſchwoͤrung wider ſeine Familie entſponnen „bey welcher man die verwegene Zuverfiht der Zufam: menverſchworenen eben fo ſchwerlich, als die blinde Sicherheit des Marqusze, begreifen - kann⸗ 6) Ebendaſ. a. d, 251. u: ff. S. in America. VIBuh. I Cam ı13 kann. Mach dem Tode des Adelantade Hatte Ferdinand Pizarro den Don Diego von Pisarre Almagro , deffen Sohn, nach &0s Reyes geſchickt. Diefer junge Menſch, der bisher HReife.1339. von Johann von Herrada, einem fpanifchen Edelmanne, erzogen worden, ber ſich —— nicht zu erniedrigen glaubete, wenn er ſeine Sorgfalt auf den Sohn eines der Herren Natuͤrliche yon Peru wendete, war von einem ſchoͤnen Wuchſe, geſchickt, und herzhaft, welches — alles vortreffüche Wirkungen dereinft zu Haben ſchien. Er war) in allen u Diego gen vortrefflich. Hatte fein Vater fo gar nicht einmal die erſten Anfangsgruͤnde er SR Wiſſenſchaft verftanden ; fo war der junge Don Diego viel gelehrter, als es fein Stand zu erfodern fehlen. Der Marqueze hatte ihn einige Zeitlang nebft feinem Hofmei⸗ fer gefangen gehalten. Da er ihnen aber endlich die Freyheit wieder gegeben: fo hatte er ihnen erlaubt, daß fie fih zu Los Reyes ein Haus nehmen möchten, wo feine eigenen Beobachtungen ihm fine ihre Ruhe unter feinen Augen ftunden, - Allein, dDiefes Haus wurde gar bald ber Sammelplas aller Freunde und Anhänger des Adelan— tade, welche in dem Sande herumirrefen, weil fih wenige Spanier fanden, die fih getraueten, fie aufzunehmen. Als Herrada fah, daß Ferdinand nach Spanien und Gonzales auf feine Entdeckungen ausgegangen waren: fo hielt er Die Umftände für guͤn— ftig zu dem Anfchlage, den man in denen Berfammlungen gemacht hatte, wovon er Anſchlog der als das Haupt angeſehen wurde, Diefer beftund darinnen, daß man nicht nur die Zufammen: Kegierung den Pizarren nehmen, fondern auch den Tod des Adelantade durch den derſchwore- Tod des Marquege rächen wollte. Die Empfindlichkeit der Zufammenverfehworenen "*"" war durch die Beſtrafung einiger Befehlshaber noch mehr erbittere worden, von wels hen fie überzeugee waren, daß ihr ganzes Verbrechen in ihrer Ergebenheit gegen den Don Diego beſtanden. Als darauf der Marqueze auch von dem jungen Almagro alle die Indianer entfernet hatte, welche den Fahnen feines Vaters gefolget waren: fo ſchien ihnen diefer Staatsgriff, welchen er wegen der Ruhe der Negierung anwenden mußte, ein anderes Kennzeichen des Haſſes zu feyn, wovon fie befürchteten, es möchte fih die Wirfung deſſelben über Fury oder. fang auch auf fie erftrecfen, Er bafte fich zwar oftınals beftvebet, ihre Gewogenheit durch Siebkofungen zu gewinnen: aflein, fie nah— men folche für eben fo viele Kunſtgriffe an, welche denn ihren Abſcheu und ihr Miss frauen vermehreten. | Da fie nun endlich wegen Abweſenheit der Heyden Brüder urtheileten, fie wuͤrden Zeit zur Aus - weniger beobachtet: fo fingen ſie an, ſich ingeheim mit Gewehre zu verſehen. Ihr Mihrung deß Verſtaͤndniß war fo volffommen , daß fie, um die gemeinfehaftlichen Linfoften beſtraten IP" zu Fönnen, alles Geld, mas fie von ihrem Unterhalte abbrechen Eonnten, ja ſo gar dasjenige, was fie beym Spiele gewonnen, dem Hervada in die Hände gaben, Da fie auf der andern Geite alle alte Freunde des Adelantade Fannten: fo forgeten fie da— für, folche zu Vergroͤßerung ihrer Anzahl wieder herbey zu rufen, und man verficherf, fie Härten einige über zwenhundert Meilen weit herfommen laffen ce). Es mar gleich Ihre Kühn: wohl unmöglich, daß den Anhängern Des Marqueze bey folhen Bewegungen nicht fell- Bm des sen die Augen aufgegangen feyn. Allein, be dem Vertrauen 777 Gewalt, andere ſagen zu ſeiner Redlichkeit, feiner Ehre und feinem Gewiſſen d) hatte, m verwarf er Ihre Waenungen / als falfche Schreckbilder; „und feine Antwort war gemei⸗ or f . „nig⸗ J c) Bomser a. d · 354 ©: a) Zarate a, d, 258 S. Allgem. Reiſebeſchr. XV Sand. P ee Reifen und Entderfungen Pizarro „niglich: man müßte die armen Ungluͤckſeligen in Ruhe leben laffen, die durch bie UReife.ss9. „ Schande ihrer Miederlage, durch den. öffentlichen Haß und durch ihr Elend genug- — „ſam geſtrafet wären e). Dieſe uͤbermaͤßige Nachſicht verdoppelte ihre Kuͤhnheit. Die Vornehmſten trieben ſolche ſchon gar ſo weit, daß ſie vor ihm vorbey giengen, ohne ihn zu grüßen, Dieſen Uebermuch fihrieb er dem Berdruffe über ihren Zuftand zu. Eines Tages fand man drey Striche dh dem Galgen angemacht, wovon der eine nach feinem Pallafte zu, welcher auf eben dem Plage war, und die beyden andern gegen Die Haͤuſer feines Sieutenants Velssquez und feines Secretärs, Picado, gerich- et waren f). Anſtatt daß er fich durch dieſes Verfahren hätte für beleidiget halten ſollen, fo lachete er nur darüber; und verboth, man follte nach den Arhebern nicht forfchen. Ev ſetzete zum voraus, eine Beſchimpfung von der Art koͤnnte nur von ‚ einer niederfrächtigen Seele herruͤhren, welche feine Achtſamkeit nicht verdienete, 1340. Indeſſen war der Entfehluß, ihn zu toͤdten, gefaſſet; und die Zufammenver- En ſchworenen feßeten fich zu gleicher Zeit vor , ſich zu Meiftern des Sandes zu machen. führung ver: Sie wollten aber erft Zeitungen aus Spanien erwarten, feitdem man Nachricht ges zoͤgert. habt hatte, Ferdinand Pizarro waͤre auf des Diego von Alvarado Klagen, auf Befehl des Kaiſers, gefangen genommen worden ‚und würde in enger Haft gehalten 2). Diefe Veränderung von Seiten des Hofes ließ fie auch einige Aenderung in der Re⸗ gierung hoffen. Ueber diefes hatten fie Durch eben ben Weg vernommen, Seine Faiferliche Majeſtaͤt fhickeren den Sicentiaten Vacca von Caſtro nach Peru, um da: felbft von allen denen Unordnungen Erfundigung einzuziehen, und diefer Faiferliche Bediente hätte ſich fehon nach Panama begeben. Ob nun gleich dem Marqueze der Tod geſchworen war: ſo wünfchete doch ein Theil von den Zufammenverfihworenen, welche fich vor dem Titel der Mörder ſcheueten, fie möchten ihn vermittelft dev Ge- vechtigfeit auf das Blutgerüfte bringen fönnen; und diejenigen felbft, welche der Meu- chelmord nicht fhredfete, würden dennoch die Almagros durch die Schande einer ges richtlichen Lebensſtrafe beffer gerächet zu ſeyn geglaubet haben. Sie verfarnmelten fich A), um fih wegen ihrer Hoffnung zu berathfihlagen. Der Schluß davon war, fie wollten den Don Alphonſus von Montemayor, deſſen Herkunft ihm eine gute Aufnahme verſprach, und deſſen Verſtand ihn faͤhig machete, die Geſinnungen des Hofes zu ergruͤnden, an den Licentiat Caſtro abſchicken. Er gieng mit allen Schriften und Auffägen, welche feinen Anflagen ei- Die Ber: nen Nachdruck geben fonten, ab. Während der Zeit aber, da er fich nach Panama begab, — erhielt man zu Los Reyes Nachricht, dem Licentiat Caſtro wäre nun die Wiederherftellung der auf ihren der guten Ordnung aufgetragen, und ihm, zur Vermeidung neuer Unruhen, oder aus Ach: Anſchlag. Lung für den Marqueze, von welchem Spanien fo große Dienfte erhalten: hatte, ing: befondere empfohlen worden, wegen der Umſtaͤnde des Todes des Almagro "eben nicht gar e) Sensoni faget: fie- wären insgefammet zu Medina del Campo, Namens la Motte ge⸗ arm , elend und halb verzwweifelt geweſen, weilfich „feet worden, und man habe nicht erfahren, wo— die Anhänger der Pizarren ihrer Guter bemädhti: „Hin er nachher gekommen fen. Benzoni am get und ihnen nichts gelaſſen hätten. Am angef. angef Orte a, d. 597 ©. Der andere, „er ſeh, Orte a. d. 397 ©, ii „mit großer Pracht nach Spanien an den Hof ge Ff) Bomars, ebendaf. m. Zarate ebendaf. „eommen, und habe großen Neichthum ſehen laf⸗ 8) Zween Geſchichtſchreiber, welche zu der Zeit ,, fen: er fey aber nicht lange da geweſen, jo habe febeten, fagen; der eine, „er fey auf das Schloß ,, man ihn von Valladolid als einen —— au u — in America. VI Buch. II Cap. 115 gar zu ſcharfe Unterfuchung anzuftellen. Diefe Mäßigung des Hofes, die den Kopf pizarro des Marqueze in Sicherheit zu fegen ſchien, machete, daß die Zufammenverfihvorenen I Reife.1sgt, ihren Entfchluß auf einmal änderten. u Das Gerücht von einer Verſchwoͤrung murde zu Los Reyes bald fo öffentlich, Daß Uebermaͤßige es bis zu den Ohren des Marqueze kam. Einige Freunde drangen nunmehr in ihn, Sicherheit des auf feine Sicherheit Acht zu haben. Er fagete aber ohne Ruͤhrung zu ihnen, fein Marqueze. Kopf wuͤrde durch die Gewalt bewachet, die er haͤtte, andern ihren abſchlagen zu laſſen. Auf den Rath, den man ihm gab, er moͤchte doch wenigſtens einige vertraute Leute um ſich haben, antwortete er, et mwolfte nicht in dem Werdachte gehalten feyn, als wenn ev wider den Nichter Borfichtigfeit gebraucher, ‚welchen der Hof nach Peru ſchi⸗ — dere, Eines Tages, da er in feinem Garten fpagieren gieng, hatte Herrada die Kühn- Berftellung beit, einen Beſuch bey ihm abzuftatten, um feine Berfaffung zu beobachten. Ben dis Herrada ühver Unterredung trieb Herrada die Verftellung fo weit, daß er ihm auch den Vor— bey einem Ve⸗ faß zuſchrieb, als wollte er fih den jungen Don Diego und feine Freunde vom Halfe ut, fhaffen , worüber er fi denn im Namen aller diefer Unglückfeligen, die fich weiter nichts von dem Gluͤcke zu verfprechen hätten, auf eine rührende Art beflagete. "Pi: zarro ſchwur Ihm zu, er hätte niemals den Gedanken davon gehabt; und da er ſich der Warnungen erinnerte, Die man ihm gegeben hatte, fo feßete er hinzu, man hätte ihm vielmehr gegentheils geſaget, die Freunde des Almagro ftünden ihm nach Dem Le— ben, und fhafferen ſich Gewehr dazu an. Man giebt vor, Herrada habe fich nicht gefcheuet, Darauf zu antworten, fie Härten Urſache, Küraffe zu kaufen, weil die Pi- zarren Lanzen hätten. Diejenigen, die ihm diefe Antwort in den Mund legen, verdammen den Marqueze, daß er ihn nicht habe gefangen nehmen laffen 7 ), und finden ihn nur bloß dadurch entſchuldiget, weil ihn Herrada fo gleih um Erlaubniß gebethen, fi) mit Don Diego aus der Stadt zu begeben, welches ihn hätte koͤnnen urtheilen laffen, fie daͤchten auf nichts Gewaltthätiges. Er fhöpfete auc) nicht den geringften Verdacht. „ Er befehäfftigte fich mit Citronen abbrechen, wovon er feinem „ Feinde einige gab, indem er zu ihm fagefe, es wären die erften, die in die neue „Stadt gefommen, und ihm dabey verfprach, er wollte ihm alles geben laffen, mas „er Drauchete, Herrada kuͤſſete ihm Die Hand, und ftattete ihm feine Dankfagung „mit einem großen Scheine der Zuneigung ab k). Er hatte dasjenige erhalten, was er verlangete; das iſt die Gewißheit, daß der Der Marque⸗ Marquege ohne Mistrauen wäre, Die Zufammenverfejvorenen verfammelten ſich [0 % wird ger gleich bey ihm und der folgende Sonntag wurde zur Ausführung des Anfhlages er- töbter, wähler, Ale Maaßregeln waren ſchon zu einem andern Tage genommen worden Z), und | es Hatten nur einige unverſehene Hinderniſſe folche aufſchieben laſſen. Es ereignete * 2 — ſi — auf die Feſtung zu Medina dei Campo gebracht, hann von Gusman, Emanuel von Efpinar, Diego won da er noch nicht weg ſey, Gomara im V Rugnez von Mercado, Don Chriftoval Ponce von - Buche 35 Cap. Es ift ungewiß geblieben, ober Leon, Johann von Herrada, und Pero Lopez von wegen der Hinrichtung des Amagro, oder wegen Ayala. Zarate a. d. 260 © des Verdachtes, daß er den Diego von Alvarado, 1) Gomara a. d. 355 ©. baße vergeben laffen, gefangen genommen worden. 2) Ebendaſ. Pa 5) Die vornehmften waren Kohann von Say 7) Den St. Johannistag nach dem Zarate. vedra Don Aphonfus von Montemayor, Jo⸗ Allein, obgleich diefer Geſchichtſchreiber zu * * Pizarro I Xeife.154s, —— 116 nicht durch eine unglaubliche gen verſchloſſen haͤtte. Den Sonnabend den ganzen Handel dem Pfarrer der Hauptkirche, taͤr Picado davon Nachricht zu geben, Reifen und Entderfungen fich fogar ein neuer Zufall, welcher den Marqueze durch Hartnaͤckigkeit vor allen Arten von Nachrichten die Aus aus haͤtte retten müffen, wenn er Abend entdeckete einer von den Mithaften welcher fogleich eifete, dem Secre⸗ weil Pizarro bey feinem Stiefbruder Franz Martin zu Abende fpeifete. Picado führere ven Pfarrer ihm vorher die Urſache diefes Befuches gemeldet: fo von der Tafel auf, um zu hören, was man ihm des Pfarvers ſchien ihn ein wenig zu beunruhigen. zuihm bin, Nachdem man _ ſtund er mit einiger Eilfertigkeit zu fagen hätte, und die Erzählung Nachdem er aber alle. feine Stands haftigfeit wieder zufammen genommen; oder vielmehr nachdem er ſich die Binde wie: der vor die Augen gebunden, die man ihm abgenommen hatte: Fonnte fich das nicht einbilden, was man ihm gefaget hätte, erjt vor wenigen Tagen befucher, und aus einem fo antwortete er, er weil ihn Herrada nur ſehr demüchigen Tone mit ihm ges redet bäfte. Er feßere hinzu , vermuthlich gebächte derjenige ‚ von welchem der Pfarz ver dieſe Nachricht harte, fich eine Gnade der Zeit gelebet hat, ziwey Jahre nach dem Tode des Pizarro zu Peru angelanger ift, feine Treue nicht verdächtig iſtz und. alle diefe Gründe uns beivegen , feinen Bericht in dem Terte vorzuziehen: fo finden ſich dennoch fo verfchiedene Umſtaͤnde in der Erzählung eines andern Zeitverwandten, deffen Zeugniß von nicht geringerm Gewichte iſt, daß man nach der Art und Weife, wie man es bisher bey wichtigen Begebenheiten gethan bat, verbun- den zu feyn glaubet, beyde Erzählungen dem Ur— theile der Leſer vorzulegen. Hier ift alfo auch des Gomara feine. „Sie entſchloſſen ſich insgefammt, „den Pizarıo am St. Sohannistage nach der Meſſe zu toͤdten. Einer von den Zufammenver: „ſchworenen entdecfete das ganze Geheimniß dem „Capellane der großen Kirche Alphonſus von „Bevao, welher es des Abends alles dem Pic „cado und Pizarro eröffnete, und ihnen die ganze » Verrätherey meldete, die ihm einer von den Zu: „ſammenverſchworenen ingeheim geoffenbaret hätte; „und diefer Urſache wegen hatte er fih, um nicht „erfannt zu werden, in diefer weltlichen Kleidung „verkleidet, Pizarro fpeifere damals mit feinen „Kindern zw Abende, Er beunruhigte ſich über „die Zeitung einigermaßen. Ein wenig danach 7 Aber, da er wieder zu fich felbft gekommen war, „ſagete er, er glanbete nichts davon. Bleichwohl „ſchickete er dieſer Sache wegen zu feinem Lieute⸗ „nante Johann Velasquez, und ließ ihw rufe. “Da „ſolcher aber nicht fommien fonnte, weil er Eranf „nm Bette Ing: fo gieng er felbft, nur bloß in Be— „leitung des Anten Piecado und einiger Edel: „knaben, twelche Fackeln trugen, zu iäm. » ls er da wars fo ſagete er zum. Doetor, er auszubitten, und mollte ſich mic feinen Er— findun= „möchte dieſer Sache abhelfen. Der andere gab „ihm zur Antwort, er fönnte, wenn ev wollte, „in Sicherheit bleiben, weil er das Schwert der 3, Gerechtigkeit in Händen hätte, Ich für mein 3» Theil wundere mich über Piccado , daß er nicht „die Kaltfinnigkeit des Statthalters und des Piene „tenants mehr angefenere hat, einer fo großen „Gefahr abzuhelfen. Pizarro bekuͤmmerte ſich „nicht darum, ſondern verließ ſich auf feinen Lieu⸗ „tenant. Als der Sohannistag gekommen var, » [0 gieng er nicht im die Kirche, aus Furcht vor „dieſen Zuſammenvorſchworenen, ſondern ließ ſich „in feinem Haufe die Meſſe leſen. Der dieute— „nant Franz von Chaves und andere Edelleute „giengen nach dem Hochamte zu ihm, um zu „Mittage mit ihm zu ſpeiſen. Da die Ver: „ſchworenen fahen, daß Pizarro nicht aus feinem „Haufe in die Meſſe gieng: fo dachten fie, fie „wöären entdeckt, und twürden ergriffen werden, „Unter denjenigen, welche der Parten des Abs „magro zugethan waren, und fih damals bereit „fanden, den Anſchlag auszuführen, war. die „größte Anzahl aus Ehifi, ven andern Orten „aber fanden ſich nur ihrer wenige, weil fie ſich „noch nicht erklären wollten, Bis fie. erſt fähen, „wie die Sache ausliefe. Herrada, welcher fehr „ vorfihtig und verfchlagen und zugleich auch herz: „haft wat, eriwählete eilf wohl beivaffenete Solda, een, welche Martin von Vilsao, Diego Mender> * Chriſtoph von Soſe, Martin Cavillo, Arbo— „lancie, Hinojeres Narvaez, St, Millan, Por⸗ 2105, Velasquez und Franz Nugnez waren; und „als ein jeder zu Mittage ag, fo giengen fie mit »ihren bloßen Degen gerade dahin, wo Phzarro „mar, in America. VI Buch. TI Cap. 17 findungen ein Verdienft machen, um ſolche zu erhalten, Indeſſen ließ ev doch feinen Pisgero Sieutenant Johann Velasquez rufen, welcher nicht kommen fonnte, weil er Frank war. UXeife.sar. Er gieng alſo, ohne die geringfte Unruhe zu bezeugen, felbft zu ihm, bloß 1111722 Baia are gleitung feines Secretaͤrs und zweener oder dreyer Gäfte, wobey er fich eine. Tadel vortragen ließ. Velasquez, den er im Bette antraf, gab auf die Erzählung des Pfarrers nichtmehr Achtung, und verficherte die Zufchauer mit Darzeigung feines Kegierungsftabes, auf eine ftolge Art, fo lange er den. unter. der. Gewalt des Mare queze in Haͤnden haͤtte, wäre in dem. Umfange ſeiner Gerichtsbarkeit Feine Empoͤrung zu befuͤrchten. Der Geſchichtſchreiber beobachtet er habe Wort gehalten, weil er. ven Tag darauf, da er Die Flucht ergriffen, ben Stab zwiſchen die Zähne genommen; damit er füh mit den. Händen defto leichter helfen könnte, Die Ueberlegungen bey der Nacht verurſacheten dem Pizarro gleichwobl einige Un= ruhe. Er gieng den Sonntag fruͤh nicht in die Kirche , und unter dem Vorwande, er befände fich nicht recht wohl, ließ er fich, bie Meffe in feinem Haufe, leſen. Nach dem öffentlichen Amte giengen Velasquez und Chaves, feine beyden vornehmſten Offi- Por | eier „ Stiefbruder war, die Edelknaben Vargas und „Sander, ein Neger und ein fpanifcher Bedien— „ter. des Chaves vertheidigten die Thuͤre zu dem „Zimmer, worinnen ſich Pizarro ruͤſtete. Die „Edelknaben wurden getödtet. Franz Pizarro „fam darauf wohlgewaffnet mit einem unübers windlichen Muthe und gleich einem Caͤſar, her⸗ „aus. Und als er ſah, daß er nur mit Franz „war, und riefen tödfet, tödtet den Tyrannen, den Werräther , der den Licentiat Vaeca von 3, Caftro umbringen laſſen. Dieſes fageten fie, „um das Volt aufzubtingen. Als Pizarıo fol: 3 chen Lärm hoͤrete: fo erfennete er nunmehr, was „8 wäre. Er ließ die Saalthüre zuſchließen, und ſagete zu Fran von Chaves, er ſollte fie, mie den „zwanzig Mann, die damals in feinen Haufe ztwaren, bewachen, er wollte indeſſen hingehen und ſich ruͤſten. Herrada ließ einen Menſchen „an der erſten Thuͤre, die auf die Straße geht, welcher fagen mußte, Pizarro wäre ſchon todt, damit aile die von Chili deſto dreuſter herbey kaͤ⸗ „men, ihm Huͤlfe zu leiſten, welche ſich fo gleich „bis auf zwenhundert ihrer verfammelten. In⸗ deſſen ſtieg er mit feinen zehn andern Gefährten „die Treppe hinauf. Chaves öffnete,ihm die Thuͤre, well er ihn ſowohl durch fein Anſehen, als durch „gute Worte zuruckzuhalten und zu beſaͤnftigen „dachte Allein, damit fie bineindrängen, ehe „man die Thüre wieder zumachete: fo gaben fie „ihm einen Stich zur Antwort. Er legete die Hand an den Degen mit diefen orten; 3; Wie? meine Herren und Fremder Sie gaben Ahm darauf einen jo ſtarken Hieb über den Kopf, daß fie ihm folchen ſo weit zerfpalteten, daß er todt die Treppe hinunter fiel. As die andern ihren Ans 3, führer todt fahen: fo fprangen fie zu den Fenſtern „hinaus in den Garten, und der Doctor Velas⸗ quez zuerſt, welcher. den Gerichtszepter zwiſchen „den Zähnen hielt, ‚damit ev, ihn nicht in den Haͤn⸗ „den hinderte. Es bhlieben nur ihrer ſieben in dem Saale, welche fochten, wovon ihrer zween ver⸗ wundet und die fünf andern getoͤdtet wurden. „Franz Martin von Alcantara, welcher Pijarros „Martin noch allein geblieben wars ſo ſagete er „mit herjhaften Worten zu ihm: nun, wohlan, „Herr Bruder, laſſen fie uns zuſchlagen. Mir „find beyde Hinlänglich genug, diefe ſchelmiſchen Berraͤther zu beſtreiten. Allein, Franz Martin Zhielt nicht lange aus; und alfo blieb Franz Piz „zarro allein, welcher feinen Degen mit einer Lö: „wen Stärke und fo geſchickt ſchwang, daß ſich kein Menſch getranete, fo tapfer war er, ſich ihm „zu naͤhern. Johann von Herrada ſtieß im Fech⸗ „ten den Narvaez fort; und als Pizarro hinzutrat, „den beſagten Narvaez zu toͤdten, welcher gefallen „wars; fo fielen ihn alle zufammen an und ver⸗ „ folgeten ihm bis nad) der Kammer, 100 er von „einem Stiche, den man ihm im den Nacken gab, miederflel. Der tapfere Pizarro ftarb alſo, da er noch Gott, um Verzeihung bath, und das „Zeichen des h. Kreuzes machete, ohne daß jemand „5 ihm ſagete: Gott vergebe dirs. Er ſtarb den aſten des Brachmonates 1541.,, Gomara im VBuche, 37 Cap. Benzont, ein anderer zeitver⸗ wandier Geſchichtſchreiber, haͤlt ſich wenig bey den Umſtaͤnden auf, und nenuet nicht einmal den Tag der Ermordung. Die Schwierigteit iſt alſo nur zwiſchen dem Zarate und Gomara. Diefer feßet den Sohannigtag felbft, unb der andere den Sonntag darnach. 18 Reifen und Entderfungen Pizzarro cier zu ihm, den Mittag mie ihm zu fpeifen. Es begaben ſich auch einige andere UReije.1541. Spanier dahin, einige aus Gewohnheit, um ſich wegen feiner Gefundheit zu erfun: digen , andere aus Unruhe wegen ihres eigenen Schickſales, wiewohl nur auf ein blo⸗ fies Gerücht, welches noch für jedermann dunkel war, "Kaum waren fie von der Ta: fel und die Leute beurfauber, fo gieng Herrada bey der Ruhe, die mitten am Tage berefher, im Gefolge von zehn bis zwölf feiner Mithaften aus feinem Haufe, welches - nicht über drephundert Schritte von dem Pallafte war. Als fie’ auf die. Straße fa: men, ſo zogen fie ihre Degen aus und fhrien: es fterbe der Tyrann! es ſierbe der Wuͤterich! Sie verfprachen fich, eine fo plögliche Erklärung wirde das Volk überreden; fie würden von einer großen Partey unterftüßet, und dieſe Borftellung allein würde Binlänglich ſeyn, der Pizarren ihre zuruͤckzuhalten. Ueber dieks hielten fie dafür, die lebhafteſte Eilfertigkeit Fönnte ihr Unternehmen nicht aufhalten, noch fie verhindern, den Marqueze zu tödten, oder felbft umzufonmen , bevor die vegulierten Truppen zuſam⸗ mengezogen worden, Sie giengen unter eben dem Schreyen bis zu dem Pallaſte. Sie traten ohne Widerſtand hinein. Einer von den Zuſammenverſchworenen erhielt Befehl, mit bloßem Degen an ber Thuͤre zu bleiben, und zugleich zu tufen: der Ty— rann iſt code! Diefe Vorſicht Hatte alle Wirkung, die fie davon gehoffet hatten. Eini⸗ ge Anhänger der Pizarren, welche anfingen, zu Hülfe zu eilen, kehreten wieder um, ohne etwas unfernommen zu haben, da fie hoͤreten, daß der Marqueze todt wäre. Indeſſen drang Herrada an der Spige feiner Leute noch immer weiter hinein, Er Fam bis an die Treppe und wunderte fich felbft, daß er niemand antraf. Die Hausgenoſſen ſaßen am Tiſche, und die Herren unterredeten ſich ruhig im Saale. Queer davor war ein Vorſaal, wo man durchgehen mußte. Einige Indianer, die ſich an der Thuͤre des Pallaſtes befunden hatten, und vor dem Herrada geflohen waren, hatten noch Zeit gehabt, dem Marqueze zu melden, was fie sefehen Hatten. Er ließ nicht die geringfte Furcht blicken, Er vedete allen feinen Freunden mit einem paar Worten zu, und befahl dem Chaves, den Saal und Borfaal zuzuſchließen, unterdef: fen er hingehen und fich rüften wollte. Chaves aber war fo voller ‚Unruhe, daß er, ohne eine von den beyden Thüren zuzuſchließen, gerade nach der Treppe zugieng und mit lauter Stimme fragetes was das für ein Särmen wäre? Die Zufammenverfchwo- venen ftiegen vollends hinauf. iner von ihnen gab ihm einen großen Hieb mit dem Degen zur Antwort. Er hatte noch fo viel Kraft, "daß er auch feinen Degen. zichen Fonnte, indem er fagere: Wie? man geht fo gar toider Freunde? Den Augenblick wurde er von vielen andern Stößen durchbohret, daß er todt niederfiel, und feine Mörder drungen. mit. Gewalt in den Saal, Alle Spanier, deren nicht weniger ‚als zehn. bis zwölfe darinnen waren, -fprangen zu den Fenftern hinaus in den Hof. Belasquez war einer von den erftern, welcher floh, und hiele, wie man bemerfer hat, ſeinen — in dem Munde, um ſich mit ſeinen Haͤnden zum Hinunterſteigen zu helfen. ne Der Marqueze war in feinem Zimmer, wohin ihn fein Stiefbruber, Franz Martin, ziveen andere Edelleute und zween große Edelfnaben, der eine Tobann von Var: gas, des Gomez von Tordoya Sohn , und der andere Scandon genannt, zu fol: ‚gen die Treue gehabt harten. Da feine Feinde fih fo nahe bey ihm hören Tießen: ſo fehnallete er nicht einmal feinen Küraß vollends zu. Er gieng mit feinem Degen in ‚und in America VIBuch. II Cap. 19 und feinem Schilde geſchwind nach der Thüre zu, mo er ſich lange Zeit mit fo vie- Pizareo ler Tapferkeit vertheidigte, Daß fie nicht hindurch dringen Fonnten, Er rief laut: frifeh, UReife.isar. Herr Bruder, wir find unfer genug, diefe Verräter zu erlegen, Martin wurde zu- Eee erſt getoͤdtet. Sogleich aber nahm einer don den Edelknaben feine Stelle ein. Die Zufammenverfehnorenen,, welche über diefen Much erfhrafen, und anfingen, zu be- fürchten, es möchten zu viele $eute fommen, die fie von hinten einfhlöflen, entſchloſ⸗ fen fich ‚alles auf gut Glück ankommen zu laſſen. Sie liefen einen von ihren teuren, wel: cher ganz gebarnifthet war, vorruͤcken, welcher fich in die Thüre warf, und dem Mar: queze dergeftalt zu thun machete, daß es den andern feichter fiel, hinein zu fommen. Sie fielen ihn darauf mit neuer Wurh an. Bey der Nothwendigkeit alle Streiche abzuwehren, wurde fein Arm bald müde; kaum fonnte er noch feinen Degen führen, als ein Hieb in den Hals ihn in einen Strom feines eigenen Blutes ohne Kraft niederlegere. As er fiel, fo verlangete er einen Beichtvater, Weil ihm aber die Sprache entgieng, fo machete er mit der Hand ein Zeichen des Kreuzes auf die Erde, kuͤſſete es mie Ehrerbiethung und ftarb alfo. Die beyden Edelknaben wurden neben ihm getoͤdtet. Man meldet uns aber bas Schickſal feiner beyden andern Vertheidiger nicht. Die Zufammenverfhmorenen verloren vier Mann, und die meiſten wurden verwundet· m). Die Zeitung von biefem feltfamen Schaufpiele hatte fih nicht fo bald in der Der junge Al⸗ Stadt ausgebreitet: ſo erfläreten fich mehr als zweyhundert Mann, welche von den —— * _ Zufammenverfhivorenen waren gewonnen worden, und mur auf ben Erfolg ihres — Unternehmens warteten, öffentlich für den Don Diego; unterdeffen daß die getreueften yon Peru ers Anhänger des Marqueje fih nicht unterftunden, den Mund aufzuthun. Man fah die klären. Mörder gleichfam fiegprangend mit ihren bfutigen Degen aus feinem Haufe ‚heraus: gehen. Sie liegen den Don Diego fich zu Pferde fegenz und riethen ihm, durch die Stade zu reiten. Eine Menge von andern Ausgefchickten, die fie dafelbft auszubrei- ten die Vorſicht gehabt hatten , macheten bekannt, man hätte in Peru feinen andern Statthalter, als den ‚Sohn des Don Diego von Almagro. Das Haus des Mar- quege wurde der Plünderung überlaffen. Darauf ließ Herrada den Rath zufammen fommen, und überreichete ihm die kaiſerlichen Briefe, wodurch Almagro der Vater zum Statthalter von Meutoledo war ernannt worden, zwang ihn auch zugleich, Den Sohn in eben der Würde zu erfennen. Die Zufammenverfehworenen bedieneten ſich diefer Zeit, einige Freunde der Pizarren zu tödten, Ihre Feindfeligfeit aber hinderte Begraͤbniß die Hausgenoſſen des Marqueze nicht, feinen Leichnam in die Kirche zu tragen: je— des Marquede. doch harte niemand die Kuͤhnheit, fich dabey aufzuhalten, um ihn zu begraben , bis ein Einwohner von Truxillo, Namens Barbaran, ber in feinen Dienſten gewefen war , mit einer Erlaubniß vom Don Diego erfchien , und ihn auf feine eigenen Koften zu begraben eilete. Ihm half dabey niemand , als ſeine Frau; und aus Furcht, man möchte die Zufammenverfehworenen anfommen fehen, die es bedaureten, daß fie ihrem Feinde nicht den Kopf abgefhlagen, um folchen an den Galgen zu nageln, nahm 2 ſich —** ——V—— Yarraıfı a Hi. | Ir u 000 A foarm m) Zarate, a. d.269©. Wir muͤſſen an: felbftierfahren hat. Nach dem Zarate muß matt Merken, daß man alle diefe letztern Umftände nur dieſe Begebenheit auf den 26ſten des Brachmo⸗ aus dem Zeugniſſe der Zuſammenverſchworenen nates feßen. * 120 Reifen und Entdeckungen Pizarro kaum die Zeit, den Körper mit dem Ordensmantel von St: Jacob zu bekleiden, und TREE at. ihm die Spornen anzuguͤrten, nach der Art und Weiſe wie vor Zeiten: die Kicter ER diefes Ordens begraben wurden, Nachdem ihm Barbaran diefe traurige Pflicht er— wiefen hatte: fo befchäfftigee er fich auch mit der Sorge für feine Kinder, welche in der he herum irreten, und wandte nicht weniger Eifer an, fie in Sicherheit zu bringen 7), Man hat verfprochen, eine Bergleihung der Gemüthsarten zwifhen Don Franz Pizarro und Don Diego von Almagro anzuftellen. Es geſchieht folches nad) den ſpa⸗ niſchen Berichten; denn man will der Einbildungskraft dabey nichts einräumen. Za— vafe, welcher fie alle beyde Fonnte gefanne haben, nimmt fih vor, fie nach Plutarchs Art, wie er faget, mit einander zu vergleichen, wenn folher das Leben und die Thaten einiger großen Feldherren erzählee hat, die einige Aehnlichfeit mit einander Haben, Vergleichung Ohne dasjenige zu wiederhohlen, was bereits von ihrer Herkunft geſaget worden: 0) zwiſchen Pi⸗ „ſo hatten fie beyde viel Muth und Standhaftigkeit. Ihre Geduld bey der Arbeit zorro und Ab „und Mühe war gleih. Sie waren beyde von einer gefunden und ftarfen Leibes⸗ a „beſchaffenheit; beyde freygebig und gutthaͤtig. Man bemerkete eben fo wenig Unter- „ſchied in ihren andern Neigungen, Sie lebeten beyde in ehelofem Stande, obgleich „bey ihrem Tode der jüngfte von beyden fünf und fechzig Sabre alt war, Sie haften „gleiche Luft zu den Waffen und zum Krieger Wenn ihnen folcher aber einige Ruhe „tie: fo nahm fih der Adelantade der Hausangelegenheiten williger an, als Pizarro. „Sie waren beyde fehon weit in den Jahren, als fie die Entdeckung und Eroberung „von Peru unternahmen; und diefer vühmliche Vorſatz Eoftete ihnen viele Beſchwer— „lichkeit: der Marqueze aber war groͤßern GefährlichFeiten dabey ausgefeget. Almagro „hatte die Beforgung, neue Mannfchaft, Kriegesvorrath und Lebensmittel zu verfchaffen, „und wurde Dadurch zu Panama gehalten , unterdeffen daß Pizarro fein Blut und feine „Mühe anwandte. Sie hatten beyde eine große Seele, die unaufhörlich mit weitlaͤuf⸗ „gen Anſchlaͤgen befehäfftiger war, und dabey waren fie nicht weniger fanftmüthig, „nicht weniger zugänglich und nicht weniger verbindlich, Sie waren in der That auf gleiche Art frengebig , obgleich der Adelantade.es dem! Scheine nach mehr war, weil „er feine Freygebigkeiten gern mochte fehen laffenz und der Marqueze hingegen fich „bemühete, "die feinigen zu verhehlen; gleich als wenn er nur bloß das Vergnügen ge: „ſuchet hätte, ven Beduͤrfniſſen des andern abzuhelfen. Man führet ein merkwuͤrdi⸗ „ges Beyſpiel davon an. Eines Tages da er vernommen, daß einem Reiter fein »Pferd umgefallen: fo ſteckete er eine Stange Gold von zehn Marf P) zu fih, und „begab ſich damit ins Ballhaus, wo er ihn anzutreffen dachte, um ihm diefes Gefchenf Seigenhändig zugeben, Er fand denjenigen, den er fuchete, nicht da ; fondern einige »Sreunde, die er an dieſem Orte anzutreffen nicht vermuthete ſchlugen ihm vor, eine „Partie Ball zu fpielen, die er ohne Bedenken annahm. Die Goldftange machete „ein A76 n n ne t er RE. m) Zarate a. d. 270 u. ff. ©. Kirchthuͤre geleget worden, daß ihn eine Sau el 0) Wir wollen gleichwohl aud) des Gomara Zeug: nige Tage lang geſaͤuget, und daß er, nachdem ihr niß/ Hinzufügen, daß Pijarro, als ein natürlicher fein Vater eutanne, von demſelben gebrauchet wor Sohn eines navarrifchen Hauptmannes, wie man den, feine Schweine zu huͤten; da er. aber. einge bereits angemerket bat, weggefeket und wor eine Tages einige verloren, und ſich vor der Strafe fuͤrch⸗ tete: o in America, VI Buch. II Cap. 121 „ein Gericht in feiner Tafıhe, und wenn er fie herausgezogen hätte, fo würde er feine Pizarro Abſicht verrathen haben. Er faffete alfo den Entſchluß, mit diefer Saft zu fpielen, IReife.ssar. „und machete einigen Vorwand, warum er fein Kleid nicht ablegete. Die Uebung dau— „erte drey ganzer Stunden. Endlich Fam der Reiter. Cr fuͤhrete ihn bey Seite und ſagete zu ihm, nachdem er ihn durch fein Geſchenk erfreuet: ex hätte ihm gern noch dreymal mehr gegeben, wenn er nur von der Beſchwerde los geweſen, die er aus— „geſtanden, da er auf Ihn gewartet. Nichts beweift aber die Frengebigfeit der beyden „Gefelffchafter beffer, als der Zuftand ihres Vermögens nach) ihrem Tode. Diefe bey: „den Eroberer des reichiten Sandes von Der Melt, welche fo große Güter an Gold, an ‚nliegenden Gruͤnden, und an Einkünften gehabt hatten, farben arm, und hinterließen „weder $ändereyen noch Schaͤtze. Ihre Gewogenheit gegen ihre Bediente bewog fie „nicht allein, ſolche zu bereichern, fondern fie wollten aud) alle Arten von Gefährlich: „feiten mit ihnen theilen; und in biefem feßtern Puncte hat man dem Marqueje eine Ausſchweifung vorgeworfen. Auf einer Keife, wo er zur Verkuͤrzung feines Weges „durch den Barracafluß feßete, führete der überaus ſchnelle Strom deffelben einen von „feinen indianifchen Dienern mit fih fort, deſſen Ergebenheit und Treue er Fannte, „So gleich ſchwamm er ihm nach, faffete ihn bey den Haaren, und rettete ihn gluͤck⸗ „lich, mit Gefahr, bey einem Unternehmen felbft umzukommen, welches der muthigite „Soldat von feinem Heere, zu wagen, fi) nicht wuͤrde getrauet haben, Da ihm feine „Dfficier worftelleten , er Hätte fich zu ſehr in Gefahr begeben : fo antwortete er ihnen, „ſie Fenneten den Werth eines treues Dieners nicht. „Der Marqueze genoß ber Gewalt fänger und ruhiger. Don Diego, ber ihrer „faft gar nicht genoß , ließ mehr Ehrgeiz und eine heftigere Begierde zu regieren blicken. „Weder der eine, noch der andere liebete die Veränderung in der Art fih zu kleiden. „Bon ihrer Jugend bis in ihr Alter veränderte fih ihr Geſchmack in Anfehung der „Geftalt der Kleider eben fo wenig, als in Anfehung des Zeuges, vornehmlich bey „ven Marqueze, welcher ordentlicher Weife einen Rock von ſchwarzem Tuche trug, ſo „lang bis auf Die Knöchel des Fußes, unten weit, oben eng, und fo gemacht, daß man „die Geftalt fehen fonnte; weiße Schuhe, einen grauen Hut, den Degen und Dolch "nach alter Art, Zuweilen nahm er des Feſttages, auf Anhalten feiner Hausgenoſſen, „einen Rod von Marder, welchen ihm Ferdinand Cortes aus Neuſpanien geſchickt hatte. Er legete ihn aber ordentlicher Weile ab, wenn er aus der Kirche kam, und blieb „im Hemde oder im Kamifole mit einem Schnupffuche um den Hals, womit er fih das Geſicht abwiſchete, welches ihm oftmals ſchwitzete, weil er zu Friedenszeiten den uͤbri— „gen Tag mit Boßeln oder Ballfhlagen zubrachte. Alle beyde ertrugen mit vieler Geduld die Befehwerden, die Arbeit, den Hunger, den Durft und Die andern Un— „bequemlichfeiten ; vornehmlich der Marqueze, und fo gar bey dem Spielen, wo die „nunterften jungen Leute nicht länger aushielten, alser. Er hatte mehr Neigung * als tete: ſo folgete er einigen Wandersleuten bis nad) da mit Pedrarias nad, Panama. Bomsen,ad. 357 Sevilla, von da er nad) Indien gieng. Nah: ©. Man fehe auch den XIII Band dief. Sammi. dem er ſich einige Zeitlang zu St. Domingo auf a. d. 166 ©. gehalten: fo gieng er mit Afonfus von Ojeda und ) Die Antwerper Ausgabe ſetzet zehn Pfund Bafco Nugnez von Balboa nad) Uraba, und von Allgem, Reifebefehr. XVBand. Pizarro D Reife.1sar, — — 122 Reiſen und Entdeckungen „als der Adelantade. Zuweilen brachte er ganze Tage mit Kegeln zu, und ſpielete „mit dem erſten, der ſich angab g), um die Partie, ohne zu erlauben, daß man ihm „die Kugel aufhob, oder ſonſt durch andere Aufmerffamfeiten, die feiner Winde fhuf- „digen Ehrerbiethungen bezeugete, Wenige Dinge waren vermögend, ihn von dem „Spiele zu bringen, vornehmlich wenn er verlor; wofern nicht von einem" neuen Auf: „ſtande der Indianer die Rede war, Denn alsdann verließ er alles, und lief zum „Gewehre; und da er fich fir unüberwindlich hielt, wenn er feinen Kuͤraß, feine Lanze „und ſein Schild genommen hatte, ſo gieng er mit einem bewundernswuͤrdigen Muthe „gegen bie Aufruͤhrer, ohne auf feine deute zu warten, die oftmals genötbiget waren, „su eilen, was fie konnten, um ihn einzuhohlen. Uebrigens gebührer diefes Lob auch „dern Adelantade. Sie befaßen keyde fo viel Herzhaftigkeit und fo viel Erfahrung „in der Art und Weile, wider die Indianer Krieg zu führen, daß fo wohl der eine, „als der andere, wenn er ſich auch wider hundert aliein befand , Feine Schwierig. „‚feit machete, fein Pferd wider fie anzufpornen, und mic ftarfen Säbelftveichen und „sanzenftößen auf fie loszugehen. „Sie hatten beyde viel Verftand und gute natürliche Urtheilskraft, welche fie „ben allen Arten von Unternehmungen die gevechteften Maaßregeln ergreifen ließen, „und fie eben fo gefchickt zur Regierung, als zum Kriege macheten, welche Aehnlichkeit um fo viel merfwürdiger iſt, weil weder der eine, noch der andere die geringfte Kenntnif von „Wiſſenſchaften hatte, Man bat bereits angemerfer, daß fie weder leſen noch fehreiben „eonnten, wenigitens nicht fo viel, ihren Namen zu unferfehreiben. Allein, obgleich „eine fo fehlechte Erziehung von ihrer Herkunft übel urtheilen ließ: fo hatten fie doch fonft „edele Sitten und alle Anfheinungen der Größe. Die Offenherzigkeit und das Ver— „trauen des Marqueze erhielten fich beftändig in Anfehung derjenigen, die er einmal mit „feiner Hochachtung beehrere. Sie ließ zum Benfpiele niemals gegen feinen Seeretär An⸗ „ton Picado, bey denen mancherley wichtigen Geſchaͤfften, etwas nach, wozu er denſelben „ju brauchen genoͤthiget war, Auf alle Ausfertigungen, welche die Spanier oder Indianer „betrafen, machete er zween Züge mit der Feder, zwifchen welchen Picado in der Mitte Franz „Pizarro hineinſchrieb; und die Treue, welche ſtets bey der Regierung herrſchete, ift eben fo „rübmlich für die Unterſcheidungskraft des Statthalters, als für die Tugend feines Bedienten, „Pizarro und Almagro waren gefprächig, von einem allezeit gleichen Gemuͤthe und „en der Geſellſchaft fo vertraut, daß fie oftmals allein und ohne Gefolge ihre Mitbürger „von Hauſe zu Haufe befucheten, und bey dem erftern, der fie einlud, fpeifeten, Sie wa- „ten alle beyde ſehr mäßig, Man eignet ihnen eben die Mäßigkeit in ihren Galanterien „ju, vornehmlich in Anſehung der fpanifchen Srauensperfonen, mit denen fie ohne Belei⸗ „digung ihrer Männer oder Väter Feinen Umgang unterhalten zu koͤnnen uͤberzeuget waren. In Anſehung der Indianerinnen ſcheint es, habe der Adelantade mehr an ficy gehalten. „tan weis von ihm Feine Verbindung mit einer Pernanerinn ‚noch auch felbft einige „Schwachheit, obgleich die Weiber dieſes Landes nicht ohne Annehmlichkeiten ſind; und „der natürliche Sohn, welchem er feinen Nomen hinterließ, war von. einer $ndianerinn „aus Panama gebohren, Der Marqueze zwang feine Neigung zu den Vergnügungen „der Liebe in Peru niche fo ſehr. Er lebete öffentlich mit einer Schwefter des Atahualipa, „von M Der Bericht ſaget, ſo gar mit einem Matroſen und Müller, : in America. VI Buch. U Cap. 123 „von welcher er einen Sohn hatte, Namens Bonzales, der in feinem biergehnten Jahre pizarro „ftarb, und eine Tochter, Mamens Dona Franciſca. Ein anderer Siebeshandel, den IReife.1sar. „er darauf mit einer Inbianerinn von Cuʒco hatte, gab ihm einen zweyten Sohn, den er, „wie fih, Don Franciſcus, nennen ließ. | „Die beyden Gefelffhafter empfingen von feiner Majeſtaͤt gleich ruͤhmliche Beloh⸗ „nungen, Pizarro erhielt nebſt der Starthalterfchaft über feine Eroberung den Titel eines „Margueje und den Orden St. Jacobs. Almagro wurde mit dem Titel eines Adelantade „beehrer, und mit der Statthalterfihaft über Meutoledo verſehen. Ihre Ehrerbiechung ge: „gen das Anfehen des Hofes war ziemlich gleich, wenn man bey dem Adelantade ein we⸗ „nig mehr Verſchlagenheit ausnimme, denen Befehlen, tie aus Spanien kamen, eine Auslegung zu geben, welche feinen Abfichtengemäß war. Der Marqueze frieb den Ge⸗ „horfan gegen eben bie Befehle fo weit, daß er fich vieler Dinge enthielt, die nicht über „die Schranken feiner Macht waren, bloß aus der Urfäche, weil er nicht wollte, daß man „ihn im Verdachte hielte, er hätte fie zu weit ausgedehnet. Es begegnete ihm oftmals an „denen Drten, wo er die Metalle gießen ließ, daß er von feinem Stuhle aufftund, um die „Eleinen Stuͤckchen Gold und Silber aufzulefen, welche abfprungen, wenn man ben für „niglichen Fuͤnftheil abſchlug. Denjenigen, die ſich darüber verwunderten, gab er zur Anz „wort, er würde es mit dem Munde thun, wenn er es mit den Händen nicht thun koͤnnte. „Er wandte alfe feine Sorge darauf, Städte anlegen zu laffen, und die beften Laͤn⸗ dereyen anzubauen. Diefes ift ein sobfpruch, welchen Almagro bey feinen beftändigen „Anfprüchen auf ungeroiffe Nechte, mit ihm zu theifen ſich weder die Zeit noch die Macht „gab, Man fieht nicht, Daß er felbft zu Cuzco, wo feine Gewalt nach dem Zuge von Chili „erkannt worden, andere Befhäfftigungen, als feine Kriegesrüftungen gehabt hat, und daß „er auf die Verfchönerung der Stade bedacht gewefen; da hingegen der Marqueze niche „allein Los Reyes und Trupillo angeleget, fondern auch noch viele andere Pflanzſtaͤdte er- „richtet hat, welche nach und nach die Geftalt und Den Namen der Städte angenommen ha⸗ „ben; und in os Neyes, welches fein vornehmfter Aufenthalt war, bauete er ſchoͤne Häufer, „Klöfter und Kirchen. Er ließ zwo Mühlen auf dem Fluffe bauen; er wies den Religio- „fen vom Orden des h. Dominicus und von der Gnade jährliche Einfünfte an; und da „x ſich zu diefen großen Werfen alle Zeit entzog , welche er feinen andern Beſchaͤfftigun⸗ „gen abbrechen konnte, ſo fehrieb er den Handwerfsleuten und Künftleen, nach feinen Ein „fichten vor, was fie machen follten, weil ev als ein fiharffinniger Sieger dafür bielt, er „müßte eben fo viel Eifer auf die Befeſtigung, als den Fortgang feiner Eroberungen, „wenden, „Endlich Hatten diefe beyden Helden auch noch eine andere Aehnlichkeit in ihrem „Zope, welcher nicht allein gewaltfam mar, fondern auch der eine von dem Bruder „des Marquege, und ber andere von dem Sohne des Adelantade, verurfacher wurde; und „felbft in dem legten Auftritte der ferblichen Leiber, dem Begräbniffe, bey welchem fie „nur den geringen Dienft einiger Hausgenoffen hatten, die ihnen noch darzu diefe „Pflicht auf ihre eigenen Koſten leiſteten N) | > Der ») Zarate, im IV Buche 9 Cap: * 24 Reifen und Entdeckungen Vacca dertta Der VIII Abſchnitt. ftro. 1541. Reiſe des Vacca von Caſtro. Erſte Geſinnungen des jungen Almagro. Spals bellen erklaͤret. Schlacht bey Chupas. Grim⸗ tung unter feinen Anhängern. Alphonfus von mige That des Don Diego. Blutiges Gefecht. - Alvarado erfläret fich für den König. Cuzeo er: Caſtro fieger. Diego flieht nach Cuzeo. Caſtro kennet den D. Diego nicht. Dieſer will es da: folget ihm dahin. Don Diego ſtirbt. Gonzales zu zwingen. Los Reyes verläßt ihn. Seine Pizareo wird wieder nach Charcas geſchickt. Das Empfindlichkeit darüber. Er wird hintergangen. Land Mullobamba, Entdeckung vieler Gola Vacea von Caſtro kommt in Peru an. Erbegiebt bergwerke. Neue Unruhen in Peru. Gefhichte fi in Holguins Lager; will den Gonzales Pi- der Empörung in Hiſpaniola. Las Cafas nimmt zarro nicht fehen. Don Diego ruͤcket in Cuzco fih der Indianer wiederum an; erhält eine ein. Streitigkeit zwiſchen zweenen feiner Be: Verordnung. Königliche Audiencia in Peru. Be: fehlshaber. Des Caftvo Kriegesrüftungen zu Los wegung, die fie verurfachet. Des Eaftro weiſe Reyes. Er zieht wider Don Diego. Dieſer Auffuͤhrung. fuͤhret ſich gewaltthaͤtig auf, und wird für einen Re⸗ Hi junge Almagro oder Don Diego, den man unter feinem andern Namen vorftel- len kann, ungeachtet der Dunkelheit, die wegen feines Vaters Namen für diejenigen daraus entftehen mag, welche dem hifterifchen Leitfaden nicht aufmerkſam folgen, hatte ſich Erſte Geſin- von dem obrigkeitlichen Perfonen zu os Reyes nicht fo bald für den Statthalter erfennen nungen, des laſſen, fo nahm er ihnen die Kennzeichen ihrer Würde, gab fie ihnen aber auch gleich auf hungen Alma / der Stelle wieder, und meldete ihnen, daß fie folche nunmehr "von feiner Hand hätten, en Darauf ließ er den Velasquez und Picado gefangen nehmen, wovon der eine des Mar- queze Lieutenant, und der andere Seeretär war. Herrada wurde zum Feldherrn der Trup⸗ pen ernaunt; und viele andere Befehlshaber erhielten Stellen nach ihren Dienſten. Das Gerücht von dieſer Regierungsveraͤnderung zog alles, was ſich nur von dandlaͤu⸗ fern, Muͤſſiggaͤngern und Freygeiſtern in Peru befand, nach der Stadt , wo fie fich zu Soldaten angaben , in der Hoffnung , fich durch die Plünderung zu bereichern, oder mit Frechheit zu leben. Don Diego nahm, zu Bezahlung feinee Truppen, den föniglichen Fuͤnftheil, die Güter derjenigen, Die er hatte hinrichten laſſen, und die Einkünfte einiger Spaltung un: reichen Bürger, welche abwefend waren. Es bauerte-aber nicht fange, fo fah man unter cr Einen An ſeinen eifrigften Anhängern die Spaltung entfichen, Cinige unternahmen, aus einer blo- hängern, fen Bewegung der Eiferfucht, den Herrada zu tödten, welchen fie in den Befige aller Gewalt fahen, wovon er dem jungen Almagro nur den Schatten lief, Ihr Vorhaben wurde entdecket. Franz von Chaves, ein naher Anverwandter desjenigen ‚ welcher das er: fte Opfer der Zufammenverfehwörung geworden, verlor darüber den Kopf. Anton Ori⸗ huela, welcher neulich aus Spanien angefommen war, batte eben dag Schickſal, weil er gefaget, die Zufammenverfchworenen wären Tyrannen, Indeſſen ließ Herrada Abgeordnete mit den Befehlen abgehen, den Don Diego in allen eroberten Sandfchaften als Statthalter auszurufen, und ihn für den Nachfolger feines Vaters und des Marqueze zu erklären. Sie wurden nicht allenthalben mit gleicher Ge— Afenf von wogenheit aufgenommen. In der Provinz Chachapoyas erklärete fih Alphonſus von — er⸗ Alvarado, welcher ſeine Statthalterſchaft zu Guatimala verlaſſen hatte, um ſich daſelbſt a e ins für feßen, öffentlich für den Hof, und begegnete dem Don Diego als einem Verraͤther und Aufiviegler, Er hatte hundert Mann unter feinem Befehle, mit denen er fih an einem Orte in America. VIBuch. II Cap. BE Orte zu vertheidigen hoffete, den er befeftiget hatte. Die Zufammenverfhwerenen verfu- vacca deCa- cheten alles, in zu verführen; und ba fie ihn feft bey der Wiederholung verharren fahen, Mro1sar.. er wollte nicht allein ausdrücklichen Befehl vom Hofe erwarten, fondern auch. inzwiſchen einen töbtlichen Krieg wider bie Mörder des Marqueze führen, fo ſchicketen fie einen ziem⸗ lich zahlreichen Haufen Voͤlker wider ihn, welche durch die Staͤdte St. Michel und Tru⸗ xilio gehen, und den Einwohnern dieſer beyden Pläge alle Pferve wegnehmen mußten. Barcias , welcher fie anführete, begab ſich zur See nach dem Hafen Santa, welcher funf- Gareias wird zehn Meilen von Truxillo iſt. Dafelbft raf er den Hauptmann Cabrera , an, welcher fich wider fie ge: wider Don Diego mit den Einwohnern von Öuanuco erklärer hatte, Er machete ihn zum ſchickt. Gefangenen, und ließ ihm, wenig Tage darnach, zu St. Michel den Kopf abſchlagen ). Der Erfolg diefes Zuges aber ift noch mit andern Begebenheiten verbunden. Dort Cuzeo eꝛtennet Diego von Sylva und Franz von Eorvajal waren Befehlshaber zu Euzco, als die den D. Diego Abgeordneten und Befehle des Almagro dafelbft anfamen. Sie fafferen mit allen obrig⸗ hicht. keitlichen Perſonen den Entſchluß, ſie wollten feine Gewalt nicht erfennen, jedoch) aber ſich auch nicht erfühnen , folche öffentlich zu verwerfen, in der Abficht, Zeit zu gewinnen, daß fie fich zu ihrer Verteidigung ruͤſten koͤnnten. Ihre Antwort war: fie verlangeten eine ordentlichere Abſchickung mit einer mweitläuftigern Vollmacht. Gomez von Tordoys, Tordoya ſchi⸗ der Water eines von den beyden Edelknaben, die ben der Vertheidigung des Marqueze ge- «er fich an, ſei⸗ töbtet worden, war einer von den Haͤuptern des Föniglichen Rathes zu Euzco, Er befand ven Sohn zu fich auf der Jagd, als die Abgeordneten des Don Diego feinen Befehl gebracht hatten. — Man giebt ſo gar vor, er ſey ihnen bey ſeiner Zuruͤckkunft begegnet, als ſie aus der Stadt gegangen, und nachdem er vernommen, was in Los Neyesvorgefallen , fohabeerdie Macht oder Klugheit gehabt, ihnen nichts zu thun oder zu ſagen. Nachdem er fie aber mit den Augen gemeffen: fo habe er einem fehr fhönen Falken, den er auf der Hand getragen, den .. Hals umgedrehet, und dabey geſaget, es ſey igo nicht mehr Zeit zu jagen, ſondern zu fechz ten, Ergieng auch an eben dem Abende, nachdem er fich der Gefinnung der Befebls- baber dee Stadt und anderer Häupter verfichert hatte, aus derfelben, um Peter von An gurez, Seutenant der Provinz Eharcas, und Peter Alvarez Holguin, welcher. damals mit einigen Truppen wider die Indianer befehäfftiget war, auf ihre Seite zu ziehen. Da dieſe beyden Befehlshaber fich fein Bedenken gemacht, fid) für die Sache des Koͤniges zu erklaͤren: fo drang er in fie, ihm nach Euzco zu folgen , wofelbft ihre Ankunfe den Muth einer großen Anzahl Einwohner unterftügete,, die fich hinweg zu begeben dachten. Alle Iberhäupter, welche durch ihre Gegenwart ebenfalls ermuntert rourden, erwäh- Holguin fuͤh⸗ leten Holguin zum Befehlshaber uͤber das ganze Kriegeswefen, mit dem Titel eines Gene⸗ we ralhauptmannes von Peru, und feifteten ihm in diefer Würde bis auf die erften Defeble, * die fie vom Hofe erhalten würden ‚'den Eid des Gehorſames. Holguin erflärete auch fo gleich dem Don Diego den Krieg, und ließ ihm folchen anfündigen. Die Einwohner von Cuzʒee macheten ſich in dem Eifer, den ſie hatten, ihren Haͤuptern beyzuſpringen, anheiſchig, al- les dasjenige zu bezahlen, was Holguin von den Einfimften des Königes, zur Bezahlung und zum Unterhalte der Truppen, nehmen würde, wenn ſich feine Majeftät weigerten, die: fen Aufwand zu billigen. Sie bothen auch gutwillig ihre eigenen Güter und ihre Per- Sg fonen sy Er ließ auch zweenen andern Beſehlshabern, Voz Mediana und Villegas die Köpfe abſchlagen Ebendaſ. 10 Cap. # 1726 Reifen und Entdeckungen Yacca deCa⸗ fonen an; und da die von Charcas und Arequipa ihrem Benfpiele gefolget waren: fo haite fro. 1540 man gar bald auf vierhundert Mann beyfammen, die aus Hundert und fünfzig Reitern, hundert Hakenſchuͤtzen, und den übrigen Pifenivern beftunden, Weil indefien Holguin vernahm, daß Don Diego über acht hundert Mann hatte; fo hielt er niche dafür, daß er Solguinwwill ihn zu Cuzco erwarten müßte, und entſchloß fich, fich durch die Gebirge nach der Provinz > a Chachapoyas zu begeben, in der Hoffnung, feine Mache mie des Alvarado feiner zu verei⸗ Pr: nigen , von welchem er wußte, daß er ſich für den König erklaͤret hatte. Ueber diefes hielt er dafür, fein Fleines Heer koͤnnte unterwegens größer werden, wenn die große Anzahl der Freunde der Pizarren dazu ſtieße, die ſich nach verſchiedenen Orten in den Gebirgen geret⸗ tet hätten, Bey feiner Abreiſe von Euzco ließ er zur Bertheidigung der Stadt einige Spa⸗ nier, und eine Anzahl gut gerüfterer Indianer unter des Bomez von Tordoys, de ls Vega, von Anzures, und des von Paſcas Robbles Anführung, daſelbſt. Don Diego Don Diego, welcher feiner Seits erfuhr , was zu Cuzeo vorgieng, und Holguins will fih dem: Abmarſch von da mit feinen Völkern vernahm, biele gleich anfänglich dafür, daß diefes reiben wider: Befehlshabers Abfiche wäre, durch die Gebirge zu dem Alvarado zu gehen, und entſchloß rem. ſich, fich auf den Marſch zu begeben, um ihm den Paß abzufchneiden, Allein, ev konnte nicht alle nöthige Eilfertigkeit anwenden ‚ weil er den Garcias erwartete, welchem er auf die Zeitung, die er erhalten, daß ihm auf dem Marfche wider Alvarado, von den Ein— wohnern zu Levanto, einem Flecken in Chachapoyas » fehr übel begegnet worden, fagenlaf- fen, er ſollte nad) Los Reyes wieder zurück Fommen. Garcias kam zurück, und. feßete den Don Diego in den Stand, feinen Entſchluß auszuführen. Ehe er aber Los Reyes ver- ließ, jagete er die Kinder des Marqueze aus der Stadt, und ließ dem Seeretäre Picado den Kopf abfihlagen, nachdem er iin die Marker einer graufamen Folter ausftehen laſſen, um ihn zu noͤthigen, Daß er entdecfete, wo der. Marqueze feine Schäße hätte z), Kaum war Don Diego auf dem Marfche ‚ fo erhielt man in der Stadt einige gehei- me Befehle vom Bacca von Caſtro, welcher endlich in dem Hafen Buena Ventura ange⸗ Man kommen, wohin das Geruͤcht, von der Regierungsveraͤnderung, bereits gedrungen war. — Dieſe Befehle waren an den P. Thomas von Seint Martin, Superior des Domini RS canerflofters, und an Scans von Barrionuevo gerichtet, welche fie fo gleich dem konigli⸗ chen Rache mittheileten. Sie enthielten zuerft die Abſchrift von einer geheimen Commiſ⸗ ſion des Hofes, weiche zum Beſten des Caftro enthielt, daß er, wenn der Marquezewäh- vend der Zeit ftürbe, Die er fich in Peru aufbalten follte, die Verwaltung ver Regierung ſo fange übernehmen follte, bis es feiner Majeftär gefiefe ‚ es anders zu verordnen; und Caſtro vertrauete, Eraft diefer Vollmacht, die Negierung der öffentlichen Gefchäffte, bis zu feiner Ankunft, dem Hieronymus von Aliaga, erften Secretäre der Stadt, an. Der Rath, welcher ſich in dem Dominicanerflofter ingeheim verſammelt hatte, trug fein Be: denken, den Bacca von Caſtro für den Statthalter, und den Secretär von Aliaga für ſei⸗ nen Lieutenant zu erkennen. Weil er ſich aber vor des Don Diego Zuruͤckkunft fuͤrchtete, welcher noch nicht weit ſeyn konnte: ſo ergriffen die Raͤthe und vornehmſten Einwohner die „„Partey, ſich nach Truxillo zu begeben. 5— Don Diego wollte auch in der That, da er von ihrer Erklaͤrung und ihrem Abzuge —— Nachricht erhielt, wieder zuruͤck gehen, und die Stadt pluͤndern. Er wurde aber vom Her⸗ 2) darate am angef. Orte ad, 2930, f. S. in America, VIBuch. U Cap. 127 Herrada und den andern Zuſammenverſchworenen zurückgehalten , welche ihm vorftelleten, Vacca deCa⸗ von was für Wichtigkeit es fir ihn wäre, Holguins Bereinigung mit dem Alvarado zu ver- ſtro. 1541. hindern, und noch mehr, wie zu befürchten ftünde, daß der Eifer feiner Leute auf die era fte Zeitung, daß ein anderer Statthalter vom Hofe ernennet worden, erfalten möchte, Er ergriff die Partey, feinen Marſch zu beſchleunigen. Weil das Gerücht aber, welches er erfticken wollte, aller feiner Vorſichtigkeit ungeachtet, fich dennoch ausgebreitet hatte: fo verließen viele von feinen Befehlshabern, als Aguero, Sayavedra, Gomez von Alvarado und Suarez von Carvajal, gleich) in der folgenden Nacht fein Lager. Er war in dem Vorhaben, Holguin aufzuhalten, nicht glücklicher. Herrada, ohne Er verfolgt welchen er fid) nichts zu unternehmen getrauete, wurde von einer heftigen Krankheit ange- die Truppen geiffen , die ihm nicht erlaubete, mit eben der Eilfertigkeit fortzuruͤcken. Die Feinde har- von Cuzeo· ten die Zeit, durch das Thal von Zauxa zu gehen, wo er ihrer zu erwarten, ſich vorgefe- ger hatte, Weil indeſſen der Verdruß, ihrer verfehler zu haben, gemacht hatte, daß er den Herrada Hinter fih gelaffen, welcher wenig Tage darnach in dem Thale ftarb: fo ver- Doppelte er feine Eilfertigfeit , ihnen nachzufegen. Sie war fo heftig, daß es ihm gluͤckete, fie zu erreichen. Holguin, welcher ſah, daß man ihm fkarf zu Leibe gieng, und deffen Macht lange nicht fo zahlreich war, als diejenige, die ihm drohete, nahm feine Zuflucht zu einer Kriegesliſt. Er ſchickete waͤhrend der Macht zwanzig Neiter aus, einen Angriff Holguins auf den Bortrab des Feindes zu thun, mit dem Befehle, einige Öefangene zu machen, Kriegeslift. wenn es möglich wäre, und fich fogleich wieder zuruͤck zu begeben. Sie befamen ihrer drey. Holguin ließ ihrer zween gleich auf der Stelle aufhängen, und verfprach dem Drif- fen nicht allein das geben, fondern auch fo gar faufend Ducaten, wenn er wieder in des Don Diego Sager zurüctfehren, und feinen Freunden fagen wollte, es würde der rechte Flügel in der folgenden Macht angegriffen werden, Diefer Soldat war ein junger Menſch, welchen die Hoffnung zu einer fo großen Summe Geldes anfanglid) verbiendete, und da er, bey dem Befehle, den man ihm gab, nur feine und feiner Freunde Sicherheit fab ‚1mo= mit man nur, wie er fich vorftellete, höchftens feine Treue prüfen wollte, fo machete er ſich willig anheiſchig, allen andern nichts Davon zu fagen. Er richtete dasjenige, was ihm aufgetragen worden, treulich aus. Don Diego, Don Diege welcher ihn zuruͤckgekommen ſah, und-das Schickſal feiner Gefährten für ſich ſchon mußte, täße ſich hin⸗ konnte nicht begreifen , aus was für einem Bewegungsgrunde man ihm Gnade wiederfah— tergehen. von laſſen. Er hatte den Herrada nicht mehr, welcher ihm zum Rathe dienen konnte. Nach verſchiedenen Muthmaßungen argwohnete er, es muͤßte eine Verraͤtherey dahinter ſtecken ; und der natürliche Schluß davon war, Den jungen Soldaten auf die peinliche Fra— ge zu bringen, welcher ſich nicht lange martern ließ, fordern dasjenige gleich geftund, was man ihn hatte verfprechen laflen, und auch was für eine Belohnung man ihm dafür ver⸗ Beißen.. Dom Diego zweifelte aiſo gar nicht mehr, daß ihn Holguin nicht bey der Nacht angreifen follte, Er vüftete fich mit Freuden, einen Zeind zu empfangen, welcher fich ſelbſt zu uͤberliefern ſchien; und vornehmlich unterließ er nicht, den größten Theil feiner Bölker auf diejenige Seite zu ſtellen, woſelbſt er den Angriff des Feindes erwartete, Diefe war von Helguins Lager am weiteſten entfernet, welcher ganz und gar wicht, niit Gefahr fine Macht zu vermindern, ſchlagen wollte, fondern fih, fe bald er nur bie Dunkelheit anfangen fah, mit aller möglichen Eilfertigkeit in Marſch fegete, und bie ganze Nacht hin⸗ durch fortfuhr, ſich zu entfernen Don Diego, welcher die ganze Nacht Ben ihn MR. Reiſen und Entdeckungen Vacca deCa⸗ ihn zu erwarten, mar ganz voller Verzweifelung, daß er ſich fo hintergehen laſſen, und ſtro. 1541. nahm ſich von feinem Verdruſſe Kraͤfte, ihm nachzuſetzen. Allein, Holguin war nicht fo Ein unvorfichtig geweſen, und hatte fich fo weit eingelaffen, ohne an den Alvarado zu ſchicken, und ihn zu erſuchen, er möchte ihm entgegen fommen. Er traf ihn zween Tage darnach mit allen feinen Truppen an, die fich durch die von Trupillo verſtaͤrket hatten, Don Die: go, der von einem langen Marfche abgemattet war, getrauete ſich nicht, zweyen vereinig⸗ ten Heeren die Spitze zu biethen. Er nahm ploͤtzlich den Weg wieder nach Euzeo, da in— deſſen die beyden Feldhauptleute dem Caſtro von dem Zuſtande der Sachen Nachricht ga⸗ ben, und ihm riethen, eilig in ein Land zu kommen, wovon ſie ihn zum Meiſter zu ma⸗ chen verſprachen. Ankunft des Vacca von Caſtro war mit vieler Gefahr und Beſchwerlichkeit nach Peru gekommen, Baccavonla Seine Schiffahrt war von Panama fehr befehwerlich gewefen, und das Schiff, auf wel- FED chem er war, hatte alle feine Anfer verloren, Da er endlich in vem Hafen zu Buenaven« tura angelanget war : ſo war er zu Sande bis an das aͤußerſte Ende von Popayan fort- geruͤcket, welches bamals von Belalcazarn regieret wurde; und diefer, Weg, ben er als den ficherften vorgezogen, hatte ihn, wegen feiner Schwierigkeiten und $änge, in neue Berlegenheit geſetzet. Bey feiner Ankunft in Peru hatte er ven meiften befondern Statt: baltern, die von den Pizarven gefeget worden, feine Commiffion andeuten laſſen. Er hat- te fo gar nach Euzco gefchicker; und Gomez Boyas, dem er feinen Befehl für diefe Stadt aufgetragen, hatte das Glück, vor dem Don Diego dafelbft anzufommen. Alser vor den Öränzen von Bracomoros vorbey gieng: fo ftieß Deter Vergara, welcher mit der Eroberung diefer Provinz befchäfftiget war, mit einem Eleinen Haufen getreuer Leute zu im. Puelles und Aldana waren mit den ihrigen ſchon zu ihm geſtoßen. Als er bis nach Truxillo geruͤcket wars fo fand er den Tordoya, Garcilaffo de la Vega und andere, Edelleute dafelbft, welche feine Gewalt mit eben der Unterthänigkeit erfannten. Er hatte alfo, da er vom Holguin und Alvarado Abgeordnete erhielt, die ihm alle ihre Mache an= biechen ließen, fehon uͤber zwey hundert Mann um fich herum verfammelt , welche fehr wohl gerüftet, und bereit waren, feinen Befehlen zu folgen, Er begiebt ſich Er machete Feine Schwierigkeit, ſich in das Lager der beyden Seldhauptleute zu be: zu Solguin ur geben, die ihm ihte Standarten zuftelleten,, nachdem fie feine Eommiffion gefehen hatten. Fe ins Er Hehiele aber nur die fönigliche Standarte für fih, und gab ihnen Die andern wieder, u und beftätigte ihnen die Anführung der Truppen. Zu gleicher Zeit gab er ihnen Befehl, ſich mit dem ganzen Heere in das Thal Kaura zu begeben, und daſelbſt zu warten „bis er nach einer Reife, die er nad) Los Reyes thun wollte, wieder zu ihnen kaͤme. Vor feis ner Abreiſe nach dieſer Stadt, erhielt er-aus Duito Briefe vom Gonzales: Pizarro, welcher, wie einige wollen, nach dem Tode feines Bruders, oder, wie der zeitverwandte Geſchichtſchreiber faget, dem man vornehmlich gefolger ift, einige Tage zuvor zuruͤckgekommen war, aber fich viel zu weit von ihm befand, als daß er ihm Härte belfen fonnen, Er er- Will den Gon⸗ füchete in dieſem Briefe den Statthalter um die Erlaubniß, zu ihm zu fommen, Caſtro zales Ptzarro ertheilete ihm eine höfliche Antwort s er bach ihn aber, feine Defehle zu Auitow) zu erwar⸗ nicht ſehen. ten. Man fehreibe ihm zween Berwegungsgrinde zu Diefer abfchlägigen Antwort zu, „Er R i . - bes . Man hat gefehen, daß Zarate ihn zu Quito Hat ankommen laſſen, ohne daſelbſt die geringfte Zei⸗ tung von des Verſchwoͤrung anzutreffen, ” in America. VI Buch I Can. | 129 „befürchtete, faget Gomara, feine Gegenwart möchte die Hoffnung zernichten, die er noch Vacca deCa⸗ „hatte, den Don Diego zur Unterehänigkeit zu bringen; oder es möchten die Soldaten und ſtro. 541. Befehlshaber felbft , in deren Herzen die alte Gewogenheit für den Marqueze noch dauerte, „durch feinen Anblick erhitzet werden, und ihn zum Generalhauptmanne erwählen,„v). Unterdeffen, daß ſich der neue Gtatthalter nad) $os Rehes anf den Weg machee, war Don Diego Don Diego zu Euzeo angelanget. Er murde dafelbft mit um fo viel weniger Hinderniß ruͤcket in Cuꝛ⸗ gufgenommen, weil der beſte Theil feiner Truppen vor ihm hergegangen war, und Chris" ſtoval von Sorelo, welcher fie anführete , feine Ankunft nicht erwartet hatte, von ei-⸗ * ner Stadt Befis zu nehmen, aus welcher die meiften Spanier mit Holguin ausgezogen wa⸗ von. Sotelo hatte zuerft neue obrigkeitliche Perfonen daſelbſt beftellet, nachdem er diejeni⸗ gen abgefeget, welche Royas, im Mamen des Caſtro, allda gefeger hatte. ° Don Diego ar auch nur bedacht, ſich zu befeftigen , die Anzahl feiner Soldaten zu vergrößern, und vornehmlich ſich mit Geſchuͤtze und Pulver zu verſehen. Dieſe beyderley Stuͤcke fielen in Peru nicht ſchwer. Das dazu noͤthige Metall iſt im Ueberfluffe daſelbſt; und Don Die- go harte von feinem Water einige fehr verftändige europäifche Stuͤckgießer geerbet. Man findet auch in allen Theilen des Landes eine ſo große Menge Salpeter, daß leicht Pulver zu. machen iſt. Was die Waffen betraf, als Degen, Lanzen und Küraffe, fo ließ er, nach dem Beyfpiele feines Vaters, Silber und Kupfer dazu unter einander mengen, Nach⸗ dem er uͤbrigens bey ſcharfer Strafe, alles Gewehr, was ſich in dem ganzen Gebiethe be- fand, zufommen bringen laflen ; fo war der geringfte von feinen Seuten mit allem verfeben. Mit feiner Reiterey und feinen Pikenträgern hatte er zwey hundert Buͤchſenſchuͤtzen in guter - Ordnung, welche damals ein fehr fürchterficher Haufen ,. nicht allein für die Peruaner, ſondern auch für die Spanier felbft waren, die damals mit Feuergewehren noch ſehr fehlecht verfehen waren, x Eine Soldatenſtreitigkeit, welche ſich unter zweenen von feinen vornehmften Krie- Streitigkeit . gesbefehlshabern erhob, hätte ihm beynahe mehr Unglück verurfacher, als er von feinen zwiſchen zwee⸗ Feinden fürchtete. Garcias und Sotelo, unter welchen ſich dieſer Zank angefangen hatte, Ent ER a ſchlugen fich , und Sotelo blieb. Ihre Anhänger erhigeren ſich, fo, Daß fie auch den Tag? shaber. und Yet verabredeten , wo fie ſich insgeſammt mit einander fhlagen wollten; und Don Diego hatte eben ſo viel Klugheit als Maͤßigung noͤthig, um fie zu verhindern, daß fie ſich nicht gegenfeitig einander Die Hälfe brachen. Diefe Hise fehien gedaͤmpfet zu ſeyn. Gar: cias aber, welchemmnicht unbekannt war, daß Des Sorelo Tod dem Don Diego, der ihn fehr geliebet hatte, böchft nahe gieng, und welcher daher die Wirkungen feiner Rache über Eurz oder fang vermurhete , faffere Den Entſchluß, ſolchen vorzubeugen, Er Iud ihn alfo eines Tages zu ſich zur Tafel, in der Abſicht, ihn bey derfelben zu tödten. Don Diego, welcher einigen Argwohn von dem Anſchlage hatte, wandte eine Unpäßlichfeit vor, ſich zu entſchuldigen. Sein Feind, welcher den Berfuft feiner genommenen Maaßregeln bedauer- te, hielt mit der Einladung an, und begab fich felbft zu ihm, um fie defto inſtaͤndiger zu erneuern, Er wurde vergebens gewarnet, man glaubete, fein Vorhaben wäre befannt, und Don Diego ſtuͤnde auf feiner Hut. Er beftund hartnäciger Weife auf einem Unter⸗ nehmen, welches ihm das Leben koſtete. Gomara erzählet mit mehrer Einfalt, als Zara e , „er ſey mit feinen Freunden von feinem Hauſe weggegangen, um dem Don Diego an⸗ h ju⸗ ) Somara im V Buche 40 Cap. Allgem, Reiſebeſchr. XV Band. R Vacca deCa⸗ firo, 1541. — — Don Diego zieht mit ſei—⸗ nem Heere aus der Stadt. 1542. Des Caſtro Kriegesruͤſt. zu Los Reyes. Seine Macht. Abſchilderung des Joh. Be: lez v. Gueva⸗ in. ließ fein Faͤhnlein die Kriegesübung machen, und. übete ſich ſelbſt mie Schießen. Er 130 Reiſen und Entdeckungen „ʒuliegen, ob ihn gleich Martin Carillo, und Salado vor der Falle gewarnet, die mau „ihm geftellet hatte, Er lag dem Don Diego ſehr an, er möchte doch zur Tafel fommen, „weil es Zeit und alles fertig wäre, Ich befinde mich ſehr übel, fagete Don Diego, doch „wohlan. Er fund von feinem Bette auf, und nahm feine Kappe. Als die Freunde „des Öarcias fahen, daß er fich anzeg: fo giengen fie aus der Kammer. So bald fie „aber hinaus waren, machete ein Soldat des Don Diego die Ihüre zu, und lie den Gar- „cas allein darinnen, wo ev getoͤdtet wurde, Einige fagen, Don Diego habeihm den er⸗ „iten Stoß gegeben „x). Weil Garcias fehr beliebt war : fo verurfachere die Zeitung von feinem Tode einen zweyten Aufftand, welchen Don Diego nicht anders ſtillen konnte, als daß er ſich an die Spige feiner Truppen ftellete, um die Freunde des Garcias zu entfer⸗ nen; und Da er fich nicht getrauete,, länger in der. Stadt zu bleiben , fo zog er hinaus , nach- dem er befannt machen laffen , er marfchirete wider den Caſtro. Sein Heer, welchem er, nach des Herrada Tode, Johann Balſa zum Feldherrn gegeben hatte, beftund aus fie- bendundert Spaniern, und einer großen Anzahl Indianer, unter dem befondern ‘Befehle des Paulu Pnca, welcher nicht aufgehöret batte, ihm fo, wie feinem Vater, zugethan zu ſeyn. Er ruͤckete bis nach Vilcas, hundert und funfzig Meilen von Euzeo y), Inzwiſchen war Caftro zu Los Reyes angefommen, wo er die Gewalt des Königes und feinen eigenen Ruhm ſehr wohl befeftiget fand 2): ex hatte ſich aber in der Hoffnung betrogen, daß der koͤnigliche Schatz die Kriegesunfoften wuͤrde beftreiten koͤnnen. Die Aufrührer hatten ihn bey ihrem Abzuge mitgenommen, und er war genöthiget, von den Einwohnern hunderttauſend Pefos Gold zu borgen, um fih mit Waffen und Kriegesbe: dürfniffen zu verfehen, Machdem er dem Barrionuevo die Regierung in der Stadt be- ftätiget, und den Einwohnern Befehl ertheilet hatte, ſich auf die Schiffe zu begeben, wenn Don Diego in feiner Abweſenhelt wieder zurück Fame: fo verlor er nicht einen Augenblick, um wieder zu feinen beyden Feldhauptleuten in dem Thale Rauxa zu gelangen, Seine Mad, einige Truppen mit darunter begriffen, die ihn begleiteten, beftund aus unge⸗ fahr neun hundert Mann zz), unter welchen man dreyhundert und fiebenzig Reiter und hun⸗ dert und fiebenzig Buͤchſenſchuͤtzen zählere, Er erwählete zum Generalmajor Franz von Carvajal, einen-erfahrenen Kriegesbefehlshaber, weicher von einem gemeinen Soldaten in den itolienifchen Kriegen durch alle Kriegesftufen durchgegangen mar „und fie feit vier« zig Jahren mie Ehren betreten hatte, Unter vielen andern Hauptleuten von vorzüglichen Berdienften nennet man auch Johann Velez von Guevara, einen für feine Zeit fehr erleuchteten Öelehrten, und einen Kriegesmann von geprüfter Tapferkeit. Er führete ein Sähnlein Fußknechte. Nebſt feiner Kriegesbedienung aber übete er auch ein gerichtliches Amtaus. „Bis zu Mittage war er als ein Gelehrter gekleidet; er hielt feine Verhoͤre, „und ſchlichtete die Händel ſorgfaͤltig, welche vorkamen. Darauf zog er eine Meiterkleiz „dung an, mit einem bunten und.fehr prächtig mit Golde geftickten Wamſe und Hofen, „einem ledernen Collete, der Feder auf dem Hute, und der Buͤchſe auf der Schulter, Er hatte x) Gomara imV Buche at Cap. Sarareliit =) Man wußte, daß er Bey dem, was ihm aufs bier den Johann von Herxada evfcheinen, ohne ſich getragen war, auch Die Gnade des Hofes hatte, zu erinnern, daß er vorher feinen Tod erzaͤhlet. Caſtro war von Majorca. Karl der V hatte ihn Gomara, ebendaſ. mit dem Titel eines Staatsrathes, dem Orden von St. in America. VI Buch. I Cap. er „harte mic feinen eigenen Händen Die Buͤchſen machen helfen a). Alphonſus Alvarado, und Peter Alvarez Holguin, genoſſen einen in den mericanifchen Kriegen wohlerworbenen Ruhm. Zarate ſetzet hier bie Ankunft der Briefe vom Gonzales Pizarro, und giebt dem Caftro Feine andere uͤrſachen, als diejenigen, die man angeführet hat, um die abfchläs gige Antwort zu vechtfertigen , die er ihm gegeben, ihn nicht zu fehen. Er feget hinzu, Gas ſtro habe aus eben der Urſache denjenigen, welche die Aufficht über bes Marqueze Kinder harten, verbothen, aus Truxillo zu gehen, wohin ſie ſich nach ihrer Berbannung begeben hatten, ob er fich gleich zur Verbergung feiner Staatsklugheit ftellete, als ob er nur auf ihre Sicherheit bedacht wäre, Während der Zeit, da er feine Kriegesrüftungen alfo machete, erhielt er Nachricht von des Don Diego Marſche, der von Vilcas nach Guamanga anruͤckete, welches we⸗ gen feiner Lage mitten zwiſchen vielen Bergen, und eben ſo vielen tiefen Thaͤlern, die es natuͤrlicher Weiſe zu befeſtigen dienen, ein wichtiger Ort war. Er eilete ſelbſt ſein Lager aufzuheben, nachdem er einen Haufen von feinen Völkern, unter der Anführung des Royas vorausgeſchicket, welcher Beſehl hatte, allen moͤglichen Fleiß anzuwenden, um ſich Gua— manga zuerſt zu bemächtigen; da unterdeffen einige abgefchickte Büchfenfchügen ſich nahe bey diefem Drte, eines ſchweren Paſſes, Namens Parcos, bemächtigen follten. Bey der Ungewißheit des Erfolges dieſer beyden Befehle, nahete ſich Caftro nicht ohne Vor— fiht Guamanga. Nachdem er ober vernahm, Royas hätte fich dafelbft geſetzet: fo gieng er den Pag mit feinem ganzen Heere vorbey, und da er feine Zeitung von dem Feinde hat- te, fo brachte er Die ganze Macht unter ben Waffen zu. Den Morgen: darauf fihlug er fein Lager, als feine Borläufer, die fehr weit auf Entdeckungen vorausgegangen waren, ihm berichteten, Don Diego hätte fein Lager über neun Meilen Davon, Diefer Abſtand, welcher die Unterhandfungen leicht machete, ließ ihn die Partey ergreifen, an den Don Die: go zu ſchreiben. Franz Diaguez, des Alfonſus Diaguez, damaligen Staats ſecretaͤrs in Spanien, Bruder, mußte den Brief überbringen. Er forderte den Don Diego, im Namen feiner Majeftät, auf, feine Truppen abzudanfen, und fich unter die Fönigliche Standarte zu begeben, mit dem Berfprechen einer allgemeinen Verzeihung der vorigen merdnungen, Wofern er aber dieſe Anerbierhung ausfchlüge, fo wurde er mit der Schan- de und Züchtigung unter dem doppelten Titel eines Aufruͤhrers und Moͤrders bedrohet. Als er den Diaguez abreiſen ließ, fo ſchickete Caſtro auch einen ſpaniſchen Soldaten, welcher das Land kannte, wie ein Indianer gekleidet, mit Briefen an verſchiedene Befehls⸗ haber des feindlichen Heeres, welche er ermahnete, wieder in die Schranken der Ehre und Pftiche zuruͤck zu kommen. Allein, fo geſchickt der Soldat auch war: fo wurde feine Spur dennoch in einigen mit Schnee bedeckten Dertern erkannt. Man folgere ihm nach, hielt ihn an, und brachte ihn zum Don Diego, ber ihn mit großen Beſchwerden über des Ca: ſiro Treuloſigkeit, welcher unter der Zeit, da er ihm Bergleichsvorfehläge thun ließe, unternähme, feine Freunde zu verführen, auf der Stelle hängen ließ. Darauf ſtelle⸗ te er ſelbſt vor den Augen des Abgeſchickten ſein Heer in Schlachtordnung, und gab allen R—— ſeinen St. Jacob, und andern Gnadenbezeugungen, anf fer von Sirvelle, feinem Freunde, ſehr wohl woll⸗ Empfehlung des Cardinales Gareia von Loaiſa, te. Ebendaſ. 40 Cap. Erzbiſchofes zu Sevilla, und Praoͤſidenten von In⸗ 12) Zarate ſaget ſieben hundert in allem. dien, beehret, welcher ihm aus Liebe zu dem Gra⸗ 4) Zarate IV Bud ı Cap: Vacca deCa⸗ ffro. 1542. Caſtro gehe dem D. Diego entgegen. Er laͤßt ihn auffordern. Gerwaltfame Aufführung des Don Die: 152 | Reifen und Entdeckungen Vacca deCa; feinen Leuten Befehl, fich zur Schlacht zu rüften, mit dem Verſprechen, einem jeden, der fivo, 1542. einen Spanier erlegete, welcher ſich in Peru geſetzet hätte, die Frau und Güter, des Er— —T ſchlagenen zugeben. Indeſſen antwortete er dem Caſtro, er würde feine Commiſſion Seine Ant niemals erkennen, ſo lange er ihn mit ſeinen vornehmſten Feinden begleitet fühe, unter wel —* a hen er Holguin, Gomez, Alvarado und einige andere Befehlshaber nanntez er wirde auch eben fo wenig fein Heer abdanken, wenn ev nicht eine formliche Verzeihung fähe, die von der Hand feiner Majeftät und nicht des Cardinales von Sevilla, deffen Namen und Gewalt ev nicht kennete, unterzeichnet wäre; ‚endlich ſo betroͤge ſich Caſtro in der Mey- nung, wenn er glaubete, die Zreunde des Sohnes des Almagro wären vermögend , ihn zu verlaffenz fie wären vielmehr fü wie er entfehloffen ‚das Land bis auf ihren legten Bluts« tropfen zu vertheidigen. - ” 2 Er wird durch Dieſe Hartnaͤckigkeit bewog den Caſtro, fein Heer in ein flaches und ebenes Land, Na- einen öffentli: mens Chupas, ruͤcken zu laſſen, ohne ſich gar zu weit von Guamanga zu entfernen, wel⸗ sen Spruch ches ewerhalten wollte, es möchte auch Foften, was es wollte , woſelbſt die Gegend aber Arge gar zu ungleich war, daß man dafelbft mit Vortheile fehlagen konnte. + Ex brachte drey xet. Tage in diefem neuen Poften zu, und wurde vielmehr durch den beftändigen Regen, als dur) die Hoffnung, die Unterhandlung zu erneuern, zurückgehalten. Auch diefe Zeit felbft war nicht verloren. Denn da er bemerfer hatte, daß das Andenken der Schlacht bey den Salzwerken viefe von feinen Leuten beunruhigte, und fie zweifelten, ob’ der fpanifche Hof, fie gebilliger Hätte, weil er den Don Ferdinand Pizarro gefangen fegen laffen: fo Diele er ſich fir verbunden, einige Foͤrmlichkeiten zu beobachten, um ſowohl feine eigene Aufführung zu rechtfertigen, als die Gemüther zu beruhigen. Sie beftunden darinnen, daß er einen Urtheilsfpruch fällete, welchen er im Gefichte aller feiner Truppen zu unterzeichnen nicht vergaß , wodurch er den Don Diego und feine Anhänger fir Werbrecher der beleidigten Majeftät erklaͤrete, ſie zum Tode verdammete, mit Einziehung aller ihrer Güter, Nach— dem er diefe Urkunde öffentlich Taut ablefen laſſen: fo forderte er affe feine Kriegesbefehls- baber, Eraft feiner habenden Gewalt, auf, ihm zur Vollſtreckung diefes Urtheiles, ihren Beyſtand zu leiften b). Die beyden Den andern Morgen, da er von feinen Säufern erfuhr, daß die Feinde nur noch Heere nähern zwo Meilen von ihm wären , und daß fie ihren Weg zur Unken durch einige Fleine Hz - ſich· gel naͤhmen, um einen Moraſt zu vermeiden, ber an der Spitze feines $agers war, fo hielt er dafür, ihre Abficht wäre, auf Guamanga zu fallen, und fich zu Meiftern davon zu machen, eheres zum Handgemenge kaͤme. Sogleich wurde der Entſchluß gefaffer, ih⸗ nen den Weg abzufhneiden, und der Befehl ertheilet, Die erſten Hügel zu befegen, Die: fes war ein fügliches Unternehmen. Man ließ zwar wirklich fünfzig Buͤchſen ſchuͤtzen an- } / rücfen, um die Bewegung des Fußvolkes zu unterſtuͤtzen: allein, weil man ſchon fo nahe bei einander war, daß die vorausgebenden Reiter von beyden Partenen auf einander fhof: fen: fo würde des Don Diego Geſchuͤtz, wenn er ſich der Sage der Dexter zu Nutze zumaz en gewußt hätte, dem Föniglichen Hauptheere großen Schaden haben zufuͤgen fönnen, welches, um in guter Ordnung zu marfchiren , zuweilen genoͤthiget war, beym Hinaufftei- gen Halte zu machen. Carvajal , welcher die Gefahr diefer Verzögerung bemerkete, und die Wichtigkeit, Die Hoͤhe bald zu erreichen, einfah, ergriff endlich die Partey , den Marfch das | durch 5 Gomara V Bud 42 Cap. Zarate III Buch 27 Cop. ı in America. VIBuh. Cam 133. durch zu befchleunigen, daß er. ein Fähnlein nach dem andern, und ohne Ordnung hinauf Vacca deCa⸗ ſteigen ließ. Diefer Entſchluß war um fo,vielnöthiger, weil die fünfzig Buͤchſenſchuͤtzen, ro 1542. als man vollends hinauf flieg, fhon mit dem Bortrabe des Don Diego im Schars = müßel waren. - Wir wollen nach denen vier zeitverwandten Geſchichtſchreibern die Umftände diefes gro⸗ Schlacht dep fen Treffens alle zufammen nehmen, Raum war das Fönigliche Heer hinauf geftiegen : fo Chupas. erhielt der Generalmajor Befehl, es in Schlachterdnung zu ſtellen. Caſtro unterließ nicht, ſich an der Spige der Ölieder zu zeigen ‚um fie durch feine Beredfamkeit aufzumuntern.- Er jtellete ihnen vor, „fie wären Spanier, und follten für ihren König Fechten; das Caſtro ermah⸗ Schickſal von Peru ſtuͤnde in ihren Händen; wenn fie überrwunden würden , fo koͤnnten fig met feine Sol- „dem Tode nicht entgehen: wenn fie aber den Sieg erhielten, ſo blieben fie, außer dem Daten. „wichtigen Dienfte, den ſie der Krone Spanien dadurch leiſteten, in dem Befige ihrer und „der Rebellen Güter; denjenigen, die noch feine Güter hätten, verſpraͤche er folche reich⸗ „lic im Namen feiner Majeftät ſelbſt, welche den Beſitz dieſes reichen Landes nur bloß „wünfchete, um es unter diejenigen zu theilen, deren Dienfte fie würde zu belohnen haben. „Er fähe wohl, fegete er hinzu, daß eine längere Rede unnuͤh feyn würde, um ehrliebende „geute aufzumuntern; und da er Dafür hielte, es würde nur fein Werk feyn , vielmehr dem Beyſpiele zu folgen, als eineszu geben: fo verfpräche er , ftets an ihrer Spige zu ſeyn, „um es von denjenigen zu nehmen, die ihm die größten Lehren der Tapferkeit geben wuͤr⸗ „ben ‚und fich zu bemühen, ihnen nachzuahmen „. Eine fe befcheidene Anrede erweckete viele freudige Zurufungen, Sie ſchwuren alle zufammen, fie wollten entweder fterben, oder fiegen. Die Befehlshaber widerſetzeten ſich aber dem Vorſatze, den er hatte, die Anfuͤh— rung des Vortrabes zu uͤbernehmen, und gaben ihm zu erwaͤgen, daß bey dem Auftrage, den er haͤtte, ſeine Erhaltung fuͤr die Sache des Koniges nothwendig wäre; und ihre Vor⸗ ſtellungen waren fo lebhaft, daß er ſich auf ihren Kath gefallen ließ, mit einem kleinen Haufen Reiter den Nachtrab auszumashen, um da, wo er es für nörhig erachten würde, Beyſtand zu leiften I. Weil nur noch anderthalb Stunden Tag war: fo wollte er, da das Treffen bis auf den folgenden Tag verfihoben würde. Alphonſus von Alvarado aber: hielt dieſen Aufſchub für gefährlich , und brachte ihn auf feine Meynung Man läßt bier den Caftro fagen: „Warum babe ich dach nicht fo viel Macht, als Joſua, die Sonne ſtill ſtehen zu laſſen d) ? Auf der andern Seite hatte Don Diego auch alle feine Truppen zufammen gezogen, Stellung bey⸗ und ſchickete ſich eben fo hitzig zum Gefechte an. Sein Geſchuͤtz ließ ſich bald hören. Al— der Heere. varado und Carvajal bemerketen, daß man in der Stellung, worinnen es war, nicht in gerader Linie anruͤcken konnte, ohne viel davon auszuftehen. Sie beobachteten einen Weg, welcher ein wenig nach dent Thale zu hinunter gieng, und fie um fo viel beffer in Sicher— heit fegen fonnte, weil die Kugeln alsdann ihnen über den Kopf weggehen würden. Sie - nahmen diefen Weg fo gleich, um in dieſer Drönung an den Feind zu gehen, Nugne und feine Büchfenfhüsen macheten den Bortrab. Sie follten Das Treffen anfangen, den Feind zum Gefechte bringen „ und fich darauf zum Hauptbeere ziehen. Alvarado machete "den rechten Flügel mit einem Theile der Reiterey und der koͤniglichen Standarte, welche Chriſtoval von Barientos trug. Der linke Fluͤgel beſtund aus der andern Haͤlfte der Rei⸗ 1J R3 teren © Zarate am angef. Orte a · d. 322 ©. ed) Ebendaß vVacca deCa⸗ ffro, 1542, Wuͤtende 134 Reifen und Entdeckungen terey unter Holguin, Gomez von Alvarado, Garcilaſſo de la Vega und Anzures. Mit—⸗ ten zwiſchen den beyden Geſchwadern marſchireten Vergara und Velez nebſt dem Fußvolke. Bacca von Caſtro und dreyßig Reiter macheten in einiger Entfernung den Nachtrab oder den Ruͤckenhalt. Während ihres Marfchesmachete das Gefchtiß des Don Diegs ein beftändiges Feuer. hats Don Da er aber wahrnahm, daß alle Schüffe vergebens waren ‚ weil fie zu hoch giengen: fo - Diego, Falſche Bene: gung, die ihm schadet, Das Treffen geht an. argwohnete er einige Verraͤtherey auf Seiten des Candia, welcher Befehlshaber darüber war. Er riet in voller Wurh zu ihm, und rödtete ihn mit eigener Hand, Darauf rich: tete er felbit ein Stück, brannte es ab, und fein Zorn wurde einigen Reitern des Alvarado ſchaͤdlich, die durch diefen Schuß niedergeleget wurden, Carvajal, welcher ihren Verluſt bedauerte, und in Erwägung zog, daß des Eaftro Gefchüg von feinem großen Nutzen feyn koͤnnte, faffete den Entſchluß, es zurück zu laffen, und den Marſch zu befchleunigen, Es mar wenig Umnterfhied in der Ordnung beyder Heere, und des Don Diego Reiterey, wel- che ebenfalls in zwey Geſchwader abgerheilet war, machete die beyden Flügel, und das Fuß— volk nahm die Mitte ein. Er harte fein Gefchüg vor ſich und nach der Seite gerichtet, von da er konnte angegriffen werden. Machdem er aber zween oder drey Reiter. fallen ſe— ben, die fein Stüdfchuß niedergeworfen ; fo glaubete er, das hieße gar zu viel Furchtfam- keit ſehen zu laffen, wenn er den Feind in diefer Stellung erwarten wollte, und er müßte ihm einen Theil des Weges erfparen. Er ließ alfo mit mehr Much als Klugheit fein Ge- ſchuͤtz und feine Truppen vorruͤcken. Diefe Bewegung wurde von feinem Generalmajor, Suarez , einem fehr erfahrenen Kriegesmanne, getadelt, welcher bey feinem Verdruſſe dar— über ihm fo gar ſagete, das wäre unverftändig, weihman bisher noch vor dem Gefchüge ein ziemlich großes Gefilde gehabt Hätte, worüber die Feinde nicht hätten gehen koͤnnen, ohne daß ihnen das Gefchüg großen Schaden würde gethan haben; da man hingegen durch die Anruͤckung und Verkuͤrzung diefes Raumes folchen Wortheil verlöre, Ungeachtet feiner Borftellungen fuhren die Aufrügrer dennoch fort, vorzuruͤcken, und ftelleten ſich bey einer Kleinen Höhe, wodurch das Heer des Caſtro kommen mußte ; fo, daß ihr Gefchüg ihm fo. lange, bis es daſelbſt angekommen wäre, nicht den geringften Schaden thun konnte; und wenn es einmal dafelbft angelanger war, fo fand es fich fo nahe bey ihnen, daß alles Feuer aus dem Gcfchüge nicht verhindern konnte, handgemein zu werden. Da Suarez feinen Rath verachtet ſah, ſo trieb er fein Pferd an, und gieng zu dem Föniglichen Heere über, Zu gleicher Zeit rückete Paulu Anca mit feinen Indianern an, und fiel auf den lin— fen Zlügel des Caſtro. Der Fall einiger Indianer aber, die durch die Buͤchſenſchuͤtzen ge: toͤdtet wurden, machete, daß die andern fo gleich die Flucht nahmen, Cote marfchirete an der Spiße eines Faͤhnleins Büchfenfhügen des Don Diego nad) eben der Seite , in der Hoffnung, durch lebhafte Scharmüßel dem Feinde einige Unordnung zu verurſachen, wel: ches die Feldherren des Caſtro aber nicht hinderte, unter dem Schalle ihrer Trommeln und Trompeten anguruͤcken; und da fie endlich auf der kleinen Höhe erſchienen ‚ fo macheten fie Halte, um die Zeit zum Treffen zu erwaͤhlen, weil das Gefchüg, welches unaufhoͤrlich feuer te, ihnen Uneuhe verurfachere. Gleichwohl fiel es ihnen ehem nicht gar fehr beſchwerlich; und da Die Gegend, wo Don Diego ftund, noch viel höher war, als fie, fo giengen ihnen. die meiften Kugeln über den Köpfen weg. Noch zwanzig Schritte weiter aber , würden fie gewiß vieles davon auszuftehen gehabt haben, Ihrem Zußvolfe wurde auch) bey der er⸗ fien Bewegung, die es zum Fortxruͤcken machete, ſehr uͤbel mitgefpielen, Eine einzige Ca= nonenz in America. VI Buch, II Cap. 135 nonenkugel nahm ein ganzes Glied hin, und machete eine Oeffnung In dem Batallione. Vacca deCa⸗ Die Befehlshaber aber, welche mit dem Degen in der Hand hinzuliefen, macheten ſtro. 1542. daß fie fih bald wieder ſchloß. —— Indeſſen ſchob Carvajal den Angriff noch auf, um zu warten, bis das Feuer aus dem Geſchuͤtze ein wenig nachgelaſſen, und da die Reiterey unter der Zeit herauf gekom— men war, fo wurden Holguin und Tordoya von einem Schuſſe getöbtet. Da aud) andere verwundet wurden: fo rief. Vergara, der einen Schuß aus der Büchfe in den Schenkel befommen, das hieße umkommen wollen, wenn man noch) länger in dieſer Stellung bliebe, Sogleih lieh Carvajal zum Angriffe blafen; und die beyden Fönigli- Bfutiges Se: chen Geſchwader ruͤcketen ohne Aufenthaltan. Da des Don Diego feine eben die De: fecht. wegung macheten: fo geriethen fie bald an einander und der Stoß war ſtark. Faſt alle $anzen wurden zerbrochen, und eine Menge Reiter fielen todt oder verwundet auf bey⸗ den Seiten. Darauf griff man zum Säbel, zur Art, zue Keule, mit einer Hitze, wel⸗ che das Gefecht ſehr blutig machete. Einige, welche nur Holzärte hatten, hielten fie in beyden Händen, und. baten fo große Hiebe damit, daß weder Helm noch andere Ruͤ⸗ ftung wider ihre Schärfe aushalten konnte. Man ftritt einige Zeitfang mit diefer Wulh, bis ihnen auf beyden Seiten der Athem entgieng, und beyde Parteyen gleich fan einftimmig fich ein wenig erholeten. Das Eönigliche Fußvolf war nicht langfamer geweſen, wider des Don Diego fei- nes anzuruͤcken. Es hatte Carvajaln und die andern Befehlshaber an ber Spige , die Carvojals ſon⸗ ihre Soldaten mit Worten und Beyſpielen aufmunterten, „Fuͤrchtet euch "vor den — Aner⸗ „Stücen nicht, läßt man Carvajaln ſagen; ich bin ja wohl fo dick, als eurer zween ————— „zufammen, und ihr ſehet, tie bie Kugeln bey mir vorbey ftreihen, ohne mich zu „berühren, Darauf zog er feinen Panzer aus, um ihnen die Gedanken zu beneh— men, als ob er ſich auf feine Rüftung verließe, nahm feinen Helm ab, und blieb, da er beydes auf die Erde warf, one andere Vertheidigung, als in einem bloßen Wamſe von Zeuge, In diefem Zuftande gieng ev mit neuen Ermahnungen, ihm zu folgen, ge rade auf das Gefihüg los. Da auch alle in feinem Gefolge Hinter ihm drein ſtuͤrze— ten: fo bemeifterten fie fich des feindlichen Geſchuͤtzes, nachdem fie diejenigen niederge- hauen, die es bewacheten. Sie richteten es nunmehr. ihrer Seits wider das Hauptheer der Aufruͤhrer, und diefes gefchah mic fo vielem Muthe und glücklichem Erfolge, daß man ihm den größten Theil des Sieges zufhreibt. Indeſſen gebrach es am Tage, und die Nacht war ſchon fo finfter, daß man Der Sieg er ſich faft niche mehr, als nur noch an der Stimme erkannte, Die Reiterey war, nach: klaͤret ſich für dem fie fich einige Augenblicke verſchnaufet hatte, nieder handgemein geworden, und der den Caſtro. Sieg fing an, ſich für Caſtro zu erfläven, als er ſelbſt mit feinem Ruͤckhalte zum Tref⸗ fen kam. Seine erſten Angriffe geſchahen an dem linken Fluͤgel auf zwey Faͤhnlein des Don Diego, die noch feſten Stand hielten, obgleich die meiſten andern ſchon an⸗ gefangen hatten, zu wanken. Er rief bey ſeinem Angriffe Victoria. Dem unge⸗ achtet aber war der Streit doch noch hartnäckig. Einige von feinen Reitern wurden gefaͤllet. Der Hauptmann Eimenes blieb dabey. Endlich Eehreten des Don Diego Voͤlker den Ruͤcken; und auf der Flucht toͤdtete man Ihrer noch eine große Anzahl. Außerordent⸗ Zween von ihren Befehlshabern, Bilbao und Sofa, ſtuͤrzeten ſich voller Werzroeife: liche Wuth &- lung, daß fie ihre deute in Unordnung fahen, mitten unser die Seinde, fhlugen mic —— „aller ” [1 Caſtro beloh⸗ 136 reifen und Entdefungen VaccrdeCar aller Macht um fih, und tiefen in ihrer größten Wuth: „Ich bin der und vers ich flo. 1542. „bin es, der den Marqueze getödrer hat, Ihr Schreyen und um fih Hauen höre: sen auch nicht eher auf, als bis fie ganz zerhauen niederfielen, Ein Theil der Flůch⸗ tigen entgieng dem Tode vermittelſt der Finſterniß; andere warfen, damit ſie auf ihrer Flucht nicht erkannt würden, ihre Feldbinden e) weg, und nahmen derer Feinde ihre dafür, die fie tobt oder verrDunber fanden. Diejenigen, welche ſich durch das Thal zu flüchten fucheten, wurden faft alle von den Indianern der königlichen Partey nieder ‚gemacht, und hundert und funfzig Neiter, die bis nach Guamanga jageten, ließen ſich dafelbft von der Fleinen Befagung gefangen nehmen und entwaffnen, welche Caftro an diefem Orte gelaffen hatte, Gomara erweilt der Verzweifelung des Don Diego mehr Ehre, als Zarate. Da dieſer ungluͤckliche Sohn des Almagro ſah, daß ſich der Sieg wider ihn erklaͤret hatte: ſo warf er ſich, nach dem Gomara, wuͤtend mitten unter die Feinde, und ſuchete den Tod durch ihre Waffen. Allein, er drang, entweder weil er nicht erkannt wurde, oder weil ſeine Tapferkeit biejenigen, die er angriff, verjagete, ohne Wunden hindurch, und nahm endlich die Flucht nach Euzco, wofelbft er in fünf Tagen anfam. Zarate laͤßt ihn ohne dieſe Tapferfeit mit Diego Mender entfliehen, welchem Gomara noch den Verraga und Guſman zugefellee. Balſa, fein Feldherr, Fam durch die ‚Hände der Indianer um. Man läßt die Anzahl der Todten in dem Föniglichen Heere ſich auf dreyhundert belaufen, Die Aufrührer verloren in dem Treffen fo viel nicht: auf bey- den Seiten aber blieben über vierhundert Verwundete auf der Wahlftatt, wovon die meiften die Nacht über vor Kälte farben N. Die Denkzeit diefes berühmten Treffens, welches den Spaniern innerhalb zwoer Stunden mehr Blut. gefofter hatte, als fie bey der ganzen Eroberung verloren, ift Der 16te des Herbftmonates. Nachdem Caſtro feine fiegreichen Truppen wieder zufammen gezogen: fo war feine net dietapfern erfte Sorge, daß er im Namen des Königes die billige Erkenntlichkeit bezeugete, die er Spanier. fo vielen tapfern Kriegesleuten fehuldig wäre, deren Aufführung und Muth er bewun- dert hätte. Alvarado und Carvajal hatten den meiften Antheil an feinen Sobfprüchen: fie verdienten aber alfe ‚ wach der Anmerkung eines Gefchichtfihreibers, das tob, daß fie ihrer Pftiche ihren Eigermuß und ihre befondere Rache aufgeopfert _ ). €s wurde auch das Verfprechen mit einer neuen Verbindung wiederholet einem Ne der Thei⸗ fung des $andes fo viel. anzuweifen, daß er davon ein glückliches Leben nach feiner Ge- burt, feinem Stande und dem Glanze feiner Dienfte führen koͤnnte. Diefe angenehme Erwartung wurde nad) der Zeit mit eben fo vieler Treue, als re erfüller, Die Don Diego flieht nach Cuzʒco. Anzahl der Todten. ©, Zarate bemerket, fie wären bey bin Heere des Caſtro roth und bey des Don Diego ſeinem weiß geweſen. F) Somara laͤßt fo viele PR Zarate faget mir , es habe die Nacht fehr gefeoren, und die Käl- te habe gemacht, daß viele Verwundete geftorben ohren, unter andern auch Tordoya und Anzures, welche wicht Fonnten verbunden werden, weil das Geraͤthe zu weit entfernet war, Er zaͤhlet ihrer aber eben fo viel, Yaradd, g Man hat gegfaubet, man muͤſſe uns die Na⸗ men, der vornehmften erhalten; und wir wollen ihnen diefen Ruhm nicht entziehen. Nach dem Alphonfis von Alvarado, Earvajal, und denen, die auf dem Bette der Ehren geftorben, nennet man uns den Franz von Godoy, Diego von Aguil- fera, Nicolas von Ribera, Hieronymus von Alta’ ga, Johann von Barbaran, Michael de la Cerna, Lope on Mendoza, Diego Gentens; Melchior Ber hriſtoval von Barientos, Gomez von Als ditap, Chri Caſpar Rodriguez. Don Gomez von Lu⸗ na. in America. VI Buch. I Cap. 137 Die zweyte Sorge bes Caſtro war, daß er Holguins und des Tordoya Leichname vacca deca⸗ nach Guamanga bringen ließ, woſelbſt ihre Leichenbegaͤngniſſe mit vieler Pracht gehal- ſtro 1542, ten wurden, Un eben dem Tage ließ er einigen von denen Gefangenen, die an bes Mar queʒe Tode Theil gehabt hatten, die Köpfe abfihlagen. Diego von Royas, wel: cher Befehlshaber über Die Befaßung war, hatte ſchon den Tello und einige andere Zuſammenverſchworene mit eben der Strafe beleget. Der Licentiat Gama bekam Be— fehi, eben die Strenge chens ſchuldig waren. Galgen verdammet; und man mit der Lebensſtrafe buͤßeten. Gomara giebt von dieſem allen weiter davon wuͤnſchen kann. „fen des Don Diego Gezelte, „und alle diejenigen toͤdteten, Die fie dafelbft fanden. fie möchten überfallen werden; denn viel ihrer da geblieben, und wieviel ihrer geflohen waren. bey dem höchfterbärmlichen Gefihreye und Wehklagen fühleten,, daß fie vor Kälte fterben mußten, und von ben „ab, aus Furcht, „große Kälte und Hunger aus, ‚der Verwundeten, welche wider alle diejenigen auszuüben, welche eben deſſelben Verbre-⸗ Den einen wurden die Köpfe abgefihlagen ; andere wurden zum zählere wenigftens ihrer vierzig, welche dieſe Miſſethat Viele wurden verbannet und einige erhielten Gnade >). folche umftändlihe Nachricht, daß man nichts „Alle Leute des Caſtro, ſaget er, verdieneten gelobet „und er felbft bis in den Himmel erhoben zu werden. Sie plünderten nad) dem Tref— wo fie eine gute Menge Gold und Silber antrafen, Es legete Feiner feine Waffen fie wußten nicht recht, wie Sie ftunden diefe Nacht über „Indianern ganz ausgezogen waren, die fie vollends mit Keulen todrfhlugen und ihnen „die Köpfe abfehnitten, um fie ſchickete Caftro einige Reiter aus, „munbeten kleiden und die Todten begraben, „Gomez von Tordoya und einiger anderer ließ er nach) Guamanga bringen, zu plündern. das Gefilde zu durchſtreichen. Als der Tag aber angebrochen war: ſo Er ließ die Ver— Die Leichname des Alvarez Holguin, Er ließ „den Körper Martins von Vilvoa fhleifen, weil er den Franz Pizarro umgebracht „hatte, „eben fo, „oder verwundeten „diefem Orte ihrer mehr als Don Martin Carille, „wohnen zur Verwahrung gegeben wurden. „ihren Proceß zu machen, welcher in wenigen Johann Perez, Johann Diente, Matricote, Balılle, Sberſter zu Pferde, und dreyßig andere, melde zu nen— „go von Hores, Franz Perej, „Cardenas, Peter Ognate, na, Peter von Hinoyoſa, Franz von Carvajal, Meter Porto Earrero, Alphonfus von Caceres, Diego Ortiz von Guſman, Sebaftian von Merlo und Franz von Ampuero. Diejenigen, die man noch nennen wird, waren noch mehr zu loben, ‚weil fie von des Almagro Partey geivefen, und des Ca: firo feine ergriffen Garten, Bloß aus der Urſache, tveil er mit der Gewalt des Königes befleider war: Peter Alvarez Holguin, welcher blieb, Alfonſus von Montemayor, Johann von Sayavedra, Mar⸗ tin son Robles, Lorenz von Allgem, Beiſebeſchr. IV Band . Aldana, Chriſtoval Arbolancie, Hinojeros, Velasquez und andern gieng es Den andern Morgen begab er ſich nach Guamanga, Almagriften ebenfalls ihre Züchtigung hundert und fechzig zufammen, wo Die gefangenen erhielten. Man brachte an deren Waffen den Eins Dem Doctor Gama wurde aufgetragen, Tagen gemacht war, Johann Telo, Dies „nen Ponce von Leon, Pablo de Menezes, Vaſeo von Guevara, Johann von Guſman, Diego Nugnez von Mercado, Peter Lopez von Ayala, Diego von Bezarra, Diego von Maldenat, Johann Garcia, Diego Gallego, Franz Gallego, Peter Ortiz, Al⸗ phonſus von Meſa, Dionyſius von Bovadilla, Ludwig Garcias von St. Mamez, Garcias Gut⸗ tiere von Eſcobar, Marx von Eſeobar, Johann von Horbaneja, Diego, von Dcampo- 5) Zargte am angef. Orte a. d. 238 ©, S 138 Reiſen und Entderfungen Vacca deCa⸗vnen viel zu lang feyn wuͤrde, wurden geviertheilet, Einige wurden ins Gefaͤngniß ſtro. 1542. „geleget, und andere erhielten ihre Verzeihung ),,. Alle Befehlshaber und Gemeine, welche ſich in einigem Theile von, Peru niedergelaffen hatten, erhielten darauf Erlaub— niß, ſich dahin zu begeben, Eaffro folger Caſtro, welcher von des Don Diego Schicfale noch) feine Nachricht haben Fonn- dem D. Diego fe, gieng mit einer Leibwacht von Keitern nad) Euzeo. ab, Er vernahm aber unterwe- nach Eujeo- ¶ gens daß ihn das Glück längerer Unruhen überdob. Don Diego war bey feiner Ankunft in einer Stadt, wovon er ſich Meifter zu feyn glaubete, von feinem eigenen Sieutenante, Don Rodrigo von Salazar, feinem Prevot, Don Anton von Ruiz von Guevara, und andern Befehlshabern feiner Partey, die ihm nur fein Ungluͤck vorzuwer⸗ fen hatten, gefangen genommen und in die Feſſel geleget worden. Diego Mendez, der Gefaͤhrte feiner Flucht, welcher von einem gleichen Schickſale bedrohet wurde, harte das Glück gehabt, dieſen Verräthern zu entwiſchen. Da er fi) aber in die Andes zu dem Anca A) begeben, welcher eben den Weg genommen hatte, und ihn freund» haftlich aufnahm: fo wurde er nach der Zeit von den Indianern getoͤdtet. Dieſe angenehmen Zeitungen macheten, daß er ſeinen Marſch nach Cuʒco verdoppelte, Er fand nicht. allein die Stadt unterthänig, fondern das Anfehen des Königes auch fo Tod_des jun wohl befeftiger, daß er, ohne den Beyſtand der Waffen zue Ausübung der Gerechtigs gen Diegs von keit noͤthig zu haben, damit anfing, daß er dem Don Diego den Kopf abfchlagen ließ. Almagro. Heru wurde nunmehr fo ruhig, als es vor der Spaltung der beyden Eroberer ge- wefen war, Und feine Ei: Man bedauerte an dem jungen Almagro feine natürlichen großen Eigenfchaften, . senfhaften, die ihm eim Anfehen würden erworben haben, wenn er fie nur bloß gebrauchee hätte, den verdrüßlichen Amftand wegen feiner Geburt und das Unglück feines DBaters zu verbeffern. Er war erſt zwey und zwanzig Jahre alt; und wie Gomara faget, „viel „tugendhafter, als folche Kinder find, die von Indianerinnen und Spaniern’gezeuget „worden. Man lobete feinen Berftand fehr. Da er auf Anvathen des Johann von „Herrada den Tod feines Vaters rächete: fo hatte er nichts von den Gütern der Pi- „harren nehmen wollen, ob ev gleich noch in großer Noch war. Er wußte, wie man „feine Freunde erhalten und das Volk regieren mußte. Man verwundert fich über die „beftändige Freundſchaft, welche die Seinigen gegen ihn trugen. Denn fie verließen „ihn niemals, bis fie ganz überwunden waren, auch nicht einmal, da man ihnen Ver⸗ „zeihung wegen alles Bergangenen anboth. Er focht tapfer und ftarh Farholifch „ Gomara bemerfet auch noch, daß er feit der Entdeckung der erfte Spanier gerefen, melcher bie Waffen wider den König ergriffen hat. Neue Entde⸗ Nach ſeinem Tode und der Zerſtreuung ſeiner Partey, hielt Caſtro dafür, wel— ungen. cher noch nicht im Stande war, die Truppen zu belohnen, er koͤnnte fie nicht mic mehr Annehmlichfeit und Nutzen für fie ſelbſt brauchen, als neue Entdeckungen zu machen. Er ſchickete den Vergara und feine Leute auf die Eroberung von Braca⸗ mores, don da er fie weggenommen hatte, Diego von Royas und Philipp Gut⸗ tierez erhielten Befehl, mit dreydundert Mann gegen Morgen zu gehen, wo fie um den ) Somara V Bud. 43 Cap %) Weil diefer Ynea nicht genannt wird: fo weis man nicht, ob es Paulu oder Mango ift, in America. VIBuch. II Cap. 139 den Fluß la Plata Sitze anlegeten. Monroy wurde nach Chili geſchicket, mit eini- Vacca deca⸗ gem Beyſtande für den Valdiwia, welcher ſich ſeit dem Tode des Altern Almagro da- ro. 1542. ſalbſt erhalten hatte; und Johann Perez von Guevara gieng zur Eroberung des Landes Mullobamba ab, melches er entdecket hatte. Gonzales Pizarro, welcher nunmehr Er- Gonzales Pi: laubniß erhiele, nach Cuzco zu kommen, wurde dafelbt von dem Statthalter mit vieler — — Achtung empfangen, und kehrete ſehr vergnuͤgt in die Provinz Charcas wieder zurück, SR me woruͤber ihm die Statthalterfchaft beftätiget worden, — Man findet wenig Nachrichten von dieſen neuen Unternehmungen. Guevara, Land Mufle: der einzige, welcher von ſeiner Rechenſchaft gab, ſchrieb an den Statthalter, er waͤre bamba. nach einem beſchwerlichen Marſche in ein Land gekommen, welches aus lauter Bergen beſtuͤnde, zwiſchen welchen zween große Fluͤſſe liefen, Die ihren Urſprung von deren Abhange hätten, und nach dem Mordmeere zu gehen ſchienen. Man erfuhr darauf, daß der eine der Maragnon und der andere la Plata wäre, Nach bes Guevara Erzählung waren die Einwohner Menfihenfreffer ; und ihr Sand fo Heiß, daß fie fait beftändig nackend giengen. Er befam dafelbft Nachricht von einem großen Sande jen- ſeits der Gebirge, wohinein zu dringen ihm die Schwachheit feiner’ Leute, wie es feheint, nicht erlaubet, ob man ihn gleich verſichert, es fänden fi) Goldbergwerke, Kamee— fe, Hühner, wie die in Neufpanien, eine Art von Schafen, die viel Fleiner wä- ren, als die in Peru, und ein großer See, deſſen Ufer ſehr bevölfert wären, darinnen. Es hat ſehr das Anfcheinen, daß folches Brafilien gewefen. Guevara hörete auch an eben dem Drte von einer Mation Amazonen reden, wovon fih das Gerücht fehon auf des Drellana Zeugniß ausgebreitet hatte, ohne daß man es jemals vecht be> ftätiget gefunden, Unterbeffen daß die Auffuchung des Goldes den. Kriegesbefehlshabern des Start Entdeckung halters fo viele Beſchwerlichkeiten Foftete, war er in der Nachbarfihaft von Euzco ſelbſt sis viel glücklicher. Man entdeckete daſelbſt Die veicheften Minen, wovon man nur je mals hatte veden hören, vornehmlich in einem Fluſſe Carabaya genannt, wo ein ein- ziger Indianer in einer Zeit von einem Tage ein Marf von diefem Eoftbaren Erzte fammelte, Da die ganze Aufmerffamfeit der Spanier auf dieſe Seite gerichtet war: fo lebete man in Peru viel geruhiger, als jemals. Die Indianer wurden beſchuͤtzet, und die Vortheile, die man aus ihrer Arbeit zog, zogen ihnen die Wohlthaten des Statthalters zu. Allein, es entjtunden bald neue Unruhen, Deren Quelle weit ent fernter war. . Bartholomäus de Las Cafas war, nachdem er in dem Mönchsleben Troft bey Duelle zu feinem Verluſte geſuchet Hatte 7), feiner Einfamfeit noch nicht überdrüßig, als er bey ———— Gelegenheit des Caciquen Heinrichs, deſſen Empoͤrung und Fortgang in der Inſel Hiſpaniola man erzaͤhlet hat, den Eifer wiederum bey ſich erwachen fuͤhlete, wovon er ſo lange fuͤr die Erhaltung der Indianer gebrannt hatte. Heinrich hatte ſich end— lich uͤberreden laſſen, er koͤnnte den Anerbiethungen der Spanier- wiederum frauen. Der Vergleich wurde gekhloffen, und die Bedingungen treulich vollſtrecket. “Die Erzaͤh⸗ lung von dieſer Begebenheit, welche durch ihre Folge mit den peruaniſchen re &a heiten. I) Man fehe oben auf der 10 ©. 140 Keifen und Entdeckungen Vacca dea⸗ heiten verfnüpfet ift, kann hier nicht für eine verdrießliche langweilige Nebengeſchichte ſtro 1542. angefehen werden m). a Serhihtesen „_ „. C$ waren wenigftens zwölf bis dreyzehn Jahre, daß fich der Gacique in den dem Aufftan: Gebirgen Baoruco wider alle Anternefmungen der Spanier erhielt. Das Gerücht dedes Eacique von feiner Entſchloſſenheit hatte gleich anfangs eine große Anzahl Indianer zu ihm ge- Heinrichs in zogen, die den fpanifchen Wohnfigen entlaufen waren, Unter dieſen hatte er fich drey Hiſpaniola. Hundert ausgeſuchet, die ihm am tüchtigften zum Kriege zu feyn gefihienen, und welche er mit allem demjenigen bewaffnet hatte, was er nach. feiner natürlichen Fähigkeit für dienlich zu dieſem Gebrauche erachtet harte. Wornehmlich harte er fih beflifien, fie zu gufer Zucht und Ordnung zu gewöhnen; und nichts machet ihm mehr Ehre, als daß er flets Acht gehabt, fih in den Gränzen einer bloßen Vertheidigung zu halten. Berfchiedene Parteyen, die wider ihn ausgefihickee waren kamen allezeit mic Berluſt zuruͤck. Er bedienete fich aber feiner Vortheile nur mit einer Mäßigung, welche fei- nen Siegen felbft bey denen Gelegenheiten einen neuen Glan; gab, wo er ohne Vor⸗ wurf diefelbe zur Schwächung feiner Feinde hätte aus den Augen fesen koͤnnen. Eis tes Tages zum Epempel, da er fie mit einem großen Blutbade zuruͤckgetrieben, tra—⸗ fen ſiebenzig Spanier, welche die Flucht den Feſſeln der Sieger entzogen hatte, eine tiefe Hoͤhle in einem Felſen an, und verſtecketen ſich darinnen, in der Hoffnung, bey Macht auf die Ebene zu kommen. Sie wurden aber daſelbſt von einer Partey In— dianer entdecket, welche die Hoͤhle umgaben, und alle die Oeffnungen mit Holze und an: dern verbrennlichen Materien verftopferen, in ‚ber Abficht, ſolche in Brand zu ſtecken. Heinrich Fam darzu. Er verdammete die Unmenfchlichkeit diefer Wütenden; und nach: ‚ dem er die Höhle wieder eröffnen laffen, fo ließ er den Spaniern die Freyheit, fich hinweg zu begeben, nachdem er ſich begnüger, ihnen ihre Waffen abzunehmen. Die- fes war oftınals die einzige Beute, die er von ihnen machere: er hatte aber den Vortheil davon, daß er feine Indianer unvermerft bewaffnere, welche bald anfingen, die euro- päifchen Waffen vollfommen zu führen, ausgenommen die Büchfe, welche fie niemals gebrauchen fonnten, Es fam den Spaniern fehr erftaunlich vor, daß Wilde wider die fie gemeiniglich nur Hunde zu brauchen pflegeten, vermögend wären, ihnen nicht allein Die Spiße zu biechen, fondern fie unauf hoͤrlich zu ſchlagen. Indeſſen mußten fie noch nicht altes, was fie von deren Oberhaupte zu befürchten hatten. Der junge Cacique ſchlief über ſeine gluͤcklichen Erfolge gar nicht ein, ſondern wandte alle kluge Sorgfalt an nichts von feinen Vortheilen zu verlieren. Er hatte in denen Gegenden des Gebirges, wo— bin es am befchwerlichften zu kommen war, Wohnungen angelegt. Die Weiber baueten dafelbft das Land, und trugen Sorge für das Federvieh und anderes Vieh, Gute Kuppel Hunde dieneten zur Schweinejagd. Der Ueberfluß herrſchete alfo in diefer abfcheufichen Wiüften. Die Maafregeln des Cacique für feine eigene Sicherheit taren eben fo weiße. Er hatte funfzig Waghälfe, die ibn im Felde niche ver: liegen, und die er „ftets. ficher zu finden wußte, um mit ihnen auf Die erſte Zeitung von m) Dviebo im V Buche 4 u. ff. Cap. und Her⸗ ſehr ruͤhmlich ife, und welche die Ungerechtigkeit, vera im VII Buche der III Devade find Gewährs: die fie den Indianern thaten, mehr und mehr zu leute für eine Erzählung, die den Spaniern nicht erkennen geben wird. in America. VI Buch. UM. — von Annaͤherung der Feinde auf Streifereyen auszugehen. Ob er aber gleich auf die Treue Vacca deca⸗ feines ganzen Haufens ſich ſehr verließ: fo konnte es doch geſchehen, daß einer von feinen ſtro. 1542. Leuten den Spaniern in Die Hände fiele, und durch die Marter gezwungen würde, feinen Aufenthalt zu entdecfen, Er trug daher zu andern Zeiten Sorge, daß feiner von ihnen folchen jemals wußte; fo, daß, wenn er ihnen einigen Befehl gab, fie ihn niemals an dem Orle wieder antrafen, wo fie ihn verlaffen hatten. Leber dieſes ftellete er bey allen Zugäns gen zu feinen Wohnungen Schildwachten aus: ex verließ fich aber niche fo ſehr auf feine Wachſamkeit, daß er nicht felbft alle die Poften genau befuchere. Der Cacique wer alfe überall, und man wußte niemals eigentlich, wo ev war. Seine Leute waren überzeuget, er fihliefe nicht ; und er fehlief auch wirklich ſehr wenig, und niemals zweymal hintereinander an einem Orte, ftets bey Seite, mitten zwifchen zweenen feiner Vertrauten, die fo, wie er, ganz bewaffnet waren. Mach einem fehr kurzen Schlafe fing er feine Runde an; und was am felsfamften ift , fo fand man ihn niemals ohne einen Roſenkranz am Halſe oder it der Hand, weil er von feiner Erziehung her noch fehr lebhafte Empfindungen der Öottes- furcht beybehalten hatte, Andefien hatte fich fein Kaufen von Tage zu Tage vergrößert, Die Negern fetbft liefen in großer Anzahl weg, um zu ihm zu ftoßen ;.und das Schrecfen feines Namens be= nahm den Spaniern den Muth; fo mie feine Klugheit ihre Staatskunſt und Maaßregeht vereitelte. Es fand fich niemand mehr, welcher die Kuͤhnheit hatte, wider ihn auszuzie— ben. Aus Furcht, er möchte es nicht länger mehr bey der bloßen Vertheidigung bewenden laffen,, wurden eine große Anzahl Flecken verlaffen, und find niemals wieder hergeftellet worden. Da die Unordnung fih nur vermehren konnte: fo ergriff man Die Partey, die Unterhandfung zu verfuchen. Ein Franciſcaner, Namens P. Remi, welcher an der Erz ziehung des Caciquen Theil gehabt hatte, und die Guͤtigkeit feines Naturelles Fannte, vers ſprach ſich, ihn billige Vorfchläge annehmen zu laffen, wenn fie mit einer guten Gewaͤhr⸗ ſchaft wegen der Vollſtreckung begleitet ſeyn würden. Seine Anerbiethung wurde ange⸗ nommen. Man trug ihm auf, allen Rebellen die Verzeihung des Vergangenen, und. aufs fünftige eine gänzliche Befreyung von der Arbeit, zu verfprechen, Er reifete mit einer Vollmacht in einer Barfe ab, deren Steuermann Befehl hatte, ihn an dem Orte auszufegen, wo die Gebirge Baoruco an die See ſtoßen, und ſich dar- auf ein wenig zu entfernen, ohne ihn jedoch ganz aus dem Geſichte zu verlieren, damit er . im Stande fey, ihm zu Hülfe zu fommen, wenn er es verlangere. Kaum war ev ans fand geftiegen,, fo fab er einen Haufen Indianer aus dem Gebirge herauskommen, von welchen er bald umringet war, Er bath fie, ihn zu ihrem Oberhaupte zu führen; oder R wenn fie folches ohne fein Vorwiſſen nicht thun dürften, fo fehlug er ihnen vor, feinen Des fehl daruͤber einzuhohlen, und ihm zu melden, es verlangete der P. Remi, deſſen Schüler “er zu Vera Paz gewefen, mit ihm zu fprechen, und hätte ihm nichts, als was angeneh⸗ mes, zu ſagen. Dieſe Indianer, die den Sraneifcaner nicht kannten, antworteten ihm, ihr Cacique brauchete feines Befuches nicht; alle Spanier wären Verraͤther; er felbft batz te das Anfehen eines Kundfihafters; und die einzige Gnade, die fie ihm erweiſen koͤnnten, wäre, daß fie ihm nicht mit aller Strenge begegneten, womit fie ſolchen Leuten begegnen müßten, ‚Sie zogen ihm aber dech feine Kleider aus, und fießen ihn nadend am ufer, Zum Gfücke war der Cacique nicht weit entferne. Er eilete auf die erſte Nachricht hinzu, um einem Menfchen leurfeliger zu begegnen, gi Namen und Wohlthaten er noch nicht 3 ver⸗ Pi | 142 | Reifen und Entdeckungen Vacca de Ca⸗ firo, 1342. — vergeſſen hatte. Er ſchien von dem Zuſtande geruͤhrt zu ſeyn, worinnen er ihn ſah, um— armete ihn mit thraͤnenden Augen, und entſchuldigte die Begegnung, die ihm erwieſen worden, Eine fo guͤnſtige Germuͤthsverfaſſung bewog den Miſſionar, fo gleich vom Frie⸗ den zu reden, und ließ ihn daruͤber eine ſehr ruͤhrende Rede halten. Heinrich ſchien nicht unempfindlich dabey zu ſeyn: er antwortete aber, es kaͤme nur auf die Spanier an, einen Krieg aufhören zu laſſen, bey. welchem feiner Seits alles nur in einer bloßen Vertheidigung wider Tyrannen beftünde, die feiner Freyheit und feinem Leben droheten; in dem Stande, worinnen er wäre, das Blur feines Waters und feines Großva- ters, die zu Karagua lebendig wären verbrannt worden 7), und die Uebel, die man ihm felbft zugefüger hätte, zu rächen, würde er dennoch immer bey feinem gefaffeten Entfehluf: fe bleiben, Eeine Seindfeligfeiten zu begehen, wenn er ſich nicht dazu gezwungen fähe; er verlangete nichts weiter, als fich in feinen Gebirgen frey zu erhalten; er glaubere, durch das Recht der Natur dazu berechtiget zu ſeyn, und er fähe nicht, aus was für einem Grunde man ihn zteingen wollte, Fremden unterthänig zu feyn , welche ihren Beſitz nicht anders, ‚als mit der Gewaltthaͤtigkeit unterflügen Fönnten; was die Anerbiethung betraͤfe, dieman ihm von einer gelindern und fo gar gänzlichen Freyheit thäte, fo wuͤrde er der unvorfichtig- - ſte Menſch von der ganzen Welt ſeyn, wenn er denjenigen frauete, die feit ihrer Anfunft in der Inſel nichts anders gethan haͤtten, als daß fie ihr Verfprechen gebrochen; übrigens würde er fich ftets in den Grundfägen der Religion erhalten , die ihin der Pater bengebracht hätte, und er würde dem Chriſtenthume niemals die Gemwaltthätigkeiten, Räubereyen, Un⸗ gerechtigfeiten, Gottloſigkeiten und das Tüderliche Leben der meiften von denjenigen aufbür- den, die fich dazu befenneren. Der Miffionar antwortete vergebens. Er wurde ehrer- biethig angehoͤret; er konnte aber mit allem feinem Eifer nichtsweiter erhalten. Manließ feine Kleider fuchen , um fie ihm wieder zu geben, Sie waren aber in Stücken zerriſſen worden; und da der Cacique ihm Feine andere zu geben hatte, fo erneuerte er feine Ent: ſchuldigungen, führete ihn Dis ans Ufer des Meeres, umarmete ihn beym Abfchiednehmen fehr zärtlich, und gieng wieder in feine Gebirge, Nach dem fihlechten Erfolge diefes Verſuches, hatten die Feindfeligkeiten auf Seiten der Spanier weit heftiger angefangen, als jemals; und‘ Heinrichs Truppen, deren An— zahl ſich immer vermebrete, trieben ihre Vortheile fo weit, daß Die ganze Inſel bedrohet wurde, Der Kaifer, welchen die Nothwendigkeit, diefen Krieg zu endigen, ober das Eyland zu verlaffen, gemeldet wurde, nahm endlich weit nachdrücklichere Maaßregeln. Er hatte Franz von Barrionuevo, einen Officier von außerordentlichen Verdienſten , und einer vollfommenen Erfahrung, in den indianifchen Angelegenbeiten zur Statthalterfchaft von Göldcaftilien ernannt. Er gab ihm Befehl, mit zwerhundere Mann guter Trup⸗ pen nach dem Eylande Hifpaniola überzugeben, und folches nicht eher zu, verlaffen, als bis ev es völlig befriediger hätte. Barrionuevo war mit einer Bollmacht verſehen, Die feine andere Schranken hatte, als die Erhaltung der Ehre Man empfohl ihm fo gar, mit gelinden Mitten und Güte anzufangen; und in dieſer Abſicht ſtellete man ihm einen Brief, an n) Man ſehe den XII Band dieſer Sammlung. ſten feines Vaters und Großvaters fchuldig wars 0) Diefer war der junge Don Ludwig Colombo, wie auch der Ehre, daß er von muͤtterlicher Seite welcher ftets in der Inſel war, aber bey der Regie- mit dem Kaifer in Blutsverwandefchaft ftund. Er zung derfelben Feine Getvalt Hatte, wiewohl man trat endlich feine Anfprüche auf die beftändige Uns alle Achtung für ihm hegete, welche man den Dien: terkönigswirde der Neuen Melt für die Titel eines Her: - / im America. VI Buch. Il Cap. 1 an den Caciquen zu, wodurch ihn feine Faiferliche Majeftät einlud, wieder zum Gehorſame Vacca deca⸗ zu kommen, ihm eine Verzeihung alles deſſen, was er nur begangen "hätte, anboth, und ſtro. 1542. ihm mit der ganzen Schwere ſeiner Macht und ſeiner Ungnade drohete, wenn er dieſe An— erbiethungen halsſtarrig verwuͤrfe. Dieſem Herrn lag die Endigung diefer Sache fo ſehr am Herzen, daß, weil damals Fein anderes Schiff zum Auslaufen fertig war, als dasje- nige, welches ihm felbft nach Spanien gebracht hatte, er folhes dem Barrionuevo geben ließ, um feine Abreife nicht zu verzögern, Bey feiner Ankunft zu San Domingo überreichete dev Statthalter von Goldcaftilien der Eöniglichen Audiencia feine Beſtallung, und ftellete dem Admirale 0) ein Schreiben des Kaiſers zu, welches die Erklärung feiner Befehle enthielt. Seine Klugheit aber ließ ihn wuͤnſchen, daß man fich erftlich, wegen der ihm aufgetragenen Sache, und der Mit: tel, fie auszuführen, berathſchlagen möchte, Man Fann vonder äußerften Nord, worein das Eyland gebracht war, aus der Weigerung urtheilen, welche die Auditoren macheten, ſich einer Berathſchlagung von ſolcher Wichtigkeit allein zu unterziehen. Sie beviefen eine allgemeine Berfammlung zufammen, die aus allen wegen ihrer Aemter und ihrer Erfah— zung angefehenen Perfonen auf der Inſel beftund; und die Meynungen waren darinnen fo getheilet, daß man genöthiget war, viere der älteften Einwohner in Indien zu ermählen, denen aufgetragen wurde, ſich darüber zu berathſchlagen, und ihr Gutachten der Berfamm- fung zu melden. Die Wahl fiel auf Franz und Alphonſus von Avila, Sopes von Barde⸗ ei, und Jacob von Caftellon. Ihre Meynung, wegen der Art und Weiſe, wie man den Krieg führen follte, war fehr weife: fie fand ‚aber weniger Benfall, als der Narh , den fie a ‚ man möchte dem - Eaciquen, Heinrich, erſt den Brief des Kaifers einhändigen. Die Schwierigkeit war nur, wie man zu ihm kommen koͤnnte; denn ſeit einiger Zeit hoͤrete man nicht mehr von ihm re⸗ den, und man zweifelte fo gar, ob er nicht todt wäre, Allein, Barrionuevo, welcher das Gutachten der vier Raͤthe billige , welches Durch die Stimmen der ganzen Berfammlung beftätiget, wurde , unternahm es felbft, den Caciquen aufzufuchen, und ihn wieder zu feiner Schuldigkeit zu bringen. * Fr Man gab ihm zioey und dreyßig Mann, die entfchloffen waren, alle Gefahr mit ihm zu wagen; und man fügete eben eine ſolche Anzahl getreuer Indianer hinzu, die ihm zu Dolmetſchern und Wegweifern dienen follten. Einige Francifcaner wurden ernannt, ihn zu begleiten. Diefer Orden hatte Deswegen ben Borzug, weilder Cacique darinnen war erzogen worden. Man rüftete eine Garavelle aus, um den General und feinen Haufen an das Ufer zu bringen, von da man in die Gebirge geht. Sie brachten ziween ganzer Mo— nate zu, an der Küfte bis nach dem Hafen Naquimo zu fahren, weil der Öeneral oftmals ans Sand fehirfete, um fich nach dem Aufenthalte des Caciquen zu erfundigen. _ Er ver: nahm aber nichts. Der Hafen Naquimo wird von einem fehr ſchoͤnen Fluſſe gebildet, welchen Barrionuevo fehr weit hinauf fuhr, Cr fand anfänglich eine indianifhe Hütte, aber keinen Einwohner darinnen; ein wenig höher hinauf ſah er ein wohlbeftelltes Bel, au Herzogs. von Veragua und Marqueʒe de la Vega ihm geftorben maren: fo brachte feine Schweſter ab, welches ein grofier Flecken in Jamaica war, Iſabella alle Titel diefer Familie auf einen Zweig und mit der Zeit hat man ſich gewoͤhnet, dem Nas dee Hauſes Braganza, durch die oben angeführete men der Infel ſelbſt für diefen Ort zu Teßen. Don Bermählung. Yudivig ach 1540, Weil feine beyden Brüder vor 144 .. Reifen und Entdeckungen BsccrdeCa auf welchen feine Leute nicht den geringften Schaden verurfachen durften. Nicht weit das ſtro. 154% Yon hatte er einige Anzeigungen, daß der Cacique nicht weit wäre, Er hiele ſich bier auf, um an ihn zu fehreiben,, und ihm von feiner Ankunft Nachricht zu geben, Er berichtete ihm, was ihm aufgetragen worden. Sein Brief wurde von einem Indianer weggetra⸗ gen, welcher ſich zu diefem Dienfte anboty: man bat aber niemals erfahren, was er für ein Schieffal gehabt. Nachdem er zwanzig Tage auf ihn gewartet: fo gieng der Generaf in die engen Wege vieler Gebirge hinein, Er marfihirete drey Tage lang mit ſolchen Bes ſchwerlichkeiten, die Faum auszuftehen waren, Endlich vernahm er von einigen India— nern, der Cacique wäre in einem Eleinen See, welchen die Spanier Laguns de Com⸗ mandor genannt haben, und welcher zwo Meilen im Umfange hat. Bermurhlic) ift es einer von den beyden Theilen des Faraguafees, wovon man an einem andern Orte die Befchreiz bung gegebenp). Es blieben aber noch acht Meilen von einem Wege übrig, deſſen Beſchwerlich⸗ keiten ihm nicht zu überfteigen zu feyn ſchienen. Auf dem ganzen Wege war auch nicht ein einziger Zweig abgehauen, oder fonft Die geringfte Spur, moraus man urtheilen konn— te, daß man ihn jemals gegangen wäre, Diefes war eine Vorficht des Caciquen, um zu verhindern, daß man feinen Aufenthalt nicht entdecken fonnte. Es gehörete alle Herzbaf- tigkeit des fpanifchen Generales dazu in jeder Schritt, den er in einem unbekannten Sande that, zeigere ihm Schwierigkeiten, Die vermögend waren, ihn zu erſchrecken. End— lich kam er in einem Dorfe an, deffen Häufer ziemlich wohl gebauet waren , 100 fich die Le— bensmittel im Ueberfluffe befanden, nebft allen Bequemlichfeiten, deren fich die Indianer zu bedienen pflegen: es war aber Fein einziger Einwohner da. Er verboth wieder, man follte niche den geringften Schaden daran thun; und er bedienete fih nur einiger Caleba= fhen, die er mit Waffer füllen ließ, weil ex folches höchft nörhig hatte, Mach) diefer Woh— nung fand er einen fehr breiten Weg, welcher Durch Die Gehölze gehauen war, und aufwel- chem er nicht lange fortgieng , ohne einige Indianer anzutreffen. Da feine &iebfofungen und die Feine Anzahl feiner Leute ihnen wiederum einigen Muth gemacht hatte: ſo vernahm “er von ihnen, der Cacique wäre nur eine halbe Meile von bier: wenn man aber zu ihm wollte, fo müßte man in dem See bis an die Knie und zuweilen auch wohl bis an den Guͤr⸗ tel im Waſſer geben, und darauf noch durch einen fehr engen hohlen Weg marſchiren. Dieſe Schwierigkeiten konnten ihn nicht ftugig machen, Er näherte fih dem See. An: dere Indianer, die in einem Canote waren, und welche er fragete, ob fie nicht einen Men ſchen von ihrer Mation gefehen hätten, der einen Brief an ihr Oberhaupt gehabt, antwor- teten: nein, der Cacique aber wäre von der Ankunft eines Befehlshabers benachrichtiger, welcher ihm einen Brief von dem Kaifer zu überreichen hätte. Darauf glaubete Barrivs nuevo, mit wenigerer Vorfichtigkeit anrücken zu koͤnnen. Er bath die Indianer, eine Frau von ihrer Nation in ihr Canot zu nehmen, welche ev mitgebracht hätte, und fie zu ihrem Dberhaupte zu führen, dem fie vordem gediener haͤtte, Damit fie ihm den Befuch der Spa: nier meldete. Sie antworteten, der Cacique wäre von allem unterrichtet, und fie duͤrf⸗ ten nichts ohne feinen Befehl thun. Indeſſen nahmen fiedoch endlich, auf neues Anhalten, die Indianerinn ein: fie wollten fich aber niemals dem Ufer nähern, und Diefe Frau war genöthiget, bis an den Gürtel ins Waffer zu geben, um fich bey ihnen einzufchiffen, Den 2) Man fehe die Beſchreibung ber Inſel Hifpaniola in dem XIII Bande diefer Sammlung. F in America. VI Buch. I Cap. 145 Den folgenden Tag erfhlenen zwey Canote, in deren einem bie Indianerinn, mit Vacca deca⸗ einem Anverwandten des Caciquen, Namens Martin von Alfaro, war, welchem ein ſtro. 1542. ſehr guter Haufen indianifcher Soldaten folgete, die mit Lanzen und Degen gerüftet wa⸗ von. Machdem fich diefes Canot den Spaniern genähert Hatte: fo gieng Barrionuevo allein hinzu. Alfaro ftieg auch allein aus, und befahl feinen Seuten, ſich zu entfernen. Nach— dem er den General höflich gegruͤßet: fo machete ev im Namen des Caciquen einige Entz fhuldigungen , „daß ihm felcher nicht ſelbſt entgegen gefommen: er würde durch einige „Unpäßlichfeit Davon abgehalten; er fehmeichelte fich aber, daß der anifche Herr, da er fo „iveit gefommen twäre, den noch übrigen Furzen Weg vollends thun würde, Barrio⸗ nuevo nahm diefes Compliment mit einer vergnügten Mine an, und willigee darein, ſei— nen Marſch fortzufegen, Seine Leute bemuͤheten ſich vergebens, ihn davon abzuwenden. Er nahm fo gar nur funfzehn Mann mit ſich; und machete feine Schmwierigfeit, fih one andere Waffen, als fin Speer und feinen Degen, dev Führung bes Alfaro zu überlaffen, Diefer Indianer führete ihn durch fo rauhe und fo verdrießliche Wege, daß er oftmals ges nöthiget war, fo gut auf den Händen, als auf den Füßen zu gehen. Seine Leute wur: den deffen bald müde, und lagen ihm an, wieder zuruͤck zu gehen, indem fie ihm vorftels teten, der Cacique wollte ihn nur aufziehen, ober umfommen laffen. „Ich zwinge nie— manden, laͤßt man den unerſchrocknen General ſagen. Wer ſich fürchtet, dem ſteht es rey, wieder umzukehren. Sch für mein Theil, werde allein, wenn es feyn muß, bis „ans Ende gehen. Da ich dasjenige, was mir aufgetragen worden, angenommen: ſo „habe ich auch die Schwierigkeit dabey eingefehen. Laſſe ich mein geben dabey, fo werde „ich vergnüge fterben, daß ich meine Pflicht gethan habe. Nichts giebt die Obermacht, welche der Cacique über die Spanier erhalten hat, mehr zu erfennen, als eine Aufführung, worinnen man nichts von dem Stolze diefer Nation wahrnimmt. Barrionuevo fand ſich, ungeachtet feines Muthes, auf einmal fo abgemattet, daß er gezwungen war, ſtille zu alten, um ein wenig auszuruben. Indeſſen fing das Gehölze doch an, lichte zu werden, und man entbeckete durch die Bäume Heinrichs Wohnung. Al- faro gieng nunmehr, auf Bitte Des Generales, voraus, und fragere in deſſen Namen den Cacique, ob er zu der Zufammenfunft geneigt ſey. Heinrich war ungehalten auf den Als faro, daß er nicht habe einen Weg bahnen laſſen, und befahl ihm, fo gleich daran arbei- ten zu laſſen. Darauf ließ er dem Generale fagen, er könnte ohne Mistrauen herankom⸗ men. Barrionuevo begab ſich ſo gleich auf den Weg. Heinrich, welcher ihn in großer Unordnung ganz mit Kothe bedecket und faſt außer Stande, ſich zu erhalten, ankommen ſah, lief ihm entgegen, und bezeugete eine große Verwirrung daruͤber, daß er ihm ſo vie⸗ e Beſchwerlichkeit verurſachet Hätte. Der General gab eine höfliche Antwort, worinnen er aber zu verftehen gab, man hätte einem Manne von feinem Stande, und vornehmlich) einem Abgeſchickten des Kaifers wohl beffer begegnen koͤnnen. Der Cacique fparete feine Entſchuldigungen; er nahm ihn bey der Hand, und führete ihn unter einen großen Baum, wo fie ſich beyde auf baumwollene Deden ſetzeten. So gleich kamen fünf bis fechs india⸗ nifche Hauptleute, die den General umarmeten. Sie begaben ſich mit eben der Eilfertig⸗ Eeit wieder hinweg, und ftelleten fich an die Spitze von ſechzig Soldaten , die mit Schil⸗ dern, Degen und Helmen gerüfter waren, Die Hauptleute führeren eben Die Waffen, und waren dabey mit Federbüfhen gezieretz und alle zufammen hatten ben geib, ſtatt des Küraffes, mit dicken rorhgemalten Stricken umgeben. Die beyden Hoͤupter liegen nad) Allgem, Beifebefchr, XV Band. T einer 6.7; Reiſen und Entderlungen Vaccade a⸗ einer kurzen Unterredung, die anfänglich nur in Höflichkeiten beftund , ihre Leute fih ein ſtro. 1542. See wenig entfernen; und man leget dem fpanifchen Generale diefe Rede in ven Mund. Der Kaifer, mein und euer Herr, der mächtigfte unter allen regierenden Zürften auf der Welt, aber der befte unter allen Herren, und welcher alle feine Unterthanen als feine Kinder anfieht, hat den traurigen Zuftand, in welchen ihr nebft einer großen Anzahl eurer Sandesleute gebracht ſeyd, und. die Unruhe, worinnen ihr diefes ganze Eyland haltet, nicht vernehmen koͤnnen, ohne von dem größten Mitleiden geruͤhret zu werden. Die Uebel, die ihr den Caſtilianern, feinen erſten und getreueſten Unterthanen, zugefüget , hatten ihn an⸗ fänglich erbittert, Nachdem er aber erfahren, daß ihr ein Chriſt ſeyd und gute Eigenz fhaften von dem Himmel erhalten habet: fo hat fic) fein Zorn geleger, und fein Unwillo in eine bruͤnſtige Begierde verwandelt, euch ſolche Gedanken annehmen zu ſehen, welche eu= ren Einfichten gemäßer find.. Er ſchicket mich alfo ab, euch zu ermahnen, die Waffen nieder zulegen, und euch eine allgemeine Verzeihung anzubiethen, die feine Güte auf alle diejenigen mit erſtrecken will, die zu euch getreten find. Allein, ich habe auch Befehl, euch ohne Verſchonen zu verfolgen, wofern ihr bey euren Aufftande hartnäciger Weife beharret; und ich Habe Macht genug mitgebracht, daß ich ſolches thun kann. Dieſes werdet ihr aus dem Schreiben, das ich an euch habe, noch beffer erkennen. Euch iſt niche unbefannt, was es mir gefoftet hat, euch folches felbft zu überbringen. Ich habe die Befchwerlichkeiten und Gefährlichfeiten verachter, um meinem regierenden Herrn zu geborchen, und um euch befonders meine Hochachtung zu bezeugen ; da ich überdiefes über« zeuget war, es würde mir das Vertrauen bey einem Caciquen nicht fehl fehlagen, von wel- chem ich wußte, daß man Gefinnungen an ihm erkannt, welche feiner Neligion und feiner Herkunft anftändig find. | Heinrich hörete dieſe Rede mit vieler Aufmerffamkeit an, und empfing das Schrei: ben des Kaifers mit Ehrerbiethung. Weil er aber böfe Augen hatte: fo bach er den Gene: val, ihm ſolches worzulefen. Barrionuevo that es mit einer fo- laufen Stimme, daß es die Soldaten des Cacique hören fonnten. Dev Kaifer gab Heinrichen den Titel Don; und das Schreiben enthielt dasjenige wefentlich, was der General gefaget hatte. Es ſchloß ſich mit der Verſicherung für die Indianer, daß, wenn fie ſich gutwillig unterwürjen, die Fönigliche Audiencia Befehl hätte, Sändereyen anzımeifen, wo fie mitallen Vorthei⸗ fen des Ueberfluffes und der Freyheit leben koͤnnten. Mach Verleſung des Briefes, gab der General folchen dem Caciquen wieder, welcher ihn Füffete, und ihn ehrerbierhig auf fein Haupt legete. Er empfing auch das fihere Geleite von der £öniglichen Audiencia, welches mit dem Kanzelleyfiegel befiegelt war; und nachdem er ſolches unterfuchet hatte, ſo fagete er, er hätte ftets den Frieden geliebet, und nur aus Noth Krieg geführer, um fi) zu vertheidigen; wenn er bisher alle Mittel zu einem Bergleiche verworfen, fo wäre es bloß geſchehen, weil er feine Sicherheit dabey gefunden, mit den Spaniern zu untethandeln, die ihm fo oftmals ihr Wort nicht gehalten hätten: da er aber folches von dem Kaifer ſelbſt befäme, fo naͤhme er eine Gnade demüchigft an, melche zu begehren er ſich nicht wiirde unterftanden haben, Mit Endigung feiner Antwort gieng er zu feinen Leuten, zeigete ihnen das Schreiben des Kaiſers, und gab ihnen zu verftehen, er empfände nichts weiter als Unterthänigfeit gegen einen fo großen Prinzen, welcher ihm fo viele Gnade bezeugete. Sie antworteten mit ihren gewöhnlichen Zurufungen , das it mit großen Hauchungen, die fie mit Gewalt tief / in America. Vl Buch. Tan 147 tief aus ihrer Bruſt hervor ziehen. Nachdem der Cacique darauf wieder zum Barrionue⸗ Paccadela- vo gekommen: fo verglichen fie fich wegen folgender Artikel mic einander: es füllte der@a- Rro. 1542. cique unverzüglic) alle diejenigen wieber zurück berufen, welche feine Gewalt erfenneten, und in verfchiedenen Gegenden. ber Inſei vertheilet wären; er follte fte anhalten , nac) ſei⸗ nem Beyſpiele, den Kaifer für ihren Dberheren zu erkennen; er follte die flüchtigen Negern ſuchen laffen, und unfer denen Bedingungen, die man machen wollte, fie zwingen, wies der zu ihren Herren zu kehren; er ſollte eg über fich nehmen, alle Indianer im Geborfa- me zu erhalten, oder diejenigen wieder Dazu zu bringen, die fich Davon entfernen möchten; um allen Schatten des Mistrauens zu heben, follte er unverzüglich in die Ebene fommen, wo ihm die Fönigliche Audiencia zu ſeinem Unterhalte eine von den zahlreichſten Heerden des Kaiſers geben wuͤrde. Da die Vertraͤge der Indianer niemals anders, als bey einem Schmauſe, geſchloſſen werden: fo wollte man es an der alten Gewohnheit ja nicht ermangelnlaffen. Barrionue⸗ vo hatte Branntewein und Reiß herbey bringen lafien. Die Indianer gaben das Wild» pret und die Fifche: Die Freude war lebhaft, und der Vergleich wurde durch neue Bes theurungen verfiegelt. Indeſſen rühreren Don Heinrich und feine Gemahlin, Donna Mancia, nichts an, unter dem Borwande, fie hätten bereits gefpeifet. Diefe Weigerung, welche das Anfehen des Mistrauens hatte, beunruhigte den General. - Da er aber vie Klugheit gehabt, fich ſolches nicht merken zu Laffenz fo fand er fonft nichts bey dem Caci⸗ quen, als alles, was das Anfehen einer vollfommenen Redlichkeit hatte, Der Cacique verfprach ihm, er wollte nach San Domingo kommen, um den Vertrag genehm zu hal- ten. Er wollte fo gar, es follte einer von feinen Hauptleuten den General bis nad) diefer Stadt begleiten, und dafelbft den Admiral, die Auditoren und alle fönigliche Bediente in feinem Namen begrüßen, Man erfuhr hernach zwar, daß folcher ein ehrlicher Kundſchaf⸗ ter war, welcher Befehl hatte, Acht zu geben , ob die Spanier nicht unter dem, was fie thaten, einige neue Verraͤtherey verſtecketen. Allein, Barrionuevo konnte keinen Argwohn ferner hegen, da er ſich von den vornehmſten Befehlshabern des Cacique an der Spitze ei⸗ 185 moßtgerüfteten Saufens-bis zu feinem Schiffe begleitet ſah Ein fege wunderlicher Zufall hätte den Indianern noch die gerechtefte Unruhe machen Fönnen, Da die Caravel- (e in einem Hafen , heutiges Tages Jacquemel genannt, dor Anker lag: fowaren die Spa: nier nicht fo bald dafeloft angekommen, fo wollten fie ihre Begleitung bewirthen. Sie ſchenketen ihnen reichlich caftilianifchen Wein und gebrannte Waſſer ein. Die meiften In— dianer foffen ſo übermäßig davon, daß fie heftiges Schneiden befamen, und die Empfin- dung des Schmerzens nebft der Hige der Trunkenheit Fonnte ihnen an einem Drte, wo fie die ſtaͤrkſten waren, vafende Entfhließungen eingeben. Barrionuevo, welcher zum Gluͤ⸗ ee Det bey fich Hatte, fand Fein anderes Mittel, als daß er fie alle welches trinken ließ, nachdem er felbjt vorher folches getrunfen. Dieſes verurſachete Ausleerungen bey ihnen, welche ihre Gefundheit eiligft wiederherftelleten. Da fie folche beurlaubeten, fo beſchenkete er fie noch mit Dingen nad) ihrem Geſchmacke, und gab ihnen Geſchenke für den Cacique und deſſen Gemablinn mit. Seine Zurückkunft verurfachere in der Haupeftadt eine Freude, die der Furcht gleich war, wovon man beftenet wurde. Allein, obgleich die öffentlichen Freudensbezeugungen dem Abgeordneten des Don Heinrichs wenig Argwohn hätten laſſen follen: ſo wollte er doch nichts thun, was ſeinen Herrn haͤtte Beben aa ohne vorher mit Muße unterſuchet 2 zu 148 Reifen und Entdeckungen Vacca deca⸗ zu haben, ob nicht alles dasjenige, was er ſaͤhe, eine verabredete Liſt wäre, Sein Na— ſtro. 1542. me war Öonzales. Er gieng von Haufe zu Haufe, um fih der Geſinnungen dev Eins wohner in Anfehung des Friedens recht gewiß zu verfichern. Man mierkete feine Unruhe, und bie &iebfofungen ‚die er empfing, zerſtreueten folche vollends. Er fand fo viel Ger fhmac an diefer neuen Lebensart, daß er vergaß, zu der vorgefchriebenen Zeit wieder zu⸗ ruͤck zu kehren. Dieſes Außenbleiben beunruhigte den Caciquen. Er ließ einige Tage hingehen, nach welchen er von demjenigen, was den Gonzales aufhalten könnte, gen Nach- richt haben wollte, Er nahete ſich alfo ver Stade Azua, dem Anſehen nach, faft ganz al: - kein, wiewohl er doch von feinen fünfzig Helden unterftüget wurde, die er in ein benach— bartes Gehölze geftellet Hatte. Auf die Nachricht, die er der Stade geben lief, er möchte gern mit einigen Einwohnern fprechen, Eamen bald ein hundert Spanier zu ihm, und res deten ihn mit aller offenberzigen Sreundfchaft an. Er fragete nach Zeitung von Gonzales, Man fagete ihm, er wäre vor wenigen Tagen in einer Earavelfe, in Begleitung eines caftiliani- fchen Befehlshabers, Namens Peter Romero, vorbeygegangen, welcher mit einer Vollmacht von der koͤnigl. Audiencia zur Genehmhaltung des Vertrages verſehen geweſen. Da ihm dieſe Verſicherung viel Freude verurſachete: fo ließ er ſeine Leute vufen. Man umarmete einander, und der Friede wurde durch einen neuen Schmaus gefeyret, wobey Don Heinrich, unter dem Vorwande, er befaͤnde ſich nicht recht wohl, wiederum nichts anrührefe, Bey feiner Zus ruͤckkunft, da er über Raragua gegangen war, welchen Namen man bamals einem Or: te gab, welcher io den Namen Leogane führer, fand er den Gonzales und Romero da⸗ ſelbſt. Der eine bekraͤſtigte ihm die Aufrichtigkeit ver Spanier bey dem Vertrage, und der andere ftellete ihm die Genehmhaltung mit Eoftbaren Geſchenken zu. Er ließ fogleich auf der Stelle eine gute Anzahl weggelaufener Megern , die er ſchon hatte anhalten laſſen, einfehiffen; und auf beyden Seiten verſchwand aller Verdacht, Indeſſen eilete er Doch nicht, feine Gebirge zu verlaffen, und die Spanier waren fehr ungeduldig, ehe fie ihn herauskommen fahen, Endlich gieng er hinaus: allein, nicht eher, als bis er alle die Lebensmittel verzehret, wovon er einen großen Vorrath harte, Er begab fich darauf nach San Domingo, wo er den Frieden unterzeichnete, der nur noch von feinen Abgeordneten unterzeichnet war. Man ließ ihn fich einen Ort ausfuchen, wofelbft. er fich mit den Ueberbfeibfeln feiner Nation fe- gen wollte, worüber er zum Erbfürften erfläret wurde, ber von aller Schasung frey, und nur bloß gehalten war, dem Kaifer und feinen Nachfolgern, Koͤnigen in Spanien, zu hul⸗ digen, wenn er dazu würde aufgefordert werben. Ex begab fich an einen Ort, Namens Boys, dreyzehn bis vierzehn Meilen von der Hauptſtadt gegen Nordoſt. Alle India⸗ ner, welche beweiſen konnten, daß ſie von den erſten Einwohnern des Eylandes herſtam⸗ meten, hatten Erlaubniß, ihm zu folgen; und ihre Nachkommenſchaft beſteht noch an eben dem Orte, und genießt eben der Privilegien. Ihr Fuͤrſt, welcher den Titel eines Caciquen der Inſel Hayti fuͤhret, richtet über eben und Top ; doch kann man ſich von ihm auf 9) Geſchichte von San Domingo VI Bud: Sorgfalt ein wachſames Auge auf die Sitten ſei⸗ 0,d. 3228. — ner Unterthanen gehabt hatte daß er Mahßregeln r) Er wußte vermuthlich nicht, daß jedermantt ergriffen, allen verdächtigen Umgang unter Perfos taufen kann. nen beyderley Geſchlechtes zu verbiitens und daß er M Man wußte über dieſes, daß er mit vieler die dlufmerkfamfeit jo weit getrieben, daß er nicht - x F erlau⸗ in America, VI Buch. II Cap. 149 auf die Fönigliche Audiencia berufen. Es waren ihrer ungefähr noch viertaufend, als fie Vacca deCa⸗ fo zufammen gebracht wurden: dieſe Anzahl aber: bat ſich heutiges Tages ſo vermindert, Mes 1342. daß man im ıyıg Jahre fagete, fie wären bis auf dreyßig Mannsperfonen, und fünfzig bis fechzig Frauensperfonen herunter gefommen 9). tas Cafas kounte der Begierde, dieſen tapfern Caciquen zu ſehen, dem er ſehr wohl Las Cafas ver- bekannt war , nicht wiberftehen. Er beſuchete ihn in feinen Gebirgen; er wurde fehr woh von ihm empfangen, und die Indianer, welche fich freueten, daß fie nach einem fo viel: jährigen Kriege wieder Athem ſchoͤpfen £onnten, fenerten die Anfunft ihres alten Beſchuͤ⸗ tzers mit vieler Freude. Heinrich, welcher in dem Chriſtenthume erzogen war, hatte die Grundſatze deſſelben fo wenig vergeſſen, daß es nur feine einzige Klage war, es hätte ihm an allem gefehlet, als ein Ehriſt zu leben. Er geftund dem P. Bartholomäus Las Cafas, feine größte Betruͤbniß wäre geweſen, eine Menge Kinder ohne Taufe r), und viele Ere wachfene ohne Sacramente fterben zu feben ; er verficherte ihn, erhätte feinen Tag binges ben laffen, ohne fein Gebeth zu verrichten; er habe alle Freytage richtig gefaftet s). End- lich fegete er hinzu, ber Bewegungsgrund ber Religion hätte eben fo viel, als der Ueber druß eines fo langen Krieges bengetvagen, ihn einen Vertrag fließen zu laffen, wovon er befürchtete, es möchten Die Folgen ben traurigen Weberbleibfeln feiner Nation noch Flüge licher werden, g läßt feine Ein⸗ ſamkeit, Es brauchete ſo viel nicht, den Las Caſas mit einem neuen Eifer zu entflammen. nimmt ſich der Da aber die koͤnigliche Audiencia einigen Unwillen darüber bezeuget hatte, Daß er diefe Rei-⸗J fe ohne ihren Befehl unternommen: fo ließ ihn die Bekuͤmmerniß, die er varüber empfand, de und welche um fo viel billiger war, weil er feinen andern Bewegungsgrund hatte, als Die Siebe zum Frieden, und das Beſte der Religion, nach Spanien gehen, um daſelbſt noch einmal für die Sache der unglücffeligen Indianer zu reden, Er hatte in feiner Einſam⸗ keit Zeit gehabt, gute Machrichten zu ihrem Vortheile zu ſammeln. Zarate verſichert auch 7) unter vielen andern Religioſen, welche mit ihm einerley unternommen, hätte fich Feiner ges funden, deſſen Vorftellungen fo lebhaft gewefen, und geneigter angehöret worden, als ſei⸗ ndianer wies ran. nen). Sie brachten auch noch einmal fehe weife Verordnungen hervor, deren Wirfunz - gen aber mit der Hoffnung bes Hofes bey der Kegierung von Peru nicht übereinftimmeten. „Der Kaifer , ſaget Gomara, nachdem er den P. Las Cafes gehoͤret hatte, trug es „dem D, Figueroa, welcher auch fo gar einen Eid wegen dieſes Amtes ſchwoͤren mußte, zu⸗ „erft auf, die Statthalter, die Befehlshaber und die Religioſen, welche in Indien geweſen „wären, fo wohl wegen der Beſchaffenheit der Indianer, als wegen der Art und Meile, „wie man ihnen begnete, zu befragen, und ob die Meynung einiger Mönche wahr fen, welche fageren , er fünnte dieſe Laͤnder nicht erobern, Darauf fuchete er gelehrte und ger wiſſenhafte Perfonen, welche Geſetze macheten, um die Indianer gut und heilig zu vegies ‚wen. Dieſe waren ber Cardinal Bruder Garzia von Laiſa; Sebaſtian Ramirez, Bis „ſchof zu Euenza, und Präfident zu —— welcher Präfident zu San Domingo 8 \ 3 „und erlaubet, vor dem fuͤnf und zwanzigſten Jahre zu hei =). Man both ihm damals zur Belohnung ſeines rathen. Man möchte aber gern wiſſen, ob dieſes Eifers das Bisthum Cuzeo at, welches er aus⸗ ein gutes’ Mitte wider die Unenthaltſamkeit ge: fehlug: nicht fange darnach aber nahm er das Biss weſen. thum Chiapa in Neuſpanien au. ) IV Buch a3 Cap. 150 | Reifen und Entdekungen Vacca deCa⸗ und Merico geweſen; Don Juan de Zuniga, Gouverneur des jungen Prinzen Don Phi: ſtro 134% „lipp; der Secretar Covas, Großcomthur von Leon; Don Garzia Manrique, Graf von u „Oſorne und Präfident der Ritterorden, welcher die indianifchen Gefchäffte in Abweſenheit „des Cardinales Loaiſa, Tange Zeit unter Haͤnden gehabt hatte; der Doctor Ferdinand von „Guevara, und der Doctor Johann Figueroa, welche von der Kammer des Königes wa- „ren; der Doctor Mercado, Auditor des. Föniglichen Rathes; der Dock. Bernal; die „Doctoren Guttierez, Velasquez; der Dock. Salmero; der Dock. Gregor Lopez, welche „Auditoren von Indien waren; und der Doct. Jacob von Arriaga. Sie verfammelten »ftch bey dem Cardinale Logiſa, um fich mit einander zu berathſchlagen, und macheten, „wiewohl es nicht mit aller Willen war, vierzig Gefege, welche fie Verordnungen nann- „fen, die der Kaiſer mit feiner Hand zu Barcelona, den zoften des Windmonates 1542 \ „unterzeichnete, x). Verordnun⸗ Diejenigen, welche Peru beſonders betrafen, enthielten, man ſollte keinen India⸗ gen, die er er⸗ ner zwingen koͤnnen, in den Bergwerken zu arbeiten, noch auch Perlen zu fiſchen; man hält, follte ihnen Feine übermäßige Steuern auflegen ; und vornehmlich ſollte man fie nicht an= halten, große Laſten zu tragen, welche Gewohnheit von andern Pflanzftädten bereits nach Peru gefommen war, und welche mehr, als alles übrige, zur Aufreibung diefer elenden Leu⸗ te beytrug; diejenigen, welche durch dan Tod ihrer Herren frey würden ‚ follten feinen an= dern mehr haben, als den König; und alle diejenigen, welche bey Gelegenheit der Unru— ben unter den beyden Almagtoen und Pizatren in dem wirklichen Befise oder in den Ab- theilungen der Bifchöfe, der Klöfter, und Spitäler, der Statthalter, ihrer Lieutenante und anderer föniglichen Befehlshaber wären, follten wieder in Freyheit gefeget werden, Die Gefchichtfchreiber fagen einftimmig, es fey dieſes legte Gefeß einigermaßen zu ſtreng für die Spanier'gervefen,, die ſich in Peru niedergelaffen. Denn, da fich Feiner gefunden, welcher nicht bey diefer großen Streitigfeie Partey genommen: fo folgete auch, daß feiner feine Indianer behalten Fonnte, KöniglicheNu- Indeſſen faſſete man doc), außer dem Anfehen des Kaifers, welches hinlänglich war, diencia fuͤr Pe- den neuen Verordnungen alle ihre Stärke zu geben, auch noch den Entſchluß, eine koͤnig⸗ ru. liche Audiencia zu errichten, welche auf die Vollſtreckung Acht haben ſollte. Man z0g in Erwägung, daß Diefes fand Das reichefte und anfehnlichfte unter allen Ländern der Kro⸗ ne Spanien in America wäre. Da es aber bisher unter der Audiencia zu Panama ge- ftanden, welche nur zween Auditoren hätte: fo litten die Gefchäffte in einer folchen Entfer: nung nothwendiger Weiſe lange Verzögerung, welche fich noch durch die Schwierigkeit der Ueberfahrt bey einem großen Theile des Jahres verdoppelte. Es hatte ſo gar das Anſehen, als wenn dieſes die Urſache geweſen, welche verhindert haͤtte, daß den meiſten Uebeln nicht abgeholfen worden, welche Peru heimgeſuchet hatten. Die Audiencia zu Panama wurde aufgehoben. Man errichtete eine auf den Graͤnzen von Guatimala und Nicaragua, bey welcher man den Licentiat Maldonat, damaligen Auditor von Neuſpanien, zum Präfiden- ten ernannte, unter deſſen Gerichtsbarkeit Tierra firma mir begriffen war. Peru wurde davon unferfhieden, nicht allein durch die Errichtung einer eigenen befondern Audiencia i dar⸗ x) Gomara V Buch 45 Cap. „man über das Leſen ſolcher Geſetze ganz in Wuth Y) „Man hatte angefangen, die Sturmglocke zgebracht war... Alle vermaledeyten den Bruder „oͤberall zu läuten , und ſich zu verfammeln, indem „Bartholomäus de Las Caſas, welcher fie ausge: „wir⸗ in America. VI Buch. I Cap. — darinnen, ſondern auch durch die Titel des Praͤſidenten derſelben, welcher mit dem Namen Vacca deCa⸗ eines Unterkoͤniges und Generalhauptmannes beehret wurde. Man gab ihr vier Auditoren ſtro. 1542. und verſchiedene Beamten. Die Bekanmmachung der neuen Verordnungen that einer großen Anzahl ehrlicher Bewegungen, Kriegesleute, meiftens von einer adlichen Herkunft, fehr weh, welche Theil an der Ero- die folches ver⸗ berung gehabt hatten. Cs fand fich faft feiner Darunter, der nicht alles verlor, was er pe ürſachet. faß, und der fich nicht folglich in der Nothwendigkeit ſah, ein neues Mittel zu feinem Un= erhalte zu fuchen. Sie behaupteten, der Kaifer wäre übel unterrichtet worden, und die— jenigen, welche den Pizarren, oder den beyden Almagro gefolget, waͤren getreue Untertha— nen geweſen, die ſich zwar in dem Gegenſtande ihrer Ergebenheit koͤnnten geirret haben, aber doch nur ihre Pflicht vorgeſetzet gehabt, indem fie denjenigen gehorchet hätten, vor welchem fie geglaubet, Daß fie mit der Föniglichen Gewalt bekleidet geweſen; über diefes, fo wären fie feines Verbrechens fehuldig, da fie fich genöthiget gefehen , freywillig oder mit Gewalt zu gehorchen; ober fie waͤren doch nicht fo ftrafbar, daß fie verdieneten, aller ihrer Güter beraubet zu werden. Sie fegeten hinzu, man hätte zu der Zeit, da fie die Entde— ung von Peru auf ihre eigenen Koften unternommen, mit ihnen durch ausdrücliche Ver⸗ fprechungen ausgemacht, man wollte ihnen die Indianer auf ihre ganze Lebenszeit geben, und auch felbft nad) ihrem Tode follte ihr ältefter Sohn, oder ihre Frau, wenn fie ohne Erben ſtuͤrben, folche Haben ; zur Beftätigung dieſer Verſprechungen, hätte feine Maje— ſtaͤt allen denjenigen, die zu der Eroberung etwas beygetragen, gebiethen laſſen, ſich in einer beſtimmten Zeit zu verheirathen, bey Strafe ihre Indianer zu verlieren; die meiften von ihnen hätten ſich dieſem Gebothe unterworfen; nunmehr wäre es, nac) ihren ausge⸗ ftandenen Beſchwerlichkeiten in dem Alter, worinnen fie ſich befanden , da fie mit einer Frau und vielen Kindern beladen wären , nicht billig, daß fie der Früchte ihrer Arbeiten beraubet und gezwungen würden, ihr Glück von neuem anzufangen, und fi auf neue Entdeckungen zu befleißigen. Viele begaben fich nah Euzco , um dem Statthalter ihre Vorftellungen zu thun. WeiſeAuffuͤh⸗ Er hielt ſelbſt dafür, es wäre dem Hofe nicht rechter Bericht erflattet worden, und es rung des Ca⸗ ſchicketen ſich viele Huͤlfsmittel, die für andere Theile von Indien ſehr weiſe ſeyn fönnten, ſtro. für Peru noch nicht, Anſtatt daß er ihre Klagen hätte verwerfen follen , fo erlaubete ev vielmehr allen Städten feiner Statthalterfhaft , ihre Abgeordneten nach dos Reyes zu ſchi⸗ den, um dafelbft eine Berfammlung zu halten, bey welcher er fich das Recht vorbehielt, Er ſetzet eine den Vorſitz zu haben, deren Abſicht aber war, einige unter ihnen erwaͤhlen zu laſſen, Des Verſammlung nen fie ihr gemeinfchaftliches Beſte auftruͤgen, um fie nach Spanien zu ſchicken, ſolches oh. dafelbft vorzuſtellen. Diefes fehlen ihm das einzige Mittel zw feyn, wovon man beyder nen Unruben, die fich auf allen Seiten zu erheben anfingen , und welche feiner Gewalt öfe fentfich droheten, einige Huͤlfe erwarten konnte, Er eilete wirklich, in Begleisung der Be— vollmächtigten aller Städte aus der Nahbarfhaft von Cuzco, und eines fehr zahlreichen: Adels, welchen feine Berfprechungen wieder zum Gehorſame gebracht hatten, nach Los Reyes abzureifen Y)- Die Verfammlung wurde gehalten. Chriſtoph von Bar⸗ ri⸗ „wirket hatte. Die Mannsperſonen aßen vor „den ſtolz, welches: eine Sache war, wover man »Berdeuffe nicht. Die Weiber und Kinder thaten „ſich ſehr fürchten mußte... Gomara V Buch michts, als daß fie heuleren. Die Indianer wur: 46 Cap« - x 152 Reifen und Entdeckungen Vacca deCa-rientos 2) wurde nebft einigen andern erwaͤhlet, die Neife nach Spanien zu thun— fro. 154% Man gab ihnen ein veiches Geſchenk an Gold für den Kaifer mit, welchem dieſer Beyſtand nach dem Zuge wider Algier und dem perpignanifchen Kriege angenehm Nugnezʒ von Vela. 1543. — Vela wird Un⸗ terkoͤnigpraͤſi⸗ dent fuͤr Peru. ſeyn mußte. Der IX Abſchnitt. Reife des Blaſco Nugnez von Bela. Bela wird Unterfönigpräfttene für Peru. Sei: ne Abreiſe und hochmüthiges und hartes Betra: gen. Veränderungen, die er machet. Tod des Mango Ynea. Weiſe Aufführung des Caſtro. Berathſchlagungen der Einwohner zu Los Reyes Bela koͤmmt mit Lift in die Stadt; leget die Berftellung ab. Errichtung der Eöniglichen Au⸗ diencin. Der neue Unterkönig leget die Maske ab, Gonzales Pizarro begiebt ſich nach Cuzco. Der Unterkönig ruͤſtet ſich zum Kriege; Pizarro auch, und verſichert ſich der Einwohner zu Euzco. Viele verlaſſen ihn. Verſchwoͤrung ſeiner vor⸗ nehmſten Befehlshaber. Strafe derſelben. Der Unterkoͤnig todtet einen Commiſſar; will Log Reyes zerſtoͤren; läßt des Marqueze Pizarro Kinder aufheben. Die Auditoren wollen Los Reyes nicht verlaffen. Der Unterfönig wird in feinem ‘Pallafte eingeſperret; an die Auditoren ausgeliefert, und foll nach Spanien gefandt wer: den. Die Auditoren ſchicken zum Pizarro. Er koͤmmt mit gewaffneter Hand nach Los Reyes und dringt fi zum Statthalter auf. Unglücke für die Ruhe von Peru war die Vollftrefung der Befehle des Hofes mit fo vieler Hige getrieben worden, daß fie alle Maafiregeln des Caftro aufhielt, Der Kaifer hatte nicht gefäumet, einen Unterfönigpräfidenten zu ernennen, welcher faſt eben fo bald, als die erfte Zeitung von der Verordnung abgegangen war. Diefer war Blaſco Nugnez von Vela, Generalfteuercommiffar in Caftilien, ein Mann - von einer befannten Erfahrung und Fähigkeit, aber fo ftreng und fo unbeweglich in der Vollſtreckung feiner Gewalt, daß eben diefe Eigenfhaft, welche ven Hof bewogen, ihn zu erwählen, die größte Hinderniß bey denen Wirkungen wurde, die der Hof davon erwartet hatte, Man hatte ihm zu Auditoren den Licentiat Cepeda, welcher damals eben diefes Amt auf den Canarieninfeln bekleidete, den Doctor Lizon von Teravs, Prätor des Adels in Valladolid, den Licentiat Alvarez und Peter Ortiz von Zarate, Groß⸗ probſt zu Segovia, gegeben; und weil die Schatzmeiſter oder Verwalter der koͤniglichen Einkünfte ſeit der Entdeckung Feine Rechnung von ihrem Amte abgeleget, fo hatte man dieſem Gerichtsſtuhle noch einen Generalrechnungsfuͤhrer fo wohl für die Statt Halterfchaft von Peru, als für die von Tierra firma, beygefuͤget. Diefer neue Beamte, defjen bloße Commiffion vermögend war, das Schrecken in diefen beyden Laͤndern aus: zubreiten , war vom Hofe felbft genommen, wo er die Bedienung eines Secretaͤrs des koͤniglichen Rathes bekleidete. Dieſes war Auguſtin von Zarate, eben derſelbe, wel⸗ * 2) Ebendaſ. 47 Cap. Zarate nennet ihn nicht. a) Er ſelbſt wirft ſich nichts anders vor, als dag er fein Merk nicht habe in Ordnung bringen koͤnnen, ſo lange en in Peru gewefen; und bie Urfache, die er davon beybringe, ift merkwürdig. „Ich dachte, faget er, es koͤnnte mir das Leben fo- „ſten, daß ich nur angefangen hatte, weilein Ober: after des Gonzales Pizarro ein ſolcher Unmenſch „war, daß er denjenigen zu toͤdten drohete, der fi „unterfichen würde, feine Thaten zu beſchreiben. „Sie verdieneten auch viel eher, in einer ewigen „Vergeſſenheit begraben zu werden, Sch war alſo „gezwungen, aufzuhdeen, und ſammelte nur bloß „die Nachrichten. Vorrede. 5) Diefes war eine Erdichtung, um ſich nur aus dem Handel zu ziehen; denn er —— ſehr. x in America. VI Buch. I Cap. 139 cher ſich feines Aufenthaltes zu Peru zu Nutze machete, die Geſchichte Ser Eroberung ZTugnesvon diefes Landes zu fehreiben, und welchem wir bisher als einem unverwerflichen Zeugen Pela- 155, gefolget find 2). - Bela gieng ben ıften des Windmonates 1543 aus_ dem Hafen San Lucar ad, Seine Ab— und Fam den zofen Jenner des folgenden Jahres zu KTombre de Dios an, woferbft reiſe. er Chriftoph von Barrientos und feine Gefährten antraf, die bereit waren, nach Eu— ropa unter Segel zu geben. Obgleich dieſe Stadt nicht zu feiner Statthalterſchaft gehörete: ſo hielt er fich doch für berechtiget, nicht allein fie anzubalten, fondern auch Sein hochmuͤ⸗ ihr Gold wegnehmen zu laſſen, mwenigftens fo lange bis dargethan worden, woher es thiges u. har⸗ * Füme, und wie es fen erlanget worben; unter dem Vorwande 8 koͤnnte wohl von kes Vetragen. einigen verkaufeten Indianern oder ſonſt von einigen Gewaltthaͤtigkeiten herrühren, die durd) die Gefege verdammet wären, deren Vollſtreckung ihm wäre anverfrauet worden. Weil ſich aber die Einwohner dieſer Stadt wider ein Unternehmen auflehneten , welches feine Gewalt überftieg: fo ſtund er auf den Rath feiner Auditoren davon ab 6). Bon da gieng er zu Sande nad) Panama, Er ſehzeete daſelbſt alle die Peruaner in Frey- beit, die ſich als Sclaven daſelbſt befanden, und ließ fie auf Unfoften ihrer Herren zu Schiffe gehen, um wieder in ihr Vaterland zu Fehren c). Er begab fih darauf, > ohne auf das Klagen feiner Auditoren zu achten, welche Eranf geworben waren d), und ihn bathen, auf ihre Genefung zu warfen, mitten in dem Hornung, zur See nad) Tumbez. Seine Schiffahrt war ſo eilfertig, daß er in dreyzehn Tagen daſelbſt an⸗ kam, wovon man noch kein Beyſpiel hatte ©). \ Seine Strenge vermehrete fih in diefer Stadt fehr, wo feine Gerichtsbarkeit nicht Veraͤnderun konnte ftreitig gemacht werden. Er fuhr nicht allein fort, die peruanifchen Sclaven di‘, die er ma⸗ in Freyheit zu ſetzen, ſondern er nahm auch den Spaniern alle ihre indianiſchen Kebs⸗ Net. weiber weg; er ſchaffete die Auflagen ab, er verboth, von den Landeseingebohrnen nichts, ohne eine, gewiſſe Bezahlung, zu verlangen; und was die Eroberer alle ihre Geduld verlieren ließ, ſo befreyete er die Indianer, ohne einige Ausnahme, beſchwer⸗ fiche Saften zu fragen, wozu fie von den erften Statthaltern waren gezwungen wor— den. Es war ein Geſetz von den Pizarren und Almagroen, daß ein Spanier, ber zu Fuße veifere, drey Peruvianer zur Fortbringung feines Geräthes und einer zu Pferde ihrer fünfe nehmen koͤnnte. Die Caciquen in jedem Kreife waren aud) verbunden, dem Reiſenden und feinem Gefolge das Effen umfonft zu geben, Alle diefe tyranz niſchen Gewohnheiten wurden mit ſolcher Hoheit abgeſchaffet, welche den Unmillen der Spanier erweckete. Selbſt Die Geiftlihen führeren Klage Ein Moͤnch, Namens P. Mugnoz, welcher ſich unterftanden hatte, feine Stimme zu erheben, wurde des | Nachts ſehr. Benzoni, welcher damals zu Pern war, c) Gomara bemerket auf eine luſtige Art, es läge ihn ſagen: „Der Kaifer Hätte ihm mit einem hätten fich einige verftecket, aus Furcht, fie moͤch⸗ „fehr ſchlechten Rathe verſehen, naͤmlich mit einem ten wieder zurück geſchicket werden und hätten ger Weelſchnabel, einem Narren, einem Ignoranten ſaget, ſie wollten lieber einen Herrn haben. V Buch „und einem Toͤlpel. Cepeda wat der Seelfehnabel, 47 Eap- Alvarez der Narr, Ortitz det Ignorant, weil er dA) Zarate faget nicht, daß fie Eranf geweſen. Fein Latein verftund und Liſon der Tölpel, I Buch ©) Benzont am ang. Orte „lo C ap. Allgem. Reiſebeſchr. XBand. u 154 Reifen und Entderfungen Nugnez von Nachts erdroffelt f). San Michel, Truxillo und die andern Derter, wo der Inter Vels. 1343. koͤnig ferner durchgieng , wurde eben fo wenig verſchonet £). Die Officier und der y Adel, welche fich aller Früchte ihrer Arbeiten beraubet faben, faſſeten befonders einen ſolchen Widerwilfen gegen ihn, daß er bey feiner Abreife von Truxillo unterwegens dieſe Schrift fand: „Derjenige, welcher kommen wird, mir mein Gut zu nehmen, ‚nbedenfe ſich zweymal darüber, wofern er nicht fein Leben dabey laffen will,,. Seine Nachforſchungen waren damals vergebens, den Urheber davon zu entdecken: nach der Zeit aber gelangen fie ihm; und feine Rache brach aus. An eben dem Orte traf er den Gomez Perez, einen von des jungen Amagro Anhängern an, twelcher ihn im Namen des Mango Pnca und vieler Spanier, die fih in die Gebirge geflüchtee, um die Erlaubniß bach, ſich zu ihm zu begeben. Er machete fih Fein Bedenken, fie zu bewilligen, ohne ſich Zeit zu nehmen, die Gerechtigkeit ihrer Sache zu unterfüchen, und nur bloß in der Abfiche, feine Parcey wider die Hinderniffe zu vergrößern , die Zrauriger Tod er voraus zufehen anfing. Allein, feine Staatsklugheit wurde Durch eine eben fo wun- des Mango derliche als traurige Begebenheit hintergangen. Als Perez wieder zu dem Meca und nen, den Spaniern gefommen war, um ihnen die Antwort zu bringen, welche fie erwarte- fen, fo fingen fie an, mit einander zu fpielen. Mango nahm es wahr, daß ihn Perez beym Spiele betrog und fpielete nichts beftoweniger feine Partie fort. Allein, aus Berdruffe fo Hintergangen zu werden, befahl er ingeheim einem feiner Befehlsha= ber, ven Perez das erfiemal, daß er ihn befrügen fühe, zu todten. Diefen Befehl hö- rete eine Indianerinn. Sie meldete ſolches Perezen, welcher darüber in Wurh ge rieth und den Mango auf der Stelle mit einem Dolche toͤdtete. Die Indianer wur- den aud) ihrer Geits über den Tod ihres Ynca ergrimmt und erfchlugen den Perez und alle die andern Spanier. Darauf erwähleten fie den Sohn des Berftorbenen, kehreten wieder in ihre höchften Gebirge zurück, wo fie der Freundfehaft der Ehriften auf ewig entfageten 5). | | Weiſe Auffuͤh⸗ Der Unterfönig hatte bey feiner Ankunft zu Tumbez nicht unterlaſſen, feine zung des Ca- Macht dem Vacca von Caſtro Fund zu thun, mit dem Befehle, die Statthalterſchaft Fr. zu verlaffen. Caſtro war damals zwanzig Meilen von s Reyes in der Provinz Guadalachifi. Da das Gerücht von den Gewaltthätigkeiten des Bela und der öffent- lichen Klagen fehon dis zu ihm gefommen war: fo vierhen ihm feine Freunde, diefen heftigen Nachfolger nicht zu erfennen und ſich wider einen Auftrag zu feßen, der nur geſchickt wäre, neue Unruhen zu verurfachen. Allein, die Unterthaͤnigkeit, die er den Befehlen des Kaifers ſchuldig zu ſeyn glaubere, und die Hoffnung, es wuͤrden nach) der Ankunft der Auditoren, wenn die Fönigliche Audiencia nur erſt ihre ordentliche Ge- ſtalt gewonnen, die Gerechtigkeit und der Friede zu herrſchen anfangen, bewogen ihn, Seine Be: ſich feiner Gewalt zu begeben. ; Da ihn feine vornehmften Befehlshaber in dieſem fehlehaber er- Entſchluſſe ſahen: fo. nahmen fie den Weg nad) Cuzco, unter dem Vorwande, fie woll: — ten ſich nicht den Heftigkeiten des neuen Unterkoͤniges ausfegen , fo lange fie noch durch : $ kei⸗ HF Gomara giebt vor, es ſey ein alter Streit Gottes mir fih, und bathen, Gott möchte ihm bald gewefen, und der Mönch hätte in Spanien den ein boͤſes Ende machen. Ebend. 47 Cap. Vela geprügelt. Am angef. Örte 48 Cap. b) Gomara V Buch 49 Cap. Man wird in 8) Sedermann, fo gar die fpanifchen Frauen, dem DVerfolge das unghücklicye Schickſal der Ueber: verflucheten ihn, und fhrien, er führete den Zorn bleibſel des Blutes der Yneas fehen, in America. VIBuh. I Cap. 155 Eeinen Zaum zurückgehalten würden, fondern bie Einrichtung der Audiencia erwarten, Nugnez von von der fie mehr Mäßigung hoffeten. Dieſes Färbehen aber verblendete diejenigen Pela. 1545. nicht, welche ihren Verdruß Fannten. Sie ließen ihn fo gar wenig Tage darnach ausbrechen, als fie durch Guamanga giengen, wo fie jedermann zum Aufftande er— vegeten , und fich, des Guevara ungeachtet, des Gefchüges bemächtigten,, welches Caſtro nach der Schlacht bey Chupas in diefer Stadt gelaffen hatte. Sie liegen es von einer großen Anzahl Indianer , die fie auf ihrem Marſche zuſammen gebracht hatten, nach Cuzco führen, | Indeſſen hatte ſich Caftro nach Los Reyes begeben, mofelbft er die Gemuͤther we⸗ Berachſchla⸗ gen der Unterthaͤnigkeit, die man dem Unterkoͤnige ſchuldig waͤre, ſehr getheilet fand. gungen der Man hatte Nachricht, daß er ſich näherte. Einige wollten, man follte ihn niche eher Einwohner zu annehmen, als nad) der Ankunft der Auditoren; andere fhlugen vor, man follte wi- 08 Reyes. der feine Verordnungen appelliven, und wenn er ſich weigerte, die Vollſtreckung derfelben aufzuſchieben, fich feiner bemächtigen und ihn wieder nach Spanien ſchicken. Er erhielt von dieſen Beratbfehlagungen Nachricht; und aus Sucht, man möchte ihm den Eintritt in die Stadt verfagen, fihicfete er den Don Diego von Aguerro voraus, um. den Einwohnern zu verftehen zu geben, man dichtete ihm nicht nur Gefinnungen an, die er nicht hätte, fondern er. hätte auch andere Entſchließungen gefaſſet, da er gefehen, daß die neuen Gefege, die er bekannt gemacht, ſich nicht für die Umftände ſchicketen. Man unterließ gleichwohl nicht, ihm den alten Commiſſar des Kaifers und Policeprichter Mlan Suarez entgegen zu fhifen, um ihm zu melden, er würde in Erwartung der Auditoren, nicht eher aufgenommen werden, als bis er gefchworen haͤtte, die Privilegien , die Freyheiten und Gnadenbewilligungen zu beobachten , welche den Groberern von Peru von dem Hofe wären zugeflanden worden, und die Urkunde zu billigen, wodurch fie wider feine neuen Verordnungen appelliven wollten, Er ſchwur, Bela koͤmmt alles dasjenige zu thun, was mit dem Dienfte des Kaifers und dem gemeinen Beſten mit Lift in die übereinftimmen würde, Die Zweydeutigkeit war leicht einzufeben i). Suarez hatte Stadt, die Einfalt oder Unredlichfeit, Daß er dieſes Berfprechen in dem beften Börftande nahm; und auf fein Zeugniß giengen bie vornehmften Einwohner von 208 Neyes dem Un— terfönige bis Guaura entgegen, und begleiteten ihn von da in Die Stadt, wo er mit vielem Gepränge aufgenommen wurde, Man hielt einen Himmel von Goldſtuͤcke für ihn fertig, unter welchem er anfänglich nad) der Kicche geführet wurde, Die obrig- keitlichen Perfonen giengen in fehr fhöner Ordnung vor ihm her mit den Kennzeichen ihrer Würde und in fangen carmefinfarbenen feidenen und mit weißem Damafte ge» fuͤtterten Roͤcken. Mit eben dem Prunfe wurde er aus ber Kirche nach feinem Palla⸗ fte geführet R). x Gleich den andern Morgen brach) feine Empfindlichkeit, die er nur verhehlet hatte, und leget bie in aller ihrer Gewalt aus. Er ließ zuerſt den Vacca von Caftro gefangen nehmen, Verſtellung von welchem er argwohnete, er haͤtte an den Berathſchlagungen der Einwohner Theil ab. U 2 ge⸗ z) Diejenigen , welche gegenwärtig waren, ſaget „Ihichtfchreiber mit großem Stillſchweigen und Ber: Somara , beobachteten gleich, daß er mie Lift ger „druſſe des Volkes ein. Niemals ift ein Menſch ſchworen hätte. Am ang. Örte. ze —— und gehaſſet worden, als dieſer „,.. Ebend. k) „Er zog gleichwohl, ſaget eben der Ge⸗ — 156. Reiſen und Entdeckungen Nugneʒ von gehabt; und nachdem er ihm unter dem Vorwande, er hätte hoch einige Gnadenbe⸗ Vela. 1343, 1544 Errihtung der Eönigliche willigungen unterzeichnet, und einige Aemter vergeben, da ſchon feine Gewalt aufge⸗ hoͤret haͤtte, in ein oͤffentliches Gefaͤngniß werfen laſſen, ſo bewilligte er nur erſtlich nach langem Bitten, daß er in ein anderes anftändigeres Gefaͤngniß gebracht wuͤrde. Er verlangete aber von denjenigen, die fuͤr ihn bathen, eine große Summe zur Buͤrg⸗ fihaft, und in eben der Abſicht ließ er alle feine Güter verwalten, Was feine Ver⸗ orönungen anbetraf, fo antwortete er den obrigfeitlichen Perfonen ‚ welche die Beobad)- tung feines Eides von ihm verlangeten, er hätte fich zu nichts anbeifchig machen koͤn⸗ nen, als was mit dem Dienfte des Kaiſers übereinfüme, und er Härte dabey gemey- net, man würde mit dem Gehorfame, der erften Pflicht der Unterthanen, anfangen; er wollte darauf an feine Majeſtaͤt fehreiben, und um ihre Befehle wegen Wiederru⸗ fung der neuen Gefege Anfuchung thun; er hoffete auch, daß feine Borftellungen Gehör finden würden: bis dahin aber fönnte er die Berordnungen nicht twiederrufen , wel⸗ che einen Theil von dem ausmacheten, was ihm aufgetragen worden, Diele Einwoh⸗ ner zogen aus Verdruſſe, ſich hintergangen zu ſehen, einer nach dem andern aus 8 Reyes, und giengen zu den Misvergnuͤgten nach Cuzco, Die Auditoren Famen bald an; und der Umnterfönig Eonnte fich nicht enebrechen, in die Errichtung der Audiencia zu willigen. Er ließ ſelbſt prächtige Zubereitungen „dur feyerlichen Empfangung des Siegels machen. Man legete es in ein Foftbares Käft- Audiencia zu hen, welches von einem herrlich aufgepußten Pferde getragen wurde, das man unter einem Los Reyes. großen Himmel von Goldſtuͤcke, welchen die obrigfeitlichen Perfonen der Stade bielten, gehen ließ. Ihre Roͤcke waren von eben der Farbe und auf eben die Art gemacht, wie man fie in Spanien bey dem Empfange des Koͤniges felbft zu fragen pflegt. Johann von Lon führete das Pferd am Zügel, und vertrat bie Stelle des Kanzlers für den Marqueze von Camifara, welcher die Siegel hatte. Da die Aupdiencin nach diefer Ceremonie für errichtet angefehen wurde: fo fing man fo gleich an ſich uͤber die Angelegenheiten zu berathſchlagen. Der Unterfönigpräfident aber, welchem es zu⸗ kam, ſie vorzutragen, beruͤhrete die Unruhen nicht, wovon Peru bedrohet wurde; und gleich in den erſten Tagen machete er eine Urkunde der Unabhängigkeit, womit er fich bey den Beamten feines Gerichtes mehr Schaden that, als jemals, Der neue In: Man wird ſich erinnern, daß die Schrift, die er auf ‚feinem Wege gelefen hatte, terkoͤnig ziehtihn große Anfchläge zur Rache machen laſſen. Durch feine Nachforfhungen entde= die Masle ab. ckete er, daß fie von einem Edelmanne fam, Namens Anton von Solar , von wel chem er wußte, daß er übel gefinnet gegen ihn war. Er ließ ihn in den Pallaſt rufen. Er verwies ihm feinen Uebermuth in den ſchimpflichſten Ausdruͤckungen. Dar⸗ auf ließ er einen Caplan bey ihm, der ihn Beichten hoͤren ſollte, und befahl, ihn an einen Pfeiler aufzuhaͤngen, welcher auf den oͤffentlichen Platz gieng. Solar verwarf den Caplan und ſein Amt. Ihr Wortwechſel hielt ſo lange an, daß ſich das Geruͤcht davon in der Stade ausgebreitet hatte, und der Biſchof und einige andere Perfonen vom erfien Range zum Unterfönige Famen und ihn bathen, die Hinrichtung aufzu⸗ fhieben. Sie erhielten diefen Aufſchub nicht ohne Muͤhe: endlich aber wurde es ih⸗ nen bis auf folgenden Tag verwilliget, und Solar mit den Feſſeln an Haͤnden und Fuͤßen in ein tiefes Gefaͤngniß geworfen. Die Friſt von einer ganzen Naͤcht maͤßigte den in America. VIBuch. II Cap. 137 den Zorn des Vela. "Er ftellete fih den andern Morgen, als ob er nicht mehr an Nugnesß von den Gefangenen dächte, welcher alfo noch iinmerfort in den Seffeln blieb. Als die Audi- Vels. 1544. foren das Gefängniß befucheren, mie fie folches nach der in Spanien eingeführten Ge— wohnheit alle Sonnabende zu thun pflegeten,, frageten fie Solarn, was er verbro- hen hätte? Er antwortete, er wüßte nichts. Weil nun der Unterfönig auch fein Berfahren wider ihm angeftellet Hatte: fo gaben fie ihm die Freyheit. Bela, welcher über diefen Schimpf fehr empfindlich war, fuchete die Gelegenheiten, deswegen Rache zu nehmen, und erregete fie felbft, wenn fie zu lange ausblieben, ehe fie fi) darbothen. Während der Zeit, da der Saame dev Uneinigkeit fih zu Los Neyes vermehrete, Bewegung fuͤhrete Gonzales Pizarro in der Provinz Charcas ein ſehr ſtilles sehen und war einzig und des Gonzales allein befchäfftiger, den Ueberfluß und Frieden in feiner Provinz herrſchen zu laſſen. Cr PUR hatte nur zehn bis zwölf Anhänger von feiner Familie um fih. Als er aber die Ankunft des Unterföniges und die Schärfe erfuhr, womit man die neuen Verordnungen ausfüb- ven ließ: fo faſſete er den Entſchluß, ſich nach Cuzco zu begeben, unter dem Vorwan⸗ de, etwas neues aus Spanien zu vernehmen und fir das Beſte feines Bruders ders dinands zu wachen, deffen Ungnade er vernommen hatte. Unterdeſſen er fich zu diefer Keife rüftete, empfing er eine große Menge Briefe, wodurch man fich bemühete, ihn zu überreden, es fäme ihm zu, der Gewaltthaͤtigkeit zu widerſtehen, und das fand von der Unterdrückung zu befreyen. Man unterließ nich, ihm vorzuftellen, er wäre der einzige, welcher Anfprüche auf die Statthalterſchaft machen Eönnte. Einige bothen ihm ihr Gut und Blut an; andere bemerfeten, es’hätte fich der Statthalter öffentlich anbeifchig ges macht, ihm den Kopf abfehlagen zu laſſen. Da diefe Zeitungen die Neigung erhitze— ten, die er beftändig gehabt Hatte, in Peru zu herrſchen: fo brachte er große Summen - Geldes zufammen und zwey Fähnlein Reiter, womit ev fih nach Euzco begab. Er Er begiebt fich wurde dafelbft als ein Mann empfangen, welcher dem Ueberreſte der Eroberer ſchaͤtzbar nach Cuzco. war. Man fah täglich in diefer Stadt einige Einwohner von Ls Reyes anfommen, welche vor den Verfolgungen des Unterkoͤniges flohen. Es wurden daſelbſt beſtaͤndige Verſammlungen gehalten, worinnen man die Mittel ſuchete, ſich der Tyranney zu wis derfegen. Einige wollten gleichwohl, daß ber Tyrann aufgenommen würde, wenn er fich zeigete, und daß man wegen der Verordnungen Abgeordnere nach Spanien ſchickete, welhe um Hilfsmittel wwider das Uebel anſuchen follten, weiches fie verurfachet hätten, Die größte Anzahl aber urtheilete, wenn er aufgenommen wäre, fo würde Die Strenge, die man an ihm erfennete, ihn damit anfangen laffen, daB er die Vollſtreckung der Berordnungen forderte, und man würde niemals dazu gelangen, daß man dasjenige umftieße, was er würde feſtgeſetzet haben. Endlich wurde Pizarro nad) einer allgemei- Er wird zum nen Berathſchlagung zum Syndicus von Euzco erwähler. Unter diefem Titel wurde Syndieus der ihm aufgetragen, fich nach Los Neyes zu begeben, um daſelbſt Borftellungen bey der Stadt erwaͤh⸗ Föniglichen Audiencia zu hun, Man brachte in Ueberlegung, ob er von einem Haus let. fen Truppen ſollte begleitet werden; und dieſe Vorſicht ſchien der größten Anzahl noͤ⸗ thig zu ſeyn. Alle benachbarte Plaͤtze wurden eingeladen, fich zu Den Einwohnern von Euzco zu fügen. Die einzige Stadt Plata, welche vom Don Ludwig von Ribera und Don Anton Alvarez regieret wurde, Die alle beyde von Caſtro ernannt waren, anf wortete, fie wäre entfhloffen, mit Aufopferung defien, was fie am fiebften Hätte, den Befehlen ihres Oberherrn zu geborchen, u 3 Der 158 Reiſen und Entdeckungen VNugneʒ von Der Unterfönig, welcher von allem, was zu Cuzco vorgieng unterrichtet wurde, Vela. 1544. eilete, feine Truppen Durch neue Werbungen zu vermehren. - Diefer Aufwand foftere ae ihm wenig, weil er ſich über hundert taufend Thaler bemächtiget hatte, welche Caſtro könig vüfter fuͤr den Kaiſer eingeſchiffet, und die er anzuwenden Feine Schwierigkeit machere, Seine ſich zum Krie- Macht belief fich auf fechshundere Mann, denen er feinen Bruder, Johann von Ve— ge. fa zum Generale gab. Er ließ Buͤchſen von einer Bermifhung von Eifen und dem Erzte der Glocken machen, melde der großen Kirche zu entführen das Murren der Geiſtlichkeit ihn nicht abhielt. Oftmals ließ er felbft ſie die Kriegesuͤbungen machen, Mistrauen Und bey feinem Mistrauen erregte er falſches Laͤrmen, um von der Gefinnung der Gemüs deſſelben. ther nach dem Außenfcheine zu urtbeilen. Eines Tages, da er neuen Argwohn wider den Caſtro gefaffer, welchem er feit kurzem die Stadt zum Gefängniffe angewiefen, bes dienete er fich diefer Lift zur Zeit des Mittagseffens, und alle diejenigen , welche ſaͤu⸗ meten, die Waffen zu ergreifen, fihienen ihm fo ftrafbar zu feyn, daß er fie gefan- gen nehmen ließ. Es murben alfo, nicht allein Caſtro, fondern auch) Cabrera, Her: nan Meria von Gusman, Sorenz von Aldagna, Melchior und Balthaſar Ramirez auf ein Schiff gefangen gefeßet, welches in dem Hafen lag, und worüber er dem Zurbano die Aufficht gab. Die einen ſollten nach. Panama und andere nad) Nica- vagua gebracht werden. Caſtro blieb in den Feſſein an der Küfte ohne Verfahren und ohne Unterfuchung, fein Verbrechen zu beftätigen. Ueber diefes wachete das Glück Das Gluͤck für des Bela Sicherheit. Es waren zwey Kauffahrdeyſchiffe, die in dem Hafen Are: führer Hm _ quipa angelanget, vom Gonzales Pizarro gefaufet worden, welcher ſich Rechnung ma- ven SHE Hete, dieſelben unter vielen andern Dingen, au) dazu brauchen zu koͤnnen, den Unter: * koͤnig in Los Reyes zu uͤberfallen. Dieſe Zeitung, welche Bela von feinen Ausgeſchick⸗ ten erhielt, fegete ihn in die aͤußerſte Unruhe; und fie wurde bald durch Die Annäbe: rung der beyden Schiffe felbft vermehrer, die man den Abend an ber Einfahrt der Mündung erfheinen fah. Die ganze Nacht wurden Anftalten gemacht, den Angriff zurück zu freiben, wovon man bedrohet wurde, Allein, diefe Vorſicht war niche fehr nöthig. Sa Cerna und Caceres, beyde Einwohner zu Arequipa, waren des Nachts in die Schiffe des Pizarro gegangen, welche Geſchuͤtz erwarteten, und hatten fich derfelben bemächtiget, nachdem fie einige Matroſen, die fie am Borde gefunden, reichlich bezahfet ’ hatten, worauf fie diefelben denn dem Unterfönige zuftelleten ). Gonz. Pizarro Indeſſen fuhr man doch fort, Truppen zu Eujco zu werben; und nachdem ber ruͤſtet ich zum Syndicus ſchon fünfhundere Mann zufammen gebracht hatte, fo machete er ſich kein Kriege. Bedenken, den Titel eines Generales anzunehmen, Er ernannte den Alfonſus von Toro, deſſen alte Ergebenbeit für fein Haus er Fannte, ſolche Volkee unter ihm. anzu⸗ führen. Die Aufficht über das Geſchuͤtz, welches aus zwanzig guten Feldftücken beftund, wurde Serdinanden Bachicao gegeben, Die Reiterey führete Dorto Carrero an, die Pikenirer Gumiel und Guevara, und die Büchfenfhügen Cermeno. Diefes Fleine Heer führete drey Fahnen, eine mit’ dem Wapen des Königes, die andere mik der Stade Cuʒco Er fuchet fih Ihrem und die dritte mic der Pizarren ihrem. Gonzales wollte nicht aus der Stade gehen, . der Einwoh- ohne ſich der Gefinnung feiner Leute verfichert zu haben, Er fteliete ihnen in einer allgemei- ner zu Cuzco non Verſammlung vor: „er und feine Brüder hätten Peru entdecket, fie hätten es auf ihre ei» su verfihern. Genen Koften erobert, fie wären niemals müde geworden, weder ihre Unterthaͤnigkeit dem (par I) Zarate V Buch 4 Cop, »P in America. Vl Buch. IC 159 ‚fpanifchen Hofe zu bezeugen, noch eine ungeheure Menge Gold ımd Silber dahin zu fchicken ; Nugnez von „der Marqueze wäre ohne Tadel geftorben; gleichwohl hätte der Hof nach) feinem Tode die Vela. 1544. „Statthalterfchaft weder feinem Sohne, noch einen feiner Brüder gegeben, wie er fid) Doc) „in den erften Verträgen anheiſchig gemacht, fondern ſchickete noch ſo gar einen graufamen „unbeweglichen Statthalter, fie aller ihrer Güter zu berauben, weil niemand in ber „Berordnung ausgenommen wäre: Bela, fagete man, wäre in der Abfiht gekommen, „ihm den Kopf abfthlagen zu laffen, ihm, ber ſich niemals von feiner Pflicht entfernet, „der nichts als Eifer für die Ehre feiner Majeftät, und Treue in deren Dienfte bezeuget „hätte; bey, feinem bittern Verdruſſe, deflen Gerechtigkeit jedermann einfehen müßte, „bätte er ſich mit Einwilligung der Stadt Euzco entfehloffen , ſelbſt nach) Los Reyes zu „geben, um feine und fo vieler tapfern Kriegesieute Klagen anzubringen , denen nicht befz „fer begegnet würde, als ihm, um der Füniglichen Audiencia ihre demüthige Bittſchrift „zu überreichen, und im Namen des ganzen Landes Abgeordnete mit ihren Vorſtellungen „nach Spanien zu ſchicken; er zweifelte nicht, daß feine Majeſtaͤt fo großen Uebeln nicht „ſchleunig abhelfen würden : wenn aber der Himmel gleichwohl zu ihrem Ungluͤcke erlau— „ben winde, daß fie die Ohren vor dem Geſchreye ihrer getreuen Unterthanen verfchlöffe, „fo wollten fie die Partey ergreifen, ihren Befehlen blindlings zu geborchen: mas feine „Reife beträfe, fo hätte ihn die Stadt Cuzco berechtiget, Truppen zu werben, da die „Drohungen, und Kriegesrüftungen des Unterföniges genug zu verftehen gäben, daß „es nicht ficher wäre, ſich vor ihm zu zeigen, ohne im Stande zu feyn, ſich vor feiner „Gewalttgätigfeitizu ſchuͤzen: er verfpräche aber, Fein Uebels zu verurfachen, wofern er nicht „angegriffen würde; und folglich ermahnete er alle diejenigen, welche unter ihm ftünden, „ſich in den engften Schranfen der Mannszucht zu halten, die er beobachten wollte m). Diefe Rede, wodurch er die Gerechtigkeit feiner Sache und die Aufrichtigfeit fel: Er wird von ner Gefinnungen-feftfegen wollte, ſchien auf die. Einwohner und auf die Truppen glei vielen verlafs hen Eindruck zu machen. Alle verfprachen, fein Unternehmen mit ihrem Gute und pen. Blute zu unterftügen, In diefem Bertrauen zog er aus Euzco aus. An eben dem Tage aber verlangeten einige unter verfehiedenem Borwande bie Erlaubniß, wieder nach der Stadt zu Fehren, und erfchienen im Sager nicht wieder. Den andern Morgen begaben fih fünf und zwanzig von den anſehnlichſten Einwohnern durch abgefonberte Wege auf den Marſch, um dem Unterfönige ihre Unterthänigkeit zu bezeugen. Diefe Zeitung, - welche bald ausgebreitet war, verurfachete in dem $ager fo viele Bewegung, daß Gon- zales felbft gereiget wurde, feinen Abfichten zu entfagen, und mit funfjig Freunden, die fich anbothen, ihm zu folgen, wieder in das fand Charcas zurück zu fehren. Da ihn indeffen feine Betrachtungen urtheilen Ion ‚ die am mwenigften gefährliche Partey wäre, feine Reife fortzufeßen: fo bemühete er fich, feinen Truppen ein Herz zu machen, SeineStand- indem ex fie verficherte, diejenigen, die aus Furcht eine gute Sache verließen, wären von haftigfeit mas dem, was zu $os Reyes vorgienge, fehlecht unterrichtet, und Briefe aus Diefer Stadt * — ” leiſteten ihm die Gewähr, daß er fich mit einen Kleinen Theile feiner Mache Nechnung P r machen koͤnnte, Feine Hinderniß an einem Orte zu finden, wo alle Einwohner geneig wären, ihm beyzufpringen. Seine Standhaftigkeit ſchien die furchtfamften zu unterftü Ben. Er feßete feinen Marſch fort: fein Geſchuͤtz aber machere ſolchen febr Ben. ie m) Ebendaſ. 160 x Reifen und Entdeckungen Nugnez von Die Wege waren fo beſchwerlich, daß er genoͤthiget war, ſolches mit Hebebaͤumen auf den vels. 1544. Schultern feiner Indianer tragen gu laffen. Ein jedes Stück erforderte zwölf Perfonen, * die nicht uͤber hundert Schritte unter einer ſolchen Laſt gehen konnten, ſondern von zwoͤlf ‚andern mußten abgeloͤſet werden, und dieſe wieder von zwoͤlfen, fo daß zu einem einzigen Stuͤcke ihrer auf drey hundert gebrauchet wurden n), Verſchwoͤ⸗ Dieſe Unbequemlichkeit nebſt dem Eindrucke, den ſie noch von der letzten Unruhe hat⸗ rung ſeiner fen, machete, daß ein großer Theil des Heeres in eben die Ungewißheit verfiel, Caſpar vornehmſten Rodrigtuez, Peters von Anzures Bruder, welcher nach deſſen Tode fein Antheil geerbet Vefehlshaber. Harte, war derjenige, welcher am meiften beumruhiget wurde, weil er viel zu verlieren hat⸗ fe. Er zog den Guttierez, Maldonat, Villecoſtin und Über zwanzig andere Befehlshaber von eben dem Range auf feine Seite. Nachdem fie einige Tage lang bey ſich angeftan- den, indem fie durch die Strenge des Unterföniges zurück gehalten tourden , welche ihn faͤ⸗ big machete, ihnen die Verzeihung wegen des Vergangenen zu verfagen; fo faffeten fie end⸗ lich den Entſchluß, in feine Dienfte zu treten; und das Mittel, welches fie fanden, folches ohne Furcht zu bewerfftefligen , beftätigte fie vollends darinnen. Ein Priefter Ein Priefter, Namens Balthafar von Loayſa, nahm es über fih, die Briefe ift ihr Brief- nach Los Neyes zu tragen, wodurch fie nicht allein die Verzeihung verlangeten , welche fie träger, zu erhalten noch ungewiß waren, fondern auch ein ficheres Geleit, vermictelft deſſen fie fich unverzüglich zu ihm zu begeben verfprachen. Sie fegeten Hinzu, da fie in dem Heere des Pizarro einen Rang hätten: fo koͤnnte der Unterkoͤnig verfichert ſeyn, daß alle ihre Freun- de ihnen bald nachahmen würden, und daß folglich das Heer fich bald zerftreuen würde, Loayſa begab ſich glücklich nach Los Reyes. Seine Briefe wurden wohl aufgenommen, und das fichere Geleit ausgefertiger: man biele aber folches gar zu wenig geheim, Eine Menge Einwohner, die ingeheim für den Pizarro waren, in der Meynung, wenn der Un— terfönig ein unumſchraͤnkter Herr wäre, fo würde er Die Verordnungen nad) der Strenge ins Werk richten, ergriffen den Entfhluß, dem P. Loayſa zu folgen, und ihm feine Brief⸗ ſchaften abzunehmen. Die Vornehmſten waren Balthaſar von Caſtro, ein Sohn des Grafen von Gomera, Mexia, Salazar, Diego von Carvajal, Eſcobedo, Hieronhmus Er wird von yon Carvajal und Peter Martin von Cecilia, die von fünf und zwanzig bis dreyßig andern den Spaniern unterftügee wurden , welche lauter verftändige und herzhafte Seute waren, Sie eileten fo F ne ſehr, daß fie den P. Loayſa den dritten Tag einholeten, und ihn und den Hauptmann Za⸗ vaͤllos anhielten, von dem er ſich hatte begleiten laſſen. Seine Papiere wurden dem Pi⸗ zarro von einem vertrauten Soldaten uͤberbracht, welcher Befehl hatte, Abwege zu nehmen, und ſich erſt den Abend vor dem Generale zu zeigen, da unterdeſſen Balthaſar von Caſtro und ſeine Gefaͤhrten ihren Weg mit den beyden Gefangenen noch langſamer fortſetzeten. Beſtrafung Pizarro hatte ſeit kurzem an des Alphonſus von Toro Stelle, welcher krank geworden der Verſchwo- war, einen durch lange Dienfte geübten Dfficier, der unter dem Ticel des Hauptmanneg renen. Carvajal 0) beruͤhmt war, zu feinem Generallieutenante gemacht. Bey Ankunft des Soldaten war er eben bey dieſem alten Kriegesmanne, welcher ihm fo gleich rieth, an als fen Verraͤthern ein Beyfpiel zu geben. Nachdem er aber die Meynung einiger nicht fo hisigen Gemüther angehoͤret: fo fehränfete er ſich bloß ein, diejenigen beftrafen zu laſſen, welche n) GEbendaſ. Vacea von Caſtro wider den jungen Almagro die o) Es war eben derſelbe, welcher unter dem Truppen angeführet hatte, in America. VI Buch, IIl Cap. | 161 welche in dent fichern Geleite als Häupter der Verſchwoͤrung genannf waren. Diefe wa- Yrugnesvon von Cafpar Nodriguez, Gutierez und Maldonat. Die beyden leßtern waren unter eini- Veln. 1544, gem Borwande zu Guamanga geblieben, wodurch man vor zweenen Tagen gegangen |" war. Pizarro ſchickete einige Reiter dahin, die ihnen die Köpfe abſchlugen. Caſpar Ro— driguez war im Sager, wofelbft er zweyhundert Pikenirer anführere. Cr war veich und angefehen. Das Unternehmen, ſich ihn vom Halfe zu fehaffen, fehien viel Füglicher zu feyn.. Carvajal aber nahm die Ausführung davon über fih. Er ließ das Gefchüg in den Stand fegen, und hundert und fünfzig Buͤchſenſchuͤtzen von dem Fähnlein des Cermeno erhielten Befehl, ihr Gewehr fertig zu halten. Darauf ließ Pizarro allen feinen Haupt⸗ feuten anfagen, fie möchten in fein Zelt fommen, um fih über einige Zeitungen zu berath⸗ ſchlagen, Die er von Los Reyes erhalten hätte, Sie kamen ohne Mistrauen zuſammen. Indeſſen hatte doch Rodriguez, welcher mit unter der Anzahl war, das Zelt kaum mit Sol⸗ daten umringt geſehen, fo ſtellete er ſich, als wenn er ein noͤthiges Geſchaͤfft hätte, und wollte fortgehen. Der Hauptmann Carvajal aber, welcher ſich ihm genäbert hatte, fand Mittel, fic feines Degens zu bemächrigen, und meldete ihm, er hätte nur noch einen Au⸗ genblick zu leben. Ein Priefter, der zu der Gelegenheit hergerufen worden, both ihm ſei⸗ ne Dienfte an. Er verſprach vergebens, er wollte fich wegen aller Befchuldigungen recht fertigen. Ihm wurde der Kopf adgefchlagen; und diefe Hinrichtung verurfachere denjeni⸗ gen, die fih eben das Verbrechen vorzumerfen hatten, fo viel Schrecken, daß fie fich nicht getraueten, einen Laut von fih zu geben. Einige Tage darnach famen Don Balthafar und feine Gefährten im Lager an, Man bat vorgegeben, daß felbft an dem Tage ihrer Ankunft Pizarro ihnen feinen Lieutenant entgegen geſchickt hätte, mit dem Befehle, den P. Loayſa und Hauptmann Zavallos erdroſſeln zu laffen, und zum guten Gluͤcke für fie, Hätten diejenigen, die fie geführet, einen andern Weg genommen, Als fie aber den Ge nerale dargeftellet wurden: fo bathen fo viele rechtfchaffene Leute für fie, daß er ihnen das $eben fehenfete, Loayſa wurde zu Fuße und ohne Sebensmittel aus dem Sande gejaget, Zas vallos wurde einige Zeitlang gebrauchet. Anderer Verdacht aber, welcher des Pizarro Ra— che wiederum ermedere, lieg. ihn endlich zum Tode verdammen. Auf der andern Seite erfuhr Bela die Flucht des Don Balthafars und feiner Gefaͤhr⸗ Was zu Los sen bald, Er war fhon ſehr über die Entweichung fechzig anderer Einwohner von 209 Reyes vorgeht. Reyes erzuͤrnet, die ſich unter Peters von Puellez Anfuͤhrung, noch ehe Loayſa mit demje⸗ nigen erſchienen, was ihm aufgetragen worden, zum Pizarro ins Lager begeben hatten. Da unter dieſen legten Flüchtlingen die beyden Carvajale und Eſcovedo fich befanden, wel- che des Commiffars Yllan Suarez von Carvajal Neffen waren: fo zweifelte der Unterkoͤ— nig, welcher diefen ehrwürdigen Greis ſchon in dem Verdachte hielt, daß er feinen Fein: den wohlwollte, gar nicht, daß feine Neffen nicht auf feinen Befehl abgereifet wären, oder daß er nicht wenigftens Theil daran hätte. Er ließ ihn durch einige Soldaten zu ſich hoh⸗ fen, die ihn im Bette, und in einem ruhigen Schlafe fanden. Bey feiner Ankunft war Bela felbft auf feinem Bette angefleidet, und ganz gerüfter, weil ihn der Zorn und die Unruhe die ganze Nacht ohne Schlaf hatten Hinbringen laſſen. Kaum war der Commiſ⸗ far in fein Zimmer getreten, als er auf einige lebhafte Antworten p) plöglich auffuhr, und ihn won feiner Wache umbringen ließ. Go⸗ p) Suarez hatte ſchon den Verdruß gehabt, und ſich faͤlſchlich angeklaget geſehen, und war es auch noch ohne Urſache. Allgeın, Keifebefchr, XV Band. % 162 | Reiſen und Entderfungen Nugnezʒ von Gomara erzaͤhlet dieſe Begebenheit nach dem Berichte vieler Edelleute, die davon Vela. 1344. Zeugen geweſen, ſehr ausfuͤhrlich. Indeſſen glaubet man doch, daß man der Erzaͤhlung DV des Zarate den Borzug geben muͤſſe. Er war Damals felbft zu Los Reyes, und führet auch Der Unterkd. Sufchauer davon an. „Der Kinterfönig, fehreibt er, fagere dieſe Worte zu ihm: Berrä- nie „eher, du haft alfo denn deine Neffen in des Gonzales Pizarıo Dienſte geſchickt? Der Com: Suarez von »Miffar antwortete: nennen Sie mich einen Verräther, gnädiger Herr; denn ich bin es Carvajal. „in Wahrheit nicht. Der Unterfönig erwiederte mit einem Schwure: dur bift ein Ver⸗ „räther an dem Könige. Der Commiffar verfeßete mit Hervorbringung eben des Schwu- „res: gnaͤdiger Herr, ich bin eben ein fo guter und getreuer Diener des Königes, als Sie, » Der Unterfönig legete vor Zorne über die Kuͤhnheit, womit er ihm antwortete, die Hand „an den Degen, und näherte ſich ihm. Einige ſagen, er babe ihm einen Stoß in die „Bruſt gegeben, und ihn verwundet „. Nach dem Gomara gab er ihm zween Stiche mit dem Dolce, und vief : toͤdtet ihm, toͤdtet ihn! und feine herzugefommenen Seute brachten ihn vollends um. Gleichwohl warfen einige noch ihre Kappen über ihn, Damit man ihn nicht verroundete, „Der. Unterfönig, fährt Zavare fort, hat ftets behauptet, er „babe ihn nicht geftochen ; fondern, da feine Diener und Hellebardierer gefehen , mit was „für Uebermuthe und Stolze er feinem Herrn antwortete, fo hätten fie ihn auf der Stelle „mit ihren Hellebarden umgebracht, ohne ihm Zeit zu laſſen, zu beichten, oder ein einziges » ort bervorzubringen, _ Gleich darauf ließ der Unterfönig den Körper wegtragen, um „ihn zu begraben. Weil aber ver Commiſſar ſehr beliebt war: fo.getrauete er ſich nicht, „ihn durch den großen Hof feines Pallaftes tragen zu laffen, wofelbft er hundert Soldaten „hatte; weil er fich vor dem Geräufche und Aergerniſſe fürchtete. Er ließ ihn durch einen „Gang hinab, welcher auf den Platz gieng , wofelbft ihn einige Negern und Indianer em⸗ „pfingen, und ihn ohne eigentliches Begraͤbniß und ohne Ceremonie, vollkommen fo, wie „er war, mit einem langen ſcharlachenen Rocke bekleidet, in einer benachbarten Kirche „einfcharreten „ q). Vela fuchet Diefe blutige That, welche in der Macht zwiſchen dem Sonntage und Montage, den ſich vergebens izten des Herbftmonates begangen wurde, ward der allgemeine Vorwand zu allen Unord— RS nungen, die davauf folgeten. Der Zorn des Unterföniges hatte fich hicht fo bald geleger : x fo empfand er, in was für Gefahr ihn folcher geſtuͤrzet hatte.» Er bemübete ſich, feine Entrüftung durch Beſchuldigungen zu rechtfertigen, Die er nicht beweifen konnte r), und die ſtets ohne Wahrfcheinlichkeit geblieben find. Er hielt auch felbft dafür , dag er feinen Nusen davon erwarten dürfte; und da er nichts als Kaltfinnigkeit und Misvergnügen s) um fih herum wahrnahm, ſo verließ er den Vorſatz, den er hatte, den Pizarro in Los Reyes zu erwarten, Dieſe Stadt war mit einigen Schanzen befeftiget, die er Hatte aus- beffern laſſen. Als er aber von denjenigen, welche er den beyden legten Flüchtlingen nach- gefchichet hatte, und die fie nicht hatten einhohlen fönnen, vernahm , daß der Feind in vol- lem Anmarfche wäre, nachdem er fon durch Guamanga gegangen: fo ſah er Feine ande- ve g) Zarate V Buch 8 Cap. Gomara faget, es eigenes Gewiſſen, daß er oftmals zu feinen beſten habe ihn Alphonſus von Caſtro, Lieutenant des Agus Freunden fügete, er erkennete feinen Fehler, und ziai für den Bela begraben faffen, und ihm ein Grab⸗ der Tob des Commiſſars würde unfehlbar feinen maal errichtet, auf welchen er fein Bild ausbauen verurſachen. Gomara am ang. Orte. laſſen. V Buch, 52 Eap- 7) Ungeachtet diefer Verfuche machete doch fein ) Man wußte, daß er nicht allein auf des Pi⸗ * in America. VI Buch I Cap. 163 re Sicherheit, als in der gefehwindeften Entfernung. Er erwählete die Stadt Trurillo, Nugnez von wohin er fich begeben wollte. Diefe Stade war achtzig Meilen von $os Neyes. Er zwei Pela. 1544. felte nicht, Pizarro würde den Vorſatz fahren laffen, ihm fo weit durch ein wüftes Land, ker 10 Feine Sebensmittel anzufteffen wären, zu folgen. Ueber diefes nahm er fi) vor, um — > Diefes Unternehmen noch fehmerer zu machen, Los Reyes ganz zu entvölfern, und alle be. — zerſtö⸗ nachbarte Oerter zu zerſtͤren. Die Weiber, die Kinder, die Alten und alle Güter foll: ten zur See weggebracht werden. Er wollte die Indianer fo gar zwingen, fich in die Öe- birge zu begeben, unterbeffen daß er mit feinen Truppen, und denen Einwohnern , die zu einem Be Marfche fähig wären, ſich mit großen Tagereifen nad) Truriflo bes geben mollte. Diefen Enefehluß faſſete er zween Tage nach des Commiffars Tode, Indeſſen mas Er laͤßt des chete doch) die Furcht, fich von allen Kriegesfeuten verlaffen zu ſehen movon er alle Augen: Marq. Kin: blicke vernahm, daß einige meggegangen wären, daß er mit einer Vorſicht anfing, die er der aufheben. für wichtig hielt. Er befahl dem Cueto, mit feinem Zähnlein Reiter, die Nichte und die Neffen des Gonzales Pizarro, des Marqueze Kinder, aufzuheben, und fie als Geifel für fein eigenes Leben auf eben das Schiff zu führen, wo er den alten Statthalter Caſtro ver— wahren ließ, Ein Unternehmen von ſolcher Art verurfachete viele Bewegung unter den Einwohnern, welche diefen Kindern gewogen waren, Die Auditoren felbft Argerten ſich darüber; vornehmlich Zarate, unfer Führer bey den meiften diefer Begebenheiten. Er bath den Unterfönig um Gnade für eine arme ungfücfelige Familie, und hielt inftändigft bey ihm an, wenigftens Die Donna Srancifca, die fich ſchon ihren mannbaren Jahren nä- herte, und durch ihre Schönheit merkwürdig machete, von einem Orte wegzunehmen, wo fie nicht mit Wohlanftändigfeit mitten unter den Matrofen und Soldaten feyn Fonnte 2), Seine Borftellungen waren unnuͤtz; und der Unterfönig meldete ihm bey feiner Unruhe oͤf⸗ fentlich #), er wäre geſonnen, abzureifen, Zarate gab fü gleich den Auditoren Nachricht DieAuditoren davon , welche eine fo verzweifelte Entſchließung durchaus nicht billigten, fondern ihrer wollen Los Seits die Erklärung thaten, feine Majeftät hätten fie nach Los Reyes geſchickt, fich daſelbſt Reyes wicht aufzuhalten , und fie würden ohne einen neuen Befehl vom Hofe nicht vonda weggeben. verlaſſen. Dieſe Spaltung erhitzete die Uneinigkeit ſehr. Vela unternahm, ſich des koͤniglichen Siegels zu bemaͤchtigen, um es nach Truxillo zu nehmen, wenn fic) die Auditoren weiger⸗ ten, ihm zu folgen. Sie ließen ihrer Seits eiligft den Kanzler hohlen, nahmen ihm das Siegel, und gaben es in die Hände des Cepeda, bes Aclteften unter den Beamten der Audiencia, Zarate verfichert, er hätte Feinen Theil an diefer Handlung gehabt, und fey nicht gegenwärtig gervefen. Er machete ſich aber den Abend an eben dem Tage Fein Be— denken, fih mit den drey Auditoren in dem Haufe des Cepeda zu verfammeln,, um dafelbft eine Proteftation der Audiencia, zum Beſten der Kinder des Marqueze, aufzufegen. Nach— dem er ſolche entworfen gefehen , ſaget er, fo begab er fich hinweg, weiler unpäßlich war x). Die andern blieben da, um fich wegen der * zu berathſchlagen, wie ſie ſich wider die 2 Ge⸗ zarro und ſeiner Befehlshaber Kopf, ſondern auch er ein Zeichen mit dem Finger machen wuͤrde. Eben ⸗ vieler feiner eigenen Leute -ihren Geld gefeget hats daſ. 51 Cap . &e, von denen er argwohnete, daß fle ein VWerftände 2) Zarate V Buch, 8 Cap. a.d. 56 S— niß mit ihnen haͤtten; vornehmlich hatte er feiner =) Er konnte nichts geheim halten, faget Goma⸗ Leibwache befohlen, den Diego von Urbino undvon ra VDud,sı Cap. i Noblez zu tödten, wenn fie zu ihm kaͤmen, fo bald x) Zarate am angef Orte. / 164 Reiſen und Entdeckungen Zugneʒ von Gewaltthaͤtigkeiten des Unterkoͤniges vertheidigen wollten, welcher entſchloſſen war, wie Pelz. 1544 man vorgab, fie, ihrer Widerfegung ungeachtet, zu Schiffe gehen zu laffen. Sie fegeten eine Urfunde auf, wodurch fie im Namen feiner Majeftät allen Einwohnern, Hauptleu- ten und Soldaten befahlen, ihnen zur Verwaltung ihrer Aemter, welche fie durch einen ausprüdlichen Befehl an die Stadt Los Reyes, nach den Flaren und deutlichen Ausdrü- Unruhen, die kungen ihrer Beftallung bände, Hülfe zu leiften, Diefe Urkunde wurde anfänglich einem darüber ent: yon den vornehmſten Befehlshabern des Unterkoͤniges, Robles genannt, mitgetheilet, wel: ſtehen. eher nicht wohl mit feinem Herrn ſtund, und daher verfprach, feine Seute fertig zu halten, der Audiencia auf das erfte Zeichen zu Hülfe zu fommen. Die vornehmften Einwohner verfprachen desgleichen. Man ertvartete die Macht darauf große Begebenheiten. Der Unterfönig, welcher von allem dem, was ohne feine Theilnehmung gefchehen war, Nach: richt hatte, ließ in der That die Sturmgloce läuten, und erfhien mit feinen hundert Mann Leibwache auf dem Markte, in der Abficht , gerade nach dem Haufe des Cepeda zu geben, und ſich der Auditoren zu bemächtigen. Man zweifelt fo gar nicht, daß er wenig Widerftand würde gefunden haben, weil er damals an der Zahl überlegen war, Der Anblick vieler Soldaten aber , die ex vorbey gehen ſah, ohne daß er fie aufhalten Fonnte, und der Rath des Policeprichters, Alphonſus Palomino, welcher auf die Nachricht von dem, was bey den Auditoren vorgegangen war , fieim Stande zu feyn glaubete, an der Spitze ihrer Anhänger berans zu geben, bewogen ihn , wieder in feinen Pallaft zu- rück zu Eehren, um fic) darinnen zu befeftigen. Er tieß feine hundere Mann Libwache an der Thüre, mit dem Befehle, ven Eingang zu vertbeidigen, unterdeffen, daß ev fich mit feinem Bruder, feinen andern DBerwandten, und feinen Bedienten in den Zimmern verfchanzete. Der Unter}: Zu gleicher Zeit berichtete man den Auditoren, der Unterfönig wäre auf den Marke nig wird in fei- hinabgegangen, und zöge ftolz einher , fie anzugreifen. Weil fie noch. wenig Leute um fich nem Pallaſte Hatten, und befürchten konnten, man möchte, wenn man alle Zugänge befegen ließe, den cingeſchloſſen. Zeyſtand anhalten, den ſie erwarteten: ſo ergriffen fie die Partey, das Haus des Cepe- da zu verlaffen. Indem fie nun nach dem Marfte zu ruͤcketen: fo ſahen fie ihre Leute bald bis auf zweyhundert Mann ſtark werden, Ihre erfte Sorge war, daß fie die Urkunde bekannt macheten , welche fie zur Rechtfertigung ihrer Aufführung entworfen hatten. Der Tag brach) an, als fie auf den Marfte anfamen. Man hoͤrete einige Büchfenfhüffe, wel che aus den Fenſtern des Pallaftes zu kommen ſchienen. Die Soldaten der Auditoren wurden über dieſe Kuͤhnheit erzuͤrnet, und wolften den Eingang erzwingen, und alle dieje— nigen niedermachen, die fich widerfeßen würden. Ihre Häupter aber befaßen die Mäßi- gung, fie zurück zu balten. Sie fehicheten den Superior der Dominicaner an ven Unter- fönig, um ihn zu verfichern, daß alles dasjenige, was fie von ihm verlangeten, nichs wei- ter waͤre, als daß er ſie nicht zwingen moͤchte Los Reyes wider den Befehl ſeiner Maje⸗ ſtaͤt zu verlaſſen; und daß er ſich ruhig in die Kirche begeben möchte, wo fie ihn er- Seine Leid: warten wollten, ihre Zwiftigfeiten auszumachen. Unter der Zeit, da der Abgeord— wacht verläßt nete dasjenige ausrichtete, was ihm aufgetragen worden, giengen die hunderte Mann ihn, von der Libwacht des Unterföniges zu der Partey der Yuditoren über, Sobald ber Hof alſo frey war, fielen einige Soldaten hinein, und plünderten einige Zimmer aus, wo fie hinein Fommen Fonnten. Zarate, welcher durch das Laͤrmen eviweckee wurde N gieng nunmehr aus feinem Haufe, im der Abſicht, ſich in ven Pallaft zu begeben. Da er - \ in America. VI Buch. I Cap. 65 er aber feine Collegen unterwegens antraf: fo hielt er dafür, er müßte folchen nach der Nugnez von Kirche folgen y). Er Vela. 1344. Als Bela ſich alfo von feiner Leibwacht verlaffen, und feinen Pallaft mit Soldaten — angefuͤllet ſah, die übel gegen ihn geſinnet waren: fo hatte er fein anderes Huͤlfsmittel Er Überliefere mehr, als daß er fich von dem Religiofen, den man ihm geſchickt hatte, führen ließ, und en ai fich in die Hände der Auditoren gab, Sie führeten ihn, fo bewaffnet er war, mit feinem Harnifhe und Panzerrocke nach dem Haufe des Sicentiat Cepeda. Als er dafelbft den Za- vate bey den andern Auditoren fah: fo fagere er zu ihm: „Wie? und auch Sie, ven ich fo „ſtark für meinen Freund gehalten, und auf den ich fo viel Vertrauen gefeget habe, auch „Sie tragen etwas bey, mich gefangen nehmen zu laffen,„? Zarate antwortete, mer ihm folches gefaget hätte, der löge; und es wäre niemanden unbekannt, wer Diejenigen wären, die ne gefangen nehmen faffen; und ob er, ver mis ihm redete, Theil daran gehabt, oder nicht. Gomara geht hier in der Erzählung der Umftände von dem Zavate fehr ab: fie ver- ändern aber in der Sache felbft nichts, Er feßer hinzu : „als der Unterfönig zum Cepe— „da gieng, ſo fagete er: tödtee mich nur! und Pardones, des Commiſſarius Suarez „Diener wuͤrde ihn getödtet haben, wenn ihm feine Büchfe nicht verfaget hätte. Als er „ſich aber vor den Auditoren fah : fo änderte er ſich ganz, und fagete: geben Sie wohl Acht, „Herr Cepeda, daß man mic) nicht toͤdte. Cepeda gab ihm zur Antwort, man würde ſich „ſo wenig an feinem Leben vergreifen, als an feinem eigenen, = = Sie bezeugeten ihm ein „großes Leidweſen über feine Gefangenfchaft: fie fageten aber nichtsvon feiner Befreyung; „fondern Cepeda fagete vielmehr in Gegenwart des Nequelme, Robles und einiger anderer „zu ihm: ic) ſchwoͤre es Ihnen zu, gnädiger Herr, daß es meine Gedanken niemals ge „weten, Sie gefangen zu nehmen. Weil Sie aber gefangen genommen find, fo müflen Man will ihn „wir Sie, unferer Pflicht nach, mit den gehörigen Berichten an den Kaifer ſchicken; und nad) Spanier „wenn Sie verfuchen, einige Unruhe zu machen, oder das Volk zu erregen, fo glauben (hiden. „Sie gewiß, daß ich Ihnen diefen Doich ins Herz ftoßen werde, wenn ich gleich weis, „Daß es mein Untergang ift, Wenn Sie hingegen in Ruhe bleiben wollen, fo würde ich „Sie auf den Knien bedienen, und Ihnen mit Aubiethung meines Gutes und Blutes das. „jenige geben, was ihnen zufümmt. = = D’Aguero und die andern fageten Dinge zu ihm, „die ihm gar nicht gefielen,„2), Die Berfehiedenheit der Zeugniſſe machet es ungewiß, | wie ihm recht begegnet worden. Aus Furcht aber, er möchte von einem Freunde des Commiſſars getödtet werden , und man möchte ihnen feinen Tod beymeflen, waren fie be— dacht, Ihn nach Spanien einzuſchiffen. Cepeda wurde vor feinen Augen zum Generals hauptmanne erwähler.. Eine Art von Reue ſchien fie es bedauern zu laſſen, daß fie fo weit gegangen wären; endlich aber vereinigten fie ſich zufammen in der Entfehliegung , ihn zu Schiffe zu bringen, und fie führeten ihn insgeſammt an das Meer. Sie fanden daſelbſt Schwierigkeiten ‚ deren fie fich nicht verfehen harter, Als Al⸗Schwierig⸗ varez von Cueto, welcher mit den Kindern des Marqueze am Borde geblieben mar, ver⸗ keit wegen der nahm, daß. der Unterkoͤnig gefangen wäre, und fo vieh Leute am Ufer erfeheinen fah 2 ſo Schiffe. a Pr | y) Man erkennet leicht, daß Zarate ſich weiß zu Brennen ſuchet. Er feßet fo gar hinzu, es ſey ihm unmoͤglich geweſen, dahin zu kommen. | 2) Gomara am angef. Orte, 54 Cap⸗ Ylugnesvon Vela. 1544. 166 Reifen und Entdefungen ſchickete er den Zurbano in einer Schafuppe mit einigen Buͤchſenſchuͤtzen und zweyen Stuͤ⸗ den ab, alle Barken wegzunehmen, die ſich daſelbſt befänden, und fie unser die Stuͤcke des Schiffes zu führen. Er hatte auch Befehl, die Freyheit des Unterföniges zu verlanz gen: er wurde aber nicht angehörer. Man that einige Buͤchſenſchuͤſſe auf ihn, welche er im Zurüdziehen beantwortete, Indeſſen erborhen ſich die Auditeren, den Unterkonig für die Slotte und die Kinder des Marqueze auszumechfeln. felbjt willigte: fo wurde fie dem Cueto von dem Superi Weil Bela in diefe Auswechfelung iov der Dominicaner, in Gegen- wart des alten Statthalters vorgefehlagen, welcher auf eben dem Schiffe war. Cueto, wel- cher wegen des Sebens des Unterkoͤniges fehr in Furchten ftund, ergriff die Partey, die Kih: der nebft Don Anton von Ribera, und Donna Agnes, Auffiche über dieſelben anvertrauet worden a), feiner Gemahlinn, welcher die ans Ufer zu fehicken. Weil er ſich aber we— gen ber Flotte nicht erflärete: fo glaubeten die Auditoren , fie wären niche fehuldig, ihm den Anterfönig zu ſchicken, und droheten fo gar, der zweyte Theil des Vertrages nicht erfüllet wuͤrde. genen Druder, that vergebene Borftellungen , ihm den Kopf abfchlagen zu laſſen, wofern Der Hauptmann Vela, des Gefan— die Befehlshaber der Schiffe zu bewegen, Zurbano, welcher die größte Anzahl von Soldaten und Matrofen hatte, die alle dem Un— terfönige zugethan waren, blieb hartnäckig bey feiner Weigerung ,, und diefes Benfpiel zog die andern nach fich, Stadt geführet 5). Der Unterfönig wurde unter einer guten Wache wiederum nach der Darauf liefen die Schiffe aus dem Hafen aus, und Freuzeten in Er- wartung ber Befehle vom Hofe oder einiger neuen Begebenheiten längft den Küften hin, Man zählete ihrer zehne, die mit Geſchuͤtze, Sebensmitteln und Kriegesvorrathe ziemlich 8 wohl verſehen waren: es fanden ſich aber nicht über fünf und zwanzig Soldaten darauf; und die Anzahlder Matroſen war auch nicht Binlänglich genug, fie zu regieren, aber ergriffen alfo Die Partey , ihrer viere Davon zu verbrennen, Die Befehls- Es war nicht flug von ihnen gehandelt, daß fie nicht auch zwo Barken in Brand ſtecketen, welche an der Ein- fahrt des Hafens geftrander waren. Da die Auditoren vernahmen, daß fie vor Guaura vor Anker lagen, und überzeus get waren, daß ihre Ergebenheit gegen den Unterfönig fie verhindern würde ſich zu ene: fernen; fo verzweifelten fie nicht, fich noch zu Meiftern von der Flotte zu machen. Sie be- fahlen vem Diego Alfaro , welcher von dem Seewefen gute Kenntniß hatte, die beyden ges frandeten Barfen auszurüften, und ſich mit dreyßig Soldaten auf folchen einzufchiffen, unterdeifen daß Mendoza, Beltran und Garcias zu Sande mit einem andern Haufen Trup- pen längft der Küfte hingehen follten. Beyde Famen nahe an Guaura, Alfaro verbarg fih den Abend mit feinen beyden Barken Hinter einem Seuchtthurme, der in dem Hafen fehr nahe bey den Schiffen war. Da diejenigen, welche zu ‚Sande waren, zu gleicher Zeit viele Schüffe thaten: fo urtheilete man auf der Flotte, es wären einige Anhänger des Umterfö- niges, welche fich einzufchiffen ſucheten. Borde geblieben war, da man wegen feines a) Sie war des Franz Martin des Marqueze Bruders von muͤtterlicher Seite, der mit ihm zu—⸗ gleich getödter worden, Witwe. 5) Er wurde beym, Cepeda einquartieret, mit dem er fpeifere. „Weil er befürchtete, man mach: „te ihn mit Gift vergeben, erzählet Gomara, fo Der Hauptmann Nugnez Bela, welcher am Bruders Unterhandlung pflegete, ſetzete fich fo „ſagete er den erften Tag zu ihm: Kann ich ficher „mit Ihnen fpeifen, Herr Cepeda? Erwägen Sie, „daß Sie ein Edelmann find. Der andere ante „Wortete: wie? denken Sie, dag, wen ich Luft „hätte, Sie fterben zu laffen, ich einen heimli> „chen Weg dazu fuchen würde? Sie Einnen mit „Ma⸗ in America. VI Buch. I Cap. 167 fo glei in eine Schaluppe, fie aufzunehmen, Er gerieth in den Hinterhalt des Garcias Nugneʒ von von Alfaro, dem er ſich ergeben mußte. Zurbano hatte ſich damals von der Flotte abgeſon. Vela. 1544, dert; und Cueto, der. beyden Bela Schwager, war allein Befehlshaber auf derſelben. Al. —— faro that ihm zu wiffen, was dem Hauptmanne begegnet war, mit Der Drohung, ihnen allen beyden das Leben zu nehmen, wofern er nicht den Auditoren die fünf Schiffe zuftellete, die er wirklich unter feinem Befehle hatte, Eine gar zu furchtfame Zaͤrtlichkeit nöthigte ihn, folches einzugeben. Während der Zeit geſchahen zu $os Reyes einige Bewegungen zum Beten des Unter koͤniges. Nachdem folche aber durch die Beftrafung der Rädelsführer geftillet worden : fo macheten diefer Borwand, und die Berlegenbeit, welche die Auditoren hatten, fic) wi- der das Anhalten derjenigen zu wehren, welche den Tod des Unterkoͤniges verlangeten, daß fie den Entſchluß ergriffen, ihn auf die Fleine wuͤſte Inſel zu bringen, die gerade gegen Los Reyes über ift. Sie fürchteten fi) vornehmlich. vor dem Grimme des Doctor Carva- jals, welcdyer ausdrüdlid) von Quito fanı, mit dem Entſchluſſe, den Tod des Commiſſars zu rächen, deffen Bruder er war; und Gomara giebt vor, es babe der Unterfünig, wels cher vor eben der Furcht geziktert, ſie beſchworen, ihn nach Spanien zu ſchicken. Er wur— de auf einer von denen Barken, Die aus ftarfen Röhren gemacht find, welche die India— ner Henea nennen, mit einer Wacht von fünf und zwanzig Mann nach dem Eylande ge— bracht. Bey feiner- Einfhiffung bath er den königlichen Notar, Alcate, eine Urkunde aufzufegen, wie ihn feine eigenen. Auditoren auf eine wüfte Inſel, in einer Barquerolle fehiefeten, die nur aus Binfen gemacht wäre, damit fie untergienge, und ihn erfäufete, und daß fie ihn außer den ändern des Königes brächten, um fiedem Gonzales Pizarro zu ‚geben. Allein, Cepeda befahl eben dem Notar, , er follte ſchreiben, wie man-den Unterfö- nig, fo mie er es felbit gefordert hätte, aus Furcht, feine Feinde möchten ihn toͤdten, weg— ſchickete; und wie diefe Strohbarfen Fahrzeuge wären, deren man fich in dem Lande zu bedienen pflegete; und wie Johann von Sales, des Präfidenten in Eaftilien Valdez Brus der, der D. Nigno und andere Einwohner aus Lima bey ihm wären ce), £ Da die Auditoren darauf aber Nachricht erhielten , daß fie von der Flotte Meifter Er wird weg- wären 4): fo hielten fie dafür , es wäre zur öffentlichen Ruhe wie auch zur Sicherheit ihe geſchickt. res Gefangenen viel daran gelegen, daß fie ihn nad) Spanien abreifen ließen. Alvarez, einer von den drey Kollegen, wurde erwähler, ihn dahin zu führen. Er begab fich zu Lan— de nach Guaura, wohin der Unterfönig zur See in einer von des Alfaro Barken gebracht wurde; und noch an eben dem Tage giengen fie mit drey Schiffen unter Segel, ohne die Briefe von der Audiencia zu erwarten, welche Zarate nicht unterzeichner zu haben betheuret. Bacca von Caſtro, der alte Statthalter, blieb auf eben dem Schiffe ftets gefangen, und wurde wieder in den Hafen 808 Reyes zuruͤckgefuͤhret. Kaum aber war Alvarez in See gegangen, fo ſtellete er ſich demuͤthigſt vor dem Un- Er wird von terfönige dar, und bezeugete ihm eine lebhafte Neue über das, was vorgegangen war, ſeiner Wade ! nebft frey gelaflen, „Madame Brianga von Arugnal, (welche feine 4) Gomara till wider das Zeugniß, am wel⸗ Gemahlinn toar,) fpeifen; und damit fie nichts chem wir uns halten zu mirffen geglaubet haben, „befürchten, fo werde ich erſt eredenzem. Diefes es hätten fich die Auditoren nach der Ueberfahrt des „that auch. Cepeda tägfich, fo fange er bey ihm ge» Unterkoniges zu Meiftern von der, Flotte gemadt. „fangen war, 54 Cap. Ebendaß. c) Gomara am angef, Ort, 55 Cap. 168 Reifen und Entdeckungen Nugneʒ von nebft einer ftarfen Begierde, wiederum in feine Hochachtung zu gerathen, Es war nie- Vela. 1544 manden unbefanne, daf er fein vornehmfter Feind geweſen, und am eifrigften, feine An— Die Auditoren haͤnger beſtrafen zu laſſen. Vela ſetzete auch nicht ſo leicht ein Vertrauen auf ſeine Sprache. Alvarez aber verſicherte ihn, er haͤtte dieſe Auffuͤhrung nur beobachtet, und den Auftrag, ihn nach Spanien zu fuͤhren, bloß angenommen, um ihm Dienſte zu leiſten, und ihn aus bes Cepeda Händen zu ziehen, auch zu verhindern, daß er nicht in des Pizarro feine fiele, welcher von Tage zu Tage mit Freuden zu Los Reyes erwartet würde, Kurz, damit er ihm feinen Zweifel von feiner Aufrichtigfeie übrig ließe: fo meldete er ihm, daß er ihn niche allein frey ließe, fondern ihm auch das Befehlen in dem Schiffe übergäbe, und daß er fich ſelbſt feiner Gewalt unterwärfe, jedoch in der Hoffnung, daß er nicht vergeffen wuͤrde, wen er das eben und die Freyheit zu danken hätte. So gleich gab er denen zehn Mann, bie man ihm zur Bewachung feines Gefangenen mitgegeben hatte, Befehl, demjenigen zu gehorchen, für den fie ftehen zu müflen glaubeten, Ein folches Kompliment, welchem die Ausführung auf der Stelle folgete, mußte dem Vela nothivendig eben fo viel Freude, als Erftaunen, verurfachen. Er nahın die Befehlshaberfchaft über das Schiff an, Allein, was fiir einen Werth er auch auf des Alvarez Dienft fegen mochte, fo binderte ihn feine Erkenntlichkeit, die vermuthlich durch die Meynung beftritten wurde, Die er von feinen Dewegungsgründen Dazu hatte e), doch nicht, daß er ihm nicht bald fehr beleidigende Bor- wuͤrfe machere. Indeſſen fegeten fie ihre Schiffahrt bis nach) Tumbez fork, wo das böfe Schickſal des Unterkoͤniges ihm nicht erlaubere, lange ruhig zu feyn. Was für Argwohn die übereilete Abreife des Alvarez auch feinen Collegen gelaffen hat— ſchicken an den fe: fo entfchloffen fie ſich doch, zum Gonzales Pizarro zu ſchicken, und ihm von allen, Pizarıo. was vorgegangen wäre, Machricht zu geben. Sie ftelleten ihm in ihren erften Briefen vor, fie hätten, Fraft ihrer Beftallungen, und eines befondern Befehles, welcher fie ver- bände, alle ihre Sorge auf die Wiederherftellung der Gerechtigkeit und guten Ordnung in dein Sande ihrer Gerichtsbarkeit zu wenden, nicht allein die Vollſtreckung der Verord- nungen ausgefeßer feyn laffen, wie es die Eroberer verlangeten, fondern die Gefälligfeit aud) noch weiter getrieben, als man fie gefuchet hätte, und billiger Weife fordern fünnte, indem fie ihren Präfidenten wieder nah Spanien geſchickt; nach fo friedfertigen Maafre« geln dürfte Feine Urfache zu klagen mehr übrig bleiben ; fie geböthen ihm folglich, ſeine Trup⸗ pen abzudanfen, und wofern er nach Los Reyes Fame, ohne einigen Friegerifchen Aufzug dahin zu kommen; wenn er indeffen glaubete, eine Bedeckung zur Sicherheit feiner Pers fon nörbig zu haben, fo verftarteren fie ihm die Freyheit, funfzehn bis zwanzig Reiter mit fich zu bringen. Dieſer Brief wurde mit großer Hoffnung ausgefertiget, Allein ‚als es nun darauf ankam, folchen zu überbringen: ſo wollte fih niemand mit einer fo gefährli= hen Sache einlaffen. Man befürchtete, es möchte der Befehl ‚ die Truppen abzudanfen für eine Befchimpfung von einem Heerführer und Befehlshabern angefehen werden, die fich nur für das gemeine Beſte gerüftet hätten, Die Auditoren wurden fo weit gebracht, baß fie ihre Befehle dem Zarate und Don Anton Ribera aufteugen, Sie unterdruͤcketen die Brie⸗ e) Alvarez, ſaget eben der Geſchichtſchreiber, ſetzete dachte er noch mit ihm, als mit einem Wolfskopfe, ihn in Freyheit, bloß um die Gnade des Koͤniges etwas zu gewinnen. 59 Cap. au gewinnen; und weil er ſchon reich war, fo gee ) Zarate V Bud, 9 Cop, - — — — in America. VI Buch. II Cap. ⸗ Briefe, und gaben ihnen nur ein Beglaubigungsſchreiben nebſt muͤndlicher Anweiſung, Nugnez von was ſie thun ſollten, und wozu ſie dieſelben fuͤr tuͤchtig hielten. Vela. 1544. Pizarro hatte damals fein Lager in dem Thale Kaura. Ihm wurde die! Abreife — der beyden Abgeſchickten gemeldet; und da er nicht wollte, daß ihr Anbringen öffentlich ge⸗ zu ihm. : ſchaͤhe, aus Furcht, feine Truppen misvergnüge zu machen, bie eine große Luft hatten, nach Los Neyes in Heeresordnung zu gehen, um im Stande zu feyn, bie Stade bey dem erften Vorwande zu plündern, fo ſchickete ev ihnen einen feiner. Hauptleute Dillegas mie dreyßig Neitern entgegen. Diefer Befehlshaber begegnete ihnen. Er ließ den Ki: bera frey binziehen, welcher der Pizarren Anverwandter war: den Zarate aber hielt e . anz und nachdem er ihn bis in die Provinz; Pariacaca wieder zurückkehren laffen , wo⸗ durch er gefommmen war, fo behielt er ihm daſelbſt zehn Tage lag, das ift bis auf des Gonzales Ankunft, welcher fehr begierig zu feyn fehlen, ihn zu hören. Zarate war ge- warnet worden, es möchte ihm feinen Kopf Foften, wenn er ſich unterfinge, feinen Be⸗ fehl pünetlich auszurichten. Er ſelbſt erzaͤhlet folches, anfänglich redete er mit Pizarro allein, und bey diefer Privarunterredung trug er Fein Bedenken, ihm alles dasjenige zu melden, was man ihm befohlen hatte. Als er darauf aber in ein Zelt geführet wurde, mo viele Hauptleute verfammlet waren; und Pizarro ihn bach, er möchte fich vor ihnen erflären: fo fah er gar wohl ein, daß er ſich einiger Lift, vermittelft feines Zaratens Lift. Beglaubigungsfihreibens bedienen müßte, welches ihm eine ſehr weitläuftige Vollmacht "gab. Ohne alfo von Abdanfung der Truppen etwas zu fagen, welches ein Füglicher Punct war, ftellete er ihnen nur verfhiedene Sachen vor, welche den Dienft des KRö- niges und das Beſte des Landes betrafen, Er feßete fo gar mit vieler Dreuftigfeit hinzu, da der Unterfönig eingefchiffet und die Auffchiebung der Verordnungen bewilliget wäre, fo wäre es billig, daß fie dasjenige, was der Unterfönig von den Einkünften feiner Ma⸗ jeftät genommen hätte, bezahleten, wie fie es durch ihre Briefe verfprochen hätten; daß fie einigen Einwohnern zu Cuzco verzeiheten, welche ihr $ager verlafien hätten, um in des Königes Dienfte zuffreten; und daß fie Abgeordnete nach Spanien ſchicke⸗ ten, um ihre Auffuͤhrung von dem Hofe billigen zu laſſen. ur Antwort trug man ihm auf, den Auditoren zu fagen, das Befte von Peru Des Pizarro erforderte, daß fie ſo lange, bis Befehle von Seiner Majeftät kaͤmen, den Pizarro zum und feiner Be: Statthalter ernennefen; unter diefer Bedingung wuͤrde alles, was fie zu verlangen ſchie— sera nen, fehleunig ins Werk gerichtet werden: wofern fie ſich aber meigerten, fo follte die —— Stade Los Reyes gepluͤndert werden. Zarate wuͤrde die Haͤlfte von ſeinem Vermoͤgen darum gegeben haben, wenn er nur dieſe Antwort nicht hätte überbringen duͤrfen. Sie ſetzete ihn in eine toͤdtliche Unruhe. So öffentlich. Hatte Pizarro feinen Ehrgeiz noch nicht ausbrechen laſſen; und bis bieher Hatte er nur die Ausfegung der Verordnungen und Die Entfernung des Unterföniges gerlanget. Indeſſen hatten doch die Auditoren, nach einigen Berathfihlagungen, bie ‚Standhaftigkeit, den Befehlspabern fagen zu laſſen, fielfönnten ihnen ihre Forderung mes der bewilligen, noch auch) ſo gar, ohne Verlegung ihrer Pflicht darüber berathſchlagen, wofern fie nicht wenigftens in einer beſſern Geftalt an fie gebracht würde.” Man wurde über ihre Erklärung nicht boͤſe. So gleich aber begaben ſich alle Abgeordnete aus den Vittſchrift an Städten, die fich bey dem Heere befanden, nach Los Neyes, wo fie ich mit denen von die Auditoren. einigen andern Städten, die ſchon daſelbſt waren, vereinigten; und überveicheten eine Allgem, Beiſebeſchr. XV Hand. Ditte mW : Reifen und Entdeckungen LZugneʒ von Bittſchrift, worinnen ſie ſchriftlich dasjenige foͤrmlich verlangeten, was des Pizarro Be⸗ Pelß. 1544 ſehlshaber mündlich gefordert hatten. — — Eine ſo plögliche und fo lebhafte Wirkung ließ den Auditoren Feine fernere Wider⸗ rede. Sie nahmen ſich nur die Zeit, die Bittſchrift den vornehmſten Einwohnern der Stadt g) mitzutheilen. Eine Urkunde, die in Geſtalt einer Berathſchlagung aufgeſe—⸗ „get war, erklaͤrete bie Urſachen, welche fie bewegen, um guten Rath zu bitten, wovon fie den Schluß fihon voraus fahen, Denn fie geftunden ohne Umſchweif, es wäre Feine andere Partey übrig, als fich nachdem Willen des Pizarro zu richten, und fie verfüh- Pizarro feine ren nur bloß fo, um Zeugen von der allgemeinen Unterdruͤckung bey ſich zu haben. Wäh- nach Log Rey⸗ rend det Zeit aber war. Pizarıo fo nahe an die Stadt geruͤcket, daß er fein Lager noch nicht eine Meile weit davon aufſchlug. Er brachte den übrigen Theil des Tages zu, . fein Geſchuͤtz aufführen zu laſſen; und da er feine Erklärung erhielt, fo ſchickete er in der _ folgenden Nacht den Hauptmann Earvajal mit einem Fähnlein Buͤchſenſchuͤtzen und dem - Befehle ab, bis auf acht und zwanzig Eimvohner von Euzeo aufzuheben, welche fein Sager veriaffen hatten. Diefes gefchab ohne Widerftand, Es biieben nicht Funfzig Kriegesleute in dem Orte. Alle Truppen des Unterföniges und der Auditoren waren in des Pizarro Lager gegangen, welcher fi den andern Morgen an der Spige von zwoͤlf hundert Mann fah: * und dringt ſch Mit Anbruche des Tages ruͤcketen einige von ſeinen Hauptleuten in die Stadt, und sum Statthal meldeten den Auditoren, wenn die Beſtallungen zur Statthalterſchaft nicht ohne Verzug auf, ver von Peru gebracht würden, fo wollte man die Stadt mit Feuer und Schwerdt-aufreiben , und mit ihnen zuerſt anfangen. Sie entfchuldigten ſich mit der Langſamkeit der Einwohner, die fie darüber zu Rathe ziehen zu muͤſſen geglauber hätten, weil fie nicht die Macht beſaͤ⸗ Ken, den Geſinnungen des Heeres gemäß zu handeln, Der Hauptmann Carvajal, wel- er ihnen diefe Erklärung gethan hatte, ließ fih vier Einwohner aus Cuʒco hohlen, wovon er in Ihrer Gegenwart drey aufhängen ließ A): der vierte, Nantens $udwig von Lon, hatte das Gluͤck, durch Fürfprache feines Bruders, welcher ein Befehlshaber beym Pizarıo war, davon zu fommen. Dieſe Strenge machete, daß die Beftallung fogleich ausgefertiget wurde, Sie beftelieten den Pizarro zum Statthalter von Peru fo lange, Dis es feiner Majeftät gefiele, andere Verfügungen zu treffen; jeboch ohne Nachtheil der Gewalt und der Öerechtfamen der Föniglichen Audieneta, welcher er Die Befchis Haberfihaft zu uͤberlaſſen verfprach, wenn er den Befehl vom Hofe oder den Auditoren dazu erhalten würde, und ſich fogar bey derfelben vor Gericht zu fteflen , um auf vie Klagen zu antworten , die man wider ihn anbringen koͤnnte. So Eluge Einfchränfun: gen, welche die Gerechtſamen des Oberherrn in Sicherheit zu ſtellen fhienen, und alles wider auf feinen Willen anfommen ließ, macheten, daß man argwohnete, beyde Par⸗ tehen verſtuͤnden ſich mit einander 7), | [2 - | Der * g) Diefewaren damals Dom Loahſa, Birhof 4 Die drey Ungluͤcklichen waren Barco, Mas der Stadt, Dom Gareias Diaz, Biſchof zu Cuzeo, ini und Sayavedra. Zarate, der Vater Thomas von St, Martin, Pro: vincial der. Dominicaner, der Schagmeilter, der 5) Einige, ſaget Gomara, haben den Verdacht ges Rehnungsführer und Gegenfehreiber, heget, es Hätten Diefe Anditoren ingeheim mir Plz in America. VI Buch, II Cap, Der X Abſchnitt. Begebenheiten unter des Gonzales Pizarro angemaßten Statthalterſchaft. Einzug des Pizarro in Lima. Seine Regierung. Er will nach Spanier ſchicken. Barca von Ca: ſtro entflieht mic dem dazu beftimmten Schiffe, Bachicao geht mit einem andern. ab, und be . mächtiger ſich der Flotte des Unterföniges, wel: her entflieht. Strenge des Bachicao. Schick: fal der Aögeoröneten und des Vacea von Caſtro. Der Unterkönig flüchtet fih nah Quito. Pi: zarro ziehe wider ihn aus, Der Unterkönig zieht ſich zuruͤck; und Eömme wieder nach Quito. Pi: geht nad) Panama. Sonderbare Nahe, Liſt des Pizarro , den Unterfonig zu fangen, Bey⸗ de Heere nähern fih. Uebermaͤßige Hitze des Unterföniges. Schlacht bey Quito. Der Uns terfönig bleibt. Des Pizarro Aufführung. Alle gemeine Verzeihung. Beſchaͤfftigungen des Haupt⸗ manns Carvajals. Nachricht von des Diego von Roias Entdeckung. Deſſen Truppen ziehen wider Carvajal, Diefer fchlägt fie. Entdeckung der Dergmerfe zu Potoſi. Carvajal bemeiftert zarıo vertreibt ihn und verfolget ihn bis Po: payan. Hinderniſſe dabey. Berlegenheit des Pizarro. Hinojoſa leiſtet ihm Dienſte. Er — Hi Urkunde von des Gonzales Pizarro Annehmung zum Statthalter war nicht fo bald aufgefeget, fo bielt er feinen feyerlichen Einzug in Los Reyes, oder vielmehr Lima,; denn es feheint, daß diefer legtere Name nunmehr anfing, die Oberhand zu be- halten. Bachicao führete den Vortrab. Auf ihn folgete das Geſchuͤtz, welches von fechstaufend Indianern getragen wurde, nebft ‚allem dazu nöthigen Kriegesvorrathe, dreyßig Buͤchſenſchuͤtzen, welche die Wache dabey hatten, und funfzig Eonftablern, Dar⸗ auf marfchirete ein Faͤhnlein von zweyhundert Pikenirern, welche Gumiel anführete; umd zwey Fähnlein Buͤchſenſchuͤtzen hintereinander, jedes von zweyhundert Mann, un- ter der Anführung des Guevara und Cermeno. Dieſes Fußvolk machete den Heeres- haufen aus, nach welchem Pizarro felbft auf einem großen Pferde, ohne andere Waffen, als in feinem Panzerroce und feinem Degen über eine Wefte von Goldſtuͤcke. Ihm fol- geten drey Standarten: die feinige zur tinfen, welche vom Puellez getragen wurde; Der -Stadt Euzeo ihre zur Rechten, welche Altamivano trug, und die fönigliche in der Mitte, welche Porto Carrero führere. Die ganze Reiterey machete ben Nachzug und ſchloß den Marſch. Man näherte fich in diefer Ordnung dem Haufe des Zarate A), wo die andern Auditoren fich verſammlet hatten, weil er eine Anpäßlichkeit vorgegeben, damit er nur niche in der Audiencia erfcheinen durfte, als man die Urfunde darinnen ausfertigte. Als Pizarro über den Waffenplag zog: fo hielt er ſtill, um daſelbſt alle feine Leute zu ftellen, Er begab ſich darauf in die Verſammlung der Auditoren, in deren Händen er Dem Koͤ— nige den Eid-leiftete, und fie leiſteten folchen hinwiederum dem neuen Statthalter. Don da begab er fich auf das Rathhaus, wohin alle obrigkeitliche Perfonen waren berufen worden, und Dafelbft wurde er mit allen gewöhnlichen Förmtichfeiten aufgenommen. - fich folcher. Unruhe des Pizarro. Sein Ein: zug in Lima, Er ändert ſich. * 17 Gonʒales Pi⸗ FRETO, 1544, —— Einzug des Pizarro in Li⸗ ma, Endlich nahm er Beſitz von feiner Wohnung, das ift, von eben dem Pallafte, worin. nen fein Bruder war ermorder worden 2). „2 zarro geredets und alles, was fie mit ihren Pro: 2) Man giebt das Ende des Weinmonates 1544 teftationen gethan, fey nur ein Blendwerk geweſen. 57 Cap. * ee &) &s fheint, Zarate habe nach des Alvarez Abreiſe den Titel eines Auditors geführet, terföniges, zur Zeit des Einzuges an. Zarat. W Bud. 10 Cap. Er, vierzig Tage nach der Gefangennehmung des Uns ' 172 eiſen und Entdeckungen GBonsalespi- Er feßete ſich daſelbſt, als an dem Hauptfige feiner Hoheit, mit der Mäßigung, rro. 1544 er wolle den Auditoren alle Gerichtsfachen überfaffen und fih nur bloß mit den Krieges⸗ Seine Regie: und allgemeinen Kegierungsgekhäfften abgeben. Zarate wirft feiner Aufführung auch rung. nichts vor: Gomara hingegen ſchonet feiner nicht fü „ Auf den guten Ruf des Eepeda, „ſaget er, welcher dafür angefehen wurde, daß er den Krieg und die Regierung verftünde, „beratdfchlageten ſich der Hauptmann Carvajal, welcher den Statthalter ganz eingenom⸗ ‚men hatte, und andere Hauptleute, fie roollten diefe Auditoren, und befonders den Eepeda, „‚niebermachen, Pizarro, welcher befürchtete, es möchte einiges Unheil daraus entfleben, fa- ⸗gete zu ihnen, er hielte den Cepeda für feinen Sreund, und die andern wären nichts werth : bey „der erften Berathſchlagung aber, die er halten würde, wollte er ihn um fein Gutachten wegen „einer Sache, die ihn und auch fie angienge, befragen: antwortete er nun nach ihrer Nei⸗ gung, fo fönnten fie fich auf ihn verlaffen ; mo nicht, fo möchten fie ihn toͤdten. Diefes wur- „de dem Eepeda vom Vargas und des Pizarro Vetter Nibera geſtecket; fo dag er in / „biefer Berathſchlagung und an andern Orten nichts fagete, was nicht nach ihrem Wuns „ſche war, Dadurch erhielt er die Gnade des Statthalters, fo daß er ihn lenkete, und „er nichts that, als was er wollte. Unter einem folchen Gluͤcke erwarb er hundert: und „funfzig tauſend Ducaten Einkünfte jährlich. Pizarro betrug fich nicht wohl, feine Sol- „baten zu befriedigen, welches Urfache war, daß Cardo , Belio „Roſas und andere fich „in einer Barke zu dem Unterfönige begaben; und ihre Flucht war Urſache, daß der „Hauptmann Carvajal den Hauptmann Gumiel bey Nache in feinem I Haufe erdroffelte, „und ihn darauf heraus zog, ihm den Kopf abfehlug, und unter die Füße eine Schrift „legete, die ihn beſchuldigte, er hätte Meuterey machen wollen, weil er frey wider den r „Statthalter geredet, und einen Soldaten gezlichtiger hätte, welcher beym Einzuge in „die Stadt zum Zeitvertreibe mit einem Büchfenfchuffe einen indianiſchen Herrn getödtet „hätte, welcher im Fenſter gelegen, um ven Zug des Pizarro vorbey gehen zu fehen. „Pizarro nahm vierzig faufend Ducaten aus dem Föniglichen Schatze: dieß geſchah aber „mit Erlaubniß der Auditoren, und ſagete er, er wollte folhe von feinen Einkünften „wiedergeben. Man fagete auch, er habe von denjenigen ein Darlehn zur Unterhals „fung des Heeres genommen, welche Indianer hatten, Alle diejenigen, die er mit Plä- „sen verſah, begiengen unterweges große Räubereyen und Mordthaten m), Indeſſen war doch) des Pizarro erſte Sorge bey feiner Regierung, für alle nur eiwas nambafte Oerter vertraute Statthalter zu ernennen, Alphonſus von. Toro wurde nad) Euzeo, Ale mendras nac) Plata, Fuentez nach) Arequipa, Ferdinand von Alvarado nad) Teupilfe, Villegas nach Pinfa und Diaz nach Quito gefickt. Er will Abge⸗ Man ſchlug vor, im Namen des neuen Statthalters und aller Spanier in Peru ordnete nach Abgeordnete nach Spanien zu ſchicken, um Seiner Majeflät von den legtern Begeben⸗ Spanien ſchi⸗ Beiten Nechenfchaft zu geben. Einige hielten folches zu ihrer Rechtfertigung für noͤthig; sen. und andere behaupteten dagegen, man müßte, um den Hof zu unterrichten, von wel: chem fie glaubeten , daß er ſchon durch den Unterfönig vorher eingenommen wäre, fo lange warten, bis er felbft die ordentliche Bezahlung feiner Einkünfte fordern ließe, Nah langen Berathfihlagungen willigte Pizarro endlich Jein,. den Auditor Texada, im Namen der Audiencia, und den Malvonat in feinem eigenen Namen abreifen zu lat m) Gomara V Buch 58 Cap in, America. VI Buch. II Cap. — laſſen. Er glaubete zween Vortheile aus dieſer Entſchließung ziehen zu Fonnenz der Gomalespi— eine war, daß er den Abgeordneten der Städte willfahrete, die ſich für eben die Mey⸗ sarro. 1544- nung erflävet hatten, der andere, Daß er fih zum unumfhränften Heren der Audiencia machete, oder vielmehr fie auf einmal ganz und gar aufhöbe, weil Zarate in bes Te- xada Abwefenheit, die nicht weniger als ein Jahr dauern onnte, und in des Cepeda Ent« fernung, den er.anderwärts brauchete, ſolche nicht allein halten koͤnnte. Weil Terada fih nicht fehr hatte bitten laflen, als man ihm ſechs taufend. Duca- Barca vonCa⸗ ten zu feiner Reife gebothen: fo machete man fich Rechnung, das Schiff Dazu zu gez firo flüchtet Brauchen, welches in dem Hafen lag, und worauf Vacca von Caſtro gefangen war, id mit bem Es war, mit Gefhüße wohl verfehen; und Bachicao wurde ernannt, folches mit fieben- ig zig Mann Schiffsvolfe zu führen. Als man aber glaubete, daß es bereit fey, unter : Segel zu geben, und Terada ſich anſchickete, fich einzuſchiffen: fo hatte Vacca von Caſtro mit des Montalve Beyſtande die Gefchicklichfeit gehabt, die Matroſen zu ges winnen, und fie unter feiner Anführung den Anker lichten zu laffen, “Die Empfindlich- feit des Pizarro darüber war fo heftig, daß er in der erften Hige die Truppen die Waf- fen ergreifen ließ; und da der Verdacht, dem Eaftro geholfen zu haben, auf diejeni- gen fiel, welche das Heer beym Abzuge aus Cuzco verlaffen hatten, fo ließ er fie alle gefängen nehmen. Der Doctor Carvajal, des Commiffars Bruder, war unter dieſer Beſtrafung Anzahl, weil er ſich nicht gerade in des Pizarro Lager begeben hatte. Der Haupt: der Gebülfen mann eben deffelben Namens, welcher den Titel und Die Gewalt eines Generallieute- feiner Flucht. nants behielt, machete fich ein wunderliches Vergnügen daraus, die Hinrichtung von einem Menfchen anzufangen, der fo hieß, wie er, ohne daß er fein Anverwandter mar n), Er ließ ihm melden, er follte feine Beichte ablegen , weil fein Tod befchloffen wäre. Der Doctor empfing diefe Ankündigung ftandhaft. Die Werkzeuge feiner Hinz richtung waren ſchon bereit. Die ganze Stadt glaubete, feine legte Stunde wäre da, vornehmlich weil man in Betrachtung feines Ranges und feiner Herkunft nicht glauben fonnte, daß man nur, um ihn zu ſchrecken, zu. Diefen aͤußerſten Umftänden fihreiten würde, Man bielt auch dafür, ‚auf feinen Tod würde der andern ihrer folgen; tel ches ein betrübter Verluft für das ganze Land gemwefen feyn würde, worinnen die mei- fen einen angefehenen Rang hatten. Indeſſen vermochte doch eine Stange Gold von vierzig Mark, die dem Generallieutenante des Statthalters gegeben. wurde, daß er nicht allein die Hinrichtung aufſchob, fondern auch) felbft um die Begnadigung des Doctors anhielt. Sie wurde ihm unter vielerley Vorwande zugeflanden , worunfer der vornehmz ſte war, man fönnte große Dienfte von einem Manne erwarten, welcher den Tod feines Bruders zu vächen haͤtte; und bie Berzeihung des einen Angeklagten zog aud aller andern ihre nach fih. Man ließ ein anderes Schiff ausrüften 0), Pizarro brachte Bachicao geht ein Theil von dem Gefchüge darauf, welches er aus Euzco genommen und fechzig Büchfen- auf einern et: fehügen ; und Bachicao reifere endlich mit dem Auditor und Maldonat ab, Sie folgeren Se hifte der Küfte auf die Nachricht, die fie hatten, daß der Unterfönig in dem Hafen Tumbe; wäre. er, Er war nicht allein mic feinem Befreyer dahin abgegangen; fondern. es waren * ag euch feine. Brüder, ‚Zurbang, und andere — er au ihm. gefommen, bie ſich en en u ee A Te ee; 7; Srlöniges. 2) Man wird fein Gluͤck und feinen. Charats 0) Es war eine Brigantine, die feit kurzem zu ser nach feinem Tode fehen. Arequipa angefommen war m 1 Reifen and Entdeckungen ‚GBonsel. Pi⸗ ebenfalls aus Peru verjaget zu feyn geauberen. "Bey feiner "Ankunfe hatte er anz Brro. 544, gefangen , mitdem Alvarez Audiencia zu halten ). Er Haste aller Orten umher geſchickt, um die getreuen Unterthanen aus Spanien: einzuladen, feine Befehle anzunehmen. Er Hatte fogar Hauptleute ausgeſchickt, um diejenigen zu verfammien, melde geneigt feyn würden, ihm zu gehorchen. Hatten aber einige ihre Unterthänigkeie fo weit bezeuget, daß fie ihm auch das Geld gebracht hatten, welches ſich in den koͤniglichen Eaffen befand: fo hatten die meiften dagegen den Weg nach Lima genommen; und von ihnen harte Pizarıo erfahren, was zu Tumbez vorgieng. Andere, welche ſich vor der Annäherung eines neuen Krieges fürchteten,, hatten ihre Sitze verlaffen, um ſich in die Gebirge zu begeben. Die Anfunfe des Bachicao in biefen Umftänden vwerurfachere Der Unterfö- eine feltfame Unordnung zu Tumbez. Die Fahrzeuge, welche ohne Verthei⸗ nig flieht. ° Digung in dem Hafen waren , unterfingen ſich nicht, ihm zu widerftehen, und der Anterfönig ſelbſt, welcher nicht zweifelte, es wäre folches Pizarro mit allen feinen Trup⸗ pen, gieng in der Eifer mit hundert und fünfzig Mann ob, die er um fich hatte, Bachicao dachte nicht, ihm zu folgen. Er nahm die beften von feinen Schiffen, nachdem er die andern in Brand ſtecken laſſen; und da er bey Puerto viejo vorbey gieng, fo brachte er dafelbft Hundert und funfjig Mann zufammen, um Schiffsvolk daraus zu machen. Unter der Zeit da er in der Perleninfel, fünf und-zwanzig Meilen von Par Strenge besnama , Erfrifchungen einnahm, ließen ihn die Einwohner diefer Stade bitten, er Bachteao zu möchte doch nicht in dem Bezirke ihrer Gerichtsbarkeit Krieg führen. Erantwortete, Panama. er waͤre nur gerüftet, ſich wider den Unterfönig zu vertheidigen, und es wäre ihm bloß aufgetragen, die Abgeordneten von der Föniglichen Audiencia zu Peru zu führen. Diefe Erklärung machete , daß, er leicht ran Panama Fam, Nachdem er aber zwey Fahr⸗ zeuge angetroffen, Die aus dem Hafen ausliefen: fo nahm er eines davon weg und ließ den Steuermann deffelben und feinen" Gehuͤlfen an die Rhae hängen , weil fie von dem Unterfünige einige Briefe nad) Spanien hatten 4), Diefes Fahrzeug ließ er vor ſich Hergehen und näherte ſich alfo dee Stade, im Angefichte ver Einwohner, die fih nicht unterſtunden, ihm den Eingang zu verfügen. "Seine Strenge, welche des Haupts mann Carvajals feine noch übertraf, wurde noch ferner du Veftrafungen und gewalt⸗ thaͤtige Anfichreifungen ausgeuͤbet Gusmanı, weldyer n Unterfönig Völker an- warb, hatte Das Gluͤck, zu entkommen: Die Soldaten aber, die er fchon geworben har: te, traten in des Pizarro Dienfte, { Schickſal der Bacca von Caſtro, welcher auch nach Panama geflüchtet war, fand ein Mittel, Abgeordneten nach Nombre de Dies zu gehen, wo er fih mit Eueto und Zurbano, die ſich durch ei= — des Car nen andern Weg dahin begeben hatten, auf das Nordmeer begab, Texada und Malz 4 MEHR er ern een Une Felle don⸗ Allei Gericht halten. Ex "harte neues Siegel ſtechen laſſen/ und hatte es dem Policy: richter von Reyes, Johann von Leon, anvertrauet, welcher den Pizarro verlaſſen hatte, um ihm zu p) Kraft eines koniglichen Befehles welcher ent⸗ hielt, im Falle ein oder zween Auditoren abwe⸗ fend wären, oder ſtuͤrben, fo konnte er mit einem dieſerwegen ein folgen: Man ſah alſo bald in einerley Sache zween einander widerſprechende Ausſpruͤche oder. Befehle, ⸗oſchlechter Geburt, garſtigen Sitten, ein * jeden mit dem koͤnigl. Siegel. Zar. VD. 14 Caps N Nach dem Gomara, weil er nicht. die Segel gefrichen hatte, als man gerufen: es lebe Piſarro— Een diefer Gefhichefchreißer machet eine feltfame Abſchilderung von diefem Bachteno, ,, Et wat, ſa⸗ „get er, ein tapferer und Eühner Mann, und fo daß „Man unter. eaufend Leuten feinen entſchloſſenern Menſchen haͤtte finden konnen Eriwar von ». in America. VI Buch. U Cap. 175 donnat, welche eben ven Weg nahmen, Ealien noch zeitig genug an, um fih auf GonzalesPi⸗ eben das Schiff zu ſetzen. , Der Auditor „aber ſtarb unterwegens in, dem Canale zarro. 1544, von Bahama. Als Barca von Caſtro bey den Aoren vernommen hatte, daß ee Freunde des Tello, welchem er, mach; Meberwindung des jungen Almageo , den Kopf hatte abfihlagen laſſen, am dem fpanifchen Hofe fehr mächtig waren: fo faſ— fete er den Entſchluß, zu Tercera zu. bleiben, Maldonnat und Cueto kamen in den Ha⸗ - fen St. Lucar an. Weil aber dev Kaifer damals in Deutfchland wars fo waren ſie ver« bunden, fich dahin zu begeben, um zween Aufträge auszurichten, die einander ſehr entgegen waren. Mach der Zeit gieng Barca de Caftro von. Tercera nad) !iffabon und begab. fi) darauf endlich an feinen Hof, wo er nichefo bald angelanger war, als ihn die Herren des Rathes von Indien, auf ſehr ſchwere Beſchuldigungen, in feinen Hauſe gefangen hielten. Von da wurde er waͤhrend der Einrichtung ſeines Proceſſes auf.das Schloß Arevalo gebracht, wo er wenigſtens fünf, Jahre zubrachte. Darauf wies man ihm ein Haus zu Simancas an, welches der Befehl aus eben. vem Nathe ähm zu einem neuen Gefängniffe machete. Die an dem Hofe vorgefallenen Berändes rungen ließen ihn endlich nad) Valladolid bringen, mit.dem Befehle, nicht, aus der Stadt und deren Gebiethe zu gehen, bis auf weitere Erläuterungen, Die man niemals erhiele 7), Bela und- feine Anhänger hatten. den Weg nach Quito genommen, wofelbft fie Der Unterkoͤ— nicht ohne die aͤußerſte Schwierigkeit durch ein wuͤſtes Sand, wo es ihnen san Waſſer nig fluͤchtet ſich und Lebensmitteln gefehlet hatten ankamen s). Weil fie indeſſen doc in dieſer Stade nach Quito. gut waren aufgenommen worden: ſo entſchloſſen fie ſich, daſelbſt die Befehle vom Hofe ; zu erwarten ‚ jeboch mit ber Vorſicht, Wachen auf den Päffen zu halten, und dur) beftändige Kundfihafter von des Pizarro Unternehmen Nachricht einzugiehen, obgleich die Entfernung zwiſchen Quito und Lima über dreyhundert Meilen war, Sie veräns derten aber ihren Entſchluß auf ‚einige ungewiffe Nachrichten ‚denen fie gar zu’ viel sraueten, Bier Soldaten des Pizarro, .die-wontima in einer Barke abgegangen wa⸗ ren, hatten durch, Rudern einen Der an, der Kuͤſte erreichet, von da fie fich zu Sande Yeichtlich nach Quito begaben. Dafelbft beklageten fie fih, es wäre ihnen von demje- nigen übel- begegnet werden, deffen Dienfte fie verlafien hätten, und fegeten hinzu: „pie Einwohner zu ma und. in den andern Städten wären eben ſo misvergnügt über ‚ihren neuen Statthalter, feine Plackereyen nähmen von Tage: zu Tage zu; er ließe „esrnicht dabey bewenden, daß er ihnen ſchwere Auflagen auflegete, fondern beraubete „fie auch noch ihres Vermögens, und jagete fie aus ihren Käufern, kurz, wenn fie einen „im Namen des Königes erfcheinen fähen, fo würden fie-begierig zu ihm floßen, um " „aus einer ſo graufamen Unterdrückung herauszufommen 2) . —ñuiip aus a ge | IE Der ! jäger,, Gottestäfterer und hatte ſich dem. Teufel „„ergeberr, wie er ſelbſt geſtund. Er liebete nur gemeines haͤßliches Pack, war ein großer Auf— zwiegler, ein guter Raͤuber und Dieb, ſowohl „für ſich, als für andere, und machete feinen Unter: ſchied unter Freunden und Feinden; Adrigensaber sein ſehr herzbafter Hauptmann. VBuch SoCap, Er kam mit vierbundert Mann wieder nach Peru. Ebendaſ. * darate am angef. Orte 14 Cap⸗ s) Benzoni ſaget, nachdem fie durch Felſen, Ge⸗ hoͤlzen und Dornen marſchiret, ohne auszuruhen: ' fo. wäre er fp müde, fo abgemergelt und von Kraͤf⸗ ten fo erfchöpfer gewefen, daß ein Becher Waffen, den ihm ein armer Indianer gereichet, ihm das Le⸗ ben erhalten hätte. HL Buch 13 Cap. 9) Umdie Wahrheit zufagen, fo war Pizarro bey den Antriteder Statthalterſchaft fo, als dieſe Solda⸗ ten ſageten: zu der Zeit aber, war er ganz anders, Gomara 59 Capı —— : we : Reiſen und Entderkungen Gonzʒal. Pi⸗ Der Unterkoͤnig, welcher durch dieſe falſche Hoffnung betrogen wurde, verlor alle zarro. 1544. die Urfachen aus den Augen, welche ihn Duito zum Aufenthalte hatten erwählen laſſen. —— Er begab ſich nah St. Michel mit fuͤnf hundert ziemlich fhleche bewaffneren Mann, —— die er unter der Anfuͤhrung des Ocampo zuſammen zu bringen die Zeit gehabt hatte. St. Michael. Einige glückliche Erfolge vermehreren feine Kuͤhnheit. Er fehlug den Diez und Ville— | gas, ziveen Hauptleute des Pizarro, die er nach) der Seite gefchickt Hatte, ihn zu beobach« ten. Die Einwohner zu St. Michel, welches hundert und fünfzig Meilen von Quito ift, nahmen ihn mit Freuden auf, und verfahen ihn willig mit allem, was er brauchete. Er glaubere, in einer fehr vortheilhaften Verfaffung zu ſeyn, um nicht allein diejenigen, die fich unter feine Fahnen ftellen wollten, und die Truppen, die aus Spanien oder verfchiede- nen andern Orten , in Indien fommen könnten #), anzunehmen , fondern auch felbft den Ruhm und die Ehre zu erhalten, die dem Titel eines Unterföniges zufämen, Pizarro ziehe Pizarro, welcher entweder die Lift gebraucher hatte, ihn von Duito wegzubringen, wider ihn aus. aus Furcht, er möchte da Zeit haben, feine Macht zu verftärfen, und neue Befehle vom Hofe erhalten, oder ihn unvorfichtigen Rathſchlaͤgen überlaffen ſah, erkannte gar wohl, sie wichtig es fen, fich deffen zu Nuße zu machen. Kaum hatte er die Niederlage feiner beyden Hauptleute vernommen: fo bedienete er fich dieſes Vorwandes, um mit aller feiner Macht aus os Neyes zu ziehen. Die Ankunft zweyer Schiffe, die ihm zu eben der Zeit einliefen, war ein fo günftiger Vorfall zur Fortſchaffung feines Geräthes, feines Geſchuͤ— Ges und feiner Kriegesbedürfniffe, daß er feine Truppen die glücklichfte Ahndung daraus ziehen ließ, Er. gieng felbft mic hundert und funfjig Mann auf folchen zu Schiffe, da in⸗ deſſen das Hauptheer zu Sande nach Trurillo marfihirete, Eben die Abfichten, die ihn bez wogen hatten, einen von den Auditoren nach Spanien zu ſchicken, ließen ihn den Cepeda mit fih nehmen. 5 = Die Audiencia war alſo unterbrochen , weil zu Lima mur der einzige Zarate war, wel. cher über dieſes noch krank lag x), Die Kriegesbefehlshaber viethen ihm auch ſo gardas Eönigliche Siegel mitzunehmen. Aldana wurde mit einer Beſatzung von achtjig Solda« ten da gelaffen, um die Stade zu bewachen. 3 Er begiebt fi Pizarro gieng im Märzmonate zur See, und ftieg in dem Hafen Santa ans Sand, zur See nach welcher nur funfzehn Meilen von Truxillo if, Er kam am Palmfonntagein dieſer Stadt Santa. an. Da feine Truppen weit langfamer marfchiret waren: fo wurde er ungeduldig, als er den größten Theil derfelben erhalten hatte, welcher ungefähr aus fechs Hundert Mann Fuß⸗ volk und Reiterey beſtund. Er wußte, daß der Unterkoͤnig nicht weniger hatte. Allein, außer dem, daß feine beſſer bewaffnet waren: fo waren bie meiſten davon auch alte im Krie- ge geübte Soldaten, welche über diefes die Päffe und Beſchwerlichkeiten des Landes wohl kannten; da hingegen des Unterföniges feine faſt insgefamme erft aus Spanien angefoms men, ohne Erfahrung ; ſchlecht bewaffnet, ohne Pulver, und der Befchwerlichkeiten nicht gewohnet waren, deren fie fich nicht verfehen hatten. Bon u) Nach dem Parate, muß man mothtwendig x) Er berichtet ung Telbft, daß feine Tochter vor durch diefe Stadt, [wenn man zu Lande koͤmmt, kurzem einen von des Pizarrs Brüdern von mutter vornehmlich, wenn man Pferde oder anderes Vieh licher Seite, Blas von Soto, geheirathet ‚hatte, führer, Am angef: Orte, 14 Cap; und dag diefe Urfache dem Statthalter Eein mr = : ve in America. VIBuch. II Cap. 177° Bon der Provinz Motupe bis nach) St, Michel mußre man zwey und zwauzig Mei: Sonsal. Pi⸗ len weit durch ein wuͤſtes Sand gehen, wo man nichts als Dürven und heißen Sand, obne’#ere. 1545. einen Tropfen Waffer, fih zu erfriſchen, antraf, Pizarro und feine Lute erſchracken über Ac. dieſe Hinderniß nicht. Sie ließen das Geraͤthe zu Truxillo, welches fie nicht noͤthig hatten. keiten, die er Alte Indianer aus der Gegend hatten Befehl, dem Heere mit einem Vorrathe Hinlängli-bis St. Mi: es Waſſers für Menfchen und Vieh zu folgen. Ein jeder Soldat trug fein Brodt, und chel ͤberſteigt. die Reiter hatten ſich mit ihrem Unterhalte und Fuͤtterung für ihre Pferde verſehen; und fo begaben fie ſich auf einen Marſch, der um fo viel beſchwerlicher war, meil vieles auf Die Eilfertigkeit anfam. Der Unterfönig vernahm auch ihre Ankunft nicht eher, als da fie faft vor feinem Gefichte waren; und diefe Hurtigkeit feßeteihn in eine fo große Unrube, Daß, nachdem er hatte Lärm fehlagen laſſen, um dem Feinde entgegen zu gehen, er nicht fobald Uebereilter feine Truppen außer der Stade fah, als er fie einen ganz andern Weg nehmen ließ. Weil Rückzug des die Nacht herankam: fo hoffete er, unter der Gunſt der Finfterniß ſich gegen Die Gebirge Unterköniges. Caxas hinweg zu machen, | Dizarro vernahm feinen Nückmarfh. Anſtatt aber daß er fich zu St. Michel aufs halten oder wenigftens Zeit nehmen follte, ſich mit neuen Lebensmitteln zu verforgen, fo verlangefe er nur Wegweifer , um ihm fo gleich nach zu marſchiren. Er legete in diefer Nacht ache Meilen zurück‘; und die Beſchwerlichkeit eines fo ftarfen Marſches machete, daß viele Indianer umfielen. Er befam dabey einige Öefangene , welche zuruͤckgeblieben waren, Zarate verfichert, er habe viele davon hängen laffen , und fich anderer bedienet, denjeni⸗ gen in dem Heere des Unterföniges große Belohnungen anzubierhen, welche ihm feinen Kopf bringen würden y). Es war ihm nicht unbekannt, daß man auf feinen Kopf Geld Zeſehzet hatte; und dieſe Vorſtellung veizete ihn ſo ſehr zur Nache, daß er mit eben der Hef- Ungeheurer tigkeit ſortmarſchirete, und in fehr wenigen Tagen fünfzig Meilen zurücklegete. Die Pfer- Marſch. de waren fo abgemattet , daß fie unter ihrer Saft hinfielen, Die Menfchen Hatten feinen Athem mehr. Endlich hielten fie in dem Flecken Ayacaba ftill, nicht fo wohl aus Noch, fih auszuruben, als vielmehr aus Unvermögen, den Unterfönig einzubohlen , welcher noch ftärfer geeilet hatte, ihnen zu entfliehen. Er harte den Weg nach Duito genommen, mit dem Berbruffe, Daß er diefe Stade Der Unterkö— nur verlaffen Hätte, um fich genöthiget zu fehen, mit Schimpfe wieder dahin zuruͤck ee) ehren. „Seine und feiner deute Flucht war fo eilfertig, daß fie fich auf einem Wege von dito zuruck. „hundert und funfzig Meilen nicht ein einziges mal bie Zeit nahmen, ihre Pferde abzufatz „ten. Wandten fie in der Nacht einige Augenblicke zur Ruhe an: fo geſchah es ftets, „ohne ihre Kleider abzulegen; und fie hielten dabey ihre Pferde an dem Halfter. Es ift „wahr, daß man in dem Sande, welchen fie durchzureiſen hatten, Eeine Pfähle zu brau— „chen pfleget, um Die Pferde daran zu binden, weil man diefe Pfähle zu tief hineinſchla— \ „gen müßte, um fie feſt zu machen ; und weil man keine Art von Bäumen dafelbft finder, ‚fo fehret die Nothwendigkeit etwas, welches fo gut als Die Pfaͤhle if. Man hat Kleine „Säde, die man mit Sande fülle, Man machet ein ziemlich tiefes Loch, worein man „einen res Vertrauen gegen ihn einfloͤßete. Dieſe Heu - I) Bela ließ in dieſer Furcht viele von feinen rach, ſehet er Hinzu, war auch wirklich wider die Befehlshabern tödten. Zargte am angef. Orte, Neigung und den Willen des Vaters gefchehen. 16 Cap. i V Buch, 16 Cap. Allgem, Beifebefchr, XV Band. 3 8 Reifen und Entderfungen Bonzal. Pi⸗ „einen von dieſen Saͤcken wirft, welcher an den Halfter des Pferdes gebunden iſt. Man FRELO. 1545. „machet das Loch wieder zu, tritt den Sand darüber feſt; und der Gad hält darinnen „ziemlich feſt, und kann nicht ohne einige Gewalt hevausgeriffen werden,,z) Bela machete die Erfahrung davon auf feinem ganzen Marfche, Gr hatte fir feine Perfon neun bis zehn KHandpferde, Die von den Indianern geführet wurden; und wenn einige vor Müpdigkeit niche weiter fortfommen Fonnten, fo ließ er ihnen die Kniekehlen einſchneiden, um dem Sein- de die Mittel zu benehmen,, fich derfelben zu Muse zu machen, Pizarıo erhält Nachdem ſich Pizarro mie wenigerm Eifer wiederum auf den Marfch gemacht hatte: Verſtaͤrkung. fo erſtaunete er auf eine angenehme Weife ‚als er auf feinem Wege den Bachicao mit drey- hundert und funfzig Mann anfommen ſah. Diefer Hauptmann hatte in einem nicht weit von Quito entferneten Hafen angeleget; und nachdem er einen Fleinen Theil feiner Leute zur Bewahrung feiner Schiffe da gelaffen, fo hatte er alle Gefahr verachtet, um feine Macht mic des Statthalters feiner zu vereinigen. Da der Nachzug aus Lima dem Pizarro eben Berfolget den fo eilfertig gefolget warz fo wurde das Heer fo ftarf, als es nad) Quito fam, daß es da⸗ Unterk. nach ſelbſt kenen Widerſtand antraf. Niemals war das Gluͤck einem gewaltthaͤtigen Beſitzneh⸗ Quito. mer guͤnſtiger geweſen. Diefe Provinz hatte uͤberfluͤßige Lebensmittel, und die Goldberg- werfe waren barinnen gemein. Pizarro bemeifterte fich aller Indianer, welche den Bor: nehmſten des Landes gehöreten, unter bem bloßen Vorwande, fie hätten dem Unterfönige Vorſchub gethan Man giebt vor, er Hätte allein von den Indianern des Bovilla fat auf acht Hundert Marf Goldes gezogen. Diefes war noch nicht eben der befte Bezirk, und man zählete noch) zwanzig andere von eben dem Werthe, Er bemächtigte ſich aller Ein- fünfte der Krone. Er plünderte fo gar die Gräber. Er verfolget Während der Zeit, da feine Truppen zu Quito im Felde lagen, vernahm er, daß ihn Bis Por per Unterfönig, welcher ſich nicht getrauet hatte, einen Augenblict in der Stabt zu bleiben, ayan. bis nach Pafto, einem Orte in Popayan, in Benalcazars Statthalterfchaft, geruͤcket war, und beſchloß daher , ihm zu folgen. Auf diefe Nachricht entfernete fich Bela noch immer weiter, und begab ſich bis nach Popayan, der Hauptſtadt der Provinz. Das Heer des Pizarro rücfere bis auf zwanzig Meilen über Pafto hinaus. Da esaber ein von Lebens mitteln entblößtes Sand zu durchziehen hatte: fo ergriff er die Partey, folches wieder nach Quito zurückfebren zu laffen. Niemals hat man ein DBenfpiel gehabt, daß man einem fo lange nachgefeget. Zarate rechner diefen March auf fieben Hundert große Meilen, welche mehr find, fager er, als taufend gemeine caftilianifche Meilen a). Man redet nicht vor- Er misbran: theilhaft von des Pizarıo Aufführung nach diefem Zuge. Bey dem Stolze über den Sieg het ſch feiner entführen ihm oftmals nicht gar zu ehrerbiethige Reden gegen den Hof; daß er fo gar far Vortheiſe. gete, der Kaiſer würde gezwungen ſeyn, ihm bie Statthalterſchaft von Peru zu laffen; und wenn feine Majeftät eine andere Partey ergriffen, fo Fönnte er ihm wegen feines Ge- horfames nicht gut fagen. Diefe übermäßigen Reden wurden bald durch eine Demürhigere Sprache gebeffert: allein, alle Befehlshaber bey dem Heere ſahen nichts deftoweniger feis ne Öefinnungen ein 5). Er brachte einige Zeit zu Duito in einer beftändigen Folge von Bergnügungen und $uftbarfeiten zu. Das ganze Heer war, nach feinem Beyſpiele, im Wohlleben, fonderlic, mit den Weibesperfonen, erfoffen, Zarate, welcher fonft mit vie- ler Behutfamkeit von ihm redet, erzaͤhlet, er habe einen Bürger in Duito umbringen laf- | fen, 2) Ebendaßſ. a) Ebend. 6) GBbendaſ. x in America. Vl Buch. II Cap. 179 ſen, beffen Frau er liebete, und er habe fich zu diefem verhaften Dienfte eines hungari: Bonsal. Pi: fihen Soldaten, Namens Vincent Pablo, bedienet, welcher nachher von dem indifchen F#rro. 1545, Rathe zum Tode verdammer worden. — Während der Zeit, da er in den Wollüften weichlich wurde, erflärete fih ein Edel- Hinderniſſe, mann in der Proyinz Charcas, Namens Centeno, welcher reich und von großen Ver— die er bekäme, dienſten war, die ihm viele Achtung zuzogen, oͤffentlich für den Unterkoͤnig, bloß aus der Urfache, weil es ihm unmöglich zu ſeyn ſchien, daß nicht über kurz oder lang das Fönigliche Anfehen über allen Hinderniffen die Oberhand behalten follte, Alphonſus von Toro, Statthalter zu Cuzco, hatte fih vergebens bemühet, den Fortgang der Empörung aufzu⸗ halten, Pizarro trug alfo folches dem Hauptmanne Carvajal auf, gegen welchen er noch fters eben das Vertrauen Hatte, Die Hoffnung zur Beute, nebft den graufamen Ge: muͤthsneigungen feuerte diefen Befehlshaber zu der größten Hige an. Er begab fich an⸗ fänglich nach St. Michel, deren Einwohner, wie manfich erinnerte , vielen Eifer gegen den Unterfönig bezeuget hatten. Die Bornehmften bemüheten fih, ihm entgegen zu geben, und ihn in die Wohnung zu führen, die fie für ihn zurechte gemacht hatten, Als fie da» felbft anfamen; fo ließ er fie mit fich Hinein gehen, unter dem Vorwande, er haͤtte ihnen einige Befehle zu eröffnen. Nachdem er darauf die Thüren zuſchließen laſſen: fo fagete er zu ihnen: „ber Statthalter beſchwerete fich ſehr darüber, daß er fie ftetsfeinem Beſten ent: „gegen gefunden hätte, und vornehmlich, daß fie dem Unterfünige öffentlich einen Vorzug „gegeben; feine erfte Entſchließung wäre geweſen, die Stadt durch Feuer und Schwerdt „zu vertilgen, und niemandes zu verfhonen : nachher aber, da er erwogen, daß die obrig- „Eeitlichen Perfonen und die vornehmften Einwohner der Stadt, deren Rathſchlaͤge oder „Befehle das Volk nach) ſich gezogen, die ftrafbareften wären, fo hätte er es feiner Mä- „sigung für anftändiger gehalten, eine geroiffe Anzahl aus ihnen zu erwählen, die ven ans R „dern zum Beyſpiele dienen folltenz und er wollte feine Rache bey denjenigen bewenden „laſſen, die gegenwärtig wären „c). Ohne nun hierüber ihre Unterwerfung und ihre Entfehuldigungen anzuhören, ſagete er zu ihnen, fie follten ihre Sünden beichten, weil fie nur noch einen Augenblick zu leben hätten. Die Priefter murden darzu herbengerufen, und Die Hinrichtung fing mit einem ſehr gefchickten Licentiaten an, welcher in allerhand Künften geuͤbet war, und gedienet hat- te, das Siegel zu graben, deſſen ſich der Unterfönig bey feinen Briefen bedienete. Das Gerücht von diefem Schaufpiele aber breitete fich in der Stadt aus. Die Weiber der Ge- fangenen liefen mit jammerlihem Heulen und Schreyen berbey. Sie drangen durch eine Hinterthüre hinein, wovon Carvajal nichts wußte, und alfo auch) Feine Wache Davor ge: ſiellet hatte. Ihr Anfuchen und Ziehen hatten die Macht, ihn zu bewegen. Da er indef- fen ihren Männern das geben zugeſtund: fo bielt er fich durch Einziehung ihrer Güter für dasjenige ſchadlos, um was fie feine Graufamkeit gebracht Hatten. Truxillo, Guamanga, Euzco und Los Reyes felbft, welche er hinter einander beſuche „, — — te, erfuhren eben den Graͤuel; das iſt, er ließ diejenigen darinnen hinrichten, oder nahm en ihnen das Ihrige, welche das Unglüc hatten, feinen Haß oder Argwohn zu erwecken. Man erzäblet insbefondere, er babe auf fehr übel gegründete Befchuldigungen funfzehn von den vornehmften Einwohnern in Los Neyes graufame Marten ausftehen laſſen, wovon er 2 in 6) Ebendaſ. u 180 | Reiſen und Entderfungen Bonsal. Pi⸗ nachher viele erdroſſeln, und einigen die rechte Hand abhauen laſſen. Andere wurden durch rro. 1545, eine neue Art von Strafe verdammer, Mönche zu werden, und gezwungen, die Kleidung derfelben anzunehmen, Kurz, auf falfches Angeben, welches durch die Folter erpreſſet worden, erhielten Aguirra und fünf andere Unglücfeligen, unter Betheurung ihrer Un— fhuld, den Tod, welche auch nicht eher, als nach ihrer Hinrichtung, erfannt wuͤrde 4). CentenoRuͤck⸗ Da ſich Centeno, deſſen Empörung zu dieſer Eläglichen Reife Gelegenheit gegeben, zug, nicht ftarf genug befand, dem Sieutenante des Pizarıo zu widerftehen: fo begab er ſich durch ein wüftes Sand in die Provinz Caſabindo: allein, folches geſchah nicht, ohne fich erſt vorher lange genug vertheidiget, und auch zuweilen einigen Vorteil gehabt zu haben. Er gieng fo gar aus dieſem Zufluchtsorte wieder heraus, nachdem er die Anzahl feiner Anhaͤn—⸗ ger dafelbft vermehret hatte; und feine Unternehmungen nöthigten den Pizarro, feinen Lieutenant noch einmal wider ihn ausziehen zu laffen, Endlich zerfiveuete das Schrecken, welches der geimmige Carvajal durch feine Graufamfeiten ausbreitete, diefe unglückliche Partey vollends, und zwang Centeno, eine neue Zuflucht in den Bergen zu ſuchen. Za⸗ Seine und rate ſchildert dieſe beyden Leute ab. Carvajal, ſaget er e), war ein wilder, rauher, jach— Carvajals Ab⸗ zorniger Menſch, ein Feind ehrlicher Leute, ein boͤſer Chriſt, ein Gotteslaͤſterer, grauſam, ſchilderung. und man war überzeuget,, daß ihn feine eigenen Leute über kurz oder lang ſelbſt tödten wür- den. Centeno war ein ehrlicher und tugendhafter Mann, welcher Necht und Gerechtige feit auf feiner Seite hatte, und der über diefes auch Geld beſaß, welches er denjenigen geben Fonnte, die ihm dieneten, weil er reich war, Verlegenheit Auf der andern Seite hoͤrete Pizarro von den Entſchließungen des Unterkoͤniges ver— des Pizarro u. ſchiedentlich reden. Bald machete man bekannt, er ſchickete ſich an, über Carthagena ſeine Anſtalten wiederum nach Spanien zu geben; bald hieß es, er wollte ſich in der Provinz Tierra fir ma fegen, um die Päffe zu verfperren, Truppen zufammen zu ziehen, und fih zur Aus: übung der Befehle anzuſchicken, die er vom Hofe erwartete; bald, cr wäre entfchleffen, fie in dem Popayanifchen zu erwarten, wo ihm ber Ruͤckmarſch feiner Feinde Zeit ließ, zu ver- fhnaufen. Von dieſen verfchiedenen Abfichten urtheilete Pizarro, die Niederfaffung zu Tierra firma wäre Diejenige, die ihm am meiften Unruhe verurfachen fönnte; und entfchloß fi), ohne Zeit zu verlieren, einen Poften einzunehmen, wovon er auch fonft für ſich ſchon Vortheil ziehen Eonnte. Die Flotte des Bachicao war vor Tumbez ftets vor Anker. Er “ ernannte den Peter Alphonſus von Hinojofa mit dem Titel eines Generales, fie zu fuͤh⸗ ven, und gab ihm zwey hundert und funfzig Buͤchſenſchuͤzen. Sein Befehl enthielt, ar ber Küfte des Landes Buenaventura bis nad) dem Fluſſe St: Johann binzufahren, und ſich Panama nicht eher zu nähern, als bis er die Einwohner ausforfehen laffen. Er tieß eines von feinen Fahrzeugen mit Briefen vorhergehen, worinnen Pizarro die Häupter dies fer Stadt bath, feinem Beften beyzutreten, indem er fie verficherte, er hätte an den Ge- waltthätigkeiten des Bachicao feinen Antheil, und ihm nichts anders aufgetragen, als der Auditor Terada zu führen; und wenn er ihnen eine anfehnliche Flotte ſchickete, fo gefchähe folches nur, um fie wider die Unternehmungen des Unterföniges zu vertheidigen, von wel— chem man wüßte, feine Abfiche wäre, fie feine Tyranney bald erfahren zu laſſen. Rodri—⸗ go, welcher das Schiff des Hinojoſa führete, wurde fo übel yon den Einwohnern empfanz i gen, dy Zarate V Bud) 25 Cap, und Gomgra 63 Cap, e) KEbendaf, in America. VI Buch. IT’ Car. 181 gen, daß er den Entſchluß ergriff, wieder zu der Flotte zu kehren, da er fich von zwoen Bonsat. Pi- Brigantinen bedrohet ſah, die fie ſo gleich ausrüfteren, um ihn zu verjagen, Die einzige ʒarro. 