Aftgemeine Hiforie der Reiſen zu Waſſer und zu Lande; oder Sammlung welche bis ißo in verfchiedenen Sprachen von allen Völkern herausgegeben worden, und einen vollfiändigen es der neuern Erdbefchreibung Geſchichte machen; Worinnen der wirkliche Zuftand alfer Nationen vorgeftellet, und das Ä Merkwürdigite, Nüglichfte und Wahrhaftigite in Europa, Aſia, Africa und America, in An ſehung ihrer verfihiedenendReiche und Laͤnder; deren Lage,Größe,Gränzen, Eintheilungen, Himmelsgegenden, Erdreichs, Früchte, Ihiere, grüffe Seen, Gebirge, großen und Fleinen Städte, Häven, Gebäude, u. wie auch der Sitten und Gebräuche der Einwohner, ihrer — Regierungsart, ——— an Handlung und — — thalten iſt; Mit nöthigen Landkarten nach den neueften undeichtigften aftronomifchen — rd m — Abbildungen der Staͤdte, Kuͤſten, Ausſichten, Thiere, Gewaͤchſe, Kleidungen, und anderer derglelchen Merkwuͤrdigkeiten, verſehen; durch eine Geſellſchaft gelehrter Maͤnner im —— en zuſammen getragen, und aus demſelben und dem Franzoͤſiſchen ins Deucſche überfeßer. Zwanzigſter Band. Mit re Saͤchſiſcher allergnäbdigfter Bet. Leipzig, ‚by? Arkſtee und Merkus 1771. Sin, Se 16—6— * — —— 0 EN BT: | TE | morſpe int xX * 13.336 ‚nyihnd riund — —— BEL u 338 jun? * dh ige SHE , r Ai Z en ee ee ee ee Bag in ET ee ETHERNET NONE Verzeichniß der in rei Xx Bande enthaltenen Reifen und Beſchreibungen dft.den darinnen begriffenen merfwürdigften Sachen, Hiforie und Beſchreibung von Grönland... und dafigen Miffionen, Das I Bud. Bon der Lage und Befchaffenheit des Landes, Das I Capitel, Won dem Sande überhaupt eis x Seite, Urfprung des Namens Grönland — Sroͤnlands Lage und Anfehen, nebſt deſſen Topographie Bericht von hers Straße und den Verſuchen, ſolche kennen zu lernen Muthmaßungen wegen derfeibe Eisblink, Eisberg und Bruͤcke, wie auch Gebirge mit dreyen Zacken Meerbuſen, Bayen und Inſeln Die von den Groͤnlaͤndern bewohnten Oerter Erzaͤhlung der in Groͤnland angelegten daͤniſchen Colonien Das II Capitel, Bon dem Meere und dem Eife. : Sonderbare Geftalten und Farben des Treibeifes 12 Wie die Eisberge entſtehen * Flaͤchen und Groͤße der Stuͤcken Treibeis Unterſuchungen und Muthmaßungen, wie und wo dieß Eis entſteht ı Bon —* Treibholze in dem Eismeere, und Muthmaßungen, wo ſolches her · ommee ? re - 37. Sauf der Ebbe und Fluth in dieſem Meere 1 Das TU Capitel. Won der Luft und den Jahreszeiten J | 19 Don der Kälte und dem Froſtrauche au GR. Ag Beſchaffenheit des Sommers in Grönland 20 Sonderbarer Öegenfag unter den groͤnlaͤndiſchen und europaifchen Jahreszeiten 21 Stets veränderlihes Wetter im Winter und beftändig fhönes im Sommer in Grönland . _ 21 Heftige Winde, Stürme, Wirbelwinde, wenig Donner, Sommer ohne Nacht und Winter ohne Tag F Nordlicht; und Verhaͤltniß unter den feuerſpeyenden Bergen, dem Eiſe und Nordlichte; wie auch andere Lufterſcheinungen 23 62 Meteo w | * = Verzeichniß Meteorofogifche ing welche in Grönland vom Auguft 1761. bis zu eben —F Monate 1762 gemacht worden _ Seite ni Das IV Capirel, on berfhiedenen Arten Erden und Steinen 26 Thonerden Re: orfetde, nebſt deren befondere Art Aue 26 Felſen ante von allerley Farben * * 27 Weh ſtein ode — ‚echter —2 28 Amianeh; Asset, Jaſpis Quarz, Granat, Er wie‘ item, ne ralien und Metalle Wafferbiey und Marfafite, ** 29 er Capiteh Bon ven ee RE 25 Das Getraide waͤchſt zwar in Orönland, kann aber nicht * * ME Zweyerley Gras und vieler ley Moog, nebft mancherfep Gefträuchen Y Dreyerley Weiden, kleine Birken und Erlen nur = Verzeichniß einiger in Grönland be Rn, Don pi = 92 Kraft des söfelfant: er —* 33 * — vo eher —— Meist a6 PR 2 Tang oder S⸗ | Yan Re eri darrie a 35 J ms niaturgeitsr | Das 1 Bi. Wan Kan | - Von den —— Vbgeln und Fiſchen Das cap, ——— HD 1 mag: ı m Ha von „ Renntbiere und deren fa SAREN z ei — Befchaffenheit der Fuͤchſe bi daſel toi en N ar MWeiffe Bäre, Ra aloe — 39 Beſondere Art von Hunden — ee A ET 5 eo Schafe aus Dänemtart URL 7 Biblio © Das nordifche Rebhuhn und Voruntheil wegen deffen Bor igfeit wiberleget 40 R Misbraud) des Syſtems ber Endurfachen und beffen t tigere Anwen 4! Schnepfen; einige Singoäget hob Raubvägel n ik ee 42 Dis HM Capitel, Von den Servoͤgeln ze — —— 4— Menge und Verſchiedenheit derſelben in Cup vi Erfte Claſſe, wilde Gänfe und Enten, Ang ei - yTormaistarfi und mo ie 532 ten Eidervoͤge near . > mente Claffe, Tuglek, Seeemmer, Scharf, dumm, Alk, Teiſt, Sun, Reli gak, Afpalliarfuf und Seeſchnepfe 4 x Dritte. Claffe, Moͤwen, Mallemucke/ Io.Dieb oder Stundiar, Aattaret, raͤrn, und Akpallet — TEL 46 Br der Seeoögel, und wie. fie pi fuhen — Be "Deren Eyer und — — — 48 as IN itel, Bon den Fiſchen Be * Berranjeimg ber die Menge und —— der Sie ie 49 — von dem Häringe-und — 50 ——— — — — ne ——— —— — EUREN — — — — — — = ——— — — * —— ne re — ei der in diefem Bande — Reiſen. v Ungeheure Menge Häringe u, DENT. — Seite 51 = Eine Art kleiner Häringe, Angmarſet genannt 7 52 8 Utken, Dorſche, Rothfiſche, Nepiſet und beſondere Art en 63 Butten, Hilbutten, Krabben und einige andere Schalenfiſche PETER 4 Sonderbare Schnöden . n 55 a Inſecten i in ber Ri, Semane, Brei, warfen, dr Fr age — S ui er E ar GN 1115,} ar a N = <8 Befchreibung de | = ee Er “ Beſchreibung er era ER s V ——— on außer * * 4 59 Sr Baht j bon Ben =, Ange h * ie 00 Ben } —— fanges bey den ——— — re . * — a Namen der vierfüßigen — Arten — —— ei % Gr rar — — aatliches 8. genug, fie * F — ir n £ etränfe der ein tn ı 67 Sr 7 \ —A —— * ——— — RT * F 68 * 3 =, ter ſſe Ei pr Are 1 eek 9 APR, 68 5 en —— en irn m und Wei en pelfen nicht beh 6 Veen anständifche een und bedienen fich des Tabades — 7 { Von der Kleidung der Brönfänder - ‚+3 Pc 3 | Fe 76 = — deren Haarput — Be 1 t er Ya ar 2 id RR — Din ft für den Ne — —— 66 I iu = rathsh uſer * — BE en : Sommerwohnung —* ee RG „de = 7 Pi. VAbſchnitt. Beräth, — Wertheue und * rzeuge der Gronlander 75 * Ihre Geraͤthe zur Waſſerjagd, der * panpfeil al Ho og Feine, der Werfpfeil, und der, Bogelpfeil Died‘; Be der Frauenboote, ale Wr ee ———— Er —— Beſchrelbung eines Kajats oder Maumstootes — — ca re alt nd 2 * Uehungei vi ÜSTE wine ni © Uebungen der Grönfänder zur Wafferfahrt em Seite 7: Deren Seehundefang es 79 Ihre Zubereitung bee Selle ET Das II Capitel. Die a in bem Sinstigen Lben = 8 Die Heurathen der © ng ß n = toi m An — gebräuchlich, und Ber si 5° ß ie Grönländer find zum | inberzeugen men uͤchti und-i ide nicht fruchtbar 4 Abe "ar u - nr Sie haben etwas fonderbates und efles in ifren en eh sage arg * Groͤnlaͤndiſche Kinderzucht > mh * * Ungluͤcklicher Zuftand der Weibesperfonen ii Gionlend n * * ige sn 87 nd Das Ul Capitel. Won der -Kuffügrung und, dem a Fa Gi er an et indem bürgerlichen * X a = 89 Beſuch der She unter einander — ds * 91 Deren Gerichte und Schuͤſſeln bey ‚ginem, großen. Befle 3%, 30%; Ihre Art au 38 Inu eg ; und —— ihnen dur * etwas begrei m muß, was fie noch nicht 3 02 Ihr Handel und ihre Jahrmaͤrkte "vo In RE dur. a Sefhiege 9 Shore duſtbarkeiten vorn ihr Sontienfeft ' Beſchreibung der geönländifchen Trummel, wornach man tanzet 2. Gewoͤhnliche Spiele er teibes — — > Nachricht von ihrem, | k „Art von Policeyioder: ar | — Gerechtigkeit — Grönländeen * Ddee IV Capitel. Woraliſcher Cha apa oder Sa nie Syn welchem Berftande die Groͤnlander ildes Volk find, —— Sie find nicht ſehr zum Lügen gen e ihre Fehler, um ihre, Chr zu erhalten, denfen aber En Falſchheit, jemand zu ar alte me Scheinbarer Widerſpruch in dem Ge mälbe,. —— man von dieſem olke mar ‚het rt 8 & dr un Hexereh werden me dem — — ins nicht nach den — 5* nr . * — as V Capitel. Von er dem, { länder, „, 205 Di; „ Sie haben feinen ienader ben n „a1 ee und — glauben ſie eine ——— 1 Ihr Elyſium 47 einige in ai Meen oder (ie Die: Sim ber em — in % 4 —J imm F br 107 * Ihi⸗ dbeln von ber Sadpfung, von ber Sindfluch, von a dem e F ee . ‚und der Auferfteßung > 108 —— Obete und unfere Geifter, Mn und boͤſes und deren — 109 "Age Elemente follen von Geiſtern bewohnet Win; EIO " Angekofen, Wahrfager, Zauberer und Ye in —— mie ſie eingeweihet IE werden — ee dir ef Wie ſolche die Geiſter bannen der um Kath fragen NDR 112 Re | Charafter — re —— — — — — * nn nn — — der in diefem Bande enthaltenen Reifen. va Charakter diefer Angefofen, Betrüger oder er Seite 113 Hexereyen und Curen er 4 Des J Capitel. Von den Wiſſenſchaften der Groͤnlaͤnder 46 Von der Spr ache und deren vielſyllbigen und verworrenen Woͤrtern ‚3417 "5 Die Grönfänder Kl fein. R, noch gewiſſe Confonanten, er —2 ober a * 525 — werden; fie — meros 118 eyſpiel n u —* ? „119 BEE I ir pe Sn 113 i — 111.3: Di — 120 Ihre ung oder en und — a 121 *— — * ber Aſtron ie oder dem W die Groͤnlaͤn ‚be, * — = er in „die, Ören — ——— ade des Donne E I erklären 123 v “ Fi und —— —— als eur y Si und, bes Dar blutens > 23 Ihrieben wire, a — * * —— — a1 En * —J— karl ER RER a tatd FR 104 2 EraR & — Buͤrgerliche — * Rlond ·cane ade af Das Capitel ‚Serie ven vem ten Gedoland · a RE w DR derfilben A Bao, masse | — RE 128 g von E fan ur die ‚Norweger d au * ER 728 nig der oft e von Grönland — 86: © ‚131 g de en —— — Gröntand TE. 233 — ſhichte de Se ifche ——— in —— 139 Paste e Rampf been feines Vorhabens BEN mn: * —— Saft nad) rd — | I 2° “em Gr und Ankunft Lg; Rn 143 & Hande der SE in Grönland en r Ba e Gocg 145 nk er —* und nit 8* Groͤnlaͤndern machee Ünrerr 146 ne Ve 7 norweg olonien in Gronland, „und Ueberbte ge ps Verſuch, eine Straße nad; imitternä tlichen America zu € endeten. 148 °° Hinder ng der Predigt des Evangenii in a —— 149 Unternehmen der —— Gronland und Be ‚daher man Dar J es aufgiebt 19.194798 Ok y% —8 HE pi, 153 Der grönländifche Handel wird wieder ——— * 156 — WVreaenrſuche vin J Vrerzeichniß Nies} 8 * WVerſuche von 1723 an, Groͤnlandes oͤſtliche Kuͤſte zu entdecken und Mittel, die⸗ ſen Anſchlag gluͤcklich aus zu fuͤhren Seite 157 Das IU ie > Gecſchichte der groͤnlandiſchen Niederlaſſungen von 1733 * 158 Die Hetenhuter oder mä riſchen Brüder ſchicken eine Miffion nad) Grönland 159 * Ankunft der drey mährifchen Brüder in Grönland er : Grönland durch die Kinderblattern, die Die aue Dänemart dapin * racht worden 162 Schilderung der —55 Ah wie wenig fü ae 164 Erfte been der ı — en Brüder in Groͤ * 165 OR gede hie au änemarf —* * er 168 eiden der maͤhriſchen Brüder 0.00 are Einwürfe der Grönfänder gegen die leh ed nn Erfte Früchte der mäßrifche Brüdermiffte Der Froft erwecket eine Hungers Fernere Fruͤchted Das IV Capitel. Jichte der get —— von 1740 * Einmuͤthigkeit d und — — Niffionarieni Gr Todter Walfifch ke: u | fen baten Wirkungen der Träume en — 130 Mittel I Heidenbefe Dam fen und Beredſamkeit der Thränen pr — Bergleichung der maͤhriſche iten 182° Enthuſiaſterey und Nichtduld ing bey den neubekehrten Grönfänbern a , Die Miffionarien folgen den Grönländern auf bie. Jagd und zum 8 Tagebuch von einer Reife zum Häringsfange —— er Ein: anderes Tagsbud) von einer Jagdreife 7... — 85 Die mahriſchen Brüder bauen eine Kirche und legen Neu. derrnhut an. ° 187 Auͤdere —— berilhen Fr ai Dre‘ u 188 > Sonderbarer Proceß wegen eines * wem ſo 8 ugchöre en £ en Die mäprifchen Brüder machen gute Policeyanftalten A ne, * von Watteville, —— — Inter and a. Pit 4 4 en “ii, 193 Fr — Y: * De pw — 194 land — a LOG n bie Se ine — a —— —* de 4 201 A i a. der h. Schrift und unrichtige Anwendur ‚bee 2 rſtan⸗ 20 Di⸗ Pech Weiber wollen nur ihre eigenen — * Proben vr den mpftifchen Redensarten und Austrüden er —— - län — 205 Ein — Beyſpiel einer ſtrengen Hungersnoth 2206 Eine außerordentliche Hungersnoth — 209 en N Durch pr x ? der in dieſem Bande enthaltenen Reiſen. IX ¶Durch wasfür Bücher die Herrnhuter den Eifer der Gränländer unterhalten S. 210 Niederlaſſung der maͤhriſchen Brüder zu Lichtenfels N 214 Befondere Urfachen ver Angefofen, Cpriften zu werben 216. Außerordentliche Lufterſcheinungen | ‚217 — a des Herrn Cranz nad) ‚Grönland | ' 518 ergrößerung des Haufes zu Sichtenfels. - _ - — wi lagen der Miffionarien über die geiſtliche Verhaͤrtung der ſuͤdlichen Brönlän.- er s n Unbequennichkeit der zweydeutigen Wörter 223 Das Hülfsmittel der Gefänge bey den Miffionen 224 Bemühung, üchtenfels wieder Her zu ſtellen und zu verſchoͤnern 224 Bei Capiee. Bon dem bürgerlichen und kirchlichen ‚Zuftande der Miffionen in Grönland, DE * N tl u ; a 225 Beſchreibung des Gebäudes Den = Herenhut 226 Beſchreibung von Lichtenfels — 227 „ Bitten der Chriften in Grönland ER ui. are 228 Kirchenzucht der grönländifchen Miſſionen * 230 EEiſfer der Herrn uter für bie auswärtigen Miſſionen u ae 231 u ) Einfuͤhrung der Fhorabtheilungen oder befondere Claſſen unter den Herrnhu⸗ * Zuſammengefaßte Wiederhelung a ar RL 939 0. Gelhpichte von Kamtſchatka. — Von dem Lande Kamtſchatka. Das JCapitel. Erd⸗ und Ortbeſchreibung von Kamtſchatka 241 Breite von Kamtſchatka SE, ET Deſſen Laͤnge und weſtliche Kuͤſte —— — 243 Deſſen oſtliche Kuͤſte und üffe — BE Beſondere Merfwürdigkejren werden widerleget 244. Das Innere des Landes & — 245 Wege von Boltſcheretzkoi nach Kamtſchatka 46 Das Capitel. Bon Feuer ſpehenden Bergen und heißen Quellen 247 Feuer ſpeyender Berg Awatſcha 247 in Paar. andere dergleichen und Stellers Beobachtung wegen derfelben 248 Heiſſe Waſſer und fonderbare Brunnen \ Er 249 HlgemReifebefäyr, xx Band, BER" Das * U age —R — HN as, Rz N 7 er = Verzihnil 7 Das II Capitel. Von dem Erdreiche Seite 251 Beſchaffenheit deſſelben und was fuͤr Gewaͤchſe darinnen ſortkommen 251 Warum es nicht zum Getraide tauget 252 Wenig Holz an den Kuͤſten 252 Sehr ſonderbare phyſiſche Wirkung bey einem von Birken erbaueten Säit 252 Das IV Capitel. Von der Luft und der Witterung 253 Augenſchmerzen von dem Schnee, und Mittel dawider 255 Dos V Copitel. Don den Metallen, Mineralien, Baumen und Pflanzen 256 Es giebt wenig Erzfadern in Kamefcharka 256 Be ſonderer Gebrauch der Birken 257 Beſchreibung der Pflanze Sarana und des ſuͤßen Krautes 258 Wie man aus der letztern Branntewein brennet, und deſſen übele Wirkungen 259 Andere Pflanzen, deren fid) die Kamtſchadalen zur Nahrung bedienen 260 Das VI Capitel. Von den Thieren aufdem Sande 262 Gebrauch der dafigen Hunde und Beſchaffenheit der Füchfe 263 Bon den wilden Widdern und den Zobeln 264 Bon dem Murmelchiere, dem Vielfraße und den Bären 265 Bon den Ratten, deren verfehiebenen Arten und Reifen — 266 Das VI Capitel. Don den Amphibien 268 Won den Seehunden und deren verfchiebenen Gattungen 268 Eigenfchaften der Seelöwen 269 Bon den Seefagen und ihrer Art, ſich zu begatten i 270 Ihre Art zu flreiten und ihre Wuth dabey 27% Bon den Seebibern und Manateen oder Seefühen ARE ale ;t Das VII Eapitel, Bon den Fiſchen 275 on den Walfifchen, und wie ihn die Kamtſchadalen fangen 276 Bon dem Kaſatka oder Schwertfiſche und Tſcheſchkak oder Meernote 277 Seefiſche, welche in die Fluͤſſe kömmen, als Lachs 279 Erſte Elaffe derer Fiſche, die zugleich im Meere und in ben füßen Waflern leben, Tſchaowitſcha, Niarka, Keta oder Caibo, Belaia Niba oder Weißſiſch, welcher zuweilen roth wird 280, Zweyte Claſſe der Fiſche, die in bie. Fluͤſſe fommen, Goltzi, Muikiz, Koriuchi oder Seeaalraupen und Beltſchutſch oder Haͤringe 231 Das IX Capitel. Von den Vögeln 283 Bon den Seevögeln, Ipatka oder der nerbifihen Wafferente, Muifhagarka, Arau oder Kara, Waflerrabe oder Tſchaiki, Gewittervogel, Starifi, Ofu: pifchi, Kaiover und Uril 284 Bon den Vögeln in füßen Waffern, den Schwänen, Sinfen und Enten 285 Bon den Sondoögeln und Gewuͤrmen 287 * der in dieſem Bande enthaltenen Reiſen. m Das II Bud, | Bon den Einwohnern in Kamtſchatka. Das I Capitel, Won dem Urfprunge und der Geftalt der Kamtfhadalen S. 289 Stellers Muthmaßungen von ihrem Urſprunge 282 Ihre Geſtalt Das II Tapitel, Won dem Unterbalte, der Kleidung und den Wohnungen der Kam⸗ tſchadalen * 291 an Jukola oder Zaal, Caviar, Tſchupriki und Selaga 29€ Beſchreibung ihrer Kleidung bey Manns» und Frauensperfonen _ 292 Beſchaffenheit ihrer Wintermohnungen oder Zurten 293 hrer Sommerwohnungen oder Balaganen 294 Das II Capitel. Won den Mobilien, Geräche und Waffen der Kamtfchadalen 295 Ihre Kunft, Feuer an zu machen 296 Beſchreibung ihrer zweyerley Kaͤhne und Ihrer Schlieten - 296 . Ihre Waffen, dreyerfen Pfeile, Piken mit vier Spigen und Küraf , 298 Das IV Capitol. Sitten der Kamtſchadalen — 298 en der ne * — er 299 ve Freyerey, athen und Hochzeitfe 2 - 300 ae ig Eheſcheidung und menig Eiferfücht wegen der Weiber und Mägd- en f 301 Sittſamkeit oder Furchtſamkeit der Weibesperſonen 302 Beſchaͤfftigungen und Arbeiten der Manns: und Frauensperfonen 302 Ihre Reifen und ihre Worfiche wider das Erfrieren 3023 Kriege der Kamtſchadalen unter einander 304 Ihre Gaſtfreyheit 30 Luſtige Art, einander zu bewirthen — Gebraud) des Mufchosmore $ : 306 Ihre Tänze - 309 Probe ihrer Lieder 308 hre Krankheiten und Arzeneymittel dawider 309 Das V Capitel, Won der Religion oder dem Aberglanben der Kamtfchadalen 311 Sie haben keinen Begriff von Gott, und gewiſſe ſonderbare Lehren — Einige Neligionsfabeln bey ihnen 3ir Sonderbare Lehre von den Sünden 313 Heren und deren Art zu zaubern 314 Feſt der Reinigung von Fehlern | BE 315 Meynung von der Abfiche und dem Urſprunge biefes Feſtes 319 Aberglaͤubiſche Furcht vor den Eidechſen und Gewohnheit zum Seehunde⸗ ung Walfiſchfange 320 Furcht der Kamtſchadalen vor den Todten 321, b2 Das HE a. 712... EEE Das IE Buch, Politiſche und buͤrgerliche Gefchichte vom Kamtſchatra. Da⸗ Capitel· Von der Eutdectung nn. fandes —— durch die Ruſſen Test Seite 322 Erſter Verfüch auf Kamtſchatka — 703 Empoͤrung der Kamtſchadalen Re 374 Meuterey der Cofafen 325 Niederlage ber Kamtſchadalen und RES einiger — Coſeken 326 Abfall eines Commiſſarius, der mit dem Tode beſtrafet wird 327 Die Auſruͤhrer zu Awatſcha werden dem Tribute unterworfen, welchen —— i⸗ ſche Soldaten pluͤndern 328 Neuer Weg von Jakutzk na Kamtſchatka zur Se * 328 Entdeckung der kurillſchen Inſeln 329 Ein japoniſches Schiff ſcheitert bey —— — 329 Allgemeiner Aufſtand der Kamtſchadale 330 Standhaftigkeit der rebelliſchen. amefchadalen bey den Strafen 333 2% I Eapitel, Bon dem Bi ie Zuffande der. ruffifchen a! 5 Kamtſchatka Beſchreibung der fünf Oſtroge, Boltſcheretzkoi, des obern und untern Kamcſae koi, Petro⸗Pawlutzki und eines Aenacmen⸗ welche die Ruſſen daſelbſt angefeget haben - 335 >» Das IT Capitel. - Von den kamtſchadaliſchen Oſtrogen und. ben Korjälen, die der ruſſ iſchen Herrſchaft unterworfen find: 337 Befchreibung des Departements Boltfiheregfoi - - 337 Das Departement Werchnei Kamtſchatkoi und Schantazfoi | 338 Zahl der Kamtſchadalen, die an Rußland Steuer geben * 339 Das IV Capitel. Bor der Handlung der Nuffen in Kamtfhatfa 339 Vortheile diefer Handlung und deren Fortgang 340 Eingeführte Waaren und deren Tarif 3 a Zoll von den ausgehenden Waaten Das V Capitel. Wegvon Jakutzk nad} Kanfite ober an des Herrn ik ninnikow 342 WVerſchiedene alte Wege zu Lande ci“ — 343 Merkwuͤrdige Topographie für die Keifenden ir 2ie 344 Merkwuͤrdiger Ort am Fluſſe Amga — * — 345 Stets gefrorener See 3 . 346 Betrachtungen über dieſen langen Weg 345 Unbequemlichkeit und Beſchwerlichkeit des Wees von Jermanto nach Ochotzk 347 Wecg von Scoge 0 Se zur Ser 2 RT 1 WE 348 Das — — th nu * ee nr U Le) + Bon den nahe Bey Kamtſchatka fiegenden Ländern und Dörfern. Das I Capitel, Don den kurillſchen Inſeln und ihren Einwohnern _ Seite 350 Aage und Anzahl der kuriliſchen Eplande. sr F Z A 13. Doetifche Geſchichte eines Berges 2 35% Ierthum der Eedbefchreiber wegen Jeſſo ne 333 Nation der Kurilen — a 35 Ihre Kleidung, ‚Religion, Vielweiberen und Sweykämpfe wegen des Ede ruches . ' 356 Das I Eapitel. Von den zwiſchen Kamtſchatka und America liegenden Inſeln 357 age der Küften von America und Kamtſchatka, und Reihe von Infein, die mit Kamtſchatka gleich; laufen ; i r Re 358 4. Verhaͤltniß unter den Kamtſchadalen und gewiſſen amertcanifihen Bölfern 358 Beſchreibung der Inſel Beering 5 359 Noch einiger anderer Inſeln und deren Beſchaffenheit 360 Das — — Von x Nation der Korjäken IE = * ie - “ * uterſchied unter den ſeßhaften und erumſchweifenden Korjäfen „361 Icchuttſchi, eine: —— * * = = * HE Aa Wohnung der herum ſchweifenden Korjäfen und wozu fie ihre Rennthierheerden brauchen —5 363 Zauberer oder Schamane bey dieſem Volke ae ae Wie die Korjäken huldigen muͤſſen VE 364 Die ſeßhaften verehren Auf eine beſondere Art einige Steine 365 Ihre Begtäbnißeeremonien * — 66 Das IV Capitel. Don ber Sprache und den Mundarten der Kamtſchadalen, Kor» jäfen und Kurilen . — . - 367 = Nußen der Wörterverzeichniffe wilder Sprachen 367 Namen, welche die Kameſchadalen den Rufen geben 368 Wie die Ruffen die Famef yadalifhen Namen verunftalten ©" 369 Charakter der drey Famtfchadalifchen Sprahen nn! 369 Amen, welche die Kamefchadalen den Monaten und Winden geben: 370 Woͤrterverzeichniß der Sprachen in Kamtſchatka und den Furitifihen Inſeln 371 * Anmerkungen über die kuriliſche und kamtſchadaliſche Sprache 76.373 Aehnlichkeit einiger kamtſchadaliſchen Wörter mir englifhen "= 374 Urfache der — der Namen einerien Gegenftandes BEE 374° 35 V Copitel, Merkwuͤrdige befondere Umſtaͤnde von Kamtſchatke 575 Ebbe und Fluch in den Meeren da — de Wi 375 . Gemfenjagd durch den Vielfraß e — — 376 ©, Kühne Baͤrerjadd en a Aug er Betrachtungen über die zweylebigen Thiere de 0 Se * von Meeraffen * —* —— 37V"; Wie der in dieſem Bande enthaltenen Reifen. NUR * zv Er Verzeichniß | Wie die Kamtſchadalen den Mord und Diebftahl zurück Halten Seite 378 Handel mit Biberfellen 379 Yuszug aus den Reiſen und Entdeckungen längft den Kürten des Eis⸗ meeres und auf dem morgenländifchen Meere, fo wohl gegen Japon als gegen America zu, von dem Herrn Müller, Einleitung dazu ; . 380 Reiſen im 1648 und 1650 Jahre 381° Keifen im 1710, 1714 und 1723 Jahre 383 Borgebirge Schelagkoi oder Tſchuktſchi und.deffen Bewohner 383 » Schluß des Herren Müllers, daß Afien und America gegen Nordoft zwar nahe jufammen liegen aber dennoch gefrennet find 384 Müllers Beweis, daß die Fahre auf dem Eismeere unmöglich fey 385 Beerings Reife im 1741 Jahre 387 Beering ftirbe - — 392 Beeringsinfel 353 DBefondere Art, Theer zu bekommen 394 ‘ Nachricht von einigen neuern Reifen — 395 D. Caftells Abhandlung über die berühmten Laͤnder Kamtſchatka und Jeſſo; oder über die Gemeinſchaft des feſten Landes von Aſien und America und die Durchfahrt aus dem oͤſtlichen in das nördliche Meer 396 Nachrichten und geographifchkritifche Beobachtungen über die Sage der mitter⸗ naͤchtlichen Länder von Afien und America... .. Nebft einem Verſuche über den Weg nad) Indien durch Norden vom Herrn Engel, Einleitung zu denfelben 415 Urfachen, die Tatarey enger ein zu ziehen 416 Nachforſchungen wegen des Landes Jeſſo 419 Zweifel über die wahre Lage des Staaten» Eylandes und des Sandes ber Eom- pagnie 423 Bemerkungen über die Straße nach America durch Nordweſt 434 Glaubwuͤrdigkeit der älteften fpanifchen Karten von America 425 Widerlegung der vorgegebenen Reife des Admirals de Zonte > 426 Apokryphiſche Nachricht des Fuca = 427 Verteidigung der Nachricht des Baron de la Honfan 428 Möglichkeit einer Straße nach America durh Norden 429 Durchfahrt durch Nordweſten ift unmöglich) 438 Gründe, welche die Möglichfeit der nordofklichen Durchfahrt beiveifen 433 Urtheil über die mülferifhen Schriften von Rußland 435 ” MWiderfprüche in den ruſſ iſchen Berichten * 33 Einwuͤrfe wider die Durchfahrt gegen Nordoſt werben widerleget 436 Mittel, bie Fahrt zu entdecken, bie man ſuchet —— 437 Auszug 4 der in dieſem Bande enthaltenen Reiſen. RU Auszug aus des Herrn Abtes Chappe d Auteroche Reiſe nach Sibirien, Veſchaffenhelt feiner Rei ebeſchreibung Seite 439 "geht ab, und über Wien 440 eine Anmerkung von Polen und Reife von Warfchau nad) Petersburg 44L Deobachtungen auf feiner Reife von Petersburg 44% rt und Weife, wie man ſich in Sibirien wärmer 444 Gewöhntiche Bader in ganz Rußland | 446 Salzwerke zu Solifamsfaja und deren Ertrag 448 Der Aftronomus wird für einen Zauberer gehalten 449 - Kälte in Sibirien * 451 Unterfuchung der Urfache der Kälte 452 Verordnung Peters des Großen wegen Verbefferung der Mönche 454 Ein Benfpiel des Aberglaubens mit der Srechheit verbunden 458 Rackolſchtſchicken, eine duff iſche Secte, Die verfolger wird 458 > Sitten des ruffifchen Stauenzimmers | 460 Wahlzeiten der Ruffen 3 — 461 Betrachtungen über die ruſſiſche Sclavereh 462 Nachricht von der Zobeljagd bey Witimse — Charakter der Ruffen 465 Ihre Fähigkeiten 468 Gewöhnliche Leibesſtrafen in Rußland ‚469 Beſchaffenheit des Handels daſelbſt 414 KRußlands Seemacht und Truppen | > a 76 .. Rußland wird durch den Krieg mächtiger werben i 477 Rückfehr des Abtes Chappe und beſchwerlicher Weg 478 Er koͤmmt nad) Catharinenburg 479 Er giebt daſelbſt ein Gaſtmahl und trifft einen Franzoſen an 480 Sitten der Tatarn zu Birna Re 452 “ Kopfpug der Wotiafinnen N a483 Ankunft des Abtes Chappe zu Kaſan 483 Reſultat der Reiſe des Herrn Abtes Chappe. Wichtigkeit dieſes Theiles feiner Reife 485 Deftimmung der fänge und reise von Tobolsf, von Kaſan und, Mofkau 486 Reifebefchreibung von Petersburg durch, Kaſan nad) Tobolsk 487 ie Graͤnzen zwifchen Aften und Europa are » 488 Abmeffung der Höhe Sibirieng über das Meer 488 Höhe von Tobolsk * 490 Die Meynung des Abtes Chappe wegen der Höhe von Sibirien iſt alfen andern Reifenden zumider BER: ‚491 Mica 464 gvI WVeaerzeichniß Mica BR mosfanifches Glas, Magnet Ehnweite und deren age in der: ©. 495 Eigenen d des ruſſ iſchen Eiſens und fen Vorzug vor dem ur eher und ſpaniſche * Kupferbergwerke in Sibirien Malachiten, Kupfer» und eifenartiger Mergel; Kupfer, welches zwiſchen — de und Holze und in Baͤumen mineraliſch wird | 497 Goldbergwerfe in Sibirien 498 Beobachtung des Durchganges der Wenus durch die Sonne 499 Von ber natürlichen elektriſchen Kraft ] 501 [3 Me a a a 1 2 S⸗! Hiſtoriſche Beſchreibung des ſchwediſchen ee von M. Peter ‘ Einleitung 506 Das I Capırel, Won ber Beſchaffenheit des Sanhes —— 507 Urſachen der wenigen Bevoͤlkerung in Lappland 0s Es kann gar wohl angebauet werden, wenn man Fleiß darauf wendet 509 Nachricht von dem Rennthier und Elendthiere —* Voͤgel, Haſelhuhn, wilde Enten und Gaͤnſe Seen ei Fluͤſſe voller Fiſche, worunter ae der Steinbeißfer au “air SS en ift , | 1 Schoͤne Ausſicht — ——— * * Das U Capitel. Won dem Ueſprunge der ——— na 516 Sie find mit den Finnen urfprünglich einerley $16,. 519 Sächerliche Vergleichung der Hebräer und dappn 2... 517 Verſchiedene Namen derfelben RER, 519 Das II Capitel. Von der Sprache der Lappen u. 620: . Sie ift im Grunde finnifch und nicht zu ammen geflickt 520 Mundarten derfelben, worunter eine vorzügliche follte getrieben werden 521 Ihre Zeitwoͤrter und Verwechſelung der Buchſtaben F 522 - Sie ift nicht mehr ganz rein : > 523 Das IV Eapitel. Bon ven Nahrungsmitteln der Lappen 525 - Sie hüten die Rennthiere ey a - Wie fie folche Eennen ; ißre Namen und verſchiedene Safe > Sie eſſen diefelben Sie leben von dem Milchwerke —— doch bedienen ſich einige auch der RI = ſche und anderes Fleifches - 528 Ihr Kochwerk und Mahlzeiten nebft ihrem Getraͤnke 3529 Da⸗ VCapitel. Kleidung, Wohnung und Fabrzeuse der He eg , —“ der Lappen © | 530 Ihre 4 der in dieſem Bande enthaltenen Reifen. xxi Ihre Beſchuhung und ihr Kopfputz Seite ss Seſchaffenheit ihrer Berten 53 Sie haben Feine fefte Wohnung i 533 ° Befchreibung ihrer Zefte ; 534 Beſchaffenheit ihrer Schlitten 535 Wie fie um zießen Fe 537 > Ihre Fahrzeuge und Boote Ey r Dis VI Capitel. Künfte, Beſchaͤfftigungen, Gebräuche ‚und, Sitten! der 538 Lappen 539 Sie machen ſich alle ihre Werkzeuge und Geraͤthe ſelbſt 539 Kalender der Lappen 4540 Sie haben ſchlechte Begriffe von der Aſtronomie und Geographie 541 Ihre Arzeneykunſt; Augenübel und deffen Eur Deu, 548 Mittel wider die Erfältung, Arın = und Beinbrüche, die Kräge und den Grind —— 343 Brennmittel wider allerley Schmerzen Pr 543 Außerordentliches Mittel wider die Lungenſucht 544 Beſchaffenheit des Eingens und der Lieder Der lappen . 544 Odb fie ſich aus Zaghaftigkeit vor dem Kriege fürchten it 545 Ihre befondere Fuͤrchtſamkeit und deren Wirkung y 546 Ihre Gemürhsart und Sitten 548 Ihre Heurachen 547 Vorgegebene Unfruchtbarkeit der Lappen 549 Niederkunft der Lappinnen — 53549 Erziehung ihrer Kinder, deren Namen und wenige Siebe gegen ihre eltern 550 Ihr Gefinde s ; — 352 Das VII Capitel. Abgoͤtterey, Zauberey und Aberglauben der Lappen 553 Die Laphen ſtnd noch abgottifche Chriſten 553 (falſch 535) Manichaͤiſmus der Lappen; doch iſt ihr boͤſer Gott ſtaͤrker, als ihr — 554 a er (#336) Babel vom Urfprunge des Donners - 534 6536 Ögerne Gögen, und Verehrung der Steine 555 f.537 Die &appen bilden ſich oft Erfceinungen ein 557. fi 539 Opfer, die fie ger Ööttern bringen, nebft deren Altären 558 f. 540 Die Weidesperfonen find.pey ihnen unheilig NEE IE 541 5 € Be: — — Goͤtt Omi Ey 560 f, 542 ie werden von der ſchuldigung der Zauberey losgefprohen 561. Beſchreibung der Zaubertrumme per Sappın — 83 Zauberiſche Windknoten * 564 Aberglauben bey der Bärenjagd - 565 Idhr Begriff von einem andern Leben 2 Das : RT 566, VII Capitel, Von der Pflanzung und dem Wachsthume des Chriſtenthumes —* * 567 bey den Lappen Allgem, Keifebefcht, XX Band, ig Ungewiſſer vn Rue Verzeichniß Ungewiſſer Anfang des Chriſtenthumes in Lappland und 4 Spuren davon Seite 567 Befoͤrderung des Chriſtenthumes und die erſte — daſelbſt 568 Hinderniffe des Fortganges der Religion 69 Neue Anftalten Deswegen N 69 Vertheilung der KRirchfpiele in den Lappmarken 570 Einkünfte der Prediger und Betrachtung darüber 572 Nebenmittel zur Beſſerung der Lappen .573 Dis 1X Capitel. Won der Polizey und bürgerlichen Geſellſchaft ber gappen 574 9b fie gleich anfangs Könige. gehabt, iſt zweifelhaft, 3.874 Regierung der Birfarle 574: Sie erkennen Schweden für ihre Obrigkeit und verabſcheuen die Stufen 4.875 Hauptmannfchaften und Gerichte in Lappland 576 Abgaben oder. Steuren der Sappen, und wie ‚fie ſolche jest. bezahlen 576 Ihr Handel oder ihre Jahrmaͤrk SE 577 Handet mit den Schweden im Winter und mit den Mormwegern im Sommer 578 Ihr innerlicher Handel, und wozu die Lappen koͤnnten gebrauchet werden. 578 - Das X Capitel. Von den Eofoniften in Lappland 579 Die Sappen fehen die Coloniſten nicht gern 578 Wenn und was für welche dahin gefomnien find 579 Warum es mit denfelben und dem Feldbaue dafelbft nicht recht fort will 580 Die dahin gebrachten Coleniften ſchaden 582 Die Lappen huͤten ſich, Bergwerke zu entdecken 583 " $ob des Herrn Hoͤgſtroͤns 584 EEE u ern * —— Arwid Ehrenmalms Reiſe durch Weſtnordland nach der Lappmark Aſele im —— 1741, > Einfeitung Beſchaffenheit des Landes um uUpſala Geſtrikeland Beſchreibung der Stadt Gefle Lob der Bauern in Nordland und ihre Befhäftigung Art des daſigen Viehes und fonderfich der Pferde Beſchaffenheit von Helſingeland und deffin Einwohner Feldbau daſelbſt, und Beſchreibung der Häffior dabey Nachricht von der Leinewandfabrike zu Flors Beſchreibung der Stadt Söderhamn Merkwuͤrdige Orgel daſelbſt Handel durch Tauſchen in Nordland Monopolium der Be gegen tie Bauern er 588 589 589 591 "593 ‚564 594. 597, 598 598 599. 600 Die N * * —— — ee — u ee BE 07 72 222 >» ei Die Lndſchaft Medelpad ee Befhreibung der Stade Sundswall = Beſchaffenheit des Erdreiches in Medelpad —* — ——— im JE — eſchreibung der Stadt Hernoͤſade Se luß Angermanna nebſt den umliegenden Gegenden — — Beſchwerliche Keife über Waſſer und and — ie Lappmark Aſele — je eren Einwohner und ihre äufer 2 Gute Kühe vafelbft .. ah; on 7 Urfachen der Nachtfröfte im Sommer in Nordland —* amauns davon 609 nort, eine beſchwerli e Y 812 A A he Art Mücken daſelbſt 6:6 neigung der Sappen von d i er si * — em Chriſtenthume 613 ergleichung des Fluſſes Angermann mie dem Nil TER ° Die Wälder daſelbſt werden abgebrannt 618 . Delbhaffenpeit der Seen in diejer Gegend “I 635 B nme und Stauden hinter dem See Malgomai wi zn. — des Gebirges Roͤdftaͤl ee e die Moräfte um den Bergen Fi} 1 5:7 Ausficht der Seen und Gebirge 617 ebel von den Spitzen derfelben * 620 | —— — Höhe Biefer Gebirge — hi urze Sorfiellung der Sitt Suche: an 622 Gedörete Milch g | fen und Gebräuche ber Sappen | * — des Rothfiſches — ohwendigkeit des Branneeweing a * Ipre Seurarken bey hen Sapkem ae Sr eatehung der Kinder — 627 r Charakter und ihre ſtarke Einbi 628 pre Abgaben b ee e Einbildungsfraft | Betrachtung des Verfaffers und des frangöfifchen Herausgebers 629 Anm — — \ der in dieſem Bande enthaltenen Reiſen. XIX 628 — GWrerzeichniß % der Karten und Kupfer, nxebſt einer Anweiſung für den Buchbinder, wo er * ee zw u I. hinbringen ee re j ine von Ed 6 FA — 8 Seite Kleidung ber Grönländr yalar SR, 70 Durchſchnitt eines groͤnlandiſchen TIER: nach der Länge * * T 72 Pfeile zur Wafferjagd — 75 Umiak oder Weiberboot und Kajak oder Mannsboot ug 7% . Ausſicht von Neu⸗Herrnhut 226 \ Augficht von Lichtenfel se 5 228 Karte von Ramtfihale E wine | 241 I 9 Auwatſcha⸗ Bay ar ——— so Feuerſpeyender Berg bey Kamtſchatr Er 248 u Kleidung der Kamtſchadalen Br 292 12 Kleidung der Frauensperſonen in Kamtſchatka 293 13 Jurte oder unterirdiſche Wohnung der Kamtſchadalen im Winter * 294 f 24 Art, wie die Kamtſchadalen die Fiſche treugen 2 15 Karte der kuriliſchen Inſeln 350 16 De RE TE eilt FT, ‚ga — — * a ns ä | ne en = Fortſetzuig > | ‚Gezeichnet von. „165 lat are : 4 ‚Bus „kene eylarıd Br C—— — — —uu ——— — — ⏑—— — —— — — — — * 5 en nn ee a ar ern en — ade —— NARBEN. OR [ AS | | Pia DEF be # x * en Re AS iur) Hu \ sung. der allgemeinen Siforie der Reiſen. — ⸗ Hiſtorie und Beſchreihung von Sein. a ‚und dafigen Millionen, | DL 2 Von der Lage und Beihaffenheit des gan, u Das 1 Capitel, h > Bon dem Lande uͤberhaupt. Urſprung des Namens Groͤnland. Deſſen Lage. Gebirge mit dreyen Zacken. Balsrevier. Met Deſſen Auſchen. Deſſen Topographie. For⸗ würdige Inſeln. Diſkobah. Warme Waſfer queller biſhers Straße Bericht dabon. Verſuche, Schneidende Steine. Erſte Colonie. Zweyte Cor dieſe Straße kennen zu fernen, Muthmaſ⸗ lonie. Dritte Colonie. Vierte; fünfte; ſechſte; ſung wegen derſelben. Eisstiut, Eisberg, fiebente; acte; neunte; jepnte, eilfte u. zwölf: ES Gssnfand, Me vor > fiebenbis —5 ‚Jahren von —— Urfprung des M und Feländern im Fruͤhlinge entdecket wurde, hat ben Mamen grünes Namens DER Band, den ihm diefe Reiſenden gaben, von dem Grüne, welches fie an Groͤnland. doch feinen durch die ſchoͤne Jahreszeit belebesen Ufern fanden. Indeſſen iſt , der —— deſelbſt wegen derer Eisfelfen, die der Froſt auf feinen Gebirgen ee, gleich ewig. Wenn diefes Land feine Inſel zwiſchen Europa) und - Allgem, Bapbcte,KK23a0 pi hie America ..._ Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Gronland. um America iſt, fo endiget ſich doch wenigſtens das eine dafelbft und das andere fange an; wofern ſich nicht Aſien diefen duͤrren Theil der Erdfugel zueignet. Dem fey wie ihm wolle, Grönland gehöret zu unferer Halbfugel: die Natur aber verfchließt daſelbſt gleichſam durch die Sfrenge der Himmelsgegend die Gemeinfchaft, welche fie zwifchen den beyden Welten eröffnet harte. Hängen ſie burch das fefte Sand an einander ? Sind fie nicht durch eine Fleine Straße abgefondert? Man weis es jet nicht, Man ſollte aber, wenn es auch nur gefehähe, diefe wichtige Frage zu entfeheiden, in dem > Sande veifen, deffen Geſchichte man jest berausgiebe, Vieleicht würbe eg den neuen Deffen Lage. Weg eröffuen, den man fucher, fidy der ganzen Erde deffo beffer zu bemächtigen, Bwifchen den Eismeere gegen Often und der Straße Davis gegen Weften in eis nem Raume von ungefähr fünf und dreyzig Graden der Laͤnge liege Grönland und ers ſtrecket fi) vom neun und funfzigften Grade Norder Breite bis zum fieben und achtzig« ſten. In dieſer Nachbarfchaft des Poles wenigfteng hat ſich die Kuͤhnheit der Reis fenden aufgehalten. Ohne Zweifel wird fie noch) weiter geben, und der Menfch wird dereinft- mit feinen Schritten die Erdfugel meffen Fönnen, die er bewohnet. Alsdann wird man wiſſen, 06 Groͤnland an Spigbergen und Neu: Gemlja hängt, ob es die beyden Halbfugeln durch den Pot verfnüpfer, ob es an America ftößt, und ob ſich von da die aus dem Bette des Meeres.geftiegene neue Welt mit Wilden aus der alten Melt bevölkert hat; meicläuftiger und mächtiger Gegenftand des menſchlichen Geiftes, liebliche Anreizung für feine unermüdere Neugier, Die weftliche Küfte von Grönland, der einzige Theil diefes Landes, welcher heu— tiges Tages befannt ift oder wenigftens beſuchet wird, geht von Süden gegen Morden eine Strecke von ungefähr zwanzig Graden. Cie ift von vielen Buchten zerſchnitten und gleichfam ausgezacket, die mit einer unzähligen Menge Fleiner Inſeln befäet find. Dafelbft feheint fi) das Meer hingezogen-zu haben, nachdem es ſich von dem nordlichen America entfernet hat. Man follte fagen, es laffe dafeldft ungern Sander aus feinem Schooße entwifchen, welche es ohne Zweifel verſchlucket hatte. Denn da Island fruchtbar, angebanet und fo gar durch die Beſchaffenheit eines bewohnbaren Erdreis ches gefittet ift; moher koͤmmt es doch, daß Grönland unter eben der Polhöhe fich wuͤ⸗ fie, unfruchtbar befindt, und man mit gleicher Beſchwerlichkeit daſelbſt anfänden und wohnen Fann? Sollte es nicht daher ſeyn, teil diefes von Waͤſſern faſt gänzlich bes deckte und durchkreuzete Sand noch frifchere Merkmaale der auf einander folgenden Ue⸗ berſchwemmungen trägt, womit der Ocean wechfelsmweife die verfchiedenen Sander einer Erdfugel, die ihm zum Spiele zu feyn fcheint, zu verheeren und wovon er fie aus) wie— wer zu befreyen beliebet, Bey dem Anblide ver Inſeln und Meerbufen, welche ſich um Grönland vermehren ober vergrößern, ift es ſchwer, nicht zu muthmaßen, daß das Meer fo zu fagen von ben Polen gegen den Aequator zurücktrete; und was diefe Muthmaßung beftätigen kann, ift, daß die Fluth, welche an dem Staatenhuk bis auf achtzehn Fuß fteigt, fih an der Diſkobay, das ift zehn Grad Norderbreite höher, Deſſen Anſe⸗ er nur auf acht Fuß hoch erhebt. | | Diefe ganze Küfte ift mit unzugänglichen Klippen befeßet, die man über zwanzig Meilen weit in dem Meere fehen Fann. Das Sand ift dafeldft unfruchtbar, oder viel: mehr der duͤrre und Fahle Felſen entzieht fic) da beitändig unter dem Eife und Schnee, die fih von Jahre zu Jahre häufen, die Thaͤler angefüllee und Flächen den ** von Grönland und dafigen Miſſionen. 3 gleich gemacht Haben. Die Felſen, von melden der Schnee zuweilen verſchwindt, Eranz von ſehen in der Ferne — * "ganz kahl * in Nähe aber ſieht man fie Grönland, mie vielen Adern von farbichten Steinen durchſtreifet, bier und da mit etwas wenig Erde und Torfe und mie Eleinem Graſe und Heidefraute bedeckt, und in den Thäfern, wo auch verſchiedene Fleine Büfche und Teiche find, mit niedrigem Gefträuche bewach⸗ en. er die norwegiſchen Kuͤſten geſehen Bat, glaubet fie in Grönland wieder zu fin· den; nur mie dem Unterfchiede, daß die Felfen Hier nicht mir Bäumen und die Thaler . ME fo mit Graſe bewachfen find, und daß die Berge nicht erft in der Rbeite, fondern gleich) bey dem Meere fehe Hoch) und fpisig zufaufen und daß fie gleichſam mit gefrore⸗ nen Teichen und Moraͤſten umgeben find, welche der Ocean allda bilder, um fie, wie es ſcheint, doppelt unzugaͤnglich zu machen. er Wenn man von Mittage nach Grönland koͤmmt, fo zeiget fih das Cap Farwel. Es ift eine von Stastenbuf oder dem Staatenvorgebirge durch einen fo ſchmalen Strom abgefonderte Jaſel daß das Meer, indem ee fih wider die Felſen bricht, auch fie bricht und ftücweife in feinen Wirbeln fortfuͤhret. Diefe Straße wird von unges flünen Winden beunruhiget, beynahe wie Magellans Straße, mir welcher fie auch ſonſt noch wegen ihrer Sage abere inkommt, denn die eine ift eben fo nahe an dem Nord» pole, als die andere an dem Suͤdpole ſeyn kann. a et man gegen Norden hinaufſteigt, jo findt man Forbiſhers Straße, wor⸗ über bie Schifffahrer-oder —— — Mi a haben, * Rs zweifeln, ob das Meer durch diefen Ausgang vom Morgen gegen Abend Gemeinfchaft habe, Man weis fo gar nicht einmal, ob Martin Forbifher, diefer von der berühmten Königinn Kifsbeth 1576 nad) Grönland geſchickte Engländer jemals diefe Durchfahrt entdecket oder verſuchet Habe, Herr Egede, welcher unfer erfter Zührer bey der Gefchichte die⸗ fs ſehr wenig bekannten Sandes ift, faget, er habe, da er durch dieſe vorgegebene Straße nach der oftlichen Küfte von Grönland geben wollen, nichts davon entdecken koͤnnen. Herr David Cranz, deſſen viel neuere und wei laͤuftigere Nachrichten diefes Stüc der Kenntniß der Erdkugel fehr bereichert haben, behaupzer, die Strafe fey vors handen, das Eis aber habe die Durchfahrt derſeiben verſperret. Er giebt uns Davon den Bericht eines daͤniſchen Kaufmannes, welchen man nur hören darf, demjenigen ren zu geben, was er davon erzähler. Hier ift ein Auszug davon, 5 habe auf meinen Handelsreifen viele Gelegenheit gehabt, dafige Gegend zu Bericht daron. unterſuchen Anfangs konnte ich nicht begreifen, wie doch ſo eine Menge Eis aus eis ner am Ende sugefchloffenen, wenn glei) noch fo langen Bay, heraus in die See trei. ben fönnte, ohne im geringften ab zu nehmen. Dieſes gefchieht vom Heumonate bis in den Windmonat mie dem ſtarken Strome bey ſtillem Wetter, in einer Zeit von drey bis vier Tagen, in folcher Menge, daß es fich zehn bis fünfzehn Meilen lang in die See und zwo bis drey Meilen breie erfkrecker, wer nicht ein farfer Wind es wei- ter ab vom Sande und auseinander treibt. Wenn ich die Grönländer um die Urfache befragete, fo befam ic) zur Antwort: „Das loch ift groß und ohne Ende, und unfere » Vorfahren Haben gefaget, man habe da durchfahren können.» - 1, a, Beil mir nun niemand weitern Grund geben Fonnte, fo wagete ich mich, im 1747 Verſuche, diefe dee, an einem Orte, wo die Groͤnlaͤnder auf die Nennthierjagd fahren, auf fieben ee Neilen durch das Fig in die Bucht ——— darauf mit einigen Groͤnlaͤndern einen Mr | i | Berg, Eranz von Gronland. Muthmaßun⸗ gen wegen eben dee Strafe, Y — Hiſtorie und Beſchreibung Berg, um eine Ausſicht von der Frobiſher Straße zu bekommen. Ich ſah aber wenig oder nichts; denn das oberſte Sand, ſo weit ich, etwa anf zwanzig Meilen, ſehen konnte, war nichts, als Berge und Eis; jedoch war die Gegend, wo die Straße feyn follte, merklich niedriger, wiewohl ganz mit Eisfihollen bedecket, die wielfach-über einander lagen, Zuhören war mehr, nämlich ein ſo entſetzliches Praſſeln und Kras chen im Eife, als 05 viele Canonen auf einmal abgefeuere wurden, worauf-ein Braus fen folgete, wie das Raufchen eines Wafferfalles; welches zufammen fo wohl Echres Een als Berwunderung und Vergnügen bey mir verurfachere, Ob ich. nun gleich das niedrige Eis ganz deurlich fah und das Waſſer unter demfelben braufen hörete, und als fo daraus, abnehmen Fonnte, daß da ein ftarfer Durchfluß des Waflers feyn müßte, fo Fonnte ich doch nicht begreifen, wie fich diefe Meerenge dermaßen mit Eife habe ver- ftopfen Fönnen, und wie ſich dennoch alle Jahre in wenig Tagen ein etliche Meilen lan- ges und breites Eisfeld unter demfelben hervor und in die See drängen koͤnne. Im 1751. Jahre befam ich davon eine weitere Aufklärung, da ich im Herbft- monate mit einigen Grönländern bey der Eisblink eine Reife jo Hoch auf das Land vornahm, als noch Fein Grönländer und Europäer jemals gewefen. Hier fand ich, daß, wo an ber Geefeite nichts als feſtes Sand mie übermachfenem Eife erfcheint, bin— nen Sandes doch noch offenes Waffer feyn Fan; imgleichen, wie die Eisflüce, vermit- telft des Stromes unter dem. feften Eife, einen Weg in das offene Meer finden. Wenn und wie die Mündung diefer Fiorde oder. Bay, welche die Eisblinf genannt wird, verſtopfet worden, iſt unbekannt. Vermuthlich iſt mitten im Winter, bey lang anhaltendem ſtillen Wetter, das Treibeis in der Mündung ſtehen geblieben, wors auf eine ftarfe Kalte und Schnee gefolger, welcher das Eis, da er im Fruͤhjahre am Tage aufgethauet und in der Nacht wieder gefroren ift, dergeſtalt befeftiger hat, daß: es in dem folgenden Sommer weder durch. der Sonne Wärme, neh durch Strom und: Wind hat können aufgelöfer werden, und nach fo vielen Jahren durch den häufigen zu Eife gewordenen Schnee zu folher Größe gediehen ift, daß die Deffnungen oder Wöls bungen unter demfelben, die wegen ihrer Enge die Macht des Stromes vermehren, an manchen Orten wohl zwanzig Faden hoc) find. Die in die offene Fiorde-alle Jahre von den Bergen hinabftürzenden Eisſtuͤcke werden dur den Strom an dieſes Eisgewoͤlbe angetrieben. Die kleinern gehen hindurch: die größern aber, die zwanzig und mehr Faden hoch find, werden durch mehrmaliges Anſtoßen zerbrochen, bis fie auch hindurch koͤnnen. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es mit der Eisblink. Ehen fo kann auch das entſetzlich viele Eis unter mehr als einem ſolchen Eisgewoͤlbe aus dem Meere von der Öftfeite durch die nunmehr mie Eife zugelegte Frobif ber Strafe auf die Weitfeite treiben; und eben fo kann auch diefe Meerenge landeinwaͤrts an einigen Orten und ander Dftfeite des Landes noch offen ſeyn. Man merket auch an denen Cig- ſtuͤcken, die da herausfommen, daß fie nicht, wie andere, glatt und ganz, fondern zer— brochen, zerquetfchet und ausgelöchert find; welches anze iget, daß fie in der Meerenge lange von dein Strome hin und her getrieben und ‚abgerieben worden, Eben diefer Neifende, welpen die Neugier eben fo ſtark, wo nicht flärfer, als das Defte feiner Handlung, an diefes äußerfie Ende von Norden gebefter zu haben ſcheint, hat nicht allein verfucher, die ganze Sänge diefer Straße zw entdecken, fondern auch durch zu reiſen, damit er ſaͤhe, ob es keine Gemeinſchaft zwiſchen der oſtlichen und ——— — — weſtlichen —“ — — . au. Dem: -— ——— — ee ze ie * von Groͤnland und daſigen Miſſionen. Eu = weſtlichen Kuͤſte von Grönfand gäbe; Er glauber, daß an der Oſtſeite, wo die Fro- Cranz von bifher Strafe ſeyn fall, nur * bis wi eine Hat find, welche Sand bedeuten Grönland, fönnen, da hingegen nach Nordoſt und Nordweſt die Felſen deurlich über das Eis her⸗ dorragen und einige Spitzen derſelben ganz von Schnee entbloͤßet ſind. Hieraus bchließt er, daß ein Meg; oder vielmehr ein Seeftrom, queer durch Groͤnland gehe; er raͤth aber niemanden, diefen Weg zu reiſen. Gleichwohl fager er, man koͤnne über bie e Eisfelder geben, wie er nebft einigen Grönländern mit dem Boore auf dem Kopfe, einer Flinte auf den Schyufterit, fich. etwas zu eſſen, zu fihießen, und einem Stabe in der Hand gethan habe, Sie find bey weitem nicht fo gefährlich, und. die Spalten darinnen fhienen ihm auch nicht fo tief, als man vorgiebt. In einigen derſelben kann man geben, wie in einem Thale; über einige Fann man himüber Springen, wie fie oft mit Hilfe ihrer Flinten gethanz; und überhaupt hat er fie nicht tiefer, als vier bie fünf Klafter, gefunden. Es iſt wohl wahr, daß man hier und. da Spalten antrifft, die nad) = dem Augenſcheine grundlos find: fie find aber nicht lang und Fännen amgangenmerden, Die größten Unbequentlichkeiten find, daß man nicht fo vielen Mundvorrath mit ſich fuͤhren Fanın, als zu einer folchen Reife gehöret, und es faft unmöglich iſt, daß ein le— bendiges Gefchöpf in einer foichen unfeidlichen Kälte Athem holen fannz zumal da mar jo viel Nächte Hinter einander auf dem Eisfelde bleiben muß. Denn ob wir gleich, faget er, unfer Nachtlager auf dem Erdboden nahmen und mit Pelzwerfen wohl verfehen rn, indem ich zwey warme Unterkfeider und einen Rennthierpelz an⸗ Hatte, auch die Füße in einen Fuß ſack von Bärenfellen fleefete, fo war es doch, wenn wir eine Stunde gefeflen oder gelegen hatten, als wollten die Glieder erftarren, fo daß in allen denen Winternächten, die ich in Grönland anf dem Felde zugebracht habe, die Kälte mir nie fo beſchwerlich geivefen, als in diefen erften-Septembertagen, SE Ueber dieſer Straße erhebt fich die fo genannte Eisblink, wovon der angeführ- ——— Eis⸗ te Reiſende ſchon gereder bat. Es iſt ein großes Hohes Eisfeld, deffen Glanz in der ih Luft, wie der Nordfchein, viele Meilen weit in der See gefehen werden kann. Dieſe Leuchtthurm liegt in einer Bay, deren Muͤndung mit vielen von der Ebbe aus der- !ben herausgetriebenen großen Stücen Eis dermaßen verſtopfet worden, daß es von Sande zu Sande über einige Inſeln weg gleichfam eine gewölbte Cisbrücke von vier Mei⸗ | len lang und einer Meile breit ausmachet. _ Man könnte durch die Wölbungen oder Deifnungen, weiche man wanzig bis fechzig Elfen hoch fehäger, hindurch fahren, wenn 3 man ſich nicht vor Denen öfters herabfaflenden Eisſtuͤcken fürchten müßte. Die Ebbe tteibt durch ſolche die yon .den Bergen herabgeftürzten Eisſtuͤcke in die See. Wenn die Grönländer in die Day wollen, fotragen fie ihr Fahrzeug auf dem Kopfe überg Sand und finden alsdann zepn Meilen fang und etwan eine Meile breit offen Waffer, Man findt Plaͤtze, wo fonft grönländifche Häufer geftanden haben, welches anzeiget, deß die Mündung ehedem offen gerefen, Die Sandfpigen, die zu beyden Seiten. der Eisblink ſich ins Meer hinausftrecfen, befichen aus Sandbaͤnken; und der Sand ift fo fein und leicht, daß der geringſte ſtarke Mind die Luſt damit, wie mie einem Nebel, »erbunfelt, und den Menſchen noch fechs Meilen davon Augen and Mund voll weher. Öegen den vier und fehzigften Grad Norberbreife finde man ein Öebirge, welches Gebirge mit das Höchjte vieleichtim ganzen Sande ift. Es hat drey Zacken oder Spitzen. Denoberften dreyen Zacken. davon Far man zwanzig bis dreyzig Meilen = in der See fehen, Diefer Bergdienet A 3 go L 5 Be Hiſtorie und Belchreibung Crans von den Schiffern zum Wegweifer und den Grönländern zum Wetterzeichen; indem bey Grönland. —s⸗ Meerbuſen Balsrevier. Merkwuͤrdige Inſeln. Diſkobay. bevorſtehendem Suͤdſturme deſſen Spitze mit einer kleinen Nebelwolke umringet wird, Sonſt iſt ſein Gipfel beſtaͤndig bloß, weil er wegen ſeiner Steile nur in den Spalten Eis und Schnee hat. Etwas höher, ſtets gegen Norden, iſt der Meerbufen Bals-Revier ), welcher ſich zwötf bis vierzehn Meilen lang und an manchen Orten zwo Meilen breit nordoft- wärts in das $and hinein erſtrecket. An der Mündung deffelben finde man einige hun⸗ dert Inſeln in einem Bezirke von drey Meilen beyfammen liegen, Nicht weit davon find die KTapparfok; Tinfeln, wo fo wohl als auf dem feften Lande gute Grasgänge und Treibholz, mie and) Fifche, Wögel und Seehunde, an zu ereffen find. Das Treibeis, das mit dem Strome und einem-ftarfen Suͤdwinde von der Oftfeite um Statenhuf herum koͤmmt, geht nur bis hieher, indem der Strom ab» nimmt und fi) weiter nordwärts gar. verliert. Bon dem fünf und ſechzigſten bis fieben und fechzigften Grade finde ſich nichts, welches die Aufmerffamkeit der Reifenden an fic) zieht, Um die Mitte des fechs und fechzigften Grades fängt fich die Straße Davis an, wo America der weftlichen Küfte von Grönland gegen über liegt. * Der betraͤchtlichſte Gegenſtand für die Erdbeſchreiber und Schiffer, welche Gröns land in der Straße Davis befahren, iſt die große Diſkobucht. Sie wird von dem ſuͤboſtwaͤrts in das Sand hineindringenden Meere gebildet, welches auch eine Menge Fleis ner Eylande machet, die fich theils oſtwaͤrts bis in die Spiringbay, theils nordwärts bis an Diffo » Eyland erftrecfen, wovon die Bucht den Namen führer. - Es hat etwan achtzig Meilen im Umfange. Das Sand ift hoch, oben flach und mit Eife bedecket. Es Eönnte die Einfahrt in die Bay eröffnen und verfchließen, mie die Inſel Cuba uͤber den mericanifhen Meerbufen gebierhen koͤnnte. Unten bey der Rheede ift ein flaches ebenes Sand. Es finden ſich auf derfelben viele Renntbiere, die fonft auf feinem En: lande find. Das Waſſer zwifchen demfelben und dem feften Sande heißt das Wai⸗ gat und iſt drey Meilen breit. Die Zifherey in der Bucht iſt die befte im ganzen Sande, indem die Grönländer im Winter, da die Buche zufriert, eine Menge Sees hunde auf dem Eife erfihlagen, und im Frühjahre Fleine, auch mannichmal große Walfiſche fangen. Die Ufer um die Diffobucht find am ftärfften von den Groͤnlaͤn⸗ dern bewohnet. Es fommen auch jährlich viele hollaͤndiſche Walfiſchfaͤnger dahin; daher hier der befte Plaß zur Handlung iſt. 4 Ueber diefer Inſel und Bay hinaus finde man, am Ende des Waigar, Noogſoak, die große Näs, oder das große Vorgebirge, wo fich die daͤniſchen Colonien endigen, Wie das fand weiter gegen Norden ausjieht, weisman nice recht. Wilhelm Baf⸗ fin, welcher 1616 bie Durchfahre durch) die Straße Davis geſuchet und das Meer über dem zwey und fiebenzigften Grade bis in den ache und fiebenzigften Baffins Bay’ genannt hat, fand im vier und ſiebenzigſten Feine Menfchen mehr, wohl aber viele Zeltplaͤtze, woraus er ſchloß, daß zu gewiſſen Zeiten des Sommers Fiſcher da- Bin kamen. Die Grönländer in Diffo erzählen, das Sand fey noch über hundert \ Meis 1) Weder Egede noch Cranz z an diefem vermuthlich. Es foll aber diefe Fiorde oder Bucht Hefe einen FU an. Die Schriftfkeller, welche ihren Namen von einem Seemanne Balchefer meynen, Dalsrevier bedeute einen Fluß, irren 4 hatten Gaben _ — ai von Groͤnland und dafigen Miffionen. 7 Meilen und alfo bis in den acht und fiebenzigften Grad, wiewohl nur von fehr Cranz vor wenigen Menfhen, bewohnet. Denn ob es gleich daſelbſt viele Eidervoͤgel, weiß Grönland, fe Bären, Seehunde und Warifche gebe, ſo babe doch niemand Suft, wegen der be- £rübten fangen Winternächte fan e dafelbft zu wohnen; es fehle ihnen auch an Holze. und Eifen; und das Sand —* —* Se bervor, fie in ihre Schuhe brauchen, daher fie ſolches Faufen , die Häufer aber ſtatt der Holzfparren und Rafen. mit Eingorne, Thone und Seehundefellen decken muͤſſen. Dieß iſt bis hieher nur das geographiſche Gemälde von Grönland, Ehe wir aber in deffen $änder hineingehen und die Meere durchftreichen, die es umgeben, bat Man den Neifenden eine genaue und umftändliche Befchreibung feiner Haven und gleihfam ein Reiſebuch zu danfen, welches ihnen in einem Sande zum Wegweifer dies net, das nur gar zu wenig beſuchet wird, als daß es bekannt genug feyn Eönnte, Wir wollen diefe Beſchreibung in wenig Worten vornehmen, Die von Grönländern bewohnten Oerter. ‚Don Cap Farewell bis an Friedrichs Haab find ungefähr vierzig bis fechzig . Meilen an der Küfte din, die man in fünf Tagen thun kann. * Dieſes Cap iſt am von zweyen on befeßet; das eine ift Sermefok, d. i. die Eisinfel; en andere — i. I Bäreninfel, an ihnen liegen noch mehr große und Eleine Inſeln. Zwiſchen denfelben und dem feften Sande iſt ein ziemlich breiter Sund wodurch ein ſtarker Strom geht, und man auf die Oſt— feite von Grönfand fährt. — 2. Onartok, d, i, das Warme, ein fhönes grünes Eyland in der Mündung ei- — Waſ⸗ ner ebenfalls fruchtbaren Bucht. Es har den Namen von einem warmen Brunnen, erauelle. welcher fo wohl im Winter,afs Sommer fochet und fo heiß iſt, daß ein Bineingeworfes nes Stuͤck Eis fo gleich zerſchmilzt. Daſelbſt iſt auch“ ein guter Angmarſetfang, wo—⸗ zu die Groͤnlaͤnder von der Oſtſeite fünf Tagereifen weit berfommen, Eu Ikkerſoak, die große breite Bay. Etwas davon liegt die Bay Igalik, — Kochftette, Do man viele eckichte durchſichtige Steine finde, die fo Hart find, daß man Glas damit ſchneiden kann. Darauf folget Tunnuliarbik, Winfelbay, mit einem gur ten Haven; imgleichen Kangek und Aglutok. Dieß ſind die ſchoͤnſten Oerter in Erw die ſchon vor ters bewohnet worden und noch jego am hänfigften beſu⸗ et werden. 4. Aikkertar ſoak, die große Inſel, mit einem Haven, worinnen ehedem die — Schiffe gute Handlung getrieben, . 1742 wurde eines, das da vor Ans r lag, ‘von dem durch einen urm bineingetriebenen Eife zerquetſchet: die Mann- ſchaft aber rettete fich noch. : 5. Rudnarme, ein volfreicher Hre an einem hohen feften Sande nebft vielen In⸗ fen. Etwas höher hinauf geht ein langer, fchmaler, niedriger Erdſtrich in die See Binaus, Die Örönländer nennen ihn. Yeribik und mögen ibn wegen der wilden See nicht gern umfahren, fondern laden ihre Boote aus und ragen ſolche über Sand, 3— 6, Serme / * 8 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von 6. Sermeliarſok, die große Eisbay, wo ein guter Seehund⸗ und Angmarſet⸗ Sronland. fang iſt. Die Erdbeſchreiber ſetzen fie ein und ſechzig Grad, zwanzig Min, und fie iſt bermuthlich die ehemalige Frobifher Straße, die nunmehr ganz mit Eife verftopfer if. Alle diefe Derter find von Grönfändern bevoͤlkert oder bewohnet und den Euros paͤern wenig befannf, die folche nicht fehr befuchen. Wir wollen jetzt von den daͤni— ſchen Colonien reden, die an der übrigen Küfte vom zwey und fechzigften bis zwey und fiebenzigften Grad angeleget worden, ; Daͤniſche Colonien. Erſte Colonie. Die erſte Colonie, welche man antrifft, wenn man von Europa nach Groͤnland koͤmmt, iſt Friedrichs Haab, Friedrichs Hoffnung, welche 1742 angeleget worden. Sie iſt ein fehr guter Handelsplatz und Haven, mo man mie Seehundeſpecke, Fuchs— und Seehundfellen einen ziemlichen Handel treibt. Im Anfange gieng es mit ihe ſehr unglücklich, und die Schiffe fonnten einige Male wegen des Treibeifes nicht eine laufen, da man denn die Sebensmittel bey Godhaab ausladen und einige dreyzig Meis fen weit mit Booten dahin ſchaffen mußte. Schs Meilen davon iſt die Eisblink, wovon man ſchon eine hinlänglihe Be ſchreibung gegeben hat. ; Etwan fechzehn Meilen von der Colonie geht eine mit Eife bedeckete Deffnung in das Sand. hinein, welde man den Baͤrſund nenne. Sie foll ehemals eine Durch⸗ fahrt ii ” Oſtſeite geweſen feyn, und würde alfo eine Aehnlichkeit mie Frobiſhers Straße haben, r J. Achtzehn Meilen nordwaͤrts von Friedrichs Haab iſt eine ſchmale Bay, fuͤnf Meilen lang. Man nennet ſie Fiſcher Fiorde oder Fiſchbay, wegen der Menge vielerfen Fiſche darinnen. In der Mündung derſelben liegen außer den kleinern zwo große Inſeln drey bis vier Meilen im Umfange. Am Ende der ſuͤdlichen Inſel, eine ſtarke Meile von der See, liegt die Fiſcherloge an} einem angenehmen und mit vie: lem Grafe bewachfenen Orte. Diefes Comptor ift 1754 von der allgemeinen gröns Ländifchen Handelscompagnie zum Dienfte und Nutzen der Colonien angelegef worden: doch iſt der Handel dafelbft nur mittelmäßig. Eine ftarfe Halbe Meile davon auf eben der Inſel nach der See zu haben die evangelifchen Brüder 1758 eine Miffion 7 errichtet, welche Lichtenfels heiße. gZwo Meilen von der Loge ift Innukſuk, ein grönfändifcher Wohnplatz, und drey Meilen weiter die Bräder Siorde, wo auch Grönländer wohnen, Go weit erſtrecket fh die Handlung der Loge nordwaͤrts, welche nebft der Colonie Friedrichs Haab nur von einem Schiffe befegele wird, u ars eh Zweyte Color Die zweyte daͤniſche Colonie iſt Klingarne oder die Inſeln Kellingeit unge⸗ vie, faͤhr fünf und zwanzig Meilen von der erſten. Es iſt ein vortrefflicher und Teichter | Serhundfang da, in den engen Waffen zwifchen den Inſeln. | Bier Meilen davon ift Merkoitſok und dann die Burefiorde mit dem Hollaͤn⸗ der Haven, wo zuweilen herumfchweifende Grönländer überwintern, en Drey Meilen Höper in Bariak, und beym Swom am feſten Sande, wohnen auch einige Groͤnlaͤnder. — LER, ıd ine von Grönland und dafigen Miffionen. 9 Eine Meile davon geht die große zehn Meilen lange und zmo Meilen breite Cranz von Amaralikfiorde oder Bay —— —* Land hinein. Man fängt dafelbft in Geou der See viel kleine Haͤringe und Seehunde und auf dem Lande Rennthiere. Es fin⸗ ben fich da noch Ueberbleihl yon der: often Norweger Wohnungen nebft vielem Grafe und Fleinem Geſtraͤuche, wie auch Weichftein und Adern von rorbem Granate. ‚ „Unter dem großen Berge Hiorte⸗Tak, oder Hirſchzacke, eine Meile davon, geht * Bobefiorde zwo Meilen ins Land hinein, wo eine Lachs Elve oder ein Bach mit einen Teichen und ein guter Rennthierplatz iſt. — Die wein Eofonie if Godhaab, gure Hoffnung, im vier und fechzigften Gr, bier, Ra Colo⸗ zehn Min. achtzehn Meilen von der Fiſcherloge im Hals Reviere, Unter den vielen In⸗ eln, welche dieſer Meerbuſen enthaͤlt, haben die betraͤchtlichſten, welche die Einwohner Kittikſut nennen, gegen Norden die Inſel Bangek, oder Soffnungsinfel, welche an Weſterland graͤnzet, das durch einen engen Sund von dem feſten Lande abgeriſſen iſt. Wan nennet ihn den Nepiſetſund; und die Groͤnlaͤnder fangen im Herbſte die meiſten Seehunde darinnen, Gegen Suͤden werden die Kittikſut, welche man auch die Rookoͤrnen oder Kookinſeln heißt, durch das Suͤdergat von einer Menge großer Inſeln abgefondert, zwifchen welchen eine Durchfahrt ift, die der Hamburger Sund heißt. Drey Meilen nordoſtwaͤrts iſt die Einfahrt in den Schiffshaven auf einer Halbinfel, wo dag Speckhaus ſteht. Eine Vierthelmeile weftwärts um das fand hinum liegt die groͤnlaͤndiſche Bruͤdergemeine Freus Herrnhut, und eben fo viel noch olonie Godhaab, welche außer dem Haupfge- bäude, worinnen der Kaufmann und Miffionarius nebft ihren Leuten wohnen, aus einem Provianthaufe, einer Schmiede und einem Brauhauſe befteht. Die Kirche if —* weit davon an einem Bache, und die groͤnlaͤndiſchen Haͤuſer liegen hin und her zerſtreut. Eine Meile weiter um die Wildmannsnaͤs wohin ſich die Eidervoͤgel im Win⸗ ter bey Nacht begeben, Liege die Inſel Saalberg oder Sattelberg, weil der hoͤchſte Bipfel, den man zwanzig Meilen weit ſehen Fann, einem Sattel gleicht, Nicht weit davon iſt die Baͤrinſel und neben derſelben die Inſel Aupillarcok. Beyde find vier bis fünf Meilen lang und fehr Hoch zwifchen zwoen Bayen. Die eine verfelben gebe gegen Suͤdoſt nad) Diffiefarbik, wo der befte Häringsfang ift, und am Ende gebt ei- ne Fleinere in das fefte Sanp hinein, | — * andere Bay iſt gegen Norden. Sie hat auf der Wefkfeite Ranneiſut, ein weites Faches Sand, mie Eleinen Selshügfn, wo eine gute Sahsfifcheren und ein wenig⸗ ſtens vier Meilen ianger aber niche fiſchreicher See füßes Waſſers if. Die By 0 theilet ſich oben abermals in verſchiedene Arme, wovon der. eine Uſarakſoal heißt, an welchem man den ſchoͤnfte n Weichſtein und die meiften Ueberbleiſel der alten Nor mannen antrifft. Der andere aber iſt mie Eife bedeckt. So ift die Colonie Godhaab ungefähr befchaffen, welche anfänglich ı721 au ber Inſel Bangek erbauet und darnad) 1728 an das feſte Sand gebracht worden, Diefes ganze Revier bat aufder ganzen Weſtkuͤſte nicht leicht feines Gleichen ind iſt von einigen tauſend Groͤnlaͤndern bewohnt gewefen. Seit einer Blatternkrankheit im 1733 Jahre aber baben fie fehr ftarf abgenommen. in Kaufmann, der viele Jah⸗ ve m ande geweſen und von deſſen Bevoͤlkerung ziemlich zuverlaͤßige Machricen Allgem Keifebefchr, XX Band, B eingezogen, “) ‚4 10 90 Hifforie und Beſchreibung Cranz von eingezogen, bat die Anzahl der Einwohner auf der Weſtſeite genau berechnet. Er fand Gronland. in feinem Handelsbezirfe, von etwan zwanzig Meilen, nur neunhundert und fieben und — fünfzig Seelen. Und diefer war doch nod) einer von den volfreichfien, da man fonft wohl zehn Meilen fahren kann, ohne eine Seele an zu treffen, wenn man die Diffobuche und Sübfeite ausnimmt. Wenn man nun annimmt, daß das fand auf zweyhundert Meilen fang bewohnt ift, und man wollte auf zwanzig Meilen taufend Seelen rechnen, in Betrach- tung, daß die Sid: und Mordfeite volkreicher find, fo fämen nur zehntaufend Seelen heraus. Erfigedachter Kaufmann aber will wegen der vielen öden Plaͤtze nur fieben- tauſend gelten laſſen. Er behauptet, daß vor 1730 die grönländifche Nation drenzig: taufend und im 1746 J. da erden erften Meberfchlag gemacht, nod) ziwanzigraufend ſtark geweſen. Seitdem aber babe fie faft um zwey Drittheil, wenigſtens um die Haͤlfte, abgenommen. Vierte Colo⸗ Die vierte Colonie iſt Zukkertop im fünf und ſechzigſten Gr. acht und vierzig Min. nie, Sünfte- Sechſte. Diehente. welche auf einer kleinen Inſel Rangak 1755, acht und zwanzig Meilen von Godhaab angeleget worden, Ihren Namen hat fie vondrey fpisigen Bergen, Die in der Ferne wie ein Zuckerhut ausfehen und wornach fich die Schiffer bey dem Einlaufen richten. Der Haven ift einer von den beften und ficherften im Sande und liege nur eine Bierthefmeile von ber offnen See zwiſchen zwo Fleinen Inſeln. Auſſer den vielen Fifchen, Seehunden und Vögeln an diefer Küfte fieht man zuweilen auch Walfiſche vafelbft: fie werden aber von den Örönländern felten und von den Europäern, aus Mangel genugfamer Fahr⸗ und Werkzeuge, gar nicht gefangen, ‚ Wenn man über zukkertop ein Paar: Bayen vorbengefahren, wovon die eine fehzehn bis achtzehn Meilen lang ift und viel Gras und Bufchwerf hat, fo koͤmmt man zehn Meilen weiter zu einer großen Inſel mitten unter vielen Fleinern, aufwek cher gute Sachsfifchereyen find. Man finde dafelbft einen weißen wie Silber glaͤnzen⸗ den Thon, der im euer nicht fpringt, Unter den Klippen ift eine fehr groß, mit ei- nem tiefen Thale in ber Mitten, welches bey hohem Waſſer uͤberſchwemmet wird, da denn bey ftillem Sommerwetter mit der Fluch viele Seehunde bineingehen, melche von den Örönländern, wenn das Waſſer gefallen ift, wie in einem Teiche gefangen und getoͤdtet werben. Etwan zwanzig Meilen von Zukkertop ift die Amarlokbay, in welcher Gegend ‚ man jährlich einige Walfifche fängt. Die fünfte Colonie ift Holſteinburg, welche 1759 angeleget worden, „Sie ift eine der bequemften zue Wohnung und Handlung. Die fechfte iſt die Shöbay im fieben und fechzigften Gr. dreyzig Min. Sie iſt 1756 - errichtee worden, Die holländiichen Walfifchfänger hatten ehemals ihren beften Haven da. Nachdem aber die vorhergehende Colonie aufgefommen, fo hätt fich nur ein Mann allda auf, welcher von den wenigen Groͤnlaͤndern den Speck einfemmler, Die fiebente Eoforiie heißt Figedes Minde, Egedes Andenken, von dem Haupt: manne gede, der fie 1759 erbauete und das Gedaͤchtniß ſeines Vaters daduſch er— Halten wollte. Dieſem Elugen und eiferigem Miffionar hat Dänemark feine Feftfe- gung in Grönland, und Europa die vichtigften Begriffe zu Danfen, die wir von diefem entfernten Sande haben. Der Walfifchfang ift in der Gegend der drey leßten Han delsoͤrter manches Jahr ſehr ergiebig: es haben fich aber die Groͤnlaͤnder meift weg- — gezogen, x — ‚von Grönland und dafigen Miſſionen. — ade, ungeachtet es daſelbſt viel Fiſche und Voͤgel giebt. Die Urſache iſt, weil ee: Egedes Mude den ganzen Winter eingefroren ift, und erſt im May offen wird, wenn ERAsn der Walfiſchfang vorbdey ift, "Daher geht man damit um, diefe Colonie weiter nord: waͤrts nach den Dumk,Eyfanden zu verlegen, | - | Die achte Eofonie iſt Chriftians Haab in der Vuͤrebay im neun und fechzig. Achte. fen Ör. dreyjig Min. oder nad) andern im acht und fechzigften Gr. vier und dreyzig Min, - Sie wurde ſchon 1734 errichtet, 2752 aber vier Meilen weiter nordwaͤrts verleget. ugleich wurde daſelbſt die toge Claushaven erbauet, welche man für die neunte Neunte. Solonie vechnet, Ein Paar Meilen weiter nordwärts liege die Iſefiorde oder Eishay, welche ehemals ein offener Sund bis auf bie Oſtſeite des Sandes geweſen, nun aber ganz mie Eife verſtopfet ift. Es kommen aus derfelben alle Jahre viele und die groͤß⸗ ten Eisberge herausgetrieben, \ Zehnte. Nicht weit davon iſt ſchon 1741 die zehnte Kolonie Jacobshaven in der Mak⸗ Zehnter lykuytbay errichtet worden, All⸗ drey Orte werden von einem Schiffe befahren, wel- ches oft vierhundert Faß Speck und darüber einnimmt, F r Von bier fährt man nord. und dann weitwarts zwölf Meilen aus der Diffobay Eilftee 5 Binaug und trifft zwifchen dem neun und fechzigften und fiebenzigften Gr. die eilfte Cor > ionie Rittenbenk an, welhe man 1755 angeleger, Man finde da herum feine weiffe Wesfteine, die man fonft Delfteine nennet. ‚ Die feste und zwölfte Kolonie iſt Noo ſoak, die große Näs, im ein — fie Zwolſte. benzigſten Gr, am Ende des Maigat gloab, die große i . ‚ welche 1758 errichtet wurde. Beyde werden don einem Schiffe befahren, haben aber bisher noch nicht viel eingetragen. BRETTEN ee an a2 1 2 2 2 2 2 2 2 Das II Capitel, Br Bon dem Meere und dem Eife, Sondersare Geſtalten und Farben des Treibeiſes. ungen, wie und wo diefes Eis entfteht. Treibholʒ Wie die Eisberge entſtehen. Flächen. des Muthmaßungen, wo folches herfännt, Won der Treibeifeg, Unterſuchungen und Muthma⸗ Ebbe und Fluth. Abweichung der Magnetnadei. De Natur put das Weltgebäude überaff mit Gegenftänden beſaͤet, die unferee Aufmerkſamteit myirdig find; und wenn fie aufhoͤret, uns ihre Wohlthaten zu verſchwenden, ſo zieht fie unfere Ehrerbiethung noch durch das Schrecken an ſich, weis ches fie ung beybringt. Unter aflem dem Grauen aber, womit fie fih zuweilen um⸗ giebt, und welches in das hshaus der Schäße fommen muß, die ganze Verfaſ⸗ fung aus zu machen, aus welcher das allgemeine Defte entſteht, verdienet nichts die Aufmerkſamkeit eines verſtaͤndigen und neugierigen Weſens mehr, als Die ungeheu⸗ ten Klumpen Eis, womit ſie die Pole der Erdkugel bekleidet und die Angel der Erde, ſo zu fagen, befeſtiget hat. Sa ge Grönland muß gleihfam von Eife verfteinert feyn, wenn man bie ungeheure Men⸗ . der ganzen Fläche des Meeres ießt, womie * ehe ind Gerne auf der ganzer 2 'c Mer Bra * — x 12 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von dieſes Land umgeben iſt. Dieſe Eisberge ſind ein Anblick, der nicht ohne Vergnuͤgen Grönland. iſt. Sie ſtellen der Einbildungskraft alles dasjenige ver, mas das Auge auf der Er- — de geſehen hat, und wo die Natur ſich zu beluſtigen ſcheint, die Werke der Kunſt wie⸗ Seftaiten der hervor zu bringen. Bald iſt es eine Kirche mit einem Glockenthurme, was man in. der Ferne zu fehen ſich vorfteller; bafd ein Schloß mit feinen Thuͤtmen und Zinnen; zumeilen ift es ein Schiff, wovon man glaubet, daß es mit vollen Segeln das Meer durchſchneidt; und oft gefchiehe es, daß ein Steuermann, durch die Entfernung und Aehnlichkeit betrogen, fich von feinem Laufe entfernet, und die Arbeit verdoppelt, die: fes eingebildete Schiff zu erreichen. - Andere feben wie große Inſeln mit Ebenen, Thaͤlern, und großen Bergen aus, die oft über weyhundert Ellen aus dem Meere hervorragen. Ein glaubwärdiger Miffionarius erzählet, daß, nach der Walfiſchfaͤn⸗ ger Ausfage, in der Diſkobucht auf einem dreyhundert Klafter tiefen Grunde, einige folder Eisberge feit vielen Jahren feft ſtehen, woson fieden einen die Stadt Harlem und den andern Amſterdam nennen; und daß fie zuweilen ihre Schiffe daran feft mas hen und auf dem flachen Eife dabey ihre Spedfäffer ausladen. and Farben Diefes Eis ift mehrentheils fehr hart, heil und durchfichtig wie Glas, an Farbe des Treibeiſes. hleichgruͤn und mannichmaf himmelblau. Wenn man es aber ſchmelzet und wieder frieren läßt, fo wird es weiß, Einige Stüde ſehen grau und ſchwarz aus, und find mie Erde, Steinen und Reifige vermengr, welches der Regen von den Bergen abges » fpület, da es ſich denn dem Eife einnerfeibee bat, wie der Kalf an einer Mauer, Diefe theils fleinen, theils großen Eisflumpen ſieht man häufig in der Straße Davis, vornehmlich im Fruͤhjahre nad) einem heftigen Sturme ‚ twelcher fie von den benachbarten Laͤndern losgeriffen und ſtuͤckweiſe in die Meerenge getrieben bat, wo fie zu zwanzig bis dreyzig hinter einander hinaus und hereintreiben, an den feichten Ufern eine Zeitlang ftehen bleiben und theils zerfallen, theils von einer hohen Fluth und ei- nem flarfen Strome wieder flott gemacht und indie See getrieben werden, wo dag beftändige Anfpühlen der Wellen fie entweder mürbe machet und zerfihlägt, oder der Sonnen Wärme fie vollends aufloͤſet. Es giebt Eisſchollen, welche zwiſchen den Felſen ſo groß werden, daß ſie ſo gar deren Gipfel uͤberſteigen. Sie ſind blau, voller Spalten und Loͤcher, die der Regen gemacht hat, und oben mit Schnee bedecket, durch deſſen Zerſchmelzung und Wieder- gefrierung ſie alle Jahre noch größer werden. Dieß Eis iſt viel dichten, als. das Treib- eis, und machet allerley ſeltſame und dem Auge angenehme Geftalten. Manche Sti- de fehen aus, wie Bäume mit Aeftens und wenn es darauf ſchneyt, fo find die Schnee. flocken gleichfam die Blätter, Einige find wie eine Kirche oben mie Thuͤrmen, auf den Seiten mie Pfeilern, Fenftern, Gewoͤlbern und Thuͤren; und die von innen her⸗ x ausftralende blaue Farbe wie eine Glorie. ne N 2; Bie die Eis Es iſt ſchwer, zu erflären, wie diefe entfeßlichen Eisberge, die man auf einer uns De entſte ermeßlichen Strecke des Meeres ſchwimmen ſieht entſtehen und woher ſte kommen. art Einige fagen, fie entflünden aus dem Meere ſelbſt, welches in den Buchten bis auf den Grund zufriert, wo fie im Fruͤhjahre bey dem Aufthauen des Schnees, von einer‘ ftarfen Ueberſchwemmung losgeriffen, durch Mebel und Regen, der fo gleich zu Eife wird, vergrößert und endlich von einem ftarfen Winde: fortgeführer wuͤrden · ¶ Allein, zu geſchweigen, daß das, Meerwaſſer ſchwer und auch In den engſten “und —* E unten .n-— ir an — — u von Grönland und dafigen Miſſionen. 13 a nie bis auf den Grund, fondern nur eini ge, böchftens fechs, Ellen tief friert, Crauz von v beobachtet man auch ſer, ſind. Es iſt alſo de, in den Flüfen, zum Theife aber, nämlic) die meiften und größten, auf den Berz . gen und in den großen Klüften der Belfen entſtehen. k — — ieſe Berge ſind ſo hoch, daß der Schnee, beſonders an der Nordfeite, bey Tar ge ſchwerer ſchmilzt, als id den Thaͤlern, und in der Nacht gleich wieder zu Eiſe wird. ie haben auch ſolche Kluͤfte, wo die Sonne niemals oder doch ſehr wenig hinein ſcheint. 1 den ſteilſten giebt es Abſaͤtze, wo ſich dag Regen : und Schneewaſſer ſammlet und, zu Eiſe wird, Wenn nun von denen noch darüber erhabenen Bergfpisen der Schnee herunter rollet oder durch den Regen herab fließt, auch wohl hier und da Fleine Berg: waffer über das ſchon angefegere Eis herunter ftürzen, fo friert es nach und nach zu eis nem Eisflumpen. Dieſer Eanıt yon der Sonne theils gar nicht aufgelöfer werben; theils aber, wenn er auch durch das Dauen etwas abnimmt, fo wird er doch durch den jährlichen Zuwachs von Regen und Schnee immer größer, Ein ſolcher Eiskkumpen hänge oft über den Felfen weir hinuͤber, ſchmilzt aber nicht auf der Oberfläche, fondern von unfen, zerbirft alfo in viele große und Fleine Spalten, aus welchen das geſchmol⸗ zene — hervor quillt. Dadurch wird er endlich fo mürbe, daß er, zugleich von feinem Uebergewichte beſchwerer _abbricht, mie großem Krachen an dem Felfen her- abroffet und, too er über einer Ab⸗ haͤngt, in folchen Stüden, als man in den Buchs in edt, mit einem Geröfe, vie der Donner, Ginein ſtuͤrzet. Das Waſſer wird der« geftalt davon bewegt, daß es noch weit davon ein Boot umwerfen kann; da denn man; her Örönländer, der unbeforge am Sande hinfaͤhrt, fein geben verliere. u ie Spalten, die man in diefen Eisbergen entdecter, follen durch das von unten, aufgedaute Eiswaſſer entftehen, welches des Nachts wieder friert und viele Luft in, fich ſaſſet. Diefe eingeſchloſſene Luft fucher des Morgens, befonders im Sommer, einen größern Raum und jerfprenger d aſſer bey der Kälte, die obere Eisdecfe mit einem’ heftigen Knalle und einer Er⸗ rung, die man ein Eisbeben nennet, Sie it fo ſtark, daß Menſchen, die in: der Naͤhe find, fich nigderfegen müffen, damit fie nicht umgefehmiffen werden, Zur gleicher Zeit werden Erde, Holz und Steine, ja auch Menfchen und Vieh, die bin- ein gefallen, Yon diefen Efspufeanen gleichfam ausgeworfen, wenn es erlaubet ift, ei⸗ nerley Namen aͤhnlichen Wirkungen von fo verſchiedenen Urfachen, als der Froſt und, das Feuer find, zu geben, hin I ET Dieß find he noene Geföfeinumgen, welche die Natur in den Schweizergebirgen ſehr häufig gemacht hat, Wenn die Alpen und fo gar dieCordilleras unter der finie ſtets mit Schnee und Eife bedecket finn; muß man fic) da verwundern, ewige Eisberge auf „ben Meeren und in Grönland zehn big fünfzehn Grade von dem Nordpole zu fehen?' Indeſſen muß man nicht glauben, daß die Käfte ſtets ſtufenweiſe nachdem Abſtande von dem Aequator zunehme. Denn es wohnen nicht allein Grönländer bisin den fünfund fiebenzigften Gr, fondern auch Europäer bis in den ein und fiebenzigften. Es giebt Soms Nertage, 100 es auf den Spigen der höchften grönlãndiſchen Berge nicht allezeit fhnene,) fondern nehrentheils-regner, und wenn auch Schnee fälle, derfelbe bald wieder vergeht. Diele Seraefnb Bat nicht drehraufend aephundert Gaben hoch wie der Chimboraſſo - 5 3 s in * Gronland. daß dieſe Eisſtuͤcke nicht faljig, fondern füß, wie das Flußwaſ⸗ —— zu vermuthen, daß fie zum Theile, und zwar die kleinern Stuͤ⸗ aber, tie das in einem Gefäße verfchloffene gCranz von Grönland. — 2 gut 1A Hiftsrie und Beſchreibung in Peru, noch zweytauſend ſiebenhundert und funfzig Faden, wie der Gotthard, aber doch wenigſtens tauſend Klafter hoch. Nun weis man, daß in Anſehung der Berge das Drittel der Hoͤhe, was die Kaͤlte anbetrifft, uͤber tauſend Meilen Entfernung vom Aequator gleich koͤmmt. * Es iſt gewiß, daß die in den Nordmeeren herumſchwimmenden Eisberge die Schifffahrt daſelbſt beſchwerlich und gefährlich machen, aber lange nicht fo ſehr, als man es fich einbildet. Weil man fie von weiten ſieht und fie nur einzeln und mit eis nem großen Raume zröifchen ihnen ſchwimmen, fo Fann man ihnen leicht ausweichen, wofern nicht bey dickem Nebel oder Heftigem Sturme, oder noch mehr bey einer Wind» - ftille, durch den ftarfen Strom, ein Schiff daran ftößt. Indeſſen iſt es felten, daß ein laͤchen des Sek Schiff dadurch, auch fo gar in der Hubfonsbay, verunglücer. Es müffen aber aud) Tag und Nacht ein Paar Mann darnad) ausfehen und darauf Acht haben, Das fla⸗ che Treibeis ift weit erſchrecklicher. Die Rüften der Davisftraße find faft immer da: mit bedecket, und esmuß von den Schiffen forgfältig vermieden und umfahren werden, bis fie eine durch den Strom oder Wind verurfachte Deffnung finden, da fie durchſah ⸗ ven fönnen. Gleichwohl ift noch viel Gefahr dabey; indem oft ein anderer Wind oder ein widriger Strom, die Fluch, wo nicht gar ein Sturm, das Eis wieder zuſammen⸗ treibt, das Schiff einquetſchet und zu Grunde richtet, Diefe, wie Floͤße ſchwimmenden Eisfelder follen zuweilen hundert Meilen lang, und an manchen Orten zwanzig, dreyzig bis vierzig Meilen breie feyn. Wo der Wind und Strom feine Deffnung gemacht haben, da folget ein Stück fo dicht an dem andern, daß man von einem auf das andere fpringen und die Fugen, wo fie von einander ges brochen, deutlich fehen kann. Die Dicke diefes Eifes iſt verſchieden, gemeiniglich aber fünf bis ſechs Ellen. Es ift ſalzig, weil es aus Seewaffer entflanden: doch find auch Stüce vom füßen Waſſer darunter, die man leicht an ihrer hellen durchfichtigen Farbe erkennen kann. Diefe find von vier bis zehn Klafter did, nachdem fie aus einzelnen oder. über einandergehäuften Schollen beftehen. Sie vagen auch weit mehr aus dem Waſſer Bervor, und auf denfelben ftehe öfters eine Menge ſuͤßes Waſſers wie in einem Teiche. Hin und wieder find Eleine und große Eisberge darunter, welche - ftärfer, als das flache Eis, von dem Winde und Strome bewegt, und wo eine Deff- nung entfteht, herausgetrieben werden. Ein folches Eisfeld fieht bey dem erſten Ana, blicke wie ein Sand mit Bergen und Thälern, Städten und Dörfern, ſammt ihren Haͤu⸗ fern, Kirchen und Thuͤrmen aus. Wenn man fi) ihm nähert, fo wird die $uft um ein merfliches fälter, und ein dicker und niedriger Mebel begleitet es, welches ein ih tiges Merfmaal feyn foll, daß man es bald antreffen werde. Indeſſen haben doch eis nige Schiffer in der Davisftraße bemerket, daß ſich diefer Nebel verzieht, fo bald man nahe zum Eife koͤmmt; imgfeichen, daß je weiter fie gegen Norden gefommen, defte wärmer fie die Luft gefunden und weniger Eis angetroffen haben- Man Fann-diefes Treibeis, deffen Urfachen, Wirkungen und was am merkwuͤr⸗ digften und am wicheigften von dieſem ſchrecklichen Wunder der ‚olmmelegegenben und. Witterung zu wiffen iſt, vornehmlich aus den Berichten derjenigen kennen lernen, wel he auf den Walfifchfang nach Spitzbergen fahren, EN “ Das Eis-fänge dafeldft im April und May an, auf zu geben, und koͤmmt in gros Ber Menge, (heile. Oſt von Neu Sentja, cheils and am meiften Wet von der de ö — — | $ ———— von Grönland und dafigen Miffionen. 15 | fiite Orönlandes bet, Das Mefteis kommt allezeit in roßen Stuͤcken oder Feldern, Cranz von die mic tiefem Schnee — Wenn das Cis fon überall losgebrochen ift, fo Grönland, findt man es in Nord Yon Spißbergen noch fell; woraus man ſchließt, daß gegen den Pol noch mehr fand feyn müffe. Ehe man diefi fefte Eis wahrnimmt, verräth es ſich durch einen weißen Glanz in der Luft. Es iſt nicht glatt und durchſichtig, wie das Sußwaſſereis, fondern ſieht aus wie Zucker. Dabeh ift es ſehr ſchwaͤmmicht, weil es von unten ſchmilzt und abnimmt, und bat eine bleihgrüne Farbe, wie Vitriol. Wenn Die VBalfifhfänger ſich noch nicht in das Fleine Treibeis hinein wagen dürfen, fo ma⸗ chen fie das Schiff an dem felten Eife oder. an einem loſen großen Eisfelde fell, Das iſt aber ein gefährliches Sager. Denn wenn das Eis von der Bewegung der Wellen richt, fo machen die vielen hundert Stücke, außer der Erfehütterung der Ser, einen Wirbel und ziehen fid) nach dem Mittelpunfte, Faſſen fie. nun das Schiff in ber Mitte, fo ift es um daſſelbe geſchehen. Man huͤtet ſich auch vor diefen Fleinen Stü- den am meiften, weil fie gefchwinder ſchwimmen und. bag Schiff einſchließen und zer ſtoßen Fönnen, ungeachtet diefe Are Schiffe viel ftärfer gebauet find, als andere. „Wenn : es ſich eraͤuget, daß eines alfo zertruͤmmert wird, fo retten fich die Menfchen über das = 18 oder in einem Boote, bis ein andereg Schiff fie aufnehmen kann. Indeſſen müf fen doch die Schife dem Watfifhe-in das Treibeis folgen, wohin er fich flüchtet, wenn gr mie dem Harpune getroffen worden. . Die Fiſcher brauchen alsdann die Vorſicht, daß fie ein Stück Eis hinten an das Schiff anhängen, damit es bey ſtarkem Stromg dadurch) aufgehalten werde, und nicht von vorn her an das Eis ſtoße. Die auf den Zeiten heran dringenden Stücke cher man, vermittelſt langer mit Eifen befchlagener Stangen, abzuhalten, oder man haͤngt einen todten Walfiſch und auch wohl nur einen ‚Schwanz oder eine Sinne deffelben an die Seiten des Schiffes, damit man es wider die Gewalt des Eifes ſchuͤtze. —— * * err Cranz, welcher den Urſprung und die Quelle dieſes Eiſes ſuchet, welches Unterſuchun⸗ die Durchfahrt durch die Daviefkrape —— ſcheint, ſaget, es koͤnne nicht in Wehehd hun⸗ dieſem Canale entſtehen, weil die See wegen der unaufbörlichen Bewegung, die durch gen, wie und be und Fluch und Wind verurfacher wieb, bafzlbjtniche gefeieren Bann. Das wer to dh Ci6 nige Eis, welches ſich zwiſchen den Inſeln und in den Eleinen Buchten, ja auch in der großen Diffobuche anfeger, vergeht bald, und wird durch den Strom auf die ameri- canifthe Rüfte getrieben, Das Eis ander Weftfeite Grönlandes koͤmmt von der Oft ' ſeite Es ſcheint alfo, daß es nur aus dem Cismeere kommen Fann, welches ſich von den tartarifchen Ufern his an den Pol erſtrecket und fo lang und breit iſt, daß es nod) wohl mehr Eis hergeben kann. Allein, faget Herr Cranz, nad) dem Herrn von Buůͤf⸗ fon, wenn unter dem Pole nein Meer wäre, fo würde es entweder wegen der be- Rändigen Bewegung der durch inp und Strom verurfachten Wellen, oder auch we⸗ gen der richt fo ſtarken Kälte in dieſer Breite, als man fie vermuthet, nichtigefrisren. enn Sander unter dem Pole find, fo würde das Eis deswegen eben nicht die ganze trecke des Eismeeres bedecken. Es iſt alſo eher zu vermuthen, daß, es alles das Eis, welches es giebt, von den Flüffen der großen Tatarep, der Küften von Neu: Denia und Spigbergen, und von der oftfichen Küfte von Grönland erhalte, Don Gr alles diefes Eis, durd) einen großen einförmigen Strom zroifchen Island und Oronland um Statenhuck, wohl auch durch die Frobiſher Straße unter. dem ei ie die er en ——— x 16 | Hiſtorie und Befhreibung. Eranzvon bie Davisftraße bis auf den fünf und fechzigften Grade gerrieben,: wo es ein gegene Gronland ſeitiger wm weiter vom Sande ab an die americanifhe Küfte und fo weiter fühs waͤrts treibt. e Die kleinen Buchten, welche die Berge vor den Winden ſichern, frieren alle Wins. 5 fer zu und werden mit Eisſtuͤcken bedecket, deren einige aus Salzwaffer, und andere - aus füßem Waſſer entftanden find. Die Sturmmwinde aber bredyen fie im Fruͤhjahre los und führen fie in die See. Man ſieht den linken Arm des Balsreviers, gegen Norden diefer Bay, viele Meilen lang mit dieſem Eife beieget. Ich habe es ſelbſt, ſaget Herr Cranz, auf einer Reiſe nach Piſſikſarbik aufmerkſam unterſuͤchet. Ich ließ mich den erſten des Brachmonates bis an das Ende der Bucht fuͤhren, die da⸗ ſelbſt noch gefroren und nur am Sande offen war. Darauf gieng ich eine halbe Meile ” das Thal hinauf, einige Ueberbleibfel der alten Norweger an einem Suͤßwaſſerteiche zu fehen, ſah aber weiter nichts, als einen großen viereckichten mit hohen Grafe über: wachfenen Steinhaufen. Das Thal fhien mir eine gure Meile lang und Halb fo breic zu ſeyn. In der Mitte fließt ein Eleiner Bach), welcher einige Teiche bilder, Die 1 nächften Berge erheben fich nicht gleich fo ſteil, als die ander See, und find mie vielem Grafe, Moofe und Reifige bewachſen. Die Sonne, die zwifchen den Bergen \ u I b recht brannte, trieb mich bald wieder zuruͤck. Unterdeſſen dag meine grönfändifchen Bootsleute fich mit Lachsfiſchen beſchaͤfftigten gieng ich allein auf einen Huͤgel, von welchem ich die nordliche Bucht voll Eis erblickete. Die Neugier trieb mich uͤber ei⸗ nen mic vielem Grafe bewachfenen Sumpf eine Vierthelmeile breit, über welchen die Grönländer mit ihrem Boote auf-dem Kopfezu der Bucht gehen, auf dem Eife Sees Hunde zu toͤdten. Weil ich aber das Eis nicht in feine ganze Sänge fehen Fonnte, fo ' gieng ich noch eben fo weit auf eine erhabene Landſpitze. Da ſah ich mit Berwunde- 5 rung ein Eisfeld, von etwan fechs Meilen lang und einer halben breit ;-und doc) Fonıte te ich weft> oder ſeewaͤrts, fo weit ich zwiſchen den Bergen fehen konnte, Fein offenes . Waſſer erblicken. Mur verrierh der Wafferdampf, daß die Buche da offen feyn muͤß⸗ fe, Es war eben bey dem Untergehen dev Sonne gegen zehn Uhr. Oſt- oder land waͤrts erſtreckete fich das Eisfeld von großen Stuͤcken in einer Fläche, die erwan eine ” Halbe Meile lang und Halb fo breit fepn mochte, Alsdann aber erhub es ſich, nach meis nem Augenmaße, eines rechten Thurmes hoc), und zeigete fich von einem Berge zum andern wie eine lange Gaſſe Häufer mit fpigigen Giebel, Hier vermuthete ich das Ende der Bucht. Denn von da erſtrecket ſich das Eis über drey Meilen lang zwi- ſchen den Bergen ftufenweie erhaben, wie die Wafferfälle in einem zwifchen den Ber -· gen rauſchenden Strome. Ein am Ende queer über ſtehender Berg, welcher niedrig und mit ſehr wenigem Schnee und Eife bedeckt zu ſeyn ſchien, machte diefem langen Eis— felde ein Ende: doch ſchien auf beyden Seiten, fo wohl nord als ſuͤdwaͤrts, noch eine ziemlich breite Eisſtrecke in das Sand hinein zu gehen. —* ——1 Ueberhaupt folget das Eis der Richtung der Stroͤme oder Winde. Iſt der Wind weſtlich und dabey etwas — 5* ſo treibt es mit der Fluth in alle Buchten hinein. So bald er nord⸗ und oſtlich wird, ſo treibt es mit der Ebbe wieder aus den Buchten heraus, und geht alsdann dem Strome nach, ſo weit dieſer gen Norden geht, treibt hernach auf die americaniſche Kuͤſte und endlich fo weit gen Süden, daß es ducch | der Sonnen Wärme aufgelöfet wird, "Die Oftfeite von. Grönland if alfo wechfelsmeile mit Po AB, | von Grönfand und daſigen Miſſionen. — mit Eiſe bedecket und davon frep, nach dem Einfluffe und der Richtung der Ebbe Ba don und Fluch, der Winde oder Ströme. Wenn das Eis aus einer gewiſſen Hoͤhe iſt, Bonand und zugleich Weſtwind wehet, ſo koͤnnen freylich die Groͤnlaͤnder nicht heraus und die Schiffer niche bineinfahren ohne große Gefahr zu laufen. Allein, dieß geſchieht ſel⸗ ten und dauret kaum vierzehn Tage. ußerdem hat die göttliche. Vorfehung den Einwohnern in Grönland die Ber ah fhtverlichkeiren des Meeres durch große Vorrheife vergütet, die ihnen diefes Efement : ringe, enn da fie dieſem Falten fleinichten Sande das Wachsthum des Holzes ver⸗ füger hat, fo Hat fie dafür geſorget, daß der Strom des Meeres theils ohne Eis, theils und gemeiniglich mit dem Eife zugleich vieles Holz mic ſich führee und zwifchen den Inſe ln figen läßt. Wäre das nicht, fo Hätten die Europäer Fein Holz zum Brennen, und die Grönländer Feines, ihre Häufer zu decken, ihre Zelte aufzurichten, ihre Boote 3u bauen und ihre Pfeife zu verfertigen, womit fie fi Nahrung und Kfeidung und Speed zum feuchten, Wärmen und Kochen verfehaffen müffen, Man ſieht unter dies fem Vorrathe von Holze, den ihnen die Ströme zuführen, große mie der Wurzel auge geriffene Bäume, die durch vieljägriges Herumtreiben, Anftoßen und Reiben ‚am Eife, fo wehl von Aeften, als ber Rinde, gänzlich eneblößt und von großen Holzwuͤrmern ducchfreffen. find," Eeiyas weniges von diefem Treibhofze find Waiden, Erlen und Birken, die aus den Buchten in Süden berfommen, desgleichen große Eſpenſtaͤmme, bie ſchon aus weiteren Gegenden feyn müffen: das meifte aber ift Kiefern und Tannen⸗ holz. Man finde auch vieles von fehr feinen Ahern und menigen Aeſten, welches matt für Serchenhofz Hüte, das gern in hohen ſteinichten Gebirgen wächt; und ein dichtes vöthliches Holz von angenehmerm Geruche, als das gemeine Tannenbolz, mit kennba⸗ ren — is | ne * Dieſes Holz kommt ohne Zweifel aus einer zwar fruchtbaren, aber doch Falten Muthmaßnun⸗ bergihren Gegend, "5 ar je fe fehmer zu Sefinmen "Xus dem benach- EV, io dies barter ri " Treibholz herz arten America, etwa von Terra £abrador, Fann es nicht kommen, weil es gemeinig- ramm. lich mit dem Eife Eönmme, tel ches nicht von daher, ſondern dahin treibt. Wollte man „gen, es komme aus Canada und treibe mit tem Strome Norboftiwärts bis es in den don Spigbergen Fommenden Strom fälle, und Bieher getrieben wird, fo müßte er- was don dafiger Art Holz, afg Eichen, darunter ſeyn, welches ſich doch, außer eini⸗ gen zertruͤmmerten Schiffbrettern gar nicht zeiget. Ellis, welcher dieſes Treibholz auch in Hudſons ‚Day gefunden, faget, es leiten einige ſolches aus Norwegen her: er glaubet aber, die ftarfen nordweſtlichen Winde diefer Gegenden wirden es hindern, hieher zu fommen, ſo wie die beftigen Ströme, bie aus der Straße Davis und Hubd- fons Bay ſuͤdwaͤrts gehen, im im Wege feyn müßten, wenn es von der americanifchen Küfte fommen follte. rleitet eg Darauf felbft aus dem füdlichen Theile Groͤnlands ber und gruͤndet ſich auf eine misverfiandene Nachricht bes Herrn Exede. Diefer vedet zwar von Birken und Erlen, die eines Schenfels dick find: das Treibholz aber beſteht aus Fichten, dergleichen hier gar nicht wachfen, und iſt oft fo groß, als ein Maftbaum, ’ Fe Diefes Holz koͤmmt mit dem Strome und Eife, das ift ausgemacht; und diefe Di don Often, Wo ſich das TreibHolz am hänfigften finde, faget Herr Crans, °S auch herkommen; und je länger man es ſpuͤhret, defto weiter muß deffen ‚Allgem, Reifebefchr, XX Band, —* a Hiſtorie und Befchveibung et Eranz von Urſprung geſuchet werden. Nun wird es bey Island viel haͤufiger, als hier, gefunden‘; { Bröi,land. und fo viel ich aus einem alten hollaͤndiſchen Zeefpiegel erfebe, fo find auf der Suͤdoſt⸗ feite von Jan Mayen Epland im fünf und fiebenzigften Grade zwo Holzbuchten, wo Ebbe und Su, ebenfalls mit dem Eife fo viel Holz hineingetrieben wird, daß man ein Schiff damit befrachten koͤnnte. Dan muß alfo deffen Urfprung nod) weiter , entweder gegen den Pol oder gegen Often, ſuchen. Wenn aber auch Sand unter dem Pole wäre, fü Fünnte es da eben fo wenig, als in Grönland, wachſen. Es muß alfo aus Sibirien oder der afiatifchen Tataren fommen, wo es durd) die vom Negen farf angefehmwollenen wilden Bergwaſſer, welche ganze Stüde fand und Felfen mit großen Bäumen mit herabs ſchwemmen, von den Bergen abgeriffen, in die großen Flüffe geftürzer und ins Meer geführee wird. Hier wird es nebft dem Treibeife von dem oftlichen Strome nad) dem Pole zu getricben und dann mit dem Strome, der bey Spißbergen aus Norden fümmt, zwiſchen Island und Grönland an der Oſtfeite hin, um Statenhuk hinum, in die Straße Davis bis auf den fünf und ſechzigſten Grad gefuͤhret. Da nun dieſer Strom dafelbft abnimmt, fo dringt es nicht weiter gegen Norden; wie man denn bey und über Diffo feines finde. Dagegen trifft man es in Kamtſchatka an, wohin es, nad) Ausfage der Einwohner, durch einen Oftwind gefrieben wird, und alfo vermuthlich aus . dem gegen über liegenden America koͤmmt. In diefem Falle könnte man vermuthen, - da die natürliche Bewegung des Meeres und folglich auch die meiften und ftärfften Ströme von Often nad) Welten gehen, daß ein Theil diefes Holzes zwar aus Sibis vien durch den Ob, ein Theil aber von der americanifchen Weftfeite um Kamtſchatka herum bis an den Lena fomme, da fidy denn ein Haufen näher zum Pole zu und fo nad) Spigbergen und folgends nach Grönland ziehe. | Nach dem Treibeife und Treibholze auf dem grönländifchen Meere ift nichts der Aufmerkſamkeit der Beobachter würdiger, als der Lauf der Ebbe und Fluch. Die Fluth, die dem Strome.den rechten Schwung giebt, wechſelt hier mit der Ebbe alle ſechs Stunden eben fo ordenrlich nach dem Ab: und Zunehmen des Mondes, als in ans dern Öegenden. Sie geht von Süden nad) Morden und ſteigt in Süden drey, auf diefer Höhe zween, in Diffo einen Faden, und nimmt alsdann fo. ab, daß fie weiter - nordwärts nicht viel über einen Fuß anwaͤchſt. In der Springzeit aber, d. i. bey dem Neu: und Vollmonde, fteigt fie hier über drey Faden hoch. Mit der Fluth nimme der Wind zu, und drey Tage vor und nad) der Springfluͤth, vornehmlich wenn Tag und Nacht gleich find, befürchtet man ftürmifches Wetter, welches aber doch. nicht al- lezeit eintrifft, j Die Abweichung der Magnetnabel beträgt etwan drirtehalb Strich gegen We- ften, das ift ungefähr acht und zwanzig Grad, Ganz oben am Ende der Strafe in Baffinsbay foll fie fünf Strich oder ſechs und fünfzig Grad abweichen; welches die größte Abweichung iſt, die man irgend: bemerfer hat, Die Brunnen und Quellen auf dem Sande nehmen ebenfalls, nach Abwechfelung des Mondes und der Ebbe und Fluch, ab und zu. Sogar im Winter, da alles mir- Eife und Schnee bedecket iſt, ſieht man an Orten, wo fonft Fein Waſſer ift, und die weit-über die Fläche des Meeres hervorcagen, neue ganz: unbefannte: und ftarfe Wafı ferquellen entftehen und wieder verſchwinden. Ueberhaupt iſt Grönland. nicht fo mafr — gen pe nt ſerreich, als die Bergländer in wärmern Gegenden, und die meiften Quellen, die ein EN ER 1 von Grönland und dafigen Miſſionen. Be ſehr reines und gefundes Waſſer geben, Haben keinen weitern Nachfaß, als das ge Srans von ſchmolzene und eingefiderge Schneewaffer. In den Thälern finde man hier und — ſchoͤne große Teiche, die yon dem aus den Bergen herabrinnenden Schnee und Eife unterhalten werden, .. Es £önnen in dieſem Sande nicht wohl große Ströme ſeyn. Die Thaͤler find nicht lang, weil die Berge bald Anfangs fehr hoch fleigen und mit immerwährendem Eife bedeckt find, welches wenig oder gar niche fehmilze und alfo den Quellen auch nur wenig Nachfag giebt. - " Daher trocknen viele Quellen im Sommer aus; und die meiften frieren im Winter ein, Menfchen und Vieh müßten alfo vor Durſt ſterben, wenn nicht die Vorſehung im Winter oft Regen und Dauwetter ſchi⸗ ckete, da man denn unter dem Eife das durchgeſickerte Schneewaffer ſammlen kann. ùV rum wV Das II Capitel. Bon der Luft und den Jahreszeiten. Kälte, Froſtrauch. Groͤnlaͤndiſcher Sommer, nig Donner, Sommer ohne Nacht. Win Nebel, Sonderbare Gegenſatz unter den geöns ter ohne Tag, Nordlicht. Verhaͤltniß um laͤndiſchen und europätfchen Sahreszeiten, Ges - ter den fenerfpeyenden Bergen, dem Eife und funde Luft. Stets veraͤnderliches Wetter im Nordlichte. Nebenſonnen. Meteorologiſche Winter und beſtaͤndig ſchoͤnes im Sommer. Beobachtungen, Heftige Wind e, Stürme, Wirbelwinde. We⸗ A aleich ein Sand, wo Schnee und Eis ihren ewigen Aufenthalt Haben, eine über, gaͤlte. mäßige Kälte erfahren muß, fo ift fie dennoch daſelbſt, auch mitten im Winter, an denen Orten erfrägfich,, wo bie Einwohner eine oder ein Paar Stunden des Tages der Sonnenfträfen genießen; wiewohl außer der warmen Stube, ja in derſel⸗ ben, die ſtarken Getränke gefrieren. Mo aber die Sonne nicht mehr fiheint, da Farm bey dem Theetrinfen dag ausgeleerte Schälchen am Tifche anfrieren, »Das Eis und der Keiffroft,« fager Herr Paul &gede in feinem Tagebuche vom zien Jenner (738, „erftrecen fich durch den Schornftein bis an das Ofenloch, ohne „am Tage von dem Feyer auf zu daten. Weber dem Schornfteine ift ein Gewoͤlhe „vom Reiffroſte mie Efeinen Söchern, wo fich der Rauch durchdrängt, Thuͤre und Wan „de find in der Stube vom Froſte wie uͤbertuͤnchet, und zwey Unterbetten find, wel« » ches man faum glauben wird, ofe an der Bettſtelle angefroren., Die Wäfche im „Kaſten ift geftoren. Vom Arhem wird das Oberbett und Kopffiffen ganz fleif von »Reiffrofte eines Daumens, Die Steifhfäffer muß man in Srüden hauen, wenn » man das Fleiſch herausnehmen will und im Schneeivaffer aufdanen ; und wenn man es »über das Feuer ſetzet, ſo iſt das Aeußerſte gahr gekochet, ehe das Innerſte ſich mit Macht »zerreißen laͤßt.“ Die An ee ERS eu DER find die Mirfungen ber Käfte in der Diſkobay. Ueberhaupt aber machet dieſe angeme ige Strenge dem Dauen bald Pas, und das Wetter verändere ſich F h ke Cranz von rönland. — droſtrouch. Hiſtorie und Beſchreibung vier oder fuͤnf Tage von einem zum andern. Die größte Kälte faͤngt ſich im Groͤnland erſt, wie uͤberall, nach dem neuen Jahre an, und wird im Hornung und März fo ſcharf, daß die Steine fpringen und die See wie ein Dfen rauchet, vornehmlich wo eine Buche ift; Man nennet folhes einen Sroftvauch. Er iſt nicht fo Falt, als die trocene Luft. Denn wer vom Sande in einen folhen Froſtrauch hineinfaͤhrt, fühlee die Luft ° gleich lauer, und nicht mehr fo brennend Falt, ‚obgleich Kleider und Haare von Reife 7 und Eife ftarren, Diefer Froſtrauch aber siehe auch eher Blaſen, als die trockene Luft, Sommer in Grönland, und gefriert, fo bald er von der See in eine Fältere Dunftfugel fömmt, zu kleinen Eis- theilchen, die der Wind umher freibt, und welche eine fo fehneidende Kälte verurſa⸗ chen, daß man kaum aus dem Haufe gehen Fann, ohne Geſicht und Hände zu erfrie⸗ ren. Wenn man da Waſſer kochen will, fo ſieht man es erft über dem Feuer gefrieren, bis die Hige die Oberhand befömmt, Alsdann pflaftere dag Eis einen Weg über dag Meer, zwifchen den Inſeln und in den Fleinern Buchten und Bayen; und da gerathen die Örönländer gemeinigfic) in große Hungersnoth, weil fie ihrer Nahrung vor" Kälte und Zrofte nicht nachgehen koͤnnen. — Ein ſo ſtrenger Winter iſt ſtets ſehr lang. Indeſſen rechnen die Groͤnlaͤnder doch ihren Sommer vom Anfange des Rayes bis zu Ende des Herbftmonates; denn in. diefen fünf Monaten liegen fie inihren Zelten. Der Boden aber dauer muy erſt im Brachmonate recht auf, und zwar bloß in der Oberfläche, Es ſchneyt auch noch bis gegen Sonnenftillftand und fängt ſchon im Auguft wieder an: jedoch bleibt der Schnee felten vor dem Weinmonare liegen. Sudeffen foll hier weniger Regen und Schnee fallen, als in Norwegen. Man ſieht den Schnee an der Seefeite ſelten über - einen Schub tief, außer wo ihn der Wind zufammen wehet; und er bleibt auch niche lange liegen. Er wird entweder bald von der Sonne verzehret, oder vom Winde ver wehet; und alsdann entſteht ein fo feines Schneegeftöber, daß man fich nicht gut aus dem Haufe wagen darf, In manchen Jahren bleibe der Schnee vom Herbſtmonate bis in den Brachmonat liegen, wehet an einigen Orten viele Klafter hoch zuſammen, friert aber bald fo hart; daß man mie Schneeſchuhen darüber weggehen kann. Als: dann aber muß es auch einige Tage lang regnen, ehe er ſchmilzt. Der Sommer in Groͤnland iſt nicht ſo lang, als an andern Orten; dennoch iſt er in den laͤngſten Tagen ſo heiß, daß man genoͤthiget wird, die Kleider abzulegen, vornehmlich in den Bayen und Thälern, wo ſich die Sonnenftralen concentriren, und ‚die Nebel und Winde von der See nicht bineindringen fönnen, Das bey dem Ab- kaufe des Meeres auf den Klippen bleibende Seewaffer ſetzet ſich auch zu einem ſcho— 4 ‚nen weißen Salze an, a, auf der See Fann es bey ftillem Wetter und bellem Sons nenſcheine oft fo heiß werben, daß das Pech) an den Schiffen ſchmilzt. Man geniefie aber der Wärme nie recht, theils wegen der von den Eisfeldern durchdrungenen kal⸗ ‚ten Luft, die des Abends fo empfindlich wird, daß man gern feinen Pelz wieder nimme und oft zween über einander vertragen kann; theils wegen der vielen Mebel, die an daß man nicht eine Schiffslänge weit vor fich, fehen kann. Mannichmal ift der Me, bel fo niedrig, daß man ihn faum von dem Waffer unterfeheiden, die Berge und obere guft Dingegen gang deutlich fehen Fan; und ein Reifender, welcher in den Stra hen — ——— er nr — Eu ‚ber Seefante faſt fäglich vom April bis in den Auguſt regieren, und oft fo dick find, La len von Grönland und dafigen Miſſionen. — | [en “der Sonne armer, feinen Kopf über den. Wolken traͤgt, unterdeſſen, daß feine ER Füße im Finſtern wandeln, — Ss. ; ‚d. ¶VUeberhaupt iſt der Herbſt die fhönfte Jahreszeit in Groͤnlande er-daurek aber gu, der zu nicht fange, und wird oft durch ſehr ſtarke Nachtfroͤſte unterbrochen. - Um dieſe Zeit gpuife wid, heynahe gefchiehe.eg, daß der Nebel in der Falten Luft zu Neife wird, da man denn Die feinen gefrovenen Eistheilchen, vornehmlich wenn dieSonnenffralen durch einen Schaut: | ten ſchie en, wie Eleine Nadeln und Sonnenftäubchen fehen kann. Sie bedecken das Waſſer mit einer Kinde, die wie Spinneweben oder dünnes Eis ausfiche. an hat mehr als einmal angemerker, daß in Grönland das Wetter und die — Witterung dem in Europa entgegen ausfallen; fo daß wenn in dem gemäßigten Erd: : den groͤn⸗ ſtriche ein ſehr Falter Winter iſt, er in Grönland ungewöhnlich gelind, und umgefehrt (ändifehen und iſt. Zu Ende des 1739 Jehr es war der Winter, der in ganz Europa damals fo Seelen, ſtreng war, in der Diffobay fo gefind, daß-die wilden Gänfe ihre Zuflucht dahin nab- men, und man Dis weit in den März 1740 fein Eis darinnen fab, womit fie doch fonft vom Weinmonate bis May bedecker ift, Man fonnte aber die Sonne, die ſich doch fonft bald nach dem neuen Sabre dafelbft wiederum ſehen läßt, bis in den Hornung bey hellem klaren Wetter nicht feben, Dieſe beyden fehr fonderbaren Wirkungen ſchreibt der Beobachter ven warmen und dabey unmerklichen Dinften zu, welche aus ben mildern Gegenden durch die ſtrenge Kälte gleichfam hieher gefrieben worden, Eben fü. war auch) der Winter 1763, Ri ee Europa außerordentlich kalt war, fo gelind in Grönland, daß esore- oft im Sommer viel Fälter iſt. | Ueberhaupt iſt die Suft in Grönland = leicht und fee gefund. Man kann Geſande Luft daſelbſt lange Zeit in guter Geſundheit feben, wenn man nur bedacht ift, fi warm zu Fleiden, mäßig zu eſſen und zu trinken, und den Leib genugfam zu bewegen, . Man ! böret auch felten etwas won den in Europa gewöhnlichen Krankheiten und andern Bes — ſhwerungen, außer dem Scharbocke und einigen Uebeln an den Augen und auf der Deuft, welche theils von den grönländifhen Speifen, theils von. der Kälte und dem Schneeglanze herruͤhren, jedoch nicht ſehr gemein ſind. Die erſten deutſchen Miſ— Nonarien, welche der Eifer in diefe entferneren Gegenden getrieben, find über. dreyzig Sade, bey ihrer recht befehwertichen und fonderlich im Anfange ſehr ſchlechten und kuͤmmerlichen Lebensart, ohne fonderbare Zufälle gefund und munter geblieben, Diefe Miffionavien gelangeten unter dem Eife des Norbpoles zu dem hoͤchſten Alter, unter- beffen daß ihre Brüder auf andern, Miffionen in märmern $ändern jung flarben, ‚Die Grönländer ſeibſt verwahren ſich fehr gut vor der Strenge ihrer Himmelsgegend, und Leiden, wenn fie nad, Deutfchland kommen, von dafiger Sommerhige und dem re naßlalten Winterwecer mehr, als von der hieſigen anhaltenden kla— ren. Kälte. | | EZ Das Wetter hier iſt zwar veränpenfich: eg fä t aber felten ein lange anhaltender Stets veräus - Regen, befonders in Diffo, 100 es —— abi fhön — * ſoll. En Bon Plagregen und Hagel weis man bier wenig. Die Winde ändern ſich bier eben und befkändig Moft, als anderwärts, Ob fie gleich meift vom Sande und aus den Gebirgen kom— —— one fo find fie doch nicht fͤrmiſch noch. fo. Eake,, wie. man es vermuten follte, indem “mer, Oft dabey das angenehmſte Wetter iſt. Buͤffon, welcher meynet, daß fich die Winde nach den Zonen richten, und vorgieht, daß in dem heißen Erdgürtel faſt * | a 3 — BR Eranz von ——— Heftige Win⸗ der Stuͤrme. Wirbelwinde. 22 Hiſtorie und Beſchreibung J ter Oſtwinde regieren, auch in dem Falten faſt lauter Nordwinde wehen müffen, meld nicht, daß je weiter man nad) Norden koͤmmt, wie Herr Cranz faget, defto mehr die 7 Suͤdwinde wehen, die in dem härteften Winter, Daumetter machen. . J. Indeſſen giebt es doch auch fo heftige Winde in Grönland, vornehmlich im Herbfte, daß die Häufer davon zittern und krachen, die Zelte und leichten Boote in die Luft fliegen und das Seewaffer wie ein Schneegeftöber veit auf dem Sande. herum⸗ Fähre. Ja, die Grönländer fagen, der Sturm reiße oft Steine von einem Paar” Pfunden los und führe fie in die Luft. Wer aus dem Haufe muß, die Bootein Si cherheit zu bringen, muß fi auf den Bauch legen und fort friechen, damit ihn der Wind nicht umreiße. Im Sommer entſtehen auch Wirbelminde, die das Waffer aus der See erheben, und die Boote etlichemaͤl umdrehen. Die Heftigften Stürme De 7 kommen aus Süden, laufen nach) Norden um, legen fich und machen das Waffer rein. Alsdann wird das Eis in den Bayen losgeriffen und gehe haufenweiſe in die, ‚See hinaus, Dieſe Stürme werden durch einen Kreis um den Mond und durch 7 Wenig Dow nern. Sommer ohne Nacht. Winter ohne Wg. Bergſpitzen und in den Falten Luftduͤnſten entſieht. Gleichwohl wird es Stralen von allerley Farben in der Luft angefündiger. Zuseilen zieht ſich ein Gewitter auf, wobey es blitzet, aber felten donnert; und wenn man folcyes etwan höret, fo kann man es nicht unterfoheiden, ob der Schall von einem weit entfernten Donnerwetter oder von dem Krachen der von den Felſen herab⸗ ſtuͤrzenden Stein? und Eisſtuͤcken entſteht. Man weis auch in Grönland wenig von ” Erdbeben und feuerfpepenven Bergen, ob es gleich nah an Island liege, wo fie ſo ges mein find; wie man denn ebenfalls Feinen Schwefel dafelbft finde. Auf foche Art haͤlt die Natur mie ihren Geiſſeln eben fo gut Haus, als mit ihren Wohlthaten, und ” erfparet denen Laͤndern, die fie der Rauhigkeit des Winters unterworfen har, die © Stürme und Peft des heißen Erdgürrels. ia | Der Sommer hat bey den Grönländern Feine Nacht. Denn über den ſechs i und fechzigften Grad hinaus gehe die Sonne, went fie das Zeichen des Krebfes erreis ö het hat, gar nicht unter, m vier und ſechzigſten Grade gebt fie erſt um zehn Uhr 4 zehn Minuten unter und um ein Uhr fünfzig Minuren ſchon wieder auf, Weil man aber im Drachmonate ihre Stralen ſtets an die Spisen der Berge ſchießen oder das von zurücprallen fieht, fo kann man fagen, daß fie gar nicht abweſend ift, zumal fie in y diefem und dem folgenden Monate den Horizont mit einer Demmerung erleuchtet, wo⸗ durch man ohne Licht in der Stube die feinſte Schrift Iefen und fehreiben kann. Die Einwohner machen ſich diefer langen Tage fehr zu Muse, indem fie die ganze Nacht durch jagen und ſiſchen; und die Schiffer vermeiden daduͤrch die Gefahr zwifchen den Eife aus den benachbarten Meeren. Wo die Sonne garnicht untergeht, da ſcheint ſie des Nachts gleichwohl nicht ſo hell, als am Mittage, ſondern verliert ihre Stralen⸗ und ſieht wie ein heller Mond aus, ſo daß man ohne Blendung hinein fehen kann. Aus eben der Urfache, daß Grönland Tage ohne Mache hat, muß es auch Nächte‘ ganz ohne Tag haben. ° in der Diffobay fieht man vom zoſten des Windmonate⸗ bis den zaten Jenner die Sonne gar nicht aufgehen. Man genieße alsdann nur einer. mäßigen Demmerung, die von dem Wiederfcheine der Sonnenftralen an den höchffen Hier nie fo ſtockfinſtere Nacht, als an andern Orten, Dem der Mond und die Sterne — bey der klaren Luft und dem vlelen Schnee und Eife einen fo hellen Wiederfchein, daß ey ’ ; man * von Grönland und dafigen Miffionen, Be. 2 an drauſſen ohne taterne ſortkommen und ſo gar eine mittelmaͤßige Schrift deutlich Cranz von lefen fan. Zumeifen wohnen in den Eützoffen Tager den Mond gar nicht unterge⸗ Grönland, i ben; ſo wie man aud) in Sommer wenig von ihm und die Sterne vom May bis in den Auguft gar nicht erbficker, Außer diefem Geſtirne der Nacht aber hat man zum Sehen nach ein beftändiges Sicht, weiches in Norden ſchimmert, und defjen Stralen von verſchiedenen Farben und mannichfaltigen Beränderungen eine der merfwürdigften Auſterſcheinungen ausmachen. | ' N 3% will mic) in die Ersererung der Urfachen diefes Nordlichtes richt einlaffen, Nordlicht. faget Herr Cranz, fondern mur diefes anmerken, daß weder ich noch die vieljährigen inwohner dieſer Gegend das rechte Nordlicht in Norden oder Nordweſten, außer eis nem Fleinen blauen Glanze an dem Horizonte, welcher wohl nod) von dem Wieder: feheine der Sonne entftehen Eönnte, fondern allezeit in Oft und Suͤdoſten, haben ‚auf ſteigen ſehen. - Es reicher alsdann oft, mo nicht allezeit, über den ganzen Horizont bis in Nordweſt; fo wie man es auch mannichmal an allen vier Ecken des Himmels zugleic) fehen fann, Seine Stellung ift alfo derjenigen ganz entgegen, die es m Noriegen, Sappland, Rußland und allen übrigen Gegenden von Europa hat, Weil man nun die meiften Eisberge, welche eben fo, wie der Nordſchein von Zeit zu Zeit * zunehmen, wie auch das ſchwefelreiche Island mit feinen feuerſpeyenden Bergen ge: a nr gen Oft und Südoften bat, fo fann unter diefen fonderbaren Wirkungen der Natur. eyendeh Ber: en einige Verhältni und Verbindung feyn, welche uns, wenn fie durch eine Reihe gen, dem Eiie Erfahrungen feffgefeßer wären, helfen würden, die Urfache des Nordlichtes zu entdecken, und Nordlichte. efondere Anmerkungen über die Folgen des Rordlichtes, faͤhrt Herr Cranz fort, babe ich nicht vernommen; außer, daß, wenn es fill und unbeweglich ſcheint, darauf gefindes, und wenn es fehr roth ausfieht und die Strafen ſich heftig bewegen, ſtuͤrmiſches Suͤdwetter erfolget. Diefe Beobachtung iſt denjenigen gerade entgegen, die wir in den gemäßigten Erdftrichen von eben diefen Crfiheinungen machen. | Man ſieht auch feit einigen Jahren Feuerbaffen, die im Winter aus der- Luft fallen. Des Kegenbogens, der ſchleßenden Sterne und anderer Luftzeichen nicht zu benſonnen. srwäßnen, fo laſſen fich in Glonnn mehr, als anderswo, Mebenfonnen und Kreife um Reben den Mond ſehen, welche von dem Sroftrauche entftehen, wenn gleich die Luft ganz klar zu Fed fpeint, Sch pabe, faget unfer Reifende, einen Regenbogen gefehen, welcher anſtatt der bunten Farben nur weiß mit einem blaßgrauen Streife zeigete. Es war regenſtuͤrmiſch Motor mie Hagel. Nichts aber ift mir winderfamer vorgekommen, und arfiger anzuſehen geweien, als wenn die Kooförnen, oder die zwo Meilen von Godhaab gegen Weſten liegenden Inſeln, bey heitern, warmen und ſtillen Sommerta⸗ gen eine ganz andere Geftafe zeigen,. afg fie natürlicher Weife haben. Man ſieht fie nicht nur, als wie durch ein —— weit größer, und alle Steine nebſt den mit Eiſe angefüllten Risen fo deutlich, als ob man nahe dabey ftünde; fondern wenn diefes eine Weile gewaͤhret bat, fo ſehen fie alfe wie ein einiges Sand aus, und ftellen einen Wald ‚ober eine gefchorene Baumwand vor, Darauf ſieht man fie allerley feltfame Geſtal. en, als von Schiffen mit Segeln, Wimpeln und Flaggen, von alten Bergſchloͤſſern „ derfallenen Thuͤrmen ‚ Storchneftern und Hundert dergleichen Dingen annehmen, Bi ch in die Höhe oder Weite ziehen und alsdahn verſchwinden. Die $ufe üft alsdann zipar sang ſtill und klar, aber doch, wie bey fehr heißem Wetter, * Kfm | } { unten Du Hiſtorie und Befchreibung >” Cranz von Dünften angefuͤllet. Wer ſich nun diefe zwifchen dem Auge und den Inſeln in el⸗ Grönland. nem gehörigen Abftande befinden, fo vergrößern fie, wie ein erhaben gefihliffenes Glas} , die Gegenſtaͤnde. Gemeiniglich ſolget ein Paar Stunden darauf ein fanfter Welle wind, mit einem fihtbaren Nebel, da denn diefes Spiel der Natur gleich ausift. Herr Cranz ſchließt diefes Capitel durch einige über die Witterung gemachte Bes obachtungen, worinnen er von der Veränderung derfelben ein ganzes Jahr lang hin⸗ durch Nachricht giebt. Weil aber vergleichen umftändliche Anzeigungen nur für eine” gewiſſe Claſſe Gelehrten und Naturforſcher gehören, fo machee man einen befondern Artikel daraus, welchen andere Leſer übergehen fönnen, | — wen, Meteorologiſche Beobachtungen, welche in Grönland vom Auguſt 1761 bis zu eben dem Monate 1762 gemacht worden, 5 Der Winter 1761 war außerordenslich gelind und veränderlich gemefen, und „wenig Schnee in demfelben. gefallen. Im Auguft, warmer, Sonnenfchein mit untermifchtem Nebel und Regen aus „Süden, Zu Ende Reif und Eis in füßen Waffen, und warmer Sonnenfhein, her . „nach Schnee oder Falter Regen. ——— „Im September, Anfangs Nord-Oſt-Wind und warmer Sonnenſchein, dabeh „Singerdides Eis, wo die Sonne nicht hin ſcheinen konnte. Hernach Suͤdwinde mit „ungewöhnlich warmem, beſtaͤndigem Wetter. Darauf Suͤdweſt ſtuͤrmiſch mic vies „lem Regen, und endlich harter Sturm aus Süden und darauf aus Norden. Erde „und Fenfter froren, ohne bey Sonnenſchein aufzudauen, das Eis im füßen Waſſer „wey bis drey Finger Did, — J— „Im October, Nordoſtwind und viel Schnee, der etliche Tage lag. Dann * Nordoſtſturm und Kaͤlte. Endlich Schnee eine Hand hoch, der liegen bfieb, mie „fürmifhem Südwetter, | Mi Im November, Anfangs ungewöhnliche Norboftfälte, fo daß alle ftarfe Ges geränfe-auffer und das Waffer in der warmen Stube gefror. Die abgelegenen Buchs „ten trieben voll Eisfchollen, welche mit dem Seewaffer feft froren. Dabey ſchi en — die Sonne am Tage fo warn, daß der bisherige Schnee ganz aufgeleckt wurde, Hernach Suͤdoſtſturm nnd Schneegeftöber. Dann Daumetrer, Negen, Schnee zund’zulegt Suͤdſturm. | — * =; 0m December fihneyte es ganz zu. Auf ein Fleines Werterfeuchren folgte eine „fo harte Kälte, als fie jemals erhoͤrt iſt; wechſelte aber bald mie gelindem fchönem „Wetter bey Südoftwinden ab, womit das Jahr ſich endiges, ni Im Januar fand fich die Kälte gleich mie Ernſte ein mit Nord und Nordoft: winden, welche viele große Eisſtůcken am oberften Ende der Fiorde logriffen und here zaus trieben, Dann gelindes Schneewetter mit abwechfelnder Elarer Kälte, die doch zmur vier bis ſechs Tage waͤhrte. | Se —— Im Februario, Anfangs eben ſo. Dann Regen und Glatteis, wie auch helles „gelindes Wetter mie wenig Schnee. Darauf Dau⸗ und Regenwetter mit Iffzund Euͤdwinden, und enblish Kälte und Regen unser einander, —— A — — -_ 1 BR \ von Grönland und dafigen Miſſionen. 25 N) ei ändig ſcho ipfi ‚ beffer als es um Eranz von Im Markio, faft beftändig fchönes warmes Fruͤhlingswetter, ⸗ —— „die Zeit in Deutfehlang zu ſeyn pflege, mit Suͤd⸗ und Oſt⸗ auch wohl — — „des Tages meiſt fir, an permuthet daher einen kalten April, und wegen de „Suͤd⸗ und Oſtwinde diel Treibeis. - er — April, Anfangs ſehr kalt mit Nordoft, dann leidlich kalt, darauf Regen» „welter mie Suͤdwind. Man Eonnte.es ohne einzuheizen ausfichen. Die Kälte „wurde aber gegen das Ende wieder fehr heftig und anhaltend, und brach fih mic Oft: „wind und Daumeiter, „Im May, Dauwetter mit untermiſchtem Froſte und vielem Schnee, hernach „heiße Tage und katt⸗ Naͤchte und zuletzt Regen. „Im Junio, Anfangs warn, Die Erde dauete ziemlich tief auf. Der Gar- „ten wurbe gefäet. Hernach Faltes Schneewerter mit fürmifhen Suͤdweſtwinden, „dann angenehmes S ommerwetter mie Norboftwinde, und endlich viel Nebel und Re⸗ „gen aus Suͤdweſt. —— — Im Julio, Anfangs Regenwekter, dann viele Tage ſchoͤn warm, ja heiß Wetter „mit Suͤd⸗ und Oſtluft, doc) meiſt ftille, „ | Der Berfaffer merfer zu Ende dieſer Beoba Grönland viel ſtilles Wette nach Norden fomme R — Neytens erhellet daraus, daß die Winde in dieſer Gegend eben ſo veraͤnderlich find, als an andern Orten. ° ft wehet am Sande äwifchen den Inſeln ein heftiger ind, wenn es draußen in der See ganz ſtill iſt; oder umgefehret, es fhürmee auf der See, wenn Man auf dem Sande einen Wind führe. Im Sommer vegieren oͤf⸗ ters bey gutem Mekter Landwinde, die den Tag über mit Seewinden abwechfeln, Endlich bemerket man, daß im haͤrteſten Winter oft ſtarke Suͤdwinde wehen, welche milde Luft und Regen mit ſich bringen. Dieß erfaͤhrt man vornehmlich in Difko und weiter nordwaͤrts. Dieſfe Suͤdwinde ſind um ſo viel angenehmer, weil lsdann, zur Erquickung Menfhen und Viehes ſo viel Eis ſchmilzt daß fie Waſſer zum Trinken bekommen, s wächft aber aud) das Eis Dadurch deſto mehr an, weil er Regen und das aufgedauete Schneewaſſer in den kalten Nächten defto leichter und - harter wieder gefriert, ſo wie warn gewefenes Waſſer. In Diffo ift es oft zween — bis drey Monate beftändig fing ſo wie auch in Spi en, worauf denn Suͤdwinde folgen. Hieraus iſt zu vermuthen, daß es bis au dem Pole ſo fey, und feine andere, als SHOES gyeen fönnen, welche gefindes Daumerter mis ſich führen, wodurch aber, wenn allda Land if, das Eis nur defto mehr anwaͤchſt. —— — — zu chtungen noch an, erſtlich, daß in r einfalle, welches immer länger anhalte, je weiter man * Allgem Reichert, XXBand, — v ee 6 und Beſchreibung Cranz von Oro Grönland. — Das IV Eapitel | Won verſchiedenen Arten Erden und Steinen. 1 : : 4 Thonerden. Torferde. Felſen. Marmor von ſpis. Quarz. Granat. Cryſtalle. Mi—⸗ allerley Farben. Spat. Weichſtein oder neralien und Metalle. Waſſerbley. Mar unechter Marmor. Amiant und Asbeſt. Ja⸗ caſite. Can ie Erden verdienen in Groͤnland um fo vielmehr beobachtet zu werden, weil es” $ derfelben fehr wenig giebtz ba das Meer, welches es umgiebt, fait alle Erde - dieſes Sandes in feinen Bufen verſchlucket hat, wohinein ſich die zerbrochenen Eisftüce und der zerſchmolzene Schnee mit allem dem flürzee, was fie von den Felſen losreißen koͤnnen, welche, fo zu fagen, nur die bloßen und von der tragbaren Erde. abs Thonerden. — 5 Torferde. Felſen. gefleiſcheten Knochen ſind. Was ihm noch von Marke und Safte uͤbrig bleibt, iſt nur eine leichte Schicht Thon, Sand oder Torf. Derjenige Thon, welcher die Ges ö genden um Godhaab bedecket, ift blaßblau,. fehr fandig, unfruchebar und Hält ſchlecht. Anderswo finde man einen lichtgrauen, feifenartigen Thon, mit Katzenſilber vermifcher, der im Heuer Hält. Won. eben der Art trifft man, auch einen fehr feinen und feichten Glin merſand an, der ſich fertig anfühlet; desgleichen einen ganz feinen weißen Perl, fand, der voller ſchwarzen und rothen durchfichtigen Öranaten, und ſehr ſchwer ift, Der meifte Sand hier ift grau oder braun, mit vielen Steinen vermenget, und wird” fruchtbar, wenn er gedünget worden. en . Torferde finde fich in allen Suͤmpfen, mit etivas wenigem ſchwarzen Muld, Sans \ de und. Kiefel vermiſchet, und tauget nicht zum Brennen. Der rechte Torf ift mie vielen Wurzeln, verweſtem Moofe und Grafe, auch wohl verfaultem Holze und Kno⸗ chen durchflochten. Man finde ihn auf niedrigem Sande, eheils auf Sandboden, theils auf feften Felſen. Dieſer Torf enthält and) eine Are Schneden, die man fonft hier nicht antrifft; woraus man muthmaßen fonnte, daß die See dafelbft abgenommen, Es iſt aber noch wahrfcheinlicher, daß folcher Torfgrund durch die Erde und das Gras i entftanden, welches der Regen von den naͤchſten Bergen abgefpühlee hat, Dieſe Muthmaßung wird von einen Urfache aus der Aehnlichkeit unterfhüger, nämlich, daß der befte Torf auf den höchften Gipfeln der Eleinen unbewohnten Inſeln und kahlen Klippen waͤchſt, auf welchen ſich eine Menge Vögel zum Ausruhen in der Nacht, oder zum Eyer legen, fegen. Aus deren Kothe und etwas zufammen geweheter Erde ers wächft mit der Zeit Moos und Gras, wozu denn neuer Koth, faulende Fifchgräten, Federn, Mufcheln und Knochen kommen, die man in der Tiefe noch gar deutlich er- ! fennen kann. Dieſes machet eine zähe Torferde, zween bis drey Schuh die, welche die Gipfel der Felfen überzieht, Man nennet folche Ruptorf und fie ift wegen der vielen Wurzeln ſchwer durch zu ftechen, giebt aber auch eine gute Flamme und Hitze. Nach der Erde Eommen die Felſen. Man kann nicht recht fagen, was fie ent | halten, weil man die, Berge in Grönland noch “nicht eröffnete und durchſuchet hatı ° Inde ſen \ von Grönland und dafigen Miffionen. 27 Indeſſen iſt es erlaubet, aus deren aͤußerlichem Anſehen und den abgebrochenen Truͤm⸗ Cranz von mern ſolches zu ſchließen. Wen * —* a gelegenen Berge nicht fo doch Gronland. find, als die um die Sinie herum, fo find fie auch, befonders an der Suͤdſeite in Groͤn⸗ land, mit weniger Schnee und Eiſe bedecket. Sie ſcheinen alle ein harter Felsſtein von lichtgrauer Farbe zu feyn, ohne Schichten und tagen, Mur haben fie viele tiefe Opalten und Kigen, die volle Eis find. . Die misclern Berge, welche einen langen breiten Ruͤcken ausmachen, find beſtaͤndig mit, Schnee und Eife bededfer. Es fallen von denſelben, wie aud) ‚von den fteilern Gipfeln, große Selserümmern berab, welche auf ihrem Wege viele Eleinere Stücke losreißen, da es denn, am Fuße des Berges, wie Fine zerſtoͤrete Stadt ausſieht. Man fönnte daraus den Gehalt der Berge erken— nen, wenn es darinnen niche fo beſchwerlich zu geben wäre, daß man auch bey der größten Kälte gleich in ftarfen Schweiß geraͤth und Hals und Bein brechen Fönnte, zu geſchweigen, daß man. Eeinen Augenblick vor einem neuen Steinfturze ſicher iſt. Die kleinern Berge oder Felshuͤgel zerfallen noch mehr, und manche find gleichſam vor Alter ſo morſch, daß ſie in der Luft zu Staube werden. Sie ſind meiſtens von einer dunkelgrauen und braunen Farbe, und aus ihren Trümmeen ſollte man vermu⸗ then, daß fie allerley Erzt in ſich hielten. Die Klippen an der See und die Inſeln find gemeiniglich härter und von dem beftändigen Anfpüplen und gewaltfamen Schla gender Wellen entweder fo glatt, als Marmor, oder in lange tiefe Spalten ausgehöß- ie. Diefe Hößlungen oder Epaften, welche man hier —— als anderswo, in den Felſen ſieht, find felten breiter, als eine halbe Eile, Taufen meift perpendicular, und find mie Spate, Quarze, Öranaten, Marienglaſe und dergleichen heterogenifchen Steimmaterien angefüllet, Nur wenige, Felſen liegen in Schichten, wie fonft der Sandftein zu chun pflegt; und diefe find felten botizontal, fondern gemeiniglich ſchraͤg. ., Die.meiften Belien beftehen aus. eihen lihtgrauen, theils kieſichten, theils tho⸗ richten harten Felsſteine und einigen Sandfteine, "dergleichen zum Bauen und zu Muͤhlſteinen gebrauchet werden, Darunter finden ſich einige feine Wetzſteine von ro⸗ ber und gelber Farbe, die man fonft Oelſteine nennet. In einem gröbern ſchwar⸗ den Wetz ſteine mit glimmerartigen Strafen, ber in lange Schiefer faͤllt, ſtecken kleine Dietefige helle Granaten. Die Groͤnlaͤnder bringen aus Suͤden einen feinen rothen Kein mit tunden weiſſen Flecken den fie. zum Wetzſteine brauchen. Er läßt fih wie ein grober Marmor poliven und man nimmt ihn zu Gebäuden. Fan 1 Der Seefeite finde ſih pieler. grober Marmor von allerley Farben, meiftens Dlarsıce son aber weißer und foptparger mir untermengten Adern, « Der Strand liegt voller abge- anni brochnen Stüde rothes Marmors mit weißen, grünen und andern Adern, die durch das öftere Herumrollen und Anſpuͤhlen der Wellen einen ſolchen Glanz erhalten, daß - ‚ Nie dem beften iealienifhen Marmor nichewiel nachaebent, x, | Man ſieht wenig oder gar keinen eigentlichen Schiefer in Grönland, ob es gleich bier und da grofie Adern feiner ſchwarzgrauer Steine giebt, die von dem Schlage oder Anfpühlen der See in viereckige Stücke zerfallen. Dieſe mögen wielfeiht Spat "5 dergleichen man von allerley Farben und zum Theile halb durchſichtig in den Meiften Spalten ver Selfen antrifft. Die Grönländer bringen als was felteneg von den füpfichen Küften große Stuͤcken eines weißen Halbdurchfichtigen Steines mit, der ſich wie Spat bricht, mit einem Meſſer — und von den Zaͤhnen ohne Schaden MR , 2 zermalmen vv 28 NHiſtorie und Beſchreibung Cranz von zermalmen laͤßt. Sie finden daſelbſt auch weißen Alabaſter, der aber nicht glaͤnzet Gebnland. und keine Politur annimmt, ſondern beym Schneiden in feines Mehl, wie Haar⸗ er puder zerfällt, : ! Grönland hat viele Arten feuerfefter Steine, als Glimmer „Katzenſilber und weißes, ſchwarzes und graues Marienglas, wiewohl nicht in fo großen Scheiben, daß man, wie in Rußland, Fenſter daraus machen fünne, — J Weichſtein Indeſſen fieht man doch in Grönland nichts von dem eigentlichen Talffteine, und! ober unechter auch feinen Serpentinftein, Dagegen findt man an verfihiedenen Orten, ſonderlich —— — Bals Revier, den Weichſtein, oder Topfftein, den einige wegen feiner Marmoras dern unechten Marmor nennen. Der Gang läuft zwiſchen den Felſen ziemlich breit und rief. Die äußerfte grobe Rinde befteht gemeinigfich aus Grauglimmer und har⸗ ten glasartigen Amianthſtralen. Meiſtentheils iſt er aſchgrau, oder gelblich marmo⸗ riret und nicht durchſichtig: der beſte aber durchſichtig und feegrün, wobey er oft ſchoͤne, rothe, gelbe und andre Streifen hat, die felten durchfichrig find, Er befteht aus der feinften ſchleimichten Tponrede, welche beym Verarbeiten wie das feinfte weiße Mept ausfällt, und die Finger fertig machet. Er iſt fo weich, daß man ihm fehneiden, zer⸗ reiben und mit den Zähnen zermalmen Fann; dabey aber doch fehr fehwer und dicht. Weil er nicht ſchichtweiſe liege und auch ‚nicht. ſchiefert, fo läßt ſich ein großes Stuͤck nicht leicht losmachen, ohne zu zerbroͤckeln. Man Eanıı ihn fo wohl im Schneiden 1 als Drehen leichter, als Holz, bearbeiten. Er fühles fi weich und fertig an, wie Seife oder Talk, Wenn man ihn mit Dele reibt, fo nimmt er eine fehöne Marmors - glätte an, die er in der &uft nicht verliere; wie er denn auch nicht porös oder oa E # micht, fondern am Feuer feiter werden foll. Die Grönländer hauen ihre Keffelund Sams pen Daraus, die fie in großem Werthe halten. Weil die Speifen in denfelben wohfe ſchmeckender und gefunder zubereiter werden fönnen, als in dem Eifen oder Kupferge⸗ fhirre, fo ſchicket man einige folche Keffel nad) Daͤnnemark an vornehme Herrſchaften, wo fie ſehr hochgehalten werden. Herr Cranz zweifelt nicht, daß aus diefem Steine nicht viel befferes Geſchirr verfertiger werden koͤnne, als das in Stallen fo beliebte Sas vetſchgeſchirr, welches bey Chiavenna am Comer See verfertiget wird und dem groͤn⸗ laͤndiſchen gar nicht gleich kömmt. — | 3 Amianth und Nichts ift Häufiger in verſchiedenen geönländifchen Bergen, als der er | Aebel. und Asbeſt, oder Steinflachs. Er fiege wie faules Holz aus, weiß, grau, gruͤnlich oder rörhlich, hat lange Fafern, und ungefähr alle Finger fang einen Bruch, Au den angebrochnen Enden ift er hart und fein, wie ein Wetzſtein. Wird er aber geſto⸗ Ben ober gerieben, fo zerfällt er in feine weiße Flachsfaͤſerchen. Wenn diefer Stein geklopfet, etliche Male in warmem Waffer von feinen Falfichten, Teilen, welche die » Faſern zu einem Steine verbinden, ausgewäffert, auf einem Siebe getrocknet, und. mit dichten Tuchmacherfämmen, wie Wolle, gefrempele worden, fo Fann man Garn daraus fpinnen, und es wie Leinewand weben, Diefe wird anſtatt der Lauge durch Feuer gereiniget und verbrennet nicht. Die Alten haben ihre Todten in dergleichen underbrennliche Leinewand eingewickelt, verbrannt oder begraben, Sn der Tararey und den pyrenäifchen Gebirgen machet man noch jetzo Gelbbeutelchen u. d. g. daraus... i Man kann auch Papier daraus machen, _ Die gereinigeen Fäden laſſen ſich ſehr gut au Dochten in den Lampen brauchen, ie Grönländer aber find fo ſinnreich nicht, - — — ſondern * von Grönland und daſigen Miffionen. 29 fondeen tunken denfelben bloß in Thran ein, und bedienen ſich feiner flatt eines Hl Trans von H ronland. hens, Side an zu zuͤnden; denn er brennet fo fange, als er ölicht iſt, ohne an II Verbrennen. ur Ungeachtet ver Armuth, worinnen die Natur diefe Leute hat wollen leben laſſen, haben ſie doch Edelgeſteine, die fie Bone Zweifel nicht kennen, ober verachten, unter⸗ deſſen daß unfere Pracht fie darum beneider, Mir ift davon, faget Herr, Evans, * ſonderlich ein gelber ſigurirter und ein rother Jaſpis mie durchfcheinenden weißen Jaſpis. m in bie Hände gekommen. + Man finde daſelbſt auch Quarze und Cryſtalle in großen Stücen, worunter gelb⸗ Quarz. liche und fchmwärzliche oder Topafe find, und andere, die, wie ein Opal, eine blaue und gelbe Farbe fpielen. Den geönländifchen Granar rechnet Herr Cranz ebenfalls unter die Quarze, teil er in den oberften Felsfpalten von einer helfen durchfichtigen, dabey fo hart, daß ihn die Stein broͤckelicht, daß man felten ein & Eben diefer Beobachter fa von Stahlfarbe befommen, die an einander gebaden, und woraus wieder kleinere er- wachſen find; und auch einen we Ben mie feinen roten Flammen durchſtreifet. Diese gleichen hat er dünne durchfichtige Steine, — er Aura in breiten Scheiben erhalten, deren je zween mit einem roͤthlichen Schleime an einander gebadfen find, Sie ſchlagen Feuer, wie die Slintenfteine, von welchen letztern aber man bier nichts weis. | | = Was die Mineralien und davon: es hat aber noch niema ſitzt und in ungfeiche Stuͤcke broͤckelt. Er iſt aber blutrothen Farbe, die etwas ins Violett faͤllt, und ſchneider zu den Rubinen zählen. Er ift aber fo rück, wie eine kleine Bohne groß, fehleifen kann. wuͤrden fie doch wegen des Holzmangels allhier nicht fie aus zu führen, würde die Koften nicht tragen, = An Eifenfteine.und Erde feblet es Hier nicht. An einigen Orten find die Felſen AU und grün ausgefchlagen, und da vermuthet man Kupfer. In dem Weichfteine findt man zuweilen Wafferbien, das theils feſt if, theils fich in dünne Blätter jet eheiien läßt. Die Grönländer haben hier und da zuweilen einige Fleine und große Stuͤcke Erz gefunden die ſehr ſchwer find und glaͤnzen. Man bat fie für wirftiche Erztſtufen gehalten, bey —— ſi robe aber gefunden, daß ſie nichts anders, als grobes an ei ſind; Daper man fie für Stücten von den Glocken der alten Normännner 0) ier als n - -— x T Man trifft auch Marcaſite in Grö find fo hart, daß fie Funfen geben, wenn man mit einem Stable daran ſchlaͤgt. Ge- meiniglich find fie viereckicht und fach, und es hängen einige Stücke an einander. Einige laufen, wie ein Erpftall, mit den vier Seiten oben fpigig zufammen, fa Die Ordnländer folfen Fein Satz, Nitrum, Alaun und Vitriol haben. Jedoch n te, bs ‚man finde eine. grüne Materie von der Art an dem Rande eines warmen Funneng in Süd i m fie ſich von dem Ausſchlage und ihr Peizwerk von „den Saufflecpen Be in welchem fie ſich ſchlag bh Pe zwerk von inigen, Sranat, get, er habe einige recht helfe ſechseckichte Cryſtalle — Waſſerbley. D3 | Be ix Metalle anbetrifft, ſo findt man zwar "einige Spuren Mineralien | nd veche genau d arnach fuchen Finnen. Wenn man und Metalle, „auch dergleichen entdeckete, fo genutzet werden Fönnen, und nland an, Sie fehen wie Meffing aus, und Darcafiter & Eranz von Grönland, 30 Hiftsrie und. Befchreibung i Der Bimsftein ift Bier felten: doch finde man weißen, grauen, und am meiften ſchwarzen, welchen vermutlich die See von Island herfuͤhret, wofelbft es feuer⸗ fpeyende Berge giebt, die hier nicht find. U— ur. ie + Das V Kapitel, Bon den Erd: und Seegewähfen. Das Öetraide kann nicht reifen. Zweyerley Gras, zen. Engelwurz. Roſmarin. Quendel. 4 weder Erdboden noch Saft, nod) etwas von allem demjenigen laͤßt, was den Reiſen⸗ kann nicht veir fen, Vielerley Moos, Geſtraͤuche. Weiden, Bir⸗ Pfaffenroͤhrlein. Bruchwurz. Seegewaͤchſe. ken. Erlen. Vogelbeerholz. Allerley Pflan-⸗ Tang oder Meergras. as für Gewaͤchſe kann man von einem Sande erwarten, wo ſich die Natur allen ' Wünfhen und Bemühungen der Menfchen verfager, mo die Erde und das” Meer die Anländung und Bewohnung zu verbierhen feheinen, mo die Kälte” den ich will nicht fagen, einen Aufenthalt, fondern auch nur einen Durchgang anbies then Fann? Denn Grönland ift nicht einmal ein ficherer Weg, nach dem Pole zu ger " hen, wenn er auch gleich fonft für America offen gewwefen. Wie foll man fid) in Laͤn dern aufhalten, oder nur durchreifen, wo die Gebirge nichts als Stein und Eis, und die meiften Thäler kaum mit etwas Moofe und faurem Moorgrafe bedecket find? Es” wachfen zwar auf den niedrigen Klippen, die hin und wieder noch mit einem wenig Sande und Erde bedecfer find, und auf den unbemohnten Inſeln, wo die Vögel niften, ” und durch ihren Auswurf die Erde düngen, einige Kräuter und Gefträuche: es bleibe aber. alles wegen des dürren Bodens und der Falten Luft fehr Elein, - Yedoch bey den - grönländifchen Häufern und Zeltplägen, wo der Boden, wenn er gleich nichts als dür- rer Sand gewefen, viele Jahre lang durch das Blut und Fett der Seehunde gedüns get worden, wachfen die herrlichſten Kräuter, in ungemeiner Menge und Größe, Gleichwohl werden die wenigften fo ſtark, als in Europa, gehen aud) insgemein einen Monat fparer auf. | | füen. Er waͤchſt fo ſchoͤn und hoch, als bey uns, koͤmmt aber felten bis zur Aehre, und auch an den wärmften Orten, wegen ber zu frühen Nachtfröfte, nicht zur Neife. Aus eben der Urfache kann man wenig Gartengewächfe erzielen, weil man erſt in der Miete des Drachmonates füen Fann, mo der Boden unten noch gefroren ift, welcher auch im Herbftmonate fihon oben wieber zufriert. Alsdann muß man alles aus der Erde nehmen und einfchlagen, außer Schnittlauche, welches ſich auch den Winter hindurch hält. Salat und Kohl kann man nicht verpflanzen, und bleibt fehr klein. Mur die Rädischen wachfen fo gut, ‚als in andern Laͤndern. Die Rettige bleiben Flein, und die weißen Rüben werben felten größer, als ein Taubeney: fie fönnen abet nebft dem Kraute gefpeifer werden, und haben einen vorfzefflichen Geſchmack. Meht m \ kann Das Getraide Die Europaͤer haben einige Male vergebens verſuchet, Gerſten und Hafer zu * J von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 31 kann man hier nicht in den Gaͤrten ziehen, die man außerdem noch ſo anlegen muß, a Dan daß fie vor dem Nordwinde und dem Sprigen des Seewaſſers fiher find. j — Bon den gemeinſten Gewaͤchſen ann sr fangen fo hat man in Grönland zweyer⸗ Zweyerley fey Arten Gras — ee k —— Botaniſten gramen arundi- Gras. naceum majus heiße, iſt dem Rohrgraſe ähnlich, aber fehr dünn. Es wächft gern zwiſchen den Felfen, und die Grönländer flechten recht faubere Körbe daraus. Die andere, welche dem Gerſtentwalch, (gramen hordeaceum) am nächften koͤmmt, waͤchſt bey den grönländifchen Wohnplaͤtzen im Sand: und Kiesboden und zifchen den Stei- nen. Es hat lange breite Blätter, einen anderthalb Ellen langen dicken Halm, wie eizen, welchem auch die Aehre, die oft ſechs Zoll lang wird, am meiſten gieicht. ie Koͤrner ſollen wie Hafer ausfehen, werden aber, wegen Kürze des Sommers, fels sen reif, Die Örönländer legen diefes Gras wie Stroh in ihre Schuhe und Stiefel, damit fie weich und trocken gehen, | Das meifte, was in Grönland waͤchſt, ift Moos, und von fo vielerley Art, daß en er Cranz faget, er habe einmal, da er auf einem Felſen gefeffen, ihrer bey zwan- Sig um ſich herum zäplen Eönnen, ohne auf zu ftehen. Die eine Art ift wie ein dicker weicher Pelz, womit die Brönländer die Nißen ihrer Wohnungen verftopfen. ‚, Eine andere Art, deren Faſern oft eine Spanne fang find, und wie ein Hol: ſchwamm an einander kleben, Diener ihnen ſtatt des Zunders und Dochtes in ihren lLampen. Eine dritte gleicht den zarten Tannenfproffen oder dem 2 copodium, träge aber feine Bluhmen und Fein Mehl, ref f ‚ Unter den blaͤtterichten Moosarten ift eine ganz weiſſe, bie den Nenuthieren im inter zur Nahrung dienet, un d auch einen Menfchen im Nothfalle erhalten Fönnte, Eine andere dunfelbraune Rey Dr Art Bene sie noch befer, mie fie denn in Island, ftatt des Brodees, gegeffen wird, Cie fieht wie junger Kohl aus, und wird mie Milh, wie Grüße, gekochet. Beyde haben anfangs einen herben Geſchmack: wenn man ſie aber fein kauet und hinunter ſchlucket, ſo ſchmecken fie ſuͤßlich, wie Roggen. Von Bilzʒen oder Schwaͤmmen wachſen hier die gelblichen Herrenbilze, wie auch verſchiedene roche und naͤgelfoͤrmige, alle aber ſehr klein. ey er den Geſtraͤuchen giebt -es eine Art, die, wie Duendel, ganz niedrig auf Geſtraͤuche. dem Boden bleibt, umd viele rothe Blühmchen ohne Geruch, aber Feine Beeren, trägt. Eine andere Art hat Eleine, wunde, glatte Blätter, je zwey und zwey neben einander, und dazwiſchen kleine twolfichte Bluͤhmchen, wovon ſich die Rennthiere nähren., Es giebt viererley Art Geſtraͤuche in Groͤnland, welche Beeren tragen, und zum Feuer anzuͤnden gefammfer werden, Sie heißen überhaupt Beergras, und ſind erfl- lich die von den Norwegern fo genannten Kraͤckebaͤr, oder Rrähbeeren, ein niedriges zähes Kraut, mit, Eleinen dicken Blättern und weiffen Bluͤhmchen, welche ſchwarze Seeren mit einem rothen ſuͤßen Safte hervorbringen. Ein anderes dieſem ganz aͤhn⸗ liches Kraut traͤgt violette Glockenbluͤhmchen, aber Feine Beeren Die zweyte Art find die ſchwarzen Heidelbeeren, die dritte Die rothen Preifeibeeren, und die vierte Mm bir, Chamaemorus Norwegica, welche aber nicht reif werden, Die Blätter und Seuche, welche brandgelb if, Fommen der Maufbeere am nächften. Der Stängel iſt einen Singer Jan, und die Bluhme weiß und vierblaͤttericht. Sie find. ein N + Cranz von Grönland, Weiden, 32 Hiſtorie und Beſchreibung liches Labſal und eine gute Arzeney wider den Scharbock ; daher man fie in kleine Faͤſ fer einmachee und verfchicker, weil fie nur in nordlichen Sändern fortfommen, J Alle dieſe Beeren, beſonders die Kraͤckebeeren, welche auch im Winter unter dem Schnee aushalten, ſammlen und eſſen die Grönländer gern, Aus den Wachols derbeeren hingegen machen fie fich nichts ‚ welche bier weit größer und Fräftiger find, als in Europa, wiewohl der Bufch mir auf dem Boden friecht, BR Grönland bringe drey Gattungen Weiden hervor, die eine mit blaßgruͤnen, die zweyte mit hellgrünen fpigigen, und. die-driete mit breiten wollichten Blättern, Dies fer Tegtern Samenbebälmnifie find auch voller Wolle, Alle diefe Weiden aber krie⸗ hen wegen der Kälte nur auf dem Boden, Birken, Erlen. Vogelbeerholz. Die Birken, welche von den unſerigen in etwas unterſchieden ſind, und kleinere eingekerbete Blaͤtter haben, wachſen auch nicht viel höher, In den Buchten aber, —— 3 wo eine viel ſtaͤrkere und anhaltende Waͤrme iſt, wachſen dieſelben, nebft den Erlen, an den Waſſerbaͤchen mannshoch, und werden drey bis vier Zoll dick. Sie ſind aber ſo krumm, daß man wenig in ein Boot laden, und ſich alſo dieſes Holzes, fo haufig es auch waͤchſt, nicht zur Feurung bedienen kann. In dem ſuͤdlichen Theile des Landes waͤchſt auch viel Vogelbeerholz, deſſen Frucht | zur Reife koͤmmt. Desgleichen giebe e8 dafelbft eine Are wilder Erbfen, welche die. Grönländer von den Europäern haben kochen und effen lernen, Auch foll da eine Frucht wachſen, welche, nach ihrer Beſchreibung, unfern großen Pflaumen nahe koͤmmt, wiewohl fie ſolche wohl gar mir den Citronen vergleichen. Wie reich aber die Natur an dergleichen Fruͤchten in Suͤden auch ſeyn mag, ſo wird doch das Land Allerley Pflanzen. ‚tung der Kraͤuterkenner verdienen, zumal verfehiedene darunter find, die man fonft die bloßen Felſen, antrifft. . Nach den großen Gewaͤchſen muß man bie Pflanzen berfegen, welche einige Ach⸗ nirgend antrifft. Herr Cranz hat ein alphaberifches Verzeichniß von denen geneben, die er geſammlet hat, welche doc) die wenigften find; und man will ſolchem hier folgen. Acetofa arvenfis lanceolata, wilder Sauerampf mit fpisigen Blaͤttern, eines Singers lang und breit, wie ein Spies geftalter, wächft auf fandigen Flächen, - Acetofa montana rotundifolia. Diefer Sanerampf mie dunkelgrünen runden Blättern, wie des Loͤffelkrautes feine, der an andern Orten nicht gemein iſt, wächft hier häufig. Der Stiel ift eine halbe, und der Samenftängel, der nie die vorhergehende roth blühet, eine ganze Elle lang. Er wächft an den Felstruͤmmern und an den einge: ⸗ fallenen geönländifchen Häufern. Die Grönländer, die ſehr wenig Kräuter effen, fie chen doch diefes auf, aber nur. an Drten, wo fein Miſt geweſen. ö Acetofella, Sauerklee. — Adiantum aureum, guͤlden Wiederthon, waͤchſt im Moofe- Alchimilla vulgaris, $öwenfuß, waͤchſt ungemein haufig und groß. N Alline, Bogelkraut, Hüßnerdarm, von verfchiedener Öattung, 4— aAngeliea, Engelwurz, waͤchſt an feuchten Orten in den engen Thälern, wo 8 warn ift, ſehr häufig, hoch und ſtark. Die Norweger nennen es Quaͤnne; und da es die Grönländer faft eben fo, nämlich) Quannek nennen, fo glaubet man, daß fie diefes, mie noch einige wenige gleichlautende Worte, von den Alten Normännern an⸗ genommen i ‚immer kahler, je weiter man gegen Norden koͤmmt, fo daß man endlich nichts, als { | von Grönland und daſigen Miſſionen. 33 genommen haben. Sie effen das Mark der Stengel und Wutzel dieſes Krauts fehr — une gern. Es ſchmecket hier auch vie angenehmer, als das in waͤrmern Laͤndern wächft; dinge welches wohl bey affen Bergkraͤutern zuteeffen wich, ö Anferina, Gänferich, Sifperfrant, | Iperula, Waldmeifte. 9 won 00. j a * ltorta minima, Natterwurz, waͤchſt hier häufig, aber" klein. Die Wur⸗ zel, die einen zuſammenziehenden und mehligen Geſchmack hat, eſſen die Groͤn⸗ laͤnder gern. ——E Kr Caryophylius montanus, Dergnäglein, Steinnelken, haben einen angenchmen, aber niche ſtarken Geruch). Cochlearia, Loͤffelkraut, dag allerbefte Mittel gegen den Scharbock, waͤchſt hier in unbefchreibticher Menge, wo nur im Sande etwas Seehundefett und anderer Un: rath hinkoͤmmt, oder auf einer Klippe, fonderfich in den unbewohnten Inſeln, mo die Vögel niften, und etwas yon ihre Mifte hinfaͤllt. Beſonders find alte verfaflene grönländifche Häufer ganz damit bervachfen; und da ifkder Trieb P ſtart, daß aus einer Wurzel, die doch nur einen Winter ausdauren kann, zwölf und mehr Zweige wachfen, Es giebt vers ſchiedene Arten. Einige haben runde, andere länglichte eingekerbte Blätter, weiche gemeiniglich bräunfich, und dabey dicker, faftiger und ſchmackhafter find, als die runs den. Der Samen, der ſich im erbfte ausgefäet, und wohl aud) von den Fleinen Sande vögeln, die fi um Biefe Zeit ſehen Taffen, "Berum geſtreut worden, geht im Fruͤhlinge Hoch unter dem Schnee auf, unter welchem die dorjährigen Pflanzen grinen, ‚aber ſehr Fein bleiben, Man ſammlet es im Herbſte und erhält es den ganzen Winter durch mie Schnee bedeckt, um Kohlſuppen daraus zu Fochen, die wenigſtens in Bir: fem dürren Sande vortrefflich ſchmecken und die beſte Arzeney gegen alferley Zufaͤlle find. Mar ißt gs auch mie Salate, und am Tiebften gleich fo, wie man es von der Pflanze abbrichtz wie es dann auch niche fo herbe, ats in unfern Sändern, fondern an⸗ Lnehm bitterſuß ſchmecke gBenn man abır des Abends viel davon ſpeiſet, fo kann Ban nicht gut ſchlafen; ein Zeichen, daß das dicke, flodende Blue davon wieder flüßig Zemacht wird. So oft mich im Winter, bey dem Mangel genugfamer Bewegung, e Borbothen des Scharbocks, als Trägheit, Gfiederdrücten, Hiße, Schwindet, Bruft- befihiwerung, worauf denn bald einige brennende Geſchwuͤre folgen, überfallen Haben, iſt eine Handvoll Loͤffelkraut, und kalt Waſſer dazu getrunken, meine beſte und ge⸗ ſchwindeſte Achieh deweſen Dieſes Kraut ſcheint alfo techt für die Nordländer, wo es am häufigften und Eräftigften waͤchſt, gefihaffen zu feyn, und könnte ein Univerfal- mieel für alle Rrankpeien der Gpönfäner abgeben, wenn fie nicht fo einen unüber- windlichen Abſcheu vor alen Kräutern hätten, die auf ihrem eigenen Mifte wachen, Confolida media, Wundkrau , Güldengänfe, — a FEquifetum, Roßſchwang — das man zum Poliren brauchet. Erylimum, Wegfenf, \ Men ilix petræa minor, Kleinſteinfarnkraut. er EUR — En. „., Filix ramofa und cornuta, Großfarnkraur. Wer mic feinem Rauchtobacke nicht DE wirthſchaftet, bediener fich endlich deffelben aus Noth zum Rauchen, "ol entianella, Rreuzenzian. —— —* waritima, Aſchkraut. Allgem, Reifebefehr. XX Band, € > Leviflicum, Eranz von Brönland. Dergewaͤchſe. 34 HSiſtorie und Beſchreibung Leviflicum, liebſtoͤckel, Hat nebſt der Wurzel einen recht angenehmen Geſchmack, faſt wie Sellery. — Lyfimachia ſpicata, flore albo, Weiderich. Morlus Diaboli, foliis hirfütis, Abbißkraut. * Nafturtium pratenſe, Wieſenkreſſe; davon habe ich. nur an einem Orte ſehr wer nig gefehen. Fa a : j Ophrys, Zweyhblatt. Pedicularis, $äufefraut. r - Pentaphyllum, Fünffingerfraut, ] -Polypedium, Engelfüß. | Pyrola fpicata florida, Wintergrün, — J Ranunculus aquaticus, flore luteo et albo, Hahnenfuß, waͤchſt gern in Miſt⸗ pfuͤtzen, aber ſehr Flein. | ; .i J . „Rofimarinus ſylveſtris, wilder Rosmarin, Terpentinkraut, nach welchem es fehr farf riecht, wächft an trocknen moofichten Orten fehr häufig, und.ift von zweyerley Art, eins —* langen ſpitzigen und unten gelbwollichten, das andere mit kurzen, unten en Blättern, 1 ; ß Sanicula Diapenfia, Bergſanikel. Saxifraga alba, weißer Steinbrech. * Serpillum, Quendel, milder Thymian, meiſtens rörhlich, von einem ſtarken Ge ruhe, wächlt auf den Felſen an fonnenreichen Orten, Man kann ihn ftatt des Thees brauchen, . Taraxacum, Dens leonis, Pfaffenröprlein, Priefterfrone, Kuhbluhme, waͤchſt häufig an feuchten Orten. Die Groͤnlaͤnder eſſen die Wurzel ſehr gern, aber roh. J Telephium, Bruchwurz, fette Henne, Die Wurzel diefes Rrautes, welches die Grönländer Sortlak nennen, die fonft wie Eleine längliche Nüffe ausfieht, ift hier ” lang, äftig, inwendig roͤthlich, und hat befonders im Fruͤhlinge und Herbfte einen farfen.Rofen- oder Nelkengeruch, welchen fie auch, wenn fie ganz dürr ift, behält, | Die Grönländer effen fie, wie aud) das Kraut, fehr gern. Es wächlt Häufig an den Felſen, wie auch im Kupptorfe. Als ich diefe Wurzel, nachdem fie Jahr und Tag im Papiere und meift in der warmen Stube gelegen, wieder anfah, fo fand ich einige Sproffen an derfelben ausgefihlagen, gab ſie alfo einem Medico, der fie Radix Rhodis“ nannte, ‚zu ‚pflanzen. Sie grinte eine Zeitlang; weil fie aber an einen zu feuchten Ort gefommen war, fo verfaulte fir... J Tormentilla, Feigwurz, Blutwurz. Trifolium fibriaum, Bitterklee. Veronica flore cœruleo, unechter Ehrenpreis, Viola alba et corculea, weiße und blaue wilde Veilchen ohne Geruch, 4 1 4 — — * er ru Hier ift nun der Ort, von den Geegewächfen zu reden, die vieleicht zahlreicher find, als die Erdgewächfe, vornehmlich bey Grönland, wo ſich das eine As taͤg⸗ lich auf Koſten des andern bereichert. Denn da der Regen alles, was auf den Ger birgen Reime hat, in das Meer führet, fo würde der Grund deffelben, wenn er a einmal aufgedecket würde, an manchen Orten vieleicht nicht fo Dürr und fürchterlich ausſe⸗ Ant BR hen/ ı von Grönland und dafigen Miſſionen. 35 ben, als die Lander in Groͤnland. Derjenige tief verborgene Sand, welchen bie Em und Fluth ohne Aufhoͤren ſchlaͤgt und bewegt, find dem Frofte nicht unterworfen, hohe empfinden ohne Zweifel den Einfluß der feuchten Wachsthumsfraft, welche das Meer felbft da zeiger, oder wenigftens durch: die Salze näbret, womit es geſchwaͤngert iſt. es fo fuͤrchterliche Element für alle andere lebende Wefen, die es nicht in feinem Schooße aflet, erzeuget und bringt auch feine Gewaͤchſe hervor, womit es die meiften Thiere ernaͤhret, welche es bewohnen, weil fie nicht eines von den andern [es ben, an hat angemerker, daß die Fleinften zarteften Seefräuter, die nicht weit vom Strande wadhfen, mit einer Menge Eleiner und den Augen faum Fenntlicher uͤrmer angefüller und von denfelben durchfreffen find; und daß mannichmal die größern und ftärfern Seeblätter, die tief aus der Se ſchiedene Weife angebiffen, und durchlöchere find, Ten. —— Diejenigen Grotten, und ftets grünen Gefilde alfo, welche uns die Einbildungs: kraft der Poeten in dem Pallaſte der Thetis zeiget, find Feine bloße Dichtung, ſondern eine Vergrößerung der Reichthuͤmer, welche die Natur auf dem Boden des Meeres beygeleget hat und verwahret, und welche fie dereinſt wieder geben ſoll. Wer weis d gar, ob es unter dem Treibholze, womit das Elsmeer die nordlichen Ufer gegen den Pol zu bedecket, nicht einige Arten giebt, welche in dieſem weiten Elemente ges BA * 3 bie Zweige, welche die Fiſchet zumeilen mit ‚vieler —— n aͤumen n, Die auf Dem Bo des en eingensurgelt And?“ a RR augehdcen, hei; # i ‚519 aber mit diefen Mur Maßungen, tie ihm wolle, fo hat das Meer doch feinen Rafen. - Man Re bean an Bi grönlamifgen ten; Weihe Mif ei⸗ nem langen und zweigichten Kraute.bede det fiid,. Es ift von dunfelgrüner und braus ner Farbe, gleicht Bier aber wenig’dem Gräfe, dns: nur in der Tiefe wächft, ob. man es gleich Meergras oder Tang nennet. Seine Wurzeln find "zart und dienen ihm mehr zur Befeſtigung als zur Nahrung, die es überall einziehen Fann, da es im Waffer fhwimmt, Es Flebet damit an den Klippen, fofen Steinen, wie auch Mu- Khetn, fo feft, daß es fhmer abgefondert und nu durch heftige Stürme und Bewe i d ans Sand geworfen wird, Neben dem Lande wach⸗ — Arten ſolches Kraͤuteriches die von einem, Singer bis zu einer halben E —— habe derer, ſaget Herr Cran inmal wohl zwanzig gezaͤhlet. Je tiefer man in die See koͤmmt, oaͤnger und bte er find fie, und. von den nä- ber be ir: vefindfichen ganz unterfcichen, An den Pleinen Arten find die Ca. mendbehaltniſſe, wie Erhfen und. geftaltet, volfer Kleinen ſchwarzen Körner beuelich zu fehen, Man Pop —— gefasst N Rn 4— zu einiger Feſtigkeit und Rei aber zu Feiner Zeit emerken konnen, daß dieſe Koͤrner ee gekommen, den Samen zur Fortpflanzung des Kraus. 168 ab zugeben. Here Erang fehfie Be alfo, man müffe vielmehr den zähen Schleim, ‚m welchen fie eingewickelt find, für ihren eigenklichen Samen anfehen u. j inige Liefer Pflanzen fehen aus tie Eichenlaub, andere wie Erbſenſtroh, wie Düfchel Haare, wie Dfaufedern und dergleichen. Das lange Seegras aber, welches Der vom Strande wächft, ift dem auf den Zeichen ſchwimmenden Grafe ähnlich. ie finne ſich in der See durch das Rollen der Wellen als ein Tau, oft eines es bi und einige Kfafter lang, — Einiges ſieht wie ein großes m 2 Kalbges Cranz von rönland. find voller einer Wuͤr⸗ mer, e ausgemworfen werden, auf dere Tang oder Meergras. 36 Hiftörie und Befchreibung Cranz von Kaldgefröfe aus. Das größte har einen hohlen, zwey bis drey Klafter langen Stärb Grönland, gef, der unfen an der Wurzel duͤnn, und oben ein bis zween Zofl dick iſt. Das Blatt — daran iſt ebenfalls zween bis drey Klafter lang, und über eine Elle breit, Eine am dere lange breite Art hat einen flachen dichten Stängel, der das Blatt in der Mitte eheilet, Wenn man diefe beyden Arten, vornehmlidy die Stängel, im Schatten trock⸗ net, fo ſetzet ſich an jenem ein feines Salz in zarten langen Cryſtallen, an diefem aber ein Zuder an. Dieß kann alfo wohl die alga faccharifera feyn, welche die Islaͤnder mie Butter eſſen. Die Schafe freffen es im Winter gern; und die Orönländer, ja auch die Europäer, nehmen Damit vorlieb, wenn fie fonft nichts haben fünnen. Ge meiniglich aber effen die Orönländer ein hellrothes und grünes fehr zartes Blatt, zur Erfeifchung, wie wir die Salate, welches fie vor dem Scharbocke bewahrer. Dieß find beynahealfe die Gewaͤchſe, welche der Menfch im Grunde eines mir Eife bedeckten Meeres hat entdecken koͤnnen. In der Gefhichte eines fo dürren und wir ſten Sandes, wie Grönland, ift es vornehmlich erfauber, nichts von dem vorben zu laffen, was die Natur dafelbft dem Ungeftiime des Winters entzieht; und wenn man Feine Wahl zu treffen hat, fo muß man alles fammlen. Der Leſer muß ſich in die Gegend verfegen, morinnen fic der Reifende befinde, und ſich mit der Geduld beivaffe nen, womit der Himmel alle Menfchen begabet hat, die von einer ftarfen Neugier N eingenommen find. Die Jeidenfchaft zu fehen und zu lernen, hat die Graͤnzen der Ers de und der menſchlichen Kenntniffe erweitere. Man fann zu nichts Großem und Nuͤtzlichem gefangen, ohne viel zu leiden; und Die Schrifeftelfer, welche fi verdam- men, die Geſchichte der Reifen zu machen, verdienen vieleicht eben fo viel Mitleiden, als fie Nachſicht erfordern, wenn fie gezwungen find, die Leſer bey ermüdenden ums ftändfichen Erzählungen auf zu halten, die ſtets verdruͤßlicher zu fehreiben, als zu. 9 4 leſen ſind. fl von Grönland und daſigen Miffionen, 37 ET ee ee — Hiſtorie und Beſchreibung von Grönland? —— und daſigen Miſſionen. Das II Bud), Von den Thieren, Voͤgeln und Fiſchen. Das I Capitel. Bon den Landthieren, Haſen. Rennthiere. Deren SR. Füchfe. ger, Mitbrauch des Spftemes der Endurfas Het der Groͤnlaͤnder, fie du fangen, Bären. chen, Nichtigere Anwendung Brause: See Kunde, Schafe aus Dänemark. Grönland pfen. Einige Singvögel. Bachſtelze. Raub— dat wenig Vogel. Das nordiſche Rebhuhn. | i i voͤgel. Adler, Falke. Nabe, Vorurtheil wegen deffen Vorſicht wird widerfer er SE NENE KR :önland, diefes ſtiefmuͤtterliche fand, hat alle feine Einwohner, fo zu fagen, zum. Kriege beftelfer, da es dem Menfcheh nur dag. Fleiſch und die Haut der Thiere zu feiner Nahrung und Kleidung gegeben. Hier wird er alfo aus einer unglücklichen Nothwendigkeit fleifchfräßig und morderifh. In der⸗ gleichen unbewohnbarſten Gegenden hat die Geſellſchaft unter Jaͤgern oder Fiſchern nfangen müffen, welche gerneinfehaftliche Gefährlichfeiten und Bebürfniffe, vornehm aber haͤufige Begegnungen an Oertern, die durch das Eis und Waſſer eingeſchloſ⸗ fen und abgefehnieeen find, ohne Zweifel bald Haben fich vereinigen und von einem Stan be überhin gehender Seindfeligkeiten zur Stetigfeit eines Friedens fommen laffen, welchen eine arbeitfame, befchiwerliche und elende Sebengart erfordert. Obgleich die Grönländer fletg bewaffnet find, fo find fie doch nicht unmenſchlich und bfutgierig, Diefe verhafte Gemienge gehöree nur unſern gefitteten Gefellfchaften zu, wo man das Blut der Menfigen opne die geringfte von denen dringenden dußerften Roͤchen und denen unverfehenen und undermeidlichen Gefaͤhrlichkeiten vergießt, worein ung die atur wider unfern Willen ftürzer, Der Grönländer ift ein Fifcher, weil ihm die Erde Korn und Früchte verfagerz er iſt ein Jäger, weil ihn der Hunger mit den Bä- ten handgemein machet, die ihn oft angreifen, oder ihm die Rennthiere ftreitig machen H denn das find beynahe die Thiere, die man in-den Eiständern am häufigften finds, | Indeſſen fiehe man doch auch eine große Menge Hafen in Grönland, Cie find Haſen. fo wopt im Sommer, als Winter, weiß, und Fönnen alio wohl von den normegifchen unceefhiepen ſeyn, die des Sommers gran - Sir find ziemlich groß und TE | 3 elle \ 38 2 Hiſtorie und Beſchreibung * Cranz von Felle und Fleiſche mit etwas Fette verſehen ob fie gleich nur von Graſe und weißem Grönland. — — Rennthier. Deren Jagd. Fuͤchſe. Winter ſehr dickhaͤrig. Sie verändern ihre Farbe nicht, nur werden die blauen, Fuchs daran rühret, einem breiten Stein vor dem Eingange niederfallen laͤßt. An⸗ Mooſe leben, welches vieleicht etwas zu der Farbe der Thiere beytragen kann, die da— von leben, Ohne Zweifel aber giebt es ihnen auch keinen guten Geſchmack; denn Die Grönländer achten die Hafen nicht. > | 4 Das Rennthier iſt der nordifche Hirfdy, in beyden Halbfugeln. Es ift hiet wild, flüchtig, und läßt ſich wegen feines fcharfen Geruchs ſchwer erfchleichen, wenn der Wind von dem Jäger auf daſſelbe zuwehet. Die größten find wie ein zweyjährk ges Rind von brauner oder grauer Farbe mit weiffen Baͤuchen. Ihr Geweih, welt ches fie jährlich abwerfen, iſt von der Hirfche ihrem darinnen unterfchieden, daß es glatt, grau, und oben fine Hand breit ift. So lange das neugemachfene Horn noch weich ift, fo ift es mie einer wollichten Haut überwachfen, welche das Thier hernag abreibt. Im Fruͤhjahre bekoͤmmt es neue Haare, die ſehr kutz find; und alsdann iſt auch das Thier mager, dag Fell dünn und nicht vier werth. Im Herbſte Hingegen iſt es dickhaͤutig und härig, und dabey mit zwey bis drey Finger dickem Fette zwiſchen dem Zelle und Fleiſche verfehen, und voller Blut, Es fann alfo, wie Anderfon in feiner Nachricht von Grönland von allen Thieren in den Nordlaͤndern anmerket, im Sommer die Wärme, und im Winter die Kälte defto beffer ausftehen. Sonſt fin die. Rennthiere fehr reinlich und genuͤgſam, und ihr Fleiſch iſt zart und wohlſchmeckend⸗ Im Sommer weiden fie in den Thälern auf dem zarten kleinen Graſe, und im Wins er ſuchen fie zwifchen den Felfen das weiſſe Moos unter dem Schnee hervor, " Ehedem find in Bals Reviere viele Rennthiere gewefen, und die Groͤnlaͤnder haben fie aufeiner Art von Klopfjagd gefangen. Weiber und Kinder umringeten eis ne geriffe Gegend, und wo es an Menſchen gebrach, ftelleten fie Stecken mit Erde beden cket auf. Sie ſcheucheten die Rennthiere darauf, bisfie durch) einen engen Weg dem Jäger in den Schuß famen; oder die Weibesleute jageten fie neben einer Seebucht — und ins Waſſer, da ſie von den Maͤnnern mit Harpunen und Pfeilen durchſtochen wurden. Nachdem aber die Groͤnlaͤnder Pulver und Bley bekommen, fo haben ſie die Rennthiere fehr dünn gemacht; Diele verfäumen nod) jego den beften Fiſch und! Seehundefang wegen diefer Jagd; auf weicher fie. die erften Sommermonate: ii ‚gen, damit ſie nur ein Paar Felle zum Staate haben. Die Füchfe find hier kleiner und etwas anders. geſtaltet, als in den fühfichen Laͤn⸗ dern. .. Sie fommen an Kopfe und Füßen den Hunden ſeht gleich, wie fie denn auch faft wie, die Hunde hellen, Die meiften find blau oder grau, einige weiß, und im + wenn fie. haaren, ‚etwas fahl und gelten alsdann nichts. ihre Nahrung find Wöge und deren Eyer;, und wenn fie die nicht haben koͤnnen, Kräfebeeren, Muſcheln, ‚Krabben und was die Ser auswirft. Sie plantſchern mie den Pfoten im Waſſer, wodurch fie einige Fiſche herbeylocken, welche zufehen wollen, was vorgeht, und dar ‚durch erhaſchet werben. _ Die Orönländerinnen haben dieſes Kunftftüc von ihnen er lernet, und bedienen ſich deſſelben bey ihrem Fiſchfange. Dieſe Thiere haben ihte ‚Löcher zwifchen den Steintrümmern. Die Grönländer fangen fie auf mancherley Art Sie machen Fallen, die wie ein Häuschen von Steinen aufgebauet find, worinnen ein Stuͤck Fleiſch an einem Stecken hänge, welcher vermittelft eines Niemen, fo bald def dert von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 39 dere machen Schlingen von Fiſchbeine, die fie über ein mir Haͤringe angefuͤlltes boch im a zer Schnee legen und in einer Huͤtte von Schnee ſihend zuziehen. . Man fängt fie auch —— nur in einer Art von Wolfsgruben, die in den Schnee gegraben, rings herum platt gemacht und oben mit Haͤringen beftreuet find, Die Groͤmander finden einen doppel- ten Gewinn bey dem Süchfefangen, _ Denn fie verfaufen die Felle, vornehmlich wenn es blaue find, fehr theuer, und effen das Sleifch lieber, als die Hafen. di il Sären Alle diefe Ihiere find dem Menſchen müßlih. Es giebt aber üͤberall einige, Weiſſe Bären. welche ihm ‚ WO nicht die Herrfihaft der Erde, wenigſtens das ausfchließende Recht, e zu verheeren, fireitig machen, da fie eben folche Verwüfter und fo gefräßig find, wie er. In Grönland find es die Bären, welche wild und boshaft find. Sie haben einen langen ſchmalen Kopf, wie ein Hund, und follen auch faſt ſo bellen. Ihre Haare ſind lang und weich, wie Wolle, Sie find viel größer, aig die ſchwarzen, und oft vier bis ſechs Ellen lang. - Das Fleiſch iſt weiß und fett, und ſoll wie Schi: pfenfleifch ſchmecken. Die Grönländer effen es gern. Aus un Fette laͤßt ſich gu⸗ ter Thran brennen, und das ans den Pfoten braucher man in’den Apotheken. Diele Thiere gehen auf dem Eife den todten Watfifchen und Seehunden nach. Sie paden auch wohl das Walroß an, welches ſich aber mit feinen Zähnen tapfer wehret, und oft deren Meifter wird, - Sie ſchwimmen von einer Eisſcholle auf die andere; und wenn fie angegriffen werden, fo pertheidigen fie fi), und greifen eine Schaluppe voll Renſchen tapfer an, bringen auch manchen ums deben Wenn fie verfolget. werden, ſo tauchen ſie unter das aſſer und ſchwimmen fo fort. Auf dem Sande leben fie von Vögeln und Eyern, freffen auch wohl, wenn fie hungerig find, Menfchen und die fodten Seichname aus den Gräbern. Im Winter vergraben fie fih in einem Loche zwiſchen den Selfen, oder im Schnee, bis die Sonne wieder hervorkoͤmmt. Alsdann ſuchen fie die grönländifchen Häufer auf, mo fie Seehundefleiſch rischen, reiffen diefel- ben ein und vauben.... Die Örönländer hehen und -umringen fie mit ihren Hunden, 2 töbten fie mit ihren Lanzen und Harpunen, büßen aber felbft zuweilen das leben y ein, * —* ... Dieſe Leute wollen auch ſchwarze aͤren geſehen haben, und ihre Furcht oder Einbildung machet ſie ſechs * er Eh —— einer Art Tyger, die ſie Amarok nennen, aber noch Fein a en Bat. Sie follen fogroß wie ein Kald und weiß und ſchwatz gefleckt feyn. Wiefeicht find es die gefleckten Bären, welche auf dem, Eiſe aus Grönland nach Island Fommen, : — Die ‚ander haben Feine andere zahme Thiere, als Hunde von mittelmäßi- Hunde. ger Größe, die ben Agıge ſehr ähnlich find, Die meiften find weiß: doch) giebt es auch welche mit dicken ghmparzen Haaren. Sie beiten nicht, fondern gnurren nur und ‚heulen defto mehr. Man Fan fie wegen ihrer Dummheit nicht weiter zur Jagd, brauchen, als daß fie den Bär in die Enge treiben. Dafür bedienet man fich ihrer Nlatt der Pferde, indem man vier big zepn Hunde vor einen Schlitten ſpannet und in diefem Yulzuge einander befuchet, oder die Seehunde von dem Eife nad) Haufe führet, inige effen folche, ohne daß fie der Hunger dazu treibe, - Ihre Selle brauchet man MN Dertdeden, und die.Kleider damit-zu befs ey fionarigg 2 Fein Wellenvieh in Gröniand. Im 1759 Jahre brashte ein Mif Schafe us arius drey Stuck Schafe aus Daͤnemark mit nad) NReu⸗ Herrnhut. Dieſelben Dãnemork. haben — ei H ; 4 SB Hiſtorie und Beſchreibung "Franz von haben ſich fo vermehret, indem einige zwey andere drey Laͤmmer bringen, daß man Grönland. ſeitdem etliche Stuͤcke nach Lichtenfels zur Fortpflanzung hat abgeben koͤnnen Dieß find zwey Miſf lonshaͤuſer der maͤhriſchen Brüder, Sie haben jährlich etliche Stuͤcke geſchlachtet und zufege zehn Stuͤcke ausgewintert. Die Laͤmmer ſind, wenn ihrer gleich drey von einer Mutter kommen, wegen des ſuͤßen und kraͤftigen Graſes daſelbſt, im Herbſte ſchon groͤßer, als in Deutſchland ein jaͤhriges Schaf, und ol befömmt von einem Bocke oft mehr. als zwanzig Pfund Talg und fiebenzig Pfund‘ Fleiſch. An dem Fleiſche ift wenig mageres, das Fett aber iff fo weich und zart, daß man es ohne Schaden effen kann. Diefe Fleine Viehzucht koͤmmt gedachten Beide fehr wohl zu Statten, vornehmlich nachdem die Rennthiere fo felten geworden. Si koͤnnten auf der Fleinen Fläche um Neu: Herenhueden Sommer über, der aber nu vier Monate währee, wohl zweyhundert Schafe halten, wenn fie nicht für den fo lat gen Winfer das wenige Gras von den verfallenen grönländifchen Wohnplägen mit sie ler Mühe über dem Waffer zufammen fuchen müßten, daß fie alfo ſchwerlich mehr, als zehn Stuͤck, werden auswintern koͤnnen. Ehedem hat man in der Colonie Godhaab auch Rindvieh gehalten, wegen de zu großen Koſten und Muͤhe aber vorlaͤngſt ſchon wieder eingehen laſfen. Man Fönnt hier mie weniger Mühe Ziegen und Schweine halten. Weil aber diefe Thiere dei Grönländer Zelte von Fellen und ihre Lebensmittel, die oft auf freyem Felde liegen nicht verfchonen würden, fo unterläße man es lieber. Won Voͤgeln giebt es hier Feine große Verſchiedenheit und Menge. Kann es derfelben auch wohl viele in einem Sande ohne Gewächfe geben? Die Erde muß ihre Einwohner überall ernähren; und fie ift nach Verhaͤltniß ihrer Fruchtbarkeit bevoͤlkert⸗ Das nordifhe Der gemeinfte Vogel, den man in Grönland findf, iſt eine Arc großer Rebhuͤhnet, Rebhuyn. pie ſich nun in alten Laͤndern und in den Alpen aufhalten. Man nenner fie in No wegen Rypen, und in der Schweiz Schneehuͤhner. Sie find im Sommer grau, un im Winter weiß, nicht weil fie die Farbe verändern, fondern alle Frühlinge und Herbft die Federn verlieren, und neue befommen. Mur der Schnabel und die dußer ten Spißen der Schwanzfedern bleiben grau. m Sommer haften fie fih wifhen den Bergen auf, wo fie am meiſten Kraͤhebeeren finden, welche nebft dem Kraute ihre Nahrung find: fie entfernen fich aber nicht weir vom Schnee, weil fie die Ru fung lieben, Nur erft im Winter, wenn folcher allzu Häufig fällt, werden fie gen" thiget, ſich näher an die See. zu begeben, wo der Wind den Schnee von den Berg wegwehet, daß fie ihr Futter fuchen koͤnnen, und zugleich den Menſchen näher kom „men muͤſſen, denen fie eine geſunde und ſchmackhafte Speiſe find, h Fe Man erzaͤhlet Wunderdinge von ihrer Vorfichtigfeit, unter andertt, daß fie n Achtigteit wird den ihren Meftern, welche fie in den höchiten Klippen bauen-follen, einen Worra widerleget. von Beeren ſammlen, damit fie aufden langen Winter Futter haben, Sie ſoll auch gegen den Winter ihren Kropf ſehr voll ſtopfen, ſich ſo dann in den Schnee ein graben, und den Winter hindurch davon zehren. Wenn dieß aber wäre, fo wuͤ ‚man fie nicht diefe ganze Zeit über haufenwelſe auf den Felſen herumfliegen und ihrt Nahrung ſuchen ſehen. Sie ſind ſo dumm, daß ſie den Zaun von Reiſige oder nen, woran man die Schlingen befeſtiget, nicht uͤberſchreiten, ſondern von ſelbſt I ein fallen. Man hat überdieß beobachtet, daß, wenn fie einen Menfchen fehen, 2A von Grönfand und dafigen Miſſionen. 41 den Hals zwiſchen den Steinen hervorrecken, und ſich durch ihr Kurren ſelbſt lei nen eben, unbeſorgt ftehen bleiben, wenn man auf fie zielet, und wenn man ſte auch) glei —* mit einem Steine aufjaget, ſich doch gleich wieder ſetzen und ihren Feind angaffen. Nur im Winter buͤcken fie fi) auf den Schnee nieder, fi zu verbergen, ‚als ob fie Ä ‚ ben ber Kälte gleichfam mehr Verftand Hätten, als bey der Wärme. Dieß würde übrigeng nicht die einzige Arc von Gefchöpfen feyu, bey welcher man mehr Wigin der Kälte, als in der großen Hige, fieht. Wie vieie Schriftftelfer fhreiben higige Blät: fer in eigfaften Zeiten, und trockene und kalte Redensarten in der Hundestageshige? as den nordifchen Bogel anberrifft, deſſen ganzer Naturtrieb nur die Frucht feiner Dedürfniß ift, fo glaubet Herr Cranz, als ein frommer Miffionar, die Vorfehung babe eine merkliche Sorge gerragen, dieſe dumme Art Vögel zu erhalten, „Cs zeiget „ich ſolche, fager er, in der Veränderung der Farben diefes Vogels, daß er im „Sommer grau wie die im Winter weiß wieder Schnee, ausfehen muß, „darum ihn die Raubvoͤgel nicht ſo leicht von dem Boden, worauf er figt, unterfchei: RER OR „den mögen.