1545. Frucht feiner Neife wor, daß er erfahren, es hätte Eafaos, Statthalter diefer Provinz, alles Gervehr aus Nombre de Dios hohlen laſſen, welches fich da befand, und mit dies fen Zurüftungen ſchickete er fih an, den Unternehmungen des Pizarro muthig zu yoiderftehen. Hinojoſa war unter der Zeit bis nach Buenaventura, einem Eleinen Hafen am der Dienfte, dieer Mündung des Fluſſes St. Johann, geruͤcket, wodurd man in Popayan koͤmmt, wovon A Hinojoſa Benalcazar noch immer Statthalter war, Er hoffete, daſelbſt einige Nachricht von des Un. bAlt, ferföniges Aufführung zu erhalten, und fich derer Schiffe zu bemächtigen, welche dafelbft etroan fenn möchten, um ihm die Mittel zu benehmen , wiederum nach Peru zu kommen. Einige Soldaten, die er ans Ufer ſetzete, führesen ihm acht bis zehn Einwohner zu, von deren einem er vernahm, daß der Lnterfönig noch zu Popayan, ber Hauptſtadt diefer Provinz, beſchaͤfftiget wäre, Soldaten und Gewehr zufammen zu bringen; aus Verdruſ⸗ fe, daß er zween von feinen Befehlshabern, Nllanez und Guzman, die er nach Panama gefchickt hatte, um dafelbft Truppen anzuwerben, nicht wieder kommen fah, hatte er den Entſchluß gefaflet , den Hauptmann Bela, feinen Bruder, abreifen zu laffen, mit dem Befehle, die Werbungen vollends zu Stande zu bringen, und in diefer Abſicht Hätte er ihm alles Geld gegeben, was er aus den königlichen Caſſen ziehen können; er hatte auch einen Baftard des Gonzales Pizarro, welchen feine Seute aufgehoben, ba fie durch Quito gegangen, in feines Bruders Hände gegeben, ber ihn nach Panama führen ließe, in der Hoffnung, es würden ſich dafelbit einige Kaufleute finden, welche diefes Kind, wenn fie ihm übel begegnet ſahen, losfaufen würden, um feinem Vater ein Bergnügen zu machen ; der Hauptmann Bela, welcher von Popayan mit diefem Befehle abgegangen wäre, koͤnn⸗ fe nicht über eine Tagereife mehr von Buenaventura ſeyn; und er hätte ihn, der dieſes er⸗ zaͤhlete, vorausgeſchickt, um Acht zu haben, ob er fich dem Hafen ficher nähern Fönnte, Alle diefe Umftände waren wahr. Hinojofa entſchloß fih, Mugen daraus zu ziehen, und Er bebt des ſchickete zween von-feinen Befehlshabern mit einigen Soldaten auf zween verfchiedene We: Vela Bruder ge aus. Der eine traf den Hauptmann Bela und den Sohn des Pizarro an, welche oh— — * ne Widerſtand aufgehoben und an Bord gefuͤhret wurden, zarvo auf. Hinvjofa , welcher feinen Weg noch immer forrfegete, vernahm vom Nodrigo die Gy pegieht ſich Hinderniffe bald, die er zu Panama gefunden hatte. Dem ungeachtet legete ev fich bey gach Panama. diefer Stade vor Anfer, wofelbft feine Ankunft große Bewegungen verurſachete. Sie hat⸗ ge über fünfhundert wohl bewaffnete Mann, aber faſt lauter Handwerker oder Kaufleute, welche ſich Faum ihrer Waffen zu bedienen wußten, und niemals eine Buͤchſe losgeſchoſſen hatten, Die meiften waren nicht einmal Willens, zu fechten, noch ſich der Sandung eines Haufens Spanier zu widerfegen, die aus Peru kamen. Sie hoffeten vielmehr einen Mu⸗ gen, in Anfehung ihres Vermögens, von ihnen zu ziehen. Die Kaufleute verfprachen fi, ihre Güter defto beffer zu verkaufen; die Handwerker, bey ihrer Handthierung viel zu ges winnen; und die reichen Handelsleute, welche ihre Gefellfchafter, ihre Factore und ihre Waaren in Peru hatten, befürchteren, es möchte Pizarro die Rache an ihnen auslaffen, die er fo zu fügen, in Händen hätte. Da indefien Caſaos alte fein Anfehen angewandt hatte, fie zu vermögen, daß fie ſich vertheibigren : fo fegete Hinojoſa, welcher ihre Zurüs ftungen fab, feine Truppen zwo Meilen von der Stadt ans sand, und Heß fie gegen Die 33 Mauern Gonzal. Piz zarro 1545, — Wie er da⸗ ſelbſt empfan⸗ gen wird. Er bemaͤchti⸗ get ſich Nom⸗ brede Dios. Sonderbare Rache des Ver: dugo. 182 | Reiſen und Entdeckungen Mauern zu marſchiren. Caſaos zog mit den Seinigen heraus, und matt wollte bereits bandgemein werden, als alle Priefter und Mönche mit bedecfeten Kreuzen und andern Kennzeichen des Schmerjens und der Trauer erfchienen, und fich zwifchen die Parteyen ſtelleten. Sie fehlugen anfänglich einen Stilleftand vor, welcher beroilliget wurde. Es wurden von beyden Seiten Commilfarien ernannt, welche fich endlich verglichen. * Hino- jofa follte die Freyheit haben, mie funfzig Mann in die Stadt zu kommen, und dreyßig Tage darinnen zu zu bringen; Die übrigen von feinen Truppen follten wieder zu Schiffe gehen; man wollte ihnen alles ſchaffen, folche zu Falfaternz und nad) Verlaufe diefer Zeit foflten fie ruhig wieder unter Segel gehen. Aller Vortheil war für den Hinojofa bey die: ſem Bertrage. Er wurde feyerlich beſchworen, und Durch gegenfeltige Geifel beftätiger, - Man ließ ihn ein Hausin der Stadt beziehen, wo die gute Tafel, und die Liebkoſungen, die er denjenigen erwies, die ihn beſucheten, das Spiel und die Luſtbarkeiten, die er daſelbſt anftelfete, in wenigen Tagen alle die Kriegesleute dahin z0g , welche der Unterfönig durch feine Dfficier angeworben hatte, Er hafte nicht viel Mühe, fie zu des Pizarro Dienften zu beredenz und nachdem er fie auf feine Flotte gefchickt harte, fo nahm er einen Theil von feinen eigenen Truppen von folchen herunter, und fehicfete denfelben unter des Cabrera und Meria Anführung, nach Nombre de Dios, fic) diefes Hafens zu bemächtigen, und ihn zu befegen, Vergebens wollte ihn Melchior Verdugo, welcher faft um eben die Zeit des Pizarro Partey verließ, und des Unterföniges feine annahm, durch den Fluß Chagre uͤberrumpeln. Des Hinojoſa Munterfeit machete, daß ihm fein Unternehmen fehlfchlug. Diefer Berdugo, aus Avila in Spanien gebürfig, war eine von den reichften Pri: vatperfonen in Peru. Er befaß die-ganze Provinz Caramalcı. Sein Si war zu Tru⸗ rillo; und da ihm feine Neigung gegen den Unterfönig einige ubele Begegnungen von dem Pizarro zugezogen hatte, fo entfchloß er fi), das Land zu verlaffen , bey Berlaffung deffel- ben aber feinen Feind durch eine-That zu Franken, die Auffehens machete. Die fonderba- re Art feiner Rache verdienet, daB man Ihr hier einen Platz einräumer, Indem er auf Öelegenheit wartete, faget Zarate f), fo Eaufete eringeheim Gewehr; und unter feinen Zurüftungen biele er in feinem Haufe einen Handwerfsmann, welchen er eiferne Ketten, Hand und Zußfchellen machen ließ. Da von ungefähr ein Schiff aus Li⸗ ma in dem Hafen von Truxills angefommen war: fo ließ er den Schiffer und Steuermann, - unter dem Vorwande, er wolle Zeuge und Maiz nac) Panama laden laſſen, zu fich rufen, Kaum waren fie zu ihm gefommen, fo ließ er fie in eine mit Fleiß dazu zu rechte gemach- te dunfle Kammer bringen. Darauf ließ er ſich die Füße verbinden, und ftellete ſich, als ob er große Beſchwerniß von den bösartigen Warzen härte, Die in Peru fehr gemein find, und denen er auch oft unterworfen war. Das Fenter feines Zimmers gieng auf einen Pas, wo fich die ebrigfeitlichen und andere vornehme Verfonen aus der Stadt täglich zu verfammeln pflegeten. Als er die Rathsperſonen daſelbſt ſah, ſo ließ er fie bitten, fie moͤch⸗ ten doch zu ihm kommen, und einige gerichtliche Urkunden bey ihm auffegen, da feine Be- ſchwerniß ihn verhinderte, deswegen auszugehen. Bey ihrer Ankunft führefe man fie auf eine geſchickte Art nach der finftern Kammer , mo viele bewaffnete Leute, welche den Schif- fer und Steuermann bewacheten, ihnen ebenfalls Feſſel anlegeren, Er für fein Theil zei- gete fich beftändig an feinem Zenfter, und fo, wie einer auf dem Plage erfchien , vief er ihn unter HV Bud, 10 Cap. { in America. VI Buch. II Cap. 183 unter einem Vorwande an, und ließ ihn mit den.andern einfchließen. Diejenigen, welche Bonzal. Piz anfamen , konnten das Schidfal derjenigen, die vor. ihnen gefommen waren, nicht erra⸗ zarro. 1545. then , und er fand alſo ein Mittel, bis auf zwanzig der vornehmften Einwohner in feinen Banden zu haben, das ift, faft alle angefehene Perfonen, weil Pizarıo die andern nach Quito gefuͤhret harte. Darauf ließ er feine Gefangenen an einem fo fichern Orte, undgieng, in Begleitung einiger Soldaten aus, und vief in den Straßen der ganzen Stadt: es lebe der König! Er nahm die wenigen Leute, Die ſich zur Wehre fegeten, gefangen; und nad)- dem er wieberum zu den Vornehmen zurück gekommen, die in feinem Haufe zitterten und bebeten,, fo verwies er esihnen, daß fie des Pizarro Partey ergriffen ‚hätten. Er that ih— nen die Erflärung , er wäre entſchloſſen, ſich der Tyranney zu entziehen, und mit allem, was er von Waffen und Truppen zufammenbringen fönnte, zu dem Unterfönige zu ftoßen. Endlich verlangete er von denjenigen, die nicht geneigt wären, ihm zu folgen, eine Sum- me Geldes; weil es doc) billig waͤre, daß fie auch etwas zum Dienfte feiner Majeftär bey: truͤgen, da fie diefe Gewogenheit fo oft dem Pizarro erwiefen hätten. Sie hielten fich ins- gefammt für glücklich , daß fie auf diefe Art losfamen. Ein jeder unterzeichnefe eine feinem Vermoͤgen gemäße Summe, und ließ fie fo gleich bezahlen. Der! Schiffer und Steuer: mann, welche übrigens nicht übel waren gehalten worden, ließen fic) aud) vermögen , we— gen ihres Schiffes einen Vergleich zu treffen, auf welches Verdugo alle Lebensmittel und andern Vorrath bringen ließ, den er nöthig hatte. Er führete feine Gefangenen bis ans Ufer mit ihren Feſſeln an den Händen und Füßen auf Karren, die zu gleicher Zeit ihr Geld und feines, welches eine fehr ftarfe Summe ausmachete, und das Geld aus derföniglichen Eaffe, die er ebenfalls mitnahm , wegfübreten. Er ließ die Gefangenen in dem Stande, worinnen fie waren; ſchiffete fi vor ihren Augen mit mehr als zwanzig. Soldaten , die bis auf hundert durch glückliche Begegnungen vermehret wurden, ein, und verfuchete, Nom bre de Dios zu uͤberrumpeln. Indeſſen hatte der Unterfönig nicht aufgehöret , feine Macht durch Anwerbung neuer Liſt des Pizar⸗ Truppen und Zuſammenbriugung vieles Gewehres zu verſtaͤrken. Die Gefangennehmung ro den Unter⸗ ſeines Bruders aber und die andern gluͤcklichen Erfolge des Hinojoſa macheten, daß er die koͤnig zu fan⸗ Ausführung feiner Abſichten verſchob. Pizarro, welcher ihn in der Ferne beobachtete, I | richtete alle die feinigen dahin , ihn in feine Haͤnde zu bekommen, und dieſe Hoffnung bielt- ihn noch ab, fich von Duito zu entfernen. Er faſſete den Anfchlag zu einer Liſt, wovon er ſich fehmeichelte, daß er ihn dadurch an einen Ort ziehen fönnte, wo es ihm viel leich- ter werden würde, ihn zu überrafehen. Seine Leute fprengeten, auf feinen Befehl, aus, er ſchickete fih an, nach der Provinz Charcas zu gehen, das ift, an das andere Ende des Königreiches, wo die vom Eenteno erregeten Unruhen nothwendig feine Gegenwart erfor= derten; und er wollte nur dreypundert Mann unter des Puellez Anführung zu Quito laſſen, um den Unternehmungen des Unterföniges die Spige zu biethen. Er machete. wirkliche Anftalten, fo gar, daß er auch Geld und $ebensmittel unter Die Truppen austheilete, Die ihn begleiten follten ; und damit nichts an ber Sift fehlete, fo brach er an ihrer Epige auf, Altein, folches geſchah nur, um zwo bis drey Tagereifen von Duito wieder ftill zu halten. Das Gericht von feinem Abzuge wurde durch eine Menge Indianer ausgebreitef, welche feiner legten Mufterung beygewohnet Hatten, und ſich wegen ber Anzahl derer leute, die er mitgenommen ‚ oder zurücfgelaffen, nicht irren fonnten. Das Gluͤck, welches zu feinem Dienfte gefeffelt zu ſeyn fhien, hatte ihm einen Kundfhafter aus Popayan za en — 184 | Reiſen und Entdeckungen Gonzal. Pi⸗cken laſſen, dem er das Leben und große Gnade verſprochen hatte, um ihn ſich zu ver⸗ zarro. 1345. binden. Man ließ ihn an feine Herren durch eben die Wege und in eben den Zeichen ſchreiben, die er zu brauchen Befehl hafte, um ihnen Nachrichten zu geben, Da diefe Der Unterkoͤ-Beſtaͤtigung des öffentlichen Gerüchtes dem Unterfönige nicht den geringften Zweifelmehr nig ruͤcket ges laſſen konnte, weldyer nicht weniger als achthundert Mann zuſammen gebracht hatte: gen Quito an. ſo verſprach er fich, daß es ihm bey einer fo überlegenen Macht über ven Puellez Teiche feyn würde, fich wiederum in einer von den vornehmſten Städten in Peru zu ſetzen. Er fund nicht ferner bey ſich an, fich nach denen Dertern auf den Marſch zu begeben, wovon er den Pizarco ſchon fehr weit entfernet zu feyn glaubete. Die Sorgfalt, welche feine Feinde gehabt hatten, auf alle Wege getreue Indianer zu ſchicken, welche feinen Irr— thum verftärfeten, ließ ihn mie eben dem Vertrauen bis nach Oraval rücken, welches nur zwölf Meilen von Quito ift. 1546, - Bis auf diefe Entfernung hatte man ihn herbey zu ziehen ſich vorgefeger; weil es TA nicht wahrfiheinlich war, daß die Berblendung länger konnte unterhalten werden, Pizarro, al welcher alle feine Unternehmungen durch die Cagnaren, die verfehlagenften und liftig- überfallen, Nen unter allen Bölferfhaften in Peru erfahren hatte, hatte fi fehon in Bewegung geſetzet, näher an die Stadt zu rüden, Er erftaunete einigermaßen, da er vernahm, daß die feindlichen Truppen in fo großer Anzahl wären. Allein, die feinigen waren eben dieſelben, mit denen er zu fiegen gewohnee war. Ob er fie gleich durch verſchie— dene ausgeſchickte Mannfchaften etwas gefchwächet hatte: fo beliefen fie fich Doch mit des Puellez feinen fat auf fiebenhundere Mann, Der Hauptmann Carvajal, fein Gene vallieutenant, fehlete ihm: allein, er verließ fich eben fo fehr auf den Puellez und Go— mez von Alvarado, Denen er die Anführung feiner Reiterey gab, auf den Acofta und Guevara, die eran die Spige der Büchfenfchügen ftellere, und auf Bachicao, wel- cher die Pifenirer führere. Er machete ſich auch große Rechnung auf die Geſchicklichkeit des Doctor Benedict Suarez von Carvajal, welcher die gelehrten Beſchaͤfftigungen aufge- geben und fich mit ihm verſoͤhnet harte, um feinen Bruder zu rächen, und ihm mit dreyßig von feinen Anverwandten oder Freunden folgete, woraus er ein eigenes Fähn: lein gemacht Hatte, welches ihn für fein Haupt erkannte, Dem Unterfönige war es nicht unbefanne mehr, daß ihn feine Nachrichten betro- gen battenz und bey feinem erften Erſtaunen hatte. er feinen Befehlshabern empfobleit, diefe verdrießliche Zeitung den Truppen zu verbeblen. Da er indefjen gewiß glaubere, daß die Truppen des Pizarıo ſchwaͤcher an der Zahl wärens fo bereuete er fein Unter: nehmen gar nicht, fondern dachte nur darauf, fich einer Gelegenheit zu Nutze zu machen, die er hätte fuchen follen, wenn der Feind fie ihm nicht angebochen hätte, Er ruͤckete Beyde Heere his auf zwo Meilen von der Stadt an, wo er fein Lager an dem Ufer des Fluſſes ſchlug. näern iO Hihorro, weicher zum Puellez geftoßen war, 509 nunmehr aus Quito heraus, und fand ſich den Abend fo nahe bey der Vorwacht des Unterföniges, daß die Schilöwachten von beyden Seiten mic einander reden konnten, und fic) einander gegenfeitig als Aufruͤhrern begegneten. Man war nur durch den Abhang eines Huͤgels von einander abgeſondert, auf welchen fich Pizarro geſetzet. EIfE des Unter⸗ Dieſe Stellung erweckete bey dem Unterkoͤnige den Gedanken, auch ſeiner Seits die koͤniges. Kit anzuwenden. Er hielt dafür, daß feine Feinde ihre Buͤchſen ſchuͤtzen und ihre vor⸗ nehmſte Macht nach der Seite feines Lagers haben würden, und man dürfte alfo nur, einen in America. VIBuch. II Cap. 185 einen andern Weg nehmen, als den fie befeget Hielten, um fie mit Vortheile anzugrei- Gonzal. Piz fen, indem man mit dem evften Anbruche des Tages fie von hinten anflele, Er erwar- 3arco. 1546. tete die dickeſte Finfterniß, und da er feine Zelte in dem Stande wie fie waren, mit den Indianern, Hunden und angezuͤndeten Wachfeuern, ſtehen ließ, um des Pizarro Vorwachten zu hintergehen, fo ſetzete er ſich auf die Treu und Redlichkeit feiner Wegweiſer durch eis nen Umweg in Marich, welcher nur vier Meilen feyn follte: allein, Der Weg war {0 ungebähnt, daß er Schwierigkeiten darauf fand, Die er nicht vorbergefehen hatte, Die Nacht war vergangen, ehe er fi) davon losmachen koͤnnen. Er hatte noch. eine Meile zu marſchiren, und diefes machere, Daß er feiner Hoffnung entfagete. Indeſſen bebienete er fich doch diefer Stellung zu feinem Nugen und faffete den Vorſatz, gerade nah Duito zu marſchiren. Die Truppen, welche Pizarro daſelbſt gelaflen hatte, konn⸗ gen.nicht ſtark genug ſeyn, ihm den Einzug ſtreitig zu machen, Cr rechnete darauf, daß er daſelbſt einige getreue Unterthanen des Königes, Die dem eigenmächtigen Beſitz⸗ nehmer nicht würden gefolget feyn, finden und alles Gewehr wegnehmen fönnte, wel⸗ ches man würde da gelaffen haben, Sein Marfch war fo eilig, Daß er noch einen Theil Er bemächti- der Stadt im Schlafe begraben fand, und daher one den geringften Widerftand in Die I ſich Quito. Stade gelaſſen wurde g). : Eine fo wenig vorhergefehene Begebenheit war vermögend, den Pizarro ganz aus feiner Faſſung zu bringen, Indeſſen brach er doch ben Augenblick, da er davon Nach— richt erhielt, auf, in der Abficht, den Feind außerhalb. der Stadt oder innerhalb der Mauern anzugreifen, ohne die Schwierigkeiten und bie Gefahr in Betrachtung zu zie⸗ hen. Auf der andern Seite zog ber Unterfönig in Erwägung, es fehlete ihm an Zeif, fich der Gefinnung der Einwohner zu verfichern, welche feiner Vertheidigung vieles {haben fönnten, oder er wurde vielmehr durch den Haß und ein blindes Vertrauen auf feine Macht hingeriſſen und entfchloß fih auf einmal, es auf eine Schlacht ankom⸗ men zu laſſen. Es zog aus der Stadt hinaus und dem Feinde gerade entgegen, mit ſo Uebermaͤßige vieler Kuͤhnheit und Eutſchloſſenheit, als ob er des Sieges gewiß verfichert wäre. Seine Hitze des Un: vornehmften Befehlshaber waren Den Alpbonfus von Montemayor, welcher Das terföniges. erſte Fähnlein mit der Föniglichen Standarte fuͤhrete; Ahumada und Bazan, welche die Keiterey führeten, Sanchez von Avila, Giron, Heredia und Bovilla, Haupt leute des Fußvolkes, welches Cabrera als Oberſter fuͤhrete. Sie erſucheten insgeſammt den Unterkoͤnig, er möchte nicht an der Spitze bes Heeres fechten, wie er entſchloſſen zu feyn ſchien, fondern ſich vielmehr mit einem Eleinen Haufen Reiter im Nachzuge halz gen, welches ihm Lienen würde, da, wo er es für nöthig erachtete, Beyſtand zu leis ſten. Allein, nachdem er diefen Rath angenommen hatte: fo ruͤckete er Dennoch in das erfte Glied_vor, als er fah, daß das Treffen angehen follte, und ftellete fich an Mon- temayors Seite, das ift, vor die Standarte ſelbſt. Er ritt auf einem Schimmel, wels cher ihn noch merklicher machete; und fein Kleid war von einer weißen indiani⸗ ſchen Seinewand, mit großen Schlitzen, wodurch man eine carmefinfarinene Weſte mit . einer goldenen Franfe ſah. Die 8) Zarate giebt vor, feine Soldaten haͤtten zu ſon mit allen feinen Truppen nahe bey ihnen waͤre. Dnito eeſt erfahren, was er vor ihnen geheim zu Am ang. Orte 22 Cap. Halten befohlen hatte, nämlich daß Pizarro in Per: Arllgem. Reiſebeſchr. XV Sand, Aa 3 Gonʒal. Pi; zarro 1546, Schlacht ben Duito, Reifen und Entdeckungen Die Rebe, die man ihn in diefer Verfaſſung halten läßt, Hat nichts, welches wi⸗ der die Wahrſcheinlichkeit ift. „Meine Freunde, fager er zu feinen Leuten, ich will euch „nicht durch Worte aufmuntern. Wir wollen einander durch Thaten anfrifchen. Ich „bin überzeugt, ihr werdet eure Pflicht thun; und ich verfpreche euch, die meinige zu „hun. Wir dienen dem Könige, unferm gemeinfchaftlichen Herrn; und feine Sache ift „hier felbit Gottes Sache. Ya, vief er noch zu zweyenmalen: es ift bier Gottes Sache! „es iſt hier Gottes Sache „! So gleich ruͤckete er mit Montemayor und Bazan gegen des Doctors Carvajals Fähnlein an, welcher eben Die Bewegung gegen fie machere, und fie_ftießen von beyden Seiten mit gleichem Grimme auf einander, Pizarro hatte fich aud) an die Spige feines Vortrabes ftellen wollen: allein, feine Dffeier ‚welche gewohn- fer waren, daß er ihre-Rathfehläge annahm, hatten ihn vermochte, fich mic einigen aus: erfefenen Reitern an die Seite des Gefchwaders zu ſtellen. Das Treffen fing alfo mit der Reiterey an. Man brach anfänglich die tanzen. Darauf griff man zum Degen, zu den Xerten, und Keulen. Zu gleicher Zeit hatte das Fußvolf mit entſetzlichem Ge. fhreye getroffen, und Cabrera wurde von den erften Streichen erleget. Sanchez von Avila marſchirete nichts deftoweniger mit feinem Haufen immerfort, und führete ein zweyſchneidiges Schwerdt , deffen ev fich mit folcher Stärfe und GefchicklichFeit bevienete, daß er ein faft ganzes Fähnlein über den Haufen warf, Allein, da ihn fein Eifer zu weit getrieben hatte: fo wurde er auf allen Seiten umtinget und mit den meiften von den Seinigen erfihlagen. Das Gefecht wurde dadurch nur hartnaͤckiger; und der Sieg, war ftreitig, als der Unterkoͤnig, welcher Wunderwerfe der Tapferkeit gethan , ohne fich 186 über das Feuer der feindlichen Buͤchſenſchuͤtzen zu entſetzen, beſchwerlich fiel, 5) Zarate faget, er habe fchon einen Schuß aus einer Büchfe gehabt. ?) Gomara faget fünf bis ſechs. Allein, das ift nicht der einzige Punet, worinnen er bier vom Ja: rate abgeht. u. Giebt er des Pizarro Schlacht: ordnung. „Er hatte, faget er, fiebenhundert „Spanier, unter welchen zweyhundert Buͤchſen⸗ „ſchuͤtzen und hundert und vierzig Meiter waren. Auf den linken Flügel ftellete er Guevara mit ſei⸗ „nen Büchfenfchügen und die Pikenirer dahinter, „nach welchen der Auditor Cepeda, Gemez von »Alvarado, Nobles und hundert der beſten Meiter „marſchireten. Auf dem rechten Fluͤgel war Aco- „ta mit feinen Büchfenfchigen und den Pikenirern „darnach; und zum Nachzuge waren der Doctor „Carvajal, Diego von Urbing und Pueller mit der „Neiterey. Durch diefe Lift bedeckete Pizarro die „ganze Reiterey vermittelft der Pikenirer, welche „ihre Piken hoch hielten, und_fie blieb alfo feft, „öhne ſich zu bewegen. Der Unterfönig, welcher „vor Zorn Eochete, wurde zu hißig, und fo fing fich „das Treffen an. Des Pizarro Leute rödteten gleich ⸗»in dem erften Angriffe viele von ihren Gegnern, unter andern auch den Cabrera und Avila. Als von dem Torrez einen Streich mit der Art über den Kopf erhielt. Er welches ihm anfänglich fehr war „bie Leute zu Pferde fahen, da fie von dem Schie⸗ „sen gar zu viel litten: fo ſtießen ſie alle zu dem „Unterfönige und fielen zufammen aufdas Geſchwa— „der des Doctor Carvajals, welches fie trenneten, „und einige davon zur Erde flürzeten. Der Une „‚terkönig felbft fegete den Alphonfus von Mon⸗ „talvo auf die Erde, Als Cepeda diefes tab: ſo „Zieng er mit feinem ganzen Geſchwader den Lens „ten bes Unterkoͤniges in die Seite und brachte fie „in Unordnung, welche zu fliehen anfingen, da fie „ſich verloren ſahen „ Zweytens erzaͤhlet Gomara den Tod des Unter⸗ königes auch anders. „Ferdinand von Torrez ſtuͤr⸗ „äete ben Unterfönig, indem er ihn verfolgere und „ohne ihn zu Ernten ‚ tie man fager , zu Bodens „denn er hatte feine Ruͤſtung ausdrüclich mit eis „nem indianiſchen Hemde bedecket. Als er gefal⸗ „len warz fo eilete Herrera. des Pizarro Caplan, „hinzu, um ihn Beichte zu hoͤren. Er fragete „ihn, wer er waͤre. Der Unterkonig antwortete sm: ihr duͤrfet nur euer Amt thun und brau⸗ set nicht zu wiſſen, wer ich bin. Er wollte ſich „nicht zu erkennen geben, weil er "efürchtete, er „möchte einige Grauſamkeit von feinem Feinde aus: „äufter in America. VI Buch, Il Cap. 187 war ſo abgemattet, da er eine ganze Nacht zu Pferde zugebracht hatte, daß er von der Gonzal Pi⸗ bloßen Betäubung fiel 5), Alle feine Leute, Die ihn für todt hielten, verloren fo gleich 3Rexo. 1546, den Much und dachten nur auf die Flucht. Er blieb auf der Wahlſtatt liegen, wo Puellez bey ſich anſtund, ihn zu toͤdten. Zu feinem Ungluͤcke aber kam der Doctor Car: nig fällt, und vajal, deffer Rache nur durch feinen Tod gefättiget werden Fonnte, herbey und ließ wird getödter. ihm plöglich den Kopf abfhlagen. Diefes, fagete er in feiner Freude, war die einzige Abſicht, warum er die Waffen ergriffen und nicht der Dienft des Pizarıo, dem er niches zu danfen hatte. BBelalcazar, Statthalter zu Popayan, und Montemayor wur— den zu Gefangenen gemacht, Man rechnete, auf Seiten des Unterföniges, ungefähr zwey⸗ Hundert Mann, welche in dem Treffen oder auf ihrer Flucht geblieben waren; und mas man, nac) der Vorftellung von einem fo heftigen Gefechte Faum glauben ſollte, fo ver: for Pizarro nur ihrer fieben & ). Pizarro bezeugete nach einem Siege, welcher ihn zum unumfchränften Herrn von Des Pizarıe Deru machete, viele Mäßigung. Seine erfte Sorge war, den Unterfönig und die bey- Aufführung den Befehlshaber, welche das Leben mit Ehren verloren hatten, mit vieler Pracht zu nach dem Sie: begraben k), In den folgenden Tagen famen ihrer viele zu ihm, welche mehr ihre —* Unruhe und Verlegenheit, als ihre Neigung, zu dieſer Unterwerfung zwang. Diejenigen, welche an verſchiedenen Orten gefluͤchtet und fo gar in den Kirchen gefunden wurden, erhielten nicht eben den Vergleich. Er ließ ihrer zehn bis zwölf davon aufhängen. Belalcazar fegete fich wieder bey ihm in Gunftz und auf das bloße Verſprechen, er wolle niemals wieder die Waffen gegen ihn ergreifen, wurde er mit reichen Gefchenfen in feine Provinz zurück geſchicket. Der Auditor Alvarez, welcher auch den Siegen in die Hände fiel, farb vom Gifte, und das öffentliche boshafte Gerücht befchuldigte ven Aa 2 Pizar⸗ „zuftehen haben. Sein Pferd hatte vierzehn NG: „gel in jedem Kufeifen, woraus man fchloß, er „Hätte große Luft gehabt, zu entfliehen, wenn er „über den ‚Haufen geworfen wäre. Ein Soldat, „welcher ehemals unter ihm gedienet hatte, erkann⸗ „ce ihn und fagete es dem Puellez und dem Doc: „tor Carvajal, damit er ſich rächen koͤnnte. Car: „vajal fehickete einen Neger dahin, um ihm den „Kopf abzufchlagen ; denn Puellez wollte nisht daß - „er vom Pferde abſaͤße, und ſolches felbft thäte, „indem er zu ihm fagete, es ſchickete ſich für feine Hoheit nicht, daß er fich fo tief erniedrigte „. V Buch. 64 Cap. Benzoni, welcher damals, wie Zarate, in Peru war, geht in der Erzählung dieſes Todes auch et: was ab. „„ Der Unterfönig, faget er, twurde vom „Pferde geftürzet, ohne daß er fich wieder erheben, „noch wegen der Schwere feiner Ruͤſtung bewegen „eonnte, und blieb alfo liegen, one dag ihn jemand „erkannte. Endlich gieng ein Kirchner von Quito „uorbey und fah, was da war. Als fich folcher „alfo näherte, um ihm zu erkennen; fo fagete der „Unterfönig zu ihm: ich bitte euch, thut mic nichts „zu Leide; rettet mir das Lehen; ich bin der arme „Unterfönig. Haba, fagete der Priefter, Sie fü: „schen wir eben; und fo gleich meldete man es dem „Licentiaten Carvajal, welcher nichts lieber bez „aehrete, und feit langer Zeit nichts anders. ver— „tangete, als den Tod feines Bruders zu rächen. „Er wollte jeldft den Fuß anf die Erde ſetzen, um ihn zu tödten: Puellez aber hielt ihn zurück, und „itellete ihm vor, eg fünde einem Ritter nicht „wohl ah, das Amt eines Henkers zu vertreten. Caxvajal rief alfo einen von feinen Sclaven, und „befahl ihm, folchen zu toͤdten, und ihm den Kopf „deſſelben zu bringen, III uch, 13 Cap. *) Somara und Benzoni erzählen: „Puellez „hätte den Kopf des Unterföniges genommen und „ihn unter den Galgen tragen laffen: andere Bes „rehlshaber hätten ihm den Bart ausgeriſſen, die Haare unter fich getheilet, und fich eine Ehre „daraus gemacht, ſolche an ihren Barethen zu tra „gen: Pizarro aber wäre darüber ſehr boͤſe geworden „und hätte den Kopf nebft dem Numpfe zum Vaſeo „Suarez bringen laffen, da er den felgenden Morz „gen mit aller möglichen Ehre begraben worden 4 Am angef. Orte. Gonzal. Pi- ʒzarro. 1546, Montemayor befreyet fich, Pizarro er: theilet Verzei⸗ bung. Verwirft ei: nen gewalt- thaͤtigen Rath. 189 Reifen und Entdeckungen Pizarro, diefe verhaßte Kache ausgeuͤbet zu haben D. Zarate ſcheint es nur bey dem Arg⸗ wohne bewenden zu laſſen: er bezeuget aber nicht eben den Zweifel wegen des Montema- yors, welcher das geben, faget er, nur der Vorſicht zu danken hatte, womit er feine Spei- fen zu fich nahm, Pizarro war anfänglich Willens, ihn hinrichten zu laffen. Weiler aber. zwifchen der Furcht, denjenigen zu misfallen, die für ihn bathen, und der Furcht, er wuͤr— de, doch niemals eine wahre Freundfchaft von ihm erhalten, getheilet war: fo verfuchete er vergebens, ihn durch geheime Mittel aus dem Wege zu räumen, "Endlich ließ ihn der Verdruß, den er hatte, einen ſo verdächtigen Menfchen um ſich zu leiden, den Entſchluß ergreifen, Ihn nach Chili, das iſt, über taufend Meilen von Duito, nebft dem Bovilla, und fieben bis acht andern, die dem Unterfönige beftändig gefolget waren, bringen zu laf fen. Er gab fie unter die Auffiche des Ulloa, eines von feinen Hauptleuten ; den er mit einigen Soldaten dahin ſchickete. Nachdem fie aber über vierhundert Meilen ‚ meiftens zu Buße gethan hatten: fo empöreren fie fich aus Verdruſſe, daß ihnen fo fireng begegnet wür- de, und aus Begierde zur Freyheit, fo glücklich wider ihre Führer, daß fie ſich des Haupt: mannes und der meiften von feinen Seuten bemaͤchtigten. Montemayor und viere von ſei⸗ nen Gefaͤhrten nahmen die Bewachung ihrer Gefangenen über ſich, da indeffen die andern fih nad) dem nächften Hafen begaben, wo fie ein Schiff antrafen ‚ deflen fie ſich zu be— mächtigen, nicht viel Mühe hatten. . Montemayor, dem fie es fo gleich melden laſſen, ließ den Ulloa und feine Leute unbewaffnet zurück, und fam mit den Seinigen gerubig ans Ufer, und alle zuſammen wurden ohne Steuermann, ohne Matrofen, und ohne die geringfte Kenneniß von der Schiffahrt, durch glückliche Winde, nach Neufpanien gebracht, Eine feyerliche verfprochene Verzeihung nebft Gnadenbezeugungen, die den Fünftigen Dienften gemäß feyn ſollten, zog vollends alle Truppen des Untevföniges,, welche die Flucht zerſtreuet hatte, unter feine Fahnen. Darauf ſchickete er nach allen Seiten Bothen aus, um feine Anhänger durch die Zeitung von feinem Siege aufzumuntern. Alarzon wurde zum Hinojofa gefehlt, welcher ſich, ungeachtet der Bemühungen des Cafaos und Verdu— go in Tierva firme behauptet hatte, und alles Vertrauen des Statthalters zu verdienen. ſchien. Einige ſchlugen vor, fich der Flotte zu bedienen, welche ftets unter feinen Befch- le und, alle Schiffe wegzunehmen, oder zu verbrennen, die ſich auf den Küften von Ni— caragua und Merico fanden, bloß in der Abficht, allen Briefen vom Hofe den Paß zu verfperren, und Spanien in die Nothwendigkeit zu fegen, den Eroberern von Peru vortheil⸗ bafte Bedingungen zu machen. Pizarren gefiel ein Vorſchlag nicht, welcher Verachtung gegen bie Fönigliche Hobeit, und zugleich auch ein Mistrauen auf feine eigene Macht an= zueigen ſchien. Alarzons Befehle enthielten nur, die Treue des Hinojoſa durch neue Hoff: nungen zu unterhalten, und den Eohn des Pizarro, den Hauptmann Bela, und andere Gefangene, die dem Unterfönige feitdem abgenommen worden da er von der Flotte ges gangen, wieder nach Panama zu führen, Seine Reife gieng nach des Starthalters Ab⸗ fihten: fie Foftere aber einigen Gefangenen das Leben ‚ welche ſich unterftunden, von den Sie: H Uebrigens wurde Alvarez fo wenig in pa: alle Verordnungen Üibertreten, welche er hätte mol: nien, als Peru, bedauret. Der Unterkoͤnig, wels len ausführen laffen, vornehmlich hätte er die In⸗ cher ihm ſeine Freyheit zu danken hatte, hatte ihn dianer Laſten tragen laſſen; er waͤre den fpanifchen in feinem Briefe an den Hof, mit den häflichften Edelleuten uͤbet begegnet, er hätte einen auf dem Farben abgeſchildert. Er beſchuldigte ihn, gr hätte Eſel zeiten laſſen, und hätte ihn wollen auspeitfchen - ; hr in America VI Buch. II Cap. 189 Siegern verächtlich zu veden ; und Meria felbft wuͤrde der Sebensftrafe nicht enfgangen ſeyn, Bonsat. Pi— wenn des Pizarro Sohn nicht die gute Begegnung zu feinem Beſten angeführet, die er zarro. 1546. won ihm erhalten hatte. Der Hauptmann Bela fand eine günftigere Aufnahme zu Duito, Gerzeibt dem Pisarro ſchwur, er wollte das Vergangene vergefien; er empfohl ihm aber, fich kluͤglich — aufzuführen, und warnete ihn, die geringſte Urſache zum Verdachte würde ihm ſchaͤdlich Vela. ſeyn. Darauf nahm er ihn, als wenn ſonſt nichts mehr an ihrer Verſoͤhnung gefehlet hätte, bey feiner Rückkehr nach Los Neyes mit fih. Cepeda, welcher nicht aufgehövet hatte, ihm auf feinem ganzen Zuge zu begleiten, genoß beftändig einer hohen Gnade, Man bat ohne Zweifel bemerfet, daß der Hauptmann Carvajal keinen Theil ander Veſchaͤff⸗ Schlacht bey Quito gehabt: er dienete aber dem Pizarro nichts deſtoweniger bey einem an= tigung des dern Unternehmen nuͤtzüch, deffen glüclicher Erfolg ihn mit Ruhme würde überhäufer, ha⸗ auptmanns ben, wenn er ihm nicht durch feinen Geiz und feine Grauſamkeit befudele hätte. Nachdem Carvajals. er den Diego Eenteno gezwungen hatte, ſich in den Andes zu verbergen: ſo hatte er neue Feinde gefunden, die ein ſehr ſeltſamer ungefaͤhrer Zufall aus denjenigen gleichſam hervor wachſen ließ, Die er überwunden hatte, Lopes von Mendoza, welcher es, wie Centeno, vermieden hatte, gegen Arequipa zu, in feine Hände zu fallen, und nur von fünf bisfechs andern Spaniern begleitet war, unter welchen fih, Camargo und Pardomo befand, hatte mie ihnen feinen Weg längft der Küfte fortgefeget, ohne andere Abficht, als einen Zu— fluchtsort zu fuchen, Er mußte nicht, daß der Unterfönig Popayan verlaffen hatte, um nach Quito zu ruͤcken. Da er alfo außer des Pizarro Partey feine Sicherheit fah: fo ent= fchloß er fih, Peru zu verlaffen, und bis an den Fluß Plata zu dringen, wo er einen Borter, Namens Franz Mendoza, unter denen Befehlshabern hatte, die den Diego von Koias auf der Entdeckung diefes Sandes begleitet hattenm), Er folgete mit den Gefährten feines Schietfales dem erſten Wege, welchen Genteno genommen hatte, um ſich der Berz folgung des Alphenfus von Toro zu entziehen. Seine Hoffnung war nicht allein , dem Earvajal durch einen fo wüften Weg zu entgehen, fondern auch einige Indianer daſelbſt zu finden, welche dem Centeno zugeböreten, und von ihnen Sebensmittel und andern Bey: ftand zu feinem Unternehmen zu erhalten. | Indem er nun durch fo wenig bewohnete Derter zog: fo erftaunete er überaus fehr, Nachricht von als er einen Haufen Spanier dafelbft antraf, die eben fo erftaunet waren, ſechs bis fieben bes Diego von Mann von ihrer Nation in diefer Wüfte anzutreffen. Man erfannte einander, Es war Noiss Entde⸗ Gabriel Bermudez, und die übrigen von denen, welche dem Diego von Roias auf feinem Ei Zuge gefolget, waren. Sie erzählten. dem Mendoza: da fie mit den Indianern viele Öe- fechte halten müffen, fo hätte Roias das Unglück gehabt, dabey getödtee zu werden; nad) feinem Tode wäre Franz von Mendoza in der Befehlshaberftelle gefolget: er hätte aber beftändig Zwiſtigkeiten mit den andern Befehlshabern gehabt; gleichwohl hätten fie ihre Entdeckungen fortgefeger, da fie denn den Fluß la Plata und großen Reichthum in dem Sande gefunden hätten; fie hätten daſelbſt vernommen, daß man fhon Spanier allda ges Ya 3 fe: laſſen, u. ſ. w. Gomara giebt vor, der erfte Haß „dabeh nicht gefchonet haͤtte. Dieſes machete zwifchen ihm und dem Unterfönige wäre daher ges „Feindſchaft unter ihnen „ſaget er im 65 Cap. tommen, „daß Alvarez feine Fran von Nombre de - ==) Won hat geſehen, dab nach der Schlacht bey „Dios bis nach Panama in einem, Hamack auf den Chupas Caſtro geglaubet hatte, er muͤßte ſeine „Schultern der Indianer tragen laſſen, worüber Befehlshaber zu verſchiedenen Unternehmungen afich der Unterkönig aufgehalten ‚md auch der Frau Branchen, 190 | Reifen und Entdeckungen Gomal. Pisfeben , die aus dem Nordmeere gekommen wären, und fie haͤtten Sebaſtian Cabots zʒrro. 1546. Schanzen dafelbft gefunden; als fie darauf noch weiter zu geben gedacht hätten: fo wäre Franz von Mendoza vom Herredia erftochen worden: da nun diefer Tod ihre Uneinigfeiz ten vermehret, und fie über diefes ihre Anzahl fehr vermindert gefehen, fo hätten fie fich wieder vereiniget, in dem Entſchluſſe, nach Peru zuruͤck zu kehren, um den Bacca -von Eaftro, den fie noch ftets in dem Befige der Statthalterſchaft zu feyn geglaubet, um ein neues Oberhaupt zu erſuchen, welchem zu gehorchen niemand unter ihnen Schwierigkeiten machete; fie hätten fich auch geſchmeichelt, ihr Zeugniß würde eine Menge Freywillige ver- mögen , fich zu ihnen zu fehlagen, um den Ruhm und Die Fruͤchte einer reichen Eroberung mit ihnen zu theilen; fie hätten fechsbundere Meilen ebenes fand entdecfet, welches mit Waſſer und Sebensmitteln fehe gue verfehen wäre; vor wenig Tagen haͤtten fie von einigen Indianern, die mit denen von Charcas Handlung frieben, die Empörung in Peru er- fahren; da fie aber von ihnen nichts weiter hätten herausbringen Eönnen ‚ 0 brenneten fie vor Verlangen, beffer unterrichter zu werden; fie wären entfchloffen, die Fönigliche Pars ey zu ergreifen, und ihr Beyftand wäre nicht zu verachten, weil fie nebft dem Muthe und der Ehre auch viele gute Pferde und einen Vorrath von Gewehre hätten. Des Roias Nachdem fie die Nachrichten erhalten Hatten, die fie verlangeten: fo erboth fich Wer Völker ziehen mudez , welchen fie erwaͤhlet hatten, fie auf ihrem Rückzuge zu führen, Fraft deflen, was wider Carva⸗ ihm aufgetragen wäre, an ihrer Spige wider des Pizarro Befehlshaber zu marfihiren. Lo— jaln. pes von Mendoza erhißete fie feiner Seits durch die Hoffnung zu denen Bergeltungen, die fie zu erwarten hätten, wenn fie Peru wieder unterwürfig machefen. Er führete fie bis nach Pocona, von da er an einigen fihern Orten über taufend Mark Silber in Stangen hoh⸗ len ließ, welches er mit Centeno verftecket hatte, und unter diejenigen austheilen wollte, Großmuth welche fo großmürhig gemefen , ihm zu folgen, Es waren ihrer hundert und funfzig an der Soldaten der Zahl, alle zu Pferde und wohl gerüfter, Die meiften fchlugen des Mendoza Geld aus, - in Peru _ nicht allein, weil fie ſchon Reichthum genug hatten, fondern weil in Peru bey allen denen Kriegen , die ſich bis Hieher erhoben hatten, die Soldaten noch niemals einen ordentlichen Sold genommen hatten. Man giebt zur Urfache an, da der Elendefte gehoffer , durch feine Dienfte einen vortheilhaften Ancheil bey der Austheilung der $ändereyen und Indianer zu verdienen, fo hätte er feinen Anfpriichen dadurch niche ſchaden wollen , daß er als ein Soͤldner gedienet. Man verglich ſich, es follte die Anführung zwifchen Mendoza und Vermudezʒ getheilet feyn. Da eine Menge Flüchtige nicht geſaumet hatten, zu ihnen zu foßen : fo war es ein Unglück für ihre Partey, daß Centeno damals verftecket war, und daß fie Feinen andern Beyſtand von ihm erhalten konnten, welcher den Begebenheiten ein anderes Anfehen hätte geben koͤnnen 2). | Earvajal Sie haften aber mit einem Manne zu fechten, der eben fo furchtbar wegen feiner ſchlaͤgt desNio: Mache, als wegen feiner Tapferkeit, feiner Erfahrung und der Kenntniß aller Kriegesraͤnke, jas Truppen. war. Carvajal, den man an dieſen Eigenſchaften kennen muß, war damals in den Ge: genden von Arequipa, wo er die erſte Zeitung von dem Treffen bey Quito erhielt, Er be— truͤbete ſich ſehr, daß er zu dieſem wichtigen Siege nichts hatte beytragen koͤnnen. Da er aber vernahm, daß er von dem Fluſſe Plata eine Gelegenheit befommen hätte ‚ feine Dien: ſte zu zeigen: fo verſprach er ſich, daß folche nebft der Nieperlage des Centeno, ihm alle Ver⸗ ) Zarate VI Buch 2 Cap. in America. VIBuh, Ulan 191 Verdienſte der Ueberwinder des Unterföniges geben wiirde. Er erfuhr durch verfihiedene Gonzal. pr: Kundfchafter fehr bald, daß feine Feinde feit langer Zeit in fehr übeln Verſtaͤndniſſen mit zarro. 1546. einander lebeten, fo, daß fie auch in Fleinen Haufen abgefondert, und oft ohne den gering- — ſten Gehorſam gegen ihre Haͤupter, marſchireten. Einige Tage waren ihn genug, zwo von diefen Schaaren aufzuheben. Als darauf das gemeine Beſte fie zuſammen gezogen hatte: fo drang er fie nad) und nach in einen Ort, wo fie nicht allein fich gezwungen fahen, Stand zu halten, fondern wo fie fi) auch, aus gar zu vielem Vertrauen auf die falfchen Nachrichten, unvorfichtiger Weife ſchmeichelten, diejenigen überfallen zu können, welche fie fo eindrängeten, hr Verluſt bey einem nächtlichen Angriffe war fo beträchtlich, daß fie fich nur in fehr Fleiner Anzahl fiüchteren, und nicht allein allen ihren Reichthum, fon= dern auc) den Lopes von Mendoza, Herredia, und fechs bis fieben andere von ihren Haͤup⸗ tern in Carvajals Gewalt ließen; welchen der unbarmherzige Sieger vie Köpfe abfchlagen fieß. Diejenigen, welche die Flucht genommen hatten, ließen ihn um Gnade bitten, und erhielten ſolche. Er ſchickete fie aber faft alle zum Pizarro, um ihm von feinem Eifer Re- chenfchaft zu geben, oder als ein Denfmaal feines Sieges. Man erzählet bey diefer Gelegenheit ein befonderes Stück von der Unerſchrockenheit Deſſen Un: und Liſt des Hauptmannes Carvajal, Avendano, fein Seeretär, war vom Mendoza be- erſchrockenheit ſtochen worden, und hatte verfprochen, ihn bey dem Angriffe zu tödten; zu welcher That und Lift. er fih denn zween von feinen eigenen Büchfenfchügen verfichert hatte, Als Carvajal über- all herum vitt , feine Befehle zu ertbeilen, fo ſchoß einer von diefen Buͤchſenſchuͤtzen in dem Gelaͤrme auf ihn. Die Dunfelheit aber machete, daß er feinen Schuß fo fehlechrrichtere, daß folcher ihn nur in den Schenkel traf. Carvajal, welcher fühlete, daß er verwundet worden, urtheilete gar wohl, daß der Schuß von den Seinigen herrührete, und ergriff die Partey, fich folches nicht merken zu laſſen. Er begab fih nur allein ein wenig bey Seite, wo er einen alten braunen Rock anzog, und einen fehlechten Hut aufſetzete; und ungeac)- tet feiner Wunde Fam er in das Treffen zurüc, Avendano, auf den er fein Mistrauen hatte, folgete ihm, und zeigete ihn dem zweyten Büchfenfhügen, der auch auf ihn ſchoß, aber ihn nicht traf. Nach dem Siege, welcher ihn von diefer Gefahr befreyete, ließ er ſich ingeheim verbinden, damit er feinen Leuten nicht Anlaß gäbe, zu glauben, er wüßte, daß fie vermögend wären , ihn zu verrathen 0), Es fhien, als wenn das Gluͤck alle Schritte diefes Abentheurers führete, um ihn zu Entdeckung einem feltenen Benfpiele feines Eigenfinnes zumachen. Man hat gefehen, daß er mitten dev Bergiver- unter feinen Kriegesverrichtungen vom Durfte nad) Golde ganz verzehret worden. Unter ke Potoſi dem Vorwande, dem Pizarro Beyſtand zu ſchicken, ſammelte er unermeßliche Reichthuͤ— mer, und nichts war für feinen unerfättlichen Geiz zureichend. Ein glücklicher ungefaͤh— rer Zufall feßete ihn auf einmal in den Befiß des allerreicheften Schages von der ganzen Welt, Als er ſich nach der Niederlage der Truppen des Rojas mit den GSeinigen nad) Plata , der Hauptftadt des Landes Charcas, gezogen hatte: fo vernahm er dafelbft, daß - einige Indianer , Johann Billervels Vaſallen, achtzehn Meilen von diefer Stadt, in eis nem fehr hohen Berge, der mit einer Ebene umgeben war, außerordentlicy reichhaltige -Eilberadern gefunden hätten. Sie befamen den Namen Potofi von dem Namen des Bezirkes, Die fpanifhen Rathsperſonen in Plata hatten nicht unterlaffen, fo u Is 6) Ebendaß 192 Reifen ud Entdeckungen | Gonzal, Pi⸗ Eintheilung bavon unter den Einwohnern der Stadt zu machen; und ihre Panaconas, 3AFrO. 1546. fo nannte man die Indianer in den fpanifchen Abtheilungen, waren daſelbſt in fo großer Anzahl, daß man über fieben taufend zählete, die fi in der Nachbarfchaft gefeget harten, wo ein jeder unter der Bedingung, feinem Heren zwo Mark Silber wöchentlich zu liefern; weit mehr für-fich ſelbſt herauszog. Die mineralifche Materie war von einer fonderbaren Natur. Sie Fonnte nicht auf die gemeine Art, das ift, mit Blafebälgen, wie die aus. den andern Bergwerken, geſchmolzen werden; fordern man brauchete nur kleine indiani= ſche Defen, Guairas genannt, dazu, worein man Kohlen und Viehmiſt Iegete, welches der Wind allein anzündete p), ohne Hüife eines andern Werkzeuges. Diefe leichte Art nebft dem Geminnfte zog die Indianer fo ftarf nach diefem Orte, daß fie von allen Enden dahin famen, und man Mühe harte, fie in den andern Bergwerken zu erhalten, wo die beftäns dige Arbeit mie den Blafebälgen, der Rauch, der Kohlendampf, und der Damp! von der Materie felbft die Arbeit weit befchmwerlicher macheren. Es waren auch alle die in der Nachbarfchaft verlaſſen, ohne die zu Porto felbft ausgenommen, woraus Ferdinand Pizarro gleichwohl großen Reichthum gezogen; fo wie auch die zu Carabaya, und fo gar die Zlüffe, wovon die allerreichhaltigften an Gold und Silber doc) ohne Vergleich weniger Gewinnſt brachten g). Carvajal bes Carvajal ermangelte nicht, die Rechte des Sieges gültig zu machen, um fich einer fo mächtiger fih fchönen Beute zu bemächtigen: Beobachtete er ja noch einige Maafiregeln: fo geſchah es folcher, gegen die eifrigften Anhänger des Pizarro: er eignete ſich aber alle die Panaconas derjes nigen zu, Die fich wider ihn erfläret, oder die Partey ergriffen harten, fich zu enefernen, damit fie ihm nicht dienen dürften; folglich nahm er auch alle Frucht ihrer Arbeit zu fi. Ueber dieſes unternahm er, den Arbeitsleuten Lebensmittel zu fhaffen; und da der Leber- fluß am Silber, wie auch die große Anzahl neuer Wohnungen, folche ſehr theuer mache= fen: fo zog er Daraus allein einen-unermeßlichen Gewinnft. Indeſſen verlief ihn Doch feine Klugheit bey einem fehr wichtigen Puncte. Er gab denen Soldaten, Die ihm gefol⸗ get waren, von feinen Schaͤtzen nichts ab; und diefe Aufführung empörete fie, daß fie fich Verſchwoͤuung auch wider fein Leben verſchwuren. Allein, das Glück forgere, feine Klugheit zu erſetzen. soider ihn und Die Häupter der Verſchwoͤrung waren Pardomo, Camargo, Balfumeda und Luxan. Da feine Rache. einige Hinderniffe ven Tag zur Ausführung ihres Borhabens auffchieben laffen: fo wurde er davon benachrichtiget, man weis aber nicht, Durch was für ein Gluͤck. Er ließ fie mit zehn bis zwoͤlfen von ihren Haupteädelsführern auf der Marter fterben; und vie andern, ihrer dreyßig an der Zahl, wurden nach verfehiedenen Seiten verbanner, Diefe graufame Race, die er zumeilen bey dem geringften Werdachte ausübere, breitete fo viel Schreien aus, daß er ruhiger Befiger von den Bergwerken blieb, wobey er nur bloß die Achtfamfeit hatte, daß er dem Pizarro einen Theil von feinen Reichthuͤmern, außer dem , was ihm als Statthalter gebührete, und dem Zünftheile für den König, ſchickete ‚ welchen fie beyde forgfältig heben zu laſſen, fich befliffen. * Des Pizarro Indeſſen machete doch einige Unruhe wegen der Treue eines ſo fuͤrchterlichen Lieute⸗ Unruhe. nants, welcher in der Entfernung, wo er war, bey dem Stolze wegen fo vieler Siege und * Schaͤ⸗ p) Ebendaſ. VI Buch, 4 Cap, Das Heiße vermuthlich ſo viel, wenn die Kohlen erſt einmal durchs Teuer angezuͤndet worden: M Ebendrf: in America. VIl Buch II Cac. 193 Schaͤtze, nach der Unabhängigkeit ſtreben konnte, und mancherley Argwohn wider den Gonzal. Pi: Statthalter zu Los Reyes, Aldang, welchen feine gute Aufführung bey alten Einwohnern zarro. 1346, daſelbſt Beliebt gemacht hatte, daß Pizarro den Entſchluß faffete, fich dieſer Stadt zu naͤ— bern. Er ließ die Starthalterfchaft zu Quito mit dreydundert Mann dem Puelles, auf Er geht wies den er ein folches Vertrauen gefeget hatte, daß man ihn in der Trunfenheir, worein ihm der nach Lima. das Gluͤck oft fallen ließ, fagen hörete: wenn aud) der Kaifer felbft ein Heer durch Benal— cazars Statthalterfihaft ſchickete: fo würde es Puelles nicht ohne einen muthigen Widerftand in Peru eindringen laffen, Auf dem Wege wurde ihm, als einem regierenden Herrn, begeg= net, welcher feiner Gewalt ruhig genießt. Man erwies ihm eben fo viele Unterthaͤnigkeit, als wenn man verfichert wäre, daß man flets von ihm würde Befehl annehmen müffen; und diejenigen ſelbſt, die nicht gut für ihn gefinnet waren, fehienen überzeugerzu feyn, daß der Hof gezwungen feyn würde, ihm behutfam zu begegnen. Er halffelbft zu diefer Mey: nung, indem er ſich ftellete, als wenn er oftmals Briefe aus Spanien erhiefte, welche feine Aufführung billigen, und ihm alle Arten von Gnade anborhen. Er machete zu St. Mi: guel verfehiedene Eintheilungen, und viele neue Niederlaffungen, deren Dauer durch feine Berfprechungen gefichert genug zu feyn fihienen. Er ſchickete Porceln mit einigen Trup- pen aus, die Eroberung der Braccamoren zu vollenden ; in der Abficht, tie er fagere, die Keligion, die Gefege und die Gerechtigkeit herrſchen zu laſſen, im Grunde aber, feinen Leuten etwas zu fhun zu geben. Während feines Aufenthaltes zu Duito hatte er dem Doctor Carvajal aufgetragen, für die Sicherheit der Küfte zu forgen, Dieſer gelehrte Krieges: mann ftieß zu Truxillo wieder zu Ihm, von da fie mie zweyhundert Mann adgiengen, um ſich zufammen nac) Los Reyes zu begeben, Bey ihrer Annäherung an der Stadt hatte man Mühe, ſich wegen derer Ehrenbe-Sein Einzug zeugungen zu vergleichen, die Pizarro zu feinem Empfange fordern follte, Einige von feideielbft, nen Befehlshabern wollten, die Narhsperfonen follten ihm mit einen Traghimmelenfgegen fommen, und er, nach Art der Könige, feinen Einzug darunter halten, Andere, welche die Schhmeicheley noch weiter. trieben, verlangeten, es füllte ein Theil von den Mauern niedergeriffen werden, und er zur Verewigung des Andenfens feines Gieges, nad) Art der römifchen Feldherren, welche die Ehre des Triumphes erhielten, durch die Luͤcke einzie- ben. Er ließ es auf des Doctor Carvajals Meynung ankommen, von dem er nad) dem Dienfte, den er ihm bey Duito erwiefen hatte, gern Rath annahm; und der Doctor rieth ihm, er follte fchlechtweg zu Pferde einveiten, doch follten alfe feine Hauptleute zu Fuße vor ihm hergeben, und ihre Pferde am Zaume führen. Er hatte die Bifchöfe zu Los Reyes, Euzco, Duito und Bogota, ‚welcher legtere über Carthagena gekommen war, um fi) zu Peru weihen zu laffen, an feinen beyden Seiten, Aldana, der Statthalter in Los Reyes, die Rathsperſonen, und alle Einwohner macheten ihm eine andere Begleitung aus. Er fand die Straßen mit Tapeten gefehmücker, und mit Bluhmen beftreuer, Alle Glocken in den Klöftern und Kirchen wurden , zur Bezeugung der öffentlichen Freude, geläutet. Bor ihm her gieng eine Muſik mie Trompeten, Banken, und verfihiedenen andern Inſtrumen— gen, Mit diefem Prunfe wurde er in die Domfirche und von da bis nach dem Palla— fte geführet. . : Don diefem Tage aber bemerkere man in feihem Wefen eine Hoheit und einen Stolz, Die Ehrenbe⸗ den man nur der Vorſtellung zuſchreiben zu muͤſſen glaubete, die er ſich, nach allem die⸗ deugungen ver⸗ ſem Scheine der Groͤße, von ſich ſelbſt machete. Er nahm eine Leibwacht von achtzig DE HR Allgem. Reifebefchr, XV Band. Bb _ bar- EN J 4 Reiſen und Entdeckungen is Gonzal. Pi⸗ bardierern an. Man fah ihn nicht mehr öffenelich erfcheinen, ohne eine Bedeckung von rro. 1546, vielen Reitern, welche ftets bereit waren, feinen Befehl auszuführen. ſtund fih, ſich in feiner Gegenwart zu fegen; und felten erwies er einem Die Ehre, daß er ne De la Gaſca. 1546. Verlegenheit hatten Maldonat und Cueto die Rei des ſpani Hofes. Niemand unter⸗ den Hut abzog, ihn zu gruͤßen. Dieſes angenommene hohe Weſen, nebft den anſtoͤßigen Wor— ten, womit ev oftmals feine Antworten oder Befehle begleitete, machete Diejenigen nach und nach Faltfirnig gegen ihn, die ihm am meiften Ergebenheit bezeuger hatten. Man fe- Get hinzu, er habe die Kriegesleute Dadurch misvergnügt gemachet, daß er aufgehöret, fie durch Belohnungen und Önadenbezeugungen hervorzuziehen; und aus dem allen entftund ein verdrießliches Vorurtheil, welchem er zu ſpaͤt abzubelfen gedachte r), Der XIAbſchnitt. | Peters de Ian Gaſca Reife, Verlegenheit des ſpaniſchen Hofes, La Gafca foll dem Bela folgen, Er geht ab; koͤmmt zu Nom⸗ bre de Divs an, Sein Betragen gegen des Pi⸗ zarıo Anhänger. Schreiben des Kaifers an Pi: zarro; des In Gaſca an ihn. Werlegenheit des Pizarıo und feiner Anhänger. Sie ſchicken Ab: gesrdnefe nach Spanien. Aldana geht nach Pas nama, und unterwirft fih nebft Hinojoſa. 2a Safca Schiefer vier Schiffe an die Küften von Peru. Pizarro erhält feinen Brief. Deffen Art: ‚ wort, Des Hauptmanns Bela Tod. Der Haupt: mann Carvajal koͤmmt nach Line. Pizarro tür ſtet fich zum Kriege, Sein Manifeft, Er läßt den la Gaſca und feine Anhänger zum Tode ver: dammen. Aldana nähert ſich mit feiner Flotte Lima. Misvergnuͤgen des D. Carvajals. Cente: no koͤmmt zum Vorſcheine; bemaͤchtiget fich Cuz⸗ eo, Unſchluͤßigkeit des Pizarro. Aldana erſcheint vor Lima. Pizarıo geht hinaus. Er wird von vielen feiner Leute verlaffen; entfernet fich von Lima; und bedauret den Uebergang des D. Car: vajals. Lima erfläree ſich für den König. Alda— na zieht dafelbft ein. Centeno und Mendoza flo: Ben zufammen. Pizarro fuchet ihn zu gewinnen, aber vergebens; er zieht wider Ihn, fehlägt mit ihm, und befieget ihn. zirend der Zeit, da alle dieſe Unordnungen in Peru herrſcheten, und ein Eleines Ueber— bleibfel getreuer Unterthanen die Erklärungen des Hofes mit Ungeduld erwartete, fe nach Deutſchland gethan s), und waren in ihren ſchen Berichten von dem, was ihnen aufgetragen worden, fehleche mit einander übereingefom- men, Diefer Unterfchied in den Zeugniffen, welcher von dem Unterſchiede des Beten ei⸗ ner jeden Partey herruͤhrete, verurfachete, Daß dev Rath fehr verlegen war, Man hattevon r) Zarate am angef. Orte. s) Kbendaf. 6 Cap. ) Zarate mache nur dieſen Lobfpruch von ihm, Gomara aber, welcher ihn in Spanien: gekannt hat: te, malet ihn mit um fo viel merkwürdigen Zü- gen , weil fie vollfommen mit den großen Unter— nehmungen Übereinftimmen, worinnen man ihn ver⸗ wickelt fehen wird. „Der Kaifer, ſaget er, wollte „einen Fuchs hinſchicken, weil er nichts ‚damit ger „twonnen hatte, daB er einen Loͤwen abgeſchicket. „Er ermählete aljoden Dock. Peter defa Gafca, wel: scher Inquiſitionsrath, ein liſtiger und verfchlage: „ner Mann, Elein vom Leibe, aber groß vom Sei: dem „ſte und von gleicher Klugheit war, dabey auch Ein „gutes Herz beſaß. Er galt fo viel, als drey ande: „te. Der Kaifer hatte ihn ſchon in wichtigen Ges „ſchaͤfften, als hey den Mauren in dem Konigrei⸗ „che Valentin, gebrauchet. Er gab ihm Gewalt „und Defehle, ſo wie er fie verlangete, und Briefe „und Dlankete, iwieer fie Haben wollte ,. 7 ) Wir wollen nach eben dem Geſchichtſchreiber fortfahren. Bey Vollendung des Charakters des La Gaſea geht er in einigen hiſtoriſchen Puncten vom Zarate ab. „Er. wandte wenig zu feiner Rei⸗ „ſe auf, um den Kaiſer in Feine Unkoften zu fes „een, und um einigen in Peru ‚die mit ihm gien: E gen, in America. VI Buch. I Cap. dem Tode des Unterkoͤniges noch Feine Nachricht. war, daß man ihm einen Nachfolger von feiner mit einer völligen Mache und Gewalt, allen Uebeln auf eine faſſen zu koͤnnen glaubete, firengen Gemüthsart gäbe, fügliche Art abzubelfen. r Man erwähldte den Inquiſitionsrath, Eannten Gefchieflichfeit, In den größten Religions: 105 fo heftigen und Der einzige Entſchluß, welchen man De la Gaſca. 1546. Peter de la Gaſca, einen Mann von einer Der Peter de la und Staatsfachen, vornehmlich aber von Gaſca fol! dem einer ungemeinen Maͤßigung und Sanftmuth , womit er viele Standhaftigkeit zu verbin⸗ Vela folgen den wußte 2). diencia beehret, weil man ihm auftrug, Er wurde nur mit dem bloßen Tirel eines Präfidenten der Föniglichen Au- anfänglich alle mögliche Mittel zur Berföhnung zu verſuchen: er war aber durch geheime Befehle bevollmächtiget, Truppen anzumerben, men es zur Unterftügung feines Anfehens nötbig feyn wuͤrde. Man gab ihm zu Audito⸗ von Andreas von Baras und Renteria. Er gieng im Maymonate 1546 von St. fu: car, ohne das geringfte Kriegesgerätb, bloß mit den Beamten feines Gerichtes, und fei- nen Hausgenoffen ab. Als er nah St. Martha kam: fo vernahm er, daß Verdugo feit kurzem won des Hinojofa Truppen gefehlagen worden, und fich nach Carthagena begeben hätte, um dafelbft die Befehle des Hofes zu erwarten. Diefe Urfache bewog ihn, fo gleich nach) Nombre de Dies zu gehen, bloß in der Abficht, feinen Argwohn ») in dem Gemuͤ— thedes Hinojoſa und derer Kriegesleute von eben der Partey zu erregen, bey welcher Ver⸗ dugo, wie man ihm gefaget hatte, ein Abfcheu war. Er legete ſich alfo in diefem Hafen vor Anker, Der berühmte Alphonſus von Alvarado, welcher auf eben war der erfte, welcher ans Sand ftieg, bloß mit Hinojoſa Befehlshaber war. dem Schiffe aus Spanien zurückgefommen, woſelbſt Mexia von Gusman für den dem Auftrage, dem Meria von der Ankunft eines Pröfidenten mit Befehlen vom Hofe, Nachricht zu geben, Nachdem ihm nun folches ohne weitere Erflärung gemeldet worden ; fo Fonnte diefer Befehlshaber zu Nombre de Dios, fich nicht entbrechen , dem Staatsbebien- een feiner Majeftät entgegen zu fommen : allein, ſolches geſchah mit Eriegerifcher Borfich- keit, machete, um ans Land zu gehen. und in einer wohl bemauneten Barke, worein la Gaſca zu treten keine Schwierigkeit Er wurde mit allen Ehrenbezeugungen aufgenommen. Als er ſich noch an eben dem Tage gegen den Meria herausgelaffen, er hoffete, alle fpani- fehe Unterthanen in der Unterthaͤnigkeit zu finden: ſo wurde er auf eine angenehme Art in Berwunderung gefeget, „gen, verfchlagener Meife feine friedliche Sanftmuth zu zeigen. Cr führete die beyden Doctoren, Au: „dreas von Garas, und Nenteria, ein Paar ehrli: sche Leute, auf die er ih ſehr verließ, als Audito- „ren, mit fih, Er kam zu Nombre de Dios an, „ohne'die Gelegenheit zu Jagen , die ihn hinbrachte. Wenn man von feiner Ankunft mit ihm vedete, „um ettons von ihm herauszubringen: fo antworte: „teer nach der Neigung derjenigeit, mit denen er „redete; und Durch diefe Vorſicht hintergteng er ſie „alle. Ex ſagete, aufeine liſtige Art, wenn ihn Pi: Zarro wicht annehmen wollte, fo wuͤrde er unver: „„züglich wieder zu dem Kaifer zurück gehen, indem I als er ihn fagen hörefe, er wäre gefonnen , feiner Majeftät zu ge: horchen, und erwartete feit langer Zeit ihre — Damit er ſich aber aus ſeinem Eifer 2 ei n „er wicht gekommen wäre, Krieg au führen ,.tveil fol: „sches feinem Stande und feiner Kleidung nicht attz „fkünde ; ſondern er wäre nur gefommen,übevall Fries „de zu fiften, indem er die Verordnungen wieder „tiefe, und bloß in der Audiencia nach dem Stans „de und Amte, das ihm der Kaijer gegeben, den Worſitz hätte. Cr geboth dem Verdugo, welcher „miteinigen Soldaten zu ihm Fam, ihn zu beglei⸗ „ten, and ihm Dienfte zu leiften : er follte nicht weis „ter gehen, fendern da bleiben, und dasjenige er⸗ „warten, was weiter geſchehen würde, und darauf „le er nach Panamagehen „ Gomara V Bud) 59 Kap, Er geht ab. Koͤmmt zu Nombre de Dios an. Sein Betra⸗ gen gegen des Pizarro An: haͤnger. De la Safer. 1546. nd 196 Reiſen und Entdeckungen ein Verdienſt machete, ſo ſetzete er hinzu, er koͤnnte fuͤr die Geſinnungen des Hinojoſa und der andern Befehlshaber des Pizarro nicht ſtehen, und riethe alſo dem Praͤſidenten, die Macht zu nehmen, welche ſich zu Nombre de Dios faͤnde, womit ſie zuſammen nach Panama geben und ſich der Flotte durch ſolche Mittel bemaͤchtigen koͤnnten „die er ihm ſchon erklaͤren wollte. 2a Gaſca nahm fein Anerbiethen nicht an, ſondern ſchien vielmehr erſtaunt zu ſeyn, daß man an der Treue des geringſten Spaniers zweifeln konnte, Gr dankete ihm gleich- wohl für feinen guten Willen und fagete zu ihm, wenn fich auch gleich. die Schwierig⸗ keiten finden ſollten, die er doch gar nicht erwartete, fo wäre er entſchloſſen, die Muͤ— el der Sanftmuth und Öelindigfeit anzumenden, weil feine Befehle enthielten, den Srieden in Peru zu beftätigen und nicht Krieg zu erregen; und es würde ihm fehr lieb ſeyn, wenn jedermann Davon unferrichtet wäre; ba eine von den vornehmſten Urfachen der Unordnung, worüber fich die Eroberer bey Hofe beſchweret hätten, die übermäßige Strenge des Unterföniges geweſen, fo wäre es billig, daß man ihnen zu erfennen gäbe, mit was für Gelindigfeit feine Majeſtaͤt wollten, daß foldyer abgeholfen würde; und nach diefer Erklärung Fönnte er ſich nicht überreden, daß fich noch ein einziger Spahier finden ſollte, welcher nicht lieber zu feiner Pflicht zurück kehren, als fir einen Kebela len gehalten feyn wollte. Mexia gab ihm vergebens zu erwägen, daß er Meifter von einem guten Haufen Truppen wäre, die bereit ſtuͤnden, feinem Befehle zu folgen; da hingegen es zu Panama nicht fo ſeyn wuͤrde, wo man fein anderes Oberhaupt, alg Hinojoſa, erfennete, und ire Bereinigung mit denen von der Flotte koͤnnte den glück lichen Erfolg deffen, was ihm aufgetragen worden, fehr zweifelhaft machen, Ex blich bey feinem Entfchluffe x). - Da fich indeffen das Gerücht von feiner Ankunft, und die Aufnahme, bie er zu Nombre de Dios erhalten hatte, gar bald bis nach Panama ausgebreitet: fo empfanz den die Befehlshaber des Pizarro fo viel Unmillen darüber, daß fie folchen dem Mes xia nicht allein durch fehr harte Briefe bezeugeten, fondern feine beften Sreunde ihm auch riethen, feinen Poften nicht zu verlaffen, wofern er ſich nicht der Ahndung des. Hinojoſa ausfegen wollte. Diefe Furcht bielt ihn nicht ab, fich ſogleich nah Panama zu begeben, um feine Aufführung daſelbſt zu rechtfertigen. Gleichwohl hatte er cs mit dem Präfidenten verabredet, welcher ihm verſprochen, fein Auerbiechen geheim zu hal- ten, und“ fih nach ihm weit langfamergeben dahin begab. Seine Entfhuldigungen, die von der Ehrerbiethung hergenommen wurden, welche er dem Namen des Königes ſchuldig zu ſeyn geglaubet Hätte, und welche in bloßen Höflichkeiten beftanden, die er einem Staatsbedienten ohne Stolz und ohne Waffen erwiefen, taten dem Hinojofe und feinen Befehlshabern ein Genügen; vornehmlich da er Dinzufegete, um allen Arg⸗ wohn zu heben, man möchte eine Partey ergreifen, was für eine man wollte, fo Eönnte dasjenige, was er gethan hätte, fein Hinderniß dabey feyn, Der Prafident, welcher fich bald an den Thoren der Stadt zeigefe, wurde daſelbſt viel faltfinniger, als zu Nombre de Dios, aufgenommen, Allein, da er ſich wenig bey den eiteln Sörmlichfeiten auf hielt, fo fand er gar bald ein Mittel, fih mit sem Hino⸗ joſa und allen ſeinen Hauptleuten beſonders zu unterreden; und bie Geſchicklichkeit, wo⸗ mit x) Zarate VI Buch 6 Cap in America. VI Buch, IE Cap. 197 mie er fie für fich einzunehmen wußte, bevor fie einander ihre Gefinnungen gegenfei- De la Gaſca tig eröffneten, ſetzete ihn bald in den Stand, öffentlich mit ihnen in Gegenwart an=, 1546. derer zu reden, Er war eben fo geſchickt, fich die Soldaten zu gewinnen. Alphonſus u von Alparado dienete ihm bey allen diefen Unterhandlungen ſehr viel, nicht allein Durch feine Freunde, deren eine große Anzahl war, fondern auch durch den bloßen Nachdruck feiner Verdienfte , und feines Ruhmes. Ueber diefes ließ die genaue Verbindung , die er mit den Pizarren ftets gehabt, urtheilen, ein Mann von feinem Charakter würde nicht Party wider fie nehmen, als wenn er durch Ehre und Gerechtigkeit dazu ges zungen würde, Indeſſen erflärete fih Hinojoſa noch nicht. Er hatte dem Pizarro von der Ankunft des Präfidenten Machricht gegeben, ehe er noch) zu Panama war; und feine Meynung war damals, man follte ihm nicht den Eingang in Peru eröffnen, Es fheint auch nicht gewiß zu feyn, daß er fihon die Meynung geändert hatte, La Gafca aber, der ihn oftmals befüchete, wußte feinen Sinn auf eine fo feine Art zu lenken, daß er feine Einwilligung erhielt, zwey Schreiben an den Pizarro zu ſchicken, die er in Bereitſchaft hatte; das eine war von dem Kaifer; Das andere von ihm felbft. Diefe wichtigen Briefſchaften wurden dem Peter Hernandez Paniaga aufgetragen. Die Gefchichte hat fie uns erhalten; und wenn fie auch nicht nothwendig zu der Mas ferie gehöreten, fo würde man fih doc ein Bedenken machen, zwey fo merkwürdige Denkmaale von der Stantskunft Karls des V und der Gemürhsart feines Staatsbedien⸗ ten zu unterdrücken, Der König. Gonjales Pizarro: Wir Haben aus euren Briefen und einigen andern Berichten Karls V {die Bewegungen in Peru und die Unruhen vernommen, welche in allen feinen Pro Schreiben an „uinzen nach der Ankunft des Blaſco Nugnez de Bela, den wir mit dem Titel eines Gonzales Pi⸗ „Unterföniges dahin geſchickt Haben, und der Auditoren der Föniglichen Audiencia, pie orro. „mit ihm abgegangen, entjtanden find, Wir haben erfahren, daß das Liebel von der „Strenge hergefommen, womit man die neuen Berfügungen bat wollen vollſtrecken "laffen, Man hat ung überredet, eure und dererjenigen Geſinnung, Die euch) gefolget „find, fen nicht gewefen, unferm Dienfte zu ſchaden, fondern euch nur der übermäßiz „gen Strenge und unerbittlichen Härte des Unterföniges zu riderfegen , welcher den „Borftelungen und Bitten nichts bat einräumen wollen Da wir alfo guf Untervich: „tet find und vornehmlich den Franz Malvonat in allem angehöret, was er uns im „Namen eurer und der Provinzen hat fagen wollen; fo haben wir es für rathſam er- „achtet, unfern Inquiſitionsrath, ben Licentiat a Gaſca, mit dem Titel eines Präfiten- „ten dahin zu ſchicken, welchem wir aufgetragen und Vollmacht gegeben. haben, alles „zu thun, was er zur guten Ordnung und Ruhe ſowohl unferer Unterthanen, denen „wir erlauber haben, fich dafelbft zu ſetzen, als auch der natürlicher Einwohner des „sandes, für heilfam erachten wird, Wir wollen elfo und empfehlen es euch ausdrück- „lichft, allem demjenigen zu gehorchen , was euch ver Acentiat in unferm Namen befeb- „len wird, als wenn ihr den Befehl aus. unferm eigenen Munde erhieltet; ihm bey⸗ „zuftehen, und in allem Huͤlfe und Gunft wiederfahren zu laſſen, was zur Vollſtre— Ackung unſers Willens noͤthig ſeyn möchte, den er eich zu erkennen geben wird, und ihr nach „dem Vertrauen, welches wir auf eure gefeßer haben, beobachten werdet, Wir * 3 « \ % „ver⸗ * 198 Reifen und Entdeckungen De la Gaſca. „verfichern euch auch, daß wir uns derer Dienfte, die ihr und der Marqueze Don 1346. „granz Pizarro, euer Bruder, uns geleiftet haben, erinnern, und erinnern werden, „um feinen Kindern und feinen Brüdern die Wirkungen unferer Wohlgemogenbeit em: „pfinden zu laffen, Zu Venelo, ven ı6ten des Hornungs 1546. Ich, der Koͤnig. Auf Befehl feiner Majeftät: Franz von Erafo. Das Schreiben des Präfiventen wird in Spanien für ein Meifterftück der Be— redfamfeit und Weisheit angeſehen. Diefes ift eine gute Vergeltung wegen feiner Länge, Es führete die Aufſchrift: An den erlauchten Herrn Gonzales, Pißgarro in der Stadt vos Reyes. Schreiben des „Mein Herr, In der Hoffnung, worinnen ich war, eilig abzureifen, um mich Präfdenten nach Peru zu begeben, habe ich es bis heute aufgefhoben, Ihnen das Schreiben Sei: Ban M ner Raiferlichen Majeftät, unſers rechtmäßigen Oberherrn, zu überfenden. Sch habe * „auch eben fo wenig an Sie geſchrieben, um Ihnen von meiner Ankunft Nachricht „zu geben; weil es mir der Ehrerbiethung und Unterthänigkeit, die ih Seiner Majeftäe ſchuldig bin, viel gemäßer zu feyn gefihienen, Deffen Schreiben Ihnen felbft einzu- „haͤndigen, ohne erſt eines von mir vorhergehen zu laffen. Da ich indeffen meinen „Aufenthalt zu Panama verlängert fehe, und Nachricht erhalte, daß Sie, mein Herr, „die Spanier in Peru zufammen kommen laffen, um fich wegen der vergangenen Be⸗ „gebenheiten und der gegenwärtigen Umſtaͤnde zu berathfehlagen: fo will ic) nicht langer „ſaͤumen, Seiner Majeftät Schreiben Ihnen zu überfenden, und es mit diefem zu be: „gleiten. Sie werden Ihnen alle beyde vom Peter Hernandez Paniaga, einem ver- „dienſtvollen und ehrliebenden Marne, zugeftellet werden, der öffentlich gefteht, daß er „einer von Ihren Dienern und Freunden fey. „Ich kann Ihnen ein Zeugniß ablegen, mein Herr ‚, daß man in Spanien alles „reiflich überleget hat, was in Peru feit der Zeit vorgegangen iſt, da fih Der Unterkoͤ— „nig Blaſco Nugnez de Bela dahin begeben hat: und nach langen und richtigen Be: „rathſchlagungen Haben Seine Majeftät, auf den Bericht Ihrer Näthe, die alles nach „ihrer gewöhnlichen Weisheit erwogen, geurtheilet, es dürfte bey allem dem, was vor „gegangen wäre, nichts glauben laffen, daß man durch einen Geift des Aufruhres und „uUngehorfames wäre getrieben worden ; fondern die fpanifchen Einwohner in Peru haͤt⸗ „een ſich durch Die unbiegſame Strenge des Unterkoͤniges berechtiget zu ſeyn geglaubet, „ſich wider dieſe Gewaltthaͤtigkeit zu vertheidigen, wenigſtens um Zeit zu gewinnen, „Seiner Majeſtaͤt Befehle auf ihre Vorſtellungen zu erhalten. Dieſes erhellet auch „aus dem Briefe, den Sie, mein Herr, an Seine Majeftät geſchrieben haben, und „worinnen Sie Derfelben anzeigen, daß, wenn Sie den Titel eines Statthalters an⸗ „genommen haben, folches bloß gefchehen fen, weil Sie ihr von der Eöniglichen Au⸗ „diencia im Namen und unter dem Siegel Seiner Majeftär als eine Bedienung erhal: „ten hätten, die Ihnen die Macht gäbe, Derfelben wichtige Dienfte zu leiſten, und die „Sie ohne Nachtheil des Beften Derfelben nicht hätten ausfchlagen koͤnnen; endlich da Sie „reinen andern Bewegungsgrund gehabt hätten, folchen anzunehmen, ſo wären fie „entfchloffen, den erften Befehlen, die Sie von Seiner Mojeftät erhalten würden, „mie aller Unferthänigkeit eines getreuen Unterthanes” zu gehorchen. | „Nach allen Diefen Betrachtungen Haben Seine Majejtät beliebet, mich aus Spa: mien abgehen zu laffen, um die Ruhe in dem $ande durch Wiederrufung derer Ver , „ord⸗ in America. VI Buch. II Cap. 199 „ordnungen, wiederum herzuſtellen, welche fie geſtoͤret haben; mit der Vollmacht, das De la Gaſca. „Vergangene in Deren Namen zu verzeihen, und das Gutachten der Einwohner mer 1546. „gen alles desjenigen einzuziehen, was das Gegenwaͤrtige und Künftige betrifft, Was „diejenigen angeht, ‚welchen man ifo noch unmöglid) Sitze anweifen kann, fo habe ic) „ebenfalls, um allen Unbequemlichkeiten abzuhelfen, die Daraus entftehen fonnten, Ber „fehl, fie zu neuen Entdeckungen zu brauchen, die ihnen Die Mittel geben werden, nad) „dem Beyſpiele derer, Die ihnen vorgegangen find, Ehre und Reichthum zu erwerben. Ich erſuche Sie alfo, mein Herr, ernfthafte Betrachtungen darüber anzuftellen ; „das ift, Die Sache als ein Chriſt, als ein Edelmann y), und als ein weifer Mann zu „überlegen. Weil Sie ftets vielen Eifer für den Vortheil von Peru und feiner Ein wohner bezeuget haben; fo müffen Sie auch gewiß Gott danken, daß er nicht erlau— „bet babe, daß bey einer fo Füglihen Sache Seine Majeftät und diejenigen, welche „um fie find, einige von Ihren Unternehmungen für eine, Empörung wider die vecht- „mäßige Gewalt angefehen haben. Da alfo Seine Kaiferliche Majeftät als ein wahr- „baftig Eathotifcher Herr, und beftändiger Freund der Gerechtigkeit, Jhnen, mein Herr, „dasjenige zugeftehen, was Ihnen zugehoͤret, welches Sie durch Ihre Bittſchrift ver: „langen, indem er Sie von denen Verordnungen befreyet, welche ihre Klagen verur— „fachen: fo iſt es billig, daß Sie ihn Ihrer Seits die Pflicht eines guten und ges „freuen Unterthans dadurch erweifen, daß fie ihm Ihre Treue durch einen chrerbiethi- „gen Gehorfam gegen feine Befehle bezeugen. Wie wollten Sie fonft auf den Titel „eines Chriften, eines wahren Knechtes Gottes, Anfpruch machen, welcher uns bey „erviger Strafe gebeut, einem jedem zu geben, was fein ift, und befonders Gehorfam „den Königen? Der Namen eines Edelmannes aber verbinder Sie eben fo wohl dazu, „Sie wiffen, mein Herr, daß diejenigen, die Ihnen diefen Titel hinterlaffen haben, „felchen durch ihre Treue gegen ihren Herrn und durch Dienfte erworben haften, wo— „von der Adel ſtets der Beweis und die Belohnung iſt. Wollten Sie wohl von einer „Tugend ausarfen, wovon das Beyſpiel in Ihrem Geblüte ift, und einen Schandfleck „auf Ihre Familie bringen, welcher den Glanz derfelben verdunfelte? - Hat ein vechte ſchaffener Mann, nad) der ewigen Seligkeit, wohl etwas fehägbarers, als die Ehre? „Berbinden Sie aber, mein Herr, mit diefen Betrachtungen diejenige, welche Ih— „nen die bloße Klugheit eingiebt, Erwägen Sie die Größe und Macht des Königes, deſſen Unterthanen wir find. Würde es Ihnen nicht unmöglich feyn, ihm zu wider: „ftehen, wenn Sie aud) vermögend feyn follten, es zu unternehmen? Sie haben nie- „mals weder feinen Hof, noch feine Kriegesheere, noch die Mittel gefehen, die er hat, „Diejenigen zu züchtigen , die ihn erzürnen : erinnern Sie ſich aber, was Sie von feiner „Macht haben erzählen hören. Stellen Sie fih zum Beyfpiele die Mache des Tirfen „vor , welcher fih an der Spige von dreymalhunderttaufend Mann bis nach Wien herauf „gemacht hatte, und ſich doch nicht‘ getranete, dem Kaifer, Karl eine Schlacht zu lie- „fern, weil er gewiß glaubete, ſolche zu verlieren, und welcher fih vor Schreden oder „Gefahr fo gedrungen fühlete, daß er, vermictelft feiner Reiterey, einen ſchimpflichen „Rüczug nahm. Stellen Sie fih die Macht und Größe des Königes in Frankreich y „VOL, y) Man hat gefehen, daß, den Marqueze ausgenommen, welcher ein natuͤrlichen Sohn war, an dem Adel der Pizarren nichts gefehlet habe, Mb # 200 Reifen und Entdeckungen De la Bafea. „vor, welcher, mit allen feinen Truppen nach Wälfchland gegangen war, und fie felbft „146 „anführete, in der Hoffnung, uns aus diefem Sande zu verjagen, und von den bloßen „Feldhauptleuten unferes Heren geſchlagen, in der Hige des Treffens gefangen genom⸗ „men und nad Spanien geführet worden. Erwaͤgen Sie aud) noch die Größe von „Rem, und wie leicht dennoch Das Heer unferes Oberherrn ſich deffelben bemächtigte, „und es pluͤnderte. Darauf verbanden fih der türfifhe Sultan, welcher gedemüchiget „worden, daß er fich ohne Treffen zurück ziehen müffen, und der König in Frankreich, wel- „eher verzweifelte, feine Macht wieder ergänzen zu koͤnnen, mit einander, und fehickeren „die zahlreichefte Flotte in die See, die man feit langer Zeit gefehen hat, und die aus „Galeeren, Galliotten, Zuften und andern Fahrzeugen beftund. Indeſſen war doch „unfer großer Monarch ſtark genug, zweenen fo mächtigen Feinden zu widerftehen und „er wußte die zwey Jahre über, die ihre Schiffsmacht zufammen blieb, durch feine „Klugheit und Tapferkeit zu verhindern, daß fie ihm nicht einen Zollbreit Erde weg— „nahmen, Er machete ſich vielmehr in dem erſten Jahre ihrer Vereinigung zum Mei« „ſter der Herzogthuͤmer Geldern und Jülich und einiger andern Pläge an den Gränzen „von Slandern. Die Verbindung der beyden mächtigften Fürften von der Welt hat „alſo wenig Wirkung wider unſern Herrn hervorgebracht, und wir haben fie einen „Vergleich fuchen fehen, wovon es wenig Anfchein hat, daß fie deffen müde werden. „Ich führe Ihnen diefe großen Beyſpiele an, mein Herr, weil ich meis ‚daß „8 den Menſchen nur gar zu oft begegnet, daß fie fih von denen ſchwachen Gegen— „ſtaͤnden gar zu fehr reizen laſſen, die fie vor Augen haben, da fie inzwifchen auf die „großen Dinge, die in der Ferne vorgehen, wenig Acht haben, bloß aus der Urfache, „weil fie folche nicht ſehen, und nicht glauben, daß diefelben fie angehen, Die chrifte „liche Liebe , die brüberliche Siebe, die wir einander fehuldig find, laſſen mich wiünfchen, „daß Sie ſich niche fo weit betrügen und ſich fchmeicheln, Ihre Macht koͤnne mit „des Kaifers, unfers Herrn, feiner in Vergleichung geftellet werden. Wenn eg ihm „gefiele, zur Stillung der Bewegungen und Unruhen in Peru niche die Sanftmurh und „Gnade, die ihm Gott einzugeben beliebet hat, fondern die Strenge und die Macht „der Waffen anzuwenden: fo würde er vielmehr noͤthig haben, feine Klugheit und Mä- „Bigung zu Rathe zu ziehen, daß er nicht eine gar zu große Anzahl Truppen dahin „ſchickete, welche den Untergang des Sandes verurfachen würden, als ſichs ſhwer wer- „den zu faffen, daß er ihrer genug dahin fihickere. Sie müffen auch in Betrachtung „ziehen, daß fünftig alles ein ganz anderes Anſehen gewinnen wird, Bis itzo find alle „diejenigen, die fich mit ihnen vereiniget haben, durch ihren eigenen Nutzen dazu ger „trieben worden. Ein jeder fah den Blaſco Nugnez als feinen eigenen Feind an, wel- „cher denjenigen, die nicht feinen Abfichten beytraten, an ihre Güter und ſo gar an „ihr Seben wollte, Sie fonnten ſich alfo nicht entbrechen, zu Ihnen zu treten, weil „fie es zu ihrer Vertheidigung für nöthig Hielten. Sie macheten ihre Sache zu der Ih⸗ „rigen; und dieſer Bewegungsgrund konnte Ihnen für ihre Ergebenheit gut fügen, „Ißtzo aber, da ihr Leben durch die allgemeine Verzeihung, bie ich in Händen habe, „ficher und ihre Güter durch die Wiederrufung der Verfügungen gedecket find: ſo koͤn⸗ „nen Sie leicht urtheilen, daß fie an dem großen Monarchen, defien Befehle ich mit⸗ „bringe, gar Feinen Feind fehen, fondern vielmehr ihren natürlichen Freund, ihren »Defhüger und Oberheren fehen werden, dem wir insgeſammt Gehorfam und Treue oſchul⸗ in America, VI Buch II Cap. 201 ſchuldig find, In der That, dieſe Verbindlichkeit wird mit uns gebohren. Sie Del Gaſca. kommt durch eine wirkliche Erbfolge von unſern Vaͤtern, Großvaͤtern und allen un-⸗ 1546. „fen Voraͤltern ſeit mehr als dreyjehnhundert Jahren auf uns, da fie uns das Bey⸗ ſpiel Davon gegeben. Erwaͤgen Sie, mein Herr, daß in der Verfaſſung, worinnen „Sie fhon find, daß bey dem Saufe, den die Sachen unfehlbar Fünfrig nehmen wer⸗ „den, Sie ſich auf feinen Menfchen mehr verlaſſen Fönnen, Wenn Gie das Unglüd „haben, eine fehlimme Partey zu ergreifen: fo werden Sie fih in der unaufhörlichen MNothwendigkeit befinden, aus Furcht, aus Mistrauen gegen afle Welt, gegen Ihre „Sweundefeldft und gegen Ihre Anverwandten, auf Ihrer Hut zu ſeyn. Sind unfere „Väter ; unfere Brüder, unfere verfrauteften Freunde nicht mehr verbunden, den Geſe— „gen eines guten Gewiſſens zu folgen, als allen natürlichen Regungen des Geblütes und „ber Freundſchaft? Wie es alfo gewiß ift, daß man ein 'geheiligtes echt Übertritt, „daß man fein Gewiffen verleger, und feine Seligkeit in Gefahr feget, wenn man ſich wider. die rechtmäßige Gewalt auflehnetr fo ift es auch eben fo gewiß, daß „ung Fein Band der Freundſchaft und Anverwandſchaft berechtiget, die Partey eines „Aufrührers zu ergreifen. Haben wir nicht bey den verfchiedenen Empoͤrungen in Spa- ‚„nien gefehen, daß die Betrachtung diefer Pflicht alle andere überwog? Sie haben noch einen Bruder, mein Here, welcher ein herzhafter Mann iſt, und fich ohne Zwei⸗ Ffel mehr für verbunden achten wird, feine und feiner: Familie "Ehre zu erhalten, als Ihren Meynungen zu folgen, wenn ſie nicht aufrichtig find. Ich kann kaum glauben, „daß er, um feine Treue zu rechtfertigen, und den Schanöflef abzuwafchen, womit Sie Ihr Geblüt befudeln würden, nicht ihr größter Feind’ werden und vielleicht am eifrig« „ften die Gelegenheit fuchen follte, fie zu ftrafen, Wir Haben vor furzem dergleichen Beyſpiel an zweenen fpanifchen Brüdern gefehen, wovon ber eine zu Rom wohnete, „wo ihm das Gerücht meldete, fein Bruder, welcher in Sachfen wäre, bäfte die lu— „eberifche Neligion angenommen, Er wurde fo lebhaft von: einer Untreue geruͤhret, „die er feiner Familie fire ſchimpflich hielt, daß er den Entſchluß ergriff, folcher ſchleu— „nig abzuhelfen. Er verließ alfo Rom, gieng nach Deutfchland ab, in der Abjicht, „alles zur Bekehrung feines Bruders anzuwenden, und ihn zu tödten, mofern es ihm „nicht gluͤckete. Sein Unternehmen wurde ausgeführet, wie er es befchloffen hatte, Nach⸗ „sem er vierzehn bis zwanzig Tage auf die Ausübung feines Eifers vergebens gewandt „hatte: fo'tödtete er dieſen unglücklichen Bruder, ohne weder durch die Stimme der Natur, „noch durch Die Furcht felbft, fein eigenes Leben in einem Lande zu laffen, deſſen Einwohs „mer fih zur Rache verbunden zu feyn glauben Eonnten, zurüc gehalten zu werden 2). Schließen Sie hieraus, mein Herr, daß der Trieb zur Ehre bey rechtſchaffe— „men deuten fo ſtark ift, daß er auch die Liebe zum. geben felbft überwiegt; und bedens „een Sie, daß Ihr Bruder aus weit ftärferm Grunde ſich weit mehr verbunden ers „achten wird, fein Leben und feine Güter dadurch zu erhalten, daß er den Gefegen der „Ehre foiget, als fih der Gefahr auszufegen, fie zu verlieren, wenn er fich für Sie er» klaͤret. Bedenken Sie auch noch, daß diejenigen, bie bis igo am meiften Ergebenbeit „für Ihre Partey gehabt haben, wenn fie ohne Zweifel als die Strafbareften angeſe⸗ Men „beit 2) Steidan erzaͤhlet diefe Begebenheit im XVIL Spanier Habe feinen Bruder durch einen Meuchel⸗ Buche ſeiner Geſchichte: er giebt aber vor, der woͤrder umbringen laſſen. Allgem. Reiſebeſchr. XV Band. Cc 202 » Reifen und Eutdeckungen De la Gaſca. „ben werben, leicht erkennen moͤchten, daß das einzige Mittel, Gnade zu erhalten, und. 1546, „ſo gar eine Belohnung zu verdienen, ſeyn wiirde, dem Könige einen anfehnlichen Dienſt, „entweder wider Ihr Beſtes, welches fie verfaffen haben; oder. auch wider. Ihre Perſon „zu leiſten. In was fuͤr Unruhe wuͤrden Sie leben, wenn Sie feinen-fichern. Freund, „mehr. hätten, und alle Ihre Achtſamkeit dahin gehen müßte, daß Sie ſich vor allen den- „jenigen in Acht naͤhmen, die Sie um fich herum fehen würden. - Bergebens würden ſich „ſolche bemühen, Sie durch ihre Eidſchwuͤre, unbeforge zu machen, welche nur. ſchwa—⸗ „che Dürgfihaften find, weil ſie ſolche ohne sein neues Verbrechen ‚nicht wurden hun. „koͤnnen, und es nach dem Ungluͤcke, ſolche gethan zu haben, das größte Ungluͤck noch, „iſt, fie zu beobachten. Setzen Sie hinzu, daß Ihre großen Güter noch eine andere „Urſache zur Unruhe für Sie werden muͤſſen. Denn fo wie die Menſchen befchaffen. „find; follte da die Hoffnung, einigen Tpeil davon zu erlangen, nicht binfänglich ſeyn, „eine große Anzahl zu bewegen, fich wider Sie zu erklären? Bedenken Sie endlich, in „was für Gefahr Diejenigen feyn werden, die fich von der Verzeihung wollen ausfchlie- „pen laffen , welche Seine Majeftärallen Einwohnern in Peru gern ertheilen wollen; „da unterdeffen diejenigen, die folche angenommen haben, ‚aller ihrer Vortheile mit fo weniger Unruhe als Gefahr genießen werden. I - | » Sch erfuche Sie, alſo, mein Herr , inftändigft, alles dasjenige, was ich geſchrie⸗ „ben habe, aufmerffam zu erwägen. ' Ziehen Sie dabey auchı Die Frucht des: Eifers „mit in Ueberlegung , den Sie, für das Land und: feine Einwohner, ſo wie ich glaube, „daß Sie geſollt, bezeuget haben, Wenn Sie io etwas beytragen, daß die Unruhen „aufhören: ſo werden Sie ein unfterbliches Recht auf. die Erkenntlichkeit aller Spa— „hier in Peru erhalten, welche ihnen die- völlige Verbindlichkeit haben werden, daß „Sie ihre Gerechtfamen gehandhabet, daß Sie ihr Bitten geneigt anhören laffen , daß „Sie bie Vollſtreckung der Verfügungen aufgehalten, und endlich daß Sie von Sei: „ner Majeftät einen Minifter erlanget Haben, welchem ausdrüclich-aufgetragenworden, „benen Uebeln abzubelfen, worüber Sie ſich beflageten. Eine jede andere Paitey hin- „gegen wird Sie um das Verdienft eines ſo großen Dienftes beingen; weil Sie die „Unruhen, nachdem Sie dasjenige erhalten haben, was Sie für das gemeine Befte „noͤthig erachtet, niche Fönnen Dauren laffen, ohne daß Sie Gelegeuheit geben, zu urtheilen, ‚ „Sie hätten das gemeine: Beſte wenig in Erwägung gezogen, "und wären nme bedach „gewefen, Ihrem Geijze oder Ihrer Ehrfucht ein Genügen zurleiften. Würden dar- „auf die Einwohner in Peru nicht Urfache haben, Sie als ihren Feind anzufehen, der „fie zu beftändigen Mühfeligkeiten und Beſchwerlichkeiten verdammere ‚ der fie ſtets „in der Furcht und Gefahr erhielte, ihre Güter und ihr Leben zu verlieren, der ihnen „bie Gelegenheit raubete, Die ihnen ein gnaͤdiger König anbeut; ſeine Wohlthaten ru⸗ „hig zu genießen? Sie wuͤrden mehr) Hafauf Sie werfen müffen ‚als auf ven Blaſeo „Nugnez von Bela; weil fie bey eben der Furcht wegen ihres Vermögens und ihres „Lebens, auch in Furche ſtehen müßten, ihre Seele bey dem Aufruhre zu verlieren, „wozu Gie diefelben wider ihren rechtmäßigen Dberheren verleiten - würden, Diefer „Krieg, den Sie, mein Kerr, unternehmen würden, zu führen, würde Seine Ma- „jeftät vermögen, eine große Anzahl Truppen nad) Peru gehen zu laffen; und folglich würde Ihnen alles das Uebel zur Laſt geleget werden, was daraus gewiß kommen „wuͤrde. Seyn Sie verſichert, daß ſolcher Sie verabſcheuungẽ wuͤrdig, vornehmlich | Fr me % in America. VIBuh. IC 203 ben reichen Perſonen, bey Kaufleuten, bey denen, welche große Guͤter beſiten, deren De la Gaſca. „Anzahl wie man weis, ſehr groß iſt, machen wuͤrden. Was diejenigen ſelbſt betrifft, 1546. „die weder Güter, noch Beſtzungen haben, würde man ihnen nicht auch das groͤßte „Uebel verurfachen, das fie nur befürchten koͤnnten? Denn ohne von dem Tode, denen Wunden und der Strafe zu reden, womit fie würden bedrohet werden, ift es nicht '„augenfcheinlich, daß alle "diejenigen, welche dieſer Gefahr entgiengen, die Hoffnung verlieren wuͤrden, welche fie eine fo lange und fo beſchwerliche Neife Bat thun laſſen? „In Ermangelung der Eintheilungen, die ſchon gemacht find, verfprechen fie fich durch „nee Entdeckungen etwas zu gewinnen, in der Abficht, reich wiederum nad) Spa- „nien zurück zu kehren, oder in dem Sande anftändig zu feben, wohin fie gefommen „find. Anſtatt daß fie fich ihrem Endzwecke nähern ſollten, fo entfernen fie fich viel- „mehr Davon, wenn fie in diefen bürgerlichen Kriegen dienen ; weil fie fo wenig Vor— „fbeil von ihren Dienften ziehen, daß, wenn fie in ihr Vaterland wieder zurückkehren woll⸗ „een, Die meijten verbunden feyn würden zu betteln, um ihr Faͤhrgeld bezahlen zu „koͤnnen. „Vielleicht halte ich mich weitlaͤuftiger hierbey auf, als es noͤthig waͤre. Ein „Chriſt, ein weiſer und, ebrlicbender Edelmann, der fo, wie Sie, dem ‚Lande gewogen iſt und fein eigenes Beſtes kennet, findet one Zweifel in fich felbft hinlangliche Bewe— „gungsgründe, ihn zu feiner Pflicht anzubalten. Glauben Sie auch nicht, mein Herr, „daß meine Vorſtellungen von einigem Zweifel, oder von einigem Mistrauen gegen „Ihre Religion,. Ihre Großmuth, und Ihre Unterthänigfeit gegen den König her— „rühren. Diefes find Eigenfchaften, die Ihnen Ihr Ruhm beyleget; und ich habe mir „eben daher das Necht angemaßet, mit vieler Freymuͤthigkeit an Sie zu fchreiben, und „dieſes um fo viel mehr, weil ich nicht allein als ‚ein Chriſt, der feinen Nächten lieben „muß, fondern auch als ein Menſch, der fi) Ihren Diener nennet, und Ihre Freund- „(haft wünfcher, als ein Minifter, welchem der Wille unfers gemeinfchaftlichen Heren „anbefohlen. iſt, Ihren und Desjenigen Landes Vortheil zugleich begehre, worinnen Sie fich ſo viel Ehre erworben haben. Der Himmel ift mein Zeuge, daß ich mir bey dem, was „mir aufgetragen iſt, nur die Ehre Gottes vorfeße, wenn ich den Frieden, welchen fein „Sohn, unfer Heiland, den Menfchen fo fehr anbefohlen hat, den ſchuldigen Gehorfam „gegen. die Befehle des Dberheren, den Mugen und Die Vortheile des Nächften, ſowohl für „Sie, mein Herr, als für alle Einwohner von Peru und diejenige weile Verwaltung, bes wirke, Die zur Gluͤckſeligkeit in diefem und dem Fünftigen Leben führe, Ich kann Ih⸗ „nen ganz aufrichtig ſagen, daß diefe Zuneigung und diefer Eifer, wovon. Sie bier die Ausdruͤckungen leſen, mich zu Ihrem Fürfprecher bey den gegenwärtigen Angelegenheiten ö ‚ge acht, und mich, bewogen. haben „meer Sorge noch Mühe zu fparen, um Ihnen mei: „ne eifrigen Dienfte zu leiten, Mein geben felbit ſoll zu Ihrem Vergnuͤgen und Ihrer „Ehre nicht gefehonef werden. Wenn ich dasjenige erhalte, was ich verlange; fo werde „ich meine Muͤhe für wohl angewandt halten, und vergnügt wieder nad) Spanien zurück „eehren, Wo nicht, fo werde ich mich wenigftens mit dem Zeugniffe tröften, das ich mir zuverbe geben Können, daß ich Als ein Ehriſt, der nach feinem Gewiſſen handeln will, als „ein getreuer Unterthan, der den Defehlen feines Herrn gehorchen muß, als ein rechtſchaf⸗ fener Menſch, dem die Menſchlichkeit allein die Begierde wohl zu thun, einzuflößen ver⸗ Moͤgend iſt, alle meine Kräfte dazu ee babe, ¶ Da ich diefe beſchwerliche ts A : er uͤber⸗ 2 Reiſen und Entdeckungen De la Gaſca. „übernommen habe: fo habe ich mir zu meinem Troſte tauſendmal wieder vorgeſtellet, daß, 1546, „wenn es fich ereignen follte , daß ich dabey mein Leben verlöre, ich in der Ausübung mei— „ner Pflicht , gegen Gott, gegen meinen Oberheren , gegen meine liebften Nächften, welche „meine Mitbürger find, fterben würde, Sch erkuͤhne mich alfo, hinzuzuſetzen, daß meine „Gefinnungen von Ihrer Seite, mein Herr, und von Seiten: aller Einwohner in Deru, „ein wenig Erfenntlichfeit verdienen; und ich verlange zur Bezeugung diefer Regung nur „den Frieden, die Neigung zur guten Ordnung, als den Sold für meinen Eifer, und für „alle meine Befehwerlichkeiten, „Ich erſuche Sie inftändigft, mein Herr, mein Schreiben "einigen vernünftigen und „gottesfücchtigen Perfonen mitzutbeilen. Es Fann Feiner andern Derfonen Gutachten nuͤtz⸗ „licher und ficherer feyn ‚weil ihre Bewegungsgründe nicht verdächtig feyn können. . Gott „bedecke Sie, mein Herr, und alle, die um Sie find, mit feinem Schuge! Er gebe Ih— „nen bey dieſer Gelegenheit die zu Ihrer Seligkeit noͤthigen, und zur Erhaltung Ihrer Eh- „re, Ihres tebens, und Ihres Vermoͤgens gemäßen Gedanfen ein; kurz, er höre nicht „auf, Ihre erlauchte Perfon in feine Obhut zu nehmen, Peter de la Gaſca. Zu „Panama, den zöften des Herbftmonates 1546, Berlegenheit Pizarro war feit wenigen Tagen zu Los Reyes angelanget, als er dafelbft vom Hi- des Pizarro u. nojofa die erften Nachrichten von des Präfidenten Ankunft erhalten hatte, Sie hatten ihn ger. Sie ſchicken Man ernannte fo glei feiner Anhaͤn⸗ in eine Unruhe gefeget, welche er feinem Rathe mitgetheilet hatte; und es zeigere fich folche in allen ihren Berathſchlagungen. Anfänglich hatte man darinnen vorgefchlagen, fich den Präfidenten vom Halfe zu ſchaffen, und ihn durch öffentliche oder heimliche Mittel toͤdten zu laffen, Andere wünfcheten, daß man ihn möchte vermögen koͤnnen, eiligft nach Peru zu fommen, weil er gezwungen feyn würde, alles zu bewilligen , was man von ihm fordern würde, wenn er ohne Zuräftung und ohne Bedeckung ankaͤme. "Man feßete hinzu, wenn er fich hartnäckiger Weiſe weigerte, fo koͤnnte man ihn lange Zeit durch mancherley Bor: wand aufhalten, als z. E. man wollte die Abgeordneten der Staͤdte zuſammen kommen laffen, um fich wegen feiner Aufnahme zu berathſchlagen; da die Entfernungen in Peru fo groß wären, fo würde man die Verſammlung leicht fich in die Länge ziehen laffen ; unter der Zeit koͤnnte man ihm das Eyland Puna zu einer Wohnung anweifen, und eine gute Waz che geben, die ihn verhindern würde, nach Hofe zu fihreiben, und mit der Zeie wuͤrde man andere Anfchläge faffen fonnen. Das am meiften gemäßigte Gutachten war, ihn wieder nach) Spanien zu ſchicken. Indeſſen wurde doch rach folder Verwirrung der alte Ent: ſchluß, einige- Abgeordnete im Namen des ganzen Königreiches an Seine Majeftär zu ſchicken, um ihr den Zuftand, und was nöthig wäre, vorzuſtellen, mit allgemeinem Bey⸗ falle wieder vorgenommen, AN RAR ch die Abgeordneten, welche der Biſchof zu Los Rehes, der Abgeordnete Biſchof zu St, Martha, Aldana, der Provincial der Dominicaner, und Comes von nach Spanien. Syfig, des Pizarro Haushofmeifter, waren. ° Sie ſollten nicht allein Huͤlfemittel wider T die a) Es wuͤrde eine noch groͤßere Unvorfichtigkeit unterwegens, oder zu Panama zu vergeben., Die: geweſen ſeyn, wenn man ihnen, im. Falle ſich der fes verficherte man damals, faget Zarate, im: VE Präfident nicht aufhalten wollte, den Befebl am Buche, g Cap. Gomara giebt vor, diefer Befehl vertrauet hätte, ſich feiner Perfon zu bemächtigen, waͤre dem Hinojoſa in einem Briefe, jedoch noch ihn nach Los Reyes zu führen, oder ihm entweder erſt mit einem andern Befehle geſchickt, welcher . 39 ihm in America VI Buch. I Cap. Ber bio Uebel in Peru verlangen, fondern auch im Namen aller Städte zu verftehen geben, es Dela Gaſca. fände fich kein anderes, als daß Die Statthalterſchaft dem Pizarro noch ferner gelaffen „und ‚1546, vornehmlich. die legte Schlacht und der Tod des Unterföniges von St. Majeſtaͤt gebilliget * ‚würden, wobey fie alle Schuld auf die Heftigkeit eines Mannes fchieben ſollten welcheruns · terdeſſen, daß man die Befehle des Hofes ehrerbiethigft erwartete, mit den Waffen in ber ‚Hand zurückgefommen war , und angreifen wollte, Es wurde ihnen auch aufgetragen, -fih zu Panama zu erkundigen, was für Macht und Gewalt der Präfivent ‚hätte, und ihn durch inftändigftes Bitten zu vermögen, daß er ſeinen Eintritt in Peru „bis zu. ihrer Zus ruͤckkunft verfchöbe. | nie dran Due und Zarate beobachter, man koͤnnte dem Pizarro und feinen Raͤthen eine große Unvor- Betrachtung fichtigfeit bey ver Wahl ihrer Abgeordneten vorwerfen, weil außer dem Solis nicht einer Über deren Er⸗ Darunter geweſen, der ihnen nicht hätte verdächtig feyn follen; und daß ber Provincial fic) waͤhtung.⸗ inebefondere fo gar in feinen Predigten wider ſie erklaͤret gehabt a), Allein, dieſe Wahl RN war, nach eben dem Gefehichtfchreiber, fo zu fagen, nothwendig. Da alle Spanier im... .u55 =. ganzen Lande an den vorigen Bewegungen Theil gehabt: fo fanden fich feine andere, wel⸗ ehe fich getraueten, die Neife nach Spanien zu unternehmen, und fih vor den Augen ei nes Herun zu zeigen, von dem fie nichts andeus, als Zuͤchtigung, zu erwarten hatten, Ueber diefes zog Pizarro ſehr wohl in Betrachtung, daß, wenn fein Vertrauen hintergan⸗ ‚gen würde, das iſt, wenn Diejenigen auf die er ſolches zu ſetzen ſchien, ſich wider ihn er- klaͤreten, ſo wuͤrde er noch einen Vortheil dabey finden, daß er ſich vier Feinde vom Halſe geſchaffet, deren Rang und Anſchen fie vermögend macheten, feinen Abfichten fehr zu ſcha⸗ den. Aldana , welchem er am wenigften mistrauete, reifete zuerft ab. Cr hatte Befehl, von allem demjenigen, was er zu Panama entdecken koͤnnte, eiligſt Nachricht zu geben; und da er bos Neyes im Anfange des Weinmonates verließ: ſo Eonnte er ihm dieſe Nach: richten vor Dem Ende des Jahres geben. Die Bifchöfe und der Provincial veifeten'wenig Tage darnach ab. nat rare RR Aldana hatte Briefe vom Pizarro und feinen Hauptleuten , welche meiftentheils fo wenig ehrerbiethig 5) gegen den Präfidenten und folglich gegen die koͤnigliche Hoheit abge: Faffer waren, daß er bey dem Enefchluffe, Den er Hatte, an dem Srieden zu arbeiten „nach dem er zuerft ein Benfpiel von feiner Schuldigkeit gegeben, die Partey ergriff, folche zu, zer— reißen. Als er zu Panama angekommen war, fo ftieg ex bey feinem Anverwandten und Sreunde, Hinojefa, ab, mit welchem er fich nicht erft fange unterreden durfte, um von den Gefinnungen des Hofes, und dem, was dem Praͤſidenten aufgetragen worden, unterrichtet zu werden, ° Hinojoſa, welcher fie wußte, ‚und nur noch gus Bedenklichkeit Ehren halder gezaudere Hatte, fich zu erfläven, ſtund, als er die uͤbeln Willensmeynungen bes. Pizarto vernahm meht langer an, diejenige‘ Unterkhänfgteie zu bezeugen, die er den Befehlen des Königes ſchuldig zu feyn glaubete, „Sie entſchloſſen fich alſo beyde gleich den Er unterwirft folgenden Tag, den Praſidenten nicht allein” zu erferinen, ſondern ſich auch deſſen, mas ſich dem Pra⸗ ihm aufgettogen, dem Praͤſdenten erſt funfzig tags, vornehmſt en Einwohnern zu os Neyes in fo ſar⸗ fend Gelteaftilfanen amzubiethen, wofern er wieder, ken und, heftigen, Äusdruͤckungen ſchreiben laſſen, nad) Spanier zutüdffehren wollte: V Su Eap Daß moan fie mit Rechte Abermüchig umd unver⸗ ſchaͤmt nennen könnte, Am angef Orte. Zarate ſaget, Pizarro habe ſolche von denn 1 Bee Entdeckungen De la Bafen. ihm aufgetragen worden, oͤffentlich anzunehmen, bloß mit Borbehaltung ihrer guten Dien⸗ —— ſte, ‚um ihr altes Oberhaupt, und die Partey die fie verließen ‚- eben: dieſen Abſichten fidenten nebfe friedlich beytreten zu laſſen. Sie begaben ſich zuſammen zum la Gaſca, welcher darauf Hinojoſa. keine weitere Schwierigkeit mehr machete ;' ihnen den ganzen Umfang ſeiner Vollmacht zu eröffnen; und da ihnen die Maͤßigung felbft , deren er ſich bedienet hatte, keinen Zweifel wegen feiner friedlichen Geſinnungen mehr uͤbrig ließ; fo verſprachen ſie ihm in feinen Haͤn⸗ denkeinen andern Befehlen meht zu folgen als den feinigen. Die beyden Biſchoͤfe, der MProvincial und Solis ſelbſt melchesfaft eben ſo bald aukamen verbanden ſich mit Freu: den eben dazu. Da ſich auch endlich die Befehlshaber, die Soldaten und Marrofen von der Flotte nicht ſehr hatten. bitten laſſen, dieſem Beyfpiele zu folgen: fo kam Panama und ganz Goldcaftitien glücklich wieder zum Gehorfame, —* Der Pꝛaͤſident ¶ Obgleich des Praͤſidenten Neigung zum Frieden aufrichtig war, under ungeachter ſchicket vier derer Nachrichten, Die er von den. Abgeordneten erhalten hatte, noch inicht an dem guten She Ned Erfolge ſeines Briefes verzweifelte:-fo glaubete er doch nicht, daß er auf die Antwort des — — Pizarro warten duͤrfte, um ſich eines Theiles ſeiner Vortheile zu bedienen. Man ließ ihn befuͤrchten, ein gar zu langer Verzug moͤchte denjenigen, die ihm Hinderniſſe erwecken woll⸗ ten, Zeit laſſen, Zuruͤſtungen zu machen, wovon er ftets einige Verdrießlichkeit haben wuͤr⸗ de; ohne zu gedenken ‚daß viel. daran gelegen zu feyn ſchien, Durch ‚glückliche Anfcheinun: gen. diejenigen aufzumuntern, welche zwar zum ‚Dienfte des Königes wohl geſinnet wären, aber fich doc) nicht unterſtuͤnden, ſich zu erElären, fo lange fie wegen. der Entſchließungen des Pizarro ungewiß ſeyn wuͤrden. So ſtarke Gruͤnde bewogen den Praͤſidenten, vier Schiffe ausruͤſten zu laſſen, auf welchen Aldana Palomino, Mlanes und Mexia Befehls⸗ haber wurden, um an den Kuͤſten von Peru herum ‚zu fahren, und diejenigen aufzuneh⸗ men, die es nicht verſchieben wollten, Die Partey ihrer Schuidigkeit zu ergreifen... Bey einer allgemeinen Mufterung wurden alle Fahnen dem, Präfipenten: zugefteller;, der fie auf der Stelle eben den Befehlshabern wieder gab, wobey er den Hindjofa zum Generale aller Truppen, im Namen Seiner Majeftät, ernannte, wie er es fuͤr den Pizarro geweſen war. Er ließ auf die vier Schiffe dreyhundert Mann gehen, und nahm. viel Abſchriften von dem Foniglichen Beſtallungsbriefe, und der allgemeinen. Verʒeihung mit ſich . Der Provincial der Dominicaner, ein Mann vo Ri pea en ei, ehl „ven, Aldana zu. begleiten , in der Hoffnung, der R f von feinem erftande und er jenigen beivegen Fönnen , Die noch bey fich zweifelten, was für eine Parten er ergriffen hätte, Zu gleicher. Zeit wurde Johann von Mendoza nach Neufpanien mit. Briefen an den Un- terfönig, Don Anton von Mendoza „.Jeinen Anverwandten, Don Balthaſar nad) Gua⸗ timala und Nicaragua, und andere hach der. Snfel Hipaniola und.den, andern- fpanifchen Niederlaſſimgen gefchickt ,. ‚um. dem Beyſtand daraus zu ziehen, deſſen Nothwendigkeit u. Man voraus zu ſehen anfing. — rt \ Pharro erhaͤlt Indeſſen war Paniaga mit den Briefen des Praͤſidenten zu Tumbeʒ angekommen, des Präfiden- yon da er ſich nach St. Miguel begeben hatte. Billalobos , welcher in diefer Stade Bes ten Schreiben. fehlshaber war, ließ ihn anhalten, und nahm ihm feine Brieſſchaften ab, die er eiligft durch den Befeh shaber zu Trupilo, Diego von Mora, nach Los Rehes ſchickete. Phatro Hatte fie nicht ſo bald erhalten, als er einige Mannfhaft von feinen Seuten abgehen lief, um den Pantaga zu ihm zu hohlen, mit dem Befehle, ihm alle Art von Gemeinfchaft mit jemanden unferwegens zu unterfagen. Bey feiner Ankunft that er verſchiedene Fragen an ihn in America. VI Bude U Cap. 202 ihn in einer Verſammlung aller feiner, Hauptleute; und ohne fich wegen ſeines Auftrages zu DelsGafeas erklaͤren, gab er ihn in die Haͤnde des Cepeda, nachdem er ihn verſichert hatte, es Tolle 154%: ihm deswegen, Daß) er des Praͤſidenten Briefe uͤberbracht haͤtte, nichts Leides wiederfahren woferm er / aber bey ſeinem Aufenthalte zu Los Reyes Die geringſte Unterhandlung, entweder, heimlich oder öffentlich, vornaͤhme, fo wuͤrde es ihm den Kopf koſten a... Gomara machet uns eine etwas andere Erzählung davon, „Peter Fernandez, faget „er, ohne ihm den Zunamen Paniaga zugeben , kam .in der Stadt Los Reyes an, und ;überreichete feine Briefe Dem Pizarro zu einer: Zeit, da er ihnm allein ſah. Pizarro fuhr „ihn mit rauhen Wortenian, und Hieß ihm nicht, fich niederfegen; worüber Fernandez bö- ;fe wurde, Pizarro ſchickete hin , und ließ den Cepeda rufen, weil der Hauptmann Carva- z;jal noch nicht wieder von Charcas zurückgefommen war ; um ihm die Briefe zu zeigen. „Eepeda, der den einen vollen Berdruß, und den andern voller Zorn fand, ließ den Ser: mandez fich niederfegen „und-tadelte den. Pizarro, welcher ihm in Sachen antwortete: ich „ſchwoͤre es Ihnen, ich babe mic, ſo geaͤrgert, daß ich nicht weis wie, weil er zu mir. fa- „gefe, dasjenige, was wir angefangen haben, werde nicht leicht gelingen koͤnnen. Nach— „dem fich Eepeda einige Zeitlang mit ihnen wegen diefer Angelegenheiten unterredet-hatte : „ſo gieng er fort, nahm den Fernandez mit ſich, und. legete ihn in das Haus des la Ni: „viere, wo er fehr gut bewirthet wurde . Er gab ihm Pferde zum Rennen, weil er ſehr „germreiten, und fich oft damit herum tummeln mode; 4). ai — > Einige Tage darnach ſtel ete man ihm eine Antwort an den Präfiventen zu, und ers, Antwort dev Taubete ihm die Freyheit, abzureifen. Diefer Brief war im Namen aller Befehlshaber Andänser des des Pizarro abgefaflet, und wurde von mehr, als ihrer fechzigen, unterzeichnet, an deren, Puarro. Spige Cepeda war, Da wir des Präfidenten Schreiben mit beygebracht: fo Dürfen: wir, aud) dieſes unfern Leſern nicht vorenthalten. Es war ungefähr fo, abgefaſſet: * AHochgeehrteſtee Hern / il arm IR als Bi et Aus bes Feldbauptmannes,, Peters von Hinojoſa Schreiben, haben wir Dero An⸗ „kunft, und den guten Eifer vernommen, welchen Sie fuͤr den Dienſt Gottes, des Kai— „ſers und fuͤr das gemeine Beſte dieſes Landes tragen. Wenn Sie zu einer Zeit gekommen „wären, da ſich noch nicht ſo viele Dinge ereignet hatten, als man nachher in Dielen Lan— „den ſeit der Ankunft des Blaſco Nugnez de Bela geſehen hat: ſo wuͤrde es uns ſehr lieb „geweſen ſeyn; und wir wuͤrden dafuͤr gehalten haben; daß ſich alles noch beſſer befinden „wuͤrde. Machdem aber fo viele Mordthaten und Schlachten unter ung andern, die wir „noch leben, und unter denen, die todt find, vorgefallen: fo glauben wir nicht, daß De— „ro Ankunft in diefen Konigreichen ficher für das Land ſey, fondern halten vielmehr gegen- „theils dafür, daß fie die Urfache ſeyn koͤnne, alles übrige vollends zu Grunde zu richten. 5 Diefer Urſache wegen ift keiner der Meynung, daß Sie noch weiter herein fommenz und „wir · wiſſen wicht, wie wir demjenigen das Leben retten koͤnnten, welcher das Gegentheil ſa⸗ „gen wollte , wenn auch gleich unſer Statthalter, Pizarro, von feiner Partey wäre. Nach , „der Berathſchlagung und Uebereinftimmung aller, ſchicken alle diefe Königreiche Anwaͤl— „bean den Kaifer, unfern König und Heren, mit völliger Belehrung von allem, was bis= - „ber feit des Blako Nugnez Ankunft gefchehen iſt. Dadurch thun fie augenſcheinlich ihre „Unſchuld und Rechtfertigung und den Fehler amd Stolz des Blaſco dar, welcher ee e) Zarate VI Buch 10 Cap. ) Gomara V Bud, 70 Cap. 208 Reifen und Entdeckungen De la Bafea. „ber der Appellation beruhen wollte, die man ihm, wegen Ausführung der Verorbnungen 3346 „überreichte, fondern fie mit aller Strenge vollſtreckete, und anftate der „Gerechtigkeit v7 Reiog führete, und Gewalt brauchete · Sie bitten den Kaiſer, dem Herrn Gonzales Piz „zarro die Statthalterfchaft von Pern zu beftätigen , wie er fie itzo wirklich har, weil er fie „wegen feiner Tugenden und Berdienfte verdienet, indem er von allen geliebet, und für eis „nen Vater des Baterlandes gehalten wird. Er erhält die Königreiche in Friede und Ge— „rechtigkeit, nimme den Fuͤnftheil und die Abgaben für den König in Acht, und regieret „mit einer fich lange erworbenen Erfahrung ;' welches’ein anderer in langer Zeit nicht würz de thun können; und unterdeſſen würde das Wolf großen‘ Schaden und Verluſt leiden, „Wir verfprechen uns, es werde uns der Kaiſer diefe Gnade erweiſen, weil wir niemals „unterlaffen haben, ihm Dienfte zu leiften, mas für Unorönungen, Empörungen, und grimmige Kriege aud) durch feine Nichter und Statthalter entftanden find, welche feine Schaͤtze geplündert, und feine Einkünfte genommen ‚und verzehret haben. Wir hoffen „auch, daß er alles dasjenige billigen werde, was wir zu unferer Vertheidigung gethan „haben ; und daß er es nicht übel nehmen werde, daß wir bey unferer Appellation behar— ret ſind. Es finder fich Feinerunter ung, der ihn um Gnade und Berzeihung bittet, Wir „haben auch nichts verbrochen, fondern vielmehr Seiner Majeftät dadurch Dienfte gelei- „ftet,, Daß wir unfer Recht erhalten, wie es deren Gefege erlauben. Wir verfihern Sie „unferer Seits, daß, wenn auch Franz Pizarro, den wir überaus fehr lieben, von daher, 2 „fo wie Ste, wieder zurückgefommen wäre, ſo wuͤrden wir ihn eben fo wenig, als Sie, „iveiter hereingelaffen haben, oder wir hätten erſt alle todt ſeyn müffen ; denn in dieſen Lan⸗ „den machen wir uns nicht viel daraus, unfer Leben zue Erhaltung der Ehre zu wagen, „wenn e8 auch gleich nur wegen geringer Sachen iſt; daher werden wir es denn vielmehr „bey, diefer Sache wagen, wo es auf nichts weniger, als auf unfer Vermögen, unfere Eh» „te, und unfer $eben felbft anfomm., Wir erfuchen alſo Eure Herrlichkeit, un „des guten Eifersiund der wahren Siebe willen, die Sie ftets zu den Dienften! Gottes und „des Koͤniges gehabt Haben, und noch haben, daß Sie wieder nach Spanien zurückkehren, „und dem Kaifer von demjenigen Nachricht geben, was feinen Königreichen gut ift, wie Dero Klugheit ſelbſt einfehen kann, und daß: Sie nicht Gelegenheit geben, daß alles im EKriege fterbe , und wir die Indianer vollends umbringen, Die noch von den andern Kriez „gen übrig find; weil nach aller Meberlegung Fein anderer Vortheil herauskommen kann. „Der Hauptmann $ovenzo von Aldana ift abgereifet, wegen der Angelegenheiten diefer Koͤ— „nigreiche mie Ihnen zu unterhandlen. Sie können, wenn es Ihnen beliebt, allem demjes nigen Glauben beymeffen, was er Ihnen fagen wird, Les Reyes, den ıgten des Weinz „monates 1546 0). Many NPaniaga hielt ſich für fehr glücklich, Daß er noch) fo loskam; denn er wußte, daß man feinen Tod in Borfchlag gebracht hatte. Die beyden Briefe, welche er überbracht, waren ke dir von e) Gomara V Buch, 70 Cap. Die einzige ) Zarate am angef, Orte: Schwierigkeit bey diefem Briefe, der bey allen Ge⸗ g) Es ſcheint, dag im Grunde das erfte Schreiz ſchichtſchreihern faſt einerley iſt, beſteht darinnen, ben des Hinojofa das Verderben des Pizarro verurz daß Benzoni vorausſetzet, er fey dem Präfdenten ſachet habe, Gomara faget gerade herans, Hino⸗ - durch die Abgeordneten gefebickt worden, und daß joſa habe ihm veriprochen, die Abfichten des Praͤſi⸗ des Präfidenten feiner vor ihrer Abreife angefoms denten zu entdecken, wenn er auch noch fo fein, men. II Bud) 14 Cap. verfehlagen und geheim wäre, gute Anſtalt des⸗ in America. V Buch. I Cap. 209 vom Pizarto niemanden gewieſen worden, welcher fie nur für einen Befehl des la Gafca, De laGaſca. ihn aufzunehmen, ausgab, und von der allgemeinen Verzeihung nichts dabey ſagete. Er mar ganz entzuͤckt Darüber, daß er feine Anhänger in dem Enefehluffe ſah, dem neuen Mi- nifter des Hofes den Eintritt in Peru zu verfagenz und er machete fich oftmals das Ber: gnügen, fie nicht gar zu ehrerbiethig von dem Kaifer reden zu hören f). Er fchrieb darz 1546. auf an den Hauptmann Carvajal, welcher ftets zu Plata war, mit allem Gelde und allem Gewehre, das er fortbringen koͤnnte, zu ihm zu ftoßen. Puelles, Statthalter in Duito, und die andern Befehlshaber , erhielten Befehl, auf ihrer Hut zu ſeyn; nicht weil man ſchon wußte, was zu Panama vorgieng g), fondern Damit es ließe, daß man für Die Ruhe der Statthalterſchaft wachete, - Man hat von dem Hauptmanne Mugnez von Bela, dem Bruder des Unterfönigeg, gefager, daß er in Popayan gefangen genommen worden, und hernach in dem Gefolge des Pizarro geblieben, jedoch mit genugfamer Freyheit, weil man ihn fo gar auf die Jagd ge⸗ ben ließ, nachdem man ihn bloß erinnert, daß man auf alle feine Schritte und Tritte Acht haben würde. Es begegnete ihm zu dieſer Zeit eine Begebenbeit, welche feinen Tod ver- urfachete, ohne daß die Annäherung des Präfidenten etwas von ber Strenge feiner Feinde verminderte. Torre, ein Unterofficier, welcher aus des Unterföniges Dienften in des Pi— zarro feine getreten, und dadurch noch eben in keine beffere Umftände gerathen mar, hatte das Glück, in dem Thale Hica einen Graben) zu entdecken, wo die Peruaner vor Alters einem ihrer Gögen Gold und Silber opferten. Man giebt vor, er habe am Golde al⸗ lein über fechzig tauſend Thaler am Werthe daraus gehohlet, ohne eine große Anzahl Edel gefteine zu rechnen. Diefen Reichthum gab er in ein Francifcanerflofter in Verwahrung ; und da er in Anfehung feines Fünftigen Lebens neue Abfichten machete, fo fagete er zum P. Gardian in der Beichte, er wäre entfehloffen , wieder nach) Spanien zu gehen; er hätte fich aber vorzumerfen, daß er des Pizarro Partey ergriffen, und da er befürchtete, man fünn- te wegen feiner Aufführung Nachfrage Halten laſſen, fo wuͤnſchete er vor feiner Abreife noch erſt, Seiner Majeftät einigen in die Augen fallenden Dienft zu leiften, welcher ihm den Eingang in fein Baterland wieder eröffnen Fönntez er wäre entfchloffen, zu Schiffe zu ge- hen, und ſich mit feinem Gelbe auf eines-von den Fleinen Fahrzeugen zu begeben, welche in dem Hafen lägen, und ſchlecht bewachet wären; damit wollte er nad) Nicaragua gehen, wo er einige Soldaten anzumerben, und ein oder zwey Schiffe auszurüften daͤchte, um wi- der den Pizarro und feine Anhänger auf Streifereyen auszulaufen; es würde für ihn ſchon genug feyn, wenn er einigemale an den Küften von Peru an denen Orten ausftiege, wel che ohne Truppen wären, und bafelbft von feiner Unternehmung zu veden machete: da er aber gleichwohl wenig Ruf und Anfehen hätte, fo glaubete er, er müßte jemand fuchen, welcher die nöthigen Eigenfehaften zu einem Unternehmen von ber Art hätte, und fih zum Ober⸗ deswegen zu machen, und ihn bald hinrich⸗ ten zu laſſen, wenn er erfennete, daß er nicht dasjenige mitbrächte,, was allen gut wäre. Pizar⸗ 20, welcher fich auf diefes Verfprechen verließ, vers abfüumete die Anftalten zu feiner Vertheidigung . „Es ift ganz gewiß, ſetzet eben der Geſchichtſchreiber ginzu, daß, wenn Hinojoſa ihm gefthrieben haͤt⸗ „te, dem 2a Gaſea zu gehorchen , er folches würde Allgem, Beiſebeſchr. XV Band. „gethan haben; anftatt daß er den Präfidenren nicht „achtete, fich die Zeit mit Schmaufereyen, Ringel „rennen, und andern Luftbarkeiten vertrieb, toben „er aber gleichwohl ſtets feine Pflicht that, was die „Regierung bettaf,,. V uch 67 Eapı .·.. bh) Somara faget mit mehr Wahrſcheinlichkeit in einem von den indianifchen Gräbern, Dd Begebenheiĩt des Hauptm. Vela und ſein od. 210 Reifen und Entdeckungen De la Gaſca. Oberhaupfe beffelben machen wollte; er Hätte die Augen auf den; Hauptmaun Bela, einen 1546. namhaften und erfahrenen Dfficier , geworfen, welcher ehrenhalber verbunden wäre, den Tod des Unterkoͤniges, feines Bruders, und einer fo großen Anzahl von feinen Anverwand: gen und Freunden, zu rächen , welche Pizarro elender Weife hätte umfommen laffen; er wollte ſich feiner Anfüheung überlaffenz kurz, es käme nur noch darauf an, daß maneini- ge Anhaͤnger des Unterkoͤniges, die zu Los Reyes waͤren, mit in ihren Anſchlag zöge, und fie bevegete, mit ihnen abzugeben. . Der Gardian eröffnete diefen Anfhlag dem Haupt: manne Vela, welcher ihn ohne Hinderniß billige, Judeſſen machete die Furcht vor einer Liſt, daß er einen Beweis von der Aufeichtigfeit des Torre wuͤnſchete. Solcher wurde ihm in Gegenwart des Gardians, durch einen auf dem Altare geleiſteten Eid, gegeben. Der gluͤckliche Erfolg ſchien gewiß zu ſeyn, als die Kundſchafter des Pizarro einige verdaͤchtige Be⸗ wegungen entdecketen, und Vela gefangen genommen wurde, welchem Pizarro auf einige Anzei⸗ gen oder Ausſagen, die Zarate nicht anfuͤhret 7) , den Kopf abfchlagen ließ. Was einem ſehr feltfam vorfommen muß, ift, daß ihn fein Urtheil, als einen Berräther und Aufrüß- rer wider den König, verdammete. Es breitere auch ſo viel Unruhe und Mistrauen zu Sima aus, daß ein einziges Wort, oder der leichtefte Verdacht jedermann daſelbſt in Ge: fahr. feßete. Ankunft des Die Anfunft des Hauptmanns Carvajal, welcher aus der Provinz Charcas mit hun⸗ Hauptmanns Carvajal zu Lima. Aldana er: * fen. dert und funfzig Reitern, dreytaufend- Buͤchſenſchuͤtzen und unermeßlichen Schaͤtzen, an: kam, gab den Einwohnern ein wenig Ruhe. Sie giengen ihm alle zufammen unter des Pizarro Fahnen entgegen, der fich felbft an ihre Spitze ftellete, und mit Muſik umeinge war, um einen Mann einen eriumphivenden Einzug halten zu laffen , welcher ihm die mei⸗ fen Dienfte erwiefen, und da er in der That viele außerordentliche Cigenfchaften mit ein« ander vereinigte, fich einen Ruhm erworben Hatte, der feinen Siegen, feinem Reichthume und feinen Graufamfeiten faft gleich war. Allein, diefer Schein von Freude war kurz Man erhielt noch an eben dem Tage von Porto Viejo Nachricht, daß man dafelbft vier Fahr: zeuge hätte erfcheinen ſehen; und nachdem fie fich dem Sande genähert gehabt, um gleich: fam zu beobachten, was dafelbft vorgienge, fo wären fie wieder. auf die Höhe gefahren, oh⸗ ne Anker zu werfen, und ohne $ebensmittel zu verlangen. Cine fo verdächtige Aufführung bewog jedermann, zu glauben, fie fönnten nicht Sreunde des Statthalters feyn. Indeſſen hatte fein Vertrauen auf den Hinojoſa noch Kraft genug, ihm einen Much zumachen 5 und feine Borficht gieng bloß dahin, daß er Befehl ertheilete, fo wohl bey Nacht als bey Ta— ge Wache zu halten, Diefe vier Schiffe waren des Aldana feine, welche ben andern Morgen in dem Ha: ſcheint mitek fen Malabri anfamen. Mora, der Befehlshaber zu Truxillo, welches nur fünf bis nen vier Schif· fochs Meilen davon liegt, vernahm diefe Zeitung mit vielem Erftaunen, Allein ‚ was für Eifer er auch bisher für den Pizarro bezeuget hatte, fo war fein Entſchluß doch ſchon im Herzen gefaßt, weil er fich unter dem Vorwande, Nachrichten einzuziehen, nach Mala- bei k i) Gomara giebt vor, es habe Torre felßft den Art gebrauchet worden, welches wahrſcheinlicher Vela verrathen; weil ein falſches Geruͤcht gegangen, Meife nicht ſeyn wuͤrde, wenn feine Abſicht wider der Praͤſident haͤtte Befehl, dem Pizarro die Statt feinen Billen wäre entdecket worden. Am angef. halterſchaft in Peru zu laſſen. In der That ſieht Grie, 67 Cap. Man auch nachher, daß Torre auf eine vorzuͤgliche in America. VI Buch. I Cam. 21 bri begab, und fo gleich zu dem Geſchwader des Präfidenten ſtieß. Es ſcheint fo gar, Daß De la Gaſca. er ſich der Geſinnung der Einwohner zu Truxillo verſichert habe. Denn das erſte, was er mit Aldana that, war, daß er diejenigen, die zum Kriege koͤnnten gebrauchet werden, in die Provinz Caramalca ſchickete, um daſelbſt mit mehrerer Sicherheit die Zeit zu erwarten, wo ihe Beyſtand derjenigen Partey nöthig feyn würde, die fie ergriffen, Aldana bedienete fih auch diefer Gelegenheit, um Bothen nach) den Chachapoyaern, nad) Guanuco, nad) Auito und andern Drten mit Briefen und Abſchrifien von der Föniglichen allgemeis nen Verzeihung zu fenden. f Diefe Zeitungen wurden gar bald zum Pizarro durch einen Religioſen von der Gnade gebracht, welcher ftets auf feiner Seite gewefen, ihm aber. nur die Abreife Des Befehlsha⸗ berg von Truxillo, nebſt den Einwohnern, melden, und. nichts geroiffes von ihrem Ber: ftändniffe mit der Flotte fügen konnte. Pizarro urtheilete auch, Mora und bie Einwoh⸗ ner waͤren zu Schiffe gegangen, um zu dem Praͤſidenten zu Panama zu ſtoßen; und in diefer Abſicht eilete er, den Garcias von Lon mit funfzehn bis zwanzig Soldaten zur See nach Truxillo zu ſchicken, um die Befehlshaberſtelle in dieſer Stadt zu uͤbernehmen. Er hatte ihm ſo gar befohlen, die Weiber und Kinder von denjenigen einzuſchiffen, welche die Flucht genommen hatten; und fie auch nach Panama überzuführen, damit er nicht nöthig haͤtte, fie zu ernähren, weil ex entſchloſſen war, ſich der Guͤter ihrer Männer zu bedienen, ls Lon in See gegangen war : fo traf er, wie er ſich deffen ‚bey mehrerer Kenntniß hätte vermuthen müffen , Die, vier Schiffe des Aldana an, zu denen er unumgänglich ftoßen 1546, Pizarro erhält Zeitung da: on. mußte. Der Religioſe von ber Gnade, welchen er in feinem Gefolge hatte, wurde zu Lan⸗ de nach Los Reyes geſchickt, mit dem Befehle, dem Pizarro zu vermelden, die vir Schif⸗ fe wären im Namen des Königes und von Geiten des Präfidenten auf der Küfte, Eine fo. offenbare Erklärung, Die zwar mit Feiner Drohung, begleitet war, fegete dennoch den Pizarro in neue Unruhe. Er befahl dem Religioſen, auf der Stelle ſich hinweg zu bege⸗ ben, mit dem Verbothe, bey Sebensftrafe keinem einzigen Einwohner etwas davon zu fü- gen; und da er feine erften Aufwallungen des Zornes niche bergen Fonnte, fo warf er ſich öffentlich mit bitteren Rlagen vor, daß er nicht allen denjenigen die Köpfe abfihlagen laflen, deren Treue ihm verdächtig geweſen. Seine Empfindlichkeit nebft der Geſahr, wovon er fich bedrohet zu ſeyn glaubete, be Er ruͤſtet ſich weg ihn vollends zum Kriege, ob er gleich noch nicht den ganzen Umfang der Gefahr sum Kriege, anne. Er eilete, Befehlshaber zu ernennen. Der Titel und die Berrichtungen eines Generallieutenants wurden. dem Hauptmanne Carvajal beftätiget. Der Doctor Carvajal und Cepeda hatten die Reiterey Unter ſich. Die Buͤchſenſhuͤßen waren unter dem Acoſta, Guevara und Torre getheilet , und die Pikenierer unter dem Bachicao, Almandras und Robles. Me Einwohner zu Los Reyes, ohne Unterfchied des Standes, erhielten Beſehl, die Waffen zu ergreifen, bey Sebensftrafe für diejenigen , die nicht an dem bemerkten Tage erſcheinen wuͤrden; und ber Sold wurde folgendergeſtalt eingerichtet. Den beyden Haupt⸗ feuten der Reiterey gab man funfzig tauſend Thaler, wofür fie jeder fünfzig Reiter anwer⸗ ben , und-fie ausruͤſten mußten... Ein Theil von den Einwohnern ber Stadt aber folfte auch außerdem zu Pferde dienen; und weil man wohl wußte, daß man fich wenig Staat auf fie machen konnte, fo hatte man ihnen diefes Geſetz nur aufgeleget, um Geld, Gewehr und Pferde von ihnen zu befommen, welche denjenigen gegeben wurden, bie feine hatten, Martin Robles und Bachicao befamen imangigtaufend Thaler, wofuͤr jeder Hundert und "Dr drey⸗ De la Gaſca. . 3546. Zuftand feiner Macht. 212 Reifen und Entdeckungen dreyßig Pifenierer errichten follte. Guevara und Acofta befamen jeder eben fo viel fiir hun: dert und fünfzig Büchfenfchügen, und Torre zwoͤlf tauſend Thaler für fünfzig, welche des Pizarro ordentliche Wache ausmachen follten. Dem Martin von Almandras gab manfür fünf und vierzig Hellebardierer zwoͤlftauſend Thaler, Altamirano wurdezur großen Stan: darte ernannt, mit einer Compagnie von achtzig Reitern, die aus den reichſten Einwoh— nern zu 208 Reyes beftunden. Nachdem alle Diefe Truppen fehr bald errichtet waren : fo hielt Pizarro eine allgemeine Mufterung,, in welcher Cepeda mit einem Bilde der h. Jung⸗ frau in ſeiner Fahne, und der D. Carvajal mit einem h. Jacob in der feinigen, erſchie⸗ nen. Des Öueyara feine hatte einen Kuͤraß mit einem Namenszuge, welcher Pizavro hei⸗ Ben ſollte. Bachicao ließ ein in einander gefchlungenes G und B mit einer föniglichen Kro⸗ ne darüber in feine Fahne ſetzen. Da der Hauptmann Carvajal eben die Fahne behalten hatte, die er in allen Kriegen geführet : fo fah man nur in des Altamirano feiner, das ift in der großen Standarte das Fönigliche Wapen erfcheinen, ! | Darauf theiletentan diePoften aus, Einem jeden wurde feiner angewieſen, um ſorg⸗ faͤltig Wache um den Mauern und gegen den Hafen zu halten. Pizarro theilete Gefchen: fe aus, und machete ven Soldaten eines jeden Faͤhnleins Liebkoſungen. Bey derallgemei- nen Muſterung erſchien er zu Fuße, Man rechnete ungefähr taufend Mann, die eben fo wohl ausgerüftet waren, als die beften Truppen von Europa. Außer fehr fchönen Waf⸗ fen ‚ hatten die meiften feidene Hofen und Wamſer; viele hatten fie 0 gar von Goldſtuͤcken oder mit Gold und Silber gefticker ‚und große breite Treffen um ihren Huͤten, und vers ſchiedene Zierrarhen auf ihren Parrontafchen und Pulverhörnern. An Pulver fehlete es ihnen nicht... Pizarro verſtund fich ſehr wohl darauf, folches zu machen, Er hatte alle Pferde und die Mauleſel an fich gefaufet,, die man nur hatte finden koͤnnen, m/das Ge: raͤthe, fonderlich von dem Sußvolfe, fortzubringen. Man verfichert,, der Aufwand aller Seine Anſtal⸗ ten und ſein Manifeſt. dieſer Zuruͤſtungen habe ſich für ihn allein auf mehr als fünf hundert taufend Thaler belaufen, Er ſchickete den Martin Sylvera nach Plata ‚, um von da alles Geld zu hohlen, was da feyn mochte, Den Koblez fehickete er nach Cuzco, um alle Truppen von da herbey zu führen, und andere nach andern Oertern mit eben den Befehlen, Puelles wurde durch eis nen veitenden Borhen erfüchet, fich mit allen Truppen von Quito nach Los Reyes zu be: geben. Kurz, es wurde nichts verabfäumer, und das in fo kurzer Zeit, daß man fih kaum Mühe gab, die Briefe ordentlich außzufertigen. Die vornehmfte Beſchaͤfftigung der Secretaͤre war, Manifeſte aufzuſeten, worinnen man vorftellete , Pizarro hätte den Aldana im Namen des ganzen Königreiches abreifen laffen, um Seiner Majeftät von der wahren Befchaffenheit der Sachen Nachricht zu geben :_diefer Treulofe aber hätte fich durch die Kunftgriffe des Präfidenten verführen laffen, und kaͤme wirklich wider feine Wohl: thäter und Freunde mit eben den Schiffen, die ihm wären anvertrauet worden ©. was den Präfidenten anbeträfe, fo wäre er, wie Bela, geſchickt worden ſich der Wiederherftellung der Öffentlichen Ruhe. angelegen feyn zu laſſen: allein, anſtatt daß er. ſich den Gefinnum: gen feiner Majeftät gemäß bezeugen follte, fo finge er an, Truppen zu werben und Dies jenigen zu waffnen, die er verführet hätte, um ohne Zweifel, eine unverföhntiche Strenge wider diejenigen auszuführen, welche die unglücklichen Umftände in die legten Kriege mit verwickelt hätten ; alle Spanier in Peru Härten einerley Antheil daran gehabt ‚und fie muͤß⸗ ten denken, daß diefe Drohungen fie alle zufanımen angiengen: übrigens hätte man fich auf die fcheinbaren Berfprechungen und befonders auf die allgemeine Verzeihung nicht zu vers. [7 in America. VI Buch. IT Cap. | 813 verlaffen; weil, gefeßt daß auch eine wirkliche Verzeihung ertheilet worden, folche nur De la Barca: das Vergangene angehen koͤnnte; und da die Sache mit Quito erſt nachher gefehehen, 1546. da der Präfident bereits aus Spanien abgereifet geweſen, fo Fönnten diefes Treffen und der Tod des Linterföniges nicht mit Darunter begriffen ſeyn; ihre Sicherheit verbände fie folglich, fo lange zu warten, bis der Hof von allem unterrichtet wäre, und feine Gefinnungen durch neue Befehle zu erkennen gegeben; und dieſes um fo vielmehr, weil Maldonat ihm aus Spanien fhriebe, La Gaſca wäre nicht geſchickt worden, Peru zu vegieren, fondern nur bloß in der föniglichen Audiencia den Vorſitz zu haben; wel- ches er auch felbft in feinem Schreiben zu erkennen nicht Umgang haben koͤnnen; und wenn er Durch Treulofe und Undankbare verführer würde, die Waffen wider fie zu ergreifen, fo würde Seine Majeftät diefe Gewaltthaͤtigkeit niemals billigen: kurz, die bloße Öerechtigfeit, diejenigen angehalten zu haben, die fie nach Spanien ſchicketen, berechtigte fie nicht allein, feine Angriffe zuruͤck zu treiben, fondern ihm auch einen öffentlichen Krieg anzufindigen k), | un, Diefe Schusfihrift aber fehien dem Rathe des Pizarro, und vornehmlich dem Haupt: Cr laͤßt ben manne Carvajal, noch nicht hinlaͤnglich zu feyn, ihre Aufführung zu vechtfertigen und das La Gaſea und Feuer des Haſſes und der Rache, wovon fie entzündet waren, auch in das Herz der line Anhän- Soldaten zu dringen. Sie ließen alle die Gelehrten in Lima zufammen kommen, und BT aa trugen ihnen das Verbrechen vor, deſſen fich der Präfident und die Ueberläufer von " ihrer Partey foliten fehuldig gemacht haben; nicht allein, weil fie fich der Flotte bemäch- tiget, ſondern auch wider den Dienft und die Gefinnung feiner Majeftät mit bewaffne— e ter Hand in Peru eingerücker wären. Da fich niemand unterffanden, dem Pizarro zu widerfprechen: fo wurde der Proceß fürmlich angeftellet; und wenig Tage darnad) fäl- lete man ein Urtheil, wodurch La Gaſca und feine Anhänger für ſtrafbar erklaͤret und der erfte enthauptet zu werden, die andern aber zu verfchiedenen andern Strafen ver urtheilee wurden. Hinojoſa und Lorenz von Aldana follten geviertheilet werden. Man ließ diefes Urtheil.zuerft vom Cepeda unterfchreiben, welcher ſtets den Tirel eines Audi- tors annahm ; und die ganze Berfammlung machete ſich fein Bedenken, nach ihm zu unterfchreiben , einen Sicentiaten, Namens Polo Hondegardo, ausgenommen , welcher weggieng und fih zum Pizarro begab, auch Herz genug hatte, ihm vorzuftellen, ein folches Verfahren fönnte feinem eigenen Beften ſchaden, indem es denjenigen, "die aus Furcht in des Prafidenten Dienfte getreten ſeyn koͤnnten, die Luſt benähme, nieder zu feiner Partey zu treten, wenn fie erfahren hätten, mit was für Strenge ihnen wäre be- gegnet worden. Er fegete hinzu, da Ja Gaſca ein Priefter wäre, fo fönnte, nach den canonifhen Nerhten , Fein weltliches Gericht ein Todesurtheil wider ihn fällen, ohne in die größten Kirchenftrafen, nämlich in den Oberbann, zu’gerarhen. Die pweyte von diefen Urfahen fhien dem Pizarro fo ſtark zu fen, daß er die Bekanntmachung: des Urtheiles ausgefeget ſeyn ließ, FR Er vernahm nunmehr, daß des Aldana Schiffe von Truxillo abgegangen wären, Des Altana und fi längft der Küfte Dinzögen, Acoſta erhielt fo gleich mit einer Schaar Reiter Flotte ruͤcket Befehl, dem Ufer zu folgen und zu verhindern, daß fie Feine Sebensmitrel und fonft gegen LosRey— etwas einnähmen, Aldana befam von feiner! Abficht durch einige Flüchtlinge aus Los ® an. &) Zarate VI Bud) ın Cap, 214 Reifen und Entdeckumgen | De la Gaſca. BAT. geworfen I): Misver gnuͤ⸗ gen des D. Carvajals. Reyes Nachricht und ſtellete ihm einen Hinterhalt, indem er hundert und funfzig Buͤch⸗ ſenſchuͤtzen fich in dem Rohre an dem Wege verfteden ließ, wo er vorbey mußte, Zum Gluͤcke für des Pizarro Neiterey traf Acofta viele Kundſchafter von der Flotte an und hob fie auf, Die ihn denn zur Rettung ihres Lebens von der Gefahr benachrichtigten. Er hielt fih in dem Hafen Öuaura auf, um daſelbſt neue Befehle zu erwarten, die er bald erhielt. Seine Gefangenen, die er nach Los Reyes gefchiekt harte, wurden dafelbft aus Erfenntlichkeie für den Dienft, den fie geleifter Hatten, fo wohl gehalten, daß fie des Pizarro Partey wieder ergriffen, und ihm meldeten, es wäre ein Dominicaner, Na— mens Perer von Ulloa, in weltlicher Kleidung von der Flotte abgegangen, um vie alls gemeine Berzeibung überall befanne zu machen, Er wurde entdecket, als ein Staats: verbrecher eingezogen und in einen mit Kroͤten und Schlangen angefüfleten Kerfer Pizarro hatte. den Doctor Carvajal mit dreyhundert Büchfenfchigen zu Pferde ers nannt, wider die Flüchtlinge von Truxillo auszumarfchieren, von denen ‚er noch nicht wußte, wohin fie ſich begeben hatten, Man ſtellete ihm aber vor, da. der Doctor fonft feinen Bewegungsgrund gehabt hätte, ihm zu dienen, als feinen Haß wider den Un— terkoͤnig, f dürfte man wenig Vertrauen auf ihn fegen, nachdem folcher durch den Tod der beyden Vela befriediget wäre: er hätte viele Brüder in feiner Majeftäat Diens ſten, vornehmlich den Bifchof zu Lugo, welcher große Bedienungen in Spanien beflei= dere: man müßte fich erinnern, daß Carvajal auf übel gegründeten Verdacht zum Tode verurtheilet worden, und daß die Empfindlichkeit über dergleichen Schimpf nicht fo Teiche ausgelöfchee würde, Diefe Gründe überredeten den Pizarro, und ließen ihn eine Un— gerechtigkeit begehen, bie ihn bald reuete. Der Doctor, welcher vom Acoſta ausge: ftochen wurde, Dem er dasjenige aufgefragen fah, wozu er vorher ernannt worden, füs chete nichts mehr, als die Öelegenbeit, fich deswegen zu rächen. Acoſta gieng ab. und rücfete bis nach Barancas vor, vier und zwanzig Meilen von Los Reyes: neue Zufälle aber ließen ihn. feinen Marſch ändern. Die Briefe und Verfprechungen der allgemeinen Verzeihung, welche Aldana über- all auszubreiten, Mittel und Wege fand, fingen an, klaͤgliche Wirkungen für Pizarco bervorzubringen. Sayavedra, fein LUeutenant zu Guanuco, war bereits mit denen Truppen, die er unter fich hatte, aus diefer Stadt abgegangen und zu-denen von Tru— Centeno geht yillo in der Provinz Caxamalca geftoßen. Centeno, welcher fich über ein Jahr in aus feiner oͤhle. einer Hoͤhle der Andes verborgen gehalten, erfuhr nicht ſo bald des Praͤſidenten Ankunft, fo gieng er aus feiner Höhle heraus. Er zog in wenigen Tagen eine Partey Krieges— leute zufammen, die ihm bey feinen. erften Unternehmungen beygeftanden: hatten, Die vornehmten waren Ludwig von Ribera, der Vater, Esquivei, Diego Alvarez, Negral, Hortiz und Ruiz. Ob gleich ihrer nicht, fünfzig waren, wovon ein Theif zu Suße und meiftens ſchlecht bewaffnet war: fo unternahmen fie doch auf einmal, ſich der Stadt Euzco zu bemächtigen. Man hält dafür, daß fie durch die Einwohner ſelbſt, oder durch die Haͤupter der Beſatzung Dazu angereizet worden; ohne welches ſonſt alle gute Meynung, die man von des Eenteno Tapferfeit bat haben ‚müffen, feine Verwegenheit nicht würde, entſchuldigen laſſen. Robles welcher für den: Pizarro zu 43* Cuʒco D Ebendaſ. 12 Cap · in America. VI Buch. II Cap. 215 Cuzeo Befehlshaber war, feit dem Alphonſus von Toro durch) feinen Schwiegervater De la Gaſca. in einem Hauszanfe. war erflochen worden, war ein junger Menſch von feiner 1547: fonderlihen Herkunft, welcher fich dafetbft ſehr verhaßt gemacht hatte. Wenn man nicht eine Urfache von der Art vorausfegets fo wird es unglaublich zu feyn fiheinen, daß vierzig bis funfzig Mann, wovon die meiſten ihre Degen oder Dolche an Stans gen gebunden hatten, damit ſie ihnen zu Lanzen dienen follten, fich unterftanden hätten, eine Stadt anzugreifen, wo man damals, wie jedermann mußte, außer den Einwoh— nern über fünfhundere Soldaten zählete. Es ift wahr, daß die fpanifchen Geſchicht- ſchreiber, da fie eine fo große That fehr hoch erheben, dasjenige hinzuſetzen, mas fie für dienlich erachtet haben, ige eine Wahrſcheinlichkeit zu geben, Robles, welcher von der Schwäche und Annäherung des Centeno Nachricht hat- Wir er fh fe; hielt dafuͤr, es wäre zur Zerſtreuung diefer Eleinen Anzahl Widriggefinnter ſchon Cuzeo bemäche genug, wenn:er ſich mit drephundert Mann nur außerhalb den Mauern zeigete. "D’Yguir- Ba. ve, deſſen Bruder der Hauptmann Carvajal hatte aufhängen laffen, war zum Cen⸗ teno geſtoßen und unterrichtere ihn von allem, was in der Stadt vorgieng, Die funf- zig Wagpälfe warteten bis auf den Abend, ſich auf den Marſch zu begeben, und ruͤ— cfeten ducch einen ganz andern Weg, als wohin ſich Robles mit feinen Truppen ges ſtellet Hatte, an. Sie griffen ihn von der. Seite und im Finftern an, wodurch es denn geſchah, daß des Robles Soldaten einander ſelbſt erfihlugen, ohne einander zu kennen. Kurz, damit man an des Centeno Gefchicklichkeis eben fo wenig, alsatı feinem Muthe, etwas ermangeln laffe, fo erzäblet Zarate, er hätte, nach dem Beyſpiele eines Farthaginens ſiſchen Feldhauptmannes m), eine Liſt angewandt, die ihm eben fo glücklich gelungen — waͤre. Er hatte alle Pferde von ſeinem Haufen auf den Weg der Feinde fuͤhren laß Erneuerung ſen; und nachdem er ſie abſatteln und abzaͤumen laſſen, fo hatte er einigen Indianern einer kartha⸗ befohlen, fie vor. ſich her zu treiben. Dieſe Thiere, die von denjenigen ſcharf ange— — trieben wurden, welche hinter ihnen waren, fingen an, aus allen ihren Kräften zu — laufen, und richteten eine große Unordnung unter des Robles Leuten an, ehe man eit hatte, fie umzubringen; oder zu erfennen, daß niemand darauf ſaß. Machdem Eenteno alfo die Feinde in die Flucht getrieben fo ruͤckete er mit eben der Kuͤhnheit in Cuzco ein, und ließ fih im Namen Seiner Majeftät zum Befehlshaber oder Generalhauptmanne erwählen, Den Tag darauf ließ er dem Robles den Kopf abſchla⸗ gen, welcher auf feiner Zlucht war ergriffen worden. Er verfammelte nicht allein die übrigen Soldaten ver Stadt unter feiner Sahne, fondern auch den beiten Theil von den Stüchtigen, nachdem ex folche durch Das Berfprechen einer Verzeihung und durch die Austheilung von hundert taufend Thalern, welche dem Pizarıo zugehöreten, an ſich gezogen hatte, Nunmehr fah er fih am der Spige von ungefähr vierhundert Mann mit denen er den Weg nach Plata nahm. Seine Hoffnung war, den Befehlshaber diefer Stadt, Mendoza, zu vermögen ‚daß er fich ebenfalls für Die koͤnigliche Partey er⸗ klaͤrete. Er konnte dieſen Vorſatz nicht fo geſchwind ausführen. Auf feinem Marſche aber traf er hundert und dreyßig Mann von Arequipa an, welche ſich wider = Is, m) Da er ſich von feinen Feinden in einem hergehen ließ, denen er angezůndete Bündel Stroh Thale eingeſchloſſen ſah: fo gieng er ans demſelben an die Körner binden laſſen. dadurch hinaus, daß er Ochſen und Kuͤhe vor ſich ⸗ 216 Keifen und Entdeckungen De la Gaſca. Pizarro Lieutenant, Martin, empoͤret haften, und unter des Villegas Anführung zu 47ijhm ſtießen. Unentſchloſ⸗ ſenheit des Pizarro. Er nimmt ei⸗ nen Eid von ſeinen Anhaͤn⸗ gern. Da das Gerücht von feinem Unternehmen gar bald nad) Los Reyes gekommen war: fo ergriff Pizarro, den diefe unvermuthete Empörung in eine heftige Unruhe fer tzete, die Partey, den Acoſta zurück zu rufen, um ihn dahin marfchieren zu laffen, wo die Gefahr am bringendften war, das iſt mider den Centeno. Er war entfchloffen, ihm felbft mit feiner ganzen Macht zu folgen, wenn er fähe, daß fich des Feindes feine vermehrete. Diejenigen, welche in der Nähe auf ihn Acht Hatten, unter die man, wie es feheine, den Zarate mit vechnen kann n), glaubeten,. ſchon entdecke zu haben, daß, wenn der Erfolg mit feiner Hoffnung nicht übereinftimmete, er Peru zu verlaffen gedächte, un fein Gluͤck an dem Fluffe la Plata oder gegen Chili zu fuchen. Allein, da er diefe Zuflucht: bis auf das Aeußerfte wollte ausgefeget feyn laffen: fo fing er das mit an, daß er viele Perfonen anhalten ließ, deren Ergebenheit ee im Verdachte hatte. Andere verdammete er zum Tode auf die bloße Beſchuldigung, daß fie ihn hätten verlaffen wollen. Lorenzo von Meria, des Grafen de la Gomera Eidam, war unter diefer Anzahl, Altamirano, welcher die Fönigliche Standarte führete, einer von den reicheften Spaniern des Landes, wurde, ohne daß er ein anderes Verbrechen be- gangen hatte, als daß er fich gar zu Faltfinnig bezeuget, gefangen genommen o); und bey Macht erdroffele p). . Nachdem fich Pizarro alfo Mühe gegeben, die Treue durch Schrecken zu beftäz figens fo wollte er auch noch die Heiligkeit des Eidſchwures hinzufügen, Er ließ alle Officier, die er zu $os Reyes hatte, und die wornehmften Einwohner der Stadt zus fammen fommen. Mad) einer langen Rebe, worinnen er alles dasjenige wiederhoh— lete, was er fehon für fich angeführee hatte, forderte er fie förmlich auf, es follte ein jeder feine Meynung fagenz und damit folches defto freyer gefchehen Fünnte, fo gab er feine Cavaliersparole und fein Kdelmannswort, daß er nicht allein gar nicht böfe werden wollte, daß man fich wider ihn erflärete, fondern er wollte auch denjeni= gen, die bey feinen Abfichten eine Ungerechtigkeit finden würden, die Freyheit laſſen, fich hinweg zu begeben. Er fegete bloß hinzu, fie möchten es zweymal bedenfen, was fuͤr eine Verbindung fie eingehen wollten; weil er ihnen ebenfalls zufhwüre, daß er demjenigen den Kopf wollte abfihlagen laſſen, der ihm fein Wort niche Halten würde, wenn er fich einmal dazu verbunden hätte, Sie verfprachen insgefammt, fie wollten . ihm folgen, und mit Aufopferung ihres Gutes und Blutes feine Befehle ausführen. Er zog darauf ein Papier aus feinem Bufen, welches alles dasjenige enthielt, was fie gehoͤret hatten. Er ließ darunter von dem Aubitor ein feyerliches Verſprechen fehreiben, welches er ihn zuerft unterzeichnen ließ. Darauf überreichere er mie feiner eigenen Hand allen denjenigen, die gegenwärtig waren, die Feder und fah zu, daß fie einer nad) dem andern ihre Namen unterſchrieben. Nach diefer Ceremonie gieng Acofta, wel: cher neuen Befehl gehohlet hatte, mic vier hundert Mann ab, und nahm den Weg nach dem Gebirge, in der Hoffnung, den Genteno zu überrumpeln. | Einige m) Ebendaſ. 14 Capı P) Sein Leichnam wurde den andern Morgen 0) Ebendaf, an den Galgen gehängt, int America VI Buch. Can. 27 Einige Tage darnach erhielt man Nachricht, daß bie Flotte fünfzehn Meilen von Deta Gaſca. Los Reyes erfehienen wäre, Pizarro. hielt ſich für verbunden, mit allen feinen Truppen 47. aus der Stadt auszuruͤcken, aus Furcht, wenn bie vier Schiffe einmal in dem Hafen — eingelaufen waͤren, ſo wuͤrde es ihm ſchwer werden, diejenigen zuruͤck zu halten, welche ſcheint vor Log verfuchen möchten, ſich ben der erften Verwirrung zu entziehen, um zum Aldana zu Reyes. ftoßen. Er ließ bey Todesſtrafe allen denjenigen, welche zu ſeinem Dienſte die Waffen ergriffen hatten, verbiethen, ſich einen Augenblick zwiſchen den Mauern aufzuhalten, wenn er hinausgegangen ſeyn wuͤrde; und ver Hauptmann Carvajal erhielt Befehl, zur Boll: ſtreckung dieſes Verbothes da zu bleiben. Weil ein Theil von ben Truppen aus Eins wohnern beftund : fo verurfachere ein fo firenger Befehl fo viel Schrecken, daß fie ſich kaum getraueten, mit einander zu reden. Einige verfteckeren ſich gleichwohl, und ans dere vergeuben dasjenige, was fie koſtbares hatten, unter der Erde. Den Abend vor dem beftimmten Tage zum Auszuge fah man drey von den vier Schiffen in dem Has fen. Der Laͤrm wurde fo heftig, daß Pizarro gleich auf der Stelle mit allem, was bereit war, abgieng und fich zwifchen den Hafen und die Mauern ſetzete, um owohl diejenigen von feinen Leuten aufzuhalten, die fich auf die Flotte zu begeben daͤchten, als um fich der Landung der Feinde zu miderfegen. Weber diefes wollte er nicht in dem Verdachte gehalten ſeyn, daß er die Stadt verließe, oder fich wirklich von ihr entfernete, ohne die Gefinnung des Aldana erforfchet zu haben, ob er fich der Schiffe durch Liſt bemeis ftern fönnte, Er hatte nicht ein einziges zu feinen Dienften, nachdem eine übele Staats- Funft ihn deren fünfe hatte verbrennen laſſen, Die zuvor in dem Hafen lagen. - Der übrige Tag wurde angewandr, eine Vorwache gegen das Meer zu auszuftellen, Pizarro rücet um alle Gemeinfchaft der Stabt und des Lagers mit der Flotte zu verhindern, und auf aus den Maus ‚alle Bewegungen der Feinde ein wachfames Auge zu haben. In diefer Berfaffung lb · brachte man die Nacht zu. Den andern Morgen trug Pizarro dem Hernandez, einem der vornehmſten Buͤrger zu Los Reyes, auf, ſich in einem Canote an Bord zu bege⸗ ben, um dem Aldana in feinem Namen die Freyheit anzubiethen, ihm jemand zu ſchi⸗ den, mit dem er wegen ber Urfache feiner Zurücfunft unterhandeln fünnte und unters deſſen fo lange als ein Geifel auf der Flotte zu bleiben, Aldana nahm diefen Antrag willig an und ließ einen feiner Hauptleute Penna ans Sand feßen, welchen Pizarro bis in die Nacht in einiger Entfernung vom Lager bewachen und als es finfter geroorben war, vor fich führen ließ. Penna gab ihm eine Abſchrift von der Beftallung des Seine Unter: Präfidenten und der allgemeinen Verzeihung in die Hände, welche auch die Wiederru: redung mit fung der Verordnungen enthielt, Er fügete einige Erklärungen wegen des Entſchluſſes Penna. bey, den der Hof gefaſſet Hätte, die Negierungsform zu ändern, und was für Vor— theile Peru von diefer neuen Einrichtung haben würde, Pizarvo konnte eine ſolche Rede nicht vertragen, wodurch er fich für beleidigee hielt. Er antwortete in einem geimmis gen Tone: „er wollte alle Feinde, die er auf ber Flotte hätte, von vier Pferden zer- „reißen laſſen, und die Kuͤhnheit des Präfidenten ſchon züchtigen,. Cr beſchwerete ſich mit eben der Entruͤſtung über die Beleidigung, bie man ihm dadurch angethan, daß man ihm die Abgeſchickten und vornehmlich den Lorenzo von Aldana zuruͤck gehal⸗ tem, welcher ihm bekriegete, nachdem er feine Commiſſion und fein Geld genommen, um als fein Minifter nach Spanien zu geben, Als er indeffen ein wenig wieder zu ſich felbft gekommen war: fo gab er feinen Hauptleuten ein Zeichen, aus feinem Zelte zu Allgem, Reifebefchr. XV Band, Ee gehen 218 MReiſen md Entdeckungen De la Saſca gehen und als er mit Penna allein darinnen war, ſo ließ er ſich uͤber alles dasjenige 1547. heraus, was zu feiner Nechtfertigung dienen konnte. Endlich da er ihm mit vieler Freundſchaft begegnete, both er. ihm Bunderstaufend Thaler an, wenn er ihn zum Meiſter der Gallion der Flotte machen wollte, welche die ganze Stärke derſelben “aus: machete, und die er fuͤhrete. Penna aufwortete auf eine edelmüthige Art, er wäre zu einer fo nieberträchtigen Verraͤtherey nicht fähig, und es brächte dem Pizarro feine Eh— ve, daß er folche antruͤge. Die übrige Macht wurde er dem Ribera zur Bewachung anvertrauet, mit dem Befehle, ihn niemand fehen. zu laffenz und: den andern Mor: gen wurde er wieder ohne die geringfte andere Erklärung auf die Flotte geſchickt. Verfchlagen: Hernandez erhielt auch Die Freyheit, zurück zu Fehren, Weil er aber: verfprachen beit des Herz Haste, fich zum Dienfte des Königes brauchen zu laſſen, und eine große Menge Briefe nandez. für die Befehlshaber im Lager mitgenommen, nebſt vielen Abdruͤcken von der Verzei⸗— hung: fo brauchete er viel Verſchlagenheit, um den Pizarro zu hintergehen. Man hat⸗ te ihm alle die Briefe doppelt mitgegeben. Bey feiner Ankunft meldete er, man hätte ihn bereden wollen, die Verzeihung in dem Lager befaunt zu machen; und er hätte geglaubet, er müßte ſolches nebft verfihiedenen Briefen über fid) nehmen, nicht allein um den Aldana durch diefe Hoffnung aufzuhalten, fondern auch um die Briefe dem Pi: zarro zuguftellen, welcher daraus nüslihe Nachrichten ziehen koͤnnte. Er fteflete ihm in der That diejenigen zu, Die zu dieſem Gebrauche beftimmer waren, und Bizarre glaubete, daß er feinem Eifer ſehr verbunden ſeyn müßte. Nachdem er aber dieſe Rolle gefpielee hatte: fo fand er Mittel, einen Theil von den andern felbft anzubrin gen, und die übrigen liftiger Weife in die Hände derjenigen gerathen zu laſſen, für die fie beſtimmet waren. Uebel welches Die Wirkung von diefer Liſt war fo Fläglich fir den Pizarro, daß fie felbft die a verurſa⸗ Hoffnung derjenigen übertraf, die fie angewandt hatten. Man hat gefehen, daß er bey feinem Auszuge aus $os Reyes den Hauptmann Carvajal dafelbft gelaffen, um Dieje- nigen zu beftrafen, die fih ſaͤumig erweifen würden, ſich ins Lager zu begeben, Nach⸗ dem Earvajal dasjenige, was ihm aufgetragen worden , förmlich erfüller hatte: fo. ver⸗ ließ er ſich wegen des Uebrigen auf Petern von Cicilia, einen Mann von ſiebenzig Jah⸗ ven, der aber eben fa grauſam war, (als er; und hatte ihm beſonders aufgetragen, gleich den Augenblick Diejenigen aufhängen zu laſſen, die ohne einen fihriftlichen Urlaub oder Abſchied aus dem Lager wieder in die Stadt kaͤmen. Cieilia verrichtere diefes Amt mit fo vieler Strenge, daß, als er einen Soldaten ohne Paß angetroffen, - und nicht die Geduld hatte, ven Henker zu erwarten, welcher ihm gemeiniglich mit einem gu= Pizarro wird ten Vorrathe von Stricken folgete, er folhen auf der Stelle erſtach. Der Eindruck von vielen ver⸗· von fo vielen erſchrecklichen Graͤuein nebft der Ankunft der Briefe und der allgemein laſſen. nen Verzeihung machete endlich, daß eine Menge rechtſchaffener Leute ‚die nicht aufge— hoͤret hatten, ingeheim über das Ungluͤck ihres Zuſtandes zu feufzen, die Maske abs 309. Zwölf bis fünfzehn der vornehmften von der neuen Sandmiliz fingen an, das Beyſpiel zu geben, Sie erhielten unter mancherley Vorwande insbefondere die Erlaub⸗ niß, nach der Stade zu gehen, Nachdem ſie aber daſelbſt dasjenige zu ſich genommen, was fie Foftbares hatten: fo nahmen fie, anſtatt wieder in das Lager zurüc zu gehen, den Weg nad) Truxillo. - Einige Kundſchafter gaben dem Pizarro Nachricht davon, wel⸗ cher fie durch einige Neifige verfolgen ließ, Allein, nachdem Torre, welcher diefe — Schaar in America. VI Buch II Cap. 219 F j Schaar Reiter anführere, über acht Meilen den Flüchtlingen nachgeritten, und endlich De la Gaſca. dafür hielt, es würde ihm doch nichts nugen, wenn er fie einhohlete, weil es lauter 1547: $eute vom Stande wären, die viel eher würden umkommen, als lebendig in feine Hände gerathen wollen: fo verließ er fein Unternehmen, | Bey feiner Ruͤckkehr nach, dem Lager traf er. einen davon an, der das Ungluͤck ge: Begebenheit Babe hatte, zuruͤck zu bleiben, und es nicht vermeiden konnte, gefangen zu werden. Die- des Lagunas. | fes war Yernand Bravo von Lagunas, ein Edelmann von angefehenen Berdienften und ein Bruder der Donna Ygnez Bravo, des Ribera Gemahlinn, Er wurde zum Pizarro geführet, der ihn auf der Stelle zum Tode verdammete. Als Donna Mgnez, eines von den fihönften Frauenzimmern in Deru, Die Gefahr ihres ‘Bruders vernabm: fo. lief fie aus der Stade ins Lager, warf fih dem Pizarro zun Füßen, und erhielt endlich, da fie über dieſes von den meiften Befehlshabern unterftüger wurde, Gnade für ihn, nachdem ihr folche lange abgefchlagen worden. Zarate bemerfet, daß unter allen denjenigen, welche den Pizarro während feines Aufruhres beleidiger, Lagunas ber einzige gewefen, welchem zum ‘Beten er ſich Habe bewegen laſſen. Allein, er hatte wenig Vortheil davon; und nichts zeiget beffer, wie hoch ber Widerwille gegen ihn geftiegen geweſen. Drey Stunden nachher, da er diefe Gnade bemilliget hatte, nahm eben der Sagunas, welcher fhon den Strif um ſeinen Hals gefehen, und faum von feiner Unruhe wieder zu ſich felbft gefommen war, ohne daß er ſich Zeit nahm, ſich zu erhohlen, mit einigen andern wiederum die Flucht und entkam dieſesmal gluͤcklicher. Pizarro wurde auch dadurch fo aufgebracht, daß er in der Unruhe, wo ſich niemand getrauete, ihn anzugehen, “Befehl gab, man follee auf der Stelle und ohne Anſehen der Perfon, alle diejenigen toͤdten, die man außerhalb des Lagers antreffen würde g). Allein, ein Hülfsmittel von der Art war nicht fähig, das Uebel zu Heilen. In Suche vieler der folgenden Nacht ergriff Maldonat, einer von den vornehmften Befehlshabern des andern. Heeres, ein ehrwürbiger Greis und einer von den reichten in Peru, die Partey, fein Vermoͤgen zu verlaffen, und mit aller Art von Gefahr zu entfliehen. Er gieng allein mie feiner Kappe und feinem Degen aus feinem Gezelte, ohne fih Zeit zu nebmen, fih ein Pferd farteln zu faffen und einen Bedienten mie fih zu nehmen, Nachdem er lange Zeit im Finftern fortgegangen, kam er endlich an das Geftade des Meeres, wo er das Uebrige der Nacht im Sande zubrachte, und da er fih den Morgen eini= gen Indianern entdecket hatte, welche er ein Canot von Schilfe machen ließ, fo begab er ſich mit ihnen nach der Flotte, allein, mit fo vieler Mühe und Gefahr, daß das Canot nicht länger im Stande warz den Wellen zu widerſtehen und er unfehlbar umgefonmen feyn würde, wenn er noch zehn Toiſen weit über zu fesen gehabt haͤtte. An eben dem Morgen, da Martin von Nobles, ein anderer angefehener Befehlsha— ber, den Malvonat in feinem Zelte nicht gefunden hatte, wo er ihn befuchen wollen, und von feinem Entſchluſſe leicht urtheilen konnte, fo nahm er daher Gelegenheit, dem Pizarro zu rathen, er follte ein Lager verlajjen, wo die Gefahr, fein Heer zu verlieren, von Tage zu Tage zunähme, und erboth fih, dem Maldonat nachzuſeten, welcher noch nicht weit feyn koͤnnte, und an welchem ein Beyſpiel zu geben höchft nörhig ſeyn würde, um durch Schrecken diejenigen zuruͤck zu halten, die noch Luſt bekommen möchfen, ir Eez nach⸗ 9 Ebendaſ. 16 Cap. 220 Reifen und Entdeckungen De la Gaſta. nachzuahmen. Pizarro billigte Diefe beyden Rathſchlaͤge fehr, vornehmlich von einem Man: 1547: ne, der bisher allen feinen Anfchlägen beygetreten war; und drang fo gar in ihn, den zwey⸗ | — cnf gleich) ins Werk zu ſetzen. Mobles nahm Maldonats Pferde nebft ven Seinigen, ie und dreyßig Reiter von feinem Fähnlein ‚ deren Öefinnungen er kannte, Er gieng vor des Pizarro Augen ab , welcher ihm Glück zu feinem Borhaben wuͤnſchete. Als er aber nad) 808 Reyes Fam: fo erflärete er fich, er würde zum Präfidenten ftoßen, und wer ein rechts fihaffener Spanier wäre, der wäre verbunden, den Befehlen des Königes zu gehorchen. Pizarro entz Diefe Zeitung , welche bald in das Sager Fam, verurſachete dafelbft fo viel Unordnung, fernet fi) von daß Pizarro fich fo gar nicht einmal unterftund „ den Flüchtigen nachfegen zu laffen. Nach⸗ Los Reyes. dem er ſich bemuͤhet hatte, die öffentliche Bewegung zu ſtillen: fo ergriff er die Parten, fein Lager aufzuheben; und den andern Morgen ruͤckete er nach einer Wafferleitung zwo Meilen von der Stadt, wo ihn die Lage hoffen ließ, daß er mit den Wachen und Kunden diejenis gen anhalten koͤnnte, welche ihn zu verlaffen dächten. Er fehmeichelte ſich, die größte Schwierigkeit würde überwunden feyn, wenn er feine Truppen bis auf zehn oder zwölf Mei⸗ len von der. See entfernen koͤnnte. Der Dock, Carvajal hatte die Hauptwache unter fich, mit dem Befehle, alle Nacht forgfältigft Acht Haben zu laſſen. Allein, in eben der Macht, ‚da er feine Zeit wahrnahm, kehrete er mit NRetamofo , feinem Fähndriche, Hondegardo, Efeovedo, Miranda, Vargas und vielen andern wieder nach Los Reyes, von da er ben Weg nad) Truxillo nahm. Lopes Martinez hatte bereits eben den Weg genommen. Eis nige Stunden darnad) gieng auch Roias, welchem Pizarro die große Fahne ‚gegeben hat: te, nebft feinen Meffen Vermudez und Gomez von Roias und vielen andern Standesper⸗ fonen fort. Sie entwichen durch Carvajals Quartier, wo der Paß feie feinem Abzuge frey war. Das Seltfamfte bey allen diefen Entweichungen ift, daß fie nicht allein ohne Verabredung, fondern auch mit einem großen Mistrauen unter den verfchiedenen Truppen gefchahen , weil ſich ein jeder fürchtere, feine Gefinnungen von einem jeden andern, als be⸗ währten Freunden, einfehen zu laffen, Pizarro bes Die erften Stralen des Morgens, welche dem Pizarro ſo verdruͤßliche Zeitungen brach⸗ dauret den D. ten, ſetzeten ihn in eine toͤdtliche Beftürzung. Er bedaurete vornehmlich die Entweichung Carvajal. des Doct, Carvajals; und der Verdruß, den er ihm verurſachet Hatte, da er ihm die Com= . miffion genommen, die er dem Acofta gegeben, war eine gar zu billige und gar zu friſche Urfache, als daß fie wegen feiner Bewegungsgruͤnde noch einigen Zweifel laffen koͤnnte. Es gereuete ihn eben ſo heftig, daß er ihn nicht durch eine Vermaͤhlung mit ſeiner Nichte, Donna Franciſca, des Marqueze Tochter, wovon man ihm den Antrag gethan, mit fich verbunden hätte, welche vermögend geweſen feyn würde ‚ ihn gänzlich auf feine Seite zu ziehen. Das Fortgehen eines fo angefehenen Mannes machete auch) die verdrießlichften Ein- drüce in den Gemüthern der Soldaten, denen die genaue Verbindung die er ſeit des Un= terföniges Tode mit dem Pizarro hatte, nicht unbekannt war, Er ließ über funfzehntau- fend Thaler im Lager: er nahm aber die Geheimniffe des Rathes mie fich; und die Ber- zweifelung, ber man feine Flucht bey der Ungewifigeit, worinsen er wegen feiner Verſoͤh⸗ nung mit ber Föniglichen Partey ſeyn mußte, machete, daß man eben fo fehlecht yon des Pizarro Zuflucht, als von dev Öerechtigkeit feiner Sache urtheilete, Es gehen noch Waͤhrend der Zeit, da dieſe traurigen Betrachtungen das Haupt und die Truppen anderefort, beſchaͤfftigten, fporneten zween andere Defehlshaber, Johann $ope, und Villadan, ihre Pferde vor jedermanns und fo gar des Pizarıo Yugen an und riefen mit lauter Stimme: es in America. VI Buch, II Cap. & ar es lebe der König, und ſterbe der Tyrann! Sie risten mic einem ihrer Kuͤhnheit gleichen De laGaſca. Gluͤcke zum Lager hinaus; und man kann eine fo verwegene Flucht nur dem Vertrauen zuſchreiben, welches fie zu der Geſchwindigkeit ihrer Pferde harten. Diefer Anblick fegete ben Pizarro inein folches Mistrauen, daß er fo gar verboth, fich nicht im geringften zu bewegen, um fie anzubalten, aus Furcht, er möchte den Zufchauern einen Vorwand ges ben, ihnen zu folgen. Er eilete, fein Lager aufzuheben ; und ließ feine Truppen den Weg durch die Ebene nach Arequipa zu nehmen, Das Weglaufen hielt diefen ganzen Marfch über an, ob er gleich auf bloße Muthmaßungen in wenig Tagen zehn bis zwölf angefehene Perfonen hatte hängen laffen , ohne ihnen fo viel Zeit einzuräumen, daß fie fich mit dem Himmel hätten verföhnen koͤnnen. Kurz, die Gefchichtfchreiber geben ihm nur zwey hun— . og bey feiner Ankunft in der Provinz Naſca, welche fünfzig Meilen von os eyes iſt. 1547. Er hatte in dieſer Stadt den Nibera, Martin Pizarro, Anton von feon, und eini- Los Rohes er⸗ ge andere von den vornehmſten Einwohnern gelaſſen, welche ihr Alter oder ihre Unpaͤßlich- klaͤret ſich für keiten von den Beſchwerlichkeiten des Krieges befreyeten, und auf deren Ergebenheit er ſich in feiner Abweſenheit verließ. Allein, kaum ſahen fie, daß er ſich entfernet hatte, ſo er— klaͤreten fie ſich für die Fonigliche Partey. Die allgemeine Verzeihung und die Beftallungs- briefe des Präfideneen wurden befannt gemacht, und im Namen aller Einwohner anges nommen. Datauf ließen fie von ihren Gefinnungen dem Lorenzo von Aldana Nachricht geben , welcher noch immer vor Anfer geblieben war, um affe diejenigen aufzunehmen, bie auf feinen Schiffen einen Zufluchesort fucheten. Ueber diefes war Palamino , [auf die er= fe Nachricht von des Pizarro Entfernung, mit einer zahlreichen Mannfchaft ans Land ge= fliegen, aus Furcht , es möchte ihm die Luft ankommen, nad) dos Reyes wieder zurück zu kehren; und da diefe Stadt ihre Unterthänigfeit durch Abgeordnete erklaͤret Hatte , fo feßete den König, Aufführung man in gehöriger Entfernung auf den Weg der Aufruͤhrer zwölf Reiter, welche Befehl des Aldana. hatten , mit allem möglichen Fleiße dasjenige, was fie in diefer Reihe erfahren würden, mitzutheilen. Caceres wurde vom Aldana in Los Neyes beftellet, um diejenigen mit Guͤ— tigfeit anzunehmen, die fic) dafelbft unter den Föniglichen Fahnen verfammeln wollten. Es wurden einige Mönche an verfchiedene Orte geſchicket, wo die Partey des Königes anfing, die Oberhand zu behalten, um die allgemeine Verzeihung und die Anfunft des Präfidenten zu beftätigen, befjen Abreife von Panama man wirklich erfahren hatte. Centeno wurde wegen feiner Treue insbefondere gelobet, und ihm Berficherungen. eines feinen Dien- ſten gemäßen Vorzuges gegeben. Endlich befam auch Mlanes Befehl, mit einer Fregatte längft den Küften hinzufahren, und die Briefe durch geſchickte Bothen auszuftreuen , fie follten ſich Areguipa nähern, wo man vermuthete, daß Pizarro feine vornehmfte Zuflucht Härte, nach Plata gehen, um daſelbſt den Mendoza wies der zu feiner Pflicht zu bringen, und fi, wenn es möglich wäre, bis an das Lager des Acofta machen, Da nichts mehr den Aldana verhinderte, in ein Sand zu gehen, wo ſich alles zurlin- terthaͤnigkeit anſchickete: ſo ſtieg er vafelbft mit hundert und funfsig Mann , die er noch am Borde hatte, ans Sand, und ruͤckete nach der Stadt zu, wo er mit denen Ehrenbezeuguns gen aufgenommen wurde, die man dem Haupte der füniglichen Partey ſchuldig zu ſeyn glaubete. Nunmehr giengen alle getreue Herzen aus der Unterdrückung heraus; und die⸗ jenigen, welche noch immer das feindliche Heer nn ‚ kamen in großer Anzahl an eis x 03 R nem Er ruͤcket in Los Reyes ein. 222 Reiſen und Entdeckungen De laGaſca. nem Orte an, wo man Ihnen nur mit Freundſchaft begegnete, Eines Tages breitete man 54: gleichwohl aus, daß Pizarro mit neuer Macht zurück Fame; und dieſe Zeitung verurfaches te viel Bewegung in der Stadt. Man vernahm aber nachher, daß diefes eine Lift, von dem Hauptmanne Carvajal wäre, um ihrem Ruͤckzuge Vorſchub zu thun, und die Bewe— gungen des Aldana aufzuhalten, von welchem fie befürchteten, verfolgen zu werden. Man erfuhr auch, daß Pizarro aus Furcht, von feinen eigenen Seuten getödterzu werden, allerhand Verdruß und Vorſicht zu feiner Sicherheit brauchete; und da fich feine Graufamfeit mit feinem Berdruf- Graufunkeit ſe vermehrete: fo ließ er feinen Tag vorbey ftreichen, ohne jemand binrichten zu laſſen. des Plzarro. Seit dem ber Doctor Carvajal und Roias ihn verlaffen hatten, ließ er feine andere Stans darte mehr führen, als die mit feinem Wapen, Sein Oenerallieutenant, der ihm oftmals angelegen, den Titel eines Königes anzunehmen, erinnerte ihn nochmals daran, weilfolz ches feinen Anhängern Much machen fönnte, Man weis aber nicht, aus was für. Bewe⸗ gungsgruͤnden er diefen Vorſchlag beftändig verworfen hat. Weil er indeffen vonder Hoff- nung unferftüßee wurde, zum Acoſta und Puelles zu ftoßen: fo fegete er feinen Marfch mic einer noch Übrigen Standhaftigkeit fort #), Den gten des Herbftmonates erhielt man Nachricht, daß er achtzig Meilen von Los Reyes wäre, Pizarro eroͤff⸗ Er war nicht ſo weit marſchiret, ohne dem Acoſta von ſeinem Abmarſche und dem net fein Uns Ungluͤcke Nachricht zu geben, welches er hatte, ſich von einem Theile feiner Truppen ver— * dem len: ſaſſen zu ſehen, woben er ihm gleichwohl empfohl, den Seinigen nichts davon zu verfte- r ben zu geben, bevor fie zufammen ftoßen fönnten. Acoſta ftellete ſich, als wenn er gluͤck— liche Zeitungen erhalten haͤtte. Er machete fo gar befannt, daß Pizarro verfchiedene Borz theile Davon getragen, daß feine Macht alle Tage zunähme; und da er mit großen Abfich- gen von Los Reyes weggegangen: fo hätte er vertraute Perfonen zurückgefchickt, welche aus Misvergnügen zu fliehen ſchienen, um fich der Flotte defto leichter zu bemeiftern. Allein, dieſer Kunftgriff hinderte nicht, daß nicht die Wahrheit in fein fager drang. Viele von feinen Befehlshabern , welche entfchloffen waren, Die Partey der Pflicht zu ergreifen , unter» nahmen, ihm das Leben zu nehmen, damit fie Durch einen fo wichtigen Dienft ihre Gnade verdienen möchten. Da aber ihr Anfchlag verrathen worden: fo nahmen. fie, ihrer fünf und dreyßig an der Zahl, die Flucht, worunter man den Großfähndrich, Alarzon, Soto— mayor, Dolmos, Hernand von Alvarado, Regel, Avila, Guttieres von Efcovedo und Monjo zählete, welche die angefehenften , nambafteften, tapferften und erfahrenften wa— ven. Er ließ ihnen vergebens nachfegen, und Diejenigen aufhängen, die er im Berdachte hatte, Daß fie an der Verſchwoͤrung Theil hätten. Beil er nicht weit mehr von Cuzco ent⸗ fernet war: fo fegere er feinen Marfch nach diefer Stadt fort, wo er die obrigkeitlichen Per— fonen abfegete, welche Eenteno dafelbft beftellet Hatte; und den Vasqueʒ von Tapia da ließ, um im Damen ihres gemeinfchaftlichen Oberhauptes allda zu regieren. Kaum aber hatte er fich zwo bis drey Tagereifen weit davon entfernet ; fo verließen ihn Almandras und zwan⸗ zig andere von feinen tapferften Reitern. Dieſes Weglaufen war fo beftändig, daß von drey - 7) Es wurde ihm folche durch feinen Generals Es wird fehon meinem Haar gelingen, — fieutenant, den Hauptmann Catvajal, eingeflöhet , So Elein es an der Zahl aud) ift, der fich vor nichts fürchtete.. Gomara läßt ihn ein Durch dick und finſtre Luft zu dringen. Paar Verſe aus einem fpanifchen Liede fingen, die Als wenn er damit fagen tollen, feet der Ges man fo überfeget hat; ſchichtſchreiber Hinzu, daß er allein mit wenig Leus ü ten — — — in Ameriea. VI Buch. U Cap. ang. dreyhundert Mann, mit denen er von Los Reyes abgegangen war, ihm mur noch hundert übrig waren, alser zum Pizarro ftieß; wie denn auc) Diefer ungluͤckliche Schatten von einen Statthalter von denen funfzehn hunderten, Die er gezwungen haste, ihm zu folgen, und von denen, die er auf ſeinem Marſche zuſammen zu bringen ſich bemüher hatte, nicht über drey hundert und fünfzig mehr hatte, Auf der andern Seite hatte Centeno die Wirkung derer Briefe erwartet, wodurch er den Mendoza erſuchet hatte, fo wie er, zu der Unterthänigkeit zurück zu kehren, Die fie dem Oberherrn ſchuldig waren; und feine Hoffnung hatte ihn nicht betrogen, Damit fie alle, Eifer ſucht wegen der Obergewalt vermeiden möchten: fo verglichen fie ſich, es follte ein je⸗ der die Truppen, die er ſchon unter fich hätte, als ihr Oberhaupt anführen ; und ihre Ver⸗ einigung geſchah mit um fo viel größerer Freude, weil fie glaubeten, da fich ihrer über tau⸗ ſend Mann zufammen befänden, daß fie im Stande wären, ben Pizarro aufzufuchen, um ihm die Zeit zu benehmen , ſich neue Huͤlfsmittel zu verſchaffen. Seine Berlegenheit nahm von Tage zu Tage zu. Faſt alle die Derter, welche zwifchen Los Reyes und Qui⸗ to find, hatten ſich wider ihn erflävet. Dolmos, fein Lieutenant zu Puerto Biejo, batte auf des Aldana Schreiben günftig geantwortet, Rachdem er fie darauf dem Gome; Eſta⸗ cio mitgetheilet, welcher Befehlehaber zu Eulata oder Guayaquil war, und wegen feiner Pflicht fich noch ein Bedenken zu nehmen fehlen: fo hatte er ihn, unter dem Borwande, fichtmie ihm zu unterreden, befucher, ihn ohne Wache überfallen, und erftochen s), Bon Guayaquil, welches fo gleich die Fönigliche Partey angenommen, hatte er den Urbina bis nach Quito geſchickt, um den Puelles zu eben dev Partey zu ziehen. Diefer Fühne Freund des Pizarro harte geantwortet, er wollte es fo lange ansgefeget feyn laſſen, bis er denjenigen gefehen Hätte, welchen dev Hof ſchickete, dem alten Statthalter zu folgen. Auf diefe Ants wort hatte ev des Eftacio Schickfal gehabt; und da fich bie Stadt ebenfalls für den König, erfläree hatte, fo war Salazar, des Puelles Mörder, mit dreyhundert Mann vonda abge gangen, um nach Tumbez zu marfhiren, und fich bey der Ankunft des Pröfidenten da⸗ felbft zu befinden, j Die Stimme der Pflicht fing alfo vom allen Seiten an, ſich Hören zu laſſen. Ueber De la Gaſca. 1547. Centeno und Mendoza ſtoßen zuſam⸗ en. La Safer dieſes hatte ſchon der Präfident, welcher ſich endlich entfehloffen hatte, mit allen Truppen kommt in Per yon Panama und den benachbarten Orten zu Schiffe zu gehen, glücklich zu Tumbez an: geleget. Er war nicht fo bald in dieſem Hafen erſchienen: fo twarennicht allein Briefeund Dienfterbiethungen von verfchiedenen Orten an ihn gefommen, fondern er hatte auch eine große Anzahl Soldaten ankommen fehen, welche fein Heer auf einmal um die Hälfte ver= mehvet hatten. Diefer fehleunige gute Erfolg hatte ihm ſo viel Vertrauen auf das Zufünfs tige gegeben, daß ihm feine Macht bereits binlänglich zu ſeyn fehlen, und ev Daher einige von feinen Schiffen nad) Neufpanien und allen denen Orten geſchicket hatte, wo ev um Beyſtand gebethen, um ihnen zu melden, er hielte ihn nicht mehr für nörhig, Er Ex ſich nach dem Thale Eanya auf den Marſch begeben, wo der Ueberfluß an Lebensmitteln und te ein ſtarkes Heer durchbrechen koͤnnte; und daß „ihnen, ihr toͤdtet unter dem Scheine, dem Könige ev fih wenig um diejenigen befümmerte, welche da: „einen Dienft zu thun, die Menſchen, und raͤchet von liefen. VBuch, 3Cap. neuere Privatdeleidigungen. Der König brauchet 58a Safın billigte alle dieſe Mordthaten nicht. „das nur zu thun „ Benzoni LI Buch ıs Caps „Er ſchalt die Mörder aus s ige Leute, ſagete er zu \ ru AN. 224 Reifen und Entderfungen De la Gaſca. und die leichte Gemeinſchaft mit einander ihn hoffen ließen, daß er leicht alfe diejenigen zu⸗ 547. _, fammenbringen fönnte, die fich noch ferner für ihn erfläven würden. Dieſe Abficht harte ihn bewogen, feine Befehle in alle Teile des Königreiches zu ſchicken und da er entſchloſ⸗ fen war, fic) nicht eher Los Reyes zu nähern, als bis er fein Unternehmen rühmlich geen⸗ diget hätte; fo hatte er dem Aldana melden laſſen, fich durch die Gebirge nach Zaura zu begeben. Er fah fich mir denen Truppen aus Caxamalca, die fich nicht gefaumer hatten, zu ihm zu flogen, ſchon über tauſend Mann ftark , unter der Anführung des Hinojoſa und Alphonſus von Alfarado, denen er das Generalcommando gegeben hatte. Die Gefchicht: ſchreiber geben unaufhörlich zu bemerken, daß nach dem Namen des Königes, welcher al: fe vechefchaffene Leute zur Unterthänigfeit brachte, nichts fo viel beygetragen habe, als die Graufamkeit, womit Pizarro allen denjenigen zu begegnen fortfuhr, deren Ergebenheit ihm verdächtig war. Zarate verfichert, daß er feit der Ankunft der Flotte des Aldana mehr als fuͤnfhundert durch den Strick oder das Schwerdt hinrichten laſſen 2). Pizarro für Er war noch in den Gegenden von Arequipa , als er die Bereinigung des Eenteno chet den Cen: und Mendoza erfuhr. Da er nicht gleich von ihrer Macht unterrichtet war, fondern nur teno zu. ge⸗ erfuhr, daß fie die Päffe bey dem See Titicaca beſetzet hatten , und daß es ihm ſchwer feyn winnen. wuͤrde, fie in dieſem Poften anzugreifen: fo entfhloß er ſich, zu verfuchen, ob er durch Unterhandlung nichts erhalten Fönnte. Voſo wurde mit einem fehmeichelhaften Briefe zum Eenteno geſchickt, worinnen Pizarre nicht allein feinen Verdienſten Gerechtigkeit erwies, fondern ihn auch an die freundfchaftlichen Neigungen erinnerte, die er ſtets für ihn gehabt hatte, fo, daß er ihn auch fo gar, wider das Öutachten aller feiner Hauptleute, bey einer Gelegenheit mit dem Leben begnadiget, wo ihn die Gerechtigkeit verbunden hätte, zween andere Befehlshaber beftrafen zu laſſen, die nicht ftrafbarer geweſen, als er. Er fügete große Anerbiethungen hinzu, um ihn wieder zu feiner Parey zurück zu ziehen , nebft einem foͤrmlichen Eide, das Vergangene zu vergeffen, wovon ihm wenigftens eben fo viel Em- pfindlichFeit übrig bleiben follte, als diejenigen, wie er fagete, welche ihn bewogen hätten, die Waffen wider ihn zu ergreifen, Mühe deswegen gehabt hätten, Des Centeno Eenteno nahm den Brief auf eine anftändige Art an, und ertheilete eine nicht weni. Antwort. ger-anftändige Antwort darauf. Er danfete dem Pizarıo, wegen feiner Anerbiethungen, und erkannte die Gnade, die er von ihm erhalten hatte, mit einer edeln Freymürhigkeit; er bath ihn aber, zu erwägen, daß das beſte Merkmaal, welches er ihm von feiner Er: kenntlichkeit geben koͤnnte, wäre, Daß er ihn ermahnete, wie er folches denn hiermit unter- thänigft thaͤte, die Beſchaffenheit der Sachen und wie fie ftünden, die Gnade feiner Ma- jeftät, und die allgemeine Verzeihung, die fie allen denjenigen ohne Ausnahme ertheilete, melche an den Unruhen in Peru einigen Theil gehabt hätten, in Betrachtung zu ziehen; wenn er wieder zur Unterthaͤnigkeit zurückkehren, und fich mic ihm vereinigen wollte, fo verfpräche er, ihm mit aller feiner Mache bey dem Präfidenten zu bienen, und alle fein und feiner Freunde Anfehen anzuwenden , daß er einen anftändigen Vergleich erhielte, wo= bey weder fein Leben noch fein Vermögen in Gefahr kommen follte: übrigens koͤnnte er fich in einer jeden andern Sache, als die ihren Oberherrn angienge, dem fie alle den Gehorfam ſchuldig wären, auf die Treue feiner Freundſchaft und feines Beyſtandes Rechnung machen. #) Zarate VII Bud, Cap, F in America. VI Buch. Ilm 225 Des Centeno Antwort war dem Pizarro ſo wichtig vorgekommen, daß er den Haupf: De la Gaſca. mann Carvajal dem Voſo entgegen geſchickt hatte, nicht allein ihn feinen Marſch beſchleuni⸗ „Bar. gen zu laffen, fondern ihm auch zu empfehlen, er möchte nicht fagen , daß Eenteno über fie- Enpinotich- benhundert Mann hätte, Machdem er den Inhalt des Briefes von ihnen vernommen keit des Pizar- hatte: fo würdigte er ihn nicht Des Leſens; und da ſich feine Hige durch fein. Nachdenken vo. vermehrete, fo ließ er Ihn ſo gar vor den Yugen vieler Befehlshaber verbrennen, Darauf feßete er fich mit feinen Truppen nad) der Provinz Charcas in Marſch. Bey einer allge meinen Mufterung hatten fich ihrer niche über fünfdundere Mann gefunden, Die meiften von feinen Leuten waren überredet, daß, wern man auch den Paß erzwingen fönnte, oder Centeno ihn freywillig durchziehen ließe, feine Abficht doch nicht wäre, eine Schlacht u . wagen. Andere glaubeten hingegen vielmehr, daß er diefe Entfhliegung hätte, Cr mar: Er marſchiret ſchirete gerade nach dem See Titicaca zu, wo ihm neue Nachrichten meldeten, daß Cente- wider den Cen⸗ no und Mendoza in guter Ordnung wären, Auf dieſem Marſche ließ der Hauptmann Car- teno und Men⸗ vajal, welcher den Vortrab anfuͤhrete, zwanzig Mann hängen, welche ihr Ungluͤck in ſei— * ne Haͤnde fuͤhrete, und darunter war ein Prieſter, Namens Pantaleon, weil er dem Don Diego einige Briefe gebracht hatte. Er ließ ihn mit einem Breviere und einem Dinten- faffe an dem Halfe aufhängen. Der Marſch wurde bis den Donnerftag, den ıgten des Meinmonates, fortgefeger, da die Vorläufer von beyden Heeren einander antrafen, und von einander Nachricht einzogen, die fie ihren Heerführern brachten, Darauf ſchickete Pizarro einen von feinen Caplänen an den Cenfeno, um ihn bitten zu laffen, daß er ihm den Paß verwilligen, und nicht in die Mothwendigfeit fegen möchte, fich ſolchen durch die Waffen zu verſchaffen, und ließ betheuern, daß er an allem dem Un— gluͤcke nicht Schuld ſeyn würde, welches eine abfchlägige Antwort beyden Parfeyen verur- fachen konnte. Der Bifhof von Cuzco, welcher in des Centeno und Mendoza Sager war, ließ den Taplan greifen, und ihn in fein Zelt bringen, Centeno, welcher Feine Antwort darauf gegeben hatte, ließ nur die Wachen verdoppeln, und feinen Truppen zu willen thun, fie würden von einem Angriffe bedrober. Er war feit länger, als einem Monate, an einem fo hartnäckigen Fieber Frank, daß Krankheit des er ſechsmal ohne die geringfte Beſſerung zur Ader gelaffen hatte. Kaum war er im Stan: Centeno. de, das Bette zu verlaſſen. Selbſt in diefer Nacht nahm Acofta zwanzig Mann zu fich, mic denen er fich heimlich bis an das feindliche Lager fehlich, in der Hoffnung, ihn aufzuheben, oder zu toͤdten. Sein Zelt war ein wenig enefernet, um don dem Geräufche befreyet zu feyn. Acoſta, welchem man gute Machricht gegeben, überrumpelte die Schilöwachten, und hielt den glücklichen Erfolg für unfehlbar, als er von einigen Negerbedienten wahrge— nommen wurde, welche Laͤrm macheten. Er ließ einmal Feuer geben, welches feine andes ve Wirfung hatte, als daß er defto beſſer wieder wegfommen konnte. Den folgenden Tag alfo rücteten beyde Heere aus ihrem Lager, und eines vor den Augen des andern an, Des Eenteno und Mendoza feines beftund. aus ungefähr taufend Mann , unter welchen fie zwey Hundert Reiter, und hundert und fünfzig Buͤchſenſchuͤtzen Hatten. “Sie hatten den Ribera zum Generalfieutenante ernannt. Ihre Neiterey wurde — vom Ulloa, Rivierez und Villegas angeführee. Diego Alvarez führete ihre Stan- * darte. Die Befehlshaber Ihres Fußvolkes waren Vargas, Retamoſo, Negral, Pantoia und Lopez von Zuniga; und ihr Generalmajor Garcias von Saint Meme;. In dem Heere des Pizarro hatte der Hauptmann Carvajal ftets den Rang und die Berrichtungen Allgem. Reifebefehr, XV Band. BER “eines 2. Reifen und Entdeckungen — De la Gaſca. eines Generallieutenants. Der Auditor Cepeda und Guevara fuͤhreten die Reitereh, und 1547. das Fußvolk hatte den Acoſta, Bachicao und Torre zu Anfuͤhrern. —úû— In dieſer Stellung fuhren beyde Heere fort, einander ſich zu nähern, des Pizarro nähen fig, feines unter dem Schalfe der Trompeten und anderer mufifalifchen Inſtrumente; das an dere ohne Geräufch, weil es mit diefen Inſtrumenten fchlecht verfehen war. Man befand fich auf fechs hundert Schritte von einander, Carvajal ließ Halte machen. Das ſeindli— che Heer rückete ungefähr noch Hundert Schritte weiter, und machete auch Halte, Dar: auf wurde eine Schaar von den Buͤchſenſchuͤtzen des Heeres des Pizarro abgeſchicket, um zu ſcharmuͤtzeln. Sie fing fehr hitzig an. Allein, da Carvajal an feinem Feinde eine Ord— nung bemerfete, deren Regelmäßigfeit ihm misftel: fo nahm er affe feine Erfindungsfraft Liſt des Haupt zufammen , um fie durch eine glückliche Lift in Unordnung zu bringen, Erfah gar wohl manns Carva⸗ ein, Daß es nur darauf anfanı, fie in eine neue Bewegung zu bringen, Seine Leute er— jal, hielten Befehl, einige Schritte zu thun, aber langfam, Des Eenteno ſeine, welche fich einbildeten, der Feind wollte, ungeachtet er ſchwaͤcher an der Zahl wäre, dennoch bie Ehre des Angriffes haben, fingen gleichfalls an, zu marſchiren. Als fie ziemlich. nahe bey einan- der waren: fo ließ Carvajal einige Schuͤſſe thun, um fie zu vermögen, daß fie gleichfalls Feuer gaben, Sie thaten es, allein mit wenigem Berlufte für den Feind, der noch auf dreyhundert Schritte weit von ihnen war; und alle ihr Fußvolk rückete fo gleich mit geſenk— fen Pifen an, Carvajal verboth beftändig , zu ſchießen, bis er fie ungefähr noch funfzig Schritte weit entferne fa, Darauf erhielten nicht allein feine Büchfenfchügen, wovon die meiften fehr gefickt waren, fondern auch einige Eleine Feldſtuͤcken, welche des Pizarz vo Geſchuͤtz ausmacheten, Befehl, Feuer zu geben; und ihr Abfeuren gefchab mit fo vieler. Butiges Ge- Nichtigkeit, und folhem Gluͤcke, dag über hundert und fünfzig Mann davon fielen, uns fecht. ter welchen viele Hauptleute waren. Die andern öffneten ſich, und widerſtunden nicht ſehr. Sie nahmen die Flucht, ohne durch das Geſchrey und die Ermahnungen des Retamoſo zu- rück gehalten zu werden, welchen zween Schüffe in den Sand ſtrecketen. Da des Centeno Reiterey fein Fußvolk in Unordnung fah: foeilete fie hinzu, und fing einen Angriff von der Fronfe an. Dem Pizarro wurde bey diefer Gelegenheit ein Pferd unter ihm getödter, und er felbft über den Haufen geworfen, allein ohne die geringfte Wunde, Zu gleicher Zeit zogen Ulloa und Rivierez, welche des Centeno Zußvolf anführeten, wieder eine große Par— tey zufammen, mit dem Vorſatze, den Feind von der Seite anzufallen. Da fie aber die Buͤchſenſchuͤtzen antrafen, die man auf die Flügel geftellet hatte: fo wurden Rivierez und n viele von den Seinigen durch das erfte Feuer dafelbft getoͤdtet. Pizarro ſieget. Dieſer Unfall, nebſt dem Ruͤckzuge der Reiterey, welcher ſehr uͤbel war mitgeſpielet worden, fuͤhrete Das Gluͤck vollends zu den Fahnen des Pizarıo, Edx ruͤckete felbft gegen des Eenteno Ögzelte zu, und-bieb alles nieder, was er antraf; da unterdeffen die Ueber— wundenen, welche auf ihrer Sucht durch fein eigenes fager giengen ‚und es ohne Vertheiz digung fanden, die Bagagepferde und eine Menge Gold und Silber wegführeten. Er bes daurete aber einen Verluſt nicht, der an feinem Siege nichts veränderte, Da die Reites rey Des Centeno zum Angriffe gefommen wars fo hatte fich Bachicao, welcher die Seini- gen in Unordnung fah, und glaubete, daß es mit feiner Warten gethan wäre, zu des . Eenteno feiner begeben, Als ſich darauf der Sieg fuͤr den Pizarro erfläret hatte: fo fchmeiz chelte er ſich, wenn feine That auch wäre bemerfet worden, fo würde man doch feine Ab⸗ ſicht nicht gewußt haben, und er koͤnnte fie mit einem Vorwande bemaͤnteln. Allein, der — Haupt⸗ 227 in America. VIBuch. II Cap, Hauptmann Carvajal, welcher ihn beobachtet hatte, wollte feine Entſchuldigung nicht an-De la Gaſca. hören, ſondern ließ ihn, nach feiner gewöhnlichen Grauſamkeit, ſaget Zarate ), auf der 1547 Stelle aufhaͤngen, wobey er ihn noch hoͤhniſch aufzog, ihm allerhand ſpoͤttiſche Reden Graufamkeit gab, und ihn Herr Gevatter nannte, wie er es Denn euch wirfli war. Es wardes Haupt. “ein würbiges Ende für einen Boͤſewicht, deſſen Gemuͤthsart und Verbrechen man vorge: Carvajals. ftelfee hat, Centeno hatte ſich, während der Schlacht, mitten unter feinen Leuten auf eis ‚ner Tragbaare gezeuget, die von ſechs Indianern getragen wurde. Er war ſo franf, daß er faft feine Empfindung mehr hatte. Indeſſen wurde er doch nach der Niederlage ſei⸗ nes Heeres durch die Sorgfalt und den Fleiß ſeiner Freunde gerettet. Dieſes Treffen war blutig. Des Eenteno Partey verlor über drey hundert und funf- Verluſt auf zig Mann dabey x), ohne diejenigen mit Darunter gerechnet, welche Carvajal nach dem beyden Sei— Treffen hinrichten ließ. Die Haupfleute Rivierez, Retamoſo, Zuniga, Negral, Pan: er toia und Diego von Alvarez wurden an der Spitze ihrer Truppen getoͤdtet. Man laͤßt den Verluſt des Pizarıo nur anf hundert Mann fleigen, und alle Geſchichtſchrei— ber eignen der Geſchicklichkeit feines Generallieutenantes den Sieg zu. Diefer grimmi⸗ ge Abentheurer fegere den Fluͤchtigen zween Tage nach) auf dem Wege nach Cuzco. Er hätte ſich gern des Biſchofs diefee Stadt bemächtigen mögen , melcher des Centeno Hartey ergriffen hatte, und fich während der Schlacht in den Gliedern gezeiget, Weil ge ihn aber nicht hatte einholen können: fo rächete er ſich an vielen andern, die er ohne Barmderzigfeit aufpangen ließ, unter welhen ein Bruder des Biſchofes, ein Domini⸗ canermönch und fein Gefährte waren y). Er ruͤhmete fih, daß er alfein in drey Tas gen über hundert Menfchen und Darunter einen von feinen Brüdern gefödtet häfte, welches nichts erftaunliches in einem bürgerlichen Kriege ift, wie der Gefchichtfchreiber anmers ket, wo ſich die Freunde und Anverwandten oftmals mit einer blinden Wuth erwürgen 2). Der XII Abſchnitt. | Fernerer Verlauf der Begebenheiten in Peru unter den La Gaſca wider Pizarro. Stolz des Pizarro nach ſeinem Siege. Verfaſſung zarro ergiebt ſich dem Villavicentio, und wird zum des La Gaſca. Befehlshaber ſeines Heeres und fein Rath, Valdivia tritt zur koͤniglichen Par⸗ tey. Centeno koͤmmt zuruͤck. Der Praͤſident will Bruͤcken uͤber den Apurina ſchlagen; laͤßt ſeine Truppen hinuͤber gehen. Pizarro widerſetzet ſich ihm zu ſpaͤt. Stellung beyder Parteyen. Sie ver: ſauͤchen einander. Pizarro geht aus Euzeo, und la: gert ich zu Eaquiraguana. Verlegenheit des Praͤ⸗ fidenten, indie Ebene zu kommen. Eitele Anſchlaͤ⸗ geder Nebellen. Schlachtordnung. Cepeda geht zur Eöniglichen Partey über, undnoch andere. Pi⸗ Praͤſidenten gefuͤhret. Carvajal wird gefangen. - Urtheil und Hinrichtung des Pizarro und feiner Mithaften. Hinrichtung des Carvajals und feiner Dfficier, Abfchilderung des Pizarro; des Carva⸗ jals. Schaͤtze, die der Praͤſident erbentet. Schwie⸗ rigkeit wegen der neuen Eintheilung. Tod des Con: tens. Der Praͤſident fehaffer die Misbraͤuche ab, isvoillwieder nach Spanien gehen. Man will ihm unterwegens feine Schäge nehmen : es mislinge aber. Sonderdare Kriegeslift, Er koͤmmt gluͤcklich in Syanien an. ya wandte die erfien Augenblicke, welche auf feinen Sieg folgeten, dazu an, daß er Steh; — Pi⸗ die Laͤndereyen Der Ueberwundenen unter feine Soldaten vertheilete, mit dem Verfpre: = SP * chen, ihnen den Beſitz derſelben gewiß zu machen, wenn er feine Feinde vollends würde iege. 2 + eilftanfend Jungfrauen geliefert worden , und man habe fie die Schlacht bey Guarina genannt, y) Zarate, am angef. Orte. 2) Bomara V Buch, 75 Capı u) Am angef, Orte, 3 Cap. x) Gomara faget vier Hundert und funfsig. Er feßer Hinzu, die Schlacht ſey am Tage der 208 Reiſen md Entdeckungen De la Gaſca. geſchlagen haben. Darauf ließ er alles Gold und Silber hohlen, was in den Bergwerken konn⸗ 1547. fe gefunden werden. Alle zerſtreuete Soldaten des Centeno erhielten Befehl, bey Lebensſtrafe und durch eine öffentliche Ankündigung, ſich unter des Siegers Fahne zubegeben , mitdem Berfprechen, denjenigen zu verzeihen, die fich zu beftimmter Zeit angeben würden. Torre wurde nach Euzco geſchickt; um dafelbft den Tapia und Martel hinvichten zu laſſen, welche feit der Verbindung, die fie mit Acoſta gemacht haften, die Partey verändert hatten; und dem Buſtineia wurde aufgetragen, die Caciquen der benachbarten Derter aufzuheben, um fie zu noͤthigen, daß fie Lebensmittel für das Heer fhaffeten, Pizarro nahm alfo mit mehr Hoheit, als jemals, die Sorgeund die Gewalt der Statthalterfchafe wieder über fich. Ei— nige behaupten gleichwohl, er habe in Ueberlegung gezogen, ob er fich nicht feiner Vor— theile bedienen follte, um einen rühmlichen Vergleich mit fa Gaſea zu machen, deffen Ans - Funfe und Anftalten ihm nicht unbekannt mehr waren. Es ſcheint gewiß zu feyn, daß Ce— peda und Carvajal felbft ihm rierhen, nicht hartnaͤckiger Weife bey der Empörung zu einer Zeit zu beharren, da ihm fein Sieg felbit für die Treue feiner Truppen Feine Ge— waͤhr leiſtete. Pizarro und Cepeda, ſaget ein Geſchichtſchreiber a), zanketen ſich zu Pucaran über „die Frage, ob man ſich mit dem La Gaſca vergleichen muͤßte. Cepeda behauptete, man „müßte das Eiſen ſchmieden, weil es heiß waͤre, und ihr Sieg koͤnnte das Herz des Prä- „ſidenten erweichen, und ihm einen anftandigen und gufen Vergleich beliebte machen. Er „erinnerte den Pizarro fo gar, daß er ihm zu Arequipa verfprochen häte, Daran zu denken. „Allein, Pizarro, welcher vielmehr der Meynung anderer und feinem eigenen Unfterne „folgete, dem er nicht entgehen Fonnte, fagere, es ſchickete ſich gegenwärtig nicht für ihn, „weil feine Feinde, wenn er itzo nach dem Siege davon reden ließe, folches für eine Schwadh- „heit halten, oder es ihr zufchreiben würden, und wenn die Seinigen davon Wind befä- „men, fo würden fie ihn fogleich verlaffen, und die Freunde, Die er ſtets im Lager des La „Gaſca zu haben dachte, würden ihm fchon im Nothfalle aushelfen „. Nach einem andern Gefchichtfhreiber 2) rieth Carvajal dem Gonzales Pizarro, „er „follte denjenigen nicht trauen, Die er von dem gefchlagenen Heere des: Eentene zufammen „gebracht hätte, noch auch einigen andern , die er ihm nannte, weil ſie nicht unterlaffen „würden, ihn zu verrathen, fo bald fie nur Gelegenheit dazu fanden: er war aber der „Meynung, fie wollten nach Ehili gehen, und das ganze Sand, wodurch fie zögen, aus- „plündern, fengen und brennen, damit der Feind, wenn er ihnen nachfolgete, nichts zu „eflen darinnen fände, auch nicht ein Gräschen für feine Pferde, Pizarro aber antworte: „te, was ihn beträfe, fo wäre er enefchloffen, das Leben zu verlieren ‚oder Meifter vom | „Lande zu feyn. Da Earvajal diefe Antwort hörete, fo fagete er: nun wohlan denn, Herr „Statthalter, in Gottes Namen, weil Sie es fo wollen. Was mich betrifft, ſo bin ich „verſichert, wobey er einen großen Schwur that, den er ſich angewoͤhnet hatte, Daß ich eben fo „wohl einen Hals, und einen eben fo guten Hals habe, als Eure Herrlichkeit immer haben Eön- „nen, Indeſſen iſt es doch gewiß, daß, wenn Pizarro den Verftand gehabt hätte, einen fo wei- „fer Rath anzunehmen, fo Fonnte Herr Peter a Gaſca ſich immer in den Kopf Fragen, „das Herz abfreffen, und den Leib abmatten, ihm zu folgen; und darauf doch nach dem ca „allen a) Gomara am augef, Orte. b) Benzoni IL Buch, ıs Cap. — in America. vI Buch. I Cap. 229 „allen wieder zuruͤck nach Spanien gehen, ohne etwas ausgerichtet zu haben, Allein, De laGaſca. die leßte Gunft des Glückes blähete dem Pizarro dergeſtalt das Herz auf, daß er fih für, Bar wmuͤberwindlich hielt, und voller Ungebuld war, ſich nach Euzco zubegeben, welches er zum 2 Mittelpuncte feiner Macht machen wollte, und von da er dem $a Gaſca entgegen zu gehen ſich vornahm, wenn er die Berftärfung vom Puelles erhalten hätte, worauf er noch war⸗ tete. Er begab ſich in der That nach) diefer Stadt mit allen feinen Truppen; und der Schein von Bewunderung, womit er dafelbft empfangen wurde, vermehrete feinen Stolz und fein Vertrauen. ; Der Präfident war in dem Thale Rauxa angefommen, wo der Doctor Carvajal, Verſaſſang Roias, Meria und Palomino mit ihren mehr oder weniger zahlreichen Compagnien , die des In Safea, fie zufammen zu bringen Zeit gehabt haften, zu ihm geftoßen; und er fah fich feit dem er— ften Tage an der Spigevon ungefähr fünfzehndundere Mann. Die Truppen von Quito une fer Salazars Anführung , und die von Los Reyes kamen auch auf verfchiedenen Wegen ans Weil aber die legtern nicht von Aldana angeführet wurden, der es füreine wichtigere Pflicht angefehen, zur Bewachung des Hafens und der Stadt zu bleiben : fo wurde Alphonſus von Alvarado dahin geſchickt, um wenigſtens einen Theil von ſeinem Geſchuͤtze und anderen Gewehre zu verlangen, welches man ohne Hinderniß in das Lager zu Fauxa bringen ließ. Ueber diefes trug der Präfidene Sorge, daß Schmiedeeſſen angeleget wurden, um Anordnungen neues Gewehr, vornehmlich Büchfen und Piquen, zu verfertigen, womit er ſchlecht verſe- in feinem La⸗ ben war. Man bewunderte feine Fähigkeit zu Verrichtungen, die ihm fo wenig geläufig ger. waren. Er befuchete mit einer gleichen Regelmäßigfeie feine Arbeitsleute und Truppen, Er wohnete den Uebungen der Soldaten bey; er trug Sorge für die Kranken. Diefe Aufführung nebft der Sanftmuth, wamit feine geringften Handlungen begleitet waren, verband ihm alle diejenigen durch Neigung, die ihm aus Pflicht folgeten, Die Niederla- ge des Eenteno und Mendoza, wovon er zu eben der Zeit Nachricht erhielt, verurfachete ihm um fo viel mehr Kummer, weil ihm alle feine Befehlshaber mit einem ganz andern Erfolge für zwey fo berühmte Haͤupter, gefihmeichelt harten ; fo daß fie ibn auch harten bereden wollen, er Hätte nicht nöthig, ein Heer zufammen zu ziehen, weil Tenteno mit dem feinigen ſchon genug wäre. Allein, anftatt daß er Hätte niedergefchlagen ſeyn ſollen, fo ſchickete er fogleich eine anfehnliche Mannſchaft nach Guamanga, welches dreyßig Meilen von Kaura tft, um ſich der Päffe zu bemaͤchtigen, von dem Betragen der Wider- fänftigen Nachricht einzuziehen, und biejenigen aufzunehmen, welche den Pizarro verlaf- fen wuͤrden, um zu ihm zu ſtoßen. Als darauf Alvarado mit dem Geſchuͤtze, welches er von Los Reyes geholer harte, angelanget war: fo dachte er weiter auf nichts, als nad) Cuz— co zu marſchiren, wo er wußte, daß fich Pizarro eingefperret hatte. Er fing an, die Anfuͤhrung der Truppen einzurichten. Hinojoſa blieb General, wie Befehlshaber er es war, als er ihm die Flotte zu Panama übergeben hatte. Alvarado, welcher wegen feines Heeres. feines Ruhmes und feiner alten Dienfte auf diefen Titel Anfpruch machen konnte, hatte die Befcheivenheie, und begniigete fich mit dem zweyten Range, als Generalfeldwachtmeiſter. Der Doctor Carvajal erhielt die Hauprftandarte, Die Anführung der Reiterey wurde dem Cabrera, Gomez von’ Alvarado, Saavedra, Mora, Hernandez, Salazar und Mendes 34 gegeben; die Anführung des Fußvolkes erhielten Balthaſar von Caſtilien, Menefes, Mexia, Palomino, Solis, Mosquera, Cardenez, Andagoye, Dolmos, D Artas, Porz cello, Pardavel und Serna. Noias wurde ernannt R das Geſchuͤtz unter ſich zu — 3 — Bey 230 Reiſen und Entdeckungen Dels Gaſca. Bey biefer Vergebung ber Aemter richtete ſich La Gaſca nur nah dem Gutachten feines #7, Rathes. Man nennet Diejenigen niche, aus denen er beftanden: es hat aber fehr das Anz Und ſein Rath. ſehen, daß es Prieſter geweſen, ſo wie er. Zarate ſaget vielmals, der Praͤſident ſey von den Biſchoͤfen zu Los Reyes, zu Cuzeo und Quito, von dem Provinciale der Dominicaner, von dem Provinciale der Keligiofen von der Gnade, und vielen andern Neligiofen Prie⸗ fern und Mönchen begleitet worden; welches dieſem Kriege ein ſonderbares Anſehen giebt, dergleichen man noch nicht hat, Bey der legten Mufterung fand man fiebenhundert Büch- fenfihügen, und fünfhundere wohlgerüftere Pifenierer. Die Reiter beliefen fich auf vier- Hundert, Nebft einigenandern Truppen, welche verfhiedene Namen führeten, beftund alfo das ganze Heer aus neunzehnhundere Mann, Es brach den 2gften des Chriſtmona⸗ tes 1547, auf, und nahm Öffentlich den Weg nach Euzco. r548. Auf feinem Marfche fraf es den Hauptmann Valdivia an, welcher mir einen Hauz A5 wße en ſehr guter Truppen zu der Föniglichen Partey ſtieß. Man muß ſich erinnern, daß er zur Eöniglichen ſeit des Almagro Tode Statthalter zu Chili war. Die Nothwendigkeit, neue Lute und Partey · ¶ Vorrath von allerhand Ark für feine Pflanzſtadt zu ſuchen, hatte ihn zur See nach $os Reyes gefuͤhret, wo er ſich von allen vorgefallenen Veraͤnderungen, wovon er in der Ferne nichts gewußt hatte, Nachricht geben laſſen, und darauf kein Bedenken gemacht hatta, ſich auf den Weg zu machen, und dem Praͤſidenten feine Dienſte anzubiecthen. Seine Ankunft verurſachete um fo vielmehr Freude, weil unter der großen Anzahl tapferer und gefchickter Befehlshaber das königliche Heer Feinen einzigen hatte, welcher fo vollfommen, als er, die Kriegesart verſtund, bie ſich für das Sand ſchickte. Man glaubete, den Mann ge- funden zu haben, den man nöthig hatte, um ihn den Raͤnken des Hauptmanns Carva- jal entgegen zu feßen, deſſen Faͤhigkeit den Pizarro fo viele Siege davon tragen laffen, und x deffen Namen allein den Soldaten fehrectlich geworden war. Centeno koͤmt Faſt zu gleicher Zeit ſtieß auch Centeno mit dreyßig Reitern zu dem Heere, die ihm zurüch, nach feiner Niederlage gefolget waren, Man fegete den Marfch fort: der Mangel an Le⸗ Densmitteln aber und die Negenzeif, da es anfing, Tag und Mache zu regnen, wodurch die Zelte verfauleten, weil fie nicht Zeit hatten, trocken zu werden, macheten, daß man bald den Entſchluß faffere , fich in den Gegenden von Andaguayras aufzuhalten, um da⸗ Man haͤlt ſich ſelbſt den größten Theil des Winters hinzubringen. Da die Speifen eben fo feucht waren, au Anbaguay- arg die Zelte: fo hatten fich ſchon allerhand Krankheiten in dem Heere ausgebreitet, woran ras auf · ¶ diele Soldaten ſtarben. Die Ruhe und die Sorgfalt des Praͤſidenten aber retteten noch ihrer viele. Er ließ ſo gar ſeine Truppen ſich durch Pferderennen und andere Spiele mit Muſik, mit Tanzen und andern Luſtbarkeiten ergögen: die Kriegesübungen aber wurden dabey nicht vergeflen, Nachdem endlich mit der Ankunft des Fruͤhlinges bie Regen aufge: hoͤret hatten: fo begab man fich wieder auf den Marſch big nad) der Avancapbrüce, zwan⸗ zig Meilen von Euzco, Man gieng ohne Hinderniß hinüber , worauf der Präfidene ein ordentliches Lager abftechen ließ, um fich Zeit zu nehmen, Bruͤcken über den Fluß Apuri⸗ ma zu ſchlagen, welcher nur zwölf Meilen von gedachter Stadt i. Derpräftdent, Diefer Fluß hatte ſtets ſehr gute Bruͤcken gehabt: man war aber benachrichtiget, Piz Se zarro haͤtte fie feit der Zeit abbrechen laffen, da er fich in Euzco gefeget. Obgleich das Un- rima fhlagen. ternehmen, folche wieder herzuſtellen ‚ Fehr beſchwerlich fiel, indem dieſer Fluß dreyhundere Fuß breit, und fo tief iſt, daß die größten Bäume nicht Hoch genug find, zu Pfeilern zu 3 N] ” Die: in America, VI Buch. II Cap. af dienen e): fo machere der Präfivent doch Feine Bergleihung unter dieſer Abat und der Des Gaſta. Nothwendigkeit einen Umweg von fiebenzig Meilen zu nehmen, um dur eine 158. Fuhrt über den Fluß geben zu konnen. Weil er vermutete, daß ihm die Feinde Hin- — derniſſe in den Weg legen wuͤrden: fo glaubete er, fie durch Die Ungewißheit feiner Abz fichfen verwirren zu koͤnnen, indem er die Materialien nach drey verfchiedenen Deren fragen ließ. Der eine war auf der Heerſtraße; der andere in dem Thale Cotabamba, welches zwolf Meilen hoͤher iſt, und ber dritte in einem noch höher gelegenen Dorfe des Gebierhes des Don Pedro Porto-Carrero, welcher ſelbſt diefen Paß mit einigen Sol: daten befeger hielt. So bald die Materialien bereit waren, fo nahm man den Weg nach Eotabamba, welches der Ort war, wo man bie Bruͤcke zu machen fich vorgenoms men hatte; wiewohl man, um fich dahin zu begeben, fo viele BefchwerlichFeiten in den mit Schnee bedeckten Gebirgen auszuftehen hatte, daß ein Theil der Befehlshaber lieber einen andern Ort wählen wollte, Allein, Lopes Martinez, welcher dieſen Pa erforſchet hatte, verſicherte, er waͤre am allerwenigſten gefaͤhrlich; und man ließ alſo das ganze Heer dahin marſchieren. Martinez, welcher ſich mit einigen Spaniern und Indianern bereit hielt, fing ſo gleich an, die Seile ziehen zu laſſen. Denn man bedienere fich, ſtatt der Pfeiler, Balken und Bretter, einer Art von Stricken oder Seiten, welche die Perua« ner Criſnegas nennen, und welche aus Pflanzen gemacht werden, die fie Vergaza heißen ; und die den Waldreben gleich find, Dieſe Seile waren fo lang und auch fo Diet, als die größten Schifftaue, und wurden wie ein Meg eines in das andere gefloch ten d). Es war aber diefes Feine Erfindung der Spanier; fondern die Peruaner bes dienen fich ordentlicher Weife diefer Are Brüden; und was die Erifnegas fehr von unfeen Seiten unterfheidet, ift, daß fie koͤnnen ausgedehnet werben, fo viel man will, und daß fich ihre Stärke nicht durch das Ausdehnen vermindert, Es waren bereits drey folche Seife feſtgemacht, als die Kundfchafter des Pizarro, Er laͤßt feine welche die Arbeit in geringer Entfernung beobachteten, fie.abhieben und die Arbeitsleute Truppen bins in die Flucht jageten. Der Kummer des Präfidenten war um fo viet heftiger, weil über gehen. er nicht zweifelte, der Feind würde fhon Maafregeln genommen haben, fich feinem ; Uebergange zu widerfeßen. Da er indeffen nur diejenigen erſcheinen ſah, welche die ' Stricke abgehauen hatten: fe entſchloß er fich , etwas zu wagen, und die Bruͤcke Durch die Kuͤhnheit und Eilfertigkeit zu erſehen. So fürchterlich Die Gefahr auch wegen des überaus fehnelfen Stromes war: fo wurde dennoch der Befehl gegeben, auf den platz een Barken über zu gehen, welche gedienet hatten, die Seile anzumachen. KHondes gardo wagete es zuerſt mit einigen Soldaten, Nach feinem Beyſpiele giengen noch andere glücklich hinüber, Sie hatten ihre Flinten auf den Sattel gebunden, und fuͤh⸗ reten ihre Pferde bey dem Zaume, welche neben: den Barken herſchwimmen mußten. Han fand vor Ende des Tages, daß über vierhundert Mann. alfo hinüber gegangen waren; man verlor aber dabey nicht weniger, als fechzig Pferde, welche der ſchnelle Strom gegen die Felſen trieb, wo fie umkamen, nachdem fie ſich vergebens bemuͤhet hatten, das Ufer zu erreichen. Die Kundſchaſter des Pizarro, deren viel zu wenig waren, ſich im geringſten zu widerſetzen, hatten nicht ſobald das Vorhaben der fönig- lichen Truppen wahrgenommen, ſo eileten fie, ihren Oberhaͤuptern dieſe Nahen zu * u rin⸗ c) GSomara 78 Cap. A) Ebendaſ⸗ 232 ‚Reifen und Entdeckungen De la Gaſca. bringen. Pizarro hatte in dem Erftaunen über sein Unternehmen, welches er fich kaum 1548. überreden fonnte, fo gleich zweyhundere Mann. unter der Anführung des Acofta mit Pizarıo wi⸗ dem Befehle abgehen laſſen, alles niederzuhauen, was uͤber den Fluß gegangen ſeyn derſehet ſich wuͤrde. Allein, die Anzahl war ſchon ſo groß, daß Acoſta, der bey ſeiner Ankunft ihm zu ſpaͤt. Kundſchaft von ihnen einziehen laſſen, ſich nicht fuͤr ſtark genug hielt, fie anzugreifen, Er kehrete wieder zurück, um neue Truppen zu hohlen, und während der Zeit hatte der Präfivent Zeit gehabt, die Brücke ohne Hinderniß machen und fein Heer vollends hin— über gehen zu laffen, \ Betrachtung Man Fann die Nachläßigkeit und Sicherheit des Pizarro bey diefer Gelegenheit über feine nicht anders erklären, als wenn man voraus feget, Daß er den Uebergang ohne Brücke Vachlaͤßig Fir unmöglich gehalten; und daß feine Kundfchafter, obgleich ihrer nur wenig waren, keit. ihm doch hinlaͤnglich genug zu ſeyn ſchienen, die Arbeit aufzuhalten. Wenn man aber auch ſolches vorausſetzet, fo Fann man ihn doch nicht entſchuͤldigen, daß er ſich nicht nahe genug an das Ufer geſetzet hat, um ſtets im Stande zu ſeyn, ſich den Unterneh⸗ mungen des Feindes zu widerſetzen. Die Ungewißheit des Ortes, welchen der Präfidene erwählen wollte, vechtfertiget ihm nicht, weil der Uebergang nur an gemwiffen Orten konnte verfucher werden, und bloß hundert Mann an einem jeden, wo man die An- falten anfangen gefehen , würden vermögend geweſen feyn, fie unnig zu machen, und zum Schlagbaume wider alle Bemühungen des Föniglichen Heeres zu dienen. Stellung bey- Kaum war es den folgenden Tag vollends hinuͤber gegangen, fo erhielt Santo: der Parteyen. val Befehl, auf Entdeckung auszugehen. Er legete wehl drey Meilen in einer wuͤſten Gegend zurück, ohne jemand anzutreffen; und auf feinen Bericht ließ der Präfident, welcher wegen aller Arten eines Weberfalles gerubig war, den Hinojoſa und DBaldivia _ mit einigen Faͤhnlein Fußvolk anrüfen, um die Höhe des benachbarten Gebirges zu befegen, von da ihm Pizarro fehr hätte befchwerlich fallen koͤnnen, wenn er nicht durch eine ‚Folge feiter erften Unvorſichtigkeit verabſaͤumet hätte, fich deffelben vor ihm zu bemeiftern. Gegen Abend ließ fich Acofta mit der Verftärfung blicken, die er für hin— laͤnglich gehalten harte, Diejenigen zu fihlagen, die über den Fluß gegangen waren, Allein, er erftaunete, daß er fie fon auf dem Gebirge fand; und da es fo fpät war, fo fehlete es ihm, bey der Ungewißheit wegen ihrer Anzahl, an Kuͤhnheit, wei— ter vorzurücken. Auf der andern Seite ließ der erfte Anblick der feindlichen Fahnen den Präfidenten befürchten, es möchte Pizarro mit feinem ganzen Heere ſeyn; und er eilete alfo, felbft mit ungefähr neunhundere Mann zum Hinojoſa und Valdivia zu ſto— Ben, da unterdeffen Alfonfus Alvarado Befehl erhielt, das Geſchuͤtz und die übrigen Truppen anrücen zu laſſen, Man brachte auf beyden Seiten die Mache im Gewehre zu. Beym Anbruche des Tages aber erfannte der Praͤſident, daß er diefer Vorſicht hätte überhoben feyn Fünnen, weil er nur etwan fünfhundere Mann vor fich hatte; und Acoſta, welcher fie anführete, fund nicht bey fih am, fich zurück zu ziehen, als ‚er Die Zeinde in fo großer Anzahl fah. Die e) Gomara erzählet, bey den erften Unruhen umkommen ſehen; und da biefe Rede dem Haupt: _ in der Stadt, da ein jeder mach feinen Gefinnungen manne Carvajal hinterbracht worden , fo ließ er fie redete, fagete ein Frauenzimmer, Namens Maria in ihrem Bette erdroffeln. Diefes erſchreckte die Calderon, des Hieronymus Billegas Frau, öffent: andern fo ſehr, daß ſich niemand mehr getrauete, lich, man würde über kurz oder lang die Tyrannen den Mund aufzuthun. Ehen ber — er F in America. VI Buch. II Cap. Die föniglichen Truppen brachten zween bis drey Tage auf dem Gebirge zu, um De la Gaſca. Bas Geſchuͤtz zu erwarten, welches man durch einen fehr fteilen und anderthalb Meilen, 1548. langen Weg herauf zu bringen viel Mühe hatte. Während diefer Ruhe fchickete Pizarro Si, yerfucen einen Priefter an den Präftdenten, um ihm anzuliegen, daß er fein Heer abdanfete, einander, und neue Befehle vom Hofe erwartete, Er Hatte fehon einen andern in das fönigliche Lager gehen laffen, welchem er geheime Borfchläge für den Hinojofa und Alvarado aufgetragen hatte, Die er auf feine Partey zu ziehen noch nicht verzweifelte, Allein, beyde kannten nur ihre Pflicht, und Alvarado hatte ſich ſchon felbft eines Bruders ver- fichere, den er beym Pizarıo hatte, indem er ihm Mittel anbierhen ließ, zu fliehen, deren er fih wohl zu Nuge machete. Der Präfidene ſchrieb an Pizarro, wie er fhon vielmal auf feinem Marfche gethan hatte, und ſchickete ihm eine neue Abſchrift von der allgemeinen Verzeihung nebft den lebhafteften Ermahnungen zum Gehorfame. Diefe Briefe wurden gemeiniglich den Worläufern des Heeres gegeben, um fie des Pizarro feinen zuzuftellen, wenn fie folche anträfen; denn bisher waren noch Feine Feindfelig- keiten unter den Truppen des Präfidenten und den Rebellen vorgefallen. Kaum aber hatte Pizarro vernommen, daß das Fönigliche Heer über den Fluß Pizarro geht gegangen wäre; und daß es Die Höhe des Gebirges einnähme, fo gieng er mit allen aus Eufeo, feinen Truppen aus Euzco heraus e). Man giebt ihm ungefähr neunhunderte Mann Fußvolk und Reiter, ohne die Mannfchaft des Acoſta mit darunter zu begreifen, Sein Gefchüg beftund nur aus fechs Stücen. Er marfhirete fünf Meilen, ohne fih auf- zubalten bis in die Ebene Faquiraguana , wo ber Weg auslief, durch welchen das Heer und lagert ſich des Praͤſidenten von dem Gebirge herunter kommen ſollte. Carvajal, fein Lieutenant, waͤhlete in der Ebene einen ſehr vortheilhaften Poften in einer Lage, mo man nicht anders, als durch einen Laquiragu— ſehr engen Weg zu ihm fommen Fonnte, Er war dafelbft auf der einen Seite von = dem Fiuſſe und einem Morafte und auf der andern von dem Gebirge und hinter fich von unbefteiglichen Abftürzen bedecket. Ueber diefes herrſchete der Ueberfluß in feinem Lager; und die fechs Stücken, welche gegen die enge Oeffnung des hohlen Weges ge: vicheet waren, macheten daſelbſt einen undurchdringlichen Schlagbaum. Der Präfident hafte fih wenig um den Poften zu befümmern gefihienen, welchen Verlegenheit feine Feinde einnehmen fonnten: es war aber die Frage, mie man vor ihren Augen des Pröftden- von dem Gebirge durch befehwerliche Wege herunter Fommen und ſich felbft ein wenig ff" * weiter gegen Euzco, als fie, wenn es moͤglich wäre, oder mwenigftens auf eben der ea 7 Höhe, vortheilhaft lagern füllte. ine Bewegung, die er einige von ben feindlichen Batallionen machen fah, um fich Hinter einen Hügel zu fegen, den fie bey ihrem Sa- ger hatten, ließ ihn einige Liſt vom Carvajal, oder wenigftens einige Verhinderung bey feinem Hinuntermarfche, befürchten. Er würde diefe Unruhe nicht gehabt haben, wenn er von des Pizarro feiner beffer wäre unterrichtet geweſen, welcher denen vierhundert Mann, 233 ber ſetzet die Abſchickung der beyden Priefter nach dem Ausgange aus Euzco , Und giebt vor, Pizarro habe vom Sa Gafen verlanget, er follte ihm feine Deſtallung zeigen, wobey er ich erbothen, zu ges Horchen, und fo gar dag Rand zu verlaſſen, wenn Sa Gafca gefhickt wäre, zu regieren; und betheu⸗ Allgem. Reifebefchr, XV Band. erte hingegen, er würde ihm eine Schlacht Tiefen, wofern ex ihm fein Verlangen abſchluͤge: La Gaſca fieg die beyden Priefter anhalten, weil fie ſich be: müheten , feine Leute zu verführen und ließ den Pi: zarro nur zur Unterwerfung ermahnen. Vaud, 77 Cap. - © 9 234 a: Reifen und Entderkungen De la Gaſca. Mann, bie er nach des Centeno Niederlage an fich gezogen, nicht trauete und fie alfo 4 an einen ſolchen Der fteflete, wo es ihnen fehwer war, ihn zu verlaffen. Er hatte fich geftellet , als wenn folches geſchaͤhe, um den Präfidenten, der fi) auf die Anzahl fei- ‚ner Truppen verließ, zu vermögen, daß er ihm an einem Orte angriffe, defien Schwie⸗ vigfeiten ev niche Fennete, und wo er ihn niche gar zu ſtark zu ſeyn glauben wuͤrde, weil er nur einen Theil von feiner Macht wahrnähme, Das koͤnigli⸗ Auf beyden Seiten aber fhlugen die Muchmaßungen durch die Entdeckung fehl, he Heer ſteigt da Alvarado einen Paß entdeckete, welcher dem Föniglichen Heere ein Mittel gab, ohne hinunter. Gefahr hinunter zu ſteigen. Es lagerte ſich an dem Fuße des Gebirges auf einem ſehr gleichen Raume, allein ein wenig über der. Ebene. Pizarro ſchickete ſich fo gleich an, mit ihnen zu fechten, und fing fe gar an, feine Stuͤcke fpielen zu laſſen. Es. entftund ein fo dicker Mebel, daß er den Feind nicht wahrnehmen Fonnte, und ihn daher für . weit näher hielt, als er war. Ob num gleich aber der Präfidene erftaunete, dieſen Schein von Herzhaftigkeit bey den Aufrührern zu fehens fo dachte er doch, nicht, fie fo bald anzugreifen, in der Hoffnung, die meiften würden zu ihm Fommen, wenn ſie Ge legenheit dazu fänden, Seine Stellung und die Umftände erlauberen ihm gleichwoht nicht, lange an einem Orte zu bleiben, wo die Kälte und der Mangel an Waſſer und gebensmitteln ihm viel firchterlicher zu feyn fhienen, als feine Feinde. Ob er gleich herunter geftiegen war: fo Fonnte man doch fagen, daß er fich noch in dem Gebirge befand; und der Unterfchied ift, wie man fehon angemerfet bat, in Peru unter den Gebirgen und Thälern fo groß, daß oftmals Eis und Schnee den Froft in den Ge birgen überaus ftarf machen, da man indeffen auf den Ebenen nur zwo Meilen da⸗ von Mittel wider eine unertraͤgliche übermäßige Hitze ſuchet. Vergebene Pizarro und fein Sieutenant hatten den Entſchluß gefaffet, das koͤnigliche „Heer in Anſchlaͤge der der Macht anzufallenz und ihre Maafregeln waren genommen, ſolches an dreyen Orten Aufruͤhrer in Unordnung zu bringen, Die Flucht einiger Soldaten aber, durch welche der Prä- fident, wie fie gar nicht zweifelten, Davon benachrichtiget wurde, machete daß fie diefen Anfhlag aufgaben, Nava und Prado, zween von den Ueberläufern , viethen dem Präfidenten, alle Arten von Seindfeligkeiten zu verfehieben, indem fie ihn verficherten, “ein großer Theil des feindlichen Heeres, vornehmlich) die alten Truppen des Centeno, warteten nur auf einen günftigen Augenblick, in feine Dienfte zu treten. Er unterließ nicht, die ganze Nacht im Gewehre zu bleiben, ungeachtet der heftigen Kälte, welche Faum erlaubete, folches zu halten, Als er bey dem erften Anbruche des Tages einen Haufen feindlicher Buͤchſenſchuͤtzen ſah, welche anruͤcketen, eine Höhe zu erreichen, von da ſie ihm durch ein beftändiges Feuer fehr befchwerlich fallen Eonnten: fo ließ er Me⸗ xia und Palomino mit dreyhundere Mann wider fie anmarfchiren, welche fie ſo mu⸗ thig angriffen, daß fie wieder zuruͤck kehren mußten. Alvarado und Valdivia riethen ihm, unter waͤhrendem Scharmuͤtzel, ſein Hauptheer hinter dieſer Hoͤhe ſelbſt hinunter marſchiren zu laſſen, welches mit ſo viel wenigerer Gefahr geſchah, weil zwiſchen der Zeit Pardaver mit einem Haufen Buͤchſenſchuͤzen und Reiterey an dem Orte ſelbſt, wo das Gefecht war, hinunter geftiegen. Aufgefekete Weil der Ort, wo Alvarado und Baldivia mie dem Bortrabe fhon hinunter ge⸗ ed fliegen waren, noch die Ebene beſtrich, und man von da bes Pizarro Lager leicht ER entdeckete: fo eileten fie, das Geſchuͤt dahin bringen zu laſſen. Roias, welcher es füh- vefe, im America. VI Buch. II Cap. 235 rete, verſprach den Canonirern für jede Kugel, welche unter die feindlichen Truppen De la Gaſca. Eommen würde, fünfhundere Thaler und ließ ſie wirklich einem von ihnen auszahlen, 1548, welcher felbft in des Pizarro Zelt getroffen und ihm einen Edelfnaben getödtet hatte, — Die Aufruͤhrer erhielten auch Befehl, alle ihre Zelte abzubrechen, weil fie den Canoni⸗ rern des Präfidensen gleihfam zum Ziele dieneten. Zu gleicher Zeit ließ Pizarro fein Geſchuͤtz ſpielen und ſtellete alle feine Truppen in Schachtordnung. Er befand ſich ſelbſt an der Spitze feiner Reiterey, um fie nebſt dem Arofta und Cepeda anzufuͤhren. Cats vajal führere nebft dem Torre, Guillen, Guevara, Franz Maldonat und. Bergara das Zußvol an Alle Indianer von der vebellifchen Pavtey, deren eine große Anzahl war, erhieleen Befehl, aus dem Lager zu gehen, und wurden auf den Abhang eines Hügels gefteller. Unterdeffen daß das Feuer auf beyden Seiten zu fpielen fortfuhr, flieg das koͤnig⸗ Die königliche liche Heer vollends in die Ebene hinunter, wiewohl in Wahrheit mit vieler Unord⸗ Neiterey Eöint nung, welche bey einer fo gefährlichen Stellung unvermeidlich war, Die Reiter ng, Aufbie Ebene, von zu Fuße und führeren ihre Pferde bey dem Zügel, fo wohl um fich vor den Schwies vigfeiten des Weges in Acht zu nehmen, als das Geſchuͤtz zu vermeiden, wider welches fie nichts deckete. So wie fie aber auf die Ebene kamen, fo ftelleten fie fich in zwey Geſchwader, welche die beyden Fluͤgel ausmachen ſollten, und das Fußvolk verſammelte ſich auch in zween Haufen. Das Geſchwader des linken Fluͤgels hatte zum Anfuͤhrer Sayavedra, Mora, Salazar, und Ferdinand von Aldana, des Lorenz Bruder. Das Anführung auf dem rechten Flügel, wo die fönigliche Standarte war, welche der Doctor Carva-des Heeres. jal fuͤhrete, wurde vom Cabrera, Mevcadillo und Gomez von Alvarado, des Alpbons ſus Bruder, angeführer, Das Fußvolk Hatte den Auditor Ramirez, Caſtro, Selis, Cardenas, Pablo von Menefes, Mofquera, a Cerna, D' Urbina, D’Miaga , Mars tin Noblez, Darias, und Dolmos zu Häuptern. Mendoza machere mit feiner Coms pagnie Reiter den Vortrab, und hatte den Centeno bey fih, welcher ſich wegen bes Treffens bey Guarina eine reiche Vergeltung verfprach, illavicentio ftellete einen Ge: neralmajor vor.“ KHinojofa ordnete dieſes als General, dem Heere an. Der Präft« dene und die Biſchoͤfe giengen ein wenig voraus an der Geite des Gebirges, no Al: yarado und Valdivia mit dem Gefhlige hinunter giengen, welche von den drephundert Büchfenfhüsen des Mexia und des Palomino feinen unterflüget wurden, die fih auch in zween Haufen theileten, als fie in der Ebene waren. Mexia nahm mit feinem den rechten Flügel auf der Seite des Zluffes ein, und Palomino folgere mit feinem dem linken Flügel des Gebirges. Während der Zeit da das Gefchüs herab Fam, fah man einige Meberläufer von des Pizarro Heere anfommen, unter welchen Cepeda und Garci⸗ laſſo de la Vega waren. Sie waren verfolget und fo gar verwundet worden; vornehm⸗ Eepeda geht lich Cepeda, deflen Pferd mit einer Sanze unter ihm erftochen wurde; und ohne dendu ber koͤnigli⸗ Beyſtand, den er von einigen leichten Reiten des Praͤſidenten erhielt, würde er ſehr chen Partey. in Gefahr geweſen ſeyn, wieder in ihre Hände zu gerathen. Man vernahm von ihm, Haß Pizarro ohne Furcht und gutes Muthes wäre, und daß er in der Hoffnung, ſich fo, wie bey Guarina, einiger Verwirrung zu Muse zu machen, welche ihm feine Feinde in die Hände liefern würde, entfehlofien wäre, fie zu erwarten. Hinojoſa ergriff nichts defto weniger die Partey, mit dem ganzen Heere vorzuruͤcken, und fich einen Buͤchſenſchuß — von dem Feinde auf einen etwas niedri⸗ ’g 2 gen 236 Reifen und Entdeckungen De la Gaſca. gen Grund zu ſetzen, wo die Kugeln aus den feindlichen Stuͤcken ihm über dem Kopfe 54. weg giengen, Die Buͤchſenſchuͤßen, welche an beyden Seiten auf den Flügeln waren, macheten ein beftändiges Feuer. Der Praͤſident, die Biihöfe, und die Mönche mun- terten auch die Eonftabler auf, und halfen ihnen felbft ihre Batterien aufführen oder auch zuweilen ihre Stuͤcke richten. |! Gaͤnzliche Zer⸗ Centeno und Mendoza, welche beobachteten, daß auf ihrer Seite oftmals Ueberlaͤu⸗ ſtreuung der fer ankamen, welche Pizarro verfolgen ließ, ruͤcketen mit ihren Leuten bis an das Ufer Truppen 808 des Fluſſes vor, um ſich fo zu ſeßen, daß fie diejenigen empfangen koͤnnten, die zu ihnen Phzarro. fliehen wuͤrden. Es kam nicht ein einziger, der nicht den koͤniglichen Befehlshabern anlag, in ihrem Poſten zu bleiben, indem ſie dieſelben verſicherten, das Uebergehen wuͤrde allgemein werden, und der Sieg ihnen wenig koſten. Die Bewegung fing in der That durch eine Schaar von dreyßig Buͤchſenſchuͤtzen am, die fich ziemlich nahe bey den föniglichen Truppen befanden, und unter die Fahnen des Präfidenten giengen, Pizarıo, welcher ihre Abſicht erfannte, wollte ihnen nachfchicken: allein, feine Sorgfalt und ſeine Be⸗ mühung dieneten nur, die Unordnung zu verdoppeln, Alle feine Heereshaufen giengen in eben dem Augenblicke aus einander, one fich durch das Zurufen und Drohen aufhal⸗ ten zu laſſen. Einige flohen nach Cuzco und die andern begaben fich gerade zu dem Föniglichen Heere. Die meiſten Hauptleute, die tiber eine fo ‚plögliche Veraͤnderung ganz beſtuͤrzet waren, blieben gleichfam zweifelhaft, ob fie fechten oder das Gewehr 2 ſtrecken oder fliehen follten. R Andere Er- So erzäßlet es Zarate, welchem wir bisher gefolget find: es kommen aber beym hlung. Gomara ſo unterfchiedene merkwürdige Umftände vor, daß wir nach unferer Art bey fol- chen wichtigen Begebenheiten auch feine Erzählung beybringen wollen. Man wird fih aber nur eigentlich bey denen Umſtaͤnden auf balten, bie von den vorigen etwas abge- ben. „Pizarro, heißt es, hatte ſich an einem Orte gelagert, welcher auf der einen „Seite von hohen Felfen verfhloffen war, über welche man weder zu Fuße noch zu »Pferde kommen Fonnte. Der Zugang war eng und ſtark, vor welchen er fein Ge „ſchuͤtz ftellete, fo daß er weder mit Gewalt noch durch Hunger konnte gezwungen wer— „der, weil er mit Lebensmitteln wohl verfehen war. Er gieng heraus. und ftellete feine „Leute in gute Ordnung. Einige fingen ſchon an, an einander zu gerathenz fie thaten „aber weiter noch nichts, als daß fie einander ſchimpfeten; indem die Unferigen fie Ber- „räther und Bluthunde hießen, und die Feinde ung Sclaven, Leute, die wenig Herz „Hätten, arme Teufel, und Kerl, die ohne Regel wären, nannten, weil $a Öafca, die „Biſchoͤfe und Mönche mitfochten. Allein, diefen Abend erfannte man einander nicht, „teil das Werter gar zu neblicht war. La Gafca und einige andere wollten die Schlacht „verfhieben, damit nicht fo viele Chriſten unkaͤmen ‚ und dachten, es würden alle „Oder die meiften von des Dizarro Seuten auf ihre Seiten treten, Da fie aber darüber „rathſchlageten: fo befchloffen fie, eine Schlacht zu lieſern, weil es ihnen an Waffer, „an Brodte und noch mehr an Holze bey der großen Räfte fehlete. Acofta wollte dieſe „Nacht mit fechshundere Mann, die weiße Hemden überziehen ſollten, ausgehen, den „LA Öafca anfallen, und ihn wegen der Kälte, die fo entfeglich war, auf den Marfch „bringen, und die Geinigen, da er fie fo ben der Nacht anfiele,. in Furcht jagen, Piz xzjarro aber hinderfe ihn daran, und ſagete: Johann von Acoſta, weil wir das Spiel „gewonnen haben, fo wollen wir ung niche in die Gefahr fegen, es zu verlieren, wel⸗ „ches + in America, VI Buch. HEap. 237 „ches eine Verwegenheit oder vielmehr eine Blindheit wäre. Als die Morgendämmer De la Bafea- „rung anbrach: fo fingen die. Trommeln und Trompeten des la Öafca an, fich hören zu 1548. „laſſen, und ein jeder rief: ins Gewehr, zur Schlacht, zur Schlacht, zu Pferde, zu — „Pferde u. ſ. w. Man. rüdere herab. „Der Weg hinunter war fo fteil und fo ſchlecht, daß fie gesungen waren ‚ihre ‚Pferde bey dem Zügel zu führen, und fo wie fie hinab Famen, ftelleren fie ſich un- „ter ihre Fahnen ac. ꝛc. Pizarro fagete zum Cepeda, er follte das Kriegesheer in „Schlachterdnung ftellen, Gepeda, welcher Luſt hatte, zum La Gaſca zu geben, ſah „nunmehr, daß es Zeit märe, und gab dem Pizarco zu verſtehen, der Dre wäre niche „geſchickt dazu, weil die feindlichen Stücke fie zu fehr treffen koͤnnten, ohne einen Zehl- „ſchuß zu thun. Er ritt durch die Saufgräben, welche ihr Lager umgaben, als wenn „er einen niedrigeren Dre fuchen wollte, Als er fich dafelbft ſah: fo gab er feinem Pfer« „de die Spornen, um zu des Sa Gaſca Leuten zu fommen. Weil er aber in feinen „Öedanfen ganz verwirrt und von einer großen Furcht befallen war, fo fiel er unter „twegens in einen Sumpf, wo er von des Pizarro Leuten würde feyn- getödtet worden, „wenn ihr nicht einige von feinen Negern, die er vorausgefchickt hatte, herausgezogen „hätten. Das Heer des Pizarro war durch die Entweichung des Cepeda fehr erfchüt- „tert, und noch mehr, als Garcilafio de la Vega und andere Bornehme eben das „thaten. Sa Gafca umarmete-und Füffete den Cepeda, ob er gleich noch von feinem „Halle die Baden voller Dre Hatte, und hielt dafür, Pizarro fey überwunden, da er ihm „abgienge, Pizarro war fo misvergnügt, als es nur möglich ift, daß er feine Hauptleute „verloren hatte, und fah, wie die Furcht fich des Herzens der Geinigen bemächtigte, „Er that aber nicht, als wenn er fich fehr darüber wunderte ꝛtc. x, „Beyde Heere waren ftandhaft, in der Stellung, daß fie mit einander fchlagen „wollten. Carvajal fing ſchon mit feinen Büchfenfchügen ein Scharmüßel an, als er „zum Pizarro ſchickete und ihm fagen ließ, er möchte Befehl zum Treffen geben; und „er fähe wohl, daß der Feind fie bald mit großem Grimme anfallen würde. Allein, „Hinojoſa, welcher flug und gemwißiget war, machete feine Mine, daß er fich bewegen „wollte, Indeſſen daß die Büchfenfchüsen einander mit vortrefflichen Feuern begrüs „Keten, gab Cecile auf diejenigen Acht, die gegen de fa Gaſca flohen „ und tödtete ihrer „fo viel, als er antraf, da er fie nicht aufhalten Eonnte. Es giengen auf einmal drey „und dreyßig Büchfenfchügen durch, Viele andere warfen ihre Gewehre weg und fages „ten, fie wollten wider ihren König nicht fechten. Alſo zerftreueren fich in kurzer Zeit „die Geſchwader ſelbſt; und Pizarro und die Hauptleute blieben ganz beftürzt, da fie „nicht mehr fechten Fonnten und nicht fliehen wollten ),. Pizarro, welcher von dem Berfalle aller feiner Hoffnung. nur gar zu fehr uͤberzeu⸗ Pizarro get war, verlor felbft das Herz und fagete mit einer fehr lauten Stimme: „Weil ihr ergiebt füh- „denn alle fortgehet, und euch dem Könige ergebetz fo will ich es auch thun. Man giebt vor, fein getreuer Acoſta Habe ihn aufmuntern wollen und zu ihm gefaget: „Herr Piz Zʒarro, wir wollen uns durch die Seinde durchſchlagen und als Römer fterben „: Dizarro aber habe ihm geantwortet: mein lieber Xcofta, laß uns vielmehr als Chriſten fierben. Als er darauf den Villavicentio ſah, welcher bis zu ihm hinangeruͤcket war: | az p N Gomara V Bud, 77 Cap. De la Gaſca. 3548. Carvajal wird gefangen« Urtheil und Hinrichtung des Pizarro. 238 Reiſen und Entdeckungen fo rief er ihn, um ſich zu ergeben, indem er ihm einen langen und ſchmalen Degen zu— ftellete, den er wie eine Sanze hielt, weil er feine gegen feine eigenen Leute gebrochen hat— fe, die davon flohen. Er wurde zum Präfidenten geführer, zu dem ihn Zarate etwas fagen läßt, welches, wie er meldet, weder Elug noch ehrerbisthig zu feyn fihien: und er wurde {0 gleich dem Centeno zur Bewachung gegeben g). Die meiften von feinen Befehlshabern waren gefangen genommen worden, oder Hatten ſich ergeben, Carvajal, welcher feine Verſchonung von dem Ueberwinder boffete, verſuchete, ſich durch Die Flucht zu retten. Sein Pferd aber vertiefere fih in dem Geroͤh⸗ rig, wo er von feinen eigenen Soldaten herausgezogen und zum Praͤſidenten gefuͤhret wurde. Die koͤnigliche Partey hatte nicht einen Mann verloren; und auf Seiten der Rebellen fand man nur zehn bis zwölf Todte. Der Präfidene war auf einer Höhe ge: blieben, von Da er Die Leute aus dem feindlichen Nachzuge flieden ſah, welche ven Weg nach) Euzco nahmen, Bor entzückend großer Freude darüber, fehrie er aus allen feinen Kräften feiner Reiterey zu, fie follten ihnen nachfegen. Allein, feine Befehlshaber, welche viel eiferfüchtiger auf die Kriegesehre waren, hielten ihn ſo lange in Ordnung, bis fie ſahen, daß nichts mehr von einer Lift oder Gewalt zu fürchten warz da fie denn einen Theil diefen Flüchtigen nachſchicketen. Man ergriff ihrer eine große Anzahl, Nach ihrer gänzlichen Niederlage wurde ihr Lager den Giegern zur Plünderung über- laſſen, welche viel Gold und Silber darinnen fanden. - Viele Soldaten hatten fünf bis fechs taufend Ducaten zu ihrem Anrheile, Die Befehlshaber achteten diefe Frucht ih⸗ res Sieges nicht. Niemals hat ein Kriegesheer, nach der Anmerkung eines Gefchicht: fhreibers , eine fo große Anzahl Gelehrte und Geiftliche unter ſich gehabt. Ein Moͤnch von der Gnade, Namens Rocca, begleitete den Präfideneen unauf hörlich mit einer Hellebarde in der Hand. Die Bifchöfe und Priefter waren unter den Büchfenfchügen, um fie wider die Feinde aufzumuntern, denen fie den Namen der Berräther und Tyran⸗ nen verſchwenderiſch gaben 2), Gleich am eben dem Tage wurden Meria und Robles mic einer anfehnlichen Mannſchaft nach Cuʒco geſchickt, um ſowohl den Misbrauch des Sieges auf Seiten derjenigen zu verhuͤten, welche den Fluͤchtigen nachgeſchickt worden, und dieſe Gelegen⸗ heit ergreifen konnten, ihrer befondern Rache in der Stadt genug zu tbun, als auch Diejenigen von den Aufrührern anzunehmen, welche freywillig wieder zu ihrer Schuldig- feit fommen würden. Das fönigliche Heer, welches Ruhe brauchere, nachdem es viele Tage’ ED) Wir mülfen bier den Zarate mit andern zeit⸗ verwandten Sefchichtfehreibern vergleichen. ,, Pis „zjarro fragete darauf den Johaun von Acofta: was „tollen wir nun, wir andern, thun? Laſſen Sie zung fechten, antwortete Acoſta, und mitdem De: „gen in der Fauft flerben. Nein, verfepete Pi: „5arto, wir wollen Fieber als Ehriften und mit uns „uͤberwindlichem Herzen fterben. Denn er wollte „tech lieber ergeben, als fliehen. Es haben auch „feine Feinde niemals feinen Ruͤcken gefehen. Da „er den Villavicentio nahe bey fich fab: fo fragete Zer ihn, wer er wäre? Und als ‚ber andere ant⸗ wortete, er wäre Oberſtwachtmeiſter in dem kai⸗ „ſerlichen Lager: fo fagete er: und ich ich bin „ber unglückliche Gonzales Pizarvo ; * im „seinen Stoßdegen gab. Er gieng als ein tapferer „Ritter mit einem koͤniglichen Weſen einher. Er „riet auf einem Rothfuchſe und war mit einem Panz „erhemde und einem bewehrten und fehr koſtbaren „Kuͤraſſe gerüfket, und darüber hatte er ein Wamme „don geſchorenem Sammte und auf dem Haupte „trug er eine goldene Burgunderſturmhaube, wel— „che ein eben nicht fe ſchones, als koſtbares Werk war, „Villavicentio war ſehr erfreut, einen ſolchhen Ge: „fangenen in feinen Händen zu ſehen, und führete „ihn fo gleich wor den La Gaſca, welcher unter an⸗ in Ameiaı Vl Buch. IE 239 Tage zugebrache hatte, ohne die Waffen niederzulegen ‚erhielt vier und zwanzig Stun: De la Gaſca. den dazu, um fih von einer ſo langer Beſchwerlichkeit wieder zu erhohlen. Darauf 2548. ernannte der Praͤſident zween Eommiffarien, Alphonſus Alvarado, und Cianca, Den — Aufruͤhrern den Proceß zu machen. Man brauchete wider den Pizarro keine andere Beweiſe, als was allen offenbar bekannt war, und. fein eigenes Bekenntniß. Der Ureheilsfpruch feiner Nichter, welcher von dem Präfidenten im Namen des Königes beftätiget wurde, enthielt, es follte ihm auf öffentlichem Nichtplage der Kopf abgefchla- gen und folcher in eine Eleine mit einem kleinen eifernen. Öegitter vermachete Bilder- blinde auf dem Nabenfteine der Stadt Los Neyes mit dieſer Meberfchrift geſetzet werden ; Dieß ift der Kopf des Gonzales Pizarro, eines Berräthers und Aufrührers wider feine Majeſtaͤt, welcher fich erfrechete, fich wider feine Gewalt in Peru aufzulehnen, und „in dem Thale Kaquiraguana, dem Eöniglichen Heere, Montages den gten April 1548 „eine Schlacht zu liefern ,,. Die Berurtheilung enthielt auch, es follten feine Güter eingezogen, die Häufer, welche er zu Cuzco hätte, gefchleifet, auf die Stellen Salz gefäct und an dem Orte eine ſteinerne Saͤule errichtet werden, worauf man bey nahe eben die Aufſchrift ein⸗ hauen ſollte. Er wurde an eben dem Tage hingerichtet; und fein Tod war ſehr chriſt⸗ lich. Während feiner Gefangenfchaft und bis auf den Augenblick, da er hingerichtet wurde, ließ ihm Centeno, welcher ihm unter feiner Bewachung hatte, anftändig begeg- nen, und erlaubete nicht, daß ihm die geringfte Befchimpfung von feinen Feinden an- gethan wurde. Als er ſich auf dem Kichtplage ſah: fo gab er dem Scharfrichter alle Kleider, die er anhatte. Sie waren von Sammer, mit Golbe gefiidt, und fein Hut hatte auch eine koſtbare Treſſe. Centeno war fo großmuͤthig, Daß er. dem Schatfs gichter den Werth dafuͤr bezahlete, damit der Körper eines aus fo vielen Urſachen ehr⸗ wuͤrdigen Mannes nicht eher, als den Augenblick, da er eingeſcharret werden follte, ausgezogen würde. Den Tag darauf Heß er ihm nach Cuzco bringen, wo er mit Eh⸗ ven die legten Dienſte der Religion erhielt: der Kopf aber wurde nach Los Reyes ge- brache und nach dem Inhalte des Urtheiles Öffentlich aufgeftellet 7); =. Auf die Hinvichtung des Pizarro folgete feiner, vornehmften Befehlshaber ihre, Des Haupt: Carvajal wurde geviertheilet und acht bis neun andere wurden gehangen; oder wie &o- Mannes Car- mara fagerk): „man hing und viertheilete darauf Franz von Carvajal von Kamaga, ne „Sohann won Acoſta, Franz von Maldonado, Johann Velez von Guevara, Dieny- eebfehaber * „fius Hiurichtung⸗ „andern zu ibm ſagete, ob er cs für gut fände, „daß ex diefes ganze Konigreich wider den Kaiſer, „feinen natürlichen Herrn aufgebracht Hätte? Pi: „zarro antwortete Ihm: Mein Herr, ich und meine „Brüder haben auf unfere Unfoften dieſes Land ge: „wonnen; und wir denken, daran nicht unrecht zu „thun, daß wir es behalten und regieren wollen. „Darauf fagete La Gafer zu zweenmalen, man foll- "te ihn ans feinem Augen führen, und übergab ihn „sent Diego Centeno. Gonzal. V Bud. 77 Cap. Senzoni machet beynahe eben die Erzählung im IT Buche, 16 Cap by Gomara am angef. Orte. 5) Zarate VIL Bud, 22 Cap, Gomara laͤßt den Pizarro an eben dem Tage, da er gefatigerr genommen worden, zum Tode verdammen; nnd füget noch einige andere Umftände hinzu. „Es ge⸗ zichah an eben dem Tage feiner Gefangennehmung, „faget er; und den Morgen darauf wurde er , um „enthauptet zu werden, auf einem Mauleſel, mit gebundenen Händen und einer Kuppe auf den „Achſeln hinansgefuͤhret. Er ſtarb gut katholiſch, „ohne ein einziges Wort zu reden, und behielt übre „eng. ein hohes Anſehen und ernfthaftes Geſicht. Am atigef. Orte 78 Cap, Bas Uebrige koͤmmt mit dem Zarate überein. Benzoni nennet nur den Cianca als ſeinen Richter⸗ A Sm V Buche 78 Cap. 240 Reifen und Entdeckungen DelaBafen. „fins von Bovadilla, Gonzales Morales von Amajano, Johann von Torre, Peter 1548, Abſchilderung des Pizarro. „von Sturie, Gonzales von Los Nidos und vier andere. Carvajal war ſehr hart, „ehe man ihn zum Beichten bringen konnte. Als man ihm das Urtheil vorlas, wos „durch er verurtheilee wurde, gehangen und darauf geviertheilet und fein Kopf mie des „Pizarro feinem aufgeftellee zu werden: fo ſagete er: es iftgenug , du Fannft mic) dach nur „einmal toͤdten. Die Macht vorher, che er Hingerichter wurde, befuchefe ihn Eenteno, „Carvajal ftellete ſich, als wenn er ihn nicht Fennere. Als der andere ihm nun fagete, . „er er wäre: fo antwortete er darauf, er hätte ihn nicht kennen koͤnnen, weil er ihn nie- „mals anders, als von hinten gefehen. Damit wollte er zu verftehen geben, daß der at „dere ftets vor ihm geflohen wäre. Gr war vier und achtzig Fahre alt, Des DBenzo- ni Erzählung feget zu des Zarate und Gomara ihren noch) hinzu, Carvajal fey an dem Schwanze eines Pferdes eine Halbe Bierthelftunde weit hinaus gefchleifer, darnach aufge: bangen, und geviertheilet worden. Als man ihn zum Gerichte führete: fo fragete er mit Seufjen, wo fein Statthalter Gonzales Pizarıo wäre? Benzoni erzaͤhlet auch die Bege— benheit mit dem Centeno etwas anders, „Einen Tag vorher, faget er, ehe er hingerichter „wurde, befuchete ihn Centeno, und fagetezu ihm: Nun, Herr Generallieutenant, wo „find Ihre Nägel und Kriegesklauen? Der andere antwortete ihm fo gleich: man hat mit „fie, als einem guten Kriegesmanne, auf dem Schlachtfelde mit Gewalt abgenommen : „aber du, du bift als ein Großpraler davon gelaufen, und das bift du auch H. Viele Soldaten, die als die hartnädigften Anhänger des Pizarro und feiner Be— fehlshaber befannt waren, wurden einige zum Spießruthen laufen , andere auf die Galee— ren, und noch andere nad) Chili zu gehen verurtheilet. Diefe Beftrafungen hielten fo lan- gean, als es noch Srafbare gab, und man fie entdecken Fonnte, Diejenigen , welche ſich in dem Thale Eaquiraguana verlaufen batten, und nach Bekanntmachung der allgemeinen Verzeihung unter die Föniglichen Fahnen begaben , erhielten wegen aller ihrer bey dem Auf: rubre begangenen Verbrechen Gnade, nur bloß mit Vorbehalte des Rechtes der Parteyen, in allem was die Güter und bürgerlichen Angelegenbeiten betraf. Zween ſolche Männer, als Gonzales Pizarro und Franz Carvajal, fein Sieutenant, has ben den Gefchichtfehreibern würdig zu feyn geſchienen, einige Anmerkungen über ihren Cha- racter zu mahen. Man hat die Herkunft des Pizarro gefehen. Als er die Statthalter: ſchaft an ſich viß, war er ungefähr vierzig Jahre alt. Er war groß, von ſchoͤnem Wudh- fe, und in allen feinen Gliedmaßen von einem merkwürdigen Verhältniffe. Er hatte eine Braune Gefichtsfarbe, einen ſchwarzen und fehr langen Bart, Seine Neigung trieb ihn von Natur zum Kriege. Kein Menſch ftund die Mühe und Arbeit mit mehr Geduld aus. Er mußte ein Pferd mit fehr guter Art zu regieren; er ſchoß vollfommen wohl. Ob er gleich nichts von den Wiffenfchaften verftund und ein mittelmäßiger Geift war: fo druͤcke— te er fich Doch auf eine vernünftige Art und in fehr deutlichen Morten aus. Eben diefe gefunde Vernunft zeigere fich auch in feiner Aufführung, vornehmlich in der Wahl derjeni- gen, die er zur Verwaltung feiner Befchäffte brauchere, da er nur folche Perfonen nahm, an denen er die Dazu erforderliche Art von Einfiht, Erfahrung und Geſchicklichkeit zu ers kennen glaubere. In diefer Meynung harte er alle fein Vertrauen auf den Earvajal bey plöglichen und Fühnen Unternehmungen; auf den Puelles und Acofta bey langfamern Un- ters D Am angef. Orte, 16 Cap. im America. VI Buch. I Cap. 241 ternehmungen, und auf den Cepeda in buͤrgerlichen Angelegenheiten aefeget, Er unter⸗De la Gaſca. nahm nichts ohne Rath: unter denen verſchiedenen Parteyen aber, die ihm vorgefchlagen 154. wurden, waͤhlete er gemeiniglich gleich auf das erfte diejenige, die man hernach bey weite- ver Unterfuchung als die befte befand. ine unglücfelige Staatskunſt, deren Grundfäge er vom Carvajal eingefogen , hatten ihn nach und nad) finfter, graufam und blutgierig ges macht: die Stärke eines fanftmüthigern Naturelles aber, ließ ihn oftmals das Blut be dauern, welches ex vergoffen hatte, Er glaubete gar zu leicht; er wußte nichts geheim zu halten ; melches ihm bey allen feinen Unternehmungen fehr zum Nachtheile gereichete. Man warf ihm auch vor, er haͤtte fich niemals aus dem Geben ein Vergnügen gemacht, und waͤ⸗ ve nur mit Widerwillen frengebig geweſen. Indeſſen nimmt man doch) die Frauensperfo- nen aus, deren Gefälligkeiten er Föniglich bezahlete. Sie mochten Jndianerinnen oder Spanierinnen feyn, fo war er heftig in diejenigen verliebt, welche die Kunft fanden, ihm zu gefallen. Die Eiferfucht marterte ihn zuweilen, Man hat gefehen, daß er einen Bür- ger zu Duito umbringen laffen, deffen Frau er unterhielt, und daß er für dieſe Mordthat einem hungarifchen Soldaten, Bincent Pablo, reichlich bezablete, welchen der indifche Rath endlich wegen einer wiederhohleten Anklage zu Valladolid aufhängen ließ, Wenn endlich) das Leben des Pizarro nichts rühmlicheres hat, als eine übel verftandene Ehrſucht, die ihn die Unabhängigkeit in einem Sande wünfchen ließ, welches er hatte erobern helfen, und als ein Eigenthum feiner Familie anfah: fo findet man doch in dem legten Auftritse defjelben bey der Einfalt derer Erzählungen felbft, welche die Gefchichtfchreiber Davon machen, Das Anfehen eines Heldenmuthes, welcher es bedauren läßt, daß man ihn auf einem Blutge⸗ rüfte umfommen ſieht. u Dergleihen Antheil nimmt man eben nicht an dem Schickſale feines Lieutenants. Des Carva⸗ Stanz Carvajal war bey Arevala in einem Dorfe, Namens Ragama, aus einer Fa: jals. milie gebohren, deren größter Vorzug darinnen beftund, daß fie dasjenige ausübete, was man den Schleichhandel nenne, Er war lange zu ben Zeiten des Grafen Peters von Navarra Soldat in Stalien geweſen. Zarate verfichert, er babe ſich mit bey der Schlacht zu Pavia befunden Z) ‚'wo Franz der I zum Gefangenen gemacht worden; von da fey er mit einer Frau aus gutem Haufe, Namens Catalina von Leyton, wieder nach Spanien zuruͤck gekommen, und habe feine Siebe unter dem Mantel einer Ehe dafelbit verftediet: man babe fich aber dadurch nicht verführen laffen, und er fen nach einiger Meynung ein Mind und Profeffus gewefen. Bey feinem Aufenthalte in Spanien übere er das Amt eines Verwalters in der Comthurey Heliche aus. Darauf gieng er nad) Merico, wo ihn der Unterfönig fo lange bis zu den erften Emporungen in Peru unterhielt, Er ließ ihn mit dem obenangeführten Beyſtande in dieſes neueroberte fand von Spanien gehen, und nach) dem Vergleiche gab ihm der Marqueze, Franz Pizarro, einige Indianer in den Ge: genden von Cuzco, woſelbſt er bis zu der Ankunft des Blaſco Nugnez de Bela blieb. Da- mals gedachte er, mit einer anfehnlichen Summe Geldes, die er feinem Fleiße zu danfen Hatte, wiederum nach Spanien zurück zu kehren. Weil er aber Feine Gelegenheit finden konnte, ſich einzuſchiffen: fo blieb er im Sande, und Gonzales Pizarro, welcher feine Ge— ſchicklichkeit zu den Waffen erfanne hatte, fand Mittel, ihn ſich zu verbinden, « r 7) Gomara ſaget, er fen bey der Schlacht zu Gonzales von Cordua, mit dem Zunamen ber gro⸗ Ravenna Fähndrich geweſen, und habe unter dem fie ae gedienet. Am angef: Orte, Allgem, Reifebefchr, XV Hand. De la Gaſca. 1548. „tig, daß man Ihnen die Ehre erweife, Reifen und Entderfungen Er ruͤhmete fich felbft, daß er achtzig Jahre alt wäre, als Pizarro feinen Einzug in 808 Reyes mit feinem Kriegesheere hielt. Er war, was die Laͤnge betrifft, von mittelmäßt- ger Öeftalt, aber überaus dick, und harte ein völliges Geficht und eine lebhafte Farbe. Er verftund wirklich den Krieg; und feine natürliche Kuͤhnheit ließ ihn gleichfam einen doppel⸗ ten Nutzen aus feiner alten Erfahrung ziehen. Miemals bat jemand die Befchwerlichkei- ten leichter ertragen, Sein Alter ließ nicht das geringfte Merfmaal einer Entfräftung oder Langſamkeit an ihm merken, Ex legete feine Waffen weder bey Tage noch bey Mache ab; und wenn ibm der Schlaf zuweilen nörhig war, ſo legete er ſich nicht nieder, fondern ſchlief nur auf einem Stuhle, wo er fich einige Augenblicke niederſetzete, und den Kopf auf den Arm ſtuͤtzete. Er mochte gern Wein trinken, Fehlete es ihm an fpanifchem Weine: fo trank er weit übermäßiger, als irgend ein Spanier, von denen ſtarken Getraͤnken, die unter den Indianern gewöhnlich find. Die Graufamkeit machete gleichfam feinen Haupt⸗ charakter aus, nebft einer natürlichen Neigung jemand aufzuziehen, welches eine barbari- ſche Berhärtung in dieſem Safter anzeigere. Er toͤdtete einen Menſchen bey der geringften Gelegenheit und oftmals ohne einige Urfache, oder unter dem bloßen Borwande, eine ſchar⸗ fe Kriegeszucht einzuführen m); und anſtatt daß er ein Mitleiden über diefe unglückfeligen Schlachtopfer bezeugen follen, fo fpottete er ihrer durch gezwungene Scherzreden, und Complimente. Man erkannte an ihm nichts von Religion, oder wenn er davon redete, fo geſchah es, um fie durch gottlofe Reden oder Thaten zu fhmähen, Seine $eidenfchaft war, veich zu werben; und man mußte fo gar zweifeln, ob feine Her zhaftigkeit felbft aus ei⸗ ner andern Quelle herruͤhrete. Gr wagete fein Leben unerſchrocken, um von eines andern feinem Meifter zu werden; und nahm es denjenigen ohne Barmherzigkeit, die in feine Hände fielen: für Geld aber ließ er es denjenigen, die eg um diefen Preis von ihm verlan- geten. Das Geld war ihm alfo fehäsbarer, als fein und anderer schen. Man hat ge= ſehen, daß feine Klugheit in Ränfen beftund , die ihm vielmehr die gegenwärtige Gelegen⸗ heit, als eine weife Berachfehlagung eingab; fo wie fein Scherz nicht fo wohl in finnreichen Einfällen, als vielmehr in Falten und groben Spöttereyen beftund, „Wenn er einen hän- „gen ließ, faget Benzoni »): fo geſchah es am öfterften, daß er erft, ehe er ihn auffnüpfen „ließ, über ihn lachete, und mit Verhöhnen zu ihm fagere: Ach, mein Herr, verzeihen „Sie mir ; id) habe fagen hören, Sie wären ein Cavalier ; und wahrhaftig, es ift vernuͤnf⸗ die einem folchen Edelmanne, wie Sie find, zu⸗ Nein, 242 „koͤmmt. Wählen Sie ſich einen von diefen Baͤumen, welchen Sie wolfen, „nein, ich werde Ihnen die Gnade erweiſen, Sie an denjenigen hängen zu faffen, welchen - „Sie am liebften haben wollen: Sie können deſſen verfichert feyn. Und nachdem er den > „armen m) „Bon ihm ift das Sprichwort geblieben, „ßerdem lief er noch über taufend wegen der Ver⸗ „ordnungen umkommen „ſaget Gomara, fo grauſam, als ein Carvajal. „Gleichwohl war er der beruͤhmteſte Kriegesmann, „unter allen Spaniern, die nach Indien gegangen „find. Von mehr als vier hundert Spaniern, wel: „che Pizarro außer den. Feldfihlachten hatte um— „bringen laſſen, ſeitdem Nugnez Bela nach Peru „gekommen war, hatte dieſer ſie faſt insgeſammt „mit feiner eigenen Hand nebſt einigen Moren, ge: „toͤdtet, die er zu dem Ende bey fich fuͤhrete. Au⸗ ‚ und mehr als zwanzig „tauſend Indianer, bey dem Lafttragen, oder weil „fie ſich ans Furcht vor dem Tragen in die Gebir „ge füchteten, wo fie vor Hunger und Durſt um: „tamen; und damit fie nichtentliefen, fo band man „ihrer viele an dem Stirtel zufammen ‚ und demjes „tigen, der ſich losmachete, oder Frank wurde, und „nicht weiter fortfonnte, wurde der” Kopf abge: „hauen „Am angef: Orte. Benzoni machet nach eine in America. VIBuch. I Cap. 243 „armen Gefangenen alfo gehöhnet und verſpottet hatte: fo ließ er ihn aufhängen. Er füh- „vote ffets vier Moren bey fich, welche dieſes Amt ausübeten „. einen vorzüglichen Rang: ſo iſt es viel eher unter den Räubern, Hauptleuten und berühmten Kriegern. Berdienet alſo Carvajal als unter den großen Der Praͤſident begab ſich darauf nad) Cuzco, von da er den Mendoza nach der Pro- vinz Charcas, was er da gelaffen nicht geringerer Wichtigkeit zu ſeyn ſchien, einiger neuen Bewegungen, welche die Unruhen wieder erregen möchten. dem alten Gebiethe des Pizarro, fchickere, hatte, Hondegardo und Roias wurden in eben der Abſicht nach) den Bergwerken zu Potofi geſchickt. Die Summen, ſich auf drey Millionen fehshunderttaufend Livres. ien, war die Abdanfung feines Heeres, aus Furcht welche fie von daher brachten, beliefen Eine andere Sache, die ihm von Diefes Unters nehmen erforderte um fo viel mehr Vorficht, weil man anfanglid) auf die Austheilung der Belohnungen denken mußte, und ſich Fein Soldat fand , der nicht große Anfprüche ma⸗ chete, Die Anzapl der Truppen belief fih ungefähr auf zweytauſend fünf hundert Mann. Es war ſchwer, jedermann zufrieden zu ftellen. welcher feinen Auffchub leiden Fonnte: fo wurde man ei- und die Bifhöfe, um alles Ueberlaufens überhoben zu die Provinz Apurima, in Begleitung eines einzigen chen Punctes beratbfchlaget hatte, nig, es follten fich der Präfident, feyn, zwölf Meilen von Euzco, in Nachdem man fich wegen eines fo Fügli: Secretärs begeben , und dafelbft gerubig die Eintheilungen machen. Was fie zu theilen hatten belief fich über eine Million Goldthaler an Einfünften ; und man wird Feine Mühe haben, verlaffene Gebiete worden, die in den £en, daß Pizarro den. Vorwand gebraucher , derfelben unter feinem eigenen Namen zu behalten. fich deſſen zu überreden, wenn man erwaͤget, wie viel oder Ländereyen es gegeben , die durch den Tod bererjenigen erlediget ges Schlachten oder durch die Beftrafungen umgekommen, ohne zu geden- wegen der Kriegesfoften einen großen Theil Der Präfident behielt fih von den be- ften drey bis vier hundert Ducaten an Silber Jahrgelder vor , um fie unter die Soldaten zu vertheilen, denen er nichts mehr zu geben hatte, Kaum aber war fie befannt gemacht: fo hielt der Praͤſident fich für verbunden, nug 0). ſich feiner Sicherheit wegen nad) Los Reyes zu begeben, Sorge für die gute Drdnung zu überlaffen p). Der Misvergnügten war eine jo große Anzahl, und die Klagen fo heftig, Borftellungen des Prälaten nicht hindern fonnten, Benzoni, welcher ein Zeuge von diefer Unord- und aufruͤhriſche Bewegungen entflunden, nung war , machet eine fonderbare Abfhilderung eine entſetzlichere Abfchilderung von der Art und Weife , wwie den Peruanern begegnet worden. 7) Sm II Buche, 16 Cap, 0) Es gab welche von hundert taufend Ducaten Einkünften jährlih. Diefes waren eines Fürften Einkünfte, wenn diefe Erbfihaft beftändig geweſen, und auf die Kinder und andere Erben gekommen wäre. Allein, der Kaifer verlieh diefe Ländereyen nur auf Lebenszeit. Der Hauptmann Hinojoſa hat- te das meifte. Gomara, V Buch, 79 Cap. Eben Diefe Theilung gefchab hurtig ge: und dem Bifchofe diefer Stade die daß alle daß nicht eine Menge Verſchwoͤrungen davon, „Als die Vertheilung befannt ba ge⸗ der Geſchichtſchreiber ſetzet hinzu, es waͤren uͤber funfzehn hundert mal tauſend Ducaten an baarem Silber ausgetheilet, amd die reichen Witwen an ars me Perfonen verheirathet worden, die dem Könige treulich gediehet hatten. Ebendaſ. ) „sa Gaſca, faget Gomara, gieng nach Los „eyes, um nur nicht die Klagen, das Fluchen und Schwoͤren der Soldaten anzuhören, und weil er fich „davor fürchtete,,. Am angef. Orte. 79 Cap. De la Gaſca. 1548. Schaͤtze, die um daſelbſt alles Geld zu hohlen, DE Präfident hohlen läßt. Beſchwerlich⸗ keit der neuen Eintheilungen Bewegungen, die folche ver» urfachet. I 244 Reifen und Entderfungen b ur De laGaſca. »gemacht worben, faget er g), fo fingen die armen Soldaten, welche treu gedienet haften, 1548. „und fih Hoffnung macheten, veichlich belohnet zu werden, wie man es auch verfprochen. „hatte, da fie fahen, daß man fie leer ausgehen ließ, an, ſich febr zu befchweren. Der „Präfident und der Biſchof fpeifeten fie mit guten Worten ab; und fageten, es wäre für 2,180 nicht möglich, es beffer zu machen, fie follten aber bald alle zufammen zufrieden ges „‚ftellet werden, Indeſſen Fonnten fie es ihnen doch nicht fo ſchoͤn worpredigen, daß fie ver= gnuͤgt geweſen wären, Sie fingen alfo an, wider fie zu ſchreyen, und ihnen alle Schimpf- „und Schandreden von der Welt zu geben. Unter andern Eamen auch einige zum Lachen „vor, Die des Ynführens wohl werth find, Ich will bier ein Paar davon erzählen, Es hatte „ſich ver nicht gar zulanger Zeit zu Cordua in Spanien eine Klofterfrau, Namens Magdas „lena vom Kreuze,befunden, welche nach der Meynung nicht allein des gemeinen Volkes, fon= „dern auch der Größten in Spanien, für eine ſehr andächtige Perfon gehalten, und faft „als eine Heilige angebethet wurde, fo, daß wenn der Kaifer felbft etwas unternehmen „wollte, ev diefer Magdalena befahl, daß fie es Gott in ihrem Gebethe vortragen möchte. „Endlich aber wurde das ganze Geheimniß entdecket, und fie überzeuger, daß fie eine Hepe „wäre, und mit dem Teufel einen vertrauten Umgang hätte, Es fand fich alfodamals ein „Soldat, welcher unter andern Befchimpfungen, die er dem Präfidenten fagete, ihm auch vorwarf, er wäre eine andere Magdalena vom Kreuze, und ihn vitte der Teufel, (wor- „unter er den Biſchof verftund), weil er nichts, es möchte auch fo Klein feyn, wie es woll- „te, ohne feinen Rath thäte. in anderer vieb es ihm unter den Bart, es Iebete Fein „feinerer Fuchs unter dem Himmel, als er, Ein anderer, der faft halb naͤrriſch und in „Verzweifelung war, fagete zu ihm, man follte ihn fo weit ſchicken, daß er fein Wort „mehr von Spanien hören füllte. Der Präfident wurde hieruͤber fo empfindlich, daß, wenn „dieſer arme Menfch nicht gute Freunde gehabr Hätte, die für ihn gebethen, er ihn ohne Gnade an feinem Halfe wuͤrde Haben aufhängen laffen; und alle Gnade, die er ihm noch „erwies, beftund darinnen, daß er ihn in eine verlorene Landſchaft von Ehili einfpervete, „Ein anderer Soldat, welcher etwas mit einer guten Art thun konnte, ſagete im Scherze ⸗zu ihm: Here Präfident, haben Sie die Gnade, und fehenken mir die Müse, die Sie „auf haben. Der Präfident fing an zu lachen, und fragete, was willft du denn damit ma⸗ schen? Ich will fie verbrennen, antwortete der Soldat, und zu Pulver reiben, um bie „Leute damit zu behexen; weil Sie mit der Miüge da fo viele rechtſchaffene Leute hintergan⸗ „gen haben. Es fanden ſich noch einige andere, welche ſageten, er waͤre nur gekommen, „der Tyrannen zu ſchonen, und die ehrlichen Diener des Koͤniges ſterben zu laſſen. Einige „droheten ganz erzuͤrnet, fie wollten ſich ſelbſt etwas nehmen, wo fie es finden koͤnnten. Viele „wollten fi) empören, dem Haupfmanne Hinojofa ben Hals brechen ; den Praͤſidenten wieder „nach Spanien ſchicken, und an den Kaifer ſchreiben, ev möchte ihnen einen gewiffenhaften „Mann fenden, Diefe ganze Verſchwoͤrung wurde entdecket, umd die Häupter derfelben „ergriffen. Unterdenen , die gefangen worden, fand ſich ein Priefter aus Biſcaha, wel: „her ſagete, er hätte in dieſem legten Kriege vierzigtaufend Thaler zum Dienfte des Kai⸗ „fers aufgewandt,,. Einige Offitier brachten ihren Verdruß bis vor den indifchen Rath mit eben nicht fehr rühmlichen Erklärungen für ven Präfiventen, Cianca aber , welchen der Präfivent, zur Verwaltung der Gerechtigkeit, zu Cuzco gelaffen hatte, ſtellete durch die | Stand: 2 Sm DI Buche 17 Cap,’ in America. Vl Buch ICap. 24 Standhaftigkeit, womit er die unruhigſten Köpfe aufheben, und beſtrafen ließ, die Ruhe De la Gaſca und Stille wiederum her. Valdivia erhielt zur Vergeltung derer Dienſte, die er indiefem 1548. Kriege geleifter hatte, im Namen des: Königes, die Beftätigung ferner Statthalterſchaft ‚von Chili, ob ex fie gleich wen ven Pizarren hatte. Der Dostor Catvajal wurde zum Statthalter von Euzco ernannt, La Gaſca ließ bey feiner Abreife nach Los Reyes den Be— | fehl zurück, zwiſchen Cuzeo und Collao eine Stade zu bauen, die den Namen Ville nue⸗ Anfegung von vs annahm. Billa nueva. Zu eben der Zeit fah mar zu Peru hundert und funfjig Spanier anfommen, die un: Ted des Cen⸗ ser des Nralez Anführung von dem Fluſſe la Plata abgegangen waren; durch welchen fie teno. bis an die Derter Hinaufgegangen, welche Diego von Roias entdecket hatte. Sie ba- shen den Präfidenten um einen Statthalter zu ihrer Eroberung. ° Centeno, welcher dazu erfehen wurde, bielt es für eine ruͤhmliche Belohnung in einem Sande, von dem man an⸗ fing, fid} die größten Hoffnungen zu machen. Sein Tod aber, welcher fich ereignete, als er ſich anfchickete, abzureifen, brachte Spanien um einen feiner tapferſten Kriegesoberften und zugleich um alle die Bortheile , welche es fic) von feiner Aufführung'und feiner Tapfers keit verfprechen Eonnte, Der Präfident gab denjenigen , die ihn um diefe Gnade bathen, ein anderes Oberhaupt. Die Langſamkeit des Forfganges in ihrem Unternehmen aber ma> chete, daß man den Centeno nochmals bedauerte, Sie führeten nach ihren eigenen Beob⸗ Anmerk. we: achtungen an, der Fluß ka Plata nähme feine Duelle in den obern Gebirgen die ſtets gen vier Fluͤß mit Schnee bedecket find, und zwifchen $os Reyes und Euzco liegen, wofelbft vier Fluͤſſe ſe in Peru. entfpringen, die ihre Namen von ben erftern Provinzen, die fie bewäffern, Apurima, Vilcas, Abanzst und Kaura nehmer; und der legte kaͤme aus einem See in der Pro- vinz Bambn, , welche das ebenfte und zugleich auch das erhabenfte Sand in Peru ift; die Ufer dieſes Sees wären von einer großen Anzahl Indianer bewohnet, und der See felbft mit Fleinen Eylanden angefüllet , welche eine vortreffliche Weide gäben, we die Einwoh— ner eine Menge Vieh hielten. u — Nachdem die Zerſtreuung der Truppen die Ruhe in Peru vollends wieder hergeſtellet 1549” hatte; fo wandte a Gafca alle feine Sorge darauf, diejenige Ordnung, nach welcher man Der Präfident fo lange gefeufzet hatte, in der Regierung dev Spanier und Indianer feftzufegen; und es fteilet dieMis- gelang ihn menigftens, eine Menge Misbräuche abzufihaffen, welche der Religion und bräude ab. Menſchlichkeit auf gleiche Art anftößig waren. Die Gefcichtfchreiber halten fich bey allen denen DVerbefferungen, die er machete, lange auf. Gomara machet einen weitläuftigen Artikel davon r), Er lober vornehmlich den Präfidenten, daß er das Mittel gefunden, nachdem er alle Schulden des Staates bezahlet, die ſich über neun Hundert Peſos Gold be: fiefen, noch dreyzehn hundert taufend für den Kaifer zu fammeln, „Ein jever, faget er, „verwunderte ſich über dieſen Schatz, nicht wegen der Summe, ſondern wegen der Art, „wie er ihn ſammelte. Er nahm niemals den Sold eines einzigen Soldaten für ſich. In: „deffen ift es gewiß, Daß fein Spanier mit einer Bedienung oder ohne eine Bedienung „nach Peru gekommen, der nicht etwas für fi) genommen, aufer diefem, an welchen „man nicht das geringffe Zeichen eines Geizes hat bemerfen koͤnnen, ob er gleich viele Au⸗ „gen auf fich gerichtet hatte, welche aufmerffam auf ihn Acht hatten, um ihn zu beſchuldi⸗ „gen, wenn er übel in feinem Amte verführe,,, Benzoni giebt im eben das Zeugniß: er hun Rd 3 be: 2) Sim 80 und gr Cap, des V Dudes 246 Reiſen und Entdeckungen De la Gaſca. beſchuldiget ihn aber, er habe die Eintreibung der Gelder ſolchen Leuten aufgetragen, bie „4 mit vieler Gewaltthaͤtigkeit und Ungerechtigkeit dabey verfahren wären. Er denfet an As der Präfidene nun endlic) glaubere, das Fünigliche Anfehen wäre durch die Ge— feine Rückkehr richtsbarkeit der Audiencia und unter der Regierung der befondern Statthalter „ welche von aahSpanien-biefemm Gerichte follten ernannt werden , befeftiger genug: fo entfehloß er fich, ſich derjeni— gen Freyheit zu bedienen, die ihm feine Beftallung fieß, daß er nämlich), ohne andern Befehl zu erwarten, wieder nach Spanien zurück Fehren konnte. Einer von feinen Be- wegungsgründen war, die Menge Goldes und Silbers, die er für den König hatte s). Weil er weder Truppen noch Wache mehr hatte, welche diefen Schag in Sicherheit fegen Fonnten : fo fchienen ihm die Zufälle zu ahnden, die demſelben droheten. Machdem er fol- en eingefhiffer hatte, ohne fich wegen feiner Enefchliegung noch herauszulaſſen, und in- geheim feine andern Anftalten gemacht Hatte: fo ließ er die obrigkeitlichen Perſonen zu Los Sein Betra- Neyes zufammen kommen, um ihnen zu melden, daß er fih anſchickete, fie zu verlaffen. gen dabey, Sie macheten ihm Einwürfe, welche er zu beantworten, fih Mühe gab; und an ebendem Tage fegete er ſich auf das Schiff, welches er zu feiner Reife erwaͤhlet hatte. Ehe er aber unter Segel gieng, wandte er einige Stunden an, eine neue Eintheilung der Länder zu machen, welcye feit der Eintheilung, die er zu Euzco gemacht hatte, erlediget geworden wa— ren. Die Anzahl derfelben war durch das Abfterben des Centeno, Roias, des Doctor Earvajals und anderer Befiger beträchtlich. Diefe Aufführung ſchien wunderlich, er hielt fie aber für unumgänglich, um fich von den Augen und Klagen vieler Leute zu befrehen, die er bedauerte, daß er fie nicht zufrieden ftellen Fonnte, und deren Misvergnügen ev vor- aus fah. " Er ließ die Urkunde davon unterzeichnet und befiegelt in den Händen des Secre- | Seine Abreiſe von Peru. tärs der Audiencia, mic dem Befehle, fie nicht eher zu eröffnen, als acht Tage nach feiner Abreiſe . Er gieng im Chriſtmonate, in Begleitung des Provincials der Dominicaner und bes Aliaga, ab, welche von der Föniglichen Audiencia, als. Agenten von Peru, an dem fanifchen Hofe ernannt worden, Viele angefehene Perfonen , welche von feinem Vorha— ben nichts gewußt hatten, erhielten nicht fo bald Nachricht davon, fo eileten fie auch, ihre Foftbaveften Sachen zufammen zu packen, und folgeren ihm auf verfchiedenen Fahrzeugen nach, um mit ihm in ihr gemeinfchaftliches Vaterland zurück zu Eehren; und die meilten SI) Die Gefchichtfehreiber laffen alles dag, was fihon in die Caffen des Königes allein gefommen war, auf unglaublihe Summen ſich belaufen. Es würde ſchwer ſeyn, eine richtige Nechnung davon zu machen, weil fie nicht einmal wegen der Va: men der Geldforten einig find: fe werfichern aber, daß nach der mit der Krone abgefchloflenen Ned): nung die Schameifter achtzehnhundert taufend Pe: fos Gold, und ſechshundert taufend Silber Deferte von den Fünften und andern Edniglichen Einkünften gehabt, die fie eingenommen, woraus man von der ganzen Summe urtheilen kann, von welcher fie fo viel unterzufchlagen Mittel gefunden. Gomara V Buch, 8ı Cap. #) So bald fie auch nur eröffnet war: fo ent- Famen funden beträchtliche Unruhen, welche dem beruͤhm⸗ ten Hinojofa das Leben Eofteten, und die königliche Audiencia hatte viele Mühe, folche zu ſtillen. Ben: zoni III Buch, 17 Kap, ‚#) Benzoni, am angef. Orte, Weil wir ſonſt feinen andern Nutzen aus dem Berichte diefes Rei⸗ fenden allhier zu ziehen haben: fo wollen wir nur ammerfen, daß, nachdem er drey Sabre in Peru zugedracht hatte, er von Guayaquil faft zu eben der Zeit abgieng, als La Gaſca von Los Reyes, weil „man befohlen hatte, wie er faget, es follten alle „Levantinen, welchen Namen die Spanier den Frem⸗ „den gaben, als Verraͤther und Boshafte, das „Land raͤumen,«. Er traf den Praͤſidenten in dem Hafen Salango an, 100 er den Weg nach Panama nahm. in America. VIBuch. I Cap. 247 kamen zu Panama glücklich wieder zu ihm. Von da nahmen fie zufammen den Weg nad) Dela Gaſca. Nombre de Dies, wo fie auf dem Nordmeere ſich einſchiffen follten. 1549. Obgleich La Gafca dem Titel eines Präfidenten entſaget hatte, da er das Ufer von Pe- ru verlaffen: fo hatte fich ihre Ehrerbietdung gegen ihn doch nicht vermindert. Sie fuh— ven fort, ihm als ihrem Oberhaupte zu begegnen ; und er feiner Seits erwies fich dafür ges gen fie gütig und höflich. Er hielt auf Koften des Königes offene Tafel; wobey Zarate anmerket, weil der Prafident vor feiner Abreife aus Spanien beobachtet hatte, daß allein- dianifche Statthalter einer filzichten Sparfamfeit in ihrem’ Hausftande beſchuldiget worden, und er auch dafür hielt, daß ihm der Hof fein Hinlängliches Jahrgeld zu dem Aufwande anweiſen wuͤrde, welcher feinem Range geziemete: fo hatte er nicht gewollt ‚ daß feine Be— foldung ordentlich beftimmer wuͤrde; fondern er hatte um die Erlaubniß gebethen, daß er von den Föniglichen Einkünften in vem Sande, deffen Verwaltung man ihm anvertrauete, alles das nehmen dürfte, was ihm nötig ſeyn würde, anftändig darinnen zu leben. Da er eine fo befondere Gnade erhalten: fo hatte er die Vorſicht gehabt, eine foͤrmliche Urkun— de darüber auffegen zu laffen , deren er fich zur Unterhaltung feines Haufes und feiner Haus— genoffen zu bedienen nicht aufhörere. Es geſchah aber mir fo vieler Borfiheund Genauig— feit, daß er alle Tage Rechnung wegen feines Aufwandes von einem Secretär halten ließ, welcher fonft nichts anders zu thun hatte »). Man hat zu verftehen gegeben, daß die Schäße des La Gafca bedrohet wurden. Sei- ne Unruhe hatte aber aufgehöret, als er nach Panama gefommen; und zu Nombre de —— Dios durfte er noch weniger eine Gefahr befuͤrchten, die er nur zu Peru fir wirklich und des a Gar dringend gehalten hatte, Indeſſen war doch Die ganze Zeit feiner Schiffahrt angewandt ca auf feiner worden , ihm auf derjenigen Seite Fallſtricke zu legen , wo er ſolche am wenigften argwoh— Ruͤckkehr. nete, und nur fein gutes Glück allein machete, daß er folchen entgieng. Diefe Begeben- heit verdienet, von ihrem Urfprunge an erzähler zu werden, Pedrarias, oder vielmehr Peter Arias von Avila, welcher, wie man gefehen Die Enkel hat, zum Statthalter von Nicaragua ernanne worden, nachdem er folches erobert „ hatte des Pedrarias eine von feinen Töchtern mit einem reichen und mächtigen Spanier , Rodrigo. Contreras, v- Yoila wor yermäßfet, welcher feinem Schtoiegervarer in ber Statthaleerfejaft,, nach deifen Tode, fols&upäne nahe gete. Die zu Gracias a Dio aber errichtete neue Audiencia, unter dem Titel der Au— men. dien⸗ 1550. nahm. Von da begab er fih nah Manta, two fein Fahrzeug an einem Felfen ſcheiterte. Funfrig Tage darnach aber fegere er fich auf ein anderes Schiff, welches ihn nach Panama führete. La Gaſ⸗ ca war von da ſchon nach Nombre de Dios abge gangen. Benzoni fand Gelegenheit, ſich nad) Nica⸗ vagua, darauf nach Guatimala zu begeben. Er er- veichete den Hafen Cavallos, wo er ſich nach Euro: pa einfchiffete. Ein Sturm aber zerfcheiterte fein Schiff gegen das Eyland Tuba, und eg gieng alles, ausgenommen die Menſchen, verloren, die ſich noch mit vieler Mühe in der Schaluppe retteten. Als fie in. der Havana ankamen : fo gieng er wieder auf eine Flotte von achtzehn Schiffen, wovon ihrer dreyzehn in dem Meerbufen umkamen. Das feini- ae rettete fich glücklich in dem Hafen der Havana. Da er aber wenig Liebe zum Leben mehr hatte, nach ⸗ dem er in feinem Schiffbruche alles verloren, was er in Indien gefammelt ; fo begab er ſich ſo gleich wieder auf eine andere Flotte von vierzehn Schiffen, mit welcher er den ızten des Herbſtmonates 1556 in Spanien anfam. Das fonderbarefte in feinem Bes richte ift , daß der Verfoffer bey einer großen ums ftändlichen Nachricht von allen Gegenftänden feiner, Neugierigfeit fo wenig von ſich felbft redet, daß es faft alles auf das angeführte ankömmt. Seltenes Verdienf bey einem Neifenden. 'Benzgont wird nad) oftmals in der Befchreibung von Peru wieder zum Vorſcheine kommen. 248 Reifen und Entdeckungen De la Gaſca. diencia der Graͤnzen von Guatimala x), nahm dem Contreras dieſe Bedienung. Er brach⸗ 1550, Kae x — te ſeine Klagen daruͤber bey dem ſpaniſchen Hofe an, welcher ſie gar nicht anhoͤrete, ſondern Das Urtheil der Auditoren vielmehr beſtaͤtigte. Zween von feinen Söhnen, Ferdinand und Peter, die er zu Nicaragua gelaſſen hatte, waren voller Verzweifelung über die Wi— derwaͤrtigkeit ihres Waters, und unternahmen, fich dieſer wegen zu rächen. Bermejo und viele andere Kriegesleute hatten Die Partey ergriffen, fich der Regierung des La Gaſca zus entziehen, und fucheten in den andern fpanifchen Niederlaffungen etwas zu thun fuͤr ſich. Die beyden jungen Contreras fanden das Mittel, fie ingeheim zu verſammeln; und da fie wußten, daß der Präfident mit unermeßlichen Schägen von Los Reyes abgegangen war, fo entfehloffen fie fich zufammen , fie auf feiner Fahrt wegzunehmen. Diefer Anfchlag war mic einem Scheine der Gerechtigkeit auf Seiten der Contreras befleider , weil ihr Großva⸗ ter, mütterlicher Seiten von der erften Geſellſchaft geweſen, die zu Panama zur Eroberung von Peru errichtet werden, und fie ſich alfo auf Diefes fand Gerechrfamen zueigneten, wo⸗ von ihre Familie ned) keinen Nutzen gehabt hatte, Als fie ſich ſtark genug zu ſeyn glaube⸗ ten, die Maffe abzunehmen: fo fingen fie damit an, daß fie den Biſchof ihrer Provinz ermordeten, weil er ſich miber ihren Vater erklaͤret hatte. Sie nahmen den Titel der Freunde der Freyheit in ihre Fahnen, und giengen Darauf zu Schiffe, auf dem Süomee- te, ihrer dreyhundert an ber Zahl, in der Hoffnung, den Präfidenten zu überrafchen, wenn er fich Panama nähern würde. Die Winde, welche in diefer Jahreszeit nicht guͤn⸗ flig find, von 808 Neyes nach Diefem Hafen zu fommen, liefen fie auf die Langſamkeit fei- Sie verfehlen ner Schiffaher ſich Rechnung machen, Indeſſen giengen fie doch vor Panama nicht vor⸗ ihn zu Pas nama.· bey, ohne daſelbſt anzuſprechen. Da ihnen einige Fiſcher gemeldet hatten, daß Praͤſi⸗ dent daſelbſt angelanget waͤre: ſo danketen ſie dem Gluͤcke, welches ſie einer laͤngern Fahrt uͤberhoͤbe, die durch die Zufaͤlle zur See ungewiß wuͤrde, und ihnen ihren Raub gleichſam in die Hände gefuͤhret hätte. Die Nachtzeit ſchien ihnen am ficherften zu ſeyn, die Stade Ihr Unterneh⸗ men auf Nom⸗ bre de Dios. mit wenigem Widerſtande zu uͤberwaͤltigen. Sie liefen gluͤcklich in dem Hafen ein, und alles ſtund ihrem Unternehmen bey. Als ſie aber das Ufer beruͤhreten: ſo war ihr Ver⸗ druß ihrem Erſtaunen gleich, da fie vernahmen, der Praͤſident wäre ſchon vor dreyen Tas gen nach Nombre de Divs abgegangen, nachdem er fein Geld dahin geſchickt haͤtte. Sie öffneten fich nichts defto weniger den Eingang in die Stadt ‚und liefen gerade nach) dem Föniglichen Schagmeifter Ruys von Wiarchens, dem fie die Caffe wegnahmen, welche ungefähr vier hundert faufend Pefos Silber vom ſchlechteſten Gehalte enthielten, die aus Mangel des Fuhrwerkes, fie wegzubringen, zu Panama geblieben waren, Nachdem fie diefe Summe an Bord bringen laffen = fo erfannten fie gar wohl, daß fie eilen müßten, um den Präfidenten auf feinem Wege einzuhohlen ‚ Oder eher zu Nom⸗ Dre de Dios anzufangen, als er fih zur Vertheidigung anſchicken Eönnte, Der Schluß von ihrer Berathſchlagung war, es follte Ferdinand Contreras den Weg nach diefer Stade mit dem größten Theile ihrer Seute nehmen, die ihnen zureichend zu ſeyn ſchienen, einen damals ſchlecht bewachten Ort einzunehmen, wo fie nicht erwartet würden; DBermejo ſollte mit hundert Mann auf einer benachbarten Höhe bey Panama gelagert bleiben, um ſo wohl Ferdinands Marſche Vorſchub zu thun, als die Beute anzunehmen, die fie ihnen zuzufchi- sten nicht faumen follten, und um alle diejenigen niederzubauen, welche von Nombre de | # Dios x) Man fehe die erſte Neife des Franz Pizarro. Pr BR RR TEE ante ai a > mein 7 Sun ng > HE el te. in America. VI Buch. U Cap. * Dios nach Panama fliehen wollten; und Peter Contreras ſollte mit den übrigen Leuten Dela Gaſca. am Borde bleiben, um den Eingang des Hafens zu beobachten, und die Schiffe fürg-, 155% fältig zu bewachen. en Diefer verwegene Anſchlag würde gewiß haben gluͤcken müffen, wenn nicht Mars Wie der Prä- chena , welcher einigen Argwohn davon hegete, eilig zween Indianer abgeſchicket hätte, dent ent: um dem Präfidenten Nachricht zu geben, wie es mit ihm flünde; einen zu Sande, umd — den andern auf dem Fluſſe Chagre, welchen Weg der Praͤſident gewaͤhlet hatte, Dieſer Fluß, welcher feinen Urſprung in den Gebirgen nimmt, zwifchen Panama und Nombre de Diss, ſcheint anfänglich. nad) dem Suͤdmeere zuzugeben: ein ziemlich hoher Waſſer⸗ fall aber läßt ihn fich auf einmal nach dem Norömeere wenden, und er gebt durch ei» nen Lauf von vierzehn Meilen dahin, jo daß es ſcheint, man koͤnnte durch einen Graben nur von vier bis fünf Meilen die beyden Meere mit einander vereinigen. Einige Gebirge, die man durchbrechen müßte, und die Befchaffenheit des Bodens felbft, wels cher rauh und voller Felfen ift, haben noch nicht erlaubet, diefes Unternehmen zu vers fuchen. Wenn man alfo von Panama abgeht, um fid) nad) Nombre de Dies zu ber geben: fo hat man fünf Meilen zu Sande, ehe man ſich einſchiffen kann, und von der k Mindung des Fluſſes bis ins Mordmeer bat man noch fünf oder fechs Meilen bis \ . nad Nombre de Dios. Der Judianer, welcher durch diefen Weg nahgefhict wurde, erveichete den Präfidenten an der Mündung des Fluſſes. Es war die Frage, wie man Fleiß ges nug anwenden follte, um ſich nicht allein der Verfolgung des Feindes zu entziehen, fondern auch noch ſich in den Stand zu ſetzen, ihm in Mombre de Dios zu widerſte⸗ ben. Zum Ungluͤcke war feih Wind auf der See; und da die Barke Feine Ruder hatte, fo wußte der Präfident, welcher nicht fängft der Küfte fortgehen konnte, Fein anderes Hülfsmittel, als daß er den Nugnez von Segura mit einigen Indianern, die ihm zu Führern dienen follten, und dem Befehle, die Einwohner fo gleich die Waffen ergreifen zu laſſen, zu Sande fortſchickete. Segura, welcher zu Fuße durch fehr “bes ſchwerliche Wege gehen, und fo gar über einige Slüffe ſchwimmen mußte, würde viel zu fpät gekommen feyn, wenn die Zeitung, die er brachte, nicht durch den zweyten Bo⸗ then des Marchena in dem Sande ſchon ausgebreitet worden. Die ſpaniſchen Befehls: haber hatten nicht einen Augenblick verloren, um ſich in ihren Mauern in Sicherheit zu fegen. Sie hatten von vielen Schiffen, die in dem Hafen Tagen, alles Volk ges nommen, was tüchtig war, die Waffen zu führen, und von den benachtbarten Orten die Indianer, die ihnen ergeben waren. Sie hatten nebſt einigen Soldaten, die ſie zur Wache hatten, und denen zum Dienſte faͤhigen Buͤrgern ungefaͤhr zweyhundert Man zuſammen gebracht, welche vor Ungewißheit und Furcht zitterten , in Erwartung eines Uebels, wovon fie nur noch dunkele Nachrichten hatten. Der Pröfivent fam an, um ihnen einen Muth zu machen. Die Freude, den Beyftand bereit zu finden, er⸗ faubete ihm nicht, einen Augenblick Athem zu ſchoͤpfen. Er zog an ihrer Spige aus der Stade aus, um den Näubern, in Begleitung des Statthalters der Provinz Cla⸗ > vijo, enfgegen zu gehen, welcher ihm von Panama gefolget war, und mit dem Ent ſchluſſe, unterdeffen daß man den Schatz auf die Schiffe brachte, die ihn nad) Spas nien führen follten, feine Abreife durch eine fühne Unternehmung merkwuͤrdig zu machen, Allgem, Reiſebeſchr. XV Band, Si Allein, De la Gaſca. 1550. 250 | Reifen und Eutdeckungen Allein, er-hatte nur den Ruhm wegen des Vorſatzes. Da Larez welcher in Abweſenheit des Clavijo zu Panama Befehlshaber war, und der Schatzmeiſter Mar⸗ chena die Räuber getheilet geſehen: fo hatten fie ſich einander gegenſeitig aufgemuntert, alle ihre Kräfte zuſammen zu nehmen, und den Bermejo mit feinem Haufen anjugrei- fen. Gleich) in der folgenden. Nacht Hatten fie die Einwohner zuſammen kommen laſ⸗ ſen, welche ſich vor Schrecken in den Gebirgen zerſtreuet hatten. Sie hatten die Ar— beitsleute von den Negern und die Mauleſeltreiber dazu. genommen, welche fie, aus Mangel der Waffen, mit verſchiedenen Werkzeugen bewaffnet hatten. Endlich hatten ſie ihre Vorſicht ſo weit erſtrecket, daß ſie die Straßen verſperret, welche, nach dent _ Hafen zugiengen, um wenigftens denjenigen den Weg ſchwerer zw machen, welche die Schiffe bewacheten- Darauf waren fie wider den Bermejo ausgezogen und hatten ihn mie folcher Heftigkeit angegriffen, daß fie ihm nad) einigem Widerſtande alle feine Leute erſchlagen oder gefangen genommen hatten. Nach diefem blieb Larez zur Bewachung der Stadt, Marchena aber begab ſich auf den Weg nach Nombre de Dies, in der Vermuthung, es würden die Einwohner, welche durch feinen Bothen Nachricht erhal: ten, Maaßvegeln zu ihrer Vertheidigung ergriffen haben; und wenn Ferdinand Con⸗ trergs ſie alſo bereit faͤnde, ihn zu empfangen, und er keine Hoffnung mehr hatte, fie zu überrumpeln, fo würde er zu dem Bermejo zurück Fehren, um ſich entweder durch: ihre Bereinigung zu verftärken, oder fich mie ihrer Beute einzuſchiffen. Dieſe Vermu. thung war richtig. Ferdinand Contreras hatte einige Meilen von der Stadt vernom⸗ men, der Praͤſident hätte Nachricht und kaͤme ihm mit zweyhundert Mann entgegen. Er enefchloß ſich fo gleich, wieder nach Panama zu kehren. "Auf feinem Ruͤckmarſche aber berichteten ihm einige, $udianer die gaͤnzliche Niederlage des Bermejo, tind ‚die Annäherung des Marchena, der ihn mit aller Hige eines Sieges ſuchete. Diefe, bey⸗ den Zeitungen und bie faft unvermeidliche Gefahr, ſich zwifchen zween Kriegesſchaaren zu fin: den, Deren jede viel zahlreicher war, als feine, fegeten ihn in ſolche Beftünzung, daß er an nichts weiter, als an die Flucht, dachte, Er ermahnete feine Leute felbft, aus einander zu gehen, und ſich auf verfchiedenen Abwegen nach den Ufer zu begeben, wo fein Bruder fie in den Schaluppen ihrer: Flotte aufnehmen fönnte. So gleid) verließen fie Die Sandftraße und giengen auf gut Glück auseinander, Allein in seinem mit Gebölzen angefülleten und von Flüffen durchfehnittenen Sande konnte ihre Zerftrenung nicht gluͤck⸗ lich feyn. Einige wurden gefangen. Ferdinand Contreras erfoff, da er über einen Fluß ſetzete. Das Schickſal der andern bat man niemals erfahren. Die Gefangenen wurden nach Panama geführet und nebft denjenigen, welche die Niederlage des Ber— mejo uͤberlebet hatten, zum Tode verdammet I). Peter Contreras, der mit zwanzig bis dreyßig Mann auf den Schiffen war, erſchrack bey Vernehmung des Ungluͤckes feiner. Geſellſchafter dergeſtalt darüber, Daß er ſich nicht die Zeit nahm, ſich ſegelfertig zu machen und unter Segel zu gehen, ſondern ſich mit ſeinen Leuten in eine Schaluppe warf, um ſich defto geſchwinder und mit mehr Sicherhei zu entfernen. Sie nahmen nicht H Es waren ihrer drey und dreyßig an der Zahl. „dem Ruͤcken zuſammen geraͤdelten und an Stau⸗ Zarate ſaget ſchlechtweg ſie waͤren durch das Schwerbt „Im gehefteten Händen nach der Sladt gebracht getoͤdtet worden. Benzoni, welcher damals zu „worden; und als fie im Gefängniffe geweſen, fo. Panama war, erzählet „fie wären fehr matt und ‚hätte ſich ein Gerichtsprovos gefunden, meldher „verwundet mit zufammengebundenen, hinten auf „fie aus eigener Gewalt niederträchtiger me mit } ' “ ! Dolch⸗ in America. VI Bu. IT Cap. 251 nicht einmal das Geld mit, welches fie dem Marchena geraubet Hatten. Man erfuhr, De la Gaſca. daß ſie laͤngſt der Kuͤſte bis nach der Provinz; Nata hingefahren, und daſelbſt ans 1550. Sand geſtiegen. Nach dem Zarate aber 2) hat man niemals andere Nachrichten von ihnen erhalten; und vermutblich find fie von denen Indianern ermordet worden, die B man Bravos nennet, und Der ‚Spanier Todfeinde find, - Der Präfident Fehrere ohne Hinderniß nad) Mombre de Dios zuruͤck, von da er Sonderbare nach Spanien unter Segel gieng. Man erzähler hier eine fehr außerordentliche Bege— gift, benheit =). , Unter denen Soldaten des Gonzales Pizarro, welche mit dem geben be: gnadiget worden, waren viele zum Dienfte der Galeeren aufbehalten; und da die Un— ruhen , welche ſich bey Gelegenheit der Abtheilungen der $ändereyen erhoben, noch an⸗ dere zu eben der Strafe verdammen laffen: fo fanden fi) ihrer fechs und achzig, Die der Präfidene den Befehlen des Rodrigo Nugno untergab, daß er fie nach Spanien führen follte, Weil fie ohne Wache waren: fo liefen einige zu Nombre de Dios da: von, wo Nugno zu’ Schiffe gieng, und andere, da man über Earthagena gieng, Nach: dem fih nun das Schiff des Nugno von der Flotte abgefondert hatte, fo nahm es den Lauf nach der. Havana, um dafelbft zu den Galionen zu ftoßen, und unter ihrer Bedeckung nach Spanien zuruͤck zu kehren. Er naͤherte ſich der Inſel Cuba, als man einen Corſaren antraf, den man für einen Franzoſen hielt, weil damals noch keine andere Nation dieſe Meere durchſtreifete. Nugno hielt ſeinen Verluſt fuͤr unvermeid⸗ lich, wofern er ſich nicht einiger Liſt bedienete; und die Staͤrke der Gefahr gab ihm eine ſehr ſeltſame ein. Er ließ alle Matroſen und Ruderknechte ſich unten im Raume und unter dem Verdecke verbergen, ſechſe ausgenommen, welche zu der Bande Muſikanten in des Pizarro Dienften gehoͤret hatten, Diefe ſechs Mufikanten fegete er vorn auf das Caftel des Schiffes, wohin ſich gemeiniglich die Trompeter zu ftellen pflegen; und nach⸗ dem er fich ſelbſt an den fichtbarften Dre mit einem Heldenweſen, das ift, vom Kopfe bis auf den Fuß geharniſchet, einem Helme mit einem Federbuſche von allerhand Farben auf dem Haupte, geftellet hatte: ſo befahl er ihnen, ihre beiten Stückchen zu fpielen, _ ohne ſich im geringften über alles dasjenige zu entfegen, was gefchehen möchte. Die - Corfaren , welche mehr über diefe Muſik erftauneten, als fie über das Gedonnere des Geſchuͤtzes erſtaunet ſeyn würden, nahmen einen andern Lauf und dachten nur fih von dem Helden und feinen Muſikanten zu entfernen, aus Furcht, eg möchte unfer diefem Scheine der Freude ein boshafter Anſchlag verftecter ſeyn. Sie erzähleten folches dem La Gaſca ſelbſt in einem Hafen, wo et bey feiner Schiffahrt eingelaufen war, und wo er ihnen erlaubet hatte, Erfriſchungen zu kaufen. Nugno war von ſeiner Furcht nicht ſo bald befreyet: ſo begab ex ſich nach der Ha— vana, wo die meiſten von ſeinen Galeerenſelaven die Flucht nahmen. Andere liefen zu Tercera weg, ſo daß er bey feiner Ankunft zu Sevilla nur noch ihrer achtzehn hatte, wovon ihrer fiebenzebn in dem Arſenale wegliefen. Es verlohnete fih nicht die Muͤhe, daß er den einen der Admiralitaͤt vorſtellete, welcher er die Gefangenen zu übergeben 13 Des DDolchſtichen ermordet haͤtte Er} nennet den verfichern, fie wären gefangen befommen, Die Siſchof zu Nicaragua, der von diefen Näubern Häupter gehängt und die übrigen zu den Galeeren sumordet worden und. den fie beym Schachſpiele verdammet worden. uͤberfallen, Anton von valdivieſa. a) Barcilaffo de la Vega, IE Theil, V Buch 2) Sm 13 Capitel des vis Buches: Andere 8 Cap. 25% Reifen und Entdeckungen De laGaſca. Befehl hatte. Ueber dieſes hatte er ein Mitleiden mit dieſem Elenden den ſein Un⸗ 55%. gluͤck allein zum. Galeeren beftinmete, Diefe beyden Betrachtungen kamen ihm ſelbſt — zu der Zeit, da er ihn fuͤhrete, ſo ſtark ver, daß er ihn bey dem Kragen nahm und mit dem Dolche in der Hand zu ihm ſagete: „So wahr. der Kaifer leber, ſo möchte „ich Die wohl zwanzig Stiche geben , wenn ich mich nicht fchämete, meine Hände. in „das Blut einer fo -feigen Memme ‚ als du biſt, zu tauchen; du biſt ein Soldat in »Peru gewefen , und Läffeft dich igo auf, eine Galeere führen? Du, Baͤrenhaͤuter du, „konnteſt du dich nicht mic den andern davon machen? Geh zum Teufel, damic-ich „dich nur niemals wiederfehe „! Nachdem er ihn darauf verlaffen: fo fkattete er den Richtern der Admiralität, von dem, was ihm aufgetragen worden, Rechenſchaft ab, wel: che über eine fo feltfanıe Begebenheit ganz verwirrt blieben. Indeſſen ließen fie ihn doch gefangen nehmen, und verdammeren ihn nicht allein, den Werth der Ruderknechte zu bezahlen, fondern auch in der Befagung zu Dran zehn Jahre Kriegesdienfte zu thun, mit dem Verbothe, jemals wieder nach Peru zuruͤck zu fehren, Er wuͤrde dieſes Urtheil über ſich haben muͤſſen ergehen laſſen, wenn ihm nicht das Anſehen ſeiner Beſchuͤtzer bey Maximilianen von Dfterveich Gnade ausgewirket häfte, welcher. damals in Spa nien für den Kaifer, feinen Oheim, vegierete. Diefer junge Herr, den man fchon über diefe Begebenbeit hatte lachen laſſen, ließ fich folche vom Nugno felbft erzählen, und fand fie fo uftig, Daß er ihn von dem Urtheilsſpruche wieder losfprach, und ihm erlau- bete, wieder nach Peru zu gehen, jedoch mit der Bedingung, er follte nicht mehr uns ternehmen, Galeerenſclaven ohne Bederfung zu führen, La Gafca As ka Gafca im Heumonate 1550 zu San Lucar ankam: fo ließ er den Haupt kom̃t in Spa:mann Lopes Martinez auf der Poft abgeben, um dem Kaifer, der in Deutfchland rien an und damals war ‚ die Zeitung von feiner Zuruͤckkunft zu überbringen. Sie wurde mit fo wird belohnet. fen Freude aufgenommen, daß ihn diefer Herr fo gleich durch einen andern reitenden Bothen mit dem Bisthume Palencia verfah, und ihm Befehl fchickere , fih mit dem Titel und Schmucke feiner neuen Würde zu ihm nach Deutfehland 5) zu erheben. Er ſchiffete ſich auf den Faiferlichen Galeeren ein, die nach Barcelona Famen, ihn dafelbft aufzunehmen c); und die Gefchichefehreiber beobachten, daß bey denen damaligen Um⸗ ftänden fünf Bunderttaufend Thaler, die er feiner Faiferlichen Majeftär brachte ‚ nicht als der geringfte von feinen Dienften angefehen wurde, Schuß. Don Anton von Mendoza, damaliger Unterfönig in Neufpanien, wurde ernannt, nach Peru zu gehen und dafelbft eben dieſe Würde zu befleiden, Man wird in der chro- nologifchen Folge der Unterfönige, welche der Befchreibung des Sandes ſoll beygefüget werben, fehen, durch was für Stufen der Friede mit der fpanifchen Herrſchaft daſeloſt befeſtiget worden; und welches eigentlich die Theile diefer großen Gegend find, die Spa: nien unter feine Sandfchaften zählen Eann. Es ift Zeit, daß ich die umftändliche hiſto⸗ riſche Nachricht beſchließe, wovon ich mir den Borwurf machen würde, daß ich fie gar zu weit gefvieben babe, wenn die meiften Eroberer yon Peru: nicht unter: dem: Titel der Reifenden zu diefer Sammlung geböteten, Ä Das 5) Nach Augsburg, wo fich Karl der V zuder 6) Zarate a angef. "Orte, - Seit” eben auf hielt. Gomara im 94 Cap. des dh) Man hat diefen ſpaniſchen Namen beybehal⸗ V Buches, fen, damit man bie Ziveydeutigkeit vermeide ‚ die dars in America. Vl Buch. Il Cap. 253 Beſhreibungen der erſten entdecketen Länder in dem mit⸗ aͤglichen America, Ion re Einleitung. CE Be man in dem borhergehenden XII Bande die Befhreibungen mit der von seinleitung- — — — ser; IyR Deufpanien geendiget hat, deffen mittägliche Provinzen an diejenigen ftoßen, wel— che der erfte Schauplag derer Begebenheiten geweſen find, die man vorgeftellet hat: fo folget man zugleich der Ordnung der Zeiten und Der Ste, wenn man bier die Befchreibung der Sandenge Panama oder Darien ‚und von Tierra firma d), wo⸗ von fie einen Theil ausmacher, als eine nafürliche Stufe folgen läßt, um auf Die ‘Bes fhreibung von Peru zu kommen Man hat bie Entdeckung von Darien und dem Südmeere „unter dem 1510 Jahre, geſehen;ʒ wie auch den Fortgang der Eroberung, und was esden Spaniern gekoftet habe, ſich in einem Sande zu fegen, welches durch die Beſchwerlichkeiten feiner Sage und durch die viehiſche Herzhaftigkeit feiner alten Ein- wohner auf gleiche Art vertheidiget wurde. Itzo ift von dem Zuftande eben dieſer Provinzen und den Niederlaſſungen der. Sieger die Nede, Wir wollen unfere Nachrich- ten aber aus Feiner unbefanngen oder verdächtigen Duelle fhöpfen. Don Juan und Don Ulloa, von denen wir einen großen Theil entlehnet zu haben bekennen, find Fuͤh⸗ ‘ver, bey denen man nicht befürchten darf, daß man ihnen nur aufs Ungewiſſe nad)» gehe. Damit man fie aber mit demjenigen Vorzuge erfcheinen lafle, den fie verdie— nen: fo muß man mit ihnen von der fpanifchen Küfte abreifen, und fie wenigftens bis in den erften americanifchen Hafen führen. Es enthält alfo in dem franzöfifchen Originale Der I Abfehnitt, Des Don Georg Yuan und des Don Anton von Ulloa Reife, eil man aber in diefer deutfchen Ueberſetzung folche bereits in dem neunten Bande vollftändig mitgetheilet hat: fo würde es unanftändig feyn, wenn man des Herrn Prevoft Auszug daraus hier wiederum liefern wollte. Man vermeift demmach billig die Leſer dahin zuruͤck. Da aber der Herr Prevoft doch auch demjenigen, was er aus diefem Werfe genommen hat, verfihiedenes aus andern mit eingemiſchet: fo würde es eben fo wiberrechtlich ſeyn / wenn wir fülches hier weglaffen und unfern Leſern vorent: halten wollten. Unfere Schuldigkeit erfordert es alfo, ſolches heraus zu ſuchen und bier beyzubringen. Bir finden aber in dieſem erften Abfchnitte weiter nichts, was man nicht dort fehon ausführlicher gefefen Hätte e). Zuletzt führet Here Prevoft noch eine hiſtoriſche Nachricht Daraus von der — anf), welche in der Bachewere i3 er daraus entftehen koͤnnte, wenn man es das fefte ©) Im mund 2 Cap. des I Buches. Land nennet, als welches bey dem Erbbefthreibern BESTE u, Neifebefehreißern eine ganz andere Bedeutung hat. 7) Aus denz Cap. des VI Buches a. d. 228 S. Reifen und Entdeckungen Einleitung der ſpaniſchen Gebiethe vorgenommen werden), und“ findet darinnen die Orbnung ſei⸗ ner Beſchreibungen entworfen, na". IIT 54/7) Ordnung der Die von Terra firma wird den Schaupfag eröffnen, und ihr werden die Befchrei- folgenden Der Gungen ihrer vornehmften Städte folgen... Die Befchreibung, der Provinʒ Quito, wel⸗ ſchreibungen. che ihr heutiges Tages zugehöret, wird in dem allgemeinen Artifel von Peru vor- fommen, wovon fie ein altes Stück iſt, und ihr unmittelbar folgen, Die Keifen nach dem Maragnon oder dem Amazonenfluffe werden nach diefen großen Belchreibungen fommen; weil fie twegen der Sage und ber Abhähgigfeie der meiften Landſchaften, wel- che dieſer Fluß bewäflert, eine natuͤrliche Verwandſchaft damit, haben. Endlich wer⸗ den Neugrenada und die ſpaniſchen Gebiethe darinnen, Guiana, Braſillen, und die andern Laͤnder, Die nicht der Krone Spanien gehören, hinter einander nach, Gelegen- heit der dahin gethanen Reifen und der daſelbſt errichteten Niederlaſſungen folgen. i De N Hbfehiiee, < 7° Fu Beſchreibung des Königreiches Terra firma Beſchreib. Tinfeitung. Nombre de Dios. Breite der Land: tionsfluß. Sambalehfpige und Hafen Serivar. von Terrs enge. Santa Maria. Futeraca, Uraba: Ans Nombre de Dios. Inſeln Quai und Baftimens ı firma. dere Derter. Maffers Befchreibung der Landenge. tos. Beſchreibung der Suͤdkuͤſte der Landenge. — — Eigentliche Beſtimmung derſelben. Deren Lage. St. Marienfluß. Dorf Schudadero. Congofluß. Schöne Ausſicht. Fluͤſſe daſelbſt. Bayen und Cheapofluß. Nivgrande, Beſchaffenhen des Inſeln. Beſchreibung der Fichteninſel. Sam⸗ Erdreiches. Witterung anf der Lahdenge. Selt⸗ baleninſeln. Gegend um den Canal und Concep⸗ ¶ ſames Concert it Dr“ franzoͤſiſche Verfaſſer liefert darinnen deſſen Eintheilung in. die drey Provinzen. Panama, Darien und Veraguas, die man beveits mit dem zu einer jeden gehoͤ⸗ rigen Städten geſehen hat g). eil aber Ulloa in feiner Befchreibung nichts von Car- thagena gefaget hat, die doch auch auf der Küfte von Terra firma. liege, ungeachtet fie eine Provinz für fi ausmachet, Die zu der Audiencia der Inſel Hifpaniola gehöre: fo nimmt Here Prevoft daher Gelegenheit, einen ‚allgemeinen Begriff von dem Sande all- bier zu geben; wiewohl er fich alles dasjenige, was die Stadt Tarthagena betrifft, zu einem befondern Artifel vorbehaͤlt. Allein, auch das, was er von der Provinz Eartha: gena faget, it aus dem Ulloa genommen 4), wenn er ihn gleich nicht dabey anfuͤhret. Hingegen bringe er einige Nachrichten von Nombre de Dios bey, wovon dafelbft nichts gefaget worden, weil diefe Stadt feit Portobello in Aufnahme gerathen, faft völ- lig eingegangen. Er giebt auch noch einige Erläuterungen von Darien und der Sand: ‚enge felbft, die wir nicht übergehen wollen. * Nombre de Franz Correal belehret uns, daß ſich Nombre de Dios von Oſten gegen We: Dios. ſten mitten in einem ſehr großen Gehoͤlze und an einem hoͤchſt ungeſunden Orte er- ſtreckete. Die Haͤuſer waren daſelbſt alle nach ſpaniſcher Arc gebauet; und der Hafen, ‚welcher an dem nordlichen Ende war, fonnte eine große Anzahl Schiffe in ſich faffen 3). — Wir wollen doch nad) eben dieſem Reiſebeſchreiber weiter fortfahren. „Die Breite der Ennbenge. _‚mtantbenge zwiſchen Mombre de Dies, ſaget er, oder Porrobello und Panama ift fechjehn - „bis . 8) Yus dem 6 Eap. bes III Buches a, d, m ı 2) Man fehe dns 2 Cap. des I Buches a. d- u. AS. desIX Band. diefer Samml. ©, et DARIEN, — „J UND NEU GRENADA. i) Zur allgemeinen, store der Reifen: Gemeine, franzeefiföhe Seemerlen‘. Jeoygyezn 30 Meter der Bester Azren und befönders das Or. \ ® LÄnville feiner Vor s Hrnerlear x & ellAyrico 02.12. Selva Grande | > — 2** AB; — * — in America. VI Buch I Cap. ash „518 ſiebenzehn Seemeilen von’ einem Meere zum- andern. Von bier bis zu den Klip-⸗ Beſchreib. „pen, die man Farallones von Darien nennet, im achten Grade der, Breite, zählervon Terra „man fechzig" Seemeilen, 2 ’ an Santa Maria in Darien ift an feinem gefunden Orte gelegen: noch der Hise Santa Mar weniger auegeſetzet, als Portobello , welches die Gefichtsfarbe der Einwohner fehr gelb rin „machet. Ich weis indeſſen doch nicht, ob ſolches einzig und allein von der Lage und Himmelsgegend herkoͤmmt. Denn an andern Dertern, die auf eben der Höhe liegen, „genießen die, Einwohner einge guten Gefundheit und haben Feine fo fehlechte Farbe, „Santa Maria liegt an dem Fluffe gleiches Namens. Es ift mit hohen Gebirgen „umgeben, ſo daß die Mittagesfonne gerade darauf friffe und die Zuruͤckprallung der „Hiße auf beyden Seiten gleich if, welches mehr, als alles übrige, zu den gefährlichen Eigenſchaften dev Luft beytraͤgt. Leber’ diefes ift der Boden ein Moraft von ftinfiche „tem Waffer, wo man beftändig- von- allerhand Gewuͤrmen geplaget wird, Wenn „man dafelbft zwey bis drey Fuß tief gräbt; fo entdecket man fo gleich Quellen von „faulem Waffer, welche mit dem Fluſſe eine Gemeinſchaft haben, deffen Sauf fehr lang« am iſt, weil er für ſich ſelbſt ſehr fehlammiche iſt. Die Befagung zu Santa Ma- Fria tauget fo viel, als die zu Portobello. Man finder in diefer Gegend Löwen, Kit: she und wilde Stiere, Schweine und viel größere Pferde, als die fpanifchen, Die Indianer des Sandes find überhaupt fehr braun und olivenfarbicht, aber aufgeräumt, „und ihrer Geftalt nach wohl gewachſen. Sie gehen nackend bis auf den Gürtel und „von dem Gürtel bis aufs Knie find fie bedecket. Die Vornehmften unter ihnen find „bis auf die Süße bedecket A), Neun Meilen von Santa Maria findet man in einem Gebiethe, welches fonft Ca» Futeraca. ribane hieß, ein Dorf, Namens Futeraca. Drey Meilen von da trifft man Uraba gegen den Meerbufen zu an, welcher von Darien den Namen führe. Uraba warı Uraba. vor Alters eine anfehnliche Stadt, und die Hauptſtadt eines Königreiches. Sechs Meilen weiter koͤmmt man nach Kari, über welchem Orte neun Meilen davon Zeres Anderederter. me und zwölf Meilen von Zereme Sprache liegen. Diefes find heutiges Tages nur Dörfer, die von Indianern bewohnet werben, welche vordem ihre Feinde und ihre Kriegesgefangenen fraßen, Der Meerbufen hat vierzehn Meilen in der Länge und bey feiner Mimdung ſechs in der Breite, Er verengert ſich, indem er in das Land Hinz eingeht. Alles, was man in diefem Sande pflanzet oder füet, waͤchſt ſehr geſchwind. Die * und Melonen brauchen nur acht bis zehn Tage zum Wachfen und Reif— werden 7 A Jenſeits des Meerbufens und an eben der Seite, wo Carthagena liegt, hat man San Sebaftian von Buena Difts, und weiter hin den Zenu, einen Fluß, wel⸗ cher einen Hafen machet, und an welchem eine Stadt fieben bis acht Meilen vom Meere liegt. Man hat ſich aber bey Correals Beobachtungen nur deswegen aufgehalten, da- Maffers Be: mit man nichts von allem dem vorbey laffe, was das Merkmaal eines Augenzeugiiffes fhreibung der an fih trägt. Die wahre Beſchreibung der Sandenge muß man aus dem Lionnel Landenge. — Ber | Waßf⸗ 5) Voiages aux Indes oecidentales Tom.T, Ebendaſ. a. d. 109 und vorhergeh. © 258. Are EB 2 Cbendaſ. a. d. u ß.. 356 ¶ Reiſen und Entdeckungen 1 Beſchreib. Waffer entlehnen; weil er oͤffentlich geſteht daß er ſolche als feinen vornehmſten Ge⸗ von Terra genſtand in der Erzählung von ſeinen Reifen angeſehen hat m). Correal und Ulloa firma. · führen nur die Namen an; Waffer aber handelt als ein Erdbeſchreiber davon. Eigenrliche Die americanifihe Sandenge, welcher der große, Fluß Darien, wie er ſaget, ſei⸗ Beftinmung nen. Namen gegeben hat, begraͤnzet die: Küfte von Norden bis gegen Dften; denn der Landenge. obgleich jenſeits diefes Fluſſes Das Land fich auch gegen Oſten und. Mordoft erſtrecket, wie es auf der andern Seite gegen Süden und Suͤdoſt thut, fo kann doch dasjenige, was weiter hin ift, den Namen der Sandenge nicht führen. Sie wird alfo zwiſchen dem achten bis zehnten Grade Morderbreite begriffen; uͤnd an dem fehmaleften Orte ift fie ungefähr einen Grad breit. Was ihre Länge gegen. Weſten unter dem Namen des Iſthmus oder der Landenge betrifft, ſo giebt Waffer niche für gewiß an, ob fie, weiter gebe, als Honduras oder Nicaragua und-ob: fie ſich nicht über ‚den Chagrefluß oder die Staͤdte Portobello und Panama erſtrecke. Er nimmt aber dieſe letzte Stadt zur Graͤnze ſeiner Beſchreibung. Deren Lage. Er zieht zu den Graͤnzen der Landenge gegen Weſten eine finie von der Mündung des Chagre an dem Nordmeere bis an das dem Südmeere am naͤchſten gelegene Stuͤck, fo daß die Abendfeite von Panama dieſe Stadt nebft Portobello und die Fluͤſſe Cheapo und Chagre in fic) fehließen koͤnne. Zu Gränzen gegen Mittag zieht er eine andere Li- nie von der Spige Garachina von dem fünlichen Theile des Meerbufens St. Michael gerade gegen Dften nach demjenigen Stüce, welches dem großen Fluffe Darien am nächften ift. Man betrachtet alfo hier nur den fehmaleften Strich Landes, welcher die beyden Meere von einander ſondert. Die Sage deflelben ift Waffern ſehr angenehm vorgefommen, Die beyden Meere fehlagen nicht. gerade. an ihre Ufer. Sie werden auf der einen und andern Seite von. einer Menge Inſeln abgehalten, welche die Kuͤ⸗ ften befegen, als die Daftimentos und Sambalen auf der Nordſeite und. die Ko— nigs> oder Perleninfeln, Perica und eine Menge anderer auf der Suͤdſeite. Die Pa: namabay an den Küften des Südmeeres wird durch die Beugungen der Sandenge ge- fhloffen, und man kennet in Anfehung der Größe Feine ſchoͤnere. Das Erdreich von, diefem Stüde des feften Landes biethet faſt durchgehends eine ungleiche Fläche an. Es hat ſehr Hohe Gebirge und Thaͤler von einem großen Amfange, , welche durch Fluͤſſe, Bäche und Quellen gewäffert werden, Einige von feinen Fluͤſſen ergießen ſich in das. Nordmeer und andere in das Suͤdmeer. Die meiften haben ihre Quellen aus einer. Kette von Bergen, welche Waffer den hoben Gipfel nennet, und nur eine Fortfegung von der Cordillera der Andes ift. Diejenigen, welche dem Ufer gleich laufen , find wenige an der Zahl. N u: | Schöne Aus: Der Hohe Gipfel oder die Corbillera ift nicht von einer gleichen Breite in der gan⸗ füht von dem zen Erdenge. Er hat feine Windungen und Krümmungen, wie. bie Erdenge felbft, Hohen Gipfel. Seine Richtung iſt faft ftets längft oder dicht neben den Ufern des Meeres, und er entfernet ſich felten zehn oder fünfzehn Meilen davon. „Bon diefer Höhe, fager „Waffer, zeigete die Mannichfaltigkeit der Ufer außer dem Morbmeere, welches wir. „nicht aus dem Gefichte verlieren konnten, unfern Augen eines ber veizendften Schaue „fpiele der Natur. Es würde noch reizender feyn, wenn man auch das Siömeer * | „hen. m) Voiages de Lionnel Waffer, traduits par Montirat en 1706 in America. VIBuch. UI Cap. | 257 „hen koͤnnte: ‚allein, feine Entfernung , und andere mit Gehoͤlzen bedeckete Berge, welche Beſchreib. dazwiſchen find, erlauben nicht, es von irgend einem Orte zu entdecken. Auf der Mord-von Terra „‚feite giebt es Feine Gebirge; es find da nur fanfte Abhänge, die mit eihem in eins fortge- fiema. „henden Walde befleider find, welcher aber auf Feiner Seite dem Auge das Ufer entzieht „. Weil die Gipfel einer Reihe von Bergen nicht einformig ſeyn koͤnnen: fo verändert Fluͤſſe daſelbſt. ſich der Anblick der Gegenden von einem Berge zum andern gar ſehr. Von einer großen Anzahl Hoͤhen erblicket man verſchiedene Thaͤler, die das Land ſehr wohnbar machen: es giebt aber auch fo tiefe Thaͤler, daß ſie den Lauf der Fluͤſſe ſehr herum führen. So wird j. E. der Ehagrefluß , welcher feine Duelle aus einigen ziemlich nahe an dem Südmeere gelegenen Bergen hat, gezwungen, verfchiedene Umſchweife gegen Nordweſt zu nehmen, ehe er fich in das Nordmeer ergießen Fann. Saft alle Fluͤſſe, welche Die Sandenge mwäflern, find ziemlich breit, aber nicht fehr ſchiffbar, weil fie an ihren Mündungen Barren und Un⸗ tiefen haben. An der Mordfüfte find die meiften fehr Flein; und da fie von dem hoben Gipfel kommen, fo ift ihr Lauf überaus eingeſchraͤnkt. Der Darien ift einer von den größten: die Tiefe feiner Mindung aber koͤmmt mit feiner Breite nicht überein. Von da bis nach dem Ehagre find alle andere nur Bäche, ohne felbft den Conceptionsfluß aus- zunehmen, welcher dem Duai de la Sonde gegen über in den Sambalen entfpringt. Der Chagre ift ziemlich beträchtlich, weil er von Süden und Often der Erdenge fommt, und einen andern Umfchweif längft ver Kuͤſte machet, da er denn durch andere Gewaͤſſer in feinem Laufe vergrößert wird. Es fcheint aber Waffern gewiß zu feyn, daß die Noröfü- > fte, die fo wohl gewaͤſſert iſt, es vornehmlich durch die Quellen und Bäche ift, die von den benachbarten Gebirgen herunterfommen, Der Boden auf diefer Küfte ift ziemlich ge⸗ miſcht, ordentlicher Weife aber gut. An dem Fuße des Gebirges findet man Moräfte, die nicht über eine englifche halbe Meile breit find. Von der Caretbay, welche der einzige Hafen des Dariens ift, bis nach dem benachbarten Worgebirge der vergoldeten Inſel iſt der Boden des Ufers fruchtbar. Gleichwohl finder fich dafelbft eine fandige Bay, wovon der eine Theil nichts als Sümpfe zeiget, in welche man nicht hineinkommen Fann , ohnebis an den Gürtel hinein zu finfen. An diefem Theile dev Küfte ift ver Raum zmwifchen dem Meere und dem Fuße des Gebirges fünf bis fechs englifche Meilen. Die Carerbey hat ʒween bis drey Bäche füßes Waſſers, und zwey Eylande vor fich, Die einen fehr guten Ha⸗ fen machen, ohne den geringften Schein von Felſen. Diefe Eylande find hoch und mit ‚ Bäumen bededet. Gegen Werten des Vorgebirges jeiget die Mündung des Dariens eine ſchoͤne Bay, Boyen und deren Eingang eine fleine Inſel fumpfichtes Sand enthält, wo der Anfergrund für die Schif⸗ Inſeln. fe nicht vortheilhaft iſt: weiter hin aber findet man ziemlich feften Sand. Diefe Bay bat drey andere Inſeln vor fih, die einen fhönen Hafen machen, unter welchen Die vergoldete Inſel, welche die kleineſte ift, gegen Dften fieht. Sie ift durch einen fehr tiefen Canal von der Rüfte abgefondert, und man Fannfagen, daß fie von Nafur durch die Felfen befeftiget fen, welche fie von allen Seiten umeingen, eine fleine fandige Bay ausgenommen, welche man ihren Hafen nennet, und die ander Süpfeite der Inſel iſt. Der Boden der Erdenge, bie ihr gegen über gegen Suͤdoſt liegt, iſt ein fehr fruchtbares und bis ar den Fuß der Gebirge aud) ziemlich gleiches Land, welche vier bis fünf Meilen von der Küfte find. Waffer brachte vier- zehn ganzer Tage auf der vergoldeten Inſel mit dem berühmten Serräuber Sharp zu. Man findet daſelbſt, faget er, einen Eleinen Bach mit vortrefflichem Waſſer. Sie hat an Allgem. Beiſebeſchr. XV Band. Kk der > Reifen und Entdeckungen | Beſchreib. der Weftfeite die größte von denen drey Inſeln, die nach der Bay zugeben. Sie ift eine von Terra niedrige und moraftige Inſel, fehr nahe an der Spitze der Landenge, von der fie faft nur firma. duch die Ebbe und Fluth abgefondere wird. Es fünnen alsdenn felbft kaum die Schiffe in. dem Zwiſchenraume durchfahren, Beſchreibung ‚Die Sichteninfel iſt ein kleines Eyland, den beyden andern gegen Norden , mit de= der Fichtenin⸗ nen fie eine Art eines Dreheckes ausmachet. Gie erhebt fich in zwey Gebirge, die man fehr el, weit in der See eutdecket. Ein Bach mie füßem Waſſer und verfchiedene Arten von Bäu- men, welche fie bedecken, machen einen fehr bequemen Aufenthalt daraus, Auf der Rord— feite ift fie voller Zelfen, Weil fie dem Ufer der Erdenge ſuͤdwaͤrts gegen über liege: fo kann man fich.durch eine Sandinfel, die zwifchen zwoen Spigen eingefchloffen ift, welche zuſammen ein rechtes Kreuz machen, dahin begeben. Die Fichteninfel bat eine leichte An- führt. Allein, wenn man nac) dem Hafen der vergoldeten Inſel geben will: fo bat man Feine andere Fahrt, als an dem Außerften Ende der Inſel gegen Oſten zwiſchen derſelben und dem feſten Sande. Von dieſen Eylanden und der niedrigen und moraſtigen Spihe, die ihnen gegen über iſt, geht das Ufer von Norden gegen Weſten bis an die Sambalen- fpige, und wird drey Meilen weit von ſchroffen Felfen vertheidiget, Deren einige unter, und andere über dem Waſſer find, An dem Nordweſtende finder man eine Eleine fandige und Sambalenin zum Ankern fehr bequeme Bay. Von da bis an die Sambalenfpige liegen die Sambalen= feln, infeln. Sie find nicht gleich weit von einander entfernetz fie machen aber mit dem benach- « barten Ufer, feinen Gebirgen und Gebölzen eine angenehme Yusficht, Ihre Anzahl iſt fo groß, daß fie auf den Karten nicht kann bemerket werden. Man geht von der einen zur andern Durch fhiffbare Canäle, Die fie von einander abfondern, fo, wie fie von der Sandenge durch einen großen Canal abgefondert find, deffen Grund von einem Ende zum andern ein fefter und fandiger Boden iſt. Es fehlet einem bey einer fo großen Anzahl von Fahrten auch niemals am Schieme ; und daher koͤmmt es, daß diefe Küfte ftets der Sammelplag der Armateurs gewefen; vornehmlich die beyden Jnſeln la Sonde und — , welche Quellen mit füßem Waſſer, und bequeme Oerter zum kalfatern darbiethen. Gegend um Der lange Canal, welcher die Erdenge und die Sambalen von einander abſondert, ben Canal und hat eine Breite von zwo bis auf vier engliſche Meilen; und das Ufer der Erdenge zeiget ſan⸗ Lonceptions⸗ dige Bayen, bis an die Spitze, welche den Namen diefer Eylande führe. Die Gebirge we find fechs bis fieben englifche Meilen vom Ufer, ausgenommen gegen den Conceptionsflug zu, wo fie etwas weiter find, Diele Bäche fallen auf beyden Seiten diefes Fluſſes ins Meer. Allein, weder der Fluß, noch einer von diefen Bächen Haben die Tiefe, melde für die Schiffe gehöre. Der Boden ift in der Gegend umher vortrefflich; er geht ſanft hinauf bis zu dem Gipfel der Gebirge, und traͤgt große Baͤume ‚ Die zum Zimmerholze geſchickt find. Sambalenfpi- Die Sambalenfpige ift ein fpigiger, tiefer, ziemlich Tanger und von andern Felſen, ge und Hafen die wohl eine engliſche Meile weit ins Meer hinaus geben, fo wohl befegter Fels, daß man Serwan. ſich ihm nicht ohne Gefahr nähert. Jenſeits des Ufers aber, ein wenig gegen Norden von diefer Spige, entdecket man drey Meilen weit den Hafen Scrivan , welcher eine Küftevol- ler Gehölze und Selfen endiger. Diefer Hafen ift ficher: er bat aber an vielen Orten nur acht bis neun Fuß Waſſer, und feine Einfahrt ift nicht über fünfzig Fuß breit, Die Klip⸗ pen, womit er umgeben iſt, ſetzen ſtets ein Schiff in Gefahr. Sonſt iſt es ein ſehr frucht⸗ bares A in America VIBuch. TI Cap. 259 bares Sand, wo man gegen Often'und Süden bequem ans Sand feigen Fann, Coxon Beſchreib. und die andern Armateurs, welche im 1678 Jahre Portobello plünderten , Tagen zu Seri⸗ von Terra van vor Anker, damit fie nicht von ſpaniſchen Strandreitern entdecket würden , und fie ver NR bargen ihren Marfeh mit fo vielem Gluͤcke, daß, nachdem fie fünf bis fechs Tage zugebracht hatten, Durch das fand zu marſchiren, fie zu Portobello ankamen, ohne daß man fie wahr⸗ genommen hatte, Die Beſchwerlichkeiten dieſes Hafens haben gemacht, daß ihn die Spas nier verlaffen haben. j "Sieben bis acht Meilen weiter hin gegen Weften findet man den Ort, mo Mombre Nombre de de Dios gelegen. Das Sand ift in diefem Raume fehr ungleich, und bringe nur Geſtraͤu- Dios. che hervor. Nombre de Dios lag an dem Ende einer Bay, wo alle Gegenden umber nichts weiter als eine Art von wilden Rohre brachten. Es ift Feine Spur mehr von dies fer Stadt übrig. Die Bay ift gegen die Seefeite zu offen, welches nebſt ber ungefunden $ufe wahrfcheinlicher Weife den Abfcheu verurfacher hat, welchen die Spanier gegen diefen Ort befommen haben. _ Zwo bis drey Fleine Inſeln, die man Quai nennet, weil fie von Felfen umgeben Die Sinfeln find, zeigen fich vor der Bay von Nombre de Dios ; und zwo englifche Meilen weiter hin Quai undBa— gegen Welten findet man diejenigen , welche die Baſtimentos genennet werden, und mei— ſtimentos. ftentheils ziemlich hoch und mit Gehoͤlzen bedecket find. Eines von diefen Eylanden , an wel⸗ ches man durch eine fandige Bay leichtlich anfabren Fann, hat eine Duelle vortveffliches Waffers; und fie machen alle zufammen zwiſchen fih und der Erdenge einen Hafen, wo der Ankergrund ſehr ficher iſt. Man fährt mit dem Seewinde , zwiſchen der Inſel, wel⸗ cher an der Oſtſeite iſt, und der benachbarteſten hinein ; und gebt mit dem Landwinde durch eben die Straße wieder hinaus. Weiter gegen Oſten findet man vor Portobello zwey klei⸗ ne platte Eylande, ohne Gehoͤlz und ohne ſuͤßes Waſſer, welche faſt nicht von einander abgeſondert ſind. Nach der See zu ſind ſie mit Klippen umgeben, und die Landenge iſt ſo dicht daran, daß kein Schiff in den Canal hineinlaufen kann, welcher ſie von einander ſondert. Das Ufer der Landenge umher beſteht aus ſandigen Bayen. Wenn man vor einer Reihe von Felſen vorbey iſt, Die gegen die Baſtimentos zugeht: fo iſt die Kuͤſte bis nach Portobello uͤberhaupt mit Felſen, und das feſte fand mit hohen Gebirgen angefuͤllet. Das Sand ift nichts deftomweniger gut, Ein Theil davon ift mit Holzungen bedecket, das Uebrige aber wird von den Indianern, die nach Dortobello gehören, beacert, welche Plans zungen dafelbft angeleger haben. Dieß find die erſten Miederlaffungen, die an dieſer Kuͤ— fe unter Spanien ſtehen. Waffer giebt hier Die Beſchreibung von Portobello; diejenige aber, Die wir ſchon in einem vorhergehenden Bande beygebracht haben ), verdiener um fo vielmehr einen Vorzug, weil er feine nur von einigen Armateurs hat, „Ich bin niemals in diefem Hafen angeländet, faget er. Ich habe nur das Sand gefes „‚ben, welches jenfeits iſt, das ift, gegen Welten des Chagrefluffes. Es ift voller Gebir— „ge und Moräfte gegen die See zu; und viele Perfonen haben mich verfichert, es fey nicht „Die geringfte Gemeinfehaft zwiſchen diefem Fluſſe und Portobello. Ich bin diefer Küfte „noch weiter yon der Wetfeite bis na) Bocca Toro und Bocca Drago o) gefolget: „allein, ich bleibe nur Innerhalb der Graͤnzen der Landenge. j? or Ä Kk 2 ads 2) Im IX Bande diefer Sammlung , a.d. 694, f. S. 0) Sm XI Bande diefer Sammlung, 260 Reiſen und Entderfungen Befchreib, Nachdem wir die nerdliche Küfte der Sandenge befihrieben haben: fo wollen wir. mie von Terra Waffern auch zu der Suͤdkuͤſte gehen, aber uns nicht fo weitläuftig Dabey einlaffen, damit firma. wir nicht wieder auf viele Beobachtungen fallen, die wir bereits aus dem Dampier gege= Befhreibung ben haben p). Waffer fänge mit dev Spige Garachine an, von da feine Linie gezogen der Süpküfte wird. Diefe Spige, faget er, liege gegen Weften von der Mündung des Sambo, it hoch der Landenge. und auf einem ſtarken Erdreiche: inwendig aber nach dem Fluſſe zu iſt fie niedrig und vol- ler Manglebäume, tie alle andere Spigen des Landes bis nad) dem: Vorgebirge St. Lo— renz. Der Fluß Sambo iſt ziemlich groß; feine Mündung ift gegen Norden offen; und don da gebt die Küfte gegen Mordoft nach dem Meerbufen St, Michael zu, welcher von unzähligen Bächen und Flüffen gebildet wird, wovon die beyden vornehmiten St, Maria und Congo find, Man findet viele andere gegen Mittag, befonders denjenigen, welcher Rio dOro, der Goldfluß, beißt, weil er viel Gold in feinem Sande mit fort: führe. Die Spanier ficken ihre Sclaven von Panama und Santa Maria dahin, um diefen Foftbaren Staub zu gewiſſen Zeiten zu ſammeln. St: Marien: Der nächfte Fluß an dem Rio d Oro ift der St. Marienfluß. „uͤngſt an feinen Ruß, „Ufern, faget Waffer, nahmen wir unfern Weg, als wir mit dem Hauptmanne Sharp „durch die Sandenge giengen, um in das Suͤdmeer zu fommen, Wir nahmen die Stadt „Santa Maria weg, wovon der Fluß feinen Namen bat, und welcher ziemlich weit vom „Meere ift. Sie hatte zwey hundert Soldaten zur Befaßung ; nichts aber war ſchlechter „befeſtiget. Die Stadt war ohne Mauern, und die Schanze ſelbſt wurde nur durch „Pfahlwerke vertheidiget, Sie war eine neue Niederlaffung der Spanier, um ihre Ars „beitsleute an dem Golöfluffe zu unterftüsen. Das fand umher, ift niedrig, vollen. Ge— „hoͤlze, und der Fluß dergeftalt mit Schlamme angefüllet, daß fein Geſtank die Luft anftes DorfSchuder »stket. Das Fleine Dorf Schudadero aber, welches ſich an der ‚Seite feinee Mündung dero, „seiget, liege auf einem hoben und feften Sande, welches nach dem Meerbufen von St, „Michael geht. Die feifchen Winde aus der See machen es ziemlich gefund. Man fin- „det über diefes einen fhönen Bad) mit füßem Waſſer daſelbſt, welcher eine außerordentz Y „liche Gunſt der Natur in einem Sande iſt, wo die Fluͤſſe fee ſchwarz find, Congofluß. Zwifchen Schudadero und dem Borgebirge St. Lorenz, welcher Die nordliche Seite des Meerbufens von St. Michael machet „ ergieße fich der Fluß Congo in den Meerbu- fen. Diefer Fluß beſteht aus vielen Baͤchen, die von den benachbarten Gebirgen fallen, Seine Mündung ift fchlammicht, und bey der Ebbe in einem Naume von vielen Meilen bloß und entdecket. Man findet daſelbſt auch nur mitten in dem Canale Waffer , welcher an einen Dre fuͤhret, wo die Sandung bequem geſchehen kann. Weiter ins Land hinein aber iſt dev Fluß tief, und machet einen guten Hafen für die Schiffe, die mit dev hohen Fluch gekommen find. Der Bufen felbft iſt ſehr ſchiffbar, obgleich mir thonichten Ynfeln um ringet, und kann eine große Anzahl Schiffe faſſen. Er hat auf der Nordſeite eine Fleine . Bay, die den Seeräubern fehr befannt ift. Dieſe ganze Küfte bis nach Cheapo ift ein fan- diges Erdreich, Man trifft nur einen anfebnlichen Fluß zwifchen dem Cheapo und Congo an. 3 2 Cheapofluß. Cheapo iſt ein ſehr ſchoͤner Fluß, welcher ſeine Quelle nahe bey dem Nordmeere hat. An ſeinem weſtlichen Ufer bat er eine kleine Stadt gleiches Iramens, in einiger Entfernung vom D) In feiner Reife um die Welt im XII Bande diefer Samml. in America. VI Buch. III Cap. 261 vom Meere, und vortreffliche Weiden für das große Vieh. Die meiften von diefen Sa⸗ Befchreib. vanen find auf Eleinen Hügeln oder in Thaͤlern, die mit Sand und Erde untermifchet find. von Terra Bon diefen Hügeln hat: der Chagrefluß feinen. Urfprung „und läuft: einige Zeit gegen We— ſten, um fich hernach ins Nordmeer zu ſtuͤrzen. Zwifchen dem Cheapo und Panama ge— gen Weften triffe man drey nicht ſehr anfehnliche Flüffe an, wovon der weftlichfte das alte Panama an feinen Ufern hatte. Waffer giebt hier die Befchreibung, von dem neuen Pa— nama , allein auf anderer Zeugniß, welches mit demjenigen: nicht kann: in Vergleichung ge- ftellet werden, das man vom Ulloa hat 4). Eine Meile weftwärts von Panama finder man Irma. einen andern Fluß, Namens Riogrande, deffen Waſſer niedrig ift, aber dennoch fehnell Rio grande. fließt. Er’ hat an feinen weftlichen Ufern Meyereyen und Zuckerpflanzungen : er entfernet ſich aber von da, und nimmt ſeinen Sauf gegen Mittag. Waffer begränzet mit diefem: Fluſſe die Küften der Sandenge an dem Südmeere, Bon da bis nach: der Garachinefpige kruͤmmet fic) das Ufer in einen halben Zirkel, und macher die fehöne Bay, welche den Na⸗ men Panama führe. Die Landenge ift alfo eigentlich das Erdreich, welches um dieſen Bogen herumgeht, bis an das Nordmer, | | Der größte Theil von diefem Stücke des feften Landes iſt ein ſchwarzes ſehr fruchtba⸗ Beſchaffen⸗ res Erdreich, Don dem Meerbuſen von St. Michael bis an die Kette von. Gebirgen, die heit des Erd- in der Carelbay iſt, ift es ein Thalland, welches von Flüffen gewäffert wird, vie in den" Meerbufen fallen, und das Ufer fo moraftig machen, daß es unmöglich ift, daſelbſt zu reifen. Gegen Weiten von dem Eongofluffe wird das Erdreich bergichter und trockener. Man fin der dafelbft angenehme Thäler bis jenfeits des Cheapofluffes, wo man. nichts weiter, als; Holzungen antrifft. Dafelbft fängt ſich das Sand ver Savanen an, welches trocken, aber mic Graſe bedecket, voller Hügel mit untergemifchten. Gehoͤlzen, und bis an ihre Spigen. fruchtbar ift, die mit fhönen Fruchtbäumen bedecket find. Die Gebirge; von welchen der Goldfluß fällt, find weit unfruchtbarer, und bringen. nur Gefträuche hervor. Ueber— haupt haben die trocknen Oerter der Sandenge nicht eben: die. Bäume, welche die feuchten: tragen. Die erftern find groß, überaus ftarf und faft ohne Zweige, da hingegen. die ans dern nicht fa wohl Bäume, als vielmehr Stauden find, wie Die Manglen, Brombeerſtraͤu— er und Bambus find. Pie = Die Zahreszeiten und Witterungen der Landenge haben, wie in den andern Theile iches. Witterung des heißen Erdſtriches unter eben der Breite, mehr feuchtes, als trockenes an ſich. . Die auf der Lande Regenzeit fängt daſelbſt im April oder May an. ie hält den Brach- oder Heumonat enge. hindurch an, und ihre größte Heftigkeit iſt im Auguft. Die Hitze iſt überaus: gkoß, vor- nehmlich wo die Sonne die Wolken durchbricht, und die Luft um deſto erſtickender, meil fein Wind da ift, fie abzukühfen. Die Regen fangen in dem Herbftmonate an , ſich zu vermindern „ zuweilen aber dauren fie auch bis in dem Jenner. Man Fann: alfo fagen, es regne auf der. Sandenge drey Viertheljahre. Die Luft hat dafelbft zuweilen einen. ſchwe— felichten Geruch, welcher fich in ven: Gehoͤlzen ausbreitet, Nach; den Stuͤrmen höret man ſtets ein fehr unangenehmes Concert vom den Duafen Seltſames der Froͤſche und Kroͤten, dent Geſumme der Muͤcken, dem Geziſche der Schlangen, und Concert. dem Geſchreye unendlich vieles andern Ungeziefers. Der Regen ſelbſt machet im Nieder- — fallen 4) Sm IX Bande dieſer Samml. 08.878. 262 Keifen und Entdeckungen Beſchreib. fallen einen fehr geäßlichen Ton , vornehmlich in den Gehoͤlzen. von Terra daß eine Ebene, Die er uͤberſchwemmet, auf einmal in einen See verkehret wird, ſirma. nichts ſeltenes, daß man Stürme ſieht, welche die und fie bis in die Fluͤſſe fehleppen. Der MI Abſchnitt. Befhreibung von Carthagena. Hits, was Herr Prevoft dazu beybeingt , ift aus dem erften Buche des Ulloa genommen, wo man es im zwenten bis neunten Capitel antveffen wird r). Den der einzigen Bor: Vorſtadt von ſtadt von Carthagena, RXemani, nur machet er die Anmerkung: eg muͤſſe folche ziemlich Carthagena. neu ſeyn, denn der Oberfte Beeſton rede nicht davon; und. biefes Stillſchweigen ftimme mit den ältern Nachrichten fehr wohl überein, wo man anmerfer ‚ daß man vonder Stadt nach den Suͤmpfen Canapote auf einer Brücke oder einer Art von Damme zweyhundert Schritte lang gieng, wo man zween Bogen zum Ab: und Anlaufen der Ebbe und Fluch angebracht hatte, Der IV und V Abſchnitt, wovon jener die Befchreibung von Portobello ‚ und diefer bie von Panama enthält, find einzig und allein eben Daher genommen, wo fie das zweyte und dritte Buch ausmachen 9. Er ift zumeilen fo ſtark, Es iſt Bäume mit den Wurzeln ausreißen, Der VI Abſchnitt. Sitten und Gebräuche der Indianer in Tierra firme, Geſtalt der Männer und Weiber. Ihre Haare baumtollene Tücher zu machen; und Koͤrbe. und Kämme. Haarabſchneiden eine Ehre, Weis fie Indianer und ihre Eigenfchaften. Die In—⸗ dianer auf der Landenge bemalen ſich den Körper. Lionnel Waffers Begebenheiten. Kleidung der Andianer auf der Landenge. Schmuck der Miäns ner, Puß der Weiber. Andere Zierrathen. Ge: bäude. Feftungen. Feldbau. Speifen und Ge: tränfe, Erziehung der Kinder. Art und Reife as Innere der Sandenge enthält wenig indianifche Einwohner. Heirathen. Strafe des Ehebruches. Heirathsre⸗ remonien. Muſikaliſche Inſtrumente und Taͤnze. Jagd. Trieb ihrer Hunde. Zurichtung des Tleis ſches von Thieren. Ihre Arc zu eſſen, Tifche, Stühle und Tiſchtuͤcher. Ihre Regeln, die Rage - der Dexter, die Wege und Tage zu wiſſen. Ihre Art zu zählen. Ihre Sprache. Ihre Religion. Ob fie Menfchenfreffer gewefen. Die größte Anzahl D derſelben ſieht man an der Seite des Nordmeeres, vornehmlich am Ufer der Fluͤſſe. Die an der Suͤdkuͤſte, welche nicht durch die Waffen aufgerieben worden, haben ſich lieber in die weiter gegen Mittag gelegenen Laͤnder begeben, als ſich dem ſpaniſchen Joche unter- werfen wollen. Indeſſen giebt es doch kein Stuͤck von der Landenge, worauf man nicht hin und wieder zerſtreuete Indianer findet; und da ihre Gebraͤuche wenig von denen in den beyden andern Provinzen von Tierra firme unterſchieden find: fo koͤnnen fie insgefammf un⸗ ter einem und eben bemfelben Artikel zufammen genommen werben, Die ) S. IX Band diefer Samml. a.d.19 u. ff, S. s) Man findet es im IX Bande dieſer Samml. a. d,67u, fen. 83 u. ff S. in America VI Buch. III Cap. 263 Die ordentliche Größe der Mannsperfonen ift zwiſchen fünf bis fechs Fuß. Sie find. Beſchreib. gerade, und von einem fehönen Verhaͤltniſſe. Die meiften haben ſehr ftarke Knochen von Terra und eine breite Bruft. Man bemerfet an ihnen niemals den geringften Schein einer na⸗ FR türlichen Unförmlichkeit, Diefes hat ‚gemacht ‚ daß einige Reiſebeſchreiber fie befihuldigen, Geſtalt der fie ſchaffeten ihre Kinder fort, wenn jie mit irgend. einem Fehler geboren würden. Allein, Männer und nachdem man fie kennet, fo würde diefe Unmenſchlichkeit nicht haben ungewiß. bleiben Ein, Weiber. nen, wenn fie einigen Grund hätte. Sie find gefejmeidig, lebhaft, und laufen fehr ſchnell. Die Weiber find klein und dick, von ihrer Jugend an fett, bey ihrer Fettigkeit aber wohl gebildet, welche der Schönheit ihrer Geſtalt nichts benimmt. Sie haben lebhafte Augen, und ein angenehmes eficht, In ihrem Alter haben bie meiften eine hängende Bruſt, und einen runzlichten Bauch, Ueberhaupt haben beyde Gefchlechter ein rundes Angeficht, eine ftumpfe und eingedrüchte Nafe, ftarfe und fehr feurige aber graue Augen, eine hohe Stirne, weiße und wohlgefegere Zähne, dünne Lippen, einen Eleinen Mund, und ein wohlgebildetes Kinn. * Sie haben insgeſammt ſchwarzes, ſehr ſtarkes und ſo langes Haar, daß es ihnen ge⸗ Ihre Haare meiniglich bis mitten auf den Ruͤcken hinunter geht. Die Weibesperfonen binden es fih mit einer Schnur hinten im Genicke; die Mannesperſonen aber laffen es fo fang. hinunter hängen. Die beyden Gefchlechter haben, um fich zu kaͤmmen, ein Werkzeug von Holze, und Kaͤmme. welches aus vielen Eleinen Stäben fünf bis ſechs Zoll lang und auf beyden Seiten ſpitzig, wie die Stöcke unferer Handſchuhmacher, beſteht. Sie binden zehn bis zwölf in der Mita te zufammen; und indem fie die aͤußerſten Enden mit den Fingern von einander fperren, ſo dienet ihnen jedes Ende zum Kamme, Man urtheilet von dem Bergnügen, welches fie haben , ſich zu kaͤmmen, aus der Zeit, die fie dazu anwenden. Sie wiederhohlen fol- ches des Tages vielmals. Den Bart und alles andere Saar aber, außer den Yugenwims pen und Nugenrahmen , veißen fie fid) aus. Dieſe Berrichtung ift der Weiber Werk, Sie nehmen die Haare zwifchen zwey Eleine Steefchen , und reißen fie fehr gefchickt aus. Die Mannsperfonen laffen fich auch bey einigen Gelegenheiten, als z. E. bey einem Hans abſchnei⸗ Siege über einen Feind, den fie mit ihrer eigenen Hand getödtet haben, die Haare abſchnei⸗ den ein hren⸗ den, Sie fehen noch ein anderes Ehrenzeichen hinzu, namlich daß fie ſich den ganzen Leib zeichen, ſchwarz malen, Ein geſchwaͤrzter Menſch, und der feine Haare hat, wird unter ihnen für einen Held gehalten. - Allein, diefer rügmliche Stand dauret wur von dem Tage des Sie⸗ ges bis auf den erften Neumond; und ber Sieger würde fich verunehren, wenn er nicht fogleich feine Schwärze abwiſchete, und fein Haar wachfen ließe, Ihre nanieliche Gefichtsfarbe iſt wie hell Kupfer oder trodene Orangen, Ihre Au⸗ genrahmen haben die Schwaͤrze des Achats. Sie faͤrben ſie nicht: ſie reiben ſie aber, wie ihre Haare, mit einer Are von Oele, welches fie ſehr glänzend machet. Man hat an eis nem andern Orte von einem fehwarzen Volke, nahe bey dem Noedpole, geredet 1). Hier bringen Waffer, Zarate und andere Keifebefchreiber ein Geſchlecht von weißen Indianern Weiße Indie: zum Vorfiheine. Waffer hätt fich vornehmlich bey diefer Wahrnehmung lange auf, welde s, einen, wie er faget, febr feltfam vorkommen wird, weswegen er aber afle diejenigen zu Egmdaiten, Zeugen zu nehmen, ſich wicht ſcheuet, welche die Sandenge Durchgereifer find u), Die —* Im XIV Bande dieſer Sammlung a. d. ı2 &, 5) Majfers Neifebefhreibung, a. d. 55 ©. 264 Keifen und Entdeckungen Beſchreib. zahl dieſer Weißen iſt freylich mit der kupferfarbenen Indianer ihrer nicht zu vergleichen. von Terra Ueber dieſes iſt ihre Haut auch nicht von einer fo fehönen Weiße, als der Engländer ihre; firma . ſondern ſie ift vielmehr milchweiß; und was am verwunderſamſten iſt, ſo haben ſie uͤber ihren ganzen Leib ein Milchhaar von eben der Weiße, und ſo fein, daß man die Haut noch dafuͤr ſehen kann. Die Mannsperſonen würden einen weißen Bart haben, wenn fie ihn wachſen Tießen. Sie reißen ſich ihn aber aus: doch unterſtehen fie Jich niemals, das Milch: haar wegzunehmen. Sie haben eben fo weiße Augenrahmen und Haupthaare, als die Haut iſt; und ihr. Haupthaar, welches ſieben bis acht Zoll fang ift, ſcheint gefräufelt zu ſeyn. Diefe Indianer find nicht fo groß, ale die andern, Waffer feget, als eine andere Sache hinzu, worüber man ſich verwundern muß, daß ihre Augenrahmen wie ein Bogen gefrümmer find, und einen halben Mond bilden, welcher Die Spige nad) unten hat. Er faget, er wüßte nicht, ob fie aus dieſer Urſache bey Macht ſehr Hell fähen, wie wenig Sicht auch der Mond würfe, So viel ift gewiß, daß fie alsdann ein fo gutes Geſicht haben, daß fie einen Gegenſtand fehr von weiten erkennen. Man giebt ihnen auch in dem Sande einen Namen, welcher Mondaugen heißt. Ihre Augen find fehr ſchwach, das Son- nenlicht zu vertragen, und das Waſſer, welches ihnen beftändig aus den Augen läuft, nö: ehiget fie, ſich in ihren Käufern eingefchloffen zu halten , woraus fienur am Ende des Ta- ges gehen. Sie find nicht fo ftark, als die andern Indianer, noch zu irgend einer heftigen Bewegung fähig. Indeſſen wenn die Macht herankoͤmmt, fo entfagen fie ihrer Trägbeit, und flreichen in den Gehölzen herum, Man rühmer, ihre Seichtigkeit zu Fuße fehr. Mas chen die Fupferfarbenen Indianer wenig aus ihnen: fo vergelten fie denen , die fie verachten, gleiches mit gleichem; welches gleichwohl nicht verhindert, daß die beyden Gefchlechter nicht zuweilen fehr vertraute Gemeinfchaften mit einander haben follten. Waffer fah eine Frucht von diefen geheimen Umgange. Denjerigen , welche irgend einem Europäer eine Ehre daraus machen wollten, antwortete er, die Weiße der weißen Indianer fey von der unſe⸗ rigen eben ſo unterſchieden, als von der Geſichtsfarbe der kupferfarbenen Indianer, und über dieſes ſey das Kind von einem Europäer und einer weißen Indianerinn beftandig dun⸗ . felbraun ; worüber er auch noch alle die Reifenden, welche fich auf der Sandenge etwas auf- ‚gehalten haben, zu Zeugen nimmt x), _ Die Indianer Alle Indianer in dieſem Lande mögen fi) gern den Leib mit verfchiedenen Figuren be- auf der Lands malen, und warten nicht einmal fo Jange, bis ihre Kinder laufen Fonnen, um ſie mit dieſem enge bemalen Zierrathe zu ſchmuͤcken. Sie laffen ſich auf alle Theile , vornehmlich im Geſichte, Vögel, ſich den Leib. Menfchen und Bäume zeichnen. Diefen Dienft erhalten fie von ihren Weibern. Die Farben, welche fie dazu brauchen, find die rothe, gelbe und blaue, die mit einer Art von Dele abgerieben werden, wovon fie ftets einen Vorrath haben, Sie bebienen fih der Pin- el, die Figuren auf die Haut zu zeichnen. Diefe Malerey erhält fich einige Wochen lang, und darf nur wieder-aufgefrifchet werden, wenn fie anfängt, auszugehen. Waffer machete bey einer gefährlichen Gelegenheit Feine Schwierigkeit, fich nach Art der Indianer malen zu laffen, um fich ihre Freundſchaft zu erwerben. Diefes Stück von feiner Erzählung verz dienef Davon, zum Beſten derjenigen, abgeriffen zu werden, welche an den perfönlichen Abenteuern der Neifenden ein Vergnügen finden; und zwar um fo vielmehr, weil fie eine merk⸗ a) Am angef. Orte, a. d. 130 S. in America. VI Buch. IT Cap. | 265. merkwuͤrdige Nachricht von den Eigenfihaften des Sandes und verfhiedene andere Gebräu- Beſchreib. che der Einwohner enthält, von Terra Walter, ein Wundarzt feiner Kunft nach, und von der Anzahl derer Abentheurer, firma. - welche dem Seeräuber Sharp in das Suͤdmeer gefolget waren, hielt wie Dampier und eini⸗ gjonnel Waf⸗ ge andere von ihren Gefährten Dafür, es waͤre beſſer, wieder über die Landenge durch faus fers Begeben- ſenderley Gefaͤhrlichkeiten zu geben , als unter der Anführung eines Oberhauptes zu bleiben, heiten, an welchem fie Feine weitere Faͤhigkeit, als Muth, erfanne hatten. Mach einem Marfche von einigen Tagen war ein verdrüglicher Zufall das Vorſpiel von vielen Unglücsfällen. | Es. war der zte May 1687, ſaget er, Ich faß auf der Erde bey einem von unfern Englandern, welcher Stuͤckpulver auf einem filbernen Telfer trocknen ließ y). Er verftund ſich fo fehlecht Darauf, wie er mit dem Pulver umgehen follte, daß es Feuer-fing, und mie Das Knie bis auf den Knochen verbrannte, Ich legete fo gleich einige Huͤlfsmittel darauf; und da ich nicht Hinter meinen Gefährten zuruͤck bleiben wollte, fo folgete ich ihnen zween Tage mit heftigen Schmerzen. Allein, unfere Sclaven liefen fort, nachdem fie uns bes ſtohlen Hatten; und da der Meger, welcher mir dienete, meine Arzeneyen nebſt meinen Kleidern mitgenommen hatte: fo ſah ich mich aller nöthigen Hülfe für meine Wunde be= raubet. Mein Uebel nahm zu, und feßete mich bald in das Unvermögen, den andern zu folgen. Wir hatten bereits zween von unfern Gefährten verloren, den Robert Sprat- lin, und Wilhelm Bowman, die uns an dent Congo verlaffen hatten. Die ganze Geſellſchaft war fo abgemattet, daß man, um fi) einander aufzumuntern, ausmachere, N es follten Diejenigen, welche ven Weg nicht würden fortfegen koͤnnen, ohne Mitleid nie — dergemacht werden, aus Furcht, man möchte ihnen, wenn fie in die Hände der Spanier fielen, durch die Marter das Geheimniß unferes Marfches auspreſſen. Diefe ftrenge Bers ordnung aber wurde nicht ins Werk gerichter, und man begnügete fih, mich nebft dem Heren Bobfon, und einem Matrofen, Namens Johann Hinglon, welcher fo, wie ich, von dem befchmwerlichen Wege abgemattet worden, der Gnade ber wilden Indianer zu überlaffen, Einige benachbarte Indianer, deren Beyftand wir anzuflehen, uns gezwungen ſahen, unternahmen, meine Wunde zu heilen. Sie Faueten verfchiedene Kräuter, woraus fie eine Art von Teige macheten, den fie auf ein Plantanblatt fihmiereten; und diefes Pflafter wurz de auf die Wundegeleger. In einer Zeit von zweenen Tagen fand ich Linderung. Hatten aber unfere Wirthein diefem Puncte Leutſeligkeit gegen ung bezeuget: fo waren wir mit denen Spei⸗ fen nicht fehr zufrieden, die wir von ihnen empfingen. Gie ließen uns nur grüne Plan- fanen effen. Indeſſen entzog fich ihren Augen doch zumeilen ein junger Indianer, um uns reife Plantanen zu geben. Er war in feiner Kindheit von den Spaniern gefangen wor: den, bey denen er lange genug gewefen, um ihre Sprache zu lernen: die Siebe zu feiner Familie aber hatte ihn ein Mittel finden laffen, fich aus ihren Händen zu retten. Weil wir ein wenig Spanifh und einige Worte von feiner Sprache fonnten , die wir gelevnet, da wir uns aus dem Nordmeere in das Suͤdmeer begeben hatten : fo fiel es ihm nicht fehwer, ung zu verftehen zu geben, daß feine Landesleute nicht fo boshaft wären, als wir es ei woh D Han begreift Teiche, daß, nachdem fie viele fpanifche Städte ausgepländert, fie nicht mit leeren Händen zurück gefommen. Allgem, Reifebefchr, XV Sand, 4 266 Keifen und Entdeckungen Beſchreib. wohl einbilden koͤnnten, und daß, wenn fie ung ein wenig ſtrenge begegneten, ſolches ges von Terra fchähe, um uns zu beftrafen, weil wir bey unferer erften Durchreife viel Indianer entfüh- fiima. ret, und fie gezwungen hätten, uns waͤhrend der Regenzeit zu Führern zu dienen, Ihre Raͤ⸗ che gieng auch in der That nicht fo weit, daß fie aufgehöret hätten, meine Wunde mit eben den Kräutern zu verbinden, und biefes Hülfsmittel heilete fie zufehenos. Ich befand mich im Stande, fpaßieren zu gehen, als uns Spratlin und Bowman, die wir an dem Congofluffe.gelaffen haften, durch ihre Ankunfe auf eine angenehme Art in Erftaunen fegeten, Sie fageren zu uns, fie wären es uͤberdruͤßig, ohne Führer durch die Gehölze zu gehen, und nur von einigen Plantanen zu leben, Die fie von ungefähr antraͤfen, und hätten ſich alfo entfchloffen, einen Weg zu nehmen, den fie erkannt hätten, ungeach— tet aller der übeln Begegnungen, die fie von den Indianern befürchten koͤnnten. Ich an: ‚ wortete ihnen, fie follten fi) Feine Hoffnung machen, beffer begegnet zu werben," als wir, und fo gar ihr eben wäre fo wenig, als das unferige, in Sicherheit , weil man noch) Feine Nachricht von denen Führen härte, welche unfere Engländer weggenommen. Es verloren auch wirklich alle Indianer diefes Bezirfes, da fie ihre Freunde nicht wiederfommen ſahen, nachdem fie lange Zeit auf ihre Zurückkunfe gewartet hatten , die Öe- duld, und hielten vielmals Rath, was für Rache fie an uns nehmen ſollten. Einige ſchlu— gen vor, man füllte ung das Leben nehmen, andere, man follte uns: unter ihnen behalten, und noch andere, man follte uns an die Spanier ausliefeen, deren Haß gegen uns fie kann⸗ ten. Weil fie aber diefelben eben fo fehr hafferen : fo wurde diefer letzte Rath verworfen, und der Schluß von ihren Berathfchlagungen war, uns noch zehn Tage Frift zu geben, und nac) Verlaufe derfelben, ung lebendig zu verbrennen, wofern ihre Freunde nicht wies der zum Vorfcheine kaͤmen. Unſer Verderben fchien alfo gewiß zu ſeyn. Denm, neun Tage waren fehon verlaufen, oßne daß fie von den Wegweifern etwas höreten ; und fie zwei⸗ felten nicht, unfere Gefährten hätten ſolche ermordet, Der Scheiterhaufen wurde auf den folgenden Tag zu rechte gemacht, und follte nach der Sonnen Untergange angezündet, und wir fo gleich hineingefchmiffen werden, Zum Gluͤcke erhielt ihr Oberhaupt, Namens La: cents, Nachricht von ihrem Entſchluſſe, und wandte fie von diefer Grauſamkeit ad. Er rieth ihnen, uns mit zweenen Indianern nach der Küfte hinunter gehen zu laffen, two fio fih nad; dem Schickſale der andern erfundigen follten. Diefer Rath; wurde gebilligek. Man gab uns zween Männer zu, mit denen wir uns freudig auf den Weg macheten, weil wir gewiß überzeuget waren, daß unfere Gefährten ihren Wegweifern Fein Leides zu= gefuͤget hätten, Wir thaten drey Tage lang nichts anders, als daß wir durch ſumpfichte Moräfte bey beftändigem Regen gingen. Man mußte die beyden erften Mächte unter Bäumen zus bringen, wovon jedes Blatt ein Bach war, welcher auf uns floß, und die dritte brachten wir auf einem Eleinen Berge zu, welchen wir den andern Morgen, wegen der großen Menz ge Wafler , womit wir ihn umringet fahen, für eine Inſel Halten Eonnten, Unſere Lebens⸗ mittel, die nur aus einer Hand voll Maiz beftunden, waren ſchon den dritten Tag verzeh— ret. Darauf ergriffen die beyden Indianer, denen der Hunger eben fo zufegere, als ung, die Partey, uns zu verlaffen. Wir blieben in einer cödtfichen Verlegenheit. Der Regen hoͤrete den folgenden Tag auf; und da die Waſſer auch bald verfaufen waren, fo giengen wir von der Rordſeite bis an das Ufer eines fehr riefen Fluſſes, der ungefähr vierzig Zuß breit war, Es war früh Mor⸗ in America VI Buch. III Cap. 267 Morgens um ſechs Uhr. Wir wurden an dem Ufer einen großen Baum gewahr, welcher Beſchreib. exft Eünzlich mit einer Art gefaͤllet zu ſeyn ſchien, und da ex ſich von dem einen Ufer des gon Terra Fluſſes nach dem andern erſtreckete „eine Art von Bruͤcke zu machen fihien, um hinüber ae zu kommen, Wir hielten dafür, dieſes wäre das Werk unferer Gefährten, oder fie wären _ wenigftens diefem Wege gefolger. Unſer erſter Entſchluß war, über den Fluß zu gehen, und ihren Fußtapfen zu folgen. Wir giengen nach der Keihe hinter einander hinüber, auf einer Brücke, welche der Regen fo ſchluͤpfrig gemacht hatte, Daß wir viel Mühe harten, uns zu erhalten. Wir ſucheten aber vergebens einige Spuren ven denjenigen, die vor ung Hergegangen waren, Der Boden war mit Schlamme bedecket, und von der lesten Waß ferfluch uͤberſchwemmet. Nichts deftoweniger waren wir gezwungen, die Mache an dies ſem Orte zuzubringen; und den andern Morgen giengen wir wieder über den Fluß zurück, um feinem Laufe zu folgen, der uns in Das Mordmeer zu gehen ſchien. Wir hatten biszu _ Ende des Tages, durch Gehölze von Bambus und Brombeerſtraͤuchen zu geben. Den Abend fanden wir uns-von Beſchwerlichkeiten und Hunger fo abgemattet, daß wir unfehl: bar darunter würden erlegen haben, wenn uns der Himmel, welcher für unfer Leben wa- ehete, nicht. einen Macabaum haͤtte entdecken laffen, der voller Srüchte Bing. Wir aßen Begierig davon, und nahmen uns auch einen Vorrath davon mit, welcher uns beffere Hoff: nung auf den folgenden Tag machete. Nachdem wir von der Sonnen Yufgange an marfihiret waren: fo Famen mir gegen vier Uhr Nachmittages an das Ufer eines andern Fluſſes, welcher denjenigen einnahm, dem wir bisher gefolget waren. Weil er auch gegen Morden zu fließen fehien: fo entfchloffen wir uns, zwo Flöffe zu machen, um ihn binab zu fahren. Die hohlen Bambus, welche wir um-uns herum hatten ; beförberten dieſen Vorſatz. Wir hieben einige davon ab, lie- fien fie fo lang, als fie waren, und banden fie mit Zweigen von verſchiedenen Gefträuchen zufammen. Die Nacht überfiel ung, ehe wir mit unferer Arbeit fertig waren. ° Weil wir aber noch Früchte hatten: fo ſchlugen wir unfer Nachtlager auf einer Eleinen Höhe auf, die mit Bäumen von einer ungeheuren Dicke bebedfer war. Cs fiel ung leicht, Holz genug zu fammeln, um ein Seuer anzuzimden; und wir fingen an, gerubig einzufehlafen, da ein fo grimmiger Sturm entftund, als wenn Himmel und Erde zufammen zu fallen fchienen. Der Regen war imit Donner und Bligen und einem Schwefelgeruche begleitet , wovon wir faſt zu erſticken meyneten, Wir höreten gar bald von allen Seiten das entfeglihe Ge— raͤuſch der Gewaͤſſer, welches mit der aͤußerſten Heftigkeit fortrollete; und der Schein von den Bligen ließ uns wahrnehmen, daß es anfing, uns zu umgeben. S5n weniger als ei- ‚ner halben Stunde führere es das Hol; weg, welches wir angezündet hatten, Munmehr dachten wir nur an die Flucht, und ein jeder fuchete fi einen Baum, auf welchen er ftei- gen Fonnte. Allein, da der Hügel Feine andere, als fehr Dicke Bäume hatte, die faſt oh— ne alle Zweige waren: fo mußte man diefer Hoffnung entfagen. Ich hatte das Gluͤck, ei⸗ nen anzutreffen, der auf der einen Seite hohl war, und eine Oeffnung drey bis vier Fuß Hoch von der Erde hatte. ch flieg hinein, und fegete mich auf einen Knorren, der fich dafelbft befand. Allda überließ ich mich den traurigften Betrachtungen; ich erwartete. ben Tag mit folchen Bewegungen, die ich nicht ausdrücen kann; in beftändiger Furcht, es möchte mein Baum das Schickſal vieler andern haben, welche von der Gewalt der Waſſer weggefuͤhret wurden, und deren Sturʒ mic) zittern ließ. Endlich wurde ich die erſten Sralen des Tages gewahr. Ich fühiete Die Gar in meinem Herzen wieder REN 2 er Sefchreib. von Terra firma, 268 Keifen und Entdeckungen Der Regen und die Blitze hoͤreten auch wirklich auf; die Gewaͤſſer verliefen ſich ziemlich geſchwind; und die Senne gieng auf. Sch ſtieg nunmehr aus meinem Aufenthalte her— aus, um den Dre zu füchen, wo mir das Feuer gemacht gehabt, in der Hoffnung, daſelbſt jemand von meinen Gefährten wieder zu finden, Allein, ich fah niemand, und der Wie- derſchall allein antwortete auf mein Geſchrey, welches ich erhob, um fie zu rufen. Mein Schmerz wurde fo heftig, daß ich das Schicfal derjenigen beneibete ) bie ich von der Wuth der Gewaͤſſer dahin geriſſen zu ſeyn glaubete; und in dieſem Anfalle von Verʒweifelung fiel ich wie ein Todter zur Erde. Indeſſen kamen Gobſon und die drey andern, welche auch ihre Zuflucht in hohlen Bäumen gefunden hatten, und mit eben ver Furcht und Lin- cube noch losgekommen waren, zu mie, und brachten mich wicherum ins eben. Wir umarmeten einander mit Thränen in den Augen, und danfeten dem Himmel für unfere Erz Haltung. Wir fchloffen aus unfern Betrachtungen über die Ueberſchwemmung, daß bey den großen Regen der Abhang der Gebirge Ströme machete, welche die Fluͤſſe fo gleich aufſchwelleten; und daß aus eben der Urſache das Waſſer nicht Lange Zeit brauchete, zu verſchwinden. Wir ſucheten unſere Floͤße, die wir an den Stamm eines Baumes am Ufer angebun- den hatten. Sie war in den Schlamm gefunfen, und vollgelaufen; woraus wir erfann- ten, daß wir fie ſchlecht gebauet Hatten; denn der hohle Bambu erhält fich ordentlicher Weiſe über dem Waſſer. Dieſer neue Kummer benahm uns die $uft, andere zu machen, um den Fluß hinunter zu fahren; und wir entſchloſſen uns, auf alle Gefahr, twieder zu den Indianern zurück zu Fehren. Was für Danf ftatteten wir dent Himmel nicht ab, daß er uns diefen Entſchluß eingegeben hatte, als wir nachher vernahmen, daß der Fluß ſich in den Cheapo ergießt, und wir folglich mitten unter die Spanier gerathen feyn würden, von des nen wir feine Gnade zu erwarten hatten, Wir nahmen alfo den Weg wieder zurück‘, den wir gekommen waren, Weil unfere einzige Nahrung feit fieben Tagen die Macafrüchte und das Mark eines Baumes waren, den die Indianer Bibles nennen: fo machete der Hunger, daß toir mit den Augen alles umher fucheten, was vermögend feyn Fonnte, ihn zu ſtillen. Wir wurden eines Dambirfches gewahr, welcher fhlief, Einer von unfern Gefährten, der abgefchickt war, ihm zu toͤdten, kam fehr nahe an ihm. Indem er aber ſchoß, fo machere ein Fehltritt, daß ihm fein Schuß mislang. Das Thier erwachete von dem Geraͤuſche, und lief flüchtig davon, In der Abficht, Die indianifchen Wohnungen zu fühen, mußte man von dem Fluſſe abgehen ; und diefe Nothwendigkeit fegete uns in Ges fadr, uns zu verirren, Zum Gluͤcke führete uns die Spur eines von denen wilden Schwei— nen, die man Peccaris nenne, zu einer Pflanzung. Ehe wir ung den Indianern zei⸗ geten, von denen wir übel empfangen zu werden befuͤrchteten, ſtunden wir ſtill, und biels ‚ten Rath, was zu thun wäre, Man befehloß, einen einzigen Menfchen an ſie zu ſchicken, welcher durch das Loos ſollte gezogen werden, und zu erwarten, wie es ihm gehen wuͤrde. Das Loos traf mich, der ich ſolchen Vorſchlag gethan hatte; und ich gieng zu den India— nern mit ziemlich vieler Unruhe wegen der Begegnung, die ich von ihnen erhalten würde, Sie wurde aber durch ihre Aufnahme bald zerftrenet, * Sie borhen mir ihre beiten Spei- fen an, und hatten Die Verlegenheit meiner Gefährten nicht fo bald vernommen , fo ice: "sen fie den jungen Indianer zu ihnen, deſſen Freundſchaft wir erfahren hatten. Erbrachte fie. Wir erfuhren die Urfache dieſer glücklichen Veränderung von ihm. Die Wegiveifer waren zuruͤck gekommen, und lobeten den engländifchen Haufen fehe ; welcher durch feine im America. VI Buch. III Cap. 269 feine tiebkoſungen und Geſchenke gemacht hatte, daß fie die Gewaltthaͤtigkeit vergeffen, Beſchreib. die fie anfangs ausgeftanden. | — Wir ruheten ung ſechs bis fieben Tage in dieſer Pflanzung aus, woraus uns ———— Ungeduld, uns dem Nordmeere zu naͤhern, wiederum auf den Marſch brachte. Die "Indianer, welche nunmehr voller guten Willen waren, gaben uns zu Wegweiſern vier junge ftarfe Leute, die mit Liebe und Zuneigung vor uns hergiengen. Sie führeten uns in einem Tage an das Ufer des Sluffes, wozu wir dreye gebrauchet hatten, um - uns dahin zu begeben, Wir fanden dafelbft ein Canot, in welches fie uns hineinfteis gen ließen: allein, fie ruderten mider den Strom bis an den Abend. Bey einbre= chender Nacht fegeten fie uns ans Sand, um uns in einer Hütte das Nachtlager Hals ten zu laſſen. Den andern Morgen fuhren wir mie ziweenen neuen Nuderern ab, die fich erbothen , die erftern abzulöfen. In fechs Tagen brachten fie uns an den Fuß eis nes großen Wohnplages, welcher die Wohnung und gleichfam das Schloß des La⸗— centa, eben des Caciquen war, dem wir unfer Leben zu danken hatten, Er nahm den Gipfel eines Fleinen Berges ein, auf welchem Bäume ftunden, deren Stamm von fechs bis zehn und eilf Fuß im Durchſchnitte hatte, nebſt einer ſchoͤnen Alfee von Plantanen und einem fehr artigen Gebüfche, Diefer Dre würde der angenehinfte von der Welt feyn, wenn die Kunft Dafelbft der Natur zu Hüffe gefom- men wäre. In feinem Umfange enthielt das Gebirge ungefähr hundert Morgen Sanz des. Es iſt eine Halbinfel von eyrunder Geftale, faft ganz mit zweenen großen Slüf fen umgeben, wovon der eine von Dften und der andere von der Gegenfeite koͤmmt, und die beyde nicht über vierzig Fuß von einander entfernet find, Dieſe Erdzunge, als der einzige Weg, der zu dem Schloffe führer, ift dergeftalt mit Bambus und ver- fehiedenen Arten von Gefträuchen befeger, daß er denjenigen undurchdringlich zu feyn fheine, welche nicht willig dafelbft aufgenommen werden. An diefem Orte hatte La— centa mit funfzig von feinen vornehmften Unterthbanen feine Wohnung. Alle wilde Indianer an der Mordfüfte und diejenigen, welche gegen Süden die Landenge berüb- ren, erfennen feinen andern Oberheren, So bald wir unfer Canot verlaffen hatten , fehickete er unfere Wegmeifer wiederum nach ihren Wohnplägen, Die Anerbietdung, die er uns mit einer Wohnung thet, um eine bequemere Jahreszeit zu erwarten, indem er uns vorflellete, es hätte die Regen— zeit die Wege verderbt, fand uns fehr geneigt, folche anzunehmen; und wir erfuhren "mit Freuden, daß diefe Wilden die Gefege der Gaſtfreyheit zu beobachten mußten. Ein ſehr ſchlechter Zufall vermehrete die gute Meynung, die fie auf das Zeugniß unſe— rer Wegweiſer von uns gefaſſet hatten, und ſetzete mich auf einmal in einen großen Ruhm. Eines von den Weibern des Cacique hatte das Fieber und ſollte zur Aber laſſen. Diefe Verrichtung iſt fehr fonderbar unter den Indianern der Sandenge, Sie geſchieht öffentlich. Der Kranke fist auf einem Steine ganz nackend vor einem Men— ſchen, der mit einem fehr Fleinen Bogen bewaffnet ift, womit er ihm auf alfe Theile des Körpers fehr Fleine Pfeile mit einer erftaunlichen Geſchwindigkeit ſchießt. Die Pfeife werden durch einen Kleinen Zirkel von Faden aufgehalten, welcher fie verhindert gar zu weit hinein zu dringen, Man ziehe fie darauf mit eben der Geſchwindigkeit nieder zuruͤck. Wenn fie von ungefähr eine Ader getroffen haben, und das Blut ſcheint tropfenweife heraus zugeben; fo loben die —— die Geſchicklichkeit des Wund⸗ see — 3 arztes 270 Reiſen und Entderfungen - Beſchreib. arztes und bemerken ihre Freude durch Springen. und Schreyen. Die lächerlichen von Terra Zurüftungen‘, welche ich machen fah, um die Frau des Caciquen zur Aber zu laffen, firma. bewogen mich, ihm meine Dienſte anzubiethen. Er war begierig, zu ſehen, wie man in Europa zur Ader ließe, Sch zog eine Büchfe mit Inſtrumenten, Des einzige Gut, welches mir mein Neger nicht mitgenommen hatte, aus meiner Taſche. Ich machete eine Binde von Baumrinde, womit ich der Frau den Arm band, und öffnete ihr bie Ader mit meiner Lanzette. ch erwartete Gluͤckwuͤnſche wegen einer fo fehnellen Berrich- tung. Als aber Lacenta das Blut mit Gewalt bervorfpringen fah: fo mennete er, ic) hätte feine Frau verwundet und wurde ſo grimmig, Daß er feine Sanze ergriff, mid) da= mic zu durchſtoßen. Die Ruhe indeffen, womit ic) feine Drohungen aufnahm, indem ich ihm mein geben zur Bürgfchaft für einen guten Erfolg fegere, machete, daß ic) Freydeit erhielt, mein Werf zu endigen. ch lieg der Kranken ungefähr zwölf Unzen Blut und das Fieber verließ fie den folgenden Tag. Eine fo neue Begebenheit für die Indianer zog mir alle Arten von Ehre von ihnen zu. Der Cacique erfchien an ihrer _ Spige, neigete fih vor mir, und.Eüffere mir die Hand, ehe ich es verhindern Fonnte, Alle andere umarmeten mir das Knie und fegeten mich Darauf in einen Hamac, worin nen fie mich auf ihren Schultern wie im Triumphe trugen, Da fie mir durch die Dienſte, die ich ihnen zu Teiften fortfuhr, noch immer günfti- ger wurden: fo nahm mich Lacenta oftmals mit auf die Jagd, welche eine von feinen ftärfften Seidenfehaften war. ch begleitete in einsmals gegen feine füdlichen Staaten, und wir giengen neben einem Fluſſe weg, aus welchen die Spanier Gold ziehen, Ich hielt ihn für einen von denjenigen, die von Südoft kommen, und fih in den Meerbu- fen von St, Michael ergießen. Wir wurden einige Spanier anfichtig , ‚welche arbeite- ten; und da wir uns fo gleich in ein benachbartes Gehölze gefhlichen, fo hieß uns die Meugier Acht haben, auf was für Art fie das Gold Herauszögen. Sie haben Eleine Schuͤſſeln von ausgehöhlten Hole, die fie in das Waffer ſtecken und voller Waffer und Sand wieder herausziehen. Sie fhürteln die Schüffel. Der Sand erhebt ſich von ſelbſt über das Waſſer, und das Gold, welches ſich darinnen vermifchet findet, bleibt unten auf dem Boden. Darauf laffen fie, das Gold.an ber Sonne trocknen; und damit fie es vollends von dem Sande abfondern, fo zerftoßen fie Die trockenen Stuͤcke in einem Mörfer. Darauf breiten fie folhe auf Papier, ftreichen mir einem Magnetfteine darüber, vers muthlich um fie zu ſaͤubern, und thun fie ohne andere Zubereitung in Calebaſſen. Die- fe Arbeit gefchieht bloß im Sommer und dauret nur drey Monate. Der Fluß, welcher alsdann nicht über einen Fuß tief iſt, kann zur Regenzeit nicht befuchet werden. Alles Gold, welches man zur fehönen Jahreszeit daraus zieht, ‚wird in Eleinen Fahrzeugen nah Santa Maria gebracht, und als mir mit dem Hauptmanne Sharp dieſe Stadt wegnabmen, fo fanden wir allda über drenßigtaufend Mark davon. Während unferer Keife nahm ich von dem fehlechten Erfolge der Jagd des Caciquen Gelegenheit, ihm Die VortrefflichFeit der englifhen Hunde anzurühmen. Ich batte wahr- ‚genommen, daß feine Abfiche war, mic) bey fich zu behalten: er Fonnte aber der Anz erbiethung nicht widerſtehen, bie ich ihm that, einige fehöne Hunde aus meinem VBa- terlande zuzuführen, wenn er mir erlaubete, auf einige Monate wieder dahin zurück zu gehen. Indeſſen bewilligte er mir diefe Gnade nicht anders, als nachdem ich ihm hat- fe verfprechen muͤſſen, ich wollte vor Ablaufe des Jahres wieder zurüst kommen und 2 \ ‘ ; eine in America. Vl Buch Ul Cap. | a71 eine von feinen Schweſtern heirathen. Ich that diefen Schwur, obne dabey zu glau- Beſchreib. ben, daß mein Gewiflen dadurch febr gebunden würde. Er beurlaubete mich dem an-von Terre dern Morgen, unter der Bedeckung fieben junger Indianer. Ich mar fo nackend wie firma. fie, und hatte mir, um ihnen zu gefallen, den Leib von ihren Srauensperfonen malen r laflen. Indeſſen hatte ich doch meine Kleider verwahret, um mic mit mehr Anftäns digkeit den erſten Europäern zu zeigen, die ich antreffen koͤnnte. Sacenta frug es vier MWeibesperfonen auf, diefes Fleine Geräthe nebft meinen Lebensmitteln zu fragen, und fagere zumie, da er mich umarmere, ich wuͤrde bey meiner Zuruͤckkunft über alles dasjenige erftaunen, was er zu meinem Beſten dienen wollte, Nach einem Marfche don fünfzehn Tagen Fam ich in feinem Wohnplage an, wo meine Gefährten mit ent— zücfender Freude vernahmen, daß ich ihre und meine Freyheit erhalten haͤtte. Ich ru— hete einige Tage aus, nach welchen wir uns, unter der Bedeckung einer großen Anzahl wohlgerüfteter Indianer, nach dem Nordmeere auf den Marfih- begaben. Sie führeten uns durch fehr rauhe Wege und über fo hohe Gebirge, daß mir zu einem darunter vier ganze Tage braucheten, auf die Spige zu fommen. Als wir bins auf Famen x fo wurde ich ganz dumm: und betäubet im Kopfe, welches ich der überaus fubtiten $uft zufehreiben zu müffen glaubete. Es ſchien mir diefer Berg weit höher zu ſeyn, als diejenigen , welche Dampier befchrieben hat, und worüber wir mit einander unter dem Hauptmanne Sharp gegangen waren, Der Gipfel aller andern war unter uns; und oftmals verhinderten uns dicke Wolfen, die niedrigen Sander zu fehen, die ung umgaben. Wir hatten nicht weniger Mühe, hinunter zu fommen: beym Hinunter- fteigen aber wurde mein Gehirn nach und nach von den Dünften wiederum. frey, wel— che mich betäuber hatten, ' Wir fanden an dem Fuße des Gebirges einen Fluß, welcher gegen das Nord- meer zufief und einige Häufer der Indianer an den Ufern. Man bewirthete uns dar— innen fo, daf wir die fechs Tage einer graufamen Beſchwerlichkeit vergaßen , in wel: hen wir zur Nachtruhe nur einen zwiſchen zween Bäumen aufgehangenen Hamac, und zur einzigen Nahrung ein wenig Maiz gehabe hatten. Wir Famen bald an den Kand des Meeres, wo wir erſtauneten, vierzig der vornehmften Indianer bes Sandes anzutreffen, die uns wegen unſerer zurückgelegten Meife Gluͤck wuͤnſcheten. Wir wuß- ten nicht, daß einer von unſern Wegweifern war abgefchicfet worden, ihnen von uns feree Ankunft Nachricht zu geben. Anſtatt daß fie wie die Indianer in dei Gebirgen hätten nackend feyn follen, hatten fie fehr fhöne weiße und mit Franſen befeßete Roͤcke an, die ihnen bis an die Knoͤchel gingen. Ein jeder war mit einer halben Pike bewaff- net, Ihre Schmeicheleyen waren lebhaft. Wir frageten fie, ob fie nicht einige euro— päifhe Schiffe geſehen Hätten? Sie anworteten, es wären feine auf der Kuͤſte: wenn wir aber beflere Nachricht davon zu haben wuͤnſcheten, fo Fonnte uns leicht gewill— fahrer werden, Hier ſcheint Waffer zu befürchten, man möchte feiner übrigen Erzählung feinen Glauben beymeſſen. Diefer Zweifel aber hindert ihn nicht, zu verſichern, er führe nichts an, wovon er micht felbft Zeuge geweſen. Diefe Indianer, fährt er fort, ließen fogleich einige von ihren Wahrſagern tufen. Es famen ihrer drey oder vier, denem man nicht fo bald gemelder Hatte, was man von ihnen verfangete, als fie fo gleich die Anftalten zu ihrer Befchwörung macheten. Sie fingen damit an, daß ſie ſich in einen Theil der 272 Reifen und Entdeckungen Beſchreib. der Cabane, wo wir waren, einfperreten, Damit fie ihre Ceremonien deſto freyer verrich⸗ von Terra, fen möchten; und hatten wir gleich nicht das Vergnügen, fie zu feben, fo hatten wir es firma. doch, fie zuhören, Bald erhoben fie ein großes Geſchrey, oben fie die Stimmen verſchiedener Thiere nachmacheten, bald ließen fie Steine und Muſchelſchaalen gegen einander ftoßen und raſſeln. Dieſem Geräufche fügeten fie den Schall von einer Art von Trommeln und einem andern mufikalifchen Inſtrumente bey, welches aus Thierfnochen und Saiten beſteht. Bon Zeit zu Zeit folgete ein abfeheuliches Geheule dazwifchen ; und zuweilen wurde diefe ganze hoͤlliſche Muſik durch die tieffte Stille unterbrochen, Die Beſchwoͤrung hatte ſchon über eine Stunde gedauert, als die Wahrfager, welche erftauneten,, daß fie Feine Antwort erhielten, ſchloſſen, das Stillſchweigen ihrer Gottheit Fame von unferer Gegen: wart in eben dem Haufe her, Sie nötbigten uns, hinaus zu geben: und. die Verrich— tung wurde von neuem angefangen. Da der Erfolg derfelben nicht glücklicher war: fo ließ eine neue Durchfuchung der Hütte fie einige von unfern Kleidern entdecken, die an der Wand hingen, Sie warfen fie mit Ungeftüme hinaus, Als fih darauf nichts ihrem Begehren mehr widerfegete: fo fhienen fie zufrieden zu ſeyn, und wir fahen fie bald aus ihrer Einfamkeit in vollem Schweiße und ſehr beweget heraus fommen. Sie giengen anfänglich zum Fluffe und wufchen fih. Darauf Famen fie zu uns, und fa geten, ehe zehn Tage vergiengen, würden zwey Schiffe anlangen; wir würden zween Schuͤſſe hun Hören, und einer von unfern Gefährten wuͤrde das Leben verlieren. Wir böreten auch in der That den Morgen des zehnten Tages die beyden Schüffe, und wir entdecketen zwey Schiffe, die fi) am Quai de la Sonde aufbielten. Unſere Ungeduld ließ uns fo glei in ein Canot fteigen, um uns nach dem Quai zu begeben. Als wir aber über die Barre fuhren: fo fihlug das Canot um, und Gobfen fiel ins Waffer, Wir Hatten niche wenig Mühe, ihn heraus zu ziehen. Machdem wir ihn aber end- lich wieder an Bord gebracht: fo hofferen wir, es würde die Prophezeyung an ihm nicht erfüllee werden, Indeſſen hatte er doch fo viel Waffer eingeſchlucket, daß alle unfere Sorgfalt feinen Tod in dem Quai de la Sonde nicht Hindern Fonnte, nachdem er drey oder vier Tage geficcher hatte. i Wir näherten uns den beyden Schiffen. Es war eine englifche Felucke mit einer fpanifchen Tartane, welche Die Engländer feit einigen Tagen weggenommen hatten, Der Anz - blick dev Tartane erfchrecete uns, und verurfachete einigen Indianern, die ung begleiteten, nicht weniger Entfegen. Sie fahen die Spanier als ihre größten Feinde an. Allein, ob wir fie gleich auch eben ſowohl für die unferigen hielten, und noch nicht wußten, welches von den beyden Fahrzeugen dem andern unterworfen war: fo haften wir Doch die Kuͤhnheit, bis an das englifche Hinanzugehen, wo wir den Augenblick Dampiern und viele von unfern alten Gefährten erfannten. Sie nahmen uns mit entzücfeter Freude auf, Ich war der einzige, den fie nicht fo gleich auf einmal wieder erkannten. Weil ich nach Art der Jndianer gemalet, und nadend wie fie war, außer daß ich meine Hofen wiederum angezogen, nachdem id) den Lacenta verlaffen hatte: fo wollte ich mir das Vergnügen machen, zu fehen, ob mich meine alten Freunde in diefer Berfleivung erkennen wür- den; und ich nahm Die ordentliche Stellung der Indianer an, weiche iſt, daß fie fich niederhucken. Man brachte länger als eine Stunde zu, mich zu betrachten, ohne daß man fich erinnern Fonnte, wer ich wäre, Endlich vief einer: eb! es ift unfer Doctor Sionnel; er ift es ſelbſt; und jedermann eröffnete fo gleich die Augen, Ich wufch mich; i in America. VI Buch, III Cap. 273 ich ſparete nichts, um die Spuren von meiner Malerey weg zu bringen: allein, die Beſchreib. Sonne hatte fie feit fo langer Zeit eingetrocknet, daß ich fie nicht anders, als mit ei- von Terra nem Theile meiner Haut wegbringen fonnte 2), fiema. Wir wollen wieder auf die Gebräuche der Indianer auf der Landenge zurücfom- Andere Ge men. Wenn fie zum Kriege abgeben follen: fo malen fie ſich das Geficht roth, die braͤuche der Schultern und die Bruft ſchwarz und den übrigen Leib gelb oder mit einer andern Indianer auf Sache. Einige,aber in geringer Anzahl, machen diefe Züge unauslöfchlich, indem fie ſich die der Landenge. Haut mit einer Dornfpige zerſtechen laſſen und die Farben in die zerſtochenen Theile fireichen. Sie tragen ordentlicher Weife feine Art von Kleidern: Die Weibern haben nur allein um die Mitte des teibes ein Stüd Zeug oder Tuch, welches ihnen bis auf die Knie geht: die Mannsperfonen aber find ganz und gar nadend und bedecken Das natürliche Schamglied nur mit einem Plantanblatte, welches in Geftalt eines Trich— ers gerollet ift, und von einer Schnur gehalten wird, die fie ſich um ben Leib binden, Diefe zur Gewohnheit gewordene Blöße hindert nicht, daß fie die Kleider nicht achteten. Ein Indianer, welcher ein altes Matrofenhembe erhält, prunfet damit, und ſcheint noch ſtolzer dadurch zu werden. Man hat in Waffers Erzählung gefehen, daß die an ber Nordkuͤſte fo gar lange baummollene Roͤcke haben, die man, mie er faget, nicht beffer vergleichen Fann, als mit unfern Fuhrmannskitteln, ausgenommen, daß die Aer— mel breiter und offen find; und daß fie nur bis auf die Hälfte des Armes gehen: fie bedienen fich derfelben aber nur bey fenerlichen Gelegenheiten. hre Weiber tragen fie ihnen bis an den Ort der Verſammlung in Körben nah. Sie ſchmuͤcken ſich forg- fältig damit, und gehen in diefem Aufzuge zufammen um den Wohnplag ſpatzieren. Waffer war Zeuge von einem diefer Spagiergänge, wo viele hundert Indianer von id- von Häuptern geführet teurden und mit ihren Sanzen bewaffnet umber giengen, welche von der Farbe ihrer Node waren, Eim anderer Zierrath der Mannsperfonen ift eine goldene oder filberne Platte, die Schmuck der fie über ven Mund tragen. Diefe Platten find von eyrunder Geftalt und gehen fo Mannsperfo weit hinunter, daß fie die Unterlippe bedecken. Sie find oben ausgefehnitten, welches nen. eine Art von einem halben Monde machet, deſſen beyde Spitzen nad) der Nafe zu geben. Man faget ung nicht, wie fie an diefem Theile des Gefichtes feſt halten: man feger aber hinzu, daß die Art und Weife, wie fie auf dem Munde ſtehen, ihnen eine beftändi« ge Bewegung giebt, Sie find in der Mitte fo dick, wie ein Louis d' Dr und an den Enden viel dünner. Diefer Schmuck wird nur an den Feſt- oder Rathstagen gebrau- chef. Die Platten, die fie zu andern Zeiten tragen, find viel kleiner, und bedecken die Lippen nicht. Anftatt der Platte haben die Frauensperfonen einen Ring, welcher ihnen eben Putz der Wei— fo hängt, und deſſen Größe nach Verhaͤltniß des Ranges ihrer Männer iſt. Die ſtaͤrk- besperſonen. ften find fo dick wie ein Gänfekiel, und ihre Geftalt ift vollfommen rund. Sie werden an der Raſe feft gemacht, die fich unter der Laſt unvermerkt niederzieht. Daher ge- ſchieht 2) Waffer nimmt Dampiern zum Zeugen we⸗ ſenden an, welche das bekraͤftigen, was man gele⸗ gen der Wahrheit ſeiner Erzählung und führer ver⸗ fen hat. A. d. 50 u. 51 ©. fhiedene Stellen aus den Nachrichten dieſes Reis Allgem, Reifebefchr. XV Hand. Mm a...“ Reiſen und Entdeckungen Beſchreib. fhieht es denn, daß ihnen in einem hohen Alter die Naſe bis auf den Mund Kinunter von Terra koͤmmt. Die Platten und Ringe werden weggenommen, wenn fie effen: man thus fie firma. aber ſogleich wieder vor; und ob fie gleich unaufbörlich auf den Lippen baumeln, fo ver: Schmuck der mindern fie Die Freyheit zu veben doch nicht. Die Oberhäuprer fragen an jedem Ohre Oberhaͤupter. einen Ring bey anſehnlichen Gelegenheiten; und zwo große Goldbleche, eines auf der Bruſt, das andere auf dem Ruͤcken. Diefe Bleche, welche achtzehn Zoll Lang find, und die Geftalt eines Herzes haben, find oben durchboßrer und hängen mit Fäden an den Ringen eines jeden Ohres. Lacenta trug an ben Rathstagen eine Hauptbinde, die aus einem acht bis neun Zoll breiten goldenen Blatte beftund, welches oben wie unfere Sägen ausgezacet und mit einem Flechtwerfe von Kleinen Röhren gefüttert war: Alle diejenigen, die ihn begleiteten, hatten eine eben fo von Röhren geflochtene Binde von ‚gleicher Geſtalt, nämlich ausgezader, aber ohne Goldblatt, um den Kopf. Sie war roth gemalet und oben mit langen Federn von verſchiedener Farbe verſehen, Die einen fhönen Federbuſch ausmacheten. Des Lacenta Hauptbinde war ohne Federn, Andere Zier: Außer diefen befondern Zierrathen haben fie noch einige, welche beyden Ge: rathen. ſchlechtern gemein ſind. Dieſes ſind Schnuͤre oder Ketten von Zaͤhnen und Muſchel⸗ ſchaalen, die ſie ſich um den Hals haͤngen, und ihnen bis auf die Bruſt gehen. Die Ketten von Zähnen, die man für Tiegerzaͤhne hält, find mie vieler Kunft gemacht und fo wohl geordnet, daß man fie für ein einziges Stuͤck Knochen halten ſollte. Man ſieht fie nur bey den vornehmften Indianern. Die gemeinen tragen Schnüre von Mufhelfchaalen, wovon fie zuweilen drey bis vierhundert um den Hals haben, ohne Drdnung und eine über der andern. Die Weiber überhaupt tragen fie in einem ein: zigen Haufen. Man fieht niemals mehr als zweene Schnüre davon an den Kindern, Aebrigens ift dieſer Schmuck nur an den Sefttagen gebräuchlich. Zu den Schnüren um den Hals fügen die Meibesperfonen auch noch Armbänder von eben der Materie; und En ganze Putz, womit fie zuweilen vecht beſchweret find, giebt ihnen eine Art von nmuth, Gebaͤude. Ihre Cabanen oder Huͤtten ſind gemeiniglich von einander entfernet, vornehmlich in den neuen Wohnungen, und ſind ſtets an dem Ufer eines Fluſſes. An einigen Orten finden ſich gleichwohl ihrer genug, um kleine Staͤdtchen zu machen, wenn nur in ihrer Lage mehr Ordnung wäre, So aber find fie zerſtreuet, ohne die geringfte Geſtalt von Gaſſen. Diefe Indianer verändern die Gegend, wenn fie dafür halten, daß diejenige, wo fie wohnen, den Spaniern gar zu befanne fey, Ihre Wanderun: gen verurſachen ihnen wenig Lingelegenheit, weil fie zu ihren Gebäuden feinen Grund Iegen dürfen, Sie graben nur einige $öcher in die Erde; fie ſtecken fieben bis ache Zuß hohe Pfähle hinein, und flechten Stäbe dazwiſchen, die fie mit Erde überziehen, Die Dächer werden von Eleinen Sparten gemacht, die eben fo wohl geordnet und mit Blättern bedecket find. Sonſt bemerfet man nicht die geringfte Art von Regelmäßig. keit an dieſen Hütten. Sie find ungefähr fünf und zwanzig Fuß lang und acht bis neun Fuß breit, Ein Loch, welches man oben im Dache laͤßt, dienet zum Schornſteine; und das Feuer, welches in einem fo heißen Sande niemals groß ift, wird auf der Er— de mitten in der Hütte angemacht, Es find weder Abtheilungen, noch Stockwerke dar innen, Die ganze Familie ift an einem Orte beyſammen; und ein jeder Bat feinen Hamak an dem Dache Hängen, um des Nachts darinnen zu ruhen, * ie in America. VI Buch IIT Cap. 0 Die Wohnpläge, welche nahe bey einander find, haben eine Urt von gemein» Beſchreib. ſchaftlicher Schanze, uugefähr hundert und dreyßig Fuß lang und fünf und zwanzig von Terra Fuß breit, deren Mauren nicht über zehn Fuß hoch find, Sie find aber auf allen er Seiten mit einer großen Anzahl Löcher durchbrochen, durch welche man den Feind ber: ankommen fehen und Pfeile auf ihn ſchießen kann. Die Indianer in diefer Gegend haben Eeine andere Art fih zu vertheidigen. Findet ſich indeſſen irgendwo ein enger Weg, welcher dienen kann, den Eingang zu einem Wohnplage zu verfchließen : fo legen fie einen Schlagbaum davorz und an einigen Orten, wie z. E. an des Lacenta Burg, pflanzen fie fo diche Bäume an einander, daß es fehr ſchwer iſt, durch diefen Verſchluß zu dringen. Eine Familie, welche erwaͤhlet wird, in der Feſtung zu woh—⸗ nen, muß auch) die Reinlichkeit darinnen erhalten, weil fie gleichfalls zu den Raths— verfammlungen dienet. Das Sand wird nur um jedes Haus herum gebauet. Wenn eine Wohnfchaft den Feldban. Ort verändert: fo ift die erfte Sorge eines jeden Indianers, fein Feld umzuhaden, und die Bäume zu fällen, welche zwey bis drey Jahre an denen Orten liegen bleiben, wo fie fallen, fo lange bis fie trocken genug find, um verbrannt zu werden. Man nimme ſich gar nicht die Mühe, Die Stümpfe auszurotten; fondern wenn man bie Erde in den Zwifchenräumen umgegraben hat, fo machet man Löcher mit den Fingern, und ſtecket in ein jedes Loch zwey bis drey Körner Maiz. Die Saatzeit ift im Mo: nate April, und im Herbftmonate ſammelt man ein, Die Achren werden mit der Hand ausgeriffen. Man läßt das Getreyde trocknen man zerreibe es zu Pulver, indem man es mit fehr gleichen Steinen zermalmet, \ Diefes geſchieht nicht, um Brodt oder Kuchen daraus zu backen, fondern verfchiedene Speifen und Arten von Getränken daraus zu machen, wovon das vornehmfte Chicacopa heißt, und Getränke, fo gemacht wird, daß man das Maizpulver viele Tage einmeichen läßt. Sie machen auch noch ein anderes Getränke, Misla genannt, und man hat davon zweyerley Arten. Das eine wird aus friſch gefammelten Plantanen gemacht, die man in ihren Hülfen vöften läßt, und darauf, wenn man fie gefchälet bat, in einer Kürbisflafche zermalmet. Der Saft daraus wird mit einer gemiffen Menge Waffers vermifche, Die zweyte Het von Miela wird aus getrockneten und in Kuchen gebadenen Plantanen gemacht, Weil fich diefe Feucht nicht lange halten kann, wenn fie in ihrer Reife gebrochen wird: fo läßt man fie bey einem gelinden Feuer auf folhen hölzernen Mafchinen, wie unfere Darren, trocknen, und machet Kuchen daraus, wovon man einen Vorrath aufhebt. Diefes Diener ven Indianern auf der Landenge ftatt des Brodtes. Sie eſſen es zu ih— vom Fleiſche fie nehmen es mit auf ihre Reifen; vornehmlich wenn fie fic) Feine Hoffe nung machen, veife Plantanen zu finden. Die Namen, die Datsten und die Caf⸗ ſave werden zu eben dem Gebrauche angewandt. Es findet ſich kein Wohnplatz, wo diefe verſchiedenen Nahrungsmittel nicht im Ueberfluſſe vorhanden find. Man hat aber Eeine Kuͤchenkraͤuter daſelbſt. Die gemeine Würze iſt der Piment , eine Art von Gänfefuß, womit eine jede Hütte beftändig wohl verfehen ift. Die Mannsperfonen, bie bier nicht fo fräge find, als in den mistäglichern Gegen- Verrichtun⸗ den, nehmen es über fih, die Pflanzungen zu fäubern, die Bäume umzubauen , und gen der Maͤn⸗ alles zu hun, was man grobe Arbeit nenne, Diefes hindert aber nicht, daß bie : Wei⸗ beit dev Weibesperſonen nicht noch ſehr er fey. Sie pflanzen den Maiz und " m 2 Ale 276 Reifen und Entdeckungen Beſchreib. ſaͤubern ihn. Sie bereiten das Getraͤnk, die Plantanen, die Yamen, und die andern von Terra firma. Erziehung ih⸗ Wenn eine Frau niederfömme, fo tragen ihre Freundinnen und Nachbarinnen fie ter Kinder. Speifen. Auf den Reifen tragen fie das Hausgeräth und die Lebensmittel. Alein,ob _ fie gleich auf die Art alfo Die fehlechteften Verrichtungen in jeder Familie thun: fo wer- den fie doc) von ihren Männern nicht verachtet ; die ihnen gar nicht als Sclavinnen begegnen, fondern fie lieben und fehr liebkoſen. Man ſieht niemals einen. Indianer feine Frau ſchlagen, noch ihr ein hartes Wort fagen, obgleich die meiften Zänfer in der Trunkenheit find.- Auf der andern Seite dienen die Weiher ihren Männern mit Zuneigung und find gemeiniglich von einem gufen Gemuͤthe. Sie haben viel Gefaͤl⸗ ligfeit gegen einander und viel Seurfeligfeit gegen die Fremden, und ihr Kind fo gleich an den Fluß, und wafchen fie beyde in dem fließenden Waſſer. Das Kind wird in eine Baumrinde gewicelt welche ihm zur Windel dienet , und in einen Fleinen Hama geleget. Man fährt fort, es forgfältig zu reinigen und ftets mit fließendem Falten Waſſer. Die Aeltern find abgöttifche Verehrer ihrer Kinder, Die einzige Erziehung der Knaben ift, daß fie ſchwimmen, den Bogen fpannen und den Spieß werfen lernen, uud ihre Geſchicklichkeit in dieſen Uebungen ift vortrefflich. Von ihrem zehnten oder zwölften Jahre an begleiten fie ihre Väter auf der Jagd, und auf ihren Reifen. Die Mägdchen bleiben bey den alten Frauen in dem Wohnplage, Sie gehen beyde bis ins dreyzehnte oder vierzehnte Jahr nackend. Alsdann nehmen die Mägdchen ihr Tuch und die Knaben ihren Trichter vor. Art baumwol⸗ Die Mägochen werden bey guter Zeit zu den häuslichen Verrichtungen angehalten. Eine Zeuge u Ye . Die Mannsperfonen machen die Arbeit vollends fertig. Sie färben anfänglich die zer Seirathen. 1 . Sie helfen ven Müttern bey ihrer Arbeit. Sie ziehen Schnüre aus der Kinde ‚ fie —* zu ma machen Grasfaͤden, fie pfluͤcken die Baumwolle und ſpinnen ſie fuͤr ihre Muͤtter, welche ſehr gute Zeuge daraus machen. Ihr Werkzeug zum Wirken ift eine hölzerne Rolle drey Fuß lang, die ſich auf zwoen Pfoften herumdrehet, Um diefe Rolfe wickeln fie baum: wollene Fäden von der Größe, die fie dem Zeuge geben wollen. Denn fie machen niemals welches in der Abſicht es zu zerfehneiden, Den Eintrag winden fie um ein Kleines Stuͤckchen Holz, welches auf jeder Seite eingeferbet iftz und da fie mir der einen Hand alle Fäden des Aufzuges nehmen, fo verrichten fie mit der andern die Ar— beit. Damit aber die Fäden dicht werden: fo fhlagen fie das Gewirke jedesmal mit einem langen dünnen und runden Stuͤcke Holze, welches ziwifchen die Schnüre des Aufzuges kreuʒweis durchgeht. Die Mägdchen Flechten auch die Baummolle um Franz fen daraus zu machen, und bereiten die Röhre, woraus die Körbe gemacht werden, Röhre mit verfhiedenen Farbenz darauf mengen fie folhe unter einander, um fie zu flechten, und machen mic einer fonderbaren Geſchicklichkeit und Sauberkeit nicht allein Körbe, fondern auch fo gar fo dichte und feſte Schaaler Daraus, daß fie ohne mit ei: nem Safe ober Ferniffe überzogen zu feoyn, allerhand Getränfe halten koͤnnen. Diefe Schaalen dienen ihnen zum Trinken, wie ihre Calebafhen. Die Körbe, die fie ma- den, find fa flarf, daß man fie niche zerdruͤcken kann. Wenn die Mägdchen zu ihrem mannbaten Alter fommen, fo bleiben fie in ihrer Familie eingeſchloſſen, fo lange bis man fie zur Ehe begehretz und ihr Gefiche wird mit einem Eleinen baumwollenen Schleyer bedecket, den fie fo gar vor ihren Vaͤtern tra⸗ gen, - Die Anzahl der Weiber iſt durch kein Gef beftimmer. MWaffer giebt dem $a- centa in America VI Buch, III Cap. 277 centa ihrer ſieben, welcher niemals auf der Jagd oder in den Krieg gieng , ohne an Beſchreib demjenigen Orte, wo er die Macht zubringen füllte, eine zu finden, | von Terra Iſt aber die Viehweiberey den Indianern auf der Sandenge erlaubet, fo wird der firma. Ehebruch mit vieler Schärfe beſtrafet. Der Tod folger gleich auf das Verbrechen, Wenn Strafe des indeffen die Frau ſchwoͤret, daß man fie gezwungen: fo erhält fie Gnade, und die Manns: Ehedruces u. perfonen allein träge die Strafe. Wird aber das Verbrechen bewiefen, wenn fie es leug- andere ſcharfe net: fo wird fie lebendig verbrannt. Sie haben noch andere Gefege von eben der Stren- Geſetze ge. Ein Dieb wird ohne Barmherzigkeit verurtheilet. Die Strafe eines Menfchen, der eine Jungfrau ſchaͤndet, ift, daß man ihm einen fleinen Stab, mit Stacheln ver fehen, in die Harnröhre ſtecket, und ihn einigemale darinnen umdrehet. Diefe Marter ift fo ſchmerzhaſt, daß fie gemeiniglich den Tod verurſachet. Man läßt aber dem Straf- baren Die Freyheit, fich zu heilen, wenn er kann 2). Bor dem Verheirathen geht eine fehr felffame Ceremonie vorher. Der Vater oder Heilrathscere⸗ in feiner Abweſenheit der nächte Anverwandte des Mägdchens, muß fie fieben Nächtemonien. allein in feiner einzigen Verwahrung Haben, um ihr vermuchlich dadurch zu zeigen, daß er fie ungern verlaffe. Darauf übergiebe er fie ihrem Manne, Alle Indianer des Or— tes werden zu dem Feſte eingeladen. Die Männer bringen Haden und Beile zur Arbeit; und die Weiber jedes fein halbes Maaß Maiz. Die Knaben bringen Früchte und Wurzeln und die Maͤgdchen Wilopräe und Eyer. Niemand komme ohne ein Gefchenf, Ein jeder leget feines vor die Hochzeithuͤtte und entferner fih davon bis zu Ende diefes Aufzuges. Alsdann gehen die Männer zuerft in die Hütte; und der Ver— heirathete empfängt einen nach dem andern mit Weberreichung einer volleingefchenften Schaale ftarfes Getraͤnkes. Die Weiber folgen unmittelbar darauf und bekommen aud) ihre Schaale voll Getraͤnkes. Darauf werden die Knaben und die Mägdchen auf eben die Art bineingeführe. Wenn nun alle Gäfte verfammlet find: fo fieht man die Väter von beyden Verheiratheten zum Borfcheine kommen, Des Juͤnglings feiner hält eine ziemliche lange Rede, nach welcher er anfängt, mit taufenderley Berdrehungen zu tanzen, bis er ganz außer dem Athem ift. Därauf feget er ſich aufs Knie und ſtellet feinen Sohn der Braut zu, deren Water auch auf dem Knie ſitzt und fie bey der Hand hat. Darauf erhebt fich folcher und tanzet nunmehr auch feiner Sets. Mach diefem Tanze umarmen die beyden Brautleute einander; und der junge Menfch giebt die Tochter ihrem Vater wieder. Sogleich laufen und fpeingen die Mänr ner mit ihren Aexten und Hacken nach einent Fleinen Stuͤcke Landes, welches den beyden Eheleufen zur Bepflanzung angewieſen ift, und fangen an, es für fie zu bearbeiten. Sie fällen die Bäume und hacken und graben das Erdreich um. Die Weiber und Kinder füen Maiz oder anderes Getreyde nach Befchaffenheit der Jahreszeit hinein, Alle zus ſammen bauen dafelbft eine Hütte, welche die Wohnung der jungen Eheleute feyn fell. Nachdem fie diefelben in den Befig gefegee haben: fo ift ein jeder bedacht, Chicacopa zu machen. Man machet deſſelben ſehr viel und krinkt unmaͤßig. Ehe ihnen aber noch das hitzige Getraͤnk im den Kopf ſteigt, nimmt der Bräutigam die Aexte, Beile und alles Gewehr und hänge es an den alleroberften Sparren der Hütte. Diefes Feſt dauert ſo lange, als trinken da iſt, das iſt gemeiniglich drey bis vier Tage: Mmz Es 4) Kionnel Waffer am angef. Orte, a. d. 285 ©. Beſchreib. von Terra firma. Muſikaliſche Inſtrumente und Taͤnze. Dagd⸗ 278 Reifen und Entdeckungen Es gehen ſolche Schmauſereyen auch bey andern Gelegenheiten vor, als z. E. bey einer großen Rathsverſammlung. Die Indianer reden bey dieſen Luſtbarkeiten wenig. Sie trinken einer auf des andern Geſundheit, und uͤberreichen einander die Schaale, wenn ſie getrunken haben. Sie ſcheinen aber keine Acht auf ihre Weiber zu haben, welche da ſte⸗ ben, ihnen aufzuwarten. Sie nehmen die Schaale aus den Händen derjenigen, die getrun⸗ ken haben, und geben ſie nicht eher wieder, als nachdem ſie ſolche ausgeſchwenket. Nie⸗ mals trinken oder tanzen fie öffentlich mit den Mannsperſonen. Sie warten ‚um fi) un: fer einander [uftig zu machen, bis fich ihre Männer hinweg begeben haben; und die Sor— ge, die fie für Diefelben tragen, wenn fic) ſolche vollgetrunken, ift überaus groß. Sie hel- fen einander fie in ihre Hamaken bringen, wo fie Waller über fie gießen, um fie zu er= friſchen, und verlaffen fie nicht eher, als bis fie feft eingefchlafen find, Alsdann geben fie bin, ſich zufammen eine Luſt zu machen, und ſich nun auch zu betrinken. Eine von den vornehmften Befchäfftigungen der Mannsperfonen ift „Pfeile und Bo⸗ gen und Sangen.zu machen. Sie machen auch einige muſikaliſche Inſtrumente vornehm⸗ lich eine Art von Floͤten, aus hohlem Bambus, worauf ſie gern blaſen, und die ein ſeltſa— mes Concert machen. Nach dem Klange dieſer Flöten ſieht man fie tanzen. Sie ſtellen ſich in die Runde, die Hände ausgeftreckt auf ihre Schultern, und drehen ſich auf aflen Seiten , mit einer gewaltigheftigen Bewegung. Die Gefchickteften machen fich aus dem Kreiſe hinweg , um allerhand Sprünge, und andere gefchmeidige Wendungen und Dre- bungen zu machen, Bey einer zahlreichen Verfammlung dauret der Tanz einen ganzen Tag. Asdann laufen fie alle zufammen in den Fluß, um fich darinnen abzufühlen, Ihre liebfte Hebung aber ift die Jagd. Sie haben ſolche Luſt zum Schießen, daß fie zu keiner Zeit einen Vogel fönnen fliegen fehen, ohne einen Pfeil auf ihn abzudrücken ; und felten verfehlen fie ihn. Sie entfernen ſich niemals von ihren Hütten, ohne mit ih⸗ vem Bogen , und einer Sanze, ober einer Art bewaffnet zu feyn, Außer ihren befondern Jagden, die fie wiederum anfangen, wenn ihr Vorrath vom Fleiſche ausgegangen ift, ge= ben fie oftmals feyerlich auf die Jagd, wozu fie fich in großer Anzahl verfammeln, Auf eine Beratbfchlagung folget gemeiniglich eine Jagd, wozu fie den Tag feſtſetzen. Diefe Jagden dauren zumeilen zwanzig Tage, nach der Menge des Wildes, welches fie antveffen. Die Weiber gehen auch mit, allein um den Männern aufzumarten, und ihren Vorrath von ‚Sebensmitteln zu tragen. Diefes find Körbe voller geröfteren Plantanen, Bananen ‚Da: Natuͤrlicher Trieb ihrer Hunde. men, Pataten und Wurzeln, In den Gehoͤlzen finden fie grüne Plantanen, die fie auf der Stelle zurechte machen. Das Maizmehl wird: nicht vergeffen, um Chicacopa zu brauen. Die gemeine Gewohnheit, in Anfehung des Wildpräts, welches die Jaͤger erle⸗ gen, iſt, daß ſie dasjenige auf der Stelle verzehren, was von der Hitze verderben kann, was aber aufbehalten werden kann, mit ſich nehmen. Jede Nacht nehmen fie da ihr Nacht: lager, wo fie ſich beym Untergange der Sonne befinden, wenn es nur bey einem Fluffe oder Bache oder an dem Abhange eines Berges if, Sie hängen ihre Hamaken zwifchen zwee⸗ nen Bäumen auf, und machen ein Feuer, welches die ganze Mache dauert. Man fhreibt ihren Hunden eine fehr fonderbare Eigenfchaft zu Wenn diefe Thiere ein wildes Schwein ermuͤdet Haben, fo umringen fie es; und da fie ſich nicht getrauen, es anzufallen, fo halten fie es mitten unter fich eingefchloffen ‚ fo lange, bis ihr Herr koͤmmt. Alsdann begeben fie fich insgefamme zurück, damit fie vor den Pfeilen fiher feyn. Ein Indianer, der ein wildes Thier verwundet Bat, läuft hinzu, und erfticht es vollends mie der in America. VI Bu, Cap. 279 der Sanze. Nachdem er es getoͤdtet hat, fo weidet er es aus, wirft das Eingeweide bin- Beſchreib. weg, ſchlingt ihm die Beine Freuzweis zuſammen, ſtecket einen Stod durch, und trägt esyon Terra fo zu feiner Frau, auf feinen Schultern. Man beobachtet, daß fie Fein Thier effen, ohne Wma es vorher bluten zu laffen, Wenn fieeinen Vogel lebendig fangen; fo vigen fie ihn mit der Spige eines Pfeiles, damit, alles Blut herausgehe. Wollen fiedas Fleiſch von den wilden Thieren erhalten: fo laſſen fie es in freyer Luft Zubereitung an dem Feuer mit eben fo gutem Erfolge, wiewohl mit wenigerer Zuruͤſtung, als bie Bon; des Sleifhes caniers doͤrren. Diefes Fleifch, welches unferm geräucherten Rindfleifche gleicht, erhaͤlt der Tiere. fih fange. Sie ſchneiden es in Stücke, die fie in ein ivdenes Gefaͤß mit Wurzeln, und einer Menge Piment thun. Diefes zufammen laffen fie niemals kochen, fondern es bleibe nur fieben bis acht Stunden auf der heißen Aſche. Man ſieht fie nur einmal des Tages Fleiſch effen: fie effen aber alle Stunden Plantanen und andere Früchte, Eine jede Hütte ift mit einem großen Stüde Holz verfehen, welches ihnen zum Tiſche Tiſch, Stühle, dienet, und mit Eleinen Klögen, auf welchen fie ſich um denfelben herum fegen. Bey ih: Tiihtücher, u. ven Feſten richten fie eine lange Tafel an; fie legen große Plantanenblätter darüber, die ih- Art au eſſen. nen zum Tifehtuche dienen ; und ein jeder hat neben fid) auf der Erde, zur Rechten, eine Calebaſche voller Waſſer ftehen. Sie ſtrecken den Daum und Zeigefinger vor, und fab- von damit in die Schüffel, und bey jedem Biffen , den fie eſſen, eunfen fie dieſe beyden Fin: ger in die Calebafche mit Waſſer. Sie ejfen nicht das geringfte Brode zu ihrem Zleifche : fie haben aber ein Elein Häufchen Salz, womit fie fih) von Zeit zu Zeit die Zunge veiben, um fich den Gefchmad zu erwecken. Auf ihren Reifen dienet ihnen die Sonne zur Wegweiſerinn. Verurſachet ihnen pre Kegeln, aber die Dicke der Wolfen oder ein anderer Zufall einige Verlegenheit: fo nehmen fie zu die Lage der den Bäumen ihre Zuflucht, deren Rinde fie beobachten , und die dickeſte Seite zeiget Ihnen, Oerte die We- wo es Mittag if. Sie gehen gemeiniglich viel lieber durch Gehölze, Suͤmpfe und Fluͤſſe, gun? Tage zu als auf gebähnten Wegen, entweder aus Furcht, fie möchten Spanier antreffen, oder auch) DRAN nur bloß ihrer Jagd wegen, Die Männer und Weiber, ja fo gar die Kinder, ſchwim— men über die Fluͤſſe: fie bedienen fich aber Canote oder Flößen, wenn fie folche hinunter fahren. Wenn man fie nach dem Wege frage: fo haben fie eine befondere Art, folchen anzuzeigen, die ihnen eigen ift. Wenn fie vernehmen, wo man bin will, fo laſſen fie den Keifenden das Geficht nad) eben der Seite hinwenden; und um ihm zu bemerken, wenn er anfommen wird, fo laſſen fie ihn die Augen auf einen Theil des Bogens richten, wel: hen die Sonne an ihrer HalbEugel befchreibt. Nachdem er nun niedriger oder höher gegen Morgen wie gegen Abend von der Mittagslinie iſt, nachdem melden fie nicht allein den Tag, wenn man anfommen kann, fondern auch, ob es den Morgen oder Mittag ift, und die Stunde felbft von.dem einem oder dem andern. Sie unterfheiden die Wochen, die Tage und Stunden nur durch Zeichen, die fie den- jenigen ſelbſt zu verſtehen geben koͤnnen, die ihre Sprache nicht koͤnnen; und die vergan- gene Zeit bezeichnen fie nur durch Monde. Ihre Art zu zählen geſchieht durch Einheiten Ihre Art zu und Zehner bis auf hundert. Darüber aber gehen fie nicht hinaus, Waffer erzaͤhlet, als zählen, fie in das Suͤdmeer giengen , fo hatte der Hauptmann Sharp drey und dreyßig Mann uns ter fi. Die Indianer wollten diefe Anzahl zählen. Einer vonihnen fegete ſich, undbat- fe in beyden Händen Maizförner, wovon er bey jedem Engländer, den er vorbey gehen ſah, eines in feinen Korb that. Er hatte ſchon einen großen Theil gezaͤhlet, als ein a einen Befchreib. von Terre firma. ZIdghreSpꝛache. Religion. 280 | Reifen und Entdeckungen ſeinen Korb umſtieß, und die Koͤrner herausfielen. Er ſchien uͤberaus verdrießlich daruͤber zu ſeyn, daß man ſeine Rechnung ſo geſtoͤhret haͤtte. Ein anderer, der ſich ein wenig von dem Wege entfernete, unternahm auch eben die Rechnung, und glaubete, er hätte fie ge— macht. Als ihn aber feine Gefährten gefrager hatten, wie viel Fremde es wären: fo konn⸗ te er es nicht fagen. . Endlich fingen einige Tage darnach zwanzig bis dreyßig der ernſthaf⸗ teſten ihre Rechnung wiederum an, und waren nicht gluͤcklicher darinnen; vermuthlich, weil fie ihre Rechenkunſt uͤberſtieg. Sie fingen darauf an, mit vieler Heftigkeit zu ſtrei⸗ ten, bis einer unter ihnen, um den Streit zu endigen, alle ſeine Haare in die Hand nahm, und fie vor der Verſammlung bewegete. Dadurch wollte er zu verſtehen geben, die Ned: nung wäre unmöglich; und diefe Erklärung machete fie alle einig. Eben der Reiſende lehret uns auch die Namen ihrer Zahlen: ı Cupego 6 Indriquah 2 Poquah 7 Eugolah 3 Pauquah 8 Paufopah. 4 Pafequah 9 Guanah 5 Eterrah 10 Anivego. Ueber zehn zählen fie die einzelne befondere Zahl nicht , fondern wenn fie zehn zählen, Anivego: fo Elopfen fie einmal in die Hand, um anzuzeigen, daß eseine einzelne oder das erfte Zehend ift, Wenn fie darauf eilfe, zwölfe, dreyzehn u. f.w. bis auf zwanzig ausdrü- cken wollen; fo wiederholen fie Die Einheiten, mit dem Zehner. Eilfe heißt alfo Anivego cupego, zwölfe, anivego poquah; drenzehn, anivego pauquah ꝛc. ꝛc. Wollen fie zroanzig ausdrücen; fo klopfen fie zweymal in die Hand, und fagen Anivego , bey dreyßigen thun fie es dreymal; und fo fahren fie auch fort bis auf hundert, und Elopfen fo oft in die Hand, ‚als fie Zehner haben 5). -_ Zum Bellen derjenigen, welcheeine Berwandefchaft und Uebereinftimmung'unter den Sprachen fuchen, wollen wir einige dariſche Wörter und Ausdruͤckungen beyfügen, melche Waffer zu erhalten Sorge getragen. Tautah heißt Vater; Naunah, Mutter; Poo⸗ nah Frau; Rupah Bruder; Ninah, eine Tochter; Schab, haͤßlich; pacecha, ſchoͤn; cotchah, ſchlafen; Ni, der Mond; Caupah ein Hamak; Dulah, Waſſer; Ca, Pfeffer, Chicacopah, Maizgerränf; mamaubab, fein over koſtbar; chaunah, ges ben; bidama ſoguah rupoh; wie befindet ihr euch? chaunah wimacab, gebet hur- tig, machet fort; chenorang, ftarf, groß; ſchah Maluquab, ein garftiger Ausdruck; Eſtchah Caupah, wollet ihr zu Bette gehen, euch in den Hamak legen? Pa Poonah itah Caupah, Zrau, haft du den Hamak zurechte gemacht? Dulah Copah, woller ihr Waſſer trinken? Aupah Cenab, wie nenneft du das? Die Berichte halten ſich wenig bey ihrer Religion auf, „Es ſcheint, ſaget Correal, „ſie bethen die Sonne an, oder erkennen fie wenigſtens für ihre vornehmſte Gottheit, denn „fie haben fonft weder Tempel, noch Gottesdienſt. Man ſchicket Miffionarien dahin, ſetzet „eben der Schriftfteller Hinzu, welche fieben bis acht hundert Indianer, wie man faget, „auf einmal befehren; fo, daß alle diefe Laͤnder, ſeitdem fie dahin gehen, fehon durchaus „chriſtlich ſeyn müßten. Indeſſen machet doch das Chriſtenthum in Tierra ſirme nicht viel „Gerede in der Welt, c). Gomara ſetzet die vornehmſte Religion auf der Landenge, und der Waffer am angef. Orte, n,d,204&, 5 SmI Theile, q. d. 120 S. in America. Vl Buch, III Cap. 281 der benachbarten Völker in die Furcht vor dem Teufel, den fie, wie er ſaget, unter ver- Beſchreib. ſchiedenen Geſtalten abmalen, die er zuweilen annimmt, um ſich ihnen zu zeigen d), Esvon Terra ift ziemlich ſeltſam, daß Waffer bey einem langen Aufenthalte unter ihnen, nicht den gering« ften Schein von einer gottesdienftlichen Ceremonie, Anbethung oder Opferung bemerfet hat, und daß er nur von dem Vertrauen redet, welches fie auf ihre Wahrſager fegen, oh— ne uns zu melden, was für Begriffe fie fich von denen Machten, oder Geiftern machen, die fie anrufen. Man kann daraus mit einem andern Reifebefchreiber ſchließen, daß fie nicht den geringften Begriff von einem Eünftigen eben haben, und daß alle ihre Abfichten auf den Gebrauch ihrer natürlichen Kräfte eingefihränfer find e). ma. Wenn fie vordem Menfchenfrefler geweſen, nad) dem Vorwurfe der erften Spanier, Ob fie Men: welche diefen Vorwand braucheten, um ihnen mit der äußerften Grauſamkeit zu begegnen : ſchenfreſſer ges fo fheine es nicht, daß ihnen noch die geringfte Spur von diefer barbarifihen Neigung weſen. übrig geblieben ; oder menigftens argwohnet Waffer folches nicht eher von ihnen, als inib- von Kriegen , die zumeilen wider ihre alten Verwuͤſter erneuert werden f), Man kann in- deffen gar nicht zweifeln, daß fie nicht ehemals das Fleiſch dererjenigen gefreffen haben, vie fie fangen konnten: allein, diefes geſchah nur aus gar zu hitziger Rachgier. Benzoni, deſ— fen Zeugniß, nicht verdächtig iſt, erzaͤhiet: fie hätten denjenigen, die fie lebendig gefangen befommen, Hände und Füße gebunden, fie auf die Erde geworfen, und ihnen geſchmolze. nes Gold in den Mund gegoffen, mit diefen Worten: friß, Chrift, da friß Gold! und um ihnen noch mehr Schmach anzuthun, hätten fie mit Mefjern und Hackmeſſern, bie aus gewiſſen feharfen Steinen gemacht worden , ihnen einen Arm oder eine Schulter, die an- dern ein Bein u. ſ. w. abgefchnitten, dieſe Glieder auf Kohlen gebraten, und mit Singen und Tanzen verzehret. Es fanden fich aber gleichwohl einige, melche nichts davon effen wollen, indem fie befürchteten, es möchte ihnen diefes Fleiſch auch noch Unheil im Leibe anrichten g). An einem andern Orte meldet er: „fie fagen heutiges Tages, ein Spanier „ſey nicht gut zu effen, weil das Fleiſch von ihm gar zu hart fey, wenn man es nicht zween „oder drey Tage vorher, ehe man es ißt, wäffern und weich werden läßt, h). Garcilaſſo de la Vega felbft, welcher zwar durchaus ‚nicht einräumen will, daß die Peruaner jemals Menfchenfleifch gegefjen, kann doch nicht läugnen, daß nicht einige be- nachbarte Völker ſolche Unmenfchlichkeit an fich gehabt. Ex erzähler i), fie hätten außer Menfhen- Ä ihren gemößnlichen Opfern, auch diejenigen Männer und Weiber , von welchem Alter ſie opfer. feyn mochten , geopfert, welche fie in ihren Kriegen gefangen befommen. Diefe abfheuliz che Gewohnheit gieng fo weit, daß fie auch bey dringenden Angelegenheiten, wenn fie feine Gefangenen hatten, ihre eigenen Kinder opferten. Diefe Opferung der Manns- und MWeibesperfonen, Knaben und Mägdchen von allerhand Alter, geſchah auf Die Art, daß fie ihnen lebendig die Bruft aufſchnitten, und das Herz und die Junge herausriſſen. Dar auf befchmiereten fie mit dem noch warmen Blute den Gögen, welchem das Opfer gebracht wurde, Kaum war folches geſchehen: fo richteten ihre Wahrfager Die Yugen auf eben das Herz und die Lunge, und fahen beydes forgfältig fteif und ſtarr an, um, durch ihre Muth⸗ maßun⸗ d) Sm III Suche, 18 Cap. g) Benzoni im 23 Cap. des Buches. e) Eorreal am angef. Orte, a.d. 19 S. h) $Ebendaf. a. d. 239 ©. F) Fionnel Waffer an angef. Orte, a. d. i) Hift. des Yncas Liv. I. ch. IB p.24. 206 ©. : Allgem, Reiſebeſchr. XV Band. Mn u Befchreib, von Terra firma. Bey dem Anz tiern, 282 0 Reifen und Entdeckungen maßungen , die fie daraus zogen, zu erfennen , ob ihr Opfer angenehm geivefen oder nicht. Wenn lches geſchehen war, es mochte nun gut oder böfe ausgefallen ſeyn: ſo verbrannten fie, zu Ehren des Gögen, die Lunge und das Herz desjenigen, den fie geopfert Hatten, def fen Fleiſch fie endlich mit einer unerfärtlichen Begierde fraßen; und wenn es auch von ih⸗ von eigenen Kindern geweſen wäre, fo macheren fie fich dennoch dabey luſtig. Er beſtaͤtiget folches mit einem Zeugniffe aus den zerſtreueten Papieren des P. Blas Valera, welcher da, wo er von dem Zuſtande dieſer Völker zu feiner Zeit „redet, folgen- des ſaget: „Die Einwohner des Landes der Antier effen Menfhenfleifch. Die Tieger find „nicht fe graufam, als fie. Sie Fennen weder Gott noch Gefege; fie wiffen nicht, was „Tugend iſt, und haben feine Gögen, aud) nichts, was ihnen habe koͤmmt, wofern fie „nicht den Teufel anbethen, wenn er fich diefen elenden Menſchen unter der Geſtalt einer „Schlange oder eines andern Thieres jeiget, um mit ihnen zu reden, Wennes fichbegiebt, ° „daß fie im Kriege oder auf andere Art einen Gefangenen machen ‚ und fie erkennen, daß „er ein gemeiner oder fchlechter Mann iſt: fo zerſtuͤcken fie ihn auf der Stelle, und geben „bie Glieder ihren Freunden oder Dienern, um fie zu eſſen, wenn fie wollen, oder fie anf „der Fleifhbanfe zu verfaufen, Iſt es aber eine angefehene Perſon: fo verfammeln fich „die Börnehmften unter ihnen mit ihren Weibern und Kindern ‚ um feinem Tode beyzur „wohnen, Alsdann binden ihn diefe unbarmberzigen Diener des Teufels, wenn fie ihm „vollends alles abgenommen haben, ganz nackend an einen großen Pfahl, und zerfchneiden ihn an dem ganzen $eibe mit Scheermeffern und andern Meſſern, die aus einem gewiffen „ſehr fharfen Kiefelfteine gemacht find, welche eine Art von Feuerſteine ift. Bey diefer „graufamen Sinrichtung fehneiden fie ihm nicht gleich anfänglich ganze Glieder ab, fon- „’deen fie nehmen nur das Fleifch von denjenigen Theilen ‚ bie am meiften haben, als von „den Wadern, den Schenkeln, den Hinterbacken und Armen, "Nach diefem färben fich „alle unter einander Männer, Weiber und Kinder mit dem Bhute dieſes unglückeligen „Märtyrers; und ohne zu erwarten, daß das Fleiſch, welches fie von ihm herunter ge⸗ „ſchnitten haben, gekocht oder gebrafen worden ‚ freffen fie es gierig hinein, oder beffer „zu fagen, fie verfihlingen es, ohne folches vorher zu kauen; und diefer Elende ficht fich „alfo ganz lebendig gefreffen, und im dem Bauche feiner Feinde begraben. Die Graufams „keit diefer abfcheulichen Kerl, od fie gleich bis auf das Aeußerſte unmenfhlich iſt, ift doch nicht fo groß, als der Weiber ihre, weiche ſich die Wärzchen an den Zigen mit dem Bhu- „te dieſes armen leidenden Menfchen veiben, damit fie es ihre Kinder mit der Milch ein: „ſaugen faffen, die fie ihnen geben. Sie fegen diefe biutige Hinrichtung, welche fie ein „Opfer nennen, mit vieler Freude fo fange fort, bis der Öefangene aufböret, zu leben; als- „dann hören fie auch ihrer Seits auf, fein Fieiſch und fein Eingeweide zu eſſen; und bil⸗ „den ſich darnach ein, daß alle Luſtbarkeiten und Schmaͤuſe die fie nur halten koͤnnten, „in Vergleichung mit denen Leckerbiſſen, die fie genoffen haben, nichts find. Sie halten „diefe Speife in. großer Hochachtung , und efen fie als etwas heiliges. Wen fie wahr⸗ „genommen haben, daß bey der Zerfleifchung und denen Martern , die fie den arınen Ver— „ſtorbenen ausftehen laſſen, er die geringfte Empfindung des Schmerzens, entweder in „reinem Gefichte oder an den andern Theilen feines Leibes bezeuget , oder daß ihm auch nur „die geringfte Klage oder bloß ein Seufzer entfahren ; alsdann fo zermalmen fie feine Kno— „een, nachdem fie das Fleiſch davon gegeſſen, und werfen fie mit einer überang großen Ber: achtung auf den Schindanger oder in den Fluß. Hat er fihbingegen muthig, ſtandhaft „und # FAlorellon. da — nen 3 Orferung eerrEs gfangenen bey ‚den ANTI ERN. in American. VI Buch, II Cop. 233 „und fo gar trotzig bey den Martern bezeuget: alsdann fo trocknen fie die Sehnen, und die Beſchreib. „Knochen, fo bald fie das Fleiſch davon und das Eingeweide gegeffen haben, an der Son: von Peru. „ne, Dorauf ftelfen fie folche auf den Gipfel der Berge, halten fie für Götter, bethen fie „an, und bringen ihnen Opfer, Dieß find die Gögen dieſer wilden Völker, welche weder „Vernunft, noch die geringfte Kenntniß vom Guten haben; weil das Reich der Yncae „ſich nicht bis zu ihnen erſtrecket hat, noch auch die Herrſchaft der Spanier; fo, daß fie „noch itzo in ihrer ſchaͤndlichen Unwiſſenheit bleiben , welche fie ärger machet, als die wilden „Thiere. Diefes Geflecht graufamer und ungearterer Menfchen ift, wie man dafür hält, „aus Merico gefommen, und hat nachher alle Gegenden von Darien und Panama, bes voͤlkert, von da es weiter in Die großen Gebirge gegangen‘, die auf der einen Seife an St, Martha, und auf der andern an das neue Königreich Grenada ftoßen A), Der VII Abſchnitt. -Befhreibung von Peru. —* Das Gold fin gemeiniglich in den unfrucht⸗ Los Reyes oder Lima. Audiencia Quito. Au— bareſten Laͤnde e und Graͤnzen, die man diencia Plata. Unrichtigkeit dieſer Beſchreibung. Peru gegehen. Deſſen Eintheilung im drey Au- Verweiſung anf eine beffere. Des P. Feuillee diencien. Kirchliche Eintheilung. Die Audienein Beſchreibung des Rio de la Plata. Oſt es wahr, daß dasjenige Sand das reichefte von der Welt ift, welches am meiften as Gold und Silber in feinem Schooße enthält: fo kann man dem Sande Peru diefen Vorzug nicht verfagen. Allein, man will fich hier in die Unterſuchung einer Frage nicht ein. laſſen, die auf der einen Seite zur Staatskunft und auf der andern zur Gittenlehre gehoͤ— tet. Man will auch nicht die natürlichen Urſachen von diefer Eigenſchaft eines Landes er: forfchen, welche in die Naturlehre laufen. Acoſta koͤmmt nach vielem Bernünfteln dennoch wieder auf den Willen des Schoͤpfers zurück 2), welcher feine Gaben, wie er faget, fo aus⸗ getheilet, wie er gewollt Hat. Er bemerfer aber, nach) dem Philo, daß fich die Erzte ge- Das Gold fin: meiniglich ftets in den unfruchtbareften und unbebaueteften Erdreichen fanden. Selten oder det fich gemei⸗ niemals finden fie ſich in einem Boden, der an Früchten oder Kräutern fruchtbar ift, ob — den ſie gleich ordentlicher weiſe ſo tief in dem Schooße der Erde ſtecken, daß ſie nichts an ————— oberſten Lage derſelben veraͤndern ſollten, die eben keine gar zu große Dicke brauchet, um fruchtbar zu feyn. . „Nach den etwas alten Erdbeſchreibern, liegt Peru, das anſehnlichſte Stück von dent Lage u. Graͤn— mittäglichen America, welches auch zuweilen den Namen Deruviana führer, zwiſchen dem zen, die man zwey Hundert und ein und neunzigften und dreyhundert und fiebzehnten Grabe der Lange, Peru gegeben. und dem fechften Grade Norderbreite und dem fieben und dreyßigſten Suͤderbreite. Sie be⸗ greifen in Wahrheit unter dieſer Strecke Landes auch Tucuman mit, welches feit langer Zeit ein Stück von feiner Statthalterſchaft ausgemachet hat. Es iſt ungefähr, ſagen fie, acht hundert und zwanzig Meilen von Suͤdoſt gegen Nordoſt lang, und feine größte Brei- te iſt nicht über Hundert und vier und zwanzig Meilen von Often gegen Welten. Sie ges ben ihm gegen Norden Tierra firma, gegen Often das Amazonenland und Rio de In Pla- Nuaı ta, x*) Am angef. Orte, a. d.25 ©. i -D Hiftoire naturelle des Indes, IV Buch, 3 Cap. 284 Reiſen und Entdeckungen Beſchreib. ta, gegen Mittag Chili und Magellansland ‚ und gegen Abend das Suͤdmeer oder ſtille von Peru. Meer zu Graͤnzen. Den Ein Ein Eben diefe Schriftfteller machen die bürgerliche Eintheilung von Peru in drey koͤnig⸗ chaueng in liche Audiencien; als Los Reyes, oder Lima, Quito und la Plata, in welche fie die Pro- drey Audien- vinz Los Charcas, und die Provinz Tucuman fegen. Sie theilen auch Peru in zwo Kir— eien, henprovinzen, welche zu den beyden Erzbisthuͤmern Lima, und Ia Plata gehören. Unter das erſte Erzbisthum rechnen fie die Bisthuͤmer Euzeo, Quito, Arequipa, Truxillo, Gua— KirhliheCin: manga, Panama in Terra firma, nebft dem Bisthume St. Jago und la Conception in theilung. Chili. Unter das zweyte ſetzen ſie die Bisthuͤmer la Paz oder Chuquiaca, St. Michael von Eſtero in Tucuman, Santa-Eruz de la Sierra Nueva, oder Barvanca ‚la Trinidad, Buenos Ares, PAffompeion am Rio de Ia Plara, und l'Aſſompeion am Uruguay, Diefe legte Abtheilung aber hat niemals in ihren eigenen Borausfeßungen ihre Nichtigkeit gehabt ; weil fie viele Bisthümer in fich enthaͤlt, die fie weder in dem Sande, noch in der Statt: balterfchaft Peru erfennen. Andieneia Los Die Audiencia Lima, fagen fie auch noch, liege zwiſchen der Audiencia Quito gegen Reyes, oder Morden und der Audiencia Plata gegen Süden. Ihre vornehmſten Städte find, ima Lima . ober Los Reyes, die Hauptſtadt nicht allein der Audiencia, fondern a Callao de Lima; Arequipa; Teupillo ; Guamanga; Sant Jago de ll Palles; go de Mira-Flores; Caxamalca; San Juan de la Frontera; San Yuan de Oro; San Srancifco de la Vittoria; Guanuco; Arnedo; Nuevo Potofi, Guaira, oder Gora. Audiencia Die Audiencia Quito begreift in eben denen Beſchreibungen, Popayan, das eigent. Quito. liche Quito, das Land Los Quixos oder Canelle und $os Pacomoros, Die vornehmſten Staͤdte, die fie in Popayan nennen, ſind Popayan, die Haupeftadt der Provinz; Santa Se de Bagota; Cari; Almaver; Pafto und Madrigal. In Duito find es Quito, oder San Franciſco de Quito, Hauptſtadt der ganzen Audiencia, Riobamba, Puerto Vejo, Guayaquil, Cuenza oder Bamba, Loxa oder Zara, Zamora, Jaen, und San Miguel, In 308 Quiros find.es Baeza, die Hauptſtadt des Sandes, bey welcher diefe Schriftfteller die Duelle des Amazonenfluffes fegen ; Archidona, Avila, und Sevilla de POro. In $os Pacomoros findet man Balladolid oder Sr, Juan de Salinas, die Hauptſtadt, San as ; go de las Montagnas, und Loyola oder Cumbinama. Audtencia la Die dritte und mittäglichfte Audiencia endlich befteht nach eben den Gewährsfeuten Plata aus den Provinzen os Charcas und Tucuman. Die vornehmften Städte in $os Char: cas find Plata, die Haupeftade der Audiencia » Potefi, Yrica, la Paz oder Chuguiaca, Barranca oder Santa Cruz von Sierra Nueva » Dropefa, Tobiſo, Porco ‚ und Pica. In Tucuman find es St. Jago d’Eftero, die Hauptſtadt; Corduba, St, $uiz und San Unuchtigk. die Miguel, Diefe unförmliche Borftellung finder man in den meiften franzöfifchen und aus- ſer Beſchrei⸗ Jändifchen gehrbüchern von der Erdbeſchreibung, wo man doch den beften Unterricht ſchoͤpfen bung. zu koͤnnen glauben follte, Wir wollen aber diefe alte und verwirrte Eintheilung fahren laſſen, welche feit dem 1718 Jahre, wie man bereits angemerket bat m), derjenigen Platz gemachet, die i60 wirf- Verweiſung lich eingeführer iſt, und die, nachdem fie einige Unterbrechung gelitten, im 1739 Sabre anf eine beſſere wieder porgenommen worden, um wahrfcheinlicher Weife fo lange zu dauern, als die * niſche m) Im IX Bande dieſer Samml. a. d. 228 S. von ES; — NE Ja⸗ 3 * —284 X [m ern an — een INNERN X — V—— ge — ⸗ Stück voN PERUN 20 2 20 25 Ay hu den bastercKreen od befanden des Kon Danpille EL vi in America, -VIBuch. IL Cap. 285 niſche Herrſchaft in Peru waͤhren wird. Man Hat ſolche in des Ulloa Reiſen am beften Beſchreib. vorgeſtellet, und wir koͤnnen unſere Leſer ſicher dahin verweifen ; weil alles, was Herr Pre- don Peru voſt Hiervon vorbringe, aus derfelben genommen iſt a). Bey Buenos Aires aber Fann er nicht Umgang nehmen, den Beobachtungen eines fo angefehenen Neifenden, als der P, Feuillee ift, einen Plas allhier einzuräumen. Wir theilen alfo hier gleichfalls feine Beſchrei⸗ bung des Rio de la Plata von feiner Mündung bis nach Buenos Aires mit, Die beyden Vorgebirge, welche am weiteſten in die See gehen, und die Mündung Dis P. Feuil— machen, find dreyßig und eine halbe Seemeile von einander entferne. Dasjenige, welches an et BEN - der Nordfeiteift, beißt Cap Santa Maria; und das an der Suͤdſeite San Anton. Diefes a iu hat eine Sandbank an feiner Spige, die Sranzofenbanf genannt, welche ſich gen Nordoſt k dieſer Spige ungefähr neunzehn Seemeilen weit erſtrecket, und von der Spiße, welche fie endiget, bis an das Cap Santa Maria eine Fahre von funfzehn Seemeilen läßt, worin nen man fünfzehn bis fechszehn Faden Waffer undeinen Sandgrund findet, Die Küftean der Suͤdſeite des Fluffes läuft vierzig Seemeilen von dem Cap St. Anton, Oſt und Weft, 10 man drey Fleine Flüffe, fat gleich weit von einander, findet. Der weitefte von dem Borgebirge heiße der Ortiz, welchem Johann Drtiz von Zarate feinen Namen gegeben. Sn dieſer Weite, vierzig Seemeilen vom Cap St. Anton machet die Küfte einen EI- bogen eilf Seemeilen lang, der ſich gegen Norden beugt, An dem äußerften Ende dieſes Eilibogens bildet fic) eine Spise, die Steinfpiße genannt, weil fich dafelbft einige Steine befinden. In diefem Winfel bat der Fluß fehr wenig Grund, und die Eleineften Fahr⸗ zeuge Eönnen dafelbft nicht vor Anker liegen, Bon diefer Steinfpige bis nach Buenos Ais res läuft die Küfte fechs und dreyßig und eine halbe Seemeile gegen Nordweſt. Diefe Kuͤ— fie Hat drey Fluͤſſe. Der erfte ift drey und zwanzig Geemeilen von der Steinfpige entfer- net, und heißt der Fluß Johann Days; der folgendeift drey Meilen von dieſem, und wird der St. Jacobsfluß genannt, welcher bey feiner Mündung ein Eleines Haus hat, die Streu: buͤchſe (la poudriere) genannt; der dritte ift Rio Chuelo, an deffen Ufer die Stadt Bue- nos Aires erbauer ift. Die Nordfüfte von Rio de la Plata fängt bey dem St. Marien- vorgebirge an. Sie läuft Wet, ein Vierthel Nordweſt, und ein Bierthel Suͤdoſt, bisar die Fleinen Berge , die St, Michaelsberge genannt, weiche zwey und fiebenzig Seemeilen von Cap St. Marien find, Vom St. Mariencap bis an die Maldonabobay find neun Seemeilen. Man hat in dieſer Bay nichts zu befürchten, als die Südwinde, welche ihre Gegenwinde find. Zwifchen dem fleinen Eylande, welches gegen die Oftfpiße, an der Einfahrt in die Bay liegt, iſt feine Durchfahrt. Man muß auf der andern Seite einlaufen, und hinter der kleinen Inſel in fünf bis fechs Faden Waffer liegen, um fi) vor den Winden zu fichern, welche aus Süden fommen, Ihr Grund ift Triebfand, von fehr fehlechter Haltung, in welchem die Anker ſchleppen, fo bald die Winde ein wenig ftarf werden. Die Nichtung bes Bettes der Bay frage etwas dazu bey. Sie ift wie der Boden eines Keffels. Der Grund ift von vier bis auf vierzehn Faden, Bon der Weftfpige der Maldonadobay bis an den Fluß Johann Diaz de Solis find achtehalb Seemeilen, und zehne von dieſem Fluſſe bis zu den Karnen (Charettes), Man hat Nnz den ») Naͤmlich ans dem IBuche der IT Abtheitung, im zu. 3, und vom a2 Capitel an bis zu Ende, %d, 440 u. f ©, desIX Bandes dieſ. Samml. h e 286 Keifen und Entdeckungen Beſchreib. den Namen der Karren, einem weit in den Fluß vorgehenden Borgebirge, zwo Meilen von von Terra der Oſtſpitze, welche die Bay Monte Video verfchliefen, wegen der vielen hervorkuckenden firma· md anderer ſehe gefährlichen Felſen, die unser dem Waſſer verborgen find, gegeben. Die Day Monte Video it zwifchen zweyen Vorgebirgen eingefchloffen, Von demjenigen, welches die Weſtſeite verſchließt, bis an den Fluß St. Aloiſia ſind ſechs Seemeilen ; von die: ſem Fluſſe Dis an die drey Fluͤſſe ueuntehalb Seemeilen; und von den drey lüften bis an den Rofenkranzfluß fünf Seemeilen. Man trifft, wenn man beftändig der Küfte folger, darauf eine große Spige an, die in den Fluß weit bineingeht. Von dieſer Spiße zaͤhlet man, wenn man ftets gegen Welten fegele, fechs Meilen bis an den Fluß Ortiz. Die In⸗ ſeln St. Gabriel ſind hinter der Weſtſpitze des Fluſſes Ortiz. Die Portugieſen hatten vor⸗ dem auf dem feſten Lande gegen Norden von dieſen Inſeln eine Stadt gebauet, die ſie mit eben dem Namen genannt, Die Spanier verjageren fie daraus, und heutiges Tages ift fie wüfte, An diefem Orte ift der Fluß la Plata noch zehn Meilen breit. Diefes ift al- es, was der P. Zeuiflee davon gefehen zu haben meldet, Gr feget hinzu, dieſe ganze Kuͤ⸗ fie ſey von der Maldonadobay an, bis an die Eleinen Gebirge St. Johann ſehr niedrig, fandig, und faft der Suͤdkuͤſte gleich. Es giebt einige Inſeln und einige Sandbänfe in dem Fluſſe Sa Plata, Man hat von ‚ derjenigen geveder, welche deffen Einfahrt verftopfer. Mitten in dem Fluſſe ifteine andere, drey und zwanzig Meilen Welt, ein Vierthel Suͤdweſt von St. Marienvorgebirge, die Engländerbanf genannt, welche fich von ihrer Suͤdſpitze bis an die Noröfpise, ungefähe fünfzehn Seemeilen, erſtrecket. Man trifft noch eine dritte am, die Drtizbanf genannt, ehe man nach Buenos Aires koͤmmt. Sieift funfzehn Seemeilen weit von der En- gländer Bank entfernet, und gehe queer über ven Fluß, doch fo, daß fie an beyden Sei- ten eine Fahrt läßt. Die Süpfeite ift die ficherfi, Man finder dafelbft fters mehr ‚Grund, als an der Nordſeite, und dadurch gehen auch die großen Schiffe, die nach Buenos Aires wollen. Die Inſel $obos , die der Mündung am nächften liege, ift vier Seemeilen vom St. Marienvorgebiege entferne, und dreh und eine Vierthelmei⸗ le von dem feſten Lande. Sie hat ihren Namen von den Seewoͤlfen, womit fie ange: fuͤllet iſt, und die von dem St, Marienvorgebirge bis nach Monte Video in fo gro⸗ Ber Anzahl find, das Fleine Fahrzeuge Mühe haben würden, ſich dawider zu vertheidi- gen. Bon der Inſel $obos bis nach der Inſel Solis, die vor dem Sluffe gleiches Namens liegt, find neunzehn Meilen, und achtehalb Meilen von dieſer nad) den In⸗ ſeln Flores, welche drittehalb Meilen von dem feſten Lande entfernet ſind. Die See- wölfe find heutiges Tages Meifter von allen diefen Inſeln 0), | Der e) Journal du P. Feuilſee, Tom. I, p. 282 u. fi. ©. im America. VE Buch. I Cap. 287 Her VIII Abſchnitt. Beſchreib. Br } von Lima. Beſondere Beſchreibung der Hauptſtadt in Peru, Lima. ae a Anzeige, wem man darinuen folget. Eigentli⸗ verſitaͤt. Einkuͤnfte des Capitels. Reichthum che Stiftung und Lage der Stadt. Ihre Uni⸗ der Einwohner: Hd wir gleich viele Beſchreibungen von diefer berühmten Stadt, bey vielen Reiſebeſchrei— Anzeige, wert bern antreffen: fo wuͤrde es doch nicht wohlgethan ſeyn, wem man fie dev Spanier wan a ihren vorzöge, vornehmlich wenn biefe viel nener find, und alles Anſehen haben, welches ſolget. folche Werke von dem Charakter ihrer Verfaſſer bekommen können, Ein Spanier, wel cher die Beſchreibung von Paris unternehmen wollte, würde, fo viel Einficht, fo viel Ver— ftand man ihm auch zufchreiben koͤnnte, dennoch das Vertrauen nicht erhalten, welches man zu einem Piganiol de Ia Force billig hat. Wie viel Gelegenheiten, oder falſche Anz fHeinungen konnen nicht Die Augen des gefihickteften Fremden verführen! Aus diefen Urs fachen giebt Herr Prevoft den Nachrichten des Don Juan und Don d'Ulloa von diefer Stadt einen billigen Vorzug, und wir fehen uns genöthiger, unſere Leſer abermal auf den neunten Band diefer Sammlung zu verweifen pP). Insgemein hält man dafür, daß fie den 6ten Jenner oder am heil. drey Konigstage _ Eigentliche angeleget worden, und daher ihren Namen erhalten, Allein, Garcilaſſo hat ſchon ange Stiftung, merket, daß folches erft den ıgten Jenner geſchehen; und Frezier führer aus des Franz An- ton von Montalvo $ebensbefchreibung des fel. Bifchofes zu Lima, Torribio , unter dem Ziel: El fol del nuevo mundo an, daß fie erft auf Petri Stuhlfeyer angeleget worden, und den Namen Los eyes oder Königsftadt Daher erhalten habe, weil Karl und fine Frau Mutter, Donna Juana, beyde zugleich in Caſtilien regieret haben 4). Degen des Jahres 1535 aber find alle Schriftfteller einftimmig. Die beyden fpanifchen Mathematifverftändigen geben es auch durch verfchiedene und Lage der Wahrnehmungen, bie fie deswegen angeftellet, als bewiefen aus, daß die Stadt Lima Stadt. zwölf Grabe, zwey Minuten, ein und dreyßig Seeunden Süpderbreite habe, und ihre Laͤn— ge zwey Hundert und neun und neunzig Grad, fieben und zwanzig Minuten, fieben und zwey Hrietel Secunden von der Mittagslinie von Teneriffa ſey. Indeſſen iſt fie doch nach des P. Feuillee Wahrnehmungen zwölf Grad, eine Minute, fünfzehn Secunden Süderbreis te, und neun und fiebenzig Grad, neun Minuten, drey Secunden, Laͤnge; und nach dent Frezier, zwoͤlf Grad, ſechs Minuten, acht und zwanzig Seeunden Suͤderbreite, und neun und fiebenzig Grad, drey und vierzig Minuten woftlicher Länge, nach Der parififchen Mittagslinie. Diefer Reifebefehreiber giebt auch zuweilen einige Nachrichten, die nicht ſtets mit des Ingahl der Don Ulloa ſeinen uͤbereinſtimmen, wovon aber der Unterſchied der Zeit eine gute Urſache au feyn kann. Er feßet zum Beyſpiele: die Anzahl der fpanifhen Familien zu kima möge ‚ - fich etwan auf acht bis neun taufend Weiße belaufen , welches noch nicht einmal halb fo viel find, als Don Ulloa angiebt 7), wiewohl er doch auch Die Meſtizen, Mulatten, Negern und einige Indianer wigerechnet, bie geſammte Anzahl ber Einwohner auffünf und zwan⸗ sig, bis Acht und zwanzig taufend Seelen fihäget „). 2 u p) Sie finden dafelbft im III bis XI Cap. des 9 Voiage fi la Mer du’Sud ad. 192 ©. 1. Buches der IE Abtberlung von der 374 bie 4398. ) Am angef. Otte, a. d. 394 ©: alles, was im Franzoſiſchen allhier kurz zufammen 5) Volage 3 Ja Mer du Sud, 0, 0.2008, gezogen worden, z , 288 Reiſen und Entdeckungen Beſchreib. Zu des Don Ulloa Beſchreibung von der Uniyerſitaͤt zu Lima kann Freziers Nach— von Ama richt von derſelben nicht unfuͤglich geſellet werden. Denn er belehret uns, daß ſolche, um tuͤchtige Perſonen zu den vielen Gerichten in Lima zu erziehen, im 1545 Jahre von Ihre Univer-dem Kaifer Karl dem V geftifter, und mit vielen Privilegien verfehen worden, welche frär. die Päbfte Paul der III und Pius der V beftätiger haben. Im 1572 Jahre wurde fie der zu Salamanca einverleibet, damit fie eben folche Vorzüge und Freyheiten genießen Einkünfte des Kapitels. Reichthum der Einwoh⸗ ner. moͤchte. Ihr Rector wird alle Jahre erwaͤhlet. Man rechnet daſelbſt ungefaͤhr zuſam⸗ men hundert und achtzig Doctoren in allen Facultaͤten und insgemein auf ziwey taufend Studenten. Zur Univerfiät gehören, wie eben der Gefchichtfchreiber Hinzufeger, drey koͤnigliche Collegia, und zwanzig Sehrftühle, die alle gute Einkünfte Haben. Das exfte, foget er, wurde von Don Franz Moledo, Anterfönige in Peru, unter dem Titel St, Philipps und St. Marcus geftifter ; das zweyte heißt das St, Martinscollegium und wurde von dem Unterfönige Don Martin Henrique; zum Unterhalte und Inter richte für achtzig Studenten der freyen Künfte und Wiffenfchaften, der Rechtsgelahrt⸗ beit und der Gottesgelahrtheit unter der Anfuͤhrung der Jeſuiten angeleget. Das dritte ordnete der Erzbifchof Toribio Afonfo Mogroveyo, unter dem Namen San Toribio für vier und zwanzig junge Leute an, welche im Chore der Stiftskirche dienen. Sie tragen eine graue Kleidung mit einer violettenen Binde, die ihnen hinten doppelt hinab- hänge. Sie legen ſich einzig und allein auf die Kirchenwiffenfehaften, worüber fie von’ einem einzigen Prieſter, der auch ihr Hector ift, Borlefungen hören. Diefes Collegium unterhält auch ſechs Chorfnaben, unter einem Capellmeifter und dem dafelbft wohnen: den Vicarius oder Subdiagonus. Die Einfünfte diefes Eollegit erſtrecken fic über vierzehn taufend Stuͤck von Achten. Herr Frezier meldet dabey zugleich die Einkünfte des Domcapitels , welches aus einem Dechant, Archidechant, Chorfänger, Scholafter, Einnehmer und zehn Domher⸗ ren beſteht, wovon aber einer abgeht, deſſen Pfruͤnde das Ketzergericht einzieht. Jeg⸗ licher von den Capitelsbedienten hat jaͤhrlich ſieben tauſend Piaſter, ein Domherr fuͤnf tauſend; die ſieben Rationeros oder Pfruͤndner jeder drey tauſend, und jeder Caplan, deren dreyßig find, ſechshundert, anderer geringerer Bedienten zu geſchweigen 2), Weil Don Ulloa den Reichthum der Einwohner in Lima nicht mehr fo groß vor- geftellet, als man ihn fich wohl einbilden follte, und auch die Urfachen davon anfüh- vet u): fo wird aus dem Frezier noch ein Beyſpiel beygebracht, was man ſich fonft für einen hohen Begriff von den unfäglichen Schägen diefer Stadt habe machen müffen, Es ift eine Erzählung, wie die Kaufleute im 1682 Jahre bey dem Einzuge des Herzo- ges de la Palata, als ihres neuen Unterföniges, ihre Neichthümer an den Tag legeten. „Sie ließen, faget er, in den zweyen Viertheln der Stade die Strafen la Miercad und „de los Mercadores, wodurch er bis auf den Königsplag, wo fein Pallaft ftund, „fahren mußte, mit lauter geftempelten und alfo feinen und unverfälfhten Silberklum⸗ „pen pflaftern, die gemeiniglich ungefähr zwanzig Mark wiegen, zwölf bis funfzehn „Zoll lang, vier bis fünfe breie und zween bis drey Zoll dick find, welches eine Summe „don 2) Freziee am angef. Orte a. d. 202 S. ) Aaet X Bud) 30 Cap. Nach dem Herrera u) Sm IX Bande d. Samml. a. d. 439 ©, ift ihre Lage vierzehntehalb Grad Süderbreite u, x) Srezier am angef. Orte a. d. 1954,196 ©. 78 der Länge von der toledifchen Miktagslinie. a in America. VI Buch. TICap. 289 „von achtzig Millionen Piaſtern und ungefähr dreyhundert und zwanzig Millionen fran- Beſchreib „„yofifcher $ivres nach isigem Fuße des Geldes (nämlich) 1713 da er feine Reife heraus gab) von Eusco. „betragen konnte x), Gr merfet aber auch zugleich an, daß der Handel ſchon zu fei- mer Zeit fehe abgenommen, und Die Franzofen durch ihren Handel zu Arica, Mo „und Pifeo das vormals nad) Lima gegangene Geld gleichfam auffingen, wodurch denn „sima gegen Das, was es vorher geweſen, faft arm zu nennen ſey. Der IX Abfchnitt. : Beſchreibung von Cuzco. Lage der Stadt. Ihr Urſprung. Erzählung eis genwaͤrtiger Zuſtand. Anzahl der Einwohner “nes HYnca davon. Ihr Zuſtaud unter den Yn- daſelbſt. Sie wollen ihre Stadt in das Yu— caen. Sonnentempel. Feſtung der Yncae. Stra⸗ cayer Thal verlegen, Annehmlichkeit deſſelben. fen und Gebäude des alten Cuzco. Ihr ger Thal Collavaya. E⸗ iſt kein Wunder, daß dieſe Stadt bey ihrer Entfernung von dem Meere, da ſie Lage d. Stadt. nach einigen hundert und zwanzig fpanifche Seemeilen von Lima und nach andern Hundert und achtzig abliegt 2), unter fo mistrauifhen Herren, als die Spanier find, den Fremden wenig befanne if, Man weis aus den erftern Berichten, daß zu den Zeiten der Yncae fie nicht allein die Hauptſtadt, fondern auch die größte und prächtigfte fo wie die ältefte unter allen Städten in Peru war. Ihre Stiftung wird dem Mango Capac, dem erften Kaifer diefer Monarchie, zus Ihr Urſprung. geeignet, welcher fie mit denen wilden Indianern bevölferte, die er unter feine Geſetze gebracht hatte. Sie wurde in zween Theile eingerheilet, welche die Straße von Anti⸗ ſuyu machete, die nach Morgen gieng, und wovon der nordliche Theil Obercuzco und der mittaͤgliche Niedereuzco hieß 2). Vielleicht wird es nicht unangenehm ſeyn, wenn wir die fabelhafte Erzählung eines alten Ynca allhier einrücken, die er feinem jungen Berter, Garcilafjo de la Vega, von dem Urfprunge diefer Stadt und der ganzen Mos narchie gegeben hat. Diefer hatte, da er etwan fiebenzehn Jahre alt feyn mochte, ihn bey einem Befuche, den er bey feiner Mutter abftattete, deren Bruder er war, gefraget: wie die Indianer von vergangenen Dingen nach der Wahrheit reden Fonnten, da fie Feine Bücher hätten, woraus fie ſolches lerneten, wie die europäifchen Völker? Ob er ihm weht fagen koͤnnte, wer der erfte Ynca geweſen; wie er geheißen, wo er hergefommen, wie er angefangen zu regieren und mas ev gethan hätte? Der Ynca, welcher fehr gern von dergleichen Dingen reden mochte, antwortete Erzaͤhlung ihm auf feine Fragen mit vielem Vergnügen, „Mein lieber Vetter, ich will euch gern eines Ynca da- „in demjenigen willfahren, was ihr von mir zu wiffen verlanget, und es wird mir lieb von. ſeyn, wenn ihr es aufmerffam anhöreter, um es in eurem Herzen zu behalten 2). _ „Ihr müffer alfo wiſſen, daß ſich vor Alters in diefer großen Strede $andes lauter Ber⸗ „ge und tiefe Thäler befanden , die mit Gefträuchen und Gebüfchen bedecket waren. Die »Menfchen der damaligen Zeit Iebeten fo wie das Vieh, ohne Policey und Religion. „Man vedere unter ihnen weder von einem Kaufe, noch von einer Stadt; und weil A „nichts 2) Garcilaſſo Hit, des Yncas Liv. VIL ch. 8. Ausdruck geweſen, deren ſich die Yncae gemeiniglich . 372. bedienet,, wenn fie fagen wollten, um es fich zu a) Garcilaffo merket dabey an, daB diefes ein erinnern. Allgem, Reifebefchr, XV Hand, Do 200 Keifen und Entdetungen ‚Befebreib, „nicht den geringften. Verſtand hatten, fo mußten fie weder das Feld zu Bauen, noch vonEuzco. „die Wolle oder Baumwolle zu fpinnen, um gehörige Kleider zur Bedeckung ihrer „Bloͤße daraus zu machen. Ihr Leben war volltommen wild. Denn fie brachten es „ihrer zween und zween ober drey und drey, tie fichs traf, mit einander zu, und hiel- „ten fich in unterirdifchen Söchern und Höhlen auf. Das Kraut auf dem Felde, die Wur⸗ ‚„5eln von Bäumen, das wilde Obſt, und fo gar Menfchenfleifch, waren die Speifen , wo=. „von fie fich, wie das Vieh nähreten. Einige bedieneten fi, der Thierhäute und Baum⸗ „tinden, oder auch der Baumblätter, ihre Blöße zu bedecken; und andere liefen ganz na- „ckend. Kurz, fie führeten ein recht viehifches Leben und paareren ſich mit den erften Wei: „besperfonen, die fie antrafen, ohne daß fie eine für fich allein hatten, die nur einem eigen war, „Als nun die Sonne, unfer Vater b), ſah, daß die Menfchen fo befchaffen wa- „ren, wie ich fie ige vorgeftellee: fo wurde fie von Mitleiden darüber gerühret, und »ſchickete ihnen zwey von ihren Kindern, einen Sohn und eine Tochter, yom Himmel, welche ‚fie die Sonne, unfern Vater, follten Eennen lehren, damit fie dieſelbe ing= „kuͤnftige anbetheten und fie für ihren Gott erfenneten, Diefe beyden Goͤtterkinder „wurden auch geſchickt, ihnen Gefege zu geben, und Gebothe vorzufchreiben, vermittelſt „welcher ſie als vernuͤnſtige Menſchen leben, den geſellſchaftlichen Umgang lernen, in „Käufern wohnen, Städte bevölfern, das Sand bauen, die Pflanzen warten, Erndte „halten, Vieh weiden, der davon entfpringenden DBequemlichkeiten genießen, fich die „Fruͤchte des Landes zurechte machen und mit einem Worte als wahre Menfchen und „nicht als Thiere, leben koͤnnten. Mit diefem Befehle, welchen die Sonne, unfer Bater, „ihren beyden Kindern zu geben belichete, fegete fie folche bey dem Sumpfe Titicaca nieder, „welcher achthundert Meilen weit von hier ift, und fagete zu ihnen, fie Fönnten hingehen, wo= „bin es ihnen gut deuchte, und wenn fie an einem Orte effen oder fihlafen wollten , fo follten ‚ „fie verfuchen, eine goldene Ruthe, ziween Finger dick und eine halbe Elle lang, die ihnen die „Sonne, unfer Baker, ausdrüclich zu einem unfehlbaren Zeichen ihres Willens gab, in vie „Erde zu ſtecken: da, wo nun dieſe Ruthe durch einen einzigen Stoß, den fie ihr gäben, in „die Erde gehen würde, da follten fih ihre beyden Kinder aufhalten, um ſich allda ⸗u fegen und ihre Hofſtatt anzulegen. Nach diefem befahl er ihnen, in diefen Wors „ten, was fie zu thun hätten und was ihre. Pflicht wäre. „Meine Kinder, wenn ihr diefe Leute unferm Gehorfame werdet unterworfen ha⸗ „ben: fo müffet ihr Sorge fragen, fie durch die Gefege der Vernunft, der Froͤmmig⸗ „keit, der Gnade und der erforderten Billigkeit zu erhalten und zu lenken. Ihr ſollet für „fie alles hun, was ein guter Vater für Kinder zu thun pflege, denen er das Leben „gegeben, und bie er zärtlich lieber; worinnen ihr meinem Beyſpiele folgen ſollet, weil ich nicht aufhöre, wie ihr wiſſet, allen Sterblichen gufes zu thun. Denn ic) erleuchte „fie mit meinem Lichte, um ihnen das Mittel zu geben, daß fie ſehen und ihre Ge— „ſchaͤffte abwarten koͤnnen; ich bin es, die fie erwärmer ‚, wenn fie friert, die ihre Fel— „der und Weiden fruchtbar macher, die ihre Bäume Früchte tragen läßt, die ihre „Heerden vermehret, und die ihnen Regen und ſchoͤn Wetter ſchicket, wenn die Noth | „es 5) Man muß ſich über den oftmals vorkom⸗ cae gewoͤhnliche Art zu reden war, deren ſie ſich menden Ausdruck: die Sonne unſer Vater, aus Ehrerbiethung bedieneten, ſo oft ſie von der nicht ärgern; ſondern bedenlen, daß dieſes der Y- Sonne redeten, von der ſie herzuſtammen meyneten. Ja in America. Vl Buch Ca. 29 ses erfordert, Sch bin es, die des Tages einmal um die Welt herum zu gehen Sor- Beſchreib. „ge frägt, um zu fehen, ob die Erde etwas nöthig habe Fönnte, damit ich folches zum von Eusco. Troſte derjenigen verordne, die fie bewohnen, Sch will alfo, daß ihr nach meinem ? Beyſpiele thun ſollet, als meine geliebten Kinder, die ich zum Beſten und zum Un— terrichte dererjenigen armen Leute auf die Welt ſchicke, die als Thiere leben. ch ge: „be euch daher von ißo an den Königstitel, und will, daß fich eure Herrfehaft über „alle die Völker erſtrecke, die ihr durch ftarfe Gründe und gute Thaten, vornehmlich „aber durch euer Beyſpiel und eure gute Regierung unterrichten werdet. | „Nachdem die Sonne, unfer Vater, ihren beyden Kindern alfo ihren Willen er— „klaͤret hatte: fo beurfaubete fie ſolche. Sie giengen zu gleicher Zeit von Titicaca weg „und wanderten nac) der Nordfeite, ohne zu vergeffen, an allen denen Orten, mo fie „ſich unterwegens aufhielten, ihre goldene Ruthe nach dem erhaltenen Befehle zu ver- „ſuchen: fie fanden aber ftets, daß fie nicht in Die Erde gieng. Endlich nachdem fie „ange gegangen waren, Famen fie an eine Eleine Schlafftäte, die gegen Mittag neunte: „halb Meiten von diefer Stadt ift, und man insgemein Pacarec Tempu, d. i. Schlaf⸗ „ftäte des anbrechenden Tages, nennet, welcher Name ihr von dem Ynca gegeben wur⸗ „de, weil er aus dieſe Schlaffläte gieng , da der Tag anfing anzubrechen. Man fiehe daſelbſt noch itzo die Stadt, welche diefer Prinz nach der Zeit, zur großen Ehre fei- „ner Einwohner, bevölfern laffen, Die fih wegen dieſes Namens fehr rühmen, weil er „ihr von unfeem Mea gegeben worden, welcher nach feinem Weggehen von da mit der „KRöniginn, feiner Gemahlinn, in diefes Thal kam, wo man damals nichts, als Abftürze „und Berge fah, wie ic) ſchon gefaget habe. „Der erfte Det, wo fie fich in diefem Thale aufhielten, war die Stelle, die man Huanacauti nennet, welche diefer Stadt gegen Mittag liegt. Sie macheten daſelbſt „mit ihrer goldenen Ruthe eben den Verſuch, den fie vorher gemacht hatten, Bey dem „erften Stoße, den fie damit auf die Erde thaten, fanf fie fo tief hinein, daß fie fülz „che niemals wieder fahen. Darauf wandte fich der gütige Ynca zur Königinn, wel= „che feine Schwefter und feine Gemablinn war, und fagete zu ihr: In diefem Thale „will die Sonne, unfer Vater, daß wir uns aufhalten follen, um uns dafelbft zu fegen „und unfere Wohnung zu machen. Wir müffen alfo, meine Schwefter und meine Kö- „niginn, ihe und ich, diefe Seute an uns ziehen, und fie fich verfammeln faffen, damit wir fie unterrichten und ihnen das Gute erweifen, was die Sonne, unfer Vater, will, „daß wir es ihnen thun follen, „» Nachdem er diefes geſaget hatte fo giengen fie beyde von Huanacauti, und wandte „fich der eine auf die eine und die andere aufdie andere Geite, um die Leute zufammen zu brin⸗ „gen, And weil diefe Gegend der erfte bekannte Dre ift, wo wir wiſſen, daß fie fich gefeget „haben, und von da fie ausgegangen find, dem ganzen menfchlichen Gefchlechte Gu- „tes zu thun: fo haben wir dafelbſt einen Tempel gebauet, um darinnen die Sonne, unſern Vater, anzubethen, zum Andenken ihrer Gewogenheiten und fo vieler Gnadenbe— „zengungen, Die fie der Welt erwieſen hat, | \ \ O o 2 „Der Sa es durfte auch nur allein ein Ynea dieſen ehr⸗ einen Gotteslaͤſterer auf der Stelle gefteiniget ha⸗ wuͤrdigen Namen im Munde führen. Hätte ihn ben. Garcilaffo im XV Cap, des ı Buches ein anderer gebrauchet, fo wuͤrde man ſolchen als a. d. 34 ©. Befchreib. von Eusco, — — „bracht hätte, Der einzige Unterſchied, welcher fonft noch unter ihnen war, beftund en Reifen und Entdeckungen „Der Prinz gieng darauf nach Norden und die Prinzeffinn nach Suͤden. Nach: „oem fie ſich alfo getrennet hatten; fo hielten fie alles an, was fie von Manns- und „Frauensperſonen antrafen, da fie dieſe Wuͤſten durchſtrichen, welche die Geſtraͤuche, „womit fie bewachſen waren, und die Abhaͤnge der Felſen erſchrecklich macheten. Sie „fageten zu ihnen, die Sonne, ihr Bater, hätte fie vom Himmel geſchickt, daß fie die „Herren und Wohlthäter aller Einwohner diefes Sandes ſeyn, folche aus ihrer wilden $e- „bensart herausreißen und fie lehren follten , ſich als wahrhaftige Menfchen zu bezeugen, „Um das Geboth der Sonne, ihres Vaters, nun zu erfüllen, giengen fie herum und „ſucheten fie aller Drten auf, um fie zufammen zu bringen, und aus diefen Gebirgen „zu ziehen, damit fie diefelben zufammen in Staͤdte fegeren und ihnen Mittel anwieſen, wo⸗ „von fie nicht als das Vieh, fondern als wahre Menfchen, leben koͤnnten. Diefe und „bergleihen Dinge wurden von unfern Königen den erften Wilden gefaget, die fie in „diefen Gebirgen antrafen, Solche erftauneten indeſſen ſehr, daß fie diefe beyden Per- „fonen mit Zierrathen gefchmücket fahen , melche ihnen die Sonne, unfer Vater, gegeben „hatte. Denn ihre Kleidung war von diefer Wilden ihrer fehr unterfchieden, _ Sie „hatten die Ohren durchbohret, wie wir, die wir ihre Nachkommen find; und ließen „ſo wohl durd) ihre Worte, als durd die Majeftär ihres Gefichtes, ganz Deutlich blicken, „daß fie Kinder der Sonne wären, die ausdrücklich gekommen ‚ um den Menfchen Städ- „te, worinnen fie wohnen Fönnten, und Fleifh zur Nahrung zu geben. Dieſe Wilden, „welche auf der einen Seite über das, was fie fahen, fehr erftauneten ‚ und. auf der „andern von ihren Berfprechungen ‚gerühret wurden, die fie nicht mehr in Zweifel 30: »gen, betheten fie als Kinder der Sonne an, und gehorcheren ihnen, als ihren Koͤni— „gen, Nach) diefem verfammelten fie fich von allen Seiten; und da fie einander die ‚großen Wunder erzähleten,. die fie gejehen und gehoͤret hatten, fo famen Männer „und Weiber in großer Anzahl zufammen, und giengen mit unfern Königen in dem „Vorſatze, ihnen zu folgen, wohin fie folche führen wollten. » Da nun aber unfere Fuͤrſten fo viele Leute bey fich fahen: fo trugen fie einigen „davon auf, den gehörigen Vorrath für alle zu beforgen, damit fie zu eſſen hätten, und „der Hunger in dieſen Gebirgen fie nicht zwänge, ſich von einander zu entfernen, Eis „nigen wurde auch aufgefragen, Wohnungen und Häufer nah dem Mufter zu ma⸗ „hen, welches ihnen der Ynca felbft dazu gab. Auf dieſe Art fing fich. unfere Eaifer- „liche Stadt an zu bevölfern. Sie wurde damals in zween Theile getheilet, wovon „der eine Hanan Cuzco, das iſt, wie ihr wiffer, Obercuzco, und der andere Hurin „Cuzco, das iſt, Untercuzco, genennet wurde. Der König befand für gut , daß die: „jenigen, die er mit fi) gebracht hatte, Hanan Cuzco bevölkerten ‚ welches fie diefer- „wegen die Oberftade nenneten, "Diejenigen, die mit der Königinn kamen, bevoͤlkerten „Hurin Cuzco und nenneten es daher Untercuzco. Uebrigens wurde die Stadt nicht „deswegen ſo eingetheilet, um den einen einen. Borzug vor den andern und mehrere „Freyheiten zu geben; fondern vielmehr, um fie alle, als gute Brüder, die nur einen „Vater und eine Mukter hätten, einander gleich zu machen. Denn der Pnca, wel⸗ „cher die Theilung durch den Unterſchied diefer beyden Namen machete, batte feinen an- „dern Endzweck dabey, als der Nachwelt ein beftändiges Andenken dadurch zu laffen, „daß er felbft einen Theil der Einwohner und die Königinn den andern zufammen ge- „da = — (Der erste VNC4 und Sein e Gemah linn Öringen ode Well. — bauen COSCO. f RZ Debrie SFolkema Sep. * * z h 2 ir FE ee j . —* vo 1 aa ug ; ei a — ST FRE IE R ' 3 Aush BE ER in America. VIBuch. II Cap, 293 „darinnen, daß er verlangete, es follten bie in Dbercuzco als die Altern Brüder geehret, Beſchreib. „und die in Untercuzco als die juͤngern angefehen werden. Endlich hielt er noch, was von Eusco, „den Vorzug und die Würde anbetraf, dafür, man follte jene, weil fie von einem »Manne angezogen worden, für den rechten Arm anfehen, und diefe für. den linken „Arm, weil fie unter der Anführung einer Fran gefommen wären, Bon diefer Zeit „an theilete man auch alle Städte unferes Reiches » fo wohl Eleine als große, aus eben „der Urfache auf die Art ein, Denn die Eintheilung geſchah ftets durch Vierthel oder »Samilien, wobey man ſich gemeiniglich diefes Ausdruckes bedienete, Hanan ayllu, „Hurin ayllu, das iſt die obere Linie, die untere Linie, und Hanan Suyu y Hurin, „welches der obere und untere Bezirk heißt. I RER RE „Unter ber Zeit, da unfer großer Dnca befliffen war, die Stade zu bevölfern, Ieh: „tete er die Indianer verfchiedene Saden ; unter andern wie man das Feld ackern und »beftellen und das Korn und die Hülfenfrüchte ſaͤen müßte, wobey: er ihnen zeigete, »tvelche die nußbareften und am beften zu effen wären, Zu biefem Ende lehrete er „fie Pflugfterzen und andere Werfzeuge machen, deren man fih zu bedienen pflege. | „Mit einem Worte, er lehrete fie, was für Bequemlichfeiten fie ven den Bächen haben „koͤnnten, die durch diefes Thal von Euzco flöffen. Er jeigete ihnen fo gar, wie fie »ſich die Are von Beſchuhung machen follten, deren wir uns bedienen, Die Königinn »war ihrer Seits nicht müßig. Sie vichtere die Indianerinnen zu denen Verrichtun⸗ »gen ab, die für die Weiber gehören, und Iehrete fie fpinnen, Baumwolle und andere »Wolfe wirken, umd Kleider daraus für ſich, für ihre Männer und Kinder machen. »Sie vergaß auch niche, ihnen alles dasjenige umftändlich und genau zu fagen, was »fie zu ihrem Hausweſen nöthig zu feyn erachtete. Endlich fo fehreten unfere erften »Sürften ihre Unterthanen alles, was ihnen im Leben nüglich feyn koͤnnte; und hatte »es der König über fich. genommen; die Männer zu belehren, was fie thun müßten, »und die Königinn Coya die Weiber zu unterrichten, : » AS diefe Indianer, welche der Ynca zuſammen gebracht, fahen, daß fie ganz „Andere Menfchen waren als zuvor, und die Wohlthaten erkannten, die fie erhalten „hatten: fo waren, fie fo froh und vergnügt darüber, daß fie überall in den Ge- „ſtraͤuchen und unter den Felfen herumgiengen, um zu ſehen, ob fie nicht einige „don ihren Sandesleuten fanden; und fo bald fie einen antrafen, fo vedeten fie „mit ihm von dieſen Sonnenfindern, von denen fie ſageten, fie. wären zum gemeinen „Beſten der ganzen Welt in ihr Sand gefommen: Sie erzähleten ihnen, was für „große Verbindlichkeit fie ihnen wegen derer Wohlthaten fhuldig wären, die fie taͤg⸗ „lich von ihnen erhielten, And damit fie ihnen glauben möchten, ſo zeigeten fie ihnen „die neuen Kleider und die neuen Speifen, deren fie ſich bedieneten; außerdem daß fie „nicht mehr in den Wuͤſten zerſtreuet, fondern zufammen in Städten und Haͤuſern »vereiniget lebeten. Dieſe Neben ſeheten anfänglich die andern Wilder in Verwunderung, die fich „zuletzt doch daruͤber freueten, und haufen weiſe hinliefen ‚ die wunderſamen Dinge zu „ſehen, die man ihnen von unfern erften Aeltern, unfern Königen und Oberherren, er= „sählete. Da ihnen nun ihre eigenen Augen neue Berficherungen von demjenigen „gegeben, was fie vorher nur vom hören fagen wußten: fo wiedmeten fie ſich gänzlich „ihrem Dienfte und erwiefen ihnen alle Arten 6 Gehorfames, Diefe Wunder breites 03 „ten 294 0 Reifen und Entdeckungen Beſchreib. „ten ſich auf allen Seiten fo ftarf aus, daß in. wenig Jahren ein großer Zuſammen⸗ von Cuzco. fluß von Leuten daſelbſt war, fo daß nach Verlaufe von ſechs bis ſieben Jahren der — — „Dnca Volk genug hatte, ein Kriegesheer daraus zu machen und ſich wider alle die— „enigen zu vertheidigen, die ihn wuͤrden angreifen wollen, oder auch diejenigen mit „Gewalt herbeyzubringen, die ſich weigern wuͤrden, mit Gutem zu ihm zu kommen. „In dieſer Abſicht lehrete er fie Waffen machen, als Bogen, Pfeile, Lanzen, Keulen „und andere dergleichen Waffen, deren wir ung heutiges Tages bedienen, „Damit ic) aber die Kriegesthaten und Eroberungen unferes erften Mirca Furz zu- „fanmen faffe, fo müffee ihr wiffen, daß er auf der Morgenfeite feinem Keiche alle ı „pie Sünder bis an den Fluß Paucartampu genannt, unterwarf, Auf der Abend⸗ „feite eroberte er acht Meilen Sand bis an den großen Fuß Apurimac, und gegen „Mittag neun Meilen bis nach) Quequiſana. In diefer ganzen Strecke Landes ließ „unfer Ynca über hundert Flecken bevölfern, wovon die größten von hundert Haufern „und andere von einer geringern Anzahl waren, nachdem es die Sage des Ortes erlau— „ben Fonnte, Dieß war die Stiftung und der Anfang unferer Stadt; fo war der „Urſprung eines fo großen, fo reichen und fo berühmten, Reiches; und. dieß war der „‚erfte Ynca, der in Diefes Sand Fam, und von dem die andern Fürften, Die wir ge« „habt haben, und wir felbft herſtammen c)„. Namen der Anfänglich waren die Häufer, wie man fichs feiche vorftellen kann, klein und Stadt., Ihr Zuftand Garcilaſſo und Correal find die einzigen, welche uns ihren alten Glanz vorgeftel- von ben ordentlichen Hütten oder Cabanen des Landes nicht unterfchieden, als nur durch ihre Ordnung und ihre Anzahl, Mac dem Maaße aber, mie das Neid zunahm und fich vergrößerte, konnte es nicht fehlen, daß nicht auch deffen Hauptſtadt fich erwei⸗ „terte und fchöner wurde, Alle Gefchichefchreiber find darinnen einig, Daß die Spanier bey des Franz Pizarro Ankunft niche wenig erftauneten, eine fo wichtige Stadt anzu« treffen. Sie nannten fie daher auch bie große Stadt; und ob fie ihr wohl nach der Zeit den Namen Neutoledo beyzulegen ſucheten, fo bat dennoch ihr alter urfprüng- licher Name Cuzco den Vorzug behalten, und wird auch heufiges Tages noch in alfen öffentlichen Schriften gebrauchee 4). Ex foll’ in der alten Sprache der Yncae fo viel als Erdnabel bedeuten; und die Art, wie Die Stadt vormals angeleget und erbauet worden, Eann die Urfache Diefer Benennung genugfam zu erkennen geben, unter den DU (6 Gaben e). Die Mncae, erzählen fie, theileten die Viertel ihrer Stadt nach den caen. vier Theilen ihres Reiches ein, die fie Tahuantinſuyu nannten. Mango Capac verordnete gleich anfangs, es follten die Wilden, die er unterworfen hätte, fic) denen Orten gemäß, aus welchen fie gefommen wären, ju Euzco ihre Wohnungen nehmen; fo daß diejenigen, die von Morgen gefommen, auch wieder gegen Morgen, und bie - von Abend auch wieder gegen Abend u, f w. wohnen follten, Auf dieſe Art fanden fich durch eine fehr merkwuͤrdige Gleichfoͤrmigkeit Die Häufer diefer erften Unterthanen, nad) der Weite diefes großen Umfanges insgefamme von innen in der Runde gelegen; fo wie man neue Völker, eroberte, fo nahmen fie auch nach der Sage der Sandfchaften, woher Garcilaſſo am angef. Orte, im 15, 16 u. e) Garcilaſſo am angef. Orte im IX Cap, und 57 Cap. des I Buches. Correal III Theil VI Cap, ) Ebenderſ. im VIII Cap. des VOL Buches, GRUNDRISS von CuU2co. bey der Groberung von den Spaniern/@ in America. VI Buch. lau: 295 woher fie gekommen, ihre Wohnung. Die Curacae oder Statthalter Tießen auch Befchreib, Häufer bauen, um darinnen zu herbergen, wenn fie nach) Hofe giengen: ein jeder abervon Cuzco. beobachtete dabey die erforderte Ordnung und eigentliche Sage feiner Provinz, bald zur rechten, bald zur linfen Hand, oder auch hinten und richtete das Gebäude nach der Art und Beſchaffenheit feines Landes ein. Diefes thaten fie mit fo vieler Ordnung und beob- achteten die Verhaͤltniſſe fo wohl, Daß, wenn man die Viertel, die Zugänge und die Haͤuſer fo vieler verſchiedenen Bölkerfchaften und die Art und Weife, wie fie dafelbft lebeten, betrachtete, man Daraus den ganzen Zuftand diefes Reiches, als wie in einem Spiegel, oder wie auf einer Landkarte, erſah. Ob alfo gleich diefe Stade von vielen fremden und’ verfhiedenen Völkern, als den Indianern aus Ehili, und Pafto, den Ca: niaren, Chachapoyaern, Guancaern, Colfaern und andern bevölfert ward: fo war es doch Teiche, fie alle befonders, wegen der guten Ordnung, die fie beobachteten, zu erfens nen, Denn jedes Volk nahm feine Wohnung an dem Drte, welcher ihm zu feinem Vierthel von den Stattbaltern der Stadt: angewiefen wurde. Sie beobachteten insges fammt die Lebensart ihrer Borfahren und giengen nad) der Mode ihres Landes gefleis det; fo daß wenn ihrer Hunderttaufend zufammengefommen wären, man fie doch Teiche duch die Merfmaale und Zierrathen, die fie auf dem Kopfe trugen, unterfiheiden konnte. Diefe Merkmaale beftunden in einer Art von Haube, die jede Voͤlkerſchaft anders, als die andere, und nach Gewohnheit ihres Landes trug. Sie waren feine Erfindung der Pncae, fondern diefe Fürften hatten deren Gebrauch nur gebilliget, da— mit man die Völferfchaften nicht mit einander vermwechfelte, die von Pafto bis nach Ehili lagen, das ift in einer Strecke von mehr als dreyzehnbundere Meilen. Der ganz ze große Umfang der Bierthel und Häufer dieſer Stadt aber wurde nur allein von den Unterthanen des ganzen Reiches bewohnet. Weder die privilegirten Yncae, noch die von koͤniglichem Geblüte hielten ſich dafelbft auf, fondern hatten ihren Gig eigentlich nur in den Vorftädten der Stadt von Mitternacht gegen Mittag. Alle diefe verfchiedene Einwohner der Stadt aber waren verbunden, die Sonne, Sonnentem⸗ den Vater der Miae, anzuberben. Man hatte ihr dafelbft einen prächtigen Tempel pel- erbauet, welcher Caracancha hieß, und deſſen Dberpriefter den Titel Villuna führete, Die Mauern deffelben waren mit Gofde und Silber überzogen und mit verſchiedenen Arten von Figuren gezieret. Man fah dafelbft alle Gögen derer Völker, welche die Mncae unter das Joch gebrache hatten, gleihfam als Siegeszeichen aufgerichtet. Doc) wir werben unten nody Gelegenheit haben, ausführlicher von diefem Tempel zu reden. Endlich fo ſah man auch an verfihiedenen Orten der Stade unterirdifche Gebäude, die von Wahrfagern und Zauberern bewohnet wurden; amd die erſten ſpaniſchen Ero- berer fanden dafelbft eine ungeheure Menge Goldes und Silbers, Man fieht noch itzt auf auf einem Hügel, welchen Garcilafie Sacſahuamam Seftung der nennet, gegen Morden ber Stadt, die Ueberbleibfel von einer berühmten Feſtung, wel: Incae- che die Yncae hatten bauen laflen, um ihre Stadt vor allen feindlichen Anfällen zu ſichern. Pr Was Here Prevoft hier davon beygebracht, das gehe nur bloß die Ueberbleibfel an, und ſteht ganz im Ulloa f). Garcilaſſo aber mag uns dafuͤr Nachricht geben, wie dies Werk eigentlich befchaffen geweſen, deffen ungeheure Steinklumpen man noch — au⸗ \ F Man fohe den IX Band diefer Sammlung a, 8. 453 S. 296 Reifen und Entdeckungen Beſchreib. ſtaunen betrachten muß, und gegen welches mancher die ſo beſchriehenen ſieben Wunderwerke von Cuzco· für eine Kleinigkeit geachtet bat g). Es war auf gedachtem Hügel angeleget, der auf der einen Seite fehr fteil iſt. Diefes machet Cuzco auf der Seite unüberwindlic) ; weil man da nicht anrüden, noch einen bequemen Orte finden kann, Batterien zu machen, Die Indianer hatten die Stadt auf diefer Seite auch nur mit einer bloßen fteinernen Mauer befeftiget, die fich über zweyhundert Klaftern weit erſtreckete und auf Feiner von beyden Seiten im geringften böcericht oder uneben war. Man muß aber wiffen, daß ſich die Indianer einer gewiſſen fehr fandigen und leimichten rohen Erde, ſtatt des Mörtels und Kalfes, bedieneten, um die Fugen und Ritzen zwifchen den Steinen das mie zu verfhmieren. Dicht bey erwähnter Mauer ift eine große Ebene, von da man fehr Teiche auf die Spige des Huͤgels fteige, fo daß man Die Stadt von diefer Seite wuͤrde angreifen und gegen fie fo. gar in Schlachtordnung anruͤcken kͤnnen. Um folchem vorzubeugen, macheten Die Indianer drey Mauern, eine immer höher Hinauf über der an- dern, und. deren jede über zweyhundert Klaftern lang war, Sie find in Geftalt eines halben Mondes gemacht, und ftoßen mie ihrem. Ende an eine andere Mauer, die man an der Stadtſeite fieht. Die erfte ift wegen der übermäßigen Größe ihrer Steine, und ihrer wunderfamen Zufammenfegung die merfwürdigfte. Es bat aber fein Anfcheinen, daß man fie aus einem Steinbruche in der Machbarfchaft geholet habe, weil fie ganz und gar nicht gehauen zu feyn fcheinen, und man runde, fpißige, ehrunde und von vielerley andern Geftalten darunter fieht. Garcilaſſo will daher auch viel lieber glau- ben, daß man fie auf diefen Gebirgen, fo mie fie find, gefunden habe, und daß alle Gefchieflichkeit nur darinnen beftanden, fie zufammen zu paffen. Denn fie find fo genau in einander gefüger, Daß die einen Die andern auf vier Finger breit umher um- faſſen. Doch ift es zu bewundern , wie die Indianer ohne Hebezeuge und andere Werk: - zeuge dergleichen ſchwere Stüce Felſen haben aufeinander thürmen und mit der Aufer- ften Genauigkeit zufammen ftellen Eönnen. Eine jede von diefen Mauern hatte ein großes Thor , welches man mit einem Stei- ne von gleicher Groͤße zumachte, den man allemal wegnahm, wenn man es öffnen wollte. Die erfte hieß Tiupuncu, das iſt Sandthor; weil es ein fandiger Dre war; die andere Acahuana Puncu, Acahuansthor, von dem Namen des Baumeifters: und die dritte Viracocha Puncu, Viracochathor, weil es ihrem Gögen Biracocha gewidmet war, den - fie nach der Zeit, da er dem jungen Prinzen Viracocha Ynca erfhienen war, zum Schutz⸗ geifte der Stadt und Zeitung Cuzco annahmen. Bon einer jeden von dieſen dreyen Mauern bis zur andern, war eine Strede von fünf und zwanzig bisdrenßig Fuß, und ein Wall, fo Hoch, als die Mauer; wie denn auch jeder Wall feine gehörige Bruſtwehre hatte, Wenn man vor dieſen dreyen mit Mauern umfchloffenen Bezirken vorbey war : fo fand man einen fehmalen und langen Platz, wo drey gute in Dreheck geftellere Thürme, nad) der Sage des Bodens, ſtunden. ‘Der vornehmfte war in der Mitte, und man hieß ihn Moyoc Marca, das ift, die runde Feſtung, weil er vund gebauet war. Es be- fand fich dafelbft ein Brunnen mit fehr gutem Waffer , welches von weitem durch unterir= difche Röhren Fam, und deſſen Duelle niemand, als der Ynca, und die aus feinem geheimen Ra- the, mußten. Wenn die Könige in die Feſtung giengen ; fo ruheten fie ſich in eben Sm er Urs g) Hift. des Yncas Livr. VII ch, 28, in America. VI Buch. III Cap. u Thurme aus, welcher von einer großen Pracht war, Alle Mauern waren mit Gold: und Beſchreib. Silberplatten behaͤngt, welche ftatt der Tapezerey dieneten, und worauf man Thiere, Wh: Te" Euzco. gel und Pflanzen nach dem Leben vorgeftellet fah. Es befand ſich auch eine Menge von fol chen Gefäßen darinnen, Deren man fih in den koͤniglichen Häufern bedienete, Der zweyte Thurm hieß Paucar Marca, und der dritte Sacllac Marc. Bar: de waren viereddig, in eftalt eines Gezeltes; und es befanden fic) viele Gemächer Darin= nen für die Soldaten zur Wohnung, welche dafelbit zur Wache waren, und einander ab- loͤſeten. Dieſe Soldaten mußten aber aus der Zahl der privilegirten Yncae ſeyn, und die von andern Voͤlkern durften nicht hinein kommen, weil es eines von den Haͤuſern der Son⸗ ne war, worinnen man die Waffen und den Kriegesvorrath verwahrete. Gemeiniglich be⸗ fand ſich ein Hauptmann oder Statthalter daſelbſt, welcher von koͤniglichem Gebluͤte und den rechtmaͤßigen Yncaen ſeyn mußte. Er hatte über viele Lieutenante zu befehlen, unter denen andere Befehlshaber ftunden, deren jeder fin angewiefenes Werfmachete, entweder, daß er für die Kriegesbedürfniffe forgen, das Gewehr fauber halten , oder die Kleidung und Beſchuhung der Soldaten anorbnen mußte, Ueberdieſes war in der Feſtung ein Zeug⸗ haus, wo man alle diejenigen Sachen verwahrete, die zum Gebrauche der Beſa— gung dieneten. Das Unterfte in dieſen Thuͤrmen war voller Wohnungen die mit vielem Fleiße an⸗ geleget und eingerichtet waren, und konnte man vermittelſt besfelben von einem zum an⸗ dern fommen, Es waren darinnen eine Menge Fleiner Gaffen, die einander durchkreuze · ten, und nach verfehledenen Thoren zugiengen. Die Gemächer waren faft alle von einer= ley Größe, und bildeten eine Art vom Irrgange, moraus man nur mit Mühe kommen £onnte, Alle aber waren unteridifhe Gewoͤlber. Mur muß man merken, daß die In— dianer ihre Gewoͤlber nicht bogenweiſe macheten, fondern mit Kragfteinen an den Mauern, worüber fie ſehr breite und wohlgehauene Steine legeten, die von einer Mauer zur. andern giengen. Diefes fieht man noch an den unteriedifchen Gemwölbern diefer Feſtung, deren: Mauern theils von rohen, theils von ſehr fünftlich bearbeiteten Steinen find. Es follen an diefem Werke, welches erſt kurz vor dem Einfalle der Spanier fertig geworben, vier Baumeifter gearbeitet haben. Der erfte, dem man die Ehre der Erfindung zufchreibe, war Zuallpa Bimachi Ynca,/ und der legte, Calls Cunchuy. Der Bau wurde unter dem Könige NYnca Nupanqui angefangen, und nach funfzig Jahren etwa unter dem Huayna Capac vollendet, Zur Zeit dieſes letztern brachte man den ungeheuren Felſen dahin, welchen man den Fabel von dem Muͤden nennet, und der ſolchen Namen vondem Werkmeiſter ſelbſt zum Andenken feiner er: müdenSteine ftaunlichen Arbeit bey deffen Fortbringung, erhalten hat. Die Jndianer erzählen ein lu— ſtiges Mähechen davon. Sie fagen, diefer Stein fey von fo weit her gefommen, daß er vor Muͤdigkeit nicht weiter fortgefonnt, ſondern an dem Orte habe müffen liegen bleiben, wo man ihn noch itzt fieht 5. da er denn vor Betruͤbniß Blut geweinet, daß er fich nicht mit an den Feſtungsbau fügen Fönnen, ungeachtet er doch) fo nahe ſey. Allein, die Ancss Amautas oder ihre Gelehrten behaupten, es fey unfer dieſer Erzählung eine traurige Ber gebenheit verhuͤllet. Sie fagen, es wären über zwanzig tauſend Indianer gebrauchet wor⸗ den, diefen Stein mit ſtarken Tauen forszufihleppen, Bey dem Abbange Der Hügel, zog ihn ein Theil von diefen Leuten vorn, und ein anderer unterflügete oder ſchob ihn von bin: ten. Diefe aber hasten nicht Die Kraft, ihm auf der Spitze eines abhängigen Gebirges zu - Allgem. Reiſebeſchr. XV Band. ..Bp ee * 208 Reifen und Entdeckungen Beſchreib. erhalten, ſondern feine Schwere zog ihn hinunter; und er zerſchmetterte drey bis vier tau⸗ von Euzco. fend Indianer b). - Sram, Se Die meiften Gaſſen des alten Cuzeo waren lang aber fhmal. Ale Haͤuſer waren Bäuden, Pi von Steinen, und man zaͤhlete daſelbſt eine große Anzahl Palläfte oder fönigliche Gebäu- Ge des alten Der Gold und Silber machete deren vornehmfte Auszierung, welches eben nichts fo fehr Cuzco. wunderſames an ſich hat, wenn es wahr iſt, wie Correal beobachtet, dag man alle Reich— thuͤmer des Neiches nach Euzco brachte, und es bey Sebensftrafe verbothen war, fie wieder hinweg zu nehmen, wenn fie einmal bineingebracht worden. Garcilaffo giebt uns die Na— men ber vornehmften Bierthel und Straßen, Das vornehmfte oder Hauptvierthel hieß Collcampata, deffen eigentliche Bedeutung er nicht weis, In diefem Vierthel ließ Manco Eapac feinen koͤniglichen Pallaft bauen, welchen in fpäthern Zeiten Huayna Ca- pacs Sohn, Paullu, beſaß. Dicht dabey war eine Art von einer fehr großen und geräus migen Halle, welche dienete, die vornehmften Feſte zur Negenzeit darinnen zu feyern. Weiter gegen Dften fand man das Vierthel Cantutpata, Melkenbeet, von der Bluhme Bluhme Can: Cantut fo genannt, die faft den fpanifchen Melfen gleicht, und mit derjenigen eine Aehn- tut. lichkeit hat, welche der portugiefifche Weigdorn, (aube-pine) hervorbringt; nur daß fie grö- ßer iſt. Wenn man auf der Seite weiter gieng; fo Fam man in eine Dueergaffe, Na- mens Pumacurcu, das ift, Lowenbalken, weil man die Loͤwen dafelbft anband, bevor man fie dem Ynca vorftellete, und fie erft ein wenig austoben ließ, ehe man fie in ihr ‘Bes haͤltniß brachte. An diefe ftieß eine andere fehr große Straße, Tococachi, Zenfterfalz, ‚genannt, deren eigentliche Bedeutung man aber nicht erflären Ffann. Das Francifcaner Flofter wurde dafelbft zuerft erbauet. Von da nach) der Mirtagsfeite finder man die Dueer gaſſe Munayzenza, Liebnaſenloch, wovon man die Urfacheder Benennung nicht anzuges ben weis, wiewohl Garcilaffo nicht glauber, daß folche ohne einen gemiffen Grund und von ungefähr entftanden fey. Mach diefer Gaffe ferner gegen Mittag folgete die Straße Ri— macpampa, Redeplatz, welche fehr groß ift, und daher den Namen führete, weil die Mcae ihre Befehle in diefer Straße ausrufen ließen. Dieſe Verordnungen wurden zu ges wien Zeiten des jahres befannt gemacht , damit die Einwohner fich nicht mit der Unwiſ⸗ ſenheit entſchuldigen Fönnten, fondern folche ins Werk zu richten , ſich angelegen ſeyn ließen. Aus diefer Straße weiter gegen Mittag, koͤmmt man in die Straße Pumspchupen, welches Söwenfchwanz heißt, weil diefe Gaffe durch ziween Bäche, die fich zufammen fuͤge⸗ ten, fpig auslief, und fie aud) die legte in der Stadt war, Ziemlich weit von dieſem DVierz thel an der Weſtſeite war ein Flecken von mehr, als dreyhundert Häufern, Cayaucachi ges nannt, und von den legten Häufern der Stadt über taufend Schritte entferne, welcher aber itzo mit derfelben verbunden iſt. Noch taufend Schritte von der Stade gegen Abend fand man das Vierthel Chaquillehaca, welches ein eigenthümficher Name zu fern Waſſerleitung ſcheint. Won da führere die Heerſtraße nad) Cuntiſuyu. Dicht dabey waren zwo Roͤh⸗ ven, deren Waſſer überaus ſchoͤn ift, und durch Wafferleitungen koͤmmt, die unter der Erz de find. Diefes iſt ein fehr altes Werk, wovon die Indianer die Duellen nicht wiſſen. Sie nennen die Röhren Collquemachuay, das it, Sitberfchlangen, wegen der Achnliche keit des Waflers mit dem Silber und der Röhren mit den Schlangen, weil fie auch fo bo> genmeife geben, tie diefe Thiere, Wenn man weiter von Abend gegen Norden en = * ndet b) Garcilaſſo am angef. Orte, 27, 28, u. 29 Cap in America. V Buch. Ul Cap. 299 findet man eine andere Straße Pichu genannt, welche außer der Stadt ift, und an die Beſchreib. Straße Quilipata ſtoͤßt. Weiter gegen Norden der Stadt in eben dem Umkreiſe ift der von Eusco, Zugang Carmenca, wodurch man auf die Heerftraße koͤmmt, die nah Chinchaſuyu führe. Don diefem Zugange gebt man, wenn man in diefem Umkreiſe fortfährt, ander Hfffeice in die Dueergaffe Huacapuncu, das ift, Heiligthumschor, weil man dadurch zu dem Sonnentempel und Dem Haufe der auserwählten Jungfrauen gieng, wovon man an | einem andern Orte reden wird, Durch diefe Straße kam ein großer Bach in die Stadt, 3 welcher mitten über den großen Platz in Cuzco weglief, und an feiner Seite eine breite lau⸗ f ge Straße hatte, Die queer durch die Stade ſtrich. Diefes Vierthel Auscapuncn ftieß 3 an Collcampäts, womit man den Anfang der Befchreibung der Straßen gemachet hats). _ Es find aber folche noch bey weitem nicht alle, fondern nur Die vornehmften Darunter. - Bon dem Hügel, auf welchem die Feftung ſtund, kam ein Fleiner Bad) herab, wels Vorſtaͤdte für cher an dem lehten Vierthel der Stadt Cuzeo, Pumapchupam, von Norden gegen Suͤ⸗ die Hncae. den gieng, und daſelbſt die Stadt von den Vorſtaͤdten abfonderte. Weiter vor war auch) noch eine fehr große Straße, die ſich ebenfalls. von Morden gegen Süden erftredfete, und _ auf dem Plage Rimacpampa ausgieng. Drey bis vier andere Straßen von Morgen gegen Abend giengen durch den großen Raum zwifchen diefer Straße und dem Bache queer hindurch. Diefes ganze Duartier wurde von den Yncaen aus föniglichem Geblüte bewoh⸗ net. Sie waren nach ihren Linien eingetheilet, Die fie Aillu hießen. Denn, ob fiegleich alle von einerley Stamme waren, und von dem Könige Manco Capac herfamen: fo ma- cheten fie dennoch ihre verfchiedene Stammbäume nach denen Fürften, von welchen fie ei- gentlich abftammeten k), \ | Die nachherige Domfirche war zu den Zeiten der Ynncae eine ungemein fehöne Halle, Gebaͤude. mworinnen die Indianer ihre Fefte feyerten, wenn es vegnete. Sie war aber nur mit Strohe gedecket, und das einzige, welches von des Biracocha Gebäuden übrig geblieben, Die Spanier quartiveten fich dafelbft bey ihrer erften Ankunft ein. An der Mittagsfeite des Hauptplages der Stadt fand fich eine große Gaſſe, welche man die Univerfität, oder Bas Schulvierthel hätte nennen fönnen, weil fich die Schulen dafelbft befanden, die der König‘ Yıca Roca geftiftet hatte, Die Indianer nannten diefen Drt Nacha Auaci, oder Lehr⸗ haus. Es gab darinnen öffentliche Lehrer, deren einige ihre Weltweiſen, und andere ihre Dichter waren, Amautas und Haravec genannt, die in großer Hochachtung flunden. Sie hatten auch eine Menge Schüler, und vornehmlich Prinzen von Geblüte. Wenn man von der Schule gegen Mittag gieng: fo fand man zwo Straßen, worinnen zwey koͤ⸗ nigliche Häufer waren, die an den Hauptplag ſtießen, und die ganze Strede einnahmen. Dasjenige von dieſen Haͤuſern, welches dem andern gegen Morgen lag, hieß Cocacora, großes Grundftück, wegen des großen Plages, den die Meae dafelbft Hatten ebenen laflen. Der König Prrca Roca hatte ihn, ans Neigung zu den Schulen, welche dicht dabey wa⸗ ‚von, bauen laffen, und er gieng oftmals dahin, die Lehrer mit anzuhören. Das andere Fönigliche Haus, welches gegen Abend war, hieß Caſana, Ohnmächtigmachend, welcher Name ihm zum Kennzeichen der Bewunderung gegeben worden, um dadurch anzuzeigen, daß diefes Gebäude ſo groß und fo ſchoͤn wäre, daß man vor Verwunderung darüber in Pp 2 Ohn⸗ ) Barcilaffo am angef. Orte VIII Cap. q. d. 372©, H Gaxcilaffo am angef. Orte, IX Cap. a. d, 375 ©. J 300 Reiſen und Entdeckungen Beſchreib. Ohnmacht fallen möchte. Es war der Pallaſt des großen Pachacutec, des Ynca Koca ‚von Cuzco. Urenkels, welcher es bauen ließ, Damit er den Schulen defto näher wäre, die fein Lrgroß- vater angeleget hatte, Sie waren auch wirklich gleich dicht Hinter dem Pallafte , und ftie- fen daran, ohne die geringfte Abfonderung. Ihre Hauprthüren giengen auf die Straße und nach dem Waſſer zu: fie haften aber auch Hinterthüren, wodurch die Könige Hineinz giengen, und den Lehren ihrer Weltweifen zuböreten ; wie denn auch der Ynca Pachacuter, - welcher ein großer Gefeßgeber war, oftmals Die Mühe über ſich nahm, felbft darinnen zu lehren, und feine Gefege und Verordnungen zu erklären, Die meiften Mauern waren von Zisgelfteinen gemacht, und fo Fünftlich gearbeitet, daß man fie allerdings für ein koͤ— nigliches Werk halten Eonnte, ohne der Halle zu gedenken, mworinnen die Indianer ihre Tänze und ihre Feyerlichfeiten hielten. Sie war fo groß, daß fechzig Reiter darinnen be- quem fehuftieren, oder ein Sanzenbrechen halten, und * Stäbe werfen konnten. Ein ein: ziges Zimmer diefes Gebäudes, wäre groß genug geweſen, eine Kirche abzugeben, und an- dere in eben dem Flügel, hätten zu den Zellen, zum Schlaffale, zum Speifezimmer und. andern Gemächern dienen koͤnnen, wie man es denn auch den Srancifcanern gleich anfäng= lich anwies, ehe fie fih noch in Tacocachi anbaueren. Der Hauptplag oder vornehmfte Markt der Stadt, welchen man Aucaypata, Luſtbarkeitsort, nannte, war vor diefen Poniglichen Käufern , und ungefähr zweyhundert Schritt, oder vierhundere Fuß lang, von Norden gegen Süden , und hundert und funfzig Schritt breit bis an den Fluß von Dften gegen Welten, Zu Ende des großen Dlages gegen Mittag waren noch zwey fönigliche Haͤuſer, wovon das nächte am Fluſſe Amarucancha, der großen Schlangen Quartier, hieß, und itzo das Jeſuitercollegium ift. In diefem Bierthel war die Sonnenftraße gez gen Morgen, und mitten in derfelben das Haus, der ihr geweiheten auserwählten Jung— frauen, Acllahuaci genannt, deffen Befchreibung weiter unten vorfommen wird. An den Seiten des großen Plages hatten die Yincae drey große Gallerien oder bedeckete Säle, wie Hallen machen laffen, um ſich bey den feyerlichen Feſten, wenn ein Regen einfiel, dar- unter zu begeben , und bie $uftbarfeit fortzufegen, Ueber dem Fluſſe war ein anderer gro— fer Daß, Cucipatz, Seftort ‚oder Freudenort genannt, der mit dem vorigen durch eine Bruͤcke von dicken Balken und Bohlen, zufammen hing, und nur einen ausmachete, Die Könige von den Meaen hatten an diefer Weftfeite des Fluffes noch Feine Gebäude aufge: führer, fondern diefe Pläge, die nur von den obgedachten Borftädten eingefchloffen wur— den, ihren Nachfolgern zu bebauen überlaffen. Denn ob fie gleich) die Palläfte ihrer Bor- fahren erbeten : fo baueten fie, doch jeder für fich befonders einen zu Bezeugung ihrer Hoheit und Majeftat ). Zahl der Eins Die heutige Beſchaffenheit von Euzco kann man am beften vom Ufo erlernen, def wohnen, fen Beſchreibung ſchon anderwärts vorgekommen m), Man rechnet in diefer Stadt drey bis viertaufend Einwohner von fpanifchem Geblüte und zwölftaufend Indianer ); und man wird aus einen nachfolgenden Berichte erfehen, daß es ihr nicht an Annehmlichkeiten fehle, Correal verfichert auch, nachdem er alle Öegenden von America durchſtrichen, „Euzco fey „der Ort, welchem er des Vergnügens und der Öefundheit wegen, den Vorzug gebe, wenn „gleich D Farcilaſſo am angef. Orte, X u.XI Cap, 3) Sm IX Bande diefer Samml. a. d. n) Correal zaͤhlet fo viel. Er wird vom Laet beftätiger, welcher faget, et wüßte es von einem Neifenden, der erſt neulich ausder Stadt gekommen. - . in America. VIl Buch. Men 301 „gleich die Nachbarſchaft der Anden die Luft daſelbſt, wie er ſaget, ein wenig kalt mache, o). Befchreib, Man lieſt auch beym Garcilaſſo, daß die Einwohner vielmals auf die Gedanken gefom: von Cuzco. men, die Stadt in das Nucayer Thal zu verlegen, welches vier Meilen davon gegen Mor: Siewollendie gen liege , um fich von denen Gebirgen zu entfernen, deren Spigen faſt allezeit mit Schnee Stadt in das bedecket find, Die &uft zu Cuzco iſt dem ungeachtet aber doch noch immer gemäßiger ; und Yucayer Thal der Vorſatz, die Stadt zu verlaffen , hat nur von der vortheilhaften Meynung herkommen verlegen, koͤnnen, die man ters von der Gegend um den Fluß Yucay und dem daran ftoßenden Thale gehabt hat. Es liegt zroifchen zweenen großen Bergen, deren einer gegen Morgen ftets mie Schnee Annehmlichf. bedecket ift, und viele Quellen giebt, welche die Ebene bewaͤſſern. An feinem Fuße giebt deffelben. es vortveffliche Vihweiden, und höher hinauf viel Waidwerk. Der andere Berg iſt nicht ſo hoc), und an defien Fuße riefelt der fchöne Fluß Yucay mit einem fanften Strome ein⸗ ‚her, um welchen fich vieles Geflügel ernaͤhret. Die Luft ift dafelbft fehr gefund, und fo gemaͤßiget, daß man weder Hige noch Kälte empfinde. Man wird von feinen Fliegen oder anderm Ungeziefer daſelbſt beſchweret. Schon zu den Zeiten der Pneae wurde es für eine der lieblichften Gegenden und für den Garten ihres Neiches angefehen, wohin fie ſich als zu einem $uftorte begaben, um fich von den Reichsgefchäfften zu erhoblen, und etwas zu erquicken p). ie hatten ihre vornehmften Sandhäufer dafelbft, wovon man noch .ißo prächtige Trümmern ſieht. Garcilaſſo erzählet, alle Steine wären mit Figuren in halb ers habener Arbeit gezieret gewefen; und ber Mörtel, welcher fie verbunden, wäre mit Gold» ſtaube und Goldflittern vermifcher worden, daß man fie in einer großen Berne fehimmern gefehen. Der Bifchof zu Euzco, welcher vordem der reichefte Prälat in America war, feit der Errichtung der Bisthuͤmer Guamanga und Arequipa aber nur zwanzig taufend Piafters oder ungefähr hunderttauſend Livres Einfünfte hat, rechnet das größte Stüd diefes ſchoͤnen Thafes unter feine Güter. Das Uebrige gehöret den vornehmften Spaniern des Sandes zu, welche glauben, es fehle ihnen noch etwas an der Gluͤckſeligkeit des Lebens, wenn fie niche ein Landgut dafelbft Haben, oder fich ein Stück von diefem Thale verfchaffen koͤnnen. Es ift die Gewohnheit zu Euzco , daß man die Kranken dafeldft hinbringt, welche denn bald wieder beffer werden 4). Einige andere Thäler machen die Nachbarſchaft diefer Stadt uͤberaus angenehm. Thal Calla⸗ Garcilaffo ruͤhmet unter andern eines, welches er Callavaya ober Callahuaya, nennet, v9 aber ein wenig weiter entfernet, und zwifchen Bergen liegt, die fehr reichhaltig an Golde find, welches alles andere an Feine übertrifft. Er erzaͤhlet, man habe im 1556 Jahre in einer Spalte der dafigen Bergwerke einen Stein von denjenigen Gefteinen gefunden, wel che fich mit dem Exzte bilden ‚!der fehr außerordentlich geweſen. Denn er war fo groß, als Ungeheuter ein Menfhenfopf, von blaffer Farbe, und auf allen Seiten voller großen und Fleinen %- Goldklumpen cher, aus welchen Spitzen von gediegenem Golde giengen, als wenn man ſie hinein gegoſ⸗ ſen haͤtte. Einige von dieſen Spitzen kucketen uͤber dem Steine heraus, andere ſtecketen tief darinnen, und noch andere waren mit dem Steine gleich. Die Bergverſtoͤndigen ſa⸗ geten, wenn man diefes Öefteine nicht von dem Orte weggenemmen hätte, wo es gelegen, fo würde es ganz zu Golde geworden feyn r). PP 3 . Der 0) Correal am angef. Orte: p) Garcilaſſo V Bud, 27 Cap. M Aner nad) eben dem Zeugniffe amangef. Orte, ”) Barcilaffo VI Bud, 24 Capı | 30% Reifen und Entdelungen Befchreib. : Der X Abſchnitt. von Chili. ve $ N m Audiencia oder Provinz Quito, Men findet in dieſem ganzen Abſchnitte nichts weiter mitzutheilen, als was Don Ulloa davon in feiner Reiſebeſchreibung angemerket, und unſere Leſer bereits geſe ben haben >). Der XI Abfchnitt, Befchreibung der Stadt Quito, Auth dieſen Abſchnitt koͤnnen wir ganz uͤbergehen; weil alles, was darinnen vorkoͤmmt, "aus der oft angezogenen ſpaniſchen Heiſebeſchreibung einzig und allein genom- men iſt 2). Der XII Abſchnitt. Beſchreibung der Provinz Epili, Valparayſo. Beſchreibung ihrer Feſtung. Valdi⸗ tuͤrliche Merkwuͤrdigkeiten. Weg von da nach Co⸗ via. Deſſen Hafen. Coquimbo. Die Bay daſelbſt. piapo. Stadt Eonception. Fruchtbarkeit des Erdbodens. Bergwerke. Na⸗ Fe dieſem Abſchnitte haben wir zu der aus dem Don Ulloa genommenen Befchreibung —8 der Stadt und des Hafens Valparayſo x) auch noch) Freziers feine hinzuzufügen, zus mal bey dem erftern nichts von deren Feftung gedacht wird. Die Stade oder vielmehr nur Valparayſo. der Flecken Valparayſo, fehreibt er im Jahre 1713, befteht aus etwan hundert armfeligen Haͤuſern, unter Denen aber feine Drönung it, gleichwie denn auch eines immer niedriger, als das andere, auf einem Hügel fteht, Sie erſtrecket fich längft dem Meere , wofelbft die Kornhaͤuſer ftehen. So mäßig dieſer Dre auch ift, fo finden ſich doch nebft einer. Pfarr: kirche zwey Klöfter darinnen, eines für die Francifcaner, das andere für Die Auguftiner, - Unter denen dafelbft feghaften Familien finden ſich kaum dreyßig Weiße: die übrigen find Sauter Schwarze, Mulatten und Meftizen. Die Anzahl der wehrhaften Mannfchaft ift _ gar nicht. groß: Die umberliegenden Wohnungen und Meyerhöfe aber geben, auf das erfte Zeichen aus der Feſtung, fechs Compagnien auf eigene Koften beritten gemachte Soldaten, worunter jedoch Die meiften Fein ander Gewehr haben, als einen Degen, den die Weißen auch bey den garftigften Berrichtungen nicht ablegen. Auf einlaufenden Bericht derer längft dem Ufer ausgeftellten Schildwachten zieht man wenigſtens einen Theil diefer Trups pen zufammen, fo bald man nur ein Schiff anfihtig wird, welches man für Eein fpa- nifches hal. ; er Ihre Feftung. Weil die Holländer und Engländer öfters einen Streif auf diefe Küften gethan: fo ſu⸗ chete man fie in Bertheidigungsftand zu fegen. Vorzeiten war dafelbft nur eine Batterie, die mit dem Meere gleich niedrig lag: vor dreyßig Jahren aber , von 1713 anzurechnen, hat man bie große Feſtung unten an dem hohen Berge gebauet. Sie liege auf einem Hügel von 9) Im IX Bande diefer Sammlung a. d. 126155 1.227:294 ©. 2) Man fehe das IV bis VIII Cap. des V Buches, der I Abtheil. a. d. 195 u. ff. S. &) Im X Cap. des II Buches der IL Abtheil. a. d. 559 ©. ’ Vıstosa TumacpodCeorgonilia Y 1 — a — — € ji | * By: Tas “ 2 | ”E Barbakoasa 2 in - Br * et —— Arklærun | Ki cB nr 7 = * A a 20 * — derer Zeichen. —— 5, — —* “a " = F * ei Be ob ER RAR * die Namen in derkarte } | : Rn s lese i IS / — AK ur 2 — eg ne >‘ ; 2. Prgas. ae. : — nnen | VON DER — BR | ET, Be a Aufl ranee | | UITO 4 @} 1.Gocheogud OObrrratriun 2.Ta inlagon . ‚Schanga ii am. an pin Bhen Rechejehrei pP \ REN — PELERE N — — —— WI ut — Re, er te — ne. 4.Puot-Vaieu bung zund.dıe Yon rer in ” Parentheft zeigen deren 7 — ——— Te, u ing Verde Fuß) Jpräche: a ©. 7. 0uango- 5 — | okerwalst —— — 0. Mal: 20% N Br h er, * * od. Coavama a DE u. IT Ir - 3 : — —*— Nachrichten — Ba En a he Tre —— * SE —*7 bals — NR { 5 2 ag. . 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Wu YUDAD GROSSE STIER * * — ER 9 Villa &KleineStadt. —* Ban, 9. 21 — Frl —— oYlecken.” 3 5% r —— Pat Curato 5 Kurchfjpu DR. x Snavo 8 Filial. WER, MHazienda 0, Gew ey. Ban Has Derter welche C Gorregidoren i ss. haben » £ 9 — CIIUFRE CE BE 7 7 Mer 7Feans y. ı in America. VI Buch, II Cap. 303 yon mittelmäßiger Höhe, welcher gegen Suͤdoſt und Nordweſt vom zweenen Abhängen oder Beſchreib. Thaltiefen durchfchnitten wird , welche zween natürliche Gräben zwanzig bis fünf und zwan⸗ von Ebik. zig Toifen tief, und faft fo niedrig, als das Meer, machen. Sie ift alfo vonden benach 7° barten Höhen ganz und gar abgefondert, die ein wenig höher find, - Auf der Seite nad) dem Meere zu ift fie von Natur fedr jähe, fo, daß man ſchwer hinauf kommen kann; und auf der Landſeite oder nach dem hohen Berge wird fie von einem Graben vertheidiget, wel: cher von einem Abhange zum andern geht, und ihr faft die. Geſtalt eines Viereckes giebt, Ihre Sage hat nicht zugelaffen, daß man daſelbſt ein ordentliches Feſtungewerk anlegete. Es find eigentlich nur Verſchanzungsmauern, die nach dem Umfange der Höhegeben, und einander wenig oder gar nicht beſtreichen. Mitten auf der Strecke des Bollwerkes ober- halb des Fleckens, ift eine kleine Bruſtwehr mit ausfpringenden Ecken, vorn fieben Klafs ter breit, mit feinem Schilderhaͤuschen. ‚ Die gegenüberliegende Seite oberhalb des St. Yuguftinsabhanges wird nur von der Seite einer halben Baſtey vertheidiget, Die einen todten oder einwärtsgehenden Winfel mas chet, und wovon die Face eine allzufchräge Vertheidigung erhält. Die Bergfeite befteht aus einer Curtine von fechs und zwanzig Toifen , und zwo halben Bafteyen, von zwanzig Toi⸗ fen vorn, und eilfen an der Seite; fo, daß die Bertheidigungslinie nur fünf und vierzig Klafter lang iſt. Alles diefes ift von Backſteinen fünf und zwanzig Schub hoch, auf dem Fuße des Walles aufgemauert. Die Tiefe des Grabens ift ungefähr zehn Schub, und feis ne Breite drey Toifen gegen die ausfpringenden Winfel , woher er auf dem Schulterwinfel feine Vertheidigung bekoͤmmt. Er ift in einen mürben Felſen gehauen, den man an Deys den Enden ein wenig fteil gemacht, damit niemand durch die Abhaͤnge hinauffteigen koͤnne. Die Bruſtwehren find nur drittehalb Schuh dick, und der übrige Umfang des Ortes nichts als ein gleichfalls ſchwaches Mauerwerk von ungleichen Steinen. Nirgends fieht man eis nen Wall, als auf der Sandfeite, die Feſtung zu decken, und zu verhindern, daß fie von dem allmählich ſich jähe hinanerhebenden Berge nicht gefehen werde. Das fehlimmfte aber ift, daß man wegen der einen Slintenfhuß davon gelegenen Höhen die Flanken von Hinten zu, und die Curtinen und Facen vecht nad) der Länge hin befchießen kann, fo, Daß es we⸗ zig Mühe Eoftet, diefelben unbrauchbar zu machen. | An dem Fuße der obern Schanze, die an den Flecken ſtoͤßt, ift eine Batterie von neun Canonen, dreyzehn Schub hoch , auf einer Borfege, aber einem aufgemauerten Stran⸗ de von gleicher Höhe, von dar ſich, die Rheede dem Waſſer gleich beſchießen laſſen muß. Doch außer dem, daß diefe Batterie Feine Vertheidigung wegen ihrer Fläche hat, fo liege fie auc) dem Gefchüge aller umliegenden Hügel offen. Man nennet fie Caftillo blanco, oder das weiße Caftel, weil man es, weiß übertünchet hat, damit man es weit fehen Fon- ne. - Hinter diefer ‚Batterie ift das Thor, die Treppe, und bie daran befeftigte Sehne, ver- mittelſt deren man aus dem Flecken in die Zeitung fommt, Der Weg dahin iſt durch ei⸗ ne Strecke Mauer und weiter oben durch einen frummen Saufgraben bedecket, deſſen Sei⸗ tenverſchanzung nicht einmal das mittlere Thor des Platzes beſchirmet, das man von der Rheede herauf ganz uͤberſehen kann. | Bon der Bergfeite ber, mitten in der Eurtine, ift noch ein Thor, wohin man, we⸗ gen Mangel einer Zugbruͤcke, oder aber ſtaͤndigen hölernen Brücke nur durch Soinauffletz gern aus dem Graben gelangen kann. Durch dieſes leitet man die Roͤhre des Waſſers, welches aus dem St, Auguſtinsabhange nach der obern Schanze hinaufgezogen wird. zer — ſes 304 Reiſen und Entderfungen Beſchreib von Chili, es Waſſer koͤnnte man ihnen ganz leicht abſchneiden, und die Befagung wiirde alsdann fein anderes befommen fünnen, als aus einem Bache ‚ welcher Hinten aus dem St, Fran— cifeusthale oder Abhange mitten durch den Flecken läuft. Es hat alfo wenig mit der Fe— ftung Valparayſo zu. bedeuten, wenn man nur erſt den Fuß ans fand gefeßet hat, mwel- ches ſich ſonderlich auf dem niedrigen Ufer Hinten in der Rheede an dem Orte Almendrad wohl ehun läge, wo man von dem Gefchüiße fat gar nichts zu befürchten hatz zumal da es faft eine halbe franzöfifche Seemeile davon entferner ift. Auf der unsern niedrigen Batterie ſtehen neun metallene Canonen , die zwölf bis acht⸗ zehnpfündige Kugeln nach fpanifchem Gewichte fihießen ; davon jedoch nicht einmal zwo als fo fteben , daß fie das Ausfteigen in felbiger Gegend verhindern koͤnnten. Auf der obern Schanze find fünf Stüce von fechs bis zwölfpfündigen Kugeln, und zwo Fleine Haubigen, Baldivin. Deſſen Hafen. welche alle zufammen fechzehn metallene Stüce ausmachen x). Was Frezier von dem Hafen faget, koͤmmt mit des Don Ulloa Befchreibung deffelben vollkommen überein. Die Befchreibung des Hafens und der Stade Baldivia Dingegen , welche die dritte Statthalterſchaft in dem Königreiche Chili ift » hat man den Officieren von dem franzöfis fhen Schiffe, Maria, zu danken, welche 1713 in diefem Hafen, der durch die Bortheife der Natur, und durch die dafelbft gemachten Befeftigungswerfe der fehönfte und ftärffte unter allen Geehäfen im ganzen Suͤdmeere ift, ‚anlegeten, und ihre Beobachtungen davon Freziern mittheileten, \ Drey Meilen gegen Oſten von der Spige la Galera, wo die Mündung des Fluffes Baldivia, welchen Frezier Baldivia fhreibt, anfängt, iftein runder Hügel, Morro Gonza⸗ les genannt, welcher von einer Batterie vertheidiget wird; und gegen über gegen Nordoft gen Nord ift ein anderer folcher Huͤgel, Morro Bonifacio genannt. Diefe beyden Spi: ‚ Gen bilden eigentlich die Mündung , deren Breite von einer Spige zur andern ungefähr vier Seemeilen ift. _ Die beyden Küften aber, welche fich gegen Suͤdſuͤdoſt gar bald einan- der nähern, bilden nur noch einen fhmalen Hals, einer halben Seemeile breit, deſſen Einfahrt durch vier Schanzen, auf jeder Seite zwo, und vornehmlich durch die erfte zur linken, Namens Fort de Nieble, vertheidiget wird, wor welcher man dicht vorbeyſe⸗ geln muß, um die Sandbaͤnke zu vermeiden, welche ſich von dem Fuße des Fort de Margue, welches die erfte Schanze zur Rechten iſt, auf ein Drittel in den Canal erſtre⸗ cken. Will man darauf in dem Hafen Corral vor Anker legen: ſo faͤhrt man rechter Hand herum bis an den Fuß der Schanze gleiches Namens, wofelbft man vier Faden Waſſer findet. Will man bis vor die Stade geben, das ift, bis an den nächften Dre: ſo fährt man zwiſchen der Niebleſchanze und der Schanze Manfera, die auf dem Eylande Perez liegt, hindurch, und an der Suͤdſeite einer großen Inſel bin, hinter welche in dem. feften Sande ein fo bequemer Hafen ift, daß man daſelbſt die Waaren auf einer breisen Faͤh⸗ re ohne Huͤlfe der Schaluppen ausladen kann. Von dem Hafen Corral haben die Schaluppen einen um die Haͤlfte kuͤrzern Weg durch den Canal, welchen dieſe große Inſel und das zur linken Hand liegende feſte Land machet: die Furcht vor den Sandbaͤnken aber ‚ welche gegen die Mitte find, haͤlt die Schiffe ab, dadurch zu gehen, An welchen Orte man auch vor Anker legen mag, da iſt man vor allen Winden in Sicherhelt, weil der Anfergeund wegen des harten $eimen er i x) Srezierg Reiſe nach der Suͤdſee, a. d. 118 u. ff. ©: in America. VI Buch. III Cap. 305 iſt, und nientals eine hohle See darinnen entſteht, außer dicht bey Corral zur Zeit eines Beſchreib. Rordwindes. Man kaun überall leicht Waſſer einnehmen, Das Holz iſt dafelbft im von Chili. VUeberfluſſe zum Brennen und zum Schiffbaue. Das Sand ifk ſehr fruchtbar an Korneund Hütfenfeichten. Die Trauben erden daſelbſt zwar nicht reif: Doch erſetzet der Cider den Abgang des Weines durch die Menge Apfelbaume,. wovon man gleichfam Eleine Wälz der fieht. ! Die Vortheile diefes Hafens Haben die Spanier bewogen, viele Schanzen aufzuwer- fen, um fremden Nationen die Einfahrt in denfelben zu verbiethen. Sie fehen ihn als den Schlüffel zum Suͤdmeere an. Die Holländer, welche eben die Borftellung davon hatten, wollten fich daſelbſt, als an einem fichern Orte, feft fegen, der ihnen die Einfahrt in dieſes Meer erleichtern Fünnte: Sie bemächtigten fich deffelben im 1643 Jahre. Allein, der Hunger, die Krankheiten, und befonders der Tod ihres Generales entkräfteten fie der— maßen, daß fie, auf die Zeitung von einem Beyftande, den man aus Peru wider fie ſchickete, die Partey ergriffen, fich hinweg zu begeben. Sie liefen fo gar ihr] Gerärhe und dreyßig Ganonen im Stiche, Heutiges Tages haben die Spanier daſelbſt über Hundert Stüce, die an der Einfahrt einander durchkreuzen. Die Schanze Manfera hat ihrer vierzig, Mieb- le dreyßig, Margue zwanzig, und Eorral achtzehen, die meiften von Metall, Man ſchicket die Weißen aus Peru und Chili, die ihrer Verbrechen wegen zur Lan— Desverweifung verdammet werden, nad) diefem Hafen, welches denn eine Art von Galee- re daraus machet. Sie muͤſſen dafelbft an der Ausbeflerung der Fefturigswerfe und anderer - Sfenelichen Werke arbeiten. Die Befagung befteht nur aus ſolchen Sandesverwiefenen, die man felbft noch) während der Zeit Ihrer Strafe zu Soldaten und Dfficieren machet. Als le Jahre muß der Unterfönig dreyhundert faufend Thaler y) zur Unterhaltung der Feſtungs⸗ werke und Truppen ſchicken. Man nennet diefe Gelder Real ſituado, worunfer der Pros viant und die nöthige Montur für die Beſatzung begriffen ift; und ob folche gleich nicht ge= nau geliefert wird, fo ſchicket der Präfident zu Chili dennoch fehr gute Hülfsgelder, wo— von die Statthalter fo viel Gewinnſt ziehen, daß diefer Poften, fo unangenehm er auch, wegen der fihlechten Gefellfihaft, und wegen des ſechsmonatlichen Regens iſt, dennoch auf der ganzen Küfte am meiften geſuchet wird. 3 Bon folchen verwieſenen Mifferhätern hat ſich aud) die Stadt Baldivia wiederum bes voͤlkert, nachdem die Indianer die erfte Niederlaffung der Spanier dafelbft zerftöret Haben. Die Anzahl der Einwohner beläuft ſich etwan auf zweytauſend Seelen, Die Stadt ift mit einer Erbmauer umgeben, und wird von zwoͤlf fechzehnpfündigen Stuͤcken vertheidiget. Man zählee darinnen nur zwo Kirchen, die Pfarrkirche und Jeſuiterkirche. Die erfte Stadt, welche Peter Baldivia anlegete, lag auf einer Ebene, welche vier bis fünf Toifen Höher, als das Meer war, und hatte eine Feſtung, die Indianer im Zaume zu halten, Als Iein, dieſe Völker, welche der tyrannifchen Herrſchaft der Spanier überdrüßig waren, bie ſie ohne Ruhe in den Bergwerken arbeiten ließen, erfhlugen den Baldivia, und goffen ihm, nach der Sage im Sande, gefehmolzenes Gold in ven Mund, mit den Worten, da, ſaͤttige dich nun an dem Golde; weil du doch darnach fo degierig bift. Hierauf fehleiferen fie die Feftung, und plünderten die Stadt, Sie ift ist ein wenig weiter ins fand hinein | wie⸗ 3) Don Ulloa ſaget ſiebenzigtauſend Peſos⸗ Allgem, Beiſebeſchr. RVBand. 24 ⁊ 306 Reifen und Entdefungen Beſchreib. wieder aufgebauet, und ſteht an dem Ufer des Fluſſes. Sieben Meilen gegen Norbnord- von Ebili. oft Hat man auf einer Höhe, Las Cruces genannt, eine Schanze erbauer , welche zwey fehspfündige Stüde und zwanzig Mann zur Beſatzung hat, Diefes iſt dieeinzige äußer- liche Bertheidigung ver Stadt, wider bie fo genannten Bravos, das if, Die Indianer, die noch nicht unter das Joch gebracht find 2). Coquimbo. Coquimbo, oder la Serena, iſt das achte Corregimient in dem Koͤnigreiche Chili, und der zweyte Platz, welchen Valdivia angeleget. Weil ſich Frezier einige Zeitlang da: felbft aufgehalten, und eine fehr genaue Beſchreibung davon gegeben: ſo hat man folche Bier des Don Ulloa feiner 2) vorgezogen. Er laͤßt die Beſchreibung der Bay an Diefem Veſchreibung Orte vorher gehen, welche wegen ver Schiffahrt merfiwürdig ift. So bald man an der der Day. Day von Tongop ift, faget er 5), die man an einem Eleinen Berge, Serro del Bua- naquero und an einer niedrigen Sandzunge la Lengua de Dacca ‚ genannt, | welche die- fe Bay auf der weſtlichen Seite verſchleußt, erfennen Eann : fo iſt man nur noch acht Sees meilen von Coquimbo gegen Süden. Man hat ſich dicht ang Sand zu halten, damitman ber Einfahrt in die Bay nicht verfehle, und muß füchen, über den Windzu kommen, wet cher allezeit, außer zweenen bis dreyen Monaten im Winter Süd- und Suͤdweſt ift. Ehe man dahin fommt, findet mandrey Vierthel Meile über dem Windedie Deffnung einer kleinen Bucht , oder Anfuhrt, a Herradura genannt, ungefähr zwey Ankertaue breit. Darauf erblicket man unter dem Winde drey bis vier Klippen, wovon die größte und nächfte am hohen Meere Paxaro Nigno genannt wird, und ein Drittel einer Meile Nordoſt gen Nord von der Spise la Tortuga entfernet ift, Die auf dem feften Sande zur Rechten ftebt, und auf der Seite den Hafen von Coquimbo bilder, Gegen Süden diefer erften Klippe, wel⸗ he unter dem neun und zwanzigſten Grade fünf und funfzig Minuten liegt, ift ein etwas Flei- neres Eylandchen , zwifchen welchem und dem feften Sande eine Fahrt von fiebenzehn Faden Waſſer tief aber fehr fehmal ift, da Hingegen die ung der Bay ungefähr drittehalb Seemeilen breit, und ohne Gefahr ift, Wegen der beftändig aus Süden und Suͤdweſten wehenden Winde thut man wohl, daß man fich nahe an die Exdfpige auf der rechten Seite des Schiffes oder Stierbord hal- te, und dicht an Paxaro nigno hinfahre, welche einer Schaluppen Sänge ganz ficher ift, damit man mit wenigerm Wenden und Kaviren die gute Ankerftelle oder den fo genannten Porto einer halben Kabel Sänge vom Sande gegen Weften erreiche. Hier Kiege man auf ſechs bis ficben Faden tief ſchwarzen Sandgrund bey einem zehn big zwölf Schuh langen und fünf bis fechs Schuh hoch über dem Waffer hervorragenden Steine, welcher einer Schildkröte gleicht, und daher auch auf Spaniſch Ia Tortuga heißt, Die Schiffe liegen dor allen Winden ficher, wenn fie die Spige diefes Schilöfrötenfelfen auf der linken ‚und das fefte fand auf der rechten Seite haben; fo , daß man allenthatben Sand fieht, und kei⸗ ner Erhebung des Meeres inne wird. Doch können fih nur fünf und zwanzig bis drenßig Schiffe diefes Vortheiles bedienen; und obgleich die Bay groß iſt, und überalf guten An. kergrund hat, ſo liegt man doch nirgends ſo bequem und ruhig. Wenn es ſich ereignete, daß einem beym Einfahren oder Auslaufen eine Windſtille uͤberfiele: fo muß man ja nicht bey 2) Stegier am ange Orte, VII Cay. IE, | a) Man findet fie im VIEL Cap. des II Buches, der IL Abtheil. a. d. 547 S. des IX Band. dieſer Samml. ) Im XVII Cap, des I TH. a. d. i106 er ; as RER in America VI Buch HI Can. | 307 bey der Paxaro nigno im vierzig oder fuͤnf und vierzig Faden Waſſer das Anker fallen Beſchreib. laſſen, weil der Grund voller Klippen iſt, welche die Taue zerſchneiden. m Nothfalle Ton Chili, ann man ein Schiff von vier und zwanzig Stücken auf dem obgedachten Schilöfrötenfel- fen calfatern , wo auch beym allerniedrigiten Waſſer es doch noch zwölf Fuß hoch iſt. Bey fo vielen Bequemlichleiten aber hat der Hafen zu Coquimbo dennoch auch feine Mängel, Der groͤßte ift, dag man von der Ankerſtelle eine ganze Meile weit friſch Waf fer holen muß- Diefes bekoͤmmt man gegen Dftnordoft aus einem Bache, welcher ins Meer fließt; und ob man es gleich ſchoͤßfet, wenn das Meer niedrig und abgelaufen ift: fo ſchmecket es doch beftändig noch etwas falzig und widrig, thut aber der Geſundheit Feis nen Schaden. Der andere Mangel ift, daß man font fein Brennholz haben Fann, als von einigen Sträuchern, wofern man fich nicht. ins Thal hinein begeben will, welches drey * Meilen von dem Hafen entfernet iſt. Zum dritten Fehler koͤnnte man auch das rechnen, daß man auf zwo Meilen-weit zu Lande von der Stadt liegt, und zu Waſſer nicht anlaͤn⸗ den kann, weil es an dem Ufer fehr hohl gebt. — —— Die Siadt Coquimbo ſelbſt, oder Serena liegt unten an dem Thale Coquimbo ) Beſchreibung eine Vierthelmeile von der See auf einer kleinen Hoͤhe vier bis fuͤnf Toiſen hoch, welche der Stadt. die Ratur als eine natuͤrliche Terraſſe oder Erderhoͤhung hingeſetzet hat. Dieſe Hoͤhe er⸗ ſtrecket ſich in gerader tinie von Morden nad) Süden längft der ganzen’ Stadt bey einer Vierthelmeile weit. Auf diefer giebt alfe die erfte Gaffe einen fehr luſtigen Spaßiergang, von welchem man die ganze Bay und die umliegende Landſchaft überfieht. Eben fo fchnur- gerade erſtrecket fie fih von Werten gegen Often längft einem Eleinen Thale voller beftän- diggrünen Bäume, deren die meiften von einer Gattung Myrtben find, welche die Spa- nier Arrayanes nennen, Mitten in diefem fehönen Gebüfche läuft der frumme Fluß Cor quimbo, welcher faft allezeit fo niedrig ift, daß man durchwaten kann. Die Stadt be: förnmt davon ihr füßes Wafler , und die herumliegenden Wiefen werden dadurch befeuch- tet, nachdem er zwifchen den Bergen herausgeriefelt, und unterwegens manch fehönes und ganz leicht anzubauendes Thal fruchtbar gemacht hat. - Der Grundeiß der Stadt föommt mit denen von der Matur dem Orte gegönnefen Vortheilen fehr wohl überein, Die Gaffen find insgefammt vollfommen gerade, in gleiz - cher Schnur von einem Ende zumandern, und zwar nach den vier Hauptgegenden des Him⸗ mels, Die aus ſolchen Gaſſen beſtehenden Stadtvierthel find nach gleicher Maaße, und hat jedes ſeinen Bach. Weil aber nur wenig Einwohner vorhanden, die Straßen nicht gepflaftert und daher unſauber, die Häufer unanfehnlich, und von bloßer Erde gebauet, und mit nichts als Strohe gededet find: fo fieht es faft einem Felde ähnlich, und die Gaſſen fehen nicht anders aus, als Garten: Allen; wie fie denn wirklich auf beyden Seiten nicht ſowohl mit Haͤuſern, als vielmehr mit Feigenbaͤumen, Oelbaͤumen, Pomeranzenbaͤumen, Palm⸗ baumen und andern Bäumen beſehet find, die einen dicken ſehr angenehmen Schatten ge- ben, Der vornehmfte Theil ver Stadt befteht aus zweenen Märften, und ſechs Kloͤſtern von Jacobinern, Auguſtinern, Dominicanern, Franeiſcanern, Bruͤdern von der Barm— herzigkeit oder Gnade, und dem Jeſuitercollegio, des Kirchſpieles und der Capelle St. QAq Agnes ‚Od Det P. Feuillee fetset fie unter den neun und zwangigſten Gr. vier und funfsig Minuten zehn Ser enden Süderbreite und den drey und fiebenzigfien Gr. fünf und dreyßig Min fünf und vierzig Sec. weſtlicher Länge» —* 308 | Reifen und. Entdeckungen Beſchreib. Agnes zu geſchweigen. Vorjeiten fund eine Kirche der heil, $ucia auf einem Hügel dieſes ‚von Ebili. Namens, welcher mit einer. Spige mitten in die Stadt hineingeht, eben fo Hoch ift als bie erſte Erderhöhung und wegen der niedrigen auf bloßer Erde ftehenden Häufer die Stadt befihießen Fan, Bon da erblicket man, als von einem Amphitheater, eine fchöne Landſchaft, welche aus der Ausficht der Stade der bis ans Meer fich erftrecfenden Ebene, ämgleichen der Bay und derfelben Einfahrt entfteht. Das ganze St. Lucienquartier war ehemals-bewohnet, Seit dem aber die Engländer und Freybeuter die Stadt geplündert ha⸗ ben, welches innerhalb vierzig Jahren zweymal geſchehen; fo ift es eben fo wenig, als ber ſuͤdliche Theil, wieder aufgebatiee worden." Die Entdeckung der copiapoifchen Bergwerke und das ſtrenge Berfahren der Corregidoren Kragen alle Tage etwas bey, daß fie immer dünner von Leuten wird. Ungeachtet gemeldete Bergwerke bey hundert Meilen zu Lan⸗ de von Coquimbo entfernet find: fo find doch viele Haushaltungen dahingezogen; fo daß nicht über zweyhundert Feuerftäte und aufs hoͤchſte dreyhundert wehrhafte Männer ‚die Nachbarn ungerechnet, hieſelbſt zu finden find. In dieſen wenigen Haͤuſern ſtecket doch manches ſehr liebreizendes und aufgewecktes Srauenzimmer, Vortrefflicher Die Fruchtbarkeit des Bodens Hält viele Leute auf dem Sande in den Thälern Boden. Elques, Sotaquy, Salſipued, Andacoll, Limari rc. x, woher man ſoviel Korn bekoͤmmt, daß man vier bis fünf Schiffe von ungefähr vierhundert Tonnen Damit beladen und nach Lima ſchicken Fan. Aus folchen Tälern geht auch viel Wein und Del nach St, Jago, welches Ie&tere für das befte auf der ganzen Küfte gehalten wird. Diefe Waaren nebft etwas wenigem an Häuten, Unſchlitte und gedörtetem Sleifche machen die ganze Hand» lung des Sandes. Die Einwohner aber find arm, wegen ihres Faullenzens fo wohl, als des Mangels genugfamer Indianer, die für fie arbeiteten; da ſonſt diefes Sand. eines der veichften an allerhand Metallen im ganzen Königreiche iſt. pre Bold, Des Winfers, wenn etwas häufiger Regen fälle, finder man faft in allen Baͤchen und Silber u. Gold, die von den Bergen herabfließen. Neun bis zehn Meilen gegen Dften von der andere Berg⸗ Stade find die andacolifchen Wafchwerfe, worinnen das Gold drey und zwanzig Karate werke. hält. Mai arbeiter daſelbſt alfezeit mit großem Gewinnſte, wenn es nicht am Waffer feblet. Die Einwohner verficherten Freziern, das Erdreich fey creadice, fchöpferifch, das iſt, es zeuge ſtets fine flets Gold, weil man, wenn es gleich ſchon einmal gewafchen worden, fechzig bis achtzig Jahre darnach faſt eben fo viel Gold wieder darinnen finder, als vorher. neben diefem Thale find außer den Waſchwerken auf den Gebirgen eine fo große Menge Gold- und GSilberadern, daß man über vierzigeaufend Menfchen da- bey befchäfftigen koͤnnte. Man Hatte auch damals im Anfhlage, einige Mühen zu er⸗ bauen: cs fehlete aber an Arbeitsleuten. In der Gegend von Coquimbo, drey Meilen ges ‚gen Nordoft, giebt es auch fehr häufige Kupferwerke. Man arbeiter ſchon ſeit langer Zeit in einem, welches die ganze Kuͤſte von Chili und Deru mit fupfernem Küchenges ſchirre verſieht; wiewohl, die Wahrheit zu geftehen ‚ Das Fupferne dafelbft nicht fo ges braͤuchlich ift, als das irdene und filberne. Fuͤr das Kupfer in Stangen bezahlet man den Zentner acht Piaſter, welches in Anfehung des Werthes des Sitbers im Sande nur eine Eleine Summe iſt. Die Jeſuiten haben ein anderes Kupferwerk fünf Meilen ges gen Norden von der Stadt, in einem Berge Serro verde genannt, Melcher Hoch und wie ein Zuckerhus von Geſtalt Äft, daher er auch zum Kennzeichen fir den Hafen Dies wen kann. Man verfichert au), es fänden fih Eifenz und Queckſilberadern en Zehn in America. VIBuch. IT Cap. 209° = Zehn Meilen gegen Süden von der Stadt ſieht man einen ſchwaͤrzlichen Stein, Beſchreib. aus welchem eine Duelle fließt, aber nur ein einzigesmal des Monates, und zwar ausvon Chili. einer Oeffnung, welche demjenigen menfchlihen Theile gleicht, deſſen Ausflüffen fie ganirticpe nachahmer, Dicht bey einem Meyerhofe, la Marqueſia genannt, ſechs Meilen gegen Merkwuͤrdig⸗ Oſten von der Stadt, findet man einen grauen Stein, bleyfarben, der ganz gleich und keiten. eben ‚ wie ein Tiſch iſt auf welchen man ein Schild und einen Helm volltommen wohl mit vorher Farbe, gezeichnet ſieht, welche fehr tief in ven Stein hineingeht, Man hat ihn an einigen Drten entzwey gefehlagen, um ſich davon zw verfichern. In einem Thale: diefer Gegend iſt ein Eleiner ebener Platz, aufs welchem biejenigen, wie daſelbſt einfehlafen,, bey ihrem Aufwachen ganz geſchwollen find, welches einige Schritte Davon nicht geſchieht. | Weil der Hafen Coquimbo Fein Handelsore für europaͤiſche Waaren ift, als deren man des Jahres für nicht mehr, als etwa für zwölf bis funfzehntauſend Piafter, abe gen kann; fo giengen die franzöfifchen Schiffe, zu Freziers Zeiten, bloß dahin, um ; friſche Eßwaaren, nebft Wein. und Brannteweine allda eitzunehmen, wie er denn auch den Ueberfluß und die Güte der dafigen Lebensmittel fehr rühmer. 4 Das neunfe Corregimient der Provinz Ehili ift Copispo, und der Hauptort dar⸗ Copinpe, innen ein. Flecken gleiches Namens. Des Don lisa Beſchreibung davon ift fehr ug, daher denn Freziers feine beygefuͤget werden, deſſen Nachrichten mit des fpanifchen Keifebefchreibers feinen in gleichem Paare gehen Fönnen, vornehmlich wo er fich felbft Mühe gegeben, etwas zu beobachten. Nachdem wir aus der Coquimbobay hinaus waren, faget er d), wo die Stroͤme das greziers Fahr Auslaufen fehr ſchwer machen, wenn man nicht mit einem guten Landwinde abgeht, dahin. welcher gemeiniglich nur von Mitternacht bis des Morgens wehet: fo giengen wir bey der Mache bey der Inſel Charos vorben, welche vier Seemeilen gegen Norden von den Paxaros liegt, und wir bildeten uns gar ein, fie in der Dunkelheit zu erfennen. Den andern Morgen früh fanden wir uns vier Seemeilen gegen Nordweft ein Vier— thel Nord von dem Eylande Chagnaral, welches durch eine Sandbanf an das fefte Sand flöße, die bey den Nordwinden von der See bedecket wird. Sie ift vier Seemeilen von der Inſel Charosz und ſechzehn von der Schildkroͤtenſpitze oder la Tortuga. Dieſe Inſel iſt Elein und faſt platt. Vier bis fünf Seemeilen weiter gegen Norden zeigete man mir einen weißen Flecken bey einem Abhange Quebrada honda, oder die tiefe Kluft genannt, über welcher fehr reiche Rupfergänge find, Wir erbliceten darauf ges gen Abend die Guafcobay, wo fihs auf achtzehn bis zwanzig Faden ganz nahe am Sande fiher anfern läßt. Diefer Hafen wird wenig befucher, Er ift gegen Norden offen, eine Seemeile breit, und man trifft darinnen fehr gut Waffer an, Den folgenden Tag fahen wir vier bis fünf Meilen weit auf der See die Bucht Totoral, wo ein guter Anferplag ift, den man aber nur daran erfennen kann, daß er ungefähr zwiſchen der Mitte eines ſchwarzen Vorgebirges, Serro prieto genannt, und einer niedrigen Spi ⸗ ge, der Salzbay gegen Suͤden liegt. \ * Den dritten Tag bekamen wir den runden Hügel oder Morro Copiapo zu Ge⸗ ſichte, welher in der. Herne als eine Inſel ausfiht, weil ex nur durch eine ſehr niedri⸗ 293 ge Am angeführten Orte im XVIII Cap. a, d. 177 ©: 310 Reiſen und Entdeckungen Beſchreib. ge Erdzunge ar dem feften Sande hänge, Dieſer Huͤgel oder dieſe Spitze iſt mehr, als von Chili. Hafen Cal⸗ dera. mittelmäßig hoch und liegt unter dem ſieben und zwanzigſten Grade Suͤderbreite. Man vergleicht ihn mit der St. Helenenfpige, vornehmlich wenn er von der Suͤdſeite gefehen wird. So wie man fich ihm nähert, entdecfet man ein kleines niedriges Eyland, ungefähr eine Bierthelmeile im Durchſchnitte, zwifchen welchem und dem feiten Lande dem Wer: nehmen nach, vor den Nordwinden gut liegen feyn foll, und zwar hinten in der Anz fuhrt, wo der Fluß Copiapo hineinfaͤllt. Gerade gegen dieſer Anfuhre oder Buche über war uns der Mordroind entgegen, und ich konnte hernachmals bey der Windftille bemerken, daß die Ströme gegen Süden frieben, Als der Wind endlich wieder ſuͤdlich umgelaufen: fo giengen wir des Nachts in einer Bucht Puerto des Yngles, Engläns derhafen genannt, vor Anker; weil ein engländifcher Seeräuber Das erftemal dafelbit vor Anker gekommen. Mir fanden fechs und dreyßig Faden Waffer, Sand- und Mufchelgrund , Mordoft gen Mord von dem Huͤgel Copiapo und Sid ein Vierthel Suͤdoſt von der naͤchſten Spitze von Caldera auf der rechten Seite. Wir fanden in dieſer Bucht mit dem Senkbleye gegen den Huͤgel zu felſichten Grund und tief Waſſer, gegen Norden aber Sand und ſeucht Waſſer. Sonſt aber iſt weder ſuͤß Waſſer noch Holz daſelbſt zu haben. Der Hafen Caldera, wo wir darauf Anker warfen, iſt nur durch eine Erdſpitze davon abgefondere, wor welcher eine Brandung if, weran wir einen Piftohlenfchuß weit hinanfuhren. Wir vücketen auf die Are immer längft dem Sande am Steuer- borde oder auf der rechten Seite des Schiffes, mo nicht die geringfte Klippe, fondern Waſſer genug ift, fort, um über den Wind und alfo ohne Sanieren vor Anker zu fom« men. Mic diefer Wendung ließen wir fie auch auf zehn Faden tief fallen, dem zur Rechten am weiteften hervorragenden Lande gegen Suͤdoſt gen Oſten, alfo daß wir die nordliche niedrige Erdfpige gegen Norden ein Vierthel Nordoft, drey Seemeilen weit von uns, haften. Diefer Hafen ift vor den Suͤdwinden ficher: im Winter aber foll das Meer, ungeachtet die Nordwinde unfer diefer Breite Feine Macht mehr haben, dennoch ſehr auffchwellen. Er ift zwar der eigentliche Hafen von Copiapo, weil er ihm am nächften ift, wird aber wenig befahren, weil man feine Nothdurft dafelbit haben kann. Das Holz ift Hier fehr rar, und man muß es fünf bis ſechs Meilen ins Thal Hinein, wo der Strom durchläuft, hohlen. Friſch Waffer einzunehmen ift auch ſchwer. Man befömmt es aber aus einer Grube, etliche funfzig Schritte vom Ufer zu alferhinterft der Rheede, morinnen fich ein wenig Braackwaſſer ſammelt. In dafiger Gegend ift feine andere Wohnung zu fehen, als eine Fifcherhütee Hinten in der Bucht gegen Nordoft. Die Stadt liege vierzehn Meilen davon gegen Morgen, wenn man den kuͤrzeſten Weg über das Gebirge nimmt: der gewöhnliche Weg aber ift längft dem Fluſſe und zwanzig Meilen weit. Der ganze Strand von Caldera liegt voller Meermuſcheln; und Freier verweiſt es Dampiern, daß er gefaget, es fanden fich Feine auf dieſer ganzen Küfte, Flecken Copia⸗ Copiapo iſt nur ein großer Flecken, deſſen Haͤuſer hin und wieder zerſtreuet und po und deſſen ganz unordentlich liegen. Die Geldgruben, welche ſeit einigen Jahren daſelbſt entdecket Sold u. Erzt- worden, hatten neue Einwohner dahin gezogen, fo daß man damals acht bis neundun- gruben. ‚dert Seelen allda zählete. Cs hat Erztgruben gerade über der Stadt und ändere ein paar Meilen weiter, von da man das Erzt auf Maulthieren nach den dazu gebaueten Stampfmühlen in dem Flecken bringe, Nebſt den Goldgruben finder man. da herum auch in America. VI Buch. III Cap. au auch eine Menge Eifen, Kupfer, Zinn und Bleyadern, bie man aber nicht einmal Beſchreib ausgraben mag. Ueber Diefes giebt es hier viel Magnet und Safurfteine, welche vier- von Chili. zehn bis funfzehn franzöfifche Meilen davon, an einem Orteliegen, wo viel Bleyadern find. Endlich ſtecket das Erdreich auch voller Steinfalze, daher das füße Waffer da— ſelbſt ſehr var iſt; und ber Salpeter ift fo gemein, daß man ihn in den Thälern Fin— gers dick über dem Boden liegen ſieht. In den hohen cordillerifchen Gebirgen vierzig Meilen von dem Hafen oftfüdoftwwärts, findet man Gänge von dem fehönften Schwefel von der Welt. Man gräbt ihn ganz rein aus einer bey zween Schub breiten Ader, und bedarf er feiner weitern Saͤuberung. Der Zentner im Hafen geliefert, von ba man ihn nach Lima verführet, koͤmmt nur drey Piaſter. Man treibt zu Copiapo auch ein kleines Gewerbe mit Theere, einer Gattung Harze von einer Staude, deren Blaͤtter dem Rosmarin gleichen, welches nur zu Verpichung der Bottiche und irdenen Kruͤge, wor— innen man den Wein und Brannteweinmufbebt, gebrauchet wird, Von dieſem Flecken bis nach Coquimbo, in einem Raume von hundert Meilen, trifft man nur drey bis vier Meyerhoͤfe an; und auf der andern Seite bis nach Atacama in Peru iſt das Land eine rauhe und oͤde Wuͤſte. Wal ka Das zehnte Corregimient iſt Mendoza, bey welchen nichts weiter angemerfet wird, als mas man bereits gelefen hate). Eben biefes gilt auch von dem letzten Corregi⸗ mient Conception f), außer. daß man noch, weil Ulloa nichts von der daſigen Befe⸗ ſtigung ſoget, den ſchlechten Zuſtand derſelben aus dem Frezier vorſtellet. Heute zu Tage, ſchreibt er im 1713 Jahre g), erſcheinen nicht die geringſten Fuß— Feſtungswerke tapfen mehr von einer Feſtung, ſondern die Stadt fteht überall offen und kann von u Conception. fuͤnf Huͤgeln beſchoſſen werden, wovon die ſo genannte Einſiedlerey faſt in die Mitte hineingeht, und ſie ganz offenbar darleget. Die ganze Vertheidigung beſteht aus einer niedrigen Batterie an dem Ufer des Meeres, welche aber bloß den Hafen wor ber Stadt beftreicht, der eine gute Vierthelmeile gegen Nordweſt iſt. Allein außer dem, daß diefelbe nicht groß, ſondern nur fünf und dreyßig Toifen lang und fieben breit ift, fo be finder fie fich auch in ziemlich fhlechtem Zuftande, indem auf den meiften Stellen Feine Bretter liegen und wegen des bloßen Leimes wenig feftes daran iſt. Die Canonen find eben fo ſchlecht. Neun metallene Stücke von ungleicher Ladung, Die von drey und zwanzig bis fiebenzehn Pfund, das ift vier und zwanzig bis achtzehn fpanifchen Ges wichtes fhießen, find vorhanden, wovon ihrer viere auf gar gebrechlichen Lavetten lies gen. Die größten Stüce haben vierzehntehalb Fuß in der Länge, achtehalb Fuß am $aufe von vocn bis zu den Zapfen und fünf Fuß neun Zoll von den Zapfen bis hinten an den Knopf, Alle dieſe Stücke aber haben fo ausgebrannte Zündlöcher, Daß man fie mit einem Stückchen Eifen ausfüttern müffen. Am Eingange des Hofes in ben Pallaſt oder die Wohnung des Oidors, welcher insgemein das Statthalteramt verſieht, ſtehen znoey vierpfuͤndige Stücke gleich bey dem Wachthauſe, welches den linken Flügel diefes Hofes ausmachet. So ſchwach nun diefe Befeftigungswerfe find, fo ein Mangel ift auch an Soldaten und guten Officieren. Der Maeſe del Campo ift ein General» Dfficier über 9 Im IX Bande dieſer Sanıml. a. d. 548 ©. F) Ebendaf. und im V Cap. des IE Buches der IT Abtheil. a, d. 324. u. ff. S. g) Reife nach der Südfee IX Cap. I Th. ad 68 S. 912 Reifen und Entdeckungen Befchreib. über alles Militaͤrweſen außerhalb der Stadt. Dieß ift insgemein ein Buͤrger ohne von Chili. Kriegeserfabrung, welchen der Präfidene von Chili auf drey Jahre lang ernennet. Nach ihm Eommtjdes Präfidenten Oenerallieutenant, ein Oberſtwachtmeiſter und die Hauptleute, Ihre Truppen find nicht zahlreich; und wenn man die Weißen allein vechner, fo mö« gen fie etwan ein Paar tauſend ſchlecht bewehrter Mann fo wohl in der Stadt, als da⸗ figer ganzen Gegend ausmachen, Zwo Compagnien find zu Buße: das Uebrige find Reiter; und weil fie ihren Sold niche ordentlich befommen, Hin und wieder zerſtreuet. Die Indianer würden fie alfo gänzlich ohne Vertheidigung antreffen, wenn fie einmal Suft befämen, fi) zu empören. Denn aud) ihre fo genannten Prefidios und Fleine Erdſchanzen find nicht beffer beſtellet, und einige davon faft verfallen, andere aber fchon laͤngſt nirgend mehr zu finden, als noch auf den Sandfarten. Diefes Zeugniß kann für gewiß angefehen werden, weil Don Ulloa ihm nichts anderes entgegen ſetzet. Der XII Abſchnitt. Befchreib. Beſchreibung von Sant Jago, der Hauptftadt in Chili, und der Son — Gemuͤthsart der Indianer dieſer Provinz. — Sog von Balparayſo nad) Sant Sage. Schwie- zier beſuchet. Lift der Indianer, welche den vigfeie für einen Ausländer dahin zu kommen. Spaniern hochzuſtehen fömmt. Ueberfluͤßiges Ruͤckkehr über die Goldgruben zu Tiltil. Son⸗ Getreyde in-Ehile, Thal Vigna a la Mar. derbare Werfe dev Natur. Thäler, die Fre Hi Hauptſtadt einer weitläuftigen Landſchaft war vor des Frezier Reife nach Chill im 1713 Jahre, und der beyden fpanifchen Meßkünftler im 1742 Jahre wenig be— kannt. Ihre zufammengenommenen Beobachtungen machen eine merfwürdige Befchrei- bung davon. Der legern ihre hat man bereits in diefem Werke gefehen A); und wir. muͤſſen alfo nur noch des franzöfifchen Ingenieurs feine beybringen. Die Dloße Neugier bewog ihn, die Reife nach diefer Hauptſtadt des Sandes zu thun, wovon ihm die Einwohner fo viele herrliche Dinge zu erzählen wußten; und er meldet uns, was für einen Weg von Valparayfo man dahin habe „Wir brachen‘ von Bal- „parayfo, faget er #), den Tag vor Allerheiligen auf, und reifeten auf der Heerftraße von Sapata. Ich ſah den erften Tag mie Verwunderung, daß man nicht nur unterwe⸗ ges nicht fütterte, fondern auch aus Mangel einer Wohnung im frenen Felde fchlafen „mußte, ungeachter man mir eine gute Herberge verfprochen hatte. Allein, ich fand, . „daß dasjenige, was man in Chili ein Aloſamiento oder Quartier beige, nur einen „Ort bedeutet, wo Trinkwaſſer und Werde für die Maufefel zu haben ift. Inzwiſchen „Hatten wir gleichwohl den ganzen halben Weg bis auf eine Halbe Vierthelmeile von Sapa⸗ „fa zuruͤckgeleget. Gedachtes Sapata ift ein Dörfchen und zwar das einzige auf einem „Wege von dreyßig Seemeilen. Allein, es ift in dem Sande niche gebräuchlich, daß „man in Käufern einkehret. Er | „Des 5b) Im IX Bande a. d. 539 u. ff. u. ad. 550 u. ff. S 5) Reiſe nad) der Suͤdſee g. d. ns. KIRCHEN 18.JtJuan deDvos . 2. Die Demkirche: +6. Pfarrkırche zu St Moor: 2. Diedesuuten.. Zp. Die Carmeliter .“ 3. St. dara . 28, Se. Jaturnen. 7 4: St.Dominecus; 19.DasgroßeklofterSt.Claren 5. Oapelledes Roferkranzes. 20.Diödugufiiner. 6. Pfarrkirche zu Se Paul. 2. M —————— Zi 8 vhırche zudt.Annen. 5 = e — od. ER 8. St.Rosa: 23.Darfußer Nörwiat, 2 Ge Wichaels -Rapelie. Merkorislige Oerter 20. Auqustiner Nörteiat. A.DerMarktölaez. n.seLararus: B.Afihoßs wohnung. 12, Jefaiten Növiciat. C.Pillast des Prosfidenten 23. St.Duego. D. Arnirkche Audtencia : 44 JeFrineufcus : E.Verfallene Brücke . ——— Sec GRUNDRISS DER STADT SANTJAGO ; Hauptstadt des a ee Chık ; 3 N fziderdreite en Allgem, Reifebefihr. xv Band. | Kr x 20. Bord | von E Bf. von k +. = Jago — >) Seife mach der Suͤdſee g. d. 15 ©. ER A —— in America. VI Buch Cap. | 313 » Des andern Tages ritten wir über das ſehr Hohe fapataifche Gebirge, Famennach- Beſchreib. „gebends über dası Thal Poangue, worinnen ein Feiner Fluß fäuft, welcher im — Sant Winter beym Regenwetter gefährlich zu paſſiren iſt. Darauf kamen wir über einen LS, „Weg, der noch unwegſamer und rauher war, als der vorige, la Coſta del Prado „genannt, und nahmen unſer Lager unten auf der andern Seite am Ufer des kleinen Fluſſes Podaguel. Dieſe zwo Tagereiſen hindurch ſahen wir faſt Fein gebauetes Erd⸗ Freich. Die Felder liegen alle wuͤſte und ſtehen nur voll gewiſſer ſtachlichter Baͤume, welche ven Weg ſehr unbequem machen. Endlich gelangeten wir den 2fen des Wein- „monates frühe nach Santjago, weldes von unferm Quartiere jenfeits dem Podaguel mur vier Meilen entfernee war. Ich zählete alfo acht und zwanzig Seemeilen von „Valparayſo, obgleich Herrera deren nur vierzehn zaͤhlet. Srezier hatte nicht wenig Mühe, Mittel ausfündig zu machen , wie er ohne Gefahr Schwierigkeit dahin gehen Eönnte, Aus Furcht man möchte ihm die Erfaubniß dazu nicht bewilligen, für einen Aus: ſtellete er ſich an, als wollte er ſich nur mit einem franzöfifchen Schiffer, der wieder (Ander, dahin nach Frankreich zuriick gienge, won Conception hinweg und nach feiner Heimat bege: # gehen. ben. Da num folcher bey dem Präfidenten wegen einiger ihm erwiefenen Gefälligkeiten in gutem Anfehen ftund: fo wurde es ihm nicht abgefchlagen. Frezier ging alfo gleich fam im Vorbeyſegeln unter ſolchem Vorwande mit ihm nad) Santjago, ohne ſich be: fürchten zu dürfen, daß er angehalten und in Ketten und Banden zurückgefchicht würde, wie fehon einigen Franzoſen gefiheben, welche ohne Erfaubniß dahin gereifet waren. Es war fo gar einem franzöfifchen Freybeuter begegnet, welcher bey Buenos ayres gefeheitert und durch Santjago nach) der Suͤdſee gieng, um mit einem franzöfifchen Schiffe wieder nach Haufe zu Fehren, daß man ihn ohne eine einzige andere Schuld ins Gefängniß geworfen hatte, Die Urfachen, welche Frezier von folhem Verfahren der Spanier an- giebt, find erftlich, weil in den fpanifchen Gefegen den Ausländern verbothen ift, die Pflanzftädte des Suͤdmeeres zu betreten: zweytens und vornehmlich weil die Kaufleute der Stadt, unter welchen der Präfidene auch ift, ſich darüber befchwehren, daß bie Sranzofen Waaren dahin bringen, fie wohlfeiler, als jene, in den Kramlaͤden verkau— fen und folglih den Handel verderben. 24 | Eben diefer Reifebefchreiber giebt uns auch noch) andere Nachrichten, bey Gelegen⸗ Rtuͤckkehr iger „heit feine Nückkehr, „Das Verlangen, welches ich hegete, faget er A) die Gold: die Goldgru⸗ „bergwerke und zugleich neue Oerter und Gegenden zu-fehen, bewog mich, den Weg ben zu Tuͤtil. „nach Valparayſo über Tiltil zu nehmen, welches nicht mehr, als ein paar Meilen, um „war. Diefes Sand liege nicht ſo wülte, als Sapata; fondern es kommen einem von „Zeit zu Zeit einige gepflügte Felder zu Geſichte; und ob man gleich über ein fehr rau „bes Gebirge muß, fo giebt es dach feine fo ungemächlihe Pfade zwifchen ftachlichten „Bäumen, an denen man fich die Haut überall aufritzet. Ich gelangte alfo nad) Til- „til, einem Eleinen Dorfe, welches ein wenig mehr als auf der. Hälfte eines hohen Ber- „ges liegt, der voller Goldadern ift, Allein, außer dem, daß fie nicht Allzureichhaltig find, „tft das Geftein auch fehr Hart, und man findet wenig Arbeitsleute daſelbſt, ſeitdem „man anderwaͤrts reichhaltigere Gaͤnge entdecket, oder auch weil es den Su, vier | „Mona⸗ %) Am angef. Orte im XV Cap. a. d. 137 ©, Allgem, Reifebefchr. XV Band, Kr * 914 Reifen und Entdeckungen Befbreib. „Monate lang im Sommer am Waffer fehler, Bey meiner Durchreife ſtunden fünf von Sant „Mühlen dafelbft, welche die Spanier Trapiches nennen ‚ und die denjenigen gleich —72 „ſind, deren man ſich in Frankreich und anderwaͤrts bedienet, das Obſt zu mahlen 2), „Als ich von Tiltil weg gieng und meine Reiſe nach Valparayſo fortſetzete: fo zeigete „man mir im Hinabreiten von einem Berge auf der weſtlichen Seite eine Thaltiefe, „woſelbſt ein reiches Goldwaſchwerk war, welches die Spanier Lavadero nennen, Man „findet öfters Fleine Stückchen ganz gebiegenes Goldes, bey einer Unze ſchwer, dafelbft, „Weil es aber des Sommers an Waffer gebricht: fo kann man das ganze Jahr nicht „mehr als drey oder vier Monate daſelbſt arbeiten, Sonderbare „Selbigen Tag noch gieng ich durch das Dorf Limache, in welchen der Baum Werke der „gefunden worden, wovon der P. Oualle in feinem! Berichte von den Miffionen in Natur, „Chili die Abbildung gegeben hat, Man ſieht einen dergleichen Baum zu Rincan, „zwo Meilen von Santjago gegen Weftnordweit, Es ift ein von der Natur gemachtes „Kreuz, an welchem gleichfam in halb erhabener Arbeit ein Heiland yon eben demſeiben „Holze hänge, Die Bildhauer aber haben einige Deränderungen daran gemacht, daß „man alſo feine rechte natürliche Geſtalt nicht mehr erkennen kann. Diefes Kreuz ift zwey und zwanzig Fuß lang und Das Dueerholz funfzehn Fuß, wovon Die Dicke des „Baumes ben dritten. Theil enthält. Aus den drey äußerften Enden gehen Zweige ber- „aus, welche noch drey andere Fleine Kreuze vorftellen. „Endlich langete ich zu Balparayfo wiederum an, voller Verdruß über die Reife „in einem Sande, darinnen, weder Käufer, noch Eßwaaren, noch Ställe und Herber⸗ „gen anzutreffen find; fo daß man fo gar das Bette mitſchleppen muß, wenn man nicht, „wie die Einwohner des Sandes, auf der harten Erde unter freyem Himmel auf Schaf: „fellen fchlafen will, Dieſer Verdruß aber hielt Sreziern doch nicht ab, einige an- dere Derter zu befuchen, deren Befchreibung man nur in feinem Tagebuche finder. Bey Thäfer diegre: Gelegenheit des Hanfes, welcher aus den Thälern Quillota, Aconcagua, Ligus, serbefuches, Limache und andern Dertern koͤmmt, bemerfee er, daß das erſte von diefen Thä- fern neun Meilen gegen Nordoſt ein Vierthel Nord von Valparayſo liegt, und daß es einer von denen erften Dertern ift, mo die Spanier anfingen, fich niederzulaffen, Es gebt der Fluß Chile dadurch, von deffen Namen , wie man ſchon bemerfet Hat, der Na- me des Landes entftanden und in Chili verffümmelt worden; nicht aber wie Herrera ſaget, von einem andern indianifchen. Worte ‚ welches Ealt beißt, als welches fich zu der gemäßigten Witterung des Sandes ſchlecht ſchicken würde. Das Thal Quillota brachte fo viel Gold hervor, daß die Spanier glaubeten, fie müßten daſelbſt eine Schanze bauen, um ſich in Sicherheit allda zu fegen, und die Indianer ‚ die fie zum Gold gra⸗ ben braucheten, im Zaume zu halten, Allein, dieſe Indianer bemächtigten fich derfelben durch eine fehr wohl ausgefonnene $ift, Oſt der In⸗ Einer von ihnen brachte eines Tages einen irdenen Topf voller Goldſtaub, umbey re ODER denen bafelbft zue Beſahung liegenden Soldaten eine Neugier und Habſucht zu erregen, 2, Sie verfammelten ſich auch wirklich um diefen Eleinen Schag herum. Während der fönmt, Zeit aber da fie mit einander ſtritten ‚ Mieviel ein jeder zu feinem Antheile bekommen ſollte, fiel ein Haufen verfteckter und wohlbewehrter Indianer unvermuthet über fie her und T) Man ſehe den Abſchnitt von den Bergwerken unten. — — — EEE Ben, in America. VI Buch, Ill Cap. —. und erſchlug fie ohne Gegenwehr. Die Sieger verflöhreren darauf die Schanze, Beſchreib. welche nachher niemals wieder aufgebauet worden, und den Spaniern vergieng die Luſt, von Sant daſelbſt noch ferner Gold zu ſuchen. Heutiges Tages ift an diefem Thale nichts befon: Inge. deres, als der fruchtbare Boden. Es fteht ein Dorf darinnen von ungefähr andert⸗ Halb Hundert Weißen und dreyhundert Indianern oder Meftizen, welche mit Korne, Hanfe und Tauwerke Handeln, Sie machen die Taue nur weiß, ohne fie zu verpis chen und zu betheeren, weil fie feinen andern Theer haben, als der aus Merico und Guayaquil koͤmmt welcher aber den Hanf verbrennet, und nur zu dem Holze an den Schiffen dienlich it. Die Ebene von Quillota an fich felbft ift ſehr luſtig. „Ich be- „fand mich, feget der Verfaſſer hinzu 7), gerade in der Faſten dafelbft, welche in dies „fem Sande auf den Anfang des Herbftes fällt. Ich erblickete mit Vergnügen allerhand „Ihöne aus Europa dahin gepflanzete Früchte, welche hieſelbſt trefflich gerathen, vor— „aus die Pferfiche, von denen ganze fleine Wälder da ftehen, ohne daß man fie war— „tet; oder fich- andere Mühe damit giebt, als Bäche aus dem Fluſſe Chile um fie ber „juleiten, weil es den ganzen Sommer nicht regnet „ Der Fluß Chile wird fonft auch Alconcagua genannt, weil er aus einem Thale Großer Ueber: gleiches Namens berfümme, twelhes wegen dev Menge des Getreydes berühmt ift, das fluß am Ger man jährlich daraus zieht. Von daher und von den Gegenden um Santjago koͤmmt kreyde, alles dasjenige Korn, was von Valparayſo nach Callao, Lima und andern Orten in Peru verführee wird. Wenn man die Beſchaffenheit des Erdreiches nicht kennet, wel⸗ ches gemeiniglich ſechzig bis achtzigfältig traͤgt: fo fann man fehwerlich begreifen, wie. ein fo wüftes Sand, worinnen man nur alle zehn Meilen etwan einige bebauete Felder in etlichen Thälern antrifft, noch fo viel Korn, außer dem, was die Einwohner zu ihrem Unterhalte brauchen, zur Ausfuhre bringen kann. In denen acht Monaten, da fi) Freziet und die Franzofen von feinem Schiffe zu Valparayſo aufhielten, giengen über dreyßig mit Korne beladene Schiffe ab, deren jedes ungefähr fechsraufend Fanegues oder dreptaufend Maulthierslaften führen mochte, wovon bey fechzigfaufend Menfchen ein ganzes Jahr lang leben fönnen. Diefer fo großen Ausfuhre ungeachtet ift es das felbft doch noch fehr wohlfeil. Die Fanegue oder hundert und funfzig Pfund Eoftee etwan achtzehn bis zwey und zwanzig Nealen, welche ungefähr neun bis zehn franzöft- ſche Siores betragen, welches eine Eleine Summe in einem Sande ift, wo das Eleinefte Stuͤck Geld, eine Silbermuͤnze von fünftehalb feanzöfifchen Sous ift, welches man nad) Vers haͤltniß mit einem Pfennig vergleichen kann. Weil es in fieben bis acht Monaten des Jahres nicht vegnet: fo kann auch Das Feld nicht in allen Gegenden gebauet werden, die Feine Bäche Haben: die Gebirge aber find gleichwohl mit Krautern bedecket, wor unter fi) auch viele Gewürz» und Arzeneyfräuter befinden, Frezier befuchete auch endlich die Erztgruben und Waſchwerke zu la Palma, vier Thal Vigna Meilen gegen DR ein Vierthel Suͤdoſt von Valparayſo, woſelbſt einige Religioſen Ar⸗ a la Mar, beitsleute auf ihre Rechnung hielten ; die zu St. Chriſtoph von fampanguy , bey der Cor— dillera, unter dem ein und dreyßigſten Grade der Breite und achtzig Meilen von Bal- parayfo, wo man nicht lange vorher viele Brüche von allerhand Metallen, Gold, Sil⸗ ber, Eiſen, Bley, Kupfer und Zinn entdecket hatte, zum Beweiſe, daß alle Erzte an KRra einem m) Am angef, Orte XVI Cap. a. d. 151 ©. 316 . Reifen und Entderfungen Beſchreib. einem Orte beyſammen feyn Fonnen ; und das Thal Vigna a la Mar, anderthalb Mei: v. St. Jago. len von Balparayfo gegen Mordoften , worinnen niche nur Brennholz für die Schiffe, die Eorresl. 1692. es doc) ziemlich weit hohlen müflen; fondern auch Zimmerholʒz zu Brettern und Dielen häu- fig anzutreffen iſt. Vier oder fünf Meilen weiter hinein trifft man auch zum Schiffhaue felbft bequeme Stämme an. Ein franzöfifcher Schiffshauptmann, Champloret le Brun, zimmerte eine Barke von ſechs und dreyßig Fuß lang aus daſigen Bäumen m). | Ba de 3 2 EEE EEE EEE Das IV Kapitel, Berfihiedene Reifen nach Peru. | I: für Nutzen man auch aus den chorographiſchen Beſchreibungen ziehen kann, ſo laſſen ſie doch gemeiniglich nur eine unbeſtimmte Kenntniß von den Namen und der Lage derer Oerter ohne Erlaͤuterung wegen der Wege, zuruͤck, und folg- lich fehlet es einem Reiſenden an dem wichtigften Beyſtande, feinen auf einzurichten ‚und er erfährt bey jedem Schritte, wie nothwendig ihm ein Führer ſey. Diefes iſt ein Vor⸗ theil, den man nur in den befondern Nachrichten füchen muß, wo man offene, und gleic)- fam durch die Erfahrung gebahnete Wege findet, Dieſe Ucfache allein würde binlänglich für uns feyn, bier einige davon herzuſetzen. Hierzu koͤmmt aber noch, daß wir beruͤhm⸗ fen Namen Ehre erweiſen müffen, worüber man ſich wundern würde, wenn man fie nich in dieſer Sammlung fände o), Der I Abſchnitt. Franz Eorreals Reiſen. | Seine Abreife und Abſchilderung. Perleninfel, Kü- Seine Abreife und Abſchilde⸗ zung. fie von Panama bis nah Peru. Gorgone Bän: fe Santjago. Puerto viejo. Inſel Plata. Hu: fen del Callo. Solange. Rio Tolanche Spike St. Helena, Rieſen. St. Clara. Puna. Al: terthämer von Tumbez. Stadt St. Michael. Payta. Spige la Seura. Teupillo. Schöne Täler. Santa Gaſma. Sarnay. Gaura, Cal: lao de Lima. Sangalla. Infeln Sobos. Spige Naſca. Hafen Acari. Pacharamae. Zilca. Ma: la, Val de Guarco. Lucaguana. Chiuca. Yen. Viele Thaͤler von Naſea. Arequipa. Feuerſpeyen⸗ der Berg. Sonderbare Vögel. Dreyerley Arten ‚von Bergen, Ihal Atris. Paſto. Gualnatan. Feſtung der Irene. Huayna Tapars Graufams keit. Prächtige Ruinen, Dtaballo und Cocesqui. Quito. Weg vonda nad) Tomebamba. Paca⸗ moros. Chicapoyas. Jaen und die Chaguaneger. Moteyoner und Majobamba. Guanuco. Gun: manga. Rio Vinoquo. Dilcas. Andaguaylas. Abancay Matambo. Cuzeo. See Tititacn. Zuli. Yllo. Ariea. Flug Pizzagua. Hi unzähligen Beobachtungen -diefes Reifenden und fein unermeßliches Herumſchweifen in beyden Theilen des feften Sandes von America haben uns bereits mehr als eine Gelegenbeit gegeben, fein Zeugniß anzubringen. » Ex meldet: uns felbft mit einer fonderha- ven merkſamkeit verdienen, und daB ich nach meinem Verſprechen, das, was fie nüßliches haben, in den 0) Diefes giebt zu verſtehen, daß ich diejenigen vorhergehenden Artikeln anbringen werde. ») Frezier am obangef. Orte, a. 1z5 S. ‚ noch ferner unterdrücken werde, welche weniger Auf- in America VI Buch. IV Cop. : 317 von Befheidenheit, er fen zu Carthagena in Spanien gebohren; und da feine Neigung zum Correal. Keifen vor den Borftellungen feiner Anverwandten die Oberhand behalten, fo gabe er fein 1692. Baterland in dem achtjehnten Jahre feines Alters mie fo ſchwachen Empfehlungen verlaf fen, daß er faft Feinen hoͤhern Rang, als ein kleiner Schiffsjunge, erhalten p). Er gieng den ıgten May 1666 in dem Hafen Cadir zu Schiffe, um fich nach den ſpaniſchen Eylan— den zu begeben ; und die Luſt zur freyen Lebensart brachte ihn gar bald. unter die engländis ſchen Freybeuter, die ihn eben Fein fehr unfehuldiges Leben führen ließen. Machdem end⸗ - fich die Sabre feine Bernunft reif gemacht: fo wandte er einen Theil feines gewonnenen Ver mögens an, nüßliche Reifen zu thun, wovon man vornehmlich die Früchte in feinen Beob- achtungen über Mexico gefehen hat. In dieſem Abfehnitte aber koͤmmt es nur darauf an, daß wir ihm nach Peru folgen, wofelbft er im 1692 Jahre anlangete g). Die bequemfte Jahreszeit, faget er, von Panama nad) Peru zu gehen, ift in den drey erftern Monaten des Jahres #), Die See ift alsdann offen, und die Winde wehen aus Norden. Man kann auch zu Ende des Augufts und Herbftmonates, aber nicht fo angenehm, alsim Jenner, Hornung und März reifen, Zu denübrigen Zeiten des Jah- ves machen die Südwinde und Suͤdweſtwinde die Schiffahrt fehr gefährlih. Die Fahr— zeuge, welche von Panama abgehen, berühren die Perleninfeln, und nehmen daſelbſt Perleninſel. Erfriſchung ein. Dieſe Eylande Haben den Namen von der großen Anzahl Perlen bekom⸗ men, bie man dafelbft fand, als fie entdecfer wurden: itzo aber nimmt man dafelbft Feine mehr wahr. Won da fuhr Correal auf die Höhe gegen Welten, um die Garachinen⸗ Kuͤſte von Pa⸗ ſpitze zu erfennen, welche Nordweft und Suͤdoſt von Caboga iſt. Diefe Spige ift ein mama bis nach hohes und bergichtes Sand. Die Kuͤſte erſtrecket ſich darauf gegen Rio de Pinas, Suͤd— — weſt, und Suͤdweſt gen Suͤd. Man ſieht laͤngſt der Kuͤſte eine Menge Fichten, wovon ſie den Namen hat. Sie laͤuft noch ferner Suͤd und Suͤd gen Weſt, bis nach dem Cap de Corrientes. Die Stroͤme ſind daſelbſt ſehr ſchnell, und nehmen ihren Lauf gegen Oſten. Ein Schiff, welches des Nachts in dieſen Gegenden ſegelt, muß oftmals vor Anker fom- men; und zuweilen, wenn es fich des Morgens fehr weit vorgerücket zu, ſeyn glaubet, findet es fich durch die Ströme aufgehalten , oder 'zurückgetrieben, daß es ſich gezwungen fieht, wohl vierzehn Tage lang um das Borgebirge herum zu kreuzen, ohne die geringfte Möglichkeit weiter zu kommen. Correal Fam endlich zu Palmas an, und auch bald zu Buenaventure , einem Hafen in Popayan, Bon dem Cap Corrientes bis nach Palmas find es zwey und zwanzig See= meilen weit, und von Palmas bis nad) dev Bay Buenaventura neun Seemeilen, Dicht an dem Ufer, welches fehr erhaben if, findet man felbit an ber Einfahrt in die Bay einen hohen Helfen. Dieſe ganze Küfte ift mit hohen Gebirgen befeget, und es ergießen fih dar felbft viele Flüffe in die See. Von eben der Bay geht die Küfte Oft und Oſt gen Sid bis nach la Borgone, Sie ift fehr niedrig, voller Gehölze und Eleinen Berge. Unter vielen Fluͤſſen, die daſelbſt herauskommen, iſt der vorwehmfte der St, Zohannsfluß- Nrz Die 2) Sammlung der Neifen nach dem mittägli: ) Man fehe hier zugleich des Don Ulloa Beob⸗ en America, aus dem Spanifchen und Englifchen achtungen von diefer Küfte nad), im 2 Cap. des IV überfeget. Amſterdam 7738. Buches, der I Abtheil, a,d, ız2u.f- © 4) Ebendaf. a. d. 273 © Correal. 1692. La Gorgone. Bänke Sant: jago. Puerto viejo, 518 Reiſen und Entdeckungen Die Indianer dieſes Landes ſind kriegeriſch und Todfeinde der Spanler. Sie wohnen in Haͤuſern, die auf Balken erhaben find, und deren Geſtalt eine Art von Tonne vorfteller, Das Sand iſt fehr fruchtbar. Das Gefluͤgelwerk und Wildpraͤt find dafelbft im Ueberfluſſe: die Einwohner aber leben gleichwohl nur von Plantanen und Maiz. Man behauptet, das Erdreich ſey daſelbſt reichhaltig am Golde, und die Flüffe führen vieles davon aus Den Ge: birgen mie fih. Allein, das Sand ift ſumpficht, daß es nicht leicht erobert werden kann. La Gorgone ift eine Inſel, ungefähr zmo Seemeilen im Umfange, und ein erha- benes Sand. Der Negen und Donner herrfehen daſelbſt acht Monate lang des Jahres. In diefem Eylande hatten Franz Pizarro und feine Gefährten viel Hunger und Durft bey ih- ver erſten Reife nach Peru auszuftehen, Die Küfte läuft darauf Weſtſuͤdweſt bis nach der Inſel, welche man del Gallo nenner. Sie ift ungleich, und es gehen viele Fluͤſſe durch, Diefe Inſel Hat nur eine Seemeile im Umfange, und liegt gerade zween Grad, Don da erſtrecket fich die Küfte Suͤdweſt bis nach der Manglarenfpige, welche ihren Namen von einer großen Menge Manglebäumen hat, Man rechner neun Seemeilen von dem Eylan: de del Gallo bis an diefe Spige, In diefem Raume ift die Küfte mie niedrigen Hügeln be- ſetzet, und öffnee ſich für einige Waſſer, welche ins Meer fallen, Won daerftrecfer fie ſich noch ferner Suͤdweſt bis an den Fluß Santjago. Ein Meerbufen bildet dafelbft einen EIl- bogen von einem niedrigen Sande, welcher den Namen Ancon Sardinss führe. Gegen die Mündung des Fluffes iſt das Ufer fo gerade, daß ein Schiff, welcheses mit dem Bor- dertheile berühree, gleichwohl achtzig Baden Tiefe daſelbſt hat. Es gefhieht auch, daß man ſich von zweenen Faden auf einmal in neunzig Faden befindet, welches von dem bef- tigen Strome des Fluſſes herkommt. Diefe Bänke find aber niche fo gefährlich, daß fie dem Laufe eines Schiffes ſchaden koͤnnten. Die St. Marthäusbay ift gegen Suͤdoſt ein + Vierthel Sid. Von bier ſtrecket ſich die Küfte gegen Welten nad) dem St. Francifcusz vorgebirge, zehn Meilen von St. Matthaͤus. Diefes Vorgebirge macher einen Theil von einem hoben Sande. Darauf läuft die Küfte gegen Suͤdweſt bis an die Paſſaoſpitze. Zwi⸗ ſchen dieſen beyden Spigen trifft man die Zlüffe an, welche Quiximas heißen, und viele gu— ge Hafen, worinnen die Schiffe Waſſer und Erfriſchungen finden. Noch weiter ins Sand hinein entdecket man die Gebirge Quacos. Von dem Borgebirge Paffao ftrecfet fich die peruanifche Rüfte gegen Süden und Suͤd, ein Vierthel Wert bis nach Puerto viejo: vorher aber finder man den Eleinen Hafen Cha- racas, wo man ohne Gefahr anländen kann, und der zum Kalfatern ſehr bequem ift, Ei: nige Eleine Inſelchen, die ſich in dem Raume dazwiſchen zeigen, kann man ohne Muͤhe ver⸗ meiden. Puerto viejo iſt eine von den erſten fünf Städten, welche die Spanier in dem platten Sande von Peru baueten; die ungefunde Luft aber hat fich ſtets ihrem Anwachfe wi⸗ derſetzet. Man verfichert gleichwohl, daß fie in ihrer Nachbarſchaft Smaragdgruben ha- be, welche die Indianer verborgen halten. Sie hatten vordem eine Menge Gold und Sil⸗ ber, wovon man die Quelle eben fo wenig erfanne har ; und ihre Armuth ift heutiges Ta— ges fo groß, daß der fpanifche Hof, um ihnen einige Underung zu verfhaffen, fie nur ars hält, den Zehnten von den Einkünften ihrer Felder zu bezahlen. Bey der erften Ankunft der Spanier flohen die Einwohner, wie die Vögel, auf die Zweige ver Bäume, Siehats ten daſelbſt Hütten, um ſich vor Ipren Feinden zu fichern. Ihr Sand war über dieſes fehr fümpficht, und den Ueberſchwemmungen dergeſtalt ausgefeger , daß fie faft niemals Sicher⸗ heit auf der Erde fanden, und daher oftmals genöthiger waren, ſie zwiſchen Himmel er . vde in America. VI Buch. IV Cap. — Erde zu ſuchen. Als ſie ſich von den Spaniern angegriffen fahen : fo vertheidigten fie ſich Torrent, mit einem außerordentlichen Muthe mit Pickeln und Wurfſpießen, wobey fie ganze Toͤpfe voll Eochendes Waffers ihren Zeinden über den Kopf goffen. Es foftete viel, fie ausihren Neſtern zu bringen, und zu unterwerfen, vornehmlich weil es ſchwer fiel, ſich dafelbft Le— bengmittel zu verſchaffen.« | Jen ſeits Puerto viejo und Santjago trifft man Monte Chriſti an, und noch weiter Inſel Plata. gegen Suͤden das Cap St. Lorenz. Darauf hat man gegen Suͤdweſt die Inſel Plata, woſelbſt die Indianer dieſer Kuͤſte ihren Götzen Schafe, Laͤmmer und fo gar kleine Kinder opferten. As Franz Pizarro und feine zwölf Gefährten Peru entdecketen: fo landeten fie an diefer Inſel an, und fanden fie voller goldenen und filbernen Kleinodien, indianiſche Mäntel und Wämfer von fehr ſchöner Wolle: Dieß ift der Urſprung des Namens Plata, welcher ihr geblieben iſt; man nennet fie auch St. Lorenz von dem Vorgebirge diefes Nas mens. Die Indianer an der Küfte, als die Calchaquier, ein Volk zwiſchen Peru und Tu⸗ cuman gelegen, hatten eine Menge Gebraͤuche, welche von der juͤdiſchen Nation herzukom⸗ men ſcheinen, als die Beſchneidung und den Abſcheu vor dem Schweinefleiſche. Wenn man gegen Suͤden und Suͤd gen Weſt bis an die St. Helenenſpitze fortfaͤhrt: Hafen del Cal⸗ fo findet man den Hafen del Callo; darauf Salango, und Rio Colanche: enlic) I. St. Helena, weldye im zweyten Grade ber Breite ift, Diefe Spigefhließt auf der Nord- Sum. & feite einen Meerbufen ein, wo bequem zu anfern ift, Hundert Schritte vom Ufer entdedie- St. ol te Correal ein Waffer, welches fich in vier oder fünf Arme theilet, und eine Art vom Harz ſpitze. ze giebt, deffen man ſich zum Kalfatern der Schiffe bedienen Fönnte, Die Indianer des Sandes geben vor, es fen ehemals von Niefen bewohnet worden. Sie erzählen aud) ihre Ausrottung. „Es Fam nämlich ein junger Menfh, der ganz vom Lichte ftralete, vom „Himmel, und befämpfee fie mit Seuerflammen, Die Steine und Felfen, welche von „diefen Feuerflammen geworfen wurden , fpalteten fich entzwey; und alle Felſen des Sans „des , welche in der That gefpalten oder gebovften zu ſeyn feheinen, werden zum Zeugniffe das „von gewiefen. Die Niefen nahmen aus Furcht die Flucht. Sie flohen in Höhlen und „göcher, mo fie insgefammt vom Feuer verzehret wurden. So viel ift gewiß, als die Rieſen, u. ih⸗ Spanier das erfte mal zu Puerto viejo ankamen: fo fanden fie daſelbſt zwey fteinerne Bil- re Ueberbleib⸗ der; eines ftellete eine Mannsperfon, das andere eine Frauensperfon vorz und als Juan ſel. von Helmoſa, Statthalter zu Puerto viejo, im 1553 Jahre, an einigen Orten hatte graben laſſen, ſo fand man dafelbft Menſchenknochen von außerordentlicher Größe, Die Baden: zähne waren drey Finger breit, und viere lang s). Diefes Sand ift heiß und ungeſund. Unter vielen Krankheiten herrſchet daſelbſt oft- mals eine Art von fehr fehmerzhafter Kräge, bey der die Bläschen wie eine Hafelnuß groß find, Sie ift eine Art von Poden, und läßt aud) Gruben, aber viel größere und unges ſtaltere. Ein Theil von des Franz Pizarro Leuten wurde auf feiner zweyten Reife davon angegriffen. Er fand in diefer Gegend fehr reiche Tempel, die mitden ſchoͤnſten baummwols lenen Zeugen ausgefihlagen, und insgefammt nach der Morgenfeite durchbrochen waren. Pan fah ziween fteinerne Gösen darinnen, jeder unter der Geſtalt eines ſchwarzen Bockes, mit einem brennenden Feuer vor ſich, zu deſſen Unterhaltung man von dem Holze anlegete, woraus der Balſam troͤpfelt, welcher unter dem Namen des peruaniſchen Balſames be⸗ koannt iſt. Dieſe Art vom Holze waͤchſt haͤufig im Sande, A on 5) Voiages de Correal, Tom. I. ch, ıt, EEG WER VEREDELTER RNERTEN Correal. 