“ Heißt das aber nicht, das Vertrauen felbft, welches man der goͤttli Syftems der Sen Vorſehung ſchulbig ift, fo zu fagen, misbrauchen, wenn man das Syftem odeı Endurfachen. die Sucht der Endurfachen fo weie treibt? Wenn die Natur und deren Urheber ge: wol Haben, Daß die Menfchen, die Ungeheuer und die fleifchfreffenden Thiere leben und fi) fortpflanzen follken, fo ift ihrem mörderifchen Hunger ohne Zweifel mehr als ein Raub angerwiefen worden, Es kommt ung nicht zu, die wir alles zerftören, und Ban u a der Gottheit Abſichten der Wohlthaͤtigkeit zu — wir unaufhörfi urch unfer i ider wofern wir n das Rebußu denrAf ) durch unfere Graufanıkeiten widerlegen, wof nge des Raubvogels entziehen wollen, damit wir es, ohne Thei⸗ lung, unferer Gefraͤßigkeit vorbehalten. —A— Indeſſen hat doch Her Cranʒ, deſſen Eifer aberall Spuren des unfterblichen Richtigere An⸗ Heiſteg und Erhafters an * der VE a wachet, viel- en * leicht Urſache gehabt, dieſe allgemeine Wachyfamkeit in der Bildung besjenigen Vo⸗ gelg zu erkennen, deffen Geſchichte er ung giebt. - Wenn man affo wahrnimmt, daß ed dieſem nordiſchen Rebhuhne die Zehen an feinen Füßen mit dicken Ballen verfes, en und mit kleinen Federn wie mir Wolle bewachfen find, fo hat man Recht, zu der» muthen, daß ſolches eine Art von Pelzwerke ift, ihn deſto beſſer wider die Kaͤlte zu verwahren, Wenn man ſieht, daß diefe Zehen nicht durchaus gefpalten noch) des Haͤutchens beranbe ſind, welches die Waſſervoͤgel bezeichnet, fo Fan man ſich einbil⸗ den, er habe ſoiches, Hefe, leichter zu fehmimmen, wenn gr ſich etwan über ein zu brei⸗ tes Waſſer wager, und aus attigkeit hinein faͤllt. Dieſe Art gehoͤret alſo zu dreyer- ey Elementen fo zu ſagen; weil fie. bald geht, bald fliegt, bald ſhwimm Dieß ſheint das Mittel zu ſeym befto freyer zu bleiben, wenn fie nicht überall Feinde fän« de, Es treibt aber diefer Vogel die Siebe zur Freyheit, welche bey den Einwohnern der Luft fo lebhaft und fo natürlich zu feyn ſcheint, fo weie, daß er nicht frißt, wenn ex Klagen worden, und aus Grame nicht Teiche über eine Stunde febendig bleibt, Die, den und Inſulaner ſind nicht eiferſuͤchtiger uͤber ihre Unabhaͤngigkeit. Es iſt alſo ——— daß man verſuchen wuͤrde, ſich alles zu unterwerfen, was der Stlawerey l od vorzieht. Allgem. Reifebefchr, XX Band, 5 Grönland Bd 4 — 7 42 Hiſtorie und Beſchreibung | Kraus won > Grönland hat Schnepfen, melde von kleinen Mufcheln und Schneden an See⸗ Gromand. Frande leben. Sie find gut zu eſſen, aber ſehr £lein, Dieß fand wird auch im —y— Sommer, wern die Samen der Kräuter, ſonderlich des Loͤffelkrautes, reif werden? en von einigen Arten Eleiner Singvögel beſuchet. Die eine iſt etwas größer und bunter, wöge, % us ein Sperling, dem fie fonft fehr gleicht, und hat einen angenehmen Geſang. Eine andere gleiche dem Hänflinge, und heiße bey den Norwegen Iriſk. Sie iſt gar klein, hat einen blutrothen Fleck auf dem Kopfe, und finge recht lieblich · Beyde laffen ſich zjahm machen, und mit Heidegruͤtze fuͤttern, überleben aber wegen der Wärme der” Stuben ſelten den Winter + ‚Sie werden zuweilen von einem Sturme auf das” Schiff verſchlagen, wenn man vierzig bis funfzig Meilen vom Sande iſt. Eine dritte Dachfiche, Ars gleicht den Bachftelzen und wird in Norwegen Steensquette genennet. Sie le⸗ 2 bee von Würmern, . Sonft hat man noch bey den Wafferfälfen zwifchen den undes wohnten Felfen einen kleinen Singvogel mit einem grauen Rüden und weißen Bauche bemerker, welcher vieleicht der Foſſefald oder Schneevogel iſt. Dieſe Voͤgel ſollen ſich, wie die Grönländer fagen, den Winter in Steinflüften aufhalten. Es iſt aber. j wahrſcheinlich, daß fie als getreue Bothen der Sonne, in Norben noch mehr, als im unfern gemäßigten Simmelsgegenden, vor derfelben im Fruͤhlinge hergeben, und im Herbſte ihr folgen, daß fie ſtets das Grüne fuchen, welches unter ihnen wächft. Bon ausländifchem Federviehe hat man Hühner und Tauben nad) Grönland. ges bracht: fie find aber gar zu Foftbar zu erhalten. Die zahmen Enten waren leichter durch zu bringen: man iſt aber, weil fie fich zu weit auf das Waffer wagen, nie fiher, daß fie nicht bey einem Sturme von den Wellen fortgeriffen werden, Raubvoͤgel. Ob gleich in dieſen unfruchtbaren und eiſichten Himmelsgegenden das Gefluͤgel ſelten und nicht ſehr zahlreich iſt, ſo ſieht man dennoch Raubvoͤgel daſelbſt. Sie leben er aber nicht nur von Sandvögeln, fonderh auch von Seevoͤgeln. Es giebt alfo große Adler. fehmargbraune Adfer, Die nach ausgeſtreckten Flügeln wohl acht Schub lang find. Diefer König der Luft lauret vom Sande aus auf den Höchften Selfen, und fo bald er ei nen Raub aufder Erde oder dem Waffer aufiteigen ſieht, fo fihieße er hinab und erha- ſchet ihn. Zuweilen zieht er auch wohl einen jungen Seehund mit den Klauen aus den Wafter, Der Adler eheilet feine Herrſchaſt mie den grauen und fprenglichten Falken, Meben diefen fieht man auch Eulen, welche weiß find. Dieſer Raubvsgel giebt es nicht viel, und fie bleiben meiftens in den Gebirgen. Dagegen halten ſich Naben. die Raben, die viel größer find, als die unferigen, in großer Menge bey den Häufern auf, helfen den Groͤnlaͤndern das Ihrige verzehren, und zerhaden oft aus Hunger ihre federnen Boote. Meiftentheils aber Teben fie von Seeinfecten, Mufheln, Sternfis fehen und dergleichen, die fie hoc) aus der Luft auf eine Klippe fallen laffen, damit fie zerbrechen; da fie denn, wenn fie recht hungerig find, die Schalen mit verfhlingen. Doch freffen fie auch Kraͤhenbeeren. Sie find ſchwer zu fehießen: daher fangen die Groͤnlaͤnder fie in Schlingen, und brauchen ihre Federn bey dem Mangel des Fifch- beines zu Fiſchſchnuͤren. Wenn fie fehr unruhig in der Luft herumfahren und ſchreyen, fo ift folkhes eine Anzeige, daß bald ein ftarfer Suͤdwind und Sturm kommen werde. ” von Grönland und dafigen Miffionen. 43 nung un RL won ‘ n —— F — Sm F | . RE — Das II Capitel. Bon den Seevoͤgeln. : sy Yrasan-ils - MN: » — —— Menge. und Verfchiedenheit derſelden. Erſte ſchnepfe. Dritte Claſſe. Verſchiedene Are. Claſſe. Wilde Gaͤnfe und Enten, Angels, ‚ten Moͤven. Mallemukke. Jo⸗Dieb. Tat⸗ tale. Tornauviatſat. Edervogel, Mit, taret. Tarn oder Seefhwalbe, Nahrung. tel. Kingalit. Zweyte Claſſe. Tuglek, - der Servögel, und wie fie diefelbe ſuchen. Ever Seeemmer. Scharf. Lumm. Alk. Teiſt. und unge derſelben. —Sund. Kallingak. Akpalliarſuk. „Ser = van das fand an Geſchoͤpfen iſt, fo reich ift im. Gegentheile Die See um Grön- Sr (and, fo wohl in Verfchiedenheit, als Menge, Was das Geflügel anbetrifft, Heit ver Ser fo Haben alle Seeosgel Gaͤnſefuͤße, oder Zähen, die burd) eine Haut mit ein- voͤgel. ander verbunden find, Ihre Füße fiehen gemeiniglich ſehr weit hinten und find bins Serwärts gebogen, welches fie zum Gehen ungeſchickt ‚ zum Schwimmen und Tauchen der deſto füchtiger machet, ‚Sie find alle, befonderg die, welche tief rauchen müffen, mie dicken dichten Federn, und häufig mit weichen Pflaumfedern darunter, verſehen, welche ihnen, nebft dem Fette und der Bollplütigkeie, die fie Haben, zur Wärme und zu deſto bequemerm Schwimmen dienen; denn fie erhalten dadurch nach Verhaͤltniß eine größere Maffe, als Schwere, Einige fliegen und ſchwimmen bey ffarfem Win- de allezeit gegen denfelben, damit ihre Federn nicht in Unordnung kommen; und man muß fie don Hinten ſchießen, weil der Schrot die dichten Federn von vorn und auf der Ate nicht Teiche durchdringt Verſchiedene haben nur drey Zähen an den Füßen, - RN andere hintenaus noch die vierte, die aber ſehr kurz iſt. Es giebt, einige, deren nhe Flagel fie gefchiekter zum Tauchen, als Fliegen, machen; daher fie auch mehren: heils auf dem Waffer hwinmen, ia Has > Eigen bey; De meiſten Sernögel werden. nach den Schnaͤbeln unfeefhieden.und in Claſſen gu der— vertheilet. Einige haben breite und eingeferbte Schnäbel, mit kurzen Flügeln, -afs die Enten; Andere runde und frigigez als Die Alken; und noch andere lange. und etwas eingefrümmte, wobey fie mit langen. Flügeln werfehen find ‚als die. Möwen: *: Man machet daher drey Efaffen, unb ordnet fie alle unter die Enten ⸗ Alken + und Möwens gattung, obgleich einige, megen anperer Unterſcheidungszeichen, füglicher zu einem an. dern Geſchlechte koͤnnten gerehner merden, | ar anbai Unter die erfte Claſſe gehoͤren die pilden ober rauen Gaͤnſe, die in den wärmern Cıfte Elafe. "Ländern bekannter find, als hier. 9 ee ne Anfange des! Som⸗ — wers, vermuthlich aus bdem benachbarten America in dieſe Gegend, ihre Jungen zu ecken, und kehren gegen den Winter Wieder zurüch 0° 5% | — ha Von den wilden Enten, die ‚fich fo wohl im füßen, als im Seewoſſer aufhalten, MP Enten, f ae bier zwo Arten; eine mit einem breiten Schnabel, und den zahmen Enten allem gleich. Groͤnlaͤndiſch heiße fie —— Die andere Art, Pekſok, 2 bat * Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Gronland Angeltafche. Zornanviarı hat einen langen fpisigen Schnabef und einen Zopf auf dent Kopfe. « Cie brüten Ihtt „sungen bey den füßen Wafferteichen aus. Man will noch von einer drirten Art wiß ſen, die in Norwegen Stockente, und ſonſt ſchottiſche Gans, genaunt wird, aſchgrau und an der Bruſt ſchwarz iſt. Vordem glaubete man, daß ſolche Feine Eyer legeten, noch ſich, wie andere Thiere, fortpflanzeten, ſondern von dem Seeſchleime aeg würden, der ſich an das in der See treibende alte Holz anſetzete. Aus diefem Schle me follte zuerft eine Mufchel, Cuncha anatifera, und in derfelben ein Wurm entftehen der mit der Zeit Stügel befäme, und dann, wie ein Kichlein aus dem Eye, in die Set kroͤche und zu einer vollfommenen Ente würde, Aus diefer ungereimten Meynung entftund der Aus ſpruch einer berühmten hohen Schule, daß man fie als eine Fifchart; ohne Verlegung des Gewiſſens, in der Faften effen koͤnne. Es iff aber fehon vorlängft t dargethan, daß die Stockente, wie ein anderer Vogel, Eyer lege und ausbrüre, und daß die concha anatifera oder Angeltafche, die fich an das faule Holz anfeger, eine” eigene Art Mufcheln oder Polypen ey, Eine andere Art Angelesichen, bey den Grönländern Aglek, ift ein hieher ge⸗ höriger Seevogel, etwas Fleiner, als die Ente, oben grau und unten weiß. Der Tornauviarſuk ift ein fehöner fehwarzer Vogel, wie eine Fleine Ente groß, mie weiffen Flecken auf dem Leibe, und rothen Streifen auf dem Kopfe. j Der Eidervogel, anas plumis molliffimis, ift die ſchönſte und nußbarffe Enter? fo wohl wegen ihres Fleiſches, welches hier ſtatt anderer frifhen Speifen am meiſten genoffen wird, als befonders wegen BE Felles, aus welchen die fehönften und waͤrm⸗ ften Unterfleider gemacht werden. Im Brad)» und Heumonate ſammlet und ſpeiſet man auch ihre Eyer in großer Menge. Am meiſten aber iſt diefer Vogel wegen der” foftbaren Eiderdunen befannt, welches Pflaumfedern find, die man ihm in Menge abrupfen Fann, wenn die groben Federn abgerupfet worden, Allein, dieß ift nicht die” rechte Art, welche man hochfchäger, weil fie ſich nicht gur ausdehnen und bald entzüns den; daher fie todte Dunen heißen. Die beften findt man in den Neftern, wo fie der, Vogel fallen läßt, oder ſich felbft ausrupfer, feinen ungen ein weiches und warmes! Neſt zumachen’). Weit fie nun hier mit allerley Unrathe vermenger find, fo veinie get man fie auf einer Art von Harfe, deren Saiten mit einem Steden —— werden. Der Unrath fälle alsdann durch, und die Dunen bleiben an den Sai⸗ ten haͤngen. Es giebt aber zwo Arten Eidervoͤgel. Die eine und gemeinſte heißt bey den Groͤnlaͤndern Mittek. Sie hat gelbliche Federn mit einer ſchwarzen Einfaſſung, und ſieht alfo von fern ganz grau aus. Das Männchen ift unten ſchwarz und oben weiß, und hat einen violetten Kopf und weiffen Hals. Die andere Are beißt Kingalik, die Nafichte, weil fie ein großes orangefarbenes Gewaͤchs, wie eine Mafe oder einen Kamm, zwiſchen den Nafelöchern auf dem Schnabel hat. Sie unrerfiheider fih auch durch eine braͤunlichere Farbe; und das Männchen iſt ganz ſchwarz mit weiſſen Fiecken auf dem Rüden und weiffen Fluͤgeln. Beyde find größer, als eine gemeine Ente: doch giebt es von der erſtern Art am meiften. Im Sommer, fo lange fie niften, re ’ mal | } 2) Mon fehe hierbeh den Rx Band der allgem. Reiſebeſchr. auf der 22 und folgenden Seite vach⸗ von Grönland und dafigen Miſſionen. * man fie wenig: in Winter aber fliegen fie, in: großen Kaufen, des Morgens aus den Cranz von Duchren in die Inſein, ihre 2 ER meift in Mufcheln befteht. — Des Abends kehren fig in die fillen Buchten zuruͤck. Sie fliegen nie übers Sand, fondern folgen dem aſſer nach allen feinen Krümmen. Jedoch Halten fie ſich nahe unter dem Sande, mern ein ftarfer Wind, fonderlich aus Norden wehet. Aisdaun werden fie auf einer Sandfpige geſchoſſen und von den Grönfändern aus dem Waſſer in ihren Booten heraufgeholet. Diejenigen, weiche nicht gleich getödtet, fondern nur verwundet worden, tauchen unter, beiſſen ſich in das Seegras ein, und kommen fe ten wieder hervor. ie zwepte Claſſe unterfcheider ſich durch einen runden zugefpigten Schnabel Zweyte Claſſe. und noch) fürzere Flügel, Es iſt darinnen eine noch größere Verſchiedenheit, ſowohl an Geſtalt, als Größe, wiewohl fie faſt alle ſchwarz und weiß ausfehen, nur mit ver» ſchiedener Mifchung. Es gehöret darunter: Der Tuglek, welcher an Geſtalt einem Stahre ähnlich, und ungefähr fo groß, Tuglet. als ein wälfches Kuhn, iſt. Er Hat unten weiße und oben ſchwarze Federn mit weißen Fecken, einen grünen Hals mit einem weiß; geftreiften Ringel, einen geraden ſpitzigen nabel, vier Zoll fang und einen Zoll di. Er ſelbſt iſt vom Kopfe bis auf den Schwanz zwey gute Schuh fang, und über die Fluͤgel, die nach feiner Größe fehr Elein und ſchmal find, über fünf Schuß breit. Er hat fehr fange und ftarf Hinter« waͤrts gebogene Gänfefüße, mie einer ganz Meinen Hinterzehe. >: ‚ Der Seeemmer, groͤnlaͤndiſch Efarokitfok, (fein aeflügelt,) ift von den vorigen Seeemmer. wenig unterfhieden, außer daß feine Flügel kaum eine Spannelang und fo ſchlecht be. fiedert find, daß er gar nicht fliegen kann Die Füße ſtehen fo weit zurück und hin« terwaͤrts gebogen, daß es faſt nicht zu begreifen ift, wie er ſtehen kann. Er foll niche niebt als ztoey Eyer Legen, und fie nicht am Sande, wo man ihn faft niemals ficht, fondern zwifchen feinen Slügeln und dem Numpfe ausbrüten, | 3 er Scharf, Okeitſot, (Kleinzüngig,) weil er faſt gar Feine Zunge hat, und Scharf. > auch feinen Saut von ſich giebt. Man koͤnnte ihn wegen feines langen Schna- — ſeiner Fuͤße den Seeſtorch nennen; fonft iſt er außer den Flügeln faft wie * „eigen geftalter, Er iſt ſo efraͤßig, daß er eine faſt unglaubliche Menge Fiſche, Eee Wanzig bis drenzig Klafter tief heraufholet, wenn fie auch gleich eine hal. e Tue lang find, ja auch Butten, einer halben Elle breit, ganz hinunter ſchlucket. Man Fann ihm nur ſchießen, wenn er mit ſolchem Würgen befchäfftigerift. Denn ſonſt iſt er ſehr fehle, np Fann ſich mit feinen weit aus dem Köpfe herausftchen, * — —— die mit einem geld und rothen Ringe umgeben find, ſehr bl um . 5 Diefe drey Arten koͤnnen in die Claſſe der Cormorane efeßet werden, Derje: nige Bogel, welcher dem Scharf am nn koͤmmt, iſt Ara fateinifch co- Funm, Iymbus, welcher unter den kurzgefluͤgelcen die laͤngſten Flügel hat; daher er auch Kr hoch fliegt, Er hat einen dunfelgrauen Kopf, lichtgrauen Rüden, und weißen uch. Seine Eyer bruͤtet er nahe an den Süifmwafferteichen aus, und bfeibt auf den« be fisen, auch wenn fie uͤberſchwemmet werden. Man nenner ihn den Sommer PER man fich niche eher anhaltendes Dauwetter verfprecyen faun, als bis er Vermuthlich haͤlt er alſo, wie viele andere Seevoͤgel , die man nur im 3 Sommer 7 Cranz von Grönland, — Teiſt. Lund. Kallingak. Altyalliarſut. Seeſchnepfe. Dritte Claffe- Moͤwen. 46 Hiſtorie und Beſchreibung Sommer hier ſieht, fein Winterlager in waͤrmern Laͤndern. "Sein Geſchrey iſt be Ente ihrem faſt aͤhnlich, und er heiße davon bey den Groͤnlaͤndern Karſaak. Mat häfe es für einen Vorbothen des Regens, oder des darauf folgenden fehönen MWetrerätl nachdem er es entweder Furz ausftößt, oder fröhlich lang ansdehner. J Der Alk, Tat: alca, groͤnlaͤndiſch Akpa, hat einen pechſchwarzen Ruͤcken und weißen Bauch, und iſt fo groß, als eine gemeine Ente, Sie halten ſich (haare weife ſehr weit in der See auf, und kommen erſt mit der ſtrengſten Kaͤlte dem Land nahe und alsdann oft in folder Menge, daß das Waffer zwifcherr den Inſeln mit mit einem fehwarzen Tuche uͤberdecket ift, Die Grönfänder tödten fie da, niche nur mi Wurfpfeilen, fondern jagen fie auch haufenmweife ans $and, wo fie mit den/Händen ge griffen werden, weil fie wenig laufen Fönmen, Ihr Fleiſch iſt unter allen Seevoͤgeln das zartefte und ſaftigſte; und man näher fih im Hornunge und Märzeam meiften da von, wenigftens in der Deffnung des Bals Reviers. Man macher ſich auch von ih⸗ ren Fellen Die meiften Unterkleider: fie laſſen fid) aber nicht überall ſehen. Der Teift, groͤnlaͤndiſch Serbak, (Stromvogel,) weil eu. feine Rahrung da Til chet, wo der Strom am ſtaͤrkſten iſt. Seine Geftalt gleicht in allem faſt dem Ar nur Daß er Fleiner iſt, und ſchoͤne zinnoberrothe Füße und dergleichen Schnabel hat bie im Winter, fo wieder Leib, grau werden, 7 Der Lund, oder nordifche Seepapagey *); hat einen zollbreiten, dünnen mil gelben und rohen Strichen gezierten krummen und fo fpißigen Schnäbel, und Klauen daß er damit den Naben, feinen Feind, bemeiftern und mit ſich unter das Waffer zie ben kann. Er iſt etwas Heiner, als der WE, dem er fonftgfeich ſieht. 1 Eine andere Art Seepapagene heiße bey den Grönländern Kallingak. Sie ifl durchaus ſchwarz, und fo groß, wie eine Taube. 3 ‚Der Akpallisrfuß, oder Seefperfing, welchen er dem Schnabel nach gleicht ift wieder Alk geftafter, aber nur fo groß, wie ein kleiner Rrametsvogel, 3 Der fleinfte unter allen ift die Seeſchnepfe, welche wie die Landſchnepfe von den kleinen weißen Muſcheln lebet, und zwehlebig heißen koͤnnte, weil ſie fo wohl auf dem Waſſer, als Lande, fortkommen kannSie hat hierzu an ihren Füßen zween Zehe mit einer Gaͤnſefußhaut verbunden, Da der dritte, wie bey den Landvoͤgeln, frey ſteht Die dritte Claſſe enehält die mit langen Flügeln und Schnäben. An der Spitze derſelben iſt die Moͤwe, larus, groͤnlaͤnbiſch Ravia, welche ſich wieder in verſchiedene Arten theilet. Die erſte nennen die Holländer Buͤrgermeiſter, fo wie die zweyte Rathsherren, und die Norweger von ihrem ſchwarzen Ruͤcken Schwartbacker. Beyde ſind ſo groß wie eine Ente. Zwo andere Arten unterſcheiden ſich von dieſen theils in der Größe, fo daß die kleinſte nur wie eine Taube groß iſt; theils in der Farbe, im dem einige grau, andere bläufich, und manche faft weiß find. "Sie Haben alfe einen langen ſchmalen vorn an der Spitze eingekruͤmmten Schnabel mit einem Knollen j mehrer Feftigfeie und den Raub beffer zu halten. Die Nafelöcher ſitzen diche aM Kopfe und find längliche und weis, Sie Halten fich mit ihren fehr langen Fluͤgeln 2 1 Moe un: ſchwebend 2) Man ſehe die Beſchreibung von sagen in dem XVIL Bande der allgemeinen Hiſt. der Neifet auf der 281 u. f.f. ©. wo man viele ngeführer, und deſchrieben finde, die mic den aranlald diſchen faft einerley ſeyn muͤſſen MEERE > pp ae — — 7 / von Grönland und dafigen Miſſionen. 47 ſchwebend in der Luft und hießen, fo bald fie einen Raub gewaͤhr werden, wie ein Cranz von Habicht herunter. Am meiften ſchweben fie über den blinden Klippen, und fuchen, —— die Diſche auf zu ſchnappen, die von den hellen auf das Trodene geſpuͤhtt werben. Ob fie gleich was tauchen koͤnnen, ſo halten fie ſich doc) felten auf dem Waffer auf, außer wenn fie aus Mangel eines Stuͤck Eifes oder Holzes ausruhen wollen, * e fünfte Art der Moͤwen wird von den Hellandern Mallemucke, dumme Stiege, genannt, weit fie fo unverſchaͤmt wie die Fliegen auf eirien todten Walfifch fal⸗ fen und ſich da todtſchlagen laffen, Die Norweger nennen diefen Wogel Havheſt, Meerpferd, Er nähere fich felten dem Sande, ſchwaͤrmet aber. mit andern defto haͤufi⸗ ger Über vierzig Meilen in der See um die Schiffe herum, das auseworfene Feiſch Mallemucke. auf zu fangen. Wenn er zu viel gefreſſen bat, fo ſpeyt er, und frißt es wieder, big er es müde ift, Die fechfte Are nennen die Norweger Jo⸗Dieb, und die Holländer Strumts So: Dieb i \ f : m DDr Strunt⸗ ager, weil er Die. andern Möwen derfolget, bis fie, wie man faget, aus Angſt ihren ——— Roth fallen laſſen, den er im Fluge aufſchnappet, und damit feinen Durſt loöͤſchen ſoll, wenn er von dem Walfiſchſpecke erhitzet worden. Eigentlich ſuchet er nur den Moͤ— ve, die geſchicktere Fifchfänger find, als er, ihren Raub ab zu jagen. Denn fo —— anfangen, muͤſſen fie folhen fallen laffen, a * — * der Seegraſe und nicht au itzen. an giebt ihm daher 7*7X Dede den Ramen eine en — om ; i et, von den Grönländern wegen feines Gefchrenes fo genannt, i aa * Norweger Kryckte. Sie fü * en —66 unter den ee 8 ons weiß und auf dem Rücken bimmelblau, - Sie gehören unter die Zug⸗ ie 2 "offen ich Hier am früßeften feben. Ihre Geftalt ift den Tauben am ähne "ai „„ Sie haben einen Eugen eingebogenen gelben Schnabel und nur drey Zehe —* ERROR Da fie dem Zuge der fleinen Häringe folgen, ſo wiffen die grönläne Sirheh haben, ſie in einer an einem Bunde Reiſig befeſtigten Schlinge, woran ein e e ur: Ehr geſcickt zu fangen. Sie niſten haufenweiſe beyſammen an den chen n Gelswaͤnden, und wenn man daneben wegfährt, ſo fliegen firalle auf und mas * fuͤrchterliches Geſchrey, einen ab zu-fihreden. diſch —5— Vogel mit langen Fluͤgeln iſt der Taͤrn, hirundo marina, grönfän- * en ri Keilak, Taucher, — Er kimmt einer Schwalbe an Größe, Kopfe und eſonde em langen geſpaltenen Schwanʒe ſehr aͤhnlich. Seine Farbe iſt weißlich, or: an —J en Mbwarzen Fleck auf dem Kopfe, wie ein Diattmüschen. Ex hat nad) Verhältniß feiner Größe einen überaus langen fpißigen Schnabel, und ift eben« falls ein Zugvogel, Martens nennet ihn Rittinsve >), Es giebt fo wohl fÜd=afg nordwaͤrts noch andere Arten Bögel,.die nicht in allen, Öegenden von Grönland an zu treffen find, ; i So finde ſich weiter norbwärts eine Art. lken, die durchaus weiß und viel Fleiner, EN — 8 die ſchwarzen, ſind. Die Gröuländer übe —* — Norden erzaͤhlen, es Eine waren, afler, vermuthlich aus America, in folcyer daß fie die füßen Waſſer a ‚ yer Menge, daß fie | ganz unrein machen, Man nennee fie Akpallit; und fie follen fo zahm ſeyn, daß Ele 7 Ara un fie 3 Sehe algemeine Reiſtbeſchr. am. ang O. a. d.25&, n im Sommer kleine Voͤgel wie Tauben * — Tattaret. Taͤrn. Alpallit. 48 Hiſtorie und Befchreibung 3 Cranz von fie in Die Zelte hinein geben. Die Grönländer aber fürchten ſich, fie an zu ruͤhren Grönland. weil ſie es für ein Anzeigen halten, daß jemand in dem Zelte ſterben werde, wenn ei Vogel hineinkoͤnmt. Sie reden auch von einer Art Seeemmer in Norden, die beißig feyn foll, daß fie die Grönländer in ihren Booten anfallen: M.] — Wie forget doc) die Natur fuͤr den Unferhafe dieſer verſchiedenen Claſſen Se gel? Ohne Zweifel ernähret das Meer fie alle. Wenn fie niche verbunden waͤren dafelbft ihre Nahrung zu fuchen, fo würde man fie nicht auf einem Elemente: leb fehen, mo fie nicht geboren find, . Diefe zweylebigen und mittleren Gattungen hab" fo zu fagen die Gemeinfchaft errichter, welche zwifchen der Erde und dem Meere if und die Menfchen vieleicht aus dem einen die Nahrungsmittel holen gelehret, die ih nen das andere verſaget. Daher iſt ohne Zweifel die Schiffahrt entſtanden; d faft alle dem menſchlichen Geſchlechte gemeinfchaftliche Künfte find von der Härte d Natur hervorgebracht worden, und man empfinde noch aus denen Befchwerden, fie begleiten, daß fie ihren Lrfprung von. denen Plagen oder denen Trübfalen habe die von der phyfifalifchen Einrichtung der Welt unzertrennlich find, Die Erfindum dieſe Art der Schöpfung, traͤgt alfo das Gepräge der Zerftörung ; und Das Hebel Hat BE der Natur des Guten felbft feine Wurzel. — ne, Daher haben denn wahrfcheinlicher Weife die meiften Vögel, welche in den nol diſchen Ländern erzeuget worden, der ſtrengen Kälte die Nothwendigkeit zu zu fr ben, worinnen fie find, auf dem Meere zu leben. Sie nähren fic) aber nicht alle einerley Mitteln; wie denn die Entenart meiftens Seegras, Muſcheln, Schneckel u. d. 9. dazu mähler, welche zu freffen ihr breiter ſtumpfer Schnabel aud) am faͤhig ften iſt. Die zweyte Art, als die Alfen, leben wohl meift von Eleinen Fiſchen, die fl mie ihrem fpißigen Schnabel gleich durchſtoßen und ganz hinabſchlingen. Beyde U ten haben Furze Flügel und Schwänze, damit fie ihnen im Tauchen nicht hindern wie man denn angemerfer hat, daß fie wohl über zwanzig Klafter tief tauchen, DE Moͤwen hingegen find wegen ihrer langen Fluͤgel und Schwänze mehr zum Fliegen ge ſchickt und Finnen nicht wohl untertauchen. Indeſſen nähren fie fich doch auch ve kleinen Fiſchen, die fie in der Luft fehwebend auf der Oberfläche des Waſſers und foll derlich auf den flichten Klippen erbliden. Sie erhaſchen folhe mit ihren lange Schnäbeln, wobey fie fih mir den Flügeln auf das Waſſer ſtemmen, damit fie Dil Kopf defto leichrer eintauchen Fönnen. Doc) tauchen einige auch auf kurze Zeit gaml unter, und andere follen mit Zufammenfihlagung ihrer Flügel ihren Raub im Wall einflemmen, und fo empor bringen. Am meiften aber leben fie von todten Walſtſche und Seehunden; daher ihre Schnäbel nicht nur lang und fpißig, fondern auch vol! eingebogen, und mit einem Knollen verfehen find, Doc) giebt es unter der ganze Menge feine, Die, nad Art der Raubvögel, die Eleinern Seevoͤgel verfolgeren u fraßen, Und vor den Raubvoͤgeln und Thieren auf dem Sande find fie, vermöge ME veg Elementes, ziemlich ficher: | — — Eyer —— Was ihre Eyer und Jungen anbetrifft, fo machet Anderfon artige Anmerkunge ve Derieen fie folche vor der Gefräßigfeie der Menſchen und Thiere in Sicherheit bring! Die meiften legen ihre Ener in die Spalten und Rigen der fleileften Ktippen, wol nen weder Füchfe, noch Bäre, noch Menſchen nachklettern fönnen, Weil fie daſell/ in großer Menge niften, fo mehren fie fich gegen Die Raubvögel tapfer. Sie ver! | von Groͤnland und daſtgen Miſſlonen. 49 ER geht ihre noch zarten/ ungeuͤbten ungen, theils unter die hohl liegenden Selstrüm- Erznz von nern, theils nehmen fie folche —— und fuͤhren ſie * Meer. Wenn ſie aber all; fo vorſichtig wären, fo bekaͤnen die Grönlander, die nicht fo gefchickt find, . | als die Norweger, Fich neben den ſteilen Felſen an Seiten Binunter zu dr Terie Eyer zu eſſen. Viele begnügen ſich alſo nur, ihre Nefter auf den Fleinen Inſeln und Klippen zu Machen, wo feine Fuͤchſe hinkommen; und der Eidervogef leget feine Eyer fo gar Auf dag plate fand. , Ehedem hat man in den Inſeln des Bafsreviers in kurs der Zeit ein Boot voll ſolcher Eyer ſammlen koͤnnen, ja, we Man den Fuß Binfegen foll, damit man fie nicht zertrete. Es ſcheint aber, daß fie im- g Mer mehr abnehmen; doch ift ihrer noch eine erftaunliche Menge, - Die Eyer der meiften Seevoͤgel find gruͤn, einige aber gelb oder grau mit ſchwar⸗ gen und braunen Flecken, und alle nach Berhältniß des Vogels weit größer, als die. ° der ber andvoͤgel von chen der Größe, Die Schale, und befonders die Haut, iſt auch viel ftärker, der Dotter roͤthlich und in den Moͤwenehern ganz roth, welche aus. erbem ungemein viel Weiffes haben, und auch weit auößer find, als der andern Vo. gel ihre, Se roͤther der Dotter iſt, defto fetter, aber auch widriger ſchmecken die eaıs Und werben bald faul; wie man fie denn felten vier Wochen lang aufheben ann. Dafür werben fie auch in weniger Zeit, und oft in acht Tagen, ausgebruͤtet. Das III Kapitel, "Bon den Fifgen | Betrachtung über die Me ‘ "ge und Verſchiedenheit flynder _ Krabben,‘ Garnelen, Seeigel. er Sithe. Mugen von dem >äringe und Stiernfiſche. Mufelm Schnecken uns ara. Ungeheure Menge des Haͤringes. Seeeicheln. Seewanze. Walkfhlaus, Tin _ aßfiſche. Lachſe und Forellen. Kleine tenfiſch. Walfiſchfraß. Seeneſſel. Ihiere - ringe. Ulken Dorſche. * — se. Rothfiſch. artige Seegewaäͤchſe. Hayfiſch. Mache, Nepiſet. Steinbeiſe Yen, ie — ER man bat oft niche gewußt, we 9: Naturgeſchichte von Grönfand iſt vielmehr ein Theil von der Geſchichte des Betrachtaun⸗ Meeres, als der Geſchichte her — Die Bapen, die Seen, die Inſeln und > — an Moräfte, woraus diefes nordliche Sand gebildet, und womit es bedecket und ihiedenheit der umgeben ift, machen, fo zu fügen, nur ein abhängiges Gebieth von der Oberherrfchaft Side, des Meeres. Es find geiviffer Maßen nur an den Ocean ftoßende Laͤnder, und da ift der Herr des Meeres auch Herr des.Sandes, Wenn das Vaterland da if, mo man et, fo würden die Grönländer.mehr dem Elemente zugehören, welches fie ernährer, era welches fie zur Belt kommen fiehe: weil fie ohne den Beyftand des Meeres ande ‘ad, fo gar in ihrer Wiege, finden würden. Durch) die Fiſcherey alfo, welche per gönländifehen Küften geſchieht, wird der Einwohner dieſes Landes faſt dem ae Da nüßlich, welchem er einen anfehnlichen Zweig der Handlung verſchaffet. SEM: Keifebefchr, XX Hand | G Auf £ J so ihgdorie und Beſchreibung Cranz von Auf ſolche Art giebt uns, durch einen wunderlichen beſondern Umſtand, ein gandı vönland, nd Nutzen von * Haͤringe und Stockfi⸗ ſcht. dem es an dem Nothwendigen fehler, doch das Ueberfluͤßige. Der Nord iſt zugleich der Sammelplatz der meiſten und feltenften, der Fleinften und größten Fiſche. Denn finde man wohl einen mehr in die Augen fallenden Gegenfaß unter ziwoen Arten, ee fey nun was die Größe oder die Anzahl beerifft, als den man zwiſchen den Haͤriugen und dem Walſiſche ſieht? So iſt aber in dieſem Stuͤcke die Weisheit und Hausha tung der Natur in der Ausſpendung ihrer Reichthuͤmer beſchaffen, daß fie vieleicht me der mehr noch weniger Materie bey der einen diefer Arten, als ben der andern, ange wandt hat; fo, daß, wenn der Schöpfer mit der einen Hand die Maffe der Walſiſche⸗ und mit der andern die Anzahl der Haͤringe woͤge, fo würde das Gewicht in feiner Wag⸗ ſchale gleich ſtehen. Man darf ſich darüber nicht ſehr verwundern, wenn es wahr iſt, daß ſich die Haͤringe, ſo zu ſagen, in Walfiſch verwandeln, weil diefer König des Ree⸗ res eine fo ungeheure Menge dieſes Fleinen Sifchvolfes zu feinem Unterhatt verzehret Indeſſen giebt doch die Natur, als wenn fie nur ungern eine Mr dor andern aufopfer⸗ te, den Haͤringen ben Trieb ein, ſich den Verfolgungen de eden Er fe zu entziehen. Kaum bat ſich dieß zahlreichfte Fifchgefhlenne = inc Zufluchts⸗ orte gemaͤſtet und wieder bevoͤlkert, fo bricht es, bey vem Augen Do» ifes, und der erften Wärme der Sonnenftrafen in unzählbaren Herden, =. > enſchwaͤr⸗ me, hervor, in waͤrmern Gegenden zu laichen, oder eine ann.» Speife zu ſuchen⸗ Sie werden aber bald von den Dorfchen, Mafreelen und and::; Raubfiſchen verfoß get, und diefe wiederum nebft jenen von den Walfifchen und Seehunden fo geängftigeh und gejaget, daß die Eleinern eßbaren Fiſche genöchiger ſind, fich auf die feichreften Sandbänfe und in die Buchten und Bayen des Sandes, eheils zum Laichen, theils vor dem Walfiſche, der ſich nicht an ſolche ſeichte Oerter wagen darf, in Sicherheit z begeben. Dadurd) aber laufen fie den Menfehen in die Hände, welche fie nicht nur zur Speife brauchen, fondern fid) auch einen Vorrath davon anfchaffen, durch) deffen Vers Fauf fie ſich in den Stand fegen, dasjenige zu befommen, was ihnen-abgeht. , Der Einwohner der gemäßigten Dimmelsgegenden zeiget einen der Natur ganz entgegen gefeßeten Fleiß, wie es ſcheint, und geht in ein Eismeer, den Grönländern die Güter, deren man am erften bedarf, zu bringen, und von ihnen dagegen andere au holen, die ohne Zweifel nuͤtzlich, aber gewiſſer Maßen in Anfehung der Fruchtbar— feit derer Sünder, die er bewohnet, oder womit er umgeben ifk, überflüßig find, Auf ſolche Arc ift oftmals ein Ueberfluß an Getraide in einem Sande, wo man weder fäct, noch) ärndet, unterdeffen Daß ſelbſt das fruchtbarfte Sand feine Einwohner aus Mang an folhen Gütern umkommen ſieht, die es ihnen gegeben hat, Wie viele in unfern Häven geborene Leute, welche Dünen und Sandhügel, die ung das Meer gelaffen Hat, urbar machen und anbauen Fönnten, gehen nach den grönländifihen Küften, dem Treibe, eife zu trotzen, und fich einem faufendfachen Tode aus zu fegen, damit fie daſelbſt Hi ringe und Walfifche fangen! 4 Man muß gleichwohl geftehen, daß diefer Fifehfang ein Geſchenk des Himmels für die nordiſchen Voͤlker iſt, weiche nicht allein davon feben fönnen, fondern auch noch beträchtliche Summen davon einziehen. Man weis den unermeßlichen Gewinn, mel chen Holland von dem Härings: und Stockfiſchfange hat. Norwegen, ein fehr era ik and, welches bey weitem Feinen fo großen Handel in diefer Gattung treibt, als die Holländer a 4 IJ von Grönland und daſtgen Miſſionen. 51 Holländer, ungeachtet es nahe an d laͤdt doch manch es J "md Stockfiſchen, und führer über ſechzehn Schiffsladungen bloßen Dorſchrogen aus, ohne von den Breislingen und Sardellen etwas zu edenken. Der Biſchof zu Bergen, Pontoppidan, fihreibe *), daß man in ver Weite von eis ner Meile jivey bis dreyhundert Fiſcherboote gezaͤhlet, und daß oft mit einem einzigen Auswurfsngge ſo viel Häringe gefangen werden, Daß man hundert, einige fagen, hun- dert und fünfzig achten, jede Jacht zu hundert Tonnen gerechnet, und alfo zufammen zehntauſend Tonnen onfülten Fönnen, Soflte man indeffen . . * J © N r Cranz von en Meeren liegt, wo dieſe Fiſche überflüßig find, — ahr in dem einzigen Haven zu Bergen auf zwölftaufend Zentner Grönland. an gefalzenen Dorfehe wohl glauben, daß dieſes in Bergleichung der Menge, wel- Ungeheure de der Walfiſch, und die andern grofien Fifche Davon verfihlingen, noch nichts fen ? Menge e Zum Glücke hat die Natu i 1JJ ng r für dieſe ungeheure Aufzehrung geforger, indem fie den Verluſt uͤberreichlich erſetze fe unge d ‘ t, den fie leidet. Sie befördert die Erzeugung und Fort: pflanzung diefer eßbaren Arten dergeftalt, daß in einem einzigen Häringe ein Rogen von zehntauſend Ehern ſoll gefunden werden, Man verfichert, der grönländifche Haͤ⸗ Fing werfe feinen Laich nicht in die See, fondern dränge fich viele Klafser had) über einander an die Felſen an, wo er feinen Rogen ficher vor feinen Feinden an bie Stei« ne und das Seegras anfegen Fönne, an welchem er feft klebet, und durch eine gemäs Bigte Sonnenwärme und fanftes Anſpuͤhlen der Wellen ausgebrätet wird. Durch) diefes Hineindringen in die Buchten biethen fie fid) dem Menfchen gleichſam ſelbſt vor feiner Türe sur Speiſe un. Cie find auch zu der Zeie fo unbeſorge fir ihre Sichere beit, daß die &üde, die man unter ihnen machet, den Augenblic wieder angefülfee DD. Da die Fifche nicje-affe zu einer Zeit laichen, fondern ihre gewiffe Monate balten, un saft Feiner im Jahre ift, worinnen folches nicht geſchieht, fo Hat man ſtets Einen Ueberfluß an Teiche zu fangenden Fiſchen. Hieraus, faget Herr Cranz, Fann man die gütige Worforge dog Schöpfers für feine nothduͤrftigen Menfchen gleichfanr mie Händen greifen, Die deſto größe r iſt, je weniger fie überdacht, erfanne und mie ankbarkeit genoſſen wird. a; 27 / In Norden vornehmlich Fann man in der weifen LG der Keichthümer der Natur bewundern, tie ſehr dem Menſchen die Unfrucht die Fruchtbaten des Meeres verguͤtet worden. Da follte ein Naturforſcher die Ich⸗ thyologie ſtudieren. ie beſte hohe Schule fuͤr dieſe Wiſſenſchaft iſt in den Eismee⸗ ven. Was für ein weitläuftiges Feld für ein ‚neugieriges Gemuͤth, nicht allein die Geftalten und Argon, welche die Fiſche in unzählige Heerden unterſcheiden, fondern auch die Natur und Eigenſchaften den Trieb md Endzweck diefer dummen und ſtum⸗ men Thiere kennen zu fernen! Bas für Materie zu tiefem Nachdenken wuͤrde niche der unvermerkte Fortgang der Organifirung und des $ebens feyn, welcher ſich bey der Einwohnern des. weiten Oceans y on dem Inſecte an, das den Augen niche ſichtbar if, Bis zu dem ungeheuren Walfifhe erft a h > ie au reket und entwickelt Und wenn man die Seiter der Dinge Herabfteigen will, wie viel oproffen Hat man da nidhe von den faft fabel . oft fheinenden großen Seeungeheuren bis zu pen eben ſo unbegreiflichen Zoophyten, oder Halbfebenden Seegewaͤchſen. 63 3 ʒ) Notdrliche Hiſtorie bon Norwegen, IE Th. 6 Cap, 377 ©, — arkeit des Landes durch Cranz von Brönland, Flußfiſche. AR a a 52 Be ; Hiſorie und Beſchreibung Allein, ſaget Here Cranz, wer die Wiſſenſchaſt von den Fiſchen recht ſtudierth wollte, der müßte ſich an den Ufern der Nordlaͤnder vieleicht feine ganze Lebens ch aufhalten. Won einem Miſſionar, der weder Zeit noch Neigung hat, ſich darauf I legen, darf man Feine genaue noch vollftändige Ichthyologie erwarten. Ueber diel fo ift bey Grönland, wenn man es gegen andere nordliche Sänder auf gleicher HU hält, Feine fo große Verſchiedenheit der Fiſcharten an zu treffen. Denn da hier Feitl große Flüffe, wenigfteng diefelben wegen des in den Buchten zwifchen den Bergen l genden Eifes noch nicht weit entdecket ſind, und die Teiche bis auf den Grund ausfi ren, fo weis man hler von feinen andern Flußfifchen, als den Sachsforellen, die 4 häufig in den Baͤchen aufhalten und ziemlich groß und fere find. Es giebt auch M einigen Orten tachfe, die aber fihon feltener vorfommen. Die Grönländer fange »biefe Fiſche unter den Steinen, mit den Händen; oder ſtechen fie. mit einer Stanz Kleine Haͤt ringe. ſchen Kuͤſten noch überaug fiſchreich find, fo kann doch der Mangel an ſeichten Se® moran zwo beinerne oder eiferne Spisen find. Wenn die Lachſe aus der See ind Fluͤſſe ſteigen, fo bauen die Grönländer zur Zeit der Ebbe eine Steinwehr vor d Fluß, da denn die Lachſe mir der Fluch herüber gehen und bey gefallenem Waſſe aufdem Trocknen liegen bleiben. Die Europäer fangen fie mehrentheils in den T hen mit Regen, müffen aber flets einen Grönländer in feinem Boote bey fich habe der das Netz zwifchen den Steinen aufhebt. Odyhne Zweifel muß eine erftäunliche Mannichfaltigfeie von Fifchen in der S fenn, weil eine große Menge derfelben zur Ernährung der Walfifche und Seehunde erfordert wird, Eben Diefe ihre Feinde aber machen, daß die Menfchen nicht fo wi lerley zu ſehen bekommen, weil fich einige verlieren, 'wo viele Seehunde hinkommen, und andere fich weit von Sande In der Tiefe des Meeres aufhalten, wo der Seehund der oft Luft ſchoͤpfen muß, fie nicht füglich verfolgen kann. Ungeachtet die grönlandie gründen und Sandbaͤnken, vieleicht auch an verfchiedenen Geefräntern die Urfacht fepn, daß man viele in Norwegen fehr befannte Fifche hier gar nicht antrifft, Der bäufigfte und gemeinfte Fiſch, welchen das Meer den Grönfändern giebt ift der Angmarfer, eine Art Lodden oder Stinte, eine Vierrhel Elle lang. Mall nennet fie Fleine Häringe, weil fie ihnen der Geftaft nach ähnlich fehen, und ebenfalld in ſolcher Menge in die Buchten hineinftrömen, ihren Laſch an die Klippen zu ſeten daß die See davon ganz ſchwarz ausſieht. Sie find auf dem Rüden, welcher bre® und deswegen mit zarten Queergräten verfehen ift, Dunfelgrün und am Bauche felbef weiß, haben aber feine fühlbare Schuppen. Man ſieht fie zuerft im März und April und bie Tatrarete find.ihre Verraͤther. In den benden folgenden Monaten laichen fie; da denn die Groͤnlaͤnder, mit einem von Schnee geknoͤtelten Ketſcher oder runden Siebe, in wenig Stunden ganze Boote voll fehöpfen, folche auf den Klippen in def £uft trocknen und dann in großen lehernen Saͤcken und abgelegten Kleidern gegen den Winter aufheben, da fie ihnen zu ihrem täglichen Brodte oder Zugemüfe dienen, Bon großen Häringen fängt man einige wenige an bei Süpdfeite von Groͤnla Sie find vermuthlich von dem großen Heerzuge, der aus dem Eismeere bey Ssland vor bey nach America reicht. Weil Biefe unzaͤhlbaren Fiſche in abgerpeitten Schaaren und Colonnenweiſe, einige zur linken nach den nordiſchen Kuͤſten von Europa, die a E — Be - v v } B — von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 53 dern zur rechten zwiſchen Island und siehe: fo iſt es nicht möglich, da 2 und Bayen um Statenhuf verirren ſollten; und dieß ſind eben die großen Haͤringe. Nach dem Angmarſet oder Fleinen Häringe, eſſen die Grönlinder den Ulken, feorpius marinus, qm meilten, Er if genteinigtich eine halbe Eile lang und voller Gräten. Seine Haut iſt ganz glatt, und fo gelb, grün, roch md fehmarjfledicht, mie eine Eydechſe. Er hat einen großen, dicken, runden Kopf, weiten Rachen und breite Rachefichte Sloßfedern, fonderlich auf dem Rücken. Diefer Fiſch haͤlt ſich zu allen oresjeiten in den großen und Ffeinen Buchten am Sande auf, aber in der Tiefe und wird, befonders im Winter, von arınen ‘hen dazu eine Schnur von Sifchbeine oder Vogelfedern, dreyzig bis vierzig Klafter lang, an deren Ende ein längtichter blauer Stein zum Senfen und daran ſtatt des Koͤders weiße Beinoder Glasperlen, oder auch wohl rothe Tuchfleckchen über der Angel befeftiger find. So haͤßlich diefer Fiſch auch ausfieht, fo wohlſchmeckend und gefund iſt doch fo mo * Groͤnland nach den americaniſchen Küften D ER ß ſich nicht einige von diefen lettern in den Buſe u Ulken. Weibern und Kindern gefangen. Sie brau- hl das Fleiſch, als die Brühe davon; daher ihn auch Kranke effen koͤnnen. » Es giebt Hier auch viel Dorſche: fie find aber meiftens Ffein und mager. Groͤn⸗ land hat feinen andern j Schuppenfifch, als den Sachs, und Rothfiſch. Diefer Hat ben Namen von feinen rothen Schuppen. _ Sonft ift er den Karpfen ähnlich, nur Daß er Erg ah Nadelichte Stoßfedern Hat. Cr ift fett und woifipmectend, aber fühmer igen. Inn April und May kommen die Nepiſet, welche bey den Dänen, wegen id: res häufigen Rogens, ARogenkall, und 535 2 die Küfte, zu laihen; und werden mie die Lachſe häufig mit Stangen gefpießet. Sie laffen fih ſonſt gat nicht ſehen, fondern Kalten ſich im Seegrafe in der Tiefe auf. - Dieſer Fiſch iſt uns gefaͤhr eine halbe Eile fang, Ehr breit und dick. Er hat feine Fiſchhaut, fondern eine dicke, zähe, Enorpefichte Schwarte mit ſcharfen Körnern befeser.. Das steif febeint durch eine dunfelgeane Haut vör ih, und wenn es recht fett ift, gruͤnlich durch. Er hat fünf Reigen hornartiger Ba aufdem Rücken, an beyden Seiten und am Bauche, einen breiten Kopf und fiehe einer Kae .aber Eule, wegen feiner groBen Augen, nicht vräßnlich, Gleich unter dem Kopfe an der Bruft hat er einen Reifchichten weichen Blech, wie einen Thaler groß, vermittelſt deſſen er ſich an eine Stein fer anſauget, daß man ihn nur mit Muhe abreiſſen kann. Das Fleiſch weiß, aber jo weich und fett, daß man es bafd überdrüßig wird: dor) kann man es in der Luft getrocknet here, vertragen, | Der Steinbeiffer, ein ungewöhnlicher Fiſch, faſt einer Elle lang, wird von den Grönländern Kigurilik, der geza ete, genanntz weil er nicht nur in den KRieferm, fondern in dem ganzen Rachen oben und unten vieke lange ſcharfe Zähne Bat, die mehr den Hundeszaͤhnen als Fiſchzaͤhnen gleichen, und womit er aues jerquetfcher, was er anpader, Horrebow nennet ihn la | Funden häßlichen Kopf, läuft hinten, wie der Aal, ſpitzig zu, iſt eben fo grau und * | fig, Rx: run ke ie beſondere Befchichte von Island in dem KIX Bande der allgemeinen Hiſt. der Reifen PUS Marinus, andere Seefiplange: Er bat einen. Dorſche. Rothfiſche. Nepiſet. Steinbeiſer. Butten, Hilbutten. * Krabben. en Hiſtorie und Befchreibung Tranz von fhfüpftig und hat oben und unten, fat den ganzen $eib lang, nur eine Reihe gie Grönland, federn. Er lebet von Mufcheln, Seeigeln und Krebfen. Sein Fleiſch ift wie Spell kleinere Art Heelflünder, die nur Halb fo groß iſt. wer. — * “ we { Er und man ißt es nie frifch, fondern windtrocken. Es giebt hier auch Fleine und große Butten oder Finder: fie werden aber M fen gefangen. Dagegen fängt man zu gewiſſen SFahreszeiten eine Menge Heelflũ der oder Hilbutten, Hippogloflus, mit großen Angeln an einem Fiſchbein- oder Se hundriemen von hundert bis hundert und funfzig Klaftern. Die größten find zwo 6 | drey Ellen lang, etwan halb fo breit und eine gute Spanne did, Sie wiegen Qu dert bis zwey hundert Pfund und mehr, Ihre Haut ift glatt, unten weiß, und ober Dunfelgrau mie Flecken. Auf der obern Seite haben fie beyde Augen, größer a Ochſenaugen mit einer Haut umgeben, die fie wie ein Augenlied darüber ziehen. IM dem Maule, welhes nicht groß if, ſitzt oben und unten eine doppelte Reihe ſcharfet einwaͤrts gebogener Zaͤhne, und am Schlunde zween Zapfen mit Spitzen, dergleiche ſich auch im Rachen an den dreyfachen Kieferdedefn finden, Gleich am Kopfe fi oben und unten eine kleine Floßfeder, und auf beyden Seiten der Breite geht eine ai dere vom Kopfe bis zum Schwanze. Sie leben meift von Seekrabben md haft ſich Daher gemeiniglic) in ; re Tiefe des Meeres auf, Man follte meynen, dieſ breiten platten Geſtalt und fo wenigen Floßfede ſchwere Fiſch koͤnnte wegen ſeiner nicht ſtark ſchwimmen, ſondern muͤſſe ſich immer im Grunde aufhalten: die Fiſchet verſichern aber, er fahre von felbft, fo bald er angebiffen, gefchwinder herauf, als ld mit der Schnur ziehen Fönnen, und fdieße fo häufig auf der Seite fort, daf ion? die Schnur Wunden in die Hände reibt. Cr hat ein weißes wohlſchmeckendes, wit“ wohl grobes mageres Fleiſch, mit vielem füßen Fette an der Haut, befonders un den Floßfedern. Aus biefer fhneider man den in den Nordländern befannten Ra welcher geräuchert wird, und aus dem magern Fleiſche lange Streifen, die an der fu getrocknet, und roh gefpeifet werben, welche man Rekel nenne, Das Uebrige win eingeſalzen, und zur Winterkoſt aufgehoben. Vermuthlich find Heelfluͤnder Zugfiſche die von einem Orte zum andern ihrer — nachziehen. Denn an einigen HM ten, als in der Sifcherbay, finde man fie gar nicht. Bey Godhaab fängt man ſie im May, gemeiniglich aber, und die meiften im Heumonate und Muguft; jedoch ni zwiſchen dem Sande und in der offenen Ser. Weiter nordwarts bey Zuckerropf werden fie erſt im Auguſt und Herbftmonare gefangen, Dafelbft findt man auch eink Bir wollen nun auf die Fifche kommen, die fein Blur haben. Unter denen welche die Natur in harte Schalen eingefchloffen bat, finde man viele runde Krabbe oder Taſchenkrebſe, pagurus, wie Spinnen geftaltet ‚ Mit acht langen Füßen, un zwoen Scheeren, Die Augen, welche wie Horn feft und durchfichrig find, ſtehen w aus dem Kopfe heraus. Statt der Zaͤhne Haben fie zween breite weiße an 1 = womit fie ihre Nahrung, wie mit einer Schere entzwey fehneiden, Sie haben fi nen Schwanz. Ihr Fleiſch ſchmecket erwas faul, und man glaubet, daß fie meiſt voll todtem Aaſe leben. Gemeine Flußkrebſe mit Schwängen, wie auch H robſter giebt es hier nicht. er ummern, 9J cKleit $ von Grönland und dafigen Miſſionen. I Kleine Sauillen oder Raͤger, Garnaͤlen ſind hier die Menge im Seegraſe. — Sobald ſie aber groß werden, geben fie vom Lande in die Tiefe, und dienen den See ——* hunden zur Speiſe. ee —— Man ſieht Hier auch den Sees Igel oder Secapfel, echinus marihus, übera —— mie Pgigen Ctacpen verfehen, cheits mit fünf, theils mit fechs: SMTNih Spitzen. Beyde haben das Mauf unten und den Hintern oben, und die letztern > a mie unzähligen Fleinen Fuͤhlhoͤrnern verfehen, dergleichen. die Schne⸗ en haben, Zwiſchen den Klippen, wo viel Seegras iſt, haͤngt es voller blauen Muſcheln, die ziemlich groß und gut zu effen find. m denfelben finde. man auch Perlen, wie ein Hirfeforn groß, * Groͤnland hat keine gute Auſtern. Die beyden Arten, die man allda kennet, Hapfenmu⸗ find nicht zu genießen, Dafür finde man einige Sarfenmufcheln, peetines , deren hin. Jeiſch weiß und wohlſchmecen iſtz lange eyrunde Mufcheln von der Größe eines Entenenes, die an einem Ende abgeftuger find; eine Arc weißer Muſcheln, wie eine Saͤubohne; Ritzmuſcheln, dactylos, tie ein Singer geſtaltet; Topauftern oder ocdsaugen, pateilas, Die nur aus einer fhön marmorirten Schale beftehen, welche an den Felfen klebet und wegen ihrer Fuͤhihoͤrner zu den Schnecken gezaͤhlet werden fan; und endlich eine ganz klein⸗ blaue in die tänge und Queere gerippte Mufchel wie eine Caffeebohne groß. Es giebt hier eine Menge Schnecken worunter eine ganz Fleine, wie eine Erbfe, Sonderbare, goß, von allerfey Farben ift, -Sie fleben an den Seifen in * See, und haben einen PEN Deckel, den fie vorziehen, wenn fe ins Waſſer fallen oder aufgehoben werden, Am bäufigften trifft man die Seeeichel (balanus marinus) an, Die da, wo fie fich anfeger, *5 mögen Klippen, Secgras, Mufcheln, Krabben, oder wohl gar der Walfifih feyn, fo feft klebet, daß man fie eher zerbricht, als abreißt. Cie ift weiß, glänzend, und nach ber Sänge geftreifer, insgemein, wie eine wälfche Muß groß und oben offen, uns 1 der Deffnung aber mit ziyeenen beweglichen Deckeln verfchloffen, durch deren Schlitz 28 Thierchen, welches ein gelber koͤrnichter Schleim ift, das Seewaſſer, als feine ge Nahrung einfauger, enn es außer dem Waffer in der Sonne liegt, fo fte= x #8 ZioeY mit unzähligen Seberchen verſehene Frumme Hörner hervor. Es feßee fid) häufig am den Kiel der Schiffe an; daher meynen einige, welche ihr Waterfand nicht kennen, eg eneffünden die Holzwirmer daraus, welche die Schiffe durchſreſſen. uch, ſoget Herr Eranz, an einer alten blauen Mufchel eine Menge Kleiner Schneden, wie muonshörner geftaltet, von einem Senfforne bis zu einer Anſe groß gefunden; umd da ich ein Vergrößerungsglas bazu nahm, fo fand ſichs, daß die auf der Mufchel klebenden Unreinigkeiten ebenfalle unzählbare Schneckchen waren, dergleichen ſich fo gar auf den kleinen Ammonshoͤrnern feſtgeſetzet hatten, ; Es iſt unbegreiftich, vie bie Mufiheln eneftehen, die fich oft fo feft anſpinnen, —* man einen großen Stein mit ihnen zugleich aufgeben Fann, Man fieht zuioeis ne Brüßfinge und Herbſte auf dem Waſſer eine Materie, wie Sand, ficffen, der N an die Seifen anfeger, Diefe hält man für den diegen woraus die Mufcheln enr- Reben 3, = FW; Die 3) Rat Reife nach Nord Amerien anf ter m ©, Cranz von Grönland. — Seewanze. Waifiſchlaus. Tintenfiſch. „und alle mit Zacken oder kleinen Kugeln beſetzt ſind. Dieſelben ſind, wie ver $e Bauche ſcheint der kohlſchwarze Saft durch, wie Tinte, von dem er auch den Nam ‚„lehmichten Seeftrande hatte figen laſſen, und die ich für die junge Brut der Sep! ealfirhfraf. Seeneſſel. len, an deren jeder ein Fuß iſt Der Schwanz beſteht aus ſechs kleinern Schaall! * 36 Hiſtorie und Beſchreibung Die Inſecten find vieleicht diejenige Are, welche uns am überfläffigften in ven febenden Natur zu fenn fcheine, Das Meer hat, auch felbft unfer den Schned feine fegionen derſelben. Ts Bat eine Art Wanze mit fieben gelbmarmorirten Sch worunfer fie zwo Eleine Scheeren zum Fefthalten hat. hr Kopf gleicht einem fer. Sie ifteines Fingers Glied lang und breit. Dieſes Ungeziefer foll den Wal dergeſtalt plagen, daß er wie unfinnig über das Waſſer auffpringt, . Noc ärger machet es die Walfifchlaus, welche dreyeckicht ift, fehs Shaaldl und fichelförmige Füße mebft vier Höcnern am Maule hat. Sie haket füh damit! die Haut der Walfifche, ſonderlich unter den Finnen und an den Sefzen, feſt ein, u veiße ſolche Stüce heraus, daß das Fell, wie von Vögeln zerpicket, ausficht. » Bon ganz nadenden, weichen, fihleimichten See- Infecten habe ich nur € „mal, faget Herr Cranz, die Sepia oder den Tinsenfifch gefehen, und denfelben a bald wegen feiner garfligen Geſtalt weggeworfen. Er ift etwa eine Spanne la „und zwey Finger did, Der Leib führt aus, wie ein offener Geldbeutel, in den- „vermuthlich feinen Kopf hineinziehen und verbergen kann, welcher das wunderbar „an diefem Fifche if. Denn außer den zweyen großen Augen hat er ein Maul, „der Schnabel eines Wogels, neben demfelben ftehen acht lange Frumme Hörner, „von die zwey mittelften über einen Singer lang, die andren aber nur halb fo la „nur ein ſchleimichtes Weſen; von aſchgrauer halbdurchſichtiger Farbe. Nur „hat, und der zu feiner Rettung dienen ſoll, wenn er von den Raubfiſchen, die fe „begierig nad) ihm find, verfolge wird, Denn wenn er diefen Saft, ver auf dd „Hand eines Menfchen wie Feuer brennet, ausfprüger; fo wird dadurd) das Waſſer „trübe, daß ihn die Fiſche nicht weiter ſehen und verfolgen fönnen. Vermuthlich Fanll „ſich dieſer Fiſch, vermöge feiner ſchleimichten Are, mancherley Geftalten geben: mil „ich denn im Fruͤhjahre an einer Menge folder Thierchen, die die Ebbe auf eine „bielt, angemerfet, daß fie bald rund, bald längliche waren, und erft, wenn fie in „Waſſer famen, ihre Hörner herausftreckten; ba ich denn auch. neben dem Kopfe atll „jeder Seite die Stoßfedern, wie Füße, und. einen langen Schwanz ſehr gefchroinl „bewegen fehen Fonnte, die fie fogleich wieder-einzogen, als fie aufs Trockne Famen.“ Man fieht oft einen weiffen Schleim im der See fhwimmen, der bald rund, ball fang, bald wie eine Schlange ausfieht. Man nennet folhen Walfteſchfraß, und gla bet, daß fich der grönländifche Walfiſch nur davon, und von einigen Eleinen wei Würmern, wie Fliegen und Schnecken, nähre, ' j Die Seeneffel, Maͤnate oder Seelunge, ein giftiges Weſen, das wie Feuc brennet, ift von eben der Art, nur größer, mie ein kleiner Teller. Dieſe fehleimichtl, Weſen find ebenfalls lebendige Gefchöpfe, die ſich von der See nähren und in ma cherley Geftalten bewegen. „Eins von der Art, faget Herr Eranz, das ich näher „rachtete, war im: Waffer fo. groß, wie ein engliſcher Schilling, weiß und durchfid” „tige Auf der Hand zerfloß es, wie ein weicher Brey, und da fah man acht heilt „the Streifen aus dem Mittelpunkte nach allen Seiten herausgeben; und we : * —* „m % J — von Groͤnland und daſigen Miſſionen. er wan es aufhob, fo ſtellete es eine runde hohle Muͤtze vor, deren Naͤhte mit rothem —— » Bande eingefaffet find, « in Alle diefe Arten werden unter die Zoophyten oder fhierartige Seegemächfe gerech⸗ ze net, welche Halb wie eine Pflanze wachfen, und halb wie ein Thier ſich naͤhren. Diez Seegewachſe. ſchwimmen aber eigentlich nicht, ſondern figen an den Steinen oder dem Seegrafe feſt. Es giebt dergleichen in den grönländifhen Meeren; einige ſehen wie ein_ ungemein zartes myrten. oder fannenförmiges Gewaͤchs mie ſehr vielen rer einander gefloch⸗ tenen Zweigen aus, Andere find wie Tannzapfen eines Nagels lang geſtaltet, und "mie indiamſche Feigen, eines aus dem andern gewachſen, beyde fo weiß, wie der Schnee, Pan würde fie für ein bloßes Gewaͤchs halten, wenn man nicht bey dem Zerdruͤcken die thieriſchen Eingeweide fähe. Das Meer wirft bey ſtuͤrmiſchem Wetter eine Art Neſt aus, wie ein Apfel groß, welches am Seegrafe klebet, und aus einer Menge mweißgelber halbdurchſichtiger Ins ‚ feeten beſteht. Diefe fehen wie eine zufammen gelegete Perlenſchnur, oder wie die Körner des tuͤrkiſchen Kornes Mabis, aus, Ä i So geht in der Natur alles ftufenweife, in dem Dceane, wie auf der Erde, — dem unendlich kleinen big zu dem übermäßig großen, Wer weis ‚ ob alle die Thiere, welche ein Theil von einander zu ſeyn feheinen, nicht zufammen ein Theil von der Erde find, aus welcher fie heraus gehen, um wieder hinein zu gehen? Ob die Erde nicht ein lebender und befeefter Theil der Sonne iſt, Die felbft nur ein Stral der Welt iſt? Dieß iſt der große Abgrund, Morinnen ſich der menſchuche Geift verliert, welchen zu ergründen Feinem Sterblichen erlauber if, und auf welchen etwas zu bauen, verwegen und gefährlich iſt. Das Weltgebäude, diefer Grund unferer Sehrverfaffungen, bleibt auf feinem Fuße, Unfere Gedanken aber, mit welchen wir auf diefen Grund bauen, rollen, find nur Sand, den wir in Die Luft ftreuen, und der ung ſtets wieder in. die Augen fällt, uns mehr und mehr zu verblenden. © Herr Eranz endig ee dieſes Capitel von den grönländifhen Fiſchen mit der Bee ſchreibung eines Haa oder A + ‚, (eanis — Ne den man ei: Hayfiſch gentlich einen Seehund nennen foltte, und welchen er bey dem Häringsfange, nahe am e, mit einer Harpune ſpießen gefehen, MEN Fen weis, daß diefe Thiere von einer Elle bis zu acht, auch wohl zehn Klafter” lang find, und zehn bis vierzig Zentner wiegen. Derjenige, der hier befchrieben wird, war zwo Gig drey Klafter lang, hatte auf dem Rücken zw ſechs Floßfedern, on 0,.und am Bauche \ et vielmehr Finnen, Der Schwanz war gefpalsen und andem einen, Ende länger, als any m em andern. Seine Farbe war rau, wenn man ihn aber im Waffer fah, filbermeig, Die Hau war — feharfen Splechen, wie grobe Sand: koͤrner, und konnte zum Raſpeln gebrauchet werden. „An ſeinem Kopfe, heißt 23 in der Beſchreibung weiter, »der eine Elle fang und vorn ſtumpf zugefpige ift, merfet „man erftlich unterwaͤrts zwey große Nafentöcher, Das Maul, welches eine halbe Elle breit ift, ſitzt nicht, wie bey andern Fiſchen, vorn an der Schnauze, fondern eine »Ihte Spanne davon unterdem Kopfe, it der Quere, und ein werigigefrümmt. Die, »fes hinden dieſen fonft fo gefräßigen Fiſch an feinem Fange, weil indeffen, daß er »ſich aufiyärgg richten muß, die Fiſche Zeie zum Entfüchen gewinnen. dem Obere N findoier big ferhs Reihen Eleiner, runder, fpisiger Zahne, wie Kechtzäßne, A IM Reifebefchr, XX Band, H a BB Hiſtorie und Beſchreibung * —— Franz von „und im Zahnfleifche findt man den Nachwachs von mehreren. Im Untergaum Grönland. „find zwo Reihen breiter, ein wenig eingebogener zugefpißfer Zähne, deren zwey HT ode, „die er nicht durchbeiffen Fann. Die Grönländer werfen ihn mit der Harpune, © „ſeyn und den Schiffenfolgen, in Hoffnung, einen todten Leichnam auf zu fangen.“ F „funfzig find, davon die eine Hälfte links, die andere rechts eingebogen ift,- Ste IT „hen alfo einer Säge, die auf beyden Seiten Zähne hat. Dieſe zwo Sägen ft „man von einander löfen, und die Grönländer haben fich derfelben ehedem ſtatt det „fernen Sägen bedienet, Die Augen find größer, als Ochfenaugen, und hinter DE „jelben figen die Ohren, aber ohne Ohrlappen. Dieſer Fiſch hat nicht das gering! „von Öräten oder Knochen. Der Ruͤckgrad und Hirnfchädel beftehen nur. aus ein „weichen Knorpel, den man mit dem Nagel zwilchen den Fingern zermalmen Fann, WE „der Feine Gelenke, fondern große Höhlen hat, die mic vielem flüßigen Fette angefül® „find. Er hat zweyerley Fleiſch, ein weiffes Fiſchfleiſch, das aber auch fo weich A „daß man e8 in der Hand, wie Seiferzerreiben und zu Schaume machen kann; un „auf beyden Seiten einige ſchmale Striemen rothes Thierfleiſch. Die Schwarte ab „unter der Haue ift ſehr zähe und einen Finger dick. In Norwegen und Island mil „das Fleiſch in Striemen gefchnitten, an der $uft getrocfnet und gefpeifet: die Gräl „länder aber achten es nicht fonderlih, und effen e8 erft, wenn es duͤrr und halb fall „oder wie fie es nennen, Mickiak iſt. Bon feinem Eingeweide habe ich (weil ® „Örönländer gar zu geſchwind mie dem Zerfchneiden fertig find,) nur die Leber beme „een Fönnen, die wie zween Spannenbreite Riemen durch den ganzen Bauch lied „und faft lauter Thran iſt. Mit derfelben foll man, nach dem der Fiſch groß ift, zu „zonnen anfüllen Fönnen. Er bringe gemeiniglich vier Junge zugleich zur Wei „Wenn er auf ein Schiff aufgezogen wird, fehlägt er fo heftig mit dem Schwanze, dal „man Schaden befürchtet, und ihn bald toͤdten muß. Die zerfchnietenen Stücke lebee „noch einige Stunden; und wenn man nad) dreyen Tagen darauf fchläge oder rrilll „merfet man noch eine Bewegung. Er muß an einer eifernen Kette geangele werde „hängt fich gern an einen todten Walfifch, und fauger ihm das Fett aus, da ihn dan⸗ „die Walfiſchfaͤnger mit einem krummen Meſſer an einer Stange befeſtigt, durch „ſchneiden und die Leber herausreiſſen. Nach Menſchenfleiſche ſoll er ſehr begieri® 4 Eine andere Art, welche, wie der Hay, lebendige Junge hervorbringt, heiß bey den Grönländern Cackalickiſak, und mag wohl die auch anderwärts befannlt Aoche, Raja, feyn. Dieſer Fiſch ift faſt wie der Heelflünder geftalter, zwo El lang, anderthalb Ellen breit, und hat einen ſchmalen Schwanz anderrhalb Ellen lang An demfelben fisen ganz unfen zwo Fleine Sloßfedern, welche die einzigen an feine Leibe find, Er ift obenher mit vielen fharfen Tüpfelchen verfehen und von Farbe grall unten aber weiß und glatt, Das Maul ſitzt ihm, wie bey dem Have, eine Spanlll unterwaͤrts in der Queere und über demfelben die Augen, die er herum und. hing wärts drehen Fann, fo daß er alsdann durch die Deffnung des Mundes hindurch fied was unter ihm auf dem Boden vorgeht, Er hat weder Knochen noch Grären; ul? der Ruͤckgrad, welcher eine halbe Elle breie ift, befteht aus Knorpel. An demfelf! find auf beyden Seiten drey Vierthel Ellen lang Enorpelichte Federn, mit vielen OT Infen befeftigee, und ſtark mie Fleiſche bewachſen. Mit denfeiben er WE —— Schwimm 4 4 J. 4 / von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 59 Schwimmen auf und nieder, wie ein Vogel mit feinen Flügen, Das Fleiſch ſoll gut aan ben ſchmecken. Dieß find die gemeinften Fifche in Grönland, . ET Das IV Sapitel, Bon außerordentlichen Seethieren. Walfiſch. Fang deſſelben von den Europaͤern; Walroß. Beſchreibung deſſelben. Periodi⸗ nnden Seönländern, „ Seehund. Verſche ſhe Reiſe ber Seehunde, Die Grönländer dene Arten deffelben, Kaſſigiak. Attarſoak. nutzen fie am beſten. Neitſek. Neit erſoak. Ukſuk. Auak oder un der Spige aller Fiſche und vieleicht auch aller Thiere muß der Watfifch ſtehen. Walfiſch. Wenn man ſeine Groͤße betrachtet, ſo nimmt ſie nach Verhaͤltniß eben ſo vielen RRaum in der See ein, afg der Elephant auf der Erde; und feine Mafle über« trifft des vierfüßigen Thieres feine fo weit, als dag eine der beyden Elemente das ans dere in der Strece übertrifft, Wie alfo das Meer zwey Drittheife der Erdkugel be- deefet, fo ift der Waltiſch auch, zweymal größer, als der Elephant. Seine Stärfe iſt feiner Größe gemäß, weil er mit einem Schlage feines Schwanzes Fahrzeuge ver⸗ fenfer oder zerfämecter 3 Und fein Schnauben, gleich den Heftigften Minden, das Waſſer wie Staub in die Suft wirft. Wenn er fi bewege und auf dem Meere hůͤ⸗ pfet, fo wuͤrde man es für ein Ungemitter halten, deffen Bewegung fih über eine Meile weit ſpuͤhren läßt, und deffen Geräufih fo weit geht, als eine Stückugel. Dur) eine Folge dieſer vunderfamen Thätigkeie und durch ein. Meberbfeibfel desjenigen mächtigen £ebens, welches die Natur in feinem ganzen Körper. verbreitet hat, durch- neidet er das Mafler, wenn er ſich verwundet fühlee, mit einer Schnelligkeit, welche Bun lige des Alers zupor Fömme, Daher rüpret die Federkraft der Nerven des bes, und Die Triebfeder fo. vieler mechanifhen Bewegungen; welche Triebfe- der nichts zerbricht noch verändert, und welche fich in den geringiten Fafern der Mas terie ausbreitet, vorein die Natur fie verſtecket hat. Man Fann ſich alfo nicht ent- halten, don dieſem Ungeheuer des thieriſchen Gefchlechtes überall zu reden, wo man es antrifft: und "ngeachtet der Befchreibung, die man ſchon in diefem Werfe davon. antrifft, muß man doch noch neue befondere Umſtaͤnde von ihm ſammlen, weiche uns Grönland darbiethet. ü | egen vielerley Arten Walfifche, wovon die vor Fang beiielöen nehmſte fich nad) der Diffobay bene oder da auffätt, -Dafeldft fangen die ge N Päfhen Schiffe ſolche im April oder folgen ihnen aud) nad) den americanifchen Ki en, 100 fie ſich in der Hudfonsbay aufhalten, So bald man einen Walfiſch ſieht Ober Hörge, ſo rudert gleich eine" mie ſechs Mann befegete Schaluppe, deren fünf bis ſieben fies Geppig find, aufihn zu, und fücher ihm von vorn ber auf der Seite zu be⸗ gegnen. Wenn per Fiſch nun herauffaͤhrt, ge zu ſchoͤpfen, fo fährt die Skhatuppe s 2 ibm 60 iſtorie und Beſchreibung Cranz von ihm zur Seite auf den Leib, und der Harponier ftiche ihn in die Seite, etwan bey Brönland. nimmt nur die größten davon, deren etwan fünfhundere feyn mögen, und die find # und ſchneidet ihr hernach von dem Leibe, wobey man vom Kopfe und Schwanze ji Fleiſch den Fiſchen, Vögeln und Bären zur Speife. "Schuhe. Man fchöpfer ihn auf oder fänge ihn an den Wafferrinnen des Schiffes - bei übrigen gefochee wird, iſt der braune Thran. Der Örieven davon wird ſeht we unglaublichen Geſchwindigkeit zu Grunde, und ſchießt zuweilen wohl eine Stundela ruͤckung des darunter befeftigten Tanes, der Fiſch fi) von felbft berumdreher, auch > ; —— —EE Finnen. Die Schaluppe rudert geſchwind zurück, ehe der Fiſch noch den Stich € pfindf, damit er fie nicht durch fein heftiges Schlagen mit dem Schwanze oder DE Finne, umwerfe oder zerſchmeiße. So bald er ſolchen num fuͤhlet, fo eilet er mit el fort, da erdenn ein Paar taufend Klafter von der Seine, die an den Harpunenfchaft 4 bunden ift, nad} ſich zieht, indem die andern Schaluppen gleich herben eilen und I mer frifhe Seinen anfnüpfen. Faͤhrt er unter dag Treibeis, fo rudert man ihm de nach. Gehe er aber unter ein großes Eisfeld, fo muß man feiner entfagen, die H ‚pune mit aller Macht aus feinem Leibe herausziehen, oder bie Seine abhauen; und & find wenigſtens faufend Reichsthaler verloren; denn fo hoch wird ein mittelmaͤßige Fiſch gefchäger. Koͤmmt er lebendig wieder herauf, fo wirft man ihn noch mit einl Paar Harpunen und bringer ihn vollends mie Lanzen um das eben. So bald er roll ift, fo koͤmmt er in die Höhe und kehret fich um, daß der Bauch oben ift, Indeſſ fümme das Schiff, welches die Schaluppen abgefchicfer hat, denfelben entgegen, I ‚gut es kann. Sie befeftigen den Fiſch mie einem Taue daran; und die erfte Arbeit die man vornimmt, iſt, daß man mit einem langen biegfamen Meffer fehr vorficht die Barden aus dem Gaumen fehneidt, und mie Stricken in das Schiff ziehe. MA viel werth, als der ganze Fiſch. Darauf machet man den Speck von der Zunge M gleich anfängt, und in der Mitte endiget. Die Leute, die folches thun, fichen al dem Fiſche und haben Stacheln in den Schuhen, damit fie nicht herabgtitfchen. D Finnen und der Schwanz werden ganz abgelöfer, in Eleinere Stücke zerſchnitten un zum Leimkochen beſonders aufgehoben, Vlerzig bis funfzig Mann koͤnnen einen Fit in vier bis fünf Stunden ganz abflenzen, oder ihn feines Speckes berauben. Werl man endlich das Stuͤck Sped in der Mitte, das wie ein Ring um den Fiſch herull Bis zufeßt geblieben, und durch deffen immer weitere Ablöfung vom Fleiſche und Fo gelöfee hat: fo fährt der Rumpf unter allgemeinen Jubelgeſchreye in die ep 8 koͤmmt aber in etlichen Tagen, nachdem er geborften if, wieder herauf, und reicher N Wenn die Walftfchfänger mie diefer erften Arbeit fertig find, fo fahren fie in nen Haven, oder an ein großes Stüd Eis, Hier ziehen fie die großen vierecfichtl Speckſchnitte aus der Hohle des Schiffes herauf, nehmen die Schmarte davon dl und werfen fie in die Gee, wo die Grönländer ſolche zum Effen auffangen, Speck zerſchneiden ſie in Eleine längliche Stuͤcke, die fie durch einen Schlauch in ei Gelte laffen, woraus fie ein Faß nad) dem andern, vermittelſt eines Trichters, dam anfülten, Bey diefer Arbeit ſchwimmt der Tran auf dem Schiffe, bis über N 3 Eimern auf, und gießt ihn mit zu dem Specke in die Zäffer. - Was aus denſebe heraustroͤpfelt ift der feinfte und befte oder fo genannte klare Thrans was aber a aig von Groͤnland und dafigen Piffionen 61 nig, indem man aus —— — € Ares Pe in hundert Tonnen Speck wohl ſechs und neunzig Tonnen Thran Grönland. A So geht es bey dem Wal x ’ [3 ) {7 fifchfange der Europäer zu. Die Grönländer aber a re) Art, „Sie pußen ſich dazu auf das Befte, faget. Herr —J „Crauz; denn wenn jemand unreine Kleider, beſonders in welchen er einen Todten der. „berührt bat, an hätte: fo würde der Walfiſch, nach ver ‚Bauberer Borgeben, entfliehen; „oder, wenn er auch fehon todf if, ſinken. D ie Weibesleute muͤſſen aud) mie, theils „zum Rudern, theils der Männer ihre Seeklelder und die Boote, twofern fie verlegt „werden, gleich zu flicfen. Sie fahren in Männer-und Weiberbooten beherzt auf „den Fifch los, ſchießen ihn mit etlichen Harpunen, an welchen eine Blaſe von einem „großen Seehundfelle hängt; deren etliche den Fiſch fo ſtark aufhalten, daß er nicht „tief ſinken kann. Wenn er mare iſt, toͤdten fie ihm vollends mit ihren fleinen Sans „zen. Die Maͤnner kriechen alsdann in ihre aus Geehundfelfen bereitete Waſſer⸗ „oder Springpelze, die Schub, Strümpfe, Handſchuh und Muͤhe in einem Etüce „haben und um den Kopf feft sugefhnüre werden, Sn denfelben fpringen fie auf den fangen den Walfiſch nad) ihrer „Fiſch und in die See, (indem der Pelz durch die Bewegung im Waffer fo aufbläfer, „daß fie nicht finfen, fondern gleihfam im Waſſer ſtehen) fehneiden den Sped ab und wiſſen auch mie ihren fehlechten Meffern die Barden gefchickt genug heraus zu neh⸗ „men. Beym Speck ſchneiden gehe eg fehr unordentlich zu. Männer, Weiber, Kin „der, alles laufe mit ſpitzigen, feharfen Meſſern unter und übereinander weg, indem „ein jeder, ber auch nur zugefehen, an dem Raube Theil hat. Mar muß fich wur „bern, wie fie ſich Doch dabey fo zu hüten wiſſen, daß niemand zu fonderlihen Sche- „den Fümme; wiewohi es ohne But nie abgeht, „ | | nd Wir wollen nun von den vierfüßigen Thieren reden, die das Meer in feinen Seehund. Schooße naͤhret. Man begreift fie umter den allgemeinen Namen der Seehunde, grönländifh, Pu, franz. Loup Marin, und-latein, Phoca Sie kommen alle darin- nen überein, daß fie eine fefte, zaͤhe, haarichte Haut wie die Sandehiere haben, mur daß die Haare dicht, kurz und glatt find, als wenn fie mit Oele beftrichen wären, \e haben vorn zween Eurge unferwärts ſtehende Füße zum Rudern und hinter zu ae Seiten eines kurzen Schwanzes zween glsich ausftehende Füße zum Steuren. 1° fünf Zehen an den Süßen, deren jeder aug vier Gelenfen befteßt, find mit tan. gen fPißigen Nägeln oder Klauen verfehen, womit fie auf die Klippen oder das Eis klettern. An den jointerfüßen find ſolche mit einer dünnen Gänfehaue zufammen ge» hängt, ſo daß fie beym Scppimmen wie ein Fächer ausgebreiter werden, VOb fie gleich zweylebige Tpiere find » fo ift ihr Element doch das Waffer, und die Fifche ihre Nahrung. Sndeffen tiegen fie oft a dem tande oder dem Eife, in der Sonne, und ſchlafen ſchnarchend fo fefk, dag man fie Teiche überrafihen kann. Sie haben zwar ei» nen lahmen Gang, koͤnnen aber mie ihren Vorderfüßen ziemlich geſchwind forskriechen,. und thun mit den Hinterfüßen fo große Sprünge, daß fie nicht Leiche ein zu holen find. Ihr Kopf iſt einem Hundeskopfe mic abgeſchnittenen Ohren jehr ähnlich; das Maul AU ſcharfen Zähnen, und: die &fjen mie ſtarken Barthaaren wie Borften verfehen, ie haben zwey Luftloͤcher in der Naſe, und muͤſſen venigſtens alle Vierthelſtunde anal derauf fommen, und Athene hole. Ihre Augen find groß und feurig, mic | dern und; Brauen. Fuͤr die Ohren zeiger ſich eine kleine Hefinung ohne a 3 ! Shrlappem. - Walroß. — 62 Hiſtorie und Beſchreibung J Cranz von Ohrlappen. hr Leib geht vorn und hinten ſpitzig zu, und iſt in der Mitte breit, DM Grönland. mic fie deſto leichter durch das Waffer dringen Eönnen, Verſchiedene Die Groͤnlaͤnder kennen fuͤnf bis ſechs Arten derſelben, die in der Groͤße, alt Arten defie, Kopfe und an den Haaren verſchieden find. Die erſte finde fich das ganze Jahr dur on gaſſgiat in Balsrevier. Aus den Fellen der Jungen machet man die beften Kleider; u { R wenn fie aufdem Rüden ſchwarz und am Baͤuche ganz weiß find, fo ftehen fie fo praͤch eig wie Sammet, Die Zelle der Alten find wie Tigerfelle geflecket, und werden Pferdedecken gebrauchen. Man nenner diefe Art Kaſſigiak, und fie iſt nach ihren völligen Wuchfe etwan drey Ellen fang. TER . 2, Attarſoak. Die zweyte Are wird wohl vier Ellen lang, wenn fie ausgewachfen ift, und pa einen fpigigern Kopf und dicfern Leib. Bis dahin verändert fie unter allen Seehum den am ſtaͤrkſten jährlich ihre Farbe, und befömmt daher auch nach dem Unterichiede ihrl® Alters befondere Namen. Das junge neugeborne Thier, welches gar weiß und well liche zur Welt koͤmmt, Heiße Iblan. Im erften Jahre, da es fahlweiß ift, mente man es Attarak; im zweyten, da es grau wird, Atteitfiakz im drieren, Aglekroh das bemalte; im vierten, Milektok, das gefledte; und im fünften, da cs ganz aus gewachſen iſt, Attarſoak. (Es ift alsdann meift ganz weißigrau, mit einem ſchwal zen Schilde auf dem Rücken, wie zween halbe Monde, die mit den Spisen gegen eil ander aufgerichter find: Doch giebt es-auch einige ganz fhwärzlihe, Ihre Haur I fteif und feſt, und man brauchet fie, die Kuffer zu befihlagen, oder auch zu Zeltfellen fehr felten aber und nur im Nothfalle zu Kleidern. Man gerbet die Haare adı und läße ein wenig Speck an der Haut, damit fie im Gerben defto dicker tverde, men , man die Boote damit überziehen will, Diefer Seehund giebt den meiften und beſten Speck; und der Thran davon iſt nicht viel dicker und uͤbelriechender, als altes Baumoͤl⸗ dabey giebt er fo wenig Grieven, daß man aus einer Tonne deſſelben noch ein Paal Kannen mehr Thran bekoͤmmt, wenn ſolcher nicht auslaͤket. 5 | 3. Neitſek. Der Neitſet ift-von diefem an Größe und Zarbe nicht ſehr verſchieden; nur daß die Haare etwas bräunficher und fahlweiß find und niche glatt anliegen, fondern mil Schmweinsborften rauch und unter einander ſtehen. Wenn man Kleider daraus m N het, fo kehret man das Rauche gemeiniglich inwendig. Es 4. Neitſerſoak. Die vlerte Art, welche man den großen Neitſek, Neitſerſoak, nenner har ul? fer feinen weißen Haaren eing Furze, Dichte, ſchwarze Wolle, welche der Haut ein fehöne graue Farbe giebt, Außerdem ift die Stiene mie einem dicken runzelichten Selle verſehen, welches das Thier wie eine Muͤtze über die Augen ziehen Fann, dam diefelben bey großen Stürmen vor den anrollenden fpißigen Steinen und Sande fi ſeyn. Man nennet es davon Alappmüse, und es wird nur in Süden gefangen. * utſut. Die groͤßte Seehundart, welche man auch nur dafelbft fängt, Heißt Ukſuk. SIE ift etwan fünf Ellen lang, bat fchwärzliche Haare, und eine dicke Haut, woraus di — die Riemen oder Seile zum Seehundfange, etwan einen kleinen Finger dick, fehneiden. er 5 6. Auak oder * Zu der ſechſten Art, welche die Groͤnlaͤnder Auak nennen, machet man 54 Walroß, Rofmarus, englifch Seakow, franzoͤſiſch Yache marine, Es ift zwar an DEF Geftalt des Leibes dem Seehunde ähnlich, am Kopfe aber von ihm ganz unterfehll ben, Nach demfelben, weil er breit und jtumpf, nicht aber fpigig ift, konnte es ehe Seeoch⸗ De: & & ——— . von Grönland und daſigen Miſſionen. 63 Seeochs oder Löwe, und wegen der zween langen Zähne Elephant genannt werben, Bo Sm Herr Eranz giebt eine ausführlichere Beſchreibung deffelben, fo gu er fie bey dem — übereilten Zerſchneiden diefes Tpieres von den Orönländern hat machen fönnen, „Das ganze Tier, faget er, mochte wohl acht bis neun Ellen-lang, und im Um — „fange ben der Bruft eben fo dick feyn. Die Haut, die am ganzen Leibe nicht glatt, „ſondern überall, befonders am Halfe, ſehr gefhrumpft und mie wenig Haaren be- „achfen iſt, ift einen Singer und am Halſe noch einmal fo dick und Enorpelicht; daher „ſie die Groͤnlaͤnder gern reb effen. Cie kann vierhundert und mehr Pfund wiegen, „Der Speck ift weiß und derb, wie Schweinfpeef, etiva eine Hand hoch, giebt aber „wegen feiner zaͤhen Örieven bey meitem nicht fo vielen und guten Thran, als der Sees „hundſpeck. Die Vorder: und Hinterfüße find Länger und plumper, als des Seehunds, „und die Zehen, deren Gelenke zum Theil eine Spanne lang ſind, haben keine ſo lange „und ſpitzige Naͤgel. Der Kopf iſt laͤnglicht rund Das Maul iſt ſo klein, daß man „bie Fauſt nicht ganz binein ſtecken fann, Die Unterlefze, die wie ein Dreyeck ſpi⸗ „big zugeht, raget ein wenig zwiſchen den langen Zähnen hervor. An derfelben, wie „auch an der Oberlefze und an beyden Seiten der Naſe ſtecken in einer Handbreiten Hwammichten Haut eine Menge Borſthaare, die eine gute Spanne lang, ‚einen : »Steoßpalm did, und wie ein Bindfaden dreyfach gewunden und durchfihrig find, „und dem Tiere ein prächtige, fuͤrchterliches Auſehen geben. Die Nafe iſt gar we⸗ „ig erhaben, die Augen find größer, als beym Ochſen. Augenlieder habe ich nicht „bemerfen Fönnen: Dingegen, da ich die Augen füchte und nicht finden Fonnte, drückte „en grönländifcher Zunge an der Haut, bis fie aus dem Kopfe hervor fprangen, da ich „fit denn Fingers tief Hinein und wieder heraus drücken Fonnfe; woraus ic) fhließen „mußte, daß diefes Thier bey Sturmwetter feine Hugen zur Sicherheit hineinziehen „und verfhließen Fann. "Die Ohren fißen weit Binterwärts im Nacken ;/ wie denn auch die Obrgänge im ä hinten am Kopfe ſind; und haben keine Ohrlap⸗ »yen, fo daß man die Ffeine Oeffnung kaum finden Fan, . Sm Maule hat es Feine ſpi⸗ »tzige Hunds zaͤhne und vorn gar feine, ſondern nur auf jeder Seite vier und in dem veoeefiefer zur rechten drey länglich breice ein wenig ausgehöhlte Mahlzähne eines »Daunmens groß, Daher eg nicht wohl, wie der Seehund, Fiſche fangen und freffen kann, woran ihm beſonders die zween langen bey der Raſe aus der Stirne berunterhan „genden Zähne oder Hörner, die ihm das Maul fat gar verdecken, mehr binderfich als „förderlich zu feyn fheinen, Die fe langen Zähne find inwendig dichter und feiner, alg „Elfenbein, aud) teche weißs nur iſt das innerife etwas bräunlich, wie ein polirtes Mas »ſernholz. Am Ende, mo fie im Hirnſchaͤdel ftecken, find fie ein wenig ausgehoͤhlt, dabey »hicht ganz rund, fondern twas breit, und bey den meiften Walroffen voller Kerben; „wie dann auch felten eines mit zween. ganzen, geſunden Zaͤhnen gefunden werden ſoll. »Der rechte Zahn ift etwa einen Zou länger, als der linke, in allem fieben und zwanzig Se lang, (davon fieben Zoll im Hirnſchaͤbel feſt ftecfen,) und im Umfange acht Zoll ick. i Sie ſtehen oben am Kopfe viertha »aus eina lb und unten an den Spitzen zehntehalb Zoll nder und find unterwaͤrts ein wenig eingebogen. Ein Zahn wiegt fuͤnftehalb War ganze Hirnſchaale vier und Swanzig Pfund, Diefer Zähne bedienet fich das theils ſeine Speiſe zu ſuchen, indem es mit denſelben die Mufcheln, die „neh Trauz von „mebft dem Seekraute feine einige Speifsizu fenn fiheinen, aus dem Schlamme MN Grönland. „zwiſchen den Klippen herauszieht: theils zum Gehen, da es fi) in die Eisfheld eriodifche eiſe der See⸗ hunde. Bu 2 i Hiftorie und‘ Beſchreibung „und Klippen einhauet und feinen ſchweren unbehuͤflichen Rumpf nachſchleppet; ehe" „zur Wehr, ſowohl auf dem Lande und Eife gegen den weißen Bär, als im Walt „gegen die Schwertfifche und dergleichen behendere und geimmige Seethiere, DU „es von Seegraſe lebe, fchließe Martens daraus, weil deffen Roth wie Pferdem „ausfieht. Er meynet aber, es freffe auch Fleiſch, weites bie Haut der Walfifche, d ine „man über Bord wirft, auffängt, unters Waffer ziehe und wieder in die Höhe witß „Allein, die Grönländer haben eben das angemerkt, daß es die Seevögel zum Spil „mit feinen Iangen Zähnen unters Waſſer zieht und dann in die Hoͤhe wirft, ab „niemafs_ frißf, , | N 4 Wieder auf die eigentlichen Seehunde zu kommen, ſo findt man Die beyden erftlll Arten in der Strgße Davis am häufigften. Die Rafligiaten find das ganze Jah durch daſelbſt, wlewohl niche ſtets in gleicher Menge, und koͤnnen wegen ihrer Bl ſichtigkeit von einzelnen Grönländern nicht gefangen werden, außer wenn fie trächt und unbepülflic) find. Die Artarfoaten ziehen zweymal des Jahres von da med nämlich im Heumonate, da fie im Herbftmonare fehr fert zurück fommen; und März; ihre Jungen zu werfen, mit denen fie im Anfange des Brachmonates heerdell weife wieder erfcheinen; wiewohl alsdann fehr mager. Bey diefem legten Zuge ſch nen fie, wie die Zugnögel, eine feftgefesete Zeit und einen gewiſſen Weg zu beobachtel der vom Eife frey ift, daher ihnen die Schiffe ficher folgen fünnen, Man weis, fie ſich zuerft in Süden, und zwanzig Tage darnad), vierzig bis funfzig Meilen weil in Norden, und fo ferner je nordficher, defto fpater, verlieren. Man kann auch mil ziemlicher Geroißheit den Tag angeben, wenn fie fih zu Ende des Mayes bey Fri drichshaab, und zu Anfange des Brachmonates bey Godhaab, und fo weiter gegel Norden wiederum werden fehen laffen. Einige bleiben dafelbft, andere zieben nod weiters aber wohin? Dasfann man nicht mit Geröißheicbeftimmen. In dem Gruft de des Meeres Finnen fie nicht beftehen; denn fie müffen Athen holen. Mad Amt rica gehen fie nicht; denn fie ziehen nicht weit- fondern nordwärts; und Fein Schiff hat fie um die Zeit weit in der freyen See erblicket. In Norden, wo fie Eis un unbewohnte Klippen finden würden, ihre Jungen zu werfen, bleiben fie auch nich denn man fiehe fie niemals von Norden, fondern flets von Süden zurück kommen Sie müffen alfo entweder durch einen engen Sund, dergleichen in der jetzt mir Eife be decketen Iſefiord in der Diffobay im neun und fechzigften Grade, und in Thom? Smich⸗Sund im acht und fiebenzigften Grade vermuther wird; oder durch eine nad höher unter dem Pole offene See um Grönland herum auf, die Oftfeite des Landes ZT ben. Denn fie kommen allezeit zwifchen Island und um Staatenhuk herum wiede zurüc in die Bay, wo fie ausgezogen find, / Niemand Fann die Seehunde beffer nugen und weniger entbehren, alg die Grälf länder, deren Acker das Meer, und der Seehundefang die reichfte Aernde if. —— find ihnen nöthiger, als den Europäeen die Schafe, und den Indianern die Cocosbätf me. Denn diefe Thiere dienen ihnen zur Speife und Kleidung, ihre Zelte zu bed? een, worinnen fie wohnen, und ihre Boote zu überziehen, worinnen fie ſchiffen. MAT ſetze hinzu, daß fie den Speck theils in ihren Sampen zum Leuchten, Wärnen un von Grönland und daſigen Miſſionen. 65 Kochen, theils ihre trockenen S allerhand Nothwendigkeiten dagegen ein zu tauſchen brauchen. Mic den Sehnen Fönnen fie beffer negen, alg mir Zwirne und Seide, - Aus den Gedaͤrmen machen fie ihre Fenfter, Vorhänge vor den Zelten, und fo gar Hemden; aus den Mägen abet Thranſchlaͤuche, ſo wie ſie der Blaſen bey ihren Pfeilen noͤthig haben. Vordem dies neten ihnen die Knochen ſtatt des Eifens zu allerley Werkzeugen. Das Blut ſelbſt wird nicht verſchuͤttet, ſondern nebft andern Zuthaten als Suppe gekocht und gegeſſen. urz, bey den Seehunden koͤnnen die Grönländer alles andere eurb ehren; und ohne fie würde ihnen alles abgeben. Ein rechtſchaffener Grönländer muß alſo Seehunde fangen koͤnnen. Dieß iſt die einzige Kunft, wozu fie von Kindesbeinen an erzogen Werden; eine gewiß ſchwere und gefährliche Kunſt, wodurch fie ſich aber ernähren, andern angenehm und dem gemeinen Weſen nuͤtzlich machen, Daher geht denn alle ihr Dichten und Trachten darauf, | peifen, als die Fifihe, damit zu fhmelzen, theils ſich Trans von rönlans, —— ee | > Dilborie und Befhreibung von Grönland * and daſigen Miſſionen. — Das III Buch. Von den Einwohnern in Groͤnland. Von der Geſtalt, der Gemuͤths⸗ und Lebensart der Groͤnlaͤnder. Ihr Namen; ihre Groͤße; Ge ſichtsbildung; Farbe; woher fie olivenfarbicht ausſehen; ihre Übrige Geſtalt; ihre Geſchicüchten und Stärke; ihre Gemuͤthsart. ie Groͤnlaͤnder nennen ſich ſelbſt ſchlechtweg Innuit, d. i. Menſchen oder Ein- wohner, um ſich von den andern Nationen zu unterfeheiden, deren Safter fie oftmals nur fennen, B ä welche ihr Sand vordem entdc- Feten, wurden fie aus Verachtung Strällinker genannt, melches Fleine, lechte, untaugliche Leute bedeuten ſoll. Sie ſind auch von Statur ſehr klein, und ‚enge über fünf Schub hoch, die meiften aber darunter, woben fie ſehr ſchwach zu ſeyn ſheinen Sie haben jedoch wohlgebildete und proportionirte Gliedmaßen. Algem Reiſebeſcht/ Xx Band. | Ihr Namen. Ihre Schr, S | SR \ um — * * - - y i: 66 Hiſtorie und Befchreibung . Eranı von Ihr Geſicht if gemeiniglich breit und platt, mie erhabenen wohl ansgeftopft Grönland, runden Baden.“ Die Augen find- Elein, ſchwarz, aber ohne Feuer; die Nafe Fl ßeen und ein wenig erhaben, wiewohl nicht eingedrüct; der Mund gemeiniglich auch HAN dung. und rund; und die Unterlippe etwas dicker, als Die obere. Ihre Farbe iſt dunkelgre Farbe. im Geſichte aber ſehen fie braun aus, auf welchem doch bey vielen ein lebhaftes Ro durchſchimmert. Gie find aber nicht von Natur fo; denn die Kinder werden fo we Woher fie olis geboren, wie andere, Vermuthlich koͤmmt alfo diefe Farbe von ihrer Unreinfichlt! venfarbiht her, da ſie beftändig mit Spede umgehen, bey den dampfenden Dellampen figen u ausſehen. ch ſelten wafchen. Doch kann auch wohl die im Sommer auf eine brennende So nenhitze ſchleunig erfolgende kalte und rauhe Luft, die uns ebenfalls etwas braun mE het, vieles dazu beytragen, daß biefe Farbe ihnen endlich eigenthümfich wird, M wahrfcheinlichften aber. iſt es wohl, daß folches die vielen tbranichten Speifen verutll chen, wovon ihr Blur fo dick, hitzig und fett wird, daß ihr Schweiß, wie Thrall riecht, und ihre Hände fo Elebericht, wie Speck, an zu fühfen find. Indeſſen gie es doch Örönländer, ‚die ziemlich weiß find, rothe Backen und ein länglicytes Gefidl haben, fo daß man fie leicht für Europäer, und fonderlich unter geriffen Einwonnell in der Schweiz für Beine Fremde, halten würde. j Ihre übrige Die Grönfänder haben pechſchwarzes, ſtarres, ftarfes und fanges Haar auf de Veltalt. Kopfe, aber ſelten einen Bart, weil ſie ſich die Haare da ſorgfaͤltig ausrupfen, und Hände find klein und zart; der Kopf und die andern Glieder ziemlich groß; Druft hoch, die Schultern breit, vornehmlich bey den Sranensperfonen, die von ZU gend auf große Laften fragen muͤſſen. Ihr ganzer Leib ift fehr fleifchig, insgemell fett. und blutreich; daher fie in fehr leichter Kleidung, mit bloßem Kopfe und Hall die Kälte ganz gut ausjtehen koͤnnen. Sie fißen auch in ihren Häufern mehrenchei bis auf die Beinfleider nackend, und machen einen Europäer, der bey ihrten fige, dur! ihre heißen Ausdünftungen fo warm, daß er es nicht lange aushalten Fann. — daͤniſchen Miffionarien erfuhren es, daß fie im Winter in der Kirche fo viele Waril ausdünfteten, oder vielmehr von ſich bliefen, "daß fie fich gar bald den Schweiß abi fen mußten, und vor Dampfe faum Arhem holen konnten. ghre Gefchieki Sie find ſehr Teiche und behend auf den Füßen, und Fönnen ſich mie den A — und geſchickt bewegen. Es giebt wenig gebrechliche Leute und noch ſeltener Misgebuefl k unter ihnen. An Leibesgeſchicklichkeit und Stärke fehler es ihnen nicht, nur wiſſen folche bey einer ungewohnten Arbeit nicht an zu wenden; Dagegen übertreffen fie uns ihrer Arbeit. So kann ein Mann, der in dreyen Tagen nichts, oder doc) nur Serge! gegeflen, fein Boot in den größten Wellen regieren. Die Weibesperfonen tragen i ganzes Kennthier zwo Meilen weit, und ein Stück Holz oder einen Stein auf ihre Rüden, wenn ein Europäer eine noch nicht halb fo ſchwere Saft kaum aufheben kant. ‚Q Semäthsert Der Charakter der grönländifhen Nation hat nichts Fenntliches genug, daß md — ihn recht angeben koͤnnte. Doch ſcheint das Temperament der Groͤnlaͤnder Haupt lich ſanguiniſch und dabey phlegmatifch zu fepn; wiewohl es auch hibige und melal choliſche Seute unter ihnen giebt. Sie find zwar nicht ſehr lebhaft, noch weniger anf ſchweifend luſtig, aber dod) aufgeräumt, freundlich und leutfelig. Um dag Künftld bekuͤmmern fie ſich nicht fehr, ſparen daher auch nicht fonderlich, theilen aber nicht gel etwas mit, Man kann ihnen zwar Eeinen fonderbaren Hochmuth zuſchreiben, Di Er e * Br 2 eY * von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 67 fegen fie ſich weit über die Eutopder nnd fpotten ihrer wohl heimlich, Indeſſen ge⸗ — eben fie ihnen doch vorzügliche Geſchicklichkeit an Berftande und in Arbeiten zu. a Sie achten folche aber niche viel, Denn wozu braucher man das alles, wenn ‚man nur Seehunde fangen Eann ? Dieß ift ihr Vernunftſchluß; und fie denken über weis ter nichts, als was unzertrennlich damit, und mit ihren andern Geſchaͤfften, verbun- den iſt. Man Eann ihnen alfo eine Einfalt ohne Dummpeit, und eine Klugheit ohne Vernuͤnfteleh zuſchreiben. Sie halten ſich allein für ſittſame und gefittere Menfchen, weil fie bey en-Fremden viel Unanftändiges fehen, wovon fie nichts wiſſen. Wenn ſie daher einen ſtillen eingezogenen Ausländer ſehen, fo ſagen fies „Er iſt faſt fo ſitt⸗ »fün, als wirz« oder: „Er fängt an, ein Menſch zu werden « d. i. ein Groͤnlaͤnder. ie find geduldig und weichen aus, wenn man ihnen zu nahe Eimmt. Treibt man te aber fo weit, daß fie nicht weiter fönnen, fo werben fie fo verzweifelt, daß fie we» der Feuer, noch Waffer, fheuen, Sie wiffen ihre Seidenfihaften dergeftalt zu verber⸗ ; gen, daß man fie für Stoifer halten follte. Bey Unglücksfällen thun fie fehr gelaß fen, und find niche (ziche zum Zorne zu bewegen; oder fie £innen ihren Unmuth gut ver eiffen. In ſolchem Falle aber find fie ſtockſtumm und muͤrriſch und vergeffen nicht, fd) zu gefegener Zeit zu rächen. Cie find eben nicht faul, fondern immer mie etwas befhjäfftiger, aber ſehr veränderfich, und Fännen leicht eine Sache anfangen und wie: per liegen Taffen, wenn ſich unverfepene Schwierigkeiten äußern, Des Sommers —— fie fünf big feche, und des Winters acht Stunden. Haben fie aber ſtark ge» —* — die Nacht hindurch gemachr, ſo ſchlafen ſie den ganzen Tag. Des Fr gens ‚begeben fie ſich auf eine Höhe, und fehen mit einem melancholifhen Still⸗ eigen dag Meer und den Himmel anz moben fie gemeiniglich tieffinnig und un« —— eilipnen des Tages $aft und Gefahr bevorſteht. Haben fie aber nichts i ‚ oder komm uͤcklich von ei a ind ſie aufge⸗ träume und ge — en fe glücktich von einem Gange zuruͤck, ſo ſind ſie aufg Der u Abſchnitt. Speiſen und Getraͤnke der Gidnlaͤnder. Allgemeine Vetracht ung uͤber der Menſchen Nah: Männer und Weiber fpeifen nicht zufammen, Seen Seöntänper eſſen nichte roh. Ihre Sie fehmanfen ſtark und hungern wieder; lie⸗ Speifen = DEE Auf dewahren. Ihre Le⸗ ben ausländifche Speijen und Getränke, ber TEN I ⸗ö fich des Tabaskes, Mr bat mehr, als einmal, gefraget, wie ich Doc) ber Gebrauch des Fleiſches und „Allgemeine Blutes der Thiere bey — a en Beh a Fön Pechtu a frage die Grönländer; ihr Zuftand irn für fie anfıvorten. Cie werden alte fhch Day; I Dägern oder Fiſchern geboren. MWopon wollten fie Teben; womit wollten fie ſich "ung. von penn fie die Rennthiere, Vdgel und Seehundenicht Hätten? In den Gegenden regnen und Afien, wo ftets blühende Wiefen die Mitch ber Heerden ohne Untere De vie erhalten; wo es den beftändig grünen Bäumen nie an Srüchten fehfer; eſtraͤuche ſeibſt den Einwohner, der — große Schatten leget, ernaͤhren; wo Groͤnlaͤnder eſſen nichts roh. a NH Aus Mangel der Pflanzen und Gewächfe und bey dem Abgange der Sandehil t bewahrung. Leckerbiſſen. 68 Hiſtorie und Beſchreibung | Franʒ von mo die Sonne nicht allein die Kleider entbehrfich machet, fondern auch deren soft Grönland, terſaget; da würde man ohne Zweifel die Natur beleidigen, wenn man die Thiere ed wird dafelbft mit dem Menfchen geboren, welchen die Erde allda zwingt, vom mu Thieren und Vögeln, befonders die Fifche, werden allezeit wohl, doch ohne Salz, MI gete. Vieleicht mußte man auch alle die Arten austotten, mit denen man nicht” Frieden, noch in Gefellfehaft leben Fonnte. Von der Fruchtbarkeit diefer gluͤcklich $änder mußte in dem Gehirne wigiger Köpfe die Allegorie von dem goldenen ZA ter und die Einrichtung der pythagoriſchen deberisart erzeuget werden. Das ei! Zeitalter aber und der Gebrauch des Blutes find Grönlande natürlich, und der KU den zu leben oder Hungers zu ſterben. Man bat ſchon gefehen, daß fie daſelbſt Sommer nichts giebt, was der Minter nicht ven Augenblick wieder nimmt; das heil einige Kräuter, welche vielmehr zu Arzneymitteln, als zu Sebensmitteln, dienen, geh! in der Sonne faum auf, fo werden fie bald wieder mit Eife bededet, Die Grönl der finden ſich alfo genöthiget,. den Nennthieren nad) zu laufen, Weil aber diefe M Thiere in den gar zu übermäßigfalten Laͤndern felten ift, fo wird fie auf der Jagd fell ſchon verzehrer und man kann ſich feinen Vorrath davon anfchaffen, | Es eſſen aber die Grönländer Das Fleiſch nicht roh, wie man gfauber, und ne weniger die Fifche. Zwar effen fie, fo bald fie ein Thier gefangen haben, ein klein Stuͤck roh Fleiſch oder Speck und trinken auch wohl von dem noch warmen Blu! Allein, dieß gefchieht vieleicht mehr aus Aberglauben, als aus Hunger und Gel figfeie. Denn woher würde es fonft fommen, daß eine Frau, wenn fie einen S hund abzieht, einer jeden Weibesperfon, die zuficht, ein Paar Biſſen Sped zu el giebt, den Mannsperfonen aber nicht, welche es für eine Schande halten würden“ lebet biefes Fifchervolf von den Seethieren und Fiſchen, und hauprfächlid) von bunden. Man verwahret ben Kopf und die Schenfel derfelben im Sommer un! dem Grafe, und im Winter einen ganzen Seehund unter dem Schnee. Sie el! diefes halb durchfrorene und halb verfaulere Fleifch mir eben dem Appetite, als ein! bey ung das Wildpret, Die Rippen werben an der Luſt getrocknet und aufgehobl! Dieß thut man auch mit den Heelfiyndern, Kabbelauen, Sachfen und andern, welche breite Riemen zerfchnitten und windteocken gegeffen werden, Das übrige Fleiſch o mit etwas Seewaffer gekochet, oder geftofer. Wenn man einen Seehund gefangel! fo wird die Wunde gleich mis einem Pfropfe verftopfer, damit das Blut darin! bleibe, welches fie als Klöße geballet aufheben, und Suppe daraus fochen. DV Gedärme von Fleinern Thieren werden gegeffen, nachdem fie bloß zwifchen den Finge ausgebrücker worden. Aus dem, mas ſich noc) in den Mägen der Rennthiere befind! und Nerukak, das ERbare, heißt, wovon nur den beten Freunden etwas gefhll wird, undsaus dem Eingeweide der Ryper mit frifchem Thrane und Beeren WE menge, machen ſich die Groͤnlaͤnder einen jo ſchmackhaften Secferbiffen, als andere M den Rrammetspögeln und Schnepfen. B Srifche, faule und Halb ansgebrütere Ener, Kraͤhbeeren und Angelica heben zuſammen in einem Sade von Seehundfellen, mir Thrane angefülfer, zur Erfriſchu aufden Winter auf. Aus den Bellen dev Seevögel faugen fie das. Fett mit den BIN nen ab; und den Speck, der von ben Seehundefellen bey dem, Abziehen nicht u. a w BR > gef — 2 R RN > arm {8 * RE | ee * — IE, J * 3 Ü ö ⸗ vr * * - . ? von Grönland und daſigen Miſſionen. 69 | geflen zet werden kann, ſchaben ſie bey dem Gerben mit dem Meſſer ab, und machen —S eine Art Pfannkuchen daraus, Dig fie ſehr gern fpeifen. | — al, Sie trinfen feinen Ihran, wie einige vorgeben, fondern brauchen ihn in ihren Ihr Getraͤnk. Empen, oder verkaufen ihn, Doch effen fie gern zu den trockenen Häringen ein Paar Difen Speck, fhmelzen auch die Fiſche damit, wobey fie ihn wohl jerfauen und in den Leſſel ſpucken. Ihr Trank iſt klares Waffer, welches ſie in einem großen kupfer⸗ nen Gefaͤße oder in einer von ihnen ſelbſt recht ſauber ausgearbeiteten und mit beiner⸗ nen Tüpfefchen und Reifen ausgezierten hölzernen Gelte mit einer blechernen Schoͤpf⸗ kelle im Haufe ſtehen Haben. Sie fragen täglich in einem aus ftarfen Seehundsle⸗ der Dicht geneheren Eimer, der wie halbgares Sohlleder riecht, friſches Waffer Berzu. Damit es defto friſcher bleibe, fo werfen fie gern ein Stuͤck Eis oder Schnee hinein, > ſſe Seute find in Zubereitung ihrer Speifen, wie in allen andern Sachen, ſehr ihre unrein⸗ unreinlich, Selten wird ein Keffel ausgewafihren, und oft nur von den Hunden rein lichteit. gelecket. Doch Halten fie ihre Weichſteingefaͤße gern fauber. Das Gefochte legen fie auf hoͤlzerne Schuͤſſeln, nachdem fie die Suppe getrunken oder mit hölzernen und beis nernen Söffeln gegeſſen Haben: das Rohe aber aufden bloßen Boden oder/auf ein al- tes Fell, welches nicht viel reiner iſt. Die Fifche nehmen fie mit der Hand aus der Schüffel, die Vogei zerreiffen fie mie den Fingern oder Zähnen. Mit diefen lehtern —* fie auch ein ganzes Stac Fleiſch und ſchneiden fich einen Biffen davon vor dem Eee ab. satt der Serviecte ſireichen ſie mit dem Meſſer das Fett von dem unde und lecken ed, wie auch das Fett von den Fingern, auf. Eben fo ftreichen fie ** wenn fie ſchwitzen, den Schweiß in den Mund, Wollen fie einen Europäer * hofich bewirthen ſo lecken fie erſt das Stüc Fleiſch von dem Blute, und der Un— —— * 8 in — geſetzet haben, mit der Zunge rein; Ai * annehmen wollte, wuͤrd ‚gehalten werden, ber ihre Gu erhärigfeir be —* e fuͤr einen groben Menſchen geh J ie Grönfänder eflen, wenn fie hungert. ve Hauptmahlzeit aber gefchieht Diönver und 2 —— wenn fie von der Ses Dacet TE bitten die andern im Haufe, —— * ö gefangen haben, gern zu Öafte, oder theifen ihnen etwas mit, Die Manns: men, - Da adden für ſich allein zuerſt: die Weibesperfonen aber vergeflen ſich darum nicht, — hang was der Mann bringt, unter Händen haben, fo fhmaufen fie mit an- nn änner Abweſenheit oft zu deren Schaden. Ihre größte Freude alsbann 2 Far — Kindern den Wanft fo voll ftopfen, daß fie fih auf der Bank wälzen, was Hineingehe, [5" Ss Befes Bol gie * unglücklich? Es ſorget nicht für den andern Mor⸗ En Kan gen. Wenn es vollauf par, ift des Schmaufens fein Ende, worauf gern ein Tanz gem wieder, folget, in der Hoffnung, 8 Werde ihnen jeder Tag etwas zur See geben, Wenn aber ſchlecht Wetter einfaͤllt, oder die Seehunde gegen den Fruͤhling auf zween bis drey onate wegziehen, oder ſonſt die ſtrenge ahreszeit fie nichts finden laͤßt; fo fönnen Bauch wohl etliche Tage hungern. Sie * ri oft genöthiget, mit Muſcheln * >eegrafe, ja mit alten Zeltfellen und Schufohlen ihr geben din zu halten, wo⸗ diefen Eieune? Shran genug zum Kochen Haben, Indeffen ftirbt doch mancher in 1 * ‚m 33 | Auslan⸗ re Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Auslaͤndiſche Speiſen eſſen ſie gar gern, vornehmlich Brodt, Erbſen, GM Grönland, und Stodfifch; und viele haben fich fehon zu fehr daran gewoͤhnet. Vor dem Ch) en Sieben aualin. NeRÜfHE aber Haben fie den größten Ybfihyen, weil fi gefehen, daß biefes Tpier all diſche Speiſen frißt. Es iſt ganz fonderbar, daß das Schweinefleifch zu allen Zeiten den unreinlil : ſten Voͤlkern misfallen hat; und noch jetzt von den allerreinlichſten geſuchet wird. * und Getraͤnke. Sonſt verabſcheueten die Grönländer ſtarkes Getraͤnk und nannten es Tollwil ſer. Diejenigen aber, welche mit den Europaͤern handeln, moͤgen es gern trinke wenn fie es nur bezahlen koͤnnten. Sie ſtellen fih) zuweilen Frank, damit fie nur ein Schluck Branntewein befommen, der ihnen auch oft Das Leben rettet, wenn fie im uͤberfreſſen haben. bedienen fich Sie würden aud) gern Taback tauchen, wenn fie folhen nur Faufen Fönnten. DW des Tabacks. fi. doͤrren fie die Blätter auf einer heißen Platte und mablen fie in einem höfernl Moörfer zum Schnupfen. Sie find von Kindheit auf ſchon daran gewöhnet, daß | denſelben nicht laſſen fönnen, aud) wegen ihrer Hüßigen Yugen niche wohl laſſen dürfelt Der III Abſchnitt. Bon der Kleidung der Groͤnlaͤnder. Kfeidung der Mannsperſonen. Ihr Seekleid. Kleidung der Frauensperſonen. She Kaarpul Ihre Schminfe. | — Hi Grönländer find nach Verhaͤltniß von der Natur beffer in Anfehung der Kiel nen. RL dung, als Nahrung, verſorget; und die Haut der Thiere feblet ihnen wenige ‚als das Fleiſch Sie haben Pelzwerk von allerhand Art. FHrDderkleid if wie ei Moͤnchskutte auf allen Seiten zugenehet, fo daß fie zuerft die Kerne bineinftecfen, un dann den Rock wie ein Hemd über den Kopf herabziehen müflen, Er iſt vorn nid) offen, fondern bis an das Kinn zu und oben mir einer Kappe verfehen, die man bei Faltem und naffen Wetter über den Kopf zieht, Diefer Rock geht den Mannsperfond nur bis auf den halben Schenkel und liege nicht feft an, läßt aber, weil er vorn zu iſt Feine Luft durch. Statt der Hemden haben fie Vogelpelze mit den Federn einwärt gefehret. Sie tragen auch wohl Rennthierpelse, über die fie noch einen andern vo Bünnhärigen Reunthieren gießen. Es find aber ſolche jehe ſhon fo felten, daß nur Di reichſten Srauensperfonen damit prangen Fönnen. Di = ſten. Das Rauhe iſt an denfelben meiſtentheils ausmärtg gekehret. Der Saum und die Naht find mit zarten Streifen von rothem Leder und weißen Hundefellen ziet lich beſetzet. Doch fragen die meiften wohlhabenden Mannsperfonen jest Oberkleldet von Tuche, blaugefkveifter Seinwand oder Cattune, wiewohl nach grönländifcher Mode gemacht. Ihre Beinkleider find von Seehunde oder bünnhärigen Rennthierfellen und oben und unten ſehr kurz. Ihre Struͤmpfe find von den Fellen ungeborener Seehund® und die Schuhe von ſchwarzgegerbtem glasten Seehundleder. Sie werden oben ı U2 einem durch die. Sohlen gezogenen Riemen zugeſchnuͤret. Die Sohlen ſtehen hinten und vorn zween Finger breit herauf und find mie vielem Fleiße gefaltet, aber ohne Abfäßer DB XXX Aend. Ne ne — von Grönfand und dafigen Miffionen. | 71 | Fbfüge; und fo find Auch ihre Stiefeln. Wohlhabende Leute tragen nun auch wollene — Mutzen, Hoſen und Strümpfe, j u —— Wenn fie zur See fahren, fo ziehen fie über ihre Kleider einen Tuelik, oder Ihr Seekleid. Hwargen glatten Seehundpelz der das Waffer abhaͤlt, und darunter nach wohl ein de von Därmen, damit fie die natürliche Wärme deſto beffer bey ſich, und die Mäffe mehr abhalten, „Diefes Meerwammes ift eine Are von ade, woran das d, die Hofen, Strümpfe und Schuhe nur ein Stuͤck ausmachen. Es ift von »glattem Seehundfeile ohne Haare und ſo dicht genehet, daß das Waſſer nicht durch⸗ „dringen fan, Bor der Bruſt ift ein Eleines Loch, wodurch fie fo viel &uft einblafen, : „als fie für dienlich erachten, fich über dem Waſſer zu erhalten, daß fie nicht finfen, „und fie ftopfen es mie einem Pfropfe zu. So wie fie nun die Luft in diefem Kleide „aermehren oder vermindern, fo fenfen fie ſich aud) und kommen wieder herauf, pre: —* re Es find wirkfiche Balkonen, die auf den Waffer laufen, ofne » n.). ie Kleidung der Frauensperſonen iſt ſehr wenig von der Mannsperſonen er anerfihieden, Die Achfen und Rappen daran find nur etwas höher, und fie ift unten)... „Chr abgeftuger, fondern Bingen und dorn von den Hüften an mit einen fangen run * Sipfel verfeßen, der big über die Knie Hänge und mit rothem Tuche bebrämet üt. Sie fragen ebenfalls Beinkleider mie einem Gurte darunter; und machen ihre De und Geiefefn gern von rorhem oder weißem Leder, deren Naht, welche vorn it, fie fauber önepen und bebrämen, Die Miter und Kinderwärterinnen ziehen en Del; an, der auf dem Rücken fo weit ift, daß fie das Kind darinnen tragen. wel °S gemeiniglic, ganz nackend darinnen ſtecket, und Feine andere Windeln noch) tonft eine Wiege har, Damit eg aber unten nicht durchfalle, fo binden fie dieß Kleid über. bie Hüften um den Leib mit einem Gurte feft, der vorn zugefihnallet oder zugefnöpfet wird, Ihre Alltageskleider ſind voller Fett und Laͤuſe, welche ſie mit ihren Zaͤhnen zerknicken doch halten fie ihre neuen und Staatsffeider ſehr fauber, EURER „Die Mannsperfonen fragen ihre Haare furz, von der Scheitel auf allen Seiten Ihr H berabhängend. An der Stirne aber find fie abgefchnirten und wohl bis an die Scheitel , n selboren, damit fie ihnen bey der Arbeit nicht Hinderlich fallen. Bey den Nei- ern würde es eine Schande feyn, die Haare ab zu fihneiden, welches fie nur in der —— — vw‘ * * x von Grönland und dafigen Miſſionen. 23 Bon der Mitte des hoch über dem Boden ein Haufes bis an die Wand ift nach der Länge eine halbe Elle Cranz von if Brönland. e Priefihe von Brettern und mic Fellen bedecket. Diele ift KIT, durch die Pfoften, welche dag fbanner find, ab viel Zimmer vorfteften, Eine jede Familie, derer yon vier bis zehn in einem Haufe wohnen, beſitzt eine ſolche Abtheilung. Auf der Pricfche fihlafen fie auf Pelzwerken, und ſitzen auch den Tag über datauf, der Mann mit herunterpängenden, die Fran aber gemeiniglich hinter ihm mit untergeſchlagenen Beinen, wie die Tuͤrken. Sie ko— ee und nehet dabey: ber Mann aber fehniger an feinen Werkzeugen. An der ans dern Sänge des Haufes, mo der Eingang ift, find etliche viereckige Fenfter, einer gus ten Eile groß, von Sechundedaͤrmen und Heelflyndermagen fo fauber und dicht gene: bet, daß kein Wind und. Schnee dnrchdringen ann, das Sicht aber ziemlich gut hin⸗ durch fällt, Unter denſelben ſteht, ſo lang das Haus i inwendig eine Bank, wor⸗ auf die Fremden ſitzen und a Eee x Eine jede Haushaltung bat i ; Dach ftügen, und mie Fellen, die bis an die Wand ge- Zimmer dar⸗ getheilet, wie etwan die Abrheitungen eines Pferdeſtalles, welche fo innen, j erd und te Feuerſtelle, die an der Pfoſte iſt. Man leget Heerd un einen Klotz von Holze auf den 5 - ht ein dreyfüßiger niedriger Schemel ‚ welcher die von Meichfteine einen uh lang ausgehauene, und faſt wie einen halben Mond geſtaltete Lampe traͤgt, worunter ein eyrundes hoͤlzernes Geſchirr ſteht, den uͤberlauſenden Thran auf zu fan⸗ man, ſtatt des Dochtes, an die gerade Seite etwas klein welches fü heil brennet, daß das Haus von ſo vielen Lampen nicht nur erleuchtet, ſondern auch eriyärmer wird. Ueber einer foichen Lampe Hänge ein aus aichſteine gehauener Keffef, wie eine länglichte Schachtel geftalter, eine Halbe Elle lang und ein Bierthel breit, mit vi ü mit vier nuͤren am Dache. Darinnen kochen fie alle ihre Speifen, und über d In = er demſelben ift ein von hölzernen Stäben gemachter Roft, worauf fie ihre naffen Kleider — — und Stiefel trocknen Da ſo viele Feuerſtellen, als Familien, in einem Haufe find, und auf einer jeden oft mehr als eine Lampe, Tag und Nacht drennet, fo find ihre Häufer anhaltend wär- et, und doch nie fo heiß ‚ als unfere Stuben. Daben ift fein merklicher Dampf, noch weniger ein Raud) zu fpühren, und vor Seuersgefahr find. fie völlig fiher. Auf der andern Seite iſt der Geruch von fo vielen Thranfampen, über welchen noch dazu ‚Oft halb verfaufces Fleiſch gefocht wird, und vornehmlich von denen im Haufe ftehehden Uringefäßen, morein fie Die Seile zum Gerben tunfen, einem Frem- den, der nicht dazu gerwöhnet iſt, ſehr unangenehm. Man kann es aber doch bey ih⸗ nen ausfteen; md Ber gene Gerd iſt nicht allegeie der ungefundefte, Die Grön- länder leben aud) in dieſen engen Hütten ziemlich fange, wo man nicht nur ihre Ord⸗ nung und Stille, fondern auch i hen Voblausgefonnene Haushaltung und ihre Genüg- ſamkeit bey der Armuth bewund bausgef ern muß, im der fie doc) gleichwohl reicher zu ſeyn ‚glauben, als wir. ; i Außer dem Haufe haben fie ihre Ffein Steinen gebauet, worinnen fie Steifch, 1° aber den Winter über fangen, wird unter dem Schnee, und der Thran in den Mi- — Seehunde, oder in Schlaͤuchen von ihren Fellen aufgehoben, Daneben legen llgem. Keiſebeſchr XXBand K ſie en Vorrathshaͤuſer, wie ein Backofen von Vorrat Speck und gedoͤrrete Häringe aufheben, Mas fa. ; Lampen. en und bedecket ihn mit flachen Steinen. Auf mp NEIKET Eranz von fie ihre Fahrzeuge umgeftürze auf erhabene Pfähle, woran fie unter denfelben iht Grönland, Jagdgeräth und Pelzwerk aufhängen, 2 nung» Semmerwoh Zu denfelben legen fie den Grund mit Fleinen flachen Steinen, in Geftale eines 27 „4 = 3: Hiſtorie und Beſchreibung Zu Ende des Herbſtmonates muͤſſen die Weibesleute dieſe Haͤuſer bauen ode ausbeſſern; denn keine Mannsperſon ruͤhret, außer dem Holzwerke, einige Landarbeit an, Nach Michaelis ziehen fie ein, und im März, Apriloder May, nachdem def Schnee früher oder fpäter ſchmilzt, und ihnen die Dächer durch zu weichen drohet, ziee ben fie mit großen Freuden wieder aus, und wohnen in Zelten. $ langen Viereckes, und ftellen zehn bis vierzig Stangen dazwifchen, die oben auf el nem Mannshohen Geftelle oder einer Thürpfofte aufliegen, und in einer Spige zufane! men laufen, Diefe behängen fie mit einer doppelten Decke von Seehundefelfen, und die Reichen legen Rennehierfelle darunter, das Rauhe einwärts gekehret. _ Der u tere Rand der Dede. wird auf dem Grunde mit Moofe verftopfet, und mir Steinen i beſchweret, damit der Wind das Zelt nicht aufbebe. Vor den Eingang hängen fit einen Vorhang von den zärteften Seehundsdaͤrmen, die recht fauber zuſammen genehtk und am Rande umher. mit rothem oder blauem Tuche und mit weiffen Bande bebra⸗ met find. Dieſer Vorhang hält die Kälte und Luft ab, und läßt doch Licht genug durchfchimmern. Die Felle hängen oben und auf beyden Geiten noch ein gutes Srüd hervor; welches gleichfam ihr Vorhaus iſt, worinnen fie ihren Vorrath und die übel viechenden Gefäße aufheben. Sie fochen nicht leicht in dem Zelte, fondern untet freyem Himmel mit Holze in einem meffingenen Keſſel. In den Winkeln des 54— hebt die Wirthinn, die nur im Sommer allen ihren Puß zeiget, ihren Hausrath aufı und hängt eine mit allerley Figuren ausgenehete tweiffe lederne Dede davor, oral) fie ihren Spiegel, ihr Nadelfüffen und ihre Bänder hefter, J— Eine jede Familie hat ihr eigenes Zelt: doch nehmen fie zuwellen ihre Verwand⸗ ten, oder ein Paar arme Familien, mit ein ‚ fo daß oft zwanzig Perfonen in eine — wohnen. Lager und Feuerſtelle ſind wie in den Winterhäufern, nur iſt alles viel rein licher, ordentlicher, und für Europäer, fo wohl wegen des Geruchs, als der Waͤrme erträglicher, Der Sommer muß ſchon den Grönländern die Strenge des Winters ein wenig vergütenz und eine jede Himmelsgegend, wo nicht ihre Sieblichfeiten, doch ihte Annebmlichfeiten wenigftens haben, Vieleicht leidet man nicht fo viel in den nordk [hen Höhlen, als, ich will niche fagen, auf &ibyens brennenden Selfen, fondern if Aliens ſchoͤnen Himmelsgegenden, Wenn, auf der einen Seite, die durch rin emige® Eis verhärteren Eingeweide der Erde, feine zahlreiche Menge von Seuten heryorbrins gen: fo mäher auf der andern die Hitze, durch die Peft, die Hälfte der Einwohner Hi weg, welche fie gebiert, Da find wenig von denen Bergnügungen, deren Kauft u) feloft ſchmerzhaft ift; Bier weit weniger Genuß, als Sättigung; dort find Arbeiten welche durch ein dringendes Beduͤrfniß eingegeben, und durch einen ſchleunigen Lohn der es ſtillet, bezahlet werden; hier ſind Kuͤnſte der Einbildungskraft, welche dene $eidenfhaften und Begierden, die fie erregen, niemals ein. Öenügen fhum Kurs die Grönländer haben wenig: fie genießen aber deſſen alle; und wir fommen in de ! Ueberfluſſe aller Güter, einige aus wirklichen Hunger, und andere aus Sefeapie k — EN SE AT IBIIIIIII/(IpIIIIIl Pfeile zur w; alserj ad. 2 ba 5 Maaßfeab Vor * — Fuß. — — 7911711111111 TRETEN: XX, Band: 0? m] ) en are F — * Er £ 4 —J— # = fi: von Groͤnland und daſigen Miſſionen. a em. Wenn Feiner von unſern Weichlingen nach Groͤnlands Schnee wollte verſetzet Trans von werden; wie viele von unfern Handwerfsleuten, unfern Soldaten, und unfern Bauern Grönland, ſollten vieleicht wohl nicht wuͤnſchen, daſelbſt geboren zu ſeyn! Der V Abſchnitt. Beraͤth, Gewehr, Werkzeuge und Fahrzeuge der Groͤnlaͤnder. Ihre erſten Waffen. Geraͤth zur Waſſerjagd. der Frauenboote; der Mannsboote. Uebun⸗ Harpunpfeil; die große Lanze; die kleine; gen der Groͤnlaͤnder zur Waſſerfahrt. Ihr der Werfpfeilz der Vogelpfeil. Beſchreibung Seehundsfang. Ihre Zubereitung der Felle, ie Beduͤrfniſſe, ſich zu ernähren, zu Eleiden, und zu wohnen, haben die erften Künfte erfunden; und diefe bfeiben in der Kindheit, oder haben einen Fortgang nad) Verhältniß der keichtigfeiten oder Hinverniffe, die fie in der Natur finden, Wenn ſolche gar zu fruchtbar ift, fo überläße fie den Menfchen dem Triebe feiner Traͤgheit: ift fie aber gar zu geizig, fo verzögert oder feffele fie feinen Fleiß und feine Geſchicklich⸗ keit. Die Africaner und Grönländer find aus einer Urſache, die von den äußerften Himmelsgegenden hergenommen ift, durch einerfey Wirkung der beyden entgegen gefeß» ten Uebermaße der Hige und Kälte, bey den erften Anfängen der Erfindung geblieben. Die erften haben es niche nöfhig gen e ai ) ug, zu arbeiten; und die andern haben gar zu viel Mühe, aus ihrer Unwiſſenheit und der Unvollkommenheit ihres gefelifchaftlichen Zus ftandes zu gehen. Es iſt alfo niche zu verwundern, daß die einfachften Künfte bey den Grönländern noch in der Kindheit find. i Das erfte Werkzeug, welches die Hand des Menfchen dafeldft gemacht har, ift — ohne Zweifel der Bogen, Diefes Gewehr war anfänglic) von zarten Tannenholze, Waßen. eine Klafter fang, und mir Fifchbeine oder Sehnen umwunden, ihn defto fleifer zu ma- hen. Die Schnur war von Sehnen, und der Pfeil von Holze, vorn mit einer Spitze von Widerhaken, und hinten mie zwoen Rabenfedern verſehen. Seitdem aber die \ropägr den Örönländern Slinten verfaufer, fo haben fie den Bogen und die Pfeife anf der Jagd bindangefegen, iefe Leute haben fünferfey Gewehr, oder Werkzeuge zur Waſſerjagd. Das Geraͤth zur eefte it der Harpunpfeil, 1) welchen fie Erneinek nennen. Der Schaft ift eine Klaf Wiftrjage, er lang und anderthalb Zoll dick,A, MWorn ſtecket ein beweglicher beinerner Stift ei. Varpunpfeil ner Spanne lang, darinnen. B. Auf deinfelben befinde ſich die Enöcherne Harpın, C, "Die eine gufe halbe Spanne lang mie Widerhafen D, und vorn mie einer Zoff breiten 0. eifernen Spige verfehen ift, Am bintern Ende des Schaftes ‚find zwo Federn von ” +: WalfifchEnochen E, einer Spanne lang und zween Finger breit, wie ein Weberſchiff geftaltee, damit der Wurf defto gerader und fiherer gehe. Zwiſchen denfelben wird das Werfbrett F. einer Elle lang, unten einen und oben vier Daumen breit befeftiger, an beyden Geiten mit einer Keibe G, damit man es mit dem Daumen und Vorder „ger feft umfaffe. An der Harpune hänge ein Niem, ungefähr acht Klaftern fang, Welcher euft, vermittelſt eines beinernen Ringes, an einem Stifte in der Mitte des” Schafts H befeſtiget wird, und dann vorn " dem Boote in einem beinernen Ringe S 2 “ aufge: 76 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von aufgerollet liegt, endlich aber an die hinter dem Groͤnlaͤnder liegende Blaſe oder aufge⸗ Grönland. blaſenen Seehundſchlauch angemacht if. Dieſer Pfeil, ſaget Herr Eranz, kann Y „nicht wohl befchrieben werden. Er muß nicht aus einem Stüde beftehen; ſonſt „würde er von dem Seehunde gleich zerfchlagen. Die Harpune muß alfo von dem „Scyafte abfahren fünnen; und damit diefes deſto Teichter und ohne Zerbrechen vor „fich gehe, fo muß der beinerne Stift, auf weldyem fie ftecfer und der mit zweenen „Riemen zu beyden Seiten an dem Schafte befeftiger ift, zugleich mit aus dem „Schafte fahren, welcher auf dem Waſſer liegen bleibe, indem der Geehund mit der „Harpune und Blaſe unter das Waffer geht. Das Werfbrert, weiches oben und un- „ten mit einem beinernen Stiftchen an dem Schafte feft gemacht wird, und das der „Orönländer bey dem Werfen in der Hand behält, muß dem Wurfe einen defto grö- „Bern Nachdruck geben. ,, Die große. Diie zweyte Art des Gewehres ift der Angovigak (2) "oder die große Lanze, ü welche faft wie die Harpune gemacht ift, nur daß der bewegliche Stift mit dem fpi- Lanze. tzigen Eiſen ohne Widerhaken iſt, damit er gleich aus der Haut des Seehundes wie- der herausfahre. Er iſt drittehalb Ellen lang. Die kleine. Das dritte Werkzeug iſt der Kapot, (3) oder die kleine Lanze, die mit einer be— feſtigten langen Degenſpitze verſehen iſt. Der Werſpfeil. Das vierte iſt der Agligak (4) oder Werfpfeil, drittehalb Ellen fang, vorn mit einem runden Eifen, welches einen Schuh lang, einen Finger dick und ſtatt der Wir — — sing ee berhafen zweymal gehäfelt ift.I. Es ab: ebenfalls aus dem’ Schafte heraus,. bleibt EM aber vermittelſt eines Riemes L. an de itte deffelben hängen. Hinterwärtsift eine Blaſe M mit einer beinernen Röhre und einem Sröpfel darauf N, damit fie dieſelbe nach Belieben aufblafen, oder fchlaff machen fünnen, Vogelpfeil. Zum Vogelfange brauchen fie noch den Vogelpfeil, Nuguit (5) einer Klafter fang, vorn mit einem runden, fumpfen und nur einmal eingezacten Eifen, einen Schuh lang, O, verfehen, welches in dem Holze feft ftedfir. Weil aber der Geenogelr durd) Untertauchen oder in die Höhe und auf die Seite fahren, dem Wurfe ausweichen kann, fo-find in der Mitte des Schafts drey, aud) wohl vier Beinfedern einer Spanne lang und dreymal als Widerhafen eingefchnitten, P. damit der Vogel von einem der⸗ felben gefpießet werde, wenn er ausweicht. Zu diefem-und dem vorigen brauchen ei nige auch ein MWerfbrett, damit fie deſto ftärfer werfen koͤnnen. Wir wollen jegt auf die Befchreibung der Fahrzeuge kommen, die ebenfalls zur Sifcherey und Waflerjagd der Grönfänder dienen. Sie haben deren vornehmlich zwey⸗ ein großes und fleines, deren jenes für die Weiber, dieſes für die Männer iſt. ———— Das große, welches fie Umiak nennen, iſt gemeiniglich ſechs auch wohl acht Klafter lang, etwan vier bis fünf Schuh weit und drey ti:f, vorn und hinten zugeſpiht, und unten platt. Es wird von leichten Latten, die etwa drey Finger breie find, zuſam⸗ men gefegt, mit Fiſchbeine verbunden und mit Seehundleder überzogen. Mit dem Kiele laufen zu beyden Seiten eine Rippe vorn und hinten in eines zufanımen, Leber dieſe drey Hölzer find dünne Queerbalfen in Fugen gelegt. Auf den untern Ribben find auf beyden Seiten Pfoften aufgerichtet, auf weichen der Rand des Bootes ruhet · Die Pfoften werden won den Ruder bänfen, derer zehn bis zwölf find, Hinauswärtd gedruckt, und dieſe ruhen an jeder Seite auf einer Rippe; damit fie aber auch nicht. > 3 e 3 * Eee nn \e — ENTE ER von Grönland und dafigen Miſſionen. a ur - ie einen 3 Eranz don » eichen: v find fie von auffen noch -mit einer Rippe verfehen. Eranz © 8 Boyle mm re ar Hinterftäven befeſtigt. Die Balfen, Pfoften een und Bänfe find nicht mie eifernen Nägeln, welche leicht roften und &öcher ins Fell ſcheuren fönnten, fondern zum Theile mit hölzernen Nägeln befeftigt, und überall mit Fiſchbeine verbunden, Zu: diefer Arbeit, weiche gewiß kuͤnſtlich und dabey recht ſau⸗ ber iſt, brauchet der Grönländer weder Schnur, nod) Winfelmaaß; und dod) weis er die gehörige Proportion mit den Augen zu treffen. Sein ganzes Werkzeug, das er hiezu und zu aller feiner Arbeit braucher, beſteht aus einer · kleinen Stichfäge, einem Meiffel, der an ein Hölzernes Heft gebunden, ihm ftatt des Beiles dienet, einem kleinen ohrer und einem ſpitzgeſchliffenen Tafıhenmeffer. Wenn er mit dem hoͤlzernen Ge⸗ rippe fertig iſt, ſo uͤberzieht es die Frau mit friſchgegerbtem und noch weichem dickem Seehundsleder, und verpicht die Naͤhte mit altem Specke, ſo daß dieſe Boote weit weniger Waſſer ziehen, als die hölzernen, weil die Nähte im Waffer aufquellen, Und fahren fie ſich auf einem fpigigen Steine ein Loch, ſo wird es gleich zugeneht. Sie müffen aber auch faft alle Jahre von neuem überzogen werden, Diefe Boote werden von den Weibesleuten gerudert, deren gemeiniglich viere find, und eine ſteuret es hin. a ten mit einem Ruder. Für die Männer wäre folches eine Schande, es fey dann, daß fie in der größten Noth zuzugreifen genöthiget werden. Die Ruder find Furz und vorn breit, faft wie ein Grabſcheid und find mit einem Riemen von Seehundleder auf dem Rande befeftige. Vorn richten fie an einer Stange ein von Därmen genehtes Segel, einer Kiafter hoch und anderthalb Klafter breit auf. Reiche Grönfänder mas hen es von feiner weiffer Leinewand mit rothen Streifen. » Sie fönnen aber damit hur vor den Wind fegein, und doch nicht einem europäifchen Segelboote gleich kom⸗ men. Hingegen haben fie den Wortheil, daß fie bey widrigem Winde oder Stille viel geſchwinder fortrudern Fönnen. m diefen Booten fahren fie mit ihren Zelten, allem Hausgeräthe und Gütern, und oft noch dazu mit zehn bis zwanzig Menfchen be: laden, von einem Irre dum andern hundert bis zweyhundert Meilen wei nah Nor den und Süden, Die Männer aber fahren nebenher im Kajake, mit welchem fie dag Boot vor den großen Wellen ſchuͤtzen, und im Nothfalle mit Anfaffung des Randes aufrecht erhaften, Gemeiniglich fahren fie mie dieſem Boote fechs Meilen in einem age. Bey jedem Nachtlager laden fie aus, ſchlagen ihr Zelt auf, jiehen das Boot ans Sand, ſtuͤrzen es um, und befihweren: die Vorn⸗ und Hinterftäven mir Steinen, damit es der Wind nicht wegführe; und venn fie nicht weiter fönnen, fo tragen es ih⸗ rer ſechs bis acht auf den Koͤpfen uͤber Land in ein beſſer Fahrwaſſer. Das kleine oder das Mannsboot heißt Rafak, ift nur drey Klaftern lang, vorn ‚der Manns⸗ und hinten IpiSig, wie ein Weberſchiff, in der Mitte niche anderthalb Schuh breis boote und Faum einen Schub hoch. Es ift von langen ſchmalen Latten und Queerreifen, Die mit Fiſchbeine verbunden find, gebauet und mit eben fo gegerbrem Serhundeleder, wie das Weiherboot, aber auf alten Seiten, oben und unten, überzogen. Die bey: den fpigigen Enden find unten mit einer beinernen feiften und oben mit einem Knopfe Weſehen, damit fie ſich auf den Steinen nicht fo Teiche abreiben. In der Mitte des Naks iſt ein rundes Loch mit einem zwey Singer breiten Rande von Holze oder Deine, Durch daffelbe fehlupfer der Grönfänder mir den Süßen hinein und ſetzet fich auf die mie ginem weichen Seite bedeckten —* fo daß ihm der Rand nur bis über die R 3 Hüften J 78 — | Hiſtorie und Beſchreibung ? FErangz von Hüften reichet, über welchen er ben untern Saum des Waſſerpelzes, der am Geſichte “ Broönland. 4 — anzieht, daß nirgends Waſſer eindringen kann. Zur Seiten ſtecket er feine erſt beſchrie⸗ benen Pfeile zwiſchen die uͤber den Kajak geſpannten Riemen. Vor ihm liegt die Leine, auf dem ein wenig erhabenen runden Geruͤſte aufgerollt. Hinter ſich bat er _ die von einen Fleinen Seehundefelle gemachte Blaſe. Sein Pautik oder Ruder von - % feſtem rothem Firnholze, an beyden Enden mit einem drey Finger breiten duͤnnen nernen Knöpfen befeftigten Seekleider geben ihm ein prächtiges Anfehen, Sie können R x nz Mebungen der Hie Kinder lernen anfänglich bald anf der einen, bafd auf der andern Seite mit” Groͤnlaͤnder zur Waſſer⸗ fahrt. wieder hervor. Will ſie eine Welle umwerfen, ſo halten ſie ſich mit dem Ruder auf dem Waſſer aufrecht. Werden fie doc) umgeſchlagen, ſo thun fie unter dem Waſſer mannichfaltige Uebungen fie ſich von Kindheit an gewöhnen, fo viele Gefaͤhrlichkeiten und Hinderniſſe zu uͤberſtehen, welche die Natur auf dem fuͤrchterlichſten Elemente gar verliert, Blatte, und zur Feſtigkeit an den Seiten mit Beine eingefaßt, ergreift er in der und an den Händen ebenfalls mie beinernen Knöpfen und Ningen zugeſchnuͤrt ift, fo feſt | f Miete mit beyden Händen, und fehläge damit geſchwind und gleichfam nach dem Tacte zu beyden Seiten ins Waſſer. Alſo ausgerüfter fähre er auf den Seehund-und Bor gelfang, und duͤnket ſich nichts geringer zu feyn, als ein Capitaͤn auf feinem Schiffe. Und in der That kann man den Grönlander in diefem Aufzuge nicht anders als mit Bewunderung und Vergnügen befrachten, und feine ſchwarzen mit vielen weiſſen bei⸗ damit fehr gefhmind fortrudern, und wenn fie von einer Colonie zur andern Briefe bringen, zehn bis zwölf Meilen in einem Tage fahren. Sie fürchten ſich darinn vor feinem Sturme, So lange ein Schiff bey ſtuͤrmiſchem Wetter das Marsſegel führen Fann, ift ihnen vor den großen Wellen nicht bange, weil fie wie ein Vogel leiche'dar: über wegfchwimmen, und wenn aud) eine ganz über fie hinfchläge, Eommen fie doch mie dem Ruder einen Schwung, und-fo richten fie fich wieder auf. Verlieren fie aber das Ruder, fo find fie gemeiniglic) verforen, wenn nicht jemand in der Naͤhe ift, der fie aufrichtet. Es würde ſich Fein Eurepaͤer bey dem geringften Winde auf einem Kajak in die See wagen. Man fann alfo nicht anders, als mit einem furchtvolfen Vergnügen die Kuͤhnheit und Geſchicklichkeit dieſer unerſchrockenen Grönländer bemuns dern, welche das Meer und deffen Ungeheuer bezaͤhmen. Weil fie. aber zu dieſem Grade der Herzhaftigkeit und Geſchicklichkeit nur durch beftändige und wiederhofere Berfuche gelangen fönnen, fo wird man nicht ungern vernehmen, durch wieviele und | ‚um fie herum gebäufet und vervielfältiget har. dem Leibe auf dem Waffer liegen, wobey fie eine Weile mit dem Ruder in der Hand das Gleichgewicht halten, damit fie nicht ganz umfchlagen, und richten fich ſo dann wieder auf. Schlagen fie ganz um, fo daß fie mit dem Kopfe ſenkrecht hinunter han⸗ gen, fo thun fie mit dem Ruder einen Schwung unter dem Waffer, und Eönnen auf einer Seite fo gut, als auf der andern, wieder in die Höhe Fommen. Dieſe erften Uebungen gemöhnen fie zu den gewöhnlichften Gefährtichfeiten bey Stuͤrmen und gro Gen Wellen. Bey dem Seehundefange aber kann es fich eräugen, daß man mil dem Riemen verwickelt wird, und das Ruder nicht recht brauchen kann, oder es wohl. Damit man fid nun in diefen Zufälfen zu helfen wiſſe, fo ſtecken die jungen geufe das Ruder unter einen Queerriemen am-Boote, Fantern oder fehlagen um und rear ar u —* vermit⸗ von Grönland und dafigen Miſſionen. 79 vermittelſt der Bewegung des einen Endes des Ruders wiederum auf. ” Sie fee RN * auch wohl das eine Ende mit dem Munde und bemegen das andere mit der Hand und Grönland, richten ſich affo auf, Zuweilen halten fie das Nuder mie beyden Händen im Naden oder Hinter dem Ruͤcken feft, Fantern, fihwingen es hinrerwärts mic beyden Händen, ohne es hervor zu nehmen und kommen alſo herauf. Zu anderer Zeit legen ſie es uͤber eine Ach * faſſen es mit einer Hand hinter und mir dur andern vor fich und helfen ſich er auf. de . Ude aber, wo fie das Ruder verlieren koͤnnen, bereiten fie ſich dadurch, daß en —— Booi⸗ durch das Waſſer ſtecken, es auf beyden Seiten feft alten, fo daß fie mie dem Gefichte auf dem Boote liegen. Sie ſchlagen um, bewe⸗ gen das Ruder von unten auf über dem Waſſer und ſtehen alſo auf. Ein ander Mal laſſen ſie das Ruder fahren, kantern und ſuchen es mit der Hand uͤber dem Waſſer, ziehen es zu ſich hinunter und helfen ſich fo auf, Können fie es aber nicht mehr errei— chen, fo nehmen fie dag Werfbrett von dem Harpunpfeile oder ein Meffer und fuchen ſich ſo durch Bewegung deffelben, Ja auch wohl num mit dem Patfihern der bloßen Hund, in die Höhe zu fehwingen ; wiewohl diefes nur fehr wenigen gelingt, € jungen $eute üben ſich auch am Sande oder zwiſchen den blinden Klippen, 100 ſich die Welt en Ehr thürmen und man von einer Welle vor und hinter fich oder auf beyden Seiten fortgeriffen und auf eine Klippe geworfen oder etliche Male herum: gedrehet und ganz uͤberdecket wird, In dieſem Falfe müffen fie ſich durch geſchicktes Hinsund Herwiegen im Gleichgewichte u fie — groͤßten Sturme widerſtehen und bey allem Toben der Wellen an das Land eigen lernen. Denn fie aber umſchlagen und ich nicht mehr helfen Finnen, fo pflegen fie auch wohl unter dem Waffer aus dem he und um Sülfe zu rufen, Können fie niemand errufen, fo halten fie ſich an dem Boote oder binden ſich daran fl, damit man ihren Leib wieder finden- und begraben möge. e enn die Groͤnlaͤnder zu dem Alter gekommen find, daß fie das Seekleid —— können, d. i, wenn fie Stärke, Behendigkeit und Geſchickuchten genug haben, die lans. Verrichtung ihres ganzen Leben 8 an zu fangen, eben fie auf den Seebundefang, der auf dreyerley Art geſchieht, — —— Sn mit der Blafe; oder zuſammen auf einer Klopfjagd; oder des Winters auf dem Eike, Die erfte Art ift die vornehmfe und gemeinfte,. So bald der Grönländer, mit allem feinen Gerd ausgeruͤſtet, in feinem Boote einen Seehund erblicer, fo füchet er denfelben unter dem Winde und zwiſchen per Sonne zu überrafihen, daß er von demfelben weder ge⸗ und geſehen, nach gemirgere werde, Er fucher fich durch Buͤcken hinter einer elle zu verſtecken, Fähre ipm geſchwind, aber leife, auf vier bis ſechs Klaftern nahe, und ſieht indeſſen wohl zu, OB Harpune, Riem und Blaſe in gehoͤriger Ordnung liegen. sdann behält er das Kuder in der linken, und den Harpunpfeil ergreift er beym Werfbrette mit der rechten Hand, und wirft denfelben auf den Seehund, fo daß er benz tfbrert, welches dem Pfeile feinen rechten Schwung geben muß, in der Hand — ifft Die Harpune bis über die Widerbafen, fo fährt fie gleich von dem bei. demo Site, und diefer auch aus dem Schafte heraus, und wickelt den Niemen von Beſtelle auf dem Kajak ab. Der Groͤnlaͤnder aber muß in dem Augenblick⸗ da der und immer aufrecht zu erhalten ſuchen, da— hunde ⸗ go Hiſtorie und Befhreibung Cranz von ber Seehund gefroffen wird, die an dem Ende des Riemens befeftigte Blaſe Hinter B:onland. fih auf diefelbe Seite ins Waffer ftoßen, wo der Seehund, der wie ein Pfeil zu Grunde fährt, feinen Sauf hinniinmt. Dann leget der Grönländer den auf dem Wafe fer ſchwimmenden Schaft wieder an feinen Dre. Die Blafe, welche einen bis andert⸗ bald Zentner tkagen Fann, zieht ter Seehund manchmal mit unters Waffer, mattet ſich aber an berfelben fo ab, daß er etwa in einer Vierchelftunde wieder herauf kom⸗ men muß, Achem zu holen. Wo der Grönländer Die Blaſe wieder herauf fommen T ſieht, da fährt er darauf zu, und wirft dem Seehunde, fobald er herauf koͤmmt, bie große Lanze, bie allemal wieder losgeht, fo oft in den Leib, als er wieder auffönmt 7 und noch nicht ganz ermatter iſt. Alsdann ſticht er ihn mic Der Fleinen Lanze vollends tod, ſtopfet alle Wunden forgfältig zu, um das Blue zu behalten, und binder ihn an 4 der linken Seite des Kajaks feft, nachdem er ihn zwifchen Felle und Fleiſche aufgebla i fen, damit er ihn defto leichter hwimmend fortbringen möge. * Bey dieſem Fange iſt der Groͤnlaͤnder den meiften und groͤßten Lebensgefahren unterworfen; daher fie vermuthlich dieſen Fang Ramavok, d. i. das Ausloͤſchen, F nämlic) des Lebens, genannt haben. Denn wenn der Riemen, wie es bey dem ſchnel⸗ — us Par 2 ae ER fen Ablaufen gar leicht geſchieht, ſich verwickelt oder am Kajak hangen bleibe, oder ſich um das Ruder, oder gar um die Hand, ja auch wohl, bey ſtarkem Winde, um den Hals ſchlingt, oder, wenn der Seehund ſich plöglich auf die andere Seite des Ka- jafs wendet: fo Fann es nicht anders feyn, als daß der Kajaf durch den Riemen um⸗ geriffen und unterm Waffer mie fortgeichleppet wird. Und da hat ein Grönländer ale feine Kunſt nöchig, fich unterm Waſſer los zu wideln, und wohl etlichemal nad) einander aufzurichten, indem er fo oft wieder umgeriffen wird, als er fich noch nicht gänzlich" von dem Riemen entwickelt hat. Ja, wenn er benfet, außer aller Gefahr zu feyn, und. dem fehon halb todten Seehunde zu nahe koͤmmt, fo kann ihn derfelbe noch ing Geſicht und in die Arme beiffen; wie dann ein Seehund, der Junge hat, mannichmal anftatt zu fliehen, ganz wuͤthend auf den Grönländer los eilet, und ein Loch in den Ka⸗ jak reißt, daß er finfenmuß: > * Bey dieſem Fange, wo ein Mann nur allein mit dem Ungeheuer zu thun hat, kann er nur die dümmfte Art von Seehunden erwiſchen. Den andern muͤſſen ihrer etliche zufammen nachftellen, und fie in ziemlicher Anzahl umringen und erlegen. Man erwartet fie im Herbfte im Bals Reviere in dem Nepiſetſunde, zwiſchen dem feſten Sande und der Fnfel Range, Hier verlaufen ihnen die Grönländer den Paß, ſcheu— chen fie durch Schreyen, Klopfen und Steinefchleudern unfers Waſſer, damit fie, weil fie nicht Tange ohne ÄAthemholen dauren können, defto eher ermatten und endlich fo la ge oben bleiben mögen ‚big fie diefelben umringen und mit dem vierten Pfeife werfen Fönnen, Bey diefer Jagd hat man recht Gelegenheit, der Grönländer Behendigkeit zu fehen. Denn wenn der Seehund aufkoͤmmt, fo fahren fie alle, wie die Wögel, mit großem Geſchreye auf ihn zu; und da er gleich wieder uͤntertauchet, ſo zerſtreuen fie ſich -in einem Augenblicke, und ein jeder giebt auf feinem Poſten Achtung, mo er ſich mir der fehen laffen wird; welches fie nicht wiſſen koͤnnen, und gemeiniglic, eine halbe Vierchelmeile von dem vorigen Plage geſchieht. So koͤnnen fie einen Seehund, WO er.ein breites Waffer hat, auf zwo Meilen lang und breit, -ein Paar Stunden lang \ verfolgen, ehe fie ihn fo mübe machen, daß fie ihn einſchließen und toͤdten —— — e ” n > von Grönland und Hafigen Miſſionen. 81 Der fich die Seehunde in der Angſt ans fand begeben wollen, fo werben fie von den — eben und Kindern Mit Steinen und Stecen einpfangen, und hintenzu von den —. aͤnnern erſtochen. ieſes iſt den Grönländern eine ſehr luſtige und einfrägliche Jagd, da ein Mann in einem Tage, {es müffen aber immer einige beyſammen feyn,) wohl acht bis zehn Stuͤck auf feinen Antheil befommen Fann. — Die Binterjagb gefhieht in der Diffobay, wo die Buchten zufrieren, auf man« herlen Art Ein Grönfänder feßet fid) neben einem toche, das der Seepund zum &uftfchäpfen ſelbſt gemacht bat, auf einen Schemel mir einem Beine, und ftelfee die Fü um fie nicht zu erfälten, auf einen dreybeinigen Zußfthemel, Wenn num dee Seehund die Nafe an das koch hält, fo ſtoßt er mit der Darpune darein, macher gleich ein größeres Soch, sieht ihn heraus und ſchlaͤgt ihn vollends fodr. Oder es leget ſich einer auf einem Schlitten neben dem Loche, wo der Seehund gewohnt ift Heraus zur ommen, und fih auf dem Eife an der Sonne '; ne zu wärmen, auf den Bauch nieder, ‚dem großen Loche machet man ein Fleineres, in daſſelbe ſtecket ein anderer Groͤn laͤnder eine Harpune an einer ſehr fangen Stange, Der auf dem Eife liegt, ſchauet durch das große Soc, bigein © pune, welche er mit einer Hand’ eihter, Kinfäpre; dann giehe, eichen, welcher mit Macht ven Seehund durchſpießt. * — egt ein Seehund neben ſeinem Loche au Eiſe, ſo rutſchet der Groͤnlaͤnder Ro; ar; ER für een , Peg Be N wie ein the er den Örönländer für feines < eichen anfiehe ‚gan n fid) kommen laͤßt, und fo gefpießer wird, geichen anſieht, "ganz = an ſich ßt, und Wenn im Fruͤhjahre der Strom-ein großes od) ins Eis machet, umgeben die Grönländer daffelbe und paffen auf, big die Seehunde in Menge unter dem Cife her⸗ dor an den Rand fommen, $uft zu fchöpfen, da fie diefeiben mic Harpunen empfangen, ; Viele werden auch auf dem Eife, wo fieinder Sonne ſchlafen und ſchnarchen, erſchlagen. Hier iſt der Ort, den Öebrauch an zu zeigen, wozu die Groͤnlaͤnder die Felle der Ahr ee Thiere anwenden, die fie fangen; oder vielmehr, wie fie dieſe Haute zu „Kleidern, ung Schuhen und den Booten zubereiten; welches der Weiber Hauprgefchäffe if. - Zu den haͤrich en Seehundskleiden ſchaben ſie anfänglich die Haut dünn, legen fie We * rang Stunden fang in Urin, den Speck aus zu sieben, und dehnen fie hernach auf einem grünen Page zum Trocknen aus, too fie mit Geehunderippen angepfloͤcket wer⸗ den. Wenn fie * darauf verarbeiten wollen, fo wird fie mit Harne eingefprenger, mie Bimsſteine zmifchen pen Händen gerieben und gefhmeidig gemacht. rs Das Sohlleder wird anfaͤnglich zween bis drey Tage in Urin geleget, und nach⸗ dem die losgeweichten Gare mie einem Mefler oder den Zähnen abgefchaber worden, drey Tage lang in ſuͤßes Wapfer geleget und alsdann ausgedehnet und getrocknet. Faſt auf eben die Art bereitet man dag geder, welches fie zu den Schäften der Stiefel und Schuhe beftimmen, nur daß eg vorher ganz dünne geſchabet wird, damit en gefhmeidiger werde. Man machet auch die Seewänfer daraus, welche die Feuch Pa it abhalten. Es zieht ſich zwar das See. und Regenwaſſer hinein: fie laffen aber Eine Näffe auf die Unterfleider kommen; und daher werden fie auch von den europaͤi⸗ ſchen Sg; leuten gebrauchet. en Allgem, Reiſtbeſchr. xx Band, P x Eben Be Dil und Beſchreibung Cranz von Grönland. VUrine gebeizet, und nachdem fie ein wenig in der Luft getrocknet mit den Zähnen vol Eben fo wird dag feder zu ihren glatten ſchwarzen Sandpelzen bereiter, nur daß fie es beym Verarbeiten mit den Händen reiben, daher es nicht fo ſteif ift, wie das vorige, aber auch nicht Waffer hält, - A Zu den Boorfellen werden die ftärfften Häute der Seehunde genommen, wovon der Sped nicht ganz abgelöfet worden, Man rollet fie zufammen und läßt fie etliche Wochen lang in der Waͤrme unter der Pritſche oder in der Sonne mit Graſe bedeckt liegen, bis die Haare abgehen. Darauf legen fie dieſelben etliche Tage in Seewaflelr fie wieder zu ermeichen, und ziehen fie dann über die Boote, Der Rand der Hau wird mit den Zähnen angezogen und zuſammen genehet, die Naht aber ſtatt des ches mis altem Seehundeſpecke beftrichen, damit Fein Waſſer durchdringe: man giebt aber wohl Acht, daß die Narbe nicht abgehe, weil fonft das ſcharfe Seewaſfer dd Leder Leiche durchfreffen würde. — J Das Uebrige von allen dieſen Arten Leder ſchaben fie dünne, legen es auf bel Schnee, oder hängen es in die Luft, damit es weiß bleiche; und wenn fie es roth far ben wollen, fo fauen fie die wenige Rinde, die fie an den Wurzeln des in der SW aufgefifhten Tannenholzes finden, mit den Zähnen in das seder ein, 4 Die Vogelfelle ziehen ſie ganz ab, bis auf den Kopf, um welchen fie ſolche abl⸗ fen. Das Fett fhaben fie mit einer Mufchelfchale ab, Darauf reicher man viel delle den Mannsleuten, und ſonderlich den Gäften, ebrenhalber zwifchen den Mahl zeiten zum Ausfauen, welches ſtatt des Confectes dienet. Alsdann werden fie im lends ausgearbeitet, V ———— Das II Eapitel, Die Sitten der Groͤnlaͤnder in dem haͤuslichen Leben. Ihre Heurathen. Ihre Vielweiberey. Urſa⸗ fruchtbar. Das Sonderbare und Ekele der che derſelben. Die erlaubte Verſtoßung der Groͤnlaͤnder in ihren Namen, Die Erzie⸗ Weiber. Die Groͤnlaͤnder find zum Kinder⸗ hung ihrer Kinder. Der ungluͤckliche Zuſtand Fugen nicht ſehr tuchtig und ihre Weiber nicht ihrer Weiber, —2 — En. ir haben (Herr Cranz, ein Miffionarius, redet) niemals eine ungezieme de Handlung oder ein unanſtaͤndiges Wort bey den Groͤnlaͤndern gefehen oder 9% =. börer. Selten gebähren ihre Weiber uneheliche Kinder, und noch viel m niger verbergen fie diefelben. Diefes kann nur einer verfloßenen Frau oder einer un gen Witwe begegnen. Eine ſolche Perfon ſuchet alsdenn, ob fig gleich verachtet Al} ihren Kindern das Unrecht und die Schande, welche fie Ihnen angergan hat, daduc) gut zu machen, daß fie diefelben an einen Mann verkaufe, ber Feine Kinder bat, ode wenigſtens ſich mit ihnen in die Familie eines Mannes an Kindesftare aufnepmel laͤßt, der fie niche heurathen würde, In einem tande, deſſen Clima nicht zur AUT 349 — gelaſſen = | von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 83 - 5 ws » Eranz. gefaffenfeit verfͤhret, finde a eine ſolche Zurückhaltung des ſchwaͤchern Ge Er. an Ahlers, daß niemals ein, Fre BEN * mie einer Mannsperſon Gronand dat, und daß ein Mägdchen es für pie größte Beleidigung Halten würde, wenn ein junger Menfh ihm eine Prife Toback anbörke, Wenn ein Junger Menſch fich verheurathrn till, wel Sigften Jahre heſchieht, ſo erwaͤhlet er fich ein Mägdchen | erger „her Familie den Gegenſtaud Diefer Wahl an, ohne zu befürchten, da man ihm eine Gattinn geben werde, die er nicht lieben würde, Er erwarter und ſuchet Fein großes eurathegut. Wa er nichts als feine Kfeider, fein Meffer, feine Sampe, und hoͤch⸗ ſtens einen ſtenernen Topf feiner Frau zubringt, fo erwartet er son ihr auch nichts, als die Geſchicklichkeit, dieſe kleine Haushaltung in Ordnung zu erhalten. Sie von rer Seite verlanget yon ihrem Manne nichts, afg daß er ein guter Jaͤger fey, Die epderfeitigen Aeltern willigen gern in den Willen ihrer Kinder; denn fie haben we⸗ ber Mugen noch Luſt, fie Su zrOingen. Zwo alte Frauen bekommen den Auftrag, dieſe Heurath bey den Yeltern des Mägdchens zu betreiben; und fie machen fo gleich mit dem Lobe des Jungen Menfchen den Anfang dazu, 8 entfernet fich das Ma ey dem Namen der Heurarh ' gochen; es will nichts davon oͤren, AUS einander, h und reißt ihren Haarzopf Denn dieſes Geſchlecht fpieler allenthalben die Rolle, daß es nad) dem Bergebrachten Wohlſtande errothet und widerſte f; wenn man auch ſchon vor⸗ ber vorſchert ift, es werbe Nihh ergeben, Sperren iſt diefe Weigerung doch nicht alle⸗ det Verſtellung, die Wirkung eineg Widerſtandes, der zuweilen „ein Mägdchen zu fü heftigen Ausfehreeifungen bringe, daß es in Ohnmacht fälle, auf die | » Oder ſich die Haare abſchneidet. Diefes iff bie letzte Hand« lung Ihrer Verzweiflung, nach der es nicht mehr erfauber iſt, bey ihr um die Heurarh anzuhalten. Vieleicht £ oßung der Weiber, wovon i reyheit her, welche fich die { eine zweyte Frau in ihe Bette einzuführen, Doc) die Ur: fache diefer Entfernung won der Heurath mag feyn, welche fie will, fo geben doch die ‚eltern niemals wider den Willen ihrer Tochter ihre Einwilfigung, fondern fie laſſen i iber, welche zum Beſten des jungen Menfchen arbeiten, a n auf, und führen fie freywillig oder mit Gewalt zu ihm. Hernach bringt fie einige Tage fehr niedergefhlagen zu, laͤßt die Haare jerfirener han. gen, und will nichts zu fih) nehmen. Wenn fie beftändig den Sitten der Ueberren dung widerftepe, wende man Gewalt und fo gar Schläge an, wenn es ſeyn muß, fie unter das Joch der Ehe zu bringen, Menn fie zum andern Male entwifcher, fo bringe ran fie wieder zurÄch, am fie durch ſolche Bande zn verfnüpfen, welche fie nicht wie⸗ der zerreißen wird, In der That, obgleich nichts fonderbarer, ungerechter und ber tiche mehr zumider zu ſeyn fcheine, als diefer Zwang bey einer Handlung, die ihrer Natur nach die frenfte und willkuͤhrlichſte ſeyn ſollte, fo iſt doch vieleicht Feine Ge⸗ altthaͤtigkeit und Ungerechtigkeit mehr Au entfhufdigen, und wird auch eher vergeben, Fi le} denn man fiehe nie eine Grönfe anderinn aus dem Ehebette entfliehen, wenn Ye es erſt einmal beſtiegen bat, — ni) Zuweil ih en kommen die Aeltern durch einen wechſelſeitigen Ver FOR Kinder zuvor, aber ohne fig zu — und dieſe 2 eura: ches niemals vor dem ziwan- „Die H then der Erin ſeines Alters, und zeiget ſei⸗ (änper, gleich der Neigung beftätigen, ſo boid⸗ be 12 Cranz von Brönland, Die Viewer berey iſt in Groͤnland ges braͤuchlich. Die Gruͤnde dies Ge⸗ brauchs. rere Weiber einem Manne Fein Verbrechen, ſondern es gereichet ihm vielmehr zur 2 Pen Behebung der gegen einander gegeben worden, diefe Arc von Heurathsvertrage ohne alle andere Eeremonie, als die Beywohnung. Selten fieht man eine Heurach zwiſchen Berwand- sen oder auch nur folchen Leuten, die mit einander auferzogen find; ihre Berwanbefchaft mag nun don der Natur oder der Annehmung an Kindesftatt herruͤhren. Doc) heus . rather zumeilen wohl jemand zwo Schweftern zugleich, oder Mutter und Tochter. Doc) find dergleichen Benfpiele felten und verhaßt. mein. Unter zwanzig ift faum einer, der mehr als eine Frau hätte, Doch find meh⸗ Ehre, daß er mehr als eine Frau ernähren fann, Da es einem zur Schande gereis het, wenn er feine Kinder bat, und befonders feinen Sohn zur Stüse feines Alters; fo Hat jedermann ein Recht zu einer größern Anzahl Weiber, wenn er reich genug ift, fie zu ernaͤhren. Aber der Tadel würde ihn nicht verfehonen, wenn er aus Unenthalt: ſamkeit ſich einer Freyheit überließe, die nur auf bie bloße Begierde nach einer Nach⸗ kommenſchaft eingefchränfer ift. Daher wird es für einen Misbrauc ver Wielweibe: rey gehalten, ‚wenn jemand drey oder vier Weiber hat, oder eine Frau zween Männer. „Vor der Ankunft der Miffionarien, faget Herr Egede,) Fannten die Weiber gar „reine Eiferfucht ; fie lebten mit einander in Friede: aber nachdem fie wiffen, das „Ehriftenthum verbierhe die Wielweiberen, fo Fönnen fie nicht mehr. fo geduldig diefe „Untreue ihrer Männer erdulden.“ Uebrigens erfährt die eheliche Treue wenig Brüche, oder wenigftens Aergerniß bey diefem einfältigen und geduldigen Wolfe, Selten ent» ſteyen lärmende Zönfereyen in dem Hausmwefen, oder verdrüßliche Uneinigfeiten, die bis zu Schlägen fommen; nicht, weil die Sitten die Unordnung der Weiber, fondern die Verftoßungderfelbenerlauben. Man fennet hier in der Ehe feinen Eyd, befonders einen Die erlaubte unmiederruflichen. Wenn ein Mann Feine Kinder hat, oder mit feiner Frau misver⸗ Verſtoßung. gnuͤgt iſt, fo giebt er ihr einen finftern Blick, geht aus dem Haufe, und laͤßt ſich in einigen Tagen nicht ſehen. Die Frau weis, was diefes bedeutet, packet ihre Kleider in ein Buͤndel, und entfernet ſich zu ihren Freunden, wo ſie eine weiſe und vorſichtige Auffuͤhrung beobachtet, damit fie ihren Mann, der ſie verſtoßen hat, wegen feiner Be⸗ gegnung verbafßt mache, Zumweilen zerreißt eine Fran von ſelbſt das eheliche Band, wenn fie fi mit den übrigen Weibern des Haufes, welches fie. betreten hat, nicht vertragen Fan. Dieß geſchieht gemeinigfich am leichteften, wenn die Schwiegermütter ſich ihrer Obergewalt fo ſehr bedienen, daß fie die Schwiegertöchter wie Sflavinnen halten. In diefem Falle bleiben Die Söhne bey der Mutter, und kehren ach nad) Ihrem Tode nicht zum Vater zurüc, die Stüße feiner alten Tage. zu ſehn. Gewiß, eine vortrefflihe Eins richtung der Polizey, die einem jeden Chegatten die lebhafteſten Bewegungsgründe giebt, ſtets gut miteinander zu leben. Man ſieht daher auch ſehr wenige Ehefihei- dungen. Oft wird der Mann, der feine Frau verlaffen hat, verzweifelt, wergräbt ſich in eine Wuͤſte, die Gefellfihaft der Menfchen zu fliehen, entfernet ſich in eine Höhle, * und lebet von der Jagd, oder pluͤndert und beraubet die Vorbeyreiſenden. Aber dieſe wilden Fluͤchtlinge ſind gemeiniglich junge Leute, die ohne Klugheit geheurathet haben, 2% — " ‚mt . . > 4 ' — Es 2 zur: 5 und. . F ) Mercure Danois Nav 1755 p· 302, RAU, 20 0 Die Vielweiberey wird in Groͤnland zwar gebufder: aber fie iſt nicht fehr ger wiß niche aufrichtig ſeyn kann. Sie führee die Seichembe ‚andern zum Spotte wegen von Grönland und dafigen Miſſionen. Br +": und denen bald ihre uͤbereilte Wahl gereuet: Je älter die eheliche Werbindun wird, Cranz von deſto mehe wächft die Liebe der — innen * ronland Sobald ein Mann verwitwer iſt, ſo ſucht er feinen Verluſt zu erſetzen, und we: nige Tage nach dem Tode ſeiner Frau kramet er alle feine ſchoönften Sachen aus; ſeine Perſon, ſeine Kinder, fein Haus, fein Fifcher und Fagdgeräthe; und weit davon ent- fernet, daß er eine Trauer zeigen follte, fo feine vielmehr, alles zur andern Hochzeit bey ihm einzuladen, Unterdeſſen ſchreitet er nicht eher Dazu, als bis er ein Jahr ein Sifiver geweſen, wofern er nicht Feine Kinder und niemand in der Familie dat, für die du ſorgen. Wenn ein Mann, der mehrere Weiber hat, verwitwet wird, ſo tritt 19 zweyte Frau an. die Stelle der erftern mit allen Zeichen einer Betruͤbniß, die gen pn gleitung ihrer Nebenbuhle⸗ rinn und vergießt dabey ihre Thraͤnen mit deſto mehrer Verſtellung, je weniger ſie Ur⸗ ſache dazu hat. Sie liebkoſet den Kindern Ihres Mannes erſter Ehe mehr, als ihren eigenen, und beflager ſie, daß fie von ihrer Diutker vernachlaͤßiget worden, und vers fpricht ihnen weit mehr Sorgfalt und Annehmlichkeiten ‚ 18 fie je erfahren haben. Man follte ſich nicht einbilden, wie weit die Liſt = j q diefer wilden Weiber gehen Fünnte, wenn man nicht wüßte, daß fie in der Natur deg ich i oͤnen Geſchlechtes gegründet wäre, Das But der Örönländer ift zum Kinder zeugen —— — Eine Frau Die — dat gemeinigtich wicht mehr als drey oder vier, hoͤhſtens fehs Rinder, und zwifchen ——— —— wangerfthaft verfließen wey oder drey Jahre. Wenn die Weiber von wenig tüchtig der Frucht arfeit derer in andern ändern hören, fo dergleichen fie diefelben mir Mer-und ihre Wehr achtung ihren Hunden. Sel ae ber nicht En eten haben fie Zwillinge; noch ſeltener ſſeht man euycpehar. fie ım Wochenbette ſterben. Sie arbeiten unmittelbar vor und nach der Geburt; und es iſt für fie nur die Arheie eines einzigen Tages, ivenn fie fich eines Kindes entledigen. s Großvaters oder feiner Großmutter, Das Sonder. hi “der in ihren fen fehr unanftändige Namen aben, wenn ihre Sprache Namen. &ur zum Su N Böfen mit dem, ‚was die Na⸗ den Nm ufen hervorgebracht dat, verbinden Fönnten. Sie geben ihren Kindern oßenn Be eines derfiorbenen Anverwanden, um deffen Gedächtnif zu erhalten, fein Tod don einem Fläglichen Zuſalle perrüßrete, fo (affen fie feinen Na, men vergeffen werden, aus Furcht, den Schmerz über feinen Verluſt nieder zu erwe⸗ den. So Fa wenn ein Menfch zufälliger Weife ven Namen eines Freundes hat, der eben geflorben ir, fo geben fie ihm auf einige Zeit einen andern Namen, feinen ‚Schmerz dadurch) zu vermindern. ie Grönländer koͤnnen alſo zumeifen mehrere Na⸗ men haben; einen zum Zeichen des Werdienfies einer guten Handlung wegen; einen t IND eines Fehlers, Daher fiehe man fie zuweilen in Verwirrung, wenn fie einem Fremden ihre Namen fagen follen, weit fie, entweder aus Befcheidenheit oder Schame, darüber errdthen müffen. — — ßhIdyhre Kinder lieben ſie heftig. Die Muͤtter tragen ſie allenthalben mit ſich her⸗ x %00 fie gehen und was fie aud) Chun mögen. Sie nehmen dieſe füße Saft auf ihre 3 tic) u Auf eine folche Art, die der Mutter und dem Kinde am wenigſten beſchwer⸗ An Grönland faugen die Kinder F ins dritte ober vierte Jaht beit de 3 ſes — —X 86 Hiſtorie und Beſchreibunug J— Franz von ſes Sand faſt gar Feine Nahrungsmittel hervorbringt, die fih für das erſte After ſchick⸗ Gronland; fen, Ein Kind ſchwebet alfo in großer Gefahr, wenn man es zu früh eutwoͤhnen Tui um einem noch Fleineren die Milch zu geben, oder wenn die Mutter ſtirbt, ehe eg ſtark genug iſt, die harten und groben Speifen des gemeinen Lebens zu ertragen. Die Ersiehung Die Kinder werden ohne Gewalt und ohne Strafe erzogen. Die Strenge iſt Amder. bey ihnen nicht noͤthig, weil fie ſanft und vertraͤglich ſind, wie die Schafe; ſie wuͤrde uͤber dieſes unnuͤtz ſeyn; denn man wuͤrde ſie eher toͤdten, als daß man es dahin braͤchte, daß fie auf etwas merketen oder etwas thaͤten, wozu man fie durch Gründe und. Siebfofungen nicht haͤtte überreden Fönnen, Die grönländifchen Ammen haben von dies fen Kindern Fein Geſchrey oder Unruhe zu erdulden, als etwa vondem eriten Jahre bis ans Ende des zweyten. Wenn aber die Mutter ihre Kinder aus Ungeduld oder Härte ſchlagen wollte, fo würde fie fich dem Zorne des Waters ausfeßen; befonders wenn es den Sohn berräfe, den der Vater gleich von feiner Geburt an, in Ehren gehalten wiſſen will, fo wie es bey den gefitteren Völkern der Erbe eines Königreiches iſt. Nah dem Moape, wie die Kinder zu dem Alter der Vernunft fommen, und diefe Durch nüße liche und ernfthafte Gefchäffte mehr ausgebildet wird, laſſen fie fich auch beffer regie⸗ ven. Man bemerfer bey ihnen felten eine boͤſe Gemuͤthsart, lafterhafte Neigungen oder befonders Falſchheit. Sie gehorchen vielmehr aus Neigung, und weil ihre Ael⸗ E gern freundſchaftlich mit ihnen umgehen, Wenn fie Feine Luſt haben, das, was ihnen befoplen wird, zu thun, fo fagen fie one Umſchweife: ich will nicht. Die Aeltern vergeflen diefe Weigerung, bis die Kinder von ſelbſt ide Unrecht erkennen. Zur Bes lohnung fo vieler Sanftmuth erfährt ein Vater im Alter nie Undankbatkeit von feinen "Kindern, Die Sitten diefes Bolfes tadeln alfo in diefer Betrachtung die unferigeny I oder wenigftens ſtechen fie fehr gegen diefelben ab. Bey Völkern, wo man nur aus Furcht geſittet ift; wo die erften Hebungen der Wernunfe derſelben widerfprechen; wo ‚man alles lernet, ohne das geringfte zu verſtehen; wo der Körper der Kleidung, und diefe det Mode unterworfen ift; woman damit anfängt, daß die Kinder alles das hafe fen müffen, was fie lieben follten; wo alles Gute der Natur gleichfam unterfager, und alles Böfe derfelben durch die Erziehung verdoppelt wird; bey diefen Bölfern, fa ich, iſt es Fein Wunder, wenn geiehrige, biegſame und gutartige Kinder durch Ge⸗ wait oder Furcht ſtolze, ausgelafjene, verſchwenderiſche und undankbare Menfcheit jenige gute Gemuͤth fehlet, welches die Erziehung in ihren werden; und ihnen dasj ‚Seelen zerftörer hat, | Sobald bey den Grönfändern ein Knabe feine Hände und Füße gebrauchen kann, ‚fo giebe ihm fein Vater einen Bogen und Pfeil, damit er ſich übe, nady der Scheibt zu fehiegen. Er lehret ihn nad) einem am Meere aufgerichteten Ziele Steine werfen er ſchenket ihm ein Meſſer, welches anfänglich zu feinee Befuftigung Diener, % zehnten Jahre verfieht er ihn mit einem Kajak, wo er ſich mie Rudern, Jagen und Fb schen vergnügen und} die Gefahren und Arbeiten des Meeres verfuchen Fann, funfzehnten oder ſechszehnten Jahre begleitet er ſeinen Vater auf den Fang der See⸗ hunde. Das erfte diefer Unthiere, welches er gefangen hat, Diener zu einem Schmau⸗ fe für die ganze Familie und Nachbarſchaft. Während diefes Gaſtmahles erzäßlet der junge Menfch feine Unternehmung, und wie er fid) feiner Beute bemaͤchtigt habt⸗ Jedermann bewundert und lobet ſeine Geſchicklichkeit, und ruͤhmet den ea * * — Geſchmoc * — ER von Grönfand uns dafigen Miſſionen. 87 Geſchmack des Tieres, elches er getoͤdtet hat, und von diefem ruͤhmlichen und fieg« teichen Tage an denfen die; eiber darauf, für den Ueberwinder des Ungeheuers eine Sattinn'zu finden. Härte aber der junge Menſch nichts gefangen, oder gar Feine Probe feiner Geſchicklichkei abgelegt, fo würde er von jedermann verachtet, und ge⸗ gtoungen ſeyn, ſich yon demjenigen Fiſchfange zu naͤhren, der eigentlich nur fuͤr die Weiber gehoͤret, d, j, von Mufcheln, Schnecten und trocfnen Häringen, Cs giebe einige Junge Hute, die das Verdienſt der großen Fiſcherey niemals erlangen; und die⸗ fe find zumeifen verbunden, bey den andern Mägdedienfte zu verrichten, aigſten Fahre macher der Grönländer feinen eigenen Kajak und das dazu ge raͤth, und fühet mic feinen eignen Rudern. Alsdann ſchiebt er feine Verheurathung nicht auf: er bleibt aber noch immer bey feinen Aektern, und die Mutter führee vor⸗ nehmlich die Haushaltung, Die Mägdchen hun bis ins vierzehnte Jahr nichts als ſchwatzen, fingen und. fanzenz fie möchten denn etwa noch Waffer fehöpfen, Im funfzehnten müffen fie» ſchon ein Kind warten, fochen und Selle bereiten lernen, und fo gar, nachdem ihr Als fer zunimmt, auf den Fahrzeugen rudern, und die Haͤuſer ‚bauen, In einer Haushaltung geht der Mann aufs Meer, zu jagen und zu fifchen, So⸗ bald er auf dem Sande ift, bekuͤm Merten ſich um nichts mebr, da er es fogar unter feis ner Würde hält, das. Tpier, welches eo gefangen hat, ans fand zu ziehen, Die Wein ber thun alles übrige, von den Verrichtungen des Fleiſchers an bis zu des Gerbers feinen, Sie haben zu allerley Werfen nur ein Meſſer, welches wie ein halber Mond gemacht iſt; wie unfere Hackemeſſer in der Küche; ein Polierzeug von Knochen oder Eilfenbeine; einen Singerhurh, ; Und zwo oder drey Nadeln, Dey dem Baue ihrer Huͤt⸗ sen verrichten fie alle Mäurerardeit, und die Männer die Zimmerarbeit, Diefe fehen übrigens ihre Weiber ganz faltfinnig mit fehtweren Steinen auf dem Rücken gehen, agegen überfaffen fie ihnen aud) alles, was fie haben oder ich erwerben, auffer dem Fiſchthrane, den die Männer börige Ge⸗ Cranz von Grönland, Im zwans I verfaufen. Wenn nichts en im Haufe ift, und alfe $ebensmittel verzehret find, fo giebt man ſich in Geduld ; Mann und Frau vertragen Sol und fterben zufammen vor Hunger, oder effen ihre alten Schuhe, wenn fie noch übrig find, Michts Heine fie ſehr zu rügren, als ihrer Kinder Seiden. Wenn eine Familie ohne Kinder iſt, fo nimmt der Mann einen oder zween Waifen an; die Frau ein aͤlternloſes Mägddyen menen Perfonen mügfen im dem Haufe bienenz fie behalten aber die Freyheit, wern fie wollen, nieder zueüe ‚ ober eine Witwe, Dieſe an Kindesftatt aufgenoms innlichen aa den. - Ein Herr fhläge niemals feine Bedienten, befonz . ders vom maͤnnlichen Gefch 9 g echte: ſchluͤge er aber ein Maͤgdchen, ſo wuͤrde es ihm ein Schimpf ſeyn. u Ueberhaupt find die Groͤnlaͤud — 4 —9— erinnen nicht gluͤcklich, es wäre denn in ihrer erſten Der wngfieii Kindheit, oder wenn ſie in ihres Baters Hauſe bleiben, 100 fie ſehr gelinde Behander hg 3utfand der werden. Aber fonft iſt ihr Seben v \ ende. Wenn ihr Varer flirbe, ſo ſind ſie ohne Me Huͤlfe und müffen dienen, Damit fie ihr geben durchbringen. . Wenn fir einen Herrn nichee” wird es ihnen zwar nicht an Nahrung mangeln, aber fie haben noch dur Kleidung, n fie nicht etwas Angenehmes in der Geſtalt, oder fi un Urbeie gend» Naben fir nicht etmas Angene kalt, oder find eſchickt, fo Bleiben fie unverheurathet. Wenn fie ſich aber verheurathen, em zwanzigſten Jahre bis an den Tod nichts alenın, me Kette don Mühe, Mangel und Et : eibesperſo⸗ 88 z Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von fo gefchiett es ſelten nach} ihrem Sinne. Das ganze erſte Jahr fürchten fie fich, werfi Brönland. Ben zu werden, wenn fie feine Kinder befommen; würden fie wegen ihrer Unfruchte barkeit abgedanft, fo iſt es um ihren guten Namen geſchehen, fie haben nichts mehr übrig, als dafs fie Dienen oder ſich fhänden laſſen, damit fie ihren $ebensunferhaft ge« winnen, Behaͤle fie der Mann, fo müffen fie feine üble Saune und das Schmälen und! Keifen ber Stiefmütter ertragen, und gut aufnehmen, Wenn der Mann ftirbe, fo hat fie Fein andres Wirwengut, als dasjenige Gerät, welches fie ins Haus gebracht ⸗ hat. Wenn fie Kinder zu ernaͤhren hat, ſo muß fie ſich in Dienfte begeben, menigftens wenn fie feinen Sohn hatz denn in dem Falle ift ihr Zuftand als Witwe beffer, als, Der Zuftand der Ehefrau. Wenn eine Frau ale wird, ohne Kinder zu haben, die ihr Achtung gugiehen koͤnnen, fo ift ihe einziges Huͤlfsmittel das Zauberhandwerf, woben fie etwas Gewinn Haben kann, aber nicht ohne Gefahr, bey dem geringffen Argwohne, daß fie jemand bezaubert habe, geſteiniget oder ins Meer geworfen, ober erſtochen und in Stücen zerriffen zu werden, Entgeht fie allen Diefen Gefahren, fo wird fie, weil fie nur fich und andern zur Saft ift, lebendig begraben, oder aus Mitleiden er⸗ . — — fuͤr Vergnuͤgen bleibt wohl ſolchen Leuten uͤbrig, deren Weiber ſo un⸗ cklich ſind? Ungeachtet aller dieſer Muͤhſeligkeiten aber, die mit ihrem Stande verknuͤpfet find, leben Die Weiber doch gemeiniglich weit länger, als die Mannsperfonen. Diefe bringen den größten Theil ihres $ebens auf dem Meere mitten unter Waſſer und Eife bey Schnee und Regen, in beftändigen Arbeiten und Gefahren zu, woben fie von dem aͤußerſten Hunger zu der Außerften Unmaͤßigkeit getrieben werden, da fie nur einmal des Tages, aber alsdenn auch mit einer deſto groͤßern Gefraͤßigkeit effen. Seleen bringen fie es daher bis zum funfzigften Jahre, und ihrer find ben weitem nidjt fo viel, ‚als der Weiber; welches ohne Zweifel die Vielweiberey veranlaffee, und audy einiger Maßen rechtfertiget. Die Weiber aber bringen es bis auffiebenzig, achtzig Jahre‘ und noch höher. Allein, dieſes Uebrige ihres Sehens wird theuer gemug erfauft durch DIE shörichte und abſcheuliche Ausuͤbung ihres Aberglaubens, woraus fie fic eine einträgs Siche Kunft machen. Denn bey allen ungebilderen Völkern haben die alten’ Weiber das Vorrecht, die Kinder in Furcht zu jagen; und ift die Umwiffenheit nicht eine Kind⸗ heit in jedem Alter? Die groͤnlaͤndiſche Lebensart hat gewiß für einen Europäer nichts verführerifches, Sobald man durch das Werter genug herumgemorfen ift, fo muß man. eine ‚elende Huͤtte für den angenchmiten Haven anfehen; und in einem Sander wo abe Elemente ſich gegen das menfhliche Geſchlecht zu verſchwoͤren feheinen, wirdy wenn man einige Tage den ſchrecklichſten Hunger gelitten hat, die elendefte Maptzeit biefer arınen Wilden ein koͤnigliches Mahl. Man Fan aber alsdann nicht umbiny ‚Die gute Ordnung und fogar einige Nettigkeit, Die ihnen eigen iſt, in ihren Häufern“ zu bewundern. Denn beyihren beftändig ſchmutzigen Händen, ihrem ölichten Geſichte, und dem ſtaͤrkſten Fiſchgeruche, verwahren fie doch ihre Feſtkleider, ſorgfaͤltig zuſam⸗ ‚men gelegt, in einer Art von ledernkem und mie der Radel gefickten Mantelſacke⸗ Ob fie gleich Lederne Eimer haben, die nicht gut riechen, fr ift doch alles ihr Schöpfe wagler in ſehr faubern und mie Kupfer und glänzenden Knochen verſehenen hölzernen ändern verwahret. Kurz, wenn man von einem Volke, welches beftändig im drug und Blute der Seehunde und Waufifche ſchwimmt, nicht einmal ein fo — Idhr Handel geſchieht durch Vertaufchen. Ma; BBeſch gungen der Menſchen gehen nur au bervorbringt; alle ihre Werpg fi von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 89 hes aͤußeres Anſehen erwa Cranz yon rten kann, wie bey unſern Handwerkern und Bauern: ſo Cra herrſchet doch in Groͤnland Bine mehr Einigfeitund Zufriedenheit in einer Hütte, die mebr Familien aus verfhfenenen Stämmen in ſich faffer, als man bey uns in einem Haufe finde, das aus einigen Perfonen einerten Geblütes beficht. Wenn ein Grönländer glaubet, daß ihn die Seure in der Hütte, worinnen er wohnet, nicht gern feben, fo ſuchet er fh ohne Murren und Klagen eine endere Wohnung. Sie find allezeit bereit, eins FR \ gegenſeitig beyzuſtehen; und niemand gründer feine Trägheit auf die Arbeit⸗ amkeit eines ar AB man nicht einmal darum bitten darf; und die Gaſtfreyhelt koͤmmt in diefem ars Men Sande dem Betten zuvor. Ohne diefe gegenfeitige Freygebigkeit, da man aller zeit feine Nahrung auf einige Meilen weit von Haufe fuchen muß, würde man oft in Gefahr ſeyn, auf der Reife Hungers zu ſterben * EEE een Ba Sa an 25 0 ann Ze Se | Das III Capitel. | | Von der Yuffühcung und dem Charakter der Grönfänder in dem bürgerlichen Leben. Veſuch der Grönländer unter einander. Ihre terie des Tauſches, welche fie ſuchen. Luſt⸗ Berichte und Schuͤſſeln. Ihre Fefttage, barkeiten der Groͤnlaͤnder. Feſt der Sonne. Sie find Gautler. Ihre Kur zu erzählen. Beſchreibung der grönländifchen Trummeln, Wie man ihnen durch Vergleichung anzeiget, Gewoͤhnliche Spiele zur Uebung des Leibes was ſie noch nicht geſehen haben. Ihr Han: Art von Policy, oder die Verfammiung der ' del. Ihre Jahemaͤttte. Ihre Waaren. Gerechtigkeit. fe natürliche Beſchaffenheit der Himmelsgegend und des Erdbodens Hat einen ſo großen Einfluß auf die Sitten und den Charakter aller Voͤlker überhaupt, als befonders der wilden Wölfen, daß ein Weltweifer alles, was fe chun, oder fagen, errathen müßte, wenn er ihre Handlungen und Geſpraͤche, nach den Beduͤrfniſſen und Huͤlfsmitteln der natürlichen Beſchaffenheit des Sandes, welches fie bewohnen, much- maßete. te i f das, was ihr fand | erhaͤltniſſe des Handels und des geſellſchaftlichen Lebens be ruhen auf ihren Beſchaͤfftigungen. Man ſieht auf das, was man einſammelt; man redet von dem, was man ſieht; es iſt daher nicht ſchwer, nach dem Gemaͤlde, welches Man von Grönland machen will, über das gefellige Leben feiner Bewohner, über ihre und Weife Handlung zu reiben, und alles gemeinfchaftli ab zu handeln, über Übre Befuche, Maplzeiten, ihren Aıngang, ihre Seyertage, Spiele, und über alle Sufte barkeiten, die fie anftelfen, zu urtheilen. Aber wie Reiſel eſchreibungen nicht einzig und all uͤr Weltweiſe geſchrieben werden, obgleich diefe den größeften Nutzen dar: een, kann man der Neugierde der meiften tefer eine umſtaͤndliche Er⸗ IM Reifepefchr, XX and, | M aaͤhlung dern. Sie bemuͤhen ſich jo ſehr, einem von ihren Zifchen etwas anzubiechen, = = de 90 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von zaͤhlung von ſolchen Gegenſtaͤnden nicht verſagen, die dem ſchoͤnen Geiſte zwar zu gering Gronland⸗ — J oder nichts bedeutend ſcheinen, welche aber dennoch in den Augen tiefſinniger Beobachter wichtig werden. Wir wollen noch einmal den Herrn Cranz hören, dieſen natürlichen und treuen Gefchichrfihreiber eines Volkes, das ungluͤcklich iſt, ohne boshaft zu ſeyn. Die Grönländer, ſaget er, find niche ſowohl eiferfüchtig, unter ſich zu ſchimmern, oder ſich ein gewiffes Anfehen zu geben, als beforgt, alles das zu vermeiden, was fie lächerlich, oder ihnen einen böfen Namen machen koͤnnte. „Sie verftehen gar nicht die Kunſt der Complimente, oder der Werbeugungen, und fie fönnen ſich des Lachens nicht ent- halten, wenn fie einen Europäer aufrecht und mit entbloͤßtem Kopfe vor jemanden fie: ben fehen, den er, fie wiffen nicht warum, feinen Obern nennet. Sie entrüften fid) befons ders über diefe Oberherrfchaft, wenn fie fo weit geht, daß ein Menſch den andern ungeftraft fhlagen kann. Sie bemühen ſich weniger zu gefallen, als nicht zu misfallen, dadurch, daß fie vielmehr Geduld, als Höflichkeit, verlangen; und fie find geneigter, gar nicht zu beleidigen, als fich zu rächen. Sie würden um fo viel verlegener feyn, einander zu fhimpfen, und fid) mit einander zu zanfen, meil fie Feine Schimpfwoͤrter in ihrer Sprache haben; wenigftens wiflen fie nichts von denen Ffüchen und Schwür ren, die unter uns fo gemein find. Sie erröthen gar nicht über dasjenige, was nichts ftrafbares oder befeidigendes an ſich hat; fie erlauben fic) gewiſſe Freyheiten, welche ihnen die Natur als Wirfungen der Verdauung befiehlt; und ob fie gleid) über Reden, welche die Höflichfeit fuͤr ſchmutzig oder unanftändig hält, nicht böfe werden, fo find fie dennoch fo behutfam, daß fie fih in Gegenwart der Europäer dieſe Freyheiten verfagen, wenn fie fehen, daß fie verbrüßlich Darüber werden, oder ein Misfallen daran haben, Alte diefe Sachen werden Leſern von einem gewiffen Nange Findifch ſcheinen: al lein, der Herr von Montagne würde es nicht für unanftändig ‚gehalten haben, fie zu - ſammlen. Indeſſen würde doc) diefer Weltweife, fo bald er nur auf. der Karte die Briite und die Sage von Grönland, mit der Ausſicht auf. die Berge und Waffer, „welche diefes Eisland durchſchneiden, gefehen hätte, fo gleich bemerfer haben, ohne dieß zu lefen, daß es trocdfen, wenig bebauet und bewohnet feyn muͤſſe; daß die Leute daſelbſt hart, und fo Falt wie der Boden ſeyn; daß, ‚weil fie nur von thranichten Bir fehen leben , welche fie fangen, abziehen und zubereiten, fie nicht anders als fhmußig und unangenehn feyn koͤnnen; und daß, weil fie fich bey ihrem wenigen Vorrathe von Holze und eifernen Werkzeugen, aus Mangel der Bergwerke und Hölzer, fie ſchlecht und armfelig wohnen, alfegeit zufammen und friedfertig bleiben müffen, und, da fie das halbe Jahr hindurch), entweder auf der Jagd, oder bey dem Fiſchfange beſchaͤfftiget find, mit dem ftürmenden Meere, den mit Eife bedeeften Bergen, und mit ungeheuren Seethieren um ihr geben zu Fämpfen, fie Feine Zeit übrig behalten, die Künfte, wel che die Nothwendigkeit zuerft erfunden, zur Vollkommenheit zu bringen, noch auf Pracht und Annehmlichkeiten des Lebens zu denfen; daß folglich ihr Leben elend, ihr Eharafter traurig, ernfihaft und zurückhaltend fey, und daß ihre ganze Gefeltfchaft etwas von der feuchten Finfterniß und von demjenigen traurigen Horizonte empfinden ‚müffe, welcher Faum der Sonne in der langen Nacht, worinn die Grönländer verhub let find, einige Monate zu regieren überläße, “Obgleich der Weltweiſe alle dieje Schluͤſſe vorher geſehen hat, fo würde er doch gern Den Beweis und dir Entwicfelung re ; in von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 91 in Thaten geleſen Haben, die fie bekraͤſi en, Die Geſchichte eines Volkes, das noch Cranz yon aje jemanden boͤſes gethan a ne Vertheidiger der. Sitten der Cannibalen ai J eingenommen baden, Sie wird ohne Zweifel eben die Reizungen für Diejenigen har" ben, welche nicht ohne Berräbniß die Geſchichte der miträglichen Völker lefen koͤnnen, Die entweder Uebervinda oder Ueberwundene ſind. Si—⸗ moͤgen ihre Augen von die⸗ 1 blutigen Sande wegwenden, und fie auf ein Gemälde, zwar grober, aber doch un» ⸗ huldiger Sitten werfen, eh Denn fi) die Grsnländer befuchen, um die leeren Wincerſtu — — ringen fie einander Geſchenke mit. Sie empfangen ſich mit fröhlichen Geſaͤngen man 34 —— bemuͤhet ſich, die Fahrzeuge der Fremden aus zu laden, und an das Land zu bringen. — “ Die Geſchenke befteben in eßbaren geeferbiffen, oder im Schmucke aus Pelzwerken; das heiße in Thierflelſche und einer Seehundeshauf, Um diefen Preis bemüher fich ein jeder, Damit er $eure zu ſich ziehe, fie nach Würden wohl auf zu nehmen, Uber auf beyden Seiten fhmeigt man Anfangs fiilfe. Hernac nöthiget der Haus⸗ Wired den Fremden, den Reiferock ab zu legen, und ihn anf dem Rofte über der Sampe au frodnen, Er bierhet ihm an, feine Kleidung und Felle zu verändern, und bitter ihn, ſich auf die Bank zu ſeten. Diefen Ehrenpfag verbitten die Europäer gemeiniglich, ohne Zweifel, weil erder unbequemfte its denn alfe dieſe Ehrenbezengungen werden faft im⸗ > auf Koften des Bergnügens gemacht. Hernach reder man fehr ernſthaft vom Were et, Sifchfange und von der Jagd. Die ganze lnterredung, wobeh Die Seute verſammlet find, geſchieht an dem ſchoͤnſten Ortedes Simmers, welches alle Gemächer ausmacht und das, fo zu fagen, zu allen Bebürfniffen und Bequemlichkeiten des Lebens diene. Die Weiber reden in ihrem Winkel unter einander, mit klaͤglichem Geheule von ihren ver» ftorbenen Aeltern, worauf oft genug luſtige Hiſtoͤrchen zum Sachen folgen. Die Tas badsdofe geht geſchwin herum, und ein jeder ‚sieht den Tabak aus derſelben mit der Nafe beraus; vieleicht ift diefe Gewohnheit den Grönländern nicht fo unanftän- ar a8 die jenige iſt, ihn mie beſchmutzten und von Fette oder Dele ſehr ſtark ſtinkenden en zu nehmen. Die Doſe it aus Hirſchhorne gemacht, mit Zinn oder mit effing gezierer oder gefüttert: Unterdefien bereitet und trägt man das Effen auf. * Svenden laſſen fich von, ihrem Wirthe mehr als einmal nörhigen, und fellen ſich rebr Neichgüftig dabey an, aus Furcht, fie möchten für arm oder hungerig angefehen . ... werden. Der Tifd, iftinsgemein mit drey oder vier Schüffeln befest; an großen Feft- Ä sagen aber Mit einer größeren Anzahl. Ein Kaufmann vonder dDänifchen Eofonie * zoͤhlte bey einer “onen Gafteren, wozu er mit einigen. Grönländern eingeladen mar, Seriähte ur bis auf zehn Schüffen in folgender Ordnung: gedörrte Häringe; geftodineres Fleiſch ne von einem Seehunde ; eine andere Schüffel mir gefochtem Seehunde; Mikiak, das ift, — großen bald verfaultes Seehundefleinn, welches man einwenig wildartig neunet; gefochte Au Pe fen; ein Stuͤck von dem ze eines Walfiſches, das fehr geräuchere war; vieles iſt eigentlich das Gericht, worauf die Gäfte eingeladen werden; "gedörrten Lachs; Rennthierfleiſch anſtatt Voͤgel oder Wildpret Eonfeet von wilden Maulbeeren mit ner Brühe aus dem Magen eines Rennthieres gemacht; diefer Magenfaft ift niche anz weiß, und man erraͤth leicht, was es ift; eine andere Schüffel mit eben derfelben —* di eſchließen eaber mit Thrane zubereitet war, um hiermit die letzte Tracht zu b und zu Frönen, Die Maple wird Durch un Gefpräche verlängert ; dag beißt, = : 2 da durch, ſtunden auszufuͤllen, fo Bern der * — — er dHiſtorie und Befreiung ° Cranz von durch, daf fie vom Seehundefänge reden, Ein jeder Fann feine Geſchichte von dies ®:öniand. fer Materie fo weit ausdehnen, bis feine Zuhörer gaͤhnen und einfchlafen, Denn dieſe Mahlzeit ift ein Abendeffen, £ x Die Erönfin _ Diefes kalte Volk machet viele Gebaͤhrden; weil diefe die erfit Sprache des Mens, ie fhen find, und weil dieſe Sprache um fo viel mehr in der Mitth ilung der Begriffe herrſchet, je weniger fie durch eine nothduͤrftige Sprache erfeger wird, wie diefes bey wilden Völkern iſt. Uebrigens iſt es den Menfchen, die mehr Beroegung machen, als fie reden, -fehr natürlich, ihre eigenen Handlungen, die-fie erzählen, durch nachahmende" et zu Gebaͤhrden vorzuftelfen, Die fie vieleicht beffer in der Hand. haben, als in Worten. Ja, a) wenn ein Grönländer aud) den Nachbarn, die rings um feine Jampe verſammlet find, feine Gefchichte bey der Nachtzeit erzählet, und wenn er die Verſammlung mit dem Fange eines Seehundes unterhalten will, fo ſtellet er mit feiner linfen Hand das Unges heuer vor, und mit feiner rechten den Ueberwinder oder ſich felbft. Der Sechund er» fiheint, dieß ift der linke Arm; der Menfch naher herbey, dieß ift der rechte, er ergreift. die Harpune, er hebt fie leife in die Höhe, er neiget, er richtet fie, er wirft fie fort und ftöße fie mie aller nur erfinnlichen Stärfe, Das Thier (dieß ift die linfe Hand) hüpfet and fpringe unter dem Wurfſpieße, es taucher ins Waſſer, es koͤmmt wieder herauf, es ſieht den Fiſcher (dieß ift die rechte Hand, welche ſich aus Sucht zurück zieht); das Uns gebeuer ſchwimmt gegen den Kajaf, ihn um zu werfen; und der rechte Arm ſich um zu wenden, herum zu drehen, oben zu ſchwimmen, und umzuwerfen; er erhebt fisch wieder, und ſchuͤttelt fi) ab; er nimmt einen Wurfipieß und ftößt mit doppelten Kräften in den eib des Ungeheuers. Esift ein Vergnügen, zufeben, wie der Groͤnlaͤnder feine beyden Hände mit einander kaͤmpfen laßt, fo daß fie einander angreifen, zuruͤcktreiben und wechſelsweiſe zu Boden werfen, big bie rechte endlich den Gieg behält. Aber nichts ä ift kurzweiliger, als die Aufmerkſamkeit der Kinder auf diefe Erzählung zu beobachten, welche fie ſtets in ein furchtfames Schrecken oder in eine gewaltige Freude, perfetzt; und alle Bewegungen des Kedners wechſelsweiſe in ihre Augen und auf ihr Geſicht bringt, der auch eben fo plump und fo ſchwer it, als der Walfiſch oder das Ungeheuer, gire —— — u —— — deſſen Streit und Ueberwindung er beſchreibt. Ru ra Wenn ein Fremder mit den Orönländern von dem, was ihr fand bervorbrin ——— an,get, oder von den europaͤiſchen Gebraͤuchen redet, fü muß er ihre Sprache gebrauchen, zeiget, was fiedas heißt) er muß ihnen die Sachen, die ihnen unbefannt find, durch Vergleichung Ehe ne ger mit Gegenftänden erklären, die innen befannt find; Die Vergleichungen beftehen fo zu 2 reden in dem Gewerbe der Begriffe, die das find, was Maaß und Gewicht in der Handelfchaft mie Lebensmitteln find. enn die Unterredung eine ſehr bevoͤlkerte Stadt betrifft, fo. drücker man die Anzahl ihrer Bewohner den Grönländern dadurch aus, daß man ihnen faget, wie viele Walfiſche man haben müffe, um alle Leute dier fer Stade einen Tag zu ernähren, Aber weil fie Feine Walfiſche haben (der Euros päer veder) fo müffen fie. Brodt efjen, weiches wie Gras aus der Erde wächft, und Fleiſch von verfchiedenen Thieren, wovon einige Hörner haben. Die Seute daſelbſt (fähre der Europäer in der Erzählung fort) laſſen ſich von einem Orte zum andern, auf den Ruͤcken großer aufferordentlich farken Thiere, oder auch wohl auf fort vollenden Mafchinen, tragen, welche. diefe Tiere ziehen. Die Groͤnlaͤnder nennen alsdenn don Grönland und daſigen Miffionen, 93 alsderm unſer Brodt Raſen, die Ochſen Rennthiere, und die Pferde grofe Hunde. Sie bewundern alles, was man ihnen von Europa erzähler, und fie bezeigen anfäng« lich ein großes Verlangen, in einem ſo fruchtbaren und wohl gefitteten Sande zu wohnen. Eranz von Brönland. J— 4 *8 enn man ihnen aber ſaget, daß der Donner daſelbſt zuweilen große Verheerungen anrichte, und daß feine unde da ſeyn, ſo haben fie feine $uft me r, in dieſe Jän der zu fommen, “ von — — —* hoͤren fi von göttlichen Dingen reden, wenn man ihren nichts ſaget, das ihrem Aberglauben zuwi⸗ der iſt. Muß man fich nicht wundern, daß dieß Volk, welches nur fo zu reden feine Vorurtheile hat, auch eben, fo eiferſuͤchtig iſt, fie zu behalten, als fo viele andere Na» tionen ſeyn fönnen, die Ihrigen aus zu breiten ? Der Handel der Grönländer ift ſehr einfach, und fie vertaufchen ihr Ueberfluͤßi⸗ ges für das, was ihnen mangelt; Sn diefer Abſicht aber handeln fie auch oft fo ei⸗ genfinnig, als die Kinder, weil fie den Preis der Sachen nicht beffer Fennen, Weit fie Kandel der Groͤnlaͤnder neugierig auf alles das find, was fie Neues ſehen, fo werben fie zwanzig Taͤuſche tref⸗ fen, und doch allezeit an einer jeden Waare verfieren, die fie umſetzen. Sie geben einnügliches Hausgeraͤth für ein Spielwerk, welches ipuendie Zeit vertreibt; fie ichen eine Taͤndeley Gefhirren vor, und alfes das, ieh mas ihnen gefällt, demjenigen, welches ihnen koͤnnte nuͤtzlich ſeyn. Diefe groben Wil Srauenzimm daß fie zufriede den gleichen bisweilen en a errar ie zufrieden find, Fremd iegen, und weder das Gpie noch den Handel fennen, > find, Fremde zu betriegen, und w beftehlen, Das Taufchen der Groͤnlaͤnder geſchieht an einem Orte, nach Art eines Marktes, worauf das Wolf insgefamme zuſammen koͤmme. Dieſer wird aller Jahre im Winter am Sonnenfefte gehalten; man wird es bald Fennen lernen, Die Groͤnlaͤnder gehen auf diefen Jahrmarkt, gleich wie auf eine Pilgrimſchaft; fie legen dafelbt ihre Waa⸗ ven aus und fordern diejenigen dafür, welche fie Haben wollen. Die Einwohner in Süden haben feine Walfiſche, und die in Norden Fein Holz, - Es ‚gehen alfo aus Sir. J Ja felbt von der Dftfeire deg Sandes, Schiffe ab, welche an die drey oder vierhun⸗ fäße — nach der Diskobay fahren. Daſelbſt vertauſchen fie Holz und Ge. or gegen Hörner und Fifchzähne, Walfifchbarden, Rippen Knochen un Schwänze. So gefehieht der Handel * den Leuten dieſes Bolkeg, Auf diefen Sri 7 Em oe Walfahrten zur See fihleppen fie ihre ganze Familie, ——— —— Sie ſind dergeſtalt gewohnt, entweder aus — ee nis Öfeichgüftigkeie gegen eben fo unbemwehnbare ale un, bequeme Herter, ein herumirrendeg ſguͤltigkeit geg fi N —9— leben zu führen, daß, mehn te nicht bald an einem Drte fertig werden, fie ihre Waar —— — en, wobey man es für erlaubt hält, fich unter einander zu Ihre Yabız maͤrkte. en an einen andern bringen. Oefters vergeben abre,. ehe fir wieder in dr Vaterland zurüc fehren. Denn wenn fie.der Winter an einem Orte Überfälle, fo ßen fie ſich daſelbſt feft und bauen eine‘ Hütte, um den Feinter da aus zu haften; aber vorzüglich) in der Nähe einer vänifchen Eofonie, Das fie bar die See fichen ihnen überalt offen, und weil diefe herumivrenden Familien ier, bald da auf halten, fo find ie verfichert, daß fie allenthal und Dekan Tu ſo find fie verſich e af halben Freunde M 3 j Dir ER und Beſchreibung 7 Eranz von Der Handel der Völker des Sandes mit ben Fremden geſchieht in Fuchs Hunde Seonland. ober Seehundsfelfen, befonders aber mit Fifchthrane; und um deffentwillen Haben aut She Handel die Europäer. hier Comptore errichtet. Die Groͤnlaͤnder bekommen niemals Geld zur ankiehe duch Bezahlung; denn Geld gilt bey ihnen nicht, und deſſen Materie hat feinen Werth. Zankhen. Es ſt ihnen gleich viel, ob fie eine goldene Halsſchnur oder eine meffingene, Ohrringe Materie des h ; 5 * Zoukhes, wei, yon Glasperlen oder von Diamanten haben. Sie achten nur die europaͤiſchen Galan⸗ 9. ie Ichen. teriemaaren, weil fie glänzen; und fie fehen niche ſo genau auf bie Grtiubtichfeit biefes Glanzes. _ Mehr als einmal haben fie eine Bütnee,, oder’ einen fpanifhen Piafter) weiche fi einigen fremden Schiffen entwendet hatten, fir ein Paar Pfund Cehich- pufver oder eine Unze Tabak hingegeben. Cie fragen nicht jo viel nach dem Golde— als fie nach Eifen begierig find, und fuchen doher zum Vertauſchen erfklich: Hanpunen- fpigen, Meffer, Scheeren, Bohrer, Sägen und Meifel; hernad) leinene Tücher, oder attunen Zeug, darkes Tuch, Mügen und wollene Strümpfe, Schnupſtücher, Schagteln, hölzerne Löffel, zinnerne Schuͤſſeln, Fupferne Keffel, Kaͤmme, Band und Spielzeug für Kinder. Dieß iſt ihr ganzer Pracht. Sie kaufen ſich auch gern Flin⸗ sen, Pulver und Bley: dieſer Gegenſtand des Tauſches aber bringt ihnen nicht viel Nutzen; und fie verlieren dabey allegeit ſehr viel. Der Schnupftaback dienet ihnen anftatt der Scheidemuͤnze, das heißt, fie thun und geben fehr viele Sachen für einige Prifen Tabak. Die ESchneider und Schufter begnügen fich mit biefem Gelde; man x wird einem für ein wenig Tabad Hände voll Eiderdunen, Eyer, Vögel, und eine > Schüffel mit Fifhen bringen; öfters wird ein Groͤnlaͤnder eher die Kleider vom Leibe verkaufen, und mit feiner Familie Hungers fterben, als feiner Nafe diefen ungluͤckli⸗ chen Staub verſagen, welcher den wilden Voͤlkern eben ſo ſchaͤdlich iſt, als den Euros” päern der Goldſtaub. Diefer Taback richtet beynahe unter den Örönländern eben fo viel Unheil an, als die ftarfen Getränke in andern Sändern. Zum guten Gluͤcke foften die fe unter einer fo armen Himmelsgegend gar zu viel, als daß fie den Einwohnern [AD lich ſeyn Fönnten. f Quftbarkeiten Die traurigen Grönländer haben dem ungeachtet Tänze. Sie haben auch ihre der Grontan Feſttage. Das Sonnenfeft halten fie zur Zeit der Sonnenwende im Winter, uͤm Feſt der die Zuruͤckkehr diefes Geſtirnes zu fenern, welches, wiewohl mie fangfamen Schritten, Sonne. die Jahreszeit zuruͤckfuͤhret, in welcher man jaget, und auf den Fiſchfang ausgeht. Es iſt ſonderbar, daß man die Sonne zu der Zeit verehret, da die längften und kaͤlteſten Nächte find, worinnen man nicht den geringften Strahl vom Tage, ſo zu reden, frehts furz, worinnen bie Natur nichts als Trauren, Betrübnift, Stillſchweigen und Schre— fen Des Todes darbietet. Indeſſen erwachet doch mitten in der Finſterniß, und in die fem Nichts, eine Art von Freude bey. dem größeften Theile der Bewohner des Sanded in welchem die Menfchen mehr nichts, als nur einen ſchwachen Glanz von Fichte und. Hoffnung, haben. Man bemerfet, daß alle Völker zu Ende oder vielmehr zu Anfande des Jahres Feſttage gehabt und noch haben, und daß diefe Feſte gemeiniglich eine Geburt anzeigen, Bey ben Morgenländern war es der. Aufgang der. Sonne, wer! fie wieder an den Himmel koͤmmt. In Perfien, zu Kom war vornehmlich die WI derkunft des Winters fenerlich, — Man müßte wiſſen, ob die Hottentotten, die Leut? in Chili, und alle Bewohner des füblichen gemäßigten Erdgürtels eben dergleichen I ſte zu der Zeit haben, wenn unfer Sommer wieder zuruͤck kehret. Man würde ale | gan { — von Groͤnland und daſigen Difionen — 98585 ann Eehen dafı die Sonne allenthalben ein und eben dieſelben Eindrücke auf den Cranz von Seit * Menfhen gemacht hat, Allein, wenn die Fefleder Grönfänder, bey ber Grönland. uruͤckkehr dieſes Geſtirnes kein Ueberbleibſel des alten Aberglaubens find „welcher — ſich nad) den Polen wird begeben haben; müffen fie da nicht eine natürliche Wirfung der Unthätigfeit feyn, worinnen ſich die Menfchen während der Ruhe des Jahres bee finden? Wenn fie die Räfte und die Nacht rings um ihre Feuerheerde verfammelt; find fie da nicht aus Mangel der Arbeiten, welche Wärme und Bewegungen unterhal⸗ ten muͤſſen, alsdann verbunden, auf Spiele, $eibesübungen, Feſte und Tänze, furz, auf Mittel zu denfen, wodurch das Blut bis auf das Aeußerfte ihres $eibes in ihren Adern Fann zum Umiaufe gebracht werden? Es. ift ohne. Zweifel eine Folge diefer Nothwendigkeit daß ſich die Brönfänder auf allen Seiten verfammlen und einander einladen, das Beſte, was fie haben, effen, wechlelsweife von einer Hütte in die ande: te gehen, und Das Wohlleben in Erwartung der Müpfeligkeit ſuchen. Wenn fie nicht, wie wir, das barbarifche und alberne Vergnügen haben, ſich zu betrinfen, fo eſſen fie dagegen um defto mehr, weil fie nur MWaffer frinfen. " Veſchreibung Wenn ſie ſich ſo ſatt gegeſſen haben, daß ſie berſten möchten, fo heben fie die Ta- * —— fel auf, um nad) dem Schalfe der Trummel zu tanzen, Dieſes Inſtrument if} aus hen Trums einem zwey Finger breiten Reife vom Walfifchbeing oder Holze gemacht, ovalrund ge: mel, es woran man ein fehr ftarfes, obwohl dünnes Fell gefpanner hat. Diefes Fell iſt von ber Haut einer Walfiſchzunge gezogen, und die Ellipſe, welche es auf der Trummel macht, iff ein und einen halben Fuß lang. Dieſe Trummel, welche nach der Geſtalt einer Raquette gemacht iſt, wird mit dertinfen Hand durch einen Griff gehalten, und fie ſchlagen darauf mit einem Stöckchen, welches fie in der rechte haben, Bey jedem Schlage, den ber Trummelfchläger thut, machet er einen Sprung mit Bewegung des Kopfes und des ganzen $eibes, ohne von feiner Stelle zugehen. Der Tact ift / tichrig, und die Zeiten werden nach dem Werthe einer gefchwänzten Note mit zweenen Schlägen bemerfet, Der Trummelfchläger begfeiter feine Mufif und feinen Tanz mit einem Gefange von Seehundesfange, von denen Thaten, die das Wolf zur See verrich- et Bat, von den rühmlichen Thaten ihrer Vorfahren und von der Zurti hr der Sonne en den Horizont von Grönland. _ Die Berfammlung beantwortet den Gefang mit Springen md reudengefchreye, indem fie die Verfe feines Kedes mit diefer Zeile, welche man in einem Chor wiederhofer, unferbriht: Amna aſah abab! en der Sänger auf diefe Beh einen Auftritt oder vielmehr einen Aufzug gs x’ fpielet hat, welcher eine Vierthelſtunde währet, fo begiebt er fi ganz auffer Athem weg, vom Shveiße benege und b abe vom Gefange, vom Schreyen vom Tanıca ? on der Verftellung F epnade fange, chrey sen, *8 Sefichtes erfchöpfer, womit er die Berfamnlung vergnüger at Ein anderer ergreift fogteich feinen Platz und feine Rolle, Das Epiel währer fo die ganze Nacht durch. n fehläfe den folgenden Tag bis auf den Abend, an wel- hem das Feft durch ein Abendeflen tvieder anfängt, worauf ein Ball folge. Auf diefe Weiſe vergehen viele Tage, fo lange bis man feinen Mundvorrath mehr zum Irene bat, oder bis die Schaufpieler ihre Stärfe und Stimme gänzlich vers aben, ee 7 Man geunroen auch ihr Vallfpiel, welches fie bepm hellen Mondſcheine hielen „Bewööntige Man theilet ſich in zoo Parteyen; einer von den Spielern wirft den Ball einem dor —— a Van TR en feinen kLeibes. “ 4 Aa N \ — | j i 96 Hiſtorie und Belhreibung Cranz von feiner Partey zit, und Die von. den andern Partenen bemühen ſich, ihn zu erfappen und Gronland · ihn unter ſich herum zu ſchicken und zu werfen; oder man treibt auch wohl den Ball vr pis an ein gewiſſes Ziel fort, das fehr weit entferner ift, und der gefchwindefte von det Partey muß ihn einholen. | = Unter denen Artendes Ringens, welche dienen, fie zu dem muͤhſeligen Zuftande ab: zu haͤrten, zu welchen Die Natur fie verdammer hat, Haben fie eine, welche darinnen beſteht, daß fie fich derbe Stöße mit der Zauft auf der Rüden geben: derjenige vol den beyden Kaͤmpfern, welcher biefen Angriff anı beiten aushält, ift der Sieger, und er muß die-andern zum Streite herausfordern, bis er mit denen Stößen, die er befom® men hat, zufrieden ift, und fich in Tapferkeit zurück zieht. Sie üben fich auf gleiche Weiſe In verfihiebenen Arten von Tanzenfauf einem Seile, und hierinnen ſcheinen ſie nicht ungeſchickt zu ſeyn. Sn dieſen Verfammlungen aber, Die verſchiedene Male des Jahres wiederholet j werben, fo lange als man einen Ueberfluß an Mundvorrarde Hat, und die Jahres zeit ihnen nicht erlauben will, das Meer zu beſuchen und fie'zu handeln einfader, giebt es Herausforderungen, worinnen man feine Streitfachen durch. Tanzen und Singen‘ beyleget ; und diefe Spiele nennen fie den Saͤngerſtreit. Ein Groͤnlaͤnder, der ſich von einem andern gefchimpfet zu ſeyn glaubet, bezeuget darüber weder Zorn noch Ems pfindfichfeit, ‚fondern verwahrer feine Rache und läßt alle feine Galle in einer Satyr aus, welche er im Tanzen und Singen vor feiner Familie wiederholet und befonders in genwart der Frauensperfonen, bis er fie recht auswendig weis. Alsdann fordert feinen Gegner zu einem Zweykampfe, ſich nicht auf den Degen,fondern durch die Stimme mit ihm zu fhlagen. Diefer nimmt die Herausforderung an, und ft fer ſich in einer Art von Rennfreife auf den Schauplas, welcher nur eine Banfift, Der An ‚greifer fängt an, feine Verſe nach. dem Klange der Trummel anzuftimmen, und bie jenigen, welche auf feiner Seite find, unterlaflen nicht, nad) einem jeden Verſe, wel⸗ hen fie in einem Chore reiederhofen, das: Amna ajſah zu fingen, fo fange bis die Derfammlung allen den böfen Reden, welche der Ankläger wider feinen Gegner auf ſtoͤßt, durch lautes Sachen Beyfall giebt. _ Diefer erfcheine nun feiner Geits auf rei Schauplatze, und antworter der Satyre durch beißende Scherzreden, welche von dem Beyfalle feiner Partey unterſtuͤtzet werben; und die Lacher geben oft auf feine Seit "Der Urheber der Herausforderung koͤmmt wieder an Die Heide, und freibe das Jäche liche auf feinen Feind zuruͤck. Diefer Streit waͤhret fo einige Zeit, und derjenige traͤ den Sieg davon, welcher den legten Angriff edut, Er hat feinen Proceß gewonnen ‚die Zufhauer, welche Richter find, fällen das Urtheil, und fie geben Stud Sieg, welcher das Schlachtfeld behält. Diefe Zweykaͤmpfe endigen fich allezeit dur die Verföhnung und Freundſchaft der Streitenden. Seiten entftehen in dieſen Bei ſammlungen Geraͤuſche, Aergerniſſe, oder verdruͤßliches Särmen : es ſey denn, daß el Mann, dem von ſeinen Verwandten oder Freunden geholfen wird, mit Gewalt ein Maͤgdchen wegfuͤhre, welches er heurathen will. Dieſe Arten von Entführungen gle chen dem Sabinerinnenraube, und fie koͤnnen auch verziehen werden. Alfein, an ſtatt DA nn fie die Gewaltthaͤtigkeiten und Ausfchweifungen wider die gefellfchaftliche Ordnung be⸗ * rechtigen ſollten, ſo nutzet man die Zeit dieſer Verſammlungen vielmehr, die gu Moral einzupflanzen, und die Sathren ber Privatperſonen werben eine Unterweil \ ensure von Grönland und dafigen Miſſionen. 