16092. Inſel St Inſel St. is Meer, Daſelbſt erſtrecken ſich Berge, welche auch Tumbez heißen, laͤngſt der Kü- Clara. —— Reiſen und Entdeckungen Von der St. Helenenſpitze bis nach der Inſel St. Clara, die an der Muͤndung des Guayaquils liegt, iſt die Entfernung ſieben Meilen; und von St. Clara bis nach Tum-⸗ bez iſt es ſechs Meilen weit. Der Fluß Tumbez faͤllt Suͤdſuͤd gen Oſt von dieſer Spitze Tumbez und ſte bis nach Punta⸗Moro. Zwiſchen St. Helena und dem Tumbezfluſſe trifft man die deren Fluß. Inſel Puna. Inſel Puna oder Santjago an, die achtehalb Seemeilen im Umfange hat, zur Zeit der Entdeckung reich und ſehr dewohnet war. Man hat geſehen, was für Rache Franz Pi- zarıo an den Einwohnern dafelbft ausgeuͤbet. Vincent von Valverde, Almoſenpfleger bey den Eroberern, und erſter Biſchof zu Peru, begab ſich dahin, um dem Zorne des Diego von Almagro zu entgehen. Da er aber von den Eylaͤndern entdecket, und uͤberfallen wor⸗ den: ſo ſchlugen ſie ihn mit Keulen todt. Man findet noch oftmals in der Inſel Puna Gold und Silber, welches die Indianer zu der Zeit dafelbft verſtecketen, um es der Begiers de der Spanier zu entziehen, Alterthuͤmer | hey Tumbez. St. Michael. Payta. Spike la Seura. Die Gegenden um den Fluß Tumbez find noch ziemlich bewohnet: vor der Exobe- rung aber waren fie es noch weit mehr. Ein Theil von den Indianern iſt in weit entferne _ tere Sänder gegangen. Man fah auch vor Zeiten an dieſem Fluſſe eine von den Meaen er bauete Feftung , und einen fehr reichen Tempel , welcher der Sonne geweihet war, nebft einem Kloſter fie Weiber und Mägdchen, die ihrem Dienfte gewiedmet waren, und den Mamen Mamaconae führeten. Es find noch einige Ueberbleibſel davon da, welche von der Pracht diefer Gebäude, Zeugniß geben fönnen. Die Muͤndung des Fluſſes ift vier bis fünf Seemeilen davon gegen Suͤden. Die Rüfte ſtrecket fich von da gegen Suͤdweſt bis nach Cabo blanco, welches viertehalb Grad füdlicher Breite it, und von da die Küfte gerade nach Süden bis zu der Inſel Lobos geht. Zwiſchen dem Borgebirge und der Ju— fel findet man die Spige Parina, die ſich beynahe ‚eben fo, wie das Vorgebirge in die See erfirediet. Von diefer Spige ſtrecket ſich die Küfte Suͤdweſt bis nad) Payta. St. Michael ift zwiſchen Cabo blanco und Payta, Diefe Stadt, die eine von ven erften war, welche die Spanier in Peru, unter bes Franz Pizarro Anführung, baueten, war zu Correals Zeiten ſchon ſehr verfallen. Die ganze Küfte ift niedrig, ohne Hügel und Ber: ge, außer einigen Eleinen Sand oder Kießhöhen, Der Hafen von Payta ift jenfeits der Spige im fünften Grade der Süderbreite, Oft und Welt von der Inſel Lobos. Diele ift eine von den peruanifchen Niederlagen. Man vechnetein der Stadt ungefähr zweyhun⸗ dert Häufer und zwo Kirchen vor den Unglücksfällen , die fie vielmals ausgeftanden hatz); und zwo Schanzen macheten alle ihre Vertheidigung. Wenn man der Küfte gegen Suͤden folget: fo koͤmmt man an die Spiße la Scura, welche einen großen Meerbufen bildet, wofelbft die Schiffe guten Schirm finden, Dar: auf trifft man zwo Inſeln an, die, wie die letztere, Iſlas de Lobos genannt werden, Sie ſind an der Spitze Nord und Suͤd, die eine drey Seemeilen von dem feſten Sande, Bon da folger man der Küfte Mordoft, und Suͤdweſt bis nad) Malabrigo , einem Meer- bufen, wo die Schiffe nur bey gutem Wetter einlaufen Fünnenz und fieben bis acht See- meilen jenfeits findet man den Recif von Truxillo, einen fhlechten Hafen, wo man faum vor Anker bleiben Fann. Die Schiffe legen dem ungeachtet dafelbft an, um Erfriſchungen allda 2) Von den Corſaren und Englaͤndern. Man ſehe vornehmlich Anfons Neifen im XII Bande diefer Sammlung. , E in America. VI Buch. IV Cap. Bi allda einzunehmen. Die Stadt Truxillo, eine von den erften, welche die Spanier inPe- Eorrest. ru gebauet haben u), liege im Sande, zwo Meilen von der See an dem Ufer eines Fluſſes, 1692. in dem Thale Chimo. Ihr Boden iſt gut zur Viehzucht, trägt viel Maiz und europäifche — und andere Früchte, die dafelbft vortrefflich fortkommen; es hat auch viel Geflügel und Gegend Ten: Wilpprät, ohne zu gedenken, daß die Indianer ihre Guͤter von funfzig bis fechzig Meilen rillo. in der Runde dahin bringen, Es herrſchet auch der Ueberfluß daſelbſt beſtaͤndig, und die Gegenden der Stadt biethen nichts als ſchoͤne Gaͤrten dar, die zu allen Jeiten des Jahres grün und bluͤhend find, Die Stade ſelbſt iſt fchön gebauet. Ihre Straßen find breit und ſehr ſchoͤn. Man treibt dafelbft einen großen Handel mit Brannteweine, Zuder, ein- gemachten Sachen und Seide, Es gehen alle Jahre von Truxillo nad) Panama vier gro⸗ fie Schiffe, mit Landeswaaren ab; und es fommen oftmals noch andere Schiffe dahin, fhöne baummollene Zeuge zu laden, die in verfchiedenen Theilen von Oftindien gefragen werden. America hat wenig Städte, die mehr bevöfkere find. Ihr Reichthum und die Nachbarfchaft des Meeres haben fie oftmals den Anfällen der Abentheurer ausgefeger. Sie wird aber durch eine Feftung vertheidiger, welche folche in Ehrerbierhung hält, ob fie felbft gleich für einen Ort von folcher Wichtigkeit, ſchlecht unterhalten wird, Die Einfünfteder Kirche find dafelbft unermeßlich. Truxillo ift von St. Michael fünf und vierzig Seemeilen weit. Man geht durch Reiche u. ſchoͤ dag Thal Mompa, welches funfzehn Seemeilen davon ift. Dieſes Thal ift breit und he Thäler zwi⸗ fruchtbar, ob fich gleich der Fluß, welcher in den Gebirgen entfpringe, in dem Sande ng verliert, ehe er fich ins Meer ergeußt. Drey Seemeilen weiter findet man das Thal Fr ac n vanca , wodurch ein anderer Fluß gebt. Diefe beyden Thäler wurden vordem von den vornehmften Herren in Peru bewohnet. Man geht von diefem in das Thal Tuquema, melches voller angenehmen Eleinen Gehölze iſt, zwiſchen welchen man noch die Trümmern vieler Palläfte ſieht. Cine Tagereife darüber findet man das Thal Ciuto: der Raum da= zwiſchen aber beut nichts als Sand und Felfen dar, ohne die geringfte Spuhr von Ein- wohnern. Weiter hin geht man durch das Thal Colliquen, twelches ven einem Fluffe gleiches Namens gewäffert wird. Darauf fommen Zana oder Mira Slores, und Paſca⸗ maio, welches für das feuchtbarefte und volfreichfte gehalten wird. Der alte koͤnigliche Meg der Yneae geht zu den meiften diefer lieblichen Thäler, Außer der fchönen Weide bil- den die Luſthaͤuſer und Klöfter dafelbft eine fehr angenehme Ausficht. . Bon Trupillo geht man weiter nach dem Hafen Santa, dicht bey einer Inſel glei: Inſel und Ha⸗ ches Namens, welcher Correal eine Länge von einer Seemeile giebt, Die Stadt ift anfen Santa. der Mündung eines Fluffes, deſſen Waffer man fehr ruͤhmet. Diefe ganze Küfterift ſehr niedrig, nebft einigen Eleinen fteinichten und unfruchtbaren Höhen. Der Hafen Santa ift im neunten Grade. Bier Seemeilen weiter hin findet man Ferol, einen fehr fehönen Ferol. und ſichern Hafen, allein, ohne ſuͤßes Waſſer, und ohne Holz. Fuͤnf Meilen jenſeits geht man vor Caſma vorbey ; und die Küfte erſtrecket fich darauf gegen Suͤden bis nach Cafına. Los Sarallones von Gaura. Buarmay zeiget fid) an der Mündung eines fehr ange- Garmay. nehmen Fluſſes, von da der Weg ftets nad) Süden bis Barranca geht. Vier bis fünf Seemeilen weiter trifft man den Hafen Gaura an, welcher wegen feines eingefalzenen * Gaura. el⸗ ) Im achten Grade Suͤderbreite. Allgem, Beiſebeſchr. XV Hand. 6: 322 Reiſen und Entdeckungen Correal. fleiſches beruͤhmt iſt, womit s einen ſtarken Handel nach) Lima und Panama treibt, Das 1692. Salz ift dafelbft in einer erftaunlichen Menge, Drey Seemeilen von Gaura findet man im zwölften Grabe Klippen, welche Nordoft und Suͤdweſt an der naͤchſten Spige find, Callao von Bon hier wendet fich die Küfte gegen Suͤdoſt bis nach der Inſel und dem Hafen Callao, Lima. welcher zwo kleine Meilen von Lima ift. Man trifft zwifchen den Klippen und Callao ei— nen Selfen an, welchen die Spanier Salmerins genannt haben, Sangallo. Sechs und zwanzig Seemeilen gegen Süden finder man Sangalla, einen ſehr ſchoͤ— nen Hafen im vierzehnten Grade der Hoͤhe, und dicht bey dem Hafen eine andere Inſel, EylandeLobos Lobos. Dieſen Namen haben viele Eylande im Suͤdmeere von der großen Menge See— woͤlfe bey ihnen angenommen, Die ganze Küfte ift niedrig, außer einigen Dünen, Die- fe Inſel Lobos ift mit fieben oder acht andern umgeben, welche zufammen einen wirklichen Triangel ausmachen. Sie find alle unbewohnet, und beftehen aus Sandhügeln , die den Seewölfen zur Zuflucht dienen. Sie find drey Seemeilen von der Kuͤſte. Ein wenig weis ter hin, in eben der Höhe finder man noch eine Inſel gleiches Namens ; und neun See Naſcaſpitze. meilen jenfeirs Suͤdweſt und Suͤdweſt gen Sid kommt man nach dev Naſcaſpitze indem funfzehnten Grade, funfzehn Minuten. Diefe Spige ift ein Dre der Sicherheit für aller= hand Schiffe. Weiter bin ift St. Nicolas, von da fich die Küfte gegen Suͤdweſt wen. Hafen Acari. des, und neun Seemeilen jenfeits findet man den Hafen Acari, wo die tebensmittel, frifch Waſſer und Holz aus einem Thale, welches vier Meilen davon ift, überflüßig geſchaffet werden, Diefer Hafen ift im fechften Grade, Darauf koͤmmt man nah Rio dOcco⸗ na, ohne eine ziemlich wüfte Küfte aus dem Gefichte zu verlieren; ein wenig weiter hin ges langet man zu dem Fluſſe Camana; und endlich an den Fluß Quilca. Der Hafen gleiches Namens ift eine halbe Meile davon, und dienet der Stadt Arequipa zum Hafen, welche zwölf Seemeilen im Sande, unter dem zwölften Grade der Breite, iſt. Schoͤne Thaͤ⸗ In einem Raume von ungefähr hundert Seemeilen, die man von Lima bis nach dem ler. Hafen Quilca zaͤhlet, geht man für viele ſchoͤne Thaͤler vorbey, die eine Beſchreibung ver- Pachacamar. dienen. Das Ihal Pachacamac, welches wegen feines alten Tempels fo berühmt ift, ift nur drey Seemeilen davon Man rühmet feine Fruchtbarkeit, und die vielen Viehheer— xXilea. den darinnen. Auf daſſelbe folget das Thal Ailca, welches eben ſo reich an Korne, an Wur⸗ zeln und Fruͤchten iſt, ob es gleich vonſkeinem Fluſſe gewaͤſſert wird, und es niemals darinnen regnet, wie in den andern platten Laͤndern von Peru. Die Indianer machen daſelbſt klei— ne Graben, worinnen fie ihren Maiz oder anderes Korn pflanzen, welches fie bauen wol- - len; und der bloße Thau machet, daß es wachfen Fann. Zwo Seemeilen weiter hin ift Male. das Thal Mala, wodurch ein fhöner Fluß geht, der mit Bäumen befeger ift, Mar fin- Guarco. det vier Seemeilen dahinter das Thal Guarco, welches in Peru nicht allein, wegen fei« ner Fruchtbarkeit, fondern auch wegen des Andenkens, berühmt ift, welches die Pernaner noch von ihrem alten Gebiethe hegen. Seine Einwohner, welche ihre Macht über das ganze benachbarte and erfkrecketen, wurden den Preaen nur erft nach einem fangen und - blutigen Kriege unterworfen. Die Ueberwinder liegen, um fie im Zaume zu balten,, eine Feſtung dafelbft bauen, deren Grund von diefen vierectigen und fo wohl zufammen verbun⸗ denen Steinen war, daß man den Unterſchied kaum in ihren Trimmern wahrnahm. Sie hatte Stufen, um nach dem Meere hinunter zu gehen; und die Yncae bielten fie durch ih- ve Sage, oder durch die Beſchaffenheit des Werkes felbft für fo feft, DaB fie einen großen Theil ihres Schatzes dafelbft hatten, — ine in America VI Bud. IV Cap, 323 Eine Seemeile jenfeits fließt der Fuß Lucaguana, welcher ein anderes Thal glei: Correal ches Namens wäfferrz und. fünf Meilen weiter findet man das Thal Chinca, mworinnen 1692, ein fhönes Dominicanerflofter iſt. Man zählete ehemals über fünf und zwanzig tauſend Einwohner dafelbft. "Es fund auch unter dev Herrſchaft der Yncae, die dafelbt einen Sonnentempek hatten erbauen laſſen. Es ift eines von den größten Tälern in Peru, und von Fluͤſſen und Gehoͤlzen durchſchnitten. Die Eitronen find dafelbft im Ueberfluffe und von einem, vortrefflichen Geſchmacke. Man fah auch vordem dafelbft auf den Höhen eine große Anzahl Gräber: die Spanier aber haben fie zerfiöret, und die Reichthuͤmer dar- aus weggenommen, / Von Chinca geht man in das Thal NYca, welches eben fo bewohnet war, als das vor⸗ Vea. Lucaguana. Chinca. hergehende. Es wird von einem Fluͤſſe gewaͤſſert, der zu gewiſſen Zeiten ſo klein iſt, daß man das Waſſer yon den Gebirgen durch Canaͤle herableitet, um deſſen Mangel zu erſetzen. Es hat auch einen Ueberfluß an Früchten, an Pferden, an Kuͤhen, Ziegen und Tauben. Man komme darauf in das Thal Taramalca, worinnen vordem viele Palläfte und Die Taramalca. reichten Vorrathshaͤuſer der Yncae waren, Man fah auch Dafelbft Gräber voller Gold und Kies welche die Spanier plünderten, nachdem fie einen Theil der Einwohner aufgevie- en hatten. yon unterſcheidet viele Thaler von Naſca, worunter fich eines befindet, welches vie- Viele Thäler Ve Früchte und Zuckerrohr hervorbringt. Durch alle diefe fehönen Thäler gebt der Fönigli- von Naſca. che Weg der Ynncae, welcher zur Bequemlichkeit der Reiſenden, und zur Sicherheit der Wege gemacht iſt. Aus diefen Thälern koͤmmt man in die Thäler Acari, Ocana, Ncas mans und Quilca, welche Dexter vordem fehr bewohnet und reich an Früchten und Vieh waren, Arequipa, welches in dem legtern liege, iſt an einem bequemen Orte gebauer. Die Beſchreibung $ufe ift daſelbſt ſehr gemaͤßiget, und Die reineſie in Peru, Man ruͤhmet den daſigen an— von Arequipa. genehmen Aufenthalt. Die Stade beſteht aus vier bis fünfpundere Haͤuſern. Ihr Bo— den ift fruchtbar, vornehmlich an vortrefflichem Getreyde. Ihr Bezirk erſtrecket fich bis nach Tarapaca, und begreift einige Stüce von Eondefulo, Hubinas, Kiqui, Ouanitra, Quimiſtaca und Colaguas, Die Einfahrt in ihren Hafen ift eng: man liege aber dafelbft in achtzehn Faden Waffer vor Anker. Von ihren Befeftigungswerfen redet man eben nicht vortheilhaft. Indeſſen ift fie doch ein wichtiger Poften am Suͤdmeere, weil manden beſien Theil von den Schägen aus los Charcas, den Bergwerken von Potofi und Por⸗ co dahin führer, um nach Callao und Panama gebracht zu werden. Die meiſten landes= eingebohrenen Einwohner find von den Spaniern aufgerieben worden. Sie betheten die Sonne an, wie alle Peruaner, Diejenigen, welche die Tyranney ihrer neuen Herren nicht ertragen konnten, begaben ſich weiter ins Sand hinein, | Man fiehe bey Arequipa den berühmten und fürchterlichen feuerfpeyenden Berg, wel—⸗ er cher dereinft den Untergang der Stadt verurfachen wird. Vielleicht giebt die Hitze, Die er gl den Feldern mittheilet, ihnen die Stärfe und die Annehmlichkeit, Die man an ihren Fruͤch⸗ ten bewundert, Indeſſen tragen fie doch Feine Trauben, noch Oliven, noch Weizen. Dies fes holet man aus Spanien für die ganze Provinz Los Charcas und Potofi. Andere Guͤ⸗ ter, als Baumwolle, Zeuge, Tauwerke für die Schiffe, kommen von Chiliſund Mexico. Die Seekuͤſten in dieſen Gegenden ſind von Voͤgeln bevoͤlkert, welche unſern Geyern Sonderbare ziemlich gleich kommen, deren Fluͤgel aber von einer außerordentlichen Größe find. Sie Vgl, Ss2 noͤh⸗ 504 Reifen und Entdeckungen Correal. nähren ſich von Seewoͤlfen, denen fie die Yugen aushacken, um fie hernach zu tödten, und 1692. zu freflen. Man finder daſelbſt auch viele Alcatras, Vögel, deren Fleiſch ftinfend und fehr ungefund ift. ‚ Dreyerley Weil es wenig Oerter in Peru giebt, wo man nicht Gebirge wahrnimmt: ſo theilet Berge, fie Correal in dreyerley Arten: die berühmte Cordilliera de los Andes , welche eine. Ket⸗ te von fehr erhabenen Feldern iſt, die voller Gehölze oder Felfen find. Zweytens, die Ber- ge, die ſich längft den Anden erſtrecken und ſehr Falt, unbebauet, undewohnet, und auf ihren Spigen ftets mit Schnee bedecket find. Drittens die Hohen Dünen, diefich von Tum- bez bis nad) Terapaca in das flache land hinein erſtrecken. Zwiſchen diefen Bergen trifft man gleichwohl große Ebenen und Thaͤler an, die von Winden und Stürmen niemals et was leiden, die über diefes fruchtbar und voller Gehölze find, worinnen man allerhand Pernaner, die Wildprät antrifft. Die Peruaner, welche an die Gebirge ftoßen, find weit ftärfer und fie bewohnen. arbeitſamer, als die in dem untern Peru und an der Kuͤſte. Ob fie gleich noch nicht die Sitten und Arten der Spanier angenommen haben : fo find fie doch umgänglich , gefchickt, vernünftig, und laffen fich leicht lenfen. Ihre Häufer werden von Steinen gebauer, und mit Erbe oder Strohe gedecket. Die Flüffe, welche in ihren Thälern fließen, erleichtern ihre Arbeit durch die Fruchtbarkeit, Die fie den Feldern geben, Thal Atris. In dem Thale Atris liege eine Stadt, Namens Pafto, Es führer nah Gualna- Stadt Paſto. tan und Ppiuli, wo die Nachbarſchaft der Linie nicht hindert, daß nicht die Luft für den ag Maiz gar zu Falt ſey: es wächft aber eine Menge Wurzeln und Früchte daſelbſt. Bon Ypiuli nach Guaca findet man den königlichen Weg der Yncae, welche eine prächtige Stra⸗ Be ift, und den fehönften in Europa nichts nachgiebt. Man geht da über einen Fluß, an deffen Ufer die Peruaner eine Feftung erbauet hatten, woraus fie die Einwohner in Pafto befriegeten., Man finder nicht weit Davon einen Brunnen, deſſen Waffer fo heiß ift, daß man faum die Hände darinnen halten kann, obgleich die benachbarten Ftüffe fehr Ealt find, Der Fluß hat eine fteinerne Brücke, welche die Sandeseingebohrnen Lumichaca nannten, wo die Yncae ftetseine Feftung zu bauen Willens waren, um fi) zu Meiftern von dem Uebergange zu machen. Die Ankunft der Spanier aber zernichtete diefen Vorſatz. Seftungder Bon Guaca geht man nach Tufs, von da man bald an den Fuß eines Huͤgels koͤmmt, Hneae. auf welchem die Meae eine von ihren Hauptfeſtungen haften. Die Ueberbleibſel find noch davon da. Weiter hin ift ver Fluß Mira, in deffen Gegend es fehr heiß ift, wo aber viele Früchte wachſen, vornehmlich folche, als Melonen und Orangen. Die Kaninichen, die Turteltauben, die Kebhühner, der Maiz und der Gerften find dafelbft auch im Ueber— fluſſe. Bon da geht man über einen See, welchen die Peruaner in ihrer Sprache einen Huayna Ca⸗ Blutſee nennen. Er hat diefen Namen von einer biutigen Grauſamkeit des Huayna Ca= paes Gꝛauſam⸗ pac, welcher über zwanzigtauſend Einwohner biefer Provinz niedermachen, oder in diefen keit, See ſtuͤrzen ließ, weil er von ihnen beleidiget zu feyn vorgab, Man ſetzet dieſe Begeben- heit ein wenig vor der Ankunft der Spanier. Praͤchtige Nach dieſem beruͤhmten See findet man den Flecken Carangua, wo man noch ſehr Ruinen. ſchoͤne Ciſternen fieht, die ein Werk der Yncae find. Man ſieht daſelbſt auch die Ueber— bieibfel von einem Palfafte und einem Sonnentempel. Alle diefe Ruinen, Die noch ein Anfehen der Hoheit an fich haben, erhalten in dem Gemüthe der Peruaner noch immer ein ſchaͤtbares Andenken von der Pracht ihrer alten Beherrfeher, Sie erzählen, es wären in diefem Tempel, zweyhundert Jungfrauen gewefen, welche mit einer außerordentlichen er alt in America. VI Buch. IV Cap. 325 falt bewachet worden, nachdem fie der Sonne ihre Jungfrauſchaft gelobet. Diejenigen, Correal. welche das Ungluͤck hatten, fie zu verſcherzen, wurden erdroſſelt oder lebendig begraben. — Die Prieſter, die ſehr nahe bey dem Tempel wohneten, brachten alle Tage ihr Opfer dafelbft. Alle Gefäße und alles Geräch des Tempels waren von Golde oder Gilber. Die Mauern waren mit eben dem Metalle überzogen und mit Perlen, Smaragden und andern Edelgefteinen befeget. Eine zahlreiche Befagung, welche die Yncae in der Stade hielten, vermehrete die Ehrerbiethung des Volkes gegen einen Ort, wo das Schrecken der Waffen dienete, die Majeftät der Altäre zu unterftügen. Nach Carangua finder man Otaballo und Cocefqui: der Zwiſchenraum aber ift Otabalo und durch Berge befeger, die ſtets mit Schnee bedecket find, Man geht darauf nad) Gu— Coceſaui. allabamba, welches nur drey Seemeilen von Quito iſt. Die Hitze iſt in dieſer Ge— gend uͤbermaͤßig groß und zwar aus der doppelten Urſache, weil ſie unter der Linie und zwiſchen Bergen eingefchloffen iſt. Quito iſt die vornehmſte Stadt in Oberperu und die Hauptſtadt von ihrer Au: Quito. diencia. Sie war vordem die Hauptftade eines Königreiches gleiches Namens: feit einem Sahrhunderte aber hat fie viel von ihrem alten Glanze verloren, deſſen größten Schim- mer man in die Zeiten des Gonzales Pizarro vom 1545 Jahre an feßet, da man viele Goldgruben da herum entdeckete, welche die Habgier der Spanier bald erſchoͤpfete. Cor veals Befhreibung würde nichts weiter zu derjenigen binzufegen, welche Don Ulloa da= von gegeben, und man ſchon an einem andern Orte mitgetheilet hat: er verfichert aber, die Himmelstuft dafelbft fey der fpanifchen fehr gleich und der Sommer nicht ſehr unterfhfeden. Seine Neugier ließ es ihn vielmals wahr befinden, daß die hohen Ge- birge, welche die Stadt einſchließen, die gewaltigen Kegen und die Ströme eine Menge Gold abreißen, welches mit dem Sande in die Ebene fleußt. Die Indianer, faget er, begeben ſich haufenweiſe dahin, um es zu ſammeln, und ihre Arbeit geveichet den Spas niern zum Gewinnfte, welche diefe Hoffnung ebenfalls von allen benachbarten Plägen dahin zieht, Das Glück aber, welches fie fich von diefen Reichthuͤmern verfprechen, wird durch dasjenige, was es ihnen koſtet, ungemein vermindert. Man zieht zu Quito und in den benachbarten Orten eine dicke und ungefunde $uft ein, welche Fieber, Schnei- den und Reifen im $eibe und fehr gefährliche Fluͤſſe verurfacher; und oftmals finden die— jenigen, melche dafelbft Gold füchen wollen, nur den Tod oder Krankheiten. Die beruͤhmten Palläfte zu Tomebamba oder vielmehr ihre Ueberbfeibfel find drey: Wegvon Qut⸗ Big Seemeilen von Quito. Will man ſich dahin begeben, fo geht man von diefer Stadt! nach Tome⸗ nad Pancaleo, deren Entfernung man uns nicht meldet. Zwo Meiten weiter finden bamba. man die Ueberbleibſel eines alten Fleckens, Namens Mulchalo, wobey ein feuerfpeyene der Berg ift. Darauf gehe man nah Tacunga, einer Stadt, die ehemals Quito gleich war, wie ihre Ueberbleibfel noch darthun. Mach ihr folgen Muliambo und Aambato; zwo Meilen weiter finder man Moſcia; darauf Rio bamba in Purvaes, eis nem wegen der Schönheit feiner Gefilde berühmten Sande, welche mit lieblichen Bluh— men und vortrefflihen Kräutern angefüllee find. Kajambi, Taenbos, Tigui- cambt, Cannaribamba und Tamboblanco folgen. Alle diefe Dexter gehören zu Los Cagnares, wie Tomebamba, welches auf dem koͤniglichen Wege an dem Fuße der Anden iſt. Das Sand ift kalt, von zweenen Fluͤſſen gewaͤſſert, und ſehr reich an Wild- praͤte. Die Yncae hatten in dem Sande ber Cagnaren ihre Vorrathshaͤuſer und Ihre Zeug: | 853 Häufer Tomebamba und ſein alter Tempel, 326 Reifen und Entdeckumgen Correal. haͤuſer zehn Meilen eines von dem andern. Dieſe Gebaͤude wurden von den vornehm⸗ 1692. ſten Reichsbeamten bewachet. Der Sonnentempel, wovon nur noch die verfallenen Mauerſtuͤcke zu Tomebamba übrig find, war von ſchoͤnen ſchwarzen und grünen Steinen gebauet, die eine Art von Jaſpis waren, welche die Landeseingebohrenen Einwohner der Gebirge von den Indianern an dem Amazonenfluffe gegen andere Waaren eintaufheren, Die Thüren des Pallaftes waren mic Figuren von Vögeln, vierfüßigen und andern Thie- ven geſchmuͤcket, wovon die Heberbleibfel fo felfam find, Daß man fie nur für erfonnene Borftellungen annehmen kann. Sand Paca⸗ Wenn man erft über die Corbilliera, an der Seite von Tomebamba, weg ift: ſo moros. koͤmmt man in die tänder Dacamoros, Man bat geſehen, daß dieſes Land vom Ver—⸗ gara entdecket worden, Allein, obgleich die Spanier einige Städte daſelbſt erbauet ha= ben, um die Indianer im Zaume zu halten: fo ift dennoch dev größte Theil davon noch ziemlich unbekannt. Don Ulloa felbft ſaget auch nur wenig davon. Es ift über fechzig Meilen, durch die Gebirge, von Quito. Fünf und vierzig Meilen weiter komme man Chicapoyas. zu den Chicapoyaern. Man verficherte Correalen, Diefes ganze Land, welches jenfeits der Anden liegt, fen fehr reichhaltig an Golde; und die Indianer, welche gegen Nord- oft von Santjago de las Montagnas wohneten, macheten nicht mehr Werkes daraus, als wir aus dem Kupfer und Eifen, Die Spanier aber haben diefe Voͤlker noch nicht unters Joch bringen koͤnnen; entweder weil fie diefelben Friegerifcher gefunden haben, als ihre Nachbarn, oder weil fie durch die Schwierigkeit der Wege aufgehalten worden. Die ganze Strecke derer Länder, welche zwifchen den Anden, Aguarica, dem Amazonen- fluſſe und Majobamba eingefchloffen find, wird auch für fehr reich am Golde und Edel- gefteinen gehalten. Die Einwohner, faget Esrreal, würden leicht mit ſich umgehen laſſen, wenn man ihnen fanftmüchig begegnete. Allein, ihr altes Vorurtheil wider die Graufamkeit dee Spanier machet, daß fie auf ihrer Hut ftehen, fo gar bey dem Umſetzen ihrer Güter mit ihnen. Sie find groß, wohl gewachſen und ftarf, Ihre Frauensperfonen find fhön und von einer fehr fanften Gemüchsart. Die Kleidungen des Sandes find baummwollene Zeuge, die fie felbft machen, oder Fleine Zeuge von Quito, welche die Spanier mit ihnen gegen Gold umfegen, und woran fie dreyfach gewinnen. — 55 wurden im 1536 Jahre vom Alfonſus von Alvarado unters Joch ebracht. Jaen und — Geht man von den Chicapoyaern Nordweſt, fo findet man Jaen und die Chagu⸗ Thaguancaer. ancaer, welche in den Anden wohnen. Die Eleine Stadt Jaen liege an dem Fuße ei- nes Berges von den Anden, in dem Thale Vega. Man bat in einem Theile der Gebirge Goldadern entdecket: allein, die Schwierigkeiten Dabey machen, daß die Ar- ® beit erkaͤltet. Das Thal hat viel Korn und Vieh. Vordem wurden die Einwohner dieſer Gegend gebrauchet, Die Zeuge zu machen, welche zur Kleidung der Yncae und ihres Hofes dieneren. Sie behalten ihre alte Geſchicklichkeit; und ihre vornehmfte Ber fhäfftigung ift noch, feine Arbeiten zu verfertigen, als Tapezereyen und Stickereyen, die den fhönften aus Europa nichts nachgeben. Moteyonen Bon den Chieapoyaern geht man gegen Suͤdoſt zu den Moteyonen und man und Major koͤmmt nach Maſobamba. Weiter gegen Suͤdoſt findet man St. Leon von Bus: Bombe: eo, vierzig Meilen von St, Yuan de ls Sronters, Guanuco lieg in. einem Evan. angenehmen Sande, wo ale ſpanſſche Früchte in ihrer Vollkommenheit wachen. Re ’ onig⸗ in America VI Buch. IVCap 327 koͤnigliche Weg gehe dadurch. Acht und vierzig oder funfzig Meilen von Guanuco Correal koͤmmt man in eine andere fpanifhe Pflanzftade, welche vorzeiten Guamanga hieß, 1692. und den Namen San Juan de Is Vittoria angenommen. Die Stadt hat ihren Ur- ee fprung dem Franz Pizarro zu danken, weicher eine Feftung daraus machen wollte, Zur „pr San Se Bertheidigung der Päfle zwiſchen Los Neyes und Cuzco. Die Häufer find daſelbſt von an de ig Bit: Steinen und fehr gut gebauet, mit ſchoͤnen Gärten und einem ſchoͤnen Marftplage tvrin. durch welchen ein Fluß, Rio Vinoquo genannt, geht, deffen Waffer fehr geruͤhmet wird, Der koͤnigliche Weg geht nach Guamanga, Die Luft, welche daſelbſt geſund und gemaͤßiget iſt, der Ueberfluß an Viehe, welches die Einwohner auf den großen Wei: den umber halten, das vortreffliche Korn, vornehmlich der Weizen, welcher dafelbft eben fo ſchoͤn ift, als in Spanien, machen, daß viele Spanier Guamanga zu ihrem Aufenthalte erwaͤhlen. Man fieht nicht weit von diefer Stadt an den Ufern des Rio Pallaſt am Vinoquo die Ueberbleibſel eines ſchoͤnen Pallaſtes der Yncae von einer ganz andern Rio Vinoquo. Bauart, als die andern Pallaͤſte in Peru. Seine Geſtalt iſt viereckig, da die andern gemeiniglich lang und ſchmal find. - — Bon Guamanga rechnet man fünf und vierzig Meilen bis Cuzco. Die acht erſtern führen nach Bilcas an dem Ufer eines Fluſſes gleiches Namens, welcher aus einem Bilcas. an Erztgruben reichen Sande koͤmmt, wo die Indianer von Natur Friegerifch find, Von da geht man durch Andaguaylas und koͤmmt zu der Stadt in dem Fluſſe Abanz Andaguaylas. cap, einer Gegend voller Erztgruben, wodurch der Eönigliche Weg geht: es läßt ſich Asancay. aber deswegen nicht leichter durch die Felfen und Berge reifen, deren Abhänge fehr ge— fährlich find, vornehmlich für die beladenen Pferde und Maulefel, Der Gebrauch der Hama ift daſelbſt auch viel gemeine, Don Abancay geht man nach Matambo; und Matambo. wenn man über die Gebirge Billaconga reiſet, fo koͤmmt man in das Thal Zigui- xagana, wo viel Erztadern find, wie in allen vorhergehenden Orten, In diefem Tha- le waren ehemals die $ufthäufer und Gärten der Pncae. Matambo ift vier Meilen von Cuzeo und Cuzco. Man finder bier den föniglichen Weg, welcher nach diefer Hauptſtadt des als feine Thaͤler. ten Reiches der Meae führe. E j Eusco ift von allen Seiten durch Berge eingefchloffen: die benachbarten Thäler aber find ungemein fruchtbar an Kerne und Früchten, Die Stade hat an der Nord- und Oſtſeite die Andefirios und Omaſuios und gegen Süden die Callogas und Condes fuios. Die Fluͤſſe Yucay und Apurima gehen ziemlich) dicht an den Mauern vor— bey. Das Thal, welches den erften bilder, und eben den Namen führer, ift einer von den angenehmften Aufenthalten in der Welt, Es erftrecker fih über drey Meilen zwi⸗ fihen hohen Gebirgen. Zwo Meilen weiter bin ift das Thal Tambo, werinnen man noch prächtige Ueberbleibſel Yon den Vorrathshaͤuſern und Zeugbäufern der Yncae ſieht. Darauf befindet man ſich in dem Sande der Callogaer und Condeſuioer, kriegeriſcher und ſchlecht unferworfener Voͤlker, die nur Gelegenheit füchen, den Spaniern zu ſcha⸗ den. Sie wohnen in hohen Gebirgen, wo fie ihre Flecken und Dörfer haben. Der Fönigliche Weg geht nad) Chancas, und zu beyben Seiten des Sees Tititaca, welcher See Tititacn, unter der Herefchaft der Mege und in den legten Zeiten der Eroberung fo berühmt war. Das ganze Sand, welches diefen See umgiebe, iſt reich an Erztgruben, wovon einige entdecke worden, die meiften aber, aus Bosheit und Hartnäcigkeit der Sandeseinges bohrenen noch unbekannt geblieben, welche Fein anderes Mirror haben, ſich n der : yran⸗ 98 Reiſen und Entdeckungen Correal. 1692. Zul . Yo. Ariea. Fluß Pina⸗ gua. ‘ Tyranney ber Spanier zu rächen, als daß fie ihnen die Schäge verhehlen, wozu fie bie: felben fo viel Neigung haben fehen. Der See Tititaca, welcher in dem Sande ber Tallogaer und Omaſuioer liegt, iſt mit Wohnfisen von diefen Völkern umringt. Wei— ter Hin ift der Fönigliche Weg, welcher fich zur Rechten und Linken des Sees theilet und unter Choquiapo zwifchen den Anden wieder vereiniget, und bis nach Plata fortgeht. Das ganze Land ift raub, und ſchwer dahin zu kommen: dafuͤr aber hat es feine andere Berge, als folhe, welche große Reichthuͤmer in ihrem Schoofe enthalten. Nach einem ſo langen Zuge Fam Correal wieder an die Küfte von Arequipa, und führet uns nad) Xuli, einer Stadt im fiebzehnten Grade, die vordem mehr bevölkert war, als itzo. Drey Meilen weiter trifft man den Fluß Tambopalla an, und fies ben Meilen jenfeits eine Spitze, die ſich auf eine Meile weit ins Meer erftrecfet, an deren Ende man fich vor drey Klippen in Acht nehmen muß. Eine Meile unter diefer Spige findet man den Hafen Yllo, an der Mündung eines Fluffes gleiches Namens, Man follte ihn für eine Inſel halten, Es ift eine niedrige Sandfpige, welche den Schiffen nicht erlaubet, fich ohne Vorſicht zu nähern: die Jebensmittel und Erfriſchungen aber mangeln dafelbft nicht. Die Küfte ſtrecket ficd) darauf Suͤdoſt und Suͤdoſt gen Oft. Fünf Meilen weiter fommt man an das Vorgebirge Morra del Diabolo bey Rio Sana, Gegen Suͤdoſt und Sid ein Vierthel Of finder man fieben Meilen weiter hin ein kleines DBerglein mit einigen, Dünen, nach welchen eine kleine Inſel und bald darauf der Ha— fen Arica folget. Die Stade diefes Namens, welche ihres Handels wegen den Spaniern von Wich- tigkeit ift, wird durch ziemlich gute Feſtungswerke vertheidiget. Sie iftaufachtzehn Grad funfzehn Minuten der Breite. Ihre Rheede hat von den Nordwinden nichts zu befuͤrch⸗ en, wovor fie von hohen und unfruchtbaren Bergen bedefet wird. Vordem wurden alle Keichthümer von Potofi und aus andern Bergwerken auf dem Rücken der Lama dahin gebracht: nach und nach aber hat man den Weg nach) Sima als den ficherften ge- nommen, welches nicht hindert, daß Arica nicht ſtets noch ein großer Handelsort fey. Es hat gegen Süden einen Felfen, der e8 vor den Winden beſchirmet und folglich auch vor der Kühlung bewahret, die fie bringen. Die Luft ift dafelbft auch ſehr ungefund und,fieberhaft. Die Guana, oderder Bogelmift, welcher daherum gefammelt wird, um die Felder zu düngen, ift von einem unerträglichen Geruche für die Fremden; und obgleich die Einwohner dazu gewoͤhnet find, fo geben ihnen doch die Ausdünftungen davon, nebft der ſchlechten Luft, die fie einziehen, eine fehr blaffe Farbe und verurfachen ihnen viel Kopf: ſchmerzen. Bor der Eroberung verrichteten die Peruaner ihre Opfer auf dem großen Felfen , welcher die Stadt von der Suͤdſeite bedecket; und es war ein Neligionspunct für fie, daß fie die Opfer , die fie den Gögen brachten, in die Höhlung des Felfen warfen. Nach dieſer Sage find die Spanier des Sandes überredet, daß man unermeßliche Reich⸗ thuͤmer darinnen finden würde, wenn es möglich wäre, hinein zu fommen. ‚Sie glau- ben auch, der größte Theil von denen Schägen, welche beftimmet waren „ des Atahua⸗ lipa Söfegeld zu bezahlen, und welche feine Unterthanen nach ſeinem Tode su liefern, ſich niche. für verbunden zu feyn erachteten, fey in- andern Feiſenhoͤhlen vergraben worden, wo fie auf des Himmels Zulaffung von einem Haufen Teufel verwahret werden. Bon Arica ftredfet ſich die Kuͤſte fieben Meilen gegen Suͤdweſt, wo die Mündung des Fluſſes Pizzagua iſtz und neunzehn Meilen weiter findet man das a Sera ara⸗ in America. VIBuhIV Can 329 Tarapaca, welhen gegen über, anderthalb Meilen von dem feften Sande, man die Correal. Inſel Guana entdecket, die eine Meile im Umfange bat. Darauf ſtrecket fic) die Rit- "69% fte gegen Süd ein Vierthel Weſt „etwan vier Meilen lang, bis an die Spitze Deca⸗ cana. Zwölf Meilen jen ſeits dieſer Spitze trifft man den Hafen und die Bay Mo⸗ xillon oder Meſſilones in zwey und zwanzig und einem halben Grade an, von da die Kuͤſte gegen Suͤdſuͤdweſt, faſt auf ſiebenzig Meilen weit geht. In dieſem Raume fin- det man Morro Morreno, und andere Vorgebirge und Spitzen bis nach dem Hafen Copiapo, welcher der erſte Platz in Chili iſt. Correal endiget bier feinen Lauf und ſeine Beſchreibungen. Der II Abſchnitt. Weg zu Lande von Quito nach Panama duch Popayan. Correal. ü 1695. Weite und Weg von Duito nach Paſto. Stadt Schanze Buenaventura. Geſtalt der India⸗ TER Paſto. Barbarifche Völker und wilde Thiere. ner in Popayan. Kämme, eine vortheilhafte Stadt Popayan. Schlecht erobertes Land. Cali, Waare. Art von weißen Indianern. Stren- des Statthalters Sit. Weg von Cali nad) ger Wohlftand für die Maͤgdchen. Buenaventura, Gebräuche der Einwohner. Eben dieſer Reiſende, welcher im 1695 Jahre von Quito abgieng, um ſich zu Lande nach Panama zu begeben, giebt die Beſchreibung von einem fo wenig bekannten Wege. Er machete fi mit der Begleitung der Kaufmannswaaren, die man zweymal des Jah— res nach Popayan fehicket, auf den Weg. Diefe Waaren find Zeuge, die zu Quito ge- macht worden, Zimmet des Landes Los Quixos, Eifen, Kupfer, Wein, verfchiedene eu: vopäifche Zeuge, goldene, filberne und Zwirnſpitzen, und eine Menge von Eleinen Krämer: waaren, die mit vier bis fünf von einem Gewinnſt bey den Indianern des Innern $andes verhandelt werden. Man führer auch viel Maiz und anderes Korn dahin. _ Wenn man über die Gebirge von Duito gebt: fo it der Meg bis nah Pafto an- Weite’ und. genehm. Es iſt beftändig ber alte koͤnigliche Weg. Paſto liege fünf und funfzig Mei- Weg von Qui⸗ fen von Quito, und funfzig von Popayan., St. Michael von Nbarıa, welches man to nad) Paſto. bey den Gebirgen von Quacos antrifft, ift eine Eleine ‚mit Creolen und unterthänigen Ssndianeen bevölferte Stadt, die aber wegen der Nachbarſchaft der fo genannten Bra— vos fehr beunruhiget ift, welche das ganze platte Sand bis an die See inne haben. Die- ſe fuͤrchterlichen Boͤlkerſchaften befigen Länder, die man mit fehr reichhaltigen Berg— werfen angefüllet zu feyn glaubet: nichts aber kann ihren Haß gegen die Spanier be— fanftigen. Sie bringen diejenigen ohne Barmherzigkeit um, die in ihre Hände fallen ; und die einzige Nache, die man von ihnen nimmt, wenn man fie aufheben kann, iſt, daß man fie in den Bergwerfen in Peru und Popayan brauche. Paſto ift eine ſehr artige Stadt, die von einigen hundert Creolen und unterthäni- Stadt Paſto. gen Indianern bewohnet wird, worunter ſich funfzig bis fechzig Spanier finden. Der Meg wird darauf beſchwerlich und gefährlich, fo wohl von Geiten der Bravos, von Des nen man fein Duartier erwarten darf, als auch wegen der Gebirge und. jähen Höhen, wovon fie voll find. Die Reifenden müffen niemals anders, als in großer Anzahl und: mit Feuergewehre wohl verfehen, durch dieſes Sand reifen, Sie haben ſolches eben fo Allgem. Beifebefchr. XV Band. — wohl 330 Reifen und Entdeckungen Correal. wohl zur Verjagung der wilden Thiere, als der Indianer, noͤthig. Sie muͤſſen weder 1095, die Bedeckung noch die Heerſtraße verlaffen, weil fi Fein Gehoͤlz und Fein enger Weg Barbarifche findet, mo fie nicht von einem Hinterhalte bedrohet werden. Die Völker in Popayan Voͤlker und und den umliegenden Gegenden diefer Provinz haben ‚gemeiniglich die Felfenböhlen over wide Thiere. an einigen Orten Eleine Hütten von Baumzmweigen und Blättern zu ihrer Wohnung. Sie reden durch die Gurgel mit einem ſo rauhen und tauben Tone, daß man ihre Wörter, ohne eine lange Gewohnheit, kaum unterſcheidet. Sie gehen bekleidet: die Weiber aber tragen nur ein bloßes baummollenes Hemde, welches ihnen den ganzen Leib bedecket. Die Mannsperfonen tragen es fo kurz, daß es ihnen niche Halb: über die Hüften geht. Sie haben in der Nafe und in den Ohren goldene Ringe, und fleine Steine, die wie Smaragbden find; an den Armen und Beinen Bänder von Corals len, die fie alfem Golde in der Welt vorziehen; und auf dem Kopfe Federn von verſchie— dener Farbe. Was den Much anberriffe, fo ſchreibt ihnen Correal folchen bis zur Wuth zu, wenigftens wider die Spanier, von denen fie Feine Sriedensvorfchläge anhören wollen. Ich vernahm, fagefe er, in Popayan felbft, daß fie ſich bemüheten, diefen Haß in dem Gemuͤthe ihrer Kinder zu unterhalten ‚und daß fie diefelben forgfältig Die Zeit der Ero⸗ berung ihres Landes lehreten. Sie haben wie in allen Theilen von Peru Schnüre, die fie Guappas nennen, und deren Knoten fie fich ftatt der Jahrbücher bedienen, Sie zeigen ihren Kindern diejenigen ohne Unterlaß, welche Die. Ankunft der- Spanier bedeu- ten, und ermahnen fie, fich zu erinnern, daß damals ein Haufen Räuber über See in geflügelten Barken gekommen, um ihre Weiber zu fhänden, ihre Guͤter zu plündern, fie zu rödten und aufzureiben. | Stadt Popa- Popayan, welche für die Hauptſtadt des Landes gehalten wird, weil fie ihm ihren yan. Namen giebt, oder ſolchen von ihm erhält, iſt der Sitz eines Biſchofes. Sie iſt im zwey⸗ ten Grabe funfzehn Minuten Norderbreite, Alle ihre Einwohner find Creolen oder In— dianer, außer einer fehr Fleinen Anzahl Spanier, Benalcazar, der erfte Eroberer des Schlecht ero⸗ Landes, befliß fich mehr, ſich daſelbſt zu befeftigen, als fich das Sand zu unterwerfen; bertes fand. und diefe Nachläßigkeit iſt von feinen Nachfolgern niemals wieder vecht gut gemacht worden. Sie find fo gar gezwungen worden, viele Sitze wiederum zu verlaffen, weil es ihnen zu fehwer gefallen, den Indianern zu miderftehen, denen man Zeit gelaffen, Friegerifch zu werden, und welche nunmehr zu zähmen, es gleichfam unmöglich) gewor den. Indeſſen hoffet doch Eorreal, es werde der Eifer der Mifftonarien mehr Wir fung haben, als die Waffen, Denn es befehren fih alle Tage einige von diefen Bars baren; und die Religion mildert ihre Sitten fehr. „Ich babe bemerfet, fager der Ber „faffer, daß die Ereolen des Sandes zur Führung der Waffen geſchickt find, daß fie Ber ſchwerlichkeiten ausftehen Fönnen, und den Wollüften nicht fo ergeben find, als die zu „Merico und Peru, welches ich denen beftändigen Kriegen zufchreibe, die fie wider dies „ſe Indianer führen müffen. Ich babe auch bemerfer ‚ daß fie feine Schwierigkeiten „machen, ſich mit den bekehrten Indianern zu verbinden , in der Abficht, daB fie ihre „Anverwandten und Freunde vergeffen möchten. Dieß ift eine vortrefffiche Staatsklug- „zbeit, die aber nirgends beſſer ausgeübet wird, als in Popayan und Paraguay, Es ift „gewiß, feget eben ber Neifende hinzu, daß fie in Popayan große Vortbeile verfpricht. „Das Gold und Die Edelgefteine find dafelbft im Ueberfluſſe. Man hohlet auch) Vals „ſam, Drachenblut, Jaſpis und eine Art von-Agarhen daher, Ihre Lage iſt fehr ſtark, * „weil in America. VIBuch, IV Cap. u. = well fie auf der einen Seite die See, und auf der andern die Gebirge bat, wohin Correal. ſich die Bravos begeben, und niemand zu ihnen Eommen kann. Man handelt aber 1695, „dennoch durch Vermittelung der befedrten Indianer mit ihnen. Diefer Handel aber — „it niemals auf den wirklichen Werth der Sachen gegründet; weil diefe Voͤlker dasjenige, „was man ihnen anbeuf, nur darnach fehägen, tie fie etwas brauchen oder es gern „befigen möchten. Bon Popayan nach Call ift der Weg bequem. Kali ift der Sitz des befondern Cali, Sit des Starthalters der Provinz. Es ift eine ziemlich angenehme Stadt, an dem Fuße der Statthalters Gebirge, an dem Ufer des Cauca, eines Fluſſes, gelegen, der feine Duelle in denen Ge- birgen hat, welche Peru von dem mittäglichen Popayan abſondern. Man rechnet uns gefaͤhr vierzig Meilen von Popayan nach Eali, Die Nachbarfhaft der Bravos hält die Einwohner daſelbſt in beſtaͤndigem Mistrauen, welches fie ſelbſt ſehr tapfer und fer— tig machet. Sie ſchießen mit einer erſtaunlichen Richtigkeit; und unter ihren Waffen haben fie eine Art von Lanzen, deren fie ſich eben fo geſchickt bedienen. Man zweifelt nicht, daß die benachbarten Berge von Cali nicht eine Menge Goldadern in ſich hal— ten follten: allein, die Sorge der Indianer ift überaus groß, fie zu verbergen; und un— er denjenigen, bie fich befehren , finder ſich niemals einer, der das Geheimniß weis. Bon Cali, fährt diefer Neifende fort, harte ich über Berge zu reifen, die mit Weg von Cali Bravos bevölkert waren. Ich war aber unter der Bedeckung einiger Soldaten, melde) Buena— der Statthalter nach der Schanze Buenaventura ſchickete. Wir waren mit Pulver und — Feuergewehre gut verſehen, mit deren Huͤlfe wir nach einem zwoͤlftaͤgigen Marſche, ohne andere Widerwaͤrtigkeit, als viele Beſchwerlichkeit und Gefahr, in der Schanze anka— men. Nachdem wir über die Gebirge waren: fo traf man weit fanftere Indianer an: in einem von ihren Wohnfisen aber, durch welchen wir zu gehen uns nicht feheueten, fanden wir nur einen reis und einige Kinder, Der Alte, welcher ungefähr fünf und fechzig Jahre alt zu ſeyn ſchien, fagere in ſehr fehlechtem Spaniſch zu uns, feine Leute wären auf einer Jagd und würden den Abend mic ihren Weibern wieder nach Haufe kommen. in DD ua j "Es ift die Gewohnheit des Landes, daß die Weiber unterdefien die Felder bauen, Gebräuche da alle Mannsperfonen über zwölf Jahren auf die Jagd gehen. Wenn fie nach ihren nr Einwoh⸗ Wohnſitzen zuruͤckkehren: ſo fuͤhren ſie auch ihre Weiber mit ſich zuruͤck; und der ganze Haufe koͤmmt mit Singen und Tanzen unter dem Schalle einer Art von Pfeifen und einer Trommel zurück. Die Tänzer antworten den Inſtrumenten durch Worte, Die von einem Gefumfe unterbrochen werden, welches der Mücken ihrem fehr nahe koͤmmt, und fie mit verfehiedenen Geberden begleiten. Darauf bewirtden fie einander mit den _ Früchten ihrer Jagd und andern Speifen des fandes, Die Greifen find in jedem Sie: fen die vornehmften, und bleiben mit den Knaben und Mägdchen, die noch nicht im Stande find, an der Arbeit Theil zu nehmen, in ihren Wohnſitzen. In der Schanze Buenaventura find einige ſchlechte hölzerne Haͤuſer. Sie wa Sa Due: ck⸗ u x + son vier Bafteyen vertheidiger, welche mit einigen Canonen aus der peruanifchen Stuͤck gießerey befeger find. | Sie würde aber nicht fehs Stunden einen Angriff aushalten fönnen.- Gleichwohl it fie der Hafen und Stapel von Cali, Popayan, Santa Fe und alfen miträglichen Theilen von Tierra firma, Die Bay ift von Nafur fo beſchaf⸗ fen, daß man fie mit einem wenig Arbeit — machen koͤnnte. J t 2 e 332 | Keifen und Entdeckungen Correal. Alle Indianer von Popayan ſind wohl gemacht. Der Verfaſſer ſah auf einem ſo 1695 langen Wege nicht drey, die nicht von einem ſchoͤnen Wuchſe waren, Sie haben einen Seftalt der geraden Leib, wohlgemachte Arme und Beine und eine breite Bruft. Die meiften Indianer von find ſehr hurtig und gute Läufer, Die Weibesperfonen find viel Eleiner , als die Manns: Popayan, perfonen: fie find aber angenehm und lebhaft. In ihrer Jugend find fie wohl bey Leibe. Darauf wird ihre Haut fhlaff und rauh, und ihre Geftalt wird dick; und von allen ihren Annehmlichkeiten bleibe nichts übrig, als die Leoͤhaftigkeit, die fie beftändig be- halten, Ueberhaupt haben beyde Gefchlechter ein rundes Geficht, eine ftarfe Nafe, große und feurige Augen, eine hohe Stirne, einen großen Mund, Eleine Sippen und weiße und gefunde Zähne, Sie haben lange, fehwarze und grobe Haare, Die Wei: ber flechten fie, oder binden fie nur bloß mic einem Bande. Der Gebrauch der Kaͤm— Kaͤmme, eineme iſt bey ihnen fehr Mode geworden. Dieß ift eine Waare, die fie fehr gern eintaufchen, vortheilhafte und worauf man am meiften gewinnt, Sie haben weit weniger Haare, als die Euros Waare. paͤer, welches der Verfaſſer nur der heißen Himmelsgegend zuͤſchreibt. Ihre Krieges⸗ leute ſchneiden fie ſich bey den Neumonden ab. Es iſt eine Schönheit, wenn man feite und gleißende Haare hat. Sie falben fie ſich, wie den leib, mit verfehiedenen Salben, die nichts fehmußiges haben. Sie malen fich auch den Leib; und wenn fie nicht ganz völlig weiß geboren werden, fo haben fie doch in dem erften Alter die Kupferfarbe nicht, die fie durch das Malen und durch das Herumlaufen in der Sonne erlangen. Art von wei⸗ Man bat in der Befchreibung von Tierra firma gefehen, daß es gegen der Landenge zu a India⸗ ein Geſchlecht Indianer giebt, deren Weiße merfwürdig iſt, die aber von andern Väl- ' ferfchaften verachtet werden, weil fie ſolche als einen Fehler anfehen. Korreal nimmt Gelegenheit, dieſe fonderbare Eigenfchaft durch fein Zeugniß zu befräftigen. Blau, roth und gelb find die liebſten Farben ver Indianer in Popayan, wie auf der Erdenge. Sie erneuerm folche mit der Auferften Sorgfalt, wenn fie anfangen, fi) auf ihrem Seide zu verwifchen; und damit fie deſto länger dauern, fo rigen fie fich mit Dornen oder fehr fpigigen Fiſchgraͤten an dem Orte , den fie malen wollen, vor nehmlich wenn fie eine Figur Dafelbft vorzuftellen gefonnen find. Darauf reiben fie ihn mit der Hand, die mit der Farbe gefärber ift ‚ welche ihnen am beften gefällt. DD fie gleich bey der großen Hitze fich Fein Bedenken machen ‚ bie Art vom Hemde ab- zulegen, welches ihnen zur Kleidung diene: fo behalten fie doch ftets noch etwas zur Bedeckung der Scham, Die jungen Knaben und Mägdchen laufen ganz nackend, al- fein nur fo lange bis die Natur anfängt, fie die Gefahr davon empfinden zu laffen. . Strenger Alsdann wird der Mohlftand fir die Mägdchen fo ftrenge, daß fie öffentlich nicht mehr an ohne einen Schleyer vor dem Gefichte erfcheinen koͤnnen. Diefe wilden Schönheiten RN hleiben nun freylich in Wahrheit nicht lange gefangen; ſondern man giebt ſie bey ſehr guter Zeit unter die Gewalt eines Mannes, Die meiften andern Gebräuche von Popayan haben fo viel Aehnlichkeit mit denen von Tierra firma in denen Gegenden, die an einander ſtoßen, oder mit denen von Peru gegen Mittag, daß fie mit unter den einen oder den andern fönnen begriffen werden, Die _ Srüchte und Thiere find daſelbſt auch faft durchgängig eben diefelben ; oder wenn fich ei: nige finden, deren man befondere Eigenſchaften beyleget, fo wird es noch Gelegenheit geben, ſolches anzumerken. Der in America. VI Buch. IV Cap. E Der IM Abſchnitt. PER 1713, Freziers Neife an den Küften von Peru. 713 Gebirge, welche Chili und Peru von einander ab: des Thales Ilo. Großer Handel durh Maul: fondern. Cobija. Deſſen Bucht, Weg von eſel. Handel zu Cuzeo, Puno, Arequipa und da nach den Bergiverfen zu Lipes und Potofi. Moguegun. Bergwerke zu St. Anton. Alte Jnſel Pavillon. Löwen des Landes. Inſel Stadt So. Sonderbare Denkmaͤhler. San Sgnigue. Muthmaßungen wegen Guana. Neu: gallan. Paraca. Bedega. Piſco. Handlung enedectte Bergwerke. Rheede von Arica. Ari: daſelbſt. Weg von Pifco nad) Callao. Be: vn if nur noch ein Dorf. Großer Handel mit ſchreibung der Rheede Callao. Stadt Callao. Agy oder Piment, Art, es zn bauen, Alter Deren Feftungswerfe, Geſchuͤtz. Geſtalt der Handel zu Arica, Beſchwerlichkeit, ausdafigem Stadt. Hafen zu kommen. Rheede lo. Reichthum Mi kann in dieſem Capitel den Beobachtungen eines franzoͤſiſchen Reiſenden, deſſen Tagebuch man bereits geliefert hat x), mit dem Verſprechen, bey Gelegenheit von Peru wieder auf folhes zu Fommen, eine anfehnliche Stelle nicht verfagen. Es ift fol- ches Frezier, deſſen genaue Sorgfalt und Geſchicklichkeit fo bekannt find, daß man feis nen Spuren ftets mit eben fo vielem Vertrauen als DBergmügen nachgeht. Er ſah auf feiner Reife nur einen Theil von den Küften, da er von Ehili nach Lima hinauf gieng: er machere aber daben Anmerkungen, die nicht fo aufmerkfamen Keifenden entiwi- ee waren. . m Bon Copiapo, dem legten Orte in Chili, bis nach. Atacama in Peru, ift das Sand fo rauh und öde, daß die Maulthiere aus Mangel des Grafes und Waſſers bafelbft umfommen müffen. Man findet innerhalb vierzig Meilen nur einen einzigen Fluß, der von der Sonnen Aufgange bis zu ihrem Untergange fleußt, vermuthlich weil diefes Geftien den Schnee fhmeljet, und er des Nachts wiederum gefriert. Die Indianer 27 nennen ihn Anchallulsc, oder den Heuchler. Hier find diejenigen graufam hoben Ce: Gebirge, wel⸗ birge, welche Chili von Peru abfondern. Die Kälte ift daſelbſt zuweilen fo heftig, dap de Chili und man, und zwar mit der Geberde eines lachenden Menſchen erfriere; und daher ift auch), nad) En abſon⸗ der Meynung einiger Schriftſteller, der Name Chili gekommen, welcher kalt heißt, ob— gleich jenſeits der Gebirge die Luft ſehr gemaͤßiget iſt. Man hat bey der erſten Reiſe der Spanier geſehen, daß viele von ihnen aufgerichtet ſtehend mit ihren Maulthieren oder Pferden erfroren find, Die Folge der Zeit hat einen viel beſſern Weg an der See⸗ füfte hin erfinden laſſen. Eine gute Kühlung aus Suͤdſũdoſt brachte Freziern unter die Breite bes zwey und Eobie ʒwanzigſten Grades fünf und zwanzig Minuten, welches eben die Höhe von Cobija, s dem Hafen der Stadt Atacama ift, die-vierzig Meilen davon ins Sand hinein liegt. Er ift fehr Eenntlih, weil von Morro Moreno, welcher zehn Meilen über dem Winde liegt, der ‘Berg ſich immer bis gerabe über der Bucht, worinnen er ift, erhebt, und von da ſodann wiederum etwas niedrig zu werden anfängt, daß alfo diefer Ort der höchfte auf der ganzen Küfte ift, Der Hafen läßt ſich daran viel fiherer erfen- nen, als an denen meißen Flecken, die man dafelbft fieht, weil man deren eine Men- ge auf der ganzen Küfte antrifft, Der Ve afler lief niche in die Bucht von Eobija Deſſen Bucht. t 3 ein; x) Sm XI Bande dieſer Sammlung, 334 Reifen und Entdeckungen Frezier. ein: er vernahm aber von einigen Franzoſen, fie gehe nur das Drittheil von einer Meile 73. tief in das Sand hinein, und man folle ſich auf achtzehn oder funfgehn Faden Sandgrund vor Anker legen koͤnnen: vor den Suͤdwinden und ſuͤdweſtlichen Winden liege man nicht allezeit bedeckt, welche doch auf dieſer Kuͤſte am meiſten wehen. Wenn man ans Land ſtei⸗ gen will: ſo muß man zwiſchen Steinen ausſteigen, welche einen engen Paß oder eine Fahrt gegen Suͤden machen, wo auch nur allein die Schaluppen anlaͤnden koͤnnen. Der Wohn: Das Dorf Cobijs befteht aus etwan funfzig indianiſchen Häufern, die aus Haͤuten plaß, von Seehunden oder Seeroölfen gemache find, Weil der Boden unfruchtbar iſt: fo naͤh⸗ ven fih die Einwohner gemeiniglich nur von Fiſchen, einem wenig Maiz oder indianifhen Korne und Topinamburen, oder Papas, einer Art von Erdäpfeln, Die man ihnen von Atacama für ihre Fiſche bringe. In dem Dorfe ift nichts, als ein ſchmaler Strich etwas ſalzigten Waſſers, und ſtatt alles Gehoͤlzes ſtehen vier bis fuͤnf Palmbaͤume, und zween Feigenbaͤume da, welche zum Zeugen der Ankerſtelle dienen koͤnnen. Fuͤr das Vieh wachſt nirgend Gras ; und man muß die Indianifchen Haͤmmel in eine mäfferichte Thaltie⸗ fe gegen die Höhe des Berges antreiben, mo fie hier und dar einen Halmzu freffen finden. Weil diefer Seehafen an allen Dingen Mangel leidet: fo wird er niemals beſuchet, außer von Franzofen, welche, um die Kaufleute an ſich zu ziehen, Diejenigen Gegenden aufgeſu⸗ eher, die am nächften bey ven Bergwerfen liegen, und von den föniglichen fpanifchen Be⸗ dienten am weiteften entfernet find, in der Abficht, defto leichter Raufmannfchaft zu treiben, und die Ausfuhre des Silbers und anderer Waaren defto mehr zu befördern. Diefer Ort iſt der nächfte an Kipes und Potofi, welches letztere Doch über hundert Meilen davon ent ferner ift, und zwar in einem öden Sande. Der Berfaffer meldet den Weg dahin. Beg von Co⸗ Bon Cobija, faget er, muß man in der erfien Tagereife zwey und zwanzig Meilen Bija mach, den ohne friſch Waſſer und Brennholz hun, bis man an den Kleinen Fluß Chacanza kommt, — deſſen Waſſer jedoch etwas ſalzig iſt. Von da ſind wieder ſieben Meilen bis zu eben ſol⸗ tofi. chem Waffer ; und es ift eben der Fluß, nur unter einem andern Namen. Endlich hat _ man noch neun Meilen bis nach Calama, einem von zehn bis zwölf Indianern bewohn⸗ ten Dorfe. Zwo Meilen vorher , ehe man dahin Fommf, gebt man durch ein Gehölz von Algarrovoen, welche eine Gattung Tamarinden find. Bon Calama bis Chiuchin oder Pieder-Atacama find eg fechs Meilen. Dieß ift ein Dorf von acht bis zehn indianifchen Wohnungen , ſiebenzehn Meilen von Ober - Atacama gegen Süden, wofelbft der Corregi- ‚dor von Cobija twohnet. Von Chiuchiu nach Lipes rechnet man ungefähr fiebenzig Meilen, die man in fieben bis acht Tagen zuriick legen kann, ohne Die geringite Wohnung anzutref= fen; und der Weg geht zwölf Meilen über ein Gebirge ohne Wald und Wafler, Bergwerke zu Kipes ift ein großes Bergwerk 9), aus welchem lange Zeit viel Silber gehoben wor⸗ Lipes. den. Es gehen daſelbſt allezeit acht Puchmuͤhlen, ohne diejenigen, bey den kleinern Erztgruben daſiger Gegend, als Eſcala, Aquegua und Sant Chriſtoval, mitzurechnen, in welchen Oer⸗ gern derer auch ſechſe vorhanden find. Lipes wird in zween Theile abgetheilet, Wovon der eine wenigftens eine halbe Vierthelmeile von dem andern. entfernet liege. Den einen nen net. man eigentlich Kipes, den andern aber Guaico. In diefen beyden Orten mögen et⸗ man achthundert Perfonen von allerhand Gattung leben, wenn man diejenigen Leute Dazu rechnet, die unten am Hügel in den Silbergruben arbeiten, Diefer Hügel ift DE ‚9 Alliento de Minas. en a in America. Vl Buch. IV Cap. — ſchen Guaico und Lipes von Erztgruben ganz durchloͤchert, worunter eine fo tief iſt, daß Frezier man gar bis auf den Fuß des Felſen oder Erztgeſteines gekommen, unter welchen Sand 1713 und Waffer war, und der von den Spaniern deswegen die Antipoden genannt wurde, ' Bon Lipes nach Potofi rechnet man ungefähr fiebenzig Meilen, die man in fehs bis acht Tagen chun kann. Auf dem ganzen Wege find über zwo bis drey indianifche Huͤtten nicht anzutreffen. 3 Naͤchdem Freier bey Cobija vorbey war: fo verfiel er unter dem ein und zwanzigſten Sufel Pavil⸗ Grade in eine Windſtille, und zwar bey einem kleinen Eylande, das Gezelt, oder Paz Ion villon genannt, weil es die Geftalt eines Zeltes hat, und auf die Hälfte oben ſchwarz und unten weiß ift. Hinter diefer Eleinen Inſel auf dem feften Sande ift eine Fleine Bucht für Schaluppen, Auf diefer Küfte giebt es Thiere, die von den Sandeseinwohnern Loͤwen Lowen des genennt werden, ob fie wohl den africanifchen wenig gleichen. Der Berfaffer hat davon Landes. Haute mit Strohe ausgeftopfet gefehen, daran der Kopf etwas Wolf: und Tiegerähnliches an ſich gehabt, der Schwanz aber ift viel kuͤrzer, als an gemeldeten Raubthieren. Man hat fich übrigens vor ihnen nicht zu fürchten. Sie fliehen vor den Menfchen, und greifen nur Die Viehheerden an. Die zween Tage über, Die der Verfaſſer bey der Gezeltinſel, we— gen der Windftille, zubrachte, ließen ihn feinen Strom wahrnehmen, “Einige Fleine Kuͤh— Tungen trieben ihn gegen den Hügel oder Morro Carapucho, an deſſen Fuße die Inſel Bucht u. Zus Iquique in einer Bucht liege, wo man Anker werfen fann, die aber fein frisch Waſſer ſel Jquique. bat. Die auf dem feften Sande wohnhaften Indianer muͤſſen es felbft zehn Meilen davon in der Thaltiefe Piffsgus mit einem ausdruͤcklich dazu gemachten Fahrzeuge hohlen. Beil fie aber zumeilen durch widrige Winde davon zurück gehalten werden: fo baben fie alsdann feine andere Zuflucht, als zu dem Bache Pica, wohin fie fünf Meilen zu Sande ges hen müffen, Das Eyland Iquique iſt ebenfalls von Indianern und Schwarzen bewohnet, welche Muthmaßuns dafelbft Guana graben müffen. Dieß iſt eine gelbliche Erde, die man für Vogelmiſt gen wegen der Hält, weil man außer dem, daß fie den Geftanf von dem Kothe der Seeraben oder Cor- Bei: moranen an fich hat, auch fehr tief Binein in diefer Erde Vogelfedern gefunden. Michts deſtoweniger ift es ſchwer, zu begreifen, wie fih eine fo große Menge davon babe zufam- men häufen fönnen;z denn man befrachtet nun ſchon über Hundert Jahre lang jaͤhrlich zehn bis zwölf Schiffe damit, um die Felder dadurch zu duͤngen; und doch ift es Faum zumerz £en, daß die Inſel an Höhe abgenommen, ungeachtet fie im Umfange nur etwan drey Bierthelmeile hat, Man verführet auch eine Menge davon auf Maulefeln, in die Weins berge und Kornfelder von Tarapuca, Pica und andere benachbarte Oerter. Einige find auf die Gedanfen gerathen, es fen eine bloße Erde von befonderer Eigenfchaft. Der Vera faffer aber findet Urfache, diefe Meynung zu verwerfen, weil eine unglaubliche Menge Sees _ voͤgel dafelbft herumſchwaͤrmet, welche oftmals fo groß ift , daß fie, ohne bie Unwahrheit zu fagen , die Luft verfinftern. Sie verfammeln ſich alle Morgen. um zehn / Uhr, und des Abends um fünf Uhr in unzähliger Menge, um die Fifche wegzufangen , welche gemeinige -Hich um folche Zeit oben auf dem Waſſer ſchwimmen. . Zwölf Meilen von Iquique hat man im 1713 Jahre Silberadern entdecket, wovon Neuentdeckte man fich, allem Anſehen nach, eine reiche Ausbeute verſprach. Von Jaquique bis mach der Vergwerke. Rheede von Arica iſt die Küfte beftändig ſehr hoch, und von Klippen rein ; man muß aber ganz nahe am Lande hinfahren, aus Furcht es möchten ſonſt die Stroͤme, die im Som— mer ‘ 936 Reifen und Entdefungen Seesier. mer gegen Norden und Nordweſt treiben, die Schiffe auf die hohe See hinausreißen. Ei— 1713. Küfte von Arica. nige andere Schiffer haben erfahren, daß des Winters ihr Strich zuweilen gegen Suͤ— den gebt. Nah der Thaltiefe Piffagua findet man diejenige, die den Namen Camarones füp- vet, welche viel breiter iftz und vier Meilen über dem Winde von Arica findet man die von Vitor, in welcher füßes Waſſer und Holz anzutreffen ift. Dieß ift der einzige Dee, wo die zu Yrica vor Anfer liegenden Schiffe dergleichen einnehmen koͤnnen. Wenn man eine Meile von Duebrads de Camarones fümme: fo fange man an, den Hügel von Arica zu entdecken, der einem Eylande gleich fieht, weil er viel niedriger, als die Küfte gegen den Wind, iſt. Komme man aber drey oder vier Meilen näher hinzus fo erfennetmanihn an einem kleinen niedrigen Eylande, welches als eine blinde Klippe vorn her liege, und auch an feiner fteilen Höhe. Man kann fich Daran um fo viel weniger irren; weil darüber hin die Küfte niedrig ift. Sie liege unter dem achtzehnten Grade, zwanzig Minuten Süver- breite. Diefer Hügel iſt auf der meftlichen Geite ganz weiß von dem Wogelmifte, Er iſt der allerkenntlichſte Ort auf der ganzen Kuͤſte. Bey klarem Wetter erblicket man ing Sand hinein den Berg Tacora, welcher bis in die Wolken zu reichen ſcheint. Oben hat er zween Gipfel, bey denen der Weg nach Paz vorbey geht. Die Luft oben ift von der un: tern fo unferfhieden , daß denjenigen, Die nicht gewohnt find, über dieſen Berg zu reifen, .eben fo, übel im Kopfe und ums Herz wird, als auf der See. Rhede ton Wenn man in die Rheede von Arica hineinſegelt: fo kann man ein Anferfeil lang bey Arica. der Inſel Guano, welche unten an dem Hügel liege, vorbey fahren, und Nord gen Oft diefer nel, und Nordweſt des Glockenthurmes von Sant Yuan de Dios, den man we- gen feiner Höhe vor allen Gebäuden der Stade fehen kann, vor Anker legen. Dafelbft hat ‚man neun Faden tief Waſſer, harten Leimgrund, und liege ohne alle Gefahr von den Klip- ‚pen und der Tiefe, welche fonft an verfchiedenen Orten der Rheede die Ankertaue ſchuͤrfen, und entzwey ſchneiden. Man liegt zwar den ſuͤdlichen und ſuͤdweſtlichen Winden bloß: die Inſel Guano aber bricht die Wellen der hohlen See ein wenig. Ungeachtet des Geſtan— kes von dem Vogelmiſte, und der ſchlechten Beſchaffenheit der Luft zwiſchen dem beſtaͤndig heißen Sande und Felſen, hat man dennoch ziemlich gutes Waſſer auf dieſer Rheede. Es Art, Waſſer wird aber auf eine fehr befondere Art eingenommen. Man gräbt nämlic), wenn das Meer einzunehmen. abläuft, etwan einen halben Schuh tief in das bloß liegende fer, und in diefen fo flachen Gruben fehöpft man hernach gutes füßes Waſſer, welches ſich auf der See ganz wohl haͤlt. Weil das Ufer voller großer Steine liege, feichtes Waffer hat, und Die See allezeit hohl geht: fo koͤnnen die Schaluppen nirgends, als in drey Fleinen Caleten oder Fahrten, an= laͤnden, wovon die unten am Hügel die befte if. Wenn man dahinein kommen will: fo Laͤndung dee muß man zwifchen zwo Blinden Klippen bindurch, und ſich dicht an derjenigen zur Schaluppen. rechten Hand durch das Seegras hindurch arbeiten. Sie liege bey der Ebbebloß, und laͤßt ſich auch bey der Fluch erfennen. Wenn man da vorbey ift; fo beuget man auf einmal nach der linken Hand um, vecht auf die erfien Häufer zu, und gelange alfo in die größte Fahrt, welche hinten faft dem Strande gleicht, und worinnen beym Ablaufe des Meeres fo wenig Waffer iſt, Daß die Canote platt auf dem Grunde liegen , und die beladenen Scha⸗ luppen auch ſo gar bey der Fluth, anſtoßen. Damit ſie alſo nicht ſcheitern, ſo verwahret man den Kiel mit eiſernen Baͤndern. Die — in America VIBuch. IV Can. 337 Die Spanier hatten bier auch an biefem Orte, um ſich vor allem Ueberfalle zu ſichern, Frezier Schanzen von ungebrannten Backſteinen aufgemauert, und eine Batterie als eine kleine "7% Schanze angeleget, wovon man die drey Fahrten befchießen konnte. Allein, es war gleich Micawarıyız im Anfange ein armfeliges Werk darum, und es verfiel vollends zu den Zeiten des Ber: nur ein Dorf, faffers, welcher es fo gar an Dampiern fadelt, daß er dieſem Orte den Damen einer Fer ftung beyleget meil er im 1680 Jahre davor weggefihlagen worden. Die Engländer, welche fich einbildeten, es ſey allzuſchwer, vor Diefem Plage auszufteigen , fegeten in der Buche Charta, welche auf der Süperfeite des Hügels ift, den Fuß ans Sand, Die ofts maligen Erdbeben haben Arica endlich zerſtoͤhret. Es ift nur noch ein Dorf von ungen faͤhr hundert und fünfzig Familien, meiftentheils Schwarzen, Mulatten, Indianern, und nur wenigen Weißen, Im 1705 Jahre, den zöften-des Windmonates, bewegete fich das Meer durch ein Erdbeben, uͤberſchwemmete den Dre plöglich, und warf ven größten Theil um 2), Man fieht noch io die Spuhren von den Straßen, welche ſich bey einer halben Bierthelmeile lang von dem, was noch ſteht, erſtrecken. Was noch von der Stabtübrig ift, hat fich dergleichen Zufall nicht zu befürchten, meil es auf einer Fleinen Hoͤhe am Fuße — des Huͤgels liegt. Die meiſten Haͤuſer find nichts, als Buͤſchel von einer gewiſſen Schwer⸗¶Deſſen Ber tel oder Berglilie, Totora genannt, Dieſe bindet man nach der Reihe und eine über die ſchreibung andere mit federnen Nefteln auf ftarfe Schilfröhre, welche ſtatt der Queerbalken find, oder man ſtecket auch nur folche lange Röhre in den Boden und füllet den Zmwifchenraum mit Erde aus. Die ungebacfenen Steine werden nut zu den prächtigften Häufern und Kir chen gebraucher. Weil es niemals regnet, fo befteht das ganze Dad) aus einer Schilfmat⸗ te, wodurch fie von außen her nicht anders, als zerfallene Gebaͤude ausſehen. Die Pfarr⸗ kirche ift ziemlich anfehnlich und fauber, Die übrigen geiftlichen Gebäude find ein Klofter mit fieben bis acht Religiofen von der Gnade, ein Hofpital der Brüder Johanns von Gott, und ein Francifeanerklofter, welches vor kurzem aus dem fehönften Orte des Thales in die Stadt verleget worden. Das Thal Arica ift vorn am Geſtade des Meeres bey einer Meile breit lauter dürrer Boden, außer, wo die alte Stadt geftanden, wofelbft man Fleine Wiefen mit Alfalſa oder ſpaniſchem Klee, einigen Zuckerroͤhren, Del und Duittenbäumen durch einander angebauet. A mgleichen giebt es darinnen Sümpfe, welche nur die Art von Schmwertelbluhmen hervor⸗ bringen, wovon die Häufer gemacht werden. Es ſtrecket fich nach Oſten hinein, und gebt auf eben der Seite enger zu, | Eine Meile darinnen liege das Dorf St. Michael de Sapa, woman anfängt, ben Großer San: Agy, das ift den Piment, eine Gattung Pfeffer, zu bauen, moran Das ganze Thal ei: 2 eo Bi nen Ueberfluß hat, Cs ift eine Menge Meyerhöfe darinnen, die fonft nichts bauen, als nen, ’ diefes Huͤlſengewaͤchs, fo daß in einem fehr engen Raume, welcher nicht über ſechs Mei: len lang ift, deffen jährlich für mehr als achtzigtauſend Thaler verfaufet wird. Die Spas nier in Peru haben überhaupt ein fo großes Belieben an diefem Gewürze, daß fie deffen in Feiner Brühe entrathen fönnen ; und weil es auf den Bergen nicht wächft, fo kommen al le Jahre eine Menge Kaufleute, und erhandeln allen den Pfeffer, welchen man in dem Zhälern Arica, Sama, Tarna, Locumba und einigen andern, zehn Meilen in ber — 2) Diefe Ungluͤcksfaͤle erklären den Verfall der Feſtungswerke, welche Correal fo, wie Dampier ges fehen hat. R Allgem, Reiſebeſchr. XV Sand, 405 338 Keifen und Entderfungen Stesier. de, zeuget, woraus nachzurechnen, daß, ungeachtet er wenig gilt, dennoch für mehr als 3 fechshunderttaufend Piafter jährlich ausgefuͤhret wird. — — Der ungeheure Wachsthum dieſer Pflanze koͤmmt von der Guana oder dem obge⸗ ſee Gewaͤchſes dachten Vogelmiſte, welcher von Jquique gehohlet wird, und das Erdreich ſo fruchtbar ma⸗ het, daß es an allerhand. Korne, Maize u. d. gl. infonderheit aber am Agy, wenn man ihn gehörig zu warten weis, vier bis fuͤnfhundert fältig träge. Der Verfaffer Iehret uns, was für Fleiß man dazu anwendet. So bald der Saame aufgefchoffen, und zum Verfes gen bequem iſt, verpflanget man. ihn ſchlangenweiſe, damit das Waffer , welches man gleich: falls in Erummlaufenden Furchen dahin Leiter, allmählich nach der Wurzel Hinlaufen möge: So dann feget man unten an jeden Piment: oder Pfefferftengel fo viel Guana, als man mit der hohlen Hand faffen kann. Schießt er in die Bluͤthe: fo leget man nochein wenig mehr hin. Endlich, wenn ſich die Frucht völlig gebilder und geſetzet, wirft man noch eine gute Handvoll dahin, und waͤſſert es allezeit fleißig, weil es in dieſem Sande niemals reg⸗ net, und ohne ſolche Feuchtigkeit das in dieſem Mifte vorhandene Salz verhärten, und folge lich Die Pflanze verderben winde ; wie man aus der Erfahrung gefehen hat. Alter Handel Bor den Kriegen brachte die Armadilla oder die Eleine Flotte, welche aus einigen ‚ lien Schiffen des Königes und verfchiedener Privarperfonen beftund, alle Jahre europaifche Waaren, vornehmlich Dueckfilber für die Bergwerke zu la Paz, Oruro, la Plata oder Ehuquizaca, Potoſi und Lipes, nach dem Hafen Arica, Sie führete darauf das Geld, welches für den König von dem Fuͤnfthel aus den Meyerhöfen einkoͤmmt, nad) fima. Als aber die Gallionen aufgehöret harten, nach Portobello zu fommen, und die Franzoſen die Handlung trieben : fo wurde dieſer Hafen die anfehnlichfte Niederlage an der ganzen Küfte, wohin die Kaufleute aus den fünf genannten Städten famen. Der Hafen Cobija iftzwar an Lipes und Potofi weit näßer, als Arica: allein, die Kaufleute fanden daſelbſt nichts zum Unterhalte der Menfchen und des Viehes, und wollten alfo lieber einige Meilen weiter ge⸗ ben, und dabey gewiß feyn, daß fie dasjenige finden wuͤrden, was fie braucheten; zu ge: ſchweigen, daß es ihnen nicht fo fehrver fiel, ihr Silber in Zapfen, das iſt in Klumpen, wovon die Befchreibung unten vorfommen wird, ingeheim nach Arica zu bringen, und ſich mic den Corregidoren zu vergleichen, damit fiedem Könige das Fünftheil nicht erfegen dürfen; Schwierigkeit Der Verfaſſer lief den roten Auguft aus der Buche Ariea mit einer ſchwachen Kuͤh⸗ aus dem HR fung aus Mordoſt aus, welche ein Landwind ift, den man faft allezeit dafelbft erwarter, fen zulaufen. m damit unter Segel zu gehen, weit die Ebbe und Fluch bey Windftillen öfters die Schifz fe etliche Tage lang gegen die Tiefe Quiaca hinein auffalten, als wohin ihe Strom be: fländig gehe. Die Schwierigkeit diefes Auslaufens koͤmmt daher, daß auf den Sanbwind, welcher von Mitternacht an, bis gegen den Tag dauret, ein feharfes Süftchen aus Suͤdweſt folget, welches aber gar zu dicht am Lande hinſtreicht, als daß man um das weſtnordweſt⸗ waͤrts von Arica gelegene Vorgebirge, oder Morro de Sama binum fegeln fönne; und das um fo viel mehr, weil die Fluth daſelbſt merklich aufläuft, Ehen wegen dieſer Schwie⸗ rigkeit, um das Vorgebirge hinum zu kommen, hat man ihm auf den franzoͤſiſchen Seekar⸗ ten den Namen Morne des Diables, (Teufelshügel) gegeben. Wenn man aber gar zu nahe an das ‚Sand verfhlagen wird: fo kann man zur Noth noch eine Meile gegen Suͤden von Quiaca in dreyßig bis vierzig Faden Waſſer, Anker werfen, wo man grünlichten faſt ‚olivenfarbichten, und bier und dar mie Sand vermifchten Seimgeund bat. | - Die in America. VI Buch. IV Cap. 339 Die Rheede von Ilo, wo der Berfafler vor Anfer Fam, läßt fich von der Seitedes Frezier Windes her an einer platten und in Vergleichung der vorhergehenden Berge, nur niedri- gen Erdzunge leichtlich erfennen. Fünf oder fechs Meilen indie See hinein follte man fie für 1713, es Beſchreibung ein Eyland anſehen. Sie wird Punta de Coles genannt, an deren aͤußerſten Ende ein der Rheede ſehr niedriger Felſen, faſt wie eine blinde Klippe, befindlich iſt, welcher, je näher man hin-von Ib. zufömme, immer höher zu werden feheint, Keil die Rheede von Jlo faft nichts, als eine gerade Küfte iſt: fo erblicket man die darauf vor Anker liegenden Schiffe fehon von außen; und aus eben der Urfache ift auch bey alten Winden hohes Waffer dafelbft, So kann man auch nur an einem einzigen Orte zwi- ſchen denen Felſen ans fand fegen, die man beym Eingange in das Thal gegen Oft ein Vierthel Nordoft oder Oſtnordoſt der Ankerſtelle entdecket, wenn man in funfjehn ober zreölf Faden Waſſer auf einem feinen Sandgrunde, der ein wenig leimiche ift, und gegen Norden von dem kleinen Eylande liegt, welches an der Spitze Coles ift. Die Reihe von Klippen, welche Die enge Anfuhrt der Schaluppen bedecken , ift in zwo Reihen zertheilet. Die zweyte Oeffnung mache am SteuerborbeeineFleine Anfuhrt, mofelbft, ungeachtet fie durch die Klippen befchirmet feyn follte, das Meer bey dem geringften Stur- me draußen auf der Rheede insgemein fehr ungeftüm und wuͤtend ift, daß fein Fahrzeug aushalten Fann, Man muß, indem man an den erften blinden Klippen hinfaͤhrt, eine Sandbanf merken, welche unterdem Waſſer ift, und ſich auch noch vor einer andern in Acht nehmen, die gegen Nordweſt liege, aber leicht gefehen werben Fann, Man darf aber nur feine Maaße von dem am meiteften berausftehenden Felfen und einem rothen Erdreiche auf der Kuͤſte eine halbe Meile gegen Süden dieſer engen Fahrt nehmen, fo hat es feine Ge: fahr. Hier findet fich auch eine Gelegenheit zu Yusladung der Ouana : fie ift aber fo enge und fehmal, daß nur ein Canot oder eine Schaluppe auf einmal Raum hat. Das Thal lo ſcheint, wenn man auf die Rheede hineinfährt, nur eine kleine Kluft zu ſeyn, welche, je näher man koͤmmt, ſich immerzu weiter eröffnet, bis man die Kirche und ein halb hundert Hütten von Baumaͤſten erblicket, die an einem mitten durch das Thal ſich fhlängelnden Sluffe bier und Dar zerftreuet liegen, Aus biefen befteht das Dorf Tilo, welches faft ganz neu erbauet, und von Franzofen befeget worden, Der Verfaſſer verfi- chert, man erweiſe demſelben zu viel Ehre, wenn man es, wie Dampier, eine Fleine Stade nenne, Diefer Bach, aus welchem man für die Schiffe friſches Waffer hohlet, iſt zuweilen Reichthum die ſechs ganze Monate uͤber ausgetrocknet, da die Sonne durch die Suͤderzeichen Länge, des Thales 3 vornehmlich wenn es den Winter über in den hohen Gebirgen nicht geregnet hat. Die Bequemlichkeit, Holz einzunehmen, ift hier viel ficherer, als Waſſer zu haben; weil Das Thal mit Bäumen bedecket ift, Man hat ihrer aber ſchon fo viele umgehauen, daß man fie ſchon über eine Meile weit vom Ufer hohlen muß a). Außer dem Brennholze ift die: fes Thal an. vielen Drten mit fehönen Delbäumen nach der Neihe bepflanzet, woraus man das befte peruanifche Del preſſet. Auch wachfen dafelbft viele Fruchtbaͤume, als Dran- gen, Eitronen, Feigen, Guyaven, Bananas, $ucomos und dergleichen. Gleichfalts fin det man Caffia und Zuckerrohr, Getreyde und Hülfenfrüchte, vornehmlich aber viel Zuger: Uuz n e a) &s wurde vierzehn ganzer Jahre lang, in dem ſpaniſchen Succeſſionskriege von den Franzoſen bewohnet. 349 Reiſen und Entdeckungen Freʒier. ne ober ſpaniſchen Klee daſelbſt, wovon viel verthan wird, wenn einige Schiffe auf ber 73. Rheede find; weil die Kaufleute, die von verfchiedenen entfernten Orten kommen, eine gro— Großer Han; Be Anzahl Maulthiere mit ſich führen, um diejenigen abzulöfen , „welche beladen geweſen. def duch Man theilet die Heerden oder Requas in verfchiedene Piaras, jede von zehn Mauleſeln, Maulthiere. denen allemal zween Männer zugegeben werden. Weil aber bisweilen Reifen von dreyßig bis vierzig Meilen über hohe und rauhe Gebirge, ohne Waſſer und Weyde, vorfallen: fo find derer Maulefel, die man zum Ablöfen brauchet, öfters noch. mehr als einmalfo viel an der Zahl, als die Pisras. Diefer Borfichtigkeit ungeachtet, koͤmmt deren eine fo große Menge um, daß der Weg in Peru, nicht fo wohl an ihren Fußtapfen , als vielmehr an den todten Öerippen derjenigen, kenntlich iſt, welche außerhalb den Tälern umfallen, indem fie nichts zu freffen und zu faufen finden. Man muß daher jährlich achtzig bis Hundert taufend Maufefel von Tueuman und Chili Eommen lafen , und den fteten Abgang der ans dern damit erfegen. So viel Mühe es aber auch koſtet, folche wüfte und duͤrre Derter durchzureiſen: fo feheuen fid) die Einwohner doch nicht, einen Weg von zwey bis dreyhun⸗ dert Meilen vor ſich zunehmen, Die Kaufleute kommen von Cuzco, Puno, Chueuito, Arequipa und Moquegua nach Ilo, als dem nächften Seehafen ; und wenn zu Arica feine Schiffe liegen, fo fommen fie gar von Paz, Druro, fa Plata, Potofi und Lipes herab, Alsdann wird alfo lo der befte Hafen auf der ganzen Küfte zu Abfesung der europaͤi— ſchen Waaren. Handel zu Euzeo iſt nach Potofi einer von den vornehmſten Plägen zur Vertreibung diefer Kauf- Cuzeo. mannswaaren, obgleich ihre Manufacturen von Boy und catunenen Zeugen den europaͤi⸗ fhen ein wenig Abbruch thun. Man verfertiger dafelbft auch allerhand bederzeug, fo wohl zum Gebrauche der Menfchen, als zur Zäumung der Pferde und Maulefel. Diefe Stade iſt auch noch wegen der großen Menge Gemälde und Schildereyen berühmt, weiche die In— dianer dafelbft ohne die gevingfte Kenntniß von der Malerkunſt, verfertigen, und womit fie das Sand anfuͤllen. Sie liegt auf hundert und dreyßig Meilen von Jlo. Puno Arequi⸗ Pımo iſt eine kleine Stadt von ungefähr hundert und achtzig Haushaltungen, fie: va und Mo⸗ henzig Meilen von Cuzco, und fechs und fiebenzig von Ilo, auf eben dem Wege. Sie ift auegua. wegen ber vielen daherum befindlichen Silbergruben beträchtlich. Am 1713 Jahre hatten drey Mühlen mit Mühlfteinen, und drey andere mit Stämpfelngenug zu thun. Arequi⸗ ps, eine Stadt von ungefähr ſechshundert fpanifchen Haushaltungen, die mit Weineund Srannteweine handeln, iſt nur vier und zwanzig Meilen von der See. Weil ihr Hafen, Quilca, aber fhlecht if, und daher nicht ſehr befucher wird: fo fommen die Kaufleute mehr nach Ilo. Moquegua iſt eine Stadt, Die nicht über hundert und funfzig Familien Bat, unter deren Gebiethe aber man nicht weniger als viertaufend Mann zähler, welche Waffen zu tragen fähig find, Es wird daſelbſt ein großer Handel mir Weine und Brannt- teroeine getrieben, den man nach Puna, das ift in die Gebirge, verführen. Ihr Gebieth, welches man ſehr klein vorſtellet, giebt jaͤhrlich hunderttauſend Bottiche welche uͤber zwey und dreyßig hunderttauſend Pinten pariſer Maaß ausmachen. Rechnet man nun den Bar ö tich auf zwanzig Realen, fo bringe ſolches vierhundert taufend Piafters. Es koͤmm alle Fahre eine Nation freyer Indianer , die aber der Spanier Freund ik, welche die Cor- dilliera auf ber Oſtſeite bewohnet, und die Chunchoer heißen , nach Moquegua Hinunter, und hohlet eine anfehnliche Menge davon ab, Diefe Gebirger verkaufen bey, ihrer Durch- veife durch Porofi allerhand Arbeiten von Straußfedern, als Sonnenſchirme, Fliegenwe— del in America. VI Buch. IV Cap. Er del u. digh Sie bringen auch Quinaquina, eine berühmte Art Mandeln, die zur Heiz Stesier: hung vieler Krankheiten gebrauchet wird, Von dem Gelbe, welches fie Daraus loͤſen, Fau- fen fie Wein und einige europäifche Waaren, 1713. Biorzig Meilen von Moquegua und fünfe von Eailloma ‚harte man die Bergwerke Neue Berg St. Anton entdecke, welche gute Ausbeute verfprachen, und worinnen das Gilbererzt viel werke St.An⸗ gehaltiger und von befierm Schrote, als alles andere in Peru, feyn ſollte. Man arbeitete ges im 1713 Sabre an Erbauung der Mühlen, wodurch der Hafen Ilo in ein noch befferes Auf nehmen kommen mußte. Durch den Abgang der Bequemlichkeiten des Lebens aber haben fich die Vortheile der Handlung zu Moquegua fehr vermindert, Es fehler daſelbſt oft am Waſſer, weil man zur Bernäfferung der Weinberge viel brauche. Das Rindvieh ift da— ſelbſt var, und das Fleiſch fehleche, außer im Winter, da die Mebel die Höhe der Berge genugfam befeuchten,, daß fie ein wenig Gras hervorbringen koͤnnen. Endlich, fo ift fein anderes Wildprät da ; als eine Art von Eleinen Hirfchen, welche die Spanier Venados nennen, und in den Abhängen der Berge fangen. An Zifchen fehlee es auf der Rheede von Ilo nicht: das Meer aber gehe am Stande ſo hohl, daß es ſchwer iſt, das Neg da⸗ felbft auszumerfen. Das Thal Zlo, welches heutiges Tages nur mit einigen Meyerhöfen befeger iſt, ent: Alte Stadi hielt ehemals eine Stadt der Indianer, wovon man die Spuren annoch zwo Meilen von Ilo· der See wahrnimmt. Die von Schilfrohre gebauet geweſenen Haͤuſer, ſcheinen bis auf den Grund geſchleifet zu ſeyn, zur traurigen Anzeige, wie die Spanier bey den Indianern gehauſet haben. Noch mehrere Merkmaale des Elendes dieſer armen Nation, ſieht man bey Arica, oberhalb der Kirche zu Jo, und laͤngſt dem Ufer bis nach der Colesſpitze. Denn es giebt allda eine unzählige Menge Gräber, worinnen fich die Indianer mit ihren Sonderbare Familien und Gütern lebendig begruben 6). Man findet dafelbft noch faft ganze Körper Denkmaale. mic ihren Kleidern, und oftmals goldene und filberne Gefäße, Diejenigen, welche ber Berfaffer gefehen, waren. in den Sand Mannshoch gegraben, und mit einer Mauer von trocknen Steinen umgeben. Sie find gemeiniglich mit einee Hürde von Schilfe bedecker, woruͤber eine age Erde und Sand ift, damit man fie nicht wahrnehmen moͤge. Man fin det fie auch nur ungefähr, wenn man die Erde eröffnet, Frezier beobachtet, daß, ungeachtet die Spanier ihre an den Indianern zur Zeit der Meynung, Eroberung verübte Graufamkeiten nicht feugnen koͤnnen: fo giebt es Doch einige, weiche die welche fie ers Erfindung ſolcher Gräber dem Schreden diefer Völker nicht zufchreiben wollen , fondern ſa— tlaͤret. gen, gleichtwie fie die Sonne angebethet, fo hätten fie ihr in ihrem Lauſe nachgehen wollen, in der Meynung,, fie würden ihr nahe kommen koͤnnen; und als fie endlich durch das Meer, welches fie von Abend her begränzer, daran verhindert worden , fo hätten ſie ſich am Stan de felbft verſcharret, damit fie ihr vor ihrem Tode bis auf den legten Augenblick, wo fie fich in dem Waffer zu verbergen ſcheint, nachfehen koͤnnten. Dieſe Gedanken werben Durch die Gewohnheit der Großen in Peru beftärfer, welche bey ihrem Abfterben it man füllte fie am des Meeres Ufer tragen. Die gemeinefte Meynung aber, feger der Ver— —* hinzu, iſt, bie Indianer wären in ſolche Angſt gerathen, daß fie ſich faͤmmtlich des odes verſehen, als fie vernommen, daß die Spanier fo gar ihres Koͤniges — Uug niche ) Weil es ans Ber Folge der Erzählung erhellet, daß der Urſprung dieſer Gräber noch Dunkel iſtz kahn man fie denn da nicht ſchlechtweg bloß als einen alten Begraͤbnißort anſehen? Frezier. 1713. Inſel Lobos. 342 Reiſen und Entdeckungen nicht verſchonet, den fie für einen Sohn der Sonne hielten, Sie flohen alſo fr weit ges ‚gen Abend;, als fie nur fonnten, um den Händen der Spanier zu entgehen. Da ihnen aber das Meer im Wege ftund: fo verbargen fie fich an deſſen Ufer, um Die Barmherzig⸗ feit der. Sonne zu erwarten. : Mebrigens muß man-einen großen Unterfehled unter diefen Gräbern, die man für freywillig hält, und denenjenigen machen , die man den Vorneh⸗ men gemeiniglich zu erbauen pflegete, wenn fie ihr $eben befchloffen hatten, wie. man an einem andern Drte anmerfen wird, * Den zten des Herbſtmonates lief der Verfaſſer aus der Rheede von Ilo mit einem guten Oſtſuͤdoſtwinde aus, welcher ihn in vier Tagen zu dem Morro Ouemado brachte. Unterwegens erblickete er la Meſa de Donna Maria, welches ein oben platter Berg iſt, wie ein Tiſch, wovon er auch den Namen hat. Acht Meilen weiter gegen Norden it die Inſel Lobos anderthalb Meilen von dem runden Hügel Duemado, Dieſes Eyland iſt von mittler Höhe, und in ihrem größten Durchfchnitte von Suͤdoſt und Nordweſt un- gefähr drey Vierthelmeile lang. Zwiſchen diefer Inſel und dem Hügel find flache und ſehr niedrige Felſen, die fich gegen das Sand zu als ein halber Kanal verlängern, und eine Fahre. laſſen, wo viele Schiffe eingelaufen find, indem fie diefelbe für die zwiſchen der Inſel San: galfan und dem Lande Paraca angefehen. Es ift aber leicht, ſich darinnen nicht zu Iren, weil in diefer letztern Fein fo niedriger Felſen, als unten an der Inſel Lobos, noch ein blinder Felſen in Geftalt eines Zuckerhuthes iſt. Ueber diefes ift das Sand Paraca von einer gleichen Höhe, das am Morro Duemado aber zieht fich auf der Nordfeite niedrig hinab, bis an - eine fleine Bucht , da man auf der rechten Seite anfern fan. Iſt man in diefe Fahre Sangalları. Paraca. Bodega. weit hinein: ſo hat man zu merken, daß ſich eine Sandbank auf dem dritten Theile des Ca⸗ nales gegen das feſte Land zu findet, wenn man von der Inſel Lobos nordwaͤrts hinausſe⸗ gelt. Der Verfaſſer vernahm auch von denjenigen, die aus Verſehen in dieſe Bay hin⸗ eingefahren , es fey in Morden Diefes Eylandes eine Bank von Kiefelgrund, welche eine Anfuhrt mache, worinnen das Meer fo ftille fey, daß ein Schiff auf acht Faden ankern, ja ſich auf den Nothfall ganz ficher Falfatern koͤnne. | Weil er nun des Nachts: mit feinem Schiffe ftill gelegen: fo gieng er den andern Morgen zwifchen der Inſel Sangallan und dem Sande Paraca durch, an welchem er eis ne Bierthelmeile, nämlich den dritten Theil des Canales, aus Furcht vor einem feichten Grunde, hinfegelte, welcher ſich eine halbe Meile füdoftlich der Inſel befinde. Dar: auf fegelte er zwey Kabeltaue lang eine Fleine Bucht, Enſennada del vejo genannt, vor: bey, wofelbft einige franzöfifche Schiffe in zehn bis zwölf Faden Waffer gelegen, um ihre Waaren ingeheim auszuladen. Bon da gieng er in die Bucht Paraca auf fünf Faden Waſſer, in leimichten Sand, nordweſtlich, von Bodega, vor Anker. Dieß find ſechs oder fieben Häufer zu Ausfadung der Schiffe welche lieber hier, ob es gleich zwo Meilen von Pifeo ift, anfern, als bis ganz vor die Stadt hinaufruͤcken wollen ; weil das Meer an dem Ufer fo hoch geht, daß man des Tages faft unmöglich dafelbft ausfegen Fan. Doch füget fichs bisweilen, daß mandes Morgens frühe, vermittelft eines guten Ankers, daſelbſt ausfteigen Eannz es ift aber doch niemals ohne viele Mühe und Gefahr. Die Schiffe, welche vor der Stadt liegen, nehmen eine halbe Meile weiter gegen Morden in dem Abhan- ge, wo der Fluß Pifco fleuße, Holz und Waſſer ein; und diejenigen, die zu Paraca ankern, fammeln es in dem Sande, eine halbe Meile gegen Suͤdoſt von den Käufern, | Die » in America VI Buch. VCap. 943 Die Rheede Pifo ift fo geraum, daß fie eine zahlreiche Flotte faffen kann. Sie iſt Srezier. gegen Norden offen, von welcher Seite Fein gefaͤhrlicher Wind unter dieſer Breite fömme; 7 und man ijt dafelbt vor den ordentlichen Winden bedecket, welche aus Süpfünreft und Rheede und Suͤdoſt wehen. Wollte man daſelbſt ein Schiff Falfatern, fo Fönnte man ganz Hinten in Stadt Pifeo, die Bucht hineingehen, wo gar Fein hohes Waſſer fommt, und wo überall im eilf bis zu fünf Faden Waſſer gut zu anfern ift. An der Weftfeite giebt es viele Eleine Inſeln, wel⸗ che insgeſammt frey von Klippen find, und zwiſchen welchen man ohne Furcht hinfahren kann. Es ift aber beffer, wenn man zwiſchen Sangallan und Pataca Hinläuft, wo man gegen den Häufern über in vier bis fünf Faden Waffer ankert. Unter diefen Eleinen Eys fanden ift eines, weiches an zweenen Orten ganz durchbrochen ift, fo, Daß es von der An⸗ kerſtelle her recht als eine Brücke ausfieht, Von den Häufern zu Paraca bis an die Stadt rechnet man zwo Meilen in einer fandigen und duͤrren Ebene, Pifco, welches ehemalsam Geftade des Meeres ſtund, liegt itzo durch die Wirfung eis nes Erdbebens, welches den ı5ten des Weinmonates 1682 fich ereignete, eine Bierthelmeile da⸗ vorne), Dieſe Stadt iſt in ordentliche Vierthel abgetheilet. Die Pfarrkirche zu St. Elemens macher den Mittelpunck, und fteht auf einem Plage, der ebenfo groß ift, als ein anderes Vierthel. Hinter diefer Kirche ift die Jeſuitenkirche, und weiter gegen Oſten die £leine aber fehr nette Franciſcanerkirche; gegen Mordoft das Hofpital St. Johanns von Gott; und gegen Süden die Magdalenencapelle der Indianer, vor welcher ein kleiner Marftplag if, Die Einwohner machen ungefähr dreyhundert Haushaltungen aus, welche meiften- theils Mulatten, Meftizen und Negern find. ‚Der Weißen find nur eine Eleine Anzahl. Zur Verwaltung der Gerechtigkeit ift ein Corregidor und ein Cavildo dafelbft. Die Hand⸗ Stätte, wo⸗ fung in dieſem Hafen ift ſtark, weil er die ordentliche Niederlage der Städte Nca, Guan⸗ von — die cavelica, Guamanga, Andaguaylas und aller derjenigen iſt, welche in dem nordli. Niedetlage iſt. chen Theile unter Lima gehoͤren. Naa iſt dreymal fo ſtark bevoͤlkert, als Piſco. Mat treibt daſelbſt eine ſtarke Hande Den. lung mit Glaſe, Weine und Brannteweine. Das Glas wird aus Salpeter gemacht, es iſt aber grün, unfauber und fehlecht geblaſen. Buancavelica ‚ eine Eleine Stadt von et- Guaneavelica wa hundert Haushaltungen; fechzig Meilen von Piſco, it veich, und wegen der großen Menge Queckſilber berühmt, weiches man dafelbft aus einer Grube ziehe, welche vierzig ſpaniſche Elfen tief iſt, und allein alle Geld und Silbermühlen in Peru verfieht. Man ublicket in diefer Stadt noch) etwas befonderes, worüber man fih verwundern muß. Diefes iſt ein Brunnen, deſſen Waffer fo geſchwind zu Steine wird, daß die meiften Häufer der Stadt davon gebauet find. Der Verfaffer hat einige Steine davon gefehen, welche weiß und etwas gelblich, dabey aber feicht und ziemlich hart waren. Guamanga iſt eine bi⸗ Guamanga. ſchoͤſtiche Stadt achtzig Meilen von Piſco. Sie liege an dem Fuße eines Berges in el: ner ebenen fehr gefunden und fruchtbaren Sandfehaft. Ihr vornehmfter Handel ift mit ge drucktem und vergoldetem Leder, und allerhand Zuckerwerke und eingemachten Sachen. Andaquaylas ift ein mäßiger Flecken von fechzig bis achtzig Haushaltungen etwan, bie Andaguaylas. fih von dem Zucker ernähren, welcher für den beften in ganz Peru gehalten wird. Der Handel mit den europaͤiſchen Waaren aber ift nicht die einzige Urfache, welche Handlung zu die Schiffe nach Pifeo führe. Man koͤmmt auch; dahin, ſich mit Weinen und Brannte» Piſeo. meine ¶) Dan fehe Dampiers Reifen im ZU Bande dieſer Sammb. Kar; Freʒier. 1713. Weg von Piſ⸗ eo nach Callao. a 344 Reiſen amd Entdefungen weine zu verfehen, bie man dafelbft wohlfeiler und beffer haben kann, als in irgend einem andern Seehafen dafiger Kuͤſte. Denn es koͤmmt außer demjenigen, det im. Sande felbft gezeugek wird, auch welcher von Pca, Chincha, das nur fechs Meilen gegen Norden da— von liegt, und Sanafque zwanzig Meilen davon gegen Süden dahin, Diefe Weine werden fuͤr die beften in ganz Peru gehalten: fie find aber insgefammt ſehr ftarf und ungefund, Die Spanier bedienen fich deffelben auch wenig, und geben fo gar aus einer wunderlichen Einbildung dem Brannteweine den Vorzug. Die Weinberge um Piſco herum), welche man nicht füglich durch Rinnen und Gräben wäflern kann, find auf folche Art angeleger, daß fie Feiner Wäfferung nöthig haben, ungeachtet es dafelbft niemals regnet, Jeder Wein- Stock ſteht in einer Grube, vier bis fünf Fuß tief, weil die Natur zur Erfegung des Manz gels am Fluß: und Regenwaſſer durchgehends in der Erde eine genugfame Feuchtigkeit aus⸗ getheifet. Außer diefer würde das fand fonft fo unfruchtbar, wüfte und ausgeborret ſeyn, Daß fich nirgends ein wohnbarer Ort finden würde, außer auf wenig Ebenen und in den Thaͤlern, wo noch ein wenig Näffe ift. So ift auch der Boden faft lauter Satz, daher eben der folzige Geſchmack bey den meiften im Sande gewachſenen Weinen entſteht. Gfeich- wohl findet man in der Gegend um Piſco allerhand Obſt, als Yepfel, Pomeranzen, Eis fronen , Datteln, Guyaves, Bananas u. ſ. w. Den zıften gieng Frezier unter Segel, um fih mit einem Suͤdoſt nach Callao zu begeben, welcher ihn den andern Morgen das Eyland Aſia erblien ließ. Den 2sften fah er den Morro Solar und die Inſel St. Lorenz gegen Norden. Diefes Eyland ift leicht zu erfennen, weil es von mitselmäßiger Höhe, und von der Fleinen Inſel Callao abgefondert ift, und man in der Deffnung zwey Eleine Inſelchen oder Felſen wahrnimmt an entdecket noch einen dritten fehr niedrigen, eine halbe Meile weit in der See gegen Zune von der Spige Nordweſt der Inſel St. forenz. Zwey Kabeltaue weit von dies Befchreibung der Rhede von Callao. \ fer Spige findet man auf fechzig Faden Wafjer und feimgrund. Endlich Eam der Verfaſ⸗ fer auf die Rheede von Callao, wovon er eine Beſchreibung giebt, Die wegen ihrer ge— nauen Nichtigkeit eben fo nüglich, als merkwuͤrdig iſt. Diefe Rheede, welche der Stadt Lima zum Hafen dienet, ift ohne Widerfpruch die größte, fehönfte und ficherfte in dem ganzen Suͤdmeere. Man kann dafelbft: überall in ei- ner überflüßigen Menge Warffer, ohne Furcht vor einigen Klippen auf einem olivenfarbich- ten feimgrunde vor Anker legen; außer bey einer Untiefe drey Kabeltaue vom Sande gegen die Mitte der Inſel St, Lorenz, der Galeere gegen über. Das Meer ift allda beftäns dig fo ruhig, daß man die Schiffe dafelbft Jahr aus Jahr ein Falfatern Fann, ohne zube- fürchten, daß man von einem Windftoße überfallen werde. Gleichwohl ift fievon Weften bis gegen Nordnordweſt offen. Allein, dergleichen Windehalten daſelbſt faft niemals an, als wenn fich nach einer Stille ein Eühles Luͤſtchen erhebt, wodurch aber die See gar nicht fo hoch aufgetrieben wird, daß man Ungemach davon hätte, Die Wellen , welche durch die Suͤdweſt· und Südoftenwinde etwas aufſchwellen, werden durch das Eyland St. forenz gebrochen, Diefe Inſel ift ohne Vertheidigung. Es werden die wegen einiger Verbre— chen verurteileten Negern und Mulatten dahin verwiefen, wo fie weiche Sandfteine zu den öffenslichen Gebäuden und mittelbar auch für Privathäufer graben müflen. Weil nun die⸗ fe Strafe mit der Öaleerenftrafe in Europa verglichen wird; fo giebt man der Spige dieſer Inſel auf der Weftfeite den Namen der Galeere. Der in America. VI Buch. IV Cap. 345 Der ordentliche Ankerplag der Rheede ift Oft ein Vierthel Nordoft von der Galee- Frezier venfpige, zwey bis drey Ankertauen lang von der Stade. Dafelbft ift man auch noch 713. vor den Suͤdwinden durch die Callaofpige bedecket, welche eine niedrige Erdzunge iſt, zwiſchen welcher und der Inſel Callao ein fhmaler und gefährlicher Canal ift, Jndeſſen geht man doch durch, wenn man fich dicht an der Inſel Hält, in vier bis fünf Faden Waffer, An der Seite des feften Landes ift eine Bank, die ſich von der Spige bis an eine Untiefe erſtrecket, Die man ſchon von weitem ſchaͤumen ſieht. Man findet in dem Hafen alle zur Schiffahrt nörhige Bequemlichkeiten. Waſſer fann man gar leicht aus dem kleinen Fluſſe fima einnehmen, welcher fih an dem Fuße der Mauern von Callao ins Meer ergeußt. Das Holz einzunehmen foftet ein wenig mehr Mühe, weil man es zu Bocca negra hohlen muß, welches eine halbe Meile davon gegen Norden liegt. Man fälle es eine halbe Meile vom Ufer und bezahlet den Je— ſuiten fünf und zwanzig bis dreyßig Piafter für die Ladung einer jeder Schaluppe. Zu Ausladung der Schaluppen find unten an ven Mauern drey hölzerne Treppen und ein Steindamm, der zu Ausfchiffung der Canonen, Anfer und anderer ſchweren Laſten be— ftimmet ift, die mit einem Krane heraufgehoben werden. Wir müffen anmerken, daß die Stadt, deren Befthreibung man bier nachfolgen laͤßt, Stadt Caflas, heutiges Tages von demjenigen fehr unterfchieden feyn muß, mas fie vor dem Erdbeben im 1746 Jahre, den 28ſten des MWeinmonates gewefen, welches fo ungeheure Verwuͤ⸗ tungen auf diefer ganzen Küfte angerichtet Da. Man fehe bier aber den Zuftand, worinnen fie Frezier im 1713 Sabre gefehen., Sie fteht, faget er, auf einer niedrigen platten Erdzunge, am Ufer bes Meeres, unter dem zwölften Grade zehn Minuten füd« licher Breite, Sie wurde unter Philipps des IV Regierung und der Statthalterſchaft des Marquisvon Mancerg, mit einem Zwinger von zehn Bollwerfen auf dem Lande und etlichen Außenwerken von ungleichen Winkeln und flachen Bafteyen am Strande des Meeres befeftiget, woſelbſt auch vier Batterien mit Stücken angelegt wurden, um den Hafen und die Rheede zu beftreichen. Diefer Theil der Stadt war damals in ei- nem fihlechten Zuftande. Es waren fünf Deffnungen darinnen; und die See riß von Tage zu Tage die Mauer ein, nachdem man eine Kai oder DBorfege von Steinen ge: macht, welche die hohe See aus tem Suͤdweſten bricht, und ein Zuruͤcklaufen der Fluth gegen Norden verurſachet, wodurch die Stadtmauern untergraben werden. Die Anlage des Walles iſt von zweyen von einander unterſchiedenen Profilen oder Ihre Befeſti— Durchſchnitten. Die Eurtinen haben in der obern Fläche nur eine Breite von acht Fuß, gungswerke. der Wallgang drittehalb, und die Bruſtwehre eben fo viel. Die Futtermauer von zer- ftoßenen Sandfleinen, Kalt und Sand, womit der Wall an der Außerften Fläche über- Eleidet wird, iſt gerade drey Fuß breit, Die übrige Dicke ift von ungebrannten Stei— ‚ en mit einer kleinen Mauer von gebackenen Steinen verſtaͤrket. Bey den Bollwerken aber hat der Wall eine Breite von fuͤnf Toiſen, und iſt mit platten Steinen ungleicher Fugen gepflaſtert, um ſtatt der Bohlen oder Satten für die Stuͤckbatterie zu dienen, Jede Baftey iſt hohl oder gewoͤlbet und enthaͤlt ihr Zeughaus zum Pulver, zu Gefchäg, Kugeln und zu anderer Zubehör für das Geſchuͤtz, womit fie verfehen ift. Drdentlicher Weiſe ftehen auf jeder Baftey zwey, drey oder vier eiſerne Stuͤcke. Damals waren ihrer in allen nur vier, da doth deren billig ihrer fiebenzig von verſchiedenem Galibre, von ie Allgem. Reiſebeſchr. XV Band, 4 zwolf⸗ Frezier. 1713. Geſtalt der Stadt. 346 Reifen und Entdeckungen zwoͤlfofuͤndigen an bis zu vier und zwanzigpfuͤndigen, nach ſpaniſchem Gewichte gerech- net, ſeyn follten. Unter obigem Geſchuͤtze befanden fich zehn Feldſchlangen von fieben: zehn bis achtzehn Fuß lang und vier und zwanzigpfündigem Calibre, wovon ihrer acht, die Rheede zu beſchießen, aufgeführet waren, und ber Sage nach bis an die Galee⸗ venfpige der Inſel St. Lorenz trugen, welches faft zwo framzöfifche Meilen weit iſt. Au: per dem Geſchuͤtze auf dem Walle ftehen noch neun Feldftücen auf ihren $aveten zum Abfeuren fertig. Frezier fah auch noch über hundert und zwanzig metallene Canonen ungleichen Calibers, zu Ausruͤſtung der Eöniglichen Kriegesſchiffe Amiranto, Capitans und Govierno, welche zu der Zeit, als die Gallionen nach Portobello giengen, gebrau⸗ chet wurden, die Armadilla oder kleine Kauffahrdeyflotte von Panama zu begleiten und die aus Europa berüberfommenden Waaren nach Peru, ven Real Situado nach Chili und frifhe Mannſchaft uͤberzufuͤhren. Dieſe drey Schiffe aber wurden damals ſehr vernachlaͤßiget 4). Der Boden der Stadt liege nicht höher, als neun bis zehn Schub über dem höch- fien Meere, als welches dafiger Gegend bey der Hochfluth nicht über vier oder fünf Schub aufläuft. Doch feige es zuweilen noch höher, alfo daß es die Stadt außen her. um ganz unter Waſſer feget, und eine Inſel daraus machet. Dbgleich die Stadt in- wendig nicht in Vierthel oder Vierecke eingetheilet wars fo waren bie Straßen dennod) hübfch gerade nach der Linie, aber fo voller Staub und Unfauberfeit, als man kaum an einem Dorfe vertragen mag. An dem Strande ftund des Statthalters Haus und des Unterföniges Pallaſt. Beyde Gebäude macheten an einem großen Plage die zwo Sei: ten, die Pfarrkirche die deitte und eine Batterie von acht Stücken die vierte. Die Haupt: wacht und das Zeughaus funden auch beyfammen, nich weit von des Unterföniges Woh- nung. In eben der Straße auf der mitternächtigen Seite waren, die Borrarhshäufer für die Kaufmannswaaren, melche die fpanifchen Schiffe aus Chili, Peru und Merico dahin bringen. Es mar auch dafelbft eines zur Niederlage der europäifchen Waaren, welches die Verwaltung oder Adminiſtration hieß. In dieſes mußten die franzöfi- fihen Schiffe, denen zu Callao Handlung zu treiben vergönnt geweſen, alles hinein ſe— Sen, was fie am Borde gehabt, Won dem daraus gelöfeten Gelde forderte man drey- zehn von hundert von denen, die mit ihrer ganzen adung dahin Famen; und bisweilen flieg es bey denjenigen, die ſchon ein gutes Theil davon in andern Seehäfen auf der Küfte verfaufet hatten, gar bis auf ſechzehn. Ferner bezahlete man drey von taufend für andere Fönigliche Gefälle und für das Confulat, zu geſchweigen der heimlichen Ge: ſchenke, die man den Beamten machen muß. Nach diefen öffentlichen Gebäuden waren nur noch die Kirchen zu bemerfen, wel⸗ he zwar bloß von Cannaſta, das ift von ſchilfroͤhrenen Wänden und mit Erde oder mweißangeftrichenem Holze bedecket waren, aber dennoch fein ausſahen. Man zählere fünf Klöfter dafelbft, nämlich der Dominicaner, Barfüßer, Auguftiner „ der Bäter von der Önade, der Jeſuiten Collegium und das Hofpital Sr. Johanns von Gott. Die Anzahl der Einwohner belief ſich nicht uͤber vierhundert Haushaltungen. Obgleich der König in Spanien jährlich zum Unterhalte der Beſahumg in Callao zwey mal hundert und A) Frezier feßet den Zuftand der Truppen und er nach denen Summen feyn follte, bie der Sof Befehlshaber zu Callao hinzu, wenigſtens fo, wie zu ihrer Unterhaltung gab. A.d. 176 5, in America. VI Buch. IV Cap. 347 und zwey und neunzig faufend ein hundert und ein und fiebenzig Piaſter angewieſen: fo Stesier, ift fie doch Faum fo ſtark, daß fie die Wache auf dem Hauptplage thun Fann. En Der Starrhalter zu Callao war insgemein ein vornehmer Herr, welchen der König in Spanien aus Europa dahin ſchickete, und alle fünf Jahre ablöfen ließ. Er unter: hielt auch einen Kriegesbaumeifter dafelbft, unter deffen Aufficht alle Feftungen des füdlichen America ſtunden. Nach dem Tode des Heren oſſemin, eines Franzofen, wurde die Auflicht über die Feſtungswerke einem Creolen aus ima, Namens Peralts, anvertrauet. Allein, ungeachtet der König dreyßigtauſend Piaſter, die auf die Fleiſch— bänfe angewiefen find, zur Unterhaltung der Mauern bergab: fo verfielen fie duch auf der Seefeite gänzlich ⸗). \ Pr Außerhalb den Mauern von Callao fand man zwo indianifche Vorftädte, Pitt: piti genannt, wovon die eine die alte und Die andere die neue hieß, Die erfte lag gegen Süden und die andere gegen Morden, mo der Fleine Fluß Rimac oder Lima durchläuft. Auf diefer Seite ift der Ausgang nach) Lima zu, welches nur zwo Meilen davon liege, und wohin der Weg durch eine fchöne Ebene gebt, Auf halbem Wege trifft man eine Capelle von St. Johann von Gott an, Is Legua genannt, Eine Bierthelmeile weiter theilet fich der Weg in zween, wovon der zur linken nach dem Königsthore in Lima und der andere nach dem Johann Simonisthore führer, welches mitten in die Stadt gebt. Der IV Apfchnitt. Keife des Heren de In Condamine Einleitung. Abreife. Er geht über Martinique Fall. Galantes Feft der Indianer zu Torgui. und San Domingo. Ankunft zu Carthagena. Sie äffen den Acadeniften nach. Geltfamfeiten Er wird von einem Scorpione geftochen. Beob⸗ die Condamine nach Frankreich ſchicket. Er ver: achtungen wegen der Ueberfahrt. Arbeiten der Academiften zu Panama. Sie gehen nach Pe⸗ rn. Condamine und Bouguer halten fich zu danta auf. Aufſchrift zu Palmar. Conda⸗ mine machet einen Creolen geſund. Sein Weg nach Quito. Deſſen Verlegenheit bey ſeiner Ankunft daſelbſt. Es fehlet ihnen an Selb. Seine Reiſe nach) Fima. Händel mit. den bey: den fpanifchen Dfficieren. Seltſamer Proceß. Eondamine wird befehuldiget und rechtfertiget fih. Seine Befchäfftigungen. Seine Reife nach Tagualo. See Quilotoa. Gebirge Na: buco. Lob des ereolifchen Adels. Trauriger liert fein Gehör, rechtfertiget den Heren von Segurola; veifet nach dem Feuerfpeyenden Berz ge Pichincha. Beſchreibung deffelben. Feuer: foeyender Berg Coto Paxi. Maaß der Flam⸗ me deſſelben. Deffen feltfame Wirkungen. Con: damine feet eine Aufchrift bey den Jeſuiten in Quito. Er will auf dem Amazonenfluffe zurückgehen; vertheilet feine Snftrumente. Ihm werden feine Foftbareften Papiere geftohlen; bez koͤmmt fie wieder; vergleiche fih mit Maldos nada; ftellet neue Beobachtungen zu Tarqui an; lobet die Ereolen in Peru. Gaftfreyheit. Mr wird, ohne fernere Anzeige , ſchon längft erkannt haben, daf die ſpaniſchen Ma- Einleitung. Pr thematici, deren Reife wir bereits vor einigen Jahren mitgetheilet, nur Gehülfen der franzöfifchen Meßkuͤnſtler oder Zugefellere bey den berühmten Verrichtungen in Peru i +2 gewe⸗ ©) Man hat die Beſchreibung des neuen Callao es, tie Lima, wieder aufgebauet worden, und Herr noch nicht befannt gemacht: man weis aber, daß Godin viel dazu beygetragen hat, N 348 Reifen und Entdeckungen Condamine. geweſen; und man wird daher nicht wenig Verlangen getragen haben, auch etwas von 1735+ den eigenen Nachrichten diefer legten von ihren Unternehmungen zu leſen. Es find v7 folche erft einige Jahre nach den fpanifchen zum Vorſcheine gekommen; und wir liefern Abreife, fie hier fo, als Herr Prevoft fie im Auszuge vorgetragen. Here de ls Condamine giebt in der Vorrede zu feinem Werke Rechenſchaft von denen Urfachen, die ihn bewogen, die Bekanntmachung feiner Nachrichten fo lange zu verzögern, und machet zugleich eine fehr weitläuftige Vorftellung von dem, was fie nad) feinem erften Entwurfe enthalten follten. Hierauf folge, daß feine davon herausgeges bene Schrift /) nur ein Stück von einem größern Werke ift, wovon er aber wohl vor⸗ aus ſieht, daß er alle Theile deſſelben nicht anders, als nach und nach, in den Memoi- res de l’ Academie des Sciences wird. herausgeben koͤnnen g). Er leget auch diefer Art von Probe auf dem Titel des Werkes nur den Namen einer biftorifchen Kinleitung bey. Indeſſen enthaͤlt fie doch nichts defto weniger den ganzen Verlauf feiner zehnjährigen Reife nebft einem umftändlichen Berichte von einem großen Theile feiner Arbeiten; und die Herren Bodin und Bouguer, die noch nichts als Neifende herausgegeben haben, find wegen der Gemeinfchaft mit darein gemenge, welche dieſe drey beruͤhmten Collegen nothwendiger Weiſe unter einander haben, Da wir alfo dasjenige, was ihre aſtronomiſchen und phufifchen Verrichtungen be trifft, an einen andern Ort verweilen: fo wollen mir ung hier nur bey den mirflich hiſtoriſchen Umftänden und den befondern Anmerkungen aufhalten , welche eigentlich der Gegenftand diefer Sammlung find, Die Einfhiffung geſchah zu Roſchelle den ıöten May 1735 auf einem Schiffe des Königes 5). Nach einer Schiffahrt von fieben und dreyßig Tagen legete man den 22ften des Brachmonates zu Martinique an, mo man ‚aus dem Beyſpiele eines Menfihen auf dem Schiffe, welcher in weniger als einem Ta- Er gebt durch Martinique und San Do⸗ minge, ‚ge von dem ſiamiſchen Uebel bingeriffen wurde, urtheilete, es Fündigte ein heftiges Sieber, wovon de la Condamine angegriffen wurde, eben die Krankheit an Man folle ven Morgen abreifen, Er wurde in einer fo Furzen Zeit fo hurtig beſchicket, daß er fich in- nerhalb vier und zwanzig Stunden krank, zus Yoer gelaffen, purgiret, genefen, und eingefchiffee ſah. Der Weg von San Domingo, welchen man den. 4ten des Heumonates nahm, fühs rete die Herren von der Academie nach der Bay der Schanze Saint Louis, an der Sipfüfte diefes Eylandes und von da nach, der Schanze Klein Boave an her Nordkuͤſte. Damit man ſich von San Domingo nach Carthagena oder Portobello begeben Eönn- _ te: fo mußte man nach den Päffen des fpanifchen Hofes fich in der fpanifchen Stade San Domingo einfhiffen, welche von Flein Goave hundert franzöfifche Seemeilen zu Sande, und noch einmal fo weit zur See war, Die Menge von Gerätbfchaft und In⸗ firumenten, welche die Herren von der Academie am Borde hatten, wuͤrde Diefe Reiſe ſehr beſchwerlich gemacht Haben, wenn fie nicht durch ein Schreiben von dem ſpani⸗ ſchen ) Der Titel heißt: Journal du Voiage fait par 8) Ebendaf. a. d.28 ©. Ordre du Roi à l’Equateur fervant d’introdu- b) Man überhebt fich hier der Mühe, die ver- ction hiftorique &e, A Paris 1751, Preface fehiedenen Gehülfen diefer drey Neademiften zu nen: P- 2. fgq. nen, die man ſchon ans dem Ulloa Eennen wird. in America. VIl Buch. IV Cap. = ſchen Präfidenten und Generalcapitän zu San Domingo davon wären befreyet worden, Condamine, welcher nicht die gehörigen Fahrzeuge hatte, fie fortzubringen. Sie brachten fo wohl, "75. zu Flein Goave, als zu $eogane über drey Monate zu, welche fo lange zu nüglichen Be— obarhtungen angewandt wurde, bis das Eönigliche Schiff „ der Geyer genannt, wel es man daſelbſt aus Frankreich erwartete, und ausdrücklich für fie unter der Anfuͤh⸗ rung des Herrn d'Hericourt, Lieutenants des Koͤniges zu Cap Francois, ausge⸗ ruͤſtet worden. Sie giengen den 3ı ſten des Weinmonates unter Segel, und ſtiegen den ı6ten des Wind⸗ Koͤmmt zu monats zu Carthagena ans Sand, wo die fpanifchen Dffieier, welche Seine katholiſche Carthagena Majeftät ernannt hatte, ihrer Arbeit beyzuwohnen, ſchon feit vielen Monaren auf fie?" gewartet, Die Umftände von ihrer gemeinfchaftlichen Reife durch Portobello und auf dem Chagre bis nach Panama, haben ſchon an einem andern Orte ihren Platz gefuns den, und werden hier durch des Herrn de la Eondamine Erzählung beftärfer. Er feget hinzu, unter vielen Erfahrungen, welche die Künfte und Wiſſenſchaften Wird von es betreffen, habe er auch eine von einer andern Art zu Portobello gemacht; nämlich von nem Scorpio⸗ einem Scorpionenſtiche. Er kam aber mit dem bloßen Schmerzen davon, Ein Ihe" geftochen, vicspflafter dienete ihm ftatt aller Hülfsmittel, bie in dem Sande gebräuchlich find. Er hätte es auch felbft überhoben feyn koͤnnen, fich dergleichen zu machen. Denn Ul— loa, einer von den beyden fpanifhen Officieren ‚ welchem eben der Zufall begegnete, wur—⸗ de geheilet, ohne das geringfte dawider zu brauchen. Die Zufälle, die er dabey er— fuhr, waren, die Wahrheit zu geftehen, weit heftiger; allein, er war auch an meh⸗ tern Orten und von einem größern Scorpione geftochen worden. Herr Bouguer zeich- nee, zum Denkmaale feinee Durchreife durch Portobello zwo fehöne Sonnenuhren auf dem großen Marktplatze 5). Waͤhrend der Ueberfahrt aus Europa nach America hatte Herr de la Condamine Sorge getragen, ein genaues Tagebuch von ben Wegen zu halten. Er hatte taͤglich zu Mittage die Höhe gemeſſen. Hierbey hatte er ſich mit feinen beyden Kollegen fehr_ftarf des Detanten des Heren Halley bebienet, welcher vor vier Jahren in ven Philofophi» cal Tranfadtions befannt gemacht worden. Außer dem Nutzen diefes Inſtrumentes, die Breiten zu beobachten, dienete es auch noch die mit den Secundenuhren uͤberein⸗ ſtimmenden Sonnenhöhen, vor— und nachmittages zu nehmen. Die Mittage, welche aus den am wenigſten gleichfoͤrmigen Beobachtungen herauskamen, die von verſchiede⸗ nen Besbachtern mit verfchiedenen Uhren gemacht worden, waren faum ein Vierthel einer Minute von einander unterfihieden, und vftmals famen fie in einer kleinen Anz ahf von Seeunden mit einander überein. Die drey Herren von der Academie erkann⸗ ten alfo aus der Erfahrung, man koͤnnte, wenn man damit auf einem Schiffe Beob⸗ achtungen anftellete, die genaue Richtigkeit fehr weit über die gewöhnlichen Graͤnzen freis ben, die fonft nicht erlauben, von dem Mistage zur See recht gewiß zu feyn, als bis faft auf zwo Minuten. | Er3 Herr 3) Der Unterfehieb vom Portobello und Pana⸗ Bougier und de In Eondanrine mus verfälehenen ma in der Breite ift 36 Minuten, nad) den Wahr: Verbindungen ihrer Fahrten und aus einer Karte nehmungen der Mitglieder der Aeademie; und in des Sgenieurs zu Panama netheilten , Panama der Länge zwey bis drey Minuten, daher denn Hr. liege weſtlicher als, Portobello⸗ | 350 Reiſen und Entdeckungen Condamine. Herr de la Condamine hatte keine Gelegenheit verſaͤumet, die Abweichung der Ma— 17335. gunetnadel mit feinem neuen Compaſſe k) zu beobachten, welcher vor allen andern den — — Bortheil hatte, daß er nur einen einzigen Beobachter verlangete, Die Herren Godin und Bouguer gaben ihm ein günftiges Zeugniß, Die Mitglieder von der Academie Hatten zur See verfchiedene Berfuche mit einem Inclinationscompaſſe gemacht, ven fie von Paris mitgenommen: fie erfannten aber gar bald, daß die Aufhängung niche frey genug war. Man weis, wie ſchwer es ift, diefes Inſtrument zur Vollkommenheit zu bringen D. Verſchiedene KHinderniffe erlaubeten nicht, einen Verſuch mie des Herrn Amontons Seebarometer, des Marquis de Polent Mafchine, die Furche eines Schiffes zu meffen, und vielen andern zu machen, die zu verfchiedenen Zeiten der Academie vor= geleget, oder aus denen Werfen genommen worden, die den Preis erhalten haften, An allen Drten aber, wo fich diefe Herren aufbielten, macheten fie ziemlich viel aftro- nomifche oder phyfifche Beobachtungen m), welche auf das Aufnehmen der Schiffahrt, der Erdbefihreibung, und der Naturgeſchichte abzieleren, Sie trugen ihre Barometer auf Berge, die über fechs big fieben hundert Toifen-über der See erhoben waren; fie beftimmeten geometrifch ihre Höhe, Diefes war ein Verſuch, um bald noch drey bis viermal höhere Berge zu erflettern. 1736. Da fie über anderthalb Monate zu Panama zubrachten , um ein Schiff zu erwar—⸗ a ten, welches fie nach der Küfte von Peru bringen koͤnnte: fo fingen fie an, die fpani- Herren von KR Sprache forgfältig zu erlernen. Sie macheten an verfehiedenen Drten die Beobach- der Academie fungen mit dem Thermometer, dem Barometer und. der Abweichung der Magnernabel. zu Panama. Sie fegeten die Breite von Panama feft, ohne daß fie aud) die Laͤnge beftimmen Fonts ten; weil die Nähe des Jupiters bey der Sonne ihnen nicht erlaubete, einige Finfter- niß feiner Trabanten zu beobachten. Ein jeder machete viele Erfahrungen mit der Pendul. Here Bouguer nahm den Riß von der Rheede auf, Don Juan, Herr Bouguer und dela Eondamine zeichneten jeder eine Karte von dem Fluſſe Chagre. Herr Godin machere viele aftronomifhe Wahrnehmungen, und Hr, dela Juſſieu befliß fich auf Unterfuchungen aus der Naturgefchichte. Panama bleibt alfo wegen einer fo glorreichen Denkzeit berühmt. Sie kommen Endlich gieng die erlauchte Gefellfchaft den 22 ften des Hornungs unter Segel und nah Pen. Has erftemal in der Nacht zroifchen dem zen und Sten März über die Sinie. Sie lan- dete den roten an der Küfte der Provinz Duito auf ber Rheede von Manta, wo fie an dem Ufer einen Grad Suͤderbreite beobachtete. Sie gieng binum nad) Monte Ehrifto, wo fih die Einwohner aus Manta drey Meilen im Sande niedergelaffen, feitdem dieſer letz— tere Platz von den Freybeutern zu Ende des vorigen Jahrhundertes geplündert worden, . Eondamine u · Hier geſchah die erſte Trennung der gelehrten Geſellſchafter. Die beyden ſpaniſchen Honguer blei⸗ Officier und Here Godin giengen wieder an Bord und fegelten nach Guayaquil. benzu Manta. Bouguer und de la Condamine blieben allein zu Manta. Dieſe beyben Herren nah: Ihre Arbeiz men fich vor, die Tag- und Machtgleiche durch eine neue Methode des Herrn Bouguer a dafelbft zu beobachten; ven Punct zu erfennen, wo der Aequator oder die Linie durch- gien⸗ ) Man ſehe les Mem. de PAcad. des Sciene. terſuchungen und des Herrn Magny Ineclinations⸗ 1733 p. 446 et 1734. P. 590 Et 597. compaſſe noch nicht. ? ») Drey von dieſen Aufjägen find in der 1) Man hatte des Herrn Daniel Bernoulli Un- Sammlung der Academie bekannt gemacht worden, im America. VI Buch. IV Cap. | 351 gienge; durch die Beobachtung der Mendfinfternig ven 26ſten May, die noch gaͤnz · Condamine. lich unbekannte Laͤnge dieſer Kuͤſte, welche die weſtlichſte von dem ſuͤdlichen America 1736. ift, feft zu fegen, und das fand zu unterfüchen,, wohin ihre Berrichtungen der Meſſung des Yequators fie führen follten. Mit viefen erften Abſichten verbanden fie noch andere Beregungsgründe, Sie wollten an den Geftaden der Küfte eine Gegend ſuchen, die bequem zu meffen und zugleich geſchickt wäre, ihren geometrifchen Beftimmungen zur Grundlinie zu dienen, Wir durften die Gelegenheit nicht verabſaͤumen, faget Herr de la Condamine, die aftronomifhen Stralenbrechungen in dem heißen Exrdgürtel zu beobach- fen, und uns dabey des Anblickes des Horizontes des Meeres zu Nutze zu machen, welchen wir nun bald in einem Sande voller Berge aus dem Gefichte verlieren würden. End» lich war es auch rathſam, daß wir die Erfahrung mit der Secundenpendul, dem Meere gleich und unter der Linie felbft macheten. Die Ausführung aller dieſer vorhabenden . Dinge nahm nur einen Monat bin. Unterdeffen daß fich Herr Bouguer mit den, Stralenbrechungen beſchaͤfftigte, beftimmete Herr de la Condamine den Punct der Küfte, wo fie von der Linie durchfehnitten wird. Dieß ift eine Spige, Palınar genannt, mo Aufſchrift zu er auf dem Felfen der am weiteften vorfteht „ eine Auffchrife zum Mugen der Seeleute Palmar. eingrub n), Die Verfolgung der Meringuinen, einer Arc Fleiner Mücken, ift an diefem Orte unerträglich; und ber Himmel ift daſelbſt faſt beftändig mit Wolfen beve: cket. Beym Ausfteigen zu Manta hatte man die Gefellfchaft gewarnet, fich vor den Schlangen in Acht zu nehmen, die dafelbft gemein und gefährlich find, Gleich in der erften Macht fah de la Condamine eine an einer von den. Stangen feiner Schilfhütte hangen, worunter er fein Haͤngebette hatte, Allein, fie thun dem Menfchen nichts, wenn er fie nur nicht anruͤhret. Die beyden Herren von der Academie befucheren Charapoto, Puerto viejo und Eondamine durchfteichen die Rüfte von dem Cap San Sorenzo bis an das Cap Paffado und Rio euriret einen Kama. Ber ihrem Aufenhalte zu Puerto viejs machete Herr de la Condamine mit der Creolen. iunquina, die er aus Frankreich mitgebracht Hatte, einen Creolen geſund, den das Fie- ber feit einem Jahre plagete, und der noch niemals von einem Mittel dawider gehoͤ— ret hatte, welches doch in feinem Vaterlande wächlt. Da die Gefundheit des Herrn Bouguer, welche anfing, in Unordnung. zu geras then, ihn genöthiget hatte, den 23 ften April feinen Weg nach Süden zu nehmen, um wieder zu dem Herrn Gobin und den fpanifchen Dfficieren zu Guayaquil zu fommen: fo ſah ſich de la Condamine allein; und man will den Weg, den er nad) Quito genom⸗ men, in feiner eigenen Erzählung vorftellen. „Die Snfteumente, faget er, wurden unter dem Herrn Bouguer und mir gethei- Sein Wes „tet. Sch ftellete ihm meinen Fleinen Quadranten deffen Halbmeffer (radius) einen ve" „Schub hielt, wiederum zu und nahm den großen zu mir. Wir hatten zufammen u „angefangen, die Karte von dem Sande zu machen, Ich ſetzete fie allein fort; und da „ich feinen Wegweifer finden können, um durch die Gehölze, wo der alte Weg aus: „gegangen war, in gerader Linie nach Quito zu kommen, fo fubr ich in einer Pirogue „über funfzig Meilen. gegen Norden an dem Sande bin, Ich beftimmere durch Be, „ach⸗ 2) Obfervationibus aftronomicis . » . . hoc- tum ef 1736. Die vier Punete find vermuthlich ce promontorium zquatori fubjacere comper- ffatt Caroli Mariæ de la Condamine da. a > Reifen und Entdeckungen Condamine. „achtung zu Sande die Breite des Cap St, Franciſco, des Borgebivges Tacamos und 736. „ber andern merkwuͤrdigſten Spigen, Ich fuhr Darauf einen fehr fihnellen Strom hin⸗ Stuß 2s © „auf, welchem eine heute zu Tage verlorene Smaragdgrube den Namen gegeben, wel« erafong, hen er noch behaͤlt. Ich nahm den Riß von feinem Laufe und machete die Karte „von meiner Fahrt von dem Orte an, wo ich mich zu Schiffe gefeget, bis nad) Quito, DDieſer ganze Boden iſt mit dickem Gehölze bedecfet, wo man ſich mit der Axt „durchhauen muß. Sch marfchirete mit dem Compaſſe und dem Thermomefer in der „Hand mehr zu Fuße, als.zu Pferde. Es regnete ordentlicher Weife alle Tage Nach: „mittages. Sch fehleppete verſchiedene Inſteumente und den großen Duadranten, wor— „an zween Indianer genug zu ragen hatten, mit mir, Ich pflückete und zeichnete in „diefen weitläuftigen Wäldern eine große Anzahl Pflanzen und fonderbarer Kräuter, „die ih darauf dem Herrn de Juſſieu zuftellere. ch brachte acht ganzer Tage, von mei⸗ „nen Wegweiſern verlaffen, in diefen Wuͤſten zu. Das Pulver und mein anderer Bor „rath gieng mir aus. Die Bananes und einige wilde Früchte waren nunmehr noch „mein Unterhalt, Ich befam das Fieber , und befrenete mich davon durch eine Diaͤt, „die mir von der Vernunft angerathen und von der Noth vorgefihrieben wurde, „Endlich Fam ich aus diefer Einſamkeit heraus, da ich einer Reihe Berge, bie „wie ein Hahnenfamm ausfah, folgete, woſelbſt der Weg noch nicht gebähner war, wel- „hen Don Pedro Maldonado, Statthalter der Provinz, drey Jahre darnach öffnen „taffen. Der Pfad, auf welchem ic) gieng, war mic jähen Abftürzen befeget , Die von „ben Strömen des gefehmolzenen Schnees ausgehöhlet wurden, welche mit großem Ges „räufche von der Höhe diefes berühmten Gebirges herunter fielen, das unter dem Na- „men Cordillers bekannt ift, und welches ich zu befteigen anfing. Ich fand auf der „Anhöhe nach einem viertägigen Marfihe mitten in den Gehölzen ein indianifches Dorf, „Namens Viguas, woſelbſt ic mic) aufhielt. Ich gieng durch einen engen Hohl: „weg, welchen das Waffer ausgeſpuͤhlet harte, achtzehn Fuß tief hinein, Seine Sei- tenwaͤnde, die gerade herunter abgefchnitten waren, ſchienen fich oben zu vereinigen, „und ließen kaum einen Durchgang für einen Maulefel. Man verficherte mic) aber doch, diefes ſey die Heerſtraße; und es ift wahr, damals gab es noch feine andere, „ch gieng über viele Ströme auf ſolchen Brücken, die von Bindweiden oder einent „Mege von Lianen, tie unfere Fifhergarne, gemacht waren, und von einem Ufer bis „ans andere hinübergefpannet worden, fich aber durch ihre eigene Schwere kruͤmmeten. Ich fah fie damals zum erftenmale und hatte mich damit noch nicht bekannt gemacht, „Ich traf auf meinem Wege noch zwey andere Eleine Dörfchen an, in deren einem ich „Fein Geld mehr hatte, und alfo meinen Duadranten und mein Felleifen bey dem Pfar- „rer daſelbſt zum Unterpfande lieg, damit ich nur Indianer und Maulefel bis nad) „LTono befam, welches ein anderes Dorf war, wo ich einen Francifcaner anfraf, der „mie auf Treu und Glauben alles geben ließ, mas ich verlangete, „ Se höher ich hinauf Fam, defto lichter wurden die Gehölze, Bald ſah ich nichts „mehr, als Sand, und ganz oben fahle und verbrannte Felſen, welche den norölichen „Rücken des feuerfpenenden Berges Pichincha befegeten. Als ih auf die Höhe der „Küfte gefommen: fo murde ich von einem mit Verwunderung unfermifhten Erſtau— „nen bey dem Anblicfe eines langen und fünf bis fehs Meilen breiten Thales, über- „fallen, welches mit Baͤchen durchſchnitten war, die ſich vereinigten, einen Fluß zu ; ma⸗ in America. VI Buch. IV Cap. = 353 „machen. &o weit mein Geficht nur reichen Eonnte, fah ich gebauete Selber, die mit Ebe— „nen und Wiefen, grünen Hügeln, Dörfern und mic lebendigen Hecken und Gärten um- „gebenen Meyerhöfen abgemwechfelt wurden. Die Stadt Duito ſchloß dieſe liebliche Aus— „ficht. Ich glaubete, in unfere fhönften Landſchaften von Frankreich verfeget zu feyn. „So, wie ich binabftieg, ſo veränderte ſich auch unvermerkt die Himmelsluft, indem ich „nach und nach ſtufenweiſe aus der aͤußerſten Kälte, in die gemaͤßigte Wärme unſerer ſhoͤnſten Tage im Maymonate kam. Bald fah ich alle diefe Gegenftände in der Naͤhe „genauer und deutlicher. Ein jever Augenblick fegete etwas zu meinem Erftaunen hinzu. „Ich fab zum erftenmale in freyem Felde auf allen Bäumen Blumen, Knofpen und Fruͤchte. Ich fah.an einem Tageund an einem Drte fäen , pflügen und erndten,,. Der Herr de la Condamine tadelt fich bier, daß er ſich dem alten Eindrucke eines fo fhönen Schaufpieles gar zu viel überlaffe. | Er gieng den gten des Brachmonates in Duito hinein. Herr Bouguer war derein- zige, welchem feine fehlechte Gefundheit noch nicht erlaubet hatte, fich dahin zu begeben. Den ıoten eben deſſelben Monates aber, dreyzehn Monate nach ihrer Abreife aus Frank- veich, fanden fie ſich alle dafelbft wieder zufammen, Da diefe Stadt ihre ordentliche Woh⸗ nung, und fo zu fagen der Mittelpunct ihrer Bewegungen, und ihrer Berrichtungen feyn follee: fo wurden die erften Tage dafelbft angewandt, Befuche zu geben, und anzunehmen, und der Meugierigkeit der dafigen Einwohner fo wohl, als ihrer eigenen, zu willfahren. Herr de la Condamine war der einzige, welcher ſich durch Hinderniffe, deren Erzählung nicht ohne Mugen zum Untervichte Der Neifenden ift, zur Eingegogenheit verdammet ſah. Sein Gerät ‚welches er auf dem Schiffe gelaffen, hatte mit der übrigen Gefellfchaft den Condamine. 1736, Berlegenheit des Herrn de a Condamine bey feiner An⸗ kunft in Quito. großen Weg von Guayaquil genommen. Die Beſchwerlichkeit der Wege, um derentwil⸗ fen man die Saften fehr leicht hatte machen müffen, und die Verwirrung bey einem zahlrei⸗ chen Gefolge waren Urſache geweſen, daß man in feiner Abwefenheit Feine Möglichkeit ges fehen , auf fiebenzig Maulthieven , die ſowohl zum Laſttragen, als Reiten, herbeygeſchaffet waren, für eines von feinen Felleifen oder auch nur für fein Bette einen Plag zu finden. Denn da er zu Manta ans Land ftieg, fo hatte er nichts meiter , als feine Inſtrumente, ein Jagdkleid, und fein Haͤngebette mit ſich genommen, Er ſah fich genöthiget, fein uͤbri⸗ ges Geräth aus dem Zollhaufe eines Hafens an dem Fluſſe Guayaquil, fechzig Meilen von Quito hohlen zu laffen, Weil er außer Stande war, ſich mit Wohlanftändigkeit vor den Seuten fehen zu laffen: fo begab er ſich in das Sefuitercollegium ‚wo man ihm auf das Em: pfehlungsfehreiben des P. Tournemine ein fehr bequemes Zimmer einräumete, und nicht aufbörete , ihm allerhand gute Dienfte zu leiften. Unter denen Befchäfftigungen in feiner Einfamkeit, ließ er auf der Terraſſe des Collegii einen Sonnenzeiger , acht bis neun Fuß hoch, aufrichten,, und zeichnete eine Mittagslinie, welche nachher. ftets gebienet hat, die Uhr des Collegii, nach welcher ſich die Stadt richtete, halb zwölfe fhlagen zu laffen, wenn es gerade recht Mittag nad) der Sonne war; ein feltfamer Gebrauch , faget er ohne weitere Erklaͤrung, der feit langer Zeit befonderer Umftände wegen in Quito eingeführet, und durch eine lange Gewohnheit geheiliget ift. Die Herren von der Academie fingen an, ſich die Gegend zu ihren erften Berrichtun: gen befannt zu ntachen, als fie durch einen von denen Zufälfen aufgehalten wurden, welche die Philofophen demuͤthigen, indem fie diefelben erfahren laſſen, daß ihre erhabenen Ein: fichten fie nicht vor den gemeinen Bebürfniffen in Sicherheit fegen. Bey ihrer ganzen Ueber⸗ Allgem. Reifebefehr. XV Hand. Yy fahrt Seltfame Se: wohnheit in dent Sefuiterz collegio. Den Akademi⸗ ſten fehlet es am Gelde. 354 Reiſen und Entdeckungen Condamine! fahrt bis nach Portobello auf den Schiffen des Koͤniges hatten die Befehle ſeiner Majeſtaͤt 1736. fuͤr den Aufwand geſorget. Bey ihrem Aufenthalte zu Carthagena, Portobelld und Pa= nama.aber waren die Gelder, die fie auf ihre erften Wechſelbriefe gehoben, verzehret, und die vier tauſend Piafter, die ſie auf Credit aus den föniglichen fpanifchen Caſſen genom- men, hatten kaum zur Fracht für das Schiff von Panama nah Guayaquil and für ihre Fortbeingung zu Sande von Guayaquil nad) Quito zugereichet. Die Weite der Derter und vornehmlich der Mangel einer unmittelbaren Handlung zwifchen Frankreich und den fpa- nifchen America, hatten die Wechfelbriefe aufgehalten, die fie erwarteten zund achtzehn Mo= nate nach ihrer Abreife von Paris hatten fie noch Feine Briefe aus Europa zu Duritorerhalz ten, Herr Godin , welchen die Verwaltung der. Gelder, aufgetragen war, hatte an Den Unterfönig in Peru gefchrieben, in was für einem traurigen: Zuftande fie fich fei ihrer Au- kunft zu Quito befänden; und e8 waren nicht allein zween Monate vergangen , ehe er. eine Antwort erhalten, fondern fie war auch nicht guͤnſtig geweſen. Da ſie alſo dreytaufend Meilen von ihrem Vaterlande entferne, und vom Gelde entblößet waren: fo fanden fie ſich genöthiget, eine Zuflucht zu fuchen , ohne zu wiſſen, an wen fie ſich wenden ſolltem De la Condamine erboth fich , er wollte nach Lima geben, und ſich daſelbſt der Creditſchrei⸗ ben bedienen, die er an die Correſpondenten des Herrn Samuel Bernard, und des Herrn Caſtanier hatte. Seine Anerbiethungen wurden angenommen, Man verkaufete und ver— ſetzete einige Sachen zu Quito, und er brachte dadurch ſo viel zuſammen, daß er die wirkli— chen Ausgaben beſtreiten Fonnte, um die Arbeit vor der Regenzeit anzufangen; und feine Reife nach Lima wurde bis zu Anfange des folgenden Jahres verfihoben, in 1757. Man rechner nicht weniger als vierhundert franzöfifche Seemeilen von Quito nad) Li⸗ De Ya Con. Mio Wer dahin reifee, ift verbunden , alles, fo.gar fein. Bette, mit fich zu führen. Die damine reife Halfte des Weges, wenn man über Loxa gebt, welchen Weg de la Coudamine gewaͤhlet nach Lima. batte, ift ein bergichtes Land, wo ſieben folder Meilendes Tages eine ſehr ſtarke Tagereife machen. Als er den ıgten Jenner 1737 von Quito abgieng: fo war die ganze Stadt, bey Gelegenheit der Ankunft eines neuen Prafidenten, Statthalters und Generalhauptmannes der Provinz, und wegen der Zuruͤſtung zu einem Stiergefechte, in Bewegung. Die Luſt an diefem Schaufpiele ift in Spanien noch) nicht vergangen, "und erhält fich in dem fpanifchen America in der äußerften Sebhaftigfeit, Bey feiner Ankunft zu Uma den 28ſten des Kor- nungs, fah Herr de la Condamine die Sachen glüclich von ftatten geben, weswegen er bingefommen war, wiewohl es durch ganz andere Mittel geſchah, als die er fichvorgenom= men hatte. Er erhielt fo gar bey der koͤniglichen Audiencia dieſer Stadt einen Credit, nebft ihrer Bürgfchaft für neue Summen , deren fich aber die Herren von der Academie nicht bez dienen durften, weil ihre Wechfelbriefe aus Sranfreich bald anfamen.. Bey feinem: Aufent- halte zu Lima aber, verfah er fichs im geringften nicht, daß man ihm zu Quito einen Cri⸗— minalhandel evregete, Händel der Der neue Praͤſident Hatte ſeit feiner Abreife einige Zwiſtigkeiten mit den beyden fpani- —— Officieren gehabt, welche den franzoͤſiſchen Mitgliedern dee Academie beygeſellet wa— on, Man finder Feine Spuhr davon in ihrer Nachricht; und man darf ſich über dieſes Stillſchweigen nicht verwundern. Die Zaͤnkerey aber war fo. heftig geworden, daß der Präfident fie hatte wollen gefangen nehmen laſſen. Derjenige, mwelchet ſich unterftund, Hand an fie zu legen, wurde verwunder; worauf fie fid) alle beyde in das Jeſuitercolle— gium geflüchter hatten. Herr Godin harte im Namen feiner Geſellſchaft eine Bittſchrift ar für im America. VI Buch. IV Cap. en für fie der Eöniglichen Audiencia übergeben. Er bath, man möchte fie dasjenige doch frey Condamine, verrichten laſſen, was ihnen auf Befehl feiner Fatholifchen Majeftät aufgetragen worden. Diefe Bittſchrift war von allen Perfonen der: Gefellfchaft unterzeichnet, oder auch mit eben fo viel geltenden Scheinen verſehen. De la Eondamine war der einzige, welcher feinen Theil daran hatte, weil er auf vierhundert Meilen von Quito entfernet wat ; indeſſen wuͤrde er doch allein in dieſe Zaͤnkerey verwickelt. Der Praͤſident, welcher ſich vor der Bittſchrift und den Beglaubigungsſcheinen zum Seltſamer Beſten der beyden Officier fuͤrchtete, ſuchete die Mittel, das Zeugniß der franzöfifchen Ge- Proceß. ſellſchaft verdächtig zu machen; fo nannte man zusQuito Die Herren von der Academie und ihre Zugeſelleten. Ein Proceß war das befte Mittel, welches er dazu erwählete. Ein jeder von ihnen, Herren und Diener, hatte zu feiner wirklichen Nothdurft, die Sachen oder Kleinedien verkaufet , Deren fie Umgang haben konnten. Auf diefen Grund beſchul⸗ digte fie der Präfident, fie hätten Die Befehle feiner Eatholifchen Majeftät uͤbertreten, und einen unerlaubten Handel gerrieben, Cine Befchuldigung von der Art, war von denjeni- gen leicht zu zernichten, die gegenwärtig waren : ein Abweſender aber Fonnte zu feiner Der: theidigung nichts fagen. Weber diefes hatte fich de la Eondamine bey den efuiten aufge— Halten; und der Praͤſident, welchen es verdroß, daß fie den fpanifchen DOfficieren eine Zu— Flucht gegeben‘, ſuchete zugleich diefen Vätern und dem alten Präfidenten einigen Verdruß zu machen, mit welchem er eben fo ſchlecht Iebete, und den die Herren von der Academie niche anders, als (oben konnten. rn Das ganze Wetter fiel alfo auf den Heren de la Condamine. Viele Zeugen fageten Condamine aus, fie hätten von feinen Bedienten Nadeln, Flintenſteine und Hemden gekaufet; er hätte wird beſchul⸗ felöft viele Sachen, die zu feinem Gebrauche gedienet, verfaufet, oder zu verkaufen gefü- m chet, und unter andern einige Spißenhemden , eine foftbare Flinte, einen Ring mit einen Brillianten, und ein St. Lazaruskreuz mit Diamanten befeßet. Man ſchloß daraus, er habe mit Borwiffen des alten Präfidenten einen verbothenen Handel getrieben, und er ha= be einen Commiffionär gehabt, welcher bey den Jeſuiten offenen Laden hielte. Endlich ſchloß man auch noch, er wäre mit verbothenen MWaaren nach fima gegangen, Der Bes richt von Diefer ingeheim vorgenommenen Unterfuchung, wurde an den Unterfönig geſchicket. Herr de la Condamine, welcher als eine angefehene Perfon in dem Pallafte zu Lima und rechtferti— herbergete, beflig fich ganz ruhig, Erfahrungen mit ber Pendul zu machen, deren Sänger get ſich. in diefer Gegend fchete, als ein Edelmann Des Unterföniges zu ihm Fam, und ihn von Seiten deffelben ſagete: Seine Ereellenz wären zwar uͤberzeuget, daß er Seiner katholiſchen Majeftät Befehle nicht übertreten, fie Hätten aber auf die wider ihn angebrachte Anklage niche Umgang haben Eönnen, dem Criminal-Alcalde des Hofes Befehl zuertbeilen, zuibm zu gehen, und ein Verzeichniß von allen feinen bey fich habenden Sachen zumachen. Nach diefer Ankuͤndigung Fam der Befuch von dem Alcalde, welcher mit eben fo vieler Hoͤflich— keit als Genauigkeit die Kleidungsftücke und Bücher des Heren de la Condamine unterfüs chete, ohne feinen Duadranten, feine Pendul, feine Zerngläfer, feinen Compaß und fein Barometer zu vergeflen. Da ihm nun nichts von verbothener Waare darunter zu ſeyn fihien:: fo meidete de la Condamine dabey, es wäre ja öffentlich bekannt, daß alle feine und feiner Colfegen Felleiſen in den Zotthaͤuſern zu Cartbagena, Portobello, Panama, Guaya - quil und Duito, nach der ausdruͤcklichen Bedingung in den Paͤſſen von dem ſpaniſchen Hofe, waͤren aufgemacht, und mit eben der Er unterfücher, und aufgefchrieben a y2 | en; 3500 eiſen und Entdeckungen Condamine. den; und ba ber ſchriftliche Aufſatz davon nach Lima geſchickt worden, fo war dieſe einzige 1737. Seine Bes Antwort genug, die Anklage zu zernichten. Der Unterfönig fehrieb auch) wirklich nach: dern ein neuer fehriftlicher Auffag von der Durchfuchung und Erklärung Des Heren de la Condamine gemacht werden, an den Präfidenten zu Duito einen Brief, welchen der Prä- fident gewiß niemanden zeigen wird. Bey feiner Zurückkunft von Lima mollte de la Kon: damine durch einen Ausfpruch des Hofes losgefprochen ſeyn; und feine Forderung wurde nicht verworfen, Indeſſen nöthigte ihn doc) des Präfidenten Berzögerung, daß er Des- wegen an den Unterfönig fehrieb, welcher ihm durch einen Brief, wovon er die Abfchrife nach dem Originale mittheilet, welches er behalten Hat, öffentlich Gerechtigkeit wiederfah: von ließ. Verſchiedene Erklärungen und Höflichfeiten von dem Präfidenten ftelleten ihn vollends zu frieden. | Ä Während feiner Abwefenheit hatten feine Eollegen ihre Berrichtungen fortgefeget. Er nhäffeigungen kam in dem Brachmonate wieder nad) Duito, ohne daß er ſich den Verluſt eines einzigen unterwegens. Augenblickes vorzumerfen hatte. Er hatte in weniger, als fünf Monaten achthundert Meilen mit einem Duadranfen und vielen andern Inſtrumenten zurücgeleger, die Karte von feiner Reife gemacht, die Breiten aller merfiwürdigen Derter beobachtet, und fih drey Tage lang zu Loxa aufgehalten, um den Duinguinabaum recht Fennen zu lernen, abzuzeic)- nen, und zu beſchreiben, und feinetwegen Unterfuchungen anzuftellen, welche der Acade- mie zugefchicket wurden 0). Ungeachtet der wenigen Feftigkeit der Häufer zu Lima, hatte er fich doch ein feftes Dbferpatorium in dem Pallafte des Unterföniges verſchaffet, wo er al- le die Wahrnehmungen gemacht hatte, welche ihm der Himmel und die Jahreszeit erlauber hatten. Er war aus der Verdrießlichkeit, die man ihm evreget hatte, glücklich herausge— fommen. Er hatte auf feiner Ruͤckreiſe zur See mit Don Juan, welchen feine perjönliz he VBerdrießlichfeie mie dem Präfidenten nach Lima geführer haste, Payta berührer, und die Breite dieſes Hafens beobachtet; er hatte eine Reiſe ins Sand hineingethan, und die Karte von dem Sande aufgenommen, Als er bey Guayaquil vorbey gieng, wo er ſich nur zween Tage aufhielt,, hatte er die unbefannte Laͤnge diefer wichtigen Spiße feft gefeßet, und ihre Sage in Anfehung des Gebirges Chimborazo beftimmer, Er hatte zu Lima und auf fei- nem Wege einige foftbare Werfe von der Kunſt der alten Peruaner und verfchiedene Merk: wuͤrdigkeiten zur Maturgefihichte gefammelt, die er nach Panama auf eine Fregatte einges fehiffet hatte p), welche das Uebrige von dem Verkaufe der legten Gallionen führete, End- lich Hatte er an zahlbaren Wechfelbriefen über fechzigtaufend Livres zur Bezahlung der Schulden feiner Geſellſchaft, und zur Zortfegung ihrer Verrichkungen nach Duito gefchicke, oder brachte fie auch felbft mit; ohne zu gedenfen, daß er ihr über ziwanzigtaufend Livres neuen Credit bey ven föniglichen Caſſen gemacht hatte. Seine einzige Reife nach Lima und fein Aufenthalt von ungefähr drey Monaten in Diefer Hauptftadt, konnten, wie er fa- get, die Materie zu einem wichtigen Berichte hergeben. Er fehickete das Jahr darauf an den Heren Du Jay, Mitglied der Academie, einen weitläufigen Auszug daraus, worin— nen er fich nur bey academifchen Materien aufbielt, | . Die 0) Memoires de l Academie des Sciences 1738. cae, welches fehr fonderbar und ohne Lotung war. . 226, | Ob fie gleich an den Herrn Grafen von Maurepas p) Die abgeſchickte Kifte enthielt unter andern überfchrieben war: fo hat man doch nicht entdecken Dingen ein filbernes Gefäß von den Zeiten der Yn⸗ Fönnen, wo fie Hingefommen, ; X in America. | VIBuch. IV Cap. — Die Arbeiten, die er mit dem Herrn Bouguer und Don Ulloa wieder vornahm, find Eondamine. an’einem andern Orte, wenigftens zum Theile vorgeſtellet. Da wir ihn aber hier nur als einen Reifenden wollen erfcheinen laffen: fo übergeht man feine mathematifchen Wahrneh- mungen, um fich nur bloß bey denjenigen aufzuhalten , welche ſolche Gegenftände angeben, die fich beſſer für. Diefes Werk fchicken, | Sm 1738. Jahre wandte er die erften Tage des Herbftmonates an, eine Neife jenfeits der oftlichen Eordillera, nad) Tagualo zu thun, welche Gegend wenig befannt ift, und wovon er die Karte machete. Der Marquis von Maenza, welchem diefe ganze Gegend gehörte, hatte auf dem Gipfel des Berges Gnugnu⸗Urcu Q), eine Wohnung für ihn, und einen Schirm für feine Inſtrumente bauen laſſen. Allein, der, Nebel machete, Durch eine Widerwaͤrtigkeit, die nur gar zu gewöhnlich war, feine Mühe und alle feine Anſtal— ten vergebens. Bey feiner Zurückkehr aber wandte er fid) ein wenig von dem Wege ab, um den See Quilotoa zu fehen, welcher auf der Höhe eines Berges lag, wovon man ihm Wunderdinge erzählee hatte. Diefer See ift in einem Bezirke jäher Felſen eingefchloffen, welcher ihm nicht viel über zweyhundert Toifen im Durchfchnitte zu haben fihien, ob man gleich vermuther, Daß ® u te das Waffer den Rand. Man verficherte ihn; es wäre feit einem Fahre zu diefer Höhe geſtiegen; es hätte dicht am Nande eine Tiefe von vierzig Toifen, und es wäre in feiner Mitten lange Zeit eine Inſel und eine Schäferey geblieben , welche das Waſſer endlich, da es fich nach und nach erheben, gänzlich bedecket hätte. De la Condamine will für die Wahrheit diefer Sachen nicht Buͤrge ſeyn; und ob fie gleich nichts unmögliches an fich ha⸗ ben, fo gefteht er doch, daß er dasjenige für eine Fabel angefehen, mas man ihm auf Treu und Glauben der indianifhen Sagen erzählet, es wären, nämlich nicht lange nach der Bildung diefer See, mitten aus feinem Waffer Zeuerflammen herausgefahren, und es hätte über einen Monat lang gefochee. Mach feiner Zuruͤckkunft in Frankreich aber er- er von dem Marquis von Maenza, welcher im 1751 Sabre zu Paris war, undeben- falls an allen vorhergehenden Begebenheiten gezmweifelt hatte, daß fih im Chriſtmonate des 1740 Jahres in einer Nacht, auf der Fläche eben diefer See eine Flamme erhoben, welche alle Gefträuche an feinem Rande umher verbrannt, und die Heerden getödtet, bie ſich daherum befunden, Geit ber Zeit hat alles wieder feine ordentliche Sage behalten. Die Farbe des Waffers ift grünlih. Man fhreibe ihm einen garftigen Geſchmack zu; und obgleich die benachbarten Heerden davon faufen, fo fieht man doch weder an feinem Rande, noch auch in der Nachbarſchaft, einige Art von Bögeln oder Wafferthieren. Dieje- nigen Gewäfler, welche von der Bergfeite herabfließen , find fehr ſalzig. Die Kühe, Schafe, Pferde und Maulefel feheinen fehr begierig darnach zu ſeyn. Auf der Gegenfeite geben die Quellen ein Waſſer ohne Geſchmack, welches fuͤr eines von den beſten im Lande gehalten wird. Es hat viele Anfcheinung, daß das Becken diefes Sees der Trichter von einer feuerfpeyenden Grube ift, welche in den vorigen Jahrhunderten Flammen ausgewor⸗ fen, und fich igo noch zuweilen entzündet, Das Becken har fich, durch einige unterirdis ſche Gemeinfehafe mit etwas erhabenern Bergen, mit Waffer anfüllen koͤnnen. Yyz— Her M Dos heißt Sitgenberg, wegen ihrer Geftalt alfo genannt, 1738. 1738. Seine Reiſe ach Tagualo. Er beſuchet en See Qui⸗ er eine Meile im Umfange habe, Er hatte weder die Zeit, noch die Bequemlichkeit zu er- un forſchen, wie tief er wäre. Es fehleten damals noch ungefähr zwanzig Toifen, fo erreiche: NReiſen und Entdeckungen Condamine. Herr Bouguer und de Ta Condamine beſahen zuſammen einen’ kleinen Berg, Na— „133 mens Nabuco, in der Nachbarſchaft der indianiſchen Doͤrfer Penipe und Guanando⸗ Hera Rabueco. wo man ſehr ſchoͤne Cochenille auf einer beſondern Art von denjenigen Geſtraͤuchen mit ſtachlich⸗ ten Blättern ſammlet, welche von Pflangenkennern Opuntis, und insgemein Rabketten ge⸗ nannt werden. Der Grund des Berges Nabuco iſt Marmor In den ausgeſchwemm⸗ ten Wafferfurchen umher, entdeckete Herr de la Condamine welchen, der fehe ſchoͤn, und mit mancherley Farben geftreifet war. Er fah auch Felſen von einem weißen Steine, der eben fo Ducchfichtig, als Albafter, und härter als Marmor war, Er zerfpringe in Splitter, und giebt viel Funken. Man verſichert, ein heftiges Fener mache ihn fluͤſſſg. Weil er muchmaßete, ev könnte zum Porcellane nuͤtzlich gebrauchet werden : ſo ſammelte er Stücken davon für das Cabiner des Föniglichen Gartens , welche im 1740 Jah⸗ ve mit uͤberſchicket wurden. Er fand auch, da er weiter Hinunterftieg , eine Schiefergrube, welcher Stein in dem Sande nicht gebrauchet wird, ja nicht einmal befannt iſt. Wir müffen das Lob nicht vergefien, welches der Here de la Condamine dem creoli⸗ fehen Abel in der Provinz Quito fehuldig zu ſeyn glaubet, welcher aus einer großen Anzahl alter adelichen fpanifchen Familien beſteht, "die vor zweyhundert Jahren dahin gegangen find, und dafelbft große Ländereyen nebft den vornehmften Aemtern des Landes beſitzen. Diele bothen den Herren von der Academie eifrigft tufthäufer an, die fich nahe an ihren "Wege befanden ; fie befucheten fie unter ihren Zelten , oder ſchicketen ihnen Lebensmittel und Erfriſchungen. Bon diefer Anzahl war der Marquis von Maenza, und Don Ras mon Maldonado, nachheriger Marquis von Sipes, des Don Pedro Maldonado, das maligen Statthalters der Provinz las Eſmeraldas Bruder; Don Tofeph von Ava: los, General dev Reiterey; Don Joſeph de Villa⸗Picentio, Alferes Real von Rio— bamba, Don Serdinand von Guerro, alter Statthalter zu Popayan , und andere, Geſchicklich Der Aufenthalt des Herrn de la Condamine zu Elen bey Don Joſeph von Avalos, keiten in dem war wegen feiner Umſtaͤnde merkwürdig. Er hatte zu Quito nur drey oder vier deutſche N oder itafienifche Jeſuiten gefunden , welche die franzöfifche Sprache verftunden. Zu Elen von Avalos. oda niemand dieſelbe, welches eben nichts außerordentliches war. Allein, das war doch etwas fehr außerordentliches, jedermann verftund fie, wenigftens gefchrieben." Der Herr im Haufe hatte franzöfifche Bücher, und ohne die franzöfifche Sprache zu reden, hatte erfie feine Kinder gefehret, De la Condamine war Zeuge, daß fein einziger Sohn, Don An: ton von Avalos, ein junger Menfch von großer Hoffnung, den er Furze Zeit Darauf Durch einen graufanen Zufall,verlor #), in zweenen Tagen des Herrn Sontenelle Borrede zu den Vollkommen⸗ Abkandlungen der Yeademie der Wiffenfchaften in feine Sprache uͤberſetzete. Don Anton beiten dreyer Harte drey Schweſtern, wovon die jüngfte, welche mur zehn Jahre alt war, den Moreri Schweſtern. aͤberſehete, wo man nur das Buch auffehlagen mochte; und fie fagete alles dasjenige ganz ge- laͤufig ſpaniſch her, was fie mit den Augen franzöfifch las, Man ſah in diefem Kaufe eis nen vollkommenen Spigenpuß, und viele feine Werke, die von den Händen diefer drey juun⸗ 358 Lob des ereoli⸗ ſchen Adels. ) Er wurde von einem Mulatten am hellen Tage, mitten in der Stadt, da er feine Amtsver- richtungen als Alealde von Niobamba verfah, er: ſtochen. 5) Die umftändliche Nachricht von dieſer entſetz⸗ lihen Begebenheit, ift zu Paris 1745 in einem Briefe des Heren de In Eondamine an Madame ** bekannt gemacht worden. Ein artiges fpanifches Mägdchen, Namens Manuela, deren Nechte Se⸗ nierguies wider einen Liebhaber, der fie betrogen hatte, zu behaupten unternommen, war die Urfache zu dem Zanke. Seniergues fah dem Felle in * oge, fingen Perfonen ſehr wohl fammen vereiniget. | ne und Querfloͤte. Meifter gehabt hatte. in America. VI Buch. IV IC ap. 350 gemacht waren. Die Aelteſte beſaß alle Geſchicklichkeiten zu: Condamine. ſpielete auf der Harfe ‚dem Claviere, der Guitarre, Der Violi- 773% Sie malete in Miniatur und mit Oelfarben, ohne daß ſie jemals einen Unter vielen von ihren Malereyen ſah er auch eines auf dem Staf⸗ feleite welches die Belehrung des Apoſtels Paulus vorſtellete, und wohl dreyßig richtig ges zeichnete Figuren enthielt, wobey fie ein großes Theil von den ſchlechten Farben. des Landes , Bey fo vielen Hilfsmitteln in dev Welt zu, gefallen, hatte fie Doch. kei— den anderu Ehrgeiz , als eine Carmeliterinn zu werden. Mur die zaͤrtliche Siebe gegen ib: ren Vater hielt fie ev hi noch: zuruͤck, welcher aber endlich, feine Einwilligung noch) erbetteln ließ.. m ch.einem ‚langen Widerftande, 2 HEUT Bu Ende des Auguftinonates 1739 Hatte Hert de Ta Condamine fich nicht ertochren _ 1239. fonnen, einem Stiergefechte beyuwohnen, welches zu Cuenza gehalten murde, und Mar SauigerFaft dabey ein Zeuge von einem traurigen Schaufiele. Seniergues, Wundarzt der franzd- des Hrn. Se⸗ ſiſchen Gefellſchaft, de an hellen Tage, iere nicht ausgenommen, u welcher folglich mit dem Schuße der beyden | eit eines befondern Zanfes, ermordet s). Diefem Morde olgere ein allgemeiner Aufftand wider die Mathematiker, auch die beyven ſpaniſchen Offi- 1 usa nd die meiften fahen ihr feben in Gefahr. Herr de la Con— Jamine, welchen Seniergues bey feinem Sterben zum Vollſtrecker feines Teftamentes ers beiy Gelegen ge beehret war, wur⸗ niergues. nannt hatte, fand ſich gezwungen, zur Ehre des Verſtorbenen, einen Criminalproceß ans zufangen, und zu unterhalten, welcher faft drey Sabre lang dauerte. Die Strafbaren amen 1) wen mie einer Sandesverweifung auf einige Jahre, die fie nicht beobachteten, und mit ei ner Geloftrafe, die nicht bezahlet wurde, los; ja fie wurden fo gar nach der Abreife der Srangofen frey gefprochen, Der Strafbarefte aber, welcher ſich gleichwohl vor der zuwei— Ien ſtlengen, wiewohl ftets Iangfamen Gerechtigkeit des ſpaniſchen Rathes fürchtere, ergriff die Parey, und wurde ein Pfaffe, Die Verdrießlichkeiten wegen dieſer Begebenheit, welche dem edlen und großmuͤthi⸗ Galantes Feſt gen Character des Herrn de la Condamine einen neuen Glanz geben, wurden durch eine ber Indianer Luſtbarkeit etwas verſuͤßet, „die nicht mit ſolcher Mühe vermiſchet war. Die Indianer zu ou Tarqui. Tarqui, wo er ſich zu Ende des Chriſtmonates befand, haben die Gewohnheit, alle Jah— re ein Feſt zu feyern, welches nichts barbariſches und wildes an ſich hat, und welches ſie ihren ſpaniſchen Eroberern nachgemacht haben, fo wie dieſe es ehemals von den Moren ges tiehen. Dieſes find. Pferderennen, welche wirkliche figusirte Ballette bilden. Die In— dianer mierhen fich einen zu diefem Gebrauche: beftimmten Putz, welcher den Theaterklei— dern gleicht. Sie verſehen ſich mit Lanzen und herrlichem Pferdegeuge für ihre Roſſe, bie fie mit weniger Geſchicklichkeit und Annehmlichkeit lenken. Ihre Weiber dienen ihnen bey dieſer Gelegenheit zu Stallmeiſtern; und dieß iſt der Tag im Jahre, wo fi) das Elend ihres Standes am wenigfien empfinden läßt, Die Ehemänner bringen in einem einzigen Loge, wo er faß, gerubig mit zu, als er von einem zufammengerotteten Poͤbel angefallen wurde. Sein Gfecht mit dem Degenin der Hand, wider eine Des grimmiger Lei te war ein weit fonderbarer ehſpiel, als das Stiergefecht. Endlich aber erlag er inter der Menge, und. bekam viele Wunden, Tage, woran er vier Tage darnach ſtarb. Herr de la Condamine ruͤhmet feine Verdienſte und Geſchick⸗ lichkeiten. Herr Godin machete ſeine Grabſchrift, welche auf fein Grab in der Jeſutterkirche zu Cnett: 30 geſetzet wurde, undeine Quelle vieler Beſchwer⸗ lichfeiten fürden Sen, de la Condamine wurde. p. 94. 360 > Reifen and Entderkungen Eondamine. Tage mehr Durch, als fie in dem ganzen Jahre gewinnen. Denn der’ Herr träge nichts 739. zudem Schaufpiele bey, als daß er es mit feiner. Beywohnung beehret. Kan Diefe Art von Pferderennen hat zum Zwiſchenſpiele pantomimifche Auftritte von einigen jungen Meftigen , welche die Gabe befigen, alles dasjenige vollfommen nachzumachen, was fie ſehen, und fo gar das, was fie nicht begreifen. Die Herren von der Academie ma— Sie äffen den cheten damals eine angenehme Erfahrung davon. „Ich hatte fie vielmals, erzaͤhlet Herr Academiften „de la Condamine 2), uns aufmerffam zufehen gefehen, wenn wir die Sonnenhöhenn van), „men, um unfere Pendulen zu richten. Es mußte für ſie ein umerforfchliches Geheimnig „ſeyn, einen Wahrnehmer auf den Knien an dem Fuße eines Quadrauten mit zurückgeboe „genem Kopfe in einer gezwungenen Stellung liegen zu ſehen, wie er in der einen Hand „ein beräuchertes Glas hält, mit der andern die Schrauben andem Fuße des Inſtrumen⸗ „tes drehet, wechſelsweiſe fein Auge auf das Fernglas und die Abtheilung richtet, um den „Bleyfaden zu unterſuchen, von Zeit zu Zeit binläuft, vie Minute und Secunde an einer „Penduluhr zu beobachten, einige Ziefern auf ein Blatt Papier fhreibe, und feine erfte „Stellung wieder annimmt, Keine von unfern Bewegungen war den neugierigen Blicken „unferer Zuſchauer entwifchet. Den Augenblif, da wir es uns am wenigften verfahen, „erfehienen auf dem Sande große Duadranten von Holze und gemaltem Papiere , dieziem- „lich glücklich nachgemacht waren ; und wir fahen diefe Poffenreifer uns alle zufammen „mit fo vieler Wahrheit nachäffen, daß fich Feiner von ung enthalten Eonnte, ſich da zu ers „kennen, und ic am erften nicht. Alles diefes wurde auf fo eine lächerliche Art angefuͤh⸗ „ret, daß ich in den zehn Fahren der Reiſe nichts luſtigers geſehen hatte, und es kam mir „eine ſtarke Luſt an, zu lachen, welche mich auf einige Augenblice meine ernfthafteften Ges „Ichäffte vergeffen ließ y * Seltenheiten, Herr de la Condamine hatte ſchon im 1735 Jahre verſchiedene Seltenheiten an die die Erndamis Academie geſchickt, wovon er ein merkwuͤrdiges Verzeichniß giebt. Man ſieht in dem Ca— ne nach Frank: hinette des Föniglichen Öarteng die erften uͤberſchickten Sachen aus unfern Inſeln und aus veich NEL.) ghortobello von 1735, und andere, die von Quito 1737 geſchicke worden, Die Kifte, welche im 1737 Jahre zu Lima nad) Panama eingefchiffer wurde, enthiele, außer einem filbernen Ge- fäße von den Zeiten der Yncae viele Eleine füberne Goͤtzen der alten Peruaner; eine große Anzahl alter Gefäße von Tone, von vielerley Farben, mit Thieren gezieret, und einige waren fo kuͤnſtlich gemacht, daß das Waſſer ein Gepfeife gab, wenn man es ausgoß; ein ſchoͤn Stück aus einer Cryſtallgrube; viele verfteinerte und ausgegrabene Mufchelfchaa: fen aus Chili; eine fehöne Seepflange, die an einem glatten Kiefel hing ; achtzehn ſeltene Muſchel⸗ fehaalen ; ein Magnet von Öuancabelica ; ein in Agath verfteinerter Backenzahn, ziven Pfund ſchwer; viele trockene undflüffige Balfame; ein Wörterbuch), und eine Sprachfunft von der Sprache der Yncae. Die zu Carthagena verloren gegangene Kifte enthielt einige irdene Gefaͤ⸗ fe, gleich den vorigen, viele andere Öefäße, Ealebaffen von verfehiedener Geftalt , die miteini- gen mit brennender Kohle forgfältig gemachten Zeichnungen gezieret waren ; einige waren auch in Silber eingefaſſet, und hatten ſilberne Füße; einige angefeßete fteinichte Rinden aus dem Bache Tanlagoa, unter andern auf einem Brette, welchesdarinnen drey Jahre lang gelegen, und auf welchem die Charactere, die Herr de la Eondamine darauf gemacht harte , in halb erhobener Arbeit erfihienen; viele gehauene Marcaffite; den Stein RYncaſpiegel —— eine ) Ebendaſ. a. d. 88 ©, vo Seth, ar Ha Er N N N UN Y LAUNEF / S I NS — (Pe rua * der gen [7 bezei re del. . — x 5 P — — — u ı — nn nn En a za B a —— — —— — 7 TR < - i ö ne F ir ; in Amerien VIBuch. IV Cap. a. eine große Anzahl ſchwarze Cryſtallſtuͤcke, in dem Sande Gallinaoſtein genannt, zwey Condamine. Stücke verfteinertes Holz; viels Steine von verſchiedener Geſtalt, welche den alten Zus 174 dianern ftate der Aexte und Beile gedienet haben; verſchiedene Mörfer und Gefäße von el- ner Art von Alabafter; ein Eleiner Erocodil aus dem Fluffe Guayaquil; der Kopf und die Haut einer fpönen mie Strohe ausgeftopften Schlange, Coral genannt, deren Ringe feuerfarben und fehwarz find, u.d. gl. Die Aufmerffamkeit und Sorgfalt diefes Herrn von der Academie erſtreckete ſich al- Er verliert das fo auf alles, Er bemerket die Denfzeit eines verdrießlichen Zufalles, welcher ihn des Ge: Gehör. ? höres beraubete , und welcher der gelehrten Welt die Ueberbleibſel einer Geſundheit ſchaͤtz⸗ barer machen muß, die er nur verloren, da er ihr dienete. Es ereignete ſich ſolches im 1741 Jahre, "auf der Ruͤckkehr von einer kleinen Reiſe, die er hinter die Gebirge gegen Weſten von Duito that, da er den neuen Weg anfehen wollte, welchen Don Pedro Mal: donado von Quito nach dem Fluſſe Ins Eſmeraldas angeleget hatt. Ein gewaltiger Fluß in dem Kopfe, welcher die Frucht von der Abwechſelung der Kälte und Wärme war, der er fich ausſetzete, da er Tag und Macht Wahrnehmungen anftellete, und oftmals auf einem alten und feuchten Boden, verurfachere Diefe graufame Schwachheit, worüber fih alle feine Freunde unaufbörlich betrüben, weil ſolche fie eines THeiles der Annehmlichkeiten feines Umganges beraubet. Sein Eifer gegen die Arbeit wurde dadurch eben fo wenig erkaltet, ob folche gleich be- Erſetzet den fändig und mannichfaltig war. Es hatten die Herren von der Akademie faft fein Queck⸗ ——— des ſilber mehr. Dasjenige, welches ſie von Paris mitgebracht hatten, und von dem Herrn Que —— Geoffroi gereiniget werden, war in den ſechs Jahren bey der großen Anzahl von Verſu— Gen mit dem Barometer, die fie auf den Gebirgen und bey ihren verfchiedenen Reifen ges macht hatten, faft alles verbrauchet, oder verloren gegangen. Der Mercurius it indem Sande niche ſelten: er ift aber mit Bley und andern Unreinigfeiten vermiſchet. Herr de la Condamine unternahm , ihn Davon zu faubertt, indem er ihn wieder aus dem Zinober mas chete; und es gückere Ihm, ungeachtet des Mangels an chymiſchen Inſtrumenten. Er ar— beitete zu gleicher Zeit mit Don Pedro Maldonado an der Karte des nordlichen Stuͤckes von der Küfte der Provinz Quito, | Bey Gelegenheit der Ankunft der Engländer in dem Suͤdmeere, rechtfertiget er einen Rechtfertiget angefehenen Dfficier, auf den man alles Uebel gefchoben Hat, welches fie den Spaniern ver: den Herrn von urfacheren. Man hat in Anſons Tagebuche geſehen, in was für einer Unordnung fein Öe- egurola. ſchwader geweſen, als es bey der großen Inſel Juan Fernandez ankam. Es waren ſchon vor einigen Monaten vier Fregatten, die zu Callao ausgeruͤſtet worden, und von Don Ja⸗ cinto von Segurola, Generale des Suͤdmeeres, gefuͤhret wurden, ausgelaufen, an den Kuͤſten von Chili und den Inſeln Fernandez zu kreuzen, wo bie Engländer, ie man mie Recht urtheilete, ihren Sammelplag haben würden. Allein, da die in den Anweiſungs⸗ befehlen des ſpaniſchen Generales bemerfete Zeit verfloffen war: fo Hielt er dafuͤr, die Engländer , welche im Anfange des Jahres um das Cap Horn ſchon herum fegeln ſollen, häften es vergebens verſuchet, weil fie den 6ten des Brachmonates ned) nicht erfihienen waren; und wofern fie nicht in der See umgefommen wären: fo wirden fie doch wenige ſtens gezwungen geweſen ſeyn, an der Kuͤſte von Braſilien anzulaͤnden. Dieſe Muthma⸗ ßung war auf aͤrkſte Wahrſcheinlichkeit gegruͤndet. Ueber dieſes würde der ſchlechte Zuftand des De Ms allein, welches den ſpaniſchen General fuͤhrete, binlanglich Haben . Allgem, Schiffeeſchr. XV Band. u fon Refb 3 = 362 Reifen und Entdeckungen Condamine. ſeyn koͤnnen, ihn fein Herumkreuzen aufgeben zu laſſen. Er kam zu Ende des Brad: 1741. monates wieder zu Callao an, und war nicht im Stande, noch länger die See zu s ” Halten, indem fein Schiff auf allen Seiten läf war, Man konnte bey feiner Zurück kunft die Stärfe feiner Gründe nicht leugnen. Weil indeffen die Begebenheiten gemei- niglich die Richtſchuur der Meynungen find: fo fihrie alles wider den General des. Meeres, als man nachher vernadm, daß, wenn er noch drey Tage länger an der In— fel Sernandez geblieben wäre, er die Engländer wiirde angetroffen Haben; und fie niche vermögend gewefen feyn würden, der geringften Macht zu widerſtehen, weil fie von) Beſchwerlichkeiten und Krankheiten ganz abgemattet waren, Er wurde als der einzige ‚Urheber des Schadens angefehen, welchen diefes Geſchwader nachher in. diefem Meere anrichtete; und es hatte niemand das Herz, die Partey eines Mannes zu nehmen, def: fen Verbrechen war, unglüclich zu ſeyn. Er konnte den Verluſt feines, Ruhmes nicht überfeben. Da er von der Schwere des öffentlichen Unmillens beladen und mit Schmer⸗ zen uͤberhaͤufet war: ſo ſtarb er ohne eine andere ſcheinbare Urſache in dem Augenblicke ſelbſt, da man ihn gefangen nehmen wollte u) Man übergeht bier den Streit, welcher den Mitgliedern der Academie bey Gelegen- beit der Pyramiden erreget worden, welche das Denkmaal ihrer Arbeit feyn follten, Dies 7742 ſes war eine neue Hebung für den unermüdeten Eifer des Heven de la Condamine. Die Auf Der Arademie munterungen aber folgeten zuweilen auf die Hinderniffe, Den 25 ften May 1742 wur⸗ der Wiſſen⸗ den alle Mitglieder dev Academie zu einer theologifchen Difputation eingeladen, welche haften wird der Academie der Wiffenfhaften zu Paris zugefehrieben war x) Herr Godin opponirte ehe Sifpnta- dabey. Der Berfaffer der Difputation war der P. Milanezio, ein Jeſuit von Turin, Pro- tion zugefehrie. feſſor der Weltweisheit und Procurator der Miſſionen zu Mainas, welcher den Mitglie- ben, dern von der Acavemie fehon anfehnliche Dienfte geleiftet hatte. Er übergab dem Heren de Condamine die Thefis und Zufchrift im Namen feiner Univerfität; und beydes war auf eine filberne Platte gegraben, nebft einer Minerva in Begleitung vieler Genien un- ter der Geſtalt der Kinder, welche mit den Zubehörungen der mathematifchen und phy— ſiſchen Wiffenfchaften fpieleten, als welche die Gegenftände der verfchiedenen Claſſen der Academie waren. Ein Jeſuitenbruder eben defielben Coflegii, welcher eine fonderbare Gabe zum Kupferftechen hatte, hatte es über fic) genommen, die Platte zu machen: fein hohes Alter aber und feine Befchäfftigungen hatten ihm ſolches nicht erlaubet; das ber denn der Herr von Morainville, ob er gleich nicht fehr geübet war, ven Griffel zu führen , es mit derjenigen Seichtigfeie that, die ihm zur Ausübung aller Künfte eigen ift. Diefes für die Academie beſtimmete Geſchenk war mit einer. lateinifchen Zufchrife begleitet, Herr de Ia Condamine hat bey feiner Zurücfunft das Schreiben und die Dat: ) X.8.197 S. Herr de la Condamine hatte Carthagena 1741. De la Condamine hebt diefes diefe Erzählung von einer Perfon, wie er faget, Denkmaal einer falfchen und lächerlichen Eitelkeit die am meiften im Stande war, von diefer Bege- noch auf. A. d. 120 ©, benheit mit Erkenntniß zu urtheilen. Die Aufhe⸗ bung der Belagerung zu Carthagena, die man da: x) Man fehe hier die Zuſchrift ſelbſt; Parifienfi mals zu Quito vernahm, läßt ihn anmerfen, daß Academiz, Mathefeos amplificatrici, Phyfices die Engländer im Voraus eine Münze hatten inflauratriei, cui feientie nomen, Gallia Regias ſchlagen laffen, auf deren Gegenfeite der Hafen des, Regia munera, Europa vedtigales plau- diefer Stadt mit der Umſchrift zu ſehen war; Took fus dedere; Tenvilimum ex America — um — — — — in America. VI Buch IV Cop, * Platte uͤberreichet und die Academie hat dem P. Milanezio durch ein Danffagungsfihrel- Condamine. ben ihre Erkenntlichkeit dafür bezeuget. Bent: „aa. Im Anfange des Brachmonates that Herr de la Eondamine mit dem Herrn DO aauer un } guer die merkwuͤrdige Reiſe nach dem feuerſpeyenden Berge Pichincha, dem Veſuvius Ton min von Quito, an deſſen Fuße dieſe Stadt liege, Sie waren ſeit ſieben Jahren Nachbarn reifen nach deſſelben, ohne ihn fo nahe geſehen zu haben, als es zu wuͤnſchen natuͤclich war; und dem Feuerber⸗ das (none Wetter Ind fie dazu ein, Man begreift aber wohl, daß eine Sache von der se Pichincha. Art die Erzählung des Keifenden felbft erfordert. Der obere Theil des Pichincha theilet fich in drey Gipfel, die zwölf bis fünfzehn Hundert Toifen von einander entfernet, und. faft gleich hoch find. Dev oſtlichſte, wel- chen man an einem andern Orte befchrieben hat, iſt ein jäher Felſen, auf welchen die beyden Herren im 1737 Jahre ihr Sager gehabt hatten, Die weitliche Spige, durch weiche in den Jahren 1538, 1377 und 1660 die Flammen ausbrachen, hatten fie nur noch von ferne gefeben,, und die wollte der Here de la Condamine gern noch) befonders Eennen lernen. Sch ließ, fagete er, zu Quito und da herum. alle Leute auffuchen, welche vorga— ben, diefe Mündung des Feuerberges in ber Nähe gefehen zu haben, und vornehm— lich diejenigen, die ſich rühmeten, binunfer geftiegen zu ſeyn; und ich vermocht denjeni⸗ gen, der mir am beſten davon unterrichtet zu ſeyn ſchien, dahin, daß er uns beglei— tete, Zween Tage vor unferer Abreiſe ließen wir an dem bequemſten und gelegenſten Orte bey dem Gegenftande unferer Neugier ein Zelt auffchlagen. Mauleſel follten un: fer Geräth, unfern Duadranten und unfere Lebensmittel tragen, Allein, die Maufefel- treiber erfchlenen an dem beftimmten Tage nicht. Man mußte andere ſuchen. Aus Uns geduld gieng Herr Bouguer voraus und fam um brey Uhr Nachmittage bey dem Zelte an. y) Durch) vieles Geld und auf Befehl der Alcalden fand ich noch zween Maul— efeltveiber , wovon aber der eine den Augenblick darnach wieder weglief, ch reifere mie dem andern ab, den ich nicht aus den Augen ließ. Es waren nur ungefähr drey Mei— len zu veifen. Ich fannte den Weg bis an ven Ort, wo man das ſchon aufgefchlagene Zelt fehen mußte; und ich wurde von einem jungen Menfchen begleitet, welcher das = Zelt harte aufichlagen helfen. Ich gieng um zwey Uhr Nachmittages aus Duito mit diefem jungen Burfihen, einem Diener aus dem Sande, welche beyde ritten, dem indiani— ſchen Mautefeltreiber , und zweyen mit meinen Inſtrumenten, ‚meinem Bette und unfern tes bensmitteln beladenen Maulthieren. Mehrerer Sicherheit wegen ſchlug ich einen Meftizen nicht aus, welcher fich aus eigener Bewegung zu meinem Wegweifer anboth. Er ließ mich anf einem Meyerhofe ftille Halten, wo ich meinen * Zwange gekommenen — 3 2 an⸗ Jlum &e. Die Theſis oder Diſputation ſelbſt ent⸗ Hält zween ſonderbare Saͤtze: F ae eft realiter identificatus cum Deo, & defedtibi- lis realiter folum quoad terminationem; vel pofibilis eft creatura, adeo rebellis, quæ pre- videatur aDeo omnibus auxiliis diffenfura. De- fendentur in Gregoriana Quiteenfi Univerfitate %&c, pP» 146. * ) Nach feiner Abreiſe beſuchete ein Franciſca⸗ ner den Herrn de la Condamine, und verſprach ihm, er wollte ihm in dem Berge einen Schatz entdecken, den er ang den Anzeigen eines India— ners ſeit fieben Bis acht Jahren wüßte. De la Eondamine both ihm ein Pferd zum Reiten at, und wollte ihn unterwegens frey halten. Weil er ſich aber weigerte, ihm etwas zum Vorqus zu ges ben; fo Görete er nicht ferner von ihm reden. 40 Reiſen und Entdeckungen Condamine. dankete, nachdem ich einen andern vermocht, mir freywillig zu folgen. Man wird fer 1742. ben, ob ich die Vorfichtigfeit zu weit getrieben habe, ia Mitten auf der Hälfte trafen wir ein Pferd auf der Weide an. Mein Kndias ner warfihm eine Schlinge und fegete fich darauf. Dbgleich zu Quito die Pferde eben nicht dem erſten zugehören, Der ſich ihrer bemächtiget, wie auf, den Ebenen zu Buenos Aires: fo widerſetzete ih mic doch einem fo glücflichen ungefähren Zufalle nicht, welcher meinen Maulefeltveiber in den Stand fegete, deſto geſchwinder fortzu: geben. Er und feine Cameraden fchienen voller guten Willen zu ſeyn. Wir kamen ein wenig vor der Sonnen Untergange auf den höchften Theil des Berges, wohin man mit einem Pferde fommen kann. Es war in den vorhergehenden Mächten ei: ne fo große Menge Schnee gefallen, daß man nicht die geringfte Spur von einem Wege ſah. Meine Wegweiſer fehienen mir ungewiß zu ſeyn. Indeſſen haften wir doch nur noch über eine vom Regen ausgefpühlete Wafferfurche zu gehen, die aber achtzig Toifen tief und noch tiefer war, Wir fahen jenfeits das Zelt. Ich ftieg mit demjenigen ab, der es hatte auf: ſchlagen helfen, um gewiß zu werden, ob die Maulefel mit ihrer Saft hinunterſteigen könnten. Als ich erkannt hatte, daß es angieng, hinunter zukommen;: ſo rief ich unten. Man antwor- tete mie nicht. Sch ftieg wieder hinauf und fand meinen Diener allein. Der Indianer und Meftize, die ſich fo gutwillig angebothen hatten, waren verſchwunden. Ich glaus bete nicht, daß ich ohne Wegweiſer weiter gehen dürfte, vornehmlich mit fehlecht aus: gerüftereen Mauleſeln. Derjenige, welcher das Zelt hatte auffehlagen helfen, wußte nicht, wo man den Graben durchwaden koͤnnte, noch auch den Weg, auf Die andere Seite zu fommen, Wir waren von aller Wohnung weit entferne. Eine Hütte, wel: che Herr Godin feit einem Yahre zu errichten befohlen, war nur eine Vierthelmeile von uns: allein, ich hatte im Vorbeyreiſen erkannt, „daß fie noch nicht gedecket war, und mir alfo zu feinem Schirme dienen konnte. Ich hatte Feine andere Partey zu ergreis fen, alsdaß ich wieder umkehrete und nach dem Meyerhofe zurück gieng, wo ich den In— dianer mitgenommen, welcher mich verlaffen hatte, Alle Augenblicke mußte ic) vom Pferde fteigen, um die aufgepadten Buͤrden wieder zurecht zumachen , die ſich ohne < Unterlaß herumdreheten. Kaum wardieeine zurechte gemacht, fo gerieth fehon die andere wieder in Unordnung. Mein Diener und der junge Meftize waren Leine gefchictere Maulefeltreiber als ih. Es war fehon acht Uhr, und wir hatten noch nicht eine Meile _ zurück geleget, feitdem meine Wegweiſer weggelaufen waren. Wir haften wenigftens noch eben fo weit, ch gieng voraus, um Benftand zu ſuchen. Es war ein ſehr ſchoͤner Mondſchein; und ich erfannte den Boden. Allein Faum war ich auf die Hälfte des Weges nach dem Meyerhofe, fo ſah ich mich auf einmal von einem fo dicken Nebel umeinge, daß ich mich durchaus verirrefe, Ich befand mich in einem durch- hauenen Gehölze, welches mit einem tiefen Graben umgeben war; und ich irrete in dieſem Sabyrinthe, ohne einen Yusgang daraus zu finden. Ich war von meinem Maulthiere abge- fiegen, um nachzufehen, wo ich den Fuß hinſetzete. Meine Sohlen und meine Stiefeln wa⸗ ren bald eben durchyäffer, als eine lange fpanifihe Kappe von einem Landtueche, deren Soft fehr ſchwer war, Bey jedem Schritte glitſchete ich aus und fiel. Meine Unge— duld war meiner Muͤdigkeit gleich, Ich hielt dafür, der Tag koͤnnte nicht mehr weit feyn, als mir meine Uhr meldete, es wäre erſt Mitternacht und mein Zuftand hätte bloß drey Stunden gewaͤhret. Es waren noch fechs Stunden uͤbrig, ehe es Tag Per * — Eine in America. VI Buch· IV Cap. 36 Eine Helle, die nur einen Augenblick dauerte, machete mir Hoffnung. Ich Fam aus Condamine, dem Gehölze heraus und fah etwas weniges von dem Gipfel eines erhabenen Ruͤckens — des Berges, worauf ein Kreuz ſteht, welches von allen Seiten von Quito gefehen wird. — Ich hielt dafuͤr, von da wuͤrde es mir leicht fallen, mich nach Morgen zu wenden, und - Ach richtete meinen Weg dahin. Ungeachtet des Nebels, welcher ſich verdoppelte, wurde ich durch den Abhang des Bodens geleitet. Das Erdreich) war mit denen hohen Kräutern bededet, wovon ich ſchon vielmals geredet habe. Sie giengen mir falt bis an den Gürtel, und macheren auch noch den einzigen Theil meiner Kleider naß, wel- cher dem Regen enfgangen war. Ich fand mich bey nahe in derjenigen Höhe, mo es aufböret, zu ſchneyen und anfängt, zw regnen. Dasjenige, was hinunter fiel, war zwar weder Schnee noch Regen, aber doch eben ſo durchdringend, als das eine, und fo falt, als das andere, Endlich Fam ich an das Kreuz, wo ich die Gegenden um: her Fannte, Ich ſuchete vergebens eine benachbarte Höhle, wo ich eine Zuflucht und einen Schugort hätte finden koͤnnen. Der Mebel und die Finfterniß hatten fich nach dem Untergange des Mondes vermehren. ch befürchtere, mich wieder zu verirren und . ich hielt mich mitten in einem Haufen niedergedrickter Kräuter auf, welches einem Rothwildpraͤte zum Sagergedienet zu haben fehlen. Ich huckete mich nieder in meinem Mantel eingehüfler, den Arm durch den Zaum meines Mauleſels geſtecket, damit er deſto freyer meiden möchte; ich nahm ihm fein Gebiß ab und machere aus feinem Zuͤ— gel eine Art von Halfter, welchen ich mit meinem Schnupftuche verlängerte. So brachte ich die Nacht, an ganzem $eibe durchaus naß, und die Füße in gefchmolzenem Schnee zu. Ich bewegete fie vergebens, um ihnen durch die Bewegung einige Wär- me zu verfihaffen. Gegen vier Uhr des Morgens fühlere ich fie ganz und gar nicht mehr. Ich glaubete, ich hätte fie erfroren, und ich bin noch uͤberzeuget, daß ich diefer Gefahr nicht entgangen feyn würde, Die auf einem feuerfpeyenden Berge ſchwerlich vor: aus zufehen war, wenn mir nicht ein Mittel eingefallen. wäre, welches mir glückere, Ich erhitzete fie wieder durch, ein natuͤrliches Bad, welches ich zu vachen überfaffe, Die Kaͤlte vermehrete fich gegen den Anbruch des Tages. Bey dem erften Schei- ne der Morgendämmerung glaubere ich, mein Maultdier wäre zu Steine geworden, Es war ganz unbeweglich. Eine mit Eisjapfen franfirete Dede von Schnee verhüllete den Sattel und das Zeug. Mein Hut und mein Mantel waren mit eben dem Ver— niſſe überzogen, und ftarre von Eiſe. ch ſetzete mid) in Bewegung: ich konnte aber nur fo fange hin und wieder gehen, bis es heller Tag wurde, welchen der Nebel verzoͤ— gerte. Um fieben Uhr endlich ftieg ich ganz mit Reife überzogen nach dem Meyerhofe hinab. Der Hofmeifter war nicht zu Haufe. Seine Frau’ erfhrac über meinen Anz ‚ bit und nahm die Flucht. Sch Fonnte nur zwo alte Andianerinnen ertappen, welche nicht die Kraft gehabt hatten, fo geſchwind zu laufen, daß fie mir hätten entgehen koͤnnen. Ich ließ fie ein Feuer anmachen, als ich einen von meinen Leuͤten ſo trocken, als ich naß war, herein kommen fah. Sein Ramerad und er hatten, da fie gefehen, daß der Mebel zunahm, nachdem ich fie verlaffen, Halte gemacht, und fi mit mels nem Borrathe an $ebensmitteln unter die mit Dele getraͤnketen Häute geborgen, wel— ehe meinen Maufthieren zu Decken dienefen, Unter dieſem Gezelte hatten fie von meis nen Lebensmitteln ihr Abendeffen gehalten und auf meiner Matraze ruhig geſchlafen. Mit Anbruche des Tages war eine große — aus Quito, welche alle En — 33 Schnee 66 Seifen und Entdeckungen | Condamine. Schnee in die Stadt hohlen, fehr dicht vor ihnen vorbey gegangeitt es hatte ihnen abet 1742. Ffeiner wieder aufpacken helfen wollen. Der Großknecht aus dem Meyerhofe war noch am willfaͤhrigſten. Ein kleines Trinkgeld ließ ihn mit meinem Kerl abgehen und nicht fange darnach fah ich ihn mit den Mautefeln und dem Geraͤthe zurückkommen. Ich gieng fo gleich hinunter nach Quito, wo ich Die, vergangene ſchlechte Nacht giederum gut machete. Den andern Morgen, den ıaten, früh um fieben Uhr begab ich mich wieder mit neuen Wegweiſern auf den Weg, die ihn aber nicht beſſer wußten, als die erſtern. Sie ließen mic um den Berg herumgehen. Nach neuen Abentheur een kam ic) endlich an das Zelt, wo Herr Bouguer ſeit zween Tagen gewefen wars Aus Mangel des Vorvathes an Lebensmitteln, Die ich mitbrachte, war ev genörhiget gewe⸗ ſen, ſehr mäßig zu leben. Uebrigens war er noch nich weiter gekommen, als ich, auf fer daß er beffere Nächte gehabt hatte. Ich vernabm von ihm, er Härte fich geftern und auch diefen Tag ſchon mit feinem Wegweifer ganz müde gelaufen, einen Weg zu ſuchen, welcher ihn nach der Mündung des Feuerberges auf der Seite, wo er zu etz fteigen zu ſeyn fehlen, führen koͤnnte. Wir wandte den folgenden Tag an, eben der- gleichen zu fuchen , und hatten faft eben fo wenig guten Fortgang. So übermäßig ftarf es in dieſem Sabre zu Duito geregnet hatte: fo überflüßig war auch ber Schnee auf den Gebirgen gefallen. Die Spige des Pichincha, welche in der fehönen Jahreszeit oftmals faſt ohne Schnee iſt, war uͤber hundert Toiſen unter feinem Gipfel ganz da—⸗ mit bedecket, außer den Felfenfpigen, die an einigen Orten hervorkucketen. Ule Tage giengen wir ſechs bis fieben Stunden zu Fuße um diefen Klumpen herum, ohne daß wie auf deffen Gipfel kommen konnten. Der Boden auf der Dftfeite war von Waſſer⸗ furchen durchſchnitten, die von den herabfallenden Gewaͤſſern im Sande gemacht waren. Wir konuten nur ſchwerlich hindurchkommen, und mußten uns mit Händen und Füßen helfen. Beym Einbruche der Macht erreicheren mir ganz ermuͤdet unfer Zelt wieder und mußten noch nichts mehr, Den ıöten Eletterte ich mit vielen Mühe einen von den herausftehenden Selfen hinauf, deſſen abhängiger Theil mir fehr fteil vorfam. Darüber bin war ber Boden mit Schnee bedecket, in welchen ich bis an die Knie hineinſank. Ich ftieg gleichwohl noch ungefähr zehn Toiſen weit hinauf, Endlich fand ich den Felſen kahl; darauf . wechfelsweife andern Schnee und andere hervorragende Spitzen. Ein dicker Nebel, "welcher aus dem Munde des Feuerberges ausduͤnſtete und ſich umber ausbreitete, ver— hinderte mic), etwas zu ſehen. Ich Fam, auf des Herrn Bouguers Rufen wiede⸗ rum zuruͤck, welcher unten geblieben war, und von dem ich mich nicht gar zu weit ent⸗ fernen wolite. Wir verkuͤrzeten den Weg ſehr, bey der Rückkehr, indem wir auf bie Hälfte an dem unten Nande des Schnees hingiengen, ein wenig über dem Urſprunge derjenigen tiefen Hohlwege, die wir einen nad) dem andern hatten hinauf und hinun— ter fteigen müffen, als wir anfangs auf die Entdeckung ausgiengen. Wir bemerketen auf dem Schnee die Fährte gewiffer Thiere, welche man zu Qui— to Loͤwen nennet, ob fie gleich den wahren Löwen fehr wenig ähnlich und auch viel Eleiner find. Bey der Zurückfunft erfannte ich einen Dre, wo ber Abhang viel fanfter war, und das Hinauffteigen auf den Berg erleichterte. Ich verfuchete, mich dem. Gi⸗ pfel zu nähern, Die Bimfenfteine, die ich unter meinen Tritten antraf, und Deren Menge ftärfer wurde, ſo wie ich auf eben der Seite forrgieng, ſchien mich zu verfüchern, 5% daß in America. VIl Buch. IV Cap. 367 daß ich der Mündung des Zeuerberges nahe kaͤme. Der Duft aber, welcher ſich ver- Condamine, dickete, ließ mich den Weg wieder nad) dem Zelte nehmen, ı Beym Sinunterfteigen 1742. verſuchete ich auf dem Schnee an denen Orten, wo er gleich und der Abhang eben nicht fehr jähe war, nach feinem untern Rande zu glitſchen. Der Verſuch gluͤckete mir. Ich ruckete zuweilen mit einem Stoße zehn bis zwoͤlf Toiſen weit fort, ohne das Gleichges wicht zu verlieren, Allein, als ich mich nach diefer Uebung auf dem Sande befand: fo wurde ich bey dem erſten Schritte gewahr, daß meine Schuhe feine Sohlen mehr haften, 0 Den andern Morgen, ben ızten, fehlug Herr Bouguer vor, wir wollten die Weftz feite nehmen , wo die große Luͤcke des Feuerberges war, Er hatte auf der Seite den. Tag vor meiner Ankunft feinen erften Verſuch gemacht: der Schnee aber, roelcher in der vorigen Macht gefallen war, machete die Annäherungen weit ſchwerer, als jemals, und gieng weit unter unſer Gezelt hinunter. Da ich durd) meine Erfahrungen vom vori— gen Tage dreifter geworden war: fo fagete ich zum Herru Bouguer, ich wüßte einen noch kuͤrzern Weg, nämlic) daß wir gerade über den Schnee nach dem Bezirke des Feuerberges hinaufftiegen und ic) erboth mich, ich wollte ihm zum Wegweiſer dienen. Ich machete mich mit einem langen Stocke in der Hand, womit ich die Tiefe des Schnees erforſchete, auf den Weg. An einigen Orten fand ich den Schnee viel tiefer, als meinen Stock, jedoch hart genug, mich zu tragen, Ich fanf bald mehr bald weni— ger hinein, faft niemals übers Knie, Auf die Art arbeitete ich, an dem Theile des Ber- ges, welchen der Schnee bedeckete, aus dem gröbften die fehr ungfeichen Stufen einer Treppe, ungefähr hundert Toifen hoch. Als ich an die Spige hinankam: fo wurde ich zwiſchen zweenen Felfen die Oeffnung der großen Mündung gemahr, an welcher die innern Ränder mit gerade "hinunter abgefchnitten zu feyn fihlenenz und ich erfannte, daß der Schnee, welcher fie bedecfete, an der Seite, wo ich mich den Tag vorher hin- angemacht, unterwoͤlbet wars Ich näherte mich mit Vorfichtigkeit einem kahlen Felfen, welcher über alle andere umher bervorragere. Ich gieng außen um ihn herum, wo er: ſich in eine neigende Fläche endigte, welche fehwer zu erfteigen mar. Wäre ich nur ein wenig ausgeglitſchet, fo würde ich auf dem Schnee fünf bis fechshundert Toiſen weie fortgerollet feyn, bis zu einigen Selfen, die mid) fehr übel würden empfangen haben, Herr Bonguer folgete dicht hinter mir und warnete mich vor der Gefahr, die er mit mir theilete, Diejenigen, die uns anfaͤnglich gefolger, waren auf ihrem und unferm Wege wieder umgekehrer. Endlich erreicheten wir die Höhe des Felſen, wo wir bie Mündung des Feuerberges nach unferer Bequemlichkeit fahen. Sie ift eine Oeffnung, die ſich an der Morgenfeite in einem halben Zirkel runder. Beſchreihung Ich Fhägere ihren Durchſchnitt acht bis neun hundert Toifen. Sie ift mit ſchroffen des fenerfpey- Felſen beſetzet, deren äuferlicher Theil mit Schnee bedecket iſt; der innere iſt ſchwaͤrz- enden Berges, lich und verbrannt. Dieſer weite Schlund iſt gleichſam durch eine Mauer von eben der Materie, die ſich von Oſten gegen Weſten erſtrecket, in zween getheilet. ch urthei- lete die Tiefe der Höhle an der Seite, wo wir waren, nicht über hundert Toiſen: ich konnte aber den Mittelpunet davon nicht wahrnehmen, welcher waͤhrſcheinlicher Weile noch tiefer war, Alles, was ich fab, fehlen mir nichts anders zu feyn, als die zuſam— mengefallenen Stüde von dem Gipfel des Berges, - Ein verwirverer Haufen ungebeurer, zerbrochener und unordentlich über einander gethürmter Felſen ſtellete meinen Augen ein — — — 368 Reiſen und Entdeckungen Condamine. ein lebhaftes Bild von dem Chaos der Poeten vor. Der Schnee war nicht überall 174" gefchmolzen, fondern an einigen Orten noch geblieben. Die verbrannten Maeerien aber, _ die fich damit vermifcheten und vielleicht auch die Austünftungen ‚gaben ihm eine gelb⸗ liche Farbe. Uebrigens ſahen wir keinen Rauch. Ein an der Weſtſeite gaͤnzlich ein⸗ geſtuͤrztes Stück von dem Umfange verhinderte, daß die Oeffnung nicht: ganz zirkelrund iſt; und dieß iſt die einzige Geite, wo es möglich zu feyn ſcheint, daß man hineinkom⸗ men koͤnne. Ich Hatte einen Compaß mitgenommen, in der Abficht, etwas von die- fem Berge aufzunehmen, und_ ic) ſchickete mich auch, ungeachtet eines Falten Windes;: welcher ung die Fuͤße und Hände erſtarren ließ), und das Geficht ſchnitt, dazu an, als Kerr Bouguer mir vorfhlug, wieder zuruͤck zu kehren. Dieſer Rath wurde zu fo rech⸗ ter Zeit gegeben, daß ich der Stärke der, Ueberredung nicht widerftehen konnte. Wir nahmen ven Weg wieder nad) unferm Zelte; und wir ftiegen in einer Vierthelſtunde ven Weg hinunter, wozu wir über eine Stunde gebrauchet hatten, hinauf zu ſteigen. Den Nachmittag und die folgenden Tage maßen wir eine Grundfinie von hundert und dreyßig Toifenz und wir nahmen verfchiedene Puncte mit dem Compaffe auf, um einen Riß von dem feuerfpeyenden Berge und den Gegenden umher zu machen, 7 Den folgenden Tag entftund ein Nebel, welcher den ganzen Tog dauerte. Da der Horizont den i9ten des Morgens ganz frey wars fo wurde ich einen fich wirbelnden Rauch gewahr, und ließ ihn auch den Herrn Bouguer wahrnehmen, der von dem Berge Eoto Pari aufftieg, worauf wir im 1738 Jahre vielmals unfer Lager gehabt hatten, Unfer Wegweifer und unfere Leute behaupteten, es wäre nur eine Wolfe, und überre- deten mich deffen fo gar. Indeſſen vernahmen wir doch zu Quito, es hätte ſich diefer Berg, welcher vor mehr als zweyhundere Jahren Flammen ausgeworfen, den ızter gegen Abend von neuem entzünder, und ein Theil von feinem geſchmolzenen Schnee Hätte großen Schaden angerichtet. Wir brachten noch zween Tage auf dem Pichincha zu, nnd wir macheten einen. - legten Verſuch mit einem neuen Wegweiſer, um auf der Weſtſeite um den Berg hin- um zu fommen, und in fein Inwendiges zu gelangen. Allein, der Nebel und ein Waſ— fergraben, worüber man nicht kommen Fonnte, erlaubeten uns nicht einmal bis zu der: Xleinen Mündung zu fommen, welche noch rauchet, wie man fagef, und: wehigftens: einen fehmefelichten Geruch ausbreitet 2). | Vo Feuerſpeyen As dieſe beyden Herren wieder nach Quito den 2eſten zuruͤck kamen: fo hoͤreten des Cotopaxi. fie yon nichts, als dem Ausbruche des Cotopaxi und den klaͤglichen Folgen der Ueber— ſchwemmung reden, welche durch das plöglihe Schmelzen des Schnees verurfacher wor— den. Der Herr de la Condamine beobachtet allhier, daß fich feit feiner Zuruͤckkunft nach) Franfreich eben der Feuer fpeyende Berg noch) vielmal 2) mit viel entfeglichern Wir? kungen entzündet habe; und obgleich die Herren Yuan und d' Ulloa davon gehandelt, fo erzaͤhlet er doch, auf den glaubwuͤrdigen Bericht eines Augenzeugen 5) verſchiedene fonderbar erftaunliche Dinge, welche ſich in ihrer hiſtoriſchen Nachricht nicht finden, Sm 2) Wbendaſ. a. ds 156 und vorherg. ©. den Monaten Hornung und März 1745 im Spas nifchen eine umftändliche Nachricht von diefen Bes a) Here Godin hat im der Limaer Zeitung in gebenpeiten bekannt gemacht; und Herr Bouguer hat in America. VI Buch. IV am 369 udn Im 1742 Jahre ſaget er, hatte man zu Quito das Geräufc) des Feuerfpeyenden Condamine. Berges Cotopaxi ſehr deutlich und vielmals an hellem Tage gehöret, ohne fenderbare 1742, Acht darauf zu Baden.“ Dieſes kann er durch fein Zeugnig befräftigen, welchem feine Ssiftoriihe Schwachheiten noch ein neues Gewicht geben. Indeſſen hoͤrete man doch, Den Abend des Umftaͤnde da- soften des Windmonates 1744, ben großen Ausbruch deffelben nicht, Das Sonderba- von. reſte dabey iſt, daß ‚eben dieſes Geraͤuſch, welches zu Quito, das iſt zwölf Meilen von dem feuerſpeyenden Berge gegen Norden, nicht merklich war, ſehr deutlich zu eben der Stunde und an eben der Seite in weit entfernten Orten, z. E. der Stade Mara, Paſto, Popayan und fo gar la Plata, welches über hundert franzöfifche Seemeilen weit in gerader Sinie davon iſt, gehören wurde. Man verfichere auch, es fen gegen Süden, Bis nach Guayaquil und jenfeits Piura, das ift über Hundert und zwanzig Geemeilen, fünf ind zwanzig auf einen Grad, gehörer worden. Esift wahr, ver Wind, weicher damals aus Nordoſt blies, half ein wenig dazu. Die Gewäffer macheten, da fie.von dem Gipfel des Berges herunter fhoffen, vie— le Sprünge auf der Ebene, ehe fie fich einförmig ausbreiteten, welches noch vielen Per⸗ fonen das Leben rettete, über welche der Strom wegfprang, ohne fie zu berühren, - Der . Boden, welcher an einigen Orten durch Den Fall der Gewaͤſſer ausgehöhlee worden, Hat fih an andern durch den Lehm erhöhet, welchen fie bey ihrem Ablaufen dagelaffen. Man kann daraus urtheilen, was für DBeränderungen der Eroboden durch dergleichen Begebenheiten in einem Sande hat erhalten müffen, wo faſt alle Gebirge Feuer fpeyen oder gefpien haben. Es ift nichts feltenes, daß man daſelbſt zufehends Waffergraben fich bilden ſieht, und Daß ſich andere in wenigen Jahren ein tiefes Bette an einem Orte gemacht haben, wo man ſich erinnert, das Erdreich ganz eben und gleich geſehen zu ha⸗ ben. Es ift fo gar wahrſcheinlich, daß die ganze Oberfläche der Provinz Quito bis auf eine ziemliche Tiefe von neuem zufammengeftürzten Erdreiche und den Trümmern der feuerfpeyenden Berge entftanden; und dieß ift vielleicht die Urſache, warım man in den tiefften Höhlen Feine Mufcheffchalen ausgraͤbt. Im 1738 Jahre war die Spige des Coropari nad) geometrifcher Ausmeſſung, we⸗ Maag der nigftens fünf hundert Toifen höher, als’ der Fuß des immerbleibenden Schnees, Die Flamme des Flamme des brennenden Berges: erhob fich ſo hoch über den Gipfel Des Berges N - feine Spige über den Fuß des Schnees gieng. Diefes vergleichende Maaß ift von dem Marquis von Maenza beftätiger worden, welcher damals vier Meilen davon und ein gerubiger Zufchauer dieſer Maturbegebenheit war, und alfo mit Fälterm Geblüte davon urtheilen konnte, als diejenigen, deren Leben der Gefahr der Ueberfhwenmung ausgefeget war. Wenn man auch ein Drittel davon abzöge: ſo würden doch noch über dreyhundert Toifen, oder achtzehn Hundert Schuhe, für die Höhe ver Flamme bfeiben, Indeſſen hatte Die Oberfläche des abgeftümpften Kegels, deſſen Spige durch die alten Feuerauswürfe weggeführer worden, im 1738 Jahre fieben bis acht Hundert Toifen im Durchmeffer, Dieſe weite Mündung des fenerfpeyenden Berges har fich durch die leg: | tern Sat in den Memoires de P’Academje de Sciences ı 3) Don Gregorio Matheu y Eſealera, Marz von. 1744 von dem Ausbruche im 1742 Jahre ges quis von Diaenza , eben derſelbe, den man bereits handelt. genannt hat, und welcher 1751 zu Paris war, Allgem. Reiſebeſchr. XV Band. Yaa a 370 : Keifen und Entdeckungen Condamine. tern Ausbruͤche von 1743 und 1744 ſichtbarlich vermehret „ohne von den neuen Miündun- ur, gen etwas zu ſagen, die fich als Luftlöcher in den Seiten des: Berges eröffner haben. Es koͤmmt alfo dem Herrn de la Condamine fehr wahrfcheinlich vor, daß vorher, ehe Diefe un- ermeßliche Feuereſſe fo ſtark zugenommen, und fi) fo vermehret habe, zur Zeit der. erften Mine zum Beyfpiele, welche ein Bierthel von der Höhe des Cotopari abgefprengt, die in einen einzigen Stral vereinigte Flamme mit weit mehr Heftigfeie habe müffen berausges fehoffen werden, und ſich folglic) auch noch weit höher erheben können , als bey der legtern Entzündung, Was muß das für eine Stärfe gewefen ſeyn, Die damals vermögend geive- fen, über drey Meilen weit dicke Selfenftücfen wegzufchleudern , welche noch vorhandene Zeus gen von einer Degebenheit find, welche die Gränzen der Wahrſcheinlichkeit zu überfteigen ſcheint, weil wir Die Natur wenig kennen! De la Condamine fah eines von diefen Felfen- ſtuͤcken, größer als eine indianifche Hütte, mitten auf der Ebene am Rande der Heerftraße, dicht bey Malachalo, und hielt es für zwölf bis funfzehn Cubictoifen groß, ohne, daßer zweifeln konnte, daß es nicht von diefem Schlunde, fo, wie die andern gekommen wäre, weil die verftveueten Felfen von einerley Art auf allen Seiten fo zu fagen Stralen machen, welche von dieſem gemeinfchaftlichen Mittelpuncte ausgehen, Deſſen feltfa: Bey der Entbrennung im 1744 Jahre wurde die Afche bis ins Meer über achtzig me Wirfun: Meilen weit hinweggefuͤhret. Diefes ift nicht erſtaunlicher, wenn es wahr ift, wie man am bekannt machet, daß die Afche von dem Berge Aetna zuweilen bisnach Conftantinopel fliege. Was aber noch neuer ift, fo bedeckete die Afche von dem Cotopaxi bey eben der Gelegen⸗ heit dergeftalt die Felder, daß man nach der Seite von Riobamba, auf zwölf und funfjehn Meilen weit nicht die geringfte Spur von etwas Grünem auf dem Gefilve ſah; und diefer Schleyer , welcher einen Monat und an einigen Orten noch- länger dauerte, brachte eine un- geheure Anzahl Thiere um. Bier Meilen gegen Weften von der Mündung des brennen den Berges lag die Afche drey bis vier Zoll dick, Vor diefem Aſchenregen gieng unmittel- bar ein Regen von fehr feiner Erde, dieeinen unangenehmen Geruch hatte, und von weißer, vorher und gruͤner Farbe war; und vor ihm Fam noch) ein anderer von kleinem Kiefelfande vorher. Diefer war an einigen Orten mit einer unermeflichen Wolke großer Käfer von der Art derjenigen begleitet, die. man in den franzöfifchen Eylanden Ravels nennet, Das Sand war in einem Augenblicke davon bedecket ‚, und fie verfchwanden insgefammt vor den Tage ce), Aufſchrift in Den öten des Heumonates 1742 lief Herr de la Condamine ein von Erzte gegoffe: dem Jeſuiten nes Sinial, worauf die Laͤnge der Secundenpendule, welche zu ihren Arbeiten gedienet hat: sollegio. te, bemexfer war, in einen Marmorftein einfugen, und mit dren Klammern befeitigen, Er hatte ſchon, mit Uebereinftimmung der Herren. Godin und Bouguer, eine lateinifche Aufſchrift in diefen Marmorftein graben laffen die eine kurze Anzeige ihrer verſchiedenen Wahrnehmungen enthielt; und welche wir bis in den Abſchnitt verfpahren, wo wir einige Erläuterungen wegen ihrer Arbeiten zu geben verfprochen haben. Allein, das bloße Me: chaniſche an diefem Denkmaale bierher ein fonderbares Gemälde dar, Sorgfalt und Die Borderfeite des $inials ‚ Welche mit der Außerlichen Fläche des Marmorfteines Muͤhe dabey« gleich war, endigte fich mie zweenen Zirfeln von einem Zolle im Durchfihnitte. Der ge- genfeitige Abſtand der Mittelpunete diefer Zirkel war durch eine gerade Sinie bemerket, die von ©) % d, 160 4, vorhergeh. S. 9 — | KA RTE PR a er MARAGNON oprz ER 08 — AMA 2 OÖ NE N-FLUSSES. in [einem jehuffbaren There von — von Brabanıores 2 TEE BO UTEE Qv. ITO ünd die Küfte von GUIANE vom Vord.cap 6ıs nach ÖPequebe un Jtch begreift Jm Jahre 1743 und 1744 aufoenomen und nach den aftronom; mifchen Wahrnehmungen eingeri A Könidl..4 — eingerichtet von HRN DE LA CONDAMINE, »or der Königl. Head. der Wißenf, At dem Laufe des /chwarzen Fluf2es und anderen F tue, 8 8 —— ————— | { 7 aus verfe wuedenen Nachrichten und Rewfebüchern der neuer Reufenden vermehret. | 70 —— I — — — — —— —— Anker er un MITTAGLICHEN 2.) 5 =, 3 AN SS 38 ni vr . 5 4 I Surinam AMERICA | | FE * Br ar 27 * RENADA R* ne * G est fr j iR NG \ 20 40 60 do. 200 t A U > 2: ; ; I See EN . BR AP DR % | \ Die Porgugicl, - 7 am p : lugeefen von Para Jind 1743 En 7 * | | Aut N A — an Swazonen fl Be — A TEE en RBx Br MNöord-Cap| ! o $ RR Oraino unauf gefahren — I Sc * » - ke — — Ehe — Die 2 . — — 18 EN) Y full Tun — — Lite — RTUGIES 3 a Mn 30 5 Ä —— —— IV Stunden gen 3° Welten son Paris4° 24. nach der Karte des P. Samuel Fritz eines Jofts TER} * hier durch Puncte GEH ereiget ‚und At er ebenjalls von Jaen von Bracameros als di * an der Gegend, ab, ”o man diefen Fluß Mr — ⁊* — COM IMEILPP U Men Orte ıben angefangen hat. hr TA EEE TE : — — in America. VI Buch. IV Cap. 371 von dem einen Mittelpuncte bis zum andern gezogen war. Dieſe Linie war der Laͤnge der Condamine. Secundenpendule zu Quito gleich gemacht, und damit die beyden Mittelpuncte, oder die 1742. Puncte, welche die Linie endigten, nicht mit der Zeit durch den Roſt oder einen Zufall aus —n giengen, oder wenn ſolches auch gefchähe,, fie ftets leicht wieder zu finden wären, fo hatte Herr de la Condamine mitten in jedem Zirkel einen filbernen Nagel, als eine Schraube mit abgefeiltem Kopfe von einer Linie im Durchfihnitte einmachen laſſen; und in der Mitte eines jeden Magels hatte er gleichfalls noch eine goldene Nadel eingeſteckt und eingefchlagen, auf deren Kopfe der Punct bezeichnet war, welcher das Maaß endigte. Die beyden Au- Berften Puncte dieneten alfo ein jeder dreyen concenteifchen oder in einander gefchloffenen Zirkelflachen zum Mittelpuncte, wovon die eine von Gold, bie andere von Silber, und die dritte von Erzte war, wovon eine einzige allein ſchon zureichete, den Mittelpunct wieder zu finden, wenn er ausgegangen wäre d). Der Künftler , welchen man ihm als den gefehiefteften Mann angezeiget hatte, die Auffhrife in ven Stein zu graben, war ein Indianer, ein Bildhauer in Holz, der nicht leſen konnte. De la Condamine war alfo genöthigef, nicht allein die Zeilen und den Raum abzumeffen, fondern ihm auch mit der Außerften Genauigkeit und Corgfalt alle Buchfta- ben, Punete und Striche vorzuzeichnen, fo, daß er nur dem Niffe mit feinem Meißel folgen durfte. Er ließ ihn vor feinen Augen arbeiten; und wenn er fich einer Augenblic entfernete, fo war er nicht gewiß, daß er ihn wieder finden würde, wofern ev ihn nicht ein» geſchloſſen hatte, Dftmals giengen viele ganze Tage bin, ohne daß er ihn zum Borfchei- ne fommen ſah. Diefer felifame Künftler grub ordentlicher Weife des Tages nur eine Zei- fe, und feine Arbeit dauerte fechs Wochen e). Seit dem glüclichen Ende der Berrichtungen zur Meffung der Mittageslinie befchäff- Vorſchlag auf tigte ſich de la Condamine mit einem andern Unternehmen, welches dem Ruhme feiner dem Amazo- Arbeiten vollends die Krone auffegen ſollte. Der Borfaß dazu war. aber ſchon lange ge. nenfluſſe zu— macht worden. Gleich bey der Anfunft der Herren von der Academie zu Panama , hatte ruͤckzugehen. Herr Godin den Gedanken gehabt, ſie koͤnnten, wenn ſie dasjenige ausgerichtet, was ih⸗ nen aufgetragen worden, ſich zuſammen auf den Amazonenfluß einſchiffen, um wieder nac) Europa zurück zu fehren. Herr de fa Eondamine kannte damals Biefen Weg nicht anders, als aus der franzöfifchen Ueberſetzung des fpanifchen Berichtes des P. von Acunja, Die— fer Keifende giebt dem Maranjon oder Amazonerfluffe von dem nächften Hafen bey Dui- fo, wo man fic) einfchiffet, einen Lauf von taufend dreyhundert und funfzig Meilen bisins Meer; welches nach dem Fuße von achtzehntehalb Meilen auf einen Grad, nach der alten Schaͤtzung der fpanifchen Seemeilen f), über taufend neunhundert von gemeinen franzöfi- ſchen Seemeilen ausmachet. Ein fo langer und beſchwerlicher Weg brachte dem Herrn de (a Condamine eben nicht viel Luſt zu einem Vorſchlage bey, welcher nur geſchickt zu ſeyn ſchien, feine Zurückunft in fein Vaterland zu verzögern, Bey feinem Aufenthalte zu Quito macheten genauere Nachrichten ‚die er von verfchie- Er ändert ſei— denen Miffionarien einzog, daß er feine Vorftellung änderte. Diefer Weg ließ fic) aan prfein YAaaz einer d) 4.8.1920. - fend Schuh ift, u. fehs und zwanzig und eine halbe e) U.d. 124 ©, aufeinen Grad gehen. Aftronom. und philoſoph. f) Don Georg Juan hat nachher erwieſen, daß Wahrnehm. am angef. Orte. die wahre caſtilianiſche Seemeile von Funfzehntau: 372 Reifen und Entdeckungen Condamine. 1742. — Er entſchließt fich, ſolche aus⸗ zufuͤhren. Verfuͤgung wegen feiner Inſtrumente. abe P. Terol, Rector des Collegii, und der Univerſitaͤt der Dominicaner zu Quito, wel: einer zahlreichen Geſellſchaft nicht thun, weil man fuͤr einen jeden, oder wenigſtens fuͤr ihrer zween und zween ein Canot, und ſieben bis acht Perſonen zum Fortbringen haben müßte, Fuͤr einen oder zween Keifende aber fchien es ihm anders zu feyn, Ueber dieſes mußte er ſich, wenn er dem Fluſſe bis ins, Meer folgete, nahe bey Cayenne befinden , wo er fic) Rechnung machete, daß er fich auf das Schiff des Königes fegen koͤnnte ‚ welches jährlich bey diefer Pflanzftade ankͤmmt. Was die Beſchwerlichkeiten der Reife betrifft, fo hielt er die Vorftellung davon für übertrieben; oder er wurde doch wenigftens begierig, einen Ver— ſuch davon zumachen. Im 1738 Jahre eröffnete ev nicht allein dieſen Borfchlag dem Herrn Grafen von Maurepas, fondern er nahm auch im Voraus die noͤthigen Maaßre⸗ geln, um einen Paß von dem portugieſiſchen Hofe zu erhalten. Im 1742 Jahre empfing er’ Briefe von Mainas, daß ſoicher ausgefertiget waͤre. Obgleich die ſpaniſchen Jeſuiten, welche die Miſſionen dieſes Namens gegen Oſten der Cordillera an den Ufern des Maranjon beforgen, faft gar Feine Gemeinſchaft mit den portugiefifchen Earmelitern , ihren Nachbarn, haben: fo hatten die erftern doch durch eine außer= ordentliche Gelegenheit gewiſſe Nachrichten befommen, daß der Statthalter zu Para und die in den andern portugiefifchen Plaͤtzen feit einem Jahre Befehl von ihrem Hofe zum Deften des Herrn Condamine erhalten, und daß fie ihn fo. gar mit Ungeduld erwarteten. Er machete fich weiter Fein Bedenken bey einem Vorhaben, worinnen er fich noch durch den Enefhluß beftärfer fah, welchen Don Pedro Maldonado ergriffen, ihn zu begleiten; - wiewohl er nachher durch verfihiedene Hinderniffe ein wenig laulicht gemacht zu feyn fchien, Weil aber fein Vorſatz unwanfelbar war ; fo eilete er, feine Gefchäffte zu Ende zu brin⸗ gen, und wegen desjenigen,, was er auf feiner Keife nicht mitnehmen Fonnte, DBerfügun: gen zu treffen. Dieſe Verfügung wird wegen der Beſchaffenheit der Gegenftände derfel- ben wichtig. „Den ı7ten des Augufts, faget er, brachte ich einen Handel zu Stande, „der mir fehr am Herzen lag. Der Duadranfe, von drey Schuhen im Halbdurchmeffer, „welcher mir bey allen meinen Berrichtungen gedienet hatte ‚ und den ich auch noch auf „dem Pichincha gebrauchet, war von einer alten Bildung, Mein Eleiner Duadrant von „zwölf Zollen im Halbdurchmeffer, war mir Dinlänglich, unterwegens die Breiten mit aller „zum geographifchen Gebrauche nöthigen Genauigkeit und Kichtigfeit zu beobachten; und „der große war fehr beſchwerlich fortzubvingen , wie ich es erfahren hatte, vornehmlich als „ich Durch die Provinz Efmeraldas nach Duito gieng. Ich hätte zwey Maulthiere gebrau⸗ „het, die Kiſte des Inſtrumentes, und deſſen Geſtelle zu fragen, und ſolches zweyhundert „Meilen weit auf einem ſehr beſchwerlichen Wege bis an den Ort wo man ſich einſchiffet. „Ein Domherr zu Quito, welcher eine ſehr große Luſt zu Maſchinen hatte, ſchaffete ſich „dieſes Inſtrument an. Sch verkaufete es ihm für funfzehnhundert Livres zum Nutzen „der Akademie, die es nur fuͤr neunhundert aus der Verlaſſenſchaft des Ritters von Hu— „ville gefaufet harte. ch habe nachher erfahren, daß es nad) dem Tode diefes Dom: „bern, an den P. Magnin, einen Jeſuiten, gekommen , der vermögend ift, folches gut „zu gebrauchen, Diefer Pater, welcher damals ein Miſſionar und Pfarrer zu Borja war, „von dem ich viele Machriche wegen der Befchreibung der Derter in Mainas erhalten, ift „heutiges Tages Profeffor des canonifchen Rechtes zu Quito, und Correfpondene der Aca- „demie der Wiſſenſchaften. "Die Pendule des berühmten Grahams, welche Kerr Godin „mit von Sondon gebracht hatte, iff in eben fo gute Hände gerachen. Sie gehoͤret itzo cher ct 5 en — 2 er a - - E * * TER — — ar — ——— NE — “ A a SR RE | a in America. VIBuch, IVCan. | J—— „cher wegen feiner Neigung und feltenen Gabe zu den Uhrmacherwerken wuͤrdig iſt ‚ diefes Condamine. | Meiſterſtuͤck zu befißen. © bat in einem Sande, wo die Künfte und Wiſſenſchaften 1742. „wenig getrieben werden, eine kleine Anzahl Perſonen dieſes heilige Feuer in Ver— | „wahrung „). Bevor Herr de la Condamine die Provinz Quito gaͤnzlich verließ, verglich er ſich Ihm werden noch mit dem Herrn Bouguer wegen ihrer letztern mit einander uͤbereinſtimmenden Wahrneh⸗ — arme mungen, Als er ſich Darauf von feinem Collegen getrennet hatte, um ihn nicht eher, als! r in Frankreich wieder zu ſehen: fo wollte er eben zu Pferde ſteigen, als er durch einen grau: famen Zufall zurück gehalten wurde, deffen er ſich noch igt nicht ohne Bewegung erinnert, „Ich hatte mic), faget er, mitten am hellen Tage nur einige Augenblicke von Haufe ent- „fernet, um meine Maulefeltveiber anzutreiben, daß fie fortmacheten. Bey meiner Zus „rückunft fand ich die Thuͤre meines Cabinettes aufgefprenge, und ich fah ein Käftchen „richt mehr, welches ich auf meinem Tifche ftehen gelaffen, und worinnen nebft meinem „zur Reife beftimmten Gelde, alle meine ins Reine gefchriebene Tagebücher von ven Wahr: „nehmungen, und meine Berechnung der Mittageslinie enthalten waren, Ich geftehe es, „daß ich darüber immer hätte in Verzweiflung gerathen mögen; und ic) weis nicht, wie „mir es ergangen feyn würde, wenn Die Bewegungen, die ich) mir machete, die Gänge, „die ich that, das Monitorium, welches ich erhielt, und das noch an eben dem Tage bes „eannt gemacht wurde , der lebhafte Eifer des Corregivors zu meinem DBeften, und end- —— „lich das Verſprechen, welches ich that, ich wollte gern alles Geld und das Silbergefchirr, Er bekoͤmmt „welches bey dem Diebftahle war, fahren laſſen s), nicyt die Wiedererſtattung faft aller meiner fe wieder. „Papiere ungefähr vierzig Stunden darnach zu wege gebracht hätten, Den 2ten des Herbſt⸗ „monates mit Anbruche des Tages fah ich fie zufammen gebunden auf dem ande eines „Brunnens in dem Hofe des Haufes liegen, wo ich wohnete, Dieſer Anblick beruhigte „mich, Ich durchſuchete fie; und da ich dasjenige wieder fand, was mir am foftbarften „war, fo bemerfete ich anfänglich nicht, daß zwey Driginalhefte von meinen Wahrnehs „mungen daran fehleten. Ich murdmaße, daß Die Namen Pichincha und Cotopari, die „man in dem Titel einiger Seiten hat wahrnehmen koͤnnen, gehindert, daß nicht alles wie⸗ „der ausgeliefert worden, Ohne Zweifel hat man geglaubet; einige Erläuterungen wegen „der Öoldadern darinnen anzutreffen, welches viele Leute für die geheime Abficht aller un: „ſerer Neifen auf die Gebirge anfahen ),. Da diefer Zufall die Abreife des Herrn de la Condamine bis den 4ten des Herbftmo Seine Ver: vrates verzögert hatte: fo nahm er feinen Weg über Cienega, ein anfehnliches Landgut des — —— Marquis von Maenza, vier Meilen von Cotopari; und von da über Sambaro, um im Maldonade. Vorbeyreiſen ven Don Pedro Maldonado auf feinen Gütern zu beſuchen. Er fand ihn in der Ungewißheit wegen ihrer gemeinſchaftlichen Abſichten, welche er von dem Befehle des Unterkoniges abhängen fieß, Allein, im Falle er ihre erfte Einrichtung wieder vornähme, ſo verabredeten fie, er follse fich auf dem Fluſſe Bobonazs, in der Provinz Canelos zu Aaa3 Schif⸗ DD: d. 170S. Santjago gefund i te Smaragde b) In eben dem Käftchen waren viele Ohrenrin⸗ 1.d. ki ne ——— ge und Naſenringe der alten Peruaner, von einem fehr DU. 173 S. Es war nicht das erftemal, daß ſchlechten Golde mit Kupfer verſetzet, Kleine zarte Wer: man den Sen. de la Condamine beftohlen hatte, Er ke von ſehr feinem Golde, die man bey dem Fluſſe vechner hoch drey andere Diebftähle, 374 Reifen und Entdeckungen Eondamine. Schiffe fegen, welcher nicht weit von ihm entfernet war, und durch diefen Fluß in den 1742. Fluß Paſtaza, aus folchem aber in den Maranjon fahren. hr Sammelpfag bey diefer Borausfesung war der Flecken Laguna, der Hauptort der fpanifchen Miffionen von Mai- nas, wo derjenige, der zuerft anfäme, auf den andern warten füllte; und man wird ſehen, daß fie dafelbft glücklich zufammen trafen. Herr de la Condamine hatte unterwegeng einige Wahrnehmungen zu Tarquizumachen, von daer fich vorfegete, nach der Süpfeite über Jaen von Dracamoros zu geben, und fich indem nächften Hafen einzufchiffen. Er nahm feinen Weg über den Fuß der Höhen von Affuay gegen Welten, um ein Land fennen zu lernen, welches er noch nicht gefehen hatte. Diefe Neugierigkeit Eam ihm hoch zu ftehen. Niemals, Sein Weg ſaget er, verdienete ein Sand feinen Namen beſſer, als das Sand las Ceneguetas, welches durch Cenegue- die Kothlachen heiße. Er brachte Nächte darinnen zu, mo er ohne Kälte auszuftehen, doch tag. Diejenigen wieder wünfchete, welche zu einer andern Zeit feine Geduld auf die Probe ge: ellet hatten. f Er ſtellet * Die Verrichtungen zu Tarqui waͤhreten laͤnger, als er es vorausgeſehen hatte, und der Wahmehmun: Dre feines Aufenthaltes daſelbſt war ſehr traurig. Es mar ein Gebäude nur von einem gen zu Tar: Stockwerke, einem Meyerhofe gleich, wie die größte Anzahl der Häufer auf. den Sandgi- qui an. tern in diefem Sande find. Diefes lag an dem füdlichen Ende des Thales, in einer Vertie— fung, die nur einen einzigen Ausgang hatte, Ein Kreis von Bergen, an deren Fuß das Haus ftieß, beſchraͤnkete das Geficht auf allen Seiten, ohne jedoch einen Schiem zu geben, Unter währender feiner Arbeit waren die Winde beftändig und heſtig. Man empfand faft ftets, vornehmlich des Nachts, Kälte genug, daß man Feuer nöthig hatte. Es regnete ganze Wochen lang, ohne Unterlaß. Die Erdbeben waren dafelbft eben fo häufig, als die Stürme. Zween Indianer wurden dafelbft bey nahe vor feinen Augen vom Donner getödtet, und eines von feinen Maulthieren erfchlagen. Ueber diefes konnte er die Moth- wendigfeiten des $ebens nur von Cuenza haben, welches fünf große Meilen davon entfer- net, und durch fünf Fluͤſſe abgefondere iſt, durch die man durchwaden muß, und bey zwee⸗ nen geſchieht es nicht ohne Gefahr. An diefem Orte brachte Herr de la Condamine fieben . Monate zu; die drey erjtern mit dem Herrn von Morainville, und die übrige Zeit ohne an- dere Gefellfehaft, als einige fpanifche Bücher. Er machere aus Macht Tag, damit er kei— ne Wahrnehmung verlöre, Unterdeſſen aber, da er feine Mühe fpabrere, in der Mey: nung, Herr Bouguer thaͤte dergleichen zu Cochefqui, vernahm er, dafs folcher ſeit ſechs Wochen auf dem Wege wäre, und über Carthagena gienge, Da er nun aud) auf der an- dern Seite Nachricht erhielt, daß fih Don Pedro Maldonado endlich entfchloffen hätte, den Amazonenfluß hinabzugehen; und er ihm nochmals Laguna zum Summelplage an⸗ wies, fo war er nur auf feine Abreife bedadıt. Gefahr, die Euenza war der einzige Ort, mo er fich mit denen zu feiner Reiſe nöthigen Bequem⸗ er läuft, da lichkeiten verfehen Fonnte. Er mußte daſelbſt oftmals mit Gefahr erfiheinen, daß er mit er über einen feinem guten Auge von den Freunden und Anverwandten derjenigen würde angefeben wer- Stun geht. den, welche an der Ermordung des Herrn Seniergues Theil gehabt, und die ihm den Ur— theilsfpruch nicht verzeihen konnten, den er erhalten hatte. Bey diefen Fleinen Reiſen mußte er über viele Fuhrten gehen, und die Flüffe waren entfeglich angelaufen. Alle Um- mege, die er nahm, Fonnten es doch nicht bewirken, daß er nicht über eine Fuhrt gehen durfte, die Faum fechs Toifen breit, und ihm bekannt war. Der Fluß aber hatte fo viel Sand und Lehm mit fi) geführer, daß fein Pferd immer mehr und mehr durd) die * | | ung in America. VI Buch. IV Cap. 375 hung felbft hineinfanf, die es anwendete, ſich Herauszuziehen. Er war alfo genöthiget, Eondamine. fi) ins Waffer zu begeben, um es herauszubringen, indem er es leichter machere. An _ 1742. eben den Tage war das Maulthier, welches fein Selfeifen trug, von der Höhe eines fteilen Ufers in den Fluß gefallen; und batte fich daraus nur geholfen, um bald darnad) wieder in eine Sache zu fallen. Die Bücher und Papiere waren durch und durch naß geworden, Ungeachtet der übeln Gefinnungen , die Herr de la Condamine von den Einwohnern Erfobet die zu Euenza vermuthen fonnte: fo nahm er doch dafelbft ein Haus ein, welches ihm eine — Perſon k), der er kaum bekannt war, angebothen hatte, und die durchaus feinen Zinsda- —* en in für annehmen wollte. Dieſe Hoͤflichkeit, der er ſich am wenigſten verſah, läßt ihn diefe " Anmerkung machen: „Die Tugend der Gaſtfreyheit, die heutiges Tages aus Europa faft „verbannet iſt, fehiene in die neue Welt geflohen zu feyn. Man weis, fager er, daß fie „in der alten Wels in Ehren gehalten worden. Der Zufluß von Gäften aber , die Anzahl „der Abentheurer, und die Seichtigkeit, fich für Geld alle Bequemlichfeiten des Lebens in „großen Städten anzufchaffen, haben dafelbft vielmehr die Unbequemlichfeiten einer Ge— „wohnheit müffen empfinden laffen, welche dev Menfchlichfeit fo viel Ehre machere „N. Weil wir noch die Nachricht von der Reife auf dem Amazonenfluffe mitzucheilen ha- Er foll twieder ben ‚ welche der Herr de la Condamine befonders herausgegeben hat, und die mit feiner vorkommen. Abreife aus Cuenza anfängt: fo verlaffen wir ihn bier nur, um ihn in andern Abfihnitten mit neuem Anfehen wieder hervortreten zu laffen, HH Das V Kapitel. Urſprung, Regierung, Religion, Sitten, Gebraͤuche, Wiſſen⸗ ſchaften, Denkmaale, Merkwürdigkeiten u, d. gl. des al- Be ten Reiches, Peru, b man gleich Feine einzige Nachricht von Peru hat, worinnen man nicht einige ein» Einleitung. zelne Nachrichten von allen denen Stücen findet, welche in dem Titel dieſes Capi- $ tels angezeiget worden: fo hat der Herr Prevoft dennoch für gut befunden, Feine andere Anmerkungen zu nehmen, als diejenigen, die von den franzöfifchen und ſpaniſchen Mepfünftlern gemacht worden, weil ſolche die meifte Irdnung, Richtigkeit und Deutlich: feit haben, Wo ihm aber diefe gefehlet , indem fie doch nicht alles haben anmerken koͤn— nen, da hat er fich gleichwohl genöthiget gefehen, auch zu andern feine Zuflucht zu neh— men, Weil wir nun ſchon des Don Ulloa Anmerkungen von den Sitten und Gebräuchen - ber Peruaner an einem andern Orte in derjenigen Verbindung geliefert haben, wie er fie felbft vorgetragen: fo Dürfen wir fie hier wohl nicht wiederholen. Dagegen aber wollen wir nichts von demjenigen übergehen, mas benfelben noch aus andern beygefüget worden, und zugleich noch verfehledenes aus dem Garcilaffo de la Vega, welcher felbft ein Peruaner und k) Don Franz Varſallo, Commiſſar bey dern Tribunale de la Eruzada. DA d. 182 ©. Regierung der Yncae. REGNET Eingang. 376 Fabelhafter Urfprung. Dauer des Neicher, Reifen und Entdeckungen Kinleitung. und Nachkomme von den Yncaen gewefen, hinzuſetzen, welches von i den, jedoch zur vechten Kenniniß der ehemaligen Sitten, fhaften, und Gebräuche der alten Peruaner dienen Eann. den folgenden Abſchnitt fo mittheilen, als er von Don Ulla - uns nicht nach) des Heren Prevoft Auszuge davon richten. verbunden Dazu; weil Diefes Stück feiner Arbeit noch nicht wir e8 eben bis zu diefer Gelegenheit verſparet baben, zu erfeßen, was wir haben weglaffen müffen; Der I Abſchnitt. Urſprung der Yncae und des alten Keiches Peru, nebſt deſen Regenten. Man⸗ co Capae, der erſte UInean. Sein Name, Sei: chen des regierenden Herrn und der Großen. Art, wie die Peruaner geſittet geworden. Gefe: Be des Manco Capac. Berheirathung der Sei: nigen. Sein Tod, Betrachtungen über ihn. Dreyzehn Nachfolger deſſelben. Sinchi Roca, der zweyte Ynca. Lloque Yupanqui, der dritte. Mayta Capac, der vierte. Deſſen Gnade gegen cher die erſte Brücke. Capac Yupangui, der fünfte Inca. Ynca Roca, der fechfte. Yahuar Huacac,der fiebente. Erſcheinung des Geiftes Vi: racocha. Viracocha, der achte Ynca. Propheeeyung von der Ankunft der Spanier. Pachaceutee, der neunte Ynea. Yupanqui, der zehnte. Tupac Yupanqui, , der eilfte. Huyna Capae, der zwoͤlfte. Huaſcar oder Intieuſi Hualpa, der hm uͤbergangen wor⸗ Religion, Regierung, Wiſſen⸗ Wir werden auch dieſen und ſelbſt aufgeſetzet worden, und Wir halten uns um ſo viel mehr im Deutſchen erſchienen iſt, und um dadurch dasjenige einigermaßen dreyzehnte. Atahualipa, der vierzehnte. Deſſen bie Collaer. Grauſamkeit der Antier. Er ma: Grauſamkeit. Nahdem ich weitlaͤuftig genug von Lima, der Hauptſtadt in Peru, und denen Provin— zen, welche fie ebenfalls dafür erfennen , geredet babe m): fo hat es mir gut undan- ftändig zu feyn geſchienen, auch von dem Urfprunge dieſes meitläuftigen Reiches, und de: nen Oberherren zu handeln, welche daſſelbe bis igo beherrſchet Haben, Ich weis wohl daß ſich dergleichen Materie vielmehr fuͤr eine Chronike oder fuͤr eine Geſchichte ſchicket, als fuͤr eine Reifebefchreibung ; und es ift mir ebenfalls nicht unbekannt, daß es Gefchichtfchrei- ber giebt, die mit vieler Weitläuftigkeit und Genauigklit davon gehandelt haben. Allein, weil nicht jedermann im Stande ift, ihre Werke zu Rathe zu ziehen, und wenig $eute viel, leicht Suft haben möchten, eine lange Geſchichte zu Iefen, um daraus bloß diejenigen Kennt. niffe zu ziehen, worauf es bier anfomme: fo habe ich dafür gehalten, es würde vielen an genehm feyn, hier alles dasjenige, was bey diefer Materie von Wichtigkeit ift, in den en- gen Schranken eines Furzgefaßten Berichts eingefehloffen zu fehen , mo ich zu gleicher Zeie die merfiürdigften Thaten derjenigen Kaifer erzählen werde welche ihren Namen Durch Vergrößerung biefes Kaiſerthumes berühmt gemacht haben. Wir werden in Diefer Flei- nen Abhandlung oftmals ben Meynungen des Bazcılaffo de la Vega folgen, welcher meinen Gedanken nad), ber ficherfte Schriftſteller it, den man von diefer Materie finden Fann. Denn da er in Indien geboren ift, und aus dem Geblüte der Hncae herftammer: fo ift es ganz natürlich, daß er von feinen Anverwandten taufenderley Lmftände habe er. fahren muͤſſen, welche die andern nicht roiffen, und daß er eine vollfommene Kenntniß von ber Bedeutung derer Knoten babe muͤſſen gehabt haben, welche diefem Volke anftart der J em m) Im IX Bande diefer Samml. a,d. 374 u, ff. ©. Jahr⸗ in America VI Buch. V Cap. 377 Jahrbuͤcher dieneten; ja, daß er auch die indianifche Sprache eben fo vollkommen — ſtanden habe, Sin —* allerdunkelſte in der peruaniſchen Geſchichte iſt ohne Streit der Urfprung der . en Nngae oder Nncae, nach der wahren Yusfprache der Indianer. Meiner Meynung nach) — aber darf man die Urſache davon nicht ſo wohl in der Unwiſſenheit der Indianer ſuchen, Hucae— welchen die Kunſt zu ſchreiben ſtets völlig unbekannt geweſen, als vielmehr in dem Vorur— theile, welches der erſte Ynca und die Copa, feine Gemahlinn, veranlaſſet haben, die ſich Kinder dee Sonne nannten. Diefe Fabel, welche von allen ihren Unterthanen blindlings geglaubet, und von allen ihren Nachfolgern angenommen oder unterhalten wurde, ließ ei- nen jeden andern Urfprung gänzlich in Vergeſſenheit gerathen, und vertilgete fo gar auch die allergevingften Spuren davon, ohne daß fichs jemand einfommen ließ, nur einen Str ehum dabey zu argwohnen, oder fih Mühe gab, die Wahrheit davon zu ſuchen. Alle Geſchichtſchreiber find darinnen einig, daß der Urfprung dev Yncae fabelhaft fey : fie find aber nicht wenig, in Anfehung der Zabel, von einander unterſchieden ‚ womit der erfte Pnca diefe Völker verbiendere, um ihnen mehr Ebrerbierbung gegen feine Perfon beyzubringen, und fie mit mehrer Gewalt zu beberrfchen. Sie fommen auch alle zufam- men darinnen überein, Daß die Wildheit der Indianer fo befihaffen war, daß fie fich von den wilden Thieren wenig unterſchieden; und daß einige Bölferfehaften fo gar, wegen des viehifchen Wefens bey ihren Gebräuchen, noch ärger waren, Sie hatten nicht die geringfte Empfindung von einem natürlichen Gefege; fie Iebeten ohne Geſellſchaft, Fannten Fein an— deres Recht, als ihre unordentlihen Begierden, hatten gar keinen Begriff von einer Neli- gion, oder waren gänzlich den Sinfterniffen der allerlächerlichften Abgötterey ergeben, Ihre Nahrung war mit der wilden Thiere ihrer einerley; und alle ihre Handlungen fündigten mehr oder wenigere viehifche und unvernünftige Gefchöpfe an, nachdem ihre Gewohnheiten mehr oder weniger barbarifh , und ihre Sitten mehr oder weniger lafterhaft waren, worinz nen fie gewiß die alferwildeften und graufamften Thiere weit uͤbertrafen. Man kann hier- über den Herrera a), und den Bruder Gregorio Barcia 0) zu Rathe ziehen, wie auch) den Hieronymus von Acoſta p), welche viele Erklärungen und Murhmaßungen von diefem erften dunkeln Zuftande der Peruaner geliefert Haben, Wir wollen igo nur auf die von dem erften Mea erfonnene, und von dieſen unwiffenden und barbarifchen Völkern an— genommene Fabel Eommen. Diefer Ynca, faget man g), war ein Sohn der Sonne, und fein Vater, welche: von dem fraurigen Zuftande gerühret wurde, worinten fo viele unglückfelige Völker Iebeten, ſchickete ihn mic der Coya, feiner Tochter , und der Schweſter eben dieſes Mca, ab, um die ſe Viterſchaſten geſittet zu machen, ihnen Geſetze zu geben, und fie nach der Vernunſt und Billigkeit Ieben zu Ießren; fie zu unterrichten, wie fie das Feld bauen, und fich von deffen Fruͤchten naͤhren ſollten, und fie in der Religion und dem Dienfte der Sonne, ihres Ba: ters, zu unterweifen, und ihnen zu zeigen, wie fie ihm Opfer bringen folften. - m diefer Abſicht harte er den Bruder und die Schwefter in den See Titicaca gefeget, welcher un: . gefaͤhr achtzig Meilen von Euzco it; er hatte ihnen eine Goldftange, etwan eine halbe Elle ”- fang, m) Decad. V. Lib. III. c. 6, D Man ſehe oben 1.8.2809 ©. wo die Etzaͤhlung 0) Origen de los Indios Lib. V. c. 8. eines Abkoͤmmlings der Yncae ans dem Garcilaſſo p) Hift. Nat. des Indes Lib, VL c.ı9 ſqq. "angeführet worden, Allgem, Reifebefchr, XV Sand, Bbb 378 Reifen and Entderfungen Regierung lang und ziveen Finger dick gegeben , und ihnen befohlen, ihren Weg nad) einer Seite der Ancre zu richten, wohin es ihnen beliebete, überall, wo fie fich aufhalten würden, die Gold- Daner des Reiches. ſtange auf die Erde zu werfen, und da, wo fie hinein ſinken wuͤrde, ihre Wohnung zu nehmen. Er gab ihnen zu gleicher Zeit die Gelege, nach denen fie die Völker vegieren follten, die fie unter ihren Gehorſam bringen würden, - Hierauf siengen der Bruder und die Schwefter ab, und nahmen ihren Weg nach) Norden bis an einen Berg gegen Süden von Euzeo, Huanacauri genannt. Als fie vafelbft die Goldſtange auf die Erde warfen: fo fanf fie ein und verfehwand vor ihren Augen. Hieraus fhloffen fie, es hätte die Sonne ie Vater, ihnen daſelbſt ihre Wohnung beftimmer. Darauf trenneten ſich Mann und Frau, um jedermann einzuladen, fie möchten fich nach den Befehlen der Sonne verſam⸗ meln, um einer vergnuͤgten Gluͤckſeligkeit zu genießen, die ihnen unbekannt war; und der eine gieng gegen Norden und Die andere gegen Mittag: Die erften Indianer, an welche fie fich wandten, wurden von ihren fanften Worten und den vortheilhaften Anerbiethungen, die fie ihnen thaten, geruͤhret, Tiefen baufenweife Binzu und begaben ſich nach dem Gebirge Zuanacauri, wo der Pnca anfing, die Stadt Eusco zu bauen, und zu gleicher Zeit für den Unterhalt ihrer Einwohner forget. Diefe neuen Einwohner , welche über ein geben fo voller Süßigkeiten und Annehmlichkeiten ganz entzuͤcket waren, breiteren ſich auf allen Seiten aus, und Fündigten andern entfernten Bol _ fern die Bortheile an, deren fie unter der Regierung des Ynca genoſſen, fo daß fie viele Leute gewannen, und viele Dorffchaften entſtunden, wovon die anfehnlichften gleichwohl nicht über hundert Häufer an der Zahl hatten. Man fing indeffen doch an, ein Eleines Heer zu errichten; die Mannsperfonen wurden in dem Aderbaue unterrichtef, und. die Srauensperfonen lerneten ſpinnen, weben, und. andere Hausarbeiten verrichten, Das Gebieth diefes neuen Monarchen erſtreckete fich gegen Morgen von Euzco bis an den Fluß Daucartambo, gegen Abend etwan acht Meilen bis an den Fluß Apurimac und neun Meilen gegen Süden bis na) Quequeſana. Man weis nicht gewiß, wieviel Zeit von Errichtung diefes neuen Reiches bis auf die Ankunft der Spanier verfloffen; indem die Indianer nur-eine verwirrte Erinnerung von diefer erften Denfzeit beybehalten haben, und die Knoten, die fie in verſchiedenen Fäden fhürzeten, um das Andenken ihrer merfwürdigen Tharen zu erhalten, Feine Erläuterung deswegen gegeben haben. Garcilaſſo giebt vor, es wären über vierhundert Jahre zwi- fehen Diefen beyden Begebenheiten verlaufen; wiewohl doch auch fein alter Vetter gefteht, es fey folches nur muthmaßlich, und er koͤnne ihm die eigentliche Zeit nicht veche beſtimmen, weil es ſchon gar zu lange her ſey r). 1: 8 7) Comm, Picales de los Incas Lib. I. cap. 17. Kir wollen aus demfelben doch noch ein Paar an- dere Fabeln von dem Urſprunge der Yncae anfüh: ven, zumal da einige Spanier eine gewiſſe Meber: einfimmung mit der h. Schrift darinnen zu erblis cken geglaubet. Die Indianer, welche gegen Mit: tag von Cuzeo wohnen, und Collaſuyu heißen, und diejenigen, die gegen Abend liegen und Cun— tifuyu genannt werden, fagen, es hätte fich nad) einer großen Wafferfinth einmal ein geroiffer Mann, in dem Lande Tighugcanu, welches Cuzeo gegen Mittage liegt, fehen laſſen. Diefer Mann wäre fo mächtig gewefen, daß er die Welt in vier Theile getheilet, und fie vier Leuten gegeben, die er mit dem Titel dev Könige beehret, Der erfte davon haͤtte Manco Eapac, der andere Collg, der dritte Tocay, und der vierte Pinahuag geheifen. Manco Capac befam den nordlichen Theil; Cola den füdlichen, wovon auch nachher ‚diefe große Provinz fo genannt worden. Tokay den oftlichen und Pinahua dem weſtlichen. Sie mußten dahin gehen, daſelbſt zu vegieren, und die Leute zu befier | gen, s . * in America. VIBuch. V Eap. 379 Es ſey aber mit dieſer Meynung tie ihm wolle, fo fcheinen mir doch zwey Dinge Regierung bey Errichtung diefes neuen Reiches merfwürdig zu ſeyn. Das eine ift die Geſchicklichkeit der Yncae dieſes erften Yen, ſo grobe und ſo verwilderte Voͤlker dadurch an ſich zu ziehen, daß er ihnen m die Fabel von feiner vermeynten Herkunft aufgebefter, und fie durch die Vortheile, die er ihnen verfchaffet, Davon überredet hat. Das andere ift etwas berundernswürbiges, daß fih unter der Barbaren und der tiefften Unwiſſenheit, worinnen alle diefe Völker ver: ſenket lagen, zwo Perfonen von einem fo erhabenen Geifte, mit fo vieler Fähigkeit und folchen Gaben ausgerüftet gefunden, daß ſie durch ihre bloße natürliche Einficht die Unordnung und Wildheit der Sitten ihrer Landesleute erkannt; daß fie ein Mittel ausgefonnen, diefe $eute aus dem Stande der Dummpeit , worinnen fie lebeten, aus dem wilden und der Natur der Thiere mehr, als dem Wefen der Menfchen, gemäßen eben, welches fie von allen Zeiten her führeren, heraus zu ziehen; daß fie diefelben zufammen gebracht, um fie in Geſellſchaft leben zu laſſenz und daß fie Leute, welche kaum den Trieb zu haben ſchie— nen, welchen die Natur den Thieren gegeben hat, gefchmeige daß fie das geiftige Bermö- gen hätten befißen follen, wodurch man das Gute von dem Boͤſen unterfcheiden kann, be- wogen haben, Geſetze zu beobachten, Alles diefes erforderte einen von dem Charakter der Indianer fo entferneten Geift, daß man beynahe gereizer werden follte, zu glauben, es waͤ⸗ ven diefe beyden Perfonen nicht unter ihnen, fondern unter einem gefittetern Volke geboh— ven worden, und nur durch) einen ungefähren Zufall zu Diefen Barbaren gefommen. Manco Eapac, erfter Ynca. Dar eigentliche Namen dieſes erften Herrfchers in Peru war Manco; und feine Sein Name. Schweſter und Gemahlinn hieß Mama Ocello Huaco. Das Wort Nnca hat zweyer⸗ ley verſchiedene Bedeutungen. Eigentlich heißt es Herr, Koͤnig oder Kaiſer; und in aus— gedehntem Verſtande bedeutet es auch einen Abkoͤmmling aus koͤniglichem Gebluͤte. Als ſich mit der Zeit die Anzahl der Unterthanen ſehr vermehret hatte, und ein jeder die Suͤſ— ſigkeiten einer wohleingerichteten Geſellſchaft ſchmeckete: ſo ſetzete man noch den Zunamen Eapac zu dem Titel Mnca, Capac beißt tugendreich, gabenreich, machtreich Man - gab ihm auch noch andere Titel, als Huac⸗ Chacuyac, Freund und Befchüger der Armen; Pntip Churin, Sonnenfohn. Die vechtmäßige Gemahlinn des Ynca fuͤhrete den Titel . Coya, welches Wort eigentlich eine rechtmaͤßige Ehefrau heiße, und ausſchließungsweiſe nur der Gemahlinn des Königes, und durch Theilnehmung den in feiner Ehe erzeugeten Töchtern vorbehalten wurde. Was die Benfchläferinnen anberrifft, fo hatten diejenigen, welche Feine Verwandtinnen des Monarchen waren, den Titel Mamacuna ‚ welches eine Bbb 2 Matro⸗ pu genannt hat. Dieſer Fenſter waren ihrer drey gen, die ſich da wuͤrden ſehen laſſen. Dieſe Ein: cheilung der Welt ſoll auch den Yncaen Gelegenheit gegeben haben, ihr Königreich fo einzuthellen, wel- che Eintheilung Tahuantinſuyu genannt wird. Die Indianer gegen Offen und Norden von Enzeo erzählen es etwas anders. Im Anfange der Melt, fagen fie, oder vielmehr nad) der großen Maffer- flnch gab es vier Männer und vier Weiber, welche Bruder und Schwefter waren. Dieſe fliegen durch die Fenfter gewiffer Felſen, welche nahe bey der Stadt an einem Orte fürd, den man Paucartam⸗ an der Zahl: es dienete ihnen aber nur das mits . telfte zum. Ausffeigen. Daffelbe wurde auch nach: ber deswegen Das Königliche Senffer genannt, und deswegen auf allen Seiten mit großen Golds platten bedecket, worein viele Edelgefteine gefaſſet waren. Die Fenfter der beyden Seiten waren auch mit Golde verſehen, aber ohne Edelgefteine. Der erfte von diefen Bruͤbern wird Manco Capac und feine Frau Mama Gellio von ihnen genannt, welches denn eben diejenigen find, die Euzco eve bauet 380 Segierung Matrone, ober. eine Frau, die das Ame einer wandten Kebsweiber des Röniges führeten den Titel Palla, welcher allen Frauenzimmern und die Prinzeſſinnen von dem Gebluͤte der Meae der Yncae. aus dem koͤniglichen Hauſe gemein war, zu unterſcheiden dienete. Ehrenzeichen Manco Capac erfann des regieren⸗ feine Nachfolger aufdem Throne, Reiſen und Entderkungen Mutter verrichten ſoll, heißt. Die anver— Kennzeichen des Anſehens und Unterſchiedes fuͤr ſich und alle Das erſte war, daß fie die Haare oben auf dem Kopfe den Herrn u. nen Singer lang abgeſchnitten trugen, da die andern Indianer fie fang und flach trugen. — zweyte, daß ſie ſehr große ausdruͤcklich dazu ins Ohr gemacht war, Ohrenringe hatten, deſſen Untertheil fie fo weit ausdehneten, daß ſie die ſie in ein Loch hingen, welches ihm die Geſtalt eines Ringes von drey Zollen im Durchmeſſer gaben, worein fie die Oh: renringe ftecketen +), Das dritte beftund in einer Art von Flechte oder Schnur eines Fin: gers dick, von verfihiedenen Farben Klauen genannt. Diefe Slechte gieng ihnen vier oder fünfmal um den Kopf herum, und glich einem Dlumenfranze, an deffen Rande unten eine Art von feuerfarbener Franfe hing, die ſich von einer Schläfe bis zur andernerfireekere, Der - ältefte Sohn des Königes und vermuthlicher Erbe des Königreiches trug eben eine folche Binde, nur unterfhied fiefich von des Königes feiner darinnen, daß die Franfe, daran gelb war. Manco Capac bielt nach der Zeit für und fo gar feinen großen Lehnsleuten zu geben „ welche die Voͤlker regiereten eine folche Art geſchah, welche ihn nicht allein von Perfonen aus feinem Geblüte, feiner Herrfchaft unterworfenen dienlich, diefe Kennzeichen der Ehre allen man muß aber merken, daß Diefes auf allen andern unterfchied, ſondern auch ſelbſt den Rang eines jeden zu erkennen gab; wie denn alle feine Unterthanen die Erlaub- niß hatten, eine folche Kopfbinde wie er . feine bunt war. Art, wie die ſittet gewor⸗ a und zu befeuchten, So wie nun Manco Capac die Indianer an Peruaner ger in Geſellſchaft zu leben: fo lehrete er fie auch alles, den Aderbau, die Kunſt, das Waffer durch damit fie afles dasjenige veichlich erifffen, zu fragen, wenn fie nur ſchwarz, und nicht wie fich 308 und fie gewoͤhnete, zufammen was zum gemeinen Beften nöthig war, um die Felder zu waͤſſern was zum Lebensunterhalte Canaͤle zu leiten, noͤthig iſt. Er verordnete, es follte in jeder Gemeine oder Dorffchaft ein Haus feyn, wel- ehes zum öffentlichen Speicher dienete, und wo man die Früchte von einem jeden Kreife verwahrete, damit man fo lange, bis eine biflige Vertheilung der Sändereyen gemacht wor⸗ den, einem jeden Einwohner fo viel davon geben Fönnte, als er brauchete, Er verlangete, es follte ein jeder bekleidet gehen; und erfand eine geziemende Kfei- dung 7), Damit fih ma⸗Ocello Huaco angelegen feyn, bauet haben. Dem andern Bruder nennen fie Axar Eachi , den dritten Ayar Veh, und den vierten Ayar Sauca, von denen allen fie taufens derley Ausſchweifungen erzählen. Ebendaſelbſt XVIII Cap. 5) Gareilaſſo ſaget, es bereiteten ſich die Wei⸗ ber vornehmlich die Ohren zu dieſen Ringen auf eine ſeltſame Art; denn fie pflegeten ſich ein ſo groſ⸗ ſes Loch in die Ohren zu machen, daß eg demjeni⸗ auch ein jeder ſolche anſchaffen koͤnnte: die Weiber Wolle ſpinnen und weben zu lehren. fo ließ ſichs die Coya Ma⸗ Er gen, der es nicht mit Augen geſehen, unglaublich vorlommen würde, indem es faſt unmöglich twäre, daß fich das wenige Fleisch, woraus das Ohrlaͤpp⸗ hen heſtuͤnde, dergeſtalt erweitern koͤnnte, daß es vermoͤgend waͤre, eine Baumel fo breit wie der Fuß eines Pocales zu Halten, Welches die vorbent⸗ liche Geſtalt ihrer Ohrgebänge twären , die fie an Niemen trägen, einer Vierthel Elfen lang und ungefähr eines halben Fingers dick. Die Spanier nenneten fie daher auch Grejones, das iſt Groß⸗ oͤhrichte in America Vl Buch. VCap.— 381 Er ernannte Curacaen ober Caciquen #), um die Gemeinen zu regieren) und err egierang waͤhlete die weiſeſten Perſonen dazu, welche ihnen ſelbſt mit ihrem guten Beyſpiele eine der Nncae. $ehre ſeyn koͤnnten. Zur Belohnung ihrer Treue und ihres Eifers beſtellete er fie zu Herz ven über dieſe Dorfichaften. | Die Gefese, Die er allen insgefamme gab, waren dem Gefege der Natur fehr gleich: Geſetze des formig. Das vornehmſte war, fie folften einander lieben, als ſich felbft; und er yer- MansoCapae. ordnete Strafen für diejenigen, die dawider handelten, nad) der Größe ihres Vergehens. Er wollte, die Ehebrecher, Die Todefchläger und die Diebe follten mit dem Tode be: ftrafer werden, Er verboth die Vielweiberey; und wollte, es follte fh ein jeder in feiner Familie Verheira⸗ verheirathen, damit die Stämme und Linien nicht unter einander vermiſchet wuͤrden. Es en der follte auc) £ein junger Menfch heirathen, bevor er völlige zwanzig Jahre alt wäre, damit Seinigen. fih ein jeder im Stande befände, vor dem Unterhalte feiner Familie zu forgen und fein Haus zu regieren. Weil er ein Abgötter war: fo lehrete er fie eine feiner Abgötterey gemäße Religion, Ihre Reli⸗ indem er zu Ihnen fagefe, die Sonne wäre der Gott, den fie anberhen ſollten. Gr richtere gion- die Gebräuche und Opfer ein, Die fie der Sonne bringen mußten, um ihr dafür zu Danfen, daß fie fie erfchaffen hätte, daß fie fie erhielte, daß fie Die Erde erwaͤrmete, ſolche frucht- bar zu machen , und vornehmlich daß fie ihnen ihren Sohn und ihre Tochter gefchickt Härte, um fie aus dem Elende und der Wildheit zu ziehen, worinnen fie gelebet. Er verordnete, man follte diefem vermeynten Gotte einen Tempel erbauen, und wies den Ort an, wo er follte erbauet werben; nebft einem Haufe für Trauensperfonen , welche diefer Gottheit ges widmet waren, und alle zufammen aus Föniglichem Geblüte ſeyn mußten. Nachdem Manco Capac alfo das neue Reich auf feften Grund gefeget hatte: fo ließ Sein Top. er feine vornehmften Untertbanen zufammen berufen, da er feinem Ende nahe zu feyn merfete, und in einem ſehr hoben Alter war, Er hielt ihnen in Gegenwart einer fehr zahlreichen Nachkommenſchaft, die er fo wohl von feiner rechtmäßigen Gemahlinn, als von feinen - Wamscungen, oder Kebsweibern hatte x), eine lange Rede, deren Hauptinhalt dahin gieng: dieSonne, fein Vater, viefe ihn zur Ruhe; er ermahnete fie alfo auf deſſen Be— fehl, die errichteten Gefege fo zu beobachten, wie ex fie von feinem Vater empfangen hätte, welcher nicht wolkte, daß man fie verfälfchete, oder im geringften veränderte. Endlich Farb dieſer Fürft und wurde von allen feinen Unterthanen beweinet, die ihn nicht allein als ihren Bater anfahen, fondern auch als eine göttliche Perfon verehreten. Sein Körper wurde einbalfamirer, und man erwies ihm durch eine unzählbare Menge Opfer , die man | —Bbb 3 ihm Shrichte, welchen Namen die Indianer in einigen Oberhaupt oder den indianiſchen Statthalter des . Landen noch führen. 1 Buch. 22Cap.a.d.48 ©. Landes oder eines Fleckens dadurch anzudeuten. 2) Er lehrete fie auch) noch die Art von? — 108 3 odurc > hung ae „ faget Gareilaffo, deren fie — In Pern aber hieß ein ſolcher eigentlich Eueacn : i60 bedienen und. die fie Uſuta nennen. Ebend. x) Ungeachtet er die Vieliveibereg verboten, ar Hit 4 fo hielt er ſichs ſelbſt doch fir erlaubt, noch Bey⸗ #) Man muß anmerkerr, daß das Wort Cart: Nbläferinnen zu Halten; weil dem Beften feines que von- den erſten Inſeln gekommen, weldye die Staates, wie er ſagete, viel daran gelegen wäre, Spanier entdedfet haben, und daß fie es nachher daß es viele Kinder der Sonne gäbe, Garcilk, ig allen: ihren eroberten Landen gebrauchet, das am ang. Orte 25 Cap, ad, 520, Regierung der Pneae, "N Betrachtun⸗ 2 ar Reifen und Entdeckungen ihm brachte eben die Ehre, welche man der Gottheit erweift. Man feßer die Dauer feiner Regierung auf dreyßig oder vierzig Jahre. Wir haben oben gefaget, der Urfprung und die Herkunft diefes Ynca und der Coya fey auf verfehiedene Art von den Gefhichtfchreibern erzählee worden, Diefes koͤmmt vermuthlich von den unterfchiedenen Erzählungen, welche die alten Indianer den Spa- niern im Anfange der Eroberung davon macheren, oder auch wohl von der Menigen Kenntniß dererjenigen, denen fie folches erzaͤhleten. Allein, es fey damit wie ihm wolle, ſo iſt es gewiß, daß die Meynungen in dieſer Abſicht ſo verſchieden ſind, daß man nicht weis, woran man ſich halten ſoll. Dieſe Schwierigkeit hat ſich durch den Ver— lauf der Zeit noch vergroͤßert. Man wird mir daher erlauben, einige Muthmaßun⸗ gen zu wagen, die vielleicht einigen Schimmer der Wahrheit unter fo vielen verſchie— denen Meynungen geben koͤnnen. — Wenn man die Gemuͤthsart der Indianer, und den barbariſchen und viehiſchen Zu⸗ gebe dieſen ſtand, worinnen fie lebeten, in Erwägung ziehe: fo ſcheint es nicht glaublich zu feyn, Mea. daß fie ſich fo leicht unter des Manco Capac Gehorſam begeben, und zwar Vergeftalr, daß fie fich auch bequeme, alles dasjenige auszurichten, wag er ihnen gebothen, ihren Leidenſchaften und barbariſchen Gewohnheiten zu entfagen, um eine vernünftige Auffuͤh⸗ fung anzunehmen, aus der eingewurzelten Traͤgheit herauszugehen, deren fie ſich erge⸗ ben harten, und ſich der Arbeit zu unterziehen; ihre alten Gögen zu verlaffen, um nur den einzigen fir rechtmäßig zu erkennen, den man ihnen’vorfchlug; ſich aug der natürlichen Freyheit, worinnen fie lebeten, fo wenig zu machen, daß fie fih auch unter das och der Unterthaͤnigkeit beugeten; Furz, aus Barbaren und Unmenſchen, welches fie nach allen Abfichten waren, ſich fo plöglih in vernünftige Menfchen zu verändern. Eine fo unbegreiflihe Berwandelung mache, daß viele Leute Mühe Haben, ſich zu . überreden, es fey bis auf Manco Capac fein König in Peru gewefenz und die Ver: muthung wird durch die mannichfaltigen Meynungen von der Herkunft dieſes Fürften vermehret, Ein jeder kann feinen Gedanken darüber freyen Lauf laffen, und dasjenige glauben, was ihm am wahrfcheinlichften zu feyn beduͤnket; dabey aber gewiß feyn, daß Dasjenige, was eine wunderfame Wirfung des ungefähren Zufalles zu ſeyn fiheint, oft⸗ mals nichts anders iſt, als eine ordentliche Folge der Begebenheiten. Allein, genug hiervon; es ift Zeit, daß ich meine befondere Meynung vortrage. Ich fege voraus, welches fehr wahrfcheinlich ift, es habe in dieſen Landen unend- lich viel Abgörtereyen gegeben, und es habe fich faft Feine Sache gefunden, welcher die Einwohner nicht eine gottesdienſtliche Ehre erwiefen. Hierinnen fommen alle Geſchicht⸗ ſchreiber mit einander uͤberein. Ich ſetze auch noch voraus, es haben ſich unter ihnen einige Perſonen gefunden, welche der Sonne einen goͤttlichen Dienſt erwieſen und ihr Opfer gebracht. Wenn das iſt: ſo verſchwindet das Wunderbare, und es laͤßt ſich ganz natuͤrlich vermuthen, daß die Familie des Manco Capac von denenjenigen gemwe- ſen, welche dieſer Art der Abgoͤtterey ergeben waren, die um ſo viel edler war, weil das Geſtirn, welches den Gegenſtand derſelben ausmachete ‚ durch feine Schönheit und den Nu- I) Acoſta faget nur, man habe auf Philipps der Yncae angeftellet, die nur möglich geweſen; des IT Befehl die genaueſte Unterſuchung von man koͤnnte es aber nicht fo gut thun, als man dem Urfprunge, den Gewohnheiten und Vorzuͤgen es wohl wuͤnſchete, weil diefe Indianer feine. Schrif⸗ in America. VI Buch. V Cap. 383. Mugen, den or der Welt fhaffere, die Bewunderung der wenig erleuchteren Menfchen Regierung mehr erregte, welche die Gortheit nur in fichtbaren Gegenftänden finden zu Fönnen der Ancae. glaubeten, Man wird fih eben fo wenig von der Meynung aller Gefchichtfchreiber ent— —— fernen, wenn man feßet, es haben fich mitten unter der Barbarey dieſer Völker Leute gefunden, die geſchickt genug geweſen, darauf zu denken, wie ſie ſich die andern unterwerfen wollen; weil alle darinnen übereinftinmen, daß ein jeder Indianer, welcher Muth und Kuͤhnheit genug hatte, den andern zu befehlen, verfichert war, daß es ihm gelingen und man ihm geborchen wuͤrde. Es ift alfo nichts feltfames, daß. derjenige, welcher einen gewiflen Grad des Anſehens über die andern erhielt, fich bemühete, diefen Bor: zug unter allen denen von feiner Familie zu erhalten; und es ift vergebens, ihre Bar— bavey allhier anzuführen,, weil ſie gewiß nicht fo weit gieng, daß fie diejenige uft zur Herrſchaft, mit einem Worte denjenigen Ehrgeiz erfticete, welcher ein Theil von unſe⸗ rer Natur auszumachen ſcheint, und welcher machet, daß man ſich niemals einer er⸗ worbenen Hoheit begiebt, ſondern ſie gern bey ſeinen Nachkommen beſtaͤndig erhalten will. Es iſt zu vermuthen, daß jede Voͤlkerſchaft oder jeder Stamm eine Art vom Oberhaupte hatte , deffen Anfeden und Gewalt auf feine Nachfommen Fam. Denn fo wild und herumſchweifend auch diefe Völker immer geweſen: ſo iſt es doch nicht wahr⸗ ſcheinlich, daß ſtets eine vollfommene Gleichheit unter. ihnen geherrſchet habe. Diefes vorausgefeget, ſo kann es gar wohl feyn, daß es an der Seite von Cuzco, wo ſich Manco Capac nieberließ, eine nicht fo barbarifihe Nation, als die andern, und folglich eine viel verfhlagenere Völkerfhaft gegeben, Die ein Haupt oder einen Kern gehabt und ſich zu erhalten, ja ſo gar nach und nach durch Die Eroberung benachbarter Laͤn⸗ der zu vergrößern gewußt, jedoch gleichwohl ohne großen Fortgang zu machen, bis fie ein fähigeres, muthigers, und mit mehr natürlicher Einſicht begabteres, furz ein folches Iberhaupt, als Manco Capac, befommen, welcher mit vieler Verſchlagenheit die Fabel erſann, wodurch er ſich zum Sohne der Sonne machete, als wenn dieſes Geſtirn mit ſeiner Mutter vertrauten Umgang gehabt hätte. Es iſt dieſes nichts-er= ſtaunlichers, als andere Erdichtungen, die von erleuchtetern Nationen begierig angenom⸗ men worden. Vermittelſt dieſes Maͤhrchens und feines einſchmeichelnden Bezeugens nebſt feinen füßen Reden war es dem, Manco Capac leicht, fich die nächften Indianer zu unterwerfen und den Grund zu einem fo weitläuftigen Reiche zu legen, als das Reich der Macae mit der. Zeit geworden. Meine Meynung alfo ift, Manco Capac fey ein gebohrner Fuͤrſt eines Eleinen Meynungen Staates oder einer nicht fehr zahlreichen Voͤlkerſchaft geweſen. Da er aber mehr Big von ihm. und Einfiht gehabt, als feine Vorfahren: fo habe er den Verſtand feiner Untertanen gebeffert, ihnen Ueberfluß und Sicherheit verſchaffet, und feine Staaten durch Wohl hun, Sanftmuth, ft und endlich auch Macht vergrößert, Diefes ſcheint mir ganz natürlich zu ſehn. Es giebt Geſchichtſchreiber, welche von der Suͤndfluth an, Könige in Peru zaͤhlen. Andere führen ihrer eine kleine Anzahl vor dem Manco Capac an. Alles diefes ift fo entblößt von Beweifen 9), daß man nicht darauf bauen Fann. Man muß wieder auf Schriften hätten; gleichwohl habe man dasjenige, ce, 19. Allein, was er anfuͤhret ift ungewiß und was er anführet, aus ihren Guipos ober Knoten: dunkel, vegiftern genommen Hiſt. Nat. des Indes. L. VI. n 384 Reifen und Entdeckungen Kegierung auf das kommen, was beſſer beſtaͤtiget zu ſeyn ſcheint, naͤmlich, daß Manco Capac der Nncae. der erſte Ynca Stifter dieſes Reiches geweſen, daß ſeit dieſem Monarchen viele Voͤlker— Sein Name und Lob. Er erweitert ſein Reich. ſchaften geſittet geworden, und daß dieſe Monarchie noch immer zugenommen; daß eben der Manca der Urheber der von den Peruanern bis auf die Ankunft der Spa- .. hier beobachteten Gefege gewefen, und daß er die Ordnung der Erbfolge der aͤlteſten Söhne eingeführee, welche die Yncae von ihrer Coya oder rechtmäßigen Gemahlinn baden würden. Diefes vorausgefeßer, wollen wir nun zu den Nachfolgern dieſes Geſetz⸗ gebers fortgehen 2). Sinchi Roca, zweyter Ynca. Sinchi Roca, der aͤlteſte Sohn des Manco Capac und ber Coya, folgete feinem Vater Boca, welches man fo ausfprechen muß, daß man mit der Zunge fanft und feicht an den Gaumen reibt, um den Ton des Buchftabes R zu bilden, war der eigent- liche Namen diefes Prinzen und hat Feine bekannte Bedeutung. Sinchi aber ift ein Zunamen, welcher tspfer heiße, und dieſem Fürften ſehr wohl zufam, welcher in der That voller Herzhaftigkeit, obgleich gelind und gütig war. Er that fih im Kingen, und $aufen vor andern hervor und niemand warf einen Stein mit mehrer Nichtigkeit und Gefchicklichkeit, als er. Als er zur Negierung gelanget war : fo berief er feine vornehmſten Unterthanen, Euracae und andere zufammen, und hielt ihnen eine fehr nachdrückliche Rede von der Verbindlichkeit, worinnen fie fih befanden, zur Erfüllung derer Befehle behülf- lich zu feyn, die ihnen die Sonne durch den Mund des Mancho Capac feines Vaters, gegeben; und ihm zu helfen, diejenigen Völker, die noch ein vauhes Leben führeten, un- terwürfig zu machen, Dadurch daß fie die von ‚dem verftorbenen Könige vorgefchriebenen Regeln beobachteten, und die Sanftmuth und Guͤtigkeit anwendeten. Er fagete zu ihnen, er wollte ſelbſt zuerft ausgehen, und diefe Mittel in Ausübung bringen, und er ermahnete fie insgefamme ihm nachzuahmen, Damit die gute Meynung, die er den benachbarten Völferfchaften von ihrer Tugend geben wollte, fie bewoͤge, fich den billi— gen Gefegen feiner Herrſchaft zu unterwerfen. Sinchi Roca, welcher feft enefchloffen war, von diefem Entwurfe nicht abzumweichen, gieng aus Cuzco und fing an, folhen gegen Süden auszuführen. Er war vermittelſt feiner Brüder und der Curacaen fo glücklich, daß er fih mehr als zwanzig Meilen Land über den Gränzen, worinnen dag Gebieth des erften Prca eingefchränfet war, das ift bis nach Chuncara unterwarf, Einige behaupten fo gar, er babe feine Herrſchaft bis an 2) Man zähler ihrer dreyzehn, bey denen feine von vornehmften Thaten treulich erhalten worden, andere Schwierigkeit vorfömmt, als die Dauer ih-⸗ und fie folgen fo auf einander, wobey aber anzu: rer Negierung, deren Zeit man bey einigen auch merken, daß Gatcilaffo auch die angeführten Jah— nicht einmal muthmaßlich weis. Ihre Ordnung ve nicht für gewiß ausgiebt. und Namen find nebft ihrer Gemüchsart und ih: NYncae in Peru, Idhre Regierungsiahre. ı Maneo Capae 30 oder 40 Jahre. 2 Sinchi Roca 30 Jahre. 3 Lloque Yupanqui u; unbekannte Seit. 4 Mayta Capac n 30 Jahre. 5 Ca in America. VI Buch. V Cap. { 585 or cara de Umaſuyu genannt, erweitert, und fie an bei Seite der Regierung = — io f —* Fluß Calla⸗ huaya erſtrecket, ohne daß er die Gewalt der Waffen ————— gebrauchet, ſich alle dieſe Voͤlker zu unterwerfen. Sinchi Roca folgete in allem den Grundſaͤtzen des Manco Capac, feine Staaten hr Regie: bluͤhend zu machen und feinen Völkern unter einerley Gefegen und einerley Religion den "3 Ueberfluß und die Ruhe zu verſchaffen. * > Die Dauer feiner Regierung und feines Lebens iſt nicht gewiſſer, als feines Vaters und Familie. feine; und man glaube, er Habe nur dreyfig Jahre gelebet. Er hatte zu feiner recht: mäßigen Gemahlin feine Schwefter Mama Cora, welche einige Mama Oello nen- nen. Sein ältefter Sohn und Nachfolger hieß Lloque Nupanqui. Er hatte noch viele andere rechtmaͤßige Kinder von dieſer Pringeffinn, und auch viele natürliche Kinder von den Pallgen und Mamacunaen. Denn fein Grundfag war, die Samilie der Sonne müßte wachfen. Eloque Yupanqui, Drifter Unca. Lloque Nupanqui, folgete feinem Vater gleich, fo bald er verſchieden war. Llo⸗ Sein Name. que heißt links ſeyn; und diefer Fuͤrſt war auch in der That links. Nupanqui it ein ſehr nachdruͤckliches Wort in der indianifchen Sprache, und heißt, du wirft zählen; wo— durch man zu verftehen geben wollte, diefer Fuͤrſt wäre würdig, daß man feine Tugen- den und fehönen Eigenfihaften zählete, indem er ſich während feiner ganzen Regierung zu den größten Dingen fähig gezeiget, Anfänglich unternahm er, die von feinen Vorfahren angefangenen Eroberungen Die Canaer fortzufegen‘, und ſchickete deswegen ein Heer von fechs bis fieben taufend Mann unter unterwerfen der Anführung zweener von feinen Oheimen aus, um diejenigen mit Gewalt zu zwin⸗ ſich ihm. gen, die ſich auf die Gelindigkeit und Verſprechungen nicht ergeben wollten. Mit die— fen Teuppen drang er in die Provinz Cana und fihickete Abgeordnete an die Einwoh— ner, ihnen den Frieden und eben die Vortheile anzubierhen, deren feine Unterthanen genöffen, wenn fie fich gutwillig unterwerfen wollten. Die Canaer, welche Flüger waren, als die meiften Indianer, wollten erſt wiffen, ob das, was ber Ruf von der Wohlfahrt der Unterthanen der Mncaerausbreitete, wahr wäre; und nachdem fie Davon überzeuget worden, fo macheten fie fid) weiter Fein Bedenken, die Partey anzunehmen, die man ihnen anboth. Loque Yupanqui gab die nöthigen Befehle zue Regierung diefes Volkes und zur Anbauung ihrer Felder, und führete fein Heer ‚Darauf weiter, Er 5 Capae Yupangui unbekannte Zeit. 6 Ynca Roca Reit 50 Sahre. 7 Yahuar Huacae — Zeit. 8 Viracoha \ 50 Sabre, 9 Pachacutec ; 50 oder 60 Sahre, 10 Yupanqui — unbekannte Zeit. 11 Tupac Yupanqui unbekannte Zeit. 13 Huayna Capar unbekannte Zeit, 13 Huaſcar oder Intieuſt Hualpa unbekannte Zeit. 14 Atahualipa oder Atahuallpa von Huaſears Tode bis zu ſeinem. ‚Allgem, Beiſebeſchr. XV Band. Ccc Reifen und Entdeckungen Regierung Er kam an die Graͤnzoͤrter einer Voͤlkerſchaft, Ayariri genanne, welche fih der Vncae. weigerte, fi) zu unterwerfen, und ihre Freyheit vertheidigen wollte: das Glück aber Sr Begwinge Mar ihr nicht günftig, und nad) unnügen Widerfegungen wurde fie genoͤthiget, ſich die Ayaviri, auf Gnade und Ungnade zu ergeben, Loque Yupanqui bedienete ſich feines Sieges großmüthig, und nahm fie mit eben der Gürigfeit an, als wenn fie feinen Wiperftand gethan haͤtten; und nachdem er dafelbft eben die Drdnung eingeführer hatte, die in und Bauet eine feinen andern Landen beobachtet wurde, fo zog er weiter. Unterwegens traf er eine Ge— Feſtung. gend an, die mohl.gelegen war, eine Feftung dafelbft zu bauen, um nicht allein die neu eroberten Völker inn Zaume zu halten, fondern fie auch wider die Einfälle ihrer Nachbarn zu bedecken, Diefe Zeftung und der Dre felbft wurde nachher Puzara enannt. Es nz Der Ynca Fam wieder nach Euzco zurück; und nachdem er feinen Soldaten einige fen fih ihm Ruhe gelaffen: fo that er einen zweyten Streif, welcher ihm die Länder oder Provinzen noch mehrere Pancar⸗ colls und Hatuncolla eintrug, deren Einwohner ſich freywillig unterwarfen, und ihm mit ſo vielem Prunke und ſolcher Anſtalt entgegen kamen, daß er ihnen viele Gnadenbewilligungen und Belohnungen ertheilete. Er verordnete, es ſollten ſich ihre Curacae in eben die Zeuge kleiden, die zu feinem Gebrauche beſtimmet wären, da- mit er feinen Nachfolgern das Andenken von denen Freudenbezeugungen hinterließe, wel- che diefe Völker bey feiner Ankunft angeftellet, und fie ihnen alle ihre Dankbarkeit dafür bes zeugeten. Diefem Bewegungsgrunde muß man die föniglichen Palläfte, die nachher mit der Zeit in diefen beyden Provinzen erbauet worden, den prächtigen Tempel, wel— chen die Yncae dafelbft der Sonne aufführen ließen und das Haus für die Jungfrauen zuſchreiben. Diele andere Bölkerfihaften folgeten dem Beyſpiele der Ayavirier und er- gaben fich ohne viele Schwierigkeiten. Er erweiterte alfo, nachdem er bie Indianer von Chucuita unterworfen, Die Graͤnzen feiner Staaten bis nah Deſaguadera oder dem Canale, wodurch die Gemäffer aus dem See Titicaca abfließen, und auf zwanzig Meilen gegen Welten bis an den Fuß der Cordillern, Da der Ynca bey allen feinen Unternehmungen fo glücklich war, als er es nur wünfchen Eonntes fo Eehrefe er wieder nach) Euzco zurück, mit dem Vorſatze, feine Ta— ge dafelbft in Ruhe zu beſchließen, und ſich nur mit der Glückfeligfeit feiner Völker zu befchäfftigen, Er durchreifete gleichwohl zu zweyen verfchiedenenmalen fein Reich, um zu „ander gethuͤrmeten Erdhaufen nicht wieder herab⸗ „ſchoͤſſen. Man weis aber nicht, za weicher Abſicht „fie dieſes wunderſame Gebäude errichtet haben. „Auf einer andern Seite, ziemlich weit davon, ſah 386 Seine. Regie: zung, a) Eine Art von Flögen, deren Befhreibung in dem IX Bande a. d. 148 u.ff. S. mitgetheilet worden. db) Hift. des Yncas, Liv. III. ch. I. „Das „bewundernswuͤrdigſte Meiſterſtuͤck, faget er unter „andern, a. d. 1226 S. melches man in dieſem Lan⸗ „de antrifft, ifkein von Menfchenhanden gemachter „Erdberg oder vielmehr Erdhuͤgel, welcher fo hoch „ift, daß man es faum glauben kann. Die Sn: „dianer, welche, bey Aufführung diefes Berges, „der Natur nachahmen zu wollen gefchienen, hat⸗ „ten dafelöft große Klumpen wohl verfitteter und „zufommmen gefůgter Steine zum Grunde geleget, „um zu verhindern, daß dieſe ungeheuren auf ein: „man ziveen große aus Felfen gehauene Niefen. „Sie hatten Kleider an, die ihnen bis auf die Erde »fchleppeten und eine Muͤtze auf dem Kopfe, wel: „sches. aber alles von der Zeig verderbt war, und „ein großes Alterthum anzeigete. Man bemerfete „auch noch eine fehr lange Mauer, deren Steine „fo groß waren, daß man nicht begreifen konnte, „vie die Menfchen Stärke genug gehabt hätten, „fie dahin zu Bringen. enn es ift gewiß, daß „58 in diefer ganzen Strecke Landes weder Stein „bruch in America. VI Buch. V Cap. 387 zu ſehen, ob die Geſetze darinnen beobachtet, würden, und allen feinen Unterehanen Ge: verhtigfeit wiederfahren zu laſſen. Er wollte, fein ältefter Sohn Mayta Capac follte auch zween bergleiche Befuche abſtatten, fo wohl um ihn den Völkern zu zeigen, als ihn zu den Pflichten eines regierenden Fürften zu gewöhnen, zu welchem Ende er ihn von den gefchickteften und älteften Perfonen feines Hofes begleiten ließ. $toque Yupanqui hatte nur. diefen einzigen Sohn von der Mama Cava, feiner rechtmaͤßigen Gemahlin: er hatte aber viele Töchter mit ihr, ver Kinder beyderley Gefchlechtes mic feinen Kebsweibern gezeuget. Als er auf feinem Todbette lag, fo ließ er feine Söhne, die Prinzen von feinem Gebluͤte und die Curacae zufammen kommen, und empfahl ihnen, die Beobachtung der Geſetze, ven Gehorfam und bie Ehrfurcht gegen ihren regierenden Heren, worauf er Abfchied von ihnen nahm und mit Ruhm gen feiner Sanftmuth und Leutſeligkeit von e und Ehre bevedfet ſtarb. Er murde we— feinen Untertbanen unendlich bedauert, und unter die Götter gefeger, wie fie es vom Manco Capac an zu thun pflegen; angefe: ben fie alle diefe Fürften für Kinder der Sonne hielten, Arten der Gottheiten anfaben. Maya Capac, vierter Ynca. Mayta⸗Capac des Pnca Loque Yupanqui Nachfolger, deſſen Namen keine Erklärung brauchet, weil Mayta in der allgemeinen Sandesfprache nichts. heißt, und Eapac oben fehon ausgeleget worden, fing feine Regierung mit einer Reife an, die er durch feine Staaten that, um die Gerechtigkeit zu handhaben. ſich mit einem Heere von zwölftaufend Manne aufden Marfch und gieng mit diefer. Darauf begab er Schaar auf dem Defaguaders oder Canale von Titicaca in Balſen a) fort, die er ausdrücklich dazu hatte machen laffen. Er fam in die Provinz Tiahuanacu, welche wegen der großen und prächtigen Gebäude berühmt iſt, die man nachher dafelbft fand, und unterwarf fich folche ohne Schwierigkeit. Was die Gebäude diefes Sandes betrifft, fo waren fie von folcher Beſchaffenheit, daß fie nicht fhienen, das Werf von Menfchen- war. Diejenigen, welche die Größe und „bruch noch Felfen gab, woraus man dieſe unge: heuren Steinflumpen hätte nehmen fünnen. „Man fah daſelbſt auch noch eine Menge anderer- „außerordentliche Gebäude, unter welchen große „an verſchiedenen Orten errichtete Pforten am merkwuͤrdigſten fielen, wovon die meiſten noch „ganz waren, und an den vier Ecken nur einen „einzigen Stein in ihrem Baue Hatten; und das „Wunderfamfte dabey war noch, daß fie faft ins⸗ „geſammt auf Steinen von einer unglaublichen „Sröße kunden. Denn es waren welche drey: „ng Schuhe lang, funfzehn breit und fechs dic. „Alle diefe Steine nebft den Pforten waren aus „einem einzigen Stuͤcke: man kann ſich aber un: Händen ſeyn zu Fünnen, zumal da weit und breit daherum Fein Steinbruch anzutreffen Anzahl diefer Gebäude weitläuftiger kennen wollen, mögen den Garcilaſſo be la Vega darüber nachlefen b), € Weil ich niemals Ge⸗ legen⸗ „moͤglich einbilden, mit was fuͤr Werkzeugen ſie „ausgehauen ſeyn mußten. Die Einwohner des Landes ſagen, alle dieſe Gebäude und andere „dergleichen wären vor den Zeiten der Regierung „der Yncae errichtet worden, welche zur Nachah⸗ „mung derfelßen die Feftung zu Cuzeo bauen laffen. „Sieht man indeffen diefe Gebäude mit einiger „Anfmerkjamfeit an: fo wird man finden, daß „fie noch unvollkommen geblieben, und daß fie nur „Anfänge von demjenigen find, was die Stifter zu machen Willens gewvefen„. Bon einigen andern hieher gehörigen Gebäuden wird weiter uns ten in dem Abfehnitre von den alten Denkmaͤlern in Peru geredet werben. 2 und eine Menge ander und fie fhon auf Erben als Regierung der Yncae. Familie. Er unterwirft ſich Tiahus: BACH, gung. 388 Reiſen und Entdeckungen Regierung legenheit gehabt habe, nach Cuzco zu gehen: fo kann ich auch nicht als ein Augenzeuge der Yncae. yon demjenigen reden, was von dieſen Gebaͤuden noch uͤbrig iſt. Ich will nur bloß dasjenige Davon in wenigen Worten anführen, was ich vom Don Fernando Aodri- guez, einem zu Lima wohnhaften Edelmanne, gehöret habe, welcher mit dem Vor: theile, daß er Corregidor zu Euzco gewefen, eine fonderbare Liebe zu den Wiſſenſchaften ‚ und viel Neigung zur Aufſuchung der Alterehimer verband, Er bat mich verficherr, man treffe in den Gebäuden der alten Indianer Steine von einer ſo ungeheuren Größe an, daß man fie nicht anders, als mit Bewunderung, anfehen könne, indem niche leicht zu begreifen wäre, wie fo abſcheuliche Stücke, die man heutiges Tages mit aller Huͤlfe unferer neueren Hebezeuge zu bewegen Mühe haben würde, haben von fo weit bergebracht und bis zu denen Orten koͤnnen erhoben werden, wo fie it find. Dieſes feheine fo wenig thunlich zu feyn, Daß man faft geveizet wird, der Meynung derjeni⸗ gen unterſchreiben, welche glauben, die Indianer beſaͤßen die Kunft, vie Steine zu gießen. Die Car: Ya: Da Mayta Capac feine Eroberungen-fortfeßete : fo weigerte fih die Wölkerfchaft virier wider Cac⸗NYaviri, unter den Collaern ihn für ihren Dberheren zu erkennen, und: befeftigee ſehen ſich ihm. fich auf einem Hügel, welcher eine gute Vierthelmeile hoch und fo rund wie ein Stö- Bel oder Stämpel war, Weil das ganze Sand außer diefem Berge ein flaches Feld mar: fo bielten ihn dieſe Elenden für etwas heiliges und betheten ihn ſogar als eine Gottheit an, Sie glaubeten, dafelbft Höchft ficher zu ſeyn, vornehmlich da fie eine Art von Berfhanzung auf demfelben gemacht hatten, worein fie fih mit ihren Meibern und Kindern und einem großen Vorrathe von Sebensmitteln begeben hatten. Der Ynca ließ fie gewöhnlicher Weife auffordern und ihnen durch eigene Abgeordnete fagen, er wär re nicht gefommen, ihnen ihr Gut und Blut zu nehmen, fondern fie derjenigen Wohl: fahre und Gtückfeligfeie theilhaftig zu machen, welche er auf Verlangen der Sonne, ‚allen Völkern verfihaffen follte; fie follten alfo nicht fo unbedachtfam feyn und deren Kinder verachten, noch denjenigen Widerſtand thun wollen, welche unibermindlichräs ren, weil ihr Vater, die Sonne, niemals unterließe, ihnen in allen ihren Treffen und bey allen ihren Eroberungen Beyftand zu leiften; übrigens müßten fie die Sonne an- bethen und ſolche für ihren Gort halten. Diefer Antrag aber ruͤhrete fie nicht, und fie gaben darauf zur Antwort, ihre Are zu leben fehiene ihnen gut zu feyn und fie möch- ten Feine andere: fie hätten ſchon ihre Götter alle, und vornehmlich diefen hoben Berg, auf welchem fie fich befeftiger hätten; der würde ihnen im Nothfalle feinen Beyftand niemals fehlen laffen : die Yncae koͤnnten immer binziehen, andere Leute zu unterrich- ten, wenn fie es für gut befänden; was fie anbeträfe, fo wollten fie weder ihr Geſetz noch ihr Leben ändern. Fabel und Ob nun gleih Mayta Capac fie fo halsftarrig fah: fo wollte er es doch nicht gern — zum Blutvergießen kommen laſſen, ſondern lieber verſuchen, ob er ſie nicht durch Lieb⸗ koſungen, oder, wenn es ja nicht anders waͤre, durch Hunger gewinnen koͤnnte. Er theilete dieſer wegen fein Heer in vier Haufen, um fie auf allen Seiten des Berges zu bela- gern. ie beharreten indeffen viele Tage lang bey ihrer Halsftarrigkeit und ruͤſteten ſich, den Leuten des Pnca zu widerſtehen, wenn folhe fie in ihrer Verſchanzung angrei- fen wollten. Da fie aber fahen, daß folhe Feine Mine macheten, fie zu beftreiten: fo fehrieben fie diefe Aufführung endlich der Zucht und Zagbaftigfeit zu, und u. As x in America VIBuch. V Cap. 389- dadurch don Tage zu Tage vorwegener,, daß fie auch fo gar viele Ausfälle auf ihre Feinde Regierung ehaten. Diefe wollten den Befehl ihres KRöniges nicht aͤbertreten, und vertheibigten ſich der Yncae. alfo nur s jedoch blieben dabey ſtets einige von den Eollaern auf dem Plage , welche ſich mehr aus wilder Tollkuͤhnheit als wahrer Tapferkeit in den dickſten Haufen ihrer Feinde ftürzeten, und daſelbſt ihr Leben ließen. Eines Tages waren ihrer fonderlich fehr viele ges blieben; und Daher entſtund ein Gerücht unter biefen Volkern in Collao, welches ſie nach⸗ her indemganzen Königreiche ausbreiteten, es hätten ſich bey diefem Ausfalle die Pfeile und Steine, welche fieaufihre Feinde geſchoſſen, und geworfen, umgekehret, und tiber fie felbft ges eichtet, daß alfo die meiften Eollaer durch ihre eigenen Waffen gefäller worden. Allein, die wahre Beſchaffenheit dieſes blutigen Handels war dieſe · Die Hauptleufe des Ynca konnten es nicht laͤn⸗ get. mit anfehen, daß die Verwogenheit der Collaer von Tage zu Tage zunahm, und befahlen alſo ihren Leuten ingeheim;, fie follten bey dem erften Angriffe, den die Feinde wiederum thun würden, ernftlich auf fie losgehen, und ihrer nicht ferner fhonen, fondern fie insgefammt, wenn es möglich fiele, nievermachen 5 weil es nicht billig wäre, daß man ihre Berachtung gegen den Ynca länger ertrüge. Kaum war folches befchloffen, fo wurde es auch ausge führer, Denn, als die Collaer, welche fich nicht feheueten , ihre Feinde zu veizen, aber— inalanfamen, ihnen wie bisher zu trogen und Hohn zu forechen : fo wurden fie fo muthig em⸗ pfangen, und fo übel bewillfommer, daß der größte Theil von ihnen erſchlagen wurde, Meil nun die Leute des Ynca bisher nicht anders gefochten, als bloß in der Abficht, fich zu vertheidigen, und nicht, um die Feinde nieder zu machen; ſo ftreueten fie Das Gerücht aus, fie hätten auch an diefem Tage eben nicht mehr geftvitten, als fonft, Die Sonne aber, wel⸗ che die wenige Ehrerbiethung nicht ferner leiden fönnen, die fie gegen ihren Sohn trügen, | hätte es fiir gut befunden, daß fich ihre eigenen Waffen wider fie gekehret, und fie gezuͤch⸗ figet hätten, weil es die Yncae nicht thun wollen. Dieſes wurde von den einfältigen Leu⸗ ten für recht glaubwürdig angenommen, und nad) der Zeit von den peruanifchen Dichtern noch beffer ausgefchmücket. Indeſſen war doch das Blutbad, welches an diefem Tage vorgefallen , Urfache, Daß Sie werden zu fih die Belagerten ergaben. Bornehmlich gereuete es die Curacae, daß fie fo widerfpän- Snaden auf: ftig geweſen. Sie ließen ihre Leute zufammen Fommen , in der Abſicht, zum Ynca zu ge- Laien ben , und ihn um Verzeihung zu bitten, damit fie der Züchtigung vorbeugeten, die ihnen fonft wiederfahren möchte, Diefes geſchah in folgender Ordnung. Die Kinder giengen voraus, und hinter ihnen ihre Mütter. Darauf Famen die Alten; ihnen folgeten Die Krie⸗ ger, die Hauptleute, und zuletzt die Curacae, welche die Haͤnde gebunden, und einen Strick um den Hals hatten, um dadurch anzuzeigen, daß ſie den Tod verdieneten, weil fie ſo verwegen geweſen, und die Waffen wider die Kinder der Sonne ergriffen hätten. Sie giengen alle zufanımen barfuß , welches unter den Indianern ein großes Kennzeichen der Demuth war. Als die Eollaer in diefem Aufzuge vor dem Mayta Capac erſchienen, fo warfen fie ſich zur Erde, und betheten den Ynca als einen Sohn der Sonne mit gro: Ben Zurufungen an. Darauf ſtelleten fih ihm die Euracae befonders dar, und bathen ihn mit derjenigen Verehrung, die fie ihrer Gottheit zu eriveifen pflegeten, demuͤthigſt, ih⸗ pflegeten, bigft, nen zu verzeihen, gefiel es. ihm aber ja, fie Hinvichten zu laſſen, fo würden fie ihren Tod noch für glücklich fhägen, wenn er nurigren Kriegen, die bloß durch ihr Beyſpiel gefeh— let, das Leben erhielte. Sie fleheten auch zu ihm, der Greiſe, der Weiber und Kinder zu verſchonen, als welche ganz unſchuldig waͤren. Mayta Capac empfing fie auf feinem Thro⸗ e3 ne 399 Reifen und Entdeckungen Regierung ne figend, und mit ſeinen Kriegesleuten umgeben. Nachdem er fie angehörets fo befahl der Yncae. gr, man follte ihnen die Hande losbinden , und die Stricke vom Halſe nehmen, Dadurch) bezeugete er, daß er ihnen Gnade wiederfahren ließe, und das geben und die Freyheit ſchenkete. Darauf fagete er mit fanften und Huldreichen Worten zu ihnen: er wäre nicht gekommen, ihnen ihr Haab und Gut und ihe Seben zu nehmen, fondern vielmehr, fie zu bes reichern, und fie nach der Vernunft und dem Gefege der Natur leben zu lehren; zu dem Ende follten fie ihre falfchen Gößen verlaffen, und die Sonne anbethen, der fie wegen der Gnade verbunden wären, die er ihnen erwiefe, Er fegete hinzu, fie und ihre Nachkom- men würden die Wahrheit deffen , was er fagete, aus der Erfahrung erkennen; weil es die Sonne alfo verordnet hätte. Siemöchten alfo nur wieder nach Haufe gehen, und daſelbſt bes fonders für ihre Gefundheit forgen, und denen Befehlen gehorchen, die ihnen zum gemeinen Bea ften würden ertheilee werben. Mach diefer Rebe gab er ihnen neue Berficherungen feiner Güte und Gnade, die er ihnen erwies. Er verlangete auch, es follten die Euracae im Namen aller ih⸗ ver Leute herbey Fommen, und ihm das rechte Knieumarmen, wodurch er ihnen zeigete, Daft er fie alle für die Seinigen hielte c). Diefes war ein fonderbares Merfmaal des Borzuges an dem Hofe der Yncae, und Eonnte ihre Unterthanen am meiften ſchmeicheln, welche die- fe Fuͤrſten als geheiligte und görtliche Perfonen anfahen; fo, daß es auch niemanden erlaube war, fie anzurühren, als den Prinzen von ihrem Gebfüte, oder denjenigen, welchen der Yn⸗ ca diefe Ehre verftatten wollte. Alle andere begiengen, fo zu fagen, ein gottesſchaͤnderiſches Berbrechen, das nicht zu verzeihen war, wenn fie es thaten, Ihm werden Die Art und Weife, tie der Ynca dieſer collaifchen Voͤlkerſchaſt von Car: Maviri noch andere begegnet war, bewog diejenigen , welche bie Sander Cauquicura, Mallama und Hua⸗ unterthaͤnig · diha bewohneten, und noch viele andere Völker, ihm unterwürfig zu werben. Don da fehickete der Yirca fein Heer unter denen vier Feldhauptleuten, die es anführeten , gegen We— ften, wo es ihm alle Völker bis an die Küften des Suͤdmeeres unterthänig machete, ohne einen Tropfen Blut zu vergiegen. Nur das Sand Cuchuna gegen Welten der Cordillera that einigen Widerſtand: endlich aber wurden die Einwohner, die ſich in eine Feſtung ge⸗ worfen, dergeftalt vom Hunger zugefeget, daß fie endlich genöthiget waren, ſich zu unter⸗ werfen; und bie Leute des Mea legeten zween Wohnſitze an, In dem Sande, wovon der eis ne Cuchuna nad dem Namen des Sandes felbft, und Der andere Moguehus ges nannt wurde, Er veꝛbeut das Die Cuchunaer hatten diehbfcheuliche Gewohnheit, daß fie eine Art von langſamem Giftmiſchen. Gifte braucheten, um fic) einer an dem andern zu rächen, wenn fie glaubeten , daß fie einis ges Unrecht oder einige Befchimpfung erlitten Hätten. Die Wirkung diefes Giftes war, daß es die Perfon gänzlich verftellete, Die ſolches befommen hatte, Daß es fie ſchwaͤchete, und in einen Fraftlofen und fehmerzhaften Zuftand feßete, welcher ihr ganzes geben hindurch dauerte, Es brachte denjenigen fo gar den Tod, die von einer ſchwachen leibesbeſchaffen- heit waren. Der Ynca, welcher von diefer Unordnung Nachricht erhielt , verordnete, es folfte insfünftige jedermann, welcher überzeuget würde, Daß er fich diefer entfeßlichen Ras che bediener hätte, ohne Verzeihung lebendig verbrannt werden, Diefer Befehl machete den Chucunaern ein großes Vergnügen, und wurde fo fharf ausgeübet, daß man * allein ) Garcllaſſo Geſchichte der Irene, u, III Cap. des IH Bucher N \ es 1 TS Folkema [CHR GP TrL:Debrie inre. £ Grade ur 41 MAYTA CAPAC a a die COLBAER. —— F in America. VIl Buch. V Eap. —ñ allein bloß den Giftmiſcher, ſondern auch feine Bäume, fein Korn, feine Hütte, undenb- Kegierung lich alles, was ihm zugehoͤrete, verbrannte, Dadurch horeten die Vergiftungen auf, und Der Rnıne. man batte kein Benfpiel mehr Davon. | Mayta Capac eroberte ungefähr funfzig Meilen Sand gegen Dften von Puraca uUeberwindet Ollınafyı in der Laͤnge und zwanzig bis dreyßig Meilen in der Breite, Diefes Land wur⸗ noch andere de von Völkern bewohnet , welche die Llaricafjs und Sancavan biegen, und fich ihm Collaer. freywillig ergaben. Er brachte auch die große Landſchaft Pacaza, die fein Vater zum Theile ſchon gewonnen hatte, voͤllends unter ſich, und fand dabey keinen Widerſtand. Als er. aber an die Stadt Huaychu Fam: fo wurde ihm gemeldet, weiter hin faͤnden fich vies le zufammen gezogene Voͤlker, die ihn zu beftreiten gedächten. Dem ungeachtet rüdfefe er weiter, feine Feinde aufzufuchen, welche fi) bald darſtelleten, ihm den Uebergang über einen Fluß zu verbiethen, welchen fie Huychu nennen. Zu diefem Ende hatten fich drey⸗ zehn oder viergehntaufend ftreitbare Mann von verfchiedenen Voͤlkerſchaften, die aber alle unter dem Namen der Collaer begriffen wurden , ins Feld geftellet, und waren entfchloffen, ihm eine Schlacht zu liefern. Der Hnea hingegen vermied folche forgfältig, und hoffete, fie vermitcelft der Sanftmuth an ſich zu sieben. Da ihm aber folcher Borfas durchaus nicht hatte gluͤcken wollen: fo mußte man zum Handgemenge kommen. Man fehlug fich mit gleicher Exbitterung einen ganzen Tag; und als die Nacht dazu Fam, fo begab ſich ein jeder zurück in fein Lager. Der Verluft der Collaer war fo anfehnlich, daß fie nicht wuͤnſcheten, wieder anzufangen, als der Tag angebrochen war; ſondern ſich vielmehr er⸗ bothen, fie wollten ſich dem Mca unterwerfen , welcher fie denn mit vieler Gnade annahm. - Der Erfolg diefes Treffens war binlänglich, alle Völferfhaften von Huaychu, wo bie Schlacht geliefert worden, bis nad) Callamarca, welches ein Sand von ungefähr dreyßig Meilen ausmachet, dem Gehorfame des Mayta Capac zu unterwerfen. Von Gallamarca zog der Ynca noch ungefähr vier und zwanzig Meilen weiter vor Cr bevoͤlkert bis nach Caracollo, und machete fih alle die Städte zinsbar, bis an den Sumpf Daz einige Daͤler. via. Bon da wandte er fih gegen Morgen, gerade nach) dem Sande der Antier, und Fam in das Thal, welches man nachher Chuquiapu, das iſt, Hauptlanze oder Hauptmanns- fanze, bieß. Er ließ dafelbft viele Devter mit Indianern bevölfern, die aus andern Pro- ginzen gekommen waren, weil er wußte, diefe Thaler wären viel heißer, als alle die andern vovinzen, welche unter dem Namen Colls begriffen werden; und folglich auch viel ge: ſchickter, daſelbſt Mayz zu bauen, Er ſetzete ſeinen Weg gegen Morgen fort, und gieng nad dem großen Schneegebirge zu, das in dem Sande dev Antier iſt, welche Voͤlker über dreyßig Meilen von Huaychu entfernet waren, Nachdem er drey Jahre auf dieſem Zuge ugebracht, viele Plaͤtze feinem Reiche unterworfen , den Einwohnern Gefege aufgeleget, und ihre Neglerung eingerichtet: fo Eehrete er wieder nad) Cuzco, woſelbſt er mit großen : Freudensbezeugungen von ſeinem Volke empfangen wurde. Er ruhete ſich daſelbſt zwey oder drey Jahre aus. Seine große Seele aber erlaubete ihm nicht, lange daſelbſt mäßig zu bleiben, fondern er machete alle Anſtalten, feine Ero- Er iagtdieer berungen noch weiter zu treiben, und gegen Weften von Cuʒco nach dem Sande zu gehen, fie Brüde vor welches man Contiſuyu nennet, und viele weitläuftige Provinzen enthaͤlt. Weil er aber Brubieeiten dazu über den Fluß Apurimac gehen mußte: fo verorönete er, man follte eine Bruͤcke dar— machen; über ſchlagen. Allein, da diefer Fluß viel zu groß, und zu breit zu ehter ordentlichen ge⸗ meinen Burke mars fo erfann Der Ynca eine von einer ganz beſondern Art, welche a > 17 392 Reifen und Entdekungen Regierung Bejucos ober Bindweiden gemacht war, die Dergeftalt in einander geflochten waren, daß der Yncae. fie fich in der Luft erhalten Fonnte, wie an einem andern Orte gefaget worden d). Diefe i Brücke ift die längfte in ganz Peru, indem fie über zweyhundert Schritte von einem En- de zum andern hat, und ein wenig mehr als zwo Ellen breit ift, nad) der Erzählung de— rerjenigen , welche darüber gegangen find, Sie ift durch fünf Taue befeftiget, deren jes des Dicker ift, als der Körper eines Menſchen. Sie befteht noch io, und hat ſich von der Zeit an, vermittelft derer Ausbeſſerungen, erhalten, die man jährlich daran machet; und es gehen die Laftthiere ganz beladen darüber, Die Erfindung diefer Brücke ſetzete viele india- niſche Bölkerfchaften in ein fo großes Erſtaunen, daß fie in der Einbildung , es koͤnnte nur ein Sohn der Sonne dergleihen Wunder erfinnen, fich ibm ergaben, ohne fo Tange zu "warten, bis man fie aufforderte, wie auch einen Diefe Partey ergriffen unter andern die Einwohner des Sandes Chumydivillica, St indamm. welches zwanzig Meilen lang, und etwas über zehn Meilen breit iſt. Der HYnca gieng durch diefes Sand, und unternahm durch die Wüften von Contiſuyn zu geben. Er traf aber einen drey Meilen breiten Moraft an, melcher ihn auf einmal aufhielt, Hierauf be: fahl er, durch denfelben einen hoben Steindamm zu machen. Er fing felbft an , die Hand "ans Werk zu legen, um feinen teuten das Beyfpiel davon zu geben; und diefes glückete "ihm fo wohl, ‚daß der Damm in wenigen Tagen vollendet wurde, ob er gleich zwo Ellen hoch, und fechs Ellen breit war. Dieſes Werk Hat fo wohl, als die Brücke, bey den Nachkommen Bewunderung erwecket. Er gewinnt Nachdem er alſo über dieſen erſchrecklichen Moraſt gegangen war ſo ruͤckete er in das neue Länder, Sand Allca, wohin man nur durch gefährliche enge Wege kommen kann. Dieſes ver- und bevoͤllert ochte die Einwohner , fih zufammen zu ziehen, um den Eroberer abzurreiben. Sie fie. mußten aber unterliegen, und wurden gezwungen, fich fo, wie die andern, zu unferwer- fen. Won da fegete der Ynca feinen Weg fort, und unterwarf die Sandfchaften Tauris- ms, Gotahuaci, Puma-Tampu, Parihuana Cocha, und da er noch über die Wi ften Covopuns binausgieng, fo bemächtigte er ſich auch der Länder Arımi und Colle- bus, die fich bis an das Thal Areguepa oder Arequipa erſtrecken. Weil ſich diefe Laͤn— der beynahe öde befanden : fo fegete er Einwohner dahin, die er aus andern nicht fo Frucht: baren Sanden nahm; und nachdem er die Verordnungen gemacht hatte, die ihm feine Kiugheit eingab, fo Fehrete er voller Ruhm und Ehre wieder nach Euzco zurück, woſelbſt er mit großen Freudensbegeugungen aufgenommen wurde, Er mies denjenigen Belohnun: gen an, melche ihm auf feinen Zügen treulich gedienet haften, und fehicfete fie insgefamme ſehr vergnügt über feine Güte und Großmuth, zurück. — | Sorget für Nach feiner Zuruͤckkunft nach Euzeo befchäfftigte er ſich mic nichts weiter , als feine Kirwen und Staaten blühend zu machen; und er that fih durch die Sorgfalt hervor, die er fir ven Waifen. Unterhale der Wirwen und Waifen trug. Man fhäger die Dauer feiner Regierung auf dreyßig Jahre; und er ftarb mit großem Leidweſen aller feiner Unterthanen, die ihn fehr beweineten, Sein ältefter Sohn, Capac Yupanqui, den er von feiner rechtmäßigen Gemablinn und Schwefter, Mams-Cuca, hatte, folgete ihm. * Ca⸗ d) Im IX Bande diefer Samml. a. d. 321 und: bringen, welche die Vorſtellung davon in vielen Stuͤ⸗ 477 S. Wir werden aber unten noch des Gareilafs cken deutlicher machen kann. fo deln Vega Veſchreibung einer ſolchen Brücke bey⸗ s ’ | Capac⸗ Yupanqui, fünfter Ynca. Capac Nupanqui fing, nad) dem Benfpiele feines Vaters, feine Regierung mit einem Befuche aller feiner Staaten an, in ber Abſicht, zu unterfuchen,, ob die Gerechtig: keit darinnen gut ober fehlecht verwaltet würde ; und zu gleicher Zeit ein Kriegesheer zufam- men zu ziehen, womit er die Eroberungen anfangen koͤnnte, die er vorhatte. Er ließ ei: ne neue Drüde von Bindweiden über den Fluß Apurimac an dem Orte Huacachaca, -machen, welche größer war, als diejenige, die fein Vater über eben den Fluß harte ma: chen laffen, und gieng mit einem Heere von zwanzigtaufend Mann hinüber, um in das Sand Nanahuara zu gehen. Die nächften Einwohner giengen diefem Herrn mit großen Sreudenbezeugungen entgegen, und unterwarfen ſich ihm. Diefem Beyfpiele folgete das in America, Vl Buch. VCap. ine 7 Kegierun der Dass — — Er ſetzet ſeines Vaters Erobe⸗ rungen ſort. ganze übrige Sand, Der Ynca gieng darauf in die Provinz Aymara; und obgleich die Einwohner anfänglich Mine macheten, ‚als wollten fie ſich feinen Abfichten widerfegen , ſo beſonnen ſie ſich doch eines andern und ergriffen die weiſe Partey, ſich zu unterwerfen, wobey fie dem Monarchen Gold, Silber und Bley, zum Zeichen ihrer Unterthaͤnig— keit darbothen. Eapac HYupanqui hielt ſich eine Zeitlang an einem Orte in dem Sande Aymara auf, um die Negierung feiner neuen Unferthanen einzurichten, und fehickete zu den Voͤlkerſchaf— ten des Sandes Umaſuyu, und ließ fie auffordern. Nachdem er aber vernommen hatte, daß man dafelbft die Waffen ergriffen, um ihn zu beſtreiten: fo entſchloß er fich, fie zu - überfallen, und begab ſich mit achttaufend auserlefener Mann auf den Marfch. Seine Eilfertigkeit Fam dem Blutvergießen zuvor; und er lebete darinnen dem allgemeinen Gefege Er gewinnt die Aymaraer und beſtimmet ihre Graͤnzen. nad), welches der erfte Ynca Manco Capac allen feinen Nachfolgern zur Beobachtung vorgeſchrieben €). Denn da ſich diefe Völker fo unverfehens überfallen fahen, fo waren fie nur bedacht, ihn durch eine fhleunige Unterwerfung zu befänftigen; und alle Curacae der Provinz erkannten ihn für ihren Herrn. Diefe Bölfer waren beftändig mit denen aus Aymara, wegen der Weiden ihrer Heerden im Streite; ihre Feindſchaft aber wurde durch die guten Befehle, welche der Ynca und vornehmlich durch Die Vorſicht, die er zuerft anmwandte, die Gränzen einer jeden Sandfchaft zu beftimmen, gänzlich gehoben, — Diefer Monarch Eielt fich einige Zeitlang in beyden Provinzen auf, und kehrete datz auf wieder mit feinem ganzen Heere nach Cuzco. Er hielt dafelbft einen prächtigen Ein- zug, welcher ein GSiegesgepränge vorftellen fonnte, Denn die vornehmften Euracae, und die edelften aus den dreyen Fürzlich eroberten Provinzen begleiteten ihn bis in feinen Faiferz lihen Sitz, und trugen ihn in einem ganz goldenen Armſeſſel, oder einer Arc von Palan- Ein, auf ihren Schultern, um dadurch anzuzeigen, daß er fie feinem Reiche unterworfen hätte. Bey diefem Triumphe waren alle feine Hauptleute um feinen Stuhl herum, und feine Kriegesleute marſchireten in der Ordnung vorher, die er unter ihnen gemacht hatte, Sie waren in Schaaren abgetheilet, und die von einer jeden Previnz nach der Zeit geftel- [et , wie fie waren erobert worden, fo, daß die am grften eroberten feiner Perfon am ER en, E) Diefes war: fie ſollten bey denen Eroberun⸗ Denn fiekönnten verfichert ſeyn, daß ihre Untertha⸗ gen , die fie Eünftig machen würden, nicht eher, als men, die fie durch Liebe gewonnen, fie auch gewiß lies in dem aͤußerſten Mothfalle Blut vergießen, und ben wuͤrden; hingegen wuͤrden ſie denen beſtaͤndig wenn fie vorher erſt verſuchet haͤtten, die Voͤlker verhaßt ſeyn, die fie ſich mit Gewalt unterworfen. durch Liebkoſungen und Wohlthaten zu gewinnen. Gaxcilaſſo IL Buch, XI Cap. Allgem. Beiſebeſchr. XV Band. Dodd | Hält einen fiegprangen: den Einzug in Cuzʒco. 