97 fuͤr alle. Manlernet daſelbſt einem jeden dasjenige wieder geben, was er recht hat zu for- ben, die fügen und die Verleumdungen vermeiden; man fadelt den Betrug und Die Ungerechtigkeit, vornehmlich den hebruch, welcher eines und das andere einſchlleßt. Mam tadelt die Lafter und die ſchaͤdlichſten Verbrechen in der Geſellſchaft: und die Furcht vor der Entehrung iſt der groͤßeſte Zügel, welcher die Groͤnlaͤnder zurüc haͤtt. Diefe Art öffentlicher ; lache beuget der fonderbaren Nadye, der Verraͤtherey, und dem Tod⸗ ſchlage vor. Indeſſen kann man uͤberhaupt fagen, daß dergleichen Spiele und fa Mrifche Streite yief geſchickter find, die Zunge und die Bosheit der Tadfer zu üben, als die Siten laſterhafter Leute zu verbeſſern. Dieſe Ballverſammlungen der roͤnlaͤnder dienen ihnen zugleich anſtatt der ohlympiſchen Spiele, des Areopagus, der chaubuͤhne, der Academie, des Jahrmarktes, des Gerichtshofes, und des Rathhau⸗ ſes. Alte diefe Geſchaͤffte verrichten fie mitten unter den Luſtbarkeiten, die dem Berruge und der Bosheit wenig Zuga ang laſſen. Wenn die Zänferepen dafelbft ſchneil find, fo werben fie doch noch ſchneller erftict, und man hat niemals vorher darauf gedacht. Dieß iſt der Sanmelpfag der Gleichheit und der Freyheit; ein jeder Vater hat da⸗ felbft die Regierung über feine Familie, niemand aber über die ganze Berfammlung, en, Teuttiche Geift, weicher auf diefen Märkten vogieret, verträgt fh mit dem bes fondern Geifte, welcher m Innerſten der Häufer berrſchet. Ein jedes derfelben ſchließt diele Hauspaltungen in Rh, aber alte find fie eine von Ber andern unabhängig: kein thaupt herrſchet dafeibit. f , Keiner maßet ſich daſelbſt eitte Obergewalt an, als durch die A tung, die mit dem Alter, — der gefunden Bernunft, der Erfahrung, VER bey dem Fifchfange erworbenen Ruhme, und mir der Kenncuß der zu dieſer Beſchaͤff⸗ gung beguemen Seiten und Dexter verbunden ift, " Ein Menſch, der diefes Ver⸗ dienft Bar, änge Die freywilli | ge Huldigung des ganzen Hauſes, oder des Kreifeg, ‚ohne fie zu fordern, oder zu ſuch — en, welcher ihm fine Wohnung gegen Norden der utte anweift, chne Zweifer, weil fie ana trägt ihm bie Aufſicht über die gute Ordnung und die Sauberkeit der Wohnung Ber Wenn jemand feinem Gutachten nicht folgen will, fo hat der Aufſeher nicht noͤ⸗ — Befehl zu geben, noch Mühe, über ihn zu urcheifen; fondern die ganze Hütte erchließe gemeinſchaftlich, den folgenden Winter niche mehr bey diefein Ungehorfamen gu Wehen, und es foll von dieſer Ungelehrigkeit in den Kedern der nächften Berſamm— ug Meldung gethan werden, mern frin Fehler diefe öffentfiche Beſtrafung verdiener. Cranz von Grönland, von dieſer Falceften Seite ber nicht offen iſt; Die Orönfänder haben nur Sitten und Eeine Gefeße, Hier iſt ein kurzer Be⸗ Art von Polls i ihr E Sitt m . f « R Aula FR: „ey oder griff ihre N, Oder vielmehr ihrer bürgerlichen Gewohnheiten, fo wie ihn URS Handhabung Herr Erans, nad) der Eizäpfung des Heren Dalagers, Factors der daͤniſchen Colo—⸗ — ——— and, e "Ein jeder gefr, wohin er will, und wohin cs ihgr gefär, fit, une enn er an demjenigen Orte, 2 i ‚an welchem er ſich niederlaffen will, Leute finde, fo feget er ſich da nicht feft, es fen denn, daß er dazu eingeladen werde, Der Sifchfang und die Jagd find frey; man nimmt, was man finde, fo gar ein Stuͤck Wildprär oder einen - iſch, weldjer in dem Nege eines andern feyn würde, wenn es nur einen Ueberfluß on giebt, und wenn man nur niche die Spur und den Gang der Thiere und ver Jäger —— Da find feine Gehaͤge, keine dorbehaltene Derter, wovon andere aus geſchloffen find, auch ſelbſt für Fremde nicht. Wenn aber diefe ungewoͤhnliche Anz Ba Machen und fich ungebührlich der Rechte und der Freyheiten, nad) Arc des Allgem, Reifebefchr, RX Band, ge 3 . handelnden L Groͤnlaͤndern. 98 IR Hiſtorie und Beſchreibung J A ! i | Cranz von handelnden Europa, anmaßen wollten; fo würden ihnen die natürlichen Einwohnet | Grönland. . wandten fein Betruͤbniß dadurch zu fügen, daß er fein Necht fordert. . Mac; einel "wilden Volke verurfachen Finnen, _ Wenn jemand eine Fuchsfalle gemacht hat, und Zank mic ihnen haben; und fie würden, wie es die Wilden in Canada machen, frem de Nationen um ein Sand fic) zanfen und es mit ihrem Blute benegen laffen, welches niemanden zugehöret, und niemals der Ungerechtigfeiten und Graufamfeiten werch ift, mas durch man es erkaufet. Derjenige, welcher Treibholz, oder Häute von Thieren, und Truͤm⸗ mern von einem Sciffbruche, an der Küfte gefunden hat, bemächtiger fich deffen, wie fein eigen Gut, ob er gleich nicht an dieſem Ufer wohnet. Er zieht.aber diefe Beute ans fand, und leget einen «Stein auf den Haufen, welchen er davon gemacht hat. Dieß ift das Zeichen und Siegel feines Eigenthums; niemand ruͤhret es an. Wenn dem Fifchereine Beute mit dem Wurffpieße entgeht, welchen er dem Fiſche in den Ruͤcken geworfen haf, und wenn ein anderer Menſch das flächtige und verwundete Ungeheuer zoͤdtet, fo gehöret mit Rechte die Beute dem erften Stoße, und nicht dem letzten⸗ Aber wennider Seehunt den Strick und bie Seine zerreißt, woran die Harpune feft ge j mache ift, welche er in dem Ruͤcken hat, fo verliert derjenige, welcher die Harpune auf das Thier geworfen hat, fein Recht, und derjenige, welcher den Seehund noch lebendig er⸗ greift ,. oder todt findt, behält ihn, wenn er dem Fiſcher, welcher ihn geworfen hafı die Harpune wieder erftattet, Wenn man eing von diefen Ungeheuren herauf zieht es ab zu fleifchen, fo muß derjenige, der zu erft das Meffer in daffelbe hinein ſtecket, den Kopf und den Schwanz wegtragen, und von dem übrigen nimmt ein jeder mega was er kang. Was den $eib des Walfifches anbetrifft, fo bat der Zufchauer darall eben fo viel Recht, als der Harpunier; und weil diefe dag meifte würden nehmen fönz nen, fo fieht man wenigftens hundert Menfihen ſich mit dem Meſſer in der Hand auf den Leib des Walfifches werfen, ohne daß ſich davon viele Zufälle eräugen, und die Schnitte des Meffers auf die rechte und linfe Seite, auf die Finger fo vieler Leute fal⸗ fen, die nach der Beute: begierig ſind. Dabey aber ift weder Bosheit, noch Beleidi⸗ gung; niemand beflager fich darüber, Wenn verfihiedene Pfeile auf ein Rennthier tref⸗ fen, fo gehoͤret es der Hand, deſſen Pfeil zunaͤchſt ans Herz getroffen hatzı, wenn nur allen Jaͤgern ein Theil von der Beute uͤberbleibt. Allein, ſeit dem die, Groͤnlaͤnder Flinten gehabt haben, da niemand feine Kugel kennet, fo giebt es öfters Streitigkeiten zwifchen den Jaͤgern, des Rechts und der Theilung der, Beute wegen; und diefed wird ohne Zweifel nicht der größefte Schade feyn, welchen die Feuergemehre dieſem des Sandes viel lieber das fand und das Meer einräumen, als Streitigkeiten - iſt nachlaͤßig, fie auf zu ſtellen, fo erhält derjenige, welcher fie. nad) einer gemiffen Zeit” wird aufgeftelle haben, das Thier, welches er in der Schlinge gefangen findt. Wentl einer jemanden fein Boot oder, einige Geraͤthſchaft leiht, fo hat. der, Eigenthümer fein” Kecht, die Ausbefferung zu verlangen, wenn es etwa Schaden erlitten bat. Auchte® hen fie nicht gern das, welches abgenußt werden Fann. Wenn einer einen Tauſch macht, und nicht mit. den Waaren, welhe man ihm im Tauſche giebt, zufrieden ifls fo kann er den Kauf brechen, und das, was er geliefert hat, wieder nehmen, Det“ jenige Käufer, welcher nicht gleic) bezahlet, Fann auf Eredit nehmen: wenn er abet vor Bezahlung feiner Schuld ſtirbt, fo. wird. der Gläubiger des Berftorbenen Anver⸗ geriffen Zeit aber, kann er mit der Familie des Schuldners reden, und feine Wall — En ——— * might urn 3 — Ir, . von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 99 wieder nehmen, wo ſie nicht durch die Unordnung und das Pluͤndern verloren gegan⸗ Frzu * gen find, welches allezeit in dem Haufe,storinnen ein Grönländer ffirbe, zu gefchehen — pflegt. Ja, wenn einer eine auf Credit genommene Sache verderbet oder zerbricht, ſo kann niemand die Bezahlung dafür verlangen. 2 I Dieß iſt die Poticey einer, ohne Zweifel, war unvollfonimenen Geſellſchaft wor⸗ innen man aber noch weniger Ungerechtigfeiten begeht, als in den geftttetſten Staa⸗ ten; weil ſich daſelbſt nicht fo viele Gelegenheiten, noch Verſuchungen, zum Verbre—⸗ chen finden. Uebrigens, wenn man etwa mit den Groͤnlandern über bas Sehferhafte oder Unvernünftige in ihren Gewohnheiten redet, fo antworten fie, wie die manterlich- ſten Voͤlker von der Welt, es iſt nun einmal ſo die Gewohnheit. ——— Das IV Capitel. Moraliſcher Charakter, oder after und Tugenden der SE LAER Grönlänver — —* In welchem Verſtande die Groͤnlaͤnder ein wildes Widerſpruch in dem Gemälde wielches man Vor ſind. Sie find wenig zum Lügen ge; von dieſem Volke mache. Meuchelmord und neigt, Sie leugnen ihre Fehler, um ihre Zauberey werden mit dem Tode beſtrafet, aber Ehre zu erhalten. = Aber jie erdenken Feine aus Rache, und Richt nach den Geſetzen. dalſchheit / um zu betriegen. Scheinbarer — EEE | ann man ·ſagen/ daß ein Volk, welches weder Religlon, noch Regierung, weder göttliche, noch menſchliche Geſetze hat, eigentlich Tugend habe? Dieſe Frage khut Here Cranz bey dem Eingang⸗ dieſes wichtigen Capitels Er ſcheint fie aber zu enefcheiden, wenn er uns in dem Charakter der Grönländer Eigenfchaften er⸗ zaͤhlet, die lobenswuͤrdig genug find, ſelbſt die Chriſten zu beſchaͤmen Ich weis, ſaget er, daß man diefem dummen’ Wolfe abfcheufiche Safter vorgeworfen Bat, und daß die Reiſebeſchreiber das haͤßlichſte Bild von ihnen gemacht haben: allein, fo wie ein jeder Gegenftand zwo Seifen bat, fo habe ich das Gluͤck gehabt, mehr von bem vortheithafe: teſten Anblicke der Sitten diefer Nation geruͤhret zu werden, als von ihrer alter fchlimiits fen Seite, Indeſſen werde ich das Gute und Böfe mit der Treue anführen, welche einem jeden Maler zukömme, ‚ber fein Gemälde nur ähnlich machen will, Dieß ift der Zweck und die Schuldigkeie eines Menfchen, der öffentlich feine Reiſen erzaͤhlet. Man ſaget, die Grönländer ſeyn ein wildes Volk man wuͤrde ſich aber einen fat- Sn welchen ſchen Seht urn diefem Worte machen, wenn matt es von einer ausſchweifenden Le eye ensart, und von der Graufamfeir verftehen wollte. ” Sie find in Anfehung unferer cn wildes nur dasjenige, was ben den Griechen und Römern diejenigen Mationen wareg, welche Volt finde fie DBarbarn bießen, obgleich einige von diefer Anzahl waren, Die vieleicht beſſere Gig, wonheiten ung Sitten Hatten, wenigſtens up Gluͤckſeligkeit, als die roͤmiſchen und Na griechi⸗ EB 3 9 100 | Hiſtorie und Beſchreibung ranz von griechiſchen Geſeke. Denn die Sitten find die Nahrung der bürgerlichen Geſellſchaft, Grönland. bey der die meiften Gefege nur Hülfsmittel find. Die Schiffer haben allezeit diejer nigen Völker wild genannt, weiche Feine feftgefegte Wohnung haben, fondern Haufen weiſe in Hölzern zerſtreuet herumirren, wie gewiffe Arten Thiere, So hat man DIE” Heyden Gögendiener genannt, welche feinen Tempel in den Erädfen, fondern in dem Dörfern haften, Die Grönländer, faget Herr Cranz, jind fein wildes barbarifche® und unfreundliches, fondern vielmehr ein fanftmürhiges Volk, von gutem Naturelle und ein Volk, das zu allen bürgerlichen Künften geſchickt iſt, weiche Geduld und einen ftarfen Körper erfordern. Sie leben in dem Stande der Natur, oder wenigſtens genie Ben fie die Freyheit, welche daraus entſteht: fie leben nicht in einer Gemeine, fors dern in Gefellfchaft. Sie find durd) die ſtrenge Himmelsgegend vereiniger, welche fie. nahe zufammen bringt und gleich macht, ohne daß fie durd Verträge eingefchränft werden, welche aus dem Eigenthume der Felder entftehen. Ihre befondere Lebens art haben fie der Unſruchtbarkeit eines Landes felbft zu danken, welches fie viel eher” durchſtreifen, als fie es bewohnen. Seit mehr als taufend Jahren vieleicht find fie in einer freyen und freywiligen Wölferfehaft, ohne die Einrichtung noͤthig zu haben, welche Athen und Lacedaͤmon erfonnen, un das Joch ihrer eigenen Tyrannen oder der benachbarten Völker abzufchürteln. Kurz, bie Grönländer, welche ohne Zweifel ſeht fehleche von der Nation behandelt worden, Haben Feinen Herrn, und nicht zu befürch® ten, daß jemand möchte gereizet werden, fie dieſem Joche zu entziehen und ihnen ein haͤrteres auf zu legen, unter dem Vorwande, ihr Seben zu verfüßen, 55 Sie leben gewiß in der groͤßeſten Armuth, wenn dieſes Wort ſich nicht vielmehr fuͤr die Claſſe der Ungluͤcklichen ſchicket, welchen das Nothduͤrftige in den reichen und geſittetſten Staaten mangelt, als fuͤr ein Volk, worunter ein jeder fuͤr ſich auf gleiche Weiſe und ohne Unterſchied die gemeinſchaftlichen Guͤter genießt, welche für die drin⸗ genden Bedürfniffe des Lebens hinreichend find. Nichts lehret fie ihren Mangel oder erinnert fie daran; auch nicht einmal der Hunger, den fie ausſtehen; weil man ge wohnt ift, alles, was von der Natur koͤmmt, für gerecht oder nothwendig zu halten. Die Unabhängigkeit und bie gegenfeitige Sicherheit machen alle Gluͤckſeligkeit ver Grönländer aus; fie fennen Feine andere, und ftellen ſich auch Feine auf Der Erde von Sicher vor Privatrache oder öffentlicher Unterdruͤckung, vor Ränfen und vornehmlich vor dern Kriege, welcher alles Böfe der Natur in ſich begreift, welches mit der menſch⸗ lichen Geſellſchaft vereiniger ift, fehlafen fie, ſaget Herr Cranz, fo ruhig in ihren gerite gen Hütten, als ein König in feinem befeftigeen Pallaſte. Allein, wie es nur Localfat⸗ ben und rohe und grobe Züge find, welche man in der natürlichen Geſchichte der wil⸗ den Voͤlker fucher, fo wird man dasjenige fudierte Gemälde nur obenhin berühren, welches uns die europäifchen Reifebefchreiber Davon machen, um nur wenig Thaten ſammlen, die zu wiſſen der Mühe werth find, da wir den Sittenlehrern und Naturſor⸗ ſchern die Mühe überlaffen, die Schluͤſſe daraus zu ziehen, welche zu dem beſondern End⸗ zwecke gehören, den fie ſich vorfeßen. Man muß ſich erinnern, daß dieſe Sammlung von Keifebefchreibungen ein Magazin von allen Arten Kenntniffen ift, welches Seferl von allen Ständen offen feht, und daß man nicht der Begierde einiger ein Genuͤgen leiften koͤnne, Tu die Neugierde aller andern zu hintergehen. Ein Schriftſtellet iſt ſogar verpflichrer, feinen Geſchmack dieſem Hauptnutzen auf zu opfern, weicher 2 \ nr — — * * von Grönland und dafigen Miſſionen. 101 nen jeden Menfchen zu dem fuͤhret, was fich für ihn ſchicket. Wenn man alfo wird ge» Eranz vor faget haben, daf bie Srönländer kein ah en noch Güter, die ihnen einen —— beftändigen Unter halt verſichern, noch Speiſen oder Getraͤnke, welche fie zur Unmaͤßig · keit anreizen, noch finnreiche Künfte, welche die Eitelkeit erfunden, oder vermehren, noch das durch die Hige des warmen Welrgürtels erhitzte Blur, welches bie Uebe, die Eiferſucht, Beleidigung und Rache anzuͤndet, beſitzen: fo wird man alſobald ſehen, daß dieß Volk, welches fo kalt iſt, wie das Clima, welches es bewohnet, auch der Nothzuͤchtigung, dem Ehebruche, der Empfindlichkeit und dem Zorne wenig unterworfen, und zu betrlegen oder zu beleidigen, ſelten fähig feyn muß; daß es nicht begierig und geizig feyn muß, indem es nichts hat, wornach es fehen oder fich gelüften laffen Fönne; daß es noch weniger fähig zum Ekel als zur Öleichgültigkeit gegen Menfchen und ana dere Sachen; menig geneigt zur Zänferey, und niemals zum Streite ift, ob es gleich nur von der Jagd und von Seethieren lebet. Sie erftaunen aach über gewiffe ſchaͤnd⸗ ‚ fie und ärgerliche Laſter, weldye fie bey der Fleinen Anzahl Europäer beobachten, die mitten unter ihnen leben; und wenn fie ſehen, daß ſie ſich gewiffen Ausſchweifungen uͤberlaſſen, als dem Schelten und Schlagen, ſo ſchreiben ſie alle dieſe Unordnung dem ſtarken Getraͤnke zu: „Diefe armen Seute „ſagen fie, haben den Verſtand verloren, „das Tollwaffer Hat fie zu Narren gemacht, - Soift das Ealte Blut und die Aufs ‚ führung der Grönländer befihaffen; daß man in alfen ihren Berfammlungen, ja felbft bey ihren $uftbarkeiten glauben würde, wenn man nicht den Schall der Trummel hoͤrete, ober die Verdrehung der Tänzer fühe, fie wären in einem Tempel verfammilet, den Gottestienft zu halten; da fie die Tempel und bie heiligen Feyerlichkeiten ger wiſſer europäifcher Voͤlker fuͤr Schauplaͤtze der Auszierung und der Tonkunſt ans ſehen Fönnten, | Sie fogen nicht Teiche wi ſentlich eines ißt, i ifenpeie und Ein. Die Groͤnlan⸗ ie, ge, das heißt, ihre Unwiffenhe t falt der Sitten macht fie vielmeniger zum fügen geneige, je mehr fie dem Irrthume * ee unterworfen find, Sie werden niemals einen Reifenden betriegen, welcher fie nach —— i gen. dem Wege eines Ortes fraget. Sie werden viel eher mit ihm auf den Weg gehen, als In auf dem Wege verirren laffen. Wenn man fie aber auf der andern Seite einer Khändtichen Sache wegen anflaget, Hi d kann man nicht von ihnen heraus bringen, ob fe SAD daran find, © ſehr —5 ſie ſich * Shane ve find Kinder; Sie werteugs fie muͤſſen glauben, die Sügen wären fehimpflicher, als das Verbrechen, damit fie fvı — wohl das eine, als das andere, verabſcheuen. Man würde fiebetriegen, wenn man ihnen pre zu erhal an ankgere. Die fügen find fhädliche, als Die Mache, weile ficht if, tn; An fe, lich ihnen ungefkraft zu ergeben, aberan ſich ſelbſt find fie weniger verhaßt, und der Nu- ne Fatichheit gen, welchen der Hof und die Welt yon ihnen zu ziehen glauben, erlauber wenigen $eu- zu bestiegen. sen, fi) eines Laſters zu enthatten, welches zu einer Tugend der Gefelifchaft und der Regierungskunft geworden iſt. Man bepiener fi) der fügen eben fo, wie eines De» nie Großen und Böfen gebraudpen fie beyde, ſih auf Koften eines andern in die Hoͤhe zu ſchwingen, und immer an Ehre zu zu nehmen. Beſcheivene und Kluge. — ſich ihrer, ſich gegen Maͤchtige und Ehrgeizige zu vercheidigens aber Erleuch⸗ ete und Tugendpafte follten diefen Waffen der, Ungerechtigkeit und Schwach⸗ Reit entfagen, - Bar | | N: Die v ed fi 4 ee — Hiſtorie und Beſchreibung J Cranz von Die Gronlander haben ſich zur Lebensregel gemacht, das Anſcheinen zu erhale |) Grönland. ten, und Aergerniß zu. vermeiden. Dieß iſt viel für ein ungeſittetes Volk. Her 7 Eranz, verweiſt Ihnen dieſe Moral der Weiſen derWelt, als ein frommer Miffiond: tius, und _endiget die Lobreden, welche er diefem: noch rohen und ohne Gortesdienft febenden Bolfe hält, damit, daß er ihm nundie Befreyung vom Laſter zur Tugend mas chet. Alles wird bey ihnen, ſaget er, der Menfchen aus einer eigenen natuͤrlichen Liebe 1 zugefchrieben. Wenn fie Gaftfreundfchaft Halten, ſo geſchieht dieß nur um dergleichen bey Fremden wieder zu finden, Wenn fie älternfofe Töchter an Kindesſtatt annehmen/ fo gebrauchen fie diefelben ſtatt Mägde; fie haben fein Mitleiden mie einem Menſchen, der vor Kälte oder Hunger ſtirbt; ohne Zweifel find fie ſelbſt gar zu unglücklich, als daß fie dasjenige Mitleiden jemanden bezeigen Fönnten, welches ein Ueberfluß der Empfins dungen und Huͤlfsmittel ift, die man füh felbft ſchuldig iſt: diefer Ueber luß aber ift in einem Stande der armen Naturun befannt, worinnen Faum ein jeder fürfih die Sorge für feine Erhaltung hinlaͤnglich eragen Fann. Herr Cranz erzaͤhlet hier Dinge, die nicht neben einander beftehen Finnen, und feinen eigenen Erzählungen zu widerſpre⸗ chen feheinen. Er faget, wenn die Gtönländer einen Kajak auf dem Meere mit dent Steuermanne herumtreiben fehen, welcher fich daran hält und mit dem Tode ringt, Scheinbarer ſo werden ſie ihn, wenn dieſer Menſch nicht wenigſtens von ihret Eleinen amilie oder iverfpeuch kleinen Flotte ift, viel lieber erfaufen laſſen, als daß fie fidy von ihrem Fiſth fange auf⸗ in — halten ſollten, ihn zu retten. Wenn bey dem Fiſchfange ihre Weiber oder Kin⸗ es der ſie mit ihrem Gefchreye beuntuhigten, ſo würden fie:diefelben-ins- Meer were: fem Bolte Aber wenn fie in Geſellſchaft ausgehen, jo helfe fie einander-in ihren Arbeiten, Bes macht. duͤrfniſſen und wechſelſeitigen Nutzen kreulich, welches bis auf beyderſeitiges Mitlei⸗ den geht. So iſt ver Menſch, er ſey wild oder geſittet. Die Kinder, ſaget er noch⸗ haben Fein Mitleiden mie den Vögeln, noch die Maͤnner mie den Frauensperſonen und das ganze weiche und zärtliche Geſchlecht hat weder Neche noch Herrſchaft über diefe durch die. Schrecken der Natur verhaͤrteten und erfrorenen Horgen. Eben diefer Miffionarius verfichere uns auf der andern Seite, daß die Liebe zwiſchen Aeltern und ° Kindern bey diefem Volke viel ftärfer fey, als bey andern Nationen) Eine Mutter Fann ihren Sohn nicht aus dem Gefichte verlieren, und wenn er erfäuftz fo erſaͤufet fie fi) auch. Aber um ihnen von diefem Lobe etwas zu entziehen, ſaget man, es fer bey diefer Neigung: nichts, 'worinnen ihnen die Thiere nicht gleich) handelten, oder fie. gar überträfen.ı Man ſchlleßt daher, daß die Grönländer durch Diefen Trieb und Diejer nige Empfindung, welche die Menſchen mit den Thieren gemein haben, Hingeriffen " werben, und daß fie alfo nicht nach den Einſichten der’ Vernunft handeln. Sie find unbedachtſame Wefen, welche alles verzehren, was fig haben, ohne anf das zu dene fen, was ihnen mürde mangeln- Fönnen. Alles, was fie neues ſehen, gefälle ihneny ohne daß fie vorher wiflen, mozu fie es gebrauchen koͤnnen. Endlich beſchreibt man fie als Undankbare gegen die Europaͤer, und uͤberhaupt als ſehr halsſtarrig. Dieſes ſoll den Miffionarien viele Muͤhe verurſachen, welche ſie zu nichts durch Vernunftſchlſſe und ſanfte Mittel bereden, noch die geringſte Gewalt über ihren Verſtand und Wil fen erlangen fönnen. —— 1 Indeſſen muß man doch geſtehen, daß dieſe Eigenſchaften, welche den National⸗ charakter der Grönländer ausmachen, nicht ohne Ausnahme find; und daß all⸗ die t | zeln von Grönland und dafigen Miſſionen. 103 „.selne Perfonen nicht gleichen Theil daran haben, Bey diefen Ausnahmen aber findt — von man mehr Beyſpiele von Boͤſen als Guten, entweder weil dag Elend und Safter allent⸗ Bröntand, ‚halben viel größer find, als die Gluͤckſeligkeit und Tugend; oder weil die Natur dies ‚ Jenigen dem Verbrechen überläßt, welche fie der Gefahr ausgeſetzt Hat, Hungers zu fierben; denn eine natürliche Unorönung ‚zieht beynahe allezeit eine moralifhe nah - fi. Die Witwen und Waifen erfahren dafelbft alles dası Unglück, welches mit der Schwaͤche ihres Geſchlechtes und Alters verknuͤpfet if - Wenn ein Mann flirbe, fo muß fein ältefter Sohn alle väterliche Güter erben, welche hauptſaͤchlich in einem Gezelte und Schiffe beſtehen. Er ift aber verpflichtet, feine Mutter und die uͤbrigen Inder zu unterftüßen, bie Das Hausgerärh und die Kleider unter ſich theilen. Wenn er Feinen erwachfenen Sohn hinterlaͤßt, fo foll der nächfte Verwandte des Waters fein Erbe werden; mit der Bedingung, daß er feine Witwe und Kinder ernaͤhre. Wenn er aber ſolbſt ein Vermoͤgen bat, das heißt, Zelt und Schiff, welche das Erb: gut eines Grönländerg ausmachen, fo muß diefer des Verſtorbenen feines nebſt der Bes ſchwerung einem Fremden übermachen,„ weil niemand: ziwey Zelte und Schiffe beſitzen ann. Wenn die Kinder groß geworden find, ſo haben ſie nicht das Recht, ihr vaͤter⸗ liches Erbgut wieder zu fordern, wofern nicht der Fremde, der fieran Kindesfkatt angenommen hat, felbft ohne Kinder ftirhr, oder junge Waifen hinterläßt; denn in diefem legten. Falle bekommen die an Kindesftatt angenommenen Kinder die Erb. [haft der währen Kinder, ‚mit der Vormundſchaft oder Sorgfalt, fie zu ernaͤhren. So weit geht alles ordentlich zu: aber bier, faget man, kommen die Sehler der Ger _ wohnheit in Ermangelung der Gefi tzgebung. Co bald die Kinder groß find, und den Nang als Fifcher befommen haben, jo kann die. Wiewe, welche fie ernähret hat, nad) Belieben mie allem, was fie gewonnen, ſchalten und ‚walten; und wenn fie diefe Kine 2 der ohne Hülfe derlaffen hätte, -fo würde man fie niche haben zwingen fönnen, fie zu ernähren; auch find viele Witwen und Rinder der Gefahr ‚ausgefegt, Hungers zu fterben, Wenn ihr Zuſtand der Aufmerkſamteit derjenigen, die fuͤr ſie Sorge tragen koͤnnten, keinen wirklichen oder nahen Nutzen anbeut. u... „ „ nterdeffen daß eine arme Witwe, ohne Anverwandte, den Verluft ihres Man- nes beweinet und mie ihren Kindern auf der Erde liegt, ermangeln diejenigen, weiche fie zu troͤſten Fommen, ſehr ſelten, Das Geraͤth des Mannes. heimlich zu entführen, Ihre gahze Zuflucht alstann ift, daß fie den Tröfter gewinne, welder den größten Theil an der Plünderung hat.- Diefer wird fie.einige Zeitlang behalten, und dar _ nad) wird fie doch die Gewogenheit eines andern Mannes ſuchen muͤſſen. Endlich aber wird ſie mit Ihren, indern ihrem graufamen Schickſale überlaffen; d. i. fie ift - verbunden, fo lange ei Örafe und Mufcheln zu leben, bis Kälte und Hunger fie von einem fo traurigen Schickfate Befreyen, Dieß ift- ohne Zweifel die Haupturfache, ſa— ger Herr Cranz, welche Die ‚grönländifche Nation von Jahre zu Jahre abnehmen ea ſeit dem fie ihre Bednrfniffe über ihre Mittel vermehret zu ha⸗ n Icheinen, EN SEE San am — Kein Verbrechen wird mit dem Tode beſtrafet, außer dem Morde und der Zau- m —— fie deren Funſt zumeilen mörberifc if, . Ein Menfh, welcher die Geſchicklich zur pen Sun Be Das Gluͤck eines andern viel reichern Fiſchers beneider, ‚als er if, wird ſein beſtrafet aber Lermegen nicht antaſten, ſondern hingehen und ihn auf dem Meere angreifen, feinen bur aus Rache. Kajak — — —— 184 Hiſtorie und Beſchreibung Tranz von Kajak umwerfen, damit er erſaufe, oder ihm eine Harpune in den Rüden ſchießen, . Brönland. und ihn fo in ben Fluthen umfommen laffen, Die Freunde bes Todten werden ſich bis auf einen günftigen Augenblick zur Rache verftellen, follten fie ſolche auch dreyzig Jahre fang hegen. Wenn fie aber den Mörder von ungefähr zu Sande antreffen, der ſich gemeiniglich auf feiner Huf Haft, fo werden fie ihn feines Verbrechens mit Furzen Worten erinnern, und ihn fteinigen oder von einem Gebirge hinunfer, und darauf ins Meer ftürzen; oder wenn der Grimm fie bis zur Ausſchweifuͤng treibt, fo werden fie ihn in Stuͤcke zerreiffen, und das Herz oder die Leber von ihm effen, damit fie feinen Anverwandten, wie fie fagen, den Much benehmen, feinen Tod an ihnen zu rächen. Denn biefe Rache ift beftamdig erblich und wird unter den Familien, ja fo gar unter Nachbarn immer forfgepflanzet, wofern niche der erfte Urheber des Verbrechens ein von feiner Familie nicht erkannter Böfewiche iſt. \ ee sr ee Mit den vermeynten Zauberern machen fie noch kuͤrzere Ceremonien. Wenns eine MWeibesperfon, Die weiter nichts, als Marktſchreyerey und gift, befist, für eine Here gehalten wird, od fie fih gleich dawider vertheidiget; mem ein Mann feinen Sohn verloren, oder auf der Jagd nichts gefangen hat: fo wirft der Gaufler, den man deswegen befraget, die Schuld auf die arme Frau; und wenn fie nicht irgend eis nen braven Mann in igrer Familie hat, der fh ihrer annimmt, fo vereiniger fich die ganze Nachbarſchaft, fie zu fteinigen, in das Meer zu ſtuͤrzen, oder in Stücke zu zer: baden. Die Furcht und das Grauen vor den Zauberern find zuweilen fo grimmig, - daß ein Menſch feine Mutter oder feine Schwefter erftechen wird, wenn er fie der Hereren ergeben zu feyn glaubet; und niemand wird ihm diefe geäuliche That verwei⸗ fen. Wenn aber die ungluͤcklichen Schlachtopfer ihrer Betruͤgerey dem Tode nicht mehr entgehen koͤnnen, fo ſtuͤrzen fie ſich oft ſelbſt ins Meer, damit fie ſich den Sans zen entziehen, welche fie verfolgen, und nicht den hungrigen Naben zur Beute werben, Nachdem Here Cranz alfo das firtliche Gemälde der Grönländer unfer einem Ge— fihtspunfte vorgeftellet bat, wo ihre Eigenfchaften einander am beiten die Wage Hal ten, fo gefteht er, daß diefe Heiden in vieler Abfiche den. Vorzug vor den verderbten ar Chriften verdienen, welche gleihwohl die größte Anzahl der Europäer ausınachen, Es ift wahr, faget er, daß es viele Laſter giebt, die fie nicht haben; das koͤmmt aber ” bloß aus dem Mangel der Gelegenheit oder des Beyfpieles, ‚oder weil die menfchliche Ehrerbiethung fie zurück hält. Es ift aber für uns allezeit ſchimpflich, ſetzet diefe Fromme Gittenlehrer hinzu, wenn wir fehen, daß wilde Menfchen dem ungemwiften Sichte einer Faum angefangenen Vernunft beffer gehorchen, und ſich weislicher auffuͤh— ven, als Ehriſten, welche Durch das Licht des Evangelii erfeuchter werden. Die Nas tur ift ihnen genug, Tugenden zu haben, die einem Menfchen anfländig find, uno ger wiffe ärgerliche und befchimpfende Safter zu fliehen. Wir wollen aber lieber fagem die Natur felbft mache ihre Tugenden und Laſter dutch die arbeitfame und elende ger bensart, wozu fie ſolche verdammet hat; oder wenigftens, ihre Tugenden und after ftehen nicht in ihrer Wahl, weil es ihnen an Gegenftänden fehlet, woran fie ihre dee benfchaften und ihre Freyheit ausüben Fönnten, “ Das EEE — von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 105 . —X —— —S Das V Copitel. ger Von der Religion oder dem Aberglauben der Grönländer,. N Di glauben die Geiſtigkeit der Seele nicht. Fal⸗ he Meymung derſelben von der Natur der Seele. Sie glauben die Seelenwanderung. Elyſium der Groͤnlaͤnder. Einige ſetzen es in das Meer, oder in die Hoͤlen der Erde; an dere in den Himmel, Noch andere fagen, fie wüßten nicht, wo der Ort deg Paradiefes und der Hoͤlle waͤre. Maͤhrchen der Grönlän; der von der Schöpfung; von der Suͤndfluth; von dem Ende der Welt und ihrer Wiederges burt. Obere und untere Geiſter. Torngar⸗ J ver dpi" Wolf, welches unwiſſend iſt und ni und Meynungen iſt, muß alle Arten ß gar nichts gla ‚ glauben, oder es mu fie haben weder Glaubengfe e Groͤnlaͤnder haben keinen Gottesdienſt. Sie ſuk oder das gute Grundweſen. Boͤſes Grund⸗ weſen. Charakter des boſen Grundweſens; des weiblichen Geiſtes ohne Namen, Die Eles mente find von unfichtbaren Geiſtern bevoͤlkert. Angekoken, Wahrſager, Hexenmeiſter und Aerzte der Groͤnlaͤnder. Wie ſie eingeweihet werden. Wie fie die Geiſter beſchwoͤren oder um Rath fragen. Charakter diefer Angefoe fen, Betrüger oder Schwärmer. . Deren. Zaus berey und Heilung, Vorfchriften der Gaukler. Anhängfel, cht denket, frey in allen feinen Handlungen | von Jrrthuͤmer in Abficht auf die Religion h & uben, So find die Saspldnher befchaffen; ten, no ffesdi h R R £. der See, die faft eben fo roh w. h Gottesbienft von irgend einer Art. Leute an * od waren, als ſie, haben ſich eingebildee, fie betheten bie Sonne an, und brächten dem Teufel Opfer. Diefer Jerchum aber kam daher, weil fie fahen, daß fie gleich des Morgens dig Gann gen beobachteten, um von Steinen bedeckte Plaͤtze, von Altaͤren "und Dpfern der. Gezelte war, w ſchlafen/ und fein E bungen, fein Eſſen zu kochen. e und den Horizont auf den hohen Bere dem Werter zu urtheilen; und weil man viergefichte, mie und Ueberbleibfel von Kohlen und Knochen , für Spuren | angenommen bat; da Diefes doch nur die Bauſtelle rinnen dieſes Volk den Sommer über wohnet, um daſelbſt zu —E Sie haben gar feine Ceremonien und heilige Üe- Die Grönfäus E Begriff yon & . i 2 2 * ale die enften Dänif n f von Gott ſchien von ihrem Geifte ſehr weit entferne zu feyn, — Miffionarien mit ihnen von dem hoͤchſten Weſen reden wollten, Sie harten nicht einmal den Namen der Gottheit in ihrer Sprache, Fragete man fie, wer den Himmel und die Erd Semgcht hätte, fo antworteten fie, mir wiſſen es nicht oder wir Fennen denfelben nicht St hätte, fi fie, fi hr, tiges Weſen ſeyn. 5 oder das wird ohne Zweifel ein geſchicktes und maͤch⸗ Oder fie fageren aud) wohl ” — die Sachen find allezeit fo gemefen, ‚Die fie jet find, und werden auch woßFf bfeiben, Indeſſen denfen doch die Miffio- Natien, daß diefes Wolf, im Grunde feiner Seele, 00 fäherlichen Begriff von der Got einen dunfeln, falſchen, irrigen theit habe, weiches aber allezeit beweife, fagen er Haben kei - nen Gottes; daß 88 einen wahren Begriff davon geben muͤſſe. - Bas die Seele anberrifit, fü öͤnla fe anbetrifft, fährt Herr Cranz fort, fo giebt es Groͤnlaͤrder, mel. Ste glauben, Dan Sie Menfejen Haben Feine andere Seele, als die Thiere, und daß fie ae OU Heiſebeſchr. XX Band, 9 unfern Oele, . Cranz von unfern Körper befebe, Diejenigen aber, ſetzet er hinzu, welche fo denfen, find viehl⸗ Brönland, ſche und dumme Leute, uͤber welche ſich die andern aufhalten, oder boshafte Freygei⸗ wanderung. Elyſium der Gronlander. fo fegen fie ihr Elyſium auf den Grund des Meeres, oder in Das Innerſte der Erden 106° ni and Beſchreibug fer, welche ihren Nutzen aus dieſer Lehre zu ziehen ſuchen. Doch ſieht man nicht, was fie bey einem Wolfe damit gewinnen koͤnnen, weldyes weder reich, noch groß, oder von denen Tyrannen-ift, welchen daran liegt, die. Gewiffensbiffe zu verachten 7 Andere glauben, die Seele fen ein zweytes Wefen bey den Menfihen; aber materiel wie der Leib, zertheilbar, fähig zu erwerben, zu verlieren, und wieder zu erlangen, Sie bilden ſich fo gar ein, fie verlaffe den Leib und lebe allein; und dieſen Begriff ha⸗ ben fie ohne Zweifel daher befommen, weil fie an ihren Geburtsort denfen, wenn fie weit davon entfernet find; denn fonften müßte, nac) ihrer Meynung, die Seele an denen Dertern feyn, an welchen fie befihäfftiger ift,. und der Leib an denen, welche er bewohnet. Andere Materialiften geben dem Menfihen zwo Seelen; den Schatten und den Athem einer jeden einzelnen Perfon. In der Macht verläßt der Schatten den teib, und geht auf die Jagd, zum Tanze, und macher ſich luſtig. Sie betrachten alfo die Träume, gleichfam als eine Abmefenheit der flüchtigen Seele, welche geht, ° wohin es ihr gefällt, es fen während des Schlafes, oder der Krankheiten, DiefeMeys nung wird von den Wahrfagern oder Zauberern unterhalten, welche ſich die Mache zus eignen, eine Seele, welche das Fieber, oder die Marrheit von dem Körper: entfernek hält, zurück zu rufen, und die Seele eines Franfen Menfchen mit einer Hafen: Nenns thier- Vogel ⸗· und Kinder: Seele zu verwechfeln. Sie erfegen alfo den WVerluft und Sir glauben die Krankheiten der Seele durch diefe Verwechſelung oder Hinüberwanderung. + Den y ) 1 h die Grönländer haben aud) die Lehre von der Seelenwanderung. Dieſe ing - mag alt oder neu bey ihnen fenn, fo hat man doch bemerfet, daß fie ann he nüglich fen. Die armen Witwen bedienen fich ihrer vornehmlich, ihten werfaffer nen Kindern Hülfe zu verfchaffen. Wenn ein Vater feinen Sohn verloren hat, fo ber redet ihn eine Witwe, daß die Seele diefes Sohnes, in eines ihrer Kinder uͤberge⸗ gangen fey, welches fie ohne Zweifel nach dem Tode desjenigen befommen hat, das man erfeßen foll, und alsdann hält es der betrübte Water für feine Schuldigfeit, die- fen Fremden an Kindesftatt anzunehmen, und nimmt das Kind und die Mutter in fein Haus, mit denen er durch die Wanderung verwandt zu feyn glauber, Unter a fen von den Menfchen erfundenen Gfaubenslehren ift Feine finnrricher, Feine troͤſt⸗ licher, Feine der Geſellſchaft günftiger, als diefe Seelenwanderung. Gluͤcklich find noch die Völker, welche, wenn fie nicht das Licht der Offenbarung gefehen haben, zu dieſem ſuͤßen Irrthume Zuverficht haben ! oe h . Die vernünftigfien Grönländer, faget man, welche aber niche die größte Anzahl, J ausmachen, glauben eine geiftige Seele, welche ſich nicht von derfelben Nahrung ern hält, die der. Körper brauche, und welche das Verderben diefer gebrechlichen Forme wieder auflebet; die ſich aber ernähret, man weis nicht, wie. Aus diefem Begriffe von der Unfterblichkeie entfteht die Meynung eines zufünftigen Sebens, welches nie mals aufhören wird; und an diefer Art des ewigen $ebens üben ſich die wunderlichen Gribe len und die Freyheit der Meynungen. A Weil die Grönländer den größten Theil ihrer Nahrung aus dem Meere ziehen, 3 unter *— —— — von Grönland und dafigen Miſſionen. 107 unfer diejenigen Gewölber und Felſen, welche anſtatt der Dämme und. Stägen gegen Cranz von das Waffer dienen. Es ift bach f fagen * ewiger Sommer; (denn ſie kennen Gronand feinen Fruͤhling) die Sonne verſtattet nicht, daß es Nacht werde; das Waffer ift.al- Einige (een zeit daſelbſt heil; alle Güker find daſelbſt im Meberfluffe; das heißt, Nennthiere, &6 in das Men Warfferhühner, und Fifche: vornehmlich aber fangen fie dafelbft Hunde und Seehunde Be ohne einige Mühe, und ex falten alle lebendig in Keffel, die allezeit kochen. Wer aan aber zu Diefen glückfeligen Wohnungen gelangen will, der muß fie erft durch Gefchic: R lichfeit und beftändige Arbeit verdienet haben; denn dieß iff die vornehmfte Tugend der Örönfänder: er muß durch große Thaten berühmt feyn, die er auf dem Fiſchfange verrichtet hat er muß Walfiſche und Ungeheuer, die im Meere ſich aufhalten, bezwun⸗ gen haben; er muß große Uebel erdulder haben; er muß in dem Meere, (denn dieß iſt das Ehrenfeld,) oder in Kindesnöthen umgefommen ſeyn. Die Seelen kommen nicht tanzend in dieſe elyfäifchen Felder, ſondern fie muͤſſen fuͤnf Tage lang an einem ſteilen Felſen dahin glitſchen, der ganz rauh von Stacheln und mit Blute bedeckt iſt Man zʒweifelt ‚ob. dieſe Meynung den Grönländern nicht won einem Begriffe des egefeuers übrig geblieben fen, welchen die Europäer dafelbft im neunten oder zehnten Sahrhunderte hingebracht Haben, Die Seelen, welche das Elyfium durch eine ſo har⸗ te Neife mitten im Winter erfaufen müffen, werden auf den Flügeln des Ungewitters getragen, welches fie herabſtuͤrzet; fie find in Gefahe, auf dem Wege einen zwepten TR Tod zu empfinden, auf welchen die Zernichtung folgen werde: dieß iftees eben, was , die Örönländer am meiften befürchten. Xu) bringet das Micleiden für dieſe leidenden Seelen: zumege, i iet find, ge lang, ſich gewiſſer Nahrungsmittel zu enthalten, (vermuthlich nach Urt eines Faft: £age8,) und auch aller Arbeit, die Geraͤuſch machet, wenn diefes nicht nothwendig der Sifchfang erfordert, aus Furcht, es möchte die Seele, die auf dem Wege nad) dem Elyſium iſt, beunvupige und ermüder werden, oder wohl gar umkommen. Ana Arndere fegen ihr Paradies in den Himmel über die Wolfen. Es iſt der Seele da‘ fegen leicht, an die Sterne su fliegen, daß fie ſchon am erften Abende ihrer Reife in den innnen „MD anlanget, wo fie mie andern Seelen fanzet und Ball fpielet. Denn die Mords lichter find, nad) der Meynung der Grönländer, nichts anders, als Tänze der Seelen, Sie haben ihre Zefte neben einer großen See, worinnen ein Ueberfluß an Fifhen und Waſſerhuühnern it, Menn diefer Ser überläuft, fo regnet e8 auf Erden, und ivenn er feinen Damm zerreißt, fo wird eg eine aligemeine Suͤnbfluth geben. Man fießt, daß alle unwiffende und wilde Miffer von einem unglöelichen Ende der Welt einerfey ge: dacht haben. Jedennoch iſt Herr Cranz geneigt, zu glauben, daß diefe Fabeln nur ein verunftaltetes Ueberbleibſel der jüdifchen Religion ſeyn, welche die mündliche Sage bis an Sie Pole Hat herumlaufen und reifen laſſen. Rn, ER: a. Die Anhänger des unterirdiſchen Elyfiumsfagen, das himmliſche Paradies fen u, fÜt die Bofen und Herenmeifter gemacht, deren Seelen vor Hunger in dem leeren Raume der Luft mager würden oder ftürben, Oder fie würden dafelbft beftändig von = Naben angefallen und behadfet werden, ‚Oder fie würden allda weder Frieden noch ab 3 Durch die Flügel einer Windmühle geriffen m Und gleichfam, als durch die Flüge hle, Een; ıhle, in den Himmel erden. Die Anhänger —— geben vor, ſie wuͤrden daſelbſt niemals —— a einen \ 108 Hiſtorie und Beſchreibung granz von einen Mangel an lebensmitteln haben, weil man daſelbſt die Köpfe der Seehunde Affe; Grönland, welche ohne Zweifel von der Verdauung wieder entſtehen; denn fie werden nicht auf? Andere, fagen, fie wüßten - ‚nicht den Auf⸗ ai ” aradieles und dex He r Babel der Broͤnlaͤnder von der Schoͤ⸗ fung, Bender Sind In der Folge der Zeit wurde die Welt von der Suͤndfluth uͤberſchwemmt; ein fin, Bon dem Ens Nach einem langen Umlaufe vieler Jahrhunderte wird das menfihliche Gefchlecht de der Melt and der Aufer⸗ ſtehung, gezehret. Die Weiſen von Groͤnland halten ſich über beyde Sekten auf, und ſagen nur, fie wuͤßten nicht, was die Seelen nach dieſem $eben für Nahrung oder Beſchaͤff⸗ tigung haben wuͤrden: fie würden aber gewiß eine Wohnung des Friedens bewohnen⸗ Diejenigen unter ihnen, welche eine Hölie glauben, feßen fie in die dunfeln Derter der Erde, worinnen niemals Licht und Wärme hineinkoͤmmt; in einen Aufenthalt, wel her der Dual und Unruhe ergeben ift. Diejenigen, welche durch die Furcht vor die⸗ fer Pein zurück gehalten werden, führen ein ordentliches und untadelhaftes $eben, Dieß find faft eben diejenigen Begriffe von der Religion, welche die americani⸗ ſchen Voͤlker und die aſiatiſchen Tatarn haben, Die Grönländer gleichen ihnen in An⸗ fehung der Sitten, Gebräuche und Meynungen. Dieß würde beweifen, daß dieß Volk fehr alt fey, und von einer Horde oder einem berumirrenden Haufen zwoer ander Nationen abſtamme. Man bemerfet aber, daß, je mehr man ſich nach) Norden nähere, defto mehr ſich ihre Begriffe, und auch) ihre Gefichtszuge verändern, und defto mehr fie ſich von ihrem erften Urfprunge entfernen. Man glaubet aud) einige Spuren der europäifchen Religion in den Begriffen der Grönländer von der Schöpfung, und dem Ende der Welt, und von der Suͤndfluth an zu treffen. Es ift wahrfcheinlich, daß fie folche von den Norwegern erhalten haben, Der erfie Mann, fagen fie, entftund aus der Erde; die erfte Frau aus dem Daumen des Mannes; und bon diefen beyden iſt das ganze menfchliche Gefchlecht eneftanden. Der Mann brachte alle andere Dinge in die Welt, und die Frau den Tod, indem fie zu allen ihren Kindern fagete: fie müffen fterben, damit fie ihrer Nachfommenfchaft Platz machen. in Grönländer nahm Späne von einem Baume, warf fie unter dem Beine hin ins Meer, und das Meer wurde voll Fifche, einiger Mann, der im Waffer erhalten wurde, fhlug die Erde mit feinem Stabe; es ‚gieng eine Frau heraus, und fo wurde die Welt wieder bevoͤlkert. Ein Beweis von der allgemeinen Suͤndfluth fen, wie die Orönländer fagen, daß man noch Ueberbleibſel von Mufcheln und Fifchen weit oben im Sande finde, wo niemals ein Menfch gewohnet habe, auch hätten fie auf den höchften Bergen Walfifchfnochen gefunden. Wenn Herr Cranz hier feine eigenen Begriffe den Grönländern nicht beyleget, fo muß dieß Volk, welches, fo zu reden, nichts als Meer ſieht, welches nur auf diefem Elemente, und von dem, was das Meer hervorbringet, lebet, welches niemals ein anderes Sand gekannt hat, als das feinige, deſſen Grängen es leicht entdeckete, ein folches Volk muß glauben, daß das Meer die ganze Erde bedecket habe, ausdem Öefichte der Welt verfehwinden, die Erdkugel wird aufgelöfet und in Stücke zer⸗ niget werden. Ein Wind wird diefen wohl abgewafchenen Staub trocknen, die Luft famm Ien, und in eine fehönere Geftalt bringen, als vorher, Da wird man nicht mehr Faple and magere Klippen ſehen, und die ganze Erde wird eine laͤchelnde Ebene feyn, die allezeit grün und annehmlich bewachſen feyn wird. Die Thiere werden wieder geboh⸗ ven werden, Die Gelder zu bevoͤlkern. Was die Menfchen anbetrifft, fo wird das ur 0 brochen, aber endlich Durch eine große Ueberſchwemmung von dem Blute der Todten gerek ns x von Grönland und dafigen Miſſionen. . 109 fen droben fie anblafen, und fie werben wieder leben. Was diefes Werfen droben aber —XA iſt: davon wiſſen fie nichts, Aflein, dieſes Wolf, welches glaubet, es fey zuerfi aus Qenand . der Erde geboren, ſaget, die Europäer wären von Fleinen Hunden entfprungen, wel: che eine Grönländerinn geboren, und in einem Schuhe mitten in die Wellen gewor⸗ fen Have, Wenn man dieß dumme Volt böret, ſaget Herr Egede, fo ift dieß die Urfache, weswegen wir die Schifffahre fo fehr lieberen, und unfern Schiffen die Ges ſtalt eines Schuhes gäben, { Obbgleich die Fabein der Nationen überhaupt ſeht abgeſchmackt find, und für. die mei. ften Leute nur die Narrheit, oder die Ihorheit des menfchlichen Geiftes bemeifen, fo ift #3 doch nuͤtzlich, diefe Irrthuͤmer in der Gefchichte des Menfchen zu erzählen, welche ſehr kurz ſeyn wuͤrde, wenn man das Verzeichniß feiner Ausſchweifungen davon mega nahme, Die Träume des Aberglaubens, welche Denenjenigen lächerlich, oder wohl gar verdrüßfich vorkommen, die fie zerftreuet und ohne Ordnung betrachten, werden für einen erfguchteten Menfchen eine Duelle des Unterrichtes; denn, wenn er fie ver» gleiche und überdenfer » 16 finde er darinnen eine Aehnlichkeit, und fo rührende Ver⸗ —— daß er nicht ermangeln kann, den Urſprung davon zu entdecken, und tau⸗ end Irrthuͤmer aus einem einzigen entſtehen zu fehen, der alle die Mobificirungen in ſich faffee, welche die Mannichfaltigkeie der Himmelsgegend, und die Folge der Zeiten und Begebenheiten, dazu bringen — —— ie Grönländer glauben obere und un : f 3 Obere und ums tere Geiſter, die den Goͤttern der erſten und zweyten Claſſe gleichen, welche von den w * tere Geiſter. eiſen Voͤlkern des Alterthums angebethet wurden. Unter den obern Geiſtern find ken welche in der Welt — ein gu⸗ Kg ser und ein böfer; das gute Weſen nennen fie Torngarſuk. Dieſes ift derjenige, gen — + melden die Angeboten oder die Wahrfager in Grönland ‚, wie fie fagen, in feinem unferirdifihen Reiche wegen ber Beſchaſſenheit des Fünftigen Wetters befragen, Seir ne Geftale iſt ungewiß; einige fagen, er habe Eeine Geftalt, andere, er habe eine Seſtalt wie ein großer Bär; einige geben ihm die Geftalt eines Menfchen mit einem einzigen Urne; andere aber machen ihn fo Elein, als einen Finger, Er ift unfterb- ch, aber er kann getoͤdtet werden, wenn jemand einen Wind in dem Hauſe ſtreichen | 07 Mötinnen ber Zauberer ihn befahwätt. Mill dief fagen, es fey genug, fi über Die Kerenmeifter auf zu hälten, um die Geifter zu verjagen ? i Das böfe Weſen iſt ein weiblicher Geift, aber unbefannt, Die nordifchen Grönlän- Charakter des der fagen, &8 fey die Tochter eines mächtigen Angefofen, der das Eyland Disko von dien Weſens. dem feſten Sande abgafondert, womit es bey Balsrevier verbunden war, und es ziey * hundert Meilen weiter gegen i den Pol fortgetrieben Habe, Dieſe Proferpina wohnet unter dem Meere in einem großen Pallafte, worimen ihre magifche Kraft alle Thiere . .. des Oceans gefangen hält, Zn per < ranbutte, welche ihre Lampe unterhält, fchwim- men alle Seevögel herum. Die Abo ihre * h hält, ſch hunden bewahret, welche an dem Eingange kriechen aber die Thuͤrſchwelle wird uͤber ieß noch von einer Art des Cerberus vertheidigt, welcher nur einen Augenblick ſchlaͤft, m nicht Fann überrafche werden. Menn die Grönländer Hungersnoth auf dem Be empfinden, fo ſchicken und bezahlen fie einen Angekoken, daß er die weibliche bie gi befänftige. Sein Schusgeift führer ihn mitten durchs Meer, und durch TEC gehe durch die Sandfchaft = gluͤcklichen Seelen, die in Ehre und. 3 Vergnuͤ⸗ allaſtes werden von ſchrecklichen See⸗ 110 yiſtorie und Beſchreibung Cranz von Vergnuͤgen leben. Endlich langet er bey dem Ufer eines großen Abgrundes an, beh Grönland. deſſen Eingange ein kleines Rad iſt, das fo glatt iſt, wie Eis und mit einer unglaubli⸗ chen Geſchwindigkeit umgedrehet wird. Alsdenn nimmt der Schußgeift den Prophe⸗ ten bey der Hand und glirfher mit ihm an einem lang aufgehangenen Stricke in den Abgrund; fo gehen fie mitten durch Seehunde in den Pallaft der Furie hinein. Se bald fie diefe eingedrungenen Gäfte erblickt, fo wird fie unruhig, ſchaͤumet und tobef F vor Zorne, Sie leget Feuer an die Flügel einiger Seevoͤgel. Der Geruch des Rauchs erſticket den Angekoken und ſeine Begleiter, welche ſich der Gottheit zu Gefangenen er: geben. Allein, diefe Helden überfallen fie bald, ebe fie noch allen Gift ihrer Wurh ausgefpyen hat, halten je. bey den Haaren und reißen ihr alle magifche Charaktere ab, - wodurch fie die Bewohner des Meeres auf dem Boden ihres Abgrundes zurück hält, So bald diefe Bezauberung zerriffen ift, fo fleigen die Gefangenen wieder auf die Ober» ⸗ fläche des Meeres, und der Held kehret ohne Mühe und Gefahr zurück, gegen die 7 Sotre der Fiſcher, die ihn abgeſchickt haben — Die Groͤulander lieben den weiblichen Geiſt nicht, weil er ihnen mehr Uebels, als Gutes thut; fie fürchten ihn nicht, weil fie ihn nicht fiir böfe genug halten, ſich ein Vergnuͤgen daraus zu machen, daß er die Menſchen beunruhige; aber, fagen fie, es gefalle ihm die Einöde in feinem Pallaſte des Bergnügens, und es umgeben ihn Ge⸗ aͤhrlichkeiten, welche verhindern ſollen, daß man nicht dahin komme, ihn zu beunru⸗ higen. Dieſer weibliche Geiſt iſt nur ein melancholiſcher Geiſt, welcher die Men— ſchen flieht, anſtatt daß fie der boͤſe Geift verfolget. 2 Das gute Wefen vertheidiget fie nicht allezeit: indeſſen lieben doch die Gröns länder ihres; und wenn die Europäer von Gore mit ihnen reden, fo glauben die Wil den, dieß fen ihr Torngarfük, ob fie gleich diefem nicht Die Schöpfung, und die Herr ſchaft über alle Dinge zufehreiben. Uebrigens erzeugen fie ihm weder Ehre noch bethen fie ihn an, indem fie denken, es fen ohnedieß guͤtig genug, als daß es erſt die Wün- ſche und Opfer erwarte. Sie haben aber durch einen Widerſpruch, welchen Herr Cranz nicht erklaͤret, auf ihrer Jagd oder ihrem Fiſchfange die Gewohnheit, ein Stuͤck Speck, oder das Fell des Thieres, welches fie fangen, und: vornehmlich die Haut des erften Rennthieres, welches fie getoͤdtet haben, aufeinen großen Stein zu legen; und went man fie nach der Urfache diefer Gewohnheit fraget, "fo antworten fie: fie harten die⸗ ſes von ihren Vätern, welche es ausübeten, um in ihren Unternehmungen gluͤck⸗ lich zu ſeyn. —— Ei —— die Grönländer werden von dieſer Schwachheit hingeriſſen ‚ welche Menſchen Have Geift, bes natürlich zu ſeyn fiheint, die unfihtbaren Weſen zu vervielfaͤltigen und haben alle wohnet. Elemente mie Geiſtern bevoͤlkert. Sie haben einige in der Luft, welche Die Seelen auf ihrer Reife beobachten, um ihnen das Eingeweide heraus zu reißen, und fie auf zu freffen: aber diefe Geifter find mager, traurig, ſchwarz , und fo finfter, wie der Saturn der Griechen. Sie haben einige in dem Meere, welche die Züchfe toͤdten und freffen, wenn fie den Fiſch an dem Ufer des Meeres ertappen wollen, Sie gabe feurige Geifter, welche fie in den Nordlichtern oder Irrwiſchen fliegen ſehen. Ki Beifter bewohnten den Erdboden vor der Sündfluth, und nachdem diefer untergegans gen, fo verwaͤndelten fie ſich in Slammen, und begaben ſich in die Kluft der Felfen | — Maͤn beſchuldiget fie, daß ſie diejenigen, welche ihre Eameraden aufſuchen wollen? e : von - von Grönland und dafigen Miſſionen. 111 von dem rechten Wege bringen, und irre führen, Dem ungeachtet’ aber find diefe en * Geiſter nicht boͤſe. Es giebt Schutzgeiſter fuͤr die Berge; einige ſind Rieſen zwoͤlf — Fuß lang; ‚andere find Pygmaͤen die nur einen Fuß hoch find, aber fehr witzig, far gen die Örönländer; denn fie haben die Europäer alle Künfte gelehret, welche fie wiſ⸗ fen. Sie haben Geifter über das füße Wafler, Wenn alfo die Grönländer bey einer Duelle oder einem unbekannten Springbrunnen vorbeygehen, fo muß ein Angekok, oder wenn der abweſend if, der äftefte des Haufens, zuerſt von diefem neuen aſſer trinken, um es von den böfen Geiftern zu befreyen. Diefe Brut ift allenthalben aus⸗ gebreitet: wenn Frauensleute, welche Feine Kinder haben, oder in der Trauer find, müde dabinfallen, nachdem fie gewiſſe ſchaͤdliche Speifen gegeffen haben, fo meffen fie die Schuld den Geiſtern über die eßbaren Sachen bey, welche fie angetrieben haben, die Graͤnzen, oder Regeln der Enthaltſamkeit zu überfehreiten. Die Grönländer et» Eennen eine Art des Mars. Er hat die Kriegesgeifter zur Begleitung, welche Feinde des menſchlichen Geſchlechtes ſind, und welche die Morgenſeite ihres Landes be⸗ wohnen, Dieß iſt die Urſache, weswegen die Norweger an der morgenländifchen Eeite von Grönland anlanden, Diefes Sand bat feinen Aeolus, (oder Gott des Windes), welcher über das Eis herrſchet, und über das fhöne Werter gebeut. Die Sonne und der Mond haben auch) ihre Schußgeifter, die ehemals Menfchen geweſen find, wenn man der Eitelkeit des grönländifchen Volkes, oder vielmehr dem Gefchwäge ihrer Wahrſager glanber. Diefe machen taufend Erzählungen von Gefpenftern und Crfeheinungen, weiche fi ſcheinen geſchmiedet zu haben, um den Menſchen zu ſcha⸗ Se . ben, wenn fie die Vögel umd Fifche erfihreden. Mur die Angefofen fehen fie, und um fie defto beffer zu Lhen, gehen fie mit verbundenen Augen auf die Jagd, fangen . diefe Gefpenfter, zerſtuͤcken fie oder effen fie, Go errichtet fich der Betrug ein phan⸗ taftifches Neich in der fürchtfamen Einbildungsfraft der Menfchen, um bafelbft nach Wilfüge des Eigennuges, deg Waters der Berbrechen und fügen, Wefen zu erfchaf: fen, und zu jerftören, | Die Schwarzfünfter in Grönland ſchicken ſich durch Prüfungen zur Einwei— —* — hung; dag heißt, mit einem won den Geiftern um zu geben, welche die Elemente be: Sauberer und wohnen, Denn man muß nothwendig einen zu feinem Gebothe haben, wenn man Aerzte in ein Angebot oder berufener Schmwarzfünftter fepn will. Sie begeben fich alfo weir Grönland, von dem Umgange der Menſchen in eine Einfiedeley oder Einfamfeir, find mir tiefen Betrachtungen heſchaͤfftiget, und bitten den Torngarfük, daß er ihnen einen von die: fen untern Geiſtern ſhicke. Durch vieles Faften, Kafteyen und Betrachten bringe — es endlich der Candidat dahin da ßer ſich den Verſtand dergeſtalt verruͤcket, daß erden, Hirngefpinfte und wunderliche 5 ſieht, welche ihm erſcheinen. Er ke feine Träumereyen feyn die Geifter, Yie.er ſuchet; und in der Aufwallung feiner Ein: bildungsfrafe wird fein Körper erſchuůtt und zu Verzuckungen erreget, Die er lieber, nd mehr und mehr zu unterhalten fich bhftreber., Diejenigen, welche fich der Wer Aungsfunft gleich von ihrer Jugend an unfer der Anführung eines in diefem einträg- En Sandwerke vollkommenen Meifterg ergeben, werden mit wenigen Koften und Kr ühe eingeweiher, Wenn man den Torngarſuk anrufen will, ſo muß man auf Pi feine ſitzen, und fein Gebeth an ihn richten, Bey feiner Erfcheinung faͤllt der NE Janger als code hin, und bleibt drey Tage. in diefem Zuftande,. Als⸗ dann 112 Hiftorie und Beſchreibung Cranz von dann erwecket ihn der große Geiſt und giebt ihm einen Schußgeift, der ihn in der zu Grönland. feinem Handwerke nüglichen Wiffenfhaft und Weisheit unterrichtet, und in fehr Futs zer Zeit in den Himmel und in die Höle führer, Diefe Reife aber kann vor dem Herbfte nicht gefchehen. Dieß ift die günftigfle Jahres zeit, nad) dem Himmel; weil man alsdann durch die Bequemlichkeit der Neo genbogen hinauf fteigen Fann. Auf der andern Seite würden die Winternächte und ihre langen Zinfterniffe vecht dienlich zu Diefer Wallfahrt zu ſeyn fcheinen, um fo viele mehr, weil die Gegend der Wolken, welche man für den erfien Simmel hält, alsdann der Erde fehr nahe iſt. Es fey aber damit wie ihm wolle, der nene Angekok fängt Wie je die an, bie Trummel zu rübten, machet allerhand Verdrehungen und Gebährdungen, ee past) Damit er Durch die Erſchoͤpfung feiner Kräfte zu der Begeifkerung gelange. Darauf fragen, nähert er fi der Thüre eines Haufes, bittet jemand, daß er ihm mit einem Stricke den Kopf zwifchen Die Füße und die Hände auf den Rücken Binde. Er befiehlt, daß alfe Sampen im Hauſe ausgelöfcher, und alle Senfter zugemache werden. Denn des ‚ Menfchen Auge darf von feiner Zufammenfunft mit dem Geifte Fein Zeuge fen. Niemand darf fich bewegen, oder auch nur in den Kopf ragen, aus Furcht, der Geift möchte dadurch geftöret, d. i. die Betruͤgerey entdecket werden, Nachdem der Begei- fterte angefangen hat, zu fingen, woben er von den Stimmen der Berfammlung in eis nem Chore begleitet wird, fo feufzer, Feuchet, ſchaͤumet er mit großem Geräufche und Aechzen, beſchwoͤrt feinen Geift, herab. oder zu ihm zu fommen. Wenn der Geift auf fein Gefchrey Laub ift und nicht koͤnmt, fo ſuchet ihn die Seele des Begeifterten, befeelet, und läßt fich unvermerkt bis zu Ausbrüchen der Freude aus, welches er ges meiniglidy mit einem gewiſſen Pfeifen begfeiter, welches nad) dem Zeugniffe eines Aue genzeugen, wie Cranz faget, dem Gezwitſcher der Vögel gleich ift, die haufenwei® auf ein Dach und von da in das Haus fliegen wollen. Wenn fich aber der Geift auf den Wunſch des Begeiſterten einſtellet, fo hält er fich an der Thuͤrſchwelle auf, Der Angekok unterhält fich mit ihm von,allem, was die Grönländer willen wollen. Mar hoͤret die beyden Stimmen der Unterredenden deutlich, Die eine drauffen, und die ans dere inwendig im Haufe. Die Antwort des Geiftes ift allezeit dunkel. Die Zuhoͤ⸗ rer bemuͤhen ſich, ſie aus zu legen, und wenn ſie damit nicht zu Stande kommen koͤn⸗ nen, fo bitten fie den Geiſt, feinem Diener eine deutlichere Erklaͤrung zu geben. Zu⸗ weilen mifcher ſich ein anderer Geiſt mit ein, das Drafel zu verwirren; ſo daß weder der - Angekok, nod) feine Zuhörer das geringfte davon verſtehen. Die Auflsfung oder der. Sinn des Raͤthſels aber iſt alsdann fo zweydeutig, daß die Ehre des Begeifterten ſtets in Sicherheit bleibt, wenn die Weiffagung nicht erfülfee wird, Wenn die Sendung von einer gemiffen Wichtigkeit ift, fo fliege er mie feinem Geiſte in das Reich der Seelen, wo ihm zugefaffen wird, fih mit einem beruͤhmten Weiſen zu unterreden, Damit er vernehme, was für ein Schickſal der Kranfe haben werde, der ihn ſchicket, eine neue Seele, oder die Gefundheit zu fuchen. Zumeilen, fteige der Begeifterte zu der Gottheit der Hölle hinab, wo er die von der Zauberkraf, diefer Circe bezauberten Thiere in Freyheit ſetzet. Er koͤmmt aber bald mir einem erſchrecklichen Geſchreye und Ruͤhrung der Trummel wieder herauf; denn gr hat * Mittel ! Unterdeffen daß fie entfliege, ift dev Menſch einige Zeit lang ruhig. Darauf wird er | won Grönland und dafigen Miſſionen. 113 Mittel gefunden, fid von i dren Banden wieder los zu machen, Alsdann nimmt er Tesns won das Anfehen eines von feiner R eiſe ermuͤdeten Mannes an, und bringt eine lange Ge: vor, was er geſehen und gehöret hat. Darauf endiget er mit et Verſammlung herum, und giebt mit einem Sprengmwebel fein ſt das Ende des Geheimniffes, Man zuͤndet die Sampen wien en Angekoken auf der Erde liegen, und ſo abgematter, daß er ebrigens afücter es nicht allen Grönfändern bey dieſer göttlichen Kunſt der Eins gebungen, Wenn ein Menfch feinen Geift unter Ruͤhrung der Trummel zehnmal ges rufen hat, und er fömme nicht, fo muß er dem Propherenamte ‚entfagen. Gelingt es ihm eine gewiſſe Zeitlang Hinter einander, fo kann er nad) dem erſten Range in dieſer Art des Priefterehumes ftreben, Alsdann darf er nur in einem dunfeln Zimmer pre Phezeyen, ohne fich den Hals ober die Füße binden zu laſſen. Er richter feine Wins fihe an den Geift durd) Sieder und Trummelſchlaͤge. Wenn der Geiſt ihn mürdig ſchaͤtzet, erhörer zu werden, welches nicht immer geſchieht, fo koͤmmt ein weiſſer Baͤr, welcher den Begeiſterken bey den Füßen in das Meer fehleppet, wo diefer Gluͤckſelige von einem midern Baͤre und Seeloͤwen verfehlungen wird. Nicht lange darnad) aber peyen dieſe U n feiner dunfeln Rammer wiederum aus, und der Geift une aus dem Schooße der Exde, den Seid des Begeifterten wieder zu erwecken. Diefer Menſch if alsdann ein Erzzauberer, Eine fo grobe ft verr ichte von allem dem einem Siebe, geht in d nen Segen. Diep; der an, und ſieht d nicht mehr reden Fa rönland, — — äh ſich von ſelbſt, Die chriſtlichen Miffionarien fehen Charakter die: ben Betrug gar zu offenbar, ale daß fie mu Antheil daran haben, Diefe Wahrfager weder Leute von einer g bildungskraft hintergan gekoken giebt es Arte ewiſſen Geſchicklichkeit, oder Enthuſiaſten, die von ihrer Ein- N von Weifen, die einige Kenntniß der Natur, entiveder aus den ehren ihrer Vorgänger, oder aus ihrem eigenen Nachdenken haben, Sie urthei⸗ En ziemlich ſicher von dem zum Fiſchfange günftigen oder widtigen Wetter, und wife fen dem Wolke das Glück oder Unglůck vorher zu fagen, welches ihm aus den Umſtaͤn⸗ 50 Zeit feiner Unternehmungen entſtehen kann. Bey den Krans ken haben ſie ein⸗ ziemlich ſichere Gewohnheit oder die Kunſt, ihnen fie durch leere orte auf zu halten, oder auch durch Arzneymistel, bey denen ein we⸗ nig Marktſchreyeren das erſte Ingredienz iſt. So lange fie ihn zu euriren hoffen, verfägren fie durch eine vorgefchriebene Lebensorduung oder Diät, die nicht durchaus Kächertich iſt. Wenn die Bernunfe und Ausübung äpnen ein gewiſſes Anfehen gege- ben haben, fo folget man ipren Rathſchlaͤgen blindlings,; Mir einem Worte, did Angekoken find die wigigen Köpfe, die Aerzte, die Cafuiften, die Philoſophen und —— in Grönland; welche Titel in vielen aadern Sändern nicht wohl beyfammen ſtehen fünnen, * —— Wenn ſich ein Europaͤer mit dergleichen Wahrſagern ernſthaft in eine Unteres dung einlaͤßt, fo geftehen fie, daß fie Feine Erſcheinungen, noch Unterredung mit den Geiftern gehabt Haben, und rühmen ſich nicht, daß fie Wunder thun koͤnnen. Sie Fipren aper, zum Behufe ihres Gewerbes, bie Sage ihrer Väter an, welche gewiß, fagen fie, Perbarungen gefaßt, außerordentliche Euren verrichtet und younderbare m, eifebefchr, XX Band. P Sachen * — gen werden, ober unverſchaͤmte Betrüger, Unter diefen Ars zu fihmeichefn und € ſer Angekoken, thmaßen follten, der Teufel Fönnte einigen Serciger oder find auch nicht bloße Gaufter; fie find ent» Schwärmer. Cranz von Grönland. die Hiße des Blutes und des Gehirnes ihnen als Offenbarungen vorftellete, und wovon - - Träume, welche ihren Water ernähren, Die neugerauften Grönländer, welche man xereyen und Dieſe vermeynten Schwarzkuͤnſtler ermangeln nicht, den Leuten weiß zu machen, uren. ‚welchen fie einen Stock queer durchſtecken. Darauf heben fie ihm den Kopf und laſſen ſeitdem die Miffionarien den groben Kunſtgriff entdecket haben; und einige Groͤnaͤn⸗ 114 iſtorie und Beſchreibung Sachen gethan haben. Was uns anbetrifft, fo muͤſſen wir zu Geſichtern und Ver⸗ zuckungen unſere Zuflucht nehmen, damit wir unſern Reden einen Nachdruck ger a und unfere Euren unter dem einfältigen und groben Wolfe in den Schwang ringen. ; 3 Indeſſen giebt es doc) einige unter diefen Wahrfagern, welche auch, nachdem fie das Chriſtenthum angenommen, verfichert haben, fie wären aufrichtig auf diefe Be⸗ trugsprofeffion gefallen, da fie von falfchen Erfheinungen verführer worden, welche ihr Geift eben fo geruͤhret herausfam, als von einem gewaltfamen Traume, Man weis, daß die Stärfe der Einbildungsfraft dergleichen Blendwerke bervorbriagen kann; und daß die unwiffenden Völker ſehr lebhaft von Träumen eingenommen wer⸗ den, denen fie über diefes fehr unterworfen find. Denn der Aberglauben zeuget lehret, daß der Teufel feine Macht bis auf Erden erſtrecke und dafelbft ausübe, fagen zwar, er fönne fich in die Berrichtungen ihrer Wahrfager mir mengen: überhaupt abet. fey mehr Berrügeren als Hexerey dabey. fie Fönnen Krankheiten heben oder da laffen, die Pfeile der Jäger bezaubern und ents zaubern, die wohlthätigen Geifter hervorrufen und die Gefpenfter verjagen. Auf folche Art laffen fie fih, wegen des Guten und Böfen, welches fie, ihrem Vorgeben nach, den Menfchen zu zu zichen fähig find, fürchten, in Ehren halten, und bezahlen. Wenn fie fid) einem Kranken nähern und er die Geduld Hat, fie an zu hören, fo murmeln fi# ihm einige Worte zu, ober. blafen ihn in das Geſicht, ihn zu euriren, oder ihm eine Seele in Gefundheis zu geben. Damit fie erfahren, ob er von feiner Krankheit auf fommen oder daran fterben fol, fo binden fie ihm einen Strid um den Kopf, durch folchen wieder fallen. Wenn fie ihn leicht finden, fo wird der Kranke genefen, fihhwer, fo wird er ſterben. Wollen fie errathen, ob ein Menfch, der zu Schiffe ergangen und zu der Zeit, da man ihn wieder erwartete, in feinem Haufe nicht zurück gefome imen, tobt oder lebendig ift, fo heben fie auf eben-die Art den Kopf feines nächften Ver⸗ wandten in bie Höhe, und fegen ein Gefäß mie Waſſer unter ihn. Eie fehen in einen Spiegel und weiffagen, ob der abwefende Mann mit feinem Kajake untergegangen, oder. ob er ruhig darinnen fißt, und ohne Gefahr rudert. Eben fo beſchwoͤren fie die Seele eines Menſchen, den fie mie einer Hexerey martern wollen, vor ihnen in ginet ſchwarzen Kammer zu srfiheinen. Sie durchſtechen fie mit einem Spiefie, und der Menfch muß eines fangfamen Todes ſterben. Diefe Böfes wirkenden Herereyen aber gehören vorzüglich für die alten Weiber, die Fein anderes Mittel zu leben haben I Eine Are ihrer luͤgneriſchen Kunft ift, daß fie vorgeben, fie Fönnten die Gefchwülfte heben und diejenigen heilen, welche bezaubere find, indem fie aus ihren aufgeſchwolle⸗ nen Beinen Stuͤcke Fleiſch oder Leder ziehen, welche ſie in ihrem Munde ſorgfaͤltig verborgen hielten, ehe fie die Wunde oder Geſchwulſt aus ſogen. Dieſe boͤſen Gaukler haben endlich ihre Kunſt verſchryen gemacht, vornehmlich der ſelbſt haben ſich dergeſtalt aus ihrem Irrthume geholfen, daß fo gar einer unter ! } at ihnen r von Grönfand und daſigen Miffionen. 15 ihnen einmal einen Angefofen waͤhrend feiner vorgegebenen Reiſe nach der Hoͤlle ge: nommen und in fein Haus getragen hat, wie eine geſtohlene Katze. Ungeachtet deſſen bleibe doch das Volk, welches glauber, die Erfuͤlung vieler Prophezeyungen und die Heilung vieler Kranken durch Vermittelung der Angekoken beobachtet zu haben, ſtets hartnaͤckig dabey, Idee Kunſt fey für göttlich und übernatürfich zu Halten, Was aber die meiften in dieſer hörichten Einbildung verhaͤrtet, iſt der Muth diefer Wahrſager, welche lieber als Märtyrer der Eingebung und himmliſchen Wahrheiten, wie fie fagen, haben Reben, als geſtehen wollen, daß fie fi oder andere betrogen haben, : Weber dieſes unferlaffen diejenigen Groͤnlaͤnder, welche über das Vertrauen des Volkes zu dieſen Verblen dungen la hen, doch felbft nicht, den laͤcherlichen Verordnungen dieſer betruͤgeriſchen Aerzte zu folgen, unter dem Vorwande, wenn fie nichts helfen, fo ſcha· deten ſie doch auch nichts ; welche Urſache der Leichtglaͤubigkeit zu alfen Zeiten den thoͤ⸗ rigſten Irrthuͤmern ein Anſehen gegeben. Dieſe Verordnungen beſtehen nur in gleichguͤltigen Vorſchriften eines Verhal⸗ sens im Eſſen und Trinken, oder einer Diät, oder auch in Anhaͤngſeln. Das Ber: palcen im Efien und Teinfen wird fo wohl den Geſunden, als Kranken, vorgefchrieben. ern ein Menſch ſtirbt, fo müffen ſich diejenigen, weiche ſich wohl befinden, gewiſſer Speiſen und Arbeiten enthalten. Wenn fie den Todten angerühret haben, fo müflen fie die Kleider wegwerfen, die fie damals angehabt. - Die Weiber in den Wochen dürfen niche in frener $uft efjen, wenn man den Wahrſagern glauben will. Niemand darf aus ihrer Schafe trinken, noch den Docht i fen nichts kochen laſſen. Sie muͤſſen anfänglich Fiſch und hernach Fleiſch eſſen, aber nichts anders, als was ihr Mann auf der Jagd oder bey dem Fifchen gefangen har, Diefer darf einige Wochen fang nichts thun oder-arbeiten, es märe denn, Daß es bie hoͤchſte Noth erforderte, aus Furcht, das Kind möchte fterben. Dan giebt vor, ‚Diele Verordnungen feyn nuͤtzliche Vorfichtigfeiten für Die Geſundheit der Mutter und ‚Des Kindes. Die Eitten und das Temperament der Groͤnlaͤnder aber erfauben nicht ehr, alfe dieſe Berfügungen zu erfinnen, wofern man fie nicht für noͤthig erachtet hat, die Bevolkerung zu befoͤrdern oder zu erhalten, welche von der RER unferflüger wird, | hrer Lampe anzünden, und fie felbft duͤr⸗ f 4 } 1 Was die Anhängfel anberrifft, fo find deren eine fo große Anzahl, daß fich ein jeder über des andern feine aufhält. Es iſt gemeiniglich ein Stuͤck Holz, ein Stein oder ein Knochen, ein Schnabel, oder eine Klaue von einem Vogel, welches man ſich ‚an den Hals hänge, ober auch wohl ein Stuͤckchen Leder, welches man ſich um die tirne, um den Arm, oder um die Bruſt bindt. Dieſe Heiligthuͤmer ſollen vor den ‚ Geiftern, den Krankheiten oder dent Tode bewahren, oder die Kinder vor der Furche fhern, weiches Uebel fie befommen würden, wenn fie es noch nicht hätten, Die Gröne ‚ Ander geben auch noch vor, Diefe Anhängfel Brächten Gluͤck; und wenn fie ihren Kin« dar Gefhicklichkeiten und Fleiß zu Weg bringen wollen, fo bitten fie einen Europäer, daß er pen Geiſt ſeines Landes auf ſie blaſe oder erlaube, daß fie diefen kleinen Ge⸗ ſchöͤpfen ein Stuͤck von ſeinen Kleidern oder ſeinen alten Schuhen anhaͤngen. Wenn wan ſich m Walfiſchfange einſchiffet, fo muß man nicht allein alle Lampen in den Zel⸗ een use, ag Furcht, fie möchten dem feinen und zarten Geruche des Walfifches | * zuwider Cranz von rönland. J Anhaͤugſel. 16. Hiſtorie und Befchreibung Cranz von zuwider feyn, fondern die Kajake find auch mit Anhängfeln beladen, wie die Fiſcher, Grönland. damit fie vor dem Schiffbruche, bewahret werden, Indeſſen find fie demſelben durch das thörichte Vertrauen und die Verwegenheit, welche diefe eiteln Schußbriefe dem Men ſchen beybringen, doch nur defto mehr ausgeſetzet. Allein, faget Here Eranz am . Ende diefes Capitels, haben wir Europäer nicht auch unfere Anhängfel? Haben wit nichts, was dem Grönländer ähnlich iſt? m EEE ee we Bon den Wilfenfhaften der Grönländer. mie oder ihr Himmelsfyftem. — Warum die Grönländer, während der Sonnenfinkterniß, ihre Hande ben den Ohren faſſen. Wie fie, ee = Ron der Sprache. Bielfylbige und verworrene ' Wörter. Die Grönländer haben den Buchs ftaben R nicht, noch gewiſſe Confonanten; die mit den Lippen oder Zähnen ausgefprochen wer⸗ den. Wie fie das Ja und Nein ausdruͤcken. ‚die Urſachen des Donners und des Blitzes er⸗ fläven. Sie haben Feine Stermdeuterey. Krankheiten und Arzneymittel. Krankheit anden Augen, Eur des Augenſtaars. Wie die Groͤnlaͤnder das Naſenbluten ftillen. Ans Sie haben drey Numeri, Präpofitisnen. Beyfpiel der Zufammenfegung ihrer Wörter. Ihre Dichtkunſt. Rechenkunſt. Ihr Ge ſchlechtsregiſter. Ihre Unwiſſenheit in ſteckende Kraͤtze, die dem Gebrauche der Fiſche Schreiben. Ihre Zeitrechnung oder ihr Maaß zugeſchrieben wird. Arzeneyverſchreiber. Lei⸗ und Berechnung der Zeiten. Ihre Aſtrono⸗ chenbegängniß; fhichte eines Wolfes, welches das unwiffendfte auf unferer Halbkugel feyn muß. · Das Wort Wiffen feßet Studieren, Betrachtungen, $ehrarten, kurz, ver: nuͤnftig beurfheifere Kenneniffe voraus, Wenn in unfern gefittetften Staaten von Europa der meifte Theil der Menfchen, die eine Erziehung gehabt haben, mir wollen. ſagen, ſelbſt der Größen, und bisweilen der Minifter und, Prinzen, in einer Are der Undwiſſenheit in allen Dingen bleiben, in welchen man fie unterrichtet bat, wovon fit ſich felbft aber Erine Rechenfihaft geben können; wie würde man von den. Wiffenfchaften eines Volkes reden, welches weder den Gebrauch noch einigen Begriff von dem Schreiben hat? Seine ganze Wiſſenſchaft ift eine Sprache, die es ohne Studieren und ohne Be trachtungen redet, fo wie fie gemacht iſt, und wie alle Sprachen gewefen find, eht fie Schriftfteller, Dichter, und Redner gehabt haben, welche fie durch ihre Bearbeirung fein machen. So unvollfommen und wild aber diefe Sprache auch feyn mag, fo ver dienet fie doch die Aufmerkſamkeit der gefchickreften Claffe von Leſern. Sie werde vieleicht einige eigene Begriffe darinnen finden, die/allgemeinen Grundfäge der Sprach⸗ kunſt zu befeftigen oder.zu entwickeln, Diefe Materie ift heute zu Tage fo gut unter“ ſucht worden, daß alles, was fich auf fie bezieht, eine neue Klarheit in dem Kreiſe der menſchlichen Wiffenfchafe befimme und zuruͤck wirft. Rei a | — Die Oß Zweifel erwartet man kein Capitel von den Wiſſenſchaften in der Ger — a i von Grönland und daſigen Miffionen. 117 Die grönfändifche Sprache bat, wie man faget, mit andern nördlichen Sprachen Cranz von Peine Verwandtſchaft, es mag mit der tatarifchen oder americanifchen feynz wenn Bröntend, man davon die Sprache tan davon der Esfimos ausnimmt, welche von eben dem Stamme, als gan der Spras die Grönländer, zu feyn fheinen. Diefe Sprache ift beynahe ganz aus vielfplbigen der Wörtern zufammen gefeßt, welches fie ſchwer macht aus zu fprechen, fo daß derjenige, - welcher fie lefen Fann, nur den halben Gebrauch davon haben würde, Weil fie nohwer niger gefchrieben afs geredet worden, fo weis man nichts davon, wenn man fich bloß egnüger, fie in dem Buͤchern zu verſtehen, fo wie die. Europäer ſie mit Eharsfteren fihreiben Einen, die ihnen fremd find; denn man glauber fehr wohl, daß ein Vol, weihes niemals gefefen hat, Feine Bücher fehteibe. Die Grönländer haben eine reiche Sprache, welche die Armuth der Begriffe zeiger; fie gebrauchen ein Wort nicht nur für einen jeden Gegenftand, fondern auch) zu einer jeden Weränderung eben deffelben Gegenftandes. Auch haben fie feine Wörter, alle abftraete oder moralifihe Begriffe der Neligton, der Wirfenfchaft oder der Geſeliſchaft aus zu druͤcken. Wenn fie chen fo viele Begriffe hätten, als wir, fo fieht man wohl, wie viel eine Sprache, die diefe Begriffe durch eben fo viele unterfhiedene Ausdrücke gäbe, dem Fortgange des menſch⸗ lichen Berftandes ſchaden würde, indem man das Gedaͤchtniß, auf Koften anderer . Kräfte des Berftandes, bei aͤſtigte. Dasjenige aber, was auf einer andern Seiteden - Mangel der Wörter in der grönländifchen S 3 Na j rache beweift, ift, daß man vorgiebt, fie druͤcken viele Sachen in wenig Worten * Dieſes ale anders —— an dir Deichen gewiſſer Mittelbegriffe einer Unterredung unterdruͤcket. Die wilden Volker ſind dieſer Art der Abkürzung um fo viel mehr gewohnt, weil die Ges baͤhrden bey ihnen die Hälfte der Sprache vertreten, und fie fonft nichts in denen Bes geiffen, welche fie, einander mittheilen, zu befchreiben haben, als Erzählungen und ‚empfindliche Umſtaͤnde. Wenn man alfo faget, daß fie alle die Veränderungen eines Gegenftandes durch eben fo viele Worte vorftellen, fo redet man ohne Zweifel nur. von phnfifchen Gegenftänden, und von ihren rührendften und feftgefegteften Eigenfihaften. Es iſt in der That ſehr ſchwer, eine reiche Sprache in einem armen Lande zu fchaffen, und die Farben und Jügeeiner einförmigen Ausficht zu veraͤndern. Uebrigens ift eswie- leicht zweifelhaft, ob die einzelnen Perfonen der Gefellfchaften, in der Kindheit der Prache, nicht alle verſchiedene Begenftände durch verfchiedene Wörter erhalten, oder — ob ſie nicht in einem Worte alle Wefen vermiſchen, die ſich ähnlich find; man kann das her nicht fließen, daß eine wilde Sprache reich fey, wenn fie viele Wörter hat, wer nig Sachen AUS zu drücken, noch daß fie nachdrücklich und furz ſey, weil fie viele Sa» then mit fehr wenig Wäreern ausdruͤcket. Der Gebrauch, verſchiedene Wörter mit einander zu verbinden, oder eins aus ®ietfifbigenmb. - vielen zuſammen zu feßen, welcher zuweilen Die gelehrten Sprachen bereichert, ımd in geöyger, gewiſſen Fällen der Rede mehr Nachdruck gieh t, kann nur eine Verwirrung in einer wachſenden und wilden Sprache verurfe n, indem er bie Begriffe unter einander veroickelt, welche cher mußten abgefondert als verbunden werben. Denn diefe Zuſam⸗ u fügungen der Wörter, welche ein rohes Volk aus einem ungefähren Zufalle und aug immo fenheie gemacht hat, um daraus eine Sprache zu bilden, muß wicht der Anas J und der Harmonie, gleichen, welche beredre Leute und zärtliche Ohren in der Wer oͤnerung und Vollkommenheit einer ſchoͤn SEN, Sprache leiten. Die Probe da⸗ 3 von I Hiſtorie und Beſchreibung Cran;z von yon iſt, daß die groͤnlaͤndiſche Sprache, durch die Menge der vielſylbigen Wörter fo Grönland, ſchwer aus zu fprechen wird, daß viele Jahre verftreichen, ehe die Fremden fie verſte i ben, und fie fönnen esniemalsdahin bringen, daß ſie ſolche hurtig reden. Es iſt wahr,daß fie vieleicht Feine Gliedmaßen haben, Die hart genug find, noch die eiferne Etimme, weldye die Matur den Menfchen gegeben hat, Die zwifchen Felſen und Eife gebogren werden. Indeſſen Haben doch dieſe nördlichen Völker, fo wie Die in Afien, durch eine , wunderfiche, aber fehr ordentliche Seltenheit, den raubeften Buchftaben nicht, wel— a anläns her die angenehmen und polirten Sprachen zu charakteriſtren ſcheint. Dasift der Buchs ben Buchftas ſtab R, welchen man den huͤndiſchen nennet, ohne Zweifel, weil er im dem Ohre dag ben R, goch Geraͤuſch eines Hundes machet, welcher gnurret, ‚und die Zähne zum Beißen weiſt. gereife Conios Diefer Buchſtab oder Ton, welcher notwendig zu feyn fiheine, alte Begriffe vom mit den Lips Krirfchen, vom Zerreißen, von der Zernichtung, die mit einem Geraͤuſche begleitet iff, pen oder Zühr weiches die Sprachwerkzeuge abraſpelt oder abſchabet, auszudrucken; diefer Ton, welcher en ro — die Sylben, die er von einander abſondert, 46 ſtark unterſcheidet und ausſpricht; die⸗ ſer Ton, welcher bey uns auf eine merkliche Weiſe die Zuruͤckſtoßung der durch Die Zähne geftoßenen Luft anzeiger, geht bey den Groͤnlaͤndern niche nur aus der Kehle, fondern Haft fi) aud) in dem Halfe auf, und verliert ſich da. Ihre Spradhe wird beynahe ganz mit ber Kehle ausgefprohen; aud) finde man in ihr Feine Conjonanten, die mit den Lippen oder mit den Zähnen ausgefprochen werden, wenigftens fangen fie niemals ein Wort mit den Buchftaben B. D. F. G. L. R. 3. an; daher fprechen fie Eppeta anftart Jephta. Eben fo ftügen fie, wiedie Kinder, einen jeden Conſonant auf einen Vocal, und fprechen Peteruſſe für Petrus, indem fie ſich nicht gewöhnen können, verfchiedene Confonanten hinter einander zu verbinden. Sie wechfeln oft die Töne, des Wohlflanges wegen, ab, und die Srauenzimmer haben vornehmlich eine be= fondere Annehmlichkeit, den durch die Nafe ausgefprochenen Ton des ng, welches ſich in verſchtedenen Wörtern ihrer Sprache findt, gelinde zu machen, Eie haben auch noch die Kunft, den Sinn der Wörter Durch den Accent, Ton, die Mienen, und das Win- ken mit den Augen an zu zeigen, und der Sprache dadurch) einen bedeutenden Aus— druck zu geben, welcher ihr fehlet. Mean muß einen Grönfänder reden fehen, und niche bloß Hören: denn er redet mehr zu dem Auge, als zu dem Ohre, und feine Ge- Wie fie das baͤhrden find beredter, als feine Sprache. Um die Einftimmung und’ den Beyfall aus: ent zu drucken, ſchöpfen fie Luft mie einem gewiffen Geräufche aus dem Funerften des Halo, fes; um die Misbilligung und das Nein an zu zeigen, runzeln fie die Dafe, und bee gleiten diefe Gebährde mit einem ftarfen Schnauben. — Sie haben wenig Beywoͤrter, und davon find noch die meiſten Participia, bie allezeit nad) den Subftantiven, welche die Redensart anfangen, gefoget werden, - Sie haben weber Genera, noch Artikel. Ihre Nennwörter haben fo, wie ihre Zeitwörter, - außer der einzeln und mehrern Zahl, auch den Dualem; welchen Unterfchied die Griea chen nod) von der Kindheit der Sprachen beybehalten haben, welcher aber vieleicht die "Sprache mehr beſchweret, als ihr aufpilfe und fie verfchönert. = In den Deelinationen haben fie nichts befonders, als den Genitiv, welcher durch — eines B am Ende eines Wortes, oder eines M gemacht wird, wenn auf dieſes Wort ein anderes folgen muß, das mit einem Vocal anfängt. Alleandere ‚Eafus werden ein jeder durch eine Praͤpoſition unterſchieden. Ale ag 3 haben ihre ; Iminutiva » Sie haben drey Numeri· ‚von Grönland und dafigen Miffionen. — Diminutiva und Augmentativa, welchen man zuweilen unterſchiedene Sylben beyſuͤget, Lranz von um das Gute und Voͤſe der Gegenftände aus zu brücten, welche dieſe Wörter vorſiel. Grönland, en. Iglo beveutet ein Haus, Iglupiluk ein ſchlechtes Haus; Iglopilurk ſoak, gin groß haͤßliches Haus, | | Die geönländifhe Sprache hat nur fünf oder ſechs Pröpofitionen; LE, mit; präpofsienen- mit, von; mut, zu; me, in oder aufz Ent und agut, durd) und um, Dieſe Präs pofitionen werden nicht vor, fondern nach den Nennmwörtern gefeger. Ueberhaupt ver« binden fie die Rennwoͤrter mit den Präpofitionen, und fetbft mit den Fuͤrwoͤrtern, fo daß fie nur ein zuſammengeſetztes Wort aus diefen dreyen durch einander modificirten und veränderten Sachen machen, So bedeutet Nuna, die Erde; aga, mein; Nu— naga, mein Land; und Nunaunit, meines Landes. „Die Pronomina pofleffiva, »faget der Herr Egede, werden ihren Subftantiven angehängt, wie die Suffixa der ⸗Hebraͤer; und die Grönländer haben nicht nur Suffira der Nennmwörter, fondern aud) »der Zeitwoͤrter.“ Sie mögen auc) gern Nebenwdrter den Hauptwörtern benfügen, und verfchiedene Wörter in eins zufammen fehmelzen, daß fie die Sprache durch eine olge einzefner und abgefonderter Wörter verlängern. Daher bringen fie das ver- neinde ng mitten in die Nennwörter und Zeitwoͤrter hinein, worinnen fie es nöthig 5 baben aus zu drücken, Ermik heißt wafchen, Ermikpok, er waͤſcht ſich; Ermin⸗ — gilak, er waͤſcht fic) nicht; dieſe Endigung ngilak muß in alle Tempora und Modos gung ihrer un worinyen man das Verneinende fegen will, Durch die Mannichfaltigeit tie. or "gungen und Endigungen kann man unterfchiedene Begriffe mit einem Worte r ruͤcken. Ein jedes Wort, es fey von der Zeit oder Perſonen, welche zuſammen ommen, ihm eine unterfäyiedene Form zu geben, wird auf hundert und acht · dig Beugungen haben, um verſchiedene Verhältnife aus zu drücen, In einem ein ⸗ sigen Worte drůcket man auf einmal das Verbum, das Pronomen perfonafe, welches Iom anflatt des Nominativs dienet, denjenigen, welcher ftatt diefes Caſus mit der Präpofition dienet, welche diefen Cafum anzeiget, den Numerum Singularem, Dualem er Dluralem, den Nominativum, den Cafum, und die Zeit aus, welche vor der ndlung hergeht, fie begleitet, oder ihr folger, die durch das Wort bezeichnet wird. haben sejenigen, welche die grönländifhe Sprache mit ber größten Sorgfalt ſtudieret — haben hunderterley Arten, ein Wort mit zwey, drey, vier, fünf oder ſechs andern oͤrtern zufammen zu fegen, entdeckt, welche nur ein einziges machen würden, Man will ein Beyfpiel dieſer Zufammenfeßungen, vielmehr für die Neugierde ber Leſer, als zur Unterweifung per Gelehrten, herſetzen. AgeleEpoE, &5 freibr, Zigleg-1artor-poB, er wird unverzüglich (reiben. Aigleg » iartor ⸗aſuar/ po, er wird fich gefchwind fegen zu fehreiben. Aylıg Eig + iartor » aſunar z pok, er wird fich noch eiliger feßen zu fehreiben. Agleg⸗ kig⸗ iartor⸗ afbar s mise s pok, er wird ſich von neuem eilig ſetzen, und er ijt ſchon da zu fhreiben, — * Stein ce Örönländer beſchneiden und bilden ihre Wörter, wie man einen rohen Daß Lu neider, Allein, die Materialien ihrer Sprache find fo hart, und fo uneben, gend. ni Gebaude, welches fie Davon bauen, allezeie ungeftalter, und übel zufammen häns Idhre Reden gleichen alfo ihren Kürten, und fo wie fonft die Sprache eine Cranʒ von Grönland. m Dichtkunſt. Rechenkunſt. Ge⸗ — ſter. — Hilſtorie und Beſchreibung eine Abbildung der Sitten iſt, ſo hat dieß Volk nichts zierliches. Die Syntax bei Groͤnlaͤnder iſt einfach und natürlich. Das Wort, welches den vornehmſten Gegenftand anzeiget, ſteht im Anfange der Redensart, und die andern Wörter werden hinter ein ander forfgefeget, ein jedes nach bem Grade der Wichtigfeie, welchen es in der Ord⸗ nung der Begriffe hat. Ob ihre Begriffe gleich nicht ſehr erhaben noch abftract find, fo muß doc ihre Art, ein Wort mit andern, die ſich darauf beziehen, zu confruiren, zuweilen Verwirrungen in ihre Nedensarten bringen? fie glauben aber der Deutlich« keit der “Begriffe durch die Wiederholung der Wörter zu Hilfe zu kommen, Ihr Ausdruck hat weder etwas Uebertriebenes, noch Nachdruͤckliches, wie der Morgenläns der und auch ſelbſt der noͤrdlichen Americaner ihrer. Indeſſen lieben ſie doch Gleich— niſſe und Allegokien, vornehmlich, ſeit dem fie das Evangelium kennen. Sie haben auch figürliche Wendungen und Sprüchwoͤrter: aber diefe Sprache haben nur -die Wahrfager für fi, die zuweilen Ausdruͤcke in einem Sinne gebrauchen, welcher der empfangenen Bedeutung zumiber iſt. Diefe Kunft giebt ihnen ein gelehrtes Anſehen, und dienet ihnen die Orakel zu erklaͤren. Ihre Dichtkunſt Hat weder Keim noch Splbenmaaß: fie befteht aber aus fur zen Sägen oder Redensarten, die nach dem Tacte-fönnen abgefungen werden, Ihre Rechenkunſt ift fehr eingeſchraͤnkt; denn ob fie gleich bis auf zwanzig, nach der Anzahl der Finger ihrer Haͤnde und ihrer Fuͤße, zaͤhlen koͤnnen, ſo verſchaffet ihnen doch ihre Sprache nur Rechennamen bis auf die Zahl fuͤnfe. Daher fie dieſe Benen⸗ nungen viermal wiederholen, um zu der Zahl zwanzig zu gelangen, Jedennoch ha⸗ ben fie beſondre Wörter, um fechs, eilf und ſechzehn aus zu druͤcken. Weil fie aber wiſſen, daß jeder Menfchen zehn Finger und zehn Zehe hat, fo fagen fie fünf Mens hen, wenn fie die Zahl Bundert ausdrücken wollen, Ueberhaupt ift die ganze Menge —* a für einen Grönländer unzaͤhlbar, welcher ſich nicht für einen Rechen⸗ meifter halt, * Dasjenige, was fie am beften verftehen, ift ihr Gefchlechtsregifter. . Eie Ein. iten bis auf zehn ihrer Vorfahren mit ihren Mebenlinien hinter einander wegzaͤhlen; fie vernachlaͤßigen diefe Wiſſenſchaft nicht, weil fie ihnen nüßlich if. Einem armen Grönländer wird das Nothduͤrſtige nice fehlen, wenn er beweifen kann, daß er ein Ans verwandter eines reihen Menfchen fey: denn bey diefem Wolke ſchaͤmet ſich niemand, ars me Anverwandten zu haben, auch weigert er ſich nicht, fie aus ihrer Armuth zu reißen, wenn ernur kann. a . J Die hoͤchſte Tugend unter den Groͤnlaͤndern iſt die Kunſt und die Muͤhe, ſein Gluͤck zu machen, das Heißt, für die vornehmſten Bedürfniffe der Natur zu ſorgen. Ihr Adel,-glauben fie, fey erblich und nicht opne Grund; der Sohn eines berühmten Fiſchers folger gemeiniglic der Geſchicklichkeit und der Ehre feines Vaters; wenn er ihn auch gleic) in feiner Kindheit fol verlohren haben, und nicht durch die vaͤter⸗ liche Hand wäre geleitet worden. 1 Ei Zi Sie hatten fo wenigen Begriff von dem Schreiben, daß ſie im An fange ihres Han⸗ eiben. dels mit den Europäern erſchreckt wurden, das Papier reben zu feben, wie fie fagten, Sie unterſtunden ſich nicht, einen Brief eines Menfchen zu einem andern zu bringen, noch ein Buch an zu rühren, weil fie ſich einbildeten, es wäre Zauberen, die Gedans Een und Worte eines Menfihen mie ſchwarzen Charalceren auf weiß Papier zuma ⸗ lerte .- von Grönland und daſigen Miffionen. | 12H ten, Wenn ein lutheriſcher Prediger ihnen die Gebothe Gottes vorlas, ſo glaubten Trans von fie wirklich, es müffe eine Stimme außer dem Buche geben, welche fie ihm zus — bliefe, Aber heute zu Tage befchweren fie fich gern mit Briefen, welche man ihnen an die dänifhe Colonie giebt, weil fie für ihre Mühe gut bezahlet werden. Es ift fo gar, nad) ihrer Meynung, eine Ehre, die Worte eines Menfchen an verfihiedene entfernte Derter gu fragen, Einige unter ihnen haben die Kunſt zu fihreiben fo weit getrieben, daß fie ihr Verlangen und Verfprechen den fremden Factoren, mit einer. Kohle auf ein Stüd Fell oder Pergament gefhrieben, zufchicten, wobey fie die Menge der Kaufmannswaaren, welche fie im Taufche haben und dagegen geben wollen, nebfk der Zahl der Tage, weiche bis zur Bezahlung verfließen follen, durch fo viel Striche Der Zeilen anzeigen. Sie wundern fich aber ſehr, daß die Europäer, welche fo Flug. find, die Hieroglgphen der Grönländer nicht eben ſo gut verftehen koͤnnen, als die viel ſchwerern Charaktere unferer Schrift, Ihre Zeitrechnung iſt an Sachen fo geringe, daß fie ſelbſt ihr Alter nicht wif. Zeitrechnung fen. Sie zählen die Jahre nach Wintern, und die Tage nach Nächten; weil in der ae That die Rache zwey Drittheile ihres Lebens in ſich faſſet. Wenn ſie geſagt haben, daß nung der Zei⸗ eine Perfon zwanzig Winter gelebt habe, fo find fie am Ende ihrer Rechnung. Zu tt deffen Haben fie ſich doch feit einer gewiffen Zeit Epochen gemacht, als wenn eher fich Solonie niedergelaffen habe, oder ein Miffienarius angekommen fey. Bon dies { großen Begebenheiten rechnet ein jeder die Gefchichte feines Lebens. ‚Sie haben: dre Weife, das Jahr in gewiſſe Zeiten ein zu theilen. Dieß gefihieht nicht nach den Seiten, da Tag und Rache gleich find, welches fie noch nicht gelernet haben zu beſtim⸗ Men, fondern fie errathen den Fürzeften Tag des Winters einige Tage vorher, wenig⸗ ftens gegen Mittag von Grönland, durch die Ueberbleibfel der Sonnenftralen, welche ie einen Augenbli auf dem Gipfel der Felſen glänzen fehen; und alsdann feyern fie die Erneurung des Jahres. Von dieſer Epoche zählen fie drey Monate bis an den’ ruͤhling, in welchem fie fich bereiten, ihre Hütten in Zelte zu verändern, Der vierte sat, das iſt der April, wird ihnen durch die Erfeheinung Fleiner Vögel, und durch das Eyerfegen der Raben, verfündige. Im fünften bekommen fie den erften Beſuch MT eedunde, welche mit den Jungen eines neuen Gefchlechtes anfommen, das ihre‘ Küften bereichert und froͤhlich machet. Der Brachmonat wird durch die Geburt der Eioervögel bemerfet, Aber alsdann verlieren fie das Mondlicht, wovon die Sonne das Licht in den immerwährenden Schein einiger Tage ohne Nacht wegnimme. In Ermangelung des Mondfcheins richten ſich die Grönländer im Sommer nach dem Schatten der Felfen, deren Gipfel ihnen zur Sonnenuhr oder zum Weiſer diener, nicht um die Stunden, fondern die Tage zu bemerken. Ohne Zweifel zählen fie in der Zeit, worinnen die Sonne ihren Horizone nicht verläßt, einen jeden Tag nach der laͤngſten > Werfung der Schatten von denen Bergen, die gegen Morgen liegen. Nach diefer htung und Fortgehung der Schatten verfündigen fie die Zuruͤckkunft der Seehunde, Sl Anfunft oder Abreife gewiſſer Haufen Fiſche oder Voͤgel; endlich die Zeit, ihre ef zu ſchlagen, und ihre Häufer wieder auf zu bauen. - Ä | Werännen, 2ag theilen fie nad der Ebbe und Fluch ein, deren Abmwechfelungen fie den gem sen des Mondes, jo lange fe diefes Geſtirn gewahr werden, unter: ‚Allgem, Keifebefchr., KB Arc Kae "ordnen, 12 Hiſtorie und Beſchreibung | Cranz von ordnen. Die Kracht iſt fir fie, durch das Aufgehen und Untergeben gewiffer Geſtirne, Brönlam, noch leichter ein zu theilen. Dieß ift alles, was fie von der Zeitkenntniß wiffen. Was die Welt überhaupt nr $ Kim; anbetrifft, fo glauben fie, die Erde ſey unbereglich auf ihren Angeln, ihre Hafen aber Rem. wären vor Alter fo abgenußet, daß fie öfrers zerbrochen werden, und die Erdfugel ſeit langer Zeit in Stuͤcken gegangen ſeyn würde, wenn die Angekoken nicht allezeit be ſchaͤfftiget wären, diefen Verfall wieder aus zu beffern. Dieſe Betrüger erhalten fie in diefer groben Verblendung, indem fie dem Volke zumeilen Stücen von zerbrachenem Holze bringen, weiches man für Trümmern der großen Mafchine Hält, er Himmel ‚oder das Kirmament hat feine Achfe, die fich auf den Gipfel eines großen Berges ſtuͤ⸗ get, der nah Norden zu liegt; under beweget ſich um feinen Mittelpunkt, Ihre Aftros nomie befteht nur aus Fabeln,! Sie fagen, alle himmliſche Körper wären Grönläns der, oder Seelen, die durd) ein befonderes Schieffal an diefes Firmament wären vers ſetzt worden; und folglich nach der Verſchiedenheit ihrer Speife bleich oder vorh wären, Die vereinigten Planeten find zwey Weiber, welche einander befuchen, uber mir eins ander zanken. Die herabfallenden Sterne find Seelen, bie eine Reife hinunter nach der Hölle thun wollen, um zu fehen, mas dafelbft vorgeht. Das Geftirn des großen Baͤres nennen fie das Reunthier, die fieben Sterne diefes Geftirnes find eben fo viel Hunde, die einen Bären jagen, und dieſes Geſtirn dienet den Grönländern, die Zuruͤckkehr der Nacht in dem Winter zu erkennen. Die Zwillinge nennen fie bie. Bruftbeine des Himmels; "und das Wehrgehäng des Orions ftellet ihnen Menfchen vor, die ihren Weg vondem Seehundefange nicht zurüc finden konnten, und alfo an den Himmel verfeget wurden. 7 Die Sonne und der Mond. find Bruder und Schwefter gewefen. Sie fpielten einsmals mit andern Kindern im Dunfeln, als Malin, die über die Verfolgung ih—⸗ res Bruder Anninga verbrüßfich war, ihre Hände an dem Schmutze der Lampe rieb, and das Geſicht desjenigen, welcher fie verfolgete, befehmierte, Damit fie ihn am hel- len Tage erfennete; und daher fommen die Flecken des Mondes. Malina wollte entrinnen: aber ihr Bruder verfolgere fie, bis fie ihren Flug in den Himmel nahm, Dafelbft ward fie in die Sonne verwandelt, und ihr Bruder, der auf dem Wege zu⸗ rück blieb, in den Mond, welcher noch die Sonne verfolger, und fih um fie drehet, als wenn er fie erhafchen wollte, Wenn er vor Müdigfeit und Hunger entkräfter iſt, "(welches im legten Viertheile gefhiegt,) fo leget er feine Jagd und Fiſchfangsgeraͤth— haften auf einen Schlitten, der von vier großen Hunden gezogen wird, und ruhet eis nige Tage, um fich wieder zu erquicken und fett zu werden, welches den vollen Mond ervor bringt, Dieſes Geftirn freuet fich über den Tod der Weiber, und die Sonne ber den Tod der Männer; daher verſchließen einige ihre Thüre vor der Sonnenfine ferniß, andere vor der Mondfinfterniß. Denn Anninge läuft alsdann rings um die Häufer herum, Fleiſch und Selle zu-rauben, und diejenigen zu tödten, welche nicht getreulich die Enthaltfamfeit oder die heilige Diät beobachtet haben, weldye ohne Zwei⸗ Tel die Wahrfager vorgefehrieben haben. Auch verbirge man alsdann feinen Munde vorrach, und die Menfchen, welche ihre Eßwaaren und —* oben auf das Dach des Hauſes tragen, reden alle zuſammen, wobey ſie auf dieſen Hausrath ſtoßen, um den Mond in Furcht zu fegen und um ihn zu zwingen, baß er an feinen Pag zurück * + . i gen: werden, 4 von Grönland und daſigen Miſſionen. 123 Bey den Sonnenfinſterniſſen kneipen die Weiber die Hunde in die Ohren; wenn fie Cranz von fhreyen, fo ift es ein gemiffes Zeichen, daß das Ende der Welt noch nicht nahe fen; Gronland Denn die Hunde, welche eher geweſen find, müffen eine zuverläßigere Ahnbung von dem Warum die Zufünftigen haben: wenn fie aber nicht fhreyen, fo ift es ein Unglück, welchem man Gröntänder durch das Uebel zuvor zu kommen ſich bemühet, welches man ihnen thut; es würde —— alles verloren ſeyn, das ganze Weletgebaͤude einfallen, und fein Grönlander auf behal⸗ 9— ihre Da e in die Oh⸗ Wenn es ungefähr bonnert, fo find es zwey alte Weiber, welche in der Luft in ven kneipen? einem Meinen Haufe wohnen, und fi) um eine wohl ausgedehnte Seehundespaut ſchla. Wie fie dir ir; gen. Während des Streites fällt das Haus ein, die Lampen werden zerbrochen, und Ice — das Feuer fliege in die Luft. Dieß find die Urfacyen des Donners und des Bliges, Mit Bliges ertla dergleichen Fabeln unterhalten die Einwohner von Grönland ihre Kinder, leichtglaͤu⸗ ken. bige Leute und Fremde, welche ihnen zuhoͤren wollen. Uebrigens, wenn fie wenig Aftro- nomie verſtehen, fo find fie doch vonder Sterndeuterey befreyet und beunruhigen ſich nicht, — en am Himmel oder in dem Fluge oder Gefange der Mögel das zu ſuchen, was auf dem deuterch Sande gefchehen fol. Sie begnügen ſich, die Veränderungen des MWerters in der Be— ſchaffenheit der Luft und in dem Anſchauen des neblichten oder heitern Horizontes zu ſtu⸗ dieren und vorher zu ſehen. | Arzeneykunft der Grönländer. | Srantheiten nr — —— Die Arzeneykunſt hat keinen groͤßern Fortgang in Groͤnland gehabt, als bie an. en dern Wiffenfchaften. Hier ift eine kutze Geſchichte der Krankheiten und der Arzeney⸗ wittel, die in dieſem Sande bekannt indd. Am May und Brahmonate haben die Grönländer rothe und ehränende Augen, te welches vonden großen Winden und Dem Wiederſcheine der Sonnenſtralen koͤmmt, die ugen. vom Schnee und Eife zurück geworfen werden. Sie ſuchen ſich vor dieſe m Blenden. den Scheine mit einer Are eines Lichtſchirmes zu beſchuͤtzen; dieß iſt ein Stuͤck duͤnnes und dreh Finger breites Holz, welches fie an Die Stirne legen, und welches bie Wir fung einer engländifehen Poftilfionsmüge thut. Andere tragen vor den Augen ein Stück Harz, worinn fie Rigen machen, um hindurch ſehen zu koͤnnen ohne von dem Glanze des Schnees verlegt zu werden. Wenn das Hebel an den Augen forsfähre, Fur des Aw fo ſchneiden fie ein boch an der Stirne, Damit die Feuchtigkeit Durch dieſe Oeffnung ber- genſtaars. ausfliehe. Wenn fie den Augenſtaar haben, fo ioſet innen eine gute Frau Benfelben rings herum mE einer Erummen Nadel los, und zieht ihn mie einem Meffer fo gefchickt in die Höhe, daB es ihr felten in die ſer Eur fehl fchlägt. . Seit dem aber die Grönläne ‚der Tobad brauchen / find fie dem; Uebel der Augen weniger unterworfen. Diefes beweist, daß diefer Staub ihnen vieleicht nuͤtzlicher ift, als vielen andein Ländern, worinnen er eine neue Duelle. der Bedürfniffe, des Aufwandes, der Plackereyen, der Verbrechen und Beſchwerniſſe geworden ift, TEL REN): e des Den Groͤnlaͤndern blutet öfters die Naſe, wegen des allzu großen Meberfluffes — die Sröns fes oͤlichten Blutes, welches Fiſchſpeck und Fleiſch ihnen verurſachen. Wenn die— en le Binde lange waͤhret, fo bitten fie jemand, daß er ihnen in dem Naden fauge; oder fie In, BEN ſich auch ſehr ſtark die beyden Gdldfinger zuſammen; oder ſie nehmen ein Stuͤck Q2 “El 1A Hiſtorie und Beſchreibung Fanz von Eis in ihren Mund, und hauchen das Seewaſſer durch bie Nafe, und das Blu— Gronland ten hoͤret auf, — Sie empfinden auch) Ropf- und Zahnweh, Schwindel, Ohnmachten, laͤhmende Gicht, Wafferfuche, hinfallende Sucht, und Anfälle von der Raſerey. Allein, diefe Krankheiten find allzu felten, als daß fie ein Gegenmittel dafür haben follten; welches denn auch nichts beyträgt, fie zu vervielfälfigen, Sie find zwoen Arten von Ausfehlage unterworfen. Die eine if eine Art von Kräße, oder Grind, die mic Fleinen Beulen begleitet ift, welche den ganzen $eib bes Anſteckende decken, ausgenommen die Haͤnde: aber dieſe Krankheit der Haut iſt weder dauerhaft, geile, diedem noch anfteefend, Die andere iſt gleichfam ein Auſſatz, der ihren ganzen Leib mit flin- brand) der Fender Kräge plaget, Diefe Krankheit verfolger fie bis an den Tod, und ift anftecfend, — Dergleichen Ausfaͤtzige aber leben abgefondert, und haben keine Linderung, als die Leichtigkeit, ſich zu kratzen, und mit Falkenfedern diejenigen Schuppen und den Grind ab zu ſtreichen, welche, wie man faget, von der Menge der Fiſche fommen follen, wovon fie fid) ernähren, gleich ale wenn das Fleiſch der Thiere ſich niche in unfer Wefen verkeh⸗ Slattern. ben Fönnte, ohne daß wir ihnen auf einige Weile gleichen müßten. Die Blattern waren den Groͤnlaͤndern eine unbekannte Sache, als im Jahre 1733 ein junger Menfch, der fie aus Koppenhagen mitbrachte, ihnen überhaupt einen Berluft von drey tauſend Einwohnern verurfachte, welche an diefer ſchrecklichen Landplage farben, Dieſes harte Volk wird zuweilen von Blutgeſchwuͤren oder Beulen geplaget, die ſich wie einer von ihren Tellern groß ausbreiten, deren Materie etwas beytragen fol, er dergleichen Uebel zu zu aiehen Sie heilen fi) davon aber durd) einen großen infchnire bey der Beule, und binden einen hohlen Deckel von Strohe oder dünnem Holze darüber, damit das Reiben der Kleider die Haut nicht verfchlimmere ; und fie ge> - hen wieder an ihre Arbeit ohne Aufbsren, Wenn fie fich verlegen, es fey an dem Buße oder an der Hand, fo ftecfen fie folche in Urin, um das Blut zu flillen. Alsdenn legen fie das Schmeer von Fifchen, oder es ſtark in Thran getauchten Mooß, welcher ihnen anftatt des Zunders dienet, darauf, und verbinden die Wunde mit einem Stuͤcke Leder und Riemen, Wenn aber die Verlegung Sroß iſt, fo neben fie ſolche erſt zu, ehe fie dieſelbe verbinden. Wenn fie einen Arm oder ein Bein zerbrechen, fo ziehen fie das Glied, moran der Bruch ift, fo lange, bis es fich wieder an den Ort feßet, mo es gewefen ift, nachdem fie es vorher mit einer fehr diefen Binde von Sopfleder verbunden haben. Man muß ſich vermundern, wenn man fiehe, in wie kurzer Zeit ſich die zerbrochenen ‚Kno- * Be vereinigen, wenn auch ſelbſt bey dem Bruce die Splitter heraus geſtan⸗ en ten; E i Die Grönländer haben nur Mittel für äußere Schäden, und fie heilen ſehr ge ſchwind: aber für innerliche Krankheiten haben fie Feine, und für deren Heilung müß fen fie die Natur forgen laffen. Dergleichen Krankheiten find gemöhntich Auszeh⸗ rung, Blurfpeyen, welches fie ſich bemuͤhen, dadurch zu ſtillen, daß fie eine Art ſchwar⸗ zen Mooß eſſen, der auf den Bergen waͤchſt. Ueberdieß haben fie auch Durchfaͤlle welche fie vornepinlich im Fruͤhlinge von dem Gebrauche der Fiſche, und befonderg von den Beeren bekommen, die fie ganz unreif sffen. Diefes Volk ift auch den Mars - *— tigkeiten 1 ° ü von Grönland und bafigen Miſſionen. 125 tigkeiten des $eibes und den Bruſtkrankheiten unterworfen, die ſich mir Fluͤſſen endi· Cranz von gen, wovon ſie erſtickt werden. ? _.. f Grönland, Sie fennen Feine Fieber, wenn fie aber von einem Seitenftechen angegriffen wers den, eine Kranfheit, die vom verfeffenen Schleime berrühret, fo werden fie hieran durch ein Schaudern erinnert, worauf ein wenig Hiße folget, die mit gewaltiger Bes wegung der Bruft anhält, Diefes ift die gemeinfte und Häufigfte Krankheit, und die viel eher durch Gegenmittel eder durch den Tod geheilet wird. Ihr einziges Mittel ift ein Amiantftein, welchen fie an die Stelle legen, wo fie den Schmerz empfinden, wel. her die Feuchtigkeit zieht oder heraus bringt, ohne Zweifel fo wie er die Geſchwulſt vertheilet. Seitdem bie Europäer dahin gefommen find, laſſen fie fich bey folchen Faͤllen zur Ader, und zuweilen hun fie es auch zur Vorſichtigkeit, damit es fie vor ungefähren Zufällen und Kranfpeiten bewahre. E Die meiften diefer Krankheiten fommen von der unordentlichen Lebensart diefes Volkes, welche Die getzige Natur fie zu führen zwingt: Denn im Winter geht ein . Menfch, der von der Kalte dergeſtalt erftarrt iſt, daß er weder feine Hände noch fein Geſicht fühler, in eine Badftube. Hernach, wenn er ſchwitzt, läuft er aus der Wärme heraus in die Kälte faft Halb nackend. Wenn er nichts zu effen hat, fo bleibt er zween Oder drey Tage nüchtern, und wenn er überflüßigen Mundvorrarh hat, fo kann er fich hiche färtigen. Wenn er warm und dueftig ift, fo ift niemals das Waffer kalt genug fuͤr ihn, ſondern er leget noch ein Stuͤck Eis hinein, und weil er nicht anders trinkt, als wenn er auſſerordentlich durſtig iſt, fo ſtuͤrzet er ſich auf einmal eine ganze Menge Waſ⸗ fers in den Leib hinein. Der meiſte Theil der Krankheiten, vornehmlich die Seiten⸗ fiche, befallen fie auch nicht eher, als mitten im Winter, wenn fie ihres Lebens Unter: haltes beraubet find. Man kann fie bey diefen Arten von Flüffen niemals zum Schwi ⸗ ben bringen; hingegen bemühen fie fi), diefe Hige dadurch zu dämpfen, daß fie Eiswaſſer trinken; daher fie diefe Krankheit fehleunig dahin geriffen hat. „ , Evanz feger die $eichenbegängniffe nach der Arzeney. Wenn diefes gleich nicht die Leichenbegaͤng⸗ Ordnung der Materien ift, fo iſt es doch wenigſtens die Ordnung der Sachen. Wenn ib · ein Groͤnlaͤnder, ſaget er, mit dem Tode ringe, fo leget man ihm feine fehönften Klei⸗ der und feine Stiefeln an, unb man biegt ihm die Beine unter die genden, ohne Zwei⸗ fel, damit fie das Grab defto kuͤrzer machen fönnen. Sobald er todt if, wirft man alles dasjenige, was feiner Perfon angehörte, weg, aus Furcht, es möchte eine anftg« ckende Krankpeie ſich Daraus zufammen ziehen. Alle Leute deffeiben Haufes muͤſſen auch alle ihre Sachen hinaus legen, bis auf den Abend, wo alsdenn der Todtengeruc) heraus gezogem ſeyn wird, Alsbann bemeiner man den Todten ftillfehweigend eine Stunde hindurch, und man bereitet ihm fein Grab, Man bringt den Körper nie« . mals durch die Thüre des Hanfes Hinaus, fondern durch das Fenſter; und wenn die: fes in einem Gegelte geſchieht, fo bringe man ihn durd) eine Deffnung heraus, welche J hinten machet, indem man eine von denen Haͤuten wegzieht, welche den Umſang J Seltes verſchließen. Eine Fran geht mie einem -angezündeten Stüde Holzes dich ie Wohnung herum und faget: Pıikfgsrukpok;, d. i, bier iſt nıchts mebr für = ge thun. Indeſſen wird das Grab, welches gemeiniglich von Steinen iſt, in Pe * und auf einem erhabenen Orte gemacht. Man leget unten auf den Bo⸗ Vrube ein wenig Moos. auf —— und breitet eine Haut uͤber das Q3 Moos. 26.0 Hifforle und Beſchreibung Eranz'von Moos. Der in den fihönften Pelz des verftorbenen verhülfete und eingenehete onland · geichnam wird von feinem nächften Verwandten getragen, der ihn auf den Ruͤcken nimmt, oder an der Erde fortfihleppet, Man täße ihn in das Grab hinunter; dar» auf bebecket man ihn mit einer Haut, nebft einem wenig grünen Kafen, und darüber, thoͤrmet man große: breite Steine, den Leichnam vor den Vögeln und Füchfen zu bes "währen. Man leget an.die Seite feines Grabes feinen Kajak, feine Pfeile und fein Gerät; oder wenn es eine Fran ift, fo läße man ihr ihr Meffer und ihre Nadeln. Denn die Todten würden fich ſehr befimmern, wenn fie dieſer Sachen berauber waͤ⸗ ven; und der Kummer thut ihren Seelen Schaden. Ueber diefes denfen viele, man Brauche diefe Hülfsmittel, in der andern Welt zu leben, Diefe Leute fegen einen Hun⸗ dekopf auf das. Grab eines Kindes; denn die Seele eines Hundes, fagen fie, weis ih— ren Weg überall zu finden, und wird nicht ermangeln, dem armen Kinde, welches nichts weis, den Weg der Seelen zu zeigen. Seit dem man aber wahrgenemmen Hat, daß die Sachen, welche man auf die Gräber fegere, ohne Furcht vor den Geſpen⸗ n oder den Seelen der Todten geftohlen worden, fo haben einige Gröntänder der- gleichen Geſchenke oder Opfir unterlaſſen. Indeſſen bedienen fie ſich doc) diefer Sa: chen nicht, fondern verkaufen fieandern, die ſich Fein Bedenken bey diefem Kaufe machen. Ein Kind an der Bruft, welches noch nichts anders, als Milch, verbauen und feine Amme finden kann, wird mit feiner tobten Mutter, oder nicht lange darnach, ber graben, wenn der Vater fein Mittel hat, e8 zu erhalten, nod) das Herz, es länger leiden zu fehen, Was füreine Marter und was fuͤr ein ſchreckliches Amt, feinen eis ‚genen Sohn fo ganz lebendig zu begraben! Man muß aber einen Sohn gehabt, man muß ihn verloren haben, wenn man biefen abfcheulichen Zuftand empfinden toilf, Eine ſchon alte" berrübte und Eranfe Witwe ohne Kinder und Anverwandte, dieim "Stande find, fie zu erhalten, wird lebendig begraben; und man faget, es gefchähe aus Mitleiden, damit man diefem ungluͤcklichen Gelchöpfe den Schmerz erfpare, in einem Berte zu fiechen, wovon fir auf zu kommen feine Hoffnung hat; damit man auch ihrer Familie eine Laſt abnaͤhme, welche der zaͤrtlichen Liebe felbitszu ſchwer faͤllt. Es iſt aber, ſaget Herr Cranz, vielmehr der Geiz, die Unempfindlichkeit. Denn man der gräbt einen unnügen Greis fo nicht; es wäre denn, daß er feine Anverwandten mehr Hätte; und dennoch fuͤhret man ihn alsbann lieber in eine wuͤſte Inſel, wo man ihn feinem graufamen Schieffale uͤberlaͤßt. Trauriger und ungluͤcklicher Zuftand des wil⸗ den Sebens, wo die Matur das Mitleiden fo gar zwingt, wild zu werden! 0; Nach dem Begräbniffe geben diejenigen, welche mit zur geiche gegangen find, in das Trauerhaus zuruͤck. Die Mannsperfonen figen dafelbft in einem finſtern Still: ſchweigen mit den auf ihre Knie geftügten. Ellbogen und dem auf ihre Hände gelegten Kopfe, Die Weiber liegen mit ihrem Geſichte auf der Erde, weinen fund ſchluchzen mit kleinem Geraͤuſche. Der nächfte Anverwandte des Werftorbenen haͤlt feine Jei- chenrede oder ſaget ein Klaggedicht ber, welches die guten Eigenſchaſten desjenigen enthält, den man bedauret. Bey einer jeden Periode oder Strophe feines Liebes uns terbriche ihn die Werfammlung dur) lautes Weinen und Wehklagen, welches am . Ende des Sobfpruches verdoppelt wird. - Das Aechzen ber Weiber vornehmlich hat einen wahrhaftig klaͤglichen und rührenden Ton. Eine Weinerinn führee diefes Trauerconcert, weiches. fie vom Zeit zu Zeit mit einigen dem Schmerze entfahrenen MEER . Werten von Grönland und daſigen Mifionen 127 Worten ausdruͤcket. Die Männer aber laffen ſich nur durch Schluchzen hören. End: Cranz von lic) wird das Hebrige von dem eßbaren Vorrathe, welchen der Verftorbene hinterlaffen Grönland. bat, auf den Boden gefeget, und bie Trauerleute ſchmauſen davon. Sie wiederholen * ihre Beyleidsbeſuche eine Woche-oder vierzehn Tage lang, fo lange Lebensmittel bey dem Verſtorbenen vorhanden ſind. Seine Witwe muß ſtets ihre aͤlteſten, zerriſſenen und ſchmutzigſten Kleider tragen. Sie waͤſcht ſich nicht; ſie ſchneidet ſich die Haare ab, oder erſcheint nur in verwirrten Haaren; und wenn fie ausgebt, fo trägt fie ſtets eine Trauerfappe. Die Hausfrau, welche die Befuche annimmt, faget zu denen, welche hinein Fommen: Der, den ihr ſuchet, ift nicht mebr da: ach leider! er ift gar zu weit weggegangen; und das Weinen fängt wieder an. Diefe Wehflagen werden täglich eine halbe Stunde, ganze Wochen ‚und zuweilen ein ganzes Jahr lang, nach dem Alter des Werftorbenen, oder nad) der Wichtigkeit für feine Familie, erneuret, Zumeilen geht man hin und bemeinet ihn-auf feinem Grabe; und vornehms ich mögen die Weibesperfonen diefe traurige Pflicht gern wiederholen. Die nicht fo empfindfamen Männer tragen Feine andere Merkmaale der Trauer, als die Narben derer Wunden, die fie fich zumeilen in den erften Negungen des Schmerzes, als einer — Beweis ihrer tiefen Betruͤbniß, machen, welche Seele und $eib zugleich durchdringt. Nichts ſchicket ſich beffer an das Ende diefes Artifels von den Leichenbegaͤngniſ⸗ ſen, als ein Trauerlied, welches von dem Herrn Dallager angefuͤhret und von einem Vater vorgebracht worden, welcher den Tod ſeines Sohnes beweinete. Gluͤcklich find hoc) die Väter, welche in dergleichen Berrübniffen reden koͤnnen. Weh mir, daß ic) deinen Sitz anſehen ſoll, der nun leer ift! Deine Mutter bes » mühet ſich vergebens, dir die Kleider zu trocknen. Sieh, meine Freude ift in das » Finftere gegangen und in den Berg verkrochen. Ehedem gieng ich des Abends aus »und freuere mich; ich ſtreckete meine Augen aus und wartete auf dein Kommen. » Sieh, du kamſt; du Famft muthig angerudert mit ungen und Alten. Du famft „nie leer von der See; dein Kajaf war ftets mit Seehunden oder Vögeln beladen. » Deine Mutter machete Feuer und kochete. Von dem Gefochten, das du erworben „hatteſt, ließ deine Mutter den übrigen Leuten vorlegen; und, ich nahm mir aud) ein »Stüd. Du fahft der Schaluppe roten Wimpel von weitem und viefeft: da koͤmmt „Lars’). Du tiefft an den Strand, und hielteft der Schaluppe Vorderſtaͤyen. Dann „brachteſt du deine Seehunde hervor, von welchen deine Muster den Speck abflenzete; „und dafür bekamſt du Hemden und Pfeileiſen. Aber das iſt nun aus. Wenn id) „an dich denfe, fo brauſet mein Eingeweide. Ach! daß ich weinen könnte, wie ihr „andern! ſo koͤnnte ich Doch meinen Schmerz lindern. Was foll ich mir wuͤnſchen? Der » Tod iſt mir num annehmlich geworden. Doch wer foll meine Frau und übrigen klei⸗ „nen Kinder verforgen ? Ich will noch eine Zeitlang lebens aber,meine Freude foll in, abeftändiger Enthaltung von allem beftehen, was den Menſchen fonft lieb iſt.“ ꝛc. 2) &o hieß der daͤniſche Factor. ’ — 128 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von HH ee Brönland. Ungewißheit derſelben. Hiſtorie und Beſchreibung von Groͤnland und daſigen Miſſionen. | Das IV Bud, Bürgerlide Geſchichte von Grönland, Das I Eapitel, - Geſchichte von dem alten Grönland, Derſelben Ungewißheit. Entdeckung von Groͤn⸗ bung der oſtlichen Kaͤſte von Groͤnland. Ur: land durch die Norweger. Verfall der nor; fprung der Skraͤllinger. „ wegifchen Kolonien in Grönland, Beſchrei⸗ as kann man von der Gefchichte eines Sandes wiffen, worinnen man niche die geringfte mündliche Sage oder Schrift, nod) irgend ein Denfmaal finde, welches ung die. Begebenheiten bezeuget, die darinnen vorgegangen find? Wenn aud) ein Bolf, das fo wild ift, als die Grönländer, einiges Anden fen der längft vergangenen Zeiten erhalten Hätte; dürfte man fi) darauf verlaffen, bey _ den Zabeln und groben Irrthuͤmern, weiche den Urfprung der gefitterflen Nationen verbergen und deren Kindheit anzeigen? Wenn aber die Einwohner eines Sandes felbft ihre eigene Gefchichte nicht wiffen; Fann man da wohl demjenigen Gehoͤr geben, was Ausländer davon vorbringen, welche ſich durch Eroberung darinnen feftgefeger haben,, und welche gewiß in den finftern und Eriegerifchen Jahrhunderten weder Muße noch den Einfalf gehabt haben, Begebenheiten für die Nachwelt zu ſammlen. Wenn Eu. ropa, vornehmlich Norwegen, uns nur falſche Wunderwerke von feinem Anfange dar zu biethen hat; darf man ihnen mehr glauben, wenn fie von einer Zeit und von einem Sande reden, die noch mehr zum Wergefien gemacht find? Indeſſen, wie es gewiß ift, daß man in Grönland Ueberbfeibfel und Spuren von alten Wohnungen finde, deren Errichtung und Verfall keine gewiſſe Denkzeit in der Geſchichte haben; und weil es nörhig ift, dieſen Denfmaalen einigen Urſprung zu geben: fo muß man ftets einen muthmaßlichen oder vorgeblichen davon zulaffen, ehe man den wahren finde, R Man Fann alfo, was die Gefchichte von Grönland.anbetrifft, demjenigen folgen, was Herr Waller in feiner Einleitung zu der Gefchichte von Dänemarf Davon erzaͤhlet. Er ift ein fharffinniger Schrifefteller, nach welchem man fih nicht ſchaͤmen darf, in her Unwiſſenheit zu geben, fo lange bis die Zeit Mittel an die Hand gegeben, Bosjraie v u 2 auf 5 von Grönland und dafigen Miſſionen. 129 auf zu Mären, was uns auf Teeu und Glauben der beften Führer In den nerbifchen Al: Crans vor terthuͤmern überbracht wordeh, Man wird es fich alſo erfauben, dieſen Gefchicht- Grönlano, fehreiber allgier ab zu fihreiben, nach der Gewohnheit und Freyheit der erften Urheber der Sammlung der Reifen, welche viel lieber die Worte verftändiger Neifenden, oder guter Schriftfteller, die fie anführeten, bloß binfegen, als das Zeugniß durch Veraͤn⸗ derung des Tertes verdächtig machen wollten. - Hundert Jahre ungefähr nach Entdeckung von Island, begab ſich ein nor- Entdeckuns „wegiſcher Herr, Namens Torwald, welcher aus feinem Sande verbannee worden, yura an Mir „weil er jemand im Zweykampfe erleget hatte, mit feinem Sohne Erich mit dem Zus weger, „namen Raudes, ober der Rothe, nach Fsland, Als Torwald in diefer Inſel geftor« „ben war, fo fah ſich fein Sohn bald genöthiger, aus eben einer ſolchen Urſache, als „feinen Water aus Norwegen verbannet hafte, daraus weg zu gehen. Da er alfe „nicht wußte, wo er hin flüchten follte, fo bemog ihn die Nothwendigkeit endlich, die - „Entdeckung einer Küfte zu verfuchen, welche ein anderer norwegifcher Schiffer gegen „Norden von Jsland wahrgenommen hatte. Diefer Verſuch war gluͤcklich. Er ent „defete das Sand bald, welches er ſuchete, und ländese im 982 Jahre dafelbft an, »Er ließ ſich anfaͤnglich in einer kleinen Inſel nieder, welche eine Meerenge machete, „die er nach feinem Namen Erichsſund nannte, und brachte dafelbft den Winter zu. Im Frühjahre befah er das fefte Sand; und da er es mit einem angenehmen Grüne „bedecket fand, fo gab er ifm den Namen Grönland, den es noch jetzo führer. Nah „einem Aufenthalte von einigen Jahren gieng er wieher nad) Island, wo er viele Per- „fonen beredere, fich in dem Sande nieder zu laſſen, welches er entdecket hatte. Er „rebere mit Ihnen davon, als von einem Sande, das viele vorsrefflihe Weiden, fiſch⸗ „reiche Küften und überflüffiges Pelzwerf und Wildpraͤt hätte. Bey der Zuruͤckkunft „mit feinen Ssländern befliß er fich, diefe noch ſchwache und anfangende Eolonie bluͤ⸗ „hend zu machen. u. „Einige Jahre darnach that Leif, Erichs Sohn, eine Reife nach Norwegen, und nude dafelbft von dem Könige Olaus Tepgguefon wohl aufgenommen, wel⸗ »Hem er Grönland mit den vortheilhafteften Farben abmalere, Olaus war ein Chriſt geworden, und von dem bruͤnſtigſten Eifer beſeelet, die Religion, die er ange⸗ „nommen Hatte, in Norden aus zu breiten. Er behielt Leifen den Winter uͤber an „feinem Hofe, und beredete ihn, daß er ſich taufen ließ. Im Fruͤhlinge ſchickete er ‚ihn wieder nach Groͤnland, nebſt einem Prieſter, der ihn in dem Glauben befeſtigen, „und ſich bemuͤhen ſollte, ſolchen die neue Nation annehmen zu laſſen. rich war „anfangs fehr böfe darüber, daß fein Sohn den Gottesdienft feiner Väter abgeſchwo⸗ „ven haste, Er befänftigee ſich aber endlich, und der Miſſionar ſaͤumete mit Keifs „Huͤlfe nicht‘, ihn nebſt der ganzen Eofonie zu der Kenntniß des wahren Gottes zu „führen, Vor dem Ende des zehnten Jahrhundertes waren ſchon Kirchen in Gröm-, _ slond, Man errichtete fo gar ein Bisthum in der nenen Stadt Garde, der Haupt⸗ Made des Sandes, wohin die Morweger lange Zeit Handlung trieben. Nicht larige »Parnach, da ſich die Grönfänder vermebreten, legete man eine andere Feine a er ” » Hiltoire de Dennemark, T.I. ch, XI * / 136 NHiſtorie und Beſchreibung Cranz von „Namens Albe, und ſtiftete ein Kloſter zur Ehre desh. Thomas. — — Die Gröns Grönland. „länder erfannren die Könige von Norwegen für ihre Oberherren „ und bezahleten ih» * „nen einen jährlichen Tribut, wovon fie ſich 1261 vergebens losmachen wollten, Die: „fe Cofonie blieb in diefem Zuftande, bis um das 1348 Jahr, eine Denfzeit, die we „gen einer grimmigen Seuche, unter dem Namen des ſchwaͤrzen Todes, bekannt iſt, „welche große Verheerungen in ganz Norden anrichtere. ı Won diefer Zeit an, find die Colonien Barde, Abe, und alle Niederlaffungen der Norweger auf der oftlichen „Küfte dergeſtalt vergeflen und vernachläßiger worden, daß man das wirkliche Schick; „fal derfelben gar nicht weiß. Alle Bemühungen, die man angewandt hat, fie wieder „zu finden, find auf nichts meiter Hinausgelaufen, als die Entdeckung der weftlichen „Rüfte, wo die Dänen in diefem Jahrhunderte vier neue Colonien angeleget haben. „Die isländifchen Chroniken bezeugen einhällig, daß die alten Norweger auch auf die: „fer weſtlichen Küfte Colonien angeleget.gehabt, Weil man fie aber nicht wiederfand, „to fehien ihr Zeugniß vielen seuten verdächtig. — — Endlich hat man ihnen alle . Glaubwuͤrdigkelt, die man ihnen nehmen wollte, geben und die Aufrichtigfeit und Ge- „nauigkeie ihrer Schrifttteller zugefteen müffen. Es ift nicht lange, daß die däni- „ſchen Mifionarien längft diefer Küfte Leberbleibfel von großen fteinernen Häufern, „von Kirchen, die in Geftale eines Kreuzes gebauet gewefen, Stüde von jerbroches „nen Glocken wieder gefunden haben, "Sie haben entdecket, daß die Wilden diefes „landes noch ein fehr deutliches Andenken von diefen alten Norwegern, von denen Der. „tern, wo fie gewohnet, won ihren Gewohnheiten, Bon den Streitigkeiten ihrer Vor: „fahren mit ihnen, von dem Kriege, den ſie mit ihnen geführet, und der ſich nur mie „der Ausrottung diefer Fremden geendiget, behalten haben.“ Weil Herr Mallet Hier auf des Herrn Egede Bericht, als den glaubwürdigften, - den wir ſeit einer gewiſſen Zeit von Grönland erhalten haben, verweift, fo ift es billig, den Spuren diefeg Führers zu folgen, damit wir die Denfmaale von der Entdeefung und der Niederlaffung der Norweger erkennen. — — Kurz nad) ihrer Ankunft, faget ung diefer Miffionar, fanden fie wilde Völker auf der weftlihen Küfte von Grönland, welche ohne Zweifel ihren Urfprung von den Americanern haben, wie man aus der Befchaffenheit, Handthierung und Kleidung derer Völker fließt, welche ges ‚gen Norden der Hudfonsbay wohnen. Man vermuthet, daß diefe, welche in nichts von den Grönländern unterfchieden find, von Norden weiter gegen Süden werden ge ruͤcket ſeyn, mo fie die Norweger haben antreffen müffen. Grönland würde alfo bin; ter einander von den Americanern und Europäern feyn bevölfert worden, Es fey aber "damit, wie ihm wolle, fo weis man den Untergang der norwegifchen Colonien doch nicht. Man will, die Schifffahrt zwifchen Morwegen und Grönland fey durch die Gefährliche- keiten und Hinderniffe unterbrochen worden, womit dag Meer den Raum erfuͤllet hat, welcher diefe Länder von einander abfonder, Man ſetzet Hinzu, es habe Margaͤre⸗ tha, welche zugleich Koͤniginn von Dänemark und Norwegen getvefen, um das ı 389 ° Jahr anfänglid) der grönländifchen Handlung Zwang angeleget. Da fie den Tribut "nicht erhielt, den fie davon erwartete, fo hemmete fie bie Schifffahrt nach Grönland durch fharfe Strafen wider diejenigen, welche folche ohne ihre Erlaubniß unternaͤh⸗ men; und endlich hoͤreten alle Reiſen nach dieſem Lande, welches aus vielen Urſachen verbannet war, wegen der Kriege zwiſchen Daͤnemark und Schweden, die ſich zu Ende met f | = des \ 4 von Grönland und dafigen Miffionen. | 13L des viergehnten Jahrhundertes entfpannen, unvermerft gar auf. In dem funfzehn⸗ Cranz von ten verheereten die Skrällinger, oder Wilden in Grönland, die weſtliche Colonie der Grönland; rweger, welche vier Kirchen, wie man faget, und uber Hundert Dörfer. oder Wohn pläge enthielt. Als die von der oftlichen Colonie kamen, die Wilden zu vertreiben, fo fanden fie das Sand vom Wolke eneblößer , aber Vieh genug, das ift, Ochfen und Schafe, welche als wild im Felde umher liefen, wofern es wahr iſt, daß diefe Thiere in einem Lande haben leben fönnen, wohin man jego einige zu bringen ſich nicht ge⸗ trauet. Mas ift aber aus der oſtlichen Eolonie geworden, mo man bis auf zwölf Pfarrkirchen und Hundert und neunzig Wohnpläge oder Dörfer zählete? Vieleicht wird das Meer auf einmal diefe Gebäude und Pflanzftätte uͤberſcwemmet haben, oder da es den Eisgang zwifchen Spigbergen und Grönland gegen diefe Küfte getrieben, g fo wird es diefes Sand von Oſten unzugänglich gemacht haben. Es iſt wahrfcheinlic), daß die Natur ſelbſt allda eine Veränderung gemacht, welche alle Bande und die polie tiſchen Mittel der Gemeinfchaft unter diefen Colonien und ihrer Hauptftadt wird zer⸗ ‚tiffen haben, Hier ift alles, was von diefer oftlichen Colonie berichtet wird. ' Ein isländifher Biſchof, welcher ungefähr in der Mitte des fechzehnten Jahr⸗ hunderts durch einen Sturm an die Oftfüfte von Grönland getrieben worden, ſoll das ſelbſt Leute geſehen haben, welche am Ufer ihre Schafe und Laͤmmer gehuͤtet. Weil es aber Abend war und der Wind ihn gleich wieder nach ſeiner Inſel zuruͤck trieb, ſo kann man ſich auf diefes Zeugniß gar nicht fteifen. Ein hamburgifcher Kaufmann, Welcher der Brönländer genennet fourde, weil er dreymal an Die grönländifhen Kuͤ⸗ fen verfchlagen worden, faget, als er eines Males unter einer unbewohnten Inſel geankert, fo habe er bald gemerket, daß da in der Nähe viele bewohnte Inſeln wären, denen er ſich nicht nähern dürfte. Gleichwohl gieng er mit feinem Boote nad) einer und verfügere fich zu der nächften Wohnung, wo er allerhand Schiffsgeräth und einen fodten Menfchen auf feinem Gefichte an der Erde liegen fand, welcher eine zufammen genehete Kappe auf dem Kopfe hatte und zum Theile mit grobem Tuche, zum Theile mit-Seehundefellen befleider war... Neben ihm lag ein altes abgenußtes Meffer, wel⸗ ches er mie fich nad) Grönland nahm. RER — a ; u m vn e wollen diefen Nachrichten dasjenige 'beyfügen, was Herr Cranz aus den Kr reibung beften Schriftftellern geſammiet hat, welche von Groͤnand geredet haben, Einer, gupe — der am meiſten zu Rathe gezogen worden, ift Torfaͤus, des Koͤniges in Daͤnemarl Groͤnland. Hiftoriographus. u. Er ift ein geborener Jsländer, und hat ein Werk gefchrieben, | welches Groenlandia antioua, das alte Grönland, betitelt iſt. Ob er gleich nur lauter ungewiſſes von der oſtlichen Kuͤſte von Grönland anführet, fo muß man es dod) fo lange behalten, bis es durch bewaͤhrtere Beobachtungen der Reifenden widerleget oder beftäs tiget wird, Diefer Geſchichtſchreiber iſt in der Befchreibung diefer unbefannten Küfte hauptſaͤchtich Ivar Beern gefolger, welcher im vierzehnten Jahrhunderte des.grönn Yandifchen Biſchofes Hanshöfmeifter und Sandrichter gewefen. . Diefer Schriftfteller u ilet das alte Grönland oder ‚die Oſtſeite, Durch das Borgebirge, Herſolfs⸗Naͤs, g,!Deen Theile, Er ſehet dieß Vorgebirge in den drey und ſechzigſten Grad, die » arte des Heron Evans aber ſetzet es in den fuͤnf und: ſechzigſten. Thorlaf, Biſchof - Island im vorigen Jahrhunderte faget,; man ſfinde unter dieſem Vorgebirge gegen, Norden die Sragafiord und vor Det ar diefes Meerbuſens eine lange: Sandı > 2 ban x ⸗ i 13 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von bank, daher die großen EiHiffe nur bey hohem Waſſer einlaufen koͤnnen, mit welchem Grönland. auch viele Walfifche hinan gehen. Weiter gegen Rordoſt ſehet man die Bay Onn lengri, welche fo lang ift, daß man deren Ende nicht weis; daher man muthmaßer, fie koͤnne wohl eine Straße feyn, welche in die Diffobuche gehe. In Ollum lengri find viele Fleine Inſeln und ebene Flächen mie großem Grafe bewachſen. Torfoͤus fager, fie fiege im fechs und fechzigften Grade. Weiter hinauf find wuͤſte Oerter, welche man Obygdr nennet, vor welchen gegen Süden eine Bucht, Funkabudr, angemers fer ift. Hinter diefer find zween Eisberge, deren einer von dem blauen Eife Blaa⸗ ferken, Blauhemd, und der ‚andere von dem weiſſen Schnee Hvitſerken, Weißhemd, genänne wird. Wenn man von dem wefttichften Worgebirge in Island Snaͤfels⸗ näs den halben Weg nad) Herjſolfsnaͤs, welches ungefähr fechzig Meilen davon liegr, zurück geleget hat, fo Fann man zu gleicyer Zeit die Eisberge in beyden Ey— fanden fehen. ; Zwifchen Herjolfsnaͤs und Statenhuf follen viel Buchten bewohnt gemefen feyn. Die merfioürdigften darunter find Ketilsfiord, mworinnen zwey Kirchfpiele und ein Mönchskfofter des h. Olaus und Auguftins geweſen feyn follen; ferner die Rabens fiorde, an deren Ende ein Nonnenklojter des h. Dlaus geſtanden. Tiefer gegen Süs den geht man vor der Inſel Rinſey vorbey, wo viele Renntdiere find und auch der befte Weichftein gefunden wird, woraus die Orönländer Krüge und Gefäße von jehen bis zwölf Tonnen groß verfertigen, welche fo feft find, daß fie alles Feuer aushalten. Aus diefer unförmlichen und ungewiffen geographifchen Befchreibung, die unter denen Schriftſtellern, welche von dem alten Grönlande handeln, ſehr beftritten worden, era. hellet, daß fich die Wohnpläge oder Colonien ber Norweger bis zu dem fünf und ſech⸗ zigften Grade der Breite, es fey nun gegen Often oder. gegen Weften erftredfeten, Torfäus fager, nad) einem alten isländifchen Buche aus dem zwölften Jahrhun⸗ derte, die Luft fey in Grönland ſtiller und beftändiger und die Kälte nicht fo heftig, ale in Island und Norwegen: die Stürme aber toben viel heftiger, doch halten fieniche fange an und kommen felten. Indeſſen führet doch Peprere, Seeretaͤr des franzöfie ſcchen Gefandten an den nordifchen Höfen, in feinem Berichte von Grönland an den Herrn de la Motte le Bayer 1645, aus einer Dänifchen Chronice an, daß im 1308 Jahre ein entfegtiches Gewitter in Grönland gewefen, wodurch eine Kirche abgebrannt, and worauf ein erfchredlicher Sturm gefolget, welcher die Spitzen von vielen Felſen herunter geworfen, ſo daß der Staub von den zerfihmetterten Steinen wie ein Regen. herum geflogen.. = Darauf ſoll ein fo harter Winter gefolger ſeyn, dergleichen man noch nie gehabt hat, fo daß aud) das Eis ein ganzes Jahr fang nicht geſchmolzen. Uebrigens iſt man in denen Beſchreibungen, die man uns von der Fruchtbarkeit des alten Orönlandes und dem, was es hervor gebracht, wie auch in der Verbindung ‚und Folge derer Begebenheiten, welche die Geſchichte der im dieſem Lande errichteten normegifchen Colonien ausmachen, nicht einftimmig. . Man ſieht darinnen, daß die chriſtliche Religion fehon in dem zwoͤlften Jahrhunderte daſelbſt einen Biſchof gehabt, and daß diefer Bifchof, wegen zeitlicher Gerechtfamen, den Mord eineg gewiſſen Herrn. veranlaffer, der von einem andern auf dem Kirchhofe erfhlagen worden Die Sache verhält ſich kurz fo. in angefehener Norweger, Namens Arnbisen, begleitete den erſten Biſchof, welcher von Norwegen nach Grönland: gefdhisfet wurde, und ward mit. > von Grönfand und daſigen Miſſionen. 133 zweyen Schiffen im Sturme an die wuͤſte Nordfeite von Grönland verſchlagen, und Trans von Fam nicht wieder zum Vorſcheine. Nach einiger Zeit fand ein Grönländer auf feiner —— Fiſcherey daſelbſt ein zerſcheitertes und ein noch brauchbares Schiff mit vielen Waa⸗ ren, und daneben ein Haus mit todten Menſchen, die er begraben ließ. Das Schiff mit den Waaren brachte er dem Biſchofe, welcher ihm die Waaren ließ, das Schiff aber der Kirche zueignete, Mach einiger Zeit Fam des verunglücten Arnbiseng Schweſterſohn, Auffur, nach Grönland, und forderte feines Oheimes Verlaſſenſchaft, Einar, Leifs Urenfet, deffen Ururgroßvarer, Erich, Grönland entdecket hatte, fprach ihm folche in einer Verſammlung des Volkes ab, weil er gefchworen hatte, die Kite chenguͤter zu ſchuͤten. Aus Verdruſſe darüber machere Auſſur das der Kirche zuge» ſprochene Schiff ingeheim untauglich. Der Bifchof verwies es Einarn, daß er feis nem Eide zuwider die Kirchengüter fo befihädigen ließe. Diefer wurde dadurch auf gebracht, daß er Auſſurn Hinrerliftiger Weife, als fie beyde von dem Gortesdienfte Famen, auf dem Kirchhofe mit einer Art erſchlug. Auffurs Freunde wollten biefen - Mord rächen, und füdteten deswegen Einarn. Hieroͤber geriech man in ein Hands gemenge, wobey viele blieben. Endlich verglich man ſich dahin, daß Einars Vater, SHE, für denjenigen, der von Auſſurs Partey mehr, als von Einars feiner, geblie— ben war, etwas Geld geben, und diefe fo gleich aus dem Jande gehen, und niemals wiederfommen follten. Torfäus, welcher diefe Begebenbeit erzähler, giebt darauf ein Verzeichniß von zehen Bifchöfen in Grönland, welche von ı 721 bis auf das 1343 ‚Jahr, auf einander ar find. ° Der Baron von Holberg feßet in feiner Gefchichte von Dänemark, ie diefer letztern Denkzeit noch fieben bis auf das 1408 Yahrbinzu “Here Eranz verläßt hier den unförmlichen Haufer der Gefchichefehreiber von If * Au Grönfand, den Urfprung der wirklichen Einwohner diefes Landes auf zu ſuchen. Man eye, —— will ſolche aus Weinland holen, welches von ben Norwegern beynahe zu einerley Zeit Einwohner mit Gronland entdecket worden. ¶ Dieſes Weinland, meynet er, koͤnne nur die Küfte,von Bron, Sabrador, oder die Inſel Neuland in America ſeyn. Von daher oder aus Canada find wahrfcheinlicher Weife die Skrällinger, ober der Stamm der wirflihen Wil- den, um das vierzehnte Jahrhundert nad; Grönland gekommen. Denn diefe Wilden konnten nicht aus Europa fommen, wofern es nicht durch) Neun Semlja oder Spigber- gen geſchehen. Seit denen Entdeckungen aber, die man auf dem Eismeere gemacht hat, weis man, daß diefe Laͤnder nicht mit Grönland zufammen hängen. Man hätte alfo, wenn man von Semlja oder von Spisbergen nad) der oftlichen Küfte von Groͤn⸗ land fommen wollen, über eine er des Eismeeres auf Fleinen Kähnen ge⸗ den, oder zu Fuße diefen langen Weg auf dem Eife thun müffen. Meber-biefes fo iſt nicht fo viel Aehnlichkeit unter den Grönfändern und Samsjeden oder Dftiafen, welche die norblichen und nordoſtlichen Kuͤſten des Eismeeres bewohnen, als man "unter eben Volke und den Kalmucken, den Tongufen und Kamtfehadalen finde, welche ge⸗ Fo Nordoft der Tatarey wohnen, Wahrfcheinlicher Weife werden aus diefen legten "dern die Völker, von denen die Groͤnlander herſtammen, nad} America gegangen je —* fie eines von den andern fortgeſtoßen worden. Denn America liege fo nahe Merten natta, daß man gegen den fechs und fechzigften Grab nur eine fehr kleine ENGE Bar, von einem nach dem andern zu fommen, In America werden: Diefe N 3 Tatarn 134 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Tatarn von Inſel zu Inſel bis an die Straße Dayis gelaufen ſeyn, von da ſie ein un⸗ Bröntand. gefaͤhrer Zufall nad) Grönland wird gebracht Haben. ‘ Herr Cranz führet, zur Unterftügung dieſer Muthmaßung, das Zeugniß eines Miffionars von der Gemeine der mährifhen Brüder an, welcher die grönländifche Sprache gut verſtund. Dieſer Mann that mit Genehmhaltung und Förderung des Statthalters von Neuland, Herrn Hugh Palliſers, im 1764 Sabre eine R eife nach “Sabrador, wo er den vierten bes Heroſtmonates auf Die zweyhundert Wilde antraf. Der erfte, ‚dem er von ferne zurief, that zwar im Anfange ſehr wild und ſheu. Als er ihn aber nad) feiner Art gekleidet ſah und feine eigene Sprache erfannte, fo rief er AR mit großem Sreudengefhreye: Unfer Sreund ift gekommen! die andern herbey. Sie führeten ihn aufs Sand in ihre Hüften und zu ihren Familien, und erwieſen ihm alle erfinnfiche Freundfihaft, da fonft Fein Europäer geglaubet, bey ihnen allein des $e- beus ficher zu feyn. - Das folgende Jahr gieng diefer Miffionar mit dem Herrn Dradyart, einem feiner Miebrüder, welcher die grönfändifhe Sprache noch beffer ‚verftund, als er, wieder zu ihnen. Dieſe beyden Europäer beftätigen, daß diefe Sprache nicht mehr von der americanifihen unterſchieden fey, als der füdlichen Grön: känder ihre von der norblichen, oder als Hochdeutfch vom Plattdeutfchen, Herr Eranz verhehlet esnicht, da man ftarfe Einwendungen wider die Mey: nung babe, welche annimmt, die Norweger wären von den wilden Sfrällingern aus Grönland verjager worden; gleich als wenn dieſes Kleine ſchwache und furchtfame Bolt, nachdem es vor allen feinen Feinden aus. America geflohen, die Norweger, diefe tas pfern Kinder der Eroberer von ganz Europa hätte überwinden koͤnnen. Er antwor- tet aber, es würden die aus Norwegen in Grönland errichteten Colonien nicht fo wohl durch die Anfälle der Wilden aus Norden, als vielmehe durch den erſchrecklichen ſchwarzen Tod feyn entvölfere worden, -welcher 1350 ganz Europa verheerete und welchen die Norweger felbft mit nad) ihrer guönländifhen Colonie brachten. Diefe Peſt griff nicht nur die Menfchen und das Vieh an, ſondern aud) die Wurzeln der Bäume, der Kräuter und des Graſts. Indeſſen muß man ſich in Acht nehmen, daß man bie Verheerung diefer Peft nicht mit dem rauhen Winter von 1309 vermenge, wovon wir weiter oben, nad) dem Berichte. des la Peyrere, geredet haben, und welcher alle Baͤume Hat verderben muͤſſen. Es mag aber mit den Folgen dieſer beyden Land⸗ plagen feyn, wie ihm molle, fo verminderte-voch das Sterben die Bevoͤlkerung der’ norwegiſchen Colonien fehr, und fehmächere fie ohne Zweifel dergeftalt, daß die tveni- gen Leute, die ihnen noch übrig blieben, genoͤthiget waren, ſich von den weftlichen Küs fien nach den oftlichen.zu begeben. Denn Ivar Beern, welcher im vierzehnten Jahr Hunderte ſchrieb, fehließe feinen Bericht von Grönland mit dieſen Worten; Febe „aber befisen die Skraͤllinger die ganze Weftfeite,, Auf ſolche Art wurden die nor: wegifihen Colonien, welche über dieſes von ihrer Haupiſtadt verlaſſen waren, durch e* Hunger und die Wilden aufgerieben oder dahin gebracht, Daß fie fh denen aus Amex riea entfproffenen oder gefummenen Sandeseinwohnern einverleibeten. Vieleicht fluͤchte⸗ ten fie auch in die Gebirge und Inſeln, um dafelbft wieder von dem geſellſchaftlichen Zuftande gefiteerer Völker zu dem Elende und der Unabhängigkeit eineg wilden $es bens zu kommen. N Fra | £ Dir son Grönland und dafigen Miſſionen. 435 Die Gefchichte kann den Spuren diefer verlorenen oder. zerſtreueten Colonien Eranz von nicht anders folgen, als bey dem ſchwachen Lichte, welches man mit Mühe aus den Grönland, Streiferenen und Erzählungen der Wilden felbft zieht. Herr Cranz hat einige von — ihren Berichten gefammlet, welche den Geift der Muthmaßung in Ermangelung bes | währterer Materialien üben koͤnnen. | | Ein Grönländer, Namens Koſake, welcher auf dreyzig Meilen von dem Sta: tenhuf an der Oſtſeite wohnete, Fam 1752, einige feiner Verwandten zu befuchen, melche ſich zu Neu⸗ Herrnhut, einer Colonie der maͤhriſchen Bruͤder in Balsreviere, niedergelaſſen hatten, Dieſer Mann erzaͤhlete, er hätte im vorigen Winter zween Männer beherberget, die mit einem dritten eine dreyjährige Keife auf der Oftfeite ges than, Sie wären fo weit gefommen, daß fie die Sonne im Sommer nicht mehr ganz unfergeben, fondern um Mitternacht noch die Berge befcheinen fehen; welches den fechs und fechzigften Grad der Breite anzeige. Unterwegens hätten fie zumeilen ihr 2 Zelt und Boot auf einen Schlitten laden, und von den Hunden über Das Eis ziehen laffen müffen. Sie wären immer am Sande hin gefahren, weil das Eis daſelbſt eher, als in der See, durch die Sonne undden Strom fönne aufgelöfetwerden. Die Mens fhen auf der Oftfeite follen größer, als die auf der Weftfeite ſeyn, ſchwarze Haare und ‚große Baͤrte haben, und braun ausſehen, wie die andern Grönländer, deren Sprade fie auch reden, nur daß fie einen fingenden Ton haben. Diefes Wolf Hätten fie fehr jahfreich und freundlich im Umgange beſchrieben. Gfeichwohl härten fie fich nicht ges trauer, in eine fehr fehöne Bucht hinein zu fahren, aus Furcht vor den Menſchenfteſ⸗ ſern, die in derſelben Gegend wohnen ſollen. Alle Groͤnlaͤnder fuͤrchten ſich von Al⸗ ters her vor denſelben. Nach dieſer Reiſenden Meynung ſollen ſie im Anſange aus Noth Menſchen gegeſſen haben, weil ſie einmal bey großer Hungersnoth im Winter nichts anders gehabt. Da es ihnen nun geſchmeckt, ſo pflegten ſie jetzt das Menſchen⸗ fleiſch eben fo, wie das Seehundefleiſch, auf zu heben, und fo dann roh und halb ver- faulet oder geforen zu effen. Leute von mittlerm Alter ſchlachteten fie indeffen zur ‚Zeit der Noth nicht leicht, fondern nur alte $eute und verlaffene Kinder; da fie denn lieber ihrer Hunde Ichoneten, die fie noch brauchen Fönnten. Ihre Kleidung follen wie der andern Grönländer ihre, aber nur grob zufammen geftodhen feyn, weil fie Feine Nehnadeln und fein Eifen Haben; daher fie fich ſehr freuen, wenn fie einen Nagel in dem Holze finden, das die See herbey treibt. Sie hätten niemals Schiffe gefehen, und hätten auch ſelbſt Feine Segelboote. Ein Kaufmann aus den daͤniſchen Colonien Hat mir, ſaget Herr Cranz; von der Beſchaffenheit der Oftfeite unter andern a . * Sabre 1757 übers „ainterte hier bey der Eolonie ein Süderländer, und erzaͤhlete, wie er von einigen Groͤn⸗ „ländern, Lie von der Oftfeite gefommen, vernommen habe, daß dort in einer Fiorde stwifchen den Bergen Menſchen wohnen, die faft alle Jahre im Fruͤhlinge in einer »siemlichen Anzahl herunter an die Seefante fommen. Die Gröuländer Miehen als. — aus Furcht vor dieſen Menſchen, die fie ſehr grauſam und zugleich fabelhaft be- »Ibreiben, fo geſchwind fie fönnen, in ihren Booten auf die Infeln, wohin ihnen dieſe —— aus Mangel der Fahrzeuge nicht folgen koͤnnen, und nur mit ihren Pfeis Ra eBen, die fie in einem Köcher auf dem Rüden tragen, Alsdann verder- | “ „ben 136 Hiftorie und Beſchreibung Cranz von „ben fie ihre Wohnungen, nehmen daraus mit, was fie brauchen Finnen, und begeben Grönland. „fid) wieder in ihre Berge, | — Ber. Wenn man diefen Erzählungen einigen Glauben beymeffen Eönnee, welche durch die pöbelhafte Furcht, die dem menſchlichen Geifte fo natuͤrlich ift, augenſcheinlich übertrieben find: fo würde man Urfache haben, zu muthmaßen, daß alle die Wilden, welche man an der Oftfeite von Grönland will gefunden haben, von den Ueberbfeibfeln der norwegifchen Colonien herftammen, welche einen Erbhaß wider die Eingeborenen behalten haben. „Ein anderer Kaufmann, der ſich viel Mühe giebt, ſaget Herr Cranz, fremde „Srönländer über Die Befchaffenbeie ihres Sandes aus zu fragen, und ihre unbeſtimmten i „und.oft ftreitigen Ausſagen nad) der Wahrſcheinlichkeit zu beftimmen, hat mir folgende „Gebanfen darüber mitgetheilt. Won der MWeftfeite Haben die Grönländer in ihren „Booten vier bis fechs Tagereifen, ehe ihnen die Sonne aus dem Meere auf zu gehen ſheint, das ift, bis fie Statenhuk vorbey, und alfo auf der Oſtſeite des fandes find, „Alsdann Eönnen fie noch einige Tagereifen weit fahren, bis an einen’ großen Eis— „Ihlund, den fie fih, wegen des heftigen Stromes und des Eifes, das ſich weit in die „See erflrecket, nicht vorbey zu fahren getrauen. Ich habe viele Urfachen, zu glauben, „daß diefer Eisſchlund die Frobisherftraße ift, die, nach meinen vorhin geaͤußerten „Gedanken, ehemals fahrbar geweſen, feit undenklichen Zeiten aber mie dem Treibs „eife verftopft worden. So weit ich der Örönländer Tagereifen nachrechnen kann, „muß es von der Weftfeite bis an den Eisfehlund fünfzig bis ſechzig Dleilen feyn. „ + Darüber iſt das alte oder verlorene Grönland, weldyes vieleicht nicht der Mühe werth ift, es wieder zu finden. Im 1751 Sabre kamen zween Grönländer über den Eisſchlund, und giengen wieder hinüber, Syn den Jahren 1756, 58, 60 und Gi far men abermals einige Grönländer von der Dfifeice nach Statenhuk, mit denen an der Weſtſeite zu Handeln, Sie langeten nad) einer. dreymonaklichen Reife dafelbft an, und fuhren einige Tage darauf, nachdem fie das Nöthige eingefaufer hatten, wieder zuruͤck. „Die Grönländer'von Statenhuf fagen, es Fämen diefe Fremden ſehr weit von Nordoften, und fie nennen fie Nordlaͤnder zum Unterfchiede von ihres gleichen, weiche fie Suͤdlaͤnder beiffen. Sie find einfältige, furchtfame, und wenig gefittere Leute, gegen welche fid) vie Weftgrönländer für ein geſittetes Volk halten. Bon den alten Mormännern und ihren Kicchen wiſſen fie nichts; weil fie nur in den Inſeln wohnen, da die Buchten des feſten Landes mit Eife verftopfet find, Die legten drey bis vier Sabre haben fie gar Feinen Eisgang gehabt, worüber fie ſich eben fo gewundert, als die Miffionarien, welche von 1756 bis 1762 damit verſchonet gebfisben, Dafür hat ihnen die See in der Zeit ungewöhnlich viel Holz zugeführer, Es fehlet ihnen haupt · chlich an Eiſen und Beine. Das zu erhalten, haben ſie erſt ſeit kurzem angefangen, ſolche gefährliche Reifen zu unternehmen, Sie bringen Fuchs und Seehundfelle, Riemen und Weichſteinkeſſel, legen ihre Wnaren hin und find zufrieden, wie viel fchlechte Nadeln oder ftumpfe Mefler man ihnen dafür wieder hinleget. Ueber Seinen und Wollenzeug und dergleichen ausländifche Waaren wundern fie ſich ſehr, bezeugen aber kein Verlangen darnach. Das iftes alles, was man gewiffes und am wenigften fabelhaftes von der Ofkfeire yon Grönland Hat ſammlen Finnen, Was hat man nicht gethan, es wieder zu fin- * | von Grönland und daſtgen Miffionen. .137 ben? Friedrich I, König in Dänemark, ſchickete, nachdem alle Art von Handlung Cranz von oder Keifen nach Grönland hundert Jahre lang unterbrochen gewefen, 1578 den beruͤhm⸗ Grönland. ten Seemann, Magnus Henningſen, dahin. Er war aud) nad) vieler Gefahr fe “glücklich, das Sand zu fehen, mußte aber wieder umkehren, weil das Schiff, nad) feiner Ausfage, bey dem beften Winde und einer unergruͤndlichen Tiefe auf einmal fill geftanden und nicht weiter zu bringen geweſen. Er fihreibt folches einer verbor⸗ “genen magnetifchen Klippe zu: andere aber meynen, es habe ein Hemmfifh, Remo- ra, das Schiff mit feinen Zähnen gehalten; wiewohl nur die Furcht vor dem Eife oder ein Magnet in feinem QWaterlande die wahre Urſache gewefen feyn mögen. Martin Srobifher, welcher im 1578 Jahre zum zweyten Male nad) Grönland * gieng, ſoll die Straße nicht haben wieder finden koͤnnen, die er zwey Jahre vorher * entdecket hatte, und welche feinen Namen fuͤhrete. Indeſſen entdeckete er dafuͤr eine andere. Iſt aber dieſe neue Straße in der Hudſonsbay, oder zwiſchen der Inſel Neu: — land und dem feſten Sande Sabrador, oder in Groͤnland? Das kann man aus der Katz Kr. Ste feines Weges nicht entſcheiden, wo die Breiten fehr verwirrt bemerfer find. eis ‚ae Berichte enthalten über diefes Begebenheiten, die fo wenig bey einander beftehen Se Eönnen und fo fehlecht verbunden find, daß fie alle Augenblick den Leſer weit von Groͤn⸗ — land führen, wo fie ihm doch feſt Halten wollen. uunter Chriftian des IV, Königes in Dänemark, Regierung, bat man bis auf fünf Keifen nach Grönland verſuchet. Da der dänifhe Admiral Lindenow nad) die- fem verlorenen Sande gefegelt war, fo anferte er anfänglich an der Oftfeite, von da er — ween Männer an feinem Borde wegfuͤhrete. Der engliſche Seemann, Johann — Knight, welcher auf einem daͤniſchen Schiffe abgefahren war, gieng bis an die Strafe Davis hinauf, wo er Die Menſchen viel wilder fand, als die in Oſten. Er ließ vier — von den am beſten gebildeten wegnehmen, wovon ſie einen umbringen mußten, damit — ſie den andern eine Furcht einjageten, welche ganz unbaͤndig geworden waren. Das Jahr darauf gieng Lindenow aus Dänemark wieder nad) der Straße Davis mit de⸗ nen drey Wilden, welche Johann Rnight entführer Hatte. An dem erften Orte, wa er anlaͤndete, getraueten ſich die Einwohner nicht, zu den Leuten von feinem Schiffe zu kommen. An dem zweyten Orte fihienen fie fo gar, fid) wehren zu wollen, Er gieng noch nad) einem dritten Orte, mo einer von feinen Leuten an das Sand flieg, und fie durch allerley Geſchenke Herbey locken wollte. Sie griffen ihn aber, che man ihm zu Huͤlfe kommen konme, ſchnitten ihn mie ihren beinernen Meffern in Stuͤcke, und rächeten alfo die im vorigen Jahre an ihnen verübete Gewaltthaͤtigkeit. Die auf den 1605 ausgeſchickten zweyen danifchen Schiffen nach) Kopenhagen ge = brachten fechs Grönländer hatten das Fläglichite Schickſal. Zween von ihnen ftarben vor Betruͤbniß, nachdem fie auf ihren Booten nach ihrem Sande zu entfliehen geſuchet, wohin fie ofe mic betrübten Blicken und jämmerfichem Seufzen fahen. Bon den an— ern entflohen noch zween, wovon man nur einen wieder bekam, der, ſo oft er ein Kind Auf der Mucter Arme fah, bitterlich weinete; woraus man ſchloß, daß er ſelbſt Frau und Kinder Haben müßte. Die benden legten Iebeten zehn bis zwölf Jahre in Dänes 3 wo fie zum Perlenfifchen in Juͤtland gebrauchet wurden, Einer ſtarb Darüber Allgem, Reifebefehr, XX Band. S ba - De Hiſtorie und Beſchreibung PR) von vor Käfte, und der andere vor Betruͤbniß, nachdem er ebenfalls entflohen und wieder ronland. i PR . r » ergriffen war, * N Ä £ Im 1636 Jahre rüftete eine Geſellſchaft Rauflente in Kopenhagen zwey Schiffe nad) Grönland aus, welche auch zween Wilden von da entfuͤhreten. Als man auf offener See. war, fo ließ man fie auf dem Verdecke herum gehen; da fich denn diefe Ungluͤckſeligen in das Meer ftürzeten und. vermuthlich ertrunfen find, indem fig die Ufer ihres Vaterlandes wieder erreichen wollten, Eben diefe Schiffe kamen mit ei: nem Sande. beladen wieder, welchen man der Farbe und dem ‚Gewichte nach für . Gold gehalten harte. Er wurde aber, nachdem ihn die Goldfchmiede zu Kopenhagen in den Tiegel-geworfen, und zu nichts tauglich befunden hatten, in die See gefchmifr ‘ fen; und der Schiffer, welcher die Echiffe damir hatte beladen laſſen, gerierh bey dem rn Kanzler des Königreiches, welcher dieſes Unternehmen befördert hatte, in Ungnade, | und farb aus Verdruſſe. Mach neun oder zehn Reifen, welche feit dem Anfange des ſiebenzehnten Jahrhundertes bis 1674 gethan worden, Grönland entweder ganz, oder zum Theile zu entdecken, und ſich dafelbft nieder zu laffen, wurden die Dänen’ fo vie er unnügen Verſuche überdrüßig und dachten nicht weiter an diefes undankbare fand, welches fih ihren Nachforfehungen zu entziehen fehien, Endlich brachte Jans Egede, Prediger bey der Gemeine zu Wogen, der durch einen viel ftärfern und maͤchtigern Religionseifer, als die Habfucht, getrieben würde, die Abfichten der Regierung wieder auf diefes Sand, welches der Krone einen Zweig der Handlung zu errichten — Miffionar Seelen zu erobern verſprach. Man muß diefen frommen Prediger felbft reden hören, um defto beffer von den Berdienften . feiner Unternehmung aus den Demwegungsgründen, den Hinderniffen und Mittefn zu urtheilen, welche den Werth und die Wichtigkeit derſelben zu erhoͤhen dienen. von Grönfand und dafigen Miſſionen. 139 Das II Kapitel, Geſchichte der erften daͤniſchen Niederlaſſungen in * Groͤnland. rev: Erans don Grönland. — ꝰ ⸗ Egedens Verſuche, nach Groͤnland zu gehen. Det rita zu entdecken. Hinderniſſe bey der Pre: fen innerer Kampf. Handlungsgeſellſchaft ¶ digt des Evangefi, Ankunft zweyer Schiffe, nach Grönland zu Bergen errichtet. Egedens Dänemark will eine Colonie da anlegen, Abreiſe. Ankunft in Grönland, Handlung Schlechter Erfolg diefes Unternehmens. . Der der Deutſchen nad) Grönland, Wie Egeden daͤniſche Hof verlaͤßt die groͤnlaͤndiſchen Colo⸗ ſich unterrichtet und, mit den Groͤnlaͤndern ber nien. Man nimmt den Handel nach Groͤn⸗ kannt machet. Ruinen der norwegiſchen Co; land wieder vor. Verſuche, die Oſtſeite von lonien in Grönland. Ankunft dreyer Schiffe Grönland zu erforfhen Mittel, in diefem von der Geſellſchaft. Ruinen einer alten Anſchlage gut fort zu kommen. Kirche. Verſuch einen Weg nach Nordame⸗ J SH ſchrieb, ſaget Herr Egede ), im 1709 Jahre an einen meiner Verwandten in Ber: Egedens Vers N gen, welcher oft nach Grönland gereifet war, daß er mir einige Nachricht von dieſem Ihe, * Lande geben moͤchre. Er antwortete mir: „In Grönland unter Süden, wel: —— ches auf ſechzig Grad anfängt, und bis ſiebenzig Grab unter dem Namen Straße » David bekannt ift, gäbe es wilde Seute, Grönland nach Oſten zu aber, wo ehedem »hordifche Seute follen gewohnt haben, koͤnnte jeko wegen des treibenden Eifes, wel⸗ ‚nes fich allda ans Sand ſetzete, nicht mehr erkannt werden · ah Dieſe Antwort rührere mid. Auf der einen Seite ſah ich Wilde zu erfeuchten, Norweger, fo wohl dem Chriſtenthume, als der Krone zu erhalten; und auf der am nn var ich nicht allein mit der Sorge für eine Gemeine beladen, fondern hatte auch Weib und Kind. ch wußte nicht, wozu ich mich entfchließen follte. Die große Des gierde, dieſer armen Menfihen Seligkeit zu befördern, hieit mic) auf der einen Seite _ feſt auf der andern aber wurde ich aus Furcht vor der daraus entftehenden Gefahr und Beſchwerlichteit wieder abgefihredtet, In ſolcher Berfegenheit blieb ich bis 17 10, da ich mich entſchlog einen Vorſchiag zur Blkehrung und Unterweifung der Grön. länder zurhun. Ich ſchickete ihn in einem Memoriale an den Bifchof zu Bergen; Weil von diefem Haven aus bie Faprt nach Grönland gieng. . - — — — DSieſer achtzigjaͤhrige Praͤlat aneworrete mir, er dire inbin Memoriat nad) ‚Hofe chickt. Webrigens lobete er meinen Eifer und fagere darauf: „Da er fich felber Wiethet, feine Gemeine und fein Arme in Norwegen zu verlaffen und Hin zu reifen, ‚ndiefe blinden Leute in der hriftlichen Religion zu unterrichten, fo weis ich nicht, wie ſolches wird angehen Fönnen, weil diefe Barbarn eine fehr fremde Sprache haben, * S ER | „welche er De een Basic vom Anfange und Fortgange der groͤnlaͤndiſchen Miſſion, 4. Hamb. 1740 | 140 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von „vwelche weder verſtehen, was wir reden, noch wir, was fie reden; da doch Überans Brönland. „nöthig ift, daß diejenigen, welche folche Menfchen in Dingen der Seligkeit unter« „weifen follen, ‚mit ihnen. fo reden, daß fie alles verftehen und begreifen fünnen. „Ehriftus ſandte feine Apoftel nicht eher aus, noch ließ er fie in alle Welt gehen, alle „Menfchen zu lehren, ‚als bis er feinen heiligen Geift über fie ausgegoffen hatte, daß nfie in allen Sprachen reden konnten.“ ‚Aush: Der Bifchof zu Drontheim, welchem ich meinen Vorfchlag auch uͤberſchicket hat⸗ ge, weil er mein Biſchof war, antwortete mir im ızıı Jahre. „Es find ehemals Biſchoͤfe in Grönland geweſen, welche hier orbinirer worden | „und von Drontheim abgehangen haben, — — Wenn nur ein Gottesmann die Bes infhaffenheit des Landes und das Naturell der Einwohner unterfuchen wollte, ſo iſt - „nicht zu zweifeln, daß unfer allergnädigfter König, welcher vor einigen Monaten die „»Pofteinfünfte zu Siebeswerfen (ad pias caufas) beftimmer hat, auch) denjenigen beloh—⸗ „nen würde, welcher ein fo chriftliches Werk fortfeßete, vornehmlich, wenn der Hans „del dabey wachfen fönnte. Grönland ift unfehlbar ein Stud von America, und Fann „unmöglich weit von Euba in Hifpaniola abliegen, wo der große Meberfluß von Golde „gefunden worden, — — Miemand aber in der Welt ift geſchickter, die verborge: „nen Schäße diefes Landes auf zu ſuchen, als.die bergifchen Schiffer. — — Der „»allerneuefte, der mir vorgefommen, daß er diefes Sand durchſuchet, ift Ludwig Hennepin, ein franzöfifcher Miffionarius und Keeollect, welcher lange Zeit in ſolchen „Ländern herumgereifet, bie Feine andere, als das alte Grönland, ſehn Fönnen, und in „feiner Karte Nova Dania ‚heiffen.