394 Reifen und Entderfungen Regierung ften, und die legten am tweiteften Davon entfernet waren. Diefes geſchah mit großem Ver: der Yncae. gnuͤgen aller Einwohner in Euzco, welche mit Tanzen und Singen, nach) ihrer Gewohnheit, feyerlich vor ihm hergiengen. Sein Aufenthalt zu Cuʒco und feine Achtfamkeit, das Innere feiner Staaten einzu: richten, ließen die Kriegesverrichtungen nicht lange ausgefeget feyn, Ex trug Die Sorge darüber feinem Bruder, Anqui-Titu, auf, und gab ihm vier Prinzen vom Geblüce zu fei- nen Gehülfen, welche lauter im Kriege erfahrene Seute waren. Die Eroberungen wur- den auf der Seite von Contifuyu fortgefeget, und die Provinzen Cotapampa und Cota: nera, welche von der Bölferfchaft Duechus bewohnet waren, ohne Blutvergießen un: terworfen; indem diefe Völker dafür hielten, es wäre ihnen viel vorteilhafter, Untertha— nen der Meae zu feyn, und unter ihrem Schuße in Sicherheit zu leben, als frey und un= aufhoͤrlich den Anfällen ihrer Nachbarn ausgefeger zu feyn. Ihre Euracae unterwarfen ſich daher dem Anqui⸗Titu gleich bey feiner Anfunft, und brachten ihm ein Gefchenf an Golde für den König, welchem fie von dem Schaden Nachricht geben ließen, ven ihnen die Bölferfchaften Chanca und Hancohualla verurfacheren, und fie bathen ihn dabey, daß er doch Befehl dawider zu geben geruhen wollte f). Seine Ver⸗ Das Heer rückete darauf in das fand Huamampallpa, und in diejenigen &änder, welche Ik * laͤngſt den beyden Ufern des Fluſſes Amancay, unter dem Namen Quechua begriffen odo⸗ find, Die Thaͤler Hacari, Uvinna, Camans, Caravilli, Pieta, Quellca undan- dere, welche ſich nad) den Kuͤſten des Südmeeres erſtrecken, unterwarfen ſich dem Erobes rer, Da der Mnea auf die erfte Nachricht, die er davon erhielt, erfuhr, daß es unter den Einwohnern diefer Thaler Sodomiten gäbe; fo befahl er, fie follten mit allem, was ihnen gehörete, lebendig verbrannt werben g). Er vergleicht Einige Jahre nach diefen Unternehmungen zog diefer Fürft ein neues Heer zufammen, zween Cura⸗ welches er in Perfon anführen wollte; und nachdem er feinen Bruder , Anqui-Titu, zum “Er Regenten des Königreiches gemacht hatte, fo gieng er mit feinem Alteften Sohne von Euzco ab, und begab ſich an der Spitze feines Heeres nach dem See Paria. Während der Zeit, da er beichäfftiget war, die Völker zu unterwerfen, die auf diefer Seite feine Herefchaft noch nicht erkannten, Ffamen Abgeordnete von zweenen Euracaen des Landes Collaſuyu, wel⸗ he einander graufam befriegeten, zu ihm, und erfucheten den Ynca, er möchte doch gerus ben, ein Schiedesrichter unter ihnen zu feyn. Gold) eine hohe Meynung hatten fie von der Billigfeit dieſes Monarchen, nach dem Ruhme feiner Vorfahren gefaſſet. Bon dies fen beyden Euracaen hieß der eine Kari, und der andere Chipana. Der Ynca verglich fie mic einander, und befahl, man follte eines jeden Länder durch gewiffe Gränzen bemer- Ten; und die beyden Parteyen erfannten ihn für ihren Dberheren. Weiler eben im Bes griffe und , nad) Euzco zurück zu Eehren: fo nahm er die beyden Curacaen mit fih, um fie in diefer Hauptſtadt feines Reiches zu bewirthen, und verfchob den Beſuch bis zu einer andern Zeit, welchen er in ihren Laͤndern abzuftatten entfchloffen war, die über ſechzig Met: Ten groß waren. Nachdem er den beyden Curacaen alle Arten von Höflichfeiten eriviefen : fo ſchickete er ſie wieder zurück, und machete alles zu einem neuen Zuge nad) eben der Sei: fe zu vechte, wo ihm das Glück fo günftig geweſen war 5), Weit f) Ebendaf. XI Cap. 0.8.18 6, 8) Ebendaf XIII Cap. 0.8.1508, h) Ebendaſ. XIV Cap, ad. 151 S. — Ds in America. VIl Buch. V Cap. 395 Weil er den Vorſatz hatte, in das fand Collaſuyu zu dringen: ſo ließ er noch eine Kegierung andere Yriicke über den Defaguadera des Sees Titicaca machen; und dieſe Brüce wurde der Nncae. von einem hefondern Schilfe und von Strohe verfertiger. Sie ſchwamm auf dem Wafler, Cr läßt ei- welches keinen an diefem Orte merklichen Strom hat, und das Heer gieng hinüber. Er ne Brüdema- durchzog die fänder feiner beyden neuen Bafallen Cari und Chipans, welche zwo Provin- den, und ge: zen macheten, Die eine unter dem Namen Tapsc:ric, und die andere Cochapampa, und — — er gieng in die Provinz Chayanta. So bald er die Curacae auffordern ließ, ihm Gehor- vinz Chayanta ſam zu leiſten: fo ſchienen ſolche, ſich noch einiges Bedenken zu machen. Endlich aber verfprachen fie, dasjenige zu fhun , was er wuͤnſchete, wenn fie vorher die Geſetze der Yn— cae unterfüchet , und fie den Völkern vortheilbaft gefunden hätten ; wofern man fih auch nur anheiſchig machete, daß man fie in ihrer Freyheit laſſen wollte, wenn fie das Gegen— theil fänden. Die Bedingung wurde angenommen; und der Erfolg davon war, daß bie Euracae, welche die Nutzbarkeit der befagten Gefege erkannt hatten, fie mit Vergnügen annahmen, und dem Ynca als ihrem Lehnsherrn huldigten; ihn auch) als einen folchen in dem ganzen Sande mit großen Freudenbezeugungen ausrufen ließen. WBiele andere Voͤlker— ſchaften, Die unter dem Namen der Charcaer begriffen waren, folgeten ihrem Beyſpiele. Der Ynca, welcher über diefen Fortgang vergnüget war, nahm den Weg wieder nach Euzco auf der einen Seite, unterdeflen daß fein Erbprinz fich auf der andern Seite dahin begab, um auf diefe Art Die Sänder feiner Herrſchaft zu befuchen 2), ” Diefer Monarch, der von Natur unruhig war, ließ feine Truppen nicht lange in Eroberungen Ruhe. Er fihickete fie unter der Anführung feines Erbprinzen Ynca Roca aus, neue feines Prin: Eroberungen an der Seite von Chinchafuyu zu machen, welche gegen Norden von Euzco I ift, Diefer Prinz eroberte die Sandfchaften Curahuaci, Amancay, Sure, Apucara, Rucana und Hatumrucana, von da er nad) der Küfte gieng, und das Thal Nanaſca over Llanaſca, wie auch das ganze Sand eroberte, welches zwiſchen dieſem Thale und Ares quipa ift, ohne daß er nöthig gehabt hätte, Gewalt zu gebrauchen , da er überall mit den größten Kennzeichen der Zuneigung und des VBergnügens aufgenommen worden. Nah diefem Eehrete der Prinz wieder zu feinem Vater, welcher bald darauf ftarb, und ihm das Reich hinterließ X), HYnca Roca, fechfter Ynca. Mca Roca, welcher Namen kluger Fuͤrſt heißt, war des Capac NYupanqui, und der Deſſen Dame Mama Curylipay, der Schweſter und Gemahünn dieſes Harn, Sohn. Er folgete und Feldzaͤge den Grundfägen feiner Vorfahren genau, durchzog alle Länder feines Gebiethes, und ſchi⸗ ckete ſich zu neuen Eroberungen an. Er that drey Feldzuͤge, wovon er zweenen in eigener Perſon beywohnete, und den andern feinem Sohne Pahuan-Huacar, dem Erbprinzen ſeines Reiches, anvertrauete. Bey dem erſten Feldzuge marſchirete der Ynca nach der Seite von Chinchaſuyu, und Der erſte toi: unterwarf fich, obne einen Tropfen Blur zu vergießen, die Voͤlkerſchaften Cacmara, der die Chan— Quinualla, Cochscafs und Eurampa. Darauf gieng er in das Sand Autahuaylla, Vet· welches von vielen Voͤlkerſchaften bewohnet wurde, die man insgefamme unter den allge meinen Namen der Chancaer begriff, ob fie gleich durch befondere Namen von einander E D PS - dd 2 un⸗ ) Ebendaſ. XV Cap. a. d. 155 ©, u. XVII Cap, a. d. 151 ©, Ebend. XVIII u. XIX Cap. a. d. 163 S. x 396 Reiſen und Entdeckungen Zegierung unterſchieden waren. Daſelbſt nahm er die Unterwerfungen von den Gebiethen Hanco⸗ der ne, huallo, Unn-Sulle, Uramarca und Pille anz und andere, die nicht im Stande waren, ihm zu widerftehen, ergriffen die Elügefte Partey ; daß fie der Noth wichen, und hoffeten, es würde ſchon eine Zeit kommen, da fie das Goch abſchuͤtteln koͤnuten. Denn dieſe Voͤlkerſchaften waren tapferer, Friegerifher und zahlreicher, als diejenigen, wovon wir geredet haben. Eine jede hat ir Dberhaupt, oder ihren regierenden Herrn, welcher ſich bes muͤhete, feine Herrſchaft zum Nachtheile feiner Nachbarn auszubreiten /). Der zʒweyte Bey dem zweyten Feldzuge, welchen fein Sohn führete, marfchivere das Heer gegen unter feinem Morgen von Euzco, und brachte die nicht ſehr zahlveiche Voͤlkerſchaft, welche das fand Sohne. Challapampa bewohnete, unter des Nnca Bothmäßigkeit, bemäcptigte ſich auch der Laͤn⸗ der Haviſca und Tunu, wo die Coca oder Cuca wächft, welches Kraut von den daſigen Voͤlkern verehret und angebethet wurde, weil es, wie ſie ſageten, in dem Lande urſpruͤng⸗ lich wuͤchſe, und alſo darinnen eigenthuͤmlich und Herr davon waͤre, ſie ſelbſt aber nur als Fremdlinge daſelbſt koͤnnten angeſehen werden. Hier endigte das Heer ſeine Eroberun⸗ gen gegen Morgen, weil die weiter darüber hinausgelegenen Sänder nicht wohnbar, ſon⸗ dern voller Moraͤſte und Felſen waren m), Der dritte wi⸗ Mea Roca unternahm den dritten Zug, an der Spiße eines Heeres von dreyßigtau⸗ der die Char fend Mann, welches das allerzahlveich>fte war , das diefes Reich noch jemals ins Feld ge: — ſtellet hatte. Er marſchirete durch das Sand der Charcaer, um die-Eroberu.igen der unter diefem Namen begriffenen Provinzen zu vollenden; und er brachte auch wirklich Chuncu— vi, Pucuna und Muyumuyu, fo wie auch die Sänder Miſ qui, Socsta, Machaca, Caracara und andere bis nad) Chuquiſaca unter ſich, die alle zufammen unter dem all: gemeinen Namen ber Charcaer begriffen find. Bey diefem einzigen Feldzuge erweiterter die Gränzen feines Reiches über funfzig Seemeilen von Norden gegen Süden, und eben fo weit von Dften gegen Welten ), Er machet Ge⸗ Dieſer Monarch hatte viele große Gaben, und er wandte fie zum Vortheile feiner feße, und ftif- Bölfer an, Nachdem er feine Eroberungen befchloffen hatte: fo machete ex viele Gefeße 0) tet Schulen. zur öffentlichen Sicherheit, verborh viele Ausfihweifungen bey fharfer Strafe ; und flifs tete zu Euzco eine Art von Academie zur Unterweifung der Prinzen vom Geblüte, nach Be: ſchaffenheit des Zuftandes, worinnen die Wiffenfchaften bey diefen Völkern waren D): Seine Sprü- Er hatte gemeiniglich diefe Worte im Munde: fo oft er die Größe, das Sicht und die e. Schönheit des Himmels betrachtete, fo zöge er die Folge daraus, Pachacamsc (dieſes ſoll der Name des wahren Gottes bey ihnen geweſen feyn), muͤſſe wohl ein ſehr mächtiger König ſeyn, weil er eine fo ſchoͤne Wohnung hätte. Zumeilen fagete er auch, um zu zei _ gen, wie hoch er die tugendhaften Leute fhägete: wenn ic) efwas von den Dingen bier nieden anbethen müßte, fo würde ich ohne Zweifel einen weiſen und vernünftigen Mann anbethen, weil er an Würde alle Sachen in der Welt übertrifft. Damit er aber bewiefe, | daß N Kbendaf. IV Buch, XV Cap. a. d. 19% 0) Gareilaſſo führet am oft angezogenen Orte £ ©. XIX Cap. folgende als die vornehmften davon \ aus dem P. Blas Valera an: „Man follte nur 2) Ebend. XVI Cap. a.d. 201 ©. - „die Edelfeute und nicht geringer Leute Kinder von „niedriger Herkunft zu den Miffenfchaften erziehen, n) Ebendaſ. XVII u. XVIU Cap. a, 8.204 „aus Furche, folche erhabene Kenntniffe möchten u. ff. ©. „ſie ſtolz machen, und der Staat koͤnnte alsdann in America. VI Bub. V Cap. 397 daß man feinen Menſchen anbethen müßte: fo fegete er hinzu: doch man muß keinen Regierung anbethen, der mıt Beinen gebohren wird, der von einem Kinde zum Manne er- der Yncae. wächft, der niemals in einerley Zuſtande bleibt, der geſtern auf die Welt kam, und heu— te hinausgeht; und ber fih nicht vom Tode befreyen, noch nach dem Tode wieder hervor wachfen kann q)- * Sein Tod wurde durchgaͤngig ſehr bedauert, Er hatte ſo wohl von feiner rechtmaͤßi⸗ ; gen Gemablinn und Schwefter, Mama⸗Micay, als auch von feinen Kebsweibern vie fe Kinder. Man weis nicht, wie lange Zeit er vegieret habe, Einige fagen, funfzig Jah: ve: allein, das ift nicht gewiß. j Nahuarhuacac, fiebenter Ynca, Mohuarhuacac, des Ynca⸗Roea ältefter Sohn , wurde daher fo genannt, weil man Sein ame, vorgiebt, er habe bey feiner Geburt Blut geweinet, ob wohl einige behaupten, er ſey ſchon vier e Jahre ait gewefen, als folches geſchehen 7). Dem fey aber wie ihm molle, fo heißt doch fein NMame Blutweiner. Der Umftand, welcher Dazu Gelegenheit gab, veranlaffete ver- fehiedene unglücflicye Prophezeyungen von den Gauflern oder Wahrfagern ; und- weil alle dieſe Völker überaus leichtgläubig waren, vornehmlich wenn es auf Prophezeyungen und Wahrfagungen anfam, fo fülleten fie fein Gemuͤth dergeſtalt mit Furcht an, daß er ſich alle Augenblicke eines Unfalles verſah. Dieſes war Urſache, daß er ſich gaͤnzlich der Regierung befliß, und ſich bemuͤhete, ſich ſeinen Unterthanen durch Wohlthaten be— liebt zu machen, damit er ihre Liebe gewoͤnne, und fie verbaͤnde, ruhig und vergnuͤgt zu leben. Da er aber in Betrachtung zog, daß aus einer übermäßigen Sanftmuth . weit verdrüßlichere Wirkungen entftehen koͤnnten, wenn die Unterthanen und benach- barten Völker vermutheten, daß die Furcht der Bewegungsgrund feiner Handlungen wäre, und daß es gar zu merflich feyn würde, wenn er nicht die Waffen ergeiffe, um die Gränzen feines Reiches, nach dem Beyfpiele feiner Vorfahren, zu erweitern: fo warb ev ein Heer an. Allein, weil er fich niche getrauete, folches aus Furcht vor denen Wi: derwaͤrtigkeiten, welche ihm die Wahrfager anfündigten, in Perfon anzuführen: fo ver- trauete er die Oberbefehlshaberftelle darüber feinem Bruder, Innca Mayta, an, und * trug ihm auf, die Troberungen an der Seite von Arequipa fortzuſetzen. Der neue Heerführer richtete ſolches vollfommen wohl aus, und unterwarf das Sand‘ Collaſuyo genannt, zwiſchen Arequipa und Tacama; wovon er auch ftets nachher den Namen Apu Wagßta, das ift Dberfter oder General Mayta behielt, Diefe Furcht aber quälete den Anca nicht allein; fondern das Betragen feines äl- teften Sohnes beunruhigte ihn noch mehr. Gleich von der Kindheit an haste fich deſſen böfes Naturell geäußert, und mit heranwachfenden Jahren verurfacheten das ſtolze und hochmuͤthige Welen, und die Herrfehfüchtigen Neden des jungen Prinzen dem Vater neuen | Dvd 3 Kum: Er beftrafer feinen ungera⸗ thenen Sohn, „Schaden davon haben. Es wäre zur Befchäffti- „gung dieſer letztern genug, daß ein jeder feines Va⸗ „ters Handthierung erlernete. Man follte mit den „Mördern, Auftuͤhrern, Dieben und Ehebrechern „Eein Mitleiden haben, fondern fie alle ohne Gnade „aufhängen laſſen. Die Kinder jollten gehalten Sſeyn, ihren Aeltern bis ins fünf und, zwanzigſte „Jahr zu dienen, nach welcher Zeit fie zum Dienfte „des gemeinen Weſens arbeiten follten ,,. pP) Was man darinnen gelehvet, wird unten vor kommen. 9) Sarcilaffo ausdem a. O. a.d. 208 ©, 7) Ebend. XVI Cap. a· d. 202 ©, P. las valera, am 3908 Reifen und Entdeckungen Regierung Kummer, Alle Borftellungen und Drohungen waren vergebens, und macheten bey ihm der RYncae. fo zu fagen, übel ärger. Um ihn alfo recht zu demuͤthigen, entſchloß ſich Yahuarhuacac, ihn vom Hofe zu verbannen, und in einen großen Thiergarten, Chits genanne, nicht weit von Euzco zu verweilen, wo er nebft andern auf den daſigen fhönen Weiden, die Vieh: beerden der Sonne hüten follte. Der Prinz war damals etwan neunzehn Fahre alt, und brachte drey ganzer Jahre in diefem erniedrigenden Stande zu, wo fein Vater genau auf ihn Acht geben ließ, daß er nicht entwifchen konnte. Diefer koͤmmt Eines Tages aber, da es der Monarch am mwenigften dachte, erfchien der verbannere wieder nad Prinz in dem Pallafte feines Vaters und ließ ihm zu wiflen thun, er kaͤme ausdrücklich in Hofe Gefandrfchaft zu fm. Der Pnca wurde fehr unmillig darüber, und ließ ihm andeuten, er follte fich wieder dahin begeben, wohin er ihn gemiefen hätte, fonft würde er ihn als einen Webertreter der Föniglichen Befehle hinrichten laſſen, welche niemand, auch in den allergeringften Puncten, übertreten dürfte, Der Prinz antwortete, er wäre nicht gefommen, um wider fein Geboth zu handeln, fondern einen andern Mea zu gehorchen, der ein eben fo großer Herr wäre, als er, und welcher ihn abfchickete, feinem Vater gewiffe Dinge von fehr großer Wichtigkeit zu ſagen. Wenn folcher alfo verlangete, diefelben zu vernehmen, fo möchte er ihn vor ſich laſſen; er müßte ohnedieß, um das, was ihm aufgetragen worden, voͤl⸗ lig auszurichten, zu demjenigen, der ihn ſchickete, wieder zurück Eehren und ihm feine Ant⸗ wert binterbringen. | und berichtet Der Pnca, welcher fehr darüber erftaunere, daß der Prinz vorgab, er wäre von fein Geſicht einem eben fo großen Herrn geſchickt, als er wäre, ließ ihn vor fich, Damit er vernähme, EHRE was dergleichen Ausfehweifungen fagen wollten, und wer fofühn wäre, und fich feines ä Sohnes zu dergleichen Bothſchaften bedienete, ohne die Strafe zu befuͤrchten, welche dieſe Kuͤhnheit verdienete, und womit er die Strafbaren zu belegen nicht ermangeln wuͤrde, ſo bald er ſie erfuͤhre. Als der Prinz vor ſeinen Vater kam: ſo redete er folgendergeſtalt zu ihm: „Herr, vernimm, Daß heute gegen Mittag, da ic) mich unter einen von denen Fel— „fen legete, die auf den Weiden in Chita find, wo ich, um dir zu gehorchen, die Heerden „unferes Vaters, der Sonne, huͤtete, (ich weis nicht, ob ich fehliefe oder ob ich „wachete) ein gewiſſer Menfch erſchien, der auf eine fremde Art gekleidee war, und eine „ganz andere Geftalt hatte, als wir. Denn er trug einen fehr langen Bart, und einen „Rock, welcher ihn bis auf die Füße bedeckete, außerdem führete er ein Thier an einem „Litſtricke, welches mir unbekannt war. Diefer Menfch näherte fi) und fagete zu mir: „Mein Better, ich bin ein Sohn der Sonne, und ein Bruder des Ynca Manco Capac „und der Eoya Mama Dello Huaco, feiner Frau und Schwefter, der erftern von deinen „Borfahren, und folglich bin ich ein Bruder deines Baters und euer aller. Ich heiße „Viracocha Ynca. ch komme hieher im Namen unfers Vaters, der Sonne, um bir „eine Nachricht von großer Wichtigkeit zu geben, damit du dem Ynca, meinem Bruder, „Davon Meldung thuſt. Es Haben ſich nämlich die meiften Provinzen in Chinchafuyu, „die feiner Herrſchaft unterworfen find, und die andern, die noch nicht unter ihm ſtehen, „empoͤret, und die Waffen ergriffen, um ihn vom Throne zu ftoßen, und die Stadt Cuzco, die „Hauptſtadt unfers Reiches, von Grunde aus zu zerfröhren. Geb alfo hin zu meinem „Bruder, dem Ynca, und fage ihm in meinem Namen, er folle ſich rüften, einem fo „großen Nebel vorzufommen, und die Mittel anwenden, die er dazu für noͤthig erachter. u s) Ebendaf. XXI und XXII Cap. in America. VIBudh VE 399 Du aber follft wiffen, daß, in was für Beſchwerden du auch) kuͤnftig ſeyn moͤchteſt, ih Regierung „die niemals eneftehen, fondern dir in allen deinen Wiverwärtigkeiten, als einer Perfon der Anese, beyſpringen werde, die mein eigen Fleiſch und Blut if, Scheue dich alfo nicht, ein „jedes große Werk zu unternehmen, das bir vorfömme, wenn es nur der Majeftät deines Geſchlechtes und der Größe deines Reiches anftändig iſt. Denn damit du cs zu Stande „bringen koͤnneſt, fo werde ich dir günftig ſeyn; ich werde dich ohne Aufhoͤren vertheidigen, „und werde dir allen den Beyſtand leiften, der dir noͤthig feyn wird., As der Dnca Viracocha diefe Worte vollendee hatte, fo verſchwand er, ohne daß ich ihn weiter gefehen ; und ich habe mic) fo gleich auf den Weg gemacht, um dir dasjenige zu melden, was er verlangt hat, daß ich dir in feinem Namen melden follte. Der Mea Pahuarhuacac war fo fehr wider feinen Sohn aufgebracht, daß er feinen Der Ynea Worten nicht den geringften Glauben beymaß, fondern ihm antwortete: er wäre ein Narr, will es nicht und fein hochmuͤthiger Geift hätte ihn angetrieben, diefes Mährchen, welches er felbft er» glauben. dichter hätte, fo unverſchaͤmt vorzubringen, als ob es Dffenbarungen von feinem Vater, der Sonne, wärens übrigens follte er nur gefchwind wieder nach Chita zurückkehren und nicht von da weggehen, wofern er nicht die Wirkungen feines Zornes erfahren wollte, Der Prinz gieng alfo in groͤßerer Ungnade feines Vaters, als vorher, wieder dahin zurück, die Verrichtungen eines Hirten dafelbft zu verfehen. Die nächften Anverwandten des Mnca aber, welche noch viel zu abergläubifch waren, zumal wenn es Träume betraf, die ihr Oberhaupt, oder deſſen Erbprinzen, oder auch den Sonnenpriefter angiengen, als daß fie nicht follten davon beunruhiger werden , bildeten fich allerhand Dinge von der Nachricht des Prinzen ein, Sie riethen dem Inca, folche nicht ganz in den Wind zu fehlagen, der aber nur darüber fpoftete, und verboth, daß man ihm davon, als von einer ernfthaften Sache, etwas fagen ſollte. Diefes war um fo viel mehr zu verwundern, weil er felbft den Umftand bey feiner Geburt für eine unglücfliche Vorbedeutung anſah, und deswegen in faufenderley Furcht Iebete. Allein, er war einmal wider den Prinzen eingenommen, und wollte, da die Zeitung, die er ihm brachte, unglücklich war, fein Gemüth mit Feinen neuen fürchterlichen Borftellungen anfuͤllen, fondern fie lieber nicht glauben s). Indeſſen breitete fich doch, drey Monate nach diefer Begebenheit, zu Euzco die Zeitung Empörung aus, es hätten ſich die Provinzen Chinchaſuyu von Arahualla bis tief in das Land hinein wider ihn. empöret. Allein, man hatte damals Feine ſonderliche Acht auf diefes Gerücht, fondern fah es als ein Weberbleibfel von dem befagten Traume an. Gfeichwohl fing man von neuem an, von diefem Aufftande zu reden, ohne daß man ihm mehr Glauben beymaf, als zuvor, Endlich aber erhielt man fo fichere und fo umftändfiche Nachrichten, daß man nicht ferner daran zweiten durfte, Man erfuhr, es hätten fih die Bölkerfchaften Chance, Ura⸗ marca, Villen, Uturſulla, Sancobualla und andere zuſammen verbunden, die von dem Pnca gefegeten Statthalter erfchlagen, und vierzig saufend Mann auf die Beine ge bracht, welche wider Cuzeo zögen, Da der König fich von einer fo großen Anzahl Feinde umverfehens und ohne Daß er fich im geringften gecüfter hatte, überfallen ſahr fo entfchloß er ſich, die Stadt zu verlaffen, um feine Perfon in Sicherheit zu feßen £). Ale Einwohner ſchicketen ſich ar, ihm zu folgen, als der Prinz, welcher die Heer- Der Prinz den der Sonne hürere, und feit feinem Traume den Namen nen Viracocha behalten hatte, elet ihm zu über die Zaghaftigkeit ber Großen und des Volkes unmillig war, und nah Muͤyna, fünf Ole; Meilen #) Kbendaf: XXI und XXIV Cap, . Regierung der Yncae. 400° Reifen und Entdeckungen | Meilen von Euzco lief, wo der König mit feiner- Familie und den Prinzen von feinem Ges blüte Halte machete, Er bielt eine Rede an fie, um fie aufzumuntern; worauf er den Weg wieder nach Euzco nahm, mit dem Vorſatze, für die Vertheidigung diefer Stadt nebſt denjenigen zw ſterben, die er. als freywillige bey fich haben wuͤrde. Sein Benfpiel ſchlaͤgt und be⸗ ſieget die Auf⸗ ruͤhrer; machete Eindruck; und es verſammelten ſich uͤber achttauſend ſtreitbare Mann um ihn. Er fuͤhrete fie in eine große Ebene bey Euzco und auf den Weg, den die Feinde nahmen. Dafelbft erhielt er die Zeitung, daß die Nationen Quehua, Cotapampa, Cotanera und Aymara feinem Bater zwanzig taufend Mann zu Hülfe fehiefeten, und fie mit großen Tagereifen marfchireten, um zu ihm zu ftoßen. Diefe Völkerfchaften waren Nachbarn der Nebellen, und mit ihnen ſtets im Kriege geweſen, ehe noch) eine und Die andere fich der Herrfchaft der Meae unterworfen hatte, Sie ftießen glücklich zu dem Prinzen Ynca Viracocha, welcher ven Feind feftes Fußes erwartete; und fo bald folcher fich fehen ließ, trug er ferner fein Bedenken, ihn anzugreifen, Die Schlacht dauerte acht Stunden mit gleicher Erbitterung und vielem. Verluſte auf beys den Seiten. Endlich aber behieledes Viracocha Partey die Oberhand und die Feinde wurden gefchlagen und in die Flucht gejaget. Der Prinz begegnete den Gefangenen mit vieler Leut⸗ feligfeit, ließ fie insgefamme in Freyheit fesen, und trug überaus große Sorge für die Ber- wundeten. Er fehickete den größten Theil feines Heeres ab, um die übrigen Aufrührer vollends zu zerſtreuen, und folgete mit einem Heereshaufen von fechstaufend Mann, umden- jenigen, welche twieder zu ihrer Pflicht kehren wollten, Berzeihung und Bergeffenheit alles deſſen, was vorgegangen wäre, anzubiethen. Er ruͤckete in die aufrührifchen Provinzen ein; und feine Anfunft breitete anfänglich das Schreefen darinnen aus. . Seine Gnade ‚und Sanftmuth aber macheten den Einwohnern bald wieder Muth, und man hielt fich und maßet ſich ſtatt ſeines Vaters der Regierung an. für ſehr gluͤcklich, daß man mie einigen Kennzeichen der Neue davon kam x). Der Prinz ließ einige Truppen in dem Sande und fehrete wieder nach Euzco, wo er als ein Sieger und Friedensftifter empfangen wurde. Won Euzco begab er fich nach Muy- na, woſelbſt fein Vater war, der ihn nicht mit fo vieler Freude empfing, als ein fo großer Dienft und Sieg wohl verdienee hätten, ſondern vielmehr eine gewiſſe Traurigkeit und Schwermuth blicken ließ, welche man entweder der Eiferfucht über feines Sohnes Gluͤck, oder. auch der Scham wegen feiner Zaghaftigfeit, und der Furcht vor einer Geringſchaͤtzung bey feinen Unterthanen zuſchrieb. Ihre erfte Zuſammenkunft gefchab öffentlich, und da führeten fie nicht viele Neben mit einander, Nachher aber hatten fie eine befondere lange AUntervedung zufammen, von welcher man muthmaßete, daß fie die Frage betroffen, wer von ihnen beyden fünftig vegierender Herr feyn ſollte. Diefe Muthmaßung wurde durch den Entfchluß des Prinzen beftärfer, nicht zuzugeben, daß fein Vater twieder nach Cuʒco zuruͤck kehrete, weil er es ſo zaghafter Weiſe verlaſſen haͤtte. Mehr brauchete es fuͤr die⸗ fen herrſchſuͤchtigen Prinzen nicht, Die Regierung feinem Vater zu entziehen, welcher ſich diefer Veränderung nicht mwiderfegen Fonnte, da er überzeuget war, daß die Hauptſtadt feines Reiches den Abfichten feines Sohnes Vorſchub that. Um alfo dem Xergerniffe und den bürgerlichen Kriegen vorzubeugen, willigte der Inca Yahuarhuacae in das Begehren feines Sohnes, welcher ihm an dem Orte, wo er war, einen’ prächtigen und mit allem wohl verſehenen Pallaft bauen ließ, und wieder nad) Cuzco eilete. Er verließ die gelbe Franſe u) Ebendaſ. V Bud. XVII, XVII und XIX Cap. in America. VIBuh. VCap. 401 Franſe und nahm eine rorhe dafür doch wollte er nicht erlauben, daß fein Vater die rothe Regierung abfegete, fondern war zufrieden, daß er ihm nur die wirffiche Beherrfihung des Neiches der Anese, überließ, das leere Zeichen Davon aber immer behalten mochte. Er ließ feinem Vater auh) —— eine anfehntiche Hofſtatt, und verfah ihn mit allem, was er brauchete x), In diefem Pallafte brachte der alfo abgefegete König feine übrige Lebenszeit zu, deſſen Der Ynca Gemahlin, die Coya Mama Chic Pa war. Man weis nicht, wie lange er eigentlich ſtirbt. regieret hat, noch auch wie lange er nach feiner Abſetzung noch gelebet; indem die India— ner dergleichen Denkzeiten nicht angemerfer haben, Viracocha Ynca, achter Mea. Man weis den Namen dieſes Fürften vor der Zeit der obgedachten vorgegebenen Er: Sein Namen. ſcheinung nicht: nach der Zeit aber nannte man ihn den Nnca Viracocha, ober weiches eben fo viel iſt, Viracocha Ynca. Nachdem er feinen Vater abgefeget hatte, fo fing ev feine Regierung mit der Erbauung eines prächtigen Tempels zu Cacha an, welcher Drt ſech zehn Meilen gegen Süden von Euzco > Diefer Tempel wurde dem Mea Viracocha, Sr bauet dern dem Oheime des regierenden Monarchen, gewidmet, der ihm zu Ehita erſchienen war, als Viracocha er dafelbft die geheiligte Heerde der Sonne huͤtete. Er wollte, diefer Tempel follte den einen Tempel. Der recht nach der Natur vorftellen, wo er den fo berufenen Traum gehabt hatte, und außer einer Eleinen Capelle, die der Höhle glich, worinnen er gelegen, oben offen und ohne Dach feyn, Diefer Tempel, deffen Steine fehr fchön zugehauen waren, hatte fechs u. zwanzig Fuß in der Befhreibung $änge und vier u. zwanzig in der Breite, Seine vier Thüren giengen nach den vier Hauptgegen- deſſelben. den des Himmels, Mur eine einzige davon, nämlich die gegen Dften, war zum Ein- und Ausgehen offen, die andern waren bloß zur Symmetrie und zum Zierrathe der Mauren, Weil man nod) ein Stockwerk darüber bauen follte, weldyes einen Boden haben mußte, der dem unterften zugleich zur Decke dienete, welches bey diefen Bölfern etwas neues war, die Feine Gewölbe zu machen mußten: fo kamen fie auf den Einfall, inwendig Mauern zu bauen, welche zu Trägern oder Dueerbalfen dieneten. Sie waren jede drey Fuß die und fieben Fuß von einander , fo daß fie zwölf Fleine Gaſſen als Gänge macheten. Gie waren mit großen Steinen, deren jeder zehn Fuß lang war, beleget. Beym Eingange in den Tempel wandte man fich zur rechten Hand in die erfte Gaffe, an deren Ende man fich zur linken wandte, um in die zweyte zu kommen, und fo von einer in die andere, bis zue legten, wo man eine Treppe fand, um oben auf den Tempel hinauf zu fommen, An beyden Enden einer jeden Gafje waren Fenfter, wie Schießlöcher, damit das Licht hinein fiele, und unten an jedem Senfter fah man eine Yet von Bilderbiende in ber Mauer, wor⸗ innen ein Thuͤrhůter ſaß, ohne den Weg zu verſperren. Die Treppe war mit zwoen Wen: delftiegen gemacht, und bie oberfte gieng gerade auf den großen Altar. Der Boden des aufgefegeren Stockwerkes war mie vieredichten ſchwarzen Steinen gepflaftert, die man fehr weit hatte herkommen laffen, und die wie Agat glänzeten, An der Seite des großen Alta- ves war eine Capelle von zwölf Fuß im Vierecke, die mit eben den ſchwarzen Steinen, auf Schuppen art in einander geſchoben, bedecket, und das Schönfte von dem ganzen MWerfe war, Si eben diefer Capelle an dem dickſten Orte der Mauer des Tempels war ein Ge: haͤuſe x) Ebendaſ. XX Cap. m d. 3568. Allgem, Reiſebeſchr. XV Band. Eee Ds 402 Reifen und Entdeckungen Regierung häufe, worinnen. das Bild von dem Geifte Viracocha fund, und an beyden Seiten fah der Yncae. man zween andere fehr ſchoͤne und ganz leere Pavillone, welche der Hauptcapelle nur zur Verſchoͤnerung dieneten. Die Mauern des Tempels erhoben ſich auf drey Ellen iiber ven Boden, ohne daß ein einiges Fenfter darinnen war, Es fanden fih aber rund herum feinerne und mit Bildhauerarbeit gezierte Kränze. In dem Gehäufe der Capelle fah man ein großes Zußgeitelle , worauf die Bildfäule ſtund, welche der Ma Viracocha harte aushauen laſſen, um den Geiſt im eben der Stellung abzubilden, wie er ihm er— fihienen war. | Bildſaͤule des Diefe Bildfäule fellete einen großen Mann mit einem langen Barte, und einem Geiſtes Biras Rocke in Geftalt eines Leibrockes, ver bis auf Die Erde fehleppete, vor, Er führete mit cocha. einer Kette, wie an einem Leitſtricke, ein ganz fremdes Thier von einer unbekannten Geſtalt, welches Loͤwenklauen hatte.» Das ganze Werk war von Steinen, und der Vnca, welcher ſah, daß die Arbeitsleute die Geftalt und das Anfehen diefes Bildes nicht recht treffen konnten, ſo gern ſie auch gewollt haͤtten, vergaß nichts, ihnen eine genaue Beſchreibung Davon zu machen, und ſich ſelbſt vielmals fo anzukleiden und zu ſtellen, als er ihm geſehen zu haben ſagete. Dieſe Bildſaͤule glich bey nahe der Abbildung des Apoſtels Bartholo— maͤus, welcher gemeiniglich ſo den Teufel unter die Fuͤße tretend gemalet wird, als Viracocha hier ein unbekanntes Thier gefeſſelt hielt. Die Spanier glaubeten auch bey Erblickung derſelben, es haͤtte dieſer Apoſtel den Peruanern das Evangelium geprediget, und vermuth⸗ lich waͤre ihm zu Ehren eigentlich dieſer Tempel und die Bildſaͤule errichtet worden die fie aber nichts deſtoweniger nachher zerſtoͤret haben y). Der Ynca Der Ynca Viracocha hatte viel zu thun, daß er die Indianer vermochte, in diefem wird unter ſol Tempel nur feinen vorgegebenen Oheim Viracocha anzuberhen. Sie glaubeten , der 9er gehen Tempel und der darinnen angeftellete Dienft wären für ihn, und er mußte endlich gefchehen ea ae laſſen, daß man ihm felbft eben die Ehre erwies, welche nur der Gottheit gebührer, "Mebrigens vergaß er diejenigen nicht, die ihm bey denen mislichen Zeiten gut gedienet hatten, und befonders überhäufere er die Quechuaer, die ihm fo eilfertig wider die Auf- rühren zu Hülfe gefommen waren, mit Gütern und Ehre, Er wollte, ihre Euracae foll- ten die Kopfbinde oder das Llautu, aber ohne Franfe, tragen, ſich die Haare verſchneiden und nach Art der Pncae, aber nur mit einigem Unterfchiede, Ohrengehänge einmachen. Sehe Ero⸗ Diefer Monarch befliß ſich eine ziemlich geraume Zeit lang auf nichts anders, als berungen. Die Öefege und gufe Drdnung unter feinen Unterthanen beobachten zu laſſen. Er durch) reifete feine Staaten; und da er fah, daß alles fo wäre, wie er wünfehete, fo glaubete er, nunmehr Fönnte er auch feiner Seites darauf denken , die Graͤnzen feines Reiches zu erwei⸗ tern. Er ſchickete Befehle aus, in den Ländern Collaſuyu und Contifunu ein Heer von: drepßig tauſend Mann zu errichten, deren Anführung er feinem Bruder Pahuac⸗ Mayta⸗ Nnca übergab, deſſen Namen feine Fluͤchtigkeit im Laufen anzeiget, indem Pahuac der fliegende heißt. Dieſer Prinz unterwarf die Provinzen Carauca ‚ Mllace, Llipi und Chicha; und dadurch wurden alle Eroberungen gegen Morgen geendiget, welche durch die große Eorbillera der Antier eingefehränfee wurden, die ftets mit Schnee bedecfer ift. Gegen Mittag waren fie durch die weiten Wüften, welche Peru von Ehili abfondern , und gegen Weften durch die Küften des Suͤdmeeres begränget. An der Seite von —— aber, m Ebendaſ. XXII Cap. a. d. 200 S. 2) Ebendaſ. XXIII und XXIV Cap. in America. VI Buch. V Cap. 403 aber, twelches gegen Norden von Cuʒco ift, war das Land offener. ‚Der Yırca entſchloß Regierung ſich alfo, feine Troberungen auf der Seite fortzufegen, und führete ein eben fo ftarfes Heer der Nncae. in Perfon dahin, als das vorhergehende. Die Regierung zu Cuzco ließ er feinem Bru- ; der Pahuac Mayta; und da das Schrecken ſeines Namens und ſeiner Macht vor ihm herzog, fo beugete ſich alles vor ihm. Er erwarb, ohne einen Pfeil abzudruͤcken, die Provinzen Huaytara Pocica oder Huamanac, Aſancaru, Parcu, Picui und Acos. Wall der Ynca Viracocha mit dieſen neuerworbenen Ländern zufrieden war: ſo dankete Er laͤßt einen er ſein Kriegsheer ab, und behielt nur eine zu ſeiner Sicherheit hinlaͤngliche Anzahl Kriegsleute Canal machen bey ſich. Er ordnete alles dasjenige an, was zum Ackerbaue und zur Regierung der ero— berten Länder noͤthig war. Unter andern nuͤhlichen und prächtigen Werfen ließ er auch einen Canal graben , welcher er felbft angab, und führete das Waffer aus denen Quellen dahin, die auf dem Gipfel der Berge zwiſchen Parcu und Picui find, von da diefer anal bis nad) Aucanes, das ift über hundert und zwanzig Meile Weges fort geht. Das Waſſer darinnen fließt über zwölf Fuß tief 2). " Nachdem alle diefe Werfe vollenher waren: -fo nahm der Dnca feinen Weg wieder Der Koͤnig nach Euzeo, vorher aber that er eine Reife in einige von feinen Provinzen ‚und befonders Tucma ſchicket in die Provinz Charca. Dofelbft erhielt ex eine Geſandtſchaft von dem Könige Tucma Sefandten an oder Tucuman, welcher von der Regierung der Pncae, ihren Thaten und ihrer Religion * Nachricht erhalten hatte, und an denen Vortheilen Theil zu haben verlangete, welche denen Volkerſchaften davon zumuchfen, die ihrer Herrſchaft unterworfen wären, daher er ſich denn erboth , fein Zinsmann zu werben. Diefes Anerbiethen war mit einem Gefchenfe von Früchten, und dem, was das Land fonft hervorbringe, zum Zeichen des Tributes und _ der Huldigung begleitet. Der Ynca nahm alles das mit großen Merfmaalen des Ber- gnuͤgens auf und ſchickete die Geſandten mit Geſchenken für fi und für ihren Herrn wies der zuruͤck, worauf er fiegprangend nad) Cuzco zuruͤck fehrete a). Als der Yırca eine neue Reife durch feine Staaten that: fo befam er Nachricht ; daß Huaneohuallu Huancohuallu, König oder vegierendes Oberhaupt der Chancaer, welcher das Heer der entflieht, Aufrührer angeführet Hatte, es uͤberdruͤßig gewefen, fich als einen $ehnsträger zu fehen, nachdem er wie feine Vorfahren ein unumfchränfter Herrſcher gewefen, und ſich geſchaͤmet, daß er fich den Schandflecken eines Aufruͤhrers zugezogen: er habe alfo viele Familien, fo wohl aus diefen als aus andern Provinzen zufammen fommen laſſen, und fie bereder, mie ihm zu entfliehen, um ſich neue Länder zu ſuchen, wo fie fich frey von aller Unter chaͤnigkeit niederlaffen fönnten. Auf diefe Nachricht ließ der Monarch fein Heer zu den Chancaern marfchiven, um diejenigen zurück zu halten, welche foregehen wollten; und bes rief einige Bölkerfhyaften, um die leeren Pläge dererjenigen zu erfüllen, welche entflohen ware. Dieſe Vorſicht ſtellete die Ruhe in dem Sande wiederum ber b). Viracocha war nicht allein ein großer Prinz , fondern auch der berühmtefte Wahrſa⸗ Der Ynea ger. in feinem ganzen Reiche, worinnen er der Neigung feiner Nation folgete. Wie die prophezeyhet Indianer vorgeben, ſo hatte er die Ankunft der Spanier in Peru vorhergefaget, und pro: die Ankunft vhezeyer, eg würde, nach der Regierung einer gewiſſen Anzahl Yncae aus feinem Geblüte, der Spanier. in diefe Laͤnder eine bisher unbekannte Nation kommen, welche das Reich an fich reißen und ihre Religion verändern wirde, Man ſetzet hinzu, er habe gewollt, es folfte diefe Eee2 Weißa⸗ 0) Sebendaf, XxXV Cap- b) Ebendaſ. XXVI und XXVIL Cap. \ 404 Reifen und Entdeckungen Regierung Weißagung nur den Yncaen bekannt ſeyn, und vor dem Volke geheim gehalten werben, Sein ame, Seine Stiege Der zweyte Krieg. der Vncae aus Furcht, es möchte die Hochachtung und Ehrerbiethung gegen feine Oberherren ver- lieren ©). Diefer Monarch hatte zu feiner rechtmäßigen Gemahlin feine Schwefter Mama Runtu, weiher Namen fo viel heißt, als Mutter Ey, oder fo weiß als ein Ey, und eine Are von Schmeichelnamen feyn follte, weil diefe Prinzeßinn viel weißer war, als die Indianerinnen gemeiniglich zu ſeyn pflegen. Er bafte unter andern Kindern den Prin- zen Pachacutec von ihr, welcher ihm folgete. Es feine, daß des Viracocha Regie: rung wenigfiens funfjig Jahre gedauert habe d). - Pachacutec, neunter Ynca. Dieſer Fuͤrſt hatte vorher den Namen Titu Manco Capac geſuͤhret. Da aber fein Vater das von den Chancaeın angefallene, und von dem Vnca Pahuarbuacac verlaffene Reich wieder erlanger hatte: fo wollte er das Andenken diefer Begebenhen erhalten, und fein Sobn follte fortan den Namen Pachachtec führen, welcher KPeltveränderer heißt, um dadurch anzuzeigen, daß er die Geſtalt der Sachen des Reiches verändert hätte: Viracocha wollte diefen Namen felbft annehmen. Weil er aber fab, daß feine Unterthanen fteif und feft auf ihrem Sinne blieben, ihn für einen Gore anzufehen: fo hielt er es für dienlich, 0 feiner vermeynten Gottheit nicht zu fehaden ‚ diefen Namen feinem Sohne zu geben e). Pachacutec unternahm vier verfcriedene Kriege, ohne dabey die Berwaltung der Öerechtigfeit oder die andern Vortheile einer guten Regierung bindanzufegen, Bey dem erftern führete fein Bruder, Capac Yupangui, dag Heer. Er unterwarf die Völker: {haft Huanca, ımd das Sand, welches fie bemohnete, Sauſa oder Raura genannt, das Land Tarına und die Provinz Pumpu oder Bombon; gegen Dften unterwarf er ſich die herumſchweifenden Voͤlkerſchaften bis nach Churcupu, Ancara und Huayllas; und nachdem er eine Regierungsform in dieſen Laͤndern errichtet hatte, ſo kehrete er wieder nah Cuzco ). Bey dem zweyten Kriege war das Heer des Ynca funfzig tauſend Mann ſtark. Pachaeutec wollte, fein aͤlteſter Sohn Ynca Yupanqui ſollte feinen Oheim Capae Mupan⸗ qui, welcher noch die Anfuͤhrung des Heeres hatte, begleiten, und diefer junge Prinz follte unter ihm Krieg führen lernen. Diefe beyden Prinzen ruͤcketen in die Länder Pinen, Huaras, Pifco Pampa und Cunchucu ein. Die Völker von diefer drey letztern tha⸗ ten einen langen Widerſtand, endlich aber wichen ſie dem Hunger, welcher fie ſcharf zu⸗ ſetzete. Von da ruͤcketen die Prinzen in das Land HHuamachucu, deſſen Curaca, ein vernuͤnftiger und feinerer Mann, als die andern Indianer, nichts lieber wuͤnſchete, als daß die Pncae mit ihren Eroberungen bis zu ihm kaͤmen; indem er boffere, daß ihre Gefege und Regierung feine Bölferfchaft aus der greufichen Barbarey ziehen würde, worinnen fie lebete. Diefer Curaca hieß fo, wie das Sand felbft, das er beherrfchere, und unterwarf fi) den Dncaen mit Vergnügen. Das Heer rückere darauf in das Sand Caſſamarca oder Caxamarca, wo die Einwohner in Waffen waren, um fich zu vertheidigen. Der Krieg )Ebendaſ. XXVIII Cap. a. d. 223. 7) Wbendaſ. VIBuh. X und XI Cap a. d. A) Ebendaſ. 296 und ff. ©. | e) Ebendaſ. a. d. 272 ©, in America VI Buch. V Cap. 048 Krieg dauerte vier Monate: endlid aber da fie fich überwunden fahen, unterwarfen Regierung fie fi. Der oberfte Feldhauptmann Capac Yupanqui danfete fein Heer ab, und be. der Ancae. hielt nur etwan zwoͤlf tauſend Mann bey fi, mit denen er das Kleine Sand Nauyn eroberte... Nach dieſem nahmen der Oheim und Neffe ven Weg wieder nach Cuzco, wo ihnen der Ynca einen Triumph beftimmere, und fie auf Tragfeffeln, die von ben $euten derer Laͤnder, die fie erobert hatten, getragen wurden, ihren fiegprangenden Einzug, unter Singen und Tanzen aller bey fic) habenden Krieger, hielten g). Einige Zeitlang darnach zog der Ynca in Perfon, mit feinem Sohne und feinem Der dritte Bruder, zu einem dritten Zuge aus. Er befahl, es follte in den Provinzen Rucana Krieg. und Hatumrucana, two er felbft bleiben wollte, ein Heer von dreyßigtaufend Mann ſtehen, unterdefien daß ein anderes Heer von gleicher Anzahl unter dem Befehle fei- nes Bruders und feines Sohnes geſchaͤfftig ſeyn und das erfte das andere nad) Ders laufe zweener Monate und fo wechfelsweife ablöfen follte, damit ſich das eine Heer be: ftändig ausrubete, wenn das anderr gefchäfftig wäre, und man dadurch denen Uebeln vorbeugete, welche die grofie Hitze dieſer Thaͤler Leuten verurſachen koͤnnte, die unter einer kalten Himmelsgegend gebohren worden. Die beyden Prinzen, Oheim und Neffe, unterwarfen ohne Widerſtand die Thaͤler Ica und Pifeo und drangen bis nad) Chincha, einem Orte, von da ber Namen der Provinz Chinchaſuyu hergeleitet wurde, Ihre Einwohner, die Chincaer, wollten nichts von der Linterwerfung reden hören, und auch die Sonne nicht für ihren Gore erkennen, weil fie fehon das Meer anbetheten, welches ein’ ganz anderer Gott wäre, als die Sonne, und ihnen viel Fiſche zu ihrer Speife gäbe, da die Sonne hingegen fie nur mit ihrer übermäßigen Hiße plagete, und ihnen nichts zu Gute thäte, Da nun Capac Yupanqui bey diefew ihrer Halsftarrigfeit fah, daß fein Heer viel ausftund und fhmolz, ungeachtet er feifche Truppen erhielt: fo meldete er ihnen, wofern fie ſich nicht innerhalb acht Tagen unterwürfen, fo würde er mit der Außerften Schärfe wider fie verfahren. Diefe Drobung nebft dem Hunger, der unter ven Chincaern herrſchete, bewog fie endlich zu gehorchen. Das Heer gieng darauf in die Thäler Runahuac oder Lunaguana, uarca, Malle und Chilca, worüber der Curaca Chuqui⸗ mancu unumfchränfter Beherrſcher war, welcher den Waffen des Ynca über acht Monate widerftund, endlich aber von dem dringenden Anhalten feiner Unterthanen, welche der ‚Krieg zu Grunde richtete, beweget wurde, und fich unterwarf 2). Eapac Yupangui ruͤckete darauf weiter in die Thäler Pachaxamac, Bimac, cap und Suaman, fonft Barranca genannt, welche einen Fleinen Staat aus» ‚macheten, deren Oberherr Quismanca hieß. Diefe Völkerfehaften Hatten zu Pi Der Ghte chacamse dem Gögen gleiches Namens, wovon auch das Thal feinen Namen fuͤhre-Pachaeamas. te, einen Tempel gewidmet, Diefer Namen hieß fo viel als der Schöpfer und Er— Halter der ganzen Welt. Die Ancae erfannten diefe Gottheit im Grunde des Herzens, ob fie ihr gleich Feine Tempel bauen ließen, noch; einiges Opfer brachten, und ihr auch nicht die gevingfte Art von Gottesdienſte erwieſen. Denn weil fie glaubeten, diefe Gotıheit wäre unſichtbar: fo meyneten fie auch, es gezieme fich nicht, daß man ihr einen Außer> Eee 3 lichen PR Ebendaſ. XI, XIII, XIV, XV, und XVI = 5) Ebendaf. XVII, XVII, XIX und XXIR an. ap, 406 ER Reiſen und Entdeckungen Regierung lichen Dienſt erwieſe 1). Die Chinchaer wollten den Pachacamac auch anfaͤnglich ver⸗ der Vncae. ehren. Da fie aber vernahmen, daß er der Erhalter der ganzen Welt ſeyn follte: fo m pifdeten fie fi) ein, er möchte, weil er fo viele Leute zu ernähren hätte, ſie endlich vers abjaumen, oder auch den Chinchaern Eeinen fo veichlichen Unterhalt verfehaffen können, als fie. braucheren. Sie hielten es daher niche fir undienlich, daß fie ſich einen andern eigenen Gott anfhafferen, der für fie befonders Sorge früge und ihnen in ber Noth beyftünde. Sie macheten fih alfo einen, den fie Chinchacamac, d. i. Chincha Schöpfer und Erhalter nannten, und in einem fhönen Tempel. verehreten k). Quismanen Zu Rimac war ein anderer Tempel zu Ehren des Goͤtzen Bimac, welches fo viel wird ein Bun: heißt, als der, welcher redet; weil dieſer Göße, wie man ſaget, auf die Fragen ant⸗ desgenoffe der wortete, die man an ihn ihat. Eapac Mupanqui ließ den Quismancu auffordern, Dnrar. den Pncaen zu huldigen und ihre Gefege und Religion anzunehmen, Duismancu eröffnete ihm die Urfachen, die ihn davon abhielten , und der oberfte Feldhauptmann fand fie fo gut, daß er, ohne die geringfte Feindfeligkeit zu begehen und mie Erfaubs niß des Quismancu, in dieſe Thaͤler einruͤckkete. Sie macheten biyde einen guͤtlichen Vergleich mit einander, wobey der Mea verfprach, es follten die Yncae ftets das Ora— fel zu Kimac in großer Hochachtung halten, und Quismancu machete ſich anheiſchig, der Sonne in feinen Staaten Tempel und ein Jungfernhaus zu Pachacamac zu bauen, die Yncae für Kaifer zu erkennen und als ihr getreuer Bundesgenoffe zu leben. Nach- dem Diefes alfo eingerichtet war, fo gieng Capac Yupanqui mit feinem Heere ab und wurde vom Quismaneu begleitet, der den Ynca Pachacutec zu fprechen wuͤnſchete, wel⸗ cher einige Meilen vorruͤckete, ihn zu empfangen; und weil Quismancu mehr als ein Bun desgenoffe, dann als ein. Lehneräger angefehen wurde, und er den Gort- Pachacamac anbethete, fo verordnete Pachacutec, er ſollte vor allen andern Curacaen hervorgezogen werden; und dieſerwegen zog er auch bey dem Triumphe unter den Prinzen vom Ge: Blüte in Cuzco ein, Diefe Ehre machete ihm fo viel Vergnügen, als fie bey allen ans dern Voͤlkerſchaften des Reiches Eiferfucht erweckete 7), Vierter Feld: Nachdem Pachacutec ziemlich lange die Früchte des Friedens geſchmecket, welchen er ſei⸗ zug des Inca. nen Bölfern verfchaffer : fo ftellete er von neuem ein Heer von dreyßigtaufend Mann ins Feld, deſſen Anführung er feinem Sohne Yupanqui gabs feinen Bruder Capac Yupanqui aber be: fiellete ex zum Regenten des Keiches unter fich, und befahl, daß man ſolchem fo, wie ihm gehor- hen ſollte. Dieſes Heer ruͤckete in die Länder eines mächtigen Curaca, Mamens Chimu; welcher die Thaͤler Parmunca, Huallnu, Santa, Suanapı, und Chimu befaßt, wo der Curaca diefes Namens feinen. Sitz hatte und itzo die Stadt Trupillo ſteht. Chimu vertheidigee fih mit fo vieler Tapferkeit, daß der Erfolg des Krieges lange Zeit zweifelhaft zu feyn fhien, und der Pnca genöthiget war wanzigtauſend Mann zur Verftärfung kommen zu laffen. Darauf nöthigten die Chimuer, welche des Krieges überdrüßig waren, ihren Euraca, fich zu vergleichen, Er that es, und erkannte fi für einen Lehnsträger des Meiches der Dneae. NYupanqui führete fo gleich darauf das Heer aus dem Sande, dankete es ab ‚ und Eehrete wieder nady Cuzco. Diefeg war der legte Feldzug, welcher unter Pachacutecs Regierung geſchah, deſſen Eroberungen weit 2 wich⸗ i) Ebendaſ. a. d. 337 ©. ) Ebendaſ. XXX und XXXI Cap. k) Ebendaſ. a. d. 313 ©. - in America. VI Buch. VCap. 407 wichtiger waren, als feiner Vorfahren ihre, fo wohl in Anſehung der Anzahl der Pro- Regierung vinzen, als wegen ihres weiten Umfanges, indem das Reich dadurch über hundert und der Nncae. dreyßig Meilen in der Laͤnge von Norden gegen Süden, und in der Breite auf fechzig Meilen von Dften gegen Welten, und an der andern Seite faft eben fo viel vergrößert wordeit. Es waren einige Sander darunter, welche Eleine Rönigreiche ausmacheten und von friegerifchen und tapfern Voͤlkern bewohnet wurden m). Während der Zeit, da die Kriegesheere des Mea f viele Sänder eroberten, wand- Er befördert te dieſer Monarch alle feine Achtfamkeit darauf, die Künfte in feinem Reiche blühend die Kuͤnſte. zu mochen, Er ließ viele Palläfte und Tempel bauen, ftiftere Arten von Academien und Schulen, ließ Canäle graben, und vergaß nichts, was zu feinem Ruhme und dem gemeinen Beften dienen konnte; wie er denn die heilfamften Geſetze feiner Vorfahren betätigte und verfchiedene neue zum ‘Bortheile feiner Unterthanen machefe, auch ei— ne Menge Misbräuche abfchaffete, die bisher noch unter diefen Voͤlkern geberrfchet atten »). ; * find viele Sittenſpruͤche von ihm in dem Gedaͤchtniſſe feiner Nachkommen er⸗ Seine Sit: halten worden, wovon Garcilaſſo unter andern diefe anführer: „Ein Königreich ift tenfprüche. „in Ruhe und geneußt einer völligen Stille, wenn die Unterthanen, die Hauptleute „und die Curacae ihrem Könige gern und willig gehorchen. „Der Neid ift ein Wurm, welcher das Eingeweide der Meider zernaget. „ Derjenige leidet eine doppelte ‚Strafe, der einen andern beneidet und benei- „det wird. „Es ift beffer, daß man von andern beneidet wird, weil man ein ehrlicher Mann „et, als wenn man aus einem boshaften Herzen andere beneidet, „Man fehader fich felbft, wenn man andere beneiver, „Derjenige, welcher einige Misgunft gegen vechtfehaffene Leute heget, findet in „ihnen Stoff zu feinem Untergange, fo wie die Biene Gift in den fehönften Bluhmen. „Die Voͤllerey, der Zorn und die Thorheit gehen faft einerley Schritt: die beys „ben erftern aber find freywillig und gehen überhin; die dritte hingegen dauret immer. „Der Menfch verdammet fich felbft zum Tode, wenn er jemand mit Faltem Ge— „blüte tödter, ohne daß er Urfache dazu hat oder dazu berechtigee ift. „Man muß denjenigen nothwendig zum Tode verdammen, der feines gleichen ge: „tödtet bat, _ In einer wohl beftelften Republik müffen die Taugenichts und die Müßiggänger „niemals gedufder werden, welche ihren Lebensunterhalt durch eine ehrliche Arbeit gewin— „nen Fönnen, ſich aber nur aufs Stehlen legen. Es ift alfo fehr billig, daß der— „gleichen Diebe gehangen werden. „Die Ehebrecher, welche das Bette und die Ehre eines andern beflefen, und „folglich die Ruhe und den Frieden der Familien, föhren, ftehlen andern gleichfalls „ſo zu fagen ihr Eigenthum und müffen daher als Diebe angefehen und ohne einige Verzeihung mit dem Tode beftrafet werben. Ya „Ein ng Ebendaſ. XXXII, XXXIII und XXXIV m) Ebendaſ. XXXIV Cap. a. d. 348 ©. ap, L | £ 408 Reifen und Entdeckungen Regierung „ Ein edles und großmuͤthiges Herz wird aus der Geduld erkannt, die es bey Der Yncae. „den Widerwärtigfeiten des Gluͤckes bezeuget. a » Die Ungeduld iſt das Kennzeichen eines nieberträchtigen Herzens, welches ſchlecht „unterrichtet ift und böfe Gewohnheiten an fich genommen bat. „Die Könige und Statthalter folen gnäbig und freygebig gegen die Unterehanen „ſeyn, wenn fie denen Gebothen, die man ihnen giebt, gehorſam find: fie füllen aber „diejenigen beftrafen, Die es nicht find, „Man muß die böfen Richter, welche die Parteyen verrathen, und fih durch Ge- „ſchenke beftechen laffen, als Diebe anſehen, und hinrichten laſſen. | „Die Statthalter der Provinzen follen vornehmlich auf zwey Dinge wohl Acht har „ben. Das erfte iſt, daß fie felbft die Gefege ihrer Dberherven genau beobachten, und „ſie auch andere beobachten laffen. Das zweyte, daß fie einen guten Rath um fich ha⸗ „ben, damit fie für die öffentlichen und befondern Bequemlichfeiten ihrer Provinzen mit „vieler Sorgfalt und Wachfamfeit Sorge tragen, „Ein Menfh, der nicht Verſtand genug hat, feine Familie zu regieren, wird „noch weniger zur Führung der Gefchäffte einer Republik Haben; daher man ihn auch „andern nicht vorziehen foll. „Ein Arzt, welcher die Kräfte der Pflanzen nicht kennet, oder, wenn er fie von „einigen kennet, ſich nicht bemuͤhet, fie von allen zu Fennen, der weis ganz und gar „nichts, ober er weis auch nur fehr wenig. Will er alfo den Titel verdienen, den er fich „giebt: fo muß er fih die Kenntniß aller fehädlichen und heilfamen Kräuter erwerben. » Derjenige verdienet, daß man ſich über ihn aufhält, welcher nicht die Kunft „verfteht, durch Knoten zu rechnen, und ſich dennoch thörichter Weiſe einbildet, daß „er die Nechnung der Sterne finden Fönne o), Dauer feiner Die eigentliche Dauer feiner Regierung ift nicht gewiß: man glaubet indeffen Regierung u-doch, fie habe funfzig bis fechzig Jahre gewaͤhret. Er hatte zu feiner rechtmäßigen feine Kinder. Gemahlinn die Coya Mama Huarcu, von welcher er viele Kinder hatte, außer mehr als dreyhundert von feinen Kebsweibern, welche Anzahl einige doch noch für viel zu Flein ausgeben P). - Yupangui, zehnter Ynca. | Dar Nnca Nupanqui, feines Baters Pachacutec Nachfolger, handelte in allem nach) den Grundfägen feiner Vorfahren. Er befuchete feine Staaten, hörete die Kla— gen an, bejtrafete die Uebelthäter und Unterdruͤcker, und rüftere fich ebenfalls, Eroberun— Sein Feldzuggen zu machen, Cr entfehloß fih, feinem Reihe die Provinz Muſu oder Moſos wider die Mu⸗ zu unterwerfen, welche durch die große Tordillera davon enffernet war, die ihr zu einer ſuer. unüberfteiglichen Mauer zu dienen ſchien. Dieſe Schwierigkeiten zu überfteigen mußte man über einen tiefen Fluß gehen, Amurumayu genannt ‚ welcher einer von denjeni= gen zu feyn feheine, die den Rio de la Plata ausmachen, Nachdem Yupanqui einen Heerführer und alle andere Befehlshaber, welche lauter Yneae waren, erwähle hatte: ſo Ließ er eine große Anzahl Balfen oder Flöße machen, worauf er fein Heer, welches zehn⸗ 0) Ebendaſ. XXXVI Cop, a. d. 352 u. ff. S. ) Ebendaſ. XXXIV Cap. a. d. 349 ©. . VE in America. Vl Buch. VCap. 400 zehntauſend Mann ſtark war, ſo wie die noͤthigen Lebensmittel und andere Beduͤrfniſſe Regierung inſchiffen ließ, und alles kam an Die andere Seite, ungeachtet der Bemühungen eines Der Incae, fücchtertichen Haufens Chunchuer, welche das gegenfeitige Ufer vertheidigten, endlich aber wichen, und ſich fogar dem Ynca unterwarfen, nachdem fie durch Geſchenke und viele Verfprechungen gewonnen worden. Das Heer Fam endlich in der Provinz Mus fir oder Moyos an, allein, fo vermindert, daß Faum noch taufend Mann in allem übrig waren. Die Moysfier nahmen diefe traurigen Ueberbleifel gütig auf, begegneten ihnen mehr als DBundesgenoffen, dann als Feinden: der Herrſchaft der Yncae aber wollten fie fih nicht unterwerfen, fondern nahmen nur ihre Religion und ihre Öefege an, weil ſie folche beffer fanden, als ihre, Weil die Yncae fich nicht im Stande befanden, Einige Yncae fie zu zwingen, etwas mehreres zu thun: fo begmügeten fie fich mit diefen Anerbierhun: fegen fich da- gen, und ließen ſich felbft mit ihren noch übrigen Seuten bey ihnen nieder, Die Mu: ſelhſt. zuer erlaubeten ihnen folches gern, und ſtunden ihnen ihre Töchter zu Weibern zu. Durch diefe Verbindungen befeftigte fich ihre Freundſchaft fo fehr, daß die Muzuer Die- fen Stamm der Yncae ftets in großen Ehren hielten und fie bey Krieg und Frieden zu Rathe zogen, Sie ſchicketen darauf einige ihrer Vornehmſten nach Euzco ‚ um bem Hnca ihre Ehrerbiethung zu erweiſen, der fie fehr gnädig empfing und mit vielen bes fondern Vorrechten bechrete g). Einige Zeit darnach unternahm Yupanqui einen neuen Feldzug und marfchirefe Vergebener nach der Provinz Chirihuana gegen Oſten von Charcas in der Cordillera der Antier Feldzug wider oder der Anden. Er hielt ſich um fo vielmehr dazu für verbunden, weil die daſigen Chirihuana. Einwohner noch in der größten Wildheit lebeten, weder Geſetze noch Sitten hätten, ihre verftorbenen Anverwandten verzehreten und überhaupt das Menfchenfleifch für ein niedliches Leckerbißchen hielten, daher fie denn ihre Nachbarn oft anfielen, um Öefan- gene von ihnen zu bekommen, die fie verzehren koͤnnten. Allein, dieſes Unternehmen war noch weniger glücklich, als das vorhergehende, Der Pnca ſah fih nach einem zweyjaͤhrigen Kriege mit ihnen genöthiger, ſich zurück zu ziehen und ein fand zu verlaf fen, worinnen man wegen ber Gebirge, der Moräfte, der Simpfe, und anderer ders gleichen Hinderniffe, wovon es ganz voll ift, nicht fortfommen kann; ohne zu erwaͤh— nen, daß die Voͤlkerſchaften darinnen die allerunbändigften und roheften waren, Die es damals in ganz Peru gab r). Diefer fehlechte Erfolg ſchreckete indeffen den Yırca nicht ab. Er machete einen Unternehmen Anfchlag, deſſen Ausführung ihm leichter zu feyn ſchien. Diefes war die Eroberung auf Ehily. von Chily. Er zog in Perfon mit zehntaufend Mann dazu aus; und nachdem er ei: nen Weg entdecter hatte, um duch die große Wüfte zu fommen, welche zwifchen Peru und Chily iſt: fo überließ er die Aufuͤhrung feines Heeres einem guten Feldherrn Chin chiruca genannt, und vertrauete ihm den Erfolg dieſes Zuges, wobey er ſich vorbe— hielt, denſelben zu lenken, und ihm nach den Umſtaͤnden Befehl zu ſchicken, und zu rechter Zeit zu verſtaͤrken. Das Heer kam in der Provinz Copayapu oder Copiopo an; und die Einwohner des Landes, welche nicht fehr geneigt waren, neue Gefege und eine neue Herrfchaft anzunehmen, fochten oft mit des Chinchiruca Truppen, ‚ohne DaB es 4) Garcil. VII Buch XIV Cap. a. d. z5 Sñ. 7) Ebend. XVII Cap. a, d. 392 © Allgem. Reiſebeſchr. XV Band, Fff 2 410 Reifen und Entdeckungen Regierung 8 recht zu einem entfheidenden Treffen kam. Eine Berftärfung von zehntauſend Mann, der Ancae, welche der Ynca ſchickete, benahm ihnen ven Muth; und fie fingen an, von einem Ver. — gleiche zu reden. Man wurde einig, es ſollten die Feindſeligkeiten aufhoͤren, und die Co— payapuſier die Geſetze und die Religion der Yncae beobachten... Das kaiſerliche Heer wur- de noch Durch andere zehntauſend Mann verftärfer , und marfchirete weiter fort nach Suͤ— ben, da es denn Durch eine Wüfte von achtzig Meilen zog, und an die Gränze des Thales Cuquimpu, beutiges Tages Coquimpo, Fam, welches fich fo, wie alle die Voͤlkerſchaf⸗ ten, unterwarf, die ſich von da bis an das Thal Chily oder Chile, und von dieſem bis an den Fluß Maulli oder Maule erſtrecketen s), Blutiger Kꝛieg Das Heer des Ynca verſuchete vergebens, weiter zu dringen. Denn da es in die Pro- mit den Pi: vinz Purumauca oder Promamcaesgefommen mar : fo wurdedie Voͤlkerſchaft, die es be⸗ rumaueaern. wohnete, fo kriegeriſch befunden, daß ſie ſich mit den Voͤlkerſchaften von Antalli, Pincu, und Cauqui vereiniget hatte, und achtzehn bis zwanzigtauſend Mann ſtark wider des Mn⸗ ca feine zog, und ihnen ein blutiges Treffen lieferte, welches drey Tage mit fo. vieler Herz⸗ haftigkeit und Halsſtarrigkeit dauerte, daß auf beyden Seiten mehr als Die Hälfte blieb, Die beyden Heere blieben noch drey Tage lang unter den Waffen, und waren bereit, bey der geringften Bewegung des Feindes das Treffen wiederum anzufangen. Endlich aber waren fie von den Befchwerlichkeiten ganz abgemattet, und jedes zog fich feiner Seits zu— ruͤck; die Truppen des Ynca an die Ufer des Fluffes Maule, und ihre Feinde in das In— nere ber Provinz Purumauca, und die benachbarten Sande, So bald der Ynca von die- fen Umftänden Nachricht erhalten hatte: fo verordnete er, es follte der Fluß Maule feinem Reiche auf diefer Seite zur Graͤnze dienen, und man follte an deffen Ufern, zur Sicher heit diefer Gränzen, einige Feſtungen aufführen 2). Sorge des Diefe Verfügung beweiſt, daß der Ynca den Anfchlag, das Sand Purumauca zu er- na für fein obern, aufgegeben. Diefer Fürft entfagere zugleich allen andern Eroberungen, und befchäff- TR tigte ſich nur mit der Sorgfalt, feine Staaten zu verfhönern und blühender zu machen. Er fing die berühmte Feftung zu Euzco an, die wegen ihrer Größe, ihrer Einrichtung, und der Dazu gebrauchten ungeheuern Steine, fo merkwuͤrdig if. Er ließ viele Stuͤcken eldes urbar machen, und zu ihrer Befeuchtung Wafferleitungen führen. Vornehmlich nahm er ſich der Armen und Bedrängten an, und erwarb fich durch fein großes Mitleiden gegen fie den Namen des Mitleidigen und Buttbätigen. | Seine Fam Seine rechtmaͤßige Gemahlinn hieß Mama Chimpu Bello, und war Chimpu ihr fe. eigentlicher Name, Dello aber ein Zuname ‚ ber für heilig unter ihnen gehalten wurde, Er hatte mit ihr den Tupac Ynca NYupanqui, feinen älteften Sohn und Nachfolger, und noch viele andere Rinder gezeuger, und von feinen Kebsweibern zufammen hatte er noch ungefähr zweyhundert und fünfzig, welches für eine geringe Anzahl gehalten wurden). . Tupac Yupanqui, eilfter Ynca. Sein Namen. Das Wort Tupac, weldes dem Namen diefes Ynca beygefüger worden , beißt ſchim⸗ mernd, glänzend; und man kann wohl fagen, daß er fich diefes Zunamens würdig ge- wieſen habe; und daß die Tugenden feiner Vorfahren, anſtatt die feinigen zu verlöfhen, * dur ) Ebendaſ. XVIII und XIX Ca p. 2) Ebendaſ. XX Cap. a. d. 397 ©. #) Ebendaſ. XXVI Cap. a,d. 408 ©. in America. Vl Buch VCap. 4u durch fait verdunfelt worden. Er machete den Anfang feiner Regierung mie einem allge- Xegierung meinen Befuche feiner Staaten, und mit einer. Aufmerkſamkeit auf die Handhabung der der Vncae. Gerechtigkeit. Darauf wollte er auch, wie feine Vorfahren, ein Eroberer werden, und u ſchickete ſich an, die Graͤnzen ſeines Reiches zu erweitern. Seine Regierung wurde durch vier wichtige Feldzuͤge merkwuͤrdig, welche er ſtets in Er faͤngt ſeine Perſon fuͤhrete. Den erſten unternahm er mit einem Heere von vierzigtauſend Mann, welches Eroberungen er in die Provinz Chachapuya oder Chachapoyas führete, nachdem er Die Provinz Hua⸗ er erschucn durchzogen und überwältiget Hatte, Die Chachapoyaer macheten ihm noch mehr Mühe, und er Eonnte fie nur erft nad) vielen Siegen unter das Soc bringen. Die Pro- vinzen Muyupampa, Afcayunca und Huncapampa⸗ welche über den fihlechten Ers folg der Waffen ihrer Nachbarn erfehraden, wollten Das Schickſal des Krieges nicht vera ſuchen, fondern unterwwarfen ſich ohne Widerſtand. Die Einwohner in Caſa, Ayahua⸗ ca und Colfus aber, welche zwar im einem Zuftande der Anarchie Iebeten, dergleichen man ſich unter fo wilden Völkern vorftellen kann, vereinigten fich gleichwohl und erwähleten ſich Dberhäupter, um Gewalt mit Gewalt zuruͤck zu treiben, woben ſie entſchloſſen waren, viel eher umzufommen, als fich zu unterwerfen, Diefe Völker ftritten mit der Außerften Hart: nackigkeit von einem Poften zum andern; und er mußte ihnen viele Schlachten liefern, um fie aus allen denen Dertern zu verjagen die fie inne hatten, Der Krieg dauerte lange, und war blutig. Die Beftändigkeit des Ynca aber gelangete endlich zu feinem Zwecke nach vielem Verlufte. Er nöthigte die wenigen, die noch übrig waren, ſich zu unterwerfen, nachdem ex fie in einen Ort getrieben , und dafelbft eingefchloffen hatte, wo fie nicht ent= wifchen Eonnten. Darauf war er genöthiget, aus feinen andern Ländern Leute fommen zu laſſen, um dieſe Laͤnder wieder zu bevoͤlkern, deren Einwohner faſt alle mit den Waffen in der Hand umgefommen waren x)» h Der zwehte Feldzug gieng wider die Provinz Huanucu, welche ein fehe großes und Feldzug wider von verfehiedenen getheilten und berumfchweifenden Voͤlkerſchaften bewohntes fand war. die Huanueu⸗ Der Ynca unterwarf fie insgeſammt nad) einigem Widerſtande. Von da gieng er in die “ ir Canna⸗ Provinz der Cannarier, welche viele verfchiedene Bölferfchaften unter Diefem allgemeinen = Namen vorftelleten. Diefe Bölfer trugen gemeiniglich fehr lange Haare, die fie oben auf dem Kopfe alle zufammen banden, und einen Büchel daraus machten. Die Vornehmen, und diejenigen , welche artig und fauber gehen wollten, trugen an ftatt der Muͤtze einen ges wiſſen Zirkel in Geftalt eines Siebes, welcher ungefähr vier Finger breit war, Sie ſte— £eten aus Galanterie viele Bänder von verfhiedenen Farben mitten durch. Diejenigen aber‘, welche fich nicht befliffen , ſo fauber zu gehen, oder Die von geringerm Stande was ven, macheten fich Muͤtzen von Calebaflen oder großen Kuͤrbisſchalen. Daher wurden fie denn auch von andern Voͤlkern aus Spott Mathiuma oder Rürbistöpfe genannt y)- Auf dem Marfche zu diefen Völkern unterwarf fich der Yınca das Land Palta, uns Ungeftalte geachtet deffen Einwohner ſehr friegerifch waren. Man unterfchied fie darinnen von ans Köpfe eine dern, daß fie überaus ungeſtalte Köpfe hatten, die ſie aber für eine Schönheit hielten. So Schönheit. bald ein Kind gebohren wurbe, legeten fie ein Eleines viereckichtes Brettchen auf die Stir⸗ ne, und ein anderes hinten an den Hals, die — zuſammen hefteten, und den Sffa alfo x) Garcilaſſo am angef. Orte, VIII Buch, Ibis IV Cap. 43 Ebendaf. IV Cap. a.d: 424 ©. 42 Reifen und Entdeckungen Regierung alſo dadurch, daß fie ſolche täglich feſter zuſammen zogen, einpreſſeten. Dieſe Bretter⸗ der Ancae. chen nahmen fie nicht eher weg, als bis das Kind drey Jahre alt war, wodurch fie denn ſolche Misgeftalten von Köpfen befamen , daß die Stirne viel breiter und das Genic vief flacher war, als es fonft gewöhnlicher Weife ift 2). A Da die Cannarier nun wohl ſahen, daß fie der Macht des Mea nicht würden wi⸗ derſtehen koͤnnen, zumal da fie unter einander ſelbſt nicht einig waren: fo ergeiffen fie die Partey, ihm entgegen zu gehen, und ihn mit vielen Merfmaalen der Freude und Froͤh⸗ lichkeit zu empfangen. Die von Tumipampa folgeten ihrem Beyſpiele, und unterwarfen ſich mit Vergnuͤgen. Nachdem der Mea alles wegen der neuen Regierungsform angevrd- net hatte, die bey ihnen ſollte beobachtet werden: fo Eehrete er wieder nach Euzco zuruͤck. Daſelbſt befchäfftigte er fich eine ziemliche Zeit lang mit der Sorge, feine weitläuftigen Staaten wohl zu vegieren 4). Mehrere Er⸗ Allein, faget Garcilaffo b), die Yncae waren, wie die meiften andern Fuͤrſten, von Na⸗ oberungen. tur ehrgeizig, und die Begierde, ihre Staaten zu vergrößern, machete, daß fie die Zeit als verloren bedauerten, die fie nicht zu neuen Eroberungen anmendeten, Tupac-Nupangui hatte aus benen, die er bereits gemacht, fattfam erkannt, daß es an der Seite noch viele bewohnete Länder gäbe, die er fich unterwerfen fönnte, und machete alfo neue Anfihläge und Anftalten dazu, Er begab ſich mit einem mächtigen Kriegesheere ius Feld, um bie Länder unters Joch zu bringen, welche gegen Norden von den Cannariern und Tumipam⸗ „pa find. Es gluͤckete ihm, daß er fich ſolche ohne Mühe und ohne Gefecht unterwarf, weil diefe wilden und rohen Bölkerfchaften mehr von den Gefchenfen und fhönen Verſpre— ungen eines bequemern und beffern Lebens, die man ihnen that, als font von einem ans dern Bewegungsgrunde gerüßret wurden, . | Treuloſigkeit Waͤhrend der Zeit, daß Tupac-Pupanqui ſich feiner neuen Eroberungen verſicherte einiger Voͤlker und daſelbſt die noͤthigen Befehle dazu ſtellete, kamen Abgeordnete aus der Provinz, welche gegen ihn. heutiges Tages Porto viejo heißt, und aus einigen andern benachbarten fanden, welche ihn erfucheten, fie unter feine Bothmaͤßigkeit zu nehmen, und ihnen Statthalter und anz dere Perfonen zu ſchicken, welche fähig wären, fie zu regieren, und gefittet zu machen. Der Yinca machete ihnen das Vergnügen ‚ welches fie wünfcheren. Allein, fo bald diefe graufamen und treulofen Völker diejenigen Perfonen faben, die ihnen der Ynea ſchickete: fo'macheten fie ſich über diefelben ber, und ermordeten fie. Die Zeitung von diefer verraͤ— theriſchen Treulofigkeit Eränkere ven Monarchen fehr. Weiter aber nicht im Stande war, fich gleich den Augenblick deswegen zu rächen: fo verſchmerzete und verbiß er folches weis- lich, und wartete, bis ihm die Zeit Gelegenheit geben winde, fie dafür nachdruͤcklich und andern zum Benfpiele zu beftrafen; und da er darüber farb, fo war diefes eines. von den vornehmften Stuͤcken, bie er feinem Sohne und Nachfolger, Huayna Eapac, empfohl c). Eroberung Weil fit) Tupac Yupanqui auf den Graͤnzen des Königreiches Quitu oder Quito des Königreiz befand, und gute Nachricht hatte, daß diefes Sand an Größe und Macht die Provinzen ches Quito. uͤbertraͤfe, die er bishieher erobert hatte: ‚To hielt er es für rathſam, wieder zurück zu ge« hen , um fein Heer zu verſtaͤrken, Damit er fich deffen Eroberung defto beffer verfichern Fonnee, Wenige Jahre darnach zeigete er fich von neuem auf den Graͤnzen dieſes König« rei⸗ 2) Ebendaſ. V Cap. a.d. 425 G. 5 Ebendaſ. 5) Ebendaſ. VI Cap. a.d. 427. ©, ©) Ebendaſ. a. d. 428 ©. in America. Vl Buch. V Cap. 413 reiches mit einem Heere von vierzig tauſend Mann. Diefes Königreid) beftund aus vielen Regierung “ Provinzen oder Völferfihaften, welche insgefamme den König Quitn, der mit feinem Koͤ⸗ der Nncae. nigreiche einerfey Namen führete, für ihren Oberherrn erfannten, Dieſer König war mächtig, und es fehlete ihm weder an Herzbaftigkeit noch Klugheit. Er verwarf auf eine hochmuͤthige Art alle Borfehläge, die ihm Tupac Yupanqui thun ließ, und ſtellete ein gu: tes Rriegesheer ins Feld, welches die Paͤſſe mit vielem glücklichen Erfolge vertheidigte , ſo, daß nach Verlaufe zweyer Jahre der Ynca fah, daß er noch wenig gewonnen, und babey doch viel Volkes verloren hatte, Er berathichlagete fich alfo, ob er nicht vielmehr ein Un- ternehmen fahren laffen follte, welches ihm lang und ungewiß zu feyn ſchien. Endlich wollte er doch lieber der Partey folgen, die ihm fein Ruhm vorfehrieb, und ließ an feinen Sohn Huayna Eapac den Befehl ergehen, er follte ihm einen Heereshaufen von zwölftaus fend Mann zur Verftärkung feines Heeres zuführen. Diefe Verſtaͤrkung, und die Anz Funft des Prinzen , welcher große Merkmaale feiner Fähigkeit von fih gab, veränderten den Zuftand der Sachen gar bald, und der Mrca fing an , einiges Sand zu gewinnen, Da er aber das gute Berragen feines Sohnes ſah: fo befleidete er ihn mic der unumfchränfe ten Oberbefeblshaberftelle bey dem Heere, und überließ ihm die ganze Sorge und Ausfüh- rung diefes Krieges. Er für feine Perfon begab ſich nach Cuzco, um dafelbit einige Rus be zu genießen. Huayna Capae fegete ven Krieg noch drey Jahre lang fort zund nachdem er nach und nad) die feften Derter gewonnen hatte, fo fand fich der König Quitu in ei» nem Winfel feines Königreiches fo in die Enge getrieben, daß er ſich auf dem Puncte ſah, mit Gewalt überwunden zu werden. Er wurde Darüber von einer fo großen Traurigfeie befalfen, die ihm das Leben nahm, und Dadurch endigte fich der Krieg, Indem fich das gans ze Königreich fo gleich unterwarf 4). Huayna Capac fuhr fort, gegen Norden von Quito Eroberungen. zu machen, und AndereCrobe- drang bis in das Sand Paſtu, welches von fo dummen und rohen Völkerfchaften bewohnet Funzen ſeines wurde, dafs fie ihm nicht den geringften Widerftand thaten. Sie lebeten bloß von Kraͤu⸗ en tern und Wurzeln, und aßen auf feine Art und Weife etwas vom Fleiſche. Wenn man fie dazu nöthigen wolfte: fo fageten fie, fie wären Feine Hunde oder Thiere. Ihre Nach— barn in der Provinz Duillscencs waren ganz anders gefinnet, und fo begierig auf das Fleiſch, daß fie auch alles todte Aas fragen, wenn fie dergleichen antrafen, Sie durch⸗ bohreten ſich den Knorpel zwiſchen den Naſeloͤchern, und macheten eine Art von fülbernen, gofdenen oder Fupfernen Gehängen hinein , die ihnen über Die Sippen baumelten. Daby waren fie fo unſauber, daß fie fich auch nicht einmal von den Laͤuſen reinigten. Der Pit ca legete ihnen alſo, nachdem fie feine Unterthanen geworden waren, zur Schagung auf, ſich folche abzunehmen, damit fie nicht vom Ungeziefer gefreffen würden, und beftellete Zeu- te, die fie eine beſſere Lebensart Ihren mußten. Er überwand auch noch andere Völker- fhaften von verfhiedenen Sitten , und war nach fo großem Fortgange feiner Waffen nur bedacht, die Regierungsformen anzuordnen, die er in feinen neuen Eroberungen errichten mußte. So bald ſolches geſchehen war, gieng er wieder nad) Cuzeo zu ſeinem Vater, wel⸗ cher von vielem Jahren uͤberhaͤufet, endlich ſtarb. Er hinterließ fein Gedaͤchtniß unter ſei⸗ nen Rindern, feinen Anverwandten, und feinen 3 im Segen, die er mit vieler Pu fe: heit a) Ebendaſ. VIR Cap. a. d. 429 ©. 414 Ä - Reifen und Entdeckungen Regierung heit und Güte regieret hafte, fo, daß man ihm auch den Zunamen Tupac Maya, basift der Yncae. der glänzende Vater, gab e). ‚ Tupac Ynca Yupanqui hatte feine Schweſter Mama Bello zu feiner rechtmäßigen Gemablinn, von welcher-er, außer dem Erbpringen, noch fünf andere Prinzen hatte, Er hinterließ auch viele andere Kinder von feinen Rebsweibern. Seine Gedan⸗ Der P. Blas Valera hat feine Gedanken von der Sonne aufgezeichnet, die von eis ten von der nem Fürften, deffen Ahnen für Kinder der Sonne gehalten wurden, merfwürdig find, Sonne. und eine Atheifterey in feiner Religion anzeigen koͤnnen. „Einige glauben, pflegete er zu „feinen Bertrauten zu fagen, die Sonne fey lebendig, und habe alles dasjenige erfchaffen, „was man in der Welt fieht: mich dünfe aber, derjenige, welcher etwas machet, muͤſſe „nothwendig dabey gegenwärtig ſeyn. Nun entftehen aber viele Dinge in Abweſenheit der „Sonne. Sie macher fie alfo nicht alle zufammen. Man kann auch fhließen, daß fie „kein geben habe, weil fie nicht aufhöret, ihren Lauf am Himmel zu halten, ohne daß fie „jemals davon müde wird; da fie hingegen gewiß müde werden würde, wie wir, wen fie „tebendig wäre, Hätte fie eine völlige Freyheit, fo würde fie ohne Zweifel auch einmal ei⸗ „nen Theil des Himmels befuchen, wo fie niemals hinfommt, Man kann alfo wohl ſa— „gen, es fen mit ihr nicht anders, als wie mit einem Thiere, das man angebunden har, „welches beftändig einerley Weg nehmen muß; oder wie mit einem Pfeile, der nur’ das „bin geht, wohin ihn der Schüge ſchießt, ohne daß es ihm möglich iſt, aus eigener Bewer „gung dahin zu geben f). Huayna⸗Capac, zwölfter Ynca. Sein Namen Huayna⸗ Capac folgete ſeinem Vater nach deſſen Tode, wie wir geſaget haben. Sein u ſchoͤnen Eis Mamen beißt fo viel, als ein junger, reicher Menſch, nämlich an Tugenden und ſchoͤnen genſchaften. Gaben, wie folches bey dem erften Mea erfläret worden. Er wurde ihm wegen feiner fehönen Eigenfchaften beygeleget, die fic) fehon in feiner früheften Jugend an ihm blicken liegen, und vornehmlich , weil er gegen die Frauensperſonen ſtets gefällig war, und ihnen fein Gehör verfagete. Er antwortete ihnen allezeit höflich, und nannte fie Mutter, Schwe— fer, oder Tochter, nachdem fie ihm an Jahren gleich oder älter oder jünger waren, alser. Zu einem größern Merkinaale der Gewogenheit pflag er auch feine rechte Hand auf ihre linke Schulter zu legen, und unterließ nicht, auch felbft bey wichtigen Gefchäfften ihnen al- fo zu begegnen, wo diefe Vertraulichkeit gewiffermaßen wider die Ehrerbiethung lief, die feiner Würde zufam p). Seine goldene Das erfte, was man von diefem Ynca berichtet, ift die berühmte Kette, welche er Kette, und de machen ließ, um dasjenige Feſt recht prächtig zu begehen, da man feinem älteften Prinzen * Veranlaſ inen Namen geben, und die Haare abſchneiden würde. Dieſe Kette war. von Gold, ei- % ‚ne Fauft die, und wie Garcilaffo verfichere, dreyhundert und funfzig Fuß lang. Siedie- nete zu denen Bällen , die er bey diefer Gelegenheit gab, und wo die VYncae bey ihrem Tanze die Kette anfafleten, und losließen. Um diefes recht zu verftehen, muß man mer- fen, daß jede Provinz in Peru ihren eigenen befondern Tanz hatte, welcher fie fo, wie ihr verſchiedener Kopfſchmuck, von allen andern unterfehied. Sie änderten darinnen nichts, fon» ern * d e) Ebendaſ. VIII Cap. a.d. 432 S. f) Ebend. a. d. 433 © 5) Ebendaſ. VII Cap. a. d. 430 S. ’ in America. VI Buch. V Can. 415 dern folgeren ſtets der Art und Weife, die fie von ihren Vätern gelernet haften. Die Yn⸗ Regierung cae macheten bey ihrem Tanze weder Sprünge noch Capriolen, fondern er war ernfthaft der Ancae. und wohlanftändig. Es wurden allein Mannsperfonen dazu gelaffen, welche einander Die Hände gaben, und alfo eine Kette zu machen ſchienen. Zuweilen fanden fi) ihrer, nad) der Feyerlichkeit des Heftes, über dreyhundert Perfonen dabey ein. Der erfte, melcher den Reihen führete, gieng nad) der Cadanz einher, und die andern folgeren ihm, ſo, daß fie fanzend ſtets weiter fortruͤcketen, bis fie mitten auf den Platz kamen, wo der Ynca war, Sie fangen darauf einer nad) dem andern, fo, wie die Neihe an ihn Fam, und ihre Lie— der, bie fie nach ver Cadanz einrichteten, enthielten das Job des Ynca und feiner Vorgaͤn⸗ ger, die ſich durch ihre Thaten berühmt gemacht harten. Der König tanzete ſelbſt zuwei— len bey den Hauptfeften , um fie dadurch defto feyerlicher zu machen, da er denn den Rei⸗ hen fuͤhrete. Dieſes brachte nun den Huayna-Capac auf den Einfall, es würde viel praͤch⸗ tiger, ernfthafter und majeftärifcher ſeyn, wenn man eine güfdene Kette hielt, als wenn man fich bey der Hand faffere, und daher gab er Befehl, dergleichen zu verfertigen h). : Diefer Monarch fügete feiner Herrfchaft noch die Thäler Chacms, Paſcamayu, Anwachs fei: Zanna, Collque, Einen, Tucmi, Sayanca, Mutupi, Pichiu und Tullana bey, nes Reiches. welche zwiſchen Chimu und dem Thale Tumpiz, heute zu Tage Tumpes, find. Alle diefe Völkerfehaften unterwarfen fich bey Annäherung feines Heeres, welches vierzig tau— fend Mann ftarf war, und diefem Benfpiele folgeten andere benachbarte Voͤlkerſchaften, als die von Cbunsna, Chintuy, Collonche, Naquall und andere, Darauf ließ ev diejenigen Voͤlkerſchaften vor ſich fordern, welche an der Ermordung der Staatsbedienten feines Vaters Theil gehabt; und nachdem er ihnen ihre Verraͤtherey bitter vorgeworfen; ſo befahl er, es follte von den Urhebern diefer Frevelthat der zehnte Mann zur Strafe binges richtet werden, und fie follten dieſerwegen unter fich lofen, wer fterben müßte, Außer dem geboth er, es follten fich fünftig die Curacaen und andere angefehene Perſonen der Voͤlker⸗ ſchaſt Huancavilla zween Zaͤhne aus dem obern Kinnbacken, und eben ſo viele auch aus dem untern ausreißen, und dieſes vom Vater auf Sohn, und fo ferner auf ewige Zeiten, damit das Andenken einer fo graufamen Treulofigfeit beftändig erhalten würde 5). Huayna⸗Capac drang mit feinen Waffen bis in die Inſel Puna, deren Beherrfcher, Seine Händel Namens Tumpalls, fih auf eingezogenes Gutachten der Euracae und vornehmften Per: wegen dev In⸗ fonen des Eylandes entſchloß, fich dem Prca zu unterwerfen. Es gefchah folches aber piet SE Puma. mehr aus Staatsklugheit als Aufrichtigfeit. Er wich der Nothwendigkeit, verlor dabey aber weder die $uft noch Hoffnung, fi) zu rächen. Indeſſen war der Ynca wieder nad) Tumpez zurückgefehret; und da er Urſache hatte, ſich über die Voͤlkerſchaften des feften Sandes bey Puna zu befchweren , fo fehickete er den Statthaltern, bürgerlichen und Kies gesbedienten , wie auch denen Truppen, die er in diefer Inſel gelaffen hatte, Befehl, nad) dem feften Sande zu gehen, um den Uebermuth dieſer Voͤlkerſchaften zu beftrafen. Die Einwohner der Inſel mußten fie in Balzen hinüber führen. Als fie aber mit ihnen auf eine gewiſſe Höhe gekommen waren : fo ſtuͤrzeten fie dieſelben insgeſammt ins Meer, und tödteten diejenigen, die ſich durch Schwimmen zu retten bemübeten, Darauf erregeten fie einen allgemeinen Aufſtand, und brachten alle diejenigen um, die bey ihnen geblieben was ven, um fie geſittet zu machen, und eine glüclichere Lebensart zu Ichren. Re dieſe eitung 5) Gareil. IX Buch, 1 Cap ad. 472. ) Ebendaſ. ITH, III Cap. Regierung Der Yncae. Empörung © Reiſen und Entdeckungen Zeitung wurde Huayna⸗Capac wie vom Donner geruͤhret; weil die meiſten Erſchlagenen Dncae, oder Prinzen von koͤniglichem Gebluͤte waren. Der Monarch legete die Trauer darüber an, So bald aber die Zeit derfelben verfloffen war: fo Eehrefe er mie einer neuen Macht in die aufrührifchen Provinzen zurück, und zuͤchtigte fie wegen ihrer Empörung und Graufamfeit mit gehöriger Schärfe k). Nicht lange darnach empörete ſich auch die Provinz Chachapuyas auf eben die At, der Chachapue wie Puna. Huayna Eapac eilete fo gleich mit einem Heere dahin, und war feft entfchlof- yaer, amd des ſen, daſelbſt ein Erempel der Schärfe zu geben, welches alle andere Misvergnügte im Ya Groß⸗ muth. Er will noch Zaume halten ſollte. Unterwegens aber änderte er feine Meynung , und glaubete, Die Ge: lindigkeit wuͤrde noch befiere Wirkung thun. Er verſuchete alſo diefes Mittel bey den Auf- rührern, welche, anſtatt ihr Verfahren zu bereuen, fich in die Gebirge flüchteten , und auf dem platten Sande nur die Weiber und Greife zurück ließen. Diefe befürchteten, es möch- se aller Zorn des Königes auf fie fallen, und nahmen daher ihre Zuflucht zu einer Ma⸗ macuna, welche des Inca Tupac Yupanqui Beyſchlaͤferinn geweſen war, und ſich in den Flecken Caſſamarquilla begeben hatte, aus welchem ſie gebuͤrtig war. Dieſe Prinzʒeſ⸗ ſinn ließ ſich bereden, dem Ynca Huayna⸗ Capac entgegen zu gehen, und ihn für dieſe Uns gluͤcklichen um Gnade zu bitten, in der feſten Hoffnung, es wuͤrde dieſer Monarch eine Wohlthat nicht abſchlagen, die von einer Frau von ihrem Stande geſuchet wuͤrde. Alle Weiber des Fleckens begleiteten die Mamacuna, welche durch ihre Rede, durch ihr Bit- ten, und durch ihre Thränen, das Gemürh des Ynca fo zu lenken wußte, daß ihr diefer Prinz nicht allein eine gänzliche Vergeffenheit alles defien, was vorgegangen , unbeinevöl- lige Berzeihung aller. Einwohner ohne Ausnahme zugeftund, fondern iht auch frenftellete, ihnen noch folche Gnade zu ertheilen, als fie nur ſelbſt belieben und für dienlich erachten würde, Er ſchickete fie zurück , dieſe gute Zeitung diefem Volke zu überbringen, und ließ fie von vier Yncaen, feinen Bruͤdern und Söhnen dieſer Mamacuna, nebft den Statt: haltern und rechtserfahrenen Perfonen, begleiten, welche zur Wiederherftellung der Ord- nung und Sicherheit in der Provinz nöthig waren. Die Einwohner derfelben wurden auch, durch einen fo fchönen Beweis der Gnade ihres Heren , dergeftalt gerührer, daß fie ſich nachher ftets bemuͤheten, ihre Untreue, durch die afferbewährtefte Treue in Vergeſſen⸗ heit zu bringen. Damit fie auch das Andenken dieſer großmuͤchigen That des Ynca ver— ewigen möchten, fo ließen fie den Dre, wo Huayna Capac die Mamacuna angenommen, und ihr die Verzeihung zugeftanden hatte, mit einer dreyfachen Mauer umgeben, damit er beitig wäre, und niemand hineingienge.. Die erfte war von ſehr fehönen gehauenen Seei- nen, mit einem Kranze rund herum, die zweyte war nicht fo fehön gearbeitet; und die drit⸗ te war von Mauerſteinen gebauet 2). {vi 2 Nachdem Huayna-Capac die Provinz Chachapuya fo glücklich berubiger hatte: fo einige Thäler wandte er feine Waffen nad) ven Thälern, die er nad) zu erobern hatte, und Fam auf den gewinnen, \ ‚aber, die man Darauf nach ihnen antraf, waren noch viel duͤmmer, und weit rober. Man Gränzen derer von Manta an, die fih auf Die erfte Aufforderung ergaben. Diefe Thaͤ⸗ ler wurden von Voͤlkerſchaften bewohnet, welche Apichiqui, Pichunſi, Sara, Pecllan⸗ ſimiqui und Pampahuaci hießen. Die meiſten waren ſo roh und wild, daß fie an Rau— higkeit alle diejenigen uͤbertrafen, welche die Yncae bisher unterworfen hatten. Diejenigen un⸗ *) Ebendaſ· V u, VI Cap, I) Ebendaf. VII Cap. EEE —— a nn ⏑⏑ America. VIBuch. v Cap. —— unterſchied ſie durch die Mamen Saramiſſu und Paſſau; und Garcilaſſo meldet, der Regterun g Yınca wäre über ihr äußerft mildes und viebifches Wefen verdrüßlich gervorden, und hätte der Pncae, zu feinen Leuten gefaget + Komme, laſſet uns von binnen geben, diefe Zeute ſind — nicht werch, daß ſie uns zu Herren haben m). - Dev Huaca verlangete, es follten auf dieſer Seite die Thaͤler der Provinz Paflau Empsrung feinem Reiche zur Graͤnze dienen; und er begab ſich nach Cuzco, nachdem er alle Provin- der Taranquer . ‚zen feiner Staaten befuchet Hatte; ynd das war das letztemal. Unter dev Zeit, da er mit Se ihre diefem Beſuche beſchaͤfftiget war, erhielt er Nachricht, die Einwohner der Provinz Ca⸗ Zuchtigung. ranque hätten fi empoͤret: fie wuͤrden von einigen benachbarten und freyen Voͤlkerſchaf⸗ ten unterftüßet, und hätten alle Fönigliche Bediente, Statthalter und andere, die der Hnea in dem Sande befteller Hätte, niedergemacht. Huayna⸗Capac, welcher mit Recht wider. die Caranquer erzuͤrnet war, ließ. fogleich ein Heer abgehen, fie zu zuͤchtigen, und folgete ihm, um es in Perfon anzufuͤhren. Als feine Feldhauptleute in das Land eingerü- et waren: fo thaten fie den Aufrührern unter der Hand zu wiflen, fie zweifelten nicht, wenn fie zu der Gnade des Mnea ihre Zuflucht nedmen wollten, er würde ihnen verzeihen, Allein, fie vernachläßigten diefen guten Rath; und da der Mnuca fich an die Spiße feines Heeres geftellet hatte, fo verheerete er ihr Land, überwand die Aufrübrer, und nachdem er alle Gefangene und überhaupt alle diejenigen, die man hatte habhaft werden koͤnnen, und wovon man wußte, daß ſie an dem Aufftande Theil gehabt, zufammen bringen laf- fen, fo befahl ee, man follte ihnen allen zufammen die Köpfe abfchlagen, und ihre Leich— name in den Sumpf oder See Nahuarcocha werfen, welcher die Gränzen zwifchen die— ſen Bölkerfchaften machet. Man giebt vor, es habe auch diefer See von folcher erſchreck— lichen Hinrichtung den Namen befommen, welcher Blutſee beißt »). Kurz vor diefem Zuge begab es ſich, daß er mit dem Dberpriefter der Sonne ihrent- Seine Unter: wegen eine Unterredung hatte, welche anzeigete, daß er ‚eben nicht die von ihm erforderte redung wegen Ehrerbiethung gegen fie trug, fondern vielmehr feines Vaters Gedanken von ihr Hegete, und der Sonne. deffen Glaubenswar. Esgefchah an einem Tagedes Hauprfeftes der Sonne, Raymi ge⸗ nannt, welches neun Tage währet, daß er fich die Freyheit nahm, die Sonne ſtarr anzufes ben, welches als eine wider die Ehrerbiethung laufende That verbothen war. Er blieb eine Zeitlang mit fo gen Himmel gewandten Augen ftehen, daß auch der Oberpriefter, welcher fein Oheim und gleich neben ihm war, darüber zu ihm fagete: „Woran denkſt Du, Ynca? weiſt du nicht, daß du etwas verbothenes thuft „2 Auf diefe Worte fchlug der König die Augen nieder: bald darauf aber wandte er fie wiederum mit eben der Freyheit gen Himmel, Der Oberpriefter beftrafere ihn darüber von neuem mie diefen Worten: „Einziger Beherrſcher, ſieh dich wohl vor, was du thuftz weil es eine Sache von der „augerften Wichtigkeit if, Du weit, daß es uns allen gleich durch verborhen ift, Die Kuͤhnheit zu haben und die Sonne, unſern Vater, anzuſehen, weil wir deſſen nicht würs „Dig find. Thuſt du es aber heute, ſo giebſt du deinem Hofe und allen den vornehmen „Herren deines Reiches ein boͤſes Beyſpiel, welche allhier verſammlet ſind, deinem Vater die ihm ſchuldige Anbethung als demjenigen zu erweiſen, der ihr Oberherr und einziger „Beherrſcher iſt Huayna· Capac wandte ſich, ohne darüber bewege zu werden, nad) ihm um, und antwortete ihm: „Ich habe Dich nur zweyerley zu fragen, welches auf Das: . „jenige m) Ebendaſ. VIIL Cap. a. d. 4868. ») Ebendaſ. XI Cap. Allgem, Beiſebeſchr. AV Band, 698 Regierung ver Yncae. ——— 418 Reiſen und Entdeckungen „jenige zur Antwort dienen wird, was du mir gefager Haft. Ihr erfennet mich alleſammt „für euren König; nicht wahr? Das vorausgefeget, findet ſich wohl jemand unter euch, „der fo dreufte wäre, daß er mich von meinem Throne aufftehen ließe und zu einer langen „Reife antriebe, wo ic) beftändig laufen müßte, ?— »Gewiß, antwortete der Prie⸗ „ſter, derjenige, der das thun wollte, würde für einen Narren und AUnvernünftigen ge- „halten werden,„.— ‘ch frage dich aber noch weiter, erwiederte der Ynea, ſollte ſich „wohl einer unter meinen Lehnsleuten, ſo reich und mächtig er auch immer ſeyn möchte, „finden koͤnnen, welcher die Kuͤhnheit hätte, mir nicht zu gehorchen, wenn ich ihm beföhte, »gefchwind von hier nach Chili zu gehen, ? — „Es ift Fein Zweifel, verſetzete der Prie- „fer, daß deine Unterehanen dir nicht bis in den Tod gehorchen ſollten, wie fie denn auch „durch ihre Pflicht dazu verbunden ſind, — „Wenn das ift, fuhr der König fort, fo „mußt du wiſſen, daß. diefe Sonne, die unfer Water iſt, unter einem andern Herrn ftehen "muß , ber weit mächtiger ift, als fie, und auf defien Befehl fie den Sauf thut, den man „fie alle Tage thun ſieht, ohne daß fie jemals ſtill hält. Denn wenn die Sonne, unfer Seine Ge⸗ mahlinnen u. Kinder, „Vater, ein unumſchraͤnkter Herr aller Dinge hiernieden wäre: fo hat es fehr das Anfehen, „fie würde ſich zuweilen zu ihrem DBergnügen ausruhen , weil feine Nothwendigkeit da ift, „die fie zwingen koͤnnte, beftändig zu laufen, So vernünftelte, Juayna-Capac ; indeſ⸗ fen waren doch feine übrigen Unterthanen noch fo abergläubifch und furchtfam, bey diefer Gelegenheit, daß fie es für eine fehr böfe Vorbedeutung bielten, daß fich diefer König die Freyheit herausgenommen, die Sonne anzufeheno), Huayna:Capac war zuerft mit feiner Alteften Schwefter Pilen Huaco vermähler. Weil er aber Feine Kinder von ihr hatte, und er doch gern einen von väterlicher und muͤt— terlicher Seite Faiferlichen Prinzen zu haben wünfchete, welcher nach den Gefegen das Reid) erben Fönnte: fo vermäblete er fich zum andernmale mit feiner jüngern Schwefter Rava Oello. Ueber diefes vermählere er fich auch noch rechtmäßiger Weiſe mit Mama Rıms cu, einer Tochter feines Oheimes Auqui Amaru Tupac Nnca, welche beyde von fei- nem Vater und deſſen Rache für vechtmäßige Gemahlinnen erfläret, und fo wie die erſte, mit dem Titel der Coja beehret wurden; fo, daß die Kinder von ihnen vegierungsfähig waren. Mit der Rava Oello jeugete er den Erbprinzen Nnticuſi Huallpa, oder, wie er mebrentheils genennet wird, Huaſcar Inca, und von der Mamas Runen hatte er den Manco Nnca, welcher auch noch, nach der Ankunft der Spanier, den leeren Titel eineg Kaifers von Peru nebſt der rothen Franfe führere p). Unter andern Kebsweibern hatte Huayna⸗ Capac auch eine Tochter des Königes Quitu oder Königes von Quito, mit der er den Araduallpa oder Arahualipa zeugete, welcher wohlgebildet und fhön von Gefichte war. Dabey hatte er einen feharfen Verſtand, viel gefunde Vernunft, Herzhaftigkeit und Geſchick, welches ihn denn feinem Vater fehr beliebt machefe, daß er ihn faft beftän- dig bey ſich harte, Diefe zärtliche Siebe fuͤr ihn trieb auch) den Huayna⸗ Capac an, daß er feinen eigentlichen Erbprinzen, Huafcar Mnca, zu der Einwilligung vermochte, dieſem na- tuͤrlichen Sohne das Königreich Quito nebft einigen andern benachbarten Provinzen zu überlaflen. Vermittelſt diefer Einwilligung erflärete Huahna. Capac den Prinzen Atahu⸗ allpa fuͤr einen rechtmaͤßigen Erben des Königreichs Quito g). Wir werden aber bald ſehen, auf was für Art diefer Atahuallpa dem Huafcar Ynca feine Gutigkeit bezahlete, Huayna⸗ *) Ebendaſ. XCap, a. d. 488 S. g) Ebendaſ. IX Bud) XII Cap. a. d. a91 ©. ) Ebendaſ. VIII Buch, VIII Cap. a. d. 432 S. in America VI Buch. VE. 419 Huayna-Capac war in feinem Pallafte zu Tumipampa, alser die erfie Nachricht von Regierung der Ankunft der Spanier an diefen Küften erhielt. Man berichtete ihm auf eine verwirrte der Rnzae. Art, man hätte ein großes feltfames Schiff gefehen, welches mit Leuten von einer ganz h und gar fremden Geftalt ‚beladen gewefen. Es geſchah folches acht Jahre vor feinem en Tode, und war das Schiff des Vaſco Nugnez von Balboa geweſen, der ſich im 1515 J — Jahre am erſten an dieſen Kuͤſten ſehen ließ. Dieſe Nachricht ſetzete den Ynca in eine um Ankunft. fo viel größere Unruhe, weil man fehon verfihiedene Wunderzeichen und unglückliche Bor: bedeutungen im der Luft und auf der Erde wollte gefehen haben. Hierzu mußten ihnen oft die natuͤrlichſten Erfcheinungen dienen ‚. follte es auch nur ein Hof um den Mond ſeyn. Sie bemerferen dergleichen einft und bildeten fich drey große Zivfel in dem Monde ein. Der eine davon war blutroth, der andere fiel von dem Schwarzen ing Grünliche, und ver deitte fah wie Rauch aus. Einer von denen Wahrſagern, die man Llayca nennet, be⸗ trachtete dieſe Zirkel genau, und gieng darauf mie thraͤnenden Augen zum Huayna⸗Capac. So bald er vor ihn gekommen, fagete er mit fehtwacher und bebender Stimme: „Einziger Beherrſcher, vernimm, daß der Mond, deine Mutter, bie viel ZärtlichEeie für dich hat, „dir durch meinen Mund meldet, daß der Pachacamac, welcher Sorge trägt, alle „Dinge zu erhalten, die er erfchaffen hat, deinem Haufe, deinem Reiche, und Deinen „Unterthanen mit vielen großen Plagen drohet, die er über fie ſchicken muß. Denn der „erfte blutroche Kreis, welcher deine Mutter umgiebt, bedeutet, daß, wenn du zu deinem „DBater, der Sonne, gegangen bift, deine Nachkommen einen graufamen Krieg mit ein- „ander führen und ihr Eönigliches Blut in wenigen Jahren bis auf den legten Tropfen „gänzlich vergießen werden. Der zweyte Kreis ift uns eine Borbedeutung, Daß auf die „Kriege und den Tod deiner Nachkommen die Abfchaffung unferer Religion und der Ber- „fall deines Reiches folgen werden, welches in Rauch vergehen wird, wie der Dritte Kreis „anzeiget., Der Yixca wollte fihs nicht merken laffen, daß ihn diefe Ankündigung rührete, fondern fagete zu dem Zeichendeuter: „Geh, entferne Dich, ich fehe wohl, dir haben diefe „Nacht alle vergleichen Thorheiten geträumet, welche du Offenbarungen von meiner Mut⸗ „ter nenneft „— Ich wuͤrde zu fihelten ſeyn, erwiederte ber Wahrfager, wenn ic) das „nicht beweifen koͤnnte, was ich vorgebe. Nimm dir die Mühe und fomm heraus; du wirſt diefe traurigen Zeichen mit deinen eigenen Augen ſehen, und kannſt alsdanın Die „andern Wahrfager um deren Deutung befragen. Er that es. Aller Auslegung war einmuͤthig; und ob er gleich in feinem Herzen felbft davon uͤberzeuget feyn mochte, jo ließ ex ſich doch, um den Seinigen nicht den Muth zu benehmen, gegen die Wabrfager ber- aus, er würde ihren Worten niemals Glauben beymeflen, wenn es ihn der große Pachk- camac nicht ſelbſt verſicherte; denn er koͤnnte ſichs nicht einbilden, daß die Sonne ihre eigenen Kinder dergeſtalt haſſen ſollte, daß fie ihren gaͤnzlichen Untergang erlaubeter). Indeſſen bildeten ſich ſeine Unterthanen doc) feſt ein, die Prophezeyungen des Biras Seine Pra cocha würden erfüllet werden; und HuaynasCapac felbft that auf feinem Todberte die Er: phezeyung klaͤrung: Die Weißagung des Biracacha entbielte, es würde, wenn zwölf Yncae von Für niglichem Gebluͤte regieret hätten, eine Art von neuen und ihnen unbefannten Menfchen kommen, , Die fich diefes ganze Reich und viele andere Staten unterwürfig machen, und fo Öggz tapfer r) Ebendaſ. XIV Cap. ad. 468. 420 < Reifen und Entdeckungen Regierung tapfer ſeyn würden, daß fie niemand würde beſiegen koͤnnen. Weil nun die Zahl der zwölf der Anne. Beherrſcher mit ihm voll wäre, ſo zweifelte er nicht, es würden die fremden Leute, die vr man bereits im Meere gefehen hätte, die befagre Bölferfchaft feyn, und bald in dieſes Land kommen, um fich deffen zu bemaͤchtigen. Er empfahl und rieth feinen Kindern und- Untertbanen zu gleich, ihnen zu dienen und zu geborchen, als Leuten, die fie in allem weit überträfen, ein befferes Geſetz hätten, und fich ftärferer Waffen bedieneten, damit fie durch ihren Gehorſam folche zu Freunden erhielten), Sein Todı Diefer weife Monarch ftarb zu Quito, an einem Fieber, welches er ſich zugezogen, da er fich eines Tages in einem See gebadet hatte. Er hatte fich dahin begeben, um da- fetbft feine legten Jahre zugubtingen, weildie Einwohner des Landes ihn überaus ſehr liebeten, nachdem er fie überwunden hatte. Er verordnete, man follte den Prinzen Atahuallpa für den rechtmäßigen Nachfolger in dieſem Königreiche erfennen, und zum Merkmaale der Ge- wogenheit und Zuneigung, die er gegen diefes Sand hegete, befahl er, es füllten fein Herz und fein Eingeweide in diefer Stadt begraben, fein Leichnam aber nach Cugco gebracht werden, um dafelbft in das Grab feiner Ahnen zu kommen. ie 7 Hnticuſi⸗ Huallpa fonft Huaſcar⸗ Ynca genannt, dreyzehnter Ynea. Sein Dame. Oogleich der eigentliche Namen dieſes dreyjehnten YncaYnticuſi Huallpa war, welches Sonne der Hurtigkeit heiße: fo nannte man ihm doch ſtets Huaſcar Pnca, zum Andenfen ber berühmten goldenen Kette, die fein Vater zu dem Tage machen ließ, daman: ihm einen Namen geben und das Haar abfehneiden follte. Denn Duaſca beißt eigentlich ein Strick, und bedienen ſich die Peruaner deffen, um damit aud) eine Kette, fie ſey, wovon fie wolle, zu bezeichnen. Damit fie aber alles Anftößige und eine übele Borbedeu— fung davon entfernen, und doch zugleich die Herrlichkeit bey feinem Feſte nicht vergeſſen moͤchten: fo ſetzeten fie noch) ein x zu dem Worte, da es denn an ſich nichts bebeutete und nur ein Namen wurde 2), Er fordert dng Nachdem Huaſcar Mea das Vergnügen und die Süßigfeit zu befehlen, einige Koͤnigreich Yahre geſchmecket hatte: fo gereuete es ihn, daß er feinem Bruder Arahualipa das König: Quito wieder, reih Quito abgetreten, und wollte es mit aller Gewalt wieder haben, fo wie die andern Landſchaften, Die bey Sebzeiten feines Waters Damit verfnüpfer worden. In diefer Abſicht ſchickete er eine Gefandefchaft an fernen Bruder, ihn zu bitten, er möchte es nicht auf einen gerechten und nöthigen Krieg ankommen taffen, den er wider ihn unternehmen müßte, fondern ihm den fhuldigen Gehorfam feiften und als feinem Oberherrn Hufdigen. Denn er wüßte wohl, daß nach den alten Grundgeſetzen des Reiches vom Ynca Manco Eapac ber, michts von den einmal gemachten Eroberungen wiederum dürfte veräußert werden; und ev meldete ihm dabey, daß er ihm das Königreich Quito nicht anders, als unter dem Titel ' . eines Sehnsträgers und Vaſallen laffen Fönnte, Atahualipa Atahuallpa, welcher noch nicht im Stande war, ſich öffentlich wider feinen Bruder verſtellet ſich zu erklären und den Krieg zu unternehmen, bedienete ſich der Berftellung. Er antwortete und ruͤſtet fi als ein boshafter und argliftiger Menſch: er erfennete ihn fiir feinen rechtmäßigen Oberherrn sum Kriege. und wäre bereit, dasjenige zu hun, was man von ihn verlangere. Huaſcar ſetzete Ei alfo 3) Ebendaſ. XV Cap. 0,d. 499 ©, #) Ebendaſ. IX Su, I Cap. 9.4736. in America. VIl Buch. V Cap. ar alfo eine gewiſſe Zeit an, da er nad) Cuzco kommen und ihm den Eid der Treue leiten, Regierung und wegen des Königreiches Quito huldigen follte, Diefer hatte feine Einwendung dage- der Yncae. gen, fondern bath nur, daß ihm erlaubet feyn möchte, die vornehmfien Eimvohner aus den Provinzen des Meiches mit zu bringen, damit fie, nach alter Gewohnheit, dem Leichen- begängniffe feines Vaters zu- defto größerer Pracht beywohneten, und nachher nebft ihm dem Ynca Huafear Huldigeenz). Weil ihm diefes zugeftanden wurde: fo ließ or feine Leute äußerlich mit vieler Pracht ſich dazu anſchicken: unter der Hand aber geboth er ſeinen Hauptleuten, ſich in der Stille zum Kriege zu ruͤſten und ein auserleſenes Heer zuſammen zu bringen. Er machete die kluͤgſten Verfuͤgungen deswegen und brachte auf dieſe Art unvermerkt über dreyßig tauſend Mann ing Feld, welche er mit noch mehrerm Geheimniſſe unter falſchem Scheine den Weg nach Euzco nehmen ließ, wohin er auch felbt zu dent bevorftehenden $eichenbegängnifle und der vorgegebenen Huldigung abgieng. Indeſſen übergab er doch die Anführung feiner Truppen zweenen Befehlshabern, auf die er fih am meiften verließ und wovon der eine Challcuchims und der andere OQuizquiz genannt wurde, die ſich der Stadt Cuzco in geheim näherten, ohne daß der Ynca Huaſcar den geringften Argwohn deswegen ſchoͤpfete #). Einigen alten erfahrenen Yncaen aber, welche Statthalter in denen Provinzen was Er ſchlaͤgt ven, wo biefe verftelleten Kriegesleute durchgiengen , kam es verdächtig vor, daß man fo Huaſearn viele Menfchen bloß zur Verherrlichung des Seichenbegängniffes fhicken ſollte. Ste murh- und bekoͤmmt maßeten daher nichts gutes Davon; und weil fie des Atahualipa unruhige und herrſchſuͤchti— ihn gefangen. ge Gemuͤthsart fannten? fo eröffneten fie Huafcarn ihre Gebanfen, und riethen ihm auf feiner Hut zu feyn. Er erfuhr es auch bald noch näher, was fein Bruder vorbätte, und ließ in aller Gefchtwindigfeit feine Völfer zufammen ziehen. Weil er aber doch kein red) tes Heer aufbringen Fonnte, das ftarf genug war, den Aufrührern die Spige zur biethen, und fiezurück zutreibens fo gieng er mit denen, die er zufammen geraffet hatte, von Euzco hinweg. Ihre Anzahl wuchs in kurzer Zeit fehr an, Allein, es waren meiftens unge— übte und unerfahrene $eute, die nicht einmal Herz genug zum Kriege Hatten. Nichts deſto— " weniger führete der Mca, voller Vertrauen auf feine gerechte Sache, diefes in Eite zuſam⸗ mengelefene Heer wider feinen Feind, den er zwo bis drey Meiten von Cuzeo auf einer Ebene gegen Weften von diefer Stadt antraf. Daſelbſt kam e8 fo gleic) zu einer blutigen Schlacht, welche einen ganzen Tag anhielt; Huaſcars Heer wurde gefihlagen, und er felbft von des Atahuallpa Hauptleuten gefangen bekommen, die ihm denn ohne bie geringe fie Achtung begegneten, und auf das fchärfite bewacheten y). | a der König von Duito fah, daß fich nunmehr alles wiirde vor ihm beugen muͤſ⸗ Sucher deßſen fen: fo gedachte er, felbit auf den peruanifchen Thron zu fleigem Allein, es war ein Thren zu bes Grundgefeg, daß niemand in diefem Reiche folgen konnte, der nicht ein Sohn der recht- Feige mäßigen Gemaplinn des Königes, das ift feiner eigenen Schwefter war. Hätte aber ver Mnea feinen rechtmäßigen Sohn von der Königinn feiner Gemablinn gehabt: alsdann fo waͤre fein nachter Anverwandser , der gefegmäßig von einer Palla entſproſſen, in deren Stamme feine Vermiſchung von fremdem Geblüte vorgekommen, zur Krone gelangetz und wenn der nächte Verwandte feinen Sohn hatte, fo nahm man der folgenden u. ſ. w. bis auf den legten Ynca, der von Barer und Mutter aus dem Eöniglichen Gebluͤte war. Ggg 3 Ob a) Ebendaſ. XXIICap. ad. 324 nf S. 9) Ebendaſ. XXXIV und XXXV Cay. x) Ebendaſ. XXXIII Cap. 422 | Reifen und Entderfungen Regierung Ib num alfo gleich des Atahuallpa Mutter eine Fönigliche Prinzeſſinn von Quito ge: Ver Yncae. a Seine Sean famfeit des⸗ wegen, weſen wars fo hatte fie doc) nie für des Huayna⸗ Capacs rechtmäßige Gemaplinn koͤnnen angefeben werden; und Atahualipa durfte daher auch nicht hoffen, deſſen Thron ruhig befigen zu können, fo lange noch ſolche Prinzen da feyn würden, die aus dem unver fälfchten Blute der Meae von värerlicher und mütterlicher. Seite ſtammeten. Um alfo diefes Hinderniß zu heben und dem Fehler feiner Geburt abzuhelfen, entfehloß er ſich, alle Nachkommen der Yncae aus dem Wege zu räumen. Syn diefer Abfiche ließ er unter dem fiheinbaren Vorwande, er mollte feinen Bruder Huaſcar in feine Staaten wiederum einfegen, in dem ganzen Reiche befannt machen, es follten fich alle Mncae, die Statthalter, Heerführer, Hauptleute und alle, die nur bürgerliche oder Kriegesbes dienungen hätten, zu einer gewiffen vorgefchriebenen Zeit zu Cuzco einfinden, Damit er fie auch defto leichter beivegete, dahin zu fommen: fo gab er ihnen zu verftehen, er wollte eine Verſammlung von Landftänden halten, und mit ihnen gewiſſe Puncte aus: machen, deren Beobachtung fünftig feinen ‘Bruder und ihn in ſehr gutem Vernehmen mit einander koͤnnte leben laſſen. Die Pncae aus koͤniglichem Gebluͤte eileten dahin; und es blieben nur diejenigen zu: ruͤck, Die entweder Unpäßlichkeiten ober Alters oder Unvermoͤgens halber oder auch wegen des langen Weges in fo Furzer Zeit nicht Hinfommen konnten, Jedoch ſtelleten fich auch einige, wiewohl fehr wenige, deswegen nicht ein, weil fie den Worten diefes Fuͤrſten nicht trauefen; und Diefe waren die Flügften. Denn fobald die andern angekommen waren: fo ließ er fie, ohne Achtung, daß fie feine Brüder, Oheime, Neffen und andere Vettern wären, toͤdten. Es mußten alle feine Berwandten bis ins vierte Glied ‚, welche einen An—⸗ ſpruch auf das Reich machen fonnten, fterben, aus Furcht, fie möchten das Volk wi: der ihn erregen. Er verfihonere auch, ſo gar derjenigen nicht, welche nur natürliche) Kinder aus Föniglichem Geblüte waren, damit fie nicht dereinft feinem Denfpiele folgen möchten. Alle diefe Unſchuldigen wurden auf verfchiedene Art hingerichtet. Einigen wurden die Köpfe abgefchlagen, andere mit großen Steinen an dem Halfe in den Fluß und in die Teiche gefchmiffen und noch andere von den hoͤchſten Felſen hinuntergeftür zet. Atahualipa ſchickete die Diener ſeiner Unmenſchlichkeit durch das ganze Land aus, und wo nur noch ein VYnca aus koͤniglichem Gebluͤte auszuſpuͤhren war, da wurde er verfolget und hingerichtet. Seine Grauſamkeit war mit allem diefem vergoffenen Blute noch nicht gefättiget, fondern fie erſtreckete fich nunmehr. auch ohne Unterſchied des Alters und Gefchlechtes über alle Frauensperfonen und Kinder, die aus koͤniglichem Gebluͤte waren. Er befahl ſeinen Kriegesknechten, alle, die ſie außer den geweiheten Jungfrauen zu Euzco antreffen koͤnnten, fie möchten fo alt oder jung ſeyn, als fie wolf: ten, zufammen zu bringen und fie nad) ihrem Belieben hinzurichten. Dieſe Henker ermangelten nicht, ihm zu-gehorchen, ſondern ſucheten dieſe ungluͤckſeligen Schlacht- opfer in dem ganzen Koͤnigreiche ſorgfaͤltig auf, und brachten fie auf der Ebene era jufammen, wo fie ihnen auf mancherley unmenſchliche Are den Too anthafen. Huaſcar Ynca hatte den Schmerz, ein Zeuge diefes ganzen blutduͤrſtigen Verfah⸗ rens mit ſeinen Verwandten zu ſeyn. Atahuallpa wollte ihn noch nicht rödten laſſen, damit er fich deſſen auf den Rothfall bedienen Fönnte, wofern ja ned) irgendmo eine Empörung wider ihn entftehen follte. Denn er zweifelte nicht, es würden die unruhig: ften 9 uusam cs u 2 —— — TAHUALIPA * er 7 S % — * rn Seine verwandten. GL im America. VI Buch. V Cap. 423 ften von feinen Unterthanen fich leicht befänftigen laſſen, wenn er ihnen bey ihren größ- Regierung ten Unordnungen die Anerbiethung thäte, den Huafcar wieder auszuliefern, Allein, ob Per Yncae. er alfo gleich Diefem unglücklichen Herrn das elende geben ließ: fo verbieterte er ihm doc) folches durch die vielen Benfpiele feiner Rache, die ihm fehmerzhafter ſeyn muß: ten, als der Tod. Außer den Pncaen hatten Atahuallpens Anhänger noch viele an— dere vornehme Gefangenen bekommen. Diefe föllten fein befferes Schickſal haben, als die Prinzen von Geblüte, damit ihr Benfpiel die andern Curacae und den ganzen Adel des Neiches in Furcht fegete, der von Natur Huafcarn zugethan war. Man füh- rete fie insgeſammt mit gefeſſelten Händen auf eine Ebene in dem Thale Sacfa- buans, wo man fie in zwo Reihen ftellete; und darauf ihren ehemaligen Beherr- fher, den itzt elenden Huafcar, ganz von Kothe befleckt, mit einem Strike um den Hals, und hinten auf dem Mücken gebundenen Händen, mitten durch fie hinweg ſchleppete. Als diefe armen Gefangenen ihren Fürften in einem fo klaͤglichen Zuftande faben und man ihn alfo vor ihnen vorbey führefe, um fie noch mehr zu fränfen: fo fingen fie an zu fhreyen und zu wehklagen und warfen fich vor ihm auf ihr Angeficht, als wenn fie ihm haͤtten anbethen wollen. So gleich aber wurden alle diefe armen Leute mie Aexten und kleinen Keulen graufamer Weife erfchlagen 2). Diefe Hinrichfungen und Berfolgungen der Perfonen vom Föniglichen Gebluͤte Atahualipa der Yncae dauerte drittehalb Fahr lang, bis zur Anfunft der Spanier, fo daß nur alsXlv Yrca, fehr wenige, die ſich verfteckt halten Eonnten, den Henkersſtreichen entgiengen. Ata— hualipa , welcher ſich fo gleich der rothen Franfe angemaßer, fo bald er nur Huaſcarn gefangen befommen hatte, und daher für den vierzehnten König in Peru angegeben wird, hielt fih zu Caſſamarca oder Caramalca auf, wo er die nöthigen Verfügun: gen zur DBefeftigung feines Ihrones machete, Allein, er genoß einer Oberherrfchaft nicht lange, die er durch fo viele DBerrätheren und fo vieles Blutvergießen erworben hatte, und mit feiner eigenen Perfon in die Hände der Spanier gerathen ſah. Man bat fein und feines Bruders ferneres Schickſal bereits oben gelefen 2); daher wir davon nichts meiter allhier hinzuthun dürfen. Diejenigen, welchen die Spanier nach- her noch eben den Kang eines regierenden Mea zu geben, fich ftelfeten, lebeten unter ihrer Bothmaͤßigkeit und verdienen diefen Titel fo wenig, daß ſich auch Ulloa Fein Bedenken machet, Kaiſer Karl den V für den XV Beherrfher von Peru anzugeben; dem denn die andern Könige in Spanien gefolget find. Der 2) #bend. XXXV, XXXVI und XXXVU Cap. 4) X d. 59 u. ff. ©. a Reifen und Entdeckungen ur 2 | Del Abſchnitt. 43 WErB, i Zeitfolge der Statthalter und Unterkoͤnige in Pern. Eingang. I Don Franz Pizarro. II Vacca to Mayor. XXI Ludwig Henriguez de Guzman. sder Baca von Caſtro. IIE Blaſco Nugnez XXI Diego de Benavidez y la Cueva. XXIII won Vela. IV Pedro de fa Safea. V Anton Pedro Fernandez de Caſtro. XXIV Balthazar von Mendoza. VI Andreas Hurtado von de In Cueva Henriquez. XXV Melchior de Mendoza. VIE Diego von Zuniga. VI Lo- Liman y Cifneros. XXVI Melchior de Nas pes Garcia von Caſtro. IX Franz von Toledo. varre Rocafol. XXVI Melchior Porto Car: X Martin Henriquez. XI Fernando de Torres rero. XXVIII Manuel Omns de Santa Pau, y Portugal. KU Garcia Hurtado de Mendoza. XXIX Diego Ladron de Gnevara, XXX Diee XIII Ludwig von Belafeo. XIV Gafpar de go Marcillo Nubia vd Augnon. XXXI Don Zuniga y Azevedo. XV Zuan de Mendoza y Li⸗ Carmine Garacciolo. XXXIL Diego Mareille _ ma. XVI Franz de Borja y Nrragon. XVII Nubio d Augnon. KXXXILL Joſeph d’ Armen Ternandez de Cordua. XVII Ludwig Hiero- dariz. XXXIV Anton de Mendoza, XXXV npmus Fernandez von Cabrera. XIX Pedro de Joſeph Manſo y Velaſco. Toledo y Leva. XX Garcia Sarmiento de So⸗ Eingang. Demit wir nichts uͤbergehen, was von Peru noch irgend merkwuͤrdiges und lehrreiches ſeyn möchte: fo muͤſſen wir auch vom Ulloa die Geſchichte der Unterkoͤnige dieſes Reiches feit deſſen Eroberung allhler beyfügen. Es bat auch ſchon Frezier einen Furzen Begriff derſelben feiner allerneueften Reife nach der Suͤdſee bengefüger; daher man fie alldier nicht für unfüglich oder übel eingeſchaltet anſehen wird. Wir müffen gleichwohl anmerken, daß der Titel eines Umnterföniges einigen von den erftern nicht in dem fhärf- ſten Berftande zufömme, weil fie in ihren Beftallungen nicht damit beehret worden. Ulloa giebt fie auch nur als Statthalter an 5), dem wir in diefer Machricht von ihnen genau folgen werden. Nur wird es genug feyn, daß wir die erftern viere bier bloß der Ordnung wegen benennen, weil ihre Thaten vorher fehon meitläuftig genug erzäh- let worden. I Don Franz Franz Pizarro hatte fchon im 1328 Jahre, das iſt zwey Jahre vor der Eroberung, Pizarro. ben Titel eines Adelantade Major, wie aud) eines Statthalters und Generalhauptmannes ‚aller derer Länder erhalten, die er in diefem Theile von America entdecken und erobern koͤnnte. Im 1538 Jahre wurde er mit dem Titel eines Marqueze von $os Charcas und Atrabillas beehret. Weil er den ıöten des Brachmonates 1540 ums $e- ben Fam: fo kann man fagen, er habe faft dreyzehn Jahre regierer. IT Barca von Vacca oder Baca von Caſtro, fein Nachfolger, Fam noch vor feinem Tode Caſtro. In Peru an und regierete ungefähr nur drey Jahre bis Blaſco Nugnez de Bela ans Sand flieg, welcher im 1544 Jahre als fein Nachfolger anfam. ä m Blaſeo Blaſco Nugnez de Vela, welcher mit den Titeln eines Statthalters, General⸗ Nang de hauptmannes, Unterkoͤniges von Peru, und erſten Praͤſidenten der koͤniglichen Audien⸗ Bela, cia zu Sima befleider war, wurde 1545 in der Schlacht bey Quito erleget. Dem Gonzales Pizarro giebt man feinen Rang, weil er die Statthalterſchaft nur durch Gewalt der Waffen, oder doch wenigſtens durch eine erzwungene Wahl, an ſich geriſ⸗ 5) Voyage au Perou. Tom, I. p. 249 ſqq- N in America, VI Buch. V Cap. 425 geriffen. Pedro de In Gaſca aber, welcher 1546 zum Statthalter, Oeneralhaupt- Unterkoͤnige manne von Peru und. Präfidenten der Audiencia zu Lima ernannt worden, Fam im — 1547 Jahre in dem Lande an, ließ im 1548 Jahre dem Gonzales Pizarro den Kopf ab: IV Pebro de ſchlagen, und regierete bis 1550, da er feine Würde und Gemalt der königlichen Audien⸗ In Gaſca. cin übergab und nach Spanien zuruͤck gieng. Bey ihm find wir in der Geſchichte der Eroberung von Peru ftehen geblieben. Die folgenden aber wollen wir num fo liefern, als wir fie beym Ulloa finden, jedoch die Einfehaltungen der Könige in Spanien davon weglaſſen. Don Antonio de Mendoza. v Statthalter und Generalhanptmann, II Unterfönig von Peru und III Praͤ⸗ fident der Audieneia Lima, Nach der Zuruͤckkunft des La Gaſca ernannte Kaiſer Karl der V den Bruder des Mar- V Anton von quis von Meondejar, Don Anton de Mendoza, zum Unterfönige in Peru, Er war Mendoza. bereits Statthalter in Neufpanien, und feine Sanftmuth, Klugheit und Mäßigung ma- cheten ihn bey jedermann beliebt. Diefe Eigenfthaften waren nöthig, Peru zu regieren, wo fo viele Uneinigkeiten herrſcheten. Der neue Unterfönig Fam den 23ften des Chriſt— monates 1551 zu &ima an, und wurde dafelbft mit großen Freudenbezeugungen aufge: nommen. Er gab bey Gelegenheit feines öffentlichen Einzuges in die Stadt ein gro— es Merfmaal feiner Befheidenheit Dadurch, daß er durchaus nicht den Thronbimmel annehmen wollte. Der Unterfönig begnügete fich nicht bloß damit, daß er die verfchiedenen Berichte Er läßt Er der verftändigften Perfonen von dem Zuftande der Sachen in Peru anhörete; fondern — v. er ſchickete auch ſeinen Sohn in die Provinzen und Hauptſtaͤdte dieſes Koͤnigreiches, demande ein? um eine genaue Erkundigung von ihrer Handlung, ihren Bergwerken, und dem, was ade der Boden hervorbringt, einzuziehen, Er fegete Nachrichten davon auf, Die er dem Hofe zu fihicken Sorge trug. 6 Die Fränktiche Leibesbeſchaffenheit diefes Unterföniges erlaubete ihm nicht, alle die Die Ausien- vortheilhaften Veränderungen in dieſen Königreichen zu machen, die er wohl wuͤnſchete. cia will die - Seine Unpäßlichkeiten vermebreten fi) dergeſtalt, daß er genoͤthiget war, ſich der Be— —— ſorgungen der Statthalterſchaft zu entledigen, welche er der Audiencia überließ. Dieſes Son der In- Gericht verſuchete, den perfonlichen Dienft abzufchaffen, welchen die Indianer den Dez dianer abſchaf— ſitzern der vertheileten Laͤndereyen zu leiften gehalten waren, Diefes war einer von den fen. Puncten der Verordnungen, welcher die Eroberer diefer Länder am meiften aufgebracht hatte; und Diefes Unternehmen gab Anlaß zu neuen Bewegungen von Shiten derer, die darunter litten, Ludwig von Vargas, der vornehmfte Urheber diefer Bewe— gungen , wurde das Schlachtopfer feiner Berwegenheit, und es koſtete ihm dem Kopfe Der Unterfönig ftarb endlich den zıften des Heumonates 1552, nachdem er lange gefiechet 155. bafte, und wurde durchgaͤngig bedauert. Seinen Leichnam begrub man in der gro— —— ßen Kirche. Durch den Tod des Unterföniges ſah ſich die Audiencia mit der Statthalterſchaft Unruhen in gaͤnzlich beladen. Damit dieſes Gericht die Gemuͤther in der Provinz Charchas beſaͤnf- der Provinz tigen möchte: fo ſchickete es Pedro de Hinoſoſa als Corregidor dahin. Diefe Er: Charchas. Allgem, Reifebefchr. XV Band. Hhh nen⸗ 36 | Reifen und Entdeckungen unterkoͤnige nennung des Hinojoſa, dem man uͤber dieſes ſeine Abtheilung nicht goͤnnete, welche in Peru 1552, die größte in dem ganzen Koͤnigreiche war, nebſt denen häufigen Streitigkeiten, welche bie 1353. Einwohner in dos Charcas unter einander hatten, hatte viele Soldaten dahin gezogen, welche damals müßig und ohne Bedienung waren, und von einer Seite zur andern herumfteichen, um zu ſuchen, ob fie nicht etwas zu thun faͤnden, da fie fih denn bald zu ber einen, bald zu der andern Partey fihlugen. Sebaſtian de Caſtilla, ein ge- heimer Feind des Hinojofa, machete fich derer Anerbierhungen zu Nuse, melche diefe Elenden ihm thaten, ihm zu dienen. Er ftellete ſich an ihre Spige; und nachdem er diefen General in der Stadt la Plata überfallen hatte, fo ermordete er ihn fo, wie feinen Lieutenant Alonſo de Caſtro, den 6ten März 1553 des Morgens früh. Bon da begaben ſich diefe Zufammengerotteten auf den. Marktplatz; und nachdem fie fo viele Einwohner zufammengeraffet, als fie nur hatten befommen Fönnen, fü ließen fie den Don Sebaſtlan de Caftilla zum Generalhauptmanne und Dberrichter erwählen. Er gab auch fo gleich von feiner vorgegebenen Wahl dem Egas von Gusmann Nachricht, welcher mit von der Verbindung war, und fich zu Potofi aufhielt. Dieſer ließ ihn in befagter Stadt dafür erfennen, und bemächtigte fich zu gleicher Zeit der Eöniglichen Gel- der, wovon er über anderthalb Millionen Piafter nahm. Fünf Tage darnach glau— bete Vaſco Godinez, welcher auch feinen guten Antheil an der Verſchwoͤrung gehabt hatte, und ſich bemübete, feinen befondern Vortheil, vermittelſt feiner Freunde, davon zu ziehen, er Fönnte der Audiencia fehon einen blauen Dunft deswegen vormachen, weil er bey der Ermordung des Hinojoſa nicht gegenwärtig gewefen, und gab fich für einen Kächer diefes Generales an; und unter diefem Vorwande, wie auch. dem DBorgeben, er wolle die Stadt la Plata in Freyheit fegen, wiegelte er wider Sebaftian de Caſtilla eben diejenigen Abentheurer auf, welche die rechtmäßige obrigfeitliche Perfon umgebracht hatten, und ermordere nun auch den Mörder, Godinez zieifelte nicht, die Audiencia wuͤrde die That billigen, die er gethan häfte; und fie würde auch wirflich von dieſem Gerichte feyn gut geheißen worden, wenn er nicht die Gemeine der Stadt gezwungen hätte, ihn zum Corregidor und Großjuftitiarius der Provinz unter dem vorgegebenen Tirol eines Befreyers des Vaterlandes zu erwählen und ihm darauf die Abrheilungen und Bergwerke anzuvertrauen, die Hinojoſa befeffen hatte, welche auf zweyhundere taufend Thaler jährlich betrugen, und der vornehmfte ©egenftand affer feiner Unterneh— mungen gewefen waren. Um aber fein Spiel deſto beffer zu verſtecken, ließ ex alle die— jenigen umbringen, welche feine Vertraute waren, unter dem DBorwande, fie hätten an des Hinojofe Ermordung Theil gehabt, Er begegnete dem Egas von Gusmanıt - und vielen andern auf die Art, welche feine Leute unter dem Borgeben hinvichten ließen, fie wären Verroͤther des Koͤniges. Alvarado ſtil⸗ So bald die Zeitung von: der Empörung des Sebaſtian von Caſtilla nah ima let ſolche. und Cuzeo kam: ſo gab man Befehl, Truppen anzuwerben, um dem Uebel gleich die Wurzel abzuſchneiden. Sechs Tage darnach aber erhielt man Nachricht, Godinez hätte den Den Sebaftian getödfet und diefen Aufftand geſtillet; werauf man mie der Werbung aufhörete. Die Audiencia aber ernannte den Marſchall Alonſo von Alva⸗ rado zum Oberrichter und ſchickete ihn nach Charcas, um wegen der Mordthaten und des Aufftandes Erfundigungen einzuziehen, und diejenigen zu beſtrafen, welche Theil daran harten, Zu gleicher Zeit gab man ihm ingebeim die Beſtallung zum ee j : eka in America Vl Buch. VCap. 427 Oberrichter und Generalhauptmanne dieſer Provinz. Alvarado erhielt dieſe Briefe zu fa Unterkoͤnige Paz, von da er ſich nach Los Charcas begab, um dafelbft die Befehle zu vollſtrecken, in Peru 1553. die ex bekommen hatte. Er zog den Vaſco Godinez mic Uſt dahin, bemächtigse ſich fei- ner; und nachdem er ihn feiner Miſſethaten überführet Hatte, fo verdammete er ihn, als ein Verraͤther Gottes, des Königes und feiner Freunde geviertheifet zu werden. Er übete eine gleiche Strenge gegen des Godinez Mithaften aus, und ergriff fo gute Maaf- vegeln, daß ihm fein einziger entfam, fo daß er in Furzer Zeit alles ausvottete, was aufrüßrifeh war, und die Provinz befricdigte, Der Samen des Aufruhres dauerte noch an andern Orten. Die Uebelgefinnten nah: Giron erreget men ftets zum Vorwande ihrer Zufammenvottirungen, bie Audiencia ließe die Berord- Unruben in nung vollſtrecken, welche den perfönlihen Dienft der Indianer verboͤthe. Auf diefe Mir Art verurfachete Franz Hernandez Giron, ein Einmohner in Cuzco, ein unruhiger Kopf und Rottgeiſt, eine neue Veraͤnderung in dieſer Stadt, wobey ihm einige von feinen Freunden beyftunden, In der Macht zwifchen dem ızten und ıyfen Des Wind: monates 1553, da die vornehmften Bürger und unter andern Gil Ramires Davalos, Corregidor der Stadt, verfammelt waren, um das Beylager Des Alonfo von Los ayfa, des Erzbiſchofes zu Sima Neffen, zu feyern, welcher fich mit Donna Maria von Eaſtilla, des Don Balthafar von Caſtilla Nichte, vermählere, welche beyde aus den vornehmſten Häufern in Euzco waren, trat Giron im Gefolge derer von feiner Ban⸗ de in den Hochzeitsfaal, bemächtigte ſich des Corvegidors und verwundete den Haupt⸗ mann Juan Alonfo de Palamino toͤdtlich. Die andern Gäfte entfloben, fo guf fie Eonnten, So bald die Zeitung von diefer Gewaltthaͤtigkeit in der Stadt ruchtbar ges worden: fo giengen die vornehmften Einwohner noch in eben der Nacht aus ber Stadr, um fih nach Sima zu begeben, aus Furcht, fie möchten in diefer Unruhe mit verwickelt werben, und der Ausgang hernach ihnen verfperret feyn, Die Zuſammenverſchwore⸗ nen blieben die ganze Nacht Meiſter. Den andern Morgen aber, da ſie ſahen, daß niemand ihren Haufen vermehrete, öffneten fie die Gefaͤngniſſe und gefelleten alle Miffe- thaͤter zu ſich, die Darinnen enthalten waren. Da die Zufammenverfehworenen fahen, daß die vornehmften Einwohner noch im- Die Städte mer aus der Stadt giengens fo befhuldigten fie den Oheim ber Braut, Baͤlthaſar —— von Caſtilla, und den Controileur der Finanzen, Juan de Caceres, fie wären auch ng Willens, hinaus zu gehen; und damit man fie daran verhinderte, fo ſchickete Giron ; feinen Oberften, den Sicentiat Diego von Aloarado dahin, um fie anzuhalten, Diefer bemächtigte ſich nicht allein ihrer Perfonen, fondern ließ fie auch erdroffeln und ihre geihname bis auf den Markt fehleppen, Diefer Anblick erfehreckete Die andern Einwohner fo ſtark, daß ſich viele, um ein gleiches Schickſal zu vermeiden, mit ben. Aufrührern vereinigten. Mac) Verlaufe von vierzehn Tagen, da fih Giron ftauf genug fah, zwang er die Gemeine der Stadt, ihn zum Generalprocurator Des ganzer Königreiches, Generalhauptmanne und Oberrichter von Cuzco zu erwaͤhlen, damit er feine Majeftät, wie er ſagete, unterthänigft bitten koͤnnte, das Verfahren zu misbilli= gen, welches die Audiencia beobachtete, die Abtheilungen zu unterdrüden, als welches Verfahren den Befigern ber Ländereyen fo nachtheilig wäre, Die Städte Guamanga und Arequipa glaubeten, es kaͤme ihnen zu, dem Beyſpiele der Stabt Cuzco zu folgen, um dem Könige wegen der Aufführung der — Vorſtellung, zu thun und (hide: ER hha ten 428 Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige ten Abgeordnete an ſie, um gemeine Sache mit ihr zu machen: allein, dieſes Verfah— in Peru 1553. ven wurde von den vornehmſten Einwohnern dieſer beyden Staͤdte gemisbilliget, roel- che fich nach Lima begaben, damit fie nicht genöthiger feyn möchten, der Partey eines Berräthers und Mörders beyzufreten, Sie ziehen wi: Giron verordnete, es follte Don Bil Ramirez Davalos, Corregider zu Eusco, ber die Audi vierzig Meilen außerhalb ver Stadt auf den Weg nach Arequipa geführet werden, mo toren ans er alsdann hingehen könnte, wohin es ihm beliebete, welches vollftredfet wurde, Go bald die Audiencia von dieſem Aufftande Nachricht erhalten hatte, fo befahl fie, Krie— gesleute anzumerben und ernannte den Sicentiaten Santillan, Auditor eben diefes Ge— vichtes, und den Erzbifchof zu ima, Don Beronymo de Loayfa, zu Oberanführern, - Alonfo von Alvarado, welcher befchäfftigee war, alle diejenigen aufzufuchen, ‘welche an den Unruhen in Las Charcas Theil hatten, vernahm, was zu Euzco vorgieng. Er ließ fo gleich alles andere liegen, um Soldaten anzumerben,, Damit er den Aufruͤhrern die Päffe verfperren Fönnte, welche uͤber vierhundert Mann ftarf auf dem Marſche nach Uma waren, um die föniglichen Truppen zu beſtreiten, die fie aus Spotte das Anıdi« torenheer nannten, und fich der Stadt zu bemächtigen. Acht Tage nach dem Auszu- ge diefer Mannfchaft aus Cuzco folgete ihr der General Diego von Alvarado mit noch zweyhundert Mann unter fih. Diejenigen Einwohner, welche Giron in Euzco gelaf- fen hatte, errichteten ein Faͤhnlein zufammen und fließen zum Alonfo von Alvarado zu Charcas. Zu eben der Zeit zog der Eorregidor zu La Pazʒ, Sancho von Ugarte, mit zweyhundert Mann ber Stade Euzco zu Hülfe. Da aber Alvarado fah, daß die treuen Diener des Königes nichts ausrichten würden, fo lange fie in Eleinen Heereshaufen zer— ftreuet wären: fo ſchickete er dem Corregidor Befehl zu, in feine Gerichtsbarkeit zurück zu kehren, und zu ihm zu ftoßen, wenn er dadurch gehen würde, muͤſſen ſich Indeſſen kam Giron zu Guamanga an, welches er von dem groͤßten Theile de aber wieder gr Einwohner verlaſſen fand, die ſich nach Lima begeben harten, Es fließen daſelbſt ei- ruůck ziehen. nige Fleine Haufen zu ihm, die er dahin und nach Arequipa geſchicket hatte, Darauf feßete ex feinen Marſch mit einer beträchtlichen Macht, fort, indem er über fiebenhundert Mann bey fih hatte. Er hielt vor der Ebene von Pachacamac fill ‚ wo bereits das Fönigliche Heer ftund, welches er in der Macht zu überrumpeln Willens war, indem er eine fonderbare Kriegeslift ausgefonnen, es in die Flucht oder wenigftens in große Anordnung zu bringen. Allein, Diego von Silva, welcher fine Partey noch an eben dem Tage verließ, zernichtere alle feine Maaßregeln und noͤthigte ihn, feinen Vor— ſatz fahren zu laſſen; indem er mit Grunde vermuthete, es wiirde Silva, der davon unterrichtet wäre, nicht ermangeln, den Häuptern der Föniglichen Truppen Nachricht davon zu geben. Der Entweihung des Silva folgete das Weglaufen vieler Solda- sen, welche zu ganzen Rotten aus Girons Lager fortgiengen, Diefes machete, daß fol- cher fich entfchloß, den Weg wieder nach Cußco zunehmen, aus Furcht, er möchte ſich in eben. dem Falle befinden, worinnen Gonzales Pareo geweſen, da er ein Heer von mehr als ein faufend drey Hundert Mann gegen ſich über hätte. Haͤtte man. den Giron auf feinem Rüczuge angegriffen: fo wäre es mit ihm gethan gewefen. Allein, die fö- niglichen Truppen hatten zu viele Dberhäupter, als daß fie fhleunige Bewegungen hätten machen koͤnnen. Auf der einen Seite commandirete die Audiencia, auf der an- dern der Auditor Santillan und dann auch der Erzbifchof zu Lima, ohne daß fie fich we⸗ im America. VI Bud. VEap 429 wegen der Rriegesperrichtungen vergleichen Eonnten, die Feiner von allen recht verftund, Unterkönige Die Audiencia erkannte das Verſehen bey diefer Einrichtung gar bald und nahm an- WIE dere Maaßregeln. Sie rief den Präfaten und Licentiaten unter dem Vorwande zurück, ihre Gegenwart wäre zu Lima nöthig und gab die Hauptanführung des Heeres dem Dberften Paul von Menefes, mit dem Befehle, dem Feinde nachzufegen, Giron, welcher die Langſamkeit des Föniglichen Heeres wahrnahm, uͤbereilete ſich Alvarado wird in feinem Ruͤckzuge nicht, fondern chat Fleine Märfche und pfünderte alle Derter aus, von ibnen ger wo er durchzog. Er verfammelte auch alle Negerſclaven, die er auf feinem Wege an: treffen Fonnte, fo daß er eine SHeeresfhaar von dreyhundert Mann daraus machete, Der Marfchall Aonfo von Alvarado, welchen die Audiencia zum Oberfeldheren in der Provinz Charcas ernannt hatte, begab fich mit fiebenhundere Mann auf den Marfch, die Aufrührer aufzufuchen, und feine Truppen vermehreten ſich unterwegens bis auf ein faufend und zwey hundert Mann. Giron, welcher von feinen Abfichten und fei- ner Macht Nachricht erhiele, z0g den Sen May 1554 aus Naſca und befeftigte fich an einem Drte, Namens Chuquinga, an dem Fluſſe Amanzay, mit dem Vorſatze, ihn in einem fo vortheilhaften Poften zu erwarten, wofelbft er einige Befeftigungsmerfe machen ließ. Die Truppen des Alvarado Famen an dem andern Ufer des Fluſſes an, und ungeachter der Schwierigkeiten des Ueberganges, ungeachtet des vortheilhaften Por ftens, worinnen der Feind fund, und ungeachtet der Meynungen der Dfficiere, welche nicht glaubeten, daß man ein Unternehmen von der Art mit fo weniger Wahrfchein: ‚ lichkeit eines gluͤcklichen Erfolges wagen dürfte, ordnete Alvarado dennoch alles zum Angriffe an: indem er ohne Zweifel befürchtete, Giron möchte Zeit befommen, zu ent: wifchen, wenn man ihn länger verfchöbe. Allein, es geſchah, was ihm feine Dfficier vorher gefaget hatten, Er verlor bey dem Uebergange über den Fluß fo viele Leute, daß feine Soldaten dadurch erfchrecfee wurden, und alle zufammen wegliefen. Sie wurden von dem Feinde verfolger, welcher ihrer über dreyhundert gefangen bekam. Die übrigen flüchteten fih nach Arequipa, Las Charcas, ta Paz und Guamanga, und eine Fleine Anzahl ftieß zu dem koͤniglichen Heere. ſchlagen. So bald die Auͤdiencia des Alvarado Unfall erfahren hatte, begab fie fi) nach Das finigti- dem Föniglichen Heere, um die Truppen aufjumuntern, und gab Befehl, wider dem de Heer ziept Feind zu marfchiren. Man fam in kurzer Zeit zu Guamanga an, iron, welcher von feinem Siege aufgeblafen war, ſchickete einige Mannfchaft nach Cuzco, La Paz, Chucuito, Porofi und fa Plata, um dafelbft Geld zu heben, und darauf wandte er fich wieder nach Euzeo, jedoch ohne Die geringfte Abficht, in die Stadt zu gehen, ſondern tar vielmehr enefehloffen, im Felde zu bleiben. Die königlichen Truppen befehleunig- ten „ihren Marſch, und waren genöthiget, über vierzig Meilen jenfeits Euzco zu mar: fhiren, um an den Feind zu fommen, der fih an einem Orte, Namens Pucara, gefeser hatte, welcher fo weit von Cuzeo entfernet ift. | Giron errartete Die Föniglichen Truppen in dem vortheilhaften Woften , den er inne hatte, feftes Fußes. Die Königifchen nahmen nicht weit von den Aufrührern ein ebe— nes Erdreich ein und warfen zur Sicherheit ihres Lagers eine Verſchanzung auf, zu wel: her Arbeit fie die Indianer braucheten. Die beyden Parteyen blieben einige Tage ein⸗ ander ſo vor den Augen, ohne daß ſie weiter etwas thaten, als daß ſie mit einander ſcharmuͤtzelten. Endlich nahm ſich Giron vor, das koͤnigliche Heer bey der Nacht zu — Hhh 3 uͤber⸗ ihnen nach. Es wird fruchtlos vom Giron ange griffen, Unterkönige 439 | Reiſen und Entdeckungen | überfallen, und e3 wuͤrde ihm geglücet ſeyn, wenn nicht zween Ueberläufer feine Abſicht inPeru.1554. gemeldet hätten, So gleich begaben ſich die Königifchen ins Gewehr; und Giron, mwel- und zerſtreuet die Aufruͤhrer. Giron wird gefangen und enthauptet. cher nicht wußte, daß der Anſchlag entdecket war, ruͤckete an der Spitze von achthundert Spaniern und zweyhundert und funfzig Negern in aller Stille an. Er wurde überall fo wohl empfangen, daß alle feine Leute in voller Unordnung davon flohen. Giron, welcher fie nicht wieder zufammen bringen konnte, zog ſich in feine Schanze, und ließ die meiften von feinen Leuten zerftveuer auf dem Felde. Das Fönigliche Heer blieb in denen Poften, die es inne hatte, ohne den Flüchtigen nachzufegen, aus Furcht vor einem Hinterhate, Uebrigens waren bey diefem Gefechte auf beyden Seiten wenig $eufe geblieben: doch verlor Giron dabey wohl auf zweyhundert Mann, fo wohl an Gefangenen, als Feldflüchtigen, Drey Tage darnach verließen Thomas Vasquez und Juan de Piedrachits das $ager der Aufrührer,, welches den Giron fehr ärgere. Da er auch fah, daß feine Trup⸗ pen durch das Weglaufen von Tage zu Tage abnahmen, und er demfelben nicht abhelfen konnte: fo war er genoͤthiget, aufzubrechen, und an einen Dre zu gehen, von da er neue Mannfchaft an ſich zieen konnte. Er gieng in einerfehr Eleinen Begleitung ab, aus Furche, er möchte den Königifchen von feinen eigenen Leuten überliefert werden; und befahl feinen übrigen Truppen, ihm nach Condeſuyo zu folgen, wohin er feinen Weg nahm. Kaum hatte ſich das Gerücht von feiner Abreife unter feinen Truppen ausgebreitet, fo begaben ſich die meiften Soldaten in das Fönigliche Lager, um ſich der angebothenen Verzeihung zu Nu: ge zu machen, und bemüheten ſich, fie durch ihren Eifer zu verdienen. Diejenigen, wel che ihrem Oberhaupte folgen wollten, und von den Befehlshabern angehalten wurden, lits sen die Strafe, die den hartnäckigen Aufruͤhrern gebuͤhret. Nachdem fich das feindliche Heer alfo zerſtreuet hatte: fo begab fich die Audiencia nach Cuzeo, und befahl, es follten die Soldaten und Dfficier der Föniglichen Truppen wie- der in ihre Städte und Dörfer zurückkehren, aus welchen fie gefommen wären, Als fie darauf vernahm, daß das Oberhaupt der Rebellen nach Lima marfchirete: fo fehickere fie Beſehl nach) dieſer Stade, man follte daſelbſt auf feiner Hut ftehen; und man fandte auch zugleich zween Hauptleute, Juan Tello von Sotomsjor, und Michael von Serns ab, welche von der Stade Guanuco zu diefem Kriege gefchickt worden, damit fie ſich des Girons bemaͤchtigten. Als diefe beyden Dfficier zu Guanuco anfamen: fo erfuhren fie, daß diefer Aufrührer durch die Thäler nach fima gienge, worauf fie ihren Weg nach dem Thale XRauxa nahmen, wo fie ihn, nach denen Nachrichten, die man ihnen gegeben, anzu= treffen hoffeten. ie bemächtigten fich feiner auch wirklich in dieſem Thale den 2aſten des Windmonates 1554. Giron ergab fich ihnen mic achtzig Mann, welche affes waren, was er noch von einem Heere übrig hatte, womit er ganz Peru zitternd gemacht hatte. Weder er, noch feine Leute thaten den geringften Widerftand; und die beyden Befehlshaber, denen das Schickſal dieſer Ungluͤckſeligen nahe gieng , liegen nur einige von den Strafbarften haͤngen, und erlauberen den andern, aus Peru zu gehen, Was ihren Oberſten anbetraf, fo führeten fie folchen nach) Lima, wo ihm im drey und vierzigften Jahre feines Alters der Kopf vor die Füße geleget wurde. Durch feinen Tod wurde diefer Aufruhr geftiller, nach- Unruhen zu San Mianel de Piura. dem er dreyzehn Monateund einige Tage gedauert hatte. Unter eben der Zeit gab es auch einige Bewegungen zu San Miguel de Piura, und in Chily. Man hatte auf Befehl der Audiencia ein Fähnlein von fünf und zwanzig Mann zu San Miguel de Piura im Anfange ver gironifchen Empörung errichtet. Diefes Fähntein wur⸗ im America. VI Buch. V Cap. ai wurde von Kranz von Silva geführer, welcher fich fertig Halten follte, mit feinen Seuten da- UnterEsnige bin zu marſchiren, wo die Audiencia es für nöthig erachten würde, Allein, Silva und inPeru.is54. feine fünf und zwanzig Mann entfhloffen ſich, entweder ; weil man ihnen Feinen Sold gab, oder weil man fie nicht fo Drauchete, wie fie es wünfcheten,, oder auch aus an- dern Urfachen, auf Girons Seite zu treten. Vorher aber bemaͤchtigten fie fich des Corre: gidors zu San Miguel de Piura und der vornehmften Einwohner, plünderten die Stadt, und begaben fid) darnach auf den Marſch, um zu den Aufrührern zu ſtoßen. Als fie nad) Caramarca famen: fo vernahmen fie, Giron hätte fich nach Pachacamac begeben, die Sa- chen dieſes Aufruͤhrers ftünden verzweifelt ſchlecht; und es koͤnnte nicht fehlen, er müßteer- geiffen werden. Als dieſe Böfewichter nun fahen, daß fie verloren waren: fo änderten fie ihren Vorſatz, feseten den Eorregider, und die vornehmften Einwohner, die fie mit ſich fehleppeten, und auf taufenderley Art mishandelten, in Freyheit. . Allein, diefes half ihnen zu nichts. Denn, indem folches geſchah, kam ein Hauptmann mit einiger Manits ſchaft an, welche die Audiencia hatte abgehen laſſen, ſo bald fie Nachricht von denen Uns ordnungen erhalten , welche von diefen Böfewichtern waren begangen worden , die faft al- le ergriffen, und fo, wie fie e8 verdieneten, beftvafet wurden. Der in Chily geſchehene Aufitand rührete von Seiten der Indianer her, die wider den Aufſtand in - Statthalter des Landes, Pedro de Daldivis, die Waffen ergriffen harten, Sieüberwan: Chily. den ihn in einem Treffen, worinnen er mit allen denen Spaniern erfihlagen wurde, die ih— nen in die Hände fielen. Diefe Empörung erhob fich in den Iegten Tagen des 1553 ab: tes, und es iſt bis ißo noch nicht möglich gewefen, diefe Indianer wieder unter den Ge— borfam zu bringen, Don Andreas Hurtado de Mendoza, Marauig von Cannete, VI Statthalter und Generalhauptmann, HI Unterfönig in Peru, und IV Präfident der Audiencia Lime, Don Andreas Hurtado von Mendoza, Marquis von Cannete, Gardemajor der Stadt VI Andreas Cuenza und Oberjägermeifter des Königes, hatte in Deutſchland, Flandern und anders Hurtado von wo unter Karln dem V gedienet, Da er zur Unterkoͤnigswuͤrde in Peru ernannt worden; Mendoza. fo kam er den sten des Heumonates 1555 zu Lima an; und weil unter währender feiner Res gierung der Kaifer die Krone Spanien feinem Sohne übergab, fo verrichtete er die Cere— monie, daß er im Namen Philipps des II von Peru Befis nahm, Seine erſte Sorge Er fhicet eis darauf war, allen Unruhen in diefem Königreiche vorzubeugen; und da er die große Anzahl nige derjenigen ſah, welche wegen ihrer geleifteten Dienfte Anfprüche auf Belohnungen mache: & * nach sen, und Urſache geweſen waren, daß man bie Gemuͤther der andern nicht hatte beruhigen konnen, welche fich bey ven Austheilungen beleidiget zu ſeyn glaubeten, fo ergriff er die Partey, die vornehmften davon, an der Zahl fieben und dreyßig, nach Spanien zu ſchi— den, um ihre Klagen dem Könige vorzuftellen, und von feiner Hand die Belohnungen zu empfangen „ die fie fucheten, Der Gtaatsgriff des Unterföniges dabey war, diefe Leute au entfernen, und es ſo in die Wege zu richten, daß fie nicht wieder nach Peru fämen, um darinnen neue Unruhen zu erregen. Allein, der König fand nicht, daß fie eine ſolche Stra⸗ fe verdienet hätten, fondern ſchickete fie vielmehr mic Ehren und Geſchenken überhäufer wie: derum zuruͤck, da er den einen Einkünfte, und den andern Statrhalterfchaften bewilliger - hatte, 432 * Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige hatte. Als der Unterfönig folches erfuhr: ſo empfing er ſie bey ihrer Zuruͤckkunft mit vie⸗ inPeeu.1555 ler Guͤtigkeit, und fuhr fort, das Land mit ſo vieler Ordnung und Aufrichtigkeit zu regies ven, daß er fich jedermanns Liebe und Hochachtung zuzog. Sayri Tupac Diefer Here entſchloß fi), den Prinzen Sayri Tupac Ynca, den älteften Sohn Ynca unter: des Manco Ynca, aus dem Gebirge heraus zu ziehen. Zu dem Ende wandte er das Anz wirft Rh, uud ſehen der Indianerinnen aus dem Föniglichen Geblüte an, die zu Cuzco lebeten, und bes wird ein Chriſt. ders der Coya Donna Beatrix, der Schweſter des Vaters diefes Prinzen, welche ven chriftlihen Glauben angenommen, und fich mit einem Spanier verheirathet hatte. Er gab ihm, vermittelft diefer Coya, zu verftehen, daß er ihm hinlaͤngliche Güter und Einfünf- te zu feinem Unterhalte beftimmer häfte , wenn'er fich nur dem Könige in Spanien unter werfen wollte... Sayri Tupac Ynca, welcher noch jung war, nahm die Anerbiethung des Linterföniges an. Er verließ die Derter feiner Zuflucht, wofelbft er von dem Unterkoͤ— nige fehr wohl aufgenommen wurde, der ihm ein mäßiges Stüd fand und Indianer, fol- ches zu bauen, anwies. Trauriges Schickfal für einen Prinzen, deſſen Vorfahren ſo weit⸗ läuftige Staaten befeffen hatten! Er unterwarf fich indeſſen folhem dennoch mit Gelaſſen⸗ heit, und bath, daß ihm möchte erlaube ſeyn, fich nach Euzco zu feinen Anverwandten zu - begeben , welches ihm der Unterfönig zugeftund. Unterwegens wurde ihm von den In— dianern und Spaniern fehr ehrerbierhig begegnet. Als er nach Cuzco Fam: fo verlieh er feinen Glauben, und ließ ſich taufen, fo, wie feine Gemahlinn, Cuſi Huarcapy, eine Enfelinn des Huafcor Ynca. Man gab dem Prinzen ven Namen Don Diego in der Taufe. Er wurde zu Euzco mic vieler Achtung angefehen. Nachdem er aber die Feſtung und die Leberbleibfel der Palläfte feiner Vorfahren befuchet und angefehen hatte: fo begab er ji) in das Thal Yucay, wofelbft er, nach Verfließung dreyer Jahre, ftavb, und eine einzige Tochter hinterließ, die mie. Don Martin Garcia Onnez von Loyola verheirathet wur: de, von welcher die Marquis von Oropefa, und Alcagnizas herftammen, Er treibt durch Die Empörung der Indianer zu Yrauco in Chily hielt unter der Regierung des a Marquis von Cannete noch immer an. Da diefer Unterfönig erfuhr, daß das Migver- zu Paaren. ſtaͤndniß der Hauptleute, Franz von Villagra, und Franz von Aguirro, den Angelegenhei- ten der Spanier in diefen Ländern ſchadete: fo fehicfete er feinen Sohn, Don Barcias . Hurado von Mendoza, mit dem Titel eines Generalfauptmannes,, und einer gufen Berftärfung von Truppen dahin, womit er bey feiner gufen Anführung die Indianer von Arauco zurüd trieb, und fie vielleicht außer Stand würde gefeßet haben, jemals zu fehas den, wenn die Zeitung von dem Tone feines Vaters ihn nicht genöthiget hätte, eiligft wieder nach Lima zurück zu kehren. Er war der Unterfönig, welcher zur Wacht für ihn und für die Audiencia zwey Fähnlein Soldaten beftellete, wovon das eine aus einem Ge- ſchwader Reiter von fechzig Main, und das andere aus zweyhundert Büchfenfchügen zu Sußebeftund. Ererlaubete Derern von Urſua, die Eroberung des Maranjon zu unterneh- men; welches Unternehmen aus Verſehen desjenigen , der fihs unterzogen batte, und der- jenigen , die ihn begleiteren, unglücklich ablief, Seltſame Urs Der Tod des Unterföniges hatte eine fehr fonderbare Uvfache, Er Fam daher: weil fache feinesTo: ihm fein Nachfolger in feiner Bedienung , welches Diego von Zuniga war, nicht den * Titel Excellenz hatte geben wollen, fo ärgerte er ſich dergeſtalt daruͤber, daß er des Todes war, ehe er noch feine Würde in die Hände feines Nachfolgers abgeleget Hatte. Sein Leich— nam wurde in der Kirche des Srancifcanerflofters begraben. ; Don in America Vl Buch. VCap. 433 Don Diego von Zuniga, Graf von Nieva, Unterkönige VI Statthalter und Generalhauptmann ‚IV Unterfönig in Peru, und V Praͤ⸗ — ſident der Audiencia Lima. Dieſer Herr hielt den r7ten April 1561 feinen Einzug in Lima. Er regierete nicht lan. VII Diego d. ge, indem er das Jahr darauf in feinem Pallafte todt gefunden wurde, und alle Anzeigen Zuniga. dabey waren, daß er eines gewaltſamen Todes geſtorben. Die Audiencia und die andern Gerichte hielten es nicht fuͤr rathſam, dieſe Sache recht gruͤndlich zu erforſchen, aus Furcht, fie möchten abſcheuliche Geheimniſſe entdecken, und Die alten Unruhen erneuern, ' Der Lic. Lope Garcia von Caſtro, VI Statthalter und Generalhaupfmann in Peru, und VI Praͤſident der Audiencia Lima. Der Sicentiat Hope Barcia von Caſtro war ein Mitglied des Föniglichen Rathes VIIT Ton von Indien, als er zum Präfidenten der Audiencia zu Lima und zum Statthalter in Peru — ER ernannt wurde, Man ſchickete ihn hauptfächlich ab, um die nöthigen Unterfuchungen wer R gen des Todes des Grafen von Nieva anzuftellen, und diejenigen zu beftrafen,, welche Theil daran gehabt, Er kam den 2aften des Herbftmonates 1564 zu Lima an, und unters ließ nichts, um die Urheber diefes Mordes zu entdecken, Mach vielen geheimen Unterſu⸗ chungen aber hielt er für dienlich, dieſe Sache in der Dunkelheit zu laſſen, und nichts weis ter davon zu gedenken. Uebrigens regierete er diefes Königreich mit vieler Klugheit. Schon im 1563 Jahre wurde die Audiencia Quito in der Stadt diefes Namens errichtet, und im 1566 Jahre entdeckete Enrique Garces die berühmten Duedkfilbergruben zu Guanca Bes lica, auf die Art, wie wir anderswo gemeldet haben c); und im 1567 Jahre fah man zum Sefuiten fom- . erftenmale Sefuiten nach Peru kommen, too fie ihre Collegia errichteten. Man haͤlt fol- men nad De ches für eine glückliche Begebenheit, die allein vermögend ift, die Statthalterſchaft dieſes I Präfidenten merkwuͤrdig zu machen. ed Don Franz von Toledo, IX Statthalter und Generalhauptmann, V Unterfönig und VII Praͤſident der | Audiencia Lima. Don Stanz von Toledo aus dem Haufe Oropeſa, wurde zum Unterfönige in Pe-IX m ru ernanne, und Biele den a6ften des Windmonates 1569 feinen Einzug in fima, Er Tr 1369. wandte Die beyben erſten Jahre feiner Regierung dazu an, daß er die Ordnung und Gi: herheit in dem Staate befeftigte, die Einwohner zum fleißigen Anbaue der Bergwerke er⸗ munferfe, und dieferwegen fo weife Verordnungen machere, daB es feheine, er habe alle die Zweifel vorausgefehen, melche in Zufunft bey dem Bergbaue entſtehen koͤnnten. Nach Verlaufe Diefer Zeit im 1571 Jahre, fiel es ihm ein , den Ynca TupacAma: _ Der Inen ru, einen Sohn des Manco Ynca, und Bruder des Sayri Tupac Ynca, welcher fruͤh⸗ Ben zeitig ohne männliche Erben geftorben war, und dadurch den Tupac Amaru als vn. * Hingerichs ßigen c) Man ſehe den IX Band dieſer Samml. a, d. 450 ©, Allgem, Reifebefchr. XV Band, | Si RER: Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige ßigen Erben dieſes Koͤnigreiches, hinterlaſſen hatte, aus den Gebirgen Villeupampa zu inPeru.1569. ziehen, Anfänglich wandte diefer Unterfönig gelinde Mittel und Verſprechungen an, um dieſen Prinzen zu vermoͤgen, daß er zu ihm kaͤme: er verwarf aber alle ſeine Anerbiethun⸗ gen, und ſagete: er wüßte, wieviel man ſich auf die Verſprechungen der Spanier verlaſſen koͤnnte: fein Bruder haͤtte ſich ſchlecht dabey befunden, daß er ihnen getrauet haͤtte; man Hätte ihm kaum fo viel gegeben, daß er mittelmäßig davon leben koͤnnen , und endlich wä= ve man es fo gar müde geworden, ihn leben zu laffen,, und. hätte ihm zum $ohne für feine Gefaͤlligkeit den Tod gegeben, Diefer legte Umftand war dutch einen Beweis unterftü- get. Es ſey aber damit, wie ihm wolle, der Unterkoͤnig, welcher entfchloffen war, Ihn mit Gutem oder mit Gewalt zu haben, ſchickete zwey hundert und funfzig Kriegesleute, unter der Anführung des Martin Barcis von Lopola, eines berühmten Hauptmannes, da- bin, welcher dieſen ungluͤckſeligen Ynca, der alles Deyftandes entbloͤßet war, und an denen ungebaueten Dertern, wo er gleichfam eingefchloffen gehalten wurde, nicht leben Fonnte, zwang, herauszukommen, und ſich auf Treu und Glauben zu ergeben, indem er hoffere, man würde ihm wenigſtens einen ehrlichen Unterhalt verwilligen, Martin Garcia ließ ihn nebft den wenigen Indianern, die fich mit ihm ergeben Hatten , nach Euzeo führen. Dafelbft ließ ihn der Unterkoͤnig, welcher ausdrücklich deswegen in Diefe Stadt gefommen war, vie: ler Berbrechen beſchuldigen, die er nicht begangen hatte, und verurtheilete ihn, daß ihm der Kopf follte abgefchlagen werden, Er fund diefen Tod mit einer Großmurh der Seele aus , welche feiner Geburt würdig war, und wurde von den Indianern und Spaniern felbft bedauert, die wohl mußten, daß er unſchuldig war. Diefe bewunderten die Standhaf: tigfeit der Seele, die ex in diefem Eläglichen Augenblicke zeigete, und die Tugenden, die ihn eines beſſern Schickſales würdig macheten. Jene wurden durch die Achtung bewegt, die fie noch immer für das Blur ihrer Könige hegeten ‚ und durch ein Schaufpiel, welches in ihrem Herzen das Andenken des Berluftes ihrer Freyheit und des Verfalles ihres Mei: ches erneuerte. Bevor er farb, empfing der Mra noch) die Taufe, und wurde in Ber rachtung des katholiſchen Königes, Philipp genannt, und das ganze Der Unterfönig ließ es nicht dabey bewenden. Unter dem Vorwande ‚ 8 hätten die ra der andern Nachkommen der Pncae eine Verſchwoͤrung wider die Spanier angezettelt, ließ er ter 88 fie insgefamme auf verfchiedene Art, ohne Unterfchied des Alters und Gefchlechtes, und oh— ne fo gar die Meftizen auszuſchließen / hinrichten ; fo, daß er den Stamm der Ancae gänzlich ausrottete, und nur einige Kinder der Spanier übrig blieben, die von muͤtter— licher Seite aus diefem Gefchlechte herſtammeten. Durch dieſe erſchreckliche Verfolgung be- ſudelte der Unterkoͤnig ſeinen Ruhm ſehr; er machete, daß man alles dasjenige vergaß, was er in den beyden erften Jahren feiner Regierung Gutes getdan hatte, und war Urfa- che, daß die Feinde der Spanier diefe unanftändige und fchändliche That, die mit Recht ie — und Spaniern ſelbſt verabſcheuet wird , der ganzen Nation zugefchrie- en haben, Drack beunru: Unter der Regierung des Franz von Toledo gefchah es, Daß das Kegergericht und das higet Peru. Gericht der Eruzada zu} Lima errichtet wurden, jenes im 1570 und diefes im 1573 Jahre, Im 1578 Jahre gieng Franz Drack, ein Engländer von Geburt, durch Die magellanijche Meerenge in das Güdmeer, und war der erſte Seeräuber, den man in diefen Meeren ge- feben Hat. Man erinnert fich zu Peru derer Berwüftungen noch , welche diefer Geeräu- ber angerichtet Hat. Dex Unterkönig ſchickete zwey Schiffe ab , um ihn zu befriegen, Br ro in America. VI Buch. V Cap. 435 dro Sarmiento, welcher als Befehlshaber über beyde, das größte davon beftieg, gieng allein durch die magellanifche Straße, und begab ſich durch das Nordmeer nach Spanien. Der Unterfönig wurde endlich im 158: Fahre nach Spanien zurücfgerufen, und fand in Spanien den Sohn, den er verbienefe. Denn in eben der Zeit, da er glaubete, daß er zu den oberfien Staatsbedienungen würde erhoben werden, weil er den ganzen föniglichen Stamm der Pncae ausgerottet, und Dadurch zu gleicher Zeit alle Urfache zur Unruhe aus dem Wege geräumer hätte, wurde er von dem Könige Philipp ungnädig empfangen, wel cher mit einem bittern Tone zu ihm fagete: er follte ſich auf feine Güter begeben; er hätte ihn nicht dazu erwaͤhlet gehabt, daß er ein Königshenker feyn ‚ fondern daß er ihm dienen ſollte. Dieſe Worte waren ein Donnerfchlag für ihn, und verurfacheren ihm eine fo große Herzensangft, daß er in wenigen Tagen daran ftarb. Martin Garcia von Loyola hatte Fein glücklicheres Ende, als der Unterfönig, ob er gleich anfänglich wegen der Gefangennehmung des unglüdlichen Tupac Amaru dadurch be- lohnet ward, Daß man ihm die Tochter des Sayri Tupac Ynca zur Gemahlinn gab, für die er den Antheik derer Güter genoß, die ihrem Vater zugeftanden worden, und daß man ihm zur Starthalterfchaft von Chily ernennete, deren er nicht lange genoß, indem er von den Indianern zu Arauco mit mehr als dreyßig Perfonen, die bey ihm waren, zu der Zeit umgebracht wurde, da er fich auf einem Landgute der Ruhe überließ, Don Martin Henriquez, X Statthalter und Generalhauptmann, VI Unterfünig und VII Praͤſident der Audiencia. Don Martin Henriquez, ein Sohn des Marquis von Alcagnizas, war Statt: halter in Neuſpanien, als er Befehl erhielt, eben das Amt in Peru zu befleiden. Er wur- de den 23ſten des Herbftmonates 1581 zu Lima aufgenommen, und gab in der kurzen Zeit, die er regierete, viele Proben feiner Fähigkeit. Er ftarb den ısten März 1583, und inzwi- fihen nahm die Audiencia fo lange, bis man ihm einen Nachfolger ernannte, fic der Ne: ierung an. x Der glückliche Erfolg , welchen des Pedro Sarmiento Reife durch die magellanifche Straße gehabt hatte, und wovon diefer Hauptmann dem Könige Bericht erftattete, mach: te, daf man darauf bedacht war, diefe Straße zu bevölfern, Zu dem Ende ruͤſtete man drey und zwanzig Schiffe aus, auf welche man zweytaufend fünf hundert Mann unter des Diego Slores de Daldes Befehle einſchiffete. Diefe Flotte wurde durch einen entfegli« chen Sturm zerſtreuet; und es konnten nur vier Schiffe die Straße erreichen. Sarmien- fo, welcher zum Statthalter daſelbſt ernannt worden ‚ legete allda zween Sige an, einen unter dem Namen Nombre de Dios ‚und den andern unter der Benennung Philippo⸗ lis oder St. Philipp. Als er fich darauf eingefchiffet hatte, um wieder nach Spanien zu gehen: fo murbe ev an den brafilianifchen Küften von einem englifchen Geſchwader ge— fangen genommen. Die Pflanzftade an der Meerenge gieng innerhalb drey Jahren ganz: Unterkönige inPeru 1578, Der König misbilliget die Hinrichtung der Dncae. Des Loyofa Schickſal. 1581 2 83 X Martin Henriquez. Die Pflanze ftadt an der magellanifch. Strafe mis⸗ gluͤcket. lich ein, und die Leute in beyden Orten kamen aus Mangel an $ebensmitteln, um. Es blieb nur ein einziger, Namens Sernando Gomez, übrig, welchen der Freybeuter Tho= mas Landifch, noch an der Meerenge fand, und wieder nach Europa fuͤhrete. Siie Don 436 0 Reifen amd Entdefungen naterkoni Don Fernando de Torres, y Portugal, Graf von in Pecu. Billar-Don-Barde. a, XI Statthalter und Genevalhauptmann, VIT Unterfönig und IX Bräfident der Yudiencia. XI Ferdinand Don Serdinand von Torres und Portugal, Graf von Villar-Don-Pardo , wels von Torres. cher zum Unterfönige in Peru ernanne worden, hielt den zoften des Windmonates 1586 feinen Einzug in Lima. Thomas Candiſch, ein engländifchee Freybeuter, welcher den aıften des Heumonates eben beffelben Jahres, mit dreyen Schiffen von Piymouch ausges Saufen war, Fam den zaften des Hornungs 1387 bey der magellanifchen Straße an , die er durchfuhr, um in das Suͤdmeer zu gehen. Dieſe Zeitung ſetzete den Unterfönig eben nicht in Erftaunen, und er machete überall fo gute Anordnungen, daß der Freybeuter nichts aus⸗ zichten fonnte, und fo gar einige von den Geinigen an den Küften von Chily verior , wo er Holz und Wafler einnehmen wollte, Alles, was er thun Fonnte, war, daß er ein fyas niſches Schiff wegnahm, welches von den philippinifchen Eylanden nach Neufpanien gieng, und nachdem er Die Reife um die Welt gethan hatte, wieder nach England fam, Eben diefes 1586 Jahr war für die Stadt Lima, durch die Geburt der heil. Rofa, glorreich, die den zoften Aprif auf die Welt kam, und deren Tugend in diefer Stadt ausbrach , als ihres Erzbifhofes St. Toribio de Mogroveſo feine einen angenehmen Geruch dafelbft aus: „breitete, Der Unterfönig übergab Die Regierung feinem Nachfolger, nachdem er fie etwas über drey Sabre verwaltet hatte, ; Don Garcia Hurtado de Mendoza, Marquis von Cantete, 90:96 AM Statthalter und Generalhauptmann, VIEL Ynterfönig und X Bräfidene — der Audiencia. XII Garcia Dom Garcia Furtado von Mendoza, vierter Marquis von Cannete, war unter Kurtado von der Zeig, da fein Vater, Don Andreas Hurtado, Unterkoͤnig in Peru war, Statthalter in Wendon Chily geweſen. Er wurde zu eben der Würde feines Vaters ernannt, und hielt den gten Jenner 1590 feinen öffentlichen Einzug in Lima. Seine erfle Sorgfalt war, drey Chif- fe auszurüften, Die er ausſchickete, die falomonifchen Inſeln zu. verfumdfihaften, wovon man bereits einige Kenntniß hatte. Die Anführung diefes Geſchwaders gab er dem Ade: Mendagna lantade Alvaro von Mendagna, welcher fie zwifchen den Parallelen des 6 bis 14 Gra⸗ entdecket die des der Suͤderbreite entdeckete d). Er ftieg in der größten von denen ſechſen, die er uns falomonifhen ger einer großen Anzahl Kleinen erfannte, ans Sand. Er fand fie bewohner, traf aber we⸗ Inſeln· der Gold noch Silber daſelbſt an, ob man gleich vorgab, es wären diefe koſtbaren Erzte im Ueberfluſſe daſelbſt. Rich. Atkins Im 1594 Fahre kam der berühmte englaͤndiſche Seeräuber, Richard Atkins, in wind gefangen. das Suͤdmeer. Der Unterfönig ſchickete feinen Schwager, Don Beltran de la Cueva y Caſtro wider ihn, welcher ihm in einem harten Gefechte ͤberwand, gefangen nahm, and nach Lima führete, nachdem ex Ihm verfprochen haste, er follte das Seben behalten; fo, daß a Herr Prevoſt hemerket in feinem Auszuge allhier, man gweifele daran noch. ‘ in America. VI Buch. V Cap * 437 daß er ihn auch wider die Audiencia ſelbſt beſchuͤtzete, die ihn wollte hinrichten laſſen. Er Unterkoͤnige nahm ihn mit nach Spanien, wohin er von dem Berfahren dieſes Gerichtes appelliret hat- inPeru.1sos te, und ſchickete ihn endlich frey in fein Vaterland, etwa Unter diefem Unterkoͤnige murde der Zoll Alcavales oder die Salzſteuer in Peru ein- Allerhand gus gefuͤhret. Er machete verfchiedene vortheilhafte Verfügungen, und im 1596 Jahre, wel⸗ ke Verordnun⸗ ches das letzte Jahr feiner Regierung war, wurde der Specereyhandel zwifchen Neufpanien I und Peru, wegen bes großen Nachtheiles, verbothen, welchen die chinefifhen Waaren, die dadurch eingeführet wurden, dem peruanifihen Handel verurfacheren. Es war nur allein erlaubet, zwey Schiffe abzufchicken , um in den Häfen Nealejo und Sonfönate Lebensmittel zu laden, welche mit einer Sadung Kaufmannsgüter von Neufpanien nach Peru zuruͤckkom— men konnten , jedoch mit Ausfchließung alles deſſen, was chinefifche Waare ift. Der Un- terfönig reiſete Eurz darauf nach Spanien ab, wofelbft er faft gleich bey feiner Ankunft ſtarb. Wir haben eine Gefchichte von feinem Leben, welche von dem Lie, Chriſtoph Sua⸗ rez von Figueroa gefhrieben worden. per Don Ludwig von Belafeo, Marquis von Salinas, x Statthalter und Generalhauptmann, IX Unterfönigin Peru, und XI Prüs 96-155, fidene der Audiencia. Don Ludwig von Velafco war Statthalter in Neuſpanien, als er zur Umterfö, XTIE Ludwig nigswuͤrde in Peru ernannt ward. Cr hiele den zaften des Heumonates 1596 feinen Ein. von Velaſco. jug in Lima. Seine erſte Sorgfalt war, daß er die Indianer befckügete, die fehr unter: Er beſchuͤtzet drücet wurden, und deren Anzahl fich alle Tage verminderte, In dieſer Abſicht beftellere die Jndianer, er einen Sifcalbefchüger diefer Nation. bey der Audiencia, um.ihre Gerechtfamen. zu: hand- haben, die ſich auf die Erklärungen und Verordnungen der Könige in Spanier gründeten. Eben derſelbe fhichete ein Geſchwader, unter der Anführung des Don Yuan von Velaſco, aus, um den bolländifchen Freybeuter, Olivier. de Nort, zu bekriegen, welcher im Hor- und läßt Oli⸗ nung bes 1600 Jahres durch die magellanifche Meerenge gegangen war, und diefe Meere viern de Nort beunruhigte. Allein, Don Juan konnte ihn nicht erreichen; und da der Freybeuter nach aufſuchen. den philippinifchen Inſeln gegangen war, fo wurde er von zweyen ſpaniſchen Schiffen an— . gegriffen, die ihn fehr in Unordnung brachten, und feine Verwegenheit hinlaͤnglich beſtrafeten. Zu der Zeit, da er ſich am meiſten ſchmeichelte, Merkmaale der koͤniglichen Gnade von Philipp dem IT zu erhalten, vernahm er, daß dieſer Monarch todt wäre, und daß man einen neuen Unterfönig in Peru ernannt hätte, Don Ludwig von Velafco wurde von neuem als Generalſtatthalter nach Neufpanien geſchickt, und gieng ſo gleich ab, dieſe Bedienung zu verwalten, fo bald nur der Unterkoͤng angefommen war. Die Indianer in Arauco Batten indeffen. ſchon im 2599 Jahre den Krieg. wider die Spanier angefangen: ‚Sie zerflöhreten fechs Städte „ und tödteten den Starthalterin Chi⸗ y, Dan Martin. Garcia Ogneʒ von Loyola, wie wir. oben, geſaget haben u J— "Sig - Don 438 Reifen und Entdeckungen Unterkönige Don Gafpar de Zunniga y Acevedo, Graf von Monterey, ag XIV Statthalter und Generalhauptmann, X Unterfönig und XI Praͤſident der — ⸗ Audiencia. XIV Caſpar Dieſer Here war genoͤthiget, um den Geſinnungen feiner Majeſtaͤt zu willfahren, von von Zunniga. dem Amte eines Unterföniges in Merico zu dem Amte eines Unterföniges in Peru zu ge— ben, und hielt den ıgten des Jenners 1604 feinen Einzug in &ima, Er lebete niche viel über ein Jahr nach Antretung feiner neuen Würde; und in diefer Zeit wurde das Tribus nal mayor de Quentas oder die große Rechnungskammer zu Lima errichtet; und Pedro Quiros entde⸗ Fernandeʒ de Duiros unternahm die Entdeckung der Suͤdlaͤnder in dem Süpdmeere, wo⸗ det einige tn: zu er bereits des Königes Erlaubniß hatte. Er entberkete einige Inſeln, unfer andern eine ſeln. ſehr große, die in dem acht und zwanzigſten Grade lag, und andere in einer mindern Brei. fe, welche mit Indianern von verfchiedener Act bewölfere waren; wie man meitläuftiger in dem Berichte fieht, den der P. Diego von Cordua in feiner Chronike des ſeraphiſchen Or: dens des heil, Franciſcus e), von feiner Reife ertheilet hat. Nach diefes Verfaſſers Er- zählung ſelbſt davon zu urtheilen, feheine es, daß die vom Pedro Fernandez von Quiros entdecketen Inſeln eben Diejenigen find , die fich bey dem Wendezirkel des Steinbodes, ih⸗ rer drenzehn etwan, oder ein wenig mehr an der Zahl, von dem funfzigften Grade bis auf den fiebenzigften gegen Weften von der Mittagslinie von Lima befinden, Tod des Un⸗ Der Unterfönig ftarb den 16ten März im 1606 Jahre. Sein Seichnam wurde in terkoniges. der Kirche des großen SSefuitercollegi begraben, und die Audiencia behielt die Regierung fo lange, bis fein Nachfolger ankam. Unter währender Zeit ftarb auch der Beil. Toribio Alphonfus von Mogrovejo, Erzbifchof zu Lima, den 23ſten März 1607. Don Juan de Mendoza y Lima, Marquis de Montes; Claros. XV Statthalter und — XI Unterfönig und XI Praͤſident der udienela. 7:15, _ Non Juan von Mendoʒa und Lima ‚ dritter Marquis von Montes: Claros, Fam XV Suan v. ebenfalls von der Winde eines Unterkoͤniges zu Mexico zu der in Peru, und gelangete ven Mendoza. aıften des Ehriftmonates 1607 zu fima an. Er errichtete das Tribunal des Eonfulats ober die Real Junta general de Comercio in diefen Königreichen, welche zwar. ſchon vorher war bemwilliget, aber noch nicht aufgerichtet werden. Sm 1609 Jahre wurde die Audiencia Chily wieder bergeftellet, und zu Santjago angeleger ‚, weil _fre dafelbft den Anz, fallen und Streifereyen der Indianer weniger ausgefeßet war, In eben dem Fahre ver- orbneten feine Majeftät, es follten alle Pfruͤnden für die Seelforge, bey den Bisthümern diefer Königreich, durch Mitſtimmung der Unterfönige und Statthalter der, Provinzen ‚als Vicepatronen, und durch Darftellung bey ihnen vergeben werden, und follten dieſe den wür- digften von dreyen Perfonen erwählen , welche die Prälaten bey jeder Ernennung vorfchla- gen würden. Auf das Gutachten eben Diefes Unterkoͤniges verboth der Hof durchaus den per⸗ e) Im zı und 22 Cap. des J Buches, in America, VIBuh. VCap. 439 perfönlichen Dienft der Indianer ; angefehen diefe Dienftbarfeie die Haupturfache der Ver Unterksnige minderung diefes Volkes war, und man den Fortgang verfelben durch die Fräftigften Mit in Peru. tel aufhalten mußte. #8 — Im 1615 Jahre Fam der hollaͤndiſche Admiral, Georg Spielberg mit einem Ger Spielberg ſchwader von fechs Kriegesfchiffen in das Suͤdmeer, und verheerete die Küften von Peru, koͤmmt in das Der Unterfönig ließ ein Geſchwader wider ihn auslaufen, welches auf ihn ftieß, und mit Suͤdmeer. einigem Gluͤcke wider ihn focht, obgleich die Holländer zwey Schiffe in Grund bobreten. Spielberg fegete feine Fahrt nad) den philippinifchen Inſeln fort, wofelbft er von einem fpanifchen Geſchwader angegriffen wurde, welches Don Juan Bonquillo führete, von welchem er völlig gefchlagen wurde, Don Franz de Borja y Aragon, Brinz d'Esquilache. XVI Statthalter und Generalhaupfmann, und XI Unterfönig, XIV Präfident 1615: 16. der. Audiencia. a Diefer Prinz wurde den ıgten des Chriftmonates 1615 zu Lima empfangen ; undin eben xvI Franz v. dem Jahre entdeckete Jacob le Maive in dem Feuerlande (Terra del Fuogo) einen Ca Borja. nal, welchem man den Namen der Straße des le Maire gegeben, Dieſe Entdeckung Erkundigun: machete, daß man aus Spanien den $ootsmann Johann Morel, mit zwoen Caravellen gen wegen der abſchickete, um von diefer Straße Kundſchaft einzuziehen, welches er im 1617 Jahre that. Straße des le Auf die Zeitung, die er davon brachte, ließ manim folgenden Jahre die Hauptleute Bar- Maire. tholomäus, und Gonzales Nodal, von tiffabon abgehen, welche ſich diefer Küften recht erfundigen, und einen genauern Bericht davon abftatten ſollten. Diefe giengen mit zwoen Caravellen den 27ften des Herbfimonates 1618 unter Segel, und kamen den gten des Heumonates 1619 zu St, Lucar wiederum zurück, nachdem fie durch die Straße des le Maire, welche fie die St. Vincentsſtraße nenneten, ins Südmeer gegangen, und durch Die magellanifche Straße ins Nordmeer zuruͤckgekehret waren. Im 1617 Jahre ftarb zu Lima die heil. Rofa von St. Maria, da fie nur erft ein und dreyßig Jahre alt war, Sie hatte durch ihre Beyfpiele zur Erbauung, und durch ihre Ge— duld und Wundermerfe zur Bewunderung gedienet. Der Unterfönig hatte bereits die fechs Jahre vollendet, welche zur Verwaltung biefer Würde feftgefeger waren, als er die Zeitung von Philipps des III Abfterben erhielt. Er wartete nicht fo lange, bis man ihm einen Nachfolger geſchickt hätte, fondern ſchiffete ſich zu Callao ein, und gieng den zıften des Chriftmonates 1621 nach Spanien zuruͤck die Res gierungsgefchäffte aber ließ er in den Händen der königlichen Audiencia. Don Diego Fernandez de Cordoua, Marquig von Gundalcazar, XVII Statthalter und Generalyauptmann, XIII Unterfönig, und XV Präfident der 16221628. Audiencia. ; \ z e — * F > s Den 25ften des Heumonates 1622 hielt diefer Here als Unterkoͤnig feinen Einzug in XVII Diego ima. Zwey Jahre darnach fah fic) diefe Stade mit einem Einfalle von dem Holländer ——— von Jacob Hermite Cherk bedrohet, welcher große Unternehmungen in feinem Kopfe her: —9 umge⸗ SELTENE RER Nee EEE I - 4, — zen 449 Reifen und Entdeckungen Unterkoͤnige umgehen hatte und von Amfterdam mit einem Geſchwader von eilf Schiffen abge: in Peru. 1622 21628, gangen war, worauf fich über ein taufend ſechshundert Mann befanden, Er fegelte um das Vorgebirge Horn im Hornunge des 1624 Jahres hinum; und nachdem er Ehen fugyer feine Leute auf der Inſel Juan Fernandez erfriſchet hatte, fo fegelte er nach dem Ha- vergebens Cat: fen Callao, und legere fih an der Spige San Sorenzo vor Anker, Der Unterfönig Ino wegzuneh- wurde Durch die Strandwachten an den Küften bald davon benachrichtige. Sogleich men, 1629:1639. — — XVII Ludw. Hieron. Fer brera. 1639 : 1648. — — XIX Peter von Toledo. zog er die Landmiliz von allen umliegenden Oertern zuſammen, ließ zur Vertheidigung von Callao, Batterien aufwerfen und nahm fo gute Maaßregeln, daß der Feind ſich nicht getrauete, eine Sandung zu wagen. Cherk, den es überaus fehr befümmerte, daß er feine Anfchläge einen fo übeln fauf nehmen fah, farb angefichts von Callao, den aten des Brachmonafes 1624 und lieg die Anführung feines Gefchwaders dem Unter- abmirale Ghen⸗ Huigen, welcher es nicht für rachſam anfah, den Entwurf feines Vorgängers auszuführen. Er gieng daher nieder unter Segel, und fuhr um Das Borgebirge Horn hinum, um wieder nach Europa zurück zu Fehren. Diefe VBegeben beit machete dem Unterkoͤnige viel Ehre. Machdem er die ihm beftimmte Zeit vollendet Hatte: fo übergab er die Regierung dem Nachfolger, den man ihm ernannt hatte, und ber im Jenner des 1629 Jahres anfam, worauf er wieder nad) Spas nien zuruͤck kehrete. Don Luis Gerome Fernandez de Cabrera, Graf von Chinchon. XIX Statthalter und Generalhauptmann, XIV Unterkoͤnig und XVI Praͤ⸗ ſident der Audiencia. Don Ludwig Hieronymus Fernandez von Cabrera, Graf von Chinchon, Staats: und Kriegesminifter, biele den 1aten Jenner 1629 feinen Einzug zu ima. Unter ſei⸗ nandez v. Ca⸗ ner Regierung erfuhr dieſe Hauptſtadt ein grauſames Erdbeben den. 27ſten des Wind: monates 1630. Wir haben anderswo davon geredet f).. Im 1638 Jahre ein Jahr zuvor, ehe er von feinem Nachfolger abgeföfet wurde, tief eine Flotte von portugieſiſchen Piroguen, unter der Anführung des Pedro Tereiva, den Maranjon hinauf, wovon wir ebenfalls fehon geredet haben g). Diefer Hauptmann Fam mit einigen feiner Leute nad) Duito und ſtattete von feiner Reife der Audiencia Bericht ab, welche ihrer Seits dem Unterfönige Nachricht davon gab, als feine Negierung zu Ende gieng ‚ das ift im Ehriftmonate des 1639 Jahres. Don Pedro de Toledo y Leyva, Marquis von Mancera. Fe XIX Statthalter und Generalhauptmann, XV Unterfönig und XV Praͤſi⸗ dene der Audiencia. Diefer neue Unterkoͤnig wurde den ıgten des Chriftmonates 1639 eingeführer, Er bes fliß ſich anfanglich den Indianern Erleichterung zu verfchaffen, damit er ihre Ver— min: ) Man fehe den IX Band diefer Samml. a, d. 415 ©, 2) Ebendaſ. a. d. 292 ©, in America. VD Buch. V Cap. 441 minderung verhinderte; maͤßigte ihre Schatzungen, welche übermäßig waren, verordne- Unterkoͤnige fe die Bollftrefung der zu ihrem Beſten gegebenen öffentlichen Befehle, ließ dieſes in Peru. Volk alle zuſammen zaͤhlen und durchreiſete deswegen viele Provinzen, wobey er aber RE die Kriegesgefchäffte ganz und garı nicht verabſaͤumete. Er ließ zu Callao diejenigen Seftungswerfe anlegen, welche noch vor dem letzten Erdbeben ftunden, und die er mit gutem metalfenen Gefhüge verfehen ließ, welches an. den dafigen Orten gegoffen war. Er ließ auch Valdivia, Balparayfo und Arica befeftigen, um fie vor den Unterneh. mungen ber Seeraͤuber und Freybeuter in Sicherheit zu feßen, welche in dieſe Meere Eamen, um fich durch Yusplünderung derjenigen Derter zu bereichern, Die fie unbefe- Get und ohne Vertheidigung fanden, oder um ſich in einem von biefen Häfen einen fe— ften Sig zu nehmen. Nachdem diefer Unterfönig dem Staate fo wohl gebienet hate: fo ließ er die Regierung feinem Nachfolger‘ und Fehrete im Herbftmonate des 1648 Jahres wiederum nad) Spanien. Das Jahr zuvor ereignete fih ein Erdbeben, wel⸗ es fich in ganz Peru fpühren Heß, die Stadt Santjago in Ehily völlig über den Haufen ftürzete, und eine große Anzahl Perfonen tödtete, weil es in der Nacht Fam. Don Garcia Sarmiento de Sotomayor, Graf von Salvatierra. XX Statthalter und Generalhauptmann, XVI Unterfönig und XVII Praͤſi⸗ 1648:1655. u dent der Audiencia. —— Don Garcia Sarmiento von Sotomayor, Graf von Salvatierra wurde XX Garcia von der Bedienung eines Unterkoͤniges in Neuſpanien genommen, um eben dieſelbe Sarmiento v. Würde in Peru zu befleiden. Er hielt den zoften des KHerbfimonates 1648 fei: Sotomayar. nen Einzug in Lima, und übergab den 24ften des Hornungs 1655 die Megierung feinem Nachfolger. Da die Gemeinfhaft des Königreiches Peru mit Spanien durch den Krieg mit England unterbrochen war : fo hielt der Unterkoͤnig niche für rath— fan, im diefen Umftänden abzureifen, fondern wollte bis auf den Frieden warten, Ex ftarb aber unter der Zeit und fein Seichnam wurde in ber Darfüßerfirche zu fir ma bengefeßet. Währender Regierung des Grafen von Salvatierra haften die Syefuiten aus der Jeſuiten legen Provinz; Maynas einen fo großen glücklichen Erfolg bey ihren Miffionen, daß fie viele Dorfihaften Dorffhaften von Indianern anlegeten, die fie zum chriftlichen Glauben befehret a rn au einem gefeflfchaftlichen geben geneigt und geſchickt gemacht hatten. o Don Luis Henriquez de Gusman. XXI Statthalter und Generalhauptman, XVII Unterkönig und XIX Praͤ- 16551661. fident der Audiencia. \ * Don Ludwig Heinrich von Gusman, Graf von Alva de Lisle, Grand von Spa- ZRi Ludwig nien, und der erfte von Diefem Range, welcher die Würde eines Unterföniges in Peru en befleidet hat, mar vordem Unterfönig in Neufpanien, und hielt den 24ften des Hor⸗ = nungs 1655 feinen Einzug in Lima. Seine Regierung endigre ſich den leßten Des Heu⸗ monates 1661, ohne daß etwas merkwuͤrdiges unter waͤhrender Zeit vorgegangen, Allgem. Heiſebeſchr. XV Band. NEE | Don Pe Reifen und Entdeckungen Unterfönige Don Diego de Benavides y la Cueva, Graf von — Santeſtevan del Puerto. md XXI Statthalter. und Generalhauptmann, XVIU Unterfonig und. | IX. Prafident. XXI Diego Diefer Herr war Unterfonig von Navarra gewefen. Er Fam den zuften bes Heu von Benavi⸗ des. Unruhen in Pauecareolla. monates 1661 zu Lima an. In eben dem Jahre ereignete ſich ein Aufſtand in der Drovinz Chuquiabo, welcher von einigen Meftizen erreget und bald darauf durch die weiſen Maafregeln des Corregidors, Franz Herquinnigol, geftilfet wurde, welcher die Näbdelsführer des Aufruhres, andern zum Beyſpiele, feharf beſtrafete. Im Brachmonate des 1665 Jahres entſtunden in der Provinz Paucarcolla zwi⸗ fhen ven Vaſcongaden und den Montagnarden auf der einen Seite, und den An— dalufern und Creolen auf der andern, einige Streitigfeiten; daher es geſchah, daß die— fe legtern den Corregidor Don Angel de Peredo und andere Perfonen von der Par: tey der Bafcongaden und Montagnarden tödteren. Diefe Unordnungen wurden durch das berühmte Bergwerk zu Laycacota bey der Stadt Puno veranlaſſet, welches Jo— ſeph von Salcedo wenig Jahre vorher. entdecket hatte, und melches fehr ergiebig an fo feinem und veinem Silber war, daß man das mehrefte mal nichts weiter dabey thun durfte, als nur das Gefteine davon’ mwegzufchlagen. Da Joſeph von Salcedo fich als Eigenthumsherr diefes Bergwerkes und folglich in den allervortheilhafteften Um— ftänden (ah, die man fich in diefer Welt nur wuͤnſchen kann: fo überließ. er fich der Neigung, die er. hatte, Gutes zu hun. Er war gegen alle diejenigen frengebig, die ihre Zuflucht zu ihm nahmen. Der Ruhm, den er fich Dadurch erwarb, zog eine große Menge Leute herbey, fo daß fich unfern von dieſem Bergwerke ein großer und ſehr bevoͤlkerter Flecken bildete, Weil aber die meiſten von dieſen Neuankoͤmmlingen muͤ— ßige und faule Leute waren; fo entſtund Spaltung unter ihnen; und die gieng in: kur— zer Zeit fo weit, daß die beyden Parteyen zween anfehnliche Haufen ausmacheten, welche nach vielen kleinen Gefechten endlich zu einer Schlacht auf eben der Ebene bey Iaycacota kamen, worinnen auf beyden Seiten viele Leute erfhlagen wurden. Diefes ſchreckete fie nicht ab und hinderte ſie auch nicht , einander Merkmaale von ihren Seindfeligkeiten zu geben, bis man endlich eben fo ernfthafte Maaßregeln ergriff, als die Sache es erforderte, f Der Unterfönig fach den ı6ten März 1666 und die Audiencia übernahm die Nee gierung fo lange, bis fein Nachfolger anfam. Don Pedro Fernandez de Caſtro h Andrade Graf von Lemos. —— XXIII Statthalter und Generalhauptmann, XIX Unterkoͤnig und XXI Bra fident der. Audiencia- XRUT Peer Dom Pedro Fernandez yon Caſtro und Andrade, Graf von Lemos, Grand von gervand. von Spanien, welcher zum Unterkönige in Per ernannt orten, hielt den zıjten des Wind, Caſtro. monates 1667 zu Lima feinen Einzug, und zwar zu einer Zeit, da die Meutereyen zu Puno in America VI Buch, V Eap. 443 Puno in ihrer Stärke waren. Da ber Unterkönig fah, daß die Mittel, die er anfäng- Unterkoͤnige lich anwandte, dieſes Feuer zu dämpfen, biefe Wirfung niche hervorbrachten: fo ent: in Peru, fihloß er fi, in Perfon dahin zu geben. Er fam im 1669 Jahre Dafelbft an; und — nachdem er die Strafbareſten hatte greifen laffen, vornehmlich) diejenigen, die an dem Cr beftrafet Tode des Corregidors Theil gehabt, fo ließ er fie diejenige Strafe leiden, die fie ver- die Unruhigen Diener hatten. Er befahl, man folte den Eigenthümer des obgebachten reichen Berg: in Puno. werkes/ Joſeph von Salcedo, vor ihn bringen, und ſchickete ihn gefangen nach Lima. Dafelbft ließ man ihm feinen Proceß machen, und er murde zum Tode verurtheilet, und Hingerichter, Viele Seute, welche ohne Leidenſchaften von Dingen urtheilen, geben vor, des Salcedo Reichthuͤmer hätten fein Verbrechen ausgemacht und wären die Ur— fache feines Todes gewefen. Ob auch gleich feine Freygebigkeit viele Leute in diefe Gegenden gezogen hatte: fo konnte man ihn doc) in der That nicht befchuldigen, daß er an den Spaltungen der Einwohner nur im geringften Antheil gehabt, oder mehr von der einen, als. von der andern, Partey gemwefen. Die Habſucht, und der Neid aber waren die Urfachen ſeines Verderbens. Uebrigens war des Galcedo Freygebigkeit fo befchaffen,, daß man ſich ihrer im Freygebigkeit Peru noch erinnert. Man ſaget unter andern: fo bald einer von denen armen Spa: des Saleedo. niern ankam, welche ihr Glück in Indien zu machen füchen, fo konnte er verfichest feyn, daß er beym Salcede Beyſtand dazu finden würde, welcher ihm erlaubete, in das Bergwerk zu gehen, und fich dafelbft in einer gewiſſen Anzahl Stunden fo viel Silber zu bauen, als er konnte; wobey er den Werth des Almofen, das er ihm gab, feinem guten Gluͤcke überließ. Hatte der Abentheurer das Gluͤck, daß er einen Dre - antraf, wo das Silber im Weberfluffe und leicht abzuhauen wars fo brachte er fo viel “ davon heraus, daß er fi) außer Stand fegen fonnte, die Armuth befürchten zu duͤr⸗ fen. Hatte er folches aber nicht: fo befam er dach ftets fo viel, daß er fi) feine Mü- be nicht durfte veuen laſſen. Diefe Großmuth des Salcedo z0g eine ungeheure Men- ge Leute nach diefem Orte; und ihr fchlechtes Betragen gab einen Vorwand, ihn zu verderben. Nachdem Salcedo hingerichtet worden: fo gab der Unterfönig Befehl, man Sein Berg follee fortfahren, das Bergwerf zu bauen: allein, er erftaunete fehr, als er vernahm, werk geht ein. es wäre unter Waſſer gefeget. Die allgemeine Meynung der Leute im Lande ift, das Bergwerk wäre an eben dem Tage, da Salcedo Hingerichtet worden, von einer ftar- fen Duelle Wafler , die man unvermuthet hervorfprudeln. gefehen, uͤberſchvemmet wor= den; wodurch man zu werftehen geben will, der Himmel ſelbſt babe fich des trauri— gen Schickſales diefes Unfhuldigen angenommen, und die Habfucht feiner Feinde da— durch beftrafet, Daß er den Gegenftand ihrer Leidenſchaft zerftörer. Da aber bie Mey nungen bes gemeinen Mannes einen Einfluß in den Ölauben erleuchteter Perſonen haben ſollen: ſo wird man uns erlauben, zu ſagen, daß dieſe Begebenheit nichts Wun⸗ derſames, ſondern etwas ganz natürliches an ſich hat. Cs bat in der That das Anfeben, daß währender Gefangenſchaft des Salcedo das Bergwerk nicht forgfältig genug vom Waſſer geleeret worden, welches ſtets, wiewohl nur wenig, hinein drang, durch dieſe Nachlaͤ⸗ hßigkeit aber endlich ein Stuͤck Erde oder Felſen abriß, woraus bie Quelle kam, wel⸗ he das Bergwerk unter Waſſer ſetzete. “ aber damit, wie ihm wolle, fo iſt . 2 doch 444 Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige doch gewiß, daß, fo viel Mühe man ſich auch ſeitdem gegeben Bat; man 'es doch in Peru. niemals bat ausleeren noch wiederherfteflen Fönnen; weil man viele Berge durchftechen 166771672, muͤßte, wenn folhes gelingen ſollte. Im 1740 Jahre hat eine überaus reiche Pri⸗ vatperfon, Don Diego von Baena, nebft einigen angefehenen Perfonen , die feinem Anfchlage beygetreten, dieſes zu thun unternommen. Sie haben unermeßliche Sum: men Dazu aufgewandt; und im 1744 Jahre fagete man, das Werk wäre fehon weit ges kommen, und man zweifelte niche, daß man niche bald damit zu Stande kom: men würde, | Bethlehemi⸗ Eben dieſer Unterkoͤnig zog auch die Religioſen des Bethlehemsordens nach Lima, ten zu Luna. welcher ſich nachher an verſchiebenen Orten in Peru ausgebreitet hat, und ſich mit der Wartung und Heilung der armen Kranken in den Hoſpitaͤlern beſchaͤfftiget. Faſt um eben dieſe Zeit wurde die Verfuͤgung getroffen, man wollte jaͤhrlich eine Summe aus den koͤniglichen Caſſen zur Bezahlung der Beſatzungen zu Panama + Portobello und Chagre abſchicken, und man wollte auch eine andere aus den Föniglichen Eaffen von Santa Fe und Duito nehmen, um den Unterhalt ber. Befagungen zu Carthagena, Santa Martha, und Maracaybo zu beſtreiten. | Muſcardi fir: Im 1670 Jahre begab fich der P. Nicolas Muſcardi von der Geſellſchaft Jeſu zu het die Stadt den Poyaern, einem abgöttifehen Wolfe, welches einen Theil des. Sandes zwifchen den der Cofaren. Arauquern und der magellanifchen Straße bewohnet, Diefer Pater war von einem Ca— ciquen begleitet und wollte die Stadt dev Cefaren entdeden, wovon ‚man vorgab , es hätte fie der Hauptmann, Sebaftian von Arguello geſtiftet, welcher in dieſer Meer— enge. Schiffbruch gelitten, und fich mie feinem Schiffsvolke ans Land gefluͤchtet haͤt— te. Man bat aber niemals etwas gewiſſes von dem Dafeyn diefer Stadt, noch von dem Orte ihrer tage erfahren koͤnnen. = Serrsuber In eben diefem 1670 Jahre Fam ein engländifcher Seeraͤuber, Namens Karl Clerk. Heinrich Clerk, mit einer Fregatte von vierzig Canonen in. das Suͤdmeen. Er Tän- dete zu Baldivia, wo er gefchlagen, gefangen genommen und nach Lima geführet wur: de, wo man ihm bald würde feinen Proceß gemacht Haben, wenn er nicht Mittel ge- funden hätte, ſolchen auf die lange Banke zu ſchieben; indem er unter andern anfüh- tete, er wäre ein Priefter, welches aber falfch war: jedoch unterließ ſolches nicht vie⸗ len Verzug zu verurfachen, welcher machete, daß fich die Sache bis unter Die Regies rung des Herzoges de la Palsts hinzog, unter welchem er endlich hingerichtet murde, Der Unterfönig farb noch vor dem Ende feiner Regierung, Den Gten des Chriſtmona⸗ tes 1672 und wurde in der Kirche des Profeßhauſes der Jeſuiten begraben, welches er felbft unter dem Namen los Defainparados (der Verlaſſenen) geſtiftet hatte; Don Balthaſar de la Cueva Henriquez, Marquis von Caſtelar :674:1678. _ XXIV Statthalter und Generalhaupemann, XX Untetkoͤng und XII Präfo —— dent der Audienca, N — u Dar Marquis von Caftelar, Mitglied des indianifchen Rathes, kam den ısten Au⸗ Henriquez. guſt 1674 zu Lima an. Er vollendete die Zeit feiner Statthalterſchaft nicht, Inden er . e r . , be: E zu in America VI Buch, V Cap. 445 beſchuldiget wurde, daß er dem unerlaubten Handel nach Ehina Vorſchub thoͤte, worin- Unterkoͤnige nen man ihm aber Unrecht that, Die Wahrheit ift, daß zwey Schiffe, denen er er-in Peru. laubet hatte, wie gewöhnlich auszulaufen, und in den Häfen von Neuſpanien Güter Ta zu faben, von da mit hineffchen Waaren befrachtet zuruͤckkamen, womit Peru über- ſchwemmet wurde, Die Kaufleute, die über den Nachtdeil böfe waren, welchen ihnen folches verurfachere, brachten ihre Klagen darüber zu Madrid an, worauf der Marz quis abgefeger wurde und Befehl erhielt, die Regierung dem Erzbifchofe zu Lima zu übergeben ‚welches er den 7ten des Heumonates 1678 that, Ex vechtfertigte ſich aber nachher und wurde in alle feine Bedienungen wiederum eingefeger, als er nach Spa— nien zuruͤck kam. | Don Melchior de Linnan y Eifnerog; Erzbifchof zu Lima, xxv Statthalter und Seneralhauptmann, XXI UnterFönig und xxiit Praͤſie 1678: 1681. | den der Audiencia. _ Don Melchior von Linnan und Ciſneros wurde unterdeffen zum Unterfönige XRV Diel- ernannt, und regierete' bis den aoften des Windmonates 1681. Es gieng waͤhrender bier, be Eine ‘Zeie nichts beträchtliches vor , außer daß ein Haufen engländifcher Seeräuber , hundert ""- und fünfzig Mann an der Zahl, anfam , welche von Johann Buerin und Bartho⸗ lomöus Cheap geführee wurden. Sie giengen durch den fhmalen Weg, welchen die $andenge Panama mache, in den Meerbufen von Darien, gelangeten von da art die Küfte des Südmeeres , wo fie fih auf Piroguen und Canote einſchiffeten, und ge— ruͤſtet bis an den Hafen Perico in Panama kamen, to fie ſich, durch einen Ueber— fall, zweyer Schiffe bemächtigten , welche vor Anfer lagen, und wovon das eine mie einer guten Summe Geldes und einer Menge Krieges- und Mundvorratb beladen war, welches für die Beſatzung biefes Ortes ſollte. Da fie Meifter won diefen beyden Schiffen weren: ſo fuhren fie fort, Seeräuberey zu. treiben, und. verurfacheten der fpa= niſchen Handlung großen Schaden. Als fie aber die Kühnheit gehabt hatten, Arica anzugreifen: fo wurden fie mit Verluſte zurück getrieben, und es koſtete ihrem Ober⸗ haupte, Johann Guerin, das Leben. Die übrigen flüchteten fih und giengen wieder nach Europa, da fie um das Borgebirge Horn hinumfuhren. Don Melchior de Navarre y Rocafull, Herzog de la Palata. XXVI Statthalter und Generalhauptmann, XXU Unterfönig und XXIV Praͤſi-⸗ r- io⸗· dent der Audieneia. ne Din Melchior von Navarra und Nocafull, Herzog zw la Palata und Fürft von RRVI Mel⸗ Mofa, Staats» und Kriegesvarh, hielt den aoften des Windmonates 1681 feinen chior de. Na⸗ öffenelichen Einzug zu Lima. Dieſer Unterkoͤnig Heß, wie ſchon anderwaͤrts bemerket varre. worden, die Stade Lima mit einer Mauer * erben Baskfteinen umgeben, a VRR 3 aber 446 Reifen and Entdeckungen Unterkoͤnige aber war das Werk fertig, fo hatte er die Betruͤbniß, zu fehen, daß die Stadt ſelbſt in Peru. durch zwey grimmige Erdbeben zerftöree wurde, welche fie den often des Weinmona- ‚1681: 1689. — —⸗ tes 1687 gänzlich über den Haufen ſtuͤrzeten. Vor dieſen beyden erſchrecklichen Zufäl- Erdbeben und len gieng ein Wunder vorher, welches an dem Bilde der h. Jungfrau geſchah, das feit Wundeꝛwerk. Diefem Tage in dem großen St. Paulscollegio fehr verehret wird. Man erzähle, es Zwiſtigkeit Habe dieſes Bild in dem Berhftübchen des Don J. Calvo de fa Vanda, eines Mit— gliedes der Audiencia, geftanden, da man denn mit Erſtaunen gefehen, Daß veffen Geficht ganz na von Thränen und Scheiße gewefen, als wenn es das Unglück gleihfam anfündigte, mwelches-gefchehen würde. Zum Andenken deffen ftiftete man ein Seft, welches man mit vieler Pracht begeht, und welchen der Unterfönig, und alle Gerichte beywohnen. Der Unterfönig, welcher über die Aufführung der Docteinärpfarrer des Erzbis⸗ mit dem Erze thumes Lima misvergnuͤget war, ber welche die Indianer beftändige Klagen anbrachten, biſchofe. Seeraͤuber David, 2689 z 17706. Lo machefe einige Verfügungen, die ihn mit dem Erzbifchofe innan entziweyeten, welches Gelegenheit zu vielen gelehrten Schriften auf beyden Seiten gab; Nach diefem wandte der Unterfönig alle feine Sorgfalt auf die Wiederausbeffe- rung der Stadt; und nachdem er feine Regierung vollendet hatte, fo begab er fich nach Portobello, um von da nach Spanien zu geben. Währender Zeit da er die Abfahrt der Gallionen erwartete, die von dem Marquis Dao del Maeſtre geführer wurden, ward er von einer Krankheit angegriffen, die ihn. den ızten April 1691 ins Grab Tegete, Sein Leichnam wurde in der Sacriſtey der Pfarrkirche zu Portobello begraben. Die Negierung diefes Unterföniges wurde durch verfchiedene verdriegliche Bege— benheiten merfmwürdig. Denn außer dem Erdbeben Fam der berufene Seeräuber Edu⸗ rd David, welcher durch einen Haufen franzöfifcher Freybeuter verſtaͤrket worden, mit zehn Schiffen in das Suͤdmeer und verurfachete an diefen Küften unendlichen Scha- den, Der Unterfönig fchickete zwar ein Geſchwader von fieben Schiffen wider fie, welches fie bey Panama ſchlug. Weil aber diejenigen, welche diefes Geſchwader führe- ten, ſich ihres Sieges nicht hatten zu Nutze zu machen gewußt: fo war er faft uns nuͤtz. Denn obgleich Die Seeräuber zerftreuet waren: fo verurfacheten fie doch noch unermeßlichen Schaden, nahmen Städte weg, plünderten fie, fengeren und brenneren aller Orten, wo fie hinkamen. Don Melchior Portocarrero, Graf de la Moncloa. XXVII Statthalter und Generalhauptmann, XXI Unterkoͤnig und XXV Praͤ- ſident der Audiencia. SEE: XXVIL Del: Don Melchior Portacarrero Laſo de la Vega, Graf von la Moncloa, Com: Hior ‘Porto: thur zu la Zarza in dem Nitterorden von Alcantara, war feit zweyen Fahren Unterkoͤnig carrero. zu Mexico, als er Befehl erhielt, nach Peru zu gehen, und daſelbſt eben die Wurde zu befleiden, Er hielt den 1sten Auguft 1689 feinen Einzug zu Lima Er bemühte ſich anfänglich, das Seeweſen auf einen befiern Fuß zu ſetzen, als es in diefen Landen — war, \ in America. VI Buch V Cap. 447 | war, und ließ auf den Werften zu Guayaquil drey Kriegesfehiffe bauen, namlich das Unterfönige h. Sacrament, die Empfängniß und den h. Lorenz. Die beyden erftern waren ER noch im 1744 Jahre vorhanden; und obgleich das erftere noch ganz war, fp ward es — doch feit 1742 nicht mebr gebrauchet, weil es, wie faſt alle damals in Indien gemas chete Schiffe, fehlecht gebauet war, und nicht die gehörige Anzahl Stuͤcke führete, die es haben follte. Waͤhrender Zeit da der Unterfönig mit vieler Gelindigfeit in Peru regierete, alle feine Aufmerkſamkeit auf die Beförderung des gemeinen Beſtens wandte, und ſolche Verfügungen machete, als ihm die chriftliche Siebe und feine Froͤmmigkeit zum Beften der Indianer eingaben, für deren Beſchuͤtzer er ſich erklaͤret hatte, erhielt er die Zei— tung von dem Abfterben des Koͤniges Karls des IL, mit welchem die männliche. Linie des fpanifchen Zweiges des ducchlauchtigften Haufes Defterreich “ausgieng ; welche Zei⸗ tung allen Einwohnern in Peru die Thränen aus den Augen preſſete. Das einzige, was fie tröften fonnte, war, daß fie vernahmen, es wäre der franzöfifche Prinz aus dem föniglichen Haufe Bourbon, Philipp der V, auf den Thron geftiegen und diefer Herr wäre zu Madrid gefrönet und von allen Ständen der fpanifchen Monarchie er— Fanne worden. Der Unterfönig hatte das Vergnügen, diefen Monarchen in den Pro— vinzen Peru für den rechtmäßigen Herrn auszurufen und dieſe Königreiche mit Ges nehmbaltung des Königes noch ferner zu vegieren, bis er endlich im Anfange des 17060 - Zahres den Sauf feines $ebens zu Lima beſchloß, woſelbſt er in der Domkirche ber ‚graben wurde. IB Don Manuel Omms de Santa Bau, Marauig de Caſtel dog Rius. XXVIII Statthalter und Generalhauptmann, XXIV Unterkoͤnig und XXVI Praͤ⸗ wlor:rzıo. ſident der Audiencia. — Don Manuel Omms von Santa Pau, Olim von Sentmanat und la xXVI Ma⸗ Nuza, Marquis von Caſtel dos Rius, Grand von Spanien, welcher Gefandter nuel Omms an den portugiefifchen und franzöfifchen Höfen geweſen, hielt den 7ten des Heumona⸗ de Santa tes 1707, als Unterfönig zu Peru feinen öffentlichen Einzug in ima. Währender Re⸗ er gierung diefes Heren beſucheten eine Menge franzoſiſcher Schiffe das Suͤdmeer und trie- Er fieht den ben in allen Hafen dieſer Küften freye Handlung, Der Unterfönig und die befondern franzoͤfiſchen Statthalter waren genothiget, durch die Finger zu ſehen; weil man viele Dienſte von Schiſfen nach. dieſen Schiffen zu einer Zeit erhielt, da Spanien feine andere Stuͤtze, als die Krone Frankreich, hatte, um ſich wider diejerigen Mächte zu vertbeidigen, die ſich vereini- ger hatten, es zu bekriegen und weil folche durch ihre Seemacht die Gemeinſchaft zrifchen Spanien und Peru unterbrachen, fo waren diefe Schiffe nöthig, den Abgang der ordentlichen Mittel und Wege zu erfegen, wodurch man bey Friedenszeiten die Befehle und Nachrichten überbringen ließ. Da außerdem die Gallionen gänzlich abgiengen: fo giengen audy die europaͤiſchen Myeheik da⸗ Waaren in Peru ab; und dieſes hatte den Grafen von la Moncloa vermocht, zu Dem ven. Kandel der franzöfifchen Schiffe durch die Finger zu ſehen; und der Marquie a de 448 Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige Caſtel dos Rius glaubete, er muͤßte der Staatskunſt ſeines Vorgaͤngers folgen, und auch ‚In Per denen franzoſiſchen Schiffen nachſehen, die ohne Erlaubniß kamen; und er fand fich wohl IT, Haben, weil ſie die feindlichen Eorfaren zu entfernen dieneten, welche Die Ruhe dieſe Meez ve ftöhreten, Der anfehnlichfte von dieſen Eorfaren mar der Hauptmann Rogers, und Wilhelm Dampier, Engländer , welche mit zweyen wohlausgerüfteten Schiffen im 1709 Jahre in das Suͤdmeer einliefen, ſich vieler Raufmannsfchiffe bemächtigten , Guayaquil uͤberfielen, und das Gluͤck hatten, aller Maaßregeln ungeachtet, zu entwiſchen, die man genommen hatte, ihrer nicht zu verfehlen, Der Unterfönig ſtarb den zaften April 1710. Der König hatte für diefen Zufall ſchon durch einen verfiegelten Befehl geſorget, den man in dem Archive der Audiencia ver wahrete, und worinnen feine Majeftät im Falle ver Unterfönig flürbe, die Bifchöfe zu Eızco, Arequipa und Quito ernennete, Diefes Amt zu verwalten. Die beyden erftern waren ſchon todt: der Biſchof von Quito Fam alfo zu diefer wichtigen Würde, Die Aus diencia gab ihm fo gleich Nachricht von feiner Ernennung, und hielt inzwiſchen, da fie ſei⸗ ne Ankunft erwartete, dem verftorbenen Unterfönige prächtige Obfequien, welcher in der Kirche des großen Barfüßerflofters begraben wurde. Don Diego Ladron de Guevara, wo. XXL Statthalter und Generalhauptmann, XXV Unterfönig, und XXVII Präs m fident der Audiencia. XXIX Diego Don Diego Ladron von Guevara, Bifchof zu Duito, hielt den zoſten Auguſt Ladr. de Öuerrzro feinen öffentlichen Einzug in Lima. Unter feiner Regierung beobachtete er gegen die „PAR. franzöfifchen Schiffe eben die Aufführung, welche feine beyden Vorgänger beobachtet hat⸗ Sein Betra-ten. Damit aber der König die Summen nicht verloͤre, die ihm von denen Zöllen zukaͤ⸗ gen gegen die men, welche auf die fremden Waaren geleget worden: fo ſchickete er Umlaufsfchreiben. in Ah alle Häfen an der Küfte, es follten die franzöfifchen Fahrzeuge, welche dafelbft handelten, ; nach dem Hafen Callao fommen, wobey er ihnen erlaubere , daſelbſt ihre Ladungen auf den Stapel zu legen, wenn fie nur die gewoͤhnlichen Zölle enteichteten, Dadurch fteuerte der Unterfönig nicht allein denen Betruͤgereyen, die in den andern Häfen begangen wur⸗ den, fondern er brachte auch eine hinlängliche Anzahl Schiffe zufammen, Uma wider ei- nen Einfall zu vereheidigen, den man alle Augenblicke in dem Sande befürchtete; weil man Nachricht hatte, daß man in England eine Flotte dazu ausruͤſtete. Allein es fanden fich nur drey franzöfifhe Schiffe, die ſich der Anerbiethung des Unterföniges zu Muse maches ten. Die andern wollten lieber fortfahren, ihre Waaren in den andern Haͤfen heimlich zu verkaufen, als bie Zölle zu bezahlen, welche ihren Gewinnſt gar zu fehr verminderten. Der Unterfönig erhielt Nachricht von dem Frieden, welcher in den Jahren 1713 und #714 zu Utrecht gefchloffen werben, und zugleich Befehl, allen franzöfifehen Schiffen die Einfahrt in die Häfen zu verfperren , alle diejenigen, die fich bereits darinnen befanden, hinauslaufen zu laſſen ja fo gar alle die Perfonen dieſer Nation, die ſich in dem Sande gefeger hätten, zurück zu ſchicken, und ihnen alles. zu bezahlen, was man ihnen ſchuldig wäre, und fich dabey zu huͤten, daß man ihnen feinen Schaden verurfachere, Die Englän Zu ber Zeit, da man den Franzofen alfo begegnete, bewilligte man den Engländern der erhalten die das Affiento der Negern, das ift, diefe Nation erlangete das ausſchließende Privilegium, alle in America. "VI Buch. V Cap. 448 alle Negern zu liefern und zu verfaufen, die man in Indien zu Bearbeitung der Felder Unterkoͤnige und Bergwerke brauchere, welchem man noch bey jeder Ueberſchickung dev Gallionen , und in Peru, mit Raufmannstaaren beladenen Flotte ein Erlaub nißſchiff beyfuͤgete, welches Schiffdem Me-1716. ſpaniſchen Handel auf den americaniſchen Maͤrkten, wo es zugelaſſen worden, durch Die gieferung der Art und Weile, wie ſich die Engländer deſſelben gemisbrauchet, unendlichen Schaden ge: Negern. bracht hat. be Nachſicht, welche der Unterfönig gegen die franzoͤſiſchen Schiffe gehabt hatte, Er wird ade: wurde am fpanifchen Hofe gemisbilliger, ob fie gleich die Wirkung feines Eifers geweſen ſetzet. war, Man nahm ihm alfo die Winde eines Unterföniges, und erlaubete ihm , wieder nach S Spanien zu kommen, damit er nicht genörhiget waͤre, nach Quito zurück zu kehren, nad): dem er die oberfte Wuͤrde diefer Rönigreiche bekleidet hätte, Weil aber feine Abſetzung feis ne Aufführung verdächtig machete: fo wollte er nicht eher abreifen, als bis er ſich wegen derer Sachen gerechrfertiget Hatte, die man ihm zur Saft legete; und nachdem er der Welt in dieſem Stücke ein Genuͤgen geleiſtet hatte: ſo reifete ev ab, um über Mexico wieder nach Spanien zugehen. Er ftarb aber indicfer Stadt, den gen des Windmonates 1718. Don 3. Diego Morcillo Rubio de Augnon, Erzbir ſchof zu Lima. XXX Statthalter und Generalhauptmann, XXVI Unterkönig, und XXVIT | 17'% Praͤſident. — Dieſer Praͤlat verſah die Wuͤrde eines Unterkoͤniges nur fo lange, bis derjenige an- XXX Diego am, den man in Spanien dazu ernannt hatte, Seine Regierung dauerte wegen der Moreillo de geſchwinden Ankunft feines Nachfolgers nur funfzig Tage, welchem er die Regierung über. Augnon. gab, und wieder zu feiner Kirche zurückfehrete, wo er fo lange blieb, bis er wiederum zu der Bedienung eines Unterföniges berufen wurde. Don Carmine Caraciolo, Fürf von Santo Bono. XXXI Statthalter und Generalhauptmann, XXVII Unterfönig, und XXIX Präs 1zı6erza0. fident der Audiencia. — Don Carmine Caraciolo, Fuͤrſt von Santo Bono, Grand in Spanien, ehema- XXXI Carmi⸗ liger Geſandter ſeiner Majeſtaͤt bey der Republik Venedig, Fam den sten des Weinmona— ne Caraciolo. tes 1716 zu Uma an. Im folgenden 1717 Jahre kamen die beyden Kriegesichiffe, der Ru- bin und der Eroberer, welche von M. Martinet, und Don Dlas de Leſo geführet wurden, indem Gübmeere an. Der König hatte ein Geſchwader von drey Kriegesichiffen Dem franzoͤſt beſtimmet, an den Kuͤſten von Peru zu fragen, um den unerlaubten Handel der franzo⸗ Me — ifihen Schiffe zu verhindern, welcher, ungeachtet aller Berbotge Dawider, dennoch betyaig""" 9 "er anhielt, Das dritte Schiff von diefem Geſchwader, welches vom Don Bartholomäus Urdinzu geführet wurde, Fonnte der Gewalt der Winde und der Heftigkeit der Wellen bey dem Borgebirge Horn, nicht widerſtehen, und ſah ſich genöthiger, bey Buenos Ayres an⸗ zulegen. Der Eroberer und der Rubin durchſtrichen alle die Hafen von Chily bis nad) Caltao, bemächtigten fich vieler franzöfifehen Schiffe, welche ruhig ihren Handel ſorttrieben, und brachte dadurch einiges Huͤlfsmittel wider ein ſchon fehr eingewurzeltes Uebel. Allgem. Reifebefchr. XVBand. si | Sm 450 Reifen und Entdeckungen Unterkoͤnige Im 1718 Jahre beſtellete man einen Unterkoͤnig in Neugrenada. Seine Gerichts: in Peru. barkeit wurde von den Graͤnzen des Königreiches Quito bis an das Nordmeer beftimmet ; E72. und damit diefe Würde in einem anfändigen Glanze erhalten wuͤrde, ohne daß es dem Ein Unterkö- Eöniglichen Schage gar zu viel Eoftete: fo unterdruͤckete man die Audiencien Onito und Pa: nig in Reugre mama. Der Sicentiat Don Antonio de Ia Pedrofa Guerrero, Agent des indianifchen nada beftellet. Kathes, wurde abgeſchicket ‚ Diefe Verfügungen ins Werk zu richten, und Don Beorg de Villelongua, Generallieutenant bey den Heeren des Königes, damaliger Statthalter zu Callao, und Öeneraliffimus der Heere in Peru, wurde ernannt, um bie Stelle des Unterföniges zu befleiden. Der Zürft von Santo Bono , Anterfönig zu Peru, erhielt endlich die Erfaubniß, wieber nad) Spanien zuriick zu fommen, fo bald die Zeit feiner Regierung geendiget feyn würde , die forthin auf drey Jahre feftgefeger blich, "Diefer Herr teifete von Sima ab, und übergab die Regierung diefes Königreiches wieder in Die Haͤnde des Erzbifhofes zu la Pla⸗ ta, den 26ften Jenner 1720, Don F. Diego Morcillo Rubio de Augnon, Erzbifchof zu la Plata oder Charcas. »220:1724. XXXII Statthalter und Seneralhauptmann, XXVIII Unterfönig, und XXX Praͤ⸗ ——— ſident der Audiencig. AXXI Dies Diefer Prälat wurde zum andernmale zur Unterfönigeswürde in Peru ernannt, und x Morcillode hielt den 26ften Jenner 1720 dafelbft feinen Einzug. Er befliß fich anfänglich auf Mic: ne tel, das Suͤdmeer von den Käubereyen des engländifchen: Freybeuters Cliperton zu be freyen, welcher in eben dem Jahre dafelbft angekommen war. Er fchickere auch dieſerwe⸗ gen viele Schiffe wider ihn aus, die ihn zwar verfehleten, jedoch aber noͤthigten, dieſe Ge⸗ waͤſſer zu verlaſſen, und ſich ganz und gar daraus zu entfernen. Im 1723 Jahre wurde eben der Erzbiſchof zu la Plata zum Erzbisthume Lima ernannt, und den gten März defs felben Jahres kuͤndigten die indianiſchen Arauquer den Spaniern den Krieg an. Krieg der Der Bewegungsgrund zu dieſem Kriege war, fie wollten fih wegen der. Erpreſſun⸗ Arauquer wis gen derer Bedienen rächen, Die man Amigos nannte. Sie fingen mit dem Tode eines der die Opa: Hiefer Hauptleute und dreyer anderer Spanier an, ihr Misvergnügen zu bezeugen. Die u rechte Hand des Hauptmannes wurde zu allen Dorfichaften geſchickt, um die Kriegesleute zufammen zu berufen. Dieſes ift ihre Art, Krieg anzukündigen, und ihren Leuten zu meß den, zur Vertheidigung der gemeinen Sache herbeh zu eilen. Diefe ſonderbare Ceremo— nie war kaum geſchehen, ſo wurden die Schanzen Puren, Tucapel Arauco und Pum⸗ bel, welche ven Spaniern zur Vormauer dieneten ‚ eine nach der andern angegriffen, Die Schanze Puren war die erfte, Nachdem fie aber folche nicht mie Gewalt hatten wegneh: men fönnen: fo ſtecketen fie diefelbe in Brand, und zerſtoͤreten fie, Die Schanze Tuca⸗ pel wurde verlaffen, und von den Spanien ſelbſt zerſtoͤret, welche fie nicht für Baltbar hiel⸗ ten. Von da fielen die Feinde die Schanze Yumbel an, wo fie mit Verluſte yon dem Maeſtre de Campo von fa Eonception, Don Manuel de Salamanca zuruͤck getrie⸗ ben wurden, welcher ſich mic feinen Luten ing deld begeben hatte, fo bald er won dem Sriebensbruche Nachricht befommen, und welcher auch fo gleich eine anfehnliche Verſtaͤr— fung erhalten hatte, die ihm von dem Praͤſidenten und Statthalter zu Chip, Don er 3 viel in America. VI Bud. V Cap. 45 briel de Cano, Generallieutenant, war zugeſchicket worden. Waͤhrender Zeit, da der Unterkoͤnige Krieg in Chily mit der groͤßten rebhaftigkeit geführee murde, übergab der Erzbiſchof, un- in Peru. terfönig in Peru, bie Regierung feinem Nachfolger, um fih nur mic der Sorgfalt für 17°4 "73% feine Kirche zu befehäfftigen. Don Joſeph de Armendariz, Marquis von Caſtel⸗Fuerte. ZXXII Statthalter und Generalhauptmann, XXIX Unterkoͤnig in Peru, und XXX] Praͤſident der Audiencia. Dieſer Herr war Generalhauptmann der Kriegesheere des Koͤniges, als er zum Uns XXXIII So: terfönige in Peru ernannt wurde, Er zog den ızten May 1724 in Lima ein, und erhiete ſeph de Aꝛmen— daſelbſt faft zu gleicher Zeit die angenehme Zeitung, daß ber Friede in Chily wieder hen, darig. geftellet wäre, und daß ihn Die Indianer felbft verlanget Hätten. Diefes war ber Wirk: _ Er ſchließt ſamkeit des Statthalters dieſes Königreiches zuzufchreiben, melcher ein Heer von dreyfau- Srieden, fend Mann zufammen gebracht hatte, und fie dadurch, dieſen Schritt zu thun, zwang, ih— nen dabey auch zu erfennen gab, die befte Partey für fie wäre, in gutem Bernehmen mit den Spaniern zu leben, Die Friedensbedingungen waren, ber Fluß Biobio ſollte zur beſtaͤndigen Graͤnze zwiſchen den beyden Nationen dienen, und die Spanier ſollten die Hauptleute Amigos abſchaffen, welche zum Kriege Anlaß gegeben. In eben dem 1724 Jahre verfehwand, mie ein Rauch, die Regierung einer der fhönften Lilien des Haufes Bourbon, $ubwigs des I, deffen Erhebung auf den Thron man zu Peru durch) allerhand $uftbarfeiten zu einer Zeit fenerte, da ganz Spanien in einer tiefen Trauer verſenket war, Durch diefen frühzeitigen Tod ftieg Philipp der V wieder auf den Thron der fpanifchen Monarchie; und diefer Monarch, welcher von dem Eifer des Unterföniges, den unerlaubs ten Handel zu unterdrücken, und von feiner Redlichkeit in Ausübung der Gerechtigkeit uns ferrichtet war, machete fich Fein Bedenken, ihn in feiner Würde zu beftätigen. Diefer Unterfönig hat fich befonders in der Aufmunterung der Bergwerke bervorge- nimme fich der than. Er vermochte vornehmlich einige uͤberausreiche Perfonen, zu der Unternehmung, Pergwerke an. das Waffer aus dem Bergwerke Junchuli abzuzapfen, wovon wie anderswo geredet ha⸗ ben, Man rechnete unter die Theilhaber bey diefem Werke Don Miguel de Santiftes van, damaligen Corregidor der Provinz Canas und Canches, und Don Raphael de Eslaba, welchem der Unterfönig auch die Bedienung eines Oberrichters diefer Bergwer⸗ fe anvertrauet Hatte. Machdem dieſe große Summen angewandt hatten, ein Socabon zu machen, um das Bergwerk zu leeren: fü hatten fie das Misvergnügen, zu fehen, daß folches die Wirkung nicht hun Fonnte, die fie davon erwarteten, weil folches nicht wohlge- führet worden, und daß das Socabon einwenig gar zu weit über den Ort herausgieng, wo es herausgehen follte. Diefes ift ein gar zu gewöhnliches Unglück in diefen Landen, wo es an verftändigen Perfonen fehlet, die geſchickt find, dergleichen Werke anzugeben, und glück lich zu Stande zu bringen. Diejenigen, die ſich Damit vermengen, haben felbft nur eine gewiffe Hebung, und einige oftmals fehlerhafte Murdmaßungen zu Führerinnen, wovon fie aber den Irrthum nicht eher erkennen, als bis das Werk vollendet ift, und fie fehen, daß das Werf fehlgeſchlagen iſt, weil ſie nicht die gehörigen Abmeſſungen getroffen, noch genaue Rechnungen angewandt haben. jr ur; Erfolge ſchrecken jo x ob, 452 Reifen und Entderfungen Unterkönigeab, und benehmen ihnen den Muth, welche einen Theil ihres Vermögens zu Diefen Alt: in Peru. ternehmungen angewandt haben; und ihr Beyſpiel machet auch Diejenigen furchtſam, wel⸗ 27241736. che Luͤſt haben Fönnfen, dergleichen zu unternehmen, Portugiefen Im 1732 Sahre gieng eine Fleine Flotte portugieftfeher Piroguen aus der Stadt Gran⸗ tollen einen Para ab, den Amazonenfluß hinauf, und lief in Napo ein, welchen fie auch hinauf: Sitz anlegen. gieng, um an wer Mündung des Fluſſes Aguarico einen Sitz anzulegen, und eine Schan: ze zu erbauen, Diefes konnte nicht anders, als zum Nachtheile der Miffionen der fpani- ſchen Jeſuiten und nicht ohne den Gerechtfamen ver Krone Spanien auf diefes Sand Ab- bruch zu hun, geſchehen. Der Superior diefer Miffionen proteftirete wider das Unter nehmen der Portugiefen, und brachte feine Klagen bey der Audiencia Quito und dem Un— terfönige an, „ Diefer gab dem Könige von diefem Handel Nachricht, und erhiele Befehl von feiner Majeftät, eine folche Anzahl Kriegesleute zu nehmen , als er für dienlich erach- ten wuͤrde, und fich zu bemühen , die Porfugiefen aus diefem Poften und allen andern zu vertreiben, deren fie fich ohne einiges Recht Eonnten bemächtiger haben, Zum Glüce war- teten die Portugiefen nicht fo lange, bis eg dahin kam, und begaben fich zurück, ehe der Unterfönig Mine gemacht hatte, daf er fie angreifen wollte; welches nicht ohne unendli= he Mühe und Beſchwerlichkeiten hätte geſchehen koͤnnen. Diefes Abftehen der Porrugie- fen war von Feiner langen Dauer; denn diefe Nation hat ſich ſtets befliſſen, ſich auf Un- koſten der Krone Spanien auszubreiten, Händel in Pa⸗ Die Händel die ſich in Paraguay ereigneten, waren eine von denen merfwürdigften raguay. Begebenheiten, die ſich waͤhrender Regierung dieſes Unterkoͤniges zutrugen. Dieſe Zwis ſtigkeiten ſchienen anfaͤnglich von ſolcher Wichtigkeit zu ſeyn, daß die kluͤgeſten Leute be— fuͤrchteten, es moͤchte ein bürgerlicher Krieg daraus entftehen. Man fehe aber, worauf es ankam, und wie der Unterfönig diefen Anfang der Unruhe durch feine Klugheit und Standhaftigkeit unterdrückete, Die Audiencia Chuquiſaca hatte zum Bifitatorrichter der Miſſionen zu Paraguay den Sifcalprotector der Judianer diefer Audiencia, und Kitter des Ordens von Alcantara, Don Joſeph de Antequers, ernannt, Die Sefuiten , Pfarrer diefer Miffionen aber , weigerten ſich, diefen Befuch anzunehmen, und gaben vor, die Par tente des Viſitators wären nicht in der geziemenden Form zur Ehre der Gefellfchaft aus- gefertiget. Dieſe Weigerung wurde ihm bey feiner Ankunft in der Stadt Aſſomption, der Hauptſtadt der Miſſionen ‚ angedeutet, und durch alle Arten von Hoͤflichkeiten gemil⸗ =. bet Man verſicherte ihn, fo bald er Briefe vormeifen würde, Die in folhen Worten ab- gefaffet wären, welche den Berdienften der Gefellfchaft gemäß fämen, fo würde man dieſe Schwierigkeiten nicht machen: ſie koͤnnten aber keine Beſtallungen zulaſſen, die denen ih⸗ rem Orden verwilligten Vorrechten zuwider wären. Antequera, welcher ſich dieſe Gruͤnde wenig anfechten ließ, meldete, er wuͤrde weiter gehen, und machete in der Stadt bekannt, er waͤre entſchloſſen, den Beſuch zu thun, ohne ſich bey irgend einer Widerſetzung aufzu⸗ halten. Dieſe Erklaͤrung, die ein wenig leichtſinnig gethan worden, bewegete die Gemü- eher fo ſehr, daß in Furzer Zeit zwo Parteyen in der Stadr eneftunden, wovon die eine für die Jeſuiten, und die andere für den Antequera war, Die Zwietracht breitere fich bis in die benachbarten Oerter aus, und endlic) nahmen die beyden Partenen dergeftalt zu, daß fie zwey Fleine Heere ausmacheten, die mit einer großen Erbitterung zum Handgemen- ge famen, und das Gefecht endigte fid) mit dem Tode einer großen Anzahl Streiter auf beyden Seiten, Anteguera war das ganze Gefecht über beftändig an der Spige der Sei- : nigen — — — — 72 i — nur = [ Ü — ua Dog mp HUN HNHHININE EI ———mmn DIENTEN In — — X = IN — —* — In Dar ang IHRE => — = — er 5 — vvv—— I N X — — „ EN — Bo, a / — I =. Gr) —— a - — — — — — — — la * —— — — —— — — Yaco — — — on >> = 207" uro : Bure. SE Tode das alte Zerylorete SHichel du Tue —— — — — Ber Resfen. —— — enge vom — ——— e I pn 50 — 2 — — — e x ——— — 8 F —— in America, VI Buch. V Cap. 453 daß fie nicht die fchlechteften waren, nigen , und ermahnete feine Freunde, ſich gut zu halten, welches gleichwohl nicht hinderte, Unterkoͤnige Peru: Einige Zeit vor, diefem Gefechte hatte die Audiencia Chuquifaca, welche von der Ge 17241736. ſinnung der Gemuͤther unterrichtet war, den Antequera zuruͤck berufen, und ihm verbo⸗ chen, weiter zu gehen, bis man Mittel ausfuͤndig gemacht, die Schwierigkeiten zu ſchlich— ten, bie fich Darböthen, Antequera, welcher glaubete, feine Ehre erforderte es, nicht nach— zugeben, weigerte fich, zu gehorchen. Der unglückliche Erfolg des Treffens aber war Ur— ſache, daß ihm die Audieneia neue Zurückberufungsfehreiben , und-einen ausdrüclichen Ber fehl ſchickete, fich ohne Verzug zurück zu begeben. Stege Man weis nicht, ob die Kückfehr des Antequera freywillig geſchehen, oder ob er eir Antequera nige geheime Urſache gehabt, Die ihn genoͤthiget, dieſer legten Aufforderung wider feinen wird dabey un Willen zu gehorchen. Es fey aber damit wie ihm wolle, genug, er wurde genöthiget, vor der Audiencia zu erfcheinen, und auf die Befchuldigungen zu antworten, die man wider ihn anbrachte, er hätte einen Aufftand in Paraguay erreget, und was am ärgften war, fich zum Konige und Herrn von dieſem Sande machen wollen. ‚Es würde ſchwer feyn, Dies fen letzten Punct zu entfcheiden, und die Wahrheit Davon. unter den verſchiedenen Mey- nungen, worunter fie vermenget ift, und bey der großen Menge von Beweifen und Ge— genbeweifen, von Auflagen und Vertheidigungen, einzufehen , welche die Acten diefes Pro- ceffes dergeftalt vermehret haben, daß fie fünftaufend gefchriebene Bogen enthalten, Der Marquis von Gaftel Fuerte, welcher von der Audiencia zu Chuquiſaca von dem: jenigen, was in Paraguay vorgegangen, und von des Antequera Aufführung benachrichtiz get wurde, befahl, man follte ihn nach Lima liefern, - Daſelbſt wurde er einige Jahre lang im Öefängniffe gehalten, unterdeſſen daß man feinen Proceß einrichtete. Indem fol- ches vorgieng, fehrieb der Rath von Indien, welcher von der Sache benachrichtiget wor— den, an den Unterfönig , er follte die Strafbaren richten. Er that ſolches gleich nebft vier Auditoren, wovon zween den Antequera ohne weitere Einwendung zum Tode verdammeten, der Dritte war der Meynung, man follte ihn wieder zu dem Rathe von Indien fehieken, welches gerade dasjenige war, mas Antequera wünfchete; und der vierte weigerte fich, von der Sache zu urtheilen, indem er anführete, man haͤtte ihm nicht Zeit genug gelaffen, die Arten des Proceffes gründlich zu unterfuchen, “Der Unterfönig vereinigte ſich mit den bey- den erſtern; man fegere Das Urtheil auf, welches enthielt, dem Antequera follte der Kopf vor die Füße geleger, und Don Joſeph de Mens, fein Mguazil Mayor, welcher ihm geholfen hatte, eine Partey in Paraguay zu machen, gehangen werben. So bald fich die Zeitung von dieſem Urtheile in der Stadt Lima ausbreitete, fo nah— men ſich die angeſehenſten Perſonen daſelbſt des Strafbaten an, und bathen den Unterkoͤ— nig inftändigft, er möchte doch geſchehen laſſen, daß Antequera an den Rath von Indien appelliven dürfte, und ihn vor diefes Gericht ſchicken. Es war aber alles vergebens. Der Unterfönig that die Erklaͤrung ‚das gefäflere Urtheil litte weder Gnade noch Aufſchub. Als der Pöbel, welcher gemeiniglich auf die, Seite hängt, wohin, er die Großen geneigt fieht, ſah, daß. die vornehmften Perfonen ber Stade um die Wiederrufung des, Urtheiles andiel- ten , ohne folches erlangen zu koͤnnen: forgab er große Merfmaale des Misvergnügens, und bezeugete öffentlich genug, daß er entfchloffen wäre, die Hinrichtung zu verhindern. Der Unterfönig wurde von den Öefinnungen des Volkes , welche durch einige Perfo- nen vom Stande unterhalten wurde, deren Namen. ich verſchweigen zu müffen glaube, : [RS gar glücklich Fe Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige gar bald benachrichtiget; und da er erfuhr, daß man von nichts wenigerm, als von Auf⸗ in Peru. hebung der Strafbaren, redete, fo ließ er ſich nichts merken, ſondern ſchickete ingeheim Be⸗ 2724 7736. fehl nach Callao, eine gemiffe Anzahl Truppen von der dafigen Beſatzung abzufenden, wel- che die zu Sima verftärfen ſollte. Darauf befahl er denen Dfficieren bey der Mannfchaft, welche die Strafbaren auf den Richtplag führen follte, bey der geringſten Bewegung, die man machen würde, fie zu entführen, Feuer auf fie geben zu laſſen. Aufftand bey Den sten des Brahmonates 1731, welcher Tag zu der Hinrichtung angefeget war, er Hinriche wurde Don Joſeph de Antequera aus feinem Gefängniffe gehohlet, und auf das Dlutge- & ei rüfte geführer, welches auf dem ganz mit Volke angefülleeen Markte aufgerichtet war. So gleich fprang ein einzelner Menſch unter dem Haufen hervor, und näherte fich herzhaft dem Blutgeruͤſte. Er fchrieaus allen Kräften, und zudreyenmalen Gnade, Gnade, Gnade! Diefes Geſchrey wurde von dem Pöbel wiederhohlet, worauf die Soldaten, welche den Strafbaren bewacheren, Feuer aufihn gaben, ihn tödteten, und zugleich auch zween Sran- cifcaner mit erfchoffen, welche dem armen Sünder in diefem legten Augenblicke beyftunden, Als der Unterkönig diefes armen in feinem Pallafte hörete: fo gieng er fo gleich heraus, nahm einem von feiner Wacht das Pferd, und rift auf den Markt, Da er aber fah, daß feine Gegenwart das Volk nicht im Zaume hielte, fondern es vielmehr nur defto grimmi— ‘ ger wurde, und fih, aus Mangel anderer Waffen, mit Steinen bewaffnete , entfeglich fihrie und drohete : fo befahl er den Truppen, Feuer unter den Haufen zu geben, welches mit fo gufem Erfolge bewerfftelliger wurde, daß der Pöbel dadurch erfchraf, den Markt verließ, und ein jeder fic) in fein Haus, als den ficherften Schugort begab, ohne ein neues Feuer abzumarten. Es war auch das erfte nur in Die Luft gefchehen, und verlegete und £ödtete niemand, außer daß einige zurückfallende Kugeln einige Neugierige trafen, ‚die auf den Dalconen ftunden, As alles wieder fehr ruhig zu ſeyn ſchien: fo kehrete der Unterfönig nach feinem Pal: lafte zurück, und befehl, Mena ſollte abgethan werden , welches ohne die geringfte Bewe— gung geſchah. Der König Philipp der V, welcher von diefem Handel unterrichtet wor« den, und. den Bericht feines Rathes von Indien, und Die Klagen des Capitels und der i Francifcaner, wegen des Todes ihrer beyden Mitbrüder, angehöret hatte, billigte die Auffüh- rung des Unterföniges, und befahl, es füllte dem Kapitel und den Franciſcanern ernftlich verriefen werden, Daß fie wegen des Todes der beyden Neligiofen Klage erheben wollen, welcher eine Wirfung des bloßen Zufalles, und ein Unglück wäre, welches man niemans den beymeflen Fönnte, Es fehfete niche viel, fo hätte die Strenge diefer Beſtrafungen neue Unruhen in Pa: raguay erreget. Die Freunde des Antequera und Mena wollten ſich an denen von derge- genfeitigen Partey rächen: durch die eiligen Maaßregeln aber, die man ergriff, und durch die Beftvafung dev Raͤdelsfuͤhrer Fam alles wieder zu feiner Pflicht. Diefe Beyfpiele macheten den Marquis von Caftel Fuerte fo furchtbar in ganz Peru, daß fein Name allein Hinlänglich war, den Erpreffungen Einhalt zu thun, und einen jeden zu nötigen, daß er in den Schranken feiner Pflicht bliebe. Er endigte alfo feine Regie⸗ rung ruͤhmlich, und übergab fie feinem Nachfoiger, im Hornunge des 1736 Jahres. Das Volk gab bey feiner Abreife große Merkmahle ver Betruͤbniß. Es ſchien, als ob ein jes der, da es ihn verlor, feinen Beſchuͤtzer und feinen Water verlöre, welches bey den andern : Uns in America. Vl Buch. V Cap. 455 | Anterfönigen niemals ift beobachtet toorden. So viel Gewalt hat die gleich ausgetheilefe, Unterkönige obgleich in ihren Urtheilen frenge, Gerechtigkeit über die Herzen, in Peru, 8736 = 1745. Don Antonio de Mendoza, Marquis de Billa — — Garcia. xXxv Statthaller und Generalhauptmann, XXX Unterkoͤnig md XXXU Praͤ- ſident der Audiencia. Dieſer neue Unterkoͤnig hielt den aten Jenner 1736 feinen Einzug in Lima. In eben xXXIVAnton dem Jahre kamen Don Juan, und Ulloa mit den, Mitgliedern Der franzöfifchen Academie de Mendoza. der Wiffenfchaften zu Paris, im der Provinz Quito an, und man fing die Yusmefjungen der Erdgrade bey dem Aequator oder der Linie, an, Die Dreyerften Jahre der Regierung dieſes Unterkoͤniges wurden angewandt, Die gute Ordnung zu erhalten, die Indianer zu troͤſten, die Arbeit in den Bergwerken zu befoͤrdern, und die öffentlichen Einfünfte zu ver⸗ mehren, ohne den Privarperfonen Unrecht zu thun. (Er war aber bald genötbiget, feine Aufmerffamfeit durch zween Kriege zu theilen, welche fich entzuͤndeten, ehe er die Zeit fei- ner Regierung vollendet hatte, Der erfte und wichtigfte von dieſen beyden Kriegen war derjenige , welchen England Ktiegmit dem der Krone Spanien anfündigte, und wovon die Funken fih bis in Peru haben ſpuͤhren Englaͤndern. laſſen, deſſen Reichthuͤmer der Gegenſtand waren, wornach die Englaͤnder am meiſten trachteten. Denn dieſe Nation behauptete, freye Handlung in dieſem Königreiche zu trei⸗ ben, ohne die geringfte Achtung für die ausfchließenden Kechte ver fpanifchen Nation, oder für die in den Verträgen ausgemachten und von den vornehmften europäifchen Mächten angenommenen Gefege wegen Indien, zu haben. Sie wandte daher alle ihre Bemuͤhun⸗ gen an, den Markt der Regiſterſchiffe zu hintertreiben, welche, nebſt den Kuͤſtenbewah⸗ rern, bie von Don Blas de Leſo geführet wurden, nach Carthagena gekommen waren. So viel Muͤhe ſich auch der Unterkoͤnig gab, ſo konnten zum Ungluͤcke die Handelsleute von Peru noch nicht nach Panama gehen, um daſelbſt ihre Waaren einzukaufen, weil ſie ihre Gelder noch nicht beyfammen hatten. Daher kam es, daß die Suͤdflotille nicht eher, als bis den 2gften des Brachmonates 1739 abgehen konnte; da fie mit ungefäde neun Mil- llonen Defos nach Callao unter Segel gieng. Nicht lange darnach aber, da fie zu Pana- ma angelanger war, und erwartete, es follte die Regifterfehiffe nach Portobello kommen, wurde diefe Stadt den ızten März 1740 von einem engländifchen Geſchwader angegriffen, welches fich derfelben unter dev Anführung bes Admiral Vernons, bemächtigte, Diefes verhinderte wirklich, daß der Markt nicht gehalten wurde. So bald der Unterkoͤnig vdon dieſem Verluſte Nachricht erhielt · fo glaubete er nicht, daß die Suͤdflotille zu Panama in Sicherheit wäre, und ließ fie zurückfommen. Er befahl, es ſollten die Reichthümer; bie fe führete, zu Guayaquil ausgeladen, und von da nach Duito gebracht werden, wo fie ohne die geringfte Gefahr bleiben könnten, welches auch ins Werk gerichter wurde. Zu eben der Zeit, welches im: Seumonate des 1740 Jahres war, erhielt der Umterfö- Ahftalten wi⸗ nig die Zeitung, es wären bie Engländer entſchloſſen, die aͤußerſten Kräfte wider Pern Au * Admi anzmenden ‚ und fie ruͤſteten eine anfehnliche Seemacht auf ihrer Inſel aus, um bie vor: ka aan, nehmſten Häfen des Suͤdmeeres anzugreifen, Hierauf warb er drey Regimenter voguliers ger Truppen an, eines zu Fuße, und zwey zu Pferde, Er befahl, die Befasung zu. Cal: Is 456 Relſen und Entdeckungen Unterkoͤnige lao ſollte in voͤlligem Stande ſeyn, und lich zwey Kriegesfchiffe, die Conception uns in Peeu. 1739 # 1745: den Firmin ausrüjten, um fie nebft den bereits Dazu ausgerüfteten Fregatten, das b. Suerament, und der Beyftand, an die Küften, von Chily zu fihicken, Diefes Geſchwader follte die feindlichen "Schiffe verbinvern, ins Südmeer zu Formen, oder wenigftens abhalten, daß fie dafelbft keine Prifen macheren, noch die Küften plünderten ; und wenn derjenige, welcher fie führete, den Befehlen des Unterföniges genau nachges lebet haͤtte, wie es in feinen Anmweifungsbefeplen enthalten war: fo hat es fehr das An- feden, der Admiral Anfon würde nicht allen den Schaden gethan haben, den er that, noch die Gallion von Manille weggenommen haben, , Denn er würde fih nicht, wie er anf der Inſel Tuan Fernandez that, wieder Haben erhohlen, noch ſich daſelbſt in den Stand ſetzen fönnen, die Handlung derjenigen zu flöhren; welche in der falfehen Borftellung, diefes Geſchwader wäre nicht in das Südmeer gekommen, ruhig daſelbſt iffeten. * ee 2aften des Windmonates 1741 griff diefes Geſchwader Payta an, welches wegge⸗ nommen, ausgepluͤndert und abgebrannt wurde; und dieſer Streich kuͤndigte feine Ankunft in dieſen Meeren an. Der Unterkoͤnig, welcher muthmaßete, es koͤnnte eine fo große Mache wohl wider Panama beftimmet feyn ‚ ſchickete ein. neues Gefchwader von vier Kriegeskhiffen und einer Patache aus, um alle Häfen und Bayen bis nad) Panama zu befuchen, den Zeind uͤberall anzugreifen, wo man ihn nur antreffen Fönnte, und Sebensmittel, Kriegesvorrath und Truppen nach) Panama zu bringen. Er befahl zu: gleich dem Befehlshaber: diefes Geſchwaders ‚ mit dem Präfidenten. dieſer Audiencia Rath zu halten und ſich mit ihm in allem demjenigen zu verſtehen, was zu thun nö- thig wäre, um diefen Plag vor den Anfällen zu ſichern. Dieſe Maafregeln wurden zu ſo rechter ‚Zeit genommen, daß man. fagen kann, es babe diefes den Platz noch erhalten, Das Geſchwader von Peru warf auch wirklich Anker in dem Hafen Perice, den 22ften März 1742 und nicht lange darnach erhielt der Präfidene Nachricht von Por: tobello, es wäre den zten April in diefen Hafen und in den Hafen Chagres ein Ge: ſchwader von drey und funfzig Segeln eingelaufen , welches von dem Unteradmirale Ber- non geführee wurde und zweytauſend fünf hundert Engländer und fünf Hundert Negern zum Ausſetzen am Borde haͤtte; dieſe Flotte waͤre wider Panama beſtimmet, und nach Yaz maica gefegelt, mo fie ſich unterdeffen zurechte gemacht , bis der Admiral Anfen in das Suͤdmeer fommen koͤnnen: nachdem man nun von feiner Anfunfe in diefem Meere Nachricht erhalten, fo wäre die Flotte abgegangen, um die Truppen zu Portobello auszufegen, von da ſie ſich zu Sande vor Panama begeben folten, wovon man vermuthete, daß es Anſon ſchon zur See eingeſchloſſen hielt. Allein dieſer Anſchlag wurde zu Waſſer, welches man der Wirkſamkeit des Unterkoͤniges zu danken hatte, welcher noch zwey Schiffe dahin ſchickete, die mit Truppen von denen Regimentern , bie er zu Lima hat— te werben und abrichten laſſen, und mit neuem Kriegesvorrathe und Lebensmitteln be laden waren. So bald Vernon zu Portobello den ſchlechten Zuſtand erfuhr, worinnen ſich An⸗ ſons Geſchwader befand, und daß Panama, anſtatt daß es eingeſchloſſen ſeyn ſollte, in gutem Vertheidigungsſtande waͤre, und es ihm an nichts fehlete, eine lange Belage⸗ rung auszuhalten: fo fing er an, von denen hohen Borjtellungen, die er ſich gemacht hatte, etwas nachzulaffen; und ob er fih gleich beftändig fiellete, als wollte er weiter anruͤ⸗ 4 in America. VIl Buch. VCap. — anruͤcken, auch befahl, daß man Laſtthiere und Lebensmittel zum Marſche zufammen- Unterkoͤnige bringen ſollte, ſo eilete er damit doch nicht, und inzwiſchen kam ein englaͤndiſches in Peru. Schiff an, welches ihm Briefe brachte, die zu einem Kriegesrathe Anlaß gaben, wo— 1736 € 1745, von der Entfchluß war, man roollte wieder unter Segel gehen und. Panama biefesmal in Ruhe laſſen. Kaum hatten ſich die Englaͤnder zuruͤckbegeben, fo erhob ſich ein anderer Krieg Innerlicher in dem Innern bes Königreiches , welcher dem Unterkoͤnige nicht weniger Unruhe Krieg. madhete. « Diefer Krieg fing in der Provinz Eaupa durch die Empörung der Indianer Chunchos an, deren Dörfer unter der Lehre des Drdens Des h. Franciſcus ftunden, Diefe Indianer riefen einen unter ſich zum Könige aus, welcher ſich für einen Ab: fommling aus dem Geblüte der Yncae und den nächften Thronerben ausgab, wobey er befanne machete, feine Abficht wäre, das Reich wieder zu erobern, die Indianer wies derum in den Stand zu fegen, worinnen fie zu den Zeiten der Mncae, feiner vorgeges benen Vorfahren gewefen, und fie von dem Joche der Spanier zu befreyen. Die. Jn- dianer, deren Gemuͤth weit geneigter ift, als aller andern Voͤlker ihres, alles dasje- nige begierigft anzunehmen, was einigen Schein der Neuheit hat, und welche die Unwiſſenheit und Dummbeit leichtglaͤubig machen, höreten, daß fie einen König aus dem Geblüre der Yncae haben follten, daß fie frey ſeyn, nach ihren Gefegen und Ger bräuchen leben und mieder in den Beſitz derer Länder fommen follten , welche die Spa- nier befäßen ; die Indianer, fage ich, böreten alles diefes an, und wollten nichts mehr piffen. Sie fingen damit an, daß fie zuerft ihre Lehrpfarrer aus ihren Dörfern weg⸗ jageten, und darauf öffentlich den Krieg anfündigten. Damit fie ſolchen vortheilhaft führen koͤnnten, fo nahmen fie das gegen Morgen gelegene Land der beyden Provittz zen Faura und Tarma und die Cordillers der Andes zwiſchen den Fluͤſſen Pau: car-Tambo und Tapo oder Tarına ein. Der Unterfönig vernahm die Zeitung von dieſer Empörung durch einen Brief des Corregidots von Zaura ‚ welchen er den zıflen des Heumonates 1742 erhielt. Er verlor Feine Zeit, fondern ſchickete diefem Corregibor einen Beyſtand an Waffen und Kriegesvorrathe, welcher dasjenige war, was er damals am noͤthigſten brauchete. Durch andere Nachrichten von eben dem Corregidor und von dem zu Tarma vernahm der Umterfönig, daß die Aufrührer ein Heer von dreytaufend Mann ausmacheten, daß die Indianer der benachbarten Provinzen. mit ihren Weibern und. Kindern zu den Auf vührern eifeten; daß das Oberhaupt diefer Partey fhon unter den Seinigen Gefege ma= chete; und daß dieſe Gefege fehr nad) der Meigung der Indianer wären; daher zu bes fürchten ſtuͤnde, es möchten alle die andern Voͤlkerſchaften ihrem Beyſpiele folgen: da auch die Corregidoren nicht Macht genug haͤtten, ſie im Zaume zu halten, ſo waͤre es rathſam, daß man ihnen von fima aus gehörigen Beyſtand dazu ſchickete. Den ıgfen und 2uften bes Heumonates wurben eben diefe Nachrichten mit dem Umftande wies derholet, die aufgeftandenen Indianer marſchiereten nach Tarma, und waͤren nur noch acht oder zehn Meilen davon entferne, Hierauf ließ der Unterfönig zwey Faͤhnlein, eines zu Fuße und das andere zu Pferde, von Lima abgehen, und ſchickete dem Corregidor eine größere Anzahl Waffen und Kriegesvorrath, um Die Spanier und Meſtizen in feiner Gerichtsbarkeit zu be= Allgem, Beiſebeſchr. XV Band. Mmm waff⸗ Unterkoͤnige in Peru. 1736 z 1745, m er) Geſinnung 458 Reiſen und Entdeckungen waffnen. Zu gleicher Zeit hatte der Cacique zu Tarma den Unterkoͤnig um Erlaubniß gebethen, mit ſeinen Indianern wider die Aufruͤhrer zu marſchieren, und erboth ſich, er wollte ſich ihres Oberhauptes bemaͤchtigen. Sein Anſuchen wurde ihm um ſo viel williger zugeſtanden, weil das Land, welches von den Aufruͤhrern eingenommen wurde, ſteinicht und bergicht war, und die Indianer darinnen beſſer ſtreiten Eonnten, als vie Spanier und Meſtizen, die mit Leuten wuͤrden zu thun gehabt haben, welche dieſer Ge— genden gewohnet find und fi darinnen beſſer behelfen koͤnnen, als auf freyen Feldern; indem fie ſich hinter die Bäume, Hecken und Geſteaͤuche verſtecken, und auf die unerſteig— üchſten Oerter hinaufklettern, um ihre Feinde ohne Gefahr zu treffen. Allein, weder der Cacique , noch der Eorregidor that ihnen großen Abbruch. Denn fo bald die In— dianer vernahmen, daß fie gegen fie anmarſchireten, fo zogen fie ſich zurück, und da fie glaubeten, daß ihre Feinde durch diefen uͤbereileten Rückzug hintergangen und weni— ger auf ihrer Hut feyn würden, fo fielen fie folhe auf einmal an, erfehlugen viele Spanier und Meftizen und unter andern auch zween Meligiofen Priefter vom Orden des heiligen Franciſcus nebft einem Layenbruder. Die übrigen entrannen durch eine ſchleunige Flucht. Dieſer gluͤckliche Erfolg blies den Indianern das Herz auf. Sie marſchireten nach Paſco und kamen in die Stadt oder den Flecken Villcapampa, der nur vierzig Meilen von Lima liegt. Man muß dieſes Villcapampa nicht mic einem andern Orte gleiches Namens verwechfeln, wohin ſich Sayri Tupac und Tupac Amarcır begeben harten. Der eine ijt in der Provinz Canta gegen Oſten von Lima, wenn man gegen Nordoſt geht; der andere gegen Morgen von Guamanga, wenn man fich ein wenig gegen Süden hält, und in der Provinz Villeas. Die Kuͤhnheit der aufruͤhriſchen Indianer breitete das Schrefen in Pafco aus, fo daß die koͤniglichen Bedienten an- fingen und fich hinweg begeben und. die Föniglichen Caſſen an fichere Derter bringen laſſen wollten, als Don Benito Troncoſo, Lieutenant des Corregidors zu Eaura, wel. cher einige Leute angeworben hatte, die Indianer aufbiele, eine von ihren Parteyen ſchlug, wovon ihrer viele getödtet und gefangen genommen wurden, und fie nöthigte, ſich zurück zu begeben, Unter den Gefangenen fanden fich zwey von den vornehmſten Haͤuptern der Aufruͤhrer. Der eine davon, welcher ein Anverwandter des Oberhauptes war, meldete, man hätte dreyßig Fahre gebraucher, dieſe Verſchwoͤrung zu machen, Diefes zeiget, mit was für Langſamkeit aber auch wie geheim dieſe Leute Handeln; denn insgemein weis man ihre Abfichten nicht eher, als den Augenblick, da fie ſolche ausführen. Ir Beſtaͤndigkeit dieſer Voͤlker, ihre Anfhläge fortzufegen, gleicht ihrer Sangfam- der Indianer goig, fie zu machen. Diefes hat man bey der Empörung derer in Chily gefehen, und bey ihrem Keirg führen, auch bey der, wovon mir gegenwärtig veden. Sie halten ſich nicht eher für über- wunden, als wenn fie nicht mehr entwiſchen koͤnnen. Sie moͤgen immerhin noch ſo viel Leute verlieren, wenn ſie nur einen Ort erreichen koͤnnen, zu welchem man fehmwer- lich gelangen kann: fo halten fie fich für Sieger, oder glauben mwenigftens, daß der Vortheil gleih fey, wenn auch gleich ihre Feinde nicht einen Mann und fie viele hundert verloren hätten. Daher koͤmmt ihre Beſtaͤndigkeit oder ihre Hartnäcigkeit und die Schwierigkeit, die man bat, fie einzuiveiben ; daher koͤmmt es aud), daß fie trium— phiven, und fi) der Freude überlaffen, wenn fie den Kopf eines einzigen Spanierg fehen, in America. Vl Buch. V Cap. 459 ſehen, ob ihnen ſolcher gleich das Leben vieler tauſend von den Ihrigen und den Ver: Unterkoͤnige Iuft der Wahlftate gekoftet hat. Sie bringen nur ihre $eiber zum Kriege, und ſchleppen in Peru. weder Öezelte, noch) Geräthe, noch fonft etwas mit fih. Eben die Bäume, die ih— nen ihren Unterhalt geben, veichen ihnen auch ihre Waffen. Der Berluft von zwanzig bis dreyßig Meiten tand Il ihnen im geringften nicht beſchwerlich. Denn, weil fie an einem Dute faßt eben die Sachen finden, als an dem andern: fo ift es ihnen gleich viel, ob fie hier oder da wohnen. Ihre Kriegesheere bewegen fich, mit einer erſtaun⸗ lichen Hurtigkeit; und die Urſache davon ift leicht zu begreifen. Bey den Gefechten fegen fie ihr Leben wie Barbaren, aus; und ob fie gleich faft allezeit die Wahlſtatt verlieren, fo haben fie Dennoch ftets ihre Laͤger und Borrathehäufer in Bereitſchaft. Wbenn man alles diefes wohl in Erwaͤgung zieht: fo wird man ſich nicht wun⸗ bern, daß-diefer Krieg, ungeachtet der Sorgfalt des Unterföniges und feiner Aufmerk— famkeit, Truppen und alles abzuſchicken, mas nöthig war, die Aufruͤhrer zu Paaren zu freiben , dennoch fo lange gemähret hat. Diefe begaben ſich in die Gebirge, wohin man . wegen ber dicken Gehölze nicht kommen Fonnte, Zuweilen fteffeten ſſie fich Hinter Mo: väfte an abhängigen Dertern und jähen Abſtuͤrzen, wohin nur fie allein kommen fon ten. Ueber diefes hatten fie ftets den Vortheil der Hecken von gewiffen Gebüfchen, wo⸗ mit das ganze Feld befeget iſt, und deren Stacheln fo hart find, als Stahl, auch feine Schuhe fo die find, daß fie nicht durchgehen Fönnten, ¶ Dadurch entwiſcheten ſie den Spanern faft immer, und konnten fo oft wieder auf fie anfallen, als fie glaubeten, daß fie nicht recht auf ihrer Hut. wären. Als der Unterfönig ſah, was diefer Krieg für einen Lauf nahm: fo hielt er dafuͤ 1736 = 1745, — ir, Anſtalten bes es wuͤrde beſſer ſeyn, vertheidigungsweiſe zu gehen, und die benachbarten Provinzen dev Untertoniges von den Aufruͤhrern eingenommenen Derter zu bedecken, damit ſo wohl diefe Feine Strei⸗ fereyen thun koͤnnten, als auch diejenigen, die noch treu wären, nicht unter Die Trup⸗ pen der Aufruͤhrer giengen. Zu dieſem Ende hielt er dafuͤr, er muͤßte eine Linie um die Oerter herum ziehen laſſen, welche fie einnaͤhmen, und überließ die Ausführung diefes Entwurfes den vornehmſten Dfficierern der fpanifchen Truppen. Die Corregis doren zu Kauxa und Tarına famen, nach den Abfichten des Unterföniges, mit den Stabesofficieren und den gefchickteften Derfonen zufammen, welche das Sand und die Belchaffenheit und Lage der Gegenden und Derter Fenneten, Der Schluß von diefem Kathe war, man müßte ſich hemühen, die Dörfer Quimiri und Chanchamayo, des ven ſich die Misvergnügten pemächtiget hätten, und von da fie vielen Oertern umber Schagung auflegen , wieder zu befommen; Man müffe zu Quimiri eine gute Mann fhaft Truppen laffen, die von Lima gefchickt worden, und fich eines fo wichtigen Po- fien zur glücklichen Ausführung des Anſchlages verfichern, welcher in einem Cingange gelegen wäre, wo bie drey Wege zufammen kämen, Durch welche man zu Denen Ge birgen gienge, welche die Misvergnügten eingenommen hätten. Quimiri ift ein gegen Norden des Fluſſes Tapo oder Tarma gelegenes Darf, dicht an dieſem Fluſſe und gegen Often von Ulueumayo oder Ocſabamba, wo die Spas nier vordem eine Schanze gebauet haften, welches ihren Eroberungen zur Gränze und den barbarifchen Volkerſchaften zum Zaume dienen follte, welche das fand darüber hin- aus bewohneten. Ju dieſer Schanze bauete man nachher das Srancifcanerklofter, deſſen Religiofen vie Bekehrung diefer Völker und die Gewiffensführung derjenigen Mmm 2 aufge: dagegen. I) 460 Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige aufgetragen war, welche die chriſtliche Religion bereits angenommen hatten, und in in Peru. den Flecken in Geſellſchaft lebeten. Die Corregidoren zu Tauxa und Tarma giengen 1738 61745 mit ihren Truppen und denen von Lima ab, um die Indianer des. beſagten Dorfes DB zu verjagen. Ihr Oberhaupt aber, welches von dieſem Vorhaben Nachricht Hatte, oder es wenigftens muthmaßete, zog feine Leute zurück, indem er fich nicht im Stande zu feyn glaubete, diefen Poften behaupten zu Fünnen, fo daß man ihn verlaffen fand, Die Befehle wurden ſo gleich zur Wieverherftellung der Schanze gegeben, und damit man daſelbſt Truppen zur Beſatzung laffen koͤnnte, fo warf man rund. herum eine Verſchanzung auf und legetg einen Officier, Namens Don Gabricio de Bartholi, Hauptmann bey einer von denen in Lima angeworbenen Tompagnien, nebft dem Sous⸗ kieutenante Don Pedro dEſcobar und zwey und neunzig Mann vegulivter Truppen, nebft den nöthigen Sebensmitteln und gehörigen Kriegesbedürfnifen zu einer langen Ver theidigung in die Schanze ſelbſt. Das Gefhüg der Schanze beftund aus vier Fleinen Stüden, die von Lima geſchickt und mic unendlicher Beſchwerniß bis dahin gebracht worden. Nachdem man für alles das geforget hatte: fo giengen die beyden Corre— gidoren mit den übrigen Truppen ab, um fich zu ihnen zu begeben, damit man für die Verteidigung der andern Derter umd befonders des Corregimients Tarma fürgen möchte, welchem die Aufruͤhrer droheten, indem fie bis an das Dorf Guancabamba vorgerücker waren. So bald diefe erfuhren, daß der größte Theil zurückgegangen war, und man Be: faßung in der wiederhergeftelleten Schanze gelafjen hätte, um den Poften Quimiri zu erhalten: ſo giengen fie von Guancabamba ab, mit dem Vorſatze, diefe Schanze zu bela- gern. Da fienac) vielen Verſuchen, ſich folcher zu bemächtigen, fahen, daß fie nicht damit fortfommen koͤnnten: fo verwandeleen fie die Belagerung in eine Einfchließung. Diefes thaten fie dadurch, daß fie fih der Paͤſſe bemächtigten, die Brücen abbrann- ten, und fi) des Balzeadere von Chanchamayo verficherten, welcher der nächfte Ort war, wodurch die Leute in der Schanze mit den benachbarten Provinzen Gemein- ſchaft Hatten. Man muß hierbey anmerfen, daß, wenn man aus der Provinz; Tar- ma nach) Quimiri, will, man notwendig über den Fluß Tapo gehen muß; daß man nur an einem Orte, Namens der Balzesdere von Chanchamayo ungefähr fechs Meilen von Quimiri hinüber gehen Fann, Denn dafelbft machet diefer Fluß, der an alten andern Orten viel zu tief, viel zu breit und viel zu fehnell iſt, einen Ellbogen, und man Fann da in Balzen von Binfen hinüber gehen, daher der Ort Balzeadere genannt wird. Don Fabricio nahm die Folgen von der Einfhliegung gar bald wahr, Denn da feine Sebensmittel durch die böfe Heiße und feuchte Luft verderbe waren : fo fand ‚ er fich in eine fehr große Noch gebracht z weil die im Hinterhalte liegenden Indianer bey der Balzeadere ſich zwoer Zufuhren bemächtiger hatten, die ihn von Tarıma waren geſchickt worden, — Da die Spanier ſich von allem entbloͤßet fahen, und nicht ſtark genug waren, die Indianer von dem Balzeadere zu verjagen: fo entfchloffen fie ſich endlich, die Bedin⸗ . gung anzunehmen, welche ihnen die Indianer fo oftmals angebothen hatten, Diefe aber, bie durch ihre Vortheile aufgeblafen und ſtolz waren, daß fie die Spanier in die äußerfte Noth gebracht fahen, die man fich nur einbilden kann, wollten ihnen keine andere Önade, als das Seben, zugeftehen, wofuͤr fie verlangeren, daß ihnen diefe ihr e⸗ in America. VE Buch. V Cap. 461 Gewehr, ihre Kriegesbeduͤrfniſſe und ſogar ihre Kleider, die ſie auf dem Leibe hatten, Unterkoͤnige dagegen laffen ſollten. Dieſes ſchien dem Don Bartholi fo ſchimpflich zu ſeyn, daß er in Peru. es nicht annehmen wollte, und fich entſchloß, viel eher umzufommen, als den Waffen 1736 71745. des Königes einen folchen Schimpf anzuthun. Er wurde von einem: Eifer befeslen der eines. deſſern Schieflales würdig war, und von, den Seinigen: muthig unterſtuͤtzet. Er ließ feinen Kriegesvorrath verbrennen, Das Geſchuͤtz und die Flinten, die er im Vor— rathe hatte, vernageln, und begab fich auf den Marſch, um fein Heil zu verſuchen und zu fehen, ob er mit Gewalt über den Fluß gehen koͤnnte, indem er nicht mußte, daß die Indianer Die Balfen verbrannt hatten, welche zu dieſem Uebergange dieneten, Ss bald die Aufrührer die Spanier wahrnahmen:. fielen fie ſolche an. Allein, ob diefelben gleich durch den Hunger und die ungefunde $ufe fehr vermindert waren: ſo führete fi doch Don Fabricio fo gut auf, daß, wen fie die Ballen in gutem Stan: de gefunden hätten, es Fein Zweifel geweſen wäre, fie würden über den Fluß gegan⸗ gen ſeyn, ober wenigfteng würden die meiften von ihnen haben davon kommen koͤn— nen. Da fie ſich aber in ihrer Hoffnung betrogen fahen: fo ftelleten fie fich dem Feinde entgegen, welcher fie anzwaͤckete, und farben unter einem tapfern Gefechte alle zuſam⸗ men mit den Waffen In der Fauft, außer ziveenen, die fih ergaben, und denen die Indianer, fo barbariſch fie auch waren, nicht das Leben nahmen, fondern fie nur als Gefangene behielten. Man hatte zu Tarma und zu Lima Die aͤußerſte Noch, worinnen die Befasung war, duch den P. Lorenzo Munnoz von Mendoza vernommen, welcher mit den Soldaten zu Quimiri geblieben war, und einen Mittler zwiſchen der Beſatzung und den Indianern zu der Zeit abgegeben, da bie Befagung fich noch zu ergeben fuchete; und die India⸗ ner hatten dieſem Religioſen erlaubet, nach Tarma zu gehen. Auf die Erzaͤhlung, die er von dem Zuſtande der Sachen in der Schanze machere, erbeth fih Don Bene⸗ dito Troncofo gegen den Unterfönig, er wollte einen Beyftand in die Schanze füh- ren, wenn man ihm nur hundert und fünfzig Manır mitgäbe, welches ihm fogleich bervilliget wurde. Der Unterfönig, welchem diefe Sache fehr am Herzen lag , ſchickete ihm fogleich auf der Stelle Hundert und fünfzig Manır vegulierter Truppen mit einer Zufuhre von Kriegesvorrathe und $ebensmitteln. Als Troncoſo bey dem Balzeadere ‚ anfam: fo errieeh er aus dem Freudengefchreye, dem Tanze, denen Yusfoderungen, die man ihm that, und denen Kleidern, twomie die Indianer angethan waren, welche die Fuhrt befegt hielten, einen Theil von demjenigen, was gefchehen war ; und Eehrete al- fo wieder zurück, Die nachher gefangen genommenen Indianer, und einige andere, welche Anträge zw thun Eamen, erzähleten die Umftände von der Niederlage Des Don Bartholi und feiner Soldaten, | Der Unterfönig zweifelte auf des Don Troncofo Bericht nicht mehr an dem Ver- Iufte des Don Fabricio Bartholi, und er fah gar wohl, daß es faft unmöglid) wäre, Quimiri und feine Schanze wegen feiner Sage zu erhalten. Da er aber zu gleicher Zeit auch überzeuget war, daß man die Aufruͤhrer im Zaume halten müßter ſo entſchloß er ſich, Quimiri zu verlaſſen und eine Feſtung an der Gegenſeite des ufers dicht bey dem Balzeadere zu erbauen, wo man ohne Schwierigkeit Beyſtand und Hülfe Leiten Eönnee, Diele von denen, die dem Kriegesrathe beygewohner hatten, morinnen man den Entſchluß gefaſſet, Quimiri zu befeſtigen, waren dieſer Meynung geweſen. Man Mmm3 fot- 2 60 Reiſen und Entdeckungen Unterkoͤnige folgete ige aber nicht, indem die größte Anzahl für Quimiri geſtimmet Hatte, "unter in Peru. 373621745. * Staatsklug⸗ heit des india⸗ niſchen Ober⸗ hauptes. dem eiteln Vorwande, es waͤre dieſer Ort vor Alters als der vortheilhafteſte erwaͤhlet worden, den Eingang der Bergprovinzen zu verſchließen, welches auf der andern Sei: fe des Sluffes nicht fo gut gefchehen koͤnnte. Auf diefe Art dauerte der Krieg unter der ganzen Regierung des Marquis von Villa⸗Garcia fort, indem bald die Indianer weiter vorruͤcketen, bald fich wieder zurück zogen, nachdem es die Umftände und der Erfolg gaben. Sie thaten indeffen doch nichts beträchtliches bis auf den Heumonat des 1745 Jahres, da der Unterfönig feinem Nachfolger Plag machete, Die Staatsklugheit des indianiſchen Oberhauptes war bey einem Menfchen , tvie er, außerordentlich genug. Er ließ überall, wo er Fonnte, befanne machen, feine Abfiche wäre, es follten die Indianer niemals eine andere Religion haben, als die roͤmiſch⸗ katholiſche, wobey er ihnen verſprach, Schulen zu errichten, um fie in den Wiffen- fhaften unterweifen und Diejenigen unter ihnen zu Prieftern weihen zu laſſen, welche eiz nen Beruf zum geiftlichen Stande bey fich merketen. Dabey wollte er, es follten zu den Schulftudien Feine andere Collegia, als. der Sefuiten ihre, feyn, und aller andern Priefter , fo wohl der weltlichen als Ordensleufe ihre, abgefchaffet werden. Er ſchickete fo gar eine Art von Gefandefchaft nach Tarma, um feine Geſinnungen dieſerwegen zu melden, und ausdrücklich um Sefuiten anzufuchen, die ihre Seelforger ſeyn, ihnen Meffe lefen und fie unterrichten follten; und er führete zur Urfache feiner befondern Zuneigung ges gen diefe Patres an, fie hätten bey ihren Miffionen, wie er fagere, Feine andere Abs fichten, als die wahre Religion auszubreiten, und die Ehre des wahren Gottes zu ver- herrlichen. Im Grunde war alles diefes nur verftelltes Wefen, und man wußte ‚daß diefer vermeynte König den Indianern aus den fpanifchen Pflanzörtern nur Staub in die Augen zu werfen ſuchete; und. Dieferwegen ließ er beftändig_ ein Kreuz mitten in feinem Heere herumtragen, und da, wo er ſich lagerte, eine kleine Capelle von Zwei⸗ gen aufrichten, worein er ein anderes Cruciſix und ein Marienbild ſehen ließ. Im Herzen aber waren er und Die Seinigen Abgötter und voller unendlichen JIrrthuͤmer ‚und Aberglauben, wie die Vernuͤnftigſten, die ihn begleiteten, den Spaniern geftunden, fo oft fie mit ihnen in Unterredung kamen. Obgleich der Krieg mit den Engländern, durch des Admiral Anfons Rückfahrt, in Peru ein wenig geftillee war: fo unterließ der Unterfönig doch nicht, alle mögliche Vorſichtigkeit zur Sicherheit der Handlung und der Seepläße anzumenden, und gab bey aller Gelegenheit Merfmaale von einem unermüdeten Eifer für den Dienft des Königes und das Befte der feiner Sorgfalt anvertraueten Völker, Endlich gieng die fer Herr an Bord des franzöfifchen Schiffes, der Hector; er hatte aber nicht das Vergnuͤgen, ſein Vaterland wieder zu ſehen, ſondern ſtarb an einer Krankheit auf dem Schiffe in der Mache zwiſchen dem ı4ten und ısten des Chriftmonates 1746, auf der Höhe von drey und dreyßig Grad fechszehen Minuten , Siüderbreite, da er neun und fiebenzig Jahre, neun Monate und zween Tage alt war. Seine Gebeine und fein Herz wurden von eben dem Schiffe nach den Canarieninfeln gebracht, und von da nad) Eadip geſchickt und von feinem Sohne, Don Mauro de Mendoza, föniglichen Rathe bey dem indianifchen Rathe, der ihn, fo lange er von Spanien abweſend ges wegen, 8 | in America, VIl Buch. VCap. 463 weſen, nicht hatte verlaſſen wollen, in der Franciſcanerkirche, dert 22ſten März unterkoͤnige 1747 beygeſetzet. — Dieſem Unterkoͤnige hat die Stadt &ima, Philipps des V fchöne Bildſaͤule zu Pferde —— zu danken, welche den prächtigen Bogen der Rimacbruͤcke zieret, woruͤber man in Philipps V Die Ctadt Ing Reyes geht, welches Denfmaal diefes großen Königes und der Ergeben- er zu heit diefeg getreuen Unterthans für feine geheiligte Perſon würdig iſt. * Don Joſeph Manſo, h Velaſco— Graf von Superunda, Ritter des Ordens von Santjago und 74 Generallieutenant der koͤniglichen Heere. Ei XXXV Statthalter und Generalhauptmann, XXXI Unterkönig, und XXXIII Praͤſident der Audiencia Lima, Don Joſeph Manſo von Velaſco war Statthalter von Chily, als er zur Un: XXXVJoſeph terkoͤnigeswuͤrde in Peru ernannt wurde. Er z0g den ı2ten des Heumonafes 1745 in Manio y Ve⸗ $ima ein, und fing die Yusibung feines Amtes zu einer fehr bedenklichen Zeit an. laſco. Nachdem er die nöthige Aufmerkſamkeit auf die Land- und Seemacht gewandt hatte: fo Er will die machete er den Anfchlag zu einem Feldzuge wider die aufrührifchen Indianer in der aufehbeifchen Nachbarfchaft Tarma und Xauxa und verfrauete die Ausführung deſſelben dem Start. Indianer baͤn⸗ halter zu Callao, Don Joſeph von Llamas, Marquis von Mena Hermoſa, Mae- — ſtre del Campo der koͤniglichen Heere und Oberfeldherrn der Truppen in Peru. Er verfah ihn mit einer guten Heeresſchaar und allem noͤthigen Beyſtande, in das Gebirge zu dringen, und nicht eher mit den Kriegesverrichtungen aufzuhören, als ‚bis die India— ner eingetrieben und ihr Oberhaupt entweder mit Gewalt gezwungen, oder durch gütliz chen Vergleich vermocht werden, feinen ausfihweifenden Borftellungen zu entfagen, und aufzuhören, ferner Unruhen und Aufftand zu erregen. Um diefes Oberhaupt deſto eher zu gewinnen, daß es einen Vergleich eingienge und einmal recht Friede machete: ſo ſchickete er ihm zu gleicher Zeit einige Jeſuiten, denen es unſtreitig beſſer gegluͤcket ſeyn wuͤrde, als den Truppen, wenn ſich bey dieſen Indianern und in dieſem Lande nicht einige Umftände fänden, welche die beſten Anſchlaͤge mislingen laſſen. Dieſer Zug wurde den izten des Heumonates 1745 zu Lima veranſtaltet. Den aber verge⸗ Joſeph von Hamas wollte ſich mit feinen Truppen auf die Graͤnzen von Zarr.a ſetzen; bens. und da er den Ort gewiß wußte, wo die Indianer waren, ſo ruͤckete er in das Gebirge hinein, um ſie zu überfallen. Er fand aber fo viel Hinderniß und Schwierigkeit, daß er ſich genoͤthiget fab, ſich zurück zu ziehen, damit er nicht alle feine Leute verlöre, wels che die unerträglichen Beſchwerlichkeiten und noch mehr die fehlechte Luft afle Tage aufs vieben. Die Indianer, welche durch diefen Rückzug dreift gemacht worden, fingen ihre Streifereyen wiederum an, überrumpelten eines von den Dörfern diefer Provinz, plünderten eg gänzlich aus und führeten die Einwohner daraus weg, die fie darauf mit Preilen erfchoffen , außer einem Geiftlihen, dem fie das geben ließen, und den ihr Oberhaupt mis einem Schreiben an den Unserfönig nach Lima fhlfere, worinnen - er 464 Reiſen und Entderkungen Unterkönige er ihm eben bie Ausfchiveifenden Borfchläge that, die er beveits dem Marquis von Bil: in Peen. 1745. Erdbeben zu Lima. Einleitung. la⸗ Garcia gethan hatte. Der Unterkoͤnig vergaß nichts, um die Seeplaͤtze wider die Anfaͤlle in Sicher⸗ heit zu fegen. Er beſuchete oftmals Callao, welcher feinem Sie am närhften war, und ließ die Feſtungswerke diefes Hafens, nad) den Einfichten und Angaben des Heren Godins, Profeffors der Mathematik auf der Univerſitaͤt zu St. Marcus in Lima, und feiner Majeftat Erdbefchreibers , verändern und vermehren , welcher von dem vor- bergehenden Unterfönige zu Diefen Aemtern erhoben worden, Das zweyte Jahr der Regierung bes Örafen von Superunda wurde durch eine von den allerfläglichften, Begebenheiten , die ſich nur ereignen fönnen , merfwürdig ge: macht. Da das Erdbeben Caliao und die Stadt Lima den 28ſten des Weinmonates 1746 gaͤnzlich zerſtoͤret hatte: ſo ließ der Unterkoͤnig anfaͤnglich die Truppen ins Ge⸗ mehr treten, um die Plünderung der Güter und Gelder fo wohl des Königes, als der Privatperfonen zu verhuͤten, welche Summen und Güter unter dem Schutte der zu- ſammen geftürzten Haͤuſer verſcharret lagen, Er ließ auch eine gute Schanze bauen, um. die Einfahrt in den Hafen Callao zu verhindern; und Don Allen vermuthet daß unter feiner Regierung alles wieder in guten Stand kommen werde *). Der III Abſchnitt. Himmelsluft, Jahreszeiten und Witterung in Cima und in dem ganzen Thallande von Peru. Einleitung. Luft und Witterung. Wie ohne ten und Witterung, Erklärung derfelßen. Hin: Regen bier etwas wachfen koͤnne. Urſachen, fige Erdbeben. Freziers Urſachen davon. warum es nicht regnet. Ungleiche Jahreszei⸗ Mr hat ſchon mehr als einmal beobachtet, daß dasjenige, was man das Thalland in Peru nennet, der lange Raum iſt, welcher an dem Suͤdmeere zwiſchen Tum⸗ be; und Lima bis an die Gebirge hingeht, welche den Namen der Cordilleras führen. Don biefem fchönen Sande ift in dem gegenwärtigen Abfchnitte eigentlich Die Rede. Es hat gewiſſe fonderbare Eigenfhaften und Merkwürdigkeiten, welche ſchon eine de- fondere Aufmerkſamkeit verdienen, Sowohl die alten, als neuen, Reifebefchreiber ha⸗ ben ſich über dieſe Erſcheinungen ſehr weitläuftig herausgelaſſen: alle ihre Erklaͤrungen aber hindern nicht, daß die Urſachen davon nicht noch allezeit ſehr dunkel bleiben. Alein, weil man doch auch niche- leugnen kann, daß bie Naturlehre heutiges Tages nicht vie erleuchteter ſey, als fie vor zweyhundert Jahren geweſen: ſo wird man ſich nicht wunvern, wenn man den neuern Einſichten vor des Gomara, Herrera, Acofta, Zarate, Garcilaſſo und Laet ihren und vor allen denen den Borzug giebt, welchen man in den hiſtoriſchen Erzählungen gefolger if. Mir müffen hinzuſetzen, daß, weil doch jede Wiſſenſchaft ihre Gränzen hat, außer welchen das Anfehen derjenigen, die fie inne haben, von feinem Gewichte iſt, man ftets einen großen uͤnterſchied unter der Meynung eines Mathematifverftändigen oder eines Naturlehrers von dem Gegenftan- de feiner Studien, und eines gemeinen Geſchichtſchreibers oder eines bloßen Reiſenden machen müffe. Des *) Voyage d’ Amerig. meridion. Tom, II. P. 316, in Americas VI Buch, V Cap. =” Des Don Ulloa Nachrichten von der Witterung, der Luft und andern Merkwuͤrdig Witterung keiten diefer peruanifchen Thäler haben vem Herrn Prevoft hier nur allein zum Stoffe ge: in Peru. diene, Man hat folche bereits an einem andern Orte gelefen A); und wir wollen dafür liee ber auch dasjenige allbier mictheilen,, was Frezier davon angemerket, welcher dem Ulloa ſchon an die Seite geftellet werden darf. Es giebt alldier , faget er z), niemals eine rau— Luft und Wit⸗ he und ungeftüme Luft, ſondern es bleibt allezeit ein rechtes Mittel zwiſchen der Kaͤlte der terung. Racht und Witterung des Tages, Gewoͤhnlicher Weiſe iſt der Himmel mit Wolken über zogen, fo, daß die fonft fenfrecht Herabfihießenden Sonnenftralen nicht völlig wirken koͤn⸗ nen; und diefes Gewoͤlk verwandelt ſich niemals in einen Regen , welcher etwan das Spas zievengeben, oder andere Ergöglichkeiten des menfchlichen Lebens ftöhren möchte; fondern es läßt fich zuweilen nur in einem Mebel nieder , welcher die Oberfläche des Erdbodens bes feuchtet, daß man alfo-beftändig gewiß weis, mas den andern Tag für Werter feyn were de. Wenn alfo das Vergnügen, in einer allejeit gleich gemäßigten Luft zu leben, nicht durch die öftern Erdbeben geftöhret würde; fo möchte vielleicht Feine Gegend in der Welt feyn, bey der man ſich Das irdifche Paradies beffer vorftellen fonnte; zumal das Erdreich an allerhand ſchoͤnen Früchten einen Ueberfluß bat, welche, fo bald fie anfangen, auf der Ebe« ne auszugehen , auf den umliegenden Gebirgen reif werden, wovon man fie alſo Des Winters nach Lima bringt, Aus diefem befondern Umftande, dafs es hier niemals regnet, deffen wir in unfern ie ohne europäifehen Landern gar nicht gewohnet find , entftehen natürlicher Weiſe die beyben Fra- — gen: wie denn das Erdreich ohne Regen etwas bervorbringen könne; und woher es kom⸗ ; me, daf es längft der Seekuͤſte niemals regne, da es doch fünfzehn bis zwanzig Meilen meit von dem Meere, landwärts, nicht daran fehle? Zur Beantwortung ber erften Fra⸗ ge berichtet ek), daß diefer Mangel des Regens das Sand auf den Höhen auch wirklich faſt ganz unbewohnet und unbebauet mache. Nur bloß in denen Thälern, wo einige Baͤ⸗ che von denen Bergen , auf welchen es vegnet und ſchneyet, berabfließen, läßt fich etwas fäen und erndten, folglich wohnen. Diefe Derter aber find auch fo fruchtbar, daß folche die Einwohner überflüßig ernähren fönnen. Die alten Peruaner waren fehr nachfinnend und fleißig, das Waffer aus den Fluͤſſen nad) ihren Wohnungen in diefen Thälern zu leis ten. Man fieht noch heutiges Tages an vielen Orten Wafferleitungen von Erde und trock⸗ nen Steinen längft ven Hügeln hin mit befonderer Einficht und unglaublid) vielen Kruͤm⸗ mungen angeleget, zur Anzeige, daß dieſe Völker von dem Waſſerwaͤgen etwas muͤſſen ges wußt haben. Unter den Bergen auf diefer Küfte finden ſich noch wohl einige, mit Graſe, mo nämlich die Sonne nicht allzuheftig hinſcheint; weil ſich des Winters die Wolfen auf ihrem Gipfel niederlaffen, und diefelbe mit genugfamer Feuchtigkeit verfehen, um ben Pflanzen zu dem benöthigten Safte zu verhelfen. Was die ʒweyte Frage betrifft fo hat fich ſchon Zarate bemuͤhet, die Urfache der be; Urſachen war⸗ ſtaͤndigen Trockne auf dieſer Kuͤſte aus zumachen. Diejenigen, ſaget er, welche bie Sa; um es nicht che mit Fleiß unterſuchen halten einen Suͤdweſtenwind für die natürliche Urfache derfelben, kegnet. welcher das ganze Jahr hindurch auf der Küfte, und dem ebenen Lande und zwar fo hef⸗ fig Im IK Bande diefer Sammlung, IT Abtheil. IBuch, VI Cap. a.d. 403 ©. x —— Reiſe der Suͤdſee, U Theil, IX Cap a. d. * ©. — Am angef. Orte, VIL Cap. a. d. 278 ©. Allgem. Beifebefchr, XV Band. Ann 466 | Reifen und Entderfunngen Mitterung tig wehet, daß er die aus der Erde oder dem Waſſer auffteigenden Dünfte hinwegfuͤhret, in Peru. — JS fo daß fie nicht Hoch genug in die Luft auffteigen koͤnnen, fich darinnen zufammen zu ziehen, und die alfo im Regen wieber herabfallenden Waſſertropfen zumege zu bringen ), Es ge ſchieht, ſetzet er ferner hinzu, daß, wenn man oben von hohen Bergen herabfieht, man diefe Dünfte ſehr tief unter fich gemahr wird, welche die Luft auf dem niedrigen Felde dick und neblicht vorftellen , ungeachtet es auf dem Gebirge felber ganz hell und heiter ift. Allein, diefes Vorgeben at gar nichts wahrfcheinliches an ſich. Denn es verhält ſich fo nicht, daß die Suͤdweſtenwinde die Dämpfe am Auffteigen verhindern; weil man die Wolfen von eben diefem Winde auf eine fehr große. Höhe Hinaufgetrieben ſieht. Geſetzt aber, man ftünde biefes zu, fo fonnten gedachte Winde dennoch nicht verhindern , daß die— fe Dünfte nicht zu Regen würden ; weil die Erfahrung, fonderlich auf den Alpengebirgen, augenfcheinlich erweiſt, daß die niedrigen Wolfen eben fo wohl Regen geben, als die aller- böchften. Sie follten auch von Rechtswegen noch eher , als die andern, die Naͤſſe von fich geben. Denn, je niedriger fie find, defto ſchwerer find fie auch, und beftehen aus viel größern und ſchwerern Tropfen, als in dem weit höhern Gewoͤlke. Freziern duͤnkt daher, er erblicke bey den unterfchiedlichen Stufen der Wärme auf der Küfte, und weiter landwärts ein eine beffere und nähere Urfache. „Unsift ausder Er- „fahrung befannt, faget er, daß die von der Sonne dem Erdboden mitgerheilete Wärme „die Wolfen in einen Regen verwandelt, und deren defto mehrere an fich zieht, je ftär- „fer fie erhige wird. Die Befchaffenheit diefer Anſichziehung muß ich itzo erklären, Man „bat in Frankreich angemerfet, daß es im Heumonate und Auguftmonate eben fo viel „regnet, Das ift, eben fo viel Waſſer herabfälle, ja wohl noch mehr, als in den übrigen „Monaten des Jahres, ungeachtet es nur felten regnet; denn die Tropfen find alsdann „weit größer, als des Winters, Diefe Anmerkung wird durch den überausheftigen Re— ‚ „gen in den heißen Erdftrichen zu geroiffen Monaten im Jahre, wenn das Erdreich durch „die nicht mehr fo ſchief fallenden Sonnenftralen erhiget worden, beſtaͤrket. Nun weis „man, daß der innere Theil von Peru, der faft ganz unter dem dürren Himmelsſtriche „liege, in den Thälern fehr Heiß ift, welche den ganzen Tag faft ganz gerade herabfallende „Stralen empfangen , deren Kraft annoch durch die duͤrren Felſen vermehret wird, womit „fie umgeben find, vermöge welcher diefe Stralen von allen Seiten wieder zuruͤckprallen; „und dann endlich, daß gedachte Hige durch keinen Wind abgefühlet werde. Ueber diefes „hat man aus der Erfahrung, daß in den hohen Gebirgen Cordilleras, und den fogenann- „ten Andes, welche faft allezeit mit Schnee bedecket find, das Sand dadurch in gewiſſen „Gegenden überaus kalt gemacht fey; alfo, daß man in einer ganz nicht befondern Weite ʒwo einander äußerft widerwärtige Sachen antriffl. Es verurfachet demnach die Sonne „durch ihren Schein, bey Tage, nämlich zwölf Stunden lang, in den Thälern eine befti- »ge Ausdehnung und brennende Hiße, in der Nacht aber oder der andern Hälfte erfalter „der in der Naͤhe herumliegende Schnee die $uft augenblicklich, daß fie alfo von neuem „verbicket wird. Eben diefer Abwechslung der Verdickung und Verdünnung nun, hat „man fonder Ziveifel als der Haupturfache, die Ungleichheit der Witterung zu Cuzco, Pu— „na, la Paz und anderwärts zu zu fhreiben, allwo man faft alle Tage ein verändertes | Met: D) Diefes ift auch eben die Urſache, welche la Barbinais le Gentil davon angiebt. Voyage autour du Monde. à Paris 1728. Tom. L p, 102, X in America VIBuh. V Cap. = 467 Wetter empfindet, indem es bald donnert, bald regnet, bald bliget, bald Belle, bald Witterung Feruͤbe, bald falt, bald wieder warm if. In andern Gegenden aber herrſchet die Hiße in Peru. „eine lange Zeit ununterbrochen, worauf fich nachgehends das Regenwetter einſtellet. — Ein anderes iſt es um die Seekuͤſte, fährt er fort, Denn da wehen ordentlich die „Winde aus dem Suͤdweſten und Suͤdſuͤdweſten, welche aus den Falten Ländern des Nord⸗ „poles herfommen, und die Luft daher beftändig friſch machen, und fie faft allezeit in ei- „nerley Grade der Verdickung erhalten. Ja, es müffen gedachte Winde aud) falzige Thei⸗ „te, die fie von den Falten Ausduͤnſtungen des Meeres wegnehmen, mit ſich dahin bringen, „und die Luft folglich dadurch angefüllet und dick werden ; faft eben fo, wie der Poͤckel, wegen „des darinnen enthaltenen Salzes, uns in unfern Gedanken vorkoͤmmt. Dieſe Luft hat „demnach weit mehr Stärke, die Wolfen zu fragen, und ift weber heiß, noch ſtark ges „trieben genug, die Theilchen in Bewegung zu ſetzen, folglich die Eleinen Waſſertropfen zuſammen zu treiben , und etwan größere Daraus zu machen als fich für ihre Luft ſchicken. „Ob nun auch gleich diefe Wolfen zu derjenigen Sahreszeit, da die Sonne feine fo ftarfe „Anziehungskraft äußert, fehr nahe auf die Erde herabfommen : fo werden 'fie dem unge⸗ „achtet dennoch zu feinem Regen, Es ift alfo die Luft zu Lima faft allegeit dick und neb= ⸗ „licht, aber beftändig ohne Negen M) Man merket auch hierbey noch als etwas befonders an, daß die Jahreszeiten und Ungleiche die Witterung unter einer und eben Der Breite fo ungleich find, daß diejenige, welche fonft Sabreszeiten, der Süderbreite auf den Gebirgen zukaͤme, ſich auf denfelben nach den Sapreszeiten der u. Witterung. Norderbreite finden laſſe. Es ift natürlich, daß die Neugier hierdurch gereigef werde, und man zu wiſſen verlanget, wie es doch zugehe, daß diefer Himmelsſtrich, den man, nach fei- ner Lage, wegen übermäßiger Hitze für unwohnbar halten follte , fich vielmehr an verfchies denen Orten wegen unerträglicher Kälte nicht bewohnen laffe, ungeachtet er unmittelbar uns ter der Sonne liegt. \ Frezier will, es ſey davon Feine andere Haupturſache vorhanden, als etwa diejenige, diefich Erklärung aufdie Gleichheit der Gezeiten, auf bie Anmefenbeit und Abmwefenheit der Sonne, und auf die derſelben. Schiefe oder Kruͤmme ihrer Stralen etliche Stunden lang ſo wohl bey ihrem Auf⸗ als Unter⸗ gange gruͤnden. Allein , ob ſolches gleich viel beweiſt ſo wird dieſe Urſache für Lima doc) nicht zulaͤnglich ſeyn, wenn man die wenige Hitze, die man daſelbſt empfindet, mit derjeni⸗ gen vergleicht, welche man in der Allerheiligenbay verſpuͤhret, ungeachtet ſie beynahe unter eben dem Himmelsſtriche und am Strande des Meeres liege. Man muß alfo hinzufegen, daß die Nähe der durch Peru bie Duere hindurchgehenden Gebirge zu der darinnen befind« lichen Luft nicht wenig beyfrage. Fraget man nun: woher denn diefe Gebirge daſelbſt eben fo Eale, als in unfern euros päifchen Sanden find: fo antwortet er darauf, Daß neben Denen allgemeinen Urfachen, bie man davon angeben Fönne, die Sage der cordillerifchen Gebirge noch eine neue Urfache fer; indem fie insgemein nordlich und füdlich anliegen. Hieraus folger erftlich, wenn ganze wagerechte Felſen wie eine Mauer in die Hoͤhe ſtehen, ſo ergiebt es ſich von ſelbſt, daß die Seiten gegen Morgen und Abend die Sonne nicht länger bekommen, als ſechs Stunden fang, wenn fie auch gleich mitten auf einer Ebene ftehen. Finder ſich aber vorn noch ein Berg: fo bekommen fie von der Sonne weit — naͤmlich noch weniger, als Die —* nn2 e Freyier am angef. Orte, a. dr 282 ©. 