“ — — F Eged innere Man ficht aus diefer Antwort, dab ber gute Biſchof zu Drontheim Groͤnlands her Kampfe Sage nicht. recht gefanne hat; und fein Irrthum ſcheint um fo viel mehr zu entſchul⸗ digen, weil diefes Sand noch nicht recht enfdecfet war. Wurde aber Herr Egede von den Prälaten aufgemuntert, fo hatte er feine Anverwandten und Freunde zu beftreicen, welche insgefamme feinen Entfehluß tadelten. Vornehmlich macheren das Bitten und einen feiner Fran einen fo ftarfen Eindruck bey ihm, daß ihm fein Anfchlag thoͤricht vorfam, und er bey feiner Pfarre zu bleiben verſprach. Er mar ruhig, als wenn er von einer Art der Berfuchung befrepet worden, Es währete aber nicht lange, daß er diefen ruhigen Sinn behielt. „Es famen mir, faget er, die Worte Chrifti oftmals _ „bors Wer feinen Dater, Mutter, Scau, ge] rider und Schwefter mehr „lieber, als mid), der ift mein nicht werth. Hier wurde mir fo bange, als wenn die Seele von mir gehen wollte. Ich hatte Feine Ruhe, weder Tag noch Nacht, und „fonnte vor Befümmerniß und tiefen Gedanken nichts vornehmen. Mein liebes Ehe» - „weib, welche mein heimliches Anliegen merfete, that ihr Beftes, mid) zu tröften und »äufrieden zu ftellen. Da re aber vergebens war, fo fagete fie eines Tages zu mir: „Ich bin dod) recht unglücklich, daß ich mein Herz und meine Perfon einem Manne „gegeben habe, der ſich und mic) zugleich fo vermeffenrlich ins Ungluͤck ftürzen will,“ Diefe Reden brachten mic) zur Berzweifelung; und wenn diefer Zuftand ange kan hätte, ſo würde ic) davon geftorben feyn, glaube ih. Endlich bewogen die Zeit und einige Verdrüßlichkeiten, die mir durch Haß und Verleumdung erreget wor⸗ den, meine Frau, nebſt mir einen Aufenthalt, der uns unangenehm war, zu verlaſſen, and nach Groͤnland zu geben, Go bald ich ihrer Einwilligung verſichert war, fo Pr doppelte von Grönland und dafigen Miſſionen. gt doppelte ich meine Bemühungen und mein Anfuchen bey denjenigen, welche meinen Anfıhlag unterftügen oder befördern konnten. Mein guter Vorſatz aber wurde nicht allein von Jahre zu Jahre verzögert und aufgefhoben, fondern es fanden ſich noch über diefes neue Verhinderungen, ſowohl von Freunden und Feinden ein, welche doch gleichwohl nichs vermochten, mic von meinem Vorſatze ab zu haften. Ich gab alfo 1715 eine Schusfchrift heraus, worinnen ich auf alle die Einwürfe antwortete, die man mir machete. Es waren aber folgende: erjtlich Grönlands harte und Falte Cranz von > Himmelsgegend; zweytens bie beſchwerliche und ſehr gefährliche Schifffahrt dahin, und nach der Ankunft daſelbſt die vielen andern Gefaͤhrlichkeiten und Muͤhſeligkeiten; drittens meine Gemeine und mein Vaterland, welche bey einem geroiffen Amte und Ausfommen gegen etwas ungewiſſes zu verlaffen, mit für die größte Thorheit ausge⸗ leget wurbe; viertens Die Bermuthung fleifihticher Urſachen, als uͤnvergnuͤglich⸗ Eeit und Misvergnügen, daß es nicht in allem nach meinem Kopfe gienge, ja auch Ehrbegierde, da ich mir gern einen großen Namen in der Welt machen wollte, u, d. g. welche mich mehr dazu antrieben, als ein rechtfchaffener Eifer für die Ehre Gottes; daher es denn beffer wäre, der Leute Reden wegen diefes Vorhaben zu unterlaffen. Der fünfte und wichtigfte Einwurf betraf meine Frau und Kinder, deren Zuftand id} allzu leichtſinnig hindanfegere und mid) mit ihnen in augenfeheinlihe Gefahr flürzen wollte, welches ich nimmer vor Gotte verantworten fönnte, u.f. w. Weber jeden von diefen Einwürfen gab ich meine gegründete Erklärung, welche aber hier an zu führen allzu weitläuftig fälle”). Seine Aufrihtigkeit und der gute Erfolg überhoben ihn auch aller andern Rechtfertigung. —— Nunterdeſſen daß ich mich bemuͤhete, fährt er fort, alle diefe Hinderniffe zu übers ſteigen, breitete ſich ein Gerücht aus, Daß ein bergifches nach Grönland fegelndes Kauf⸗ faherdeyſchiff in dem Eiſe daſelbſt geſcheitert, und die Schiffleute, welche ſich ans Land gerettet, von den wilden Einwohnern erſchlagen und gefveffen worden. Die Unwahr⸗ beit diefer Zeitung aber wurde bald entdecket, und vertrieb das flüchtige Schrecken, welches ſich meiner Familie bemaͤchtiget hatte. Indeſſen verlief die Zeit und der Krieg daurete in Daͤnemark fort. Niemand dachte mehr an Grönland; id) war der einzige, der es nicht dergeffen konnte. Ich ſchrieb alfo #777 an den Biſchof zu Drontheim und gab. meine Pfarre auf, wozu er bald wieder einen andern ernannte, . Nun aber gieng erft mein größter Schmerz an, da ich meine Pfarrkinder und Freunde verlaffen follte, Die Vernunft, Fleiſch und Blut wollten Meifter fpielen, und mie alles auf das Erſchrecklichſte vorftellen, Allein, hier ließ meine Frau eine Probe ihrer Treue und Beftändigkeie blieten, indem fie mir vorhielt, daß es num zu fpät wäre, das VBeſchehene zu bereuen; ich hätte Zeit genug gehabt, ſolches voraus zu bedenfen. Hätte ich mein Werf mit Gote angefangen, und in Verſicherung des Glaubens auf feinen Benftand mich dazu ’enefehloffen; warum ich nun verzweifeln und Eleinmüthig "werden wollte, da eg auf die Ausführung anfäme? Ich vollendete alfo bas, was ich Angefangen hatte, Nachdem id) alfo von meinen lieben Zuhörern, ‚meiner Mutter $ * meinen Geſchwiſtern und von andern guten Freunden zärtlichen und fehmerzlichen bſchied genommen, fo begab ih mich im — 1718 mit meiner Frau und & 3 * 4 9 ff Jen 2) Am anger, Orte a. d. 8 S. vier ‚142 ° Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von vier Kindern, wovon dag juͤngſte noch nicht ein Jahr alt war, auf die Reife, und fam Grönland. nad) einigen Wochen zu Bergen an. AB Wer — So bald man von dem Bewegungsgrunde meiner Reife daſelbſt unterrichtet war, ſo redete ein jeder verſchiedentlich davon. Einige hielten mic) für einen Träumer zans _ dere für einen Narren; und verſchiedene billigten aud meinen Eifer, deſſen Früchte dem Staate müßlich werden Eönnten, Meine erfte Sorge var, daß ich Leute fuchete, welche vermögend wären, bie Handlung und Schifffahrt nad) Grönland zu unternehmen. Ich fand einige, welche Schiffe dahin geſchickt harten, es aberrüberdrüßig geworden waren, weil die Holländer ihren Handel in diefem Sande jährficy derftärkeren, und der Norweger ihren verderb- ten. Indeſſen verfprachen doch einige, fie wollten, wenn es Friede würde und der König fie befihügen und ihnen unter bie Arme greifen wollte, eine Schiffladung nach Grönland ausräften. Ich erwartete alſo das Ende des Krieges, welchen der Tod des Königes in Schweden, Karls XI, 1719 auf einmal ausföfchere, Gleich im Früp linge diefes Jahres begab ic) mid) nach Kopenhagen, wo ic) bis gu ber Ruͤckkunft des Königes wartete, welcher noch in Norwegen war. Bey feiner Ankunft überreichere man ihm mein Memorial und ich hatte die Ehre, Gehör bey ihm zu erhalten. Er bilfigee mein Vorhaben und ſchien mir die beiten Gefinnungen wegen der Mittel zu hegen, den Grönländern das Evangelium zu prebigen, Ich vernahm bald darnach, Daß er dem Magiſtrate zu Bergen einen Befehl zuſchickete, den Kaufleuten diefer Stadt den Handel und die Schifffahrt nach Grönland vor zu ſchlagen, wobey er ihnen alle Freyheiten ertheilen und allen Beyſtand leiſten wollte. Ich gieng alfo nach Ber gen zurück, Alle Schiffer und Steuerfeute, welche nad) Grönland. oderder Straße Davis gefahren, wurden auf das Rathhaus gefordert, ihre Erklärung von der Bas ſchaffenheit des Sandes zu geben. — Allein, diefe Seeleute, welche befürdyteten, man möchte fie zwingen, nach Grönland zu gehen, oder wohl gar eine Zeitlang da zu blei- ben, antworteten, es wäre das ſchlechteſte Sand auf dem Erdboden, und wegen der Ges faͤhrlichkeiten der Schifffahre fehwerlich daſelbſt an zu fanden. ch würde für einen Betrüger feyn gehalten worden, wenn ich nicht zur Rechtfertigung meines Memorials, von einem dieſer Seeleute einen Brief gehabt Härte, worinnen er ſehr vortheilhaft ‘von dem grönländifchen Handel redete, » Diefer Schrite des Hofes aber brachte eben fo wenig Wirfung hervor, als mein inſtaͤndiges Anhalten bey vielen Raufleuten der Stadt, das Werk zu unternehmen, und fih den Antrag des Schußes des Königes zu Nuße zu machen, Ich brachte den ganzen Winter 1720 ohne Hoffnung eines Benfiandes oder guten Erfolges zu, und war fo gar den Spöttereyen vieler Leute ansgefeßet, welche meiner Frau riechen, fie möchte mic) meiner Unternehmung entfagen laffen. Weit fie.aber eben fo viel Ben zeigete, als ich hatte, fo fagete man uns gerade heraus, mir waͤ⸗ ven Narren, | —** Handlungsge⸗ Endlich erhielt ich durch vieles Anſuchen von einigen Kaufleutem daß ſie mit hatee mir zuſammen kamen, ſich wegen der Mittel zu berathſchlagen, wie maͤn eine Hand⸗ wird errichtet. lungsgeſellſchaft für dieſes ſo gefuͤrchtete Land und eine Schifffahrt dahin errichten | Fönnte, Sie nahmen den Anſchlag zu Herzen und macheten ſich anheiſchig, mir bey zu ſtehen, wenn man nur eine hinlaͤngliche Anzahl fände, die-an dieſer Sach⸗ Theil naͤh⸗ M 2 e men, x von Grönland und daſigen Miſſienen. 143 men: Wir fiengen eine Unterzeichnung an, Ich ſchrieb mich zum erſten Einſchuſſe Cranz von mit dreyhundert Rrichsihalern ein, andere mit wenigerm. Ich gieng mit dem Dri« Grönland, , ginale der Unte zeichnung zu dem Biſchofe und. den’ vornehmiten Geiftlichen diefer u Stadt, welche alle dem Werfe des Himmels beytreten wollten. Die Kaufleute uns terzeichneten bald nach dem Beyſpiele der. Prediger, und ich war num eines Capitals auf zehntauſend Reichsthaler verſichert. Obgleich dieſe Summe nicht hinlaͤnglich war, das Unternehmen zu vollenden, ſo fieng man doch damit an und kaufete ein Schiff, die Hoffnung genannt, welches uns nach) Grönland überführen, und auch den Winter daſelbſt bleiben ſollte. Die Gefell« ſchaft rüftere noch zwen Fahrzeuge aus; eines zum Walfiſchfange und dag andere, ung zu folgen, und von unferer Ankunft Zeitung nach Bergen zu bringen, Zu eben der Zeit fehrieb man aus Kopenhagen an mich, den ısten März 1721, der König wollte mich zu feinem Miffionarius nad) Grönland mit einem Gehalte von dreyhundert Reichsthalern ernennen, außer zweyhundert Thalern zu meiner Ausrüftung, Nachdem alles zur Abreije veranftaltet war, fo begab man fich den zweyten May dar: Egedens Ab: auf an Bord des Schiffes die Hoffnung, und gieng den andern Morgen, an der Zahl I fechs und vierzig Perfonen, meine Familie mit eingefchloffen, unter Segel. Kaum waren wir aus dem Haven gelaufen, fo zwang ung ein widriger Wind, bis den Dr een des Monates vor Anker zu liegen, da wir gutes Werter befamen, Es hielt bis den vierten des Brachmonates an, wo wir Statenhuk gewahr wurden. Das Sand | war noch mit Eife und Schnee bedecket. Der Sturm und die Eisfollen, weiche zehn bis zwölf Meilen von den Küften trieben, ſtießen uns ſtets von den fünlichen Ufern zuruͤck, wo wir anländen wollten, Wenn der Wind und das Meer es erlaube ten, fo fegelcen wir längft dem Eife hin und fucheren eine Durchfahre, das fand zu ge⸗ ‚innen, Es war aber fo dicht an einander und gleichfam zufammen geheftet, daß wir verfucheten, ung davon zu entfernen, und gegen Weſten in die offene See zu gehen, Alles trieb ung aber wieder an diefe ſchwimmenden Klippen, Die wir. vermeiden woll: ten. Darauf redeten die Schiffer von der Zurücdfehrung nach Bergen, gleich als wenn man feine Hoffnung gehabt, an Grönland an zu länden. ch beftund Hart wis der dieſe Partey, welche von der Kleinmüthigfeit eingegeben worden, Indeſſen liefen wir doch die größte Gefahr. Eines Tages, da wir in.den Eis. ſchollen ganz eingeſchloſſen waren, zwiſchen welchen kein Raum uͤber zwey Buͤchſen⸗ ar ſchuß weit frey war, gerierh das Schiffsvolk in die aͤußerſte Unruhe. Sie verdoppelte - fid) bald, als man aug einer Loſung fah, welche uns die Galiotte gab, die ung von ‚Bergen her beftändig gefofget war, daß fie wider das Eis geftoßen, welches fig durch⸗ bohret hatte, Indeſſen wurde der Schaden-wieder-ausgebeffere: unfer Schiffshaupt ° . mann aber hafte zu meiner Frau und meinen Kindern gefaget, man müßte fid) zum Tode bereiten. Die Gefahr war groß, der Wind heftig; ein dicker Mebel bebekete die Luft bis um Mitternacht: wir fanden uns aber unvermerfe mehr im Sreyem Der | Wind legete fh, der Nebel verſchwand, und wir ſahen, daß wir ganz vom Eife log » waren, Die übrige Reife geſchah fröhlich und den dritten des Heumonates famen wir endlich an das Sand, nach dem wir fo fehr gemünfcher hatten. | Bene Egede flieg in Balsreviere aus, ſaget Herr Lranz, welcher die Gefchichte Ankunft in 2 dieſes eiftigen Diffiomars nach dem Tagebuche fortfeßer oder wiederholet, welches gr Pröwland. de ſelbſt 144 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von ſelbſt von ſeinen Arbeiten gemacht hat. Es enthaͤlt eine Zeit von funfzehn Fahren, @rönland. und ift 1738 gedruckt worden. — She en So bald das Schiff angefommen war, bauete fih das Schiffvolf ein Haus von Erde und Steinen, und umgab es mie Brettern, Dieß gefchah auf einer Inſel, die von dem Namen des Schiffes, die Inſel der Hoffnung genannt wurde, Das Haus wurde am legten Auguft bezogen, Die Grönländer fahen im Anfange ihre neuen Gaͤſte mie ziemlich guten Augen an, wiewohl mit einiger Unruhe, deswegen, daß fie mit Frau und Kindern gefommen waren, Das Erfinunen machte der Furcht Platz, da fie fahen, daß man ein- Haus bauete; und fieerfannten, daß diefes nicht um eines Handels von einem Daar Monaten willen gefhähe, fondern fich in dem Sande feft zu ſetzen. Und von der Zeit an wollten fie die Fremden nicht mehr in ihre Zelte und Hücten einnehmen. Unterdeifen gewan⸗ nen wir die Wilden doch durch Geſchenke und Gefälligkeiten, daß fie nicht mehr fo ſcheu thaten, und fie ließen ſich auch fehen, aber anfangs nice in ihren Häufern, fondern in einem Haufe, das frey ftund, welches fie mie Vorbedachte ausräumeren, und wo fie einen Rundfchafter hinfchicten, dafelbft die ganze Nacht zu wachen. Zulege wurden fie fo vertraut, daß fie ben Beſuch der Europaͤer annahmen, und fie in alle ihre Woh—⸗ nungen ließen. Herr Egede verfäumete Feine Gelegenheit, ihre Sprache zu erlernen, und fo bald er wußte, daß ihr Wort Kine, was iſt das? hieß: fo bedienere er ſich deffen, fie um den Namen aller der Dinge zu fragen, die ihm in die Sinne fielen, und er fehrieb alfe Diefe Wörter fo auf, wie fie ihm diefelden ausfprachen. Da ermerfete, daß ein Grön- Länder, der Arock hieß, zu einem Europäer, der Aaron hieß, eine Zuneigung ges faßt hatte, ‚die nur die bloße Aehnlichkeit der Namen Leuten eingeben Fonnte, die gar “ Feine andere Verbindung unter ſich kannten, fo vermochte er diefen, fich bey dieſem Volke beliebt zu machen, und ſich zu bemühen, ihre Sprache und die befondern Sit. gen des Landes zu erlernen. Einige Zeit hernad) ließ er ihn unter ihnen; und da fie alsbald Famen, und ihm zu verftehen gaben, daß er einen von feinen Leuten bergeffen hätte, fo ftellete er ſich, als verftünde er fie wicht, Sie kamen aber bald wieder und -fagten, Aaron wäre ja bey ihnen, und er moͤchte ihnrufen, weil die Orönländer ungerh ‘bey Fremden wären. v Man zerftreuete ihr Mistrauen durch neue Geſchenke; und fie waren millig, den Aaron den ganzen Winter zu behalten, Er fand eben nicht viele Vortheile dabey. Man quält ihn; man nahm ihm bafd diefes, bald jenes; und als man einftens im übermäßigen Zorne zum Handgemenge fam, fo wurde er big aufs Blur geſchlagen. Indeſſen bemüheren fich doc die Wilden, nachdem fie ihm feine Flinte genommen, aus Furcht, er möchte ſich rächen, ihn durch eine gute Begegnung wieder zu befänfti- gen, und bathen ihn auch, er möchte fid) nicht gegen den Prediger beffagen, der fie fonft ftrafen koͤnnte. Herr Egede ſtellete fich auch, als müßte er ihre Aufführung ges gen den Aaron nicht, und als er fie wieder befucheee, ließ er noch einige von den 3 Seinigen ba, — | Smdeffen fuͤrchteten fid die Groͤnlaͤnder fo ſehr vor diefem Prediger, daß fie ih⸗ ren Angekoken auftrugen, ihn und feine Leute als eine Sandplage zu beſchwoͤren, von ber man die Nation nicht bald genug befreyen koͤnnee. Als diefe Zauberer Teiche ſa ⸗ ben, * von Groͤnland und daſigen Miſſionen. Fa 14 ; Granz van Grönlans, Gen, daß fie nichts ausrichten würden, fo überredeten fie die Wilden, daß er felbft ein mächtiger Angekok wäre, aber von einer gufen Art oder von denen, Die Fein Leid zu: fuͤgeten. Die Furcht veränderte fid) darauf in eine Verehrung für eine Derfon, die don feiner eigenen Nation fo hoch gefihägt wurde, Herr Egede, welcher ungemein begierig war, den Grönländern die Gebeimniffe bekannt zu machen, welche er den Dänen predigte, legte den Wilden einige Gemälde von den vornehmften. biblifchen Ge- ſchichten vor, die fein ältefter Sohn gemalet hatte, Dieie Gemälde gaben ihnen Ge— fegenheir, ihn zu befragen, und’ er fernere unvermerkt ihre Sprache, und zu. gleicher eit bereitete er fie zu denen behren, worinnen er fie unterrichten wollte. Ben Gelegen- heit der Auferftehung eines Todten, welche er ihnen unter den Bildern oder Gemaͤl— den der Wunder Chrifti zeigete, bathen bie Grönfänder den Herrn Egede, er follte had) feinem Amte, als ein Abgefandter feines Gottes, ihre Kranfen anblafen, damit er fie heilete, wie ihre Angefofen thaͤten. Ber dänifihe Prediger war genöthiget, um das Herz diefes Volkes zu gewinnen, fih zu ihrem Bitten zu bequemen. Er rühmet fich aber nicht, alle ihre Wünfche erhöret, noch ihr Zutrauen durch Die Heilung verdienet zu haben, In diefem Stüce war er viel befcheisener, als die meiften Miffionarien. Der Handel hatte im Anfange feinen beffern Fortgang, als die Religion. Die gcline der Groͤnlaͤnder waren arm, und das wenige, was ihnen am Ende des Winters noch uͤbrig war, behielten ſie fuͤr die Hollaͤnder auf, die ſeit vielen Jahren gewohnt waren, mit dieſem Volke zu handeln. Die Daͤnen ſahen alſo im Fruͤhlinge des Jahres 1722 mie vielem Kummer eine kleine hollaͤndiſche Flotte in Grönland landen, die in einer hal⸗ ben Stunde mehr Waaren einfaufte, als fie den ganzen Winter Hatten thun Fönnen, Ihr Vorrath wollte ſchon abnehmen; denn da fie ſich den Fifchfang und die Jagd in Brönland reichlicher eingebilde: hatten, als fie wirklich waren, jo hatten fie wenig Fleiſch Und Fifch eingeſchiffet. Weil fie das Land nicht Fannten, un® alfo nicht mußten, daß bie Rennthiere und Hafen äußerftfelten wären, und Daß das Fiſchen mir den Netzen ihnen gar nichts geben würde: fo äußerte ſich der Mangel noch vor Ende des Jahres, und die meis ſten unter ihnen wurden vom Scharbode befallen. Nunmehr fieng man an, wider dem Prediger, der die Urfache diefer unglücklichen Reife war, zu murren, Und da die Galliote, die wiederum Vorrath mitbringen follte, länger ausblieb, als man hoffete, fo entſchloß ſich das Schiffvolk, mit dem Schiffe, welches in Grönland überwintent hatte, zurück zu kehren. Herr Egede war in der größten Verlegenheit, da er theils . feine Miffion nicht vertaffen, theils aber auch nicht allein mit feiner Frau und vier Kin- dern da bleiben, und fie in iprem Elende umkommen fehen wollte, Er erhielt, daß man bis auf den Brachmonat die Galliotte erwarten wollte, mit der Bedingung, wenn fie niche vor dem Ende diefes Monares zurück gefehret wäre, fo wollte man fich ein ſchiffen und ihm einigen Vorrat da faffen. Er hatte fechs Leute überredet, mit ihm da zu bieiben. Da aber diefe fahen, daß der wenige Vorrarb,. den man ihnen anboth, kaum auf einen Monat zureichen würde, fo fagten fie igm, fie würden, im Falle, daß ſich ein Mangel eräugen würde, auf ein holländifches Schiff geben, und nad) Europa zu» rad kehren. Der Prediger entſchloß ſich alſo, dem großen Haufen zu folgen, und fid) mit ein zu fchiffen. Seine Frau aber verwies ihm feine Kleinmuth, und fagete „gu denen, die ſchon anfiengen, das Haus ab zu brechen, man müßte Fein ſolches Mis- Allgem, Reifebefchr. XX Band. ⁊ trauen roͤnland. in 146 Hiſtorie und Beſchreibung — | Eranz von trauen auf die göttliche Worfehung fegen, und fie hätte eine gewiſſe Hoffnung, daß die Gronand. Galliotte unterwegens wäre und bald anfommen würde, Und in der That, unterdef fen daß man diefe neue Prophetinn ausfachte, fah man den 27ten des Brachmonates das Schiff, welches man erwartete, Herr Egede erhielt zu gleicher Zeit fehr erfreus liche Nachrichten von Seiten der bergifchen Kaufleute, welche ihm verfprachen, den Handel, ungeachtet des Schadens, fort zu ſeßen, den fie im Anfange davon hatten, Auf einer andern Seite vernahm er, daß der König die Miſſion aus allen Kräften uns terſtuͤtzen wollte, und ſchon zu dem Ende eine Lotterie angelegt haͤtte; und da dieſe nicht zu Stande gefommen wäre, fo hätte er eine leibliche Steuer in feinen Rönigreichen Dänemark und Norwegen, unter dem Namen der groͤnlaͤndiſchen Schagung, angeleger, Wie Egede Der Miffionarius, bey dem fih Hoffnung und’ Eifer verdeppelt hatten, fieng Ki Eee ag Werk mit erneuerten Kräften au. Cr nahm zwey.feiner Kinder mit fih, um den Grönlan: Den Winter über bey den Grönlandern zu bleiben, indem er entſchloſſen war, ſich nad) dern bekannt den Zuftande des Sanders felbft zu erkundigen, unterdeffen Daß feine Kinder die Spra- — che lerneten, wenn ſie ſich unter die Eingeborenen des Landes miſcheten. Dieſes iſt vieleicht das beſte Mittel, Pflanzſtaͤdte und Miffionen unter den Wilden zu befeſtigen, aber auch das einzige, das die Regierung und der Religionseifer in den Farholifchen Etaaten vernachläßiget haben. Er überredere außerdem durch Schmeicheleyen und Gefchenfe zwey Eleine verlaf ſene Waifen, bey ihm zu leben. Dieſes Beyfpiel der Gutthätigfeit machte eine 3a milie von fechs PDerfonen fo beherzt, daß fie ihn bath, fie in fein Haus auf zu nehmen. Er fah aber wohl, daß diefes bloß aus Mangel an Sebensmitteln geſchah, und Damit fie nur auf feine Unkoften leben koͤnnte. Denn ſo bald als der Frühling das, Meer den Fiſchern wieder eröffnete, fo verliefen ihn alle die, welche er den Winter über'ber herberge und genährer hatte, ohne ein Wort: zu fagen; auch fo gar die beyden Kinder, von denen er doc) glaubete, daß fie fi) ihm auf ewig ergeben hätten, machten ſich eing nach dem andern davon. Er. hatte im Anfange von ihnen erhalten, daß fie dem her⸗ umfchmeifenden geben entfageten, und lefen und fehreiben lerneten: er fab fi aber nach⸗ her gezivungen, fie an das Meer gehen und die Wilden ſehen zu laffen, fo oft es ihnen einfiel. Was ihren Unterricht anbetraf, ſo war der Anfang fo lange glücklich ,- als er ihnen eine Angel, oder ein ander Hausgeraͤth für jeden Buchſtaben geben Fonnte, den fie kennen lerneten. Aber fie wurden bald von dieſer Arbeit abgeſchreckt, und fagten ihm, fie ſaͤhen nicht-ein, wozu es dienen folite, daß man ſich einen ganzen Tag fang befchäfftigte, ein Papier anzufehen, und A. B. €. zu fhreyen; ber Factor und er wären nur Müßiggänger, die ihr ganzes Leben zubrächten, die Augen auf ein Buch) zu heften, und das Papier mit einer Feder zu verderben, unterbeffen die Grönländer Fifche und Vögel fiengen, welches eine Hebung für tapfere und arbeitfame Leute wäre, die inihren Bergnügungen Mugen fänden. Er wollte ihnen den Nutzen, lefen und fehreis ben zu fönnen, zeigen, indem man dadurch die Gedanfen eines abwefenden Freundes: ‚ erfahren, und den Willen Gottes aus feinem Buche Ternen Fönnte: fie raͤumeten dies fe Vortheile zwar ein, fie glaubeten aber, die Kunſt ſey wichtiger, Die ihnen zu leben derſchaffet; und wenn man dieſe Wiſſenſchaft recht gefaßt hätte, ſo brauchete man an⸗ derer Einſichten eben nicht ſehreer. —* * Im von Grönland und dafigen Miffionen. 147 Im Jahre 17723 gieng Herr Egede zweymal nad) dem Meerbufen Amaralik Cranz von oder Bulsrevier, daſelbſt ein Denfmaal der alten Pflangftädte der Norweger zu fer Grönland, hen, Er fand in einem fhönen Thale die Ueberbleibſel eines pierecfichten, von Felöfter nen’aufgeführten Gebäudes, welches ungefähr achtzehn Fuß lang, eben fo breit, und — der zwölf Fuß hoch war, nebſt dem Orte zu einer Thuͤre. Er glaubte, es muͤſſe dieſes en ie ber Glockenthurm einer Kirche geweſen ſeyn, und das um fo vielmehr, weil er. nicht weit Grönland. davon einen verfalfenen Steinhaufen ſechs und neunzig Fuß lang, und zwey und fi» - benzig breit, antraf, die. aber nicht höher, als zwey Fuß hoch, über die Erde wa» ven; übrigens glich diefes Werk im geringften nicht der Bauart ober Dem Mauer: werke der Grönländer. nn In eben dem Jahre kamen drey Schiffe von der in Daͤnemark befindlichen groͤn⸗Ankunft drogen laͤndiſchen Geſellſchaft an. Das erſte brachte Nahrungsmittel für Die Pflanzftadt mit, —2 der Das zweyte war zum Walfifchfange beſtimmet; es kehrte Das ehr darauf mit hun⸗ ; ‚ dert und zwanzig Tonnen Thran, und einer Schiffsladung, die zweytauſend und fieben Bundert Reichsthafer wert war, nach Bergen zutuͤckk. Das dritte Schiff follte die Straßen erferfihen, oder neue entdeden. Herr Egede befam bey diefer Gelegenheit Befehl, geſchickte Schiffer, welche geborne Groͤnlaͤnder waͤren, zu erlefen, und fie aus - zu fchifen, die oftlihen Kuͤſten des fandes zu entdecken. Um ſich don der Treue zu . verfichern, die man bey dieſem Yuftrage anwenden mußte, entfchloß-er fich, ihn felbft zu unrernehmen, und begab ſich, obgleid) der Sommer ſchon beynahe vorbey war, mit wo Schatuppen auf die Reife, in der Hoffnung, durch Srobifpers Straße fich einen kuͤrzern Weg zu denen Landern, die man ſuchte, zu eröffnen, Nachdem er vier Meilen in der Straße gefahren war, fo fah er ſich auf einmal in dem Eife eingefchloffen, wel: ches der. Nordwind dahin trieb. Er glaubete, fie würden daſelbſt warten müffen, bis es in. dag Meer hinausgegangen und ihm wieder eine freye Straße eröffnete, Als ihm ‚aber. die Grönländer zu verftehen gegeben, daß, anſtatt von Oſten durch die Strafe zu “ Eommen, das Abendmeer fie vielmehr an das Sand’ tricbe, fo zweifelte er, eine Gr- meinfchaft zwiſchen beyden Meeren zu finden. Er wollte fih nad) der Oftfüfte durch die Strafe des Vorgebirges Karewel begeben, als ihm die Grönländer vorſtelleten, der Weg waͤre lang, die Durchfahrt ſtuͤrmiſch, die Fluth ſehr ſtark, und nichts waͤre ſo grauſam, als die Einwohner derer Kuͤſten, wohin er ſie zu fuͤhren gedaͤchte. Er Hatte uͤberdieß gar keinen Vorrath auf den Winter mitgenommen, Cr war alſo ge- zwungen, um zu kehren und in neunzehn Tagen eine Reife zurück zu thun, die er vorher in fünfzehn gerpan harte. " Inzwiſchen war feine Zeit nicht Hbel angewandt; | ‚denn er bemerfete auf Ötefer Reife viele Inſeln, wo Spuren und Deufmaale von dem m Aufenthalte der Norweger waren! Er bemerfete insbefondere an einem Orte, der Ueberbleibſet Kakoktok hieß, zwiſchen dem fechzigften und ein und, ſechzigſten Grade der Brite, die cine alten Ueberbfeibfel einer Kirch? , die funfgig Fuß lang und zwanzig breit war, zwiſchen Di: gi Fen-Mauern von ſechs Fuß hoch, nebſt zweyen Thuͤren gegen Mittag und einer etwas Hrößern gegen Welten. Man ſah dafeibit ein einziges Fenſter gegen Norden, und vier andere waren gegen Mitteg offen. Die Mauern wären, was di⸗ Bauart anbe- eeäffe, ziemlich gut gemacht, aber ohne einige Bilder oder andere Zierrathen. Die Mauern des Kirchhofes ſtunden auch noch. Nahe dabey ſah man ein großes Haus * und viele kleinere Her Egede nahm ein ar vom Schutte der Kirche, in Hoffe ne, — nung, RnB Ra un,‘ x ' 4 —— ag hry * a Eee Zu te r ⸗ 148 Hiſtorie und Belchreibung Eranz von nung, daſelbſt einige norwegiſche Alterthümer zu entdecken. Im Anfange wollten die Brönland. Grönländer nicht darein willigen, aus Furcht, die Seelen der Ausländer, die man das 3 feldft begraben hatte, möchten ſich an denen rächen, die die Afche der Werftorbenen beunrubigten, Aber der Mangel an Geraͤthſchaft war Urfache, daß der dänifche Pres diger nichts, als einige Kohlen, Todtengebeine und Scherben von zerbrochenen irdenen Todtenfrügen, mie ſich hinweg nehmen Fonnte, — Verhuch, eine Sn eben dieſem Jahre landeten zwey norwegiſche Schiffe in Groͤnland. Das eine Stra: nad war bis an den Meerbufen Diffo gefommen, dafelbft zu handeln: es harte aber nur —— an zweenen Orten und ohne großen Nutzen vor Anker gelegen; denn die hollaͤndiſchen America zu : Schiffe waren ihm zuvor gefommen. Das andere follte die Küften von America entdeden. © zwifchen dem ſechs und fechzigften und fieben und fechzigften Grade, wo die Straße Da⸗ . vis am fihmaleften ift, befahren, und von da mit Helge zurück kommen, eine andere Eolonie in Grönland zu errichten. Es kehrte aber im Heumonate zurück, indem es vor dem Eife nicht Hatte landen fönnen. Bey feiner Rückkehr fchiffte es zwanzig Per⸗ fonen nebft einem Miffionar, einem grönländifchen Kinde und Waaren ein, die es nad) Nepifene überbrachre. Es war dieß die zweyte Miederlaffung der bergifchen Geſellſchaft. Wenn man Herrn Egede an der Spitze aller der Unternehmungen ſieht, welche dieſe Geſellſchaſt Kaufleute in Groͤnland verſuchete, ſo muß man bemerken, daß er, bey feiner Abreiſe von Bergen, die Aufſicht über die Angelegenkeiten der Geſellſchaft denn er hatte die Kaufleute fuͤr das Beſte der Religion, welche ſein einziger Endzweck war, nicht aufmerkſam machen koͤnnen, ohne zugleich ſich in ihre zeitlichen Abſichten ein zu laſſen; es ſey nun, daß die nordiſchen Ehriſten übers haupt weniger Neigung haben, ihre Religion fort zu pflanzen, alg die gegen Mitrag, oder daß die proteftantifchen Geiftlichen weder fo viel Anfehen noch Zutritt bey den Höfen haben, als bis jest die katholiſchen Miffionarien in Portugal und Spanien ges * habt haben. Man muß aber geftehen, daß, wenn gleich diefe im Anfange weniger Ei. gennug zeigten, fie doch nad) der Zeit von dem gluͤcklichen Erfolge ihres Eifers in America vielen Fugen gezogen, ihr Anfehen in der ganzen Welt zu befördern, da im Gegentheile Herr Egede den Fortgang des Handels feiner Nation in Grönland fich aus Feiner Abfiche fo ſehr angelegen feyn lieh, als nur, um feiner Religion dafelbft feften Fuß zu verfchaffen, er; Als ee num die Grönländer dur) den Reiz einiges Gewinnfteg an fich gelocket vangeliums, hatte, fo glaubte er, verbunden zu feyn, fie nad) dem Beyſpiele der Apoftel in feinem Netze zu fangen, und mit der Predige des Evangelii befannter zu machen. Sie hör. ten ihn im Anfange geduldig ans als er es ihnen aber zu oft machte, und fie über das Singen der Sieder die Zeit zu Fiſchen verfäumten, fo wollten fie ihn nicht länger mehrt hoͤren. Vornehmlich ſah man, fo bald ſich ein Angekok mir feinen Beſchwoͤrungen ho⸗ ven ließ, den Hoͤrſaal des Miſſionars verlaſſen; und fuhr er fort zu predigen, fo ſpot⸗ tete man feiner und machte feine Gebärden durch Nachaͤfſen nad, Man gieng fo weit, daß man ihn für einen Lügner hielt, indem die Angefofen, die in dem Himmel geweſen zu feyn vorgaben, verficherten, fie hätten den Sohn Gottes, von dem er fpräche, nicht daſelbſt gefehen': es wäre auch der Himmel nicht fo zerbrechlich, Daß er bey dem Ende der Welt, womit er fig bedrohere, einmal zerfallen und zu Staube werden — Endli von Grönland: und dafigen Miſſionen. | 149 Endlich trieben die Grönländer ihren Spott und Uebermuth fo weit, daß die Dänen Cranz von gejwungen wurden, ihnen zu fagen, fie würden ihre Angefofen mit ihren Flinten tobt Grönland, ſchießen, wenn fie nicht ſchweigen würden. Sn ie Unterdeſſen Fam man halb durch Schmeichefn und halb durch Drohungen fo weit, daß die Wilden im Anfange den Miffionar reden ließen, ohne feiner zu fpotten, ober ihn durch das Geräufc) ihrer Trummel zu unterbrechen; nachher überredete. man fie «fo gar, ihn geduldig an zu hören, und bald barauf war es fo weit gefommen, daß die Geſellſchaften nicht aus einander giengen, in die er kam, wenn er fie nur in ihrem Zeitvertreibe nicht ſtorete; nach und nach fieng man an, ihn mit einer Art von Neus gierde und Wohigefallen zu hören, und er hatte fich unvermerft eine Herrfchaft über die Gemürher erworben, Eines: Tages fam ein Angekok zu ipm, und bath ihn, für feinen kranken Sohn zu Gotte zu flehen. Der Miffionar verwies ihm das betrügeris fhe Handwerf, das er triebe, und fagere zu ihm, fein Kind würde zwar fterben, weil es in den leßten Zügen läge, aber es würde in den Himmelfonmen, wenn er fid) entfchlöffe, es taufen zu laffen. Der Vater willigte darein; das Kind empfieng die Taufe und ftarb. Nachdem der erfie Schmerz vorbey war, fo famen alle Anverwandten des verſtorbenen Kindes- zum Prediger, und fageten, er müßte den Seichnam begraben: fie wären aber verfichert, Daß deſſen Seele glücklich wäre, und verlangten alfo inftändig, getaufer zu werden. Den Miffionarius flammte diefes fromme Verlangen durd) eine weisliche Verweigerung noch mehr an. Er fagete, bie Erwachfenen müßten ſich erft in den Lehren der Religion unterrichten faffen, ehe fie zu ihr eingeweihet würden, “ Unter denen $ehren, durch welche Herr Egede die Gemuͤther für die riftliche Religion ein zu nehmen fuchere, machte die von der Yuferftehung der Todten den meis ſten Eindruck bey ihnen. Sie fehienen der Ueberredung recht entgegen zu laufen, “daß ein Zuftand feyn Fönnte, wo der Körper feinen Schmerzen und Krankheiten mehr unterworfen wäre, und wo Verwandte und Freunde einander wieder finden, um ſich in alle Ewigkeit nicht wieder zu verlaſſen. Allein, obſchon das menfhliche Herz gewöhnlich geneigterift, ſich der Furcht, als der Hoffnung, zu überlaffen, fo wollten fie doc) niemals etwas von ewigen Strafen hören. Wenn nun ja fd viel Seuer in der Hoͤlle iſt, ſagte einemals ein Groͤnlaͤnder, iſt denn in dem Weere nicht Waſſer genug, cs auslöfchen zu koͤnnen? Oder noch beſſer, wenn es an dieſem Orte fo ſehr heiß iſt, ſſwerden wirdenn für die Kaͤlte ſchadlos gebalten werden, die wir bier ausfteben muͤſſen. Uebrigens worden unfere Angekoken, die uͤberall hinkom⸗ men, dieſe Soͤlle doch wohl auch geſehen haben, Wenn ihnen Herr Egede antwortete, Ihre Angekoken wären Betrüger, die nichts von dem, womit fig prahleten, geſehen hätten: fd fägeten fie‘, aber habet ihr denn den Gott gefeben, wovon Abe fo viel redet? Es iſt ſehr fehwer, faget Here Cranz (nad) Herrn Egede felbft) „dieſes Volf von feinen Borurtheilen zu befreyen, und zu verhindern, daß es nicht „von jeder Wahrheit, die es höret, einen übeln Gebrauch machet: es wills. B. nicht „glauben, daß Gott ſollte fo allgegenwaͤrtig, oder allmaͤchtig oder ſo — ſeyn, „daß er Vergnügen daran faͤnde, denjenigen zu helfen, die ihn in ihren efümmernife „fen und Noͤthen anrufen,n Sie ſcheinen vielmehr, geneigt zu feyn, ihm alle Un⸗ —— die ſie betreffen, zu zu ſchreiben. Denn wenn ſie bey ihrer Fiſcherey uͤbel Perser hatten, fo beſchwerten fie ſich über die Pe und Predigten des Miffionars, 1 3 | und ‘150 Hiſtorie und Belhreibung Cranz von und fageten, bie Luft wäre zornig, über das thoͤrichte Zutrauen, das fie auf dieſen . B:onland. Ausländer fegeten, über den fie ihre eigenen Angefofen vergaͤßen. Wollte er über dieſe Wahriager in den Gemuͤthern dev Örönländer fiegen, fo hätte er ihnen mehr Fiſche, mehr Vögel und ſchoͤn Weiter verfchaffen muͤſſen. „Wenn ihnen nun Herr Egede „ſagete, fie folkten bethen, fo antworteten fie: wir bethen, aber es hilft zu nichts, „Sagte er nun, fie muͤßten Gott nur um geiftfiche Güter und eine ewig glückliche Zu⸗ kunft anrufen, fo verfegeren fies wir begreifen fie nicht, wir verlangen fie auch „nicht, und wir haben nichts nöthig, als Geſundheit des Rsepers, und See⸗ "„bunde zu effen.„ a r ah II gern Bra 307 702 02 N een, Die e einzelnen Umftände beweifen, wie ſchwer wilde Voͤlker zu befehren find. Herr Egede beflaget ſich in feiner Nachricht fehr ofe darüber. . "Er -fager, wenn er groͤnlaͤndiſche Geſchlechter umſonſt hätte beherbergen und ernähren, ihre Tochter ver- heurathen, oder ausſtatten, oder ihnen Hochzeitsgefchenfe Hätte: machen wollen, fo “wiirde es ihm nicht an Leuten zu taufen gefehler haben raber bie Erfahrungen, dieser gemacht hatte, wiederrterhen es ihm; die Taufe harte feine Neubekehrten nicht geaͤn⸗ dert, und fie blieben in der unempfindlichen Härte, die ihnen natürlich Hits Er hatte gwey Kinder der Wilden nach Kopenhagen geſchickt, damit ſie bey ihrer Zuruͤckkunft “ihren Landesleuten einen hohen Begriff von Daͤnemark beybringen koͤnnten; und er hoffte, Dadurch die Gemuͤther, zum Vorcheile ver Religion, die man dafelbft lehrte, einzunehmen. Im Jahre 1725 kam das einediefer Kinder, weiches Poek hieß, allein wieder nad) Grönland, das andere war zw Bergen geftorben, Es zeigte die Geſchenke, die es dafelbft befommen hatte," und die man ipm fonder Zweifel gegen ben, um bey mehrern von feinen Landesleuten die Neigung zu erwecken, nad) Däne- marf zu reifen, Es redete ihnen viel von der Pracht vor, die in diefem Königreiche herrſchte, wie ſchoͤn der Hof wäre, wo es wäre vorgeftellt worden, und wie anfehnfich die Gebäude und insbefondere die Kirchen der Hauptſtadt wären. Dieſes Volk konnte gar nicht mit Fragen aufhören, und es bewunderte das, was man ibm von der Kriegsmacht des Königes erzählte. Denn fie harten geglaubt, er wäre nur ein etwas reicherer Herr, als andere‘ Menfchen, weil er. mehr Seehunde fange. Dieſe Geiegen ‚heit ergriff Herr Egede, ihnen zu fagen, Gott wäre ein König aller diefer Könige, _ weit fie ihm gehorcheten, und, damit fie feinen Willen erfenneten, die Stimme der Prediger höreten, die doch nur ihre Unterthanen waͤren. Die Wilden befamen da- durch ein jehr großes aber ſchreckliches Bitd vom Gott; denn fie Fonnten fich die koönig— liche Würde, die man ihnen als ein ſchwaches Büdıder göttlichen Almacht vermalre, nicht ohne die Begleitung von Waffen worftellen. NRW Fa — Indeſſen, ungeachtet aller dieſer Pracht und aller Schmeicheleyen und Geſchenke ‚des Hofes, war Poek doch nicht von Europa ſo bezaubert, daß er nicht fein wildes - geben wieder ergreifen, und mit einem Mägdehen vonder baͤniſchen Cofonie nach den mittaͤglichen Küften von Grönland gehen wolſte · Endlich Tieß man ihn eine Gröus “ jänderinn heurathen, Die ſich fehr weigerte, einen Mann zu nehmen, der füch dutch eine "den Sitten feines Landes fremde Lebensart veraͤchtlich gemacht hatte, 3 RM 2 Sotwaren die Hinderniffe befchaffen, die Herr Egede bey feiner Miffion ans traf, und die Mittel, Die er anwandte, den Glauben bey den Groͤnlaͤndern auszubreis ten. Nachdem er ſich viele Mühe gegeben hatte, ihre Sprache zu erlernen, fo war ee: er von Grönland und dafıgen Niffionen. — er genoͤthiget, mit neuen Unkoſten ſich um den Sinn der Redensarten zu erfundigen, Cranz vom. die er. eine Woche Zuvor gut zu verftehen glaubte. Gluͤcklicher Weiſe Fonnten feine Grönland, Kinder feinen Mangel erfegen ; fie lerneten bie Sorache des Landes und ihre Are fie —— aus zu ſprechen, ſo gut, daß ſie ihm halfen, eine grönländifche Grammatik zu verfer⸗ tigen, und einige Sonntagsevangelien zu aͤberſetzen, und mir Fragen und Erklaͤrungen daruͤber zu begleiten. En * Das Jahr 1725 brachte der Eofonie gute Meuigkeiten. Zwey Schiffe, die von Ankunft zwey⸗ Bergen kamen, verbreiteten daſelbſt aͤberall Die Freude; denn fie brachten bie Zeitung" Schiffe. mit, daß die Schagung, [hen eine Summe von funfzigtauſend Reichsthalern zum De: huf der neuen Stiftungen in Grönland. eingebracht hätte. : Allein, dieſes Vergnügen ward. bald darauf geftörst, als im Brachmonate eines, von diefen Schiffen mit offen Eofoniften von Nepifene zurück Fam, . Es hatte fte an Bord nehmen müffen, weil fie nicht gebensmittel genug haften, ein. ganzes, Fahr lang die Ruͤckkehr eines andern Zufuhrſchiffes zu erwarten. Sie hatten alſo mit vielem Kummer ihre neuaufgebaue⸗ ten Häufer verlaffen, und man erfuhr.nicht, lange darauf, daß fie von auslaͤndiſchen Schiffern abgebrannt worden waren. Die war das Unglück nicht alle; ein Angekok, der ohne Zweifel befürchtete, die Miffion möchte feinem Handwerfe Schaden bringen, entſchloß ſich, die Zauberey an zu wenden, ſich des Faetors der Gefellfchaft und feiner Leute zu entledigen. Der Däs ne war fo unvorfichtig, daß er den Angefofen, indem er feine Beſchwoͤrung vornahm, ing Geſicht fhlug. Der Wilde lief nach feinem Bogen, und der Däne nad) feiner Flinte, und zum Gluͤcke verhinderten noch die erſchrockenen Grsnländer den Wahrfa- ger, feinen Pfeil ab zu drüden. Er war ein Priefter des Teufels; er verbarg feinen Unmillen , aber nurfo lange, bis er eine Gelegenheit erfah, fi zu rächen. Einige ' Zeit nachher ſagete der Angefof zurfeinen Grönländern, die Einwohner der füdlichen - Küften hätten fich entſchloſſen, den Buchhalter des Factors heimlich um zu bringen, wenn er.in ihre Gegenden fommen würte, bafelbft Handel zu treiben, Der Factor felbft, fuhr er fort, iſt mit den meiften Europäern, feinem Handel nad), in die nordli⸗ hen Theile unferer Inſel gegangen; es iſt die befte Zeit, den Prediger mit denen we⸗ nigen Leuten, die er. bey fich bat, zu überfallen; kommt alsdann der Factor wieder, ſo eödten wir ihn auch und theuen alle Kaufinannsgäter der Cotonie unter ung. Dieſe Zuſammenverſchwoͤrung ward Here Egeden durch ein grönländifches Kind entdecket, welches ihm entlaufen'war, aus Furcht aber, es. möchte beftrafet werden, wenn man es anträfe, fih) wieder bey ihm eingefunden hatte. Der Miffienar ließ fo lange, bis der Factor wieder Fam, gute Wache halten, und bey feiner Ankunft gieng er feldft zu den Verfchwornen, und ließ.den Urheber der Verſchwoͤrung greifens jedoch, zufrieden ihn aufs Fünftige furchtfam gemacht zu Haben, ließ er ihm, auf Anhalten aller Groͤn⸗ länder, Gnade wiederfahren. Auf diefe Furcht folgete eine Gefahr, welche die Colonie in die äußerfte Deftür, jung ſetzete. Es war im Anfange des Brachmonates 1726, ala ein Eisberg, ber durch die Fluch nach der Küfte zu getrieben ward, im Angefichte der Colonie ein Schiff zerſcheiterte. Man zweifelte nicht, es muͤſſe das ſeyn, welches man aus Norwegen ‚erwarter Haste, und für diefes Jahr Lebensmittel harte mitbringen follen. Herr Ege⸗ de entſchloß ich, um dem drohenden Mangel vorzubeugen, mie zwoen Scheluppen nad) . F — ); 152 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von dem ſuͤdlichen Meerbuſen zu ſchiffen, wo ſich die hollaͤndiſchen Walfiſchfaͤnger befanbeit, Böniand. und von diefem Wolfe die $ebensmittel zu Faufen, die den Dänen fehleten. -Es waren fünfzig Meilen bis dahin; und weil er befürchtere, er möchte zu fpät fommen, fo fe» gete er feine Reiſe Tag und Nacht fo unermuͤdet fort, daß er in fünf Tagen anfam, Allein, er konnte nur fehr wenig einkaufen; denn die Schiffe ſollten vor ihrer Rückkehr nad) Haufe, auch noch erft nach den americanifchen Küften auf den Walfifchfang geben. Inzwiſchen erhielt er, daß eines dieler Schiffe den Factor und neun andere Perfonen an Bord nahmen, um der Eofonie eine Erleichterung zu verſchaffen. Derjenige, der es führete, verſprach, bey feiner Zurücfunft vom Walfiſchfange ben der Colonie an zu fprechen, und Waaren von ihr zu nehmen, Der Miffionar fparete indeffen die Lebensmittel, fo viel ihm nur möglich war; denn er hatte, um ein und zwan⸗ sig Perfonen auf ein ganzes Jahr lang zu ernähren, nichts, als drey Tonnen Erbfen, und eben fo viel Habergrüge, eilf Saͤcke Malz und fiebenzepngundere Zwieback an Brode, das mit eingefchloffen, was man von den Holländern gekaufet hatte. Man hatte weder Pulver, noch Bley; alſo konnte man nicht auf die Jagd gehen, und der Fiſchfang war nicht gluͤcklich. Man verſuchete, von den Groͤnlaͤndern Seehunde zu Faufen, und fie mit Walrahte, in Ermangelung der Butter, zu effen: allein, je mehr man in Noth war, deſto mehr Schwierigfeiten machten diefe, etwas von ihrem Wors sache zu verkaufen. Man ward alfo gezwungen, dasjenige, mas fonft einer befam, unter achten zu vertheilen. Die Angft nahm zu, als die Grönländer von einem Schif fe Nachricht gaben, das fie auf dem Eife harten fcheitern fehen, und von welchem nach See Erzählung das Schiffvolk, das bis an die Knie ins Waffer gefommen wäre, den amen des Miffionars mit großem Gefchreye wiederholet, als wollten fie ihn um Eleis: ne Nachen bitten, die er ihnen zu Huͤlfe fehicken follte, das aber endlich durch die Fluch waͤre weggeſchwemmet worden. Diefe Nachricht beunruhigte fie um fo viel mehr, da das hollandiſche Schiff zu der Zeit, als man es von America zurück erwartete, nicht an⸗ Pam. Das Schreden vollfommen zu machen, fah man nicht lange nachher den Factor und die andern, welche ſich mit ihm eingefchiffet harten, in einem Eleinen Nahen al- lein ankommen: allein, wie groß war nicht ihr Vergnügen, als fie von eben diefen geuten vernahmen, daß fie aufihrer Fahrt das norwegifche Vorrathsſchiff angetroffen Hätten; fie wären mit ihm bergefahren, und hätten es nur fünf Meilen von da werlafe fen, wo es durch das Eis an feinem Laufe wäre gehindert worden. Zum Gtücke lief es vier Tage nachher in den Haven ein, und befreyete Herr Egeden und feine Leute von der Gefahr eines bevorftehenden Hungers, aber dod) nicht ganz von aller Suche; denn man erfuhr zu gleicher Zeit, daß das andere Vorrathefchiff, welches im Srüplinge abgefegelt war, Schiffbruch gelitten Hatte; und dieſes, welches jege angelander war, konnte wegen des Eiſes im Auguſt nicht wieder auslaufen, fondern mußte den Win: ter über bey der Cofonie bleiben, welches denn die Handelsgefelfihaft zu Bergen fehr kleinmuͤthig machete. | In der That brachten bie zwey Schiffe, weiche im Jahre 1727 anfandeten, bie Nahriche mit, daß fic) diefe Gefellfchaft gänzlich zerſchlagen haͤtte, und fih den Be— ſchwerlichkeiten eines Handels, der gar nichts einbrächte, nicht unferzichen wollte, ob fie ſchon der König aus Eifer für die Miffion beftändig unferflüßet, ja, fo zu fagen, US anheiſchig gemache Hätte, ſich igrer, ungeachtet des ( unglücklichen Anfanges; allein von Grönland und. daſigen Miſſionen. 153 allein zu unterziehen. Herr Egede feiner Seits, der feinen Anfchlag der Bekehrung Cranz von nicht fahren laſſen wollte, bemibere ſich aus allen Kräften, den guten Willen des Mon- ER archen zu unterftüßen, indem er auf Mittel bedacht war, diefen Handel, der fo we— nig einbrachte, einträglich zu machen. Er fager uns felbft, daß er in diefer Abfiche verſchiedene, aber mislungene, chymiſche Verfuche angefteller hätte. Der Chymiſt und der Miſſionar füchten zu fehr entgegen ſtehende Dinge, als daß er fie auf einer: ley Wege Härte antreffen Finnen. Herr Egede überließ alfo der Zeit und den Mens ſchen die irdiſchen Vortheile, und begnuͤgte ſich allein, die Unternehmung fort zu fee Ben, wovon der glückliche Erfolg dem Himmel zugehörte; und das war die Bekeh— rung der Grönfänder. Er arbeitete fünf ganzer Jahre daran, obfchon mit fehr ſchlech⸗ tem Erfolge, welcher aber die Standhaftigfeie defto verdienftlicher mache, und der Beharrlichkeit unerſchrockener Menfchen allen Ruhm vorbehält, wenn er den Muth ſchwacher Seelen ermuͤdet. Endlich ſollte das 1728 Jahr ihn für feine uͤberſtandenen Arbeiten belohnen. Grönland fah fünf daͤniſche Schiffe anfommen, unter denen eins ein Kriegesfchiff war. ‚1728 Sie brachten Baugeräthfihaft, Canonen und andere Norhwendigfeiten mit, um eine — nterneh: Feſtung in einer neuen Colonie an zu legen, in welche eine Befagung unter einem Be⸗ mung auf fehlshaber und Statthalter eingelegt werden follte, um den Handel der Dänen zu ſchuͤ— Grönland. en und die Grönländer gegen die Einfälle gewiffer Seeräuber zu vertheidigen, die ihnen den Thran und das Fiſchbein wegnahmen. Man ſchickte von Kopenhagen viele Verheurathete und ledige $eute, Manns-und Frauensperfonen, Mäurer, Wagener, und kurz, Handwerker und Künftter von allerfey Art, dahin, deren ginige freywillig mit ges gangen und andere aus den Gefängniffen genommen waren, damit bie Colonie eingerichs tet, bevölfert und angebauet würde. Man hatte auch Pferde mir eingefchiffet, die über“ die: Berge gehen follten, unbefannte Sänder zu entdecken oder verlohrne wieder zu finden. Letzlich Hatte eins diefer Schiffe Befehl, an der Oftfeite zu fanden, wenn es", möglich waͤre. Ale diefe Veranftaltungen aber wurden durch eine Seuche, die unfer dem neuen Uebeler Fort nwohnern einriß, wie es benn faft immer bey folchen Verſetzungen zu gefchehen 8 ang diejer nee pflegt, zur Hälfte zernichtet, - Herr Egede ſchreibt diefe Seuche, die er vom Schar: — bocke unterſchieden zu ſeyn glaubet, dem Mangel an Bewegung und ber neuen Lebens⸗ art zu, an die ſich diefe Leute gewöhnen mußten ; denn er bemerfere, daß die Matrofen und bie erſtern Einwohner, die beftändig arbeiteten, nicht davon angegriffen wurden; In zwiſchen farben die Künftler und andere nügliche Mitglieder hinweg, und alle Dferde fielen, aus Mangel der Wartung und des für fie ſchicklichen Futters, ebenfalls um. Gie würden zwar von feinem Mugen gewefen feyn, um Reifen über die Berge zu thun, wozu fie beftimme waren: man hätte fich ihrer aber jehr wohl bedienen Füns hen, das fand an zu bauen, Das Verdruͤßlichſte von allem war, daß diefe Leute, die groͤßtentheils ein übeles geben geführt hatten, fo bald fie fahen, daß Grönland fein ge: lobtes Sand war, und daß fie. dafelbft das Glück gar nicht anträfen, womit man vie leicht ihrer Hoffnung gefehmeichelt hatte, gar bafd zu klagen und zu murren anfiengen. as Misvergnügen brachte bey den Soldaten einen -fo gewaltfamen Aufitand hervor, daß das geben der Officier, und insbefondere der Miffionarien, auf welche die Meute: macher alle Schuß ihrer Ausführung aus Dänemark und ihres gegentärtigen Elendes Allgem. Reifebefchr, XX Band, u oben, * 154 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von ſchoben, in Gefahr waren. Ein jeder war gezwungen, wohl auf feiner Hut zu ſeyn; Grönland. und Herr Egede, der mitten unter den Wilden hatte ficher ſchlafen Fönnen, wie er. faget, war genoͤthigt, neben feinem Bette Waffen zu haben, um ſich gegen feine Landes— feute und Eheiften zu vertheidigen, Der Verluft viefer Aufruͤhrer alfo, welche durch die Seuche hinweg geraffet wur» den, war ein wahrer Vortheil, fo wohl für die Dänen, als Grönfänder, die fich dadurch von Leuten befreyet fahen, deren Sitten und Aufführung fo befchaffen waren, daß fie eine jede Gefellfchaft, fie mochte wild oder gefirtee feyn, beunruhigen mußte. Es mar aber diefes nichts deſto weniger ein großer Fehler der Negierung, daß fie fo übele Magaßregeln ergriffen, und eine fo große Anzahl Unglücklicher, dem traurigen Ehrs geize, Pflanzftädte an zu legen, aufgeopfert hatte. Es fcheint, daß diefes eine Are von Staatsraferey fey, wovon Europa, ungeachtet derer Entoölferungen, noch nicht geheilet zu feyn fcheint, welche die Veränderung der Himmelsgegend niemals zu verurfachen ermangelt, der finnlichen Beränderung nicht zu gedenken, die unter den Menfihen ver- urfacht wird, wenn ſich Gefihlechser vermifchen, die doc) die Natur durch unüberfteig- liche Schwierigkeiten von einander getrennt zu haben fihien. Diefes Sterben unter den Dänen in Grönland daurete bis zum Frühlinge' 1729, . wo die Heberbleibfel der Kranfen ſich zu den Eingebohrnen des Sandes begaben, die einigen von ihnen durch den Gebrauch bes Söffelfrautes, das nunmehr unter dem Schnee wieder hervor zu grünen anfieng, das Leben erretteten, Indeſſen fah doch dieſes Volk nicht gern fo viele Ausländer an feinen Rüften landen, und insbefondere fürchtete es ſich vor den vielen Soldaten. Ob man ſchon die Seuche, die fie aufgerieben hatte, dem Zorne der Suftgeifter zufchrieb, fo begaben fich doch die Grönländer, als fie fas ben, daß noch einige diefer gefährlichen Gäfte und unter ihnen der Miffionar, den fie als das Oberhaupt und den Angefofen der Europaer anfahen, am geben waren, unver» merft immer weiter nach Norden bis zur Diſkobay. Dieß ivar die erfte Frucht der Soldaten, die man dahin geſchickt, und der Feſtung, die man angelegt hatte; die übri» gens nicht im geringften weder die Miffion noch den Handel beförderten. Herr Zgede, der alfo wohl fah, daß er über die Gemüther der Ermachfenen nichts vermögen würde, und daß aller Unterricht, nach den Gefchenfen, aus ihnen den⸗ noch nichts, als fo grobe Heuchler, machen würde, die nicht einmal die Maſke des Chris ftenthums würden tragen koͤnnen, unterredete ſich mit zweenen feiner erft Fürzlich. ange fommenen Mitarbeiter, und fehlug ihnen vor, ob es niche beſſer feyn möchte, die Rinder zu taufen, und fie alsdann fo viel möglich zu der Religion zu gemößnen, wozu ihnen durch die Taufe die Thüre geöffnet würde, Sein Anfchlag wurde dem Miff ionscollegio nach Kopenhagen geſchickt. Diefe Gefellfchaft billigee ihn unter Bedingungen, die er felbft ſchon vorher gefehen hatte, Sie wollte, man follte die Taufe ben Kindern bloß mit Einwilligung ihrer Aeltern ertheilen, wenn nur diefe ſolche nicht als ein Verwah⸗ rungsmittel gegen den Tob anſaͤhen. Man ſollte ſich verſichern, daß die Taͤuflinge ſich bey erwachſenem Alter wuͤrden unterrichten laſſen; auch ſollte man niemand, durch irgend eine Art von Verführung, am wenigſten aber mit Gewalt, dazu zwingen, Der Hof und die GeiftlichFeie in Dänemark dachten alfo damals ganz anders, als jener König, der alle Dänen bey Lebensſtrafe zu taufen geboth, und als die erſten Eroberer von Meriso, welche Scheiterhaufen anzündeten, die mit nichts als Taufwaſſer geföfcht j >] 2 Die 20 Me werben % | von Grönland und dafıgen Miſſionen. ‘155 > werden Fonnten. Die grauſame $ehre von dem unbedingten Rathſchluſſe hat in den Cranz von Herzen der lutheriſchen Prediger doch nicht den Geift der hriftlichen Duldung erfti- Grönland, «en koͤnnen; fie glauben nicht, verbunden zu ſeyn, Diejenigen an das Joch der Religion —— zu ſchmieden, welche die ſiegreiche Gnade nicht dazu berufen hat. : Herr Egede taufte alfo, zu Folge diefer Grundfäge, die mit ben Enrfheidungen feiner Mitarbeiter übereinftimmend waren, vom Hornung 1729 an, fechzehn Kinder, deren Aeltern diefe Gunft von freyen Stüden begehrer harten. Er bereitete auch die Erwachſenen durch Poeks Unterricht dazu, der unter dem Namen Sriedrich Chris ſtian getaufee worden war, um die hriftliche Lehre in den Inſeln und Wohnplaͤtzen von Grönland aus zu breiten. Allein, der Himmel zwang die Natur nicht, welche immer die Menfchen beherr« s fcher. Der -Walfifchfang wollte den Dänen gar nicht gluͤcken; fie erhielten beynabe nichts von den Grönländern , die ihre Kaufmannswaaren verbargen, um fie an die Holländer mit mehrerm Vortheile zu verfaufen. Die Vorrathsſchiffe kamen nie— mals eher an, als bis der Sommer bald vorbey war, und fonnten alsdann nicht eher, als nad) zurück gelegtem Winter, wieder nad) Bergen abgehen; es gieng alfo allemal ein Jahr über einer Reife hin, fo daß ein Schiff nicht öfter, als alle zwey Jahr, zu der Colonie kommen konnte. Die Sache wurde um ein merflidyes verſchlimmert, als Friedrich der IV ſtarb. Da Ehriftian der VI, fein Nachfolger, fah, daß die großen Summen, welche die grönländifchen Anftalten ſchon gefoftet hatten, gar nichts wieder einbrachten, und daß die chriftliche Religion feit beynahe zehn Jahren Eeinen beffern Fortgang dafelbft als der Handel harte, fo befahl er endlich 1731, die Anftalten ganz liegen zu laffen, und die Colonie nad) Dänemark zuruͤck zu führen. Man ließ dem Herrn Egede die Wahl, entweder mit den übrigen zurück zu Fommen, oder mit denen, die ihn nicht verlaffen wollten, da zu bleiben; im letztern Falle ward ihm erlaubt, Lebens⸗ mirtel auf ein Jahr lang da zu behalten: aber alsdann konnte er auch verfichert ſeyn, daß er fernerhin nicht Die geringfte Hülfe weiter von Dänemarf aus erhalten würde. Man urtheilet leicht, daß die meiften lieber gehen, als da bfeiben wollten. Die — Soldaten, die man ihm da zu laſſen ſich Kent Fonnten ihm nur zur $aft feyn, und —— die Matroſen hatten keine Luß, bey ihm zu bleiben. ee ein Verdruß fuͤr diefen Xnftalten ler. fo eifrigen Mann, nad) fo vieler Mühe und Arbeit eine Anftalt zu verlaffen, die er ſo 3 zu fagen, ſelbſt erfcyaffen hatte, und ungefähr hundert und funfzig Kinder, die er felbft mit eigenen Händen getauft, ohne weitern Unterricht im Chriſtenthume zu verlaffen. Gluͤcklicher Weife war das Schiff, welches beyde Eolonien weg bringen follte, zu klein, fie alle mit ihrem Gepäde einfchiffen zu Fönnen. Damit nun die Häufer und das Haus: geräth nicht die Beute der Wilden oder. ausländifcher Schiffe werden möchten, fo erhielt endlich, Herr Egede, auf fein inſtaͤndiges Anhalten, daß man ihm zehn Matroien nebft Hinlänglichen gebensmitteln, fie auf ein Jahr lang zu unterhalten, da ließ, Er blieb von der Miffion allein da, und feine zween Mitarbeiter giengen mit dem Statthalter, den Officieren, den Soldaten, dem größten Theile der Coloniften und fechs Grönländern ab, die ihnen folgen wollten, , Kerr Ben diefer graufamen Verlaſſung mußte er noch erfahren, daß die Pflanzſtadt von Nepiſene ſchon zum andern Male durch auslaͤndiſche Schiffer zerſtoͤrt worden, die daſelbſt allen Hausrath und alles Baugeraͤth verbrannt hatten. Mit welchem Us Schmerze er Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Schmerze ſah ev nicht, nachdem er alles für die Religion unternommen hatte, ſie ſo Grönland, zu fagen in ihrem erſten Aufkeimen in elnem Lande wieder untergehen, wo die Armuth der Einwohner die Sitten der erften Jahrhunderte des Chriftenhums an zu Fündigen ſchienen. Es ift aber vieleicht fehmerer, Leuten, die noch gar feinen Begriff vom Got⸗ tesdienfte haben, einen bey zu bringen, als folche, die fehen einmal gewifle Religiongs füße angenommen haben, zu vermögen, biefelben mit andern zu vertauſchen. Herr Egede wurde alfo durd) die unüberfteigfichen Hinderniſſe abgeſchreckt, welche zufam- men famen, fih der Befehrung der Grönländer zu widerſetzen. Er hörte auf, ferner ihre Kinder zu taufen, aus Furcht, er möchte in ihren Seelen die Keime der Gnade untergehen laffen. Er merfete auch überdem gar bald, wie fehr die Abreife der Daͤ— nen das Anfehen der Miffion bey den Sandeseinwohnern geſchwaͤcht hatte: Dieſe konn⸗ ten es nicht begreifen, mie ein fo reicher Herr, als der König von Dänemark feyn follte, feine Unterrhanen in einem entfernten Sande ohne Unterftügung laſſen koͤnnte. Sie glaubeten alfo, ungeachtet alles deffen, was man ihnen auf ihre Einwürfe antwors ten Fonnte, dem Miffionar nicht mehr; und wenn er zu ihnen Fam, fo verbargen fie ihre Kinder, um fie feiner Linterweifung zu entziehen, aus der fie fich gar nichts mehr machten. Herr Egede, der durch Arbeiten, Verdruß und die Vorwürfe, die er hatte ausfiehen müffen, ausgezehrt war, befam eine Bruftbeichwerung, die ihn hinderte, feine Reifen ferner abzuwarten. - Er war alfo gezwungen, feinem Sohne die Miffiong- geſchaͤffte zu überlaffen. Ob man gleich der Cofonie feine Unterftüßung verfprochen hatte, fo ſchickte doch der König, von den Bitten des Miffionars geruͤhrt, noch das kommende Jahr ihm ei⸗ nige Huͤlfe zu, aber immer mit dem Andeuten, daß dieſes die legte feyn follte, Zum Gluͤcke war der Walfifchfang diefes Jahr einträglicher, als die andern Sabre. Der Vortheil daraus würde auch den Vorſchuͤß hinlaͤnglich wieder erfege haben, wenn man nicht eben zu der Zeit, da der Handel in feinem völligen Gange war, zwey der größten Schiffe durch ein ſtuͤrmiſches Wetter verloren hätte. Dieß machte, daß man gezwun— gen war, die Waaren den Ausländern zu verfaufen, anſtatt fie zu der gewöhnlichen Niederlage der Kolonie zu bringen. ‚De —5 Zwey Jahre waren nunmehr zwiſchen Furcht und Hoffnung verſchwunden, als wird wieder Den 20ten May 1733 Herr Egede ein daͤniſches Schiff anfommen fab, welches ben engefangen. ihm wieder Much und Freude erwerfte, Es brachte die Zeitung mit, daß man die Sanblung und das Miffionsgefchäfft von Grönland mit größerm Eifer, als jemals, forefegen wollte; und daß der König, die angefangenen Anftalten zu unterſtuͤtzen, — Jahr dazu ein freywilliges Geſchenk von zweytauſend Reichsthalern mas en wollte. Herr Egede bekam durch eben das Schiff eine Verſtaͤrkung von drey andern Miſſ ionarien. Es waren dieſes Mitglieder der maͤhriſchen Brüder, die von dem Grafen von Zinzendorf gefliftet worden. Won diefem Zeitpunfte an verläßt Here Cranz die Gefchichte des Handels und der Miſſ ien der Dänen in Grönfand, und haͤlt fi einzig und alfein an die Wiffion der Herrnhuter oder mäbrifchen Brüder, Da aber die Geſchichte der Neifen eigentlich nicht die Geſchichte der auswaͤrtigen Miffionen iſt fo mäfen wir dem Herrn Cranz feinen Eifer in Befepreibung der Wipfie ſchen Arbeiten feiner Miffionarien uͤberla ſen, und aus allen andern Neieet non Ta 489 von Grönland und dafıgen Miffionen. 157 > — alles das ſammlen, was unfern Leſern noch zur ‚völligen Kemmtniß "von Grön- Lranz von land mangelt. ae Grönland, Ehe wir weiter gehen, muß der $efer hier wieder an den Verfolg der Verſuche denfen, bie man machte, die oftlichen Küften diefes Landes und alle Lieberbleibfel der norwegiſchen Kolonien zu entdecken. Es ift noch Herr Egede, der fie ung mit wenig Morten erzählen wird, Em Da die Frobiſherſtraße nicht zum oſtlichen Theile von Grönland führete, oder wenn ja diefe Straße der naͤchſte Weg von Welten nach Often ift, dennoch unfchiffbar war: fo entfehlog man ſich 1723, das Vorgebirge Farewell vorbey zu fchiffen, um von Abend nach Morgen zu geben. Es war aber zu fpät, faget der Prediger, und die Gewalt der Winterwinde nöthigten mich, gegen das Ende des Herbfimonates wieder zurück zu gehen. 1724 ließen die Directoren der bergifchen Geſellſchaft, auf Befehl des Koͤniges, Verſuche von von Dänemark ein Schiff auslaufen, welches nur allein die Entdeckung der oftlichen ——— Kuͤſten zum Endzwecke hatte, Es nahm den alten Weg nach Grönland über Island. Küften zu ents Das haͤufige Eis zwiſchen dieſen beyden Laͤndern aber verhinderte es, den Endzweck decken. ſeiner Reiſen aus zu fuͤhren; und es gieng zuruͤck, ohne etwas ausgerichtet zu haben. 1728 ſchickete der Koͤnig, außer denen andern außerordentlichen Ausgaben, die er fuͤr Groͤnland machte, auch Pferde hinuͤber, welche dienen ſollten, die oſtlichen Kuͤ⸗ ſten vom Lande aus zu entdecken. Allein, nichts war uͤbler ausgeſonnen, als dieſer Anschlag. Denn Grönland iſt ein Sand, das mit Felſen von unuͤberſteiglicher Höhe, _ die mit Schnee und Eife bedecket find, angefüller ift, fo daß die Pferde niemals feften Fuß faffen Eönnen, - 1729 befam Here Richard, Befehlshaber des Schiffes, das bey der Colonie übermwintert hatte, Befehl, bey feiner Zuruͤckkunft zu verfuchen, ob er nicht an dem Theile von Grönland, der Island gegen über liegt, anlanden Fönnte. Eis und andes re Gefährlichfeiten aber macheten es ihm unmöglich, den erhaltenen Befehl aus zu führen, Der fiherfte Weg, zu diefen fo gewuͤnſchten Küften zu fommen, die man nun Mittel, dieſen ſchon fo. oft vergebens geſuchet hat, wäre wohl, wenn man um das Statenhuk hinum — — fuͤhre. Dieſer Anſchlag koͤmmt mit den Erzaͤhlungen der Groͤnlaͤnder uͤberein, die, führen. = wie fie fagen, auf diefem Wege ſehr weit. nach Morgen zu gefommen, Obgleich das ſpitzbergiſche Eis dieſe ganze Gegend von Statenhuk an erfülfet, und den Schiffen die “Straße verfäliege, wo ehemals der groͤßeſte Theil der norwegifchen Colonien war; fo finde man doch immer zwifchen diefen ſchwimmenden Eisbergen und der Küfte Oeff⸗ nungen, wo Barfen mie Sicherheit fehiffen könnten, Denn die Ströme ſtoßen das Eis von dem Meerbufen weit gegen Suͤdweſt weg, und halten fih immer in einer ge- twiffen Entfernung von Dem Sande, wo die Grönländer mit ihren großen Kaͤhnen oder Umiaken ohne Furcht fhiffen- Eu Die Hollaͤnder, ſaget Herr Egede, die nach Grönland fihiffen, haben mich ver- ſichert, daß ihre Schiffe diefe Orkfüfte zuweilen bis an den zwey und fehzigften Grad ganz frey von Eife gefunden haben; fie Haben in noch weiter entlegenen Meerbufen ge= landet und einen beträchtlichen Handel mie den Wilden daſelbſt geführen, — ————— * — Ich I sg | Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von IH glaube dieſer Erzählung um fo viel mehr, weil ich ſelbſt im Jahre 1736; als Grönland. ich von Grönland nad) Dänemark zurück gieng, und ſchon das Statenhuk und das. Vorgebirge Farewell zurückgeleget hatte, nice das mindefte Eis gewahr ward, ob ich) ſchon dem Sande fehr nahe war, Weil ich dieß aber für einen Zufall halte, wor: auf man fich nicht verlaffen kann, fo ift es weit kluͤger und niche fo gefährlich, dieſe Anländung mehr mit Machen, als mie Schiffen, zu verſuchen. Man müßte alfo eine Loge oder Factorey zwifchen dem fechzigften und ein und fechzigften Grade anlegen, And wenn es möglich wäre, eine andere in eben der Höhe an der Oftfüfte bauen, da— mie man die Gefahr nebft der Länge der Ueberfahre vermindere. Wenn man den Nachrichten der älteften Schriftfteller, die von Grönland reden, Glauben beymißt, fo war nicht mehr als zwölf norwegifche Meilen unbewohntes fand zwiſchen den oftlihen und weftlichen Pflanzftädten; ‚oder zum allerhöchften, nad) an⸗ “dern, fechs Tagereifen zu Schiffe. ı Um fid) aber von der Vereinigung zu verfihern, welche die Natur zwifchen diefen beyden einander gegen überliegenden Kuͤſten von Gröns fand gemachet hat, wäre Fein beffer Mietel, als daß man auf der ſuͤdlichen Spige, die Diele Gegenden verbindet und trennet, einen Handelsplatz erbauete; und hätte man denn die oftlichen Küften entdecket, fo müßte man die Gemeinfchaftspoften dafelbft ver- mehren, damit fie nahe genug wären, ſich ſelbſt unter einander zu helfen, wenn nicht alle Jahre die Schiffe auf der oſtlichen Seite landen koͤnnten. Ede 5 ; : ee Tee Das III Capitel. Geſchichte der groͤnlaͤndiſchen Niederlaſſungen von 1733 bis 1740. * — * Die maͤhriſchen Brüder ſchicken eine Miffion nach riſchen Bruͤder in Grönland. Egede geht nach Grönland. Ankunft der drey mährifhen Bruͤe Dänemark zurück, Leiden der maͤhriſchen Bruͤ⸗ der. Sterben dafelbft durch die aus Daͤne⸗ der. Einwürfe der Groͤnlaͤnder gegen die Leh⸗ mark dahin gebrachten Kinderblattern. "Schil: ren der Miffienarien, Erſte Früchteder maͤh ⸗ derung der Groͤnlaͤnder, wie wenig ſie ſich zur riſchen Bruͤdermiſſ ion. Der Froſt erwecket VBekehrung ſchicken. Erſte Arbeiten der mäh: eine Hungersnoth. ‘ern die Habſucht des Menfchen bis in bie Eingeweide der Erde gedrungen iſt, W daſelbſt Schaͤtze zu ſuchen, ſo muß man im Gegentheile geſtehen, daß wir die Kenntniß, die wir von der Oberfläche der Ecdkugel haben, groͤßtentheils dem Religionseifer ſchuldig find. Die Begierde, feiner Religion Andänger zu verſchaffen, bat ſich in Gegenden ausgebreitet, die dem Geize unzugänglid) waren. - Das Gold hat Die Schiffe der Könige und der Kaufleute in allen Gegenden der neuen Welt an ſich gezogen, mo die Sonne unter ihren Schritten Foftbares Metall und Diamanten auf⸗ keimen läßt: aber nur das Chriſtenthum hat die Europaͤer in die Wildniſſe von Ca⸗ \ nade von Grönland und dafigen Miffionen, 159 nada gefuͤhret. Die Handlung der Engländer erſtrecket fich längft den Küften Bes Cranz von Meeres Hin, welches das mitternächtliche America bewaͤſſert: die katholiſchen Miffio- Grönland, narien aber haben die beyden Ufer des Lorenzofluſſes beynahe bis an feine Duelle durch 5 gelaufen und Seen und Laͤnder befichet, die von Wilden nicht fo wohl bemohnet, als verwüfter wurden, Jeſuiten Miffionarien haben Ealifornien entdecket und Paraguay urbar gemachet; umd endlich haben lutheriſche Miffionarien ven verlorenen Weg nad) Grönland wieder gefunden, und bie Dafelbft verlofchenen alten Pflanzftädte durd) neue erfeßer, welche von größerm Mugen und auch von größerer Dauer feyn werden. Dies jenigen, die fich gegenwärtig dafelbft niedergelaffen, find von der befondern Geſellſchaft $ente aus allen Ständen,meiftenstayen undUngelehrte, die ſich unter der Aufficht des Gras fen vonZinzenborf zu einer eigenenXeligionsgemeine gemacht haben, Diefer deutfche Herr, dem feine Begeifterung einen ausgebreiteren,aber zweydeutigen Kuhm gemachet hat, ward. in feiner Jugend durd) das Leſen der Bibel, und insbefondere der Propheten, ſo erhitzt, daß. er auch andern feinen Geift theilhaft machete; er befam Anhänger, und diefen bauete er 1722 ein Haus zu Bertholsdorf in der Oberlaußnitz. Weil diefer Ort, Herrnhut hieß, und weil die erften, die fich dahin begaben, Mähren waren, fo nen« nere man fie Herenhuter oder mährifche Brüder *). Diefe frommen Unmiffenden has ben immer vor Eifer gebrannt, die Abgötter zu befehren, und fich begnüäge, um in iv + ver Sprache zu reden, nichts als Jeſum zu wiffen und zu lehren. Diefe neue Gefell- Die Herrenhue fchaft Jeſu, die der erften fehr ähnlich iſt, ſchicket ihre Schüler in Die unbefannteften ET, Set mmuDE Theile der Welt aus; fie faffer heimlich in Pflanzftästen Wurzel, und verbirgt ihre hieten cine Grundfeften in unbekannten Laͤndern. Dieſe Gefellfchaft, die ſich übrigens ruͤhmet, Dion, nach die Unwiſſenheit und die Einfalt der Apoftel der erften Zeiten zu haben, folget-in vie · Groaland · len Stuͤcken den Grundſaͤtzen der Jeſuiten. Sie fängt, ie fie, mit Miſſionen und Kinderunterrichten an, aber anftatt, wie jene, durch ihre Talente blenden zu wollen, läßt fie vielmehr die Welt ihren großen und fo bewundernswärdig fhleunigen Fortgang bea wundern, ben ſie, wie es ſcheint, nur allein fehlechten und geringen Mitteln ſchuldig iſt. Dieſe Geſeilſchaft Jeſu weihete Die erften Arbeiten ihres Apoftelamtes den Nez gern von St. Thomas, einer von den caraibifchen Inſeln/ die der Krone Dänemark gehören, Einer von diefen Negern, der unter dem Namen Anton getaufet worden, hatte ſich mie den Bedienten des Grafen von Zinzendorf verbunden, der 173 1.bey der Krönung Königs Chriftian des VI zu Kopenhagen war, und folgete dem Grafen nach Herrnhut. Er gab der Gemeine zu verftchen, daß die Negern gar zu fehr mit Ar. beie überhäufet wären, als daß fie die Unterweifungen eines Predigers ruhig anhören könnten; und daß Fein Lehrer fich jemals Hoffnung machen dürfte, fie zu befehren, wofern er nicht ſelbſt ein Sclav wäre, und indem er die Arbeit mit ihnen theilte, ſich diefe Stunden zu Nuße machte, und ſich mit ihnen von der Religion unterhielt. Es waͤhrete nicht lange, fo fhrieben zween mährifche Brüder an die Gemeine, fie wollten fih, wenn es zur Erlöfung der Seelen der Negern nöthig wäre, felbft zu Sclaven verkaufen. - Allein, diefe Wünfthe eines Eifers, der vieleicht die menfihlichen Kräfte, überftieg, wurden nicht eher erhöret, als bis fie durch die Zeit geprüft waren. — — In ) Dean fehe in der Enchclopedie den Artikel Hornntifme i“ — - 160 | Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von In diefen Umftänden ſprach man zu Kopenhagen fehr viel von dem uͤbeln Fort" Brönland, gange des Handels und der Miffion in Orönfand, Der Graf von Zinzendorf hatte in Diefer Hauptftadt zween gefaufte Grönländer gefehen. 1732 hatte er einige feiner! Gehäffen nach Africa geſchicket; drey andere erbothen fih, Herr Egeden zu unterſtuͤ⸗ gen, der den Vorſatz, Grönland zu bekehren, den er zuerſt gefaſſet und angefangen hatte, auch ganz allein gegen alfe vereinte Hinderniffe der Natur und des Gluͤckes Durch zu feßen fortfuhr. Die Herruhuter waren arme Flüchtlinge, die aus Mähren nad der Laußnitz mie allen: ihrem Vermögen auf dem Nücken, das heißt, mic nichts als ihren Kicidern, gezogen waren. Nicht anders ſchifften fich Die drey nach Grönland beſtimmten Miffios tarien im Januar 1733 nach Grönland ein, und bier vereinigten ſich alle Hinderniſſe, die fie verhindern Fonnten, weiter zu geben. Eie meldeten fi bey dem Herrn von Pleß, welher Dber-Rammerherr am dänifchen Hofe war, und einen Kaufmann verniocht hatte, ein Schiff nach der Diſkobay zu ſenden: allein, dieſer Here nahm Leute, Die weder den Charakter noch die zum Apoſtelamte erforderlichen Wiſſenſchaften hatten, und ſich doch in eine Miſſion einlaſſen wollten, wo bisher die Geſchicklichkeit und bie Arbeiten des unermüdeten Herrn Egede beynahe unter gelegen hatten, fehr übel auf Da er fic) aber endlich überzeugt harte, daß der Glauben allein hinreichend fen, ven Glauben fort zu pflanzen, fo bath er endlich felbft der König, dieſen neuen Miffienas rien die Reife nad) Grönland zu erlauben. Der Monarch ſchrieb auch mit eigener "Hand an Herren Egede, fie gut auf zu nehmen, und den Bemühungen ihres Eifers in Sekehrung der Ungläubigen alle Unterftüßung zu leiften. - , Der Herr von Pleß fragere fie inzwiſchen dach, wovon fie Denn in Grönland zu leben gedächten? Bon unferer Hände Arbeit, fageten fie, und dem Segen des Him— mels; wir wollen den Ader beftellen und uns ein Haus bauen, damit wir niemanden, beſchwerlich feyn. Aber, fagte der Herr von Pleß,es ift Fein Holz in dem Sande. Das thutnichts, fageten fie, wir wollen uns Höhlen graben und darinnen wohnen, Nein, gab der Kammerherr zur Antwort, hier find fünfzig Thaler, diefe möger ihr zum Anfange brauchen, euch Baumaterialien und das nöthigfte Hausgeräth zu kaufen. Dem Bey⸗ fpiele dieſes Herrn folgeten noch verfihiedene andere Große bes Hoſes; und unſere Miffionarien bekamen gar bald ein kleines Capital, wovon fie zwey Schof Bretter, und Satten, fechs und vierzig Balken, Samen und Wurzeln, Netze und andere zur ds geren und zum Fiſchfange nöchige Werkzeuge, auch endlich das allernothwendigſte von Borrathe an Nahrung und Kleidern ankauften. Niemals find Miſſ ionarien des Schus ges der Herrſchaft würdiger gewefen, als diefe, Die fich in Baurenfleidern einſchiffeten, und ihre Miſſion mie Ackerbau und Handel anfangen wollten; denn diefes ift doch im⸗ mer der erſte Endzweck bey neu angelegten Pflanzſtaͤdten. Vieleicht iſt es nech einer der zeitlichen Vortheile, den die lutheriſche Geiſtlichkeit vor, der katholiſchen hat, daß fie ihren Mitgliedern alle Begriffe der häuslichen Wirchfchaft, in fo fern fie das Wohl der Gefäjlehter und folglich auch die allgemeine Polizey zum Endzwecke hat, beybringt, da ihnen die Heurath nicht unterſagt iſt. Ankunft der Die drey Brüder, welche den zehnten April 1733 von Kopenhagen abgiengen, — — kamen den zwangigſten bes folgenden Monates in Grönland an. Ihre erfte Bemuͤ⸗ in Grönlaad, hung war, ſich auf der Kuͤſte einen bequemen Ort zu ſuchen, wo ſie ſich ein —— onnten. won Grönland und dafigen Miffisnen. 161 Fonnten. Sie legten fo gleich, Hand ans Werk; fie haͤufeten Steine über Steine und Cranz von legeten Mooß dazwiſchen; und fo errichteten fie in der Gefhwindigfeit einen Scugort Grönland, gegen Schnee und Regen. $ebensmittel verfehafferen fie fich durch einen alten Nachen — den fie ſich von dem daniſchen Officier gekauft hatten, der fie hergebracht. Sie begas ben fich in diefe Hütte, die auf grönländiiche Manier erbauet war, aus einem Zelte, wo fie vor Frofte bald umfamen, und vom funfzehnten des Brachmonates fiengen fie an, ein Haus nach dänifcher Bauart auf zu führen, welches fie in fünf Wochen ſchon bewohnen Eonnten. — So bald es fertig war, ſo dachten ſie daran, Mundvorrach für den Winter zuſam⸗ men zu bringen. Allein, Jagd und Fiſcherey geriethen ihnen im Anfange ſehr ſchlecht; denn ſie waren zu dieſen Uebungen nicht gewoͤhnet, und insbeſondere nicht geuͤbt, ei⸗ nen Rajak zu fuͤhren. Wenn fie ſchwimmend Holz zwiſchen den Inſeln zuſammen fafen, und von einen Ungewitter überfallen wurden, fo fonnten fie felbft kaum mit genauer Moth das Sand wieder erreichen, Der Wind zerftreuere in der Nacht das ge: fammelte Holz wieder, und führete ihren Machen hinweg, den ihnen einige Tage nad) her die Grönländer ganz zerbrochen zurück brachten. Wenn ihnen aber alles fehlete, fo nahmen fie ihre Zuflucht zu der Vorſehung; und wenn fie nichts anders zu thun hatten, fo fpannen fie, um ihren $ebensunterhalt zu finden, nach dem Beyſpiele ihrer andern Brüder in Mähren und der Saufiß. Alte diefe Hinderniffe waren gleichwohl nichts gegen Die, welche fie zu überfteigen hatten, wenn fie den Pflichten ihrer Miffion ein Genügen leiften wollten. Denn fie derſtunden nicht einmal die daͤniſche Sprache, die fie doch nörhig hatten, die grönlän« * diſche zu erlernen; denn es waren feine andere da, als Dänen, die ihnen die Anfangs- gründe diefer Sprache Härten beybringen koͤnnen. Zu defto größerer Verlegenheit ſtahl man ihnen, fe wie fie ihren Unterricht auffchrieben, alle ihre Papiere und Buͤ⸗ . cher, ſodaß es ſchien, fagen dieſe guten Brüder, als hätte der Teufel ihnen alle Mit- — el entziehen wollen, die Anzahl feiner Unterthanen zu verringern. Die Natur aber that alles, fie ihm zu erhalten, Die Orönländer, die mit ihren Nahrungsforgen gar E zu befepäfftiget waren, hatten Eeine Zeit, bey dem Neligionsunterrichte gegenwärtig zu feyn. Es waren zwar um Balsrevier herum ungefähr zwey hundert Familien, die etwa zwey taufend Seelen ausmachen mochten: allein, der größte Theil diefer Einwoh— ner mar im den Inſeln und Bergen zerfireut, Seehunde zu fangen und Rennthiere zu jagen; und wenn der Winter heranfam, fo zerftreueten fie fich auf zwey hundert - Meilen weit, nach Mitternacht und Mittage Reifen zu thun. Es war Fein Mittel, fie zu vereinigen, um ihnen Unterricht zuertheilen, und die Prediger, die ihren Zuhörern in ihrem Herumlaufen nicht folgen fonnten, mußten ſich begnügen, nur immer von Zeit, zu Zeie einigen Samen des goͤttlichen Wortes aus zu freuen, wenn die Meugierde ei— ige Grönländer ungefähr zu ihnen führte, die im Vorbeygehen ihr Haus befaben, oder von ihnen Mägel, Angeln oder Meffer bieten wollten, die fie, im Falle man fie ihnen abfehlug, auch wohl zu ftehlen pflegten. Es war vergebene. Mühe, von einer Iuſel zur andern zu reifen, und ſich Zuhoͤrer zu ſuchen, die man nicht einmaf für Geld has ben Fonnte, Denn fo bald man mit ihnen von der Religion zu veden anfieng, fo ſage⸗ ten fie zu den Miffionarien: Wollet ihr denn nicht bald wieder nad) Haufe reifen? . Algen, Beifebefchr, XX Band, £ ; Was * J 162 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Was aber alle Hoffnung nieder zu ſchlagen ſchien, war eine Seuche, welche die Grönland. Bevoͤlkerung von Grönland auf immer zu verhindern ſchien. Von ſechs Groͤnlaͤndern, FS die man zwey Jahr zuvor nach Dänemark geſchickt hatte, war jetzt Feiner mehr, als ein Knabe und ein Maͤgdchen, am Leben. Da die ausländifche Witterung Ihnen ent- gegen war, fo wollte man fie in ihr Waterland zurück ſchicken. Das Mägdchen flarb unterwegens: der Knabe aber Fam mwenigftens dem Anfcheine nad) in vollfommener Geſundheit an. Allein, er brachte aus Europa ein heimliches Gife in feinen Adern mit, welches ſich nicht lange darauf durch einen Ausfchlag ander Haut offenbarere, der im Anfange nichts weniger als gefährlich zn ſeyn ſchien; er fuhr fort, mit feinen Spielgefellen während feines Ausfchlages herum zu laufen und zu fpielen, und ſteckte fie mit feiner Seuche an. Er ftarb zuerft daran im Herbfimonate 1733. Der nächte, der ihm folgete, war der junge Friedrich Chriftian, den Herr Egede zu eis nem vortrefflichen Ratecheten zubereitet hatte, und den er als einen Menfchen fehr bedaurete, welcher der Miffion Bereinft nuglich hätte werden koͤnnen. Endlich ent: deckte man durch einen Kranfen aus der Colonie, daß diefe Peft nichts anders, als die Kinderblattern, wäre. Go gleich fehiekere Herr Egede einen Bothen im ganzen Sande herum, der die Grönländer warnen mußte, weder aus ihren Hänfern zu geben, noch irgend einen Fremden hinein zu laffen, wenn fie nicht von der Peſt der Europäer angefteckt feyn wollten, , Diefe Warnung aber war in einem freyen und offenen Sande * wo man niemanden verwehren kann, nach ſeinem Wohlgefallen zu gehen und zu fommen, J | —5—— in Die Seuche griff mit erſtaunlicher Geſchwindigkeit um ſich, und ſie war um ſo * 9 Kin/ viel heftiger, da die Kälte der Gegend und die wenige Vorſicht der Einwohner den derblatten, die Ausbruch des Giftes fo ſchwer machten. Die Kranken mußten unglaubliche Schmer- ——— ausſtehen, und ihr natuͤrlich warmes Temperament, wozu noch der brennende vᷣden Durſt kam, den fie mit nichts als Stuͤcken Eis loͤſchen konnten, raffete fie in drey Tagen weg. In den übermäßigen Schmerzen giengen einige fo weit, daß fie fi. felbft erftachen, oder fi ins Meer ſtuͤrzeten, um nur von diefer Dual entlediget zu werden, in Mann, defien Sohn an Biefer ſchrecklichen Seuche geftorben war, brachte feine Schwägerinn ums Leben, teil er glaubte, diefes ungluͤckliche Kind fey von ihr bezaubert worden. Die. Dänen befürchteren mie Rechte einen allgemeinen Aufſtand des Landes wider ſich, weil fi) das Gerücht überall ausgebreitet hatte, fie - hätten biefe Peſt mitgebracht. Das Schrecken felbft Half die Seuche. weiter aus; 'breisen, und fie gefährlicher machen; an ftate ſich um Gegenmittel zu befümmern, ° ſchien es, als ob man ihr willig entgegen eilere; die Kranken blieben ohne Huͤlfe, und die Todten ohne Begräbniß. Einige riefen im. Anfange den Gore an, deffen Namen zu preifen die Europäer fie gelehret hattenz aber wenn fiejauf ihre Bitten nicht Lin— derung ihrer Schmerzen empfanden, fo läfterten fie ihn mis den ſchrecklichſten Flächen, und wollten das Dafeyn einer Gottheit nicht glauben, die, nach ihrer Meynung, ent⸗ weder ohnmaͤchtig, oder ungerecht ſeyn müßte, *8* Here Egede befand ſich in der ſchmerzhafteſten Bekuͤmmerniß. Er gieng von Haufe zu Haufe, bald mit fein.m Sohne, und bald mit den mahrniſchen Brüdern, die Krankın zu eröften, oder fie zum Tode zu bereien. Ueberall fand er nichts, als dag Bild der Verwuſtung, Verlaſſene oder mit Wehklagen und Trauergeſchreye angefuͤllte —— Huͤtten, —* * von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 163 Huͤtten, Leichen, die auf den Thuͤrſchwellen ausgeſtrecket lagen, ober bie nur zur Cranz von Hälfte unter einem Haufen Schnee und Steinen begraben waren. Auf einer ganzen Gr" Inſel fahen fie nur ein einzig armes Mägdchen, mit ihren drey Eleinen Brüdern an ihrem ganzen Leibe volfer Pockenblaſen. Ihr Water hatte ſich, nachdem er alle Eine wohner ber Inſel begraben, mit feinem jüngften auch ſchon von der Seuche befallenen Kinde, felbit in ein Grab gelegt, und feiner Tochter Den Befehl gegeben, die Gruft mit Steinen und Fellen zu zu decken, um feinen tedten Körper vor den Naben und Fuͤch ſen zu ſichern. Der Ueberreſt dieſer ungluͤcklichen Familie lebete nur noch von einem kleinen Vorrathe gedoͤrrter Haͤringe und Seehunde, fo lange bis der Hunger oder die Seuche ihrem traurigen Leben ein Ende machte, welches fuͤr ſie ſchmerzhafter zu behalten, als zu verlieren, ſeyn mußte. Mitten unter dem ſchrecklichen Fortgange eines Elendes, das die Einwohner aufrieb, gieng Herr Egede uͤberall herum, herbergete einige, und ſuchte andere auf, um ſie nach allem ſeinem Vermoͤgen mit Lebensmitteln oder Troſte zu unterſtuͤßen. Seine Liebeswerke machten die Gemuͤther der Einwoh- ner geneigter, bie Religion, die er ihnen predigte, an zu nehmen, als es feine zehnjaͤh— rigen Reden hatten thun koͤnnen. Die Menfchen find fo geneigt, fi) eine wohlthaͤ⸗ tige Gottheit zu denken, daß ihre Apostel fie Ihnen alfemal werden angenehm ma» hen koͤnnen, wenn fie felbft das Beyfpiel der Tugenden abgeben, die fie predigen. - Die Seuche daurete beynahe ein ganzes Jahr in aller ihrer Wuth fort, und breis tete fich zwanzig Meilen gegen Norden, und wenigftens eben fo weit gegen Süden aus, As die daͤniſchen Factoren nachher aufdiefen Küften ankamen, fo fanden fie über funf: zehn Meilen weit alle Häufer verlaffen und wuͤſte. In den Gegenden um die Cofo- nie hertum, ungefähr vier Meilen im Umfange, ftarben in einer Zeit von drey Mona⸗ ten an die fünf hundert Perfonen. Man Fann ſich daraus einen Begriff von der An- zahl der Einwohner machen, die Durch die Blattern Bingeriffen wurden. Here Egede berechnet fie auf drey faufend Seelen; denn es kamen fehr wenige davon, nd indem einzigen Bezirke Balsrevier, welcher der bevölferrfte unter allen war, wurden niche mehr als ihre acht oder neun erhalten, * x Die Europaer fiengen endlich felbft an, wo nicht die Angriffe, doch die Folgen diefer Seuche zu fühlen. Vieleicht war die Muͤhwaͤltung daran Schuld, die fie mic den grönländifchen Kranken gehabt hattenz vieleicht auch die Luft, die durd) die vielen Leichen vergiftee worden war; vieleicht auch die Sebensart, die fie zu führen gend- thiget waren, da fie immer aus einer warmen Stube in die aufferordentfich Kalte Luft gehen mußten. Das Uebel mochte indeffen herfommen, wo es wollte, Herr Egede verlor dadurch ſeine Frau. Sie ſtarb, nachdem ſie alles angewandt, was in ihrem Ver⸗ moͤgen war, die Kranken zu unterſtuͤhen, denen fie allemal die Herzſtaͤrkungen und Ar- zeneymittel, die fie hatte, zuſchickete. Die Mifionarien ihrer Seits wurden vom Scharbocke angegriffen, einer Krankheit, die dieſem Sande eigenthuͤmlich ift, und die, wie man glauber, durch den beftändigen Wechfel zwiſchen der dußerften Hige und Käl- te und zwiſchen einer ſtillen müßigen $ebensart und dem beftändigen Saufen und An⸗ halten der Arbeiten verurfachet wird, ; Zuazwiſchen ſtelleten fie ſich im Fruͤhlinge durch den Gebrauch des Loͤffelkrautes wieder her, und fiengen wiederum an, Beſuche in den Wohnplaͤtzen ab zu legen, welche Die Wuch der Blaster zu Gräbern gemachet en Sie fröfteten die Kranken, aber nee 2. — f ohne 4 land. . 164 | Hiftorie und Befchreibung Cranz von ohne Hoffnung, daß ihre Seelen befepret wären. Chriſtian David, diefer Mann, Bröniand. der aus einem Zimmermanne- einer der vornehmſten Stügen der herrnhutiſchen Lehre geworden warz der bey dem Urfprunge diefer Geſellſchaft ı 722 gleichfam durch einen prophetifchen Geift den Entwurf zu einer Stadt angegeben hatte, wo man zehn Jahr nachher fehshundere Einwohner zählete; diefer befondere Mann ward von dem Gras fen von Zinzendorf nach Grönland gefihiefet, um der Führer der daſelbſt befindlichen mäßrifchen Brüder zu ſeyn. Sein Alter und feine Erfahrungen machten ihn zu Die: fem Amte geſchickt. Er traf die Orönländer fo, wie fie uns Herr Egede ſchildert, und er fpricht mit einer Freymürhigfeit, die feinen Nachrichten, da fle nicht allemal erbaulic)-find, eine defto größere Glaubwuͤrdigkeit verfchaffer. ie „Die $ebensart diefes Wolfes, ſaget er, ift englifch, wenn man fie mit unferer Bet, und. ui weutopäifchen Ehriften ihrer vergleicht. Inzwiſchen leben fie, ohne die Gottheit zu wenig fie fich, „Fennen, und machen alles das, was man ihnen davon faget, lächerlich. Es ift ib» ee ehrung ‚nen einerlen, man mag von der Religion mit ihnen reden, oder nicht; fie hören ei» — „nen Geſang, wie ein $iedehen an; fig find gar zu wenig zum Nachdenken gemacht, „als daß fie fih nur einen Begriff von der Religion machen fönnten. Sie feinen „fo unempfindlich zu feyn, daß man in Verſuchung geväth, zu glauben, fie hätten gar „feine Leidenſchaften. Sie denfen an nichts, als ans Effen, und übrigens find fie „gerade fo dumm, als das Vieh, womit fie ſich naͤhren. Sie find aber, wie das Vieh, „fehr begierig, ihr Geſchlecht fort zu pflanzen, ohne ſich übrigens um die Erziehung „ihrer Kinder zu befümmern, Ob fie. fähig ſeyn mögen, Glauben zu haben, ift Gotte „allein befannt, * - So ift es auch immer nur ihr eigener Nutzen, der fähig iſt, fie zu den Miffio» narien zu bringen, zu denen fie fommen, oder die fie anhören, wenn fie etwas von if- nem zu erlangen hoffen. So bath fie zum Beyfpiele ein junger Menfch, ihm bey zu ftehen, damit er feine Frau wieder habhaft werden Fönnte, die ihm auf diefe Weife war geraubet worden. Ein Hausvater harte fih mit einer Witwe verheuracher, und bem Sohne diefer Witwe feine Tochter zu geben verfprochen, die er doc) fehon mit einem andern verheurathet hatte. Als nun der neue Ehemann ſechs Monat mit feiner Frau zufammen gelebet hatte, fo fand der erſte Mann Gelegenpeit, feine Frau durch Lift und Gewalt wieder zu befommen, und nun kam der andere Mann und bath die Europäer, ihm bey zu ftehen, daß er fie dem erften Manne wieder entführen koͤnnte. Dieſes find die Sitten diefes Volkes, das ohne Policey und Geſetze lebet; uͤbrigens haben ſie eine gewiſſe Kunſt und einſchmeichelnde Manieren, die Europäer zur Freygebigkeit zu reis en fie würden es ſich für eine Schande halten, wenn fie auf ihre Bitten nichts efämen. So bald man aber mit ihnen von Befehrung fpricht, ſo ſchlafen fie ein, oder gehen. mit einem hoͤhniſchen Lächeln for. Eines Tages erzaͤhlete ihnen An däni- ſcher Miffionar die Gefchichte von der Schöpfung an bis auf Die Zeiten Abrahams. Sie fageten zu ihm, fie glaubeten das alles, Darauf fiengen aud) fie ihrer Seits an, dem Miffionar alle Träumereyen und Mährchen ihrer Angekoken zu erzählen, ‚und frageten ihn, ob er dag nicht auch glaubete? Und da ver Däne nun mit Nein antivors tete, fo verfegten fie ihm: „Da du ung nicht auf unfer Wort glaubeft; wie kannſt du „denn verlangen, daß wir auf dein bloßes Zeugniß das glauben follen, was wie nicht „begreifen Finnen ?« i «— Ungeachtet ‚sondern wir find alle Brüder. terſcheidende Charakter der. erften Chriften er ihrer nenaufgerichteten Religion war. ’ 3 von Grönland und dafigen Miffionen. — Ungeachtet die Unternehmung, die Groͤnlaͤnder zu bekehren, eben von keinem gu⸗ ton Fortgange war, und die Miffionarien nicht fonderlich befchäfftigte, fo befamen fie doch noch aus Dänemark zween ihrer Brüder zu Mitarbeitern. Da fie aber nicht von der Art der müßigen Prediger waren, die nichts als die Gabe ober bie Sucht zu reden befigen, fo fonnten fie in einem Sande, das eben fo wohl Bauren, als geiftliche Krbeiter, erforderte, gar nicht in zu großer Anzahl ankommen. Man fchicfere alfo von Dänemark drey Schiffe, von denen eines in Godhaab einlief, und die andern an der Inſel Diffo, mit Baumaterialien und Vorrathe, um daſelbſt eine Kolonie an zu legen, landeten. Cbriftian David ſchiffte fih auf dem erften von diefen dreyen Schiffen ein, welches ihn von Godhaab nad) Diffo herüber brachte, wo er bey der neuen Stiftung wiederum als Zimmermann arbeiten wollte. Er war ein vortrefflicher Mann, fo wohl was feine Rathfchläge, als feine Arbeiten, anbetraf; und da er ſchon zu alt war, die Sprache der Groͤnlaͤnder zu lernen, ſo bekuͤmmerte er ſich lieber um die zeitlichen Angelegenheiten der Miffion, als um die Bekehrung der Seelen, Das ganze 1735 Jahr ward beynahe unter lauter Zubereitungen zu Dem großen Werke des Heils bey den Grönländern zugebracht. Man mußte uͤberdem erft ihre Familien wieder anwachſen laſſen, die durch die DBlatterplage waren meggeriffen worden. Die Miffionarien widmeten alfo ihre Zeit der Erlernung der Sprache und Eleinen Reifen, die fie anftelleten, um ſich immer mehr und mehr Kenntniß des fans des und der Eiften feiner Einwohner zu verfihaffen, Aber eben da fie ihre apoftoli» ſchen Reifen antrefen wollten, ward der große Machen, deſſen fie ſich dazu bedienten, durch einen großen Sturm vom Lande mweggeriffen, der.ihn erſt einige hundert Schritte weit in der Luft weg gefehleudert, und darauf endlich an einem Felſen zerbrad). Herr Egede hatte die Gütigfeit, und gab ihnen einen alten europäifchen Nachen, nebft Materialien, ihn aus zu beſſern. Zween von diefen Miffionarien, Matthaͤus und Chriſtian Stach, die durch doppelte Bande, fo wohl der Religion, als der Natur, Brüder waren, giengen in Öe- fellfehaft einiger Kaufleute, einer gegen Süden und der andere gegen Norden auf Reis fen. Sie waren ihnen in den Gefährlichfeiten und dem ſchlimmen Wetter, das fie ausftehen mußten, ſehr nüglich; denn fie fanden auf beyden Seiten nichts, als leere Häufer, deren Befier geftorben waren, und einige Hunde, die, troß aller übeln Wit Cranz von rönland, — — 17 —* Erſte Arbeiten der maͤhriſchen Bruͤder in Groͤnland 1735. terung, nun ſchon feit zwey Jahren von Muſcheln und alten Fellen, womit Die Gezelte bedeckt waren, gelebt hatten. Die Groͤnlaͤnder machten fih im Anfange nicht viel ausden mägrifhen Brüdern. Weil fie diefelben überall felbft Hand anlegen ſahen, fo hielten fie folche für Bedienten des Factors; nicht als ob bey ihnen die Art von Leuten, ‚bie wir Bedienten nennen, verachtet wäre, denn bey ihnen find alle außer den Hausvaͤ⸗ teen Bediente; ſondern da fie bey den Auslaͤndern dieſen Unterſchied fanden, ſo wa⸗ ren ſie gewohnet, ſich nur um den Herrn zu bekuͤmmern, und auf die andern kaum einen Seitenblick zu werfen. Die Herrnhuter, welche befuͤrchteten, ſie moͤchten die Verachtung ihrer Perſonen auch auf ihr Amt zuruͤckfallen ſehen, antworteten denen Grönländern,die fie frageten, wo ber Herr wäre: Unter uns iſ weder Herr noch Knecht, Man unterſchied fie auch wirklich von den andern Eu topäern, durch denjenigen Geiſt der Eintracht und der Sanftmuth, welcher der uns Diefe Franz von Brönland. wenigen Vorrathe hatten fie nichts als eine halbe Tonne Erbfen, 166 _ Hiftorie und Beſchreibung Diefe Aufführung zog ihnen nach und nach die Achtung und das Zutrauen der 3 Groͤnlaͤnder zu, die mit diefen Ausländern fo bekaunt wurden ‚, daß fie auch oft die Nacht bey ihnen zubrachten, wenn ſolche fie unter Weges überfiel, oder fie fonft das Übele Wetter an der Fortfeßung Ihrer Reifen binderte, Sie waren fo fehr an öle Gaſtfreyheit diefer Brüder gewöhner, oder Lebensmittel und Gefchenfe von ihnen zu empfangen, daß ſie es ihnen frey heraus ſagten: Wir werden nicht fommen, eure Dres digen zu hören, wenn ihr uns nichts ſchenket. So feit glaubeten diefe feute, ein. Prediger müffe feine Zuhörer bezahfen, Diefe guten maͤhriſchen Brüder konnten auch wirklich die armen Wilden, bie gewoͤhnlich durch den Hunger zu ihren Predigten gezogen wurden, nicht von ſich taffen, ohne ihnen zu effen zu geben, vornehmlich im Winter, mo die heftige Kälte ihnen Feine andere Quelle übrig ließ, fich Sebensunterhafe zu verſchaffen. Wenn aber der Soms mer ihnen wiederum im Ueberfluffe Vorrath verſchaffete, fo hatten fie diefe Unbe— quemlichkeiten nicht weiter aus zu ſtehen. Und die Grönländer Famen nicht zur Mif: fion, als wenn fie etwa eine ganze Mache durch getanzer haften, gerade als wenn die Stunde, in der fie unterwiefen werden follten, ihnen die bequemfte aus zu fehlafen ges ſchienen hätte, So lange fie indeffen noch wachend blieben, höreten fie das Morgen gebeth, ungeachtet es in deutſcher Sprache geſchah, wovon fie nichts verftunden, mit vieler Ehrbarfeit an. Es macheren aber einige biblifihe Spruͤche einen größern Eindruck bey ihnen, wenn man fie ihnen erfiärete; und dahin gehörte insbefondere die. Stelle beym Ezechiel, wo der Prophet zu den Juden faget: Die Ungläubigen, die um euch her wohnen, werden erfahren, daß ıch der Gere bin, ich, der ich die abgebrochenen Haͤuſer wieder aufrichte, und das verwüftete Land wieder fruchtbar mache, ich habe es verfprochen und werde es halten. Diefer Spruch ließ die Orönländer hoffen, daß der Gott der Ausländer die Wuth der Peſt, welche, ihre Hütten verwüftet hatte, wieder gut machen würde, So weis ſich die Religion den Weg auch) zu den Herzen derer zu bahnen, die ‚am wenigften geneigt find, fie an zu nehmen. var Nichts aber ließ fie über die rebelfifchen Gemuͤther mehr fiegen, als die Hinder⸗ niffe, die fie mit fo vieler Beftändigfeit überwanden. Die maͤhriſchen Brüder, die ſich bis dahin durch die Wohlthaten ihres Waterlandes und des danifihen Hofes unter: . ftüßet in einem unbewohnten Sande erhalten hatten, wurden auf einmal vergeffen, und der Unterftüßung, die fie erwarteten, berauber. Dieſe Berlaffung verfeßere fie in den äußerjten Mangel: Ihr Vorrath auf ein ganzes Jahr beſtund in anderthalb Tonnen Habergrüge, wovon fie noch einen Theilgegen Malz eingeraufche hatten; außer dieſem ‘ und nur fehr wenig Schiffs zwieback. Von diefem wenigen Vorrathe mußten ſie noch einen Theil an Chriſtian David abgeben, der in Angelegenheiten der Mifion nad) Kopenhagen zu⸗ ruͤck gieng. Der Schiffshauptmann wollte ihn unter Feiner andern Bedingung an Bord nehmen. Jagd und Fiſcherey, wozu fie nicye einmal recht gefcjicte waren, hatte jetzt weniger eingebracht, als jemals; denn es war ein aufferordentlicher Mangel an Sifhen und Wildprete. Es mar ihnen alſo nichts übrig, als daß ſie ſich zu ihrene £ebensunterhalte von den Grönländern! Seehunde Fauften. Die Mifftonarien aber klagen ſehr über die Undankbarkeit und Das harte Herz der Wilden, indem nunmehr diejenigen, von Grönland und dafigen Miffionen. 167 diejenigen, denen fie am meiften Gutes erwieſen, ihnen nichts verkaufen wollten, — wenn man ihnen auch noch fo viel dafür both, [2 Man mußte die inftändigften Bitten anwenden, damit man nur von Zeitzußeie ein Vierthel Seehund erhielte, welches man, noch dazu fehr theuer bezahlen mußte; und war diefer Vorrath aufgezehret, fo wurden fie gezwungen, von. Mufcheln oder Meergrafe zu leben, welches fie lieber roh, als gekocht, aßen. Endlich, fagen fie, erweckete Gott, der den Propher Elias durd) Naben fpeifen ließ, einen Grönländer Ippegau, der zwanzig Meilen ſuͤdwaͤrts herfam und ſich erboth, den Miffionarien _ alles zu verfaufen, was er von feinem Vorrathe entbehren koͤnnte. Dieſer Menſch hatte Neigung zu ihnen gefaßt, als fie ungefähr einmal, da fie fi vom Wege verirrt hatten, in feine Hütte gefommen waren. Es war das ſchon länger, als ein Jahr, und fie hatten feiner gaͤnzlich vergeffen, als ev fich eben zu der Zeit, da ihre Noch am größeften war, ihnen « zrftellete,. Er hatte Mitleiden mit ihren efenden Umftänden, und .nahın es über fich, in diefem Fritifchen Zeitpunkte für ihren Unterhalt zu forgen. Sie gewöhnten ſich alfe, Fiſche mit Habergrüße, mit Seehundesfette zugerichtet, zu eſſen. Dieß war ohne Zweifel ein widriges Eſſen, aber doch immer. fehr ſchmackhaft gegen die alten Talchlichter, mit denen ſie ihre Gerichte oft hatten würzen muͤſſen. Der Mangel ward ihnen durch die Gefahren noch empfindlicher, morein fie ſich begeben mufiten; denn um ſich Lebensmittel zu holen, mußten fie fi) oft auf einen elenden Machen dem Spiele der Winde und der Wellen uͤberlaſſen. Einmal wut- den fie weit von der Küfte weggefuͤhret, und durch die Brandungen hin und-her ges trieben, welche fie darauf an eine Inſel warfen, wo fie drey oder vier Tage zur ‚Zeit der allerheftigften Kälte mit ipren naffen Kleidern unter freyem Himmel zubringen mufiten. Ein ander Mal, als fie den ganzen Tag mit Rudern zugebracht hatten, befanden fie fih des Nachts über an einem abgelegenen Orte, wo fie, aus Mangel eis nes Gezeltes, fic) eine fagerftatt im Schnee aushöhlen mußten, fo lange bis fie, aus Furcht vor Frofte um zu fommen, und unter denen neuen Flocken, die immer auf fie berabfiefen, begraben zu werden, dieſe übele Herberge verließen, und ſich durch befti« ge⸗ Saufen erwärmeten. Unter dieſen Widerwaͤrtigkeiten aller Art vergieng das dritte Jahr ihrer Miffion. Gleiche Arbeiten und eben fo wenig Frucht war im folgenden Jahre, Immer ein ſtets anbaltender Mangel, dem man doch endlicy vorbeugete, Die Schiffer ent- ſchloſſen ſich, auf Herrn Egedens Zureden, alfe Wochen etwas von ihrer Mundpor» tion ab zu brechen, und es ven Brüdern zu verfaufen. Die dänifchen Miffionarien verfehafferen ihnen auch einige $ebensmittel, wofür fie ihnen fhreiben mußten. Da fie [4 aber gar bald ſelbſt in Noth kamen, fo wurden fie gezwungen, im Monate May nady dem Meerbufen Diffo zu ſchicken, um fid neuen Vorrath zu holen, Ippegau, ber -Sreund der Brüder, befand ſich gar ofe felbft im Mangel, und die andern Örönläne, der behielten ihren Vorrath ſelbſt, um ihn auf ihren Feſten verfchmaufen zu koͤnnen, und die Herrnhuter hatten den Schmerz, felbft mit an zu ſehen, daß fie in einem ‚einzigen Schmaufe, der die ganze dacht durch daurete, eilf Seehunde auffraßen, oh— “ne ihnen den geringſten Theil davon für Geld zukommen zu taffen. Inʒwiſchen befanden ſich dieſe Ausländer den Winter über bey ziemlich guter Geſundheit. Als fie aber im Frühlinge ihre Zuflucht wieder zum Meergrafe nehmen — mußten: 4 173% 168 Hifforie und Beſchreibung Erans vonmußten, fo nahmen ihre Kräfte fo ſehr ab, daß fie nicht mehr im Stande waren, ih⸗ Grönland, zen Kahn zu führen, und ihn zum Spiele der Winde und der Wellen überlaffen muß⸗ ten. Einer von ihnen wäre auch gewiß ertrunken, wenn nicht zween Grönländer, die ſich gerade nicht weit von ihm befanden, ihn erhalten und an das fand gebracht hät ten, indem fie feinen Kahn unter ihte Kajake in Sicherheit brachten. Diefe Unglücs« fälle wurden zum Gluͤcke durd) einige Gunft der Vorfehung verſuͤßet. Einmal fand man einen todten Walfifch, wovon man ihnen fo viel mittheilete, daß fie davon zwo Mahlzeiten Halten fonnten. Ein andermal, als fie fehon fünf Tage fang von nichts, als Mufcheln, geleber Hatten, brachte ihnen ein Grönländer ein Meerſchwein, welches aus dem Bauche der Mutter genommen war, wovon fie aber nicht mehr, als einmal, effen konnten. Als fie ein andermal von widrigem Winde gezwungen waren, in einer wuͤſten Inſel zu landen, da fie eben auf den Fiſchfang ausgegangen waren, aber nichts gefangen harten, fo fahen fie einen Adler auf feinem Neſte, 2 n fie mit einer Flinte £ode ſchoſſen. Nachdem fie nicht ohne große Mühe zu dem Neſte hinangeklettert was ven, fo fanden fie dafelbft zwey große Ener und den todten Vogel, der zwölf Pfund wog. Seine Zittige gaben ihnen acht und achtzig Schreibfedern, welches für fie ei- ne Art von großem Gluͤcke war, Endlich fam ein Grönländer in die Colonie, der die Machricht mie brachte, es wäre fünfzehn Seemeilen gegen Süden ein holländifches Scyiff angekommen, deffen Hauptmann Briefe für die Europäer mitgebracht hätte, Es kam aud) in der That nicht lange nachher eine Schaluppe, die eine Tonne voll Lebensmittel und einen Brief von Amfterdam mie brachte. Er war von einem mährifchen Bruder, der fich in Hol⸗ land niedergelaffen hatte, und ihnen diefen Vorrath nad) Grönland überfehickete, wo⸗ bey er zugleich bach, ihm Nachricht von dem Fortgange ihrer Miffion zu geben, und zu melden, ob fie diefe Tonne erhalten, und ob der Weg, den er eitigefchlagen hätte, geſchickt wäre, eine Correfpondenz zwifchen ihnen zu errichten. Sie anfiworteren durch eben den Hauptmann, zu dem fie mit ihrem Fahrzeuge giengen, daß ihnen das Ueberſchickte wohl zu Handen gefommen wäre, und daß fie, durch die bolländifchen Schiffe, alle Lebensmittel, die man ihnen überfenden wollte, befommen fönnten, und diefelben mit Danfbarfeit annehmen würden; und daß fie in Ermangelung der $ebens« mittel nur baͤthen, ihnen einen guten Nachen zu verfchaffen, damit fie ſich durch ihren Fleiß felbft welche verfchaffen koͤnnten. | Aufder andern Seite hingegen befamen diefe Kinder der Vorfehung, die oft eis nen Gefallen daran hatte, fie. in Aengſten zu feßen, nicht alle die Unterftüßung, die fie duch die Schiffe von Dänemarf erwarteten. — Ihre Hoffnung auf die ſer Seite ſchlug um fo vielmehr fehl, da man ihnen nur die Hälfte der verfprochenen Lebensmittel, und dabey noch vier Perfonen mehr uͤberſchickte. Diefer Zuwachs ihrer Familie war des Matthaͤus Ztach Mutter, eine Witwe von fünf und vierzig Jahren, mie ihren bey- den Töchtern, wovon die aͤlteſte zwey und zwanzig und die andere zwölf Jahr alt wwar- Grönland bleiben, oder zurück kehren wollte; da er denn Das folgende Jahr das leßtere erwaͤhlete. Sie Famen unter der Auffiht Georg Wieſners, welcher die Wahl Hatte, ob er in Herr Egede Dieſe Leute wurden den Brüdern zur Unterftügung gefickt; denn fie ſollten ih⸗ geht nach Där neinart zuruͤck. nen In allen Verrichtungen der Miſſion, ſowohl zeitlichen, als geiſtlichen, an die Hand — von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 169 Hand gohen. Ein großer Verluſt aber, den fie um dieſe Zeit erlitten, hielt diefer Cranz von Hülfe das Gegengewicht. Eben das Schiff, welches diefe drey Frauensperfonen nad) Grönland, ‚Grönland gebracht hatte, führete Herrn Egede nad) Dänemark zuruͤck. Dieſer Dur) feinen Eifer, feinen Much, feine Arbeiten und feine überftandenen Ungfücsfälle, ehr⸗ wuͤrdige Mann hatte allein in Grönland, beynahe von einem jeden verlaffen, und allen Gefäprlichfeiten und Unglücsfällen der Natur ausgefegr, zuletzt noch den Schnierz gehabt, alle Früchte feines Apoftelamtes durch die Seuche 1733 binmeggeriffen zu feben. Alle Kinder, die er getaufet hatte, waren geftorben. Seine Frau, die fein eins ziger Troft und feine einzige Zufriedenheit mitten unter den Befümmerniffen einer una fruchtbaren Miffion mat, hatte er verloren, Seine Kinder erwuchfen, ohne daß er ih: nen in Grönland diejenige Erziehung, zu der fie geboren waren, geben Fonnte, Alles verfchlimmerte fich vor feinen Augen: er felbft war durch die Beſchwerlichkeiten und Rranfheiten, die. er hate ausftehen moͤſſen, an Leib und Seele überaus gefhwächt worden; endlich befam erden Scharbock. Kin Fahr nachher, als er um die Erlaubs niß, nach Dänemark zurück zu Fehren, angehalten hatte, befam er fir, und gieng den neunten Auguft 1736 mit feinem jüngften Sohne, zwoen Töchtern, und dem Leichname feiner verfterbenen Frau, den er in Dänemarf begraben laffen wollte, nach Kopenha— gen zurüct, und langete im folgenden Monate den vier und zwanzigften glücflic) das felbft an. Das erfte, was er vornahm, war, daß er dem Könige, bey dem er Aus dienz hatte, den Zuftand, in welchen er die Miff ionsangelegenheiten in Grönland verlaß fen hatte, vorftellete, und Mittel an die Hand'gab, wie man fie wiederum aufs neue beleben und blühend machen Fönnte. Er wurde darauf zum Superintendenten der däs nifchen Miffion, nebft einem jährlichen Gehalte von fuͤnfhundert Reichsthalern ernenner, Zu gleicher Zeit wurde ihm aufgetragen, ein Seminarium von jungen Waifen zu errich ten, die man in; der grönländifchen Sprache und den gehörigen Wiffenfchaften unter» richten wollte, um fie dereinft als Miffionarien und KRatecheten in biefem von Religiong- begriffen fo wohl, als allen Gütern der Erde, entblößten ande gebrauchen zu koͤnnen. Er ftund lange Zeit den Angelegenheiten der Miffion vor, und begab ſich Furze Zeit vor dem Ende feines $ebens, mit einer von feinen Töchtern nach der Inſel Falfter, woſelbſt er den fuͤnften des Windmonates 1758 in einem Aiter von drey und ſechzig Jahren ſtarb. Die maͤhriſchen Brüder, die nun allein mit der Buͤrde, die Groͤnlaͤnder zu ber Leiden der maͤh⸗ kehren, beladen waren, arbeiteren, diefes verlaffene und unfruchtbare Feld urbar zu riſchen Bruder. machen. Es waren ihrer ſieben Perſonen, die zuſammen nur eine Familie, oder wenn man das nicht will, doch nur eine Haushaltung ausmachten. Die Frauensper⸗ fonen ſorgeten für das Hausweſen, ohne indeſſen den geiſtlichen Verrichtungen zu ent· ſagen, und die beyden Schweſtern des Matthaͤus Stach lerneten die Sprache des Landes, damit fie die Groͤnlaͤnderinnen unterrichten fönnten, Allein, die Einwohner hatten weder Zeit, noch Luſt, Ihren Unterriche an zu hoͤren; und wenn man ihnen nichts neues vorfagete, fo gaben fie zu verftehen, daß ihnen wohl andere Leute, als die guten Brüder wären, von Wunderwerken genug vorgereder hätten, und daß fie überdrüßig wären, fernerhin dergleichen Sachen an zu hören und zu glauben. Anſtatt, daß fie ſich in den $ufibarfeitsoerfammlungen, wo man ihnen das Evangelium predigete, bes kehren ließen, bemuͤheten fie ſich vielmehr, die Prediger ſelbſt zu vermoͤgen, daß ſie ſich mie ihnen iuftig macheren. Wollten dieſe nun den Auſtand und die Würde Ihres ‚Algen, Reifebefchr, XX Band, 9. a 170 SHiſtorie und Beſchreibung - 4 Cranz von Amtes behalten, fo machet man ihre Geſaͤnge, ihre Vorleſungen und ihre Predigten Grönland, nach, und insbefondere verfpottete man fie wegen ihrer Armut, Wenn die Miffio- 3737 narien fageten, fie wären nicht nad) Grönland des Wohllebens, fondern des Heiles der Seelen wegen, gefommen, fo antwortete man ihnen: Ach, ſehet uns doch die ſchoͤ⸗ nen Prediger! als wenn wir nicht wuͤßten, daß ihr Ungelehrte wäre, die beffer thäten, wenn fie lerneten, als andere lehreten. Da fie alle diefe Verſpottungen, “ohne fich zu enteüften, geduldig ertrugen,; fo misbrauchten die Wilden ihre Langmuth fo fehe, und trieben die Befhimpfung und Verhoͤhnung fo weit, Daß fie fie mit Stein . würfen verfolgeten, ihnen auf Bie Schultern fprangen, alle ihre Habſeligkeiten in Stü- den zerriffen, und ihren Kahn entweder ihnen wegnahmen, oder in das Waſſer ſtief— fen, Einftens höreten die Brüder in der Nacht ein Geraͤuſch um ihe Zelt herum; fie giengen hinaus und fanden Leute mit Meffern in der Hand, die ſchon angefangen hat ten, das Pelzwerk, womit es behangen war, ab zu fehneiden; und diefe Räuber woll- sen fo gar nicht einmal weggehen, bis die guten Brüder fie mie ihren Slinten zu er: ſchießen droheten. Bis hierher iſt die Geſchichte der Miſſion in Groͤnland nichts anders, als die Geſchichte ihres Elendes. Das Jahr 1737 war inzwiſchen etwas weniger mangel⸗ haft, als die vorhergehenden. Denn obſchon die Brüder mehr Leute zu ernähren hatten, und ihr Kahn nicht mehr in das Meer gehen Fonnte, fo aßen fie dennoch am Öfterfes fie noch Brod, und jeder ein Rebhuhn. Sie vertaufcheren ihr Malz gegen Erbfen, und tranfen Maffer. Zuweilen Fam ein Grönländer, der ihnen Brod verfaufte, das er in der Eolonie befommen harte, und zu anderer Zeit brachte man ihnen Eyer. Als fie eines Tages einen Seehund mit der Harpune in der Seite fanden, fo verfprad) ih nen der Fifcher, der ihn gerödree harte, und der feine Harpune gern wieder haben moll« te, einen andern dafür. Sie verdieneten auch diefe Sorge der Vorfehung durch ihren Fleiß. Sie waren gezwungen worden, den ganzen Winter durch Schnee und Eis zu fchmelzen, um den Winter über erinfen zu koͤnnen; fie verfuchten, einen Brunnen zu ‚graben, und fanden eing reiche Quelle, die fie niemals Mangel an Waffer leiden tief, Ehriftian Stach Fam tmieder zu ihnen, Er war das Jahr vorher mie Herr Egeden weggegangen, und beyde Miffionarien hatten auf ihrer Reife nach Dänemark viele Stürme ausgeftanden. Einer unter andern überfiel ſie auf der Küfte von Nor⸗ wegen, mitten in einem fiarfen Nebel, der fie, fo kurz er auch währere, beynahe ohne - Hülfe verfenker hätte. Er fam nach Grönland mit zween andern feiner Glaubensge: - noffen zuruͤck. Diefe Brüder, die fich doch ſchon den eilften May zu Kopenhagen eitt- geſchiffet hatten, fandeten nicht. eher, als den fünften des Heumonates in einem gröns aͤndiſchen Haven, der vier Meilen von der Colonie entfernet war. Im Vorbeyge⸗ hen gefagt, dieß beweift, daß die Fahre dahin zuweilen ſehr ſtuͤrmiſch iſt. Sie brach⸗ sen ihren Micbrüdern Briefe von Holland mit, von da aus fie erft nach Daͤnemark über- gegangen waren, Die Brüder zu Amfterdam hatten denen in Groͤnland gewiß vers fprochen, fo bald als es feyn Fünnte, kn einen neuen Nahen durch die Schiffe zu ſchicken, die von da aus auf den Walfifchfang giengen. Die Miffionarien giengen alfo zweymal zu fehen, ob Feines anfame; und es war ihnen auch gewiß nöthig: denn Er ihren alten Kahn fo oft geflickt, daß ſie ihn gar nicht mehr brauchen Fonnten. a ſie aber das Schiff nicht anfommen fahen,. ſo hielten fir es für verloren, und — — Sch wait / j { t von Grönland und dafigen Miffionen. - 1 i Furcht war um fo viel gegründeter, da die Witterung außerordentlich Ealt war. Mit: Cranz von“ ten im May fror ihnen noch das ftarfe Getränk in den warmen Stuben, und fie felbjt Grönland, hatten die Gefichter noch ganz erfroren, Die Sturmmwinde waren fo häufig, daß der Hauptmann, welcher den Miffionarien.die erfte Nachricht von Holland mitgebracht harte, ein Schiff in einem Haven verloren hatte, der fechzig Meilen füdwärts von der Colonie lag. Zum Gfüde rettete fih das Schifoolf noch mie einigen Lebens— mitteln auf zweyen Booten: aber es war doc) gezwungen, hundert Meilen nordwaͤrts y zu gehen, und daſelbſt ein hollaͤndiſches Schiff auf zu ſuchen. Das übele Wetter hatte fih mit dem Eintritte des Winters, der dem jeßigen Srühlinge vorher gegangen war, eingeftellet, und die Schiffer der Colonie hatten da— bey fehon mehr als einmal leiden muͤſſen. Beſonders aber überfiel fie im Chriſtmona⸗ te, als fie von ihren Handlungsgefhäfften zurück giengen, ein Paar Meilen von Haufe ein Drcan, der fie auf einmal migten unter die Eisſchollen verſchlug, unter welchen fie vier Tage von den Wellen herum getrieben wurden. Endlich gewannen fie wieder fand, aber das war vierzehn Meilen von dem Haven; und kaum waren fie dafelbft ausgeftie- gen, fo zerbrach der. Sturm ihren Nachen und trieb die Stuͤcken weit in das Meer hin⸗ weg. Zum Gluͤcke nahm fie nod) ein Grönländer einige Tage lang in fein Haus auf, und brachte fie nachher den halben Weg zur Colonie auf feinem eigenen Nachen. Sie - mußten den Ueberreſt des Weges zu Fuße thun, und das bey einer außerordentlich Hefe tigen Kälte, und in einem wilden, ihmen unbefannten Sande, wo fie verloren gemwefen ſeyn würden‘, wenn fie nicht Wegweifer gefunden, die fie nach ihrer Behauſung ge« führer hätten, k Nichts ift ohne Zweifel fo widrig, als die einförmige Geſchichte eines Landes, das nichts hervorbringt, und beynahe keine Einwohner hat, wohin die angeſtellten Rei⸗ ſen ohne Frucht, die Colonien ohne Fortgang, und die Arbeiten ohne Mugen find, Aber . 88 ift doch vieleicht der Neugierde der menfchlichen Seele nicht gleichgültig, die aufs richtige und natürliche Erzählung derjenigen Hinderniffe zum erſten Male zu leſen, die eine neue Religlon bey Seelen findet, welche ohne Vorurtheile und Wiſſenſchaft erſt aus den Händen der Natur hervorkommen; und fo ſieht ungefähr das Bild aus, das uns Herr Cranz von der Miffion der mährifchen Brüder machet. Es waren nun fünf Jahre, daß diefe Iutherifchen Apoftel hingegangen, das Ev⸗ Einwürfe der angelium in Grönfand zu verfündigen. Was werden aber dergleichen unmiffende —— geute, ſagte man zu Kopenhagen, wohl über die Gemuͤcher der Wilden vermögen? Lehrfäge der Man wollte ihnen weder Lebensmittel, noch Geld welter ſchicken. Man fpottere über Miſſionarien. den Eifer diefer Einfaͤltigen, auf die man nur der Anzahl und der Unfoften wegen zu ſehen hätte, und von deren Gottesfurcht ohne Einficht man ſich nicht das geringfte vera fprechen koͤnnte. Allein, der Graf von Zinzendorf, welcher außerdem durch die Vor · würfe, die man feinen Schuͤlern machere, ſehr gedemuͤthiget war, hoͤrete doch nicht „auf, fid) das von ihrer Beſtaͤndigkeit zu derſprechen, was er ſich von ihrer Geſchick. lichkeit nicht verfprechen durfte, Auf der andern Seite unterließen auch) bie Grönläne der nicht, ihren Unterricht zu verwerfen; nicht, als ob fie nicht mit einigen Vergnuͤgen die Erzaͤhlung der Wunderwerke des alten und neuen Teſtamentes angehoͤret haͤtten; ſondern wenn ihnen die Miffionarien von dem Weſen und Eigenfchaften Gottes, von dem Falle der Menfihen und deſſelben — und von der Gnade und Heiligung A we | 2 der 172° 2 Hiffseie und Beſchreibung Cranz von der Seelen prebigten, fo fehfiefen fie darüber ein, oder fagten immer, ja, um nur Grönland. nicht in Streit.zu fommen, und ſchlichen fich wieder fort. Dieſe waren noch die gedul- digſten und höflichftenz andere gaben ihr Misfallen öffentlich zu erfennen, widerfegten die Sehre der Prediger, und fageten: „Zeiger uns den Gott, den ihr prediget, und „toir wollen an ihn glauben. Ihr ſchildert ihn als ein höchft erhabenes Wefen: wenn „den fo iſt; wie Fönnen wir ung mit ihm vereinigen, ‚oder wie kann er fi) bis zu uns »herablaffen? Er befümmert fih um garnichts; wir haben ihn angerufen, wenn wir „krank waren, ober nichts zu effen Hatten: aber da thut er, als ob er ung nicht ver« „fanden hätte, Wir glauben, daß alles, was. ihr von ihm faget, erlogen fey; wenn „ihr ihn beffer kennet, als wir, fo erhaltet doch durch euer Bitten von ihm, daß er „ung zu effen, einen gefunden $eib, gut Wetter, und was uns fonft nod) fehlee, gebe. „Unſere Seele ift nicht krank; ihr ſeyd ungleich unvernünftiger und verderbter, als „wir, und daher kann es wohl ſeyn, daß es in eurem Sande kranke Seelen giebt, die „einen Arzt und Heiland derfelben bedürfen; und wir feben das täglich an denen Eu: z„ropaͤern, Die zu uns fommen. Euer Paradies und eure himmliſchen Freuden rühren „uns nicht; und follten wir fiedereinft genießen, fo würden fie uns nur beſchwerlich „fallen, Voͤgel und Fiſche muͤſſen wir haben; und wenn uns die fehlen, fo Fann un— „ſere Seele fo wenig, als unfer Körper, beftehen: und da nun vollends Feine See „hunde in eurem Parabiefe find, fo überlaffen wir es euch: wir aber werden in den »Pallaft des Torngarſuk gehen, wo wir alles das, was ung nörhig ift, im Ueberfluſ⸗ „ſe finden werden. * a Auf diefe Weife, faget Here Evans, warfen fie alle geiftliche Begriffe von ſich, die das Heil ihrer Seele angiengen. „Aber, fährt er fort, id) Fann bier un- „möglich die unverſchaͤmten Spöttereyen wiederholen, die fie ausftießen, fo bald fie „nur das Geheimniß der heiligen Dreyeinigfeie nennen hörten, Wenn fie bey guter „Laune waren, und man ihnen Fein Stillſchweigen verbierhen konnte, fo war Feine „Wahrheit fo heilig, die fie nicht zum Spiele ihres Wiges und des Gelächtere ma- „cheten; denn auch die duͤmmſten Örönländer Fönnen ihre Wernunft misbrauchen. „ ‚ Diefe Nachricht immer mit dem Zeugniffe aller andern grönländifchen Miſſ io⸗ narien uͤberein, und Matthaͤus Stach insbeſondere geht in das Kleine, um zu zei⸗ gen, wie weit die Groͤnlaͤnder gegangen ſind, ſich in ihrem Unglauben zu verhaͤrten. Eines Tages, erzaͤhlet er, als es ſehr ſtark regnete, bathen fie mich, den Sohn Got- tes um ‚gut Wetter an zu rufen, Damit ber Regen nicht durch das Dach in ihre Haͤu⸗ fet dringen möchte. Ich fagte ihnen, wenn fie gute Felle hätten, fo koͤnnten fie dem Re⸗ gen verwehren ein zu dringen, und brauchten nicht deshalb Gott an zu rufen, der nur um das Heil der Seelen gebethen ſeyn wollte. Darüber verſpotteten fie mi), und fagten, das wäre eine Sprache, von der fie nichts verftünden. — Sch ward zuweilen unwillig, wenn ic) ihre Laͤſterungen gegen den Gott, den ic) ihnen predigte, hören mußte, Zumweilen hörten mir die Kinder zu, die ich durch meine Siebfofungen an mich zog: allein, fo bald als fie eine Sache hörten oder fahen, die ihnen.angenehmer war, fo liefen ſie hurtig weg, und vergaßen aller meiner even, Als ic) ihnen eines Tages ‚von himmliſchen Sachen, dem emigen $eben, dem jüngften Tage, der Freuden des _ Paradiefes, und den Strafen der Hölle etwas fagen wollte, fo fagte mir ein Grön- laͤnder: „Wenn euer Sohn Gottes fo ſchrecklich iſt, fo will ich niche mie ihm in * Se Himme von Grönland und dafigen Miffienen. 173. » Himmel gehen. Ihr wollet alfo in die Hölle gehen? verfegete ich. Keines von bey: Cranz won „den, antwortete er, ſondern ich willaufder Erde bleiben, Als ich nun fagere, er müßte doch Grönland, „einmal fterben, und dann kaͤme er nach feinem Tode an einen Ort der Strafen oder der „Belohnung, fo ftund er einen Augenblick an; darauf antwortete er mir, er verflünde „davon nichts, und befümmerte ſich auch nicht darum, etivas mehr davon zu wiſſen; „er fegete einen Augenblick darnach hinzu, er müßte auf die Sifcheren geben, feine „Frau . nichts mehr zu effen, und er hätte Feine Ohren, unbegreifliche Dinge „an zu hören, „ —72 — Dis 1738 alſo empfanden die maͤhriſchen Brüder nur die Beſchwerlichkeiten . a73E, .. und Verdruͤßlichkeiten ihres apoftolifchen Dienftes, Nach ſechs unfruchtbaren Jah— a re ren endfich ward ihre Beftändigfeit mit einigem Erfolge belohnet, Ein junger Grön-Brüdermillion- känder, der Mangek hieß, hoch fich an, bey ihnen zu bleibein, wenn fie die Sorge für feine Unterhaltung über ſich nehmen wollten, unter der Bedingung, daß er ihnen alles _ überfiefern wollte, was er auf der Jagd oder mie der Fifcherey gewinnen wuͤrde. Sie glaubeten zwar, diefe Verbindung würde auf feiner Seite nicht länger dauren, als bis zu der fehönen Jahreszeit: allein, er hielt Wort und wollte fie nicht verlaffen, ungeachtet die Wilden alles verfuchten, entweder ihn zu bewegen, die Miffion zu vers faffen, oder zu machen, daß ihn die Miffionarien wegjagen follten. Sie gaben ihn zu y dem Ende imnier als einen Dieb an, welches er doch nicht war. Dem Benfpiele die- fes jungen Menſchen folgere gar bald ein Hausvater, welcher RajarnaE hieß, und aus einem Schüler der Brüder endlich ein Apoftel feiner Sandesfeute wurde, Auf feine Ueberredung fihlug feine ganze Familie, die aus neun Perfonen beftund, ihre Wohnung nahe bey den Miffionarien auf, Diefen folgten bald darauf noch ‚andere. Es biieben auch nod) mehr Grönländer den Winter über bey Rajarnaken: im Fruͤh— Tinge aber giengen fie wieder auf die Nennthierjagd, und verfprachen, den fommenden Winter wieder zu kommen. Sie famen auch, aber fo wild als die Thiere, die fie ver« folger Hatten, beftändig fertig, wieder weg zu laufen. KRajarnak blieb den guten ruͤdern allein getreu, da er felbft von feinen Verwandten verlaffen war. Da diefe fahen, daß er ihnen nicht mehr folgen wollte, fo nahmen fie das Gezelt und den Na- hen der Familie mit fih hinweg. Er ließ ſich aber lieber dreymaldurch die Wilden aller feiner Habſeligkeiten berauben, als daß er zu ihnen umgefehret wäre. Nachdem er lange genug Berfolgung, Spott und Verachtung, ausgeftanden hatte, fo machete er ſei⸗ ner Seits Neubekehrte, und einige feiner Anverwandten und Freunde bathen die Brüder, ihnen einen Platz in der Nachbarſchaft ein zu räumen, und daſelbſt ein Haus bauen zu helfen. Beym Anfange des Weinmonates, da der Schnee und die Kälte die Grönlän der von ihren beweglichen Gezelten in ihre fefte Winterwohnung führete, begaben fic) ungefähr zwanzig Perjonen in zwey Häufer, die nicht weit von der Miffign erbauet wa⸗ ren. Damals fiengen die Brüder an, für fünf Kinder, welche fie niche ohne große Muͤhe lefen lehreten, eine Eleine Karechifmusfchule gu errichten. Sie warfen ſich darauf zu Aerzten dieſer Familie aufz und ungeachtet ihrer Unwiſſenheit in diefer Kunſt, gelang es ihnen zumeilen, die Kranken zu heilen‘: aber das geſchah, fagen fie, ‚weil fie ihnen ein Vertrauen auf Gott, den fie auriefen, einfläßten, fo daß wenn ihre Arzeneyen auch dem Körper unnüglich waren, fie es doch nicht für die. Seelen waren. EIER Inzwiſchen * 174 Hiftorie und Berchreibung | Cranz von Inzwiſchen fiel es fehr fehwer, die Befehrung ohne Heilung zu verrichten. Weil die Grönland. Miffionarien die Kranken zum Gebethe ermahneten, fo frageten zween Grönländer, die nicht wußten, was fie dem lieben Gotte fagen follten, wie fie es anfangen müß- ten, wenn fie den lieben Gott um Huͤlfe anrufen follten. So gleich ließen die Brü- . der die Kinder der Kranfen kommen, und fagten zu ihnen, fie follten ihre Väter um - - etwas anfprechen. Dieſe hatten alfo fein anders Mufter des Gebethes nörhig, ſich an den Vater der Menſchen zu werden, der alle Sprachen und insbeſondere die 5 Stimmen der Bebrängten, verſteht. As die Miffionarien dieſe kleine Heerde Neubekehrten in Ordnung gebracht hatten, fo ließen fie ihre lieben Schafe nicht aus dem Gefichte, und fotgeten ihnen überall, aus Furcht, man möchte fie ihnen aus ihrem Stalle rauben; fie begleiteten fie fo wohl zum Handel, als. auf den Fiſchfang, und bedienten fich diefer Reifen, andere Grönländer an ſich zu ziehen. Nach und nad) nahm ihre Heerde fo zu, daß die vier Hirten, die zugegen waren, nicht mehr hinreichten, fie zu führen; fienahmen alfo noch zween deutſche Brüder zu Mitarbeitern an, fo wohlin denen Arbeiten, die nur Stärke des. no erforderten, als auch in den geiſtlichen Verrichtungen ihres evangelis chen Amtes, * 1739 ) Das 1739 Fahr ward durch Proben merkwuͤrdig, welche die Herzen zur Religion De U vorbereiten. Bey dem Eintritte des Winters war der Froft fo heftig, und das Eis Hungersnot. hatte die ſuͤdlichen Meerbufen dergeftale verſchloſſen, daß die Grönländer nicht ausge hen fonnten, fich Vorrath zu ſuchen. Viele von ihnen ftarben vor Hunger und Frofte, weil es ihnen an £ebensmitteln und an Thrane feblete, ihre Sampen zu unterhalten, die ihnen zu gleicher Zeit zur Wärme und für die Küche dienten, In dieſer doppelten Noch nahmen die Grönländer, wie gewöhnlich, ihre Zuflucht zu den Europäern. Eis nige wurden gezwungen, drey Meilen über das Eis zu gehen, und andere ganze Tage fang ihren Kajak auf dem Kopfe zu tragen, ehe fie Waſſer fanden, mo fie wieber rudern Fonnten. Sie bathen die Miffionarien, ihnen eine Freyſtatt zu verftatten, und ihre Weiber und Kinder auf zu nehmen, die fie weit Hinter ſich mitten im Eife zu: ‚rück gelaffen hatten, Die Brüder ließen ihnen alle Beyhuͤlfe, welche die Menfchlich- keit erforderte, angedeihen, und man ſchickte von der Colonie ein Schiff ab, diefe her umirrenden Familien zu erhalten, Da aber das Eis niche zuließ, an der Inſel zu landen, wo dieſe Unglüclichen aufgehalten wurden, fo war man gezwungen, fie eine ganze Woche lang dem äußerften Elende zu überlaffen, fo lange bis das warıne Wet ter. das Meer wieder eröffnefe, und man fie überfahren Fonnte, Dieſe armen $eute waren zehn Tage mitten im Schnee geweſen, und haften nichts, ſich zu unterhafren, als die alten Zelle von ihren Gezelten, ihre Schuhfoplen und Meergras. Juͤdeſſen war body ein Groͤnlaͤnder, der glüclicher oder verwegener, als die andern, mar, in die Inſel gedrungen, und hatte feine Frau und Kinder in zween KRajafen gererter; in den einen fegete er die Mutter, die ihren jüngften Sohn auf dem Rüden trug; das andere "Kind nahm er felbft auf die Schultern; er befeſtigte den einen Rajaf an den andern, und führete fie bald durch das Waffer, und bald über das Eis, indem er wechfelsweife bald ruderte, und bald zog. ° } Mit allen diefen Leuten hatten die Brüder ihre beyden Käufer fo angefülle, daß ihnen Faum eine Eleine Kammer zu ihrer Bequemlichkeit übrig blieb, Dieß war für : — — Be 7 — — — von Groͤnland und daſigen Miſſionen. | 175 ‚die Miffion ein gänftiger Augenblick ; denn die Gutthaͤtigkeit hat dem Glauben ſtets Cranz von den Weg gebahnet. Indeſſen will doch Herr Cranz nicht, daß man ſich einbilde, Grönland, feine Mitbruͤder hätten die zeitlichen Mittel der Wohlthaͤtigkeit als eine Are von Lock⸗ fpeife gebrauchet, die Grönländer zu dem Chriſtenthume zu ziehen. Es ift was an= ders, ſaget er, Neubekehrte durch Gefchenfe zu machen, und dem menfchlichen Elende hüffreiche Hand zu bierhen, ohne dabey auf etwas anders, als ihre Nothdurft zu fes ben, und andere Abſichten zu haben, als die, fie zu unterflüßen. Die Brüder trieben auch) ihre Uneigennuͤtzigkeit fo weit, daß fie das Heil der Seelen nicht durch die Nah— rungsmittel faufen wollten, Die fie den Ungläubigen reichten. Einer von diefen Flüchtlingen Tieß feine Frau in Geburfsnöthen, und wollte bey den Miffionarien wohnen: fie gaben ihm aber Lebensmittel und fehieften ihn wieder weg, indem fie zu ihm fageten, wenn fein Vorgeben, ſich zu befebren, gegründee wäre, fo könnte er mit feiner Frau wieder fommen: er fam aber nicht. Als nun die rauhe Witterung aufe hoͤrete, fo begehreten die Flüchtlinge, man möchte fie wieder nach Haufe führen.‘ Die Miffionarien gewähreren fie ihrer Wünfche, und waren fehr zufrieden, daß fie eine diefer Familien bey fich behielten, und die meiften diefer Wilden verfprachen, den fommenden Winter wieder bey ihnen zuzu bringen, und fih in dem Worte Gottes uns gerrichten zu laffen. ne — Als nun aber die Zeit der Fiſcherey die Groͤnlaͤnder wieder zerſtreuete, fo mache⸗ ten ſich die Brüder der guten Jahreszeit zu Nuse, ihre apoftolifchen Reifen wieder vor zunehmen, Sie fiengen fie in diefem Fahre mit dem Hornunge wieder an, und trugen ihre Schiffe über das Eis. Johann Beck, einer von den vereinigten Bruͤ⸗ dern, begab ſich nach Kangek, wohin der Mangel viele Familien gefuͤhret hatte. Mangek ind Kajarnak begleiteten ihn, und halfen ihm ihre Landesleute unterwei- fen: es glücfete ihnen aber nicht fo fehr, daß fie nicht hätten wünfihen follen, nad Neuherrnhut zurück zu fehren, wo der eigentliche Wohnplag der Brüder war. Die dänifchen Miffionarien wollten auch auf ihre Seite ihrer jaͤhrlichen Beſuche fortſetzen: fie konnten aber ſehr oft nicht, weil es ihnen an Schiffen und Matrofen fehlete. Die Brüder macheren fich alfo eine Pflicht daraus, fie ſelbſt zu führen und ig» nen einen Theil derer Dienfte zu vergelten, die fievon dem Herrn Egede und feinen Mit: genoſſen empfangen hatten, Kerr Cranz, der ein Herrnhuter ift, berichtet, daß feine Micbrüder zuwetlen beffer von den Wilden aufgenommen wären, als die Dänifchen Prediger, weil fie fich mit ihnen gemeiner machten, und ihre Ausdrüce mehr nad) den Begriffen diefes einfaͤltigen Wolfes eingerichtet waren. Inzwiſchen machete ihr VUnterricht doch eben feinen ſchnellen Fortgang. Die Grönlander konnten ihre Ver- nunfe niche höher, als zum Begriffe einer Gottheit, erheben. hr Verftand war zu ſchwach, die Geheimniffe der Erbſuͤnde und der Erföfung zu faffen. Wenn man da- don mit ihnen fprach, fo gaben fie immer zur Antwore, das glauben wir alles; 5 und diefe Antwort bedeutete, man follte nicht mehr davon mie ihnen reden. „Einer von ihnen aber, der feine Verftandesfräfte mehr anftrengete, fagete eines Tages zu „den Katecheten: Hörere es denn Gott nicht, da die Schlange durch ihre Reden Even „verführere; und: wenn er es hörte, warum gab er denn der Frau nicht Nachricht von nibrer Lſtz er Härte ja auf die Weiſe den Fall der Menfchen verhindern — — * uf - ö E - Ä 176. - Hiſtorie und Beſchreibung T Eranz von Auf dieſe Weiſe verhinderten die Dummheit der einen und das Vernuͤnfteln der andern Gronland pie Fruͤchte der Predigt des Evangeliums, ai Die Sitten der Grönländer waren noch lange das nicht, was die Herrnhuter das Himmelveicdy nennen, Einſtens war eine alte Frau in der Macht geftorben, we nigftens ſchien es fo, als wäre fie todt; ihr Sohn wickelte fie gleich in ein Fell, fie zu begraben. Eine Stunde nachher aber, fieng fie ein erbärmtiches Gefihren an, Ein Miffionar erhielt von dem Sopne, dafs er das Geficht feiner Mutter wieder aufdeckete, um zu fehen, ob fie. noch Zeichen des Sebens an ſich hätte. Als fie-aber nicht redete, fo wickelte man fie wieder in ihr Todtenkleid. Es währete nicht lange, fo börefe man fie von neuem feufzen, Der Sohn deckete fie wieder auf und ſtopfete ihr etwas Fifch. ſpeck in den Mund, welches fie verfchlang, aber ohne zu reden: Man deifete fie wie⸗ her zu, endlich erwachte fie zum dritten Male, und antwortete auf einige Fragen. Der Miffionarius bath alfo ven Sohn, für feine Murter Sorge zu tragen, Sobald fi) diefer Unglücliche aber allein ſah, fo wickelte er fie von neuem ein, ließ fie durch ein Fenfter des Haufes in das Meer, und aus Furcht, man möchte ihm noch einmal fein Vorhaben rückgängig machen, begrub er fie lebendig in einer benachbarten Inſel. Inzwiſchen erfuhr man, was er gethan hatte; und wenn man ihm dieſe boͤſe That vor⸗ warf, ſo ſagete er zu ſeiner Vertheidigung, ſeine Mutter haͤtte in denen Tagen, die fie ohne Nahrung zu ſich zu nehmen gelebet hatte, den Gebraud) ihrer Vernunft und ihrer Sinne verloren, und er häfte geglaubt, eine Handlung der Findlichen Siebe zu thun, wenn er ihrer Qual ein Ende machte. EN Indeſſen verfangeten die beyden Wilden, die fich fo befonders an die Miffion _ gehalten harten, die Taufe, die man fie zu wünfchen gelehret hatte, Es fey nun aber, daß man in dem Charakter des einen, und das war Manget Unbeſtaͤndigkeit be: merfet hatte, oder daß er ihnen noch) nicht unterrichtet genug zu ſeyn ſchien, fo fehlug —— man es ihm ab; diefer abgewiefener Profelye verließ alſo die Miffion, und gieng wie: fihen Deiflion, der zu den Wilden, Die Brüder wendeten nun allen ihren Fleiß auf Rajarnak und feine Familie, die denn auch nad) hinlaͤnglichem Unterrichte an dem erfien Oftertage ges fauft wurden.“ Es waren ihrer viere, der Mann, feine Frau, ein Sohn und die Tochter, — Es Sie hatten. aber noch nicht einen Monat die Taufe empfangen, fo kam eine Mörderbande aus Norden, und födtete Kaſarnaks Schwager unter dem Vorwande, er hätte durch feine Hexereyen den Sohn des Hauptes dieſer Bande getoͤdtet. An. fänglic) hatten fie ihn nad) Kangef gezogen, und mit einer Harpune graufam durchftos Ben, Er hatte noch das Gluͤck, das Eifen aus feinem Leibe zu reiffen, und aus ihren Händen zu entrinnen. Sie ertapperen ihn aber wieder; und nachdem fie ihm drey⸗ zehn Stiche mit dem Mefier gegeben, fo ſtuͤrzeten fie ihn von einem Felſen hinunter, mofelbft er, nad) vielem Suchen entdedker wurde, -. Die Mörder droheten auch, noch den Kajarnaf felbft und feinen andern Schwager, den. Europäern und den Südleuten zu Troge, um zu bringen. Go nannten fie die Grönländer, welche bey der dänifchen Colonie und der Miffion wohneten, oder mir ihnen Handelten. Diefe wurden darüber unruhig und wollten fliehen: man fprad) ihnen aberiwiederum Muth ein, Die Beam⸗ ten der Eolonie ließen das Haupt der Mörder und einige von feiner Bande ‚greifen. Sie wurden in Gegenwart vieler hundert Grönländer gefangen eingeführer, Pe Er — — Haupt N von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 299 Haupt geftund ben der Befragung, daß er noch drey Mordthaten begangen, und in Cranz von drehen andern bie Hand mit gehabt hätte, Da er den menfchfichen Gefegen nicht Grönland... unferworfen war, faget Herr Cranz, weil er die göttlichen felbft nicht einmal wußte, fo fas man ihm die zehn Gebothe vor, und bedrohete ihn mit den fhärfiten Strafen, tern er wieder einen Todtfehlag begienge; Darauf wurde er losgelaſſen. Zween von feinen Mithaften aber, welche von dem Gefege Gottes unterrichtet waren, che fie fol ches überfreten hatten, wurden mit dem Staupbefen beftrafer. So gerecht auch) dies fer Unterfchied der Begegnung ſeyn mochte, fo war er doc) vieleicht nicht recht geſchickt, die Fortpflanzung des Thriſtenthums zu befördern. Er zeigete aber von Seiten der Richter und Chriften eine Unparteplichkeit, welche ihrer Neligion Ehre machet. In⸗ deſſen war Kaſarnak über dieſe Angriffe, ungeachtet der Zuͤchtigung der beyden Strafbaren, grauſam erſchrocken und wollte ſich der Gefahr in irgend einem den Fein⸗ den feiner Familie und ſeines Lebens unbekannten Aufenthalte entziehen, - Man fuchete - vergebens, feine Unruhe zu flillen; vergebens erinnerfe man ihn des Verfprechens, das er bey feiner Taufe gethan hatte, die Miffionarien nicht zu verlaffen. Er wurde über alle ihre Vorftellungen bis zu den Thränen geruͤhret: er Fonnte fich aber doch nicht ent fließen, bey ihnen zu bleiben, Den Augenblick war die Miffion bis auf zwey Zelte verlaffen. Alle Hoffnung der Brüder wegen Grönlands Befehrung verfcehwand, und ‚e3 blieb ihnen nur die Beſchaͤmung, Heiden getaufer zu haben, ohne Ehriften zumas chen, Diefer Vorwurf aber, den man zu ihrer Truͤbſal noch Hinzu fuͤgete, war nicht gegründet, noch von Dauer. Denn vor dem Ende des Jahres fahen fie ein und zwan— zig Fahrzeuge mir Grönländern anfommen, unfer weichen einige Freunde des Simek, eines von denjenigen Wilden, waren, welche den Kajarnak bey feinem Wegzuge be⸗ gleitet hatten. Simek fam ſelbſt mit feiner Samilie wieder; fo daß die Brüder den folgenden Winter neun Familien in ihrer Nachbarfchoft hatten, Die Wegläufer Fa= men alfo, nachdem fie überall neue angeworben, unvermerfe wieher zu den Fahnen des Glaubens, und führeten mehr Neubekehrte herbey, als weggelaufen waren; Bis hieher iſt man nur einen Theil der Nachricht des Herrn Cranz von Groͤn⸗ fand durchgegangen. Es tft noch ein zweyter viel größerer Theil übrig, welcher aber ganz von dem Fortgange der chriſtlichen Religion und der Miffion Der maͤhriſchen Bruͤder beh einem, dem Anfehen nach, von Himmel und, Erde verlaſſenen Bolfe handelt. "Dies fes Wer, welches fange nicht fo merkwuͤrdig, noc) fo einnehmend ift, als die erbaufis chen Briefe der Earholifchen Miffionarien, zeiget einen gewiffen Fanatiſmus, welchen alle Religionen auf gleiche Art vermeiden follten. Es herrſchet eine eigene Sprache der Frömmigkeit darinnen, die mit fo vielem Myſtiſchen aufgeftüget it, daß man fie Bon Augen der Welt nicht wohl vorlegen kann, ohne Die Eprerbierhung in Gefahr zu feßen, welche man der Religion ſchuldig ift. Indeſſen kann doch die Geſchichte eines jeden bekehrten Volkes zeigen, durch was für Mittel man eine Religion in ein Land einführet, wo folche noch nicht geprediget worden, Wenn dieſes Gemaͤlde allein durch ſich fetoft eine große Anzahl Leſer einnimmt, fo wird ein kurzer Begriff der apoftoli« ſchen Arbeiten, welchen ſich bie mährifchen Brüder in einem Zeitraume von zwanzig ahren ergeben haben, etwas neues, lehrreiches und anziehendes zugleich haben, Man wird ſich wenigſtens dabey einen richtigen Begriff von dem Gange machen, den eine Religion gehen muß, wenn man fie durch Den ae und langen Weg der Ueber⸗ Allgem, Reifebefchr. XX Band, redung [4 v2 N ’ 2 . j ‘ 178 Hiftorie und Beſchreibung ‚Kranz von rebung in Me Gemuͤther bringen will. - Denn man wird hier nicht, was das Chriften Grönland. thum veralfcheuer, das Kreuz die Galgen vermehren, die Fackel des Evangelii Schei⸗ terhaufen anjinden, abgoͤttiſche Fuͤrſten von Epriften anf grühende Roſte geleger, und’ Waffen und Feſſeln den Miffionarien einen Weg voller Blur und Zähren bahnen fehen. Die Dänen find den Groͤnlaͤndern nicht fo begegnet, wie die Ruſſen den Kamt⸗ ſchadalen und andern abgoͤttiſchen Voͤlkern begegnen. Kurz, ſie haben erſt vorher bekehren, als unterwerfen, und nicht erſt vorher erobern, als bekehren wollen, DV Kapitel, Geſchichte der grönländifhen Miſſionen ‚von 1740 bis 1760, Einfiimmung der mährifihen Brüder mit den da: Ankunft der Holländer file die Grönländer. nifhen Miffionarien in Groͤnland. Todter Walfiſch. Zufaͤlle derer ; die davon gegeffen. Wirfungender Träume, Mittel zur Heiden befehrung. Singeſchule. Beredſamkeit der Tränen, Vergleichung der mährifchen Bruͤ⸗ der mit den Jeſuiten. Enthufiafterey und Nichtduldung. Die Miffionarien folgen den Srönländern auf die. Jagd und zum Fifchen, Tagebuch einer Neife zum Fifchen; einer an: dern zur Jagd. Man bauer eine Kirche. Fort; sang der Mifften im 1743 J. 1749. Sonder Misbrauch der heiligen Schrift. Die Gröns länderinnen wollen nur ihre eigenen Kinder fäugen, Verrichtungen im 1755 Jahre. 1756. Ruͤhrendes Beyſpiel einer fErengen Hungers⸗ noth. 1757. Außerordentliche Hungersnoth. Das Leſen unterhaͤlt den Eifer der bekehrten Groͤnlaͤnder. Geſchichte von 1758. Nieder⸗ laſſung der maͤhriſchen Bruͤder zu Lichtenfels. Geſchichte von 1759. Außerordentliche Luft: erſcheinung. Geſchichte von 1760.. Cranzens Reiſe nach Groͤnland. Vergroͤßerung des Hau⸗ barer Proceß. Verrichtungen im 1750 J. ſes zu Lichtenfels. Mondfinſterniß. Klage im 175ꝛ und 1752. Kerr von Watteville be⸗ der Miſſionarien über die geiſtliche Verhaͤrtung fuchet die Miſſionen in Grönland, Tagebuch der ſuͤdlichen Grönlaͤnder. Unbequemlichkeit der feiner Reiſe. Harter Winter 1752. Ders zweydeutigen Wörter. Mutzen der Lieder bey richtungen im 1753 und 1754 J. Schädliche den Diiffionen, Ausbefferungen zu Lichtenfels... andern Beruf und Feine andere Gaben zu ihrem Apoftefamte, als ihren guten “ Willen. Sie gfauberen, es wäre ihnen eingegeben; dieß war ihr einziges Mittel zu befehren. Die Zeit und die Umftände thaten das Uebrige. Man muß aber geſtehen, daß fie alle natürliche Mittel anwandten, welche die fieefiche Tugend Einmärhigteit und menfchliche Klugheit nur eingeben koͤnnen. - Sie lebeten anfänglid) in gutem Ver⸗ nen nehmen mit den noch übrigen danifchen Miſſionarien, welche fich mit ihnen zu einers därifhen Mipley Religion befannten, mehr Einfichten hatten, und die Wiſſenſchaft mit dem Eifer en in verbanden. Diele Hebereinftimmung verhürere die Spaltüngen, die Streitigfeiren und das Aergerniß, welche mebr als einmal den Fortgang des Evangelii in Ehine und Indien haben ſehlfchlagen laſſen. Wenn auf der einen Seite die Stiftungen des Mind D— maͤhriſchen Bruͤder, Leute ohne Studien und ohne Fähigkeiten, harten feinen von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 179 Moͤnchſtandes benjenigen Ordensgeiſt weit lebhafter eingeben, welcher bie Hitze des — Religionseifers vermehret, und den Arbeiten des Apoſtelamtes mehr Thaͤtigkeit, Staͤr⸗ Angie, ke und Erfolg’ giebt: fo iſt eben diefer Ordensgeiſt auf der andern Seite ein Keim — des Unkrautes und der Zwietracht, welcher das zerſtoͤret, was er auf bauet; indem er durch klaͤgliche Mitbewerbung und Eiferſucht, diejenigen theilet, welche fuͤr einerley Religion, unter den Fahnen von verſchiedenen Farben ſtreiten. Wie vielmal hat man nicht diefe Segionen um Froberungen fommen, oder fie wieder verlieren fehen, wovon ſich eine jede den ganzen Ruhm zueignen wollte, ohne bes Nutzens zu gedenken? Zum Giucke both Grönland Feine Schäge noch Macht an, die unter den lutheriſchen Prie- ſtern aus Dänemark und den mährifchen Brüdern zu fheilen gewefen. Sie erwiefen einanderfauch alle gegenfeitige Dienfte der chriftlichen Siebe; und diefe Zufammens flimmung der Abfichten und guten Dienfte beförderee die Bekehrung der Wilden, oder bereitete fie doch dazu vor. Ueber diefes fo verfäumere man nichts von dem, was eis nen heilſamen Eindrud bey diefen einfältigen Gemüthern machen fonnte. Sie wur« den vornehmlic) von der Aufmerkſamkeit geruͤhret und erbauet, welche die Brüder hat⸗ ten, alle Todten zu begraben; da die Grönländer, welche diefe legte Pflicht nur ihren naͤchſten Anverwandten erwiefen, die andern Todten ohne Begräbniß liegen ließen. Alte Begebenheiten trugen zu dem Werke des Heils etwas. bey, Ein Grönländer, welcher mit feinem Boote umfchlug und zu erfaufen dachte, rief; O du, der du dort - oben bift, nimm meine Seele zu dir! Alsbald kamen zween Grönländer, die ihn ern verteten; und er befehtere ſich. Ein anderer Grönländer, welcher die Brüder oft⸗ mals predigen gehöret harte, ohne ſich zu befehren, fiel und ſtarb plöglich beh dem Ballfpiele. Sein Tod konnte natürlic) ſeyn, fagen die Miffionarien: fie nahmen aber daher Gelegenheit, die Chriften zu ermahnen, ſich nicht unter die Heyden zu mens gen, vornehmlidy bey den Spielen und Luſtbarkeiten. In den Kooförnen trieb eim todter Walfiſch ans Land. So gleich ſtelleten bie peter Wal⸗ Groͤnlaͤnder eine große Gaſtereh an, welche ſich mit einem Tanze endigte. Zween ſch. CEhriſten warneten fie, keinen ſolchen Laͤrm dabey zu machen, ſondern Gotte für das sefhenf zu danken, Die Wilden aber verlacheten fie nur. Mitten in dem Laͤrmen ie ‚deren, fälle eitter um und iſt, todt, bald darauf ſterben wieder. zween, und bes folgenden Tages *— ge⸗ noch mehrere. Alte, die von dem Fiſche gegeſſen hatten, waren krank. Die maͤhri— ſchen Brüder fprangen ihnen bey, und gaben ihnen Gifttropfen ein. Man hatte ih. nen geſaget, der Fiſch wäre auf der Seite, wo er mit der Harpune geworfen worden, grün und blau gewefen, Sie fchloffen daraus, ſolche müßte vergifter.gewefen ſeyn. Den Kranken erſtarreten auch wirklich zuerft Die Augen; die Zunge ward weiß; dann vergiengen ihnen die Sinne, bie Glieder wurden fühllos, ſchwollen fehr auf, und fo farben fie opne Empfindung einiges Schmerzens. Diejenigen aber, welche acht und vierzig Stunden leben und ſich erbrechen Fonnten, Famen davon. Wer von dem grünlichten Fleiſche gegeffen hatte, mußte fterben: die übrigen konnten noch mit Arze- neyen durch die Miſſionarlen gerettet werden, Auf ſolche Art arbeiteten fie an ihrem großen Gegenftaride der Bekehrung der Seelen. R . “Here Cranz denfet, diejenigen, welche diefen Walfiſch mit einem vergifteten Eifen 1743. verwundet Hätten, wären Spanier gewefen, von denen diefes Jahr zwey Schiffe auf den Fiſchfang dahin gefommen. Eines davon, fageter, frandere zwanzig Meilen — | 32 nordwaͤrts 180 i Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von nordwärts von Godhaab; und als fih die Schiffleute mit dem Boote an bas Sand Brönland. retten wollten, fo wurden fie, wie man dafür hält, von den Grönländern mir Pfeilen erſchoſſen; wiewohl diefe vorgaben, daß fie folche auf dem Lande vor Hunger und Käls fe verfehmachtet gefunden, und fid) nur des Ihrigen bemächtiger hätten, Vebrigeng hat die Habfuche der Europder an allen Küften der drey andern Welttheile fo viel Laͤr— men und Unruhe gemacht, daß fie erwarten müffen, überall Feindfeligkeiten und Vers rätherenen zu erfahren, wohin fie eine Geraͤthſchaft von Kriege, Gewaltthaͤtigkeit, Geiz und Herrfehafe bringen. Es ift noch eine Art von Gluͤckſeligkeit fünnfie, daß eben die Religion, welche, anftatt ihre Ungerechtigfeie zu unterbrücen, das Feuer ihrer Bes gierde durch einen Hauch eines oft falfchen und fters übermäßigen Eifers an zwfachen fcheint, mitfeidigen und tugendhaften Seelen die Werfe der chriftlihen Siebe eingege- ben hat, welche gewinnen und überreden koͤnnen. Wenn es Dänemark mit ber Zeit dahin bringt, daß es Grönland gefittet machet, fo wird. es ohne Zweifel einen Theil feiner Niederfaffungen in diefem wilden Sande, der Geduld der mährifchen Brüder zu . ° danfen haben, welche bis hieher nur Sitten und Froͤmmigkeit gehabe haben, ihren Be: fehrungseifer zu unterftüßen. Das que Benfpiel giebr dem Worte fo viel Gewalt, daß denjenigen-alles gelingt, welche eine Sittenlehre predigen, die fie ausüben. Die Träume fo gar wirferen mit Wirkungen der an dem guten Erfolge der Miffionarien. Ein Angekok fah im Traume ein Kind,‘ | Träume, „langen fönnen,“ welches ihm anfangs einen fehr angenehmen Dre und hernach einen fehr finftern gewie⸗ fen, Diefer Menfeh befehrere fih. Here Cranz gefteht, er hätte diefen Traum da- von befommen fönnen, daß er von dem efusfinde, dem Paradiefe und der Hölle re den gehöret. „Allein, fager er, ob ſich Gott gleich mancher befondern Gelegenheiten „und alfo auch der Träume bedienen kann, die Menſchen um zu fehren: fo habe ich, „doch angemerfet, daß dergleichen Leute felcen zu einem vechtfchaffenen und zuverläßis „gen Weſen in Ehrifto gelanget find; wie ich denn obberührten Groͤnlaͤnder felbft noch „gefehen und angemerfet habe, daß er zwar einen ftillen und unfträflichen Wandel „geführer, aber zu der wahren Seelenfpeife, die einen beffer machet, noch nicht ges Die Grönländer, welche die Predigten anhoͤreten, waren den Träumen von Re— figionsfacyen ſehr ımterworfen. Weil fie derfelben misbraucheten, fo verborhen ihnen "die Miffionarien, ſolche einander zu erzählen, » Ueberhaupt bewegen die erſchrecklichen Geſchichte, fie mögen nun wahr oder faͤlſch feyn, die Einbildungskrafe im Schlafe, und die Träumerenen der Nacht beunrubigen Die Vernunft der Kinder den Tag über, Was für einen Vorfprung hat man doch, wenn man die Gemüther, unter dem Vor— wande, fie zu unterrichten, alfo erſchrecket? Man ift andaͤchtig, fo lange man Furcht heget; und wenn das Alter der Leidenfchaften den Muth giebe, ſo bleibt man ohne Religion und Sittenlehre. y Indeſſen ftießen die Miffionarien die Seelen doch nicht zurück, welche das Chri⸗ ftenthum fucheten, der Bewegungsgrund mochte feyn, welcher er wollte, der fie dazu führere. Einem Angekoken träumere, er wäre in der Hölle. Da er von dieſem Traume aufiwachete, fo weinete er zween Tage und befehrete fih. Dieß war immer ein Triumph für die maͤhriſchen Brüder. . Ob es gleich felten iſt, einen Diener des Aberglaubens demfelben entfagen zu ſehen; weil die Bewegungsgruͤnde, welche ihn —* e& a 3 von Groͤnland und daſigen Miſſionen. —8 an ſeine Lehrſaͤtze heften, oder die Gruͤnde, die ihn aus dem Irrthume derſelben ge⸗ bracht haben, auf gleiche Art wider die meiſten andern Glaubensmeynungen einnehmen muͤſſen fo wird er doch, wenn er Neigung zu ber Religion hat, folche um fo viel leich⸗ ter verändern ; weil gr nur bie Misbräuche derjenigen, die er verläßt, und das Wun⸗ derbare derjenigen, die man ihm vorträgt, ſieht. Dieß iftwenigftens die Schwachheit als ler der hitzigen und unbeftändigen Gemürhsarten, wenn fie nicht Muth oder Einſich⸗ ten genug haben, die Wahrheit ein zu feben, und den Jerthum zu ändern. .n j Die Miffionarien gefteben auf allen Seiten die Hinderniffe, welche fie fanden, ſich feft zu fegen. Unter denen Gründen, welche die Angekofen von dem Ehriftenthus me abwendig macheten, war Die Siebe zu ihren Anverwandten und Kindern, wie einek von ihnen befannte, der zumeilen einen Trieb, ſich zu bekehren, in feiner Seele fühlere, Denn, fagete er, wenn er in den Himmel fäme, und diefe in der Hölfe wären, fo koͤnn⸗ te er doch Eeine Freude haben, Diefer Einwurf, welcher allen hriftlichen Miſſ iona⸗ rien in allen Theilen der Welt gemachet worden, verdienete, wie es ſcheint, eine Ant work. Die mährifhen Brüder aber, welche ſich niche rühmen, Theologen zu ſeyn, Br ohne Zweifel. Feine Waffen zur Vertheidigung wider einen fo fürchterlichen Angriff. = — Ein noch groͤßeres Aergerniß, als die Vernuͤnfteley dieſes Angekoken, war der Eranz yon Rrönland. - — Widerwillen eines Mannes gegen ihre Unterredungen. Er fagere ihnen gerade ber» - aus, „er wolle und koͤnne nichts von allem dem glauben, was er hier von Gott höre; „es ſey fein Gott, fondern alles fey von ſich felber entſtanden, und werde immer fo „bleiben., Wenn ihn die Miffionarien deswegen beſtrafeten, und ihm den gefaͤhr⸗ fichen Zuftand feiner Seele vorſtelleten, fo gab er keine weitere Antwort, als er würde feinen einmal gefahten Sinn nicht ändern, fondern wollte feinen Vätern nachfahren. - Diefe tollen Erklärungen, faget man, rühreten aus der Unruhze feines Herzens her, da er die Abbeit der Gnade unterdrücken wollte, und doch nicht Fonnte, welches not hwen· dig einen Kampf verurſachen mußte. Man erkannte ſolches deutlich, als er einmal ungefähr zu einer Rede über die Wortes der Tod ift der Sünden Sold, kam. Som wurde dabey fo angft, daß er ſich von einer Seite auf die andere wendere, und. endlich davon lief, Eines von denen Mitteln zur Heidenbefehrung, welche die Herrnhuter zur Er- fegung der Wiffenfchaft erfonnen haben, ift das Singen. Die $accdämonier bediene ‚ten fich der Muſik in den Treffen als eines Werfzeuges bes Siegts. Die Hebräer, giengen mit Abſingung geweiheter Verſe zur Eroberung. bes gelobten Landes, und die Lutheraner bedienen ſich noch der Lieder zur Aufrechthaltung und Fortpflanzung der Religion. Die maͤhriſchen Brüder aber haben in Grönland Singefihulen, fonz dertich für die Kinder und jungen Mägdchen, angeleget. Die Mannsperfonen, welche nicht Zeit haben, den Unterweiſungen bey zu wohnen, erlernen bas Evangelium durch die Sieder, die man in ihren Huͤtten ſingt. Die Kinder haben ein leichtes Gedächt: niß, und die Mägdchen eine.liebliche Stimme, „Den Heiden felber, fager Herr „Cranz, war das. Singen unſerer Grönländer ,. die man gleich vom Anfange anges Wohnt Hatte, nicht aus vollen Halle zu fehrepen, fondern fanft, langſam und deut— lch zu fingen, etwas angenehmes, und gab manchem eine, Gelegenheit, auch eine „Rede, oder einen Unterricht oder ein — ‚aus der Bibel mit an zu hören.» * ET | ee ———— * Mittel zur Heidenbekeh⸗ rung. Singeſchule. — ze. > — Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Wenn bie Fieber die Herzen zur Erweichung vorbereitet haben, fo machet fid) der Brönland. Redner diefer glücklichen Augenblide zu Nuße, wo die Zuhörer fid) viel leichter über- reden, als überführen laffen. Alsdann hörst man mie Begierde die traurigen und ruͤh⸗ renden Geſchichte, welche die chriſtliche Retigion bey allen einfältigen Voͤlkern hat fiegen laſſen, welche durch die Ungunft der Natur und die Widermärtigkeiten des Gim ckes geneigt gemacht worden, diejenige Lehre eifrigft an zu nehmen, welche am fähig» ften iſt, Unglücliche zu eröften. Der Namen des leidenden Sefus, des Freundes der Armen, des Feindes der Reichen, des Helfers in Noͤthen und des Schlachtopfers feiner Tugenden machet bey den Örönländern eben den Eindruck, den man bey den Schottlaͤndern fand, welche Karin den I befriegeten und ihn Eronweln überlieferten oder verfauferen. Der Redner, welcher niemals redet, ohne zu glauben, daß er Ein» ‚gebung babe, ſaget mit Zuverfiche viel eher alles, was ihm im den Mund koͤmmt, als ‚ Gerebfamkeit in feine Seele; und wenn es ihm an Worten fehler, fo nimme er zu den Thränen ber Thraͤnen. feine, Zuflucht, welche fo viel Einfluß in die am wenigften finnfichen Seelen haben, Diefe Thränen find beredrer, als die Rede; und da iſt der Miffionarius der Wilden über den Redner der Könige, Dieſe Kraft der Worte und der Tränen über die Sinne und das Herz verfammeltee Menfhen, bar ohne Zweifel ben Fortgang des Evangelii bey den herumſchweifenden Voͤlkerſchaften in America fo fihnell ausges breitet, die Einwohner in Paraguai geſittet gemacht, fie unter das Joch einer Gefell- ſchaft gebracht, welche gar zu ſehr ausgebreitet und gar zu mächtig ift, als daß fie nicht einige Kunſtgriffe unter große Tugenden follte gemenger haben. Vergleichung Die maͤhriſchen Bruͤder ſcheinen die Geſchichte und den Gang der Jeſuiten in der mäßrilhen ihrer Riederlaſſung erlernet zu haben, Sie find in einer größern Dunkelheit entſtan⸗ Bruͤder mit den Jeſuiten. den und haben ſich in eben fo weniger Zeit vervielfaͤltiget. Es iſt bey ihnen eben der Entpufiasmus, eben der Eifer, eben der Geift der Vereinigung und Bruͤderſchaft. Wenn dieſe unwiſſendern Miſſionarien nicht das Ohr der Könige gewonnen, und ſich beſonders einem Hofe ergeben haben, um ſich bey allen andern ein zu dringen, fo fans ‚gen fie mit einer noch heimlichern Geſchicklichkeit an, ſich in alle Arten der Stände ein zu fehleichen, ſich zu Dandelsleuten, Handwerksleuten und Ackersleuten zu machen. Unter der Anleitung einiger Großen, welche Schloͤſſer, anſtatt Kiöiter, ſtiften, bitden fie Wohnpläge, Kolonien und Städte, deren Apoftel, Väter und Fortpflanzer durch alle Mittel und Wege der Natur und Kunſt fie zugleich find, indem fie die Suͤßigkei— ten des Eheftandes mit dem Trofte der Frömmigkeit verbinden und mie allen Hebzeu- gen ber Religion das Gebäude einer großen Gefellfchaft errichten, Die natürlichen Ergebenheiten und Häusfichen Sorgen, welche von dem ehelichen Leben ungertrennlihh find, machen zwar diejenigen gemachten Bande etwas ſchlaff, welche die eheloſen und Mönchsgefellfchaften verbinden und ausmachen, Allein, was man an dem Geifte der Gährung und Munterkeit verliert, welcher auf einmal ein großes Aufſehen machet und einem Religionskoͤrper allen Ruf und beruͤhmten Namen giebt, das erfeger man durch die Art, die Anzahl und Gründfichfeit der Niederlaffungen, welche ein ausers leſenes Volk, das fich in alle andere menget, mie der Zeit errichten kann. Vieleicht werden die mährifchen Brüder in der lurherifchen Religion das ſeyn, was die Quaker in ber engliſchen Kirche geweſen. Wenigftens werden fie, da fie mehr Bürger und mehr Patrioten, als die Jefuiten, find, als Kinder der Hauptſtadt und Vaͤter der Cor lonie - Be! — von Srönland und dafigen Miſſionen. 183 lone, durch die Bande des G:blüfes und dag gefellfihaftliche Beſte mehr. mit dem Cranz von aemeinichafelihen Yaterlande verbunden ſeyn. Wir wollen aber fehen, mit was für Gronland Fleiße ſie im Voraus den Samen zu ihrer Vergroͤßerung und derjenigen Gluͤckſeligkeit ausſtreuen, welche alle Menſchen ſich auf Erden zu verſchaffen, das Recht haben und ſo gar verbunden ſind. Wenn ihr Enthuſiaſmus dieſes Gute, ohne irgend eine Unruhe, wirken wird, fo wird er ſtets nuͤtzlich ſeyn. Der Enthuſiaſmus aber zieht oft die Nichtduldung nach ſich. Die Mifi ionarien ſelbſt beklagen ſich daruͤber. * Ein bekehrter Groͤnlaͤnder mußte einmal in einem Hauſe übernachten, wo über Enthuſiaſterey hundert Menſchen zum Tanze verſammelt waren, Er wußte nicht, was er thun ſollte, er, Nichtdul⸗ den Verſuchungen und dem Laͤrmen zu entgehen, fiel derohalben auf die Knie und bath, ah daß ihm Gott benftehen möchte. Darauf gieng er getroft in das Haus und geboth den Heiden, ſtill zu feyn, er habe ihnen etwas beffers zu fagen; und wenn fie es nicht thäten, fo würde er ihnen die Trũmmel nehmen, und mit Füßen zertreten. Ja, eine Frauensperfon, Sara genannt, ließ es nicht bey den Drohungen bewenden, fondern nahm ihnen einmal die Trummel und zerbrad) fi. Wir erinnerten fie aber, fagen die Miffionarien, fie follte fich in der Heiden Luſtbarkeiten nicht mengen, fondern ſich ſtill Halten, und nur mit denjenigen reden, die fie hören wollten. Wir haben auch „feit dem angemerfet, daß unfere Sara leichtfinnig, mwiderfeglic und mit hohen Ges danfen von fich eingenommen war, Diefes rührete von ihrem Fleiße und Segen bey den Heiden ber. Sie erfannte aber. ihren Fehler und ihre Schwachheit, und befferte fih. Ueberhaupt haben fie wahrgenommen, daß, fo bald ein. Grönländer ein Ehrift geworden, er auch ein Apoftel feyn wollte. Indeſſen fegnen fie doc) die glücklichen Früchte diefes Eifers und bemühen ſich, ihr aus zu breiten, wiewohl fie ihm dabey die Graͤnzen der Klugheit-fegen. Der Winter war die gute Jahreszeit für die Miffionarien. Da wurden fie mit Muße Menfchenfifcher, Weil aber die Zeit der eigenslichen Fiſcherey die Grön- länder weit herum zerftreuefe, und fie im Sommer das vergaßen, was fie im Winter von der Religion gelernet hatten, fo richtete man es fo ein, daß die Weiber und Wais ſenkinder in den Zelten bey der Miffion, unter der Anführung eines Ehriften, blieben, wel⸗ chem man die Mittel gab, für ihren Unterhalt zu forgen, und auftrug, fie zu unters meifen. Indeſſen beffagete fich doch eine Chriſtinn, welche nicht verbeurathet war, aber gar zu fleiſchliche Verbindungen mit einem unbefehrten Grönländer hatte, über diefe Neuerung der Miffionarien, als über einen den Gewiffen aufgelegten Zwang, und eine ber Freyheit angerhane Gewaltthaͤtigkeit. Ihr Murren konnte das Misver⸗ gnügen und das Weglaufen von dem Schafflalle erregen, Man half demfelben da⸗ durd) ab, daß man die murrende Neubefehrte fo lange von der Gemeinſchaft der Glaͤu - bigen abfonderte, bis fir mieder zu ihrer Pflicht gekommen, Außer der Sorgfalt aber, welche man für diefe Fleine Heerde trug, folgete einer Die u. von den Miffionarien der Mannsperfonen auf den Fifchfang und die Jagd; und er ie verlor daben feine Zeit nicht. Des Gebethes nicht zu. gedenken, welches. er des Mor- auf die Ja ens und Abends mit feinen Schülern. hielt, fieng er auch viele Rebhuͤhner, und be- md zum IR Fam große Säce voll kleiner Häringe, da er ein Beyſpiel von der Arbeit gab, und zu "7" gleicher Zeit etwas gewann, den Dürftigen aus zu belfen. Dieß war ein neues Mit tel, Neubekehrte zu machen, Man kann nicht ohne Theilnehmung gewiſſe Stellen 184 Hiftorie und Beſchreibung Cranz von des Tagebuches Tefen, welches diefe Miffionarien von denen Reifen geben, die fie mit Grönland, den Fiſchern und Jaͤgern thun. Wir wollen einen Augenblick Friedrich Boͤhniſchen — hoͤren. Er iſt einer von den drey erſten mährifchen Brüdern, die nad) Grönfand gien⸗ gen, Er verheurathete ſich daſelbſt 1740 mit feines Mitbruders, Matthaͤus Stachs Tochter. Vier Jahre darnach that er eine Reife nach Deutſchland, wo er zu Herrn⸗ hut und aufdem Synodus zu Marienborn von der Mifften Bericht abftattete, Un - terwegens wurde er von den (vermuthlich preuflifchen) Soldaten angehalten, welche ihn mit Gewalt anwerben ‚wollten, und von einem Orte zum andern ſchicketen. Er fieß ſich aber nicht dazu bewegen, und wurde endlich durch Dermittelung eines luthe— riſchen Abtes frey gelaffen. Seine rau, welche Kraͤnklichkeit halber nicht gleich mit ihm reifen koͤnnen, folgete ihm, und brachte ihre beyden Kinder in die Unitätsanftaf- ten zu Marienborn, dafelbftserzogen zu werden. Den Tag vor feiner Ruͤckreiſe nach Grönland wurde er zur Fortfegung feines Berufes oder Apoftelamtes ordiniret. Man fehe, was für Nachricht er von einer Reife giebt, die er im Monate May 1746 mit - auf den Haringsfang gethan bar. 4 „Den ıgten, ſaget er, fraten wir mit denen, die wir zurück ließen, am Strande „zufammen, empfohlen fie dem mächtigen Schuge unfers lieben Vaters, fangen ein „Led zum Abfchiede, und fuhren alfo in vierzehn Booten und vielen Rajafen ab. Wir kamen nur zwo Meilen weit, Abends. Hiele ich Singeftunde, Hernach befucheren mich noch einige Grönländer in meinem Zelte, Wir kamen nac) und nach) auf eine . „gar felige Betrachtung, wie uns doc wohl zu Muthe feyn würde, wenn wir unfern : „Heiland dort oben von Angefichte zu Angefichte fihausten. ch Fann diefe gottſe— „lige Unterredung und das himmlifche Gefühl, welches wir dabey hatten, nicht voll: „fommen ausdrüden. „Den zoften hielt unfer Katechet die Fruͤhſtunde. Darauf fegeten wir unfere „Reife fort, auf welcher die Grönländer beftändig fangen, Abends famen wir nad) „Piffikfarbit. Es ſtunden fechs Zelte von Wilden da, Wir nahmen alfo einen an- „dern Plag ein. „Den aıften giengen unſere Mannsfeute aufden Seehundefang, und brachten „mir einige Stücde Seehundefleifeh, woven ich mit eben fo vielem Vergnügen aß, „als fie darüber hatten, daß es mir ſchmeckete. * . „Den 2aften, als den Sonntag, hielt ich Vormittages die Chorverfammlung, „Den Nachmittag befuchete ich, die Wilden, welche ich von vielen Fahren her Fannte, „Abends Hiele der Katechet die Singeftunde, und ich der Getauften Verſammlung. „Den 23, 24, und 25ften ſchoͤpfeten unfere Leute Angmarſet over kleine Haͤtin⸗ „ge, und ich auch. Es war fo warm Wetter, daß man es auf dem Lande in den Klei⸗ „dern kaum aushalten Fonnte. Den 26, 27 und 28ſten aber ſchneyete es fer viel, „und war fo Ealt, daß ic) faum fchreiben Fonnte, ; „Den agften hielt ich unter freyem Himmel die Pfingſtpredigt. „Den ıften des Brachmonates gieng ich auf die Jagd, und befam ein großes Rennthier, wovon ich unfern Grönländern den aten eine Mahlzeit gab. ° In meiner * x „Abwefenheit 9 Herr Cranz erklaͤret ſolches nicht, und ſaget nur, man mũͤſſe das Liebesmahl nicht mi mable oder dem Abendmahle des a an R ı Ah nicht mit dem Nacht von Grönland und dafigen Miſſionen. 185 Abweſenheit Hatte der Feind gleid) etwas unter ihnen an zu richten geſuchet, welches Cranz won ihm aber nicht völlig gelungen iſt. Hernach ſchickete ich zwey Kajake mit Briefen Grönland, „und etwas friſchem Fleifche nach Neu- Herenhut, und bald darauf befam ich Briefe —— „von daher, die mir viel Vergnuͤgen macheten. Nachts um zwölf Uhr, denn jetzt wit * ‚Die ganze Nacht Hell, fuhr ich mit etlichen an einen andern Ort, Häringe „zu ſchoͤpfen. ” „Den zten nach der Fruͤhſtunde redete ich mit zwoen ledigen Srauensperfonen, „die chne mein Wiffen mit andern, als ihren Hauswirthen, auf die Jagd gefahren. »Sie geftunden fogfeich ihr Verſehen, und verfprachen, fich zu beffern, Nachmitta« oges bielt ich mit zwey und zwanzig Kindern ein Siebesmahl *) und Katechifmuslehre. nDernach fprach ich mit einem noch ungetauften Witwer, der ſich nad) heidniſcher Art nivieder verheurafhen wollte, Sein Herz wurde bald weich; und ich riech ihm, der WWVerſuchung aus dem Wege zu gehen, und lieber nach Haufe zu fahren; wozu er auch „gleich willig war, — „Den aten hielt der Katechet die Fruͤhſtunde, und id) den sten die Sonnfags« »prebige vor ‚vielem Volke. 0 „Den Gten war id) wieder auf der Jagd, Simon, ein, getaufter Grönländer, „bekam ein Nennthier, wovon er den Grönländern eine Mahlzeit gab. Bey derſel⸗ — mben ſagete er unter andern: ch ſchaͤme mich nicht mehr, zu ſagen, daß ich mich von „meinen Lehrern wie ein Fleines Kind will leiten und führen laffen. Ich erfahre eg, daß die Gemeinſchaft der Gläubigen etwas ſehr gutesift, und daß es unfere Lehrer „redlich mie uns meynen, und nicht über uns zu herrfihen ſuchen; wie wohl einige une „ter euch meynen und vorgeben. „Den gten padeten fie alle wieder auf, bis auf zwo Familien, Die noch nicht fer« sig waren, und fuhren gegen Mittag unter Sobgefange nad) Haufe,“ Bey diefer Gelegenheit eheilet uns Herr Cranz noch ein anderes Tagebuch) von eis ner Jagdreiſe mit. Es bat ſolches Matthaͤus Stach aufgefeger. Den zten des Herbſtmonates, ſaget er, giengen einige Groͤnlaͤnder auf bie „Rennthierjagd; und weil wir fie. nicht gern allein laſſen wolften, fo fuhr ich mic ihnen. „Dir bekamen in der Bay eine Heftige Südboye *), die uns von einander frennere. „Ich war genörhiger, wor den Wind gerade in die Bay zu halten; weil das nächfte „sand voller feilen Klippen war, Wir wurden endlich doc) ganz nahe an das hohe „Ufer getrieben. Der Strom war ſtark und die Wellen, die fehr hochgiengen, war— „fen ſich fo unfer einander, daß man nicht anders dachte, als daß wir umfihlagen müß« „ten, Das Weiberboor kruͤmmere ſich in den Wellen, wig ein Wurm. Ich bethete „bey mir den Vers: Lamm, du haft die Welt gemacht; wir find deine Ereatüre _ . »lein zc, In einer Vierthelftunde wurde es ganz fill, daß wir noch eine Meile fort« rudern fonnten, In Okeitſuk fehlugen wir unfer Zelt auf, um die andern zwey n Boote zu erwarten, welche der Sturm von ung entfernet hatte, Sie fonnten aber erſt in zweenen Tagen wieder zu uns kommen, und waren in großer Gefahr geweſen; wbefonders ein junger Menfchy der mit feinem Kajafe den andern nicht nachfommen „koͤnnen. 2) So nen ei i ine Regenwolke verurſa St voriber geßt, aber bafto gefährlicher I, eg re Allgem, Beifebefchr, XX Band, ; Aa / 186 Hiftorie und Beſchreibung ‚Eranz von „Können. Die Wellen hatten ihm die Serhundblafe weggeſpuͤhlet, und. indem er fol ®rödnland. r [2 „he wieder aufhob, fo entfuhr ihm das Ruder, da er ſich denn mit bloßen Händen zus „ruͤck rudern müflen, bis er es wieder erwiſchete. Das übele Wetter verhinderte ung, „ſechs bis fieben Tage lang zu jagen. „Den raten giengen wir auf die Jagd. Ich bekam zwey Nennthiere, die Gröns „laͤnder aber nichts. Ich gab ihnen eins ab, „Den ı3ten befam ich wieder eins, Mach der Fruͤhbethſtunde klagete mir einer „von meinen Jagdgefährten, feine Grau wollte ihm zumeilen nicht geborchen; es wäre ' „ihm alfo eingefallen, er follte ſich eine große Ruͤthe machen, und fie einmal recht aus- „peitfchen. Ich fagete zu ihm, das gienge bey Kindern wohl an, aber nicht bey gro- „gen Leuten. Ich wilf mit ihr reden; fie wird fich ſchon beffern. — Nun, fagere „er, fo will ich es nicht thun, fordern es dir fagen, wenn fie eg wieder nicht recht machet.“ Dieß ift genug, den Entwurf der geiſtlichen Führung zu erkennen zu geben, wet: chem die mährifihen Brüder bey den Grönfändern folgen. Man fieht in diefem kur⸗ zen Auszuge ihre Sprache, ihre Lebensart, den Murb, ivelchen fie beſitzen, und die Herrſchaft, welche fie mit der Zeit über diele einfältigen und aufrichtigen Leute bekom⸗ men werden. Eben die Art, eben der Geiſt finde ſich in der ganzen Miſſionsgeſchichte von zwanzig Jahren. Alle menſchliche Mittel, aber die fanfteften, find in ihren Händen Werkzeuge zur Heidenbefehtung geweſen; und die Heidenbefehrung wird ih⸗ rer Seits, vieleicht eines Tages für fie, ein Werkzeug der Macht werden. Man fe % nur, durch was für Mittel es die mährifchen Brüder fo weit gebracht, daß fie in vönland zween ziemlich anſehnliche Wohnpläge von halbgeſitteten Menfchen unter dem Namen der Chriſten haben anlegen fünnen. Herr Cranz faget anfänglich”), man habe viele Jahre hingehen faffen, ehe man das Sacrament des heiligen Abendmahls auch felbft den getauferen Grönländern mit⸗ ‚gerheilet. Die maͤhriſchen Brüder trugen ein Bedenfen, ihnen diefes große und un befchreibliche Geheimniß zu offenbaren, und fie deffelben theilhaftig zu machen; weil fie ein heimliches Mistrauen hegeten, ob ſolche recht befehret waͤren. „Ich will hier - „nicht unterfuchen, ob ihr Mistranen gegründet oder ungegründet gewefen. Soviel „tft gewiß, daß fie ihre beften Getauſten nicht eher für fähig hielten, diefes hehe „Gut zu genießen, als bis diefelden mußten, daß fie wahrhaftig arme Suͤn⸗ der waren. e h Es ſetzet auch dieſer Miffionarius die Gemeine oder die Kirche In Grönland nicht eher, als in das 1747 Jahr, da man eine Kapelle bauen konnte. Vorher, ſaget er, hatte man die Grönländer unter freyem Himmel den Ratechifinus gelehret; welches. für Lehrer und Zuhörer fehr befihwerlich war. Seit drenen Fahren predigte man ihnen indeffen doch ſchon in einem Haufe, Dieß wurde aber auch gar bald zu enge. Die Miffionarien in Groͤnland führeten bey ihrer Gemeine in Europa häufige Klagen dar⸗ über, Dieß wirfete bey dem zu Zeyſt gehaltenen Synodus fo viel, daß einige vermd» gende Glieder willig waren, in Holland ein großes. Haus, nad) Anweiſung des daſelbſt ‚gegenwärtigen Miſſionars, Johann Bet, banen zu laſſen, und mit einen dazu ber frachteten Schiffe dahin zu ſchicken. Chriſtian David, der alte unexmüdere Zim⸗ — u mermann, Groͤnlaͤnd. Hiſt. VIEB, auf den 637 Sei, von Grönland und dafigen Mi ionen. —— .,; miermann, welcher die erfte Härte in Grönland für die Herenduter und ein Schul. Cranz von bäuschen fir die Örönländer gebauet hatte, gieng zugleich wieder mit,’ num aud) die Grönland. Kirche auf’ zu führen, y Sie wurde den sten des Heumonates angefangen; und, ungeachtet es big in diefen 17 a: Sommermonat gefehnyen hatte, und im Auguft fon nieder anfieng, fo bradyte man — es doch fo weit unter Dad), daß man den ı6ten des Herbfimonates die Communion in einem Zimmer halten konnte. Einen Monat darnad) wurde die neue Kirche eingewei⸗ bet. Die Orönländer hatten eine ungemeine Freude, daf fie ein Bethhaus befamen; und der Kuf davon zog viele Wilden herbey, ſolches zu ſchen. Es entftund bald eine Art von Burg um fie er, welche ſechs große Häufer ausmacheren, worinnen über hun⸗ dert und achtzig Seelen wohneten; ſo daß, wenn die aus der benachbarten Colonie dazu kamen, gemeiniglich bey dreypundert Seelen auf dem Saale waren. | Die Gemeine zu Freu. Herrnhut, fo hieß diefer neue Wohnplag der mäbrifchen Brüder, wurde in dreyzig Gefellfchaften eingetheiler, und ihnen bey dem männlichen Geſchlechte neun, und bey dem weiblichen funfzehn Geſellſchaftshalter vorgeftefle.. Dar: auf errichtete man eine Singeſchule. Zween Brüder, die etwas Muſik verftunden, waren dadurch behuͤlflich, den Gefang der Grönländer in Ordnung zu bringen, und es fanden fich aud) einige Knaben, welche die Melodien, die fie auswendig gelerner hatten, nad) dem bloßen Gehoͤre fpielen lerneten, und dadurch das Singen der Gemeine ange» nehmer macheten. | | — Als man eine Kirche hatte, ſo feyerte man Feſttage, unter andern den Gemeintag, welcher alle vier Wochen gehalten wurde. Man taufete an demfelben; man prebigte; man gieng mit den Öefaufeten zum Anberhen; man las Briefe von einigen Arbeitern in Europa an einzelne Grönländer, oder an das ganze Häuflein, wie auch. von den Kin. dern aus den Unicätsanftakten an die hiefigen Kinder vor. Zwiſchen jedem Briefe wurden ein Paar Berfe von dem Blute des Jammes (ein oft wiederholetes mnftifches Wort) gefungen, welches Häufig Thränen auspreffete. Alle diefe gottfellgen Erfindun: gen zogen unvermerft viele zu der neuen Kirche, und die Gemeine, weiche in diefem 1747 jahre mit zwey und fünfzig Perfonen, nach einer langen Vorbereitung, durd) die Taufe vermehret worden), zählete am Ende deffelben Hundert und vier und dreyzig Ge⸗ taufte, wovon aber doch ſchon achte geſtorben waren. unmehr fieng man an, in der Kirche Trauungen, ‚Seichenbegängniffe und alfe Eeremonien zu Halten, welche die feyerlichften Handlungen und Verbindungen des menſchlichen Lebens Durch das Siegel der Religion weihen, und dem öffentlichen Got» tesdienfte Beſtand, Anſehen und darauf deſſen Dienern Macht und Reichthum geben. Es iſt aber eine fonderbare Anmerkung, die Herr Cranz machet, wenn er. faget, daß a fih feitdem, daß man die Kirche gebauet, Feine aufferordentlihe Wirkungen der nade, ober wie er fich ausdrücer, „Feine fo gar ftarfe Zeugentriebe mehr, wie in den „erſten Jahren, bey den Örönländern geäußert haben, : ch) habe dieſes, fährt er „fort, anfänglicy für einen Mangel gehalten, bey genauerer Zufammenbaltung aller „Umftände aber gefunden, daß diefes nicht mehr, nörhig und vieleicht ſchaͤdlich gewe⸗ „fen wäre, Es mar nicht mehr nöthig, einzelne Zeugen auf zu ſtellen, weil der Leuch⸗ „fer, ich meyne eine lebendige Gemeine, eine Stadt auf dem Berge dahin geſtellet „wat, und allen leuchtete, die in der Nabe —* Ferne wohneten. Eine ganze Wolke a 2 „Zeugen 188 Hiſtorie und Befchreibung. Eranz von „Zeugen mußte es frcplich Helfer machen, als einzeine Sichtlein, die oft mehr glimm⸗ Grönland. „fen, als brannfeh und leuchteten.» ’ — Mit dieſer myſtiſchen Sprache, und dieſen guͤtigen Auslegungen glauben die maͤhriſchen Bruͤver uͤberall den Finger Gottes in ihren eigenen Werken zu ſehen und zu zeigen. Wenn der Hunger die Groͤnlaͤnder heimſuchet, fo iſt es eine Zuͤchtigung des Himmels wider diefe Ungläubigen. Wenn der Mangel fie zu der Gemeine zieht, wo die Mildehätigkeit durdy einen umfonft ertheilten Beyſtand einige an die neue . Kirche verfnüpfer und bey ihr behaͤlt, fo ift eg die Gnade, weldye fie.ruft, fie ruͤhret und befehret. Wenn die Hirten und ihre Heerde der Getaufeten den Gefährlichfeiten des Meeres, dem Treibeife entgehen, welches ihre Fahrzeuge zerftreuet, fie verfchläge und ganze Monate bald unser dem Waffer, bald über demfelben herum treibt, da fie fi) endlid) mit Schwimmen und Rudern retten, fo danfen fie dem Lamme wegen die fes Wunders. Wenn fie in dem rauhen Chriftimonate, da ihnen alles abgeht, einen todten Walfifcy von neun Kloftern lang, am Ufer finden, von welchem bey drenhurns dert Menfchen den Speck und das Fleifh kaum in dreyen Tagen abflenzen können, welches ihnen eine ſchmackhafte Epeife und einen guten Vorrath an Thrane giebt, fo fehen fie folches als eine glücktihe Schiefung, und eine Gabe des Himmels an. Sie ſehen fich ftets auf den Fhügelu der göttlichen Siebe getragen, und unter einem lieblis chen Wehen des Geiſtes befeliget. Sie halten ſich für unuͤberwindlich und feft, daß fie nicht verwundet werden Fönnen, fo lange fie in dem Blute ſchwimmen, welches aus den Wunden bes Lammes fließt. Indeſſen mifchen fie doch oft unter den Benftand von oben Waffen und Mittel, welche gar zu viel von der menfchlichen Schwachheit an fih Haben, als daß fie nicht verdächtig feyn follten, x € - . Eines Tages. nachdem fie neunzehn Grönlander zum Abendmahle des Herrn zu⸗ gelaſſen, tauferen. fie ſieben Kinder von der Heerde, worunter fich einge Jungfrau bes fand, welcher einige Wochen vorher ein befonderer Zufall begegner war. Sie hatte fich mit ihrem Hauswirthe nad) Kangef begeben, wo fie von einem Wilden wegges nommen wurde, der fir mit Gewalt, nad) groͤnlaͤndiſcher Art, zu feiner Frau zwingen wollte. Ihr Hauswirth Fonnte fie ihm niche wieder wegnehmen; weil viele Heiden da waren, welche fich ſehr vermaßen, daß fie mit den getauften Grönländerinnen nach Sandesgebrauche verfahren wollten, und fid) deswegen vor feinem Europäer fürchteten. Er mußte fie alſo zuruͤck laſſen, und konnte erfi drey Tage darnach den Mifionarien Nachricht davon geben. Diefe eileren der bedrängten Perfon fo gleich zu Huͤlfe, und kamen noch in eben der Macht dahin, Der eine lief gleich in das Haus, wo fie ge» fangen war, und fragete fie: Was macheſt du bier?, — „Der Mann da, gab „fie zur Antwort, wobey fie auf ihren Raͤuber wies, hat nich angehalten. — „Willſt „du denn diefen Mann Haben?» — „eins aber er har mich bey den Haaren hie „ber geſchleppet. — So nimm deine Sachen, und folge uns; denn wir find her⸗ „gekommen, dich ab zu holen. m Indeſſen trat jemand mit einer Flinte in das Haug. - x Die Wilden erſchracken darüber, und fageten zu dem Maͤgdchen: „Mache, daß du ortkoͤmmſt, damit fie uns nicht erichießen.