468 Reifen und Entdeckungen Witterung te Stralen, welche die Ebene empfängt, und zwar ungefaͤhr nur ein Vierthel des natütli- in Peru. chen Tages über, Um aber zweytens einen Sag auf die Bahn zu bringen, auf welchen man überhaupt einige Schlüffe machen koͤnnte: fo leget Frezier dem Abhange dieſer Berge, einen Winkel von fünf und vierzig Graden bey, welchen man gerade als das Miceel zwi⸗ ſchen den rauhern und platt und tiefer liegenden Felſen anſehen kann. Nimmt man ſolches ‚an, ſo wird man befinden, daß diejenigen Berge, die durch andere nicht beſchattet find, die drey Vierthel des Tages müffen befchienen werden, Man weis aber , daß vom Aufz gange der Sonne bis gegen neun Uhr Bormittages die Kruͤmme ihrer Stralen auf der all⸗ gemeinen Fläche, und der Widerftand einer Iufe, welche durch die Kälte einer fünfzehn Stunden langen Abweſenheit der Sonne verdicket worden, die Wirkung der Some nur. wenig empfindlich machen, bis fie zu einer gewiffen Höhe geftiegen iſt. Wenn nun drit⸗ sens ein Berg an.einen andern ftöße: fo ift Elar, daß folcher von dem andern bedecket bleibt, bis die Sonne die Höhe eines Winkels erreichet hat, der durch den Horizont mit der vom Fuße eines Berges über den Gipfel des andern gezogenen Sinie entfieht, Es wird daher die Sonne auf einer gewiffen ganzen Flaͤche Feine Kraft haben, als erſt nad) ei- ner langen Weile; und gedachte Fläche wird auch dadurch nicht fonderlich erwaͤrmet, weil die Stralen oben zurückprallen , wofelbft ihre Wirkung durch das ſtete Fortlaufen der Luft unterbrochen wird. Es iſt alſo die heftige Bewegung in gerader Unie ‚ der. Hige zumider, wie die Erfahrung am Winde, oder etwan auch an dem mit Gewalt bey gefchloffenen Lip⸗ pen ausgelafjenen Athem, welcher die ihm vorgehaltene Hand fühle machet, zur Gnuͤge lehret. Endlich, wenn die Sonne, da fie im Zenith oder höchften Puncte ſteht, die Ebe- ne gewaltig erhitzet: fo waͤrmet fie einen Berg hingegen nur um die Hälfte; wie diejeni— gen ganz wohl wiſſen, welche in der Erdmeßkunſt nur ein wenig gelbe: find, Die Son- ne hat alfo auch um die Hälfte mehr Zeit nöthig, das Erdreich auf einem Berge fruchtbar zu machen, als auf der Ebene; daher auch die Ernte erſt lange Zeit hernach kommen muß, und es eben nicht zu verwundern iſt, daß dieſer Unterſchied ſich fo gar bis auf ſechs ganzer Monate erſtrecken Fannn), Haͤufige Erbe Wie bequem aber das Sehen durch die gemaͤßigte Himmelsluft und durch die Frucht beben. barkeit der Thaͤler auch immer kann gemacht werben: ſo muͤſſen die Einwohner daſelbſt doch faſt beſtaͤndig wegen der Erdbeben in Furcht ſeyn. Denn es iſt wohl kein Land in der Welt, wo ſolche haͤufiger und heftiger vorkommen, als in Peru. Ulloa har diejenigen be- merket, die ſich zu Lima feit der Spanier Niederlaſſung dafelbft ereignet, und die rfachen Davon angeführet 0), Mic diefen hat fich Here Prevoft in gegenwärtigem Abfchnitte bes gnuͤget. Weil wir folche aber nicht wieber beybringen dürfen: fo wollen wir Dafür unfere $efer nur an Barbinais le Gentils Nachricht von einem andern Erdbeben in diefen Ge- genden, welches er zu Piſco erleber har, erinnern p); und zugleich Freziers Erklärung dies fer Naturbegebenheit beyfügen, Freziers Urſa⸗ Diejenigen, welche die Naturkuͤndiger gemeiniglich davon angeben, ſcheinen ihm nicht chen davon. guͤltig genug zu ſeyn. Er will die Erdbeben nicht fo wohl den Winden und dem unterir- diſchen Feuer zuſchreiben, ſondern fie vielmehr für eine Wirkung des Waſſers halten, wo- mit ") Frezier am ang. Orte, a. d. 304. u. f. S. 0) Im IX Bande dieſer Samml. a. d. 413 ©, P) Man ſehe ſolche im XII Bande dieſer Samml. a. d. 588 ©. er in America. VI Buch. VEam 469 mit die Erde inwendig befloffen iſt, eben fo, twie die lebenden Körper ihre Bewegung und Mitterung ihr Leben durch die Adern haben, Man darf, fager er, nur irgendwo in die Erde graben, in Peru. ſo wird man vie Wahrbeit biefer Muthmaßung faft überall erfennen, Es kann aber das Waffer, fährt er fort, ein Eröbeben auf mancherley Weiſe verurfachen ; entweder wenn es die in der Erde befindlichen Salze wegwaͤſcht, oder wenn es in lockere und Löcherichte mit Steinen vermiſchte Erdſchichten einbringt, ſolche Steine unvermerkt losmachet, folglich durch deren Fall oder Umſtuͤrzung eine Erſchuͤtterung und Stoßen, wie auch das Waſſer durch die Eindeingung in gewiſſe ſchweflichte Körper eine Gaͤhrung, darinnen:erwerkets * Alsdann entftchen durch die Hitze ſtarke Winde und grobe Dünfte, welche, da fie den Erdboden aufreigen , die. Luft anſtecken. Daher koͤmmt es, daß nad) ſtarkem Erdbeben gemeinig. fich ein Haufen Seute fterben. Nun ſtecket das Erdreich in Peru und Ehily allenthalben voller Salzadern, Schwefeladern und Erztadern. Ueberdiefes giebt es feuerſpeyende Ber⸗ ge darinnen, welche die Steine verbrennen, und dem Schwefel Raum machen. Es muͤſ— fen alfo öftere Erdbeben dafelbft ſeyn, fonderlich längft der Seefüfte, welche weit mehr durch⸗ gemwäffert ift, als gegen Die Höhe ber Cordilleras hin. Diefes ftimme auch mit der Erz fahrung fehr wohl überein. Denn es giebt Derter, mo fie ſich ſehr felten eräugen z z. E. Eizco, Guamanga und anderwärts; aus eben der Urſache, warum fie fih in Wälfchland öfters einftellen, als gegen Die Alpengebirge. Endlich kann man ſich nicht entbrechen, dem Waſſer ein großes Antheil an dem Erdbeben beyzulegen, wenn man die Felder als zerichmols zenes Wachs wegeinnen, und in verfunfenen Dertern augenblicklich Teiche entftehen ſieht, weil die Erbe, nachdem fie im Waſſer niederſinkt, daffelbe, wenn es in großer Menge vorhanden ift, an die Höhe zu bringen; ‚und über ihr zufammen zu fallen zwingt; oder aber beobachtet, wie fie gleich einem Sande fortrolle oder weglaufe, wenn der Grund wegge— ſpuͤhlet ift, und fie einen Abhang hat g). Vergleichen foll ſich vornehmlich im 1692 Jahre in der Provinz Quito, bey den Städten Ambato, Latacunga und Kiobamba_ ereignet has ben. Das Erdbeben erſchuͤtterte das Erdreich dermaßen, daß große Stücen davon ab⸗ viffen , welche ganger drey bis vier Meilen weit von ihrem vorigen Orte wegliefen, mithin die Felder nebſt den daranf frehenden Käufern und Bäumen anderswohin verfeger wurden, worüber denn zu Lima die feltfamften Hroceſſe eneftunden , wen dieſe Güter eigentlich. zuge⸗ höreten ; indem die einen behaupteten, fie lügen in ihrer Herrſchaft, und die andern dages gen einwandten, fie wären auf ihrem eigenen Grund und Boden r) — Der IV Abſchnitt. ii Sitten, Gebräuche und Eigenfchaften Der heutigen Peruaner. Einleitung. Woher der große Unterſchied zwiſchen nen Spanleen. Hab zwiſchen ihnen und dei ihnen und den Alten komme . Ihre Gemüther Degen. Verboth, einen verkiebten Umgang art überhaupt, Eritif über des ülloa Befihreis mit einander zu haben. Selavenkoͤnige. Vor bung von ihnen. Sie haben noch viel Neigung den Spanier verfteckete Bergwerke. Bornehine zur Abgoͤtterey. Hinderniſſe bey ihrer Bekeh- fie Urſache ber Verminderung der Peruaner. zung. Bedruckungen von den Geiftlichen, "Die- Kleidung ber Thalleute. Sonderbare Ehrerbies ckereyen von den Eorregidoren; von den gemeis thung gegen einen Abkoͤmmling der Ymras, Urhe letzten Reiſebeſchreiber ſtellen die eingebohrnen natuͤrlichen Einwohner des alten Koͤr Einleitung. nigreiches Peru heutiges Tages ſo ir von deinjenigen vor, WAS fie zu ah nn3 biz g) Sresier am angef. Orte, VM Cap. 0.270 u. f. S. Ebendaf a. d. 2756, 479 Reiſen und Entdeckungen Sitten der Zeiten der Eroberung geweſen, daß man Muͤhe hat, die neuern Abſchilderungen mit de- heutigenPe⸗ nen aus den erſten Nachrichten von ihnen zu vergleichen. Die Schriftiteller der neuern Dame, Zeiten verwundern fich ſelbſi darüber, daß fie in einem ſolchen Widerfpruche mit den Alten ftehen, denen fie doch nicht füglich Schuld geben koͤnnen, daß fie die Unwahrheit geſchrie⸗ ben. Man hat geſehen, was Ulloa von ihnen berichtet s); und wir brauchen folches mit dem Herrn Prevoft hier nicht zu wiederhohlen. Moher der Un⸗ Man koͤnnte aber mit ihm dieſem gelehrten ſpaniſchen Mathematikverſtaͤndigen, nach eerichied zwi. der Erzählung, die wir von dem Urſprunge ver alten Monarchie in Peru beygebracht ha⸗ en ". ben, leicht antworten, die fo fehr unterfchiedenen Gemuͤthseigenſchaften der alten und heuti⸗ 2 ON on Peruaner dürften einem eben nicht fo gar unbegreiflich vorfommen; die zur Errich- Kir fung und auch zur Erhaltung ihrer alten Regierungsform nöthige Weisheit und Klugheit wäre einzig und allein den Yncaen zuzuſchreiben; die Unterthanen an ſich felbft koͤnnten wohl allezeit ſehr dumm, rauh, und zu allen feinen Empfindungen und Einfichten unfä- big gervefen feyn, wenn fie gleich unter weifen Gefegen geleber hätten, und von erleuchteren Herren wären regieret worden. Vielleicht koͤnnte man auch behaupten, ein großer Theil ihrer heutigen Veränderung käme von der Tyranney her, womit ihnen von ihren neuen Herren wäre begegnet worden, und noch) begegnet würde; und eine folche Anzeige würde dem philofophifchen Geifte des Ulloa nicht unanftändig geweſen ſeyn. Einer von feinen ei= genen Sandesleuten, Franz Correal, machet fich Fein Bedenken, folches öffentlich zu geſte— ben, und giebt zugleich noch eine andere Urfache von dieſem fo großen Berfalle an. „Die „sandeseingebohrenen in Peru, faget er 2), arten von Tage zu Tage immer mehr und „mehr aus; und es ſteht zu befürchten, dag man endlich nicht die geringfte Spur mehr „von derjenigen Aemſigkeit und Geſchicklichkeit bey ihnen wahrnehmen werde , womit es ih⸗ „nen vordem in allen mechanifchen und freyen Künften fo glücklich gelungen iſt. Es wuͤr⸗ „de indeffen leicht feyn, ſolchem Uebel abzubelfen , wenn man dem Mebermuthe und der Ty⸗ „ranney derjenigen Einhalt thäte, welche die bürgerlichen Bedienungen bekleiden, und der „unverfhämten und ausgelaffenen Frechheit der Geiſtlichen ſteuerte. Allein, es bat gar „fein Anfehen zu diefer Berbefferung.. Denn die Spanier ‚ die man nach Peru fehicker, „kommen als hungerige Wölfe dahin, und die Geiftlichen ‚ welche meiftentheils geizig, uns „wiſſend und argliftig find, befümmern ſich um die Religion nicht weiter, als daß fie fich „dadurch Ehrerbiethung zu zu ziehen, und fie zu ihren unordentlichen Leidenſchaften zu brau- „chen ſuchen ,„. Er führer darauf ein Paar Beyſpiele von ihrer Härte und Grauſamkeit an, die er felbft gefehen zu haben vorgiebt, da man alles Flehens, Bittens und Händeringens ungeachtet, ein Kind weder taufen, noch ein anderes begraben wollen, weil die Aeltern nicht ' im Stande gewefen, die übermäßig verlangten Gebühren dafür zu bezahlen, Ihre Ge Diefen Pladereyen und unendlich vielen andern Gewaltthätigfeiten, die man unge: muͤthsaꝛt Über ſtrafet begeht, fehreibt er die ißige Trägheit und Gleichguͤltigkeit, wie auch alle Berrüge- haupt. reyen der Indianer zu. Denn diefen befondern Namen giebt man heutiges Tages den rechten eigentlichen natürfichen Einwohnern von Peru. Sie fragen nach Geld und Gut nichts, haben aber dafür eine große Neigung zum lüderlichen Leben ‚und zur Voͤllerey, die man gar nicht zu unterdrücken erachtet ‚ teil fie diefelben unempfindlich und dumm, und folgs 5 Im IX Bande diefer Samml. a. d. 3or u. ff. ©. ) Voyages aux Indes oceidentales, T. I. Part. I]. ch. 12. p- 324. in America. VIBuh VCap. 471 folglich zu allem defto gehorfamer machet. Sie find furchtfam und verzagt, dagegen aber Sitten der falſch und boshaft; und wenn fie ſich an den Spanien rächen fönnen, fo begegnen ſie ihnen beutigenpez ſehr graufam, Die Spanier fagen auch , fie Hätten Feine Ehre im Seibe, fie lebeten ——— das Vieh, und begiengen Blutſchande mit ihren Müttern und Schweſtern. Correal giebt zu, daß einige von ihnen febr lafterhaft wären : er fehiebr aber die Schuld davon auf die Pfarrer, die fih nicht weiter um fie befümmerten, wenn fie fie nur getaufet hätten, Be— zahleten fie nun noch dem Pfarrer die Gebühren, die er verlangete: fo wären fie allezeit fihon ganz gute Chriften v), Zu den Künften haben fie noch einen feinen Berftand, und machen dasjenige, was ihnen zu Öefichte koͤmmt, geſchickt nach: zu eigenen Erfindungen aber haben fie niche Wig genug, und find ziemlich ftumpf darinnen x) Die befte Befchreibung von ihren igigen Eigenfhaften und ganzem Weſen triffiman Critit über freylich wohl am ſicherſten und vollſtandigſten beym Ullon an. Mit was für einem Ver⸗ des Ulloa Der frauen aber man ihm auch immer folgen mag: fo wird man doch bald merken, daß erben ſchreibung. der Vorſtellung des klaͤglichen Zuſtandes der Indianer in Peru, den er mit vieler Aufrich⸗ tigkeit und Leutſeligkeit bedauret, den Spaniern des Landes dennoch ſtets mit einiger Gunſt begegnet. Es hat auch niemand in der That erwarten duͤrfen, daß er ſeiner Nation eine gar zu ſtrenge Gerechtigkeit werde wiederfahren laſſen. Die Treue und Redlichkeit aber Zerbinden uns, anzumerken, daß man bey einigen andern Keifebefehreibern ein wenig mehr Erläuterung wegen eines und des andern Punctes antrifft , den er zu erläutern ſich nicht für verpflichtet gehalten hat. > Here Frezier, welcher fich ziemlich Tange zu Peru aufgehalten, und die Zeit bloß, fich JhreNteisung zu unterrichten, angewandt Dat, belehret uns zum Benfpiele, warum die chriſtliche Reli-}\ Abgoͤtte⸗ gion, welche die Peruaner haben annehmen muͤſſen, in den Herzen der meiften von diefen Volkern noch Feine glückliche Wurzel gefchlagen hat. Dieß komme daher, ſaget er, weil die meiften noch immer eine ftarfe Neigung zu ihrer alten Abgötterey behalten. Man er: fährt öfters, daß hier und da einer ift, welcher die Sonne, als bie Gortheit feiner Boräls tern, anbethet. In den großen Städten, wo man vermuthen follfe, fie hätten noch mehr Ergebenheit für das Chriſtenthum, als auf dem Sande, haben fie gemwiffe Tage, an mel- chen ihre Verehrung der Sonne, nebft ihrer Siebe gegen ihre alten Könige, wieder auf- wacher , welche ihnen manchen Seufzer nach) den alten Zeiten auspreffet, die fie nur noch) aus den Erzählungen ihrer Vorfahren Fennen, und die Entfernung und das Alterthum um fo viel ſchaͤtzbarer machen, Ein folder Tag ift das Feft der Geburt Mariä , an wel⸗ chem fie die Erinnerung des am Atahualipa vollftreckten Todesurtheiles durch eine Art von Trauerſpiele begehen, welches fie auf den Gaſſen aufführen. Sie Fleiden ſich alsdann nad) der alten Weife, und tragen über diefes die Bildniſſe ihrer liebften Gottheiten, der Sonne, des Mondes, und andere Zeichen ihrer Abgötterey, als Müsen wie Adlerstöpfe oder Kö- pfe von dem Bogel Condor, Kleider von Federn und mit Flügeln, die fo kuͤnſtlich ges macht find, daß ſie von fern diefen Vögeln ganz ähnlich fehen. An ſolchen Tägen trinken fie, viel, und man unferftehe fich vielleicht nicht, ihnen die Freyheit Dazu zu benehmen. Weil fie im Steinwerfen mit der Hand oder mit der Schleuder ſehr geſchickt find: fo iſt derjenige übel daran, der ihnen bey ſolchen Feften, wenn fie befoffen find, in en oͤmmt. ) Correal am angef. Orte, a. d. 327 S. x) Frezier Relat. de la Mer du Sud Part. II, ch, rz. 472 Reiſen und Entdeckungen Sitten der koͤmmt. Die ſonſt von ihnen fo gefürchteten Spanier find alsdann nicht ſicher. Diefe heutigen Pe: Tage der $uftbarfeit oder der Unordnung und des Lärmens laufen auch ftets für einen oder FORM, den andern unter ihnen traurig ab; daher ſich denn die Kluͤgſten forgfältig zu Haufe halten, und einfhließen, Man bemühet ſich Immerzu, diefe Fefttäge abzuſchaffen, und hat ihnen vor etlichen Jahren die Schaubühne weggenommen, worauf fie die Hinvichtung des Yn⸗ ca vorftelleten y). Hinderniffe Dach) eben diefem Reifebefchreiber aber ift die vornehmfte Hinderniß ihrer vollkomme⸗ bey ihrer Bes men Bekehrung der fehlechte Unterricht, und das böfe Beyſpiel. „Denn fie find von Na- kehrung „tur gelehrig, faget er, und wirden ſich ſchon einen guten Eindruck wegen des chriftlichen „Ölaubens und Wandels beybringen laffen, wenn ihnen nur gute Benfpiele vor Augen fü- „men. Allein, da fie nur ſchlecht unterrichtet werden, und dadey wahrnehmen, daß ihre „sehrmeifter mit ihrem Thun, dasjenige felbft verleugnen, was fie mie dem Munde fagen: „ſo wiffen die armen Leute manchmal nicht, was fie davon glauben ſollen ʒ wie eg denn „wirklich fo ift, Daß, wenn man ihnen die Kebsweiber verbeut, und fie doch fehen, daß „der Pfarrer ſelbſt ein Paar für ſich hat, fie diefen ganz natürlichen Schluß machen müf- „fen, entweder daß er felbft nicht glauber, was er ſaget, oder daß es mit der Uebertretung „der Gebothe Gottes eben nicht viel zu bedeuten babe, Bedräckungen „Leber diefes fo iſt der Pfarrer in Anfehung ihrer nicht ein geiftlicher Hirte, der für von den Geiſt⸗ „feine Schäflein forget, und ihnen diefes mühfame Leben erleidlicher zu machen bemuͤhet iſt; lichen. „fondern er ift vielmehr ein Tyrann, welcher nebft den fpanifchen Statthaltern ihnen das „Blut ausfauget, und alles, was er nur kann, abnimmt; fie ohne sohn zu feinem Nus „sen arbeiten läßt , ja bey dem geringften Berfehen Halb zu Tode prügelt, Gewiſſe Tage „in der Woche müffen die Indianer aus föniglicher Verordnung, bey der Kinderlehre er- „ſcheinen. Stellet ſich nun einer etwan ein wenig langfam ein: fo beſteht die brüderliche „Beſtrafung des Pfarrers in einer guten Tracht Schläge, die er ihnen ohne Scheu, ſo „gar in der Kirche, auf den Pudel giebt; daher fie dem Pfarrer, um ihn zu begütigen, ent⸗ „weder etwas Maiz für feine Mauleſel, oder Früchte und Küchenfräuter und Gewaͤch »fe, auch wohl etwas Holz in fein Haus verehren. Iſt ein Todter zu begraben, oder. find „die Sacramente auszufpenden : fo haben diefe Pfaffen zehnerley Mittel ‚ ihre Gefälle des⸗ „falls zu erhöhen : zum Erempel, befondere Stellen in der Kirche, oder fonft gewiſſe Ges „bräuche zu vergoͤnnen, wofür ihnen fo und fo viel bezahlet werden muß. Sie haben fie fo „gar die Ueberbleibſel der Abgötterey beybehalten laffen ; indem es ihre alte Gewohnheit war, „Eſſen und Trinken für den Todten auf das Grab zu fegen ; und es bat ihr Aberglaube nur „eine andere Geftalt gewonnen, da er zu einer dem Pfarrer einträglichen Ceremonie gewor⸗ „den, Wenn die Bertelmönche aufs fand hinausgehen, Almofen für ihr Klofter zu ſam⸗ „mein: fo machen fie es wie die Schnaphahnen bey den Kriegesheeren. Erſtlich bemaͤch⸗ „tigen fie ſich deszenigen, was ihnen anſtaͤndig ift; und wenn der Indianer, als Eigen- „thuͤmer, das erpreßte Almoſen nicht mit gutem Willen fahren laffen will: fo verwandeln „fie ihr verſtelltes Bitten in Scheltworte und dabey herbe Stöße und Schläge, damit ſich „der Indianer nicht weiter dawider lege. Die Jeſuiten verfahren bey ihren Miſſionen viel „kluͤger und geſchickter. Sie wiſſen die Kunft , die Indianer zu übertölpeln, und bringen „fie mit ihren artigen Manieren dermaßen unter ihre Gewalt, daß fie mit ihnen umfprin- gen ) Ebendaf. a. d. 249 ©. in America. VI Buch, V ECap. 43 „gen, wie fie felber wollen, Weil fie aber einen ziemlich vorfichtigen Wandel führen: fo Sitten der „eragen Diefe Völker ihr Hoch willig, und werden ihrer viele zu Chriften, Diefe Miffio-beutigen Pe: „natien wären freylich lobenswerth, wenn man ihnen nur niche Schuld gäbe, daß fie bloß — sihten eigenen Mugen fücheten ; wie fie bey Paz unter den Yungoern und Moyxaern gethan. Denn an dieſen Oertern bekehren ſie zuweilen einige Indianer, bringen aber noch viel⸗ „mehr Unterthanen fuͤr die Jeſuitergeſellſchaft zuwege; ſo daß ſie, wie in Paraguay, keinen „einzigen Spanier mehr darinnen dulden,, 2). Diefem Zeugniffe von dem beffern Betragen der Feſuiten ſtimmet Correal bey, und er laͤßt ihnen bie Gerechtigkeit wiederfahren, daß fie den Außenfchein vollkommen wohl beobachteten, wenn fie gleich im Herzen eben fo gei- zig und eben fo edrfüchtig wären, als bie andern 2), Bon dem frechen Lben der Geiftlichen, und fonderlich der Mönche in Peru bemer⸗ Freches Leben ket er, daß fie ſolches ungeſcheuet fuͤhreten ), und man hoͤrete oftmals auf der Gaſſen au derſelhen. $ima, wenn ſich ein Paar zanketen, daß fie einander ſtatt des ärgften Schimpfwortes, Hilyo de frayle, du Moͤnchsſohn, bießene). Barbinais le Gentil bringt auch ein Bey⸗ fiel bey, wie wenig fie ſich deſſen in öffentlichen Gefellfchaften zu gefteben fehämeten. Ein Superior eines Klofters, ber ſchon über fechzig Sabre auf feinem Ruͤcken Hatte, unterhielt feit fieben Jahren einen öffentlichen Umgang mit einer artigen Frauensperſon, von welcher er drey Rinder gehabt hatte. Diefe Frauensperſon war eines fo langen Umganges überdrüs fig, und einer Beftändigkeit müde, Die von nichts unterftüget wurde, Denn was Fonnte fie von einem folchen Greife noch erwarten? Sie wählete fich alfo einen Vetter des Unter— föniges, der auch ein Geiftlicher war, und fing einen fehr zärtlichen und vertrauten Um— gang mit ihm an. Dieſe beyden Berliebten glaubeten, ihren Handel fehr geheim zu trei- ben, Alfein, wer könnte doch wohl einen alten und eiferfüchtigen Siebhaber hintergehen ? Der gute P. Superior nahm die Kaltfinnigkeit feiner Siebfte bald wahr, und ohne fich da- mit aufzuhalten, daß er ihr ihre Untreue verwies, fo fuchete er vielmehr feinen Mitbuhler auf. Er traf ihn in einer zahlreichen Berfammlung an, machete fih) an ihn, und fagete mit einem aufeichtigen natürlichen und ungezwungenen Tone zu ihm: er hätte von guter Hand vernommen, daß er ihm eine junge Frauensperfon abfpänftig machte, die er feit fies ben Jahren unterhielte; er bäthe ihn ganz ergebenft, er möchte von feinem Unternehmen ablafien, es würde Ihm unangenehm feyn , wenn er nach fo vielen Dienften fehen müßte, daß ihm eine Frauensperfon entführet würde, die er heftig liebete, und die ihm bereitsdrey P fänder der Siebe gegeben hätte: das wenige Geld, was er bisher'habe aufbringen koͤnnen, Hätte zu dem Aufwande und zu der Unterhaltung dieſer Frauensperſon kaum zugereichet; und kurz, er beſchwoͤre ihn, er möchte ihn in Dem vubigen Befige eines Gutes laſſen, wel⸗ ches er ziemlich Heuer erfaufer hätte. Man ſollte denken, Die Geſellſchaft wuͤrde über der gleichen Neben eines ehrwuͤrdigen Geiftfichen fehr erftaunet feyn. „Aber keinesweges, fe "get la Barbinais hinzu: ich felbft war folcher Ausſchweifungen fo gewohnet, da ich über „Diefe nur bloß lachete 4), So gelaffen find indeffen nicht alle bey dergleichen - eis 2) Zrezier am angef. Orte, a. d. 243 ©. nn Landes, ftellet Benzoni, ein hr Los en derdafigen@eiftlichen eben nicht jehr erbanlich vor. a) Correal am ang, Orte, I Th. LE IE * — * ©. Band, 22. - d) Voyage autour du monde, par la Barbi- 5) Schon zu den erften Seiten der Eroberung nais. Tom. Ip. 148. Allgem. Reifebefehr. XV Band, Ooo 474 Keifen und Entdeckungen Sitten der heiten. Cotreal warnet, man follte fich vor ihrem Dolche in Acht nehmen, den bie Mön- beutigenPez (he beftändig unter ihrer Kutte trügen, wenn man irgendivo bey einer Schönen ihr Mes SE benbubler würde; denn fie verzeiheten niemals ‚ tie gut und wie verfühnt fie ſich auch an- fielleren. Käme man nun gar einer von den vornehmften Perfonen der Kirche ins Gehe⸗ ge , wie es ihm bey feinem Aufenthalte in Lima gegangen: fo wäre es noch) ärger ; und er würde feinen verliebten Muthwillen ſehr theuer haben bezahlen müffen, wenn ihn nicht nod) ein großmüthiger Freund geretter hätte e), Plackereyen Von einem ſolchen unchriſtlichen Betragen und dergleichen Beyſpielen kann nun frey⸗ son den Cor⸗ lich nicht viel Erbauung oder Beſſerung bey den Indianern entſtehen. Doch machen die er Pfarrer nur die Hälfte von dem Elende diefer unglückfeligen Leute aus, Die Eorregidos ven oder Amtleute gehen noch itzo, ungeachter des koͤniglichen Verbothes, fo, wie fie fihon vor Alters gethan haben, auf das allerunbarmberzigfte mit ihnen um. Sie laſſen fie für ſich arbeiten, und brauchen fie zu ihrem Kaufhandel, den fie treiben ohne daß fie ihnen das geringfte, auch nicht einmal das liebe Brodt, dafür geben. Sie laffen ſich ungeheure Zriften von Maulthieren aus Tucuman und Ehiti kommen; und da fie ſich des Rechtes anmaßen, folche allein verfaufen zu dürfen, und fich niemand unterfteht, einige von ans . berwärts her zu erhandeln, fo zwingen fie die Indianer ihres Antheiles, folche in einem übermachten Preife von ihnen zu nehmen. Das Recht, welches ihnen der König verftat- fet, die eutopäifchen Waaren, deren die Indianer benöthiger find, in ihrem Gebiethe auch nur allein zu verkaufen, giebt ihnen eine neue Gelegenheit an die Hand, die armen Ein: wohner zu plagen. Denn weit diefe Herren nicht allezeit bey baarem Gelde find: fo nehmen fie die Waaren von ihren Freunden auf Borg. Diefe ſchlagen ihnen ſolche dreymal fo hoch an, als fie werth find, weil fie bey fich ereignendem Sterbensfalle in Peru große Gefahr lau⸗ fen, die Schuld zu verlieren, welches man denn faſt täglich in dieſem Sande gefchehen ſieht. Nun mag man urtheilen, wie theuer fie es den Indianern wieder aufdringen, Weil fie auch alle diefe Waaren, fo zu fagen, verfofen, oder nad) dem Looſe austheilen : fo muß ein armer Indianer, er mag nun gern oder ungern daran gehen, oftmals ein Stuͤck Zeug oder eine Waare nehmen, die ihm zufälle, ee mag fie brauchen oder nicht, und den ges Auch die Statehalter und Amtleute find es nicht allein ‚ welche die armen Indianer meinen Spa: hezwacken; fondern die Kaufleute und andere reifende Spanier nehmen aus ihren Hütten he: alles dasjenige dreuft weg, was ihnen darinnen anftändig ift, ohne, daß fie dem Eigen: thümer das geringfte dafiir bezahleten ‚ wofern es nicht eine Tracht Schläge if, womit fie ihn belohnen, wenn er nur ein Wort Dazu faget. Dieſes iſt ein fehr altes Herfommen; und obgleich folcher Brauch vielfältig verborhen worden, fo geht er doch noch immer im Schwange; daher denn an vielen Orten diefe von allen Seiten geplageten und gepluͤnderten $eute nichts, auch fo gar das Effen nicht, im Haufe behalten. Sie fäen nur fo viel Mais, als fie für ihre Haushaltung brauchen, und verbergen den Vorrach, den fie auf das ganze Jahr nötbig zu Baben, aus der Erfahrung gefunden ‚ in etlichen unterirdiſchen Gewoͤt bern. Diefen Vorrath theifen fie in fo viele Schichten ab, als Wochen im Sabre find; und der Hausvater oder die Hausmurter ‚ bie nur allein um das Geheimniß wiffen,, hohlen alle Woche fo viel, als fie in derſelben nöthig haben, : Es e) Correal am angef. Orte, a. d. 24 ©, in America, VI Buch, V Cap. 475 Es fheint dem Herrn Frezier ohne Zweiſel zu feyn, daß die Peruaner, welche‘ Sitten der durch die Härte des ſpaniſchen Koches zur Berzweifelung gebracht tworden, nur nad) Dem beutigenpe: Augenblide feufzen muͤſſen, wo fie folches von ihrem Halfe abfehürteln koͤnnen. Sie kuaner ſetzen auch wirklich zu Cuzco, wo fie noch den größten Theil der Stadt ausmachen, von : Zeit zu Zeit an. Weil ihnen aber ausdruͤcklich verbothen ift, ohne befondere Erlaubniß Gewehr zu tragen, und fie auch über diefes wenig Herz haben: fo wiffen die Spanier fie bald wieder mit Drohworten zu ftilfen, oder ihnen mit fhönen Verheißungen ein Blendwerk zu machen. Außerdem wird die Partey der Spanier auch durch die große Menge der Negern oder ſchwarzen Sclaven ziemlich verftärfer, welche fie jährlich. aus Guinea und Angola über Portobello und Panama fommen laffen, wo die eigentlichen Sag zwiſchen Eontore der Affientocompagnie oder des africanifchen Sclavenhandels find, Die Ur-den India fache aber, daß die Spanier hier durch die Negern verftärfet werden, und biefe stern und De: mehr mit ihren Herren, als den Landeseingebohrnen, halten, ift folgende. Da es den FM Spaniern nicht mehr erlaubet iſt, die Indianer zu Sclaven zu machen: fo haben fie noch weniger Achtung für fie, als für die Negern, die ihnen fehr hoch zu fliehen kom— men und den größten Theil ihres Neichehumes und ihrer Pracht ausmachen, Diefe, welche ſich auf die Zuneigung ihrer Herren verlaffen können, und bey ihnen noch be: fiehter machen wollen, ahmen ihrer Aufführung gegen die Indianer nach, begegnen ihnen verächtlich und maßen fich einer Gewalt über fie an, welche einen unverföhnlis chen Haß unter diefen beyden Voͤlkerſchaften erhält. Die Gefege des Reiches haben über diefes aus weiſer Vorſicht folhe Verfuͤgun⸗ Verboth ei: gen gemacht, wodurch alle Verbindungen unter ihnen koͤnnten verhindert werden. nes verliebten Es iſt zum Beyſpiele den Negern und Negerinnen ausdruͤcklich unterſaget, mit den Unganges mit Indianerinnen oder Indianern fleiſchliche Gemeinfhaft zu pflegen, bey Strafe, es ſolle kinander. den Mannsperfonen das Zeugungsglied abgefehnitten und die MWeibesperfonen ſcharf ges geißelt werden. Es find alfo bie ſchwarzen Sclaven, welche in andern Pflanzftädten Feinde der Weißen find, allhier die eifrigften Anhänger und Freunde ihrer Herren f). Hierzu träge auch vielleicht noch das befondere Vorrecht etwas bey; welches man Sclavenkoͤ⸗ den Sclaven in Lima zugefteht, und woraus fie fich feine geringe Ehre machen, Denn nige. da ihrer eine fo große Anzahl ift: fo hat die Obrigkeit, theils um fi der Laſt und Befchwerniß zu überheben, alle ihre Kleinigkeiten zu richten, theits auch um ihnen felbft einige Verfügung ihrer Sclaverey durch eine eingebilvete Hoheit zu geben, fie in gewiſ⸗ fe Stämme oder Zünfte vertheilet, Deren jeder feinen eigenen König hat, den die Stadt unterhält, und welchem fie die Freyheit giebt, wenn er vor feiner Wahl noch ein Sclav if, Diefer Schattenkomg Hält Gericht über Diejenigen, die von feiner Zunft find, und beleget fie nach Beſchaffenheit der Verbrechen mit Strafen, jedoch) Eann er keinen Mifferbäter zum Tode verdanımen. Stirbt einer von diefen Königen : fo haͤlt ihm die Stadt ein prächtiges Seichenbegängniß. Man begräbt ihn mit einer Krone auf dem Kopfe, und die vornehmften obrigfeitlichen Perfonen in der Stadt wers den zur Seichenbegleitung eingeladen. Die Sclaven von feiner Zunft verfammeln ſich, die Manngperfonen in einem Saale, wo fie tanzen und fich befaufen; Die Weibesper⸗ ſonen in einem andern, wo ſie den Verſtorbenen beweinen und um ſeinen Leichnam 2002 raus f) Sresier am angef, Orte 476 Keifen und Entdeckungen Sitten der Trauertänge halten. Sie fingen wechſelsweiſe Verſe zu feinem Lobe und begleiten folche beutigen Pe⸗ mit mufikalifchen Inſtrumenten, Die eben fo rauh und unangenehm, als ihre Sieber felbft, cuaner. find, Alle dieſe Sclaven find. zwar Chriftens fie behalten aber dennoch ftets einigen Aberglauben aus ihren Landen mit bey, und man getrauet fich nicht, ihnen gewiſſe Ge— bräuche zu unferfagen, aus Furcht, man möchte fie böfe machen, Diefe feltfame Eeremonie dauert die ganze Macht hindurch und endiget fih nur mit der Wahl eines neuen Koͤniges. Faͤllt das Loos auf einen Sclaven: fo bezahlet die Stadt feinem Herrn das Geld wieder, welches er ihm gekoſtet hat, und giebt diefem Könige eine Frau, wenn er noch unverheirarhee iſt. Er und feine Kinder find alsdann- frey und koͤnnen das, Bürgerrecht erlangen. Durch diefen Staatsgriff und durch dieſen Schat: ' ten der Freyheit halten Die obrigkeitlichen Perfonen die Sclaven in ihrer Pflicht, wel- che über dieſes die Vertrauten ihrer Herren find g). Doc dürfen fie fein Gewehr tragen, weil fie es, wie öfters gefchehen ift, misbrauchen Fönnten, Vor den Spa: Der unverföhnliche Haß der Peruaner gegen die Spanier, welchen ihnen ihr un niern verftechtebarmberziges Verfahren über ben Hals gezogen, bringt noch ein anderes Uebel hervor, Dergwerfe, welches feit ber Eroberung nicht aufgehöret ‚hat. Es machet nämlich, daß die verbor- genen Schäge und reihen Erztadern Die fie nur einander. unter ſich vertrauen, unbe— kannt, und folglich fo wohl den einen, als den andern, unnüg bleiben. Denn die In— dianer bedienen ſich berfelben nicht, fondern behelfen ſich mit ihrer Arbeit und recht fümmerlih,. Die Spanier glauben, fie bezauberten fie, und erzählen taufenderley His förchen, wie erſchrecklich Diejenigen umgefommen, welche einige entdecken wollen: zum Beyſpiele, man habe fie plöglic) tode und zwar erwuͤrget gefunden, es fey lauter dicker Mebel, oder aber Donner und Blitz um fie herum gewefen u, d. gl. Allein, man bat auf ihre Abentheuer wenig zu achten, weil fie eben fo leichtglaͤubig ſind, als Elei- ne Kinder, » So viel ift unter allen denfelben wahr, daß oftmals die Waſſer hervor: brechen , wodurch denn die Bergwerke uͤberſchwemmet werden, und erfaufen, ohne daß man deswegen zu übernatürlichen Urſachen feine Zuflucht nehmen darf. Indeſſen zweifelt doch niemand daran, daß nicht die Indianer verfhiedene veiche Gänge wüßten, die fie nicht anzeigen wollen, weil ihnen grauet, fie müßten darinnen arbeiten, oder auch, weil fie den Spaniern nichts gönnen. Diefes hat fich etlichemaal geäußert, in⸗ fonderheit bey dem berühmten Bergwerke des Salcedo, welches ihm von einer Judia⸗ nerinn entdecket wurde, die heftig in ihn verliebt war. Man darf fich nicht wundern, daß die Indianer mit denen ihnen bekannten Gold- und Silberadern fo geheim find, . meil fie allein die Mühe haben, das Erzt herauszubringen, und nichts davon zu ge: nießen. Sie allein aber find auch nur Dazu geſchickt, Die Negern hingegen unbrauch— bar, weil fie insgefammt in den Bergmwerfen umkommen. Die Sandeseingebohrnen find über diefes ftärfer vom Leibe und weit mehr zur Arbeic abgehärter, als die Weis Ben, welche ſich folcher Arbeit ſchaͤmen würden, und auch ſchon dadurch davon frey geſprochen werden, daß ſie Weiße ſind. Man will inzwiſchen doch, daß die India⸗ ner felbft dieſer befehwertichen Arbeit nicht gewachſen ſeyn wirden, wenn das Kraut Coca nicht ihre Stärfe vermehrete. Andere verfichern, fie trieben Zauberey damit, und mürfen eine Handvoll von diefem zerfaueten Kraute auf die Erztader, wenn fie | gar. £) Ka Barbinais le Bentil am angezog. Orte a, d. 164 u, f. S. in America VI Buch. V Cap. Ayr- gar zu hart wäre, da fi) denn das Erzegefteine fogleich und viel leichter in weit grö- Sitten der herer Menge abhauen ließe A). , 2 heutigenPe⸗ Es iſt, nach dem eigenen Geſtaͤndniſſe ber Spanier ſelbſt, unſtreitig, daß Dielen Bedruͤckungen die Anzahl der Landeseingebohrnen Einwohner in Peru, welcher ſich vor Urſache der der Eroberung auf viele Millionen belief , merklich vermindert habe, feit dem ſich die Verminde⸗ Spanier diefes Reiches bemächtiget, Die Arbeit in den Erztgruben hat das Jhriget > MERF veichfich dazu bengetragen: Infonderheit bie bey Buancabelica. Denn man verficher, BR ı daß, wenn fie nur eine kurze Zeit darinnen geweſen, das Dueckfilber fie dermaßen durch⸗ dringe, daß die meiſten ganz zitternd werden, und an der Lahmung gar ſterben. Die Tyranney und Graufamfeit der Eorregidoren und die Härte der Pfarrer hat auch) vie- fe bewogen, fih zu den benachbarten indianifhen Voͤlkerſchaften zu verfügen, die wei: tee im Sande hinein leben, und von den Spanien noch nicht unters Joch gebracht worden, Diele haben aus Verzweifelung Weib und Kind verlaffen, und find in die —— geflüchtet, um daſelbſt ſogar unter ben Thieren gerubiger und üungeplagter zu feyn 2). hr: * Frezier ſtellet uns bie Kleidung der Thaleinwohner nicht fehr unterſchieden von der gleidung der zu Quito und auf den Gebirgen vor, Mur tragen Die Frauensperfonen noch außer Thalleute. derfelben ein Stück Landzeuges von ſeltſam wermifcheten bunten Sarben, welches fie zumeilen gefalten über den Kopf nehmen, zumeilen aber auch wie bie leinene Meßkappe (Amictus) - auf die- Achfeln legen. An der Seefüfte aber haben fie es gemeiniglich, wie bie Chor: herren ihre Pelzkragen oder. Almutien auf den Aermen, Die Mannsperfonen fragen ftatt des Poncho einen Ueberrock, der wie ein Sad gemacht ift, deffen Aermel nur bis an den Ellbogen oben reichen. Die Yermel find nach der Eroberung erft hinzugefommen; denn vorher und in den Bildniffen der alten Hycae felbft find nur bloß zwey Söcher daran gewefen, die Yerme, durchzuſtecken, wie es zu Quito noch die Mode iſt. Fre— zier hat ſich die Mühe genommen, eines von diefen alten Bildniffen nach einem von den cuzeoifhen Indianern verfertigten Gemälde nachzuzeichnen. Er befehret uns auch, daß ungeachtet. ber Ausrottung der Meae, wovon man Ehrexbiethung in dem Abfchnitte der Unterfönige gelefen hat, dennoch eine Linie derfelben annoch übrig gegen einen geblieben ift, welche eines befondern Borzuges in Lma genießt. Das Haupt derfelben, Abkoͤnmling welches den Namen Ampuero führet k), wird von dem Könige in Spanien nice der Dean allein für einen Abfömmling der pernanifchen Kaifer erkannt; ſondern es giebt ihm auch feine katholiſche Majeftät daher den Titel eines Vetters und befiehlt dem Unter- fönige, ihm bey feinem Cinzuge in Lima gleichfam öffentlich zu huldigen. Diefes ges ſchieht auf folgende Art. Der Ampuero feset ſich mit feiner Gemahlinn auf einen Erker unter einem Thronhimmel; und der Unterfönig Täßt fein Pferd, welches zu die⸗ fer Ceremonie abgerichter ift, drey Kniebeugungen und alfo gleichfam fo viel Reverenze 2003 vor 5) Seesier am angef. Orte a. d. 352 ©. “get, wo er biefen Namen, als einen Geſchlechts⸗ ) Corregl am ang. Orte. UTh. IL Band a.d. namen angiebt, welcher von einem fpanifchen 327 ©, Relation de la Mer du Sud a. d.251©. Hauptmanne herfomme, bet fich mit einer Coya Man vergleiche damit, was Don Ulloa im oder königlichen Prinzefiin von dem Gebluͤte der IX Bande diefer Samml. a. d. 394 S. davon far Yneae vermaͤhlet habe. 478 | Reiſen und Entdeckungen Sitten der vor ihm machen. Go oft demnach ein anderer Unterfönig ins Sand koͤmmt: ſo ehret heutigen Pe· man annoch, obgleich nur durch Geberden, das Andenken der Oberherrſchaft dieſes ruaner . Kaiſerg, ben man fo unrechemaßig feiner Lander beraubet bat ). Der V Abſchnitt. Sitten, Gebraͤuche und Eigenſchaften der Creolen in Peru. Sitten der Ihre Religion; muß duch ſinnliche Dinge unter: Creolen. flüget werden. Scapnlierfeft. Feft St. Fran: — — eiſei· Andacht gegen den Nofenkranz. Ihre Gemuͤthsart. Meynung, die fie von ihrem Verſtande haben. Ihre Trägheit, Ihre Art zu eſſen. Gebrauch des Krautes Paraguay. Heirathen der Creolen. Abſchilderung ihrer Frauensperſonen. Ihr Sitzen. Ihr Tanzen und ihre Muſik. Deren Galanterie. Ihre Kleidung in den kalten Gegenden. Kleidung der Mannsperſonen. Ihre Bauart. Creoli⸗ ſche Soldaten. Macht, die der Unterkoͤnig auf⸗ ſtellen kann. Beſatzung und andere Truppen in Callao. E&% wir zu der zweyten Abfchilderung der Indianer ober der Abbildung der alten Pes ruaner fortfhreiten, koͤnnen wir der Neugier der Leſer einen Furzen Abriß von den Sitten, und Gewohnheiten derjenigen Art von fpanifchen Peruanern, oder Halbperuns nern nicht verfagen, welche ihren Urſprung von europäifchen eltern haben, und hier fo wie in allen andern europäifchen Pflanzftäten, ducch den Namen der Creolen oder Eriolen unterfhieden werden. Don ihrer Religion anzufangen, fo fehreiben ihnen Ihre Religion. Correal und Frezier die Eitelkeit zu, daß fie ſich für die beften Chriften auf der Welt halten. Zu der Zeit, da die Franzofen noch in dem Südmeere ihre Handlung frieben, vermepneten fie, füh Durch dieſen Titel vornehmlich von ihnen zu unterfcheiden. Ein Ehrift und ein Franzoſe war eine fehr gebräuchliche Nedensart unter ihnen, wels Ge einen Spanier und einen Franzoſen bedeuten follte. Unſere Reifebefchreiber aber wollen ihnen diefe Vollkommenheit ganz und gar nicht zugeftehen. Die Enthaltung vom Fleiſcheſſen wird bey ihnen dadurch fehr gemaͤßiget und erträglich gemacht, daß fie ſich dee Groſſura wie fie es nennen, bedienen. Diefe beſteht darinnen, daß fie Zungen, Köpfe, Gefhlinge, Eingeweide, Füße, Ohren und andere aͤußerſte Theile der Thiere an ihren Zefttägen immerhin effen. Des Gebrauches ver Maͤnteca oder des Schweinefhmalges und Ninderfettes zu gefehweigen, deſſen fie fich flatt des Deles und der Butter bedienen, Es ift bey ihnen Feine Gewohnheit, irgend einem Gottesdienfte außer der Meſſe beyzumohnen, Diejenigen, die über dry Meilen von der Pfatr— Ficche entfernet find, und die chriftlichen Indianer felbft, die nur eine Meile davon wohnen, haben die Befreyung, daß fie auch an denen Tagen fogar nicht einmal ſich bey der Meſſe einfinden duͤrfen, da ſie es doch nach den Kirchengeſeten verpflichtet mären. Ja, man bleibe fo gar zu Lima felbft aus der Pfarrkirche ‚ well fi) wenig be= mittelte Häufer finden, die nicht ihre eigene Capelle oder ihr Berhftübchen haͤtten, wors innen zur Bequemlichteit der Bürger Meſſe D) Seesiee am angef. Orte a. d. 357 S. gelefen wird m), In⸗ ms) Frezier Reiſe nach der Suͤdſee U Theil X Cap, a. d. zu S. — ER * in America. VIBuh. VCap. #9 Indeſſen nehmen fie doch äußerlich ein fehr anbächtiges Weſen an; unb wer fie Sitten der zum evftenmale fieht, und fonft von ihrer großen Sinntichkeit und übrigen Lebensart Creolen. nichts weis, der follte fie für die größten Heiligen halten, und für Seute anfehen, wel- pre Andads Andacht che glauberen, fie fönnten in der Andacht niemals zu viel thun. Dabey aber merket muß durch Eorreal an, daß es diefen Seuten faſt unmöglich fen, ſich vecht in wahrer Frömmigkeit finnliche Dins der Andacht zu ergeben, wofern fie nicht ſtets angenehme Mittel vor Augen hätten, ge untrrfiüget welche ihre Yufmerkfamfeit erwecketen. Diefen Mangel der Inbrunſt fhreibe er ihrer MF Er Unempfindlichfeit, und ihrer Sinnlichkeit zu. Er meynet auch, daß die Unmiffen: eit und Trägheit des Seibes und der Seele, worinnen fie fo gern leben mögen, und welche fie verhindern, fih mit Ernſte, ohne Beyhuͤlfe des Vergnügens, auf das Geberh und die Andacht zu legen, unzählige laͤcherliche und kindiſche Spielwerke rechtfertigen, des ven ſich die Mönche und die Jeſuiten felbft bedienen, ihnen die Andacht beliebt zu mas chen. Diefes giebt den Geiftlichen die Freyheit, alle Feſte der Kirche durch einen übers mäßigen Aufwand auf lächerlihe Schaufpiele und Borftellungen, auf Mummerenen, auf Feuerwerfe, und auf Limgänge, woben die Heiligen von Golde, Silber und Edels gefteinen bligen, feyerlich zu begehen, worinnen es denn ber eine Orden dem andern im⸗ mer zuvor zu thun fuchet n). Frezier hat ein Paar dergleichen Lächerliche Feyer mit angefehen und befchreiben, Das eine war das Scapulierfeft, welches die Mulatten zu Pifeo, der Maria vom Berge Carmel zu Ehren, begiengen. Dieſe guten Leute, far get er, find wie alle andere fpanifche Greolen, von taufenderkey wahren oder erdichteten Erſcheinungen eingenommen, fo daß fie ihren vornehmften Gortesdienft darein feßen. Das Feſt fing ſich den raten des Herbitmonates, Donnerftages Abends mit einer Feyer des fpanifchen Comödie, der mächtige Prinz betitelt, an, worinnen alle die ungebührliche Seapulierfe⸗ Bermifhung des Geifttihen und Weltlihen im höchften Grade vorkam, welche man ſtes ʒ dem verderbten Geſchmacke der Spanier nur immer vorwerfen kann. Es war in der That nichts laͤcherlicher, als die Auszierung des Schauplatzes hinten, deſſen Perfpectivs fpige ſich mit einem Altare endigte, auf welchem das Bildniß der Maria vom Berge Sarmel mit brennenden Wachskerzen umgeben ftund. Alle fpielende Perfonen fingen auch ihre Rolle Eniend mit einer an bie Mutter Gottes gerichteten Zueignung des Schaufpieles an. Aus biefer andaͤchtigen Anrufung hätte man fehließen ſollen, es würs de für die Zufchauer eine Erbauung im Ehriftenthume aus diefem Spiele zu gewarten ſeyn. Allein, nichts weniger; Indem fich die luſtigen Perfonen oder Picelheringe und bie übrigen Zwifchenredner allerhand Frechheiten berausnahmen und in ihren Worten faft nichts als lauter grobe oder doch merkliche Zoten mit. einfließen ließen. Des andern Tages wurde ein Stiergefecht angefteltet, wobey ein Meger fait fein Seben einbuͤßete. In der Sonnabends Nacht wurde eine Mummeren von leuten gehalten, die mit brens nenden Fichten, mie fonft die Faſtnachtsnarren, durch die Strafen liefen. Die vor nehmften Perfonen foßen auf einem Wagen und vor ihnen ritten etliche zu Pferde. Auf dem Wagen fah man einen im der Kleidung des Ordens St. Johanns von Gott, den man für einen wirklichen Mönch ausgab, Diefer tanzere darauf mit den umberftehene den Zrauensperfonen in eben. ſolchen Stellungen und mit fo vielem frechen Weſen, als die Negern aus deu Inſeln auf ihrem Feſte Bangala. Und dennoch erſchallete ber und n m) Correal am angef Orte I Theil I Cap. a. d. 14 ©, des IE Bandes 430 Reiſen und Entderfungen Sitten der Unſerer lieben Frau von Carmel (Nueſtra Sennora del Carmel) vielmals mitten unter Creolen. des Feſtes dem aͤrgſten Geſchreye und Gelächter und den groͤbſten Schimpf⸗ und Scherzworten gegen die Voruͤbergehenden. Sonntages Abends wurde des ſpaniſchen Dichters Moreto Comoͤdie von dem h. Alexis aufgeführet, die eben fo voller Ungereimtheiten und ſeltſa⸗ men Vorſtellungen iſt, als faſt alle ſpaniſche Schauſpiele zu ſeyn pflegen. Sie fuͤhreten auch noch andere Stuͤcke und Mummereyen auf, um den acht Tagen des Feſtes vol: lends ihr Recht zu thun 0). in Die Feyer des Feſtes des h. Franciſeus, welche Frezier zu üma mit anſah, war St . Franeiſci. weit vorzuͤglicher, und mit ſo wunderlichen Aufzugen und Vorſtellungen begleitet, daß man ein Mönch ſeyn muͤſſen, um fie zu erfinden, und auch fo eingenommen und verblendet, als ein pernanifcher Ereofe, wenn man das Lächerliche dabey nicht einfähe, ‚Das Feft nahm des Abends vorher mit einem Aufzuge der Facobiner den Anfang, welche in einem feyerlichen Umgange aus ihrem Klofter zu den Barfüßern giengen. Bey diefem Aufzuge trugen zehn Leute das Bildniß des heiligen Dominicus, welcyer bey feinem guten Freunde, dem heiligen Francifeus, "einen Beſuch abftarten wollte, Diefes Heiligenbild war mit Golde aufgepußer und mit allem’ bedecket, was die Kunſt nur von reichen Zeugen erdenfen kann. Es fihimmerte ganz von Fleinen filbernen Sternen, womit es überall behangen war, Damit man] es: defto weiter ſehen fönnte, So bald der Heilige Franciſcus vernommen hatte, was für Ehre ihm fein Freund anzufhun unferwegens wäre: fo Fam er ihm bis auf den großen Marke und alfo faft den halben Weg entgegen. Vor dem Thore des Pallaftes dafelbft macheten diefe beyden Puppen mit Kunftwerfen einander gegenfeitig große Complimente durch den Mund ihrer Kinder, melde zwar wohl das Geheimniß erfunden hatten, fie allerhand Geberden machen zu laſſen, aber doc) Fein Triebwerk erfinden koͤnnen, wo⸗— durch fie Worte hervorgebracht hätten. Letztgedachter Heiliger , der viel befcheidener und demüthiger, als fein Freund, feyn wollte, empfing ihn in einer fehlechten Barfuͤßerklei⸗ dung. Allein, bey aller dieſer ſcheinbaren Armuth glaͤnzete er doch in einem Bogen von Silberſtralen und hatte zu feinen Füßen fo viel goldene und filberne Gefäße lie: gen, daß achtzehn Männer unter der Bürde einer folchen Laſt von Schägen fait nie- derſanken. Vier Riefen von verfchiedenen Farben, ein Weißer, ein Schwarzer, ein Mulatte und ein Indianer, welche auf den Marke gekommen waren, um vor dem Aufzuge herzutanzen, empfingen diefe beyden Bilder bey dem Eingange in die Fran- eifcanerkicche. Diefe Niefen waren von Weiden geflochten und mit gemaltem Papiere überzogen. Wenn man aber ihre Geftalten, ihre Maſken, ihre Hüte und ihre Peruͤ⸗ fen recht anſah: fo waren es wirkliche Vogelſcheuchen: Mitten unter diefen Niefen, war der Terasque, eine Art von erdichtetem Wunderthiere , welches in einigen fran— zöfifchen Provinzen bekannt iſt. Dieſes Thier trug auf ſeinem Ruͤcken einen Korb, aus welchem eine Puppe heraushuͤpfete, und den Zuſchauern mit Tanzen und Spruͤn⸗ gen eine Luſt machete. Endlich begaben fie ſich in die Kirche unter einer großen Mens ge Wachslichter und Fleinen Engel zween bis drey Fuß hoch, die auf Tifchen als Pup- pen zwifchen fechs bis fieben Schuh hohen großen Seuchtern ftunden. Bey anbrechen- der Macht machete man ein Feuerwerk auf dem großen Plage vor.der Kirche, Es be; 0) Frezier am angef: Orte IV Cap. a. d. 247 ©. im America. VI Buch. V Cap. — beſtund daſſelbe aus drey Caſtelen, jedes acht bis neun Schuh breit, und funſzehn Sitten der bis ſechszehn Schub hoch. Auf der Spitze des einen ſtund ein Stier, und auf dem Creolen. andern ein siwe, „Die Kirchthürme waren mit allerhand buntfarbigen Flaggen und — Wimpeln geputzet, und mit vielen Laternen erleuchtet. Der Anfang geſchah mit etli— chen kleinen ſchlecht gebohreten Raketen. Darauf ließ man dicke Schwaͤrmer fliegen, deren einer fih in drey Feuerpfeile theilete, Die dann die Mitte einnahmen; und bie beyden Enden des Strickes ließen im Zwifchenraume zwo Fleine Kugeln von lichten Feuer, Endlich fuhr ein Reiter auf einem Geile von dem Glockenthurme herab und focht in der Luft gegen eines der Schloͤſſee. Man ſteckete fie an, und verbrannte nah und nad) ſo wohl fie, als die Riefen und das Wunderthier, bis zu lest alles in Aſche verwandelt worden. Des andern Tages hielt man eine lange Predigt und Muſck, wobey geifkliche Lieder in fpanifher Sprache gefungen wurden. Das Klofter wurde den Frauensperfonen eröffnet, die darinnen überall berumgehen durften; und des Abends wurde der heil. Dominicus in einer abermaligen Proceſſion wieder nad) Hauſe gebracht. Ob es nun gleich noch Tag war: fo ſteckete man doch abermal ein Freuden ⸗ feuer an, in welchem ein Rieſe an einem Striche herunterfuhr, um mit einem Cafiele und einer dreykoͤpfichten Schlange zu Fämpfen p). Man follte glauben, faget Correal, es verbieneten ſolche Spielwerke nur die Aufmerkfamfeit der gemeinen Leute und reizeten deren Andacht: allein, man irret ſich. Denn die angefebenften glauben, fehr fromm geweſen zu feyn, wenn fie die unter bie Blutigften Geißelungen der Bußfertigen gemifchten Spaße der Mönche und die lächerz lichen Narrenspoſſen aufmerkfam angeböret, welche gemeiniglich die Sittenlehre beglei- gen, die von den Pfaffen in ihren Predigten vorgebracht werden, Diefes zieht auch den Klöftern unfäglichen Keichthum zu; weil ſich die Creolen einbilden, alles, was bey diefen Gelegenheiten aufgewandt werde, geſchaͤhe, um Gottes willen; daher fie denn auch das, mas fie an diefen Tagen geben, Almofen nennen N): Wenn man ihre befondere Andacht genau unterfichet: fo feheint es, daß alles auf Andacht bey ihren Nofenfranz oder ihr Paternofter hinauslaufe. Man bethet ihn in allen Städten und dem Rofen: Marktflecken wöchentlich zwey⸗ bis dreymal öffentlich ; ferner bey den nächtlichen Umgänz Eranze, gen, oder mit feinen Hausgenoffen, oder auch für fich ein jeber befonders alle Abende, wenn die Nacht völlig eingebrochen ift. Einige ftelfen ſich dabey fo andächtig und it beünftig, daß man glauben füllte, fie wären in Entzuͤckung. » Ich Fam einesmal, er⸗ „zählet Correal r), zu einem von dieſen Berhbrüdern in Lima, Namens Anton Bes „laſco von Baranca, welchen ich in diefer angenommenen Erhebung des Geiſtes fand, „Seine Stellung war überaus poſſierlich. Große Augen ,. die auf einmal weit aufs „gefperret ‚und umbeweglich waren, darauf aber fih mit vieler Heftigkeit bewegeten, „pie eu dabey zugleich erhob uud wiederum niederfchlug, indem fie ihm fo hurtig im „Kopfe herumgiengen; Seufzer, die mit Gewalt aus ber hohlen. Bruſt herausgezo⸗ „gen wurden, und ſich Durch eine ſeltſame Bewegung Der Sippen endigten, welche mir „zu erkennen gab, daß er feinen Roſenkranz bethete. Denn er harte Ihn am a — han⸗ ) Frezier am angefuͤhrten Orte VI Cap. a. d. 9 Correal am ang. Orte a. d. i5 S. 266 ©. v) Ebendaf. a, d. 18 ©: Allgem, Reiſebeſchr. XV Sand, Ppp 48% Reiſen und Entdeckungen Sitten der „Hängen, und ſah von Zeit zu Zeit darauf, wobey er ſich wie ein Beſeſſener gebaͤrdete Ereolen. Ich habe mich oftmals, fährt er fort, bey Creolen befunden und von Gefchäfften „mit ihnen geredet, Sie unterbrachen aber die Unterredung wohl bundertmal, um „einige Geberher an ihrem Roſenkranze her zu murmeln, Indeſſen ließ mich die Rich: „tigkeit, womit fie auf meine Fragen antworteren, doc glauben, daß fie auf ihr Dex „hen gar Feine Achtfamfeie hätten, fondern ihre Andacht vielmehr ganz mechaniſch „waͤre „. Die Ordensleute fragen das Paternofter öffentlich. am Halfe, die Weltlichen aber unter ihren Kleidern. Ihr Vertrauen auf diefe andächtige Erfindung des h. Do» minicus Gufmans ift bey ihnen fo ftarf, daß fie ihre Seligfeit darauf gründen, und ohne Zweifel lauter Wunderwerfe davon erwarten, weil ihnen alle Tage fo viel Maͤhr— chen davon zu Ohren fommen, und ein jeder durchgehends bey Verrichtung diefer Anz dacht ſich einen guten Erfolg feiner Gefchäffte vorſtellet. Das artigfte aber, und was man faum glauben dürfte, ift, wie Frezier öfters beobachtet, diefes, daß fie die Herbes thung des Rofenfranzes auch zu ihren verliebten Gängen beförderlich achten. Des Berges Auf den Roſenkranz folge die Andacht des Berges Carmel, wovon die Mönche Carmel und der Barmherzigfeie eben fo vielen Mugen ziehen, als die Dominicaner aus der vorber- der zubehe gehenden. Hernach koͤmmt die unbefleckte Empfaͤngniß. Diefe haben die Francifcaner nip Empfäng un Jeſuiten in folche Hochachtung gebracht, daß fie beym Anfange aller, auch nur h gleichgültigen, Dinge und Handlungen immerzu voran ftehen muß. Man fänge nicht an zu effen, man fteht nicht vom Tifche auf , man zuͤndet des Abends nicht die Lich— ter an, ohne dabey mit Nachdrucke zu fagen: „Gelobet fey das allerheiligfte Sacrament „des Altars und unfere liebe Frau, die h. Jungfrau Maria, welche ohne Mafel und „Erbfünde gleich von dem erften Augenblicke ihres natürlichen Wefens an (defde et „primero inftante de fu fer natural) empfangen und gebohren werden, In den Kirchenlitaneyen ſetzet man hinzu: absque labe concepta. Kurz, diefer Sag muß über: all herhalten, wo weder Erbauung noch Unterricht für die Gläubigen ift, und der auch zu dem Weſen des Chriſtenthumes nicht gehörer. Die Ereolen Es find aber die Creolen in Peru nicht nur äußerft Teichtgläubig, fondern auch find ſehr aber: Höchft abergläubig. Sie hängen neben dem Roſenkranze am Halfe auch Avillas, eländig. welche seine geroiffe Art von Meercaftanien find, und noch eine dergleichen Frucht Chonta genannt, die einer Birne ähnlich ift, nebft Mufcatennüffen und andern ders gleichen Amuleten und Gegengiften an, um ſich dor den Heren und der böfen Luft zu ver- wahren; denn fie glauben ſtark, daß es ſolche Unholden noc unter den Indianern und Ketzern gebe, welche Menfchen und Vieh bezaubern koͤnnten. Das Frauenzim: mer hat die alberne und lächerlihe Mode, daß es um ihre Halsketten herum noch andere folche Amuleten trägt. Diefe find ungepraͤgte Medaillen und eine ganz Kleine geweihere Hand von ſchwarzem Agate oder auch von Feigenholze, Zigbo genannr, die etwan den vierten Theil eines Zolles breit iſt, woran alle Finger eingedrücer find, und nur ber Daum in die Höhe ſteht. Durch die eingebildere Kraft dieſer Anhängfel vermeynen fie die Krankheit abzuhalten, die fie von denjenigen zu befommen fürchten, welche fie ftarr anfehen und ihre Schönheit bewundern; daher fie denn folches auch das Augenübel nennen. Den Kindern wird deswegen ein noch größeres Bündel angehängt, Diefer Aberglauben ift allen durchgängig gemein. Es herrſchet aber noch ein anderer faſt allgemeiner Aberglauben , welcher von weit größerer Wichtigkeit ift, indem im America. VIBuh. VEap. 483 indem er auf nichts geringerers, als die Vermeidung ber ewigen Höflenftrafen, gebt, Sitten der Diefen vermeynen fie dadurch zu entrinnen, daß fie fich noch bey ihren Sebzeiten eine Mönchs Creolen. kleidung anfchaffen, um darinnen zu fterben, und begraben zu werden, Denn die — che haben ihnen die Einbildung beygebracht, ſie wuͤrden in einer ſo heiligen Kleidung ohne die geringfte Schwierigkeit in den Himmel gelaſſen. Ueberhaupt tragen fie eine große Ehrerbiethung gegen die Mönchskleidung ; und ein Menſch der viele Mifferhaten begangen bat, glaubet, er fen vortvefflich mit der Kirche Deswegen ansgeföhner, wenn er die Mefle angehöret und nad) Endigung derfelben die Ehre gehabt hat, den Rod des h. Franciſcus ober den Yermel eines Dominicaners zu kuͤſſen. Sie bilden fich ein, großen Ablaß dadurch zu bekommen, und die Bertelmönche fo gar tragen Fein Be— denken, die Leute mitten in der Andacht ihr Heiliges Ordensgewand kuͤſſen zu faffen. Die Keligiofen haben noch ein anderes Mittel erdacht, die leichtgläubigen Neichen um ein Theil ihres Vermögens zu bringen; indem fie folche beredet, je näher fie fih am Als tare begraben ließen, deftomehr würden fie der Vorbitte dev Glaͤubigen theilhaftig. Es laſſen ſich auch viele dadurch fangen; und Frezier verſichert, er habe etliche Tage vor ſeiner Abreiſe von fima ſelbſt noch zween Buͤrger davon ſo verſichert geſehen, daß ein jeder fechstaufend Piafter gegeben, damit er nur In dem Beinhaufe der Auguftis ner diefer Stadt begraben liegen möchte, Es ift daher nichts ungewöhnliches, daß fie ihre nächiten Blutsfreunde um anfehnlihe Summen, ja zumeilen um ihr vechtmäßiges Erbe bringen, und ſolches ber Kirche und den Klöftern vermachen, welches denn bier im Sande feine Seele zur Erbinn einſetzen beißt 9. Ueber dieſes ſetzen fie ein überaus großes Vertrauen auf die Bullen, welche der Kalten viel Heilige Vater Pabft jährlich nach America ſchicket. Diefe Bullen enthalten Befrey⸗u * paͤbſt⸗ ungen, Ablaſſe u. d. gl. und es wird damit ein großer Handel in diefem Sande getrie- ichen Bullen. ben, wovon die Geiftlichen , vermittelſt einer gewiſſen Abgabe, die fie dem Pabſte und dem Könige davon bezahlen, einen großen Gewinnſt ziehen 2). Die Verehrung der Bilder wird von ihnen bis zur Abgötterey getrieben. Man ſieht, daß fie diefelben in ihren Haͤuſern ſorgfaͤltig ausputzen und ſchmuͤcken, und je— dermann vor fie riet, ihnen zu räuchern. Die Bettelmoͤnche welche allen Fleiß an⸗ wenden, das gemeine Volk zu narren, und ihnen ein Amofen abzuzwingen, fragen fie zu Fuße und zu Pferde, in großen Rahmen unter einem Glaſe, auf den Gaſſen herum, und geben fie ben Vorbengehenden gegen eine gewiſſe Erkenntlichkeit zu kuͤſſen. Die Geiſtlichkeit und vornehmlich die Moͤnche nehmen ſich aus Eigennutz oder Dumm⸗ heit nicht die Muͤhe, dieſe einfaͤltigen Leute eines beſſern zu belehren, ſondern misbrau— chen vielmehr deren Leichtglaͤubigkeit. Bey dieſem Gewinnſte treiben ſie auch noch Gewerbe und allerhand Kaufmannſchaft, üben auch wohl allerhand Ränfe und Dies besgriffe aus, damit fie fo viel eruͤbrigen, daß fie jeder eine Frauensperfon halten koͤn⸗ nen. Machet man ihnen deswegen einen Vorwurf: fo antworten fie, ihr Kiofter gas de ihnen nur Eſſen und Trinken; fie konnten alfo nicht ohne den Beyftand einer gu⸗ ten. Freundin (eben, die für ihre anderen N ſorgete. Dieſes BERLIN pp 2- e⸗ s) Dejar fu alma heredera. Frezier am angef. Orte VI Cap. a. d. 269 ©. und X Cap. a. d. 312 u. f. ©. Correal am angez · Orte a. d. i9 und 13 ©. HCorreal ad. 20 © N 484: Reifen und Entdefungen Sitten der Seben iſt auch die Urfache, daß fie fat nichts ftubieren. Die meiften verfiehen nicht Errolen. einmal das Satein in dem Meßbuche; und fie würden nicht im Stande feyn, die Meffe zu lefen, wenn fie dasjenige erflären müßten, was fie herfageten =). Ihre Leibes⸗ Die Creolen ſind von einer weit ſtaͤrkern Leibesbeſchaffenheit und befinden ſich viel — gefünder, als die Spanier, welche aus Europa kommen, und fih nur erft nach und e emuͤths ach zu der Suft in Peru gewöhnen x). Was ihre Gemüthsart und ihre Neigungen bes - eriffe, fo wird man bey ihnen, fü wie bey andern Nationen, böfes und gutes durch einz ander antreffen. Es läßt fich mit denen von der Puna, das iſt aus den peruaniſchen Gebirgen, recht gut umgehen, Es giebt unter ihnen vedliche und wacere Gemürber, die großmuͤthig und dienftfertig find, vornehmlich wo ein Ruhm dabey zu erjagen ift, und fie ihre Großmuth erweifen Fönnen, welches bey ihnen Punto heißt und mit dem franzöfifchen Point d honneur überein koͤmmt. Die meiſten bilden fich recht viel Dar: auf ein, als auf eine Sache, wodurch fie über andere Nationen erhaben, und welche von der Reinigkeit des fpanifchen Geblütes und des Adels zeuge, deffen fie fich auf alle Weife ruͤhmen. So gar die armften und fehlechteften Europäer, fo bald fie un- ter die Indianer, Megern, Mulatten, Meftizen und anderes vermifchtes Blut kom— men, werden fo gleich zu Edelleuten. Dieſer eingebildete Adel treibt fie gemeiniglich am ftärfften an, etwas gutes und lobenswürdiges zu thun. Man finder viele unter ihnen, die fehr gaſtfrey find, vornehmlich auf dem Sande, welche die Fremden großmuͤ⸗ thig aufnehmen und ohne einige Vergeltung lange Zeit bey ſich behalten y). Ob fie gleich die eigentlichen Spanier haffen und verachten, weil ſolche ihren nicht beffer be- gegnenz fo erweifen fie doch denfelben bey Gelegenheit viel Gutes. Correal hat mit Vergnügen gefehen, daß einige ſolche Cavalleros oder adliche Creolen oftmals auf ben Heerftvaßen gleichfam umber gezogen, um zu fehen, ob fie feine arme Reifenden anträfen. Fanden fie nun welche: fo hielten fie diefelben bis an den Drt frey, mo diefe Reifenden bingiengen, und bejahleten auch oftmals wider ihr Wiffen die Fracht für ihre Reife 2). Auf folche Art thun die mittelmäßigen Kaufleute aus Bifcaya und an- dere europäifche Spanier mit fehr wenig Unfoften große und meite Reifen. Meynung, Was ihren Verſtand uͤberhaupt anbetrifft, ſo geſtehen alle Reiſebeſchreiber ſolchen die fie von ihe den Creolen in Kma und den Thälern zu. Sie find auch zu allerhand Wiſſenſchaften J ae munter und aufgeweckt genug. Die auf den Gebirgen haben etwas weniger Geſchicke e haben. nd Sebhaftigkeit: fo wohl diefe, als jene aber Halten fich für weit verftändiger und witziger, als die europäifchen Spanier, die fie unter fih nur Cavallos oder dumme Dchfen nennen, Diefes mag vielleicht aus einer Antipathie herruͤhren, welche unter ihnen zu herrſchen nicht aufhoͤret, ungeachtet ſie unter einerley Regierung leben. Eine der vornehmſten Urſachen dieſer Abneigung kann wohl ſeyn, daß ſie die Fremden be— ſtaͤndig in den wichtigſten Staatsbedienungen ſehen muͤſſen, und daß dieſe Auslaͤnder auch den fhönften Theil der Handlung in ihren Händen haben, welches denn niche ohne Eiferſucht bey ihnen abgehen Fann, ie Haben feine große $uft zum Kriege, Die «) Sessier am angef. Orte X Cap. a. d, 319 N Srezier am angef- Orte XI Cap. a. & S. 26 S uf. } 3 x) Correal am angef. Orte a. d. 25 6, 2) Correal am angef. Orte a. d. 22 ©. in America. Vl Buch VE 485 Die Weichlichkeit und Bequemlichkeit, worinnen fie beftändig leben, machen, daß fie fih Sitten der vor allem demjenigen fehenen , wodurch fie um ihre Nude Fommen fönnten. Doch wagen Ereolen. fie fih ganz willig zu Lande auf weite Reifen. Ein Weg von vier bis fünfhundert Mei: len, über rauhe Gebirge, durch Wüfteneyen ; und bey magerer Koft, halt fie davon nicht zuruͤck, wenn fie ſolche aus Meugier oder zur Luft unternehmen, e Sn der Kaufmannfchaft find fie eben fo ſchlau, und abgerichtet, als die Europäer. IhreTraͤgheit. Weil ſie aber gern wolluͤſtern und muͤßig gehen, auch die Hand nicht einmal anſchlagen moͤgen, wofern nicht ein ſehr großer Gewinnſt zu machen iſt: fo bereichern ſich die Bif cayer und andere europäifche Spanier viel eher, als fi. Selbſt die Handwerfsleute, die doch bloß von ihrer Arbeit leben muͤſſen, pflegen ihre Gemächlichfeit fo wohl, Daß fie ſich des Nachmirtages allemal einen Schlaf belieben laffen, den fie Is Siefta nennen, Das her koͤmmt es, daß, weil fie den fchönften Theil des Tages auf dem Faulbette liegen, fie nur halb fo viel verfertigen, als fie wohl Fönnten, und folglich alle Arbeit erfchrecklich theuer machen. Man follte faft denfen, das Sand bringe ein ſolch faullenzendes und verzärteltes $eben mit fich, weil es allzu gut ft, Denn man fieht es an Denen, welche in Europa der Arbeit gewohnt gewefen, daß fie in kurzem dafelbft eben fo träge und nachläßig werden, als die Creolen felbft ), Diefe Trägheit, oder wiees Correal lieber nennen will, dieſe Un— empfindtichEeit und diefer Stolz der Creolen geht oft fo weit, daß fie das Maul nicht auf thun mögen, und daß man viel Mühe hat, und es viel Weſens brauchet, che man ein Wort von ihnen herausbringen kann. Sie antworten nur durch ein Zeichen mit dem Ko⸗ pfe oder mit dev Hand, wenn fie glauben, daß man ihres Umganges nicht würdig iſt; und wenn fie es ja nod) für guf befinden, zu reden, fo fhleppen und zerren fie die Worte oder fagen fie auch nur halb 2). Ueberhaupt find die Creolen eines gefegten Wefens, und bleiben ftets bey ihrer Ernft- Ihre Art zu baftigfeit. Raͤuſche im Weine trinken fie ſich nicht: effen aber begierig, und unveinlich, eſſen. gemeiniglich portiong weife, wie die Möndye, Bey einer Gaſterey feget man vor einen jeden von der Geſellſchaſt verfchiedene Schüffelchen mit allerhand Raguts; die fie hernach ihren Bedienten und ben übrigen Umftehenden geben, welche nicht mit zur Tafel gehören, under dem Vorwande, es müffe jedermann an dem Schmaufe Theil haben, und mit Iu- ſtig ſeyn. Frezier erzäglet, wenn die Creolen zuweilen auf fein Schiff gefommen, dafelbft zu fpeifen, und ihnen auf franzoͤſiſche Art, die Gerichte nach der Kunft und Ordnung in großen und Fleinen Schüffeln vorgefeger worden: fo hoben fie folche vielmals auf, und gas ben fie unverfehämter Weife ihren Sclaven, auch wenn bie Speifen öfters noch nicht einz mal angerübree gewefen, Weil aber die franzöfifchen Schiffsleute zu höflich oder zu blöde waren, ihnen biefe Unhoͤflichkeit vorzuruͤcken: fo ließen Doch die Köche, denen ihre alfo ver: geblich gebabte Mühe wehe thar, folche Unart nicht ungeradelt. Die Eresten in Peru be- dienen fich Feiner Gabeln , welches denn eine andere Duelle dev Unreinlichkeit if. Siemüf fen fi) daher allemal nad) der Mahlzeit unfehlbar wafchen ; und diefes thun fie alle zuſam⸗ men aug einem Deren. Ungeachtet fie nun insgefammt bineinfangen, und eine garftige Lauge machen: fo efelt ihnen doch nicht, auch fo gar den Mund und die &ippen mit fol- chem beſudelten Waſſer zu reinigen, Sie wuͤrzen * Fleiſch ſehr ſtark mit Agy oder in pP 3 dio: 4) Frezier am angef. Orte, a. d. 328 ©. 5) Torreal am angef. Orte, a. d. 19 ©, 486 | Reifen und Entdeckungen Sitten der dianiſchem Pfeffer, welcher ein fo beißendes Gewürz iſt, das ein Fremder faſt unmöglich Ereolen. Gebrauch des davon Foften fann, Moch ſchlimmer und widerwaͤrtiger aber ift der talchhafte Geſchmack des Fettes in allen ihren Bruͤhen. Uebrigens verftehen fie die Kunft, ganze große Stüden Fleiſch zu braten, gar nicht, weil fie felche nicht beftändig umdrehen, wie in Europa ; da⸗ ber fiees fehr bewunderten, als ihnen dergleichen Stücfe vorgefeger wurden. Sie effen zwey⸗ mal des Tages; einmal des Morgens um zehn Uhr, und hernach des Abends um vier Uhr, welches zu Lima für die Mittagsmahlzeit gile; und um Mitternacht feget es noch ei» ne Falte Küche. Den Tag über bedienen fie fich haͤufig des Krautes Paraguay, welches von etlichen Krautes Pa⸗ Se, Bartholomäuskraut genannt wird, und wir in einem andern Abfchnitte befchreiben raguay. Heirathen der Creolen. werden. Anſtatt, daß ſie das davon gefaͤrbte Waſſer beſonders trinken ſollten, wie wir es bey dem Thee thun; ſo werfen ſie dieſes Kraut in eine mit Silber beſchlagene Schaale von Calebaſſen, welche fie Mate nennen, thun hernach Zucker hinein, gießen heiß Waſſer darauf, und trinken es ſo geſchwind, ehe es ſich faͤrbt, weil es ſonſt ſo ſchwarz, als Dinte wird. Damit einem aber nicht die oben ſchwimmenden Blätter in den Mund kommen: fo bedienen fie fich eines filbernen Röhrchens, an welchem unten ein mit vielen Löchern vers fehener Kopf oder eine Flafche ift, wodurc) denn das Kraut abgehalten, und der Tranf durch das oberfte Ende ganz dünn und rein eingefogen wird, Man trinkt im Kreife ber um, alle aus eben dem Röhrchen, welches Bombilla genannt wird, und man gieße nur allemal von neuem fiedend Waffer auf das Kraut. Anſtatt des Röhrchens fondern auch ei⸗ nige, vermittelft eines filbernen Durchfchlages, den fie Apartsdor nennen, das Kraut von dem Waffer. Wegen des Efels, faget Frezier, den die Franzofen bezeugeten, nad) „allerhand Leuten, in einem Sande, mo die anftefende Venusſeuche fo gemein ift, aus eir „nem und eben demfelben filbernen Röhrchen zu trinken, find die gläfernen Pfeifen aufge „eommen, deren ſich ein jeder fin ſich bedienet, Seinem Geſchmacke nad) ijt übrigens diefer Tranf beffer, als der Thee, umd hat einen ziemlich anmuthigen Grasgeruch, Die $eute des Landes find dermaßen daran gewoͤhnet, daß fich fo gar die alleraͤrmſten deſſen des Tages wenigftens einmal beym Aufftehen bedienen c). Fragen die Creolen ja eben nichts nach dem Weine: fo find fie dem Frauenzimmer | defto mehr ergeben. Sie weichen in verliebten Handeln feinem Volke. Dieſer Seiden» ſchaft opfern fie den größten Theil ihres Wermögens willig auf, und da fie fonft in allen andern Fällen ziemlich geizig find, fo find fiedoch gegen die Srauensperfonen vecht verſchwen⸗ deriſch. Damit fie aber auch bey ihrem wollüftigen Wefen Die Freyheit behalten, und ih» nen diefelbe nicht Dadurch gefränfer werde, daß fie an eine einzige Perfon auf immerdar ges Enüpfer find: fo heirathen fie felten förmlich vor dem Angefichte der Kirche, fondern verehe⸗ lichen ſich insgemein, um nach ihrer eigenen Art zu reden, hinter der Kirche 4); das iſt, ſie leben meiſtentheils in einer, ihrer Meynung nach, ehrbaren Kebsehe, die bey ihnen gar Fein Aergerniß giebt. Ja, es iſt vielmehr eine Schande, kein Amancebada zu ſeyn, das ift, Feine Siebfte zu unterhalten, die für ihn allein fey. Doch müffen fich ſolche eben fo getreu, als in Europa die rechten Frauen gegen ihre Männer aufführen. Es begiebt ſich auch fehr oft, daß verheirarhete Männer von ihren Weibern abgeben, und ſich an hal- m be ©) Frezier am angef. Orte, a. d. 329 und fi. S. Detras de la Yglefia, < im America. Vl Buch. VCap. 487 be oder gar an ganze Mobrinnen hängen, wodurch manchmal eine Unordnung in den Sa- Sitten der milien entfteht. Die Priefter und Mönche haben felbft dergleichen Rebsweiber, und ma- Creolen. chen ganz fein Wefen Daraus, Die Seute ftoßen fich auch nicht daran, außer, wenn fich etwan eine Eiferſucht ereignef, weil die Geiftlichen ihre Buhlſchaften zuweilen mehr auf: putzen, als andere, woran denn die halben Mohrinnen öfters kenntlich find. Verſchie⸗ dene Biſchofe thun jährlich) auf Oſtern diejenigen, welche in ſolcher Kebsehe leben, in den Bann, Allein, weil es ein durchgaͤngiges Uebel iſt, und die Beichtoäter felbft in folcher Berdammniß ftehen: fo verfahren fiein diefem Puncte eben nicht allzuftrenge. Die Mön- che entgehen der Strafe auch, Denn, weil fie nicht free Leute finds fo halt man fie auch nicht für förmlich Amancebados , und es Heißt überdem, fie Härten die Abſicht nicht da⸗ bey. Kurz, dieſe Mode iſt fo eingewurzelt, fo bequem, und durchgehends fo angenom⸗ men, daß fie fehmerlich wieder abzubringen feyn möchte, Die fpanifchen Gefege fheinen fie fo gar gut zu heißen. Denn die natürlichen Kinder erben faft eben fo viel, als die ches lichen, fo bald fie nur von ihren Vätern dafür erkannt find; und es hafter auch auf ſolcher Geburt Feine Schande, tie bey uns e), Das Frauenzimmer in Peru ift zwar nicht fo gebunden, als die Spanierinnen in Abſchilderuns Europa : jedoch ift es eben nicht ſehr gebräuchlic), daß fie des Tages ausgeben, außer ‚zu ihrer Frauens⸗ einem Spaziergange, und man hat wahrgenommen, daß fie es in den großen Städten Perlonen. felten zu Fuße thun. Bey einbrechender Nacht aber haben fie die Freyheit, ihre Befuche da abzuftatten, mo man fie nicht vermuthet. Die Blöveften am bellen Tage, find die Keckſten bey ver Nacht. Sodann verhüflen fie das Geficht mit dem Rebos oder Mans tel, fo, daß fie. nur die Augen frey behalten, damit man fie nicht erfennen koͤnne, und füz chen ihre Buhlſchaften, wie anderwaͤrts freche Mannsperfonen, im Dunfeln auf, Sie wenden fo gar felbft Geld darauf, wenn nur ein Menſch das Glück hat, mit gewiſſen Ei- genfehaften begabt zu feyn, welche die Natur nicht alten verliehen hat, Die Peruanerin- nen, die fich beruͤhmen, es einer Mannsperfon gleich am Gefichte anfehen zu Fünnen, thun bey einem Menfchen von ber Art, die erften Schritte, und fommen ihm mit ihrem Antras ge zuvor Allein, alsdann büßet er ftets feine Gefundheit dabey ein, wo nicht gar fein Leben, faget Correal f). : | Ihre Lebensart zu Haufe ift diefe, daß fie laͤngſt der Wand hin, auf Küffen figen, Ihr Sigen. und die Beine auf einer mit türfifchen Teppichen bedeckten Erhöhung über einander ges fhrenfet haben. Auf folche Art bleiben fie den ganzen Tag figen, ohne ſich von der Stel» Te zu bewegen, auch nicht einmal Effens halber. Denn es wird ihnen folches auf denen Fleinen Kaſtchen, die fie allezeit neben ſich ftehen Haben, um ihre Arbeit hinein zu legen, befonders angerichtet. Daher befommen fie einen fehweren und unangenehmen Gang, als wenn fie nicht vecht fortfönnten. Die obgedachte Erhöhung oder Eſtrada, ift in Peru, fo, wie in Spanien, ein Auftritt, fechs bis fieben Zoll hoch, und fünf bis ſechs Schub breit, insgemein an der einen ganzen Seite.des Pußzimmers. Die Mannsperfonen hin⸗ gegen figen auf Lehnſtuͤhlen; und es muß ſchon, eine ſehr vertrauliche Freundſchaft feyn, wenn fie auf die Eſtrade Dürfen, Man e) Ehendaf. a. d. 332 ©. ) Correal am angef, Orte, a.d.23©. 488 Reiſen und Entdeckungen Sitten der Man beſuchet die Frauenʒimmer zu Hauſe eben fo frey und vertraulich, als in Frank⸗ Creolen. reich. Sie bemühen ſich, eine Geſellſchaft ganz angenehm zu empfangen, und vertrei— — ben ihr die lange Weile mit Spielen auf der Harfe oder Guitarre, worinnen fie zugleich Ihr Tanzen —. ü Ä 4 5 ee an ihre Mufik, fingen. Erſuchet man fie denn um einen Tanz: fo find fie Dazu willig, und machen es recht artig. Doch ift ihre Ark zu tanzen faft ganz anders, als die franzöfifche. Denn da die Srangofen viel von geſchickter Bewegung der Aerme und auch wohl des Hauptes halten: ſo laſſen die Ereolinnen hingegen bey ihren meiften Tanzen die Aerme binunter hangen, oder ſtecken fie auch unter ven Mantel, den fie um haben, daß man alfo nichts, als die Beu— ‚gungen des Leibes, und die hurtige Beweglichfeit der Fuͤße ſieht. Bey vielen ihren figu— rirten Tänzen legen fie den Mantel ab: die Manieren und Annehmlichkeiten aber, die fie dabey machen, und mit einmengen, find mehr Handlungen, als bloße Geberden. Die Mannsperſonen tanzen meiftens auf eben die Art mit ihren langen fpanifchen Degen, des en Spige fie vorn mit der Hand anfaflen, damit fie ihnen in Springen und Beugen nicht Hinderlich fallen, welches manchmal fo tief ift, Daß man es für einen Fußfallanfehen möch- fe. Unter andern haben fie einen gewiſſen Tanz, Sapateo genannt, der bey ihnen fo viel als ein Menuet ift, aus drey Achteltacten befteht, und bey welchen fie mitden Ferfen, und dann wieder mit dem Bordertheile des Fußes auf den Boden ftampfen , auch erliche Schrit- fe und Eoupees vorftellen, ohne daß fie Doch viel aus der Stelle fommen, Shre Mus ſik auf der Harfe, Viguela und Bandola, als denen faft einzigen Inſtrumenten, die im Lande gebräuchlich find, iſt ebenfalls nicht gar befonders, Es find aber die beyden letz— tern eine Art von Guitarren, außer daß die Bandola einen fcharfern und färfern Ton bat, Ihre Galante⸗ Die Annehmlichkeiten, welche die Creolinnen durch die Erziehung bekommen, ſind tie um fo viel liebreizender, weil fie faft alle huͤbſch ausſehen. Sie find insgemein ziemlich liebEofend und fhmeichelhaft, haben eine ſchoͤne Gefichtsfarbe, die aber wegen des ftarfen Gebrauches der Schminfe Golimang), die ein präparirtes Spießglas ift, Feine lange Dauer hat, Sie haben lebhafte Augen; und ihre Gefpräche find wigig und aufgeweckt. Frezier ſetzet binzu, fie liebeten eine ungezwungene Galanterie, und führeten fich dagegen mit Berftande, manchmal auch mit folchen Geberden und Wefen auf, daß man es für.eis ne halbe Frechheie halten follee. Man darf nicht befürchten, daß fie mit einem zürnen werden, der etwas frey, und auf folche Art mit ihnen feherzet, welche ein ehrbares Srauen- zimmer fonft übel nehmen würde; fie haben vielmehr ihre Ergöglichfeit darüber, wenn fie auch gleich nicht gefonnen find, in etwas fehlüpfriges zu willigen, indem fie folches für das größte Zeichen halten, das man ihnen von feiner Verliebung geben koͤnne. Sie dans fen einem alfo noch für die Ehre, dieman ihnen durch folche freye Anträge erweiſt, anſtatt böfe Darüber zu werden, als ob man von ihrer Tugendeine fhlechte Meynung hegete ). Da: Her fehreibt fa Barbinais: „das ſchoͤne Geſchlecht ift in diefem Sande von einer unbändigen „Frechheit, und macher ſich einen Ruhm aus der freyen Lebensart. Sch Fönnte, ohne „Vergrößerung, von den peruanifchen Srauensperfonen das fagen, was ein berühmter Poet „von denen in Stanfreich ſaget, wobey er aber die Sache ein wenig übertreibt ; „Noch 2) Dieſes und des Ulloa Zeugniß widerſprechen nicht viel Spießglas verthan, weil ſich die Creolin⸗ Dermelins Berichte, wenn er in feiner Geſchichte nen nicht ſchminketen. der americanifchen Seeraͤuber verſichert, es wuͤrde 4) Frezier am angef. Orte, a. 8.334 u. f ©, in America. VI Buch. VCap. — Noch ſind wohl dreye keuſch, die ich Leicht zählen koͤnnte; Sitten der „und doch wuͤßte ich nicht einmal, mo ich ſie finden follte , wofern es nicht einige von denen Creolen. . „Srauensperfonen wären, von melchen Juvenal ehemals; fagete : Cafta eft, quam nemo „rogavit, Alle Gefpräche handeln bey ihnen nur von folchen Materien , welche Die allerlüs „derlichften niche ohne einige Schamroͤthe berühren. Ein junger Menfch weis dafelbit nicht „recht zu leben, und gilt nichts, wofern nicht alle feine Worte , ich will nicht fagen, zwey⸗ deutig ſondern ganz deutlich und unverblühme find. Eine grobe und wenig feine und, „härtliche Siebe veißt dafelbft den Titef einer ſchoͤnen Leidenſchaft an fichz, und: Die Unzucht „und ber Eingennutz find die Gottheiten , welche das Srauenzimmer dafelbft anbethet. Man ahlet in &ima über fechshundert Käufer, wo nichts weiter fehler, als daß nur noch eine „Tafel aushinge, um es den Vorbeygehenden zu melden. Alles wird geduldet; und das „Was wird man davon fagen? welches andermärts noch ein Zaum iſt, den die Gewohn⸗ „beit oder die Gefege anlegen, ift bier unbefannt oder verachtet. Eine Frauensperſon, „die den wi: hat, daß fie recht ehrbar fey, das ift, deren Galanterie nicht fo öffentlich be⸗ kannt iſt, ſchaͤmet ſich nicht, einen vertrauten Umgang mit ſolchen Frauensperſonen zu „unterhalten, die durch den Namen ihrer Siebhaber eben fo befannt find, als durch ihren „eigenen„2). Ihr fiebreizendes und verführerifches Weſen aber rühret insgemein mehr aus Geldgeize , als aus einer Neigung ber, Sie Haben die Kunft recht ausftudieret,, ſich derjenigen Schwachheit zu Nutze zu machen, die man gegen ſie heget, und einen Men⸗ ſchen zu beſtaͤndigen und oftmals recht albernen Geldverſchwendungen zu verleiten. Ja, ſie ſuchen recht eine Ehre darinnen, viele Kebhaber um alles das Ihrige gebracht zu haben. Die ſich aber von ihnen beſtricken laſſen, haben nicht nur dieſes Ungluͤck, ſondern buͤßen auch ihre Geſundheit dabey ein, die man um ſo viel ſchwerer allhier wieder erlangen kann, teil ſich die Einwohner dieſes Landes aus der $uftfeuche nichts machen, und ungeachtet Ders felben das höchfte Alter erreichen können; über biefes auch wegen der wenigen Aerzte, nicht viel Gelegenheit zur Wiedergenefung da ift. Ein Fremder kann alfo in folchem Falle nur zu einigen alten Weibern feine Zuflucht nehmen, welche eine Scheineur mit Sarfaparilla, Pappelntranfe, und andern Kräutern des Sandes vornehmen , Infonderheit aber mit Fon⸗ tanellen, Die man für, ein vollfommenes Mittel dawider hält, auch Männer und Weiber ſich fegen laſſen und womit das Srauenzimmer fo wenig geheim ift, daß fie ſich auch bey ernſthaften Beſuchen gleich um den Zuſtand ihrer Fuentes befragen, auch dieſelben ein⸗ "ander verbinden A), | Wir dürfen zu der Befchreibung ihrer Kleider nichts binzufegen. Obgleich diejenige, Sresteidung welche Don Ulloa davon gegeben ), nur befonders Lima und Duito betrifft : fo ſcheint es we Falten doch, Daß unter dem Frauenzimmer vom Stande in allen andern Städten faft eben die Vegenden. Moden und Gebräuche ſind. Indeſſen beobachtet doch Fregier, daß fie in den falten Sand: ſchaften faft allegeit in ein Rebos oder in einen Mantel eingehuͤllet find, welcher nichts an⸗ ders , als ein Stuͤck Bayete oder Dicker Flanel, ohne den geringften befondern Schnitt, ein Drittel länger, als breit iſt, davon ihnen die Zipfel hinten bis auf die Ferfen hinab rei⸗ chen, Der Vornehmen ihre hingegen beſtehen aus koſtbarem Zeuge mit vier ober De eir | N 5) Voyage autour du Monde. Tom I. a. d. 145 S. H Frexier am angeſ. Orte, a. d. 337 ©. D Sm IX Bande diefer Samml. a.d. 396 und 206, Allgem, Beiſebeſchr. XV Sand. ag x Sitten dep Creolen. 490° 0 Reifen und Entdeckungen Reihen breiter, und überaus feiner Spigen ganz uͤberdecket. Ihr Ceremonienkleid aber ift fo, wie der Spanierinnen ihres, ein ſchwarzes taffendes Regentuch, welches yon den Zußfohlen an bis über den Kopf geht. Um defto ehrbarer zu gehen, bedienen fie ſich, an- ſtatt des Rebos, der Mantilla. Die ift eine Art eines Mantel , unten rund, dunfel: färbig, und mit ſchwarzem Taffende eingefaffer, Ihre Staatskleidung ift diefe, daß fie ei- nen ſchwarzen taffenden Mantel umhaben, nebft einem Saya oder engen Node von Muf cusfarbe mit Eleinen Bluͤhmchen, unter welchem fie noch einen andern engen buntfärbigen Rock, Pollera genannt, tragen, In ſolchem Yufpuße gehen fie mit ernfthaftem Tritte nad) der Kirche, und verhüllen das Geficht fo fehr, daß man öfters kaum das eine Auge fehen kann. Bey dieſem äußerlichen Wefen ſollte man fie für vechte Veftalinnen halten, Uebrigens haben fie feinen Zierrath auf dem Kopfe; fondern das Haar hängt in Zöpfen hinunter, Bisweilen machen fie eine Tour um den Kopf herum von goldenen oder filber- nen Spigen. Dieß heiße man in Peru Valaza, in Chily Haque, und wenn das Band - breit und mit Spißen gezieret iſt, auch zweymal um die Stirne herum geht, Vincha. Kleidung der Mannsperſo⸗ nen. Der Buſen und die Schultern liegen um die Hälfte bloß, fie Hätten denn etwan ein gro⸗ ges Schnupftuch um, welches hinten bis auf die Waden hinabreichet, in Peru ftatt eines Mäntelchens dienet, und Bregorillo genannt wird, Sonſt fündigen fie eben nicht wi- der den Wohlſtand, wenn fie den Bufen entblößen ; denn die Spanier haben wenig Acht darauf, und fehen es ganz gleichgültig an, Hingegen find fie auseiner lächerlichen Phan⸗ taſterey, ſaget Frezier, ſehr große Liebhaber von kleinen Füßen, die fie trefflich hochhal- sen, Deswegen verdecket fie denn das Frauenzimmer ſehr forgfälig; und es ift eine ©unft, fie ſehen zu laffen, welches fie aber mie gar. artiger Manier zu thun wiſſen. In den Thaͤlern ſo wohl, als in Lima, gehen die Mannsperfonen auf franjoͤſiſch ge: Fleidet, und am öfterften in Seide, mit einer felffamen Bermifhung allerhand hoher und lebhafter Farben. Sie wollen aus angeborenem Hochmuthe nicht gefteben, daß ſie diefe Mode von den Franzofen entlehnet haben, da fie doch bey ihnen erſt feit des Koͤniges Phi⸗ lipps des V Zeiten aufgefommen iſt. Sie nennen fie Daher lieber die Kriegestracht, Die obrigkeitlichen Perfonen tragen die Bolills und den Degen, wie in Spanien ‚ außer den Oidoren und Präfidenten. Das Reifekleid in Peru ift ein Rock, welcher unter den Aer- meln auf beyden Seiten aufgefehnitten ift, die Aermel aber unten und oben offen, und mit Knopflochern verfehen hat, Sie nennen es Capotillo de dos Saldasm), Ihre Bauart, Außer time , wo es fehr fhöne Häufer giebt, Eommen die Wohnungen der Creolen oder drey Zimmer nach einander hineinfömmt, Das voͤrderſte Zimmer IE die Putzſtube mit ihrer Kleiderprache nicht überein, Sie find insgemein nur armfelige Hütten, oben platt, und vom Boden etwan vierzehn bis funfzehn Schub hoch aufgeführer, Die Aug: theilung in den vornehmften Gebäuden ift diefe, daß fie vorn beym Eingange einen Hof haben, worinnen längft dem ganzen Baue hin hölzerne Schwibbägen angefüget find. Diefes Gebäude machet man fo tief, als man will, Denn ‚ wenn man ja Fein icht durch die Wand hinein befommen kann: fo Fann man doch durch den Boden genug bineinbrin. gen, weil man feinen Regen zu befürchten haf, und ſich alfo ficher eine Deffnung oben in der Decke machen laͤßt. Das erfte Stück eines folchen Hauptgebäudesift ein großer Saal, etwan neunzehn Schuß breit, und dreyßig bis vierzig lang, woraus man hernach in zwey mit m) Frezier am angel. Orte, a, d, 3401. f. S. in America. VIBU V Cap. 40* mit der Eſtrabe und dem in einer Ecke ſtehenden Bette, in Geſtalt einer Alcove, welche Sitten der inwendig geraum, und deren vornehmſte Bequemlichkeit eine heimliche Thuͤre iſt, Perf: reolen, nen ein» oder auszulaffen , ohne daß man es gewahr wird, wenn man auch gleich plößlich hineintraͤte. Dieſer Betten giebt es in den Haͤuſern wenig; weil das Geſinde auf der platten Erde auf Schaffellen liegt. Die Höhe und Weite der Zimmer wuͤrde ihnen benz noch) ein vornehmes Anfehen geben, wenn fie diefelben nur ordentlich durchzubrechen wuͤß— een, So aber machen fie nur wenig Fenſter hinein, daß es beftändig dunkel und melans choliſch ausfieht. Weil fie auch Feine Glaͤſer haben: fo fegen fie gedrehere hölzerne Gitter davor, welche das Sicht noch mehr vermindern und. benehmen. Bon dem Hausgerätbe hekommt die ſchlechte Austheilung der Gebäude auch Fein größeres Anſehen. Nur die Eſtra⸗ de ift mit Teppichen und ſammtenen Polftern befeger, damit das Srauenzimmer darauf fißen fönne. Die Stühle für die Mannsperfonen find mit gedruckten Leder überzogen. Anſtatt der Tapezerey ſieht man an den Waͤnden ein Haufen elender Gemaͤlde umher, welche die Indianer zu Cuzco verfertigen. Endlich fo ſieht man oͤſters in dieſen Zimmern weder Ge⸗ täfel, noch Flieſen. Die gewöhnlichen Baumaterialien zu den Bürgerhäufern find die Adoves ober großen Backſteine, ungefähr zween Schuh lang, einen Schuh breit, und vier Zoll Hoch in Chily, in Peru aber weit Kleiner und dünner, weil es dafelbft, wie ge- dacht, niemals vegnetz oder es find auch Mauern aus leimichter, zwiſchen zwey Brettern geftampfter Exde, die man Tapias nennet, und vermurhlich dasjenige ift, was Don Ul— Ioa rohe Backfteine heißt. Sie koſten wenig, weil das Erdreich überall dazu tauglich ift, und dauren in einem Sande, wo es nicht vegnet, ganze Jahrhunderte hindurch n). Bey der Befhreibung von Lima hat man gefehen, wie die Bauart und die öffentlichen Ges bäude daſelbſt befchaffen find 0). Wir müffen diefem Abſchnitte noch den Zuftand des Soldatenweſens beyfuͤgen, und Creoliſche was fuͤr Kriegesleute die Creolen in der Hauptſtadt zu ihrer Vertheidigung unterhalten, Soldaten. Die Befasung beſteht aus lauter bürgerlichen Völkern, welche außer den oberfien Bes fehlshabern und Sergenten feinen Sold von dem Könige befommen, Sonft find dafelbft vierzehn Faͤhnlein Fußvolk; fieben Compagnien von den Kaufleuten, welche über dieſes, wie die vorhergehenden , einen Majorfergenten und zween Adjutanten haben; acht Com⸗ pagnien Indianer, welche außer ihren ordentlichen Dfficieren noch einen Maeſtro del Campo, einen Oberſtwachtmeiſter, und einen Adjutanten haben; fechs Eompagnien Mus fatten, und freye Schwarzen, bie einen Oberſtwachtmeiſter, zween Adjutanten , und,einen Generallieutenant haben. Alle diefe Compagnien beftehen jede aus hundert Mann, und Haben zu ihren Officierern nur einen Hauptmann, einen Fähndrich, und einen Sergenten. Hiernächft haben fie noch zehn Reitercompagnien, jede von fünfzig Mann , worunter ſech⸗ ſe von der Stadt ſelbſt, und viere von den benachbarten Meyerhoͤfen find. Eine jede von diefen Compagnien hat ihren Rittmeifter, ihren Lieutenant, und ihren Eornett. Man giebt vor, der Unterfönig Eönne im Nothfalle hunderttaufend Mann zu Fuße Macht, bie der und zwanzigtauſend zu Pferde auf die Beine bringen. Die Nachrichten aber, welche Bee ſtellen Frezier yon verſchiedenen Leuten eingezogen, welche das Sand Peru inwendig ziemlich duch: wandert hatten, fegefen ihn in den Stand, zu verfichern, daß er nicht einmal den fünften D2gg2 Theil Frezier 0.d.342 ©- — Eh Bande diefer Samml. 0,d. 377 ©. 492 Reiſen und Entdeckungen Sitten der Theil davon mit Waffen wuͤrde verſehen Fönnen. Die oberften Befehlshaber, die von dem Creolen. < Befakung Us Könige ernannt, und befoldet werden , find der Unterfönig , deffen ordentlicher Gehalt auf vierzigeaufend Piaftres fteigt; der General, welcher fieben taufend bat; der Generallieute: nannt der Reiterey hat ein taufend fünfhundert ‚ ber Öeneralcommiffar taufend fünfhun: dert, der Lieutenant des Maeſtro del Campo taufend zweyhundert, und der Lieutenant des Generals tauſend zweyhundert. Der Unterfönig ernennet einige andere Befehlshaber, wel⸗ che auch ihre Befoldung vom Hofe erhalten; einen Hauptmann des Waffenfaales mit tau⸗ fend zwey Hundert Piaftern, einen Artillerielieutenant mit taufend zwenhundert; zween Ar: tillevieadjutanten, jeden mit dreyhundert; vier Canoniermeifter, jeden mit fünf hundert und vier und vierzig; einen Hauptwaffenſchmidt mie tauſend fünfhundert; vier gemeine Waſſenſchmidte jeden mie fehsbundert; einen Wagner mit taufend Piaftern p). Sm 1713 Jahre unterhielt der Koͤnig in Spanien zu Callao ſechshundert Mann zu andere Zrup- Fuße, welche die Beſatzung ausmacheten, und deren Sold zwey hundert und vierzig Pia- von in Callao. (der waren, nebit fechs andern Compagnien, eine jede von hundert Mann, um im Nothr falle gebrauchet zu werden, nachdem es die Öelegenbeit giebt. In eben dem Hafen be- fand fich ein General zue See, und ein Amirante ‚ welche beybe von dem Könige ernennet werden, der eine mit dem Range eines Generales der Galionen , und Dreytaufend ſechshundert Piaftern Gehalt, und der andere mit zweytauſend zweyhundert, ohne eine gro⸗ Be Anzahl geringerer Officier bey der Artillerie und dem Seewefen zu rechnen, Die Bür- gerfchaft war in drey Faͤhnlein abgerheiler ‚ohne Sold. Die erfte beftund aus Schiffern ; die zweyte aus Bürgern und Kaufleuten der Stadt; bie dritte aus den Zimmerleuten und andern Bedienten und Handwerkern unter ihnen, die fo wohl bey der Feftung, als bey der Schiffahrt, gebrauchet wurden, wozu auch die Mulatten und freyen Negern Famen, welche in den Föniglichen Werkftädten arbeiten. Ueber diefes bildeten die Indianer vier Com⸗ pagnien mit ihren Befehlshabern von eben der Nation. Die eine war aus der Stadt, die andere aus den beyden Vorſtaͤdten, und bie dritte und vierte aus den umliegenden Kicchfpielen und Meyerhöfen, Diefe find verbunden, fich auf den erften Canonenfchuß a die mt zu verfügen, und die Mund- und Kriegesbesürfniffe an ihren Ort zu ringen q + f ‘ - | Der P) Seesier am angef. Orte, a. d. 177 u. 176 ©, D Ebendaf, a, d, 260 ©, in America. VI Buch. V Eap. Be Der VI Abfehnitt. Bon der Religion der alten Peruaner, und Den dahin gehörigen ; Dingen, Ihre ältefte Religion. Verehrung der Sonne, Hauptfeſt der Sonne, Vorbereitung dazu. Vers Sie erfennen no) ‚einen hoͤhern unfichtbaren ehrung und Einladung der Sonne zum Trunke. Gott; haben ein Kreuz an einem h. Orte, Ihre Opfer an dieſem Tage. Anzuͤndung des Feuers Andacht auf den Bergen, Ihre Verehrung ger dazu. Schmauſerey dabey. Ihre Art, einanz gen die Stadt Cuzeo. Ihte Ehrfurcht gegen der zuzutrinfen. Andere Luſtbarkeiten. Reini⸗ die Yneae- Sonnenopfer. Art zu opfern, und gungsfeft. Verjagung der Uebel des Tages; und Morbedentung daraus, Priefter ; Oberpriefter der Nacht. Erntefeft. Andere Fefte und Anbe⸗ und Tempeldiener. Ihr Unterhalt, Sungfrauen, thung in dem Tempel. Ihre Beichten. Ihr „bieder Sonne geridmet find. Ihr Haus, und Taften. Vorbedeutung aus der Bewegung des ihre Bedienten. Ihre Verrichtungen. Ihre Augenliedes. Zucht, Andere auserwählete Jungfrauen . Nonmehr muͤſſen wir auch der alten Peruaner Sitten und Lebensart in Betrachtung zie⸗ hen, und wollen mit ihrer Religion anfangen. Ehe fie noch von den Yncaen regie⸗ ver wurden, berheten fie eine unbegreifliche Menge Götter, oder beſſer zu fagen, Geifter an, die fie ſich bey allen, auch den geringften Dingen zu feyn, einbildeten ; und ihre vornehm⸗ ſte Sorgfalt gieng nur dahin, daß fie ja nicht einerley Gottheiten hätten. Jede Provinz, jedes Volk, jede Familie, ja jedes Haus hatte alfo feinen befondern, und von den andern unterfchiedenen Gott; weil fie fich einbilveren, es könnte ihnen nur der einzige, dem fie ſich befonders gewiedmet hätten, in ihrer Noth benftehen. Daher wurden denn alle Arten von Kräutern, Pflanzen, Bluhmen, Bäumen, hohe Gebirge, Steine, Höhlen, Kiefel u. d. gl. von ihnen göttlich verehret; wie man denn in der Provinz , die man nachher Por: to-viejo genannt, insbefondere den Smaragd als einen Gott anbethete. Diefe Ehre er: wiefen fie auch einigen Thieren wegen ihrer Sraufamfeit , ander wegen ihrer Schlauigfeit, wegen ihrer Geſchwindigkeit, wegen ihrer Treueu.f.w. Der ler, Falke und andere Kaubvögel erhielten dieſe Ehre wegen ihrer Fertigkeit, ihren Raub zu fangen, und fich zu naͤhren, fo mie ber Cuntur oder Condor wegen feiner Größe, von welchem einige Voͤl⸗ fer fo gar herzufommen vorgaben. Ihre Abgötterey erſtreckete ſich bis auf die Schlangen, Kreöten und Eidechſen; und nichts wat fo geringfehägig und verächtlid) , DaB nicht einer oder der andere Hochachtung dafür hegete, nur damit er nicht feiner Nachbarn Gott haͤtte. In— deffen waren doch nicht alle bey der Waht ihrer Götter fo einfältig; fondern die meiften hielten nur dasjenige für eine Gottheit, was ihnen Nugen brachte. Dadurch wurden denn alle Elemente, richte, Thiere und Fiſche vergöttert, Diejenigen, welche an der Geefüfte wohneten, erkannten das Meer für ihre mächtigfte Gottheit, und nannten es Mamacocha, Ihre Mutter, welchen Namen diejenigen, die tiefer im Lande wohneten, der Erde beylegeten ; beyde aus der Urſache, weit ihnen das Meer und die Erbe zur Nah⸗ Religion der alten Pe⸗ ruaner. ——— Ihre aͤlteſte eligion. rung dienete, und jenes ihnen Fiſche, dieſes aber Korn und Früchte zur Erhaltung ihres Lebens gab. Alle die an der Küfte betheren auch überhaupt den Wallfifch, wegen feiner‘ ungeheuren Größe, alt Außerdem aber erwieſen fie noch in jeder Provinz denen Fiſchen, wohon fie am meiſten darinnen fingen, eine beſondere Verehrung. Sie hatten dieſerwe— ‚gen ein Iuftiges Mährchen; nämlich der erſte von allen den Fiſchen, der in der oberften Welt wäre, wie fie den Himmel zu nennen plagen ‚ zeugete alle bie andern von eben Er 443 rt, 404 Reiſen und Entdeckungen ‚ Religion Art, und ſchickete ihnen, wenn es Zeit wäre, eine Menge von feinen Kindern, damit ih— der altenPer nen folche zur Nahrung dieneten r), ruaner. en en? Verehrung der Sonne. Sie erfennen Die Opfer, welche fie ihren erwähleten Goͤtzen brachten, waren Ihrer Einfalt und Unwiſſenheit gemäß, und bey einigen Völkern zumeilen blutig. Niche nur die Gefangenen, fondern auch ihre eigenen Kinder wurden im Nothfalle dargebracht, und lebendig aufge: ſchnitten, da man denn das Herz und das Eingemweide herausnahm, und aus ſolchem Gluͤck ober Unglück prophezeyete. Anderer Opfer war zwar auch blutig, aber nicht fo graufam, weil fie nur bloß ihr Blut darbrachten, welches fie aus den Aermen oder Beinen laufen lies fen. War die Seyerlichfeit groß, und das Opfer ſollte wichtig ſeyn, fo ließen fie fih an der Nafenkuppe oder zwifchen den beyden Yugenrahmen zur Ader, Doch opferten fie auch Ihiere, Korn, Früchte, wohlriechendes Holz, und was fie nurglauberen, das ihren Gott heiten angenehm feyn Fönnte ). ke In diefer Abgörteren befand fich ganz Peru, als Manco Capac, der erfte Vnca und peruanifche Geſetzgeber, Mittel fand, feine Unterthanen zu bereden, die Sonne anzube- then, und fie für ihre Gottheit zu erfennen. Das viele Gute, welches er und ſeine Gemah— Kinn ihnen ertoiefen hatten, war viel zu finnlich, als daß es nicht einige Achtung gegen dies fe Wohlthaͤter hätte erwecken follen. Da fih ſolche nun für Kinder der Sonne ausgaben, welche fie gefchickt hätte, ihnen alles diefes Cure zu erzeigen: fo mußte nothwendig eine Verehrung gegen fie daraus erwachfen; vornehmlich da Diefe Leute noch auf deren vortreffli- che Eigenfchaften und die großen Wohlthaten, die fie der Welt mittheilete, aufmerffam gemachet wurden.‘ Mit der Zeit Fam man darinnen fo weit, daß man ihr Tempel bauete, die mit unglaublichen Reichthuͤmern ausgefehmückee wurden; welches dem Monde nicht geſchah. Denn ob fie ihn gleich für die Schwefter und die Fran der Sonne, und auch für die Mutter dev Yncae hielten: fo findet man doch nicht, daß fie ihn jemals, als eine Gottheit angebethet, noch auf feinen Altären geopfert, noch ihm zu Ehren Tempel erbauet hätten. Dem ungeachtet aber verehreten fie ihn doch fehr, fo, daß fie ihn auch die allge: meine Mutter aller Dinge nannten, Weiter aber giengen fie in ihrer Abgoͤtterey gegen den Mond nicht. Den Donner, Blitz und Wetterſtral nannten fie die Bollſtrecker der Gerechtigkeit der Sonne: fie hielten fie aber deswegen nicht für Götter, fondern hatten vielmehr Zucche und Abſcheu ver ihnen, Wenn es ſich alfo ereignete, daß das Wetter in ein Haus oder in einen andern Ort einfchlug : fo mauerten fie die Thuͤre deſſelben fogleich mit Steinen und Thone zu, damit niemand hineingienge, Traf aber der Stral auf ein Feld, fo umzaͤuneten fie den Ort, damit niemand den Fuß dahin ſetzete. Kurz, fienann: ten ſolche Derter unglücklich) und verflucht, und fegeten hinzu, die Sonne hätte ihnen dies fen Fluch, vermittelft des Donners, zugeſchickt, welcher ihr Diener der Gerechtigfeit wä- ver). Bon den Sternen aber fageten fie, es wären folche die Hoffräufein der Sonne z). Außer Diefer ſichtbaren Gottheit aber, verehreten die Klügern noch einen unfichtba- noch einen 5° yon Gott, welcher Himmel und Exde erſchaffen hätte, und erhielte, Sie nenneten folhen hen unfichtda; ren Gott. Da 7) Garcilafo de la Vega, Hiftoires des Yn- waren, gebohren werden, und aus dem Gebluͤte der eas, Liv.I, ch. 9.et10. Wir haben Feinenbeffern Yncae wwar. Führer wählen können, als ihn, weil er ſelbſt in 5) SEbendaf. X Cap. and· 25S. Peru, gleich nach den Zeiten der Eroberung, da 2) Ebendaſ U Buch I Cap. a,9.50 ©. noch nicht alle Geſete und Gewohnheiten unbekannt =) Ebendaf. IV Eap.ad, 6, in America. VI Buch. VCap. 495 Pachacamac, welches Wort fo viel als Weltbeſeelender Heißt. Dieſes Wort war bey ih · Religion nen in einer fo großen Verehrung, daß fie ſich nicht unterftunden , folches auszuſprechen. der alten Pe- Verband fie aber die Nochwendigkeit dazu: fo ſprachen fie es mit den größten Merfmaaz len der Ehrerbierhung und "Unterthänigfeit aus, Sie zogen alsdann bie Schultern zufammen, fenfeten den Kopf und den ganzen Leib, hoben die Augen gen Himmel, dar— auf ſchlugen fte ſolche auf einmal wieder zur Erde nieder , fie legeten Die offenen Hände auf die rechte Schulter, und warfen der &uft Küffe zu. Alle diefe Geberden waren bey den Hncaen und ihren Unterthanen Kennzeichen der höchften Anbethung und einer außerordente lichen Ehrfurcht; und fie bedieneten fich derfelben bey Nennung des Pachscamac , bey Anbethung der Sonne, und bey Verehrung des Königes. Indeſſen giengen fie doch dar: innen fufenweife, und thaten nach Beſchaffenheit ver Perfonen, mehr oder weniger, Et⸗ was von dieſen Ceremonien uͤbeten fie gegen die vom koͤniglichen Gebluͤte aus, und weit wes niger gegen die andern Großen und Herren, die ihnen vorgefeget waren. Man fah aus genfcheinlich , daß fie in ihrem Herzen mehr Ehrfurcht vor dem Pachscamac, als vor der Sonne haften; weil fie fich jenen nicht zu nennen getraueten, von diefer aber alle Au- genblicke redeten ; wie Denn auch Manco Eapac felbft lehrete x) , alle die herrlichen Eigen= fehaften und großen Vorzüge, welche Die Sonne fo anbethenswürdig macheten, wären ihr von vem Pachacamac gegeben worden, Fragete fie jemand, wer denn diefer Pacha⸗ camac wäre: fo antworteten fie, derjenige, welcher der ganzen Welt das Leben und Die Erhaltung gäbe; fie hätten ihn aber niemals gefehen, und wüßten auch nicht, mie er aus— fähe; daher baueten fie ihm auch Feine Tempel, und brächten ihm Feine Opfer; doch bes theten fie ihn in ihrem Herzen an, und hielten ihn für den unbefannten Sort. Hieraus will denn Garcilaffo durchaus ſchließen, fie Hätten einige Kenntniß von dem wahren Gotte gehabt, und gar nicht den Teufel unter dieſem Worte verehret. Sie nannten folchen ges meiniglich Cupay; und wern fie ihn nennen wollten, fo ſpucketen fie, zum Zeichen der Berfluhung und. Verabſcheuung, dabey auf die Erde y). Man merfet als etwas befonders an, daß man in Euzco, zur Zeit der Eroberung, ein haben ein Kreuz von fehr ſchoͤnem Marmor gefunden, welchen man Eryftaljafpis zu nennen pflegt, Seen nr eis ohne daß man erfahren fönnen, mie es dahin gefommen, und wie lange es da geweſen. BR Es war ungefähr drey Vierthel Elle lang, drey Finger breit, faft eben fo dit, ganz aus einem Stüce, und von einem ungemein hellen und glatten Steine. Es hatte Feine Ans gleichheit in feinen Winfeln, die fehr wohlgemacht waren‘, noch auch in feinen Yermen, die ' ein Viereck bildeten. Die Hncae verwahreten es in einem ihrer Föniglichen Käufer in eis ! nem Zimmer, welches fie Huaca, das ift, einen für heilig gehaltenen Drt, nennen, Ob fie es gleich niche anbetheten: ſo verehreten fie es dennoch ſehr, entweder wegen feiner Schoͤnheit, oder aus anderer Abſicht, die man nicht weis. Man hat es nachher mit Gold und Edelgeſteinen ausgeſchmuͤcket, in die Sacriſtey der Cathedralkirche geſetzet, und mit zur Bekehrung der Indianer zum Chriſtenthume gebrauchet 2). Die Spanier ‚welche nicht wußten, was das Wort Huaca oder Guaca eigentlich Ihre Andacht bedeutete, welches fie die Indianer oftmals von den Goͤtzen brauchen hoͤreten, glaubeten auf den Der: daher, daß fie alles dasjenige für Götter ‚hielten, woven fie ſich deſſelben wa 3 x) Ebendaſ. J Cap. a. d. 58 ©. ) Ebendaß. II Cap, a d. di. 2) Ebendaf. III Cap. a. d. 63 S. 496 | ‚Reifen und Entdeckungen "Religion Allein, ſie belegeten damit nur alles, was außerordentlich felten und nicht gemein war, es der altenPe= mochte nun ſchoͤn ober häßlich, lieblich oder fheußlich, ungeheuer groß , oder überaus klein, euaner wohlgebildet, oder ungeſtaltet, feyn; wie denn auch alles, was vorfrefflich ‚ vorzüglich und wunderfam oder wider den ordentlichen Sauf der Natur war, und was der Sonne befon: ders gewidmet und gebeiliget wurde, Huaca hieß. Weil fie nun diefen Namen auch dem Hohen Gebirge in Peru gaben, und wenn fie einen der höchften Berge deffelben erftiegen hatten, eine geroiffe Art der Andacht mit Ausſprechung des Wortes Apachecta bezeugeten: fo bildeten ſich die erſſen Spanier ein, daß fie folche göttlich verehreten, und dichteten ihnen aus dem verftümmelten Worte die Gottheit Apachitss an. Den Peruanern unter den Hncaen aber war eine ſolche Anbethung der Berge unbefannt, Apachecta heißt nichtsan- ders, als dem, der ertragen hilft; und war, nad) ihrer kurzgefaßten Art zu reden, ein Dankgebeth, welches fo viel fagen wollte: „Danket und opfert demjenigen etwas, der ung „fo viel Kraft und Stärfe verliehen, daß wir bis auf den Gipfel diefes Hohen , fteilen und „rauhen Gebirges gefommen find, Es wurde auch niemals anders gebrauchet, als wenn fie Die Spige erreicher hatten, da fie denn dieſe Dankfagung nebft einem Opfer dem Pa- chacamac, den fie im Geiſte anbetheten, ſchuldig zu feyn glaubeten, daß er ihnen diefe Be, ſchwerlichkeit ertragen helfen. Sobald fie alfo oben auf einen Berg gelanget waren : fo les geten fie ihre Buͤrde nieder, wenn fie eine hatten. Sie hoben die Augengen Himmel, und : ſchlugen fie wieder zur Erde, und ließen eben die Kennzeichen der Anbethung blicken, welche fie dem Pachacamac zu erweifen pflagen. Dabey wiederholeten fie zwey- bis dreymal das Wort Apachects, und zogen fic) an den Augenrahmen. Sie mochten ſich nun ein Haar herausreißen oder nicht, fo bliefen fie es doch, gleichfam zum Opfer, in die Luft, als wenn fie es gen Himmel ſchicken wollten. Sie nahmen auch etwas von dem beyihnen fehr hoch⸗ geachteten Kraute, Euca, in den Mund, und fpuceten es ebenfalls in die Luft, um da- Durch zu bezeugen, daß fie dem Pachacamac das Koftbarefte opferten, was fie hätten, Ihr Aberglaube gieng fo weit, daß fie ihm kleine Stuͤckchen Holz oder Stroh darbrachten, wenn fie nichts beffers fanden , oder auch wohl einen Kiefeljtein , und in Ermangelung alles andern eine Handvoll Erde; von welchen Opfern man oftmals große Haufen aufder Spi- Ge der Berge fah. Bey Verrichtung diefer Andacht fahen fie niemals die Sonne an, weil folche nicht an fie, fondern an den unfichtbaren Gott, gerichter war; und es übeten auch nur diejenigen, Die fich einer Laſt entledigten, diefe Ceremonien aus ; die andern nicht =). Ihre Vereh⸗ Sie ehreten alſo die Berge ganz und gar nicht, als Goͤtzen; und wenn fie gleich ſa— zung gegen die geten, Daß folche Huaca wären, fo wollten fie damit bloß anzeigen, daß fie etwas beſon⸗ Stadt Cuzco. deres und außerordentliches an ſich hätten , weswegen mau mit Hochachtung und Ehrerbies thung von ihnen reden müßte. ‘Dergleichen Hochachtung hegeten fie auch für die Stadt Euzco, die ihnen ebenfalls Huaca war; weil fie von ihrem erften Ynca erbauet worden, der Sig der Kinder der Sonnen und gleichfam die irdifche Wohnung ihrer Gottheit war. Die Ehrerbiechung gegen diefe Stadf gieng nach und nach fo weit, daß fie beynahe zu ei- ner göttlichen Verehrung wurde. Wie groß diefelbe geweſen, kann man aus denen Merf- maalen urtheilen, die fie davon bey den geringften Dingen gaben, die dahin gehöreten, Begegneten zwo Perfonen , deren eine von Cuzco abgereifet war, und die ondere dahin gieng, einander auf dem Wege, fo erwiefen fie einander mehr oder weniger Höflichkeiten und a) Ebendaſelbſt. im America. VI Buch. V Can. . 497 und Ehrenbezeugungen, nachdem fie Eingebobrene , ober Einwohner, oder Nachbarn Religion diefer Stadt waren, So fehägeten fie auch den Saamen, bie Früchte, Gewaͤchſe und al- der altenPe⸗ les, was von Euzeo fam, und gehoblet wurde, viel höher, als was man aus andern Pro: —— vinzen und Oertern brachte, wenn jenes gleich weit ſchlechter, als dieſes, war b). Keine Verehrung aber Fam derjenigen näher, die fie ihrer Gottheit, der Sonne, Ihre Chr: abftetteten, als diejenige, welche fie ihren Königen, als ben vorgegebenen Söhnen der- ec ſelben, und befonders dem erften, Manco Capac, erriefen, Sie vergöfterten folche nad) ii : ihrem Tode fo zu fagen, da fie diefelben auf das Fünftlichfte einbalfamirten, und in ihrem Haupttempel aufftelleten , ihnen Altäre errichteten, und eine Menge Opfer brachten. Sie wollten aber doc) nicht dafür angefehen ſeyn, als ob fie mit denfelben Abgötterey trieben , wenn fie gleich alle Merfmaale der Anbethung beobachteten, fo oft fie einen von ihren ns cafönigen nenneten; ſondern behaupteten, daß fie ſolches nur aus Erkenntlichkeit für das viele Gute thäten, mas fie von denfelben in ihrem $eben erhalten hätten. Sie fageten fo gar, fie würden einen jeden Menfchen auf die Art verehren, wenn fie fo viele ausnehmen- de und vortreffliche Eigenſchaften bey ihm anträfen c), Weil fie nun einmal die Einbil- dung hegeten, die PYincae wären Goͤtterkinder: fo bielten fie diefelben Faum der menſch⸗ lichen Vergehungen und Safter fähig. Dieſes erſtreckete ſich auch bis auf die aus ihrem Gebfite, Niemals, glaubeten fie, hätte ein rechtmaͤßiger und wahrer Abkoͤmmling ders felben einen Fehler begangen, ober twäre wegen eines Verbrechens beftrafet worden, Zur Urfache davon gaben fie an, die Lehre ihrer Väter, das Beyſpiel ihrer Ahnen, und der öffentliche Ruf, daß fie Kinder der Sonne wären, hielten fie in den Schranfen einer fo gto« Ken Mäfigung, daß fie ihrem Staate mehr zu einem vollkommenen Benfpiele der Weiss heit, als zu einem Steine des Anftoßes und zur Xergerniß, Dieneten, Sie feßeten hinzu, die Yncae könnten faft niemals irren, noch eben die Fehler begehen, welche die andern Menfehen begiengen ; weil fie nicht eben den Verſuchungen ausgefeget wären, und bie Siebe zu den Frauensperfonen, Die Begierde nach Neichthume, und die andern unordentlichen Leidenſchaften des Herzens fie nicht angiengen, Begehrete ihr Ynca Frauensperfonen, fo koͤnnte er fie von allerhand Art Haben, So ſchoͤn auch ein Maͤgdchen waͤre: ſo duͤrfte er nur ihren Vater darum anſprechen, welcher ſie ihm gar nicht verſagete ſondern ihm noch unterchaͤnigſt dafür dankete, daß er geruhen wollen, fich fo weit herunter zu laffen , und fie zu feiner Beyſchlaͤferinn oder Bediente anzunehmen. Eben das fageten fie auch in Anfe: bung ihrer Güter. Ihre Mneae waren niemals dahin gebracht, Daß fie einesanbern Vers mögen an ſich zu reißen nöthig gehabt hätten. Denn fie mochten feyn, wo fie wollten, fo waren alle Reichthuͤmer der Sonne, und ber Mcae, ihrer Vorfahren, zu ihrem Befehle; und die Gerichtsobrigfeiten und Statthalter der Derier waren verbunden, ihnen alles das= jenige zu fehaffen , was fie braucheten. Es fehlete ihnen auch an allen Gelegenheiten, wel⸗ che font Menfehen antreiben, aus Zorn oder Nahe, Blut zu vergießen , weilman fich forg= fältigft hürere, Ihnen einigen Verdruß zu machen, oder im geringften etwas zuwider zu thun. Haͤtte ja jemand einen Mnea erzuͤrnet: ſo wuͤrde man ihn für einen Gottesihänder angefehen, und mit der ſchaͤrfſten Strafe beleget haben. Man weis aber fein Benfpiel, daß jemals ein Peruaner darüber beftrafee worden, daß er einen Ynca an feiner Perfon, an 5) Ebend. XX Cap. II Buch, a. d 166 ©. ©) Garcil. IBuch, 23 Cap. a. d. 54 © m Il Buch, I Cap. a,dı 58 S. Allgem, Reiſebeſchr. XV Band, Rrr Religion 498 Reiſen und Entdeckungen an ſeinem Vermoͤgen, oder an ſeiner Ehre gekraͤnket haͤtte. Sie ſahen ſie fuͤr ganz ande⸗ der altenPe⸗ re Menſchen, als ſich ſelbſt, an, die vom Himmel herabſtammeten, und für ſich ſelbſt alſo ruaner. Sonnenopfer. Art zu opfern, ſchon weiſe und tugendhaft ſeyn muͤßten. Sollte ſichs auch einmal ereignet haben daß ein Drca wider Recht und Billigkeit etwas gethan: fo würde er, ihrer Meynung nach, dadurch verrathen haben, daß er nicht von reinem und unverfälfchtem Geblüte herftammete ; und er würde aus einem Prca ein Auca, das ift, ein Verraͤther, ein Wuͤterich ‚ ein Boͤſewicht geworden ſeyn; wie fie folches am Atahualipa zeigeten 4). Es Eonnte alfo nichts ihre Ehr: furcht gegen die wahren, und befonders den regierenden Ynca, hindern, die gewiß fo hoch ſtieg, als fie nur gegen eine Gottheit fleigen Fann. Die Opfer, welche fie dem erften Ynca nach feinem Tode, und nachher überhaupt ihrer Gottheit, der Sonne, brachten, beftunden vornehmlich) aus großen und Eleinen Haus: tieren. Das Hauptopfer aber, welches am hoͤchſten geſchaͤtzet wurde, waren fämmer, Schafe und Haͤmmel. Gie opferten auch zahme Kaninichen, allerhand efbares Geflügel, Talch, Kornaͤhren und Hülfenfrüchte. Sie brachten ihr etwas von dem fo genannten Krau- te Cuca, und die feinften Kleider dar. Alles diefes verbrannten fie zur Ehre der Sonne, und danfeten ihr, daß fie folches zum Gebrauche der Menfchen erfchaffen hätte. Ueber diefes brachten fie auch noch eine gute Menge von einem Getränke zum Opfer , welches aus Waſſer und Maiz gemacht war; und diefes gefchah auf folgende Art. Wenn fie $uft hat⸗ ten zu frinfen: fo aßen fie vorher, und darauf taucheten fie mit der Spitze des Singers in das Gefäß, worinnen der Trank war, Nachdem folches gefchehen: fo wandten fie die Aus . gen mit vieler Ehrerbierhung gen Himmel, fehüttelten den Finger, woran das Tröpfchen vom Öetränfe Bing, und opferten es alfo der Sonne zur Erfenntlichkeit, daß fie ihnen zu trinken gegeben, Zu gleicher Zeit warfen fie zween bis drey Küffe in die Suft, welches, wie ſchon gedacht, ein Zeichen der Anbethung war. Go bald nun dieſes mit den erften Gefäßen geſchehen, fo fingen fie an, nach ihrem Belieben zu trinken, fo viel fie wollten, Menſchen hingegen opferten fie niemals, auch bey den wichtigften Angelegenheiten nicht 4). Doc) geſchah es wohl, daß fie fich in einigen Fällen, nach ihrer älteften Abgötteren , noch zwiſchen den Yugenrahmen zur Ader ließen, das Blut auf einem Stüdchen Brodt auffins gen , und es alfo Darbrachten e). Allein, diefes war nur eine befondere Ceremonie eines Volkes, und den eigentlichen Yncaen nicht gemein, - Bey den größten Angelegenheiten des Volkes zu Kriegessund Friedenszeiten opferten undBorbedeu fie nur ein Lamm, welchem fie lebendig das Herz und die Lunge aus dem Leibe viffen ‚um tung daraus, daraus zu urtheilen, ob ihr Opfer der Sonne angenehm wäre, ob der vorhabende Krieg einen glüclichen oder unglücflichen Ausgang haben, oder ob die Erndte diefes Jahr gut feyn möchte, Man muß aber merken, daß fie nach Befchaffenheit der Sache, die fie wif: fen wollten, verfchiedene Thiere opferten ; jedoch Feine andere Schafe, alö die gelte giengen ; wie fie denn auch folche zum Eſſen nicht eher fehlachteren ‚ als bis fie nicht mehr rüchtig wa⸗ ven, zu l[ämmern. Bey diefen Opfern nahmen fie das Thier, und wandten es mit dem Kopfe nach der Morgenfeite, ohne ihm die Füße zu binden, Drey bis vier Lute hielten es, Damit es ſich niche bewegen Fonnte, Sie öffneten ihm bie linke Seite, ſtecketen die Hand hinein, und bohleren das Herz, Die Junge und alles übrige Gefchlinge heraus ‚ wel- _ ches €) Ebendaſ. XV Cap. a. d. 93 u. f. S. d) Ebend. VIII Cap. a. d. 77 ©. e) Ebendaſ. X Cap. a. d. 83 S. in America. VIl Buch. VEap. 490 ches ganz herausgehen mußte, fo daß nichts daran zerreißen durfte, Schlugen das Religion Herz und die Junge nun noch frifeh, wenn fie herauskamen: fo hielt man dieß füp der altenper ein {b gutes Zeichen, daß man nad) den andern Anzeigungen nicht viel fragete, wenn ann fie auch gleich febr fehleche gewefen wären, Go bald fie das Geſchlinge herausgezogen Hatten , bliefen fie in die Gurgel, um es mit Luft anzufüllen; darauf Banden fie es am Ende, oder druͤcketen es auch mic der Hand und beobachteten zugleich dabey, ob die Gänge, wodurch die &uft in die Lunge, und die Eleinen Geäder trat, die man gemeis niglich daran ſieht, mehr oder weniger aufgeblafen waren, Denn jemehr fie ſich blä- beten , deſto glücklicher war das Anzeigen. Sie beobachteten auch noch andere Dinge und fehloffen verfhiedenes daraus. ine unglüdliche Vorbedeutung aber war es, wenn das Thier, welches fie opfern wollten, beym Auffehneiden wieder auf die Beine kam, und den Händen derjenigen entwifchefe, die es hielten, Sie nahmen es aud) für ein böfes Zeichen an, wenn die Gurgel, die gemeiniglich an dem Gefchlinge hängt, nicht mit herausgieng, wenn die Lunge zerriffen oder das Herz verderbt war und beydes nur ſehr matt ſchlug, anderer Dinge zu geſchweigen F). Diie Derter, wo man die Opfer brachte, waren nah Beſchaffenheit der Feyerlich— keit nicht einerley. Denn einige geſchahen auf gewiſſen freyen Plaͤtzen und andere an verſchiedenen Orten, die in dem Hauſe der Sonne zu den beſondern Feſten, nach der Andacht oder Verbindlichkeit der Micae beftimmet waren. Die allgemeinen Opfer an dem Hauprfefte geſchahen auf dem großen Marftplage der Stadt; und die andern, die nicht fo wichtig waren, an dem Borhaufe des Tempels, wo die Einwohner aller Provinzen und Bölkerfchaften des ganzen Königreiches zu tanzen und ſich luſtig zu ma- chen pflagen g). Sie bedieneten ſich zur Darbringung ihrer Opfer ordentlicher Weiſe der Prieſter; Prieſter. nur mit dem Unterſchiede, daß in dem Hauſe der Sonne zu Cuzco die Prieſter ins- gefammt Yncae aus föniglichem Geblüte waren; da fie hingegen zu allen andern Tem⸗ peldienften nur von den privilegirten oder angenommenen Pncaen feyn durften. Zu ih- vom Oberpriefter erwaͤhleten fie einen von den Brüdern oder Oheimen des Königes; oder wenn es ein anderer war, fo mußte er wenigftens rechtmäßig von ihrem Geblüte her— ftammen, Sie trugen Feine befondere Kleidung, wodurch fich fonft bey andern Voͤl⸗ fern die Priefter fo gern unterſcheiden. In den andern Sandfehaften, wo die Sonne in großer Anzahl Tempel hatte, durften nur die Sandeskinder und Anverwandten des Herrn einer jeden Provinz das Priefteramt befleiden, Ihr Hauptpriefter aber mußte ein Mea ſeyn. Damit ſie auch ihre Opfer und ihre Gebraͤuche denen in der Hauptſtadt gleichfoͤrmig machen möchten: fo erwaͤhleten fie fewehl in Krieges- als Friedenszeiten ſolche Preae zu ihren Obern, ohne jedoch) die aus ihrem Sande abzufegen, damit man den Pincaen nicht vorwürfe, fie wollten nur alfein herrſchen und verachteten andere ne— ben fih 4). Leber dieſes hielten ſich die Unterthanen auch ſehr dadurch geehret, und ihre Opfer und Andacht fuͤr noch einmal ſo angenehm, wenn ſie einen Abkoͤmmling der Goottheit, der fie ſolche brachten, zum Anführer dabey hätten 7), — Ihr F) Garcilaſſo VI Buch 21 und 22 Cap. a.d. A) Ebendaſ. II Buchs Cap. a. d. 79 ©. 320 ©, ¶) Ebendaſ. IL Buch as Cap. a. d. 171 ©. 5) Ehendaf. II Buch 24 Cap. ad, 179 ©. * - . CREDIT Sa FE Bi RR — \ — * 500 Reiſen und Entdeckungen Religion Ihr Dberpriefter führete ven Namen Villsc: Umu, welchen die Spanier in Vi⸗ der altenPer laoma verderbt haben. Es hieß folcher, feiner wahren Bedeutung nach, der vorbrin- an gende Wahrſager oder der vortragende Zeichendeuter; weil er dem Wolfe dasjenige an⸗ Dberpriefter zeigen mußte, was ihm die Sonne aus den Opfern zu erkennen gab, oder was fie ihm und Tempel: demfelben anzudeuten befahl, Denn Umu war das Wort, womit fie alle Zeichendeu- dienen. ter, Wahrfager und Schwarzkünftler bezeichneten: für ihre Priefter aber hatten fie fein eigenes, und nahmen die Benennung derfelben nur von dem her, was fie verrich- teten. Diefe Priefter dieneten Wochenweiſe oder nad) den Mondesviertheln,, in dem Tempel, und währender Zeit enthielten fie fih von ihren Weibern, und giengen weder Tag noch Nacht aus dem Tempel, in welchen auch Feine Srauensperfon und nicht ein- mal die Gemahlinn und Töchter des Königes fommen durften. Diejenigen Perfonen die fie zu ihrer Bedienung und Aufwartung und andern Hausdienften darinnen hielten, als Thürhüter, Auskehrer, Köche, Kellner, Kleiderverwahrer, und diejenigen, welche die Aufſicht über die Kleinodien hatten, oder Holz und Waffer tragen laffen und für alle übrige Bedürfniffe forgen mußten, waren von eben der Nation und aus eben den Städten, als diejenigen, die in dem Föniglichen Haufe dieneten. Denn in dem Tempel und Pallafte waren wegen der Verwandtſchaft zwifchen Water und Sohne einer: ley Bedienungen und Aemter, und font fein anderer Unterfchied, als daß in dem er: ſten feine Srauensperfon dienete, und in dem andern nicht geopfert wurde k). Ihr Unter Waoaͤhrender Zeit die Priefter und andere Diener der Keligion die Verrichtungen halt, ihres Amtes in dem Tempel verfahen, wurden fie von den Einkünften der Sonne un- terhalten, wovon weiter unten wird geredet werden. Dieneten fie aber nicht daſelbſt: ſo lebeten fie von ihren eigenen Einfünften aus denen $ändereyen, die man ihnen fo wohl als allen übrigen des Volkes gab 2), Jungfrauen, Durften nun gleich keine Frauensperſonen in den Tempel der Sonne kommen, die der Sonne und noch vielweniger deren Prieſterinnen feyn: fo hatte fie dennoch eigene und ihr be— — ſonders geweihete Jungfrauen, welche die Auserwaͤhleten genannt wurden. Denn si man fuchete fie befonders aus, nachdem fie fehön und von guter Herkunft waren. Aus Berdem mußten fie auch noch Jungfern ſeyn; und damit man folches defto beffer ver- fihert wäre, fo wählere man fie unter acht Jahren. "Sie wohneten weit von dem Tempel entfernet in einem Bierthel der Stadt, welches Acllahua oder das Haus der Sterne hieß. Weil die Jungfrauen diefes Haufes in Cuzco zu Frauen der Sonne beſtimmet waren: fo mußten fie von ihrem Geblüte und Töchter der Meae feyn , wel— che rechtmäßiger Weile von dem Könige oder feinen Anverwandten herftammeten. Die- jenigen, die aus der Bermifchung mit fremdem Blute erzeuger waren, fonnten nicht in das Haus ber Auserwählten zu Cuzco kommen; weil es nach ihrer Meynung eben fo menig erlaubet war, ein uneheliches Mägdchen, als eine gefchandere Wei: besperon, zum Dienfte der Sonne zu laffen, Die Zahl der Perfonen in dieſem Haufe war nicht feſt gefeger, fondern Fonnte bald größer, bald Fleiner ſeyn. Ge— meiniglich fanden fich ihrer über funfzehnhundert darinnen. Diejenigen, welche be- taget waren, febeten in dem Stande, worinnen fie alt geworden; weil fie unter eben den Bedingungen, wie die andern, hinein getreten waren. Man nannte fie wegen ihres ters A) Ebendaſ. III Sud) a2 Cap, a. d. 120 S. 7) Ebendaſ. V Buch 8 Cap. a, d, 232 ©. in America. VI Buch, V Cap. 501 Alters und des Amtes, welches fie verfahen , Mamacunas, welches nach dem Wort: Neligion verftande eigentlich eine Matrone heißt Giebt man ihm aber feine völlige Bebeutung s der altenper fo verfteht man darunter eine Frau, bie bas Mutteramt zu verfehen Sorge trägt. Die Tr F fe Benennung kam ihnen febr wohl zu; meil die einen das Amt der Aebtiſſinnen verfahen, und die andern zu Auffeherinnen, und Novicenmeifterinnen beftellet waren, welche die jüngern in dem Gottesbienfte und ber Handarbeit unterrichten und fie fpinnen, nähen und weben lehren mußten. : Diefe augerwählten Jungfrauen lebeten beftändig eingeſchloſſen und in einer ſteten Sungfraufihaft, Sie hatten weder Drebfenfter, noch) Sprachfaal, noch andere Der gleichen Derter und fprachen weder Manns» noch Frauensperfonen, fondern unters hielten fih bloß mit einander ſelbſt. Die Urfache, welche fie davon anführeten, war, die Frauen der Sonne dürften nicht gemein feyn, noch fi vor jemanden fehen laſſen. Diefes beobachteten fie fo genau, daß der Ynca felbft des Borvechtes, welches er als Koͤ— nig hatte, fie zu befuchen und zu forechen, fih enthielt. Vermuthlich wollte er dadurch - die andern vermögen, feinem Beyſpiele zu folgen, und ihnen die Kühnheit benehmen, nach) einem folhen Vorrechte zu fireben. Nur die Copa, das iſt die Königinn und ihre Prinzeffinnen hatten bie Erlaubniß, in diefen großen Verſchluß zu gehen und mit den eingefchloffenen daſelbſt zu ſprechen, ſie mochten jung oder alt feyn. Wenn der Kö- nig alfo wiſſen wollte, wie fie ſich befänden, und ob fie etwas braucheten: fo ließ er fie von der Königinn felbft und ihren Töchtern befuchen. Das ganze Sternenhaus zufammen war von einem überaus großen Umfange. Ihr Haus Auer durch diefes ungeheure Gebäude gieng eine Eleine ſehr merkwürdige Gaffe, nach und ihre Des Art eines Ganges, fo breit, daß zwo Perfonen neben einander bequemen Raum Hatten, dienten. Zur linken und rechten diefes Ganges fah man viele Gemächer , in welchen gemeinig— lich die zum Dienfte diefes Hauſes beftimmten Frauensperfonen arbeiteten, und an je: dem diefer Gemächer eine Thuͤrhuͤterinn, die forgfältig Acht gab. Die eigentlichen Sonnenfrauen mohneten in der hinterften Abrheilung, Die ganz am Ende der Gaffe tar, mo niemand hinein Fam. Diefes Haus hatte eine Hauptthuͤre, welche man nur bloß für die Königinn und für diejenigen eröffnere, die man zu ausermähleten Jung frauen aufnahm. Ordentlicher Weife waren zwanzig Thorwärter bey dem Eingange der Gaffe, wo fich die Thüre zu den Dienftleuten des Haufes befand, um diejenigen Sadıen , welche in das Haus kommen, ober auch daraus weggeſchaffet werden follten, ſelbſt bis an die zweyte Pforte zu bringen. Sie durften aber bey Lebensſtrafe nicht meiter geben, wenn es gleich die Sennenfrauen verlangeten; und diefe durften es ihnen auch nicht bey eben der Strafe befehlen. Zu ihrem und zu des Haufes Dienften hats ten fie fünfhundere junge Fraͤulein, welche alle zufammen Jungfern und Töchter der⸗ jenigen Dneae feyn mußten, die des Vorrechtes genoffen, welches der erfte Dnca den= jenigen gegeben., die er unter feine Herrſchaft gebracht. Sie braucheren aber nicht yon koͤniglichem Geblüte zu feyn, weil fie nur als DBediente, und nicht als Sonnenfranen in das Haus famen. Diefe Jungfern hatten auch ihre Mamacunaen, oder ihre Hof: meifterinnen „ welche die Jungferſchaft gelober hatten, und fie in demjenigen unterwieſen, was ſie thun mußten. Sie waren eben ſo, wie der wirklichen Sonnenfrauen ihre, in dem Hauſe alt geworden und folglich am geſchickteſten, andere zum Dienſte deſſelben zu erziehen. Rrrz a Die En Reifen und Entdeckungen Religion der altenPe⸗ ruaner⸗ Ihre Berrich: tungen. * vB Zucht Andere auser⸗ waͤhlte Jung⸗ frauen. Die vornehmſte Verrichtung der Sonnenfrauen war ſpinnen, weben und alle die Kleider machen, welche der Ynca und die Coya, feine rechtmaͤßige Gemahlinn, trugen. Sie verferfigten auch die andern feinen Kleider, Die man der Sonne zum Opfer brachte; desgleichen gewiſſe Fleine von Gelb und Roth vermengee VBerbrämungen, Paycha ge- nannt, Die an einer Ellenlangen Schnur geheftet waren, und von den nächften Anver— wandten des Königes gefragen wurden, Eigentlich bereiteten fie alles diefes für ihren Gemahl, die Sonne, wie fie fageten. Weil aber diefes Geftien folches nicht aus ih: ven Händen empfangen und fich damit fchmücken Eonnte: fo ſchickete fie es feinem recht: mäßigen Sohne und wahren Erben, damit er fih damit beffeiven möchte. Er em— pfing auch diefe Zierathen, als etwas Heiliges, und bielt fie, wie alle feine Unterthanen, in größten Ehren. Der Ynca Fonnte fie auch niemanden anders geben, als feinen Berwandten, die von Vater und Murter her aus Föniglichem Gebluͤte waren; es moch- te ein anderer Curaca, Statthalter oder Feldherr dem Staate auch noch fo wichtige Dienfte geteiftet Haben, und die größte Gnade von dem Fürften verdienen. Außer gedachten Kleidungsftücen waren diefe Sonnenfrauen auch verpflichter, das Brodt zu machen, welches man Cancu bieß, und zu denen Opfern brauchete, die man der Sonne an ihren größten Feften brachte. Sie bereiteten auch einen gewiſſen Tranf, weichen der Ynca und feine Berwandten an dieſen Fefttagen franfen. Alle Gefäße diefes Haufes bis auf die Keffel waren von Gold und Silber, wie in dem Sonnentempel; weil ſich die Frauen der Sonne folcher bedieneten, und ihe. Stand und ihre Herkunft fie dazu berechtigte. Sie hatten auch einen Garten, wor— innen alle Bäume und Gewächfe von Golde und Silber waren, mie der bey dem Sonnentempel, defien Befchreibung anderwärts vorfommen wird, Sonft lebeten fie, wie andere eingefchloffene Srauensperfonen , die eine ervige Keufchheit beobachten muͤſſen. Sollte es fihs einmal gefüget haben, daß unter einer fo großen Anzahl eine ihre Ehre verftherzet hätte: fo mürbe fie, nad) einem deswegen verfaßten Gefege, lebendig feyn begraben und ihr Liebhaber gehangen worden. Allein, weil man es noch für viel zu wenig anfah, daß nur ein einziger Menfch wegen eines fo großen Verbrechens, eine der Sonne, ihrem Gotte gewidmete Jungfrau, zu ſchaͤnden, fterben follte: fo ver- ordnete das Gefeß, es follten außer den Strafbaren, auch noch feine Frau und Kin— der, feine Knechte, feine Anverwandten, und über diefes alle Einwohner der Stadt, wo er wohnete, bis auf die Kinder an der Mutter Brüften eben die Strafe leiden, Dieferwvegen zerftöreten fie die Stadt und fäeten Steine darauf, fo daß ihr ganzer Bezirk verflucher und verbannet, wuͤſte und öbe blieb, weil in demfelben ein fo ab: fheulicher Menfch auf die Welt gefommen, Man Bat aber niemals ein Beyfpiel von einer folchen Strafe gehabt; weil die alten Peruaner viel zu gewiſſenhaft waren, fo wider ihre Religion zu fündigen m): Nach dem Mufter diefes Haufes der Sonnenfrauen zu Euzco ließen die Yncae viefe andere in den vornehmften Provinzen des Königreiches erbauen. In diefe Hau: fer nahm man allerhand Jungfern auf, fie mochten von Föniglichem Geblüte und recht: mäßige Prinzeffinnen oder auch nur natürliche Kinder und von einem fremden Gebluͤte enefproffen feyn. Aus großer Gnade nahm man aud) die Töchter derjenigen Herren, wel⸗ vr) Garcilaſſo Geſchichte der Yncae IV Buch 1. 2 und 3 Cap, ad. 178 u. ff. ©, in America. VI Buch. V Cap. 303 welche einige Dienftleute hatten, und fo gar geringerer Bürger Töchter ein, wenn fie Religion nur ſchoͤn waren. Denn unter dieſer Bedingung waren fie beftimmt, Töchter der Son- der altenPe⸗ ne oder Deyfchläferinnen des Mea zu werben. Man verwahrete fie mit eben der EHANer- Sorgfalt, als die der Senne gewidmeten Grauen; denn fie hatten, wie die andern, ° Jungfern zu ihrer Bedienung und murben auf Koften des Königes unterhalten, weil fie feine Weiber waren, Ueber diefes befchäfftigten fie fih gemeiniglich, wie die Son: nenfrauen, mit Nähen, Spinnen, und Wirken, und macheten eine Menge Kleider für den Ynca. Diefer theilete alle diefe Werke ihrer Hand denen von feinem Gebluͤ⸗ te, den Curacaen, den berühmteften Feldhauptleuten und allen andern Perſonen, die er begnadigen wollte, mit, ohne daß ihn die Gerechtigkeit und der Wohlſtand daran verhin- dert hätten; weil diefe Kleider von der Arbeit feiner Weiber und nicht der Sonnenfraus en, und für ihn, und nicht für feinen Bater gemacht waren. Diefe auserwähleten Jungfrauen hatten auch ihre Mamacunaen oder Hofmeifterinnen , wie die zu Cuzco. Kurz, der ganze Unterfchied unter beyden beftund darinnen, daß Die zu Euzco recht⸗ mäßig, und aus Föniglichem Geblüre feyn und ftets eingefchloffen leven mußten, wel “ches nothwendige Bedingungen waren, um eine Sonnenfrau zu werden. In bie andern Häufer des Königreiches hingegen nahm man Mägdehen von allerhand Stande auf, wenn fie nur. ſchoͤn und noch Jungfern waren, weil man fie dem Ynca widme: te, dem man fie auch auslieferte, fobald er fie verlangere.. Fand er fie nun ſchoͤn und nad) feinem Geſchmacke, ſo behielt ev fie zu feinen Beyſchlaͤferinnen oder Kebsweibern. Diejenigen, welche einer ſolchen Frau des Ynca nad) ihrer Ehre trachteten, wurden eben fo fiharf geftvafer, als diejenigen, welche eine Sonnenfrau fehändeten; denn das Verbrechen war einerley. Man hat aud) oben in der Gefchichte des Atahualipa ge: feben, daß er fih wegen des Philipilo auf ein folches Geſetz bezog a). Diejenigen Mägdehen, welche einmal zu Siebften des Königes erwählet worden und Gemeinfhaft mit ihm gehabt, Fonnten ohne feine Erlaubniß nicht wieder nach Haufe Fehren, ſon— dern dieneten in feinem Pallafte als Hofdamen oder Kammerfräulein der Koͤniginn, fo lange bis man ihnen erlaubete, wieder in ihr Sand zu gehen, wo fie mit Gütern über- häufet und mit einer großen Ehrfurcht bedienet wurden; weil die von ihrer Nation es für eine fehr große Ehre hielten, eine Frau des Ynca unter fih zu haben. Was bie andern Klofterjungfern anbetraf, die der König nicht würdigte, zu feinen Beyſchlaͤfe⸗ rinnen anzunehmen, ſo blieben ſie in dem Haufe, bis fie anfingen, in. die Jahre zu fommen, da fie denn wieder in ihre Heimath fehreten, wo fie gedachtermaßen bedienet wurden ; ober fie blieben auch ihr ganzes Lebenlang in diefen Haͤuſern. Alles Geſchirr und Beräthe in demfelben war von Gold und Silber, wie in dem Haufe der Son: nenfrauen, dem Sonnentempel, und den Eöniglihen Haͤuſern; wie denn überhaupt zu merken, daß alle Reichthümer des Sandes nur zum Zierrathe und Gebrauche diefer Häufer angewandt wurden, andere große Herren und Privatperfonen aber bloß ihr Trinkgeſchirr von Gold oder Silber hatten. Das übrige wurde zu dem nöthigen Schmucke bey der Feyer ihrer hohen Feſte gebrauchet 0) r | Sie hatten dergleichen Fefte viere, worunter Das vornehmfteim Brachmonate, nach der Hauptfeit der Sonnen Stilleftande zu Cuzco gefeyret wurde. Man nannte es Ansip Raymi, das iſt Sonne. das hohe Sonnenfeſt, oder ſchlechtweg nur Raymi, das hohe Feſt, welcher Name den an⸗ m) A. d. 73 S. dieſes Bandes. 0) Garcilaſſo IV Buch 4 u. 5 Cap. md. 183 u. f. S. 504 | Keifen und Entdeckungen Religion andern Feften nur zuweilen aus Gefälligfeit oder Misbrauche gegeben wurde, diefem dev altenPe⸗ aber eigentlich zufam. Man feyerte es zu Ehren der Sonne und zur Bezeugung, daß ruaner. man dieſelbe als einen Gott, der alles erſchuf und ernaͤhrete, anbethete, und öffentlich erfennefe, Daß fie der Vater des erften Ynca und aller von ihm hergeſtammeten Her: ven wäre, die fie zum Beften der Menfchen auf die Welt geſandt. Die vornehmften Hauptleute fanden ſich fo, mie alle Euracaen, nicht eben aus Verbindlichkeit, fondern zur Verherrlichung eines fo großen Feſtes und zur Bezeugung ihrer Ehrfurcht gegen den Pnca, oder auch wohl aus Meugier, Die Feyerlichkeit deffelben zu fehen, dabey ein, Konnten fie Alters oder Schwachheit oder wichtiger Gefchäffte halber oder auch der großen Entfernung wegen, nicht perfonlich erfcheinen : fo ſchicketen fie ihre Söhne und ihre Brüder in Begleitung ihrer vornehmften Anverwwandten dahin, Der Ynca felbft fand fich in Perfon dabey, wofern er nicht im Kriege oder bey Befuchung feiner Staaten auf der Reife war, Er ſelbſt verrichtete als der oberfte Hobepriefter die erſten Ceremonien diefes der Sonne eiz genen Feſtes, deren Ältefter Goßn er war. Er mußte es alfo anfangen und vorausge— ben. Die Euracaen folgeten iym prächtig geſchmuͤcket nach; wenigftens glaubeten fie eg, da fie in den felfamften Erfindungen aufgezogen kamen, die man nur hatte erdenfen fonnen. Einige hatten ihre Roͤcke mit Gold- und Sitberblechen und Flinkern befäer, und eben vergleichen Blubmenfränze auf ihren Müsen. Die andern waren mit einer Loͤwenhaut bekleidet, wie man den Herkules malet. Mach diefem erfchienen andere in der Geftalt, wie man die Engel abbilder, Denn fie waren mit den Flügeln des Bo: gels Cuntur geſchmuͤcket, die weiß und ſchwarz geflecket und fo groß find, daß fie von einem Ende bis zum andern wohl funfzehn Schub in der Laͤnge haben. Einige an- dere verftelleten ſich mit gewiſſen feltfamen Larven, welche die abfcheulichften Geftalten vorftelleten, die man fich nur einbilden Fann. Sie macheren daben fo poffierliche Affen: ftreiche und Stellungen, daß man fie härfe für Narren halten füllen. Um es folden auch defto beffer nachzuthun, macheten fie unter ſich ein verwirrtes Geräufc) von übel zufammenftimmenden Inſtrumenten als Trommeln und Pfeifen und hatten zerriffene Selle in der Hand, womit fie taufenderley Poffen trieben. Andere Curacaen folgeten in verfchiedenem Aufpuge; und jede Voͤlkerſchaft führete die Waffen, deren fie fih im Kriege bedienere, als Bogen, Pfeile, Wurffpieße, Sanzen, lange und kurze Äepte, um mit einer oder mit zwoen Händen zu flreiten. Cinige trugen auch Zierratben, wel: che die fchönen Thaten vorftelleten, die fie zum Dienfte der Sonne und der Pncae ver: richtet hatten; und andere fügreten ein großes Gefolge von Dienern mie ſich, welche auf Handpaufen fpieleten und Trompeten bliefen, Kurz, eine jede Voͤlkerſchaft erſchien dabey in dem beften Aufzuge und mie dem größten Gefolge, das ihm nur möglich war, indem ſich die eine immer mehr, als die andere, hervorthun wollte. Vorbereitung Vor der Feyer des Rayıni bereiteten fie ſich insgeſammt durchgaͤngig durch ein dazu. ſehr ſtrenges Faſten dazu. Denn ſie aßen in dreyen Tagen nichts anders, als ein wenig weißen Maiz und noch dazu roh, mit einigen von denen Kraͤutern ‚ die man Chucam nennef, und tranfen nur Waſſer. Sie enthiekten fich auch diefe Zeit über des Umganges mit ihren MWeibern, und man machete an Eeinem Orte in der Stadt Feuer. Nach diefem Faften, den h. Abend vor dem Sonnenfefte, brachten die Ynca⸗ priefter, denen es aufgefragen war, die Opfer zu verrichten, die Nacht zu, die Säm« mer und Schöpfe fertig zu halten, die man opfern mußte. Sie bereiteten auch die fg Lebens⸗ in America. vi Buch. VCap. 505 Lebensmittel und dag Getränf, welches man der Sonne zu ihrem Dpfer bringen follte, Zu allen diefen Sachen wurde: Befehl gegeben, nachdem man ſich nach der Anzahl der d Lute ungefähr erkundiget hatte, welche zu dieſem Feſte gekommen waren, Denn es mußten nicht allein die Curacae, die Geſandten, ihre Anverwandten, ihre Hausgenoſſen und Unterthanen, ſondern auch alle Voͤlkerſchaften überhaupt, welche dieſen Feyerlich⸗ keiten beywohneten, an dieſen Opfern Theil haben. Eben dieſe Nacht uͤber kneteten die Frauen der Sonne auch eine große Menge von einem gewiſſen Teige, Cancu ge— nannt, woraus ſie kleine runde Broͤdtchen macheten, eines Apfels groß. Man muß hier bemerfen, daß die Peruaner niemals Brodt aus ihrem Korne macheten, als bey diefer Feyerlichkeit und bey einem andern Feſte, Namens Citua, und daß fie auch nur. zween oder drey Biſſen davon aßen, teil der Cara, oder Zara, wie fie den Malz nennen, ihnen ftatt des Brodtes dienete, entweder daß fie. das Korn davon ba= «fen ließen, oder Daß fie es roͤſteten. Es mußten die ausermähleten Jungfrauen , wel⸗ che der Sonne gewidmet waren, ihre Frauen zu ſeyn, das Mehl kneten, woraus dieſes Brodt gebacken wurde, vornehmlich. dasjenige, welches der Ynca und bie von Fönigli- chem Gebluͤte effen follten, und fie ſelbſt mußten alle andere Speifen diefes Feftes zus bereiten; weil an diefem Tage nicht die Kinder der Sonne ihren Vater bewirtheten, ſon⸗ dern die Sonne vielmehr ihre Kinder bewirthete. Das gemeine Volk wurde durd) eine Menge anderer Frauensperfonen bebienet, welche ihm das Effen bereiteten, und Das Brode mit vieler Sorgfalt und Yufmerkfamfeit buchen. Denn ob man es gleich nur für die Gemeine machete: fo mußte das Mehl dazu dennoch rein fen. Es war nicht er= faubet , von diefem Brodte weiter zu effen, als an dem Tage diefer Feyerlichkeit, welche die größte unter allen ihren Feſten war; weil man es als eine heilige Sache anſah. Religion er alten Pe⸗ So bald alles angeordnet war, was man zu dem Opfer fuͤr noͤthig erachtete, wel: Verehrung ches man der Sonne den andern Morgen bringen wollte, welcher der Tag ihres Be: u. Einladung fies war: fo gieng der Ynca in Begleitung aller feiner Anvermandten, welche nach BUN Trunke. der Ordnung ein jeder nach ſeinem Stande und Alter einherzogen, früh Morgens oͤffent⸗ lich aus, und mit ihnen auf. ben großen Marktplag der Stade, welchen fie Haucay⸗ pata nennen. Sie warteten dafelbft barfuß, bis die Sonne aufgieng, und wandten das Geficht aufmerkfam gegen Morgen. So bald fie ſolche erfcheinen ſahen, fielen fie nieder auf die Knie, diefelbe anzuberhen. Darauf hielten fie die Arme offen und ges vade vor das Geficht, und gaben ber $ufe Küffe, welches eben das ift, als wenn man einem großen Herrn den Rock kuͤſſet. Sie thaten diefes mit großem Eifer und mit einer Öffentlichen Erklaͤrung, daß fie die Sonne für ihren Vater und für ihren Gore hielten. Weil“ aber die Euracae niche von koͤniglichem Geblüte waren: fo nahmen fie dicht bey dem angefehenften Orte, Cuffipars genannt, Plag, und betheten die Sonne auf eben bie Art an, wie die Yncae. Der König erhob fi) darauf, unterdeffen daß die andern noch Enien blieben , und nahm zwey große goldene Gefäße, Aquills genannt, in die Hand, welche mit ihrem ordentlichen Getränfe angefüllet waren. Zu gleicher Zeit ver⸗ richtete er, als der Yeltefte des Haufes der Sonne, feines Waters, dieſe Ceremonie in ih⸗ rem Namen, und lud ſie mit einem Gefaͤße, welches er in der rechten Hand hielt, feheruch zum Trinken ein, Sie glaubeten, die Sonne thäte dieſes und hide den Pnca und alle feine Anverwandten ein, ihr Beſcheid zu thun. Denn das größte Merkmaal von der Gnade ihres Herrn oder Der Freundſchaft ihres Gleichen war, wenn fie ein- Allgem, Reifebefehr. XV Band . Sss ander Religion der altenPe- ruaner. Opfer an die⸗ ſem Tage. 506 Reiſen und Entdeckungen ander zutranken. Nachdem der Ynca alſo die Sonne zum Trinken eingeladen hatte: fo goß er dasjenige Gerränf, welches er in dem Gefäße hatte, das der Sonne gewid- met war, und welches er in der rechten Hand hielt, in ein goldenes Gefäß, woraus fih das Getraͤnk gleichfam durch einen Springbrunnen, in einer fehr Fünfklich gemach- ten Röhre, die von dem großen Marfte nach dem Haufe der Sonne gieng, ausbrei- tete. Wenn das gefchehen war: fo trank er für fein Theil ein wenig aus dem Gefäße, welches er in der linken Hand hielt, und zu gleicher Zeit wurde das Uebrige unter die Mcae vertheilee, wozu ein jeder ein Fleines goldenes oder flbernes Gefäß hatte. Sie leeveten alfo nach und nad) des Pnca Gefäß aus, deffen Trank, wie fie fageten, durch feine Hand oder durch der Sonnen ihre geheiliget war, und ihnen ſeine Kraft mitthei- lere, Den Euracaen aber gab man von dem Getraͤnke zu trinken, welches die Son- nenfvauen gemacht haften, und nicht von dem, telches fie geheiliger zu ſeyn glaubeten, Nach Vollendung diefer Ceremonie, die nur eine Einleitung war, deſto beſſer zu trinken, giengen fie nach der Ordnung nad) dem Haufe der Sonne und zogen ing: gefammt bis auf den König, zwenhundert Schritte von ver Ihüre des Tempels die Schuhe aus. Darauf giengen der Ynca und diejenigen von feinem Gebluͤte, als recht: mäßige Kinder der Sonne, hinein, und warfen fich vor dem Bilde der Sonne dafelbft nieder. Inzwiſchen blieben die Euracae, die fich nicht für würdig hielten, hinein zu gehen, weil fie nicht von ihrem Geblüte waren, außen auf einem großen Plage vor der Thüre; und fo bald der Ynca mit feiner eigenen Hand das goldene Gefäß geo— pfert, womit er die Ceremonie verrichtet hatte, fo gaben die andern auch die ihrigen den zum Dienfte der Sonne ernannten, und geweiheten Yncaprieftern. Denn nur;diefen war es erlaubt, folhe der Sonne zu opfern; die andern Yneae, wenn fie gleih von für niglichem Gebluͤte waren, durften es nicht hun. Wenn nun die Priefter folche darge⸗ bracht: fo giengen fie insgeſammt bis an die Thuͤre, um der Curacae ihre zu em— pfangen, die nach ihrer Ordnung und nach ber Zeit, wie fie unter die Herrſchaft des Mea gekommen, herzutraten. Außer ihren Gefäßen uͤberreicheten fie auch der Sonne viele ſchoͤne Stuͤcken Gold und Silder, welhe im Kleinen und nad) der Natur ver- fhievene Thiere, als Schafe, Laͤmmer, Eidechſen, Kröten, Schlangen, Füchfe, Tie— ger, wen, allerhand Vögel und alles, was in ihren Provinzen wächft, vorſtelleten. Wenn dieſes Opfer vorbey war: ſo kehrete ein jeder nach der Ordnung wieder an ſeinen Ort, und zu gleicher Zeit ſah man die Mcaprieſter mit einer Menge Sammer und Schafe von allerhand Farben, dergleichen es in Peru giebt, herbeykommen. Unter diefem Viehe, welches der Sonne zugebörete, nahmen fie ein fehwarzes famm, Sie 30: gen das Schwarze bey ihren Opfern vornehmtich vor, weil folches etwas Görtliches an ſich haben follte, und ein ſchwarzes Stuͤck Vieh gemeiniglich über den“ ganzen $eib ſchwarz wäre, da hingegen ein weißes faft allezeit einen ſchwarzen Flecken an ver Schnauze Härte, . welches ihnen ein Fehler zu feyn fehlen. Diefes erfte Opfer eis nes ſchwarzen Lammes Dienete, gute oder böfe Anzeigen daraus zu erfennen, Konn- sen fie aus ſolchem Feine gute Vorbedeutung erhalten: fo opferten fie einen Schöps, War es noch nicht nach ihrem Wunfche: fo nahmen fie ein unfruchtbares Schaf; - und obgleich die Anzeigungen dabey zumeilen eben fo unglücklich waren, als bey ven andern Opfern, fo unferließen fie die Feyer diefes Feſtes doch nicht, wiewohl fol: ches mit einem «heimlichen Misvergnügen geſchah, weil fie glauberen, ihr Water, die —* Son⸗ Erik 4 mei Vl Buch VIE. 7— Sonne, wäre wegen eines Fehlers, den fie in feinem Dienfte begangen, ohne daß Xeligion er fie deswegen gewarnet hätte, böfe auf fie. Die blutigen Kriege , Die Unfruchtbarfeit.des der altenPe⸗ Erdreiches und der Bäume, das Viehfterben und andere dergleichen Unglücfe waren, wie fie —— glaubeten, die Wirkungen diefer ungücklichen Vorbedeutungen. Zeigeten ſich dagegen gluͤckliche Zeichen: ſo verſprachen ſie ſich viel Gutes, und die Freude war allgemein unter ihnen, Nachdem man diefes Lamm geopfert hatte: fo ſchlachtete man noch viele Schoͤpſe und Schafe, die man zu dem ordentlichen Opfer beftimmete, Diefen aber öffnete man nicht die Seite, wie den andern; fondern nachdem man fie abgeftachen, fo zog man ihnen das Zell ab, und hob das Blut und das Herz auf, welches man der Sonne, fo wie das yon dem erſten Lamme Darbrachte, und hernach zu Aſche verbrannte, Das Feuer , deffen fie fich zu biefen Hpfern bedieneten, mußte ihnen , wie fie ſageten, Anzündung von der Hand der Sonne felbft gegeben werben. Zu diefem Ende nahmen fie ein großes des Feuers da- Armband, Chipansgenannt, faſt wie dasjenige, welches die Yncae um den Knoͤchel der I linken Hand trugen, nur daß dasjenige, welches der vornehmfte unter ihren Prieften trug, viel geößer war, als die andern, Anſtatt des Kleinodes oder der Medaille hing ein hohlgeſchliffaes Gefaͤß von der Größe einer halben Orange daran, welches überaus glän- jend und glatt war. Man hielt folches gerade gegen die Sonne, und in einem geroiffen Puncte, 10 bie Stralen aus dem Gefäße zufammen Eamen , legete man, an ftatt des Zun: ders, ein wenig geſchabete Baummolle, welche fo gleich aus natürlicher Urfache Feuer fing. Mit diefem alfo angezuͤndeten und von der Hand der Sonne gegebenen Feuer verbrannte man bie Opfer, und bevienete ſich deffelben,, das Fleiſch braten zu laffen, welches an diefem Tage gegefien wurde, Darauf nahmen fie eben dieſes Feuer, und trugen esin den Tem- pel der Sonne, und in das Haus der auserwoͤhleten Jungfrauen, wo man es Bas ganze Jahr über zu erhalten Sorge trug; und es war ein ſehr böfes Anzeigen, wenn es auslöfche: ee, Wenn an dem heil. Abende des Feſtes, da man alles anfhiefete, was zu dem morgen den Opfer nörhig war, Feine Sonne fihien, und man folglich Fein Feuer von derſelben bes Eommen fonnte: fo nahm man ze) Eleine Stäbchen, eines Daumes ftarf, und einer halben Elle lang, von einem gewiſſen Holze, Vyaca genannt, welches beynahe dem Zims mer glich, Man vieb fie an einander, und brachte Dadurch eine Menge Funken heraus, von welchen der Zunder Feuer fing. Man betrübete fich aber fehr, wenn man genoͤthiget war, auf folche Art Feuer zu machen ; und man hielt es für ein fehr unglückliches Zeichen, Eshieß, die Sonne müßte wohl fehr erzuͤrnet ſeyn, weil fie fich weigerte, aus ihrer Hand Feuer zu geben, Nachdem fie Das Zleifch von ihren Opfern auf den beyden vornehmften Plägen der Ihꝛe Schmau⸗ Stadt braten laſſen: fo theileten fie es unter diejenigen aus, die ſich bey dieſer Feyerlicht eit ſerey. mit befanden, als erſtlich die Yncae, darauf die Euracae, und hernach alle die andern nach dem Range, den fie Hatten Außer diefem Fleiſche gab man ihnen auch von dem Bredte Cancu, weldyes das erfte Gericht war, deffen man ſich bey diefer Feyerlichkeit bediente: Nach) diefem trug man ihnen viele andere Gerichte auf, woväh fie fich färtigeen, ohne ſich durchs Trinken dabey ftören zu laſſen, weil es durchgängig Die Gewohnheit in Peru war, unter dem Effen nicht zu teinfen. Wenn fie fich aber fart gegeffen Hatten: fo brachte man ihnen zu winken; und da gieng es an ein übermäßiges Saufen. Ben diefer Suftbarfeit faß der Ynca auf feinem Throne von dichte Golde, und ließ feinen Verwandten, dei Hanan Cuzco und Hurin Cuzco fagen, ſie ſollten den Vornehmſten von denen frem⸗ den Voͤlkerſchaften, welche gekommen wären, dem Feſte beyzuwohnen, in ſeinem Namen 882 zu⸗ Religion der altenPe. ruaner. Ihre Art ein⸗ ander zuzu⸗ trinken. 508 Reiſen und Entdeckungen zutrinken. Solchem Verlangen zu willfahren, brachten ſie es zuerſt denen Hauptleuten zu, die ſich im Kriege hervorgethan hatten. Denn ob ſolche gleich Feine Herren von eini⸗ gen Unterthanen waren; fo wurden fie dennoch den Euracaen wegen derer ſchoͤnen Thaten, die fie gethan harten, vorgezogen. Hatte aber der Curaca den Kang eines Herrn, oder die Anführung in einem Kriege gehabt ; fo wurde er wegen beyder Würden auf eine aufer- ordentliche Art geehret. Zum andern, ließ es der Ynca den Euracaen der um Cuzco her» umliegenden Orte zubringen; allen denjenigen nämlich, welche der erfte Ynca, Manco Eapac, unter feine Bothmaͤßigkeit gebracht hatte, Diefe wurden durch ein befonderes Bor- recht, welches er ihnen verliehen, Yncae genannt zu werden, auch für Yncae gehalten, und hatten gleich hinter den Yncaen aus koͤniglichem Geblüte den Rang. Denn die Ge- finnung diefer Könige war niemals, die Borrechte im geringften zu vermindern oder auf zubeben, welche ihre Vorfahren ihren Unterthanen zugeftanden hatten, fondern vielmebr fie täglich zu beftätigen und immer mehr und mehr zu vermehren, Was ihre Gewohnheit einander zuzutrinken betrifft, fo muß man willen, daß alfe und jede Peruaner für fich ein Paar Schaalen oder Trinfgefäße von gleicher Größe, glei- cher Geſtalt, und von gleichem Erzte, von Golde oder Silber, zuweilen aber auch nur vom Holze, dazu hatten, und noch haben, damit fie gleich viel tränfen, und bey diefer gegen: feitigen Aufforderung Feine Berrügerey vorgienge, Derjenige, welcher einen andern zum trinken aufforderte , hatte in jeder Hand eines von dieſen Gefäßen; und wenn die Per- fon, welcher er zutranf, von geringerm Stande war, fo gab er ihr das Gefäß aus der lin⸗ fen Hand. War fie hingegen vornehmer, oder wenigftens feines Gleichen: fo überreichere er ihr das aus ber rechten, und machete mehr oder weniger Complimente, nach dem Stande, von welchen die Perfon war, Wenn fie nun getrunken hatte, fo Eehrete er darauf wieder an feinen Dre. Die erfte Aufforderung in dergleichen Saufgelagen geſchah ſtets von dem Größern gegen den Geringern, als eine Art von Gewogenbeit, welche der Obere dem Un- tern erwies, Daher nahm fich der Unterthan niemals die Dreuftigkeit, feinem Obern zus zutrinfen, weil er ihm dadurch ein Merkmaal der Unterhänigkeit und Knechtſchaft geben wollte, Nach diefer Gewohnheit ließ der Ynca zuerft feine Unterthanen nach der obgedachten Ordnung einladen, und zog in jeder Nation die Befehlshaber denjenigen vor, die es nicht waren. Der Ynca, welcher bey diefer Aufforderung das Wort führere, fagete zu demjeni- gen, dem eres zubrachte; Der Capsc Nncaläßt eseuch zubringen, und ich) Eomme bieher, euch feinetwegen Befcheid zu hun. Der Hauptmann oder Curaca nahm zu gleicher Zeit das Gefäß mit vieler Ehrerbiethung, und bob die Augen zur Sonne, um ihr wegen dieſer außerorbentlichen Gunft Dank zu fagen, die ihr Sohn ihm erwies, und deren er fich unwürbig erfannte. So bald er getrunfen hatte, gab er das Gefäß dem Inn“ ca zurück, ohne ihm ein Wort zu fagen, noch ein anderes Complimene zu machen als daß er viele Küffe, zum Zeichensder Anbethung, in die Luft warf. Man muß bier anmerken, daf der Dnea niemals alle Curacae überhaupt, die Haupt: leute ausgenommen, zum Trinfen aufforderre, fondern einige insbefondere von denen, wel⸗ che ihre Zinsleute am meiften liebeten , weil fie erfanne hatten, daß diefelben geneigt wären, das allgemeine Befte zu befördern, welches der Hauptendzweck des Mnca , der Curacae und aller andern Befehlshaber zu Ktieges-und Friedenszeiten war. Was die andern Eu- racae betraf, fo luden bie Yncae, welche fie zum Trinken aufforderten, fie in ihrem eige⸗ nen in America. Vl Buch. VCap. 509 nen Namen dazu ein, und nicht im Namen des Ynca, welches dem Curaca gleichwohl ein Religion Vergnügen machete, weil derjenige, welcher auf feine Geſundheit tranf, eben fo wohl. einer altenpe- Sohn der Sonne war, als der König felbft. ruaner. Einige Zeit darnach, da man diefe erfte Gefundheit getrunken hatte, forderten einige ) von den Hauptleuten und den Curacaen aller Bölkerfchaften den Ynca felbft, und andere feiner nahen Anverwandten nach eben der Drdnung auf, wie man fie felbft aufgefordert hate te, Das gewöhnliche Compliment dabey war, daß fie fieh dem Ynca näherten, ohne ihm dag geringfte Wort zu fügen. Sie gaben allein der Luft Küffe, zum Kennzeichen der Anz Bergung. Der Ynea empfing fie fo gleich mit vieler Sanftmutd und Höflichkeit. Dara auf nahm er die Gefäße in die Hand, bie ihm aͤberreichet wurden. Und weil er aus Wohlſtande nicht alles austrinfen Fonnte, und ihm folches auch nicht einmal erlaubt war: fo fegete er fie nur an den Mund, und trank mehr oder weniger daraus, nad) der Gewo⸗ genheit, die er denjenigen erweiſen wollte, welche ihm die Gefaͤße uͤberreichet hatten, und die er deſſen entweder ihrer eigenen Verdienſte oder ihres Standes wegen, wuͤrdig achtete. Wenn das geſchehen war, ſo befahl er ſeinen Hofleuten, welche alle zuſammen privilegirte Mcae waren, für ihn mit feinen Hanptleuten und Euracaen zu trinken, denen er ihre Ges faͤße wiedergab, nachdem er getrunken Hatte. Die Euracae hielten folche als etwas heiliges, in großen Ehren; weil der Capac Ynca fie mit feinen Lippen und mit feiner Hand berühs vet hatte. Sie tranfen niemals mehr daraus , ja fie ruͤhreten fie nicht einmal mehr an, fondern fegeten fie an geroifle Dre, wo fie folche als Gögen, zum Andenfen, daß ber Pie ca fie in Händen gehabt, verehreten. Nachdem fie alfo einander zugetrunken, fo verfügeren fie ſich wieder an ihre P läge; Andere Lufts und darauf fah man Banden von Gauflern erfiheinen , welche anfingen, nach Liedern zu barkeiten. tanzen. Nach ihnen Famen andere, bie vermummer waren, Und nach ihres Landes Weis fe viele Zeichen und Bilder trugen, Unterbeffen daß fie fo die Zeit mit Singen und Tan⸗ zen zubrachten, höreten diejenigen , welche zuſahen, nicht auf, zu trinken, vornehmlich die Hncae, die Euracae und die Hauptleute, welche einander zutranfen, und Beſcheid thaten, nachdem fie Freunde oder Nachbarn waren, oder auch beſondere Urſachen ſie dazu verpflich⸗ teten. Diefes Feſt Raymi daurete neun Tage, in welcher Zeit fie vollfommen wohl lebe⸗ ten, und ſich nur luſtig zu machen dachten. Gie wandten aber nur den erften Tag zu ih⸗ ven Opfern an, wenn fie eine Wahrfagung daraus haben wollen, Nach neun Tagen keh⸗ teten die Curacae, mit Erlaubniß des Königes, wieder zuruͤck in ihre Heimath, und freues ten ſich, daß fie dem Hauptfeſte Der Sonne, ihres Gortes, beygewohnet hatten. Wenn der König im Kriege oder auf der Reife beym Beſuche feiner Länder zu Der Zeit war, da das Feft einfiel; fo tießen es der Ynca, ſein Statthalter zu Cuzco, der Oberprieſter, und die andern Yncae, von Eöniglichem Geblüte feyren, und bie Curacae fanden ſich mit den Gefandten aus den Provinzen dabey ein. Was den König beteiffe: fo feyerte er es an dem Orte, wo er ſich befand; doch geſchah es nicht mit fo vieler Pracht, als zu Eujeo P) z Für das zweyte Hauptfeft, welches die Yneae an ihrem Hofe feyerten, kann man bie Andere Feſte. Wehrmachung der jungen Hncae oder den Ritterſchlag annehmen, weil fih an demfelben auch das gemeine Volk viele Tage lang auf ben öffentlichen Plägen luſtig machete. Man nennete felches Zuavach und ftellere es —— oder nach Beſchaffenheit der ur 88 3 ale Li ) Garcilaſſo VI Bud, 20, 21, 22, Br Eap, a. d. 310 u. f. S —1 Religion sıo Reiſen und Entdelungen alte zwey Jahre an. Die dabey vorgefallenen Eeremonien werben wir weiter unten zu bes dev altenPe⸗ ſchreiben Gelegenheit haben, TUANER, Heinigungs: feite. Das dritte feyerliche Feft hieß Eufenierapınt , und wurde nach der Saatzeit gefeyert, wenn der Mais anfing, aus der Erde hervor zu fommen. Sie opferten alsdann der Sonne eine Menge Laͤmmer, Schöpfe und unfruchtbarer Schafe , und erfucheten fie, dem Froſte zu gebiethen, daß er ihrem Korne nichts ſchadete. Sie begiengen diefes Feft mit Tanzen und Schmauſen, wobey fie wacker franfen. Es wurde aber der Sonne, wie an dem Rayıni, nur das erfte Lamm, und von den andern das Blut, und Gefchlinge ges bracht, das Fleiſch hingegen unter die Anmefenden vertheilet. Dan muß ſich nicht-wun: dern, daß man zu Ende des Frühlinges noch die Sonne bath, den Mayʒ vor den ſchaͤdli⸗ chen Wirkungen des Froſtes zu verwahren. Denn man darf ſich nur erinnern, was oben von der Kaͤlte in dieſen Thaͤlern geſaget worden, und daß es hier das ganze Jahr hindurch friert, und um Johannis oftmals kaͤlter iſt, als um Weihnachten; der Maiz auch über diefes ihre Hauptnahrung war, und der Froft ihm am ſchaͤdlichſten fiel 4). Citu hieß das vierte Feſt, welches gleichfam ein Reinigungsfeft war, und mit gro» fen Freuden begangen wurde, weil fie es gemeiniglich feyerten , wenn fie alle Krankheiten, Beſchwerden und Schwachheiten, welche die Menfchen martern, aus der Stadt und den umliegenden Dertern verbannen wollten, Sie macheten große Anftalten dazu, und berei- seen ſich mit Faften, außerdem enthielten fie fich Die ganze Zeit über ihrer Weiber. Sie beobachteten diefes Faften den erften Tag des Herbfimondes, wenn Tag und Macht gleich gewefen war. Nachdem fie ſich nun dazu insgefamme vorbereitet, und Männer, Weiber, und Kinder einen. Tag lang ſtreng gefafter hatten: fo brachten fie die folgende Mache damit zw, daß fie das Brodt Cancu macheten. So bald fie folches zuſammen gefnetet , fo tha- ten fie. es in große irdene Töpfe, weil fie Feine Backöfen hatten, und ließen es halb backen, bis es zu einer Maffe wurde. Sie hatten zweyerley Brodt. Man mifchete in den Teig der einen Art von diefen Brodten das Blut junger Knaben und Kinder von fünf Jahren, welches man ihnen zwiſchen beyden Augenrahmen und den Naſelochern ließ; welches ihr ge- wöhnlicher Aderlaß bey ihren Kranfheiten war. ‚Weit diefes Brodt aber zu verfchiedenen Wirkungen dienete: fo buchen fie jede Art befonders; und die Anverwandten kamen zudie- fer Ceremonie zuſammen. Alle Brüder giengen in das Haus des Aelteſten; und diejeni⸗ gen, welche feine Brüder harten, begaben ſich in die Wohnung ihres nächfien und aͤlte ften Anverwandten, Alle diejenigen , welche gefaftet hatten, wuſchen fich den $eib in eben der Nacht, da man das Brodt buch, ein wenig vor Tage: Sie nahmen darauf etwas von dem mit Blute gemengten Teige, womit fie fih den Kopf , das Geſicht, die Bruft, die Schultern , die Aerme und die Schenkel trieben, damit fie fich fauberten, wie fie fage- fen; weil fie fich einbildeten, daß fie auf die Arc alle Art Krankheiten und. Schwachheiten von ihren Seibern entferneten. Wenn das gefchehen war: fo nahm der ältefte und ange⸗ ſehenſte etwas von dieſem Teige, und rieb damit die Thuͤre, die auf die Gaſſe gieng. Er ließ es auch, zum Zeichen der Reinigung der Leiber, die in dieſem Haufe geſchehen wäre, daran kleben. Unterdeſſen verrichtete der Oberprieſter eben dieſe Ceremonie in dem Pallas fte und dem Tempel der Sonne. Darauf ſchickete er andere Priefter ab, dergleichen indem Haufe. der Frauen diefes Geſtirnes, und in Huanacauri, einem Tempel, eine Meile von a) der 7) Ebendaſ. VII Buch, 5 Cap. nd. 35&. DE Er in America. VIBuh. V Cap. ‘Sur der Stadt, zu verrichten, welchen fie ſehr Hoch verehreten; weil er der erfte Ort gewefen, Religion wo ſich der Anca Manco Capac aufgebalten, als er nach Euzco gefommen. Sie ſchicke— der altenpe: ten auch nad) andern heiligen Dertern Priefter , diefe Ceremonie zu’ verrichten. _ So ba m folches gefchehen war, und die Sonne aufzugeben anfing, fo betheten fie diefelbe an, und erfucheten fie demüthigft, fie möchte doch alle innerliche und Außerliche Webel von ihnen zu entfernen geruhen. Sie brachen darauf ihr Faſten mit dem andern Brodte, weldes man ohne Blut bereitet hatte, ; | Nach der Anbethung, die zu einer gewiſſen beftimmten Stunde geſchah damit fieal- Dan verjaget fe zuſammen die Sonne zu gleicher Zeit anbethen möchten, ſah man einen Hnca von Fh- die Uebel des niglichem Geblüte aus der Feftung fommen, Dieſer war, als ein Bothe der Sonne, reich Tages. betleidet. Ex hatte einen rund um den $eib herum aufgefchlagenen Rock an, und eine Lanze in der Hand, die mit Federn von allerhand Farben von der Spiße Bis an den Handgriff ummwunden , und mit einer Menge goldener Ringe befeget war. Diefe alfo gefchmückte Lanze dienete auch zu Kriegeszeiten zu einer Art von Standart, Der prächtige Bothe aber kam damit aus der Feftung und nicht aus dem Tempel, weil man ihn als einen Krie- ge8- und nicht als einen Friedensbothen anſah; und man in diefer Feftung, die zur Woh- nung der Sonne beftimmer war, nur von demjenigen rebete, was die Waffen betraf, da man in dem Tempel hingegen nur von Friedensgefchäfften handelte. In diefem Aufzuge ſtieg er oben von dem Huͤgel Sacſahuamam herunter, und ſchuͤttelte ſeine Lanze, die er in Haͤnden hatte, bis er mitten auf den Hauptplatz kam. Dafelbft ſtießen vier andere Yncae von föniglichem Geblüte zu ihm, welche eben dergleichen Lanzen hatten, wie er, und ihre Roͤcke waren ebenfalls aufgehoben , wie alle Peruaner fie zu tragen pflegen, wenn fie lau— fen, oder etwas wichtiges verrichten wollen , damit fie nicht verhindert werden. So bald diefer Bothe dahin gefommen war, fo ruͤhrete er mit feiner Large der vier andern Pncae ih: ve an, und fagete zu ihnen: die Sonne geböthe ihnen, alle Beſchwerlichkeiten und Krank⸗ heiten aus der Stadt und dem benachbarten Lande zu verjagen, die ſie daſelbſt finden wirden. Die Hncae giengen fo gleich durch die vier großen Straßen der Stabt, durch welche man, ihrer Meynung nach, zu den vier Gegenden der Welt koͤmmt. Wenn nun die Einwohner diefe vier Yncae vorbeygehen fahen: fü ſtelleten fie fich, alt und jung, Mänz ner und Weiber, in die Hausthüren, und macheten außerordentliche Freudengefhreye, und Zurufungen, Sie fhüttelten ihre Roͤcke, als wenn fie hätten den Staub abfehütteln wols len, und legeten darauf ihre Hand auf den Kopf, auf das Geficht, auf die Aerme, und auf bie Schenfel, die fie ſich vieben , als wenn fie diefe Theile hätten wafchen wollen , indem fie fich einbildeten , fie jageten dadurch) Die Uebel aus ihren Häufern, damit diefe Borhen der, Sonne fie aus der Stadt verbanneten. Man that diefes nicht allein in denen Straßen, wodurch die vier Yncae giengen, fonbern auch überhaupt Durch die ganze Stadt, aus mel: cher diefe Bothen mit ihren Sanzen in der Hand hinauseileten , und eine Vierthelmeile weit von der Stadt giengen, wo fie vier andere Yncae fanden , die nicht von Eöniglichem Geblü- te, fondern privilegirte waren, Diefe nahmen ihre Sanzen und liefen auch eine Bierthels = meife weit, wo fie von andern abgelöfet wurden; und fo giengen fie von einer Station zur ° “andern fünf bis fechs Meilen weit von der Stadt, wo fie fo gleich ihre Lanzen binpflanze=" ten, damit fie zeigeten, die Hebel wären ba beſchraͤnket, um ſich jenfeits dieſer Gränzen zu halten. —— Die Religion 512 Reifen und Entdeckungen Die folgende Nacht giengen fie öffentlich aus, und haften Fackeln von Strohe ge: der altenPe⸗ macht, welche wie Matten geflochten, und am Ende ganz rund wie ein Feigenkorb gejtal- ruaner. tet waren, Man nannte dieſe Fackeln Pancuncu, und fie daureten ziemlich fange, ehe u.der Nacır, fie auslöfcheten. Sie banden folche mit einem Bindfaden zufammen, der eine Elle lang Erndtefeſt. Andere Feſte u. Anbethung in dem Tempel war, und liefen alſo durch alle Straßen der Stadt. Darauf giengen ſie hinaus vor die Stadt, als wenn ſie haͤtten ſagen wollen, ſie verjageten mit ihren Fackeln die Uebel der Nacht eben ſo, wie ſie mit den Lanzen die Uebel des Tages ausgetrieben haͤtten. Endlich warfen fie dieſe faſt verbrannten Fackeln in ven Fluß, wo fie ſich den Tag vorher gewa— ſchen hatten, damit deſſen Strom die Uebel, die ſie aus ihren Haͤuſern, und hernach auch aus der Stadt getrieben haͤtten, mit ſich ins Meer fuͤhrete. Traf jemand den andern Mor⸗ gen ein Stuͤck von diefen Fackeln am Rande des Waffers an: fo entfernete er fich auf der Stelle fo geſchwind davon, als von dem Feuer, aus Furcht, es möchte ihm ſchaͤdlich und gefährlich feyn, da es andern zu Austreibung ihrer Liebel gebienet hätte. Nachdem fie ſich alfo des Eifens und des Feuers bedienet hatten, um die Uebel auszuroften, die ihnen in diefem ganzen Mondvierthel begegnen könnten: fo ftelleten fie öffentliche Luſtbarkeiten an. Sie danfeten der Sonne dafür, daß fie fie von ihren Uebeln befreyet hätte, und opferten ihr eine Menge Laͤmmer und Schöpfe, deren Fleiſch öffentlich gebraten und verzehret wur de. Man brachte die ganze Zeit mit Singen, Tanzen und Schmaufen zu, und vergaß nichts von demjenigen, mas in den Privathäufern ober auf den öffentlichen Plägen, eini- ges Vergnügen geben konnte, um Dadurch) zu zeigen, daß das Gute, welches fie von ih— rem Gotte erhielten, ihnen allen gemein fey. Die Peruaner feyerten noch ein anderes Feſt, welches ein jeder für fich in feinem Hau- fe begieng. Denn nachdem fie ihre Erndte gehalten, und ihre Früchte in ihre Scheunen gebracht: fo opferten fie der Sonne ein wenig Talg, welches fie verbrannten. Die Rei— chen aber und Bornehmen brachten ihr zahme Raninichen zum Opfer dar, und warfen fie ebenfalls ins Feuer, wobey fie Gort danketen, daß er ihnen auf diefes Jahr Brode zu effen gegeben hätte, Sie bathen ihn auch, daß er ihren Scheunen befehlen möchte, Das Korn und Brodt wohl zu verwahren, welches er ihnen zu ihrem Unterhalte gegeben hätte, Ihre Priefter verrichteten auch das Jahr über viele Geberhe und Gelübde indem Haus fe ver Sonne, woraus fie niemals kamen; und diefe Gebethe hatten nichts mie den Haupt⸗ feften gemein, fondern waren gleichfam die ordentlichen Opfer, welche-fie der Sonne bey jedem Monde brachten. Sie begiengen auch noch befondere Feſte; wenn fie einen Sieg er- halten hatten, oder eine Provinz fich dem Ynca freywillig unterwarf. Sie danfeten der Sonne, als dem Urheber aller ihrer gut ausgefchlagenen Unternehmungen, Man begieng dieſe Feſte in ihrem Tempel , allein mit wenigern Ceremonien, als die vier Hauptfefte r). So oft fie indeflen in ihren Tempel fraten, fo legete der Vornehmſte von der Gefellfchaft die Hand auf eine von feinen Yugenrahmen, und er mochte nun ein Haar heraus reifen Ihre Beich⸗ ten. oder nicht, ſo blies er es zum Zeichen des Opfers in die Luft. Dieſe Art der Anbethung wurde nur allein der Gottheit, und nicht auch den Koͤnigen, erwieſen s). Wir koͤnnen diefe Nachricht von ihrem Gottesdienfte nicht befehließen, ohne ein Wort von ihren Beichten, und der Darauf folgenden Buße, zu fagen, Da fie aus der Ver- nunft ) Garcilaſſo VII Buch, 6 u. 7 Cap. a.d, 366 u. ff. S. 5 Ebendaſ. IL Buch, VIII Cap.a. d. 798, ⸗ ‘in America. VI Buch. VCap. 513 nunft erkannten, und durch ihr Gewiſſen uͤberzeuget waren, daß die Sünden des menſchli- Religion chen Geſchlechtes die Uebel und göttliche Rache nach ſich zogen: fo glaubeten ſie, fie muͤß- dereltenpe- ' ten ihre Miffethaten durch) Buße und Opfer ausföhnen. Zu dem Ende waren in dem gan- VURNEREES 7 zen Reiche Beichtiger beftellet ; und die Beichtiger richteten die Züchtigung den Sünden ge- mäß ein. Auch Frauensperfonen mifcheten fich in diefe fonft priefterliche Verrichtung. In der Provinz Collaſuyu bedienete man ſich des Looßes zur Entdeckung der Suͤnde; zuweilen enfdecfete man fie auch durch Beſichtigung des Eingeweydes der Opferthiere. Man be- ftrafete Durch vielmal hinter einander wiederhohlete Steinwürfe denjenigen, welcher feine Sünden nicht offenbarete. Jedoch beichtete man nur bey folchen Gelegenheiten, wo man einen befondern Benftand der göttlichen Hülfe brauchete. Die große und feyerliche Beichte aber geſchah, wenn der Ynca frank war. Der Nnca ſelbſt beichtete nur der Sonne, worauf er ſich in einem fließenden Waſſer wuſch, und dabey fagete: Nimm die Sünden , die ich der Sonne gebeichtet babe, und trag fie in das Meer. Die Buße beftund im Faften, in Opfern, in eingegogenem $eben in den Wüften der Gebirge, in Geißelun- gen u. d. gl. ?). Bon ihrem Faften ift anzumerfen, daß es zweyerley Arten deffelben gab, wovon das Ihre Faſten. ftrengfte dasjenige war, da fie nur Waſſer tranfen, und ein wenig ganz rohen Maizaßen, Es dauerte folches auch nur drey Tage , weil es gar zu ftrenge war; und man nannte es Hatuncaci, das große Faſten. Das andere aber, welches Caci hieß, war nicht fo rauh, noch fo verdrießlich. Denn man fonnte an demfelben geröfteten Maiz und in größerer Menge, rohe Kräuter, wie man bey uns Rettiche und Sallate ift, und eine Art von Ges würze, Acci oder Huchu, welches man mit Salze vermifchete und zurichtete, effen. Leber diefes war es ihnen erlaubet, von ihrem ordentlichen Getränfe zu trinken : doch durften fie feinen Biffen Fleiſch oder Fiſch, noch auch Kräuter, zu ſich nehmen, welche gewuͤrzet waren, Außerdem durften fie nur einmal des Tages eſſen »). * Hierbey hatten ſie noch mancherley andern Aberglauben, dergleichen war die eitele Vorbedeutuu⸗ Vorbedeutung, die ſie aus der Bewegung der obern und untern Augenlieder zogen. Alle gen aus der Hncae und ihre Unterthanen hielten es fuͤr ein gutes Anzeigen, wenn ſich das obere Augen⸗ — 5 lied des linken Auges mehr bewegete, als gewöhnlich. Denn fie fageten , diefes wäre ein : Zeichen, daß ihnen etwas Gutes roiederfahren würde, wovon fie viel Vergnügen und Freu⸗ de haben fönnten. War es aber das Augenlied des rechten Auges, fo ſchien ihnen die Vorbedeutung nod) unvergleichlich beffer zu ſeyn, und verfprach ihnen, wie fie meyneten, unzählige Wohlfahrt, und unſchaͤtzbare Reichthuͤmer, welche mit einem Vergnuͤgen, und einer Gemuͤthsruhe begleitet ſeyn ſollten, die man nicht ausdruͤcken koͤnnte. Die untern Aus genlieder aber hatten eine ganz gegenſeitige Vorbedeutung. Ereignete es ſich, daß ſie mehr als gewoͤhnlich zitterten: fo war ihnen dieſes eine Anzeigung der Traurigkeit, und fie wür- den etwas fehen, was fie mit Schmerz und Elende erfüllen würde, War esnun gar noch dazu das linke: fo hielten fie folches für das ärgfte unter alten Borzeichen, die man haben Fönnte, welches ihnen, wie fie ſageten, mit unendlichen Thränen drohete, und prophezeye⸗ te, fie wuͤrden Fünftig allen nur erfinnlichen Uebeln und Befünmerniffen ausgefeßet ſeyn. Sie gaben diefen £leinen Zufällen fo vielen Glauben, daß fie fih, fo oft ihnen diefes 1 ? Wr ) Acoſta beym Purchas. | 2) Garcil. VIL Buch, 6 Cap. a. d.366 S. Allgem. Reiſebeſchr. XV Band, SE v 51% Reiſen und Entderfungen Religion tere begegnete, dem Weinen uͤberließen, als wenn fie wirklich von den größten Ungluͤckſe— der alten ligkeiten befallen wären. Damit fie aber nicht durch das viele Weinen über das Ungluͤck, Peruoner- melches fie noch nicht gefehen hatten, das Geficht verlieren möchten: fo hatten fie einen eben fo lächertichen Aberglauben von einem KHülfsmittel dawider, als das Anzeigen fetbft war. Denn fie benegeten das Ende eines Strohhalmes mit Speichel, und legeten ihn an das untere Augenlied, wobey fie es zudrücketen, Zu ihrem Trofte fageten fie, diefer Strohhalm verhinderte den Lauf der Thränen, welche fie zu vergießen befürchteten, und mendete die büfe Borbedeufung des Zitterng des Augenliedes ab, Haft eben dergleichen Aberglauben hatten fie auch von dem Klingen der Ohren x). Der VII Abſchnitt. Bon der Regierungsform, Policey und Lebensart der alten Peruaner. Eintheitung des Reiches; des Volkes in Decu- ſelben. Betragen der Yneae gegen ihre neuer wien. Amt der Decurionen. Ordnung unter Unterthanen. Verordnung wegen der öffentlis den Kriegesleuten. Nichter- Zeugenverhoͤr. chen und Privatguͤter. Tribut und Auflagen Urtheile und Heiligkeit der Gefege. Strafen. der Unterthanen. Geſetze deswegen. Ordnung Berichterftattung der Richter von ihren Urthei- bey deffen Abtrage. Gefchenke fir den Ynca. len. Beylegung der Srängftreifigkeiten. Drey⸗ Mehrere Geſetze. Verheirathungen der Yns erley Gerichte in jedem Lande, Aufieher über _cae; der Gemeinen; der Curacae. Niederkuͤnft die Beamten. Bothenläufer. KHofbediente, der Weiber. Erziehung der Kinder. Feyer⸗ Träger des Koͤniges. Aufwand des Hofes. lichkeit bey deren Entwoͤhnung. Arbeitfankeit, Kleidung des Ynea. Prüfung der jungen Ins Beſuche. Oeffentliche Metzen. Witwen. Bes cae; des Erbprinzen, Wehrhaftmachung ders graͤbniß. Erbfolge. Regierungs⸗ us dem oben angeführten Urſprunge dieſes Reiches and der beygebrachten Geſchichte ſei⸗ — — ner Beherrſcher wird man bereits deutlich genug erkannt haben, daR die Regierungs⸗ "mer. form Beffelben vollkommen monarchiſch geweſen. Die Könige oder Kaiſer von Peru hat. —— ten ihr Reich in vier Theile eingetheilet, welche fie Tahuantinſuyu, ‚das iſt die vier Welt Eintheitung fheile, nenneten. Die Stadt Cuzco war gleichfam das Mittel davon , und. führete diefen des Reiches. Namen nicht uneben, welcher in ber befondern Sprache der Yncae Erdiabel heißt. In ber That iſt auch ganz Peru lang und fehmal, wie der menfchliche Leib ‚und Cuzco machet davon beynahe die Mitte, Sie nannten denjenigen Theil, der nach Morgen lag, Anti— ſuyu, wegen der Provinz der Antier, die an diefer Seite ift; und aus eben der Urfache nennen fie auch die ganze große Reihe der mit Schnee bedeckten Berge, die gegen Mor gen von Peru liegen, noch Anti. Das Wort Cuntiſuyu braucheten fie, denjenigen Theil zu bezeichnen „ ber gegen Abend ift, und nahmen es von der fehr Fleinen Provinz Cunti. Der Theil gegen Norden führete den Namen Chinchaſuyu von der Sandfchaft Chincha, welche eine ber größten des Landes ift, und der StadtCuzcogegen Norden liegt ;und Collaſuyu, welder gleichfan der mittlere Kreis iſt, führer feinen Namen von einer ſehr weit ſich erſtreckenden Landſchaſt, insgemein Colla genannt, die gegen Süden liege. Ui ter dieſe vier Landſchaften begriffen fie alles Sand, was fie bis zu diefen vier Stuͤcken hats fen, wenn es auch) gleich noch weit. darüber hinaus gieng, und Hinter denfelben andere Sän- der lagen, worinnen noch vielmehr Derter waren, Das Königreich Chily z. E. welches an x) Ebend. IV Buch 16 Cap. a. d. 203 S in America. VI Buch. VCap. — an der Suͤdſeite uͤber fechshundert Meilen von der Provinz Colla ift, wurde doch unter Regiezungs- Collafüyır mic begriffen: ebei fo wie das Königreich Quito unter Chinchaſuyu, wiewohl Form der al es über vierhundert Meilen von Chincha, jedoch gegen Morvden,lag. Es war alfo einer: ER ley / ob man dieſe vier Reichstheile nannte, oder gegen Morgen, Mittag u. ſ. w. ſagete— Außerdem nennen fie noch ißo Die vier Hauptwege fo, die man antriffe, wenn man aus Euzco geht, weil fie nad) diefen vier Theilen des Neiches führen, Um den Grund zu ihrem Staate feſt zu legen, erfanden die Yncae ein Geſetz, der: Eintheilung mittelſt deſſen fie fich verfpraden, denen Uebeln vorzubeugen und Einhalt zu thun, die des Volkes in inihren Königreichen entftehen fönnten, Gieverorbneten nämlich ‚es follten in allen großen Decurien. und kleinen Städten des Reiches die Einwohner nach Decurien von zehn zu zehn Mann in das öffentliche Kegifter getragen werden, und einer bavon follte Das Haupt oder der De⸗ curio ſeyn, und die Anführung der neun andern haben, Fünfe von folchen Decurien hats een ein anderes Oberhaupt, welches dadurch) über fünfzig Mann zu fagen hatte, Ein an derer Hauptmann hatte zwo folche Abtheilungen von funfzigen, und alfo hundert Mann unter ſich. Fuͤnf Abrheilungen jeve von hundert Mann waren unter der Aufſicht eines andern Haupfmannes, ber alfo fuͤnfhundert Bürger unter fich hatte; und zwo folche Ge⸗ ſpannſchaften erkannten einen General, der über taufend zu befehlen hatte. Stärfer aber wollten fie nicht, daß ihre Decurien feyn folltenz weil fie.glaubeten, es hätte ein Oberhaupt fhon genug zu thun, wenn es von taufend Mann gute Nechenfchaft geben follte, Sie hatten alfo Decurien ober Abtheilungen von zehn, von funfzig, von hundert, von fünfs hundert und von tauſend Mann mit ihren Decurionen oder Rottmeiftern und Hauptleuten, die einer von dem andern abbingen, von den untern bis zu den obern , und endlich Dem letztern, welcher der vornehmſte Decurio war, den wir einen General ober Oberbefehls⸗ haber nennen y). Der Namen diefer Decurionen war von der Anzahl der Leute herge— nommen, bie unter jedem ftunden; und hieß der erfte zum Beyſpiele Chunca Camayu, das iſt der Aufſeher uͤber zehn, oder der für zehn zu ſorgen hat. Denn Camayu bedeu⸗ tet einen, dem etwas aufgeleget iſt, und der wofuͤr zu ſorgen bat, und war alſo ihr allge⸗ meiner Titel 2). s Die Decurionen oder Rottmeiſter und Hauptleute waren zu zweyerley Dingen gegen Amt der De die bon ihrer Decurie, Notte oder Schaar verbunden. Das eine war, daß fie für die- eurionen, und felben im Rothfalle Anfuchung hun, und von ihrem Zuftande und ihren Unglücksfällen Hauptleute. dem Statthalter oder einem andern Staatsbedienten Bericht erſtatten mußten, Dem es aufz getragen war, folchen abzubelfen + zum Beyſpiele, wenn fie gebensmittel, ſich zu ernaͤh⸗ ven, Korn zum Saͤen, Wolle zur Kleidung , oder auch Materialien zur Erbauung ihrer Haͤuſer und fo weiter braucheten. Zweytens war es die Pflicht eines Decurions oder Rott⸗ meifters und Hauptmannes , fich zum Anfläger zu machen, wenn einer von feiner Rotte oder Schaar den geringften Fehler begangen hatte, . Denn alsdann war er verbunden, dem Decurio oder Hauptmanne, unter welchem er ftund, Bericht Davon zu geben, und dieſer, oder auch das Oberhaupt, welches ihm zu gebiethen Harte, mußte dafür forgen, daß ber Strafbare geftvafer wurde; weil, nach Beſchaffenheit des Verbrechens, ein pornehmerer oder geringerer Richter folches beftrafen mußte, Ein jeder Rottmeifter oder Hauptmann, welcher. es unterließ, für feine Leute zu — wurde nach der Wichtigkeit der Sache und tt 2 der ) Ebend. IT Buch Cap a. d. 84 S. =) Ebend, 14 Cap. a. d. 91. ©. 516 Reifen und Entdeckungen Regierungs; der Größe des Schadens, den fie erlitten hatten, weil man ihnen nicht zu’ Hüffe gefom: form der al men, mehr oder weniger gezüchtiget. War er auch gewiß benachrichtiget, daß einer von 2 Perua⸗ denen, Die unter ihm ftunden, etwas böfes gerhan hatte, und er fäumete nur einen Tag, — —— ihn anzugeben, ohne daß er eine rechtmaͤßige Urſache dazu hatte: ſo wurde er ſelbſt fuͤr ſtrafbar erklaͤret, und erhielt doppelte Strafe; einmal daß er nicht recht ſeine ſchuldige Pflicht gethan; zum andern, daß er das Verbrechen desjenigen über ſich genommen, wel—⸗ chen er nicht angeflaget hatte. Weil alfo jeder Rottmeiſter oder Hauptmann unter einem andern ftund, ber ein Auge auf ihn hatte, und Acht gab, was er that: fo verband ihn folches, gut zu Handeln und fein Amt fo gut zu verrichten, als es ihm nur möglich fiel. Diefe gute Policey war auch Urfache, daß es feine Herumläufer noch Muͤßiggaͤnger im Lande gab, und ein jeder that, was recht und billig war a): Sie müffen Außer diefen beyden Pflichten mußten die Decurionen alle Monate ihren Dbern von die Anzahl der einer Staffel zur andern die Anzahl der Gebohrenen und Geftorbenen beyderley Gefchlechtes Bebohrenen unter ihren Seuten melden ; und folglich wußte der König nach Verlaufe eines Jahres ge: Se nau die Anzahl feiner Unterthanen, und wie viel deren in jedem Sande und in jeder Stade —* waren. Dieſes dienete ihm und ſeinen Raͤthen, eine genaue Eintheilung zu machen, wie viel jeder Dre zu den öffentlichen Arbeiten beytragen, oder Leute in den Krieg ſchicken muß⸗ te. Man wollte aber nicht allein zur Einrichtung, der Frohndienfte und zur Aushebung der Mannſchaft zu Kriegesdienfien die Anzahl ver Einwohner wiffen, fondern fuchete vor- nehmlich Dadurch den Ueberfluß und den Mangel ineinem jeden Lande zu erfahren, damit mar der Hungersnoth abhelfen, und denen Einwohnern $ebensmittel ſchicken fönnte, welchen es daran fehler, Zu gleicher Zeit erfannte man auch, wie viel Wolle und Baumwolle man brauchete, um fie zu kleiden; und der Ynca verfangete, daß man folches bey Zeiten meldete, damit man den Bebürfniffen feiner Unterthanen ohne Verzug abbelfen fönnte; wie denn die Yncae fich Hauptfächlich angelegen feyn ließen , allen Befchwerlichkeiten ihrer Unterthanen vorzufommen ; daher fie auch mit Rechte Bormünder der Waifen und Sieb: haber ver Armen genennet werden 6). Ordnung um: Eben diefe Ordnung der Decurionen wurde auch bey dem Kriegesheere unter den Be— ter den Krie- fehlshabern der Soldaten beobachtet, da immer einer unter dem andern ſtund, bis zudem gesleuten. - oberften Feldhauptmanne. Alle dieſe Häupter dieneten, vermöge ihres Amtes und ihrer Pflicht, ihren Soldaten zu Beſchuͤtzern und zu Anklägern ; fo, daß mitten in dem beftig« ſten Kriege die Gefchäffte eben fo gut, als am Hofe felbft, eingerichtet, und fo geruhig verfehen wurden, als mitten im Frieden. Sie gaben weder die Verheerung, noch Pluͤn— derung, der Städte zu, auch fo gar derjenigen nicht einmal, die mit: Gewalt der Waffen waren eingenommen worden. Wen einer von ihren Leuten nad) Haufe gieng, ohne feiz nem Abfchied oder Urlaub erhaften zu haben + fo machere man ihm fo gleich, auf die bloße Anklage, welche fein Hauptmann, oder fein Faͤhndrich, oder fein Rottmeifter deswegen in der Stadt anbrachte, den Proceß, und er wurde zum Tode verdammer, daß er fo zaghaft und treulos geweſen, und feine Gefährten, feine Anverwandten, feinen Hauptmann, jaden Mea felbft oder den Oberfeldhauptmann, welcher feine Perfon vorſtellete, verlaffen haͤtte. Diefe oberſten Feldhauptleute waren affezeit Mecae von koͤniglichem Geblüte, und man wannte fie Pnca Apa. Sie hatte auch meiftentheifs noch andere Meae neben: fich oder unmit⸗ 4) Ebend. 12 Kap. a, d. 85 u. f. S. 5) Ebend. 14. Say. a, d. 92 ©, in America. VIBuh. v Cap. sı7 unmittelbar unter ſich welche uͤber die Soldaten aus verſchiedenen Provinzen geſetzet wa · Kegierungs- ren. Denn obgleich ſolche bereits ihre Hauptleute und Anfuͤhrer von ihrer eigenen Nation form der al⸗ hatten: ſo bekam doch ein jeder von ihren oberſten Hauptleuten, fo bald-feine Schaar bey ten Perua⸗ dem föniglichen Heere anfam, einen Ynca zu feinem Dbern, deflen Befehlen er, als fein ner. Sieutenant,, gehorchen mußte €). - Wegen diefer guten Ordnung und der natürlichen Frömmigkeit der Einwohner gab Richter. es fehr wenig Streithändel unter ihnen, Damit aber folche gleich) ohne Verzug abgethan würden, wenn fich ja einige erhüben : fo befand fich in jeder Stadt ein Richter, welcher die Parteyen abhörete, und fie anhielt, innerhalb fünf Tagen den Inhalt des Geſetzes zu vollbringen. Fiel aber etwas vor, welches abſcheulicher war, als gewöhntich, und alfo auch verdienete, an den Sandrichter gebracht zu werden : fo gieng man gerade zu ihm, und er fprach gleich das Endurtheil darinnen. Man berief fich nicht von einem Gerichte auf-das andere. Denn da der erfte Richter nicht wider das Gefeß handeln Eonnte: foließ er folches pinctlich durch feinen Urtheilsfpruch vollziehen ‚und die Sache war geendiget. Damit auch diejenigen, bie einen Proceß hatten, nicht aus ihrer Provinz geben dürften: fo war in jeder Hauptftadt ein Dberauffeher der Gerechtigkeit, den Parteyen Recht zu ſpre⸗ chen? Die Yncakönige hatten auch noch verordnet, es follten einige Präfidialgerichte ſeyn, wohin diejenigen, welche Streitigfeiten hätten, ihre Zuflucht nehmen fönnten ; weil fie gar wohl mußten, daß die Armen nicht fo viel hatten, daß fie außer ihrem Sande und vor andern Gerichten ihre Klagen fortfegen Eonnten ; indem bie Koften, die fie dazu aufs wenden mußten, zuweilen größer twaren, als die Sache felbft, und fie fich alfo gezwun— gen fahen, ihr gutes Recht fahren zu laffen, aus Mangel es nicht fuchen zu koͤnnen, vor nehmlich wenn fie mit Parteyen zu thun haften, die reicher waren, als ſie a). Mußte bey einem Handel ein Zeuge verhöret werden: fo ließ man ihn nicht erſt ſchwoͤ⸗ Zeugenverhoͤr ren, die Wahrheit auszuſagen; wie denn überhaupt die Eide und das Schwoͤren unter ihnen nicht gebräuchlich waren; fondern der Richter fagete nur zu ihm, die Sache mochte auch noch fo wichtig feyn: verfprichft du, dem Ynca die Wahrheitzu bekennen? worauf der Zeuge antwortete: ja, ich verfpreche es. Alsdann redete ihm der Richter mit dieſen Worten zu: nimm dich in Acht, daß du nicht die Wahrheit verftelleft, und Feinen von den befondern Umftänden der Sache auslafleft , ſondern, ſchlechtweg und gerade herausfa- geſt, was du davon weit. Der Zeuge verſprach es zum andernmale, und fagte: gewiß, ich will es thun. Darauf ließ ihn der Richter auf das Verfprechen, das er ihm gethan hatte, alles dasjenige fagen, was er von der Sache wußte , ohne ihn durch irgend eine andere Frage zu erforfchen , wie man es fonft an andern Hrten mache. Auch wenn die Frage wegen einer Mordthat war, die auf eine Zaͤnkerey erfolget: ſo wurden diejenigen, die man als Zeugen vorbrachte,, nur bloß aufgefordert, dasjenige genau zu fagen, was fie von diefer Zänferey mußten, ohne etwas von demjeniger zu bemänteln, was diejenigen gefagt oder gethan, die fich mit einander gefchlagen hatten. Auf die Art richtete man den Proceß aus dem Munde der Zeugen ein, nachdem fie für den einen oder wider die andern * ausfageren. Es geſchah auch febr feltem, daß fie fich unterftunden , bey dieſen Ausfagen zu lügen, weil fie von Natur fehr furchtſam und bey ihrer Abgoͤtterey ſehr abergläubig erg find; €) Ebend. a. d. 9ı ©. umd IN Bud, 13 Cap. a. d. 151 ©. d) Ebend. II Bud), XII Cap. a, d. 89 ©. | so Reiſen und Entdeckungen Regierungs⸗ ſind; außerdem war es ihnen nicht unbekannt, daß man diejenigen mit vieler Strenge form der al heſtrafete, die man einer Luͤgen uͤberfuͤhren konnte. Denn wenn die Sache wichtig war: ten Perua⸗ ſo ließ man fie fehr oft, nicht ſowohl wegen des Fehlers, den fie bey ihrer Ausſage begangen = harten, als vielmehr Deswegen, daß fie den Ynca belogen, und feine Verordnung über: teren hätten, die ihnen ausdrücklich befahl, die Wahrheit zu fagen, hinrichten. Weil fie alfo auch fehr wohl mußten, daß es einerley fey, mit dem Richter zu fprechen‘, ‚oder vor Gott zu erfcheinen : fo mar diefe Betrachtung, ohne der andern zu gedenken, eine von den vornehmften, welche fie verband, bey ihren Zeugniffen nicht zu fügen e). uUrtheile und Sprach der Richter darauf ein Artheil: ſo durfte ev keinesweges die in Dem Geſetze Heiligkeit der enthaltene Strafe übergehen ; ſondern mußte das Geſetz puͤnetlich vollſtrecken, bey Lebens⸗ Geſetze. ſtrafe, wenn er wider die Verordnungen des Koͤniges gehandelt hatte. Die Urſache, die man von diefer Gewohnbeit angab, war, daß mandem Richter nicht erlauben koͤnnte, et— was zu dem Gefege hinzuzuthun, oder Davon abzunehmen, ohne der Majeftär deſſeiben zu nahe zu frefen, welches man um fo vielmehr in Ehren halten müßte, weil es der Koͤ— nig felbft mit Einftimmung feines Rathes gemacht hatte; die befondern Richter haͤtten nicht fo viel Erfahrung, als fie; und wenn man. ihnen darinnen nachfehen wollte, fo würde ſol— ches nur die Gerechtigkeit feil machen und einen Weg zur Verfaͤlſchung derfelben baͤhnen. Man fegete auch noch hinzu, es koͤnnte folches nicht zugelaffen werden, ohne große Unord- nungen in dem Staate zu erweden; weil alsdann ein jeder Nichter nach feinem Kopfe verfahren würde; und endlich fo wäre es nicht billig, daß jeder Richter als ein Geſetzgeber verführe, fondern er müßte ein Vollſtrecker desjenigen feyn, was das Gefeg beföhle, wie ftreng es auch immer feyn möchte. Ihre Geſetze waren aber wirklich überaus fcharf, indem fie meiftencheils wegen des geringften Fehlers zum Tode verdammeten, Die Furcht vor eis ner fo barten Strafe machete alfo einen großen Abfchen vor dem Laſter, und man fand in dem ganzen Neiche der Meae, oftmals in einem ganzen Jahre, Eaum einen, der einen einzigen ftrafbaren Fehler begangen haͤtte. Hierzu Fam noch die Meynung , daß ihre Gefege göttlich wären, und fie vorgaben, ihr Gott, die Sonne, häfte fie dem Ynca, ihrem Sohne, geoffenbaret, vornehmlich da fie erfannten, daß folche zum allgemeinen Be- ften e) Ebend. III Cap. ad. 64 S. Garcilaffo, erzaͤhlet bey diefer Gelegenheit ein Beyfpiel von einer folchen Ausfage eines Zeugen, die fchon un: ter der fpanifihen Negierung in Peru gefchehen , und wegen der Gewiſſenhaftigkeit des Zeugen be fonders merkwuͤrdig iſt. Es waren einige Mords thaten in der Provinz der Quechuaer gefihehen; und der Statthalter zu Cuzeo ſchickete ausdruͤcklich ei⸗ nen Richter deswegen dahin, der von der Sache Erkundigung einziehen ſollte. Da man nun ei⸗ nen Curaca deswegen abhoͤren mußte: ſo verlan⸗ gete der Richter, um ihn deſto beſſer zu verbinden, dag er die Wahrheit ſagete, er ſollte auf das Kreuz in feinem Ringe ſchwoͤren, welches er ihm zu dem Ende darreichete. Der Indianer aber wunderte fich fehr darüber, und fagete: ich denke nicht, daß ich getanfer worden, um als ein Chriſt zu fhwören. Weil num der Richter ihm darauf verfeete, er follte bey den Namen der Sonne und des Mondes, feiner Götter, wie auch bey feinen Hneaen fchwören: fo antwortete ihm der Curaca: du betruͤgeſt dich febr, wenn du glaubeft, es fey mir erlaubet, dieſe fhönen Ramen zu entweibhen,die wie andern Indianer nurzum Zeichen der Anbethung auszufprechen pfle- gen. Was für Verfiherung werden wir den, fragete der Richter von der Wahrheit deiner Worte Haben, wenn du ung nichts zum Pfande deswe— gen giebft? „ Es kann dir genug ſeyn, erwieder- „te ihm der Indianer, daß ich dir desivegen mein „ort gebe; und du magft wiſſen, dag ich fomit „dir vede, als ich mit deinem Könige felbft reden „würde, weil du hieher koͤmmſt, in feinem Nas „men Gerechtigkeit zu ermeifen; wenigſtens pfle: „gen wir es gegen unfere Ynege alfo zu machen. „Damit ich aber gleichwohl demjenigen einigers ? „maßen . in America, Vl Buch. VCap. — Wenn daher jemand dieſelben uͤbertrat; fo ſah er ſich für ei: Regierungs⸗ nen Gottesfehänder an, gefeßt, daß auch feine Uebertretung nicht befanne wurde, Daher form der ak sührte es denn, daß oftmals diejenigen, Die fich in ihrem Gewiſſen ftrafbar und überzeu- ten Perua⸗ get fühleten, dem Richter freywillig ihre geheimften Fehler entdecketen. Denn der Glan I __ be, twelchen fie hatten, die Seele verdammete fich ſelbſt, bewog fie, zu glauben, daß ih— ve Sünden die Urfache von allem dem Unglücke wären, welches dem gemeinen Weſen be- gegnete. Damit fie alfo verhinderten, daß ihr Gott wegen ihrer befondern Fehler feine andere Uebel in die Welt ſchickete: fo fageten fie, fie wollten ihre Sünden lieber befennen und dafiir büßen f); und diefes waren eigentlich diejenigen Beichten, deren wir oben ge= dacht haben 2). Derjenige, welcher von einem andern beleidiget worden war, erhielt allezeit Gerech⸗ Strafen. tigkeit, wenn er auch gleich keine Klage deswegen fuͤhrete. Denn das war der obgedach⸗ ten Decurionen Pflicht, welche die Fiſcale vorſtelleten, und die Strafbaren angaben, die denn mit der durch das Geſetz verordneten Strafe beleget, und entweder hingerichtet, oder gegeißelt, oder verbannet wurden. Zur Geldbuße oder was der aͤhnlich war, weil fie fein Geld haften, verdammeten fie niemanden, und zogen auch das Bermögen der Miſſe⸗ thäter nicht ein. Sie führeten zur Urfache Davon an, das hieße nicht die Mifferhaten aus einem Staate verbannen, fondern vielmehr den Verbrechern die Freyheit geben, mehr Uebels zu thun, wenn man ſich an das Vermoͤgen der Strafbaren hielte. Empoͤrete fich ein Curaca , oder begieng er einen andern Fehler, welcher den Tod verdienete: fo wurde er. ohne Gnade hingerichtet: fein Sohn aber, welcher in feiner Bedienung folgen follte, verlor fie dieſerwegen nicht. Man gab fie ihm gegentheils vielmehr, und fteflete ihm da⸗ bey den Fehler und die Strafe feines Vaters vor, damit er folchen forgfältig vermiede A). Die ordentlichen Richter fälleten Feine Urtheile, wovon fie niche jeden Monat ihren Berichterſtat⸗ Obern Rechenfihaft zu geben verbunden waren, welche wiederum andern, unter denen fie kungder Rich: funden, Bericht davon erftatteten. Denn es befanden ſich am Hofe verfhiedene Stufen, ter von ihren die man, nachdem die Wichtigkeit der Sache es erforderte, auf verfchiedene Art brauchete, Urtheilen. In allen Staatshandlungen alſo gieng alles ſtufenweiſe von den geringen zu den hoͤhern, bis ſten des Landes gereicheten. in dergleichen Falle nur ein Theil von der Wahrheit ſage, und das andere nicht. Der Richter autwortete ihm darauf, er wäre fhon zu⸗ frieden, wenn er ihm nur aufdas antwortete, was er ihn fragete. Wenn du gleich zufrieden bift, erwwiederte der Curaca: ſo bin ich es doch felbft nicht, weil ich, um meinem Verfprechen was du von mir verlangefk: „ſo will ich bey der Erde ſchwoͤren, und ſagen, ich „tolle, daß fie ſich aufthue, und mich lebendig „verfehlinge , venn ich nicht die Wahrheit ſage »- Rachdem der Nichter diefen Eid von ihm ange: nommen, weil er Eeinen andern erhalten fonnte: fo fragete er ihn wegen dieſer Mordthat, um zu „maßen willfahre , vernehmen, wer der Urheber derſelben waͤre. Worauf der Euraca antwortete, tons er davon wußte. Da er aber ſah, daß er ihm nichts wegen derjenigen fragete, Die bey diefer Zänferey die An: greifer gewefen, und welches eben Diejenigen wa⸗ ten, die man getödtes hatte: ſo bach er ihn, er möchte ihn alles dasjertige, nad) der Laͤnge ſagen faffen, was er. davon müßte; weil ich nicht glaube , fagete er, daß ich die ganze Wahr⸗ beit fage, wie ich dir verfprodhen babe, wenn ich nur ſchlechtweg auf_ die Sragen antworte, die du an mich thuſt; indem ich ein Bendgen zu thun, dasjenige genau bes richten muß, was einer und der andere ge⸗ than bat. Nachdem fidy der Nichter alfo von der Sache fo gut belehret hatte, als es ihm nur moͤglich gewefen: ſo gieng er wieder nad) Euzeo zuruͤck, woſelbſt er dasjenige zu jedermanns großen Verwunderung erzählete, was zwifchen ihm und dem Euraca vorgegangen war. P) Garcilaſſo IE Buch, XIII Cap ad, 88 Seite. £) A. 8.5125, b) Garcilaffo am ang. Orte a, d. 87 ©. 520 Reiſen und Entdeckungen Regierungs⸗ form der al⸗ ten Perua⸗ her — Beylegung der Graͤnz⸗ ſtreitigkeiten. Dreyerley Gerichte in jedem Lande. Aufſeher über die Beamte. 39 Eben. XUl Cap. a. d.90 ©. x) Ebend. XV Capı a. d. 94 ©. bis auf die oberften Richter, welche die Unterfönige oder Verweſer der vier Theile des Keiches waren, Diefe Berichterſtattung des einen Richters an den andern gefhah aus: druͤcklich, um zu fehen, ob fie ihr Amt wohl und gehörig ausgeüber hatten; und um da: durch die untern Richter zu ermuntern, ihre Pflicht wohl zu beobachten, oder fie erempla- riſch zu beftrafen , wenn fie folche nicht in Ache genommen hätten, welches man eine ge: heime Verbefferung nennen koͤnnte, welche alle Monate gefhab. Wenn man diefe Nach: richten dem Pnca und feinem geheimen Rathe geben wollte: fo bedienere man ſich gewiſſer Schnüre von verfchiedenen Farben mit eingefhürzeten Knoten , oder der fogenannten Quiz pue, wovon unten mehrere Meldung gefchehen wird, Entftund einige Zwiftigfeit zwifchen zweyen Königreichen oder zwoen Provinzen, wegen der Graͤnzen oder Weiden: fo ſchickete der Ynca einen Richter von Eöniglichem Ge: bluͤte mit dem ausdrüdlichen Auftrage dahin, fich genau nach der Sache Beſchaffenheit zu erkundigen, und ſich an die Oerter zu begeben, um zu ſehen, worauf es zwiſchen bey⸗ den Parteyen ankaͤme, damit er, wenn auf beyden Seiten alles wohl erwogen worden, Mittel faͤnde, ſie zu vergleichen. Nach eingezogenen Erkundigungen wurde der Vergleich durch ein Urtheil beſtaͤtiget, welches der Richter im Namen des Mnca faͤllete, und wel— ches eben die Kraft hatte, als wenn es der König ſelbſt geſprochen haͤtte. Konnte der Richter zuweilen den Streit nicht fehlichten: fo gaber dem Ynca von denen Schwierigfei- ten Nachricht, die ſich dabey befanden, wie auch von denen Anfprüchen, die eine jede Dartey machete. Darauf ließ der Maa einen Befehl ergehen, der für ein Geſetz gehal⸗ ten wurde; oder wenn er den Bericht des Commilfars nicht billigte, fo verordnete er, es folften die Unterfuchungen fo lange eingeftellet werden, bis er die erfte Reiſe in diefe Pros vinz thäte, damit er, nach gehöriger Unterfuchung der Sache an Ort und Stelle, einen endlichen Ausfpruch thun Fönnte, welches feine Unterthanen für eine fonderbare Gnade an= aben 2). N * In einem jeden von den vier Theilen des Staates hatte alſo der Ynca dreyerley Art Raͤthe, wovon der eine für den Krieg, ber andere zur Verwaltung der Gerechtigkeit für Privarperfonen, und der dritte zur Einrichtung der Gränzen war, Ein jedes von dieſen Gerichten hatte feine unter einander ftehenden Bedienten von dem größten bis auf den £lein= ften , die immer einer dem andern gebachtermaßen von allem, was im Reiche vorgieng, Rechenfchaft geben mußten. Leber diefes waren in dem ganzen Reiche vier Unterkoͤnige, deren jeder den Vorſitz in denen Gerichten hatte, die in feiner Statthalterfchaft gehalten. wurden. Dieſe waren Oberherven in ihren Provinzen; und nachdem man fie von dem Zuftande der. Sachen benachrichtiget hatte, die in dem Reiche vorgiengen: fo mußten fie dem Dnca Bericht Davon erftatten, unter welchem fie unmittelbar ſtunden. Sie mußten uber dieſes vechtmäßige Yncae feyn, und ſich auf Friedens: und Kriegesgefchäffte wohl ver- ſtehen. Sie allein macheten auch nur den Staatsrath aus, und empfingen’aus dem eige: nen Munde des Dnca die Befehle, denen man zu allen Zeiten folgen mußte. Sie gaben ihren Bedienten davon Nachricht, die es den andern von Stufe zu Stufe bis auf den legten mittheileten k). | —— Um aber zu verhindern, daß die Statthalter, die Richter, die untergeordneten Bes dienten, und diejenigen, welche die Güter der Sonne und des Ynca verwalteten, ihrer Bedie⸗ x in America. VIBuh. V Cap. 521 Bedienungen nicht misbraucheten: fo waren ausbrücliche Aufſeher und Commiſſarien be: Regierungs⸗ ſtellet, welche ingeheim, in die Provinzen giengen, um fih nach den Mishandlungen die- form dert fer Bedienten zu erfundigen; und welche ihren Obern davon Nachricht gaben, damit fie er Perua- beftrafer würden. Man nannfe diefe Kundfchafter Cucuy Ricoc, das ift, ber auf alles — ein Auge hat. Auf dieſe Art fand ſich in dem ganzen Staate, in dem Haufe des Königes und in feinen Sanden fein Beamter, der nicht von einem andern abhing, und nicht alfo genöthigee war, bie Pflicht feines Amtes wohl zu vollbringen, wofern er fich nicht der Ge: fahr ausfegen wollte, folches zu verlieren. Wenn es ſich ereignete, daß ein Statthalter ober ein Beamter unter ihm wider die Billigkeit in den Graͤnzen feiner Gerichtsbarfeit ge- fündigee oder fonft einen Fehler begangen hatte: fo wurde er weit ſchaͤrfer beſtrafet, als ein gemeiner Mann, der in eben den Fehler verfallen feyn würde. Man begegnete ihm mit einer um fo viel größern Strenge, als er über andere durch das Amt erhaben war, das er bekleidete. Die Urfahe, die fie von diefem Unterfchiede anführeren, war, man müßte nicht zugeben, daß ein Mann, der ausdrücklich erwaͤhlet worden, andern Gerechtigkeit zu erweiſen, felbft ungerechte Handlungen vornähme; und er verdienete eine außerordentliche Strafe, meil er die Sonne und den Ynca beleidigte, Die ihn in den Gedanken zu diefer Bedienung erhoben häften, daß er ein beffever Mann feyn würde, als die andern /), Damit vie Befehle des Ynca fo hurtig überbracht würden, als es nur möglich Ihre Bothen: wäre, und er auch fo geſchwind Nachricht von allem erhielte, was in dem ganzen Reiche Läufer. vorgienge, fo waren überall Botbenläufer befteflee, welche Chafqui hießen. Diefe was ven von Bierthelmeile zu Vierthelmeile fünf bis fechs junge gefunde Indianer, die an jeder Straße in Hütten lagen, um ſich vor den Befchwerlichkeiten der Witterung zu EN Ein jeder von ihnen verrichtere nad) der Reihe feine Bothſchaft, und fie hatten alfe zus fammen die Yugen auf die Heerſtraße gerichtet, an welcher fie gleichfam auf der Schild: wäche ftunden, um zu fehen, ob fie nicht die Bothen entdecketen, ehe fie zu ihnen Fämen, und damit fie fich fertig. hielten, ihre Borbfchaft zu empfangen, die fie weiter bringen mußten, und feine Zeit verlohren gienge. Zu dem Ende feßeren fie ftets diefe Hütten auf Die Spitze der Anhöhen, fo daß eine die andere im Gefichte hatte, und nur eine Vierthel— meile davon entfernet war; weil Diefes alles wäre, fageten fie, was ein Menſch Hurtig laufen koͤnnte, ohne den Athem zu verlieren. Sie nannten ſolches Chaſqui, das ift wechſeln; weil, da fie den Bericht von einem zum andern brachten, fie eigentlich einen Wechſel oder Taufch mit den Worten trafen, Sie braucheten Das Wort Caſcha nicht, welches eigenf- lich ein Bothſchafter Heißt, und nur den Gefandten oder Abgeordneten gegeben wurde, die der Fürft an einen Fürften oder der Herr an feinen Unterthanen fehicete, Diefe Both: fhaften wurden mündlich gebracht, und waren nur in wenig Worten abgefaflet, die man feiche behalten konnte, damit man den Verſtand derfelben nicht verberbete, oder fie auch vergäße, wie es leicht hätte gefchehen Fönnen, wenn -ihrer viele geweſen. Derjenige, welcher die Bothſchaft brachte, fing an zu fehreyen, fo bald er von der andern Huͤtte Fonnte gefehen werden, Damit er es dem andern Bothenlaͤufer meldete, welcher ihn ablöfen follte, fo wie unfere Poftillionen zu blafen pflegen, damit man die andern Pferde fertig halte. Er wiederholete dasjenige, was er zu fagen hatte, zwey- bis dreymal, bis daß derjenige, der ihn ablöfen ſollte, ſolches merkete; und wenn er ihn nicht verſtund, ſo gieng di zu „ihm D) Ebendaſ. XIV Cap. a. d. 92 ©, Allgem. Reifebefehr. XV Band. Yun Regiezungs- form der alten Perug: ner. Hofbediente. 522 Reifen und Entdeckungen ihm und ſagete ihm deutlich dasjenige, mas er ihm zu ſagen hatte, und alſo gieng die Both— ſchaft hurtig von einem zum andern, bis an den Ort, wo fie hin follte. Zuweilen bedie— neten fie ſich auch dazu Ihrer Knoten; und wenn an der Zeitung etwas gelegen war, und man fie geſchwind zu wiffen thun mußte, fo ſchickete man Bothen über Bothen, und fegete auf jede Poſthalte acht, zehn und auch wohl zwölf Chaſquie. Sie hatten Dazu auch noch eine andere Erfindung, welche darinnen beftund, daß fie von einem Orte zum andern einen Rauch macheten. Die Chafauie hatten zu dem Ende ftets Feuer in Bereitfchaft, und fie wacheten jeder Reihe herum, Nacht und Tag, damit fie nicht überfallen würden, es mochte feyn bey welcher Gelegenheit es wollte Dieſe Gewohnheit Feuer oder Rauch zu machen, geſchah aber nur, wenn fich irgendivo in einer Provinz ein Aufruhr erhoben, und man dem Prca auf das eiligfteMachricht davon geben mußte, die er venn auch innerhalb drey bis vier Stunden hatte, wenn es auc) gleich auf fechshundert Meilen weit von feinem Hoflager geweſen wäre m). * In dem koͤniglichen Haufe der Pncae fanden ſich eben die Bediente, wie an andern Eöniglichen Höfen, bis auf die geringften Aemter, dergleichen die Stubenfehrer, Wafler- ‚ träger, Holzhacker, und Köche für die Gefinderafel find. Denn für des Ynca Tafel Träger des Koͤniges. mußten nur feine Kebsweiber die Speiſen zubereiten. Der ganze Unterſchied unter den Bedienten der Meae und anderer Könige beftund darinnen, daß der erften ihre Feine be= fonders dazu angenommene Perfonen, fondern Einwohner aus zwoen bis dreyen Städten des Königreiches waren, welche gefchickte und getreue Leute ftellen mußten, die zu folchen Bedienungen taugeren. Diefe Bedienten wurden einige alle Tage, andere alle Wochen, und noch andere alle Monate abgelöfer und geändert. Es mar die Darftellung derfelben ein Tribut für diefe Städte, welche für die Bedienten ftehen mußten, die fie gaben, Berrichtete auch einer von folchen fein Amt nachläßig: fo wurden alle Einwohner der Stadt des Strafbaren mehr oder weniger, nach der Größe des Fehlers, deswegen beftrafer. Alle Bedienungen am Hofe aber, fie mochten auch noch fo Klein feyn, waren doch fehr ruͤhm— lich, weil diejenigen , die fie verfahen, die Ehre harten, fich dem Könige zu nähern, und man ihnen nicht nur das Haus des Ynca, fondern auch feine Perfon anvertrauete; welches fie fire die Höchfte Gnade achteten, die fie nur erhalten fonnten, Diejenigen Städte, welche die Hausbedienten des Mea ftelleten, waren die nächften an Euzco, und nur fechs oder fieben Meilen davon entfernet, folglich die erften, welche der Yrnca Manco Eapac von denen Wilden bevöifern laffen, die er ſich zinsbar gemacht hatte, und denen ev das Vor— recht zugeftanden, fich Yncae zu nennen, und nach feiner Art zu kleiden, und eine Kopf binde zu tragen. Weit fich der König niemals anders, alsin einem $ehnftuhle von dichtem Golde, öffentlich ſehen ließ: fo ftelleten zwo benachbarte Provinzen die Leute, welche ihn auf ihren Schultern tragen mußten. ine verfelben nennete man Rucana, und die andere Hatun Rucana groß Rucana. Sie hatten bende über funfzehntaufend Einwohner, lauter ftarfe, wohlgebauete Leute und faft von einerley Größe. Wenn fie das fünf und zwanzigfte Jahr errei- ehet hatten, ſo übeten fie ſich den Stuhl zutragen, ohne im geringften dabey zu ftraucheln, wenn es möglich wäre, und noch weniger zu fallen. Denn derjenige, welcher Diefes Ungluͤck hatte, wurde auf der Stelle deswegen mit der Schande beftrafet, die ihm fein Meifter, welcher der =) Garcil. VI Buch, VII Cap. a. d. 291 ©. Ai in America. VI Buch. V Cap. 523 der Obertraͤger hieß, oͤffentlich anthat, und eben fo viel war, als wenn jemand bey uns Regierungs⸗ öffentlich an den Pranger geftellet wurde. Diefe Leute dieneten dem Pnca Reihe herum, form der welches fie für eine fonberbare Gnade hielten, weil man fie würdig achtete, den König auf alten Peru; ihren Schultern zu fragen. Es waren ihrer ſtets wohl fünf und zwanzig Mann und mehr, ur die ihn trugen, damit wenn ja einer firauchelte oder auch fiele, man folchesdoch nicht merkete. Der Aufwand in dem Haufe des Königes zur Speifung, und vornehmlich der Auf⸗ Aufwand im gang am Fleiſche war groß. Denn die Sebensmittel, die man allen denen von koͤniglichem Eſen und Geblüte austheilete, die am Hofe lebeten, wurden aus bem Haufe des Ynca genommen, Trinken und man that eben das überall, wo der König mar. Man verthat aber nicht fo viel bey Hefe Maiz, weil ſolcher nur dem föniglichen Hofgefinde gegeben wurde; diejenigen aber, welche . außer dem Pallafte wohneren, erndteten felbft genug zur Unterhaltung ihres Hauſes. Hingegen gieng am Getränfe deito mehr auf, weil man nicht Umgang haben fonnte, ohne unhöflich zu ſeyn, allen denjenigen, die ben Ynca befucheten, den Euracgen und ans dern Herren, die unter ihm ſtunden, oder denjenigen, welche Zeitungen von Frieden und Krieg brachten, einen Ehrentrunf zu reichen. - Ueber Diefes fonnte man bey den Peruanern eben fo wenig als bey uns, auf eine wohlanftändige Art mit jemanden von Geſchaͤfften handeln, ohne mit ihm zu trinken 9). Man hatte auch allezeit überflüßig zu Eſſen daſelbſt, weil man ſtets fiir die Yncae, Mahlzeiten die mit zur koͤniglichen Tafel gehen wollten, Speiſen bereit hielt. Die Stunde zur vor— und Betten. nehmften oder Hauptmahlzeit, welche die Yncae bielten, war des Morgens von acht bis neun Uhr. Ehe es Nacht wurde, ſpeiſeten ſie noch einmal ein wenig, und ſie thaten nur dieſe beyden Mahlzeiten bes Tages, fo wie alle andere Peruaner, Drdentlicher Weiſe tran— Een fie über der Tafel oder unter dem Effen nicht. Nachher hingegen foffen fie dafür defto ftärfer bis in die Nacht. Sonſt legeten fie ſich gemeiniglic) ſehr zeitig nieder zu ſchlafen, und kunden defto früher wieder auf. Sie hatten feine Matrazen, und noch weniger Fe⸗ derbetten, worauf ſie ſchliefen, ſondern ihre Bettdecken beſtunden aus einer gewiſſen Wolle von den Haaren der wilden Ziegen oder wie einige wollen, desjenigen Thieres, in deſſen Blaſe man ben Bezoar finder. Dieſe Wolle war fo fein und fo fhön, daß man unter an dern Eoftbaren Sachen aus diefem Sande dem Könige Philipp dem IL" ſolche zu einem Beste für ihn mitſchickete 0) Die gemeinen Pernaner afen felten Fleiſch, wofern fie folches nicht von den Cura⸗ — caen erhielten, oder ein Kaninichen ſchlachteten, welche ſie Coy nannten, und in ihren Haͤu⸗ ſern erzogen. Denn ſie durften Fein Wild fällen, und mit demjenigen, was fie jährlich von der allgemeinen Jagd zu ihrem Antheile befamen, giengen fie ſehr fparfam um, damit es bis zu einer frifchen Jagd veichete. Sie wußten es aud) auf eine folche Art zu bereiten, daß es ſich fo fange Halten konnte. Drdentlicher Weiſe aßen fie alfo außer dem geröfteten oder gekochten Maiz allerhand Kräuter vom Felde, bittere und füße. Nachdem fie die bit- gern mit zwey⸗ bis dreymal abgegoffenem Waſſer hatten Eochen laſſen: fo trockneten fie Diefelben an der Sonne und verwahreten fie, um fi) derfelben zu gehöriger Zeit zu bedienen. Sie aßen auch einige Kraͤuter ganz gruͤn und roh, wie wir die Rettiche und Lactuke, wiewohl ſie keine Sallate macheten p). Zu der Kleidung des Königes wurden nicht viele Koſten erfordert. Außer der Be- Kleidung ſchuhung verfertigten ſolche gemeiniglich die —— der Sonne, und beſtund ſie nach * des Ynea. uu 2 In: ) Ebend. VIBuch, I Eap. a.d.282 uf. © 0) $Ebendaf. IEap ad. 2790. P) Ebend, VI Buch, VICap. 9 d. 290 ©, 524 Keifen und Entdeckungen Regierungs⸗ Unterkleide aus einem Camiſole oder Wamſe, welches ihm bis an die Knie gieng, und form der von denen im Sande Uncu, von den Spaniern aber Cuſma genannt wird. An ſtatt des glten Peru⸗ Mantels trug ex eine Art von Caſacke, Nacolla genannt, und unter derfelben über dem er, Wamfe hatte er eine fauber gearbeitete vierecfige Tafche, faſt wie unfere Jaͤgertaſchen, die er an einem vier Finger breiten ſchoͤn gewirkten Bande über der Schulter wie eine Binde trug. Diefe Tafche, die man Chuſpa nannte, dienete weiter zu nichts, als das Kraut Cuca hinein zu ftecken, welches die Indianer fo gern zu kauen pflegen, und welches in den erſtern Zeiten nicht fo gemein war, als itzo. Denn es war nur dem einzigen Pnca allein erlaubt, ſolches zu eflen, oder höchftens feinen Anverwandten und einigen Curacaen, welchen der König jährlich aus befonderer Gnade einige Körbe voll ſchickete. Die Farbe der Kleidung war willkuͤhrlich, doch giengen die Könige am öfterften ſchwarz; und wenn fie in der Trauer waren, maͤuſegrau g). Sie zogen aber ein Kleid niemals mehr als zweymal anr). . Um den Knuoͤchel der linken Hand trug er eine ſtarke goldene Kette mit einem Kleinode oder eine Art von einem Armbande, Chipana genannt, Außerdem trug er auf dem Kopfe ordentlicher weife eine Art von einer vielfärbichten Schnur, eines Daumes breit und von einer faft vieredfigen Geftalt, welche man Llautu nennete. Sie gieng vier- bis fünfinal um den Kopf und hatte unten eine rothe oder feuerfarbene Berbrämung faft wie eine Franſe, die von einer Schläfe zur andern sing s). Dieſes war das eigentliche Kennzeichen feiner Föniglichen Würde: vornehm: lich aber mußten dabey noch zwo Federn oder die zwey Enden aus den Flügeln eines Vo— gels feyn, welcher den Namen Coraquenque führet; und von der Größe eines Falfen iſt. Die Federn diefes Vogels, welche weiß und ſchwarz geflecket find, durften nicht alle beyde aus einerley Fittiche feyn, fondern mußten von dem Ende des rechten und linfen Flügels genommen werden. Sie wurden fauber eingefaffee, und auf der Königsbinde etwas von einander entfernet getragen #); und diefer Hauptſchmuck war dem regierenden Herrn ganz und gar allein eigen. Denn die Binde mit der Franſe oder Verbrämung trug auch ſchon der Erbprinz, obgleich mit dem Unterfchiede, daß die Farbe derfelben gelb war. Er durfte fotche aber auch nicht eher tragen, als bis er fie zum Zeichen feines Wohlverhaltens em⸗ ie pfangen und fa zu fagen wehrhaft gemacht oder zum Ritter gefehlagen worden, Prüfungder Diefes war eine große Ceremonie an dem peruanifchen Hofe, die man mit den Jungen Yncae. Prinzen von Geblüte oder ven rechtmäßigen Yncaen vornahm , die man erft durch Erthei- hung gewiſſer Ehrenzeichen zu den Krieges: und Stafsverrichtungen tüchtig machen wollte. Ohne diefe Ehrenzeichen wurden fie nur fir Schildfnappen oder Edel— knaben angefehen , die man zu wichtigen Angelegenheiten noch nicht brauchen konnte. Diejenigen, welchen man diefe Borzugszeichen erteilen wollte, mußten fich enefchließen, eine und in dem Tempel aufzuftellen pflag. Um nun ſolche Federn zu erhalten, mußte man bey dem Antritte einer jeden Negierung dergleichen Wogel lebendig einfangen, der ſich nur fehr felten fehen ließ· Insgemein traf man ihn in der Müfte Vill⸗ g) Ebendaſ. XXICap. a.d.320 S. *) Ebendaſ. ICap. a. d. 279 S. +) Ebend. IVBuch, Hay. a,d.181&, ») Ein jeder König mußte ein Paar neue derglei⸗ een Federn haben. Denn der Nachfolger nahm niemals die Ehrenzeichen oder den koͤniglichen Schmuck feines Vorfahren an. Es ließ ſich ſolches auch nicht thun, weil man den Körper des verſtor— benen Königs einzubalfamiren und mit allem Schmus cke, worinnen er in feinem Leben erfchien, anzuthun canuta, zwey und dreyßig Meilen von Cuzes, am Fuße eines großen Schneegebirges, bey einem Eleinen Morafte an. Diejenigen, welche recht auf ihn Acht gehabt Haben, geben es für eine ganz gewiſſe Wahrheit aus, dag man niemals mehr, als ihrer zween auf einmal fähe, nämlich das Männchen und a das in America. VI Buch. VEar. 525 eine ſtrenge Unterſuchung auszuftehen, und auf die Probe geftellee zu werden, ob fie alle Regierungs- Befchwerlichfeiten und alle ftrenge Lebensarten aushalten koͤnnten, die fich bey gutem und form der böfem Gluͤcke zeigen möchten. Man ließ aber alle Sahre, oder nachdem es die Gelegenheit alten Peru: gab, von zweyen Jahren zu zweyen Jahren, nur alfein die jungen Yncae und Feineandere, ihre I Väter mochten auch noch fo große Herren fern, zu diefer Kriegesprüfung. Diejenigen, die fich dazu angaben, mußten fechzehn Jahre alt feyn, und wurden in ein Haus gethan, Collcampats genannt, welches ausdrüclich zu diefen Uebungen erbauet war. In dieſem Hauſe waren viele alte Prcae, welche wegen ihrer Erfahrung in Krieges- und Fries densgefchäfften erwaͤhlet worden, dieſe jungen Leute zu prüfen. Sie ließen folche demnach ſechs Tage Hinfereinander mit großer Strenge faften; weil fie einem jeden nur eine Handvoll‘ rohes Korn, Cara genannt und ein Glas Waſſer gaben, ohne Salz oder Uchu darunter zu mengen, welches ein gewifles Korn ift, das man in Spanien indianifhen Pfeffer nennet, und die Eigenfchaft hat, daß es den fehlechten Sachen und den Kräutern felbft einen Geſchmack giebt, Ob gleich ein fo firenges Faſten nur drey Tage währen follte: fo- verboppelten fie es doch bey den jungen Anfängern, um zu erfahren, ob fie feute wären, welche Hunger, Durft und andere Befchwerlichkeiten des Krieges ausftehen fünnten. Es fafteten aber nicht allein diefe jungen Anfänger ; fondern auch ihre nächiten Anverwandten, die aber gleichwohl Feine fo große Strenge dabey beobachteten. Sie barhen alle zufammen die Sonne, ihren gemeinfchaftlichen Vater, daß es ihr belieben möchte, ihren Kindern fo viel Much und Stärfe zu geben, als fie braucheten, diefe Uebungen mit Ehren auszu—⸗ ftehen. Befanden ſich unter diefen jungen Anfängern einige, die von Feiner fo ftarfen Seibesbefchaffenbeit waren, oder die ven Hunger nicht ausftehen Fonnten, und alfo zu effen forderten: ſo verwarfen fiedie Alten, welche fie unter ihrer Aufficht Hatten, fo gleich als Un— wuͤrdige des Ranges, wornac) fie ftrebeten. Nachdem nun die andern ihr Faften genau ausgehalten : fo gaben fie ihnen ein wenig mehr, als gewöhnlich, zu eſſen, damit fie nicht fo ſchwach wären. Sie prüfeten fie darauf wegen ihrer Seibesbefchaffenheit und ließen fie zu dem Ende von dem Hügel Huanuncari, ben fie für beilig bielten, bis an die Feftung der Stadt laufen, welches faft über anderthalb Meiten war, Sie hingen an dem Ende dies fes Zieles ein Fähnlein auf, und der erfte, welcher dafelbft anfam, wurde zum Haupt⸗ manne unter allen andern erwaͤhlet. Mad) diefem machete man auch noch viel aus dem zweyten, dem dritten, und vierten bis auf den zehnten, unter denen, die am frifcheften waren. Diejenigen hingegen, welche den Athem verloren, und welche den Weg nicht zus rücklegen konnten, wurden verworfen und für nichtsmürdig gehalten. Die eltern derjeni⸗ gen, welche liefen, befanden ſich längft der Kennbahn, wo fie nicht aufhöreten, fie anzu friſchen, fich gue zu Halten, ihnen die Ehre vorzuftellen, die fie Davon erlangen würden, o Uuu 3 und und ſchmucketen fich daher mit ihren Federn, die das Weibchen, die immer eben dieſelben wären, fie für heilig hielten, und zu ihrem größten und vor⸗ wenn man ihnen glauben will. Man wiffe nicht, Es kann wohl ſetzen ſie hinzu, woher er komme und wo er ſich er⸗ nähre, und man habe auch nur dieß eine Paar in Peru gefehen, da es doch noch viele folche wuͤſte Schneegebirge und ſolche Moraͤſte, als Villcanuta, darinnen gebe. Die Yneakoͤnige welche ſich alfo einbildeten, es gäbe nur diefe beyden Vögel auf der Welt, hielten fie alfo für ein Sinnbild des Manco Capac und feiner Gemahlinn, die auch nur das einzige Paar Sonnenfinder anf der Melt waren, züglichften Hauptſchmucke macheten. feyn, daß ſich dieſe Voͤgel nicht viel ſehen laffen, und allezeit nur Paarweiſe zuſammen halten; dei ungeachtet Aber können doch wohl ihrer mehr ſeyn. Wenn man einen davon in aller Stille erwiſchet: fo zog man ihm die beyden Eckfedern aus, und fieß. ihn darauf wieder fliegen; welches fo oft ges ſchah, als ein neuer Ina den Thron beftieg, Barcil, VIBuh, XXVIII Cap. a. d. 333 ©. 526 Reifen und Entdeckungen Regierungs⸗ und öffentlich zu ihnen ſageten, fie follten viel lieber umfallen, als nicht zum Ziele kommen. form dee Nachdem man fie alſo geuͤbet hatte: fo ſonderte man fie den andern Morgen von einander alsen Peru⸗ in zween gleiche Haufen, und legete einige als Beſatzung in ven Platz, und die andern azner · ¶ H blieben draußen vor demfelben als Feinde, um ihn anzugreifen, damit fie die Feftung ent: weder gewönnen oder vertheidigten. Mantieh fie aud) noch ven andern Morgen mit ein- ander fechten. Diejenigen aber, welche den vorigen Tag den Angeiff gethan, mußten ſich nunmehr angreifen laflen und vertheidigen; und man prüfete fie dadurch auf allerley Art, und konnte daraus urtheilen, ob fie ins Fünftige Much und Stärfe genug haben wuͤrden, fich in einer Feſtung gut zu halten, oder fie capfer anzugreifen. Ob man ihnen gleich bey diefen Uebungen nur ftumpfe Waffen gab: fo bedienten fie fich derfelben doch k zum Schaden vieler von den Ihrigen, die Dadurch verwunder, oder auch wohl zumeilen getödtet wurden. .. 2; Nach diefen Uebungen ließ man diejenigen, welche einander am Alter am gleichften "waren, mit einander ringen, Cie übeten fie auch im Springen, im Stein werfen, und einen Wurffpieß zu fehmeißen. Sie ließen fie gleichfalls mit Bogen und Pfeilen nach einem Ziele ſchießen, und feßeten folches zumeilen weiter, als es gewöhnlich war, um ihre Aerme defto gefehmeidiger und ftärfer zu machen, Eben das ließen fie diefelben mic den Schleudern thun, deren fie fich fehr geſchickt bedieneten. Mit einem Worte, fie prü- feten ihre Geſchicklichkeit in Führung aller der Waffen, die man im, Kriege brauc)ere. Außerdem ftelfeten fie diefelben zuweilen zehn bis zwölf Nächte hintereinander auf vie Schildwacht, und riefen fie zu ungewiffen Stunden, um zu fehen, ob fie wacheten oder nicht, und ob fie Leute wären, die dem Schlafe widerftehen koͤnnten. Banden fie einen, welcher fchlief: fo verwiefen fie es ihm hart, und warfen ihm vor, er wäre noch fein Mann, fondern ein Kind, und folglich unwirdig, mit Kriegeswürden und Bedienungen beehret zu werden. Sie beftrafeten ihn nicht allein durch Vorwuͤrfe, fondern auch durch Schläge. Dem um ihre Beftändigfeit zu prüfen, gaben fie ihnen oft fehr harte Hiebe mit Spisruthen auf die Aerme und Beine, welche die Indianer in Peru bloß zu tragen pflegen, Wenn fie durch ihre Geberden oder durch Zurückziehung der Aerme und Beine ſich empfindtich bey vem Schmerze bezeugeten : fo ſchickete man fie fogleich zurück, und füh- rete zur Urfache an, derjenige, welcher nicht vermögend wäre, Kleine Streiche mit der Spisruthe auszuhalten, würde noch weniger vermögend feyn, große auszuftehen, wenn er im Ernſte und mic gefährlichen Waffen würde getroffen werben. Sie durften ſich alfo bey dem Schmerze nicht empfindlich bezeugen, wofern fie nicht Für weibifc wollten gehaf- ten werden. Zuweilen ftelleee man fie auf einen oͤffentlichen Plag, wo ein Fecht- meifter bald mie einem zweyſchneidigen Schwerte, Mucana genannt, bald mit einer Sanze, die fie Chuqui nannten, hinkam. Darauf fing dieſer Fechtmei— fter an, feine Uebungen vor ihnen zu machen, und hielt ihnen die Spige des Schwertes oder der Lanze Dicht vor die Augen, als ob er fie ihnen ausftoßen wollte; oder er ftellete fich auch, als ob er ihnen einen Arm oder ein Bein abhauen wollte, Wenn es ihnen zum Ungluͤcke begegnete, daß fie dasgeringfte Merkmaal einer Furcht von ſich gaben, oder mit den Augen nicferen, oder das Bein zurück zogen ; ſo wurden fie nicht weiter zu diefer Prüfung gelaf fen, indem fie fagefen, es wäre unmöglich, daß derjenige, welcher vor den Waffen-feiner Freunde erfchräcke, da er doch verfichert wäre, daß ihm folche, nichts thun wuͤrden, nicht vielmehr vor den Waffen feiner Feinde erfchrecken follte, Woollten fie alſo für. herzhaft * 5; angefehen in America. VI Buch. V Cap. 527 angefehen feyn: fo mußten fie ſich bey allen Streichen unüberwindlich , und bey allen Be- Regierungs- fchmwerlichfeiten unbeweglich zeigen, form der Außer dieſen Uebungen mußten fie auch alle Waffen, die fie im Kriege braucheten, alten Peru: oder wenigftens die gemeinften, ſelbſt verfertigen koͤnnen, nämlich Bogen und Pfeile, eine are: Keule , einen Wurfipieß, eine Lanze und eine Schleuder. Zu ihrer Vertheidigung be⸗ Sie muͤſſen dieneten fie ſich bloß eines Schildes, Namens Auallcancaz und den mußten fie auch ma= ihre Waffen u. chen konnen. Ueber diefes mußten fie ſich aud) ihre Schuhe ſelbſt verfertigen, dieman Uſu⸗ Schuhe ma- ta nennete, Die Sohlen macheten fie von Haͤuten, von Binfen, oder auch von Hanfe Ken Fönnen. und oben verfahen fie folche mit Bändern von Wolle oder Hanfe, fo daß fie beynahe den Ganz Hafiender Mönche glichen. Die Bänder oder die Schnüre diefer Schuhe find von gedrehe- fer Wolle , welche fie mit einem Eleinen Stocke, den fie in ber einen Hand halten, da fie die Wolle in der andern haben, auf eine. geſchickte Art machen, Sie brauchen nur eine halbe Elle von diefem Bande zu einem Schuhe, und ift folches ungefähr eines Daumes Diet, Diefe Art des Spinnens aber war von ber Weiber ihrer ganz unterfchieden, und bloß die Befchäfftigung dev Mannsperfonen, daber es auch mit einem eigenen Worte be: nannt wurde. Waͤhrender diefer Prüfungen gieng Eein Tag vorbey, da die Hauptleute und Meifter diefer jungen Yncae ihnen nicht eine Rede hielten, um fie aufzumuntern , fi) gut zu halten. Sie erinnerten fie an die Würde ihrer Herkunft, die fie von ber Sonne hätten , und anbie fhönen Thaten der Könige ihrer Vorfahren und anderer großer Männer, die von ihnen herftammeten. Sie ftelleten ihnen darauf die großmuͤthigen Bemühungen vor, die fie in den Treffen zur Vergrößerung ihres Reiches anwenden müßten; was für Geduld fie zu Den Arbeiten braucheten, um von ihrer Herzbaftigkeit Proben zu geben; was für Froͤmmigkeit, Sanftmuth und Gnade gegen die armen Unterthanen, was für Redlichkeit erfordert wuͤr⸗ de, um zu verhindern, daß die Unſchuld nicht nterdruͤcket wuͤrde, und was für Freyge⸗ bigkeit ſie als Kinder der Sonne gegen jedermann ausuͤben muͤßten. Mit einem Worte, ſie lehreten ſie alle Grundfäge ihrer Sittenlehre, und alles, was foihe Menfchen, als fie, thun müßten, die ſich der GörtlichEeit und einer himmliſchen Abkunft rühmeren. Man fege noch hinzu , daß fie dieſelben auf der bioßen Erde liegen, barfuß gehen, und alle an- “ dere Sachen ausüben ließen, welche fie für Kriegesteute nörbig zu feyn hielten, Man nahm auch den rechtmäßigen Exbprinzen des Keiches mit zu diefen Prüfungen. Prüfung mie So bald er nur in dem Alter war, diefe Uebungen vornehmen zu koͤnnen: fo ließ man ihn dem Erbprin. die Unterfuchung mit eben der Strenge ausftehen, als andere, ohne daß ihn fein Stand Fr von irgend einer Beſchwerlichkeit befreyete. Aller Vorzug, den er vor den andern hatte, war, Daß derjenige, welcher das Fähnlein am Ende der Rennbahne gewonnen hatte, und folglich dev Hauptmann der andern ſeyn follte, folches gleich dem Prinzen gab; weil esihm nebjt dem Koͤnigreiche, das ihm durch Erbſchaft zuftel , von Rechtswegen zugehörete, Bey allen andern Hebungen aber, fie machten num bejtehen, worinnen fie wollten, war er bon nichts befreyet. Er mußte fo gut faften , als der Geringfte von den andern, fich dev Krie⸗ geszuche unterwerfen, feine Waffen, und feine Belchuhung felbft verfertigen können, auf der Erde ſchlafen, mit ſchlechten Speifen vorlieb nehmer, und barfuß geben. Man hielte ihn fo gar noch härter, und gab zur Urfache davon an, weil er König werden würde, fo wäre es billig, daß er die andern fo wohl an Tugend, als an Wirde überträfez er müßte niemand an Beſtandigkeit in Wiberrwärtigfeiten nachgeben, nach an Mäpigung in gutem Gluͤ⸗ 528 Reiſen und Entdeckungen Regieꝛungs⸗Gluͤcke; kurz, er muͤßte ver Thaͤtigſte und Wachſamſte in ſeinem Koͤnigreiche ſeyn, vor- form der mehmlich zur Kriegeszeit. Alle dieſe Eigenſchaften, fagen fie, gaͤben ihm mehr Recht zur elsen Peru ⸗ Krone, als die Würde eines rechtmäßigen und älteften Sohnes. Sie fegeten hinzu, es aner. waͤre unumgaͤnglich noͤthig, die Koͤnige und Fuͤrſten zur Beſchwerlichkeit der Waffen zu gewoͤhnen, damit ſie diejenigen ſchaͤtzen lerneten, die ihnen im Kriege dieneten, und ihren Werth erkenneten. Dieſe ganze Pruͤfungszeit über, welche von einem Neumonde bis zum andern waͤhrete, gieng der Prinz in fchlechten Lumpen gekleidet, womit er öffentlich. erſchien, fo oft es nöthig war. Man Fleivete ihn deswegen fo, damit man ihn fehrete ſich nicht zu verfennen, und die Yrmen niemals zu verachten, fo ein mächtiger König er auch feyn moͤch⸗ fe, und fich zu erinnern, daß er ſich in einem eben fo fehlechten Aufzuge geſehen hätte, als fie ; und daß er folglich verbunden wäre, fie zu lieben, und Mildthaͤtigkeit gegen fie auszu⸗ üben, wenn er fich des Namens Huachacuyac, Armenliebhabers, würdig machen woll⸗ te, mic welchem Titel fie ihre Könige beehreten. Sie werden Nach dieſer Unterfuchung gab man allen denjenigen die Kennzeichen der Ehre und wehrhaſt oder den Damen der wahren Yncae, oder Kinder der Sonne, welche fich deffelben würdig ge- zu Dittern 9 mache hatten, Zu gleicher Zeit Eamen auch die Schweftern und Mütter dieſer neuen Rit macht. ter zu ihnen, und legefen ihnen die Band» oder Strikfchube an, zum Zeugniffe, daß fie die frenge Unterfuchung aller Rriegesverrichtungen ausgeftanden hätten. Diefe Ceremo« nie war Faum vorbey, fo gaben fie dem Könige Nachricht davon, welcher ſo gleich, in Be— gleitung der Xelteften feines Geblüces, zu ihnen Fam. Die jungen Kriegesleute warfen fich vor ihm auf das Gefiche nieder, und er hielt eine kurze Rede an fie, worinnener ihnen vor: ftellete, es wäre nicht genug, daß man nur die Ehrenzeichen und den Schmud der Ritter von Föniglihem Geblüce hätte, fondern man müßte ſich auch derfelben zu bedienen, und die Tugenden in Uebung zu bringen wiflen , welche ihre Vorfahren gehabt hätten; pornehm⸗ fich müßten fie die Gerechtigkeit gegen die Armen ausüben , Die Unglückfeligen troͤſten, und innen durch Thaten zeigen, daß fie wahre Söhne der Sonne wären. Dieſe Herkunft müßte fie vermögen, ihre Handlungen eben fo glänzend zu machen, als die Stralen ihres Vaters, weil er fie vom Himmel auf die Erde, zum gemeinen Beften feiner Unterthanen, geſchickt Härte. Nachdem der König aufgehöret hatte, zu veden: fo näherten fie fic) einer nach) dem andern, und knieten vor ihm nieder, da fie benn von feiner Hand das erfte und vornehmfte Zeichen der Ehre und Föniglichen Würde erhielten, welches darinnen beftund,- daß fie durchbohrete Ohren hatten. Der Anca durchftach fie ihnen felbft an dem Orte, wo man gemeiniglic) die Ohrengehaͤnge trägt, und zwar mit großen ftarfen goldenen Nadeln, die er darinnen ließ, Damit ſich das Loch nach) und nach erweiterte, deſſen Größe unglaub: lich war. Der neue-Ritter Füffere darauf dem Ynca Die Hand zur Erkenntlichkeit für Die von ihm erhaltene Gnade, Wenn folches gefchehen war: fo gieng er weiter, und warf fich vor einem andern Ynca nieder , welcher ein Oheim oder Bruder des Königes war, und nach ihm Den zweyten Rang hatte. Diefer Ynca z0g ihm zur Bezeugung, daf er die ſtrenge Unterfuchung ausgeftanden, feine Schuhe von Stricken aus, und legete ihm ſchoͤ⸗ nere und ſaubere an, dergleichen der Koͤnig und die andern Pncae trugen. Go bald der Pnca ihn alfo beſchuhet Hatte: fo Füffere er ihn auf die rechte Schulter , und fagete zu ihm, um ihn deftomehr zu fugendhaften Thaten aufjumuntern: der Sohn der Sonne, welcher fo fehöne Proben von feiner Tugend gegeben, verdienet, angebethet zu werden ; denn das Wort Büffen bedeuter im Peruaniſchen auch anbethen, oder Ehre erweifen. Nach dieſer letzten 7 ——————— ‚Fee 1728. ittermachen der Yn CAS. Ta0o6 Folkema Soulp: * pe — * — in America VI Buch. VCap. * letzten Ceremonie trat der neue Ritter in einen koſtbar geſchmuͤckten Ort, wo die andern äl- Regierungs teſten Yncae ihm die Binde gaben, welche eine Art von einem baumwollenen Tuche war, form der das fie nicht eher tragen durften, als bis fie zu ihrem männlichen Alter gefommen waren, —* Peru⸗ Diefe Binde, oder vielmehr diefes Tuch, war in Geſtalt einee Decke mit drey Zipfeln, wovon — ihrer zween nach der Laͤnge an eine Schnur eines Fingers dick genaͤhet waren, welche ihnen zum Gürtel dienete, fo daß ein Theil des Tuches ihnen die Schamglieder bedeckete, und der andere, oder derdritte Zipfel, welcher zwifchen den Beinen durchgieng, hinten an eben die Schnur ges Heftet wurde, woraus eine Art von Hofen entftund, Damit fie defto ehrbarer wären, wenn fie das Kleid ausgezogen. Diefes Ehrenzeichen war eines von den vornehmften nach den durchbopreten Ohren , und die ganze Ceremonie führete fo gar von dieſern Tuche, welches Huara hieß, den Namen Huaracu, weil berjenige, Der damit beehret zu werden verdies nete, dadurd) fir tuͤchtig erfläret wurde, zu allen Würden und Bedienungen zu gelangen. Denn was die Schuhe anbetraf , fo wurden ihnen ſolche gleichfam zur. Bequemlichkeit als ermuͤdeten Leuten gegeben, und nicht eben als ein wefentliches Merfmaal der Ehre und Wuͤrde. Außer diefen Zierrathen ſtecketen fie ben neuen Rittern auch noch zweyerley Bluh⸗ men auf den Kopf. Die eine hieß Cantut, und war ſehr ſchoͤn, wie es denn auch gelbe, rothe und fihmarze Davon gab, Die andere nannfe man Chihuayhna, und war roch, faft ven fpanifchen Nelken gleich. Die gemeinen $eufe, und die Euracasn felbft, fo große Herren fie auch waren, konnten diefe Bluhmen nicht tragen, welches nur den Yncaen von föniglichem Geblüte erlaubet war. Sie ſchmuͤcketen ihnen auch noch den Kopf mit den Blättern einer gerviffen Pflanze, die beynahe dem Epheu glich, und welche man Vinay Huayna, das iſt, immer grün, nannte; meil fie ihr Grün lang behält, und es nicht ver⸗ liert, wenn fie auch trocken ift. Mit eben diefen Bluhmen und Blättern ſchmuͤcketen fie auch den Kopf des Prinzen, dem fie Fein anderes Ehrenzeichen gaben , als die Pncae tru⸗ gen, außer der Verbraͤmung, bie ihm von einer Schläfe zur andern gieng, ungefähr vier Finger lang, und wie eine Franfe von gelber Wolle gemacht war; denn Seide war bey den Indianern nicht gewöhnlich. Cs hatte fonft niemand, als der Erbpring, und fo gar fein Bruder nicht einmal, das Recht, diefe Werbrämung zu fragenz ja er felbft mußtedie Ritterſchaftspruͤfung ausgeftanden haben , ehe er fie führen durfte. ı Das legte Merfinaat des Vorzuges, welches man dem Prinzen gab, war ein Wurffpieß einer Elle fang, und eine Streitayt, bie an der einen Seite wie ein breites Meffer, und an der andern fpig war , und alfo faft einer Pertuiſane glich. Wenn man ihm diefes Gewehr in die Hand gab: fo fagete man gemeiniglich das Wort Aucscunapac dabey, welches fo viel fagen wollte: „Man giebt dir diefes Gewehr, damit bu dich deffen bedienen folleft, die Wütriche, „Verraͤther, Graufamen, Müßigganger , und andere fafterhafte Boͤſewichter zu beftrafen, welche die Gefeitfäyaft beunruhigen,,. Denn alle die Fehler, werden unter dem Worte Auca begriffen. Den wohtriechenden Bluhmenftrauß nahmen fie für ein Sinnbild der Gnade, der Sanftmurh, und der Huld, deren fie ſich gegen rechtſchaffene Leute, und ges gen diejenigen bedienen ſollten, die ihnen freu feyn winden. Nachdem bie wackern Greife, - welche diefe neuen Ritter zu unterrichten Gorge getragen , alle diefe Dinge dem jungen Prinzen in Gegenwart feines Waters gefaget Hatten: fo felleten ſich feine Obeime, feine Brüder, und alle andere von Föniglihem Geblüte vor ihm, fielen nach ihrer Gewohnheit aufs Knie, und betheten ihn insgeſammt an, gleich als wenn ſie ihn durch dieſe Ceremonie zum rechtmäßigen Erben und Nachfolger des Reiches erklaͤret haͤtten. Sie gaben ihm Allgem. Beiſebeſchr. XV Band. Xxx dar⸗ erregen Regierungs⸗ Darauf die gelbe Verbraͤmung, womit fich die zum Kittermachen gehörigen" Feyerlichkei— form der gen endigten ? | * Per Nachdem man num den jungen Rittern alle obgedachte Merfinaale der Ehre gegeben u hattes fo führere man diefelben feyerlich auf den vornehmften Platz in der Stadt, wo fie fich alle insgefammt durchgängig über ihren guten Erfolg viele Tage lang freueten, und nicht aufböreren , zu fingen und zu tanzen. Ihre nächften Anverwandten thaten eben das insbefondere für fich, und bemwirtheten einander in ihren Käufern, wo fie den Sieg viefer neu angenommenen Ritter feyerten, welche Feine andere Lehrmeiſter, als ihre Bärer felbft, gehabt Hatten , um ſich in den Waffen üben, und ihre Schuhe machen zu lernen. Denn wenn fie aus den Kinderjahren famen, fo unterriefen fie diefelben in allem, was fie fuͤr noͤ— thig zu ſeyn erachteten, um fie in den Stand zu fegen, daß ſie die Prüfung ausfte- ben fünnten z). e Betragen der Zu fo Friegerifchen Uebungen ‘auch die jungen Yncae auf diefe Art gewöhner wurden, . Yneae gegen ſo war Die peruanifche Regierung gar nicht kriegeriſch, fondern eine von den fanfteften, die — ſich am meiſten huͤtete, Menſtchenblut zu vergießen. Ihre Könige waren zwar große Erz oberer, wie wir gefehen haben : jedoch unternahmen fie niemals einen Krieg , wozu fie nicht durch einen mächtigen Bewegungsgrund vermochte wurden, entweder die Barbaren in ben angränzenden Landen gefittet zu machen, oder der Berheerung zuvorzufommen, womit Dies fe Bölfer ihren Gränzen droheten. Weber diefes fingen fie niemals einen Krieg an, daß fie folchen ihren Feinden nicht zwey⸗ oder dreymal angefündiger hätten. So bald ſich ver — Mnca aber eine Landſchaft unterworfen hatte: fo ſchickete er gleich den vornehmſten Goͤtzen des Landes nach Cuzco, um daſelbſt fo lange in einen Tempel geſetzet zu werben, bis der Cacique und die Einwohner dieſes Landes von ihrem irrigen Glauben uͤberfuͤhret worden, und ihre Anbethung an die Sonne richteten. Indeſſen verftöhrete er die Goͤtzen des ero— berten Sandes nicht, aus Furcht,» es möchten die Einwohner über die Berachtung ihrer Gör- ter aufgebracht werden, und fich empören; und er fehaffere den Dienft verfelben nicht eher ab, als bis er fie in feiner Religion unterrichter hatte, Er nahm den vornehmſten Caci— quen nebſt allen feinen Kindern mit fich nach Cuzeo, damit fie aus dem Ungange mit tu— gendhaften Perſonen die Gefege ‚ die Sitten , die Sprache, die Ceremonie und den Got: sesdienft feines Landes erlerneten; und nachdem er ihnen mit vieler Pracht begegnet hatte: fo fegete er den Curaca wieder in feine erfte Würde, und befahl feinen Unterthanen, ihm; als ihrem Herrn, zu gehorchen. Damit auch die Sieger und befiegten Soldaten fic mit einander verſoͤhneten, und kuͤnftig in gutem Vernehmen lebeten: fo ſtellete er ihnen viele öffentliche Schmaufereyen an, wobey fich die Blinden, die Lahmen, die Stummen und alle andere arme Gebrechliche unter einander einfanden. Er machete ihnen auch eine Men- ge Gefchenfe von Gold, Sitber, Kleidern , fhönen Federn, um ſich an ihren vornehm— ften Zeften damit zu ſchmuͤcken, und vielen andern Galanterien, die fie ſehr hoch Khägeren, Die jungen Seute des Landes tanzeten an diefen Feſten mit den Maͤgdchen, und diejenigen von einem reifern Alter nahmen Friegerifche Uebungen vor, Solcher Lockſpeiſen bedieneten fi die Yncae, um Die Herzen ihrer neueroberten Unterthanen zu gewinnen. So wilb und viehifch ſolche auch anfänglich waren, fo nahmen fie doch endlich bey diefer Staats: klugheit das Joch über ſich, und dieneten ihnen mic fo vielem Eifer, und folcher "Treue, .' | daß ») Garcilaſſo VE Buch, XXIV, XXV, XXVI und XXVII Cap. im America. Vl Buch. VER * daß es ſelten einer Provinz einkam, fih ihrer Bothmaͤßigkeit wieder zu entziehen, Um Xegtezungs- aber allen Rlagen den Weg zu verfperten, und den Empörungen vorzubengen, beftätigee form der er von'nenem alle die alten Geſetze und Verordnungen des Landes, die der Religion und den alten Peru⸗ Verfügungen des Reiches nicht zuwider waren, und ließ ſie wiederum bekannt machen, da⸗ — — mit er ihnen noch mehr Anſehen gäbe. Wenn es der Mnca für rathſam erachteter fo ver- fegete er die Einwohner der unterworfenen Provinzen in fein Sand, und gab ihnen fo viele Telver , Häufer, Knechte, und Vieh, als fie braucheten, nach ihrer Bequemlichkeit zu les Ben,” An ihre Selle ſchickete er Bürger aus Cuzco oder andern Städfen, von denen er wußte, daß fie ihm getreu waren, Damit fie zur Beſatzung dieneten, und diejenigen anden Graͤnzen die Gefege, die Ceremonien, die Gebräuche, und die allgemeine Sprache des Königreiches Iehreten. Ergaben ſich die Einwohner eines Sandes von felbft: fo erhob man bald darauf die Fähigften unter ihnen zu den Bürgerlichen und Kriegesbedienungen, als wenn fie ſchon lange freue Unferthanen des Ynca gervefen wären x). Wenn er ihnen alfo Statthalter und Lehrer gegeben, um fie in feiner Religion und Verordnung Sitten zu unterreifen : fo bemübete er fich darauf, alle Angelegenheiten des Landes einzu- wegen der öfe eichten. Im dieſer Abficht verordnete er, man follte die Wiefen, die Hügel, die Berge, ae — die Yeder, die Felder, die Bergwerke, die Salzquellen, die Brunnen, die Teiche, und — Seen, die Fluͤſſe, die Länder, welche Baumwolle truͤgen, die fruchttragenden Baͤume und das Vieh zählen. Alles dieſes wurde nach ihren Knoten ordentlich in Rechnung gebracht, 2 und dabey auch angemerfer , wie groß das Ackerland im Quadrate wäre, und mas es jähr- lich truͤge. Wenn man ſolches genau erforfchet Harte: fo ftattefe man dem Pnca Bericht davon ab, welcher denn dadurch von der Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit des ganzen Lan⸗ des Unterricht erhielt, und zum Unterhalte der Einwohner Befehle ſtellete. Er kam den oͤffentlichen Beduͤrfniſſen zuvor, und ſchaffete Vorrath an, um feinen armen Unterthanen, zur Zeit der Hungersnoth, der Peft oder des Krieges. zu Hilferzu fommen. Kurz, es gieng nichts vor, welches feinen befondern Dienft oder den Dienft der Euracae und des Staates betraf, wovon er nicht allen feinen Bafallen durch eine öffentliche Erklärung Mel: dung zu thun bedacht war. Auf dieſe Art konnten die Unterthanen keine Unwiſſenheit vor⸗ wenden, wenn ſie es an ihrer Schuldigkeit ermangeln ließen, noch die Curacae und andere koͤnigliche Beamte ſich damit entſchuldigen, wenn fie das Volk unterdruͤcketen. Ueber dieſes feßete man Grängen, wenn man jede Provinz auf gedachte Art ausgemeffen hatte, damit man fie von den benachbarten Ländern abfonderte. Damit auch insfünftige feine Verwirrung vorgienge: fo gab der Mnca den Gebirgen, Hügeln, Wiefen, Feldern, Brunnen und andern angränzenden Sertern Namen, Hatten fie fehon welche: fo beftä- tigte er ſolche, und fegere etwas neues hinzu, um fie von andern Gegenden zu unterſchei— den. Daher Fomme es, daß diefe Völker noch igo fir alle diefe Derter große Ehrerbies thung hegen. Wenn der Anca alles diefes fo angeordnet hatte: fo theilete er die Laͤndereyen unser die Städte der Provinz, und verboth ausdruͤcklich, man ſollte die Graͤnzen der Felder, der Wieſen, und der Berge nicht verrücen, fondern fie fo laffen, als er fie zum Beſten der Einwohner jeder Provinz gemacht haͤtte. Was die alten Gold: und Silberbergwer⸗ ke und auch die neuen anbetraf, ſo erlaubete er dem Curaca, ſich ſolcher zu bedienen, und gab zu, daß er, ſeine Anverwandten und feine Dienftleute fo viel daraus nehmen mochten, —— als x) Ebend. V Bud, XII Cap, a, d. 2376. 532 Reiſen und Entderkungen Zegierungs⸗ als fie wollten, ‚nicht um ſich Schäge zu fammeln, als warum: fie ſich nicht bekuͤm⸗ — * dee merten, ſondern um ſich Damit zu putzen und ihre Kleider an den Feſttagen zu ſchmuͤ⸗ * Per gen; oder auch Gefäße zum Gebrauche des Curaca daraus zu verfertigen, deren An- —— zahl jedoch) eingefchränfer war. Der Ynca wollte, es follte das ‚gemeine Salz, welches aus dem Wafler einiger Quellen eneftünde, und das Meerſalz, die- Fifhe aus den Slüffen und Seen, die Früchte der Bäume ‚, die Baumwolle, der Hanf u, ſ. w. allen denen in dem Sande, welches dergleichen hervorbrächte, gemein. feyn, nur daß ein‘ je- der nicht mehr davon nähme, als er brauchete. Doch war es auch denjenigen ‚ welche fruchttragende Bäume, pflanzen wollten, erlaubee, die Srüchte davon für ſich zu behalten, — er £ Der Mea machete aus denen Stuͤcken Sand, welche Maiz oder Hülfenfrüchte eru- gen, drey verfihiedene Abtheilungen. Die erfte war zum Unterhalte ver Sonnentenpel, ihrer Priefter und anderer, Bedienten. Der zweyte zu den Rammergütern des; Königes, von deren Einkünften man feine Verweſer und feine Beamten unterhielt, wenn fie auf der Reife waren, und wovon man. einen Theil in die,öffentlichen Vorrathshaͤuſer brach- te. Der Dritte war für die Einmohner der Städte, deren. jeder einen Theil davon zur Ernährung feiner Familie Hatte. Diefe Eintheilung machere der Ynca in allen Pro- vinzen feines Keiches, wo man Feinen Tribut weder für die Euracae, noch für die oͤf⸗ fentlichen Vorrathshaͤuſer, noch fuͤr die Verweſer des Koͤniges, noch fuͤr den Ynca ſelbſt, noch für den Tempel der Sonne, noch für ihre Prieſter, noch für. ihre oͤrdentlichen Opfer fordern fonnte; weil man fhon für -alles das auf andere Art geforger hatte, Was von dem Antheile des Königes übrig blieb, wurde in das Vorrathshaus einer jeden Stadt gebracht; und das Mebrige von den Einkünften der Sonne dienete zum Unterhalte der Unvermögenden, der Lahmen, der Blinden, der Gebrechlichen, und Furz aller derjenigen, die nicht im Stande waren, zu arbeiten y). Teibut und Die Abgaben oder der Tribut, welchen die Yncakoͤnige von ihren Unterthanen forder- Abgaben der fen, waren fo gering, daß man fie kaum in Betrachtung ziehen darf. Der vor- Unterthanen. nehmſte und eigentlichſte Tribut beſtund in einigen Frondienſten, die aber dem Ynca faſt mehr koſteten, als fie ihm einbrachten, weil er den Frönern Unterhalt, Kleidung, Werkzeuge und alles dabey geben mußte. Die Beftellung der Felder der Sonne und bes Pnca, das Umackern derfelben, die Einfammlung der Früchte von denfelben, und die Einführung und Verwahrung derfelben in den Vorrathehäufern des Koͤniges, deren eines in jeder Stadt ftund, war einer von den hauptfächlichften und allgemeinften Dieniten. Die Aufbringung und Darftellung der jungen Mannfchaft zum Kriege war fo zu fa- gen ber andere allgemeine Frondienſt. Hiernaͤchſt wurden fie auch zu andern öffent: lichen Dienften und Arbeiten gebraucher, als zur Erbauung der Tempel und Palläfte und deren Ausbefferung, oder zur Bereitung der Wege, BVerfertigung der Brücen und dergleichen. Einige waren auch verbunden, die Kleidungen, Waffen, und Schuhe Ihre Kleider, der Soldaten und Armen zu verfertigen, die das Alter oder die Krankheit untüchtig zur Arbeit machete. Die Kleidung, die man in dieſem ganzen Sande verfertigte, war von Wolle, welche der Ynca von der großen Anzahl Herden gab, die ihm und fei- nem DBater, der Sonne, zugehörete. Auf dem platten Sande, das ift an der sangen ee⸗ H Ebendaſ. V Buch XIV Cap. a.d. 243 ©. in America. VI Buch. V Cap. 33 Serfüfte, wo die Hitze der Sonne, nicht. erlaubete, daß, ‚die ‚Einwohner wollene-Kleider Regierungs- trugen, machete man welche won. Baumwolle, die auch aus dem. Eigenthume der form. der Sonne und des, Nca genommen wurden, ohne daß die Indianer weiter etwas, als alten. Peru; ihrer Hände Arbeit, dazu beytrugen. Sie verfertigeen dreyerley Art wollener Kleider, wo⸗ ——— von die eine Avaſca hieß, und nur fuͤr den gemeinen Mann war... Die andere, welche man Campi nannte, war von feiner Wolle, auf mancherley Art gefärbet, und. gut geavbeitet., wie die flandriſchen Tücher. Man behielt folche zum, Gebrauche, der Bora nehmen und: Bebienten des Pnca, als der Hauptleute und Euracae. Die dritte Art von Kleidern welche den Namen Compo fuͤhrete, wurde von der feinſten Wolle ge⸗ macht, die man ‚hatte, und alle die von koͤniglichem Gebluͤte, ſo wohl Kriegesleute als Staatsleute, dedieneten ſich derſelben zu Krieges- und Friedenszeiten. Die feine⸗ ſten Kleider wurden in denen Provinzen gemacht, deren Einwohner am geſchickteſten dazu waren; und die groͤbern in den andern Landen, wo ſie nicht ſo geſchickt waren. Die Frauensperſonen ſpannen die Wolle zu den groͤbern Zeugen, ‚und Die Mannspers fonen zu. den feinern. Ihre Schuhe ‚wurden gemeiniglich in denen Landſchaften ge- macht, wo es viel Hanf gab; und Die, Waffen verfertigte man da, wo fich Die mei- ften Materialien dazu fanden. Gewiſſe Laͤnder lieferten alfo Bogen und Pfeile, ans dere Lanzen, Wurfſpieße und Streitaͤrte, noch andere Schleuber, und wiederum andere Schilder, welches alles Gewehr iſt, das ſie haben. Mit einem Worte, jede Provinz oder jede Voͤlkerſchaft war nur verbunden, dasjenige zu liefern, was in ſeinem Lande ge⸗ zeuget wurde; und es war ein. allgemeines Geſetz in dem ganzen Reiche, daß fein Ins dianer aus feiner Provinz ‚gehen, follte, um anderswo den Tribut zu füchen, den er geben mußte, Es mar auch nicht nöthig, weil alles, was dem Hnca gegeben mer: den mußte, auf die vier Stuͤcke ankam, nämlich auf sebensmittel, die von den Fel- dern des Königes ſelbſt gehoben wurden; auf Kleider, die man von ber Wolle der föniglichen Heerden, oder der Baumwolle von den koͤniglichen Gütern machet, auf Schuhe, und auf Gewehr, für die Kriegesleute. Alles diefes war. mit guter Ordnung eingetheilee. Die Provinz, welche Kleider gab, lieferte eine Schuhe und Fein Ge— mehr, und diejenigen, bie diefes gaben, waren von den andern frey, und es wurde Das bey niemand befchweret. Außer diefen Abgaben mußten die Dürftigen und Armen, noch einen ‚andern Tribut bezahlen, der ihren Herrn eben nicht veich machen, jedoch viel zur Neinlichkeit beytragen fonnte. Sie waren nämlich, wie wir fehon oben gedachte verbunden, dem Statthalter ihres Ortes von Zeit zu Zeit gewiſſe Becher voller Läufe zu liefern 2). Wenn man indeffen alles in Anſchlag brachte, was bie Gefunden und Begüterten überhaupt an Tribut geben mußten: fo-belief es ſich kaum auf vier Realen. Mußten fie auch gleich bey Abftattung dieſer Pfliche entweder in Dienften des Koͤni⸗ ges oder der Curacae einige Beſchwerlichkeiten ausſtehen: ſo thaten ſie es gern, weil es doch uͤberhaupt zu ihrem eigenen großen Nutzen gereichete. Es waren wegen dieſes Tributes gewiſſe Gefege gegeben, welche fo heilig beobach- Geſebe wegen tet wurden, daß es in Feines Richters oder Statthalters Macht, ja auch in der Pn- des Tributes. cae ihrer ſelbſt nicht ſtund, ſie zu uͤbertreten. Das erſte und vornehmſte war, man ſollte diejenigen, die man aus beſondern Urſachen von dem Tribute befreyet haͤtte, durch⸗ Err3 aus 2) Ebendaſ. Vund VI Cap. a. d. 2250. fi ©. i 534 > Reifen und Entdefungen Regierungs: aus nicht beunruhigen. Dergleichen waren die Prinzen‘ von Gebfüle, die Feldherren form der Bey den Rriegesheeren, die Hauptleute, ihre Vettern und Kinder, afle Curacae und alten Peru⸗ ihre Anverwandten. Die’ -geringften föniglichen Bedienten bezahleten eben fo wenig aner, Tribut, als die Soldaten, wenn fie im Kriege waren. Die jungen Leute unter fünf. . und zwanzig Yahren und die Alten über funfzig waren auch davon frey, To wie alle Srauensperfonen, Das zweyte Geſetz wollte, es follten alle andere Jndianer, die nicht son der Anzahl derjenigen wären, die wir genannt Haben, zu dieſem Tribute verbun⸗ den ſeyn, die Priefter oder Diener des Tempels der Sonne und die auserwaͤhlten Jung frauen ausgenommen. Das dritte verordneke, es ſollte Feiner das geringfte von- feinem Vermögen anftatt des Tributes bezahlen, ſondern er ſollte ſolchen durch feiner Hände Arbeit, oder durch die Pflicht feines Amtes, oder durch die Zeit, die er in des Königes oder des Staates Dienften zubrächte, abtragen. Die Armen und die Reichen waren darinnen gleich, weil der eine nicht mehr und nicht weniger bezahlete, als der andere, Man nannte denjenigen veich, melcher eine Familie und Kinder hatte; weil fie ihm ar- beiten halfen, und er mit ihrem Beyſtande feine Arbeit eher zu Ende brachte, als er zur Bezahlung feines Tribures braucheres denjenigen aber hielt man für arm, welcher feine Rinder hatte‘, ob er gleich fonft reich war. Das vierte Geſetz enthielt, es folfte ein jeder bey feiner Handthierung bfeiben, und fich nicht in der andern ihre mifchen, ausgenommen was den Aderbau und den Krieg beträfe, welche beyde Stüde allen gemein waren. Das fünfte war, es follten die Geſchenke für den Ma von denjenigen Gütern gemacht werden, die in jedem Sande gezeuget wurden; und der Pnca wollte diefes nicht ohne Urfache, weil er feine Unterthanen in eine entjegliche Verlegenheit wuͤrde gefeget haben, wenn er Fruͤchte verlanget hätte, die ſich nicht bey ihnen faͤnden. Das ſechſte verordnete, es ſollten alle Werkleute, die man in den Dienften des Ynca oder feiner Curacae brauchere, mit allen nöthigen Materialien verfehen werden. Man muß auch anmerfen, daß ein Handwerksmann zur Abtragung feines Tributes, nur zroeen höchftens drey Monate von feiner Zeit auf Herrendienfte zu wenden verbunden war. Nach Verlaufe diefer Friſt konnte er feine Arbeit liegen Taffen, mofern er fie nicht zu feinem Vergnügen fertig machen wollte; und alsdann wurde ihm die Zeit, die er daruͤber anwandfe, von dem Tribute des folgenden Jahres abgerechnet. Das fie bente Gefeß erforderte, es follten alle die Handwerker, welche den Tribut durch ihre Arbeit bezahleten, mit allen Lebensmitteln, die fie nöthig hätten, mit Kleidern und fo gar mit Arzeneyen verfehen werden, wenn fie frank würden, indem fie mit der Arbeit befchäfftiget wären, und man follte auch für ihre Weiber und Kinder, die ihnen huͤlfen, eben die Sorgfalt tragen. Uebrigens machete man fich nicht viel aus der Zeit, die man auf ein Werk wandte, wenn man es nur fertig machete; und wenn ein Hand: werfsmann mit Hülfe feiner $eute dasjenige in einer Woche zu Ende brachte, was ihm allein ziween Monate würde gefoftet Haben, fo war er von dem Tribute des ganzen Jahres frey, ohne daß man mehr von ihm fordern Fonnte. Es ftund ihm frey, ob er fein Werk allein, oder mit Hülfe feiner Familie, verrichten wollte. Im erften Falle konn— ten feine Frau und feine Kinder zu Haufe bleiben und ſich mit ihrer Hauswirthſchaft befchäfftigen, ohne daß der Richter oder Decurio fie zwingen konnte, etwas anders zu thun, wenn fie nur nicht müßig waren, Im andern Falle kam ihr Beyſtand ihm zu Gute; und daher wurden diejenigen, welche viel Kinder hatten, fuͤr reich — ur⸗ in America, VE Buch. V Cap. 335 Wurde aber ein Arbeiter; welcher Feine hatte, frank, wenn er zur Abtengung feines Regierungs- Tributes. arbeitete: fo hatte man ein Geſetz, welches verordnete, es follten die erftern form Der und diejenigen, „Die mit ihrer Arbeit fertig wären, ihm einen oder ein Paar Tage hel⸗ Brise Peru: fen; weiches; allen Indianern ſehr wohl gefiel, weil fie dadurch fehr gefehoner wurden. —— Das achte Geſetz betraf die Eintreibung oder Hebung dieſes Tributes, wobey es Ordnung bep fo gehalten wurde. Zu einer gewiſſen Jahreszeit verſammelten ſich die Richter, die Abtragung Einnehmer und die Kegierungsführer in der Hauptftadt einer jeden Sandfhafe und ma- Up Aubuten. cheten da ihre Eintheilung unter allen Einwohnern in Gegenwart des Curaca und des ca Statthalters, vermittelſt ihrer Knoten, die einem: jeden anmiefen, was er hun follte, oder auch gethan und gut hatte, Darauf zeigete man den Richtern, den Eins nehmern und dem Statthalter ein genaues Berzeichniß von allem , was in dem oͤffent⸗ lichen Vorrathshauſe war, z. E, von debensmitteln, Kleidern, Schuhen, Waffen, Gold, Silber, Evelgefteinen und Kupfer, welches dem Könige zugehörete. - Auf biefe Art gab man Rechnung von allem, was” fih in dem Borrathshaufe einer jeden Stadt bes fand; und das Geſetz befohl, es follte der Mea, Statthalter ber Provinz, ein Ders zeichniß vor: fich haben, damit Feine Betruͤgerey weder auf Seiten der Einnehmer, noch der zinsbaren Indianer vorgienge- ı Das neunte Gefeg enthielt: alles, . was von Dies _ ſem Tribute nad) dem Aufwande des Königes übrig bliebe, follte zum gemeinen Bes ften der Unterthanen angewandt und in die öffentlichen. Borrarhshäufer geleget werben, um fich deffelben im Nothfalle zu bedienen. Was die Foftbaren Sachen, als Gold, ‚Silber, Edelgefteine, die feinen Federn, die verfchiedenen Farben, welche zum Ma⸗ Ten und zu Farben: bieneten, und Die andern Seltenheiten betraf ‚ womit die Curacae den Mca einmal bes Jahres beſchenketen: ſo gereicheten folche fo wohl zu ihrem als zu des Königes Nusen, Er nahm anfänglich davon, was er zum Dienfte feines Haufes und der Perfonen von koͤniglichem Geblüte brauchete, und das Uebrige theilete er unter die Hauptleute und Herren, welche ibm biefe Geſchenke gebracht hatten, und, fi derfelben nur mit Erlaubniß des Ynca bedienen durften, ungeachtet fie alle diefe Sachen in ih⸗ - rem Sande hatten. Aus diefem affen karm man fehen, daß die Mncafönige das Wenig⸗ ſte von dem Tribute, den man gab, für fi) nahmen, und das Meifte zum Bellen ihrer Unterthanen anwandten. Das zehnte: &efeg enthielt eine ausdruͤckliche Erklaͤ⸗ tung dererjenigen Dinge, womit ſich die Indianer ſo wohl zum Dienfte ihres Koͤniges, als zum gemeinen Vortheile ihrer Repubuk und ihrer Städte beſchaͤfftigen ſollten und was man ihnen ſtatt des Tributes auferlegete. Man gab ihnen z. E. zue Arbeit, die Wege zu bahnen und zupflaftern, Die Sonnentempel wieder zu erbauen, oder auszu⸗ beffen, und: mit allem: zu verfehen, was zu ihrem Gottesdienſte gehörete. Man no= thigte fie, an den öffenslichen Haͤuſern, als den Borrathshäufeen, ben Palläften der - Starthalter und Richter zu baue, die Bruͤcken in gutem Stande zu erhalten „zu Bo⸗ thenläufern zu bienen die · Selder zu beſtellen, bie Früchte einzubtingen; bie Heerden zu meiden, bie Güter des tandes wohl zu verwahren, SHofpitäler ju haften, um darinnen die Keifenden aufzunehmen und ihnen in Perfon aufzuwarten, und auf Koften des Koͤni⸗ ge5 alles zu ſhaffen, was fie brauchen wuͤrden.Außer dem: mußten fie noch viele an⸗ dere Dinge zur gemeinen Wohlfahrt oder zum Dienfte ihrer Curacae und des Mea verrichten. Allein, dieſes Sand war damals fo bevölkert , dag man dieſe Arbeiten faft nicht einmal merfete, indem jeder ordentlich die Reihe herum dienete, und keiner au he: | N —— — we 536 . Reifen und Entdeckungen Regierungs- ſchweret wurde, als der andere: Mac) dieſem Gefege mußten auch die Gräben und Cand- form der al⸗ je jährlich einmal geraͤumet werden, damit man die Felder defto leichter wäffern fönnte a), ten Peru Ungeachtet eine ungeheure Menge Goldes und Silbers im Lande war, fo wurde doch = nichts davon zum Tribute gegeben. Die Könige pflagen es nicht von ihnen zu fordern; Gold u. Sil⸗ und es konnte ihnen auch weder im Kriege noch im Frieden dienen, weil fie Dafür weder ber wird nicht etwas einkaufeten noch verkaufeten, und auch ihre Soldaten nicht Damit. bezahleten. Sie zum Tribute ſahen dieſe Reichthuͤmer als überflüßig an, weil fie weder zum Eſſen taugeten, noch auch gegeben. Speiſe dafür zu erlangen. Jedoch ſchaͤtzeten fie folche bloß wegen ihres Glanzes und ih» rer Schönheit ,. um fich derfelben zur Auszierung Der koͤniglichen Palläfte, der Sonnen- gemipel, und'der Haͤuſer ihrer auserwählten Jungfrauen zu bedienen. Wenn die India⸗ ner alfo ihrem Könige Gold und Silber und andere £oftbare Sachen brachten : fo geſchah es nur aus einer Gewohnheit, die fie noch igt beobachten , daß fie nämlich ihren Obern niemals befuchen , ohne ihm ein Gefchenf zu bringen, und follte es auch ur ein Eleiner Korb voll frifcher oder getreugfer Früchte feyn, So oft. die Euracaen alfo zum Könige giengen, welches ordentlich an den hohen Seften gefchab, oder wenn man dem Erbprins zen zum erftenmale bie Haare verſchnitt, und ihm einen Namen gab, oder bey einem Sie: gesfefte, oder auch bey andern Gelegenheiten, da fie mit dem Ynca wegen ihrer eigenen, oder des Landes Angelegenheiten zu reden hatten; oder wenn der Ynca durch ihr Land reiſete, und fie ihm aufwarteten, ſo brachten fie ihm ſtets alles dasjenige, was ihre Un— terthanen bey müßigen Stunden von Gold, Silber und Evelgefteinen zufammengebracht harten. Dieſe Schäge waren ihnen zu ihrem Leben fo wenig nöthig, daß fie fich nicht die. Mühe gaben, folche aus den Bergwerken und Gruben zu holen, wenn fie dringendere Geſchaͤffte hatten. Als fie aber ſahen, daß man fich derfelben zum Schmude der koͤnig⸗ lichen Häufer und der Teinpel der Sonne bedienete, die ſie uͤber alles ſchaͤtzeten: fo glaube: tem fie, ihre Zeit Fönnte nicht beſſer angewandt werden, als wenn fie folche fucheren, um ihre Goteheit und den Ynca damit zu beſchenken. Andere Ge: Außer diefen Reichthuͤmern beſchenketen die Curacae den König auch mit vielerley Ar⸗ ſchenke für die ten von hochgeſchaͤtzetem Holze, um es zu den Gebäuden feines Haufes zu brauchen. Sie Yucar. fteffeten ihm dabey zugleich die beften Handwerksleute und Künftler von jeder Art dar, bie fi) in ihren Sande fanden. ' Weber dieſes macheten fie dem Ynca mit verfchiedenen zahmen und wilden Thieren, als Loͤwen, Tiegern, Bären, Affen, Luchlen, Papageyen, Strauf fen und dem Bogel Cuntur ein Geſchenk. Gleichfalls ſchenketen fie ihm Schlangen von allerhand Arten, ungeheure Kröten und entfegliche Eydechſen; Furz, alles, was fie nur in ihren Landen feltfames, wunderbares, wildes oder ſchoͤnes fanden, das gaben fie ihrem Pnca, um dadurch gleichfam anzuzeigen, daß er unumſchraͤnkter Herr über alles wäre d)i Mehrere Ger Die oben angeführten Geſetze waren nicht die einzigen, die man zu übertreten fich ein feße. Gewiſſen machete, ſondern fie hatten noch verfchiedene andere ‚die ſie eben fo unverbruͤch⸗ lich beobachteten, Unter denfelben hatten fie eines, welches fie das Brudergeſetz nann⸗ ten, welches allen Einwohnern der Städte auflegete, einander gegenfeitig beyzuftehen und zu helfen, mern etwas zu machen oder ju arbeiten war. Sie beobachteten auch das Ge⸗ feg,, Mitachanacuy genannt, welches ſo viel als Familien abwechfeln heißt, daß je de nach der Reihe daran Fomme , fehr genau Es verordnete, daß bey allen Arbeiten je— we de — RR Gaͤrcil. V Buch, XV und XVI Cap. ad. 25 und ff· S. 6) Ebend. V Buch VII Cap. a. d. 229 ©. z — in America. VI Buch. VCap. 37 de Landſchaft, jede Stadt, jede Familie oder jede Perſon nicht mehr belaͤſtiget werden Regiezungs- ſollte, als ihr zukaͤme, und fie gehörig abgelöfet würden, und die Arbeit wechfelsweife ge: form der al- ſchaͤhe, damit ein jeder Zeit hätte, ſich zu erholen. Sie hatten ein Gefeß, welches ihren —* Herus⸗ ordentlichen Aufwand einvichtete, und ihnen verboth, ven Gebraud) des Goldes, Siibes —-— und der Edelgefteine auf ihren Kleidern zu entweihen, Eben diefes Geſetz ſchaffete alfen Ueberfluß bey den Schmaufereyen ab, und wollte, es follten ſich die Einwohner der Staͤd⸗ te zwey⸗ oder dreymal des Monates verſammeln, um in Geſellſchaft vor ihren Curacaen mit einander zu effen; und außerdem folften fie fih) in Rriegesfpielen und andern anftändi- gen Zeitvertreiben üben. Der Endzweck, welchen fie ſich bey dieſen öffentlichen Luſtbarkei⸗ ten vorſetzeten, war, dem Gemuͤthe einige Erquickung zu geben, den guten Frieden und die Ruhe unter einander zu erhalten, und dlejenigen zu vergnuͤgen, die auf dem Felde arbeite ten. Das Geſetz, welches fie zum Beften der Armen gemacht hatten, verordnete, es ſoll⸗ een die Blinden, die Stummen, die Lahmen, die Gebrecjlichen, die Alten, die Krans Een unb andere Perfonen , die wegen ihrer Beſchwerlichkeiten nicht ihre Felder bauen, noch fich mit Kleidern verfehen Fönnen, von bem Vorrathe unterhalten werden, welchen man aus den öffentlichen Vorrathshaͤuſern zoͤge. Rach einer andern Verordnung nahm man aus diefen Häufern auch alles, was man zum Unterhalte derer Gaͤſte brauchete, die zu ih» nen Famen, fie mochten nun Fremde oder aus dem Lande feyn und eine Reife thun. Eben dieſes Gefeg ſchrieb auch den Einwohnern jeder Stadt vor, fie follten zu ihren öffentlichen Schmaufereyen bie ‚obgedachten Armen mit einladen, damit folche bey diefen Luftbarfeiten einen Theil ihres Elendes vergeffen möchten. Sie hatten noch ein anderes Geſeß wegen ihres Hauswefens, wodurch ihnen vornehmlich zwey Dinge empfohlen waren. Das er» fte war, daß feiner unter ihnen müßig feyn foffte, und fie beobachteten folches ſowohl, daß au Kinder von fünf Jahren ſchon das thaten, was ſie ihrem Alter nach thun konnten. Seibſt die Blinden, die Lahmen und Stummen waren von der Arbeit nicht ausgeſchloſſen, wofern nicht eine andere Unpaͤßlichkeit ſie davon befreyete. Alle diejenigen alfo, welche gefund und ftarf genug waren , Hand ans Werk zu legen, arbeiteten nad) ihrem Vermoͤ⸗ gen, damit fie nicht Die Schande hätten, Miüfiggänger zu feyn, welche öffentlich beftvas fer wurden. Der andere Punct diefes Gefeges legete den Peruanern auf, ihre Thüren “ offen zu laffen, wenn fie ihre Mahlzeiten hielten, damit die Gerichtsbedienten einen freyen Eintritt bey ihnen hätten, fo oft fie fie befuchen wollten. Man nannte diefe Richter Lla⸗ etacamayır, und ſie hatten Befehl, die Tempel und Privathaͤuſer zu beſuchen. Dieſe Richter, welche ſehr genau waren, ihre Bedienungen entweder in Perſon oder durch ihre Bevollmächtigten zu verrichten, unterfucheten, ob der Mann und die Frau die nörhige Sorgfalt auf ihre Haushaltung und Kinderzucht wendeten. Sie urtheileten aus der meb- gern oder wenigern Sauberkeit, die fie in einem jeden Haufe an den Kleidern, dem Ge: räthe, und den Gefäßen felbft antrafen. Sie lobeten diejenigen öffentlich, die fie als bie beften Haushälter und bey denen fie es am reinlichften fanden : die nachläßigen aber wur: den nach dem Geſetze beftrafet. Dieſe vortreffliche Policey unterhielt auch bey ihnen eis nen fo großen Ueberfluß an allen zum Leben notbivendigen Dingen, daß man das Schaͤtz⸗ boareſte faſi um nichts weggab 4). — Damit d) Ebend. XI Cap. a. d. 237 ©. Allgem. Reifebefchr. xV Band. BoTT \ 1 538 | Reiſen und Entdeckungen Regierungs⸗ Damit aber jeder feine Haushaltung deſto beſſer führen koͤnnte, fo erlaubeten fie die form der ab fruͤhen Heirathen nicht. Das Mägdchen mußte wenigfteng achtzehn bis zwanzig, und sen Peeurr die Mannsperfon vier und zwanzig Jahre alt fern, wenn fie nach ihrer Meynung den ge: ner, F börigen Verſtand haben ſollten, ihrem Hausweſen wohl vorzuſtehen. Mit der Verhei— Veꝛheirathun⸗ rathung ſelbſt gieng es fo zu. Der Nnca ließ alle Jahre oder auch ein Jahr um dasan- gender Yncae dere zu einer gewilfen Zeit affe diejenigen von feinem Geblüte männlichen und weiblichen Geſchlechtes, die ſich verheirathen wollten, in der Stadt Cuzeo zuſammen kommen. Wenn fie bey einander waren: ſo ſtellete ex ſich mitten unter fie, da jedes Paar neben einander fund, und vief fie.bey ihren Namen. Sie traten vor ihn; er nahm fie bey der Hand, fich fie einander gegenfeitige Siebe und Treue verfprechen, und gab fie darauf in die Hän- de ihrer Anverwandten und Aeltern. Nach diefem giengen Die Meuvermäßlten in das Haus des Bräutigams Baters, wo die Hochzeit drey bis vier Tage oder länger, wenn es ihnen beliebete, unter ihren näachften Anverwandten gefeyert wurde, Diefe alfo verbeiratheten Sräufein nannten fih nachher rechtmaͤßige Frauen, oder von der Hand des Ma uͤber⸗ lieferte Frauen, welchen Namen man ihnen gab, um ihnen mehr Ehre zu erweiſen. Nachdem der Ynca die Perfonen von feinem Stamme alfo vermaͤhlet hatte: fo verheira— theten den andern Morgen die dazu abgeordneten Staatebevienten die andern jungen Leute oder Kinder der Einwohner in Cuzco auf eben die Art nach der Ordnung ihrer Stadtvier: thel. Die zur Wohnung der neuvermäbleren Pncae beftimmten Häufer wurden von den Indianern aus denen Provinzen gebauet, welchen es Fraft ihrer Pflicht nach der gemach- ten Eintheilung zufam, dafür zu forgen. Die Anverwandten gaben das Hausgeräth und Geſchirr; und ein jeder brachte fein Stück, Andere Ceremonien und Opfer giengen bey ihren Heirathen nicht vor. x Ä der Gemel⸗ Die Statthalter und Curacae waren Eraft ihres. Amtes verbunden, auf eben die Art neu. die Juͤnglinge und Jungfrauen zu verſorgen, die in ihrer Provinz zu verheirathen waren. Sie mußten dieſen Heirathen in Perſon beywohnen, oder ſie als Herren und Vaͤter des Vaterlandes ſelbſt verrichten; weil die Yncae feinem Statthalter in die Vorrechte und Freyheiten ſeiner Gerichtsbarkeit einen Eingriff thun wollten. Fanden ſie ſich auch gleich zuweilen bey denen Verheirathungen ein, die der Curaca fehloß: fo geſchah es nicht in der Abficht, etwas dazu oder davon zu hun, fondern bloß fie im Mamen bes Königes zu bilz ligen. Der Öemeine einer jeden Stadt fam es zu, das Haus der Neuverheiratheten un- ter. ben Bürgern zu machen, und die nächften Anverwandten mußten das Geräth zu ihrer Haushaltung geben, Die aus einer Sandfchaft oder Stade Fonnten fich nicht in einer an- dern verheirathen, fondern mußten fich alle in ihren Städten und unter ihren Verwandten verheiratgen,miebey den Stämmen Iſrael. Sie thaten ſolches ausdrüdlich deswegen, damit die Völferfhaften und Familien nice durch die Vermiſchung unter einander vermenget würden, Alle Einwohner einer Stadt oder auch eines Jandes nannten fih Verwandte, wenn ſie nur von einerley Nation waren und einerley Sprache redeten. "Sie durften auch nicht aus einer Provinz in die andere oder aus einem Orte in den andern, oder aus einem Stadtvierthel in das andere ziehen, damit die gemachten Abrheilungen in Decurien nicht in Unorönung famen 2), Die ) Ebend. IV Buch, VIII Cap. a. d. 188 ©, | im America. vI Buch. V Cap. 539 Die Curacae, Hauptleute und andere hohe Bediente, welche der nca ihrer Ver⸗ Regierungs⸗ dienſte wegen belohnen wollte, erhielten ihre Gemahlinnen ven ſeinen eigenen Händen. Die- form der al⸗ fe wurden aber nicht, wie einige vorgegeben haben, aus den Käufern ber auserwählten n Peru Jungfrauen genommen, fondern waren Töchter anderer großer Herren, die noch unver- a | lobt bey ihren eltern lebeten, und von dem Mnca ausgefuchee wurden, Diejenigen damit Gemaßlinnen zu begnadigen, welche ihm bey Gelegenheit wohl gedienet harten. Der Bater, welchen der Curacae. Ian fo um feine Tochter anfprach , bielt fich dadurch eben fo geehret, als derjenige, dem man fie zue Gemablinn gab, fo bald es nur eine Begnadigung von dem Pnca für einen feinee Diener ſeyn ſollte. Auf beyden Seiten fah man Das Geſchenk für fo viel größer an, meil es von der Hand des Yıca kam, die man für etwas göttliches hielt. Zuweilen, aber fehe felten, wurden aud) bie nattelichen Töchter der Könige an die Curacae oder Herren der großen Sandfchaften vermähfee, um fie dadurch zu verbinden, deſto getreuer zu feyn, und dem Neiche mehr Dienfte zu (eiften. Niemals aber nahm der Ynca dier jenigen dazu, welche in den obenbefchriebenen Sungfernhäufern ihm» geweiher waren, Denn fo bald ein Maͤgdchen einmal dahinein genommen worden : fo wurde es für eine Frau des Anca angefehen, und es war keinesweges erlaubt, fie dadurch unter ihren Stand zu erniedrigen, daß man fie an eine Privatperfon gegeben hätte, weil folches nichts anders, als eine Entweihung der geheiligten Sachen gewefen feyn würde, Mit diefem Namen benannten fie alles, was zum Dienfte des Mea beftinmet war, befonders feine Weiber, wegen ber genauen Vereinigung, die er mit ihnen gehabt harte; fo, daß fie nicht wuͤrden zugefaffen haben, daß ſolche an andere kaͤmen. Diefe Frauensperſonen würden auch ſelbft lieber Sclavinnen des Mca, wenn es dergleichen bey den Peruanern gegeben häfte, als die Frau des allergrößten Herrn im Lande, geworden feyn, weil fie alsdann noch immer in hohen Ehren würden geblieben ſeyn. Noch weniger aber kamen jemals die rechtmaͤßi⸗ gen Hncafraͤulein an andere, alg rechtmäßige Yncae, wenn fie nicht Frauen der Sonne ober des Ynca wurden, als deffen Kebsweiber insgemein aus föniglichem Geblüte waren, Denn der Ynca wuͤrde niemals zugegeben haben, daß ein fterblicher Menfch eine Frauens- perfon von feinem Stamme berühret hätte, die fie für göttlichen hielten. Weil die natuͤr⸗ lichen Toͤchter aber ſchon etwas menſchliches mit an ſich hatten: fo fonnten fie immer an andere wohlverdiente Menfchen fommen. Blieb ein Fräulein aus koͤniglichem Geblüte für ſich, ohne eine Sonnenfrau oder Benfhläferinn des Paca zu werden: fo hielt fie ſich eingezogen, und lebte keuſch und ſittſam. Sie beſuchete nur ihre naͤchſten Anverwandtin⸗ nen in ihren Krankheiten oder bey großen Feyerlichkeiten. Durch dieſe ehrbare Lebensart erwarb fie ſich den vorzuͤglichen und heiligen Namen Oello, und wurde in großen Ehren gehalten. Sollte ſichs aber gefüget haben, daß ein folches Fräulein einen Fehltritt gethan hätte: ſo würde man es lebendig oerbrannt oder den Löwen vorgeworfen haben Fa Man fah es von dem erften Ynca ber als ein unverbriichliches Geſetz an, Daß ſich Vermaͤhlung der Thronfolger mie feiner aͤlteſten in rechtmaͤßiger Ehe erzeugeten Schwefter vermäblete. des Erbprin⸗ Diefes Geſetz mar auf das Benfpiel der Sonne und des erſten Vnca gegründet, Denn, get. weil die Senne, fagete man, ihre Schwefter, den Mond, geheirathet, und ihre beyben erften Kinder gleichfalls mit einander vermäßlet hätte: fo wäre es billig, daß man eben die Ordnung bey den älteften Kindern en beobachtete, Man fagere auch noch, y»2 es ) Ebend · V, VI und VII Cap. a. d. 186 und 187 ©, 540 Reiſen und Entdeckungen Regierungs⸗ es müßte dag Gebluͤt der Sonne mie dern Geblüte der Menfchen nicht vermifcht, fondern form der al bey den Megenten in der größten Reinigkeit erhalten werden, das Königreich müßte dem en Perua⸗ Erben forohl von wäterlicher,, als mütterlicher Seite zugehören, weil er fonft fein Recht are darauf verlöre. Der ältefte von den Brüdern war rechtmäßiger Thronerbe und vermähle- te fich alfo mit feiner eigenen leiblichen Schweter von Vater- und Mutterfeite. Hatte er aber feine rechtmäßige Schwefter: ſo heirathete er feine nächfte Anverwandtinn von fö- niglihem Stamme; fie mochte nun feine Stieffehwefter,, feine Muhme, feine Nichte oder feine Tante feyn; und diefe Verwandtinn Eonnte nach Abgange der männtichen Linie das Königreich erben, Hatte der Prinz Feine Kinder mit feiner älteften Schwefter: fo nahm er die zweyte, oder auch wohl die dritte, bis er welche befam. Die Prinzeßinn, die er geheirathet hatte, wurde Die Coya genannt, das ift die Königinn oder Kaiferinn. Es war aber nicht erlaubet, ein Frauenzimmer mit dem Titel der Coya zu beehren, wenn ihr folcher nicht vielmehr von Rechtswegen, als durch Verbindung mit dem Könige, zufam; weil es nicht wahrfcheinlich war, daß ihr Die andern von befferer Herkunft, als fie, dienen und fie anbethen würden, da fie für fich felbft nicht fähig wäre, ven Zepter zu führen. Außer der rechtmäßigen Gemahlinn haften die Könige, wie man ſchon oft angemerfer hat, gemeiniglich noch viele Beyfchläferinnen oder Kebsweiber, wovon einige Fremde und an— dere ihre Anverwandtinnen im vierten Grabe, und auch wohl darüber waren. Sie hiel- ten diejenigen Kinder, die fie mit ihren Verwandtinnen zeugeten, für rechtmäßig; weil fie von feinem fremden Geblüte waren. Die Kinder, welche die Yncae mit den Fremden hatten, wurden nur für natürliche gehalten. Denn ob man fie gleich fehr ehrete, weil fie von föniglicher Herkunft waren: fo hatte man doch nicht eben die Verehrung gegen fie, die man für die von Föniglichens Geblüce hatte. Dieſe bethete man.als Götter an, und jene ehrete man als Menſchen. Die Mncafönige hatten alfo dreyerlen Rinder, die von ih— ter Schwerter oder rechtmäßigen Gemahlinn, welche thronfähig und zur Erbfolge im Reiche be- ſtimmet waren; die von ihren Anverwandtinnen, welche von rechtmäßigem ncageblüte waren; und die von Fremden gebohrenen natürlichen Kinder 9). Schminfe der Die jungen vornehmen Frauenzimmer der alten Peruaner waren indeffen eben fo eitel, Peruanerin⸗ als fie irgend in einem andern Sande feyn mögen, und fucheten , ihre natürlihe Schönheit er noch durch die Kunft zu erheben, Sie mußten fich dabey des Bergzinnobers fehr wohl zu bedienen, Die Indianer nannten folchen Pchma, und hatten durchgängig eine fo große Meigung zu diefem fehönen Rothe, daß die Yncae, aus Furcht, es möchte ihren Unter— thanen fchädlich feyn, wenn fie fo oft in die Queckſilbergruben giengen, und folchen heraus holeten , den Gebrauch deffelben den gemeinen Leuten unterfageten, und nur den Frauen— zimmern von königlichem Geblüte erlaubeten, ſich das Gefiht Damit zu fchminfen. Es bedieneten fich deſſen aber nur die jungen und ſchoͤnen, wider die Gewohnheit anderer Laͤn⸗ der, indem man in Peru nicht glaubete, daß diefe Malerey ven Alten und Häßlichen wohl anftünde. Sie braucheten fie aber auch nicht auf den Wangen oder Sippen, fondern von dem Winkel der Augen bis an die Schläfe- Sie zogen da mit einem Fleinen Stöckchen, in Geftalt eines Pinfels, einen Strich, der ihnen nicht übel ließ, und einen Strohhalm breit war. Solches thaten fie aber nicht alle Tage, fondern mur von Zeit zu Zeit und aus Galanteriee Gleichwol binderte diefes nicht, daß nicht alle Frauensperfonen durchgängig i ſehr g) Ebend. IX Eap. a. d. 190 ©. h) Ebend. VIE Buch, XXV Eap. 0.8.4688. in America. VIl Buch. VCap. 541 ſehr beſorgt fuͤr ihr Geſicht waren, und es ſchoͤn zu erhalten ſucheten. Vornehmlich lege: Regierungs⸗ ten diejenigen, die fi am meiften aus ihrer Schönheit macheten, zu befferer Erhaltung form der al- derfelben, eine gewiſſe Zufammenfegung , ich weis nicht aus was für Spezereyen, die fo **" Perua⸗ weiß war, als Mitch, auf das Geſicht, und ließen folche als ein Pflafter neun Tage e 3 lang darauf legen , da es benn abfiel, und die Haut viel zärter und reiner, bie Geſichts- farbe auch viel friſcher und lebhafter machete h). Wean eine Frau niederkam, fo bedienete fie ſich Feiner andern Zaͤrtlichkeit, weder ge⸗ Niederfunft gen ſich ſelbſt, noch gegen ihr Kind, als daß fie es mit kaltem Waſſer abwuſch, nach: der. Weiber. dem fie ſich fetbft gewaſchen hatte. Sie bedurfte feiner weitern Wartung, fondern gieng bald wieder an ihre Arbeit, als wenn fie nicht niedergefommen wäre. Es ftund ihr bey diefer Gelegenheit niemand bey , wenn fie auch gleich noch fo vornehm tar; und wenn fich eine andere Srauensperfon hätte einfommen laſſen, ihr bey der Geburt hüffliche Hand zu leiften, fo würde man ſolche vielmehr für eine Here, als für eine Hebamme, gehalten haben 3). Begab fihs nun, daß eine Frau mit Zwillingen niederfam: fo hielten fie fol- ches für ein merfionrdiges Wunder, und nannten Mutter und Kinder Huaca. Sie fröneten fie mit Bluhmen; fie trugen fie öffentlich durch die Strafen mit großen Freuden⸗ bezeugungen; fie tanzeten um ſie her, und ſtimmeten zum Hbe der Mutter und ihrer Fruchtbarkeit Sieber an k). Sie erzogen ihre Kinder, fie mochten von Armen oder Keichen, Vornehmen ober Ge: Erziehung. ringen feyn, fo wenig zärtlich, als es ihnen nur möglich war. So bald das Kind auf die der Kinder. Felt gekommen: fo wuſchen fie eg mit altem Waffer, und wickelten es in feine Windeln, Diefes thaten fie alle Morgen, nachdem fie das meifte Mal diefes Waſſer in eine Sprüße gelaffen. Wollte die Mutter ihr Kind außerordentlich liebkoſen: fo nahm fie Das Waſſer in den Mund, und ſpruͤtzete es ihm fo über den ganzen Leib, ausgenommen auf den Wirz bel des Kopfes, wo fie es niemals anrührete. Sie thaten folches mit Fleiße, aus der Ur⸗ ſache, damit ſie ihre Kinder zur Kaͤlte und zur Beſchwerlichkeit gewoͤhneten, und ihnen ihre Glieder ſtaͤrketen. Sie liefen über drey Monate hingehen, ohne ihnen die Aerme einzuwickeln, weil ſolches, wie ſie ſageten, nur dienete, ſie zu ſchwaͤchen. Ueber dieſes hielten ſie ſolche ordentlicher Weiſe in ihrer Wiege, welche eine Art von einer Banke mit vier Beinen war, worunter fich eines Fürzer befand, als die andern, damit fie diefelben defto leichter wiegen koͤnnten. Das Bette, worauf man das Kind legete, war eine Art von ziemlich grobem Mege, womit man die beyden Seiten der Wiege einbüllete , damit es nicht herausfiele. Die Mütter nahmen das Kind, es mochte ſeyn, zu melcher Zeit es wollte, und-auch wenn ſie es fängen wollten , niemals auf ihren Arm; weil es alsdann, wie fie fageten, nicht ſchweigen wollte, [0 hald man es dazu gemöhnere, und man es ſchwerlich mehr in der Wiege halten Eönnte, Wenn fie indeffen doch für rathſam erachte- ten, das Kind heraus zu nehmen: fo macheten fie ein Loch in die Erbe, worein fie es aufs gerichter bis an den Schoß fegeten, und es mit alten Lappen umber umgaben, damif es defto weicher ſeyn möchte. "Sie gaben ihm dabey mancherley Spielzeug, damit zu hand⸗ thieren, ohne es jemals auf ihren Arm zu nehmen, und wenn es auch das Kind des groß⸗ ten Herrn im ganzen KRönigreiche geweſen waͤre. Wenn eine Mutter ihrem Kinde fehenfen wollte: fo Tegete fie fich über ſolches: fie fäugete es aber nur dreymal des Tages, des Mor- | Yyyz gen, 3) Ehend. IV Bud), XU Cap. a. d. 195 ©. k) Ebend. IT Such, IV Cap. 0. d. 67 S. 542 Reifen und Entderfungen Regierungs- gens, Mittages und Abends, Außer der Zeit gab fie ihm niemals die Bruft, Sie ließ form Der * es lieber ſchreyen, als daß ſie es gewoͤhnen wollte, den ganzen Tag zu ſaugen. Alle F Pen Frauen im ganzen Koͤnigreiche macheten es fo, und gaben zur Urſache an, die Rinder wuͤr⸗ den ſonſt unfauber,und das viele Saugen wäre Schuld,daß fie fih brechen müßten; fie würden auc dadurch Vielfraße, wenn fie groß wären ; und die Erfahrung zeigere folches an dem Bey: ſpiele der Thiere felbft, welche ihre Zungen nur zu gewiſſen Stunden des Tages und nicht die ganze Macht hindurch ſaͤugeten. So eine vornehme Frau die Mutter auch war, fo fäugete fie doch ihr Kind felbft, und gab es Feiner Amme, wenn nicht eine befondere Un— päßlichfeit fie dazu noͤthigte. So lange fie füugete, enthielt fie fih des Umganges mit den Manne, weil folches, wie fie fagere, der Mutter die Mitch verderbere ‚und das Kind hektiſch oder ſchwindſuͤchtig machete, daß es ganz verfiele, wie wir ſagen. Hatte eine Mutter Milch genug, ihr Kind zu fäugen, und es dadurch zu ernähren: fo gab fie ihm niemals eher etwas zu effen, als bis fie es entwoͤhnet hatte; teil alle andere Nahrung, die unter die Milch gemengt würde, folche nur verderbere, und der Gefundheit des KRin- des ſchadete. Wenn das Kind anfing, auf die Beine zu fommen: fo mußte es auf den Knien die Zige nehmen, fo gut es fonnte, ohne daß die Mutter es jemals auf ihren Schoß nahm. Wollte es die andere Bruft: fo wies fie ihm folche, damit es Diefelbe ergriff, und fie nahm es dabey niemals auf ihren Arm 1). Feyerlichkelt Geweiniglich ſaͤugeten fie ihre Kinder zwey ganzer Fahre, ehe fie dieſelben entwoͤh⸗ bey Eutwoͤh⸗ neten, War es der erfigebohrne Sohn, fo ftelleten die Yncae ein großes Feft und außer: nung der Erfte ordentliche Luftbarfeiten bey deffen Entwöhnung an: und ihrem Beyfpiele folgeten alle ans gebohrenen. dere Unterthanen in gleichem Falle, bey denen das Recht der Erſtgeburt in großer Achz tung war. Ben ihren Töchtern oder jüngern Söhnen aber macheten fie fo viel Wefens nicht. An dieſem Tage fehniteen fie ihnen auch die erften Haare ab, die fie mit auf die Welt gebracht.batten, und gaben ihnen den Namen , ben fie Fünftig führen follten. Wenn man diefe Ceremonie vornehmen wollte: fo Famen alle Verwandten ausdrücklich deswegen zufammen; und derjenige, den man zum Pathen erwaͤhlet Hatte, fchnitt dem Kinde die erfte Haarlocke ab. Diefes geſchah mit einer Art eines Scheermeffers von Feuerfteinen, deffen fie fich anftatt der Scheeren bedieneten. Nach dem Pathen folgeten alle die andern nad) ihrer Ordnung ; und ein jeder fchnitt ‚nach feinem Alter oder Stande, dem Kinde die Haare ab. Sobald fie ihm ſolche nun nad) ihrer Mode abgefchnitten hatten : ſo legeten fie ihm alle einftimmig einen Namen bey, und brachten ihm die Gefihenfe, die fie ihm machen wollten, Cinige gaben ihm Kieider, andere Vieh, andere Waffen von verfchie- dener Yet, und einige auch goldene und fülberne Trinfgefaße, die man gleichwohl nur de— nen von Föniglicher Herkunft gab; denn die von geringerm Stande durften fich derfel- ben nicht anders, als mit befonderer Freyheit dazu, bedienen. Wenn fie diefe Gefchenfe gemacht hatten: fo tranken fie übermäßig; denn fonft würde das Feſt nicht vollfommen ge: weſen feyn, und tanzeten und fangen bis in die Nacht. Diefes dauerte drey oder vier Tage, mehr oder weniger, nachdem das Kind eine vornehme Freundfchaft hatte, Sie beob⸗ 1) Ebend. IV Buch, XI Cap. a. d. 194 uf. ) Ebend. IT Buch, XII Cap. a. d. 97 ©. Seite. 0) Garcil. IV Bud), XIII Cap. a. d. 196 ©, s) Ebend. IV Buch, AI Eap. a. d. 1920 f. Ihre Spindeln waren von einer. Art Rohre oder eite, : . Schilfe gemacht, wie an andern Orten von tes : 3 mit 2 in America. vIBuch. V Cap. beobachteten fait eben das, wenn der Erbprinz entwoͤhnet wurde, und fie den Dberpriefter der Sonne zum Pathen nahmen. Ale Feyerlichkeit Föniglich war , 543 nur daß alsdann Curacae des ganzen Königreiches Famen entweder in Perfon, oder durch ihre Gefandten zu diefem Feſte, große Geſchenke fchönes hatten; fte war m ſter met wurde. gangen hatte, te, oder ließen welches nicht unter zwanzig Tagen dauerte, von Gold, Silber, Edelgefteinen und allem, wie denn diefe Ceremonie überhaupt bey allen eines ihrer feyerlichften Fe⸗ Sie macheten dem was ſie in ihren Provinzen MWuchfen die Kinder heran: fo unterrichtete die Mutter ihre Töchter in den häuslichen S Gefchäfften, und der Vater erzog die ae dem, — — und Hauptleute hatten ein wachfames Auge darauf, Sie beftrafeten einen Rnaben nad) dem Maaße, groß ober klein war, und hielten ihm Feine von Denen Handlungen zu Öu: fie fo ungeftvafet hingehen, die man gemeiniglich Jugendſtreiche nennet. was er ſelbſt trieb. daß dieſe Erziehung nicht verſaͤu⸗ wie der Fehler, den er ber Jedoch richteten fie Die Strafe ftets nad) den Alter und Der Unfchuld des Kindes ein. Was den Vater anbetraf, P beiten feines Sohnes nicht vorgebeuget, terrichtet und gebeſſert hätte. in der Stadt oder tigte. und ihre Kinder. zu naͤhen war. Sie naͤheten ſelten, von der Breite, re Kleider wurden nicht zugeſchnitten, weil man vorher, ehe man ven Zeug anzettelte, Es gab weder Schneider , was man brauchete ; die er haben ſollte. ihnen; ſondern man machete alles ſelbſt, Kleider ; und die Männer die Schuhe und die Waffen. und halfen einander folches beftellen. Zeit verlieren , daß fie überall, mo fie hingiengen, Die gemeinen als von den Dörfern nach der Stadt giengen: eine s föniglichem Gebluͤte, Spindel nachtragen, wenn fie eine von ihren Gefpielinnen ober Bekannten beyde gemeinfchaftlich, fo gern fpinnen, und fo wenig zu fpinnen und zu zwirnen mitnahmen. wenn fie von einem Orte zum andern, Palla aber, oder ein Frauenzimmer von tinnen die beſuchete 0)» mit ihrem Michel, ohne dab fie an der Spike ausgehöhlet oder eingeferbet waren. Sie hefte- ten die aufgerockete Wolle oder Baummelle mit ei: nein Riemen feſt, und macheten den Rocken fü breit, 1 fo beſtrafeten fie ihn nach aller Schärfe, und ihn in feinen jüngern Fahren nicht beffer un⸗ Der Decurio mußte den Sohn fo gut ter, was für einen Fehler folcher auch nur begangen hatte, Diefe die Väter ihre Kinder init vieler Sorgfalt erzogen, und fie abhielten, auf dem Felde zu begehen m). Ss bald eine Frauensper ſon verheirather war, fo fam fi mehr aus dem Haufe, mo fie fich mit Wolle und Baumwolle fpinnen und Weben beſchaͤff⸗ beyder Ge⸗ Was ſie auf dieſe Art ſpann und webete, das war für fie ſelbſt und fie ihren Mann weil an den Manns- und Srauensfleidern nicht viel Alte ihr Gewebe von Wolle oder Baumwolle war gezwirnet; ve Zeuge hatten vier Salleiften, ohne daß fie jemals einen größern Zettel dazu die fie zur Berfertigung der Roͤcke und Hemden ; fordern man nahm fie ganz daß er diefen böfen Gewohn⸗ anflagen, als ven Va— Borficht machete, daß etwas unanftändiges und alle ih: legeten, als für noͤthig erachteten. Ih⸗ von dem Weberſtuhle; ihm faft eben die Breite und Laͤnge gab, noch Schuſter, noch Strumpfwirker unter die Weiber die Zeuge und Auf dem Felde aber arbeiteten ſie Die Peruanerinnen mochten etwas Weiber ſpannen auch unterwegens, ließ ſich von ihren Bedien⸗ Stat⸗ K als es ihnen möglich war, den fie mit den beyden vordern Fingern der linfen Hand zupfeten, um es nad) der Spindel zu bequemen. Mit eben der Hand halten fie auch die Kunkel oder. den Spinn- rocken, die Regierungs⸗ Prinzen · Die Rottmei- hung. die meifte Zeit über nicht Arbeitfamtei ſchlechter. 544 Reifen und. Entdeckungen Regierungss Stattete eine Frauensperfon , die nicht von dem Stande einer Palls oder an einen form dee vornehmen Curaca verheirathet war, einen Befuch bey einem folchen Srauenzimmer ab; alten Peru ſo nahm fie nichts zu arbeiten mit ſich, fondern bach dafielbe, gleich nach den erſten Höflich- Wr ‚ Feitsbezeugungen oder vielmehr Anbethungen bey diefem Zuſpruche, es möchte doch geruben, ihr Hefe Ltwas zu arbeiten zu geben, um ihr dadurch zu zeigen, daß ſie dieſelbe nicht als ihres der. Perianes gleichen, fondern als ihre gehorſame Dienerinn beſuchete. Alsdann gab ihr die Palla rinnen. aus befonderer Gnade etwas von ihrer eigenen oder von ihrer Töchter Arbeit, um fie nicht in den Nang ihrer Mägde zu ſetzen, die ihr dieneten, Diefes war eine von den größten Gewogenheiten, welche die Perfon erhalten konnte, die fie befuchete, indem fie fah, daß die Palla fie ihren Töchtern oder fich felbft gleich machere, Eben diefe Höflichkeit und diefer Wohlftand wurde auch unter den andern Frauensperfonen in dem ganzen König- reiche beobachtet 2). Deffentliche Ungeachtet der guten Zucht und Policey mußten die Yncae dennoch, zur Berhütung Metzen. größerer Uebel, öffentliche Megen dulden. Sie wohneten auf dem Felde, jede befonvders, in fhlechten elenden Hütten, und durften niche in die Städte fommen, damit ihr Umgang nicht andere Srauensperfonen verderbete, Die Mannsperfonen begegneten ihnen verächt- lid) , und den Frauen war es verboten, mit ihnen zu veden, bey Strafe, ihren Namen zum Zeichen der Schande zu führen, und außerdem follten ihr noch) öffentlich die Haare abs geſchoren, und fie von ihren Ehemännern, wenn fie verheirathet wären, verftoßen wer- den. Man nannte fie auch, um fie der öffentlichen Schande auszufeßen, niemals anders, als Pampauruna, welches Wort zugleich ihre Wohnung und ihre Lebensart andeutete, und fo viel als eine allgemeine Landhure hieß, die jedermann, der nur Luſt hatte, zu Dienften ftund g). Der Witwen Defto ſittſamer und ehrbarer hingegen war die Sebensart der Witwen, welche in Febensart und dem erften Jahre ihrer Witwenfchafe nicht aus dem Haufe Famen. Wenn fie feine Kin⸗ Vorrechte. der hatten: fo geſchah es mohl, jedoch ſehr felten, daß fie fich wieder verbeirarheten. SHat- ten fie aber Kinder: fo brachten fie ihr Leben in einer beftändigen Enthaltung zu, und lief fen ſich niemals wieder in einen Cheftand ein, wenn fie auch noch fo jung waren. Diefe Tugend erwarb ihnen eine fo große Hochachtung bey jedermann, daß man ihnen viele große Vorrechte zugeftanden, und es ausdrüdliche Gefege und Verordnungen gab, welche ent- hielten, die Felder der Witwen follten eher beftelfet werden, als der Curacae und felbft der Pncae ihre, Die Peruaner heiratheten auch felten eine Witwe, wofern nicht jemand felbft ein Witwer war; weil fie ſich zu verfehlimmern glaubeten, wenn fie als ledig geleber, und nun eine Frau nähmen, die fhon einen Mann gehabt hätter). Die Kebsweiber A des voten, der nur eine Vierthelelle lang ift, und ber ) Acoſta feßefimauCap.des VI Buches ſeiner dienen ſich beyder Haͤnde, um die Wolle oder Baum⸗ Naturgeſchichte von Indien noch hinzu, man haͤt⸗ “wolle recht fein zu zupfen, ohne daß fie deswegen te fie mit einem gewiffen Harze überzogen, und die Finger an den Mund bringen, welches auch ihnen Augen von Gold eingeſetzet, die den natürlie nicht nörhig iſt, meil fie feinen Flache oder Hanf chen gleich gekommen. Gareilaffo, welcher ver: fpinnen. Sonſt aber geht ihre Spinnerey ziemlich ſchiedene von ſolchen einbalfamirten Koͤrpern der langſam. Vncae und ihrer Gemahlinnen geſehen hat, die ſich pP) Ebendaſ. XIV Cap. a. d. i97 ©, ſchon über zweyhundert Jahre lang gehalten und 4) Ebendaſ. a. d.198 8, noch ganz vollfommen gewefen, Kar ſolches nicht 7) $£bendaf. VIL Cap. a. d. 1888, wahrgenommen. Nach feiner Meynung beftund ) Ebendaſ. V Cap. a. d. 185 ©. das ganze Geheimmiß der Einbalfamirung darinnen, - daß — in America. VI Buch. V Cap. 545 des Anca wurden von feinem Nachfolger mit dem ehrwuͤrdigen Namen Mamacuna be Regiezungs: ehret, weil fie zu Hofmeifterinnen feiner Beyfchläferinnen beftimmer wurden, welche fie wie form der Schiwiegermüter ihre Schwiegertöchter unterrichteten +). alten Peru⸗ So bald der König todt war, fo mauerten fie das Zimmer zu, morinnen er hatte * zu fihlafen pflegen, und ließen alles Gold und Silber darinnen, welches fich dafelbft ber Begroͤbniß fand; wie fie denn auch den ganzen Ort für heilig hielten, und durch das Bermauern ver⸗ der Yncae und Bindern wollten, daß niemand mehr dahin kaͤme. Eben das thaten fie auch in allen fonig- Großen, lichen Häufern, wo er gefchlafen hatte, und wenn es auch nur eine Macht und auf der Keife gervefen wäre, Das Leichenbegaͤngniß, welches fie ihm bielten, dauerte lange, und war fehr feyerlich, Sie balfamirten ihn auf eine fo Fünftliche Art ein, daß er von aller Berwelung frey blieb, und wie lebend zu feyn ſchien #). Alle innern Theile wurden in einem Tempel begraben , welcher in der Stadt Tampu, ungefähr fünf Meilen von Euseo, an dem Fluffe Yucay, fund. Wenn fie den Körper einbalfamiret hatten: fo ftelleten fie { ihn vor das Bild der Sonne in dem Tempel zu Euzeo, in der Stellung wie die Peruaner gemeiniglich zu fißen pflegen, nämlich mit zufammengefchlagenen Händen über der Bruft und auf die Erde gerichteten Augen. ‚Sie brachten ihm dafelbft, als einem göftlichen Men: fhen, viele Opfer, weil er nunmehr wieder zu feinem Vater, der Sonne, gefehret wäre, Der ganze erfte Monat nach) feinem Ableiben, wurde mit Weinen zugebracht. Denn die Bürger der Stadt beweineten ihn alle Tage, mit vielem Wehflagen über feinen Hintritt. Es Famen alle aus jedem Stadtvierthel zufammen und trugen die Fahnen des Hnca, feine Standarten, feine Waffen, feine Kleider, und alles, was man bey feinem feichenbegängniffe mit einfcharren mußte. Unter ihre Klagen mifcheten fie eine Erzählung von denen Siegen, die er gewonnen hatte, von feinen denkwuͤrdigen Berrichtungen und von dem, was er denen Provinzen gutes gethan hatte, woraus diejenigen gebürtig waren, weiche in diefem oder jenem Vierthel, das fie nannten, wohneten. Nach Verlaufe des erſten Trauermonates erneuerten fie ihr Leidweſen alle vierzehn Tage bey jedem Vollmonde und Neumonde das ganze Jahr hindurch. Endlich beſchloſſen fie das Jahr mit allen nur erfinnlichen Wehflagen und FeyerlichFeiten. Sie haften eigene Leute von Manns: und Frauensperfonen dazu, welche man die Deiner oder Klagleute nannte, die mit einem traurigen Tone die Verrichtungen und Tugenden Des verftorbenen Königes befangen. Auf: diefe Art begiengen alle Einwohner in Cuzeo bis auf die geringften, die Trauer, und die ner, Mcae von koͤniglichem Geblüte thaten desgleichen, aber noch feyerlicher und mit mehrerm Prunke. Eben dergleichen that man auch in den andern Provinzen des Reiches. Ein jeder Herr gab daſelbſt alle mögliche Kennzeichen von dem Leidweſen, welches er über den daß fie die Körper, nachdem das Eingeweide her’ ausgenommen worden, in den Schnee verfcharret, oder welches er vielleicht hat fagen wollen, der kal⸗ ten Luft ausgefeßet, wo alle Feuchtigkeit ausgefro⸗ ven und fie trocden geworden find, da man denn vielleicht nad) das gedachte Harz oder eittige Spece- rey gebrauchet hat. Seine Muthmaßung gründee fi) darauf, dag man in allen Falten Ländern in Peru das Kleifch, wenn man es erhalten will, nur in die Puft legen darf, da es denn alle feine Feuch⸗ tigfeiten verliert, und man es ohne Salz und ohne Allgem. Keiſebeſchr. XV Sand, Tod andere Zubereitung fo lange verwahren kann, als man will. Diefes that man ſchon zu den Zeiten der Yneae mit dem Vorrathe, den man zur Uns terhaltung der Kriegesleute beſtimmete. Er mers ket auch an, daß diefe Körper uͤberaus leicht und fo hart wie Holz gewefen. Garcil. VBuch/, XXIX Cop. a.d. 274 u.f. S. Diefeg lege giebt uns Anlaß, zu vermuthen, daß einige Geſchichtſchreiber die hoͤlzer⸗ nen Bildfäulen daraus gemacht, die man auf die Gräber der Großen in Peru fol gefeget haben. Correal Voyag. T.IL p. 95- 33 546°. Keifen und Entderfungen Regierungs: Tod feines Herrn hatte. Man befuchete alle die Derter, wo er fich ehemals aufgehalten form der und einige Wohlthaten erzeiger hatte. Man bezeugete dafelbft ein defto größeres Berrübniß alten Peru⸗ aͤber feinen Verluſt, und erhob bey Diefer finnlichen Erinnerung feiner Gnadenbezeugungen Ar, um fo viel mehrere Klagen, weil alle diefe Derter ſchon bey ihnen in hoher Werehrung ſtunden. Auf eben die Art, und nur nicht mit fo allgemeinem Leidweſen, und mit etwas we-⸗ nigerm Öepränge begieng man auch in jeder Provinz das Seichenbegängniß des dafigen Euraca, und eines jeden andern vornehmen Herrn. Zarate ) und ein anderer Neifebe- fehreiber #), melden, fie hätten ſolche auf das Foftbarfte und prächtigfte geſchmuͤckt, auf erhabene und mit aller nur erfinnlichen Herrlichkeit aufgepugere Stühle gefeßet, und alfo unfer einem großen Gefolge von feidtragenden zu Grabe gebracht. Die Bedienten trugen allerhand Speifen und Getränke hinterher, und einer von den naͤchſten Anverwandten gieng von Zeit zu Zeit hinzu, und gab dem Berftorbenen etwas davon, fonderlich aber von ihrem liebſten Getränfe, welches er ihm durch eine Röhre in den Mund blies. So viel iſt ges wiß, man verfcharrete mit ihnen und mit dem Eingemweide der Könige alle ihre goldene und . filberne Gefäße, fogar bis auf das Küchengefchirr, das zu ihrem Gebrauche gediener hatte. \ Man fcharrete auch noch ihre Kleider und ihre Foftbarften Kleinodien und alles Geraͤth aus ihren Häufern mit ein, als wenn fie ihnen viefe Sachen mit nachſchicken wollten, damit fie fic) derfelben in der andern Welt bedienen koͤnnten. Es liegen fich auch ihre Hausge- noffen und diejenigen Weiber , die fie am liebften gehabt hatten , lebendig mit begraben, um ihren lieben Herren aus fonderbarer Zuneigung, auch in der andern Welt zu dienen, Sie waren dazu nicht verpflichtet, fondern gaben fich freymillig an, und zwar oftmals in ſo großer Anzahl, daß ihre Obern Mühe hatten, viele davon durch die Vorftellung zurück zu alten: fie würden ihrem Herrn im Anfange nur zur Laſt ſeyn; es härten fich ißo ſchon genug zu feinem Dienfte aufgeopfertz er wuͤrde fie Fünftig nach und nach ſchon, wie fie ftürben, nachholen, da fie ihm denn in dem andern $eben dienen möchten. Denn fo ab: görtifch dieſe Völker auch waren, fo glaubeten fie dennoch eine Unfterblichkeit der Seele, etwas von einer Auferftefung dev Todten und einem andern Leben, wiewohl fie folches für fehr Eörperlich hielten y). Sie glauben Ihre Weltweifen oder Amautae lehreten namlich, der Menſch beftünde aus Seele eine Unſterb⸗ und Leibe; die Seele fonnte am beften ein unfterblicher Geift genannt werden, und der Kör- der per wäre aus Kothe gemacht, weil er wieder zur Erde würde; daher nenneten fie ihn auch z eine befeelte Erde, Alpacamaſca. Cie glauberen, es gäbe nad) Diefen eben noch ein anderes, welches für die Frommen beſſer, und für die Böfen fchlechter, und alfo eine Be- lohnung der Guten, und eine Beftrafung der Böfen feyn würde. Außer dem theileten fie das Weltgebäude in drey Welten ein, wovon fie die erſte, das ift den Himmel, Hanan Pacha oder die Oberwelt, nenneten , wofelbft die Tugendhaften den Sohn für ihre Tugend erhielten, Die zweyte hieß Hurin Pacha, oder die Niederwelt, welche diejenige war, worinnen die Menfchen und Thiere gebohren würden, und ftürben, und alles der Vergaͤng⸗ lichEeit unterworfen wäre. Der dritten gaben fie den Namen Den Pacha oder der Unter- \ welt, =) Entdeckung und Eroberung von Perul Buch, N Garcil. VIBuch, IV und V Cap. a.d. 285 12 Cap. | und ff. S. x) Correal am angef. Orte, a.d. 94 S. in America. VI Buch VE 547 | welt, wodurch fie den Mittelpunct ober das Innere der Erde verſtunden, welche fie den Regiesungs: Gottloſen zur Wohnung beftimmer zu feyn mepneten. Diefe legte Welt nannten fie auch form der noch Cupaypa Auachn, das ift Teufelshaus: fie glauberen aber, das andere geben mi. Alten Peru; ve Förperlich, faft fo wie dasjenige, melches wir hiernieden führen, Mach ihrer Meynung a beftund alfo die Ruhe der Hpertvele darinnen, daß man ein friedliches und von allen Un: ruben und Beſchwerniſſen biefes Sebens befreyetes $eben führete: von dem Leben der Unter welt hingegen, die wir die Hölle nennen koͤnnten, verficherten fie, es wäre mit allen den Magen, Krankheiten und Uebeln angefüllet , Die wir Hier. in dieſem Leben einzeln ausftünz den, und nicht die geringfte Ruhe und Zufriedenheit oder Vergnügen darinnen. Sie rech- neten aber unter die Bergnügungen des andern Lebens weder die fleifchlichen Lüfte noch andere Safterz fondern brachten die ganze Gluͤckſeligkeit deſſelben auf die Ruhe der Seele und des Leibes, die fie darein fegeren, daß fie feine Sorge und Bekümmerniß oder andere Be⸗ fehwerde hatten. | Die Yncae glaubeten gleichfalls eine allgemeine Auferftehung. Jedoch erhoben fie und Auferfte: ihren Geift nicht viel höher, als diefes thierifche Leben, zu welchem wir, wie fte fageten, mit allem, bung der was dem $eibe zugehörete, ohne Belohnung oder Strafe zu erwarten, twieder follten aufer- Todten. wecket werden. Sie trugen daher eine außerordentliche Sorgfalt, ihre Nägel und Haare, die fie ſich abfchnitten oder ausfämmeten, an einen fihern Ort zu legen, und fie in den Kigen oder Löchern der Mauern zu verſtecken. Fielen folche von ungefähr heraus auf die Erde, und ein Peruaner fah fie da liegen: fo unterließ er niemals, ‚fie aufzuheben und von neuem dahin zu ſtecken. „Dieſer Aberglaube, faget Garcilaſſo x), machete mich oftmals „neugierig, fie zu fragen, warum fie das thäten? und fie führeten mic alle einerley Urſa⸗ che an, die mir aber ſehr lächerlich vorkam. Weißt du wohl, fageren fie, daß mir ehr⸗ " „lichen $eute insgefammt, die wir hier unten gebohren find, in diefer Welt wieder aufle- „ben follen 4); und daß die Seelen mit allem, was zu ihren Leibern gehöret, aus den - „Gräbern heraus gehen follen. Am nun alfo zu verhindern, daß die unferigen Feine Mühe „haben, ihre Nägel und Haare lange zu ſuchen; denn es wird an jenem Tage ein großes „Gepränge und Getümmel ſeyn: fo legen wir fie bier zufammen , damit fie folche deſto „leichter finden; und mir würden auch, wenn es möglich wäre, nur an einen Dre hinſpu⸗ „een, Zu einem Beweiſe, daß fie eine Art von Auferftehung ber $eiber und Unfterblic)- keit der Seele geglaubet haben, kann auch dasjenige dienen, was Franz Lepez von Goma— va bey Gelegenheit der Gräber der großen Herren in Peru erzähle, „Als die Spanier, „fagee er db), ſolche eröffneten, und die Gebeine daraus hin und wieder herum warfen : „10 bathen die Indianer dieſelben, fie möchten doch folches nicht thun, damit fich die Knos „chen fein beyfammen fänden, wenn fie wieder aufleben müßten c). ; Nach dem Tode des Ynea gelangete ordentlicher Weife ver mit feiner Schweſter, als Erbfolge bey feiner rechtmäßigen Gemahlinn, erzeugete ältefte Prinz zur Regierung. Man hatte aber den Yniaen ein Gefeg, daß Im Falle feine Kinder von der rechtmäßigen Gemahlinn vorhanden wären, UMd —— der aͤlteſte von denjenigen das Reich erben koͤnnte, welche rechtmaͤßiger Weiſe aus dem hes nde. Gebluͤte der Mcae herſtammeten; und wenn x ältefte geftorben wäre, fo fonnten Die ans 3; 2 ‚ dern 2) Am ang. Orte IIBuche, VILCap.a.d. 7514.©. _ €) Zarate ſaget am angef. Orte JBuch 12 Cap. a) Sie mußten fich jo ausdeiicken, weil fie fein faft eben das; und Pedro von Cieca von Leon Wort hatten, welches auferweckt werden hieß. verſichert eben dns 72 Cap. 4) Allgem. Hiſtor. von Indien 125 Kap. r 548 ‚Reifen und Entdeckungen Regierungs⸗ dern Kinder nach einander dazu gelangen, wofern ſie nur Feine natürliche Kinder waren. form der Ja wirden auch gar Feine rechtmäßige Kinder da gemefen feyn: fo hätte das Reich auf alten Peru⸗ yon nächften rechtmäßig erzeugten Verwandten fallen müffen; daher ſich auch alle Yncae er __ bis ins vierte Glied ſtets mit ihren nächften Berwandtinnen vermaͤhleten. Es hat aber in der ganzen Folge der Yncae niemals an einem rechtmaͤßigen Erbprinzen gefehlet, bis = das Reich in der Spanier Hände gekommen. Unter den Euracaen oder großen Herren, die viele Unterehanen hatten, gab es ver: fhiedene Arten, ihre Staaten zu erben, Denn in einigen Provinzen gehörete die Erbfchaft den älteften zu, welche darinnen vom Vater auf den Sohn folgeten. In andern Land⸗ [haften wähleten die Unterthanen denjenigen von allen Kindern zu ihrem Herrn, welchen fie wegen feiner Tugenden und $eutfeligfeit am meiften liebeten; eine Erbfolge beißen fonnte, In noch andern folgete zwar der ältefte Sopn feinem Vater : wenn er. aber ftarb, fo folgete ihm fein zweyter Bruder, und dem zweyten der dritte u. ſ. w. bis alle Brüder todt waren, da den erſt die Erbfolge wieder auf den älteften Sohn des erften, des zweyten u. ſ. f. kam. Diefe einigen Curacaen eigene Erbfolge hat den P. Acofta, welcher fie nicht vecht eingefehen, verführer, daß er gefaget, es fey in Peru durchgängig die Gewohnheit, daß nicht allein bey den Caciquen, ſondern auch bey dem Könige ſelbſt die Brüder des Heren die Regierung erbeten, und darnach erft ihre Kinder nach ihrem Range und Alter; welches aber bey den Yncaen niemals gewefen iſt. Sie haben auch diefe dreyerley verfchiedene Arten von Erbfolgen nicht eingeführet; fondern fie fehon bey Er- - oberung der Länder gebräuchlich gefunden, und folche alfo nur, ihrer Gewohnheit nach, be- flätiget, weil fie nichts daben antrafen, welches ihren Örundgefegen zuwider gewefen. Ya, der Mnca NYahuar Huacac wollte fo gar aus Misvergnügen über feinen unartigen Erbprin- zen, den nachherigen Viracocha, einführen, daß auch unter den Pncaen eben nicht alle: zeit der erfigebohrene, fondern der tugendhaftefte Prinz in der Regierung folgen follted),. Der VII Abſchnitt. Kuͤnſte, Wiſſenſchaften, Arbeiten und Gefhäffte der alten Peruaner, Shre Fähigkeit, etwas zufaffen. Schulen und Leh⸗ Wiſſen⸗ ſchaften der alten Peru⸗ aner. graphie: Arithmetik. Rechnung durch Knoten. welches aber nicht fuͤglich IhreFaͤhigkeit etwas zu faſ⸗ ſen. ver. Einführung einer allgemeinen Sprache. Sprache der Yncae. Beſchaffenheit der alfge: meinen. Condaminens Urtheil davon. Ver: abfäumung derfelben. Dichter. Deren Verſe. Weltweisheit oder Sitteniehre. Pſycholegie. Naturlehre und Arzneykunſt. Aderlaſſen und Purgiven, Aſtronomie. Beobachtung des Son⸗ nenſtillſtandes; der Tagund Nachtgleiche; Sons nen und Mondfinfterniffe Geometrie und Geo⸗ ; fehlete den alten Peruanern gar nicht an Fähigkeit, ten zu faſſen, wenn fie nur dazu angeführer wurden; noch unfer der fpanifihen Regierung an ihren jungen Kind A) Garcil. IV Bud, XCap. a. d. 19 ©. Verwahrer derfelben. Erhaltung der Geſchichte das dureh; umd der Geſetze. Muſik. Schmiede, Zim- merleute. Mäurer. Andere Handwerker. Feld bau, und Ordnung dabey. Ihr Ackerzeug Din: gung und Wälerung der Felder. Worraths- häufer. Zubereitung des Maiz zur Speiſe und zum Geiränfe, Viehzucht. Fifcheren. Allge: meine Jagd. Sie haben Feine Bettler. ‘Be: wirthung der Neifenden. allerhand Künfte und Wiffenfchaf- und man bat folches zumeilen , ern erkannt, wenn man ihnen nur in America. VIBuch. V Cap. ren | _ ar einigen Unterricht gab. Ihre große Schrbegierde und ihr ämfiger Fleiß erfegeten das · Wiſſen⸗ jenige, was ihnen oftmals am Wige abgieng, wiewohl fie auch deffen nicht ganz beraubet ſchaften der ze Sarcilaffo erweilt —— — * Beyſpiele von feiner Zeit, geſteht aber da- altenPerug- en offenhersig, daß fie an fich von Natur eben nicht fehr ſinnreich und erfindfam me HER: —— zig, daß ſie an ſi cht ſehr ſinnreich und erfindſam mehr Deſſen wurden doch ſchon in den alten Zeiten nur: die Rinder der Vornehmen eigent⸗ Ihre Sauten lich zu den Wiſſenſchaften angefuͤhret, und es mar dem gemeinen Manne unterfaget, fol: und Lehrer. che zu erlernen, aus Furcht, er möchte dadurch ſtolz werden. Man glaubet, der Mea Noca ſey der erſte geweſen, welcher zu Cuzco Schulen angeleget, damit die Amauütae, oder ihre Lehrer und Weltweiſen, darinnen die koͤniglichen Prinzen, die Söhne der andern Drcae von föniglichem Geblüte und der Großen des Reiches, in allerhand Wiſſenſchaften unterrichteten, welches fie durch einen mündlichen Vortrag und durch tägliche Gewohnheit und Uebung mit denfelben thun mußten. Dieſe Amautae waren felbit alte und erfahrene Dncae, welche ihrer vorzüglichen Einfiht, Gefchicklichfeit und Klugheit wegen zu fols chen Lehrern erwählet worden, und in der größten Hochachtung ſtunden. Ihre Pflicht war, daß fie die jungen Leute die Eeremonien und Grundfäge ihrer Religion. lehreten ; daß fie ihnen die Urfache und den Grund ihrer Gefege anzeigeten, und den wahren Sinn und Verftand derfelben erfläreten; daß fie ſolche in der Staatsfunft und dem Krieges= wefen unterrichteten; daß fie ihre Sitten befferten und artig macheten; daß fie ihnen die Geſchichte und Zeitrechnung vermittelft ihrer Quipue oder Knoten beybrachten; daß fie fie ordentlich, deutlich und zierlich reden fehreten; und kurz, nichts von demjenigen unters ließen , was nöthig wäre, ihr Hausweſen zu regieren, und ihre Kinder zu erziehen. Gie befliffen fih auch, dieſen jungen Seuten das Wenige zu zeigen, mas fie von ber Dicht- kunſt, Muſik, der Weltweisheit, Sternfeherfunft und Mathematif mußten f), Die Könige felbft giengen zumeilen dahin, ihre Borlefungen mit anzuhören, oder ihren Ue— bungen beyzumohnen, und ſchaͤmeten fic) nicht, die Sehrerftelle zu vertreten, und mit Dies fen jungen $ehrlingen Stunden zu halten, worinnen fie ihre Gefege und Verordnungen erfläreten 2). Diefes that fonderlich Pachacutec, welcher die von feinem Urgroßvater geftifteren Einführung” Schulen vergrößerte, mit vielen Freyheiten beehrete, und mit großen Borzügen begnadigte, eine: allgemei⸗ Er vermehrere die Anzahl der Profefforen oder Lehrer darinnen, und wollte, es follten die en Sprache, Euracas, die Hauptleute, ihre Kinder und überhaupt alle Indianer, von welchen Stande fie feyn möchten, die Kriegesleute und das gemeine Volk die euzcoifche Sprache reden, und niemand zu einiger Bedienung oder öffentlichen Würde gelangen, der diefe Sprache nicht reden Eönnte, Damit man ihm aber nicht vorwerfen möchte, er hätte ein fo mügli- ches Geſetz nur vergebens gemacht: fo beftellete er zum Beſten der jungen Prinzen und des Adels geſchickte und in der Kenneniß der Gefege und Gewohnheiten der Indianer ſehr geuͤbte und erfahrene Perſonen, welche ihnen dieſe Sprache, und in ſolcher die Geſetze und Gewohnheiten des Reiches beybringen mußten. Er beſtellete auch dergleichen Sprach⸗ und Rechtslehrer in allen Provinzen feines Koͤnigreiches, fo daß man endlich mit der Folge der Zeit in dem ganzen $ande nur einerlen Sprache redete h), 33 3 Hierzu ©) Barcil. 1 Buch, XXVIII Cap. a. d. i22 S. ) Ebendaſ. VII Buch, X Cap. a. d.377©. ) Ehendaf. IV Buch, XIX Cap. a. d. 208 ©. 5) Ebendaſ. Vl Buch, XXXV Cap. a. d. 30 ©. 7 550 WReiſen und Entdeckungen Wiſſen⸗ Hierzu Fam noch, daß die Söhne und vornehmlich die Erben der großen Herren febaften der des Reiches, an dem Hofe der Yncae zu Euzco erzogen werden, und ſich dafelbft fo lange alten Peru aufhalten mußten, bis fie nach Abfterben ihrer Aeltern oder nächften Verwandten, in RS den Befig ihrer hinterlaffenen Güter Eamen und folchen antraten. Die Yncae wollten Erziehung Durch Die Gegenwart fo vieler Junker und Erben großer Staaten nicht allein ihre Hof- der vorneb» ſtatt prächtiger und glänzender machen, fondern auch ihre Herrſchaft befeftigen und allen men Herten Empörungen vorbeugen, die fich in einem fo weitläuftigen Neiche leichtlich hätten ereignen — am koͤnnen. Dieſe jungen Herren waren alſo gleichſam ſo viele Geiſel fuͤr die Treue ihrer * Vaͤter, die man durch die großen Gnadenbezeugungen gegen ihre Kinder deſto ſtaͤrker zu verbinden ſuchete. Man begegnete ſolchen überaus leutſelig, mit vieler Achtung und großer Vorzüglichkeit. Sie wurden vielfältig befchenfet, und zumeilen gar mit denen Klei- dern, Die der Mea getragen batte, welches Die größte Gnade war, Man nannte fie Mirmac, Zugefhiete oder Neuankoͤmmlinge, um ihnen dadurch zu erkennen zu geben, Daß man fie nicht als Fremde anfühe; welches fie denn bewog, fich von der Sebensart der MPncae zu unterrichten und darnach zu gewöhnen. Diefes gab auch vielen Leuten Anlaß und Gelegenheit, Die cuzcoifche oder allgemeine Sandesfprache mit Vergnügen und defto leichter zu lernen. Denn fo oft die Leute diefer jungen Herren nach Hofe kamen, ihren Herren dafelbft nach ihrer Neihe, zu dienen: fo lerneten fie diefe Sprache. Darauf ma- cheten fie fich bey ihrer Zurückfunft eine Ehre daraus, daß fie diefe Sprache reden konn— ten, welches denn andere begierig machete, fie ebenfalls zu erlernen, zumal da fie ihnen nuͤtzlich war, mit ihren Obern defto vertraulicher und verftändlicher zu reden 1). Sprache der Es war aber diefe cuzcoifche Sprache die eigentliche Hofſprache. Denn obgleich Vncae. die Meae noch eine andere. beſondere Sprache hatten, die fie unter ſich zu reden pflagen: fo war es doc) nicht erlaubt, daß ſolche jemand anders, als ein vechtmäßiger Ma, lernen durfte, weil fie diefelbe für görtlich hielten; und es verftund fie auch fonft niemand, weil fie ihre eigenen Wörter und Redensarten hatte. ie ift aber bald nach) dem Einfalle der Spanier durch die Zerſtreuung und Hineichtung der Yncae gänzlich verloren gegan- gen, fo daß felbft Garcilaffo nichts mehr davon verftund H. | Beſchaffen⸗ Die allgemeine euzcoiſche oder Hofſprache hingegen breitete ſich auch bald in die be- beit der allger nachbarten Sünder aus, die nicht unter den Dncaen ftunden, nachdem fie nur erft bey allen meinen Der ihren Unterthanen gebräuchlich geworden, Sie war nicit gar zu reich an Wörtern, ob Sepp ‚ Ihr gleic) einige einen großen Leberfluß an folchen zuſchreiben; fondern fiemußte fich oftmals eines einzigen Wortes bedienen, drey oder vier verſchiedene Sachen damit auszudrücken, wovon Garcilaſſo verfihiedene Beyſpiele beybringe ). Damit aber aus diefer Armuth fein Irrthum entflünde, und fie einander ihre Gedanfen doch richtig und deutlich zu ver⸗ fiehen geben möchten: fo Halfen fie obgedachtem Mangel durch eine vielfältig veränderte Ausfprache eines und eben deffelben Wortes ab. Die Spanier, welche bey ihrer Anfunft darauf Feine fonderliche Acht hatten, und deren Ohren vielleicht auch nicht fo zart gewoͤhnt waren, daß fie dieſen Unterfchied Hätten merken fünnen, dichteten daher den Peruanern i ' off: ) Ebendaſ. VII Buch, II Cap. 0.0.58 ©. XIX Cap. a. d. 44S. VIBuch, XXIX Cap. a. d- A Ebendaſ. I Cap. a. d. 357 ©, 334 ©. 2) Eine Probe davon kann man im V Cap. des m) In den Anmerkungen über die allgemeine N Buches antreffen. Sprache der Indianer in Peru, die er feiner Ge- a) Man fehe davon unter andern I Bud, ſchichte der Yneae vorgefeker hat. ı 1 in America, VIBuch. V Cap. 551 oftmals Gedanken und Begriffe an, die fie niemals gehabt hatten, Sie richteten auch die peruanifchen Wörter gemeiniglich nach der fpanifchen Mundart und Ausfprache ein, wodurch fie denn haͤßlich verftellet, verderbet und verfälfchet wurden, welches den Öarci- laffo zu manchen Klagen veranlaffet m). Es gab aber bey den Peruanern eine breyfache ‚ Art, einige Sylben in ihrer Sprache auszufprehen. Denn einmal brachten fie folhe durch gefehloffene Lippen hervor; zum andern zogen fie bey Ausfprechung derſelben die Zun- ge gegen den Gaum zuruͤck; und drittens hobleten fie folche tief aus der Kehle heraus. Durch) diefe fo unterfhiedene Ausfprache einerley Sylben Fonnte die Bedeutung eines und eben deffelben Wortes leicht vervielfältiget werden; wie man folches auch zuweilen noch in einigen befanntern Sprachen wahrnimmt. Hierbey merfet Garcilaſſo an m), Daß bie Wörter diefer Sprache ven Accent niemals auf der legten Sylbe, fondern faft allezeit auf der vorhergehenden , und fehr felten auf ber dritten vom Ende haben, obgleich viele ohne Grund behaupteten, daß er auf der legten feyn müßte, Go feblet es auch der allgemei⸗ nen cuzcoifchen Sprache an den Buchitaben: B. D. F. G. und J nach feiner doppelten Kraft, da es einen lauten und ftummen Bachftaben abgiebt. Eben fo wenig bat fie ein E und ein einfaches L, wofür fie aber Doc) ein gedoppeltes &l bar, und hingegen das R niemals, weder in der Mitte, noch im Anfange, geboppelt leiden Fann. Hieraus fiehe man, daß die Spanier, melche die angeführten Buchftaben oftmals in den peruanifchen Namen und Wörtern gebrauchen, ſolche nothwendig verfälfchen und verderben, Außers dem-giebt es in diefer Sprache Feine Syiben, wo zwo ſtumme Buchftaben zufammen fommen, welche fogenannfe mutx und liquide find; und finden fi ja einige Wörter, die dergleichen Sylben zu haben feheinen : fo gehören diefe beyden Buchftaben niemals zu> fammen, fondern müffen von einander abgeriffen und befonders ausgefprochen werden, als in Dapri, Huacra, Choclla, Pocra, wo man Pap⸗ri, Huac⸗ra, Choc-lla, Doc ta, und niemals Pa⸗pri, Hua⸗cra, Cho⸗cla, Po⸗cra fprehen muß 0), Ferner iſt es diefer Sprache eigen , daß fie feinen eigentlichen Pluralem, oder eine mehrere Zahl bat, fondern daß man ſich gewiffer Partikeln bedienet , ſolche zu bezeichnen 2), Indeſſen hat doch. diefe Sprache bey ihrer Armuth einige Wörter und Redensarten , die vollfommen einerley bedeuten, und nach Befchaffenheit entweder nur von Mannsperfonen oder Frauensperfonen koͤnnen gebrauchet werden; indem das eine Diefen, Das andere jenen eigen iſt, und fie ſolche ohne Berleugnung oder Verwechslung ihres Gefehlechtes nicht eines für das andere brauchen koͤnnen. So trifft man z. E. zwey Wörter’ in der allgemeinen Spra⸗ ehe der Peruaner an, welche Kind beißen, nämlich Churi und Huahua, oder beffer Hana, fo, daß man jeden Buchftaben befonders ausfpricht, Diefe Wörter find aber nur für die Xeltern , und zwar fo, daß der Vater feine Kinder Churi, und die Mutter fie Uaua nen: net, ohne daß fie mit dieſer Benennung wechſeln dürfen, Wollen fie Söhne und Toͤch⸗ ter unterfcheiden : fo feßen fie das Wort hinzu, melches das männliche und weibliche Ge: ſchlecht anzeiget. Wenn eine Mannsperfon zu einer andern Huauque ſaget, fo beißt folz ches Bruder, und wenn eine Frauensperſon zu einer andern Nanna ſpricht, ſo bedeutet es 0) Sm IE Cap. des VII Buches. Gareilaſſo ſcheinlich ſey, daß diefe Juden, die ihren Vater widerleget mit dem P. Blas Valera aus dieſem Abraham fo oft im Munde führen, ſich zu einer Stunde diejenigen, welche behaupten wollen, die Sprache follten gewöhner haben, worinnen fein Einwohner der neuen Welt, und fonderlich die De- und feine Sylbe bra vorfäme, welche doch die ruaner, wären von den Juden aus Abrahams Ge⸗ Haupttheile des gedachten Namens macheten. Phlechte Hergefkummer, weil es gar nicht wahr: ) Obgedachte Anmerkungen, Wiſſen⸗ ſchaften der alten Perua⸗ ner. 552 | Keifen und Entdeckungen wiſſen⸗ es Schweſter. Sagete aber ein Bruder zu feiner Schweſter Nanna, und fie zu ihm febaften der Zuauque: fo mürden fie das Gefchlecht verwechſeln, und er fich zum Weibe und fie zum alten Perua / ganne machen. Ein Bruder nennet alfo feine Schmwefter Panna, welches eben das Er heiße, und eine Schmwefter giebe ihrem Bruder den Namen Tora; fo daß man gleich aus diefen Benennungen ihr Geſchlecht unterfcheiden kann, ohne daß man fie fieht 2). Eben fo Heißt Milluy und Puchca fpinnen; indeffen werden fich doc) niemals die Mannsper- fonen des letztern, und die Srauensperfonen nie des erftern Wortes bedienen; zumal da auch noch einiger Unterfchied unter der Arc ihres Spinnens ift r). Eondaminens Herr de la Condamine, von welchem man weis, daß er eine eben fo erleuchtete Ur— Urtheil von theilskraft in Dingen befigt, die zur SprachFunft und Beredſamkeit gehören, als er in den den americani⸗ tiefſten Wiſſenſchafſten bat, und welchen ein langer Umgang in den Stand geſetzet, Die ſchenSprachẽ. Sprachen des ſuͤdlichen Ymerica kennen zu Iernen, giebt uns bier einige nüsliche Betrach⸗ tungen an die Hand, „Alle Sprachen, faget er, die ich in Diefem Theile der Were babe „eennen fernen, find ſehr arm. Viele find nachdrücklich und der Zierlichkeit fähig, be: „fonders die alte peruanifche Sprache: es fehlet ihnen aber allen an Wörtern , die abftra- „cten und allgemeinen Begriffe auszudrücken; welches ein augenfcheinlicher Beweis von „dern wenigen Fortgange des menfchlichen Geiftes in allen diefen Ländern iſt. Die Zeit, „die Dauer, der Raum, das Dafeyn, das Wefen, der Stoff, der Körper, alle diefe Wörter „und viele andere, haben darinnen Feine Wörter, die eben das bedeuten. Nicht allein die „Namen der metaphyſiſchen Dinge, fondern auch der fietlichen , koͤnnen bey ihnen nur un- „vollkommen und durch lange Umfchreibungen gegeben werden. Sie haben eine eigent- „lichen Wörter, welche mit demjenigen genau übereinfamen, was wir Tugend, Gerechtig- „keit, Freyheit, Erfennelichfeit, Dankbarkeit u. fe w. nennen; welches mit demjenigen „ſchwer zu vergleichen ift, was Gareilaſſo von der Policey, der Arbeitfamkeit, der Aemſig⸗ „keit, dem Eifer, den Kuͤnſten, der Regierung und der Geſchicklichkeit der alten Perua⸗ „mer ſaget s), Wenn ihn Die Lebe des Vaterlandes nicht verblendet bat: fo muß man „geftehen, daß dieſe Völker von ihren Vorfahren fehr ausgeartet find t). Was die an- „dern americanifchen Voͤlkerſchaften betrifft: fo weis man nicht, daß fie jemals aus ihrer „Barbaren gefommen find z),, De la Condamine entwarf ein Wörterbuch von den gebräuchlichiten Wörtern in verfhiedenen indianifhen Sprachen. Er behauptet, daß die Zufammenbaltung und Ber- gleichung diefer Wörter mit denen, die eine gleiche Bedeutung in andern Sprachen in dem Inwendigen des Landes haben, nicht allein dienen koͤnne, die verfchiedenen Wanderungen und Züge diefer Völker von einem Ende an das andere in diefem weiten Sande zu bewei- ſen; fondern fie fey auch) vielleicht das einzige Mittel, den rechten Urfprung der Americaner - zu entdecken, wenn man folche Vergleichung mie verfchiedenen africaniſchen, europäifchen und oftindifhen Sprachen anftellen koͤnnte. Cine ganz unftreitige Gleichfoͤrmigkeit der Sprachen feheint ihm vermoͤgend zu feyn, die Frage zu entfcheiden: „Die Wörter Abba, „Rabe, oder Papa und Mama, welche von den alten morgenländifchen Sprachen mit „gerinz 9 Garcil. IV Buch, XICap. a. d. 193 Seite. che gute Höfchilderungen von ihnen gemacher hat. Caet XIBuch, XIX Cap. Zarate, Acoſta, Gomata und andere ‚ geben ihnen r) Garcil. VI Buch, XXV Cap. a. d. ze3 S. eben dergleichen Beugnif. Indeſſen ift er doch nicht der einzige, der fol: A, in America, VIl Buch. V Cap. 553 „geringen leichten Veränderungen in die europälfchen gekommen zu feyn fiheinen, find ei- Wiſſen⸗ „tier großen Anzahl americanifcher Voͤlkerſchaften gemein, deren Sprachen fonft fehr un- fbaften der i „terſchieden find. Sieht man diefe Wörter als die erften Töne an, welche die Kinder vor- altenPerug, „bringen Eönnen, und folglich als diejenigen, welche durch Das ganzetand von ben Xeltern, ER ; „welche fie ausfprechen höreten, vorzüglich haben müffen angenommen werden, um ben Des „griffen von Vater und Mutter zu Zeichen zu dienen : fo bleibt doch noch übrig, zu wiſſen, „warum ſich in allen americanifchen Sprachen, wo diefe Wörter angetroffen werden , ihre „Bedeutung erhalten hat, ohne fich zu verwechfeln? Durch was für einen ungefähren „Zufall ift es nicht zuweilen, in der Omoguaer Sprache zum Beyfpiele, mitten im Lande, „oder in einer andern dergleichen, wo die Wörter Papa und Mama gebräuchlich find, ge= „shehen, daß Dapa Mutter und Mama Vater Heißt; fondern daß man beftändig das Begentheil beobachtet, wie in den morgenlaͤndiſchen und europäifchen Sprachen? Es iſt ſehr wahrfheinlich, daß unter den Eingebohrenen in America ſich noch andere Wörter ‚finden würden, deren recht ausgemachtes und wohl beftätigtes Verhaͤltniß und Verwandt⸗ „ſchaft mit denen aus einer andern Sprache der alten Welt einiges Licht über eine Trage „ausbreiten koͤnnte, die bisher nur den Mutdmaßungen überlaffen worden. „, Was aber bey diefen Beobachtungen bie allgemeine euzcoifche Sprache betrifft, die Verabfäu- unter der Regierung der NYricae durchgehends in ihte Staaten eingeführet worden : fo fälle mung derſel⸗ ſolches heutiges Tages mit dieſer Sprache ſelbſt weg, die ſeit der Eroberung dieſes Reid ches durch die Spanier nach und nach verſchwindet, und von Tage zu Tage den alten Sprachen einer jeden Provinz in Peru wiederum Pas machet. Diefes war, bald nach Feftfegung der Spanier in diefem Sande, die Klage ihrer verftändigen Miffionarien , die ſich um die Erlernung dieſer allgemeinen Sprache Mühe gegeben. Sie hatten erkannt, dafs folche weit fähiger, geſchickter und bequemer zum Vortrage nüglicher Wahrheiten und zur Ausbreitung der hriftlichen Religion wäre, als irgend eine andere von den Mutter⸗ fprachen diefer Völker; ja daß auch) ſchon felbft dererjenigen Geift und Berftand, die folche gelernet häften , erheiterfer und aufgeklärter wären, als der andern ihrer. Sie wünfcheren — ‚daher, daß die Statthalter zur Beybehaltung derfelben und zu ihrem allgemeinen Öebrauche im Sande Verfügungen treffen möchten ; zumal da fie zu erlernen den Indianern gar nicht: ſchwer fiele, als welche an dergleichen veränderte Ausfprachen ſchon gewöhnt wären, und deren Werkzeuge von Jugend auf dazu gebildet würden x). Es ift hoͤchſt wahrſcheinlich, daß diefe allgemeine Sprache von den Dichtern und Dichter bey Weltweiſen unter den Peruanern fehr ausgearbeitet worden, Denn fie hatten beyderley den Peru Arten von Gelehrten , und oftmals in einerley Perfon. Die Dichter führeren den Namen" Haravec oder Erfinder, und waren in Verfertigung der $uft- und Teauerfpiele nicht uns geübt, welche fie vor ihren Königen und den Herren des Hofes an den hoben Sefttagen. aufführeten. Diejenigen, welche die Perfonen darinnen vorftelleten , waren Feine gemeine $eute, fondern Bornehme, und Söhne der Euracae, welche mit den Hauptleufen oft ſelbſt von der Partey waren. In den Trauerſpielen, wenn man ſie ſo nennen darf, da man ſie 5) Diefes hat ſchon Gareilaſſo zu feiner Zeit zu: ) Herr de fa Condamine fheint hier den Fort⸗ geftanden, und det nterdruͤckung und Verachtung, gang der Religion, der Bernunft, der guten Sitten worinnen fie unter den Spaniern (eben müßten, und Lebensart in Paraguay zu vergeſſen. die Urfache davon nicht undeutlich zugeſchrieben. x) Garcil, III und IV Cap. des VIL Buches, Allgem, Reifebefehr, XV Band. Ba 554 Reifen und Entdeckungen Wiſſen⸗ fie vielmehr Heldenſpiele nennen koͤnnte, bemuͤheten fie ſich, die Größe und Pracht, die febaften Der Thaten und Siege der Könige oder anderer berühmten Leute vorzuftellen. In ihren $uft- Lenperua⸗ ſphlen handelten fe von der Landwirthſchaft, dem Umgange in der Welt, und andern — dergleichen häuslichen und gemeinen Dingen, die das menfchliche geben und die Vorfälle und Begebenheiten darinnen betrafen, Wenn das Schaufpiel vorbey war: fo feßeten ſich die fpielenden Perfonen an ihre Pläge, ein jeder nach feinem Stande, Die Zwiſchen⸗ ſpiele hatten nichts zotenhaftes oder kriechendes an ſich; weil man auch darinnen nur ernſt⸗ hafte, ehrbare und lehrreiche Sachen vortrug. Wir haben geſehen, daß ſich dieſe Nei⸗ gung zu Schauſpielen und ihre Geſchicklichkeit in der Vorſtellung, auch noch bis itzo unter ihnen erhalten hat y). Uebrigens wurden diejenigen, welche ihre Rolle am beften gefpielet, und ihre Berfe gehörig hergeſaget hatten, mit allechand Koftbarfeiten beſchenket. Deren Verſe. Was ihre Verſe anbetraf, ſo beobachteten ſie darinnen das Sylben⸗maaß, und die Liebe war gemeiniglich deren Inhalt. Sie waren ſo kurz, daß man ſie ohne Muͤhe behalten, und leicht auf ber Flöte fpielen konnte, mit deren Tönen fie insgemein ihre Liebesliederchen begleiteten. Garcilaſſo führet eines an, welches nur aus vier Zeilen beſteht, und fo viel fagen wollen; Miein Lied wird dich einfchläfern: doch zur Mitternacht will ich dich ſchon Über; tafchen 2). Sie verfafferen auch die merfwürdigen Thaten ihrer Könige, anderer be— ruͤhmten Yncae, und der vornehmſten und wohlverdienten Curacae in Berfen, und lehre— ken fie, zur Erhaltung des Andenfens der Tugenden ihrer Vorfahren und zur Nacheiferung der: y) Dben a. d. 479 1. f. S. N . | 2) Man liefert hier diefes perwanifche Liedchen mit einer doppelten Ueberfekung, tworinnen man eben die Anzahl der Sylben und auch einigermaßen deren Abmeſſung beybehalten hat. Caylla Lapi Ad cantilenam Bey dem Gefange Punnungui ‚ Dormis - Schläfft du ein, Chanpituta Media node Zu Mitternacht will Samufac Veniam Schon da feyn. Nach einem andern und vieleicht nicht fo richtigen Tonmanfe der peruanifchen Wörter könnte man es ſo geben: i z Wird ein Lied gebracht; Du fchläfft ein: Doch will fhon zur Nacht Bey dir feyn, Gareilaſſo merket dabey an, daß es eine Schönheit Bersmacher ſey, die Perfonen nicht zu nennen, in den peruanifchen Verfen fey, daß der Liebhaber fondern fie zur Erhaltung des Versmaaßes in dem nicht gefaget, ich will, fondern das Ich aus Ehr- Zeitworte mit zu begreifen; fo wie unfere alten, erbiethung gegen feine Liebfte weggelaffen; tie es Meifterfänger etwan möchten gefungen haben : denn überhaupt die Gewohnheit der peruanifchen sanbe lang gefragt: . Mill mich lieben? Nie baft ja gefagt, Su betruͤben. ”) Bon dieſem Liede hat man uns zwo lateini⸗ ftäblich it, um Sen ganzen Sinn der Mörter aus⸗ fhe Ueberfeßungen mitgetheilet, deren eine eben zudruͤcken. Wir wollen beyde mit einer deutfchen die Zahl der Sylben har, um das pernanifche begleiten, die auf beydes ihre Abſicht gerichtet Versmang vorzuftellen, und die andere recht buch» hat. 2 . Cumae in America. VIBuch. V Cap. —— derſelben, durch eine mündliche Sage und oſtmaliges Vorſingen, ihre Nachfommen. In den Nachrichten des P. Blas Valera findet man noch eine Art von einem phnfikalifchen Gedichte, oder auch wohl geiſtlichem Geſange, weil es ein Stuͤck aus der peruanifchen Götterlehre iſt, und anzeiget, wie ihre Dichter von den Lufterfcheinungen, als Donner, Blitz, Schloßen, Regen und Schnee philefophiret haben. Es war nämlich bey ihnen eine alte Fabel, es hätte der Schöpfer aller Dinge eine Königstochter in den Himmel ges feger, welche, einen Wafferfrug in der Hand bielte, um daraus die Erde zu befeuchten, fo oft fie es noͤthig haͤtte, welches fie denn auch ordentlicher Weife durch einen fanften Re⸗ gen, leichte Schloßen und Schnee thäte: zu Zeiten aber gefhähe es, daß ihr Bruder, wel cher vielleicht verdrießlich dariber geworden, Daß die Erde fü gar trocken wäre, ihe den Krug jerſchmiſſe, woraus denn Blitz und Donner und Plagregen entftünden 2). > Man kann indeffen daraus fihliegen, daß fie in den Wiſſenſchaften eben nicht fehr geübt geweſen find, und daß fie ihre Einfichten und KRenntniffe davon würden haben auf die Nachkommen bringen koͤnnen, wie die älteften Weltweiſen anderer Voͤlker gerhan, wenn fie ben Gebraud) der Buchftaben gehabt hätten. Ihre Weifen oder Amautae be- ſchaͤfftigten ſich unter allen Wiffenfchaften vornehmlich mit der Sittenlehre, es fey num daß fie deren Säße vortrugen, oder deren Vorſchriften in Ausübung brachten, Sie ließen ihren Fleiß nicht dabey ftehen bleiben, daß fie mußten, wie die Unterthanen Aaaa 2 einan⸗ Cumac Nuſta Pulchra Nympha Formofa Domicella Schönes Fräulein, Torallayguin Frater tuus Aqua implevit germanustuus Dein gefülltes Puynnny quita Urnam tuam Cantharum tuum; Waſſerkruͤglein Paquir Cayan Nune infringit Quem nune frangit Bricht dein Bruder; Hina mantar Cujus ictus Qua ex cauſa Daher wetterts, Cununnunun Tonat fulget Cum frepitu Blitzt und donnerts Yllapantac Fulminatque Tonat-fulgurat-fulminat Mit Gepraffel. Canri Nufla Sed tu,Nympha, Tu, regia domicella, Königefeäulein, Unuy quita Tuam Iympham Tuas pulchras aquas Dein ſchoͤn Wafler Para munqui Fundens pluis Nobis das pluendo, Gib uns regnend. - May nimpiri Interdumque Et certis vicibus Laß auch manchmal Chici mungui Grandinem feu Ninges nobis Auf uns flogen, Riti mungui Nivem mittis Et grandinem fundes, Auf ung fehneyen. Pacha rurac Mundi fa&tor Qui mundum fecit, Der Weltfchöpfer, Pacha camac Pachacamac Qui mundum animat, Die Weltfeele, Viracocha Viracocha Viracocha Viracocha, Cay hinapac Ad hoe munus Ad hoc officium Hat ja dazu Chura füngui Te prefeeit Collocavit te Dich beftellet Cama funqui. Ac fuffecit. Animavit te, Dich befeelet. Gareilaſſo hat diefen Verſen eine Art von Ausle- „zeichnet, was Hey dem Wetter vorkoͤmmt, der gung beygefuͤget, oder ſich zu einem Scholiaften Blitz, Donner und Wetterſchlag. Eununnun darüber gemachet. „Nuſta, faget ev, ift ein Wort, „aber heißt mit Septaffel zerſchmettern. Unuy be: „ivelches dem unverheitatheten Srauenzimmer aus - „bentet Baffer, Para regnen, Chici ſchloſſen, ha— „oͤniglichem Gebluͤte beſonders eigen iſt, und auch „geln, Kiei ſchneyen; Pachacamat, derjenige, wel⸗ „allen rechtmäßigen Toͤchtern der Yneae zufömmt, ‚‚cher der Welt dasjenige iſt, was die Seele dem „die nachher, wenn fie vermaͤhlet find, Palla heif: „Leibe. Viracocha if der Titel eines vermeynten Iſen. Ein anderes Mägdchen von geringerm Stan: „göttlichen Wefens oder Schußgeiftes; Chura heißt „de nennen fie Tasgue, und eine ordentliche ger „feßen, beftellen, und Cama eine Seele, das Leben, „meine Magd China. Was das Wort Miles „Dafeyn und Wefen gebett. „ Garcil. XXVII Zpannac betrifft, fo wird damit alles in einem bes Cap. Bud), ad. u7 ©. * Wiſſen⸗ ſchaften der alten Perua⸗ ner. on oemag Ihre Welt vwoeisheit oder Sittenlehre. ‚556 Keifen und, Entdeckungen wiſſen⸗ einander nach bem Öefege-der Natur begegnen follten‘, wie fie den Könige gehorchen, febaften der ihm dienen und ihn verehren müßten, Sie lehreten zu gleicher Zeit auch, welches die alt enPerua⸗ Mitichten der Obern gegen ihre Untern, des Königes gegen feine Unterthanen überhaupt a und insbefondere wären, und auf welche Art fie die Curacae vegieren und ihre guten Dienfte erfennen follten. Die Ausübung folgete fogleich hinter ihrer Lehre, daß fie end⸗ lich diefe Wiffenfchaft zu dem höchften Gipfel der Bollfommenheit brachten, wohin fie nur gelangen Fann. Mit den andern Wiffenfchaften gieng es nicht fo, weil fie viel erhabener; als die Sittenlehre, find, die ſich ſo zu fagen mit den Händen fühlen und greifen läßt, Die abftracten Speculationen waren ihr Werk nicht; und fie waren mehr befliffen, nichts Boͤſes zu thun, als etwas Gutes auszugrübeln 5). Pſychologie. Wir haben von ihrer kleinen Kenntniß der Welt und Geiſterlehre oben ſchon einige geringe Proben geſehen, wo wir ihre Meynung von der Unſterblichkeit der Seele anfuͤh— reten · hier wollen wir · noch hinzuſehen daß ſie zu Bezeichnung des Unterfchiedes zwiſchen dem Menſchen und dem Viehe die Wörter Ruma und Llama braucheten ‚ wovon dag erfte ein mit Berftand und Vernunft begabtes Weſen, das andere aber: ein unvernünfti- ges Gefchöpf bezeichnete, Weil die Erfahrung fie gelehret hatte, daß die Thiere wüchfen und Empfindung.bätten: fo eigneten fie ihnen auch eine fo genannte wachsthuͤmliche und finnbare, aber feine vernünftige, Seele zu. Sie glaubeten, daß folche bey dem Men: fehen von feinem Leibe ganz unterfchieden fen, und ihre Empfindungen und Verrichtungen Meyrung fir fich hätte. Sie lehreten: wenn der Menſch fhliefe, fo gienge feine Seele, welche von den Traͤu· keines Schlafes fähig wäre, aus dem Körper und in der Welt ein wenig umher fpa- wen tzieren, wo ſie denn oſtmals mit laͤngſt verſtorbener Menſchen Seelen zuſammen kaͤme, und diejenigen Dinge ſaͤhe, wovon man ſagete, daß ſie uns getraͤumet haͤtten. Daher hielten ſie ſo viel auf die Traͤume, und deuteten ſolche auf eine aberglaͤubiſche Art 5). Naturlehre Bon der Naturlehre mußten fie durchaus nichts, oder doch überaus wenig. Sie und Arzeney: hingen nur einzig und allein demjenigen nach, was das Leben betraf, und gaben fich Feine kunſt. Muͤhe, die Geheimniſſe der Natur aufzuſuchen, weil nichts ſie dazu noͤthigte oder verband. Sie wurden nur einzig und allein durch dasjenige geruͤhret, was in die Sinne fiel, und hielten ſich mit dem Nachforſchen oder Ausgrübeln der Urfachen nicht viel auf, Daß die Erde Falt und trocken, und das Feuer heiß und trocken ſey, wußten fie fo, wie die andern Eigenfchaften der Elemente, nicht aus der Naturkunde, fondern weil fie es durch das An- rühren, und auf andere finnliche Art, alfo empfanden. Hatten fie auch gleich einige Kennt— niß von den befondern Eigenfchaften und Tugenden gewiffer Pflanzen, deren fie fich zur Heilung verfhiedener Krankheiten bedieneten: fo war doch folche kaum der Anzeige werch. Indeſſen ftunden doch diefe Wurzel» und Kräurermänner, welche folche Fannten und fie andern eröffneten, in befonderer Achtung. Sie wurden für fehr geſchickte Aerzte gehalten, und gaben fich nur mit Hebung der Krankheiten der Könige und der Perfonen von ihrem Gebluͤte, oder der Euracae und ihrer Verwandten, ab, Die gemeinen Leute beileten fich unter einander ſelbſt durch den Gebrauch folcher Hausmittel, die fie von ihren Aeltern er— lernet hatten, Ereignete es ſich, daß die Kinder, die noch an der Bruft lagen , einige Krankheiten bekamen: fo ließ man fie ihren Harn trinken, oder wuſch fie auch des Mor- gens damit, und wickelte fie darauf in ihre Windeln. Außerdem ließ man einem Kinde, | ; wenn 6) Ebendaſ. a. d. ıg. ©, c) Ebendaſ. IL Buch, VII Cap. a. d. 75 u. 77. ©. \ in America. Vl Buch V Cap. 557 wenn man ihm bey der Geburt die Nabelſchnur abſchnitt, noch ein Ende eines Fingers- Wiſſen⸗ lang daran ; und wenn ſolches abfiel, fo hob man es forgfältig auf, Damit man es ihm ge: ſchaften der ben koͤnnte, daran zu fangen, wenn es krank würde, Damit man auch beffer entdecken altenPeruns möchte , in was für einem Zuftande es fich befände, fo ließ "man es die Zunge herausſte⸗ Wach. | en, War fie weiß, fo nahm man ſolches für ein Zeichen der Unpaͤßlichkeit; und aledann gab man ihm den Darm, daran zu fangen. Es mußte aber das Stüc von ihm felbit ſeyn; denn wenn e8 von einem andern war: fo konnte es ihm nichts helfen, wie fie fageten. Bey Erwachfenen fam die ganze Eur vielmals nur auf Purgiven und Aderlaffen an. Aderlaſſen u. Sie liegen an den Aermen, an den Beinen und andern Theilen des Leibes zur Ader, ohne Purgiren. daß fie wußten, tie die Adern lagen, oder beſtimmeten, für welche Krankheit dieſer oder jener Aderlaß helfen ſollte. Sie oͤffneten nur die naͤchſte Ader an dem Orte, wo das Uebel war; und wenn fie große Kopfſchmerzen hatten, fo ließen fie fich zroifehen den beyden Au: genrahmen zur Ader. Ihre Sancerte war bie Spige von einem Kiefelfteine, den fie in ei- nem Eleinen von einander. gefpaltenen Stocke feft.macheten, und wovon Der Stich weniger Schmerzen verurfachete, als von den gewöhnlichen Saßeifen. "Sie nahmen etwas zum Abfuͤhren ein, wenn fie fuͤhleten, daß fie zu viele Seuchtigfeiten hatten, ob fie gleich als= : dann mehr gefund, als Frank waren, Sie braucheten hierzu eine gewiffe weiße Wurzel, faft wie die weißen Rüben, welche fie zu Pulver ftießen, und ungefähr zwo Unzen davon | im Waſſer oder ihrem ordentlichen Getränfe hinterſchlucketen. So bald fie folches genom⸗ men hatten , fegeten fie ſich in die Sonne, damit die Arzeney defto beffer wirfete. Eine Stunde darnach fühleren fie fich Durch den ganzen Körper dergeftalt erſchuͤttert, daß fie fich nicht erhalten konnten. Sie hatten großes Herzklopfen; der Kopf war ihnen ſchwindlich, und es kribbelte ihnen in allen Adern und Sehnen über den ganzen Leib, nicht anders ‚als wenn Ameifen darinnen wären, Darauf wirkete dieſes Mittel über ſich, und unter fich, und ſchwaͤchete fie fo ſehr, als wenn fie alle Augenblicke die Seele aufgeben follten, Sie verloren währender Wirfung alle Epluft: nachher aber waren fie fo hungerig , daß ſie be— ftändig zu effen verlangeten. Diele Keinigungen und Aderläffe geſchahen, auf Verordnung gewiffer alter Weiber vornehmlich, und allezeit vorher ehe fie frank wurden, Denn wenn fie wirklich ſchon frank darnieder lagen, ſo beobachteten fie nur eine gute Mäßigung in Effen und Trinfen, und überließer Das andere ber Natur, ohne daß fie viel Arzeneyen brauche: ten M. Ja die Yncae äußerten bey ihren Krankheiten fo gar noch) eine befondere Eitelkeit, welche fie abhielt, zu vielen Huͤlfsmitteln ihre Zuflucht zu nehmen. Denn, wenn fie fich übel befanden: fo nannten fie diefe Zufaͤlle nicht Wirkungen der menfchlichen Gebrechliche feit; fondern fahen fie als Bothen von der Sonne ihrem Vater, an, welcher feinen Sohn, wie fie fageten, zu fich rufen ließe, Damit er ſich bey ihm in feiner Gefellichaft im Himmel ausruhete · Diefes waren die eigenen Worte, welche die Yncakoͤnige faft allezeit im Mun⸗ de hatten, wenn fie ſich auf dem Todbette fahen e). | — Well Sonne, Mond und Sterne mehr in die Augen fielen, und auf mancherley Aftronamie, Art ihre Neugier erwecketen: ſo beſaßen die Amautae auch etwas mehr Einſicht von der Sternſeherkunſt, als von der Naturlehre. Die Sonne, welche ſich ihnen bald näherte, bald von ihnen entfernete, bald hoch, bald niedrig war, dev Unterfihied der Tage, deren einige länger, andere Fürzer, und no) andere mit den Nächten gleich lang waren; der . YAaaaz Mond d Garcil. UBuch, XXIV Cap, a. d. non, m® 0 Ebendaf. U Buch, VII Cap. a. d. 35, Wiſſen⸗ ſchaften der alten Perua⸗ ner. —w⸗ Beobachtung des Sonnen⸗ ſtillſtandes. Tag · u· Nacht⸗ gleiche, 558 Reifen und Entdedungen Mond, in feinen verfchiebenen Geftalten, da’ er bald zunahm, bald abnahm, bald voll, bald gar nicht da war, welches letztere fie feinen Tod nannten; die verfchiederren Bewegun. gen der Venus, die bald vor der Sonne hergieng, bald ihr nachfolgete; alles diefes bervog fie, Wahrnehmungen anzuſtellen, die aber nicht weiter giengen, als was fie ſahen. Gie unterfchieden auch nur diefe drey Geſtirne mit befondern eigenen Mamen. Die Sonne nannten fie Anti, den Mond Cuilla oder Quilla, und die Venus Chasca, das ift der Haarichte, wegen ihrer Strafen. Ale andere Sterne begriffen fie unter dem allgemeinen Namen Copllur. Sie Hatten aus der Erfahrung bemerfet, daß die Sonne bey ihrem Aufgange und Untergange nicht allezeit an einerley Orte bfieb, nach einer gewiſſen Zeit aber wieder an ihren alten Ort fam, und alfo einen Lauf vollendete. Diefen Umlauf be— zeichneten fie mit dem Namen Huata, welcher ein Jahr andeufete, i Das gemeine Bolf zählere die Jahre nach den Ernöten; und alle überhaupt erfannz ten der Sonnen Stilleſtand im Sommer und Winter auf eine außerordentliche Arc, Es befanden ſich zu Euzco fechzehn Thürme, acht gegen Oſten, und acht gegen Welten, die viere und viere in einer Reihe ſtunden. Die beyden mittelften waren viel kleiner, als die andern, und etwan drey Stockwerk hoch. Ein Thurm fund von dem andern bis auf acht, zehn und zwanzig Schritte weit ab, und die an den Seiten waren viel höher, als die Warten, die man in den fpanifchen Häfen hat. Sie dieneten auch zu diefem Gebrauche, und der Raum, melcher ſich zwifchen ven Eleinen Thuͤrmen befand, wo die Sonne bey ih- vem Aufgehen und ihrem Untergehen durchgieng, war der Punct des Sonnenftillftandes. Um folchen recht gewiß zu mwiffen, fteflete fid) der Ynca an einen bequemen Ort, wo erauf- merkfam Achtung gab, ob die Sonne zwifchen den beyden Fleinen Thürmen, die gegen Oſten und Weften ftunden , aufgieng, und untergieng. Die gefihickteften Indianer ma— cheten eben diefe Beobachtungen; und auf folche Art beftimmeten fie ihre Sonnenftillftän: def). Sie hatten nur diefe groben Kennzeichen davon, und fegeten folche nicht auf gewiſſe Tage in den Monaten feft, Sie erfannten über diefes auch die Tag und Nachtgleichen, und ftelfeten zu der Zeit große FeyerlichFeiten an. Bey der Tag- und Nachtgleicheim März erndfeten die Einwoh— ner zu Euzco ihren Maiz, und waren luſtig untereinander, vornehmlid) zu Collcampara, welches gleichfam der Garten. der Sonne war. Bey der Tag- und Nachtgleicheim Herbft: monde aber feyerten fie eines von ihren vornehmften Feften, deren oben gedacht worden. Um die Tag- und Nachtgleiche recht zu finden, Hatten fie fehr Foftbareund mit vieler Kunſt gearbeitete Säulen mitten auf dem Plage errichtet, welcher vor tem Sonnentempel war. Ihre Priefter verfammelten fich dafelbft alle Tage gegen die Zeit, da Tag und Nacht gleich wurden, und beobachteten den Schatten dieſer Säulen genau. Die Pläge, worauf fie gefe- Get waren, bildeten einen Zirkel; und ſie zogen aus ſeinem Mittelpuncte eine Linie von Oſten gegen Weſten. Eine lange Erfahrung hatte fie gelehret, an welchem Orte fie ihren Punet füchen mußten, und aus dem Schatten, welchen die Säule auf die Linie machete, urthei- Ieten fie von der Entfernung oder Annäherung der Tag- und Nachtgleihe. War vom Auf: P) Pedro de Cieza redet im 92 Cap. ebenfalls einftimmet. Denn er feet Ihrer nur zwoͤlfe, wel⸗ von diefen Thürmen , wie auch der P. Acoſta im che die Zahl der Monate bezeichneten, wie er faget- 3 Cap, des VI Buches feiner Naturgeſchichte von g) Einige Schriftfteller haben zwar gemeynet, fie Indien, wo er aber mit dem Sarcilaffe weder inder hätten die Kunft gewußt, diebeyden Jahre zuſam⸗ Zahl, noch wegen des Gehrauches diefer Thuͤrme Übers men zu rechnen, und mit einander zw vergleichen: allein in America. VI Buch. V Cap. 559 | Aufgange der Sonne bis zum Niedergange ber Schatten um die Säule, und ganz und Wiſſen⸗ gar Feiner gegen Mittag, von welcher Seite man fie anfah: fo nahmen fie diefen Tag für febaften der die Tag- und Nachrgleiche So gleich) ſchmuͤcketen fie diefe Säulen mit Blahmen, und altenPerun: tohlriechenden Kräutern, feßeten hiernächft den Stuhl oder den Thron der Sonne 1901 0:1 1° AREA 1% wo fie fich diefen Tag, wie fie fageren , mit allem ihrem Lichte fegen wollte, und gerade über diefen Säulen aufbielt. Sie betheten fie auch an diefem Tage mit größeren Freudensbe⸗ jeugungen an, und macheten ihr prächtige Geſchenke von Gold, Silber, Edelgefteinen und andern foftbaren Sachen, Weil die Amautae bey dem Anwachſe des peruanifchen Reis ches aus neuen Erfahrungen erfannt hatten, daß, je weiter fie nad) der Linie zufamen, des ſio weniger Schatten Die Säulen am helfen Miträge macheten: fo wurden die zu Quito und in ihrer Nachbarſchaft bis an das Meer höher gefehäget, weil die Sonne gevade dar- auf fiel, und man zu Mittage feinen Schatten fah. Eben diefe Urfache bewog fie, dieſe Säulen auch mehr zu verehren, als die andern, und fich einzubilden, daß die Sonne kei⸗ nen angenehmern Sig fände, als da, indem fie fih fchnurgerade darauf fegete, bey den andern aber es noch allezeit ein wenig von der Seite thaͤte. Ihre Jahre macheten ſie eigentlich und ordentlicher Weiſe nach Monaten, die ſie Eintheilung Quilla nannten, und zaͤhleten deren zwoͤlfe zu einem. Sie rechneten ſolche nach Mon: der Zeit, den, und zwar von einem Neumonde zum andern. Ein jeder hatte feinen befondern Na⸗ men, eben ſo wie der Mond, und deſſen Vierthel, welche die Wochen macheten. Sie hatten aber keine Namen, die Tage derſelben beſonders zu bezeichnen, ob fie gleich fir Die Gezeiten oder Theile des Tages und der Nacht felbft eigene Wörter harten. So wußten fie auch nicht ihre Mondenjahre mit dem Sonnenjahre oder dem Umlaufe der Sonne, wel⸗ hen fie Huata nannten, und eilf Tage länger war, gehörig zu vergleichen; daher ſie denn, um in ihrer Rechnung , wegen des Stillſtandes der Sie, nicht zu fehlen, genöthiget was von , auf deren Bewegung Acht zu geben. - Auf diefe Art fonderten fie ein Jahr von dem andern ab, und braucheten allezeit das Sonnenjahr, wenn es auf die Befäung und Beſtel⸗ lung der Felder ankam g). j Was die Sonnen- und Mondfinfterniffe anbetraf: fo war es ganz natürlich, daß fie Sonnen: und folche mit vielem Erſtaunen und Schrecken anfehen mußten; weil fie deren Urſache nicht Mondfinfterr einſahen, und fich felbft allerhand (ächerliche davon erdichteten. Wenn die Sonne ſich niſſe. verfinfterte: fo hieß es, fie wäre wegen eines begangenen Fehlers böfe auf fie, und verfiele lele daher ihr Anclig,, wie ein Menfch fein Geficht, wenn er zornig iftz und fie prophezeye⸗ ten daraus, es wuͤrde dem ganzen Volke bald ein großes Unglück begegnen. Wurde ber Mond verfinftere, fo hielten fie ihn für krank; und fie beforgeten , er würde unfehlbar fter- ben, wenn er ganz verfinftert wuͤrde; alsdann würde er dom Himmel fallen, fie alle er- fhlagen, und das Ende der Welt verurſachen. Sie hatten eine ſolche entjegliche Furcht / bey feiner Verfinfterung, daß, fobald fie nur anfing, fie ein erfehrectliches Geräufche und Getöfe mit Trompeten, Hörnern, Zimbeln, Pauken und Trommeln macheten. Außerdem banden fie ihre Hunde an, und prügelten fie weidlich, bamit folche brav bellen und = A moͤch⸗ allein, es iſt ſehr wahrſcheinlich daß fie ſich indies nen; und was dürften fie alsdann gebrauchet haben, ſer Meynung geirret. Denn haͤtten die Indianer Thuͤrme zu erbauen, und ſich fo viel Mühe zu ger diefe Rechnung zu machen gewußt: fo würden ſie oh⸗ ben, den Aufgang und Untergang der Sonne zu ne Zweifel die Sonnenftillftände nad) den Tagender. bemerken? Garcil. a.d. 107 ©. Monate bezeichnet haben, in welchen fie ſich ereig⸗ — Reiſen und Entdeckungen wiſſen⸗ möchten, in ber Hoffnung, es würde der Mond, von welchem fie glaubeten, daß er eine ſchaften der befondere Neigung gegen diefe Thiere rüge, weil fie ihm einsmals einen- ausnehmenden alten Perua⸗ Dienft erwiefen, Mitleiden mit ihrem Geheule haben, und aus der Betäubung wiederum ter erwachen, welche ihm feine Krankheit verurfachere, Sie reizeten auch waͤhrender Zeit ihre jungen Kinder, Knaben und Mägdchen an, und ermunterten fie, brav zu fehreyen, den Mond mit thränenden Augen anzurufen, ihn Mama Cuilla, dasift, liebe Mutter Mond, zu nennen, und ihn mit Weinen und Seufzen zu bitten, daß er doch nicht fterben möchte, damit fein Tod nicht Die Urfache ihres allgemeinen Unterganges wuͤrde. Die alten Manns: und Frauensperfonen ftimmeren diefem Gekreiſche mit vermengen Stimmen treulich ben, und macheten durch dieſes alles ein fo gräuliches und feltfames Laͤrmen daß man fich der- gleichen unmöglich recht einbilden kann. Nachdem die Finfternig groß oder Elein war, nad dem Maaße beurtheileten fie auch die Befchaffenheit und den Zuftand feiner Krank— heit. Wenn er nad) und nach fein Licht wieder befam: fo fageten fie, er finge an, beffer zu werden; Pachacamac, der die Welt erhielte, Hätte ihm geholfen , und ihm ausdruͤck— lich befohlen, nicht zu fterben. Hatte er nun fein völliges Licht wieder: fo freueten fie ſich insgefammt über feine Genefung, und danketen ihm fehr, daß er nicht geftorben, und her⸗ unter gefallen wäre, . | Mifehen So lächerlich diefe Einbildung auch feyn mochte, fo Fam fie doch noch lange nicht von den Fle derjenigen Wahne bey, welchen, fie von den Flecken in dem Monde hegeten, von deren een im Mon: Urſprunge fie ein Höchftungereimtes und widerfinniges Mährchen hatten. Sie erzähleten de naͤmlich, der Fuchs waͤre wegen der uͤberausgroßen Schoͤnheit des Mondes ſterblich in ihn verliebt geworden: er haͤtte es fich alſo eines Tages einkommen laſſen, gen Himmel zu ftei- gen, um ſich mit ihm zu begatten: da hätte er ihn nun fo feft und Dicht umfaſſet, und ihn fo gedruͤckt, geherzet, und gefüfler, Daß er ihm die Flecken gemacht, die manan ihm wahr- nähme, Sie bilderen fih auch ein, daß diejenigen ſchwarzen Flecken oder Steffen, die man in der großen Menge zuſammen ftehender Sterne gewahr wird, welche die Sternfe: her insgemein die Milchftraße nennen, ein Schaf wären, welches fein Lamm fäugere, Venus. Bon dem Jerfterne, der Venus, die fie bald des" Morgens, bald des Abends fa- ben, fageten fie, es hätte Die Sonne, ‚als der König der Sterne, diefem als dem fchönften und hellſten unter allen befohlen, fters um ihn zu feyn, und hieß ihn bald vor fich berge= ben, bald nachtreten, wie es ihm gut Dünfere, Andere Luft: Dem Regenbogen verwiefen fie, fo wohl wegen feiner fehönen Farben, als weil ervon erſcheinungen. der Sonne erzeuget wurde, viel Ehre; und die Pncafönige nahmen ihn daher’ zu ihrem Sinnbilde. Wenn die Sonne bey ihrem Untergange ſich in das Meer zu verfenfen ſchien, welches gegen Weſten von Peru iſt: ſo nahmen ſie ſolches ganz eigentlich dafuͤr an. Sie ſageten, die Heftigkeit ihrer Hitze trocknete daſelbſt den groͤßten Theil des Gewaͤſſers aus und fie tauchete ſich unter die Erde, die fie daſelbſt über dem Waſſor zu feyn glauberen * mit ſie den Morgen durch die Oſtthore wiederum hervor gehen koͤnnte. Dieſes — fe. aber nur von dem Untergehen der Sonne, ohne von des Mondes und der andern Sterne . Ihrem etwas zu gedenfen >), Geometrie U. Bon der Erdmeßkunſt verftunden fie nicht mehr, als fie braucheren, ihre Selder und Geographie. Laͤndereyen auszumeffen, und folche unter fich zu vertbeilen. Sie thaten aber folches nicht durch Garcilaſſo XXI, XXIl u. XXIII Cap. des II Buches, im America, VI Buch. V Cap. a durch Aufnehmung derſelben, fondern auf die fehlechtefte Art, durch gewiſſe Maapftäbe. Wiſſen⸗ Ihre Kenneniß in der Erdbeſchreibung gieng auch nicht über die Graͤnzen ihres Landes: je- —— der doch wußten ſie Grundriſſe von ihren Städten, und Modelle von ihren Provinzen zu Ma= per, — chen, welche zu bewundern waren. Garcilaſſo hat dergleichen von der Stadt Euzco mit —— feinen umliegenden Gegenden und den vier Hauptftraßen gefehen. "Das gunze Werf war von Erde, Kiefelfteinen und Eleinen Stäben gemacht. Die Marftpläge, die Gaffen, die Dueergaflen, und fo gar die drey Fluͤſſe, welche durch die Stadt gehen, waren darinnen mit einer bervunderfamen Genauigkeit vorgeftellet, Man fah darinnen auch noch die um- liegenden Fluren und Triften, die Berge, Hügel, Ebenen, Zlüffe und Bäche, und alles fo natürlich, daß es der befte Erdbeſchreiber nicht richtiger hätte machen koͤnnen. Was die Rechenfunft betrifft, fo fann man wohl nicht zweifeln, daß fie darinnen Arithmetik. nicht vortrefflich, und die Beweiſe, Die fie davon gegeben, nicht augenfheinlich und wun— derfam geweſen. Sie bedieneten fich zu ihrem Rechnen vieler Knoten, die fie in Fäden von verfchiedenen Farben hatten, und vermittelft derfelben hielten fie Rechnung von allen Steuern und Abgaben in dem ganzen Königreiche. Mir diefen Knoten vechneten fie zu: fanmen , zogen fie ab, vermehreten und theileten fie ihre Summen; und damit man auf das richtigfte wüßte, was jede Stadt, und jede Perfon geben müßte: fo macheten fie die Eintheilung mit Steinchen und Maizkörnern, ohne ſich jemals in ihrer Rechnung zu ir ven 5), Xcofta verfichert auch, fie hätten darinnen eine folche Fertigkeit gehabt, und waͤ— ven mit ihren Ausrechnungen fo hurtig zu Stande gefommen, als irgend einer von unfern beiten Rechenmeiftern mit der Feder thun koͤnnte. Wenn die Indianer ihre Nechnungen machen wollten, die fie mit dem Worte ri: Rechnung pir bezeichneten, welches fo wohl ein Zeitwort, als Nennwort ift, und eigentlich knuͤpfen, durch Knoten. Knoten machen, oder der Knoten ſelbſt heißt; hernach aber auch rechnen, die Rech» nung, ein Verzeichniß, einen Auffag wovon bedeutet ; weil fie Die Knoten bey allerhand Sachen macheten : fo nahmen fie ordentlicher Weife Faͤden von verfhiedener Farbe. Denn einige hatten nur eine einzige, andere zwo, noch andere drey Farben, und fo weiter. Cine jede Farbe, fie mochte nun einfach oder vermiſcht ſeyn, hatte ihre befondere Bedeutung. Diefe Schnüre, die von drey oder vier zufammen gebundenen Fäden waren, fo dic, wie ein mittelmäßiger Bindfaden, und drey Vierthel Ellen lang, waren ordentlich nad) der Län: ge an einem andern Faden gereihet, welches eine Art von Franſe machete. Man urthei: — lete aus der Farbe, was ein jeber Faden bedeuten follte, als z. E. Gelb bedeutete Gold, Weiß Silber, und Noch Kriegesleute. Wenn fie Dinge anzeigen wollten, deren Farben nicht zu bemerken waren: fo fegeten fie jedes nach feinem ange, und fingen von dem vor= nehmſten an bis auf dag geringite. Zum Beyſpiele, wenn von Getreyde oder Huͤlſenfruͤch⸗ ten die Rede geweſen: ſo wuͤrden ſie zuerſt den Weizen, darauf Rocken, Gerſten, Erbſen, Bohnen, Hirſe u. ſ. w. geſetzet haben. ben fo ſetzeten fie, wenn fie von den Waffen Rechnung abzulegen oder Bericht zu erftatten Hatten, diejenigen zu erft, die fie für Die edel⸗ ſten hielten, als die Lanzen, und darauf die Pfeile, Bogen, Wurſſpieße, Keulen, Streit⸗ arten, Schleuder u. d. gl. Wollten fie ein Verzeichniß von den Unterthanen geben, ſo fingen fie mit den Einwohnern einer jeden Stadt an; darauf kamen fie auf Die aus jeder Pro: 3) Garcil. Ebend. XXVI Cap. a. d. iu4 ©, Allgem, Reifebefehr, XV Band, Sb bb ‚ PR Reifen und Entdeckungen wiſſen⸗ Provinz, welches fie fo macheten. - Sie feßeten auf den erften Faden die Greife von fechzig febaften der Jahren, und darüber, auf den andern die von funfzigen, auf den dritten, die von vierzi» alten Perua⸗ ner. nn urn! Verwahrer der ſelben. Ihr Inhalt. gen, und ſo weiter, da ſie immer von zehn Jahren zu zehn Jahren herunter ſtiegen, bis auf die Kinder an der Mutter Bruſt. In eben der Ordnung gaben ſie auch Rechenſchaft von den Frauensperſonen nach ihrem Alter. An einigen von dieſen Faͤden waren andere kleine ſehr feine Faͤden von eben der Farbe, welche Ausnahmen von dieſen andern allge- meinen Regeln zu feyn ſchienen, als z. B. die Eleinen Fäden, welche an der Schnur der verheiratheten Mannsperfonen von diefem oder jenem Alter waren ‚ bedeuteten, daß indie= fem Jahre fo viele Witwer und Witwen wären, Denn diefe Rechnungen oder Duipue waren gleichlam Jahrregifter, die nur allein von einem Jahre Rechenfchaft gaben, Man beobachtete bey diefen Schnüren, oder bey dieſen Fäden ftets Die Ordnung der Einheit, als wenn man fagete ein Zehner, ein Hunderter, ein Taufender, ein Zehntaufender. Sie giengen felten über das Hunderttauſend. Denn, da jede Stadt ihre befondere Rechnung und jede Hauptſtadt ihre Provinz Hatte; fo befief fich die Zahl niemals fo hoch. Wenn fie indeffen bey Hunderttaufenden härten zäßlen müffen: fo würden fie es haben thun Fönnen, weil ihre Sprache zu allen Zahlen der Rechenfunft Fähig ift. Cine jede von diefen Zahlen, die fie nad) den Knoten der Fäden zähleten, war von der andern abgetheilet ; und Die Kno— ten einer jeden Zahl hingen an einem, wie die an einem Francifcanerfteicke; welches um fo viel leichter geſchehen konnte, weil fie niemals über neun giengen, die Einheiten fo we— nig als die Zehner u. ſ. w. Die größte Zahl, welche das zehnte Taufend war, fegeten fie an den oberften Faden, und tiefer unten das Taufend, u.f.f. Die Knoten eines jeden Fa— dens und einer jeden Zahl waren einander gleich, und auf die Art gefnüpfet, wie ein qu- ter Rechenmeifter die Zahlen zu fteflen pfleget, wein er eine große Rechnung machen will. Es gab unter den Peruanern eigene und ausdruͤcklich dazu beftellete Leute, welche Dies fe Quipue oder Knotenſchnuͤre verwahreten. Man nennete fie Quipucamayu das ift, der das Amt der Rechnungen bat, oder der Rechnungsführer; und man nahm nur dieje- nigen dazu, deren Redlichkeit und Einficht man vor andern vorzüglich erkannt hatte, Die Anzahl diefer Quipucamayue mußte der Zahl der Einwohner aller Städte der Provinzen gemäß ſeyn. So klein eine Stadt auch war, fo mußte fie dennoch wenigftens ihrer viere haben, und fo flieg es weiter hinauf bis zu zwanzigen und auch wohl dreyßigen. Ob fie gleich alle zufammen nur einerley Kegifter hatten, und folglich auch nicht mehr al einen einzigen Rechnungsmeifter gebraucher hätten: fo wollte der Ynca dennoch) , daß ihrer mehrere in ei- ner Stadt ſeyn follten, um den Berrügerenen den Weg zu verbauen; weil ihrer wenige ſich mit einander verftehen fonnten, welches bey ihrer vielen nicht fo leicht angienge, : Ale Schagungen, welche der Pnca jährlich erbiele, wurden nach Knoten berechnet; und es fehlete Fein Haus, welches nicht nach feiner Art und Eigenfhaft dabey angegeben war. Man fah da die Rolle ber Kriegesleute, dererjenigen, welche das Jahr über geblie- ben waren, der neugebohrenen Kinder, der Berftorbenen, deren Anzahl man nach den Monaten anzeigete. Mit einem Worte man begriff unter diefe Knoten alles, was durch Zahlen konnte gerechner werden, fo, daß man auch die Anzahl der Treffen und Gefechte, der Geſandtſchaften von Seiten der Yncae , und derer Erklärungen, welche die Könige ge> than hatten, damit bemerfere, Man konnte aber den Inhalt der Gefandefhaft, die aus- drüclichen Worte der Erklärung und andere dergleichen biftorifche Begebenheiten und Um⸗ fände nicht durch die Knoten ausdruͤcken; weil es bier auf mündlich vorgebrachte —— am, im Ameriea. Vn Buch. Von 005 kam, und die Knoten zwar wohl eine Sache und Zahl, aber kein Wort, und keine Rede | wiſſen⸗ angeben konnten k). febaften der Un nun diefem Mangel abzuhelfen, harten fie gewiſſe Merfmaale, woraus fie die er Peru: merkwürdigen Vorfälle, die Gefandrfchaften und Erflärungen erfannten, welche zu Krie⸗ ge8- und Friedenszeiten gefehehen waren, Den wefentlichen Inhalt derſelben ferneten die Erhaltung Quipucamayue auswendig, und fehreten ihn einander Durch die mündliche Sage, die vom der Geſchichte Vater auf Sohn kam. Vornehmlich aber geſchah ſolches in denen Städten oder Sand, durch fie, ſchaften, mo diefe Dinge vorgefallen ; und wo fid) das Andenfen davon mehr, als an eis nem andern Orte, erhielt, weil ſich die Eingeboprenen des Sandes natürlicher Weiſe eine Ch- ve daraus macheten, folches zu wiffen. Sie bedieneten fi) auchnoch eines andern Mittels, ihre merkwuͤrdigen Thaten, Begebenheiten , Gefandefihaften, darauf ertheilete Antworten und andere Vorfälle auf die Nachkommenſchaft zu bringen. Die Amsutae brachten ſolche in eine Eurzgefaßte ungebundene Erzählung, nad) Art eines Maͤhrchens, damit die Väter folche ihren Kindern, und die Stadtleute den Sandleuten erzäblen könnten; und indem fie alfo von einem Alter aufs andere und von einer Derfon zur andern giengen, fo war nie- mand, welcher nicht, das Andenken davon erhielt, Hierzu Fam noch, daß ihre Hara⸗ vecke oder Dichter ausdruͤcklich Eleine Verſe oder Siederchen verfertigten, worinnen fie Die Gefchichte, die Geſandtſchaften oder Antworten und Erflärungen ihrer Könige kurz ver— faſſeten; und auf die Art dasjenige ausdrücfeten, was fie durch ihre Knoten nicht anzeis gen Fonnten. Sie fangen diefe Verſe gemeiniglich bey ihren Siegesgeprängen , und feyerlichften Feften, bey der Krönung ihrer neuen Pncae und den Eeremonien, die fie beobachteten, wenn fie einen jungen Ynca wehrhaft oder zum Ritter macheten, Woll⸗ een num die Curacae oder Edelleute die Gefhichte ihrer Vorfahren, oder dasjenige, was in einer Sandfchaft merfwürdiges vorgegangen, wiſſen: fo ſchicketen fie fo gleich zu die— fen Quipucamayuen, welche vermittelſt derer Knoten, die fie verwahreren, und die ihnen ſtatt der Gefchichte, der Sahrbücher und Negifter dieneten, eine getreue Rechen⸗ ſchaft von allen den denkwůrdigſten Begebenheiten geben konnten. Dieſe Quipuca⸗ mayue waren, kraft der Pflicht ihres Amtes, verbunden, von allem, was man ſie aus der Baterlandesgeſchichte befragete, Bericht zu ertheilen. Damit fie ſolches mit deſto groͤ⸗ fierer Ehre thun Fonnten: fo ſtudiereten fie diefe Knoten unauf hoͤrlich, damit fie die muͤnd⸗ liche Sage, die fie von den Thaten ihrer Vorfahren gehöret hatten, deſto beſſer aus: weridig behielten, Sie waren daher auch von der ordentlichen Schatzung und als fen * Dienſten befreyet, damit fie Muße haͤtten, ſich täglich vollfommener zu machen, Durch eben diefes Mittel macheten fie ſich auch fähig, von ihren Gefegen, Verord— und der Geſe⸗ nungen, ihren Gebräuchen und Ceremonien zu veden. Denn durd) die Farbe des Fa— ge — dens und durch die Anzahl der Knoten verſtunden ſie, was dieſes oder jenes Geſetz ver Re both, und was für Strafe die Uebertreter deffelben leiden follten. Sie wußten auch, was für Opfer man Der Sonne an gewiffen Feften des Jahres bringen mußte, was für Verordnungen oder Befehle zum Beſten der Witwen, Fremden und Armen gege- Bbobb2 ben x) Es iſt daher ungegruͤndet wenn einige Se: ſerer 24 Buchſtaben gedienet, und fie haͤtten aus ſchichtſchreiber vorgegeben, Diele Knoten und die dieſer Erfindung eben den Nutzen gehabt, den wir Farbe ihrer Fäden hätten den Peruanern ſtatt un⸗ aus unferer Schrift und. den Büchern haben, x Wiſſen⸗ ſchaften der alten Peru⸗ aner. 564 Reiſen und Entdeckungen ben worden. Kurz, ſie konnten von allen Sachen ihres Landes geſchickt und fuͤglich reden, welche fie durch die mündliche Sage erlernet und auswendig behalten hatten. Denn je: der Faden oder jeder Knoten brachte ihnen dasjenige wieder ins Gedaͤchtniß, was er ent- hielt. Eigentlich waren alfo diefe Quipu, wo es nicht auf Zahlen anfam, nur bloße Erinnerungszeichen, die-durd) eine mündliche Erklärung oder eine befondere Berabre- dung, was fie bedeuten follten, erſt mußten verftändlich gemacht werden, Auf diefe Art wurden fie zuweilen gebrauchet, einige Nachrichten und Zeitungen zu überbringen , und waren als fo viel Chiffren, wodurch fich der Ynca und feine Statthalter mit. einander ver- ffunden, und wußten, was fie zu thun hatten. Sie blieben daher auch nicht immer bey einerley Weife, fondern fegeten nach Befchaffenheit der Sache bald diefe, bald jene Farbe vor, wie fie es ausgemacht und nachdem fie ihm eine Bedeutung angewiefen hat: ten. Die gemeinen Peruaner fahen diefe Dinge als heilig an. Die Vornehmern und Berftändigern aber wandten alle Mühe an, weil fie nicht den geringften Gebrauch, der Buchſtaben hatten, daß fie dasjenige, was fie bey Gelegenheit diefer Zeichen oder Kno— ten gehövet, nicht wieder vergeffen möchten. Denn ein Indianer, welcher nicht aus der mündlichen Sage ihre Rechnungen oder Gefchichte gelernet hatte, war dabey eben fo unwiſſend, als ein Spanier oder ein anderer Fremder, faget Garcilaffo 2). Ihre Muſik. Obgleich die alten Peruaner Dichter und Saͤnger hatten: ſo waren ſie doch in der Tonkunſt noch nicht ſehr geuͤbt, wovon ſie nur einige Accorde wußten. Die Col⸗ laer hatten gewiſſe Inſtrumente, die aus vier oder fuͤnf zuſammengefuͤgten Schilfroͤhren beſtunden, deren jedes un einen Ton höher war, als das andere, nach Art der Orgel— ‚pfeifen. Wenn man diefes Inſtrument fpielete: fo entftund daraus eine Harmonie von vier verfchiedenen Tönen. in anderer antwortete ihm in einer Duinte und in aller— band Tönen, die fie höher oder tiefer angaben, ohne einige Diffonanz. Sie kannten aber die Verminderung der Töne, nicht und hatten lauter ganze Töne und von einem einzige Maaße. Man lehrete große Herren auf Inſtrumenten fpielen, um bey dem Kö- nige Mufif zu machen; und fo grob auch ihr Gefang war, fo war er doc) nicht bey ihnen gemein; und fie hatten Mühe genug, ihn zu lernen. Ihre Pfeifen waren von vier oder fünf Tönen, wie unferer Hirten ihre: fie wußten aber nicht die Kunft, fie mit einander zu ftimmen, daß ein Concert daraus entjtanden. Auf diefen Pfeifen blie- fen fie ihre Siebesliederchen, in jedes Lied hatte feine befondere Melodie, und fie fonn- ten nicht zwey verfchtedene unter einerley Töne bringen; weit fonft ein Liebhaber, wel: cher feiner Schönen den Zuftand feiner Leidenſchaft auf feiner Pfeife zu erkennen gab, und durch die Verfchiedenheit und Miſchung der freudigen und traurigen Töne die Sreude oder Berrübniß feines Herzens anzeigete, fie nur würde irre gemacht haben, wenn er zweyeriey Leder nach einerley Melodie gefpielet haͤtte. Diejenigen Berfe aber, welche fie auf ihre Krieges und Heldenthaten verfertigten, fpieleten fie nicht auf ihren Floͤten, als welche nur für ihre Siebften waren m). War nun der Zuffand der freyen Künfte und Wiffenfchaften unter den Peruanern eben niche fehr beträchtlich: fo waren auch die gemeinern Künfte und Handarbeiten nicht viel beſſer, und ihre Gefchicklichkeiten in den meiften ſehr gering, ob man = glei I) Sm IX Cap. des VI Buches a. d. 295 ©, =) Garcilaſſo IE Buch XXVI Cap. a. d. 114 ©. in America. VI Buch. V Cap. 565 gleich über einige ihrer Werke fee verwundern muß, und faft nicht begreifen kann, wie Wiſſen⸗ fie folche Haben zu Stande bringen Fönnen, Wir wollen mit denen $euten anfangen, ſchaften der die an den Feueröffen und, Schmelzoͤfen gearbeitet. Es gab deren eine große Menge alten Perur unter ihnen, und fie arbeiteten ohne Unterlaß: dennoch aber verftunden fie ſich nicht duer— darauf, mie fie Das Eifen oder die andern Metalle recht bearbeiten und brauchbar mas Schmiede und chen fflten. Sie hatten viele Berge und Gruben, die Eifen enthielten, welches fie deren Werk⸗ Quillay nannten: fie konnten es aber niche herausbringen, Statt der Werkzeuge zu ieuge ihren ordentlichen Arbeiten macheten fie fih welche aus gewiſſen ſehr harten gelblichen und grünen Steinen, Die fie dadurch glatt macheren, daß fie folhe hart an einander rieben, und die fie wegen ihrer Seltenheit fehr hoch fehägeten. Sie wußten auch Feine Hämmer und feine Stiele daran zu machen, und bedieneten fich an deren Stelle ges wiffer Werkzeuge, die aus einer Zufammenfegung von Meffing und Kupfer gemacht wa⸗ ven, Diefe Werkzeuge find insgefamme viereckig. Einige nehmen die ganze Hand ein, fo weit man damit fafien fannz und fie bedienen ſich derfelben zu dem ſtaͤrkſten Schlagen und Klopfen. Die andern ſind von mittler Groͤße, andere klein und andere endlich ein wenig lang und dieſe ſind am bequemſten, Sachen zu bearbeiten, die ſie hohlrund machen wollen. Sie halten ſie in der Hand, als wenn es Steine waͤren, und ſchlagen damit aus allen Kräften auf die Materien, die fie bearbeiten wollen. Sie wiffen weder Feilen, noch Grabſtichel, noch auch gehörige Blafebälge zu machen. Wenn fie alfo einiges Metall ſchmelzen wollten: fo brachten fie folches nur vermittelt ihres eis genen Athems zu Stande, den fie durch gemiffe Eupferne Röhren, ungefähr einer hal ben Elle fang, bliefen, und deren fie mehr oder weniger braucheten, nachdem der Guß groß oder Elein mar. Diefe Röhren fiefen an dem einen Ende enger zufammen, 10 nur ein Eleines Loch war, damit der Wind mit defte ftärferer Heftigkeit herausdränge. Wenn fie etwas zu ſchmelzen hatten: fo maren ihrer viele wohl zehn bis zwölfe Tage lang binter einander zufammen und funden um Das Feuer herum, welches fie aus vollem Munde mit ihren Röhren anbliefen. Sie hatten weder Zeuerzangen, noch andere Zan⸗ gen, das Metall aus dem Teuer zu bringen, fondern bedieneten fich dazu eines Stockes, oder einer Fupfernen Stange. Vermittelſt derfelben warfen fie es auf einen Haufen ans gefeuchterer Erde, wo fie es auf after Seiten fo lang herumkehreten, bis es kalt war, und fich Handthieren ließ. Obgleich ihre Art zu arbeiten fe grob wars fo macheten fie dennoch ſehr wunderfame Arbeiten und vornehmlich in Gold, wovon einige Stüde fo fein, und andere fo kuͤnſtlich zufammen gelötet waren, daR auch europäifche Künftler das Geheim⸗ niß, wie folche Härten koͤnnen verfertiget werden, nicht anzuzeigen vermochten. Da ſie uͤber dieſes aus der Erfahrung wußten, daß der Dampf von den Erzten der Geſundheit fhadete: fo ſchmetzeten fie niemals in ihren Käufern, fondern allezeit in Freyem auf öffentlichen Plägen, Die Zimmerleute des Landes waren noch weniger mit Werkzeugen verſehen, als Zimmerleute. die Schmiede; weil fie nur eine Are und einen Hobel hatten; womit fie von den Schmie- den, die ordentlicher Weiſe bloß in Kupfer arbeiteten, verfehen wurden. Man nannte folches Anta; und es wurden auch Haken, Meffer und Schlägel oder Haͤmmer daraus verfertiget a). Hatten die Zimmerleute das Holz gefällee und zugehauen: fo macheten Bbobbz— fie 2) Ebendaß. V Buch XIV Cap. a. dr 244 ©, aner. 6 Reiſen und Entdeckungen Wiſſen⸗ ſie es durch Schaben rein und eben, damit ſie es zu den Gebaͤuden oder andern Sachen ſchaften der hrauchen konnten. Sie bedieneten fich keiner Nägel oder Klammern, damit das Holz⸗ alten Peru⸗ werk juſammen hielte, ſondern banden es mit gewiſſen Seilen aus Binſen zuſammen, die beynahe eben fo gebrauchet werden, als anderswaͤrts die Bindweiden. Maͤurer. Was die Maͤurer anbetrifft, ſo hatten ſie zu Behauung der Steine nur gewiſſe ſchwarze Kieſel, Hihuana genannt, womit fie ſolche mehr zerſchlugen, als behaueten. Wenn ſie Steine in die Hoͤhe bringen oder hinunterlaſſen mußten: fo haften fie dazu we- der Krane noch Gerüfte, noch andere Werkzeuge, fondern mußten alles mit den Aermen thun. Ungeachtet diefer Beſchwerlichkeiten führeren fie dennoch) fo fhöne Gebäude auf, daß es unmöglich feyn würde, folhes zu glauben, wenn niche die erften Berichte der Spanier bierinnen einftimmig wären, und die Leberbleibfel noch davon jeugeten 0), Wir werden weiter unten noch davon reden, und daraus ihre GefehicklichFeie in der Baukunſt ein wenig mehr Fennen lernen. Anderer Dieſe Handwerfsleute harten, wie Garcilaffo aus dem P. Blas Valera anführet p), Handwerker insgefamme ihre Gefchworenen oder Obermeifter und ftunden immer einer unter dem an- dern, mußten auch ihre Kinder eben das Handwerk lehren, das fie trieben. Dieſer Pa— ter will auch, daß fie noch viele andere Handwerker gehabt hätten; und es läße ſich aus ihren Policeyanftalten leicht erweiſen, daß fie gleichfalls eigene Weber, Schneider und Schufter müffen gehabt Haben, wenn es gleich nicht weniger wahr ift, daß jeder Krie- gesmann, und fo gar jeder Ynca, feine Schuhe felbft mußte verfertigen fönnen; und jede Frau für ihr Haus Zeuge webete und ſchneiderte. Denn da Schuhe, Zeuge und Klei⸗ der, wie wir oben gefehen, von einigen Sandfhaften zur Schagung geliefert wurden: fo mußten deren Einwohner ja wohl dergleichen Handwerksleute feyn. und Geraͤthe. _ Anftatt der Pfrieme und Nadeln bedieneten fie ſich gewiſſer febe langer Dorn- ftacheln, die in dem Sande wachfen: was fie aber damit macheten, fah vielmehr mie geftopft, als wie genähet, aus. Diefe Dornſtacheln nüßeten ihnen vornehmlich, ihre Klei⸗ der dadurch auszubeſſern. Denn wenn fie mit folhen wo hängen geblieben und ein sch bineingeriffen oder ein Zunfen darauf gefallen, und eines hineingebrannr batte: fo 30- gen fie einen Faden von eben der Farbe, als der Rock war, durch diefen Dorn und näheten damit von einem Ende bis zum andern, um das Zerriffene zu bedecken, wo— durch fie es denn fo fauber zuftopferen und ergänzeten, daß es nicht ließ, als wenn da jemals ein Loch geweſen wäre, Um folches defto leichter ins Werk zu richten und den Zeug an beyden Enden gleich zu machen, bedieneten fie fich ftart eines Rahmes oder Leiſtens eine mitten durchgeſchnittene Calebaſſe, oder auch wohl den Umfang eines irde- nen Topfes, welches bey ihnen eine fo fehöne und fo vortreffliche Erfindung war, ihre ‚Kleider zu flicken, daß fie ſich gemeiniglich über die Spanier ‚aufbielten, wenn fie fa- En * ſolche es anders macheten, weil das Gewebe anders war , als der Indianer ihres g). Eben diefe Dornen dieneten ihnen auch, Kaͤmme daraus zu machen, um ihre Haa— ve damit zu ſchmuͤcken. Was ihre Spiegel betriffe: fo hatten die Frauenzimmer von koͤnig⸗ 0) Ebend. IT Buch XXVIII Cap. a. d. ia1 ©, g) Ebend. IV Buch XIV Cap. a. d. 198 ©, 0) Ebend. V Bud) XIII Cap. a, d. 242 ©.- in America· VI Buch. V Cap. 567 Eönigfichem Geblüte welche von geſchliffenem Silber, die gemeinen aber nur von Mefing wien - oder Kupfer; weil ihnen der Gebrauch des Silbers unterfaget war. Die Mannspers febaften der fonen Hingegen hielten es ſich für eine Schande, ſich im Spiegel zu befehen r). en Perus Man muß noch hinzuſetzen, daß fie fich zur Bereitung ihres Effens irdener &e — fihirre bedieneten. Um ihre Speifen zu kochen, hatten fie in ihren Häufern ſtatt Des Heerdes gewiffe Defen von Thone, groß oder £lein, nady dem Vermögen des Einwoh⸗ ners. Sie macheten darinnen durch die ordentliche Oeffnung Feuer an und oben auf dem Dfen hatten fie zwey ober drey Löcher, mehr oder weniger, um die Töpfe Darauf zu fegen, worinnen fie ihr Effen Focheten. Sie bedieneten ſich diefer Erfindung, um das Holz zu ſparen: fie wunderten ſich auch fehr, als fie faben, dag die Spanier in ihren Küchen fo viel Holz verbraucheten und unnig verbrennen ließen s). Es ſcheint, daß diefe nachher ihre Art mugbar gefunden, und fie bey ihren irdenen Defen, die fie Bi⸗— charras nennen, nachgeahmet haben. Frezier hat folche abgezeichnet und nad) ihrem Durchfehnitte in Kupfer vorgeftellet. Daraus und aus feiner kurzen Beſchreibung ders felben ſieht man, daß fie alle Aehnlichkeit mit der alten Peruaner ihren haben #), Das vornehmfte Gefhäffte derfelben war unftreitig das nötbigfte unter allen, der Feldbau— Feldbau. So bald der Anca eine Provinz unter fich gebracht: fo gab er Befehl, es Pereitung dee follten die Ackerlaͤnder, das iſt diejenigen, welche Maiz trugen, mit mehrer Sorgfalt Fandes dazt. gebauet werden. Er brauchete bierzu die Feldmeffer und Brunnenmeifter, deren es einige fehr geſchickte unter ihnen gab, wie man es noch beutiges Tages aus einigen Weberbleibfeln fehliegen fann. Diefe macheten überall Gräben, wo man Felder anbau- en fonnte, weil es in dem ganzen Sande ihrer ſehr wenig giebt, welche Getreyde fragen, Eben das thaten fie auch in Anfehung der Viehweiden, und. durch den Heberfluß an Waſſer, welchen fie durch diefe Art von Schleufen bekamen, halfen fie der Trockenheit des Herbftes ab. Nachdem fie diefe Gräben gemacht baten: fo ebeneten fie die Felder und marheten fie vierecfig, damit fie beſſer gewäffert würden. Außerdem macheten fie, um die Erdhuͤgel oder höckerichtern Oerter, deren Boden gut war, defto beffer zu ebe= nen, Abfäge oder Plattformen. Um folches ins Werk zu richten, führeten fie drey Mauern von guten Steinen auf, eine vorn und die andere auf den Seiten, welde fie etwas abhängig baueten, wie die meiften Mauern, die fie aufführeten, damit folche die Saft der Erde defto beffer tragen Fönnten, welche fie mit der Mauer gleich mache: ten. Auf dem erfien Abſatze macheten fie einen andern, welcher Fleiner war, und darauf noch einen driften wiederum etwas kleinern. Auf dieſe Art gewannen fie nach und nach den ganzen Erdhuͤgel und ebensten ihn von außen in Geftalt einer Treppe, um von dem ganzen Sande, welches gut zum Sen war, und gewäffert werben fonnte, Fruͤchte zu sieben, Banden fie einige Zelfenadern dafelbft: fo nahmen fie folche vorher weg, und fülleten fie mit Erde an, damit fie ſich alles zu Nutze macheten, Die ers ften Abfäge waren die größten, und es gab welche von dreyhundert Schritten in ber Laͤnge und Breite. Die zweyten waren Fleiner, und fo nahmen fie immer weiter ab, bis auf die legten, welche zween bis drey Morgen Acker hielten, wo man Mais M onn⸗ r) Ebendaf. IT Bud xXxVm Cap. a. 8.122 ©, 5) Ebendaf, IV Buch XIV Cap. a- d. 198 ©, 3) Scesiers Reife nad) der Suͤdſee, II TH. XI Cap, a. d, 239 . x 568 Reiſen und Entdeckungen Wiſſen⸗ ſchaften der konnte. Die Hnea trugen fo viel Sorge, die Anzahl der Baulaͤnder zu vermehren, daß fie an verſchiedenen Orten Gräben von fünfzehn bis zwanzig Meilen weit herführen alten Peru⸗ ſießen, um fehr fleine Felder zu waͤſſern, aus Furcht, der Boden möchte unbebauef aner. Abtheilung deſſelben. Ordnung bey Beſtellung der Felder. liegen bleiben. Nachdem ſie alſo die Felder vermehret hatten: ſo maßen ſie die in einer ganzen Provinz aus, welche fie in drey Theile abtheileten. Der erſte davon war für die Son- ne; der zweyte für den König; und der dritte für Die Einwohner des Landes. Man ließ aber diefen letztern noch allezeit etwas mehr, als fie eigentlich befüen follten da⸗ mit fie keinen Mangel litten. Wuchs die Anzahl des Volkes unvermerkt in einer Pro- vinz, indem man Leute dahin fehickete: alsdann ſo nahm man von dein Theile der Sonne oder des Yınca fo viel ab, als man für die neuen Unterthanen noͤthig zu feyn erachtete; fo daß der König für fih und für die Sonne nur Diejenigen Stücke Landes behielt, welche brach Tiegen blieben, und niemanden zugehöreten, Diejenigen aber, welche man zu Ackerfeld gemacht, waren insgefammt den Sonnengütern und den Kammergütern des Königes zugefehlagen worden, weil der Ynca allein daran hatte arbeiten laffen. Außerde- nen Maizfeldern, die man bemäffern mußte, vertheileten fie auch die andern, welche nur den Thau des Himmels braucheren, und worauf fie andern Samen und Früchte fäe- ten. Don allen diefen Sändereyen gaben fie das Drittel den Unterthanen ‚ und das Uebrige der Sonne und dem Ynca. Weil ſolche aber aus Mangel der Wäfferung un fruchtbar wurden: fü befäeten fie diefelben nur ein» oder zweymal das erftelYahr, und lie- Ben fie darauf ruhen, um neue dafür zu bauen. Auf diefe Art erfegete der Ueberfluß der einen den Mangel der andern: Es gieng Fein Jahr hin, daß fie nicht die zum Maiz- tragen fähigen Felder befäeren. Sie wäferten und düngeren fie mit fo vieler Sorg— falt, daß fie beftändig trugen. Außer dem Maiz baueten fie auch ein gewiſſes Korn Quinua, welches faft dem Reife gleich war, und man in den Falten Gegenden diefes Sandes bauete =). Wenn fie einige Stuͤcken Feld beftelleten : fo thaten fie folches, wie alles, in der gehoͤ⸗ tigen Ordnung. Zuerſt beſtelleten fie die Felder der Sonnen, der Witwen und Waifen und derjenigen Perfonen ihre, welche Alter und Krankheit unvermögend macheten, etivas zu thun. Alle diefe Perfonen fegete man in die Reihe der Armen; und daher verord- nete der Mca, es follten ihre Felder gebauet werden, In jeder Stade oder auch wohl ° in jedem Vierthel derfelben, wenn fie groß war, fanden fich eigene $eute, Die ausdrüd: — lich dazu abgeordnet waren, daß fie die Felder der Armen tragbar machen ließen, Diefe Bedienten, die man Llactacamayu, das ift, Stadtcommiffare, nannte , nah: men die Mühe über fi), wenn es die Jahreszeit erforderte, das Feld zu pflügen, zu befäen , und einzuerndeen. Ehe fie aber daran arbeiteten: fo fliegen fie bey eingebroche- ner Nacht auf die dazu deftimmten Thürme, und riefen mit fauter Stimme, nachdem fie vorher auf einem Horne geblafen, damit man fie hören möchte, diefe Worte aus: Morgen ginge die Arbeit auf den Geldern der Unvermögenden an, welches man denjenigen, die Theil daran nehmen wollen, hiermit ankündiger, damit fie fich dabey einftellen Fönnen. Es fanden ſich auch mwirflich diejenigen von jeder Gemeine, welche aus der Rolle, die davon gemacht war , mußten, auf welchen Feldern 5 N ihrer a) Barcil. V Buch I Cap. a. d,29 ©, ; in America. VI Buch. V Cap. | 569 ihrer Verwandten oder Freunde fie ſich einfinden mußten, dafelbft ein. Kin jeder Wiſſen⸗ war verbunden, feinen Unterhalt mit zu bringen, und fich auf eigene und nicht auf der Ar- ſchaften der. men Koſten zu beföftigen ; welches fie Denn auch fehr willig thaten. Hatten diefe Unver— alten Pe: mögenden weder Maiz, noch anderes Getreyde zu ſaͤen: fo wurde ihnen folches aus den oͤf⸗ nr fentlichen Vorrathshaͤuſern gegeben. Die Felder derer Soldaten, welche im Kriege wa⸗ * ven, wurden ebenfalls fo, wie der Witwen, Waifen und Armen ihre, gebauet, und die Frau wurde fo lange , als der Mann im Kriege dienete, auf die Rolle der Witwen gefes ger, Ereignete es ſich, daß er im Kriege ftarb: fo trug man ganz befondere Sorge für ihre Kinder; und wenn fie zu ihrem gehörigen Alter kamen, fo verheirathere man fie auf Koften des gemeinen Weſens. Nachdem man alfo die Felder der Armen beftellet hatte: fo arbeiteten fie nach der Reihe an ihren eigenen; darauf an der Euracae ihren , welche am legten in allen Städten und Probinzen follten beftellet werden. x). Nach einer ausdrücklichen Verordnung des Muea mußten die Selder feiner Untertbanen vor den feinigen befteHer, beſaͤet und geerntet werden; und fie unterliegen auch nicht, folcher zu folgen, weil die Könige nicht in ſchlech— ten Umitänden ſeyn fönnten, wie fie ſageten, wenn es die Unterthanen nicht wären, Wenn fie fich mit der Arbeit auf den Feldern des Ynca und der Sonnebefhäfftigten: bey fo giengen fie insgeſammt mit vielen Freuden Dazu, Sie zogen ihre beften Kleider an, yer * worauf große Gold⸗ und Silberplatten an allen Seiten fehimmerten; und pußeten fich den Sonnenfelder Kopf mit vielen ſchoͤnen bunten Federn. Wenn fie die Brachfelder umackerten, wobey fie ſich am meiften freueten fo fangen fie verfchiedene Lieder zum Lobe ihrer Yncae, und macheten diefe ganze Arbeit zur Luſtbarkeit. In dem Bezirke der Stadt Cuzco, an dem Orte des Hügels, wo die Feftung ſtund, lag ein großes Stück Land, Colcampata ger nannt, welches fie unter die vornehmften Reichthuͤmer der Sonne rechneten, weil es das erfte war, welches ihr in dem ganzen Neiche ber Mea gewiedmet worden. Dieſes Feld zu beſtellen, war nur denen von koͤniglichem Gebluͤte erlaubt; ſo, daß nur allein die Yn— cae und Pallae auf folchen arbeiten fonnten. Weil diefes ein befonderes Vorrecht war: fo thaten fie es gern, und feyerten diefen Tag mit großen Sreudenbezeugungen , vornehm⸗ lich wenn fie eg umackerten. Darauf pußeten fich die Yncae mit ihren vornehmften Zier- rathen und foftbarften Kleinodien. Waͤhrender diefer Arbeit vergaßen fie alle ihre Be⸗ fümmerniffe, und fangen um bie Wette, ihr Vergnügen darüber zu bezeugen, daß fie diefe Arbeit hun Fonnten. Ihre $ieder, die fie zum Lobe der Sonne und ihrer Könige fangen , waren alle zufammen auf das Wort Haylli gemacht, welches in der allgemeinen Sprache Triumph hieß, als wenn fie damit anzeigen wollten Daß fie. durch Umarbeitung der Erde gleichfam über fie fiegefen , und triumphireten, und fich folche zinsbar macheten, daß fie ihnen Früchte Kiefern müßte. Unter dieſe Sreudengefänge miſcheten fie die anges nehmſten und unter den Kriegesleuten und Liebhabern gewoͤhnlichſten Wörter und Redens⸗ arten, und wandten ſolche auf die Erde an, wobey fie denn das Wort Haylli, als eine , . Mies x) Gareilaſſo erzähle ein Beyſpiel, daß zudes fen, vor einer armen Witwe ihren beforgen laſſen, uayna Capacs · Zeiten in einer Stadt von Chacha⸗ als ein Uebertreter der Geſetze, gehangen und der puya ein indianiſcher Statthalter , welcher die Fel- Galgen dazu felbft auf den Feldern des Curaca ers der eines Eumnen, der fein Anverwandter gewe- richtet worden. II Cap. V Buch, ad. 221 ©, Allgem, Beifebefebr. XVdmd Ceoec 270 Reifen und Entdeckungen — Wiederkehr ſo oft anbrachten und wiederholeten, als ſich es ſchickete, und ſie es zur Er— ——— haltung der Melodie noͤthig erachteten. —— Zu ihrer Pflugſcharre haben ſie gemeiniglich ein Stuͤck Holz, eines Armes lang, —— vorn flach, und hinten rund. Es iſt vier Finger breit, und hat eine ziemlich gute Spige, Ihr Aders um defto fiefer in die Erde zu gehen. Sie unterftügen oder verpfählen es gegen die Mitte zeug. mit zweenen Pfaͤhlen. Der Indianer ſetzet den Fuß auf die Pflugſcharre, und ſtoͤßt ſie durch das Druͤcken Dis an die Stüge in die Erde, Auf dieſe Art werfen ſie, da fie trupp⸗ weife gehen, fieben und fieben, acht und acht, bald mehr bald weniger, nachdem die An- verwandtſchaft groß oder Elein ift, an den Seiten der Furchen fo große Erdſchollen auf, daß, wenn man fie nicht gefehen hätte, man Mühe Haben würde, zu glauben, daß fo ſchwache Werkzeuge dergleichen Wirfung thun koͤnnten. Die Weiber helfen ihren Män- nern faft beftändig bey diefer Arbeit und bey Ausjätung des Unfrautes, Sie fingen auch mic ihnen und bemüben fich, zufammen einzuftimmen, wenn man das Wort Zahlli wie- derholen muß. Antheil eines Jeder Peruaner bekam fein Tupu y), oder abgemeflenes Stüc Sand, um dafelbft jeden von den feinen Maiz zu füen. Ein ſolches Tupu war zur Ernährung eines verheiratheren Man- Feldern. nes, wenn er noch Feine Kinder hatte, binlänglich. So bald er aber Kinder befam, fo gab man ihm für jeden Knaben ein Tupu, und für jedes Mägdchen ein halbes, Ber: heirazhete fich der Sohn: fo gab ihm fein Vater das Stüc Feld mit, welches er zu fei- nem Unterhalte befommen harte, Verheirathete fich aber die Tochter: fo gab man ihr fein Feld mit, fondern es war genug, daß ihr Mann welches hatte ‚fie zu ernähren. Man bekuͤmmerte ſich aud) weiter nicht um fie, wenn fie verheirarhet waren. Vorher aber, oder wenn fie Witwen wurden, oder niemand hatten, der fich ihrer annahm, unterließ man nicht, für alles zu forgen, mas ihnen nöthig war. Konnten die Aeltern ihrer Fel- der nicht entbehren: fo bebielten fie folche; fonft aber gaben fie diefelben der Gemeine wie: derum zuruͤck, weil man fie weder verfaufen, noch Faufen fonnte, - Was die Felder be: traf, die man zur Beſaͤung mit Hülfenfrüchten gab, und nicht waͤſſern durfte: ſo theile— ten fie diefelben auf eben die Art aus, wie die Maizfelder. Was die Abtheilung der Tel: wer für die Vornehmen, die Curacae, welche Herren über viele Dienftleute waren, be: traf: fo befamen fie nach der Anzahl der Weiber, Kinder, Mägde und Knechte, die fie Hatten, mehr oder weniger. Eben diefes Verhaͤltniß wurde auch in Anfehung der Yncae von Föniglichem Geblüte beobachtet, nur mit dem Unterfchiede, daß ihr Antheit beträchtli- cher war, und man ihnen die beften Selder gab, ohne den Theil mit darunter zu begrei- fen, welchen fie alle insgemein an den Gütern des Koͤniges ſowohl, als der Sonne, hatten. Düngung ihr Sie düngeren die Felder, um fie feuchtbarer zu machen; auf dem platten $ande um ver Gelder. Cuzco ſowohl, als in den meiften bergichten Gegenden, braucheten fie Menſchenmiſt. Sie ſammelten ihn mit unglaublichen Fleiße; und nachdem fie ihn getrocknet, und zu Staube gemacht hatten „ fo bebieneten fie fich deffelben, das Erdreich damit zu duͤngen, welches Mai; trug; weil fie ion hierzu viel dienlicher hielten, als allen andern Miſt. Man färte Papae und andere Hülfenfrüchte in dem ganzen Lande Collao über Hundert und funfzig Meilen um: v ber, 9) Diefes Wort bedeutet Überhaupt ein Maaß, teeydemaaß Poccha, welches etwan fechs Scheffel und wird auch beym Waſſer, Weine und aller: enthält. Auch eine Meile heißt Tupu bey ihnen, hand Getraͤnke gebrauchet: doch nennen fieihr &er und fie geben diefen Namen ebenfalls — großen adeln, in America. Vl Buch. V Cap. — ber, woſelbſt wegen dar kalten Gegend Fein Maiz wuchs, und nahm bafelbft auch den an⸗ Wiſſen⸗ dern Mift zum Duͤngen. An der ganzen Seefüfte von Arequepa bis Taracapa duͤngete febaften der man bloß mic dem Mifte gewiſſer Vögel, die fie Seefperlinge nennen, und deren fich alten Pe- eine erſtaunlich große Anzahl in den wüften Eylanden an der Küfte aufhält, welche fie kusner. durch ihren Mift jo weiß machen, daß man fie für mit Schnee bedeckte Berge halten ſollte. Die Yncakoͤnige trugen eine befondere Sorgfalt für die Erhaltung diefer Vögel, und es war bey $ebensitrafe verbothen, einen davon zu toͤdten, oder zur Brutzeit auf ihre In⸗ ſeln zu gehen, damit man fie nicht verjagete. Sie behielten fih diefe Inſeln vor, um diejenigen Provinzen damit zu begnadigen , die es braucheten. War die Inſel groß, To gaben fie folche zwoen oder dreyen Provinzen zufammen, und fegeten ihnen ihre Graͤnzen, damit diejenigen aus einer Provinz denen aus der andern nichts entzögen. Wenn man auch dieſen Miſt austheilen mußte: ſo beobachteten ſie die Graͤnzen ſo wohl, daß ſie ohne diefelben zu übevtveten, eine gleiche Eintheilung unter Die Städte und Einwohner macheten.. Wenn jemand einen andern darinnen &bervortheilete, fo Foftete es Das geben; und wenn er mehr nahm, als ihm nad) Verhaͤltniß feiner Felder angewieſen war, ſo wurde er als ein Dieb beſtrafet. In andern Indem an eben der Kuͤſte duͤngt man mit Sardellenkoͤ⸗ pfen, die man dafelbft häufig auf die Selber fireuet oder vielmehr in einige dicht an einan⸗ der gemachte Löcher wirft, wo man vorher ein Paar Maizförner hinein geſtecket hat. Ob nun gleich das Meer eine ſehr große Menge lebendiger Sardellen daſelbſt an das Ufer wirft: fo faͤllt es doc) überaus ſchwer, den fandigen Boden recht fruchtbar zu machen, weil man kein Waffer hat, ſolchen zu befeuchten, und es gar nicht regnet. Ueberhaupt findet man in ganz Peru nur weniges Erdreich, welches zum Getreyde tragen faͤhig iſt; daher die Indianer ſich alles deſſelben zu Nutze zu machen geſuchet haben. Wenn die Felder, mo es nur wenig Waſſer gab, follten befeuchtet werden: fo befam Wäferung ein jeder Reihe herum fo viel als ihm nöthig war, damit fein Streit darüber entſtuͤnde. det deder Vornehmlich beobachtete man dieſe Weiſe in denen Jahren, wo eine Duͤrre einſiel. Weil die Erfahrung fie gelehret hatte, wie viel Waffer man zur Begießung eines Zeldes braus chete: ſo erlaubeten fie jedem Einwohner, eine gewiſſe Anzahl Stunden lang fein Feld zu begießen; und Das gieng nach der Reihe, ohne daß der Vornehmere und Neichere dem Geringen vorgezogen wurde. Berfäumete es jemand, fein Feld in der ihm vorgefchriebes nen Zeit zu waͤſſern: fo wurde er eremplarifch deswegen gegüchtiget, und man gab ihm öffentlich drey oder vier Steinwürfe auf die Schultern, oder man geißelte ihn auch mit Spigruthen auf die Aerme und Beine, und nannte ihn einen Muͤßiggaͤnger und Faullen⸗ zer, welches unter ihnen ein großes Schimpfwort war, und ſie durch Mezquitullu aus⸗ druͤcketen, das eigentlich ſoviel als Weichbein oder Zartknochen hieß 2). War nun die Erndteʒeit herbey gekommen: fo fuͤhreten ſie, nachdem ſie erſtlich für Vorrathshaͤn⸗ ſich und fuͤr die Armen, Witwen und Waiſen eingeerndtet hatten, auch die Fruͤchte von ſer. den Feldern des Mca und der Sonne ein. Sie brachten folche in die dazu beftimmten Borrarhshäufer, dergleichen es von dreyerley Arten in dem Sande gab, Sn einer jeden Stadt, groß oder Elein, waren ihrer zwey, und auf den großen Wegen, wovon wir. an -Ecee2 einem Nadeln, deren ſich die Franensperfonen bedienen, gebrauchet: ſo heißt es abmeſſen. Garcilaſſo ihre Kleider anzuſtecken. Wied eg als ein Zeitwort III Cap. V Buch a, d. 227 ©. Garcil. V Bud, IV Cap a. d. 225 ©, nr — Reiſen und Entdeckungen wiſſen⸗ einem andern Orte reden werben, fanden ſich die von der dritten Art. Die beyden erftern ſchaften der nannten fie Pirua oder Speicher, und verwahreten in dem einen den Vorrath, welcher ee bey einer Hungersnoth dienen follte; und in dem andern, dasjenige, was für die Sonne —— und den Pnca eingebracht wurde. Dieſe Kornhaͤuſer waren meiſtentheils viereckig ge⸗ bauet, aber nicht ſehr breit, und richteten ſie ihre Groͤße nach der Menge des Getreydes ein, welches ſie daſelbſt aufſchuͤtten wollten. Inwendig waren Abtheilungen nach Art der Gaͤnge, die man vermittelſt gewiſſer viereckigen Oeffnungen, welche man an der Vorderſeite gelaſſen hatte, anfuͤllen oder ausleeren Fonnte, wenn man wollte, Das Getreyde ‚der Sonne und des Ynca feines war von einander abgefonderr ‚ ob es gleich in einerley Bor: rathshaus gebracht wurde; und wenn man ihre Felder befäen mußte, fo nahm man auch den Saamen dazu aus eines jeden feinem befondern Verfchlage, Alles ‚was funfzig Mei: fen um Euzco herum auf den Seldern der Sonne oder des Mca geerndtet wurde mußte zum Unterhalte des Hofes nach dieſer Stadt gebracht werden: jedoch brachte man auch in. denen Städten, die fc) in diefem Bezirke befanden, einen gewiſſen Theil davon in die ordentlichen Borrathshäufer der Einwohner, damit man im Falle der Noth ihnen wars aus mittheilen koͤnnte. Die von den andern Städten außer dem Bezirke des Hofes ein- gefammelten Früchte wurden in dem Vorrathshauſe des Königes verwahret, von da man fie nach den andern Borrarhshäufern auf den öffentlichen Wegen brachte a), Zubereitung _ _ Man nannte aber den Maiz ben ihnen eigentlich Zara, und hatte zweyerley Arten des Maiz zur deſſelben, deren eine zärter und lieblicher war, als die andere. Cs hieß folche Capia, Speife und fo wie die harte Art Murucu. Man buch Brodt daraus, und aß ihn geröftet oder in zum Getränke Waſſer gekocht. Wenn man ihn mablen wollte: fo fehütteten ihn die Weiber auf einen gewiſſen fehr breiten Stein, und die Männer zermalmeten und jerrieben ihn mit einem an⸗ dern Steine darüber, welchen fie an zweyen Enden bielten. Diefer Stein war wie ein halber Mond gemacht, jedoch nicht ganz rund, fondern ein wenig lang und drey Finger breit. Auf eben die Are zermalmete man auch) das andere Getreyde. Sie bedieneren ſich dieſes Steines wie eines Waſchblaͤuels, und er zerknirſchete das Korn durch feine Schwere, Weil ihnen diefes aber fehr beſchwerlich zu ſeyn ſchien: fo aßen fie ordentlicher Weife Fein Brodt, um nur nicht dieſe Befchwerniß zu haben. Sie zerftießen das Korn auch nicht in Mörfern, ob fie folche gleich hatten. Sie macheten von dem Maize aber nur felten eine Art von Breye, Api genannt, twobey fie faufenderley Scherzreden führeren. Woll⸗ ten fie das Mehl von den Kleyen fondern: fo ſchuͤttete man es auf einen fehr faubern baum- wollenen Ro, und bewegete foldyes darauf. Dadurch Bing fic) das feinefte Mehl an den Rod, da die Kleyen hingegen fich davon abfonderten. Hernach war es ihnen leicht, das Mehl mitten in dem Rocke zufammen zubtingen, undfie fhütteten wieder anderes auf, um es auf eben die Are zu beuteln, fo fange bis fie genug hatten. Sie fichteten das Mehl aber nur auf die Art, wenn fie recht fein Brodt haben wollten; denn ordentlicher MWeife ° Buchen fie die Kleyen mit, welche auch ben dem Maiz nicht fo grob find. Das Brodt, welches fie buchen, batte nach feiner Beſtimmung dreyerley Namen. Cancu war das zum Opfer; Humintu das, an den Feyertagen, und Tanta das ordentliche gemeine Brodt, unter allen dreyen aber Fein weſentlicher Unterſchied. So hatten fie auch für den geroͤ⸗ — a) Ebend. V u. VIII Cap. a. d. 226 u. 230 ©. 6) Garcil. VI Buch, IV Cap. a. d, 286 ©. *) Ebend. VII Bud, IX Cap. a. d. 434 und folg. ©. in America. VI Buch. VCap. 573 geroͤſteten und gekochten Maiz eigene Namen, indem fie den erſten Chamcha, und den wiſſen— andern Muti, oder wie bie Spanier ihn fehreiben, Mote, nenneten. Ihr gewöhnlis ſchaften der ches Getränk macheren fie aus diefem mit bloßem Waſſer vermifchten Mehle, woraus fie alten Per denn auch vortrefflichen Eßig zu bereiten mußten, Cinige, welche der Trunfenheit mehr Fuaner- ergeben waren, als die andern, liegen den Maiz erft fo lange im Waſſer weichen , bis er anfing zu Feimen; darauf zermalmeten fie ihn und ließen ihn nebft noch andern Dingen ko— chen, Fläreten ihn darauf ab, und hoben ſolches auf, zum Getränke. Sie nenneten fol- ches Vinnapu, und es war fo ftarf, daß es auf der Stelle beraufchetez daher es denn auch) die Yrcae verbothen. Wollten fie ihr anderes Getränk, Aka genannt, machen: fo bedieneten fie ſich eines etwas trüben Waſſers dazu, welches nicht fehr lieblich und ftets etwas dief war, Denn nad) ihrer Meynung wurde Das Getränk dadurch beffer, und ſchlug niche fo leicht um ; daher fie auch eben nicht viel nach reinen und Elaren Duellen frageten 2). An denen Orten, wo fein Maiz wuchs, macheten fie ihe Getränf aus Quinua, einer Arc Hirfen oder Fleinen Reißes. Die Maizftengel find, ehe das Korn veif wird, ſehr füß, und bieneten ihnen, einen guten Honig daraus zu machen e). Vieh hielten die alten Peruaner eigentlich für fich nicht; und die Euracae felbft hat- Viehzucht. ten kaum fo viel, als fie für ihre Familie braucheten, wie denn auch die Weyden, ſolches zu ernähren, in dem Sande fehr felten waren. Der Ynca hingegen hatte, fo wie bie Son: ne, eine ungeheure Menge deffelben. Man nannte es überhaupt Llama, und theilete es in bas große und fleine ein. Damit man aber von diefer großen Menge Vieh defto beſ— fer Rechenfchaft geben koͤnnte: fo fonderte man fo wohl das große, als das Fleine, nach den Farben ab, indem es, wie bie Pferde, verfehiedene derfelben hatte. Das große, wel ches die Spanier Carneros nennen, wiervohl es mehr den Kameelen, als Schöpfen gleicht, außer daß es feinen Hoͤcker auf dem Rücken hat, wurde zum Safttragen gebrauchet; und das Eleine dienete vornehmlich mit feiner Wolle, die überaus fein und lang war, die drey⸗ erley Art obgedachter Zeuge daraus zu machen. Der Milch von beyden mußten fie fic) — auf keinerley Art zu Nutze zu machen: das Fleiſch hingegen mußte ihnen manchmal zur. Speife dienen 4). Diejenigen, die an der Seefüfte mwohneten, giengen zuweilen auf den Sifehfang. Fiſcherey. Sie bedieneten ſich dazu gewiſſer kleinen Netze und Angeln, womit ſie aber nicht viel ausrichten konnten, weil die Angeln nicht von Eiſen oder Stahle gemacht, und folglich auch nicht ſehr haltbar waren. Doch bedieneten fie ſich auch ihrer Wurf⸗ ſpieße, oder feiner! Art gewiſſer dazu gemachten Pfeile, woran fie eine Schnur oder eis nen binnen Strict gebunden haften, und fie alfo auf den Fiſch ſchoſſen, und ihn hernach an fich zogen, faft fo, wie es noch bey dem Wallfifchfange gewöhnlich iſt e). Allen Untertanen im ganzen Reiche war es verbothen, einiges Wild zu fällen, auf Altgemeine u. fer etwas Flügelwerf für die Tafel der Pncaftatthalter und Euracae, welches noch) tiber feyerliche diefes nicht anders, als auf ausdrücklichen Befehl, gefchehen konnte. Auch giengen die Jagd Hncakonige felbft für fich nur ſehr wenig auf die Jagd. Damit aber durch folche Nach: ficht, des Wildes nicht gar zu viel und dadurch den Feldern fehädlich werden möchte: fo wurde jährlich zu einer geroiffen Zeit in einer jeden Provinz eine allgenieine und feyerliche Jagd angefteller, welche fie Chacu — Der Ynca both dazu zwanzig bis dreyßig 3 tau⸗ h Ebend. EX und X Cap, des V Buches a. d. 232 und 235 ©. und XVI Cap. des VIII Buches a. d. 446 und 448 ©. e) Ebend. IL Buch, XVI Cap. a. d · 1008. Wiſſen⸗ ſchaften der alten Pe⸗ ruaner. \ 374 Reifen und Entderfungen tauſend Indianer mehr oder weniger auf, nachdem er es fir nöthig erachtete ‚den Lmfang zu machen, die ins freye Feld hinausgehen mußten. Darauf entferneten fie ſich in einer Reihe zur Rechten und Linfen von einander, und umitelleten ein großes Stuͤck Landes von zwanzig bis dreyßig Meilen, indem fie zu Graͤnzen des Ortes, wo fie jagen follten , die berühmteften Flüffe oder Berge nahmen, ohne daß es erlaubt war, eftwas von demjenigen Sandesbezirfe mitzunehmen, welcher auf das folgende Jahr beftimmer war, Sie erhoben ein folches Geſchrey, daß fie alle Thiere, die fie antrafen, fehlichtern macheten, und fie nad) denen Dertern zutrieben, wo fie wußten, daß der Sammelplag der beyden Haufen Jaͤger ſeyn follte, welchen Plag fie denn fo feit umftelleten, daß ein Thier entwiſchen konnte. Diefes war ihnen fehr leicht; weil fie die Gegenden wohl Fannten, und die Thie: ve alfo nur air folche Derter trieben, wo weder Gebirge noch Höhen ihnen in ihrer Jagd Binderlich fallen konnten. Sie famen damit auch fo leicht zu Stande, daß die von einer fo großen Anzahl Leute eingefchloffenen Thiere fich ohne Widerftand fangen ließen, Sie veinigten bey dieſen Jagden das Gefilde von allem, was fie an $öwen, Bären, Fuͤch— fen, Luchſen, Ozcollo genannt, deven es zwey- bis dreyerley Arten dafelbft gab, und andern dergleichen Thieren antrafen, die ihnen bey ihrer Jagd befchwerlich falfen konnten. Auf diefe Art fing man zuweilen wohl auf vierzig taufend Stück von dem Noth- wildpräte, als Rebe, Dambirfche, Gemſen, und andern dergleichen, die man Hug: nacu nennet, welche ein rauhes Haar haben, ohne die wilden Ziegen zurechnen, Vicun— nas genannt, Die ein ungemein feines und zarfes Haar haben. Alle dieſe Thiere fingen fie mit der Hand, und toͤdteten nur die äleften davon. Sie ließen die Geißen oder Weib: chen von allen diefen Thieren leben; und auch diejenigen Böcfe wieder laufen, die ihnen am tüchtigften zu feyn fehienen, die Wildbahne wieder zu bevölfern. Dieandern alleaber toͤdteten fie und theileren das Wildpraͤt unter fih. Sie tödteten aber fehr wenig Huana⸗ cue und wilde Ziegen; ſondern ließen fie wieder laufen, nachdem fie ihnen die Haare ab- geſchnitten, die ihnen ſtatt der feineften Wolle war, die man nur finden fonnte. Sie hielten mit ihren Quipu ordentliche Verzeichniffe über die wilden Thiere, alswenn es zah— me wären, wo nach einer jeden Art die Männchen von den Weibchen abgefonderr waren. Sie bemerketen es genau, wie viel ſchaͤdliche und nuͤtzliche Thiere getoͤdtet worden, damit ſie bey der kuͤnftigen Jagd wiſſen konnten, wie ſtark ſie ſich wieder vermehret haͤtten. Die Haare der Huanacue, oder beſſer ihre Wolle, wurde unter das Volk verthei— fet, und der wilden Ziegen oder Vicunna ihre, welche man ihrer überaus großen Fein- beit wegen fehr hoch ſchaͤtzete, wurde für den Ynca aufbehalten, welcher fie unter die Prin- zen vom Geblüte vertheilete, denen es nur allein erlaubt war, folche zu fragen. Gleich⸗ wohl konnten auch die Curacae durch ein beſonderes Vorrecht Kleider davon haben: allen andern aber war es bey Lebensſtrafe unterſaget. Das Fleiſch von den gerödteten Huana⸗ en und Vicunna theileten fie gemeinfchaftlich; und die Curacae ſelbſt nahmen mie DVer- U se Antheil davon, wie auch von dem andern Wildpräte, als Neben, Dam: hirſchen u. ſ. m. Diefe Jagd geſchah in jedem Gehege nur alle vier Yahre einmal, damit das Wild Zeit Hätte; jagdbar zu werden, und die Haare den wilden Ziegen beffer wüchfen, um fie mit mehrerm Mugen abſchneiden zu konnen, das Wild auch nicht gar zu fchüchtern würde, wenn man es alle Jahre jagere. Damit aber doch jährlich eine Jagd wäre: fo macheten fie { drey f) Ebend. VI Buch, VI Cap. 288 ©. $ F) Ebend. V Buch, IX Cap. a. d. 232 Seite, Acoſta XV Cop. zu Ende. I) in America. VI Buch. VCap. 575 drey oder vier Abtheilungen aus den Provinzen und jageten in einer davon jaͤhrlich nach der Reihe. Wiſſen⸗ Dieſe Ordnung erhielt die Wildbahne allezeit in gutem Stande, und ſchaffete den Einwohnern ſchaften der großen Nusen. Die Dncaftatthalter beobachteten in ihrer Provinz eben die Ordnung bey ih: gehe = ten Yagden und wohneten denfelben perfönlich bey, damit man das Wildpret und die Wolle unter — das Bolkgleich austheilete, und auch die Armen, Kranfen und Alten nicht übergienge F). Beil aber die Wolle, die fie bey dieſen Jagden befamen, nicht wuͤrde zugereichet Sie hatten haben, das ganze Volk zu befleiden: fo theileten die Yncae alle zwey Jahre ihren geſamm⸗ fen Unterthanen überhaupt und den Curacaen beſonders fo viel Wolle mit, als fie zu ih⸗ rer und ihrer Familie Kleidung braucheten. Dieſe war von den Heerden oder Llama des Ynca, und mußten die Decurionen oder Zehner dahin fehen, daß folche in einem je— den Haufe gehörig verarbeiter wurde. In den warmen $ändern gab man ihnen Baum⸗ wolfe zu ihrer Bekleidung , die man ebenfalls von den königlichen Einkünften nahm, Da fie nun auf diefe Art mit Kleidern verfehen wurden: fo fehlete es ihnen, an nichts, was zur $ebens Nahrung und Nothdurft gehoͤrete; und es fand fih niemand unter ihnen, wel⸗ cher arım konnte genennet werben, ober genöthigee gewefenwäre, Almofen zu beten 5). £eine Bettler. Die Yncae trugen auch außerdem Sorge, daß es den Reiſenden an feinen Moth- Bewirthung wendigfeiten und Bedürfniffen unterwegens fehlen möchte. Zu dem Ende errichteten fie der Reiſenden. auf allen Wegen Gafthöfe ober Hofpitäler, welche man Corpabuafei nannte, und bie mit allerhand Vorrathe verfehen waren, den man aus den Vorrathshäufern des Königes in jeder Stadr hohlete. Dafelbft gab man ven Wanversleuten zu effen, und verſah fie mit allem, was fie braucheten. _ Wurden fie von ungefähr unterwegens krank: fo begegnete man ihnen mit einer außerorbentlichen Sorgfalt, und aus Furcht, es möchte ihnen etwas abgehen, gab man ihnen überflüßig. Das gemeine Weſen hielt fich unumgänglich für ver— bunden, ihnen beyzuſtehen, weil dieſe Leute nicht zu ihrem Vergnügen veifeten, noch ihrer eigenen Angelegenheiten wegen, fondern in Gefchäfften des Königes oder der Curacae, oder auch auf Befehl der Hauptleute und anderer hoben Bediente. Daher bewirtheteman fie fo wohl; und beftrafete hingegen diejenigen, die ohne rechtmaͤßige Urfache reiſeten, als Landſtreicher und Herumläufer 9). Der IX Abfehnitt, Bon den alten Denkmaalen in Pert. Gefäße. Gebäude aus einem einzigen Felſen. tem. Tempel zu Titicnen. Große Wege der Mörtel und Backſteine bey den Gebäuden. Meae. Herbergen an denselben. Waſſerleitun⸗ Pracht der koͤniglichen. Koftbare Gärten. Baͤ⸗ gen. Fahrzeuge von neben einander gelegten der. Tanzſaͤle Sonnentempel zu Cuzeo . Ne⸗ Balken; von Binſen; von Calebaſſen; von bengebäude für den Mond; für die Sternez Seehunden; Bruͤcken von Bindweiden; von für Donner und Biitz für den diegenbogen; für Strohe und Schilfe. die Priefter. Springbrunnen. Goldener Gar⸗ n es gleich Die Peruaner, wie wir gefeben haben, in den Künften und Wiffenfchaf- ten nicht fo gar weit gebracht hatten ; fo finden fich dem ungeachtet von ihnen noch ſolche Werke, welche die Bewunderung ber Meugierigen erwecken muͤſſen; indem fie nicht anders, als durch einen natürlichen Fleiß und anhaltende Aemſigkeit, haben fünnen zu Stande gebradjt werden. Ihre Gräber , welche die Spanier noch manchmal aus Be: gierde zu den darinnen verſtecketen Schägen umwuͤhlen, euthalten allerhand befondere Stü- de 2) Garcil. V Bud, IX Cap. a. d. 234 ©. \ 1 x Denkmaale in Peru. x 376 — Reiſen und Entdeckungen Denkmaale cke ihrer Werkzeuge, ihres Hausgeraͤthes und Putzes. Wir wollen aber davon bier Feine in Peru. weitere Anzeige thun, weil man aus des Don Ulloa Berichte ſchon alles dasjenige hat Schäude aus Gefäße, £ennen lernen, was Darinnen gefunden wird A). Unter den Gefäßen von mancherley Art, hat auch Frezier eines gefehen, welches-er der Befchreibung würdig geachtet hat, da er ei- nige andere nur im Kupferftiche mitgerbeilet. Es beftund ſolches aus zween Flaſchen an einander, jede etwan anderthalb Schuh Hoch, welche unten ein gemeinfchaftliches Loch hatten, Die eine war offen: auf der andern Mundloche aber faß ein Thierchen, tie ein Affe, welches eine Hülfe fra, Darunter befand fic) ein Loch, welches, wenn man in den Hals der andern Flaſche Waller hinein goß, oder das Hineingegoffene nur ruͤttelte, ein Gepfeife von ſich hören ließ; indem die gepreßte Luft der Släche des Bauches beyder Flaſchen nach diefem Löchelchen dringen, und dafelbft mit Gewalt hinaus gehen mußte. Er fehloß hieraus, es fönnte diefes Gefäß vielleicht eines ihrer mufifalifchen Inſtrumente geivefen ſeyn, weil fich wegen der Kleinigfeit und Geftalt Fein Getränk bequem darinnen aufhalten ließe), Allein, da man beym Ulloa die Abbildung von einem dieſem faft ähnlichen Gefäße antrifft: fo kann man es immer aud) für das Trinkgeſchirr desjenigen halten, in deſſen Grabe 'man es gefunden bat, Unter vielen peruanifchen Alterthuͤmern aber, die bald nach der Spanier Ankunft in einem einzigen dieſem Neiche ſchon Bervunderung verdieneten, fah man eines in der Provinz Tiahuanacu, Selfen . des Landes Callao, welches würdig war, in dem Andenken der Menfchen erhal: ten zu werden. Diego von Alcobaza, ein Meftize aus Euzco, und Miffionar bey vielen peruanifchen Bölferfchaften, ertheilete dem Garcilaſſo de la Bega folgende Nachricht davon. „Es findet fich diefes merkwuͤrdige Denkmaal, fchreibt er, an dem See, melchen die Spa: „nier Chucuytu nennen, deflen eigenthümlicher Namen aber Chuquivitu heiße. Man „sieht dafelbft (ehr große Gebäude, und unter andern einen Hof von fünfzehn Klaftern in Wierecke, und zwey Stockwerke Hoch. An der einen Seite diefes Pages ift ein Saal, „fünf und vierzig Schritt lang und zwey und zwanzig Schritt breit,und fo gedecket, wie die Ge— „mächer des Haufes der Sonne find, welches Sie zu Cuzco gefehen haben. Der Plag, „oder der Vorhof, deffen ich gedacht babe, die Mauern, der Saal, der Fußboden, das „Dach und die Thüren find alle aus einem einzigen Stücke gemacht, und in einen großen „Selfen gehauen, welches denn ein recht munderfames Meifterftück ift. Die Mauern des „Hofes find drey Vierthelellen dick; und ob gleid) das Dad) des Saales von Steinen ift, „ſo fcheint es’ doch gleichwohl nur von Strohe zu ſeyn. Die Indianer haben diefes mit „Fleiß fo gemacht, damit es ihren andern Wohnungen Hefto ähnlicher fehen möge, die fie „mit Strohe zu bedecken pflegen. Der See oder der Sumpf ftößt an die eine Seite der „Mauer; und die Einwohner des Sandes glauben, diefe Gebäude wären dem Schöpfer „der Welt gewidmet. Es giebt dafelbft in der Nähe noch eine Menge andere bearbeitete „Steine, telche verfchiedene Manns: und Frauensperfonen vorftellen, die fo natürlich ge- „macht find, daß man glauben follte, fie lebeten. Einige halten Gefäße in Händen, als „wenn fie trinken wollten. Andere fißen; andere fleben, und noch andere fiheinen „über einen Bach geben zu wollen, welcher durch diefes Gebäude queer hindurchfleußt. ' „Außers ) Sm IX Bande diefer Sammlung a. d. 342 2) Reife nach der Südfee IITh. XII Cap. a.d. und folg, ©. 3598. k) Hiftoire des Yncas Liv. II. Ch.I, p. 127. in America. VI Buch. VCap. 577 „Außerdem ficht man dafelbft auch Bildfäufen, welche MWeibesperfonen und Kinder vor⸗ Denkmaale „ſtellen, die fie an ihrer Bruſt oder an ihrer Seite haben, oder welche fie an den Rod: in Peru. »sipfel halten, vieler andern von allerhand Art zu gefhweigen. Die heutigen Indianer a — „halten dafür, es wären folches ehemals wirkliche Menfchen geweſen, und wegen ihrer be— _ „gangenen abfcheulichen Verbrechen, vornehmlich aber, weil fie einen Menſchen gefteini- „get hätten, der durch ihr Sand gereifee, in diefe Bildfäulen verwandelt worden %)., Eines andern erftaunlichen und durch Kunft und Aemfigkeit errichteten Werkes in diefer Provinz ift bereits oben unter der Regierung des Mayta Capar Erwähnung gefchehen 7). Die Häufer oder Schlöffer der Ancafönige, wovon nur noch bin und wieder einiges Mauerwerk übrig iſt, und an verſchiedenen Orten, ſonderlich aber in Euzco, zum Grunde anderer Gebäude , Kirchen und Klöfter gedienet hat, waren ſowohl wegen ihrer Größe, als der Pracht darinnen, anfehnlich. Don Ulloa hat uns einige derfelben in ihren itzigen Ruinen vorgefteller, und Garcilaffo fie nach ihrer alten Herrlichkeit abgefhildert. Da wir nun die Befchreibung des erftern anderswo bengebrachtm): fo wollen wir des leßtern feine ung hier zu Nuße machen, zumal da man daraus die Bauart der alten Deruaner und ihre Kunſt und Geſchicklichkeit darinnen etwas Fann Fennen lernen, wovon wir oben noch niche geredet haben. Die Steine zu diefen Gebäuden waren fo wohl bearbeitet, und fo gehörig aneinander gefüget, daß fie aus einem einzigen Stücfe zu feyn fchienen. Der Mörtel, womit fie folhe verbanden, ward aus einer gewiſſen rohen Erde ge Mörtel und macht Daipa genannt, die überaus thonig, fett und leimicht, und fo gefchicht zum Ver⸗ Vackſteine bey fieten war, daß, wenn fie einmal eingefchmieret worden, man fie faft nicht zwifchen den T Sebäu: Steinen erfennen konnte m). Diefes hat ven Spaniern Anlaß gegeben, zu fagen, bie : Deruaner führeten ihre Gebäude ohne die geringfte Bemifchung eines Kittes oder Mörtels auf; und andere haben gar gemuthmaßet, ſie Hätten eine Kunſt befeffen, Steine zu gießen, Beydes aber ift irrig. Sie bedieneten fich zwar diefer fetten Thonerde, ganze Mauern davon aufzuführen; indem fie zu beflerer Verbindung etwas zerhactes Stroh darunter mengeten: allein, dieſe waren eigentlich nur Leimwaͤnde. Sonſt macheten fie eine gewiſſe Art von Bag ſteinen oder Ziegelſteinen daraus, die man roh nennen konnte, teil fie nicht ge- brannt waren, und die fie ebenfalls zum Bauen braucheten. Sie rühresen nämlich diefe Thon- erde mit kleinzerhacktem Strohe ein, macheten darauf Vierecke Daraus, fo breit als fie folche brauchen wollten, da denn die hmäleften gemeiniglich eine Elle lang, und ungefähr einen Schuh dit waren. Solche ließen fie an ber Sonne trocknen oder recht ausbaden, und bedieneren fich ihrer hernach, wie wir der Mauerfteine, wobey fie diefelben mit eben dem Thone verſchmiereten, morunfer gleichfalts ganz feingefehnittener Heckerling war 0) Man will, es hätten fich die alten Peruaner bey einigen Tempeln und Palläften ihrer Könige ftatt des Mörtels einer gewiffen Bermifchung von Golde, Silber und Bleye bedie- net, und nebft einem gewiffen Harze die Steine damit vergoflen, und fie alfo verbunden p). Allein, diefes war die vornehmſie Urfache ihrer nachherigen Zerftöhrung und gänzlichen Umwuͤhlung, bis man nach mancher vergeblichen Arbeit endlich erkannte, daß gewiß nicht alte koͤnigliche Häufer fo koſtbar gemanert worden. e ey⸗ 1) Ad. 385 ©. Not. D). 0) Ebendaſ. IV Cap. a. 6.2858. m) Im IX Bande diefer Samml.a.d.346&. p) Pedro de Ciea de Leon Cronica del Peru, ' ») Sarcil. VIBuch, ICap- a. d.278 ©, 94 Cap. Allgem, Beiſebeſchr. XV Sand. Dddd Denkmaale in Peru. — Pracht der koͤniglichen Gebaͤude. Keoſtbare Gaͤrten. Bäder, 378. | Reiſen und Entdeckungen Bey dem allen war die Pracht derſelben doch uͤberaus groß. An ſtatt der Tapeten uͤberzog man die Wände mit Gold- und Silberblechen, und ſchmuͤckete folche noch über die— fes mist mancherley Bildern von Manns: und Weibesperfonen, Vögeln, Fifchen und allerhand wilden und zahmen Thieren aus, Alle diefe waren nach dem Leben an ven Wänden vorgeftellet, worinnen fie, ausdrücklich deswegen Bilderblenden q) macheten, damit diefe Stücke darinnen ftehen fünntenr). Sie bildeten auch diejenigen Pflanzen und Kräuter nach, welche auf den Mauern wachſen, und fügeten fie fo dicht an, daß fie wirklich dafelbft gewachfen zu feyn fehienen. Ueber diefes befäeten fie die Wände noch mit Eidechſen, großen und kleinen Schlangen, Schmetterlingen, Raupen und andern Inſe⸗ sten, deren einige hinauf und andere hinunter zu kriechen ſchienen. Altes Geraͤthe und Geſchirr in denfelben war von Golde oder Silber. Der Stuhl oder Thron des Ynca wurde Lina genannt, und war von gediegenem Golde. Er hatte weder Armlehnen noch Ruͤckenlehne, und war in. der Mitte hohl ausgegraben, Damit man ſich defto bequemer darauf ſetzen koͤnnte. Sie ftelleten ihn gemeiniglich auf eine große vierecfige Tafel, die ebenfalls von Golde war +). Zarate giebe die Feinheit deffelben auf fechzehn Karat an, und ſaget, daß diefes Blatt allein über fünf und zwanzig faufend Ducaten gutes Goldes gehalten habe ?). | Es fanden fih auch bey allen Föniglichen Häufern große Borpläge und Gärten fir den Pnca zum Spaßierengehen. Sie pflanzeten die angenehmften Bäume, die fehönften Bluhmen und die wohlriechendſten Kräuter dahin, die im Sande mwuchfen. Damit waren fie aber noch nicht vergnügt, fondern bildeten auch) eine Menge Bäume mit ihren Blättern, Dlüchen und Früchten von Golde. Man konnte unter denfelben einige bemerfen, dienur erft anfiengen, Sproffen zu treiben; andere waren ſchon bis auf die Hälfte ihres Wachs- thumes gefommen, und noch andere bereits zu ihrer Bollfommenbeit gediehen. Am ver- wunderfamften aber war es, daß man bafelbft ganze Felder von Mai; fab,' welcher mit feinen Wurzeln feinen Bluͤthen und feinen Aehren nach dem Leben vorgeftellet war, Die Spigen beflelben waren von Golde, und das übrige von Silber , alles zufammen ge- fötet, welches man auch in Anfehung aller andern Pflanzen beobachtete ‚ welche fie durch die Bermifchung und Zufammenlöthung diefer Metalle nach. dem Leben vorzuftellen ſuchten. Man fah dafelbft auch noch vielerley Arten Thiere von Gold und Silber, welche die Gär- sen zu befuchen pflegen, als Kaninichen, Eidechſen, Schlangen, Schmetterlinge und der- gleichen. Gleichfalls ſah man dafelbft allerhand Vögel fo natürlich vorgeftellet, daß einige derfelben auf den Zweigen der. Bäume zu fisen und zu fingen ſchienen, andere aber ihre Flügel ausbreiteten , als wenn fie davon fliegen wollten. Endlich bemerfete man da auch Wild, als Rebe, Damhirſche und andere, wie nicht weniger große Raubthiere, alles in Golde oder Silber nach dem Leben vorgeftelfet, und an gehörige Orte geſetzet « ). Außerdem hatten dieſe Haͤuſer Baͤder mit großen goldenen und ſilbernen Wannen, wo ſich die Mecae wuſchen. Die Roͤhren, woraus man das Wafler ließ, waren von eben dem Metalle. Hiernaͤchſt ſchmuͤckete man auch diejenigen Derter, wo es von Natur wer: warme “NM Diefes find ohne Zweifel diejenigen Löcher in er auch von den vermeynten eigentlichen Eöniglichen ber Mauer, welche Don Ullon in feiner Beſchrei⸗ Zimmern, alle Wände derfelben wären voller Höhlen bung des Pallaſtes und der Feftung zu Atuncanjar oder Löcher wie Schränfe.. Man fehe IX Band für Schilderhaͤuschen angenommen, und die allezeit diefer Samml. a. d, 348 ©, drey Schritte von einander waren. Doch ſaget : in America. VIl Buch. Van i 579 warme Duellen gab, mit vielen fehr fehönen goldenen Werfen, und bebienete fich berfel- Denkmaale ben ebenfalls zu Bädern. Unter andern ſeltenen Dingen aber hatten fie dafelbft auch fo zu in Peru. fagen ganze Hoizſtoͤße von Golde und Silber; indem die Stangen ben Holzfcheiten voll: fommen nachgebildet und fo ber einander gelegt waren, wo fie denn verarbeitet und zum Dienfte der föniglichen Häufer angewandt wurden. Es iſt alfo fein Wunder, daß die erften Eroberer fo reiche Beute dafelbft gemacht haben. So groß indeffen diefer Reich thum auch war, fo haben doch die Spanier den allerfleinften Theil, und wie bie Perua- ner felbft ſagen, nur eine Handvoll aus einem ganzen Scheffel Davon befommen. Denn da die Indianer fahen, daß diefe neuen Gäfte fo begierig darauf waren : fo entzogen fie diefe Koſtbarkeiten ihren Augen, und verſtecketen fie fo wohl, daß fie ſolche itzt felbft niche mehr willen x). In vielen Haͤuſern der Yncae waren Säle wohl von ʒweyhundert Schritt lang, und Tanzfäle, funfzig bis fechzig Schritte breit, die anſtatt der öffentlichen Pläge dieneren, dafelbft zu tanzen, und fich bey ihren Feſten luſtig zu machen, wenn fehlechtes Wetter eingefallen, und fie nicht unter freyem Himmel bleiben fonnten. Garcilaſſo hat noch vier dergleichen Säle zu Cuzco gefehen, worunter der kleineſte dreytauſend Menſchen bequem faſſen konnte. Einer davon iſt nachher zur Domficche, ein anderer zum Jeſuitercollegio, und bie übrigen zu Vorrathshaͤuſern und Wohnungen angewandt worden. Cr hat auch noch einen folchen Saal in dem yucayer Thale gefehen , welcher über fiebenzig Schuhe ins Gevierte hielte, und deffen Dach wie eine Pyramide gemacht war. Die Mauern waren drey Stockwerke hoch, und das Dach uͤber zwoͤlfe, nebſt zwo kleinen Logen an der Seite. Die Koͤnige oflegeten ſich gemeiniglich dahin zu begeben, um bey den vornehmften Feften ben Luſtbar⸗ feiten mit zuzufehen, welche auf einem großen viereckigen Plage, ober vielmehr auf der Ebene vor demfelben, gehalten wurden. Was ihn am meiften bey diefen Sälen Wunder genoms men ‚ ift die ungeheure Menge Holz, die man gebraucher, große und meitläuftige Gebäus de zu decken. Denn die Böben und Deden der Häufer in Peru beftunden aus abgeſon⸗ derten Stücken, und man brachte an beyden Seiten der großen Säle vermittelft einiger Berfchläge Fleine Gemächer an, welche zu Borzimmern dieneten, und die Hauptwohnuns gen durch Scheidewände oder Verzaͤumungen abfonderten, damit jede Familie für ſich wäre. Sie macheten aud) in allen Häufern durchgängig vier Mauern zu den Sparten, Denn fie wußten die Kunft niche, die Stuͤcke des Gebälfes in einander zu fügen, noch von einer Mauer zur andern Queerbalken zu ziehen, noch fich des Eifenwerfes zur Ders Elammerung zu bedienen, So wie fie das Zimmerwerf auf den Mauern aufführeten, fo Banden fie eg aus Mangel der Nägel, damit es feft hielt, mit dicken Streifen zufammen; welche fie aus einem gewiffen fehr breiten Strohe macheten, das den Binfen glich, Wenn folches gefchehen wwar, fo legeten fie zwiſchen diefen erſten ſo aneinander gebundenen Stuͤcken Holz eine große Menge Strophalme, daß die Decke dieſer Föniglichen Käufer wohl über eine Kiafter dick wurde. Erxgriff das Feuer einmal ein ſolches Haus und brannte das Dach weg? fo decketen fie es nicht wieder, fondern glaubeten, die Mauern wären durch den —— 2 wa ODddd ) Cieʒa am angef. Orte, 44 Cap, a) Garcil. am ang. Orte II Cap. a, 8.279 Ss s) Bareil: VIBUN, 1Cap. 0.d. 278 S. x) Cieʒa am angef. Orte zı Cap. Lopez de +) Hiftor. del Defeubrim, del Peru L. I.c. 14. Gomara Hif, de las Indjas 121 Cap, Denkmaale in Peru, Sonnentems pel zu Cuzeo. sgo Reifen und Entdedungen ſchwach geworden, dergleichen ferner zu fragen, wenn ſie gleich gar nichts dabey gelitten atteny) - Unter allen prächtigen Gebäuden aber wurde Feines zu den Zeiten der Yncae höher geſchaͤtzet, und war anfehnlicher und herrlicher, als der Sonnentempel zu Cuzco, welchen alle Pncafönige gleichfam um die Wette ausfhmüceren, und die Nachfolger es ihren Bor: fahren immer zuvor zu thun fucheten. Den vornehmften Glanz und die größte Pracht diefes Gebäudes, welches gleich von dem erften Ynca angeleget worden, fehreibt mar dem Großvater des Huayna Capac, dem Ynca Yupanqui, zu. Die erſten fpanifchen Ge: fhichtfchreiber reden von den Schönheiten Diefes Hauſes auf eine ſolche Are, die faft allen menfchlichen Glauben überfteigt: dennoch aber meynet Garcilaſſo, alles dasjenige, was fie davon gefager haben, veiche noch nicht zu, die wahre Beſchaffenheit deſſelben gehörig aus: zubrüden, Heutiges Tages Diener das Mauerwerk des Hauprgebäudes, welches aus einer überaus fehönen Erde gemacht ift, noch zur Dominicanerkirche. Garcilaſſo übergeht die Größe und Breite deffelben, weil man ſolche nicht vecht mehr beftimmen ann, und be; rühret bloß einige andere merkwürdige Umftände von demfelben. Der Hauptaltar diefes Tempels, wofern man den Ort fo nennen darf, wo die Peruaner das Bild ihrer Gottheit hatten, indem fie von einem eigentlichen Altare keinen Begriff Hatten, war gegen Morgen und das Dach von fehr dickem Holze, darüber: mit Strohe gedecker, weil fievon feinen Zie⸗ gen, Schiefern, Flieſen oder dergleichen etwas mußten. Die vier Wände des Tempels waren von oben bis unten ganz mit Golde überzogen, Ueber dem hohen Altare fah man das Bild der Sonne ebenfalls auf einer Goldplatte, die aber noch einmal fo dick, als die andern war. Dieſes Sonnenbild, welches ganz aus einem Stücke beftund, hatte ein run: des mit Stralen und Flammen umgebenes Geficht auf eben die Are, wie die Maler eg vor⸗ zuftellen pflegen 2). Es war forgroß, daß es faft die ganze Seite ver Wand einnahm, two man fonft Fein anderes ‚Gögenbild mehr erblicete, was auch) einige Schriftfteller von mehren fagen mögen, die fic) in diefem Tempel follen befunden haben 72), An den beyden Seiten diefes Sonnenbildes waren die Körper der verftorbenen Koͤni⸗ ge nad) der Reihe aufgeftellet, nicht anders als ob fie lebeten. Sie faßen auf goldenen Ihronen, die auf Pfatten von eben dem Metalle: fiunden, und harten das Geficht nach dem Boden des Tempels gewandt: Huayna Capac aber hatte vor allen andern den Vor⸗ zug, daß er dem Sonnenbilde gerade gegenüber faß a). Sonft waren die Wände eben fo ausgeſchmuͤcket, als wir oben bey den föniglichen Palläften angemerfer haben. Esfan- den ſich viele Thüren in diefem Tempel, welche insgefamme mit Goldbiechen ganz bedecket waren. Die Hauptthüre war gegen Norden, wie fie itzo an der Dominicanerfirche noch k Fe | if I) Garcilaſſo VIBuch, IVEap. 0.8.2848. z) Man erzählet, es fey diefes Bild mach der Ausplünderung diefes Tempels von den Spaniern, einem caftilianifchen Edelmanne, Maneco Serra von Lequicano durch das Looß zugefallen. Meil er aber gern fpielete, und ihm diefes Bild wegen feiner Größe gar. zu beſchwerlich fiel: ſo feßete er es auf das Spiel und verlor es in einer Nacht. Daher entftund das Spruͤchwort unter ihnen: Er verfpielet die Sonne, ebe es Tag wird, Acoſta V Bud, ı9 Cap. #2) Der Verfaſſer des Supplem. & la Differt. fur les Peuples d’ Amerique in den Ceremon, & coutum, relig. des penples idolatres T.I. prem. Part. a.d. 192 ©. faget: es hätte der Tempel zu Cuzeo alle Götter der von den Yncnen uͤberwunde⸗ nen Voͤlkerſchaften in ſich begriffen: diefe Götter wären dafelbft in Gegenwart der Sonne verehret und angebethet worden: doch wäre diefer Gottes dienſt nur bedingungsweiſe erlaubet geweſen, indem man zuerſt die Sonne, als die groͤßte Gottheit, haͤtte verehren muͤſſen, hernach aber immer die andern an⸗ in America. VIBuch. V Eap. 581 ift. Ueber diefes gieng rund um den Mauern dieſes Tempels eine Goldplatte wie eine Krone oder he * eine Elle breit 5). — Yır der Seite dieſes Tempels ſah man einen Verſchluß mit vier Seiten, und an deſ— —— fen oberſten Umfange einen Kranz von feinem Golde einer Elle breit, wie der vorige, Nebengebäus Zum Andenken deſſelben Haben die Spanier nachher einen von überzinntem Bleche von eben de, für den der Breite dahin machen laſſen. Dicht an diefem Berfehluffe umher waren fünf große — vbilereckige Seitengebaͤude oder Pavillone, mit pyramidenfoͤrmigen Dächern. Das erſte war beſtimmt, zur Wohnung des Mondes, als der Gemahlinn und Schweſter der Sonne, zu dienen; und dieſes war der großen Capelle des Tempels am naͤchſten. Die Thuͤren und Ringmauern deffelben waren mit Silberblechen bedeckt, um dadurch zu verftehen zu geben, daß foldjes das Gemach des Mondes wäre, welcher ebenfalls, wie die Sonne: abgebildet far, nur mit dem Unterfehlede, daß es auf einer Silberplatte gefehehen, und er ein Wei⸗ bergeſicht hatte. Zu beyden Seiten dieſes Bildes ſah man die einbalſamirten Koͤrper der verftorbenen Königinnen nach ihrer Reihe wie lebend figen; nur hatte des Huayna Capac Mutter, MamaDello, den Vorzug, daß fie mic ihrem Geſichte nach dem Monde zu ſaß. Hier kamen die Peruaner Her, wenn fie dem Monde, als der Murter ihrer Yncae und affer deren Abkömmlinge, Geluͤbde thun wollten: fie brachten ihm aber feine Dpfer wie der Sonne Wams Builla oder Mutter Mond, war der gewöhnliche Ehrentitel, womit fie ihn benenneten, Das näcjfte Gebäude oder Gemach an des Mondes feinem war. der Benus und aller für dieStene. andern Geſtirne überhaupt ihres, Die Venus aber hatte nur, mie fhon gedacht worden, einen-eigenen Namen, und hieß Chaſca, wodurch fie anzeigen wollten, daß diefer Stern lange und krauſe Haare hätte. Sie ſahen ihn für den Edelknaben der Sonne an, und ehreten ihn deswegen ſehr. Die andern Sterne aber nannten fie Hoffräulein des Mondes, und gaben ihnen deswegen dicht bey ihrer Frau eine Wohnung, damit fie ihr gleich bey der Hand feyn und defto bequemer aufwarten fönnten. Denn fie glaubeten, die Sterne wären am Himmel nur zum Dienfte des Mondes und nicht der Sonne,. weil man fie bloß bey Nacht und nicht bey Tage fühe. Diefes Gemach und deffen große Thüre, waren mit Sitberplatten bedecket, wie des Mondes feine. Das Dad) diefes Gebäudes fehien einem Himmel ähnlich zu feyn, weil es mit Sternen von verfehiedener Größe befeget war, Das dritte Gebäude oder Gemach dicht bey diefem legtern, war bem Blige, dem Fuͤr den Don Donner und Wetterftrale gewidmet; denn diefes dreyes begriff man zuſammen unter dem ner und Blitz. Worte Pllapa, deffen Bedeutung man nur durch das „bengefügte Zeitwort unterſcheiden konnte. Zum Beyſpiele wenn man ſagete: Saft du Nllapa geſehen? fo wollte man ni. —Dddd3 von anbethen mögen. Cr will auch dieſe Einrichtung zu einer großen Staatsklugheit der Yncae machen. Allein, wenn niemand, als nur Hncae eigentlich in diefen Tempel fommen dürfen, wie wir oben ges fehen; wie haben denn andere Voͤlkerſchaften dars innen ihren Göttern dienen Eönnen ? Bielleicht aber haben die erfien Spanier bie Berzierungen der Zempelwände, melche unter andern aus allerhand nach; dem Leben abgebildeten Thieren } Vögeln, Haute und fo weiter beſtanden, für fo viele Goͤ— Genbilder angenommen, und darans denn ſolche Muthmaßung gezogen. a) Bey der Ankunft der Spanier verftecketen die Peruaner diefe Korper, die fie als Heiligthuͤ⸗ mer anſahen, ſorgfaͤltig; und es hat nur erſt im 1559 Jahre der Li. Polo drey davon, nebft zwoen Königinnen entdecket, ohne daß. man erfahren koͤn⸗ nen, wo die andern hingefommen find. Acoſta VBuch, 16 Cap. b). Sarcilaſſo II Buch, XX Cap, a. d. 166 und f. S. # x 2 Reifen und Entdeckungen Denkmaale von dem Blitze reden, und unter den Worten: Haſt du Yllapa gehoͤret? verſtund in Peru man den Donner: fo wie man, um den Werterftral zu bezeichnen, fagere: Yllapa bat da eingefchlagen, oder den Schaden gethan, Man fah diefes dreyes nicht fir Goͤt⸗ — ter an, ſondern als Diener der Sonne, und als ein Werkzeug feiner Gerechtigkeit. Dieferwegen gaben fie dem Donner und Bliße, welche fie für Hausgenofien der Sonne anſahen, die folglich auch in ihrem eigenen Haufe wohnen müßten, ein ganz mit Golde überzogenes Gemach. Sie ftelleten nichts von diefen dreyen, weder in halb erhobener Arbeit, noch durch eine Abbildung vor, weil fie es nicht nach der Natur machen konnten, worauf fie fich doch vornehmlich bey allen ihren Bildern befliffen. Für den Re⸗ Sie widmeten dag vierte Gemach dem Regenbogen, weil fie fanden, daß er von genbogen. der Sonne entftund. Diefes Gemach war ganz mit Golde ausgeſchmuͤckt, und man fah auf den Goldplatten an einer Seite des Gebäudes ven Regenbogen mie allen feinen Farben auf das natürlichfte vorgeſtellet, welcher fo groß war, daß er fih von einem Ende der Wand bis zum andern erſtreckete. Sie nannten diefen Bogen Cuychu, und hegeten eine große Verehrung gegen ihn. Wenn fie ihn in der £ufe erfcheinen ſahen: fo fchleffen fie fogleich ven Mund zu, und hielten die Hand davor; weil fie ſich einbildeten, es würden ihre Zähne Hohl werden und verderben, wenn fie den Mund nur ein wenig aufmadheten. Fuͤr die Prie⸗ Das fünfte und legte Gemach war für den Dberpriefter und die andern Priefter, fer. welche am Tempel dieneten, und insgefammt von Föniglichem Geblüte feyn mußten, Diefes Gemach, welches, wie die andern von oben bis unten mit Golde überzogen war, war nicht beftimmer, weder darinnen zu eflen, noch darinnen zu fehlafen; fondern. diene ten zum Sale, darinnen Gehör zu geben und fich über die Dpfer, die man anftellen, und - über alle andere Sachen zu beratbfchlagen, die den Tempeldienft betrafen ©) Garcilaffo bat diefe drey legten Häufer noch vollkommen ganz geſehen, ohne daß etwas anders, als die Gpld- und Silberplatten, daran gefehler, In den Mauern desjenigen Gebäudes, welches nad) dem Berfchluffe zu fah, waren auswendig an jeder Seite vier große Bilderblenden als Hütten oder Schilderhäuschen, insgefamme von gebackener Erde gemacht. Sie hatten ihre Verzierungen auswendig, und inwendig waren fie bis unten aus mit Goloblechen bedecket. In den Winkeln diefer Verzierungen waren viele Edelgefteine eingefaflet; vornehmlich Smaragde und Türkiffe, und an den hohen Fefttagen der Sonne fegete fich der Mea bald in die eine, bald in die andere von diefen Hütten, nachdem.es die Feyerlichkeit erforderte, Er fah auch noch viel andere Loͤcher in den Verzierungen des Mauerwerfes, wovon ihn die alten Peruaner und Priefter verficherten, es wären daſelbſt goldene Einfaffungen und Käften der Edelgefteine geweſen. Außer gedachten fünf großen Mebengebäuden, waren in dem Haufe der Sonne noch viele andere Gemächer für die Priefter und Hausgenoffen, melche insgeſammt Yncae waren, bie erſten aus föniglichem Gebluͤte, und die andern angenommene. Denn eg durfte fonft Fein anderer Indianer hinein; und wenn er auch noch fo ein großer Herr war: diejenigen aber, denen eg erlaubet war, dafelbft ihre Andacht zu haben, mußten fich wohl auf e) Ebendaſ. XXI Cap. a.d. 188 u. f. S. fpringen. Sie konnten aller Mühe ungeachtet, - d) m 1558 Jahre hoͤrete auch der fette, tele nicht entdecken, two die Nöhren liegen möchten, ‚her noch den Garten der Dominicaner waͤſſerte, und man- hätte, um folchen nachzuſpuͤren, einige zum großen Leidweſen diefer Ordensleute auf, zu Käufer niederreißen muͤſſen. Nach fieben Mona ten 1 F = = — — — — = E = = = = = = — = an = = = = = = = = TI NN — — je pel ine “ — en in America. VI Buch. VCap. 3 auf zweyhundert Sch fanden fich noch in dem Haufe der Sonne fünf Brunnen, die man am verfchiebenen Orten daſelbſt fpringen ſah. Ihre Röhren waren von Gold, und einige ihrer Becken von Steine, andere von Golde, 8 Gefäße, nad) der Wichtigkeit des Opfers und Feyerlichfeit des Feſtes, wuſch. Das Waf- fer derfelben war von weitem durch tief in der Erde liegende Röhren, die fo gar unter einigen Aus Naͤchlaͤßigkeit der Spanier aber, welche Baͤchen weggiengen, hergeleitet werden, diefe Röhren nicht auebeflerten, und auch deren Gang und Die Quellen des Waffers nicht ritte weit von ber Tempelthüire erft die Schuhe ausziehen. Sonft Denkmaale in Peru. Spring: und noch andere von Silber, worinnen man die geheiligten Sachen und brunnen. wußten, find diefe Brunnen meiftentheils eingegangen 4). o nicht praͤchtigern Garten, als Goldener Mar ſah daſelbſt aud) einen eben fo prächtigen, w bey den Palläften ihrer Könige, in welchem große un men, Vögel und Ungeziefer, zahme und wilde Thiere von alfechand Arten, Männer, Wei: ber und Kinder nach dem $eben natürlich in Golde vorgeftellet und an ihre gehörige Orte gefeget waren. Es befanden ſich auch ganze Felder von Maiz, Quinua und andern Huͤl⸗ fenfrüchten in ©olde und Silber, wie nicht weniger ganze große nachgebildete Holzftöße davon und andere dergleichen Vorraͤthe dafelbft. So gar die geringften Werkzeuge, Has en und Spaden, waren golden; daher man denn diefes Haus der Sonne nicht ohne Urs d Fleine Bäume, Pflanzen und Bluh. Garten, fache das Goldmagazin, Caricancha, nennefe, Landſchaften diefes Reiches waren nad) dies Tempel zu Alle andere Tempel in den verfchiedenen ſem Mufter gemacht, und nad) Berhältniß me chert, Unter den allerberühmteften aber war der auf der Inſel Titicaca, welcher mit dem zu Euzco an Pracht und Reichthume faft zu vergleichen war. Außer den foftbaren Zier⸗ tathen deffelben bereicherten und ſchmuͤcketen die Peruaner diefes Eyland überhaupt fehr ; weil es der erſte Ort war, wo die Sonnenfinder, oder ber Anherr ihrer Yucae den Zuß auf die Erde gefeget hätte, und fie ihn daher für heilig hielten. Sie trugen Die Felfen deffelben ab, und ebeneten dieſes Eyland fo viel fie fonnten, führeten auch eine Menge befr feres und fruchtbareres Erdreich dahin, welches Maiz und andere Früchte tragen konnte, die denn als große Heiligehümer an ben König geſchicket wurden, welcher fie im ganzen Reiz che austheilete. Konnte ein Indianer nur ein einziges Körnchen von diefem Maiz oder an⸗ dern Saamen, der auf diefer Inſel gezeuget worden , erhalten und in feine Scheuren legen s fo glaubete er für gewiß, es würde ihm Zeitlebens nicht an Brodte fehlen e). Man wird angemerfet haben, daß oben zu verfchiedenen malen in ven Reiſebeſchrei⸗ bungen der Wege der Yncae Erwähnung gefchehen. Die erften fpanifchen Gefhicht- fhreiber von Peru reden mit Exftaunen davon, und ziehen fie den ſo berüßmten Wegen der Nömer weit vor. Noch heutiges Tages fieht man hin und wieder verfehledene Spu⸗ ten davon; und ob ſie gleich an einigen Orten unterbrochen und zerriffen find: 0 erken⸗ net man doch, daß fie Meiſterſtuͤcke und die Urheber derſelben ſehr mächtig gewefen ſeyn müffen , um fie zu Stande zu bringen. Wegen der Schwierigkeit und Arbeit dabey, ohne des Aufwandes zu gedenken, fihäßet Zarate die alten fieben Wunder der Welt nichts da⸗ gegen; hr oder weniger ausgefehmücfet und berei⸗ Titicaca. Große Wege der Inne: fen aber entdeckete man von ungefähr jenfeit des in den Gatten, ohne fih zu befümmern, wo ed en h aches eine von den zerbrochenen Roͤhren, woraus herkam Garcil. IIIB. XXIV Cap. 4.6.1973 ©: as Waſſer ſprang Man ergaͤnzete ſolche wieder, €) Ebend. XXI, XXIV, und XV Cap. Und drachte badch zum andermmale das Waſſer —* 584 — Reiſen und Entdeckungen Denkmaale gegen; und dem Pedro von Cieza duͤnkt Hannibals Weg uͤber die Gebirge eine Kleinig— in Peru. keit, die in Anſehung dieſer Wege kaum erwaͤhnet zu werden verdienete. Es waren der Herbergen an denſelben. Mcae, ſowohl zur Nahrung, als Kleidung und Bewaffnung, zu verſehen bedacht ſeyn; felben aber vornehmlich zween, wovon der eine längft der Küfte, und der andere über das Gebirge tiefer ins Land hinein gieng. Beyde waren über fuͤnfhundert Meilen lang, und der über das Gebirge wenigftens funfzehn Fuß breit. Denn man ift wegen ihrer Breite nicht recht einftimmig, indem ihnen einige Schriftſteller nur fo viel ‚andere hinge- gen fünf und zwanzig, und noch) andere vierzig Fuß Breite geben, welches leßtere aber vornehmlich von dem Durch das platte Sand gefaget wird. Bey dem über das Gebirge hatte man oftmals Felſen abbrechen und Thäler und Abgründe von fünfzehn bis zwanzig Toiſen tief ausfüllen müffen,. und wo es nöthig gewefen, Arten von Geländer oder Schran- fen gemachet. Zarate faget, man habe ihn-verfichern wollen, er ſey im Anfange fo glatt und eben gewefen, daß man mit einer Kutſche Darauf hätte fahren Fönnen: bey den nach⸗ berigen Kriegen der Spanier mit den Indianern aber hätten dieſe die Wege wieder auf- geviffen, und die ausgefülleten Thäler geräumer, um ihren Feinden den Marſch beſchwer lich zu machen. Bey dem Wege durch das flache Sand Hatten fie in allen Thälern , die ſich gemeiniglich ungefähr eine Meile lang erſtrecken, eine Art von Erhöhung oder Dam: me aufgeworfen, der nad) Verhaͤltniß an einigen Orten ziemlich hoch war, damit der Weg durchgehends faft gleich und eben feyn möchte, und man nicht nöthig hätte, aufs und niederzufteigen, Er war auf beyden Seiten mit einer guten Mauer verfehen , damit die Erde nicht binabfchöffe, und längft denfelben mic allerhand angenehmen und frucht« tragenden Bäumen bepflanzer, Wenn man aus den Thälern heraus und an folche Der- ter Fam, wo der Sand nicht erlaubet Hatte, einen Grund zu den Mauern zu legen und einen Damm aufzuführen: fo hatte man dafelbft auf beyden Seiten nach) der Schnur Pfaͤhle eingeranımet oder Palifjaden gefeget, und gleihfam Schranken gemacher, daß man nicht befürchten durfte, fich auf der einen oder andern Seite zu verivren, Die Spa: nier haben das meifte von dieſem Holzwerke zur Feuerung weggehohlet: doch ftehen noch Hin und wieder zur Nachricht für die Reifenden große Balken. Die Dämme hingegen find noch fo ziemlich ganz, obwohl Bin und wieder etwas verfallen und unterbrochen. Unter den Yncaen war es eine Obliegenheit ihrer Unterthanen, diefe Wege zu unterhal- ten; die Mauern an denfelben zu beffern, und neue Pfähle binzufegen , wo die alten von Wind und Wetter umgefallen waren f). Ueber diefes fah man auf diefen Heerftraßen von einer Tagereife zur andern, oder von dreyen Meilen zu dreyen Meilen, fehr große weitläuftige Gebäude mit vielen Zim- mern und Abtgeilungen erbauet , worinnen der Ynca mit feiner Hofftatt und feinem gan- zen Heere berbergen konnte. Auf der Straße durch das flache Land waren ihrer nicht fo viel, und fie ſtunden auch nicht ſo Dicht bey einander, als auf der durch die Gebirge; weil man fie, um darinnen die nöthigen Bequemlichkeiten zu finden, an die Ufer der Fluͤſſe bauen mußte, welche acht bis zehn und an einigen Orten wohl funfzehn bis zwanzig Mei⸗ len von einander ſind. Dieſe Gebaͤude hießen Tampue, und die Indianer aus der Nachbarſchaft da herum mußten fie mie allem noͤthigen Vorrathe für die Kriegesheere der fo P) Zarate Hiſt. del Deſcubrim. del Peru, Lib. I. c. 13. Ped. de Ciera de Leon, Cronica del Peru, c. 37 et 60, } in America. VI Buch. V Cap. gg fo daß man im Nothfalle aus einem jeden von dieſen Tampuen dreyßigtauſend Mann Denkmaale bekleiden und bewaffnen konnte g). Heutiges Tages dienen dieſe Gebäude den Spaniern in Peru. noch zu Wirrhshäufern und Gaſthoͤfen. — Man ſchreibt die Anlegung dieſer beyden Heerſtraßen, welche vornehmlich in die Andere Merk: Provinz Duito führeten, insgemein dem Huayna Capac zu: jedoch wollen einige, daß wuͤrdigkeiten ſchon ſein Vater, Tupac Yupanqui, oder gar ſein Großvater, Yupangui, fie zuerſt angege- Abe. ben; und es kann wog! ſeyn, daß fie diefer angefangen, der Sohn fortgefeget, und der En— fer endlich zu Stande gebracht hat. Garcilaſſo fuͤget noch hinzu, es wären an den hoͤch⸗ fien Orten des Weges über das Gebirge an beyden Seiten flache Höhen mit in Stein ge hauenen Treppen gewefen ‚Damit biejenigen, welche den Ynca auf feinem Armſtuhle trugen, deſto leichter hinauffteigen und fich dafelbft unterdeffen fo lange ausruhen koͤnnten, als ſich 7 — das Vergnügen machen wollte, die umliegenden Gegenden und Landfhaften zu efehen Ah), Haben aber diefe Wege die Bewunderung der Schriftfteller verdiene: fo verdienen Waſſerleitun⸗ auch die Wafferleitungen der alten Peruaner folche nicht weniger. Man muß fie eben: gen. falls als fo viele Meifterftücke anſehen, die um defto bewundernswuͤrdiger find, je weniger Werkzeuge diejenigen dazu gehabt , die fie gemachet Haben, Denn wer ſollte ſichs einbil⸗ den, daß Leute, die weder Eiſen noch Stahl hatten, und nicht die geringſten Werkzeuge davon Fannten, bloß vermöge ihrer Arme und vieler großen Steine, folche queer über hohe Berge hätten führen koͤnnen? Wer follte es glauben , daß fie ſolches, obne zu willen, wie fie Bogenpfeiler errichten müßten, um Gewoͤlber zu fihließen und gehörige Schwibbögen zu machen, Das Erdreich zu ftügen und die Heftigkeit des Waſſers aufzuhalten, wuͤrden zu z Stande gebracht haben? Indeſſen ift es doch geſchehen; und man fieht noch hin und wieder merkwürdige Spuren davon; woraus deutlich genug zu fhließen iſt, daß fie die Kunft des Waffermägens gut müflen verftanden haben. Trafen fie einen gar zu tiefen Fluß an, der ihnen in ihrer Abfiche hinderlich fiel, indem fie über ihn hinüber oder Durch ihn hindurch mußten: fo ſucheten fiedie Duelle deffelben auf. Banden fie hingegen einen Felſen, welcher fie hinderte, ihre Arbeit weiter fortzufuͤhren: ſo brachen fie ihn fogleich durch, um dem Waſſer einen freyen Durchfluß zu verſchaffen. Sie bedecketen diefen Gra— ben mit großen gehauenen Steinen, die auf zwo Ellen lang waren. Sie Firteten folhe fehr dicht und feft an einander; und damit fie verhinderten, Daß das Vieh, welches darüber gienge ‚nicht mit der Zeit etwas daran verberbete, fo Tegeten fie über diefe Steine viele große dicke Erdſchollen. Vielmals waren unter diefen Steinen, zu mehrer Erhaltung, noch befondere Röhren eingefehloflen , worinnen das Waffer lief, ſonderlich wenn man die . Wafferleitung tnter Bächen und.anbern Gewaͤſſern Hatte wegführen müffen, damit, wenn die Gewalt des darüber) Hinftveichenden Stromes, oder der Druck des Waſſers ſich auch nach und nach hindurch ſpuͤhlete, dennoch das ganze Werk nicht gleich Schaden litte, wie man an dem Brunnen in dem Dominicanerkloſter zu Cuzco geſehen hat 3). Schon der Hnca Viracocha ließ zum Beſten feiner neuen Unterthanen einen folchen großen Graben, ungefähr zwölf Fuß tief, machen, welcjer über fechs und zwanzig Meilen lang war, Er führere darinnen das. Waſſer von den berühmten Duellen fort, die ſich auf den hohen Ge— \ birgen 8) Zarate am angef, Orte, IBuch 14 Car. ) Garcil. Buch, XXIII Cap. a. d. 172 ©. %) Barcil. IX Bud, xul Cap. a. 8.494 ©. Allgem, Reiſebeſchr. XV Band, Eeee Denkmaale in Peru. Fahrzeuge 586 — Reiſen und Entdeckungen birgen zwiſchen Parcu und Picuy befinden, von da ſich dieſe Waſſerleitung bis an die Graͤnze von Rucana erſtreckete, und zur Bewaͤſſerung der Triften dieſer Einoͤden dienete. Man findet noch einen andern dergleichen Graben, welcher faſt durch das ganze Land Cuntiſuyu gehe, und ſich über Hundert und fünfzig Meilen von Süden gegen Norden durch die höchften Gebirge diefer Gegenden erſtrecket, von da er in die Landſchaft Que⸗ chua koͤmmt, woſelbſt er auch zur Bewaͤſſerung der Viehweiden dienet, wenn es ihnen im Herbſte am Waſſer fehlet. Garcilaſſo hat dieſe Waſſerleitung aufmerkſam betrachtet, und deren Bau ſo wunderſam gefunden, daß er ihn nicht gebührend vorſtellen konnte. Das ganze Reich war voller ſolchen Wofferleitungen und Gräben, wovon aber über zwey Drittheile, zum großen Nachtheile feiner izigen Herren, eingegangen find, die für die nuß- barefte Erhaltung des Feldbaues anfänglichnicht fo viel Sorge trugen, als Die alten A), Man darf unter den Denkmaalen der alten Geſchicklichkeit der Peruaner diejenigen von neben ein· Fahrzeuge nicht vergeſſen, Deren fie ſich zur Schifffahrt, und über die Fluͤſſe zu fommen, ander gelegten hebieneten. Sie find zum Theile noch gebräuchlich, nur daß fie mic der Zeit einige Ver- Balfen; von Binfen, befferungen erhalten haben. Don Ulloa hat bie heutige Geftalt der vornehmften unter dem Namen der Balſen oder Jangaden befchrieben N: wir wollen aber ſehen, tie fie zu den Zeiten ber Yncae befchaffen gewefen. Sie macheten von einem ſehr leichten Holze, welches in der Provinz Duito wächft , und fo dick wie ein Schenkel ift, Floͤße, wozu fie fünf oder fieben dergleichen Bäume nahmen, nachdem die Floͤße groß oder Flein feyn follte. Sie Banden diefelben auf eine folche Art an einander, Daß der längfte Balken in der Mitte war, die andern aber auf beyden Seiten immer nach und nach abnahmen, fo daß die beyden Außerften die Fürzeften waren, Auf diefe Weife konnten fie weit beffer das Waffer durch- ſchneiden, als wenn fie die Stücke alle einander gleichgemacht Hätten, Sie hatten vorn und Binten einerley Geftalt; und damit man fie auch auf beyden Seiten ziehen Eonnte, fo wurden zween Strike angemacht, welches fonderlich geſchah, wenn fie zur Ueberfahrt ges brauchee wurden. Denn fonft, wenn man etwas auf einem Fluſſe fortführen mollte, be» dienete man ſich eines Ruders einer Teife lang von einer dicken Art Rohres, welches man zu folhem Gebrauche von einander gefpalten hatte. Zumeilen fegeten fie auch wohl eine Are Segel auf, und macheten fehr viel aus diefen Fahrzeugen, Außer Diefen bedienen fie fich noch einer andern Erfindung. Sie nehmen ein Bün- del Binfen, ſo dick wie ein Ochs, welches fie fo feft zufammenbinden ‚ als fie fönnen, und es fo einrichten, daß es von der Mitte bis ans Ende eine Spitze macher, als wenn es ein Schiffsſchnabel wäre, damit es defto beffer durch das Waſſer gehe. Darauf erweitern fie es nach und nach auf eine folche Are, und machen es breit, daß fie leicht einen Menfihen bineinfegen oder eine andere Laſt fortführen Fönnen. Wenn fie über einen fehnellen Strom damit fahren: fo laffen fie die Perfon, die fie überführen wollen , fi) lang auf das Bün- del Hinlegen , und den Kopf auf den Faͤhrmann flügen. Dabey empfehlen fie ihr, fich feft an die Stride zu halten, den Kopf nicht aufzuheben , und vor allen Dingen die Augen wohl zuzuſchließen, aus Furcht, man möchte, wenn man fich fo dicht auf dem Waffer und In einem veißenden Strome fähe, Durch deffen fehnellen Fuß ſchwindlicht gemacht werden, und Teiche ins Waſſer fallen, wie eg einigen Vorwitzigen gefchehen if. Ein einziger In⸗ Diane k) Chend. V Buch, XXIV Cap. a, d. 265&, dem Namen der Tarabiten beſchreibt, IX Band D) Im IX Bande biefer Samml, a. 8.143 ©, diefer Samml. a, d. 31 ©, j m) Es iſt diefes eben diejenige, die Ulfon unter E im America. VI Buch. V Cap. 587 dianer regieret ein folches Floß Er feßetfich vorn auf bie Spige, wie auf ein Pferd, mit Denkmaale dem einen Beine bier,;dem andern dort, leget fich auf die Bruft und rudert mit Händen in Peru, und Füßen, wobey er fih von dem Strome mit forttreiben laͤßt, bis er hinüber fommt, welches denn oftmals Hundert bis zweyhundert Schritte tiefer iſt, als der Die, wo er abs gefahren. Sie machen auch noch eine andere Art Floͤße, bie aus großen Cafebaffen beſteht. von Calebaſ Sie heften deren viele in ein Viereck von vier bis fünf Fuß lang, mehr oder weniger zu: fen, has fammen, nachdem fie es brauchen, Born machen fie eine Art von Bruſtriemen daran, wodurch der Faͤhrmann den Kopf ſtecket, darauf durch das Waſſer ſchwimmt und bie Slöße mit „der Ladung Binter fich herfuͤhret. Zuweilen, wenn es die Noch erfordert, ſchwimmen noch ein Paar hinter drein, welche nachfchieben, | Wenn die Flüffe zu fehnell oder wegen der Klippen zu gefährlich zum Ueberſchwimmen in Körhen, find, oder auch Feine gute Anfuhrt, noch ein bequemes Geftabe haben, daß man fich folcher . Floͤße bedienen koͤnne: fo haben fie folgende Art hinuͤber zu fommen m), Sie laffen von dem einen Ufer bis zum andern ein ftarfes dickes Seil ziehen, welches fie auf beyden Sei: ten an Felfen oder Bäume feft machen, Diefes Seil geht queer durch einen großen Korb son geflochtenen Bindweiden, woran eine hölzerne Handhabe ift. In diefem Korbe, wels cher längft dem Seile hingeht, koͤnnen leicht drey bis vier Perfonen figen. An jeder Seite deſſelben ift ein Strick, womit man ihn an das eine oder das andere Ufer zieht. Weil aber das Seil lang ift und ſich gegen die Mitte ſenkt: fo läßt man den Korb bis dahin fanfe hinunter ſchießen, und ziehe ihn darauf, weil ſich das Seil nad) und nach wieder erhebt, geſchwind mit ben Armen hinüber, Es finden fih an den Ueberfuhrten Leute, welche ausdruͤcklich dazu beſtellet find. Zureilen helfen ſich dieReifenden, die in dem Kor: be find, felbft hinüber ; indem fie aufgerichtet darinnen ftehen, Das Seil in die Hand neh- men und fich an demfelben fo zu fagen fortfchieben. Man feget aber in diefen Körben nur Menfihen und kleines Vieh über; denn das große würde zu ſchwer ſeyn; und Diefe Ueber: führten = auch- nicht auf den ordentlichen Landſtraßen, fondern nur an abgelegenen Orten 9). | | An einigen Orten der Küfte bedienen fich die Fiſcher, anftatt der Balfen und Canote, von Sechun⸗ ein Paar mit Luft angefuͤlleter Saͤcke von Seehundesfellen, die fo feft vernaͤhet find, daß, ben, wenn man gleich etwas ſchweres darauf leget, die Luft dennoch nicht herausgeht. Man ver- fertiget welche, die bis dreyzehntehalb Zentner ober funfzig Aroben tragen fönnen, Die At, wie folche genähet werben, iſt etwas befonders, Sie ftechen Die zwo Haͤute mit einer Schu: ſterahle oder ftarfen Fiſchgraͤte Durch, und ziehen durch jedes Loch eine andere Fiſchgraͤte, oder - auch nur ein Stückchen Holz, um welches fie dann oben und unten naffe Viehdaͤrme winden, moburch der uft aller Ausgang perfperret wird. Dergleichen zween Ballonen, oder vorn ſpi⸗ tzige und hinten weite Saͤcke, binden ſie vermittelſt etlicher Darüber hin gelegten Stecken auf die Art zufammen, daß das Vordertheil viel näher bey einander ift, als das Hintertheil. Auf dieſem Fahrzeuge nun waget fich ein Menfch mit einem Papay ober Ruder, welches oben und unten Schaufeln bat, auf das Waſſer, und feget noch wohl, wenn ihm ber Wind dienlich ſeyn kann, ein Fleines baummollenes Segel bey. Um aber den Abgang der etwan Eeee 3 herauss ») Garcilajfo Hift, de la Florida P. I. Liv. IV. ch. 2. und deffelb, Geſchichte der Yncae, III XV Cap. a. d. 158 ©. ar 588 — Reiſen und Entdeckungen Denkmaale herausdringenden ober ſchwachwerdenden Luft zu erſetzen, hat er vorn ein Paar zugebun- in Peru. dene Därme, durch die er auf den Nothfall friſche Luft hinein blafen kann 0). — Wir muͤſſen hier auch derjenigen ſonderbaren Bruͤcken in Peru etwas erwaͤhnen, wel⸗ Bindieiden, He allen Keifenden bey dem erften Anblicke derſelben, und ehe fie noch mit ihnen recht bes kannt find, ein Schaudern einjagen p), Gie gehören mit zu den alten Denkmaalen die— fes Reiches, indem fie ſchon von dem vierten und fünften Beherrfcher deffelben, Mayta Eapac, und Capac Yupanqui, angeleger, und bis hieher unterhalten worden, Don U: loa hat zwar Diefelben bereits befchrieben ): allein, die Nachricht eines gebohrenen Pe- ruaners, von der Art und Weile, wie folhe Brücken gemacht werden, wird feiner Be: fehreibung einigermaßen noch) mehr $icht geben, und die Borftelfung davon deutlicher und vollftändiger machen. Es find derfelben zweyerley Arten; die einen werden von Bind⸗ weiden oder Bejuquen, und die andern von bloßem Strohe und Schilfe oder Binfen ver- fertige. Wenn die Peruaner die erftern machen wollen: fo fammeln fie eine große Men- ge von gewiflen Weiden, die weder fo ftarf, noch fo zart find, als die fpanifchen. . Dar- aus verfertigen fie zuerft eine Flechte oder Art von Hürde, folang als die Brücke werden fol. Sie befeftigen darauf fieben und zwanzig folcher Hürden, eine auf der andern, und machen aus allen zufammen eine einzige, die ungefähr fo dick ift, als ein Menfc am $eibe. Dergleichen werden fünfe gemachte: Wenn man fie nun auf die andere Seite des Fluſſes hinüber bringen wills fo bindet man viele Fleine dünne Strike an ein Seil, wel- ches fo dick, wie ein Arm, und aus einem gemwiffen Hanfe gemacht ift, den die Peruaner Chahuar nennen. Un diefes Seil bindet man die dicken Hürden mie dem fleinen Stri- cken feft. Darauf ſchwimmen oder fahren viele Indianer, deren jeder einen von diefen Stricken hält, auf Flöffen über den Fluß und ziehen alfo alle zufammen mit ihren Armen bie Hinden hinuͤber an Das andere Ufer. Mach diefem erheben fie folche auf zwo ziemlich. ho- he Stüßen, die von den Steinen eines Felfen gemacht worden, den fie dazu bequem fin- den, oder in Ermangelung deffelben, machen fie diefe Pfeiler von einem andern Steine, der eben fo hart ift, als ein Felſen; wie man an der Brücke über den Apurimac auf ter grof fen cuzeoer Sandftraße fieht, die einen gemauerten und einen aus Felſen gehauenen Pfei: ler hat. Diefe Pfeiler an der Landfeite find Hohl und an den Seiten mit ftarfen Mauern geftüge, Man legetin das, was hohl ift, von einer Mauer zur andern, queer über jede Stür Se, nach der Reihe fünf bis fechs ſehr dicke Bohlen, mo die Dicken Weidenflechten ausge: her, damit vermittelft diefer Träger dig Brücke defto beffer unterftüßer werde, und eine fo ſchwere Maffe nicht durch ihre eigene Saft zufammen falle Der Fußboden diefer Brücke wird aus dreyen von obbefchriebenen Hürden gemacht, und Die beyden andern Flechten mer: den zu Sehnen an beyden Seiten gebrauchet. Die Brücke ift ungefähr zwo Ellen breit, und die Flechten, die ihr zum Fußboden dienen, werden mit Stücken Holz bedecket, die ungefähr eines Armes dick, nach der Reihe fehr ordentlich geleger, und an die Flechten feft gemacht find, damit man fie defto beſſer erhalte und verhindere, daß fie nicht fo bald ent zwen gehen. Man leget auch noch auf diefen Fußboden eine Menge Keifich oder in einanz ‚der geflochtene Baumzweige, damit die Laſtthiere, welche darüber gehen müffen, einen der | ſto 0) Relat. de la Mer du Sud par Mr. Frezier p) Man fehe des la Barbinais le Gentils Fom. I. p. 109. fürchterlihen Bericht davon in dem KU Bande diefer Summlung a. d. 586 ©. \ in America, VIBuch. VCap. 589 fo feſtern Tritt Haben, und nicht ausglirfehen. Man bebienet ſich derfelben auch, um die Denkmaale Bruͤcke an beyden Seiten ihrer Breite zu befeftigen, mo fie von eben ſolchem Reifiche zur in Peru. Bequemlichkeit der Wandersleute eine Art von Wand machen. Die Apurimacsbrüs — cke, welche die groͤßte unter allen von dieſer Art in ganz Peru iſt, ſoll auf zweyhundert Schritie lang ſeyn; und eben dieſe hat Mayta Capac zuerſt angegeben, da fie denn unier feinen Machfolgern alle Sabre mußte erneuert oder ausgebeffert werden r). Sein Sohn und Nachfolger, Eapac Yupanqui ‚erfand die andere Art Brücen, welche Von Stroh nicht, wie die vorige in ber Hoͤhe hing, und fo zu fagen in der Luft fehmebete, ſondern und Schilfe. gleich auf dem Waſſer ſchwamm; wiewohl fie doch auch etwas barüber erhöher war. Man hat fie noch beybehalten, und fie gebt über den Deſaguadero, ober den Canal, ber aus dem See Titicaca komme; daher man fie auch inegemein Die Canalbruͤcke nennet. Sie beiteht aus lauter Strohe, Binfen, Schilfe und dergleichen Materialien, Es waͤchſt naͤmlich durch ganz Peru eine Art von Stroh, das ſehr weich und biegſam iſt, und ſich ſehr gut handthieren laͤßt. Die Indianer nennen es Ichu, und decken ihre Haͤuſer da— mit. Das aug ber Provinz Collao wird für das beſte gehalten, und man flihe Körbe und kleine Käftchen davon, drehet auch Seile und anderes Stridwerf daraus. Außer diefer Art Strohe wächft in dem Sumpfe Titicaca eine große Menge Binfen und Schwert: lilien, welche die Indianer zu gewiſſen Zeiten abſchneiden, trocknen laffen, und alsdarın zu diefen Brücken brauchen. Wenn fie folche verfertigen wollen : fo machen fie vier Sei- le von gedachtem Strohe, fo dick wie ein Schenfel, Zwey davon ziehen fie über das Waſſer von einem Ufer zum andern, und befeftigen fie in gehöriger Weite von einander, Auf diefe Strobfeile legen fie große Bündel Schilf und Binfen von der Die eines Och— fen dicht beyfammen, und befeftigen fie an die Seile, ſo gut fie Finnen. Darauf werfen fie über diefe Gebunde die beyden andern Strohſeile, und binden fie ſtark, damit eines durch das andere verftärfet werde. Damit man aber verhindere, da dieſe Geile nicht ſo⸗ bald zertreten werden und reißen: fo werfen fie noch eine Mengeandere Binfen-und Stroh⸗ bunde darüber, die nach der Reihe aneinander gebunden und an eben diefe Seile befeftiger find. r Die Spanier nennen diefe Fleinen Bündel den Brückendamm; und die Brücke ſelbſt ift dreyzehn bis vierzehn Fuß breit und gute Hundert und fünfzig Schritte lang, Weil aber doch Stroh und Binfen von Feiner gar zu fangen Dauer find: fo müflen diefe Brücken alte halbe Fahre ausgebeffert, oder vielmehr ganz neu gemacht werben, ehe die Seile ver: faulen #), Aue Ser Eeee3 Der ) Sm IX Bande dieſer Sammlung a. d. 3220 m) Garcil. Geſch. der Ye. III Buch, VI Cap. und 477 ©: 0.8.18 ©, * 5) Ebend. III Buch, XV Cap. a. d. 156 ©. _ Reifen und Entdeckungen Der X Abſchnitt. Peru, und der Art und Weiſe die denfelben zu behandeln, Art, das Gold aus dem Gefkeine zu bringen. Sehalt diejes Goldes. Ordnung bey Vertheilung der Bergwerke. Waſchwerke. Art, das Silber auszubringen. Der alten Peruaner ihre. Queck⸗ 590 Bergwerke in Peru. Von den Bergwerken in Erzte aus Einleitung. Bergwerke in Paraguay. Einwuͤrfe wider Correals Zeugniß davon. Schreiben an den König. in Spanien. Berfhmundene Ans fcheinung einiger Bergwerke. Verſchwundene Perlen. Kleinodien der Frauensperfonen, Zeug: niß des P. Sarp, Anmerkung über Correaln. Freziers Zeugniß. Trapiches oder Erztmühlen. fbergeube. Art, das Queckſilber aus dem Ge- fteine zu bringen. Verlorene Bergwerke und Gruben. — ie einzigen Bergwerke, welche die Peruaner ſchaͤtzeten, und auch nutzeten, waren auf: — D ſer einigen Kupferwerken, die Gold- und Silberbergwerke und Est ar Man weis aber ganz und gar nicht, auf was für Art und Weife fie diefe reichen Schäge “aus der Erde herausgebracht und die Erzte zu Gute gemacht haben. Vielleicht ſahen die erften Eroberer, die nur bey der in ihrem eigenen Sande gebräuchlichen Weife blieben, nichts an den Erfindungen eines in ihren Augen noch rohen Volkes, welches angenommen zu werden verdienere. Die Reiſebeſchreiber haben alfo ihre Beobachtungen und Anmer- kungen einzig und allein über die von den Spaniern entdecfeten und bearbeiteten Bergwer— fe gemacht; und Garcilaſſo felbft weis wenig mehr davon zu fagen. Es weis ein jeder, daß die größten Reichthuͤmer von Peru, und fo gar von ganz Weſtindien, in diefen koſtbaren Exzten beftehen, die mit unzähligen Aeften und Adern die ganze Strede diefes großen Sandes durchſtreichen. Meberall findet man Gold in Peru, nach des Garcilaffo Geftändniffe. 2), jedoch) in gewiſſen Provinzen veichlicher, als in an= dern. Man findet es vielmals oben auf der Fläche der Erde, in den Flüffen und Bä- hen, wo es durch die vom Regen entftandenen Rauſchbaͤche aus den Gebirgen hinge— ſchwemmet wird. Ein verftändiger Leſer wird indeffen leicht einfehen, daß man nicht in den Befchreibungen der Spanier von diefem Sande umftändliche Nachrichten von einem fo Füslichen Puncte fuchen darf. Gleichwohl redet Don Ulloa von den Bergwerken in Qui— fo, und denen zu Potofi und Carangas ausführlich genug, zeiget auch bin und wieder die übrigen an, worinnen ehemals gearbeitet worden, und noch gearbeitet wird; wiewohl er von denen in Paraguay nichts gedenket, ja ausdruͤcklich leugnet, daß es einige darinnen ges be w. Correal benennet dennoch einiges er benennet fie aber auch nur bloß; und man weis niemand, welcher beffere und Iehrreichere Nachrichten und Erklärungen von den pe- zuanifchen Bergwerken gegeben, als diejenigen find, die man in Freziers Berichte von fei- ner Reife nach der Suͤdſee zerſtreuet antrifft. Die Ordnung feiner Meife den Bergwerken in Paraguap 2) Hiftoire des. Yncas par Gareilaflo de la die erfte Stelle gegeben hat. Vega Liv. VIII.ch. XXIV. p. 465. u) Im IX Bande biefer Sammlung a. d. 490 ,y) Hiftoire du Paraguay Eom, I. Liv. I. a. Seite. d. 9 u. ff. S. Der Verfaſſer geſteht, daß bie x) Voyage de Frang. Correal. II Part. ch. XI, vorgefaßte Mehnung von den Reſchthuͤmern, wie P. 278. Man muß anmerken, dag er nach der von der Herrſchaft der Jeſuiten, in Paraguay = \ x iſt⸗ in America vIBuh. VCap. 591 Die Namen der Bergwerfe iu Paraguay, fo tie fie Correal von den Einwohnern Bergwerke eines jeden Landes, Indianern und Creolen, will gehörer Oder auf feiner Reiſe von Bue- in Peru. en Yun nos-Aires nach Potoſi x) felöft will der Wahrheit gemäß befunden haben, find folgende; Bergwerke in ı Maldonsdo 7 Die Tupiquien 2 Tibiguivi 8 — i Patacuan 3 Sierra Selada Aſſoncion 4 St. Miguel und deſſen Gebirge 9 \ 5 Der Uraghay, an welchem Fluſſe die se — Erztadern ſehr reichhaltig find —— — — 2 Bio Guapai. 6 Die Gualachen Weil aber der neue Geſchichtſchreiber von Paraguay einige Zweifel wegen ber Berg ⸗ Einwuͤrfe wis werke erreget, welche Eorreal und andere Keifebefchreiber diefer Provinz zueignen: ſo kann der Eorveals man ſich nicht entbrechen, fein Zeugniß allbier anzuführen, und beobachten zu laſſen, daß Zeugnifi das alle Vermutungen des Eigennuges die Stärfe ver Berveife nicht vermindern koͤnnen. Die vom, erften Caſtilianer, welche nach Paraguay kamen, faget er y), zweifelten nicht, daß fie nicht große Reichthuͤmer dafelbft finden würden. Sie fonnten nicht glauben, daß ein Sand, welches fo nahe an Peru lag, nicht viele Gold- und Silberadern in fich faffen folle te; und noch hundert Jahre hernach redete man von Paraguay nicht anders, als von eis nem Sande, das viele Bergwerfe hätte, Man kann davon aus dem Titel Argentina ur theilen, welchen ein hiſtoriſches Gedicht 3) führet, deffen Verfaſſer zu verftehen zu geben feine, das ganze Sand fey nur ein großes Silberbergwerk. Man fehe hier, was Don Pedro Eftevan von Avila, Statthalter zu Kio de la Plata, im 1637 Jahre an Seine ka⸗ tholifche Majeftät davon ſchreibt a). „Die Fruchtbarkeit und der Ueberfluß, den man ſich in diefen Provinzen zu finden Schreiben an daß man glauber, fie enthalten Metalle, und den König in verſpricht, gründen fich befonders darauf, —* panien · „andere: koſtbare Sachen. Sch habe Eurer Majeftät weitlaͤuftig Davon Nachricht geges „ben; und ich habe ihr Die bewährteften Schriften davon zugefandt, wovon ich gewiß weis, daß ſie in die Kanzelley des koͤmnglichen Rathes von Indien beygeleget worden. Man „hatte einige verwirrte Begriffe von diefen Schägen zu ben Zeiten des Starthalters Don „Ruiz Diaz Melgarejo, welcher die Stade Billa rieca angeleget hat. Mach vielen Nach⸗ „forfehungen aber, um fich genauere und deutlichere Kenntnifle davon zu verfchaffen, hat „man erfannt, daß alles, was davon bekannt gemacht worden, ungewiß wäre. Zulegt „hatte fich Manuel von Friaz, des Don Ruiz Eidam, welcher der erſte Statthalter in „Paraguay geivefen, da man diefe Statthalterfehaft in zwo getheilet hat, bey Eurer Mas „jeftät anheifchig gemache, dieſe Metalle zu entdecken, wovon er gewiß zu ſeyn glaubere, „Sc habe auch von vielen glaubrindigen Leuten vernommen, daß er ben größten Fleiß deswegen angewandt, Daß ſolcher aber vergebens geweſen. Sch babealle mündliche Bers „nehmuns iſt; fo gar, ſaget et, daß er fih nur bloß ent: im Jahre 1752 geftorben iſt. floffen Bat, diefe Gefhichte zu freien, um 2) Von Dom Martin del Barco, Archidia⸗ dem Verlangen eines Prinzen zu willfahren , wel⸗ conus zu Buenos Ayres. her fie zur Ehre der Religion für noͤthig erachtete. 0) Man fehe la Conquifta efpiritual &e. vom Ehend. a. d.4 ©. Diefer Prinz mar der Herr P. Anton Ruiz pon Mionsoya auf bem SB zog yon Orleans, welcher dem aten des Hornungs Blatte. 92 0 Reifen und Entdeckungen Bergwerke in Peru. Verſchwunde⸗ ne Anſchei⸗ nung einiger Bergwerke. Verſchwunde⸗ ne Perlen. „nehmungen darüber, und das ganze Verfahren dabey fchriftlich auffegen laſſen, „und an EurgMajeftät geſchickt; und ich darf nicht zweifeln, daß es nicht in der Kan— „zellen des Föniglichen indianifchen Rathes feyn follte. Zwo Urfachen laſſen mich urtheilen, „daß man auf alle dieſe Schriften nicht bauen dürfe, Die erfte ift, weil alle Statthalter „nichts verabfaumer haben, diefe Bergwerfe zu entdecfen; die zweyte, weil alle Zeugen, „die für fie ausgefaget, wider die Jeſuiten eingenommene Leute waren, und über dieſes „nicht Die nöthigen Eigenfchaften hatten, Berichte aufzufegen, fo nie fie feyn müßten, „wenn fie Eurer Majeftär follten gefchickt werben,,. Es iſt wahr, fährt der Gefchichtfehreiber fort, daß man ziemlich nahe bey Eeres, einer von den Spaniern erbaueten Stadt, auf dem Wege aus Brafılien nach Paraguay, nicht weit von dem Fluſſe, welche aber von den Portugiefen aus Brafilien zerſtoͤret wor den, lange Zeit geglaubet bat, einige Anzeichen von Goldadern zu fehen. Allein , diefe Anfcheinungen find verſchwunden, und die Einwohner zu Eeres find fters fehr arm gewe- fen. . Eben fo verhält fichs auch mit denen zu Villa ricca, welchen Dre man mit einem fo fhönen. Namen zu beehren gar zu eilfertig gewefen, Weil fie aber von den Portuniefen aus Braſilien beftändig beunruhiget worden; fo haben fie fich endlich genoͤthiget geſehen, fich wieder Paraguay zu nähern, wofelbft fie eine neue Stadt erbauer haben, welche mit der alten einerlen Namen führer, und ihn nicht beffer verdienet 6). Sie Hat aber viel da- durch gewonnen, daß fie fich auf feine eingebildete Bergwerke mehr Rechnung macher, welche ihre Einwohner nur abhielten, folchen Beyftand zu fuchen, ver ihren Beduͤrf— niffen am gemäßeften mar. Man. hat im einem Gee, welcher von dem Drfe niche weit entfernet war, wo die Stadt. Santa Se anfänglic) gelegen, einige Zeitlang Perlen: gefifcher; und der Berfafler des obgenannten Gedichtes redeg mit dem größten poetifchen Nachdrucke da- von: mit der Zeit aber hat man fo gar das Andenken Davon verloren. Enplich fagere ein Spanier; welcher in feiner Kindheit von einer Bölferfchaft, die Abiponen genannt, an Kleinodien der Frauens⸗ perfonen. diefem See war gefangen gehalten worden, da er wieder zu feiner Familie fam, und fah, Daß das Frauenzimmer eine fo große Begierde nach Perlen hatte, zu ihnen: es fänden die Indianer, unter denen er geleber hätte, fehr oft welche in ihren Fifchernegenz und er feßete Hinzu, fie würfen folche, als unnüßes Zeug, hinweg. Man fehickete fo aleich in ihr Sand; und die Nachricht befand füch dev Wahrheit gemäß. Der Gefchichtfchreiber aber urtheilet, es müßte diefe Fiſcherey nicht fehr überflüßig gervefen ſeyn; oderdie Perlen muͤßten auch Fein vecht gut Wafler gehabt haben, weil er nirgends gefehen, daß fie ein Stück von dem Handel zu Buenos Ayres ausgemacht,nod) auch) Santa Fe bereichert Härten. Er hat aud) noch, faget er, in einem Manuferipte gelefen, welches ihm von guter Hand zu feyn ſchien, daß zu Affuneion, der Hauptſtadt der Provinz; Paraguay, das vor- nehme «Sranenzinmer fich mit Kleinodien ſchmuͤcke, welche in Diefem Lande fehr gemein find c): der Verfaffer aber erklaͤret fih nicht, von was für Art ſolche geweſen; und man finder auch fonft nirgend anderswo ein Zeugnif davon. Der +5). Man nennef fie heutiges Tages gemeiniglich c) Joyas, que no ay poeo en el Paraguay , y nur Ville. las Mugeres fe hazen y adornan, como en otra qualquier Ciudad. + in America. VIl Buch. V Cap. 593 Der P. Anton Sarp, ein deutſcher Jeſuit, welcher lange Zeit in den Mißionen zu Bergwerke Paraguay gearbeitet hatte, redet von einer Entdefung d), die dem Sande fehr nüglich in Peru. geweſen feyn würde, wenn dasjenige, was er gefunden hatte, gemeiner gemwefen wäre. Er f wurde eines Tages einen fehr harten Stein gewahr, melden die Indianer Itacara nen- Kon des nen, weil er mit Kleinen ſchwarzen Flecken befäet ift, die man mit dieſem Worte bezeichnet, — Er warf ihn in ein ſehr großes Feuer. Die ſchwarzen Flecken, die er wie kleine Koͤrner vorſtellet, waren ſehr gutes Eifen: allein, dieſe Steine find ſehr ſelten. Man hat auch an andern Orten Gänge von eben dem Erzte entdecke, die aber fo wenig reichhaltig gewe— fen, daß man genöthiger ift, alles Eifen, welches die Einwohner nöthig haben, von an⸗ derwärts herzubolen. Man muß noch diefe Erzählung mit Correals feiner vergleichen, welcher im 1692 Anmerkungen Jahre die Keife von Buenos Ayres nach Potofi gethan hat. Die Gerechtigkeit aber er⸗ über Correa⸗ fordert es, bier anzumerfen, daß, ob er ſich gleich noch fo eine große Ehre daraus ma: Im, . het, ein Spanier zu feyn, ber lange Umgang, den er mit ben engländifchen Sreybeutern gehabt, ihn dennoch die Sachen nicht allezeit von der Seite anſehen laffen, welche feiner Religion und deren Dienern am günftigften war. Es feheint wenigftens , daß die befon« dere Anmerkung, die er bey den Bergwerken an dem Uraghay machet e), bloß eine ſolche boshafte Anmerkung iſt, die vielleicht von keinem Beweiſe konnte unterſtuͤtzet werden. Er nennet in Peru und Tucuman folgende Bergwerke: ı Loxa und Camora. 11 Chocaia. 2 Cuenza oder Cuenca. 12 Atacama. 3 Puerto viejo. 13 Auxui oder Suſui. 4 San Juan de l Oro. 14 Die Calchaquen. 5 Oruro. 15 Guaſco. 6 Titiri. ı6 Coquimbo, 7 Dorco, | 17 Cordua. 3 Plate. 0.8 Dilili, og Porofi, unter vielerley Namen 19 Caravaja. - zoLoming. Man finder beym Herrera und Gomara noch viele andere Namen : bie meiften aber find Heutiges Tages wenig mehr befannt, - rezier verficherr, Die dermaligen ergiebigften Silberbergwerke in Peru, wären Die FreziersZeug⸗ zu Oruro, einer Fleinen Stadt achsig Meilen von Arica gelegen, Im Jahre 1712 habe MP. man zu Ollachea,, bey Cuzco, ein fo reichhaltiges Bergwerk entdecket, daß Die Aus⸗ beute bey 2500 Mark aufs Caxon, Das ift faft das Fuͤnftheil gewefen: es habe fic) aber fehr verringert, und fey bald unter Die gemeinen gerechnet worden. Die zu Kipes und Potofi haben eben das Schickſal gehabt; und es geben die zu Potoſi heutiges Tages fo wenig, daß man kaum die Koften davon beftreiten kann, die fie wegen ihrer großen Tiefe erfordern, * as e) I Part. ch. XI. a. d. 278 S. Die Geſell⸗ 3) In feinen im Deutfchen herausgegebenen, ! ſchaft Sefin, faget er, kennet fie beſſer, als ſemand. und ins Latein überfegten Briefen. Allgem, Reiſebeſchr. XV Band. Ffff 594 \ Reifen und Entdeckungen Bergwerke Was die Goldgruben betrifft, ſo ſaget er, ſie ſeyn in dem ſuͤdlichen Theile von Peru in Peru fehr ſelten, nur habe es eine in der Landſchaft Guanuco gegen fima zu; desgleichen im Sande Chicas, wo die Stade Atrija liege; und zu Chuquiaguillo, zwo Meilen von Paz und andern Gegenden, welche eben deswegen auf Indianiſch Chuquiago oder die Goldſcheune genannt werden. Es giebt wirklich, fährt er fort, fehr ergiebige Wafchwer: fe, in dieſem Sande, in welchen man Pepitss oder ganze Körner gediegenes Goldes von ungemeiner Größe gefunden; unter andern zwey, wovon das eine 64 Mark und etliche Unzen gewogen, und von dem Statthalter. in Peru, Grafen de la Moncloa, zu einem Gefchenke für den König in Spanien echandele worden. Das andere befam Don Juan de Mur, im 1710 Jahre, zu der Zeit, da er Corregidor zu Arica war. Es fah als ein Ochſenherz im Kleinen aus, und wog 45 Mark; hatte aber drey unterfchiedliche Haltun: gen, naͤmlich vonu,1g und 2ı Karaten; welches an einem Klumpen gewiß etwag merk wuͤrdiges ift. Alle Gegenden diefer Bergwerke find Eale und unfruchtbar: doc) fehler eg - auch gegen die Seefüfte zu in den gemäßigten Himmelsgegenden nicht ganz und gar an . Bergwerfen; wie man denn im 1713 Jahre zwölf Meilen von Iquique Silberadern entde⸗ ckete und ſich eine reiche Ausbeute davon verſprach. Ja „es ſollen in allen Bergen um Arica herum dergleichen ſeyn, die man aber deswegen nicht graͤbt, weil nach Ver— haͤltniß der andern, die Ausbeute nur ſchlecht ift f). | Eben diefer Reifebefchreiber lehret uns auch die gewöhnliche Art und Weife, wie die Spanier das Gold und Silber von dem Exztgefteine ſcheiden „ nachdem fie es aus den ER Gruben gebracht haben, ' en Die Mühlen, die fie dazu brauchen, und Trapiches nennen, find faft auf eben die ee gemacht, als in Frankreich und an andern Orten die Mafchinen , das Obft zumablen. Sie beitehen aus einem Troge oder großen runden Steine, von fünf bis ſechs Schuhe im Durchſchnitte, der mit einem zirfelrunden und anderthalb Schub tiefen Canale ausgehoͤh⸗ let iſt, oder dergleichen Rinne bat. Dieſer Stein iſt in der Mitte durchbohret, damit ei- ne Welle durchgehen fönne, woran unten noch ein wagerechtes Rad mit halben Schaufeln feftgemacht ift, an welche das Waſſer fehlägt, damit das Rad und dann aud) der. Stein herum getrieben werde. Durch diefes Mittel läßt man in dem zirfelrunden Canale einen aufrechtftehenden Mühlenftein, der auf die Walze des großen Rades paffer, berum lau⸗ fen. Diefer legte Stein wird von den Spaniern der Umdreher, laVolteadora, genannt, Sein gewöhnlicher Durchfchnite ift drey Schub, vier Zoll, und die Dicke zehn bis funf- _ sehn Zoll. Mitten durch ihn geht eine Achfe in den großen Wellbaum; und da ihn- Dies fer wagrecht umtreibt, fo zerdrücfet und zermalmet er das aus den Bergwerken gegrabene Öefteine , welches die Einwohner des Landes das Merall oder Erzt nennen. Bey den Goldbergwerken giebt es weißes, rörhliches und ſchwaͤrzliches, in den meiften davon aber ift mit den Augen wenig oder gat fein Gold zu erblicken. Art, das Gold So bald das Erzt nur ein wenig zermalmer ift, fo wirft man eine gewiſſe Menge aus dem Ger Duecffilber hinein, welches fi) denn an das Gold anhängt, dag der runde Stein von dem feine zu brin · gemahlenen Erzte ſchon gefchieden hat. Zu gleicher Zeit laͤßt man in den zirkelrunden een Trog einen fehnellen Waſſerſtrahl durch eine Fleine Rinne hinein fkürzen, um die Erde ab- zufpühlen , welche denn auch durch ein ausdrüdlich dazu verfertigtes Loch hinausläuft. Das mit FI Reife nad) der Suͤdſee ı Th. 22 Cap. a. d. arg u. 191 ©. im America. VI Buch. VCap. 595 mit dem Queckſilber vermiſchete Gold ſinkt zu Boden, und bleibt wegen ſeiner Schwere Bergwerke daſelbſt liegen. Man mahlet des Tages ein Caxon, das iſt, fünf und zwanzig Zentner in Peru. Erzt; und wenn man aufgehöret hat zu mahlen , fo wird der Gold - und Duedfilberteig, RENNEN welcher fich an dem tiefften Drte des fteinernen Troges auf dem Boden befindet, zuſam⸗ men genommen, in ein leinenes Bündel getban, unddas Dueckfilber, fo viel als moͤglich ift, heraus gepreflet. Darauf bringt man es zum Feuer, um das noch zurückgebliebene Queck⸗ filber vollends ausdämpfen und verrauchen zu laffen. Diefes nennet man Gold in Zapfen oder Zapfengold (l’or en pigne). Um das Gold nun von dem Queckſilber, womit es noch vermiſchet iſt, gänzlich zu befreyen , fo muß man den Goldzapfen ſchmelzen. Alsdann erfennet man erſtlich Das eis gentliche Gericht und den wahren Gehalt des Goldes ; und es brauchet Feine weitere muͤh⸗ fame Arbeit. Die Schwere des Goldes und feine geſchwinde Almagamifirung oder Ders mifhung mit dem Queckſilber machet, daß es fich fo gleich von dem Erztgefteine abfondert, und die Schlafen oder die grobe Erde fo fort Davon weggeht. Diefen Vortheil haben die Golderztgraͤber vor denen, die mit Silber umgeben. Sie wiffen jeden Tag, was fie ge innen; da jene es hingegen exit manchmal nach einem Paar Monaten erfahren. ei Das Goldwägen geſchieht bier nad) Caftillanen. Ein Caftillan ift der hunderteſte Goldwägen. Theil von einem fpanifchen Pfunde, und wird in acht Tominen eingetheilet; fo, daß fechs Gaftillanen und zwo Tominen eine Unze ausmachen. Man muß aber anmerken, daß das foanifche Gewicht fechs und ein Deittel aufs Hundert weniger beträgt, als das franzöfifche Markgewicht. Die Güte oder das Schrot und Korn des Goldes, wird nach Quilaten oder Ka- Gehalt diejes raten abgenommen; ba denn Das alterfeinefte nicht höher, als von vier und zwanzig Karaten Goldes. ift, Dosjenige, was aus den peruanifchen Goldgruben erbeutet wird, ift von zwanzig bis ein und zwanzig Karat, Nachdem die Erztgaͤnge gut und ergiebig find, geben funfzig Zentner Erzt oder jedes Beſchaffen⸗ Caxon vier bis ſechs Unzen Goldes. Wenn man nur zwo Unzen gewinnt, ſo bekoͤmmt heit der Gold⸗ der Bergmann oder det Gewerke bloß feine Unfoften wieder; welches fehr oft geſchieht. adern. Hingegen erholet er ſich feines Schadens auch fehr gut wieder, wenn er reiche Gänge an- eriffr. Denn die Goldadern find unter allen Erztgaͤngen die allerungleicheften, Man gräbt manchmaf einer Ader nad) , die ſich erweitert, nieder zufammen zieht und ſchmaͤler wird, ja, fich gar zu verlieren ſcheint; und diefes alles in einem Eleinen Stuͤcke Erdreich, Diefer wunderliche Eigenfinn der Matur erhält die Erztgraͤber in der Hoffnung, dereinft dasjeni- ge zu finden, was fie den Beutel nennen, das üft geriffe fo ergiebige Zipfel Hinten an den Gängen, bie zumeilen denjenigen, der fie entdecket hat, auf einmal veich machen. Dieſe Ungleichheit aber kann fie öfters an den Bettelftab bringen. Daher koͤmmt es dem auch, daß man weit feltener einen Goldbergwerker reich werden fieht, als einen, der nach Silber oder anderm Erzte graͤbt, ungeachtet fo viele Unkoſten nicht darauf gehen, um das Gold von dem unreinen Geſteine heraus zu bringen. Eben diefer Urfache wegen find die Goldgewerfen befreyet, daß man fie Schulden halber nicht angreifen kann; und dem Koͤ⸗ nige wird von dem Golde aͤuch nur der zwanzigſte Theil bezahlet, der den Namen Covo von einer Privarperfon fuͤhret, welcher der König in Spanien diefe Gnade erwiefen hat, ob man gleich vorher Davon eben fo, wie nod) itzo von dem Silber, ſtets den Fünften er⸗ l uͤſſen. Bam Ffffe— Die 7 — Reiſen und Entdeckungen Bergwerke in Peru. en Drdnung bey Vertheilung der Bergwerke. Waſchwercke. Die Goldadern in Peru, gleichwie auch alle andere Bergwerke gehoͤren demjenigen, der ſie am erſten entdecket. Es koſtet einem bloß eine an die Juſtizkammer aufgeſetzete Bittſchrift, ſo wird es einem zuerkannt. Man mißt uͤber dem Erztgange achtzig Varas oder ſpaniſche Ellen, das iſt zwey hundert ſechs und vierzig Fuß, in die Laͤnge, und vierzig Va⸗ ras in die Breite fuͤr denjenigen, dem es zuerkannt worden, welcher auch dieſen Strich nach ſeinem Belieben nimmt. Darauf mißt man noch andere achtzig Varas fuͤr den Koͤnig; das Uebrige bleibt alles fuͤr den erſten Angeber in voriger Maaße, der denn damit anfan— gen kann, was er will. Was dem Koͤnige zugehoͤret, wird an den Meiſtbiethenden ver— kaufet, der nur zu einem unbekannten und ungewiſſen Reichthume Luſt hat. Uebrigens erhalten diejenigen, die mit ihren eigenen Haͤnden arbeiten wollen, von dem Eigenthuͤmer leicht eine Ader. Was ſie herausgraben, iſt fuͤr ſie, nur daß ſie dem Koͤnige das Seinige abgeben, und die Miethe fuͤr die Muͤhle bezahlen muͤſſen, welche letztere ſo eintraͤglich iſt, daß ſich manche bloß davon, und nicht durch muͤhſame und ungewiſſe Nachgrabung in den Erztgaͤngen zu bereichern verlangen g). Was man in Peru Lavaderos oder Waſchwerke nennet, ift die Art und Weiſe, ‚wie man das Gold, welches nicht gar tief liege, und weswegen man nicht erft weit in Bergwerfe hinein arbeiten darf, durch Wafchen fammelt. Frezier hat eines dergleichen zu Palme, vier Meilen von Balparaifo gegen Dften, gefehen, woſelbſt die Jeſuiten auf ei» gene Rechnung arbeiten liegen, und giebt ung folgende Befchreibung davon. Man gräbt ganz hinten in den Tiefen in denen durch Länge der Zeit entftandenen tief einwärts gehenden Winkeln, wo man aus gewiffen Kennzeichen Gold vermuthet; indem man ſolches in dem: jenigen Erdreiche, worinnen es ſtecket, mit dem bloßen Auge nicht faſſen kann. Um dies fe Aushöhlung deſto leichter zu bewerfftelligen, leitet man einen Bach dahin, und fchaus felt unter der Zeit, da das Waffer läuft, das Erdreich um, damit es abgemafchen, und defto leichter weggefpühler werde, Iſt man endlich auf den Strich gefommen, wo Gold befindlich ift: fo leitet man den Bach ab, und gräbt mit aller Macht, Diefes Erdreich oder Golderzt nun führer man auf Maulefeln zu einem Fleinen Becken, welches der Geftalt nach einem Schmieveblafebalge ähnlich fieht, und läßt zu deſſen Abfpühlung und Wegflös ßung einen Fleinen fchnellen Bach hineinlaufen. Damit ſich das Erdreich auch beffer durch= netze und das damit vermifchte Gold fich defto leichter von ihm ſcheide: fo rühree man es beftändig mit einem eifernen Hafen um, welcher auch zugleich dienet, die Steine zuſam— men zu ſcharren, die man hernachmals mit ven Händen hinauswirft, Dieſes ift nöthig, damit ſolche den Lauf des Waffers nicht aufhalten; denn der ftarfe Stral muß alles weg— ſpuͤhlen, und mic fich fortreißen, nur das Gold nicht, welches ſich wegen feiner großen Schwere durch einen zarten ſchwarzen Sand unten im Becken feget, und daſelbſt eben fo wenig ſichtbar iſt, als in der Erde, es wären denn Körner darinnen, die wenigſtens eben fo groß find, als eine Linſe. Zumeilen finden fich noch größere darinnen; und man hat aus dem Waſchbecken, deffen Frezier bier gedenket, einige wohl drey Mark fehwere geho- h bem, 2) Frezier am angef. Drte, XV Cap. a. d. 138 erſten Becken abfließende Waſſer in ein zweytes und u. ff. ©. auch wohl in ein drittes auffängt, du fich denn das 4) Dan hat auch in einigen andern Waſchwer⸗ mit tweggefehlemmte Gold vollends losmachet und Een ſchon dafür geforget, indem mandas aus dem feket, Man fehe des Don Ulloa Beſchreibung = 5. ol⸗ | in America. VI Buch, V Cap. 3597 ben. Doch ift es bey ihm außer allem Zweifel, es müßten viele Fleine Goldtheilchen zum Bergwerke Becken mit hinausfließen, welchem aber leicht vorzubeugen ſey h\ inperu. Nachdem endlich das Waſſer abgeleitet: fo fammelt man den hinten im Becken figen- den Sand, und fehütter ihn in eine große hölzerne Schüffel, in deren Mitten eine kleine Tiefe, etwa den vierten Theil eines Zolles breit iſt. Hierinnen ruͤhret man den Sand gleichfalls im Waſſer mit der Hand um, alſo daß alles, was nur von Erde und Sande darinnen iſt, an den Rand hinaus, und uͤberlaͤuft; das Gold aber, welches von einer ſo maͤßigen Umruͤhrung nicht ſonderlich beweget wird, bleibt auf dem Boden liegen, und zwar in Koͤrnern, die groͤßer oder kleiner ſind, als etwan kleiner Sand, in allerhand Figuren, aber rein, fauber und mit feiner natürlichen Farbe, ohne daß man ibm im geringften durch die Kunſt heifen dürfte, Diefe Art Gold zu bekommen, ift weit vortheilhafter, wenn an⸗ ders das Erdreich nur ein wenig ergiebig ift, als wenn man es aus den Bergwerfen gras ben muß. Es brauchet nur einen fehlechten Berlag. Man hat weder Mühlen noch) Queck⸗ ſilber, weder Meißel noch Schlaͤgel noͤthig, die Adern und Erzte entzwey zu ſchlagen und zu zermalmen, Ein Paar Schaufeln, die öfters nur aus Schulterblättern von Dchfen ges macht worden, find fehon genug, die Erde, die man wäfcht, durch einander zu rühren ). Mit der Ausbringung des Silbers in Peru geht es fo zu. Wenn das aus ber Berg: Art, das Sil- ader gegrabene Gefteine zerftoßen worden: fo mahlet man es in den obenbefchriebenen ber auszubrin- Trapichen, oder in den fogenannten Ingenios reales, die eine Art Mühlen find, welche 9 Stämpel haben, wie unfere Gypsmuͤhlen. Sie beitehen insgemein aus einem Rade von fünf und zwanzig bis dreyßig Schuh im Durchfihnitte, deſſen verlängerte Achfe mit ſtum⸗ pfen Dreyecken verfehen ift, die im Herumgehen fih in die Aerme oder Zapfen dereifernen Stämpel einhafen, und fie zu einer geriffen Höhe aufheben , von da fie bey jedesmaliger Herummwalzung auf einmal herabfallen; und weil fie insgemein bey zweyhundert Pfund fehnoer find , fo ift ihr Fall fo heftig und ſtark, daß fie bloß mit ihrer Schwere auch das al» lerhärtefte Geſteine zerftoßen , und zu Staube machen, Diefen Staub fiebet man hernach durch eiſerne oder kupferne Siebe, um das Zaͤrteſte davon zu bekommen, und das Grobe wieder auf die Mühle zu ſchuͤtten. Findet fich unter dem Gilbererzte etwan ein oder ande= res Metall, welches verhindert, daß es nicht zu Staube werden Fann, zum Beyſpiele, Ku⸗ pfer: fo wird es geroͤſtet, und alsdann von neuem gepochet oder geftampfet, In den Eleinen Bergwerken, wo man fich nur der Mühlen mit einem Muͤhlſteine bedienet, mahlet man am öfterften die Erzterde mit Waſſer, daß ein flüßiger Schlamm Daraus wird, den man in ein Behältniß oder in eine Grube laufen läßt. Wenn man fie hingegen trocken maͤhlt: fo muß man fie hernachmals einweichen und eine lange Zeit tapfer mit Füßen treten. Zu diefem Ende leget man diefen Schlamm oder Schlid in einen aus⸗ druͤcklich dazu verfertigten Hof, Buiteron genannt, tafelweiſe etwa einen Schuh dick, und es hält jede Tafel ein halbes Caxon oder fünf und zwanzig Zentner des Exztgefteines, wel- ches fie Cuerpo nennen, Auf jegliche Tafel wirft man ungefähr zweyhundert Pfund Meerfalz mehr oder weniger, nachdem die Befchaffenheit des Erztes if, ftampfet es * Ffffs na ſolcher Goldwaͤſche in Popayan, im IX Bande dieſ. oder Pferdehaͤute unter den Ablauf der Sinne, da: Sammt. 0.8.2336 5. In Deutihland fegen die mit die Eleinen Golofäferchen darinnen bangen und Goldwärher, zu Verhinung diefes Abganges oder kleben bleiben. Verluſtes, Leinwand, Wollenzeug, imgkeichen Kuͤh F) Sresier am angel: Drte, a. d. 144 ©. 5989 Reiſen und Entdeckungen Bergwerke nach unter einander, und läßt es ein Paar Tage zuſammen ſtehen. Darauf thut man ei- in Peru, ne gewiſſe Menge Queckſilber dazu, und zwar druͤcket man es aus einem leternen Beutel mit der Hand tropfenmweife heraus, damit das Cuerpo überall davon beträufelt werde, Nach dem nun das Erzt geartet und reich iſt, nach dem thut man auch zu jedem zehn, funfzehn bis zwanzig Pfund. Denn, je reichhaltiger das Erzt It, deſtomehr Queckſilber gehöret hinein, um das darinnen enthaltene Silber zufammen zu ziehen; und man weis alfo nicht eher, als nach einer Iangwierigen Erfahrung, wie viel Queckſilber man eigentlich hinein— ſchuͤtten müffe. ine folche Tafel oder einen ſolchen Erztkuchen durchknetet ein Indianer alle Tage achtmal, damit ſich das Queckſilber mit dem Silber recht vermifchen möge; und fo viele Tafeln man bat, fo viele Indianer Brauchee man. Man fehürtet oftmals, wenn das Erzt fert ift, Kalk darunter; welches gleichwohl viel Behutſamkeit erfordert. Denn man verfichert, es erhiße fich davon zuweilen fo ftarf, daß, fo unglaublich es auch zu feyn fiheine, man weder Queckſilber noch Silber mehr darinnen finden koͤnne. Bisweilen fireuet man auch Bley oder Zinnerzt darauf, um die Wirkung des Queckſilbers zu beför- dern , als welche bey großer Kälte langſamer, als bey gelindem Werter von ftatten geht. Daher komme es, daß man zu Lipes und Potofi das Erzt öfters einen Monat oder gar wohl fechs Wochen lang kneten muß; da fich Hingegen in gemäßigtern Gegenden das Silber ins nerhalb acht oder zehn Tagen an das Duedfilber Hänge. Um nun dem Queckſilber deſto eher zu ſeiner Wirkung zu verhelfen, ſo machet man an etlichen Orten, als zu Puno und anderwärts, gewoͤlbte Buiterons, ieget ein Feuer darunter an, und trocknet alſo den Erzt⸗ ftaub vier und zwanzig Stunden lang auf einem Boden von Backſteinen. Wenn man vermuthet, das Dueckfilber werde nunmehr alles Silber zufammen ge- _ vaffet Haben : fo nimmt der Probirer aus jedem Euerpo ein wenig Erde befonders, waͤſcht es in einer irdenen oder hölzernen Schuͤſſel, und alsdann erkennet man an der Farbe des auf dem Boden diefer Schüffel liegenden Queckſilbers, ob es feine Wirfung gethan habe, Denn, wenn es fhmwärzlich ausfiehe, fo iſt das Erzt allzufehr erhiget worden, und muß man ihm mit mehrerm Salze oder anderer Specerey helfen; und da heißt es von dem Queckfilber, es verſchwinde. Sieht es aber weiß aus: fo nimme man einen Tropfen da= von, und druͤcket geſchwind den Daumen darauf. Was nun vom Silber darunter iſt, Das bleibe an dem Finger Eleben : das Dueckfilber aber läuft in Eleinen Tröpfchen weg. Wenn man endlich merket, daß das Silber alles zufammen gefammelt ift: fo träge man bie Erzterde in eine mit $eder ausgefchlagene Grube, wo ein kleines Bächlein hineinfaͤllt, um fie zu wa— fen: Dieſes gefchieht faft auf eben die Art, wie mit dem Golde, nur mit dem Unterfehiede, daß, weil fic) hier bloß ein Schlif oder Schlamm ohne Steine befindet, es auch anftatt eines eifernen Hafen fehon genug ift, daß ein Indianer folchen mit den Zü- fen durch einander trete, damit dasjenige, was fein haltbares Silbererze ift, allmählich weggefpühlet werde. Aus der erften Grube fällt es in die zweyte, in welcher ein anderer Indianer fteht, der es gleichfalls umwendet, damit es fich wohl abfpühle, und das Silber davon komme. Aus der zweyten fälle es gar in eine dritte Grube, und wird eben. fo dar- innen gehandhabet, damit, was in der erften und andern nicht auf dem Grunde liegen ges blieben, doch in der dritten liegen bleiben müffe. Nachdem alles wohl gewaſchen, und das Waſſer hell iſt: fo findet fich unten in diefen runden Gruben das dem Silber einverleibte Queckſilber, welches Is Pella genannt wird. Dieſes hänge man in einem Seigeſacke von Vieugnaswoile auf, damit ein Theil des Duck“ filbers in America. VI Buch. V Eap. 599 filbers herauslaufe ; man bindet folchen, fehläge und befehweret ihn mit platten Stücen Bergwerke Hoͤlzern, fo viel es möglich if. Wenn man nun alles, fo viel man gekonnt, herausge⸗ in Peru. bracht hat: fo ſchuͤttet man diefen Erztkuchen in eine Form von Brettern, welche insge⸗ — mein, wenn ſie zuſammen gebunden ſind, eine Pyramide von einem ſtumpfen Achtecke vorſtellen, deren Boden eine mit vielen Loͤcherchen durchbohrete Kupferplatte ift. In dies fe Form nun ftampfet man es hinein, damit es feit auf einander fomme; und wenn Man etliche Silbergapfen von ungleichem Gewichte machen will, fo theilee man die Form nur durch fo viele Sagen oder Schichten von Erde ab, damit ein Silberzapfen oder eine Pinna nicht auf die andere komme. Zu dem Ende wiegt man bie Pella, zieht zwey Drittel für das darinnen ſteckende Queckſilber ab, und weis fo dann fat ganz genau, wie viel reines Silber herausfommen werde, Man nimmt darauf die Forme hinweg, und feget den Sil⸗ berzapfen mit feinem kupfernen Boden auf einem Dreyfuße über ein großes irdenes Gefäß voll Waffer , ftellet ihn unter eine Golofehmiedtscapelfe von Erde, die man mit glüenden Kohlen uͤberdecket, wo man ihn denn etliche Stunden fo unter dem Feuer ftehen läßt, damit der Zapfen recht durchhitzet, und Das darinnen vorhandene. Queckfilber durd) den Rauch ausgetrieben werde. Weil dieſer Rauch aber keinen Ausgang hat: fo ſchwebet er in dem (even Raume zwifchen dem Zapfen und ber Capelle herum; bis er endlich auf Das une tenftehende Waſſer fälle , woſelbſt er fich verdicket, und mit einer neuen Verwandlung in Queckſilber wieder zu Boden finft. Auf folche Art geht denn wenig davon ab, und man brau⸗ chet das Zueckſilber etlichemal, nur daß man, weil es ſchwaͤcher wird, die Doſis ſtaͤrker machet. Dem ungeachtet verbrauchete man vorzeiten, nad) des Acofta Berichte, zu Potoſi doch allein an Duedfilber ſechs bis fiebentaufend Zentmer des Jahres, woraus man abnehmen kann, was fuͤr eine unſaͤgliche Summe an Silber man dafeibft muͤſſe erbeutet haben. Meil aber in dem größten Theile von Peru weder Holz noch Kobten zu haben find: fo nimmt man von dem obengedachten Strohe oder Kiedtgrafe Ychu, das man zu der Ca⸗ nalbrücke gebrauchet, und bringt dadurch die Zapfen, vermittelft eines Ofens, in Hitze, den man zu der Mafchine, welche man verfertiget hat, das Silber zu trocknen, und esvon dem Dueckfilber zu faubern $), hinſtellet; und die Hige geht da durch eine Röhre hinein, worinnen fie ſich als Schwefel anleget. Iſt das Queckiilber verrauchet: fo bleibe nichts weiter übrig, als eine Maffe ſehr leicht aneinander hängender Silberförner, die man faft erreiben Fann, und eigentlich den Zapfen, (la Pigne, Pina) nennet; welches außerhalb den Erztgruben eine verbothene MWaare ift, weil man vermittelft der Geſetze des Koͤnigrei- ches verbunden iſt, fie in die Fönigliche Caffe oder in die Münze zu liefern, um dem Koͤ⸗ nige das Fuͤnftheil davon zu bezahlen. Hier ſchmelzet man dieſes Silber zu Klumpen, und ſchlaͤgt das MWapen der Krone, den Ort, mo es verfertiger ift, fein Gewicht, und feine Haltung fammt dem Schrore des Silbers darauf. Man ift allezeit ficher , daß diefe alfo bemerferen Klumpen unverfälfcht find; bey den Pignas oder Zapfen ift man nicht immer vor dem Betruge ſicher. Denn diejenigen, welche ſie verfertigen, thun zuweilen in die Mitte Eiſen, Sand ober andere Dinge hinein, damit fie defto fehwerer werben. Die Klugheit erfordert es alfo, daß man ſie aufmache, und gluͤhend werden laſſe. Das Feuer machet diejenigen , welche verfälfchet find, ſchwarz oder gelb, oder auch viel teichter fluͤßig; und diefe Probe dienet auch noch, eine gewiffe Feuchtigkeit herauszugichen , welche ie an i nen E Man nennet folche im Spanifhen Deſazogadera · 600 0 Reifen und Entdeckungen Bergwerke denen Orten in fih gefogen , wo man fie zureilen ausdruͤcklich in ber Abſicht hingefeget, daß in Peru. ſie ſchwerer werden follen. Denn man kann wirklich ihr Gewicht um ein Drittel vermeh— ren, wenn man fie gleich, da fie noch ganz glühend find, in Waſſer abkuͤhlet. Ueber vie ſes werben fie durch das Feuer auch von dem Queckſilber gereiniget, wovon der Boden des Zapfens allezeit völler ift, als das Obertheil. So ſieht man au), daß es gefchehen kann, daß ein Zapfen von verfchiedenem Schrote und Korne fey. Verſchiedene Das Erztgeſteine, die Erzterde, oder nach der peruaniſchen Benennung das Metall, Arten desSil: aus welchem Silber erbeutee wird, iſt nicht allegeit von einerley Beſchaffenheit, Härte und bererztes. Farbe. Es giebt einige Stufen, die weiß und grau mit vöthlichen oder bläulichen: Flecken vermifcher find; und diefe nennet man Plata blanca. Die Erztgruben zu tipes geben meiftens dergleichen. Insgemein erkenne man mit den bloßen Augen etliche Silberför- ner darinnenz ja zumeilen fieht man ganz kleine Aeftchen in den Schichten des Gefteines liegen. Gegentheils giebt es auch Silbererzt fo ſchwarz, als Hammerſchlag, worinnen fich . Has Silber nicht blicken läßt. Die Spanier nennen ſolches Negrillo. Zuweilen ift es ſchwarz mit Bleye vermifcher , und heißt eben Deswegen Plomo ronco. Das Silber läßt ſich darinnen fehen, wenn man es an etwas hartes veibt. Diefes ift insgemein das reich haltigfte, welches am wenigften Koften erfordert. Denn anftatt daß man es erft mit dem Duedfilber einweichen und durchkneten laſſen darf, (äße man es nur in den Defen fehmel- zen, da denn das Bley durch die Hitze verrauchet, und rein und lauteres Silber zurüc bleibe. Aus folchen Arten Bergadern befamendie alten Indianer ihr Silber; und das Fonnten fie denn leicht gut machen, Noch giebt es eine dritte Art Erzt, welche diefem ähnlich und gleichfalls ſchwarz iſt. Man fieht darinnen ganz und gar Fein Silber, fondern es wird vielmehr, wenn man es naß machet, und an Eifen reibt, roth, und Daher Rofficler genannt, Diefes ift ein ſehr reichhaltiges Erzt, und giebt Silber von dem beften Schrote und Korne. Noch ein an— deres glänzer wie Marienglas, ift aber gemeiniglich ſchlecht, und zinfet wenig Silber, Man nennet es Jorocha. Das Paco, welches eine vorhgelbliche Farbe hat, ift ſehr weich und mürbe, felten aber reich, und man geäbt es nur deswegen, weil es nicht ſonder⸗ lich viel Mühe koſtet, auszubringen. Einiges fieht grün aus, welches niche viel Härter ift, als diefes. Man nennet es Cobriffo. Diefes Erzt ift fehr felten; und obgleich das Sil- ber darinnen fichtbar ift, und es ſich faft zerreiben läßt, fo ift es dennoch das allerfchwere- fe, gut zu machen , oder das Silber heraus zu bringen. Man muß es zuweilen, wenn es ſchon gemahlen ift, im Feuer verbrennen, und verſchiedene Mittel anwenden, es zu fiheiden ; weil es allem Anfehen nach mit Kupfer vermiſchet ift. Endlich fo bat man auch noch) eine Art Silbererzt, welche zu Potofi fehr felten, und nur allein in dem Bergwerke Eotamito gefunden wird. Diefes find in einander gefchlungene Fäden des reineften Sil— bers, recht als eine ausgebrannte alone, in fo feinen Büfhelchen, daß man. fie, wegen fh we mit den Spinnengeweben,, nur Aragnas nennet, und im Deutfchen Haar⸗ ilber heißt. Die Erztgaͤnge, von welcher Befchaffenheit fie auch feyn mögen, find in der Mitte gemeiniglich viel reicher, als an dem Rande; und wenn zwo Adern einander durchſchnei⸗ den, ſo iſt der Ort, wo ſie untereinander laufen, allezeit der reichhaltigſte und ergiebigſte. Man hat auch angemerket, daß diejenigen, die von Mitternacht gegen Mittag ſtreichen, noch ungleicher an der Sage, als bie andern, find, Diejenigen, welche ſich nahe bey denen Ge— gerte im America. VI Buch. V Cap. : 6or genden befinden, wo man Mühlen anlegen, und am bequemften graben kann, find öf- Bergwerke ters andern weit reichbaltigern aber auch Eoftbarern vorzuziehen. Daher koͤmmt es, daß zu in DE 4 &ipes und Potoſi das Caxon auf zehn Mark Silber für die Unfoften abwerfen muß, da hin gegen in der Landſchaft Tarama folche mi fuͤnfen koͤnnen beſtritten werden, Wenn die Bergadern reich ſind, und tlef hinunter gehen: fo find ſie dem Erſaufen unterworfen, und muß man in ſolchem Falle Pumpen und andere Maſchinen zur Hand nehmen, oder auch das Waſſer durch verlorene Gruben abzapfen, welche die Spanier Soccabone nennen, und wobey die Gewerken, wegen der unſaͤglichen Unkoſten, die ihnen dergleichen Arbeit un⸗ vermerkt machet, insgemein zu Bettlern werden, ‚Man Hat noch andere Arten, Das Sitber aus dem Gefteine Heraus, und von andern Andere Arten. damit vermifehten Metallen abzubringen, nämlich durch das Feuer und das Scheide: oder Schmelzwaffer. Man bedienet fich deffen auch wirklich in einigen Bergwerken, woſelbſt man gewiffe Klumpen, Bollos genannt, verfertiget, Die gemeinfte und gebräuchlichite Art in Peru aber , ift heutiges Tages die mit den Zapfen oder Pignes 2). Borzeiten, da man Die Queckſilbergruben noch nicht entdecket hatte, oder die alten Pe: Der alten Per ruaner dem Nutzen dieſes halbmetalliſchen Saſtes nicht wußten, oder ſolchen auch nicht brau⸗ ruaner ihre. chen durften, wenn man dem Garcilaffo folgen will, wurde das Silberer zt, wie obgedacht, nur-aug folchen Adern genommen, aus denen e8 ſich durch Schmelzen leicht gut machen ließ. Die Erfahrung hatte fie gelehret, daß es Durch eine Verſetzung mit Bleye füglich angienge; daher fie folches Guruchec, das ift, was fließend machet, nenneten. Gie thaten ſo viel davon, als fie nöthig zu feyn glaubeten, oder durch lange Hebung gefunden hatten, hinzu, wofern das Erzt nicht an ſich fehon ſattſam damit vermifchet war, dergleichen fie aber mei ftentheils nahmen, Wenn man es alfo zugefehicket hatte : fo ſchmolz man es in Defen, die man von einem Orte zum andern tragen konnte, und welche tie irdene Schmelztiegel gemacht waren, Um es aber zum Schmelzen zu bringen, bedieneten fie ſich Feiner Blasbaͤlge, fon: dern der oben befehriebenen Fupfernen Röhren, das Feuer anzublafen. Sie glaubeten fo gar, der menfchliche Athem wäre nothwendig, um das Erzt in einen Fluß zu bringen ; und gaben vor, fie hätten. es auch wohl ehemals mit Blaſebaͤlgen verfuchet, aber es damit nicht zwingen Fönnen; und fie wüßten Feine andere Urfache davon anzuführen, als weil ver Wind daraus Fein natürlicher Wind wäre. Um indeffen ihrem Athen etwas zu ftatten zu kom⸗ men, der doch nicht alles wuͤrde ausgerichtet haben, und um das Feuer in ſeiner gehoͤrigen Kraft zu erhalten: fo giengen fie des Nachts auf die Berge und Hügel, um daſelbſt Pläge zu füchen, wo ber zu ihren Abfichten dienliche Wind wehete. Denn er durfte weder zu ftarf ſeyn, damit er nicht das Erzt mehr erfältete, und bas Feuer verderbete, noch auch zu ſchwach, damit er den Brand zu Der zum Schmelzen gehörigen Hitze bringen koͤnnte. Weil fie aber wenig Holz und Kohlen hatten? fo heizeten fie ihre Schmelzöfen mic dem Ychu und dem Kothe der Llamae oder anderer Thiere; und es ſtunden ihrer oft auf funfzeßtt: taufend auf den Bergen beyfammen. Sie fchmolzen es dafelbft, aber nur zum erftenmas fe; und nahmen die andere und dritte Laͤuterung in ihren Käufern vor. Denn fie wußten kein anderes Mittel, das Silber und Gold von ihren Zufägen zu fiheiden, als das Fever, . und das vielmalige Schmelzen, Den N Stesier am angef. Orte XXI Eap. a d. 201 u. fſ. S. | Allgem, Reifebefchr. ZV Band. . ©9993 Bergwerke in Peru. Erfindung des Queckſilbers in Peru. Queckſilber⸗ grube zu Gu⸗ encabelisa. Art, dag Queckſilber auszubringen. 602 | Reifen md Entderfungen Den erften Spaniern Fam die Art, das Feuer durch die Röhre und den natürlichen Wind anzublafen und zu unterhalten, viel zu langweilig und zu befehwerlich vor. Det Geiz gab ihnen alfo, faget Garcilaffe, neue Erfindungen ein. Sie macheten große Bla— febälge , um fich derfelben ftatt des natürlichen Windes zur Erhaltung des Feuers in den Defen zu bedienen. Da ihnen diefes Kunftftück niche gelang s fo macheten fie Fächerma- fhinen und Windräder, wie die Windmuͤhlen, welche fie von Pferden ziehen ließen. Al: lein, da ihnen dieſe Mafchinen nicht viel nüglicher waren: fo Eamen fie wieder auf die alte Art der Peruaner. Sie dachten nicht ferner, neue Verſuche zu machen, und blieben auf zwey und zwanzig Jahre dabey. Endlich aber entdeckete ein Portugiefe, Namens Sein: rich Gariez, im 1567 Jahre, in der Provinz Huanca, mie dem Zunamen Villca, das ift Hoheit und Bröße m), woraus das heutige Guanca Velica oder Belica geworden ift, eine Queckſilbergrube. Indeſſen lernete man doch nur erſt vier Jahre darnach, ſich deſſelben zur Herausbringung des Silbers aus dem Erzte in Peru zu bedienen, da ein Spanier, Namens Pedro Vernandes de Velaſco, diefe Erfindung aus Merico mits brachte, wo er ſolche gefehen hatte »), Seit der Zeit nun hat man bejtändig in derfelben gearbeitet, und es ſcheint, als obfie unerſchoͤpflich wäre, indem man noch nicht die geringfte Abnahme dafelbft verſpuͤhret. Sie iſt auch nur die einzige, welche alle Gold-und Silbermühlen in dem ganzen Königreiche verfieht. Denn ob man gleich hin-und wieder noch einige andere dergleichen Gruben an- trifft: fo darf doch, zu Vermeidung des Berruges, welcher bey der Abgabe des Fünftheiles für den König vorgegangen, in Feiner mehr gegraben werden. Diefe Queckſilbergrube liegt nebft der dabey fich angebaueten Stadt fechzig franzöfifche Meilen von Pifeo, Don Ulloa fager, es Habe fich der König in Spanien folchegleich vom Anfange ihrer Entdeckung vorbehalten 0). Frezier aber erzaͤhlet es ganz anders, wie es damit eigentlich befehaffen ſey. Das. Bergwerk ift vorn vierzig fpanifcher Ellen oder Daras breit. Die Ein: wohner graben derinnen auf ihre eigenen Koften, und find gehalten, ‚bey Verluſt ihres Haab und Gutes, wie auch bey Strafe der fandesverweifung und ewiger Sclaveren zu Bal— divia, alle Yusbeute dem Könige von Spanienzu liefern. Dafür bezablet ihnen der König nach einer feftgefegten Tare itzo fechzig Thaler für ven Zentner an dem Orte, und verkaufet es in den entlegenen Erztgeuben wieder für achtzig. Wenn eine für das Königreich auf eis ne Zeitlang zureichende Menge herausgegraben worden: fo laͤßt der Unterfönig zu Lima den Eingang zu der Queckſilbergrube auf einige Zeit verfchliegen; und es kann niemand alsdann anders woher, als aus den koͤniglichen Borrathshäufern Duesffilber erhalten, Das Erdreich, worinnen das Queckſilber befindlich iſt, ſieht rothgelblich aus, wie fhlechtgebrannte Ziegelſteine. Man zerſtoͤßt es und thut es in einen irdenen Ofen, deſſen Capelle rund und platt gewoͤlbet, jedoch etwas ſpitzig iſt. Dieſen Ofen ſtellet man auf einen eiſernen mit Erde bedeckten Roſt, und unterhaͤlt beſtaͤndig ein kleines Feuer darunter von dem Strohe Ychu, welches viel tauglicher dazu iſt, als alle andere brennende Materie ; daher auch verbothen ift, ſolches auf zwanzig Meilen in der Kunde herum abzumäben. Durch diefe Erde nun bringe die Wärme hindurch, und erhitzet das zerftoßene Exztgefteine derma— Ben, M) Gareilaſſo meynet, fie babe folchen Zunamen wegen der großen Menge Queekfilber erhalten, die man allda berausgezogen, und wovon allein taufend Quintalen oder Zentner für den König gekommen find. n) Garcilaffo Gefh. der Yncae, VIII Buch, XXV Eapı aud. 469 ©, £ i in America. VIBuch. y,,... ßen, daß das Queckſilber fluͤchtig im Rauche herausgeht. Weil aber die Capelle uͤber- Ber all ganz dicht vermachet uud zugeftopfet iſt: fo findet. es keinen Ausgang als Durch ein in Dr kleines doch, an welchen eine Reihe irdene runde unten weite und oben enge und mit dem — Halſe in einander geſteckte Diſtillierkolben ſtoͤßt. Hier ſchwaͤrmet der Rauch im Zirkel herum und verdicket fich, vermittelſt ein wenig Waſſers, welches in einem jeden Kol— ben unten auf dem Boden ift, wohin fo dann das verdickte und zu einem huͤbſchen Fluſſe gediehene Queckſilber hinabfaͤllt. In dem voͤrderſten Kolben ſammelt ſich davon weniger, als in den letztern, und weil fie fo heiß werben, Daß fie Davon zerfpringen möchten, fo fühlee man fie von außen mit Waſſer fleißig ab p). Wir dürfen hier nichts weiter von ben Bergwerken in Duito beybringen, zumal Berlorene da man heutiges Tages die meiften von denen, morinnen ehemals gearbeitet wurde, Bergwerke H. aufgegeben hat, und nur noch Das Andenken von ihrem vorigen Neichthume übrig ift, Gruben. a man weis auch fo gar nicht einmal mehr die Dexter, wo einige von diefen Werfen gewefen find. Eben fo gebt es auch mic den Smaragden, wovon man gleichfalls nicht mehr weis, wo Die alten Peruaner fie hergenommen 4). Der XI Abfehnitt. n der in Peru angeftellten Beobachtungen zur Be⸗ Erloͤute⸗ ſtimmung der Geſtalt der Erde. tung wegen der Beob⸗ Abſicht ihrer Reiſe. Vorläufige Erklärung. Ber: Schluß daraus. Huygens und Newtons Mey⸗ achtungen en wegen der Geſtalt der Erde. nung. Entdeckung einer neuen Lufterſcheinung. in Peru. legenheit der Alt Andere Verlegenheit wegen ihrer Größe. Art Unternehmung der franzöfifchen Meßkuͤnſtler. des Eratofthenes, ſolche zu finden. Die Neu: Worauf fie ihre Meynung gründen. Antheil, ern ftimmen nicht überein. Ludwigs des XIV den alle Wiffenfhaften an der Frage hatten. wegen ber volle Ludwigs des XXXVEntſchluß. Meßkuͤnſtler zu Unternehmung. Erfter Zweifel w kommenen Kugeleunde der Erde, Nichers Ent: Ausführung deffelben. vecung Bewegung, Die folche verurfachet- Syq.hden wir ung derer Berichte, welche die fpanifchen und feanzöfifchen Meßkuͤnſtler an das Sicht geſtellet, ſo veichlich zu Nutze gemacht; nachdem wir fie aus Europa nach America geführet und uns gleichfam befliſſen haben, ihren Spuren in allen denen Sändern nachzugehen, die fie beſuchet haben; fo ift es natürlich), fie auch wieder in den Schooß ihres Baterlandes zuriick zu führen, Da aber der vornehmfte Gegenftand ihrer Abſicht ihrer Unternedmung gewefen ift, die rechte Länge eines Erdgrades unter der Linie zu finden, eiſe. unterdeffen Daß andere Geiehrte ſolchen auf dem nordiſchen Eiſe maßen r), um ſich in den Stand zu fegen, durch Bergleichungen und Rechnungen die wahre Geſtalt der Erde zu beftimmen: fo werden einige Worte zur Erläuterung über diefe große Frage in einer Sammlung von Keifebefchreibungen nicht übel angebracht feyn, 69992 6) Sm IX Bande diefer Sammlung a. d. 450 uf © p) Seesier am angef. Hrte I Theil 3 Cap. a..d. 243 ©. 