„ Man war damit zufrieden, bedrohete fie aber, fie ſollten ſich nicht weiter unterftehen, eine Perfon von ver Ögmeine an zu goften; denn man würde fie deswegen ſchon finden, fo weit fie auch wegführen Sie waren ſtill und baten nur, daß man bald wieder gienge. Auf folhe Art kam. diaſes : — Maͤgdchen yon Ordnland und dafigen Miſſionen. 189 _ Maͤgdchen noch dieſelbe Nacht in Sicherheit, nachdem es weiter nichts erlitten, als Cranz von daf es, wie bey ſolchen Fällen gewoͤhnlich ift, von den alten Weibern einige Male ges \ rönland, fihlagen worden, ihr Jawort zu erzwingen, ns So mterftüßeten die Brüder zuweilen die Antreibungen der Gnade, Sie hats #7 4% gen in diefem 1748 Jahre fünf und-dreyzig Taufen und acht Begräbniffe in ihrer Kir⸗ ehe, die fich zu gleicher Zeit an Todten und Lebenden beuölferte und vergrößerte, Als es glücete ihnen alfo, und ihre geiſtlichen Arbeiten wurden auch mit zeitlihem Ser gen belohnet. Denn das Meer brachte ihnen faſt vor ihre Thuͤre Treibholz genug, nicht nur zum Breunen, fondern auch noch einen Fluͤgel an ihr Haus zu fügen, und einen Schulfaat zu erbauen. ; = Das folgende Jahr bauete Die Schwefter Judith eine Art von Klofter, oder wie es die Brüder nennen, Chorhaus der ledigen Schweſtern. Diefe Grönländerinn war mie vier andern Perfonen ihres Landes, unter der Anführung des Mifftonerius Matz ->.- thaͤus Stachs, vor zweyen Jahren nach Deutſchland gegangen. Zwey von dem Haufen, Mann und Frau, ſtarben in dem Haufe zu Herrnhut in der Lauſitz. Die drey andern ſolgeten dem Bruder Stach nach Holland, wo der Hauptmann Gerri⸗ ſon, welcher ſie auf dem Schiffe Irene aus Groͤnland gebracht hatte, ſie wieder an Bord nahm, um nad) Sonden zu geben. Die beyden jungen Grönländer waren zw Fuße durch Deutfchland gereifer, ohne fih zu erkennen zu geben,.. Sie hielten ſich eben” fo unbekannter Weife in England auf, aus: Furcht, fie möchten eine Neugier erregen, die ihnen mar befhwerlich fallen dürfte, Indeſſen wurden fie doch dem Kir nige und dem Hofe vorgeftellet, deren Blicke mit einer Wohlthaͤtigkeit konnten beglei⸗ ver werden, bie ber Miſſion nuͤtzlich marc, Bon London reiferen fie auf der Irrne nach Penſyſvanien, wo fie die Gemeinen zu Berblebem und Nazareth befucheten, welches herrnhutiſche Riederlaſſungen find, Sie fanden daſelbſt bekehrte Americaner, welche ihnen erbauliche Briefe an ihre geöe ländifchen Brüder mit gaben. Chriſtian David, welchen fie in Deutſchland zu Ze genommen hatten, verfah fih mit einem guten Borrathe von Eedernlatten amd Baus „an, holze, ein Provianthaus zu bauen; und die Gemeine in Penſylvanien ſchickete der laͤndiſchen dieſes Geſchenk zum Zeichen ber geiſtlichen Vereinigung und Verbindung. an Die Irene aieng von Neu: York nad) Neu: Herenhur mis den beyden Miſſ io⸗ narien und den dreyen Groͤnlaͤndern, in drey Wochen. „Ein jeder, ſaget Herr Cranz, ) der die einfaͤltige Heidenfehaft und die verderbte Chriſtenheit kennet, hat ſich darüber wundern müffen; daß fie von ihrer Reife und den dabey unvermeidlichen „mancyertey Öegenftänden feinen Schaden gehabt. Die wenigen unnuͤtzen ‘Bilder, „die, fin) ihnen von ungefähr eingepräget, verloren fi) bald wieder aus ihrem Ges " müthe, und man hat fie, als die derſtaͤndigſten und zuverlaͤßigſten Arbeiter unter ih- „ter Nation brauchen können, „ ———— Jusbeſondere machete ſich die Schweſter Judith alles das zu Nutze, was ſie zu Herenpur in der Laufetz geſehen hatt., auch in Grönland nuͤtzliche Stiftungen für ihr Geſchlocht zu machen. Sie that alfen erwachfenen Mägdihen, und den unverheura⸗ theten Mägden den Vorſchlag, bey Ihr in einem befonbern Haufe zu wohnen, oder - | a3 | wenigſtens O Im vu Ba d. e76 S. > Hiflorie und Beſchreibung Eranz von wenigſtens nad) ber in den Familien verrichteten Arbeit daſelbſt zufanımen zu Fommen, — * I Sonderbarer Proceß. 2 175% Grönland, und die Naht in einem gemeinfihaftlicyen Schlafſaale beyfammen zu fehlafen. Diefe Abfonderung feßer fie in Sicherheit, daß fie nicht Dinge fehen und hören, welche in fo gebaueten und eingerichteten Häufern, wie die grönländifchen, Begierden und Hand: tungen veranlaffen Fönnen, die der chriſtlichen Sittenlehre und vornehmlich der. herrn⸗ dutifchen Regelmaͤßigkeit nicht fehr gemäß find, Auf folche Art wuchſen und blüheren der Baum und Abfenker, durch alle Mittel, welche ein tätiger und arbeirfamer Eifer an die Hand giebt, Bald verheurathete man einen Miffionar mit einer herenhutifchen Schwefter, damit fie zufammen duͤrch bie Wege der Natur und Religion an Der Fortpflanzung der Chriften arbeiteren. Bald befoldete man einen Deutſchen, welcher Groͤnlaͤndiſch gelerner hatte, damit er ein Ras, techet und Schulmeifter würde. Bald Ichrete man grönländifche Kinder deutſch, da⸗ mit fie in den beyden Sprachen, der Miffionarien und der Neubekehrten ihrer, fehrei- ben, reden und fingen koͤnnten. Gleichwohl fager Herr Cranz, man fehre jeßo Eeine Grönländer mehr Deutſch, weil fie Feine Zeit dazu haben, und es ihnen und der Mif- fion nicht ſonderlich nüße, Es: Wenn diefe einige gute Wirkungen hervorbringe, fo iſt es nicht ohne Unkraut, deſſen Samen fie gleichfam unter die getauften Einwohner und unbefchrten Heiden ausgeftreuet hat. In der That fand man, unter den Cpriften, daf die Gemeine in ' diefem Fahre einen Menfchen verlor, der von einem Wilden wegen eines Unrechtes ermordet worben, welches er von einem Chriſten erhalten zu habenvorgab, Es ſcheint, daß die Grönländer an die Miffionarien wollen, weit fie diejenigen Perfonen, welche ihre Familien verlaffen, und bey diefen Sremden leben, fo anfehen, als wenn fie ihrer Nation gleichſam entführet wären, Man beklaget ſich ſchon in Grönland , daß das Chriſtenthum den Water mit feinem Sohne und den Bruder mit feiner Schwerter 3 uneinig mache, Die Herenhuter mögen diefen Vorwurf beantworten. t Auf einer andern Seite wird die Policey diefes Volkes in ihrer Geſellſchaft voll; Eommener, Bey dem Abflerben einer chriſtlichen Frau blieb ein Kind, welches fie hinterließ, dem Manne, bey welchem fie gemohner hatte. Ein Wilder von Kangek machete Anſpruch auf dieſcs Kind, weil es ben ihm geboren wäre, und er es iner * dem Namen eines Sohnes angenommen haͤtte, welcher ihm geſtorben waͤre. Weil ‚aber der andere Grönländer das Kind und die Muster feit dem unterhalten hatte, fo - wurde der Proceß für den Ehriften, bey dem die Mutter geftorben war, wider den Wilden, bey dem das Kind geboren war, entſchieden. Diefes Urtheil würde vieler Revifion der Acten und Appellationen bey der Nechtsgelahrheic unferer Gerichtsſtuͤhle fähig gemefen feyn, wo man bald allerhand Schriften, widerfprechende Gutachten, Ber fiheide und Urtheile über diefe fhöne Srage würde haben hervorkommen fehen, Der Winter des 1750 Jahres war rauher, als man ihn noch gefehen hatte, Der Haven zu Neu: Herenhut, deflen geringfte Breite über eine Meile ift, war felbft im Abprilmonate fo fehr mit Eife bededet, daß man Fein Waſſer darinnen, ungeachtet der reißenden Ströme, und der Fluth zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche, Haben Eonnre, Die Hungersnorh war allgemein in Grönland, Doc) empfand man fie in der Miffion weniger, als anderswo, wo man die Gläubigen nicht allein bethen, fondern auch ar⸗ beiten, ſich Vorrath ſammeln, und ſparſam leben gelehret hatte. Die Unbekehrten — | kamen £ von Grönland und dafigen Miffionen. 191 kamen und fucheten bier Hülfe. Man machete fich ihre Noth zu Nuse, Ifnen das Eranz von Evangelium zu predigen; aber one Frucht. Sie bemunderten die gute Ordnung und Grönland, den Ueberfluß, die zu Neu» Herrnhut regierten: allein, wenn man fie fragte, ob fie nicht auch dem Beyſpiele ihrer Landesleute folgen wollten, denen es, an einem Drte, die nicht die befte Sage in Groͤnland Hätte, an nichts fehlete, fo antworteten fie: „Sanieis⸗ ſegalloar pogun, kiſſien aſornakau,, d. i. „wir wollten ung gern bekehren, wenn „es nur nicht fo ſchwer waͤre. Wenn man nun endlich anfieng, von der Religion mit ihnen zu reden, ſo liefen ſie davon, als wenn es eine Zauberey oder anſteckende Kranfs eit ware, ? Es ſcheint, daß es die Groͤnlaͤnder vornehmlich verbroß, daß fie ihren Sitten durch diefe- fremden Miffionarien zuwider gehandelt fahen, weren Lebensart und Regierung fie als einen Eingriff in ihre Freyheit anfahen. Einer von diefen Unbefehrten fam zur Miffion, und drohete den Brüdern, fie-mollsen ihr Haug verbrennen, wenn fie ihnen nicht eine Weibesperfon wiebergäben, die fie in ihren Schuß genommen hatten, nachdem fie ihnen, um fich der Heurath zu entziehen, entwifcher war, Man war gegen feine Drohungen auf der Hut: weiler aber in der Abſicht, fie zu entführen, befländig her. um ftveifte, fo gab man fie ihm wieder zurück, da ſie noch nicht unter den Katechume; nen war, und bath ihn nur, fie nicht mie Gewalt zu heurathen. Hernach erfuhr man, daß fie ganz einig mit einander wären. Die Miffton miſchete ſich alfo nicht weiter in diefe Hausftreitigfeit. , 5 Der Eifer diefer Prediger ftörete zumeifen die Ruhe der Familien, Eine Oröns känderinn hatte ſich zu den Chriften geflüchtet, um die Taufe zu empfangen. Ihre Brüder wollten fie wieder zurück führen: weil fie aber nicht zurück kehren wollte, und ſich unter eines Miffionars Schutz begeben hatte, fo entführeren fie diefelbe, in der Abſicht, fie zu rödten, Damit ſie nun ihr geben erhielt, fo trat fie in ein Boot, und willigte ein, mit den Wilden zu gehen. Der Miffionar ſchrieb an die Colonie der guten Hoff nung, daß fie die Raͤuber anhalten und das gefaufete Maͤgdchen befreyen möchten. Man paffete ihnen zu Range auf, wo fie vorbey mußten, weil fie nach Süden fuhren, Allein, fie fanden das Mägdchen nicht, weit ihre Brüder fie genöthiget hasten, fich un. ter den Fellen im Schiffe zu verbergen, und ihr drohten, fie um zu bringen, wenn fie fi) rührete oder zeigete. Sieben Meilen weiter bath fie ihre Brüder, fie einen Augen blick ans Sand zu fegen, damit fie fich Beeren oder andre wilde Früchte fammeln koͤnnte. Sobald fie ausgefege war, verbarg fie ſich zwifchen den Felſen, mo man fie zmeen Tage füchte, aber nicht fand, Da fich endlich die Wilden wkder eingeſchiffet Hatten, fogieng fie viefe Milen weit zu Buße über bie Berge, bis fie einen Grönländer antraf, der fir in fein Boot nahm, und wieder zur Colonie zurück brachte, Es ſcheint, daß man bier die Aufführung der Miffionarten niche eutſchuldigen koͤnne, die in der Abficht, Serten zu retten, eine Trevnung unter den Grönländern verurfachen, und geiftliche Fa— milien auf Koften derer errichten, welche die Natur gebilder har. Eine jebe Religion, die den Xeitern Sohn und Tochter nimmt, umter dem Vorwande, fie Gotte iieber a8 , geben, ift eine Religion der Zwiotracht, der Verfolgung, eine Feindinn des Friedens \ der Staaten und der Gluͤckſeligkeit der allgemeinen Geſellſchaft. Die Bekehrung wird alsdenn Verführung oder Geroal'thärigfeit, Nichts kann diefen Fehler, welcher der Bekehrungsſucht anhaͤngt, wieder gut machen. Wenn es aber erkaubet ne w 192 HSiſtorie und Beſchreibung Crauz von wilde Voͤlker zu bezwingen nad zu unterdruͤcken, fo ſind vieleicht die einſchmeichelnden 1231. SGSromand. Wege, welche das Ehriſtenthum den Miffionarien eingiebt, die menſchlichſten, welche man gebrauchen koͤnnte, die Herrſchaft der europaͤiſchen Fuͤrſten zu erweitern. Die maͤhriſchen Brüder Haben in Grönland alle Vorſicht gebraucher, ihre Chris ften glücklich zu machen. Sie Haben Einrichtungen der äußern Polizey gemacht, die: zur guten Ordnung, zum häuslichen Frieden und zum Wohl des Körpers dienen, das, wie Herr Cranz faget, fo genau mit dem Wohl der Seele verbunden iſt, mit einem Worte Einrichtungen, welche dahin abzielen, ein Wolf von ordentlichen und gefells ſchaftlichen Sitten zu bilden, welches orte und Menſchen gleich angenehm ift. - Wenn jemand gegen diefe Gefege Handelt, fo fuͤhret man ihn zuerſt durch geheime, hernach oͤffentllche Ermahnungen, durch Beſtrafungen der brüderlichen Hebe; oder Durch die Strafgefege der Religion wieder zurück, wovon das ftrengfte ber Bann iſt, der aber als lemal nur eine Furze Zeit waͤhret. Diefes Geſetz ſchicket fich vieleicht für die Zeiten des ‚Eifers, und ift heilfam, fo lange es verehret wirds aber in Biefen Zeiten, da die vers dorbenen Sitten bis ins Heiligthum gedrungen find, die Sehren wankend gemacht, und die Gründe der Religion durch das Aergerniß ihrer Lehrer untergraben Haben, wird der Bann unnüß gegen Privarperfonen, verwegen gegen Fürften, und wenn er nicht aufs ruͤhriſch ift, doc) laͤcherlich. Die lutheriſche Geiſtlichkeit, welche allezeit der Gewalt des Staates unterworfen iſt, waget auch ſelche ſchwache Waffen nie, als in einem Lan⸗ de, wo ihre Neuheit ihre Staͤrke ausmachet. Sie leiht dieſem geiſtlichen Schwerte keine ſchneidende Macht, und zufrieden, dasjenige Vertrauen erlanget zu haben, welches. die Tugend dem Priefterthume allezeit verfchaffere, ſetzet fie nicht unvorfichtiger Weife, das Anſehen der Meynung mit demjenigen, welches aus natürlichen Geſetzen entfpringe, in Gefahr. DE ſolche fanfte Mittel regierten die grönfändifchen Mifionarien ihre geliebre riftliche Herde. Sie verglichen fie mit wohlgeze genen Kindern, Deren gutes Bey- fpiel, welches Nacheiferung einflößer, weit mehr Einfluß hat, zum Guten anzureizen, und dem Böfen vorzubeugen, als die Befehle und Strafen eines ftrengen Schrers. Den Grönländern fehlete es unter der Aufſicht der Miffisnarien en nichts; und diefes war ein guter Grund, deffen fich diefe zum Beſten ihrer Lehre bedienten. An einem- Orte, fagten fie zu ihren Meubefehrten, wo ſich kaum zwo Familien erhalten koͤnnten, ‚Leben ihrer an die die dreyhundert Perfonen; und wenn man ſelbſt andenen Hertern, wo der Ueberfluß regieret, Hungers ſtirbt, fo koͤnnet ihr noch von eurem Ueberfiuffe den Dürfs . eigen miteheilen. Ihr ſehet alfe, daß der Gott, welchen man euch prediget, wirklich euer Vater oder Erwerber it. Mit dieſem legten Dramen unterſcheidet man in Gröns land einen Vater ober Ehemann. Dieſer Ueberfluß, führe Herr Cranz fort, ſiel alfo beynahe immer zum Vortheile des Evangelii aus, Im Winter 1753 waren die umliegenden Inſeln fo ſehr mit milden Enten bede— cket, daß man fie nur an die Küfte jagen durfte, um fie mit der Hand zu fangen.. Dieſe Enten thaten die Wirfung des Manna in ver Wuͤſten. Eines Sonnabends Abends kamen die Zäger zuruͤck, und hatten ihre Kaſake, ein jeder mit vierzig bis funf⸗ zig Stuͤck diefes Vogelwildpraͤts, angefuͤllt. Einige giengen ben folgenden Tag, anftatt “dem Gottesdienſte beyzuwohnen, wieder 4 die Jagd, kamen aber mit leeren Haͤnden und muͤdem Leibe wieder zuruͤk. Die DI ſſ ionarlen ſagten ihnen Darauf, ihre Jagd . Bam 2 märe x 1 \ u von Grönland und dafigen Miffionen. 193 wäre am Sonnabende deswegen fo glücklich gewefen, bdamtt fie ven Sonntag>beill- Crans von gen Eönnten, — Bar Brönland, Diefe frommen Trugſchluͤſſe wurden durch Werfe der Siebe, die noch mehr überren Us deten, unterflüget. Ein Katechet vonder Miffion kraf einmal auf der Jagd einen Groͤn⸗ länder an, Der feine Frau verloren hatte, und mit ihr feine Tochter von ſechs Monaten begraben. wollte, weil er fie nicht ernähren konnte. Er ſchickete alfobald einen Chriſten an ihn ab, ſich feine Tochter ans zu bitten, Er brachte fie mit fih, ließ fie taufen, und. von einer Grönländerinn erziehen, So triumphiren Religion und Menſchlichkeit! Das Jahr 1752 iſt in der grönländifhen Geſchichte wegen des Beſuches eines 775% Biſchofs merfoirdig. Es war biefes der Here von Matteville, Eydam des Grafen gpurevitle, von Zinzendorf, Da er in die Familie und die Gemeine des Grafen getreten ——— fo wurde er zu dem Biſchofthume In der lutheriſchen Kirche, und dem Titel eines allge Diſchentoche meinen Auffehers der Herenhurifchen Miffionen erhoben, Die Reife, welche er nad) in Grönland... Grönfand chat, iſt fo unterrichtend, und kurz genug, daß man fie in der Gefchichte der — Reiſen nicht vorbey laſſen darf, Hier iſt der kurze Inhalt desjenigen Berichtes von ſeiner apoſtoliſchen Reiſe, den er an ſeinen Schwiegervater und Vorſteher abließ. Den erſten May ſahen wir mit uns zugleich eine Flotte von vier und ſechzig Schiffen von Helſingoͤr auslaufen. Wir ſegelten um die ſchwediſchen Kuͤſten, und Fanıen. den zwey⸗ ten aus dem Cattegat in die Nordſee. Wir ſahen ſie ganz von Haͤringen bedeckt, die ſich wie kleine Wellen erhuben. Den vierten ſahen wir die Kuͤſte von Norwegen, wel⸗ che ſich den ſechſten wieder verlor, und den neunten kamen wir bey den hittlaͤndiſchen Inſeln vorbey, um in die Weftfee zu geben, In diefen dreyen letzten Tagen legten wir durch Hülfe eines günftigen Oftwindes auf hundert Meilen zuruͤck. Den vierzehnten nöthigte ung ein Sturm vier und zwanzig Stunden das Ruder bey zu legen, und ung vom Wetter herumsreiben zu laffen. Hernach gieng alles gut bis zum ein und zmanzig« fien, da wir die drey Pfingſtfehertage hindurch einen großen Sturm ausſtunden, doch Eamen wir babey weiter fort, Den 23ten holeten wir zwey nach der Diffobucht bes ſtimmte Schiffe ein, welche acht Tage vor uns abgereifet waren, Man unterrebete ſich mit ihnen, und die Macht trennte uns wieder, Den 24ſten giengen wir das Borges birge Farewell vorbey, und famen in die Straße Davis. Den a5ften fihifften wir zuerft zwiſchen Eife. Den 27ten mendete fic) der bisherige günftige Wind gegen ung; ein beftändiger Mebel verhuͤllete uns alles, felbft unfern Weg, bis den ıften des Brach⸗ monates. Als er fich zerfteeuete, fahen mir ſo gleich eine große Inſel Treibeis, daß wir wieberumfehren mußten, Den zfen war manauf dreyen Seiten fo ſehr mit Eifeber lagert, daß man nur durch den Suͤdwind gegen das Hintertheil des Schiffes offene See hatte. Den folgenden Tag waren wir ganz mit Eife umgeben, und lavirten bis Mit- - tag darinnen herum. Vom gten bis zum roten waren wir beftändig unter Bergnund ſchwimmenden Ebenen von Eiſe. Den raten entdecketen wir durch den Gipfel der mit Schnee bedeckten Berge ein Sand, das aber noch an die zwölf Meilen entfernee war. Um zehn Uhr des Morgens zeigete Der Himmel unfern Blicken drey Nebenfonnen, deren jede mie zwoen lichtkreiſen umgeben war. Keiner von den Schiffern hatte jemals der⸗ gleichen geſehen. Dieſe Lufterſcheinung war mit einem ſanften Weſtwinde verbunden, an deſſen Stelie aber bald ein guͤnſtiger Suͤdwind kam. Weil er uns zu weit nordlich £rieb, fo mußten wir den 13ten des Morgens laviren. Um acht Uhr kamen wir dem * Allgem, Keiſebeſchr. AX Ba. BE. Sande 194 Hiſtorie und Befchreibung Cranz von Sande näßer, und der Strom war ung fo günftig, daß wir um zehn Uhr bey den ung Bröniand, am nächften gelegenen Inſeln landeren. Hier fah ich zum erften Male zween Grönlän- der, die mit ihren Raſaken, wie die Enten, ſchwammen; und ungeachtet der Wellen und des Sturmes doch immer vor unferm Schiffe und ofe unter dom Waſſer waren— Wir fuhren zwifchen Rangek und Rookörnen durch, in die füdliche Straße des Dalsreviers. Der Wind wurde immer friſcher, bis endlid zu einem Sturme, der uns noͤthigte, ein Segel nach dem andern ein zunehmen; und doch fuhren wir mir eb nem halben Segel vor den Inſeln, wie ein Pfeil, weg. Endlich ſah ich Neu Herrn bus, und eine Stunde nad) Mittage ankerten wir, Ich wußte noch nicht, ob ich auf dem Lande oder der See war, als ic) den Bruder Bek in meinen Armen fühlete, der mich mit feinen Thränen benegete, Seine Rreude war fo lebhaft, daß er fic von eis nem Anfalle des Fiebers ſogleich befreyer fand. Pe Ban Here Cranz unterbriche hier das Tagebuch des frommen Vifchofes, um uns den * 3 rauhen Winter, welchen man dieß Jahr in Grönfand erfahren hatte, zu beſchreiben. = Vom Hornung an bis Oftern war die Kälte fo heftig, daß Fein Kajak Waſſer fand, zu ſchiffen. Ein junger Grönländer, welcher feinen Kajak unter die Eisftücke hatte wagen können, wurde durch die Wellen meggeführer, und drey Monate nachher in fei- nem Nachen, halb zernagt von Raben und Füchfen, wiedergefunden, Niemand konn—⸗ fe aus feiner Hütte gehen, ohne mit erfrorenem Gefichte und Handen wieder zurück zu kommen, Ein Sturm, der mit Bligen vermifchee war, erfchütterte das Haus und die Capelfe zu New» Herrnhut, wie ein Schiff im Schiffbruche, und hätte es beynahe ganz weggenommen oder umgeftürzet. Da die Miffionarien nicht im Stande waren, die prifttichen Flecken zu befuchen, fo nahmen fie alle die Grönländer auf, welche hau: _ fenmweife zu ihnen Famen, und Echug wider Froft und Hunger ſucheten. Alte $ebens: mittel ihres Haufes und der wohlhabenden Hütten wurden unter die hungerigften Ars men ausgetheliet, ohne an den andern Morgen zu denfen. Im März öffnete fich ends lich hin und wieder ein Weg zwiſchen dem Eiſe; man zerftreuete ſich in die Buchten, an die Kuͤſten und zwifchen die Inſeln, um erwa einige Voͤgel, Eleine Fifche oder einen Seehund zu fangen. Allein, einige famen, ohne etwas zu fangen, zurüc, da fie dag Wetter hin und wieder trieb; andere wurden durd) das Eis und Wetter auf die In— feln eingeſchloſſen. i Aus dieſem Zuffande famen die Grönländer eben heraus, als Herr von Watts ville bey ihnen anlangete. Dieſer Prälat, der die Gemeinen in Penſylvanien befüs het hatte, fand viet Aehnliches zwifchen den Grönländern und den Einwohnern deg nordfichen America. „Sie find von einerfen Farbe mit ihnen, faget er, und koͤnnen „wohl nirgend anders, als von der nordamericanifchen Kuͤſte nach Grönland gekommen „ſeyn. Der Natur, Eigenfihaft und Lebensart nad) find fie von den Jrofefen in Ca⸗ „nada fehr verfäieden; und darkınen fommen ihnen die Hudfonsbay- Wilden vermurks lich näher. Die Grönländer find phlegmatifchfanguinifch, die Irokeſen aber melan | „choliſchcholeriſch, gefegter, und nicht fo kindiſch, als die meilten Gröntänder, , = Den r sten des Brachmonates, fährt der Bifchof fort, beſah ich die Gegend vom Neu⸗Herrnhur. Nichts iſt wilder, als diefelbe bey dem erften Anblicke; jähe und zer | brochene Selfen, die ſelten durch einige Schichten oder Adern einer Erde, die nichts als Sand iſt, unterbrochen worden, Mitten unter dieſer ſchrecklichen Ausſicht erhebt * » von Grönland und dafigen Miſſionen. 195 ſich ein bequemes und anmuthiges Haus, das mit einem Garten gezieret und umher Cranz von angebauet if. Wo ehedem kein. Gräschen gewachfen, ſteht nun das fchönfte Gras im Grönland, Sande und zwifchen den Steinen, „Dießift des Herrn Garten, gepflanzt inder Wüften.,, = Den z2ten fah ich die Hebung mit den Kaſaken, wie die groͤnlaͤndiſche Jugend auf das gefchwindefte unter Waffer fährt, und zu rechter Zeit wieder hervorkoͤmmt; Diefes Spiel lernen fie von Kindheit an. Die Miffisnarien fragen Sorge, ihre jun gen Neubekehrten zu üben, einen Kajak zu regieren, das Ruder zu führen, und der⸗ gleichen, damit fie gute Fifcher werden. In eben der Abſicht bringen fie fie von der Kennthierjagd ab, und ermuntern fie zum Seehundefange, welcher der Nation weit nüglicher iſt. - : In einem langen Tagebuche aller Berrichtungen eines geiftlihen Befuchs ſieht man den Herrn von Watteville predigen, Fatechifiven, alle Pflichten feines Amtes in deutſcher Sprache verrichten, wobey ihm ein Mifftonarius beyſteht, der alles, was der Praͤlat faget, auf geönländifch erklaͤret. Den arten, ſaget der Iutherifche Bifchof, that id einen Spagiergang auf den Rebhuͤhnerberg, wo unfere Brüder im Winter eine. Jagd anftellen, die ihnen zuviel Mühe macher,. als daß fie durch eine andere Urfache, denn die Nothwendigkeit, follten dazu gereizef werben. : Den 2gten fiengen fie an, Torf zw ſtechen. Im Sommer ift es ihre vornehme ſte Befchäfftigung, fich Holz und Torf zu verſchaffen. In den erftern Jahren fanden fie ihn rund um ihr Haus herum: jetzt aber find fie genoͤthiget, ihn auf eine oder mehe Meilen weit zufuchen. Ich gieng mit ihnen, Den zoten fehreten fie wieder mit eilf grönländifchen Booten dahin zuruͤck, ihr ren Torf ab zu holen. Sie kaufeten auch Holz und Vogeleyer. Dieſe Eyer find im Sommer ihre vornehmfte Nahrung. se Den zten des Heumonates wurde man mit dem Vorrathe des Torfes fertig, Es ift eine ermüdende und oft gefährliche Arbeit, die Schiffe zu laden und aus zu la» den, und dieſe Erde laͤngſt den Felfen weg zu tragen, wo man zuweilen von geſchmol⸗ zenen Schneebaͤchen, die beſtaͤndig größer werden, uͤberfallen wird. Die Brüder hatten zwanzig Schiffe mit Torfe kommen laſſen. Sie mußten ihn hernach auf dem Felſen ausbreiten, um ihn zu trocknen. # EN — Den ten beſuchete ic) aus Neugier die wilden Groͤnlaͤnder, um mid) durch mei ne eigenen Augen von ihren Sitten zu unterrichten. Wir brachten die Nacht in ei⸗ % nem von ihren Zeiten zu. Sie find weit beffer eingerichtet, und bequemer, als bie . in den penſylvaniſchen Wäldern. | Den sıten gieng ich nach Ranmeifut, an der andern Seite von Balsrevier, das iſt, auf die nordlichfte Rüfte diefes Meerbufens. Diefe Erdzunge ift mit felſich⸗ sen Hügeln umgeben, an deren Fuße große Ebenen fid) befinden, die mir Baͤchen und Teichen durchſchnitten und mit Raſen befegt find... Es ift dieß eine fo reigende Ausficht, daß es im Sommer einen angenehmen Aufenthalt geben würde, wenn alle dieſe Gewäffer nicht Schwaͤrme von Moskiten oder Muͤcken hervorbrächten, bie weit Unerträglicher find, als die auf der St. Thomasinfel in Africa, oder an dem Fluſſe Delaware in Neu- Nerſey. Es war diefes ehedem eine vortreffliche Gegend zur . Rengthierjagb, aber feicdem die Slinten * * Groͤnlaͤndern ſo gemein ken 3 find * \ 196 Hiſtorie und Befhreibung - Cranz von find, ift ein Rennthier hler eine Seltenheit. Der Lachsfang erfeget diefen Mangeil Grönland. N / reichlich; und die Brüder haben wohl eher vierhundert, oder fechshundert Sachsforeh- len in einem Netzzuge gefangen, ’ Den 1gten that ich eine andere Fleine Neife, dag Sand zu befehen, Wir gien- gen nah Rangek, wo die üblichen Grönländer bey hunderten überwintern; welches für die Miffion zu Neu⸗-Herrnhut fehr bequem iff, Die nur zwo Meilen davon liegt, Ich zaͤhlete an diefem Orte vierzehn große Wohnungen oder Winterhäufer. Von da giengen wir durch den Nepiferfund zurück, Dieß ift eine enge Durchfahrt zwifchen dem feften Sande und den Inſeln. Der Strom und die Fluth treiben Hier eine aroße Menge Seehunde an, welche defto Teichter zu fangen find, da das Waſſer nicht tief ift, Diefer Drt wird im Sommer und Herbfte häufig befucher; der Zulauf der Grönländer und die Fiſcherey tragen viel dazu bey, dieſe Gegend angenehm und bfühend zu mas hen. Der Herr von Watteville redet Hierauf von Taufen, Heurathen und Beer» digungen, welche Eeremonien er durch fein Ame und feine Gegenwart noch feyerlicher machte, Er hielt öftere Unterredungen mit den Grönländern, den Gehuͤlfen der Miſ— ſionarien, deren an der Zahl eilf Brüder, und zwölf Schweſtern waren. Bald pre: digfe er in den Verſammlungen; bald gab er befonderes Gehör. Er gieng von einen Schlafſaale zu dem andern, zu den Knaben, den Mägdchen, den Berheuratheten, den Witwen, Alle diefe Stände machen abgefonderte Quartiere aus. Der eheliche Stand beftund aus acht und vierzig Haushaltungen. Dan fand nur zween Witwer, wber vierzig Witwen, .. Die meiften find artig genug, ſaget der Prälat, ob fie gleich) eine geriffe rauhe Wildheit an fich haben. Die Mägdchen , deren vierzig waren, haben etwas männliches und hartes, ohne Zweifel wegen ihrer Arbeiten, die fich mehr für das männliche, als weibliche Geſchlecht ſchicken. Sie haben übrigens die Babe; , Meubefehrte zu machen, fo daß fatt Feine Frau iſt, Die nicht ihren Mann zu einem. Chriſten mahen fol, der, : —— Den zoten / führt Herr von Watteville fort, verhinderte ung der Regen, die Chorverſammlung zu haften, d. i. die Claſſen in der Kirche zu verfammeln. ch bes gmügete mich, in meinem Zimmer eine Rede von den verfchiedenen Pflichten jeder-Elaf , fe der Berfammlung zu halten. Ich zeigere, wie jede dieſer Elaflen Die verſchiedenen ee Namen auf ſich anwenden fönnte, die dem Heylande in der Schrift beygelege werden 5: dergleichen bie füßen Namen eines Bruders, Freundes, Vielgeliebten, Braͤutigams und Ehemannes ſind ?), | — „Den ten Auguſt fiengman an, ben Gottesacker in beffere Drönung zubringen, daß. er ſich fuͤr die andaͤchtigen Begriffe ſchickete, die das Chriſtenthum mit der natuͤrlichen Ehrs ⸗ furcht der Menſchen für die Aſche der Todten verbindet. Die Gräber wurden mit Erde . und Raſen bedecket. Ich fah mir Vergnügen den Eifer und die Geſchaͤfftigkeit, womit die .. Grönländerinnen fich zu diefer Arbeit draͤngeten; denn die Männer verrichten niemals Sanbarbeit, und haben dazu auch gar Feine GefchicktichFeie. Der Gegenftand ihrer Ars beit führere fie auf eine Unteredung von den Geheimniſſe der Auferftehung ; welches . machet, daß die Grönländer den. Tod mit menigerm Schrecken anfehen, als fie ſonſt Su en gemeiniglich PR —* find die Einweihungsnamen der Herrnhuter, und mit dieſen Marien machen fie ihre Dia “il I von Grönland und dafigen Miffionen. . 197 einigfich vor, diefem letzten Augenblicke haben. Esgiebt vieleicht Fein Volk auf der Cranz von rde, deffen geben härter wäre, und welches fich doch vordem Tode mehr fürchtete, alsfie, Grönland, Nachdem der Präfat dig Colonie beſuchet und die Brüder den daͤniſchen Miffiona- , rien und dem Faetor empfohlen hatte, fo verrichtete er noch einige Pflichten feines Amtes, . Er jap das Kirchenbuch durch, worinnen die Liturgie und die Geſaͤnge flunden, nahm Abſchied von den chriftfichen Familien in Groͤnland, und feßete fi vor, nad) einem ziweymonatlichen Aufenthalte ab zu reifen? Allein, den ııten Yuguft war die Bucht von Balsrevier mit Eife überzogen, und von den Einwohnern der benachbarten In— feln erfuhe man, daß das ganze Meer damit bedecket wäre, Wenn ber Suͤdwind, der es herbrachte, einige Tage länger angehalten hätte, fo hätte man ſich noch nicht fo bald einfchiffen Fönnen: er wandte fih aber noch denfelben Tag nad) Weiten, und Abends nad) Norden, welches die Bay reinigte, Weil der Wind alfo zur Abreife günftig ge: worden, fö hielt der Herr von Watteville den Abend die Abfchiedsrede, v Den ı2ten, führe unfer Geiftliche fort, früh um fünf Uhr, giengen wir an den Bord des Schiffes. Auf meinem Wege dahin fand ich die Felfen ganz mie Weibern \ und Rindern bedecfet, unterdeffen, daß die Männer uns mir ihren Kajafen begleiteten. Um acht Uhr liefen wir aus dem Haven qus, und um zehn Uhr nahmen die Brüder und Grönländer zu Rangek von uns Abfchied. Die Anzahl der getauften Einmwoh- _ ner belief ſich bey meiner Abreife auf dreyhpundert Perfonen. Seit Anfange der Mif fion waren drey und fimfzig Ehriften geftorben, Dieß war die Frucht von zwanzig Sfahren, Aber der Samen des göttlichen Wortes giebe noch zu einer wiel reichern Aernde Hoffnung. Miet diefem Trofte verließ id) Grönland. Ein ziemlich flarfer Wind führete uns geſchwind in die offne Sees aber wir trafen auch) bald Eis an, welches uns nörhigte, die ganze Macht zwifchen den fchwim« menden Eisflippen und dem Sande zu laviren. Den ızten Morgens trafen wir eine Deffnung gegen Suͤdweſten an, wo wir durchgiengen, und das fand aus dem. Ges ' fihte verloren, aber doch voch immer große Eisberge zur Seite hatten, Bis den 2 ıten fiel nichts verdrüßliches vor, Aber vom a2ten bis a7flen war Tag und Nacht ein beftändiger Sturm, der uns auffiebenzig Meilen weit gegen America trieb, mo» bey es nicht möglich war, das Schiff zu wenden, ohne Gefahr, von den Bellen ver⸗ fhlungen zu werden, Man mußte fich alfo dem Willen der Fluthen und des Sturmes überlaffen, und war in Gefahr, auf irgend eine unbefannte Küfte von America ver, ſchlagen zu werden, Endlich lieh das Wetter den 27ten etwas nachz den agten Irgte es fich völlig, und wir fahen einen fchönen Regenbogen. Den 29ten fanden wir ung ‚unter der Breite des fünf und funfzigften Grades drey und fünfzig Minuten, und alfo ſechzig Meilen weiter füdlich, als wir hätten ſeyn follen, Den gten des Herbſtmona⸗ tes trafen wir ein Schiff an, welches aus der nordlichen Eolonie, oder der Bucht von Difto, fam, Den gten erſchien noch ein anderes Schiff; wir erfuhren durch diefe Zufammenfunft, daß der Winter diefes Jahres große Verwuͤſtungen in der nordlichen Kolonie angerichtet härte, und daß viele Grönländer Hungers geſtorben, Europaͤer aber am Scharbode krank gewefen wären. Den ız5ten trennte ung ein Sturm, auf welchen den folgenden Tag eine plößliche Stille folgere, wobey aber die See ſehr un— ruhig war, und den Schiffe mehr Sefahr drohete, als ein Sturm, Endlich anker⸗ ‚sen WIE den aten des Weinmonates zu Helfingör; wo wir den folgenden Tag hundere | re 3 ‚ Shiffe 198 _ Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Schiffe aus dem Sunde abſegeln ſahen, und den 4ten famen wir gluͤcklich zu Ko— Geonland penhagen an, e x 2 , . Herr Cranz füger diefem Tagebuche noch) eine kurze Nachricht von dem bey, was fic) in dem übrigem Theile des: Jahres zufrug. So gleich nach Abgange des Schif— fes, welches ven Befucher der Miffionen aus Grönland nach Daͤnemark brachte, wur de das fand durch eine epidemifihe Krankheit verwuͤſtet. Es war eine Arc von Eeiten: fiechen und Kopfwehe. Die Bekehrten wurben befonders ftarf davon angegrifen. Dreyzig Getaufte ftarben daran. » Die-meiften Sterbefälle aber gefhahen von der - Mitte des Auguftes bis in die Mitte des Weinmonates, - Die Brüder harten bey ih» rer Arbeit gar feine Erholung, da fie die Pflichten des Arztes und Predigers zugleich verrichten mußten, Einige von ihnen wurden auch krank. - Die Unbefehreen bemerfeten ſehr wohl, daß das Hebel vornehmlich die Chriſten befiele. Die Nookleten d, is die Leute auf der Spitze, (denn die Colonie Neu-Heren, But ift auf einer Erdzunge,) fageten, fie fieben den Heyland zu fehr ; fie. ſterben aus fiebe. Wir fehen nun wohl, fagete ein boshaftes Weib, daß diefe $eute ein Opfer ihres lieben Lämmchens find. Herr Cranz bemerket, daß der Geift des Spottes ſich feicht der Grönländer bemaͤchtige, welche dem h. Geifte widerfireben, und Tieber vernünfteln ‚ als glauben wollen. Indeſſen kam auch an fie die Reihe, und die Seu- che fehonte der Ungläubigen nicht mehr, als der Gläubigen: ‚aber fie mar vieleicht deswegen in der Miffion merklicher, weil dafelbft mehr Menfchen verſammlet waren, Unterdeffen hielt diefes wohlgeſinnte Gemüther nicht.ab, dahin zu kommen, und felbft bey den Brüdern zu bleiben, obgleich fonft die Grönländer jeden Ort, wie die Peit, fliehen, mo nur zwo oder drey Perfonen geftorben find. Unter denen zwölf Chriften, welche durch diefe Seuche hingeriffen wurden, und welche Herr, Cranz in eine Art von Märtprerverzeichniß eingerüicker bat, finde fich einer, deſſen Krankheit durd) eine Raſerey bezeichnet wird, welche fehr wohl anzeiget, was für einen Enthuftafmus und was für Schwärmeren die mährifchen Brüder den Gröns ländern beybringen. Dieſer Kranke phantafirte einft von einer Menge kleiner Fiſche, welche ſich vor den Raubfifchen unter dem Ufer zu verbergen ſucheten, und doch nad) immer Plas genug für mehrere übrig ließen. Als man ihm foldyes nachher wieder erzäblete, fo deutete er folches auf die Zuflucht der armen Sünder in die heilige Seite Jeſu. Die Herrnhuter reden mit biefem Wolfe beitändig von den Wunden des Jam- mes. Der Eindruck, den eine folhe Sprache auf die Einbildungskrafe der neuen Chriſten machet, giebt ipnen Freude im geben, Geduld im Unglüde und Much zu fter- > ben, welches die Anzahl der Meubefehrren noch zu vermehren feheine. Man könnte fagen, daß jedes Begräbniß zwo Taufen hervorbringe, und daß der Tod.felbft neue Epriften mache. Dieß beweife wohl, faget Herr Cranz, die Wahrheit diefer Zeilen aus einem Kede: Daß Jeſu Reich nıcht Phantafey, Noch leerer Traum gewe⸗ ſen ſey, Wie ſie es ſonſt zu laͤſtern wiſſen. Mer find dieſe Laͤſterer? Engländer oder Schweizer? Aber die Groͤnlaͤnder ſelbſt haben oft, wie ſich ein altes deutſches Kirchenlied ausdruͤcket, eine Vernunft, die dem Glauben widerſteht. „Wenn ih „mit ihnen, ſaget ein Miſſionaͤr, von einem Schoͤpfer redete, der Menſch geworden „wäre, um die Seelen zu erloͤſen, fo hielten fie meine Reden für ein Maͤhrchen. Aber wenn ich ihnen ſagete, ſie moͤchten in ſich ſelbſt hineingehen, ſo e ſie die ahrheit, von Grönland und dafigen Miſſionen. 199 Wahrheit, und ihr Herz ergab fich, ungeachter des Aufruhres ihrer Vernunft. So Eranz von mußten wohl die Siebe der maͤhriſchen Brüder, ihre Einigkeit, die Salbung ihrer Ne den, und befenders die Gabe zu weinen, welche bey ihnen die Gabe der Berebfamfeis vertrat, einen Eindruck auf fo einfättige Seeten machen, welche aufferdem den Pres digern nicht den Argerlichen Widerfpruch eines bequemen Lebens und gines verwege⸗ nen “eng mit der Lehre des Evangelii von der Armuth und Niedrigkeit vorwer- fen Fonnten. Er Herr Eranz führer uns in dem Verfolge ber Gefchichte der apoſtoliſchen Erobe: tungen feiner Brüder auf das Jahr 1753. Im Monate Januar, faget er, fah man bey der Miffion einen Wilden mit feiner ganzen Familie ankommen. Der Anblie dies fer Reifenden hatte etwas fürchterliches. Sie waren, durch den gefrornen Nebel, den fie mitten im Meere durchwandert waren, gleichfam mit Eife, fo zu reden, bepanzert, Man mürde es ein Panzerhemd von dem feinften Stahle genannt haben. Dieſer Wilde hieß Kainaͤk, und war ein Vornehmer des Landes, d. i. er ſtammete von eis nem Vater, Groß-und Aeltervater, Die wegen: der Serhundejagd berühmt waren. - Die Miffionarien hatten ihn im Jahre 1739 kennen gelernet, und ihre Lehre hatte - fein Herz gerührer. Der Namen feiner Vorfahren und der Ölanz feines Ruhms wi ⸗ derfeßeren ſich feiner Bekehrung; er fürchtee, fagen die Brüder, die Verſpottung, welche man doch bey den Grönländern, wie bey andern Nationen, in der Nachfolge des Kreuzes nicht achten foll. Um den Verfolgungen der Gnade zu entgehen, that er zwo Reiſen, die eine nad) Eüden, und die andere nad) Norden. Allein, feine Unrur hen vermehrten fich, fo wie er fich von der Miffion entfernete. Derſelbe Mann, der - gedrohet hatte, das Haus der Brüder zu verbrennen, um eine Frau wieder zu haben, die ſich dahin geflüchtet hatte, wurde durch eben diefe Frau befehret, die man ihm wiedergegeben hatte, Sie wurden beyde zugleich getauft, und ließen fich von dem Augenblicke an, mit ihrer ganzen Familie von zwanzig Perfonen, die alle eine nach der andern die Taufe empfiengen, zu Neu: Herrnhus nieder, Dieſe Befehrung machte viel Auffehens in Grönland, und vermehrte den Zulauf der Zuhörer ben der Miffion; das Herumftreifen der Getauften, die Beſuche der Unbefehrten, der Han: del und Steig, die zu Neu Herrnhut mit der Bevölkerung zunahmen, der Ueberfluß bey den einen, und der Mangel bey den andern, das Gute und Boͤſe alles diefes trug etwas bey, das Chriſtenthum zu befördern, Die Herrnhuter nußeten alle Vorfälle, und ermangelten nicht, den Jauf der Natur den Abfichten- und Mugen ihres Eifers zu untergeben. Wenn irgend ein Ehrift bey dem Fiſchfange umfam oder erhalten wurde, fo hafte ihn der Himmel zum Beften feiner Seele hingenommen, oder da gelafz fen, Die Miſſionarien hatten eimmal eine Seefahrt angeſtellet, Nahrungsmittel zu holen. Raum harten fie ihren Fuß an das Ufer gefoht, fo borft das Schiff unter der Laſt der Seehunde, mir denen es beladen war, von einander. jedermann wurde hierdurch überzeugt, daß der Engel des Herrn über die Gläubigen gewacht habe: Man wird in dem DBerfolge dieſer Geſchichte ſehen, wie die Herrnhuͤter die Kunſt befigen, auch diejenigen Dinge, welche dem Fortgang ihrer Predigt am meiſten zuwider ſind, zu ihrem Vortheile aus zu legen. Ein gewiſſer geraufter Grönländer, Jakob, mar bey der Colonie Friedrichs⸗ Haab in Haͤndel verwickelt, und. hatte ſich entſchloſſen, zu ben Unbelehrten nach Nor⸗ e doen Gromand. — 3753 200 ° ! Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von den zu flüchten. Allein, da er ſich eben anſchickete, dieſen Anſchlag, den ihm ſein Brönland. Misvergnügen eingab, aus zu führen, fo uͤberredeten ihn die Leute eines hollaͤndiſchen TO Shiffes, mit ihnen nad) Europa zu gehen. Er ließ ſich dieſen Vorſchlag gefallen, und trug jemanden auf, ben Miſſionarien zu empfehlen daß ſie waͤhrend ſeiner Abwe⸗ ſenheit fuͤr ſeine Frau und Kinder ſorgen moͤchten. Man ſchickete eiligſt nach dem Schiffe zuruͤck, die Abreiſe dieſes Menſchen zu verhindern: allein, es war ſchon zu ſpaͤt. Dieſer ungluͤckliche Wilde wurde darauf nach Holland gefuͤhrt. Als man ihn daſelbſt vor Geld ſehen ließ, fo bemerkete man an gewiſſen Zeichen, daß er ein Chriſt wäre, und muthmaßete, man haͤtte ihn durch Sift oder Gewalt zur Taufe gebrache. Man wiederholete ihm anfangs die Namen der Familien von den maͤhriſchen Brüdern, mel he in Grönland waren, Da er diefe aber nur unter ihren Taufnamen Eannte, fo begriff R er nichts von ihren Reden. Man fang ihm endlich einige Verſe eines Öefanges vor, und er fieng fo gleich an zu fingen, Um zu erfahren, ob er von der Miſſion der Dänen oder der deutfihen Herrnhuter wäre, fieng man einige Reden in einem Tone an, ber nicht nad) der gewöhnlichen Liturgie war, Er fuhr in eben diefem Tone fort. Da ſich endlich die Leute ſehr um ihn verſammelten, ſo nannte er oft den Namen Jefus. Dars _ auf fah er mit einer verächtlichen Miene auf die Gerärhe feines Zimmers, ſchlug ſich auf die Bruſt, und fiel auf die Knie. Man begriff bald, daß er von der Verachtung der Welt reden, und die Liebe zu Jeſu predigen wollte, da er ſich einbildete, er habe einen Haufen Heiden vor fich, Die er befehren wollte. Diefe fonderbare Aufführung machte in Amfterdam viel Aufſehens, wo dieſer Wilde fehon die Neugier des Volkes auf fich gezogen ‚Hatte, Die Matrofen fürchteten, die Obrigfeie moͤchte wegen der Enrführung diefes Wilden nachforfihen, und führeren ihn wieder an den Bord ihres Schiffes zurück, Matthaͤus Stach, der damals zu Herrnhut war, erhielt von diefer Begebenheit Nachricht, und ſchickete fich hurtig an, nach Amfterdam zu reifen, um diefen Wilden von der erbärmlichen Role zu befrepen, welche ihn der hriftliche Geiz fpielen ließ. Allein, der Ungluͤckliche ftarb unterdeffen, da der Miffienarius noch auf der Reife war. Der Bruder Stach fröftete fih durch die Ueberrebung, daß es ein größeres Glück für ihn wäre, auf einem chrijtlichen Kirchhofe begraben zu werden, als wenn er wieder bey den nordlichen Wilden gelebt härte, wie es feine Familie that, die heimlicd) von der Miffion weggieng, und die Sitten und Irrthuͤmer ihrer Nation wieder annahm, N ’ — Dieſer Verluſt, faͤhrt unſer Geſchichtſchreiber fort, wurde bald wieder durch ben Zulauf von ſieben und ſechzig Perfonen erſetzet, bie ſich mit den Einwohnern von Neu⸗Herrnhut vereigigeen. Dieß waren eben fo viel neue Canbidaten zur Taufe, Man theilete alle Einwohner in zwey und funfjig Claſſen, deren ein und dreyzig aus . demjenigen Gefchlechte beftunden, das am meiften zur Siebe Jeſu geneige if, Ein Katechet fund dem Unterrichte der Knaben vor, und verfah einen jeden mic einen zum Fiſchfange eingerichteten Kajak, auf Koften des Waifenmagasins, Da die Verfammlungen Morgens und Abends bey Lichte gehalten wurden, damit man- den ſehr kurzen Tag für die zum Lebensunterhalte nöthige Arbeit behielte, fo ſtellete man den Wilden vor, es fen nothwendig, daß fie etwas zur Unterhaltung der Sampen bey⸗ erügen, da bisher das Del auf Koften der mahriſchen Brüder angefchaffer worden. Je- dermann war willig zu dieſer Colfgcre, bie fo teichlich ausfiel, daß man von dem über: = gebliebenen t | von Groͤnland und daſigen Miſſionen. „901 gebliebnen Oele noch denen, die, Feines hatten, mittheilen Fonnte., Auf diefe Art Cranz von haste die Religion von einem Jahre zum andern einen unmierflihen Zuwachs. Grönland, Im 1754 Jahre zählete man ſeit 1739 vierhundert getaufte Grönländer, geſte —yryg. ben aber waren, innerhalb diefer fünfzehn Jahre, hundert. Die auſſerordentliche Kälte Diefes Jahres fuͤhrete eine Hunger snoth herbey, da fie die Erde mie Schnee und das Meer mit Eife bedeckte. Man gieng von Balsrevier und den benachbarten Inſeln zu Fuße auf drey Meilemübers Meer. Eobald die Gemeinfchafe zu Waffer wider offen war, fo Famen die Unbekehrten von allen Seiten, durd) den Hunger angereizt, zur - Miffion. Die Ehriften theileten ihre Lehensmittel mit ihnen, fo lange noch etwas da- von übrigmwar. Ungeachtet diefer Frengebigkeit, der chriftlichen Liebe, mangelte es ihnen an nichts, bis aufden Monat April, da das Eis aufgieng, Die Erde warf im Fruͤhlinge daſſelbe ins Meer, wie diefes jene im Winter damit belagert harte. Ev ſchienen diefe beyden Elemente einen beftändigen Krieg mit diefem Eife zu haben, os mit fie ſich bedecken, und es einander wechfelsweife zufchiefen. Die Miffionarien be« dienten fich diefer offen Wege, ihre Befuche und Neifen bey den Unbefehrten ab zu flatten. Man empfing fie mit einiger Freundfchaft, aber ohne viele Aufmerffamfeit auf ihre Predigten. Die jungen $eute, und diejenigen, welche fie noch) nie haften » predigen hören, wurden weit mehr von ihrer Lehre gerührt, fagen fie, als Diejenigen, die fie fehon lange Fannten. — Sie feyerten dieſes Jahr verſchiedene chriſtliche Feſte, die in Groͤnland neu war ren; unter andern das Feſt der Erſcheinung, der Reinigung und Verkuͤndigung: aber alle unter dem Namen Jeſu, und nicht der helligen Jungfrau; daher nennen fie das zweyte diefer Feſte die Vorftellung, und das dritte die Menfhwerdung Gef. We— nige Tage Darauf feyerten fie. die Marterwoche, und alle andere Gebeimniffe mit ei— nem Theile derjenigen rührenden Ceremonien, welche die lutheriſche Geiſtlichkeit von der tömifchen Kirche beybehalten hat, Sie machten vielen Eindrud auf die Grönländer, ſowohl die Getauften und Katechumenen, als auch felbjt die Unbefehreen. Die Thraͤ⸗ nen der Chriften lockeren auch der Heyden ihre hervor. Der Gefang und die Kede von dem Seiden Chrifti machten, daß der Nedner, die Helfer und die Gemeine auf gleiche Weife weinten. So groß iſt die Kraft der Harmonie, der Beredfamfeit, der Vorftellungen und alles deffen, was auf die Sinne wirket; wenn man nice lier ber Ba abgöttifcher Leute zur lutheriſchen Neligion der Gnade zufchrei« ben will i oo AR ; Alle diefe frommen Eindrücde wurden ſelbſt durch Chriften wieder zerſtoͤret, oder gflr De erſchuͤttert; es waren hollaͤndiſche Matrofen zur Predige gefommen, Ob dieſe gleich fehr eraurige Ans erbauet wurden, daß fie eine ſo zahlreiche Verſammlung von Grönländern fahen, fo gaben se der Hol⸗ fie ihnen doch Feine Urfache, fich über ihre Ankunft glücklich zu fehäsen. Es waren diefe ie Europäer von dem Volke einer Flotte von vierzehn Schiffen, die auf den Walfiſchfang j ausgefehickt war. Sechſe diefer Schiffe waren, um dem Eife zu enrgehen, genörhige worden, in die Bucht von Balsreviere ein zu laufen, und daſelbſt ein Paar Wochen lang eine Meile von der dänischen Colonie vor Anker zu liegen. Die übrigen acht Schiffe faßen im Eife gleichfam gefangen. Diefer Zufall war für bie Grönländer fehr traurig. Der VBorrath an ebensmiiteln der Holländer lockere fie anz und fie verbanden fih mie ihnen, verzehrten alles, mas fie am Borde ihrer Schiffe fanden, mit einer Gefraͤßig⸗ * 902 - Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von keit, die Durch die Neuheit der Gerichte, und einen Hunger von etlichen Monaten ge Grönland. reizer feyn Fonnte.. Xuffer ber Zerrüttung in der Aufführung, den Zänfereyen und lin: ö orönungen, welche diefe Ausfchweifungen im Effen unter den Grönländern hervor: brachten, welche Durch das Beyfpiel und die Einladung der Matrofen jur Unmäßig- keit angereizt waren, zogen fie ſich noch eine Art der Eeuche zu, welche im Sande große Verwuͤſtungen anrichtete, Diefe anftecfende Krankheit war in den Schiffen, welches man bey der $eiche merfete, welche die Holländer ans Land brachten, und auf bem Gottesacker zu Neu-Herrnhut begraben ließen, Sie breitete fich darauf bald in der ‚Gegend auf ſieben Mieilen aus, und viele Ehriften ftarben daran, As die Wilden, welche gewöhnlich alle Jahre zur Miffion Famen, fahen, daß die Kranfheit mit Huften, Ohrenſchmerzen und Seitenftechen ſich jeigete, und jeder Tag einen Ehriften zu Grabe brachte, fo flohen fie voller Schrecfen vor dem Tode da- don, und unterfiunden fich nicht, ſich wieder fehen zu laffen. Diejenigen Unbefeßr- ‚ten aber,. welche den Winter und Frühling zu Neu -Herrnhut zugebracht harten, blies ben ruhig der Gefahr ausgefeßet. Die Seuche’ fhien nur die Getauften zu treffen, und bie Helfer der Miffion waren darunter die erften Opfer, Die Sreude, welche vie Chriſten begeugten, zu fterben, hielt dem Kummer über ihren Verluft das Gegen« gericht. Allein, der Tod der beften Hausväter vermehrete die Anzahl der Witwen und Waiſen, und machete eine $eere, die ſchwer und in langer Zeit erft erfeget werben konn⸗ te. Auf dieſes Unglück folgete noch eine Art von Anarchie und Ausgelaffenheit, wel- he gemeiniglich dergleichen Sandplagen einem neugebilderen Staate zu zu ziehen pfle» gen, Daher, faget Herr Eranz, mußten auch) die Miffionarien nicht, ob fie bey dem großen Riſſe unter dem Volke, zu ihren $eichenpredigten ven Tert: Seine Seele ge, ‚fiel Bott wohl, darum eilet er mit ihm ꝛc. oder: Es ift Zeit, daß das Gericht an dem Hauſe Bottes anfahe, wählen follten. Die Priefter zogen den letztern vor, um, wie ſie ſageten, eine heilſame Unruhe in den Herzen hervor zu bringen; und fie ſahen auch ihre Gläubigen in den Empfindungen der Verleuͤgnung ſterben. Diefe frommen Lutheraner hören nicht auf, die Terte zu bewundern, welche fie auf den Tag fanden, an dem fie jemanden zu begraben harten. Eines Tages waren es die Worte des heil. Johannis: Weber eın Eleines, fo woerdet ihr mich feben. Einen andern Tag fiel man durch eine fehr geücktiche Anfpielung auf den Vers des Hohenliedes: Da der König ſich berwandte, gab meine Narde feinen Geruch, Welch ein Misbrauch ‚ber heil. Schrift, wohlriechende Gerüche, mit denen ſich die Braut des Salomo beräus herte, mit dem Geruche eines Leichnames zu vergleichen? Heiße dieß die Religion predigen und die Seelen befehren? Wie? Hat der Herr der Welt deswegen die Men: ſchen geſchaffen, die Rönige gefeger, feinen Willen geoffenbares, feine Diener unterrichtet, daß man ihn eine ſolche Sprache reden laffe? Wir wollen einmal die Sprache der grönländifchen Chriſten felbft Hören. Eine Frau harte ihren Mann verloren, Diefer Menfch war ein Orakel und ein Mufter für die Grönländer. Sein Beyfpiel dienete ihnen zu einer Vorfehrift, und fein Tadel zu einem Zaume, Tag und Racht redete er mit ihnen von dem Leiden Jeſu; und dieß gieng von einem Herzen zum andern. A Wie er geftorben war, fo fehrieb feine Frau: „Der Heiland ift mein Mann, und mid) a verlanget fo nad) ihm, als es mich oft nach meinem Peter verlanger hat, wenn er zu „lange auf der See blieb, Ich liebe meinen Heiland, weil er mich zuerſt geliebet — ” von Grönland und dafigen Miffionen, 203 „Ich habe ihn beftändig vor Augen und Fann ihn nicht vergeffen. Meine Fehler find »ohne Zahl, aber ich verfrieche mich fäglich in feine Wunden. Mein Herz gehöret „dem Lamme, damit er es mit feinem Blute fülle. Wie die Kinder in dem Schooße »ihrer Mutter wachſen, fo will ich in dem Blute des Lammes wachfen. Ich fihreibe „dieſe Worte für alle Brüder und Schwefternin der Gemeine.“ Dieß iffdie Sprache, welche die Herrnhuter gegen die Wilden führen. Sie rechtfertigen fid) ohne Zweifel damit, daß fie denfen, fie Fönnten bey dem großen Sterben, womit beynabe alle Jahre die Hungersnorh, im Winter Grönland heimſuchet, nur durch dieſe glücklichen Deutungen die Sterbenden tröften. In der That, die Anzahl der Todten im Jahre 1754 war fo groß, daß man genöthiget war, einen neuen Gottesacker zu Piſſikſarbik ein zu weihen, und. den ı2ten des Brachmo—⸗ nates begrub man dafelbft.drey Seichen auf einmal, Piſſikſarbik ift ein bequemer - Cranz von Grönland. Dre, der wegen des Häringsfanges befuchet wird. Die meiften Grönländer aber, : weldye diefes Jahr dahin gekommen waren, ihrer Nahrung nad) zu gehen, fanden das jelbft den Tod, Faſt jedermann war Frank, unter andern auch ver Miffionär Bek: - allein fein Bruder Matthäus Stach unterftüsere ihn in feinem Uebel, und verſah feine Verrichtungen, Es Fam derfelbe aus Mähren, und war vorher zu Labrador in America gewefen. Man fieht, daß die langwierigſten und gefährlichften Reifen dies fen feurigen $euten gar Feine; Mühe Eoften. Sie trogen allem Eife der nordfichen . Meere und Sünder, So fehr, fagen fie, ift ihr Herz durch das Blut des Jammes er⸗ hitzet. Sie leben ohne Furcht, mitten unter dem Schrecken des Hungers und der | Seuchen. In dieſem Jahre begruben fie in dreyen Monaten fieben und drenzig Pers - fonen, bey einem Volke, das kaum zwey oder dreyhundert ftarf ift, und unter diefer Anzahl der Opfer waren Faum zwey Kinder. Dieß war in der herrnhutiſchen Heerde - ein großer Riß. Der Häringsfang war nicht ſehr reichlich. Man befam auch nur fehr wenig Schollen, welche man im Monate Augüft zu Kookoͤrnen fängt Die Miffionarien kaufeten diefelben, um fie zu trocknen und ein zu falzen; und dieß machete ungefähr, den dritten Theil des Wintervorrarhes aus. _ Der Sachsfang, welcher im Herbfimes _ nate geſchieht, warf gar nichts ab; allein, diefes wurde durch die Seehunde wieder eins - gebracht, welche das ftürmifche Werter in erftaunlicher Menge an die Kuͤſten der In— feln trieb. Man ſieng derfelben viel, und man vergaß nicht, ſich mit einem ſtarken Vorrathe zur Ernährung der Witwen und Waifen, welche das Sterben in diefem Sabre ohne Hülfe und Schutz gelaffen Hatte, zu Don Daher konnte mar an den Factor der Colonie nicht mehr als fechs und dreyzig Faͤſſer verkaufen, welches kaum die Hälfte des gewöhnlichen Verkaufes ift. - —— Im Weinmonate bezog man wieder die Huͤtte oder Winterwohnung, und die er: fle Sorge der Miffionarien war, der Unordnung vor zu bauen, welche die Seuche un: ter dem Volke zu Neu⸗ Herrnhut verurfacher Harte. Man dachte zuerſt auf diejenigen- Familien, welche ihr Haupt verloren hatten. Die Erwachfenen, welche im Stande waren, zu.arbeiten, mußten ihre Mütter, Brüder und Schweftern ernähren. Die ijungen Kinder, welche ohne Vormund waren, wurden in verfchiedene Samilien ver» theilet, um dafelbft in der einzigen Handthierung des Landes erzogen zu werden, oder um dafelbft folche häusfiche Dienfte zu Ken welche man von ihren Kräften er» en nz u c2 Bra Wwarten 904. Hiſtorie und Befchreibung Eranz von Gronland. Die groͤnlan⸗ warten konnte. Diejenigen, welche noch gar zu jung waren, blieben bey ihrer Murs ter: wenn fie aber feine mehr hatten, fo wurden fie andern Groͤnlaͤnderinnen zur Er— ziehung gegeben, fo wie fie fih auch eine nad) der andern der Säuglinge annehmen mußten. Diefes iſt ein großes Opfer bey den Örönländerinnen, Sie find fehr. eifer— füchtig darauf, nur ihre eigenen Kinder zu fangen, Ebe fie ihrem Sohne, fagen fie, einen fremden Mitbuhler geben wollten, der den Saft ihrer Brüfte mit. ihm theifete, würden fie lieber einen Waifen ohne das geringfte Mitleiden umkommen laſſen. Das Chriftenehum bat diefes Vorurtheil der mütterlichen Siebe verbeſſert. Diefe Weiber dilchen Weiber Hun jetzt aus Liebe, was fie ehemals aus MenfchlichFeie nicht fhaten. Aber man ſieht wollen nur ih: Fe eigenen Kin⸗ der ſaͤugen. fie auch nicht dasjenige um eines geringen Nußens willen tbun, was fie dem narürli= . chen Erbarmen verfageten; man fieht fie nicht ihren eigenen Sohn ihrer Bruft entreife fen, um an feine Stelle den Sohn eines Reichen zu ſetzen; ihre Milch) zur Nahrung eines Fremden Er verfaufen, und für einen geringen Preis eine fremde Bruſt für das Kind ihres Herzens wieder Faufen, Unmenſchliche und fchändliche Gewinnfucht, welche eine ausgearfete Geſellſchaft verraͤth, mo die Mütter auf emig alle Bande der Natur von dem Augenblicke an zu zerreißen fiheinen, da die Schnur zerreißt, die fie ‚mit ihren Kindern vereinigte! O zarte Empfirdung der mütterlichen Zaͤrtlichkeit! durch wie viele Laſter oder vielmehr Verbrechen wird; man deine Annehmlichfeiten und deinen Troft erfegen müffen! | Die grönländifchen Wilden find noch glücklich, mitten unter ihrem Froſte, wern man ihr Seben mit der Pein vergleicht, welche uns unfere Schwelgerey verurfacher, Der Hunger bringt ihnen nur den Tod, unfer Ueberfluß aber taufend Krankheiten. Man Fann- wenigftens ihrem Mangel noch abhelfen, Wenn man dem Herrn Cranz glaubet, fo geht alle Aufmerkſamkeit der Miffionarien dahin, fie in der Noth zu unters . flügen, weiche ein Fehler ihrer Himmelsgegend iſt. Indem man aber ihre verlafferen Kinder ernähret, fo lehret man fie zu gleicher Zeir ſich felber ernähren. „Denn „unfere Brüder, faget er, find weder Willens, noch im Stande, einen Haufen Arme, „die man in ihrer Jugend zur Arbeit auf zu ziehen verfäumer hat, auf Koften guter Freunde zu ernähren ;. fondern fie wollen lieber bey Zeiten fo viel an fie menden, daß fie „einmal mit ihren eigenen Händen arbeiten, und ſich und andere verforgen fönnen, * Man befihloß diefes Jahr, wie gewöhnlich, mir dem Feſte der Sonnen Rückkehr, Die mährifchen Brüder erlaubeten, daß man diefen heidniſchen Luſtbarkeiten nachahme: te, und gaben deswegen in vier Käufern befondere Feſte. Sie hatten aber nad) dem Benfpiele der erften Kirche dieſe heidniſche Feyerlichkeit durch eine Are von chriſtlichem Siebesmahle gereiniget, wo die &äfte eine unfihuldige Freude mit derjenigen Anftän- digkeit verbinden, welche die Religion eingiebt, Wenn die Unbekehrten einen Gläus bigen zu ihren Feſten einladen, fo antwortet diefer: „hr wiſſet wohl, daß wir ein „ganz ander Vergnügen haben, nämlic) den Heiland und feine Marter ; die gefaͤllt ung, aber euch nicht. Solche Dinge ſchicken ſich wohl noch für euch, aber nicht mehr fir uns» Go ift ſchon die allgemeine Geſellſchaft uncer den Grönländern durch die be— 1755 fondere Geſellſchaft zerriffen, welche die maͤhriſchen Brüder daſelbſt eingeführer Haben, Das Jahr 1755 harte für Grönland nichts merfmürdiges, außer für die Mereos rofogiften, oder die Beobachter der Weränderung des Wetters. Der Winter war feßr gelinde, und Der Regen im Januar nicht kalter, als er im Sommer ift, - Eine fo F — gelinde \ von Grönland und dafigen Miſſionen. 205 gelinde Witterung war den Seevoͤgeln nicht güuftig; denn fie ſuchten die Kälte zwi- Cranz von fihen den Infeln. Sie jog aber von einer andern Seite eine Menge Seehunde an, Bronland. welche in diefer Jahreszeit ſehr ſelten find, Dieſe fo gelinde Witterung waͤhrete bis PR in den Monat März, wo fie durch heftige Stürme unterbrochen wurde, welche das a ganz unfhiffbar machten, und die Wellen fo hoch trieben, daß fie beynahe die chiffe vom Ufer riffen, welche dafelbft vor Anfer lagen, oder feft gemachet waren. Im Monate April fiel eine Menge Schnee, der mit fo vielem Regen vermiſchet war, daß die neue Kirche der Colonie beynahe wäre weggefuͤhret worden, Die Ströme ftürzeten ſich mie einem’ folchen Ungeftüme herunter, daß nichts als die Mauren das Gebäude ſchuͤtzeten. Zum Gluͤcke find in Grönland die Kirchen nicht ſehr reich; auch ift die Frömmigfeit dafelbft viel reiner, und Gott wird dadurch nur deſto mehr anges bethet. Unſchuldige Seelen find dafelbft ihre einzige Zierde; die Geiftlichen üben da⸗ 3 felbft die Pflichten aus, die-fie predigen., Eine Geiftlichfeie, welche über: dieß nicht —5* iſt, thut hier nicht das Geluͤbde eines eheloſen Lebens, welches fie niche hal⸗ ten Tann, = F Es Fam diefes Jahr ein Herrnhuter aus Mähren an, welcher zu gleicher Zeit eine Frau und das Diafonat mitbrachte. Die Sacramente des Priefterftandes und der Ehe fönnen bey den Lutheranern gar wohl neben einander fiehen. Die Hirten und die Schafe feben dafelbft ganz verträglich. Bey den Herrnhutern nimmt. bie Frau eines Priefters, welche eine Schwefter der vereinigten Gemeine geworden ift, einiger Maßen Theil an den Verrichtungen des Priefterftandes; fie forget für Die Erjiehung, oder wenigftens den Unterricht der Mägdchen. Es iſt eine Aehnlichkeit zwifchen den Pflichten und Belchäfftigungen der beyden Ehegatten. Die innere Beſchaffenheit ih⸗ ‚res häuslichen $ebens, und die öffentliche ihrer Verrichtungen find einander nicht enfe gegen gefeget, oder von einander getrennt. - Dieß ift vieleicht ein großes politifches But, und wenn die Religion es zuläßt, fo ift es eine weife Einrichtung der Kirchen» zucht. Uebrigens find die Pflichten des Prieſterſtandes bey den Herrnhutern defto eichter zu erfüllen, da fie es den.einfältigen Gläubigen gern überlaffen, in-der Ge⸗ meine zu unterrichten, und zu reden.‘ Jeder redet, was ihm der Geiſt der Andacht eingiebt. Die Grönländer ſelbſt predigen, ohne Katecheten zu feyn, in den Verſamm⸗ hingen, und werden oft lieber von ihren Landesleuten gehört, als die fremden Miſſ io⸗ narien, Dieß koͤmmt daher, ſaget Herr Evans, daß fie offenherzig und mehr von ihr ren eigenen Schwachheiten, als von den Fehlern anderer, reden, Sie birten für die Gläubigen, und eifern nicht wider die Ungläubigen. Sie verſtehen bie Kunſt nicht, den Sinn der Schrift durch gezwungene Erklärungen, oder oft kuͤhne und laͤcherliche =: Anfpielungen, welcher ſich die Herenpurer oft felbft bedienen, zu entſtellen. Ohne eine ausſtudierte Arbeit, ohne Nachjagen nach Witze, ohne die Miene der Selbſtzufrie⸗ “ denheic und Fähigkeit, machen fie weit mehr Eindruck auf die Seelen, als wenn fie pe 8 nen Laſter und Aergerniß vorwürfen, welche eine gerechte Gegenbefchuldigung oft von ‚Den Zuhörern auf den Prediger zurück weil, Man muß doch gefteben, daß die Sprache dieſer groͤnlaͤndiſchen Prediger nicht allezeit der Gottheit anſtaͤndig iſt, von der fie ſich begeiſtert zu ſeyn vorgeben: aber fie ſchicket ſich für die Fähigkeiten der Grönländer, und ift ihrem Weritande angemeffen. Gleich allen einfältigen und origis nalen Nationen bedienen fie fish gern ar der Sprache und. der Gleichniſſe: aber - — Ec3 man 26 2 Hiſtorie und Befchreibung Cranz von man muß dieſe Bilder in der Natur, und die Sitten ihres Landes kennen. She ‚Grönland, „wiffet, faget einer von dieſen getauften Wilden, was für ein Grauen wir vor dem ” re „Blute der Erfihlagenen haben; und wenn etwas davon auf unfere Kleider fprügen Zſollte, fo würden wir ſie ſehr wafchen oder gar wegwerfen. Aber mit dem Blure „des Lammes ift es ganz anders, Damit wollen wir gern prangen, wenn wir nur fei „viel davon befommen koͤnnten. Ach wenn wir diefes Foftbare Blue nur erft einnlt Ehe haben, fo ſchmecket es uns fo gut, daß wir uns. nicht, fare daran laben „fönnen, „ i Derfelbe wilde Redner ſchreibt in einem andern Briefe: „Wenn wir uns efend „fühlen, fo laſſen unfere Augen Thränen fließen: aber wenn wir uns den. Heiland am „Kreuze vorftellen, fo Eleben wir an feiner Seife, wie der Nepiferfifch am Steine. = Diefe durch Schwärmerey erhisten Voͤlker brennen vor Durfte nad dem Blute des Lammes. Sie ſind, fagen fie, ſo begierig darnach, wie die im Sommer durd) die lange Sonnenhitze ausgeloderte Erde den Regen wieder verlange; wie die Fliegen und Mücken, welche das Blue des Menfchen trinfen, wie die Kinder nach der Bruft, welche fo gleich bey ihrem Erwachen nach der Mitch ſchreyen. 5* Die maͤhriſchen Bruͤder wuͤnſchen ſich Gluͤck, daß ſie ein eben ſo heftiges Vers . fangen nach dem Waſſer der Taufe durch junge Leute erwecken, welche die Gefänge der Miffionen fingen koͤnnen. Dieſes Verlangen geht oft von den Kindern zu den Alten über. Eine Witwe, fagen fie, die ſchon fehr alt war, kam nach Neu: Herrnhut, ‚ und gab uns durch Gebärden, die leicht zu verftchen, und fonderbar waren, zu erfennen, daß fie zween Tage eingegraben gewefen wäre, hernach haͤtte fie ihre Sinne wieder befom- men und genugfame Stärke gehabt, wieder aus dem Grabe heraus zu sehen. - Die . Miffionarien vederen bey diefer Gelegenheit mit ihr vondem guten Hirten, der ſich ſelbſt - in den Tod gegeben, ſeine Schafe aus den Klauen deſſelben zu entreiſſen. Sie hoͤrte mie Erſtaunen, daß Gott die Menſchen fo ſehr liebte, und verſprach, wieder zu kommen, oder wenigſtens ihre Kinder zur Unterweiſung zu ſchicken. — Dergleichen Reden, die durch alle Mittel der Bekehrung, welche entweder von der Religion ober ihren Dienern herkommen, unterſtuͤhet waren, machten es, daf die Herenhuter in fehr Eurzer Zeit acht und: zwanzig Katechumenen tauften, ohne no eilf Kinder zu rechnen. Diefes Jahr war auch ſehr fruchtbar, Die Groͤnlaͤnder x hatten fo viel Sebensmittel, daß ihnen ihr Ueberfluß faft zur Laſt ward. Die Glückfe- * Be x eine große Menge. nach der Miffion, und es farben daſelbſt nur dreyzehn etaufte. J * * * 1756. Aber der Tod entſchaͤdigte ſich auf eine ſehr grauſame Art in dem Fruͤhlinge des folgenden Jahres... Herr Dalager, daͤniſcher Factor, hatte fich nach Kellingeie um Ein rahrendes des Fiſcht ranhandels willen begeben, und brachte von da die eraurigften Nachrichten '- Beyfpiel eine zuruͤck. Die Yungersnoth war dafelbft aufferordentlicy, Hiervon war ein junges ' firengen Hun⸗ Mägdchen, das er mit zurück brachte, ein Beweis. Da ihre Aeltern fie niche mehr gern). ernähren Eonnten, fo hinterließen fie dieſelbe in einer ganz wüften Hütte, um ſich den " Schmerz zu erfparen, ſie vor Hunger fterben zu ſehen. Zween Tage hernach fanden fie diefetbe noch beym Leben, und warfen fie ganz nackend ins Meer, Sie fonnte niche erfaufen, und ein Wilder, der fie am Ufer fand, hatte Mitleiden mir ihr, Da er ihr aber nichts geben konnte, fo brachte er fie in ein Magazin, welches gleichwohl ſchon — von von Grönland und dafigen Miffionn. 207 von Lebensmitteln leer war. In diefen Umftänden Fam der Factor nach Rellingeit. Geruͤhrt vom Mitleiden, nahm er ſich diefes Kindes an, welches nichts mehr als ein von-Frofte und Hunger abgezehrres Gerippe war, Er hob es auf, kleidete es, und er⸗ waͤrmete es mit feinen eigenen Händen. Nachdem er es nad) und nach zum Lben gebracht hats, fo ſchickete er es. in einem Sacke von Pelzwerfe den Brüdern zu Neu Herrnhut, mit dem Erbiethen, daß er) eine arme Witwe verforgen wollte, die diefes Kind in die Pflege nehmen wollte. Diefes Mägdchen lebet noch zum Ruhme und zur Freude feines Wohlthaͤters. Möchte doc) der Segen derjenigen, die er erhalten hat, die Gluͤckſeligkeit über die Tage diefes empfindfamen Menfchen ausbreiten! dieß ift der Wunſch, womit Herr Eranz feine Erzählung ſchließft. Dergleichen Gemälde beleben die Neifegefchichte, welche oft eine fo traurige und duͤrre Wüfte ift, daß der Schriftfteller und Leſer mitten auf ihrem Wege fi würs den abſchrecken laflen, wenn das Herz nicht zuweilen dergleichen ruhige Augenblicke fände, die ihm erlauben, fich zu erweitern, zu erholen und zur —— zu er⸗ wecken. Ihr trägen und falten Seelen aber, für die dergleichen Zwiſchenerzaͤhlun⸗ ‚gen nichts rührendes haben, ihr werdet fehon bald wieder in euer Gebieth kommen. Grönland ift euer Vaterland; ihr findet die Natur dafelbft eben fo geizig und unem⸗ pfindlich, als ihr ſelbſt ſeyd. Die ſirenge Jahreszeit, fagen die Miſſionarien, verſchloß hieſelbſt in dieſem Jahre aller Herzen vor der Gnade. Der Hunger machte die Gemuͤther taub gegen die Predigt; man kam gar nicht. Es fanden ſich nur zwo Familien, die in Kangek uͤberwintern woll⸗ ten, obgleich dieſer Ort ſonſt ſehr beſucht wird. Unterdeſſen fuͤhrte die Kaͤlte doch viele Wafferhühner herbey; denn es ſcheint, daß die Natur in allen ihren Abwechſelungen der Strenge oder der Wohlthaͤtigkeit gewiſſe Wiedervergeltungen beobachtet, oder eins durch das andere gleich mache. Die Kälte verjager die Seehunde vom Meere, locker aber die Bögel an; eine gefindeWirterung ift Fein Reiz für die Waffervögel, aber fie treiber die Seehunde in die Buchten. Allein, ſo ſtreng auch die Jahreszeit war, fo mußte man doc) im Monate März die Hütten verlaffen, um von Orte zu Orte einiges Mittel "wider den Hunger zu füchen. Mit dieſem Elende des Winters vereinigfe fich der - Anfall eines Seeräubers, der von den americanifchen Küften Fam, und die grönländis fhen unter dem Worwande, daß ihn das Eis dahin getrieben hätte, anfiel, Eben diefer Seeräuber hatte vor zehn Jahren die armen Grönländer berauber: aber dieß- mal war eine Uneinigfeit zwifchen dem Hauptmanne und dem Schiffsvolfe, Indeſ⸗ fen war man an der Küfte auf feiner Hut, weil er feine Kanpnen geladen hatte, Da er aber einen Grönländer am Borde feines Schiffes entführer harte, fo ließ der Factor der Colonie einige Leute von dem Schiffsvolfe, die ans Land gefommen waren, an halten, und behielt fie fo lange, bis der Grönländer wieder zurück geſchickt worden. Der Frühling brachte von ungefähr einige Walfifche an die Küfte von Balsre⸗ vier, aber die Einwohner diefer Bucht waren nicht in dem Fange dieſes Fiſches geübt, Eranz von Bronland, — — und fiengen feinen. Der Sommer lieferte ihnen einen todten Walfifch, und der "Herbit ließ ihnen eine Art Schwersfifeh, der unter dem Namen Ardluit befannt ift, "und mit den Seehunden Krieg führet, um ſich davon zu nähren, in die Hände fallen, Diefer ungeheure Feind iſt fo furchtbar, daß bey feiner Anfunfe alle Seehunde ver- fhmwinden. Er har fo viel Stärke und Geſchicklichkeit, daß er von ihnen auf. einmal — — ES R vier u . / » 208 iſtorie und Beſchreibung Cranz von vier oder fuͤnfe fängt, den einen bey dem Rachen, zween bey den Floßfedern, und einen Gronland. unter dem Schwanze. Der Menſch aber greift dieſen gefraͤßigen Fiſch wieder an, — faͤngt und verzehret ihn. le een Die Miffion beut dieſes Jahr nichts befonders dar, wenn es nicht einige fonder: bare Bewegungen der Grönländer, fo wohl der Bekehrten als Unbefehrten, find, Ei» ner von denfelben Drücker fich über das Chriſtenthum ſo aus. Ich habe zween Wil- „ten, der eine giebt nad), der andere widerſteht. Sie find. oft im. Streite, aber der Fletztere fiegee beſtaͤndig. Dieß war der Wilfen des Fleiſches, ſaget Herr Trans, der zu allen. Zeiten ein Feind des Evangelil gewefen iſt. Indeſſen bewundert er do die Sebhaftigkeit des Ölaubens bey den Örönländern; ein ſolcher Glauben iſt nicht mebe in feael, das heißt, in Europa. Es ſcheint, daß er ſich nach Norden fluͤchtet, zu barbariſchen und wilden Voͤlkern. Der einfache Charakter derſelben ſchicket ſich ohne Zweifel weit beſſer fuͤr das Evangelium. Man weis, daß es in Aſien und Aeghpten entſtund, und da es ins roͤmiſche Reich Fam, feine erften Wurzeln in dem Geifte der barbarifchen Nationen ſaſſete, welche Europa eroberten. Mach dem Untergange Noms bemächtigeen ſich die ſchoͤnen Geiſter im Morgenfande und Africa, erhitt durch, ihre Wiſſenſchaft, oder durch ihre Gelehrſamkeit, die ein Ueberbielbſel des Geſchmackes der geiechifchen und lateinifchen Litteratur waren, der Neligion, wie ihres Eigenthums, und ließen fie durch ihre Schriften, mitten unter. der Unwiſſenheit, welche die Einfälfe der Gothen, Franken und Deutſchen, zugleich mit dem Blutvergießen , dem Unter⸗ gange der Städte und der Sclaverey der geſitteten Nationen ausgebreitet hatte, wach⸗ fen und blühen, Aber fo wie heute zu Tage waren auch damals die Prediger des Heis denthums die letzten, welche fi ergaben, Es mag nun entweder der Geiſt des Eigennu. ges, oder die Haͤrte ihres Herzens Schuld ſeyn, fo wollen ſie doch niemals die Offenbarung des Evangeliberfennen. Die groͤnlaͤndiſchen haben beſtaͤndig Einwuͤrfe wider die Lehre deſſelben zu machen. Ein Angekok ſagete eines Tages einem Groͤnlaͤnder, der ihn ermahnte, ſich zu befehrens „sch febe nicht, was für einen Vortheil die Gläubigen „vor den Ungläubigen voraus haben; denn ich will euch nur aufeicheig.befennen, daß „ich mich nicht rüßmen kann, wie meine Brüder, die Angefofen, in einer andern Weile \ „herum zu reifen, und dafelbft den Zuftand der abgefchiedenen Seelen zu erfahren, „ Der Chriſt antworteres „Wir werden an einen, fehr- herrlichen Ort kommen, ‚den wir „nicht befchreiben Fönnen, weil wir ihn noch nicht gefehen haben, Die größte Herr: ichkeit aber wird darinnen beftehen, daß wir den Heiland, an den wir glauben, „mitunfern Augen ſehen werden, Allein, an den Ort kann niemand kommen, als wer aus Waſſer und Geifte geboren iſt; und über das muß er erft feinen Leib abfe- „genz ber muß zur Erde werden, Daraus wird der Heiland einen neuen Leib ma- „hen, an dem nichts fehlen wird; und mit dieſem Seibe werden die Gläubigen an den ſchoͤnen herrlichen Ort kommen, und bey ihrem Heilande ewiglich leben. ,„ Obgleich Here Cranz durch dieſe hriftliche Erklärung ſehr erbaut zu feyn ſcheint, R fo kann man doch zweifeln, ob diefelbe vechrgläubig genug fey, um denjenigen Chri- ) - ften, die nicht von feiner Gemeine find, ein Genügen zu leiften. Aber ein Groͤnlaͤnder iſt ohne Zweifel nicht gehalten, mehr als man ihn gelehret bat, von einer Lehre zu wi: fen, Die eine ausdrückliche Offenbarung, und einen ſehr lebhaften Glauben nöchig Hat, um [ich Die Bernunfe zu unterwerfen, Ein Beweis, baß der Glauben ſelbſt allein die — Wirkung von Grönland und dafigen Miffionen, 209 Wirkung des Glaubens wirke, ift diefes: daß eine Grönländerinn, welche die Taufe Cranz von noch nicht empfangen hatte, die fie aber ſchon laͤngſt verlangete, ſich darüber, daß man Grönland, fie nach geendigter Predigt beftändig mie den Worten der Kturgie, ite, mifla elt, zurück ne ſchickete, dergeſtalt ärgerte, daß fiegar nicht wieder unter die Ratechumenen zurück kehrte. Für diefes eine verlorne Schaf aber blieben über ſechzig in dem Schafftelle, von denen fechs und dreyzig die heilige Taufe empfiengen. > Das folgende Jahr empfand. die geiftliche Aernde den Mangel des Winters Gas und den Raub der Hungersnoth. Die Europäer hatten noch Feine fo grauſame Noch orvencunn gefehen. Der Kampf der ſtuͤrmiſchen Winde und des Schnees, der mit dem gefrorene Hungeronoth. Mebel, welcher in der Luft zu verfliegen fchien, wie eine Yemofphäre von Eife verbun⸗ den war; dieſer Froſt and diefe verbundenen Gefahren verfchloffen alle Semeinfchaft der Inſeln fo wohl unter fi felbft, als auch mit dem feſten Lande. Es war. bis auf) den März niche möglid), Lebensmittel zu verfihaffen. Die Kinder ftarben auf der einen Seite, ohne begraben zu werden; auf der andern begrub man fie noch bey ihrem Le— ben. Das Schidfal diefer Schlachtopfer. rührte täglich die Miffionarien, Endlich wagten fie es bey dem erften Nachlaffe ver Kälte, diefes Elend auf zu halten, oder zu verringern. Zween diefer mitleidigen Brüder reifeten nach, Kangek. „Den 2zten März, fagen fie in ihrem Tagebuche, machten wir uns auf die „Reife. Der Nebel auf dem Meere war nad) fehr gefroven: aber wir Famen doch bey „günftigem Winde bald nad) Kangek. Da wir die Inſel durchreiferen, fo famen wie „anein Haus, welches man aus Mangel des Brennoͤls zum Heizen werlaffen hatte, „Nahe dabey fanden wir fünfzehn Perfonen, die vor Hunger halb todt waren, in eie „ner Art von Magazine, das in die Erde gegraben und. fo niedrig war, daß wir auf dem BBaͤuche hinein Eriechen mußten, und nicht aufrecht darinnen ftehen- konnten. Dieſe „Ungfüclichen lagen die Kreuz und Die Queere über einander, um fi) ‚gegenfeitig zu Zerwaͤrmen; es war weder Feuer noch fonit irgend etwas da; vor Mattigkeit Eonnten „fie weder reden, noch fi) bewegen, Einer von unfern $euten fieng ihnen ein Paar »Sifhe aus dem Meere. - Ein fleines Mägdchen, welches ein Bild des gefräßigen » Todes war, zerriß ihn ganz roh mit den Zähnen, und verfehlang ihn, ohne zu kauen. „Bier Rinder diefer Familie waren fhon geſtorben. Wir theileten diefen verhunger⸗ „ten und elenden Leuten einen Theil von unferm. Vorrathe mit, und ermahneten fie, zur Miſſion zu kommen, wozu fie aber aus Abneigung gegen Das Evangelium und Die „Ehriften Feine Luſt bezeugen. —5* J rl in . „Den 26ftenfehreten wir nad) Neu⸗Herrnhut zuruͤck. Allein, da uns Wind, Meer „und: See zuwider waren, fo mußten wir an einem Orte anlegen, wo wir. abermals, 11...» > eute antrafen, Die nichts zu effen hatten, . Die Kinder ſchryen vor Hunger; wir.ga= „ben ihnen ein wenig Öräge, Die fie kalt und roh verzehreten. Endlich, kamen wir „am Abende glücklich zu Haufe an | I ya ee Diefen beyden Geiftlichen folgete bald die Familie nach, welche fie vom Tode er · rettet hatten, Man vertheitete dieſe elenden Gefchöpfe in die Häufer der Grönländer, Anfangs fanden fie wenig Unterſtuͤtzung: ſie fucheten-aber auf dem Kerichtftellen augs getrocknete und ausgefauete Fiſchgraͤten, oder alte Schuhſlecken zufammen, Dan uns terftüßere fie endlich, ſo viel es der Mangel an Lebensmitteln zu Hauſe, die meiſten⸗ theils vergebens angeſtellte Jagd, und Die Unmoͤglichkeit, bey dem boͤſen Wetter zu fir Allgem, Beifebefcht, XX Band, D | fen, > Ba Hiſtorie und Befchreibung Cranz von schen, zuließen. ‚Man fieng unterdeffen, ungeachtet der ftrengen Jahreszeit, ein Paar Grönland. Seehunde, und auf der Sufel tödtere man einen großen weiffen Bär, welcher in diefen Gegenden ein fehr feltenes Thier iſt. | Mit diefen geringen Nahrungsmitteln mußte man ſich bis Oftern behelfen, da der Häringsfang angieng, welcher bis Pfingften währete. Hierauf folgete Me Kenn thierjagd, und auf dieſe der Seehundefang. Man fieng derfelben ih einem Tage an die hundert Stuͤck, und war im Stande, für die Handlung hundert und ſechzig Ton» nen Thran heraus zu ziehen. So erfeßete die gute Jahreszeit die Verwüftung des Winters! Die Miffion zog diefes Fahr gar feinen Vortheil von der Hungersnorh. Das Unglück felbft, welches zur Religion zurück leitet, ſchien die Grönländer von ihr zu ent⸗ fernen, Nicht allein diejenigen, "welche die Siebe der Brüder angefleher hatten, mie einer anfheinenden Begierde, oder dem Vorwande, fich zu befehren, giengen davon, als fie Feine Hülfe mehr nöthig hatten; fondern einige bezeugeten auch einen großen Widerwillen, von den Händen der Chriſten Hüffe an zu nehmen, gleichfam als wenn fie die Befehrung der andern fir einen Meyneid gegen ihr Waterland anfähen. Die fe Geſinnungen, faget Herr Cranz, bemeifen, daß die Befehrung nur ein Werk der Gnade ift, Weder die Plagen des Himmels, noch die Stürme des Meeres fonnten den Unglauben der Grönländer überwinden, big der Heilige Geift ihr Herz rührere, Man hat fo gar einige gefehen, die, ungeachtet ihrer innern Meberzeugung, fid) wider die Anfälle des Mangels verhärter hatten, und ſich bey gutem Wohlftande den fanften Reizungen des göttlichen Wortes, welches fie zum Chriftenehume einlud, ergaben, Da in andern Wintern die Einwohner zu Neu» Herenhut ſich auf dreyzig bis ſechszig Perſonen vermehrete, ſo kamen dieſes —* nur ſieben hinzu. Dem ungeachtet war die Anzahl der Einwohner am Ende des Herbſtes auf zwey und neunzig geftiegen, ' Alles war dafelbft in dem beften Zuftande. Der Ueberfluß brachte Freude und Geſundheit wieder zuruͤck. Man verlor feinen Menfchen bey dem Fifchfange. Jedoch fehlete es nicht an beſondern Zufaͤllen. Ein Fiſcher wurde vom Eiſe eingeſchloſſen, und mußte ſich auf einem Stuͤcke Eis retten, wobeh er feinen Kajaf, worinnen ein Sees hund war, wohl eing Halbe Meile weit Hinter fich herfchleppete, und oft bis unter die Arme in das Eis einbrach. Es war auch einer der Miffionarien in Gefahr, in einem - Meiberboote, in welches Waffer gedrungen war, zu erfaufen. Es wurde aber noch durch ein anderes Schiff zurück geholet; und da.man fand, daf das Boot unten ein Secch hatte, fo nehete man ein Stick $eder darüber, und die Weiber ruderten weiter, Durch welche Die Eleine Kirche zu Neu = Herrnhur wurde Durch einige Yergerniffe beunrupiger, —— Das Reiſen hatte unter dieſen Haufen die Zerſtreuung gebracht. Man mußte ſechs den Eifer der Chriſten in den Bann ihun, welche, wie Herr Cram ſich ausbrüdet, die Schlange - Sröntänder verfuͤhret hatte, Diefe verjageren immer giengen ganz verloren. Sie wurden fern vnterhalten. yon dem Schafffalle vom Unglücke betroffen; und diefes, welches auf ihre Strafe fol. gete, trug vieles dazu bey, die Öldubigen im Gehorfame zu erhalten. Aber die 3 = 9 Religion muͤſſen ſanft und überredend feyn, Wenn man die Herzen gewinnen ül, fo muß man fie rühren. Nichts machte mehr Eindruck bey den Grönfändern, als diejenigen Bücyer, mit deren Sefung man fie in den Berfammlungen unterhielte. Die lange Nahe, der Wintertage wurde mit Leſen erbaulicher Schriften zugebracht; — Be kn ‚bald 4 ⸗ von Grönland und dafigen Miffionen. 211 bald laſen fie den Lebenslauf einiger herrnhutiſchen Kinder, die in Europa mie ſolchen Cranz Bon Empfindungen geftorben waren, womit man fo leicht, aber auch mit fo vieler Gefahr, Grönland. der Vernunft in den erften Jahren zuvor fommen kann; ba!d eine Schilderung des —— elenden Zuftandes der Megerfelaven, welche durch ihre Geburt, ihre Schwachheit oder auch durch ihre Wildheic in einer ewigen Sclaverey zu leben, verdammet find. Man ftellete ihnen vor, wie diefe Ungluͤcklichen an die unbarmherzigften Herren durch eu« ropaiſche und africanifche Räuber verfaufet werden, weiche diefe Negern eben fo verfols gen, wie die Negern die Tiger jagen. Die Grönländer zirtereen vor Wuth bey diefer Erzählung, und priefen fich wegen ihrer unfreundlichen Himmelsgegend glücklich, wel⸗ che fie vor der Unmäßigkeit der geizigen Europäer ſchuͤßete. Denn alles Uebel der Natur empöret das menfchliche Herz nicht fo fehr, als die Ungerechrigfeit der Men— ſchen. Diefe Wilden, die glücklich unter dem freywilligen Joche der Religion waren, hielten Stürme, Kälte, Mangel und Hungersnoth für fanft und leicht, gegen die per- ſoͤnliche Sclaverey, die gezwungenen Arbeiten und die Befchimpfungen des ganzen menſchlichen Geſchlechtes, womit das Geſchlecht der weiffen Menfhen die Schwarzen unterdrüdet hat; Aus Africa leitete man die Aufmerkſamkeit dieſer neuen Chriſten nad) America, wo die Herenhuter auch ſchon ihre Brüder und Schweſtern hatten. Als man den Grönländern die Zerftörung der Gemeine zu Bnadenbütte in Penſylvanien vorlas, fo wurden fie davon bis zum Weinen gerührer, Bey diefem traurigen Zufalle hatten einige europäifche Herrnhuter beyderley Geſchlechtes Durd) das Feuer ihr Leben verloren: die wilden Americaner aber verloren nur ihre Sachen, indem fie zeitig ger nug nad) Bethlehem flüchteten, wo ihnen das Mitleiden einige Unterflüßung zu ihrer - Kleidung und Nahrung anwies. Die Religion, welche, in den Zeicen ihrer Wärme, die Bande der Menfchheit erweitert und verftärfer, hate denfelben Eindruck der chrifts lichen Siebe auf die Grönländer, wie auf die Penſylvanier. Sie wollten alle zur Un: terftügung ihrer americanifchen Brüder etwas beytragen, Der eine fagete: Ich habe ein fchönes Rennthierfell, das will ic) geben; ber andere, ich habe ein: Paar neue Stiefeln, die willich ihnen fehiefen; der dritte, ich muß einen Seehund hergeben, da- mit Diefe armen Leute zu effen und zu brennen haben. Diefe Anerbiergungen, welche mit Sreudenthränen, den fügen Ergießungen eines, huͤlfreichen Mitleidens, begleitet waren, würden nicht. verworfen; und obgleich der Werth diefes Beytrages geringe war, ſo verwandelte man ihn doch in Geld, welches man den Herenhutern nad) Eus vopa ſchickete, um es nach America zu befördern, —* Dieſer einzige Zug haͤlt uns für die Unfruchtbarkeiten der Begebenheiten ſchad⸗ dos, welche Die Neugierde bey ven grönländifchen Tagebüchern ganz matt werden laͤßt. Die Miffionarien erfüllen, diefes Leere mit Stuͤcken von Unterredungen, Die, wenn ‚man will, erbaulich, aber fo abgeriffen find, wie fie die Einbildungskraft der wilden Schwaͤrmer in ihren Anfällen von Andacht ihnen eingiebt. Da fommen Verglei- Hungen zwifchen dem Mebel des Winters und den Finfterniffen des Unglaubens, zwi- fhen dem teiffenden Strome der Fluttz, welche das Seekraut an das, Ufer. wirft und dem Blute des Lammes vor, worinnen Die chriftlichen Seelen ſchwimmen, welche durch die Ströme der Gnade bis zu den Thoren des Heils geführee werden. Endlich folget das Sterberegifter diefes Jahres; Man finde auch in demfelben den Tod eines Kin⸗ des von neun Jahren, welches ein großes Gedächtniß, und befonders eine große Froͤm⸗ | Dda migkeit 2: 212 2 Bifiseie und Befhreitung Cranz von migfeit hatte, Mar lobet feinen Fleiß in der Schufe, feine Neigung zum Singen Grönland. a 275% und felbft zu der Dichtkunſt, die mit einer Lebhaftigkeit des Geiftes verbunden war, "welche fi) zuweilen durch eine kleine Thorheit zeigere, Ale diefe Empfindungen waren fo.viele Schritte und Vorbereitungen zu der Be: fehrung von Grönland, Das Jahr 1758 machet einen neuen Zeitpunkt in den Jahr— büchern der herrnhutiſchen Lehre, durch die Errichtung der zweyten Kirche zu Lich» tenfels. Diefe Begebenheit fordert eine vorläufige Erzählung, die ich von dem Herrn Cranz entlehnen will, | f Die grönländifhe Gemeine, ſaget er, war bis zu-der Zahl von vierhundere ©e- tauften und Bekehrten angewachfen, ‚ohne noch zwenhundert zu rechnen, die fehon zu dem Range der Erwählten in der Ewigkeit aufgenommen waren. Dieß war in der, That für ein fo ſchlecht bewehntes fand in zwanzig Fahren fehr viel gethan. Die neuherrnhutiſche Miffion hatte beynahe gar nicht arebe noͤthig, ihre Aufmerffamfeie auf die nordlichen Gegenden zu menden, meil die daͤniſche Eolonie, die ſich unter die- fer Zeit feftgefeger hatte, felbft einen Miſſionaͤr aus der Hauptſtadt hatte. Sie konnte alſo nur von der ſuͤdlichen Seite Seelen hoffen, wo Daͤnemark noch keine Colonien hatte. Die Bucht von Balsreviere, die Inſeln Kangek und Kookoͤrnen verſchaffeten ihnen Leute zur neuen Bevoͤlkerung, weil ſie denen einen Ruheplatz darbothen, welche im Winter von Norden und Süden reiſeten, um mit einander zu handeln, Dahin tha⸗ ten die Miffionarien ihre Reifen, und ftelleten ihre apoftolifchen Werbungen an; aber aufeine Art, die nicht hinter einander fortdaurete, und gleichfam nur biteweife war, wie.bey Reifenden, die daſelbſt feinen feften Gig hatten. So vortheilhaft auch die Lage von Balsreviere feyn mag, die vieleicht die befte in ganz Grönfand ift, fo feßeten fid) die Grönländer doch dafelbft niche fefts die Urſache davon mag nun entiveder die Neigung für ihren Geburtsort feyn, und daß die Einwohner der Inſel nicht auf dem ' feften Sande, und die vom Sande nicht auf den Infeln wohnen koͤnnen; oder daß. der Seehundefang an denen Orten, welche diefe Thiere ſuchen, ſehr verfchieden ift, daß man alfo im erften oder zweyten Jahre in Gefahr wäre, Hungers zu fterben, che man fich an die neue Art diefes Fanges gewöhnen Fönnte. Ueberdieß hatte man nur. die Herrfchaft der Religion uͤber die Gemüther, welche diefe fremde Wilden an den Aufent belt zu Neu - Herenhus gewöhnen Eonnte, da es zwey bis drey Meilen von der offenen See ift, Auf der andern Seite wuͤnſcheten die Miffionarien nicht, daß fich ihr Wohn. plag über gewifje Oränzen vermehren möchte. Die Einrichtungen ihrer Stiftung geben nicht auf das bloße Predigen, und die bloß geiftlichen Verrichtungen ihres Ne: figionseifers, fondern fie faffen die Erziehung und die Regierung der Menſchen von ihrer Geburt bis in ihr hoͤchſtes Alter unter ſich. Ein Haus zum Säugen der Kinder, die Schulen, die Verfammlungspläge zur Berathſchlagung und zum Unterrichte von aller Art, fordern einen folchen Plag und Unterhalt, welche Feine gar zu zahlreiche Ber wölferung leiden, . Grönland ift nicht fo befchaffen, wie gewiſſe andere unbekannte Sins der, welche nur. Bearbeitungen verlangen, um eine Menge Menfchen zu ernähren, Der Boden und die Himmelsluft find den Menfchen bier ſelbſt zuwider. Die Seifen find hier nicht wie, die Steine des Deusalions und der Pirrha, welche fie nur unter " er x ihren von Grönland und daſigen Mifionen. 213 ren Beinen und über ihren Kopf zu werfen hatten, um das menfchliche Geflecht - wieder zu bewöffern, Daher berathfehlagten fich die Herrnhuter ſchon Im Jahre 1752, ob fie nicht zu Kangef oder Kariaf, welches drey Meilen von Neu: Herrnhut liegt, zur Unterftügung diefer Gemeinde eine Huͤlfskirche anlegen koͤnnten. Ihre Berathſchlagung aber hatte feine Folgen. Zwey Fahre nachher hatte Dänemark in der Sifcherbay ein Comtor an gelegt, und die Grönländer, welche während des Sommers nach Balsteviere Famen, kehrten dafelbft ein. Einige von Ihnen, welche fich zu Neu-Herrnhut feft gefeger hats ken, fagten zu den Brüdern, daß fie hier nicht bleiben Fönnten; und wenn man fie be⸗ kehren wolle, ſo müffe man mit ihnen an einen füdlichern Aufenthalt ziehen, Zween Herenhufer, welche diefe Derter Fannten, unterrichteten die Verſammlung von dem Zuſtande der Sache und von dem Vergnügen, welches die Grönländer in der Fiſcher⸗ Cranz v Gromnand — bay bezeugten. Man übergab dem Grafen von Berkentin, der damals Praͤſident der Kammer des grönländifchen Handels war, ein Memorial, - Die apoftofifche Gefell- ſchaft that hierinnen der Kaufmannsgeſellſchaft den Antrag, ſich bey diefem Comtor feft - zu feßen, wenn diefes dem Handel nüglich feyn möchte, Diefer Vorfchlag war ange⸗ nehm : aber deffen Ausführung wurde noch verfchoben, Tank % - Endlich kam im 1758 Jahre die Zeit, Hand ans Werk zu legen, Matthaͤus Stach, welcher beftändig eine große Begierde bezeiger hatte, das Evangelium in den Sidländern aus zu breiten, erhielt hierzu die Erlaubniß zu Herenhut, wo er ſich dar ‚mals aufbielt, und reifete mit zweenen Brüdern, die er zu feinen Gehülfen angenommen hatte, von da ab. Sie nahmen ihren Weg mitten durd) den Schauplaß des Krieges in Deutſchland, nd begaben fih über Hamburg nach Kopenhagen, Hier fhifiten fie fi) den vierten May ein. Auf ihrer Seereiſe erfuhren fie weder Sturm noch das geringfte fehlimme Wetter. Dieſes befondere Gluͤck war auch noch mit einer beffern Begegnung von dem Schiffsvolfe begleitet, Der Zuftand der mährifchen Brüder hatte fich feit zwanzig Jahren fehr geändert... Auf den erften Reifen, welche fie nach Grönland thaten, fah man fie als grobe Leute von geringem Herfommen, ohne Bermö- gen und Erſiehung an, welche vom Hofe nur aus Gnaden eine Stelle auf dem Kauf ‚mannsfchiffe erhalten hatten, ohne zu wiffen, mit welchem Titel oder zu welchen Ab⸗ fihten; und man fah diefe Bettler mit weniger Achtung, und vieler Verachtung an, tan zog fie auf, man verfpottete fie, und die Verhoͤhnungen, fagen fie, fielen von den Predigern derfieligion auf dieſe felbft zurück. Als aber 1750.der grönländifhe Hans def einer Föniglichen Geſellſchaft gegeben wurde, fo wurde in Abficht der Miffionarien verordnet, daß fie anſtatt der bisher genoffenen Freyheit eine mäßige Bezahlung für die Ueberfahrt entrichten follten. Auf diefe. Bedingungen fuchten die Seeleute Paffa- gier, deren apoſtoliſches Amt ihnen gar nicht zur Laſt fiel, fondern vielmehr den Han⸗ del in einem Lande befoͤrdern Fonkte, wo fie fo vielen Einfluß in die Gemuͤther der ‚Einwohner hatten. Daher errwitfen ihnen ſo wohi die Off icier, als Matrofen des Schiffs, auf welchem fie zu der Miffion zu Neu-Herrnhut reiſeten, alle mögliche Zeichen von Gefälligkeiten und Achtung. Kaum waren fie den 27ften des Brachmonates ange» kommen, fo reiſeten fie ſchon den folgenden ıgten. des Heumonates mit vier grönländi- fhen Familien, ander Zahl ungefähr ſechs und dreyzig Perfonen, ab, in der Sifcherfiorde nahe bei) dem daͤniſchen Comtor, eine neue es anzulegen, Ihr Führer, der * 3 aus on + vo — — Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von aus dieſer Gegend gebürtig war, fuͤhrete ſie auf eine gkoße Inſel. Nachdem fie die; Groͤnland · ſelbe Durchgelaufen waren, trafen fie dafelbſt einen Ort an, der Akonamiok Hieß, — eine kleine halbe Meile von der offenen See, Diefer Ort hatte die Unbequemlichkeit, daß er gegen Mittag durch einen hohen Berg eingefchloffen war, der ihm drey Mos nate des Jahrs die in Groͤnland fo feltenen und angenehmen Sonnenftralen benahm. Allein, man fand hier friſches Waſſer, das auch im Winter niche friert, einen fihern Haven für die Fahrzeuge, einen Weg, der von der Seefeite trocken iſt; dieſes wa— ven Vortheile genug, die Groͤnlaͤnder zu dew Miſſion zu ziehen. Man errichtete i alſo an diefem Orte Zelte, wo man nod) ein altes Sandhaus fand. j > Miederlaffung Die erfte Sorge war, mehr dergleichen von Steinen und Hafen zu bauen, , Da ber — ein jeder für ſich arbeitete, fo erhielten die Miſſionarien von den Groͤnlaͤndern nicht : De rent, viele Hülfe, und kamen in dem Baue ihres Haufes nicht.weit fort. Einer von ihnen mußte die Küche beforgen, und fie hatten ſich überdieß weder von Kopenhagen noch) Neu⸗Herrnhut genug Werkzeuge oder Hausgeräth anfchaffen Finnen. Die Ereine mußten fie mit den Armen fortwälzen, die Erde in Säcken tragen, und den Raſen zu Waſſer Holen. Zum Dache Hatten fie nichts, als einige Latten ohne Balken, Kaum "hatten fie ihre Mauer geendigee, fo warf die Fluch zum guten Gluͤcke zween große Seide Bauholz an die Ufer ihrer Inſel. Sie nahmen foldye als ein Geſchenk des Himmels an, welches ihren durch die Engel zugeführer war, * Ihr Haus beftund aus einem Zimmer von fünfzehn Fuß ins Gevierte, und einem andern Plage, der zum Vorrathshauſe und zur Küche diente. Das Dad) war ſechs Fuß hoch, flach und ohne Balken, und ftüßete ſich auf zwo Säulen. Die Satteh wur- ben mit einer doppelten Sage von Raſen befteider, und das ganze Dad) mit alten Fellen bedecket, womit auch inwendig die Wände tapezirer waren, 248 Die Groͤnlander baueten für fid) ein Haus, welches fie den 14ten des Weinmo» nates bezogen. Die Sebensmittel aber fiengen an, ihnen zu mangeln, als fie nahe bey ihrem Aufenthalte eine Fleine Buche entdeckten, wo die Seehunde einliefen, Mad)« dem fie diefelben eingeſchloſſen hatten, fo toͤdteten fie derſelben fo viel, daß ſie dem Fas etor der benachbarten Eolonie drey bis vier Tonnen Sped überlaffen. fonnten. Weil die Eingebornen des Landes an biefen Orten diefes Thier nicht geſehen hatten, ſo er⸗ u man nicht, diefe Wirkung, des Zufalls einer wunderbaren Vorſehung zu u (reiben, : | — Man Fam bald von allen Seiten zu den Miſſionarien; einige, fie nur zu ſehen, andere aber fie zu Hören. Das dänifche Eomtor war durd) einen Weg von einer ftar- fen Meile über Felfen und Thäler von der Miſſion getrennt, Die Mannsperfonen kamen zu Waffer, die Weiber zu Sande. Die Mifionarien ‚befuchten aud) ihrer Seits die Unbekehrten: allein, der Weg war fo gefährlich, daß einer unter ihnen aus glitſchte und ſich würde den Kopf zerſchmettert haben, wenn er nicht glücklicher Weife in einen Abgrund von Schnee gefallen wäre, Die war der Anfang diefer neuen. Stiftung, Man führete hier eben die Ordnung bey den Uebungen der Mifion ein, welche zu Neu-⸗Herrnhut war. Sie wurde von den Weibern ſehr Häufig, wenig aber von den Männern befücher, Diefe, faget Herr Cranz, vergaßen im folgenden Jahre die Prediger gänzlich, und entſageten dem unfhäsbaren Worrechte, die Erſtlinge diefer neuen Pflanzung des Glaubens zu feyn, ar ) ci € = * ‘ — — I von Grönland und daſigen Miſſionen. 215 Ehen dieſelbe Gemuͤthsfaſſung herrſchete bey den Wilden, welche Neu⸗Herrn⸗ Cranz von hut beſucheten. Einige derſelben legten einen Beſuch bey den Ihrigen ab, Aber Grönland, mit der Borficht, nicht zu fehr auf die Prediger zu hören. Denn, fageten fie, fie hät — ten bemerfet, Daß die meiften ihrer Nation, und befonders junge Leute, fo bald fie nur ein oder zweymal von dem Tode und Kreuze Jeſu hätten reden hoͤren, fo fehr davon angeſteckt, oder vielmehr bezaubert worden, daß fie nicht eher Ruhe gehabt, als bis fie zum großen Berdruffe ihrer Aeltern und Freunde bey den Gläubigen hätten leben koͤn⸗ nen. Iſt es wohl fehr zu verwundern, ſetzet Herr Cranz bey dem Worte besaubert Hinzu, daß Heiden das Chriſtenthum für eine Zauberey halten, wenn felbft erleuchtete Chriſten natürliche Wirkungen, die fie weder leugnen noch begreifen koͤnnen, einer ges heimen Magie zuſchreiben? Dieſer Miſſlonaͤr ſaget beym Anfange der Geſchichte dieſes Jahres, es waͤre in Betrachtung der Himmelsgegend ſehr gelinde, und beynahe ganz ohne Winter gewer fen. Der Januar hatte mehr Negen, als Schnee: aber im April fehneyte es fo ftarf und fo lange, daß man bis ans Ende des Mayes in Schären, oder Schneefchuhen, ges ben mußte, Der Fifchfang war fehr reichlich, und das Meer, welches beftändig offen war, ſchien mit Häringen ganz angefüllet zu feyn. In dem Todtenregifter, welches das Jahrbuch von 1758 ſchließt, redet man von einer Ehriftinn, deren Leben viel ſon⸗ derbares hat. Sie wurde in ihrem zwölften Jahre von ihren Aeltern zur Taufe ge» bracht; einige Zeit hernach wollten fie diefelbe wieder nach ihrem Aufenthalte unter die unbefehrten Wilden zurüc bringen, Sie flehere die Herrnhuter um Hülfe an, und diefe behielten fie wider Willen ihrer] Aeltern bey der Miffion. Zwey Jahre here nach Fam ihr Vater, und ihre Schwefter wieder, fie zu entführen: allein fie wurde von ihrer Verfolgung durch den Tod derfelben, der gleich nach ihrer Ankunft erfolgete, bes _ freyet. Doc) verfüchte es noch einer von ihren Anverwandten, fie an ihren Geburts: ort wieder zurück zu bringen: allein, auch vergeblih. Die Ehriftinn war unbeweg« lich. Drey Jahre hernach zerbrach fie fich ein Bein, wurde dadurch lahm und fiel in die Auszehrung, woran fie nad) einem Jahre mit Gelaffenheic farb, Die Miffion verlor noch ein Kind von vier Jahren, welches durch einen Wind- ſturm gegen einen Felfen geftoßen wurde, woran e8 das Ruͤckbein zerbrach. Während feiner Krankheit ſagte es: Ich will fortgehen. Wohin, mein liebes Kind? fagte fein Va⸗ ter? Zu dem lieben Laͤmmlein, fagte es; und fo redete es immer von dem Blute und Wunden des Sammes, — 1 Nach dieſem Kinde ſtarb eben dieſelbe Judith, von der wir ſchon geredet ha⸗ ben. Sie war anfangs in der tiefſten Dummheit. Seitdem fig aber eine Chriſtinn geworden, und mit den maͤhriſchen Brüdern nach Deutfehland gereifet war, fo hatte fie ‚ einen folchen Fortgang Im Glauben, daß man fie an die Spiße des Schafſtalles der grönländifchen Schweſtern feßete. Cie katechiſirte, fie predigte und unterrichtete. Sie ſchrieb viele Briefe, von denen Herr Cranz einen Eurjen Auszug macher. Unter andern dietirte fie vor ihrem Tode folgende Worte, für eine ihrer geiftlichen Schwe⸗ ‚Keen, mie der fig fich zu Herrnhut genau verbunden hate; „Meine liebe Schweſter, > „run ſchicke ich dir Den Iegten Kuß aus meinem Herzen zu, Meine Hütte °) zerfaͤllt E „Thon * hy Kan eostenhuber ober Schüler und Profelyt von ihnen, betrachtet ſeinen Koͤrper als die / 216 ‘ Hiftorie und Beſchreibung Cranz von „fchon vor Schwachheit. — Aber ich werde bald die Wunden bes Sammesfehen, — Brönland. er 3759 „Ich grüße noch einmal die Schweſtern, Die bey Dir find. Ich bin zu matt, mehrers „zu reden. Deine liebe Judilh.„ So fterben diefe begeifterten Grönländer mie den - Worten der erften chriftlichen Apoftel; fie wiederholen in ihren Briefen die Epifteln des heil, Paulus, und glauben eben fo, wie er, mit den Gaben des heiligen Geiftes era fuͤllt zu ſeyn. Sie leben im Irrthume: aber fie fterben vergnuͤgt. | Der Verfolg des geönländifchen Tagebuchs iſt dem Anfange deſſelben aͤhnlich. Man findet beſtaͤndig die erleuchteten Prediger, welche durch unverſtaͤndliche Reden die dDums men Wilden zu Ceremonien verleiten, die ohne Zweifel lächerlich find, weil fie. dem Sinn derfelben nicht recht verſtehen. Man verfchoner den Leſer mit denjenigen Stoß: gebethen, womit Herr Cranz drey Viertheile feines weitläuftigen Buchs anfüllee. Wie wollen nur aus den Tagebüchern der mährifhen Miffionen Das ſammlen, was den > menfchlichen Geift unterrichten, oder der Meugierde werth feyn Fann. Man hatte hier diefes Jahr ein erftaunlich großes Schrecken, welches durch ei» nen Grönländer von der Buche Diffo erregt wurde. Diefer haite mit einem Wal fifchfänger eine Reife nad) Holland gethan. Als er wieder in fein Vaterland zurück Fam, ftreuete er dafelbft das Gerücht aus, daß im Fünftigen Srühjahre eine Flotte kommen würde, Die Europäer und die Eingebornen des Landes, Die mit ihnen vermifche — vorbrachte. rer Betruͤgereyen zu vermehren, fo ſuchen ſie doch wenigſtens, die Chriſten zu verfuͤh⸗ waͤren, aus zu rotten. Dieſes falſche Geruͤcht machte, daß ſich die Groͤnlaͤnder von der Miffion entfernten. Zwanzig Boote voll ſuͤdlicher Einwohner kehreten fo gleich nad) ihrer Kuͤſte mit allen den Fiſchern zurück, welche fi zu Kangek niedergelaffen hatten. Alſo war diefes Volk ein Spiel aller derer Irrthuͤmer, die man ihm ‚Die Angefofen bedienten fich diefer Abfonderung, ihr Reich wieder her zu ſtellen. Als fie aber die Gemuͤther nicht von der Berbiendung der herrnhutiſchen Leh⸗ ren reinigen konnten, fo wollten fie auch diefe Kunſt der Verführung lernen, um ihre ‚Kunftgriffe dadurch zu verſtaͤrken. Ein Angekof (jede Voͤlkerſchaft hat ihren eige— nen; und diejenige, welche nicht zahlreich genug ift, einen ſolchen Heiligen zu un— terhalten/ wird von allen andern verachtet,) Fam nach Lichtenfels, und fagte, er wolle ſich befehren. Aber er hatte die Abſicht, ſaget man, Verbindungen mic den Chriften zu freffen, und fich gegen feine Feinde zu ſchuͤtzen, Die ihn eines Mordes wegen veriol. geten; als ob das Chriſtenthum eine Zuflucht vor der Strafe eines Mörders ſeyn könnte. Diefe Betrüger harten auch noch einesandere Abficht, haͤmlich darch ihren Umgang mie den Miffionarien, eine neue Kraft zu bekommen, die Seichtgläubigkrit die fes groben Volkes zu betriegen. Die Verbindung der gefunden Begriffe der Reli— gion mit ihren Berrügereyen iſt eine ſehr ftarfe Anreizung, welche mehr dazu Diener, ihre Gewalt und ihr Anfehen zu befeftigen.. „Deswegen reden auch die geönlandifchen Gehuͤl⸗ fen der Miffion nicht gern von dem Evangelio mit den Angekoken; weil fig dieſen Ge: gengift mit ihrem Gifte vermifchen, durch welche Betruͤgerey fie. die Liſt nach denſel⸗ ben zu vermehren hoffen. Endlich wenn fie nicht die Faͤhigkeit haben, die Anzahl ih— ren, Das Sowberbarfte hiebey ift diefes, daß die Weiber allezeit ſich in das Wer erben, fo wie in die — ——— der Menſchen, miſchen. Zwo oder drey Familien entwiſchten der Miſſion zu 9 2* eu» Herrnhut, auf Anreizung oder Durch die Salsfkaruig, « ie | - — von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 217 keit boͤſer Weiber, welche, wie Herr Cranz ſaget, ihrer boͤſen Unenthaltſamkelt, von Cranz von der fie gequaͤlet werben, Fein Genuͤgen leiſten konuten. | Brönlandı Diefes Jahr liefert nichts merkwuͤrdiges mehr zur Gefchichte, wenn es nicht ei nige Wirfungen des böfen Wetters find. Zween Grönländer waren nad) der Colonie Friedrichshaab geſchicket, Briefe Bin zu bringen, Sie wurden auf ihrer Ruͤckrei⸗ fe vom Eiſe aufgehalten, und ihre Kajafe zween ganze Tage feſtgeſetzt. Bey der Ar- beit, welche fie ſich machten, los zu ommen, wurde der Schweiß, der aus ihren Koͤr⸗ pern drang, auf ihren Kleidern zu Eiſe. Einem von ihnen war die Hand erfroren. Sie würden alle beyde vor Durft geftorben feyn, wenn fie niche in der dritten Nacht zu ihrer Hütte gefommen wären, to fie endlich Waffer fanden, Im Herbſtmonate litt das neue Haus Zichtenfels eine Erſchuͤtterung, tie von einem Erdbeben, ob es gleich) fehr niedrig und feine Mauern nur vier Fuß dick waren, Rings herum wurden die Dächer auf den Häufern gefpaltet, die Schiffe durch den Sturm auf das Trocene gebracht, und acht Menfihen erfoffen im Meere. Diefer Sturm wurde fehr weit empfunden. Denn zu eben der Zeit giengen im baltifchen Meere und Kattegat viele Schiffe unter. Vor und nad) diefem Sturme fah man . Feuerwellen in der Luft. Eines von diefen Suftzeichen fiel nahe bey einem Haufe nie ber, mo es ſich entzündete, aber bald gelöfcher wurde. Eben eine folhe Erfeheinung Außerotbentfis geſchah an Weihnachten zu Mittage, So außerordentlich auch diefe Wirfungen der ——— Natur ſcheinen mögen, fo redet Herr Cranz doch noch von einem Ungewitter, das zwmey Jahre vorher fi) eräugete. Es brad) den 22ſten des Herbfimonates 1757 ben einem Suͤdwinde aus, welchen Regen und Schnee begleiteten. Man fah fo ftarfe Blige, der gleichen in Grönland unerhört und in Europa felten find: es enfftund aber Eein Feuer dadurch, und man hörete nicht das geringfte Geräufch vom Donner, Man glaubete zu gleicher Zeit ein Erdbeben zu empfinden, — Das 1760 Jahr war eben fo unfruchtbar an Begebenheiten, als an lebensmit- 1760. teln. Der Winter flürzere Grönland in die tiefite Trägheit. Die außerordentliche Kälte machete, daß man den Mangel dafelbft fehr zeitig empfand. Das Eis be- deckete Hier alles in fo großer Menge bis an dag Ende des Mahes, daß man ſelbſt une Dftern von den Gipfeln der. öchften Berge feinen offenen Plag zur Schifffahre in ei⸗ nem großen Striche der See entdedfen Fonnte, - Indeſſen gieng dach nicht die Härte _ der Natur bis zu einer Hungersnoth; und wenn die Siebe ſich der Mittel zu helfen be- .. ſah, fo war aud) die Noch des Mangels nicht bis auf den hoͤchſten Grab geftiegen. — “m Die Miffion aber empfand diefe allgemeine Erftarrung, und der Eifer der Chriften ſchien dadurch gleichſam erfroren zu feyn. Es traf hier das deutſche Spruͤchwort ein: Je noͤber dev Kirche, je ſpaͤter darein; das heiße, diejenigen Wilden, welche ferne e·· kamen, zeigeten weit mehr Eifer für das görtliche Wort, als diejenigen, welche in der _ =" "“. Nachharſchaft der Chriften, und befonders der Europäer, lebeten. „Man Fann, fa- get Here Cranz, diejenigen, welche in der Wildheit geboren find, mit einem wilden ⸗Acker vergleichen, auf dem gar nichts wächft, der aber, fo bald er nur gebrochen und „befäer worden, in weniger Zeit viel Frucht hervor bringer; und diejenigen Groͤnlaͤn⸗ nder, welche viele Jahte mit ben Europäern umgegangen find, mit einem Acer, der vſchon voller Diftem und. Dornen ſteht, und daher deſto ſchwerer umgearbeitet Allgem, Reifebefchr, X Band. ER d - 218 * Hiſtorie und Befhreitung Eranz von „und gebauet werden kann.“ Ueberhaupt werden bie Ellropaͤer weit mehr durch die. Grönland. ‚Andacht der Groͤnlaͤnder erbauet, als diefe durch das Chriftenthum der Europäer, Die Lehre ift reiner in Europa, Die Sittlichkeit in Grönland, Dieſes koͤmmt daher, weil es viel leichter ift, Meynungen ein zu führen, als gute Sitten. Diefe beziehen fih auf Beduͤrfniſſe, welche nicht ſo fehr von dem Geſetze, als von der Matur, herkommen; jene bangen fehr von der Unwiſſenheit des menfchlichen Verſtandes ab, welcher in fei: ner Ungewißheit gleichgültig alle Irrthuͤmer oder Wahrheiten annimme, die man ihr vorleger. Selbſt Könige Finnen nicht allemal unter ihrem Volke die Sitten ausbrei- gen: ein jeber fähige Kopf aber, wenn er beredt ift, Fann feinen Zeitgenoffen gewiſſe Meynungen beybringen. Oft iſt die Enthufiafteren bey Unwiffenden ſchon hinlaͤnglich, ihre Begriffe aus zu breiten; man ſieht dieſes aus dem guten Fortgange, welchen die herrnhutiſche Jehre in Grönland gehabt hat, Die Eleine Gemeine zu Kichtenfels vermehrete ſich diefes Jahr auf einmal mit neun Familien, welche aus fünf und funfzig Perfonen beftunden. Es war eine große Freude, faget Herr Cranz, alle Diefe braunen Schafe oder Wilden in den Schafftall ein» geben zu fehen. Es war im Auguſt; und da fchon die Winterzeit heran nahete, fo - mußte man die gute Zeit in Acht nehmen, und diefer Fleinen Heerde eine Wohnung bauen. Die Grönländer erweiterten ihre Wohnung auf fünf und fechzig Fuß in die $änge und funfzehn in die Breite. Die Mägdehen und Witwen befamen zwo abge: fonderte Wohnungen. In dem großen Haufe aber wohneten vier und fechzig Perfo- nen; und man hielt auch die gottesdienſtlichen Verſammlungen in demfelben, Hier , ’ fand man in dem Frieden und der Einigkeit der Familien den Geift des Evangelii wie: „ber; -aber nicht in den Neben diefer Neubefehrten, welche von der Vernunft zu weit _ entferniet find, als daß fie die Sprache der Wahrheit feyn koͤnnten. „Wie Eva aus Adams Seite erbauet worden, fagete einer diefer Wilden, fo find „die Gläubigen aus Jeſu Seite geboren, Fleiſch von feinem Sleifhe, und Bein von . „feinem Beine: » | „Ihr wiffer, fagete ein anderer, mie es die Mücken machen, wenn es fehr warm iſt. Wir leiden fie wohl nicht, und jagen fie hinweg: aber der Heiland ift gar anders 3767. Reiſe des Herrn Eranz nad Groͤn⸗ land. „gegen uns geſtnnet. Er ſieht es mit Vergnügen, wenn wir ung recht feft an feine „Wunden anhängen, und unfer Verlangen an feinem Blute ftillen. „ Diefes find die Vergleichungen, mit denen man viefeicht die Grönländer oder maͤhriſchen Brüder erbauer, wahre Ehriften aber, die fich an ben erhabenen Wahrhei⸗ ten des Evangelii, und nicht an Anſpielungen, oder Öfeichniffen, vergnügen, ärgert. Schändfiher Misbrauch, unanftändige Spiele des menfchlichen Wiges! Wir wollen eifen, dieſe Kindereyen zu verfaflen. * = — Sm folgenden Jahre ſchiffte ſich Herr Cranz zu feiner Reife nach Groͤnland ein, in der Abficht, das Sand ſelbſt zu fehen, und dafelbft genaue Nachrichten ein zu ſamm⸗ (en, um daraus eine gefreue Geſchichte zu verſertigen Ich reifete, faget er, den 17 May von Kopenhagen ab, und ich Fonnte Feine beffere Behandlung von den Menfchen, aber auch Feine ſchůmmere von dem Wetter, ermarten- Die Leute auf dem Schiffe überhäuferen mic) mit ihren Geſaͤlligkeiten. Außerdem aber, daß wir in der Gegend vom verfunkenen Sande von Bus in drey Wochen kaum drey Meilen zuruͤck legeten, hatte ich noch fünf Stürme ans zu fteßen, von denen ber letzte der gefaͤhrlichſte er sr a, von Grönfandeund dafigen Driffionen, 219 inich aber-an dieSpige von Grönland trieb, Indeſſen haften der Nord: und Oftwind, weiche uns aufbielten, das. Treibeis-verjaget, ſo daB wir außer einigen großen Eisber- gen, denen wir nicht nahe Famen, ‚die Einfahrt in Balsrevier offen fanden, Ehe wir aber noch einliefen, entftund eine pfögliche Seeſtille, welche uns dem veiffenden Stror me übertieß, und unfer Schiff in Die Gefahr feßete, an den Felſen bey Bookoͤrnen zu firanden. Gluͤcklicher Weife trieb uns ein Wind, da wir nur zween Flintenſchuͤſſe meie von diefen Klippen entfernet waren, ‚an Die andere Geite, und brachte uns in bie offene See, Endlich langeten wir zu Meu- Herenhut, eilf Wochen nach unferer Ab⸗ reife von Kopenhagen, an. Seit dem zten und ten Auguſt fahen wir viele Suͤdlaͤnder beyder Miffton ankom⸗ men. Sie hatten aber gar feine Begriffe von der Religion, Sie Famen in unfere Zimmer, um mit ung von der Schönheit ihres Landes zu reden, und uns ein zu las den, ihnen dahin zu folgen, Wenn wir fie von dem Gluͤcke der Gläubigen unterhalten wollten, ſo autworteten fie, daß fie nichts von den Reden der Europäer verftünden, und daß Unfterblichfeie der Seele, die Namen eines Schoͤpfers und Erlöfers, für fie unbegreifliche Wörter wären. Endlich riefen. wir einen Orönländer, der ihnen eine fehr deutliche Erflärung diefer $ehre gab, wovon ſie gerühret und beweget wurden. Diefes war die erfte Wirfung der Predigt, daß fie die Seelen der Wilden in Un« ruhe ſetzete. Sie wuͤnſcheten, daß die chriſtliche Lehre wahr feyn möchte; fie hoffeten, fie fürchteten, fie zweifelten. Diefe Unruhe verfolgete fie beftändig, bis fie alle Vers bindungen zerbrachen, und ein ewiges Bindniß mit den Chriften machten, Die Ju⸗ gend aber übergab ſich gemeiniglic) ohne Widerftand, Ein Mägdehen entriß ſich ſei⸗ ner Familie, und ließ ſich bey der Miffion nieder, Sein Vater und Mutter ſucheten es wieder auf; es weinete, und wünfchete, fih zu bekehren; nichts Fonnte es wieder in die vaͤterliche Hütte zurück bringen, weder Die Berfprechung feines Vaters, daß er es im Fruͤhjahre wieder zurüd bringen wollte, noch die Verſuchung fhöner Kleider, melche ihm feine Brüder verſprachen. Endlich zerbrach fein Herz in dem Kampfe der Bewegung der Matur und den Antrieben der Gnade, Es fiel in eine Art von Ver zuckung, welche dergleichen Kämpfe gemeiniglich bey der Empfindlichkeit des weiblis chen Gefihfechtes, und einem Alter, das fo liche zu erweichen ift, hervor bringen. Diefes Schauſpiel erfüllete des Vaters Herz mit Unruhe und Schmerzen. Er fonnte feine Tochter nicht verlaffen, fondern blieb zu Neu» Herrnhut, unterdeflen Daß feine troſtloſen Soͤhne wieder nach Kangef zu ihrem ältern Bruder giengen. Die Gnade ift. nur zur Hälfte fiegreich, - Die Natur leidet, eine Familie wird zerſtuͤmmelt, und Die zerriſſenen Ölieder zittern in ihren Aengſten. Es ift daher nicht zu verwundern, daß ein Grönländer, welchen man fragete, warum er nicht der Predigt der maͤhriſchen Bruͤ⸗ der beywohnete, antwortete; Ich will nicht hinein gehen, denn fie machet mich Franf. Herr Eranz faget, dieſe Worte bedeuteren, die Predigt machete ihn mit ſich felbft un- zufrieden. Man fönnte aber wohl glauben, daß ein Groͤnlaͤnder diefe Worte nad) den Buchftaben nehme, wenn man wirflich fiedt, daß die Miffion vornepmlich von Shiva Gen, Gichtbrüdhigen und Gelähmten beſuchet wird. Unter andern war ein Menſch, der fich feine Fuͤße, welche ihm erfeoren waren, abhauen laffen; und doch regierte Dies fer Chriſt, ob er gleich verftümmelt war, einen Kajak mie ſo vieler Geſchicklichkeit, daß Fein grönfänbifcher Fiſcher von feiner Arbeit bequemer. lebete. | Een, Uebrigens Cranz von Brönland.. ee 220 Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Uebrigens vermehrete ſich die Gemeine zu Neu-Herrnhut dieſes Jahr mit fünf Grönland. und zwanzig Getauften, unter denen funfzehn Kinder waren, An der andern Seite verlor fie aber wiederum ſechzehn Bekehrte, welche eines natürlichen Todes ftarben; nur ein einziger ſtarb durch einen befondern Zufall, Diefes, faget Herr Cranz, war der Eleine Jonas, ein Kind von dreyen Jahren, welches die Miffionarien durch feinen Geſang fehr oft erfreuere. Er faß in der Sonne, um eine angenehme Wärme ‚zu genießen, und unferdeffen, daß feine Mutter ihm zu trinfen holete, fiel ein. Stuͤck aufgedauetes Eis auf feinen Körper und zerfhmerterte deufelben. Go ift dag gröns ländifche Leben befchaffen. Das Aufdauen des Fruͤhlinges ift eben fo gefährlich, mie das Eis des Winters. Da das Evangelium vornehmlich für-die Unglücktichen einge: richtet ift, fo wird es hier niemals an Schülern deffelben fehlen; denn man wird hier allezeit Gegenſtaͤnde finden, die des Troftes bedürfen, In Europa werden diefe durch die Sefelifchaft hervor gebracht, bey den Grönländern durd) die Natur, Einer von ihnen fagete zu einer alten Frau, welche die Annäherung des Todeg mit Schrecken em» pfand: „Wir fürchten eben fo, wie du, Die Todespein: aber feie dem wir hoffen, mit „dem Heilande zu leben, hat ſich diefe Furcht verloren,“ — „Ach, fagete die Sker- „bende, wie glücklich) ſeyd ihr! „ In diefen Augenblicken, wo der Menſch nach der Unſterblichkeit ſeufzet, erfuͤllet ihn die Religion mit ihren Schrecken oder Hoffnungen. Alsdann aber hat der Gerech⸗ te nichts zu fuͤrchten. EFF Die Eleine Heerde zu Lichtenfels vermehrete ſich in einem Jahre mit dreyzig Katechumenen. Die Miffionarien hatten Gehuͤlfen nöthig, aber fie barten feine Woh- nung für diefelben, Ihr größtes Haus war viel zu Flein, und überdieß fehr baufaͤllig. Ein Stüf Mauer war zweymal eingefallen; die Raben hatten die Bedeckung mit Haͤuten durchgenaget; und der Regen fiel alfenthalben durch dag Dach. Endlich Hatte ſich hieſelbſt fo vieler Schnee gehäufer, daß man über das Haus geben Fonnte, ohne es wahr zu nehmen. Die Miffion erwartete Bauholz aus Europa. Aber die Jahres⸗ zeit war ſchon verfloſſen, das alte Haus aus zu beſſern, als man den gten des Heu: monates erfuhr, daß zu Friedrichshaab ein Schiff angefommen, welches mie allen Ar- ten von Zimmerwerfe beladen wäre, ein vollfländiges Haus zu errichten, * Welche Freude, aber auch welche Verlegenheit! Man batte nur drey Baumei- fter, von denen einer Franf war, Die übrige Zeit des Sommers reichte nicht. bin, das Gebäude an zu fangen, Man war felbft wegen des Platzes unentfehloffen. Ent: lich aber brachte ein Tert der Schrift, den man bey dem Östtesdienfte fand, die Brüder dahin, daß fie Hand ans Werk legeten; denn es iſt eine Are von Soofen, welches fie leitet, wenn fie unentfehloffen find. ine Anfpielung, oder eine —— deſſen, was ſie leſen, mit ihrem Zuſtande, iſt fuͤr ſie eine Eingebung. Es ſcheint, da der hei lige Geift weniger mic den Juden, als mit den Herrnhutern, geredet har, oder daß dieſe die einzigen Erben des neuen und alfen Bundes find, rip VBergroͤßerung Durch eine vergrößerte Aufmerkſamkeit der Vorſehung über fie, kamen fuͤnf a Bruͤder yon Neu- Herrnhut nach Lichtenfels Affe wurden Mäuver oder Zimmerleute. Be“ Allein, das Werf gieng, wegen des abhängigen Bodens, fangfan von flatten; denn fie baueten aufder Spitze eines Hügels. Sie mußten daher eine Mauer von zehn Fuß Hash an der einen Seife errichten, damit ſie den Boden des Haufes gleich macheren. De | Diefe won Grönland und dafigen Miſſionen. 221 Dieſe Arbeit koſtete ſo wenigen Bauleuten viele Zeit, Endlich bekamen fie Huͤlfe. Cranz von Da der Häringsfang vorbey war, ſo trugen ihnen die Groͤnlaͤnder die Steine auf ih- Grönland, ren Rücken, und die Erde im ihren alten Kleidern anftatt der Saͤcke zu. Selbſt der Schiffshauptmann unterftüßete die Bedürfniß der Brüder dadurch, Daß er das Bau⸗ holz nahe bey ihrer Wohnung, und nicht auf dent Comtor der Colonie, welche eine ſtarke halbe Meile weit entfernet war, abladen ließ, Diefe Achtung und der gute Willen der Schiffsleute, der Eifer der Örönländer, trug alles bey, das Werf zu bes fhleunigen, fo daß ungeachtet des fehlimmen Wetters in dreyen Wochen das Haus fertig war. 10... © * pie eben der Gefchäfftigfeit beforgere man das Innere deffelGen. Gleich im Anfange des Weinmonates waren fehon zwo Stuben im Stande, bewohnt zu werden, Alte diefe Arbeiten wurden mit Gebethe angefangen, und mit ſolchen Reden begleitet, die fich zu dem Zwecke diefer heiligen Stiftung ſchickten; und der Eifer der Andacht erhigte nur den Eifer zu arbeiten. | Indeſſen war die Jahreszeit fehr ſtrenge. Der ewige Feind diefer unbewohnba⸗ ren Himmelsgegend hatte die Grönländer bis ans Ende des Mays ganz ausgehungert, Nachdem fie alle ihte Jebensmittel verzebret harten, fo hielten bie mit Schnee bes deckte Erde, und das mit Eife angefüllte Meer ſie eingeſchloſſen. Man hatte befonders viel an den füblichen Küften gelitten. Ob diefe gleich der Sonne am naͤchſten find, fo find fie doch am meiften dem Treibeife ausgefeßt, welches der Nordwind aus dem oͤſt⸗ lichen Meere hieher treibt. So bald diefe Hinderniffe aufgehoben waren, verbreitete man fich in der Bucht Sifcherfiorde, um Fifche zu fangen, Ein Windfturm aber trieb — dieſe Fiſcher ſo weit, daß ſie kaum das Land wieder gewinnen konnten. Ohne Dach m. und Schuß waren diefe Unglüclichen, welche. dem Schiffbruche entronnen waren, hy zween Tage und Nächte aller Strenge eines neblichten Himmels ausgefeßt, deffen —— Thau aus Eiſe beſteht. Einige von ihnen hatten ganz erfrorene Glieder, und ſi muß | ten ſich nur dadurch, daß ſie einander ſchlugen, und mit ſich fortzogen, (wie es bey — großer Kälte in Grönland gewöhnlich ift,) vor der Gefahr auf dem Eiſe um zu kom⸗ 9 men, retten. Zu Lichtenfels war der Anfang des Winters ſo gelinde, daß man oft in einem Tage an die zehn Seehunde fangen konnte: aber im Fruͤhjahre erſchienen Eis und Schnee wieder. ‚Das Meer war ganz unzugänglih. Zum Glüce Fonnten ‚die See- huͤhner nicht unter dem Eife leben, und Famen ans Sand, wo man fie, weil ihre Augen won dem Schnee verbiender waren, leicht lebendig mit der Hand greifen konnte. Auf ſolche Art gab das Eis, welches den Fiſchfang verfager, doch das Huͤlfsmittel der Jagd. ; 3 | Ya) ? ker » Ich gieng einesmals des Abends, ſaget ein Miffionarius in feinem Tagebuhe, u wes war der. gte April, um Die Zeit des Abendejfens, in ein Haus. Ich ſah mo » Witwen mit ihren Rindern, welche Geegras in der. Hand hielsen, es vor dem Schla- * »fengehen zu eſſen. Dieſes war ihre gewöhnliche Nahrung, mit der fie noch wohl eis "»nige Mufcheln verbanden, wenn fie diefelben auf dem Sande bey einer Ebbe fanden, » Unterdeffen waren fie zufrieden, und beflageten fih niemals, Es ift wahr, es herr ſtchet unter Sen Unglüctichen eine gegenfeitige Gefaͤlligkeit. Wenn man einen Sees mbund fieng,fo.patte das ganze Haus Theil daran. Aber wenn man ihn unter ſech⸗ * — — Hiſtorie und Beſchreibung Exam; von „zig Perſonen vertheilen mußte, fo wurden bie Portionen ſehr klein; und dieſes deftor Besnlsnd. „mehr, da man in diefer Jahreszeit gemeiniglich nur junge Seehunde fing, Den — „folgenden Tag vertheilten wir unter die Duͤrftigen den kleinen Vorrath von Haͤrin⸗ „gen, den man noch von dem Fange des Sommers für die Beduͤrfniß des Winters naufbehaften hatte, Man Fonnte feinen großen Vorrath ſammlen, weil die Näffe ihn „verderbete, und man zu Kichtenfels Fein Magazin harte.» . Uebrigens war die gute Jahreszeit für den Fiſchfang fehr gluͤcklich. Der Factor der benachbarten Eolonie brachte den ganzen Winter. damit zu, daß er denjenigen ® Speck wigführen und einpaden fie, welchen er im Herbfte gefaufer hatte. Seitdem die Herrnhuter fih in Grönland feit gefegt hatten, war der Handel von einem Fahre zum andern fo angewachfen, daß diefe Eleinen Völferfchaften ihm jeßt eben fo viel Schiffsladung einbrachten, als er ehemals aus dem ganzen Sande erhielt. Diefe ber lief fih auf Hundert und funfzig Tonnen. re — . Unter den Merkwürdigkeiten diefes Jahres bemerfet Herr Cranz eine Wirfung, entweder des Zufalls oder der Einbildung in einer fehr ſtrengen Kraukheit. Ein Grönländer war vom Podagra fo gequäft, daß er fich den Fuß, woran erlitt, auffehnek- den wollte, Seine Frau'fan zu den Miffionarien, und bath um Huͤlfe. Sie gaben ihr das erfte Glas mit Tropfen, welches ihnen in die Hände fiel. Der Kranke faſſete Zutrauen zu denfelden, und war bald darauf niche allein von dem Schmerze befreyer, fondern auch von der Geſchwulſt des Povagras geheilet. Die geringfte Veränderung in der Speife oder $ebensart ijt fähig, einen Franken Grönländer wieder her zu ftellen, Das Zutranen Fin Stuͤck ſchwarzes Brodes, ein Teller voll Habergrüge ift für dieſe Wilden, wenn fie der Kranken eine ftarfe Begierde darnach haben, eine Arzeney. Denn neue Eindrüde wirfen auf Reafe der At fie defto ftärfer, je weniger fie vertheilt oder befämpfer werden. zeney aus. Noch eine Sufrerfcheinung trug ſich zu, welche nichts befonders harte,-als daß ‚man fie in Grönland mie philofophifcheır Augen betrachtete, Es war diefes eine völlige Monpfinfternig, welche den raten des Windmonates Morgens um fieben und ein halb PR Uhr erfehien. Der Fopenhagifhe Kalender harte derfelben gar nicht erwähnt, "aber der berliniſche thut derfelben als eine unfichtbare Erwähnung, und feßet fie ungefähr um ein und ein halb Uhr Nachmittags, an. Man kann aus diefer Verſchiedenheit von "der — des berliniſchen Meridians, und des groͤnlaͤndiſchen zu Balsreviere urtheilen. dk Eric | | 1762. Herr Cranz, deffen Jahrbücher ſich mie dem 1762 Jahre endigen, fänge feine — Miſſlonsgeſchichte diefes Jahres mit langen Klagen über die wenige Luft an, welche über die geift, Die füdlichen Grönländer bezeugen, ſich zu bekehren. Ihre Herzen, ſaget er, find fo un kiche Berhäus durchdringlich,, wie ihre Felfen. Wenn man mit ihnen von dem Schöpfer oder Hei: eung der MDF (ande veder, fo antwoͤrten fie, daß fie diefe Sprache nicht werffünben; das heißt, daß > a diefelben nicht werftehen wollen. Sie haben allezeit Gründe, warum fie nicht auf die Ratecheten oder Prediger hören; der eine holet ſich Pulver und Bley, um die . Rennthiere zu jagen; ber andere ißt von einem Bären; ein anderer bauer einen Kahn. Endlich, fahren die Miffionarien fore, fehen wir viele dieſer Sübländer nach Norden gehen, und von da wieder zurück Eonımen: allein, der Handel, den fie mit den Euros päern treiben, mache fie zu gleicher Zeit gefitteter, da ev fie gegen das Chriftenehum kinnimmt. Bu allen Zeiten haben es die Miſſ ionarien in der neuen Welt geſtanden, ! x i von Groͤnland und dafigen Diifionen. 223 daß der Befuch der europaͤiſchen Schiffer und Handelsleute alle Früchte der Predigt ra von des Evangelii bey den Indianern ausrottere. Daher koͤmmt es ohne Zweifel, daß Abe ai die Jeſuiten in Paraguai die Freyheit erhalten haben, daß feine fpanifche und por- tugieſiſche Schiffe in denen Haven, welche zunächft bey ihren Voͤlkerſchaften liegen, ſich aufhalten dürfen. Man ſaget aber, daß unter dieſem Vorwande der Religion ein Ents urf ihres Ehrgeizes verborgen wäre, Nichts auf ber Erde ift rein, und felbft der Namen des Himmels wird in dem Munde des Menſchen verderbet; einige predigen eine Religion des Gehorſams, und wollen herrſchen; andere befennen ſich zu einer bein ligen Eittenlehre, und feben ausfihweifend, Die Wilden, welche die Werke fehen und die Reden nicht hören, verachten dieſe und folgen dem Benfpiele. Diefe Aufführung, welche große Folgen hat, beſchleuniget den Fortgang des Ehriſtenthums in Grönland nicht. Man beflaget fi), daß die ſuͤdlichen Einwohner gemeiniglic) eben fo frey find, wie die Europäer, mit dem Unterfchiede, daß jene die Pflichten der Sittenfehre und Religion nicht Fennen, welche dieſe entweder für natürlich, oder für den Menſchen ge: offenbart halten. Man fah die Herrnhuter mit einem Grönländer im Streite, wel⸗ cher eine von ihren heiligen Jungftauen zu feiner Beyfchläferinn machen wollte. Er verfolgete fie, jene verbargen fie; er berief ſich auf Die Rechte feines Vaterlandes, wel⸗ che eine Frau demjenigen beſtimmen, der fie entführen Fann: die mährifchen Brüder "aber bedecketen ihre Schambaftigfeit mit dem Mantel der Religion. Es fiheint, fagen fie, daß der Satan in diefe Gegenden den Schaum feiner Unterthanen ausge⸗ fandt hat; fo fehr machen fie ſich eine Ehre daraus, Tag und Nacht zu feinem Dienfte in Feften, Tanzen, Gaufeleyen, Ausſchweifungen und Zaubereyen zu zu bringen, Die ift ein Strom, der auch. die empfindlichften Ungläubigen mit fid) fortreißt, In⸗ deffen wuͤnſchet ſich doch der Urheber dieſer Klagen deswegen Gluͤck, daß der kleine chriſtliche Haufen noch nicht von dieſer Seuche angeſteckt iſt. Selbſt wenn bie Kin⸗ der don ferne das. Geraͤuſch eines Tanzes der Wilden hören, fo fliehen fie davon, und machen Särm, wie die Poften eines Kriegesheeres, wenn ſich der Feind nähert: Man wird fich weniger verwundern, daß es den Herrnhutern nicht leicht wird, Unbequemlicht die Zahl der Chriften zu vermehren, wenn man bedenfet; daß felbft bie Unwiffenheit ia — ' diefer Wilden eine große Hinderniß ihrer Befehrung iſt. Das Zweydeutige der Spra⸗ ter. chen iſt ſchon genug, die Fruͤchte der Predigt auf zu halten. Wenn im Anfange die Dünen von dem Dafeyn Gottes redeten, fo verwirrete ihr Wort Gud die Groͤnlaͤn⸗ der, indem fie den Sinn mit dem Schalle vermifchfen, und ſich einbildeten, man wolle mit ihnen von einem Fluſſe reden; denn das Wort Bud, welches ben den Dänen Gott heit, bedeutet bey den Grönländern einen Fluß, En, fageten fie, wet zweifelt daran, daß der Fluß da ift? wie ſollte ich nicht an Bud glaubenz höre ich nicht feine Stimme? Sie wollten hierdurch) das Geraͤuſch des Zluffes anzeigen. Die * und unerhoͤr⸗ * ten Sachen, die man ihnen von Gott erzaͤhite, näherten ihre gro en Seelen nicht der “Wahrheit, Die Verſtaͤndigſten unter ihnen gaben es zu, daß Gott hätte den Men- ſchen erfchafen koͤnnen. Aber daß der Schoͤpfer Menſch geworden ſey, und daß der Urheber des Lebens und des Daſeyns haͤtte ſterben koͤnnen, dieſes konnten ſie nicht glauben. Man mußte alſo die theologiſchen Vernunftgruͤnde, welche nur auf den Ver⸗ fand herrſchen durch ſoiche Mittel erſetzen, welche auf die Sinne wirken. Der Ge⸗ fang war affo die Zuflucht der Miffienarien, * — B as 224. Hiſtorie und Beſchreibung Cranz von Das Singen der Lieder, fagen fie, wenn es fanft, melodifch und mit der Salbung Grönland, des Herzens begleitet ift, ift nicht der geringfte Theil des Gortesdienftes. Diefe Art Das zur; der Theologie hat beftändig eine gute Wirfung. Die Gefänge werden leicht auswen, wittel der Lies dig gelerne, und die Kinder fingen fie mit einer durchdringenden Stimme, Die tief: a en Wahrheiten fhmeicheln fih durch den Neiz der Harmonie ein, und graben unaus⸗ Diiionen, Löfhlihe Eindrüde in die Seele. In den Singeſchulen fisen Diejenigen, welche. nicht Tefen Fönnen, auf einer Bank, und fernen einer don dem andern fingen. Die Schweſtern, welche beynahe alle leſen, fingen noch weit befler, ‚Sie haben fonft ‚nichts zu thunz dahingegen die Männer den ganzen Tag mit dem Fiſchfange und der Jagd zubringen, und des Abends ermüdee zurück kommen, und Feine Luſt haben, als zu effen und zu fhlafen. Aber Gott erfeßet zu ihrem Beſten diefes Mittel des Unter richtes. Bald ſendet er ihnen Krankheiten, bald Geſichte. So nennen die Hrrenbus ter wenigftens Die Wege Gottes, wenn fie ſich in ihrem apoſtoliſchen Amte ein An: ſehen geben wollen. In allem, was fie fagen oder thun, in allen DBegebenpeiten, von denen fie Zeugen find, fehen fie eine Abfiche der Gnade, ein goͤttliches Mittel, die Bekehrung der Grönländer zu wirfen, Wir wollen aber jest die geiftlichen Uebungen der Herrnhuter vorbey laffen, und einen Blick auf diejenigen Arbeiten werfen, welche „mehr mit der Gefchichte der Reifen in Verbindung fteben, Die Bent, Kaum hatten die Miffionarien den Bqu des Haufes zu Sichtenfels geendiger, fo De a mußten fie es ſchon wieder ausbeffern, Sie mußten einen durch die Kälte eingefalle⸗ zu ftellen und nen Weg wieder berftellen, das Dad) mit Moofe ausftopfen, die Wände theeren und zu verſchoͤnern. mie vier Dugend Dielen, die fie von Godhaab hatten fommen lafjen, den Saal bele: gen. Endlich baueten fie auch einen Thurm für eine ihnen von — geſchickte Glocke. Darauf beſſerten fie auch ihr altes Schiff aus, gruben einen Brunnen, leg» ten in einem moraftigen Erdreiche einen Garten an, und umgaben ihn mit einer Mauer _ von zehn Fuß hoch. Alle dieſe Arbeicen erforderten viele Reifen. Man mußte von den Inſeln Moos, aus dem Meere ſchwimmendes Holz, und aus ben Thälern Fleine Bäume und Schlagholz holen. Cs geſchah diefes nicht ohne Gefahr, ob es gleich Sommer wars Schnee und Eis hielten fie fehr oft auf, oder verzögerten wenigſtens das Fortbringen diefer Materialien. Außerdem findet man in diefer Gegend weniger: Huͤlfsmittel zur Feurung und Nahrung, als zu Balsrevier. Die Rennthiere und bie Eiderhühner find Hier ſelten. Es fehler Hier an verſchiedenen Arten von Fiſchen. Auch die Groͤnlaͤnder hatten dieſes Jahr nicht fo viel Sebensmittel, als das vorherge⸗ hende, und fie Fonnten dem dänifchen Factor nur halb fo viel Speck liefern, als er ſonſt gewöhnlich von ihnen erhielt. * Herr Cranz wiederholet noch die Klagen über die unbekehrten Groͤnlaͤnder. Die; . Jenigen, welche von Norden oder Süden fommen, und fich zu Kangek aufhalten, wol: fen die Predige gar niche hören, weil fie ſich vor ihrer Gemwiffensangft fürchten, Sie haben jetzt beynahe alle einen Begriff von Gore: aber fie beſtehen darauf, daß fie ihre Sitten nicht verändern wollen. Die Vergleihung, welche fie zwiſchen ihrem eigenen Eben und dem eben der andern Menfchen anfteilen, machet fierubig. Sie hören die Sit⸗ eenfehren des Evangelii mit Gleichguͤltigkeit predigen; went man aber mit ihnen von Jeſu und feinen Verdienſten redet, fo fliehen fie, als wenn fie Beuer verfolgere, Die Kin⸗ der find weit empfindlicher, Selten unterhält man fir von dem, a F > ne P” * von Groͤnland und daſigen Miſſionen. 225 ohne ihnen Seufzer, und oft Thraͤnen ab zu locken. Die Alten im Gegentheil werden Cranz von bey dieſen Neben unruhig. ch habe einige geſehen, ſaget Herr Cranz, welche fo Grönland. gerührt waren, daß fie zitterten und bebten, wie ein geängftet Wild, Verzuͤckungen —7 hatten, mit dem Fuße ftampfeten, ihre Kleider gerriffen, mie allen Zeichen der Ungeduld zuhoͤrten, und endlich, wenn die Predigt geendigee war, eilfertig davon liefen, aus Furcht, das göttliche Wort möchte fich ihrer Seele bemächtigen. Daher blieben auch von dreyzig Schiffen, welche nach Neu» Herenhut Famen, nur zwey junge Mägd« chen bey der Miffion. | Der Miffionarius aber eröftee fi) wegen diefes wenigen Erfolges bey den Uns gläubigen, mit dem Wohlergehen des Fleinen Schafftalles der Ehriften, Auf den Keifen und bey den Arbeiten in der fchönen Jahreszeit gieng feiner verloren. Man fieng viel Wafferhühner und Seehunde; und zu Anfange des Aprils ein Walroß, wels ches in diefer Gegend etwas fehr feltenes ift, und in dreyzig Jahren das zweyte war, Das Jahr war aud) reich im Fifchfange: es endigee ſich aber mit einer Are epidemis ſcher Krankheit, welche gleichwohl nur neunzehn Chriften hinnahm. if Herr Cranz endiger diefes Capitel mir einer Eurzen Borftellung des Lebens diefer Gerechten. Sie ift ohne Zweifel für die Gemeine der Herenhuter erbaufich, - Diefe frommen Gefchichte ermangeln niemals, den brennenden Eifer bey einigen, und die chriftliche Siebe bey andern zu erregen, und durch diefe glücklichen Eindrücfe den Fort— ‚gang der Miffionen in Grönland zu befihleunigen. Sie müffen aber allen Chriften,- die nicht von feiner Gemeine find, wenigftens gleichgültig feyn, und koͤnnen allen vers nünftigen Menfchen nur eine Art von Mitleiden gegen diefe armen Seelen eingeben, oder auch eine Bewunderung der gebeimen Wege Gottes bey Führung der Menfchen erwecken, Wenn die Lehren der maͤhriſchen Brüder einige fterbende Wilde eröften, fe ſieht man auch, daß die grobe Vernunft diefes dummen Volkes fih oft daran ärgert, und ihrer fpotter, | —— NINE NED VIENNA NUN NUN Das V Eapitl, a — Von dem buͤrgerlichen und kirchlichen Zuſtande der Miſſionen in Groͤnland. Beſchreibung des Gebäudes Neu⸗Herrnhut. Ber thode der Herrnhuter zur Fortpflanzung ber ſchreibung von Lichtenfels. Sitten der groͤne Religion. Misbrauch dieſer Methode. Eine’ laͤndiſchen Chriſten. Kirchenzucht der groͤn- führung der Chorabtheilungen in Grönland, laͤndiſchen Miſſionen. Eifer der Herrnhuter Zuſammengefaßte Wiederholung. für die auslaͤndiſchen Miffionen. Neue Mur err Cranz hat geglaubet, er müffe zu Ende feiner Gefchichte von Groͤnland eine kurze Befchreibung der Miederlaffungen geben ‚- welche feine Gemeine daſelbſt a, Man wird darinnen die umftändlihe Nachricht von dem öfonomifchen Zus ſtande der bürgertichen Policey und der Kirchenzucht der Miffion der Herenhuter an- Allgem, Keifebefchr, XX Band, Sf treffen, —* 220. Hifi und Beſchreibungg Franz von treffen. Ober gleich fein Werk nur für feine Mitbruͤder gemacht zu haben feheint, fo Grönland. wird es doch auch felbft den Gelehrten, wegen der Kenntniß von Örönland, nothwen- dig. Die Religion machet daſelbſt die erſte Anlage zur Polizey eines wilden Volkes Die Herenhuter legen dafelbft den Grund zur bürgerlichen Gefelffcyaft, Die erfte Kirche daſelbſt macher den erften Flecken. Es iff ein befonderer Anblick, wenn man fiebt, wie Ausländer ohne Wiffenfchaft und Reichthum es dahin bringen, daß fie ein Sand wohnbar machen, wo die Eingeborenen nur flets herum zu irren gewußt, und maufpörlich zwifchen dem Meere und dem Sande gefchtweber haben, welche fie wechfels- < weile zuruͤck ſtoßen, und ſich ein Spiel aus den Menfchen zu machen feinen, Das Werk des Heren Cranz, welches bey dem erften Anblicke verdruͤßlich durch zu leſen fiheint, zieht an fich, je weiter man darinnen koͤmmt. Gleich denen fandigen Wuͤſten, wo man gezwungen iſt, wenn man einige Zeit darinnen gegangen, feinen Weg zu ‚vollenden, aus Furcht, man möchte feine Beſchwerlichkeiten verkieren, ohne ſie ab zu fürzen, wenn man zurück gienge; ſchrecket diefe erodene und fo fürchtertiche Geſchichte, als das Sand felbft, deffen Abſchilderung fie iſt, anfänglich ab, oder läßt die Auſmerk⸗ famfeit und Neugier des Leſers matt werden. Wenn man aber einmal das Eis gebro- hen har, fo ift es traurig, daß man eine fo fange Reife gethan, ohne etwas gefehen zu haben, und nicht wenigftens einige Kiefel von einem unbebauten Ufer mit zu bein: gen. Man muß alfo den kurzen Begriff, den man lefen wird, als eine Sammlung: alles dejfen annehmen, was fi merfwürdiges in einem Sande findt, wo die Natur er= ftorben iſt. Die Menfehen, welche fie wieder zu befeelen fuchen, werden wichrig. Zween in Grönland von fechs unbekannten Leuten errichtete Mohnpläge tröften die, ‚Seele auf einen Augenblick, die von der, Verwuͤſtung zweyer Reiche niebergefehlagen iſt, welche in America von zwoen chriftlichen Nationen zu Grunde gerichtee wor» ben, Die Menſchlichkeit und Tugend find im Grunde aller Herzen noch nicht gaͤnz⸗ lich erloſchen. - Er Beſchreibung An der ſuͤdweſtlichen Seite einer Halbinſel in Balsreviere, ſteht zwiſchen der J dut. a ——— Colonie Godhaab und dem Schiffshaven, drey Meilen von der offenen See, der groͤn⸗ laͤndiſche Gemeinort Neu⸗ Herrnhut. Der aͤußerſte Rand dieſes Landes bildet drey große Strande, zwiſchen denen die Klippen und Felfen indie See hinaus gehen, Der Strand befteht aus runden Steinen, welche die See wieeinen Damm aufgeworfen hat, und geht allmaͤhlig zwiſchen den Felfen in einem Thal hinauf, das ein Eleines Bächlein bat, welthes aber im Winter äufeiert. Auf dem mittelften Sirande liegt, einen Steinwurf vom Waffer, das. Gemeinhaus, welches mit feinen zweenen Slügeln und ‚dem Hofe, wenigftens in Grönland, wie ein Eleiner Pallaft ausſieht, ob es gleich nur. einen Stock hoch, von Holze aufgeblockt, mit Brettern beſchlagen, überall verpicht und‘ mit Rohre gedeckt iſt. In der Mitte des Dachs ſteht ein Thuͤrmchen mit einer Glocke. Das Haus iſt ungefähr. fiebenzig Fuß lang und dreyzig breit. ' Neben dem Saale, welcher der Grönländer ihre Kirche iſt, find vier Wohnftuben und zwey Borzimmer, das eine zum Speifen, das andere zur Schule für die Mägdchen. Ar dem norölichen Fluͤgel iſt erft ein Vorhaus, dann die Schulſtube der Knaben und endlich des Kateche⸗ sen Wohnung. Darunter ift in ber Erde, welche die Anhöhe bilder, die Küche, Bad fiube und das Gewölbe, und in der Küche ein Ziehbrunnen, ber eine große Wohlthat Fir das Haus if, weil man ehedem, um: im Winter Waffer zu haben, Eis und Schnee) \ * ri XX. Band NE. U-HERRNHUF in Gronla nd.. Auorshauts zfoothası Garten Proyianthauts , —— 5 Bottesacker | = che und |4. Curopezife ches | — == I — — Be en = == == == == = == == == == === = = == = == == == == == En = = == == = = DI = == == — == == Fi Es Be = = — == == —— == — —— — — — Bj = = === == == = — == == — == = = — == == == == = = — —— = = == = = == S= = == == = == — = == == ES = = yon Grönland und dafigen Miſſionen. 227 ' Hat in der Stube ſchmelzen muͤſſen. Der füpfiche Hlügel iſt ein Provianshaus und Trans von , Holzmagazin. Daneben ſteht nun auch ein Schafflali, auf grönländifche Art gemau⸗ Gronland ret. Vor dem Hauſe liegt der Garten, worinnen aber. nichts anders wachſen kann, als Salat, Radischen weiße Rüben, Kohl und Schnittlauch. An demſeiben gebt ein Steig hin bis an den Strand, bey welchem ein auf, groͤnlaͤndiſch gemauertes Boothaus ſteht/ um zwey große Boote, nebſt Bauholze, vor Sturm und Schnee zu bergen. u benden Seiten des Gemeinhaufes fieben, auf den erhabenen Klippen bis ang Waſſen die groͤnlandiſchen Winterhäufer, und Hinter denfelben haben fie Fleine Proviant- haͤuschen, ihe Seehundeſteiſch und ihren Sped zu bergen. Ihre Haringe aber, welche gleichſam ihr taͤgliches Brod find, verwahren fie nebſt den Zeiefellen und anderm Haus: rathe, in einem großen Provianthaufe, welches mit Cedernſchindeln bedeckt it, Dies fes Daus ſteht auf einer Klippe, und zeiger fih beym Einfaufen aus der See me: gen feiner weißen Geſtalt am erſten. Ueber demſelben ift der Heuboden für die Schafe, fo wie auf dem großen Haufe’der Torfboden. Die Zelte, darinnen die Grönländer jm Sommer wohnen, fchlagen fie auf dem , Meiten Plage zwifchen den zwo langen Reihen von Häufern auf, und ftehen alfo gleich“ fam in der Aufficht des Gemeinhaufes, worinnen die Miffionarien wohnen. Die: aber feinen Pas da haben, campiren an den beyden, zu jeder Seite des Haufes fie: genden Stranden. m Winter find auf dem Plage die Weiberboore umgekehrt auf Pfählen aufgeftüßt, und unter denfelben heben fie ihre Kajake, Zeltftangen, und übris = ges zur Fiſcherey gehöriges Geräth im Trocknen auf, Hinter den Häufern auf der Nordfeite ift der Gottesacker für die Gerauften, und neben demfelben der Degräbniße plag für die Ungerauften. Die Gräber werden auf der Klippe von Steinen aufgefes get, und mit Raſen bedecket, die fo fhön grünen, daß der Gottesacker in diefem wuͤ⸗ ſten Sande nicht anders ausfieht, als ein Garten mit Eleinen Beeren, So rauh und kahl das ganze Sand ausfieht, fo angenehm und grün fieht dieſes grönländifhe Städrchen aus: denn die gröntändifchen Käufer find oben und auf allen Seiten mir Söffelfraute und] Grafe bewachſen; auf dein Plage, der fonft aus bloßen Sande befteht, ja auf den Klippen, waͤchſt nunmehr das ſchoͤnſte Gras, nachdem fie fo viele Jahre mit dem Blute und Specke der Seehunde gedüngee worden: und wen die Örönländer in ihren Winter haͤuſern wohnen, jo Fann man alle Abende, und die ‚ganze Nacht durch), eine Illumination fehen, die deito ſchoͤner ift, da die Hoaͤuſer in zwo meiſt gleichen Reihen, ale gleich hoch gebauet und alle Zenfter. erleuchtet find, Lichtenfels, der andere grönfändifche Öemeinort,. liegt. achtzehn Meilen weiter Beſchreibung ‚gegen Süden, in der Sifcherfiorde, An dem aͤußerſten füdlichen Lande derſelben, von Fichtenfeis. welches ein Eyland von vier Meilen im Umkteife ift, geht unweit der See eine Eleine enge Buche in das Land hinein, mie kahlen Felfen umgeben, Diefen für die Euro: päer fonft fehe unangenehmen Ort hat Matthaͤus Stach im Jahre 1.758 hauptſach⸗ lich darum zu einer neuen Miffion erwaͤhlet, weil er der offenen See eine gute halbe ‚Meile näher, als die Loge, if. Das Berfammlungshaus, welches im Jahre 1761 dafelbft eröauer worden, ift zwar hur ein Stockwerk hoch, hat aber zween Eingänge, und der Kirchenſaal Feine Säulen, und iſt in allem viel jchöner, dauerhafter, aud) et⸗ was größer, ‚als der zu Neu: Herrnhut; obgleih das Haus in einem Winkel ftebt, wo man Eeine Menſchen fuchen wuͤrde. Es find daneben drey Wohnzinmer, zwo ni 5f2 0. Kammern, , . >71 -Hifforie und Behreibung Eranz von Kammern und "eine Küche. ° Hinter diefem Haufe haben die Brüder einen moraftigen Grönland: 23 Sitten der Chriſten in Groͤnland. Platz erhoͤhet, und einen Garten angeleget, auch einen Theil ihres ehemaligen grönlän- difchen Haufes zum Schafftalfe zurechte gemachet, und auf der Seite ein Proviant» haus von Brettern aufgeſchlagen. Vor bemfelben ftehen auf einem, wiewohl engem Diase, bermalen nur erft vier grönländifche Häufer, und auf der andern Seite der . Bucht, über welche man bey niedrigem Waffer trockenes Fußes gehen Fann, ift Platz zu mehreren Wohnungen, - ‘Der Gottesacker iſt nicht weit davon, Neu⸗ Herrnhut hat fechzehn Käufer. Dreye davon find Chorhäufer, oder Ars ten von Kloͤſtern und Schlaffälen für befondere Gattungen von deuten. In demerften wohnen fünf und funfzig ledige Mannsperfonen und Knaben; in dem zweyten acht und fiebenzig ledige Frauensperfonen und Mägdchen, und zu dem dritten gehöreh zwey und ſechzig Witwen, Die meiften davon wohnen beyfammen, die andern aber, welche kleine Kinder haben, halten fich bey Familien auf. Dreyzehn Häufer enthalten vier und fechzig Familien, wovon wenigſtens zwo und höchftens fieben unter einem Dache wohnen, Es geſchieht nicht fo wohl aus Not}, oder aus Wirchfehaft, daß ihrer viele fo beyfammen leben, als vielmehr einander, durch die Benfammenmwohnung defto beffer zu erwärmen, Eine jede Zamilie befteht aus acht bis zehn Perfonen, Einige find ſchwaͤcher, andere aber auch flärfer, und befte- ben wohl aus figbenzehn Perfonen. Sie haben jede ihre Sampe oder Feuerftäte im Winter, fo wie ihr Zelt im Sommer. Eine jede follte auch ihr Umiak oder Weiber: boot haben: allein, es Haben ihrer nur zwey und dreyzig dergleichen, Mebrigens bat jede Mannsperfon ihr Kajak, damit fie fich von Voͤgel- und Fiſchfangen erhalten koͤn - ne, wenn fie noch) feine Seehunde jagen Fann, Die Chriften haben in diefem Stuͤcke mir den Wilden einerley Einrichtung, nur daß fie nicht des Unterhaltes wegen fo —5* ſchweifen, und ſich von einander zerſtreuen dürfen. Man ſollte anfaͤnglich glauben, dieſer Zwang ſchade dem Ueberfluſſe an Le— bensmitteln und der Ausbreitung des Evangelii. Die Erfahrung aber, ſaget Herr Eranz, hat bewiejen, ‚daß, wenn auf der einen Seite die Zerftreuung, in Anſehung des Sifehfanges und der Jagd, mehr Vortheil giebt, auf der andern doch die Ordnung und gure Wirthſchaft bey der Vertheilung der Lebensmittel, und bey der Sorgfalt für deren Erhaltung, die Oberhand über die Leichtigkeit behält, ſich ſolche zu verſchaffen. Es fehlet den Wilden, welche überall fifchen, oft an Unterhalte, unterdeffen daß die Epriften, welche nur an gemiffen Küften fifchen dürfen, einen Ueberfluß haben, wel⸗ "her dem Mangel der andern abhilft. Was die Ausbreitung des Evangelii betrifft, fd würde ſolche nicht gefehehen fönnen, wenn man die getauften Grönländer Binziehen ließe, wohin fie wollten, Der ſchwache Sunfen des Glaubens würde bald erlöfchen, wenn er nicht taͤglich Nahrung befäme; und das nur erft erfeuchtete Gemuͤth würde, bey dem Mangel des gänzlichen Unterrichtes, bald wieder werfinfterk werden. Man würde mehr Neubekehrte in den Aberglauben zurück fallen, als Wilde zu dem wahren Sichte Fommen fehen. - Ungeachtet diefer Grängen, welhe man dem Herumgieben der Chriſten feger, ſteht es doch einem jeden Hausvater frey, fein Zelt auf zu ſchlagen, wo er will, Nur’ meldet er, vor feinem Weggehen, den Ort, den er erwählet hat, damit die Miffionas rien, ober deren Misanbeiser, Ihn finden konnen, wenn fie ihn befüchen wollen, Man — hat XX 2arndN? 7 N IIIIII. D in Gronland Larche und 3 Wirterhaufer | Hüsfionshaus 4.Somerzelte 2.GCarten I Lanal , == == = — == — — — — == — — == — == — — —= — ze == —— — >= —— == == — — — — == — — == ze = | = — — —— —— —— = = — == == === == == — —*7— == == — — — — — == == == —e— — = = == >= —= — — == Rn == == = == = = = == — — E =! == zum — == == == — — — = — — — — = — = — = — — I > —— I == — = — == —— == — | =! —— = — == == >= == == = == == = == == == == == == = son Groͤnland und daſigen Miſſionen. 229 über dieſes Acht, daß die Neubekehrten nicht vor Oſtern wegziehen, damit fie die⸗ Cranz von es heilige Feſt nicht verfäumen. Damit fie aber nicht durch Mangel an Lebensmit- Grönland. teln genöthiget werden, vor der Zeit fi zu entfernen, fo hat man ein wachfames Auge darauf, daß fie bey aller ihrer Freyheit, mit dem Ihrigen zu wirebfehaften, wie fie wollen, nichts unnüger Weife verthun. Zu dem Ende hat man ein großes Proviants haus gebauef, wo ein jeder feine getrockneten Häringe, Fiſche und Fleiſch aufheben, und zwey bis dreymal in der Woche fo viel holen kann, als er zum Unterhafte braucher, Im Monate May fehen die Brüder darauf, daß man bey Zeiten auf die Sees hundejagd fahre, damit die Weiberboote für diejenigen, die feine haben, zurück kom⸗ men, und fie auf folche vertheilet werden Fönnen, ſich auch das Nöthige an zu ſchaffen. Es fähre allezeit ein Miffionarius mit jeder Geſellſchaft auf den Fiſchfang, deffen vers fehiedene Arten alle ihre gewiſſen Zeiten haben. Der Häringsfang dauret einen Mo- nat, In dieſer Zeit geht es bey den Heiden am unordentlichften zu; und der Hirt muß alsdann auf feine Heerde am meiften Achtung geben, Er forget dafür, daß fein Schaf ohne Noch zurückbleibe, oder fi verivre, Die Grönländer haben ftets die lebhaftefte Neigung zur Rennthierjagd behalten; und weil es ſchwer ift, ihnen bey der⸗ felben.zu folgen, fo ſuchen die Miffionarien, fie davon ab zu ziehen. Man bringer auf derfelben ganze Monate zu, in welcyen aller Unterricht und Zufpruch von Gottes Wor⸗ te. verfäumer wird. Eine ganze Familie fehrwärmer in den Wüften herum, da denn ein und anderer gar leicht allerhand Werfuchungen ausgefeger wird, Die Nennthiere haben auch ſchon fo abgenommen, daß es kaum noch der Mühe: werth iſt, ihnen um ein Paar fhöner Felle willen nad) zu gehen; denn von Fleiſche bringen fie wenig nad) Haufe: _ Der Seehund ift es eigentlich, wovon die Grönfänder ihre Nahrung, Kleie dung, Zelte, Boote und Wärme haben, und wofür fie ſich die übrigen Nothwendig- keiten verfchaffen Fönnen, Wer alfo deffen Fang verfäumee und dafür den Rennthie- ren nachläuft, der Fann nicht anders, als in Armuth gerathen, und den andern zur daft . fallen; folglich auch ver Handlung fhädlich werden; indem die Fleißigen fo viel weniger „ Speck verfaufen Finnen, als fie diefen Jaͤgern überlaffen muͤſſen. Dieß find die Gründe, welche die Miffionarien für den Fiſchfang wider die Jagd anmenden, . Weil fein Grönländer fo reich ift, daß er nicht von einem Jahre auf das andere Hungers fterben koͤnne; und weil fonderlich die Witwen und Waifen folher Gefahr ausgefeget find: fo ift die befondere Sorafalt, welche die. Miffion für diefelben trägt, ohne der andern Dürftigen zu gedenfen, einer von den anziehendften Bewegungsgruͤn⸗ den zur Befehrung. Daß feinem Manne erlaubet wird, mehr als eine Fran zu neh⸗ men, daß er fie nicht verftoßen darf, und daß fie fich einen Mann wählen fann, ma het auch viele Neubefedree unter den Srauensperfonen. Auf der andern Geite ver» achten die Wilden diejenigen Neubekehrten fehr, welche fie von der öffentlichen Mild— thätigfeit ernaͤhret werden fehen. Es haben fich aber der Fleiß und die Arbeitfanı- feit bey den Getauften gar nicht vermindert, fondern vielmehr Durch den gegenfeirigen Benftand unter ihnen zugenommen, und die chriftfichen Gemeinen find Bader in gro⸗ Ber Hochachtung. — Wenn ſich eine nothleidende Familie bey der Gemeine angiebt, ſo berathſchlaget man ſich in der Sacriſten wegen der Mittel, fie am ſchicklichſten unter zu bringen. Gemeiniglich Higcper ſich einer oder. der andere von ſelbſt an, dergleichen arme Leute | öf3 auf | 20 5 Hifkerie und Beſchreibung Cranz von auf zu nehmen, und ihnen fort zu Helfen. Die verlaffenen Kinder finden einer Va— Grönland. ger, der fie annimmt, oder eine Säugemufter, Die fie mit zu ihrer Familie rechnet, Die Getauften forgen für ihren Unterhalt, die Miffionarien aber für das Uebrige, als Kleider, und einen Kajak für die Knaben. Die Alten und Kranken von beyderfey Gefchlechte Haben einen offenen Zufluchts- ort in Neu⸗ Herrnhut. Bey der Hungersnoth 1752 beftund diefe Gemeine fo zu fagen nur aus Armen, welche das allgemeine Eiend von allen Seiten dahin flüchten. fie. Seitdem hat man auf die Erziehung der Kinder ein ſolch wachſames Auge ge- Habt, daß fie im Stande find, nicht allein ihren Unterhalt zu gewinnen, fondern auch denen bey zu fpringen, welche in Duͤrftigkeit geraden, woraus die Mildthaͤtigkeit fie felbft gezogen hat. Die Wirthinnen eifern einenderin der Gutthaͤtigkeit, den Duͤrf— eigen und Kranken bey zu ftehen, ingeheim und ohne Aufſehen nach, fo daß Feine von. der andern etwas weis, Mur zu Ende des Winters, wenn man bey den Armen nachs feaget, wie fie fi) durchgebracht haben, erfährt man erft, wer ihnen großmuͤthig bey« geftanden hat. Ein Diaconus der Öemeine muß ſich nad) den geheimen Bebürfniffen armer untüchtiger Leute erfundigen, und diejenigen unter die wohlhabendften Familien unter zu bringen fuchen, welche fonft Feine Zuflucht Haben, Die mährifchen Brüder fuchen alfo, außer der forgfältigen Verhütung aller Unordnungen und fündlichen Ges wohnheiten, wie Herr Cranz faget, in den gandesgebräuchen nicht viel zu ändern oder zu verbeflern, da fie nicht als Herren oder neue Gefeßgeber, fondern, als Diener und Borhfchafter gefandt find, ihnen das Evangelium zu predigen. Können fie diefelben zu ihrem eigenen Beſten und zu mebrerm Vortheile ihrer Obern in eine beſſere aͤuſ⸗ ferliche Ordnung bringen, ſo thun fie es gern. Dieß geſchieht aber nicht befehls- ſon⸗ dern mur bift-und ermahnungsweiſe, damit man den Verdacht der Heiden, als ſuche man fie durch das Chriſtenthum nur ihrer Freyheit zu berauben, nicht beftärfe, und die Ausbreitung des Evangelii dadurch Hindere- —“ Kirchenzucht Von der buͤrgerlichen und häuslichen Polizen koͤmmt Herr Cranz auf die kirch⸗ der gedniände liche Regierung. Gemeiniglich, ſaget er, iſt an einem Orte ein Miſſionarius mir zwee⸗ ſchen nen. N io⸗ nen Diaconen, die alle drey verheurathet find, Ihre Weiber beforgen die Wirthſchaft, und haben die Aufficht über die Neubekehrten ihres Gefchlechtes, damit fie den Sehrern die Arbeie erleichtern, und Verdacht und üble Nachrede erfparen, wozu die Groͤnlaͤn⸗ der vor andern geneigt find. Hernach find noch zween ledige Gehülfen, nämlich ein Katechet, welcher den Knaben Schule Hält, und die Auffiche über fie hat, und ein Wiffionsaffiftent, der die äußerliche Wirchfchaft beforget, und alfo mit allerley Holz⸗ Eifenzund Mauerarbeit muß umgehen, und zur Noth einen Bau führen Fönnen, Es find alfo vier bis fünf Mannsperfonen bey einer jeden Miffion. Die Reis fen, die fie im Sommer thun muͤſſen, Die Arbeiten bey dem Fiſchfange und der Jagd, welche Feine Zeitvertreibe find, die Beſchwerlichkeiten der Serllorge, die Mothwen— digkeit, ſich ihren gebensunterhalt in einem Lande zu verfhaffen, wo die Geiſtlichen nod) feine Befoldung haben, erfordern ſtets eine Hinlängliche Anzahl Mannsperjonen, Meber diefes haben die Miffionarien Zeit gebrauchet, die geönländifhe Sprache zu lernen. Wer es in dreyen Jahren dahin bringt, daß er die Grönländer verftchen und ſich ihnen verſtaͤndlich machen fann_ muß eine vorzügliche Geſchicklichkeit befigen. Man kann fich alfo leicht vorſtelien, wie ſchwer es den erſten dreyen maͤhriſchen Brüdern — — gefallen —— von Grönland und dafigen Miffionen. 931 gefallen ſyyn müffe, die vorher Feine Grammatif gefehen hatten, und alfo erft die la Cranz von teinifeherl geammasttafifchen Kunftwoörter lernen mußten, die man ihnen aber auch Bronland., nicht anders, als im Dänifchen, erflären Eonnte, welches fie nur aus deffenj ehrliche Feie mir dem Deurfchen etwas verftunden. Aus der Uebung fonnten fie die Sprache nicht lernen, weil fie in den erften fechs Jahren feine Grönländer um ſich hatten, In⸗ deffen haben es doch diefe unftudierten Leute mit vielem Fleiße dahin gebracht, daß fie in der grönländifchen Sprache fertig predigen Fönnen, und viele fehmere Sieder und bir blifche Stücke in folche überfeger Haben. Der Sefer begreift leicht, was aus einem an fi) fehr dunfeln Sinne wird, wenn er durch den Canal diefer unwiſſenden Brüder in eine Sprache gebracht wird, welcher alle Begriffe von der Religion, der Geſchichte und den afiatifchen Sitten fremd ſind. Wie unwillig würde Moſes ſeyn, wenn er mit Enoch wieder auf die Welt Fäme und fähe, wie feine heiligen Bücher faft in allen VUeberſetzungen verfiümmelt, verſtellet und verkleidet wären! Wenn dieß das Schiefal görtlicher Dinge iſt, wie muß der menfchlichen ihres ſeyn! ; Ungeachtet der Beſchwerlichkeiten von allerhand Art, welche die mährifchen Brür der in Grönland haben ausftehen müffen, iſt es doch etwas fehr fonderbares, daß niche ein einziger davon in einer Zeit von beynahe dreyzig Jahren geftorben iſt. Sie find fo gar nicht einmal recht Fra gewefen, ob fie gleich beftändig wider Hunger und Durft, Sroft und Kälte, raube Witterung auf fo vielen gefährlichen Reifen zu Waſſer und Sande zu Fampfen gehabt, Das Erftaunen vermehret ſich, wenn man vernimmt, daß in ihren andern Miffionen, und vornehmlich auf den caraibifchen Inſeln, eine Menge derfelben aus der Welt gegangen, Herr Cranz will nicht, daß man diefes bloß der reinen, gefunden $uft der Falten Mordländer zufchreibe, weil im denfelben dev Schar- bock und andere Ungemächlichfeiten defto berrübsere Wirfungen verurfachenz wie dent. x. auch in Grönland zuweilen anſteckende Seuchen herumgehen; fondern er danket we⸗ gen dieſes fihtbaren Schußes der görtlichen Vorſehung, welche die maͤhriſchen Bruͤ⸗ der durch wunderbare Wege erhält; gleich als werm fi) die Wunderwerfe nach Vers: bäftni der Unwiſſenheit und Schwachheit der Menfchen vermehreten. * Indeffen find die Miffionarien bedacht, die Abfichten ihres Berufes durch Rei- _ Eifer der fen zu unterftüßen, die fie einer um den andern etwan alle fechs Jahre einmal nach — Deutſchland thun, ihre Geſundheit zu erhalten, oder wieder her zu ſtellen. Man wärtigen SIE forget für deren Erhaltung fo woͤhl in Grönland, als Europe, Der Diaconus der ſionen. ausländifihen Miffion fehicket das Verzeichniß von dem, was ihm zur Unterhaltung der Brüder abgeht, jößrlich nach Herinhut, Man Faufer es und ſchicket es nach) Ko- penhagen. Einer hat es fo gut wie der andere, Feiner eineBefoldung, und feinererhäft einige Gefehenfe oder Nebengaben, Ben der äußerfichen Arbeit greift ein jeder zw, und thut was er kann; und was einer erwirbt, wird gemeinfchaftlid; angewandt; Ihre Reiſekoſten werden von der Gemeine bezahlet, Die ihnen audy jährlich einen an- feontichen Zuſchuß an allerley Schensmitteln und Kleidung, ja auch Die benoͤthigten Fahrzeuge und Wohnungen zufihiefen muß. pre Kinder werden in den Unitätsan- Falten ohne Entgeld forgfältig. erzogen, und nachdem fie fähig find, zum Studieren eder zu Rünften und Handwerken angehalten, 9 — Zur Beſtreitung alfer dieſer Unkoſten hat die Unitaͤt fein anderes Capital, als in ihren Brüdern, Die Arbeit der einen und die Mildthaͤtigkeit ber andern. hilft den Beduͤrß — 233 iſtorie und Beſchreibunug Cranz von Brönland. re 5 Bedürfniffen aller ab. Die Seligmachung der Heiden Eoftet den Chriften viel. Ein jeder Bruder aber frägt von feinem Vermögen etwas dazu bey. Die Kinder ſelbſt find eifrig, der Fortpflanzung des Glaubens durch die Arbeit ihrer Hände bey zu treten. Die ärmiten Tagelöhner wollen fich lieber etwas an ihrem Munde abbres chen, alg nicht mit an dem Werfe Gottes bey den Heiden arbeiten. Was auf diefe Weiſe einkoͤmmt, wird von einigen unbefolderen Diaconen berechnet, und zu den Aus: gaben aller Miffionen ohne Unterfchied angewandt, Here Eranz preift auch Gott, den Geber alles Guten, daß er ihre Brüder und Freunde willig gemacht, dieſem ges fegneten Werke die Hände zu biethen. Auf folhe Are erhält und ſtiftet unterdeffen, ‘Da die americanifchen Miffionen den Untergang einer geiftlichen Geſellſchaft beſchleu— niget haben, eine neue chriſtliche Geſellſchaft Miffionen in Groͤnland. Es fheint, daß die mährifchen Brüder die Jeſuiten in der Fortpflanzung: des Glaubens gern er⸗ ſetzen möchten, | Die geönländifhen Miffionarien haben einige zwanzig Mirgehülfen beyderley Geſchlechtes aus den Grönfändern felbft angenommen, Sie Halten mie diefen Mic- arbeitern wöchentlich zweymal eine Unterredung von dem geiftlichen und leiblichen Zu- ſtande der Neubekehrten. Aus diefen Helfern werden bey jedem Geſchlechte eimge zu Dienern geſetzet, die den Kirchenſaal in gehoͤriger Orbaung und Reinlichkeit erhal⸗ ten, die Bänke ſtellen, die Lampen beſorgen, das Taufwaſſer hereinbringen, und dag thun, was an andern Orten font den Kuͤſtern oder Gloͤcknern zukͤmmt. Es hat aber niemand deswegen einen beſondern Titel, Rang, Vorzug oder Gehalt. „Dadurch, „ſaget Herr Exanz, *) würden fie nur des eigentlichen Zweckes, nämlich der Beſſe— „rung des Volkes, verfehlen und zu mancherley Schaden Anlaß geben, „ Man verfammlet fih alle Tage früh um fechs Uhr zum Morgenfegen. Er ift kurz und nur für die Gefauften, Um acht Uhr iſt die Frühftunde für alles Wolf, worin: nen allemal über einen biblifhen Spruch geredet wird, aber nur Furz, daß es nebft dem Gefange nicht über eine halbe Stunde waͤhret. Darayf gehen vie Mannsperfor nen ihren Gefchäfften nach zur See. Gleich darnach ift die Kinderſtunde oder Pins derlehre, und die Mägdchen gehen fo-dann zu einem verheuratheten Miffionar-oder Diaconus, und die Knaben zu den Katecheten in die Schule, wo fie leſen und fehrei- ben lernen. Abends, wenn die Mannsperfonen aus der See zurück kommen, ift die Singſtunde, welcher jedermann beywohnet. Wenn man darauf gegeflen hat, fo iſt der Abenöfegen. Ä —J—— Des Sonntages werden nad) dem Morgenſegen die Chorverſammlungen ge Halten, da man an eine jede nach ihrem Geſchlechte, Alter und Stande abgetheilere Klaffe eine für fie gehörige Furge Ermahnung thut. Wenn es fehr ſchlecht Wetter iſt, oder im Sommer, wenn nicht viele zu Haufe find, wird dafür eine allgemeine Rede gehalten. Die ordentliche Predige über das Evangelium oder fonft einen Text ift des Nachmittages, und währet ungefähr eine Stunde, Der Prediger ſteht Binser einem - Tiſche; denn er hat Feine Kanzel; damit man ihn über ven ganzen Saal, der alsdann - ganz voll: zu feyn pflegt, und auch im Borhaufe und den Nebenzimmern deutlich verftes ben möge. Den Abend wird mie den Gerauften und den ſchon aufgenommenen Rates - chumenen — SM & Buche 17 9 dr d 2059 Seite, rn \ nn ee u A u — E —_— von Grönland und dafigen Miſſionen. 233 chumenen bie Litaney mit unfermengten Choralen gebethet. Diefe ift nächft bem hei- er von to — ligen Abendmahle und einer feyerlichen Taufhandlung die wichtigſte Werſammlung bey den Groͤnlaͤndern; Daher fig auch nicht leicht verfäumer wird, und die Kinder ſelbſt, welche ihr wegen Mangel des Plages nicht beywohnen Eönnen, gebethen haben, daß man fie den folgenden Tag mit ihnen wiederhole. Gleich nad) derſelben haben alle Eheleute zujammen auf dem Saale und die Ledigen in ihren Chorhäufern den Abendfegen. Herr Cranz giebt darauf eine Befchreibung von der Beyer hoher Fefltage. Mat darf hier dasjenige nicht übergeben, was er an einem andern Orte von der Feyerung der Geburt Eprifti anführet, „Am 2aften December Abends nad) einer Rede von „der Geburt Ehrifti, heiße es, *) befangen wir diefe Materie mie alten und neuen, deutſchen und grönländifchen Weihnachtsverfen, und mit den Getauften berheten wir, „unter einem lieblichen Wehen des Geiftes, das Sefusfindlein an. Sie waren fo „voller Freude, daß viele die ganze Macht aufblieben, und in ihren Häufern Weihe „nachtslieder fangen, Wir riefen fie alfo den 25ften früh um halb vier Uhr mit den . „Trompeten wieder zufammen auf den Saal. Da wurden ihnen, nad) einer Rede „von der Erniedrigung unfers Schöpfers, einige von den Kindern aus Deuefihland über » fandte Geſchenke, als Meffer, Nadeln ꝛc. ausgetheilt, die fie mit Dankfagung un® »Sreudenüber das Andenfen der Gläubigen in Europa empfiengen. Dann giengen wir mit den meiften Ermachfenen auf die Colonie, weckten die dafigen Einwohner- „mit Muſik und Gefange, und hielten zuſammen in ihrer Kirchſtube eine Weihnachts- »fingftunde. Als mir wieder nad) Haufe giengen, folgeten fie alle mit. Unterdeſſen „hatten die zu Haufe gebliebenen den Saal und alle Fenfter einfältig aber gar ſchoͤn „mit brennenden Muſchelſchaalen, ftatt der Kerzen, illuminirt. Da wurde dann die »Weihnachespredige gehalten über die Worte: Siehe, ich verfündige euch große Freude ꝛc. Am zwepten Feyertage wohnten wir nebft fo vielen Grönländern als Platz haben Fonnten, dem Gottesdienfte und einer Taufe auf der Eolonie bey. Den „Dritten Feyertag machten wir Europäer uns befonders zu Nuge, Den agften als „am unfchuldigen Kindertäge, hielten wir mit den Rindern ein Liebesmahl, ſprachen „fie hernach einzeln, und fanden fie alle in einer Hoffnungsvolfen Herzensftellung. — „Wir müffen bezeugen, „ feßet der Verfaffer diefer Erzählung hinzu, „daß wir hen „vice Segenstage gehabt, aber noch nie eine folche Bewegung unter fo häufigen Thraͤ⸗ „nen erlebet Haben, als dießmal in dieſem Gemeinlein, das ſich das Lamm aus ben „dummen und unempfindlichen Wilden am Nordpole geſammlet, und mit feinen Schweiſſe und Blute bedauet hat, wahrnahmen. » | Herr Cranz hoͤret niche auf über das Singen der Grönländer entjüct zu ſehn. „Ich muß fagen, ſchreibt er, ) gleichwie Fremde den ordentlichen und lieblichen Kir— chengeſang in den Bruͤdergemeinen mit Vergnügen anhören undbewundern: alfo hat mir der Gefang der grönländifchen Gemeine fo wohl gefallen, daß ich ihn manchem »unferer europälfchen Brübergemeinen vorziehen funn. Zwar haben die meiften ‚»Manngleuee eine etwas rauhe Stimme, und laffen fich beswegen nicht fehr hören; n dagegen baben die Frauensleute eine recht heile und fanfte Stimme, und fingen alle 2) IM VE Bucparog, a6. 648 Seite. 