7) Don Alloa am Angef. Orte a. d, 335 und 345 ©. ) Man wird bie Geſchichte ihrer Arbeiten in einem der folgenden Bande finden. Erläuterung wege Es 604 we Reifen und Entdeckungen Erlaͤute⸗ Es ſcheint, daß uns die erſte Eingebung der Natur bewege, die Erde als eine gros Det Be Ebene anzufehen, Se weiter man auf derfelben geht, defto mehr wird man in die en fen Borurtheile verftärfer. Die Ungleichheiten der Gebirge und Thaler koͤnnen uns in Pers. feinen andern Begriff davon machen, weil fie in einer fo weitlaͤuftigen Fläche von ge— ——y — ringer Wichtigkeit find. Wir fehen auch, daß bis zu der Regierung der Wiffenfchaften, — vornehmlich ehe man noch unternommen, lange Reiſen auf dem Weltmeere zu thun, die rung. Meynung eines beruͤhmten Weltweiſen, welcher die Erde fuͤr ganz platt hielt, unter den Verlegenheit Menſchen angenommen geweſen s), Sie kamen nur nach und nach und ſtufenweiſe aus der Alten wer dieſem Irrthume 2). Es hat ſehr das Anſehen, daß vie erften Schritte zue Wahrheit 9 ee dadurch gefihahen, daß man beobachtete, man koͤnnte ſich weder auf dem Waffer noch) j Be auf dem Lande von einem Berge oder Thurme entfernen, ohne ihn bald aus dem Ge fihte zu verlieven. Man bemerfete auch ohne Zweifel, daß ſich die Höhe der Polars ſterne nad) der Entfernung veränderte, die man von den Polen war, welches nicht ge: ſchehen würde, wenn die Erde platt wäre. Verſchiedene Weltweifen #) unternahmen darauf, die Rundung der Fläche des Waffers zu zeigen. Ihre einfachefte Urfache aber, der Erde diefe Geſtalt zuzufchreiben, war vermuchlih ihr Schatten, welcher bey ven Mondfinfterniffen rund zu feyn fehlen. Endlich ſcheint es, auf was für einem Grunde, fih auch die Meynung, daß die Erde rund fen, möge geftüger haben, gewiß zu feyn, daß fie — bis zu dem legten Jahrhunderte nicht den geringften Zweifel erlitten habe, Wegen ihrer Man war meit länger ohne den geringften Begriff von der Größe der Erde fo Größe weohl in ihrem Umfange, als in ihrem Durchfehnitte gewefen, Diefe Schivierigfeit hatte anfänglich unüberfteiglich zu feyn gefchienen. Wie füllte man über fo viele Meere, Ge- birge und unzugängliche Höhen und Abftürze fommen? Allein, obgleich diefe Hinder- niffe macheten, daß man diefe Berrichtung im Ganzen für unmöglich hielt: -fo hatten fie doch niche verhindert, daß fie nicht zum heile waren verſuchet worden, Die Mes kuͤnſtler zu den Zeiten des Ariftoteles feßeten den Umfang der Erde auf viermal Hundert taufend Stadien x). Man erfläret nicht, wie fie auf die Beftimmung diefer Größe ge- fommen find: es ſcheint aber, daß die Veränderung der Höhe der Geftiene ihnen diefe Art zu vechnen eingegeben, welcher von den nachherigen Erdmeffern gefolget worden. ‚Wenn man feget, daß die Erde fugelrund feys fo kann man es unternehmen , fie durch die Beobachtungen derer Geftirne, die an einem Orte in dem Scheitelpuncte ftehen, und an dem andern davon enffernet find, zu meflen. Era: 5) Diefes war des Heraclitus feine. Die Cht- für einwaͤrts gebogen, der eine wie eine Barke, neſen ſelbſt hatten keine andere Meynung, ob fie der andere wie ein Teller. Parmenides war der gleich erleuchtet genug waren. Eines, von ihren. erſte, welcher ihre Kugelrundung zeigete. Nach Sprichtwörtern hieß: Tien Auen, Tifam, der ihm folgete Thales von Milet, welcher ungefähr Himmel ift rund, die Erde vierecfig.. fechshundert Jahre vor Ehrifti Geburt lebete, eben 2) Man faget hier nichts von den Chaldäern diefer Meynung: er feßete aber hinzu‘, die Erde. und Aegyptiern, weil ihre Beobachtungen wenig ſchwebete auf dem Waſſer. Er war der erfte uns befannt und fehr ungewiß find. Nach dem Dioges ter den Griechen, welcher die Finfterniffe voraus nes Laertius bildete fich Anarimander ein, die Er— fägete! \ de hätte die Geftalt einer runden Säule. Leucip⸗ > 4) Vornehmlich Ariftsteles und Archimedes. pus glaubete, fie wäre wie ein Cylinder oder eine x) Ariſtotel. Abhandlung vom Himmel II Trummel. Cleanthes und Demokritus hielten fie Buch. Er ſehel hinzu, wenn man nur etwas we⸗ niges in America. VI Buch. V Cap 605 Eratoſthenes y) ergriff diefes Mittel; und die Art und Weiſe, tie er es machete, Erloͤute⸗ wird einem ſehr außerordentlich vorkommen, Er wußte, daß Syene, eine Stadt in rung wegen Yegypten , gegen die aͤthiopiſchen Graͤnzen zu vollfommen unter dem Wendezirkel lag, 2x, —— und daß folglich, zur Zeit des Sonnenſtillſtandes im Soͤmmer, die Sonne durch deren a Zenith ging. Um ſich defto beffer davon zu verfihern, hatte man ſchnurgerade einen 77 fehr siefen Brunnen gegraben, wo an dem Tage, des Sonnenftiltftandes zu Mittage Art des Era die Sonnenftralen in den ganzen Raum deffelben hineindrangen. Man wußte über —— * dieſes, daß hundert und funfzig Stadien um Syene herum” die auf einer Horizontalflä- Be che fehnurgerade errichteten Stangen feinen Schatten warfen. Eratoſthenes vermurbete alfo, daß Alexandria und Syene unter einerleg Mittagslinie lägen, und daß die Weite zroifchen diefen beyden Städten fünfhundert Stadien wäre. Anıdem Tage des Sons nenftillftandes beobachtete er zu Alerandria den Abftand der Sonne von dem Scheitel⸗ puncte durch den Schatten eines in der Tiefe einer hohlen Halbkugel ſchnurgerade er— richteten Stabes; und da er fand, daß dieſer letzte Abſtand der funfzigfte Theil von dem Umfange eines großen Zirfels war, ſo ſchloß er Daraus, daß der Abftand zroifchen: dieſen beyden Staͤdten der funfzigſte Theil von dem Umfange der Erde waͤre. Diefer Abs ſtand nun mit fünftaufend Stadien gerechnet gab ihm zweymal hundert und funfzig taus s fend Stadien für den ganzen Umfang, welcher gleich durch in dreyhundert und fechzig Grade getheiler, fechs hundert und vier und neunzig Stadien und einen halben faft auf den Grad machere. Anftatt diefer Zahl aber nahm er nachher die runde Zahl, vermutds lich weit er glaubete, er fönnte für vier oder fünf Stadien in einem Grade nicht guf fon. Da er nun die ſiebenhundert Stadien durch dreyhundert und fechzig Grade muls tiplicivetes fo befam er den ganzen Umfang zwey mal hundert und zwey und fünfzig taus fend Stadien 2). | , > Andere Alte ergriffen andere Wege, eben das Maaß zu finden a), Sie beziehen Die Neuern ſtimmen nicht ſich aber auf Worausfegungen , welche fie in Anfehung der Genauigfeit und Richtigkeit bee ich überein. mit denen, die heufiges Tages gebräuchlich find, in gar £einen Vergleich fommen la Ten, gie Die Neuern find auch nicht gleich auf einmal zu dem Puncte der Genauigkeit und Eittz ficht gefommen,, deren fie ſich ige rühmen koͤnnen. Es hat fich über zweyhundert Jah⸗ re lang ein ſolcher Unterſchied in ihren Rechnungen’ gefunden 5), daß es nicht leicht iſt, zu erklaͤren, wie fie ſich fo weit von einander haben entfernen Fönnen, da fie von einerley Puncte ausgegangen find, ar ©9983 Die niges gegen Mittag oder Mitternacht fortruͤcke, fo faft dreyhundert Jahre vor der chriſtlichen Zeitrechs fehe man klaͤrlich, daß es nicht eben der Horizont NUNG. Plinius lobet feinen Verftand und feine fen; dag die Sterne, die man in Aegypten und um Entdeckungen fehr. Sppern herum fähe, nicht auch in den mitternächtli- _ =) Mas man hier gelefen hat, iſt ein kurzer hen Ländern geſehen wuͤrden, und daß füh einige Inhalt der Befchreibung des Gleomedes, die ſich in andere, die beftändig In diefen Sanden erfchienen, des SnelliusBatavifchen Eratoſthenes und des in Negypten und Eppern werftecfefen; woraus er Riccioli verbefferten Erdbeſchreibung ganz befindet; nicht allein fehließt , daB die Erde kugelrund fey, a) Des Pofidonius des Rhodiers feine find bes fondern auch, daß fie nicht den ungeheuren Um: ruͤhmt. Die Araber macheten auch Verſuche; der» fang habe, den man ihr zueignet. gleichen find des Maymous oder Almamons feine 7) Bibliothecar der berühmten Bibliothek zu auf den Ebenen Sinehar in Mefopotamien. Aeyandrien, unter dem Ptolomaͤus Evergetes, b) Man fnger micpts von demjenigen, was * eit Erſter Zweifel Richers Ent⸗ 606 ‚ Reifen und Entdeckungen Diefe Ungewißheit und die Wichtigkeit, worinnen es in Anfehung der Erbbeſchrei⸗ rung wegen bung und der Schiffahrt war, daß fie endlich gehoben würde, waren zween kraͤftige der Beob⸗ Bewegungsgründe, welche Ludwig den XIV zu einer Zeit, da die Wiffenfchaften und Künfte auf dem höchften Grade der Bollfommenheit waren, wünfchen ließen, daß die Fönigliche Academie der Wiffenfchaften ver Wele diefen Dienft leiften möchte, Es wur: Ludwigs des be dem Herrn Picard aufgetragen, den Erdgrad zu mefleit, Art die Weiten zwifchen Paris, Malvoifine, Er maß auf geometrifche Sourdon und Amiens; und nachdem er durch aftronomifche Wahrnehmungen den Abftand eines Sternes vom Zenith der beyden aͤußerſten Puncte beftimmet hatte, fo fand er fieben und fünfzig faufend und fechzig pas vifer Toifen in einem Erdgrade ce). Ei war der erfte, welcher bey denen Inſtrumenten, deren er fich zu diefen Berrichtungen bedienete, Glaͤſer brauchere, Dan hatte bisher geglauber, die Erdkugel wäre vollfommen rund, ohne eine at „dere Ausnahme, als die Ungleichheit der Berge , die in einer fo großen Strecke in feine Kugelrunde Betrachtung fommen, Niemand hatte daran gezweifelt, daß die Erde nicht eine voll- kommen runde Kugel ſey; und weil man voraus feßete, daß das von dem Heren Pi: card gefundene Maaß einem jedem Grade zufäme, fo zweifelte man nicht, daß die drey hundert und ſechzig Grade, in welche man den Umfang der Sphäre eintheilete, niche unter einander gleich wären, und daß fie nicht alle zufammen die Laͤnge von fieben und funfzig taufend und fechzig Toifen hätten, die er beſtimmet hatte. Es dauerte aber nicht lange, fo erfannte man, daß diefe Borausfegung umſonſt war, Zwo verfchiedene Urfachen, woraus man einander entgegen gefegete Folgen 308, macheten,, daß man die Rugelrunde der Erde in Zweifel zog. Die eine war der Un— terſchied, den man in der Länge der Secundenpendule an verfchiedenen Breiten erkannt hatte; die andere das Maaß aller Grade der Mittageslinie, die queer durch Frank: veich geht. -Diefes Maag war von den beyden Herren Caſſini, Vater und Sohne, den Herren de la Hire, Muraldi, Couplet, Chazelles und ihven Collegen gemacht wor: den. Die Gefchichte davon ift merkwuͤrdig. Der berühmte Huygens machere im Anfange des 1673 Jahres eine Abhandlung befannt, morinnen er behauptete, die Secundenpendule könnte in allen Theilen der Melt zu einem gewiſſen unveränderlihen und allgemeinen Maaße dienen; weil, wenn man vorausfegete, daß Die Erde volllommen Fugelrund wäre, die Pendule von einer gleichen Länge auch durchgehends einerley Schwingungen haben müßte. Schon im 1663 Jahre hatte Picard in feinem Buche von dem Maaße der Erde eben das gefager, Auf’ der andern Seife bemerfete Richer, da er fich im 1672 Jahre auf der Inſel Cayen- Zeit der Mieberherftellung, der Wiſſenſchaften in Europa gefchehen iſt; noch auch von Fernels Mef: fungen zu ‘Paris im 1525 Jahre und Nordwoods feinen zu Lendon im 1635 Jahre, noch von den Methoden des Clavius, Keplers, Grimbergs und anderer. Wir wolten bloß anmerken, daß Snel: lius und Niecisli, der eime in Holland, und der andere in Waͤlſchland, die finnreichften Bemuͤhun⸗ gen angewandt, die Länge eines Grades zu beſtim⸗ men. Der erfte maß ‚die Weite zwifchen Bergen ne op Zoom und Alemaer und fand, da ihr Unter: fhied in der Breite ein Grad zwoͤlftehalb Minu⸗ ten war, woraus er fihloß, daß der Erdgrab 28473 vheinländifhe Nuchen bielt. Darauf nahm er das Mittel zwiſchen zwoen verfchiedenen Be: flimmungen und fegete diefen Grad auf 28500 theinländifche Ruthen, welche 55021 Parifer Toi⸗ fen gleich find. Diefe Ausmeſſungen find darauf von dem Herrn Mufchenbroef wiederhohlet und verbeſſert worden, welcher den Grad zwiſchen Ale⸗ maer in America. VI Buch. VCap. 607 ne befand, welche nur vier Grad ſechs und funfzig Minuten ſuͤdlich iſt, im Monate Erlaute⸗ Auguſt, daß die Pendule der Stundenuhr, die er von Paris mitgebracht hatte, ohne rung wegen Veränderung ihrer Länge mehr ‚Zeit brauchete, ihre Schwingungen zu machen, oder der Beob⸗ daß fie zu Cayenne nicht eben die Schwingungen in eben der Zeit machete, als zu Pa Fhsungen vis, Die Uhr gieng alle Tage um zwey Minuten acht und zwanzig Secunden zu —— langſam. Zehn Monate lang hörete Richer nicht auf, eben die Erfahrung mit einer voßen Aufmerkſamkeit zu erneuern. Endlich fand er, daß eben dieſe Pendule, wenn fie eben die Secunden ſchlagen ſollte, um eine Linie und ein Vierthel kuͤrzer ſeyn muͤßte. Eine ſo ſonderbare Entdeckung machete viele Bewegung unter den Meßkuͤnſtlern. Bewegungen, Des Herrn Richers erkannte Einſicht und Genauigkeit erlaubeten nicht, an ber Sache de ſolche ver⸗ zu zweifeln, Einige fchrieben fie der Verlängerung der Balancierftange zu, welche durch urſachet. die Hitze der Himmelsgegend verurſachet worden: allein, dieſe Wirkung war nicht neu; und man war gewiß, daß der Unterſchied nicht auf eine Sinie und ein Vierthel kommen konnte, welche Richer beobachtet hatte. Man mußte alfo andere Urfachen ſuchen, und Schluß nothwendiger Weiſe ſchließen, der Umterfehied koͤnne nur von einer geringern Schwere daraus, zu Cayenne herrühren. Man begriff nunmehr, daß alle Körper gegen die Linie zu mes Niger wögen, als gegen die Pole; denn nad) den Grundfägen der Statif hängt die Dau⸗ er der Schwingungen von ber Sänge und Schwere des Körpers ab ‚welcher fie machet, Kichers Entdeckung wurde durch eine ganz gleiche Erfahrung des Herrn Halley durd) der Herren Varin, des Haies und Glas ihre auf auf der Inſel St. Helena A), den Eylanden Öoree, Guadelupe und Martinique e); des Herrn Couplets feine zu $if ſabon und zu Para 7); Des P. Feuillee zu Portobello und zu Martinik und durch eine Menge andere beftätiger, deren, Erfolg nicht dem bloßen Unterfehiede der Himmelsges genden konnte zugefchrieben werden. Weil kein Zweifel mehr übrig feyn konnte, daß bie Körper nicht gegen die Pole mehr mögen, als unter der Linie: ſo fingen Hungens und Newton an zu leugnen, daß die Erde vollfommen ſphaͤriſch wäre. Darauf erfläreten guygens und fie folches durch Die fo genannte vim centrifugam oder von dem Mittelpuncte fih ent⸗ Newtons fernende Kraft der in die Runde bewegeten Körper. Jeder Körper, fageten fie, deſſen Meynung. Bewegung in einem Kreiſe geſchieht, bemuͤhet ſich beſtaͤndig, zu entfliehen und ſich von dem Mittelpunete zu entfernen, um welchen er fich bewegt, Diefer Grundfas, für den ſich die Vernunft mit der Erfahrung vereiniget, entdecket ſich augenſcheinlich an der Schleuder. Nach dem Maaße, wie man ſie herumdreht, wendet der Stein, den ſie traͤgt, auch Kraft an, herauszukommen, und ſich von dem Mittelpuncte zu entfernen, um welchen man ihn hat herum gehen laſſen; und das um ſo viel mehr, je groͤßer die Geſchwindigkele der Bewegung iſt; und ſo bald man ihn los läßt, fo faͤhrt er fort, ſich — zu maer und Berg op Zoom auf 29514 Ruthen2 Fuß weil es hier auf nicht weniger als auf 7629 Toiſen und 3 Zoll rheinlaͤndiſch feſt geſetzet hat, das iſt bey einem Grade ankoͤmmt, und der eine den Um⸗ auf 57033 Toiſen und 8 Zoff pariſiſch. Auf der fang der Erde faft um ein Achttheil größer andern Seite fand Niecioli , nach fangen und wie: machet. derhoßleten Beobachtungen , worinmen ihm der . ce) Diefes findet fih in den Nachrichten der BP Grimaldi zu Bologna beyſtund, in einem Erd» Academie der Wiſſenſchaften- grade 64362 Schritt, welche 62659 parifer Toifen A) Im 2677 Jahre. ausmachen. Man erfiaunet ser diefen Untere e) Im 1682 Jahres ſchied zwiſchen zwoen ſo beruͤhmten Ausmeſſungenz ) Im 1697 Jahre, Erlaͤute⸗ rung wegen der Beob⸗ achtungen in Peru. Entdeckung einer neuen Lufterſchei⸗ nung. 608 | Reifen und Entdedungen zu bewegen, ohne baß er von einer neuen Kraft darf getrieben werden. Die natuͤrli- chen Gefege der Bewegung beftätigen diefe von dem Mittelpuncte fliehende Kraft, Man hat ihr diefen Mamen beygeleger, weil fie fich beftrebet, einen Körper von dem Mittels puncte feiner Bewegung zu entfernen. Daraus haben eben diefe Weltweifen gefchloffen, daß die Erde eingedruckt ſey; und ihr Vernunftſchluß Fann in wenig Worten vorge tragen werden. Die Erde bewege und drehet fich täglich um ihre Achfe. Durch diefe Bewegung bemüher ſich ein jedes Partifelchen ihrer Kugel, ſich von der Achfe zu ent fernen ; und diefe Bemühung iſt der Geſchwindigkeit oder der Größe des Kreiſes gleich, den ein jedes beſchreibt. Nun find diefer Kreis und die Geſchwindigkeit gegen die Linie viel größer, als gegen die Pole; folglich muß auch bey der Linie die Bemühung, fich von der Achfe zu entfernen, viel größer ſeyn. Auf der andern Seite druͤcket jeder Körper durch feine natürliche Schwere, welche vie vis centripeta oder Die zum Mittelpuncte dringende Kraft beißt, gegen den Mittelpunct der Erde, oder beffer zu fagen, fehnurs gerade nach dem Horizonte. Man findet alſo diefe beyden Kräfte in einerley Körper; die eine welche ihn nach dem Mittelpuncte der Erde ftößt und treibt; die andere, welche aus der Bewegung der Erde entfteht, und allen Körpern die Bemühung eindruͤcket, die fie anwenden, fich von der Achfe oder dem Mittelpuncte zu entfernen, um ben fie fich de wegen; und wie diefe beyden Kräfte einander ſtets mehr zuwider find, nach dem Maas Be wie die Körper näher an der Linie find, fo gefchieht es, daß mit einer gleichen Men: ge Materie die Pendulen, wie alle andere Körper, mehr Schwere zu Paris, als in der Inſel Cayenne haben. u Man hat diefen Bernunftfhluß fo weit getrieben g), daß man auch die Größe der den Mittelpunet fliehenden Kraft ausgerechnet, welchen ein jeder Erdgrad nach der meh: - rern oder wenigern Breite haben fol. Man hat auch die Verminderung ausgerechnet, welche eben die Kraft bey der Schwere der Körper in einem jeven Grade verurfachen muß. Huygens und Newton giengen fo weit, daß fie, wiewohl mit einigem Unterfchie: de, das Berhältniß zwifchen der Achſe der Erde und dem Durchfihnitte des Gürtelftri- ches oder Aequators anzeigeten. Huygens fihloß es allein aus der bloßen den Mittel: punet fliehenden Kraft, mit der Schwere verglichen, Newton fügete feine Lehre von der allgemeinen Schwere noch Hinzu, Sie waren überzeuget, daß genaue Erfahrungen von der Schwere allein nicht nur die Geftalt der Erde, fondern auch noch die Größe eis nes jeden Grades in allen Breiten recht bewähren koͤnnten. | Eine neue Lufterſcheinung, die zu eben der Zeit entdecket wurde, fhien ihnen dieſe Theorie zu beftätigen. Man erkannte in der Scheibe des Jupiters gewiſſe Flecken, ver: mittelſt welcher die Sternfeher beobachteten, daß er fich in fechs Stunden um feine Ach: fe drehete. Weil diefe Umdrehung viel fhneller war, als diejenige, welche man der Erde beylegete: fo mußte fie allen Theilen diefes Planeten eine folhe den Mittelpunct fliehende Kraft eindrücen, welche ihrer Geſchwindigkeit gemäß und folglich viel größer war, als der Erde ihre. Diefe Kraft mußte nach der Aehnlichkeit eines Körpers mit dem £) Huygens und Newton urtheileten fo in der Erde beftreiten und unbeantwortet bleiben, ſo bald Hypotheſe von der taͤglichen Bewegung der Erde. man nach der Erfahrung mit der Pendule zugaͤbe, Allein, wenn folche auch gleich nicht wahr ſeyn daß die Körper gegen den Guͤrtelſtrich der Erde ſollte: fo würde die bloße Urſache des @leichgemwich: zu nicht fo viel woͤgen, als in einer größern Brei: tes doch ſtets die. vollkommene Kugelrundung der te, Das Gleichgewicht des MWaflers zum — e P) in America. VIBuch. V Cap. 609 dem andern die Kugel bes Jupiters faſt ganz platt gegen ſeine Pole zu machen. Man Erlaute⸗ fand auch mit vortrefflichen Micrometern, welche zur Meſſung feiner Durchſchnitte Diene- rung wegen ten, wirklich, daß die Achfe, um die fich diefer Irrſtern waͤlzet, viel Fürzer war, als fein der Zeob: Durchfehnitt. achtungen Alte diefe Gründe, die ſich auf den bloßen Unterſchied der Schwere bey der Pendule in Peru. gründeten, ſchienen den franzöfifehen Meßkünftlern fcharffinnig zu feyn : fie wollten aber Unterneh Erfahrungen und entfeheidende Sachen haben. Sie erfannten, daß Picards Maaf feine mungen der. feſtgeſetzte Regel fuͤr alle Grade ſeyn konnte. Denn da es ungleich feyn mußte, wenn die franzoͤſiſchen Erde nicht kugelrund wäre: fo konnte dieſes Maaß, wenn es gleich in Anfehung des ge- Diepkünftler- meffenen Theiles richfig war, auf diejenigen Theile nicht angewendet werden, deren Maaß man nicht Fannte, Diefes machete, daß man in Vorſchlag brachte, die Mittagslinie zu meffen, welche durch Frankreich gebt; und diefer Vorſchlag wurde im 1683 Jahre auf ausdrüclichen Befehl Ludwigs des Großen unter Dem Schuge eines Staatebedienten uns ternommen, welchen ganz Europa mit eben dem Zumamen beehret. Die Ausführung def- ſelben wurde dem Caßini aufgetragen. Zu dem erften Puncte Diefes Maaßes wählte man dag Obfervatorium zu Paris, Bieler Hinderniffen ungeachter wurde dieſe Ausmeß “ fung von Dimfirchen bis Colliure fortgefeget; und die Mittagslinie von ganz Frankreich wurde in zween Bogen getheilet; der eine von Diünfirchen nach) Paris, und ter andes ve von Paris nad) Colliure. Das ganze Werk wurde im 1718 Jahre zu Stande ge- brachte 4). „Eben diefe Ausmeffungen, beobachtet der Herr von Maupertuis, wurden von „den Herren von Caßini zu verfchiedenen Zeiten, an verfchiedenen Orten, mit verfchiede: . „nen Werfjeugen, und auf verfehiedene Art wiederholet, Die Regierung wandte alle Un- „eoften darauf, und gönnete ihnen fechs und dreyßig Jahre lang allen nur erfinnlichen „Schuß. Der Schluß aber, der aus allen fechs Verrichtungen heraus Fam, die man in „dem 1701, 1713, 1718, 1734 Und 1735 Jahre, unternommen hatte, war ftets, die Erde „wäre gegen bie Pole zu länglich., Es wurde alfo durch diefe Verrichtungen zweyerley herausgebracht; das eine war, daß die Erde nicht vollfommen fugelrund ſey, morinnen die Franzofen mit Huygens und Neroton übereinfamen; und das andere, daß fie eyrund oder gegen die beyden Pole verlängert fen, melches nicht mit der Meynung diefer beyden Meß- kuͤnſtler übereinftimmete , als welche fie fuͤr eingedruͤckt gegen die Pole hielten, Indeſſen fehienen doch die Ausmeffungen der Herren Caßini fo viel, als ein unum⸗ Worauf fie frößlicher Beweis zu gelten. Sie hatten die nordlichen Grade von Frankreich Fleiner ge: ihre Mepnung funden, als die mittäglihen, woraus fie mit Rechte fehloffen #), da die Erde gegen die gründen. mitternächtlichen Theile Frümmer wäre, als gegen die mittäglichen, fo müßte fie eine ver- längerte fphäroidifche oder eyrunde Geſtalt haben. Die meiften Gelehrten zweifelten an der Nichtigkeit diefer Ausmeſſungen nicht, Man trat in Spanien der, Meynung ber Her: ven Cafini bey 6): und da fie nicht mehr von dem Umftande bey den Pendulen rebeten, fo ’ uns le zeiget-in den Grundfäken der Hydroſtatik daſi Caßini von der Größe und Geftalt der Erbe, die Erde eine gegen die Pole eingedrückte ſphaͤroi⸗ ;) Man ſehe die Abhandlung von der Größe und difche Geſtalt habe. Geftalt der Erde. k) Der P. Seijo in feinem eritifchen Schan® b) Die Nachricht von dieſer Unternehmung J plage und der P. Sarmiento in feiner critiſchen findet fich in der Gefchichte der Academi⸗ der Wil: fenfchaften . und in einer Abhandlung des Herrn und apologetifchen Demonſtration. Allgem. Beiſebeſchr. XV Band. >12) 610 Keifen und Entdeckungen Erlaͤute⸗ unternahmen zwey von den gelehrteſten Mitgliedern der franzoͤſiſchen Academie ver Wiſſen— rung wegen ſchaften 7), ſolche nach der verlängerten Figur der Erde einzurichten. Die Anhänger ver der Seobs gogenfeitigen Meynung leugneten nicht, daß die Meffung der Mittagslinie in Frankreich —— nicht mit vieler Genauigkeit und Richtigkeit geſchehen waͤre: ſie behaupteten aber, daß bey — denen beyden Bogen, welche fie theileten, der Unterſchied einiger Grabe, in Beziehung auf die andern, fo wenig beträchtlich, und folglich auch fo wenig merflich wäre, daß es leicht fey, ihn mic dem Irrthume zu vermengen, welchem eine jede Beobachtung unterworz fen ift, So genaue Sorgfalt auch über diefes Herr Cafini, der Vater, bey der feinigen angewandt hatte: fo waren doch unter feiner Meflung gegen Eolliure zu und des Herrn Picards feiner fieben und dreyßig Toifen zu viel, und einhundert fieben und dreyßig unter feiner Meffung gegen Dünfirchen zu und feines Sohnes feiner. Antheil, den Bey diefer Streitigfeit blieb die Geſtalt der Erde unentfchieden für Perfonen, die an alle Wien: Feine von beyden Parteyen Theil nahmen; und gleichwohl empfand die ganze Welt vie Sage bar Rochwendigkeit einer Entfeheidung. Den Seefabrern war am meiften daran gelegen; "weil die Entfernungen der Derter nach beyden Sehrgebäuden unterfchieden waren, und dieſe Ungewißheit fie mancherley Irrthuͤmern ausſetzete. Die Erdbefchreiber waren wegen ihrer Sandfarten überaus verlegen. Wenn fie zwifchen den beyden ftreitigen Meynungen übel wähleten: fo Fonnte der Irrthum nicht weniger, als zween Grad, in einer Weite von hun= dert Graben ſeyn. Die Sternfeher haften auch einer feften Entſcheidung noͤthig. Es kam bey ihnen die Kenntniß der wahren Parallaris des Mondes darauf an, welche diener, “ feinen Abftand zu meffen, feine Stellung und Bewegung zu beftimmen; und darauf gruͤn⸗ den fie die Hoffnung, dereinft noch die Sänge zur See zu finden. Die Frage war auch nicht weniger für die Naturfündiger von Wichtigkeit, weil fie die Schwere der Körper be: traf, welche zur Negierung der ganzen Natur diene, Endlich koͤmmt auch noch die Boll: kommenheit der Waſſerwaage darauf an, um das Waffer von fernen Dertern herzuleiten, um Gräben zu eröffnen, un dem Meere einen Durchgang zu verfhaffen, um die Flüffe ihren Lauf ändern zu laffen; ohne taufenderley andere Kenntniffe zu rechnen, die aus der wahren Beftimmung der Geſtalt, durch die Verbindung, entſtehen, welche alle Wiffen- fihaften unter einander haben, In felhem Zuftande war die Schwierigkeit, welche feit vierzig Jahren die Acade- mie der Wiffenfchaften befchäfftigte, als der König durch den Grafen von Maurepas, Minifter und Staatsfecretär bey dem Seewefen, diefer Academie zu wiſſen thun ließ, da er den Entſchluß gefaffer hätte, nichts zu fparen, diefe berühmte Frage entfcheiden zu iaſſen. Man Ludwigs XV Entſchluß. 7) Herr von Mayran in einem Aufſatze, welcher „720 der Aeademie der Wiſſenſchaften übergeben iſt, amd ſich in-der Sammlung von eben dem jahre befindet; worauf fie denn in England von dem Herrn Defagnliers im 1726 Sabre in den Philofo- phical Tranfations N. 386, 387, UNd 388 ange: griffen wurde; und Herr Elairaut in dem ſchoͤnen geometrifchen Werke, welches den Titel führer: Theorie de la figure‘ de la Terre, tirde des prin- eipes de PHydroflatique, Part. Il. Ch.2, $. 53 druͤcket wäre, als Herr Huygens geurtheilet Hätte: ) Man hatte in der Academie anfaͤnglich nur die Meffung der Erdgrade unter dem Gürtelftriche oder Aequator vorgefehlagen, weil ſolche am meiften von denen unterfchieden waren, die man in Franf- veich gemeſſen hatte, und die Frage auch am beften aufklären fonnten. Nur erſt nach der Ahreife der nach Peru gefchickten Mitglieder der Academie, fiellete der Here von Maupertuis dem Grafen von Maurepas vor: wenn die Erde nicht mehr einge: ſo in America. VI Buch. V Cap, Sur Man fand Fein ficherers Mittel, als daß man auf Koften feiner Majeftät zwo Geſellſchaf· Erlaͤute⸗ ten von Mitgliedern ausſchickete; eine gegen Norden, um einen Grad der Mittagslinie zung wegen bey dem Pote zu meſſen; die andere nach America, um einen Grad bey dem Aequator zu °F Beob⸗ meſſen m). Dieſes war in der That das einzige Mittel, alle Zweifel wegen der, hingen ſtalt der Erde zu heben; denn wenn fie flach gedrückt wäre, fo müßten die Örade von ia dem Aequator bis an den Pol immer zunehmen; wäre fie hingegen laͤnglich, fo müßte es umgekehrt fen. Hände fich bey Vergleichung der nächften Grade der Unferfchied gleich fo Elein, daß er mit denen bey ben Beobachtungen faft unvermeidlichen Irrthuͤmern fönnte permenget werben: fo wäre man doch gewiß, daß er, bey Bergleihung der enffernteften Grade, den Beobachtern nicht entwifchen koͤunte. Wäre endlich die Erde vollfommen kugelrund: ſo muͤßten die Grade, wie weit ſie auch von einander entfernet waͤren, ohne —* — Unterſchied gleich ſeyn, als denjenigen, ber aus ben Wahrnehmungen enfs eben kann. Der Koͤnig ernannte zur Ausführung einer ihm fo würdigen Unternehmung in Nor: Meßtkuͤnſtler den die Herren Maupertuis, Clairauf, Eamus, und le Monnier, welche Mitglieder der zu Ausfuͤhrung Academi⸗ waren; und ben Herrn Abt Duthier, Correſpondenten ber Academie; den deſſelben. Herrn von Sommereux zum Secretäre, und den Herrn Herbelot zum Zeichner. Der König in Schweden gefellete feinen Sternkuͤndiger, den Herrn Celſius, dazu. Ihre Reife und ihre Beobachtungen, welche von dem Herrn von Maupertuis heraus gegeben worden, wer⸗ den unfer unfern Nachrichten von den nordifchen Reifen, mit Ruhme erſcheinen. Nach) dem Aequator fehicete feine Majeftät die Herren Godin, Bonguer und la Condamine, Mitglieder der Academie, welchen der Herr von Jußieu, Doctor der Arzeneyriffenfchaft, zu den botanifchen Beobachtungen zugefellet wurde. Man gab ihnen zu Gehülfen bey den geometrifchen Verrichtungen Herrn Berguin, Ingenieur des Seewefens, den Herrn Godin des Odonais und den Heren Couplet; den Herrn Morainville zum Zeichner, ‚den Herrn Seniergues zum Wundarzte, und ben Herrn Hugo zum Uhrmacher. Die Landſchaft Quito, in dem ſuͤdlichen America, ſchien am bequemſten zu denen Beobachtungen zu ſeyn, wovon bie meiften unter dem Yequator gefchehen ſollten. Es wurde die Genehmhaltung des Koͤniges in Spanien zu einer Arbeit verlanget, wovon bie Länder feines Gebiethes einen neuen Glanz erlangen würden ; und diefer Monarch trat nicht allein willig diefen feinem Geblüte fo glorreichen Abfichten bey, fondern er wünfehete auch, unmittelbar an biefer Ehre badurd) Theil zu nehmen, daß er zween fpanifche Mepkünftler ernannte, welche die franzöfifchen Mitglieder der Academie begleiten, und ihren Beobachtungen beywohnen follten, | 9696 2 Diefe fo Könnte der Unterſchied der Aequinoctialgrade 94 fenen mittlern Graben verglichen wuͤrden, guch gen die in Frankreich gemeſſenen Grade nicht ſo be⸗ gleich den Beobachtungen entgiengen; ſo wuͤrde trächtlid) feyn, daß ex ſich nicht mit den kleinen alsdann doch wenigftens der Unterjchied der Außer» Irrthuͤmern vermifchen ſollte, denen die beften Be» ſten Grade in Peru und Lappland, wenn ſie unter obachtungen unterworfen find; und das einzige einander verglichen wuͤrden, nothwendig Fe Mittel, aus dieſem Zweifel heraus zu kommen, wäre, wahrgenommen werden indern er weit betraͤchtll⸗ dag man auch andere Grade, ſo nahe an dem Pole cher waͤre. Diefer Anſchlag wurde ven dem Staats⸗ fich ſeyn würde. Denn went bedienten und ber Academie für gut befunden, und e in Peru und man wird hernach den Fortgang und Erfolg davon in einem andern Bande feben. mäße, alges nur mög der Unterfehied der aͤußerſten Grade In Sappland, fo fern fie mit den in Frankreich gemeſ⸗ — - 612 Erlaͤute⸗ zung wegen genommen, Keifen und Entdeckungen Diefe beyden Gelehrten haben bereits eine fo anfehnliche Stelle in dieſem Werke ein daß mir nichts weiter von ihnen hinzu thun dürfen. Herr Prevoft ‚folger bier der Beobe ihrem Berichte von denen Arbeiten, welche die franzöfifchen Mitglieder der Academie, nebft —— ihnen in der Provinz Quito und den daſigen Wuͤſten auf den Gebirgen vorgenommen. x — Man hat folhen aber bereits anderswo ausführlich gelefen #2); fo} wie auch die Nachricht von ihrer Rücreife nach Europa 0). Wir haben alfo nur bloß noch die Erzählung von den franzoͤſiſchen Mitgliedern der Academie allhier beyzubringen, um die Geſchichte Diefes Unternehmens vollftändig zu machen. Der XI Abſchnitt. ine, ; — Tagebuch des Herrn de la Condamine. Einleitung. Hoͤhe des Pichincha. Lager der Fran: feiten bey den Dertern. Errichtung der erften zofen, auf demfelben. Sie werden da befuchet. Standzeihen, Die Zelter der Mitglieder von Aufenthalt auf dem Pambamaren. Standzei⸗ chen der Ebene Ehangalli. Zweyter Aufenthalt auf dem Pichincha. Befchreibung des Ihales Quito. Höhe des Bodens der Provinz Quito. Verſchiedene Abwechfelungen der Gegenden. der Academie dienen dazu, Was man Sommer und Winter iR Quito nennet. Verdrießliche Nacht. Andere Widerwaͤrtigkeiten auf dem Si: nafahuan, Man glaubet, die Meßkuͤnſtler find umgefommen. Grade der Hitze. Standzeihen. Schwierig⸗ Einleitung. Der Herr de la Condamine iſt der einzige von den nach America geſchickten Mitgliedern der franzoͤſiſchen Academie der Wiſſenſchaften, welcher bisher ein ordentliches Tage⸗ buch von ihrer Reiſe heraus gegeben hat. Denn dieſer Namen würde fich für den Aufſatz des Heren Bouguers ſchlecht ſchicken, welcher den Titel eines Reiſenden nicht angenommen, = und fic) fat einzig und. allein nur damit aufgehalten Hat, daß er der Acabemie von feinen Arbeiten Rechenfchaft gegeben p). Hier Fommt es nur darauf an, daß dasjenige, was man beym Don Ufloa gelefen hat, durch ein Zeugniß von gleicher Art beftärfer werde, daß man dasjenige ergänze, was in der Erzählung der Spanier feblet, und den franzöfi- fhen Mitgliedern bey ihrer Rückkehr aus Peru folge. Ich werde nichts in meiner Art des Vortrages ändern, welche darinnen befteht, daß ich bald nach meinem Schriftſteller rede, und bald meinen Schriftfteller felbft reden laſſe. Wir reifeten von Quito ab, ſaget Herr de la Condamine, um an ber Meffung der Pichincha. Dreyecke der Mittagslinie ernftlih zu arbeiten. Wir fliegen anfänglich auf den Di: chincha, Herr Bouguer und ich, und wollten uns dicht bey dem Standzeichen fegen, welches ich dafelbjt beynahe ſeit einem Jahre, neunhundere und ein und fiebenzig Toiſen hoch über Duito, aufgerichter hatte. Der Boden diefer Stadt iſt fhon über die Fläche des Meeres eintaufend vierhundert und fechzig Toiſen erhaben, das ift, mehr, als der Eanigu und der Mittagespic, die höchften pyrenäifchen Gebirge, Die gänzliche Höhe im: feres Poftens war alfo zweytaufend vierhundert und dreyßig Toifen oder eine gute Meile; - das it, um einen finnlichen Begriff von diefer ungeheuren Höhe zu geben, wenn der Ab: Bang des Erdreiches in Stufen, jede vom einem halben Fuße hoch abgetheilet würde, fo würde man neun und zwanzig tauſend einhundert und ſechſig Stufen von dem Meere . bis Höhe des #) Sim IX Bande diefer Samml. a. d, 172 0) Kbendaf a. 8.507 uff, © | und ff. Seiten. i in America. vIBuh VCap. 68 bis auf die Spige des Pichincha zu fleigen haben. Don Anton von Ulloa wurde, als er Condamine, mit uns Binauf flieg, obnmächtig, und war genötbiger, ſich in eine benachbarte Gronte 1737. tragen zu laſſen, mofelbft er die Pacht zubrachte. — Unfere Wohnung war, eine Huͤtte, deren Giebel, welcher von zwoen Gabeln unter Lager der fügee wurde, ein wenig über ſechs Fuß hoch war. Einige Stangen, die zur Rechten Sramofen auf und Sinfen angelehnet waren, und wovon dag eine Ende auf der Erde ftund, da indeflen demſelben. das andere gegen den Giebel oder die Decke geftüget war, macheten das Zimmerwerk des Daches aus, und dieneten zu gleicher Zeit zur Mauer. Alles war mit einer Art von zar-⸗ ten Binfen bebecfet, dieauf den meiften Gebirgen des Landes wachſen. Diefes war unfer erftes Obſervatorium und unfere erfte Wohnung auf dem Pichincha. Weil ich die Schwie⸗ rigfeiten ber Erbauung derfelben voraus fah, fo ſchlecht als folche auch feyn mochte: fo hatte ich fehon lange vorher Anftalt dazu gemacht. Ich vermuthete es mir aber nicht, daß ich fünf Monate nachher, da ich ſchon die Materialien und die Handarbeit dabey bezablet batte, noch nichts angefangen finden, und mich genötbiget fehen würde, die $eute, mit denen ich den Handel gemacht hatte, gerichtlich dazu anzuhalten. Unfere Baracfe nabm die ganze Breite des Raumes ein, den man hatte dadurch erhalten Fönnen, daß man eine fandichte Spige geebnet, die fich bey meinem Standzeichen endigee. Der Boden war auf beyden Seiten fo fteil, daß man kaum einen ſchmalen Fußfteig auf der einen Seite hatte erhalten koͤnnen, um Hinter unfere Hütte zu fommen. Ich will mich nicht in die umflands liche Befchreibung der Befchwerlichkeiten einlaffen, die wir an diefem Drte ausftunden, fondern bloß folgende Anmerkungen machen, Unfer Dach) wurde faft alle Mächte unfer dem Schnee begraben... Wir empfanden daſelbſt eine überaus große Kälte; mir hielten fie fo gar aus ihren Wirfungen für ftärfer, als fie uns durch ein Thermometer des Herrn von Reaumur angezeiget wurde, welches ich mitgebracht hatte, und alle Tage, Morgens und Abends, zu Rathe zu ziehen nicht unters ließ. Ich fab es bey dem Aufgange ber Sonne niemals bis ganz auf den fünften Grad unter der Bezeichnung des Eifes gefallen. Es ift wahr, daß es vor dem Schnee und _ Winde gefchliget und in unferer Hütte angemacht war, welche beftändig durch. die Gegen⸗ wart von vier, zumeilen auch.von fünf oder fechs Perfonen erwaͤrmet wurde, und daß wir darinnen angezündere Kohlfeuer hatten. Selten iſt diefes Stück von dem Gipfel des Pichincha, welches oftlicher ift, als die Mündung des Feuerauswurfes, ganz und gar Ieer vom Schnee, Seine Höhe it auch beynahe faft eben dieſelbe, in welcher ber Schnee auf andern höhern Bergen niemals ſchmilzt, welches ihre Gipfel unerfteiglich machet. Niemand hatte, fo viel ich weis, vor uns das Dueckfilber in dem Barometer unter ſech⸗ sehn Zoll, das ift zwölf Zoll tiefer, als auf der Släche des Meeres, ‚gefehen; fo daß die &uft, die wir athmeten, über die Hälfte mehr ausgedehnet war, als bie Luft in Frankreich, wenn das Barometer dafelbft auf neun und zwanzig Zoll ſteigt. Indeſſen empfand id) meines Theiles doch Feine Schwierigkeit, Athem zu holen. Was die ſcorbutiſchen Anfälle betrifft, deren Herr Bouguer erwaͤhnet, und die vermuthlich anzeigen, daß das Zahnfleiſch bald biuten werde, wovon ich damals beſchweret worden: ſo glaube ich nicht ‚daß ich fie indem ich nichts dergleichen auf andern der Kälte auf dem Pichincha zuſchreiben dürfe, —— hren habe, und mich eben der Zufall fuͤnf Jahre — eben ſo hohen Staͤnden erfa —F Cotchefgui wieder betroffen, wo doch gemäßigte &uft iſt. Sp b ) Memoires de PAcadem. des Sciences pour Pan 1744 64 Reiſen und Entdeckungen Condamino Ich hatte eine Pendule mitgebracht, und die Pfeiler, welche das Gehaͤuſe, vornehm⸗ 1737 · lich des Hauptwerkes ſeines, trugen, ziemlich feſt und ſtark machen laſſen, um darinnen dieſe Uhr aufzuhaͤngen. Wir brachten es ſo weit, daß wir ſie recht einrichteten, und da= durch Erfahrungen mit der einfachen Pendule, auf der höchften Höhe macheten, worauf jemals folche gemacht worden, Wir brachten an diefem Orte drey Wochen zu, ohne daß wir fertig werden konnten, daſelbſt unfern Winkel zu nehmen, weil ein Standzeichen, ‚ welches man gar zu weit an ber Süpfeite hatte fegen wollen, nicht Fonnte gefehen werden, und fich noch) einige andere Zufälle ereigneten, Sie werden Der Barg Pichincha, wie die meiften von denjenigen, zu welchen der Zugang fehr da beſuchet. heſchwerlich iſt, wird in dem Sande für reich an Goldadern gehalten; und über diefes follen, nad) einer fehr beglaubten Sage, die Unterthanen des Arabualipa, Königes in Quito, zur Zeit der Eroberung, einen großen Theil derer Schäge dafelbft verftecket Haben, die fie von alten Drten zum Söfegelde ihres Herrn herbey brachten, als fie fein frauriges Ende ver— nahmen. Unter der Zeit, da wir an Diefem Drte lagen, hatten zwo Privatperfonen aus Quito von des Don Anton von Ulloa Bekanntſchaft, welcher unfere Arbeit mit, uns theis lete, die Neugier, vielleicht im Namen der ganzen Stadt, zu vernehmen, mas wir fo lange in ber mittleen Gegend der $uft macheten. Ihre Mauleſel brachten fie bis an den Fuß des Berges, auf welchem wir unfere Wohnung aufgefchlagen hatten fie haften aber noch auf zweyhundert Toifen weit, gerade in die Höhe hinauf zu ſteigen, welche man nicht anders Binauf kommen fonnte, als daß man fich mit Händen und Füßen half, und an ei» nigen Orten fo gar mit Gefahr. Ein Theil des Weges war ein Triebfand, welcher unter ben Füßen forteuefchete, und wo man oftmals zurück wich, anftatt fortzuruͤcken. Zum gufen _ Gluͤcke für ſie war es Fein regnichtes oder neblichtes Werter. Indeſſen fahen wir fie doch vielmals von ihrem Vorhaben abftehen. Endlich da es einer dem andern zuvor thun wollte, und unfere Indianer ihnen halfen, wandten fie neue Kräfte an, und Famen zu unferm Poften, nachdem fie über zwo Stunden geklettert harten. Wir empfingen fie freundlich, Wir theileten ihnen alle unfere Reichthuͤmer mit. Sie fanden, daß wir beffer mit Schnee, als mit Waffer, verfehen waren. Man machete große Feuer an, um fie aus Eife trinken zu laſſen. Sie brachten einen Theil des Tages mit ung zu, und nahmen am Abende den Weg wieder nach Quito, wo wir ſeitdem den Ruf erhalten haben, daß wir fehr außer ordentliche Leute wären, Aufenthalt Unterdeffen daß wir auf dem Pichincha unfere Wahrnehmungen anftellefen, waren aufdemDam: Herr Godin und Don Georg Juan, acht Meilen von uns, auf einem nicht fo hohen bamarea. Berge, Pamba⸗ Marca genannt, Wir konnten uns mit langen Fernglaͤſern, und fo gar mit ven Ferngläfern auf unſern Duabranten deutlich fehen. Man brauchete aber wenigſtens zween Tage, um durch einen ausdrücklichen Bothen einen Brief von einem Orte zum andern zu ſchicken. Godin verfuchete vergebens, eine Erfahrung wegen des Schals les auf vem Pambamarca anzuftellen. Er konnte den Knall von einem neunpfündigen Stuͤcke nicht hören, welches er auf einen Eleinen benachbarten Berg bey Quito batte ftel- len laffen, movon er neunzehntauſend Toifen weit entferne war, ; Des Herrn Bouguers Gefundheit war verändert, Er hatte der Ruhe noͤthig. Wir fliegen den 6ten des Herhftmonates hinab nach) Quito, wohin ſich Herr Godin auch begab. Wir q) Man fehe das Tagebuch des Herrn de la Condamine felbft, wegen der Erklärungen, die man hieruͤber verlangen kann. 4 in America, VI Buch. VEMm 615 Wir beobachteten dafelbft insgeſammt bie Sinfterniß den sten eben deflelben Monates. Condamine Ehe wir wieder zuiunferer erften Arbeit auf dem Pichincha zurückfehreten, hatte ich eine, 1737- ’ Eleine Reife gegen Südoft von Duito gethan, um einen bequemen Ort zu fuchen, wo ich - ein Standzeihen binfegen fönnte, welches fehr weit follte gefehen werden. Es glückete Standzeichen mie, folches fichebar zu machen, indem ich es mit Kalche weiß überfkreichen ließ. Diefer du Changalli. Srt hieß Changalli; und tiefes Zeichen ift das einzige außer denen, welche unfere Grund⸗ finien endigten, das in freyem Felde errichtet worden, ; - Den ı2ten de3 Herbſtmonates , da ich von der Erkundigung des Bodens auf dem feuerfpegenden Berge Sinchulagoa zurück kam, wurde ich auf freyem Felde von einem gewaltigen Sturme mit untermifchtem Donner und Bligen, welches noch von dem größten Hagel begleitet wurde, den ich jemals in meinem geben gefeben habe, überfallen, Man wird leicht urtheilen, daß ich nicht die Bequemlichkeit gehabt habe, den Durchſchnitt derfelben zu meffen; ich war bloß befchäfftiget, meinen Kopf zu verwahren, Ein großer ſpaniſcher Hut wuͤrde nicht zugereichet haben, wofern ich nicht noch ein Schnupftuch darunter geleget hätte, Schmiffe zu ſchwaͤchen, die ich erhielt, Die Hagelförner, welche meis den Eindruck der ſtentheils fo groß maren, als eine Nuß, verurfacheren mir Schmerzen durch ſehr dicke Hand⸗ ſchuhe. Ich hatte den Wind im Gefichte, und die Geſchwindigkeit meines Maulthieres vermehrete die Stärfe des Stoßes. Ich war vielmals genöfhiget, den Zügel umzuwen⸗ den. Der Trieb diefes Thieres bewog es, dem Winde den Rücken zu zu kehren, und feiner Richtung zu folgen, wie ein Schiff vor dem Winde flieht, wenn es dem Sturme weit. Einige Tage darnach ftiegen wie wieder auf den Hichincha, Here Bouguer und ih, Zweyter nicht eben auf unfern erften Doften, fondern zu einem andern, ber nicht fo hoch war, von Aufenthalt da man Duito ſah, welches wir in unfere Dreyecke mitnahmen. Das böfe Wetter machere auf dem Pis dafelbft unfern dritten Berfuch, Die Tag- und Nachtgleiche, nach des Herrn Bouguers hincha. Lehrart zu unterſuchen, unnuͤtz. Da wir der Beſchwerlichkeiten unſeres alten Standzei⸗ chens auf dem Pichincha uͤberdruͤßig waren: ſo errichteten wir ein anderes an einem be⸗ quemern Orte, zwey hundert und zehen Toiſen tiefer, als das erſte. Daſelbſt erhielten wir den 13ten des Herbſtmonates die erſte Zeitung von den Befehlen des Koͤniges, wodurch wir von der Meſſung des Aequators befrehet wurden, welche bisher, fo wie die Meffung der Mittageslinie, einen Theil unferes Entwurfes ausgemacht hatte q). Die Veränderung des Standzeichens auf dem Pichincha nöthigte ung, neue Winkel geſchreibung zu nehmen. Die Schwierigkeiten, die wir anfrafen, auf dem Berge Cota-Catche, ge: des Thales welches unnüß wurde, dauerten faſt den gan: Duito, gen Norden ein Standzeichen zu errichten , zen Weinmonat hindurch. Es entftunden noch andere, ‚welche mit dem Fortgange der Man kann fie nicht begreifen, wenn man bie Natur des Zeit vermehret wurden... N): Sandes Duito nicht kennet. Dieſer Boden, welcher: in feiner ganzen Strecke bevolkert und angebauet ift, ift ein Thal, welches zwifchen zwo gleichlaufenden Reiben hoher Gebirge liegt, die einen Theil von der Eordillera ausmachen. Ihre Gipfel verlieren fich in den Wolfen, und find faft alle mit ungeheuren Haufen Schnee bedecket, der fo alt ift, als bie Welt felbft, Aus vielen von diefen Spigen, die zum Theile zufammengeftürget find, ſieht man noch Wirbel von Dampfe und Slammen mitten ausdem Schnee felbft herausfahren. Dergleichen find die abgeftümpften Die melſten Gipfel des Cetopaxi, Tonguragua, und Sangai. andern 7) Dieſe Puncte zeigen, daß man dem Verfaſſer nicht Zeile für Zeile ſolget. 616 Reifen und Entdeckungen Condamine. andern find ehemals feuerfpeyende Berge geweſen, oder werben es vermuthlich noch wer: 1737. den. Die Gefchichte Hat uns die Denfzeie ihrer Ausbrüche nur ſeit ver Entdeckung von America erhalten. Die Bimfteine aber, die verbrannten Materien, die fie umber ftreuen, und die fichtbaren Spuren von der Flamme find bewährte Zeugniffe von ihrer Entzündung. Mas ihre ungeheure Höhe betrifft, fo behauptet ein fpanifcher Schriftfteller nicht ohne Ur— fache, die americanifchen Berge wären in Anfehung der europäifchen das, was die Glocken— thuͤrme unferer Städte in Anfehung der ordentlichen Häufer find. Hoͤhe des Bo⸗ Die mittlere Höhe des Thales, worinnen die Städte Quito, Cuenza, Riobamba, dens der Pro: fafacunga, Ibarra und eine Menge Flecken und Dörfer liegen, ift funfzehn bis fechzehn- - Binz Quito. hundert Toifen über das Meer erhaben, bas ift, es übertriffe die höchften pyrenäifchen Gebirge an Höhe; und diefer Boden diener noch einmal fo hohen Bergen zum Grunde, Der Capamburo, welcher unter dem Aequator felbft liege, der Antiſona, welcher nur fünf Meilen gegen Süden davon entfernet ift, haben über dreytauſend Toifen , wenn man fie von der Fläche des Meeres an rechnen will; und der Chimborazo, welcher drey⸗ taufend zweyhundert und zwanzig Toifen hoch ift, übertrifft ven Pico auf der Inſel Tone: riffa, ven höchften unter den Bergen der alten Welt, über ein Drittel. Das bloße Stüd des Chimborazo, welches ftets mit Schnee bedecket ift, hat achthundert Toifen in gerader Hoͤhe. Der Pichincha und der Corazon, auf deren Gipfel wir Barometer gebracht , ha—⸗ ben nur zweytauſend vierhundert und dreyßig und zweytauſend vierhundert und fiebenzig Toifen Höhe in allem; und das ift die größte, auf Die man jemals geftiegen ift, Der be ftändig liegenbleibende Schnee hat die höchften Gipfel bisher unerfteiglich gemacht. Verſchiedene Von dieſer Graͤnze an, welches diejenige iſt, wo der Schnee nicht mehr ſchmilzt, auch Abwechſelun gen der Ge⸗ genden. ſelbſt in dem heißen Erdſtriche nicht, ſieht man beym Herabſteigen bis auf hundert oder hundert und funfzig Toiſen nichts anders, als nackte Felſen oder duͤrren Sand. Weiter unten fängt man an, einiges Mooß zu fehen, welches die Felfen uͤberkleidet, wie auch ver- ſchiedene Arten von Gefträuchen, welche, wenn fie gleich noch grün und naß find, dennoch ein fehr helles Feuer geben, und uns oftmals großen Beyſtand geleiitet Haben; runde Exd- ſchollen von ſchwammichter Erde, worauf Fleine geftreifte und geftiente Pflanzen, deren Bluhmenblätter den Eibenblättern ähnlich find, und einige andere Pflanzen Eleben. In biefem ganzen Raume bleibt der Schnee nicht liegen; er hält ſich aber doch zuweilen ganze Wochen und Monate lang daſelbſt. Noch tiefer und in einem andern Erdftriche, unge: fähr dreyhundert Toifen hoch, ift das Erdreich gemeiniglich mit einer Art zarten Graſes bedecket, welches ſich bis auf anderthalb oder zween Fuß Hoch erhebt, und in der peruanifchen Sprache Uechuc oder Ychu genannt wird. Diefe Art von Heue oder Strohe, wie man es in bem Sande nennet, ift das eigentliche Rennzeichen derer Gebirge, welche die Spanier Pa- ramos nennen. Endlich wenn man noch) weiter Hinunterfteigt, bis auf die Höhe von uns gefähr zweytauſend Toifen über der Fläche des Meeres, fo habe ich zumeilen fehneyen und ein anderes mal regnen ſehen. Man fieht wohl ein, daß die verfhiedene Art des Bodens, feine verfchiedene age, die Winde, das Wetter und viele andere phyſiſche Umſtaͤnde, die Gränzen mehr ober weniger verändern müffen, die man dieſen verfchiedenen Abtheilungen angemiefen hat. Wenn man fortfährt, nach der angezeigeten Graͤnze weiter hinunter zu fteigen: fo findet man Stauden; und weiter unten trifft man nur Holzungen in dem noch ungebaue— ten Erdreiche an, fo wie Das an den beyden aͤußerſten Seiten der doppelten Reihe Berge, h 2 zwi⸗ in America. VIBuch. V Cap. Cs zwiſchen welchen das Thal binfihleicht, welches den bewohnten und angebauefen Theil der Condamine, Provinz Quito ausmachet. Ausmwendig an beyden Seiten der Cordillera ift alles mit 1737. großen Wäldern bedecket, die fich gegen Werten bis an das Südmeer vierzig Meilen weit erſtrecken, und gegen Oſten in das Junere eines feften Sandes, ficben bis achthundert Mei- len weit, längft dem Amazonenfluffe bis nach Guiane und Brafilien hingehen. Die Hoͤhe des Bodens von Quito ift diejenige, wo die Mifchung der Luft am ange> Grade der nehmiten iſt. Das Thermometer bemerket da gemeiniglich vierzehn bis funfzehn Grad Hitze. über dem Eispuncte, wie zu Paris in den ſchoͤnſten Tagen bes Fruͤhlinges; und verändert ſich nur ſehr wenig. Man ift beym Hinanf-und Hinunterfteigen verfichert, daß Das Ther- mometer fteigen oder fallen, und nach und nad) die Miſchung aller der verfchiedenen Him- melslüfte antreffen wird, von dem fünften oder mehrern Grade unfer dem Froſte an, bis auf den acht und zwanzigſten oder neun und zwanzigften Grad darüber. Was das Baro- meter betviffe, fo iſt feine mittlere Höhe zu Quito zwanzig Zoll eine tinie, und feine größ: ten Veränderungen gehen nicht auf anderthalb Linien. Gemeiniglich find fie des Tages eine Sinie und ein Vierthel, und geſchehen ziemlich ordentlich zu gewiffen Stunden. Diie beyden Ketten von Bergen, welche das Thal Duito beſetzen, erftrecken fich bey» Standzeichen. nahe von Morden gegen Süden, Diefe Sage war zur Meffung der Mittagslinie vortheils Baft. Sie both wechſelsweiſe auf der einen oder der andern Reihe Ruhepuncte dar, um die Dreyecke zu endigen. Die größte Schwierigkeit beftund nur darinnen, daß man be queme Derter wählere, Standzeichen zu fegen. Von den erhabenften Puncten waren ei⸗ nige unter dem Schnee begraben, die andern oftinals in Wolfen verſtecket, welche fie dem Gefichte entzogen, Tiefer unten wurden die Standzeichen, wenn man fie von weitem ſah, mit dem Boden gleich , und waren in der Ferne fehr ſchwer zu erkennen. Weber dieſes ſo war dafelbft nicht allein Fein gebähnter Weg, welcher von einem Standzeichen zum andern Schwierig— führete; fondern man mufte auch oftmals burd) lange Umwege über einige von den Stroͤ⸗ keiten bey den men des Regens und geſchmolzenen Schnees entftandene Kaufchbäche geben , die zuweilen HOertern. wohl ſechzig oder achtzig Toiſen tief waren. Man begreift die Schwierigkeiten und Lang⸗ ſamkeit des Marſches leicht, wenn man Quadranten, deren Halbmeſſer (radius) jween bis drey Fuß hielt, nebft allem, was nöfhig war, fih an Dertern zu fegen, wohin man nur mit Mühe kommen Eonnte, und zuweilen ganze Monate fang daſelbſt zu wohnen, von dem einen Stande zum andern bringen wollte, Dftmals nahmen die indianifchen Wegweiſer unterwegens oder auf dem Gipfel des Berges, wo man ſich gelagert hatte, die Flucht; und es giengen viele Tage hin, ehe man wieder andere bekommen konnte. Die Gewalt der ſpaniſchen Statthalter, das Anſehen der Pfarrer und Caciquen, kurz, ein doppelter, drenfacher, ja vierfacher Lohn reicheren nicht zu, N a: * Träger zu befommen, noch auch diejenigen zu behalten , die fi reywillig angebothen haften. : — * ws — Hinderniſſen war, Daß die Standzeichen fo oft umfie: Re fen oder weggenommen wurden, welche die Dreyecke bildeten. In Frankreich biethen die * bi Glockenthuͤrme, die Mühlen, die Schlöffer, die Spigen hoher Häufer, einzelne und an ei⸗ nem merkwürdigen Orte ſtehende Bäume den Beobachtern unendliche Puncte an, worun⸗ ter fie die Wahl haben. In einem von Europa fo unterfchiebenen Sande aber, und mo fich Fein genau beftimmter Punct befand, war man verbunden , einigermaßen deutliche Ge⸗ genftände zur Bildung der Dreyecke zu ſchaffen. Anfänglich fegete man Pyramiden von drey oder vier langen Stengeln einer Art von Aloe, deren Holz Fehr leicht und — Allgem, Reifebefehr. XVBand. Ji ii Condamine. 1738. Errichtung. Die Gezelte dienen dazu. Was man Sommer und Winter in Quito nennet. neuen Verſuch zu machen: ſo ſah er ſich, durch die unter einem mit Schnee bedeckten Zelte zuzubrin⸗ 618 Reiſen und Entderfungen doch von ziemlich ſtarkem Widerſtande war. Man ließ den Obertheil dieſer Pyramiden mit Strohe oder Matten, zuweilen, auch mit einem fehr klaren baumwollenen Zeuge, der im Sande gemacht wird, und zu anderer Zeit mit einem Anfteiche von Kalke verfehen, Un⸗ ter dieſer Art von Geselten ließ man Kaum genug, einen Duadranten zu ftellen und zu vegieren. Wenn aber nad) vielen Tagen und zuweilen nach vielen Wochen , die es gereg- net hatte, oder neblicht geweſen war, dev Horizont fich nunmehr aufflärete, und die Gipfel der Berge, welche fich frey zeigeten, uns einzuladen ſchienen, die Winkel zu nehmen: fo hatte man oft in dem Augenblicke felbft, da man bereit war, die Früchte eines langen Wartens einzuerndten, das Misvergnügen , die Standzeichen verfchwinden zu ſehen, die bald durch den Sturm weggeführet, bald geftohlen waren. Die indianifchen Hirten bez mächtigten fich der Stangen, der Strike, der Pfähle u. ſ. w. welche viel Zeit und Mühe gefofter hatten, an Ort und Stelle zu bringen. Zuweilen vergiengen wohl acht oder vier: zehn Tage, ehe der Schaden wieder Fonnte erfeget werden, Darauf mußte man denn wie- der ganze Wochen lang in der Kälte und dem Schnee auf einen andern günftigen Yugen- blick zu den Verrichtungen warten. Das einzige Standzeichen zu Pambamarca wurde bis. auf fiebenmal errichtet. Gegen den Anfang diefes 1738 ten Jahres erfann Here Godin zuerft ein ganz einfa- ches und bequemes Mittel, um die Standzeichen fehr leicht zu errichten , und in der Ferne auch gut zu unferfcheiden. Diefes beftund darinnen, man wollte die Zelte felbit oder ans dere dergleichen, worinnen man lag, zu Standzeichen nehmen, Ein jedes Mitglied der Academie hatte ein großes Zelt mit feinem Feldbette verfehen, und bie fpanifchen Mef- kuͤnſtler Hatten auch ihre Zelte, Ueber biefes hatte man drey Stuͤckzelte. Die Herren Berguin und des Odonnais giengen voran, und ließen fie wechfelsweife auf den beyden Reihen der Cordillera an den bezeichneten Stellen nad) dem Entwurfe der Dreyecke auf- richten. Sie ließen einen Fndianer zur Wache dabey. Man war in der Negenzeit, Eben diefe Zeit war im vorigen Jahre angewandt worden, die Gegend zu ber Mittags» linie zu erfundigen, man Fonnte fh, nach dem Kathe der Seute des Landes ſelbſt, kei⸗ ne Öedanfen machen, nunmehr auf die Berge zu fleigen. Man hatte aber aus der Er: fahrung gelernet, daß in der Provinz Duito die ſchoͤnen Tage nur bloß feltener in derjeni- gen Jahreszeit wären, welche man von dem Windmonate an bis in den May Winter nennet; und daß in dem übrigen Theife des Jahres, welcher den Namen des Sommers führet, es zuweilen auch viele Tage hinter einander zu regnen nicht aufhörete. Da man folches wahrgenommen hatte: fo waren alle Jahreszeiten gleich, und der Unterſchied der Zeiten unterbrach den Lauf der Berrichtungen nicht mehr. | Man war den ganzen Monat Jenner und die Hälfte des Hornungs bey den erften Standzeichen der Gegenden der Grundlinie, und bey denen auf dem Pambamarca, Tan- lagoa und Ehangalli aufgehalten worden. Der Cotopari und Corazon von Barnuevo wurden darauf das Feld der Verrichtungen. Man hatte da eben die Verdriehlichkeiten und eben die Beſchwerlichkeiten 5). _ Den gten Auguſt kamen die Herren Bouguer und de la Eondamine, welche ftets vom Don Anton von Ulloa begleitet waren, mit dem Mef- fen ) Us Herr de fa Eondamine allein wieder auf Flucht feiner Indianer und wegen Abweſenheit eis den Cotopari zurückgefehret war, um daſelbſt einen nes Bedienten ‚genöthiget, zween Tage ohne Feuer gen, in America. Vl Buch. V Cap. Sig fen ihrer Winkel auf dem Corazon zu Stande, nachdem fie acht und zwanzig Ta | ; diefem Gebirge zugebracht hatten. In der — = — — —— auf dem Papa Urco, Puca⸗Uaico und Milin. Den ıöten, da Die beyden fran Sfifeh = Mitglieder ver Academie affein von dem Meyerhofe Ilitiu abgegangen waren — ſie alle ihr Geraͤthe vorausgehen laſſen, hielten fie dafür, der Träger mit dem Zelse unfer welchen: fie liegen follten, würde vor Nacht bey dem Standzeichen nicht ankom kb Sie ſucheten vergebens eine Hoͤhle. Die Nacht uͤberfiel ——— des Berges, und auf einer ſehr kalten Heide to die „. 2 —— — 5 dem Fuße Verdrießliche ten. Ihre Saͤttel dieneten ihnen zu Kopfkäffen; der Mantel ——— ass — Matraʒe und Decke; eine gewichſte taffende Kappe, womit ſich der Herr de la Condamine zum Gluͤcke verſehen hatte, wurde eine Art von Zeltdecke, welche von ihren Hirſchfaͤngern —— wurde, und ſchaffete ihnen einen Schirm wider den Keif, welchen es dieſe Nach ſetzete. Mit dem Tage fanden ſie ſich von einem ſo dicken Nebel umhuͤllet, daß ſie ſich verirreten, als ſie ihre Nauleſel ſucheten. Herr Bouguer konnte feinen ſogar nicht wieder ſinden. Kaum klaͤrete ſich um halb eilfe das Wetter ſo weit auf, daß ſie ſehen konnten, wo fie hingiengen. Bey dem Standplatze auf dem Ehimboraso hatten fie fich vor dem Herabftürzen großer Schneeflumpen, die mit Sande vermenget und verhärtet waren, zu fürchten , welche fie anfänglich für Felſenbaͤnke gehalten hatten, Sie löferen ſich von dem Gipfel des Berges ab, und ſtuͤrzeten ſich in die tiefen Kluͤfte, wo ihr Zelt zroifchen zwoen ſolchen Klüften fund. Sie wurden oftmals durch diefes Geräufch aufge: wecket, welches der Wiederſchall verdoppelte, und welches ſich bey der Stille der Nacht noch zu vermehren ſchien. Auf dem Chuſay, wo fie vierzig Tage zubrachten, hatte Herr de la Eondamine, welcher in dem Zelte felbft war , das zum Standeichen dienete, bey der Nacht den ſchrecklichen Anblick des feuerfpenenden Berges Sangai. Die ganze eine Seis Senerfpepen- te des Berges ſchien im Feuer zu ſtehen, ſo mie bie Mündung des Berges felbft. Es floß he Vergan⸗ ein Strom von Schwefel und entflammtem Harze heraus, welcher, fich ein Bette mitten ꝰẽeꝛ in dem Schnee gehoͤhlet hat, womit der brennende Heerd des Gipfels beſtaͤndig gekroͤnet iſt. Dieſer Strom treibt feine Fluthen in den Fluß Upano, wo er die Sifche weit umher eödtet, Das Geraͤuſch des Feuerberges laßt fih zu Guayaquil hoͤren, welcher Dre über vierzig Meilen in gerader Linie davon entferne ift. Auf einer von den Spitzen des Aſſuay, welhe man Sinaſahuan nennet, und welche nur um neungig Toifen niedriger ift, als der Pichincha, war das Wetter den oriten April, bey der Ankunft des Heren de la Condamine, heiter und klar. Er entdediete da⸗ ſelbſt einen ſehr ſchoͤnen Horizont, recht ʒwiſchen den beyden Reihen der Cordillera, welche ſich gegen Norden und Suͤden aus den Augen verforen, Der Cotopari ließ ſich dafelbit auf fünfzig Meilen weit genau unferfheiden. Die dazwiſchen liegenden Gebirge, und vor⸗ nehmlich die benachbarten Thäfer, zeigeten fich, beym Bogelfluge, wie auf einer topographi⸗ ſchen Karte. Unvermerft bedeckete ſich Die Ebene mit einem leichten Dunſte. Man fah Andere Wir die Gegenftände nicht anders mehr, als durch. einen- ducchfichtigen Schleyer , welcher nur en die hoͤchſten Gipfel der Berge deutlich erſcheinen ließ. Bald darauf wurde Herr de la Sinafahuan, Sill2 Conda- Orularglas aus einem Mer: mBrennglafe gemacht wur⸗ Zufande, Auf der es ihm möglich wat, diefen Schnee Sonne half ihm das Waſſer zu verwandeln. Er ſpeetive, welches zu eine uber, und mußte Kälte de, aus dieſem verdvieplichen dem erſten Strale der 55 Seite. gen’, ohne daß zu feiner Nothdurft in fand ſich des Lichtes bera und Durſt ausftehen. Bey Condamine 1738. 620 Reiſen und Entdeckungen Condamine, der damals allein war, von Wolfen eingehuͤllet, und feine Inſtrumente wur— den ihm unnüg. Er brachte den ganzen Tag und die folgende Nacht unter einem Zelte ohne Wände zu. Den 2gften, da Herr Bouguer und Don Ulloa wieder zu ihm gekom— men waren, wurde das Zelt einige Toifen tiefer aufgeſchlagen, um es vor einem fehr kal— ten Winde ein wenig zu befchiemen, welcher ftets auf diefem Paramo blies. Diefe Bor: ficht war unnög, In der Mache zwifchen den agften und zoften gegen zwey Uhr des Morgens, erhob fich ein mit Hagel, Schnee und Donner untermifchter Sturm. Die drey Gefellfehafter wurden durch ein entfegliches Geraͤuſch erwecket. Die meiften Zeltpflö- cke waren ausgeriffen; die Felfenftücke, welche gediener Hatten, fie zu halten , volleten über» einander, Die Wände des Zeltes waren zerriffen und mit Reife überzogen; fo, daß die abgeriffenen und von einem gewaltigen Winde bewegten Leinen wider die Zeltftangen und das Queerholz fehlugen und die drey Meßkuͤnſtler mit ihren Trümmern zu beberfen drohe⸗ ten. Sie ftunden eilfertigft auf, Es war fein Benftand von ihrem indianifchen Gefolge zu hoffen, welcher in einer ziemlich weit entfernten Höhle geblieben war, Endlich gluͤckete es ihnen, bey dem Lichte des Blißes, dem dringendften Uebel vorzubeugen, welches das Um— fallen des Zeltes war, wo der Wind und Schnee aufallen Seiten hinein drangen. Den andern Morgen ließen fie ein anderes etwas tiefer und mehr vor. dem Winde gefichert auf- ſchlagen: die folgenden Nächte aber waren nicht viel vubiger, Drey Zelte, welche hin- ter einander mit fo vieler Mühe, als man fichs nur einbilden fann, auf einem fandigen und felfigen Boden aufgefihlagen worden, hatten insgefammt einerley Schickſal. Die India⸗ ner, welche es müde waren, den Schnee abzufragen und abzufchütteln, womit fie unauf- börlich bedecfet wurden, nahmen alle zufammen, einer nach dem andern, die Flucht. Die Pferde und die Maulefel, welche man nach Gewohnheit des Landes gehen ließ, um ihre Weide zu füchen, flüchteten fich durch einen natürlichen Trieb in die Tiefen der von dem Man glaubet, die Meßkuͤnſt⸗ ler find um: gefommen. Waffer ausgefpühlen Gänge Man fand ein Pferd in einem Strome erfoffen, wohin— ein es der Wind ohne Zweifel geſtuͤrzet hatte, Here Godin und Don Georg Juan, die auf einer andern Seite eben diefes Gebir- ges ihre Wahrnehmungen anftelleten , ftunden nicht weniger aus, eb fie gleic) an einem tiefern Orte waren. Indeſſen wurde man doch den zten Man mit Aufnehmung aller Win- fel an diefem befchwerlichen Standplage fertig, und man begab ſich noch an eben dem Ta= ge nach Cagnar, einem großen von Spaniern bevölferten Flecken, fünf Meilen gegen Suͤ— den von dem Affuay. Da die Einwohner des Bezirkes umher die Wolfen, den Don- ner 2) Ebend. a. d. 81 und vorhergeh. ©. u) Herr de la Condamine hatte den erſten Ent: wurf davon gegeben, welcher diefer Academie durch den Herrn Cardinal von Polignar uͤberreichet wor⸗ ben. Der Marchefe Maffei, welcher fish damals zu Paris befand, verfertigte ein italienifches So: nett für die Säule, von welcher er vermuthete, daß man fie auf dem Puucte errichten würde, wo ſich dev Guͤrtelſtrich und die Mittagstinie einander durchſchnitten. Allein , außerdem daß diefe Säus le niemals zue Wirklichkeit gefommen, fo wollte man auch nichts ſtolzes, hochtrabendes und pueti- ſches. Gleichwohl hat Herr de la Condamine nicht unterlaſſen, das Sonnett als ein ruͤhmliches Zeug⸗ niß von ſo guter Hand bekannt zu machen. Viel⸗ leicht wird es manchem angenehm ſeyn, das Ori⸗ ginal davon auch hier zu fehen, O Peregrin, qui al tuo vagar pon freno; E mira, e apprendi, e tanta forte afferra, Qui il gran cerchio, che in due parte la Terra, -Insrocia Paltro che i dui Poli ha in feno, in America. VIBudh. VCap. G21 ner und die Blitze, welche viele Tage lang angehalten, und den Schnee, welcher ohne Condamine Unterlaß auf dem Gipfel des Berges gefallen war, von fern mit angefehen: ſo hatten fie 58. geurtheilet, es wären alle Meßkünſtler dafelbft umgefommen. Diefes war nicht dag er- er ftemal, daß man ein folches Gerücht ausgebreitet hatte: bey diefer Gelegenheit aber ftelles te man öffentliche Geberhe für fie zu Cagnar an £). Doch mir müffen uns erinnern, daß unfere Abſicht in diefem Abſchnitte nicht iſt, ib> nen nad) allen ihren Stanbplägen zu folgen; und daß es genug ift, einen Theil derer jeni⸗ gen Hinderniſſe vorgeſtellet zu haben, welche ſie faſt unaufhoͤrlich zu beſtreiten gehabt. Man hat bereits geſaget, daß ſeit dem Anfange des Auguſtes 1737 bis zu Ende des Brach⸗ monates 1739 Die Gefelffchaft der Herren Bouguer und de la Condamine auf fünf und dreyfs fig verfchiedenen Bergen und des Herrn Godins feine auf zwey und dreyßig gewohnet habe. Nachdem die vornehmften Berrichtungen zu Ende gebracht waren: fo fügete Herr de la Condamine vielen andern Beforgungen auch noch die Sorge für Errichtung der Py— ramiden bey, Diefer Punct, worüber die beyden,fpanifchen Dfficier in ihrer Erzählung ſehr flüchtig weggehen, verdienet , mweitläuftiger vorgeftellet zu werden, und wird den In— halt einer wichtigen Erzählung machen. Der XIII Abſchnitt. Geſchichte der Pyramiden in Quito. fe ab. Entfcheidung des Streites. Cine Ab: Gefchichte flag. Einrichtung deſſelben. Anichaffung der fehrife von der Auffchrift wird in den Grund ges derPyramis Materinlien dazu, Man ift mit der Aufichrift fenft. Der Streit fümmt nad) Hofe. Ber: Den. nicht zufrieden. Erlaubniß dazu. Schivierige fügung des fpanifchen deswegen. Die Bye } feiten bey der Errichtung ; bey den Steinen zur miden werden niedergeriffen. Unbequemlichkei⸗ Aufſchrift. Klage wegen derfelben. Conda⸗ ten bey deren Wiederaufbauung. Nachtheil mine vertheidiget ſich, und lehnet die Vorwuͤr⸗ durch deren erſte Niederreißung. hon im 1735 Jahre, dor der Abreifeder Mitglieder der Academie, Hatte Herr de (a Con- Die Errich⸗ damine vorgefihlagen , bie beyden Graͤnzen der Grundlinie von denen Berrichtungen, Each —— die ſie in Peru machen wuͤrden, durch zwey dauerhafte De nkmaale, feſt zu ſetzen, der: Immt im gleichen Saͤulen, Obeliſ ken, oder Pyramiden waͤren, deren Gebrauch durch eine Aufſchrift Vorſchlag. follte erklaͤret werden. Diefer Vorſchlag wurde von dev Academie der Wiſſenſchaften gebilli- get. Die Aeademie der freyen Künfte und ſchoͤnen Wiffenfchaften fegetedie Aufſchrift aufs). FR Siiiz Man Die Errichtung eines Denfmaales koͤmmt in Vor⸗ Saggi, per divifarne i gradi A pieno, Venner, fenza temer mar, venti o guerra, Fin dal bel regno, cui d’intorno ferra L’un mar e Paltro, Alpi, Pirene © il Reno, Per che Aleflandro e Ciro efaltar tanto ! Defolando acquiftar” con ftraggi orrende Poca parte del Mondo, e piccol vanto. E fa ben piü, chi ne difcuopre e intende Forma, eftefa, e mifuraz &tutto quanto Colla mente il pofliede , e lo comprende, Geſchichte der Pyrami⸗ den. Einrichtung derſelben. m. Reifen und Entdeckungen Man hatte zur Abſicht, nichts hinein zu ruͤcken, was der ſpaniſchen Nation misfallen oder den rechtmaͤßigen Gerechtſamen des. Heren anſtoͤßig ſeyn koͤnnte, in deſſen Staaten und unter deſſen Schutze man das Feld der Arbeit erwaͤhlet hatte. Wir thei— fen fie hier mit, fo wie fie anfänglich eingegraben worden, das ift mit einigen Berän- derungen, Die ſich auf die Umftände bezogen, welche man nicht hatte vorher fehen koͤnnen. AUSPICIIS PHILIPPI V, HISPANIAR. ET INDIAR. REGIS CATHOLICT, PROMOVENTE REGIA SCIENTIAR. ACADEMIA PARIS. FAVENTIBUS Emin. HERC. DE FLEURY, SACRZ ROM. ECCL, CARDINALI, SUPREMO [EUROPA PLAUDENTE] GALLIAR, ADMINISTRO, CELS. JOAN. FRED, PHELIPEAUX, COM. DE MAUREPAS, " REGI FR, A REBUS MARITIMIS, &c, OMNIGENE ERUDITIONIS MOECENATE; LuD, GoDIN. PET. BOUGUER, CAR, MARIA DE LA CONDAMINE, EJUSDEM ACcAD. SOCII- LUD. XV, FRANCOR. REGIS CHRISTIANISSIMI, JUSSU ET MUNIFICENTIA 3 ıN PERUVIAM MISSI, AD METIENDOS IN ZEQUINOCTIALI PLAGA TERRESTRES GRADUS, Quo VERA TELLURIS FIGURA CERTIUS INNOTESCERET: (Affoftentibus, ex mandato Maj. Carh. Georgio Juan, & Antonio de Ulla * Navis hellicæ vice - Præfectis); SOLO AD PERTICAM LIBELLAMQUE EXPLORATO In HAC YARUQUEENSI PLANITIE, DISTANTIAM HORIZONTALEM INTRA HUJUS ET ALTERIUS OBELISCI AXES 6272 HEXAPFEDARUM PARISS, PEDUM 45 POLL, 7. EX QUA ELICIETUR BAsıS I. TRIANGULI LATUS, OPERIS FUNDAMEN, a BOREA OCCIDENTEM G M 1 IN LINEA QUE EXCURRI AB AUSTRO ORIENTEMf YERSUS GRAD 19, Mın. 253 ka STATUERE Ann. CHarıstı M.DCCXXXVIL M. NOVEMBRT, AUSTRALIS. META SBOREALIS. Die Mitglieder veifeten ab. Sie richteten ihr Unternehmen glüclih aus, und Herr de la Condamine unternahm, mit Einwilligung feiner Zugefelleten, das aufgetragene Denfmaal in der Ebene Naruqui errichten zu laffen, wo die Grundlinie war gemeffen worden. Seine erfte Sorgfalt war, als er diefe Ausmeflung vollendet ſah, die beyden Grän- zen unveränderlich feſt zu fegen. In diefer Abficht ließ er an jedes Ende einen Muͤhlſtein bringen, Er ließ in die Erbe ein Loch graben, und den Müplftein hinein legen; fo, daß die beyden Meßſtangen, welche die gemeffene Weite endigten, bie leeren Mittelpuncre Die- ; £ fer | SRH RANKING „Grundriß OP rofi Re Aufriß der Beyden Ay EN 2 Grundrgß Jerbeyden Pyramiden unten auf dem Boden. 3 Zümersrerk. des Cestelles der auf Grundpfahle — Prramude zu Caraburu . | 3 Profile der beyden zuach der Linie AB. des durch : Y JehnzteenenP: ramıden . y 2 4 Ceometrifeher Aufrıß der Seite, wo dıe duffehrifk \JE. 5 Stelle ER a 7 * 9 | 1) RE I | in America VI Buch. V Cap. 623 fer Steine einnahmen. Man hatte nicht noͤthig, faget er, über die Materie und Geſtalt Geſchichte viel nachzudenken, Die ſich zu einem einfachen und dauerhaften Denkmaale am beften der. Pyrami⸗ fehickete, welches bequem wäre die beyden Gränzen ber Grundlinie ohne Zweydeutigkeit feſt ee zu beftimmen. Was die Geftalt" anbetraf, fo war die pyramidenähnliche die vor— theilhafteſte; und die einfachfte unter allen Pyramiden war ein Viereck. Weil es aber gut mar, das Gebäude nach den vier Gegenden der Welt zu richten: fo entſchloß er ſich aus dieſer Urſache, den Pyramiden vier Seiten zu geben, ohne ihrer Grundfläche ihre zu vechnen ; welches über diefes den Bau defto leichter machete. Die Aufſchrift würde, wenn fie auf eine ſich neigende Seite gefeget worden, ein unangenehmes Unfehen gehabt haben; fie würde auch nicht fo leicht zu leſen und nur den ungeftümen Witterungen der Suft zu ſehr ausgefeget gemefen ſeyn. Man brauchete alfo einen ziemlich hohen Fuß, oder eine Grund⸗ fäule, um die Auffchrift zu tragen. Was die Materie andetraf, fo hatte man darinnen nicht zu wählen. Die Erbe würde nicht Feſtigkeit genug gehabt haben. Werl ver naͤch⸗ fie Steinbruch jenfeirs Duito ſechs bis fieben Meilen davon entfernet war: ſo hatte man feine andere Partey zu ergreifen, als daß man aus den nächften Rauſchbaͤchen barte Steine und Felfenftücken zu dem Masiven inwendig hohlete, und fich vorbehielt, das Auswendi⸗ ge mit Mauerfteinen zu überkleiven. Kurz, die Zeit, dev Ort, die Umſtaͤnde erforderten, miden beynahe fo wären, als fie bier vorgeftellet worden, daß die Pra Herr de la Condamine traf einen Handel wegen der Steine, Sie konnten nicht an⸗ Anfhaffung ffet werden, welches das einzige Mittel ift,et- Dev Materia- lien dazu. ders, als aufden Kücken der Maulefel berbeygefcha was fortzubringen, welches Das $and erlaubet ; und bloß diefe einzige Verrichtung erforder: te eine Arbeit von vielen Monaten, Er gab die nöthigen Befehle, die Mauerfteine auf der Stelle felbft zu machen und zu brennen. Obgleich die gewöhnlichen Gebäude in dem foanifchen America nur aus dicken Klumpen zufammengebadener und an der Sonne ges trocfneter Erde beftehen : ſo machet man daſelbſt doch auch Mauerſteine nad) europaifcher Art, Die einzige Veränderung war, daß man die Forme zu diefen größer machete, das mit die Steine zu feinem andern Gebäude recht dienen koͤnnten, und man alfo dadurch nicht verſuchet würde, das Denkmaal abzubrechen, und die Steine davon zu nehmen, Der Kalch wurde von Cayambe, zehn Meilen von Quito gegen Oſten, geholet, weil ex ber befte im Lande war. * er Oberherrn oder derjenigen, bie ihn vorftellen , zur Errich⸗ Weil das Gutachten des Ober herr 2 der Kuffehrife tung eines öffentlichen Denkmaales in einem fremden Lande nörhig war: fo bielt Herr de — la Condamine dafür, es ſey Zeit, die Norte der Aufſchrift ‚mit feinem Zugefelleten reiepen. einzurichten, um fie der föntglichen Audiencia zu Quito mitzutheilen welche ihre Spruͤche im Namen Seiner katholiſchen Majeftät giebt, wie alte fpanifche Dbergerichte. Er brach⸗ te fie mit Einftimmung des Herrn Bouguers ins Reine, indem Herr Godin damals von Quito abweſend war; und obgleich die beyben fpanifchen Officier Feine Verbindlichkeit hat⸗ ten, die Arbeit mit den franzoͤſiſchen Mitgliedern zu theilen, noch dieſe, fie mit dazu zu nehmen: fo glaubete er doch, er müßte ihnen anbierhen, man wollte fie in der Aufſchrift mit nennen. Diefes war eine bloße Höflichkeit. Don Anton von Ullba, welcher ſich zu Quito befand, fehten davon gerühret zu fen, und bezog fich auf Don Georg Juan, wel⸗ cher älter wäre, und ſich mit dem Heren Godin zu Euenza befand. ‚Die in Ordnung ge⸗ brachte Aufſchrift wurde dahin geſchickt. Don Georg Juan aber ſchien nicht damit wie | en ; Man ift mit 624 | Reifen und Entdeckungen Geſchichte Den zu feyn, und es ſtunden ihm auch die Aenderungen nicht an, die man ihm vorſchlug x). der Pyrami⸗ Diefes gefchah zu eben der Zeit, als er mit feinem Eollegen von dem. Unterfönige zu Peru ‚ven. nach Lima berufen wurde, — Herr de la Condamine überreichete nichts deftoweniger feine Auffchrife mit einer Bitt⸗ dazu. ſchrift, der königlichen Audiencia, Er erhielt den zten des Chriftmonates 1740 durch) einen Befcheid die Erlaubniß, die er verlangete, mit einem Verbothe an alle Unterthanen der Krone Spanien, es follte niemand bey feharfer Strafe den geringſten Schaden an den Pyramiden und Auffhriften thun. Diefer Befcheid wurde fogleich nach Lima geſchickt; und Don Anton antwortete, es hätte fein College, nachdem er ſolchen gelefen , zu ihm gefa= gets er hätte Feine Urfache mehr, fih dem Vorſchlage zu widerfegen, nachdem die Fünigs liche Audiencia ihre Erlaubniß Dazu gegeben, Schwierigkei⸗ Der Grund zu den Pyramiden war geleget. Herr de la Condamine trieb die uͤbrige ten bey der Vollendung des Gebaͤudes hitzig. Er hatte neue Hinderniſſe zu uͤberwinden, indem das Auffuͤhrung· Erdreich ungleich und ſandig war, und ihn folglich zwang, feine Zuflucht zu Pfaͤhlen zu nehmen. Hierzu Famen noch Hinderniffe von den indianifchen Arbeitsleuten , die eben fo ungeſchickt als faul waren, und vornehmtich von Seiten des Waffers , deffen Mangel zur Loͤſchung des Ralches und Anfeuchtung des Mörtels ihn in die Nothwendigkeit ſetzete, ſolches durch einen fanft abhängigen Graben bis an den Ort der Arbeit führen zu laffen. Diefe Beſchwerlichkeiten betrafen die Errichtung der Pyramiden, und vornehmlich der nordlichen : fie vermehreten fich ‚aber fehr, als man Steine, die zu den Auffchriften geſchickt waren, fuchen, brechen, auf vierhundert Fuß tief herausziehen, ausbauen und fie nach dem Orte, wo fie binfollten , bringen mußte. Diejenigen, die er bereits gefunden, und auf welche er fic) Rechnung gemacht hatte, waren durch den Anwachs des Waffers entweder weggeführet oder zerbrochen worden. Er durchſuchete in einem großen Raume Die Betten aller Ströme und allee Rauſchbaͤche, um folche Steine zu finden, woraus man ein Paar Tafeln von der Größe machen Fönnte, die man brauchete, die Auffchriften darauf zu graben. Als er fie gefunden hatte: fo ließ er die nöthigen Werkzeuge nach Quito kommen; und ob er gleich mit Befehlen von dem Präfidenten, dem Eorregidor und den Alcalden verfehen war, fo arte er dennoch viel Mühe, Steinmetzen zufammen zu bringen, So wie fie mit fei- nem Handwerfsgerathe Davon liefen, ftellete er wieder andere an ihre Stelle. Eine Ar: beit, für die fie nad) Tagen bezahlet wurden, Fam ihnen gleichwohl wegen ihrer Langwie— vigfeit unerträglich vor. So wurden aud) Die am beten gefchärften Picken auf dem ers ften x) Er war mit denen Worten nicht zufrieden, gemeſſen worden, die man abgeſchicket hätte, die worinnen er war genannt worden. Sie biegen: Länge der Erdgrade zu erkennen. Allein, die Auxiliantibus Georgio Juan et Antonio de Ul- Sachen hatten fich dergeſtalt verſchlimmert, daß loa, navis bellice in Hifpania Vice -prefedtis. man nichts erhalten konnte. Ebend.a.d. 236 ©. Man erboth fid) vergebens gegen ihn, man woll: „ Man bat in der Nachricht von des Herrn te für auxiliantibus, welches mie Huͤlfe heißt, de Ia Condamine Neife, oben auf der 370 Seite, conceurrentibus oder cooperantibus feßen, welches alle Schwierigkeiten diejer Arbeit vorgefteller: die die Theilnehmung an einer gemeinfchaftlichen Ar⸗ Auſſchrift ſelbſt aber Hieher verwiefen. Ein Denk— beit ausdruͤckete. Man gieng gar fo weit, daß maal, welches den ganzen Gegenftand der Neife man ſich erboth , man wollte die Namen der drey der Mitglieder der Academie der Wiffenfchaften-in franzoͤſiſchen Mitglieder weglaſſen, wenn nur ans ſich fchließt, ift viel zu merfwürdig, als daß es in gezeiget würde, daß die Grundlinie von Mitglies diefem Abfchnitte niche Statt finden follte. Bey dern der Academie der Wiffenfhaften zu Paris feiner Abreife ließ ev es dem Jeſuiten P. Milaner zio | | | OBSERVATIONIBUS Br ad pag. 624. LUDOVICI GODIN, PETRI BOUGUER, CAROLI- MARIE DE IA CONDAMINE, EREGIA PARISIENSI SCIENTIARUM HERD EMI | INVENTA SUNT QUITE LAATITUDO HUJUSCE TEMPLI, AUSTRALIS GRAD, O, MIN. 13, SEC.I$: "LONGITUDO OCCIDENTALIS AB ORsErgATORIO REGIO, GRAD. 81, MIN. 22, DeeLinaTIo ACUs MAGNETIC, A BOREA AD ORIENTEM, EXREUNTE ANNO 1736, GRAD. 8, MIN. 45 ANNo 1742, GR. 8, ‘MIN, 20: INCLINATIO EJUSDEM INFRA HORIZONTEM,, PARTE BOREALI, CONCEM, ANNO 1739, GRAD, 12}, quiTI, 1741, GRAD IS. ALTITUDINES SUPRA LIBELLAM.MARIS GEOMETRICE COLLECTE, IN HEXAFEDIS P4RISIENSIBUS, PLERIQVE FLayMAS EVOMUERUNT, SPECTABILIORUM NIVE PERENNI HUJUS' PROVINCIE MONTIUM, QUORUM CoTA-CACHE 2567, CAYAMBUR' 3028, ANTI-SANA 3016, COTO-PAXI 2952, TONGURAGUA 2623, SANGAY ETIAM-NUNG ARDENTIS 2678, CHIMBORASO 3220, ILINISA 2717: SOLI QVITENSIS IN FORO MAJORI 1462, CRUCIS IN PROXIMO PICHINCHA MONTIS VER TIog CONSPICVEE 2042: ACUTIORIS AC LAPIDEI CACUMINIS, NIVE PLERUMQUE OPERTI, 2452; UT ET NIVIS INFIME PERM4nENTIS IN MONTIBUS NIVOSIS. MEDIA ELEVATIO MERCURU IN BAROMETRO SUSPENSI, IN ZONA TORRIDA, EAQVE PARuM VARTABILIS, IN ORA MARITIMA, POLLICUM 28, LINEARUM O: QUITI, POLL..20, LIN,OZ: IN PICHINCHA > AD CRUCEM, Pot. 17, LIN.7; AD NIVEM, POLL. I6, LIN.O. INCIPIENTE GELU, AD 1080 PARmps IN AQUA FERVENTE INTUMESCIT, IN FAspıgo PICHINCHA, A 995 AD ION. PEDARUN- 175. SPIRITVS VINI, QUI IN THERMOMETRO REAUMURIANO, A PARTIBUS 1000, DILATATIO} QUITI, A PARTIBUS1008, AD PARTES 108: JUXNTA MARE, A 1017, AD 1029: Sonı VELOCITAS, UNIUS|MINUTI SECUNDI INTERVALLO, HEXA PENDULI SIMPLICIS ‚BQUINOCTIALIS, UNIDS’ MINUTL SECUNDI TEMPORIS MEDIL, IN ALTITODINg sorı QVITENSIS, ARCHETYPUS. FUNIVERSALISIY o. MARIS LITTORE u ZN? MINOR IN APICE PICHINCHA ;5; EX QUA ET. ALlIS OBSERVATIS, QUITI 22 50". SEC. 36: LIMBORUM INFERIORUM SoLIs, IN TROPICIS DEC, 1736, ET JuNu 1737, DISTANTIA INSTRUMENTO DODECAPEDAT, MENSDRRTA GRAD. 47, MIN. 28, SEC. 3 (MENSURZE NATURALIS EXEMPLAR; UTINAM E KZQualıs #95 HEXAPEDE; SEU PEDIBUS 3, POLLICIBUS o, LINEIS6 #2, MAJOR IN PROXIM REFRACTIO ASTRONOMICA HORIZONTALIS SUB ALQUATORE MEDIA: JUXTA MARE 27 MIN; AD NIVEM IN CHIMBOFASO 0 sr; are TIN;, Do EX QUA, POSITIS DIAMETRIS SOLIS, MIN.32, SEC. 37 ET3Il 33"; REFRACTIONE IN 66 GRAD. ALTITUDINIg 0'15" ; PARALLAXI VERO 4 40", ERUITUR OBLIQUITAS ECLIPTIGE, CIRCA ZEQUINOCTIUM MARTI 17375 GRAD.23, Min. 28, SEC.28. SreuLr TRIUM- IN BALTHEO ORIONIS MEDIE (BAYERO ) DECLINATIO AUSTRALIS, JULIO 1737 GRAD.T, MIN. 23, SEC. 40. Ex ARCU GRADUUM PLUSQUAM TRIUM RE-IPSA DIMENSO, GRADUS MERIDIANI SEU LATITUDINIS PRIMUS, AD LIBELLAM MARIS REDACTUS, HEXAP. * 56050. QuUoRUM MEMORIAM, AD PHYSICES, ASTRONOMIE, GEOGRAPHIE, NAUTIC HOC. MARMORE PARIETI TEMPLI COLLEGU Maxımı QUITENSIS SOC. JESU AFFIXO, HUJUS ET BOsTERT. XVI br — IPSISSIMI OBSERVATORES. ANNO CHRISTI m. PCCXLII. E INCREMENT A, UTILITATI V. P. © Zoll 1Knie, 7 Zehntheile haben, ıworzufellen, 9 Zoll An 230 Ka No.XX. Das beygefügte Maaß mar — genau das Maaß der einfachen Pendule welche zu die IR fl: das Maaß Hier oben ſollte, Um ein Vierhel davon J > Ueberſetzʒung der zu Quito von den Mitgliedern der Academie der wiſnſchaften gelaſſenen lateiniſchen Aufſchrift. | ju der 65 ©. ENERGY Be 2 Nach den Wahrnehmungen — Ludwig Godins, Peter Bouguers, Karls Maria de la Condamine, | Mitglieder der Eöniglichen parififchen Academie dee Wiſſenſchaften, ee Se N fand man zu Quito: DEBAIIUNIT Bun nsurrTZ Die Breite dieſer Kirche o Grad 13 Min. 18 Ser. ſuͤdlich; die Linge von dem Einiglichen Obſervatorio gu Paris): st Gr. 2Min, weſtlich: Die Abweichung der Magnetnadel von Norden gegen Offen zu Ausgange des 1736 Jahres 8 Grad 45 Minur. im 1742 Jahre 8 Grad 20Min, | Die a a — Derfeben unter dem — an der Nordfeite, zu Cuenca, im 1739 Jahre, 12 Gr. zu Quito im 174: Jahre 15 Gr. > Die uͤber der Fläche des Meeres, nach parifer Toiſen, geometriſch aufgenommenen Höhen | | Be der wegen des beſtaͤndigen Schnees angeſehenſten Berge diefer Provinz, wovon die meiften Flammen ausgefpien, | a ‚Mari | 623, Sangay, der noch bremmet, 2678, Ehimb a 4 Mi ir Eile Cota⸗Cache 2567, Cayambur 3028, Anti-Sata 3016, Coto⸗Paxi 2952, Tonguragiit 2923, Sangay rennet, 2678, Chimborafo 3220, Iliniſa 2717 Toiſen. ea ) a f dent aroßen Mavfte 1462, des auf der naͤchſten Spige des Berges Pichincha flehenden Kreuzes 2042 Toif. des Bodens zu Quito au . nr ie ) 2042 I des fpigigern und Reinichten meiſtentheils mit Schnee bedeckten Gipfels 2432/ auch des auf den Schneegebirgen liegenbleibenden uͤnterſten Schnees: Die mittlere Erhebung des Mercurius in dem Barometer, im dem heißen Erdſtriche, wo fie nicht ſehr veraͤnderlich iſt, an dem Ufer des Meered e Soll oginie; zu Quito 20301; 03 Lin. auf dem Pichinche, dey Dem Kreuze, 173010, 7&in. bey dem Schnee Kae ogür, Des Weingeiftes,; welcher in dem Reaumuriſchen Thermometer, von 1000 Theile, wo die Kalte anfängt, bis zu 1080 Theilen in kochendem Waffer aufſchwi * Nubdebnuns zu Quito von 1008 Theilen bis zu 10185 cart der See von 1017 bis zu 1029; auf dem Gipfel des Pichinch — Ki A : aufſchwillt, — Die Geſchwindigkeit des Schalles in einer Secunde Zeit 175 Toiſen. — Der einfachen Aequinoctialpendule, von einer Secunde mittlerer Zeit; auf der Höhe des Bodens zu Quito, eigentliches Modell: er | | (Muſter eines natuͤrlichen, wollte Gott! auch allgemeinen Maaßes!) welches 83 einer Toiſe, oder 3 Fuß, o Zoll, 633 Linien gleich am dem naͤchſten Ufer des Meeres +33 Lin. laͤnger, auf der Spitze des Pichincha Lin. kuͤrzer if. Mittlere aſtronomiſche horizontale Stralenbrechung unter der Aequator; am Meere a7 Min. bey den Schnee auf dem Chimboraſo 19° 5175 - ee af ee um mac) Kam Pörebactungn gr Qui ar yo au tem cuincura ·aanʒ Abſtand der untern Sonnenraͤnder in den Wendezirkeln im Chriſtmonate 1736 und Brachmonate 1737, mit einem Inſtrumente von 12 Fuß gemeffen, 47 Gr. 28 Min. 36 Ser. — —— Kara Tannen efter der Sonne 3 Min. 37 Ser. und zr 33", Die Stralenbrechung im 66 Gr. Der Höhe o 15°, die Barallarig 4’ 40” feßer, Be —— = — Shi der Ecliptic gegen das Yequinochium im Meryızz, ı Gr. 3 Min. 40 Sec. Föimmt, — FT — Des mittelfien Sternes unter den dreyen in Orions Gürtel (nach Bayern) ſüdliche Abweichung im Heumonate 1737, 1Gr. 23 Min. 40Sec. Nach einen wirklich ausgemeffenen Bogen von mehr als drey Grad hält der erſte Grad der Mittagginie oder der Breite, nach der Släche des Meeres genommen, 56650 Teifen. | | — Das Andenken vn | ‚er haben, zum Aufnehmen der Naturfehre, der Sternſeherkunſt, der Erdbeſchreibung und Schifffahrt durch dieſen in die Mauer der Kirche des großen Jeſuitencollegii zu Quito eingeſetzten Stein, dem Nugen diefer und der Fünftigen Zeiten | widmen und erhalten wollen die Wahrnehmer ſelbſt, im Jahre Chriſti 1742. in America, VI Buch. V Cap. 625 ften Hiebe ftumpf ober zerbrachen. Man mußte fie beftändig nach Quito ſchicken, um fie Geſchichte wieder zurechte machen zu laffen, Herr de la Condamine harte einen eigenen Menfchen der Pyrami⸗ im Solde, der ſonſt nichts anders that, als daß er ab⸗ und zureiſete. PEPE = su Nachdem die Steine aus dem Gröbften gehauen: fo fam es darauf an, fie zu glaͤt-bey den Sei ten, Man wußte Fein’anderes Mittel, als Daß man die Flächen, welche beftimme waren, nen zur Auf: dag die Auffchrift darauf kommen follte, auf einander rieb. Sie war unter den Dreyen ſchriſt. Mitgliedern ausgemacht. Es war nur noch übrig, die Buchſtaben graben zu laſſen, wel- che Verrichtung ſchon zu Quito bey einer andern Aufſchrift fehr ſchwer zu feyn’gefchienen hatte, welche dasjenige, was aus allen Wahrnehmungen herausgebracht worden, und Die Lange der Pendule enthielt y), * Die beyden Steine waren in der Tiefe Des Grabens felbft, wo man fie gefunden hatte, gebrochen, gehauen und geglättet worden, Es war auch die Auffeheife darauf gegraben worden bis auf das, mas die beyden fpanifchen Befehlshaber angieng , welches leer gelaffen worden. Darauf wurden die Steine mit einem Spebezeuge, welches auf der Ebene an dem Rande einer Höhle von fechzig Toifen tief befeftiget war, herausgehoben, Weil aber die Seile, wie die Stricke des Landes, von Leder waren; fo verlängerte ein häufiger Regen, welcher die Arbeit aufhielt, dergeftalt die Drähte, daß fie zerriffen, und einer von den Steinen wieber in die Tiefe des Grabens fiel, mo er in tau⸗ fond Stücken zerfprang. Alſo gieng eine ſechsmonatliche Mühe in einem Augenblicke ver- loren. Zum guten Gluͤcke fand Herr de Morainville einen andern Stein, und der Scha- de wurde erfeßer, ar i Endlich waren die Pyramiden fertig; und der Herr de la Condamine wartete, daß Klage wegen die Steine, welche die Aufſchrift enthielten, an ihren Ort gefeget würden, Damit er einenderfelben., ſchriftlichen Bericht davon Fönnte auffegen laffen, welchem er die Zeichnung von den Pra- miden , nebft einer gezeichneten Abfchrife von der Auffchrift beyfügen, und alles der fönig- lichen Audiencia übergeben wollte; als Don Georg Yuan und Don Anton von Ulloa wies der nach Duito kamen, und eben diefem Gerichte eine Schrift überreicheten , worinnen fie vorftelleten, „es hätte Herr de la Condamine für feinen eigenen Kopf, ohne Gutachten „des Herrn Godins, des Aelteften von den dreyen Mitgliedern, und ohne Erlaubniß der „Audiencia, zwo Pyramiden aufrichten laſſen, worauf er eine der fpanifchen Nation „und perfönlich Seiner Katholiſchen Majeftät fehimpfliche Auffhrife graben „laffen; er hätte unterlaffen, ihrer darinnen Erwähnung zu thun, ob fie gleich von ihrem „Heren als fpanifche Academiker, und zu eben der Arbeit, wie die franzöfifihen Acade— | „mifer, zio. Itzo ſteht es in dem Sefuitercoflegio zu Qui⸗ einem in dem ſchwediſchen Lapplande beynahe eben to an der aͤußerſten Bläche der Mauer der Kirche, welche die fehönfte in der Stade, und nach dem Mufter der Sefuskirche zu Rom erbauet ift. A. d. 173 ©. Wir muͤſſen bier anmerken, wie wir oben ver— ſprochen haben, daß aus denen Ausmeſſungen in dem heißen Erdſtriche und in dem ſchwediſchen Lapplande ſo viel herausgekommen, daß der Unter⸗ ſchied unter einem Grade in Peru und einem in Flankreich uͤber vierhundert Toiſen iſt; und der Unterfehted unter einem Grade in Frankreich und Allgem, Reifebefchr. XV Band, fo beträchtlich if. Es iſt alfo das, was man fürs chete, gefunden. Es ift weder wahrfcheinlich, noch auch möglich, vornehmlich heutiges Tages, daß ein Unterfchied von vierhundere Toifen den Irrthuͤ⸗ mern der Beobachtung koͤnne zugeeignet werden. Wenn aber auch ſolches moͤglich waͤre: ſo iſt es wenigſtens augenſcheinlich, daß der Unterſchied vou achthundert Toiſen, die ein Grad in Peru laͤnger ift, als einer in Lappland, wirklich iſt, was für eine Irrung bey den Beobachtungen man auch nur ver: muthen wolle. Kkkk 626 Reifen und Entdeckungen Geſchichte „mifer, wären geſchickt worden; er hätte in der Aufſchrift zween franzoͤſiſche Staatsbes der Pyeamiz„diente genannt, ohne von den fpanifchen etwas zu ſagen; endlich fo hätte er zur Krönung ven, „der Pyramiden eine Lilie Darauf gefeßet, welches wider die Ehre der Perfon des Königes „tiefe, woraus fie denn fchloffen, es ſollten die Aufſchriften unterdruͤcket und der Herr de la „Eondamine ernftlich verwarnet werden u. ſ. w. Eondamine Man giebt hier nur den Auszug aus einer wenig gemäßigten Klagfihrift, die zwar vertheidiget wirklich nicht von ihnen, aber doch von einem Sachwalter aufgefeßet war, den fie gebrau— ſich deswegen, Het Hatte. Auf diefe Vorftellung waren einige Oydoren, die fich des vorigen Beſchei— des nicht mehr erinnerten , fo gleich bereit , die Niederreigung der Pyramiden zu verordnen. Der Sachwalter aber, welcher, nach der Gewohnheit in den fpanifchen Gerichten, Die Ver— richtung eines Referenten hatte, ftellete den Richtern vor, fie hätten vor neun oder zehn Monaten , auf feinen Vortrag, einen Befcheid wegen diefer Sache gegeben; und das Ge— richt verordnete alfo, es füllte die Klagfchrift den franzöfifchen Mitgliedern der Academie mitgerheilet werden. Unter der Zeit fehlugen viele Perfonen einen Vergleich vor; und Herr Godin legere eine Auffchrift dar, Die von der Öegenpartey angenommen wurde, wo— bey er ſich zugleich erflärete, daß er die Errichtung der Pyramiden gänzlich feinem Colle- gen überlaffen Hätte. Herr de la Condamine aber, welcher durch die Klagſchrift feine Ehre angegriffen ſah, verlangete zur erften Bedingung die Erlaubniß, öffentlich) Darauf zu anf worten; und zur zweyten, daß man wegen der andern Beſchwerden nicht ferner Klage füh- tete, wenn man wegen der Auffchrift einig wäre, Diefe Vorfchläge wurden nicht ange nommen, und der Proceß alfo fortgeſetzet. Indeſſen überreichere de la Condamine dem Gerichte eine Schrift, deren vornehmfter Inhalt dahin gieng: „Die beyden fpanifchen Dfficiere hätten fehlechten Grund, vorzugeben, fie wären zur „Ausmeflung dee Erde abgefchicket worden, Bloß den franzöfifchen Mitgliedern der Aca⸗ demie wäre diefes aufgetragen worden; und fie wären niche verbunden, folches mit jeman- „den zu theilen, Um fich davon zu überzeugen, dürfte man nur die Augen auf die Päffe „Seiner Ratholifchen Majeſtaͤt werfen, welche den Franzofen erlaubete, in Dero Staa „ten die an dem Aequator ‚befindlichen Grade zu meſſen, und ihnen nur zwo Bedingun— „gen auflegete; die eine, daß fie fich den ordentlichen Bifitationen auf allen Zollpäufern, ‚00 fie durchreifeten, unterwerfen follten; die andere, daß der König zwo in der Mathe: „matif und Sternfunde geübte Perfonen ernennen wollte, den Berrichtungen beyzuwoh⸗ „nen, und einen Aufſatz davon zu machen 3), Als auch der Befehl aus Frankreich ge— „eonmen war, es nur bey der Meffung der Mittagslinie bewenden zu laſſen: fo dachten fie „ebenfalls nicht weiter an den Xequator, welchen fie mit den Mitgliedern zumeflen fich Hoffnung „gemacht: fie hatten fo gar nicht einmal die zu diefen Ausmeffungen gehörigen Inſtrumen⸗ „te mitgebracht; und erhielten fie gleich einen Quadranten und andere Inſtrumente aus „Daris, fo geſchah es bloß, um ſich in aftronomifhen Wahrnehmungen und trigonomes „teifchen Berrichtungen zuüben, wovon fie Damals noch Feine Uebung hatten, Endlich, „und das ift der Hauptpunct, fo mar die Auffchrift beſtimmet, die Anzahl der Toifen der „erften Grundlinie zu bemerken. Wäre in diefer Meffung ein Irrthum vorgegangen: fo „wuͤr⸗ 2) Para que alſiſtan & todas las obfervaciones, niſchen Vara gegen bie parlſiſche Toife, wie 144 a) Don Georg Juan bat nad) feiner Zurück. gegen 35: beſtimmet, indem er mit dem gerichtli- Eunft in Madrid 1746 das Verhaͤltniß der eaſtilia⸗ chen Maaße der Bara des Eöniglichen auge zu aſti⸗ in America. VI Buch. V Cap. 627 wuͤrden die franzoſiſchen Mitglieder allein der Academie und der Welt dafuͤr haben ftehen Geſchichte „muͤſſen. Kann man ſich über dieſes wohl einbilden, daß es Spaniern würde aufgetra⸗ Der Pyrami⸗ „gen ſeyn, eine Grundlinie nach pariſiſchen Toiſen zu meſſen? Dieſes hätte man gleich Den, „wohl vorausfegen müffen, weil die bepden fpanifchen Befehlshaber. fein Mufter einer fpa= „nifchen Vara mitgebracht, über beren $änge die Spanier felbft nicht einig find a). Man läßt fich wegen der Hauptfache des Streites nicht weiter heraus, weil bishieher und lehnet die nichts an der augenfcheinlichen Deutlichkeie fehler. Was die perfonlichen Beſchuldigungen Vorwürfe ad. angeht: fo durfte Herr de la Eondamine wider die beyden erftern nur den Ausfpruch ve föniglichen Audiencia, und die Erflärung des Herrn Godins vorbringen. Auf die andern antwortete er, die Auffhrift waͤre der fpanifchen Marion nicht fhimpflicher, als der englis fihen , weil fie von der einen fo wenig, als von der andern redete; und wenn die beyden Hfficier darinnen nicht genannt wären, fo follten fie es ſich ſelbſt zuſchreiben, weil ſie ſich geweigert haͤtten, als Mitarbeiter darauf zu ftehen;. welche Anerbiethung fie als eine Hoͤf⸗ lichkeit Härten anfehen muͤſſen, ba man ihnen folche zu thun gar nicht verbunden gemwefen ? es wäre fehr feltfam, daß Die Auffehrift als ſchimpflich für Seine Fatholifche Majeftät an⸗ gegeben würde; und Daß man von Franzoſen vermuthen Eönnte, fie würden es an Ehrer⸗ biethung gegen einen Herrn von dem Geblüte ihres Königes ermangeln laſſen; man bezoͤ⸗ ge ſich aber deswegen auf diejenigen, welche die Kraft des Wortes aulpiciis verſtuͤnden, uͤnd wuͤßten, in welchem Verſtande es in den alten Auſſchriften gebrauchet würde, um zu uvtheilen, ob es nicht den Schuß des katholiſchen Königes mit mehr Würde und Nachdrus cke ausdruͤckete, als Volente Philippo V, welches man dafür fegen wollte, und über dieſes überflüßig wäre, weil man nicht vermuthen könnte, daß ein Werk von der Art in den Laͤn⸗ dern eines Herrn, ohne deſſen Genehmhaltung, ausgefuͤhret würde; der Ausdruck, ſpani⸗ ſche Academiker, welcher wohl auf fünfmal in der Klagſchrift wiederhohlet worden, wä- ve nicht richtig; und da die beyden Officer nicht von der fpanifchen Academie zu Madrid wären, fondern nur von ber Academie des Bardes dein Marine zu Cadiz, welche eis ne Uebungsſchule wäre, fo müßte ihr Titel der Academifer in den Titel der Acade- miften verändert werben ; die Namen der fpanifchen Staatsbedienten koͤnnten ein frem- der Umftand zu ſeyn feheinen, da man hingegen folches von der franzöfifchen Staatsbedienten ihren nicht urtheilen würde; fie wären die Beförderer diefer vühmlichen Unternehmung ges wefen ; und über diefes fo koͤnnte die Gegenpartey, auf ihre Koften, andere Pyramiden errich- ten laſſen, bey welchen man ihnen die Freyheit nicht ftreitig machen würde, alles darauf graben zu laffen, mas fie nur für dienlich erachteten. Bas bie $itie betraf, welche die Py= ramide ſchloß, fo zeigete Herr de (a Condamine, daß das ganze fpanifhe Wapenſchild, welches man Dafür hinzuſetzen vorfhlug, nicht gefchicht wäre, eine frenftehende Kronenfpige auszumachen; er wäre einer beftändigen und ven Kegeln gemäßen Gewohnheit gefeiget, \ indem er das Hauptftüc aus dem Wapen des Herrn zum Zierrathe dienen laffen; da er in den Sändern des KRöniges In Spanien gebauet hätte, und die Aufſchrift diefem Herrn ges wiedmet wäre b), fo hätte er viefen Zierrath aus dem perfönlichen Wapen des Königes Philipps des V nehmen müffen ; weil die Auffchrife nicht den Königen in Spanien über- Kkkk2 haupt, Caſtilien einen Maaßſtab von einer halben Toiſe bey allen ihren Verrichtungen dienete. Man fehe gerglichen , den er felbft zu Quito noch der eifernen die phyſik. und aftronom. Wahrnehm. zu Ende der Toife abgemeflen, welche die Mitglieder der Aca⸗ Neiſe nach) Peru, demie von Paris nad) Peru gebracht, und welche ) Durch die Redensatt: Aufpiciis Philippi V, 628 Reifen und Entdeckungen Geſchichte haupt, fondern dem regierenden Monarchen gewidmet wäre; und das um P viel mehr, der. Pyrami⸗ weil man Feine Urfache des Vorzuges hätte, warum man aus dem Wapen diefer Krone ein den.. Stüd vielmehr, als das andere, z. E. den Löwen, ven Thurm, den Granatapfelzc, wäh: len follte, welche die befondern Wapen verfchiedener Koͤnigreiche find, woraus Die fpanifche — Monarchie entftanden: wollte man fegen, es wäre gleich viel, was für ein Stuͤck man waͤhlete, wenn man es nur aus dem fpanifchen Wapen genommen; fo £önnte die Lilie aus dem Grunde ebenfalls gewählet werden ; weil das Wapenfchild des Königreiches Neapolis, welches ein Theil von dem fpanifchen Wapen ausmacher , mit Lilien beſaͤet ift. Was die Anfprüche betrifft, welche Frankreich, wie man feget, bey Gelegenheit die: fer Lilie machen Fönnter fo führer Here de la Condamine an, (denn ich war verbunden, fa- get er, ernftlich zu antworten) daß dieſe Furcht augenfcheinlich in der Einbildung beftünde, nicht allein, aus vorhergehenden Urfachen,, fondern weil auch der Namen Philipp der V, . welcher die Aufſchrift anfinge, alle Zweydeutigkeit hoͤbe; über diefes wäre diefe Lilie von keiner weiten Folge, als diejenigen, die man felbft zu Quito in. dem Frieße des Vorder— theiles der Franciſcanerkirche fähe, die vor zweyhundert Fahren erbauet worden, und der Krone Frankreich feinen mehren Vorwand’ gegeben, auf America Anfprüche zu machen, als dem Haufe Farnefe, und der Stadt Florenz, die ebenfalls Lilien im Wapen führen; wenn die Furcht der Gegenpartey nur den geringften Grund häfte, fo muͤßte man geftehen, daß Frankreich fehr nachlaßig geweſen, Das Recht gültig zu machen, welches es , diefer Furcht zu Folge, auf bie Eroberung der neuen Welt aus der Lilie nehmen fonnte, die in allen eu- topäifchen Compaffen Norden bezeichnet, und dem Columbus, dem Veſpucius, dem Ma— gellan bey ihren Entdeckungen zur Führerinn gediener hat, Ich bezeugete mein Grſtau— nen über die Furcht, die man wegen einer Lilie fchöpfete, welche doch aus dem eigerien Wa- pen des regierenden Heren genommen wäre, und zwar in einer Stadt, wo man auf allen Seiten den Eaiferlichen Adler bald gemalet oder gefchniget, fo gar an der Thüre der Fönig- lichen Audiencia, bald geſtickt, ausgehackt, gegoffen auf dem Pferdezeuge, dem Hausgerä- the, den Altaͤren felbft ſahe, und welcher vermuthlich als ein Zierrath ohne. weitere Rolge angefehen wuͤrde. Er würde haben hinzufegen können, daß man zu Madrid ſelbſt nicht mehr Acht darauf gäbe, wenn er damals hätte vorausfehen koͤnnen, daß man acht Jahre bernach den zweyföpfichten Adler mit den Wapenſchilden des Haufes Defterreich auf der Bruft zum Stoͤckchen am Ende der Capitel in derjenigen Machricht wuͤrde gebraucher fehen, die von denen herausgegeben worden, welche ihm ein Verbrechen daraus macheten, daß er die Pyramiden mit einer Lilie gefrönet hatte c). Endlich gab er in feiner Schrift zu verſtehen, wie er es fehon dem Generalprocurator der Audiencia gefaget hatte, man dürfte nur, um aller verdächtigen Auslegung vorzubeu: gen, die Lilie auf den Pyramiden mit der panifchen Krone bedecken; und alsdann würde man nich€ mehr zweifeln Fönnen, daß fie nicht das Wapenbild eines Königes in Spanien und gebohrenen Prinzen aus dem Haufe Frankreich wäre. Er ſchloß mit der Bitte um die Beftätigung des Befcheides vom aten des Chriftmonates 1740, undder Föniglichen Au- diencia Genehmbaltung der Aufſchrift, die er mit Einftimmung feiner beyden Collegen harte eingraben laſſen. —— Es €) Tagebuch des Herrn de la Condamine, a. d. 25 u. vorherg. ©. — in America. VIBuch. V Cap. 629 Es wird einem ſchwer fallen, zu glauben, daß eine fo fehlechte Sache zu mehr als acht · Geſchichte zig gefehrichenen Blättern in Folio habe Materie hergeben koͤnnen, ohne die befondern der Pyramiz Privatbriefe und vorhergegangenen Auffäge zu rechnen, wovon man, wie Herr de la Con- den. damine verfichert, noch ein dickeres Bündel hätte machen koͤnnen. Nachdem die fpani- Entfeheis * ſchen Befehlshaber nach Guayaquil waren berufen worden, wo man eine Landung von den ee: Engländern befürchtete: fo unterließ die Fönigliche Audiencia, nad) einiger Langſamkeit, nicht , einen neuen Befcheid zu geben, welcher den 7ten des Brachmonates 1742 gezeichnet mar, und den franzöfifchen Mitgliedern Erlaubniß gab, in der Ebene Yaruqui zwo Py⸗ ramiden zum Andenken ihrer Wahrnehmungen errichten zu laſſen, unter der ausdruͤckli⸗ chen Bedingung, innerhalb zwey Jahren die Beſtaͤtigung von dem hohen indiſchen Rathe beyzubringen, und die ſpaniſche Krone auf bie Silien fegen zu-laffen , welche die beyden Py— ramiden zufpigeten. Die Auffhrift wurde nach allen ihren Theilen gebilliget;z die Namen der beyden ſpaniſchen Befehlshaber fellten nebft denen Titeln, unter welchen fie geſchickt wa⸗ ren, den Verrichtungen der franzoͤſiſchen Mitglieder mit beyzuwohnen, eingeruͤcket werden und der Beſcheid vom aten des Chriſtmonates 1740 wurde unter diefen Bedingungen beftätiger, Herr de fa Condamine friumphirete. Die beyden Spanier erhielten weniger, als ih⸗ Es wird eine nen war angebothen worden. Er eilete, die Bedingung zu erfüllen, welche die Lilien be: ass — traf; und der Bericht davon wurde durch einen Gerichtsthürfteher aufgefeget. Ehe ſolches — — aber geſchah, gieng noch eine andere Sache vorher. Beym Anfange der Arbeit war es gefenft. nicht möglich geweſen, eine Abſchrift von der Auffehrift in den Grund Der Pyramiden zu legen, weil die Worte derfelben noch nicht ausgemacht, und folglich von der Föniglichen Audiencia auch nicht befräftiget waren. Herr de la Condamine aber hatte ſich ein Mittel vorbehalten, diefe Unterlaffung zu erfegen. Ex hatte einen fehr hohen Baum aufrichten faffen , deſſen Fuß den leeren Raum in dem Mühlenfteine einnahm , welcher den Mittel: punct der Grundfläche einer jeden Pyramide bemerfete. Man hatte darauf den Fuß und das übrige Gebäude aufgerichter. Stricke, welche oben von dem Baume an den vier Win- keln herunter gelaffen waren, hatten die Mäurer bey der Einrichtung der ſcharfen Eden geleitet, Diefer Gebrauch) aber war nur eine Nebenfache, und der Here de la Condamine Hatte fich eine ganz andere Abſicht dabey vorgeſetzet. Da man nach gänzlicher Erbauung der Pyramiden den Baum herausgegogen: fo war an feiner Stelle ein hohler Canal geblie⸗ ben, welcher mitten auf den Muͤhlſtein gieng, der in dev Mitte des Grundes lag. Eini⸗ ge Zeit vorher, ehe der Thürfteher das Werk beſah, und da alle Wörter verabredet waren, begab fich de fa Condamine zu den Pyramiden, und ließ in den anal, der von der Spi- ge bis zu dem Grunde hinunter gieng , eine lange bleyerne zugelötete Buͤchſe fallen , welche eine filberne Platte ſechs Zoll Hoch, und vier Zoll breit enthielt, worauf er von dem Herrn von Morainville, die abgebildete Abfchrife von der Aufſchrift graben laffen, fo, wie fie auf der Fläche der Pyramide eingehauen war. Cine Vermiſchung von geſchmolzenem Schwe⸗ fel und zerſtoßenen Backſteinen, welche einen ſehr harten Ueberzug machete, bedeckete dieſe Büchfe, und verwahrete fie vor aller Are Feuchtigkeit. Die Maffe fiet Durch ihre eigene Schwere in das Innere der Pyramide in den leeren Mittelpunct des Mühlfteines, welcher die Mitte des Grundes einnahm. Herr de la Condamine hatte nur einen einzigen Zeugen, defien Benftand nöthig war. Diefes geheimnißvolle Wefen wurde in einem Sande unver meidlich, wo alle vorhergehende Berrichtungen als eine Art von Zauberey von bem Volke Kkkk3 waren ” 630 ] Reifen und Entdeckungen Seſchichte waren angeſehen worden, und wo der geringſte Argwohn wuͤrde zugereichet haben, einen der pyrami⸗ Schatz zu hoffen, wenn man die Pyramiden niederriffe. den. Als Here de la Eondamine der Eöniglichen Audiencia den ſchriftlichen Bericht überref- Die Namen chete: ſo verlangete er, es ſollte jemand ernannt werden, um die Namen der beyden ſpani⸗ ber fpanifchen ſchen Befehlshaber in ven leeren Raum zu ſetzen, den er auf dem Steine gelaſſen hätte, Officier follen Er ftellete vor, er haͤtte folchen nicht ausgefüller, weil ihm der Beſcheid folches nicht. na= daraufforien. mentlich aufgetragen, und weil er von Seiten der beyden Dfficier zu befürchten hätte, es Der "Streit möchte ihm ein neuer Zufall wegen ihrer Titel und ihres Standes einen zweyten Proceß er vegen; über dieſes wüßte er nicht, ob der Hof, da er die Erklärung gethan, fie hätten Recht, in der Auffchrift als Beyſtehende genannt, zu werden, fie hätte nöthigen wollen, ihre Namen mit diefem Charakter dafelbft eingegraben zu fehen, wider welchen fie fich fo ſehr gefeßet Hätten; und er hätte ihnen dieſe Kränfung nicht machen wollen; er fegete aber Hundert Piafter 4) für die Arbeit und zum Lohne für denjenigen nieder, welchem fie würde aufgetragen werden, Der Öeneralprocurator, welchem der Bericht und die Bittſchrift mitgetheilet wurden, beflagete ſich darüber, dafi der Spruch in dem, was die leere Stelle beträfe, nicht vollſtrecket, und folche nicht ausgefüllet wäre; und an eben dem Tage ver ordnete die Audiencia, es follte noch gefchehen. Darauf ftellete de la Eondamine in der legten Schrift vor, es hätte ihn ein unbeftimmter Befehl, den Spruch zu vollſtrecken, nicht Fönnen vermuthen laffen, daß er die beyden Namen mit feiner eigenen Hand darauf gras ben follte; feine Schuldigkeit beriefe ihn nach Cuenzaz), um ein Werk zu endigen, welches nun ſchon fieben Jahre dauerte; und von da follte er nieder nach Frankreich kommen, um dem Könige und der Academie von feiner Arbeit Rechenfchaft zu geben: da er nod). nie mand gefunden, dem er die anbefohlene Ausfüllung des leeren Raumes häfte auftragen ' koͤnnen, fo Heße er zu Quito hundert Piafter in den Händen eines angefebenen Mannes, um fie demjenigen zu geben, der von ver Aubiencia dazu würde ernannt werden. Die Einta ſcheidung biefes erichtes mödjte auch ausfallen, tie fie wollte, fagete er: fo wäre er doch diefesmal feft entſchloſſen, feine Abreife nicht zu verzögern. Zum guten Gluͤcke aber wur⸗— de ihm fein Anfuchen fo gleich Durch einen neuen Spruch zugeftanden; und den Morgen darauf, den aten des Herbſtmonates 1742, nahm er feinen legten Abfchied von Quito. Herr de la Condamine begmügete fich nicht bloß damit, daß er eine beglaubigte Ab⸗ koͤmmt nach fcheift von allen Schriften eines Proceffes mitnahm, welcher über zwey Fahre gedauert hat⸗ Hofe. te; ſondern er bath auch den Herrn Bouguer, welcher durch einen andern Weg wieder nach Frankreich gehen ſollte, daß er noch eine andere mitnaͤhme. Seine Reiſe auf dem Ama— zonenfluſſe, wovon der Bericht kuͤnftig folgen wird, und verſchiedene gezwungene Umwege hatten ihm nicht erlaubet, vor dem Ende des Hornungs 1745 nach Paris zu fommen, Es hatte alfo fhon Kerr Bouguer, welcher acht Monate vor ihm dafelbft angekommen war, dem Herrn Grafen von Maurepas die Schriften zugefteller; und diefer Staatsbediente hatte deswegen an den franzöfifchen Gefandten zu Madrid gefchrieben. Die Sache war als fo 4) Fünfhundert Franken. und entfcheidenden Wahrnehmungen anzuftelfen, e) Herr de la Condamine, welchen der Proceß welche Herr Botiguer aufzugeben drohete, wofern wegen der Pyramiden feit vielen Monaten zu Quiz Herr de la Eondamine feine Abreife noch länger to aufhielt, wurde won dem Herrn Bouguer öfters verzögerte, Hiſtor. Tagebuch, a.d. 164 ©. ı erinnert, fich an das andere Ende der Mittagelinie f) Ueber diefes hatte esnic)t das Anfehen, daß zu begeben, um die mit einander Übereinftimmenden er wieder Tönnte erneuert werden, ohne — die Ritz in America. Vl Buch. V Cap. 631 fo nunmehr in den Händen des Hofes und der Academie der Wiſſenſchaften. Es geſcha— hen noch) andere Dinges Herr de la Condamine aber blieb dabey um fo viel ruhiger, weil er wußte, daß man, außer der Achtfamkeit des Minifterii, eine Abfchrift von dem Pro: ceffe an den fpanifchen Hof gefchickt hatte, und er fic) nicht einbilden Fonnte, daß man die Entſcheidung eines Dbergerichtes, welches nach fo deutlichen Umftänden gefprochen hätte, antaften würde. Wir müffen nech binzufegen, daß Don Georg Juan, welcher unter den beyden fpenifchen Dfficieren die meifte Hige bezeuget hatte, auf der Reiſe, die er 1746 nach Daris gethan, werfichere hatte, er Dächte nicht mehr an den Proceß wegen ber Py— ramiden fi Indeſſen vernahm man doch zu Ende des Herbftmonafes 1747, es wären von dem ſpaniſchen Hofe Befehle zur Nieberreigung der Pyramiden ergangen. Sie wurden zwar auf Don Georgs Vorftellungen auch faft eben fo bald wiederrufen: allein, im Herbſtmo— pate des folgenden Jahres erfuhr de la Condamine aus einem Schreiben des Don Anton won Ulloa, welcher damals feine hiftorifche Nachricht drucken ließ, es wäre ein anderer Be- fehl ausgefertiget, eine neue Auffchrift an die Stelle derjenigen zu fegen, die auf den Py- ramiden wäre. Don Anton fchicfere ihm eine Abfchrift davon mit. Außer der Weglaf- Geſchichte der Pyrami⸗ den. Verfuͤgungen des ſpaniſchen Hofes deswe⸗ gen. fung ver Namen verſchiedener franzoͤſiſcher Staatsbedienten enthielt fie auch verſchiedene Aen⸗ derungen, und vornehmlich eine, wider welche die franzöfifchen Mitglieder reden mußten, Es betraf die Zahl der Toifen, auf welche fie die fange der Grundlinie zu ihren Horizon— talmeffungen nach verfehiedener Are fehnurgleich gefeger hatten. In der neuen Auffchrift war diefe Zahl in eine andere verwandelt worden, welche den in gerader Linie genommes nen Abftand bezeichnete, der fich zwifchen den beyden ungleich erhabenen Enden neigete, Die Mitglieder der franzöfifchen Academie der Wiffenfchaften hatten fich mit Fleiß enthal: ten, folche nicht anzuzeigen, weil fie eine lange Rechnung vorausfegefe, in deren Gunme man unterfchieden feyn Fonnte. Indeſſen machete man fie doch Durch die Veränderung, die man in der Auffchrift machete, zu Gewährsleuten wegen einer Zahl, die fie nicht ange- nommen hatten. Die Folgen davon wurden dem Don Anton von Ulloa vorgeftellet, der fie einfah ; und die neue Auffchrift wurde nach der erſtern geändert, wiewohl die Anzahl der Toifen ein wenig anders ausgedrüder iſt. Herr de la Condamine theilet fie fo mit, als fie in dem zu Madrid herausgegebenen Werke des Don Ulloa enthalten ift g); ohne die geringfte Anmerfung über die Weglaffung der Namen der beyden franzöfifihen Staatsbedienten 5), und über die geſchickte und feine Art zu machen , womit man dasjenige, was den beyden fpanifchen Dfficieren aufgetragen geweſen, darinnen ausgedrüder bat, Er erkennet gegentheils vielmehr , daß die Einrich— tung derſelben veche glücklich, edel und einfältig ift, fo wie es die Schreibart ver Aufſchrif— ten erfordert, Zum Mitglieder der Adademle gehoͤret würden, und der Wahrfheinlichkeit urtheilen, daß dieſe Weglaſſung frangöfifche Hof Nachricht davon erhielte, von der Eiferſucht des fpanifchen Minifters herge⸗ Man findet folche im IX Bande unfrer Samm⸗ rühret. Hert de la Eondamine beklaget ſich nur fung, a.d. 500 &, allein darüber, daß man die Parteyen nicht gehoͤret by Heute zu Tage, da man die Sache fhon habe, Er vernahm zu fpät, faget er, daß eine über: mehr in der Ferne anfieht, kann man mit vieler mäßige Zärtlichkeit eines Minifters, defien Namen in 2 Reißen üund Entdeckungen Geſchichte Zum Ungluͤcke hatte die Wiederrufung des erſten Befehles nicht ſo geſchwind nach der Pyrami · Ouito kommen können, als der Befehl ſelbſt. Er wurde nach den Buchſtaben ausgefuͤh— vet, das iſt, die Pyramiden wurden niedergeriſſen. Man hat nachher erfahren, es wären Die Phrami⸗ am mabrider Hofe neue Befehle zu ihrer Wiederaufbauung ausgefertiget worden. Allein, den werden wenn man auch ſetzet, daß fie follten volfftrecket werden: fo halt es doch Herr de la Gonda- niedergeriffen. mine fir feine Pflicht, die Unbequemlichkeiten dabey vorzuftellen, da es der Welt daran ges legen ſeyn kann, davon Nachricht zu haben, Unbequem⸗ Man hatte zur Erbauung derer Pyramiden , welche niedergerifen worden , zwoͤlf oder fichfeiten bey funfzehntaufend Zentner Steine aus einer Tiefe von fünfhundert Fuß beraushohlen müffen ; deren Wieder man hatte, wie man gefehen hat, zwo fteinerne Tafeln von gehöriger Größe ſuchen muͤſ⸗ auſbauung fen; man hatte eine von den beyden Pyramiden auf Pfähle fegen müffen; man Hatte das . Waſſer zur Löfehung des Kalches zwo Meilen weit herleiten müflen u. ſ. w. Kurz, fechzehn Monate hatten Faum zugereichet, das Werk zu feiner Vollkommenheit zu bringen; und die Hinderniffe waren fo befchaffen geweſen, daß Herr de la Condamine gefteht, er würde, wenn er das Werf wieder anfangen follte, nicht mehr die Geduld und den Muth dazu ha- ben, »Derjenige, faget.er, welcher die neue Erbauung übernimme, er fey wer er wolle, wird weder eben die Bewegungsgründe, noch auch eben die Hülfsmittel in einem Lande haben, wo die Künfte nod) in ihrer Wiege find. Ueber diefes fheint es ihm gar nicht zweifelhaft zu feyn, daß den Augenblick nach der Niederreißung, ‚ehe der Befehl zur Wie derherftellung angelanget iſt, alle Materialien von den Pyramiden zerſtreuet worden, und daß fich die Nachbarn derfelben bemächtiget, um fie zu etwas anderm zu brauchen. : Wie Fann man ſich alſo einbilden, Daß es denjenigen nicht an Beftändigkeit und Aemſigkeit ge— fehlet habe, denen man die Wieverauf bauung aufgetragen? Das ift nur ein. Theil von dem Uebel, Man hat fo gar den Grund umgewuͤhlet, um zwo Silberplatten herauszufuchen, wovon man gewußt, daß Herr de la Condamine fie Hineingethan , und worauf er eben die Aufſchrift ftechen laffen, die fich auf den fleinernen Tafeln befunden. Man bat alfo die Muühffteine verrücker, deren Mittelpunct die beyden Gränzen der Grundlinie bezeichnete. Wird man diefe Mittelpuncte an eben die Stellen wieder hingeleget haben, wo fie geweſen? Werden die Indianer, deren Willführ das Werf wird feyn überlaffen worden, die auf die Müblfteine gezeichnete Linie wieder nach einerley Richtung geleget haben? Werden fie die neuen Pyramiden gerade nad) den Weltgegenden geftelfet haben? Wenn man auch die Nothwendigkeit aller diefer Achtfamfeiten eingefehen hätte, wuͤrde fich in dem Sande wohl jemand gefunden haben, der vermögend Dazu geme- fen, oder kann man fich deflen wenigftens verfichert Halten? Wer wird Bürge dafür feyn, daß die Grundlinie zwifchen den beyden neuen Pyramiden nicht länger oder kuͤrzer ſey, als u diejenige, welche die Mitglieder ver Academie mit fo vieler Sorgfalt entworfen hatten ? Nachtheil Es iſt alſo gewiß, nicht allein für die Mathematiker, ſondern auch fuͤr einen jeden, durch deren etz der daruͤber nachdenken will, daß die beyden aͤußerſten Enden der Grundlinie auf immer ae verloren find; ober welches auf eines hinausläuft, daß man Feine moraliſche Gewißheit ha- = ben in der Aufichrife war ‚ihm beivogen Hatte, ſich we⸗ eine Partey dabey angefehen hätte. SEbendaf. gen des Erfolges auf das augenfcheinfiche Necht and. 267 ©. ' zu verlaffen , ohne die Sache fo heftig zu treiben, i) Diefe ganze Erzählung ift aus der Geſchich⸗ als er es Hätte. thun Finnen, wenn er ſich nicht als te der Pyramiden genommen, welche alsein — ne in America. VE Buch. V Cab. 633 ben koͤnne, daß fie erhalten worden. Das neue Denkmaal kann alfo höchitens dienen, Gefebichte das Andenken einer Neife zu verewigen, welche in der Republik der Gelehrten ſchon be- der Pyrami⸗ ruͤhmt iſt; nicht aber auf dem Boden felbft die wirkliche Länge ber Grundlinie zu be, den ftätigen; zu welchen Gebrauche das alte Denfmaal vornehmlich beftimmet war, und welches Fein anderes volltommen wieder erfegen kann. Dieſes hat fih Herr de la Con⸗ damine öffentlich zu erflären, nicht enthalten Fönnen, um den Folgen vorzubeugen, welz che zu befürchten finden, wenn man jemals des Abftandes der neuen Pyramiden fich bez dienen wollte, um die Wahrheit der Ausmeſſungen der Mitglieder zu beftätigen,, oder wenn man, geſetzt daß fie recht gut gerichtet wären, glaubete, fhließen zu koͤnnen, bie Mittagslinie Hätte ihre Richtung geändert. Er fah über dieſes voraus, und getrauete ſichs im 1750 Jahre vorher zu fagen, daß, ungeachtet der Befehle des fpanifchen Ho⸗ fes, die Phramiden niemals würden wieder aufgebanet werden, Er bezieht fich die: ſerwegen auf die fünftigen Nachrichten, wofern man jemals einige davon erhält; wie er fic) auf die augenfcheinliche DeutlichFeit wegen ber Ungewißbeit berufet, worinnen man beftändig wegen des Abftandes der Mitrelpunctefeyn wird z). Es find ſechs Jahre verflofe fen, ohne daß der Erfolg feine Borherfagung zu Schanden gemacht hat, | Der XIV Abfehnitt, Ruͤckkehr der franzöfifchen Mitglieder der MAeademie dee — Wiſſenſchaften. —— Herr Bouguer. Herr Verguin. Herr Godin. Seine Dienſte; ſeine Belohnungen. Seine glieder. Herr von Juſſieu. Herr des Odonais. Herr Reiſen. Sein Tod. Sein Lob, Seine Katz San — de Motninville, Don Pedro Maldonado. te und Papiere, Schluß. We muͤſſen auch noch von dem Herrn de la Condamine einige Umſtaͤnde wegen der Hr. Bouguer. Rückkehr feiner Eollegen entlehnen. Seine eigenen wird man in ber Erzählung feiner Reife auf dem Amazonenfluffe antreffen, Er belebhret uns, es habe Herr Bou— guer, da er den 2often des Hornungs 1742 von Quito abgereifet, ven Weg über Car- thagena und St, Domingo genommen; er fen gegen das Ende des Brachmonates 1744 in Frankreich angelanget; babe der Academie von den Verrichtungen wegen der Aus? meffung der Mittagslinie in der öffentlichen Verſammlung des folgenden Windmonates Nachricht gegeben, und fey im Anfange des 1745 Jahres mit einem Ssahrgelde von faufend Thalern auf das Seeweſen begnadigt worden k). Nach des Herrn Bouguers und des Herrn de la Condamine Abreife wurde Herr Hr. Verguin, Berguin, welcher zu Duito geblieben war, um dem Herrn Godin in feinen legten trigo- nometrifchen Verrichtungen benzuftehen, gefährlich frank, Cs dauerte lange, ehe feine Gefundpeit wiederhergeſtellet wurde, und fie erlaubete ihm nicht cher, fich auf den Weg zu begeben, als 1745. Er nahm feinen Weg über Guayaquil, Panama, Portobello, ‚San Domingo, das ift eben denfelben, den die Mitglieder genommen hatten, Da fie | nad nebſt den Beweiſen, dem Tagebuche des Herrn war; und im 1748 Jahre fein Buch von der Ge⸗ de la Condamine beygefüget worden. ſtalt der Erde, durch feine und des Kern de la k) Here Bouguer gab im 7746 Jahre feine Ab: Condamine Wahrnehmungen beſtimmt. Dan hat Handlung vom Schiffe heraus , welches die Frucht ſchon von feiner in der Academie 7744 verlefenen feiner Betrachtungen auf den Gebirgen in Peru Schrift geredet. Allgem, Beiſebeſchr. XV Band, — Rüdkehr der franzöfle ſchen Mit: glieder. ——— — Herr Godin. 634 Reiſen und Entdeckungen nach Peru giengen. Als er im Anfange des 1746 Jahres zu Paris ankam: ſo erhielt er die Beſtallung als Ingenieur de la Marine zu Toulon in feinem Baterlande, Er ift itzo dafelbft Ingenieur en Chef. Herr Godin, der ältefte von ven dreyen Mitgliedern welcher die Reife nach Quito vorgefchlagen hatte, mußte die Verwaltung der zu dem Unternehmen beftimmten Gelder beſorgen. Er hatte Befehl, Feine Schulden in American zu laffen. Die Unkoften, die er zu dem Dienfte zu machen genöthiger geweſen, und der ungluͤckliche Erfolg feines Verſuches, um den Fluß Piſque abzuleiten 7), bieten ihn zu Quito auf. In diefen Umftänden bothen ihm der Lnterfönig und die Univerfität zu Lima, im Anfange des 1744 Jahres, die Stelle eines erſten Cofmographen feiner katholiſchen Majeftät und den durch den Tod des Doctors Don Joſeph Peralta erledigen Lehrſtuhl der Mathematik an, welchen er auf eine Zeitlang annahm. Die Univerfität zu Lima ſchrieb fo gar eis nen höflichen Brief an die Academie der Wiffenfihaften, bloß in der Abfiche, fie zu ver- mögen, daß fie es für guf befände, daß Herr Godin, wenn er die Gefchäffte vollendet hätte, weswegen er abgefchicket worden, einige Jahre in der Hauptſtadt von Peru zu: brächte, um dafelbft Schüler zu ziehen, und die Einfichten der Academie in diefem Theis fe der neuen Welt auszubreiten. Er hatte fich fon im Heumonate des 1744 Jahres mit Don Georg Juan nach Lima begeben; und bald darauf trat er in feine neuen DVerrichtungen, denen man noc) die Verfertigung der Zeitungen in Peru beyfügete. Er war bey dem erfihredlichen Erdbeben zu Lima, welches den agften des Weinmona- tes 1746 diefe Stadt faft gänzlich zerftörete, und von Callao, welches mit allen feinen Einwohnern verfhlungen wurde, kaum noch einige Spubren übrig ließ, Herr Go- din wurde von dem damaligen Unterfönige in Peru, Don Joſeph Manſo y De Iso, de Superunda, wegen der Wieveraufbauung der Stadt fima und Callao zu Rathe gezogen, Da er das Jahr darauf aus Fränfreich Gelder erhalten hatte, die ihn in den Stand fegeten, feinen Berfprechungen Genüge zu leiften: fo reifete er im Auguftmona- te 1748 von Lima ab, um über Buenos Apres wieder nach) Europa zu gehen. Im Hor nunge des 1751 Jahres fraf er zu Rio Janeiro mit dem Heren de la Caille zufammen, welcher den 25ſten des Windmonates 1750 aus dem Hafen Orient abgegangen war, um aufdem Borgebirge der guten Hoffnung aftronomifche Wahrnehmungen anzuftel- len: und in eben dem Jahre im Heumonate Fam er auf der fernambuckiſchen Flotte glücklich zu Siffabon an, Bon da begab er ſich nach Madrid, woſelbſt er ſich einige Monate lang aufhielt. Zu Ende des 1752 Jahres Fam er wieder nach Paris zuruͤck und reifete im Weinmonate des 1753 Jahres mit feiner ganzen Familie ab, um fic) in Spanien niederzulaffen. Nicht lange nach feiner Wiederankunft zu Madrid verlor er dafelbft feinen einzigen Sohn, einen jungen Menfchen von großer Hoffnung, an den Polen, Herr Godin iſt ißo zu Cadir Generaldirector der Ncademie des Bardes de la Marine von Spanien, mit einem Gehalte von vier tauſend Ducaten und dem Cha- Kerr von Juſ⸗ fin. rakter eines Oberften unter dem Fußvolke. Herr von Julien, welcher durch die Briefe des Heren de la Condamine ermuns tert wurde, fo nie er ben Weg durch die Miffionen Mainas und Para. zu nehmen, das iſt über den Amazonenfluß zu gehen, als welcher Weg am gefehickteften wäre, feine Unter⸗ I) Dan ſehe des Herrn de la Condamine Tagebuch. in America. "VI Buch. V Cap. 635 Unterſuchungen in der Kraͤuterkunde und Naturgeſchichte zu vervielfaͤltigen, ſchickete ſich Aücdkehr im 1747 Jahre an, einem fo guten Rathe zu folgen. Den Tag vor feiner Abreife der franzöfi- aber wurde er durch ein Decret der Audiencia zu Duito zurück gebalten, welches ihm fben mit⸗ verborh, Maufefel und Indianer zu mierhen, und welches ihm felbft angedeutet wurde, ———— um ihn zu verhindern, daß er nicht weggienge. Nichts iſt ruͤhmlicher fuͤr ihn, als dieſe Art von Gewaltthaͤtigkeit. Die Proben, die er von feiner Geſchicklichkeit gegeben, und das Vertrauen, welches man auf feine Einficht gefeget, hatten gemacht, daß man feinen Beyftand zu einer Zeit für nöthig gehalten, wo die Kinderpoden in der ganzen Provinz würheren. Nach der Seuche faffete er den Borfag wieder, den Amazonenfluß hinunter zugehen, und gieng fo gar zu Fuße bis in die Provinz Canelos. Dofelbft aber erhielt er Briefe von dem frangöfifchen Hofe, welche ihn verbanden, fich zu dem Herrn Godin nach Lima zu begeben, und von ihm, im alle er fih in diefer Stadt feftgefeget hätte, eine Abfchrift von feinen Wahrnehmungen und die Inſtrumente der Academie, vornehmlich die eiferne Toife, auszubitten, welche zu allen Ausmeſſungen gedienet haͤtte. Er fand aber den Herrn Godin bereit, wieder nach Europa zu gehen. Beyde veifeten zufammen zu Ende des Auguftmonates 1748 ab, und begaben fih nach) Puenos Ayres auf den Weg, wobey fie durch Oberperu, Tucuman und Paraguay gingen. Auf diefem langen Wege verließ Herr von Juſſieu feinen Reifegefähtten, um in den Gegenden von Santa Crux de la Sierra Kräuter zu ſuchen, in der Abficht, zu Buenos Apres wieder zu ihm zu kommen. Man weis nicht, durch was für Hinz derniffe er aufgehalten worden: man hat aber erfahren, daß er im 1753 Jahre, bis dahin fich feine Abreife verzögert hatte, bereit war, mit dem Heren Bifchofe zu Potofi feinen Weg über Buenos Ayres zu nehmen; und wenn man nachher noch einige Zei- tungen von ihm erhalten hat, fo find fie nicht befannt gemacht worden. Herr de la Con⸗ damine rühmet die zahlreiche Sammlung von Pflanzen, Saamenkörnern, Foſſilien, Mineralien, Thieren und andern Foftbaren Stücden aus der Naturgeſchichte von aller ley Art, die er als Früchte feiner langen und befehwerlichen Nachforſchungen nebſt ei- ner großen Anzahl wohl ausgeführter Zeichnungen von der Hand des Herrn von Mo- rainville mitbringt. Here Godin des Odonais, ein leiblicher Vetter des obgedachten Herrn Godins Herr des Ode: ſchien ſich zu Quito haͤuslich niedergelaſſen zu haben. Er hatte ſich daſelbſt im Chriſt⸗ nais. monate 1741 mit der Tochter des Herrn von Öranmaifon, eines zu Cadir gebohrenen Franzoſen und nachherigen Corregidors zu Otavalo in der Provinz Quito, durch Befoͤr— derung des Marquis von Caftel:Zuerte, Unterföniges in Peru, an ‚welchen er fich in Spanien gehalten hatte, verheirathet. Die Luſt aber, mit ſeiner Familie wieder nach Frankreich zu geben, machete, daß er 1749 nach Para gieng , um fih nad) dem Wege zu erfundigen , den ihm Herr de la Eondamine bezeichnet hatte, da er ben Amazonen? Fluß hinabgefahren, und der nachher den Spaniern befannt geworden iſt. Don Pa- va fchrieb er nach Frankreich in eben dem Jahre, um ſich Einpfehlungsfohreiben und Däffe zu verfchaffen, in ber Abſicht, feine Familie auf eben dem Wege herüber zu fuͤh⸗ von, Man hat nachher erfahren, daß er nach Cayenne gegangen, wofelbft er im 1754 Jahre noch mar. Ohne des Herrn Couplet und des Herrn Seniergues zu gedenken, welche ein un: Herr von Mo⸗ gluͤckſeliges Schickſal nach Peru gefuͤhret er daſelbſt ihr Grab zu finden, fo ma- tainville, 5 : \ : 2 | ren 636 | + Reifen und Entdeckungen Kuͤckkeht ven Here von Morainville und Here Hugo im 1751 Jahre die einzigen , welche fich der feanzöfis noch in der Provinz Quito befanden, woſelbſt fie vermuthlich alle beyde durch die haͤu— rien Mit⸗ Aigen Gelegenheiten aufgehalten wurden, die fie dafelbft katten, ihre Gaben und Ein- — ſichten zu. üben, Sie bezeugeten aber gleichwohl in ihren Briefen, daf fie nach dem Au- genblide ftrebeten, wo fie abreifen Eönnten, um ihre Tage in ihrem Vaterlande zu en= digen. Selbſt in diefem 1756 Jahre fehrieben fie noch eben das. Don Pedro Man würde es bedauern, wenn man unter der Anzahl diefer berühmten Reiſen⸗ Maldonado. den nicht auch den Don Pedro Maldonado fände, welchen inan mit dem Heren de la Eondamine den Amazonenfluß hinabfahren fehen wird, und deſſen Namen fchen fonft fo vielmals in dieſer Sammlung erfihienen iſt, ohne zu gedenfen, was er felbft für Antheil durch die fhöne Karte von der Provinz Quito daran bat, die zum Theile nach feinen Nachrichten entworfen worden. Man bat es dem Herrn de Ia Eondamine zu danfen, daß er bie Umflände von feiner Nückreife und feinem Tode gefammele har, indem er folches für einen Tribut angefehen, welchen er der Sreundfchaft ſchuldig zu feyn geglaubet hat m), ‚ Don Maldonado ‚welcher mit dem Heren de la Condamine zu Para angelanger war, veifete den zten des Chriſtmonates 1743 auf der portugieſiſchen Flotte ab, und kam den Hornung des folgenden Jahres nach Siffabon. An’ Abwefenheit des Heren von Chavigny, franzöfifchen Gefandten, an welchen ihm Herr de la Condamine Briefe mit: gegeben, wurde er von dem Herrn von Beauchamp empfangen, welchem die franzöft: ſchen Angelegenheiten aufgetragen waren. Weil ihn aber feine Gefchäffte drangen: fo eilete er nad) Madrid. Obgleich ein Spanier aus America n) an diefem Hofe gemei: niglih lange Zeit fremd bleibe: fo machete fic) doc) Don Maldonado bald dafelbft SeineDisnfte. bekannt. Er ließ. nad) Gewohnheit. einen Aufſatz drucken, welcher eine umftändliche Vorſtellung feiner Dienfte mit dem beglaubigten Beweiſe enthielt, daß er an dem Smaragdfluffe einen neuen Hafen errichtet und in einem mit undurchdringlichen Wal: dungen bedeckten Sande einen zur Handlung aus Panama mit Quito ſehr nüßlichen Weg angeleget 0), wozu man bisher feinen andern Hafen noch Zugang gehabt, als Guayaquil. Er hatte bey einem vielmals verfucheren und allezeie unterlaffenen Unterneh: men allen feinen. Muth gebraucher, um die Hinderniffe zu befiegen. Seine Verdienſte und feine Gaben entwiſcheten der Scharfſichtigkeit der ſpaniſchen Staatsbedienten nid © Seine Beloh-⸗ Er erhielt für feinen älteften Bruder den Titel eines Marquis von Liſes und für fich felbft nungen. die Beſtaͤtigung der Statthalterſchaft in der Provinz Efmeraldas nebft der Anmartfchaft = 2" für M) Sn feinem Tagebuche a. d. 208 ©. ”) Man hat gefehen, daß er in Peru gebohren war and dafelbft feine Güter hatte. 0) Man fehe deswegen verfchiedene Stellen in der Befchreibung. P) Solche machen 25009 Livres nach franzofi- ſchem Gelde. N Ein Schreiben, welches er den 2gften Auguſt 3747 an den Herrn de la Condamine ergehen ließ, giebt einen fonderbaren Begriff von demjenigen, was in feiner Seele vorgegangen: „Ich habe den „Sonnabend, den ganzen Nachmittag und den „Sonntag von vier Uhr des Morgens an, bis um „zehn Uhr. des Abends auf der Wahlſtatt fehr na „he bey der Perfon des Koͤniges zugebracht, wo „ich alles dasjenige gefehen und gehötet babe, was „Sie von der Schlacht bey Lawfeld werden vers „uommen haben. Sie können leicht urtheilen, „was für ein Erftaunen mir der Anblick fo neuer „und fo feltener Segenftände habe verurfachen muͤſ⸗ „fen, da meine Augen bisher in dem tiefen Frieder „der Provinz Quito gefchloffen und begraben ge: „legen, wo der Anblick eines Aderlaſſes vernd: „gend iſt, einem eine Ohnmacht zuzuziehen. Man „muͤß⸗ in America, Vl Buch. V Cap. 637 für zween Nachfolger, die er felbft erwählen fönnte, fünftaufend Piafter p) Gehalt, die Rückkehr ihm auf die Zölle des neuen Hafens angemwiefen wurden, den goldenen Schlüffel und der feanzsfi- den Titel eines Kammerherrn Seiner katholiſchen Majeftät, welcher Ehre er wenig fben Mit, genießen follte, ——— Er kam zu Ende des 1746 Jahres nach Frankreich, wohnete oftmals den Ber Seine Reiſen. fammlungen der Academie der Wiſſenſchaften bey, welche ihn zu ihrem Correfpondenten annahm. Im 1747 Sahre that er mit dem Herzoge von Huefcar, fpanifchen Ab: gefandten, den Feldzug in Slandern, und folgere der Perfon des Königes auf allen dero Märfihen. Er fab die Schlacht bey Lawfeld und die Belagerung von Berg: op⸗Zoom in der Mähe, welche beyde Umftände, wie Herr de la Condamine beob- achtee, ziemlich feltene Anblicke für die Augen eines Ereofen aus Peru find, weh cher erſt Fürzlich aus einem Stande gefommen, wo die großen europäifchen Begeben- beiten Faum auf eine £leine Anzahl $efer eben den Eindruck machen, welchen die Bes gebenheiten aus dem griechifchen oder römifchen Altertfume auf uns haben 7). In eben dem Jahre Durchreifete er Holland und kam wieder zuric® nach Paris, den Win: fer daſelbſt zuzubringen. Es fehlete ihm noch, England kennen zu lernen. Der Waffenftilleftand erleichterte ihm die Mittel dazu, Im Auguftmonate des 1748 Jah— res begab er fich nach Sonden, welches feiner unerſaͤttlichen Wiſſensbegierde kaum Ge: genftände genug verfchaffete: er wurde aber mitten in feinem $aufe durch ein hitziges Fieber und einen Bruftfluß aufgehalten, wovon ihn weder die Stärfe feines Tempe- vamentes, noch die KRunft des berühmten Doctor Meads befreyen Fonnten. Er ftarb den ızten des Windmonates eben deffelben Jahres, da er ungefähr vierzig Jahre alt war. Sein letzter Ausgang war gewefen, daB er fich in die Verſammlung der Füs niglihen Gefeltfchaft zu Sonden begeben, wofelbft er aufgenommen worden. Die Freunde, welche er fich durch feine Werdienfte zu London bereits gemacher hatte, ver fhafferen ihm um die Werte alle Arten von Beyſtand und verfiegelten feine Sachen, welche fie nebft feinen Schlüffeln und feinem Tafchenbuche dem Herrn de la Eonda- mine zuſchicketen, wie er folches felbft verlanget. hatte. Herr Maldonado hatte zu Paris zwo Kiften mit Zeichnungen, mit Modellen von Mafchinen und verfchiedenen Handwerfszeuge und Inſtrumenten zurücgelaffen, wel che er nach feinem Vaterlande mitzunehmen gedachte, wo er fich feymeichelte, den Ge: ſchmack an Künften und Wilfenfhaften einführen zu koͤnnen; und es mar niemand fäbiger dazu, als er, welchem es beſſer Her haͤtte glücken koͤnnen. Seine eifrige I 3 Bee Sein Tod. Sein Lob. „müßte die Hölle in der Nähe geſehen haben oder wenigſtens an dem Fuße. des Senerfpependen Ber⸗ Iges Eotopari an dem Tage geweſen feyn, da er „ſo viel Flammen auswarf, wenn man fi eine Worſtellung von dem Feuer machen will, welches „aus Larofeld und den andern Verſchanzungen „der Engländer gemacht wurde; und man müßte „fein Sterblicyer feyn, wenn man fih einbilden „wollte, wie weit die Franzofen die Unerfchrocfen: „Heit, die Tapferkeit und die hitige Begierde getrie— „ben Haben, ihre Feinde darinnen anzugreifen , fie „daraus zu verjagen, und fie zu überwinden. Die: „ie ganze Zeit über haben der Much und die Bes „ftändigkeit, womit Seine Majeftät die Befchwer: „lichkeiten und die Unbequemlichkeiten diefer ent⸗ „ſetzlichen Schlacht aushielten, feine Wachſamkeit, „die Menfchenliebe, und der Heldenmuth, den „feine Blicke und feine Neden einflößeten, mich) „mit Bewunderung und einer Menge verfchiedes „ner Gedanfen angefüllet, die insgeſammt feinen „Lobſpruch und das Pob der unvergleichlichen Nas „tion ausmachen, die ihm gehorchet, Ebendaſ. a. d. 29 ©. 638 Reifen und Entdeckungen in America. VI Buch. V Cap. Ruͤckkehr Begierde, fih zu unterrichten, erſtreckete ſich auf alle Gattungen derſelben; und bie der franzoͤſi⸗ Seichtigkeit, womit er alles begriff, erfeßete die Unmöglichkeit, worinnen er fich gefehen, fben Mit⸗ fie insgefammt von feiner erften Jugend an zu treiben. Seine Gefichtsbildung war glieder sinnehmend; feine Gemüchsart fanft und einfchmeichelnd und feine Hoͤflichkeit überaus groß. Er hatte alle Perfonen von Berdienften, denen er befannt wurde, zu Freunden, Der Gefchichtfehreiber der Academie der Wiſſenſchaften bat nicht unterlaffen, fein Ge— dächtniß mit einem Lobfpruche zu beehren. ; Seine Karte Nach feinem Tode bat Herr de la Condamine Sorge gefragen, bie Karte von und Papiere. Her Provinz Duito nach) feinen Nachrichten, und nad) denjenigen, die er Hinzugefeget bat, zu vollenden, und fie in vier Blättern ftechen zu laflen, Die er unter feinem Na— men herausgegeben hat. Es ift eben diefelbe , wovon wir bey der Befchreibung dies fer Provinz nur den Nachftich nad) derjenigen Karte gegeben , welche Herr de la Con- damine feinem Tagebuche beygefüget hat. Seine katholiſche Majeftät ließen die Plat— ten abfordern, welche er in Verwahrung behalten hatte, und dem fpanifchen Herrn Gefandten zuftellete. Diefer Minifter nahm auch einen Kuffer mit Papieren und ſchrift— lichen Auffügen von der Hand des Don Pedro Maldonado nebft andern Merfwürdig- feiten aus der Maturgefchichte zu ich. Schluß. „Auf diefe Art, fehließt Here de la Condamine, Hat meine Reife durch eine Folge „von Begebenheiten ,- die über die menfchliche Vorficht hinaus waren, faft zehn Jahre „gedauert; und es find feit unferer Abreife aus Frankreich bis auf das 1751 Jahr, da „ich diefes Tagebuch) herausgebe 7), über fechzehn Fahre verfloffen, ohne daß wir nod) „itzo alle wieder beyfammen find,,. An einem andern Orte, mo er ſich der Mühfelig: feiten erinnert, denen er fich ausgefeger gefehen, vornehmlich derjenigen, die man bey Gelegenheit der Pyramiden vorgeftellet bat, ſchließt er feine Erzählung mit einem fo philoſophiſchen Gedanken, daß man von ihm diejenige Zerftreuung nicht vermurhen wird, welche großen Neifenden nur gar zu oft gewöhnlich und ihnen vielfältig den Vorwurf zugezogen, fie hätten alle ihre Erfenntniffe auf Unkoſten der Erkenntniß ih— ver felbft erworben. „Heute zu Tage, faget er, glaube ich nichts beffers zu hun zu har „ben, als daß ich die Beſchwerlichkeiten und Mühfeligkeiten vergefle, die es mir wegen „einer Sache gefoftet hat, welche ich feit dem mit ganz andern Augen anfehe, da die Zeit und die Erfahrung mich gelehret haben, daß dasjenige, was man mit der größ- „ten Inbrunſt wünfcher, uns die Ruhe nicht vergüten Fann, die man verliert, um fie „zu erhalten; und daß alles, was von den Menfchen abhängt, nicht verdiener, fo leb— „haft ergriffen zu werden, daß man deswegen feine Ruhe aufopfern wollte s), ) Man wird alfo daraus erkennen, daß alles 5) Journal du Voyage fait par Ordre du Roi dasjenige, was nach diefer Zeit von feinen Collegen &c. a. d. 218 &, Hiftoire des Pyramides a.d, gefaget worden, nicht aus feinem Werke genom: 27 ©, men iſt. Geographiſches Verzeichniß der in dieſem Bande vorkommenden Laͤnder, Inſeln, Staͤdte und anderer Oerter. = Erklaͤrung der vorkommenden Buchſtaben. A. bedeutet Abhang; B. Bay; Bg. Berg; Bw. Bergwerk; C. Cap; Df. Dorf; E. Ehland; Eb. Ebene; F. Feſtung; Fl. Fuß; Fn. Flecken; G. Gebiethe; Gb. Gebirge; Gf. Gefllde; H. Hafen; Hg. Hügel; I. In: ſel; K. Kuͤſte; SI. Klippen; Kr. Koͤnigreich; £. Landſchaft; Lg. Land⸗ enge; £h. Luſthaus; Ez. Kandzunge; Mb. Meerbuſen; Pfl. Pflanzſtadt; Pr, Provinz; Rh. Rhede; ©, Se; Sb. Sandbank; Sch. Schanze; Sp. Spitze; St. Stadt; Th. Thal; Vg. Vorgebirge; Vſt. Vorſtadt; W. Wohnſitz; We. Wüfte, Das * bedeutet, daß an dem Otte eine vollſtaͤndige Befchreibung anzutreffen ift: — %. Aconcagua Th. Acos Pr. Aguarico I. Aconcagua Sl. Allca & Amancay Fl. Amarurancha Fl. Amazonenfluß Amurumayı Sl. Ancara 8. Anchallulac Fl. bancay Fn. Abanzai FI. Acari 9. 97,327 245 322 323 314 403 452 315 392 ‚429 395 300 „371. 452 408 404 333 Ancon Sardinas Mb. 318 Andaguaylas In, 327.343 Andaguayras In. Andeſuios Gb, Andes Gb, Antalli & Antillen J. 230 327 189.324 410 50 Antipoden Bmw. 335 Antifona Bg. 616 Apucara 8. 395 Apurima Fl. 230, 245,294 327 , 378 Apurima Pr. 243 Aquegua Bw. 334 Arca bucos Gb, 84 Arauco Sc. 450 Arequipa 9, 158, 172 — Pr. 126, 301, 392 — St. 323 * 340 Arica H. 328 — St. 328* 337 — *8. 337* Aruni 8. 392 Aſcayunca Pr! 411 Aſia E. 344 Aſſomption St. 452,592 Aſſuay Bg. 619 Atacama St, 333 Atrija St, 594 Atris Th. 324 Autahuaylla 8. 395 Avancaybrüce 230 Ayacaba In. 177 Aymara }. 2 393 Azua J. 18 Azua St. 148 B. Balzeadere von. Chancha⸗ mayo Fn. 460 Bambu Pr. 245 Baoruco G. 140 Barancas Fn. 214 Barnuevo Bg. 618 Barraca Fl. 121 Barranca Th, 405 Baſtimentos J. 256, 259* Belica Bw. 433 Bilcas Fl. 327 — Fn. 327 Bine Fl. 7 Biobio Fl. 451 Biou Fl. 46 Blutſee Blutſee Geographiſches Verzeichniß 324 Bobonaza Fl. 373 Bocca Drag St, 259 Bocca Toro Sk. 259 Bodega H. 342 Bombon L. 404 Bonao J. 17,18 St. 17, 18 Bonayre E,' 50 Boya In, 148 Buenos Ayıes St 285 DBuenaventura H. 128,317 ner 180 — MM. gL — Sch. 331 — St. 17 C. Cabo blanco Vg. 320 Cagnar Sn. 620 Cagnares Pr. 61,325 Cajambi Fn. 325 Calama Df. 334 Caldera H. gro * Cali St. 331 Callamara $. 391 Callao H. 322, 344 — ©. 464 Callavaya Th. 301* Galle H. 319 Callogas Gb. 327 Camana Fl. 322 — %, 394 Camarones K. 336 Canada Fl. 32 Candelaria & 37 Eanela Pre "107, 112 Canelos Pr. 373 , 635 Cannaria Pr. 4uı Cannaribamba In. 325 Capullana & 44 Carabaya C. 192 za Se 139 Karacara Pr. 396 Caranca Pr. 402 Carangua Sn. 224 Caranque Pr, 417 Caravilli Th, 394 Caretbay H. 257 Garibane ©, 255 Carolina L. 4 Earpon 9. 30 Carthagena Pr.195,254,264* — 254 Caſabindo Pr. 180 Caſma H. 321 Eaflamarca 8. 404 Caſſamarquilla In. 416 Caſtillo blanco F. 303 Catanez & 38 Cauca Fl. 331 Cauqui 8. 410 Cauquicura }. 390 Caramalca Pr, 62, 182 — 1. 323 Caramarca 8. 404 — St. 423 Caxas Sb. 177 Cayambe Fu 623 Cayamburo Bg. 616 Ceneguetas !. 374 Chachapoyas L. 124, 416 Chacma Th. 415 Chacota B. 337 Chagnaral E. 309 Chagra Sl... 182,256 Chagres 9. 456 Ehalfapampa 8. 396 Chamhamayo Df. 459 Chancay Th. 405 Ehangalli Bg- 618 Characas 9. 318 Charca Pr. 396,403 Charcas Pr. 95,106,125,179 210,425 Eharlebourg Sch. 3ı Charos 309 Chayanta Pr. 395 Cheapo Fl, 256, 257* 260 Chica Fl. 45 Chicas & 594 Chicha Pr. 402 Chico Fl. 4,17 Chicora 8. 4 Chilca Th. 405 Chile Fl. 314, 410 Chily Kr, 46,90, 107, 302* 409 Chimborazo Bg. 616,619 Chimu Th, 406, 415 Chinca Th. 323 Chincana $, 37 Chincha L. 99, 101 Chinchaſuyu Pr. 405 Chinco St. 4 Chintuy $. 415 Ehivibihi H. s Chirihuana Pr, 409 Chucuytu ©. 576 Chumidivillica 8. 392 Chunana L. 415 Ehuncuri Pr, 396 Ehupas Sn, 133 Ehuquiabo Pru 442 Ehuguiaguille In, 594 Ehuguiapu TH, 391 Chuquinga Fn. 429 Chuquiſaca Br, 396 Chuquivitu S. 576 Churcupu 8. 404 Ehufay Bg. 619 Eintu Th. 415 Ciuto Th. 321 Cobija Df. 334* — 333 Eoca Fn. 108 Cocesqui Fn. 325 Cochacaſa L. 395 Collahua L. 392 Collao $. 106 za St. 104 Coll aſuyu & 394 Colliquen Th. 331 Collonche 8. 415 Collque Th. 415 Eoluque Fu. 45 Conception der Zander, Conception 5 zıı _— St. zu*. Eonceptionsfluß 257, 258* Eondefujos ©b, 327 82 Congo 3. 260* Eontiega Fn. 84 Eopayapuı Pr. 409 Eopiapo Fn. Mr — St. 309*,329, 333 Eopiopo Pr. 409 Coquimbo St. 306° — ih, 307", 410 Corazol E. — Cordillera des Andes Gb, 256, 324, 352, 457 Coro St. 49* Coropuna We. 392 Corazon Bg. 618, 619 Corral Sch. 305 Correal H. 304 Corrientes Bg. 317 Cotabamba Th. „231 Cotacatche Bg. 615 Cotamito Bw, 600 Cotanera Pr 394 . Cotapampa Pr 394 Eotchesqui In. 613 Cotopari Bg. 368,369*, 615 Euba 4 3, 18, 251 Eubagua J. 110, 6,9 Euenza ‚St. 616 Eumana Fl. 8 — — 3 — “* 5 Cunchucu & 404 Cuquimpu Tb. 410 Eurahuaci!. 395 Curampa ?. 395 Curazao E. 50 Cuʒco . 59, 60 — St. 289*, 327 Allgem. Reifebefehr. XV Band, Inſeln, Städte und anderer Oerter. Darien Fl. 257* —— ig. 253 — Dr. 254. Decacana Sp, 329 Domingo St. 317 EI Aguza Vg. 44 Engländerbanf 286 Enfennada del vejo B. 342 Efcala Bw. 334 Efmeraldas Sl. 352, 351 Sarallenes Kl. 255 Fati Df. Bu; Fayal J. 19 Ferol 9. gal Fichteninfel 258* Slores J. ‚286 Slorida 8 3,4 France Roi Sch. 33 Franzoſenbank Sb, 285 Futeraca Df. 255 Galera Sp, 304, 344 Gallo J. 38, 40, 318 Gama H. 321 Garachina Sp. 256,260,317* Gaura N. 321 Gipfel der hohe Bg. 256* Gnugnu⸗ Urcu Bg. 357 Huanacauri Bg. Gorgone J. 40*,317* Huanacauti In. Gracias a Div St. 247 Huanucu Pr. Gran Para St, 452 Huanupu Th, Grenada Kr, 49 Huaras !. Guadalachiſi Pr. 154 Huarca Th. Öuaica Bmw. 334, Huarina % Öuallabamba Sn. . 3235 Huaychu St Öualnatan St. 324 Huayllas $. Guamacucho 8. 74 Huaytara Pr. Guamanga In. 131,32 Huncapampa Pr, — St. 301,327, 343 Hungerhafen Guyana J. 329 Huychu Fl. MNmum Guanando Df. Guancabamba Df. 358 460 Guanca Belica Bw. 433 Öuancavelica St. Guanuca Pr, Guanuco St. Guarco Th. Guarina Fin, Ouafcobay Guaura Fn. _— 5 Guaytara Gb. — Haccari Th. Hambato Fi. Hancohuallo ©. Hatumrucana L. Hayti 3. Herradura U, Hica Th. Hiſpaniola J. Hochelaga Df. Honduras St. Horn Vg. Huacrachuau Pr, Huallnu Th. Huaman Th. Huamanac Pr. 477, 602 343 107, 125 326 322 226 309 155 214 101 394 325 398 395, 405 148 306 ‚209 2, 3, 254 31 256 361 411 406 405 403 378 291 411 406 404 405 390 391 404 403 Ber 37 39 I Geographiſches Verzeichniß | J Jacquemel H. 147 Jaen St. 326 Jangerata H. 44 Ibarra St. 616 Jea Th. 405 Ilo J. 339 — St. 341 — W. 339, 341 Johann Diaz de Solis . Sordan FI, uique * aus de — 320 Juan Fernandez J. 361, 466 Junchuli Bw. 451 R. Karren Bg. 285, 286 Kreuzfluß 30 Kreuzhafen 44 L. Saguna Fn. 374 Saguna de Eommandor ©. 144 Satarunga St. 616 Saycacota Bw. 442 $engua de Vacca . 306 Leogane Sn, 148 geogano 8. 9 Sigua Th, 314 lima Fl. 89 — St. 89, 287*, 464 timache Df. 314 Sipas L. 334, 593 Siribamba L. 84 !lanafca Th. 395 Lipi Pr, 402 obos J. 286, 320, 322, 342 Locumba Th. 337 Los Keys St, 89 fucaguana Fl. 323 - Sunaguana Th, 405 Lumichaca In, 97 m. Mahaca Pr. 396 Magdalenenfluß - 49 Majobamba St, 326 Majorada St. 17 Mala Df. 99 mE 322 Malabri H. 210 Malabrigo Mb. 328 Maldonadobay 285 Malla Th, 405 Mallama & 390 Manfera Sch. 304, 305 Manta $. 416 Manta St. 350 Maracaibo ©. 50, 51 Maracapana Df. 5 — De, 50 Maragnon Sl. 110,139, 374 Maranjon FI. ro Margarerheninfel 47 Margue F. 304, 305 Matambo Fn. 327 Mauli St. 410 Mendoza St, zu Mefa de Donna Maria Bg. A Meßilones B. 329 — 5 329 Merico St. I, 83 Milin Bg. 619 Mira Fl. 324 Mira Flores Th. 321 Mifqui Pr. 396 Mojos Pr. 409 Mompa TH, 321 Monte Chriſti Bg, 319, 350 Monte Bido B, - 286 Moquegua St. 340 Morra del Diabolo Gb. 328 Morro Bonifacio Hg. 304 Morro Carapucho Bag.” 335 Morro Eopiapo Hg. - 309 Morro Gonzales Hg. 304 Morro Moreno Bg. 333 Morro Duemado H. 342 Morro de Sama Vg. 338 Morro Solar Bg. 344 Mofa In. 325 Motupe $, 62, 177 Morillen B. 329 — 9 329 Moyoo Marca F. 296 Mulchalo Sn, 325 Mullobamba & 139 Muliambo Fn. 325 Muſu Pr. 409 Mutupi . 415 Muyumupı Pr. 396 Muyıpampa Pr, au N. 37 Nabuco Bg. 358 Nanaſca Th. 395 Napo Fl. 452 Naſca Pr. 98, 221 Ban Sp. ' 322 Nata Pr. 251 Meucadir St. 10 Neucaftilien & 90 Neu Frankreich J. 28 Neuland J. 29, 30 Neu Toledo St, 90 Nevado Fl. Nicaragua Pr. 656 — St. 36, 57, 256 Nieble 8. 304, 305 Niguas Df. 352 Nombre de Dios St. 35 153, 174,182, 254° 1259, 435 Nono Dr, 352 Nordamerica £. 5 Ocana Th. 323 Defabamba En, 459 Dlacheo Fn. x 593 Omaſuios Gb, 327 Oraval * der Laͤnder, Inſeln, Staͤdte und anderer Oerter. Oraval Fn. 184 Orenoko Fl. 49 Oriſtan W. 18 Oruro St. 593 Otaballo Fn. 325 Ortitz Fl. 285, 286 Ortitzbank 286 Oruba E. 50 Pacaleo St. 325 Pacamoros & 326 Pacaja L. 391 Pahacama St. 74 . Pahacamac Th: 39, 322*, 405 Palmar Sp. 351 Palmas St. 317 Dalta L. gu PDambamarca Bg. 614 Panama !g. 253, 256 Pr 0254 Panama St. 34, 56,153,174 182, 256, 317 Papa-Urco Bg. 619 Daraca L. 342 Paraguay Pr. 452 — ©. 452, 592 Daramos Gb. 616 Parcos In. 131 Parcu Pr. 403 Parihuana : Cocha L. 392 Parina Sp. 320 Parmunca Tb. 406 Pafcamaio Th. 321,415 Paſco St. „458 Paſſao Sp. 318 Paſſau Pr. 417 Paftaza Sl. 374 Paſto St. 178, 324, 329* Daftu & 413 Pavillon J. 335 Paucarcolla Pr. 442 Paucar:Tambo Fl. 457 Pancartampu Sl. 294,378 Paxaro Nigno Kl. 306 Payta H. 44, 59, 62 — St. 320*, 456 Denipe Df, 358 Per €, 304 Perica J. 256 Perico H. 456 Perleninfen 10, 256, 317 Peru Kr, 35, 46 Pichincha Bg. 352,363*,612 Pichiu Th, 415 Picui Pr. 408 Piera Th. 394 Pinas (de las) 9. 36 Pincu K 404, 410 Pinfa St. 172 Pifco Fl. 342 — 6. 343* — Th. 495 Piſco Pampa 8. 404 Piffagua Th, 335 Pizzagua Il. 328 Plata St. 139,286 — J. 319 — St. 157, 172 Poangue Th. — Pocica Pr. 403 Pocona Fn. 190 Podaqguel SI. 313 Popayan di 46, 128, 178 — St, 178, 330* Porto L. 192 Portobello St, 256, 455 Portorico J. 5, 6 Be viejo Pr. 412 otoſi 191 Erg CR 91, 334 , 593 429 Pucara de Umafuyu — Pucaran Fr, 228 Puca⸗Uaico Bg. 6109 Pucuna Pr. 396 Pueblo quemado Fn. 37 Mmmmz2 Puechos Fl. 45, 59 Puerto de la Hambre H. 37 Puerto de Plata St. 18 Duerto Real St. 18 Puerto Biejo H.57, 210, 318 —— 57: 84 — St. 174, 318* Puerto des Ingles B. 310 Puma-Tampu & 392 Pumpu 8 404 Puna H. 42 — 57,320, 415 Puno St. 340*8 Punta de Coles H. 339 Punta⸗Moro H. 320 Puren Sch, 450 Purumauca Pr. 41o Purvaes Gf, 325 Puzara 3: 386 ©. Duacos Sb. 318 Quai J. 529* Quai de la Sonde Fl. 257 Quebrada de Camarones B. 336 Quebrada honda A. 309 Quellca Th. 394 Quequiſana Fl. 294, 378 Quilca Fl. 322 — H. 340 ee TH. 323 Duillacenca Pr. 413 Quilotoa S. 357* Quillota Th. 314 Quimiri DE 459* Quinualla & 395 Quito Kr, 60, qx, 107, 412 616 .: — St. 83,302,325* — Th. 616* . Quiximas Fl. - 318 Quixos L. 108,112 R. Geographiſches Verzeichniß | R. 2 Kecif von Truxillo H. 320 Reyes (dos) Sk, 89 Rimac Sl. 89 Rincan In. 314 Riobamba Th. 85,325, 616 Rio Chuelo Fl, 285 Rio Colanche H- 319 Rio grande Fl. 261 Rio d'Occo Ft. 322 Rio v’ Oro It. - 260 Rio de la Plata Fl. 285* n 408 Rio Binoquo FI, 327 ‚Rofenfranzfluß 285 ‚Rucana $, 395, 48 S. Sacfahuamam F. 295 Sacſahuana Th. 423 Saguenay Fl. 31 —“ 33 Salango H. 319 Salomoniſche Inſeln 436 Salvaleon de Higua J. 18 Sama Th. 337 Sambalen J. 256, 258* — Sp. 258 Sambo Fl. 260* San Anton Vg. - 285 Sangai Bg. 615, 619 Sangallan J. 342 Ean Gallo H. 322 Santa H. 125, 176, 321 — Top. 406 Santa Fe St, 592 _— Maria Vg. 285 Sapata Df. 312 Saufa 8. 404 Sayanca !. 415 Schildfrötenftein 306 Schudadero Df: 260 Serivan 9. 258* Scura Sp. 320 Serena St. 306, 307* Serro del Guanaquero Bg. 306 Serro prieto Vg. 309 Serroverde Bg. 308 Sevilla W. 18 Sinaſahuan Bg. 619 Sinchulagoa Bg. 615 Socaca Pr. 396 Solis J. 286 Sorache Df. PRO St, Alonia St. 286 St, Anton Bmw. 341 St. Ehriftoval Bw, 334 St. Clara J. 42, 320 St. Domingo St, 3,17, 49 St. Franciſcus Vg. 318,352 St. Gabriel J. 286 St. Helena C. 4, 319 St. Jacobsfluß 285 St. Jago J 320 — St. 3ı2* St. Johann Ft. 180 St. Johann Gb, 286 St, Johann Rh. 33 St. Johanns BayFl. 285, 317 St. Juan de la Frontera 191, 326, St. Juan de la Maguana St. 18 St. Yuan de la Vittoria St. 337 St. $eon von Guanuco St. 326 ©. Lorenz SI, 23 — 344 — Dr 319 St. Maria Fl. 255, 260 — ©, 34, 255* —— 29. 285 St, Martha 5, 47 St, Martha St. 204 St. Matthäusby 318 St. Michael Mb. 261, 320 ©t. 62,82, 320 St, Michael ve Sapa Df. 337 — von Mbarra St, 329 St. Michaelsberge 285 St. Michel St, 176 St. Miguel St, 206 Sr. Nicolas Sp. . 322 St. Philipp PA, 435 St. Romanus Vg. 49 St. Sebaſtian St. 255 St. Binsentsftraße 439 Steinfpige Vg. 285 Suano 5, 336 Sura & 395 Taboga €. 36 Tacamos Vg. 352 Tacmara L 395 Tacora Bg. 336 Tacua Th. — 2 Tarunga St, 325 Taenbos In, 325 Taguals ©, 357 Tambo Th, '327 Tamboblanco En, 325 Tambopalla ZI. 328 Tangara St. 45 Tanlagoa Bg. 618 — Fl. 360 Tapo El. 457 Tarama $, 601 Tarapaca Vg. 329 Tarma SI, 457 — — 9 404 — St. 457 Tarqui St. 39 Taxamalca Th. 323 Terra de Sabrador %. 23 Tiahuanacu Pr, 387,576 Tiahua⸗ der Linder, Inſeln, Städte und anderer Oerter. Tiahuacanu $. 378 Tierva fierme Pr, 180, 254 Tiguicambi En. 325 Tiltil DE. 313 Tiricaca ©, 225, 377,'327 Toledo St. 7 Tomebamba St, 325 Tongoy B. 306* Tonguragua Bg. 615 Tortuja Sp, 306 Totoral B. 309 Tourisma L. 392 Truxillo St. 107, 182, 321* Zucapel Sch. 450 Tucemi . 415 Tucuman Dr, 283 Tullana Th. 415 Tumbes oder Tumbez$1.320 —— 58 Mn hi 40, 4 — St. 59,320, 464 Tumbesfchanze 43 Zumibambe SI. 60 — St. 61 Tumpitz K. 40 — h. 415 Tunu ?. 396 Tuquema Th. 321 Zufa Sn. 924 Tutonaguy Ir, 31 U. Ullaca Pr. 402 Ulucumayo Fn. 459 Upano Fl. 619 Uraba St. 255 Uramarca ©. 396 Utun-Sulla ©, 396 Uvinna Th. 394 Valdivia gr 304 — 304 ——— 2 302 — Sh 302*, 312 Vega Th. 326 Bela Vg. 50 Benezuela $- 49 Beragua Pr. 254 Bigna ala Mar Th, 315 Bilca G. 396 Bilcas Fl. 245 Vilcas Fn. 131 Villa St. 592 Villanueva St. 245 Billaricca St. 592 Billcapampa Df. 458 Billcas Pr- 458 — D. 336 — Eb. 233 RXaragua St, 148 Zauxa Fl. 245 Mmumm; Faura Pr. 404 — Tb, 81 EZavanca Th, 321 Zemani Bft, 262 Reres St, 592 Eilca Th. 322 Euli St, 328 2. Maguana $. 9 — St. 18 Mahuarcocha S. 417 Daquall $, 415 Daquimo H. 9, 143 Ma St. 343 — Th. 323 Mamana Th, 323 Mlo H. 328 Dinga Sn. 108 Wiuli St, 324 a Fl. 301, 327 &. 93 — Th 301* Yumbel Sch. 450 3 Zana Th. 321, 415 Zenu Fl. 255 Zereme Df, 255 Zumaso Pr. 108 Regi⸗ Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. >) Ki der Creolen in Peru 482 der Peruaner überhaupt 493 Abiponen, eine peruaniſche Voͤl⸗ Ferfchaft a: 592 Academie der Wiſſenſchaften in Paris, derfelben wird eine peruaniſche Difputation äugefchrieben 362 Academiker, franzöfifche, deren Reife nach Peru 348. Abficht derfelben 603. ihre Un⸗ ternehmungen 608 f. worauf fie ihre Mey: nung gründen 609. wer Diejenigen geweſen, die nach Peru gegangen Hur ihre Beobach⸗ tungen zu Panama 350. kommen nach Pe= ru 350, ſie trennen ſich z0. ihre Arbeis ten zu Manta 350. Palmar und Quito 351. es fehlet ihnen an Gelde 353. die Me— fligen äffen denfelben nach 360, ihre Rück kehr 633 ff. Ackerzeug, der Perunner 570 Acoſta, Job. von, beobachtet des Aldana Flotte 213. entgeht einem Hinterhalte glück- fich 214. ſticht den Doctor Carvajal beym Pizarro aus 214. geht wider den Eenteno zu Felde 216. feine Liſt 222. fein Ans fehlag, den Centeno aufzuheben, mislinge ihm 225. will den La Gafta in dev Nacht über: fallen 236. wird gefangen und hingerich- tef . 239. 240 Aderlaffen, befondere Art der Indianer wie fie ed verrichten 269. mie in Peru 557 Hecker, wie fie die Peruaner abtheilen und _ beftellen 568. Ordnung bey Beſtellung derſelben 568 Agona, das Haupt einer wilden Voͤlkerſchaft in Neuland, deſſes freundliches Bezeugen gegen den Cartier 30 Aguero, Diego von, verläßt den jungen Al⸗ magro 127. warum er an den Vela ges ſchickt worden 155. er wird von demfelben Hintergangen 155 faget demfelben, nachdem er gefangen worden, unangenehme Dinge 165 Aguezo, Diego von, landet auf der Inſel Tumbes 58. befrieget die Indianer da= ſelbſt 59 Ajugas, oder Aiguilles, eine beſondere Art Sifihe 0 Agy, oder Piment, eine Gattung —* großer Handel damit 337. 485 Ahumada, ein Befehlshaber des Bela 185 Aji, eine Art Pfeffer in Cumana 13 Allen, Lucas Vasquez von, ruͤſtet zwey Schiffe aus 3. entdecket den Fluß Jordan und das Cap St, Helena 4. feine Verraͤ⸗ therey wird beſtrafet 4. geht nach Spa⸗ nien und erhält Die Statthalterfchaft über Chicara 4 Aka, ein Getränk aus Maiz 573 Alsminos, ſteht bey Kaifer Karln dem V in großen Gnaden 2 Alarzon, Mfonfus von, wird von den Pe: ruanern gefangen 86. koͤmmt wieder Tod 88 warum er zu dem Hinojofa gefchickt morden - 188 ‚Alcantars, Franz Martin, gebt mit Dem Pizarro nach Panama unter Segel 46 Alcate, Eöniglicher Notar, ſoll eine Urkunde verfertigen ‚167 Aldana, Lorenz von, ſtoͤßt zum Vergara “ 228 wird vom Vela gefangen genommen 158 wird Befehlähaber in Lima 176. des Pizarro Argwohn wider denfelben 193; wird von-ihm nach Spanien gefchiett 204. gebt nach Panama 205, unterwirft fich allda dem Föniglichen Prafidenten 205,206. geht mie vier Schiffen unter Gegel 206. koͤmmt damit in dem Hafen Malabri ar 210. was ihm Pizarro für einen Tod zu- gedacht 213. er ruͤcket mit feiner Flotte ge⸗ gen Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sachen, gen Los Reyes an 213. erſcheint davor 217. feine Auffuͤhrung daſelbſt 221. ruͤcket in die Stadt ein 221 Aleon, Peter, ein treuer Gefaͤhrte des Pi— zarro 39 Alfalſa, heißt der ſpaniſche Klee 337 Alfaro, Diego, ruͤſtet zwo geſtrandete Bar⸗ ken aus 166 Alfaro, Garcias, nimmt den Nugnez Vela gefangen 167 Alfaro, Martin von, empfängt den Bar rionuevo im Namen des Caciquen Hein⸗ richs 145 Alfinger, wird Statthalter in Coro sr. geht fehr grauſam mit den Indianern um sr. fie chet ein vorgegebened goldened Haus 51 fein Tod 52 Algarrovoen, eine Gattung Tamarinden 334 Aliaga, Hieronymus von, wird Lieutenant des Vacca von Caſtro 126, gebt mit dem 8a Gaſca nach Spanien zurück 246 Almagtro, Diego von, tritt mit dem Pizar- ro und Ferdinand von Lucca in Geſellſchaft 35 fegelt ihm nach, und ſtoͤßt zu ihm 37. ver lieret ein Auge im Treffen mit den India— nern 38.75. holet neuen Vorrath und Volk 38. feine Zwiſtigkeit mit dem Pi- zarro wird geflillet 39. neue? Misvergnuͤ⸗ gen gegen ihn 47. warum er nach Caxa⸗ malca gegangen 75. Urfprung feines Haf ſes gegen den Pizarro 75. koͤmmt dem Go- to wider den Quisquiz zu Hülfe Sr. - ma— eher fich Meiſter von einigen Flecken 83, fehret nach Cuges zurück 93. uͤberlaͤßt Duitodem Belalcazar 84. erſtaumet uͤber des Alvarado Ankunft 84. gebt ihm ents gegen, 85. Verraͤtherey des Philipillo wi- der ihm 85. er koͤmmt mit dem Alvarado zuſammen 85. ‚vergleiche fich mit ihm 86 -geht mider nach Cuzco 86. Duisquig 88. Pizarro empfiehlt ihn dem Hnca Mango 89. wird Adelantade von Ber und Statthalter von Neutoledo go. fchlägt den. nimmt diefe Würde fogleich zu Cuzco an 90. vergleicht fich auf neue mit dem Pizarro und beſchwoͤret den Vergleich 90. begiebt fich auf den Weg Ehili zu entdecken gı Beſchwerlichkeit feiner Reife gr. wird in Chili wohl aufgenommen 92. warum er wieder nach Cuzco zur gegangen 93. Vers raͤtherey des Ynca Mango. gegen ihn 94. er erneuert feine Anfprüche auf Cuzco 95 bintergebt den Ferdinand Pizarro und nimmt ihn mit feinem Bruder gefangen 95 fein Stolz nachdem er auch den Alfonfus Alvarado gefangen bekommen 98. ſtellet eine Unterredung mit dem Pizarro an 99. warum er ſie ploͤtzlich abgebrochen 100. ma⸗ chet endlich einen Vertrag und laͤßt den Ferdinand Pizarro los 100. bereuet es zu ſpaͤt 100. was er von Franz Pizarro für eine Erklärung erhalten 100. 101. oͤffent⸗ liche Seindfeligkeiren mit demfelben 101. er wird gefangen oz. und zum Tode ver urtbeilet 104. bittet vergebens um fein fer bens 104, 105. feine Hinrichtung und ſei⸗ ne Familie 105. Vergleichung deffelben ‚mit dem Franz Pigarro 120 ff. Almagro, Diego, des vorherftehenden Sohn 105. wird vom Franz Pizarro nach Log Reyes geſchickt 113. natürliche Gaben deſ⸗ ſelben 113. laͤßt fich für den Statthalter von Peru erklären 119. erſte Gefinnungen deffelden 124. Gpaltung unter feinen Anz bängern 124. will fich dem Holguin wider: fegen 126. feine Empfindlichkeit darüber, dag man ihn zu Los Reyes verläßt 126. er verfolget die Truppen von Euzco, wird aber bintergangen 127, ruͤcket in Cuzco ein 120 zieht mit feinem Heere aus der Stadt 130 feine gemwaltfame Aufführung 131. feine Antwort auf des Caſtro Aufforderung 132 wird für einen Aufrührer erfläret 132. lie⸗ fert das Treffen bey Chupas 133. feine wuͤtende That dabey 134. verliert felbigeg und flieht nach Eugen 136. wird gefangen und enthauptet 138 feine Eigenfehaftenzg Almen⸗ nf Regifter, | = y Almendras, wird Statthalter in Plata 172 Alojamiento, was man in Chili fo nennet 312 Alterchümer, bey Tumbez 320 Alvarado, Alfonfus von, Peters Bruder, erobert das Land der Chachapoyaer, und leget St. Juan de In Frontera an gr. wird Statthalter darüber 91. Franz Pizarro machet ihn zum Generallieutenante 97. ent⸗ ſetzet Cuzco 97. feine Verlegenheit wegen des Almagro 97. er wird vom Lerma ver⸗ ratben und gefangen genommen 97. 98. entwifcht wieder 99. hilft die Schlacht hey den Salzwerken gewinnen 103. erklaͤ⸗ rer fich nach des Pizarro Ermordung für den König 124. vereiniget fich mit dem Holguin 128 feine Verrichtung zu Nom⸗ bre de Dios 195. thut dem de In Gafın gute Dienfte 197. muß bes Pizarro Ur: theil abfaſſen 239 Alvarado, Alonfo von, wird Oberrichter und Generalhauptmann der Provinz Charcas 426. 427. ſuchet die Unruhen zu ſtillen 428. verfolget die Aufruͤhrer 429. ver- liert viel Leute 429 Alvarado, Diego von, des Peters Alvarado Oheim 94. rettet dem Franz und Gon⸗ zales Pijarro das Leben 96. will des Al⸗ magto Tod rachen 105, reiſet nach Spa⸗ nien 105. ſtirbt plöglich 106 Alvarado, Diego von, empöret ſich 427 Alvarado, Ferdinand von, wird Gtattbal- ter in Truxillo 172 Alvarado, Gomez von, Peters von Alvara- do Bruder 94. ſoll die Provinz Guanuco gänzlich unters Joch bringen 107. verläßt den jungen Almagro 127 Alvarado, Don Pedro von, Statthalter zu Guatimala, fehiffer fich nach Peru ein 83. fein beſchwerlicher Marfch nach Quito 84: feine Zuſammenkunft mie dem Alma- gro 85. wie er ſich mit ihm vertragen 86. geht nach Cuzco g6. vergleicht fich auch mit dem Franz Pizarro und gebe wieder nach Mexico 89 n Alvarez, Anton , vegieret die Stadt Plata | —— Alvarez, Diego, verbindet ſich mit dem Centeno 214. bleibt in der Schlacht bey Guarina 227 Alvarez Zarate, ſiehe Zarate. Amaſano, Gonzales Morales, deſſen Hin⸗ richtung 240 Amautae, heißen die Weltweiſen in Peru 546. 549 Amazonen, erſte Nachricht von ihrem Lan⸗ 92. fernere Nachrichten aber keine Gewiß⸗ heit davon 112, 139 America, dag mittägliche, Beſchreibung der zuerſt darinnn entdeckten Lander 253 Amigos, eine Art fpanifcher Hauptleute in Peru 450. 451 Ampuero, befonderer Vorzug deffelben in Lima, als eines Abkömmlinges der Ins cae 417 Ampues, Johann von, erbauet die Stadt Eoro 49. bemeiftert fich verfihiebener Ey: laude 50. verläßt Coro wieder 51 Amulete, deren ſich die Creolen in Peru bedienen 482 Andagoya, Paſcal von, was er fuͤr Entde- ckungen im Suͤdmeere gemacht habe 35 wird vom Pizarro zu Rathe gezogen 36 Anguves, Peter von, wird auf Entdeckun⸗ gen ausgeſchickt 106. erklaͤret ſich wider den Almagro 125, übernimmt die Vers theidigung von Eujco, 126 Anfon, thut den Spaniern in Peru vielen Schaden 456. gebt wieder zurück 462 Antequera, Zofepb de, richtet Unruhen in Paraguay an 452. wird enthaupfet 454 Antier, abfiheuliche Menfchenopfer bey den⸗ felben — 82 Antillen, heißen die Inſeln des Windes 50 Apachitas, eine den Peruanern faͤlſchlich an⸗ gedichtete Gottheit 496 Agi, eine Art Brey aus Maize 572 Apu, ſo nennen die Peruaner den ſpaniſchen Statthalter 88 Ara der it dieſem Bande vorkomnmmenden Sacher, — , wird das Haarſilber genannt 600 Arauquer, ihr Krieg mit den Spaniern 450 Aravata, Beſchreibung dieſes cumaniſchen Thieres 12 Arbeitſamkeit, der Peruaner beyderley Ge⸗ ſchlechts 543 Arequipa, Empoͤrung dieſer Stadt 427 Arica, Beſchreibung dieſer Stadt, und gro— ßer Handel mit dem Agy oder Piment 337. alter Handel daſelbſt 338. Schwierigkeit, aus dem Hafen allda auszulaufen 338. von Piſco nach Callao 344 Alrithmetik der Peruaner 561 Armendariz, Joſeph de, wird Unterkoͤnig in Peru 451. machet Sriede mit den Arau⸗ auern 451. nimmt fich der Bergwerke art 451. feine Auffuͤhrung bey der Verurthei- lung und Hihrichtung des Antiauera 453. 454. fein Tod 462 Arrayanes, eine Are Myreben 307 ArzenepEunft der Peruaner, damit iſt es ſchlecht beſtellt 556 Aſpiden, eine Art ſehr giftiger Schlangen in Cumana 14 Aſſiento, daſſelbe wird den Englaͤndern ber. williget 448 Aſtronomie der Peruaner 557 Alahualipa, ein indionifiher Prinz, feine Herkunft 418. und Urſache feines Krieges mie feinem Bruder Huaſcar 59, 60. 420, er-wird gefangen 60. entwiſchet aber und geht nach Tumbes 61. feine Grauſamkeit 422. wird als der vierzehnte Onca ange fehen 423. ſchicket ‚eine Geſandtſchaft an den Pizarro 62 68. gebt ihm ſelbſt entge⸗ gen 65. wird von den Spaniern angegrif⸗ fen 66. und gefangen 67. wie er des Pizarro ſchlechte Herkunft erfaͤhrt 7. man beſchuldiget ihn, er wolle die Spanier um— bringen laſſen 77- un, macher ihm einen förmlichen Proceß 78. wobey ſich einige Spanier fuͤr ihn erklaͤren 78. wie er ſich Allgem, Reifebefchr. XV Band, J J Z bey Ankündigung des Todesurtheiles vers halten 79. feine Hinrichtung und Ges. muͤthsart go. Raͤchung feines Todes an einigen Spaniern 86. wie bie Indianer deffen Andenken noch jährlich. begeben 471 Atkins, Richard, ein englifcher Geeräuber, wird gefangen 436. koͤmmt wieber los 437 Audiencien, in America, Beſtimmung ihrer Grangen 49. Aufbebung der Audience - zu Panama 150, Anlegung einer neuer für Peru 150. imgleichen einer auf. Dem Grängen von Guatimala und Nicaragua 150, Errichtung der zu Los Reyes 1356, 284. der zu Gracias a Div 247. zu Qui⸗ to 284. zu la Plata 284. die von Chi⸗ ly wird wieder hergeſtellet, und zu Sant⸗ jago angelegt 438. die zu Quito und Panama werden unterbrücker 450 Auditoren zuPeru, Urtheil des Nugnez von Ve⸗ la von denſelben 153. Not. b) wollen Los Reyes nicht verlaſſen 163. ſetzen eine Urkunde wider den Vela auf 164. ſchließen ihn in ſeinem Pallaſte ein 164. nehmen ihn gefangen und wollen ihn nach Spanien ſchi⸗ cken 165. ſchiffen ihn wirklich ein 167, was fie dem Gonz. Pizarro fagen laſſen 168. feine ehrgeizige Antwort darauf 169, er= Hören den Pizarro für den Statthalter 170. 171 Auferftehung, diefelbe glauben Die Perua— ner 546..547 Auflagen, in Part, 532. . Gefehe Deswegen 533. Ordnung bey ihvem Abtrage 535 Aufjehrift, im Iefnitercolegio zu Quito 370. 623. Sorgfalt und Mühe dabey 374 623 f Aufwand, am peruanifchent Hofe in Effen und Trinken 523 Augenlieder, was die Peruaner für Vorbe— Deutungen aus der Bewegung berfelben zie⸗ ben 513. 514, Dpfer von Haaren aus ben Augenrahmen 512 Nuun Aug: Regifter, Augnon, Diego Moreillo de, ift nur fünf: zig Tage Unterfönig in Peru 449. wird es noch einmal 450 Auserwäblte, die der Sonne gemeiheten - Jungfrauen zu Cuzco 500 Avalos, Geſchicklichkeit der drey Toͤchter die⸗ ſes Heern 358 Auaſca, eine Art peruaniſcher Kleidung fuͤr den gemeinen Mann 533 "Avendano, des Hauptmanns Earvajals Se⸗ cretaͤr, ſteht ihm nach dem Leben 191 Avila, Sanchez von, ein Befehlshaber des Bela 185. bleibe in der Schlacht bey Duito 186 Avillas, eine Art Amulete 482 B. Bachicao, Ferdinand, ein Befehlshaber des Gonzales Pizarro 158. wird nach Spas nien geſchicket 173. bemaͤchtiget fich der Flotte des Unterföniges Bela 173. feine Strenge zu Panama 174. ſtoͤßt wieder zum Pizarro 178. fein Bezeugen in der Schlacht bey Guarina 226, er wird ge- bangen 227 Bachfteine, woraus und wie fie die Perua— ner machen ' 577 Bäder, fehr Eoflbare in Peru 378. 579 Balboa, Nugnez von, wird vom Pedrarias aus dem Wege geraumet 34. was er für Entdeckungen gemacht 35. 419 Balſa, Johann, des jungen Almagro Heer: führer, geht wider den Caſtro zu Felde 130, verliere die Schlacht bey Chupag und flieht nach. Euzco 136. fein Tod 136 Balfen, Befhreibung diefer Fahrzeuge 586 Balſumeda, verſchwoͤret fich wider den Gonz. Pizarro 192 Balthaſar, Don, wird nach Guatimala und Nicaragua geſchickt 205 Balthaſar von Caſtro, ein Sohn des Gra⸗ fen von Gomera, ſchlagt ſi ſich zu dem Gonz. Pizarro 160 Barbaran, begraͤbt den Franz Pizarro urg. „120 Barrientos, Chriftoph von, warum er aus Peru nach Spanien geſchickt worden 151. wird unterwegens vom Bela ange: 153 152. halten Barrionnevo, Franz von, mas er für Ber fehle erhalten 126. wird Gtatthalter in 208 Reyes 130. hernach von Boldeaftilien 142. gebt mit fattfomer Vollmacht nach der Infel Hiſpaniola 142. reiſet ſelbſt zu dem Caciquen Heinrich 143. wie er von ihm aufgenommen worden 145. er fchließt einen Vergleich mit ihm 147. koͤmmt nach San Domingo zuruͤck 147 Bartholi, Fabricio de, bleibt im Kriege wider die Chunchos 460. 461 Baſtidas, Rodrigo, leget eine Pflanzſtadt auf der Inſel St. Martha an 47. ſein Tod 48 Bauart, der Creolen in Peru 490 Daum, welcher ein von Natur gemachtes Kran, mit einem Heilande daran vor⸗ ſtellet 314 Baͤume, von ganz beſondern Eigenſchaften in Cumana 13 Basar, ein Befehlshaber des Vela 185 Bazurto, Johann, ſein Ungluͤck 35 Beamte in Peru, Aufſeher uͤber dieſelben 520 Beaupre, Vicomte von, wird Befehlshaber in der Schanze Charlebourg 31 Begraͤbniß, wie es die Peruaner damit halten 545. was ſie den Todten ins Grab mit geben 545 Behaim, Martin, mer er geweſen 18. ent- decket die Inſel Fayal 19 Beichten, der alten Peruaner, wie fie ſich dabey verhalten 512. 513 Bejuken, eine Art Sindweiden, wovon Bruͤ⸗ cken gemacht werden 392. 588 Belalcazar, vereiniget ſich mit dem Pizarro 57. zieht wider den Numinagui zu Felde 82. koͤmmt nach Euzco 83. geht nebft dem Almag. dem der in dieſem Bande vorkommenden Suchen. den Alvarado entgegen 85. fol das Königr. Quito den Spaniern vollends unterwürfig machen gr. vegieret Popayan 123. 181. wird in der Schlacht bey Duito gefangen 187. koͤmmt wieder los 187. erobert zuerſt Po⸗ payan 330. ſeine Nachlaͤßigkeit dabey 330 Benavides, Diego von, Unterkoͤnig in Peru, was unter feiner Regierung vorge: fallen 442 Benzoni, Nachricht von dieſem Geſchicht⸗ ſchreiber 246. 247 Bergara, Peter von, bringt Hakenſchuͤtzen nach Peru 99 Berge, in Peru giebt es deren dreyerley 324. Andacht auf denſelben 495 Bergwerke, Beſchreibung derer zu Coquim⸗ bo 308. bey Copiapo 310. derer zu Bir pes 334. und Potoſi 335. - neue zu St. Anton 341. ſehr beruͤhmtes zu Laycacota 442. warum es eingegangen 443. das Bergwerk Junchuli will man wieder herſtel⸗ len 451. warum die Indianer viele vor den Spaniern verborgen halten 476. ungefun- de Befchaffenheit des Bergwerkes bey Guan⸗ cavelica 477. Beſchreibung der Bergwer⸗ ke in Paraguay 591. Einwuͤrfe wider Cor: reals Zeugniß davon 591. 593. Schreiben an den König in Spanien wegen derfelßen 5gr. 592, verſchwundene Anzeigungen ei— niger 591. Freziers Zengniß davon 593. Hrdmung bey Vertheilung derſelben 596. verlorne Bergwerke und Gruben 603 Bermeſo, empoͤret fich wiber den Eu Gaſca 248. ſieht den Contreras in ihrem Unter⸗ nehmen wider den Pa Gaſta bey 248. wird vom Larez geſchlagen 250 Beſuche der Peruanerinnen 544 Berhlehemiten zu Lima 44 Betten der Peruaner, worinnen ſie beſte⸗ hen 523 Bettler, deren giebt es keine in Pau 575 Beutel, was die Erztgraͤber fo nennen 505 Bibles, ein Baum, deffen Dark zu eſſen tau⸗ get 268 Bienen, dreyerkep Arten berfelben in Cu: mana 13 Bilbao, außerordentliche Wuth deſſelben 135 Bildfäule, Philipps des V zu Lima 463 Bindweiden, davon werden Bruͤcken ge— macht 391. 588 Blitz, koſtbares Gebäude deſſelben 5881. wo— fuͤr ihn die Peruaner hielten 582 Bocca⸗Negra, ein Matroſe bleibe bey den Sndianern 45 Borja, Franz von, wird Unterfönig in Pe: ru i 439 Borbenläufer, Beſchaffenheit der peruani— ſchen 521 Bouguer, reifet mit dem de la Condamine nach Peru 348, 611. befuchet den Feuerberg Pichincha 363, 612. 615. fihlechte Gefund- heit deffelden 615: feine Ruͤckreiſe 633 Bovadilla, Dionyſius von, ein Heerführer des Gong, Pizarro, wird ‚hingerichtet 240 Bovadilla, P. Franz von, wird Schieds- richter zwiſchen Pizarro und Almagro 99 Boville, ein Hauptmann des Bela 185. wird mit dem Montemayor gefangen nach Ehili geſchickt 188. befreperfich, und koͤmmt nach Neufpanien . 188 Bracamoren, eine indianifche Voͤlkerſchaft 91 Bravos, werden die unbezmungenen Perua- ner genennet 329 Briſegno, Alonfo, ein trener Geführte des Pizarro 39 Bruͤcken von Bindweiden, oder einem Netze von Lianen 352. 391.588. von Schilfe und Stroh 395. 589 Bullen, pabftliche, Darauf halten die Creolen fehr viel 483 Cabsnen der Einmohner in Terra firma 274 Cabrera, wird gefangen und enthauptet 125 Cabrera, ein- anderer, wird vom Bela ge— fangen genommen 158. bemächtiget ſich Rom⸗ bre de Dios 182. wird Oberſter von des Bela Fußvolke 185. bleibt in der Schlacht bey Duito 186 Nunn2 Ca⸗ # Regiſter Cabrera, End Hieron. Fernandez ven, wird Unterkönig in Peru 440 Esceres , bringt den Pizarro um zwey Schif: fe 158. verſammelt in los Reyes die koͤnig⸗ lichen Anhaͤnger 221 Caceres, Juan de, wird erdroſſeit 427 Caci, ein Faſten der alten Peruaner 513 Cacique, was ein ſolcher eigentlich ſey 381 Cac⸗NYavirier werden vom Mayta Capac uͤberwunden 388 Cagnaren, eine ſehr liſtige Voͤlkerſchaft in Peru 184. werden vom Ruminagui beunru⸗ higet 83 Calchaquier, ein indianiſches Volk zwiſchen Peru und Tueuman 319 Caldera, ein Licentiat von Sevilla, verhin— dert, baß es zwiſchen dem Almagro und Al: varado nicht zum Handgemenge koͤmmt 86 Callao, Beſchreibung der Rhede daſelbſt 344. der Stadt und ihrer Befeſtigungswerke 345. Geſtalt der Stadt 346, 347. und der Bor- flädte 347. Befasungund Truppen dafelbft 492. wird durch ein Erdbeben gänzlich zer⸗ ſtoͤret 464 Callogaer, ein peruaniſches Volt 327 Camargo, verſchwoͤret ſich, wider den Gonz. Pizarro 192 Campi, eine Gattung Kleider für die Vor: nehmen in Peru 533 Camus, deſſen Reife nach Norden 61 Cancu, eine Art Brodt, die geopfert wur⸗ de 502. 505. zweyerley Gattungen deffel- ben 510. deffen Zubereitung 510, Sur. 372 Eandis, Peter von, ein treuer Geführte des Pizarro 30. unterfuchet Die Gegend von Zumbes 43. feltfame Wirfung eines Schuſ⸗ ſes, den er daſelbſt geshan 43. er bleibt un: ter den Indianern 45, was ihm Ferdinand Pizarro aufgetragen 104. wird vom = gro getoͤdtet Eandifch, Thomas, neht durch die Aa nifche Straße ing Suͤdmeer 436 ° Canela, Entdestung diefer Provinz 107, Ihre Lage 112 Cannarier, ihr Krieg mit dem Tupae Yu- panqui gu Canodeta, was die Wilden in Canada ſo nen⸗ nen as 33 Eanonierer, werden geichlic belohnet 234 Cantut, eine den fpanifchen Nelken ähnliche Bluhme 298. dienet zum Schmucke der Tö- niglichen Prinzen 52) Capa, ein fehr grimmiges Thier i in Cuma⸗ na 12 Capac, was es heißt 379 Capac NYupanqui, vierter Ynca, feine Erz oberungen 393. er verbisthet Die Sodomi⸗ terey 394. ſein Tod 395 Capia, eine Art Maiz 572 Cara wird der Maiz in Peru genannt 525 Caracciolo, Carmine, wird Unterkoͤnig in Peru 449 geht nach Spanien zuruͤck 450 Eavaibife be Inſeln, der Anfihlag, diefelben zu bevoͤlkern, gebt nicht von fFatten, 4 Caricancha, Bedeutung dieſes Wortes 583 ° Carillo, Johann, gebt mit dem Pizarro auf ——— aus 36 Carneros, ein laſttragendes Thier 573 Carrero, Porto, ein Befehlshaber des Gon- zales viſrro 18. Carrion, Anton von, ein treuer Gefahrtedes Biarıo 39 Cartier, Jacob, feine dritte Reiſe nach Ame- rica 29. er vüffet fünf Schiffe dazu aug, und geht unter Segel 29. koͤmmt nach Neuland, und die Wilden freuen fich über feine Anz - Funft 30. begiebt fich nach einem Fleinen Fluſſe, und bauer daſelbſt eine Schanze 30. befichtiget die Waſſerfaͤlle deſſelben ar. Un⸗ treue der Wilden gegen ihn 32, er kehret nach Frankreich zurück ER... Carvajal, Benedict Suarez von, (Doctor) . will feines Bruders Suarez Tod rächen 167, if in Gefahr, hingerichtet zu werden 173. seht mit dem Pizarro zu Felde 134. ‚feine Tapferkeit in der Schlacht key Duito 186. : laͤßt dem Bela den Kopf abfihlasen 187: ' ſtoͤßt wieder zum Pizarro 193, woruͤber = mi - der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. misvergnuͤgt morden 214. er verläßt: den⸗ felben 220. ſtoͤßt zum La Gaſca 229. wird Statthalter in Cuzco 245, fein Tod 246 Carvajal, P. Cofpar, ein Dominicaner, zan⸗ fer fich mit dem Gonzalez Pizarro 110 Corvafal, Diego von, ſwlast ſich zum Gon⸗ zal. Pizarro 160 Carvajal, Franz vol, Indgemein nur der Hauptmann genannt, Befehlshaber zu Cuz⸗ co, erfläret fih wider den Almagro 125. wird des Caſtro Generalmajor 130. ſonder⸗ bare Unerſchrockenheit deſſelben in der Schlacht bey Chupas 135. leiſtet ihm fer— ner vortreffliche Dienſte 160. 161. richtet den Caſpar Rodriguez hin 161. laͤßt drey Einwohner aus Euzco auf fhaͤngen 170. will den Cepeda aus dem Wege raͤumen 172. er⸗ droſſelt den Gumiel 172. warum er bie Hin⸗ richtung des Doctor Carvajals aufgefiho- ben 173. feine Grauſamkeit zu St. Michel und anandern Drten 179. feine Abſchilde⸗ rung 180. veriaget den Centeno 180. 189. fchlägt den Vermudez 190. laßt Dem Dien- dozo und Hetredia die Köpfe abfihlagen ıgr. feine. Unerſchrockenheit und Lift bey einer Verſchwoͤrung wider ihr ıgr bemächtiget fich der Bergmwerfe zu Potoſi 192, aberma⸗ lige Verſchwoͤrung wider ihn und feine Ra—⸗ che deswegen 192. Pizarro laßt ihn zu fich entbierhen 209: er koͤmmt zu Lima an 210, geht wider Den Centeno zu, Felde 225. feine gift, wodurch dag Treffen geivonnen wird 226, wird hernach gefangen 238: feine Hartnd- ckigkeit und fehmähliche Hinrichtung 240. Abſchilderung deſſelben 241. 242 Corvajal, Hieronymus von, ſchlaͤgt ſich zum Gonz. Pizarro 160 Carvajſal, Johann von, wird Befehlshaber zu Coro 52. feine Ausſchweifungen 52. er wird enthauptet 52 Carvajal, Suarez Allan, verläßt den jungen Almagro 127. und gebt zum Caſtro über 124. was er dem Vela melden follen 155. wird von demſelben ermordet 161.162 — Eafaos, Statthalter zu Panama, ruͤſtet ſich wider den Gonz. Pizarro 181. fein Vertrag mit dem Hinojofa 182, vergebene Unterneh⸗ mungen wider denfelben 188 Caſas, Bartholom. de In, erhalt den Titel eis nes Beſchuͤtzers yon Indien 2, feine Abreife nach Indiens. Begebenheiten zu großen Schwierigkeiten für ibn 5. er koͤmmt zu Porz foric on 6, warum er nach Hifpaniola geht 6, fein Vertrag daſelbſt 7. er begiebt fich nach Eumane , und wird verlaffen z. fein Much bey noch mehrern Widerwärtigfeiten 8. er seht wieder nach Hifpaniola 8. vernimmt daſelbſt feinen Verluſt 9: wird ein Domini: caner 10. verläßt feine Einfamfeit, nimme fich der Indianer wieder ans und geht des— wegen nach Spanien 149, erhält neue Vers ordnungen 150 Caſcha und Chaſqui, Unserfihied zwiſchen dieſen peruaniſchen Woͤrtern 521 Caßini, beſtimmet die Mittagolinie i in Frank⸗ reich 609 Caftilianer rächen fich an den Cumanern 10 Caſtilla, Balthaſar von, wird erdroffele 407 Caſtilla, Sebaftian de, ermordet den Hino⸗ jofa 426 Caſtillon, Sacob von , rächee fich an den Cu⸗ manern, und leger Neucadix an der Perlenz infel an 10 Caſtro, ſiehe Vacca von Caſtro. Caſtro, Alonſo de, wird ermordet 426 Caſtro, Lope Garcia von, wird Gtatthalter in Peru "433 Caſtro, Peter Fernandez von, wird Unterkoͤ— nig in Peru 442, beſtrafet die Unruhigen in Puno 443 fein Tod 444 Catamez, Entdeckung diefes Landes 38 Cavallevo, Johann, Secretaͤr der — kammer Centeno, Diego, erklaͤret ſich fuͤr den ge la 179. zieht fich vor dem Cavvajal zu⸗ ruͤck 180, feine Abſchilderung 180. muß ſich vor ihm in die Andes flüchten 189. geht aus feiner Höhle wieder hervor 214. bemaͤch⸗ nn 3 tiget Regiſter, tiget ſich Cuzeo auf eine recht verwegene Weiſe 214. 215. ſeine Liſt dabey 215. laͤßt ſich in Cuzco zum Generalhauptmanne er- wählen 215. gebt nach Plata 2ı5. ſtoͤßt mir dem Mendoza zufammen 223. Pizarro fü- chet ihn vergebeng zu gewinnen 224. feine Krankheit 225. verliert die Schlacht hey Guarina 226. ſtoͤßt mit feinen Ueberbleib⸗ feln zum La Gaſca 230, bekoͤmmt den gefan- genen Pizarro unterfeine Verwahrung 239- Vorwurf, den ihm Carvajal gemacht = fein Tod 245 Cepeda, Licentiat, wird des Bela Auditor 152. bekoͤmmt dad Siegel in feine Hände, und widerſetzet ſiih des Vela Unternehmun- gen 163. wird Generalhauptmann 165. er⸗ wirbt ſich des Pizarro Gunſt 172. geht mit ihm wider den Vela zu Felde 176. genießt des Pizarro Gnade 189. verlaͤßt denſelben, und geht zur königlichen Partey uber 235. 237. Cermeno, ein Befehlshaber des Gonz. Pie zarro 158 Cerna, Michael de la, vertheidiget Truxillo tapfer 108 Cerna, ein Einwohner zu —XE entfuͤhret dem Pizarro zwey Schiffe 158 Chabot, Philipp, ſchlaͤgt die Errichtung ei- ner Pflanzſtatt in America vor 29 Chacu, iſt die allgemeine und feyerliche Jagd der Peruaner 573 Chaguancser, ein peruanifches Volt 326 Cham̃cha, eine Art geröfteren Maiged 573 Charcas, Unruhen in diefer Provinz; 425 Ehartebourg, Erbauung diefer Schanze auf der Inſel Neuland 31 Chaſca, warum die Peruaner die Venus fo nenneten 560. 581 Chaves, Franz von, wird von den Perua: nern gefangen 86. ſchließt Frieden mit ih- nen ‚ und koͤmmt wieder los 87. langet zu Cuzto an 88. ſteht dem Cerna in Truxillo bey 108. wird ermordet 118. 124. ein an⸗ derer gleiches Namens hat gleiches Schick- fal 124 Cheap, Babrtholomaͤus beunrubiget wi ma Cherk, Jacob Hermite, fuchet vergebens * lao wegzunehmen 439. 440. ſein Tod 440 Chicapoca, eine Art indianiſchen Getraͤnkes aus Maiz 275 Chicapoyger, eine peruaniſche Voͤlkerſchaft 326 Chicora, hieß vormals das franzoͤſiſche lo. vida, ist aber Carolina 4 Chihuaybna eine Bluhme, womit die koͤ— niglichen Prinzen gezieret werden 529 Chili, Reichthum dieſer Landfihaft go. Ero- berung derfelben 107. Beſchreibung diefer Provinz 302. Unruhen daſelbſt 430, 431 Chilifahrer, wer ehemals fo genennet wur: de 106 Ebinchacamac, ein pernanifcher Göße 406 Chipana, eine Art peruanifcher Armbänder * 507. 524 Chonta, eine Art Amulete 482 Chunchos, einindianifches Volk in Peru 340. deffen Krieg mit den Spanier 457. ihre Ge- finnungen dabey 458. Staatsklugheit ihres Oberhauptes 462. fihlagen den Barto- li 461. ihre Gtreifereyen 463 Ehufps, eine Taſche, welche der König in Pe— vu trägt 524 Cianca, faffet des Gonz. Pizarro Urtheil ab 239. wird zu Cuzeo gelaſſen, die Gerechrig- keit daſelbſt zu verwalten 244 Cicilia, gebt zum Gonz. Pizarro über 160, feine Graufamkeit 218 Citu, iſt das Reinigungsfeſt der Peruaner so Tlairaut, deſſen Reiſe nach Norden 611 Clavijo, Statthalter zu Panama, begleitet den da Gaſca 249. 250 Clerk, Carl Heinrich, ein Seeräuber, wird aefahgeh und hingerichtet 444 Eliperton, ein engländifcher Seeraͤuber, beunruhiget Die Küflen von Peru 450 Cobriffo, eine Art Silbererzt 600 Coca, oder Cuca, ein Kraut, das die India: ner anbethen 396. 496. es ſoll die Gtärfe \ — ver⸗ * der in dieſem Bande vorkommenden Sachen, vermehren 476. mie fie daffelbe opfern 496. wie es der König anwendet 524 Eochenilfe, deren Sammlung von der Opun- tia 358 Colombo, Don Diego, Zuruͤckkunft deſſel⸗ ben nach Hifpaniola 2, er fleigt zu St. Do: mingo and Band 3. feine Gemuͤthsart, Fa— milie und fein Tod 48 Colombo, Ludwig, bekoͤmmt den Titel alg Admiral von Indien 48. Dat wenig Anfes hen und Feine Gewalt 142, fein Tod Eompo, eine Battung Kleider für —— Perſonen in Peru 533 Condamine, de la, Reiſe deſſelben nach Pe— ru 347. ſeine Abreiſe 348. Martinique und San Domingo 348. ſeine Ankunft zu Carthagena 349. er wird von einem Scorpione geſtochen 349. ſeine Beob⸗ achtungen zu Manta 350. machet eine Aufſchrift zu Palmar 351. curiret einen Creolen 351. geht von Manta nach Quito 35t., feine Verlegenheit bey feiner Ankunft in Duito 353. er reifee nach Lima 354. wird beſchuldiget und rechtfertiget fich 355, feine Beſchaͤfftigungen unterwegend 359. feine Reife nach Tagualo 357. er ſchicket Seltenheiten nach Frankreich 360. verliert das Gehör 361. erfeßer den Abgang des Queckſilbers 361. vrechtfertiget den Herrn Segurola 361. befischer den Feuerberg Pi- chincha 363. 612. 615. muß viel Linges mach dabey ausftehen 364. 365. 613. 615. 619. 620. machet eine Aufſchrift im Jeſui⸗ tercollegio zu Quito 370. 624. man glaus ber, er ſey umgekommen 620. Schwierigkei⸗ ten und Verdrießlichkeiten, die er bey Er: richtung der Pyramiden in Quito zu über- winden gehabt 621 ff. feine Vertheidigung wegen gemiffer Vorwuͤrfe, die man ihm ges macht 626 ff. er ſenket eine Abſchrift vonder Aufſchrift inden Grund der Pyramiden 629. fein Vorſchlag, auf dem Amazonenfluſſe zu⸗ ruͤckzugehen 371. 630. Verfügung wegen feiner Inſtrumente 372, ihm werden feine 143 er gebt uber Papiere geftohlen , er bekoͤmmt fie aber wie⸗ der 373. feine Verabredung mit Maldona- do 373. fein Weg durch Ceneguetas und feine Wahrnehmungen zu Tarqui 374. koͤmmt im Lebensgefahr 374. fein Urtheil von der pernanifchen Hoffprache 552 Concert, ein ſeltſames auf der Yandenge 261. 262 Conchucos, indionifche Caciquen 107 Condeſouioer, ein kriegeriſches Volk in Pe⸗ ru 327 Condor oder Cuntur, ein Vogel, den die Peruaner anbethen 493 Contreras, Ferdinand, des Rodrigo Sohn, will dem La Gaſca feine Schaͤtze abneh- men 247. verfehlet ihn zu Panama 248. nimmt dem Marchena die Cafe zu Panama weg 248. fein Unternehmen auf Nombre de Dios 248. fihlägt fehl, und er er⸗ ſaͤuft 250 Contreras, Peter, des Ferdinand Bruder, ſteht — in feinem Unternehmen bey 247. 248. feine Flucht und Ungewißheit, wie es ihm weiter ergangen 250. 251 Contreras, Rodrigo, Statthalter in Nice ragua 247. wie er um feine Gtatthalter: fihaft gekommen 248 Coquimbo, Unlegung diefer Stadt 306. un⸗ faubere Gaſſen, Märkte und öffentliche Gebäude daſelbſt 307, vortrefflicher Boden, Gold⸗Silber⸗ und andere Bergwerke 308. Geltenheiten 309 Coral, eine Art Schlangen mit fenerfarbe- nen Ringen 361 Coraquenque, ein ſehr ſeltner Vogel in Pe- ru, deffen Federn zum koͤnigl. Kopfputze bie: nen 524 Cordua, Diego Fernandez von, wird Inter: Fönig in Peru 439 Cordua, Franz Fernandez von, was ihm Pedrarins aufgerragen 35 Cordua, Peter von, beſchwoͤret einen euma⸗ nischen Pfaffen 15 Co⸗ Regiſter, Coro, Erbanung dieſer Stadt 49. Abtre⸗ fung derfelben am die Welfer in Augsburg so, Ahr Verfall unter ihnen zı. die Spa⸗ nier fegen fich wieder daſelbſt 52 Corpahuaſci, ſind oͤffentliche Gaſthoͤfe oder Hoſpitaͤler 575 Correal, Franz, ſeine Abſchilderung und Reiſe nach Peru 316. Einwuͤrfe wider deſſen Zeugniß von den Bergwerken im Pa- raguay 591. 593 Corregidoren, wie fie die Indianer in Pes ru placken 474 Corſaren, unruhe der Spanier wegen der⸗ ſelben Cortez, Ferdinand, der Fortgang ber fpani- ſchen Waffen unter ihm war ſehr ſchnell 1. 2 mache ſich Merico unterwuͤrfig 83 Cortez, Martin, des Ferdinands Vater, feht bey Kaiſer Carln dem V im großen Gnaden 2 Cotopaxi/ Beſchreibung dieſes feuerſpeyenden Berges 368. 369. feltfame Wirkungen feiz nes Feuers 370 Couplet, Reiſe deſſelben nach Pau Hu Eoy, nennen. die Peruaner ihre, Raninichen * 523 Coya, des erſten Dnca zu Cuzco Gemahlin 293. 377. Bedeutung dieſes Namens 379 was fie die Indianer gelehret habe 293,380 nach ihr heißen alle Koͤnigiunen Coya 540 Creolen werben die in Indien gebohrnen Spa⸗ nier genennet 478. ihre Religion 478. ih⸗ re Andacht muß durch finnliche Din: ge unterflüget werden 479. ihre be⸗ fondere Andacht bey dem Roſenkranze ggr. und dem Derge Carmel 482. ihr abergläubifches Weſen 482, halten viel auf die pabftlichen Bullen 483. ihre Leibesbe—⸗ fehaffenheit und Gemüthssrt 484: große Meynung / bie fie von ihren Verſtande haben 484. ihre Trägheit 485. Art zu eſſen 485 ihre Heirathen 486. Abſchilderung ihrer Fravensperſonen 487, ihr Zangen, ihre Muſik und Galanterie 488. Kleidung in den kal⸗ . ten Gegenden 489.490. Ihre Bauart 490. Soldaten 491 Ereolifcher Adel in Peru, Lob deſſelben 358: 375 Criſnegas, eine Art indianifcher fehr ſtarker Geile 231, wie fie Brücken davon fchlagen 231. was das fonberbarfte an diefen Sei⸗ len ift 231 Cuca, ein Kraut, das die Peruaner ſehr hoch halten 496. ſiehe auch Coca. Cucuy Ricoc, was das für Kundſchafter in Peru ſeyn —* Cuellar, Franz von, ein treuer Gefaͤhrte des Pizarro 9 Cuellar, Sancho von, wird von den Perua⸗ ner gefangen und erwuͤrget 86 Cueto, Alvarez von, hebt ded Marg. Pizar- vo Kinder auf 163, - giebt Diefelben wieder 108 166. überliefert den Auditoren feine un⸗ terhabende Slofte 167. _ gebt nach Nombre de Diod 174. und von da nach Spanien „175. reiſet zum Kaifer Karl dem V nach Deutſchland 175: 194 Euevs, Beltran de Io, befömme den Ri⸗ chard Atkins gefangen h £ 436 Culicuchima, ein Heerführer des Atahuali⸗ pa, deſſen Begebenheit mit dem Ferdinand Pizarro 74 Cumana, Entdeckung dieſer Landſchaft 5. Auf⸗ ruhr daſelbſt, und wie er beſtrafet worden 6.10, Sitten dieſes Landes 11. Jagden und Thiere 12. Fiſcherey, Ackerbau, Fruͤch⸗ te und Baͤume 13. Muſik, Feſte und Zar: ze 14. Religion und Pfaffen 15 Cupay, nennen Die Peruaner den Teufel 495 ihr Abfchen vor demſelben 495 Cupay Yupangui, ein Baſtard von koͤnig⸗ lichem Geblüte; Bedeutung feined Namens 85... flüchtet fich vor den Spaniern ._ 85 . Curaca, beißt in. Peru fo viel, als Cacique 381. ihre Verheirathungen und. Gemah- linnen 538.539 Cuzco, Bewegungen daſelbſt wider den Vela 157... Lage und Urſprung diefer Stadt 289- 378. der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. 378. Erzählung eines Ynca davon 289 ff, Eintheilung derfelben in Dber- und Unter: Cuzco 292, verfhiedene Namen 294. ihr Zuffand unter den Yncaen 294. 295. ihre Feſtung 295. Straßen, Gebäude und Pla: Be 298. Vorſtaͤdte für die Incae und ihre Gebäude 299. 300, Zahl der Einwohner 300, Thäler 327. Handel daſelbſt 340, Verehrung der Peruaner gegen fie 496, 497 D’ Aguirre ſtoͤßt zum Centeno 215 Dampier, Wilhelm, beunruhiget die Küften von Beru 448 Davaros, Gil Ramirez, Corregidor zu Cuz⸗ co, wird verjagt 428 David, Eduard, ein Geeräuber, richtet viel Schaden in Peru an 446 Davila, Pedro Aria, ſiehe Dedrarias. Decurionen, Amt derfelben 515. 516,575 Denkmaale, fonderbare zu Ilo 341, deren Meynung, 341. 342. alte in Peru 387. 375 Diaguez, Fr.fodert den jungenAlmagro auf 131 Diaz mird Statthalter in Duito 172. wird vom Bela gefchlagen 176 Dichter der Pernaner 553. 554 Diebftahl, Haß der Cumaner dagegen 12 Dionyſius, ein Mönch, wird ermordet 9 Dive, Sobann, wird von den Peruanern ge— fangen 85. koͤmmt wieder los 88 Dolmos, des Pizarro Lieutenant zu Puerto Viejo, .erflicht den Eſtacio 223 Domingo, fiebe San Domingo. Dominicaner, laſſen fich auf der Küffe von Cumana nieder . 5 Donnscone, wird nach Frankreich geführet, und flirbt daſelbſt 30 Donner, koſtbares Gebaͤude deſſelben 581. wofuͤr ihn die Peruaner hielten 582 Dornen, die ſtatt der Nehnadeln, und Kaͤm— me daraus zu machen dienen 566 Drack, Fran, — Peru 434 9 Ehebruch, Strafe deſſelben bey den Cuma⸗ nern Ir. auf der Landenge 277 Allgem. Reiſebeſchr. SV Band. Kinbalfamirung in Peru 544 545 Engländer, bennrubigen die Spanier 16 geben nach Hifpaniola 17. muͤſſen fich von da wieder entfernen 17, erhalten das Aß fiento der Negern 448. ihr Krieg mit den Spaniern 455 Eratoſthenes, feine Bemühungen die Gröf: fe der Erde zu erfinden 605 Erbfolge in Peru bey den Oncaen und. in einigen-ihrer Lande 547.548 Erdbeben, entfeßliches in der Landfehaft Duito 108, in Peru, welches Santjago völlig über den Haufen ſtuͤrzete 441. zwep andere, wodurch Lima zerfiörer wird, und Wunder dabey 446. ein anderes Erbbe- ben ebendafelbft 464. nirgends werden mehr Erdbeben verſpuͤret, als in Peru 468 Urfache davon 468. 469 Erde, Bemühungen, die wahre Geſtalt der- felben zu beflimmen 602, 609. Verlegen⸗ heit der Alten, wegen ihrer Geffalt 604 und wegen ihrer Größe 604. Verſchie— denheit in deren Beſtimmungen 605. er⸗ ſter Zweifel, wegen ihrer vollfommenen Ku— geleundung 606, - Antheil den alle Wiffens fihaften an diefer Frage haben 6ıo. Meß: kuͤnſtler zu Ausführung diefer Beſtimmung 611, Beſtimmung der wahren Geftalt der Erde 609. wie viel ein Erdgrad in Peru und einer in Lappland betrage 625 Erfrorene Aörper, die fich lange erhalten a 91, 333 Erntefeſt der alten Peruaner 310, 5ı2 Kfcobar ; Pedro d, bleibe im Kriege wider die Chunchog 450. 461 Eſcovedo, geht zum Gong. Pizarro über 160 verläße denfelben wieber 220 Eſpinoſa, Cafpar von, Prafident zu His fpaniofa 48. führer dem Franz Pizarro Voͤlker zu 98. vergebliche Unterhandlung deifelben mir dem Almagro 98. fein Tod 98 Eſquivel, verbindet ſich mit dem Centeno 214 Eſtacio, Gomez, wird erflochen 223 F. Fabel Ooo o $. Gabel, von dem müden Steine 297. dem Nrfprunge der Yncae 289. 377. den Fi⸗ ſchen 493. dem Flecken im Monde 560 Faden, damit verwahren die Cumaner ihre Türen 12 Fahrzeuge von neben einander gelegten Bal- fen 586. von Binfen 586. von Cale- baffen 587, von Seehunden 587 Salero, Rui, unterflüget die Vorſchlaͤge des Magellans am fpanifchen Hofe 19, geräth in Zwiſtigkeit mit demfelden 20. und rü- ſtet eine befondere Flotte aus 21 Fanegue, was ſo genannt wird 315 Faſten der alten Peruaner 513 Feldbau, Ordnung bey demſelben in Peru, und Bereitung des Landes dazu 567 Felder, wie fie die Peruaner duͤngen und waͤſ fern 570. 571. Freude bey Beſtellung der Dmcae: und Sonnenfelder 569, Antheil eines jeden von ben Feldern 570 Ferdinand von Lucca, tritt mit dem Pi» zarro und Almagro in Geſellſchaft 35 Feſte, was die Cumaner fuͤr welche feyern 14. galantes Feſt der Indianer zu Tarqui 359. die in Peru gefeyert werden 479. 480 Hauptfeſt der Sonne 503. 504. Vorbes reitung dazu 504. andere Feſte und Anz bethung in dem Tempel 509. 510. 512 Feſtung der Yneae, Befchreibung derfelben 324 Feuer wie es die Peruaner zu den Opfern anzuͤnden Feuer ſpeyender Berg in Quito 84. Arequipa 323. bey Mulchalo 325. in Peru 615 Figueroa, wird für untuͤchtig erklaͤret, je— mals ein koͤnigliches Amt zu befleiden 2 Fiſcherey, Beſchaffenheit derfelden in Cu— mana 13. in Peru 573 Fiſo, ein indianiſches Oberhaupt, wird ge: fangen 106 Fledermoͤuſe, wie die in Cumana beſchaf⸗ fen ſind 12. 13 sleife ch der Thiere, deſſen Zubereitung bey den Indianern auf der Landenge 279 507 bey Regiſter, Flora, Anton, Alcalde Major, geht F der Inſel Hiſpaniola Floridaner, werden unter die —— ſer gerechnet Fontanellen, fi ſind bey den Creolinnen febe gemein 489 Franciſcaner, laſſen fih auf der Küffe von Cumana nieder 5 Srancifeus, mie das Feſt dieſes Heiligen in Peru gefeyert werde 480 Franſe, eine rothe, dienete Statt der Kö: nigsbinde in Peru 82, 88. mas die gelbe bedeutet 85 Stanz Mertin, des Fran Pizarro Stief⸗ bruder 116. wird ermordet 119 Sranzofen entdecken Neufranfreich 25. freis ben ihre Entdeckungen weiter 25. warum fie America eine Zeitlang zu vergeffen ges fehienen 29. ihr Handel an den Küffen von Peru 447. demfelben wird geſteuert 449 Frauensperſonen der Creolen in Peru, Ab- fehilderung derfelben 487. ihr Sigen 487 Frezier, Reife deffelben nach Epili zr2. in: fonberbeit nach Gant Jago 3ı2. Befchwers lichkeiten dabey, und feine Rückkehr über bie Goldgruben 313. fernere Reife deſſel⸗ ben an den Küften von Peru 333. fein Zeuge niß von ben Bergmerken in Paraguay 593 Suenmayor, Alphonfus von, Erzbifchef und Praͤſident der Inſel Hifpaniola 98 Fuenmayor, Diego von, führet dem Franz Pizarro Völker zu 98 Suentez, wird Statthalter zu Arequipa 172 G. Galanterien der Creolen in Peru 488 Gallinaoſtein, eine Art Cryſtallen 361 Gama, Doctor, machet den gefangenen An- bängern des Almagro den Proceß 137 Garas, Andreas von, des de In Gaſca Au⸗ ditor in Peru 195 Garces, Enrique, entdecket die Dueckfilbers gruben zu Guanca Belica 433 Garcias, gebt wider die Anhänger des Koͤ— niges zur Felde 125. ſtoͤßt zu dem Alma» gro der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. gro 126. erleget den Gotelo im Zweykam⸗ pfe 129, wird wieder getödtet 130 Gärten, koſtbare der Yncae 578. ganz gol⸗ dene Bäume, Thiere ıc. in denſelben 578 einer mit lauter goldenen Bäumen ꝛc. 583 Gaſca, Peter de la, Abfchilderung deffelben 194. wird zu des Bela Nachfolger in Pe- ru beſtimmt 195. 425. geht als Föniglicher Praͤſident der Audiencia dahin 195. 425. fleigt zu Nombre de Dios and Land 195. fein Berragen gegen die Anhänger des Pizarro 195. 196. wie.er zu. Panama aufgenom« men worden 196. fein Schreiben an den Gonz, Pizarro 198 ff. Aldana, Hinojo⸗ fa und Solig treten auf feine Seite 204. 205- er ſchicket vier Schiffe nach der Kuͤſte von Peru 205. wird vom Gonz. Pizarro vers urtheilet 213. koͤmmt in Peru an 223. ſei⸗ ne SKriegsverfaffungen, Anordnungen in feinem Lager und Befehlshaber ſeines Heeres 229. fein Rath 230. _ Aufenthalt zu An⸗ daguayrad 230, ſchlaͤgt eine Brücke über den Apurima 230, 231. laͤßt feine Trup⸗ pen hinüber gehen 231, verſuchet den Pi⸗ zarro 233. feine Berlegenheit, in die Eber ne zu kommen 233. er koͤmmt endlich hin⸗ unter 234. vergebene Anfihläge der Auf: rühren wider ihn 234. Anführer feine Heeres 235. bekoͤmmt ben Pizarro, Car⸗ vajal und viele andere gefangen 238. laͤßt fie hinrichten 239. 425. läßt Die Schä- tze hin und wieder zufammen holen 243. ſei⸗ se Beſchwerlichkeit bey den neuen Eintheis lungen 243. . eine Verſchwoͤrung Mis der ihn wird entdecket und beſtrafet 244. er flellet die Misbraͤuche ab 245 fein Betragen vor und bey feiner Abreife von Peru nach Spanien 246. man will ihm feine Schäge unterwegend abnehmen 247 wie ex folches vermieden 249. feine Ankunft in Spanien und feine Belohnung 252 Gagyette, ein fpanifher Hauptmann, koͤmmt in Peru um 97 Gebäude der Einwohner in Terra ſirma 274 eines aus einem einzigen Felſen gehauen 576 Gebäude, Eönigliche, in Peru, großer Pracht derfelben 578 Gefäße, Befhreibung eines befondern 576 Gefraͤßigkeit ungemein geoße der Cumaner ı2 Beiftliche, ſpaniſche in Peru, druͤcken die Indianer 472. Ihr freched Leben 473 Geographie der Peruaner, Beſchaffenheit derfelben 560. 561 Geometrie der Peruaner, Beſchaffenheit der- ſelben 560 Gerichte, breyerley in Bern 520 Befchente, der Peruaner an den Ynca 536 Geſetze, Heiligkeit derfelben in Peru 518. Era zählung verfchiedener 533. 536 Getraͤnke der Indianer in Terra firma 275 Gbenssäuigen, vergeblicher Anfchlag deſſel⸗ ben auf Callao 440 Gift, womit die Cumaner ihre Pfeile vergif- ten, wie fie ed zurichten 14 Giftmiſchen in Peru wird verbothen 390 Ginez, ein fpanifcher Schiff3hauptmann, wird von den Engländern beunruhiget 16, 17 Bipfel, der hohe, ſchoͤne Ausficht dieſes Gebirged 256. 257. Fluͤſſe daſelbſt 257 Giron, ein Befehlshaber ded Ten 185 Bon, Franz Hernandez, erreget Unruhen in Euzco 427. muß fich vor dem koͤnigli⸗ chen Heere zurück ziehen 428. viele ber Geinigen verlaffen ihn. 428. ſchlaͤgt den Alvarado 429. greift aber das Fönigliche Heer fruchtlos an 429. wird gefihlagen 430. gefangen und enthauptet 430 Bodin deröältere, Reife deffelben nach Peru 348.611. feine Beobachtungen aufdemBerge Bambamarca 514. feine Rückkehr nach Euro⸗ pa und feine igige Bedienung in Spanien 634 Godin des Odonais, ein Vetter des vor⸗ herſtehenden, reiſet gleichfalls nach Peru Our verheirathet ſich daſelbſt 655. wo er ſich itzo aufhalte 635 Godinez, Vaſco, empoͤret ſich 426. ermor⸗ det den Sebaſtian Caſtilla 426. laͤßt den Egas von Gusmann hinrichten 426. wird geviertheilet 427 Gold, wie es die Spanier aus den Fluͤſſen Oooo⸗ — in Regiſter/ in Indien ſammlen 270. wird gemeinig⸗ lich in den unfruchtbarſten Laͤndern gefutt- den 285. wie ed in Paraguay aus dem Ge- feine gebracht werde 594. wie man es daſelbſt mwaͤge, und was es für Gehalt habe 595 Gold und Silber geben die Peruaner nicht zum Tribute 536 Goldadern, werden bey Cuzco in Peru ent⸗ decket 139. Beſchaffenheit derſelben 595 Goldklumpen, ein ungeheurer 301 Goldkoͤrner, gediegene, und ſehr große x Goldener Garten Goldenes Haus, wird vergebeng — — Goldene Ruthe oder Stange des erſten Yn⸗ ca, wozu fie ihm genutzet habe 290.377 Bonsales, begleitet den Barrionuevo, iff aber ein geheimer Kundfihafter 148 Bonzales, Peter von, wird von den Perua- “nern gefangen 86. koͤmmt mwieber los 88 Gorgone, Befhaffenheit diefer Inſel 40 Bergleichung Derfelben mit der Hölle 40 Pizarro laͤßt ſich daſelbſt nieder 40 Gott, einen hohen unſichtbaren verehren die Peruaner 494 Goͤtzendienſt der Peruaner 493 ff. Graͤnzſtreitigkeiten, wie fie in Peru ent- fihieden werden 520 Groſſura, was die Creolen fo nennen 478 Guaboymilla, Koͤniginn der Amazonen 92: Buacs, fiehe Huaca. Guadoquinaxes, Beſchreibung dieſes Thies res 40 Guairas, eine Art indianifcher Oefen 192: Guamanga, Empörung diefer Stadt 427 Guana, Erde oder Vogelmiſt, deren Ben fepaffenbeit und Nutzen Guaypalan, erflicht den Quisquiz 89 - Guerin, Johann, ein englaͤndiſcher See⸗ raͤuber, beunruhiget Panama: 445 Guevara, Diego Ladron de, Unterkoͤnig in Peru, ſein Betragen gegen die franzoͤſiſchen Schiffe 448. wird abgeſetzt und ſtirbt 449 Guevara, Johann Perez von, fol Mullo— bamba erobern 139 Guevara, Johann Beleg von, ein Gelehr- ’ 328.335 ter und ein Kriegesmann, deffen Abſe sitde: rung 130, ergreift des Gonz. Pizarro Par: tey 158. wird hingerichtet 239. 240 Guinecour, geht nach Neufranfreih 33 Gunnieb, ein Befehlshaber des Gonz. Piz zarro 158. wird vom Carvajal ermordet 172 Buruchec, warum die Peruaner das Bley fo nennen 601 Gusmann, Egas von, empöret ſich 426 wird hingerichtet 426 Gusmann, Hernan Meyia von, wird vom Bela sefängen genonmen 158 Gusmann, Johann, was ihm Almagro aufgetvagen 99 Gusmann, Ludwig Heinrich von, wird In- terfönig in Peru 441 Gusmann, Mexia von, Statthalter zu Nombre de Dios 195. empfängt den de la Gaſca daſelbſt 195. rechtfertiget ſich des- wegen 196 Guͤter, oͤffentliche und Privatguͤter Verord⸗ nung wegen derſelben in Peru 531 Guttierez, Philipp, wird auf neue Entde— ckungen ausgeſchicket 138. verläßt den Gonz. Pizarro 160. 35 Haar, wie ed die Einwohter in Terra fire ma tragen und Fammen 263. wenn fie es abfehneiden, iff es eim Ehrenzeichen 263: Haare und Naͤgel, die fih die Peruaner abfehneiden, verwahren fie forgfältig, 547 Haar ſilber wird in Perw gefunden 600 Halpa, iſt der pernanifche Moͤrtel 577 Handwerker der Peruaner 566 Haro/ Ferdinand von, wird von den Perua⸗ nerır gefangen 86. koͤmmt wieder los 88 Hatuncaci, großes Faſten 53 Hauptleute, Amt der peruaniſchen 515.516 Zeerſtraßen in Peru, uͤbertreffen beynahe die ſieben Wunderwerke der Welt 583. 584 Heinrich, ein junger chriſtlicher Cacique, Aufſtand deſſelben 2. vertheidiget ſich im dem Gebirge Baoruco viele Jahre wider die Spanier 140. feine ungemeine Vorſicht und Wachfamfeit dabey 140, 141. mas er dem wird enthauptet 161 2 der in dieſem Bande vorfommenden Sachen. dem P. Kemi für Antwort ertheilet, der an ihn abgeſchickt worden 141. 142. mie er vom Barrionuevo empfangen worden 145. Inhalt des Vertrages, den er mit ihm gefchloffen 147 laͤßt denfelben bey feiner Rückreife durch ci- nen Kundfchafter begleiten 148. gebt fel- ber nach San Domingo,und unterzeichnet ben Frieden 148, laͤßt fich mit den Ueber bleibfeln feiner Nation zu Boya nieder 148 Heirathen, der Indianer auf der Landenge, Gebräuche dabey 276, 277. der Ereolen 486. fiehe auch Verheirathungen. Helena, Entdeckung diefed Cops 4 Henea, eine Art ſtarker Röhre, wovon bie Peruaner ihre Strohbarfen machen 167 Henriquez, Mfonfus, was ihm Almagro aufgetragen 99: Henriquez, Balthaſ. de la Cueva, wird Un: terkoͤnig in Peru 444. wird abgefett, er⸗ haͤlt aber ſeine Wuͤrden wieder 445 Henriquez, Martin, Unterkoͤnig in Peru 435 Herbergen an den Heerftraßen in Peru 584 Heredia, ein Befehlshaber des Vela 185 Hernandez, was ihm Pizarro megen des Al⸗ dana aufgetragen 217. hintergeht ihn 218 Herrada, Johann von, deſſen Berrichtuns gen bey dem Almagro 93. er erzieht dee felben Sohn den jungen Diego Almagro 113 flifter eine Zufammenverfchtwörung wider den Sranz Pizarro am ırz. beſuchet denfelben > und verfteller fich aufs aͤußerſte dabey 115 wie er die Ermordung ded Pizarro ausge⸗ führet habe 118. 119. wird des füngern Al- magro Feidherr 124. entdecket eine Ver⸗ fehwörung wider fich 124. fein Tod 127 Herredia, gebt mit dem Roias auf: Entde- ungen aus 190. erſticht den Franz Men⸗ doza 190. wird vom Carvajal gefangen und enthauptet: I9F Hiuana, eine Art ſchwarzer Kieſel, deren ſich die Maͤurer ſtatt der Werkzeuge bedienen 566 Hinoſoſa, Pedro de, wird Corregidor in der Provinz Charcas 425. fine Ermordung 426 Hinojoſa, Peter Alfonfus von, des Gonz. Pizarro General 180. hebt dis Vela Bru⸗ der und einen Baſtard des Pizarro auf 181 begiebt ſich nach Panama 181. bemaͤchti⸗ get ſich Nombre de Dios 182. behauptet ſich in Tierra firme 188. ſchlaͤgt den Ver- dugo 195. unterwirft ſich dem koͤniglichen Praͤſidenten de la Gaſta 205. wird Gene— ral aller koͤniglichen Truppen 205. mas ihm Pizarro fuͤr einen Tod zugedacht 213 liefert demſelben ein Treffen 235. 236. ſeine Ermordung 246 Hiſpaniola, Zuſtand dieſer Inſel 54 Hochelay, ein Oberhaupt der Wilden auf der Inſel Neuland, meynet es fehr gut mit dem Cartier 31. ipird falfch gegen ihn 32 Hof bediente in Peru 522 Hojeda, Alfonſus von, wird von den Perua— nern gefangen 86, koͤmmt wieder los 88 Holguin, Peter Alvarez, Lieutenant, erklaͤ— ret ſich wider den Almagro, und fuͤhret die Truppen von Cuzco an 125. wird Gene— ralhauptmann von Peru 125. will zu dem Alvarado floßen 126, hintergeht den’Alz magro durch eine Kriegestift 127. ſtoͤßt wirklich zum Alvarado 128, bleibt in der Schlacht bey Chupas 135 — Garcias, erforſchet die Kuͤſten bob eru Hondegardo, Polo, ein Kcentiat, thut — Gonz. Pizarro nachdruͤckliche Borffelhungen 213. verläßt denfelben 220. ſetzet über den Fluß Apurima 231. holet die Schaͤtze aus den Bergwerken zu Potoſi 243 Horoſco, Chriſtoph von, ‚wird von den Peruanerm gefangen 86, koͤmmt wieder los 88 Hortitz, verbindet ſich / mit dem Centeno 214 Huaca oder Guaca, wahre Bedeutung die: ſes peruanifchen Wortes 495: 496 Huanacu, ein Thier mit rauhen Haaren 574 Huancohuallu, König der Chancaer ent: flieht: 403' Huargnca, wird das Kitterfchlagen oder Wehr⸗ machen der jungen Ancae —— Ceremonien dabey Huaſcar oder Guaſcar, ſonſt Inticufi- En Oooo 3 allpa Regiſter, allpa genannt, drey jehnter Onea 410. Her⸗ kunft dieſes Prinzen 418. ſein Krieg mit ſei⸗ nem Bruder Atahnalipa 59. 60, 420. er wird gefangen 61. 421. mas er dem Pizarro für Borfchläge thun laſſen 72. wird auf Bes fehl feines Bruders ermordet 73 Huayna Capsc, zmölfter Inca, feine Ero- berungen 412, 413. ſchoͤne Eigenſchaften 414. wozu er die große goldene Kette ma= chen laſſen 414. Anwachs feined Reiches 415, feine Händel wegen der Inſel Puna 415. feine Großmuth 416. er zlichtiget die Garanquer 417, feine Unterredung von der Sonne 417. feine Familie 59. 60.418 er befömmt Nachricht von der Spanier An⸗ Funft 419. feine Prophezeyhung 62. 73. 419 feine Graufamfeit 324. und fein Tod 420 Hubert, Thomas, ob er Canada entdesfet 23 Hugo, Reife deffelben nach Peru Gun. mo er fich itzo aufhalte 636 Hunde, ſonderbare Eigenſchaften der india⸗ niſchen auf der Landenge 278 Huren, oͤffentliche in Peru 544 Humintu, eine Art Brodt aus Maize 572 Huygen, Meynung deſſelben von der wahren Geſtalt der Erde 607 FT Jagd, Befchaffenheit derfelben bey den Indie anern auf der Landenge 278. allgemeine der Peruaner, Chacu genannt 573 Tagden ber Eumaner, ihre Befchaffenheit 12 Jahreszeiten, ungleiche in Peru 467.468 Tangaden, indianifche Fahrzeuge 586 Jeſuiten kommen nach Peru 433. legen Dorfs fchaften von befehrten Andianernan 441 Tefuitercollegium, feltfame Gewohnheit in dem zu Duito 353. Auffchrife des Herrn de la Eundamine allda 370 Illeſcas Anca, des Atahualipa Bruder 74. wird lebendig geſchunden 81 Ilo, Keichthum dieſes Thales 339 Indianer in Neufrankreich, Entdeckung verſchiedener Voͤlkerſchaften derſelben 25.26 Indianer, in Peru Verſammlung in Spanien ihrentwegen 52.149. Entſcheidung wegen ders felben 53.149. ihre Geſinnungen bey ihrem Kriegführen 458.459 Indianer in Terra firma, ihre Leibesge⸗ flat und Farbe 263. weiße Indianer das ſelbſt und ihre Eigenfchaften 263. 264-332. fie bemalen fich den Leib 264. andere Ges Bräuche derſelben 273.' ihre Gebäude 274« ihr Feldbau, Speifen und Getränke 275. Er: ziebung ihrer Kinder 276. ihr Hausgeraͤ⸗ the und ihre Art zu effen 279. ihre Art zu zahlen 279. ob fie Denfchenfreffer gemefen 281. ihre Lift gegen Die Spanier 314 Inſeln des Windes, heißen die Antillen 50 nſtrumente, muſikaliſche, ber Indianer auf der Landenge 278 Jollobert, warum er vom Cartier aus Ame⸗ rica nach Frankreich gefihickt worden 30 Jordan, Entdeckung dieſes Fluſſes 4 Juan, Don Georg, deſſen Abreiſe nach Ame- rica 253. Ankunft daſelbſt 455. feine Be- obachtungen ouf dem Pambamarca 614 Jungfrauen geweihete, Nachricht von des nen in Cuzco 300.324.500. ihrem Haufe und ihren Bedienten 5or, ihren Berrichtuns gen und ihrer Zucht 502. von auserwaͤhl⸗ ten Jungfrauen in andern Städten 502.503 Tungfernklofter, zu Tumbes 44.324. 325 Jupiter, neue Entdeckung an demfelben 608 Jußieu, deffen Reife nach Peru brx. warum er daſelbſt aufgehalten worden 635. matt weis nicht wo er geblieben 635 Kälte, in Peru auf dem Gebirge gr. 333 Kaͤmine, eine befondere Art derfelben in Terra firma 253. eine vortbeilhafte Waare in Popayan 332. von Dornen 566 Karl der V, Neigung deffelben zu den indi- ſchen Angelegenheiten 2. 2. fein Schreiben an den Gonzales Pizarro 197.198 Kaymanen, eine Art Crocodile 8 Kette, eine fehr große goldene 414 Rinder, der Peruaner, wie fie erzogen wer⸗ den 276. 541. Beyerlichfeit bey ihrer Ent: mwöhnung 542. und fernere Erziehung 543 Rleidung der Thalleute in Peru 477. der Ereo: . EEE der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. Ereolinnen in den Falten Gegenden 489. der Creolen 490. der Incae 524. ber an⸗ dern Peruaner 532. der Manns⸗ und Weibs⸗ perſonen in Cumana u Anotenrechnung ber alten Peruaner 378. 520.549.561, ihr Inhalt 562, Verwahrer derfelben 562. Erhaltung ber Gefchichte dadurch 563. ingleichen der Geſetze 563: 564, Köpfe, ungeffalte, eine Schönheit ur. 412 Körbe, kuͤnſtliche und fefte, welche die India⸗ ner auf der Landenge machen werben 276 zum Ueberfahren über die Flüffe gebraucht 587 Kraͤtze, fehr fehmerzbafte in Peru 319 Rreus, ein marmornes wird in Peru gefunz den 495. vonder Natur gemacht 314 Briegsleute pernanifche, Ordnung unfer den: ſelben 516 Ruͤſſe, in die Luft geworfene, waren ein Zei⸗ chen der Anbethung 498. 505. 508. 509 Lacenta, eine Cacique, errettet dem Waffer das Leben 266. ſchenket ihm ſeine Hochach⸗ tung wegen einer Aderlaſſe 270 Lagunas, Fernand Bravo von, gefährliche Begebenheit deffelben und Flucht 219 Landenge zwifeben Nombre de Diod und Panama, Befchreibung derfelben 254 ff. eigentliche Beftimmung derfelben, und ihre Lage 256. Beſchreibung der Sübküfte der⸗ felben 260. Befthaffenheit des Erdreiches und der Witterung 261. der Einwohner 263 Larez, Statthalter zu Panama, fihlägt den Bermejo 250 Hufe, werden flat Tributes geliefert 533 Hedesma, Peter, Serretär der Audiencia 7 Leon, Anton von, erklaͤret fich wider ben Gonzʒ. Pizarro 221 Leon, Garcias von, wird Befehlshaber in Truxillo 211. verläßt des Pizarro Partey zur Leon, Johann Ponce de, erklaͤret die Flori— daner fuͤr Menſchenfreſſer 3 Lerma, Peter von, fein Misvergnuͤgen über den Alfonfus Alvarado 97. feine Berräthe- rey gegen ihn 97 Leuchengoma, ein berühmter Krieger 92 Levantinen, wen die Spanier diefen Namen gegeben 246 Lianen , oder Bindweiden, davon werden Brücken gefihlagen 352.391 Lieder, pernanifche 554 f- Lime, Anlegung diefer berühmten Stadt 89. anfänglich hieß fie 208 Reyes gg. Einzug des Gonz. Pizarro daſelbſt 171. ihre eigent- liche Stiftung und Lage 287. Anzahl ihrer Einwohner 287. ihre Univerſitaͤt, Ein⸗ fünfte des Capitels und Reichthum der Ein⸗ wohner 288. wer fie mit einer Mauer umgeben 445. wird durchErbbeben jerftöhret445. 464 Linan, Melchior de, Unterfönig in Peru 445 Llactacamayu, Stadteommiffere, deren Amt 537.568 Lama, genteiner Name des Viched 556. 573 Llamas, Joſeph von, fein fruchtloſes Un— ternehmen wider die Indianer 463 Llanos, eine Art indianiſcher Schafe45 Llautu, eine Art Kopfbinden in Peru 380.524 Llayca, eine Gattung Wahrfager in Peru 419 Lloque Nupanqui dritter Ynca, was fein Name bedeute 385. unterwirft fich verſchie⸗ dene Völker 385.386. feine Familie 387 Soapfa, Baltbafar von, ein Priefter, verraͤth den Gonzales Pizarro 160. wird von dei Spaniern zu Los Reyes angehalten 160. wird aus dem Lande gejagt 161 Lope, Johann, ein Befehlshaber des Gonz. Pizarro, verläßt denfelben mit größter Vers wegenheit 220 Loͤwen, in Venezuela, ſind nicht grauſam 49. Beſchaffenheit derer in Peru 335 Loyola, Martin Garcia von, nimmt den Tupac Amaru Ynca gefangen 434. wird erſchlagen 435. 437 Lozan, Rodrigo, landet auf der Inſel Tum⸗ be8 58. bekrieget die Indianer daſelbſt 59 Ludwig XIV, feine Unternehmung wegen Ausmeffung der Erde 606 Ludwig XV ſendet Meßkuͤnſtler nach Peru 610. 611 Luft, Beſchaffenheit derſelben in Peru 465 Luft⸗ Regiſter, Lufterſcheinungen, Gedanken der Peruaner von verſchiedenen 560, Entdeckung einer neuen am Jupiter 608 Luſando, P. Franz, wird Schiedsrichter zwi⸗ ſchen Pizarro und Almagro 99 Luſtbarkeiten der alten Peruaner 507.509 Luxan verſchwoͤret wider ben®.Pizarrorg2 Magdalena vom Kreuze, die heilige, wird fuͤr eine Here erkannt 244 Moͤgdchen, ſtrenger Wohlſtand fuͤr dieſelben in Popayan 332 Magellan, wenn er die nach ihm genannte _ Meerenge entdecket habe 18, 19. Umſtaͤnde dabey 19. und Hinderniffe, dieihm gemacht ‚ worden 20. Namen der Schiffe und Offi- cier die mit ihm unter Segel gegangen 21 Magellaniſche Strafe, die fpanifche Pflanzſtadt an derfelden misglücket 435 Taiz, demfeiben iſt der Froſt ſehr ſchaͤdlich 510. Zubereitung deſſelben zur Speiſe und zum Getraͤnke 572. 573. zweyerley Arten deſſelben 572. ganze Felder aus Gold und Silber nachgemachten Waizes 578. 583 Maldonado, Franz von, ein Befehlshaber ‚ des Pizarro, wird hingerichtet 239.240 Maldonado, Don Pedro, feine Verabredung mit dem de ln Condamine 373. demſelben nach Europa 636. feine Anfunft in Liſſabon, feine Dienfte und Belohnungen 636, feine Reifen 637, er ſtirbt zu Lon⸗ don 637. fein Lob 637. 638. feine Kar⸗ . ten und Papiere 638 Maldonat, ein Befehlshaber de Gonz. Pi- zarro, verläßt denſelben 160. verliert den Kopf daruͤber u 161 Maldonat, Lirentiat, wird Praͤſident der . Yudiencia von Guatimala und Nicaragua 150 Maldonat, ein Befehlshaber des Pizarro, ver⸗ läßt denſelben mit größter Lebensgefahr 219 Maldonnat, wird vom Gonz. Pizarro nach Spanien geſchickt 172. koͤmmt zu St. Lucar an 175. gebt nach Deutſchland 175. 194 Mamaconan, eine Art indianiſcher Kloſter⸗ jungfern 44. 320 reiſet mit Mamacuna, heißt eine Matrone 380. 501 eine Art Beyſchlaͤferinnen der. Diane 379. 503 Mensure, ein mächtiger Cacique 49. wird von den Deutſchen gefoltert 51 Manco (oder Mango,) Capac, erſter Mia, Bedeutung ſeines Namens 379. Ehrenzeichen, Die er für den regierenden Herrn und die Großen erfonnen 380. mie er die Peruaner gefittet gemacht habe 380, und was er ihnen vor Gefege gegeben 381. wie er die Seinigen verheivather 381. fein Tod 381. Betrachtungen über dieſen Ynca 382. und Meynungen von ihn 383 Mango Ynca, ein Bruder des Atahualipa g2, 418. empfängt die rothe Franfe von des Pizarro Hand 88, erreget einen allgemeis nen Yufffand der Indianer wider die Spa: hier 93. feine Verrätherey gegen den Al: magro 94. flüchtet fich in die Gebirge 97. fein trauriger Tod 154 Maͤnner, in Terra firma, deren Geffalt 263. ihr Schmuck 273 Manroy, wird dem Valdivia nach Chili zu Hülfe geſchickt 139 Manteca, was in Peru fo genennet werde 478 Meraguey, läßt zween Neligiofen tödten 5 Marchena, Ruys von, Schagmeifter in Pa— nama, wird feiner Caſſe beraubet 248. laͤßt den la Gaſca fuͤr den Contreras warnen 249. ſchlaͤgt mit Hülfe des Larez den Bermejo 250 Margaretheninſel, deren Bevölkerung von den Spaniern 4 7 Maria Calderon, ded Hier. Villegas Frau, warum fie erbroffelt worden 232 Maringuinen, ‚eine Art Heiner Mücken 351 Martin, des Pizarro Lieutenant zu Arequipa, Empörung wider ihn 216 Martinez, Lopes, verläßt den Gonz Pizarro Bi; 229 . 9 Maulthiere, großer Handel durch dieſelben 340 Maupertuis, warum er nach Norden geſchickt worden 611 Maͤurer in Peru, und deren Werkzeuge 566. Mayta Capac, vierter Inca 387. was er ſich für Völker unterworfen babe 388.390. "wodurch | | der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. wodurch er feine Regierung merkwürdig ge- macht 392, feine Familie 392 Mens, landet. auf Tumbes 58. bekrieget die Indianer daſelbſt 59 Meng, Joſeph de, weswegen er gebangen worden 453. 454 Mendagna, Alvaro von, entdecket die Br monifchen Inſeln Mendes, Diego, wohnet der Schlacht Chupas bey 133. flieht mit dem Almagro nach Cuzco 136. fein Tod 138 Mendoza, Andreas Hurtado von, wird Un: terkoͤnig in Peru 431 ſchicket einige Unru⸗ hige nach Spanien 431. ſeltſame Urſache ſeines Todes 432 Mendoza, Anton von, Unterkoͤnig in Neu: fpanien 205, wird nach Peru gefchiskt, da: ſelbſt eben diefe Würde zu befleiden 252 Mendoza, Anton de, Marquis de Billa: Garcia, wird Unterfönig in Peru 455. feine Anftalten wider die Englander 455. innerli- cher Krieg unter ihm mit den Chunchos 457. feine Anſtalten Dagegen 459 Mendoza, Antonio de, wird Unterfönig in Peru 425: Unruhen in der Provinz Char. chas nach feinem Tode 425 Mendoza, Franz, des Lopez Better, beglei= fet den Diego von Roias 189, folget ihm in der Befehlshaberſtelle 189. wird von Herredia erftochen 190 Mendozs, Garcia Hurtado de, fönig in Peru 436, feine Verordnungen . und fein Tod 437 Mendoza, Johann von, mird vom be Ia Gaſta nach Neufpanien geſchickt 206. flößt zum Genteno 223. verliert die Schlacht bey Guarina 226. wird nach der Provinz Char- cas geſchickt 243 Mendoza, Juan de, wird Unterkoͤnig in Peru 438 Mendoza, Lopes von, flieht vor dem At manne Carvajal 189. wird gefangen und enthauptet 191 Meneſes,/ Paulvon, feßet dem Giron nach 429 Allgem, Reifebefhr XV Band. wird Inter: Menfchenfteffer, welche Nationen als fol: che follten angefehen werden 3.14. wo man dergleichen gefunden 37.281 Menfchenopfer, bey den Indianern aufder Landenge, Abſcheulichkeit derſelben 281, in— ſonderheit bey den Antiern 282 Mercadillo, wohnet der Schlacht bey Cuzco bey 192 Mercado, Diego Nugnez von, was ihm Almagro aufgetragen 99 Mefs, ein Anhänger des Almagro 104. wird getötet 106 Mepkünftler, ſiehe Academiker. Metzen, oͤffentliche in Peru 544 Meris, gebt zum Gonz. Pizarro über 160. bemächtiget fich Nombre de Dios 182. iſt in Gefahr, fein Leben zu verlieren 189. tritt zum de la Gafca über 205, warum ernach Cuzco gefchiskt worden 258 Meris, Gusman, fiche Gusman. Mirands, verläßt den Gonz. Pizarro 220 Misla, eine Art indionifchen Getraͤnkes 275 Mitachanacuy Inhalt dieſes Gefeged 536 Mittagslinie, Ausmeſſung und Beſtimmung derſelben in Frankreich 609 Molins, Alonfo von, ein treuer Gefährte des Pizarro 39. beſuchet einen Wohnplag auf der Inſel St, Klara 43. erſtaunet über den Reichthum dafelbft 45 Mond, koſtbares Gebäude für denſelben 581 Mäbrchen von den Flecken im Monde 560 Mondaugen, warum die weißen Indianer in Terra firma alfo genannt werden. 264 Mondfinfternifje, große Furcht der Perua⸗ ner bey Erblickung derfelben 559. 560, Monnier, deffen Reife nach Norden 6m Montego, ſteht bey Kaifer Karln dem V. " großen Gnaden Hiontemaper, Alphonſus von, einer von den Verſchwornen wider den Franz Pizarro 114. wohnet der Schlacht bey Quito bey 185, wird gefangen 187.. nimmt ſich vor Ver⸗ giftung in acht 188. wird nach Chili ges "Popp ſchickt, | Regiſter, ſchickt, befreyet ſich aber unterwegens 188. und koͤmmt nach Neuſpanien 188 Mora, Diego von, Befehlshaber zu Truxillo 206.210, verläßt des Pizarro Partey 211 Morainville, Reife deſſelben nach Peru Hrı mo er fich itzo aufhalte 636 Wiorel, Johan, erfundiget die Straße bes le Maire 439 Morgoveyo, ein ſpaniſcher Hauptmann, koͤmmt in Peru um 97 Moͤrtel der Peruaner 577 Mote oder Muti, heißt der geröffete Mais 2% Moteyoner, ein peruanifches Volk 326 Mugnoz, ein Mönch, wird erdroſſelt 153 _ Murucu, eine Gattung Maiz 572 Muſcardi, 9. Nicolas, ſuchet die Stadt der Leſaren 444 Muſik der Creolen in Peru, deren Beſchaf⸗ fenheit 488. 564 Muſikaliſche Inſtrumente, was die Cu⸗ maner fuͤr welche haben 14 rn. Nabelſchnur, Gebrauch derſelben bey den Peruanern 557 Naturlehre der Peruaner 556 Navarra, Anton von, bekrieget die India— ner auf Tumbes 59 MNavarre, Melchior de, wird Unterkoͤnig in Peru 445. ſeine Zwiſtigkeit mit dem Erz⸗ biſchofe zu Lima 446 Negern, wenn die Spanier angefangen haben ſie in ihren Pflanzſtaͤdten zu gebrauchen 18. warum ſie die Indianer in Peru haſſen 475. ihre Sklavenkoͤnige zu Lima 475 Negral, verbinder ſich mitdem Eenteno2rg. —5* in der Schlacht bey Guarina 227 Negrillo, eine Art Silberert 600 Yreucadig, Anlegung diefer Stadt 10 Neufrankreich wird von den Franzoſen ent⸗ decket 25. Beſchaffenheit der —— gend dafelbft Neugrenada, Beftellung eines Unferföniges daſelbſt 450 Neuland, an dieſer Inſel treiben die Breta⸗ gner den Fiſchfang 29 Newtons Meynung von der wahren Geſtalt der Erde -607 Nidos, Gonzales von Log, Hinrichtung die. ſes Hauptmannes 240 Niederkunft der Weiber in Peru zar Noel, Jacob, Cartiers Neffe, was er für Nachrichten "Hinterlaffen '32 Noel, Stephan, warum er vom Cartier aus America nach Frankreich, gefchicket — Nombre de Dios, Beſchreibung bier Stadt 259. warum fie ifo eingegangen 259 Nordamerica, wenn eg entdecket worden 523 Nort, Dlivier de, beunruhiget Peru 437 Yugno, Rodrigo, foll Galeerenſtlaven nach Spanien führen 251. deffen Lift, womit er fich von einigen Corfaren befreyet 251. ihm laufen die Gefangenen davon bis auf einen 251,252, welchen er felbft fortjaget ; und mie er aus dieſem — gekommen 252 Ocampo, Gonzales von) will die Einwoh⸗ ner von Cumana mwegführen 6, rächer fich an den Indianern zu Cumana 6, Teget die Stadt Toledo daſelbſt an 7 Oefen der Peruaner 567 Oello, ein Ehrenname alter Jungfern 53 Ohren, in dieſelben machen ſich die Perua⸗ ner ſehr große Loͤcher 380 Ojeda, Alphonſus von, wer er gewefen 5. wie er umgefommen 5, wie fein Tod geros chen worden 6.7 Opfer, melche die alten Peruaner der Son⸗ ne brachten 498. 506, rt, diefelben zu bringen und Vorbedeutung daraus 498.499 Ordognez, Rodrigo, ein ſpaniſcher Befehls⸗ haber 94. ſein Muth in der Schlacht mit dem Ferdinand Pizarro 102.103. worinnen er bleibt 103 Orellana, Franz von, feine Entdeckungen 110. er verläßt den Gonzalez Pizarro und könnt ins Nordmeer 10. geht nach Spanien, 1 und der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. und macht viel Ruͤhmens von feinen Entdes ungen ın, wird Gtatthalter von dem Amazonenlande, flirbt aber auf der Reiſe dahin * In Ovejas, eine Art indianiſcher Schafe 45 Ovihuela, Anton, warum er hingerichtet worden 124 Oz collo, verſchiedene Arten dieſer Thiere 574 P Pablo, Vincent, bringt einen Bürger, in Quito um 179. wird deswegen zum Tode verdammet 179. 241 Pacamoren, eine indifche Voͤlkerſchaft gu Pachacamac, beißt bey den Peruanern der wahre Gott 394. 494. fein Tempel 405 Pachacutec, neunter Ina, feine Kriege 404406. befördert die Kuͤnſte 487. ſei⸗ ne Sittenfprüche 407. 408. Dauer ſei⸗ ner Regierung und feine Kinder 408 Daco, eine Art Silbererzt 600 Pagha, des Atahualipa Schwefler und Gemahlinn 80 Poinpont, Martin von, begleitet den Car⸗ tier bey Befichtigung der Wafferföle 31 Palamino, ein Hauptmann des Aldana, landet zu Log Reyes 221. ſtoͤßt zum La Gaſta 229 Palla, heißt ein Frauenzimmer von koͤnigli⸗ chem Gebluͤte 543 Panama, das alte, deſſen Urſprung 34 Pancuncu, eine beſondere Art Fackeln in Peru ‚512 Paniaga, Peter Hernandez, uͤberbringt dem Gong pizarro zwey Schreiben 197. wie er empfangen worden 206. 207. wird zu Tumbez angehalten und nach Los Reyes gebracht 206. 207. wird mit einer Ant⸗ wort zuruͤcke geſchickt 208 Pantaleon, ein Prieſter, wie er gehangen worden 225 Papas, eine, Art Erbäpfel in Peru 334 Paraguay, Handel des Antequera daſelbſt 452 daſige Bergwerke 590 ff. Paraguay, Gebrauch dieſes Krautes 486 Pardomo, verſchwoͤret ſich wider den Gonz. Pizarro 192 Paſſamonte, Michael von, Schatzmeiſter in Indien 2.7 Paulu, ein Bruder des Atahualipa, fchläge den Thron aus 82. bitter den Pizarro um Frieden 82. begleitet den Almagro auf feiner Reife nach Chili 91, befümme die rothe Franſe von ihm 97. haͤlt es nach des Almagro Tode mit deffen Sohne 130: wohnet der Schlacht bey Chupas bey 134 Das, Dartin von, ein treuer Gefaͤhrte des Pizarro 39 Deccaris, eine Art wilde Schweine 268 DPedrariss, fonft Pedro Arias Davila genannt, ſchaffet fih den Nugnez von Balbon vom Halfe 34. er denft wieder auf die, Entdeckungen gegen Suͤden 35. wird von Los Rios in feiner Statthalter: ſchaft abgelöfet 38. feine Enfel wollen dem Pa Gaſca feine Schäge abnehmen 247 Pendule, befondere Beobachtungen wegen der Länge und Schwere berfelben 608,609 Denns, ein Hauptmann des Aldana, feine Unterredung mit dem Gonz. Pizarro 217 Pennste, Fernandez, gebt mit dem Pizarro auf neue Entbefungen aus 36. Pepitas, werden die gediegenen Goldförner genannt 594 Peralta, Chriſtoph, ein treuer Gefährte des Pizarro 39 Perez, Gomez, wird erfihlagen 154 Perlen, verfehwundene Fiſcherey derſelben bey den Abiponen 592 Peru, Urſprung dieſes Namens 46. 376. ſpaniſche Verordnungen für dieſes Land 150, große Bewegungen, die ſie daſelbſt verur⸗ fachen 151. großer Unterſchied ber daſigen Witterung 234. Anmerkungen wegen da— figer Fluͤſſe 245. Franz Correals Reife dahin z16. Lage und Graͤnzen, bie man Peru gegeben 283. ſeine Eintheilung in drey Audiencien 284. dreyerley Berge in Pppp dieſem diefem Lande 324. Urfprung der Yeae und des alten Reiches Peru, nebſt deffen Regenten 376. Belihreibung des Thallan: des in Peru 464. ſiehe auch Thalland. Peruaner, deren Vorurtheil zum Beſten der Spanier 61. ihre Einfalt 63. werden von den Spanien angegriffen 66. amd ein großes Blutbad unter ihnen angerichtet 67. 71. machen Friede 97. nAtürliche Güte derfelben 87. mie fie gefittet geworden 290, 380. Gitten, Gebräuche und Eigenſchaften der heutigen Peruaner 469. woher der große Unterfchied zwifchen ihnen umd den Alten Fomme 470. ihre Gemuͤthsart tiber: Haupt 470, Eritif, über des Ulloa Befchrei- bung von ihnen 47x, ihre Neigung zur Ab: göfterey 471. Hinderniffe bey ihrer Bekch- rung 472. Bedrüsfungen von den Geiffli- chen 472. Plackereyen von den Corregido— ren und den gemeinen Spaniern 474. ihr Haß gegen Die Negern, 475. vornehm⸗ fie Urfache ihrer Verminderung 477: Nachricht von der aͤlteſten Religion der alten Peruaner 493.494. ihre Andacht aufdenBer- gen 495. Verehrung gegen die Stadt Euzco 495.497. ihre Ehrfurcht gegen die Yncae 497. Art zu opfern 498, ihre Regierungs⸗ form, Policey und Rebensart 514 ff. ihre Ar- beitfamkeit 543. Kuͤnſte, Wiffenfchaften Ars beiten und Gefchäffte derfelben 548 ff. ob fie von den Juden herffammen 551 Peter Martin, gebt zum Gonz. Pizarro 160 Dfaffen der Cumaner find Wahrfager 15 Pfeile, vergiftete, erftaunfiche Wirkung der- felben 9, wie fie die Indianer in Cumana vergiften — Philippivillo, des Pizarro Dollmetſcher tauget nichts 63.64. 66. beſchuldiget den Atahualipa einer Verraͤtherey gegen die Spa- nier 77. liebet eine von deffelben Weibern 78.573. feine Verraͤtherey wider den Al: magro und Uebergang zu dem Alvarado 85. verſchwoͤret fih wider des Almagro Leben und wird geviertheilee 48.92 Regiſter, Pischen, nennen die Cumaner ihre Pfaffenız Picado, des Franz Pizarro Secretaͤr 114. wird gefangen genommen 124. und enthau- ptet 126 Picard, Beobachtungen deſſelben, wegen der Pendule 608. 609. mißt die Größe eines Erdgrades aug 6:6 Pichinche, Beſchreibung diefes feuerfpeyen- ben Berges 363.357. Beobachtungen auf demfelben 368, 612. feine Höhe 612, Lager der Franzofen auf demſelben 613 Piedrachita, Juan de, verlaͤßt Gironen 430 Pigafetta, ein Gefährte des Magellans 22 Pignas , beißen die Silberzapfen 599 Piment, oder Agy, eine Art Pfeffer 13. gro- Ber Handel damit 337, Wartung diefes Ge: waͤchſes 338. iſt die gemeine Würze der Indianer auf der Landenge 275 Pizarro, Diego, des Franz Pizarro Vetter, wird von den Indianern erfchlagen 97 Pizarro, Franz, deffen Herkunft 46. 120. ver- bindet ſich mit Almagro u, Ferdinand von Luc⸗ ca 35. geht mit einer fehwachen Ausruͤſtung von Panama unter Gegel 36. große Be- ſchwerlichkeit und Elend feiner Leute 37. Al⸗ magro ſtoͤßt zu ihm 37. Zwiſtigkeit mit dem: ſelben wird wieder geſtillet 39. viele Spanier verlaffen ihn 39. Namen dererjenigen, wel- che ihm treu geblieben 39. fein außeror- ordentlicher Much 39. Niederlaffung auf der Infel Gorgone 40. er erhält endlich ein Schiff, und geht damit nach Tumbes 41. 42. fiellet daſelbſt einen Apoſtel vor 43, fe- tet feinen Rauf weiter fort 44. kehret nach Panama zurück 45. Zuffand ſeines Vermoͤ⸗ gens umd feiner Geſellſchaft 46. er gebt nach Spanien, und wird Statthalter von Pe- ru 46. feine zweyte Reife 56. er länder an der Küffe von Tumbes, amd folge ihr zu Sande 56. machet reiche Beute zu Cos- que 56, geht nach Puerto vieje 57. will ſich auf Puna fügen, und muß mie den Einwoh- nern fechten 57. Undankbarkeit der India⸗ ner zu Zumbes gegen ihn 58, er landet dar ſelbſt der in diefein Bande vorkommenden Sacher, felöft 58. und befrieget die Indianer 59 begiebt fich nach Payta, und erhalt Abge⸗ ordnete vom Huaſtar 59. leget St. Mi: chael an 62, geht nach Caramalca, und er⸗ haͤlt eine Geſandtſchaft vom Atahualipa 62. 68. unterredet ſich mit demfelben 65. greift ihn an, und nimmt ihn gefangen 67. richtet ein entfegliches Blutbad unter den Peruanern an 67. 71. plündert ihr fager 72. was ihm Atahualipa fir Schäge zum Loͤ⸗ fegelde angebothen 72. ° Gränzen feiner Statthalterfihaft 75. warum Almagro misvergnuͤgt uͤber ihn geworden 75. ſchicket dem Kaifer große Schaͤtze 75. theilet reich- liche Beute aus 76. fein Haß gegen den Atahualipa, und feine Urfachen , ihn zu töd- zen 77 ff. er gebt nach Cuzco 82. giebt dem Mango Ynca die rothe Franfe 88. vergnüget den Alvarado 89. leget Lima, oder Los Reyes an 89. wird Marqueze 89. feine Staatsklugheit 90. gr. fein Zuſtand bey der Belagerung von Cuzco 97. 98. bricht mit einem Heere dahin auf 98. ats um er wieder umgekehret 98. fthlägt dem Almagro vergebens einen Vergleich vor 98. befömmt Hakenſchuͤtzen 99. unterredet fich mit dem Almagro 100. mit dem ed zum Kriege koͤmmt 101. Verſchwoͤrung wider ibn 112. feine große Sicherheit dabey 113. 115. auch noch da er gewarnet wird 116. er wird ermordet ıı7. 119. fein Begraͤbniß 119. Bergleichung deſſelben mit dem altern Almagro 120 ff. feine Kinder 123, werden . vom Bela aufgehoben 153, kommen wieder los 166. erflerlinterkönig in Peru 424 Pizarro, Ferdinand, des Gonzalez rechtmäf- figer Sohn 46. landet auf der Inſel Zum: bed 58. wird zum Atahualipa gefchiekt 63. erhält Gehör bey ihm 64. feine Rede und Antwort des Atahualipa 64. 69. er mes tzelt fehr viel Indianer darnieder 7. wird auf Entdeefungen ausgeſchickt 74. feine glückliche Verwegenheit dabey 74. er wird nach Spanien geſchickt 75, if glücklich in feinen Verrichtungen , und koͤmmt nach Pe: ru zurück gg. wird Ritter von Gt. Ja⸗ cob 93. Laßt den Mango Inca entwifchen . 93. feine Unterredung mit dem Sayavedra 94. wird vom Almagro gefangen genom⸗ men 95. koͤmmt wieder los 100, belagert Cuʒco 102, liefert des Almagro Voͤlkern ein bintiges Treffen 102. befömmt den Al- magro ſelbſt gefangen 103. laßt. ihm ben Pro⸗ ceß machen 104. und ihn hinvichten 105. fis ne fernere Verfügungen 106. geht nach Spa⸗ nien 106. wird ind Gefaͤngniß geleget 114. 115 Pizarro, Gonzalez, deffen Herkunft 45. wird auf Puna verwundet 57. nebft feinem Bru: der Ferdinand vom Almagro gefangen 95. entwifcht wieder 99. hilft die Schlacht bey den Galzwerfen gewinnen 103. feine Uns ternehmung auf Charcas ıc6. wird Statt⸗ halter von Duito 107. unternimmt Deren Eroberung 108. laßt eine Barke bauen 109. mit der ihm Drellana Davon gebt 110. ſei⸗ ne Berlegenheit darüber, und Rückkehr nach Duito ııı, 112, warum ihn Vacca von Gas ſtro nicht feben wollen 128. begiebt fich nach Cuzco, und wird Syndicus daſelbſt 137. kauft zwey Schiffe und koͤmmt durch Der raͤtherey um felbige 158. ruͤſtet fich zum Kriege, und fischer fich der Einwohner zu Cuzeo zu verfichern 158. wird aber von vier len verlaffen 159. feine Standhaftigkeit das bey 159, feine vornehmſten Befehlshaber verſchwoͤren fich wider ihn 160, beſtrafet die Verfcehmorenen 160, 161. was ihn Die Yuditoren zu Los Neyes fagen laſſen 168. feine Antwort darauf 169. er koͤmmt nach Los Reyes und dringt ſich zum Gtatthalter von Peru auf ı70, fein Einzug in Lima 171. Einrichtung feiner Regierung 172. er will Abgeordnete nach Spanien ſchicken 172. zieht wider den Vela zu Felde 176. begiebt fich zue See nach Santa 176. Beſchwer— lichkeiten auf feinem Marfche bis nach Gt. Michel 177. thut einen ungeheuern Marſch nach Quito 177. misbraucher ſich feiner Fppp 3 Vor⸗ - Regiſter, Vortheile 178. ſeine Verlegenheit und fer⸗ nere Anſtalten 180. Hinojoſa leiſtet ihm gute Dienſte 181. will den Vela mit Liſt fangen 183. naͤhert ſich demſelben, ihn zu berfallen 184. gewinnt die Schlacht bey Quito. 187. feine Aufführung nach dem Siege 187. ertheilet Berzeihung, und vers wirft einen gewaltthaͤtigen Kath 188. ver: zeibe dem Hauptmanne Bela 189. ſeine Un⸗ yube 192. er geht wieder nach Line 193. fein Einzug daſelbſt 193. Schreiben Kais ſers Karls des V an ihn 197. 198, im⸗ gleichen des Prafidenten de la Gaſca 198 ff. feiner Anhänger Antwort darauf 207. 208. feitte amd feiner Anhänger Berlegen- heit 204. fiefihieken Abgeordnete nach Spas nien 204. wie er fich beym Empfange des Schreibens vom Prafidenten verhalten 206. er ruͤſtet fich zum Kriege 211. Zuſtand fei- ner Macht, feine Anftalten und fein Mani⸗ feft 212. läßtden La Gafta und feine Anz Hänger verurtheilen, 213, feine Verlegenheit 216, er nimmt einen Eid von feinen An- haͤngern 216. ruͤcket aus den Mauern, und unterredet ficd mit dem Penna 217. wird von vielen verlaffen 218. 219.220. 222. ent⸗ ferner fich von Los Reyes 220, bedauret den Verluſt des Doctor Carvajald 220, fein Verdruß und feine Braufamfeit 222. eroͤffnet fein Unglück dem Acoſta 222. ſu— eher den Centeno vergebend zu gewinnen 224. marfthieret wider denfelben und den Mendo⸗ za 225. gewinnt die Schlacht bey Guari⸗ na 225. fein Stolz nach erhaltenem Sie: ge 227. er begiebt fich nach Cuzto 229. En Gaſta rücket wider ihm an 231. feine Nach⸗ laͤßigkeit dabey 232. er verfuchet den la Gaſca 233. gebt aus Cuzco, und lagert fich im der Ebene FXaquixaguana 233. feine Trup⸗ pen zerſtreuen ſich gänzlich 236. er ergiebt fih 237. feine Hinrichtung 239. 425. Ab- ſchilderung deffelben 240. 241. er wird nicht zu den Unterfönigen gerechnet 424 Pizarro, Johann, des Altern Gonzalez recht⸗ mäßiger Sohn 46. landet auf der Inſel Zumbes 58, hilfe die Indianer befriegen 59. fein Tod 94 Pizsero, Martin, verläßt den Gonzales Pi- zarro 221 Plata blanca, eine Gattung Silbererzt 600 Plomo vonco, eine Art Silbererʒt 600 Pollera, eine Art enger Röcke in Peru 490 Popayan, barbariſche und wilde Bölfer in diefer Provinz 330. Befchreibung der Etadt gleiches Namens 330. Gig des Statthal- ters und Gebräucheder Einwohner 331. ih⸗ ve Geftalt und firenger Wohlſtand für die Magdchen 332 Porcello, Johann / deſſen Unternehmung auf das Land der Bracamoren ql. 193 Portocarrero, Melchior, wird Unterkoͤnig in Peru 446. laßt Kriegsſchiffe bauen 447. fein Tod 447 Portugiefen, wollen einen Gig in Peru ans legen 452 Porofi, Entdeckung der Bergwerke daſelbſt 191. Carvajal bemaͤchtiget ſich ſelbiger 192 Prieſter der alten Peruaner, Nachricht von denſelben 499. ihr Unterhalt 500 Proceß, Nachricht von einem ſeltſamen 355 Pſychologie der Peruaner 556 Pusllez , Peter von, ſtoͤßt zum Vergara 128. gebt vom Bela zum Gonz. Pizarro über 161. 183. ſtoͤßt mit feinen Soldaten zu demfelben 184. ſteht an, den Bela zw töbten 187. wird Statthalter zu Quito 193 Pizarro entbie⸗ thet ihn zu ſich 209.212. €* wird ermordet 223 Puna, Pijarro will ſich da niederlaffen 57 Purgiven, wie es die Peruaner anftellen 557 Pyramiden in Quito, welche die franzöfifihen Meßkuͤnſtler daſelbſt aufrichten laffen 621. Proceß wegen der. Auffchrift auf denfelben 625 ff. fie werden niedergeriffen 632. Be⸗ fehl zu ihrer Wiederaufbauung 632. Nach theil durch deren erſte Niederreißung 632. 633. Unbequemlichkeiten dabey, ment fie follsen wieder aufgebauet werden 632 i Uns . der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. ©. Quazo wird Statthalter aufder Infel Cuba 3 Quechfilbergeuben zu Guanca Belica, de⸗ ren Entdeckung 433. 602. find ſehr unge fund zu bebanen 477. Art dad Queckſilber aus dem Gefteine zu bringen 602 Quillacenca, unflaͤtige Einwohner dieſer Provinz 413 Quinua, eine Art Hirſen 568.573 Quipue, Schnuͤre mit Knoten, eine Wech- nungsart ber Peruaner 383. 520. 549, Quiros, Fernandez von, entdecket einige Inſeln 438 Quis mancu, wird ein Bundesgenoſſe der Yn⸗ cae 406 Quisquiz, ein peruaniſcher Heerfuͤhrer gar, will fich dem ſpaniſchen Joche entziehen gr. töbtet dem Soto einige Mann gr. verhee: vet die Landſchaft Condefujos 82. feine Lift 82, wird vom Almagro gefchlagen 88. zieht fich nach Quito 89, wird von feinen: Leuten erftochen 89 Quito, Händel wegen dieſes Königreiches 420 Belchreibung des Thales Duito 615. Höhe des Bodens der Provinz Duito 616, verfehiedene Abmwechfelungen der Gegenden 616. Grade der Hige 617. was man Som⸗ mer und Winter daſelbſt nennet [6 Ramirez, Balthafar, wird vom Bela gefatt- gen genommen 158 Ramirez, Melchior, wird auch vom Bela ge: fangen genommen 158 Baͤmirez / Dom Sebaſtian, Biſchof und Prä- ſident zu San Domingo, haͤlt eine allgemeine Verſammlung daſelbſt 54. 55. der darinn ge⸗ thane Vorſchlag wird nicht ausgefertiget 56 Raymi, oder Ytip Raymi, das Haupt⸗ faſt der Sonne in Peru 303. wie lange deſſen Feyer waͤhrete 509 Real ſituado, was biefed fuͤr Gelder ſeyn 305 Rebs, eine Art Kleidungen in Peru 490 Regen, warum es im Thallande ohne ſolchen wachſe 464, 366 Regenbogen, demſelben erweifen die Peruaner viel Ehre 560,582 Regierungsform der Peruaner 514. Eitte theilung des Reiches 515 Reinigungsfeſte, der alten Peruaner 510 Reiſende, wie ſie die Peruaner bewirthen 575 Religion, der Cumaner 15. der Indianer auf derfandenge 280. der alten Peruaner 381.493 Remi, ein Francifaner, wird anden Caciquen Heinvich gefchiektrgr. iſt nicht glücklich 142 Renteria, des de la Gaſta Auditor in Peru 195 Requelmes, Aonfo , befrieget die Peruaner auf Tumbes 59 Betamoſo, des Doct. Carvajal Fahndrich, verläßt den Gonz, Pizarro 220, bleibt in der Schlacht bey Guarina 227 Los Reyes, Anlegung diefer Stadt 89. Bes rathſchlagungen der Einwohner dafelbft we⸗ gen bed Bela 155. Errichtung ber königlichen Audientia daſelbſt 156, Unruhen allda 161. 162,164. ſoll zerſtoͤret werden 163. wird Lima genannt 171. ſiehe Lima. Ribera, Anton von, bekoͤmmt Briefe an den Gonz. Pizarro 168.169 Ribers, Ludwig von, Befehlshaber in der Stadt Plata 157, verbindet fich mit dem Eenteno 214 Ribera, Nicolas von, geht mit dem Pizarro auf Entdeckungen aus 36.39 Ribers, ein Einwohner in Los Reyes, erklaͤ⸗ vet fich wider den Gonz. Pizarro 221 Richers Entdeckungen von der wahren Ges ſtalt der Erde 606 Richter, pernanifche, deren Amt 517. wie fie von ihren Urtheilen Bericht erflatten 519 Rieſen in Peru und deren Ueberbleibfel 319 Rimac, ein pernanifcher Goͤtze 406 Rio d' Oro, Beſchreibung dieſes Fluſſes, woraus die Spanier Gold ſammlen 260. wie ſie dabey zu Werke gehen 270 Rio de la Plata, ein Fluß 285 Bios, Pedro de los, loͤſet den Pedrarias in feiner Statthalterfehaft ab 38. will die Ente besfungen des Pizarro unterbrechen 39 Kobers Regiſter, Roberval, Franz de la Roque, Herr von, foll fernere Entdeefungen in America machen 29. er. geht dahin 33. fein Tod 34 Robles, Martin von, ein Befehlshaber des G. Pizarro, verläßt denfelben 219, was ihm Pa Gaſca aufgetragen 238 Robles, Paſcas, führe bie Judianer in Enzeo an 126 Robles, ein Befehlshaber ded Vela, 164. warum ihn Pizarro nach Cuzco geſchickt 212. verliert den Kopf 215 Rocca, ein Mönch, begleitet den La Gafta mit einer Hellebarde 238 Rodrigo, wird vor Panama abgemwiefen 180 Bodriguez, Cafvar, ein Befehlähaber des Gonz. Pizarro, verläßt denfelben 160, verliert den Kopf 161 Rojas, Gabriel von, des Almagro General: fieutenant, wird gefangen 99 Roias, des Gong. Pizarro, Fahndrich, ver- laͤßt denfelben 220 Roias, Gomez vor, des vorherſtehenden Neffe, warum er nach Cuzco gefchiekt worden 128 verläßt ebenfalls den Pizarto 220. ſtoͤßt zum {a Gaſca 229. bolet die Schäge aus ben Bergwerken zu Potofi 243. feinTod 246 Romero, Peter, warum er an den Caciquen Heinrich geſchickt worden 148 Ronquillo, Juan, fehlägt den Spielberg 439 Boſa, Geburt diefer Heiligen 436. ihr Tod 439 Boſenkranz, befondere Andacht der Creolen bey demfelben 481 Boßicler, eine Art Silbererzt 600 Bopas, Diego von, wird von Caſtro auf neue Entdeckungen ausgefebistet 138. feine Entdeckungen und fein Tod 189 Ruinen, prächtige zu Carangua 324. an ben Ufern des Rio vinoquo 327 Buiz, Anton von, nimme den jungen Alma- gro gefangen 138 Avis, Bartholomäus, ein treuer Gefährte des Pizarro 39. leget fich vor Tumbes vor An⸗ fer 42. verbindet fich mit dem Centeno 214 Auminagui, flieht vor ben Spaniern 67. 75. bemächtiget ſich der Kinder des Atahualipa, und läßt fie nebft dem Illeſcas umbringen gr. auch feine eigene und des Atahualipa Wer: ber tödten 83. flieht vor den Spaniern 83 Auydss, fpanifiher ei erfriert. g1 Sailler, Bartholomäus, geht mit dem Alfin⸗ ger nach Coro 51 Salamander, eine Art Schlangen, die des Nachts wie Huͤhner gackeln 13 Salazar, Rodrigo von, nimmt den jungen Almagro gefangen 138. geht zum Gonz. Pizarro über 160. ermordet den Puelles 223. ſtoͤßt zum la Gaſca 229 Salcedo, Johann, landet auf der Inſel Tum⸗ bes 58. bekriegt die Indianer daſelbſt 59 Salcedo, Joſeph von, entdecket das Bergwerk zu Laycacota 442. feine Freygebigkeit, un: fihuldiger Tod, und Eingehung feines Berg: werkes 443 Salomoniſche Inſeln, deren Entdeckung 436 Sancho, Peter, wird gehangen 107 San Domingo, Einſchraͤnkung der koͤnig⸗ lichen Audiencia daſelbſt 49 San Miguel de Piura, Unruhen daſelbſt 430.431 Sandfäcke, werden zum Anbinden der Pferde gebraucht 177 Santa Pau, Manuel Omms, Marquis von Caſtel dos Rius, Unterkönig in Peru, ſieht den franzoͤſiſchen Schiffen nach 447. ſein Tod Sant Jago, die Hauptſtadt in Chili * ſchwerliche Reiſe dahin 312. 313 Santa Maria, Verlegung dieſer Stadt nach Panama 34 Sardellenkoͤpfe, damit werden die Felder geduͤnget 571 Sarmiento, Pedro, reifet Durch Die magel- laniſche Neerenge 435: leget zween Giße daſelbſt an 435. wird von den Engländern gefangen 435 Sarp, der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. Sarp, ein Jeſuit, entdecket Eiſenſteine in Paraguay 593 Saya, eine Gattung enger Roͤcke in Peru 490 Sayavedra, Johann von, ein ſpaniſcher Des fehlshaber 94. ſeine Unterredung mit dem Ferdinand Pizarro 94. verlaͤßt den jungen Almagro 127. hernach auch des Gonz. Pi⸗ zarro Partey 214 Sayri Tupac Ynca, wird ein Chriſt 432 Scandon, ein Edelknabe, wird ermordet 119 Scapulierfeſt, Feyer deſſelben in Lima 479 Schießen, ſeltſame Wirkuug deſſelben 43 Schlacht, bey den Salzwerken 103. bey Chupas 133. 135. bey Duito 186.187. bey Guarina 226. in der Ebene Raquixaguana 235. 236 Schlangen, die wie Huͤhner gackeln 13 Schmiede in Peru und deren Werkzeuge 565 Schminke der Peruanerinnen 540 Schulen und Lehrer der alten Peruaner 549 Sclavenkönige der Negern zu Lima, deren Befchaffenheit 475 Seele, deren Unfterblichkeit glauben bie "er ruaner 546 Seeſperlinge, mit deren Miſte * in Peru die Felder geduͤnget Segura, Nugnez von, was ihm vom la — — aufgetragen worden 249 Segurola, Jacinto von, General des Suͤd⸗ meeres, wird vom Herrn de la Condamine gerechefertiget 361, fein Tod 362 Seltenheiten in dem Thale Coquimbo 309. zu Rincan 314 Seniergues, franzoͤſiſcher Wundarzt, ſeine Reiſe nach Peru 6xx. trauriger Fol beffel- beit 359 . Senneterre , gebt mi dem Roberval nach Neufrankreich 33 Seraluze, Domingo von, ein treuer Gefaͤhrte des Pizarro 39 Serna, Michel von, bekoͤmmt den Giron gefangen 430 Serrano, Anton, fein Anſchlag, die caraibi- fehen Inſeln zu bevölfern, ſchlaͤgt febl 4 Algen, Keifebefchr, XV Band. Sharp, ein Berufener Seeraͤuber 265 Silber, wie es in Paraguay ausgebracht wird 597 f. wie beydenalten Peruanern ı 601 Silva, Diego von, verläßt den Giron 428 Silva, Franz von ‚ tritt auf des Girons ST 431 Sinchi Roce, Aiienter Mira, Bedeutung feined Namens und fein Lob 384. er erimeis tert fein Reich 384. feine Regierung und Familie 385 Sittenlehre der Peruaner 555 Smaragde, viele werden aus Unwiſſenheit verderbet 57 Soccabone, was die Spanier fo nennen 601 Sodomiterey, wird in Peru verbothen 394 Solar, Anton von, koͤmmt wegen einer Schrift wider den Bela in Ungelegenheit 156 Soldaten, Großmuth der fpanifchen in Peru 190. Belthaffenheit der creolifchen 491 Solis, Gomes von, des Gonz. Pizarro Haus- hofmeiſter, wird von ihm nach Spanien ge- fihiekt 204. unterwirft fich zu Panama dem Föniglichen Prafidenten de la Gaſta 205 Sommer, was man in Quito fo nennet 618 Sonne, diefelbe bethen die Peruaner an 323. 494. die Ancae geben ſich für ihre Söhne aus 377. ff. Gedanken des Anca Tupac Pus pangui von ihr 44, imgleichen des Huayna Capacs 417. Sonnenopfer der als ten Peruaner und Vorbedeutungen daraus 498: 499. Nachricht von den Sonnenfrau⸗ en, oder denen ihr gemidmeten Jungfrauen zu Cuzco soo. umd an andern Drien 50% Hauptfeſt, das ihr zu Ehren gefeyert wurde 503. 504. Einladung derfelben zum Trun⸗ fe 505. ihr fehr koſtbares Bild von Bolde verfpielt ein Spanier 580 Sonnenfinfterniffe, Meynung der Peruaner davon 559 Sonnenſtillſtand, wie ihn die Peruaner bes obachten 558 Sonnentempel zu Eizco, Befchreibung def felben 295. 326.580. Nebengebäude an dem: felben für den Mond, Die Sterne, den Don⸗ Dagg te - Regifter, ner und den Bliß 581. auch für den Regen⸗ bogen und die Priefter 582 Sofs, außerordentliche Wuth deffelben 135 Sotelo, Ehriffoval von, führet des jungen Almagro Truppen nach Cuzco 129. bleibt im Zweykampfe mit dem Garcias 129 Soto, Franz von, deſſen Ungehorſam 8. und Strafe 9 Soto, Ferdinand von, koͤmmt zu dem Ni: zarro auf die Inſel Puna 57. gerath in Lebensgefahr 58. landet auf Tumbes 58. befrieget die Indianer daſelbſt 59. mird zum Atabualipa geſchickt 63. erhält Ge- hör bey ihm 64. wird nach Cuzco ge: ſchickt 72. was ihm Huafcar unterwegens für Unerbiethungen getban 72. er feßet feine Reife fort 73. feine Zuruͤckkunft 76. feine Handel mit dem Quisquiz 81 Sotomajor, ‚Garcia Sarmiento von, wird Unterfönig in Peru 441. fein Tod 441 Sotomajor, Juan Zelle von, bekoͤmmt den Giron gefangen 430 Spinien, Verfammlung in Spanien wegen ber Indianer 52 Spanier, die in Portoric werden durch ein engliſches Schiff beunruhiget 16. weten Coro den Deutſchen ab 50, 51. fe: gen ſich wieder daſelbſt, geben aber fehr grauſam mit den Indianern um 52, ihre Unruhe wegen der Corfaren 52. werden yon den Pernanern für Kinder der Sonne gehalten 61. des Atahualipa Tod, wird an einigen von ihnen gerochen 86. Gratt- ſamkeit einiger Spanier in der Schlacht bey den Salzwerken 103. Prophezeiung von ihrer Ankunft in Peru 403. ihr Krieg mit den Arauquern 450. amd ben Eng- ländern 455 Speichel, mit der Hand aufgefangen 90 Epeifen, der Indianer in Terra firma 275 Spiegel, der Peruaner 566 Spielberg, Georg, verbeeret die Küffen von Peru 439, wird geſchlagen 439 Spinnen, in Cumana von verſchiedener Far⸗ be 13. machen ihr Gewebe ſehr Felt 13 Sprache, der Indianer auf der Landenge 280, Einführung einer allgemeinen in Peru 549. befondere der Yncae 550. Ber fihaffenheit der allgemeinen Hoffprache 550. 551. Urtheil des Condamine von derfelben 552. Verabſaͤumung derfelben 553 Sprünge, fiche Waſſerfaͤlle. er St. Clara, Entdeckung diefer Inſel 42. mag man für Koſtbarkeiten darauf gefunden 42 St. Marche, Verlegung der Statthalter: fihaft dieſer Inſel 49 St. Michgel, Aulegung dieſer Stadt 62 Standzeichen, der franzoͤſiſchen Ycademi- ſten in Peru 613, Schwierigkeiten bey Errichtung derfelben 617 Stein, aus welchem monathlich nur einmal Waſſer fließt 309. ein anderer feltfamer Stein 309. Zabel von dem müden 294. ob die Peruaner die Kunſt befeffen, Steine zu gießen 577 Strafen, wie es in Anfehung derſelben in Peru gebalten mwird 519 Strafe des le Maire, Erkundigung we gen derfelben 439 Strohbartken, der Indianer, moraus fie gemacht werden 167 Stuvie, Peter von, Hinrichtung dieſes Haupt: mannes 240 Suarez, ſiehe Carvajal. * Superunda, Joſeph Manſo, y Velaſco, Graf von, Unterkoͤnig in Peru, will die aufruͤhriſchen Indianer baͤndigen 463. aber vergebens 463. 464 Sylva, Diego. von, Befehlshaber zu Cuzco, erklaͤret fich wieder den Almagro 125 Sylvera, Martin, warım er vom Pizarro nach Plata gefchisft worden 212 T. Tafur, ſoll des Pizarro Leute nach Panama zuruͤck führen 39. bringt auch die meiſten dahin 41 — der in dieſem Bande vorkommenden Sachen. Tag - und Nachtgleiche, wie fie die Pe— ruaner beffimmen 558 Tante, dasordentliche Brodt aus Maige 572 Tonsfäle, in den Häufern der Incae 579 Tampue, find gewiſſe Gebäude an Den Heer⸗ firaßen in Peru 584 Tänze, Beſchaffenheit derſelben in Cumana 14- bey den Judianern auf der Landenge 278. in dem Königreiche Peru 414. der Creolen 488 Tapis, Gonzales von, koͤmmt in Peru um 97 Tapia, Vasquez von, wird vom Gong. Pi: zarro zum Statthalter in Cuzco beftellet 222 Terra firma, Beſchreibung diefes Königreis ches 254. 262. Geflalt der Einwohner beyderley Gefihlechtd. 263. ſie bemalen fich den Leib 264 Tempel, des Viracocha, Beſchreibung def ‚selben 401 Tempel, zu Titicaca, Pracht und Reichthum deffelben 583 Terasgque, ein erdichtetes Wunderthier 480 Terada, ein Auditor, wird aus Peru nach Spanien gefihiekt 172. ſtirbt 174 Texava, Lizon von, Doctor, wird des Des la Auditor 152 Texeira, Pedro, fährt den Maranjon hin⸗ auf 440 Thalland, in Peru, was für ein Strich Lan⸗ des dadurch verffanden werde 464. Klei⸗ dung der Thalleute 477- Befchaffenheit der Luft und Witterung 465. warum es daſelbſt nicht regnet, und wie doch etwas ohne Regen wachſen koͤnne 465. 466 Tbiere, was für befondere in Cumana ges funden werden 12. Abbildungen fehr vie: fer aus purem Golde und Silber 578.583 Thomas von St Wiartin, Superior des Dominicanerklofters zu Los Reyes 126 Thuͤrme, zu Beobachtung des Sonnenſtill⸗ ſtandes zu Cuzto 558 Tieger, entſetzlich grauſame in Venezuela 49 Tiſche, Beſchaffenheit derſelben bey den In⸗ dianern auf der Landenge 279 Titu⸗Autache, wird als Geſandter an den Pizarro geſchickt 62. laͤßt einige gefan— gene Spanier erwuͤrgen 86. machet mit den andern Friede, und läßt fie los 87— empfiehlt bey feinem Zode den Geinigen den Frieden aufs beffe 88 Toledo, in Cumana, Anlegung diefer Stadt 7 Toledo, Franz von, wird Unterfönig in Peru 433. rottet das Gefihleche der Du- cae aus 434. fallt deswegen in Ungnade 435 ‚Toledo, Peter von, wird Unterkönig in Peru 440 Torinamburen, eine Art Erdaͤpfel in Peru 4 Tordoya, Gomez von, flößt zum — 97. will feines Sohnes Tod raͤchen 125. erhält Befehl, Euzeo zu vertheidigen 126. bleibt in der Schlacht bey Chupas 135 Toro, Alfonſus von, führet des Gonzales Pizarro Völker wider den Bela an 158. wird Statthalter in Cuzco 172. bemuͤhet ſich vergebens, eine Empörung zu erſticken 179. wird erffochen 215 Torre, Sobann de In, ein treuer Gefährte des Pizarro 39 Torre, Johann von, ein Unterofficier, ent» decket viele Koffbarkeiren 209. was er fei- nem Beishtvater entdecket 209. will den Pizarro verlaffen und bringt den Haupt: mann Vela ind Unglü 209. 210. be⸗ koͤmmt Geld vom Pizarro, Soldaten an⸗ zuwerben 212. wird gefangen und hinge⸗ richtet 249 Torres, Ferdinand von, wird Unterfönig in Peru 436 Torres, Johann, vereiniget fich mit dem Piz zarro 7. Torora, eine Art Berglilien 337 Träger des Koͤniges in Peru 522 Trapiches oder Ertmuͤhlen in Paraguay deren Beſchaffenheit 314.594 Träume, der Peruaner Meynung davon 556 Tribut der Unterthanen in Peru 532. Geſetze deshalb 533. Ordnung bey deſſen Abtrage 535 Digg 2 Trich- Regiſter, Trichter, welche die Mannsperſonen auf der Landenge tragen 276 Trinken, wie die alten Peruaner die Sonne, am Hauptfeſte derſelben, zum Trunke eingela- den 505, wie fie einander ſelbſt zutrinken 508 Troncoſo, Benito, fehlägt die Chunchas zu- rück 458, cifet dem Bartholi zu ſpaͤt zu Huͤlfe 461 Trurxillo, Beſchreibung dieſer Stadt und der Gegend um dieſelbe 321, ſchen Truxillo und St. Michael 321 Tucema oder Tucuman, deſſen —— an den Viracocha Ynca Tumbes, Undankbarkeit der Indianer it gegen den Pizarro Tupac Amaru, Ina 433. a tung 434 Tupae Nupanqui, eilfter Inch 410. feine Eroberungen, grı. 412. Treuloſigkeit eini⸗ ser Voͤlker gegen ihn 412. feine Gedanken vonder Sonne 414 u, Uchu, eine Art inbianifchen Pfeffers 525 Uebel des Tages und der Nacht, wie die alten Peruaner diefelben verjageten 511. 512 Uechuc, eine Art zarten Graſes 616 Ulloa, ein Hauptmann ded Gong. Pizarro, fol den Montemayor nach Chili gefangen führen 188, der ihm aber entwiſcht 188 Ulloa, Don Anton von, deſſen Abreiſe nach dem mittägfichen America 253. ſeine Ankunft daſelbſt 455 ſchoͤne Thaͤler zwi⸗ fer nach Peru geſchickt 114. wird Statthal⸗ ter bafelbft 126, 424. Fömmt in Peru an, und begiebt fich zum Holguin und Alvarado ind Lager 123. will den Gonzales Pizarro nicht fehen 128, ruͤſtet füch zu Log Reyes zum Kriege 130. feine Macht 130, gebt dem Almagro entgegen, und läßt ihn auffor- bern 131. erklaͤret ihn für einen Aufrührer 132, liefert ihm dad Treffen bey Chupas 133. 134. gewinnt daſſelbe 135, belohnet die tapfern Spanier 136, laͤßt den jungen Almagro enihaupten 138. ſchicket feine Una tergebenen auf neue Entderfungen aus 138. 139. feine weife Aufführung wegen der neuen Verordnungen, die ang Spanien für Peru ankommen ısı.154. er feget eine Bere fammfungan 151. feine Befehlshaber erflde ven fich wider den Bela 154. er begiebt fich nach Pos Reyes 155. wird von Vela gefangen 155.158, und auf einem Schiffe verwahret 163.167. flüchtet ſich mit ſammt dem Schiffe 173. gebt nach Nombre de Dios 174. und von da nach Spanien 175, wird gefangen genommen 175 Dalaza,eine ArtKopfpußes der&reolinnen 490 Valdivia, wohnet der Schlacht bey den Salz⸗ werfen bey 103, wird nach Chili gefchickt 107. leget eine neue Pflanzffadt daſelbſt an, und vertheidiget felbigefapfer 107. erhält Beyſtand durch den Manroy 139. ſtoͤßt zum La Gaſca 230. erhaͤlt die Beſtaͤtigung ſeiner Statthalterſchaft in Chili 245 Ulloa, Peter von, ein Dominicaner, gebt auf Valdivia, Peter, leget die Stadt Valdivia an. Kundſchaft aus, und wird gefangen 214 Uncu einStuͤck der koͤnigl.Kleidung in Peru 524 Ungeheuer von Fiſchen in Cumana, welche die Menſchen freſſen 13 Univerſitaͤt in Lima, Beſchreib. derſelben 288 Unterkoͤnige in Peru, wie ſie auf einander ge— folget 424 ff. Urbina, feine Verrichtung beym Puelles "223 Urſuta, eine Art peruaniſcher Schuhe 381 Vacca von Caſtro, bicentiat, wird von Kai⸗ 305. Statthalter in Chili, Empörung wider ihn 431. fein jämmerliches Ende 305 Daldivis, Stadtund Hafen, Befchreibung der: felden 304. die Holländer nehmen fie ein, verlaffen fie aber wieder 305. Beſchaffen⸗ heit der Befagung 305. Anzahlder Einwoh- ner 305 Valparayſo Beſchreibung des Hafens und der Stadt dieſes Namend 302, inſonderheit ihrer Feſtung 302.303. mit der ed nicht viel zu bedeuten has 304 Var⸗ der im dieſem Bande vorkommenden Sachen, Vargas, Ludwig von, warum er enthauptet worden 425 Valverde, Vincent von, wer er gemefen 65. 67. landet auf der Infel Tumbes 58. bekrieget die Indianer daſelbſt 59. feine Rede anden Atahualipa 65,66. 70. deſſen Antwort darauf 67.70, wird erſchlagen 320 Parco, Peter von, warum er vom Pizarro nach Euzco gefihicket worden 72. was ihm Huafcar unterwegens für Anerbiethungen ge⸗ ſeine than 72. er ſetzet ſeine Reiſe fort 73. Zuruͤckkunft 76 Varga, Johann von, des Gomez von Tordoya Sohn 118. wird ermordet ug 220 Vargas, verläßt den Gonz. Pizarro Vasquez, Thomas, verläßt den Giron 430 Veja, Sarcias deln, nimmt die Vertheidigung der Stadt Cuzto fiber fih 126. gebt zum Ia Gaſca über 235. 237 Vela, Blaſto Nugnez von, wird Unterkoͤnig⸗ prafident für Peru 152, 424. feine Abreife » dahin 153. hochmuͤthiges und hartes Be- tragen deffelben 153. mas er für Veraͤnde⸗ rungen mache 153. findet eine Schrift un⸗ terwegend 154. bintergeht die Einwohner von Los Reyes und koͤmmt mit Lift in die Stadt 155. 156. ruͤſtet fich zum Kriege 157. trauet dem Vacca von Caffronichtisg. das Glück führet ihm zwey Schiffe zu 158. ermordet den Suarez von Carvajalı62. füchet fich vergebens zu rechtfertigen 162. will Log Reyes zerftören und laͤßt des Pizarro Kins der aufheben 165. wird in ſeinem Pallaſte eingeſchloſſen 164. und von feiner Leibwacht verlaſſen 164. wird nach Spanien einge⸗ fehiffet 167. von feiner Wache befreyet, und geht nach Tumbez 168, verliert fine Flotte 173. undfliehtnach Duito 175. gebt aus Irrthum nach St, Michel 176. ſchlaͤgt den Diaz und den Villegas 176. fein übereil- er Ruͤckzug 177. er ruͤcket gegen Quito au 184. feine Liſt 184. er bemaͤchtiget ſich Quito 185. leget die Verſtellung ab 155. ſeine uͤbermaͤßige Hitze 185. verliert die Schlacht und ſein Leben bey Quito 186. Verſchiedene Erzaͤhlungen von ſeinem Tode 186.187 Dels, Johann von, des Blaſco Bruder, wird General feiner Truppen 15g. wie er fich vers halten, nachdem fein Bruder gefangen wor⸗ den 166 Vela, Nugnez, ein Hauptmann, ded Blafco Bruder, wird gefangen 166.167.181. und nach Panama gebracht gg. Pizarro vers zeiht ihn 189, Begebenheit, die ihm den Tod gebracht 209. 210 Es fol den St, Lorenzfluß entdecket ha⸗ en Velaſco, Ludwig von, wird Unterkönig » Peru 437. befihüger die Indianer und laßt Dliviern de Nort aufſuchen 437 Velasquez, Johann, Lieutenant des Franz Pizarro 114. flieht bey deffen Ermordung mit dem Commandoffabe im Munde 118, wird gefangen genommen 124 DVelasques, Statthalter zu Cuba, wird ab⸗ aber auch Bald wieder eingeſetzt 3 Venados, eine Art Heiner Hirſche in Peru 341 Venezuela, Anlegung einer fpanifchen Pflanz⸗ ſtadt daſelbſt 49 Venus, Gedanken der Peruaner von dieſem Sterne 560. koſtbares Gebaͤude für dies ſel 581 Verazzant, einige Erläuterungen wegen ſeiner Reife 23. umfähre die Küffen von Norde america 24. entdecket Neufranfreich 24, 28. doch weis man feine Entdeefung nicht reiht 25. ie weit er gefommen2g. feine kuͤckkehr 29 Verdugo, Melchior, verläßt des Gonz. Pizarro Partey 182. ſonderbare Art feiner Rache 182, ‚183. feine vergebene Unternehmungen wis der den Hinojofa 188.195, Vergara, Peter, ſtoͤßt zum Gomez Royas 128. wird in der Schlacht bey Chupas verwundet 135. wird auf neue Entdeckungen ausge— ſchicket 138 Q29443 Ver⸗ Regiſter, Vergaza, eine Art Pflanzen, wovon Seile ge— machet werden 231 Verguni, deſſen Reife nach Peru 6rr, wird dafelbſt Frank 633, feine Ruͤckkehr nach Frankreich 633. 634 Verheirathungen der Yncae, 538. der Ge- meinen, 538. ber Euracae 538 Vermudez, Gabriel, begleitet ben Diego von Roias auf feinen Entdestungen 189. wird nach feinem Tode Befehlshaber über des Roias Völker 190, wird vom Carvajalge- « ſchlagen 190. verläßt den Gonz- Pizarro 220 Dernon, engländifcher Admiral, nimmt ben Spaniern Portobello weg 455, gebt wieder zurück 456. 462 Verraͤtherey wird beſtrafet 4 Verſe der peruaniſchen Dichter 554. Bey: ſpiel davon 554. 555 Vicunnas eine Art wilder Ziegen, mit ſehr feiner won⸗ 574 Viehzʒucht der Peruaner 573 Vielweiberey iſt bey den Indianern anf der Kandenge im Brauche 276. 277. Manco Capac verbierhet fie, haͤlt ſich aber felber Beyſchlaͤferinnen 381 Viercheilen, eine Strafe, welche Philipillo ausftehen muͤſſen 48. 92. auch viele Anhaͤn— ger des Almagro 137. 138 Vllaoma, fol fo viel, als: als Villac- Umu heißen 500 — ⸗ ‚mn, heißt der ——— Pe⸗ ql. 500 Vnadan, ein Befehlshaber des Gonz. Pi- zarro, verlaͤßt denſelben 220 Villalobos, Marcel von, leget auf der Mar: garethen Inſel eine Mlanzfkadt an 47. wird Statthalter zu Tumbez 206, laͤßt den Pa: niaga anhalten 206 Villa Nueva Anlegung diefer Stadt 245 Dillavicentio , Oberſtwachtmeiſter, nimmt den Gong. Pizarro gefangen 237. 238 Villegas, wird Statthalter in Pinſa 172. wird vom Bela gefchlagen 176. vereiniget fich mie dem Centeno 216 Villelongua, Georg de, wird Unterfönig in Neugrenada 450 Villuna, Titel des Oberprieſters i in dem Non⸗ nentempel 295 Vinay Huayna, eine Pflanze, die ihre grüne Farbe behält, wenn fie gleich trocken: ge— worden iſt 529 Vinnapu ein ſtark beraufchendes Getränf pr Maiz 573 Viracocha/ der Name eines peruvianiſchen Geſpenſtes 61. erſcheint dem Viracocha Ynca39g. feine Bildſaͤule 402 Viracocha Nnca, achter Inca gor, wieihn fein Vater feines Hochmuths wegen beſtrafet 397. 398, fein Geficht vom Viracocha 398. fchlägt Die Aufrührer gegen feinen Vater und maßet fich der Regierung an 400. bauet dem Viracocha einen Tempel.401. ihm wird göttliche Ehre erwiefen 402. feine Ero« berungen 402. 403. ev prophegeiet die An⸗ kunft der Spanier 403 Vogel, der vom Aaſe lebt, und einen Muſcus⸗ geruch von fich giebt 12 Vögel, eine fonderbare Art derfelben 323 Dogelmift, fiebe Guana. Vorrathshaͤuſer der Peruaner, dreyerley Arten derſelben 571. 572 Voſo, wird vom Pizarro an den Eenteno.ge- ſchickt 224 Vyaca, beſonderer Gebrauch dieſes Holzes bey den Peruanern ‚597 Waffer, Lionel, feine Zeſchreibung der Bands enge zwiſchen Nortobello und Panama 255. feine Reife mit dem Seeräuber Sharp 265. fonderbare Begebenheiten deffelben 265. . er läßt fih bemalen, wie die Indianer 271. geht auf eine englifche Felucke zu Schiffe 272 - Wahrſager, indianifche, ihre Art künftige Dinge vorher zu verfündigen 271: 272 Waſchwerke in Peru, Beſchreibung der- ſelben 596 Waſſer, beſondere Art, daſſelbe auf der sin | von Arica einzunehmen , wir der in dieſem Bande vorkommenden Sachen, Waſſerfall von einer großen Höhe, 109 Waſſerfaͤlle oder Sprünge in Neuland 31 Waſſerieitungen, vortreffliche in Peru 295. 585 Weg von Valparayfo nach Sant Jago 312. 313. von Duito nach Tomebambo 325, von Duito nach Paſto 329. von Kali nach Buenaventura 331. von Cobija nach den Bergwerken zu Lipes und Potoſi 334 Wege, Art der Indianer, dieſelben zu zeigen 279. zween große und prachtige der Yncae 583. 584. Herbergen an denfelben 584 Wehrhaftmachung der jungen Incae 509. 528. 529 Weiber in Cumana, ihre Kleidung und Schmuck ı1, ihre Heirathen und Nieder: Funft ı1, 12. werden von ihren Männern oft den Gaͤſten angebothen 11. müffen Dad Feld bauen 12. 13. andere Eigenfchaften derfel- ben 12. Geſtalt derer in Terra firma 263. ihr Putz 273. der peruanifchen Niederkunft 541, manche Taffen fich mit ihren Männern lebendig begraben 546 Wein, richtet unter den Indianern viel Un— heil an 8 Welſer, Kaufleute in Augsburg, ibnen wird die Stadt Coro in America abgetreten 50. laſſen ſie in Befis nehmen 51. ihre Goldbe— gierde und Verfall diefer Stadt unter ih— nen 51 Weltgebaͤude, wie es die Peruaner einthei— len 546 Wetterſtral, wofür ihn die Peruaner hiel— ten 581. 582 Wilde in Neufrankreich, verſchiedene Voͤl⸗ kerſchaften derſelben 25.26 Winter, was man in Quito fo nennet 618 Wiffenfchaften der alten Peruaner 548 Witterung ungemein großer Unterfehied der- felben auf den Gebirgen und in den Thälern in Peru 234. 465. 467. zu Duito 617 Witwen in Peru, ihre Lebensart und Vor⸗ rechte 544 ©: Rantoigne, Alphonſus von, gebt ald Steuer: mann mit dem Roberval nach Neufrank- reich 33. fol eine Fahrt nach Oſtindien ent decken 34 Reres, Garcia, ein Gefaͤhrte des Pizarro 39 Nahuarhuacac, ſiebenter Ynca, beſtrafet ſei⸗ nen ungerathenen Sohn 397. Empörung wider ihn 399, muß feinem Sohne die Nez gierung abtreten 400, fein Tod 401 Nahuarhuacar, was ihm für ein Gefpenft erfchienen 61 Nanaconas, was für Indianer fo genennet werden 192 Ychma, Schminke der Pernanerinnen 540 Ychu, eine Are Stroh oder Riedtgras, deſſen Nugen 599 Ngnez Bravo, des Ribera Gemahlinn, er haft ihrem Bruder Lagunas dag Leben 219 Nguanas, ein Thier, welches in Cumana die Gärten verwuͤſtet 12 Planes, ein Hauptmann des Aldana, kreuzet an den Küften von Log Reyes 221 Yllsps, deutet bey den Pernanern, Donner, Big, und Wetterſtral zugleich an 581 Nnca, heißt ein peruanifcher Fürft 66. 379. haben gefihorne Köpfe -65. Ausrottung ih⸗ res ganzen Gefchlechtes 434 Nncae, deren Abftammung 289. verſchiedene Fabeln von ihrem Urfprunge 377. ff. ſonder⸗ lich von dem erflen 377. Dauer ihres Reiches 378. Nachricht von dem erffen Inc, Manz co Capac 379-384. und feinen Nachfolgern 384ff. Ehrerbierhungder Spaniergegeneis nen Abkömmling der Diane 477.478. Ehr⸗ furcht der alten Peruaner gegen dieſelben 497. ihre Kleidung 324, Prüfung der jungen Yn⸗ cae 524. ihrer Erbpringen 527. und Wehr: haftmachung derfelben 528. ihr Betragen ges gen ihre neue Untertbanen 530. ihre Verbeis rathungen 538." Erbfolge unter ihnen 547. mie die Söhne der vornehmen Herren an ih⸗ rem Hofe erzogen werden 550 | Mo⸗ \ a3 Regiſter der in dieſem Bande vorkommenden Sacher. YncaRoca, ſechſter Anca, feine Feldzüge 395. 396. macher Gefege und fliftet Schulen 396, feine Sprüche 396. fein Tod Nncafpiegel, eine Art peruanifcher Steine 360 Intienfi Auallpa, ſiehe Huaſcar. Nralez, deſſen Entdeckungen und Ankunft zu Peru 245 Nucayer Thal Annehmlichkeiten deſſelben 301 Nupanqui, zehnter Inca, feine Kriege 408. 409, Gorge für fein fand 410, feine Fami- lie 410 3- Zähne, fehmärzen fich die Cumaner mit einem Kraute, und halten folches fürfchin 11. 13 Zapfengold, was man fo nenne 595 Zara beißt foviel ald Maiz 572 erste, Alvarez von, Licentint, wird des Bela Auditor für Peru 152. fol ihn als einen Ge- fangenen nach Spanien führen 167, befreyet ihm unterwegens von feiner Wache und über- ‚giebt ihm die Befehlähaberfchaft des Schiffes 168. wird gefangen und mit Gifte bingerich- tet 187 Zarate, Auguſtin vor, wird fpanifcher General- rechnungsführer in Peru und Tierra firma 152. ſchreibt die Geſchichte von Peru 153. mas er für Antheil an dem Unternehmen der Audi- toren wider den Bela gehabt 163 ff. mas er beym Gonz. Pizarro auszurichten gehabt 169. 169 feine liſtige Aufführung dabey 397° Zeit, wiefiedie Peruaner eintheifen Zarate, Drtiz von Großprobſt von Segovla, wird des Vala Auditor für Peru 152 Zavallos, ein Hauptmann ded Bela, begleitet ben Loayſa 160, Pizarro laßt ihn hinrichten . ' 161 559 Beitrechnung der Pernaner durch Knoten 378 Seuge, baummwollene, wie fie Die Indianer auf der Landenge machen 276 Zeugenverhör, wie es in Peru angeftellef wird 517 Dieggelfteine der Peruaner , deren Beſchaffen⸗ heit 577 Zierrathen der Manns- und Weibsperſonen auf der Landenge 273. imgleichen der Ober⸗ haͤupter 274 Zimmerleute in Peru und deren Werkzeuge 565. 566 Zimmt, wird in der Provinz Zumaco gefun⸗ den 108, Geſtalt der Zimmebäaume 108 Zorocha, eine Art Silbererzt 600 Zuniga, Eafpar von, wird Unterkönig in Peru 438. fein Tod 438 Zunigs, Diegovon, wird Unterkönig in Peru 433. ſtirbt eines gewaltfamen Todes 433 Zuniga, Lopez von, ein Befehlshaber dee Gonz. Pizarro 225 Zurbano, was ihm vom Eueto aufgetragen worden 166, begiebt ſich mit demſelben zum Vacca von Caſtro 174 > = — 0 —* - x 5 a + — ’ “- m‘ * * F - = ? SR ” ® er ef | = 3. ; x “ “ — " — = > * — er a > * * * < 5 == ENT — In er * * > —* = x ; * a) E - ; . . * \; * — 3 J— * 2 — * SE * * * e — 2 — * * — — x Kg = z * 4 * ri E . D k R j } * 2 a F * Pr 2 F Pe ee er * * J —* — 4 \ » > + r x — = x - r ws, 5 = x r R \ ? L = * — = Y * . —* x * * dit ‘ % “ 2 — * X * — a * —*8 a * * . 2 Am? — —— ET — —— — * — ” “ — * = #, R x 4 a , z 5 r * J ' R - EB Ras ® e 28 Er = f — n ach —