9 Im K Buche 22 9. a. d, 1065 Seite. Allgem, Beifederchr, KX Band, Gg = N IA =. Hiſtorie und Befchreibung Cranz von „fo ordentlich und harmoniſch, daß es von weitem £lingt, als ob man nur eine Stimme . Grönland, „Höre, Und unser denfelben thun ſich die Fleinen Mägdchen wegen der Helle und ATTE „ Munterkeit des Gefanges befonders hervor. (Ri Fr „Der einige Fehler ift, daß fie in einer langen Melodie ihre Stimme etwas her= „unter finfen lafjen, welchem Uebelftande man durch die Muſik glücklich vorgebeuger. »Diefelbe ift aber gar einfach, fo wie es ein fo geringes Dörfchen vermag, und befteht „aus zwoen bis dreyen Biolinen, und einem Paar Flöten, und allenfalls kann man auch ein Paar Eithern dazu bringen. Es haben einige Gröntänder auf diefen Inſtrumenten „alle ihnen bekannte geiftliche Melodien in der erſten und andern Stimme, ziemlich „rein-und fertig fpielen gelernt, und fönnten es darinnen vieleicht weiter bringen, (Denn „die meiften haben Luſt zur Muſik) wenns nöthig und nüglich erachtet würde, Eis „rüge haben auch die Trompete und das Waldhorn blafen gelernt, welche aber nicht „beym Gefange, fondern nur die Gerauften oder Communicanten zu ihren Verſamm⸗ „lungen zufammen zu rufen, gebraucht werden. „ = A Neue Methor Was ben Unterricht anbetrifft, der nicht fo gut von Statten geht, als das Sin⸗ — — gen, ſo haͤlt ſich Herr Cranz mit Gefaͤlligkeit bey einer neuen Methode auf, welche ehzung der feine Brüder fleißig beobachten. „Sie haben es erfahren, ſaget er“), wie wenig Religion, „man ausrichtet, wenn man die bummen Wilden erſt zu vernünftigen Menfchen mar „chen, von dem Dafeyn Gottes und deffen Eigenfehaften, nebft den daraus gefolger- „ten Pflichten, aus alferfey Gründen überzeugen, und dadurch auf die Lehre von der „Berföhnung, und deren Nothwendigkeit, zubereiten will. Sie haben nach fechsjäh: „tiger vergeblicher Arbeit gefehen, daß die bloße, aber mie Gefühle des Herzens be „gleitete Vorhaltung des Lidens Jeſu und deffen Urſache und felige Folgen, die befte WVorbereitung ift, und am zuverläßigften den Eingang in die finftern und verwilder⸗ „ten Gemürber der Heiden bahnet, um fie hernach von Schritt zu Schriet in alle „Wahrheit zu leiten, Und ich habe mie größter Werwunderung gefehen, was das „Wort vom Kreuze für eine hinreißende Kraft hat, bey noch ganz uuwiſſenden und rar „ben Heiden, die ich, nad) dem erften Anfehen, noch lange niche für tüchtig gehalten „hätte, dieſes große Geheimniß der Gortfeligfeit zu faffen,* 1 Sie find durch das Benfpiel ihrer Mitarbeiter unter andern heidnifchen Voͤlkern in dieſer Lehrart beftätiget worden, „Die Katecheten, „ faget ein lutheriſcher Miffio- narius in Oftindien 9), „muͤſſen es vielfältig erfahren, wie wenig mit allen morali- „hen Vorftellungen von den herrlichen Eigenſchaften Gottes und allerhand Tugend- „Pflichten bey diefen Helden aus zu richten fey, ,„ Ein fchottländifcher Presbyrerianer, welcher lange unter den Indianern in der Provinz Neu: Jerfey und Penfplvanien ge, - lebet hat, faget, er habe viele Fahre zugebracht, ehe er den americanifhen Wilden die einfachften Begriffe von Gott beybringen Fönnen: fo bald. er aber, nach) dem Beyſpiele feiner Nachbarn, es gewager, ihnen einfältig und gleich zu Anfange den Heiland und feine Siebe bis zum Tode am Kreuze zu predigen, fo habe er eine fo große und ſchleu⸗ nige Erweckung verſpuͤret, daß er und andere darüber erftaunen mäffen. „Es murde maber doc) diefe große Erweckung und, bewundernswuͤrdige Bekuͤmmerniß der Seelen FB 2 > „niemals ; Ebend. im 23 $. a. d. 1057, ©, . 2 3 Job: Zw, Za der ia hie vůie oſtindiſche Miſſſonsheſchicht-, auf ler, von Grönland und dafigen Miffionen. 235 niemals durch einige Schreckpredigten zumege gebracht, fondern es war vielmehr Tranz von . „recht merfiwirbig, daß , wenn id) in meinen Reden mit der beweglichen Borftellung Bronland. „eines am Kreuze geftorbenen Heilandes ſtark anhieft, und wie er ſich dabey verbale „ten, wie auch von den überreichen Heilsgütern des Evangelii, und wie freundlic) „und aus freyer unverdienter Barmberzigfeit die göttliche Gnade diefelben allen noth— „dürftigen, befrübten und bekuͤmmerten Sündern anbiethe; fo offenbarete ſich fo bald „bey ven Zuhörern eine außerordentliche Bewegung und Erwerfung, u. ſ. w. Herr Cranz fager, er habe eben die Wirkungen bey den Grönländern beobachtet. Die großen Fragen der Vernunft ließen das Herz leer, und serfülleten den Geift mit einer oft ſchaͤblichen Neugier. Man läße ſich fogar nicht einmal einfommen, die Groͤn⸗ fänder den Katechiſmus auswendig lernen zu laffen; weil der Widerwillen, den fie-ges gen alle gezwungene Anftrengung des Gedaͤchtniſſes haben, fie von der Wahrheit.ents fernen würde, Die Nacheiferung des Wiffens, auch in Religionsſachen, hat die Uns wiffenheit und die natürliche Linnengierigkeit diefes Volkes noch nicht geftöret, oder rege gemacht, Mur die Kinder, welche lefen lernen, miffen vieles auswendig. ı Die Erwachfenen aber begnügen ſich mit glauben, ohne zu grüben, Das Gefühl dienee ihnen ſtatt der Erkenntniß. Durd) das Herz lebet der Glauben in ihnen, Derjenis ge, welcher fein Elend beweiner, welcher nach der Gnade feufzet, wird vor demjeni« gen zur Taufe zugelaffen, welcher die Wahrheiten der Religion weis, aber nicht fühler, Heißt das aber niche zugleich der Offenbarung und der Vernunft misbrauchen, Miebraug die ⸗ wenn man die eine, ohne Vorwiſſen der andern, fo in das menſchliche Gemuͤth bringt? ME Der Enthufiafmus, welcher durd) die Verführung der Sinne eingegeben wird, hat i nur einen Augenblick; die innerliche Ueberzeugung ift auf alle Zeiten. Hundert Red⸗ er von allen Secten in der Welt, die in einem und eben demfelben Hörfaale auf ein⸗ ander folgefen, würden es Reihe herum, ein jeder für feine, wider alle andere, aufwie⸗ gen, Ein wildes Volk würde fein Blut für Amida, oder der andern ihres für Mur hamed vergießen, wenn man ihm mörderifche Waffen oder Werkzeuge der Kafteyung in die Hände gegeben hätte, Gott will durch die Vernunft berefihen. Er hat fie dem Menfehen zu feiner Gtückfeligfeit gegeben, Sie muß ihn durd) dieſes geben zu : dem andern führen. Das höchfte Wefen har ſich anfänglid den Sinnen durd) die Natur und durch die Sinne der Vernunft geoffenbarer. Die Himmel find feine Zeu- gen; dieß ift feine große Offenbarung. Die Gnade felbft koͤmmt durch den. Weg der Sinne In die Seele. Der Glauben koͤmmt durch das Gehör: das Zeugniß des Ger höres aber iſt dem Urtheile der andern Sinne untergeben. Wer nur ein einziges ers greift, wird über kurz oder lang das Gegentheit davon erfahren... Iſt es nicht eing Entheiligung der beiligen Wahrheiten, eine Umfehrung des menfihlichen Geiftes, wen man von den Wunderwerfen eines Wefens redet, deffen Dafeyn man ungewiß feyn. läge? So verfährt man in den Schulen "einer rechtgläubigeri Gottesgelahrtheit nicht, ‚Die Philoſophie felbft redet von Gott allein, ehe fie fein Wefen eintheilet. Beyde Teßen nichts voraus, fie beweifen: die eine aber feßet bas anfänglich in Zweifel, mas die andere behaupten muß, - Man kann alfo Ehriften, welche nicht einmal wiffen, ob ein Gott iſt, als Unbekehrte anſehen. Wenn Grönland jemals in andere Hände fiele, als der Dänen; wie viel Irrthuͤmer würde der Neligiongeifer nicht aus zu rotten haben, ehe er Die erſte Wahrheit fejtjegete! Waͤre es as beffer, daß man die Grönländer in g2 a der ee, Hiſtorie und Befhreibung Cranz vonder Finfterniß und der Beräubung einer allgemeinen Unwiſſenheit ließe, als daß man Grönland, fie mie dem Feuer der Herrnhuter erweckete, welches brennet, Aber nicht erfeuchter? DT Nein, das Waffer der Taufe, welches die mäßrifchen Brüder ertheilen, iſt niche tüch fig, das Feuer des Fanatiſmus aus zu löfchen, welches fie in den Seelen an zu zuͤn— den ſcheinen. Ihre Taufe! Wenn fie folche, nicht zur Seligfeit weſentlich nörhig hal: . sen; warum bringen fie folche zu alfen Heiden der vier Theile der Wele? Oder wenn fie folche für unumgänglic) noͤthig erachten; warum taufen fie nicht die Kinder der Un- bekehrten? Dieß ift indeffen Doc) ihre Methode. Sie fordern die Einwilligung der ⸗ Aeltern zu dem Taufen eines Kindes, Was thut aber das Verſprechen ober die Wei— gerung eines Barers, fein Kind in den Lehren der Herrnhuter zu erziehen? Giebt das eine, ober nimmt die andere die Gnade, welche heiliget? Dieß find die Widerſpruͤche i einer blinden, irrigen Heidenbefehrung ohne Einficht und Wiffenfchaft, welche den Beruf zum Apoſtelamte entweder aus dem Efel an einem geringen Handwerke, oder aus ber Begierde zu reifen, oder aus der hohen Einbildung von ſich, andere fehren zu Fönnen, oder aus dem Ehrgeize über die Seelen zu herrfchen, und ein Gerede und Auf⸗ fehen in der Ferne zu machen, hernimme, In der That, ein Zimmermann, welcher grönländifhe Fifcher befehren will, kann nur von einer diefer Seidenfchaften oder ge- heimen Unruhen des menfchlichen Herzens befeeler ſeyn. Diefe $eidenfchaften aber werben vieleicht dem Anfcheinen nad) koͤnnen entfchuldiget werden, wenn man betrad): _ tet, daß die Mühfeligfeit und die Erniedrigung, wozu der größte Haufen durd) die Geſetze unferer Geſellſchaft verdammet ift, alle ftarke Seelen erregen koͤnnen, eine Un— ‚ gerechtigfeie ab zu ſchuͤtteln, die fie lebhaft empfinden, und zuweilen bey denen Wil: ‚Den, denen von ber Natur am übelften begegnet ift, eine Gleichheis oder eine Unab» haͤngigkeit zu füchen, welche das Gluͤck in der Policey unferer Himmelsgegenden ver: ſaget. Nun reizet nichts mehr zu dieſer natürlichen Unabhängigkeit, als Sie übeetrie- bene Empfindung des Religionseifers. Ein folder Menſch iſt ein Chriſt, damit er nicht gehorche; und ein folcher Menſch macher ſich zum Apoftel, damit er befehle. Es ift fonderbar bey den maͤhriſchen Brüdern, daß eben die Heidenborhen, wel. che den Kindern die Taufe nicht ohne eine förmliche Einwilligung, Die doch zu der Kraft des Sacramentes fehr unnüß ift, ertheilen wollen, die Erwachfenen auf ihr Ver! - fangen, nad) einem geringen Unferrichte, Dazu laffen, „Man fucher ihnen nur,“ fager Herr Cranz ), „einen deutlichen Begriff von den Hauptwahrheiten der chriftfichen „Lehre bey zu bringen, und vornehmlich auf die innere Arbeit des Geiftes Gottes an „ihrem Herzen zu achten, Zwar machee man aud) Anftalt, daß fie einige Hauptſtuͤ— „cke hrifilicher Lehre, befonders das apoftolifche Glaubens bekenntniß nebft Lutheri Er. „klaͤrung, mitdem Gedächtniffe faffen, fordert es aber nicht als etwas nothwendiges, „ fonberlich bey alten Leuten, daß fie dieſelben auswendig herbethen koͤnnen, ſondern „läßt ſich damit begnügen‘, daß fie auf eine freye Earecherifche Weile von ihrem Bes „griffe der Wahrheit, und dem Grunde der Hoffiung, die in ihnen iſt, Anewort ge: „ben Eönnen, wobey man mehr auf das Verlangen und die Aufrichtigkeit ihres Her— A„ens, als auf die Fähigkeit ihres Veritandes und Gedaͤchtniſſes, oder gar nur auf die Gertigkeit des Mundes ſieht.“ Die Urfache der Miffionarien, warum fie niche auf — ah Das re $) Im DH 26. auf der 1074 S. das Auswendigwiſſen diefer Formulare dringen, koͤmmt vieleicht daher, faget unfer Geſchichtſchreiber , „weil fie mit Betruͤbniß angemerfet haben, wie wenig, mitten in „der Chriſtenheit, das mühfame und fo vieljährige Nuswendiglernen'und ferrige Her— „fagen fleiner und großer $ehrbegriffe, zur Aufklärung des Verſtandes, geſchweige zur Aenderung des Herzens, und zu einem ehätigen Chriſtenthume bey zu fragen pfleget. „Und diefes werden alle redliche Seelforger, fonderlich in ven Dörfern, am beften wife „fen und mit Seufjen zugeſtehen.“ Nach) Diefen vorläufigen Unterweifungen, da man nicht viel Wiffenfehaft, fondern ein einfältiges und herzliches Erkenntniß und Ges ſtaͤndniß feines unfeligen Zuftandes, und ein wahres Verlangen nad) den Heilsgütern erfordert, kann mancher in vier Wochen, mancher aber, bey dem fich ſolches nicht vech äußert, wohl erſt in Jahr und Tag zur Taufe gelangen, ? Man taufer folche Erwachfene nicht einzeln, fondern allemal etfiche zufammen an einem Feyertage. Sie werden von dem Miffionarius unter Auflegung der Hände mit einem Gebethe von der Macht der Finſterniß losgefprochen und dem Heren Ehrifto zugeeignet. Darauf ſingt man einige Berfe, und alsdann Fniet ein Täufling nad) dem andern hin, und wird von einem Miffionar aus einer Schale, unter der gewöhnlichen Taufformel, dreymal reichlich übergoffen. Mit der Zulaffung zu dem heil, Abendmahle gehe es viel langfamer zu. „Matt „fordert, faget der Werfaffer, dazu wohl auch nicht viel Wiffen, aber doch lebendige „Erkenneniß und vor allen Dingen, außer einem hriftlihen Wandel, ein wahres Ge⸗ Fuhl der Armuth des Geiſtes und ein inniges Verlangen nad) den Gütern des Haus „fies Gottes.“ Wenn den Candidaten ein einfältiger Begriff von diefem hohen ©e- beimniffe beygebracht worden, fo läßt man fie das erfte Mal mit zufehen, wie bie Hands iung dabey gefhieht. Denn bisher haben fie nichts davon gefehen, damit man ihnen alle unnüge und oft ſchaͤdliche Grübeleyen in einer fo wichtigen Sache erfpare. Zu Ende diefer Handlung treten fie hervor, und werden von ihren Arbeitern durch den Friedenskuß, der nächften Anwartſchaft verſichext. Einen oder ein Paar Tage vor je: der Communiori, welche gemeiniglich alle vier Wochen gehalten wird, melden fih die Communicanten, und werden einzeln vorgenommen: both genießen fie Das heil. Abend» mahl alle zugleich, nachdem fie vorher eine öffentliche Beichte auf den Knien gethan haben und von den Sünden losgefprochen worden, Zum Schluffe ertheilet einer dem andern den Sriedensfuß. , Für das befte Mittel, die Grönländer im Guten zu erhalten, hat man die Einfüh- tung der in den ordentlichſten Brüdergemeinen beliebten Chorabtbeilungen, oder Ab— fonderung der erwachfenen ledigen Gefchlechter in verfehiedene Elaffen gehalten, „Die hoͤchſtbetruͤbte Erfahrung des allgemeinen Verderbens unter allen Nationen, faget „Herr Cranz, fie mögen nun unter einer heißen oder Falten Himmelsgegend wohnen, »pofivt oder grob, frey oder ſclaviſch ſeyn, Hat die Wächter in der. Brüdergemeine ge» »höthiger, aufeine zeitige Abſonderung der Gefchlechter zu denken. — Cie haben »die Grönfänder in Anfehung diefes WVerderbens, ungeachtet ihrer äußerlichen ſchein⸗ „baren Zuchtigkeit, nichts beſſer gefunden, und find alſo darauf bedacht geweſen, dem⸗ » felben durch eine chriſtliche Ordnung zu ſteuren, die man anfanglic) faft für unmoͤg⸗ „lich hielt... Nachdem aber die Mägdchen den Anfang gemacht, in einem befondern © — 683 Hauſe von Groͤnland und dafigen Miſſionen. 237 Cranz von Gronland. — — Einführung der Chorab⸗ rheilungen. 238 Hiſtorie und Beſchreibung | ‘ Cranz von Haufe zu wohnen, fo find ihnen bie Witwen und hernad) die Juͤnglinge bald gefolget) Gron and. umdhabenbefondere Chorhäufer für fich gebauet. "Die Religion ſteht allen Denfelben vor. Sie ertheilet ihnen dafelbft Unterricht, und eine jede Elaffe bekoͤmmt ihren eigenen. Die ‚ Chorverfammlungen werden des Sonntages gehaften, und ſind von den jüngften bis zu den älteften folgender Maßen befihaffen. Die Säuglinge werden von ihren Müttern auf dem Arme auf den Saal gebracht, wo der Miff ionarius einige Verſe mit ihnen fingt, und den Müttern nügliche Erinnerungen zu einer chriftlichen Kinderzuche giebt. Wenn fie über das vierte Jahr find, fo kommen fie unter die Kinder, welche alle Morgen ihre Katechiſmuslehre zufammen, fonft aber jedes Geſchlecht für ſich ihre be: fondere Ermahnung und Schule haben, wo fie fefen und. die arößern auch fehreiben ler⸗ nen. Hhre Bücher ſind ein grönländiiches Abe- und Lefebüchlein mit einigen erbaulis ‚chen Benfpielen Fleiner Rinder, Wenn fie weiter kommen, fo giebt man ihnen $uthers Katechifinus und die vier Evangelia nebft der Apofteigefihichte nach Paul Egedens Weberfegung, und außerdem ein von Den Brüdern uͤberſetztes Gefangbüdhlein nebft der Seidensgefchichte in den festen Reden unfers Heilandes nad) der Harmonie der vier Evangeliften. Weil die Grönländer ſelbſt Feine Schrift haben, fo hat man die latei⸗ nifchen Lettern eingeführt, Die Schule wird nur des Morgens gehalten; des Nach» mittages gehen die Kinder den eltern mit allerhand Hausarbeit zur Hand, und die Rnaben üben ſich im Kajaffahren, Pfeilwerfen und dergleichen. Im Sommer wird wegen des Fifchfanges und der Jagd gar feine Schule gehalten. Deſſen ungeachter fernen die grönländifchen Kinder doc) ziemlich geſchwind, und viele in einem Winter leſen. Andere wiſſen alle Hauptſtuͤcke der hriftlichen Religion durd) bloßes Vorfagen auswendig, und einige pi den größten Artifel des chrifilichen Glaubens, namlich den zwepten, in einem Tage gefaßt. Es muß aber alles ohne Zwang gefchehen, und fie koͤnnen durch nichts, als freundliches Zureden, zum $ernen ermuntert werden.» Wenn ſie zwölf Jahr alt find, ſo werden fie in einer Chorverfammlung unter die hi großen Knaben: oder Maägdehen aufgenommen, wohnen aud) von da an meiftentheils A in dem Chorhaufe der ledigen Brüder oder Schweftern; und in ihrem zwanzigſten Jahre Fommen fie unter eines von diefen Choren. Die Knaben effen bey ihren Aeltern | oder Anderwandten, die Maͤgdchen aber holen ſich ihr Effen bey den Ihrigen, und be , reiten es in ihrem Haufe. Dienen fie hingegen in einer Samilie oder haben Kinder | zu warten, fo. bleiben ſie des Tages bey denſelben. BE Im zwanzigften Jahre denfee man auf ihre Verheurathung. Einem jedenftehe 4 frey, ſich eine Frau zu wählen, Wenn ein junger Menſch aber Feine Wahl gerroffen zu haben ſcheint, fo Khlagen ihm feine eltern, oder wenn er Eeine dat, feine geprer | eine Partey vor, Man Hat, jagen fie, das Vertrauen zu deren Eifer für ihr Beftes, daß man gern ein Gemahl ven ihren Händen annimme, Sie reden alfo mie ihm von der Veränderung feines Standes und fragen, ober ſich ſchon ein Mägdchen auserfe: hen habe. Man billiger feine Wahl, wenn fie nicht feiner geiſtlichen und feibfichen Wohlfahrt zuwider ift. Sollte aber die Religion darunter leiden, fo würden ihn die ‚Miffionarien nicht trauen. Hat er fich nun noch Feine erwaͤhlet, fo ſaget man ihm von “einer, Die er gleichwohl mie aller Freyheit ausſchlagen kann. Nimmt er den Bor: ' — Ken ſchlas A von Grönland und daſigen Miffionen. 239 ſchlag an, fa trägt man es der Frauensperſon vor, Sie ſclaͤgt es anfaͤnglich aus, aber Cranz von mit wenigerm Geziere, als die alte Landesgewohnheit erfordert, Iſt die Abweifung indeffen ernſtlich, fo beſteht man nicht weiter auf dem. Untrage, und alles Zureben ronland. — wuͤrde auch vergebens ſeyn. Man erlauber die Heurath unter Heiden und Chriſten nicht, auch nicht in der Hoffnung einen andaͤchtigen Chriſten aus einem zaͤrtlichen Lieb⸗ haber zu machen; worinnen man fid) oft betrogen hat. Die Bielweiberey ift verbo⸗ then, und die Verftoßung nicht erlauber. Man nimmt fo gar nicht einmal einen Grönländer bey der Gemeine an, welcher feine Frau, unter dem Borwande fich zu be⸗ kehren, verlaffen bat. Es koͤnnte ihn vieleicht eine heimliche Siebe zu einem chriſtli⸗ chen Maͤgdchen bewogen haben, feine Fran zu verlaſſen. Eben fo wenig nimmt man eine Frau ohne ihres Mannes Willen an, es wäre denn, daß er fie verftoßen hätte, „Dergleihen Mittel, den chriſtlichen Haufen zu vermehren, faget Herr Cranz, und „dergleichen aus fleifchlichen Abfichten gemachte Profelyten werden von den Brüdern „verabfchenet, „ r a ei. Wenn die mährifchen Brüder auf folche Art fürdie Seefen in Grönland forgen, ſo haben fie nicht weniger Aufmerffamfeit auf die Geſundheit des Leibes. So bald einer Frank wird, fo müffen fie ihm zu helfen ſuchen. Sie thun ſolches entweder mit ‚einem zeitigen Aderlaffen, welches fie bey deren von der Vollbluͤtigkeit und öftern Er: Fältung herruͤhrenden hitzigen Krankheiten von guter Wirfung befunden Haben; oder mit andern fürfie überfandten Arzneymitteln. Daneben befuchen fie diefelben fleiffig, und forgen für deren Wartung... Wenn es zum Ende gebt, fo fegnen fie diefelben ein, welche denn nad) ihrem Abfchiede auf grönländifche Weife angekleidet, und ftatt des Sarges in ein Fell genehet werden... Man leget diefe Leiche auf eine Bahre, welche mit einem weiffen Tuche bedecfe wird, worauf ein grönländifcher Reimfpruch mit rothem Bande geſticket if. Die Seichenbegängniffe geſchehen nicht mehr mit fo vielem Heulen und Wehflagen, feitden fie die Auferftehung des Fleiſches und ein ewi⸗ ges eben glauben. E Endlich) wird Heren Cranzens Werf durch eine Wiederholung befchloffen, wo⸗ Zuſammenge⸗ —— yo * von dieß der Inhalt iſt. Seit 1739 bis gegen den Herbſt 1762 find von ben maͤhri⸗ ſchen Brüdern eiwas über ſiebenhundert Groͤnlaͤnder in Neu: Herrndut getaufet wor— den. Won denſelben find zweyhundert und funfzig geſtorben. Es beſtund alſo die Gemeine daſelbſt, nachdem fie im Anfange, einige nach Lichtenfels abgegeben, noch aus vierhundert und ein und zwanzig Gefauften, wovon hundert und vier und zwan⸗ ‚zig Communlcanten waren, Außer denen waren noch ein und dreyzig Katechumeni und eilf ganz neue Leute da. Sn Sichtenfels befanden ſich hundert Getaufte, und auf fer denen acht und dreyzig Katechumeni und dreyzig neue Leute. „Dießift freplich, fager „Here Cranz, ein geringes Haͤuflein, nicht fo wohl in Anſehung der grönländifchen „Nation, die faum zehntauſend Seelen betragen mag, als vielmehr in Anſehung der „erftaunlihen Menge heidnifcher und ungläubiger Voͤlker. Wenn man aber die Gna⸗ „de erwägt, die ſich an dieſem Volke äußert, fo erſtaunet man über dieſes Wunder un. »ferer Zeit, und lernet von der Wirfung auf die Urfache ſchließen.“ Er gefteht, daß man die Befehrung einiger dummen Wilden, die Faum einen Schimmer von Ver- nunft haben, und nichts von demjenigen verſtehen, was man ihnen prediget, eben nicht w für 249 Hiſtorie und Befchreibung von Grönland und dafigen x. Cranz von für einen Erwerb des Chriſtenthums anfehe. Das Wunder aber ift deswegen nur Gronland, deſto größer, wenn man betrachtet, daß diefe Are Geſchoͤpfe, welche fih) dem Joche des X Epangelii unterwerfen, fo harte und eigeufinnige Wilde find, daß fie fid) eher todt⸗ ſchlagen, als ihren Willen brechen ließen; mie. denn einige fich viel lieber odf gehun: gert oder fonft entleibet, als nad) einem andern bequemer Haben, Wie muß man nicht erftaunen, „wenn man an den Öetauften ein weiches, gelehriges und biegfames Wes nfen erblicket, das fich von Ausländern, die bey ihnen, eben wie bey andern Völkern, nfür Barbarn angefehen werben, mit einer gefeßten Sanftmuth und Liebe leicht lenken „läßt!, Iſt das nicht ein augenjcheinliches Wunder der Gnade? Ja, es tft die Kraft bes. Wortes vom Kreuze, das Felſen zerſchlaͤgt und zugleich das Herz erfreuen. . ' Herr Eranz endiget fein Buch, wie viele Hriftfiche Redner ihre Prediger anfan⸗ gen. Er wendet auf die maͤhriſchen Brüder einen Spruch an, welchen die Jeſulten hundertmal an die Spige der Sobrede auf den Apoftel in Indien und Japon gefeßee aben, Solches ift vom Herrn geſchehen, uud iſt ein Wunder vor un ern Augen, — | — Ende der Geſchichte von Groͤnland. XX.2andN?Ee, 2 17 ee — r 76 z77 2 — — —— * — 77777777 [20⏑—— mm mm mem mm mm a AED: RE: 7 79 7 7 | ZU I = * N f 10-2 om mm 2m mL N mm N —mm um on m— — — INN Lam \\\ı\\ — Pre LEID" BT Ta ———— a ver DR" En °7 7771» > J — —— Da — — ara E} S N II Il e — EEE i EN > Fe aSBaa ANDRE - ES —— * —— 7 = Real ä >, \e 07 ——— — AN |, es AAu mm N 1 mm m — mn — m Im W 1 ns Ij 5 6207797 Er, Nil 27 — N — WE R m. — — FE = —— Karo L R . = — Aßrumkuv % | al DD sehe — — > Pe — —JF ———— 777977 1117179 NW Yarochetehna — — — 35 —— — nn mo DI IR nn UIMIIV N EN +) 77777 1171111777 171711777 N 1117117177, FL. we FL Okehrc fe — — N S J 8. | -ı. 2 LA ARE 4111 111101410111 A AHA RPRIXTTABBBBEI TTS IT tt! e o i KARTE VON m m — — — ———— ET RE Fe, KAMTSCHATK ‚gezedeh rel DAo2V LAURENT. — 20 —— 20 2 MA — m ——I TITTEN Gemeine Franzee/‘, Seerrzesler 25 auf einenbr. 20 20 30 40 50 bo 70 80 90 zoo 203% Po — he — — km! 9 Lusfijehe Werfte 203% auf ec DE TI rl 2176 Ai — — UNI I Lu = a SW TE — ————— Bee; | a: MER Ze Sal. Be Land Ram ⸗ J tſchatka. ⸗ Geſchichte | 2 von \ , Kamtſchatka DDas JBuch. Bon dem Lande Kamtſchatka. Das I Capitel. Erd» und Ortbefhreibung von Kamtſchatka. Breite von Kamtſchatka. Deſſen Länge, Weſt⸗ dem Innern des Landes, Wege von Bl; liche Kuͤſte. Oſtliche Küfte, Fluͤſſe. Son⸗ ſcheretzkoi nach Kamtſchatka. —— derbare Merkwuͤrdigkeiten widerleget. Von ER as Sand Kamtſchatka ſcheint den europaͤiſchen Nationen in Norden den Weg. nach beyden Indien zu eroͤffnen, und ihnen von weitem den Handel mit den beyden reichſten Theilen der Welt an zu zeigen. Dieß iſt genug, den Ehr— geiz der Fürften, die Habſucht der Schiffer und die Neugier aller Menfhen zu reizen, welche gern die Erdfugel kennen und einen Blick auf die ganze Oberfläche * werfen wollen, ehe fie ſolche verlaſſen und in ihren Schooß wieder zur ruͤck kehren. = Kamtſchatka, welches an dem oftlichften Ende unferer Halbfugel liegt, iſt eine Breite von große Halbinfel, welche an Afien gegen Nordoften ftößt, und fich in einer ungfeichen Kamitſchatta. Breite von höhftens fünf Grad, ungefähr von dem ein und funfzigften Grade Nor = derbreite an bis auf den zwey und fechzigften Grad verlängert. Diefes Sand hat, da es von Norden gegen Süden läuft, zu feiner Rechten einen langen Meerbufen, wel— en man das penfchinifche Weer nennet, und zu feiner finfen das Oftmeer, welches Aſien von America trennet. Die Erdenge fängt gegen den fechzigften Grad Norder- breite an, ſich von dem feften Sande zwiſchen den beyden Fluͤſſen Puftsis, der ſich in den weſtlichen Meerbufen ſtuͤrzet, und Anapkoi, welder in das Oftmeer fällt, zu entfernen. Won dem Gipfel der Berge, die fih in der Mitte der Sandenge, gegen die Duelle diefer beyden Flüffe erheben, wo Kamtſchatka eigentlich anfängt, entdecket Allgem. Reiſebeſchr. XX Band, 5b man 242 Geſchichte von Kamtſchatka. Land Kam: man bey heiterm Wetter beyde Meere; welches anzeiget, wie ſchmal die Halb⸗ tſchatka. — — AIhre Länge, fd We ſtliche Kuſte. inſel if, Sie verlängert ſich ſchief von Nordoſten gen Suͤdweſten, und ihre Breite iſt zwi⸗ jen dem hundert und ſiebzigſten und hundert und achtzigſten Grade der Laͤnge. Sie iſt, wie die meiften Halbinfeln groß oder Flein, ihrer ganzen Sänge nach, durch eine Kette von Bergen, welche in der Mitte queer durchgehen und von Süden gen Mor- den laufen, getheilet, Diefe Kette hat zur Rechten und Linken Aerme, welche nad) den Meere zu Ben nebft Fluͤſſen, welche ſich da hinein ergieffen. . Won diefen Tele fenärmen werben hier und da Vorgebirge gebildet, ‚die durch eben fo viele Baye von einander abgefondert find, Dieſe ganze Erdzunge wird durch Flüffe und Seen zer⸗ fihnitten, weiche fie wegen der großen Menge. und der Beſchaffenheit ihres Waſſers nicht ſehr fruchtbar noch ſehr wohnbar machen. Die Weſtkuͤſte von Kamtſchatka, an welcher allein man von unſerm feſten Lande anlaͤndet, bildet eine elliptiſche, unordentliche Kruͤmme, die ſelbſt aus unendlich vielen Kruͤmmen beſteht, fo wie alle Kuͤſten. Sie erſtrecket ſich von der Muͤndung des Fluſ⸗ fes Penſchina, welcher feinen Namen dem Arme des Meeres giebt, wörein er fälle, bis an die Spitze Lopatka, welche die Halbinfel gegen Mittag endiget. Diefe ganze Küfte, welche einen Raum von ungefähr zwölf Graden begreift, laͤßt vier und dreyzig Slüffe aus, wovon dreyzig in den zwey Dritteln diefes Raumes enthalten find, da es in der übrigen Küfte, die ſich nach Norden gegen das fand zu vertiefet, nur dreygiebt. Die Urfache diefes merkwuͤrdigen Unterfchiedes koͤmmt ohne Zweifel daher, daß fi) die Anzahl der Berge nach’ dem feften Sande zu vermindert, und nad) Verhaͤltniß ver» mehrer, wie ſich diefe Erdzunge zwifchen zweyen Meeren verlängert. Die Halbinfel ſcheint alfo durch Berge dem Meere zu zu gebören, und ſich durch Ebenen an dag fefte Sand zu heften, Wenn aber das Meer die Berge gebildet hat, fo geben diefe dem Henne dafür zur Vergütung Flüffe, Einer von den fchönften ift der Bolfchaia Reka, oder der große Fluß. Durch feine Mündung laufen die ruſſiſchen Schiffe, welche von Ochotzkoi abgegangen find, in Kamtſchatka ein. Sie gehen mit der hohen Fluch hinein, welche auf vier ruſſiſche Nuthen *) Hoch ſteigt. Er ift im Fruͤhlinge ſchiffbar— wegen feines fehnellen $aufes und feiner vielen Inſeln aber ſchwer hinauf zu fahren. Von der Mündung des großen Fluffes im drey und funfzigſten Grade bis an des Puftaja feine im fechzigften Grade iſt die Kuͤſte niedrig und moraftig, ohne Gefahr für die Schiffe, welche dafelbft angeworfen werben, aber nicht anländen Einnen, Allda fängt fie an, ſich zu erheben, und wird wegen derer Felfen unzugänglich, welche das Meer dafelbft bedecket. Diefe lange, Küfte, welche dem feften Sande des ruffiſchen ebiethes gegen über liege, beut ihnen nichts anziehendes noch fonderbares an, Kam— ſchatka Fann ihnen nur, wie es ſcheint, die Verſuchung geben, weiter zu geben, Wenn fie den Weg nach Indien oder nach America recht genommen haben, fo wird es für die Schiffahrt ein Ruheplatz, oder für die Handlung eine Niederlage feyn, die um fo viel bequemer iſt, weil man dafelbft eine Gemeinfihafe zwiſchen den beyden feffen Sän- dern in Aſia und America durch diejenige errichten Fan, welche ſich ſchon zwiſchen der weſtlichen Kuͤſte von Kamtſchatka und deffen oftlichen Küfte gleichſam eröffe net finde, u : Die „I Die ruſſ iſche Ruthe HE zwey Fuß, drey Zoll, franzöfihes Maaßes. - & il —IIIIL —IDIIICCCCCOO IIIt INN [LT —IPIIIII — — —— ES — E< | E23 == = = = F—} E- — — — ES = — == Erz == ze —— == == — = == == = == — | — | == — = === — —— —— Ft = I—=| Fr == == — == == me == == == IM A ——— — 1Buch, I Capitel. 243 Diefe, welche eben fo hohlrund, als die andere erhabenrund iff, hat weniger Land Kam⸗ Breite und mehr Unregelmäßiges in feiner Krümmung. Das Meer, welches es aus- tſchatka ſpuͤhlet, machet daſelbſt große Bayen, Vorgebirge, Eylande, Halbinſeln und Sachen, gpgge Am⸗ Furz, diejenigen Einſchnitte, und Verheerungen, welche feinen Hang oder feine Bewe⸗ gung von Offen nach Weften bimeifen. ine ganz befondere Merfwirdigfeit find vier Vorgebirge, welche durch beynahe gleiche Weiten von einander abgeſondert find, und wovon ſich drey faft in eben dem Grade der Laͤnge enbigen, gleich als wenn der Ocean einfoͤrmig an diefe Kuͤſte ſchluͤge. Hier iſt eigentlich die Kuſte von Kamtſchatka, weil fie gegen die Mitte ihrer Lange den Fluß Kamtſchatka ausläßt, welcher der ganzen » Halbinfel den Namen giebt. Sie hat einen ſehr fangen Klumpen von fteilen Felſen, welcher dem Meere feine Fluſſe giebt; fo nahe ift es ihm. Wenn aber diefe Felfen “ fein Waffer geben, fo haben fie Seuerquellen. An der Mündung des Awatſcha ift der Sanet Deters und Pauls Meerbu⸗ fen, welcher durch) das Meer rund ausgehöhler und mit hohen Gebirgen gekroͤnet ift, nedft einem fehr engen, aber ziemlich tiefen Cingange, die größten Schiffe auf zu nehmen. Diefer Meerbufen hat drey Haven, wovon ber erfte, vordem Niaking, jest Sant ‚Deter und Daul genannt, zwanzig Schiffe halten Fann, Der zweyte, welchen man wegen der Krebfe, vie man banintren finde, Rakova nennet, foll vier ⸗ sig Schiffe von. der Linie halten Eönnen; und der dritte, Tareina genannt, iſt größer, als die beyden andern. er Fluß Awatſcha wird auf der einen Seite durch das Fort Tluͤſſe. Karimtſchin vertheidiget, welches die Ruſſen daſelbſt erbauet haben, und auf der an⸗ dern von zweenen ‘Bergen, deren einer beſtaͤndig Rauch, und zuweilen Flammen, aus: fpeyt. Won diefem Orte an zeiget die Küfte nichts merkwuͤrdiges, bis an den Fuß bpanovae. Seine Anfuprt ift wegen der Menge Klippen ober Selfen, womit dag eer Dafelbft befäer ift, fehr gefährlich: zum Gluͤcke aber ragen ihre Spißen über der Waſſer hervor, Ehe man von Süden her an dieſen Fluß koͤmmt, trifft man die Bay Nutrenoi an, wo fteile Gebirge vor dem Winde ſichern. Höher hinauf iſt der Fluß Krodakitſche, welcher aus dem See Kronoʒkoe der ſelbſt von vlelen Flůſſen gebu ‚bet wird heraus ſtuͤrzet, und den Augen des Reiſenden einen fihönen Wafferfall zei get, unter welchen man meggeht, ohne naß zu werben. Won dem See und der Bay Kronozkoe geht man gegen Norden und finde den Ramtſchatka, den ſchoͤnſten Fluß des ganzen Landes, weil die Fleinen Schiffe ihn bis auf zweyhundert Werſte 2) ber feine Mündung hinauf fahren. | 5 . Bon dem Kamtſchatka his an das Meer Olutorskoe, welches feinen Namen’. von dem Fluſſe Olutora dat, an En Mündung ſich gegen Norden die oftliche Ran fie endiget, findt man zwaͤlf Ftüffe. Der Unatig if wegen dreyer Felfenfäulen merf- wuͤrdig, wovon die hoͤchſte nicht weniger alg vierzehn Saſchen hoch ift, Sie find von einem Erdbeben oder von Ueberſchwemmungen des Meeres entſtanden. Dieß Element bilder taͤglich Inſeln an dieſen Küften, denen es beftändig drohen, Ben Sb2 großen zweytauſend cht ganz eine 2) Die Werſt iſt dreytauſend fünfhundert und fechzig Fuß und die Franzdfiiche Seemeile : serhündent Kafen * —— — und vierhundert Fuß, Die Werft macher alſo ni ierthemeile. 3) Die Saſchen Hält ſechs Fuß, ſieben Zoll, ſechs und nenn Zehntheil Linie, 244 Geſchichte von Kamtſchatka. Fand Ran: tſchatba. — — großen Ergießungen fällt das Waſſer des Unak g in den Kamtſchatka, vermoͤge des Abhanges des Bodens, obgleich die Betten dieſer beyden Flaſſe auf zehn Seemeilen weit von einander find. Man vermuthet, daß dieſer Lauf der Ueberſchwemmungen endlich noch das Vorgebirge Kamtſchatkoe von dem feſten Lande abreißen werde, ei— ne Inſel daraus zu machen. Der Fluß Ningin ergießt ſich in eine Bay, wo die Eins wohner auf einem Hügel gegen Norden eine Art Feftung erbauer haben, um fich ent Beſondere Merkwuͤrdig⸗ keiten widerle⸗ get. weder wider die Tſchuktſchi, weiche von dem feſten Sande fommen, oder wider die Rufen, die zu Waffer und Sande Fommen, zu vertheidigen. Der Karaga iſt ein anderer merfwirdiger Fluß, Er hat zween Seen in feiner Nahbarfhaftl, Der eine har in der Einbildungsfraft der Cofafen ein wunderbares Anfehen angenommen, Herr Steller bat, auf ihren Bericht, geſaget, das Waffer diefes Sees falle und fteige mir der Ebbe und Fluch, ob er gleich mit dem Meere fei- ne Öemeinfchaft habe; er hege Fiſche, bie man niemals in den Flüffen finde, und das Meer bedecke im Heumonate feine Ufer viele Fuß hoch; kurz, es gabe in dieſem See Mufcheln, Perlen und weiſſe Olasförner, wovon diejenigen Nagelgeſchwuͤre an den Fingern befämen, welche fie ſammelten. Herr Rrafcheninnikow aber faget, diefe beyden Seen wären nur einer, und zwar ein fehr Fleiner, er hienge mir dem Meere durch den Fluß Karaga zufammen; es könnten ich wohl Perfen datinnen finden, weif es deren in vielen kamtſchatkaiſchen Zlüffen giebt; was man ader für Perlen und auch wohl für Mufcheln gehalten habe, koͤnne nichts anders als Glastropfen feyn, deren’ grik- ne Farbe den Perlen nicht zufomme, und ſich nicht in den Miſcheln finde, Der Ka⸗ ragafluß iſt auch noch durch eine Inſel merkwuͤrdig, welche feinen Namen fuͤhret, und die das Meer von der Kuͤſte abgeriſſen hat, wo dieſer Fluß ausfließt. Die Einwohner dieſer Inſel ſollen fo dumm ſeyn, daß die Wilden des benachbarten feften Landes fie KRamſcharen, d. i. Hundegeſchlecht, nennen, und vorgeben, der kamtſchatkiſche Gore Habe feine Menfchen auf dieſem Eylande erfchaffen. Sie fommen auch den Korjäfen eben ſo barbarifc) vor, als die Korjäfen den Ruſſen. Ihre Art zu leben, ſaget Here . Rrafcheninnitow, koͤmmt ber Thiere ihrer nahe, „Diefe Epländer find Hundert und „drüber an der Zahl: es bezahlen ihrer aber nur dreyzig Tribut; die andern fliehen da: „von, und verftedfen fic) in die Gebirge, wern man koͤmmt und die Auflagen einheben „will.“ Man muß in der That geſtehen, daß diefe Epländer fehr barbarifch find, Nach dem Karagafluſſe finde man eine Kette von Bergen, welche die Rordkuͤſte | ſchließen, wie die Gebirge Awatſcha fie beſetzen und gegen Mittag endigen, Ueber⸗ haupt find die meiften Fluͤſſe in Kamtſchatka, weiche zwifchen Gebirgen fließen, mit _ Reiten Felſen auf beyden Seiten befeger, - Wie hoch aber die beyden Ufer auch ſeyn mögen, fo hat das eine doch ſtets mehr Hang. Steller und Arafchennnitow haben In den Thälern zwifchen den Gebirgen bie Vebereinftimmung der Winkel beobachtet, melde Bourguet in den Alpen bemerfer Hat. Was auch nur immer die Folgen ſeyn mögen, die man aus diefer Beobachtung ziehen Fann, fo iff es augenſcheinlich, daß die Waffer allein, welche von dem Schmelzen des Schnees und Eifes kommen, vie Gebirge verunftalten, und diejenigen fihmalen und Erummen Thaler graben Fönnen, welche an dem Fuße diefer boden Spißen ſich herum fehlängeln. Die Reifenden, welche über Die großen Ketten von Bergen geben, find verbunden, = Hberall dem Wege der Ströme zu folgen, Bald muß man big zu ihrer Quelle hinauf klettern/ — Buch, l Capitel. 245 klettern, und bald bis in die Tiefe des Abgrundes hinunter fteigen, mitten. durch wel⸗ Land Ram⸗ che fie fich einen Weg indie Ebenen machen, Es feheint anfänglich, da, ohne Mit- harte, wirkung des Meeres, zur Bildung der Gebirge ſchon hinlaͤnglich wäre, daß ein Boden — im Urfprunge beträchtlich erhaben geweſen; weil die Waſſer vom Regen und Schnee mit dem Laufe der Jahrhunderte, das Erdreich, welches ſie eingeſogen, haben ausfur⸗ chen, durchbohren, aushoͤhlen, und in Pyramiden, in Graͤber, und in tauſenderley unregelmäßige Geſtalten aushauen koͤnnen, woraus das ungeheure Anſehen beſteht, wel⸗ ches die großen Gebirge heutiges Tages haben. Die großen Ebenen aber, wovon ſſe umringt find, beweiſen ſtets eine erſtaunliche Veraͤnderung, die nicht anders, als durch einen beträchtlichen Abhang, hat geſchehen koͤnnen, welchen das Meer hat bilden und vergrößern müffen, da es fid) von denen Dertern, wo die Berge find, imdas Bette, welches es einnimmt, zurüc® gezogen hat, Kamtſchatka it ein neues Denfmaal von diefer Theorie. Die oftliche Küfte, wo die Wirkung der Waſſer finnlicher und unmits telbarer ift, zeiget eine viel rungelichtere, viel drohendere Stine, als die weſtliche Küs fte. Wenn man in das Innere des Sandes weiter hinein gebt, fo merket man ftets Die Nachbarſchaft und die Spuren des Oceans, welcher es ohne Zweifel verſchlucket, wie⸗ der ausgefpyen, gebildet, zerſtoͤret oder verunftaltet hat, fo wie es jeßt iſt. Die mittäglichfte Spitze von Kamtſchatka, welche die beyden Meere trennet, wo⸗ mit diefe Halbinfel umgeben ift, heißt das Vorgebirge Lopatka, weil es dem Schul: erblatte, oder nach andern, einer Schaufel, ähnlich) ift. Diefes Ufer ift nur um zehn Faden höher, als das Meer. Es ift den Ueberſchwemmungen unferworfen, die es mur erft auf zwanzig Werfte vom Meere bewohnen laſſen. Es wächft nur Moos da: ſelbſt. Es hat Seen und Teiche, aber Feine Bäche und Fluͤſſe. Das Erdreich bes fteht aus zwoen Lagen, deren oberfte ein ſchwammichter Torf ohne Saft ift, welcher nichts hervorbringt. Die eilf Berge, worüber man muß, wenn man von dieſer Spise nad) Awatſcha Bar Innere gehe, find fo ſteil, daß man verbunden iſt, ſich zum Theile an Stricken hinunter zu NOR: faffen: Die Küfte nach der Sinfen zu, ift bis nach Rambalino fehr niedrig; fie fteige hernach aber anfehnlich, darauf bilder fie eine weitläuftige Ebene bis an den großen Fluß. Wenn man fich von da zu Sande nad) Kamtſchatka begeben will, fo geht man über viele kleine Flüffe, welche von einer Kette Berge herab fallen, über Die man ges hen muß. Man kann es nur bey heiterm Wetter thun, worauf man zumeilen zehn Tage warten muß, Wenn man feine Wolfe auf den Gebirgen fieht, fo waget man ſich hinauf. Hat ſich aber der Himmel nicht ganz aufgeflärer, fo wird man von einem Sturme befallen, welcher einen verhindert, den Weg zu fehen. und in Abgründe fal⸗ len laͤßt, woraus man niemals koͤmmt. Die Gefahr iſt am groͤßten auf dem Gebirge, welches die Coſaken Breben, di Bamm, nennen, Es gleich: einem umgekehrten Schiffe, und fein drerzig Klaſtern breiter Gipfel ift mit Eife bedecket. Es find guch diejenigen , weiche dar ber geben, fürgfältig bedacht, ihre Schuhe mit zweenen Naͤ⸗ geln zu verſehen. Diefe Vorſichtigkeit aber kann fie weder vor dem Winde, der fie fortführen, fie zerfehmettert, oder an die Felſen ſchmeißt, noch vor dem Schnee bewah⸗ ren, welcher von den Gipfeln ſenkrecht herunter faͤllt und die Reifenden begraͤbt, vors 4 nehmlich, mern fie ſich in engen und tiefen Tälern befinden. Man befteigt den res ‚ben zu Buße; denn die Hunde ſelbſt, welche 5 en die Schlitten ziehen, koͤn⸗ * D 3 NEN 26 Befihichte von Kamtſchatto. Zand Ram: nen nücht hinauf klettern. Wenn man aber herunter fteige, fo ift ein einziger Hund tſchatka. vor dem Schlitten ſchon genug. So beſchwerlich dieſer Weg auch iſt, ſo nehinen ihn doch) die Ruſſen, wenn fie von dem großen Fluſſe nad) dem Kamtſchatka gehen. 9. ne Zweifel würde es gefährlicher feyn, um das Borgebirge hinum zu fahren, wenn man von einem Meere nach dem andern gebt. Wenn man an die Gebirge Stano⸗ vol, durch eine Wüfte von hundert und zehn Werften, koͤmmt, fo finde man eine Une bebauete Ebene von fünf und ſechzig Werften, von diefer Kette nad) Ramtſchatkoi⸗ Oſtrog an der Quelle des Fluffes Kamtſchatka zu fommen, Es ift ein morajliger Boden, wodurch diefer Fluß fünf hundert fünf und zwanzig Werfte in der Weite von. vier Öraden läuft, ehe er ſich in dag Meer flürger, da er unterwegens zehn bis zwölf © lüffe oder Bäche aufnimmt, Sohn olſcheretzkoi nach Kanı: tſchatka. Es giebt drey Wege, von Boltſcheretzkoi nach Bamtſchatkoi⸗ Oſtrog zu ge⸗ ben. Auf dem erſten gebt man gegen Nordoft über einen Sluß, der nad) einer Retre von Bergen führet, von da man an einen andern Fluß koͤmmt, der ſich in den Kants . tchatfa ergießt, welchen man bis an dag obere Fort dieſes Namens, Werchnei ſind gut bemerket worden. giebt. Der er Ramtſchatkoi Oſtrog hinauf faͤhrt. Auf dem andern geht man an dem großen Fluſſe laͤngſt Bin bis an das Fore KYae: ſchikin, wo man über die Gebirge geht, an deren Fuße man den Awatſcha finde, welchen man bis an den Sanct Deter und Pauls Haven hinauf fährt, Von da für Het man an der KRüfte den Jupanowafluß zu gewinnen, welchen man bis an ſeine Quelle hinauf ſteigt. Da geht man über eine Kette von Öebirgen- und trifft. den: Fluß Powitſcha an, welchen man bis an ſeine Muͤndung, dem Fort gegen über, das man ſuchet, hinunter fährt, Dieſe beyden Wege nimmt man am meiſten, und ſie fr * Der dritte, welchen man im Sommer zu Fuße thut, fuͤhret laͤngſt dem roßen Fluſſe nach dem Fort Opafehin; von da durch die Ebene nach Eee en welchen die Felfen und Wafferfälle ſehr veiffend machen. Man fleige ihn indeffen bis. an feine Duelle De von da man ſich nad) Kamtſchatka, dem verlangeten Ziele, be⸗ > Weg if von-vierhundert fechs und achtzig Werften, die beyden an⸗ dern find ungefähr zweyhundert und zwey und vierzig Werfte: der letzte aber ift nicht + ſo gut bekannt, noch mit ſolcher Genauigkeit umſtandlich beſchrieben Das % ; Bude " — and Ram- | * hatte, Do Earitd 0. Bon Feuer fpeyenden Bergen und heißen Quellen. Zeuerfpeyender Berg Awatſcha; Tolbatſchik; und dieſen Feuerſpeyenden Bergen. Heiſſe Waſ⸗ noch ein dritter. Stellers Beobachtungen von ſer. Sonderbare Brunnen. bien, - 7 j - 3 . iR) ie Feuer ſpeyenden Berge find in ben gemäßigten und Falten Erdſtrichen eben fo $ häufig, als zwiſchen den beyden Wendefreifen. - Menn die Sonne den Ein Zehnern des heißen Erdgürtels die Kunſt des Feuers gegeben, welche fie doch "eben nicht äufferft nörhig hatten, fo kann man glauben, daß bie nordlichen Voͤlker die⸗ ſen ſo noͤthigen Beyſtand, ohne welchen ſie gleich von der Geburt an haͤtten umkommen muͤſſen, nur von den Feuer ſpeyenden Bergen haben erhalten koͤmen. Aber wie iſt dieſes natürliche Feuer in den falten Himmelsgegenden unter den Polen fo gemein, wo es niche feheint, daß die Mäfigung der $uft die Erde erhigen follte? Iſt es eine Wir⸗ fung der innern und Centralwaͤrme der Erdfugel, bie fich inwendig vermehret und naͤh · ret, nach Verhaͤltniß des wenigen Ausganges, den fie hat, ſich aus zu dünften? Oder muß man nicht der Rachbarſchaft des Meeres bie Gährung zufchreiben, welche diefe heftigen Ausbrüche der entzundeten Materie hervorbringe? Obgleich bie meiften Feuer ſpeyenden Berge aus einer Kette von Gebirgen kommen, welche Der Heerd diefer em gen Feuer zu feyn feheinen: fo kann indeffen doch wohl, da die Ketten beftändig nahe am Meere liegen, da die Zeugemütter der Vuleane nicht weit davon entfernet find, und da es fo gar einzelnftehende "Berge giebt, weiche entweder aus dem Schooße der Sufein oder an den Ufern des feften $and:s, fo zu fagen, in dag Meer Feuer ſpeyen: fo kann wohl, fage ich, eine Verwandifchaft zwifhen dem Meere und ben Vulcanen Feyn, als ob das Waſſer, weiches das meiſte Mat das Feuer ausköfiher, ſolches in Die- fen großen Deffen der Erde entzünden und anfachen follte. Von was für Urfachen aber auch die Feuer fpeyenden Berge entftchen, fo giebt har es deren drey in Kamtſchatka. Der erſte iſt der Arvarfiha gegen Rorden von ber ſcho. Bay diefes Namens. Es ift’gleichfau ein einzeinftehender Haufen von Gebirgen, deſſen mit Gehoͤlzen beveckter Fuß ſich bis an den Meerbufen erſtrecket. Die Mitte bildet eine Art vom Amppirheater und die Spige zeiger ein duͤrres und fahles Haupt. Diefe Gebirge ſtoßen Rauch, aber felten Feuer aus. Indeflen geſchah doch im Som: mer des 1737 Jahres ein ÄAuebruch, welcher nur einen Tag dauerte, und bloß Aſche Auswarf. Allein, dieß war der Vorlaͤufer eines Eröbebens, welches den 6ten bes fol« ‚genden Weinmonates In einer Vierthelſtunde alle Hütten und Zelte der. Kamtſchada ⸗ len umwarf. Diefe Bewegung war mit einer febr fonderbaren Ebbe und Fluth ber ‚gleiter, Denn dag Waſſer flieg anfänglich auf zwanzig Fuß hoch, lief weiter zuchef, “als der Ort, wo es hergekommen wat, flieg zum andern Mate viel höher an, als das 4 erſte Mat, und zog fich fo weit zurüc, daR man es aus dem Gefihte verlor. Nach Verlaufe einer Viertheiſtunde fieng das Erdbeben an; das Meer erhob fi) “ zwey · undert ’ [2 248 Geſchichte von Kamtſchatka. Band Kam⸗ hundert Fuß Hoch, uͤberſchwemmete die Küfte und zog fich nieder zuriick, Die tchatka . Einwohner verloren Dabey ihre Güter und viele ihe Leben. Felder murden in Salz: waſſerſeen verwandell, —J Vulcan bey Der zweyte Bulcan koͤmmt aus einem ober zweyen Gebirgen, die zwifchen dem Zolbatſchit · Fluſſe Kamtſchatka und Tolbatſchik liegen. Dieſe Gebirge hatten bisher nur gerau⸗ chet, als fie im 1739 Jahre einen Wirbel von Flammen aus ſpyen, welcher die Wäl- der verzehrere. Aus diefem Wirbel gieng eine dicke Wolke, welche in einem Naume von funfzig Werften den Schnee mie Aſche bedeckete. Man mußte warten, bis auf BR Aſche wieder Schnee fiel, fager Kraſcheninnikow, ehe man im Felde ge ben Fonnte. Der britte Der dritte Bulcan if das hoͤchſte Gebirge in Kamtſchatka anden Ufern des up ulcan. ſes dieſes Namens, welches mit einem Amphitheater von Gebirgen auf zwey Drittel von ſeiner Höhe umgeben iſt. Seine ſteile und auf allen Seiten in lange Risen ger fpaltene Spige erweitert fi) unvermerkt in Geſtalt eines Tricheers und erhebt fich der: geſtalt, daß man ihn auf dreyhundert Werſte weic entdecke, Menn ein Sturm her⸗ ankoͤmmt, fo bedecket ſich diefe Spitze mit drey Guͤrteln, wovon der breiteſte ven vier. sen Theil der Höhe des Berges hat. Er ſpeyet einen dicken Rauch und zuweilen Aſche in einem Umfange von dreyhundert Werften aus, Er hat von 1727 bis 1731 96 brannes fein größter Ausbruch aber war 1737 den 2sften des Herbftmonates und daurete eine. ganze Woche lang. Die Augen, oder die Einbildung der wilden Voͤlker umher, fahen aus dieſem entzuͤndeten Felſen ganze Feuerfluͤſſe gleichſam; es waren lo⸗ dernde Flammen. Man hoͤrete in den Seiten des Berges ein Donnern, ein Pfeifen, ein Bruͤllen der Winde, welche dieſe hoͤlliſche Schmiedöffe anbliefen und entzündeten; oder man glaubete, ſolches zu hören. Es gieng ein Wirbel von glühenden Kolen und rauchender Afche heraus, welche der Wind in das Meer frieb, ohne daß das Felt: er: was davon empfand. Auf diefe fuͤrchterliche Erſcheinung erfolgere ein Erdbeben, deſ⸗ fen ununterbrochene Stoͤße vom Weinmonate bis in den Fruͤhl dauerten, und ſehr große Verheerungen anrichteten. Sliellers Be Herr Steller beobachtet wegen dieſer Vuleane, daß die Berge, welche diefes eier Teuer fpeyen, faft allezeit einzein fichen, daß fie beynahe einerley Rinde oder Ober- Berger - fläche haben, und einerley Mtaterien in ſich enthalten müffen; daß man fters Seen. anf dem Gipfel und heiße Waffer an dem Fuße derer Berge finde, die aufgehörer haben, Feuer aus zu werfen, Diet iſt ein neuer Beweis von der Uebereinſtimmung, welche ing des 1738 Jahres die Natur zwiſchen dem Meere, den Bergen, den Vulcanen und den heiffen Waffen gefeßer hat; als wenn diefe urfprünglich von diefen Feuerquellen kämen, Heiſſe Waſſer · ¶ Man finde von der mittäglichen Spise von Kamtfchatfa an beiffe Wafler. Sie ——— —* regt Özernaya, — aus dem See Rurilsfoi koͤmmt, und ſturzen ſich endlich alle zuſammen in dieſen Fluß: fi n aber fein Grad der Wärme. j : —— ee * — Vier Werſte von dieſen iſt ein Gebirge, welches gegen Oſten eines Fluſſes liegt, den man Paudſa nennet. Auf der Spitze dieſes Berges iſt eine Ehene drey⸗ hundert und funfzig Saſchen lang und dreyhundert breit. Von da faͤllt eine Menge heiſſer Quellen, die man mit einem großen Geräufihe hervorquellen und auf einen Fuß oder achtzehn Zoll hoch fpringen fieht, Einige bilden Seen oder Teiche, die ſich in - Baͤche * fi 3 ) ? x Be ' z I u —— TE Fa — N XX Band. 3 5 E A zz RSPEYENDER KAMTSCHATKOL, NN MET — Bu. mn Capitel. | 249 Bäche verrheifen, welche fih in ven Paudja ſtuͤrzen, nachdem fie die Ebene in eine Land Kam- unendliche Menge Eylande zerfihnitten haben. Das Gebirge, aus welchem diefe tſchatka. Waſſer flieffen, beſteht aus Steinen, die von auffen trocken, inwendig, aber fo weich find, dag man fie zwiſchen den Fingern wie Thon Fneten Fannz und diefe Quellen fü ren einen buntfärbichten Lehm, welcher nichts anders iſt, als eben diefer von der Hise und Feuchtigkeit erweichte Stein. Wenn man diefen Lehm zerbricht, fo fiehe man barinnen einen Anfchuß von vielfärbichter, blauer, gelber, vother, weiſſer und ſchwar⸗ zer Alaun, welche Farben alle febr ledhaft ausfehen, fo lange ber Lehm feucht iſt. Der Fluß Baaniu nimmt auch an feinen beyden Ufern gegen Norden und Suͤ⸗ | — ben eine Menge heiſſer Quellen auf, Unter denen, die man an dem mittäglichen Ufer finde, ift eine, deren Waffer mit großem Getäufhe ungefähr fünf Fuß hoch. an einem Orte voller Spalten und Deffnungen von verſchiedener Weite auffpringe. „Das Thermometer, ſaget Herr Kraſcheninnikow, welches in freyer Luft hun „dere und fünf und achtzig Grad war, ftieg auf funfjehn Grad, als es in dieſe Quellen: „gethan wurde, = "ENGE „Die Quellen des Fluſſes Baaniu bilden einen fehr- beträchtlichen Bach, wel „her in einem fehr ſchmalen Thale zwiſchen zwoen Reihen Berge läuft, — Seine „Ufer find fumpfig. Der Grund deffelben ift fteiniche und mit Mooße bededer, Da „das (deiiflifhe) Thermometer dicht an feine Duelle gefeget wurde, fo flieg der Mers „cur bis auf dren und zwanzig und einen halben Grad, Won da nimmt die Wärme nach ſeiner Mündung zu nach und na) ab; fo daß der Mercur an dem Orte ſelbſt, = „imo der Baaniu in den Bolſchaia Reka fälle, nur hundere und funfzehn Grad war, In freyer Luft war die Höhe des Mercurs Hundere und fünf und fiebenzig Grad - + - Bey dem Fluſſe Schemetſch ſieht man eine Quelle heiffes Waffers laufen und im: das Oſtmeer fallen, welche drey Werſte lang ſich bis auf drey Saſchen an ihrer Muͤn⸗ dung verbreitet. Sie fließt zwiſchen zweenen Felfen in einem zumeilen vier Fuß tie: fen Bette, auf einem harten mit einem Mooße bedeckten Steine, welches Mooß am gewiſſen Orten, wo das Waffer ſtiller wird, ſich erhebt, und auf der Oberfläche des, Bades ſchwimmt. Die Wirkung ihrer Wärme ift, daß fie ihre Ufer mie. grünen und bluͤhenden Pflanzen-fihon im Monate März bedecket, wenn die Natur in den Gegen. — den umher noch erſtorben iſt. Wenn man von dieſer Art Fluſſes zu einer andern Quelle gehen will, die ſich in den Schemerfch ergießt, ſo muß man über eine, Kette: yon Bergen geben, deren Spige gegen Often zu eine mit geaulichten Kieſeln bedeckete 4 Ebene ohne Die geringfte Pflanze zeiget, Man fieht da einen dicken Rauch auffteigen Pa Re mic einem Geräufche wie Wafler, das auf dem Feuer kochet. Indeſſen finde man — doch unter einer Lage weicher Erde nur ein Bette von Steinen, das unmoͤglich durch : zu graben iſt. Der Berfaffer muthmaßet, diefe Steine bedecken und verbergen die Quelle diefer warmen Waſſerbaͤche. Diejenige von den beyden, welche in den Sches metfch fälle, geht dur) einen engen Weg von Höhen, welhe Rauch auedanıpfen und ihr Grund ift voller Quellen, die ſich nach anderthalb Werften vereinigen. | Eben der Grund hat zween Brunnen, wovon ber eine fünf Safıhen im Durch⸗ —— ſchnitte hat, und zehn Fuß tief iſt; der andere aber drey Saſchen im Durchſchnitte Brunnen. und eine Saſchen Tiefe hat. Zwiſchen dieſen beyden Brunnen oder Schluͤnden find nur drey Saſchen moraftiger und beweglicher Boden, Das Waſſer, welches in dies Allgem. Reiſebeſchr. XX Band... Ji ſen v Rand Ram: tſchatka 30 Gefechte von Kammtſchatta. ſen Quellen kochet, machet ein ſoſches Geraͤuſch, daß man ſein eigenes Wort nicht hoͤ⸗ ren kann, wenn man auch noch fo ſtark redet. Es bedeckel ſich daſelbſt mit einem ſo dicken Dunſte, daß man einen Menſchen in der Ferne von ſieben Saſchen nicht ſehen kann. Indeſſen muß man fich doc) an die Erde niederlegen, wern man das Kochen des Waflers hören will: es bleibt aber noch die Frage übrig, ob man in diefer Stel. dung mit dem einen auf die Erde gelegeten Ohre, leicht ein anderes Geräufch hören Fönne, als dasjenige, wovon diefes Ohr geruͤhret wird; oder ob man zwey verfchiedene Geräufche auf einmal hören koͤnne. ’ A Das Waffer aller diefer Quellen ift wegen eines Ueberzuges von einer ſchwarzen Materie merkwürdig, welche die Finger ſchwaͤrzet, wie die Tuſche. mas nod) beobachtenswürdigeres ift, daß diefe Quellen Eochendes Waflers zwifchen der Mün- dung des Kamefchatfa an der Oftfüfte, und des Dfernaya an der Weſtkuͤſte begriffen find. In diefem Raume finden fih die anfehnlichften Seen und Vulcane der ganzen Halbinſel. Die Gebirge find da am ungeftalterften, durchdie Wafler, Feuer und Erd: beben zerbrochen und zerfchnitten; kurz, die Nachbarfchaft des Meeres:über da am meiften Verheerungen aus, Alles übrige Sand ift voller Feuerfteine, Schwefel, mit Alaune und Witriolfalze vermengeten Steine, ja fo gar Stücen von Eifenadern, Zn deſſen finde man doc) Fein Eifen dafeldft, noch) warme Waffer. Herr Krafcheninniz kow denket, es müflen an denen Orten, wo diefe entzündbaren Materien Ausbrüche und Erdbeben hervorbringen, diefe Zufälle von einer durd) das Seewaffer verurfachten Gaͤhrung herfommen, welches fich einen Weg in den Höhlungen öffnet, wovon ganz Kamtſchatka untergraben if. Denn man beobachtet, daß die Erdbeben bey den Tag und Nachrgleichen fonderlich im Srüplinge, wo die Fluch am ftärfften ift, auch am beftigften find, , Ungeachtet der Gemeinfchaft des Meeres mit diefen innerlichen Höhlen in Ram: tſchatka, hat man dafelbft doch noch Feine Saljbrunnen angetroffen. Uebrigens ver indern die gedachten Quellen und unzählige andere flieffende Wafler, welche in die lüffe fallen, daß diefe bey der größten Kälte nicht ganz zufrieren, noch im. Sommer austrocfnen. Diejenigen von diefen Quellen, welche zuſammen vereiniget den kleinen Fuß Kliutſchwka ausmachen, haben den doppelten Vortheil, daß fie frifche Fifche geben, und ungeachtet ihrer Kühle fehr gefund zu frinfen find, An allen andern Hr- ten verurfachet das kalte Waffer, welches die Kamtſchadalen trinken, da fie ihren bren⸗ nenden und fehr oͤlichten Fiſch effen, ihnen den Durchlauf, Dad * laͤngſt dem Fluſſe Kamtſchatka. ret hat. 1Buch. m Capitel. 251 EEE EEE TEE THE TH TH TE — Das III Capitel. a | Von dem Erdreiche. Beſchaffenheit de ſſelben. Gartengewaͤchſe. Kraͤu⸗ nig Holz an den Kuͤſten. Sehr ſonderbare terwerk. Beſchaffenheit des Bodens. War⸗ phufifche Wirkung. Holzung an der Oſtkuͤſte. um er nicht recht zum Getraide tauget. Wer ie Fruchtbarkeit des Erdreiches haͤngt von ber Miſchung der Himmelsluft, von Beſchaſſenheit S ) andern zufaͤlligen Umſtaͤnden des Bodens, von feiner Sage in Anſehung des Po- deſſelben. les und der See ab. Die Oerter, welche der Kamtſchatka benetzet, empfinden den Leberfluß, den die ſchoͤnen Fluͤſſe überall ausbreiten, Seine Ufer find mit Wurs zeln und Beeren bededet, welche ftatt unfers eßbaren Kornes zu dienen fcheinen, Die Natur treibt dafelbft Holz, welches fo wohl zum Hauszals Schiffbaue gleich tuͤchtig iſt. Die Pflanzen, welche einen warmen Boden verlangen, wachfen daſelbſt viel’ befa fer, vornehmlich an der Quelle des Kamtſchatka, wo die Halbinfel am breiteften, am mweiteften vom Meere entferne und den Nebeln in den ziemlich nahe gegen Mittag lies genden Gegenden am wenigften unterworfen ift. Zwifchen feiner Quelle und Müns dung hat man Gerften und Haber mit gutem Erfolge geſaͤet. Es fteht aber noch zu verfuchen, ob das vor dem Winter gefüete Korn eine ziemlich gute Aernde wird geben koͤnnen. Herr Steller zweifelt nicht daran. u | > Die Gartengewächfe, welche Wärme nörhig haben, Fommen in Kamtſchatka nicht Vartengewaͤch⸗ gut fort, Dergfeichen find der Lattich und Kohl, die fich niemals fchlieffen und einen * Kopf machen; fo wie die Erbſen, die nur blühen. Diejenigen aber, welche nur Feuch⸗ tigkeit erfordern, als die Stedrüben, Rettiche oder Meerrettich, und die rothen Ruͤ—⸗ ben fommen überall viel überflüßiger, viel ftärfer und von befferer Beſchaffenheit, a8 ganze Sand ift viel fruchtbarer an Kräutern und Gräfern, als irgend ein Dre Feaͤuterwert in Rußland, Anden Ufern der Fläffe, inden Moräften und Gehoͤlzen wachfen fie übge 7? Gras. Mannshoch, ‚und Eönnen dreymalim Sommer gemäbet werden, Man muß den Res gen im Fruͤhlinge und der Feuchtigkeit des Bodens diefe Art der Fruchtbarkeit zufchreis ‚ben, welche das Grummet ſehr weit im Herbſte gut erhält, und ihm fo gar im Winter 3 Saft und Kraft giebt, Das Vieh ift dafelbft auch von einer ungeheuren Größe, : ſtets fett und giebt zu allen Jahreszeiten Mich. * Iudeſſen ſind doch die Seeufer uͤberhaupt gar zu ſteinig, gar zu ſandig oder morafligy Beſchaffenheit als daß fie zur Weide oder zum Kornbaue tuͤchtig wären. An der Oſtſeite von demdes Bodens. penſchiniſchen Meere an aber findt man, wenn man in das Land hinauf geht, niedrige rter, die von dem Sande gebildet zu ſeyn ſcheinen, welchen das Meer dahin gefuͤh⸗ Die Erde friert daſelbſt nur einen Fuß tief. Darunter iſt eine weichliche auf anderthalb Arſchinen tief; noch tiefer eine Schicht ſehr hartes und ſchwer chendes Eifes, darauf ein zergangener und fluͤſſiger Schlamm; endlich ‚der Si Felſen, Erde bis zu zerbre —— Geſchichte von Kamtſchatka. Hand Kam: Felfen, welcher ſich von den Gebirgen bis an das Meer erſtrecket. Dieſe Erde iſt tſchatka. wie ein vollgeſogener Schwamm, ‚der nicht Feſtigkeit genug hat, daß einmal Holz darauf wachſen kann. J — Das Meer hat vordem das Land Kamtſchatka bedecket. Nichts beſtaͤtiget dieſe Muthmaßung mehr, als die Ufer des Bolſchaig Reka, wo man unter vielen Schich— ten Lehm, Sand, Korb und Schlamm, ſechs Fuß tief Baͤume von einer in Kam⸗ tſchatka unbefannten Art findt. — = ‚Barum er ° Wenn die am Meere gelegenen Gegenden gemeiniglih unfruchtbar find:. fo be- A zum * decken ſich die erhabenen Oerter und die Huͤgel, die ſich davon entfernen, mit Gehoͤl PRO zen und demjenigen friſchen und lebhaften Wefen, welches zum Kornbaue ein zu laden fcheint, Der Schnee aber, welcher vor dem Froſte in den erften Tagen des Herbſtes _ vorher geht, widerſetzet fid) dem Saͤen des Getraides; es geſchehe entweder vor dem Winter, weil er bey dem Zerſchmelzen die Saat mit fortfuͤhret oder verberber; oder auch im Srühlinge, meil er da bis in den May liegen bleibt, "auf welche Zeit bald die Regen folgen, die bis im Auguft anhalten. Was man gefäee har, waͤchſt mitten im diefem Waffer gleichwohl ziemlich geſchwind. Weil aber die Sommerszeit ſehr kurz iſt, und fie zuweilen in vierzehn Tagen Feine Sonne hat,’ fo koͤmmt das Getraide niche zur Reife, und der Froſt überfälle es in der Blürbe, Wenig Holy Die Küften haben wenig Holz; und die Ufer der Flüffe nur Weiden und Geroͤh⸗ on den Kuͤſten zig auf dreyzig Werften von der See. Diefer der Kochfunft fo fehädliche Mangel thut den Einwohnern viel Zwang an, die ſich im Sommer, der Bequemlichkeit des. Fiſchfanges halber, an dem Geftade des Meeres niederlaffen. Man ift verbunden, febr weit nach Holze zu gehen, und es mit vieler Mühe und fehr wenigem Vortheile zu holen. Der fehnelle Strom der Flüffe, die Sandbänfe, womit fie angefüllet find, machen, daß man, anſtatt es mit dem Waſſer hinab flieffen zu laſſen, gezwungen iſt, lange Bündel deſſelben an beyde Seiten eines kleinen Fiſcherkahnes an zu binden, So wenig beträchtlich die Ladung oder das Gefchleppe auch feyn möchte, fo würde es Doch den Kahn nicht recht fortgehen laffen, ihn ummerfen oder an den: Selfen, Spigen und: Erdbaͤnken feheitern laffen. Diefer Unbequemlichkeit Hilft das Meer durchdie Bäume ab, welche es an feine Küften hin und wieder ausfchmeißt. Sie find aber felten;' und, diefes naſſe, verfaulte, wurmſtichige Holz fihadee dem Gefihte mehr durch den Rauch), als es durch das Feuer nuͤtzet. Diebenachbarten Berge biethen mehr Benftand dar, vornehmlich an denen Orten, wo die nicht weit vom Meere entfernten Fluͤſſe ſchiffbar find, | Er | —— Das beſte Holz iſt das birkene an den Ufern des Biſtrajſa, der in den großen SBirkung, Fluß fällt, Die Birfen wachfen dafelbft fo groß, daß Herr Spanberg in’ ziemich großes Fahrzeug zu langen Reifen davon bauen ließ, Dieſes leere Fahrzeug gieng anfaͤnglich eben ſo tief im Waſſer, als wenn es beladen geweſen ware. Die Ladung aber that, wie es ſchien, nichts zu feiner Schwere hinzu, Es giengnichttiefer in das Waffer, als vorher, und fegelte nicht weniger gut, Diefe Sache iſt gar zu ſonderbar, oder gar zu fehlecht vorgeſtellet, als daß fie nicht einen Sefer irre machen ſollte, er mag nun in der Naturlehre geuͤbt ſeyn oder nicht. Man hat neue Schiffe gefchen, bie ans fänglich in dem Augenblicke, da fie in das Waffer gelaffen worden, ſehr fief eingefuns fen, einige Zeit darnach aber nicht mehr fo tief hineingegangen, ‚Dbne Barifeh kann —— ut: \ das — als der Himmel, auf die Suft, welche die Bewohner der verſchiedenen Erdgürtel ein⸗ ALBuch. w Capitel. — 253 — —— das Waſſer, wenn die $uftlöcher ſich verſtopfet und das Holz ſich vollgezogen haben, Land Kam⸗ nicht mehr hinein dringen; und nachdem man das ausgeleeret hat, was in das Schiff tſchatka . gegangen und es hatte einſinken laſſen, ſo ſteigt es viel weiter in die Hoͤhe. Es kann wohl feyn, daß alsdann die ganze Ladung, welche fein Raum ihm erlaubet ein zu neh⸗ men, es nicht tiefer ins Waffer gehen läßt, als es anfänglich gezogen hat, Dieſe Erz ſcheinung aus der Hydroſtatik aber muß erft durch die Erfahrung für recht wahr bes funden werden, ehe man fie zu erklären ſuchet. So unfruchtbar aud) die Küften von Kamtſchatka feyn mögen, fo.ift doch bie oft» Kolzung ander: . liche weniger von Holze entblößer, vermurhlich weil die Gebirge fehr nahe am Meere‘ find, Die Ebenen ſelbſt aber geben ſehr ſchoͤnes Holz, vornehmlich uͤber dem Fluſſe Jupanowa gegen den drey und funfzigften Grad dreyzig Minuten Norderbreite. Man finde dafelbft Wälder von Serchenbäumen, die ſich fängft den Gebirgen erſtrecken, von welchen der Kamtſchatka herab fällt. Diefer Fluß hat felbft feine Ufer bis an die Mündung des Elowka damit bekleidet, welcher ſich auch mit diefen Bäumen bis an feine Quelle in den Gebirgen bekraͤnzet. Die Bäume ſuchen alfo die Gebirge und Die Flüffe, wie die Flüffe und Gebirge das Meer fuhen.. — ; AururürwraruruenururonnrururunyN ryrunv nur MORE UERERERTRERE EN Das IV Kapitel, | Bon der Luft und der Witterung Witterung. Augenſchmerzen. Mittel, das Geſicht zu erhalten, wie auch gegen die Augenfehmerzen, $inie ab, ſondern auch vom Meere‘, wovon die Winde fommen, und vonder - Erde} felbft, die ihnen mehr oder weniger Zutriet verftattet, Auf einer Seite verurfachen die Berge Kälte, und auf der.andern verhuͤten fie ſolche. Hier unterhält das Meer dutch dicke ſchwere Nebel bie Hitze, indeffen es fie anderswo durch Fühlende Winde, die zu gewiffen Jahreszeiten wehen, mäßiger. Bald bringt ein wäfleriges und moraftiges Sand wech ſelsweiſe Eis und brennende Dünfte hervor; und bafd ſetzet ein trockenes und felſichtes Sand feine Einwohner aller Strenge ber Hitze ſowohl, als der Kälte, aus, die behde gleich beſchwerlich find. Es iſt zwar wahr, die Entfernung - vom Pole oder von der £inie beftimmer beftändig die Beſchaffenheit der Jahreszeiten in einer jeden Hinmelsgegend, aber doch hat der Boden ſelbſt nicht weniger Einfluß, D Waͤrme oder Kaͤlte eines Landes haͤngt nicht allein von der Entfernung von der athnen. - Sie leben in der Arhmofphäre, und dieſe wird immer von den Ausdünftuns ⸗ gender Erde gebildet, , Die Richtung der Winde verdicker oder verbünnet diefe Duͤn⸗ te vereinet oder zerſtreuet die Wolfen, und loͤſet fie in Schnee oder Regen auf, und Täßt den Scänee fimelzen oder gefrieren, - Daher koͤmmt diejenige Ungleichheit, Die oft Urfache iſ daß die mitternächtlichften $änder lange: nicht fo Falt find, als einige, die ihnen weis gegen Süden liegen. . Eben fo iſt es mit Kamtſchatkaz der Winter | 13 daſelbſt — * ! ſtkuͤſte. 5 Ba Gecſhichte von Kamtſchatka. Land Kam: daſelbſt iſt lange nicht ſo ſtrenge, als man aus ſeiner geographiſchen Lage vermuthen tſchatks ·ſollte; er iſt ſich auch in eben der Breite nicht überall an Strenge gleich Wenn er aber gemäßige ift, fo ift er lang und anhaltend. Das Durcfilber des delislifchen Witterung. Thermometers haͤlt ſich gewöhnlich zwifchen dem hundert und fechzigften und achtzigſten Grade, außer in dem Januar, als dem kaͤlteſten Monate, wo es vom Hundert fünfund fiebenzigften bis zum zweyhundertſten fällt, Der Frühling ift kurz, und ob er gleich regenhaft ift, hat er doch viele fehöne Tage, Der Sommer ift nicht länger, aber noch unbeftändiger, nod) twunderlicher, und nach Verhaͤltniß Eälter, als er. Die Nähe des Meeres und das Schmelzen des Schnees umziehen den Himmel täglich mit einem Schleyer von Dünften, welche die Sonne nicht eher, als gegen Mittag, zerſtreuet. Man kann nur fehr felten der Pelze dafelbft entbehren. Inzwiſchen ift in denen Ge- genden, bie etwas weiter vom Meere entferner liegen, vom April an bis zur Mitte des Brachmonates die Witterung allemal Heiter. Man fieht alfo auf dem Sande das Thermomefer vom hundert fehs und vierzigften bis zum bundere und dreyzigſten Grade fi) verändern; im Heumonate aber fteige es zumeilen bis, zum Hundert und achtzehnten Grade. Der Sommer hat in Kamcſchatka nichts ftrenges, Der Regen ift felten, der Hagel ift Elein, der Donner dumpſicht, der Blitz ſchwaͤch. Die Gewit- ter ‚find felten, und man weis ſich nicht zu erinnern, daß jemals einer dadurd) umges kommen wäre. Die fhönfte Jahreszeit iſt der Herbſt, der während des Herbfimonates fehr an⸗ genehme Tage hervorbringe, die aber zuletzt durch Sturmwinde geftörer werden, bie den fommenden Winter anfündigen. Vom Anfange des Windmonates an find die Slüffe mit Eife belegt, und in diefem und den beyden folgenden Monaten genieße man felten heiterer Tage. Im Herbftmonate, Weinmonate, Hornunge und Märze kann man mit der meiften Sicherheit reifen und handeln, Die Winde gebierhen über die Jahreszeiten in Kamtſchatka. Ueber das Abend: meer herrſchet im Frühlinge der Suͤdwind, "der ſich bald nad) Often, und bald ein we» nig nad) Werten Dreher; im Sommer der Abendwind; dm Herbfte der Mord, der aber oft gegen Often abweicht; im Winter der Oftwind, der nad) Süden umläuft, Es wehet alsdenn.oft ein fehr gewaltfamer Wind, der oft wiederkoͤmmt, und gemeinigs lich drey ganzer Tage anhält. Er ift jo ftark, daß er Menfihen Häufig zur Erde wirft und die Meerbiber über Die ſchwimmenden Eisfcholfen an das Vorgebirge Lopatka treibr, In jeder Jahreszeit giebt der Nordwind das ſchoͤnſte Wetter, der Südwind bringe im Sommer Regen, und im Winter Schnee. Da diefe Winde größtentheils vom Mee: re her wehen, fo. darf man ſich nicht vermundern, daß fie über eine Erdzunge heerſchen, die zwifchen zweyen Meeren liege, und daß dafelbft ein Element etwas von den Ein⸗ flüffen des andern annimmt, Man bemerfet ſo gar, daß die Erde daſelbſt die Abwech— felungen des Meeres erfährt, fo wie fie in Daffelbe hineingehe. Gegen Norden ift bie Witterung viel gelinder, und das Land viel fruchebarer, als gegen Süden. Ma e bey dem großen Fluſſe ift die Witterung angenehm und heiter; da an der mittäglichen Spitze, wo alle Winde ſich brechen und floßen, die Einwohner fich nicht gefrauen, aus ven Hütten zu geben. Je mehr man ſich diefem Worgebirge nähert, defto mehe ebel finde man im Sommer; und deſto mehr Drcane fteht man im Winter aus, Hingegen je weiter man gegen, Norden koͤmmt, deſto weniger bat man im Sommer — Regen [4 1 Bud. IV Eapitel. 255 Regen und im Winter Kälte zu befürchten. Eben diefe Verfchiedenheit, "die man gand Kam⸗ zwifchen den nördlichen und ſuͤdlichen Gränzen von Kamtſchatka fpüret, trifft man auch tſchatka. ungefähr zwiſchen den öftlichen und weſtlichen an. Wenn an den Ufern des Meeres Denfchina Die $uft trübe, finfter und neblicht iſt, fo iſt der Himmel an den oftlichen Ufern heiter und Flar, fo daß es, ob fie gleich unter einem Grade der Breite liegen, - ein ganz anderer Himmel zu fen feheint, Der Schnee, der auf dem Vorgebirge Lo⸗ patka auf zwölf Zuß hoch liegt, nimmt ab, je weiter man gegen Norden zu fommt, und an den Ufern des Tigil trifft man ihn faum anderthalb Fuß hoch an. Indeſſen fol doch eben dieſer Schnee die Befichter der Einwohner fehr ſchwarz Augenſchmer⸗ machen, und ihnen bey noch frühen Jahren das Geficht verderben. Weil ihn Kälte den. und Winde fehr dicht machen, fo verbrennen die Sonnenftrapfen, bie von diefer hat ten und glänzenden Oberfläche zurücfprallen, die Haut und greifen das Geficht an, Ich weis nicht, ob das erfte Uebel, welches man dem Schnee beyleget, wirflih wahr _ fenn mag. Aber das andere ift mehr als zu gewiß, Die Einwohner tragen auch des „ Mittel, das halb, um ihr Geficht zn fchonen, Nege, die von ſchwarzen Haaren geweber find, ober a zuch Birkenrinde, die hie und da mit Fleinen Löchern durchbohret iſt. Aber alle diefe ; Vorſorge kann doch nicht verhindern, daß nicht die Augenkrankheiten ſehr haͤufig in Kamtſchatka ſeyn ſollten. Herr Steller fand ein Mittel, welches in fehs Stunden „Einfaches die Roͤthe der Entzündung vertrieb, und den Schmerz des Uebels heilete. Es be- ———— ſtund darinnen, daß man eine Art von Pflaſter auf das Auge legete, welches aus dem ſchmerzen. Weißen eines Eyes beitund, das man mit Kampfer und Zucker fo lange gefehlagen, bis es zu lauter Schaume geworden wat, _ Der Schnee, der in diefer Halbinfel zwiſchen dem zwey und funfzigften und fünf und funfzigſten Grade faͤllt, iſt ſo haͤuſig, daß, wenn er im Fruͤhlinge ſchmilzt, das IN ganze Sand durch Austretung der Fluͤſſe uͤberſchwemmet wird. Was aber den Auf enthalt dafelbft noch unbequemer machet, find die häufigen Winde und Orcane; dieje- nigen, welche fich gegen Dften erheben, fommen aus Mittage. Herr Kraſchenin ⸗ nikowo will daraus fchließen, daß fie nicht fo wohl vom Meere fämen, als vielmehr 2 den Feuer fpenenden Bergen und Ausdünftungen der Erde zwifihen dem Vorge— rge Sopatfa und der Mündung des Kamtſchatka-Fluſſes; werden aber nicht eben dieſe Ausduͤnſtungen und Feuer, die der Urfprung der Orcane find, feldft durd die Gährung verurfacht, die das Meer mitten in d N Ar; , ) er Erde durch die Höhlen und döcher hervorbringer, mit denen der Ocean die Erde durchlöchert hat? j Das 256 : Geſchichte von Kamtſchatka. Ed OH eihacke. , Das V Kapitel, Von den Metollen, Mineralien, Bäumen und Pflanzen. Wenig Erzadern, Steine, Bäume, ı Befon: Wie man daraus Branntewein brennet. Ue⸗ derer Gebrauch der Birke. Kleine Cedern. bele Wirkung dieſes Brannteweins. Pflanzen, » Die Sarana. Suͤßes Kraut, 7 s giebt fo wenig Metalle und Mineralien in Kamtſchatka, daß man nicht noͤthig ——— E hat, einen beſondern Artikel daraus in der Geſchichte dieſes Landes zu machen. Vieleicht iſt die Erde daſelbſt immer zu unbeſtaͤndig, als daß fie Erzadern her- vorbringen Fönnte; wenn es wahr ift, daß der Urftoff, woraus die Metalfe zufanmen gefeget werben, Zeit und Ruhe noͤthig har, ſich in den unterirdifchen Zeughäufern zu fammlen, und zu paaren, wo unter unfern Füßen fo der Beyſtand unferer Schwach. heit, als die Werkzeuge unferes Verderbens, bereitet werden, — Wenig Erz AInzwiſchen da man beynahe in allen großen Reihen von Gebirgen Erzadern fin⸗ adern . det, ſo iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß auch in Kamtſchatka einige feyn moͤgen. Al⸗ — fein, das wenige Beduͤrfniß der Ruſſen, in einem Sande, wo fie Metalle verfaus fen, felbft welche auf zu fuchen; die Ungeſchicklichkeit der Einwohner, Erzadern zu ents decken, und die Schwierigkeiten, zu denfelben in einem ganz unzugänglichen Sande zu gelangen, und auffer aller Unterftügung an Lebensmitteln, die ſich jeder Arbeiter auf feinem Ruͤcken felbft hintragen muß, in der Falten Witterung aus zu dauren: alles dieſes wereiniget ſich, uns in der Unwiſſenheit zu erhalten, ob Kamtſchatka dergleichen . nügliche Neichthümer in feinem Echooße verfchliehe. Gleichwohl hat man doc) zwie ſchen dem See Kuril und dem Bivowaja - Fluſſe eine Kupferader gefunden. Der Sand an den Ufern der Fleinen Fluͤſſe iſt mit Eifenftaube vermifhe.. Wenn man. - aus der Beichaffenheit der Erde und der Steine Erzadern muthmaßen und vorher. mierken Fann, fo finde man um den See Ruril herum weiße Kreide; bey den warmen. Quellen eine purpurrothe Erde; und an den Ufern des großen Fluſſes rothen Oker und Polierfreide; und bey dem Meere Penfchina in großer Menge gelben Bernftein, Steine. Die Berge bringen eine Art von Eirfehrothem Krnftalte, aber fehr wenig, und er wird nur in kleinen Stücken gefunden; grüner wird in größern Sehen bey dem Fluſſe Chariuſchowa gefunden, der ſich unter dem fechs und funfzigften Grade der Breite in das Meer Penfchina ergießt. Die Kamtſchadalen machten fonft alle ihre Waffen und ihr fehneidendes Hausgeraͤth daraus. Es finde ſich auch daſelbſt ein leichter und weißer Stein, woraus fie Mörfel und Lampen machen. Ueberall finden ſich bey den Quellen der Fluͤſſe durchſichtige Steine, die ihnen zu Beuerfteinen dienen; einige von ihnen find weiß, wie Milch, welche die Ruffen für Carniole anfehen, andere find ſchwarzgelb und werden für Hyacinthe gehalten: wahre Edelſteine aber find noch niche gefunden worden. : ' u R . / wu s : An S Et | 1Buch. V Capitel. J 257 | An den Seeküften findet man einen Stein, der feuerfarbicht ausſieht; er iſt (0: Land Bam: er wie ein Schwamm, und wird im Feuer roth. An dem Meere von Penfehina und Nhatfe. an den Seen Kuril und Olivuthor findet fich eine weiche Erde, die herbe ſchmecket “und von den Kafhtfchadalen, die ſich ihrer gegen die Diffenterie bedienen, Bolus ges nenne wird. Wir wollen aber zu den wahren Reichrhümern Des Landes kommen, welche die Gewaͤchſe find. | | Die vornehmften Bäume in Kamtſchatka find der Larix oder Serchenbaum, die Bäume. weiße Pappel, die Weide, die Eller, die Birfe und die kleine Ceder. | Die beyden erftern dienen zur Erbauung der Wohnungen auf dem Sande, und der Fahrzeuge-auf der See. Kerr Steller faget, der weiße Pappelbaum habe es dem falzigen Meerwaſſer zu danken, daß er fo locker und Teiche wäre; er ſaget ferner, feine 3 Aſche, wenn fie der $uft ausgefege würde, verwandelte fich in einen rothen Stein, der immer ſchwerer würde, je länger er ftünde, und daß, wenn man einen folchen Stein nach vielen Fahren zerbräche, man darinnen eifenhafte Stuͤckchen anträfe, Die Menfchen bedienen fich der Rinde des Weidenbaums zu ihrer Nahrung, und die Rinde der Ellern, ihre Selle zu färben. > Die Birken find in Kamtfchatfa von denen in Europa unterſchieden; fie find viel Feng dunkelgrauer, fehr rauf und voller großer Knoten. Ihr Holz ift fo hart, daß man — Schuͤſſeln daraus machẽt, und die Rinde fo zart, daß man fie in dieſen Schuͤſſeln zu fpeifen aufträge. Wenn man fie aber zubereiten will, fo muß man fie," wenn fie noch gruͤn iſt, abſchaͤlen, und wie die italieniſchen Rudeln in kleine Stuͤcke hacken; man laͤßt ſie in dem Safte der Birke aufgähren, und ſpeiſet fie mit trockenem Caviar. Auf diefe Weife giebt dieſer unfruchebare Baum bie Gerichte, die Brühe dazu, Daß Ges ſchirr, worinnen man fie aufträgt, und zuweilen auch wohl den Tifh, wenn man ihn zu ſolchen Mahlzeiten nöthig hat. j Die Eleine Ceder iſt von der großen fehr unterſchieden. Denn anſtatt fich gleich Kleine Eedern. dieſem majeſtaͤtiſchen Baume zu erheben, ſieht man fie krumm und kriechend auf den Bergen oder in den mooſichten Ebenen, wo fie allemal ſehr ſchwach und mit Muͤhe waͤchſt. Es ſcheint, als ob ſie den Großen gliche, die ſo oft an dem Hofe von dem Gebluͤte und den Tugenden ihrer Voraͤltern ausarten. Die Früchte, die fie trägt, gleichen dem Stamme und den Zweigen; es find Fleine. Nuͤſſe, Die Fleine Mandeln be— decken. Die Kamtſchadalen eſſen fie auch, ohne fie von der Schale zu entledigen. X — verurſachet dem, der ſie genießt, — Aber die Sf erſten er Zweige, wenn man fig gleich dem Thee in warmes Waſſer thut, hei⸗ fen den Scharbock. tal * —— — Man ſindt in Kamtſchatka zweherley Arten von Weißdornen; eine davon traͤgt ſchwartze, die andere rothe Beeren, die man für den Winter aufhebt. Viele Sorben- oder Quitſchenbaͤume, deren Früchte man einmachet; viele Wacholdern, deren Beeren aber nicht geachtee werden; wenig rothe Kräufelbeeren und Himbeeren, die man fi, ieh ht die Mühe giebt, weit von den Wohnungen ein zu ſammlen. Dafür aber & es daſelbſt dreyerley Arten von Heidelbeeren, (vacrinia,) deren man ſich bediener, daraus Confturen und Branntewein zu machen. Eine Frucht dieſer Art, welche die Eingeborenen des Sandes Wodianitſa, und die Naturkuͤndiger Empetrum nennen, Ba Rec 3.0 fhen verbfichene feidene Zeuge kirſchroth wieder quf zu faͤrben; man gem. Atifebefchr, XX Band. RE bedienet Kr, v“ ER ' 258 Gecſchichte von Kamtſchatta. Band Ram⸗ tſchatka. pflanzen, Die Sarana. bedienet ſich ihrer auch, wenn fie mit Alaune und Fifchferee verfeßet ift, die Seebiber: felle und die ſchlechten Zobel damit zu ſchwaͤrzen. Diefe Mifchung giebe ihnen ein fo angenehmes Schwarz, daß die Käufer dadurch betrogen werden; denn die Rufen haben mit dem Handel zugleich die Betruͤgerey in Kamtſchatka eingeführer. Mir diefen Früchten vereinigen ſich die Pflanzen, um die Einwohner ihres Korn: mangels wegen ſchadlos zu halten. Die vornehmite unter diefen Pflanzen, deren fie ſich ſiatt des Mehles und der Grüße bedienen, ift die Sarana, die man fonften nir- gend, als in Kamtſchatka, finde; ich füge bier ihre DBefchreibung ben, fo wie fie der Chappe nad) dem ruffifchen Terte des Herren Kraſcheninnikows heraus ges geben hat, : : „Diefe Pflanze wächft ungefähr anderthalb Fuß in die She; ihr Halm ift et⸗ urzel zu faͤllt ihre „mas dicker, als der Kiel einer Schwanenfeder., Mad) ihrer „Farbe ins Roͤthliche, und gegen die Spige ift fie grün. Sie hat längft dem Stiele „zwo Reihen von Blättern, Der untere ift ausdreyen Blättern zufammen gefeßt, und „der obere aus vieren, die übers Kreuz geftellet find: ihre Geſtalt ift enförmig. Uns „ter der zweyten Reihe findt fic) zumeilen ein Blatt unmittelbar unter der Bluhme. „Oben an dem Stiele ift eine Firfchrorhe Bluhme; felten finde man ihrer zwo. Sie „gleicht den gelben Lilien *), nur daß fie etwas kleiner ift, und ſich in ſechs gleiche „Theile theilet. In dem Mictelpunfte diefer Bluhme ift ein dreyeckichter Griffel, oben „etwas ftumpf, wie in.allen andern Lilien. In dem Innern diefes Griffels finden ſich „drey Zellen, worinnen die Samenförner find, die platt find und rorb ausfehen. Die „fer Griffel ift mie fechs weißen Fäden umgeben, deren äußerfte Enden ins Gelbe fal- „ien. Die Wurzel diefer Pflanze, die man nur eigentlich Sarana nennet, iſt unge- »fähr fo groß, als die Hülfe vom Knoblauche, und aus vielen Fleinern Hülfen, »die „ins Runde fallen, zufammen gefeßt; fie blühet in der Mitte des Heumonates, und „wird während dieſer Zeit in fo großem Meberfluffe gefunden, daß alle Felder damit „beſaͤet zu ſeyn fcheinen.» Die Sarana wird mit der Morocha, (melche Ray Chamoͤmorus nennet) und mit andern Beeren geftoßen, und nachher gebacken. Dieß ift ein fo angenehmes und nahrhaftes Gerichte, daß man das Brod dabey wohl vergeffen Fann. Herr Steller er- zaͤhlet fünferlen Arten der Sarana, die alle zum Effen taugen. Süßes Kraut. Die fünfte Art derfelben ift das füße Kraut, (Matteit oder phondilium) wo⸗ von die Kamtſchadalen Brühen und Confituren, ‚die Ruffen aber Branntewein ma- hen. Sie ift völlig unfern Paftinaken?) gleih. Ihre Wurzel, die von auffen gelb, inwendig weiß ift, hat einen Bittern, feharfen und ftarfen Geſchmack, fapt wieder Pfef— fer. Ihr Stängel ift Hohl, und wächft ungefähr Mannslänge hoch; feine Farbe ift fie dient, noch weit fonderbarer, grün und rorh, mit Eleinen Eurzen amd weißen Zäferchen, um drey oder vier Knoten herum, die er bey feiner Länge hat. Ans jedem Knoten wachſen wieder Fleine Stän- gel hervor, melde Bluhmen tragen, die der Fenchelbluͤthe ähnlich) find. Jede Bluhme har fünf Blätter und zween Eyerſtoͤcke, die mit fuͤnf weißen und ſchwarzen Fäden um- geben find. So fonderbar diefe Pflanze auch ausficht, fo it der Gebrauch, zu dem h J 3) Herr Gmelin bezeichnet fie mit dem Namen ium Jore atıo ralbens. 2) Paftinaca foliis fimpliciter m Joliolis pännatzfülis. Bmeküt. ‚ Man ſchneidet die Stängel, die aus den Knoten wachen, ‚ganz dicht ben der Zand Kam- Wurzel ab; denn der Hauptffängel iſt nicht zu gebrauchen. Man fehaber nachher tſchatta. mit einer Mufchel die Rinde von den Stängeln ab, feger fie einige Zeit der Sonne aus; darauf bindet man fie in Bündel, jeden von zehn Stängeln. Wenn fie nun anfan« gen zu trocknen, fo leger man fie in Säde, die aus Strohe geflochten find, wo fie mit einem füßen Staube überzogen werden, der beynahe wie Suͤßholz ſchmecket. Sechs und dreyzig Pfund von dieſer Pflanze geben nicht mehr, als ein vierthel Pfund ſolches Staubes. Der Saft, aus dem dieſer Staub koͤmmt, iſt ſo wirkend und ſo giftig, daß er Überall Entzündungen und Blaſen auf der Haut verurſachet, wo er nur hinfaͤllt. Es haben auch) deshalb die Weiber, welche mit diefer Pflanze handthieren und fie zu Rechte machen, Handſchuhe an, und diejenigen, welche fie im Srühlinge grün effen, zerbeißen fe, ohne fie mit den $ippen zu berühren... Man fehe, wie man daraus DBranntewein rennet. Man läßt fie untermiſcht mit Bimoloft - Beeren?) in einem Eleinen Gefäße bün- Wie man delweiſe aufgähren. Man hält diefes Gefäß an einem warmen Orte bededt; wenn barauß — es nicht recht zugeſtopfet iſt, ſo wird der Saft ſauer, brauſet mit großem Geraͤuſche net. und giehrt ſo ſtark, daß ſelbſt das Gefaͤß davon beweget wird. Dieſe erſtere Gaͤhrung bringet einen Saft hervor, den man Prigolovok nennet. Wenn man daraus bie Braga, ein viel ftärferes Getränf, machen will, fo gießt man es in ein Öefäß mit Wafler, wo es noch mit eben dem füßen Kraute verfeger wird. Diefe Mifchung muß vier und zwanzig Stunden gähren, und wenn e8 nachher aufhöret, fo bat man die Braga. Mit diefer Braga wird der Branntewein gemacht. Man wirft fie, nebft noch andern Kräutern, die man zum Diftilliren beſtimmet, in einen großen Keffel; diefer Keſſel wird mit einem hölzernen Deckel verwahret, an dem man den Lauf einer Flinte befeftiger, der zur Handhabe dienen muß, Aus biefem erften Abziehen bes kommt man einen gemeinen Branntewein, der Raka Heißt. _ Die reichen Leute trin» fen aber nur den von dem zweyten Abziehen, welches ihn fo ſtark machet, daß er ver— mögend iſt, das Eifen zu zerfreffen. Er wiirde fich zwar freylich am beften für bie harten Eingeweide diefer Leute ſchicken, welche eine arbeitfame und rauhe Lebensart abgehärter par; aber er iſt für ihre Armuth zu theuer. Die Träber, die im Keffel bleiben, werden gebraucht, Braga für das gemeine Wolf daraus zubrauen; und deflen, mas nachher davon übrig bleibt,. bedienet man ſich, das Vieh damit zu mäften, wel⸗ es es mit großer Begierde verzehret. 2 Zuxeilen erfparet man ſich die Müge, die Ninde von der Pflanze ab zu ſchaͤlen, „Hebele Bis ehe man fie diſtilliret. Allein, der Branntewein, den man aus unabgefchälten Stän: Srannın ‚geln befömmt, Hat die gefäprlichiten Wirkungen. Er machet das Blut ſtockend, wer: weine, urfacher gewaltiges Herzklopfen, berauſchet fehr feicht und fo ftatf, daß es einem Men- Jen die Empfindung benimmt. Glaubet man die Trunkenheit durch ein Glas kaltes fees u vermindern, fo koͤmmt fie gar bald wieder; und wenn fie auch den Men⸗ ‚brand aller feiner Sinne beraubt, fo entzieht fie im doc) wenigftens den Ges uch der Füße, Man mag von diefem — fowenig trinken, als man will, 2 ſo 3) Die Botaniker . : — * — . eulis bifloris, Hort Mögen eſchreibnng nachleſen, die Herr Gmelin davon giebt; Lonicera pedun- culis bifloris, Aoribus, —— Be — folitaria, oblonga, anguloſa. — 260° Gefhichte von Kamtſchatka. Hand Kam: fo machet er, daß man in Schlafe von den ſchrecklichſten Träumen beunruhiget wird, tſchatka. die bey den Aberglaͤubiſchen zuweilen alle Gewiſſensvorwuͤrfe wieder aufwecken, und ihnen in dem Wahnſinne das Geſtaͤndniß ihrer verborgenen Miſſethaten entreiſſen koͤn⸗ nen. Der alte de la Montagne, der die Kuͤhnheit des Fanatismus durch eine ange- nehme Trunkenheit ein zu flößen wüßte, wuͤrde durch dieſes Gerränf die Schrecken des Aberglaubens eingedrücer haben, Viele Kamtſchadalen getrauen fich nicht, von diefem füßen Kraute zu eflen, aus Surcht, es möchte dev Zeugungsfraft ſchaden; dagegen bedienen fie ſich deffelben, das Ungeziefer zu tödten, indem fie fih) mit dem Safte, den fie im Srühlinge daraus ziehen, das Haar reiben, =, Man befömme den Branntewein noch reichlicher und beffer, wenn man ſich ſtatt des Waffers, worinnen man das füße Kraut abzieht, des Riprei bedienet. Dieſe Pflanze ift des Linndus Epilobium, welches man in Europa fo gut, als in Afien, finde, Das Mark in feinen Stängeln ſchmecket feßr angenehm, und gleicht den getrockneten Bürfchen der Calmucken. Seine grünen Blätter und feine zerriebene Rinde werden in Waffer gethan, und als grüner Thee, dem fie auch fehr aͤhnlich ſchmecken, getrun— fen. - Man machet aus dem Riprei auch Effig, Die Mütter kauen diefes Kraut, und legen es auf den Nabel ihrer Kinder, wenn fie ihnen die Nabelfchnur abgenom- men haben. = Tſcheremſcha oder der wilde Knoblauch wird in einer Art von Gerichten gebrauchet, die fie Schami nennen. Es ift dieß ein Faltes Ragu, welches aus Kohl, Zwiebeln, Gürfchen, und zuweilen auch) aus Fiſchen und Schweinefüßen zubgreiter wird, _ Der wilde Knoblauch, den man darunter mifcher, iſt ein vortreffliches Mittel gegen den Scharbock. Man muß es aber ohne Zweifel ſehr mäßig brauchen; Denn die Co- fafen, die vom Scharbocke befallen wurden, und davon zu viel zu fih genommen bat; ten, befamenan ganzen Leibe Blaſen und Kräse, weldye man für Die Solgen der duft: - ſeuche hielt, die bey diefen nordifchen Völkern vieleicht eben fo gemein und ungleic) ge» fährlicher iſt, als bey den füplichen, die jene damit angeſtecket haben, Indeſſen fielen Doch) diefe Grinde ab, und das Uebel verfchwand, Unter den fünf andern Pflanzen, deren fich die Kamtſchadalen zu ihrer Nahrung bedienen, und deren Befchreibung die Kräuterfundigen in dem Buche des Herrn: Chappe *) finden koͤnnen, ift noch die Utſchiktſchu zu bemerken. Diefe Pflanze hat Blätter, die dem Hanfe gleichen, und der mit Zifchen gemachten Brühe eben den _ Geſchmack giebt, als der wilde Widder, Sollte man aber nicht Urfache zu vermu— then haben, daß der ruffifche Schriftftelfer und fein Ueberfeger, Here von Sainpre, ſich hierinnen geirver hätten? Denn dieſe Pflanze. wird in den Abhandlungen der Peters» burger Afademie wilde Ziege mic Widderhoͤrnern ?) genennet. Sollte man nicht etwan ihre Geftalt mit ihrem Geſchmacke verwechſelt haben, und weil ſich die Kennerx der natuͤrlichen Geſchichte eingebildet, einige Aehnlichkeit zwiſchen dieſer Pflanze und den Hoͤrnern eines Widders wahr zu nehmen, hat man da nicht vieleicht dieſe Aehn⸗ lichkeit auch auf ihren Geſchmack auſsgedehnet? Es wäre nicht das erſte Mal, daß ein Sinn 4) Man fehe die Geſchichte yon Kamtſchatka, ©, 70: zu 7% 3) Ruricapra cernibüs. arietinis. Bee SR » 1 1Buch, V Capitel. — Sinn durch) den andern wäre betrogen worden, oder daß die Einbildungskraft die Aehn Land Kam⸗ lichkeiten zwiſchen den unähnlichften Dingen vermehret hätte. um. MbREER, Seboch biefer Jrethum, wenn es anders einer iſt, kann eben fo leicht von ben Paruefündigern, als den Kamtſchadalen, herkommen. Denn, wenn gleich biefes Volk die Kunft noch nicht verfteht, die Pflanzen zu befchreiben, fo verfteht es doch zum wenigften ihre heilfamen ‚oder ſchaͤdlichen Eigenfhaften. Die Natur hat den Kams tſchadalen, wenn fie ihnen gleich die gewöhnlichiten Nahrungsmittel verfagete, an Dez seen Statf eine große Anzahl Wurzeln und Kräuter gegeben, deren Tugend zu erfor⸗ ſchen und zu prüfen die Morhwendigkeit fie angetrieben hat. Sie wiſſen den Ort, wo fie wachfen, die Zeit, wenn fie ſolche fammien, und den Gebrauch, wozu fie diefelben anwenden ſollen. Selbſt das allergeſittetſte Volk Fann keine geſchicktere Kraͤuterkuͤn⸗ diger haben, als dieſe Wilden; denn der Hunger unterrichtet immer ‚beffer, als die Meugier. Weil die Kamtſchadalen beynahe gar nichts zu effen haben, fo nennet fie Herr Steller mit Recht, Leute, die alles effen. Denn wirftic bis auf die trocke— nen Kräuter, die das Meer an ihre Kuſten wirft, und bis auf die gefährlichen Pilze, die man Muchomores nennet, eifen fie alles, was nicht tödter, : Die Pflanzen, die fie niche bey guter Geſundheit effen, find gut in ihren Kranke heiten oder heilen ihre Wunden, Z Das Cailun if ein Kraut, das an fumpfichten Dertern wächft, und deſſen Brühe den Schweiß erweder, die böfen Feuchtigkeiten zertheilee, und die Beulen zum Fir gern bringen. i Die Brühe des Tſchagban brauchet man gegen die geſchwollenen Füße. Die Meereichen, mir denen das Meer ihre Küften bedecket, kochet man mit dem füßen Kraute ab, und trinkt es, die rothe Ruhr zu flopfen, ; - Die Weiber in Kindesnöthen trinken gerafpelte Meerhimbeeren, Es ift aber ‚zweifelhaft, ob die Weiber der Wilden diejes Mittels nöthig haben, oder ob es ihnen - Zu irgend etwas anderem, als dazu, Dienet, bie Unruhe der Seichtalänbigfeit zu flillen, , , Die Wurzel, welche die Kamtfchadalen Zgate nennen, ift ihren Feinden fehr fuͤrchterlich. Wenn ihre Pfeile mir dem Safte diefer Wurzel beftrihen find, fo find die Wunden derfelben unheilbar. Die Menfhen, die davon getroffen find, müffen, sofern ihnen das Gift nicht aus den Wunden gefogen wird, nach Verlaufe zweener Tage daran erben; und werden Walſiſche oder Meerlöwen damit verwundet, fo ſprin - gen fie gewaltig im Meere auf, welches fie von ihrer Wuth fhäumend machet, und nachher kommen fie an die Küften, wo fie unter den heftigſten Schmerzen ſterben. | Die Kamtſchadalen Haben faft in allen ihren Beduͤrfniſſen nichts, als die Pflan» gen, wozu fie Zuflucht nehmen. Aus eine Hohen und weiffen Pflanze, die unferm Kor⸗ ne gleicht, Flechten ſie ſich Decken, mir denen fie fich zudecken, und Vorhänge, Mäns — die auf einer Seite glatt, und auf der andern zottig ſind. Sie kehren die rauhe ider die Kälte hinein, und wider den Regen heraus. Die Weiber machen dieſer Art Schilſe Koͤrbe, worein ſie ihre kleinen Zierrathen legen, und große ih 2 Se denen fie ihren Mundvorrath aufbewahren; fie bedienen ſich ihrer ferner, * damit ſo wohl im Sommer, als Winter, zu bedecken. Sie ſchneiden ſie get alten 1 Dulterbeine von Walfifchen, oder auch von Bären, die. als eine Sichel geſtaitet iſt, und wenn man ſie ſchleift, ſo ſchneidend wird, wie Eiſen. — Mn Kk3 Eine Land Kam: tſchatka. 262 Geſchichte von Kamtſchatka. Eine andere Art Kraut, oder vielmehr Rohr, welches diefem Volke, das anal _ lem Mangelleidet, nicht weniger nüßlich iſt, iſt die Bolotnaia, oder wir auch ges nennet wird, Tonſchitſch, und diefes Iegtere Wort ift um fo viel merfwürdin rt, weil fie unter diefem Namen in allen abergläubifchen Gebräuchen der Kamtſchada en vor koͤmmt. Sie bedienen ſich ihrer zu Windeln, ihre Kinder ein zu wickeln, wer fie auf die Welt Fommen. Sie bedienen ſich aud) ihrer ſtatt der Stopflappen: in der Def: nung, die fie der Reinlichkeit wegen in der Wiege laffen. Wenn diefes Kraut naß geworden iſt, ſo nehmen ſie es hinweg und legen friſches unter, und die Kinder ſind auf dieſe Weiſe immer reinlich, ohne daß fie nörhig Hätten, die Windel oft zu verwech⸗ ſeln. Sie bedienen ſich auch dieſes Krautes, ſich daraus Stiefeln zu flechten, die ih⸗ nien ſehr wohl anſchließen. Die Weiber bedienen ſich ihrer fo wohl zu gewiſſen perib⸗ diſchen Zeiten, dadurch alsdann reinlicher zu ſeyn, als auch, wenn ſie verheurathet ſind, dem Heerde der Zeugung eine Waͤrme zu geben, die ſie zur Fruchtbarkeit nothwendig gu ſeyn glauben. Dieſes Kraut wird mit einem Kamme gefämmer, der aus Meer ſchwalbenknochen gemachet wird; übrigens gehen fie damit um, als wir mit dem Slachfe, welchen fie fo wenig haben, als den Hanf, Es erfeger aber diefes wilde Wolf diefen Mangel durd) die Brennneffein, welche fie im Auguſtmonate ausraufen, und - nachher den übrigen Sommer hindurch in ihren Hütten trocken werden laſſen. Wer biethet num nachher der Winter den Fiſchfang und die Arbeiten draußen, fo bereitet man die Neſſeln. Man fheilet fie in zwey Theile; darauf ziehe man mit den Zähnen die Schaale ab; alsdann ſchlaͤgt, faubert, zieht man fie durch die Hände, und winder fie um eine Spindel, Der Saden, der daraus gefponnen wird, iſt nicht doppelt; wenn man aber Netze daraus machen will, denn dazu brauchet man die Neffeln am meiften, fo drehet man zween zuſammen. Da man aber weder die Pflanze röfter, noch das Garn Escher, fo dauren folche Nesen nicht länger, als einen Sommer durch. Das VI Capitel, | Bon den Thieren auf dem Lande, Hunde. Fuͤchſe. on den wilden Widdern, Artdie Bären zu fangen in Kamtſchatka. Von Den Zobeln, Den Mürmelthieren. Bären. den Ratten, und ihren verfchiedenen Arten, das Reichthum nennen Fan, was den Menfchen die Nothrwendigfeiten — bens verſchaffet, die er nicht befigt. Die Kamtſchadalen gehen aus Feiner an. dern Abſicht auf die Jagd, als Felle zu befommen. Diefe brauchen fie zu ihrer Roch durft, zu ihrem Putze und Handel, Die fehlechteften Felle nehmen fie du Ührer le dung, und die fhönften zum Schmucke oder verfaufen ſie. Wir wollen mie dem —— navs machen, welches in doppelter Abſicht das nuͤtlichſte ift, und das er und, aa N | De Landthiere machen den Reichthum der Kamtſchadalen aus, wenn man anders Der Bud. vIcanite, 263 Der Hund dlenet ihnen, fo lange er lebet, zum Laſtpferde, und wenn er ſtirbt, fo Zand Kam⸗ Eleiden fie fich in feine Haut, _ Die Hunde in Kamtſchatka find groß, plump, halb eiparka. wild wie ihre Herren, und was ihre Farbe betrifft, gemeiniglich weiß, ſchwarz oder Hunde, von beyden gemifcht, oder grau, wie die Wölfe; fie find viel Hurtiger und Iebhafter, als unfere,. obgleid) viel arbeitfamer, Sollte man biefes wohl der Witterung des Landes, die ihnen angemeffener ift, oder der leichteren Nahrung zu fihreiben? Sie freffen Fi⸗ ſche und nur ſelten Fleiſch. Im Fruͤhlinge, wenn man fie nicht mehr zu den Schlit- ten brauchet, ſchenket man ihnen ihre Freyheit wieder, laͤßt ſie lauſen, wohin ſie wollen, und ſich ernähren, fo gut fie koͤnnen. Sie maͤſten ſich an den Ufern der Fluͤſſe, oder in den Feldern. - Kömmt nun der Weinmonat, fo verſammlet man fie wieder, um fie mager wer⸗ - den zu laſſen; und wenn die Erde von Schnee bedeckt iſt, fo ſpannet man fig an, zu zie— hen. Den Winter über, der für fie eine Zeit der Arbeit und für die Menfchen eine Zeit der Ruhe ift, ernähret man fie mit Opana. Diefes ift eine Art von Teige, der aus fauren Fifchen gemacht wird, die man in einer Grube hat aufgähren laffen, Man ſchuͤttet davon fo viel als nöthig ift, die Hunde zu ernähren, in einen Trog, ber mit Woaſſer angefüllrift, Man mifchee einige Fiſchgraͤten darunter, und läßt hernad) dieß Alleley durch glühende Steine warn werden, und Das ift Denn das vorfreffliche Ge⸗ richt, das man ihnen alle Abende giebt, ihnen ihre verlorene Kräfte zu erſetzen, und einen tiefen Schlaf zu verfchaffen. Den Tag über dürfen fie nicht freffen, aus Furcht, fie möchten dadurch ungefchidt zum Saufen werden. Wenn wir weiter unten pon den Sitten der Ramtfchadalen reden werden, fo werden wir fehen, wie fie fi) ihrer Hun- de bedienen. Diejenigen, melde fie zur Jagd brauchen, ernähren fie mit lauter Kr den, und geben vor, daß fie dadurch flärfer riechen lerneten. Wenn das Thier feine Dienfte mehr hun Fan, fo toͤdtet man es oder wartet, bis es ſtirbt, und bedienee fich alsdenn feiner Haut. Der von den weißen Hunden, welche lange Haare haben, be⸗ dienet man ſich, Die Pelze, und die Kleider, die von ſchlechtern Fellen gemacht find, da ⸗ mie zu bebrähmen. Die Thiere, welche vorzüglich von den Hunden gejaget werden, find die Fuͤchſe . und wilden Widder. 2 4 ¶ Die Züchfe in Kamtſchatka Haben ein Dies Fell, fo ſchoͤn und fo glänzend, daß doͤchſe Sibirien nichts hervor bringt, mag Damit zu vergleichen wäre. Man faget, daß die - Halbinfel, woher fie kommen und hingehen, ohne jemals für beſtaͤndig da zu bleiben, Fuͤchſe von allerhand Are und Farben hätte. Die beften unter allen aber find Die ca⸗ ftanienbraunen, Diejenigen, die einen feywargen Baud) und rorhen Rücken haben, und Diejenigen, deren Fell Feuerfarben iſt. Die Ihönften Füchfe find aud) immerdie liſtig⸗ fen. Wenn das wahr ift, warum follte es nicht bey den Menfchen auch fo feyn? aber Bieleicht irret man fid) Darinnen auf beyden Seiten, ft es denn wohl wahr, Daß die. Br des Leibes und Des Geiſtes bey uns fo felten vereiniger ſeyn Jollten? Sind Rare, Ten Bölfer immer am wenigſten wisig? Man unterfuche einmal alle aſiatiſche u din Sind die ſchönſten Weiber allemal die dümmften? Man hue nur einen Bliet Cofat ei peiſchen Höfe. Was die Züchfe anbetrifft, fo erzägler man, es habe ein fäsnen Fur geübter Jäger, einesmals in Kamtſchatka zween ganze Winter einem chſe nachgefteifer, den er nicht habe fangen Fönnen, Ein einziger Fall —* — machet 264 = ER Geſchichte von Kamtſchatta. - Band Kam⸗ machet nach Eeine allgemeine RNegel. Wie man nun überdieß nur den ſchoͤnſten Fuͤch⸗ tſchatka. — Die wilden Widder ſind den Ziegen am Gange und den Rennthieren am Felle ſen mit einigem Eifer nachſtellet, und dieſe nach Verhaͤltniß derer Fallen, die man ihr nen leget, Liſt erlangen, ſo war es ganz natürlich, daß ein Thier, weiches mehr äls andere gejagt war, aud) eben dadurch liſtiger wurde. Dieß ift die Frucht der Erfah: "tung, wodurd) alle Thiere nach und nach Flüger werden. In Kamtſchatka ſaget man, wird ein Fuchs, der einer Falle entgangen iff, ges wiß nicht wieder gefangen, Anftatt daß er hineingehen follte, geht er vinas herum, hoͤhlet den Schnee aus, der das Eifen umgiebt, machet es los, und feiße die Lockjpeis fen, Der Menſch aber, der immer reich an Erfindungen ift, hat viel andere Mittel, ihn zu fangen. Die Coſaken binden einen gefpannten Bogen an einen Pfahl, den fie in die Erde ſtecken. Bon da an führen fie einen Faden längft der Spur des Fuchfes, der aber entfernt genug vom Pfahle iſt. Wenn nun das Thier im Vorbeygehen mit feinen VBorderfüßen an. den Faden ſtoͤßt, ſo geht der Bogen los, und: durchſchießt ihm das Herz. Die Kamtſchadalen an dem miträglichen Vorgebirge verſtehen die Kunft, die Fuͤchſe mit Garnen zu fangen. Dieſes geht fo zu. Mitten durd) Diefes Garn, das aus den Barthaaren der Walfifche gemacht wird, ſtoßen fie einen Dahl, an den fie eine lebendige Schwalbe ‚anbinden. Der Jaͤger verbirgt ſich mit einem Stricke, der durch Die Ringelchen des Garnes gezogen iſt, in eine Grube, Wenn nun der Fuchs die Schwalbe anfallen will, fo ziehe der Jaͤger den Strick, und das Thier ift gefangen. Ohne Zweifel treibt es der Hunger in diefe Falle; denn fonft find wahr⸗ haftig dergleichen Nachſtellungen für das liſtigſte Thier ziemlich grob, Uebrigens wa⸗ ven ehemals die Fuͤchſe bey den Kamtſchadalen fo gemein oder fo verhungert, daß fie zu ihnen kamen, mit aus ihren Hundetroͤgen fraßen, und ſich mie Stockſchlaͤgen todt machen ließen. Ohne Zweifel ſind ſie gegenwaͤrtig weit ſeltener, weil man gezwungen iſt, ſie mit Kraͤenaugen zu fangen, gleich. Sie haben zwey Hörner, von denen jedes bey den größten fünf und zwanzig bis dreyzig Pfund wiege. Man machet daraus Gefäße, $öffel, und ander Geſchirr. Sie find eben fo lebhaft und ſchnell, als die Gemſen, und bewohnen, mie fie, die ab⸗ gelegenſten und jäheften Felſen. Daher fihlagen denn auch die Kamtfchadalen, die fie jagen, mit ihrer ganzen Familie von dem Früplinge an bis in den Chriſtmonat ihre Wohnung daſelbſt auf. Das Fleiſch dieſer Widder iſt ſehr zart, eben ſo wie das Fett, welches fie auf dem Ruͤcken haben, Es wird ihnemaber nicht darum, ſondern nur des Felles wegen, nachgeſtellt. Bon den Zo⸗Das allerkoſtbarſte Thier zu fangen, find die Zobeln. Die in Kamtſchatka find bein. } die ſchoͤnſten, bis auf das Schwarze, Ihre Felle werden deshalb nad China geſchickt, we die Faͤrber ihnen vollends die hohe Farbe geben, die ihnen mangelt, Die Eoftbar- ſten werden auf dieſer Haldinfel gegen Norden, und die ſchlechteſten gegen Süden ges funden. Aber auch ſelbſt dieſe haben einen fo ſchwarzen und fo-haarichten Schwanz, daß. der allein fo viel gilt, als ein gemeiner Zobel. Indeſſen machen ſich doch die - Kamtſchadalen wenig aus ihnen, Vordem fingen fie. nur welche, fie zu effen, und gegenwaͤrtig mit ihren Selen den ihnen von den Ruſſen aufgelegeen Tribut zu bea zabfen, Webrigens ift ihnen ein Hundefell, welches fie vor der Kälte befhügt, immer * angenehmer, —ñN — —— —— — 1 Bud, VI Capitel. 265 angenehmer, als der eitle Zierrath eines noch fo ſchoͤnen Zobelſchwanzes . Ihr Neid ee thům iſt noch nicht zur Verſchwendung geftiegen. Die Jäger von Profeffion bleiben I den ganzen Winter über in Bergen, wo fid) die Zobel am meiften aufhalten. Es bleibe aber immer nur ein Eleiner Gegenſtand der Befchäfftigung und des Gemwinnftes der Kamtſchadalen, Die zu dergleichen Handwerfe, nad dem Sinne der Ruſſen, viel zu faul find; welche defto gieriger darauf find, * Die Murmelthiere in Kamtſchatka find wegen ihres bunten Felles fehe artig an Murmelthiere. zu ſehen. Herr Stelfer faget, es fähe von weitem als die Federn eines recht bunten Bo- gels aus, Die Zelle find leicht und warn. Diefes Thier ift eben fo lebhaft, als das Eichhörnchen, und bedienet fid) wie Diefes der Vorderpfoten, wenn es frißt. Es erhaͤlt fih von Wurzeln, Beeren und Cedernnüffen. Die Kamtſchadalen machen fich aus den Fellen diefer Murmelthiere fo wenig, als aus den Hermelinen, Sie find zu Elein und zu ſchoͤn für ein fo grobes Volk, das nichts als den bloßen Vortheil zu - fchägen weis. < “Dagegen ſchaͤtzen fie das Fell des Vielfraßes fehr hoch, insbefondere des weißen Vielfraßes, welches gelbe Flecken hat. Gott felbft,. —— fie, kann mit nichts anderm, als fo fhönen Fellen, befleiver feyn. Das angenehmfte Gefchenf, das man einem Eamtfchadalifhen Frauenzimmer machen kann, ift fo ein buntes Vielfraßfell. Eben dieſe Frauenzimmer machen fich einen befondern Hauptſchmuck daraus. Esift ein halber Mond, mit zweyen weißen Hoͤrnern; fieglauben mit diefem Schmude dem Mitſchaga⸗ tfchi zu gleichen, welches ein Seevogelift, der ganz ſchwarz ausſieht, und dem die Natur zween weiße Federbuͤſche auf dem Kopfe gegeben. Inzwiſchen fangen die Einwohner nur ſehr wenig Vielfraße, weil es ihnen vermuthlich weit leichter ift, fie zu Faufen, dag „beißt, einen oder zween Seebiber für zwo weiße Vielfraßpforen zu geben, Dieſes Thier ift übrigens felbft eine Art von Jäger, Man weis, auf welche Arc esdieXenn- thiere und Hirfche zu fangen pflege”). Man weis aber nicht, mas doch fo oft fälfch- lich wiederholet worden ift, daß er fo fehr viel freffen follte, daß er fich, um fich aus zu leeren und hernach wieder an zu füllen, den Baud) -zwifchen zwey dichte zufammen ge⸗ wachfenen Bäumen durchzwinge. Ueberhaupt muß man an allem dem Wunderbaren . ‚zweifeln, was uns von wilden Laͤndern erzähler wird, fo lange bis es uns Naturfündi: ger bezeuger Haben, die zugleich wahre Philoſophen find, ; xaamtſchatka iſt ein Land, welches zu fehe mit Bergen und Dornen und Difteln ans Bären. gefüllt, und zu voller Reif und Nebel it, als daß es an Bärendafeldftfehlen ſollte. Sie’ — find aber weder fo groß noch fo wild, als man aus der ſtrengen Himmelsluft vermuthen koͤnnte. Sie fallen ſelten jemand an, wenn fie nur nicht bey ihrem Erwachen jemand hinter fich gewahr werden, welchen fie die Furcht ohne Zweifel für einen Feind anfe: den läße; denn alsdann werfen fie ſich zu ihrer Vertheidigung auf den Worübergehen- hing Auf jolche Are ift der ſchlafende Bär fürchterlicher, als der erwachte. Er toͤd⸗ ra Bi aber niemand, fondern begnuͤget fich nur, die Haut des Hirnfhädels von dem Genicke fir zu fireifen, und fie über die Augen des Unglüclichen zu decken, als wenn er bloß Gefiche zu fürchten hätte. Zuweilen zerreißt er ihm in der Wuth auch) die flei Richten * Man ſche die allaemei ** — algemeine Geſchichte der Reiſen im XIX Bande, a, d. 397 ©, . Allgem, eifebefchr, XX Band, —— a 7 266... Geſchichte von Kamtſchatka. Land Ram: ſchichten Theile, und verläßt ihn in ſolchem Zuſtande. Man hoͤret häufig in Kam⸗ tfebatfa. —N tſchatka von ſolchen zerſleiſchten (Dranki) welche, wie Lueretius ſaget, mit ihrem Ges ſeufze Berge und Walder erfüllen, und ihre zitternden Hände über ihre Wunden hal⸗ ten. Dieß find vie Gefährlichfeiren des wilden Lebens: aber fie find lange nicht fo zahlreich und fürchterlich, als alle diejenigen Uebel, womit ſich die Menſchen einander um die Werte in der Gefellfhaft quälen. Die Bäre, die menfchlicher find, als der Menfch, ſchonen der Weſen, die fie nicht fürchten, Man wird niemals hören, daß fie dem weiblichen Geſchlechte etwas zu Seide (hun, im Gegentheile folgen fie ihnen häufig, als zahmgemachte Thiere, und nur zuweilen rauben fie ihren die Beeren, die fie gefammlet haben. Ueberhaupt fuchen fie nichts, als zu leben, und das, wenn eg feyn will, ohne Blur zu vergießen; denn fie vermeiden das Zerreißen. Den Sommer hin durch find die Bäre ſehr fett, vermuthlich, weil fie alsdenn im Ueberfluſſe Fiſche finden, denen fie oft nur das Marf ausfaugen. Wenn aber der Winter die Fluͤſſe gefrieren und die Pflanzen verwelfen läßt, fo werden die Bäre mager; denn fie leben von nichts als von trockenen Fifchgräten, und geſammleten Zifhen, die fie aus den Härten ſtehlen, von Rennthieren, die ſie ungefaͤhr toͤdten koͤnnen, oder von Fuͤchſen und Hafen, bie fie in Fallſtricken finden. Uebrigens ift dieſes Thier fo faul, daß die Kamiſchadalen ih» ven Hunden, wenn fie fi) gar zu oft beym Schlittenziehen ausruhen, kein groͤßer Schimpfwort bey zu legen wiſſen, als wenn fie fie Keren, Baͤre, nennen. a und Wer Neil aber doch der Bär, fo faul er auch immer feyn mag, zuweilen durch den je, wie die Kamtfepadalen Hunger gereizt wird, Schaden zu thun, und Fleiſch zu freffen: fo wird man gezwun⸗ Baͤre fangen. Ratten. gen, ihn durch Pfeile zu toͤdten, oder ihm Fallſtricke zu legen. Die Kamtſchaͤdalen haben eine befondere Art, ihn in feiner Höhle zu fangen, Man häufer bey dem Eins gange derfelben eine Menge Holz auf, und nahe bey dem Soche Balken und Stämme: von Bäumen, Der Bär, um ſich einen freyen Ausgang zu verfchaffen, zieht die Stücken Holz in feine Höhle, und verwirret ſich eben auf diefe Weile defto mebr in dies felben, da er ſich von ihnen befreyen will; fo daß er zulege gar nicht berausfommen Fan, Alsdenn-durchgraben die Ramtfchadalen fein Loch von oben und tödren ihn mit . Sanzen. Andere fangen diefe Thiere mit Schlingen, in deren Mitte fie ein Stüc Sleifch zur Lockſpeiſe Hängen, zwiſchen den fiarfen Zweigen eines Baumes, der von Natur krumm gewachſen iſt. Der Bär, der von Natur gefräßiger, als liſtig, iſt, ſtecket den Kopf oder die Pfote in die Schlinge, und faͤngt fi) fo an dem Baume, da er denn feine Gefraͤßigkeit mit feiner Hauf bezahler. Denn bloß wegen feiner Haut ſteht man ihm nad) dem geben, Die Kamtſchadalen machen ſich ihren größeften Putz dar⸗ aus, und Schuhiohlen, damit auf dem Eife zu laufen. Im Sommer, damit fie nicht von der Sonne verbrannt werden, bedecken fie ſich das Geſicht mit feinen Gedärmen. , Ein Thier, welches überall ſehr gemein ift, und, wie es fheint, in einem fo uns bewohnten Sande, als Kamtſchatka ift, es eben nicht feyn follte, ift die Ratte. Man findet in dieſem Lande dreyerley Arten derſelben. Die erftere hat einen kurzen Schwanz und ein rothes Fell, und ift ungefähr ſo groß, als die größten in Europa: fie iſ aber von ihnen durch das Geſchrey unterſchieden, welches dem Geſchreye der Serfen gleicht, übrigens koͤmmt fie mie einer Art Wiefel ſehr überein, die ſich gleichwohl von lauter Ratten ernaͤhret, ohne Zweifel aber von kleinern. —— Dieſe \ ⸗ x Br 1Buh. viel 267. Dieſe find, fo zu fagen, Hausgenoffen der KRamtfehadalen, deren Vorrath fie oh Land Kam⸗ t ne alle Furcht aufzehren; fü vertrauet machet ſie der Hunger mit ihnen, tſch Eine dritte Ark lebet von dem, was fie der erſtern ſtlehlt, die ſich in Den Feldern, Buͤſchen, und den Bergen aufhaͤlt. Die eine gleicht den Horniſſen, die andere den Bienen, Die großen Ratten, die man Teguliſchitſch nennet, haben große Nefter, die in kleine Kaͤmmerchen abgetheiler find, welche eben fo viel unferirdifche Vorrathskammern ausmachen, von denen eine jede eine gewiſſe befondere Art von Jebensmitteln auf den Winter enthält, Man reifft daſelbſt rein gemachte, und auch andere Sarane an, - welche die Kasten in den ſchoͤnen Tagen an der Sonne krocknen laſſen; allerhand Arten von Pflanzen und Cedernnüffe, Es ift wahr, die Gefchichte diefer Kakteen ift viel fonderbarer, als der Menfchen ihre, von denen wir fie erhalten: aber follte fie auch wohl wahrer feyn ? | { Wenn man den Kamtfihadalen glauben darf, fo haben diefe unferirdifchen Bes | wohner gewiffe Zeiten, wo fie ausziehen. Zuweilen verſchwinden alle große Raften von diefer Halbinfel, und diefes zeiget-ein übeles Jahr an: wenn ſie aber wiederfoms men, fo verfündigen fie ein gutes Jahr, und eine gluͤckliche Jagd, und es werden im ganzen Sande Borhen herumgeſchicket, ihre Wiederfunft an zu fagen. Im Fruͤhjahre gehen fie ab, und begeben fid) gegen Abend an den Ufgen des Fluſ⸗ fes Penſchina, indem fie über Seen, Suͤmpfe und Fluͤſſe ſchwimmen; ſehr oft ertrin⸗ ken ſie aber unterwegens, oder bleiben von den Beſchwerlichkeiten abgemattet, an dem Flufſſe fo fange todt liegen, bis ihnen die Sonne und die Ruhe wiederum neue Kräfte verfchaffen. Sehr oft werden fie durch wilde Enten gerauber, oder durch eine Arc Sachfe gefreffen. Ein Heer von ſolchen Ratten brauchet zumeilen zwo Stunden über einen Fluß zu ſetzen; denn fie haben weber Brücken noch Kahne, ob ſich gleich die Kam⸗ etkan TE iſchadalen einbilden, daß fie auf einer Arc Mufcheln, welche wie ein Ohr geftalter find, » Über das Waffer fogeten. Man finde diefe Muſcheln zuweilen an den Ufern der Fluͤſſe, und fie werden von den Einwohnern Rattenkaͤhne ganannt. Es iſt diefes nicht die einzige Fabel, die fie für die hoͤchſte Wahrheit ausgeben: Nichts ift fo bewundernswürdig, wenn man fie reden höre, als die Borforge diefer Hatten, und die gufe Ordnung ihres Zuges. Ehe fie weggehen, bededfen fie ihren Vorrath mit vergifteren Wurzeln, damit fie die räuberifchen Ratten wergiften, "die er: wan in ihrer Abweſenheit ihre Vorrathshaͤuſer pluͤndern wollten, Wenn fie wieder fommen, und das geſchieht im Weinmonate, und alsdann etwan ihre Vorrathskam⸗ mern leer und verwüfter finden," fo hängen fie fich aus Verzweifelung auf. Die Kam- efchadalen find auch, vermuthlich aus Aberglauben, fo fiebreich, daß fie nicht allein ih: ren Vorrath nicht ſtehlen, fondern vielmehr thre Löcher mir Rogen oder Caviar füllen; und wenn fie an den Ufern der Fluͤſſe etliche halbtodte Ratten finden, fo geben fie ſich le Müpe, fie beym geben zu erhalten. So iſt die Gefchichte der Erde, wie man ſieht, aberall nur die Geſchichte der Thorheiten und fügen des Menfchen. Man muß Mer auch diefe erzählen, und wäre es nur Bloß in der Abfiche, ihn zu Rechte zu brin⸗ gen Die Fehler und Irrthuͤmer des menfchlichen Gefthlechtes werden zu allen Zei- ten dem Phlloſophen genug zu thun geben: aber er hat nicht immer in den milden und unbebaueten Sändern diejenigen Schmarugerpflanzen aus zu roften, die das Weſen des menſchlichen Geiſtes, ſo zu ſagen, en 3 2 — CR Das t Hand Kam: tſchatka. — Geſchichte von Kamtſchatka. | BER Te ee Das VI Kapitel, Bon den Amphibien, Bon den Scehunden. Seeloͤwen. Meerkatzen. ten. Bon den Seebibern, den Manatheen, Ihre Art ſich zu begatten. Ihre Art zu frei; oder Seekuͤhen. die zugleich im Waſſer und auf dem Sande leben. Kine Art halt fich nur im 9 Kraſcheninnikow unterſcheidet drey Arten von Amphibien, d. i. Thieren, füßen Waſſer und niemals im Meere auf. Die zweyte febet in dem Meere und ‚Inden Fluͤſſen, und die dritte nur im fälzisen Waffer allein, und niemals im füßen, Don den See⸗ Hunden. * Bon der erften Gattung Eenner man in Kamtſcha Fa Feine, als die Fiſchottern, Die zu⸗ weilen auf der Jagd gefangen werden, wenn fie. ich bey Schneeſtuͤrmen in den Wa dern verirrt haben. Ihre Felle find fehr thener, weil man das Thier felten finde, und fie werben gebrauchet, die Kleider damit zu befeßen , vorzüglich aber die Farbe der Zobeln zu erhalten, welche man an denen Orten darinnen einſchlaͤgt, wo man fie verwahret. Zur zweyten Gattung gehoͤren die Seehunde. Sie kommen in ſo großer Anzahl ‚aus dem Famtfchadalifchen Meere in die Slüffe, daß die Fleinen Infeln, die um die Küften herumliegen, zuweilen ganz von ihnen bedecket find. Es giebt viererley Arten derfelben. Die erſte und gröfite, welche die Kamtſchadalen LachtsE nennen, wird nur unter dem fechs und finffzigften Grade der Breite, fo wohl in dem penfcyinifchen: Meere, als in dem oftlichen Oceane, gefangen. ka Die dritte Gattung, die man durd) einen großen Firfchfarbenen Kreis unterſchei— den ſoll, der die Hälfte der Oberfläche ihres weiffen Felleb bedecket, wird nur in dem sftlichen Dceane gefunden, — Die vierte Gattung, welche die kleineſte iſt, wird in großen Seen gefangen. > Der Seehund entfernet fid) niemals weiter, als dreyzig Meilen, von der Kuͤſte. Die Schiffer können dieß als ein ficheres Merfmaal des nahen $andes annehmen, Wenn er in die Fluͤſſe gebt, fo hut er es, fich Fiſche zu fuchen, von denen. er fich ernäbrer. Das Männchen paarer fi), wie Herr Kraſcheninnikow berichtet, gerade wie die Menfihen, und nicht, wie man gemeiniglich glaubet, wie die Hunde, Das Weib mit Keulen oder Fliintenkolben auf din Kopf todt; denn es iſt vergebens, wenn man chen wirft niemals mehr Junge, als eins auf einmal, Das Geſchrey der Seehunde gleicht dem Laute eines ſtarken Erbrechens. Die Jungen mimmern zuweilen ‚ tie —— die im Ungluͤcke ſind. Nichts iſt unangenehmer, als das ewige Grunzen dies er Thiere. e i nn den verfhiebenen Arten, fie zu fangen, haben die Kamtſchadalen eine, die ihnen eigen zu feyn feheint. Wenn die jungen auf dem Eife find, fo legen dig Yäger ein weiſſes Tuch vor einen Schlitten, und treib.n fie damit immer von ihren Loͤchern ab, Wenn fie nun weit genug entfirner find, fo fälle man über fie her, und ſchlaͤgt fie fie 1Buch. VI Capitel. 26069 fie anderswo bin ſchlaͤgt. Die Kugeln bleiben in ihrem Fette fteeten: man darf ſich Land Kam⸗ aber darum eben nicht einbilden, daß fie ihnen nur einen angenehmen Kigel verurſach- tſchatka . fen, wie einige Jeute fagen, denen die Seehunde biefes vorgegebene Vergnügen gewiß ; nicht verfrauet haben, Zumeilen ftelfet man an drey oder vier Orten eines Fluffes, worein die Seehun⸗ de gegangen find, fehr ſtarke Netze, und freibe fie mit großem Geſchreye in dielelben, Wenn fie nun darinnen verwickelt find, fo tödtet man fi. Man fager, daß man by _ dergleichen Fifcheren und Jagd wohl über hundert auf einmal fange. Sie find ſchwer zu tödten, Herr Kraſcheninnikow erzählet, er habe felbft einen gefehen, den man mit einer Harpung gefangen, und der die Matrofen noch verfolgete, ungeachtet ihm ſchon der Hirnſchaͤdel in viele Stuͤcke zerbrochen war. So bald man ihn auf das Ufer gebracht hatte, bemühere er fi), wieder in den Fluß zu fommen; und da er das nicht Fonnte, fo fieng er an zu weinen; und als man ihn ſchlug, fo fegete er fich mit der Z groͤßeſten Wuth zur Wehre. — Woenn man fie zuweilen ſchlafend an der Kuͤſte antrifft, fo entfliehen fie, wenn fie Zeie haben, und um den Weg nod) fehlüpfriger zu machen, ſpeyen fie nicht eine Art von Milch, wieman gemeiniglich aus Unwiffenheit vorgiebt, fondern Seewaffer von fi), Zu der Art von Amphibien, die nicht in das füße Waffer gehen, gehören aud) die Seepferde. Die Kamtfchadalen fangen fie nur ihrer Zähne wegen, die von fünf oder ſechs Pfund an bis achtzehn wiegen; und je größer fie find, defto theurer werden ie bezahle. PN: ) ER Thier, das man gemeiniglich mit diefem verwechfele, ift ber Seeloͤwe; wie⸗ Seeloͤwen. wohl er etwas größer, als das Pferd, und den Seehunden ähnlich ift. Er wiege. fünf und drenzig bis vierzig Pud ). Die großen brüflen und die Eleinen blöfen. Ihe gräufiches und ftärferes Gebrülf aber, als der Seehunde ihres, meldet den Schiffern bey neblichtem Wetter, daß fie nahe an Klippen oder Felfen ſich befinden, woran ihr Schiff fheitern koͤnnte; denn wenn fich diefe Thiere zu Sande aufhalten, fo lieben fie - die Infeln ind die Spigen der Berge. Ein jedes Männchen hat auf vier Weibchen. Sie paaren ſich im Auguft und find neun Monate trächtig. Der Seeloͤwe thut fehr artig mit feinen Weibern; er fpies ket Tag und Nacht um fie herum, und ſuchet mr, ihnen zu gefallen; nichts ergößet ihn mehr, * wenn er von ihnen geſchmeichelt wird, und oft ſchlaͤgt er ſich mit der groͤß⸗ „ten Wuth für feine Geliebte. Dafür find beyde, Mann und Weib, deſto gleichguͤlti— ger gegen ihre Jungen, die fie oft im Schlafe erdrücen, und im Falle fie von jeman« den angegriffen werden, nicht vertheidigen, Wenn die jungen Loͤwen, ermuͤdet vom Schwimmen, auf dem Ruͤcken ihrer Mutter kriechen, fo tauchet ſich diefe ins Waſſer, damit fie ſolche Is werde. Man ſollte beynahe ſagen, daß fie einen Abſcheu vor dem ger — fo ſehr bemühen fie fich, das Ufer zu erreichen, wenn man fie ins Waf wirft. — flal⸗ Der Seelöwe, der durch feine Größe, feinen Rachen, fein Gebruͤll, feine Ge: alt und feinen Namen felbft, ſo fürchterlich ifk, ift doch dabey fo furchtſam, daß er, fo bald er nur einen Menſchen gewahr wird, fliche, feufzet, ziftert und bey jedem 13 ; Schritte En Pud haͤlt vierzig ruſſiſche oder drey und dreyzig franzöfifche Pfund. Sand Kam: hatka. — 270 Geſchichte von Kamtſchatka. Schritte faͤllt. So viel Muͤhe koſtet es ihm, fein weiches und ſchweres Fett fort zu ſchleypen. Wenn er num aber feine Errettung in gar nichts mehr, als in der Ver⸗ zweifelung, ſieht, fo jagee er denn auch wieder feiner Seits feinen Verfolger in die’ Flucht, vornehmlich wenn er in dem Meere iſt, wo er in feiner Wuth zumeilen ganze Nachen umflürzet, und die Menfchen erfäufer. _ Der beherztefte Fiſcher oder Säger geht wider den Wind, wirft ihm unter feinen Vorderfloßfedern eine Harpıme in die Bruft, die an einen fangen von Serlöwenfelle gemachten Riemen gebunden iff, und den die andern Fiſcher um einen. Pfahl gemwunden haben. Diefe ſchleßen denn in der Ferne nach ihm mic Pfeilen, und wenn er denn feine Stärfe verloren bat, fo nähere man ſich ihm, und fehläge ihn vollends mir Keulen zu Tode, Zumeilen bedienet man fid) auch vergifterer Pfeile dazu; und da das Seewaffer ven Wunden ohne Zweifel em⸗ pfindlich ift, fo gebt das Thier fo gleich an die Küfte, wo man es denn, wenn man nicht gut dazu kommen ann, von fich felber fterben läßt. Es ift eine Ehre für die Kamtfchadalen, Seeloͤwen zu födfen, und eine Schan- "be, eins von diefen Thieren, wenn fie es einmal im Machen haben, wieder ins Waffer Von ben Seel katzen. zu werfen. Sie würden viel lieber verſinken und erſaufen aud) oft eher, als daß fie ihre Beute fahren laſſen. Unterweilen träge es ſich bey diefer Fiſcherey zu, daf ein Nachen durch die Winde fortgeriffen wird, und wohl acht Tage ein Spielder Wellen feyn muß. Endlich kommen die Fiſcher, ohne einen andern: Compaß, als Mond und Sonne, halb todt vor Hunger, aber mit Ehre überhäuft, zurück, Indeſſen treibt doc) auch der Nutzen die Kamtſchadalen an, die Geelöwen zu . ° ‚fangen, Ihr Speck und ihr Fleiſch ſchmecken ſehr vortrefflich, Einige Leute ſagen zwar, daß ſie unangenehm roͤchen: aber denen wuͤrde vermuthlich auch das Fleiſch nicht ſchmecken. Denn es iſt ſelten, daß der erſte dieſer Sinne dasjenige aunimmt, wag der andere verwirft, oder daß der andere das zuruͤck ſtoͤßt, was den erſten anſteht. Es mag nun aber mit dem Fette des Seeloͤwen ſeyn, wie ihm wolle, welches einige in An⸗ fedung des Gefhmads mit dem Scöpfenfette und dem Wefen nach mit dem Gehirne vergleichen, fo ift wenigftens feine Haut gut, daraus Schuhe und Riemen zu machen; und das iſt genug, den Menfchen zu beivegen, ſich der Herrfchaft über fie, die er fi) über alle Thiere gegeben hat, zu bedienen, das heißt, fie um zu bringen. y Diefem Herrſchaftsrechte ift die Seefage ) um fo viel mehr unterworfen, da fie nur Halb fo groß iſt, alsder Seelöwe. Uebrigens gleiche fie dem Seehunde, der uns gefähr die Größe eines Ochfen hat, nur daß er etwas breiter gegen die Bruſt, umd ets . was ſchmaͤler gegen den Schwanz ift, Sie wird mit offnen Augen, die fo groß als eines jungen Ochfen feine find, und zwey und drenzig Zähnen geboren, welche durch zwey Hörner an jeder Seite verftärfee werden, die gleich den vierten Tag durchbre⸗ ‚hen. Ihr Fell, welches bis dahin Violetblau war, wird alsdann Faftanienbraun, und 6 Pl ge: Steller nennet fie urfas marinus, Sees Meere findet, verglichen, dag man ihnen beſtimme * ie nad) einem Donate an dem Bauche und um die Seiten herum ganz ſchwarz. Das Weib chen ſieht graulicht aus, und iſt von dem Maͤnnchen ſo ſehr unterſchieden, daß man, wenn Naturkuͤndiger haben ſich noch nicht ge: te und ihrem außerlichen Arie ; i mug über die Geftait der Kama Br Namen geben Eitnife, ſehen che angermeis ! 1 Bud. vucapitek TER: wenn man fie nicht recht genau anfieht, fehr oft in die Verſuchung geraͤth, fie für Thiere Land Kam ⸗ von einer ganz andern Gattung zu halten. NER Gewoͤhnlich halten ſich die Seekatzen in der Buche zwifchen den Vorgebirgen Schipunsfoi und Kronotskoi auf, weil in diefer Gegend das Meer ruhiger ift, als es fonft an der oftlichen Küfte von Kamtſchatka zu feyn pflege. Dafelbft fange man fie im Fruͤhlinge um die Zeit, wo die Weibchen zu werfen pflegen. m Brachmos nate verfehiwinden dieſe Thiere auf einmal. Man muthmaßet, daß fie fi zu Denen Inſeln begeben, die zwiſchen Afien und America vom funfzigften Grade an bis zum fehs und funfjigften liegen; denn man ſieht fie niemals weiter gegen Norden hinauf ge: ben, und fie Eommen gewöhnlic vom Mittage wieder zurück. Vermuthlich thun fie diefe Reiſe, entweder ihre Jungen zu werfen, oder fie zu erziehen; denn Hunger, Si⸗ cherheit und Sorge für bie Fortpflanzung ihres Gefchlechts, find die Führer aller irren» den Thiere, Die Füchie reifen in die kamtſchadaliſchen Gebirge nach Befchaffenheit der fruchtbarer oder unftuchtbaren Zeit. Die Wögel-begeben ſich in wuͤſte Gegenden, wenn fie ſich maufern oder brüchen. Die Fiſche verfenfen fih in die tiefften Meerbus fen, wo die Waffer fill find, um zu laichen, und ihre Eyer ab zu legen. Die Ser katzen fuchen die Ruhe fern von bewohnten $ändern, ihre Jungen aufziehen zu Fönnen. Die Weibchen fäugen fie dafelbft zween oder drey Monate, und fommen alsdenn im Herbſte mit ihnen zurück. Das übrige, mas man bey dem Heren Kraſcheninnikow von den Reifen diefer Art Amphibien lieft, ift zu undeutlich vorgetragen, als daß wir uns dabey aufhalten follten. Die Seefagen haben ein verfhiedenes Geſchrey, welches fich nach denen Ems pfindungen ändert, die fie erfahren. Wennfie an den Ufern pielen, fobrüllen fie; wenn - fie ſich beißen, fo heulen fie, wie die Bäre; fiegen fie, fo geben fie einen Ton von fi, wie die Heufchrecfen, und werden fie überwunden, fo feheint es, als beffageten fie fi) und feufzeten ſie. Ihre Begattung und ihre Kämpfe find beyde merfwürdig genug, wexrigſtens in fo weit, daß es fich ber Mühe verlohnire, daß Naturkündiger Acht geben, ob das wahr fen, was die Reiſenden davon erzählen. Uns fen es übrigens erlaubt, — —* wir davon wiſſen, auf guten Glauben einiger Naturforſcher bin zu Man faget, jedes Männchen habe acht bis funfzig Weibchen, die es fo, wie feine Ihre Art ſich Jungen, mit einer unglaublichen Eiſferſucht bewachet. Sie ſind in Heerden eingerhei- I Aue: fe, von denen jede Hundert und mehrere Stücke begreift, Man muß aber voraus fesen, daß es ungleicy mehr Weibchen, als Männchen, in einer Gattung geben muͤſſe, die weder Schlöffer noch Verſchnittene hat, die Weibchen zu bewachen. „Sie fangen das Werf der Siebe mir Schmeicheleyen an; das Weibchen und Männchen werfen ſich zuſammen ins Meer, und ſchwimfnen wohl eine Stunde lang eins ums andere herum, Äbte Begierden gleihfam an zwxeigen, und dann fommen fie vor der Ebbe jans Sand uruͤck, und vollbringen das Werk ihrer tiebe, In diefem Zuftande ſiad fie am ide =: \ om zu fangen. Da man fie oft miteinander im Streite ſeht, ſo hat man geglaubt, = % Lebe zu ihren Jungen oder zu ihren Weibchen fey die Urfache diefer befländigen neinigkeit.“ Sieht man aber die Erziehung an, die fie ihren Jungen geben, und 1 walten, mie denen fie von der Natur ſelbſt ausgeruͤſtet find, ſo fieht man bald, aß fie um Kampfe gemacht find, Wenn Die „sungen unter einander fielen, Bi Aal as * . 4 * 272 Geſchichte von Kamtſchatka. Nand Rome das Spiel ernſthaſt zu werden anfaͤngt, fo läuft das Maͤnnchen herzu, fie aus einam tſchatka · Her zu bringen. Und ob er ſchon gnurret, fo lecket er doch den Ueberwinder, und i verachtet die Feigen oder Schwachen. Diefe haften fih denn zu ihrer Mutter, indeß fen die Tapfern um den Vater Her find. Das Weibchen, ob es ſchon von dem Männ: hen ſehr geliebt und ihm geſchmeichelt wird, fürchtet ſich doc) fehr vor ipm. Wenn etwan einige Leute ihre Jungen zu ſtehlen verfuchen, fo läuft das Männchen herzu, fein Geflecht zu vertheidigen; und wenn das Weibchen, anſtatt die Jungen in das Maul zu nehmen, ſich eins Davon rauben läßt, fo hoͤret er auf, den Räuber zu verfol- gen, und läuft hinter ihe ber, faſſet fie zwifchen die Zähne, wirft fie mie Wurh gegen die Zelfen, und laͤßt fie da halb todt liegen. Darauf gebe er um fie herum, machet feurige Augen, und weiſt fo lange die Zähne, bis fie denn auf allen Bieren die Augen in TIhränen gebadet, gefrohen koͤmmt, und ibm die Füße lecket. Das Männchen weinet zuweilen felbft, wenn ihnen Die Jungen geraubt werden; und diefes Zeichen der Zaͤrtlichkeit ift der legte Ausbruch einer ohnmaͤchtigen Wurh, Die alten Seefagen find fehr mild, Wenn ihre Brunftzeit vorbey iff, fo bege⸗ ben fie fih in eine Einöbe, wo fie, wie man faget, zumeilen ganze Monate, ohne zu effen und zu trinken, zubringen follen. Syn diefem Zuftande fihlafen fie faft beftändig, werden aber fehr leicht erwecket; weil doch entweder ihr Gehör, oder ihr Öeruhian Ihre Art zudem Schlafe der andern Sinne feinen Theil haben mögen. Wenn jemand vor dem Kreiten. Orte ihres Aufenthaltes voruͤber geht, ſo fallen die erſten von dieſen Thieren, die er antrifft, uͤber ihn her. Sie beißen die Steine, die man gegen ſie wirft, und kratzete man ihnen auch die Augen aus, und zerſchluͤge ihnen die Zaͤhne, oder gar den Hirn⸗ ſchaͤdel, fo fahren fie doch fort, ſich zu wehren, und find im Stande, ganze Wochen lang mit ihrer zerfchlagenen und herabhängenden Hirnfchaale zu leben. Wenn fie nur eis‘ nen Schritt zuruͤck wichen, fo würden alle andere Katzen, die dem Gefechte zufehen, die Flüchtlinge wieder zurück jagen. Man faget, es foll fich oft fügen, daß, wenn fo ein allgemeiner Krieg unfer ihnen ift, immer eine Kage glaube, die andere fliehe, wenn fich dieſe gleich zum Streite anſchicke; alsdenn fälle eine über die andere her, und fie zerreißen fich unter einander, ohne einiges Schonen. Wenn der Streit fo ift, fo Eönnen die Jaͤger oder Wanderer ficher ihren Weg fortfegen, und nad) Belieben plün- dern oder föbten, Nichts iſt ſonderbarer, als die Erzaͤhlung des Herrn Stellers hiervon. Als er eines Tages mit einem Coſaken ausgegangen war, ſo kratzete dieſer einer Seekatze die Augen aus. Darauf griff er noch wohl fünf oder ſechs mit Steinwerſen an, und be— gab fich an die Seite der Geblenderen. Diefe glaubete, ihre Gefährten, welche fie ſchreyen hoͤrete, kaͤmen wider fie, und fiel felbft über diejenigen her, die ihr zu Hülfe eileten. Herr Steller, welcher ſich inzwifchen auf eine Höhe geflüchtet hatte, mo er . den Streit, den der Cofafe angerichter hatte, überfehen konnte, fab darauf wiederum alle diefe Raben auf die blinde losgehen, und fie bis in das Waffer verfolgen, wohin ſie ſich flüchtete; fie fehleppeten fie ans Ufer, und zerriffen fie fo fange mit ihren Zähnen, bis fie todt auf dem Plage blieb. Die gewöhnlichen Streitigfeiten gefihehen nur immer zwiſchen zwey und zwey, ‚bauten aber bis zur völligen Erfchöpfung aller Kräfte: Der Anfang gefchieht ge: woͤhnlich mit Pforenfchlägen, die fie zu gleicher Zeit aus zu heilen und ihnen aus zu | weichen ” 1Buch. VII Capitel. 273 weichen bemuͤhet find, Wenn ſich denn eine die ſchwaͤchſte zu ſeyn fuͤhlet, ſo immt Land Kkam⸗ ſie ihre Zuflucht zu den Zähnen, die nicht anders, als Saͤbel, einhauen. "Die andern Nhatta. kommen alsdenn aber gewöhnlich den Ueberwundenen zu Huͤlfe, und bringen die Streite aus einander. Die Streitbarkeit dieſer Thiere iſt fo groß, daß man faͤſt Fein einziges findt, welches nicht ganz zerfeger von Winden feyn folltes und es fterben die wenig⸗ ften von ihnen aus Alter, fondern faft alle im Kampfe. "Man fiehr auch längft der Küfte Hin ganze Streden mir Todrengebeinen bedecket, nicht anders, als unfere | Schlachtfelder ſeyn wuͤrden, wenn wir nicht unſere Todten beerdigten. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man alle die blutgierigen Seelen, die nichts als Mord von ſich hauchen, nach Kamtſchatka braͤchte; ſie wuͤrden daſelbſt an den Seekatzen wuͤrdige Nebenbuhler ihrer Blutgier finden‘, die durch ihre Gegenwehr vermoͤgend waͤren, ſie zu ſtillen. Dieſe fuͤrchterlichen Thiere, denen fo ſchwer, beſonders in der Ebene, aus zu weichen iſt, die ſo ſchwer zu toͤdten find, daß fie nach zweyhundert tuͤchtigen Stockſchlaͤgen, die man ihnen auf den Kopf zugezaͤhlet hat, doch noch leben, die fo ſehr zum Streiten geneigt find, daß auch ein einziges vor vielen Menſchen nicht flieht, ‚die durch die Wunden fo wuͤthend gemacht werden, daß, fo bald fie nur von einer Harpune getroffen worden, fie ‚ein ganzes Boot voller Fifcher angreifen, und es fo lange geſchwind fortziehen, bis fie es umgeftürzt, und die Menfchen darinnen erfänft haben; diefe Thiere, fage ich, mürs wen gar bald die menfchliche Geſellſchaft von allen denen Raͤubern befreyen, die ein ‚Vergnügen finden, fie durch ihre Zänfereyen zu beunruhigen. x Der Seebiber, der dem auf dem Lande nur am Felle, und an den ſanften Haaren —— Sa ‚gleich ift, hat die Größe einer Seefage, die Geſtalt eines Seehundes, und einen bern. Kopf gleich den Bären, Seine Zähne find Flein, fein Schwanz kurz und platt, und ‚geht unten fpißig zu. „ia iz: - Dieſes iſt das fanftmüchigfte von allen Seethieren, welche aufs fand kommen. ‘Cs ſcheint, «als Hätten die Weibchen eine ganz befondere Zaͤrtlichkeit für ihre Jungen; 5 Khwimmen auf dem Rüden, und halten fie unterdeffen in den Borderpfoten einge e re fo fange bis fie ſelbſt im Stande find, zu ſchwimmen. Ungeachtet ihrer a ache und Zurchefamfeie, weiche fie vor den Jaͤgern fliehen laffen, verlaſſen fie fie N wicht, ‚als in der äußerften Noch, und find allemal bereit, ihnen zu Hülfe zu kom⸗ Men, wenn fie fig ſchreyen hören. Der Jäger bemüher ſich auch) nur, einen jungen Bi- ber —5—— wenn er die Mutter haben will. — an hat verſchiedene Artenadieſe Thiere zu fangen, entweder beym Fiſchen durch Diese, die man durch die Meerfräuter zieht, in denen fich die Biber im Sturmwerfer oder. bey Nachtzeiezu verbergen pflegen, oder auch auf der Jagd mie Kaͤhnen und Har: punen, Man verfolger fie auch nody im Früßlinge mie Schrittſchuhen auf dem Eife, - welches der Oſtwind an die Küfte treibt. Man fager, diefe Thiere follen durch) das Leraͤuſch, welches der Wind den Winter in den Wäldern macher, und dem Gerdfe der Selten fehr ähnlich iſt, zuweilen betrogen werden, und bis zu den unteritnifihen Woh- ein ade Kamtſchadalen Fonnnen , wo fie denn Durch die Oeffnung vomoben hin- fallen, ab) Salz ir tr Maniyen Bit, i ie Aa ind eine Materie des Streires unter den Naturkuͤndigern. Ei- Ton den Mas ige geben fie a, aus, weil fie einen Schwanz und Floßfedern, und weder Haar pen Serkühen et daben, Andere Halten ſie fuͤr Seeamphibien, weil ihre Vorderfloßfedern gem · Reiſcbeſchr. XX Band, Nm wahre - 274 = Geſchichte von Kamtſchatka. — Band Ram · wahre Fuͤße ſind, und ſie Zitzen haben, die kein einziger Fiſch hat. Aus dieſem Wi: tſch atka derſpruche wollen noch andere ſchließen, bie Manatee fey eine Mittelgattung zwifchen den vierfüßigen Seeungeheuren-und den Fiſchen. Endlich will Herr Steller, und nad) ihm Herr Kkaſcheninnikow, fie zu der letztern Gattung rechnen, weil fie einen mit Wirbelbeinen verfehenen Hals haben, vermittelſt deffen ſie ihren beweglichen Kopf her⸗ umdrehen fünnen, ein Vorzug, den man bey den Fiſchen memals antrifft, Herr Steller faget, die meiften Schiffer hätten dieſes Thier mit dem Namen der Seekuh beleget, vermuthlich feiner Schnauze wegen, Die man im Anfange zuerft und wohl gar auch nur allein gefehen har. Denn nur an diefem Theile ift es den KRü- hen ähnlich, da es fonft den Sechunden gleicht, nur daß es etwas größer iſt. Die Weibchen haben zwo Zißen vorne, und vieleicht mar dag die Urfache, warum Colum⸗ bus in der Meerkuh die Syrene der Alten zu finden glaubte, Weil fie ihre Jungen mit ihren Sloßfebern, bie ihnen ftatt der Hände dienen, an ihre Bruſt gefchloffen hal⸗ sen, fo haben ſie die Spanier deshalb Manati genennei. Ihr Geſchrep, welches ei⸗ ne Art von Seufzen iſt, hat fie von den SranzofenLamentins nennen laſſen. Man finde dieſes Thier in allen denen Meeren, die zwiſchen Aſien, Africa und merica find, Daher koͤmmt vermuthlich die große Verſchiedenheit, die man nicht ohne Verwundes vung in den meiften Befchreibungen bemerfer, die man von ihnen hat. Ihr ſchwarzes, rauhes und gleich der Rinde einer Eiche dickes Fell ift ſchuppig und hart, ſo daß es fo gar den Aerten widerſteht. Man will, daß die Meerkuh, anftatt ver Zähne, gween weiffe und platte Knochen zwiſchen den Kinnbaden habe. Ihre Augen, die in Vergleichung des Kopſes ſo Flein find, als der Kopf felbft in Bergleichung des übrigen . Körpers, fiehen in gerader Sinie mic den Mafenlöchern, in gfeich weiter Entfernung zwiſchen der Schnauze und den Ohren, welche beynahe unfichtbare Söcher find. Ihre zwo Pfoten oder Floßfedern, die gleich) unter dem Halfe angehen, dienen ihr, ſich da- mit fo feßt an den Felſen an zu Flammern, daß ihr Sell oftmals in Stücen abgeht, ehe fie die. Fiſcher losmachen Fönnen. Das Sonderbarefte, was Herr Rrafcheninnitow von diefem Thiere anmerfet, iſt ihre Länge und ihr Gewicht; fie follen nach ihm unges faͤhr vier Safchen oder Faden lang feyn, und zweyhundere Pud wiegen; das wäre denn nad) unferer Rechnung fechs und zwanzig bis fieben und zwanzig Fuß lang, und fies . ben oder achttaufend Pfund fhwer, Herr Evans, der auch einmal eine Meerkuh be⸗ Thiere. rl - Diefe Thiere gehen Haufenmweife und zur Zeit der Fluth fo nahe an die Kuͤſte, daß ſchreibt ?), giebt diefem Thiere nicht mehr, als achtzehn Fuß, in die Länge, und vier- hundert Pfund Schwere; vermuthlich reden beyde Schriftfteller nicht von einerley man, wie Here Seller faget, ihren Rücken mit der Hand befühlen Fann. Wie kam aber wohl ein fo großes Thier fo nahe ans Sand Fommen, auf dem es doch nicht gehen Fann? Aber es ift Diefes nicht die einziger Schwierigkeit in diefer- Geſchichte. Wenn man fie (die Manateen nämlich) ſchlaͤgt oder fonft beleidiget, fo fliehen fie tief ing Meer, tkommen aber bald wieder. „Diefe Thiere, faget Herr Arafcheninnkow, haben nicht ndie geringite Sorgfalt für ihre Erhaltung, fo daß man mit Booten mitten unter fie »fahren, oder aufden Sand geben und föbten kann/ welche man will,“ : ine 3) Dean ’fehe die Geſchichte von Grönfand, U Bud, 3m. * 1Buch. VIII Capitel. eder Haufen beſteht aus vier Manateen, einem Männchen, einem Weibchen, Land Kam⸗ und zweyen Jungen von verfchiedenem Alter uyd verfchiedener Größe. Ueberhaupt ker haben diefe Thiere ihre ungen, um fie in Aherfeit zu ftellen, mitten unter ſich. Das Männchen lieber das Weibchen fo fehr, daß es, wenn es. alle Mühe vergebens angewandt hat, folches gegen die Fifcher zu verfheidigen, und es zu befreyen, die es mit ihren Harpunen ans Ufer ziehen, demfelben, ungeachtet der Schläge, mit denen es über» haͤufet wird, nachfolger, plöglich auf das Weibchen losfpringe, und zuweilen wohl zween oder drey Tage-lang an beffen todtem Körper feft angeflammert liegen bleibts Wenn jemand auf einem Boote, das mit vier Nuderfnechten befeger ift, mit der Harpune eines diefer Thiere geworfen Dat, fo ftehen dreyzig Fifcher am Ufer bereit, die _ ‘das Thier mit einem großen Scifffeile, das an der wie ein Anker geftalteten Hate pune befeftiget ift, ans fand ziehen, Unterdeffen, dag man bemüher ift, die Manatee von denen Dertern los zu reißen, an die ſie ſich angehängt hat, durchftoßen fie die Rus derknechte mit Spießen, Se bald fie verwundet ift, fängt fie an, ſich außerordentlich zu bewegen, und fo gleich koͤmmt eine Menge anderer ipr zu Hülfe, die entweder mie ihren Rücken das Boot um zu werfen fuchen, oder ſich über das Geil legen, es zu zer⸗ reißen, oder fi) bemühen, es mit ihren Schwänzen von der Harpune los zu machen. Wenn die Manateen alt find, fo ſchmecket ihr Fleiſch, wie Rindfleifch, und wenn fie jung find, wie Kalbfleiſch. Das erftere iſt ſehr hart, aber das andere leicht zu Fos hen. Es läuft fo fehr auf, daß es gekocht nod) einmal fo viel Raum einnimmt, als roh. Das Fett ſchmecket wie Schweineſpeck. Ihr Fleiſch ift leicht ein zu falzen, obgleich einige das Gegentheil haben vorgeben wollen. — * Dos VII Eapitel. > Bon den Sihhen - > Meurun Von den Walfifen, dem Kaſatta oder Schwert / den füßen Waſſetn leben. Wen dem Tfihas >) fiſche dem Tſcheſchtak oder dem Meerwolfe, wilſcha. Niarka. Keta oder Caibo. Der) dem Molkoia, oder Akul, dem Dlatteife, dem laia· Weiſſe Fifche, die roth werden. Zwey⸗ Terhuk oder der Geile, Meerfiſche, welche in die te Art der Fiſche, die in die Fluͤſſe kommen, Fluͤſſe kommen. Ben den Lachſen. Exfie Von den Goltzi. Muikitz. Koriuchi oder See⸗ Claſſe derer Fiſche, Die zugleich im Deere und. aalraupen. Beltſchutſch oder Häring. a ie Gefchichte der Reifen iſt die Grundfefte und die Vorrathskammet derialfge" SI meinen Welthifterie, aus der alle Gelehrte und Schriftfteller die Erkenntniſſe,/ Bere ihnen noͤthig find, fchöpfen müffen.' Wiefie aber in jedem Sande nurbas‘ ere auffuchen, wodurch es von allen andern unterfehieden wird, fo muß man Sefon fi befleißigen, nur. die feltenften Dinge in diefe Niederlage zu bringen; oder man muß. a. nur begnügen , Das, was vielen Laͤndern gemein ift, bloß an zu zeigen; und bey deren erfehiedemheiten auf zu halten. Dieſes iſt denn die wahre Fundgrube: —— — Mm2 3 ſo * Rand Rats tſchatka. Von den Wal⸗ fiſchen. 276 Geſchichte von Kamtſchatta. fo wohl der natürlichen), als buͤrgerlichen Gefhichte, "Die ausführfiche Beſchreibung der gewoͤhnlichen Sachen gehoͤret ur für das Sand allein, wo fie im Ueberfhifje anges troffen werden; uͤberhaupt muß man mit allem dem, was ein Land hervorbringt, eg mag gemein oder ſelten ſeyn, ſo verfahren, daß man es an dem Orte, dem fie von der Natur, fo zu fagen, befonders zugeeignet find, ausleger und entivickel, "Da aber eis nerley Dinge nach den verfchiedenen Himmelsſtrichen verſchieden find, fo muß man ‚eben diefe Verſchiedenheiten fanımien, wenn man zu verfchiedenen Malen die Gattuns gen durchgeht, die auf der Dberfläche der Erde angetroffen werden, In dieſer Ab: fit wird man fich gegenwärtig bemühen, die Gefihichte der Fifche bey zu britigen, die das Meer und die Fluͤſſe den Kamtſchadalen liefern, + "Man wird allo nur von denen- Öattungen reden, die an dieſen Küften am häufigften ‚, und den Bewohnern Derfelben am nüßlichften find, . * Der Walfiſch iſt von der Art, daß man ihn an feinem Orte, to er fich befinder, mie Stillſchweigen übergeben Fann, Er nimme einen zu großen Raum ein, als daß er nicht eine anfehnliche Stelle in der Geſchichte der wunderbaren Geburten der Nas tur haben follte. Der oftlihe Deean und das penfchinifhe Meer fehen diefe Ungeheuer häufig, und man fager, daß fie fich von unten herauf durch große Wafferftralen zu ers fennen geben, die fie auf der Oberfläche eines ruhigen Waſſers erregen, Die Walfi⸗ ſche ſind zuweilen, gleich einer Seeklippe, ganz mit lebenden Muſcheln uͤberſaͤet. Das mit ſie dieſe nun los werden, ſo reiben ſie ſich an dem Geſtade, und kommen dabey unterweilen dem Ufer ſo nahe, daß man fie mit Flinten todt ſchießen kann. Wenn dieſes wahr iſt, fo muß das Meer an denen Küften, wo diefer Fiſch ſich gewöhnlich auf zu halten pflegt, fehr tief ſeyn. Denn man faget, daß einige diefer Walfifche fieben bis. funfzehn Safchen vder Klafter lang feyn ſollen. Die Eleineften kommen auch zuweilen ihrer zween oder drey in bie Fluͤſſe, die größten aber. entfernen fich von ber Küfte, Es träge ſich r felten zu, daß in Kamtſchatka einige gefangen werden: aber dafür fießt man defto Hänfiger Todfe, Die das Meer ans Ufer wirft, wo fie bald ‚abgefleifcher werden, Vorzuͤglich geſchieht das an dem Vorgebirge Lopatka, und zwar im Herbſte haͤufiger, als im Fruͤhlinge. a Die Kamtfchadalen haben drey verfchiedene Arten, die Walfifehe zu fangen. Sn den mittäglichen Gegenden begnuͤgt man fic), fie aus Booten mit dergifteten Pfeilen zu ſchießen; wovon ſie die Wunde nur an dem Gifte füglen,' von dem fie aufſchwellen und. unter dem fehrecklichften Gebeüffe vor Schmerzen fterben, Gegen Norden hinge⸗ gen unter dem fechzigften Grade fangen die Dliutoren, welche die oſtliche Kuͤſte bewoh⸗ nien, die Walfiſche mit Neben, die fie aus Riemen von Seepferdefelfen machen, welche eine Hand breit find. Man leget fie, vor den Ausgang der Meerbufen. An einem Ende befchwerer man diefe Netze mie großen Steinen ; das übrige fließt frey im Mee⸗ re herum; und die Walfiſche, wenn fig die Fleineen Fifehe verfolgen, gerathen ya hin⸗ ein und verwickeln ſich ſo in dieſelben „daß fie nicht wieder heraus kommen koͤnnen; die Oliutoren nähern ſich alsdenn auf ihren Kaͤhnen, und werfen von neuem Riemen über fie, mit denen man fie denn ans Sand zieht, wo ſie abgeflenzet werden. ” Die Tſchuktſchi, die noch fünf Grad weiter gegen Norden wohnen, treiben den) * Walfiſchfang eben fo, als die Europaͤer und Groͤnlaͤnder, die mit ihnen unter einerley Polhoͤhe wohnen, Sie bedienen ſich nämlich der Harpunen. Dieſer Fang it fo: A * — — reichlich, . TB ed 077 keichlich, daß fie die todten Walfiſche, die ihnen das Meer umfonft darbeut, nicht Land Kam⸗ achten, "Sie brauchen nichts von ihnen, als ihr Bett, welches fie aus Mangel des tſchatka . Holzes mit Mooße brennen: fie eſſen ſolches aber nicht, wie die ſuͤdlichen Kamtſcha⸗ dalen thun. Sie duͤrfen auch nicht befuͤrchten, vergiftet zu werden, ein Zufall, der bey dieſen Voͤlkern ſehr gewöhnlich iſt, die der Hunger eder die Faulheit antreibt, die traurigen Geſchenke an zu nehmen, die ihnen der Tod machet. „Ich bin Zeuge,“ ſa⸗ get Herr Rrafcheninnitow, „was für ein entfegliches Sterben 1739 im Aprile un⸗ SZter ihnen aus dieſer Nahrung entſtund. An dem Ufer des Fluſſes Berezowa ift eis „ne Eleine Wohnung, welche Alaun heißt; fie liegt an der öftlichen Küfte unter dem „drey und funfzigiten Grade der Breite, Ich bemerkete, daß alle, die ih dafelbft „antraf, bleich und abgezehrt ausfahen.” Als ich nach der Urfache fragete, fo antwors „tete mir das Oberhaupt diefer Geſellſchaft, es wäre vor meiner Ankunft einer von . „ibnen geftorben, weil er von dm Fette eines vergifteren Walfifches gegeffen Hätte; und fie „befürchteten ein gleiches Schickſal, weil fie.alle mit-davon gegeffen hätten, Es waͤh⸗ „rete nicht eine halbe Stunde, fo fiengen ein ſehr großer und ſtarker Kamtſchadale und „ein anderer etwas ſchwaͤchlicher auf einmal an, zu klagen, daß ihnen der Scylund ans „fienge, mie Feuer, zu brennen, Die alten Weiber, welche die Aerzte diefes Sandes „find, banden fie mit Riemen an, vermuthlich um fie zu verhindern, daß fie nicht in „die andere Welt giengen, und das Weib eines dieſer Kranken Fam von hinten zu und. „murmelte-leife einige Worte über feinen Kopf, feinen Tod zu verhindern, Aber als „les umfonft; fie farben den Morgen darauf alle beyde, und wie ich nachher erfahren = „babe, fo. brachten die andern fehr lange zu, ehe fie völlig wieder bergeftellee wurden,“ Wenn das Walfiſchſpeck zuweilen traurige Folgen für die Kamtſchadalen bat, ſo iſt ihnen doch-diefer Fifch zu vielen Dingen nuͤtzlich. Sie gebrauchen fein Fell zu - Schuhfoplen und Riemen, und feinen Dart, ihre Machen damit zu neben, oder Netze daraus zu ſtricken, worinnen fie andere Fifhe fangen koͤnnen; feine Unterkinnbacken uns. ter ihre Schlitten zumachen, und zu Dandgriffen an den Meffern, Seine Eingeweide dienen ihnen zu Gefäßen, feine Wirbelbeine zu Mörfern, feine Nerven, und Adern zu Sehnen an denen Fallen, die fie den Füchfen ftellen; * evor wir dieſen Artikel von den Walfiſchen ſchließen, muͤſſen wir eines Fehlers gedenken, welchen RZraſcheninnikow dem Herrn Steller vorruͤcket. Dieſer Naturfor« ſcher bat, nach dem Zeugniſſe einiger Leute, welche vorgaben, fie hätten auf einigen in todten Walf ſchen gefundenen Harpunen lateiniſche Inſchriften geleſen, geſchloſſen, daß dieſe Walfiſche aus Japon gekommen wären, Wie kann man ſich aber, ſaget Here Keteaſcheninnikow, wohl vorftellen, daß in einer fo weiten Entfernung, und in einem Meere, das fo fehr mit Juſeln angefülfer ift, diefe Walfifche nirgend angeſchwommen Re follten? Und wie hätten die Kamtſchadalen, und die andern barbarifchen Voͤlker, die nach Kamtſchatka Fommen, die lateinischen Buchftaben Iefen koͤnnen, ba ſie gar Feine Sharaftere Fennen, in welcher Sprache es auch fen. Denn ehe wir dahin famen, . RBRE der ruſſ iſche Beobachter fort, war noch Fein Cofafe da nl, der gewußt hätte, - Pr lateinifche Buchftaben wären. Here Kraſcheninnikow hätte noch hinzuſetzen * nen, daß von allen denen Völkern, die auf den Walfiſchfang gehen, nicht eins {de Sin verſtehe S můßte denn ein Deutfcher den Einfall gehabt haben, auf feine Har— punen lateiniſche Yuffchriften graben zu laffen. Alsdenn aber müßten die mit diefen Rs Mm; Harpunen * 278 — Geſchichte von Kamtſchatta. Land Ram Harpunen verwundeten Walfiſche von Spitzbergen dahin gekommen ſeyn, und das kſchatka. ganze Eismeer durchreifer haben, Es wäre übrigens wichtiger und beffer, an den Seis berr der Walſiſche dergleichen Denkmaale zu befeſtigen, als an den Hals eines Falken einen Ring zu legen, und dag Jahr, in dem er gefangen torden, und ben Namen des Jaͤgers, der. ihn wieder in Freyheit gefegt, daran zu fehreiben, "Man würde dadurch ſo wohl das Alter der Walfiſche, als den Lauf, den fie halten, erfahren, Kon dem Ka⸗ Dem Walfifche fegen wir feinen Feind, den Schwertfifih an die. Seite. Er wird farka oder dem aber in der Gefchichte von Kamtſchatka niche fo, wie anderwärts befchrieben. He Schwertfiſche Seoffer-fager, der größte von ihnen fen eewa vier Safchen lang. Ihr Rachen iſt mie großen fpigigen Zähnen beſetzt. Mit diefen Zähnen greife der Schwertfifch ven Walfifh an, und nicht mir einer Are von Schwerte, das er auf dem Ruͤcken har, „Es ift falfch, was viele Leute vorgeben, daß diefer Fiſch unter dem Walfifche geben, „und ihm den Bauch mit einer fpisigen Floßfeder aufrigen follte; denn ob er gleich eine „ſehr ſcharfe Floßfeder hat, die ungefähr zwo Arſchinen lang ift, und welche, wenn ev „im Waſſer ift, von Horne oder Knochen zu feyn feheint, fo ift fie doch weich und wirk. „lich nichts als Fett, worinnen man nicht einen einzigen Knochen findet.n Die Ich = thyologiſten mögen zufehen, ob. dieſer Fiſch den Herr Steller befchreibt, mit dem Schwertfiſche einerley fey; ob man diefen auch hinreichend kenne, wenn ihm einige ein Schwert, einen Kamm, oder eine Säge zu Waffen geben; ob diefe Waffen, Kno⸗ hen, Horn, Merven‘oder wohl gar ein biegfamer Knorpel feyn fönnen, der ſich vera haͤrtet und fo fharf wird, daß er auch fehneiden oder ftechen kann, wenn die Wurh ihm die augenblickliche und gewaltſame Ausdehnung giebt, die fonft bey alfen Thieren, die Siebe gewiſſen weichen Theilen mittheilet. Die Naturfündiger find entweder von der Geftale der Fifhe noch nicht hinlaͤnglich genug unterrichtet, oder die Reiſenden, auch die Phyſiker felbft, Feine. Maturkündiger. Es mag aber mit der Geſtalt dieſes Schwertfifches, den die Kamtſchadalen Rs ſatka nennen, feyn wie ihm wolle, fo har er einen natürlichen Widermillen gegen den En Walfiſch, welchen er überall verfolge, Der Walfiſch fürchtet fi) auch, und fließt vor ihm, ungeachtet feiner Stärfe und feines ungeheuren Körpers, welche ihm die Herrſchaſt über alle Einwohner des Meeres zu ertheiten feheinen. Sein Feind treibe 0 Ahr an die Küfte, oder jaget ihn ins hohe Meer, fo lange, Bis er bon einem ganzen aufen vonSchwerrfiichen eingefchloffen wird; diefe fallen denn alle über das Unge beuer her, welches ein Gebrüff erhebt, das viele Meilen weit gehoͤret wird, und toͤdten e8, ohne es auf zu freſſen, oder nur an zu beiſſen. Die Kamtſchadalen haben guten Nutzen von dieſer Jagd, und erzeigen deshalb dem Schwertfiſche eine Art gottlicher Ehre, AL lein, dieſe Verehrung har ihnen mehr die Furcht, als die Erfennelichkeit eingegeben, Wenn fie eins von diefen Thieren ſehen, fo beſchworen fie es, durch) eine Art ei Opfer, ihnen nichts übels zu thun; denn er Fann ein Canot ſehr leicht ummerfen, Sccheſhtat Der TIfchefchkak, den die Ruffen den Wolf nennen, iſt ein untruͤgliches Mirket gegen die Verſtopfung. _ Man verdauer fein Fett nicht, fondern es geht von einem,‘ , oder Meer⸗ wol are Dr A f ohne daß man es merket. Daher auch die Kamtſchadalen es nicht efien, fondern ſich deſſen nur bedienen, Leuten einen Poffen zu tun, an denen fie fich rächen, oder Die fie verfpeften wollen. a — —X 4 2 . xBuch. Van Capitel. ee 279 Der Motkoſa/ der zu Archangel Akul genennet wird, wird von einigen Natur Aaıd Kants kuͤndigern zu dem Geſchlechte der Walfiſche gevechner, Vermuthlich feiner Größe hal- tſchatka · ber; denn in einigen Meeren findet man welche, die auf tauſend Pud wiegen. Uebri- Moltcja oder gens gleicht dieſes Tpier an Haut, Kopfe und Schwanze dem Störe, aber er iſt durch Akul. feine Zähne von demfelben unterfehieden, Die fo ſcharf find, als eine Säge. Man verfaufet fie unter dem Namen der Schlangenzungen. Die Kamtſchadalen fürchtenfih - wor diefem Ungeheuer fo fehr, daß fie auch vorgeben, wenn er fehon in Fleine Stüden - zerhauen fen, fo beivege er fich hoch noch, und fein. Kopf drebe auf allen Seiten die Augen herum, feinen Körper zu ſuchen. a, 1: , — Der Platteis, (Barbue) der feinen Namen vermuthlich von den kleinen Sta⸗Platteis. cheln befommen hat, mit denen feine Haut überfäer ift, hat, wie Herr Steller faget, vlererley Gattungen, Die eine har ihre Augen zur Linken, und die andere zur Rech⸗ ten, und der Theil des $eibes, der von ihnen hicht kann überfehen werden, wird durch die Eleinen Stacheln, mit denen er. ganz bedeckt ift, vertheidiget. | Der Terpuf oder die Seile, wird alſo ihrer ungleihen Schuppen halber genen: _ Zerpuk ober net, welche ſich oben in kleine Fehr ſcharfe Zähne endigen. Mach Herrn Stellers Feile, Becſchreibung gleicht er unfern Bärfen. Sein Rücken ift ſchwaͤrzlich, und feine Sei- ten fallen ins Rothe, mit untermifchten runden, ovalen and viereckichten Sil- berfleden. * Unter den Seefifchen findt ſich auch einer, den man eigentlich unter die Flußft. Seefiſche wel ſche zählen follte; denn er wird in den Fluͤſſen geboren, ftirbt da, und laͤßt ſich daſelbſt — — fangen, ob er ſchon ſonſt beftändig in den ſalzigen Waſſern lebet. Der Fiſch, von dem wir reden, iſt der Sachs, Mad) Herrn Kraſcheninnikow giebt es deren fo viele Lachſe, verſchiedene Arten in Kamtſchatka, als fonften in der ganzen Welt, "Sie find im | Sommer fo überflüßig dafelbit, daß fie, wenn man ihm glauben will, die Fluͤſſe aus- treten laffen, wenn fie mit der Fluth heran fommen, und wenn ſolche denn wigder in — treten, fo ſoll die Menge Lachſe, die alsdann auf dem Sande todt liegen * en, fo groß ſeyn, daß ihr Geſtank die Luft vergiften wuͤrde, wenn nicht die beſtaͤn⸗ Dig wehenden Winde foldyereinigees Man Fann feinen Schlag mit der Harpung ins ar hun, ohne einen Fiſch zu treffen; und Die meiften Nee reißen unter ihrer je a a aan fie aus Dem Waſſer ziehen will: man ſpannet ſie alſo auch Inzwiſchen giebt es doch in Kamtſchatka Feine Fiſche, die laͤnger, als ſechs Mi: nate, in den Slüffen (eben, Es mag fie num entrweder der Mangel an Mahrungsmittelr oder die Schwierigkeit, Strom an zu gehen, oder die Untiefe zwingen, wieder ing Meer zu geben, Inzwiſchen faichen fie Doch in denen Fluͤſſen, worinnen fie geboren ° x. —— Das Weibchen faget Herr Steller, hoͤhlet fich eine Höhle in dem Sande 2 | —* und Hält ſich über die ſem Soche auf, ſo lange bisdas Männchen kommt, und durch ne Siebfofungen fie die Eyer verfihntten läßt, die fie in ihrem Schooße par, ben — dem befruchtenden Samen benetzet, den er aus, feiner Mitch druͤcket. Auf — Der Weife bleiben diefe Eyer in dem Sande verborgen, His fir ausgebrätet find, ihre 3 onat Auguft ift Die Saichzeit, Da bie alten giſche Die Zeit nicht haben, auf Er — zu warten, ſo ſuͤhren ſie, wie man ſaget, beſtaͤndig einen £achs-von einem FETT bey ſich der nicht größer iſt, als sin Häring, und ber Die Heerde, fo — ae 280 Gefihchte von Kamtſchatka Land Ram hewachet, bis im Windmonate die erſt ansgebrüteren Zungen unter ſeiner Anfuͤhrung tſchatka ng Meer gehen. Herr Kraſcheninnikow ſcheint an diefer Erzählung fo wenig zu — zweifeln, Daß er von unſern europaͤiſchen Lachſen eben dieſes vermuthet. Er glauber aber, daß die Verſchiedenheit des Alters zwiſchen denen nur erſt gebornen Lachſen und denen, bie ſchon ein Jahr ale find, und fie führen, Schul daran fen, daß die Natur kuͤndiger aus. Irrthume eine Gattung in zwo getheilet, da fie doch ſonſt vorgeben, daß man feine gewiſſe Kennzeichen habe, an denen man bie rothen Fiſche in gewiſſe unters . geordnete Arten abtheilen koͤnnte. ö * Dieſen Irrthumern ab zu helfen, unterſcheidet der ruſſiſche Naturkuͤndiger die verſchiedenen Arten der rothen Fiſche durch die Zeit, in der fie ſich in die Flüffe bege⸗ ben. Denn ſie ſind ſo ordentlich in Beobachtung der Zeit, und ihres Weges, daß die Kamtſchadalen ihre Monate von sie benennen, Die fie in einem jeglichen, fan« gen. Es haben auch alle Völker, wglihe Jaͤger, Fiſcher, Hirten oder Arbeitsleute find, natürlicher Weiſe Die Zeiten des Jahres nach, den werfchiedenen Arten der Thiere oder deffen, was die Natur auf der, Erde oder im Meere bervorbringet, abthei⸗ len muͤſſen. ER Erfte Caſſe Daher heiße der Monat May bey den Kamtſchadalen Tſchaowitſcha, weil zu —— — dieſer Zeit der Fiſch dieſes Namens zuerſt aus dem Meere in die Fluͤſſe ſteigi. Weil Meere und in er einer der größeften Rothfiſche iſt; fo trifft man ihn nirgend, als in der fehr tiefen den üben r Gegend.des Meerbufens Awatſcha, und auf der Dftfeice von Kamtſchatka in Hol: Fangen Mean, ſchaia Keka, an dem Meere von Penfihina an. Diefe Arc Sachs ift drey und einem Tſchaowitſcha. halben Fuß lang, und zehn Zoll breit, und wiege zuweilen neunzig Pfund, _ Wenn diefer Fiſch gefangen wird, fo ift im ganzen Sande große Freude; denn er iſt der Vor— läufer aller andern, Der. erjte, den man fängt, gehöret dem, der das Meg ausges ‚worfen hat. Herr Kraſcheninnikow berichtet uns, daß biefer Aberglauben den Ruf fen fehrmisfälles aber ihre Drohungen find bey diefen Wilden miche fo. ftark, ais ihre Sucht, ein groß Verbrechen zu begehen, wenn fie ihren Beberrfchern die Erſtlinge ihres Fanges uͤberließen, es ſey auch um welchen Preis es wolle. ee Mine Der Niarka, welcher eigentlich der Rothfiſch iſt, koͤmmt im Anfange des Heumonates in die Fluͤſſe der Kamtſchadalen. Einige von ihnen gehen bis an die Quelle derſelben, und man fängt daſelbſt zuweilen welche, ehe die Sifcheren an den Mündungen ihren Anfang genommen hat, Inzwiſchen haͤlt ſich der Riatka nicht lange in den Flußbetten auf, indem er das Waffen der ſtehenden Seen ihnen vorziebt, ‚weil fie, feget Here Steller hinzu, frübe und ſchwammicht find, Diefer Fiſch wiegt ſelten über achtzehn Pfund. = f £ 4 - * our 4 ‚an Keta oder Der Keta oder Caibo, der weit fehöner, als der Niarka, ift, zeiget fh in den Laibo. erſten Tagen des Heumonates in allen Fluͤſſen. Im Herbſie faͤngt man ihn bey den Quellen in tiefen Höhlen, wo die Waſſer ruhig find. Man ſaget, feine. Zähne folfen den Hundeszähnen gleichen; feine Zunge bat drey Spitzen; fein Fleiſch iſt weiß und ſeine Haut ohne Flecken. —* — Dein _ Der Belata Niba, den man Weißfiſch nennet, entweder weil er im Waſſer eine Silberfarbe hat, ober weil er der befte unter, allen denen Fiſchen ift,.die weiß Fleiſch Haben, gleicht an Größe und Geſtalt den Beta: er iſt aber von ihm durch langlichte ſchwarze Flecken unterſchieden, mit denen ſein Ruͤcken uͤberſaet it, Wenn — — er pie an —8 > et: 2 1Bud, "Van Capitel. “ ARE die alten Fiſche von diefer Are ihre Ener abgelegt Haben, fo verbergen fie fich in tiefen Land Kam $öchern, wo diefer Lehm ift, und das Waffer niemals gefriert. Man Eann fie daher tſchatka. ſelbſt im Winter fangen, und fie find iu dieſer Jahreszeit die einzige Zuflucht der mit: — täglichen Kamtſchadalen. Er iſt aber im Hornunge nicht fo fett, als im Herbſte. Die meiften von diefen Fiſchen werten bald Weiß: bald Rothfiſche genennet. Weit Fiſche, Sie find flberfarben, wenn fie aus dem Meere fommen, und werden in den Fluͤſſen din reth vor). Man hat ſich deshaib oft mit ihnen geirrt, und dieſer Veraͤnderung halber gie — nerley Fiſche zu verſchiedenen Gattungen gemacht. Der Trieb oder die Nothwendig⸗ keit, Die fie in die Fluͤſſe treibt, mag auch ſeyn was es will, fo iſt doch dieſer Neiz größer, als der Strom der Fluthen, Durch die fie ſich, ungeachtet der großen Schuelligkeit bindurcharbeiten. Wird ein Fiſch müde, fänger gegen dieſe Hinderniffe zu Fämpfen, ſo verbirge er ſich in einem ruhigern Winkel des Fluſſes, und ſammlet fich dafelbit neue - Kräfte: fuͤhlet er fich aber feibft niche ftarf genug, fo hänge er ſich an den Schwanz _ eines andern Fiſches, der ſtaͤrker ift, gla er, und ihn mie fich durch die entgegen fir menden Wellen fortführen. Man fieht daher, daß der größefte Theil der gefangenen 1 Fiſche abgefreffene oder angebiffene Schwänze haben. Viele von ihnen fterben lieber ; _ auf dem Sande am Ufer des Meeres, ehe fir in das Meer, zumal vor der Jahreszeit, zurück kehren follten. | | a Herr Steller faget, wenn fie gezwungen find, wieder zu fommen, ob fie gleich ſehr gern an den Mündungen der Zlüffe, wo fie" geboren find, bleiben, fo werden fie ‚body unterweilen durch Ungewitter von ihnen entferner, und in einen andern ihnen uns bekannten Zluß geworfen. Man fieht daher, daf in gewiffen Jahren ein Fluß Ueber⸗ fluß aneiner Are Fifche hat, an denen ein anderer völlig Mangel leidet; und zuweilen ‚gehen wohl zehn Fahre Hin, che ein Fluß die Fiſche wieder bekoͤmmt, die feine Muͤn— dung einmal verloren haben, Dieſer Zufall trägt ſich nicht anders zu, als wenn die jungen” Fiſche, die im Herbfie das Meer gewinnen, daſelbſt mit Sturme empfangen werden. Wenn fie, wie es ſich gemeiniglich zu eräugen pflege, zur Zeit einer Stille dahin kommen, fo verbergen fie ſich in irgend einen tiefen Winkel, und da find fie vor aller Wuth des Ungewitters fiherz denn der Sturm Mag noch fo ſtark feyn, fo fpüret man ihn doch niemals tiefer, als ſechzig Safchen oder Faden tief. So koͤnnen der. Lachs und der Adler dem Sturme Troß bischen; der eine iſt über, der andere unter feiner Wurhs Eben fo trogen ungeſtraft bende der König und der Hirt den Widerwaͤrtigkeiten des Gluͤckes, welches felten fo Goch oder fo tief gebt. k | ER Her Rrafcheninnitow machet eine befondere Claſſe ausdenen Fifhen, bie ohne Zweyte Erafte Unterſchied und zü allen Zeiten in alle Ftüffe Eommen. — * — Die erſte von dieſen Arten iſt der Goltzi, der ſo groß wird, daß er zumeifen kommen, 2 zwanzig Pfund wiegt. Er kommt nach Kamtſchatka, und geht durch die kleinen Fluͤſſe, Goltn. darinnen find, zu denen Seen, aus welchen ſie kommen. ndiefen Seen haͤlt er ſich ° uf, und maͤſtet ſich nach Belieben fünf oder fechs Jahre fangz denn ſo lange dauret ges. — fein Leben. Dieſe Fiſche wachſen das erſte Jahr nach ber Länge, das zwente fie der Breite; das dritte waͤchſt nur der Kopf, und die drey letzten Jahre wachſen mal mehr in die Dicke, als in die Laͤnge. Die Lachsforellen, von denen der Si eine Art ausmacher, muͤſſen ungefähr auf eben die Art wachfen, ; | X: GEM. Zeiſebeſcht. XX Band, | | -Mı N Eine Zand Ram: . ine andere Art ift der Mukiz, der von den andern Sachsforelfen durch einen res _ tſchatka. ee a Muikiz. 227°. Gifhichte von Kamtſthatta. then breiten Streif unterſchieden wird, den er auf jeder Seite des Leibes vom Kopfe bis zu dem Schwanze hat. Er frißt die Ratten, wenn fie in Haufen über das Waf: fer feßen, Er lieber die Beeren des Brownitſa, einer Are von Gefträuche, welches an den Ufern der Fluͤſſe waͤchſt. Wenn er es ſieht, ſo erhebt er fi über das Waffer, um das Blatt mie der Frucht zu erichnappen, Es iſt ein fehr fchöner Fifch, aber man findet ihm ſelten. Weil man nicht weis, um welche Zeit er in die Fluͤſſe Fommt oder wieder in das Dieer zurück geht, fo vermurhee man, daß. er noch unter dem Eiſe in die Shüffe geben möchte, . | Korinchi oder . Die Kamtſchadalen haben auch Seeaalraupen, die fie Koriuchi nennen. Es Erraaizaupen. find diefes fehr Eleine Fifihe von einem fo unangenehmen Geſchmacke, daß fie die Fifcher Beltſchutſch oder Haͤring. ſind, dieſen Sanddamm, und öffnen den Haͤringen die Straße ins Meer. Da ſie lieber ihren Hunden geben. Won ihren dreyen Arten ift diejenige am überflüffigften, weis che ſie Uikt nennen. Man fager, daß die Ufer des öftlichen Meeres zuweilen mit ihnen wohl auf hundert Werfte lang bedeckt find. Man kann fie erkennen, weil fie beftäns dig drey und drey beyfammen ſchwimmen indem fie fich an einem Haaricheen Streife, ben fie auf beyden Seiten haben „ fo.feft an einander hängen, daß. der, welcher einen fangen will, dreye fängt. j — Herr Kraſcheninnikow endiget die Geſchichte der kamtſchadaliſchen Fiſche mie den Haͤringen, die man im Lande Beltſchutſch nennet. Man findet dieſen Fiſch in den penſchiniſchen Meere nicht, aber dafür deſto häufiger in dem oͤſtlichen, wo er ek nen weiten Lauf hat. Mit einem einzigen Zuge Fann man dafelbft vier Tonnen fangen. > ; Aug Diefe Fiſcherey gefchieht in den See Wiliutſchin, welcher einerley mie dem Meerbufen Awatſcha feyn muß, obgleich der Ort weder auf einer Karte, noch in dem Buche des Herrn Abt Chappe, angegeben ift. Erift, ſaget er, funfzig Saſchen über ; Klaftern vom Meere entfernet, mit dem er durch einen Arm zufammen hänge, Wenn ‚die Häringe im Herbfte bahinein gehen, fo wird diefer Arm oder enge Canal gar bald durd) den Sand verſchlemmet, den die Stürme dafelbft aufhäufen. Im Früblinge durchbrechen die Waffer des Sees, die durch den gefchmolzenen Schnee angeſchwellet durch diefe Straße in der Zeit gehen, wenn fie Frey if fo durchbrechen die Kamtſcha⸗ den Augenblick zu bemerfen, wenn die Häringe in die Netze kommen, indem fie durch dalen das Eis an einem Orte, und ſtecken ihre Netze dadurch, an denen fie zur Lock⸗ fpeife für die andern einige Häringe sefeftigen. Diefes Loch überdecfen fie mir Stroh⸗ decken, in denen ein Loch angebracht iſt. Ein Fifcher giebe darauf Acht, um dadurch die Straße das Meer gewinnen wollen. So balder diefes ſieht, rufe er feine Geſellen; man hebt alsdenn die Strohdecken weg, und man zieht die mic. Häringen angefi.iies ten Netze herauf, Man binder fie nachher in Bündeln in Baft, und die Kamtſchada⸗ fen führen fie auf ihren Schlitten hinweg. So verſchieden it der Fleiß, der durch bie Nothdurft eiwecket wird, bey allen Voͤlkern durch die Lage der Oerter und. der Sachen, welche zuſammen fommen, diefer Nothöurfe-ad zu helfen: Der Haͤring iſt in ? allen Meeren eineriey: aber die Art ihn zu fangen, iſt nicht auf allen Kuͤſten diefeibe, Pr Das. Buch. IR Capitel . Mr A Land Rama : H tſchatka. — Das IX Capitel. Bu — Bon den Voͤgeln. Bon den Seevoͤgeln. Ipatka oder nordiſche Waſ⸗ rifi oder Glupiſcht. Kaiorer. Urils. Von 0 ferente, Muiſchagalka. Arau oder Kara. den Vögeln auf ſuͤßen Waſſern. Schwaͤne. Seegans oder Tſchaiki. Gewittervogel. Sta: Gaͤnſe. Landvoͤgel. Gewuͤrme. ER ic Gefchichte der wilden Laͤnder iſt vielmehr die Geſchichte der Thiere, als ihrer $ Bewohner, Allein, ob ſchon überall, mo der mörderifche Menfch feine verwuͤ⸗ F ſtenden Fußtapfen nicht hingefeßer ‚hat, ‚alle andere Bewohner der Erde eine fihere Zuflucht finden ſollten, wo ſie nach Gefallen fih vermehren koͤnnten, fo Fann man doch überhaupt fagen: Wenig Menſchen, wenig Thiere. So fehr dringen und freiben bie Gefräßigfeit, die Unruhe, die Raubfuche, die Neugierde, die Liebe zur Ruhe, der Durſt nad) Beute, die Leidenſchaften und Beduͤrfniſſe des menfchlichen Geſchlechtes an allen denen Dertern, wo fo wohl das, was die Thiere, als die Pflan- zen, bervorbringen, dem Wefen Nahrung verfchaffen kann, welches alles frißt, was - lebet, und ſich durch den Tod aller andern Weſen erhält. Wenn alfo Kamtſchatka nicht fo bevölkert ift, als man aus der Befchaffenheit feiner Sage muthmaßen follte, fo koͤmmt es daher, weil die Erde den Menfihen wenig Nahrungsmittel Garreicher, und weil der fteinige oder moraftige Boden gar nichts grünes zwifiher denen Felfen oder Waſſern, mit welchen er bedecfet iſt, hervorbringt. Man Fann fich alfo vorftellen, daß die Vögel dafelbft fehr felten feyn muͤſſen. Es find auch überdieß größtentheils nur Baffervögel, und das Meer bringe viele Arten derfelben hervor. — Sie find beynahe alle an den oͤſtlichen Ufern von Kamtſchatka, weil ihnen daſelbſt Seevoͤgel. die Gebirge eine nähere Zuflucht, und der Occan mehr Nahrungsmittel geben. . befanntefte yon diefen Vögeln iſt der Meersaucher, der mie dem Namen der Ipatka oder nordifchen Waſſerente, anas ardica, bezeichnet wird, Die Kamefchadalen nennen ihn Nordiihe Mar Ipatka. Man finde ihn auf allen Küften diefer Halbinfel, und er bat in Ramefihar. eetente. fa — befonders, außer daß er daſelbſt ſehr haufig angetroffen wird... i = In anderer Vogel von eben der Art ‚ der. aber in andern Gegenden nicht anges Muiſchagatka. troffen wird, ift der Muiſchagatka . Er ift vom Ipatka, der einen weiffen Bauc) hat, daran unferfhieden, daß er ganz ſchwarz ift, und auf feinem Kopfe „zivey weiffe ‚u ederbüfhpe hat, die ins Geibliche Falten, und ihn wie zwo Flechten von den Ohren bis „auf den Hals herunter hängen, « j Hr h zwo Flech hren bi * ⸗ * „Von einer andern Art, die man Bayares nennet, iſt der Arau oder Kara. Ara — — Vogel iſt größer, als die Ente; fein Kopf, Hals und Rücken find ſchwarz der ra. auch blau, der Schnabel lang, ‚gerade, ſchwarz und fpig, die Füße ſchwarz mit roth Nn.2 x untermifchet, DH Stelter beſchreibt diefen Vogel alſo: Alca monochroa, fulcs tribus, eimo-duplici —— de FRE Anas arciäta cirrata. — \ — — Geſchichte von Kamtſchatka. and Ram⸗untermiſchet. Er hat drey Sporen, die durch eine ſchwarze Haut verbunden ſind; fel- tſhatka . ne Eyer laſſen ſich wohl eſſen, aber fein Fleiſch iſt fehleche; ſein Feli gebrauchet man a zu Unterfucter. | \ Bafkırabe Es giebt in Ramtfchatfa einige diefem Sande efgene Waſſerraben, die man Tfchais eder Tſchaiti. nennen, Man hat ihrer zweyerley Arten, die dur) ihre Federn unterfchieden find. Denn die eine hat ſchwarze, die.andere weiffe, Der Tſchaiki hat ungefähr die Größe einer Gans; fein Schnabel hält fünf Zoll, und ift an den Seiten fchneidend; ſein Schwanz hält acht bis neun Zoll, und die Flügel, wenn fie ausgebreicer find , halter fieben Fuß, Sein Schlund ift fo weit, daß er ganzegroße Fifche verfihlinge, Wenn er aber das gethan hat, fo iſt er nicht vermögend, auf feinen Füßen zu flehen, nod). weniger, ſich von der Erde zu erheben. Hierinnen koͤmmt er ohne Zweifel mit vielen Voͤgeln überein, von denen ſchon ın der Hifforie der Reifen Nachricht gegeben worz den 5; obgleich die Maturkuͤndiger felten in ihren Befchreibungen Übereinkommen, indem fie bald aus einer mehrere, und bald aus mehreren eine Arr machen. Der Schnas dei, die Füße, die Fittiche, Die Schatrierung und Stellung der Karben und Flecken, ver⸗ ändern ſich ins Unendliche, nicht allein unter den verfihledenen Arten, fondern auch bey den einzelnen Stücken einerfen Art nacı ihrem verſchiedenen Alter und Himmels: ' fleiche. Es mag uns alfo genug feyn, in dieſer Gefchichte die Werpältniffe verſchiede— ‚ner Thiere mie den Menfihen zu ſammlen, das heißt, alles das, was zwifchen diefen "Arten und der unferigen in denen verſchiedenen Sändern, die fie zufammen bewohnen, befonderes ift. Man wird alſo nur-bloß fagen, daß fih der Menfc der Blafe des Tſchaiki bedienet, fie anflate des Korkes an feine Netze zu binden, und daß er. niefe verſchiedenen Arten von Vögeln auf folgende Weiſe fiſchet. 2 ODie KRamtichabalen ftoßen eine Angel von Eifen oder Holze durch einen Fiſch, ſo daß das Werkzeug unter der Floßfeder, Die auf dem Rücken iſt, verborgen bleibt, ‚ Diefe Lockſpeiſe wirfs man ins Meer, ımd die Tſchaikt fliegen alsbald Hinzu, ſich die Beute fireitig zu machen, _ Und wenn der Stärffte der Streitenden fic) des Ungls bemächtiget hat, fo zieht man alles mit einem an den Köder gebundenen Riemen be — auf. Zuweilen bindt man einen lebendigen Vogel an dieſes Holz, um damit andere ja - erhaſchen. Einem feichen Vogel binde man den Schnabel zu, aus Furcht, er möchte - 2 etwa den Köder verfchlingen. — Sewittervogel. Unter die Meerraben oder Meerfhtoalben wird auch der Gewittervogel, oder die procellaria gerechnet, Die Schiffer haben ihm dieſen Namen gegeben, meil er, wenn ein Gewitter kommen fol, fehr tief fliege, fo daß er mit feinen Fluͤgeln die Ober⸗ flähe der Waſſer beruͤhret, oder ſich ganz auf die Schiffe niederlaͤßt. Es iſt dieſes allemal ein untruͤgliches Zeichen eines Sturmes. Stariti. Zu viefen Voͤgeln einer uͤheln Vorbedeutung zaͤhlet Herr Steller auch die Sta⸗ Slupiſcht, riki und Glupiſchi. Die erftern, die ungefähr fo groß, sie eine Taube, find, haben E einen weiften Bauch, aber an dem. ganzen übrigen Bauche find Nie violett, Es giebe auch einige, die ganz ſchwatz find, und einen ſcharlachrothen Schnabel und einen weiß fen Federbufch auf dern Kopfe haben. Die tetern, bie ihren Namen von ihrer Dumms beit haben, find ungefähr fo groß, als eine Fuͤßſchwalbe. Die Inſein, oder vielmehr „ bie Klippen, welche in der Meerenge liegen, die Kamtſchatka von America trennet, find von ihnen ganz bedeckt. Man jager, daß einige von ihnen ſchwarz wären, wie in ' 4 — 4 * Buch. 1X Capitel. ———— Ser Malerey die Umbererde, aber weiſſe Flecken auf dem ganzen Leibe Hätten. Wenn Land Bam: die Kamtſchadalen fie fangen wollen, fo haben fie nichts weiter zu tbun, als daß fir tſchatka. fi) nahe an den Ort ihres Aufenthaltes feßen, und einen Pelz mit herabhängenden Aermeln anziehen. Wenn diefe Voͤgel denn des Abends fich wieder in ihre Sücher be: geben wollen, fo verirren fie ſich von felbft in den Pelz des Jaͤgers, ver fie fo ohne al» ke Mühe fangen kann. | F Zu dieſer Art rechnet man auch den Raiover oder Kaior, den man aber doch für ſehr liſtig ausgiebe. Es ift ein ſchwarzer Vogel, der einen rothen Schnabel und ı rothe Füße hat, Die Eofafen nennen ihn Siweofchifi, weiter ungefähr fo pfeift, wie ihre Pferdeführer, Es giebt auch) auf der Küfte von Kamtſchatka Wafferraben, und darunter eine Art, die. man Uril nennet, und ungefähr die Größe einer Gans hat. Ihre Leiber find ſchwarz, und fallen ins Weiffe, ihre Schenkel weiß, ihre Füße ſchwarz, und der Schnas bel oben ſchwarz und unten roch, Die Kamtſchadalen fagen, die Urile Härten Feine Zunge, weil fie ſolche mit den wilden Ziegen, gegen die weiffen Federn an dem Halfe und Schenfeln, vertauſchet hätten. nzwiſchen ſchreyt doch dieſer Vogel Tag und Nacht, "und Herr Steller fa: get, dieſes Geſchrey gleiche denen Fleinen Kindertrompeten, die man auf den Nürns Kaiover. Uril. berger Jahrmarften verkaufet. Wenn er ſchwimmt, fo trägt er feinen Hals gerade aufrecht; und wenn er fliege, fo machet er ihn lang. Zur Nachtzeit halten fie ſich in großen Haufen auf den Spisen jäher Felſen an den Ufern-auf, von denen fie oft in dag Waſſer hinunter fallen, und eine Beute der Füchfe werden, die dafelbft im Hinter halte lauren. Des Tages über ſtehlen ihnen die Kamtſchadalen ihre Ener, nicht oh⸗ ne Gefahr, ſich den Hals in den jähen Felfen zu brechen, oder von ihnen hinab ing Meer zu fallen. Man fängt dieſe Vögel mir Netzen, oder auch mit Stricken, die man an lange Stangen bindt. Wenn fie einmal im Schlafe find, fo verlaffen fie ih» ten Platz nicht, wenn fie auch gleich die, welche ihnen zur Seite fißen, fangen ſehen. enn der Wogelfteller ihnen den Strick zeiget, den er an die Stange gebunden hat, die er in der Hand: hält, fo wenden fie den Kopf weg, ſich zu verbergen, bleiben aber an eben dem Hrte, bis fie in der Schlinge gefangen werden. Auch die Fluͤſſe haben ihre Voͤgel i i ie V— im ſůſe u) gel, und ihr König iſt der Schwan, welcher, wie Bögel im TÜR es de Saint Lambert in feinem Gedichte von den Zahreszeiten fo ſchoͤn ausdrüdier, I" Waſſer. Pi Wit edlem Stolge ſchifft und majeſtaͤtiſch ſchwimmt. Jedoch die Ehre diefes Königs beſteht nur darinnen, daß er von den Kamtſcha⸗ dalen bey ihren Schmanferepen und Feften gefpeifer wird, Man fängt ihn zu ber Zeit, wenn er ſich mauſert, mit Hunden, oder ſchlaͤgt ihn mit Knuͤtteln todt. So be⸗ gegnet der König der Thiere dem Könige der Vögel im fügen Waffer. Mehr Gefhiklicfeit braucher man, die Bänfe zu berüefen, deren es fieben big Or Arten in Kamtſchatka giebt. Man fhläge Hütten mit zwoen Thüren an bem Orte 189 ſich dieſe Wögel des Abends hinbegeben, und riachher nähere füch ein Jaͤger, —— keinem weißen Hemde oder Pelze bekleidet iſt, den Ganſen ſehr ſacht. Wird — fo kriecht ex zur offnen Huͤtte zuruͤck. Die Ganſe folgen ihm nach; er ten mern Thüre hinaus, verſchließt fie hinter ſich, geht nachher hinuͤm, und zur € NEN wicher Ginein, da gr alle die Oänfe dr” Schwäne, Gaͤnſe. Nu3 — RE: 286 * Geſchichte von Kamtſchatka. Cand Kam⸗ Man faͤngt ſie auch in Gräben, die man laͤngſt denen Seen, wo fie ſich aufhal⸗ tſchatka. ten, aushoͤhlet. Wenm ſie nun ausgehen wollen, ſoſtreten fie auf die Falle, die man A unier den Kraͤutern verborgen hat, und fallen alfo hinunter, daß ihre Fittige in den engen Gräben eingefihloffen werden. h Diefe Bänfe fisen in Kamtſchatka eben fo wenig, als in andern Ländern, ſtill. Herr Steller fager, fie fämen im Maymonate dahin, und giengen im Windmonare wieder weg. "Er glauber, fiefämen aus America; denn er hat fieim Herbfte auf der. - oftlihen Seite der Inſel Bering und im Fruͤhlinge auf der weſtlichen vorbey flies gen feben. Die Enten find noch gemeiner, als die Gänfe, weil es ihrer wohl zehnerley Ars ten giebt, die Hausenten nicht mit gerechnet, Eine von diefen Arten, welche man Sawki nenner, ift wegen ihres Gefchreyes merfwürdig. Steller fager, es beftehe aus fechs Tönen, Die errauf folgende Art bezeichnee har. o ° ö 0 0 o © ** Von ihrem Geſchreye haben die Kamtſchadalen ſie Aangitſche genannt. Der Naturkuͤndiger eignet dieſe drey Modulirungen dreyen Oeffnungen der Luftroͤhre zu, welche mit einem feinen und zarten Haͤutchen bedecket ſind. Eine in Kamtſchatka beſondere Arc Enten find die Bergenten ). Dieß iſt eine Urſache, deren Beſchreibung hier umſtaͤndlich an zu führen. „Der Kopf des Maͤnn-⸗ „hens ift fo fhön fehwarz, wie Sammt. Sie haben neben dem Schnabel zween „weiffe Slecken, welche in gerader inte bis über die Augen weggehen, und fid) nur - „hinten am Kopfe durch thonfarbige Streifen endigen. Um die Ohren herum Haben „fie einen Eleinen weiffen Fleck, von der Größe einer-tinfe, Ihr Schnabel iſt, ſo wie „aller andern Enten idrer, breit, flach und von bräunlicher Farbe. Ihr Hals ift uns „ten ſchwarz mit Weiß vermifht. Sie haben über dem Kropfe eine Art von weißem - „mit Blau eingefaßten Halsbande, welcher an dem Kropfe felbft ſchmal iſt, und fich zu beyden Seiten gegen den Rüden zu verbreite, Der Bauch vorn und der Rücken ı „oben find bläufich; gegen den Schwanz zu find fie von fhwärzlicher Farbe, Ihre FyFluͤgel find mit einer breiten weiffen ſchwarz eingefaßten Binde (queer über geftreift, „Die Seitenfedern, welche unter den Flügeln find, ſind thonfarbicht. Die ſtarken „ Schwungfedern ihrer Flügel find auffer. fechfen ſchwaͤrzlich. Von diefen fechlen find „viere ſchwarz und glänzend wie Sammt; die beyden Teßtern find weiß und an den „Enden ſchwarz eingefaffet. Die Schwungfedern der zweyten Reihe find faſt ſchwaͤrz⸗ „lich; die in der dritten find von einem mie Blau vermiſchten Graue. Indeſſen giebe „88 doc) zwo Federn, welche weile Flecken am Ende Haben. Ihr Schwanzift ſchwarz und ſpitzig; ihre Füße find von einer blaſſen Farbe. Dieſer Vogel wiege ungefähe zwey Pfund. Das Weibchen von dieſer Are ift niche fo ſchoͤn. Ihre Federn find - „Ihwärzlich, und eine jede derſelben gegen die Spige zu von einer gelblichen. Farbe, ein wenig mie Weiß eingefaffer. Sie hat einen ſchwarzen und mit weiſſen Flecken ge. „tüpfelten Kopf. Sie wiege. nicht völlig anderrhalb Pfund.» Be ei. Dieſe —9 2 Steller beſchreibt ſie anas picta capite pulchfe ſaſciato· * e bBuch. Ir &apite | 287 Dieſe Weibchen find fehr dumm, fährt Kraſcheninnikow fort. Denn an Land Ran ſtatt daß fie davon fliegen follten, wenn fie einen Menfchen fehen, tauchen fie fich nur tſchatka. ins Wajfer, weldyes ohne Zweifel ihr vornehmftes Element ift, Die Gemäffer aber find fo feiche und Hell, "daß es Teiche iſt, dieſe Enten darinnen mit Stangen todt zu ſchlagen. une : Indeſſen fänge man doch) auf diefe Art weniger, als auf der Jagd. Diefe legte Uebung, die fo zeitvertreibend, als nüglic) ift, erfordert Geſchicklichkeit. Der Herbft iſt die Jahreszeit dazu. Man geht an Derter, die voller von Gehölzen unterbroche⸗ nen Seen oder Flüffe find. Man machet Zugänge queer durd) diefe Gehölze, von ei» nem See zumandern, Man binde Netze zufammen, die an lange Stangen geheſtet find, und welche man vermittelſt eines Strickes, deffen beyde Enden man hält, ziehen oder loslaſſen kann. Gegen Abend ſpannet man diefe Mese in der Höhe des Entens uges auf, Diele Vögel ftürgen ſich von ſelbſt in fo großer Anzahl mit fo vieler Stärfe hinein, daß fie diefelben oft zerreiffen, indem fie queer über fliegen, und von: einem See zum andern gehen, ‚oder auf der Oberfläche des Waffers längft einem Fluſſe inftreihen. m al mn. MR BEE And +) ie Br Se Enten find den Ramtfchadalen ftatt des Baromerers und der Werterhähne, mit dem Unterfchiede, daß fie vielmehr das kuͤnftige als das: wirfliche Wetter anzei⸗ - gen, und daß fie ſich gegen den Wind wenden und fliegen, den fie ankündigen. Diefe Borherdeutungen aber find nicht unfeblbar. . —28 Kamtſchatka hat in ſeinen Felſen nur Raubvoͤgel. Auf dem Gipfel dieſer Fel⸗ Landvdgel. ſen ſind die Adlerneſter, welche ſechs Fuß im Durchſchnitte haben, und drey bis vier Zoll hoch ſind. Alle junge Adler ſind weiß, wie der Schwan. Darauf werben eis, nige grau, andere braun oder thonfarbicht, noch andere ſchwarz und wieder andere ſchwarz und weiß geflecket. Die Adler freffen die Fifche, und die Kamtſchadalen effen die Adler. So gehen die thieriſchen oder vegetalifchen Subſtanzen, durch Die Nah⸗ vrung, eine in die andere, welche das Seigetuch der Wiederhervorbringung iſt; und der Menfch allein macher fie ſich faſt alle gemäß, Durch einen fonderbaren Kreislauf der Keime des Lebens und des Todes aber wird, wenn die Geflügel, die Fifche und Die gefräßigen wierfüßigen Thiere ſich von einer unendlichen Anzahl Arten genährer haben, welche aus den verfihiedenen Claffen des Thierreiches genommen worden, der Menſch ‚endlich, der alle diefe Arten eine nach der andern verzehret hat, nad) feiner Neihe der - Kaub des geringſten Gewuͤrmes. "rs A Diefes iſt in Kamtſchatka fehr gemein. Wenn die Hige des Sommers nicht Ich, Bewürme. haft genug iſt, viele von dieſen Geburten und Inſecten zu vervielfaͤltigen, ſo machen F dafür die Gewaͤſſer, wovon dag Sand durchſchnitten iſt, daß alles von Gewuͤrmen wim- melt. Die Erde ift damit bedecket; die Fifcye, "welche man frocinet, werden davon _ bis auf die Hauf gefreſſen, welche allein übrig bieibt, Die Fliegen und Mücen ma- zen diefes Sand in der einzigen Jahreszeit, wo es noch bewohnbar wäre, unerträglich, er. Stücke leidet man nicht fo gar überaus viel davon, weil die Kamtſchadalen als, AAN mit der Fiicherey beſchaͤfftiget ind, wo die Kühle und die beſtaͤndig anhaltenden inde dieſe verdruͤßlichen Schwaͤrme entfernen, welche die Sonne ausbreitet. Die Feuchtigken der uft manner andı, daß man wenig Schmetterlinge ſieht, auffer gegen De Duelle von Kamtſchatka, wo die Trockenheit Des Bodens und die Nachbarſchaft u ; der res Geſchichte von Kamtſchatka. Hand Kant: der Gehoͤlze ſie gemein machen. Es iſt aber ſonderbar, daß man ihrer ungeheuer viel tſchatka. — N u auf Schiffen geſehen hat, welche über dreyzig Werften von der Kuͤſte entferne gewe— fen. Können fie fo weit fliegen, ohne zu ruhen? Oder werden nicht dieſe Inſecten vielmehr auf den Schiffen felbft ausgebruͤtet? In diefem Falle würde man fie von eis nem fremden Erdftriche nach Kamtſchatka bringen, wie die Wanzen, welche man In den Gegenden des Bolſchaia Reka und Awatſcha finde, wohin fie ohne Zweifel in Ruffern und auf Kleidern gefommen find, Wenn die Kamtſchadalen von unferm: meiften Ungeziefer- befreyet find, fo wer⸗ den ſie doch von den Laͤuſen noch mehr gemartert, als man in Italien und ſo gar in Spanien davon geplaget wird. Man findt an den Ufern des Meeres eine Art, welche ſich zwiſchen die Haut und. das Fleiſch ſetzet und ſcharfe Schmerzen verurſachet, die man nicht anders ſtillen kann, als wenn man das friſche Fleiſch wegſchneidt, worin⸗ nen fie ihr Neſt gemacht hat. Was die ordentlichen Laͤuſe anbetrifft, fo find fie mit diefem Dausungeziefer der heiſſen Himmelsgegenden dergeſtalt reichlich in Kamtſchatka verſehen, daß die Weiber oft nichts anders zu thun Haben, als ſich davon zu befrehen. Sie laffen fie haufenweife auf ihre Kleider fallen, wenn fie ihre Haare durch hre Finger ftreifen, die ihnen ſtatt der Kämme dienen. _ Die Mannsperfonen. befreyen ſich davon durch hölzerne Striegel, womit fie fih den Rüden reiben. Manns» und Srauensperfonen aber effen beyderſeits ihre Läufe, ohne Zweifel zur Vergeltung. Die e Coſaken find verbunden, den Kamtſchadalen mit Schlägen zu drohen, wie den Kins ' dern, damit fie ihnen. diefe Unreinlichkeie abgewöhnen, Man kann aber eine Frauens⸗ perfon diefes Landes nicht abhalten, Spinnen zu effen, wenn fie folche antrifft, es fen nun vor ihrer Schwangerſchaft oder in diefem Zuftande, oder auch zur Zeit, wenn fie nieberfommen will. Die Vorftellung, welche man von der Kraft diefes Ungeziefers zus Seuchtbarkeie hat, macher, daß ein Mann feine Frau viel geneigter zu feinen Ane wäherungen finde, wenn fie Diefem wunderlichen Geſchmacke an den Spinnen ein Ges - migen gethan hat. Ueberall fieht man die Nicdertraͤchtigkeit des Menfchen, Wo iſt aber deine Größe, in deinen Meynungen geringſchaͤtziges, in deinen Leidenſchaften verhaßtes Wefen ? — * mi Ber; \ — an Buch, I Capitel. * I a —— un er ink ee oo hitpe Bon den Einwohnern in Kamtſchatka. | 208. 1 Kapitel, ——— Bon dem Urſprunge und der Geſtalt der Kamtſchadalen. urſprung der Kamtſchadalen. Stellers Muthmaßungen deswegen. Ihre Geſtalt. D Kamtſchatka gegen Norden mit dem feſten Lande durch das Sand ſelbſt, und gegen Mittag durch das Meer mit den kuriliſchen Inſeln Gemeinſchaft hat, ſo muͤſſen feine Einwohner etwas mit vonder Gemuͤthsart, der Geftale und ” der Sprache derjenigen Voͤlker an fich haben, welche fie umgeben, Sie find auch gleihfam in drey Voͤlkerſchaften und drey Sprachen eingerheiler, die Koriäfen ge⸗ „gen Norden, die Kurilen gegen Mittag und die Kamtſchadalen zwiſchen beyden. Dieſe, welche die vornehmſte Voͤlkerſchaft find, und nur einerley Sprache reden, woh⸗ nen von der Duelle von Kamtſchatka bis an deſſen Mündung und Längft dem Oft: megre, Die Öränzen aber, welche man diefen dreyen Wölferfchaften und ihren Spra- chen anweift, find in dem ruffifchen Werke, wovon Herr Chappe die Ueberfekung her» aus gegeben, gar zit verwirrt, als Daß man ſich an diefe Eintheilung der Völker und Sexrachen Halten Eönne. Sie ift aud) eben fo dunkel, wie die. bey dem baby: loniſchen Thurme. lt, re N ah Sie Kamtſchadalen nennen fich ſelbſt Itelmen, d. i. Landeseluwohner. Seht Hefe ‚wenn bewohnen fie das Sand? Sie find davinnen erſchaffen, fagen fie. Woher font: BR ‚men fee? Aus Mungalien: antwortet Herr Steller. Was hat man für Beweiſe don dieſer Murhmaßung? Hier find deren zween. 3 ne 23 3 Die Sprache der Kamtſchadalen hat viel Wörter, bie ſich wie der chineſiſchen Stellers Rongoien ihre ‚au ng, ing ober, tſchin, tſcha oder Pfin, Efung endigen. Diefe Muchmasun beyden Sprachen find einander in den Abänderungen und den abgelriteren Woͤrten ben davon. ahnlich. Die Veränderungen und Abweichungen, welche ſich unter ihnen befinden, fommen von der Zeit und der Himmelsgegend, - Ein anderer Beweis von der Abfunfe ift die Gfeichförmigfeie der Geſtalt. Die - Kamtſchadalen find Elein und ſchwarzbraum wiedie Mongolen. Sie haben ſchwarze Haa- 1 wenig Bart, ein breites und Raches Gefiche, eine eingedrücte Naſe, wie die Kalmuͤ⸗ a Dhre unregelmäßigen Öefichtszüge, tief im Kopfe liegenden Augen, dünnen Narr und der hängende Bauch; Furz, Aepnlichkeiten in der Gemuͤthsart beyder r * beweiſen dem Herrn Steller vollends, daß fie einen gemeinichaftlichen Urs - . no Daben, oder daß eing von Der andern herfömme. Ihre Trennung aber, faget PUB eher geſchehen fenn, als die Trennung Japons von China; und ber Beweis, ee gem. Reifebefchr. XX Band, 9 daß 290 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner daß fie ſehr alt ſeyn muͤſſe, iſt, dad die Kamtſchadalen nicht den Gebrauch des Eiſens, ja in BZam⸗auch faſt nicht einmal einen Begriff davon haben, deſſen ſich doch die Mongolen ſeit län Gr ger als zweytauſend Jahren bedienen, Sie haben fo gar die mindliche Sage von ih» rem Urfprunge verloren; fie Fennen nur feit fehr kurzer Zeit die Japoner und fo gar die Kurilen, ie waren fehr zahlreich, alsdie Ruſſen zu ihnen famen, ob gleich die Ueber» ſchwemmungen, ‚die Stürme, die wilden Thiere, ber Selbſtmord und die innerlichen Kriege beftändige Urſachen zur Enreöiferung waren. Sie haben eine Kenntniß von der Eigenfchaft der Kräuter, welche eine lange Erfahrung vorausſetzet. Vornehm⸗ lich aber find die Werkzeuge und Geraͤthe, deren fie fich bedienen, von der andern Na- tionen ihren unterſchieden. Mr an - "Aus allen diefen ſchließt Herr Stelle, daß die Kamtſchadalen aus dem höchften Alterchume find, und daß fie Durch die Eroberer des Morgenlandes in ihre Halbinfel getrieben worden; wie die Sappen und Samojeden von den Europäern nach Morden gejaget worden, Es fey mit diefen Muthmaßungen wie ihm wolle; die Kamtſchada— len mögen von den Ufern der Lena, wovon ſie durch Die Tungufen verjager worden, her. gekommen feyn; oder fie mögen aus Mongolien über dem Fluffe Amur herſtammen, fo beweift doch ſelbſt die Ungewißheit ihres Urjprunges ihr Altertbum; und die eigen Veränderungen der Völker, die fie auf dem feften Sande umgeben, laffen vermurben, daß fie zu dande und nicht zur See nach Kamtſchatka gekommen find; denn das fefte Sand at die Inſeln, und nicht die Inſeln haben das fefte Land bevolkert. je Shre Geſtalt. ie Kamtſchadalen find in vielen Zügen einigen fibirifihen Voͤlkerſchaften aͤhn⸗ lich: fie. haben aber Fein fo langes und hohles Geſicht, mehr hervorſtehende Backen, einen großen Mund und dicke Lippen, breite Schultern, vornehmlich diejenigen, wel- he an den Ufern des Meeres von denen Ungeheuern leben, die daffelbe hervor bringt. Es würde eben nicht zu verwundern ſeyn, menn dieſe wilden Menfchen einige entferne te Aehnlichkeiten in der Geſtalt mit.denen Thieren hätten, die fie jagen, fifchen, und wovon fie leben; wenn bie Einbildungsfraft, die Himmelsgegenden, die Gewohnheis sen, die Empfindungen, und vornehmlich die Speifen der Mutter einen Einfluß in die Bildung des Kindes haben. Wenn aber die Kamtſchadalen in nichts denen Thie⸗ ten gleichen, wovon fie ſich nähren, fo riechen fie doch wenigftens nad) Fiſchen, und duften einen ſtarken Meerentengeruch von ſich; da fie durch übermäßige Schmutzigkeit eben fo bebiefamer find, als man es aus Klügelen, ic} will nicht fagen, aus Noth, der Reinfichfeit wegen ſeyn kann. Ehe man ſich in die Vorftellung Hrer Eitten einläßf, miuß man ihre Beichäfftiaungen kennen; fig beziehen ſich ale auf ihre erfien Bedurf⸗ niſſe, den Unterhalt, bie Kleidung und die Wohnung, I EEE * — * wi) ® x s re i x hart * E * > x Yun 2 * — 4 ‚ Pr 7 — ee P h < Das ' ee —9 2 ee ohne * | ! tſchatka. Das I Capitel. —— Von dem Unterhalte, der Kleidung und den Wohnungen der | Kamtſchadalen. | Speiſen. Jukola oder Zaal. Der Caviar, Tihw Jurten oder Winterhaͤuſer. Valagane der priki. Selaga. Kieidungen. Wohnungen. Sommerhäufer. * leſes Wolf lebet von Wurzeln, Fiſchen, und zweylebigen Thieren. Cs machet Speiſen. D aber vielerley Miſchunden aus dieſen dreyen Weſen. Ihre vornehmſte Spri- fe iſt das Jukola oder Zaal. Dieß iſt ihr Brod. Sie nehmen allerley lachs- — oder artige Fiſche, und ichneiden fie in ſechs Theile. Den Kopf läßt man in Gruben fau. Zaal. ten, um ihn als Salzſiſch zu eſſen. Den rücken und Bauch trocknet man im Rauche, den Schwanz und die Seiten in der Luft. Man zerftößt das Fleiſch Für die Menfhen, = und bie Gräten für die Hunde, Man treuger diefe Art Teig und ißt ihn täglich. Das zweyte Gericht iſt der Caviar, welcher von Fifhrogen gemacht wird. Man Caviar. hat deeyerley Arten, ihn zu bereiten, - Man, läßt den Rogen an der $uft frocfnen, und“ ; wur ihn mit dem Häutchen, welches ihn umgiebt, auf, oder breitet ihn auch, dieſes ddchens beraubet, auf dem Raſen aus. - Zu anderer Zeit thut man diefen Rogen in Grashalme oder Rollen von Blaͤttern, und trocknet ihn am Feuer. Endlich leget man ihn auf eine Schicht Raſen, auf dem Boden einer Grube, und bedecket ihn mit Graſe und Erde, damit er gähre, Mit dieſem Caviar find die Kamtſchadalen rn EN Ban verſehen. Bey einem Pfunde von diefer Art Sebensmittel kann ein Menfch lange Zeit . Ohnerandere eh befteen. Zumeilen miſchet er unter ſeinen trockenen Caviar ve =: eiden- oder Birkenrinde. Diefe beyden Speifen wollen zufamınen ſeyn. Der Ca; "Bar allein machet in dem Munde einen Leim, der ſich an die Zähne anflebet, und Die Rinde iſt gar zu trocken, als daß man fie verſchlucken koͤnne. in noch auserleſeneres Gericht ift das Tſchupriki. Man leget allerhand Mit. Tihumit, telſiſche auf eine Hürde fieben Fuß über dem Heerde. Man macher die Wohnungen zu, um ie wie Batſtuben oder Backöfen, zuwellen mit zweyen oder dreyen Feuern, zu ern Wenn der Fiſch alfo in feinem Safte langſam gebaden, halb geröfter und Halb geräuchert iſt, fo ziehe man ihm Teichtlich die Haut ab; man nimmt das Eingewei ⸗ Se heraus; man laßt ihn auf Matten trocknen; man ſchneidet ihn in Stuͤcke und ver» waoahret diefen Vorrat) in Saͤcken mie Grafe ducchflschten. | 005, Dieß find die ordentlichen Speifen, welche ſtatt des Brodes dienen. Die Fleiſch· | aplen der Kamtſchadalen find von Seehunden, oder andern Seethieren. Man fehe, m Man fich einen Vortath davon anfchaffet, : Man geäbt eine Örube, deren Boben ten anıit Steinen pflaſtert. Man leget einen Haufen Holz datauf, welches man un, A det. Wenn die Grube erhitzet iſt, fo nimmt man die Aſche daraus weg; —— den Boden mit einem Bette von grünem Erlenholze, worauf man ſchich⸗ — fe Spec und Fleiſch von Sechunden — und zwiſchen dieſe Schichten Erlen⸗ 02 zweige 292 Gecſchichte von Kamtſchatka. Einwohner zweige thut; und wenn die Grube voll iſt, ſo bedecket man ſie mit Raſen und Erde, in Kam⸗ tſchatka. —tñ⸗ Selaga damit man den Dampf darinnen behalte. Rach einigen Stunden nimmt man dieſen Vorrath heraus, der ſich ein ganzes Jahr hält, und fo gedoͤrret beſſer iſt, als geſotten. Die Art, wie die Kamtſchadalen das Seehundeſpeck eſſen, iſt, daß ſie ſich ein langes Stuͤck davon in den Mund ſtecken, welches fie dicht vor den tippen abſchneiden and es hinunter fchlucken, ohne es zu kauen. — Das von den Kamtſchadalen am meiſten geſuchete Gericht ift das Selaga. Es iſt ein Miſchmaſch von Wurzeln und Beeren, die zufammen geiioßen werden, wozu man Caviar, Walfiſch ſpeck, Seehunde ſpeck und gebackenen Fiſch thut. Alle wilde Voͤlker haben alſo ihr Oille, welches fie auf eine Are bereiten, die für alle andere, als für fie, efelhaft it. Die Kamtſchadalinnen fäubern und bleichen ihre ſchmutzigen Hände in dem Selaga, welches fie mit der Sarana kneten und dünn machen, | Die Volk trinkt nur Wafler, Vordem thaten fie Pilze hinein, wenn fie ſich lu⸗ fig machen wollten. Jetzo trinfen fie Branntewein, wenn ihnen die Ruſſen für das ſchoͤnſte und theuerſte, was diefe Wilden haben, welchen umfonft zum Taufche. geben wollen, Die Kamtfchadalen werden durch den trocknen Fifd), wovon fie ſich naͤhren, ſehr durſtig. Sie hören nicht auf, nach ihren Mahlzeiten, und fo gar Des Machts, Waſſer zu trinken, Sie thun Schnee oder Eis hinein, damit fie ſich nicht erhigen, ſaget man, * Ihre Kleidung Der Wilde iſt nothwendiger Weiſe wilder gegen Norden, als gegen Suͤden. Er wird alſo auch noch von ihren Fellen bekleidet, bedecket und erwaͤrmet. Defür iſt aus doppelter Urſache ein Verheerer. Die Natur, welche ihm vielen Hunger und wenig Früchte giebt, will, daß er Thiere toͤdte, fich zu nähren und zu leiden. Der mit Fiſchen oder Waſſervoͤgeln gemäftere, angefüllete und volfgeftopfete Ramtfchadale ohne Zweifel der König der Natur in der ſchmalen Halbinfel, die er bewohnet, Ehe diefes Volk von den Ruſſen und Coſaken durch Slintenflöße und Stodfehläge geſittet gemachet worden, ‚fo ‚machete es fich eine feltfame Kleidung von Zuchsfelfen, Erehuns dehäuten und Wogelfedern, die auf eine grobe Art zufammen genehet waren. Heute zu Tage find die Kamtſchadalen faft eben fo gut gefleider, alg die Ruſſen. Sie haben kurze Kleider, die bis auf die Knie gehen; fie. haben welche mit Echweifen, die tiefer herab. fallen; ſie haben fo gar ein Oberfleid, Dieß ift eine Art von zugemachtem Wamfe, worinnen ein Loch ift, den Kopf durch zu ſtecken. _ Diefes Coffee ift mie Hun⸗ depfoten verfehen, womit man ſich bey böfem Wetter das Geſicht bedecket; einer Kar puze niche zu erwähnen, welche über den Kopf gezogen wird, Diefe Kapuze, das Ende der Aermel, die fehr weit find, und das Kleid unten End rund herum mit einem Saume von weilien Hundefellen mit fangen Haaren verbraͤmet. Diefe Kleider find’ auf dem Rücken und den Näthen mit gemalten Streifen von Fellen oder Zeugen be⸗ ſetzet, zuweilen auch mit Quaſten von Fäden oder Riemen von allerhand Farben gezie⸗ set, _ Die Kafafe ift ein Pelz von fihmarzen, weiffen oder gefledien Haaren, die man auswärts kehret. Dieß ift das Kleid, welches die Ramtihadaten Kakpitaſch und die Coſaken Kuklianſcha nennen, Es iſt für Mannes: und Weibesperſonen einerley; die beyden Geſchlechter find nur durch die Unterkle der in ihrer Kleidung unrerfchieden, ‚Die Srauensperfonen tranın unter der Rafafe ein Kamifol und Holen, die zus formen genehet find, Dieſe Kleidung wird über die Süße angezogen, an dem Coiler mit ig" N PR Kleidung der Kamtfchadalen * 4. Wenterkleidung Er — — 3. C onemonienklerdung £ CHA 19 EN IEN MM: XX., Band. B Ve 22, —IIDCIIIIIII..IM VDD Si Kleidung der Frauensperlonen ın Kamtfehatka 2, AU Zrgeshloidung. 2. Cer emontenkleidung i 3. Kanitich adılis indem groß ten Putze. n Buch. USt 293 - mit einem Bande feſtgemacht, und unten unter dem Knie zugebunden. Man nennet Einwohner fie Chonba. Die Mannsperfonen haben auch zur Bedeckung ihrer Blöße einen —— Gürtel, den fie Maſchwa nennen, Man heftet eine Art von Beutel wegen des Vor· dern, und eine Schürze wegen des Hintern daran. „ Die ift die Hausfleidung; fonft - ‚war es die ganze Sommerkleidung. Jetzo haben die Mannsperfonen für den Som ‚mer lange Hofen oder Weiberhofen, die bis auf die Knöchel gehen. _ Sie haben der: gleichen auch für den Winter, aber weiter und gefüttert mit dem Haare inwendig auf ° dem Hintern, aber auswendig um die Schenkel. BIKE 2 Zur Beſchuhung haben die Mannsperfonen kurze Stiefel. Die Frauensperſo⸗ nen fragen folche bis an das Knie. Die Sohle daran iſt von — gemacht, wendig mit langhaͤrichten Fellen für den Winter, oder mic einer Art Heu gefuͤttert. Die fehönen Beſchuhungen der Kamtſchadalen haben die Sohlen von weiffem Seehun⸗ deleder, das Oberleder iſt roch und wie ihre Kleidung befeßet, die Quartiere find von weiſſem Hundeleder, und der Stiefelfchaft von unbehaartem und fo gar gemalten Le— der, Wenn aber ein junger Menfc) jo prächtig beſchuhet iſt, ſo hat er eine Geliebte. Sonſt Hatten. die Kamtſchadalen runde Müsen ohne Spige, von Vogelfedern und Thierhaͤuten gemacht, mit herabhängenden Ohren. Die Weiber trugen Perruͤ— den; Man. faget aber nicht, von was für Materie, ob es von Thierhaaren, oder von einer Art raucher Binfen gemwefen. Sie waren. aber diefem Kopfputze fo ergeben, fas gef Herr Seller, daß fie Feine Chriftinnen werden wollten, weil man ihnen die Pes ruͤcke nahm, fie zu taufen, oder ihnen die Haare abſchnitt, die ſie zuweilen von Nas tur kraus und focicht,. wie Perücken, haften. Heute zu Tage haben diefe Weiber den racht der Nuffinnen; fie ragen Hemden fo gar.mit Aermeln und Manfchetten. 4 Sie Haben die Reinlichkeit ſo weit getrieben, daß fie nicht anders mehr als mit Handfhupen.arbeiten, die fie aber niemals ausziehen, Sie wafchen ſich das Geficht nicht einmaf; fie malen es ſih mit Weiß und Roth, Das erfte iſt von einer wurm⸗ ſtichichen Wurzel gemacht, die fie zu Pulver reiben, und das zweyte von einer Seen pflandß, die fie in dem Thrane von Seehunden weichen laſſen. So bald fie einen FSremden ſehen, fo laufen fie, ſich zu waſchen, fich an zu fEreichen und zu pugen. „et Drache hat einen folchen Fortgang in Ramtfchatfa gemacht, feirdem die Auf . fen ihren Geſchmack und ihre Wohlgezogenheit dahin gebracht haben, daß ein Kam» ſchadale, fager man, ſich und feine Familie nicht viel unter Hundert Nubeln oder fünf: RM Sranfen kleiden koͤnne. Ohne Zweifel aber ift diefer Aufwand nur für die = eichen. Denn es giebt noch Leute und vornehmlich die alten Weiber, welche nach \ der Alten Mode gekleidet find, Ein Kamtſchadale vom erften Range ift ein Mann, welcher etwas vom Rennthiere, Fuchſe, Sand» und Seehunde, Murmelthiere, wilden Wid der Bären - und Wolfepforen, viel bom Seehunde und Vogelfedern an feinem Leibe träge. Man muß wenigffens ziwarizig Thlere fihinden, einen Kamtſchadalen nach al ger Art zu kleiden > Wie viel Menfehenblus muß wegen des Pußes einer Hofdame, gingr von unſern Lais, vergoffen werden ? — * — a Eine von den Bequemlichkeiten des Sehens der Wilden Hk, daß fie mit den Zap. Wohnung reszeiten DIE Luft und Wohnung verändern, Wenn fie nicht diejenigen ewigen Pal: laͤſte haben, weiche viele Geſchlechter geboren werden und ſterben ſehen, fo hat doch jxve Familie wenigſtens ihre Winterhuͤtte und —— oder vielmehr fie machen 03 98 % 2a Geſchichte von Kamtſtchatta. Einwohner aus den Materialien einer Wohnung zwo bewegliche und die ſich wegtragen faffen.. in Kam⸗Ihre Winferwohnung, welche fie Jurte nennen, wird auf diefe Art gebauer, tſchatra > „ . Man gräbt fünfteha'd Suß.tief in einen Boden, Die Breite iſt der Anzahl Jureen oder Leute gemäß, die darinnen wohnen ſollen, fo wie auch die Laͤnge. Man kann aber Wiuterwods von Diefer letztern aus der. Anzahl und dem Abſtande der Pfaͤhle urtheifen, die auf die- nungen. ſen Bauplatz geſetzet werden, Man ftecket in.einer Linie, die ihn in zweh gleich Lange Vicerecke eineheilet, vier Pfähle ein, ungefähr fieben Fuß weit von einander. Dieſe Palaͤhle unterftügen Balken, die Vermuthlich nad) der Laͤnge der Jurte geleget werden. Die Balken tragen Queerbalken, deren eines Ende ſich auf die Erde füge, Dieſe - Quserbalfen werden mie Stangen durchflochten, und alles diefes Zimmerwerk wird mit Rafen und Erde beffeider: aber auf fölhe Art, daß von außen Das Gebäude rund ‚ausfieht, ob es gleich von innen viereckicht ift"), Mitten im Dache bringt man eine vier» eckichte Oeffnung an, welche ſtatt der Thüre, des Fenfters und des Rauchfanges die- net. Der. Heerd wird an einer der langen Seiten angeleger, und man öffnet dafelbſt der Luft eine Zugröhre, den Rauch durch den Rauchfang hinaus zu jagen. . Dem Heerde gegen über find die Geraͤthe, die Tröge, worinnen man das Effen für die Men⸗ ſchen und Hunde zuberelte.. Sängft den Wänden find mit Matten bedecere Bänfe ‚sder Balken, bey Tage darauf zu fisen, und des Nachts darauf zu ſchlafen. Man feige in die Jurten durch Leitern, die von dem Heerde nad) der Deffnung des Nauch- . fanges gehen. Sie find heiß. Man wirde auf ſolchen durch den Rauch bald erſticket ‚werden. Die Ramtfihadalen aber Haben die Geſchicklichkeit wie die Eichhörnchen auf‘ Sproffen zu Elettern, worauf fie nur die Fußſpitze feßen Fönnen, Indeſſen follen fie doch nod) eine andere bequemere Deffnung haben, die man Jupana nennet: fie ift aber nur für die Weibesperfonen. Ein Dann würde ſich fhämen, dadurd zu gehen, und ‚man würde Mia ein Weib mit ihrem Kinde auf dem Rücken durch die ordentliche Liter aus» und einfteigen fehen. So ruͤhmlich ift es, bey denen Voͤlkern, die noch nicht Weiber find, ein Mann zu ſeyn. Wenn der Rauch gar zu ſtark ift, fo hat. man, wie Zangen gemachte Stöcfe, die großen Feuerbraͤnde durd) den Rauchfang aus der Jurte zu werfen. Dieß ift unter. den Kamtſchadalen fo gar eine Kunft und Geſchicklichkeit. Diefe Winterhänfer werden vom Herbſte bis in den Frühling bewohnet. Alsdann gehen die Kamtſchadalen aus ihren Hütten, und lagern ſich unter Balaganen, die fo — beſchrieben werden. BE nu ae. J / ey Neun Pfähle dreyzehn Zuß hoch merden in drey Reihen, gleich weit von einan häufer, der, als Kiele oder Örundbalfen, gefeßet, welche durch Queerbalken vereiniger, und "mit Sparen beleget werden, Die den mit Raſen bedeckten Boden bilden. Darüber erhebt fich ein fpißiges Dach von Stangen, die an eitiem Eude zufammen gebunden, und mit Dem andern an die. Qugerbalfen feft gemacht find, welche den Umfang des Bo- dens ausmachen. Zwo Klappen oder Faſlſthuͤren öffnen fih einander gegen über, Man fteigt in die Jurten hinab, und in die Balaganen hinauf, und das mir eben der Tragleiter, Wenn man fo durch das Dad) in die Haufer geht, ſo geſchieht es, fie vor den Thieren, vornehmlich vor den Bären zu verwahren, welche den Vorrath — Fi⸗ ſchen 1) Die Beſchteibung Diele Jutten iſt in dem Wis Mupfet, welches fie vorſtellet, Hilfe feiner Terte des ruſſiſchen Verfaſſers nicht deut ich genug · Dunkelheit. nicht ab. Der Maler ro Rus j ya a I j pferſtechor *& — — A Yehadılen u ULIPE 7 C IURTE Che Wohnuno der k Ze u rLLeT ER oder XX.Banrd. N? 23. x “ UBuch. ‚U Kapitel. - 2 RA aufzeffen würden; wie fie zumeilen thun, wenn ihnen die Stüffe und Felder — mot anbiethen. Ein hen Balaganen befegter Dre wird Oſtrog von ben Eofafen, das iſt, Wohn j pla8, genannt, Ein Oſtrog fieht wie eine Stadt aus, deren Thürme die Balaganen — Dergleichen Wopnpläge find gemeiniglich an den Fluͤſſen, die von da an das ebieth der Einwohner werden. Sie halten fi) an diefe Fluͤſſe, wie andere Voͤlker an ihre Felder, Se Kamtſchadalen fagen, ihr Water oder Gott (das iſt eineriey) febete zwey Jahre an den Ufern eines jeden Fluſſes und bevölferte fie mit feinen Kin- dern, denen er die Gegenden umher, die Ufer und Waſſer der Fluͤſſe, an welchen fie... . oren waren, zum Erbtheile lich, Sie entfernen fich auch bey ihren Wanderun- gen, Wenig von diefem alten und nicht zu veräuffernden Gebiethe. ‚Die nahe, am Meere gelegenen Boͤlker aber bauen an deffen Küften, oder. in den nicht weit davon. ‚entfernten Gehötzen. Die Jagd oder der Seehundefang läßt fie zuweilen funfjig Mei- _ len von ihren Wohnungen herumftreifen. Der Hunger giebt bey. den Wilden nicht zu, daß uͤe feſt bleiben fo wie der. Ehrgeiz bey ben geſitteten Voͤlkern weder Graͤnzen no chranken kennet. en A 4 — a cf * # — — — J Das II Kapitel, | Bon den Mobilien, Geräthe und Waffen der Kamtſchadalen. Aexte. Meſſer. Troͤge. Kunſt, Feuer an zu ten. Geſchirr. Stränge. Deichſel. Zagel. * machen. Canote von weyerley Art, Schlit⸗ Bogen, Dreyerley Pfeile. Piken. Kuͤraß. gt a — Fi eu; ‚I :@& ie Mobilien dev Ramtfchadalen find Schalen, Tröge, Körbe, Kaͤhne und Schlit⸗ een. Das iſt ihr Reichthum, welcher Feine lange Begierden, noch großes Be⸗ Ndauren koſtet. Wie haben fie diefe Mobilien opne Huͤlfe des Eiſens oder Des. Metalles gemacht? Mit Knochen und Kiefeln. ,. Ihre Aerte taren von Rennthiet- | „ner Walſiſchknochen oder auch von fo a heran Sefpiefteine pre Mefler find Mir noch) heute zu Tage. von einem Bergeriftalle, frigig und fharf, wie ihre Lanzetten, mit hoͤlzer nen Griffen, Ihre Nadeln find von Zobelknochen gemacht, die lang genug find, daß fie vielmals fönnen durchbohret werden, wenn fie oben abbrechen. —* Man befchreibt ip-e @erärhe nicht. Die ſchönften aber find hötzerne Troͤge, wel. rise ehe ebemals ein Jahr Arbeit fofiscen. Ein ſchoͤner Trog mar aud) ſchon genug, eine ” ganze Stadt zu untericheiden, wenn er dienen konnte, viele Gäfte zu bewirthen. Wenn y es waht iſt, was man fager, daß ‚in einziger Kamtſchadale fo viel ißt, als zehn ordent- ſche Perfonen, ſo kann man einen dieſer Tröge nisht genug loben. Di fe ** u | e hſtecher hatte dns Maſter ap Joeifel nicht vor nicht, weiche de Künſte und Handwerker in der ugen; en Hatte, zu A “ii in Abs Eneytlopädie befehrieben hat, - genheit des Gegeuſtandes, die unſterbliche Feber * * \ 1 Einwohner in Ram⸗ tfchatfa. 295 Geſchichte von Kamtſchatka. Diefe Wilden brauchen zur Verfertigung ihrer Gerachſchaften und Mobilich das Heuer, Wie befommen fie folhes? Sie drehen einen trocfenen und runden Stock, den fie in ein mit vielen Loͤchern durchbohretes Brett ſtecken, mit vieler Geſchwindigkeit Kanſt, Feuer herum, und hören nicht eher auf zu drehen, bis er entzuͤndet iſt. Ein trockenes und an zu machen. Eangte von zweyerley Art- zerquerfhtes Öras dienet ihnen zum Zunder. Sie ziehen ihre Kunft, Feuer an zu machen, derjenigen mit den Flintenſteinen vor, weil fie ihnen aus Gewohnheit leichter iſt. 4 a — Ihre Kaͤhne find von zweherley Arten, die eine, welche fie Roſachtaktim nen- nen, find beynahe wie die ruſſiſchen Fiſcherfahrzeuge gemacht: fie bedienen ſich ſolcher aber nur auf dem Kamtſchatkafluſſe. Die andern, welche man an den Seekuͤſten brauchet und Taktue nennet, haben den Vorder- und Hintertheil von gleicher Höhe und niedrige gegen die Mitte ausgefchweifete Seite, welches ſie der Gefahr ausſetzet, fih mit Waffer an zu füllen, wen der Wind wehet. Will man diefe Canote aufdas hohe Meer zu der großen Sifeherey brauchen, fo ſpaltet man fie in der Miete; darauf ° nehet man fie mit Warfifchbarden oder Fiſchbeine wigder zufammen, und kalfatert fie mit Mooße oder Neſſeln, fkatt des Hanfes. Daß man diefe biegfamen und geſchmei⸗ digen Walfifchgefenke, in dem Holze anbringt, woraus. biefe Kaͤhne gemacht find, ges ſchieht bloß, zu verhindern, daß fie nicht von den Wellen zerfchlagen und geöffnet wer⸗ den, Dergleicyen Fahrzeuge heiffen Baidares. "Diejenigen Kamtſchadalen, denen es am Holze mangelt, machen ihre Fahrzeuge von Seehundeleder, Sie geben alfo mit der, Haut eines dieſer Thiere aus, andere zu fangen, Diefe Eanote dienen nicht allein zur Fiſcherey, fondern auch zum Forebringen. Zween Menfchen fißen in einem dieſer Fahrzeuge, der eine vorn, der- andere hinten, und fahren mit langen Stangen die Flüffe hinauf, Wenn der Fluß ſchnell und der Canot beladen ift, fo liegen fie zuweilen eine Bierthelftunde gekruͤmmt aufihrer Stange, nur fünf bis ſechs Fuß weit fort zu kommen. Iſt der Canot aber Teer, fo werden fie zwanzig, ja auch wohl vierzig Werfte in einem Tage zurüd legen, Die größten Fahr: Schlitten. zeuge tragen neun bis dreyzehn Zentner. Wenn die Ladung viel Platz erfordert, als der getreugte Fiſch, den man ausbreiten muß, ſo fuͤget man zween Canote mit Queer⸗ brettern zuſammen, die zur Bruͤcke dienen. Dieß geht aber nur auf dem Kamtſchatka an, welcher breiter und nicht ſo reiſſend iſt, als die andern Fluͤſſe. Herr Rraſcheninnikow hat die Beſchreibung der Schlitten viel umſtaͤndlicher gemacht, als der Eanote. Man ſehe, wie die Kamtſchadalen dieſes Landfuhrwerk bauen. „Die Schlitten werden von zweyen Stuͤcken gekruͤmmtes Holzes gemacht. Sie „wählen dazu ein Stück Birke, welches dieſe Geſtalt hat. Sie theilen ſolches in zwey „Stuͤcke und heften ſie dreyzehn Zoll weit von einander, vermittelſt vier Queerhoͤlzer, zuſammen. Sie richten gegen die Mitte dieſes erſten Rahmes vier in die Höhe fte- hende Hölzer auf, welche ungefähr neunzehn Zoll ing Gevierte haben. Auf diefe „vier aufgerichteten Hölzer feßen fie den Stuhl, welcher ein eigentlicher Rahm, drey - » Fuß lang und dreyzehn Zoll breic iſt. Er ift aus leichten Stangen und Riemen ges „macht, Damit ſie den Schlitten defto fefter machen, ſo befeftigen fie noch vorn einen Stock, der mie einem Ende an das erjte Queerholz und mit dem andern an dem | — Rahme * = * Bud, m Capitel. — 297 „Rahme Hält, welcher den Sitz bilder"). Vor einen jeden dieſer Schlitten ſpaninet Einwohner man vier Hunde, die nur fünfzehn Rubeln koſten, da das Geſchirr zwanzig koſtet. Es in Ram: beſteht auch aus vielen Stücen, x ae x Die Stränge, welche man Alaki nennet, find zween breite und große Riemen, Gmirr. die man auf den Schultern der Hunde an. einer Art von Rumpre feſt machet. Einje Stwänge der Strang hat einen kleinen Rienten mie einem Hafen, der in einen Ning eingreift, welcher vorn an den Schlitten feſt gemacht iſt. ’ Die Deichfel (Pobrgenik) ift ein langer Riem, der durch einen Hafen vorn Deichſel. an den Schlitten, und mit dem andern Ende mitten an einer Eleinen Kette feft ger _ mache ift, welche die Hunde, gerade wor ſich hält und fie verhindert, nicht aus. zu weichen. r — — Ein noch laͤngerer Riem, welcher zum Zügel (Uzda) dienet, hängt mit einem Ende an dem Schlitten, wie die Deichfel, und wird mi-dem andern an eine Kette gehäfelt, die man den Worderhunden anmachet. —* Der Kamtſchadale fuͤhret fein Geſpann mit dem Ochtal. Dieß iſt ein krummer Stock von drey Fuß mit Schellen verſehen, die er ſchuͤttelt, die Hunde auf zu mun - tern. Er ruft Onga, wenn er zur linken, und Ang, wenn er zur rechten will. Den Lauf langfamer zu machen, fehleppet er einen Fuß aufdem Schnee: will er inne hal ‘ten, fo ſtecket er feinen Stod hinein. Wenn der Schnee gefroren ift, ‚fo machet er Schrittſchuhe von Knochen oder Elfenbeine unter die ledernen Sohlen, womit die Kufen des Schlittens befleidet find. , Wenn es Abhänge giebt, fo binde er lederne Ringe an diefe Sohlen. Der Neifende ſitzt mit herunter hängenden Beinen, und hat die rechte Seite nad) dem Gefpanne zugefehrer. Mur die Weiber fegen ſich in dem Schlitten mit dem Gefichte nad) den Hunden zu, oder nehmen Führen, "Die Mann: perfonen führen ihr Fuhrwerk ſelbſt, und gehen nach ihrer Art, Wecenn indeffen viel Schnee da ift, fo muß man einen Führerhaben, den Weg zubaͤhh · nen, Diefer Menfch geht vorden Hunden mit. einer Art von Schlurfen oder Schären her. ‚Die find aus zweyen fehr dünnen Brettern gemacht, die in der Mitte durch zwey Queerhoͤtzer von einander abgeſondert ſind, wovon das vorderſte ein wenig gekruͤmmet iſt. Dieſe Bretter und Aueerhöfzer find mit Niemen verfehen, bie über einander ges ben, den Fuß zu unferftüßen ?), Der Führer, welchen man Brodowſchikt nenner, geht voran und baͤhnet den Weg bis-auf eine gewiffe Weite; darauf koͤmmt er wieder zuruͤck und treibt die Hunde auf den Weg, den er ihnen geöffnet hat. Bey Ddiefer Verrichtung geht ſo viel Zeit verloren, daß man faum drietehatb Meilen in einem Tage koͤmmt. So beſchwerlich und voller Geſtraͤuche oder Eis ſind die Wege. Ein Kamtſchadale geht nie mal⸗ ohne ſolche Schlurfen und Schrittſchuhe, auch ſo gar in feinem Schlitten. Wenn man durch ein Weidengehoͤlz reiſet, ſo läuft man Gefahr, Nic) die Augen aus zu fteßen, oder Arm und Bein zu zerbrechen; weil die Hunde nad) auagiemiß der Schwierigkeiten, Eifer und Geſchwindigkeit verdoppeln. Bey jaͤhen Abhaͤngen iſt es nich möglich, fih auf zu Halten, Ungeachtet der-Worfichtigfeit, bie "Hälfte PN * &e in der allgemeinen Hiſtorie der Reiſen, XIX. Bande das ſechs und zwanzigſte Kupfer, e. nah | 2) Man fede dag angef, Kupfer. Allgem, Beifebefchr. X Band. 9 P 298 Geſchichte von Kamtſchatta. Einwohner Hälfte derſelben ab zu ſpannen, oder fie mit aller feiner Mache zuruͤck zu haften, reiffen in Kam tſchatka. — — Bogen. Dreyerle Pfeile. Piten. Kuͤraß. Koch Ihre Eitten haupt. „Geiſtigkeit der Seele. fie doc) ben Schlitten fort und werfen den Keifenden zumeilen um, Alsdann ift fein anderes Mittel, als daß man feinen Hunden nachläuft, die um fo viel gefehwinder ren- nen, je mehr die daft erleichtert iſt. Wenn der Schliten woran hängen bleibt, fo er— greift ihn der Menſch wieder, und laͤßt ſich auf feinem Bauche kriechend fortziehen, bis die Hunde entweder aus Müdigkeit oder einem andern Hinderniſſe ftill fehen. Die Waffen der Kamtſchadalen find der Bogen, die Lanze, die Pike und der Kuͤ— raß. Sie machen ihre Bogen von Serchenholze, und verfehen fie mit Birfenrinde. Die Walfifehnerven dienen dabey zur Sehne. Ihre Pfeile find ungefähr viertehalb Fuß lang. Die Spise derfelben ift auf verfehiedene Art bewehret. Wenn fie es mir Steine ift, fo nennen fie den Pfeil Rauglatſch. Pinfch Heiße er, wenn die Spige von einem Fleinen fpißigen Knochen, und Aglpinſch, wenn fie von einem breiten Kno— hen ift. Diefe Pfeile find meiftenfheils vergiftet, und man flirbt in vier und zwan— sig Stunden davon, wofeen nicht ein Meuſch die Wunde ausfanget, die Dadurch ge«- macht worden. “ Die Sanzen find wie die Pfeile bewehret. Die Pifen (Ukarel) find mie vier Spigen verfehen. Der Handgriff derfelben iftan langen Stangen feft gemacht. Der Harniſch, Kuͤraß oder Waffenrod iſt von Matten oder Sechunden, Man ſchneidt das Leder in Streifen, welche man dergeftalt übereinander licht, da man fie elaftifh und biegfam machet, wie das Fifchbein. _Diefer Kuͤraß bedecket die linfe Seite, und wird auf der rechten feft gemacht. Die Kamtſchadalen tragen über diefes noch) zwey Splitte oder kleine Brettchen, deren einesdie Bruft und das andere den Kopf von hinten verwahret. Dieß find aber Vertheidigungswaffen, welche eine Art von Kriegesfunft oder Fertigkeit vorausſetzen. — HH | Das IV Capitel. Sitten der Kamtſchadalen. Ihre Sitten uͤberhaupt. Geburt der Kinder, färben, Keifen, Verwahrung vor ber Kat Kleidung des Kindes auf famsjedifh, Ihre te. Gefährlichkeiten und Zufälle, Schlau⸗ Freyerey und Heurathen. Hochzeitfeſt. Viel⸗ igkeit der Hunde. Kriege der Kamtſchadalen. weiberey. Eheſcheidung. Wenig Eiferſucht Gaſtfreyheit. Luſtige Ars der Bewirthung. and Verdacht. Sittſamkeit oder Furchtſam Gebrauch des Muſcho-more. Tänze, Lieder, — keit ihrer Frauensperfonen. Beſchaͤfftigungen. Krankheiten und Argenepmittel,. Mannsarbeiten. Frauensarbeiten. Haͤute⸗ ie Kamtſchadalen Haben grobe Sitten, ſaget Herr Steller. Ihre Neigungen $ „find von dem Triebe der Thiere nicht unterſchieden. Sie fegen das hochſte But in die förperlichen Bergnügungen, und fie haben Feinen Begriff von ter de. x — UBuh, IV Capikil. 299 „Die Kamtſchadalen find überaus grob, fagen die Ruſſen. Die Hoͤflichkeit und Biswohne „Complimente find bey ihnen nicye gebräuchlich, Sie nehmen ihre Mügen nicht ab, in er, „und grüßen niemand, In ihren Neben find fie dumm, daß fie von den Thieren nur tſch —— „durch die Sprache unterſchieden zu ſeyn ſchelnen. Indeſſen find ſie doch neugie⸗ „eig — Sie ſetzen ihre Gluͤckſelägkeit in den Muͤßiggang und in die Befriedigung „ihrer natürlichen Begierden — So ekelhaft ihre Ark zu leben auch ift, fo groß ihre „Dummheit auch ſeyn mag, fo find fie doc) gleichwohl überredet, daß es Fein gluͤckli— „her und angenehmer geben giebt, als das Ihrige. Dieß machet, daß fie die Lebens⸗ Sache Cofaken und Ruſſen mit einem mit Beratung untermengten Erflaunen „Aanlehen. » : us ſieht in diefee Abſchilderung das Urtheil, welches barbarifche Nationen von wilden Bölfern zu fällen niemals ermangeln. VUebrigens, wie die Ruſſen nur nach Kamtſchatka gegangen find, es zu erobern, fo muß man fie mie Mistrauen und Vor⸗ ſcchtigkeit von dem Charakter und der Geſchichte, dir fie von feinen Einwohnern mas Sen, anhören. : Die Ramtfchadalinnen, welche mittelmäßig fruchtbar find, kommen Teiche nieder. — der —— "er habe eine aus ihrer Jurte gehen und nach einer Vierthelſtunde mit a einem Kinde, ohne die geringfte Beränterung in ihrem Gefichte wieder Fommen gefer ben. Sie fommen auf den Knien in Gegenwart aller Einwohner des Fleckens ober Oſtroges ohne Unterfchied des Alters und Gefchleihtes nieder; und diefer Schmerzens · fand beunruhiget die Schamhaftigkeit nicht. Die Nabelſchnur ſchneiden fiemit einem harfen Kielelfteine ab, binden den Nabel mit einem Neffelfaden, und werfen die ichgeburt den Hunden hin. Alle Umſtehende nehmen das Kind in ihre Arme, füß nes, liebkoſen ihm, und freuen fi) mir dem Water und der Mutter, ohne zu wiſſen cum. Die Väter geben ihren Kindern die Namen ihrer, verftorbenen Anverwand⸗ ten; und diefe Namen bezeichnen gemeiniglich eine befondere Eigenfchaft, oder einen iſtand, der fich entweder auf den Menfihen, der ihn trug, oder auf bas Kind, wels ches ihn erhält, bezieht. — Ein brettener Kaſten dienet zur Wiege. An dem Vordertheile deſſelben machet man Fine Are yon Ninne, den Harn ablaufen zu laſſen. Die Mütter tragen ihre — Kinder auf dem Rüden, wenn fie reifen oder arbeiten, ohne es jemals zu wickeln oder zu wiegen. Sie fäugen fie drey bis vier Jahre. Gleich das zweyte Jahr Eriechen fie herum. Zumeifen gehen fie bis zu den Hundetrögen, woraus fie die Ueberbleibſel eſſem Es ift aber ein großes Vergnügen, wenn das Kind anfängt, auf die Leiter in der Hütte 2 Ele ——8 Man kleidet diefe Kinder bey Zeiten ſamojediſch. Dieſe Kleidung, welche Kleidung bee ber die Füße angezogen wird, iſt ein Kleid, woran die Müge, die Hofen, und die —— Strümpfe angeheftet und zuſammen genehet find. Man machet hinten ein Loch, zu RT, Berricheung feiner Nothdurft, mie einge Klappe, welche dieſe Oeffnung verſchließt, und fo wie an unfern federnen Reithofen, herabfaͤllt und wieder aufgehoben wird. _ Die Aeltern lieben ihre Kinder, ohne dergleichen von ihnen wieder zu erwarten. W man Stellern darinnen glaubet, fo ſchmaͤlen die Kinder wider ihre Vaͤter, (beten ſeau und vergelten bie väterlichen Zärtlichfeitsbegeugungen nut dur Gleich ⸗ GEÄgFeiE, ag unvermögende Alter iſt vornepmlich verachtet. Die Erkenntlichleit wuͤrde alfe Feine natürliche Empfindung, fondern das Werk ber Erziehung und der pr 2 Geſellſchaft 908... Geſchichte von Kamtſchatka. | | Einwohner Gfeftfchaft, feyn, Man ift daher in diefem Stücke glücklich, daß man ſich von dem — Stande der Natur entſernet hat. Was für Erkenntlichkeit aber fönnen Kinder em: “> pfinden, die von ihren Aeltern, fo zu fagen, nichts als die Milch einer Murter ems, pfangen haben? In Kamtſchatka haben die Aeltern Fein Anfehen und-Feine Gewalt, weil fie nichts zu geben haben. Vie Kinder nehmen das, was fie finden, ohne zu fra gen. Sie ziehen fo gar ihre Aeltern nicht einmal zu Rathe, wenn fie fich verheura⸗ then wollen. Die Macht eines Waters und einer Mutter über ihre Tochter koͤmmt nur darauf an, daß fie zu. iprem Siebhaber fagen: „ Berühre fie, wenn du kannſt. — rail e Diefe Worte find eine Art von Herausforderung, welche Tapferfeit voraus feßet — IRRE giebt. Das gefuchte Mägschen wird, wie eine Feftung, mit Waͤmſern, Hoſen, Fäden, Riemen, und ſo vielfaͤltigen Bekleidungen vercheidiget; daß rs ſich kaum ber wegen Fann. Es wird von Fcauensperfonen bemahret, „welche dem Gebrauche, wozu es feine Arme und Kräfte anwenden oder nicht anwenden wollte, nur gar zu gut zu 1 Hülfe kommen. Wenn der Liebhaber fie allein oder mie weniger Begleitung antrifft, ! ſo fällt er grimmig über fie her, reißt ihr die Kleider, die Zeuge, und die Bänder, womit fie umwickelt iſt, herunter und entzwey, und machet fih, wenn er kanm einen Weg bis zi dem Orte, den man ihm erlaubet hat zu berühren, Hat er die Hand da- Bin gebracht, fo.ift die Eroberung fein. Er genieße feines Triumphes gleich den Abend, und den andern Morgen nimmt er feine Frau mit fich in feine Wohnung. Oft ge⸗ bLcieht es aber nur nach einer Folge von fehr mörderifchen Anfallen;. und ein folcher Platz koſtet eine firbenjäprige Belagerung, ehe er übermäftiget wird, Die Mägdiren und Weiber, welche ihn vertheidigen, fallen über denjenigen, der ihn angreift, mit großem Geſchreye und ftarfen Schlägen ber, reißen ihm die Haare aus, erfragen ihm das Geſicht, und werfen ihn zumeilen oben von den Balaganen hinunter. Der vers renkete, zerbläuete, mit Blure und Quetſchungen bedeckete Ungluͤckliche läßt ſich von der Zeit heilen, und wieder in den —— feine Angriffe an zu fangen. Wenn er aber fo gluͤcklich ift, daß er an das Ziel feiner Begierden koͤmmt, fo if feine Ge— liebte fo aufrichtig und meldet ihm feinen Sieg, indem fie mit einem zärtlichen und kla⸗ . genden Tone der Stimme fehrener Ni, Ni. Die ift die Sofung einer Niederlage, _ . deren Geſtaͤndniß derjenigen, die es thut, alleeit weniger Eoftet, als demjenigen, der es erhält. , Denn außer denen Kämpfen, die er wagen muß, muß er auch die Erlaubs niß, fie liefen zu Dürfen, durch viele lange und befchwerliche Arbeiten erfaufen. Da: mit er vor allem das Herz rühre, ſo geht er in die Wohnung derjenigen, die er fucher, und Diener der ganzen Familie cine Zeitlang. Gefallen feine Dienfte nicht, fo find fie “ gänzlich verloren, oder werden fehlecht virgolten, _ Gefälle er den Kelkern feiner Ge⸗ ‚febten, die er gewonnen hat, fo verlanget er, und man bewilliget ihm die’Erlaubniß, fie zu berühren, a — — — Nach dieſer gewaltthaͤtigen und ſeindſeligen Handlung, worauf das ſuͤßeſte Sie- gel der Berföhnung folger, weiches das Wefentliche der Heurath ausmachet, feyern 5 die Neuverheuratheten ihr Hochzeitſeſt bey. den eltern des Mägdhens. Man fehe ' — be die umſtaͤndliche Beſchreibung diefer Ceremonie nach dem Herrn Rrafcheninnis ’ kow, weldyer 1739 ein Zeuge von einer Hochzeit in Kamtſchatka geweſen. — Hochzeitteſt. Der Gemahl fager- er, im Begleitung feiner Frau und ſeiger Anverwandten, ſchiffete fih auf orey große Canote ein, feinen Schwiegervater zu beſuchen. Die De | — er, 7 # | EB IV Capitel. 301 ber, welche bey der Verheuratheten faßen, "trugen allerhand Eſſen im Ueberfluſſe. Eimvobner Die Männer, und vornehmlich der neue Ehemann führeten ganz nackend die Canote in Kam mit Stangen. Hundert Ruthen von der Wohnung ſtieg man ans Land. Man fang —— 8 und machete allerhand Zaubereyen und Beſchwoͤrungen. Darauf zog man ber Peus verheuratheten über ihre Kleider, ein Wams vom Schaffelle, woran Hoſen gebeftet waren, und noch vier andere Kleider an. Mac} diefer Ceremonie fegete man ſich wie- der in die Canote, und ändere Dicht an dem Haufe des Schwiegervaters an. Ein IR Junger Burfih, der von dem Dorfe ber Neuverheuratheten abgeordnet war, führete fie ad) der Jurte, wo das Feſt follte gefeyrer werden, Man tieß fie durch einen Rie- men da hinunter, Eine alte Frau, weiche vor ihr hergieng, hatte an dem Fuße der $eiter einen ereugen Fiſchkopf geleger, über welchen man bey. dem erften Anländen des ‚Sanots Zauberworte gefprochen hatte, Dieſer Kopf wurde von allen Reifegefährten, yon den jungen Eheleuten, und endlich auch von dem alten Weibe mit Füßen getreten, - welches ihn auf den Heerd an die Seite des Holzes legete, das zum Erwärmen ber Jurte bereitet war. —— nn | Man zog der Neuvermaͤhlten die überflüßigen Kleider aus, womit man fie vor⸗ ‚ber beladen Hatte, um allen Anverwandten damit ein Gefchenf zu machen, welche den ——— auch eins machen konnten; denn dergleichen Geſchenke ſind ſelten umfonft. Der Mann machete die Jurte warm, bereitete das Effen, und bewirthete alfe Eingeladene. Den andern Tag gab der Vater der jungen Frau feinen Schmaus; und den dritten Tag giengen die Gälte aus einander: die Neuverheuratheten aber blies . ben einige Tage bey dem Schwiegervater zu arbeiten. Dieß find die Ceremonien bey der erften Verheurathung. Die zweyte verlanget dergleichen nicht. Cine Witwe, die ſich wieder verheur en will, darf ſich nur veis nigen faffen, das heiße, bey einem andern Manne fhlafen, als demjenigen, den fie heu⸗ vathen foll. Dieſe Keinigung ift für einen ſolchen Mann fo ſchimpflich, daß fich nur . Fremde damit beladen wollen. Eine Witwe lief vordem Gefahr, ſolches ihr Lebenlang cine Seitdem es aber Cofafen in Kamefchatfa giebt, fo finden die Witwen jon einen, ſich von dem Verbrechen der zweyten Heurath losfprechen zu laſſen. Man reiniget ſich in dieſem Lande, wie man ſich in andern beflecket. Die Tugenden der Kamtfhadaten würden Laſter für uns ſeyn, wenn unfere Sitten das Laſter und die Tu⸗ gend in dem Umgange mit Frauenspe: fonen noch unterfchieden. — Nihts iſt freyer in Kamtſchatka/ als die Ehegeſetze · Jede Vereinigung des ei⸗ Vielweiberey. wen Geſchlechtes mit dem andern iſt erfauber, außer zwiſchen dem Water und feiner Tochter, dem Sohne und feiner Mutter, Ein Mann kann viele Weiber heurarhen - und fie verlaffen. Die Abfonderung vom Bette iſt die einzige Urfunde der Eheſchei⸗ dung. „Die alfo getrenneten Eheleute Haben die Freyheit, eine neue Wahl, zu treffen, . Ohne neue Eeremonien. Weder bie Weiber find unter einander. eiferfüchtig, auf ihren Wenig Eifers gemeinfchaftlichen Mann, noch iſt der Mann eifcrfüchtig auf feine Weiber; noch re Dielieniger ift man es wegen der „Sungferfchaft, die wir mit fo vieler Urfache fo hoch und Mägds tehnen, Man faget fo gar, daß es Männer gebe, die den Schwiegeroätern vorwer chen. 9, daß fie das noch bey den Weibern finden, worüber man ſich ben uns zumeilen be⸗ Elager, daf man eg nicht finde; naͤmlich die Füßen Hinderniſſe, welcye die Natur bey MEE noch unberuͤhrten Jungfrau der tiebe entgegen ſetzet. Dieſe Ungluͤcklichen — Pp wiſſen Ehe ſcheidung. 208 Geſchichte von Kamtſchatka. feinwohnee wiffen nicht, ihre Gluͤckſeligkeit darinnen zu ſuchen, daß fie ſich zuerſt den Meg in Ran: Sfnen. a; ——— Indeſſen Haben doch die Kamtſchadalinnen auch ihre Sittſamkeit oder ihre Furcht: Sierjimteit ſamkeit. Wenn fie ausgehen, fo bedecken fie ihr Geficht ftets mit einer Art Kappe, —— die an ihrem Rode haͤngt. Begegnen fie einer Mannsperſon in einem engen Wege, fankeit, fo kehren fie ihr den Rücken zu, und faffen fie vorbey gehen, ohne daß fie ihr Geſicht fieht, Arbeiten fie in ihren Jurten, fo geſchieht es hinter Vorhaͤngen ; und mern fie feine haben, fo Eehren fie den Kopf nad) der Mauer zu, fo bald ein Fremder hinein tritt, und arbeiten alfo fort. Das find aber, fager man, die groben Sitten ihres af: ten bäurifhen Wefens, Die Eofafen und die Ruſſen aber machen diefe rohen und wilden Srauenspetfonen unvermerke gefittet, ohne daran zu denken, daß dieles Ges ſchlecht gezaͤhmet vieleicht gefährlicher ift, als wild, 2 Beſchaͤfftigun⸗ Die Beſchaͤfftigungen machen die Sitten. Wenn der Einfluß der Himmelsluft gen. fie entſcheidet und anleget, fo ſchattiret fie der Arbeiren ihrer. Affe nordiſche Voͤlker haben viel Aehnlichkeit mit einander; die jagenden und fiſchenden Voͤlker noch mehr. Man wird bey den Kamtſchadalen das wieder finden, was man bey den Grönländern bat fehen koͤnnen. Manniardeb m Srühfinge halten fid) die Mannsperfonen an den Mündungen der Fläffe auf, er damit fie viel Fiſche fangen, die wieder in die See gehen; oder fie machen ſich auch toohl in die Meerbufen und Baye, eine Art Stockſiſch zu fangen, die man Vachnia nennet, Einige gehen auf den Biberfang. Im Sommer fängt man auch noch Fi⸗ ſche; man läßt fie trocknen, und traͤgt fie nach Hauſe. Im Herbfte toͤdtet man G ſe und Enten; man richtet Hunde ab, und machet Schlitten zu Rechte. Im Winter geht man mit dieſen Fuhrwerken auf die Zobel⸗ oder Fuchsjagd, oder bafpe Holz und $ebensmittel, wenn in den Balaganen noch welche übrig find; ober, man befchäfftigee ſich aud) in feiner Huͤtte, Nege zumachen, \ Frauentarbeit. Syn diefer Jahreszeit (pinnen bie Frauensperſonen Neffen mie ihren groben Zins ‚gern. Im Frühlinge: fammlen fie allerhand Kräuter und vornehmlich wilden Knob⸗ fauch. Im Sommer fanmlen fie das Kraut, wovon fie Tapeten und Mäntel wirfen; oder folgen auch) ihren Männern auf den Fiſchfang, die Fiſche aus zu nehmen, bie er freugen muß. m Herbfte ſieht man fie Neffen fehneiden und brachen, oder au) wohl in den Feldern herum laufen, die Sarana aus den Nattenlöcyern zu ſtehien. Die Männer bauen die Jurten und Balaganen, machen die Hausgeräthe und. Kriegesgewehre, bereiten das Effen und geben es, ziehen die Hunde und die andern Thiere ab, deren Fell Kleider daraus zu machen dienet. Die Weiber ſchneiden die Kleider und Schuhe zu und neben fie. Ein Kamt. ſchadale würde ſich fehämen, die Nadel und Ahle zu füpren, wie die Ruſſen chum über. die er ſich aufhält, Die Weiber bereiten und färben auch das Feder. Sie haben bey. diefer Zubereitung nur einerley Art, Man feuchter anfänglich die Felle ein, damie man fie mit einem fteinernen Meffer abfehabe. Darauf reibt man fie mit friſchem oder gohrenem Fifhrogen, und erweichee die Haͤute durch das viele Winden und Treten, uleßt ſchabet und reibt man fie fo lange, bis fie fauber und geſchmeidig find, Wenn. man fie gerben will, fo Hänge man fie eine Woche lang in Den Rauch, fenger ibnen in heiſſem J XX. Bard. N? ZL. EEE N S] NENNEN = vr j * Set L N aod Eu”: — — die Kamtſchadalen de Filche Treuger Te Taas beit vermittelfeglihendgemachter rs * — —— — An: ! * a } vr * = —J u Buch. IV Eapites 303 heiffem Waffen die Haare ab, reibt fie mit Caviar; darauf windet man fie, tritt fie Minwohner - und fchaber fie. ‘in Ram Wenn man die Seehundshaͤute färben will, fo nehen die Weiber, nachdem fig die ıfeharta. 5 Haare davon weggenommen, biefelben in Geftalt eines Sades, mit ber Haarſeite auge wendig, zuſammen. In dieſen Sad gießen fie ein ſtarkes Decoct von Erlenrinden und nehen ihn oben wieder zu. inige Zeit darnad) hängt man den Sad an einen ‚Baum; man fchläge ihn zu vielen Malen fo lange, bis die Farbe auswendig heraus ges drungen. Alsdann laͤßt man ihn in der Luft trocken werden, und erweichet ihn durch Keiben. Diefe Haut wird endlich wie Saffian, Wollen die Weiber das Haar der Seehunde färben, ihre Roͤcke und Beſchuhungen damit zu befegen, fo nehmen fie eine ‚£leine, fehr dunkelrothe Frucht dazu, welche fie mit Erfenrinde, Alaune und einem mis neraliſchen Dele Fochen laſſen. Das find alle Künfte, alle Arbeiten der Ramtfchadalen. Saft alle ihre Befchäfftigungen beziehen ſich auf die erſten Bedürfniffe des Men- ſchen. Der Unterhalt, das dringendfte und immerwährende Bedürfniß, weiches bey jedem Augenblicke erneuret wird, welches alle lebende Wefen in Thätigfeit erhäft, er- fordert faft alle Serge. der Wilden. Ihre Reifen felbft, welche dem Herumfchweifen Reiſen. der irrenden Thiere gleich find, haben nur die Fifcherey und Jagd, das Auffuchen der Abensmittel, oder die Verforgung damit, zum Endzwede. Sie feßen fih, zur Er langung derfelben, der Gefahr aus, vor Hunger zu fterben, Oftmals werden fie an einem wuͤſten Orte von einem Orcane überfallen, welcher den Schnee in einem Wirbel herum drehet. Alsdann muß man fih mit feinen Hunden und feinem Schlitten fo lange in die Eur flüchten, bis der Sturm vorüber if, Zuweilen dauret er acht Tage, Die Hunde find verbunden, die Riemen und das Leder an dem Schlirten zu fieffen, unterdeffen daß der Menſch nichts bat, und es ift noch ein Gluͤck, wenn er nicht erfriert. —— Damit man ſich davor verwahre, fo legen ſich die Reiſenden in Hoͤlungen, die fie Vorficht wider mit Baummweigen auslegen. Sie wickeln (id) in ihre Pelze ganz sin, mo der Schnee dos Cifeiertn. fie bald bedecket, ß daß man fie in ihren Pelzwerken nicht erkennen würde, wenn fie nicht von Zeit zu Zeit aufſtuͤnden, folchen ab zu ſchuͤtteln, oder ſich wie eine Kugel vol feten, damit fie ſich erwärmeten und Athem holeten, Sie fehen darauf, daß fie ihren Gürtel nicht gar zu feft machen, aus Furcht, es möchte, wenn fie in ihren Kleidern gar zu eng wären, der Duft von ihrer Yusdünftung, der zu Reife geworden, fie betäuben und unter einer Dunftfugel von Eife erfliden. Wenn die Oft gen Suͤdwinde einen j feuchter Schnee blafen, ie iſt es nichts feltenes, Keifende zu finden, die durch den Nordwind erfroren find, weicher gleich auf dergleichen Drcane folge. Da fie zumei- Gefahrlichtet⸗ len verbunden find, ihren Schlitten laͤngſt den Fluͤſſen in rauhen und holperichten We: Br und Zufäß gen nad) zu laufen, fo falten fie hinein und ertrinken; oder wenn fie bie Ufer wieder " erreichen, fo kommen fir dafelbft in den ſchaͤrfſten Schmerzen der Kälte um, welche fie . angegriffen hat, Selten haben fie die Bequemlichkeit, Feuer zu machen; und wenn- fie folche auch häften, fo vernachläßigen fie es, Sie und ihre Hunde erwärmen ein» ander gegenfeitig, da fie unter einander liegen, und nähren fich unter Weges von freus gen Fiſchen, die Feiner Zurichtung bedürfen. Im März und Aprilmonate, als der eit zu reifen, werden fie zwo bis drey Naͤchte an einem einfamen Orte zubringen, Die Menſchen hocken ſich in ihre Pelze eingewickelt auf den Fußzaͤhen nieder, und ſchla⸗ | | * — 0— 304 Geſchichte von Kamtſchatta. Einwohner fen in dieſer gezwungenen Stellung ganz ruhig. „Ich habe viele von dieſen Wilden in Dieſer Student iſt Arafcheninnikowo, der ſich ohne Zweifel nicht begnüger hat, diefe fehönen Mägdchen. zu befihreiben. Das Sied will auch, daß er alle andere natuͤr⸗ ‚liche Merkwuͤrdigkeiten von. Kamtſchatka befjreibe. © 4 nn 1} VUebrigens verwundert er fih, daß die Kamtſchadalen, welche viel Geſchick zu der Muſik zeigen, Fein anderes Inſtrument, als eine Arc Floͤte, haben, die von dem * Staͤngel einer Pflanze gemacht iſt, welche man Angelica nennet. Es iſt eine Schal⸗ meye, ſaget er, worauf man fein Stuͤckchen fpielen kann. Es würde aber noch er— ſtaunlicher ſeyn, wenn fie bey fo weniger Erfindung, Hülfe und Muße die Muſik lie: s beten. Sie ift eine von den erften Rünften des gefellfchaftlichen Menſchen, aber eine * don den letztern, die er zur Vollkommenheit bringt, Es gehoͤret fo viel Empfindfam- feit, Muße, ja fo gar Weichlichkeit dazu, die Werkzeuge unfers Körpers zu den Lieb» lichfeiren der Mufik zu bereiten und ein zu richten, daß eine Mation oftmals nicht eber ein vechtes Geſchick dazu bekoͤmmt, als bis fie folches zu alfen andern zarten Kunfien faſt verloren Bat, welche ein Thun, Wachen und Arbeit erfordern. Vieleicht muß man auch äuber ſchoͤnen Muſik ſchon organifiret geburenwerden; und das iſt nicht die Gabe der nor- diſchen Volker. Siewird fhmertich bis zu dein funfzigften Grade der Breite kommen. , I: ie Bergnügungen ber Ramtjchadalen find fehr eingefhränfer; ihre Hebel find —— es fo ſehr nicht wigwoht in flemer Anzahl.Ihre vornehmſten Krankheiten ſind der wand ene Scharbock die Geſchwuͤre, der Krebs und die gelbe Sucht, Ein jedes von dieſen Ve: bein hat viele Huͤlſe mittel Der Scharbock wird in Kamtſchatka durch Auflegung’ges wiſſer ee das Zahnfleifch oder Dürch Tränfe-geheile, Man macher einen Iran aus Affanzert bon < gen Aut Gentiang, oder Eedernfnofpen, worauf man Waſſer Ließt und es wie Thee trinkt. Mornepmtich aber ihr man wilden Rnoblauch. > Die Geſchwuͤre find in Kame ſchacka jehr gefägrlich und oft tödtlich. Sie haben Meilen zween bis drey of im Durchfchniite, und öffnen ſich in vierzig bis funfjig es pen fie nicht eitern, ſo iſt es ein Zeichen des Todes, Damit man die Dia: aufs ad Nehe, [o leer man Die noch raichende Dat eines gefshundeen Hafen dar- MUS URD wenn man kann, fo reißt man den Eiterftock heraus, r * Schl ebt daer Kiaſthelten in Kamtſchatka, die man unheilbar nennet; der SB, Die Benusteliche.umd der Krebs. Die erfte iſt ohne Zweifel in alfen Sander, * aa | 243. aber. 30 0 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner aber bey den Wilden viel ſeltener, und daher koͤmmt es, daß ſie föfche nicht zu Heilen wiſſen. in Bam tfcharka. Die zweyte Haben fie von den Ruſſen, welche ſie in ihr eroberees Sand gebracht, wie z die Spanier fie bey der Eroberung der neuen Welt befommen haben. Die Ser & \ ſchwaͤmme follen den Krebs eitern laſſen, und das alkaliſche Salz, welches fie enthal— ten, brenner das todte Fleiſch diefer Arc Wunden weg, welche zumeilen, aber mic Mühe und langfam, Beilen.. pe | Es giebt ſehr gefäprliche Krankheiten der Haut. Dergleichen ift eine Arc KRräße, melche, wie die Poden, ein jeder Menſch bekoͤmmt, und die viele Leute hinreißt. Sie bat ihren Ausbruch unter der Bruft wie ein Gürtel, und führet zum Tode, wenn = fie nicht eitert. Die Kinder haben eine befondere Kräge, welche man Teoved nennet. — Bey gewiſſen Mierenſchmerzen reibt man ſich den kranken Theil vor dem Feuer mit Schierlinge, ohne die Senden zu beruͤhren, aus Furcht, es moͤchten Verzuckungen oder-Mervenzittern davon entſtehen. ee. —— In den Gliederſchmerzen leget man eine Art Pilze auf; welche an der Birke waͤchſt. Man zündet den Pilz an einem Ende an, und er brenner bis in dag friſche Fleiſch, mwofelbft er eine Wunde mache, welche mir der Afche diefer Art Schwaͤmme, nachdem fie Blue gegeben hat, gefchloffen oder ausgetrocknet wird. Die Weiber haben ein gemiffes Kraut, womit fie ſich an gewiffen Theilen parfu⸗ miren, um bie Siebe oder ihre Begierden zu erregen und zu flillen. © Sie trinfen ger wife Tränfs, um fruchtbarer zu werden, und andere, damit fie Feine Rinder befom- men. Die wilden Völker haben alfo auch Ungluͤckliche, welche ſich fürchten, fih zu vermehren. Wie find doch die Menfchen zu beffagen! Die einen fliehen vor denen Weſen, die nicht mehr find, die andern vor denen, die noch nicht find. Der Tod, das Leben, das Nichts, alles erfchredfer fie. *F Ein unfehlbares Huͤlfsmittel wider die gelbe Sucht iſt ein Clyſtier von wilden Schwertlilien, oder Holzveilchen. Man zerſtoͤßt die Wurzel derſelben ganz friſch in eiſſem Waſſer, und man gießt den Saft davon, der fo weiß wie Milch it, ineine DBlafe, woran ein Röhrchen if, Die Arc und Weife, wie man diefe Mittel nimmt, if, daß man ſich mit niedergeſenktem Kopfe vorwärts leget, und die Blafe dabey unter dem Bauche druͤcket. Dieſe Sprigen fehen einem Dudelfade nicht unaͤhnlich, und man fönnte ſich bey dem erften Anblicke darinnen irren, ' gr Die geftoßenen Ulmariablaͤtter find wider die Biſſe eines Hundes ober Wolfes | gut: Der Tranf diefer Pflanze mit Fiſchen gekocht iſt gut wider das Zahnweh, wel⸗ ches bey Leuten ſelten ſeyn muß, die Feine Zahnärzte haben, Die Kamtſchadalen brauchen Feine Wundärzte, aud) zum Aderlaffen nicht. - Sie neßmen, ohne Laßeiſen und Schröpftöpfe, wenn fie einem Franken Theile Sinderung verſchaffen wollen, mit hölzernen Zängelchen die Haut umher auf, durch ſtoßen fie mie einem fchneidenden Werkzeuge von Eriftale oder Steine, und laffenfo viel Blut weg: kaufen, als fie verlieren wollen. Das iſt von den Krankheiten des Körpers genu — = gedets wir müffen nun auf die Krankheiten des Geiftes kommen. % SU Buch. V Capitel. 311 — Se See Ne SS 22 20 e Pee RE ae RE a a a ee no 2.2 2 00 Eimvopnen 2 — in Kam⸗ Dad V Capite. a Von der Religion oder dem Aberglauben der Kamtſchadalen. ‚Sie haben keinen Begriff von Gott. Lehren der biſche Furcht vor den Eydechſen. Aberglaͤubi⸗ Kamtſchadalen. Religionsfabefn. Sonder⸗ ſche Gewohnheiten wegen des Seehundefan⸗ bare Lehre von den Sünden. Hexen. Feſt ges; wegen des Walfiſchfanges. Furcht vor der Reinigung vor Fehlern. Meynung we⸗ den Todten. * gen des Urſprunges dieſes Feſtes. Aberglaͤu ie Kamtſchadalen haben nicht den geringſten Begriff von dem hoͤchſten Weſen, Sis haben DZ) noch das Wort Geift in iprer Sprache. Ms Steller fie fragere, ob fie be feinen ST dem Anfchauen des Himmels, der Sonne, des Mondes und der Sterne nie mals gedacht hätten, daß es.ein höchftes Wefen gäbe, meldyes alles das erfihaffen hätte, fo antworteten fie ihm ausdrücklich, „das wäre ihnen niemals in bie Gedanken „gekommen, und fie empfänden für diefes höchfte Wefen weder Siebe noch Furcht, und „hätten folche aud) niemals empfunden,„ Man ſehe hier einige von ihren Reli⸗ gionsmeynungen. BEN j 2 — „ort ift weder die Urſache des Gluͤckes noch des Ungluͤckes, ſondern alles haͤngt * * „von dem Menſchen ab... Die Welt iſt ewig; die Seelen find unſterblich; fie wer: Be “ „ben wieder mit dem Körper vereiniget werden, und ftets allen Beſchwerlichkeiten „diefes Lebens unterworfen feyn, außer dem Hunger» E » Alle Gefchöpfe, bis auf die Fleinfte Mücke fo gar, werden nach dem Tode mies »der auferftehen, und unter der Erde leben...... Diejenigen, welche in dieſer Welt „arm gewefen find, werden in der andern Welt reich. feyn; und diejenigen, welche „bier veich find, werden dort arm werben, Sie glauben nicht, daß Gott die Fehler nbefitafez denn derjenige, welcher Böfes-thur, ſagen fie, empfängt die Züchtigung da⸗ „für gleich gegenwärtig.u ..,. —— 7 u Sie denken, daß die Welt don Tage zu Tage ärger werde, und daß alles in Vergleichung mir demjenigen, was vorbem da gewefen, ausarte. J n Ermangefung richtiger Begriffe von der Gottheit, haben die Ramtfchadalen Religionsfa: Götter nach ihrem Biſde gemacht, wie.andere Völker. Der Himmel und die Ge: MI firne, ſagen fe, waren vor der Erde da, Rurchu erſchuf die Erde; und das ge» Kap von feinem Sohne, der ihm von feiner Frau geboren war, eines Tages, da er an + dem Meere fpagieren gieng. —* — — Rutchu, ſagen andere Kamtſchadalen, und ſeine Schwefter. Kuhtligith haben Erde mit vom Himmel gebracht, und auf dem Meere befeſtiget, weiches von, Kits Hin erſchaffen worden. at EEE ee Nachdem Aucchu die Erbe erfchaffen hatte, fo verließ er. dem Himmel, und fegete . ſcch in Kamtfchatfe, Da befam er einen Sohn, Namens Tıgil, und eine Toter Sidanka genannt, die ſich mit einander verheuratheten. „Kutchu, feine Frau Kin j Y P ” Fin? > BEE: Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner „feine Kinder trugen Kleider von Baumblaͤttern gemacht, und naͤhreten ſich von Ble⸗ in Ram „ken⸗ und Pappelrinden; denn die Landthiere waren noch nicht geſchaffen, und fiſchen tſchatka · ¶ „konnten die Gitter nicht.. Haben die Chineſen ihre Goͤtterlehre zu den Kamtſcha⸗ — gebracht? oder leiht dee Geſchichtſchreiber von Kamtſchatka dieſem Lande die chineſiſchen Fabel ? FR — Rucchu verließ eines Tages feinen Sohn und feine Tochter, und verſchwanb ‚ aus Kamtſchatka. Ob er gleich auf Schlurfen gieng, fo bildeten fich doch die Hügel und Berge unter feinen Tritten. Die Erde war vordem plaftt feine Füße aber druͤ⸗ cketen da hinein wie in Lehm, und die ausgehöhleten Thäler behalten nod; die Spu⸗ ven davon. | EM 23 Da Tigil feine Familie zunehmen fah, fo erfand er die Kunſt, Nege von Ne fein zum Fiſchfangen zu machen. Sein Vater hatte ihn Kaͤhne machen lehren. Er iehrete feine Kinder die Kunſt, fih mir Haͤuten zu kleiden. Er ſchuf die Landthiere und gab ihnen Piftarfchutfcht, Acht auf ſie zu Haben. Diefer Gore, der ſehr klein von Geſtalt und mit Vielfraßhaͤuten befleidet ift, wird von Vögeln gezogen: cs find aber weder Adler noch Tauben, fondern Rebhuͤhner. Seine Frau heiße Liranus. Autchu hat viel Thorheiten begangen, die ihn nur Fluͤche zuziehen, anſtatt der gobfprüche und Gebethe. Wozu dienen fo viele Berge, Abgründe, Klippen, Sands bänfe, reiffende Ströme oder Flüffe, fo viel Regen und Ungewitter, Die Kamtfcha: dalen haben ihm wegen fo ſchlechter Dienſte nur Schimpfivorte zu fagen, Sie opfern dem Gotte, den fie am hoͤchſten fehägen, entweder aus weniger Furcht, oder geringer Siebe. bey ihrem Dienfte, nur die Kiefen, die Sloßfedern oder die Schwäne der Fiſch Die fie in das Spühlicht werfen würden. „Dieſes, faget Arsfcheninnitow, ha „fie mit allen aſiatiſchen Nationen gemein, welche ihren Goͤttern nur das opfern, was „nichts tauget, und das, was fie effen Fönnen, für fh behalten.„ Die Götter dürf- ten wenigftens nicht darüber böfe werden: es iſt aber nicht gewiß, ob die Priefter da» mit zufrieden find. — a BE . ‚Mebrigens, wenn die Kamtſchadalen ihren Göttern nichts geben, fo geſchieht es, meil fie. auch wenig von ihnen erwarten. Sie machen einen Meergote, ben fie Mitg nennen, und imfer der Geſtalt eines Fifches vorftellen, Dieſer Cor denket nur auf ſich. Er ſchicker die Fifche in die Fluͤſſe, aber nur daſelbſt Holz zur Erbauung feiner RKaͤhne zu fuchen, und niche den Menſchen zur Mahrung zu dienen, „Dieſe $eute „ koͤnnen nicht glauben, daß ihnen ein Gott Gutes thum koͤnne., eh Dafuͤr kennen fie Göcter, die ihnen boͤſes thun Finnen, Dieß find. diejenigen, welche den Feuer fpeyenden Bergen, den heiffen Quellen vorftehen. Dieſe böfen Gei ſter fteigen des Nachts von den Gebirgen und eilen nach dem Meere, dafelbft Fiſche zu fangen, Sie tragen an jedem Finger einen weg, Die Waldgoͤtter find den Men⸗ ſchen ahnlich. Ihre Weiber tragen Kinder, die auf ihrem Ruͤcken wachfen, und — weinen, Dieſe Geiſter führen die Neifenden irre, und nehmen ihnen die Vernunft. ar [3 Ppiliatſchutſchi oder Biliukai unterläße nicht, zuweilen boͤſes zu thun. Diefee Gott wohnet auf den Wolken, von da er den Regen herabgießt, und die Bfige wirft. Der Regenbogen ift der Saum feines Kleides. Die Furchen, welche der Stur m auf dem Schnee machet, find die Spur feiner Schritte. Man muß diefen Got = * fatchte a ER Bub, V Capitel. | 313 2. fürheens denn et laͤßt die Kinder der Kamtſchadalen in den Wirbefn wegführen, Binwohnsr 27, damit ſie, wie Kariatdiden, die Lampen unterftügen, welche feinen Pallaſt erleuchten, it Kam: — Tuila iſt der Gott der Erdbeben Sie kommen daher, wenn fein Hund Kozei, iſchatta. welcher ihn zieht, den Schnee abſchuͤttelt, den er auf feinem $eibe hat, ! Saeetſch iſt das Haupt der unterivdifhen Welt, wo die Menfehen nach ihrem Tode wohnen, Denn umter der Erde, welche platt if, befinde ſich eben ein folcher Himmel, wie der unferige; und unter diefem Himmel iſt eine andere Erde, deren Einwohner Winter haben, wenn wir Sommer haben, und ihr Sommer ift während unſers Winters, ri " So haben die falſchen Begriffe von der Natur bie falfihen Begriffe von der Gottheit ergeuget. "Die Serehümer der Menfchen in diefem Stuͤcke aber find nicht fo unzähfig, als fie es wohl zu ſeyn ſcheinen. Man darf nicht verzweifeln, die gemein⸗ ſchaftliche Quelle derſelben zu finden, und deren Aermen zu folgen. Sie veraͤndern ſich nur wie die Natur und das, was ſie hauptſaͤchlich herborbringt. Der Menſch über- haupt nimmt feine Geſetze, feine Sitten, und feine Religionsmeynungen von feiner Himmelsgegend. Die Eroberungen and Wanderungen verändern, verfehren und - verſteken zwar zuweilen die bürgerliche und Neligionshifterie eines Landes und einer Nation, wie ihren Charakter, ihre Sprache und ihre Gefihtsbifdung. Allein, fo fange ein wildes Wolf in dem Umfange eines durch Waſſer oder Berge befchränferen — Landes unbekannt bleiben wird, fo wird es feine Götter ang feinen Gehölzen, aus der 2 Ser, aus den Höhlen, aus den finftern oder majeftätifchen. Orten, mie einem Worte aus dem großen Gegenftänden oder Wirkungen der Natur hernehmen. Die Furche wird ſtets feinen Gang in feinem Aberglauben führen; und wennes aufhöret, die durch feine Einbildungskraft erfchaffenen Hirngefpinfte zu fuͤrchten, fo wird es gefchehen, ba. mit es fid) vor andern fremden Hirngefpinften erſchrecke. Die Schwäche des Menſchen machet ihn. zaahaft, die Erfahrung des Uebels —— ſurchtſam, und die Unwiſſenheit leichtglaͤubig und thoͤricht in feiner Furcht. Indeſſen a iſt doch der Aberglauben der Kamtſchadalen nicht allegeit Blind und unvernuͤnftig. Sie neunen Das gut und Tugend, ſaget man, wos ihren Begierden und Beduͤrfniſſen genug thut; und das Fehler und böfe, was ihnen ſchaden kann. Auf die Bewer ſpeyenden Berge fteigen, heißt fich einer gewiffen Gefahr ausfesen; es heißt ein Vers brecyen begepen, welches der Himmel rächen muß. Bis hieher iſt ihre Furcht ver« nuͤnftig: man Ehe aber eine Meynung, die man für zaghaft halten muß, Es ift ein | Fehler, einen Menſchen zu retten, welcher erfäuft; weil man ſelbſt erfaufen kann. Nichts iſt dem gefeltfchaftlichen geben mehr zunider: man fehe aber hier Grundfäge, die ihm günflig find, Es iſt eine Sünde, fich über ſchlechte Fiſche zanfen und fhla« gen; ohne Zweifel, weil man ſich ein großes Uebel wegen einer Sache zufügen Fan, \ die nichts gutes ift; feiner Frau wohnen, wenn man Hunde abzieht, weil man bie _ En befommen fann, Wenn diefe Gefahr gegründer wäre, fo-würde das Vergnis & felbft ein Fehler fen. s Dey den KRamtfchadalen alfo ift das pbnfifche Uebel eine Fang ‚Was wäre das für eine weife Gefeggebung, welche alle Furcht des menfchli« Eönnter x gegen die phyſiſchen Uebel der Gefellſchaft und einzelner Perfonen wenden - a x PR Krieg würde alsbann die größte unter alten Sünden, das unverzeibliche »erbrechen der beleidigeen Menfchlichfeit werden, Die Uebermaaße aller natirfts Allgem, Reifebefche, KX Band, Rr den v Bi 314 Geſchichte von Kamtſchatta. Einwohner hen Vergnuͤgungen wuͤrde einen Zaum in der heufamen Furcht finden, welche der. in Kam Reue vorbeugen würde; die ſchimpflichen Krankheiten würden im Voraus erſchrecken —— Man fuͤge zu den brennenden Geſchwuͤren gewiſſer Uebel noch den nagenden Gewiſ⸗ ſenswurm, was für Verwahrungsmittel wider die Seuche! Allein, wird man fügen, diefe Sünden find ihrer Natur nach verbothen, und führen ihre Züchtigung bey fich. Es find die entfernten Uebel, deren Folgen weder finnlich, noch rührend find, welhen _ man durch Irrthuͤmer vorbeugen zu müffenfich einbildetꝰ Warum? Iſt es nicht zu ber fürchten, daß, wenn man fich wegen ber falſchen Urſache des Verbothes aus dem Jrr⸗ thume Hilft, man fich darauf irre, wenn man an deffen Nechtmäßigfeie zweifelt? Wird der Menſch, welcher auföret, zu glauben, dieß oder jenes Vergnügen misfalle ber Öortheit, es ſich nicht erlauben, wenn ihm unbefannt ift, daß er die Geſellſchaft beleidiget? Wenn der wahre Bewegungsgrund zureichet; iſt es da vernünftig, ihn zu R vyerbergen, und einen zweifelhaften dafir an die Stelle zu fegen? Vieleicht find die — Irrthuͤmer der Kamtſchadalen in dem Begriffe von Guten und Boͤſem nicht ſo gefaͤhr⸗ lich, als der geſitteten Voͤlker ihre. Sie haben nur die Furcht, die fie ſich felöft ma hen, und deren fie ungeftraft misbrauchen Fönnen. Nur die Unwiſſenheit überliefert X ſie einer Menge Verblendungen und Ausibungen, welche überall das Zeichen De 3 Ihorheit und des Elendes auf die Stirne des Menfchen drücken, Dieſe Merkmaale der Schwachheit und Demuͤthigung aber ſtehen bey dieſem armen und von allen ent— bloͤßten Volke, wenigſtens nicht auf eine verhaͤßte und lächerliche Art, gegen den Reid “... hum, die Waffen, die fchönen Künfte, die Vergnuͤgungen, die Ausfchmücungen, und 5 ben Aneheil der. Hoheit und des Stolzes ab, welche an den Höfen und in den Städten fhimmern. Man fieht einen Kamtſchadalen Beine goldene Kronen und diamantene ‚Anhängfel tragen, wie einen Mogol, einen Sophi. nr Hexen . Die Kamefchadalen haben zur Ernährung ihres Aberglaubens nur die Deren, a Es ſind ſtets alte Weiber, welche die Zaubereyen ausgeübet, als ivenn dieſes Gefchlechr, - welches feine Regierung durch die Siebe anfängt, folches Durch die Furcht endigen müßte, Zum Gluͤcke haben die Reizungen der Schönheit über Die Reize der Hexereh die Obere hand. In Kamtſchatka maßen fich die Seren nur an, die Kranfheiten zu heilen, das Ungluͤck ab zu wenden, und das Künftige vorher. zu fügen, Man fehe bier ihre große Zauberey. j s Zwey Weiber ſitzen in einem Winkel und murmeln mit leiſer Stimme, man weis nicht was für Worte, Das eine Weib bindt fi) einen mir rother Wolle umwi⸗ ckelten Neſſelfaden an den Fuß. Es bewegt ſolchen. Wenn es geſchwind geſchieht, fo ift es ein Zeichen des Gluͤckes, geſchieht es aber langſam, eine böfe Vorbetentung. Diefe beyden Gefährtinnen knirfchen mit den Zähnen, und fehrepen gufche, aufiüe; \ welches die Geifter hervor rufen ſoll. Wenn fie ſolche zu fehen glauben, fo brechen ſie in ein Lachen aus, und rufen chat, chai. Mach einer halbſtuͤndigen Erſcheinung wiederholet eine ohne Unterlaß: ıfebfi; d. j. ſie ſind mehr mehr da. Während dieſer Zeit murmelt die andere einige Worte über den Rathfragenden, ihn zu ermah- nen, er folle fid) vor dem Teufel nicht fuͤrchten. Rh". “a: SF Man ſtellet vergleichen Befchwörungen an, Gluͤck auf der Jagd zu haben, oder das Uebel ab zu wenden. Wenn man nichts gefangen bat ‚ 10 ſaget die Zauberinn Allezeit, es ſey bloß geſchehen, weil man irgend eine abergläubifche Gewohnheit here ⸗ nd a + Machläßiget \ “ Bud. veapie 350 nachlaͤßiget Habe. Diefe Auslaſſung muß man dadurch ausföhnen, daß man ein Flei- Kinwohner nes hölgernes Goͤtenbild machst, welches man aufeinen Baum feget, eng Wenn ein Kind bey einem Ungewitter geboren wird, fo ift es eine übele Vorbe⸗ — deutung. Man muß et mit dem Teufel verſoͤhnen, ſo bald es reden kann; und das bewirket man durch eins Beſchwoͤrung. Man erwartet einen Sturm. Alsdann ziehe ſich das Rind ganz dackend aus, und nimmt eine Seemufchel in die Hand. Es läuft um die Hütte herum, und fager zu den böfen Geiſtern: „Die Mufchel ift für das Salz⸗ „waſſer, und nicht für das Füße Waſſer gemacht; du haft mich ganz benetzet; die Nafı „fe wird mich umkommentaffen; du fiehft, daß ich nacfend bin, und an allen meinen „Gliedern zittere.“ Won dielem Augenbficte an ift das Kind mit den Teufeln in Frie: de, und wird weder Ungewitter, noch Stürme, mehr herbey ziehen. Die Ramtfihadalen fuchen viele Geheimniffe in den Träumen, Wenn ſie eine übfche Frau im Traume befißen, fo if dieß Gluͤck eine Vorbedeutung einer gufen Jagd. Wenn fie denfen, fie verrichten ihre Nothdurft, fo erwarten fie Gaͤſte. Traͤu⸗ met ihnen von Gewuͤrme, fo werden die Coſaken zu ihnen kommen. Diefe Cofafen heben tie Kuflagen. “rn ve en ——— * ‚Eine einzige Ceremonie aber ſchließt allen Aberglauben der Kamtſchadalen in fi, Dieß iſt Has Feſt der Arinigung von Fehlern, Weil man die $ehren und Gebräuche der Religion des Sandes dabey finde, fo ift es notwendig, ſolches etwas umſtaͤndlich ; zu befihreiben. 2 Fe —— ra Dieſes Feſt wird im Windmonate gefehret, wenn die Sommer - und Herbſtar⸗ Feſt der Rei⸗ beiten zu Ende ſind. Steller muthmaßet daraus, daß es im Anfonge zur Erkennt— ei —— lichkeit angeſtellet worden. Man muß aber eben nicht in dieſer Empfindung die er- Be ften Stiftungen des Gotresdienftes ſuchen. "Wenn die Kamiſchadalen nur ein Feſt im Jahre haben, fo ift es natuͤrlich, daß man es der Muße in der Jahreszeit zufchreibe, worinnen es gefepret wird; oder den Umftanden‘der Surückkunft diefes Volkes in fei- ne Hütten, nach der Zerftreuung, welche die Jagd und die Fifcheren erfordern. Mi- hen fich Diele abergläubifche Ceremonien mic unter; iſt der Endzweck feiner Stiftung felbft eine gortesdienfkfiche Ausfhnung: fo geſchieht es,. weil der Menſch, weichen die Begierde zum Guten und die Furcht vor dem Bofen überall begleiten, alte Werfen, die er ſieht, oder fich einbilder, zu feiner Erhaltung gewinnen will, Er ruft die guten an, er beſchwoͤrt die boͤſen, es ſey nun ingeheim oder öffentlich. Bey einem Fefte der Wilden bringe ein jeder feine Furcht, einen Gottesdienft daraus zu machen, wie feine tebensmittel, eine Mahlzeit davon zu halten. Es finden fich allgemeine Meynungen, tie allgemeine Gerichre; und ein jeder bleibt bey dem, was ihn am’ meiften rührer, Bey dem kamtſchadaliſchen Reinigungsfeſte kehret man anfaͤnglich die Jurte aus, Darauf nimmt man die Schlitten, das Geſchirr und alles Geräth weg, was denen eiftern misfäll, die man hervor rufen will, Ein Greis und drey Wei Sn gen Bar Matte welche Lebensmitel entpäfe, Man machet eine Art von Axt aus Den ar hie, welches ein Teig iſt; und diefe vier g heiligten Perfonen ſchicken ein jeder einen Ra mie feinem Borrathe an Lebensmitteln und feiner Apr in das Holz auf die oder — Tonſchitſche iſt ein geheimnißvolles Kraut, welches man in Händen, Männer ' em Kopfe, träge, und bey den Religionsceremonien uͤberall brauchet. Die welche in das Holz gehen, Birken * den Winter zu hauen, haben es auf “ — dem 2 316 Sefihichte won Kamtſchatko. Einwohner dem Kopfe und auf ihren Aexten; die Weiber und der Ale in ihren Händen, Diefe in Ranız tſchatka. —t werfen das Uebrige ihrer Lebensmittel, wenn die vier Holzhauer weggegangen find, den Kindern bin, welche ſich darum ſchlagen und es einander ſͤreitig machen. Darauf fneten oder fehneiden die Weiber das Jukola in Geftalt eines Walfıfebes, Man heizee die Jurte; und der Alte bringt eine Scholle, die er in eine vor der Leiter ber Jurte gemachte Grube leget. Er drehet ſich dreymal auf eben dem Plage herum. Die Männer, Weiber und Kinder hun nach. ihm eben das. _ Er läßt die Sgrang Fochen, die böfen Geifter zu. bewirchen. Ein jeder feßer feine hölzernen Bögen, fie md» gen alt oder neu feyn, auf den Gefims über den Heerd. Denn der Heerd und die Lei— ter find geheiligee Sachen in den Jurten. Ein Alter bringet einen großen Birkenklotz, woraus man den großen Goͤtzen ma- chet. Mar Hefte ihm weiches Gras an den Hals, opfert ihm Tonſchitſche ‚und fe Ber ihn auf den Heerd. Dießz iſt der große Hausgoͤtze. Darauf ftellen ſich die Kin- der neben dev Leiter, um die Goͤtzen auf zu fangen, die man ihnen von außen in die Jurte wirft,‘ Darnach nimme eins von ihnen den großen Gägen bey dm Halfe, - ſchleppet ihn um den Heerd herum und ftellet ihn wieder an feinen Ort mit feinen Ge⸗ fährren, welche ihm folgen und fehrenen Alkhalalalai. Die Alten ſetzen fi rund um den Heerd. Der vornehmfte, welcher das Ame des hoben Priefters verrichtet, nimmt eine Schaufel voll Tonfchirfche, und ſaget zu dem neu angezündeten Feuer: „Autkfchn befiehlt uns, dir jedes jahr ein Opfer zu bringen, — ey uns gnädig, verrheidige uns, bewahre uns vor Verdruſſe, vor „Unglücksfällen, vor Feuersbrünften.* Diefes Opfer ift das Kraut ſelbſt, welches er in das Feuer wirft. "Alle Alten ſtehen alsdann auf, ſtampfen mit den Füßen, klopfen in die Hände, und endigen mit Tanzen, woben fie beftändig rufen: Alkhalalalai. Unter diefem Geſchreye gehen die Weiber und Mägdchen mit aufgehobenen: Haͤn⸗ den, fuͤrchterlichen Biſcken, gräulichen Werdrehungen und Gebärdungen aus den Wins feln der Jurte hervor. Diefe Verzuckungen endigen ſich durch einen Tanz, der mit Schreyen und ſo grimmigen Bewegungen begleitet ift, daß fie davon eine nach der an dern als todt zur Erde fallen, Die Männer tragen fie wieder an ihre Pläge, wo ſie ausgeſtreckt ohne Bewegung liegen bleiben. , Ein Alter koͤmmt und fpricht einige Wors te über fie, welche fie, wie Befeſſene, fhreyen und heufen laffen. Zu Ende des Tages kommen die vier Dolzhauer mit allen Mannsperfonen, | die fie angetroffen haben, zurück‘, und bringen eine der größten Birken, die an der Wir- zel ——— iſt. Sie klopfen an den Eingang der Jurte mit dieſer Birke, ſtoßen mit den. Füßen und machen ein großes Geſchrey. Bald ſchießt ein Mägdchen grimmig hervor; eilet die Seiter hinauf, und hänge fih an die Birke, Zehn Weiber helfen ihr ſolche fortbringen: das Haupt der Jurte aber verhindert fiedaran. Alte Weiber zie⸗ ben die Birke in die Jurte ; alle Männer, die drauffen find, ziehen fie wieder zurück, und die Weibesperſonen fallen auf die Erde, außer dem Mägdchen , welches ſich zuerſt an die Birke gehänger hat, ie bleiben. alle ohne Bewegung,‘ Alsdann koͤmmt der Alte, fie zu entzaubern, EEE IE, Kraſcheninnikow, von dem man diefe Befchreibung genommen Kar, fager, er habe bey einem diejer Zeite eines von den befeffenen Magdchen viel länger, als die ana “bern, den geheimnißvollen Worten des Alten widerſtehen ſehen. Endlich kam es wies vn — Bude Capitel. 317 der zu Verſtande und beklagete ſich uͤber ein großes Herzdruͤcken. Es beichtete und —— klagete ſich an, daß es vor dem Feſte Hunde abgezogen haͤtte. Der Alte ſagete zu ibm, —— —* es härte ſich dadurd), daß es Floßfedern und Fiſchohren ins Feuer geworfen, davon re, nigen follen. Die Reue war unvernünftig; die Ausföhnung mußte lächerlic, ſeyn. Die Männer, welche aus dem Holze zuruͤckkommen, bringen in Denen Matten, mworein man Die Sebensmittel gethan harte, nur Birkenſpaͤne zuruͤck. Man machet kleine Bögen, zu Ehren derer Geiſter daran, welche fich dev Weibesperfonen bemäcy- „tiger haben. Man ſiellet fie hinter einander hin; man überreicht, ihnen drey Gefäße re einen - voll vor Frl ** —5 ret ihnen das Geſicht mit Heidelbeeren. Man machet ihnen Muͤtzen von Graſe; u nachdem ſie die din N; "mwele diee che Anger San, fo machet man drey Bündel aus diefen Gößen, und wirft fie alle mit großem Gefhreye und Tan⸗ zen — — ah! RENT — Alle Erremonien dieſes Feſtes ‚haben eine Aehnlichkeit mit den Beſchaͤfftigungen und Beduͤt fniſſen des Volkes sr Ser Brom Eönmmr um Mitteenacye mit einer von Graſe gemachten Figur eines Walfifches, die fie.auf ihrem Ruͤcken trägt, in die Verfammiungsjurte. Die Gebärden, und Gefichtsverzerrungen, bey. biefer neus en Ceremonie, dev Grdenftand des Dienftes, alles, was bey. diefer Gelegenheit geſa⸗ ger. oder gethan wird, geht bloß dahin, von den Winden und dem Meere zu erhalten, daß fie todte Woalfiſche an bie Küften.von Kamtſchatka ſchicken. : >. Den andern Morgen begehen alte Weiber beynahe eben die Ausfchweifungen vor Seehundehaͤuten. - Sie haben Niemen von dem, Leder Diefer Thiere, die fie wie Wachsſtoͤcke anzinden, und damit die Jurte raͤuchern ober vergiften. Diefes Raͤu⸗ ern nennen fie eine Reinigung. _ .. u... nt nen - Darauf koͤmmt eine Frau durch bie zweyte Thüre, welche man Schopchade oder H upana nennet, in bie Jurte, und hat ‚einen. von weichem Örafe gemachten und mit = ärenfette angefüliten Wolf. Die Männer und Weiber ftreiten um. diefen. Wolf; Fra tragen. ibn. Die erften Davon, „ Ein Mann fehießt mit einem Pfeile auf diefen 2 Wolß, und die andern zerreißien ihn und,effen den Teig und. die eöbaren Sachen, wor- 5 aus er gemacht iſt. „Obgleich die Kamtſchadalen, ſaget Rraſcheninnikow, nicht im „Stande find, von diefer Teremonte mehr Urſache an zu geben, als von ber mit dem Walßſche ob fie gleich nicht wiſen, ob fie ich auf ihre abergläubifchen Meynungen ne N nl warm fie — ſo ———— es „N Be Zufibarfeit, oder ein Sinnbild von der Begierde it, Die fie haben Babe en NMach biefen verfihiebenen Ceremonien bringt man Birkenzweige in bie Jurte, Ein jedes Haupt der Samifie nimm einen; und nachdem er ihn in einen Zirkel ges Erle, fo läßt er weymal ' M fen Are et abi hen be und Rinder made die, wenn fie aus die⸗ asteife kommen, Aa DIE AnNDE herum tanzen, Dieß helßt ſich von feinen Fehlern — Das Feſt ſich mit einem Umgange, ven man um die Jurte hält, 10 Man die große Birke ſchleppet, welche bie vier Abgeordneten, aus dem Walde BieleDt Haten, Man ftellet. fie darnach auf die Bolagane, wo fir das ganze Jahr DE, ohne die geringſte Verehrung Sn 5 * J si: - Gefchichte von Kamtſchatka. Einwohner So iſt das Feſt der Reinigung bey den mittaͤglichen Kamtſchadalen. Ben den in Bam nordlichen wird es mit / einigem Unterſchiede in den Gebräuchen gefeyret. Anſtatt der tſchatka · Ceremonie in das Holz zu ſchicken, ſchicket man nach dem Waſſer. Zween nackende Männer, welche Bluhmenbinden um den Hals fragen, die man den Goͤtzen abgenoms nen hat, gehen mit einem Eimer nach dem Fluſſe, Waffer aus einem in das Eis ge« - machten £oche zu fehöpfen, Wenn fie ihre Eimer in die Jurte gebradye, fo nimmt einer von dieſen Wapferträgern eine fange Zündruche, und ſtecket das eine Ende der⸗ ſelben in dag Feuer; darauf tunket er fie in die Eimer, woraus er-ein Stuͤck Eis nimmt und in das Feuer wirft. Nach dem Zolfe, welchen diefe beyden Elemente ein ander gegenfeitig durch Die Hände dieſes Kamtſchadalen bezahlet haben, giebe er allen “Umftehenden von dem Waſſer, als von Weihwaffer, zu trinken, faget der tuffifche 2. ‚Berfaffer. TR BER ER 1 re | 5 Darauf geſchehen eine oder ein Paar geheime Ceremonien, deren ganzes Geheims niß oder ganzer Werth ih dem Shchrnige FIOR vanepk when ven ee befannt gemacht zu werden verdienet. Alles, was man hier für die Seugierigkeie davon fagen kann, ift, daß ınan dabey alle Perfonen reiniget, welche frank oder in Ges fahr gewefen,- zu erfaufen. Dieſe Reinigung des Vergangenen, welche zum Verwah—⸗ rungsmittel für das Zukünftige Diener, — 5 die Kranken darinnen, daß ſie Bluhmenbinden von Tonſchitſche, womit man ihnen den Kopf gekroͤnet hatte, mit Fuͤßen treten; und fuͤr die andern, daß ſie ſich auf den Heerd legen, der mit heißer Aſche bedeckt iſt, und Leute zu Huͤlfe rufen, welche kommen und fig mit eben dem Ei: fer aus der Afche zieben, als wenn fie erfaufen wollten, Den andern Tag diefer Reinigung nimmt man zwey Bund Stroh oder Buͤſchel Heu, den Pom daraus zu machen. Dieß iſt eine Menſchengeſtalt, die nur einen Fuß hoch iſt, und woran man einen. viapus einer Ruthe lang beftet. Man hängt fie bey diefem Priapus an die Dede. Man frümmer diefe lange Ruthe in einen Bogen’ “und wirft die Figur ins euer, Alles diefes Hat feinen Sinn noch Gegenftand, Cs find Thoven, die ein eingebilderes Uebel durch Hülfsmittel ftillen, die es nähren, wie alle die Abergläubifchen thun, welchen die Furcht die Vernunft verrüctet Hat, Diefe Thorheiten aber endigen ſich mit Spielen, welche betuftigen. * De Bahn Die Mannsperfonen, welche in den wohl geheizeten Jurten find, merfen die Busen hinaus, und die Weiber wieder hinein. Es koͤmmt darauf an, wer die erhand behalten wird. Die Weiber bemühen fich, die Deffnung der Juͤrte zu zu machen; die Männer, fiedavon zu verjagen. Dieeuerbrände fliegen auf beyden Seiz ten wie Schwärmer, Die Weiber, deren eine größere Anzahl ift, ſchleppen die Mäns net auf die Erde, welche fie verjagen wollen. Die Männer ftellen ſich Reihenweis zu beyden Seiten der Leiter, und bemühen ſich, die Weiber gefangen in die Jurte zu ziehen. Eine jede Parey will die meiften Gefangenen haben; und wenn eine von beyden deren mehrere gemacht hat, fo ſtreitet die andere noch, fie ihnen zu entführen, bis man finde, daß man auf beyden Seiten eine gleiche hat. Alsdann ge: ſchieht die Auswechfelung, und ein jeder nimmt feine Frau. ie Männer in Ram tſchacka find noch nicht ſo gefictet, daß fie ihre Frau dem Manne laffen follten, der fie genommen hat. Diefe Art von Bertaufchung oder Gemeinfhaft der Weiber finde fih Aur bey denen Wölfern, welche die bürgerlichen Gefege nicht Eennen oder fie vergeffen * — — haben. = | 1Bud, V Capitel. 319 Haben, Die erſten Haben noch Feine guten Sitten, und die andern haben gar ———— keine mehr. — — — — am Das Neinigungsfef, faget Steller, wurde vordem einen ganzen Monat lang RER von den Ramtfchadalen gefehret. Es fieng mit dem Neumonde an. Man ſchließt Meynung von daraus, daß es auf fefte Gründe und in gottesdienftlichen Abſichten geftifter worden. —* ee „Diefe Völferiwerfen noch heutiges Tages ‚alles ins Feuer, und fehen das, was man dieſes Geftes, das Feft über verbrennet, als etwas geheiligees an, In der That iſt der Neumond, * »wie das heilige Feuer, fters bey vielen Nationen und beſonders den Hebraͤern, in ‚ »Berehrung geweſen. Steller oder fein Herausgeber faget deswegen: „Dieß ift „das einzige Wolf, welches den wahren Gottesdienft nach, ber Suͤndfluth ‚nicht-verlos „ren har; da bey den andern Nationen, wie bey den Kamtſchadalen, nur einige Spu- „ren davon geblieben. „ au Sa E Schicket es ſich aber wohl, bey der Suͤndfluth von der Verehrung des Feuers zu weden, und was für ein Verhaͤltniß hat doch diefer Dienft- wohl mit dem wahren? Die Suͤndfluth iſt die allgemeinfte und beftätigfte Weränderung, welche die. Erdfugsl erfahren hat; und die Verehrung des Feuers ift am durchgaͤngigſten auf der Erde aus: * gebreitet. ‚Die Entzündung der Welt hätte, wie es feheint, . ydropborien _ fönnen erfinden laffen, weil das Waffer die Feuersbrünfte ausloͤſchet: das Feuer aber “hält die Veberfhwernmungen nicht auf, Warum foll mandenn das Feuer zum Andens Fender Suͤndfluth verehren? Etwa deswegen, weil die Sonne das Waſſer vertrock- nete, weiches die Erde bededfete? .ı * ;. ne Be we } 12 Ohne den Urfprung der Gottesdienſt und Fefte in dem Andenken der Suͤndfluth - zu ſuchen, wovon die Sonne weder die Urfache, noch) wofür fie das Huͤlfsmittel zu ſeyn ſcheint; iſt e8 nicht viel wahrfcheinficher, daß ſich die. Gottesdienſte fo wie die Mens . Shen und Sprachen von dem heißen Erdgürtel in alle andere ausgebreiter haben und daß der Sonnendienft, welcher den Bewohnern eines Himmelftriches fehr natürlich ft, wo diefes Geftien feinen jährlichen Umlauf Hält, und die. färfften phyſikaliſchen Einflüffe- des Guten und Boͤſen bat, ſich mit denen Nationen auf Erden wird verbrei- tet haben, welche die Werwüftung sınd die Bevölferung felbft um die Erdfugel werden getrieben Haben. Dieſe Wölferfehaften, die aus ihrem Sande. entweder durch die Menge feiner Einwohner oder durch Truͤbſale und unerwartete Landplagen, gejaget ‚worden, werden bey ihren Wanderungen fo wohl die Verehrung des Geftirnes, unter welchem fie lebeten, als das Zeugniß von der Veränderung, welche ſie aus ihrem Bas terlande weggehen laffen, mis gebracht haben, . „Sie werben zugleich die Sonne, wels che fie als ihren Erhalter anfapen, und den Degen, welchen fie. als ihren Vertilger flo» ben, angebethet haben, Es giebt überall Spuren des heilfamen und fehädlichen Eine ‚ Ruffes der beyden nüßlichfien und gefäprfichften Elemente, "des Feuers und des Wapß fers, Sie find die beyden finnlichften Grundweſen der Erzeugung; die beyden allge- Meinften wirkenden Urſachen der Verwuͤſtung — Man wird geglaubet haben, fie — alles, und fie allein macheten alles. Die: Bewegung, weiche ihnen weſentlich And deren Duelle in ihnen ſelbſt zu ſeyn ſcheint, wird etwas beygetragen haben, fie M und anberhen zu laſſen. Die Sinne bes gemeinen Volfes, das Bernünfteln ku Philo dohen alles tvird den Menſchen zu dieſem Dienſte gefuͤhret haben. Man drauchet Dazu veder mündliche Sagen noch Umkehrungen. Dieſe beyden Dinge koͤn⸗ —— — Seren. 2 | ge R x % i * 330 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner nen ſchon bie natüͤrliche Wirkung-der Furcht vermehren, welche ber Hang zum Aber« in Bo glauben ift. Der Goftesdienft muß alsdann gleich viel rührender, viel feyerlicher eſchatta · ſeyn, und die Begriffe der Verheerung lebhaft vorſtellen, welche ſich mit der ſtaͤrkſten eidenſchaft der Menſchen vermenget haben. — * Uebrigens iſt Kametſchatka gar zu nahe am Meere, und den Angriffen dieſes Ele- mentes gar zu ſehr unterworfen, als daß es feinen Einwohnern nicht eine goftesdienfk« liche Furcht vor denen Uebein einflößen follte, die es ihnen thun kann, und zugfeih auch eine ungewiffe Meynung, fie mag nun felbft gefaſſet oder hergebracht feyn, von | demjenigen, was es ihnen gethan hat. Ei Man muß aber nicht eilig einen Ausſpruch von dem Dienfte eines Volkes thun⸗ ohne ſeine Lehren gehoͤret zu haben; nichts iſt ungewiſſer, als von ſeinen Eeremonien zu urtheilen. Die Menſchen find fo geneigt und fo fähig, fih in Sachen des Aber: glaubens zu betriegen, daß man niemals recht. weis, was. fie anbethen, ob es ber Goͤtze ‚oder das Opfer, oder der Altar, ober Die Gefäße und die Werkzeuge oder die Worte ‚des Gortesdienftes, oder auch der Priefter feldft fen. Die gottesdienftliche Verehrung irret ungewiß auf alle diefe Dinge herum; denn es ift der Zuccht eigen, die 2 19 fände und Begriffe, vornehmlid) in dem Schatten und der Dunkelheit, zu vermengen, Man betriegt ſich aber wegen der gottesdienftlichen Meynungen eines Volkes nicht fehr, wenn. man fieht, daß fie ſich auf ihre Handlungen beziehen. Man ftage bie Kame efchadalen, was die Blige find. Sie werden einem antworten, es find bie Geifter Samuli, welche ihre Hätten heizen, und die halbverbrannten Fenerbrände einander zumwerfen. Wenn fie donnern hören, fo fagen fie: Kutchu batei Tuskeret, Kutchu ieht feine-Kähne; denn fie denken, dieſer Gott bringe feine Kaͤhne von einem Fluſſe in den andern, und er höre eben das Geräufeh, wenn fie eben das thun. Diefer Gott fürchte ihren Donner, wie fie feinen, Wenn. Regen fällt, fo. piffen die. Bas muli. Wenn ein großer Wind ift, fo ſchuͤttelt Balakitg, Kutchues Sonn, feine lan⸗ gen und Fraufen Haare auf die Fläche eines Landes. — In feiner Abweſenheit ſchmin⸗ ket ſich feine Frau Zawina mit Roth, um ihm bey feiner Zuruͤckkunft zu gefallen; und diefes Roth machet den Schimmer der Morgenröthe und Demmerung. Wenn er die Racht ausbleibt, fo weinet fie, und daher ift der Himmel truͤbe. * ——— Die Kamtſchadalen ſehen Bern Schlangen: fie haben aber eine abergläubis den Sioechfen. ſche Furcht vor ben Eidechſen. Sie find Gaetſchens Kundſchafter, ſagen ſie, welche ihnen den Tod ankuͤndigen. Wenn man ſie ertappet, ſo ſchneidt man ſie in kleine Stuͤckchen, damit fie dem Gotte der Todten nichts ſagen. Entwiſchet eine Eidechſe, fo geraͤth der Menſch, der fie geſehen hat, in Traurigfeie, und flirbe zumeilen vor Kusipge Surcht au fterben, — —— Ze am Kiel no a heit z Wenn die Kamtſchadalen einige abergläubifche Gebaͤhrdungen machen, biellebel zum —2 zu beſchwoͤren, ſo haben ſie auch einige, die Güter herbey zu ziehen, die fie brauchen, defange Ehe fie auf den Seehundefang geben, machen fie eine Art von myſtiſcher Vorſtel⸗ fung davon, wie die Kinder. Ein-geoßer Stein, den fie gegen die Jurte vollen, ftels (ee die See vor; Eleine Kiefel, welche fie auf diefen Stein legen, bedeuten die Wellen; Fleine Bündel Gras die Seehunde. Diefe Bündel leget man zwiſchen Kuͤgelchen von Tolkufcha, einem von Fifhrogen und andern Vermiſchungen gemächten Teige, Man machet ans Birkenrinde eine Art von Gefäße wie einen Rabn; man ziehe ihn 1 dem on. — ande⸗ durch eben folche Ceremonien dazu. - Sie bilden einen Walfiſch von Holze, ungefähr — — A Buch. V Capitel. —* DS 321 — Sande, als wenn er auf dem Meere ſchwaͤmme. Alles das geſchieht, die Seehunde Linwohner ein zu faden, daß fie fih fangen laffen; indem man ihnen zeiget, daß fie in Kam in Ran tſchatka Nahrung, ein Meer, und was fie brauchen finden werden. In der Jurte ha ben die Kamtſchadalen Köpfe von Seehunden, an welche fie Gebethe richten, und de» nen fie Vorwürfe. machen, als ob fich diefe Thiere weigerten, zu Wirthen zu Fommen, die fie doch fo gut bewirchen, Das Ende des Mahles, welches fie diefen zweylebigen Heſchoͤpfen anrichten, läuft darauf hinaus, daß ſie ſelbſt alles das verzehren, was fie ihnen vorgefeger Haben. Denn-eine Religion, bie. nichts zu eſſen gabe, würde für die Bilden nicht gut ſeyn; und vieleicht auch überhaupt für fein Bolt, — — Diejenigen Kamtfadalen, welche auf den Walfiſchfang geben, ‚bereiten ſich 665 * zwey Fuß lang. Sie tragen ihn in einem Umgange aus einer Balagane in eine Jurte. Sie feßen vor die Jupana ein großes Gefäß voll Tolkuſcha. Darauf eht man den Walfiſch aus der Jurte und rufe; Der Walfiſch ift ins Meer geflohen. ‚Man flellet ihm wigder in eine neue ausdrücklich dazu gemachte Balagane, wo man eine angezündete. fampe mit-einem Manne läßt, zu verhüten, daß fie die Fiſchfan- geszeit über nicht ausloͤſche, welche vom Seüßlinge bis in den Herbft dauret.. Zuletzt erſcheint der Aberglauben der Kamtſchadalen vornehmlich, in ihren Ge⸗ ne bräuchen in Anfehung der Todten, welche in allen Laͤndern fters das Schrecken der tes 2 benden gewefen,. »- Diefe Furcht machet, daß man in Kamtſchatka ſich nicht getrauet, . etwas von dem zu fragen, was ihre. geweſen if, „und auch nicht einmal in der Woh⸗ nung zu wohnen, worinnen ein Menfch geftorben ift. Zum Gluͤcke Foftı® es nihevich eine anders zu bauen. Es ift aber fonderbar, daß biefe Furcht vor den Todtennihe "eine Art von Verehrung der $eichen eingiebt. Die Kamtfchadalen geben ſolche ihren Hunden zu freffen. Es iſt wahr, daß es aus einem Bewegungegrunde des Cigennus Bes für.den Menſchen geſchieht. Diejenigen, fagen fie, deren $eib von den Hunden gefreffen worden, werden fehr ſchoͤne Leiber in. der unterirdifchen Welt haben. Indeſ⸗ ‚ Ten Haben ſie noch einen andern Grund von perfönlihen Nugen, daß fie die Leichen ‚vor die Türe ihrer Jurten fo frey hinwerfen, Die böfen Geifter, welche ‚Diele Schlachtopfer gerödtet haben, werden ſich vieleicht, wenn fie fotche feben, damit be- grügen, und den Sebenden Gnade erweiſen. Die Heldenzeiten der Griechen zeigen - nicht viel feinere Sitten und Mepnungen. Die Ramefehadalen aber haben feinen D- mer, Ihre Goͤtterlehre zu verfpönem “ — — J — tſchatka. \ er Geſchicte von gamtſchatta. | Annan an uno 3 won in Ram⸗ | ft — aſchatta · D A 8 IH Buch, | golitiſche und buͤrgerliche Geſchichte von Kamtſchatka. Das 1 Cwite. Von der Entdeckung des Landes Kamtſchatka durch die lage der Kamtſchadalen. Abfall eines Conmmiſſa⸗ Ruſſen a, Erſter Virſuch anf Kamtſchatto ‚Empörung der, Kamsfihadalen. Menterey der Coſaken. Sie entledigen ſich dreyer Commiſſarien. Nieder⸗ Ruſſiſche Coſaken werden verbrannt. rius. Er wird mit dem Tode heſtrafet. Auf⸗ ruͤhrer von Awatſcha werden geſchlagen, und dem Tribuig unterworfen, “Der Tribut wird * * nr ee ee) 8 #; . I — urry43 ‚von aufrährifchen Soldaten geplündert, Neuer Entdeckung der kuriliſchen Inſeln. Ein jano: niſches Schiff ſcheitert bey Kanfchatka, u. ‚glückliches Schickſal des Schiffvolkes. All— gemeiner Anfitand der Kamtſchadalen. Stande haftigkeit dev kamtſchadaliſchen Aufruͤhrer bey ‚den Strafen. NER Pe ohne Zweifel etwas, weiches uns, durch die Kühnbeie der Schiffer, ‚die den uf Klippen, den Ungewittern und den langen Meerftilfen, getroßet haben, um in unbefanhten Jändern an zu länden, und durch Die Grauſamkeit der erften Räuber, die fich daſelbſt auf den Trümmern der Volker und Reiche niedergelaffen has ben, in Erftaunen und zugleich Schrecken fegen fann. Indeſſen machet doch der Durſt nad) Reichthume, diefer zureichende Grund der Müpfeligfeiten und Verbrechen des Menfchen, alle die Bemühungen und Erfolge feheinbar, deren Werk diefe Umkeh⸗ sung geweſen. Daß aber Rußland, ven es an Menſchen fehlet, Länder ſuchet; daß es nad) neuen Wüften läuft, da es Herr über ein Sand ift, welches angebaugt zu wer— den fordert; daß es ſich, anftatt die großen Ebenen, die es befigt, fruchtbar zu mas en, in noch unfruchtbarere und fälrere Gegenden erſtrecket: das iſt eine Aufgabe, welche nichts auflöfen kann, als die kindiſche Eitelfeie der Monarchen und die Dumms heit der Voͤlker. Vieleicht entſteht auch der Krieg von felbft unter benachbarten und armen Völfern, wenn die irrende Unruhe der wilden Völferfchaften, welche übel gelegen find, andern ſchon unterwürfigen Voͤlkerſchaften etwäs abnehmen wills Es ift betrübr, aber unvermeidlich, das menfhliche Gefehleche ftets, en we er über das Norhwendige, oder wegen des Ueberfluͤßigen, mit fih in Streite zu fehen; wie es fich in dem wilden Eon ae — - Zuflande HD) Man fehe die Rei N in unſerm KVIL Bande der allgem. Reif, auf der — 38 Reiſen —— in * Se 9 | Reif f SH und Portugalls Eroberungen fo wohl in Oft- als Weftindien haben = ’ 1 | Buche IEapitele: — Zuſtande mie einer blutigen Hand die Dornen entreißt, womit die Erde herbe und Einwohner harte Fruͤchte verſehen hat; und in dem geſellſchaftlichen Zuſtande die Felder, von wel⸗ hatte, - hen es aͤrndet, Die Meere, morinnen es feine Netze ausgeworfen, die Bergwarfe, I, weiche es fhürfer, mic Morde und Blute färbet.und beflecket, Es wendet alfo an allen Orten und zu allen Zeiten dasjenige Eifen, welches das Werkzeug, das Zeichen und die Zuͤchtigung der tyranniſchen Herrfihaft iſt, die es über die Erde ausübet, wi⸗ der feine eigene Brufk, und tauchet es in fein eigenes Eingemeide. In Rußland ift ‚ ber Menfh fo unglücklich, daß er nur in der Verheerung des Menfchen ein Vergnügen findt und ſich freuet. — 2 | ur 28. Die den Ruſſen unterworfenen Cofaken. haben keinen andern Troſt in ihrem Schickſale gefunden, als das Vergnügen, die Kamtfhadalen unterwürfig zu machen. Es war in der That der Coſak Wolodimer Arlafow, welcher Kamtſchatka entdedere - ober unterwarf. Man faget zwar, es wäre im Anfange des letzten Jahrhundertes ein ruſſiſcher Kaufmann, welcher Theodor Aleriow hieß, da er. in das Eismeer gegan ⸗ gen, durch einen Sturm an die oſtliche Kuͤſte von Kamtſchatka verfchlagen worden. ; Weil es. aber gewiß iſt, daß meder.er, noch jemand von feinem Schiffsvolfe, wieder nach Rußland gekommen, von dieſer Entdedung einige Anzeige zu geben, fo Fann man fie ihm nicht zueignen. Alter Ruhm davon gepöret dem Eofafen Atlafow. ; Diefer Mann, welcher zu Anadirskoi Oſtrog zum Commiffar ernennet worden, —— erhielt im 1697 Jahre Beſehl, die ruſſiſche Herrſchaft durch Entdeckung und Unter ſhatra werfung neuer Laͤnder zu erweitern, Er ſchickete ſechzehn Soldaten aus, den Tribut -zu heben, und Leute zu unterwerfen. Morosko, Hauptmann dieſes Haufens, gieng bis nach Kamtſchatka, welches nicht hundert Meilen von dem Fluſſe Anadir iſt. Die Erzählung, welche gr von feinem Zuge machete, vermochte den. Commiſſar Arlafowr, daß er felbft ar der, Spige von ungefähr hundert Mann zu der Eroberung von Ram- tſchatka abgieng. Als er an den Ort Fam, neo die Halbinſel ſich von dem feften Lande len und in die See hinausgeht, theilgte,er feinen Haufen in zwo Schaaren, gab eine dom Morosko⸗ die oftliche, Kuͤſte gu. erobern; und marſchirete ſelbſt mit der andern nach der weltlichen... Diefe bey den Schaaren Eroberer ſtießen ungefähr in ber Mitte der Halbinfel an dem Fluſſe Tigil zufammen... Diefe Beuerleute, fo nenneten. die Kamtſchadalen folche wegen ihrer Slinten, ließen fünf big fechs wilde Wölfer Tri⸗ hut bezahlen, „Damit ſich Atlaſow der Nationen verficherte, die er unterworfen hatte, fp baugte.er eine Schanze an dem Fluffe Kamtfihatfa,. Er ließ daſelbſt fünfzehn Mann mit einem Befehls haber und Fam 2700 wieder nach) Moftows Der Naub, welchen er von dem benachbarten Voͤlkerſchaften mitbrachte, beſtund in breytaufend weyhundert Zobeln zehn Seebibern, fieben-Sandbibern, vier Fiſchottern, zehn grauen Süchfen und hundert ein und neunzig wochen Fuͤch ſen. -Diefe:glorreiheBeutemahee, Bap er Befehlshaber der Cofaken in der Stadt Jakatzk wurde, Er Kr Befehl, "Dit Dunders von diefen tapfern Seuten wieder nach Kamtſchatka zugehen. Da er aber siecfeinem, Weggehen von Tobolsk ein Kauffahrdeyſchiff geplündert hatte, fo wurde fer Held in dem Saufe feiner Näubereyen und Eroberungen aufgehalten, und in das G iß geſehet. Potop⸗ Serlukow, den er zu Kamtſchatka gelaſſen hatte, blieb drey Yahı in feiner Schanze ohne Krieg mit den Kamtfchadalen, und begnügete ſich nur, zu handein, da er nicht die Kräfte hatte zu erobern. Als er aber nach Anadirsk BE Br 652 gehen x DA Gefchichte von Kamtſchatka. Einwohner gehen wollte, fo murde er unterwegens mit feinem Eleinen Haufen getödter, Alles in Ram: war auf biyben Seiten fünf bis ſechs Jahre lang ziemlich ruhig. Die Cofafen begnü- ‚ fbarke geren fi, hier umd da einigen Tribut zu heben, und die Kamtfchadalen, einige Cofa- fen zu tödten, Weil dieß aber fein offenbarer Krieg war, fo lebete man in fo gurens Verſtaͤndniſſe als Soldaren ohne Kriegeszucht bey einem Volke ohne Policey erhal ten Können, Der. Widerftand geſchah nur heimlich, fo wie die Angriffe und Anfprüche, 'r IR Br 2 — Emrorung der ·Endlich liefen dieſe uͤberhingehenden Feindſeligkeiten auf eine anſehnliche Empoͤ⸗ Kamiſchada rung hinaus. Die von Rußland nach Kamtſchatka geſchickten Commiſſarien, die un⸗ > umfchränftefte Handlung der Gewalt daſelbſt aus zu uͤben, ehe fie noch recht feſt geſe— get worden, brachten Völker auf, die fih niemanden unterworfen zu feyn glaubeten. Wenn die Eintreibung der Auflagen in gefitteten E taten offmals Aufſtand erreger, fo ift es nichts erſtaunliches, wenn fie bey wilden Voͤlkern foihen erreget. Die Kam: ». sfehabalen waren fo wenig geneigt, eine fremde Herrſchaft zu, erkennen, daß fie diejeni⸗ gen Ruffen, welche alle Jahre zu ihren kamen und einen Tribut von, Pelzwetken for: derten, für Straßenräuber, aus, Ihrem Lande entlaufene oder verbannete anſahen. Eie bildeten ſich nicht ein, daß man in einem Sande, welches feinen Oberheren hatte, gewiffe und beftändige Commiffarien hätte beftellen Fönnen. Diefes Volk wußte noch nicht, daß das erfte Recht. der ‚Defpoten. die Eroberung und das erfte Zeichen dieſes Rechtes die Auflegungider Abgaben it, Es entſchloß ſich alfo, ſich alle Ruſſen vom Halfe zu ſchaffen. * J— N Die Ramtfchadalen zu Bolſcheretzkoi verbrannten die Fleine Schanze, die man . zum. Grunde der Oberherrfchaft daſelbſt gebauer hatte, und macheten alle Soldaten nieder, Nahe am Bibermeere wurden fünf Teibuteinnehmer bey der Ausübung ihres Amtes erfchlagen. Die Eofafen, welche ſich nicht unterftunden, die Rebellen an zu greifen, hielten ſich nur aufihrer Hut und erwarteten ein ihrer Tapferfeit wuͤrdiges Haupt. Atlaforv kam endlich im 1 706. Jahre aus dem Gefängniffe, an ihre Spige geftellee zu werden, Man ſchickete ihn mit Munition und zweyen Stuͤcken wieder nad) Kamtſchatka, damit er durch deffen Eroberung die Verzeihung der Raͤubereyen vers dienete, die er in Rußland begangen harte, Man befahl ihm die Sanfmuth und Op: rechtigkeit bey ebenſtraf. — So bald er in denen in Kamtſchatka aufgefuͤhreten Schanzen angekommen war, ſo ſchickete er ſebenzig Coſaken ab, die Aufruͤhrer zu Paaren zu treiben, welche die Einnehmer getödtet hatten. Man fand keinen Widerſtand bis an den Awatſcha Meer⸗ \ bufen. Dafelbt aber, Hatten ſich die Kamtſchadalen, a Kae an der Zahl, ver- ſammlet. Sie verließen fih auf ihre überlegene Anzahl ſo ſehr, daß fie, in dem Ent ‚Khluffe, die Eofafen niche zu töten, Niemen follen mitgebracht haben, fie gu binden, | Diefes Vorgeben aber: fieht vielen, andern; die man fo m Kin der alten als neuen Ge⸗ * ſchichte finde, zu ähnlich, als daß es nit als eine „on denen ie 9 jedes mit, Ausſchlieſ nommen fepn, welche zu allen Völkern kommen, und die a on it: % fung der andern, zueignet. Die Partey der Eofäfen, welche auf der Kuͤſte erfchienen war, fah in dem Meerbufen nur leere Kahne. Die Einwohner Hatten fi) in dem . GHölze auf dem Wege verſtecket. So bald- die erften Feinde vorbey gegangen waren, ' fo fielen Die Kamtſchadalen auf die Mitte, Die, Tapft eit der Coſaken aber warf eis — Er =. nige J a J 3 Bud, 1Capitel. =... 08 nige Über den Haufen, und zerfireuere die andern. : Die Frucht diefes Steges, der Einwohner ihnen ſechs Mann und viele Wunden koſtete, wat, daß fie drey ‚anfehnliche Gefangene IM, — macheren, welche ein und drenzig Häute Tribut gaben. So noir das Blut der Thiere OT T durch) das Blut der Menfihen felbft geraͤchet, die einander ihrer Balge wegen erwuͤr⸗ gen, - Die Eofafen genoffen ihrer Beute nicht ruhig; fie war ein Keim der Empörung (4 r bey ihren Feinden und der Zroiftigfeit unter ihnen. \ ß Er Altlaſow, welcher fie anführere, haste fie fo ſtreng gehalten, daß die Kanzeley zu Meutereh der Jakutzk, wo gr fie genommen, ſchon voller Memoriale wider ihn war, ehe er nach Coſaken. ingen getrieben, die H Kamtſchatka kam, Seine übele Aufführung wurde zu Ausſchwe . einen aufbringen mußten. Zu Ende des 1707. s nahmen ihm. feine Truppen für ſich ſelbſt die Befehishaberfchaft. + Zur Kechrfertigung Diefre Abfalles führeten fie, unter andern Beſchwerden, an, daß er die Soldaten verhungern feße, indem er fich die gebensmitfel zueignete, die er den Kamtſchadalen wegnahme; da er einen unfchuldis gen Soldaten eigenhändig getoͤdtet, fo haͤtte er denjenigen, Die fich ͤber dieſe Gewalt» ehücigfeit befihwerer, welche den Befeplen zuwider (ie — er Fönnte ſie al⸗ ie eben fo hinrichten ohne doß ihm der Tar wegen ihres de —— ziehen würde; er hacte zu den Kamt ſchadalen bey Gelegenheit des Todes diefes Soldaten geſa⸗ get, er hätte ihn nur deswegen getoͤdtet, damit er die andern verhinderte, den Ent- ſchluß aus zu führen, den fie gefaffet hätteh, alle Einwohner des Landes um zu brin⸗ gen, damit fie fich ihrer Habe bemaͤchtigten. u. * Atlaſow war der Trunkenheit und dem Naubeh ergeben. Man legete ihn ins Gefaͤngniß; -feine Güter wurden eingezogen und weggenommen. Es waren zwölf hundert und vier und dreyzig Zobel, vierzehn ſchwarze Fuͤchſe, fünfund fiebenzig See⸗ ur 9 biber,; ohne viel ander Pelzwerf zu rechnen, Kür hatte, faget man, unermeßli» he Reichthuͤmer in fehr weniger Zeit geſammlet. Diefe Schäge gleichen wenigftens nic) —* au Merico und Peru; u die au den Statthalter Beben eine andere ſich zu bereichern,‘ als die ſpantſchen, in Ihren Colonien mt en er Man ſchickete indeffen von zweyen Jahren zween Commiſſarien hin⸗ ter einander nach Kamtſchatka mit neuen Truͤppen und einigen -Canonen, welches die Kamtſchadalen nicht hinderte, vlele davon unterwegens zu toͤdten. Die Uneinigkeit der Coſaken uͤberlieferte fie ihren Feinden! Dieſe waren aufruͤhriſch/ jene meuteriſch; al⸗ les verzögerte und ftörere Raißlands Unternehmungen auf Kamtſchatka. Die Einwoh⸗ ner toͤdteten die Soldatem die Soldaten ſchaffeten ſich ihre: Häupter vom Halſe · Mi⸗ ronow ein Commiſſar weicher abgefchiefer worden, Tfehiritows Stelle zu erſeten, wurde im Jenner 1777. von wangig feiner Coſoken umgebracht: Atlaſoro, welder aus feinem Gefaͤngniſſe em jean, und fich in die kleine Schanze Kamtfcharfoi ae —— Be vant * ehe — a a ae e dr 5 es Oſtroges 5, alle Guͤter der beyden umgebra en Eommiſ = Meier, ig Geamagapinerund den Tribit der Krone ——— Sie giengen darauf, ; ee Anzahl bis auf fünf und fiebenzig angewachſen war, unter zweyen Ober HRUDteen nach der obern Schanze Kamtſchattoi, und warfen den Commiſſar Tjchiris ORT fie, ſie muͤßten den Unterfachingen der Gerechtigkeit dadurch deſſen glaubeten fie, ſie muBk PERL VER —— BuVorFommen, da fie die Urfache der Klagen ge welche fig wider. don en — 326 BE. Gefchichte von Kamtſchatka. Einwohner now und Tſchirikow gehabt, ohne des Atlaſow zu erwähnen, den fie ohne Zweifel in Kam: tſchatta als verbannet, oder von den Geſetzen verlaſſen, anſahen. In dem Memoriale, wel— ches die Kanzeley zu Jakutzk erhielt, wurden die beyden Commiſſarien beſchuidiget, daß fie die Coſaken und die unterwuͤrfigen Voͤlker unterdruͤcket, dieſen ihre Güter durch viele Schläge und Drohungen weggenommen, die andern gezwungen, Waaren für.eir nen übermäßigen Preis ſtatt ihres Soldes an zu nehmen und darüber zu quittiren, als wenn fie foichen in baarem Gelde empfangen hätten; wobey fie'zween Nubel Intereſſe von einem Solde von neutt Rubeln und fünf und zwanzig Kopefen abgezogen. Man beſchuldigte fie auch noch, ſie Hätten allen Handel auf ihre Rechnung getrieben, und ſich nicht allein die Beute der Soldaten, fondern auch den Tribur dir Krone, zugeeignet, Zum Beweiſe ihres Alleinhandels und ihrer Näuberryen ſchickete man den Auffag von ihren Gütern mit, Tſchirikows feine befiefen ſich auf ſechshundert Zobel, fünfpuns dere ordentliche Züchfe und zwanzig Seebiber; Mit onows feine auf adhtgundert Zo⸗ bet, vierhundere Fuͤchſe und dreyzig Biber. Dieß iſt faſt der Wereh und die Menge des jährlichen Tribufes, welchen Rußland von yanz Kamtfchatka, auch fetbft noch heute zu Tage, zieht, da es Ihm ganz unterworfen iſt . Ben Nach dieſer Schuäfhrife, welche eigentlich nur, eine Gegenbefhuldigung war, wollten die Meutemacher die Rebellen unterwerfen, damit fie ihre Werzeihung verdies neten, _ Sie zerfiöreten eine Schanze ihrer Feinde, und frgeten ſich an ihre Stelle Hin. ein. Diefe verfammelten fi) von allen Seiten in fo großer Anzahl, daß fie ſich ſchmei⸗ heiten, die Eofafen mit ihren Mügen zu erſticken. So pflegen diefe Wilden zu res dem Da fic) die Ruffen, nachdem fie von einem Archimandriten eingefegnet worden, Diiederlage der welchen man 1705 nach Kamtſchatka geſchickt hatte, dafelbft das Evangelium zu pree Kamtſchada⸗ - Im. digen, umringet und eingefchloffen ſahen, fo fielen fie mit ihren Carabinen auf ihre Fein . de, und ſchlugen ſich einen ganzen Tag mit Sanzen herum. Die Cofaken, welche nicht vierzig Mann waren, verloren nur drey Mann, und bedeceten den Bolſchaia Reka mit Leichen. So pflegen diefe barbarifthen Ueberwinder zu reden. Der ganze große Fluß gerieth unter das Joch. N EN Dieſer Sieg war nicht ohne Rache, Da das Haupt der unruhigen Cofafen mit fünf und zwanzig Mann bis an die Amarfchabay vorgerücker war, fo wurde er von des ‚nen Aufrübrern überfallen, die er zu Paaren treiben wollte, Die üſt Hat ſich zu allen ‚Zeiten die Verrätherey wider den Misbraud) der Stärfe erlauber; und es iſt nicht Ainmal eine Ungerechtigkeit,‘ die der Ungerechtigkeit entgegen gefeßer wird. . Die Wil. den empfiengen die Eofafen mit allen Merfmaalen der Unterthänigkeit, und fo gar der Zuſſche Sofas Freundſchaft, und gaben ihnen Tribut, Geſchenke, Geiſel. Allein, nach diefer hin— ken werd: brannte serliffigen Aufnahme fegeten fie gleich in der folgenden Nacht Feuer an die Balagane, worinnen die Ruſſen mit den Kamtſchadalen, die fie zur Sicherheit verwahret hatten, -vermenget lagen. Die Mordbrenner, riefen ihren eingefperreten Gefährten au, fie ſollten durch die Schlupfthuͤren entwiſchen, die fie gemacht hatten, fie gu retten. Die- fe. antworteren, fie wären geſchloſſen, wollten aber mit Vergnügen ſterben, wenn fie nur ihre Feinde in den Flammen umfommen ſaͤhen. Be Indeſſen war ein neuer Commifjarius an Nironows Seelle gekommen, der nichts von dem Schiefale feiner drey Vorgänger —D — Da der Weg nad) Ram tſchatka anfänglich nur zu Sande offen war, b fette wer, durch eine Menge unab- . — % hängiger \ Bängiger Voͤlker hineln und heraus zu Fommen, welche ihre Frehheit vertheidigten, wie ‚fie angegriffen wurde, und den Gewaltthaͤtigkeiten Nachftellungen entgegen ſetzeten. Die OefäprlichFeiten, womit diefer Weg beſaet war, verhinderten und werzögerten bie Gemeinfhaft Der. Eroberer mie Jakutzk. Die Unternehmungen geſchahen alfo auf gut Gluͤck. Schepetkoi hatte in dieſer Halbinſel alles in Flammen gefunden. Die Ein wohner waren durch Solvaten, welche ihre Befehlshaber ermordet hatten, ſchlecht uns ver Das Joch gebracht, und dieſe inruhigen Köpfe von den übermundenen Aufruͤhrern verbrannt oder zerftreuet." Diefer Commiſſarius brachte die Sachen wieder p gut in Ordnung, als es ‚alm ati war; und da er den achten des Brachmonates 1712 auf dem morgenfänbifchen Meere zu Schiffe gieng, fo lief er mit dem; Tribute für die Kros ne in den Fluß Oliutore ein. Er war verbunden, fidy an dem Ufer viefes Fluſſes zu verſchanzen, und Verſtaͤrkung yon Anadirsfoi zu erivarten, welche ihn bis nach Jakutzk bedeckete „Er hatte vier und achtzig Soldaten zur Vertheidigung einer ſchlechten Erd» ſchanze, wo er täglich von den Korjaͤken angezwacker wurde." Nachdem er endlich Rennthiere zur Fortſchaſſung und ſechzig Mann zur Bedeckung erhalten hatte, ſo kam er im Jaͤnner 1774 zu Jaku dribut von Aa ven; denn feit 1707 war Feiner von Kamtſchatka angefommen. Diefe Hebung hatte dreyzehn⸗ tauſend zweyhundert und achtzig Zobel, dreytauſend zweyhundere und neun und Achte zig. rothe Füchfe, ein und vierzig faft ſchwarze, fieben ganz ſchwarze, und zweyhundert und. neun und funfjig Seebiber getragen, Man harte aber ohne Zweifel viele Leute tödten müffen, ‚fo viele Thierfelle zu befommen, ' —T4 Der Commiſſar, welcher an Schepetkois Stelle kam, ſtillete den Aufruhr gar nicht, ſondern gab dazu vielmehr ein Behſpiel. Da er entfchloſſen war, ſich der Co— lonie zu bemächtigen, fo ließ er den Befehlshaber der untern Schanze Kamtſchatkoi, in Buch. Tea. 3327 Einwohner in KRam⸗ hatte · Abfall eins Commiſſarius ‚oder Niſchnei Bamtſchatkoi Oſtrog, Jarſgin, gefangen nehmen und auf die Fol⸗ ter legen. Dem Almoſenpfleger des Oſtroges und einigen Coſaken begegnete er eben 10, plünderte die Güter des Befehlshabers, um fie feinen Soldaten zu geben. Taris —* wurde genoͤthiget, ein Moͤnch zu werden. Kirgizow, der unrechtinäßige Beſitz⸗ nehmer konnte nicht alle Coſaken auf feine Seite bringen, ſondern ſah feine Anhänger wird ref ſelbſt ſich in zwo Parteyen zerrheilen, da er denn von feinen Nügenofien verrathen und u —— mit — beſtrafet wurde. Set — Nachſolger, welcher die Unruhen durch des Verraͤthers Kirgizows — ng erſticket Hatte, machete ſich die Stille zu Muse, die Gründe der Colonie zu. befefligen. - Der untere Hfirog.war in einem Morafte angeleget, welcher den Ue— berſchwemmungen unterworfen war, Der neue. Commiffar banete eine Kirche in der Nacbasfhaft des Oſtroges affein, an einem nicht fo ungefunden Orte. Diefe Kirche 308 die Einwohner bes Oſtroges da in, weicher alſo verfaffen wurde, Beny gelisteten Sölfern füiften die Städte Kirchen bey wilden Vatern aber fliften die Kirchen a dte,: Auf ſolche Art haben Kiöfter Wüften urbar gemacht und bevölfert., Was ne ne Quelle der Bei [ferung in finftern und elenden Zeiten gewefen, das kann ef e den, De der Entvölferung In einem aufgeflärten und glüd feligen Jahrhunderte mer Me Wenn ſich die Meynung geändert Hat, ſo muß ſich alles aͤndern, was an der ET PINOG hänge, Dieh if ein Dpwris Ihrer Danfiafte ſtrofet. 22 FE Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner Der Commiſſar Iwan Eniſeiskoi marſchierete aus dem uͤntern Oſtroge, wel = in Bam: cher an der Mündung des KHamtſchatka lag, an der Spitze von hundert und zwanzig tſchatka Coſaken und hundert und funfzig Kamtſchadalen wider die Aufruͤhrer zu Awatſcha, Die Affrhrer weiche fünf und zwanzig Soldaten und ihr Oberhaupt getoͤdtet hatten, Die Eroberer zu Awatſcha Karten ſchon gelernet, die kamtſchadaliſche Nation wider fich felbit zu fegen. Dieß ift ee art, der Fortgang der Herefhjaft, Die Rebellen vercheibigeen ſich zwo Wochen lang, worfen, Weil man fie nicht übermältigen Eonnte, fo legete man Feuer an ihre Verſchanzungen und erwürgefe alles, was den Flammen entgieng. on die ſem Augenblicke an be⸗ zahleten die Einwohner zu Awatſcha einen ordentlichen Tribut an Rußland. Vorher begnügere man ſich nut mit dem, was fie halb mit Gutem, halb aus Furcht, geben wollten. Abk et, Zee * Der Commiffar Iwan und fein Vorgänger Koleſow, der ſich nicht unterftan- den hatte, Durch das Sand der Dfiutoren mit dem Tribute, oder vielmehr der Beute, für die Krone zu gehen, ſchiffeten ſich zufammen ein, und Bamen zu Ende des Augu- ftes 1714 an den Fluß Oliutora. Was fiein einer Zeit von wehen Jahren gehoben harten, belief ſich auf fünftaufend ſechshundert ein und vierzig ‚Zobel, fiebenhundert fieben und fünfzig ordentliche. Füchfe, ‘zehn halbſchwarze, eilf Pelze von den ſchoͤnſten Füchfen, Hundert und ſieben und dreyzig Seebiber, und zwo Fiſchottern. ‚Sie brach⸗ ten über zwey und zwanzig Solotnik Gold in Stangen und geprägten japoniſchen Stuͤ⸗ een, die man auf zweyen japonifchen Schiffen gefunden Hatte, welche an den Küften von Ramefchatka gefeheitert waren. ——— * Der Tribut Alle dieſe Schaͤte aber wurden von den jukagiriſchen Soldaten zu Petrow, wel: d = he die Oliutoren gefihlagen haften, geplündert und jerftreuer. Die Yufrührer waren - “daten gepiäns liber die Gemaltthätigfeiten eines Mannes aufgebracht, der fich ihrer, als Pferde, zur \. dert. Fortbringung des Tributes bedienete, da man doc) die Korjaͤken, wie fie fageten, das zu brauchen foflte, welche man ausdrücklich hatte kommen laſſen. Sie brachten ihr _ Oberhaupt um, belagerten ein Oftrog, wohin fich die beyden Commiffarien geflüchtet hatten, nörhigten die Korjäfen des Oftroges, dieſe beyden Beamten des ruſſiſchen Hofes zu tödten, und eheileren fich in den Tribut, den man dahin brachte, Maner» hielt indeffen doch, nach) diefem Aufftande, einen Theil’ davon wieder, da man ihn ent- a -weder für einen geringen Preis wiederum an ſich kaufete, oder aud) durch die Erfeßung, die der Caſſe des Bifcus geſchah. Ru 7 "Dr DET SE — Die Gefäprlichkeiten und Muͤhſeligkeiten, welche man auf einem langen Wege nad Kam zu Sande, mitten durch unabhängige oder wenig unterworfene Völker ausftehen mußre, eihatta zur welche ftets zum Kriege oder zum Aufftande bereit waren, noͤthigten die Ruffen einen om kuͤrzern und fiheren Weg zu fuchen. Man verfuchetefhonim 1715 Jahre einen Weg zur See von Ochotzk nach Kamtſchatka. Man mußte alfo an diefe Halbinfel auf deren Weſtkuͤſte anlaͤnden. Ueber biefes fo waren ziveen Wege zur Eroberung und zur Handlung offen: die leßte aber Hatte die größten Vortpeile. . Es find nicht über zehn / ober zwölf Grade von Jakutzk, welches an dem Sena liegt bie nad) Ochotzk, da man 0. Hingegen drehzig Grade von biefem Fluffe bis nach dem Oliutore zu durchlaufen hat. Bon Ochotzk hat man nur eine Ueberfahre von ungefähr dreyhundert Seemeilen, um gegen Süden von Kamtſchatka, durch einen ſtets gefinden Himmelsſtrich an zu laͤnden. ‚So bald man diefen Weg gefunden harte, gieng der Tribut nicht mehr durch Norden. = * x M Buch. Teak 39 Er war aber ſtets der Habſucht der Commiffärien, und dem Pluͤndern der Coſaken zum Einwohner Raube, welche bald die ruffifchen Beamten gefangen feßeten, und bald die Einwohner in Anz in Kamtſchatka placketen. Dieſe tödteren ihrer Seits die Steuereinnehmer, Drey a ‚sig Jahre fang waren nichts, als Näuberenen, in Diefer ganzen Halbinfel, unter denjee ‚rigen, welche ſich beftreberen, fie zu Daaren zu treiben und denen, welche dem Joche ber Eroberung widerftunden, Dieß iſt das Schieffafaller neuen Pflanzftadte. Man muß fie mit Blute benegen und mit Morden duͤngen, damit man fie zum Anbaue, zur Eioififirung, zu den fchönen Küniften bereite, So ift die Welt geſittet geworden. Indeſſen gab, doc der Geift Peters I, welcher mie den Abfichren der Eroberung Latdeckung der den Ehrgeiz verband, fein Reich zu erleuchten, um es berüßmtzu machen, einige niß- — Ju liche Unternehmungen ein, Man verfuchere Im 1720 Jahre die Entdeckung der fü- rilifchen Eyfande, welche das Meer von Kamtſchatka abgeriffen zu haben feheint, und die Staatskunft wieder damit vereinigen will, Man durchlief fie; man gieng bis an di ae Matmai, welche faft bis atı Japon föße! Dieß konnte den Weg zu einer Hand —— den Ruſſen und Indianern eröffnen, wenn die Linie mie dem Po- larzirkel Gemeinfchäfe haben koͤnnte; wenn es nicht abgeſchmackt wäre, fich nach Pracht zu beſtreben, ehe man Gefege harte, Im 1728 Jahre nahm man die Karte von Kamtſchatka auf, worinnen man ſich bis auf den fieben und fechzigften Grad fiebzepn Minuten der Breite entfernete; denn es ift viel leichter, Reifen zu thun, als fic) nie« der zu laffen. Im 1729 Jahre giengen ein ruffifcher Hauptmann und ein Haupt der Eofafen, auf Befehl des Hofes, mit einigen Truppen nach Kamtſchatka, damit fie Die Kürten Beffelben fo wohl gegen Norden als gegen Süden befichtigten, alle Korjäfen, bie AOL dr wären, mit Gutem obet mit Gemale unternstir , Pflanzftädte anles geten id Oftroge baueten, und eine Handlung mit den’ benachbarten Völkern errich- teten if, prächtigen Befehle aber konnten nur zum Theile ausgerichtet werden, Kia net genug, _bafi Man den Kiß von deu initäfichen Müften bis an die‘ Gränzen von China aufgensttmen hatte.“ re An Bas one Reich/ die an einem Ende | on einander ſtoßen, und nichts als einige Gränwirften, — gemein Baber, ſtellen dem 'menfihlichen" Geiſte die Kindheit; and Vollkommenheit der gefell- ſchoftlichn Poticen-vor, geigen den Unterſchied, welchen man ſiecs unter. dem Defpo- liſmus, den die Waffen über die Unwiſſenheit ausüben, und der Gewalt, welchen die Seete Über ein leuchtetes Volk Haben, finden wird. Vieleicht aber bereitet ſich Auß nd daessfich eine Gemeinfcpaft mie den Chineſen zur See; eröffnet; ‚einen Weg zur wahren Größe, ) Ramefcharfa, diefes wilde fand, Fan aljb dereinft die Bermittes - lung zu einer glůckli Seht werden. Wer weis auch, ob dieſe Halbinfel nicht “ vw mE. x WVerbindungen mit Indie nn kann? Die Inſel Japon ſcheint zwiſchen dieſen bey⸗ ben Gegenden, zur Erleichterung dieſes neuen Weges der Handlung Afiens mir Eute Zona, zu liegen, welcher viel kürzen und vieleicht ‚nicht fo. gefährlich It, als, der alte. ' muss mache zu dieſer Hoffnung kuͤhn und das Ungefähr CR 0 den Grund da- BER, .* 023 N ET Ar ei ee ‚Schon im 1730 Jahre fiheiterte ein japonifches Schiff an der Epiße von Kam⸗Kin jaroniſches eharke. "Diefes 2 — mit — — eugen, Seide, Catune, welches es * —9 von einer japoniſchen Provinz zur andern fuͤhrete, beladen war, wurde durch einen ka— —— Sturm von acht Tagen in die offene Ser getrieben, Nachdem es ſechs Monate lang Algen, Beifebefchr. XX Band. tt | ein re 330 Seccſchichte von Kamtſchatta. Einwohner ein Spiel der Winde und ohne Zweifel der Unwiſſenheit der- Steuerleute geweſen; 3 — nachdem es feine. Waaren, fein Talelwerk, feine Maſten, ſeine Anker in das Meer gen >. norfen, fo wurde er durch die Ströme nad) Kurs, Rajas Lopatka getrieben, Das Schiffvolk, welches aus fiebenzehn Mann. beftund, wollte ans fand fleigen und fih mie deinjenigen, was es von den Trümmern ‚und Weberbleibfein des Schiffes noch retten Fonnte, unter einem Zelte lagern; *8 A Ungtäelies — Mach Verlaufe drey und zwanzig Tage wurden fie einen coſakiſchen Officier mie S des Kamtſchadalen gewahr. Woller Freuden, Menfehen zu feben, macheren fie ihnen Ges ’ — ſchenke. Da der treuloſe Coſake aber ſich bey Nacht mit feinen Leuten hinweg bege⸗ — ben, ſo ſetzeten ſich die Japoner, welchen der Sturm ihr Schiff genommen hatte, in ein Boot, ihn an der Kuͤſte zu ſuchen, oder an irgend einen Wohnplatz zu Fommen, Sie fanden Schtinnitow, fo’ hieß der Coſak, welcher ben Rumpf ihres Eh iffes zer: ſtuͤckete, Damit cr das Eifen davon befäme, Dieſer Barbar ſchickete fo gleich feine Kamtfchadaten in einem Canote nach. dem Boote der Japoner; und in der Zeit, daß dieſe ihre Aerme flehend gegen fie ausftresferen und um Benftand und ihe eben bathen, ermordeten fie folche mit eben ben. Waffen, die fie ihnen geſchenket hatten“ Man bes hielt nur zween von dieſen Fremdlingen, das eine war ein Kind von eilf Jahren, Schtinnikow bemäzhtigte fich alles deſſen, was in dem Boote rsar, verbrannfe das - Schiff, und begab ſich in den obern Oftrog Kamtſchatka mit feiner Beute und feinen beyden Gefangenen, —— ie aa ie Nicht lange darnach aber kam ein Commiſſarius an und zog diefe elenden Schlacht, opfer aus ihren Händen, Er ließ fie mit allen Arten einer guten Begegnung nad) Jakutzk führen. * Won da giengen diefe beyden Japoner unter dem Schuße der Regie» tung nad) Tobolsk, darauf nach Moſcow und Petersburg. Dafeldft wurden fie 1731 dem Hofe vorgeſtellet. Man ließ fie in einer Soldatenſchule ——— wo ſie 1734 die Taufe erhielten. Zwey Jahre darnach that man fie zu jungen she des Landes zu erlernen, und ihnen die ihrige bey zu bringen, In eben dieſem „Jahre aber ſtarb der aͤlteſte, welcher drey und vierzig Jahre alt war, nad) dein er ſechs Jahr außer ſeinem Vaterlande in einer Himmelsgegend geweſen, die von derjenigen gar zu ſehr abgieng, wo er geboren worden. Der jüngfte ſtatb drey Sabre darnach, den z5ten des. Chriffmonates 1739. Die Akademie zu Petersburg, weicher ihre Erziehung aufgetragen worden, hieß fie in Gyps abfornen, und behielt diefes fonder- are Denfmaal in dem Euriofitätencabinetee, wo man es noch jetzo fieht, . Diefe um» ſtaͤndliche Nachricht Hat vieleicht einen geheimen Neiz für gewiſſe Sefer, welche es an⸗ genehmer iſt, zu bewegen, als zu unterrichten, Sie vergütet ohne Zweifel die Tro⸗ enheit und den Graͤuel, welchen das Gemälde der Entdeckung und Eroberung unde— kannter Laͤnder empfindſame Seelen erfahren laͤßt. Sie raͤchet und. tröſtet auch end» · lich Die menſchliche Natur, welche, mern fie die Tpranney bey den fanfkmüchigen und mitleidigen Natiorien in Indien auf dem ‚Throne. ſieht, ſich wenigftens etwas wieder erholet, wenn fie die Menſchlichkeit betrachtet, die zumeiten bey den barbarifchen BL * kern unter dem Nordpole herrſcht a Re ni —* 2 Aungemeinee Das Unglück der nordifchen Beherrſcher ift, daß fie nur rauhe und ſchneidende Ramafaner Werkzeuge zu fügren hober. Je zarter und weicher Die Hand ift, welche fh verem ien. bedienet; beit ſchwerer md morderiſcher werden ſie · Ungeachtet aller Vor ſichtigke c. ten * uſſen, die Spra⸗ "OR * 71775* ae ae a FO pe + By, 1Capitel. 331. ten der ruſſiſchen Kalſerinnen, das Joch der Ramefchadalen zu mildern, übeten die Co- Eimmohner faßen doch alle Pladereyen, weiche ver Eroberung folgen, über diefes uͤberwundene in et Volk aus. Weil fie Feine Weiber mit ſich gebracht Hatten, fo misbraucheren fie der ee Gewalt, folche zu bekommen. Wenn fie einige Oftroge unterworfen hatten, fo nab- men fie. eine gewiſſe Anzahl Weibesperfonen und Rinder, welche fie unter fich theileten. ‚Sie lebeten mit einer von diefen Weibesperfonen in einer Rebsehe; und wenn fie Kins ber von ihr gehabt, fo:gaben fie ige Die Auffſicht über die andern Sclaven von der Nas tion. „Diejenigen, welche mit den freyen Kamtſchadalen Verbindungen eingehen „Wollen, unterzeichneten Schriften, woburch fie werfprachen, ihre Töchter zu heura- „then, fo bald der Vriefter angefommen feyn würde; ſo daß die Taufe des verfproche: „nen Mägdchens, ihrer Kinder, die Verlobung und die Trauung oft alles zugleich auf „einmal geſchah. Denn für affe diefe Oſtroge war nur ein einziger Priefter da, wel⸗ » her in dem unten Ofteoge Kamtſchatkoi wohnere, und die andern Oftroge alle Jahre oder zwey Jahre einmal beſuchete.. 2 Indeſſen lebeten die Cofafen als tuffifhe Herren von der Arbeit ihrer Sclaven . oder dem Tribute, den fie von ihnen fordereen. Wenn fie Bingiengen, den Tribut für Die Krone zu heben, fo bezahfete ber Triburgebende außer der Tare des Fürften, noch vier Fuͤchſe oder Zobel; einen für den Einnehmer, einen für feinen Buchhalter, das dritte Fell für den Dolmetſcher, und das vierte für die Cofafen. . Diefe-brachten ihre Zeie damit zu, daß fie in den —— um dieſe Felle ſpieleten. Darauf ſpie⸗ leten ſie um ihre Sclaven, ſo daß dieſe Ungluͤcklichen wohl zwanzigmal in einem Tage ihren Herrn veraͤnderten. ERNEUT — Dieſe Unterdrückung gieng fo weit, daß ſich Die Kamtſchadalen endlich enefehlok fen, das Joch ab zu ſchuͤttein, und alle Ruſſen aus der Halbiufel aus zu roten. Geit "dem aber der Weg zur See von Penfehina aufgefommen, war bie Anländung dee . Schiffe gar zu leicht und zu Häufig geworden, als daß fiereinen ſolchen Anfchlag ohne Kine günftige Gelegenheit ausführen Fonnten. Man ertvartere diefen Augenblick, und et ſchien ſich dar zu'bietgen. Die Tſchuktſchi, ein am Anadir firgendes Volk, wa- ven niche zufrieden, daß fie die Herrfchafe der Nuffen zuruͤck getrieben, fondern hatten auch die Korjäfen, ihre Zinsleute, angegriffen‘. Es war leicht, mit ordenelich geuͤbe⸗ ten Truppen Wilde zu verjagen, dienur die Liebe zur Beute und Unabhängigkeit hate ten, Sie erſchlenen aber ftersiwieder, eben fo flüchtig, eben fo ſchnell, afs ihre Pfeile: Man wollte fie durch einen lebhaften und anhaltenden Krieg zaͤhmen "Der Haupe mann Pawluczki, welcher 7729 nad) Kamtſchatka gekommen war, erhiele Befehl; mie feinen Truppen ab zu gehen, und nach dem Anadir zu marfihiren. ar Unterdeſſen daß ——— unterwerfen wollte, machete fein Abmarſch Hinter en Küchen weldhe, Die Einwohner an der Mündung des Kamtſchatka, die alt den behden innern Flüffen, Eloroka und Kliutſchewa, breitetenfich den Winter über Äh der Hafbinfel aus, und macheren Verbindungen unter dem Worwande und Scheine der Beſuche. Es ift eroberten Voͤlkern nicht ſchwer, ſich wider Sieger zu verbind die ihre Sprache nicht verſtehen. So bald ſich das Gerücht ausgebreitet — das Scheſtakow, das Haupt der Coſaken, welcher mit Pawlutzki zu dem großen Unter⸗ nehmen 17a 4 gefommen war, von den Tſchuktſchien getoͤdtet worden, fo ftelleten fi) die Kamtfhapaten, als mern fie fid) vor —— dieſer Aufruͤhrer u and F 32 Gefihichtervon Kamtſchatka. z Einwohner und bewaffneten fich gleichfan zu ihrer Vertheidigung, in der That aber in der. gehe in Ram⸗ tſchatka. andere wurden mit denen Reichthuͤmern, die fie geſam men Abſicht, ſich von den Coſaken zu befreyen, welche fie gleichwohl bathen, fie moͤch⸗ ten doch bey ihnen bleiben. Alle Vorſichtigkeit, die Gemeinfchaft mie dem Anadir zu hemmen, war von diefen Wilden gefaffer worden. . Wenn ruffifche Teupven entwe · der von diefer Seite.oder von, dem peuſchiniſchen Meere Fämen, fo follten fie in. den Haͤ⸗ ven mit allen Bezeuaungen des Vertrauens aufgendmmen werden, damie man fie hin⸗ richten koͤnnte, wenn fie durch das innere Land gingen... An der Spige diefer Zufam: menrottirung waten SIDE cccc.. ee ai) Kaum hatte fich der-Lräte ommirfarins, mit feinem Tribute eingeſchiffet, dm den Anadir zu laufen, fo verfamufeten ſch die Kamifhadafen ‚auf ihren. Canoten, und fuhren den 2often des.Heumonates 1731. den Kamtfiyarfa hinauf. Cie etfehlugen die —* Coſaken, die da geblieben waren; fig überrumpelten den untern Oſtrog; ſie perbrannten.alles, ausgenommen Die ihn die Feſtungswerke, wohin die geplündgrten Guͤter in — ra 6 ee RR — he ei che Kleider an, fie mochten von Weibeen oder „Prieftern fen, flelfeten Lufibarfeiten, Tänze und abergläubifche Ceremonie zum Zeichen der Freude und des Triumphes an, Theodor Chartſchin eines von den beyden Häuptern der Verſchwoͤrung, ein neuer Chriſt. befahl einem Kamtſchadalen, welchet leſen konnte, und wie er getaufet war, in prleſterlicher Kleidung das Te Deum zu fingen. Darauf ließ et in das Kirchenduch ſchreiben · „Auf Befepl des Commiſſarius Theodor Ebartfcbin, Hatman bem.Sar „ding. (dieß war der Namen des Sängers) dreyzig ordentliche. Fücyfe geäsben, Daß „er das Te Deum gejungen hat. „ a Indeſſen Hatte ein. widriger Wind des Pawlutzki Schiff genöthiger , bey dem Auslaufen aus der Mündung. des Kamtſchatka Anker zu werfen. Einige dem Blut⸗ bade entgangene Cofafen brachten die Zeitung von, dem Aufftande ihren Gefährten, die - noch auf der K lagen. „., So,gleich, ſtieg man an das ‚Sand, das Feuer ber Empsrung gu dam und vier Tage, na. Wegnehmung des Oftcoges beichoß man ihn mit einigen Canonen aus dem Schiffe, Chartſchin , welcher oben von den. Waͤllen, der Ruſſen geſpottet hatte, war gezwungen, ſich in Weibeskleidern davon zu machen, Fakt alle Belagertegamen um, . Einige wurden in. dem Oſtroge erfchlagen ; les, .harten,. durch das Feuer verbrannt, welches das Pulvermagazin ergriffen hatte, Dreyzig Ramtfcadalen, die In vor dem Sturme ergeben hatten, wurden nigder gemacht, zur Wergeltung’ber Ber- — J J ſpottungen, welche die Aufruͤhrer den Weibern und Kindern der Cofafen angethan hat ten. Dieß in die Gewohnheit unter folchen Kriegesfeuten, welche die Kuͤnſte der Ger fellſhaft noch nicht fo vollfommen befißen, als die dem Menfhen fo natürliche Kunſt zu aerflöyen, ersmag ein Dinger oder ein Wilder fepn. 0. An gpareiebun; tueicher zu wish andern Häupfern des allgemeinen Yufftandes ge. | floßen war, gieng inzwiſchen den Ruͤſſen enrgegen, um fie zu zwingen, daß, fie'fich wieder einſchiffeten. Nach einigen niche fehe- enrfeheidenden Treffen Pe F ſchlaͤge. Chartſchin verlangete zur Siche heit ſeiner Perſon einen Geifer, und gieng in das Lager der Coſaken. Er bath, die Kamtſchadalen zu ver chonen, verſprach, in Ruhe zu leben, und ſagete ev woliie die Seinen vermögen, die Waffen nieder zu le⸗ sen... ließ ihn wieder in ſein ager zuruck gehen. Co Balder wieder zu ſeiner nung 5. ER Partey ° J Hieten den Tod, Die meif r then, ‚damit man es in feiner. small aufgebracht Hatten, ” NM Buch. 1Capitel. Partey gekommen war, ſo ließ er den Ruſſen melden, man wollte von keinem Frieden —— Se teden hören. < Demandern Morgen erfchien er mit den Aufrührern an dem finfen Ufer eich pt J des Kliutſchi, eines von den. beyden Fluͤſſen, an welchem die Empörung ausgebre⸗ T—, chen war. Da er ſich aber ſtellete, als wenn er nur gekommen wäre, den Vergleich zu vollenden, den er angefangen hätte, ſo fagere er, er wollte auf die-andere Seite des Fluſſes Fommen, wern man zmeen Geifet ſchickete. Man willigte datein; und fo bald er an dem andern Ufer war, fo ſeheten Die Nuffen die Treuloſigkeit der Lift entge— gen, nahmen iha gefangen und tiefen ihren Geiſeln au) in den Fluft zu fpringen. . Un terdeſſen daß ſoiche herüber ſchwammen, —— auf die Kamtſchadalen, um fen erfündern, vaß Re wich mit Meilen auf Die Ensibenen hä — 7 die Empörung denjenigen verloren harte, der ſie unterhieit, fo gerftreueten fih alle die andern Häupter der Zuſammengerotteten oder kamen mit ihren Anhängern um... Einer von Dielen vornehmſten Aufwieglern brachte, da er auf dem Punfte war, in die Haͤnde der Sieger zu fallen, feine Frau und Kinder um, und toͤdtete ſich Darauf ſelbſt· Man ſah das Ruſſen wieder anfangen: m Einen ei hen Meere hin marfchirete, Heß alles über die Klinge fpringen, und ftieß zu den Coſaken des obern Oſtroges Kamtſchatkoi. Diefe beyden vereinigten Haufen ruͤcketen wider die Aufrüßs rer von Awatſcha vor, deren über dreyhundert an der Zahl waren, „Sie nahmen Die „Oſtroge mit Sturme ein, worinnen ſich die Aufruͤhrer verfchanzet harten, und mas „beten die Unfchuldigen mit den Schuldigen ohne Unferfchied nieder; ihre Weiber und Kinder aber führeten fie gefangen hinweg. Nachdem fie viel Blut vergoffen „und eine große Anzapl diefer Wölfer aufgerieben hatten, fo ftelfeten fie die Ruhe in —— — — her, und Pe een Be bela⸗ „den zuruͤck., N E — BR} Als das Feuer des Aufruhres gedämpfet war, fo erhielten Baſilius Merlin, ein uffifcher Officier, und der Ngie awlutzki Befehl, die Urfachen davon, zu unferfü- mit man es i Quelle erſtickete. Sie lieffen, Fraft ihres. Auftrages, durch Urepeil, und Recht drey Ruffen Binrichten, unter welchen derjenige Andreas chtinntkow wer, welcher die unglitclichen Sorge BEE: Weiſe niedere" gemacht Sat. _Rire Colen mukden wegen dpcer Macstepen Beftafet, meh die * (4 unter den, Rebellen und unfer andern Theodor Chartfehin er⸗ Standhaftiez — — ar were Fit der erbetis ale milde Qilfr fnhth mächr, be Denen Bas Sen one Breypeenißt IR. Kama dev ner unter ihnen fagete r ie chen, ex hielte fi für unglücrlich, daß er zulegt gehen. dir Strafen fie, „De Soc ODE mie ie area und den gräulichften DIRT, Kr er. Eo granfam auch die Qualen waren, die -anlen fie Teien ließ, fo Neßen fir doch nur die orte fahren: LI, ni,“ Dießift 0 Befchey der Eamefehadalifhen Mägdchen, welche die Siebe zum erfien Mate ven FEN Martern der Wolluft Überdiedt, , Es füllen auch diefe Unglüeflichen nur im An— feige ſo —2— haben; ‚dent darauf drůcketen fie ihre Zunge gegen ihre Zähne, und »eehathtetenein Harinädliges Stillſchweigen, Als wenn fie aller Empfindung berau- V „bet waͤren. · ar a —— ———— %t3 Von * 334 | Geſchichte „von Kamtſchatka. Einwohner Von dieſer Zelt an hat der Frieden in Kamtſchatka geherrſchet. Die ſanfte Re⸗ in Kam⸗gierung hat die Ruhe daſelbſt wieder hergeſtellet, welche Die Gewalt der Waffen und aſchatka · die Härte des Tributes Daraus verbannet hatfen, Man fordert von einem jeden Ein-· wohner nicht mehr, als ein Zell von denen Thieren, die er auf der Jagd erleget, €6 mag Fuchs, Seebiber oder Zobel feyn. Die Ramtfhadalen werden von ihren eigenen zuren regieret, welche alle Händel richten, wenn es nicht peinliche Sachen find, Man hat affen Gefangenen, welche die Cofafen zu. Selaven gemacht, die Freyhelt wieder gegeben, mit dem Verbothe, Feinem Kamtſchadalen jemals fo zu begegnen. Kurz, damit man dieſe Völker Durch ein fanfter und freywilliger Joch unterwuͤrfe, ſo bat man fic) —— Hriftliche Religlon annehmen zu laſſen. Die menſchli⸗ chen Mittel find den Wegen des Himmels zu Huͤlfe gekommen. Die Kaiſerinn Eli— ſabeth Petrowng Kat alle die Meugetauferen auf zehn Fahre von den Abgaben be: freyet. Diefe Grabe Hat den Eifer der Miffionarien glücen laffen, Alle Kamtſcha⸗ baten laufen einer Religion entgegen, welche ihnen einen Tribut in diefem Leben er. laͤßt, und Belohnungen nach dem Tode verfpriht, Das ift das wahre Wunder der Religion, werin fie die Fuͤrſten menſchlich, und die Völker glüdlih mahen N nn nn ze Bon dem wirklichen Zuftande der ruſſſchen Niederlaſſungen in Ra — Bes > Bi Os. Bee Ohi, pin Dawn Of A Oſtrog Komtfhatkel, Dee untere Oſtrog Kam⸗ fünfte Ofteog. U weiſen Staatsfunft unterftüger: Die Feſtungen und Tempel haben einander Fünf Oſtroge. 9: Werk der Bekehrung der Kamtſchadalen wird durch alle Errichtungen einer Sftrog. gegenſeitig an allen Orten geſtuͤtzet, wo die Tempel keine Citadelle geweſen. Rußland hat ſich Kamtſchatka durch fünf Oſtroge ) oder Feſtungen verſichert. An je— der Seite der beyden Meere ſind zween und einer mitten im Lande, alle aber an den Ufern eines ſchiffbaren Fluſſes angeleget, der in das Meer geht. P oltſchererkkei > Gegen Welten der Halbinfel ift Boltſcheretzkoi Oſtrog an dem norblichen Ufer | u ‚des großen Stuffes, Bolſchaia Keks, zwifhen ven Mündungen des Biſtraja und - GSoltſowka, drey und drenzig Werfte] von dem penfhinifchen Meerbufen erbauer, . Diele Feftung iſt ein Biere von ungefähr fiebenzig Suß ins Gevierte. Die Oſt, und Nordſeite find verpallifadirer: die Welt-und Süpfeite aber-bededfer oder mie Gebäle ben zum Gebrauche des Statthalters befeßer, Bey dem Fort aber außer demſelben gebener Ort, wo ftatt einer Ningmauer lange auf uͤbet einander acht ſtehende Pfähle imdie Erde gegraben, ader gelegten Balken gemacht werden. \ Oſtrog iſt eigentlich ein mit Pfahlwerte um⸗ nu holzerne Bruſtwehren und Waͤlle von queer ſchactot (hDerchnei U Buch. n Capitel. te iſt eine Kirche mit einer Wohnung, ‘fie zu bedienen, - Die Inſeln, welche die Fluͤſſe —JJ— umber machen, enfhaiten dreyzig Haͤuſer, einen Gaſthoſ und eine Brannteweinbrenne⸗ Hiäjatke, rey · Diefer Oſtrog har nur fünf und vierzig Soldaten, welche Lohnung befommen, > und eitf Eofatenfinder, welche dienen muͤſſen. Weil aber diefes ruhige Land nur ge- treue Einwohner hat, fo ſind die Befeftigungen und Truppen daſelbſt nicht fo beträcht- lich, als anderswo, Uebrigens: ift diefer Oftrog fehr bequem zur Handlung. Alle ©: iffe, Die yon Ochotzk abgehen , bringen gerades Weges durch den Fluß alle Waa- sen und Güter dahin, die im dande wertheifer werden, Diefer Haven bienet zugleich zur Niederlage, „Die Sremden, die er aufnimmt, laſſen Geld da. Die fandesein- wohnen, denen er ihre —— ſchicket, bezahlen ihm die Fracht. Er Faufet und verfaufet die Seebiber, weldye man heute zu Tage am meiften in Kams tichatfa ſuchet. Es fehler ihm nur an Holze und Salze. Boltſcheretzkoi ift deswe⸗ gen nicht weniger dev Sig des allgemeinen Statthalters der Cofonien in Kamtſchatka. Daſelbſt laͤnden die Ruſſen an, und von da aus befehlen fie der ganzen Halbinſel. ., „Ehe fie noch.in diefem Haven an das Sand ftiegen, war der obere Oſtrog Kam: Der obere pechngi Zsamtjchaskoi Djtrog).ber Daupiokt, ana fich Des Commifle: nharlen rius aufhielt, Dieſer Oftrog ift neun und fed)zig Werſte von dem Stuffe Kamtſchatka artete. an dem linken Ufer , an der Mündung des Kali, eines Fluffes, der in Diefen Strom faͤllt, erbauet. Dieſer Oſtrog ift auch ein Viereck und hat auf jeder Seite fiebenzehn Saſchen oder Faden. Inwendig ift das Zollhaus, oder das Haus, wo man den Tri- but einnimmt, als das vornehmfte Gebäude mie zweyen Vorrathshäufern, worinnen Man ohne Zweifel die Münze diefes Tributes hat, d. i. die Waffen, welche dienen, — ie ein zu treiben. Außen iſt die Kirche, das Kornhaus, ein Wircpshaus, eine Bram» .; feweinbrennerey und zwey und zwanzig Wohnhaͤuſer. Diefe Gebäude find beffer ge⸗ bauer, als zu Bofefeheregfoi; meil das Sand dafelbft einen Ueberfluß an Wappelholze Dat, - Die Himmelsluft iſt daſelbſt gelind, das Wetter heiter, der Boden fruchtbar an Weide, und geſchickt zum Acerbaue.. - Alles lädt dafelbft ein, ihn urbar zu ma> Gen; fo gar der Mangel an Fifchen. Wenn das Bibermeer, welches in dem Bezir- fe * Awatſcha ſeyn fellte, an welchem es nahe liegt, nicht von dem obern Kam⸗ tſchatkot abpienge, fo würden bie Einwohner aus Mangel dieſes Hülfsmittels der Handlung in der Anbauung der Felder einen geriffern Unterhaft, einen dauerhaften Reichtduin finden, Affe Künfte der Eivilifirung würden dafelbft feimen. Man würs de nicht dahin gebracht ſeyn, fih mie Fiſchen an den Küften des penſchiniſchen Meeres: re ——— Werſte von diefem Orte iſt, oder ſolche von Ken — ED LTR iR ; Dftrog) zu holen, welcher auf vier> er Bat ok enden ame a DE 6 3 3, sl Te 3 Dieler Difvog, weldher auf eben per Seite des Kamtſchatka Tiegt, wie der obere, „Der untere‘ J at: von der. Mündung Diefeg Fiuffes, if ein Längliches Biere uch uht Anh eins Safhen oder Faden fang, und vierzig breit, mit nei Cpürnie flangnitet und Beil. gadete gegen Weften, CS ift Dacinnen eine Kieche mit einer Kapelle, die dem bet "lang, dem großen Patrong der Ruſſen und aller chtiſtlichen Matrofen, wel, omin Aigen verehren,"gemiedmer iſt. Ex enthäle ein Ouvernementshaus, die varh „arten au beherbergen, ind zwey Vorrathshauſer, den Tribut und Krieges vor⸗ PO bewahren Dieſe Hauſer find von letchenbaͤnmenholze erbauet und dig beften Wi; h = — Da 5 3 . , e. > und 236 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner 119 angenehmftin, welche mah in Ramtfchatfa ſteht. Um die Feſtung herum finb, in Bam wie gewöhnlic), das Wirchshaus, die Brannteweinbrennerey und die Wopnpäufer, — welche neun und dreyzig Feuetſtaͤte fuͤr zwey und neunzig Perfonen haben. niſchnei Ramtfcharkot har große Vorzüge vor Werchnei Raimtfcharkoi. Seine Einwohner filcher dafelbft, crocknen und falzen mehr Fiſche ein, ale fie verzeh⸗ een können, Sie haben Bau: und Zimmerholz im Ueberfluſſe. Der fhiffbare Fluß über und unter ihnen giebt ihnen die Bequemlichkeit, ſich damit zu verfehen und Sal; ——— = - und Thran weit zu verführen. - Wildes Geflügel Haben fie in der Nähe überflüßig, fo daß fie einander mit Schwänen bewirthen, und Die Gänfe und Enten verachten. Es fehlet ihnen im Winter nicht an friſchen Fiſchen, und uͤber dieſes haben ſie eine . Menge von Beeren and Wurzel Da fie nahe am Meere find, fo Eaufen fie das Ge- —— | ingen Preis, welches im Lande ſehr hoch zu ſtehen koͤnmt. Die ſchoͤnſten kamtſch —— oBefn kommen —* Be en cn zu ihnen. Die — werfaufen ihnen die Rennthiere ſehr wohlfeil, deren Fleiſch und Haut ihnen gleich nuͤtz⸗ tie) iſt. Das Fand ſelbſt, welches in einigen Gegenden ihrer Nachbarſchafẽ fruchtbar ift, Eönnge ihnen Früchte uud Getraide'geben. Mit einem Worte, re haben alles, mas fie verlangen, um geringen Preis, außer den tuffifhen und chineſiſchen Waaren, welche ihnen das Pud vler Rubel Fracht Eoften, weil man fie ihnen von Boltſcheretzkoi zu Sande zufüßre. Das, was man zweyhundert Seemeilen weir auf Schlitten mie vorgefpannten Hunden fommen läßt, koͤmmt alfo auf zwölf Frangsfife Sols das Pfund, Wie ſehr würde doch die Schifffahre die Fracht vermindern! “ Petro: Paw. Ein vierter Oftrog, welcher 7740°an dem Meerbufen Awatſcha erbauer worden, bivosti Oſtros · urde von denen Einwohnern bewölfert, die man aus den beyden Oftrogen Kamtfchar- ge *24 r B A . Ni a er ri —44 * gänfter Ds. Der legte Ofcog if an dern Stuffe Tigil, Ich Fan niches von feinem Zuftande melden, ſaget Rrsfcheninnitow, weil man nur erſt anfteng, ihn-zu bauen, nachdem rog · koi zog, Er iſt wegen eines ziemlich ſchoͤnen Gebäudes merfwürdig, welches in der. eftung Petto -Pawlowsi erbaugt worden. Die Kirche, welche den Namen St, Be a Raren bie esgwrapzfe ei von Brwäteeben IN Kanmtkfattanse gen ihrer Sage und Bauart, Diefe Niederlaffung Hat die Vortheile und Unbequem⸗ Tichfeiten von Boltſcheretzkoi Oſtrog. Wenn fie aber wegen des Seebiberfanges bes quemer ift, ſo ift doc) das Waſſer daſelbſt nicht fo guf. Die Einwohner befinden: fich beſchweret Davon, und die Fremden find verbunden, das Waffer ziemlich weit aus dem Abacſchafluſſe holen zu laffen, welcher in den Meerbuſen dieſes Namens fallt. ‚Die _ fer Oftrog Hat vor allen andern nur den Vorzug, daß er näher an dern morgenländie ſchen Meere liegt, welches der Halbinfel Kamtſchatka den Wer nad —— J n ſcheint. ic). aus Kamtſchatka abgereiſet war. Man hat dieſe Feſtung erbauet, ſaget Steller, ’ einft große Vortheile über Schantastoi oder dem untern Kamtſchatkoi haben, Die Zobel von ben Ufern des Tigils find all; in feiner Naͤhe. Die Korjäfen werden das Hin Fommen und ihre Waaren aus der erften Hand verkaufen. Diefe jinsbaren Voͤl— Fer, welche um das penfchinifche Meer herum wohnen, werben unter fein inet: faden. _Diergufömme noch, Da er der nächte an dem fejlen Sande, woran Kamejcjat — > } ka die ſeßhaften Rotjäfen in Ehrerbierging zw erhalten, und die Herumfchweifenden Kor: jäfen wider die Streifereyen ber Tſchuktfchi zu befyigen, Dieſer Oſtrog kann der: - an Bud, U Capitel. en fa Hänge, und denen Ländern iſt, welche ihm an dem weſtlichen Meere gegen über lie. Einwohner gen. Er wird einer von den Schlüffeln der Halbinfel feyn. Die Ueberfahrt zur See — wird daſelbſt ſeht kurz, der Weg zu Sande offen und leicht ſehn, wenn er von den here In umfchweifenden Bölfern befreyet feyn wird, welche ihn unficher und beſchweruich ma- hen. Kurz, die Ruffen haben jetzo Kamtſchatka an den Seiten und in der Mitte: fie werden auch bald das Haupt oder. die Spiße davon haben. | , Be Das III Kapitel, Bor den kamtſchadoliſchen Oſtrogen und den Korjäket, dieder | ruſſiſchen Herrfchaft unterworfen, find, u Departement Boltſcherehtkoi. Departement Wer; koi. Zahi der Kamtſchadalen , die Rußlande chnei Kamtſchattoi. Departement Schantaz⸗ Steuer geben. ———— Dar nfer den fünf ruffifchen Oftrogen, welche über Kamtſchatka gebiethen, find nur ‚ ‚drey, deren Kreiſe nebft den Einkünften, die von denen der Krone zinsbaren Eins wohnern gehoben. werden, Kraſcheninnikow angeführet. hat. Das Departement von Boltfcheregkoi begreift achtzehn kamtſchadaliſche Oſtroge. Sonn Zwoͤlfe davon ‚find auf-der weſtlichen Kuͤſte. Der anfehnlichfte. hat achtzig, und der leſcheretztoi. geringſte nur neun Einwohner, Ein jeder Einwohner bezahlet eine Thierhaut. Dieſe Kopfſteuer iſt nach Zobeln oder Fuchsfellen angewleſen, nicht nach der Wahl des Zins⸗ — ſondern des ne Beh Tee Oſtroge fünf und zwanzig inwohnern fordere man acht Zobel: und fiebenzehn Fuchsfelle. Ue erhaupt werben diefe in größerer Anzahl gehoben, weil fie a % —*— — * Indeſſen man doch einen Oſtrog von neun Einwohnern, der auf fechs Zobel und drey Fuchsfelle geſchaͤtzet iſt weit das Sand ohne Zweifel mehr von der erftern Art Thiere giebt, als von der ans bern. Unter einer Anzahl von dreyhundert und eilf Einwohnern aber find nur hundert und neun Zobel gegen gweyhundere und zivey Fi re Re N Die fechs Oftoge am ber Oftklfte, welche von Volefperegfoi abhängen, erftres Een ich von dem Meerbufen Amarfcha.bis an den Fu — Sie enthal⸗ sen nur hundert und vierzig Einwohner. Diefe geben nur zwvep und vierzig Zobel und fieben und ee en Das Uebrige aber bezahlen fie mit Seebibern, dies ven das Meer giebt, defien Nachbarn fie find. Die Steuer ift alfo von zehn Ser · dies. jung oder alt; benn man unterſcheidet fie bey der Eintreibung und bezeichnet naht der jungen unter dem Namen Rofchloki.. - Man ſchicket alle Jahre von Ohag eirien Commiffar, die Steuern zu. heben. Diefer Mann ift ein Soldat und U dieſer Verrichtung alfo fehr geſchickt. Er gebe längft dem Awatſcha⸗Fluſſe und pens (inifhen Meere hin, und fammlet diefe Steuren ein. . Wenn er einige Hinter ſich aͤßt fo fihicker gr Coſaken ab, welche die nachläßigen Steuerbaren oder die Ueberlaͤu⸗ gem. Reifebefchr, XX Band. Uu fer, 338 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner fer, welche vergeſſen haben, zu bezahlen, ehe ſie von einer Wohnung in die andere in Kam⸗ giengen, zu ihrer Schuldigkeit anhalten, Die Kamtſchadalen, welche nahe an dem tſchacks· Hauptoſtroge liegen, bringen ihre Kopfſteuer ſelbſt dahin, und loͤſen ihren Kopf durch eine Thierhaut, Ein jeder Einnehmer wird von einem Buchhalter, einem Dolmetſcher und einigen Soldaten unterftüßer, welche die Eaffe bewachen und fie anfüllen laſſen Der Commiffar empfängt die Abgaben in ihrer Gegenwart, und hoͤret ihr Gutachten von der Befchaffenheit des Pelzwerkes. er Dolmetfcher fiüret das Wort zwifchen dem Einnehmer und Steurenden; der Buchhalter ſchreibt ein und giebr Quittungen. Die Ruffen geben den erleuchteren Völkern in der Verwaltung der Finanzen, diefer höchften Kunft der heutigen Policey, nichts nach. Es ſcheint, man lerne ſolche am kichteften, und behalte fie am beiten, Deyartement ¶ Das Departement von — Bamtſchatkoi erſtrecket ſich 3 — ——— dem penſchiniſchen Meere von dem Fluf 55 an den Eh Ravran, an der rechten Seite an dem morgenländifchen, ere von dem Worgebirge Schi⸗ punskoi bis an das Vorgebirge Kronotzkoi. Dieß iſt ein Raum von ungefähr zween Graden der Breite. Er enthält fieben und zwanzig Oftroge, wovon fieben Längft dem Kamtſchatka, zehn an der Küfte des weltlichen Meeres und zehn an dem Bibermeere liegen. Der zablreichfte, welcher Maſchurin beißt, dat hundert und drey und funfzig Einwohner; und der Fleinfte nur ſechs. Alle beyde find an dem Fluffe Kamtſchatka, welcher allein dreyhundert und fünf und dreyzig Zinsleute hat, wovon hundert und fechzig in Zobeln und die übrigen in Füchfen bezahlen. Diefe - - Anzaht $eute und die Befchaffenheit des Tributes beweifen auf gleiche Art den Vortheil und die Fruchtbarkeit der Ufer, welcher diefer Fluß benetzet. Wenn ein armer milder Menfch, ohne Sand und dem Staate, * a en Pan war anken giebt, ſo iſt die icht mehr, als man in Laͤndern hoffen kann, de⸗ — — am ee a ® —* Die zehn Oſtroge, welche an dem penſchiniſchen Meere liegen, bringen nur vier⸗ une und fechs und vierzig Zinsleute, von denen man nur hundert und zwanzig Zo⸗ el zieht, und die übrige Steuer wird in Fuͤchſen bezahler. Das Meer ift aud) geizi- ger, ‚als die Fluͤſſe. Die zehn Dftroge an der oftlichen Küfte geben noch weniger, weil fie nur zweyhimdert und fieben Zinsleute haben, und an Häuten von einigem Werthe drey und dreyzig Zobel und fiebenzehn Seebiber, obgleich diefe Wohnpläge in der Nachbarſchaft des Bibermeeres find. Das obere Kamtſchaikoi hat alfo neunhundert acht und neunzig Einwohner, wovon ungefähr gin Drittel in Zobel und die übrigen in Fuͤchſen bezahlen, bis auf einige Biber, - eK Deparsement Das Departement Schantsstoi hat in feinem Bezirfe zehn Oftroge an dem Schenafoh Fluſſe Kamefhatfa, jween an pe ——— Aa Küfte und eilf an der weftlichen. Die Ufer des Fluſſes find mir fünfpundert und vier Ein- mohnern bevoͤlkert. Die Ufer des Fleinen Fluſſes haben faft hundert Mann, Die Küften des oftlichen Meeres ſtellen nur zweyhundert und ſechzehn, des weſtlichen aber dierhundert und zwey und dreyzig. In Diefer ganzen Strecke Landes hebt man nur zweyhundert und ein und fechzig Zobel; obgleich das ganze Departement zwoͤlfhundert und vier und vierzig Einwohner begreift. E . Nach U Buch. IV. Capitel, 39 7 Mach diefen verſchiedenen Berechnungen beläuft ſich die Zahl der Kamtſchadalen Einwohner auf zweptaufend ſiebenhundert und fechszehn Zinsleute. Die gange Steuer bringe in Kam: jaͤhrlich vier und dreyzig Seebiberhäute, fiebenhundert und fechs Zobelfelle, neungehn. tſchatka. undert zwey und ſechzig Fuchsfelle. Man fehäger diefen Tribut auf zehntaufend Ku- Bapiber Kam⸗ ef in Kamtſchatka. Zu Jakutzk find fie zwanzigtauſend werth. Einjeder Kamtſcha⸗ Fi adalen, bie dale traͤgt alſo Ruß lande faft-fieben Rubel oder über acht Reichsthaler ein. Es iſt Fublande aber zweifelhaft, ob der-Gefihichefehreiber diefes Landes die Einkünfte der Krone nicht > größer-gemacht Hat, von der er befoldet wurde, Ein jeder in Golde ſtehende Schrift« were; — — ‚wie vielmehr aber, wenn er ein Sclav einer ——— A rung iſt. Uebrigens zeiget dieſes Capitel in I eninnikows Werke nur Ver⸗ wirrung — Klee {u ano ie He beffer eingebe, als diefer Schriftfteller fie berechnet, fo würde eine große Mnordnung in feinen Fi nanzen ſeyn. Bon der Handlung der Rufen in Kamtſchatka. Vortheile biefer Handlung; deren Fortgang. Eingeführete Waaren. Tarif dieſer Baaren, Fol der ausgehenden Waaren. EN TE ER —— 4 ESe Kamtſchadalen hatten ‚niemals einen Handel unter ſich, noch auch mit ihren | >) Nachbarn gekannt, als die Ruffen ihnen folhen mit dem Kriege zubrachten, Die ift die Gewohnheit der Europäer bey den Wilden ſeit mehr als zweyhun⸗ ‚dere Jahren. Gleich im Anfange ber Eroberung von: Kamtſchatka folgeten einige Rau ——— Soldaten, die verbu Br mit d ‚Eofe en Kriegesdienſte zu thun, damit fie die Freyheit Hatten, zu andeln. Die daten welche Hoͤken oder Trödler.abgaben und im Sande blieben, genoffen nicht eben ‚der Vorrechte u Freyheiten der Coſaken, deren Werrichtungen ſie verſahen, fondern maren der Kopffieuer-unsermorfen, wie bie Einwohnre.. ¶Als der Weg zum &ee von Hchage offen war, (0 ſchicketen die techten Kaufleute Factore und Buchhalter nad) Ramrfcharka, um in diefer neuen Colonie einiges Glück ‚zumachen. Der leichte Weg zog viele Seute dahin; und ſo bald man ſich auf ruffiiche ‚Schiffe fegen Fonnte, welche gerade nach den- Häven:diefer Halbinfel giengen, fo wur⸗ den die Kaufleute Matrofen, ſo wie Soldaten geworden waren, in der Hoffnung, ſich en an das Sand flieg, in einer Zei von ſechs bis ſieben Fahren ein Capital in Er NS: der, j rg z a re * —— he a von funfzehntaufend-Rubeln gewann. Diele Sactore fegeten ſich in Kamtfharka- wieder zu den Kaufleuten giengen, bie fie abgeſchicket hat 2 Da die Hauptſtadt aber den großen Unternehmungen ohne Zweifel, auch auf doſten der Freybeit, in einer Regierung, gi ‚diefer Namen felbft ein Angriff wider u 2 den 240 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner den Deſpotiſmus iſt, Vorſchub thun wollte, fo noͤthigte es dieſelben, in ihr Vater-⸗ in Kam⸗land wieder zuruͤck zu kommen; und die Handlung nahm eine weitere und ordentli—⸗ tſchatka. chere Geſtalt. — — "Din gott. Idhr Fortgang war fo, daß die Officier und Soldaten in kurzer Zeit daſelbſt mit sang. , baarem Gelde bezahleten, da man hingegen im Anfange lange borgen mußte, Es iſt Rn wahr, dieß gefchah allezeit mit Wortheile des Kaufmannes, welcher gegen feine fehr theuren Waaren Pelzwerf für geringen Preis annahm und alfo doppelt gewann, nams lich an det ruffifchen Gütern, die er in Kamtſchatka abfeßere und an den Zellen aus Kamtfchatfa, die er wieder nad) Rußland verfaufere. Diefer Handel wurde noch vortheilhaſter durch Umfegung. der kamtſchatkiſchen Waaren gegen chineſiſche. Diefe werden wieder viermal fo £heuer verfaufet, als ihr Werth ift, und machen bey dem Kaufmanne ein Capital in Pelzwerken, die er wieder viermal fo theuer verfaufet. Dieſer Gemwinnft aber, der unermeßlich iſt, dauret nicht lange, Ein Kaufmann Fann nicht über ein Jahr in Kamtſchatka bleiben, wofern er nicht einen anfehnlicyen Berluft leiden will, a Der Vortheil des Gewinnſtes machet, daß man bey feiner Ankunft alles, was man bat, fo gar feine Kleider, verkaufet. Allein, aus eben der Urfache, daß man fo teuer verfaufer hat, würde man alles, was man im folgenden Jahre nörhig hätte, um nod) einmal fo viel wieder an fid) kaufen müffen, und das um fo viel mehr, weil der Verkäufer nun der Räufer feiner eigenen Waare geworden und eben dadurch ben Preis erhöhen würde, Ueber diefes verliert das Pelzwerf, wenn es liegt, feine Far⸗ be, welche deffen Schönheit ausmacher, wodurch fi denn der Werth deffelben vers = mindert, Wenn diefe Waaren in den Magazinen bleiben, fo tragen fie nicht die Ina . tereffen. Indeſſen zehret der, der fie fich angefchaffer hat, ohne zu gewinnen; er lebet - und wohnee fehr fehleche für viele Koften, erfährt alle Unbequemtichfeiten einer frem⸗ — et Himmelsgegend, kurz, er richrer feine Gefundheie und fein Glück — zu Grunde. —* en angeführte Die Baaren, welche man nad) Kamtſchatka bringe, Fommen aus Rußland oder Europa, aus Sibirien, Bulgarien und China. Rußland ſchicket gemeine Zeuge von allerhand Farben, Schuhe, die zu Cafan, oder Tobolsk gemacht werden, feidene und baumwollene Schrupftücher, ein wenig Wein, Zucer, einige Silberarbeiten, Tief fen, ohne Zweifel für die fremden Einwohner, Spiegel, Kaͤmme, falfhe Perlen und Glaskuͤgelchen für Seute im Sande, dahin, „Man bringt aus Sibirien verfchiedene »eſerne und Fupferne Gefäße, Eifen in Stangen, und verfhiedene Sachen von diefem „Metalle, als Meffer, Beite, Sägen und Reifen, Wars, Salz, Hanf, Garn, Ne: A en, grobe Zeuge und gemeine Leinwand dahin, Aus der Buchas rey und dem Sande der Kalmuͤcken bringe man gefärbte Leinwand, mweiffen Cattun, gewaͤſſerten — Aus China bringe man ſeldene amd baumwol. „iene Zeuge, Korallen und Nadeln, welche die Ramefchadalen den ruffifchen vorzie⸗ hen⸗ Kurz, man bringe ihnen aus dem Lande der Korjaken allerhand Nennthier. a —— und zubereitete. Dieß iſt die beſte Waare, weil davon ein großer Ab⸗ ſatz geſchieht. “ — Tr, x, Diefer Handel muß mit einer gewiffen Mäßigung und nad) den Bedürfniffen ver Zeit gerieben werden, Weil in dem Sande Fein Gewerbe noch Umlauf re — | ee ee Bud, IV Capitel. we: 341 die in Kamtſchatka ſich niedergelaſſenen Kaufleute nicht viel über das, was im Sande Eine verthan wird, und wollen ſich, auch felbft um einen fehr geringen Preis, mit demjeni⸗ efeparte. gen nicht beladen, was den Schiffen übrig bleibt, weiche wieder zurück geben. e nehmen , wie die Kamtſchaͤdalen, nur. das, was ſie hoͤchſt nothwendig brauchen, und wollen lieber Gefahr laufen, von ihren Landesleuten das Nothwendige, was ihnen ab- gebt, fünfmal theurer zu Faufen, als das Ueberflüffige für einen guten Preis im Vor- ans zunehmen, Es iſt auch der Preis der Waaren, die man nach Kamtſchatka bringt, niemals recht feſt. Im Fruͤhjahre fehlagen die Waaren auf; es ift ſolches die Zeit, da fie abgehen. m Herbfte, welches die Zeit iſt, da die Kaufleute zufammen. fom- men, faufer man um guten Preis. Arafcheninnitow giebt uns bey dieſer Gelegen⸗ heit einen Tarif von denen Waaren, dir in. Kamtſchatka verkauſet werden,. nebft dem Dreife des Einfaufes und des Geminftes für den Kaufmann, Aus diefem Tarife fieht man, daß die fremde Leinwand, die in Rußland einen Tarif dieſer Rubel gilt, fuͤr zween Rubel in Kamtſchatka verfaufer wird; daß die gemeinften Zeu, Waaren. ‚98, welche zwölf Copefen oder fünf Groſchen etwan foften, für funfzig bis ſechzig Co» pefen verfaufet werden. Der Damaft von zehn Rubeln das Stück oder die Rolle gilt zwanzig bis fünf und zwanzig Rubeln; der Taffend drey Rubel das Stuͤck koſtet adhe,- Stiefel, welche ſechzig bis achtzig Copefen gefoftet haben, werden für drey Rubel verfaufer, deren einer hundert Eopefen gilt. Die baummollenen Zeuge aus der Bucharey ziehen fieben bis acht Rubel auf drey, die man voraus bezahlet hat; und die aus dem Sande der Kalmücken einen, oder auch wohl anderthalb Rubel auf vier zig Eopefen. - } Das gearbeitete Zinn, welches fünf und. zwanzig Copeken das Pfund foftet, träge hundert und achtzig ein. Ein Fupferner Topf von fünf und dreyzig Copeken gilt hun dere und zwanzig. Ein eifernes Feuerbecken von funfzehn Copefen wird für einen Kur bef wieder verfaufer. Ein Meffer von Solikamskoi aus Sibirien gilt in Kamtſchatka fünf bis fechsmal fo viel, als was es koſtet. Die Koralfen für zwoͤlf Copefen das Yun: dert ‚gelten einen Rubel. Der ukrainiſche Taback, welcher zehn Eopefen das Pfund Süt, wird für zween Rubel verkauſet . Die Rufen find auf ſolche Weiſe beſſere Han- delsleute oder beffere Financiers, als wir. RE Das Roggenmehl, wovon das Maaß fünf und zwänzig Copefen gefoftet hat, wird von vier Nubeln bis auf acht verkaufet. Die Seife, welche etwan ziveen Rubel das Pud von vierzig Pfunden koſtet, wird für vier bis fünf Rubel verfaufer, und bie Butter, don anderthalb Rubeln das Pud, koͤmmt auf fechs bis acht Rubel. Die zube- weiteren Rennthiere gewinnen nur zwey Drittel über den Preis des Einfaufes, und die jungen Felle mit den Haaren, die nur einen Rubel gefoftet haben, gelten bis.auf zwoͤlfe. Man führet aber ungefähr für zepntaufend Rubel Waaren in Kamtſchatka ein; \ brenäig * ——— eintragen; und —*—* welche — e nach « ta an it Graͤnzen aus uͤhret, bringen en wenigfi ens Noch einmat fo viel, Vordem geſchah aller Kauf een elzwerf; und das - hsſell, welches man auf einen Rubel fehäßete, war das-gemeine 9 alles andern. Delziwer 5. Der Kamtfehadale kaufete alfo für einen Fuchs Tabak, oder Mehl, Oder Butuer; das.ift,.er.gab an Pelzwerke einen Werth von fo viel Fuchsfellen, als rin gewiſſes Maaß von Meble — Sür ein Pfund Tabak, welches um : i z 2 342 — Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner der Ruſſe gab, mußte er ihm vier Fuͤnſthel Fuchs geben; das iſt eine Waare, die ſo in Ram: viel werth war. Der Fuchs oder das Fuchsfell war alſo eine bloß gemachte und ange⸗ sfcbatka. nommene Rechnungsmünge, welche urfprünglich die andern Werthe oder Waaren phy- ſicaliſch vorgefteller hatte, und nachher ein angenonmmenes idealiſches Zeichen geworden mar, Anfanglicd) Faufete das Fuchsfell alles, fo gar das Geld felbft; jetzt Faufer das Geld den Fuchs. Wie alſo der Fuchs einen Rubel an Gelde oder diefen Werth an Waaren vorftellete, und er jeßo nur den Namen und den Begriff von feiner Vorftel- - tung bepalten hat, fo darf man nicht erftaunen, wenn man inen Kamtſchadalen für . einen Fuchs oder für zween Füchfe Fuͤchſe verkaufen ſieht; d. i. Fuchsfelle für den Werth eines Rubels oder zween Rubel, welcher Werrh duͤrch das Wort ein Fuchs oder zween Füchfe ausgedrücfer wird. , Es ift weit fonderbarer, bey einem gefitteten Wolfe für fechs weiſſe Pfefferförner zu Faufen hören, als einen mit Pelzwerfe beladenen Wil- den zu fehen, der ein Meſſer für einen Fuchs fordert. Heute zu Tage aber Faufen und verfaufen die Kamtſchadalen felbft für Geb. * Die Waaren, welche aus Kamtſchatka ausgehen, bezahlen in dem Zollhauſe zı Ochotzk zehn von hundert, und zwölf, wenn es Zobel find, Es zieht aber die rufe fhe Krone weit anſehnlichere Einfünfte von diefer Colonie aus dem Brannteweine, wovon fo viel verthan wird, daß es drey big viertaufend Rubel dem Fifcus einträge, AAN w Das V Eapitel, Meg von Jakutzk nach Kamtſchatka oder Neife des Herrn | Kraſcheninnikow. — , ‚Alter Weg zu Lande; der zweyte der. dritte; folg diefes Weges. Judomskoi Kreſt, Nie der vierte. Seen, Fluͤſſe und Wuͤſten. Merk: derlage für den Weg von Kamtſchatka. Under ; wuͤrdige Topographie für die Reiſenden. Merk: quemlichteiten und Schwierigkeiten des Weges wörbiger Ort. Stets gefrorene See. Ber von Jarmantka nach Ochotzkt. Weg von Ochotzk trachtungen Über dieſen langen Weg. Ver⸗ nach Kamtſchatka zur See. ẽ £ ur er Durſt had) Gewinnſte oder die Wurf zu Eroberungen mußte ſeht —— D ſeyn, daß fie nad) Kamtſchatka durch Wege gehen ließ, auf welchen man nicht allein mit ungezaͤhmten und wilden Völfern, ſondern auch mit Hunger un "waren indeſſen doch die Feinde, welchen die Steuereinnehmer der ruſſiſchen Rronein Kamtſchatka Trotz bothen. Diefe Eofafen reiferen nur im Winter, Ohne andere bensmittel als diejenigen, die fie auf ihren Fleinen Schlitten mie ſich führeren, „Sie . mußten über weite Wüften geben, wo oftmals geäufihe Stürme herrſcheten. De „fie alsdann verbunden waren, ftill zu liegen, fo verzehreten fie bald-ihre gebensmierel „und fanden ſich dahin gebracht, daß fie ihre ledernen en, ihre Riemen und Be. Beſchu⸗ Bud, V Capitel. 343 Beſchuhungen, und vornehmlich ihre Schubfolen effen mußten, welche, fie. röften lie- Einw ohner „sen. Esfheint faft unglaublic) zu feyn, fager Kraſcheninnikow, daß ein Menſch „zehn bis eilf Tage ohne Effen leben koͤnne. Indeſſen nimmt ſolches doc niemanden in De t Os tſchatk * „in dieſem Lande Wunder, weil unter denjenigen, welche dieſe Reiſe gethan haben, „wenige find, welche nicht dieſer grauſamen Morh ausgeſetzet geweſen Dieſer Berfaffer zeiger darauf drey Wege an, welche vordem ‚von Jakutzk nach ER m Kamtſchatka fuͤhreten. Der erſte gieng durch den Lena in das Eismeer, woraus man in die Fluͤſſe Indigirka oder Kowitma lief. Won da gieng man zu Sande nad) dem denſchiniſchen Meere oder dem Dliutore, an deffen Ufer man in einem Kahne hinſuhr, oder zu Fuße gieng . Dieſer eg aber, welcher einen zwoͤlfhundert Meilen —* ſechshundert chun ließ, war großen Unbequemlichkeiten unterworfen. Denn in der guten Jahres jeit, wo. das Eis geſchmolzen war, brauchete man, wenigftens ein Jahr zu diefer uͤeberfahrt, auch, mit einem günftigen Winde; und wenn das Wetter ſchlimm war, fo’ konnte das Eis die Fahrzeuge zerbrechen, und man brauchete drey Jahr, die: ſen Weg zu thun. Man hat ihn alſo verlaſſen. * ra ae en]; a a? 0 Derigweyte Weg ʒu Sande füprere nach Anadirskoi. Man gieng übe ſechs bis fieben Simovien oder Winterwohnungen, aufeihit ungefähr — hshundert und drey und achtzig Zobel und etwan funfzig Fuͤchſe zu heben. :Diefer Tribut Michere den Dienft don funfzig Soldaten nebft zweenen Commiffarien, um beynahe fiebenzig Geifel zu verwahren, welche für Die Bezahlung der Steuern ftehen. Dieſer Weg war alſo nicht fo wohl der Weg nach Kamtichatka, als vielmehr nad) vielen andern $ändern, welche Rußlande zinsbar waren. Man Fam darauf von Anadirsfoi, wenn man an dem Fluffe Penfihina und darnady san dem Meere diefes Namens hingieng, über bie Gebirge nach dem untern Oftroge Kamtſchatkoi. Diefer legte, Weg von ungefähr wölfpundert Werften war von einem Monate und wurde zum heile mi Kennthieien auf zehn Meilen oder vierzig Werfte des Tages gethan. Weil aber der ganze Meg vonder Mündung des Kamtſchatka an eing fieben monatliche Reiſe erfordern würde, ohne die Aufenthalte zu rechnen, fo bedienet man fidy deffen nur zu Abfertigung der Euriere in Angelegenheiten, welche die Zufälle und Verzögerungen auf dem Meere nicht, lei⸗ den koͤnnen. —“ —* —— Weg geht faſt ganz zu Waſſer. Man faͤhrt von Jakutzk den Lena pie bis an die Mündung des Aldans, Diefen Fluß geht man hinauf, bis an Die Mündung des Maja, von da man bis an den Judoma hinauf fährt, , Man errei⸗ ‚her durch Diefen Sluß einen Drt, weicher Judoma's Kreus heißt, von da man fih ze nach Ochotzk begiebe; oder man hält ſich audy unterwegens wilden Sluſſe rue auf, welchen Ri inunter fährt, um den Haven Ochotzk zur See wieder zu Swinngn, Weil aber ii wegen feiner Waflerfälle gefährlich üft,.fo feber ——— nicht gern aus, # Außer dem verlanget diefe U berfahrt von Ir du Waſſer menigfiens eir einen ganzen Sonmer, und oft noch: 1, „ob ‚gleid) vie, ven ge über ae —— in —— "fine San em Ban um 2 Der ſicherſte Weg. alfe, der am meiften genommen wird, iſt derjenige, tovon uns Arafchenmnitom das Neifeverzeichniß in dem Tagebuche von einer Reife giebt, — er ſelbſt von Jakuhk nad) Kam ſchatka gethan hat. Die Beſchreibung dieſer — sa: ſaget Der zweyte. Der dritte. geimpohner. faget er, Fann dienen, tie Jandfarten vollfommener zu machen, In dieſer Abſicht in Bam: t tſcha * Der vierte rd. Sen, zur Den andern Morgen giengen wir eine Werſte weit über den Fluß Gola. Er {4179 Mec oedige Topog für die er Reiſen⸗ Werſte von dem Sola fürtern, Dreyzehn Werfte weiter endigten wie unfere Tages - Nachmittag fahen wir nahe dabey vier andere, alle auf eben der Seite. er lebte 3 Gefhichte von Kamtſchatka. > verdienet fie, zum Unterrichte der Erpbefchreiber, in die allgemeine Hiftorie der Reir fen eingeruͤcket zu merden. \ * Den vierten Weg, ſaget der reiſende Ruffe, nimme man im Sommer über die Gebirge, Von Jakutzk geht man den Lna zehn Werfte weit hinunter und Hält fich zu Jarmanka, der Bäreninfel gegenüber, auf. Jarmanka, welches ein Jahrmarkt bedeurer, ift ein Ort, welcher nicht bewohnet ift, aber den Seuten, die nach Ochotzk gehen, zum Sammelplage Diener. Man bleibe einige Tage da, wegen der Vorberel⸗ eungen zu diefer Reife. Man machet die Ballen zu Rechte, fo, Daß jeder drittehalb Pud wiegt, und die Ladung eines Dferdes fünf Pud mache. zes Wenn man von Jarmanka abgeht, fo finde man drey Werfte weit Kumaktai⸗ chortiga, einen fandigen Hügel, wo die Jakuten viele Pferdemäßnen an bie Bäume als ein Opfer aufgehängt haben, welches man dem böfen Geifte des Gebirges, bringt, damit man foldyes ohne Gefahr befteige, Wenn man von Jamanka nach diefem Huͤ⸗ gel geht, fo ſieht man zur Linken einen See, der zwo Werfte in Unfreife hat, Nach— dem man von diefem Fleinen Berge hinabgeftiegen, fo gehe man über fünf bis fechs Wuͤſten, die eine Werfte weit von einander liegen, Die legte heißt Dolgata, Dieß war unfer erftes Stilllager, faget Kraſcheninnikow. hat feine Quelle Hundert Werſte weit in einer Kette von Gebirgen; feine Mündung fechs Werfte von dem Orte, wo wir hinüber giengen, Man ließ die Pferde, eilf reife bey dem See Urian⸗ chamus, oder weißen Schilfe. Den folgenden Morgen giengen wir über zween Seen; wir aßen etwas an dem Ufer des Sees Arilak und fihliefen an dem Ufer Des Sees Talba, wo Die Jakuten einen Poſten haben. Auf diefem Wege findt man noch zween andere Seen, einen zur Rechten, den andern zur Linken, die einander gegen über find, und den großen See Ulaͤchan⸗ Noſragana, in den fi) der Fluß Tangana ergießt, welcher von ei» ner Reihe von Gebirgen fällt, und vierzig Werfte weit läuft. Auf dem Wege diefer Tagereife, welche von dreyzig Werften war, fahen wir ungefähr zehn Seen, 3 Den vierten Tag fürterten wir unfere Pferde zwanzig Werſte von dem See Alba, nachdem wir über Gebirge und vier bis fünf Wüften gegangen waren, an dem Ufer des Sees Sitagai. Den Morgen hatten wir drey Seen zur Rechten gelaffen; den iſt Als Ambaga, dreyzehn Werſte von dein See Sitagai gelegen. Man mußte die Nacht — — J iß Den andern Morgen fruͤh ſahen wir noch drey kleine Seen. Anderthalb Werſte von dem feßtern, welcher KEgdegas heißt, it ber Fluß Rokora weicher in den Tauua— fäe, Wir giengen ihn bis an feine Mündung hinab, zwey und zwanzig Werfte weit. Man findg auf diefem Wege acht Seen und vier Wülten, Eine Werſte weiter, ehe man an ben See Tſchirantſchi koͤmmt, welcher der leßte iſt, ben die Cofafen einen Poften, wo man Pferde nimmt, welche man / voraus an die fer des Fluſſes Aldan fhicket, diejenigen ab zu löfen, welche man von Jakutzk mit genommen hat. Man bringe dafelbft Die Nacht zu; man Enufer da Wied, um in den Wüften zu leben. Bar | | „Die ML. m. ” x * BE, - v — — — * . . - * 2 hu v - ee te . i Fr, — — — 0.0 — — — — / IM Bud, V Capitel. | 345 » Die Keifenden laſſen ſolches vor ſich her gehen; fie toͤdten ein Stuͤck nach dem andern, Einwoh⸗ „und theilen das Fleiſch zu gleichen Tpeilen unter ich alle, „ Man läßt es braten, und nerin Ram⸗ huͤtet fih, daß man nice mebr Focher, als fo viel man verzehret; denn ſonſt verdirbt eg, tſchatka. und die Wuͤrmer kommen hinein. Den ſechſten Tag thaten wir nur funfzehn Werſte auf einem Wege, welcher drey Seen und fünf Wüften enthlelt. Die legte, mo man die Nacht zubrachte, war die Wuͤſte Tittiaka, an den Ufern eines Fleinen Sees. ¶ Den fiebenten Tag eraf man fünf Waſten bis an ben Flug Toula in einem Rau. ME don zwölf Werften an. Dreyzehn Werfte von Toula if der Namgara, welcher ſich durch einen Kauf von ungefähr ſechzig Werften in den Catta ergießt. Zwo Werfte »orber, ehe man an denſelben kömme, bringe man die Nacht zu, i Den andern Morgen geht man über den Tatta, deffen Quelle Hundert und fünf ‚sig Werſte weit, und die Mündung Hundert und fechyig von dem Orte war, wo wir Hin. über giengen. An eben diefem Tage gebt man noch über vier andere Fluͤſſe, und eine kleine Reihe von Gebirgen. Man endiger diefe Tagereife am Ufer des Sers Biſiktaka. Den neunte Tag fahen wir ungefähr acht Seen, wovon der größte, welcher Ti- gitti iſt, fünf Werfte in die Laͤnge von Süden gegen Norden dat, und faft anderthalb Werſte in die Breite. Won dem See Biſiktaka, wovon man abgeht, bis an bie Fuhrt des Fluffes Amga find achtzehn Werſte. Diefer iſt vierzig bis fünfzig Safchen . ober Faden breit, ergiefit ſich in den Aldan, Hundert Werfte von dem Orte,” wo man hinuͤber geht, Der Amga iſt merkwürdig, weil man vor Zeiten ruffı iſche Bauern da. din gefickt, das Feld zu bauen, Anſtatt aber, daß fie den Ackerbau dafelbft eingefüh- ret hätten, haben fie fogar ihre Mutterfprache vergeffen, und die Sitten der Jakuten Angerommen. Die Religion ift das einzige, was fie von Ihren Vaͤtern behalten haben; weil ihre Begriffe in der Einbildungskraft und an den ſtaͤrkſten Seidenfhaften hängen, da die Wörter ſich nur dem Gedächrniffe eingraben. Jh „, Den andern Morgen mußte'man über acht bis zehn Flüffe Hin» und heruͤber, oder 6 denfelben hingehen. Bir giengen zwölf Werfteüber die Gebirge; wir zaͤhleten fies Merkwuͤrdi⸗ ger At en bis acht Sen, Ueber drey geht der kleine Fluß Tſchipanda, der in den Aldan falle, Diefer ſchiff bare Fluß ergießt ſich in den Dena zwey hundert Werfte von Jakutzk. Man geht in einer Fähre hinüber, an einem Orte, der Beltskoi Heißt, meil er achtzig Werſte unter der Mündung des Belafa if, der da hinein faͤllt. Bon Jarmanka bis anı die Fuße Deltefoi, fanden wir nur Gehölze, meiftens von Lerchenbaͤumen und Dirfen ; wenig Tannen und Apen, außer längft dem Fluffe Elgei, welcher nad) einem Läufe von zwanzig Werften in den Mochu fälle, der fin Waſſer dem Aldan zollet. Nachdem wir über diefen Fluß gegangen waren, fo erreiheten wir ben Belaja, wel⸗ Sen die Jakuten Taidaga nennen, An feiner Mündung brachten wir die Mache zu. äne, Den eilften Tag giengen wir an diefem Fiuffe denfelben hinauf, und wir giengen um deep andere, die zu feiner Rechten hinein fallen, Man mußre die Nacht an den fern des Lebini, eines von den drey großen Strömen, nad) einer Tagereife von fechs und Manzig Werften zubringen, Die Neife des folgenden Tages war nur vier und danzig Verfte. Sieben Werfte von Lebini giengen mir über ven Ardafiki. Neun Werſte yon diefem fürterten wir unſere Pferde bey dem Gebirge Tillaik⸗haia, welches Windgebirge heiße, weil dafelbft heftige und beftändige Winde find, Fünf Werſte llgem Reiſtbeſche XX and. Er von * — - 346 = Geſchichte von Kamtſchatta. Eimwohner von dieſem Gebirge fängt der ſchwarze Wald an, welcher zehn Werſte groß iſt. Wir in Kam⸗ legeten davon üren zurück, und lagen ſtill, die Nacht zu zu bringen. * — tſchatka. Dei andern Morgen giengen wir vollends durch den Wald, und wurden ben 7 übrigen Tag und di folgende Macht durch den Regen aufgehalten, Da wir fängft dem Belaia hinauf glengen, fo mußten wir Dreymal in einem Raume von ungefähr fechrehn Werften hinüber gehen, Weil der. Sommer ſehr trocken gewefen war, fo fiel es nicht ſchwer, über denfelben zu gehen. Zu den Zeiten. des großen Regens aber muß man ſich da aufpalten. ‚Denn er wird fo ſchnell, daß, wenn man verfucher, fih auf Floͤßen demſelben aus zu fg, der Strom fie zuweilen an Selfen oder,unter Dem Woſſer verbor⸗ gene Baumftämme kreibt/ da denn Die Zlöße zerbrechen und die Menfihen erfaufen, Der Belaia machet fid) aud) noch durch Fichten, Tonnen, Birken und Zwergieiden, womit feine Ufer bedecket find, 5 einige hin und Ber — und Wacholderſtraͤuche, vornehmlich aber durch re arber, merkwuͤrdig, we on man far ‚gen; würde, — edeſaetz ſo uberfinß a non Fuͤnf und zwanzig Werfte von dem ſchwarzen Walde iſt der Tſchagdala, welcher ſich auch in der Belaia ergießt. Man gehe in einem Raume von vier Meilen ſaben mal über denfelben, Funfzehn Werſte von dem Orte, wo man zum ſiebenten Male über denfelben gebt, trifft man den Fluß Junakan an, welcher in den, Aldan fällt... Zehn Werfte unter feiner Quelle nimmt er zu feiner Linken einen Fleinen Fluß auf, deffen Nas men die Jakuten uns nicht fagen Fonnten. Eine halbe Werfte von feiner Mündung ift Stets gefrore⸗ ein See Buskiol genannt, oder gefrorene See, Er ift auch ſtets, ungeachtet der ner See . Sommerhige, gefroven, Diefer See, der zwifchen fleilen "Bergen tief ausgehöfer iſt hat hundert und funfzig Saſchen oder Faden. in die Sänge, und achtzig in die Breite, „Das Eis ift ungefähr einen Fuß acht Zoll dick; es gleiche dem Srüplinggeife vollfom- „men, ift bläutich, ungleich auf der Oberflähe, und voller Löcher, welche die Sonne ohne Ziveifel darinnen gemacht be fan. Dieß ift, eine von den Merkwürdigkeiten der ‚Reife von Jakutzk nah Schoß, gest Betrachtn , 7 Man geht achtmal in zehn Werften über den Tunakan. An dem, Orte, wo man nen Re um achten Male hinͤber gebt, theilet er fich in zwẽen Arme, wovon der eine, der nach Welten läuft, auch nody dreymal in einem Naume von acht Werften durchgewadet Der übrige Weg ift fo durchfihnitten von Flüffen, und das Neifeveneichniß davon iſt durch die Befihreidung ihres Saufes fo. verwirrt, daß der unerſchrockenſte Leſer ges zwungen iſt, auf der Hälfte des Weges zu bleiben, und die Erzählung dieſer Reiſe dies jenigen, durchgehen zu laſſen, weiche fie unternehmen wollen. Man beflaget die Men- ſchen im Voraus, welche ihr. Schickſal zu dieſer beſchwerlichen Neife wird beſtimmet haben. Man muß unter den beyden Bären und unter dem eifernen Zepter Sibirieng ‚ geboren fon, und eine eherne Bruſt und Eingeweide von Eife haben, wenn man fo vie: len Gefährlichfeiten und ‚fo vieler langen Zeile, ohne andere Geſellſchaft, als der den Trir but einfreibenden Coſaken, und ohne andere Belohnung, als einige Fuchsfelle oder einis ge unvollkommene Begriffe von der Geographie, Trotz biethen will. Wenn es indeſſen einen Bewegungsgrund giebt, welcher eine von dieſer Neugier Fark eingenommene Seile erhigen und unterflügen Tann, die.dem Hunger und Tone durch St:öme und. Waſten Trog.beus; fo kann es nur die Siebe zur Wahrheit, dieſe Leidenſchaft großer Geh ver, Kun . j —— MEIN ie weeche 1 J terfhiede, daß der Eigennuß und die Seidenfchaften ftetsinem Irrthume gedienet haben, x Thon beh \ | ME Bud V Capitel. 347° öetche hamn fo olel Muth eingeben muß, den Thron ber Irethaͤmer zu jeftsten, als Binwoß net man Gewalt angewande hat, ihm zwerrichten, Wie aber der Fortgang ber Fügen DE tſchatta. Werk der Zeit geweſen iſt, fo muß die Wiederherſtellung des Reiches der Wahrheit OT noch vielmehr Die Frucht der Jahre und die Arbelt des Geiftes ſeyn; nur mie dem Uns —— nur das Beſte der Menſchlichkeit fuͤr ſich hat, weiches ſo ſchwach gefuͤh wer, ſo wenig erkannt und durch das Geſchrey der Notar wider die Waffen der Unterdtaͤ⸗ Fung fo ſchlecht verrpeidiger wird. Dergleichen Betrachtungen entftehen bey dem Ans blicke diefer Länder, welche Rußland nur entdecket zu haben ſcheint, fie defto mehr zu verwuͤſten. jet iR, Wir wollen aber einen für die Ungeduld ber meiften Leſer nur ſchon gar zu fangen A dieſet Bericht mit wenig Worten beſchließen · Bon Junakan bis nad) Judomskoi⸗Kreſt, oder Judomaes Äreuze, in einem Raume von dreyen Tagereifen oder ungefähe Hundert Werften, finde man fünf Eisberge, deren einer zweyhundert Safchen oder Faden breit und funfzig lang ik, und ber größte hat drey Werſte in-Die fänge und eine in die Breite, Judomskoi⸗ Kreſt iſt ein Diederlagsozt, welcher-zwey Häufer für Seeofficier, eine — Caſerhe fuͤr die Soldaten, fünf Magazine und einige andere Wohnungen enthält, Alles gi, eine das wurde gebauet, den. Zug nach Kamtſchatka zu thun, und dienet zur Gemeinfchäft- Niedgriage, wiſchen Jakutzk und Ochotzk. Bon Zudomskor bis zu dieſem legten Haven hat man —— zu reifen, über. neun bis zehn Fluͤſſe hin und wieder zu gehn. Auf dem hal⸗ en: Wege ungefähr finde man ein Befuhhaus an der Mündung des Fluffes Rorfhus nowka, einen Ort, Urats⸗Koeplodbiſche genannt. Dieß iſt ein Ort, wo man die Arbeitsteute der. ruffifchen Admiralitaͤt ein eleget hatte, welche gebrauchet wurden, Die i platten Fahrzeuge zu bauen, die den zum Zuge nad), Kamtſchatka nörhigen Kriegesvor⸗ rath auf dem Urka zuführen follten, „Herr Kraſcheninnikow reiſete endlich den gten. bes Heumonates 1737 bon Jar⸗ manfa ab, und kam den zgten Auguſt, nach vier und dreyzig Tagen und ſieben Auf. entfalten ober agern zu. Obogk.an. v. aan... Wan BR: Man fan von Diefem Wege fügen, ſchreibt der Reiſende, daß er von Jakutzk Unbequemtichs „vis nach der Ueberfuhrt des Belaſa, nicht ſchlimm iſt: von da aber bis nad) Ochogf, re er „kit er ſo unbequem und fo beſchwerlich, als. es nur möglich iſt, ſich ein zubilden, Denn des Weges vor „men Muß-beffändig an ben-Slüffen hin oder über die mit. Gchöfgen bedecketen Berge Iarmahta „gehen. Die Ufer der Fluͤſſe liegen voller großen Steine und runden Kieſel, daß cs RE „erftaunlich iſt vie die Pferde darüber gehen Fönnen; viele werden auch dabey lahm. Je hoͤher die Bergefünd deſto kothiger find fie, Man finde auf ihren Gipfeln unge. Heure Moraͤſte, an at beweglichen Erde bedeckete Derter, Wenn ein Saum. Er — ee da, es ee zu sicher, Und wenn an geht, ſo kann man, NIOE ohne das größte Grauen, die Erde‘ ehn Safıhen oder Fa⸗ BO um ih Gerumn, ih Berngen fen... ge de Erezheset ! ie Reifen zu Sande find alfe, ungeachtet aller Gefäßrlichfeiten zur See, wegen - ihrer Sänge, der Beſchwerlichkeit der Wege, der Unbequemlichkeit des Fortbringens, - noch vig verdruͤßlicher, vornehmlich in dieſen wuͤſten Laͤndern, wo das Land, weiches aum aus dem Schooße des Meeres hervor zu fommen ſcheint, noch den Lehm und aͤlt, womit es eingeruͤhret wat, ie unzähligen Fluͤſſe, welche dieſes Sand in Fe and Er 2% einer 348 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner einer Art von Eintauchung halten, erwarten die Hand des Menſchen, Geſehe und in Ras tſchata. = Meg von Ochotzẽ nach Kanitfchatfa See. zur Schranken in ihrem Laufe zu erhalten, damit fie das Erdreich, welches fie uͤberſchwem⸗ men, wohnbar und fruchtbar machen. . Indeſſen Hatte doch Kraſcheninnikow, welcher den langſten und unangenehms ften Theit feiner Neife gethan hatte, noch andere Gefaͤhrlichkeiten aus zu ſtehen, ehe er an das Ziel kam. Er wartite zu Ochotzk ſaſt zween Monate fang, bis ein von Ramtfchatka gefommenes Schiff gefalfatert worden, damit es wieder dahin gehen koͤnnte. Endlich wurde dieſes Fahrzeug fertig und beladen, und man reifete den Kten des Weinmonates ab, - Wir wollen den Berfaffer bis an das Ende feiner Reife veden laſſen. , „Wir liefen um zwey Uhr Nachmittage, faget er, aus der Mündung des Fluſſes „Ochota aus, und verloren gegen Abend das Sarıd aus dem Geſichte. Gegen eitf Uhr „aber wurben wir gewahr, daß unfer Schiff fo viel Waſſer zog, daß diejenigen, die uns „ten im Raume waren, bis an die Knie darinnen kunden, Ob man gleich unauf hoͤr⸗ „lich Die beyden Pumpen geben ließ, und ein jeder arbeitete, das Waſſer mit Keffeln “ „und allen Gefaͤßen, die einem in die Hände fielen, aus zu fhöpfen, ſo nahm es doch „nicht ab. Unſer Schiff war dergeſtalt beladen, daß das Waſſer fhon in feine Grüd; „pfosten trat, Es war fein Mittel, ung zu erreften, als das Schiff zu erleichtern. ., „Bir warfen alles, was auf dem Verdecke oder um das Schiff herum angemacht war, „in das Meer, Da diefes aber feine Wirfung £hat, fo warfen wir noch ungefähr vier „bundert Pub von der Schiffsladung hinein... Endlich fieng das Waſſer an, ab zu „nehmen. Man Eonnte indeffen doch die Pumpen nicht verlaffen; denn in einigen Mi⸗ „nuten vermehvete fich das Waffer zween Zoll hoch, . . „In diefem traurigen Zuftande bfieben wir bis den 1 4ten des Weinmonates, wo⸗ „bey wir unaufhörlich vieles von der Kälte und dem mit Regen vermengeen Scjnee aus „zu ftehen Hatten. Endlich kamen wir an die Mündung des Bolfchsia Reka, und lie⸗ „fen daſelbſt ein: es fehlete aber nicht-viel, fo wäre es zu unferm Unglüce geſchehen, „Die Matrofen kanaten die Fluth und Ebbe nicht. DBeyde erregen, aud) bey dem ftillften Werter, im Anfange eine anfehnliche Bewegung, welche machet, daß man fie vermen⸗ get. Der Nordwind machete damals die Wellen ſehr hoch. Sie waren fo heftig, daß fie über das Schiff wegfchlugen, melches auf allen Seiten krachete, da «8 außerdem ſehr ſchlecht war. Die Schnelle der Ebbe, und der widrige Wind, den wir von der. ‚ Seite Hatten, ließen Erine Hoffnung, In den Fluß einzu-laufen, » Biele waren der Meynung, wieder in See zu geben, und auf die Fluth zu wars „fen. ° Hätte man ihrem Rathe gefolget, fo wären wir ohne Hülfe verloren gewefen. Der heftige Nordwind fuhr fort, über eine Woche lang fo gewaltig zu feyn, daß er „uns in die offene See würde geführer Haben, wo unſer Schiff unfehlbar verloren gegan⸗ „gen wäre, Zum Gluͤcke für ung aber entſchloß man ſich, dem Gutachten derjenigen zu „folgen, welche behaupteten, es „wäre befkr, an der Kuͤſte zu ſtranden, welches mir „auch ungefähr hundert Faden von der Mündung des Fluffes an der Suͤdſeite thaten. „Unfer Schiff ſaß bald auf dem Trockenen; denn die Ebbe vamrete noch. Gegen Abend, da die Fluth zurück kam, Fappeten wir den Maſt. Den andern „Morgen fanden wir nur noch Bretter von den Trümmern unfers Schiffes; das Uebrige „war von dem Meere weggeführer worden. Wir fahen nunmehr alle Geſahr, morin. m Buch. VEnpitl 349 nen wir gewefen waren. Denn alle Schiffsbretter waren fo ſchwarz und verfaulet, Einwohuer „daß fie leicht unter den Händen zerbrachen. in — „Wir blieben an der Kuͤſte in Balaganen und Hütten bis den zıften dieſes Mo— tſchatka · ».nates, und erwarteten bie Kaͤhne, die man ung von dem Oſtroge ſchicken ſollte. Waͤh⸗ „rend der Zeit unfers Yufenshalres war faft ein beftändiges Erdbeben. Weil es aber „ſehr ſchwach war, fo ſchrieben wir die Bewegung, die wir empfanden, und die Schwie⸗ „tigfeit, womit wir giengen, unſerer Schwachheit und der gewaltfamen Bewegung zu, „die wir auf der See erfahrem hatten, Wir erfannten unfern Irrthum bald» Denn „einige Kurilen, welche an den Ort Famen, wo wir waren, ſageten ung, das Erdbe⸗ ' „ben wäre ſehr heftig geweſen; und das Srewaffer Hätte ſich fehr body erhoben, .. +. > » Endlich reifeten wir den zıften des Weinmonates von diefem Orte ab, und famen den „andern Tag gegen Abend zu Bolſcheretzkoi Oſtrog an. „ Aus diefer Erzäplung erheiiet, Daß man in zehn Tagen, bey ſtillem Wetter, mit einem fhadhaften Schiffe, eben fo viel Weg zur See gethan, als man. in einem Monate, bey der ſchoͤnen Jahreszeit, und one widrigen Zufall, zu Lande gethan hatte. . Die Rückkehr von Kamtſchatka nad) Jakutzk aber berweift, was für Vortheil die Schifffahrt über alleane dere Arten zu reifen bat. Die Frhrt zur See ift fehr Furz, wenn fie in den langen Sommirtazen gefhieht. Das Meer it nicht ſtuͤrmiſch; man befürchtet nur die Wind- ſtillen. Geſetzt aber, man brauche einerley Zeit zur Ueberfahrt, entweder yon dem feiten Sande, oder von der Halbinfel, fo gewinnt man doc) ftets viel, wenn man von Ochotzk bis nach Jakutzk zurück geht. Man kann zu Waffer von dem Seehaven bis an den Fluß Aidan gehen, indem man den Judoma erreicht, welcher in den Maju fälle, Der befnwerlichfie Weg ift bis an Judomſkoi⸗Kreſt. Rrafcheninnifow brachte fieben Tage zu, von dem Haven Ochotzk bis dahin; von da fünf Tage tu den Maju ein zu laufen, wobey er aber nurdes Tages fihiffete. Denn er fuhr in weniger als drey Tagen den Judoma hinunter, melden man nur in fünf bis fechs Wochen hin ‚ auffährt, Endlich brauchete er nur achtzehn Tage nad) Jakutzk von dem Haven Ochotzk, die Zeit des Aufenthaltes und der Verzögerung mit darunter begriffen. Die Rückkehr erlparer alſo die Hälfte der Zeit, ohne der Beſchweriichkeiten und Müpfeligfeiten der Reife zu Sande zu erwähnen, | | * &r 3 | | das > 38 Gefhichte von Kamtſchatta. geinivohner rursosnwnrunn nn NDR Munu UN Ur in Bam ae rar ur De Von den nahe bey Kamtſchatka Kegenden Ländern und Völkern EEE apitc Won den kuriliſchen Inſeln und ihren Einwohnern, Gage und Che vs Ynfln,, Di fe; die | "zwepte. ¶ Poeluſche Gefhichte eines Berges. Shre Kleivung.- Sie Haben Feine Religion, "Das dritte Eyland; das diente, dns fünfte aber dech Goten. Wielweiberep Bump ' Bis achtzehnte · Irrthum der Erbbeſchreiber kampf wegen des Ehebruches wegen des Landes Jeſo. Veſchaſfenheit die: Die erfte; die fer Inſel. Die Kurilen. Ihre Geftalt. Rie kuriliſchen Eyfande feinen wegen der Nähe, worinnen fie ſich an Kamtſchat⸗ & ka befinden, mit zu dieſem Sande zu gehören. Sie machen gleichfam fo viele Stationen, welche von diefem feften Sande nach Japon führen Man Fann ſich alfa nicht entbrechen, deren Beſchreibung mit an die Gefchichte von Ram tſchatka zu hängen. Sie find durch das Meer davon abgeriffen worden; bie Leute find yon der Halbinſel und den benachbarten Inſeln hin und wieder gewandert. Man fpringt oder geht beftändig von einer auf die andere. Diefe Eylande werben vieleicht dereinft die Handlungsleiter von Japon und Indien mie dem norblichen Theile von Afien, oder fogar Europa ſeyn, wenn die Seele der Ruſſen unbändiger und ftärker iſt, als die Ges fäßrfichfeiten und Kälte des Eismeeres. Alles laͤdt einen ei, diefe Inſeln Eennen zu ' ‚ fernen. - J * Lage und An⸗ Sie erſtrecken ſich von der mittaͤglichen Spitze von Kamtſchatka, nicht gerade ges zahl dieſer IE gen Süden ‚mie Here Muͤller nad) dem Berichte der Kurilen felbft, gefüget hat, die fein. gar zu wenig Erobefihteiber find, als daß fie ſich nicht darinnen irren follten; ſondern gegen Südweft,. da.fie: ſich nach einer eyrunden oder paraboliſchen Kruͤmme gegen die Straße Teſſoi drehen, welche bie letzte kuriliſche Inſel Matſumai von dem feſten Lan⸗ de der chinefifchen Tatarey abſondert. Es erhellet aus der allgemeinen Stellung dieſer Eylande aus ihrem Abſtande und igvensage, daß fie ehemals. einen Theil eines Stür c£es feites Landes aus gemacht haben welches won der See verſchlungen zu ſeyn ſcheint. Sie hat da beynahe eben den Weg gemacht/ wie bey dem Antillen, indem ſie ſich einen großen Bezirk gegraben, über weſchen fie ſich viele Gänge eröffnet Hat, denjenigen Meer⸗ bufen zu bilden, welcher das Mecr von Amur und Perſchina ausmachet. " Es finde fich fogar unter. diefem aſiatiſchen und dem nordamericaniſchen Lande eine fonderbare Aehn⸗ lichkeit; man mag nun auf der einen Seite die kreisformige Strecke der kuriliſchen Ey⸗ lande und der Antillen betrachten; oder man mag den Fottgang und die Verheerungen des Meeres unterſuchen, welches auf der einen Seite den mericaniühen Meerduſen, und Dr auf x E # (6) ARTRRARIENIRNNN hun SF HaverS, Peter und. Paul : — KARTE DER | re KURTLLISCHEN INSELN! — nach der Runfischen Karte Gezeichnet | oomlLaurent . Einwohn in Ram? — — * Lage und A ſeln. FR... hl dieſer d¶ Bufen zu bilden, welcher das Meer von Amur aid Perſthina ausmalhet "8 finhefih fogar unter diefem aſiatiſchen und dem nordamericanifäyen Lande ſonderbare Aehn⸗ Hkeit man mag nun auf der einen Seite die kreigfrmige Strecke der kuriliſchen Ey⸗ _Tande und der Antillen betrachten; oder man mag den Fortgang und die Berfestun gen des Meeres unterfuchen, welches auf der einen Seite Den mericaniſchen Meerduſen und — — . ze auf — — ·— zum rw —— R SW Buche 1 Eat 57 auf der andern, den langen Bufen zwifchen den Furitifchen Inſeln und dem feften Sande yon Alien gebiltet dat. Man wird gewahr, daß dieſe beyden Reihen Inſeln vordem Schranfen waren, welche das Sand dem beftändigen Stoße des Meeres entgegen feßete, welches ftets gegen Often das wieder gewinnt, was es gegen Welten verlieren ſoll, wo es, wie wir fogar in Europa, fogar in Frankreich fehen, feites fand gelaffen hat; toel« bes diejenigen Flächen beyeugen, die ſich von Bordeaux bis nach Bayonne erſtrecken. Was für ein Verhältwiß aber auch dieſe von einander fo weit entfernte Haufen Fafeln bei Augen, oder vieleicht der Einbildungskraft darzu biethen feheinen, fo wollen wir ung — doch nur bey der Beſchreibung derjenigen auf halten, wovon hier die Rede ift. Man kann deren Anzahl nicht auf eine unvermerfliche Art beftimmen. Die Sands Einwohner in. Ram⸗ eſchatka. m? karte zeiger deren ſechs und drenzig: es find aber nur zwey und zwanzig recht befannt. J Der-Unterfehted derer Namen, welche ihnen die Kuriten, die Faponefer und die Ruffen geben macher auch deren eigentliche Menge verſchieden. Herr Spanberg, der von Koamſchatka bis Japon ihnen gefolger iſt, allein, ohne daſelbſt an zu laͤnden, oder fie ge⸗ nau zoͤhlen zu Fönnen, laͤßt uns er ohl wegen ihrer wahren Namen, als wegen ihrer Ans zohl ungewiß.) Herr Krafhentnniton hat diefen Maxgel durch Die Nachrichten eufeßet, die er aus Stellen und Wuͤllern genommen bat. Es wäre übrigens zu wünfdhen, „ſaget er, daß die Befchrribung, welche Her Spanberg von den kuriliſchen Eylan⸗ „ber gegeben hat, die-fich bis Japon erſtrecken, mit Herrn Müllers feiner. überein» „flinmen möchte: man würde dadurch micht affein ihre Größe und die wahre Lage einer „jeden ins beſondere erkennen, ſondern auch noch ihren Abſtand von einander; Da man FJetzt hingegen nur aus Muthmaßungen urtheilen kann. ara Die erfte der kuriliſchen Inſeln heißt Schumtſchu, und ift von Norboft gen Süd: Die afte. ? weft fuͤnfzig Werfte lang und dreyzig breit, Sie ift voller Berge, Seen und Moräfte, woraus kleine Fluͤſſe kommen, die in das Mecr fallen, * ‘Drey diefer Flüffe, worinnen man sachfevon verſchiedener Urt, aber in Fleiner Anzahl, findf, zeigen jeder einen Wohnplatz. Ble und vierzig Perſonen machen alle Einwohner dieſer Inſel aus. Man will, fie ſollen aus Kamtſchatka bey der Ankunft der Ruſſen gekommen ſeynz wenigſtens war dieß "ihr naͤchſter Zufluchtsort. Sie macheten, tie man ſaget, mit andern benachbar—. gen-Infulanern ein Buͤndniß; und die von dieſer Vermiſchung der Kamtſchadalen mit den Kurilen entfproffenen Kinder haben eine-viel vortheilhaftere Geftale, ſchwaͤrzeres und mehr Haar, - Diefer Urfprung mag ſeyn, wie er will, fo ift doch wahrſcheinlich, dag bald die Eyländer auf das fefte Sand gehen, wenn ſie gar zu viel Leute, ober gar zu menig Unterhalt haben; und daß bald Die Einwohner des feftin Landes die Inſeln ber völfern‘, wenn fe durch Krieg dahin gejaget, ober durch Sturm dahin verfchlagen wer⸗ den; Diefi verfhiebenen Lrfachen Einnen eine gegenfeitige Herfunfe und Bevoͤlkerung tſchatka errichtet haben, Der Canal, welcher das Borgebirs unter den Kurilen und K ge der Halbinfel von dem ylande Schumtfehu trennet, iſt nur funfzehn Werſte breit, welche man bey ſtill m Wetter und zu de der Ebbe in dreyen Stimden hinüber faͤhrt. Desin während der Fluth ſchlagen die Wellen fo ſtark an das Vorgebirge, daß ſich Die Re drensig Saſchen oder Baden hoch erheben, und den Kahnen nicht erlauben, won einem Ufer zum andern zu geben. Die Eofafen nennen dieſe Wellen _ Siwoem, die Ruritin Rogatbe, das iſt, Vergfette, und zuweilen Kamui, Gott dis, Man wirft auch, wenn man vorbey fährt, hölzerne Gögen Binsin,sipren StB — \ we Gefchichte von Kamtſehatka. Einwohner zu befänftigen oder vielmehr die Furche vor der Gefahr zu vermindern. Die Wilden in Bam: und Ihre Götter haben das Bequeme, Daß ſich die Bosheit der legtern und die Furcht tſchatka der erſtern durch nichts befänftigen, fo wie fie auch aufgebracht werden, Die zweyte Inſel it Poromufir, zweymal größer, als die erſte. Die Straße, Die zweyte. welche fie davon abfendere, iſt nur zwo Werfte, aber voller Felſen und mit fteilen Kuͤ— fen beſetzet. Die Einwohner diefer Inſel follen wahre Kurilen feyn. Sie haben ihre Wohnpläge an ver Suͤdweſtſpitze, an ven Ufern eines Sees, der fünf Werſte im Um— fange hat. Diele beyden Inſeln find den Erdbeben und den Ueberſchwemmungen unter« worfen. Das Meer führet von America und Japon verſchledene Arten Bäume dapin, unter welchen Trümmer von Rampferbäumen find, Man hat mir große Stuͤcke davon gegeben, faget Rrsfcheninnitow. | De Gegen Welten von Poromuſir if eine wüfte Inſel, welche auf der Karte mit Berges. dem Namen Anfinogen bezeichnet iſt, Yon den Kurilen aber Lin Kujatſch genannt wird, welches fleifer Fels heiße. Sie ift nur ein rumder Berg, welcher Rauch aus zu dampfen feheinen foll, Man geht von den Kurilen und von Kamtſchatka dahin, Seeloͤ⸗ 3 wen und Seehunde allda zu jagen, welchen es da gefällt. Die Seute umher machen eine poetifche Geſchichte von diefem Berge. Er war vordem, fagen| fie, mitten in dem großen Eurilifhen See, welcher an der Spige von Kamtſchatka iſt. Weil aber feine Spige den benachbarten Bergen das Licht benahm, fo befriegeten fie ihn, und nörpigten ihn, einen ſichern Schußort im Meere zu fuchen. Er verließ den See ungern; und zum Denfmaale feiner Zärtlichkeit ließ er fein Herz da. Dieß ift ein Fels, der ſich noch) in dem kuriliſchen See befindt, und melden man Utſchitſchi nenne, welches Felſen⸗ herz bedeute. Der See aber lief ihm aus Gegenliebe nad), als er ſich von feinem Orte erhob, und er bähnete fih gegen Das Meer zu einen Weg, welcher noch jeßo das Bette des Fluffes Ozernaia ift. Die jungen Leute, ſaget man, lachen über diefe Zabel; die alten Weiber aber erzählen fie alg eine Wahrheit. Sie ift wenigſtens ein Ueberbleibſel derjenigen allegorifihen Schreibart, welche fich feie fehr vielen Jahrhunderten durch die ganze Welt von den phnfifalifchen Veränderungen und Umfehrungen, die unfere Erdfur gel erfahren har, ausgebreitet. Alle wilde Völker haben ihre Gefhichte in Fabeln, und ihre Fabeln in Gefchichte gekleildet. Nicht alle aber haben fo wie die Griechen gewußt, ihre Irrthuͤmer auszufchmücen, Die Berliebung des Alpheus und der Arethufa in Sir cilien bat feinen andern Urfprung, als die Siebe des Furiliichen Sees gegen den Berg Aia⸗Kuſatſch. Diefe beyden Fabeln find in der Einbildungsfraft der noch kindiſchen Voͤlker eneftanden, Man gebe den Kurilen einen Ovidius, einen Theofritus, und ihre Erdichtungen werben vieleicht fo gut fenn, als der Griechen und Römer ihre, u: Die dritter ° Die dtritte Eurilifche Inſel (denn das Eyland Uia-Kujatſch iſt eigentlich nicht von biefer Anzahl) iſt Sirinkt. Die Einwohner der beyden erftern fuchen in diefer Bögel und Sarana zu ihrem Unterhalt, Die vierte. Die vierte ift die Inſel Onekutan. Steller faget, da die Einwohner der enf« ferntern Eylande in Diefes gefommen wären, die Weiber und Kinder zu entführen, fo bätten ſich die von Onekutan In Poromufir gefeget, Kraſcheninnikow Hingegen faget, die von Onekutan hätten ihren Urſprung von denen in Poromuſir. Der Bes weis babonift, daß ganze Familien von ber vierten Zafel den Einwohnern der zweyten thren Befuch, oder. vielmehr ihre Huldigung abftatten, und einen Tribue won Biber — oder {} — BE Tepe ® 353 „ober Fuchshaͤuten geben. „Man kann daraus urtheilen, faͤhrt Kraſcheninnikow Kinmob:, „fort, daß die andern Einwohner in Onekutan fih nicht weigern würden, Tribut zu her in Ram n, wenn | ; Khusce. »dezahlen, wenn man Leute hinſchickete fie zu unterwerfen, und der Faiferlichen Gnade KAERT, „und des mächtigen Schuges zu verfichern, den fie wider ihre Feinde erwarten Finnen, _ ‚mwelche von Zeit zu Zeit Sereifereyen in ihr Sand hun. Cs Äf übrigens in Krafebe, ninnikows Oder feines franzöjifehen Meberfegers Erzählung ein MWiderfprud, in dem, mas er von der zweyten und der vierten Furilifchen Synfel faget, Ueberhaupt ſcheint es, daß man keine recht gewiſſe Kenntniß von allen dieſen Ey⸗ fanden har. Der ruſſiſche Schriftſteller, welcher von dem Hrn. Steller bey der vier« ten Inſel verlaſſen wird, nimmt regen ber Beſchreibung der folgenden feine Zuflucht zu Herr Müllern, movon weder ſein erfter Führer, nod) er, eine umftändliche Mach» ticht haben erhalten Fönnen, Herr Muͤller redet davon nach denen Begriffen, die er von den Japonern erhalten hat, welche bey Kamtſchatka Schiffbruch gelitten, und von da nach Petersburg geſchickt worden, Er ift aber mit Stellern, weder in dir Anzahl noch wegen des Ortes diefer Eylande einig. Ber —2* — Die fünfte iſt nach feiner Anzeige die Inſel Kukumiſcha. Sie machet mit den Die fünfte - Jnſeln Sirinki undllischEups ein Dreyet: fie ift aber die mittäglichfte unter den dreyen, Und ſechſte. »&s fcheint, daß es diejenigen Inſeln find, welche in dem ruffifihen Atlas unter den. „Namen Diaku, ©. Helios oder Jlia und Galanra angezeigef worden, „ Es fey aber mit der fünften und fechften wie ihm wolle, wegen deren Sage die Erd» Die ſiebente. beſchreiber uneinig find, fo ift doch die fiebente Araumakutan, welche ein Zeuer fpeyen. der Berg wuͤſte macher. 3; e> ‚ . Die adhte ift Siaskutan, welche einige Einwohner hat; die neunte gegen We. Die achte bis ften ift Itarma; die zehnte gegen Suͤdweſt, Machautſchu; die eiffte gegen Suͤdoſt File ’ Igathon. Dick find Eleine müfte Inſeln. | woͤlſte iſt eine halbe Meile von Siaskutan, gegen Mittag, und heiße Die zwoͤlfte. er Man faget, die Japoner ziehen Daraus Erz, man weis aber nich, von Die drenzehnte und bie vier Fol enden Inſeln find Neotogo, Schaſchowa, Die dremgehins Uſchitir, Kitut und —— ng weniger en wot —5 — mn. einem Fe über eine jede ber Straßen fahren, die fie von einander abfondern, Man - täuft aber Gefapr, in die offene See geführee zu werden, und allda um zu fommen; fo ſtark find dafelbik die Ströme, und jo aufgefhwellen die Wogen, wenn ſich der Wind nur ein wenig erhebt. Die-Ein wohner.Diejer Eyfande gehen auc) nut im Srüßfinge ju slnanber, merı ne Meer rufig ift. Die fechzehnte pat Cchilf, notaus man Bogen 3 Macher, und die ſiebenzehnte unabhängige Penfihen, b - * Die achtzehnte it Tfchiipui, wel vohner hat: fi 1er ber vor⸗ Die achtzehn: —— von — a Einmoßnet at; fe gie aber der wol. Di 3 Ka Dieſe heißt Ituryu, und ift fo weit von Schimuſe iv, daß man von der einen die andere Ar Urup ift die zwanzigfte, A Aueh die ein ——— — Die letzte, groͤßte und beruͤhmteſte unter aͤllen iſt die Inſel Matmai. Ihre zahl. om inwohner haben, wie die von den drey vorhergehenden Eylanden, mit ihnen einerley Urſprung und Sprache, ‚Die Japoner nennen fie alle mit dem allgemeinen Namen Völker Jerthum der Aus Tepe, »Diefes kann dienen, faget Arafiheninnitow, den Irrthum der Erdbe— —— Allgem. Reifebephr, XX Barıd. — ſchrei. SA J 5 . 354 Geſchichte von Kamtſchatka. Einm ob⸗ſchreiber zu verbeſſern, welche den Namen Jeſo einem großen bey Japon gegen Nord⸗ ner in Ram⸗ tſchatka. uneor mel how Dad „oft Tiegenden Sande gegehen haben. Die Einwopner in Urunp und Iturpu handelten fünf und zwanzig. bis drenzig Jahr lang mit den nahe an Kamtſchatka wohnenden Kurilen. Da aber einige von ihs - nen in ber Inſel Poromuſir gefangen genommen worden, fo wurden die Handlung a a Er 3 x chlande habe s tein Holz. e Inſe ura⸗ Edle un eifenfarbiche, figet Steller. Man fieht Dafelbft all elle "oh He Bu e Shen Fuͤchſe, die aber ſchlechter find, als die in Kamtſchatka. Die Ja— poner jollen alle Jahre — von dergleichen Thieren gegen Geraͤth, Geſchirr und Zeuge erhalten er fie dahin bringen, Anzere geben vor, die Einwohner in Au raſchir hofeten von Matmai japenifhe Zeuge, Seide und Baumwolle, und eifernes Geraͤth und Geſchirr, welches fie in den Juſeln Urup und Iturpu wieder versuufetsn. Diefe gaͤben ihnen Zeuge von Neffeln dafür. —B—————— Das Eyland Matmai wird von meiſtentheils verbanneten Japonern bewohnen und zeiget eine Etaot feines Namens, welche mit Waffen und Feftungswerfen verſe⸗ ben ift, An der Suͤdweſtſpitze der Juſel iſt eine Beſatzung, das Land vor dem Einfafke der Chinefer und den Streifereyen-von Korea in beſchuͤtzen. Die Straße, oder der Strom tes Meeres, weldjer zwifchen dieſein Eylande und Japon durchgebe, ift an ges wiffen Orten zwanzig Werfte breit, verengert fich aber an vielen andern, und ift überall voller Vorgebirge und Felfen, welche die Durchfahrt fehr ſchwer machen. Wenn man die Zeit verliert, oder es an Aufmerffamfeit fehlen läßt, ‚fo werden die Schiffe an dies fen Klippen ſcheitern, oder durch die Schnelle der Ströme in die offene Eee geführet. „Uebrigens weis man, faget Herr Kraſcheninnikow, daß bie Holländer, nach⸗ „dem fie diefe Inſeln verlaſſen haften, (es find die virr letzten kuriliſchen,) an ber Oſt⸗ „feite eine Fleine Inſel fanden, der fie den Namen Staaten: Inſel gaben ; und daß „fie von da ihren Weg weiter gegen Oſten fortfeßeten, wo fie ein großes fand fanden, „welches fie das Compagnieland nannten, und wovon fie glaubeten, Daß es an dem ' „feften Sande von dem nordlicyen America hienge, Die von den Japonern abgeftateeten „Berichte, und die von den Einwohnern ber Inſel Jeſo gegebenen Erläuterungen haben ' „ung Fein Sicht davon verfihaffet, Es ſcheint aber, Daß das Compagnieland eben daſſelbe „ift, welches von dem ſpaniſchen Hauptmanne de Gama entdecket worden; welches man „vießmehr für eine Snfel, als für ein feftes Sand halten muß; weil America nach allen „Beobachtungen, die zwiſchen Japon und Neufpanien gemacht worden, ſich nicht fo „weit gegen Welten in eben dir Breite erſtrecken Eanı,„ * Don vier Inſeln, welche das Land Jeſo ausmachen, hat Herr Spanberg nur zwoen ihre eigenen Namen gegeben, welche Matmat und Ruraſchir find, Diejeni⸗ gen, welche er unter ven Namen Zelenoi und Tſitronnot, gruͤne Jrfel und Citronen änfel, bezeichnet, müffen die, Inſeln Iturpu und Urup ſeyn. Wenn es wirklich Ci⸗ tronen In dieſen Inſeln giebt, (welches man nicht verßchert, wiewohl ſie in der Breite — von ) Der Ueberſetzer zweifelt ſehr, daß der Ver⸗ tigkeit genug heſitze. Die Geſchichte hat ihn ge⸗ fafter ih _diefer ungtinftigen Anmerkung den Wars lehrt, daß die Fit, m Arsoptier uno (av innigen . fgergeift, der auch nun menfhliche ‚Scharfiich; ‚Griechen unwiſſend und dumm, ie sie IV Bud. I Capitel, — don zwey und vierzig bis fünf und vierzig Grad find, mo die Hinmelsluft warm gmug Eimpoh⸗ Üf, diefe Fruͤchte hervor zu bringen, ) fo.ift b.r Weg zu den Sieblichfeicen den Ruſſen — 5 * offen. Es iſt wahr, er geht durch das gräufiche Eismeer: allein, welche Hluderniffe, Fo may weiche Erfolge find wohl über ihre Kräfte? „ Sind fie nicht das wegen ihrer Mache und — „wegen übe r Eroberungen fü beruhmte Volk, welches im Stande üt, den übrigen Erb. . „boden zu überwinden? Dieß frageten fie dle Einwohner in Kuraſchir, faget Herr Steller. Wenn es Rußlande jemals in feinen weitläuftigen, aber aud) eben fü leeren Anſchlaͤgen, Als fine Wüftenepen, gftten Flnnte: fo iſt kein Zweifel, daß es Ihm, nachdem eg vergebens verfuchet hat, die europäifchen Künfte nad) Norden zu ziehen, wo bie Natur ihnen zu keimen verbeut, nicht viel feichter feyn werde, über urz oder lang. die nordiſche Unwiſſenheit und Barbaren über ganz Europa auszubreiten‘), Die Tas car und Kalauͤken, welche fich heute zü Tage Polen ſtreitig machen ‚ find bie Kinder erjenigen Scythen und Hunnen, welche ehemals das glänzende Reich der Roͤmer übers ſchwemmet, geplündert und verheeret haben, damit wir alle in die doppelte Selaverey des Aberglaubens und der ehnsherrlichen Regierung fielen. _ Dem Lichte koͤmmt es zu, die Finſterniß zurück zu treiben. Deutſchlande, dem ganzen Europa Eömmt es zu, Ruß⸗ land in Schranken zu halten, anſtatt, daß fie diefe fürdhterliche Schlange durch unges heure Buͤndniſſe verftärfen, welche ver Natur der Dinge und dem Weften ber Men- ſchen auf gleiche Art anftößig find. Mächte des feften Sande und der See, ſchicket die Ruſſen aus Polen nad) Kamtſchatka, wenn ihr dyren weitlaͤuſtiges Reich nicht in ſo viele Staaten zertheilen koͤnnet als große Nationen in Europa find. Dieß iſt das Geſchrey der Staatskunſt, der Weltweisheit und der Menſchlichkeit. sr aka de Man urtheilet aus der Sage der kuriliſchen Inſeln, daß ihre Einwohner von der Kuriten eer Geſtalt und den Sitten ſowohl der Faponer, als der Ramtfchadalen, etwas an fih ha. den müffen, die fie von einander abfondern, Allein, der ungeheure Unterſchied, wel⸗ hen die Policey und die Künfte unter einem reichen und bewälferten Lande, bergleichen „apon iſt, und denen Inſeln, die entweder wüßte oder ſchlecht bewohnet find, gemacht ‚babe, macher, daß die Einwohner der kuriliſchen Znfeln mehr Aehnlichkeit mit den Wilden in Kamtfhatfa, als mit dem rauhen, aber arbeitfamen B-Ife in Japon, ha» ben. Wenn man glaubst, daß die Nähe eben den Einfluß zum Guten, als zum Böfen, haben Fönne, fo darf man nur, um aus dem Jerthume zu fommen, einen Buck auf Corſica thun, welches von zwoen ſeit langer Zeit erleuchteten und geſitteten Nationen umgeben iſt, und dennoch feine Kaufigfeit, feine Trägheit, feine natürfiche Unmiffens heie behalten Hat, und in Anfegung der Känfte und Gefrge no viel entfernter von Jra- lien zu ſchn ſcheint, als die africanifchen Seeräuber, In Auſehung ber Arbeitſamkeit und Einfichten von Europa find, - Arme unbehaufe Inſeln, an welchen ſchwer zu landen 06 wo man einen unangenehmen. und niche ſehr fichern Aufenthalt Hat, zichen Fein bandefndes Volk an, welhes fie mbar machen, und bebauen fönnte, - Milde ohne Anfte und Kenneniffe laͤnden nicht gern bey einer gefitteten Marion, deren Sitten und, arakter den groben Menfchen noch mehr zurück flogen, afs diefer den gefitteten Mens -Dy2 fihen barbari ai n der? Sie zeigen nur, daß er wider d gew Ede Satin — en leid bittere m s oe Rubel Jahrgeld — * ihn alle in borde HR ni fie all eben dem Rande geblieben. vieleicht ganz anders haben Tehreiben Iaffen. ® ſollen auch feine Ermahnungen hin und wies r 4 \ r a 356... Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner ſchen verwirft. Man wird ſich alfo nicht wundern, wenn man viel Verhaͤltniß unter in Bam den Kamtſchadalen und Kurilen antrifft. N en te gr Diefe find indeffen doch beffer gebildet, von einem ſchoͤnern Wuchfe und vortheil⸗ Ihre Geſtalt. haftern Geſtalt. Alles, was fie wildes an ſich haben, haben fie von den Kamtſcha-⸗ dalen oder irrenden Tungufen des feften Landes, als ein fchwarzbraunes Geficht, die Gewohnheit, ſich die Sippen zu ſchwaͤrzen und fich die Yerme mit Figuren bis an den Ihre Kleir Ellbogen zu malen, ſich Kleider aus den Haͤnten der Thiere und Wögel-verichiedener Bing eten zumachen, die aus Haaren und. Federn von allerhand Farben zufammengefeget find, Altes, was fie Fünftliches haben, haben fie von den Japonern, als die Gcwohn- heit, die Haare vorn bis auf die Scheitel ab zu feheren, und hinten hinunter hängen zu laffen, filberne Ninge in den Ohren zu tragen. Oft mifchen fie beyderley Geſchmack zufammen und thun die wilde Kleidung zu den Zeugen der Pracht. Da fie gern immernde Farben haben, aber nicht fehr auf die Sauberkeit jehen, fo-wird ein in — Sehleverer Kurte eine vr und — auf feinen Schultern tragen. Ein Kurile, ſaget Herr Steller, welcher ein feidenes Corſet fand, zog diefe Weiberkleidung an, und gieng darinnen ganz ernfthaft vor den Cofa- fen herum, welche fich über ihn aufbielten. Wer war, der duͤmmſte, entweder der Wilde, welcher dachte, die Frauens: und Mannsperfonen giengen überall, wie in feis ner Inſel, gleich gekleidet, oder der Cofafe, weicher nicht fo viel wußte, daß er über: legen konnte, der Inſulaner dürfte nicht mehr davon wiffen ? Ohne Relis Die Kurilen nähren ſich von vierfüßigen Seethieren, und wohnen wie die Kam Se ohne _ hadalen, wiewohl mir mehr Sauberkeit, indem fie ihre Stuͤhle und Wände mit Matı Goͤtzen. ten von Binſen beſchlagen. „Sie kennen Gott eben fo wenig, als die Kamtſchada—⸗ „ien.“ Sie haben aber ihre hölzernen Bögen, wie fie, welche fie Ingul oder Inna⸗ Furnennen, Machen fie Götter oder Geifter Daraus? Das weis man nicht. Sie . opfern ihnen aber die erften Thiere, die fie fangen, efjen das Fleiſch derſelben und af fen ihnen die Haut. ' j ringe * Sie Haben Baidares, im Sommer zu ſchiffen, Schaͤren oder Schneeſchuhe, im Winter zu gehen, aus Mangel an Hunden, in Schlitten zu fahren. - Wenn die ‚Weiber Feine Matten oder Kleider machen, fo folgen fie ihren Männern auf die See⸗ thierjagd. Viel weiberey. d Kurilen haben zwey oder drey Weiber; fie ſehen aber die Mägdchen, um die fie freyen, nicht, als des Nachts verftohlener Weife, wie die muhamedaniſchen Tatarn, bis fie dem Bater den Preis bezahlet haben, wie viel das Maͤgdchen Foften foll, Zweykampfe Eine ungetreue Frau verurſachet ihrem Manne den Verluſt der Ehre oder des Ehebriches, Lebens Der Mann, welcher fie ertappet hat, fordert ſeinen Gegner zu einem Zmeye Fampfe heraus, und zwar auf ben Stock. Derjenige, welcher die Herausforderung thut, empfängt zuerſt mit einer, wie ein Arm, dicken Keule drey Schläge auf den Kite den; darauf giebt er fie feinem Feinde wieder. Diefes Spiel dauret ſo lange fort, Bis einer von ihnen um Önade bitter, oder unter der Anzahl und Stärke der Schläge erliegt. Es würde eine Schande feyn, wenn man den Zweylampf ausfhlüge, wie in - Europa, welches vieleicht diefe ſchoͤne Gewohnheit von den Kurilen angenommen bat, nur mit den Unterfchiede, welchen unſere Toräftern unter dem Store und Degen ges macht haben; da das moͤrderiſche Gewehr ohne, Zweifel das edelſte feyn mußte, De —— — — Strafbare + * \ vo NW Bud. Capitel. Bi... | Strafbare, welcher das Sehen der Epre vorzieht, muß den Mantı durch einen Vergleich Eimvopner an Thieren, Kleidern, Lebensmittein befriedigen, Dergleichen Verträge werden vie: In, — deicht auch bey den geſitteten Völkern eingeführet werden, die den Gebrauch des Zwey- tſchatka. kampfes noch) nicht hindan gefeget haben, welche aber anfangen ‚ das Sächerliche und den Misbrauch zu erfennen, fich wegen-einer Frau tödten zu laffen, die man verachtet. . Die kuriliſchen Weiber haben eine graufamere Gewohnheit, alsihte Männer zu verrathen. Wenn fie namlich mit Zwillingen niederfommen, fo bringt man ein Kind um. ¶ Indeſſen if doch diefes Volk ſanftmuͤthig und leutſelig; es ehret die Alten, lie: bet die Bande des Gebütes und kennet die Freundſchaft. „Es iſt ein ruͤhrender Anblick, fager Kraſcheninnikow, wenn man die Zufem- »menkunft zweener Freunde fieht, welche in abgefonderten Infeln wohnen. Der Frem⸗ ‚nde koͤmmt auf einem Kahne, und der Wireh, welcher ihn empfangen will, geht mit »Eeremonie einher. in jeder ziche fein Kriegesfleid an, nimmt fein Gewehr, . „ſchwingt feinen Säbel und feine Lanze. Sie fpannen ihren Bogen einer wider den. »andern, als wenn fie ſtreiten wollsen, und nähern ſich tanzend einander, Wenn fie »fich vereiniger haben, fo umarmen fie einander mit allerleh $iebfofungen und vergief: nfen Freudenthraͤnen.“ Man führer ven Gaft in eine Jurte, man läßt ihn fic) nic« derſetzen; man ſteht aufgerichtet vor ihm, die Erzählung der Begebenheiten feiner Reife, und die Nachricht von feiner Familie an zuhören. Wenn er aufgehöret hat, zu veden, fo erzaͤhlet der ätefte in der Wohnung feiner Seits alles, was in der Inſel, während der Abwefenheit Des Fremden, vorgegangen ift, Man erfreuet oder betruͤbet ſich wechſelsweiſe nach. Beſchaffenheit der Erzählung. Endlich ißt man, tanzet man, ſingt man, So find die Sitten der Kurilen Me 1 ee eng * Das. IT. Capitel. u... on den zwiſchen Kamtſchatka und America liegenden Inſeln. Lage * Kuͤſten von America und Kamtſchatka. ſchreibung der Inſel Bering. Ihre Gebirge. Reihe Br die mit Kamtſchatka gleich- Sonderbare Beobachtungen. Zwo andere In⸗ laufen. Verhaltniß unter den Kamtſchadalen ſeln. Vierte Inſel. Ihre Beſchaffenheit. und gewiſſen americaniſchen Bölkem. Ber | ar: wis N i x ie Kamtſchatka für die Ruſſen nur wegen der Gemeinſchaft wichtig iſt, die es ihnen mit · den beyden großen Quellen der Handlung und des Reichthumes er: —— öffnen Fann: fo iſt es natuͤrlich, daß, nachdem fie den Weg gefunden haben, Safkı. nach Japon und Indien fuͤhret, fie auch einen nad) America ſuchen. Die dalbinſel Kamtſchatka muß von dieſen beyden Gegenden faſt gleich weit entfernet ſeyn; un’es wahr ift, daß die gegen Oſten von Tſchukotskoi gelegenen Länder nur drir- ‘ tehalb Grad von diefem Vorgebirge entferner find, und einen Theil des ſeſten Landes .. Merica ausmadhen, 1 7 sah Yy3 En Herr = Geſchichte von Kaintſchatka. | Einwohiter Herr Steller gehe noch weiter in feinen Muthmaßungen. Er ſaget, dieſes feſte in Ban: Land, welches vom zwey und funfzigften bis ſechzigſten Grade Norderoreite fiegt, er⸗ tſchatka · ſtrecke ſich von Suͤdweſt gen Nordoſt faſt überall in gleicher Weite von den Kuͤſten von 1ge ter Ki Kamt chatka. Er murhmaßer fo gar, es Hätten dieſe beyden feften Sande ehemals an Pen vos an einander geftoßen. Die Geſtalt beyder Küften, Die große Anzahl Worgebirge, welche kihnsta, “an beyden Seiten von dreyzig bis fechzig Werfte hervorgehen, die Menge und Sage der Inſeln, welche ſich zwifchen diefen beyden $ändern in einem fehe fhhmalen Meere finden, alles treibt einen an, zu vermuthen, die alte und neue Welt feyn durch dasje- nige Element, welches ftets die Geftale der Erde verändert, mit Gewalt von einander geriffen worden. Reihe von In⸗ Die Inſeln, ſaget er, welche ſich von Kamtſchatka bis nach America zwiſchen SEE, dem ein und funfzigften und vier und funfzigften Grade der Breite erftvecken, machen gleich laufen. eine eben fo an einander haͤngende Kette, als die Furilifhen Inſeln. Das Com: pagniefand muß die Grundlinie des Triangels diefer beyden Ketfen von Inſeln ſeyn. Verhaͤltniß un Endlich fo finden ſich in die Augen fallende Aehnlichkeitren unter den Kamtſcha⸗ De dalen und ihren Nachbarn in Americm Die Gefihtszüge find einerfeyz beyde effen ——— ame, die Sarana, welche ſie auf einerley Are bereiten; ihre Beile, ihre Kleider, ihre Hure, ticanifehen ihre Kaͤhne; alle diefe Gegenftände der Vergleichung bewegen zu glauben, daß fie eis Voͤlkern. nerley Urſprung haben. Härte das fefte fand von America audy niemals an das von Afien geftoßen, fo find dieſe beyden Theile der Welt fo nahe, daß es ſehr möglich iſt, daß die Einwohner in Aſien nach America, vermittelft der dazwifchen liegenden In— ſeln, gegangen; welche diefe Wanderung befördern. Herr Steller füger zu diefen Züs gen der Gleichfoͤrmigkeit noch ſehr finnliche Aehnlichkeiten unter den Sitten der Ram: tfchadalen und Americaner, - Allein, diefe Aehnlichkeiten gehören vieleicht mehr zu der Himmelsgegend, der Sage, ber gemeinen Lebensart aller nordifihen Wilden, als zum Urfprunge beyder Nationen. Man muß mehr in den Sprachen, als in den Ge: bräuchen Die Wurzeln der verfchiedenen Bevdfferungen ſuchen. Wenn nun die Spra: che Feine Spuren der Verwandtſchaft unter den Einwohnern von Aften und America zeiget, jo ift es fehmer, dergleichen auf andere Verhaͤltniſſe zu errichten, welche vielz mehr von ben Menfchen, als dem Geblüte herruͤhren. Es koͤmmt hier aber weniger darauf an, die Verbindungen zu wiffen, welche die Natur oftmals zwifchen einem fes = ften Sande und dem andern gemacht hat, als vielmehr diejenigen zu entdecken, welche der Handel und die Schifffahrt unter ihnen machen, oder wiederum knuͤpfen koͤnnen. Unter denen Inſeln, welche vieleicht dereinſt zur Niederlage oder zum Rue: plage bey der Schiffahrt der Ruſſen nach America dienen werden, iſt die Inſel de . ring eine ber betraͤchtlichſten. Sie fordert, wegen der Wichtigkeit und Reuheit ih⸗ ver Entdeckung, eine umftändliche Befchreibung. 2 ur Befchreibung Die Inſel Bering erſtrecket fi, zwifhen dem fünf und funfjigften und fechzig« „der Inſel Des ſten Grade ver Breite, von Suͤdoſt gen Norbweit. Ihr äußerftes Ende, welches ung Kamtſchatka am nächften liegt, ift nur zween Grad gegen Mordoft von der Halbinſel entfernet. Die Inſel ſoll nur hundert und fuͤnf und ſechzig Werſte in die Laͤnge haben, aber von ungleicher Breite ſeyn, welche ſich von fünf Werften bis auf drey und zwans zig zwifchen Dem hundert und achtzigften. und hundert und fünf und achtzigſten Grade der Sänge verändert, Ihre Länge ift ihrer Breite ſo menig gemäß, daß es vieleicht a iR keint \ IV Bud, 1 Capitel. REIT ee, keine Inſel auf der Welt giebe, fager Steller, die in diefem Stüce fo fonderbar ift. — Warum ſetzet dem dieſer Verfaſſer hingu, daß alle Inſeln, die man auf dieſer Seite enn von America wahrnimmt und alfe Diejenigen, welche gegen Oſten von Kamtſchatka —-— liegen, faft. eben das Verhaͤltniß haben. ; Dieſe Inſel beſteht aus einem Haufen Berge. Man ſieht die erhabenften bey heiterm Wetter zwanzig Meilen weil, Es war eine alte Meynung der Kamtfchada. len, es müßte der Mündung des Kamtſchatka gegen über ein fand fenn, weil fie ſtets an diefer Seite Mebel fahen, ſo rein der Horizont auch war, Inbeſſen Haben doc) die höchften von diefen Bergen nur zwo Werſte oder eine halbe Meile perpendifufäre oͤhe. Ihre Hauptreihe iſt dicht und hinter einander fort. Die an der Seite find . mie Thaͤlern durchichnitten, welche von Eleinen Baͤchen gebildet worden, die ihren Lauf in der Laͤnge der Inſel hinnehmen, und ihre Mündung gegen Norden oder Suͤ⸗— den haben, Die Thaͤler, welche zwifchen den hoͤchſten Bergen find, haben die klein— ſten Bäche und find. ſchmal. Die an dem Fuße nicht ſo erhabener Berge find viehbreiter, und werden von größern Baͤchen gewäffere. ‚Eben fo find die von. den großen Bergen ‚entfernteften oder hinter dem niedrigiten Worgebirgen liegenden Ebenen weit ausge- pr dehnter, als die benachbarten der hohen Vorgebirge, Die Felder verbreiten und er- — weitern ſich, wie die Waͤſſer, indem ſie ſich von den Bergen entfernen und dem Meere naͤhern. Die Berge auf der Inſel Bering beſtehen uͤberhaupt aus einem Felſen von xinerley Art und Farbe. Die Vorgebirge aber, welche in das Meer hinaus gehen, find von einem harten und graulichen Steine. Steller ſchreibt diefen Unterfchied dem Seewaſſer zu. TERN BE Die mittaͤglichen Küften der Inſel find viel fteiler und gebrochener, als die nord- lichen. Die Geſtalt und das Anfehen der Gebirge und Küften zeiget der Einbildungs: kraft des Heren Stellers überall das Werk der Ueberſchwemmungen des Meeres, der ‚Erdbeben und des Schmelzens des Schnees, Man leiht von ihm einige Beobach—⸗ ‚ungen deswegen, welche für die Naturkuͤndiger vieleicht merkwuͤrdig feyn werden, für ‚deren Mr Ben oder auc nur Glaubmwürdigfeit wir eben wegen der Nachlaͤßigkeit, wo- pe a uns miteheifer, nicht ftehen wollen: Es verhält ſich mit dem Werfe des 5» aſcheninnikows an gewiſſen Stellen, wie mit einem Orte auf der Inſel en welchen man die Höhle nennet. Die elfen ftellen dafelbft Wände, Treps BL offenen vor,“ Einige find den Säulen aͤhmich; wiele bilden Gewoͤlber und Thuͤ⸗ SA6hR fie ſcheinen aber vielmehr ein Werf der Hunſt, als ein Spiel der Natur zufenn, - Die Sammlung des ruſſ iſchen Schriftſtellers ſcheint alſo auch zuweilen weniger Na» urgeſchicht e, als ein Haufen zubereireter, zufammengeftoppelter und ſchlecht geordne⸗ ter ee Zi gr $eier mag davon urtheilen, — 2 25 „DEN ö seite der Inſel, fager diefer Geſchichtſchreiber von Kam: uni ⸗tſchatka, vermuthlich nach Stellern, — iſt, ſo findt ſich x dem entgegen Pe festen Geſtade sin VBorgebirge; und überall, wo das Geſtode fanft abhängigund-fan- I" | Dig ift, da iſt es gegen über voller Felſen und unterbrochen. An denen Orten, wo N die Kuͤſte bricht und von einer Seite zur andern wendet, beobachtet man, daß EN wenig vorher das Ufer ftets eine oder zwo Werſte lang fehr-jähe if... Man hat auf den höchften Bergen beobachtet, daß aus ihrem Innern Arten von Kerne aberausgepen, welche fich in Kegel endigen; ‚und obgleich die Materie, woraus fie bes fteben, \ 360 Geſchichte von Kamtſchatka. Banı: tſcharka. —Nꝰ 4 Zwo andere Inſeln. Die vierte Inſel. ohne Zweifel bey einer Ueberſchwemmung dahin gebracht hat, Einwohner „fiehen, in nichts von der Gebirge ihrer unterſchieden ift, fo find fie doch viel zaͤrter, „viel reiner und viel klaͤrer. Kraſcheninnikow ſaget, man koͤnne dieſe Kerne welche er durch eine innere Bewegung der Erde, und vornehmlich durch ihren Druck gegen den Mittelpunkt, gebildet zu ſeyn glaubet, „als eine Art von Criſtal oder als die „reinſte Materie der Berge anſehen, welche aus dem Mittelpunkte hervorgeht, an- » fänglich fließend iſt, und fich darauf in der Luft verhäreen.„. Die Infel Hering ift gegen Nordoft auf vier bis fünf Werſte weit mit von Fel— fen bedeckten Sandbänfen umgeben, welche durch das Meer von dei Inſel felbft ios⸗ geriffen zu ſeyn ſcheinen, deren Breite fie vermehren. Diefe Felfen Hahıen mic den Dergen einerley Schichten, und man nimmt zwifchen ihren Spuren don dem Laufe ei- nes Fluſſes wahr. Unter diefen jäheften Felfen ift das Waffer niedrig, wider die 'all- gemeine Beobachtung, welche vie Tiefe des Waſſers an den Ufern des Meeres fait al- legeit der Erhebung der Küfte gemäß finde. Was endlich am meiften beweiſt, wie ſtark der Ocean auf dieſe Juſel arbeiter, iſt, daß fie in weniger, als ſechs Monaten, die Geftalt an einem Orte veraͤndert hat, wo ein Berg in das Meer gefallen if. Die Inſel Bering aber, welche an ſich felbft merfwürdig ift, tft vieleicht durch diejenigen, die man in ihrer Gegend entdecket, eben fo merfwürdig. Es find eben fo viele Zeichen und vieleicht Häven, weiche die Natur auf den Weg von dem nordlichen Theile Afiens nad) America geſetzet hart. Es ift alſo ziemlich fonderbar, daß unterdefs fen, da die Engländer und Franzofen um die Werte Inſeln fuchen, welche ihnen den Eingang in dig neue Welt durch das Südmeer verfichern, tie Ruſſen ſich eine Reihe von Inſeln eröffnen, welche fie duch) das Nordmeer dahin führer. Wenn fid) jemals diefes große fefte fand durch die beyden Falten oder gemäßigten Erdgürrel bevöffere, alsdann fo wird man die reichen Eroberer’ des heißen Erdftriches eben denen Reiche: | veränderungen ausgefeßer fehen, welche die mirräglichen Voͤlker in Europa mehr als einmal auf unferer Halbfugel erfahren Haben. Diefe Umkehrung der Neiche und Na- tionen iſt um fo viel leichter in der Ferne der Jahrhunderte voraus zu ſehen, weil die Ruffen ſtets Rinder der Hunnen feyn werden, und die Herren von Merico und Bra. ſilien nicht verfprechen, Römer zu fepn, ; Es ſey aber mit der Zufunft, wie ihm wolle, wir wollen ung eines glückfichern Gegenmärtigen verfichern, wenn nur der Fortgang der Schifffahrt wirklich der Fort. gang der Glückfeligkeit der Menfchen ift. Die Ruffen, welche bis in die Inſel Be⸗ ving gegangen find, fagen, man entdecke von der Spitze ihrer Gebirge zwey andere Eylande, Daseine gegen Mittag Hat nur fieben Werfte in Umfreife; das andere gegen Bu enthält in einem Umfange von dreyen Werften die beyden Seifen, welche fie ausmachen. Er - Gegen Norden von der Inſel Hering, beinahe in eben der oder Doch gleich lau⸗ fenden Sage, iſt eine Infel von achtzig bis Hundere Werften lang., ie find durch eine Straße von zwanzig Werften gegen Rordweſt und von ungefähr vierzig gegen Suͤdoſt von einander abgefondert, Die Gebirge ver-legtren find nicht fo hoch, als der erſtern ihre. Man finde darinnen, auf dreyzig Faden über die Höhe des Meeres, eine große ‚Menge Baumſtaͤmme und ganze Gerippe von Seethieren, weiche das Meer N, VBuch. I Capitel. 361 Die Erde iſt daelbſt häufigen Erdbeben unterworfen, wovon einige, nach dem Einwohner Berichte der Reiſenden, ſichs Minuten gedauret haben. Uebrigens ift die Himmelg-!" A N luft dieſer Infel viel rauher und fchäifer, als die in Kamtfchatfa, weil fie entweder DET, allen Winden ausgeſetzet iſt, oder auch, weil fie fein Holz hat. _ In den Ihälern vor: Shre Beſchaf⸗ nehmlich find die Wirdelwinde fo ftarf, daß es.nicht möglich ift, ſich aufrecht zu erhaf. fenbeit. ten. Wenn aher die $ufe in diefer Inſel kalt und unangenehm ift, fo giebt die Erde . daſelbſt in Ueberfluffe minerafifhje, weine. und für die Kranken fehr Heilfante Waffer. Man zähler daſelbſt über fechzig Quellen, deren einige adır bis zehn Saſchen breit und wo tief find, Dieſe Bäche, welche hurtig in das Meer fallen, erheben fich zuweilen bey großen Fluthen auf fünf Saſchen hoch. * Nach dieſen Ausſchweifungen in die benachbarten Inſeln von Kamtſchatka;, ent weder gegen Mittag oder gegen Morgen, muß man in dieſe Halbinſel wieder zuriick fommen, um einen Blick auf das fefte fand zu ehun, woran fie hängt, und die Wölfer kennen zu lernen, welche fie umgeben. Bon ihnen hat fie ihre Einwohner und Spras die, wenigſtens zum Theile genommen, - Ihnen hat fie ihre Sitten, ihre Meynungen und faſt alles das zu danken, was fie mit den Nationen in Sibirien gemein hat, * en. ee Das III Capitel. Be Von der. Nation der Korjäfen © Seßhafte Korjäten, Herumſchweifende Korjaͤ⸗ Wohnung der Korjäfen mit Rennthieren. Mo; ken. Beyder Unterfchied. Die legten find zu fie ihre Heerden brauchen. Zauberer oder frey, ſtolz, eiferfüchtig und rachgierig. Die Schamane, Wie die Korfaͤken huldigen müfs feßhaften biethen den Gäften ihre Weiber an, ſen. B % —— find entweder Einwohner in Kamtſchatka oder deſſen Nachbarn, Sefhafte Kor⸗ — ie — welche man ſeßhafte nennet, haben ſich in dem ganzen obern Theile aten. ON ameſchatka von dem Finſſe Uka an der oſtlichen Küfte bis an den Tigil an dem —— Meere niedergelaſſen. Der ganze Raum zwiſchen dieſen beyden en. an die Nachbarſchaf des Anadirs iſt mit Wohnplaͤtzen dieſes Volkes gleich⸗ Die andern Korjaͤken, weiche den Kamtſchadalen an Geſichtszuͤgen und Sitten „Herumſchiwei⸗ niche fo ähnlich find, ziehen mie ipren Rennthieren ‚mitten unter diefen angefeffenen FR? Kork; Ölfern perum, und halten ihre Unternehmungen beynahe in eben den geographifdhen Deätgen, worinnen dieſe ihre Wohnplaͤhe einſchraͤnken. Diefe beyden Nationen aber, Beyder Unter⸗ N Urſprung vieleicht einerley ift, find in der Geftalt, $ebensart, Gemuͤthsart und ſchied. hi Prüngen unterſchieden. Die herumziehenden Korjäfen find mager, wie ihre Reun— DENE fie Haben ein enrundes Gefiht, Fleine Augen von dicken Augenbrauen über: ſchattet, eine ſtumpfe Nafe, und großen Mund, Sie find viel Eleiner und nicht fo ſtart. als die feßbaften Korjäfen. Diele, faget Rraſcheninnikow, find viel handfer Allgem. Reifebefchr.XX Band. 33 / ſter — N 362 Gefchichte von Kamtſchatka. Finwohner) ſter und auch herzhafter. Indeſſen verachten doch die herumziehenden Korjaͤken die in. Rams angefeffenen als Sclaven. Beſteht etwan die Freyheit nur im Herumſchweifen? iſchatka. Nein: aber die Rennthierkorjaͤken find reich in ihren. Heerden; und die ſeßhaften be» Die teren fing kommen ihre Kleider von ihnen, Die Natur hat die einen frey und die andern abhäns fren, ftolt, ei, gig gemacht. Wenn ein Kennthierforjäf zu den andern Korjaͤken koͤmmt, fo laufen era und fie ihm alle entgegen. Man überhäufet ihn mit Geſchenken; man erträgt feine Ver: BR achtung. Ueberall Friecht die Dürftigkeit und der Reichthum ſieget. Nichts ift eit⸗ ler, eingebildeter, als die Rennthierkorjaͤken. Der ruſſiſche Philoſoph verweiſt es ih⸗ nen, daß ſie ſich oͤberreden, es fen Fein glücklicher Leben auf der Welt, als ihres. Sie ſagen, wie faſt alle Wilde auf dem Erdboden, zu den handelnden Völkern in Europa: „Wenn ihr reicher wäret, als wir, fo wuͤrdet ihr gewiß nicht fo weit herkommen und „dasjenige fuchen, was euch ohne Zweifel abgeht. Wir find mit dem zufrieden, was „wir befisen, und haben nichenörhig, zu euch zu ommen.„ Diefe Vernunftlehre aber -ift für fpigfindige Geiſter, wie die Ruffen, zu einfach. DieRennthierforjäfen treiben ihren Stolz bis in ihre Sittenlehre. Da fie eiferfüchtig wegen ihrer Weiber find, fo tööten fie diefelben undigre Liebhaber, wenn fie folche im Ehebruche antreffen, und oft auch, wenn fie diefelben nur im Verdachte einer Untreue haben. Altes machet ihnen Argwohn. Sie müffen ſaͤuiſch fern, aus Furcht, fie möchten ihre Männer aufbringen, Sie war fehen ſich niemals; fe kaͤmmen ihre Haare niemals; fie malen fih) niemals mie Roth. „Warum ſollten fie fih ſchminken, fagen ihre Männer, wenn es nicht gefchähe, andern „zu gefallen; meil tie fie ungepußt lieben?, Cie tragen auch ihren beten Pug un- | ter abgetragenen und ſchmutzigen Kleidern. J ER Diefe Gewohnheit ift um fo viel mehr zu bewundern weil die angefeflenen Kor⸗ Säften ihre Jäfen ganz entgegen geſetzte Sitten haben, Bey ihnen ift es eine Höflichfeit, einem Weiber an. Fremden feine Frau oder feine Tochter an zu biethen; und ein Schimpf, wern man diefe Anerbierhung ausfehlägt. Ein angefeffener Korjaͤk würde einen Menfchen me bringen, welcher nicht feine Stelle in dem Ehebette hätte annehmen wollen; fo wie ein E herumziehender Korjaͤk denjenigen toͤdten würde, den er bey feiner Fran fände, Das Gute und das Böfe in diefer Art Fommt auf Vergleiche an. Der ſeßhaſte Korjäf ver- aͤndert nur dag Bette und die Frau mir dem Freunde, den er bey fi aufnimmt, Die Weiber ihrer Seits wenden auch alles an, dieſe gegenfeitigen gufen Dienfte unter ih⸗ ren Männern zu erhalten. Man ſieht, daß fie fich mit ihren beften Kleidern pußen, ſich mit Weiß und Roth malen, —— Die Tſchuktſchi, eine Art von ffolgern und fapferern Korjäfen, als die beyben ans fen, orja⸗ dern Völker, würden, wie man ſaget, ohne die Ruffen ben berumfihweifenden Korjäs fen die Rennthiere nehmen und fie nöthigen, als Sclaven, von Wurzeln und Sifhen zu leben, wie die angefeffenen, Die Tſchuktſchi haben die gefälligften Weiber, Sie figen ganz nacend in ihren Jurten auf ihren Ferfen, aus einem Meberrefte von Scha= me, aber befchäfftiget, die [hönen Figuren’zu bewundern, welche fie ſich auf dem ganz zen Leibe gezeichnet haben. Sie find über dieſe Zierrathen, welche fie nie verlaſſen und an ihrer Hast hängen, entzuͤckter, als über reiche Kleider, welche ihnen fremd Vohnung — — * — fi * Korjäten mit Die herumziehenden Korjaͤken wohnen überall, wo es Mooß für ihre Rennthiere Rennthieren, giebt, Cie find mie Schneewaſſer zu ihrem Getraͤnke und mie grünen Stauden, ſich J zu J IV Bud, „I Capitel. 363 zu waͤrmen, zufrieden. Ihre Jurten find auch wegen des Rauches und ber Feuchtig- Einwohner keit, die ihr Feuer verurſachet, welches die Erde aufdauen laͤßt, nicht zu bewohnen. —— Man ſieht nichts Durch dieſen ſcharſen und heißen Dampf. Man verliert dabey die aan Augen zuweilen in einem Tage, Es ift aus der Erbauung ihrer Jurten felbit leicht zu uͤrtheilen, daß dieſe Korjaken nicht ſeßhaft ſind. VWier Pfaͤhle mie Queerbalken, die fie unterſtuͤten, ein Heerd zwiſchen dieſen Pfaͤhlen, wo Die Hunde angebunden find, machen ohre Decke und Verſchlag die Wohnung diefes herumziehenden Volkes, Oft erhaſchen die Hunde das Fleiſch in den Toͤpfen, ungeachtet der Schlaͤge mit dem Koch⸗ Löffel, welche ihnen die Weiber geben, wenn fie kochen. Sie ſind nicht efe. Man kochet das Fleiſch mit der Haut, die noch alle ihre Haare hat. Es ift dazu noch) von Rennthieren, die an einer Krankheit geitorben, oder dem Rachen des Wolfes entrife fen find, der fie erwuͤrget hat. Ein Korjäk mag auch bis auf zehntauſend Rennthiere in ſeiner Heerde haben; er wird doch nicht eins davon toͤdten, es zu ſpeiſen, wofern er nicht ſeinen Gaſt außerordentlich bewirthen will. Man ſaget, es ſey Menſchlichkeit bey dieſen Wilden, wenn fie das Leben derer a De Se Herden in Ehren halten, weiche ihren Troft durch den Gebrauch der Schlitten, und ars — ihren Reichthuͤm durch den Handel mit Haͤuten ausmachen. Die Korjaͤken warten, Er bis die Natur ſelbſt dieſe Thiere hinreißt, den Menfchen zunähren. Sie verrichten nicht das Amt des Henkers bey ihren Wohlthaͤtern. Sie eſſen lieber die andern Thies te, die fie auf der Jagd fangen, mit denen fie ſich nicht in Geſellſchaft der Arbeit und Dienfte, der Mühe und Sorgen, eingelaffen haben. Aber nein, nicht. die Menfchliche keit, fondern die Noch leitet die Korjäfen bey ihrem Betragen gegen bie Rennthierez weil fie diefelben, ehe fie ſolche zum Ziehen gewöhnen, entmannen, indem fie ihnen die Samenadern durch und durch ftechen, ohne daß fie ihnen die Hoden ausreiſſen. Die zahlreichen Heerden Rennthiere dienen den Korjäfen zum Tauſchen oder Handeln, ih⸗ nen Pelzwerk zu verfchaffen, und alles das, was fie von Natur nöthig haben, ohne daß Ye ihm abhelfen Eönnen. Sie leben mit ihren Rennthieren vertraut. Dieſe Thiere — den Sinn aller Zurufungen derer Hirten, die fie hüten, ſehr wohl. Die torjäßen entdecken gleich auf einen Blick, ohne daß fie zählen fünnen, wenn ihnen ein Rennthier unter vielen taufenden fehlet, und werden ſo gar fagen, ven was für Sarbe das verirrte Thier it, Diele herumſchweifenden Voͤlker ſind in der Religion eben ſo unwiſſend, als die Kamktſ⸗ yadalen, Ein Haupt oder Fürft unter Den Korjaken, fager Resfcheninnitow, mit dem ic) um zu gehen Gelegenheit hatte, hatte nicht den geringften Begriff von der Gottheit. Indeſſen haben fie dod) viele Verehrung für die Geifter, weil fie dieſelben - fürchten. Sie opfern fo gar Hunde und Nennthiere, ohne daß fie wiffen, wem fie ſol⸗ Ge opfern, und begnügen fih nur, dabey zu ſagen: Waju koing, Jaknilalugan ⸗ geva: „das iftfür dich: aber ſchicke uns auch etwas,“ Iſt dieß der unbefannte Gott der Athenienſer? Hat die Furcht oder der Eigennutzen feinen Dienft geſtiftet? Gei Wenn die Korjaken über Fluͤſſe oder Gebirge gehen ſollen, welche fie von böfen eiſtern bewohnet zu ſeyn glauben, fo tödten fie ein Nennthier, deſſen Fleiſch fie eſſen. drauf heften fie den Kopf und die Knochen deffelben an eine Stange, und ſtecken e gegen den Aufenthalt dieſer Geiſter. Die herumziehenden oder ſeß haften Kor⸗ ken haden Prigfter oder Zauberer, welche en Ind, und vorgeben, daß fie a ’ j —— 364 | Geſchichte von Kamtſchatka. Linwohner heiten heilen, wenn fie eine Art von einer kleinen Trummel rühren, „Uebrigens, fas . in Ram: „get der ruffifche Werfaffer, iſt es etwas erfiaunliches, daß es Feine Mation giebt, mie „ebarte , „wild und barbarifch fie and) ſeyn mag, ben der die Driefter nicht viel geſchickterfei⸗ „her und verſchlagener find, als das übrige Volk.« Was ift doch bey einer fo gemeis nen Sache wohl fonderbares? Und warum will man eine für die wilden Nationen fhimpfliche Ausnahme oder Einfchränfung bey einer allgemeinen Regel machen ? Zauberer oder Die Zauberer oder Schamane, wovon man hier redet, machen den Seuten weiß, Schamane. die Geifter erſcheinen ihnen, bald aus dem Meere, bald aus den Feuer fpeyenden Bergen; und plagen fie in den Träumen, Zuweilen Feilen fie ſich, Als ob fie ſich in Gegenwart des Volkes in den Bauch flächen, Das Blur fliege mie großen Tropfen; fie lecken die Finger davon ab; darauf flillen fie es und verbinden die Wunde mir ma- gifchen Kräutern und Beſchwoͤrungen. Diefe Wunde aber ift nur eine durchgeftoße: ne Dlafe, und das Blut ift nur von Seehunden. Man brauchet wenigftens diefen Schein des Wunderbaren, ein grobes Bote zu betriegen, welches nichts von den ge heimnißvollen ehren weis, welche die indifchen und ägpprifchen Magi ſchon vorlängft als einen Zufaß zu. der Marftfehreyerey erfunden haben. Die Wirkung diefer Er- findung ift um defto unfehlbarer, da die Vernunft allein das Blendiwerf jerreiffen kann, und die Einne Feine Zeugen noch Richter davon find. . i Die Rennebierkorjäfen haben Feine Feſte, vieleicht aus der Urfache, weil fie kei⸗ ne Behaufung haben. Denn die angefeffenen Korjäken feyrein affe Jahr ein Feſt von einem Monate; waͤhrend deſſen ſie ſich in ihre Wohnungen ohne Arbeit einſchlieſ⸗ fen, und die Zeit damit zubringer, daß fie einander bewirthen und fich fuftig machen. Die herumziehenden Koriäfen, welche ohne Zweifel wilder find, als die angefef: ſenen, theifen das Jahr nur in vier Jahreszelten, unterfcheiden die Winde nur nach den vier Hauptgegenden. Der große Barift für fie das wilde Aenntbier; die Pleya⸗ den find das Entenneſt; Jupiter ift der rothe Pfeil; die Milchſtraße ift der Fluß voller Riefel. Ein jedes Volk finde durch die Einbildungskraft das am Himmel wie der, was feine Augen auf Erden ſchen. “4 Die Entfernungen werden bey den Korjäfen nach Tagereifen gemeſſen; und die Tagereifen verändern fich von dreyzig bis fünfzig Werfte Weges. — u die Kor⸗ Bor der Ankunft der Ruffen mußten die Korjäfen nicht, was es hieße, den Eid — —— der Treue leiſten. Endlich aber hat man ihnen dieſen Begriff durch ſehr nachdruͤckli⸗ he Zeichen beygebracht. „Die Coſaken haften ihnen, anſtatt fie auf dem Kreuze oder „Evangefienbuche ſchwoͤren zu laſſen, den Slincenlauf vor, und geben ihnen zu verftes — „ben, derjenige, welcher feinem Eide nicht treu feyn, oder ſich weigern werde, ihn zu „leiften, werde der Kugel nicht entgehen, die gleic) bereit. fen, ihn zu ſtrafen.“ Diefe Methode brauchet man auch, zweifelhafte und verwirrte Händel zu fehlichten. Die Flintenkugeln entftheiden alfo die Proceffe bey den Korjäfen; mie die Stüdfugeln die Zwiſtigkeiten unter den KRönigen ausmachen, Derjenige, melcher ſich fürchter, bat nrecht. Indeſſen haben doc) die Korjäfen einen großen Eid, welcher in dieſen Wor⸗ ten beftehe: Inmokon, Reim, Werinmerit, „ fa, gewiß, ich lüge dir niche,e Die Kovjäfen haben eine Art, Beſuch an zu nehmen, welche der Kurilen ihrer ‚ganz entgegen gefeßet iſt. Derjenige, welcher Dergleichen Pflicht abftatten till, (denn es iſt ohne Zweifel eine, ) bleibe, nachdem ex feine Rennthiere abgeſpannet bat, ‚auf - ru | feinem * IV Buch. I Capitel. | 365 feinem Schlieren fisen und erwartet, daß man ihn hineinführe, als mern es eine Au» Einwohner dienz wäre, Die Hausfrau fager zu ihm: BIRO; „der Herr iſt zu Haufe,“ Diefer in — ſitzt an feinem Orte und ſaget zu dem Fremden: Roſon, d. i. Komm her; Darauf REN zeiget er ihm den Ort, wo er ſich fegen foll, und fager zu ihm: Ratveganz „ſete „dich.“ Uebrigens bewirthet man ihn, zwingt ihn aber nicht zum Eſſen. Ta Dieſe Sitten find nicht ohne NWahrfcheinlichkeit, Iſt e8 aber auch wohl glaub« lich, daß ſich die Rorjäfen, wie man faget, den Mord erlauben, weil fie keinen Be⸗ griff von den Strafen des andern Lebens haben; unterdeſſen daß die Beſtrafung des Moͤrders auf alle Anverwandten des Getoͤdteten ankoͤmmt, deſſen Blut ſtets um Ra he fehreye? ft es wohl ausgemacht, daß der Diebſtahl bey alfen diefen wilden Ra— tionen, die Kamtſchadalen ausgenommen, nicht alfein erlaubet, fondern auch preiswür- dig fen, wenn mur der Dieb nicht die Ungerechtigkeit begeht und feine Familie beſtiehlt, oder fo ungefchickt iſt, daß er fich auf der That ertappen laͤßt? Iſt es vornehmlid) wohl wahr, daß ein Mägdchen einen Mann nicht heurathen Fann, ehe er Proben non feiner Gefchictfichkeit zu Stehlen gegeben hat? Gleichwohl ſaget man das von der Tſchukeſchi. Sie find zwar berumfchweifende und räuberifche Voͤlker, die vom Pluͤn⸗ dern deben, wie gewiſſe Araber und viele Tatarn: es ift aber ein Unterſchied unter den äerflörenden Sitten, die aus dem Bedürfiiffe vor dem Zuftande der Policey und aus ſolchen Grundfäßen entftehen, die in einem Zuftande der Gefellfhaft ausgemacht und Angenommen find, Man muß das dürftige und armfelige Leben einiger nordifchen Wilden, welche nichts zu einer Gemeine verbinde, niche mit der aus Gruͤnden gemach⸗ ten Einrichtung der Spartaner vermengen, welche das Gemeinfchaft nenneten, was wir Eigentfum nennen; das freyen Genuß eines öffentlichen Gutes hießen, was wir ‚ Diebftahl eines befondern Gutes heißen. 38* Wenn die Korjaken nicht die Gemeinſchaft der Weiber angenommen haben, fo sehen fir doch wenigftens die Vielweiberey, und nehmen, wenn fie reich find, zweh — Weiber, welche fie an beſondern Orten mit den Heerden Rennthieren unter- 5 eh fie ihnen geben. Sie haben auch zumeilen Rebsweiber: fie find aber uns — * —— Namen Kaien in Unehren. Eine ſehr ſonderbare Gewohnheit, € t Aberglauben bey den angefeffenen Korjäfen ausgebreitet har, ift, daß fie in 4 — hebette den zweyten Platz Steinen geben, welche ſie, wie Weiber, ankleiden und € haben. Ein Einwohner zu Ukinka, faget Kraſcheninnikow, hatte zween ſolche Steine; einen großen, den er feine Frau nannte, und einen Fleinen „ den er fei- nen Sohn hieß. Ich fragete ihn um die Urfache diefes feltfamen Sonderbaren. _ Er fagere zu mir, eines Males zu einer Zeit, da fein ganzer Leib voller Blafen gewefer vaͤre, hätte er feinen großen Stein an dem Ufer eines Slaffes gefunden. Da er ihn nun hätte nehmen wollen, ſo hacte ihn folcher angeblafen, wie es ein Menſch Hätte thun koͤnnen; und vor Furcht h tte er ihn alſo in den Fluß geworfen. Von dieſem ugenblicke an waͤre fein Uebel ärger geworden bis er nad) Verlaufe eines Jahres, a er feinen Stein an dem Orte wieder geſuchet, wo er ihn bingeworfen, erſtaunet wär . “er daß er ihn in einiger Entfernung von eben diefem Hrte auf einem großen breiten feine mie einem andern Fleinen neben ihm wieder gefunten haͤtte. Er nahm Die benden, welche beyfammen waren, rug fie in feine Wohnung, befleidete fie, und bald % darnach hoͤrete ſeine Krankheit auf. yon diefer Zeit an, ſagete er, trage ich den „ Ri i | 333 ! „fleinen 366 Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner kleinen Stein ſtets bey mir, ſo wohl auf der Jagd; als auf Reiſen; und ich liebe in Ram⸗ tſchatka. —ñNꝰ „meine ſteinerne Frau mehr, als meine rechte Gattinn.“ So iſt das Werk des Aberglaubens, daß er einen Stein demjenigen, was man am liebſten hat, ſeiner Frau, feinen Kindern, vorziehen laͤßt. "Die Weiber der Korjäten faffen ihre Kinder zwey bis drey Jahre fangen, und gewöhnen fie darauf zum Fleiſche. Man über fie von den zarteſten Jahren an zur Bes ſchwerlichkeit, zur Arbeit, Sie ſuchen Holz und Waſſer ſehr weit; ‚fie tragen Saften; fie huͤten die Rennthiere. Die Kinder reicher Leute haben, fo bald fie gebsren werden, einige von diefen Thieren, die man ihnen zur Erbſchaft beſtimmet: fie genießen deren aber nicht vor ihrem reifen Alter. Die liebften Reunthiere folgen ihrem Herrn bis zum Grabe, d.i. zum Scheiterhaufen ; und unterdefien, daß man den Leichnam Des Todten mit feinem Gewehre und dem Geraͤthe, deſſen er ſich bedienete, verbrennet, ſchlachtet man feine ihm zugetheileten Nenntbiere, damit man das Fleiſch derſelben eſ⸗ fe und das Uebrige in das Feuer werfe. Darauf nimmt man alle Hörner der geſtorbe⸗ nen Rennthiere, die man das Jahr über gefammlet hat; man gräbtifie in bie Erde bey dem Scheiterhaufen „Der Schaman oder Prieſter ſchicket fir dem Todten, als „wenn es eine Heerde Rennthiere wäre, Wenn die Seichenbegleiter wieder nach Haus fe gehen, fic) zu veinigen, fo gehen fie zwifchen. zwoen Gerten hindurch;“ und der Priefter, welcher bey diefen geheimnißvollen Gerten ſteht, fihlägt alle diejenigen, wel⸗ he vorbey gehen, mit einer Fleinen Ruthe, wobey er magifche Worte ausſpricht, das mit die Todten die Lebenden niche fterben laffen, Dieß find die traurigen Gebräuche der Korjäfen, die Findifchen und finftern Bes griffe, womit. man ihre Einbildungsfraft unterhält, um die unbändigen Kräfte ihres $eibes durch die Schwäche ihres Geiftes zu bemeiftern. Die Einbildungsfrafe ift bey den Menfchen das, reas die Hörner bey dem Stiere find; mit diefen wirft er alles um; dadurch aber half man ihn unter das Joch. a w Buch. VER 367 — 2 22 2 Se 2 12 a ae ee en ee 2.2 nr 2 on z in Kam⸗ F DIV Eaitel,. —— Von der Sprache und den Mundarten der Kamtſchadalen, Korjaͤken und Kurilen. * Nutzen der Woͤrterverzeichniſſe wilder Sprachen. Anmerkungen uͤber die Sprache der Kurilen. Namen, welche die Kamtſchadalen den Ruſſen Vergleichung unter den Sprachen der wilden geben. Wie die Ruſſen die Eamefchadalifhen Inſulaner. Beobachtungen über die Famtfihez Namen verſtellen. Charakter der drey kam⸗ daliſche Sprache. Aehnlichkeit ihrer Wörter tſchadaliſchen Sprachen, Namen, welche die mit den englifchen. Frage wegen der Hrfache Kamtſchadalen den Monaten geben. Namen derſelben. Urſache der Verſchiedenheit der Na der Winde, Woͤrterverzeichniß der Sprachen men einerley Gegenſtandes. in Kamtſchatka. Betrachtungen daruͤber. ER man gleich eine ſehr unvollkommene Kenntniß von der Sprache ber Kamtſcha⸗ ) dalen hat, welche ohne Zweifel von aller Voͤlker, ihrer Nachbarn auf dem fes fen Sande oder in den kuriliſchen Inſeln, ihrer etwas annimmt; fo ift es dach nötig, das Wenige, welches man davon weis, an zu führen, damit man einige Spus ten des Urſprunges derer Nationen darinnen fuche, welche ſie redet. Aus der Verwandt⸗ haft diefer Sprache mie der fibirifchen oder Furilifchen kann man erfennen, was bie Halbinſel für Verbindung mit den Nationen aus dem Sande oder von der See gehabt Datz wie weit ihre Bevölkerung aus einer Vermiſchung urfprünglich fremder Voͤlker entftanden und angewachfen if, Wenn man darinnen chinefifche oder japonifhe, ta— Ben ‚ ober auch americanifche Wörter entdecket, es mögen nun Stammmörter oder Bi Fe fo wird man vieleicht ven Faden der Herfunft oder der Wanderung Eini er, Durch die derfchiedenen Zweige ihrer Sprache, ergreifen, Stuben der im Anfeßn se „eörterverzeichniffe der wildeften und entfernteften Sprachen, es fen HUN genne es sicht in ar Himmelsgegend, ober der Geſtalt und bes Klanges, koͤnnen ein gro: neschniffe wil⸗ uber dieſen dunkein Zweig ber Wiſfen ſchaften ausbreiten, welcher am erſten der Sprochen. angebauet und am letzten ergründer worden; weil man fange Zeit die Früchte genutzet bat, ohne aufden Baum Acht zu geben. Dergleichen Wörrernerzeichniffe muͤſſen die ° Ausführung des Anſchlages eines allgemeinen Archäofogus erleichtern. Ein fo ſchö— ner Anſchlag iſt von großen Weltwelfen nicht fo wohl erfonnen, als vielmehr gewuͤn⸗ ſchet worden: endlich aber hat ihn der Berfaffer des Mechaniſmus der Sprachen gefaßt und zur Reife gebracht, "Das Berdienft diefes Werkes ift für unfer Jahrhun⸗ F dieleicht noch zu fruͤhzeitig, und wird unfern Enkeln nur deſto nüßlicher und anges ehmer feyn, Diefe Archäologie wird, wenn man fie ausführer, die Frucht der Rei— ſeyn; und die Sammlung, welche man hier von Diefem wichtigen Theile der His orie fortfeges, wird ohne Zweifel etwas beytragen, einen Entwurf wirklich zu machen, ss dem menfchlichen Geifte fo anftändig, und feine Kenntniſſe zu erweitern und vvutommen zumachen fo fähig it, — RL hen ſo fähig iſ — 368 | Geſchichte von Kamtſchatka. Einwohner Wenn man ein Verzeichniß der vornehmſten Wörter einer jeden Sprache, d. i. in Kam-ſolcher Wörter, welche die allen Menſchen gemeinen Sachen anzeigen, beſitzen wird: tſchatka. alsdann wird es viel leichter fenn, die Wurzeln vieler Mundarten zu finden, und die Ir Mutterſprache gemwiffer Himmelsgegenden zu entdecken. Man wird in einem jeden Sande die Wörter, welche darinnen fo zu fagen aus der Erde ſelbſt und aus ihren eige: nen Früchten hervorgebracht worden, von denjenigen unferfcheiden, welche mit den Wanderungen fremder Völker, fie mögen nun Sieger oder Flüchtlinge feyn, dahin gefommenfind. Man wird bald Die Vermiſchung und Veränderung zwoer Sprachen, woraus fich eine dritte gebildet hat, und bald die Zergliederung und Zertheilung einer einzigen Sprache in viele Mundarten, erkennen. Man wird fehen, daß der menfch- liche Geift in Diefer Are nicht fo fruchtbar, nicht fo erfindfam ift, als man vermuthet; und vieleicht wird man die Macht der Natur dabey deſto mehr bewundern, welche-den Menfhen bey Ertheilung der -Gefege einiger Maßen die Namen vorfihreibt, indem fieignen die Sachen giebt. Endlich fo wirdimen Die unfeplbare und befiändige Regel entdecken, weicher der Menſch folget, er mag nun eine Sprache erfchaffen, oder fie verunftalten, oder gut oder fhfecht ändern undıeinrichten. Man wird feinen allge- meinen Gang bey Benennung der finnlichen Wefen entdecken, die er faft immer durch das Geraͤuſch, die Farbe, und die Bewegung, die ihnen befonders eigen find, durch einige herrſchende Wirfung ber Eigenfchaft, welche ihr Hauptverhaͤltniß mit unfern Werkzeugen auemacher, bezeichnet. _ Man wird Die Verirrüngen und Forfgänge der Einbilvungsfraft bey der Benennung aeiftiger Eachen entdecken, die an fic) ſelbſt nur verſchiedene Verhaͤltniſſe phyſikaliſcher Sachen entweder unter ſich ſelbſt oder mit uns find, — Dieſe allgemeinen Begriffe führen nns zu beſondern Betrachtungen, welche aus Der Natur derer Sprachen genommen find, wovon in diefem Capitel gehandelt wird. „Die Kamtſchadalen, faget Herr Steller, haben die Gewohnheit, daß fie einer jeven „Sache einen Namen geben, welcher feine Eigenfchaft anzeiger; und alsdann haben „nfie nur auf einige Aehnlichkeit des Namensurd auf die Wirfungen der Sachen che, „ Namen, merce Auf folche Art haben fie die Ruſſen Briſchtatin oder Feuerleute genannt, weil fie —5* un Feuergewehr führen, Dieſe Benennung. ſchien ihnen um fo-viel richtiger zu fern, fen aeben. weil fie den Gebrauch und die Wirfungen dieſes Gewehres nicht Fannten, und glaube ten, das Feuer würde von dem Hauche Der Ruſſen und nicht yon der Flinte bervorges bracht, Mach eben diefer Aehnlichkeit nennen fie das. Brod Briſchtatinaugtſch, d. i. die Wurzel oder Sarang der $eute, welche Feuer fpeyen. Wenn fie eine Sache nicht genug Eennen,. einen füglichen oder ihren Eigenfchajten ähnlichen Dramen für fie zu finden, fo leihen fie einen Namen aus irgend einer fremden Sprache, obne fich eben fehr Darum zu befümmern, ‚ob folcher der rechte Namen desjenigen iſt, was fie bezeichnen wollen. „Sie nennen zum Beyſpiele einen Priefter Bogbog, vermuthlich „deswegen, meil fie ihn oft das Wort Bog ausfprechen hören, welches Gott bedeu- „tet. Hebrigens würde es nicht das erfie Mal ſeyn, daß man den Priefter mieder Gottheit nicht allein in dem Namen, fondern aud) in dev Verehrung felbft vermenget - ‚hätte. Ueberhaupt fuchen die Kamtſchadalen, wie alle Völker, fie mögen wild oder ger fiteet ſeyn, wenn fie den Namen einer fremden Sache nicht wiflen, einen in ihrer eiges nen Sprache; und wenn fie eine in die Augen fallende Aehnlichkeit von irgend einer —— Kraft A IV Bud. IV Capitel. 369. Kraft-oder finnfichen Eigenſchaft unter zweyhen Weſen von einer ſehr verfchiedenen Rinwohner Natur finden, ſo werden fie nicht ermangeln, ihr eben den Namen zu geben. Sie!V, Bam: nennen alfo einen Diaconus Kianguitſch. Dieß ift der Namen einer Meerente, die tſchatka wie ein Diaconus ſingt, wie fie fagen: Zuweilen geben fie einem Menſchen den Mas men einer Sache, die er am beften machet oder am meiften thut. Co nannten fie zum. Beyſpiele einen Oberfileutenant, welcher viele Kamtſchadalen hatte hängen laffen, Itaſchſaſchak, den Aufpänger, 3 | Wenn aber die Wilden die Begriffe und Namen der Ruſſen verderben oder ver: Wie die Ang unſtalten, fo geben Ihe diefe folches mie Wucher wieder, „Man muß KALI GO PH »jaget Kraſcheninnikow, daß wir Feine von diefen Nationen’ mie ihren eigenen Mas —— „men benennen, und daß wir uns am oͤfterſten desjenigen bedienen, der ihnen von ih: ſtaltem ren Nachbarn gegeben wird, welche vorher von den Ruſſen unterwürfig gemacht E worden Diefe haben den Namen Kamtſchadalen von dem Forjäfifchen Worte Kontſchala genommen, welches von Bootſch/ ai koͤmmtʒ und den Namen der Kuz rilen yon dem kamtſchadaliſchen Worte Kuſchi. Man fieht, wie fehr dieſe fremden Samen in dem Munde der Ruſſen noch ausartken, welche fie nach ihrer Ausfprache und Rad) der Eigenfchaft ihrer Sprache bequem machen weffen, Wenn fie alfo aus dent orte Outu, welches eine Ente bedeutet, das Wert Utka gemacht haben, fo ſieht man wohl, wie weit eine fremde Endung ein Wort auf einmal von feiner urſpruͤngli⸗ chen Geſtalt entfernet. Was fuͤr Sanftes in dem Stammworte! was fuͤr Rauhes in dem Abgeleiteten! Die Verheurathung eines Ruſſen mit einer Spanierinn würde fein fo ſelt ſam ungleiches Kind hervorbringen. Wie die Kamtſchadalen einen vuffie ſchen Priefter Bogbög nennen, weil er das Wort Bog oftmals wiererholer, eben fo nannten die Cofafen ein Volk, weiches oft dag Worr Korg, ein Rennthier, ausfprach, Aorjäken, " Es war natürlich, diejenige Nation, welche ihren Reichthum und ihre Gluͤckſeligkeit auf ihre Heerden Rennthiere feget, Rennchiervolk zu nennen, Br Die Einwohner in Kamtſchatka baden drey Sprachen, die kamtſchadaliſche, die Charakter der ae und kuriliſche; und eine jede diefer Eprachen bar zwo bis dreh er »* e Kamt ſchadalen reden halb aus dem Halfe, halb mit dem Munde, ‚Ihre Aus Sprachen, „ſprache iſt fangfa — m, beſchwerlich, fer Ind mie verſchiedenen fondetbarem Bewe⸗ gungen des Leibes begleiten A DRAN ri i Die Korſaken reden mit Schwibrigkeit aus dem Halſe, „gteichheum ſchreyend. Die Wörter ihrer Sprache find fang, und bie Syllben Furz. , Ihre Worte fangen fich beſtaͤndig mit zweenen Lautbuchſtaben an, und endigen ſich auch damit; wie man Mm Uemkai, ein jüngesungezäßttites Nennrhien, feht. „Die „Kurilen ſprechen langfam, Auf eine deueliche, freyeiand' angenehme Art. DieWir- ater ihter Sprache find fanft, und es kommen niche’gar zu häufige Mitlauter oder . »Selbfilauter zuſammen. Der Verfaſſer diefer Beobachtungen füger noch. Verhaͤlt⸗ Affe unser ven Sitten und Sprachen diefer wilden Mationen Hinzu, Allein, dieſe rhäleniffe find nicht bemerket genug, noch umfändlich genug angegeben, als daß N babey aufpalten Eönnte, , Wir wollen andern fonderbaren amd wichtigern obacheungen wegen der Sprache folgen. Man wird fie von Dingen entftehen und ' faſt alles Yon der Ratur und nicht von willkuͤhrlichen Berabredungen hernehmen ſehen. iefe Voͤlker haben verſchiedene Arten, das Jahr ein ‚st teilen, und die Moi Hate zu benennen, Einige theilen das Sonnenjahr in zwey Fahre, welche der Winter Algen, Beifebefchr, XX Band. Aaa und ’ ENG, Einwohner in Bam: tihatkar ud Namen, welche die Kamtichas dalen den Mo⸗ Boten geben, , * A 70. Geſchichte von Kamtſchatka. und Sommer find, Der eine faͤngt im Windmonate und der andere im Maye ar. Einige teilen das Jahr in vier Jahreszeiten, deren Anfang und Ende aber man nod) niche beſtimmet hat. Indeſſen Haben fie doch eine Are, die Jahre zu zählen, naͤmlich durch die Anzahl der Goͤtzen, welche fie Chantai nennen. Es find kleine hölzerne Fi- guren, in Öeitale der Sirenen geſchnitten. Wenn fie eine Jurte gebauet haben, fo - fegen fie eine von biefen Figuren neben dem Heerde. - Alle Fahre bey ihrem Reini— gungsfefte machen fie eine neue, welche fie neben den alten fegen. So viele Bögen: nun, fo viele Jahre feit Erbauung der Jurte. — Ueberhaupt, ſaget Herr Steller, richtet der Lauf des Mondes die Dauer eines jeden Jahres ein; und der Zwiſchenraum zwiſchen dem einen bis zum andern ſetzet die Anzahl der Monate feſt. Indeſſen fager man doch anderswo, ihr Jahr fey von zehn Monaten, deren einige länger, andere Fürzer find; weil fie in ihrer Abrheitung dieſer Monate keine Acht auf den Lauf der Geftirne, fondern auf die Beſchaffenheit ihrer Ar- beiten haben, Steller faget noch, „fie nehmen zum Grunde der Eintheilung des „Jahres die Wirkungen der Natur auf Erden., Es ſcheint, daß diefes beydes fie auch) bey Benennung der zehn Monate leite, welche ihr Jahr ausmachen, Sie nen nen den Monat der großen Kaͤlte, den Mond, der die Aexte bricht; die heißefte Zeit, den Mond der langen Tage, weil fie ohne Zweifel von diefem Umftande des Sommers mehr gerühret, als von feiner Hige befeywerer werden. In einer Gegend von Kamtſchatka hat man den rothen Fiſchmond, den weiffen Fiſchmond; weil in diefen Monaten ſolche Fifche aus den Flüffen wieder zurückehren, und einen veis en Fifchfang geben. In einer andern Gegend hat man den Seehundmond, den Hausrennthiermond, den wilden Rennthiermond, Die find die Monate, wor innen dieſe Thiere ihre Jungen bringen. Außerdem heiße der May Tava- Roatfch, . Rallenmond. Lava ift der Namen des Vogels, den die Narurfündiger Kalle nen. . nenz und Koatſch, welches den Mond und die Sonne bedeuter, iſt das allgemeine Kramer, die fie den Binden sehn. . Wort der Monate. Unfer Brachmenar heiße alfo Rus. Koatſch, der Kufufsmond; der Weinmonat Pifiss Koatſch, Kibitzmond; der April Maſgal⸗Koatſch, Badı- ſtelzenmond. Die meiften bezeichnen unfern Herbfimonat durch einen Namen, wel: cher das Abfallen der Blätter bedeutet. Faſt alle'haben den Monat der Fehlerrei. nigung, Dieß iſt der einzige, welchen der Aberglauben benennet hat. Die füdlichen Kamtſchadalen nennen den Jänner Siſa⸗ Roatich, d. i, rübre mich nıcht am, Sie fehöpfen alsdann aus Furcht, fie möchten ſich die Sippen erfrieren, wenn fie aus dem Fluſſe tränfen, das Waffer in Widderhörner oder Gefäße von Baumrinden. Uebrigens Fennen fie die Wochen nicht, und haben Feine Namen, die Tage zuun. terſcheiden oder zu zählen. Die außerordentlichen Begebenheiten dienen ihnen zu ; Denfzeiten, etwas darnach zu beſtimmen. Cie haben weder Schriftzüge nod) hiero— glyphiſche Figuren, Alte ihre Keuntniſſe werden durch eine muͤndliche Sage forrge- pflanzet, die ſtets viel verbächtiger ift, als Denkmaale el" Die Kamtſchadalen gegen Norden über Kamtſchatka nennen den Oſtwind Run, cuſchkt, das ift, Seewind; den Weſtwind Eemſchkt, Sandwind; den Mordwind Tinguiltſchkt, d. i. Falter Wind; den Suͤdweſt Guingut Eemſchkt, d. i. Wei bermwitterung, weil bey diefem Negenmwinde der Himmel wie ein Weib meiner, Die Kamtſchadalen bezeichnen alfo, wie alle urfprüngliche Völker, die Sachen nur durd) F * die 7 * IV Bud. WV Capitel. 371 ſcheidung der Winde bemerken fie ihre Hauptwirkungen, und verbinden mit einem je⸗ in die Berhäftniffe, die ſie mit ihnen oder auch bloß unter ſich felbft haben. Zur Unter Einwohner den den Begriff der Empfindung, weiche fie erfahren, oder des zufälligen Umſtandes, tſhatka . rühree, Wenn man bie Entſtehung aller erften Namen einer " welcher fie am meiften heben nefprühglichen Sprache auffuchete, fo wuͤrde man ſtets finden, daß es die Natur. er ‚nicht der ungefähre Zufall ift, welcher die Menſchen bey ber Bildung der Wörter geleitet dat, Die nordlichen KRorjäken nennen den Wind RitrifchE, und die Ein he der Infel Karag Giſchchſchatſchgan. Man wird indem Baue diefer Syll en einen Vorfag gewahr, dem Geräufche der Winde nad) zu ahmen. Wenn diefe . Völker die Stellung der Winde Haben bezeichnen wollen, fo haben fie die Silbe, wel» che das Geräufch des Windes am beften ausdrückere, zu dem vorftellenden Worte hin⸗ su geſetzet, welches feine Stellung bemerkete. Dieß ift der Gang des menfchlichen Geiſtes bey der Bildung der Sprachen. Es iſt leicht, einen neuen Beweis davon in folgendem Wörterverzeichniffe zu finden, | | \ Woͤrterverzeichniß der Sprache in Kamtſchatka und den kuriliſchen Sinfeln, Mundarten \ Mundarten Mundarten. der Kamtſchadalen— der Korjafen. der Kurilen, Gott, , But, Rurkai, Kutcha. Angan, Rooikiniachu. Kamui. Teufel, Bana, Tfana. Kalaiaitketiga, Ochtkana, Nimſit. Un Kamui. Be — — A en Jiagan, Chain, — * Viß· Kule utſche, Latſch. Tütiku, Kuͤleai alch. Tſchuppu. Der Mond. Guingan Burlerfch, Rostfih, Lagil⸗ er ” 2 ie sn. Geiligen, Tſchuppu. SR Seen, Kjengin, Aſchangit, Agajin. geliapiefihan, Ejenitſch. he Die Radıe. Faaje, Bufgel; Rulcalle. Salui Teluchtat. ....C, Div Wolter. — Kultua, Kumku, VNikinik, Dikuil, Tenkiti | Sirkunne. Dir Regen, Tichuchein, Uifches, Miija. Giugai, Cherfhaan, Schamkajon. Uurar. Der Schnee, Rorel Nihuf, Tſchahtſchu. Bumuchatu⸗ Mtſchkutſch. Sirugen. Der Donner. 234 Bolaal. Balatig, Paugulkiſcha. Upach. Die Erde, Sana, Bichichigine, Rügale, Butigllaati. | Um. Gebirge. — femt. Yauteletan, Dilchinm, Vutiniut. Boran. Das Hol Une, Ba Kain en Miſchankofi. — Der Baum. Ua ._ j tukan, Agu in. ‚til; —* Das Feuer, Sr Nu. Uerepel, Zgufi Janturaſni. t 69, Panguürfch, Miligen, Bilgimiltſch, Milchanul. Api. Der Rauch. ——— Agarang ah, Igat⸗ ſcheg “a ale p Pr M » at Wafler: Yen, Fir ; 2 : — — Tgatka. —— En Der, — — 4 . Ankan, Zjegu, Ninvigen. Menike, Der Sy, Bis, Ride U Kulchona. Gittigin, Bel, Girl). ‚To. : ; 2 : — Ueem. E., —J ud, Buijime, Baſchemt, Simijimtſch. Geicihaam. — — Bee Der M Rual, Uvatſchn, Ua, Gungun. t Poina. Der th, Kroſchſchuga, Uſchkamja. Uimtagula, Kelgola. 0 Mm Der Karıtlı Keugiſch, Elku, Bamjen. Chuigkutſch, Inchelnchiiſch. Bakain. Dar str, Fpip, Aparich, Ihe Einpis, Ep, Papa, =, Mitch. be, _ Paasfehuefiäy, Pesiefchieich) Nana⸗ Ä | £ Mer Erbe Kaiakapil, Kogamnachankatſch. Pumpn. Haan Be K 372 inwohner it Kam⸗ ijch artka. ——— Die Frau. Si: Mutter. 2 Die Tochter: 3* Kopf. ie Augen. Die Ohren. Die Naſe. Die Lippen, ar Mund, * Die Zunge, > 2 Die Baden, j Die glieder bey dem Manıe, Die bey der. grau, u, Dir Beine. Jurte, oder Ey Geſchichte von Kamtſchatka. Mundarten Mundarten der Kamtſchadalen,. der Korjaͤken. — — Nghingitſch Anguan, Aalgatſch, Latkſchcha. —— Neguen, Nifnichſch. geil, Ile, Elli. Scham⸗ — Tſchiſcha, Ktchin. Eled, Nannin, Lella. „ud, Jgniad, Illa "Beiako, Kaiki, Kaiakan. Schakſchi, Riffe, Beſchcha. Telun, Tochidda, Tſchauna. Dit ſchil, Etſchella. Yen, Vasd, Croaudda. Rallaka. Koipion, Kuppan. Katkhein, Tſchkuada. Igavakig, Enkutn Zenit, Boltſch, —— Euifa. 9J Viliugi, Siufe WEnigittam, Eiku. uamilkalugen, Kumoon. Iriingen, Schakſcha. Siigel, Kakſcha. Walkalti, Elpu, — Alka. * Dennen, Hate. Sitkat, Chtkafe. Wohnung un⸗ ter der Erder Kiſt, Riſchit. Jeininge,. Schiſchtiu. | 2 Ein Bogen Itcher, — 5 Tchaſtchu. Ein BEN Bag, Rache, Ralch. Ein Kahn. Taschen, Tachtim, Tatchtoma. — Schlitten. Schiſchken, Caaſchan, Schchlick. Igit, Icht Mabkim, Marma. Attwut, Kotchim. Zeh: Schiſchid, Satchi. Aal ‚rt. Koaſchu, Kunaſchua. J Sin Mefier, A Ylala, Walswat. Das Eifen. Pilgunten, Walatſch. Die Muͤtze. Salalutſch, ——— Pente, Salaliutſch, Kellam. = Sorin j Kosbege, Tangat, Raptehatſch· Manigitſcham, Kuklianka. ee . hung, Tſchilken, Sianun, Schtur. plakn. Weiß Silkalo, Attich, Arcchala. - Kilgakin. Schwarz. Dreln, Tiggan, Ktgala. -Honkin, Lijaelung, Lwulklek. Roth. Tfeharfchel, Tſchean. Nitſchitſchabin, Liſchamff. * Gruͤn. Dulfaralle, Nuchuzannir. Aplelia/ Noluteliac/ I iſchitſchi. Groß. Tolle, Chitſchin / Pelisge, Weneiankin ; Auheilun, Luka⸗ Klein. Dineln, Tſchungnibng Nianikula. — Kuamkaln.. Hd. Daſcheln, Knuñ, Ringier — Niulakin, Lichno⸗ an * Nomla, Kikang, Umela. Nomkin, Nemling. Kalt. Dibeilu, Sakkeing, Lkelaga. VNakaialgakin, VNitſchakkin. Zorn Kiriin, Kitſchikin, Kijann Viele, Ye, Viſigla. 5 Lebendig. Kijunilin, Asfowar Karolin, Rukiulaattu, a Ya is > Ein —— Tſchaſchtaͤ. Jaiun. Ein Zobel. Bimchim. Kittigim. Ein ar Diit ſchitſch. Smistefchat, Ein wWol Kitaiu. Egilungun. Ein Bir. voeſcha. Kainga, Ein Vielfraß. Timmi. Chaeppei. en Rennthier. —— Zugeki, * N Eiu nn — Hilus. I FE i Ein — ee; j Ein See Fo Zalage- Mundarten der Kurilen Aapu. BKypommatſchi. Achu. VNutkichu. Tſchi. Tſchit. Kema. Tſche. Ku. Akki. Xſchip ©. Schkeni Ukar. Epira. KRaani. Kontſchi. Ur Kir. Retanoo. Ekuroko. Uratilkiwa. Teuninug. Porogo. Moiogo. Triiwa. Kimutpe Tannerum. Dieſe Thiere ‚m ind in dieſen \ Infeln unbe: kannt. Betatkor. Rakku. Eine Buch. IV Eapitel — — * — — Mundarten Mundarten Mundarten — 22 4 2 der Kamtſchadalen. ber Korjäfen der Kurilen. a Eine Seekatze. Tatliach. alat ſcha. Onnep — Seelowe. Siut. ai a Etaſpe. ir Ader. Sigtſch. Tilmiti. Surgur. —— —— | Ein Rebhuhn. Eiuchtſchitſet new, Niepne. Auerhahn. —— * Kinatu. ; ie Kıäde, Rate. Tſchautſchawawaln⸗Uelle. paskur. m Dabe. Rauguirak. Yıimella »Uele, —E ne. Eifter: Uaritſchitſch. Nikittigin. Kakub. Eine Schwalbe Rainkefchiefch., > Rawalingek, Auiafana, ine Lerche. Tſchelaalai. Seatſcheier. Kikintſchir. Ein Kuckuck. Bonturfhirfh- Raituf, Battof, Ein &chneppe. Saatulurfch Tſcheieia. Petoroi. oppelbaum. Tchiſchin. —— —— ke. IJechu. —ugu Bde, iumtſch. — Eine Ele, Gil. Rn... us. 3 ersbrerbaum Reim, —— ‚Botfimen. 'tine Eoder, zum, oT Kar Patfepent. acholderbeer. Kakain. Valvakitſcha. Paſchruratſch⸗ kumamai. Een. Balolk, Tfehichifch : Ri Mevunik, Kotua Ikama. Trinken. Bigilik, Tikuckhuſchk. Migutſchik, Kniki. Kpekreigiua. Schlafen. Tiefchkajit, Tungukulaſchk. Miralkatik, Bunguiaku. Kmoronrov. Reden. ‚ Bajinuchichtajit, Bgeduchtſch. Beamigumuges, Dankulk, Rirokrofiva. Lachen, Tijufchit, Tachinkafcht. 5 ; Meinen, Tingejit, Tunujchif, Zinſchtch. Diefe wenigen Wörter find Hinfänglih, den Philolsgen ober philoſophiſchen Betrachtungen Sprachgelehrren Materie zu Unterfuchungen zu geben, Man fiehe aufden erſten An- —— ar daß die Sprache der Kurilen die urfprünglichfte unter den dreyen it, Die man ;eichniß. * — geſtellet hat. Ihre einſyllbigen Wörter bezeichnen, ſo zu fagen, die er— eg > —* efähreye der Natur, oder die erſten Äccente der menfchlichen Stimme, welde he Space, urch einfache Aceente die Articulirung verfücher, und das Vorſpiel von ihr. machet. Saft alle Woͤrter diefer Sprache find hellflingend, Viele fangen mit einem faurbuch- - Haben — endigen auch damit. Einige Haben einen fehe bedeutenden Urſprung. Nichts — ne dem Geraͤuſche des Donners gleicher, als die Syllbe Um. Nichts iſt nachdruͤck icher, einen Vater zu bezeichnen, als das Wort Mitſchi, welches den Weg oder das Werkzeug zur Vaterſchaft zeige. Die Kurilen nennen ein Kind Pumpu, wie es die Franzoſen Aozpon oder wir Puppchen nennen; und feine Mutter mit einen auf das Kind ſich beziehenden Namen Aapu. Sie nennen einen Bogen An, wie ihn die Engländer Bow nennen... ‚Einen Kahn heißen fie Tſchip, welches mit dem alndifihen Saip oder Plattheutſchen Schip, ein Schiff, ſehr uͤbereinkoͤmmt. Wels es auch der Urſprung die ſer Wirter feyn mag, fo fheint doch die kuriliſche Sprache Für ſih affein zu ſeyn, wie das Volk, welches fie reder. Sie fiheine nach ihren Endi- — und ihrer Bildung mehr Verwandtſchaft mit den meiſten wilden Sprachen in ordlichen America zu Haben, als mit den barbariſchen Sprachen auf dem feften von Sibirien und der Tatarey. Sollte es nur eine Wirkung der eitefn Neu⸗ j Aaaz3 gierde Lande * \ 34° Gefbidhte won Kamefhatk Einwohner Fierde feyn, wenn man die Aehnlichkeit aller Sprachen der wilden: Inſulaner unterſu⸗ in Bam chet, um zu erfahren, ob die Natur fie den Menfchen ohne Benftand ihres Nachden⸗ fake. Feng vorgefager hatz wie fie die Benennungen einerley Sachen verändert hat; mir Anzufteliende einem Worte, was die Himmelsgegend, der Boden, das Meer; und das, was bie — Erde hervor bringe, für Einfluß in.den Bau diefer Sprachen gehabt haben? Je vürf- —— der tiger, eingeſchraͤnkter, einſyllbiger fie feyn werden, deſto leichter wird es fepn, fie zu wien Inſu⸗ vergleichen, Man muß unter ihnen eben die Aehnlichfeiten und eben die Unterfchiede laner. finden, welche man bey denen Voͤlkern, die fie reden, und bey denen Sachen, die fie vorftellen, finden wird, Beolachtun⸗ Was die Sprachen oder Mundarten in Kamtfchatfa anbetrifft, fo haben fie viel ‚gen —— Aehnlichkeit, entweder unter ſich oder mit denen auf dem feſten Sande, woran dieſe ——— Halbinſel haͤngt. Die Natur ſcheint aber die Erfinder der Woͤrter, welche fie qusma⸗ en, oft durch die Aehnlichkeit geführer zu haben. Die Wörter Buijſimt und Zie mijimtfeb, welhe Sand bedeuten, find auf gleihe Arc aus den Wörtern Schemt oder Zemt, Erde, und den Woͤrtern Aſam und Ji, Waſſer, zuſammen geſetzet, als wenn der Sand nur eine von Waſſer bedeckete oder gebadete Erde wäre, Die Woͤr⸗ ter ud, Ooda, welche Holz bedeuten, - Fommen fihtbartich von den Wörtern Ua, ©o, Uu ber, welche ein Baum heißen, Und iſt von Ua zufammen gefeßer, wie ein Holz aus Bäumen beſteht. Vieleicht find alle diefe Wörter. nur eine Nachahmung des Geraͤuſches, welches die vom Winde bewegten Baͤume machen, * „„ehnlichteit Wenn diefe Muthmaßung gemaget ift; ſollte es denn wohl eben fo verwegen ſeyn, ek zu glauben," daß dasenglifche Wort Oak, eine Eiche, "einige AehalichFeit mie dem Fam» er mit engl tſchadaliſchen Worte Ma bat? Woher haben aber diefe beyden fo weit von einander ſchen. entfernten Nationen Woͤrter genommen, die ihnen gemein ſind? Sollten die Sachſen wohl, weiche Britannien eroberten, urfprünglich tatariſche oder fibirifche Wörter da: hin gebracht Haben? Sollte wohl einerfey Wort, ohne Verpflanzung, wie einerlen Baum, in einzeln Tiegenden Infeln oder Sändern geboren feyn? Hat das Geraͤuſch des Windes durch die Blätter einerley Klang den Brirten und Kamtfihadalen eingegeben, die bepnahe unter einerley Breite liegen, aber durch hundert und fünfzig Grabe der Laͤnge von einander abgeſondert find? Haben die Wörter Mel und Hill, wovon dag . erſte Famefchadalifih, das andere engliſch ift, melde einen Hügel bedeuten, einen ges / meinfchaftlichen Lefprung in einer erften Sprache ? Rommen fie unmitselbar von der 3 Matur, welche unter einem faſt gleichen Dinmelsftriche zweyen gleich wilden Voͤlkern einerley Zeichen einerley Gegenftandes follte vorgeſaget haben? Die Aehnlichkeit gehe bier nur tappend, und die Kunft der Wortforfchungen iſt viel zu ungewiß, als daß fie nicht Mistrauen und Behurfämfeic einflößen follte, Sch fage es noch) einmal, man muß viele Wörterverzeichniffe mir einander vergleichen, ehe man Schlüffe und Solgen | daraus ziehen kann, welche zu alfgemeinen Grundfägen führen. 2 J— Urſache der Wie indeſſen die Natur aͤhniche oder gleichartige Weſen nach einerley Muſter ag wege gemad)t hat, fo bat fie vieleicht auch die urfprünglichen Wörter, welche fie vorftellen, neriey Gegens nad) einerfey Seiften gebildet. Die meiften großen Gegenftände, welche allen Sändern ſtandes. gemein find, erregen überall eine herrſchende Empfindung. Da aber diefe Empfin- dung nicht ſtets Die einzige ift, jo mußte auch die Art, diefe Gegenftände durch das Wort vor zu ſtellen, nicht überall einerlen ſeyn. Es wird alſo dieſer oder jener Menſch, i4 * diefes Fragen über — Urſache. IV Bud, VCapitel. | 375 dieſes oder jenes Wolf die Eiche nach ihrer Größe, ein anderes nad) ihrer Frucht, die: — — ſes nach ihrer Rinde und jenes nach ihrem vornehmſten Gebrauche vorgeſtellet haben; —— unter dem heiſſen Erdguͤrtel wird es nach der Kühle geſchehen ſeyn, welche der Schat⸗ —— ten ihres Laubes giebt; in Norden nach ver Wärme, welche ihre in das Feuer gewor⸗ : fenen Zweige mitcheifen, — Eine Anzeige von der Neigung des Menſchen aber, der Stimme der Natur bey der Bildung der Wörter nach zu ahmen, ift die Uebereinſtimmung der meiſten Spra⸗— chen, gemifie Bögel, durch die Wiederholung ihres Geſanges vor zu flellen. Das kamtſchadaliſche Wort BRoakutſchitſch, das Forjäfifhe Katkuk, und das kuriliſche akok erinnern das Ihr an den Kuf des Kuckucks, fo wie das franzöfifche Concon; und das lateinifihe Cuculus. Die Kamtſchadalen zeigen einen-Schlitten durch den Schall des Geraͤuſches an, den er auf dem Schnee mader. Die Wörter Schifchid und Schchliſchk erinnern an diefes Fuhrwerk, welches dahin glitſchet, fo wie das for- jafifhe Gatſchi und das franzöfifche Gachis. Sind das nicht aber zu viel, vieleicht Bnnůuͤtze oder falfche Betrachtungen über eine Materie, welche die größte Schlauigfeit — * erfordert? Iſt es erlaubet, die Ungeduld ſo vieler Neugierigen, welche die Reiſen ſo du ſagen im Laufe leſen, fo wie fie gethan worden, bey Wörtern alfe auf zu halten ® Bir wollen den legten Blick auf Kamtſchatka werfen. ; # eV ER Merfwirdige befondere Umſtaͤnde von Kamtſchatka. Ebbe und Fluth bey Kamtſchatka. Jagd der ſtahl bey den Kamtſchadalen zurückgehalten Gemſen durch den Vielfras. Baͤrenjagd. Art wird, Kandel mit Biberfellen. ; von Meeraffen. Wie der Mord md Dieb 3 _ e iR einer jeden Geſchichte Dinge giebt, die dem Sammler entwiſchen oder Ihe in die allgemeinen Abrheitungen der Materien kommen koͤnnen, welche fir J. — fo iſt es erlauber, fie am Ende des. Werkes zu fanmlen Der gleichen Trümmern find miche fiecg in einer Sammlung am wenigften (hägbar, noch ohne Reizung für einen Sefer, welcher mit Vergnügen: wieder in ein Land koͤmmt, wo⸗ don er fchon bie Karte und das Gemalde Eennet. | HE Ba — raſcheninnik ow Hat ſonderbare Anmerkungen wegen der Ebbe und Fluth — ne Meeren bey Kamtſchatka gemacht Kenn es wahr ift, faget er, daß die Ebbe Kamsihaste- — in. den meiſten Meeren gleich iſt, und ſteis in eben denfelben Stunden wies men: fo wird Daraus folgen, daß die Meere bey Kamtfchatfa nur dem mweilfen fe eere geich find, wo man In vier und zwanzig Stunden. eine große und eine kleine N in Kamefhadalen nennen dieſe Ießtere manicha. Die große Fluth veraͤn⸗ wechfelsweiſe in eine kleine, und bie kleine in eine große. ” Der: 3726 Geſchichte von Kaumtſchatea. . Kinwohrer Der Verfaffer beobachtet anfänglich, „daß das Meerwaſſer, welches zur Zeit der. in Bow: „Fluth in Die Bayen der Mündungen der Fluͤſſe tritt, bey der Ebbe nicht ſtets ganz Band, „wieder hnausgeht, fondern bloß nad) dem Alter des Mondes. Aus diefer Ur ache „bleiben dieſe Bayen zuweilen zur Zeit der: Ebbe trocken, und nur das Waffer des „Fluſſes bleibe in feinem natürlichen Bette, an ſtatt daß es zu andern Zeiten feine. „Mfer überfchwenmet., i u Zur Zeit des Boll: und Neumondes dauret die Fluch ungefähr acht Stunden, und ſteigt bis auf acht Fuß. „Darauf fängt die Ebbe an, deren Dauer etwan ſechs „Stunden ift, und vas Waffer des Meeres finft ungefähr drey Fuß, Mad) dieſem „koͤmmt die Fluth wieder, welche beynahe drey Stunden dauret, in welchen das Waf- „fer nicht völlig einen Fuß hoch fteige, Endlich fälle das Waſſer und.alles Serwafler „geht zuräc und läßt das Ufer trocken. Diefe Abnahme dauret ungefähr firben Stun: denn. Dieh find die Abwe elurgen der Ebbe und Fluth drey Tage lang nach dem en fo verhaͤlt es fich aber wicht, wenn man ſich dem legten Neu und Bol monhe. J Viertheile nahet. Alsdann nehmen die großen Fluthen ab und die kleinen zu, bis fie ſich in eine hohe. Fluth verändern, Diefe Veränderung der einen Fluth in Die andere gefchiehe viermal in einem Monate, Wenn die Fluch anfängt, fo höref man, auch bey ſtillem Werter, ein gräufiches Geraͤuſch in der Mündung der Fluͤfſe, und man ſieht große Wogen fih erheben, die - an einander ftoßen, ſchaͤumen und in Fleinen Regen zeripringen, Dieſer Kampf bes Waſſers aus dem Fluffe mit dem aus dem Meere dauret ſo lange, bis Diefes die Ober» - | hand behält, und die Stille wieder herftellet.. Es fiheint, daß die Schnelle der füffe die Heftigfeit der Fluth aus bem Meere verftärke, Wenn die Ebbe anfängt, fo geht aud) der Kampf wieder an, als wenn das Meer durch eine zwente Fluch der Bewegung der Ebbe widerfiinde, Muß man dieſe Erfeheinungen der Lage der See— kuͤſten zufchreiben; oder iſt das, was wir hier als etwas fonderbares anzeigen, nur eine beftändige Ordnung, welcher das Meer überall folger, wa es tüffe finde? Sind diefe Bewegungen in dem peuſchiniſchen Meere eben fo, als an der oſtlichen Küfte von F Kamtſchatka? Das fager der Verfaffer nicht, und gs würde doch vielcicht von Wich⸗ tigkeit feyn, e8 zu wiffen, — FT Er. Bir wollen noch) dasjenige nachſtoppeln und, aus der gelehrten Zeitung nehmen‘), .. was deren Verfaffer aus der Gefchichte von Kamtſchatka gehofer haben; Diejenigen, welche die Hiftorie der Neifen Tefen, werden Dabey gewinnen, wenn fie die helfen _ Begriffe und Die reine und durchſichtige Schreibare diefer beyden Schriftfteller darin 0 Mean fühle, 7. ; - — ——— „Die Bielfraße, fagen ‘fie, bedienen fih eines fehr fonderbaren Mittels, die fen „Gemſen zu tödten, „ Sie Elertern auf einen Baum und nehmen ein wenig von dem „Mooße mit, welches die Gemfen am liebſten freſſen. Wenn ein Gems bey dem „Baume vorbengeht, fo läßt der Bielfraß fein Mooß falten. Haͤlt fih nun der Gems dabey auf, es zu freflen, fo fpringe ihm der Vielfraß auf den Rüden, Flammere ſich „feſt zwiſchen feine Hörner ein, reißt ihm die Augen aus und verurſachet ihm fo hef⸗ „tige Schmerzen, daß diefes ungluͤckliche Thier, entweher feinen Marterı ein Ende — Pre 3) Gazette keteraire de P’Encope, Tom. I. p. 48%... = 5 5 | | IV Budh.: V.Capitel, — Nzu machen, ober ſich bon feinem grauſamen Feinde zu befrehen, ben Kopf fo lange wi- Ein wohner „der die Bäume ſtoͤßt, big er ohne Leben niederfaͤllt. Alsdann zertheilet der Vielfraß in Kam⸗ ſein Fleiſch in Stuͤcke, welche er in die Erde verbirgt, fich folche zu verwahren. Der ! Vielfraß toͤdtet die Pferde auf eben die Art an dem Fluffe Sena. Man kann diefes »Thier leicht zahm machen, und es viele Kuͤnſte Iehven.„ - Allein, ob es gleich als- dann vielweniger frißt, als in feinem natürlichen Zuftande der Freyheit, wie alle Haus. thiere, ſo koſtet es doch gar zu viel zu ernaͤhren, wenn es wahr iſt, was Herr Klein ſaget ), daß in Dresden eins täglich dreyzehn Pfund Fleiſch gefreffen, und doc) immer hungerig geblieben ſey. ſchatka. — Das kuͤhnfte Mittel, die Bären auf der Jagd zu fangen, iſt dasjenige, welches Baͤrenjagb. eben die Schriftſteller beſchrieben haben, „ „Ein Menſch, fagen fie, nimmt in feine . unlinfe Hand ein Meffer, und in feine rechte ein an beyden Enden fcharfes Seiler, tel. nes an einen Strick gebunden ift,_den er um feinen Arm wickelt. So geht er auf ‚einen Bären zu, welcher fih, wie gewöhnlich, auf feine Hinterpfoten aufrichtee, und ı »den Jaͤger mit offenem Rachen angreift. Diefer ſtecket mir fo vieler Geſchicklichkeit „»als Herzhaftigfeit feine Hand in den Nachen des Bäres, und ſetzet darinnen das „Stilet gerade aufgerichter, auf folche Art, daß diefes Thier nicht allein feinen Ra⸗ »chen nicht wieder zumachen kann, ſondern auch durch die grauſamen Schmerzen, die ⸗eEs empfindt, gezwungen iſt, dem Jaͤger ohne Widerſtand allenthalben zu folgen, wo⸗ hin er es wird führen woilen. 5 Wegen der Phocas oder Seehunde, der Fiſchottern, der Seefasen und Seeloͤ⸗ ben, wegen der Verliebungen, der Kämpfe und der Sitten aller diefer zweylebiger Thiere, machen die angeführten Sournaliften eine ſehr philofoppifche Betrachtung. » Wenn man, fagen fie, diefen fabelhaften oder fehr übereriebenen Erzählungen glau— vbet, ſo urtheilet man ohne Zweifel nach denen Thieren davon, die um uns herum le— den Man nimmt nicht wahr, daß dieſe Thiere unter das Joch gebracht, gezwungen Oder ausgeartet find. no vi die Furcht oder das Bedürfniß zerftreuet find, „fo iſt Die Stärfe ihrer Kräfte nur auf die Sorgfalt, ſich ihren Unterhalt zu verfchaffen, „ihre Gattung zu erhalten und fi) vor den Nachftellungen der Menſchen in Acht zu „nehmen, eingefchränfer, In den wuͤſten und unbewohnten Dertern entdecken und era mtveitern die Thiere ihre Kräfte; fie Eommen zu einander, fie vereinigen ſich, ſie er— „richten unfer einander eine Are von Policey. + Die Zufammengefelfung machet alle nfinnliche und beſeelete Weſen volfgmmen.. Was für ein elendes. Thier würde der »Menfi) felbft fen, wenn er gezwungen wäre, in Wälpern, einfam und ohne Gemein. »fhafe mit andern feiner Gattung zu (eben! Es finden ſich um ung herum nur die In⸗ nfecten, welche in Geſellſchaft teben, weil ipre Kleinheit fie der Tyranney des Men hen entzieht. Ob man gleich ihre Bewegungen und ihre Sitten nur fehr unvoll« »fommen beobachten kann, fo bemerket man indeffen ‚doch mehr. Verftand, Folge und »Dtdnung haben, als bey folchen Arten von Thieren, deren Gliederbau viel vollfom- mener u ſeyn fheint,n FE SEA NEN Zen. ® 3 a ER —— Dieſe DI Iac, Theod. Kleine natürliche Ordnung und vermehrte Hiſtorie der vierfüh,-Thiere, 80 S. Allgem.Reifebefchr, XX Band, Bbb 378 Geſchichte von. Kamtſchatka. Einwohner Diefe Vernunftſchlͤſſe werden durch das Beyſpiel und die Spiele eines Seethie⸗ im Kams res beftätiget, welches die Seindfeligkeiten des Renſchen noch nicht erfahren harte, tſchatka md Sich ein Vergnügen zu machen fhien, ihm zu folgen. Diefes Thier, welches Herr Steller an den americanifihen Küften gefehen har, „ift ungefähr fünf Fuß lang. Sein „seib, der gegen den Kopf zu viel größer ift, ziehe ſich gen hinten zu zufammen und iſt „mit einem fehr dicken Haare bedecket, welches auf dem Ruͤcken grau und unter dem „Bauche roth ift, Es Hat einen Kopf, der dem Kopfe eines Hundes ziemlich gleicht, „mit großen Augen, fpisigen und aufgerichteten Ohren, und einer Arc von Barte um „die Lippen. Herr Steller wunderte fich fehr, daß er Feine Pfoten an ihm ſah, wie at „an andern Seethieren, * 7 Art von Meer; „Dieſe Befchreibung koͤmmt derjenigen ziemlich gleich, welche Geßner von eis affe. „nem Thiere gegeben bat, weiches er Meeraffe nennet; weichen Namen dieſer Fiſch „nicht fo wohl wegen feiner Geſtalt, als vielmehr wegen feiner Behendigkeit, und „werin man ſich diefes Ausdruckes bedienen darf, wegen feiner Manieren verdienen „kann. Er ſchwamm viele Stunden lang um das Schiff herum, und ſah bald die eine „Sache, bald die andere mit einem Wefen voller Werwunderung an. Er hob ſich „uͤber das Drittel ſeines Leibes, ſo gerade wie ein Menſch, zuweilen wohl eine halbe „Stunde lang, über das Waſſer. Er gieng darauf unter das Schiff, um ſich an der 5 „andern Seite in eben ber Stellung wieder zu zeigen; und wieberholere diefes wohl „dreyzigmal hinter einander. Zu andern Zeiten erfchien er mie einer Art von Kraute „In dem Munde, welches er eins um das andere wegwarf und wiedernahm, wobey er „ſich auf taufenderley Arc luſtig machete, „ 7 Glücklich ift diefes Thier, wenn fein Fleiſch und feine Haut zu nichts taugen! | nn fo lange es in ſolchen Meeren leben wird, Die von Europäern nicht fehr beſu⸗ ee werden. : | 2 Wie die Kam⸗ Nach den Sitten dieſer Thiere kann man wieder auf der Menſchen ihre kommen. a Die Ramtfhadalen Haben einige vernünftige und ehörichte, den Diebſtahl und Mord Diebftahl zu zurück zu halten. „Ob es gleich bey ihnen Feine Gefege giebt, die Beleidigungen zu ruͤckhalten. „rächen, jo giebt es doch angenommene Verträge, welche ftatt derfelben dienen, wie „bey allen Völfern, wo die Geſellſchaft einige Geftale angenommen hat. Wenn ein Kamtſchadal erfchlagen worden, fo fiege es den Anverwandten ob, den Mörder zu „toͤdten. Dieß iſt ſtets bey nicht geſitteten Wölfern der Gebraud) gemefen. Wenn „man-einen Dieb ertappet, fo läßt man ihn, wenn es fein erfter Diebſtahl ift, dasje- „nige wieder herausgeben, was er genommen hat; und man laͤßt ihn einfam leben, „ohne daß man ihm die geringfte Hülfe leifte.. Denjenigen aber, die ſich vielmals dieſes Verbrechens ſchuldig gemacht Haben, verbrennet man die Hände, Wenn man „einen Dieb niche entdecken Fann, fo nimmt man einen Steinbock und verbrenner ihm „die Sehnen in einer öffentlichen Berfammlung mit ‚vielen magifchen Ceremonien. „ Diefe Bölfer zweifeln nicht, daß der Dieb, vermittelft diefer Zauberey niche eben die — „Marter leide, welche man das Thier leiden läßt. Man erkennet gar wohl in diefem ⸗Gebrauche den Grund und Gegenftand des Aberglaubens, der bey feiner Geburt „als ein Zuſatz und eine Ergänzung der Gefeggebung angefeben worden, welcher ge+ » fehicke ift, Durch eingebildere Schrecken denen Verbrechen vor zu beugen, die fich der . » Wachfamfrit des Gejeges entziehen moͤchten., — — — Wir "IV Buch. V Capitel. a ge Wir wollen dieſe Nachlefe, damit wir nichts wichtiges übergehen, duch eine Sinwohner Handfungsfache befhlieffen, welche den Nusen der Entdeckung von Kamtſchatka bes en BER weifen wird. Die Felle der Seebiber find dafelbft von einem fehr betraͤchtl chen Vor⸗ ee, theile für Rußland, Die Kamtfchabalen fönnen mit diefen Haͤuten alles, was ihnen Handel mit noͤthig iſt von den Cofafen Eaufen; ‚und. die Coſaken ſetzen fie gegen andere Waaren Blberfellen. bey den ruſſ iſchen Kaufleuten um, welche bey dem Handel, den fie. damit nad) China treiben, viel gewinnen. Die Zeit der Serbiberjagd ift die günftigfte, den Tribut zu heben. Denn oftmals geben die Ramefihadalen einen Biber, anftatt eines Fuchſes oder Zobels; ob er gleich wenigftens fünfmal mehr gilt. Ein Biber wird für neunzig Rubel verfaufer, . Indeſſen wurde er doch fonft vordem für zehn Rubel zu Jakutzk verkaufet. Man brauchet fie in Rußland nicht. Die mofeowitifchen Kaufleute aber | Faufen von der Handlungsfammer in Sibirien diejenigen, welche man aus KRamefhatfa bringe, Sie ſchicken fie an ihre Faetore aufden chineſiſchen Graͤnzen; und diefer Han: del iſt, ungeachtet der Transportfoften und der Gefahr, welcher fiedie Entfernung von Mofeom bis nad) China ausfeget, von einem fehr großen Vortheile Wenn Rußland Häven, Fahrzeuge, einen Wohnplaß, eine wohleingerichtete Schifffahrt, durch den "bau diefer urbar gemachten Halbinfet, haben wird, fo wird es gerade zu eine Hand⸗ lung mit den chineſiſchen Küften treiben kͤnnen. Es muß fid) aber vorher ſelbſt erſt durch gůte Gefetze einrichten, ſollte es ſie auch von den Chineſern leihen; wie man vor⸗ dem das erobernde Rom ſolche in Griechenland ſuchen ſah. Ohne Geſetzgebung wer⸗ den die ſelaviſchen Ruffen bey ihren Unternehmungen erfiegen; oder wenn fie ihnen ge« fingen, fo werden fie fich in den eroberten Landen feft fegen, entferner von ihrem Va⸗ - Terlande , und gar zu lange Ketten zerreiſſen, Damit fie fich nicht Durch ihre eigene Schwere zerbrechen et | Biba Aus;zug 380 Keifen und Entdeckungen | ¶Ruſſiſche ROHR Entdeckun⸗ gen Yudzua.. way aus den Reifen und Entdeckungen längft den Küften des Eis⸗ meeres und auf dem morgenlandifchen Meere, fo wohl gegen Japon, als gegen America zu, von dem Herrn Müller, Reife im 1648 Jahre; 1650, 1710, 1714, 1723, men. Der Herren de Liffe und Buͤache Mey: Vorgebirge der Tſchuktſchi oder Schelaskoi, nung wird beſtritten. Schifffahrt auf dem Einwohner daſelbſt. Fabel von den Tfehuts; Eismeere unmöglich. Berings Reife ı74n efchi: Senderbarer Gebrauch, Afien und Deſſen Tod. Berings Eyland, — America haͤngen gegen Nordoſt nicht zuſam⸗ FR. ‚ . 14% er Namen des Verfaffers, feine Gelehrſamkeit und der Frieifche Geift, welcher. in feinen Schriften herrfchet, berechtigen einen Gefchichtfehreiber der Reiſen genugſam, fi feiner Arbeit zu bedienen, -ı Man Fann über diefes ſich nicht entbrechen, mehr Licht von denen nordifchen Ländern zu geben, welche in der großen Sammlung, die man bier fortfeßer, befchrieben worden, oder noch zu befchrei« ben übrig find, Sie enthalten zwar ſchon wichtige Nachrichten von diefen. wenig ber Fannten Gegenden *): allein, diefe gar zu zerſtreueten Nachrichten Finnen die Augen. ; - des Leſers nicht feft heften noch ihn in denen Meeren führen, wo man neue $änder fs, I en will. Man muß alfo alles dasjenige, was man gethan und gefaget hat, um zu erfahren, ob fih Europa zween Wege zur Handlung mie der ganzen Wele eröffnen kann, zufanmen bringen, und in einen einzigen Raum faffen. Der Fürzefte Weg ift ohne Zweifel der naͤchſte am Pole, mo die beyden Halbfugeln, welche fih daſelbſt, fo zu fagen, vermenget haben, bie neue Welt mit der alten verbinden, Aſien, welches unter ber Unie entfteht, geht an den Ufern des Eismeeres aus, und foll allein die Ge» meinfchaft unter den Reichthuͤmern und der Armuth der Voͤlker am Nordpole errichten. Die Ruffen, welche fait in der Mitte diefer fo ungleichen Gegenden liegen, haben durch die Ausdehnung ihres Neiches, durch die Meere, womit fie umringer find, durch die Stärfe und Beduͤrfniſſe, die ihnen ein unfruchtbares Sand unter einem rauhen Him⸗ melsftriche giebt, durch man weis nicht was für eine Unruhe, die allen Völkern na: tuͤrlich ift, welche gefittet werden; die Ruſſen, fage ich, haben die Bewegungsgruͤnde und Mittel, die Schlagbäume zu zerbrechen, welche den heiffen Erdgürtel von den aͤußerſten Enden des,Falten Erbgürtels-abfondern, von dem einen zu dem andern durd) _ einen Weg zu geben, welcher bisher dem Fleiße, der Kuͤhnheit der Menfchen verfchtof- fen geweſen. Dieſem Bolfe, welches Sonne und Sand brauche, koͤmmt eg zu, bey« des weit von dem Pole zu fuchen, welchem es gar zu nahe iſt. Es iſt auch unter allen — ſchif⸗ R X i ifen a. d. hundert und ivbeni BE Sn a Ru ang u anne * laͤngſt den Kuͤſten des Eismeeres. 381 ſchiffenden Voͤlkern dasjenige, welches die anhaltendften Werfuche auf Meeren hat ma. Ruflifhe chen koͤnnen, deren Gefäprlichfeiten Trog biethen zu wollen, glüctlicher gelegenen und EEE ' anders regierten Nationen nicht zufömmt. Andere haben ihm diefen Fühnen Anfchlag I - eingeben fönnen: dieß Volk allein aber, welches ohne Zweifel den erfien Nugendavonzie ) — hen wird, muß ihn ausfuͤhren oder mit Beharrlichkeit verſuchen. Es gereichet ganz Europa zum Beſten, wenn man die Eisthore zerforengen Fan, welche der Pol der Handlung ent⸗ gegen ſetzet, daß man fie mie denen eifernen Leibern und eichenen Herzen zerbricht, wel⸗ che der Himmel an den Ufern des baltiſchen Meeres hervorbringt. aſſet uns dieje⸗ nigen Kräfte, die ſich in Norden fammeln und auf unfere Seite zudrüden, weit won ung zuruͤcktreiben; Taffet uns die Damme um diefen reiffenden Strom herum vermeh⸗ ten, welcher groß wird und uns von ferne drohet; oder laſſet uns feinen Lauf und Bat nach) den Wüften zu lenken, welche die Natur feinen Einbrüchen arbeut. * ” Es ift ſchon lange, daß die Völker, die fich von ungefähr, und vieleicht ohne es zu wiffen, unter der Herrſchaft des ruffifchen Hofes befitiden, «auf dem Eismeere ſchif— fen. ° Schon im 1636 Jahre, faget Herr Möller, war man durch den Lena hinein gegangen; und man hafte von der Mündung diefes Fluſſes an vier große Fluͤſſe er» Fanne, welche fich gleichfalls in diefes Meer verlieren, als den Jana, Idigirka ei Alaſeia und Kolyma.Zwolf Jahre darnach gieng man weiter gegen Morgen; und Lu, im 1648 drey ruſſ iſche Schiffe, welche uin das Worgebirge Tſchukotskoi hinum fuhren, gien gen aus dem Eismeere in das morgenlaͤndiſche Meer bis an die Mündung des Oliure an den Küften von Kamtſchatka. * Won da an war man verfichert, daß Afien, wenige =... ens gegen Mordoft, nicht an America ſtieß. Man erfuhr auch noch durch diefe a eife, daß das Eismeer in diefen Gegenden bis auf den fünf und fiebenzigften. Grad der Breite konnte befahren werden. Man erfannte aber bald, wie gefährlich es wäre, j ; Sk Im 1650 Jahre wurde der Cofaf Andrei Goreldi, welcher von Jakutzk zur zu 1650 Jah⸗ din A yo wurde, den legten Auguſt in einiger Entfernung vom Sande, ungefähr Fam und * Aroma bey dem Indigieffa, vom Eife befallen. Das Daumerter ur rieb ihn weiter in die Hope ee. Ein zwehter Froſt hielt fein Schiff auf, und eisen f A mit feinem Schiffvolke auf dem Eife dus und führete feine fSchlitt ie er ei { } Tage gieng, ede er an dan —— die er eingeſchiffet hatte, da er denn vierzehn age. ‚ Ein anderer Cofat, Namens BZuldakow, der in eben dem Jahre, auch auf dem⸗ Lna, ‚abgegangen war, wollte ficy in das Meer begeben, als ihn die Eisſchollen auf. erimal einen Monat lang an der Mündung biefes Fluſſes aufhielten. Etr lief zwey: Mal aus und zweymal wieder ein, da er den Weg eins um bas andere von dem Eife eröffnee und gefchloffen fand, welches der. Wind wechfelsweife von dem Sande in Die: eetrieh, Den 2gften Auguft endlich, gween Monate nad) feiner erften Ausfahrt. gieng er dor dem Borgebirge vorbey, welches über die Mündung des Jans hinaus. geht. Dies ift der gefährlihfte Ort von der ganzen Gegend; und daher mennet man ihn Swärei Noß. In der Höhe von Aroma wurde er durch eben das Eis aufge⸗ halten, weiches den Goreloi genoͤthiget hatte, feine Reiſe auf Schlitten zu endigen. In dem Augenblicke, da er ſich anſchickete, das fand mit den. acht Fahrzeugen zu ge» | bb; winnen, - 38% — Reiſen und Entdeckungen ——— Kuſſiſche winnen, die er an der Muͤndung des Lena gefunden hatte, ſchwoll das Waſſer unter Entdeckun· dem Eiſe auf, zerbrach es, und der Wind jagete die Fahrzeuge, oder Kotſchen des Coſaken gen. nit 4 — ÄATI4r m Buldakow, mit eben fo vieler Geſchwindigkeit, als wenn fie alle Segel angeſetzet haͤt⸗ ten. Der Wind fälle, das Meer gefriert wieder, und den Kotſchen wird der Weg verſperret. Jeder ſuchte auf Schlitten fo vielals er konnte, vondem Vorrathe zu retten. Aber auch hier zerbrach oft das Eis unter ihren Füßen; fie mußten oft von Scholfe zu Scholle fpringen, ſich ihre Geräthfchaft und ihren Vorrath von Hand zu Hand zureis hen, und immer einer den andern mit Stangen und Striden nad) fich ziehen. Nach» dem diefe Unglückfichen in der Ferne ihre Barfen durch die Eisfhöllen Hatten zerbre« chen gefehen, fo kamen fie endlidy, durch ausgeftandene Befchwerlichfeiten, Kälte, Hunger und Scharbock halb todt, nahe bey dem Indigirska an. Herr Muͤller erzaͤh⸗ tet hierauf die Berichte, welche bey der jafutifchen Kanzelley von verſchiedenen Schiffern waren beygeleget worden; einige von ihnen gaben: vor, es fanden ſich auf dem Eismeere zwifchen dem Borgtbirge Swaͤtot · Noß und der Mündung Rolyma verfehiedene Inſeln, andere aber, Die eben diefe Derter befahren Hatten, mellten nicht das geringfte Davon wiffen; und fo beweifen alle Reifen, die man feit funfzig Jahren gethan hat, nicht das Dafepn einer einzigen Inſel in diefen Gegenden. Es reden nur Matroſen davon, die fehr luͤgenhaft und immer unwiſſend find, und ihre Zeugniffe: wir berfprechen fich fo fehr, daß die ganze Frage wegfällt, die man über diefen wichtigen Gegenftand aufgeworfen hat. Indeſſen machte der. ruffifche Hof, dem daran gelegen war, hiervon nähere Nachricht ein zu ziehen, doch endlich Verſuche, Die Wahrheit zu Rn i710 Jah⸗ erfundigen. Der Eofaf Stadufchin, ward auf einem von zwey und zwanzig Leuten * bemanneten Schiffe ausgeſchickt. Es war Feine von denen Kokſchen, die ſich vieleicht zu Fahrten auf das Eismeer-am beften ſchicketen. Man bedienete fich Derfelben ſtatt der Schitiki, einer Art Schiffe, die aus Balken beftehen, welche durch Riemen verbun. den, und fo zu fagen zufammen geneher find. „Sie haben fünf Klaftern in die Länge, „und zwo in die Breite nebft einem Verdecke. Der Boden ift platt, und mit Mooße „gekalfatert; die Segel-find aus Rennthiers-die Taue aus Elendsfellen, und die Anker „iind Stücken Holz mit großen Steinen,“ Man bediener fic) dieſer Fahrzeuge hur in den Flüffen, und längft der Küfte bin. Aber auch diefe Reife des Stadufchin hatte den gewünfchren Erfolg nicht. Diefer Coſak fchrieb den 2 ften des Heumonates nach Jakutzk, daß er nicht einmal von ferne irgend eine Inſel geſehen; alles, mas er bemerket hätte, wäre ein Vorgebirge, welches fid) gegen Oſten von. der Mündung des Kolyma erſtreckete, zu dem man aber wegen des Eiſes zu Waſſer nicht fommen Fönnte, ! Zwo andere Reifen, die 1714 zu Jakutzk veranſtaltet wurden, befräftigen dur die Nachrichten der man daß es unmöglich fen, “auf dem heiligen Meere zu ſchiffen; denn es fey im f von Jakutzk nach Kamtſchatka nur ;vermittelft der Hunde auf Schlieren kommen. -. Alle andere Berfuche, die man bis 1723 anftellete, ſchlugen fehl. Damals für chete man die alte Sage von einer Inſel wieder vor, die ſich im Eismeere yon dee Mündung des Jana bis zum Indigirska erſtrecken ſolite· Herr Wüller, der ſich mie den Gedore Amoffow, der diefe Sage zuerft wieder. hervor ſuchte, befprochen hatte, verſichert, dieſer ann haͤtte dieſes Vorgeben nur ſeines eigenen Nutzens wegen er⸗ neuret ⸗ \ mmer fo wohl, als im Winter, gefroren, und man koͤnnte länaft den Kuͤſten des Eismeeres. 33 „Heutetz denn er hatte feine Dienſte bey dieſer Reiſe angebothen, und hoſſete, ſich dabey Ruſſiſche durch den Handel große Borcheile zu verfehaffen, All: Erzählungen, ‚die er davon fo Eutdeckun⸗ wohl mündiich als ſchriftlich machete, thun fein Genügen; und Herr Muͤller füge —— noch hinzu, fie ſchienen ihm nicht zureichend, eine Inſel uͤber die Mündung des Kolys ma unter den drey und fiebenzigften Grad, noch viel höher, unter den fünf und ſieben⸗ zigſten Grad der Breite, ein großes Sand zu feßen, welches die Ruſſen 1723 entedet hätten, Der deutſche Gelehrte greift nicht allein bey diefer Gelegenheit die feanzöfifchen E:dbefchreiber an, die diefes fand auf ihren Karten nad) der Zeichnung des Schefta- ow, eines Mannes, der weder Icfen noch ſchreiben konnte, gefeßer haben, fondern auch den Pat. April, welcher vorgiebt, er habe zu Smolensko.gehörer, daß diefes ¶ Vorgeb irge von den Ruſſen erfundene dand ganz mit Wälvern erfüllet fey, da man doc) wiffe, daß — die Kuͤſten des Eismeeres nicht nur kein Holz haben, ſondern auch wegen ber uͤber⸗ toßen Kälte nicht Haben-Fönnen, die den Schooß der Erde daſelbſt allen Pflanzen vers ließt. Nach einer andern Karte, die Hr. Muͤller gefehen hat, muß man zwey Bor- birge der Schelagen, bie eine Bölkerfchaft der Tſchuktſchi find; das andere, welches .. mehr gegen Suͤden liegt, ift das Vorgebirge Anadirskoi. Zwiſchen diefen bepden gebirgen, oder Noß, liegt eine Inſel, die, wie man ſaget, von den Tſchuktſchi ER bewohnet wird, Dem letztern Borgebirge gegen über liegen zwo Infeln. Die Be⸗ wohner der.erftern find mit Entenfellen befleiver, Auf der andern, die etwas weiter wg Sande entfernet ift, wohnen die Peckeli, die fid) die. Backen mit Pferdezähnen ch echen. u Eine. andere Karte erwaͤhnet des Vorgebirges Schelatzkoi, aber fie bezeichnet fo —— vorhergehende, wie groß es ſey. — — ſollen ſehr er = SH feyn,und die Knechtſchaft fo fehr haffen, daß fie fich fel ‚umbringen , wenn fie ** chiſcheft ſo ſche baſſen, Daß fie fc) (lt ‚umbringen, denen Nachrichten, bie in den Archiven zu Jakutzk bengelegt find, ver» tzkoi. Eebirge unterſcheiden. Das eine, welches mehr gegen Morgen biegt, iſt das Vorgebirge der Tfehukefchi, die man fonft aud) Schelatskoi nennet, oder eigentlicher das Vorge⸗ Bewohner eſes Vorge⸗ Eine von fiherte, daß ſich die Tſchuktſchi in der Schleuder üben: fie bedienen. fich aber denne, zumal In Rrieges;eiten, lieber der Pfeile, Diej i Iche die Fe it⸗ jenlgen von ihnen, welche die Felſen m sen kn Vorgebirge bewohnen, Hay ben Nennthieren, bie fie heerdenweiſe halten. Diejenigen an der Kiffe ernähren ſich damit, daß fie Walfiihe und Watroffe fangen, t deren Zähne man in Menge auf dem Ufer finde. Man lieit in.einer andern Nachricht die zu Jakutzk 1711 beygelegt worben, daß auf beyden Seiten des Noß oper Vorgebirges der Tſchuktſchi eine Inſel oder ein — Land ſeyn foll, deſſen Einwohner mit denen auf dem Vorgebirge beſtaͤndig im Kriege (eben. Im Sommer kann man mit den Baidaren in einem Tage von einem | me fommen, Im Winter men, Fähre man auf dem Eife mit Schlitten dahin, und mantbet auch nicht längere Zeit, - Auf dem LYop;, meil.dafelbit feine Büfche find, feße Man wenig Züchfe, und uͤberhaupt wenig Tpiere: das große Land aber hat dafür einen groͤßern Ueber uß daran. he en Wenn man fich auf die Erzählung einiger Tſchuktſchi verlaffen Fann ‚ die 1718 Abgehörer worden, ſo erſtrecken fich die Einwohner des Worgebirges oder Noß auf brep “OHfend-Köpfe, die iningr wöligen Anarchie Ieben, und bipnabe gar keinen Begriff 5 | | von 384 Reiſen und Entdeckungen Rußiſche von der Geſellſchaft haben. Dem Noß gegen uͤber liegt eine ziemlich große Inſel, ganz Entdeckun⸗ leer von Bäumen, und weiter über fie hinaus, ein großes feſtes Sand, wo große Fluͤſſe gen — _, anzutreffen find, und welches wohl zwey⸗ oder dreymal fo viel Einwohner hat, als das Vor gebirge der Tſchuktſchi. Diefen Wahrſcheinlichkeiten Hänge man Fabeln von gewiffen Zabel, diedte Menfchen an, die Hundefchwänze und Rabenfüße haben ſollen. Vermuthlich Hat man Zhuktſchi er· das Kleld für den Mann angefeben; und die Kleidungen der Wilden, die aus Thieren zahlen. Ind Wögelfellen gemiſcht find, denen man vermuthlic) die Federn, Schwänze und Klauen gelaffen, Fönnen feicht diefen den Wilden fo natürlichen Irrthum veranlaffer haben, bey unefonderen, denen e8 ſehr gewoͤhnlich iſt daß fie einem Wolfe, welches fie fürchten oder verachten, = Gebrauch. den Charakter, zumeilen auch bie Gefichtszüge der Thiere beylegen, mit deren Bellen es \ ſich kleldet. Weit glaublicher ift das Beſondere, was man von den Voͤlkern in Thibet erzähfet, und auch von den Tſchuktſchi verſichert, daß fie ihre Weiber und Töchter allen Sremblingen anbörhen. Der Gaſt hat das Recht, unter vielen Srauensperfonen diejenige aus zu fuchen, die ihm am beften gefälle. pe fie fidy aber ihm übergiebt, beut fie ihm ein Schälcyen mic ihrem Urine dar, womit er fich den Mund auspülen muß. Steht er diefe Probe aus, fowird er als Freund angefehen, weigert er ſich aber, fo ift er ihr Feind. Man darf hieran nicht zweifeln, faget Herr Müller, So fonder« E bar es ung auch vorfommen mag, fo follten wir uns doc) nicht Darüber verwundern, da wir wiffen, wie viel Gemale die phnfifche Liebe über ale Sinne hat, Man fehe nur die Thiere an? Und ift denn der wilde Menfch in feiner Wuth oder feinen Anfällen der VKebe zärtlicher, ats fie? Inzwiſchen wollen wir uns nicht damit abgeben, affe die Grün- de an zu führen, die man vorbringen Fönnte, eine Gewohnheit, man will nicht fagen, Shluß des FU rechtfertigen, ſondern nur glauben zu laſſen, die ſelbſt der Jeſuit Trigaut beſtaͤtiget. Gen. Müllers, Aus allen diefen Erzählungen fhließe nun Herr Muͤller, daß Afien und America SH Afien and wirklich getrennet ſeyn, daß aber der Arm des Mieeres, der fie vieleicht von'einander \ America gt apgeriffen Hat, nicht fonderlich breit fey, und daß in dieſem Arme eine oder mehrere en Juſeln liegen, die zum Wegweifer oder zur Station dienen, welche den Einwohnern — SR beyder feften Sander gemein find, PER TOR & Hat gettennet Damit Herr Müller feine Meynung gewiß mache, fo fammlet er einen Haufen find. Begebenheiten, welche abzielen, fie zu unterſtuͤtzen. Die Jnfel Karaga, die Kamt⸗ Beweiſe da, ſchatka fo nahe ift, daß fie einen Theil derfelben aus zu machen ſcheint, hat in ihren un ür. terirdiſchen Wohnungen, die ihre Einwohner fich aufführen, große Tannenbalken, da. doc) diefer Baum fo wenig bey ihnen, als in Kamtſchatka, waͤchſt. Die Einwohner ſa⸗ RN ‚gen, biefer Baum fomme von ferne, und würde durch einen Oftwind an ihre Kuͤſten ge» trieben. Von eben der Seite befommen die in Kamtſchatka Eis, welches im Winter das öftliche Meer zween oder drey Tage Hinter einander an die Küften treibt. Man fiche daſelbſt zu gewiſſen Zeiten ganze Züge von Vögeln ankommen, die nad) einem Aufent« Halte von einigen Monaten wieder nach Often zurück Eehren, woher fie gefommen waren, Das fefte Sand alfo, welches dem Vorgebirge der Tſchuktſchi gegen Nber liege, erſtre⸗ cket fich bis an die Breite von Kamtſchatka, und diefes feſte Sand kann Fein anderes, als das micternächtliche America, ſeyn. Seine Meynung noch weiter zu erhärten, beruft ich Herr Müller auf die Uebereinftimmung der Meynung ber Americaner mit den Erzähe lungen derer Sranzofen, welche die Ufer des Miſſiſippi und Miſſuri bereiſet Haben. Die Einwohner an diefen Ufern nennen das Meer, welches ihnen weſtuich hegt, ein Re: ı, i i : > - ee 2 * 1 ⸗ i laͤngſt den Kuͤſten des Eismeeres. 38 unbekanntes Meer. Die Franzoſen in Canada reden von einem Fluſſe, der nahe bey Raſiche dem Miſſuri entſpringt, und ſich — das weſtliche Meer ſtuͤrzet. ꝛidedckun⸗ Es ſtellen zwar zween fran oͤſiſche Erdbeſchreiber, die Herren Delisle und Buͤache, geh. biefes Meer als einen großen ftehenden See oder Meerbufen vor, den: fie zwifihen den Meynung det siersigften und funfjigften Grad der Becie fen. Alle die Zeugniffe aber, auf tie Hrn. Delisle Herr Deliste ſich füger, ſcheinen von gar Eeinem ſtehenden See ever Meerbufen, fon, — ech von dem offenbaren Weltmeere, zu veden, Die neueſten Neifebefchreiber, auf die ſich Ditr Buache berufe, fbrwächen vielmehr feine Miynung, als daß fie ſolche beftärfen follten, Endlich ſchließt Herr Müller ‚ baß der americanifche Fluß, von dem die fran- hoͤſiſchen Reifebefchreiber veden, und der nach Weſten fließen fol, ſich Kamtſchatka und dem Vorgebirge der Tſchuktſchi gegen über in den Ocean ergieße. Es gehoͤret niche für den Geſchichtſchreiber der Reifen, eine Streitigkeit zwifchen einem fo.großen Na- eurfündiger und. nicht minder beruͤhmten Erdbefchreiber ſchlichten zu wollen. Es iſt bier genug, unfern Leſern die Gemeinſchaft gezeigt zu haben, welche Kamtſchatka zwi— fhen den mifternädhtlichen Teilen von Europa und America eröffnen kann. Mird Die fer Weg erft einmal frey und befahren ſeyn, fo werden .alle Zweifel und Zaͤnkereyen der Gelehrcen verſchwinden, aber ach! vieleicht nur um blutigen Kriegen zwiſchen den alten und neuen Bewohnern der neuen Welt Platz zu machen. Die Ruſſen und die Spanier, die durch ganz Europa, deffen beyde entargen gefeßte Außerfte Enden fie bewohnen, don einander gefrennet find, werden einander vieleicht. an ben Ufern derjenigen Seen . und desjenigen Fluffes begegnen, welche die Engländer und Franzofen in dem graufa- Men Kriege, von dem wir uns jetzt kaum erhoßlen, mit ihrem Blute gefaͤrbet haben. Californien und Luiſiana werden den Anfällen der Nuffen zum Raube fenn, denen die atur zum Voraus das mitternädjtliche America zum Nachtheile der mittägfichen Voͤl fer in Europa angewieſen zu haben fheine, da die Witterung fruͤh oder fpät Die andern — vertreiben wird. Es iſt dieſes freylich eine Staatsveraͤnderung, welche tauſend Seroenfeiten, die man jege nicht vorher fehen kann, Hintertreiben können: Narurund - Staatsfunft aber ſcheinen ihn beyde bewirken zu wolien. Wofern er ſich indeffen er⸗ aͤuget, fo geſchieht es wahrſcheinlicher Weiſe durch Kamtſchatka, wenn ſich die Ruſſen erft bafelbft werben ſeſt genug gefegt haben, zahlreich und mächtig genug find, Schiffe bauen zu fönnen, und Unternehmungen von da aus zu wagen, Denn der Weg nach America Durchs Eismeer ſcheint völig unmöglich zu feyn. Herr Muͤller denfer, nach⸗ dem er von fünf oder fechg Reifen geredet, die man durch diefes Meer angeftellet, um das Vorgebirge der *) Tſchuktſchi zu umfahren, daß diefe Fahrt völlig unmöglich fen, und wir müffen feine Gründe Hier anführen. - DE — ‚Man faget, fie möffe im Sommer unternommen mwerden.. Es find aber vier bis Qabetauf En fünf Fape verfloffen, ehe eine einzige don diefen Reifen geglücket if, Man muß voͤllig unmöglid. Se Witterung haben, von Archangel nach dem Oby, oder von dieſem Fluſſe zum Fer Bebweiſe, bie N du fommen. Die Reife durch die Wengagftraße hat den Holländern und Englän- Hr. —— ER unſaͤgliche Muͤhe gekoſtet. Iſt man aus diefer Straße heraus, ſo ſtoͤßt man auf davon giebt. Inſeln die den fernern Weg verſperren. Das feſte Land, welches ein Vorgebirge zwiſchen *) Dan ſehe die allgem. Hiſtorte der gteiſen, KIN Band a. d. 444 ©. Allgem Reiſebeſchr. XX Band, — Eee = 386 | Reifen und Entdeckungen Ruſſiſche zwifchen dem Hiseſtada und Schatanga machet, und ſich uͤber den ſechs und ſiebengig⸗ Entdeckun⸗ ften Grad erſirecket, iſt mit einer Kette von Infeln bedeckt, die man ſchwerlich wird gen. worben ſchiffen fönnen, Will man fid etwa von den Küften entfernen, und das hohe Meer erreichen, und nahe am Pole hinſchiffen, fo wird der Weg kuͤrzer feyn, verfündigen aber die faft unbeweglichen Eisberge, die man bey Grönland und Spigbergen findet, und nicht, daß man bis an den Pol hin, entweder diefes beftändige Eis, oder tiefes Land _ finden wird, worauf diefe Eisberge ruhen, die vieleicht tiefer im Meere liegen, als fie darüber erhaben find? Will man an den Küften hinfahren, fo foll die Fahre dafelbit nicht fo leicht, als vor hundert Jahren ſeyn. Das Waffer bes Oceans hat merklich abgenommen. Man ſieht weit von den Ufern, an die das Eismeer ſtoͤßt, Holz liegen, daß es auf Laͤnder geworfen, die ihm ſonſt zu Ufern dieneten. Diefe Ufer find gegen- waͤrtig daſelbſt fo wenig. tief, daß man dafelbft feine andere, als fehr platte, Schiffe Brauchen könnte, die aber viel zu ſchwach find, ‚als daß fie dem Eife miderftehen, eine fange Reife aushalten, oder mit nöthigem Vorrathe verſorget werden koͤnnten. Sollte diefes nicht hinreichend ſeyn, allen handelnden Seevölfern In Europa fernere Verſuche diefer Art zu verbiethen? Nur allein die Ruſſen fönnen bey allen denen Vortheilen, wel⸗ hen ihnen ihr Himmelsſtrich und der Einfluß geben, den fie entweder durch ihre Mache und durch ihren Handel auf den größten Theil derer Völker haben, welche die Küften des Eigmeeres bewohnen, nur die Ruffen allein, fage ich, Fünnen allen Gefahren, der Kälte, den Befchwerlichfeiten, und der Sänge einer fo ſchrecklichen Schifffahrt trotzen. Man wird vieleicht fagen, es fen dem Herrn Möller, der in ruffifchen Dienften ftund, baran . gelegen geweſen, alle diefe Schwierigkeiten zu vergrößern, und die hollaͤndiſchen und engli⸗ ſchen Schiffer von einem Meere ab zu ſchrecken, mo ihr Fleiß den nordifchen Mächten Verdacht erwecken kann. Allein, will denn der Menſch immer) die Natur zwingen? - Glaubet man denn, ewig ihren Gefegen widerftreben zu fönnen ? Iſt es denn weile, Herrſchaften und Reichthuͤmer in der Ferne zu ſuchen, die man um fich herum vernach⸗ laͤßiget? Iſt es denn noch nicht genug, daß wir bie fehönften Gegenden von Europa und America befigen, und daß wir einen geraden Weg zum Mittelpuncte der neuen Welt haben? Müffen wir denn noch durch beyde Pole dahin gehen wollen? Soll man die Verwuͤſtungen der Menfihen, welche die Schifffahrt des heißen Erdzirkels koſtet, noch mit einer geößern vermehren, bie ung aufden Küften des Eismeeres ohne Vortheil bevorftünde. .. Wacfet auf, junge Mägdchen! Ihr Mütter-gebährer hurtig, Damit ihr allen Meeren Scylachtopfer verſchaffet; vermehret die Soldaten und Matrofen, damit ihr mit todten Seichnamen Meer und Erde bedecket. —— Ich ſage es noch einmal, die Ruſſen haben vor den meiſten andern Europaͤern die beften Hülfsmittel, ſich auf dem Eismeere zu haften, Die Einwohner, in Archan⸗ gel bringen den Winter über zu Nova-Semlja zu, ohne die Befehwerlichkriten deſſelben fonderlich zu empfinden, - Sie trinken, nach dem Beyfpiele der Samojeden, bag Blur der Rennthiere nod) ganz warm; die Jagd, die fie auf den Küften beftändig ausüben, wo fie zu überwintern genoͤthiget find, liefert ihnen beftändig friſches Wildpret, ſtatt des gefalzenen und geraͤucherten Fleiſches, das man ſonſt auf den Schiffen mie ſich nimmt, und das ſo leicht den Scharbock verurfachet, Alle Matrofen dieſer Eisgegenden Haben Pelze, die den mittäglichen Voͤlkern viel zu heuer find, als da} fie die ihrigen damit verſehen Fönnten, Ungeachtet aller biefer ülfemittel aber, ſieht man don), daB if t - — dir au laͤngſt den Kuͤſten des Eismeeres. 387 auf dem Eismeere verſuchten Reifen uns noch feinen Weg von Europa ober Aſia nach — | America gezeigt haben, Wollen wir alfo die Gemeinſchaft Eennen lernen, tie biefe Ge: u, ! — genden mit der neuen Welt haben: fo müffen wir denen Entdeckungen folgen, welche Te" die Ruffen von Kamtſchatka aus auf dem öftlichen Meere gemacht Haben. Wir wollen uns bey Beerings Reiſe aufhalten, deren ſchon einmal in der allgemeinen Hiftorieder ‚Reifen gedacht worden,*) aber viel zu kurz, als daß fie nicht noch einmal darinnen vor. kommen Dürfte, | AA Der daͤnlſche Hauptmann, den Rußland abſchickte, America durch das öoͤſtliche — eer von Kamtſchatka zu entdecken, fuhr ben 4ten des Brachmonates 1741 aus dem a“ " Haven Awatſcha ad, Nachdem er gegen Süden und Norden gefahren war, die unbes = kannten Sänder, die er fuchere, zu finden: ſo ſah er endlich den 18ten bes folgenden Mor nates das feſte Sand von America unter dem acht und funfzigften Grade und acht und Swanzigften Minute der Breite, und dem fünften Grade der fänge, gegen Often von Awatſcha. Zween Tage nachher warf er an einer Juſel Anker, die tief in einem Meer⸗ buſen lag. Von da aus ſah er zwey Vorgebirge; das eine gegen Morgen nannte er St, Elias ‚, und das andere gegen Abend, St. Hermogenes. Hierauf fandte er ei nen von feinen Officieren, Chitrow, aus, den Meerbufen, in den er eimgelaufen war, zu erfundigen. Man fand ihn ganz voller Inſeln. Auf einer derfelben waren verlaffene Düften, die aus wohl zufammen gefügten, und fo gar ausgefehleen Brettern befunden, an muthmaßere, diefe Inſel koͤnnte vieleicht von einigen Völkern des feften Landes feyn bewohnet worden, die etwa minder wild, oder fleißiger wären, als der größefte Theil der berumftreifenden americanifchen Voͤlker. Ein Eleiner Kuffer von Pappelholge, ‚eine irdene ausgehoͤhlte Kugel, in der ein kleiner herum rollender Kleſelſtein verſchloſſen war, ein Schleifſtein, der noch mit Kupferſtaube bedeckt war, den die Geraͤthe darauf gelaſſen Hatten, alles dieſes ſchien den Anfang einer beſſern Lebensart in dieſer Inſel, die von ihren Bewohnern verlaſſen zu ſeyn ſchien, zu verrathen. Herr Steller, der von eg abreifete, über Die entdecketen Laͤnder Beobachtungen an zu ſtellen, fand in — ae eine Höhle, in der man einen großen Vorrach von gerauchereem Lachſe auf ee S Maren auch Striche und viel ander Hausgeräth daſelbſt. Etwas weiter hin, ſah et Americaner bey feinem Anblicke fliehen; und nicht Tangenachherward ' man Auf einem ziemlich entfernten Hügel ein Feuer gewahr. Vermuthlich Hatten die ne dahin begeben, wo fie von einem jaͤhen Felſen bedeckt waren. Waͤhrenb der ſechs Stunden, die das Boot por Anker (ag, ſammiete Herr Steller Pflanzen und Kräuter, von denen er nachher eine Befchreibung verfertigte, die fich, wie Herr Muͤl⸗ ter ſaget, zum Theile in der Mora Sibiriea des Herten Gmelins befinder. | Das Boot Fam wieder zum Schiffe zuruͤck. Diefes folfte gegen Norden bie zum Fünf und fechzigften Grade der Breige yorriden, Die Richtung der Küfte gegen Süd- pelt aber noͤthigte die Schiffer, fich gegen Süben zuwenden. Ueber diefes verhin« ; — Inſeln, die das feite Sand auf allen Seiten einfaffeten, daß man fih ihmnihe fi ern konnte. Jeden Augenblick ſah man auf beyden Seiten des Schiffs Land vor ‚md das machte, daß man endlich um zu kehren befhloß, Mitten in der Nacht, da es ſehr ſtill war, gerieth man auf — aus einem ruhigen Meere in ſehr ſtuͤrmi⸗ ct 2 13 3) Man fee unſern KVIR Band, a, d. 172 u. ff. © 4 388 Hein und Entdeckungen = Ruſſiſche ſche Wellen, Diefe Abwechſelung konnte nur aus der Menge der Inſeln entſtehen, zwi⸗ Entdeckun⸗ ſchen denen man durchſchiffen mußte. Die Schwierigkeiten, die man in einem Meere gen. antraf, wo man dem Lande zu nahe zu feyn glaubte, machten, daß man nach Süden hielt; und nad) einer Schifffahrt von ſechs Tagen ſah man endlich den zeiten des Deus monates mitten durch die Nebel eine Inſel, die man Tumannoi⸗Oſtrow, oder die Mebelinfel, nannte. Man näherte fi ihr, fo, daß man zuletzt nur noch fieben oder acht Baden Waffer fand, Der ganze Auguſtmonat vergieng mie herum irren, von einer Jnſel zur andern, mobep mon ven Scharbock hatte, von dem der Befehlshaber noch mehr angeſteckt war, als fein Schiffsvoff. Am Ende des Monates lief man gegen ordern, und wurde wieder feftes fand gewahr, deffen Küften fehr jähe, und überall mit Inſeln umgeben waren. Sie lagen auf der Höhe von fünf und fünfzig Grad der Breite. Man nannte fie die Infeln Schumagin; weil der Reanfe jo hieß, der zu: erſt am Scharboce farb, und daſelbſt begrabsu wurde. Man ließ in einer diefer In⸗ fein friſch Waſſer fuchen, und füllere Die leeren Tonnen damit an. Es war aber falzig, ob es ſchon in einem ſtehenden See war gefihöpfee worden; und Her Steller ſchreibt dieſem Waſſer die Verdoppelung des Scharbockes zu, woran die meiſten derjenigen, bie von ihm angegriffen waren, fterben mußten, i — Man hatte die vorhergehende Nacht in einer Inſel, welche Nord-Nord⸗Oſt lag, ‚euer geſehen. Chitrow harte Muth genug, ſich die Erlaubniß aus zu bitten, fie befahren zu dürfen, Man gab ihm fünf Mann und Waffen und Geſcheuke mir, fidy damit ſowohl gegen die Wilden vertheidigen, als ſich ihnen gefällig machen zu koͤnnen. Sie landeten an diefer Inſel, fanden daſelbſt Spuren bes Feuers, aber Feine Menſchen. Chitrow wollte zum Schiffe zuruͤck kehren. Ein heftiger und widriger Wind aber zwang ihn, mad) einer andern Infel zu geben, welche diefer nahe lag, Die Wellen waren fo groß, Daß bie eine fein Canot gang anfüllete, und eine andere es gluͤcklicher Weiſe ans fand warf. Sie machten fo gleich Feuer an, fo wohl ſich zu frodnen, als dem Schiffe ein Zeichen zu geben, ihnen zu Hülfe zu fommen. Er erhielt aber Feine, Er war daher genöthiget, fich hinter einer andern Inſel in Sicherheit zu fegen. Indeſ⸗ ‚fen ſchickete man nach zweenen ftürmifihen Tagen eine Schaluppe, welche die fechs Saure wieder zur Inſel zurück bringen follte, zu der fie auf ihrem” läfen Boote nicht zuruͤck kommen Fonnten, © Den gten des Herbſtmonates gieng man wieder unter Segel: Unge witter und Sturm aber nöthigten dag Schiff gar bald, ſich wieder vor Anker zu legen, Unterdeffen, daß man da war, hoͤrete man ein Geſchrey von Menfchen, in einer der benachbarten Inſeln. Bald nachher fah man jwey Canote, wie diejenigen, deren man | fi) in der Straße Davis, und auf den grönfäubifihen Rüften beblenet, Zween America- ner führeren fie, die in ihrer Hand Stäbe hielten, welche an dem einen Ende mit Fe⸗ dern oder Falfenflügeln verfhen waren. Man nöthigte einander wechfelsweife, die ‚einen ans Land zu Reigen, und die andern, an den Bord des Schiffes zu kommen. Da die Ame icaner ſich nicht nähern wollten, fo begab ſich Herr Waxel, der tieutenant des Schiffes, mit Herr Stellern und neun bemaffneten Männern, anf einer Schaluppe zu der Inſel, wo das Geſchrey, das man gehöret hatte, her Fam. Das Ufer war. mit großen fürneldenben Steinen befebt. Drey Seute fliegen dafelbft ans gand; einer von ihnen mar einer von den korjaͤkiſchen Dolmetſchern, welche die Ruſſen mit n. hmen, dar mic fie die Americaner verfteben möchten; + Allein, die Sprache dieſer beyden u laͤngſt den Kuͤſten des. Eismeeres. | 389 die einander fremd find, hat Feine Aehnlichkeit mit einander. Da aber mehr Verhälte Ruſſiſche Riß, in den Sitten disfor bepden Wölfer ift, fo gelang es dem Korjäken, eine Art von Emsdecuns Unterhaltung durch die Zeichens oder Gebärdenfpradye zu Stande zu bringen, Man gen. erwies einander Freundſchaft. Die Americaner bothen. den Ruffen Walßiſchfleiſch an, und. einer von den Wilden gieng in Herrn Waxels Schaluppe, der ihm Branntewein fihenkete, Als er aber davon trinten wollte, fo fpye er ihn hurtig wieder aus, und er⸗ Hub ein großes Geſchrey, welches man weberj durch Geſchenke noch durch iebfofungen ſtil⸗ len konnte. Mau lich ihn alſo wieder ans Ufer zuruͤck kehren, und gab den dreyen Euro» paern ein Zeichen, wieder an Bord zu fommen, Die Americaner behielten den korjaͤ⸗ kiſchen Dolmetſcher, und jogen die angebundene Schafuppe, ſie zu zerbrechen; oder zu ver⸗ fenfen, Allein, man hieb das Thau ab, und da fie ven Menfehen nicht wieder gehen laſſen wollten, der am Ufer fehrye, um wieder zu feinen Gefährten zu fommen, fo Woß man mit einer Flinte zweymal in die fuft. Die Americaner fielen vor Furcht zur Erden, und der Dolmerfeher entfloh. Die Wilden gaben durch Gebärden, die ihr Entſetzen hinlaͤnglich genug anzeigten, zu verſtehen, die Ruffen möchten nicht wieder ans fand kommen. — — Bir SE Die Americaner, die des Walfiſchſfanges wegen an dieſe Rüften gefommen, bat ten Feine Waffen. Ein einziger trug an feinem Gürtel ein Meffer von fonderbarer Geſtalt, welches acht Zoll fang, ſehr dit, und an der Spige ſehr breit war. Man Fonnte nicht errachen, wozu fie eg gebrauchten. Ihre Kleidung war für den Oberleib „aus Gedärmen von Walfiſchen, und für den Unterleib aus Seehundhäufen, Ihre »Mügen waren aus Geelöwenfellen gemacht, und mit allen Arsen von Federn, vor⸗ »nehmlich von Falken, gezieret. Sie verftopfeten ſich ihre Mafen mit Rraufe, welches »fie von Zeit zu Zeit wegnahmen; und alsdann gieng fehe viel Feuchtigkeit von ihnen, ndie fie mit. großer Sorgfalt abledeten, Ihre Geſichter waren roth gemalet, + » » » Einige hatten eine platte. Nafe, wie die Calmüfen, Alle waren fehr groß. Ber — ernaͤhren fie ſich hauptfaͤchlich von Seethieren, die fie in dieſen Meeren finden. Ras ſieht fie auch zellen Wurzeln ſuchen, die fie fo gleich eſſen, fo bald fie nur bie „Erde ein wenig abgefähriteee haben, „ 4, Herr Warei fah den Tag nad) feiner Rückkehr zum Schiffe fieben Americaner auf eben fo vielen Canoren zu fi fommen, Zmeen von ihnen, die fich an der Treppe des Schiffes Bielten, aber nicht hinauf fiegen,, bothen ihm zwo von ihren Mügen zum Ges ſchenke an, imgleichen einen Endchernen Abgott, und reicheren ihm dag Calumet. „Es „war ein Stock, fünf Fuß fang, an deſſen Fleinern Ende ohne Ordnung Falkenfedern »ängebunden waren. Dieſes Calumer gleicht alfo nicht immer dem Mereurinsftabe, Man machte Ihnen auch gegenfejrige Geſchenke. Als aber das Meer anſchwoll, fo bes Beben fie ſich hurtig wieder ang Fand zurüd, und erhuben daſelbſt eine ganze Vierthel⸗ flünde fang ein wnabräßiaes Gefyrey, weiches fie erneuerten, als das Schiff mit vollen. egeln wor ihrer Inſel vorbey fuhr. Man mußte nic), ob es aus Freude, ober Bes. truͤbniß geſchah, daß die Auslaͤnder ihr Sand verliogen. ee er ‚Man gewann Süden durch den Weftwind, welcher im Herbſte beftändig auf die. fen Meere berrfcher, mit Mebeln von vierzepn Tagen, oder drey Wochen, in welcher eit man werner Stern noch Sonne fehen kann, die Polhoͤhe zu nehmen, und die Schaͤ⸗ richtig zu machen, ° Man Fämpfte gegen Wind und Wetter bis den zaflen des - Er 3 Herbſt· 396 Reifen und Entdeckungen Ruſſiſche Herbſtmonates, da man von ferne anden hervorragenden Bergen und Inſeln wieder Entoeceun⸗ Sand gewahr ward, Man permuthefe, es möchte ungefähr unter dem ein und funfjig- gen _, fen Grade fieben und zwanzig Minuten ber Breite, den zwanzigften Grad der Länge, — nad) Entfernung des Havens Awatſcha legen. Der Wind, der immer von Welten wehrte, trieb das Schiff ſuͤd⸗ oſtwaͤrts, in einem Sturme, welcher fiebenzehn Tage ohne Unterlaß anhielt. Der Steuermann, Heſſelberg, welcher fhon ſeit funfzig Jahren fihiffete, fagete, er Habe vielerley Meere, und unter verfehiedenen Himmelsftrichen durchſchiffet, aber niemals einen fo lange an» haltenden Sturm gefehen. Er Iegete fich endlich den 12ten des Weinmonates, und man befand ſich unter. dem acht und vierzigften Grade achtzehn Minuten der Breite weiter vom Sande, als vorher. H Alle diefe Verzögerungen beförberten ben Fortgang des Scharbodes. Täglich mußte man einige Tobten über Bord werfen: Man berathfchlagete ſich, ob man wie der nac) Kamcſchatka zurück Fehren, oder auf einer americanifchen Küfte überwintern wollte. Denn man befand ſich diefem Welttheile näher, als Aſien. Indeſſen führer ten doch Noth und Trieb alle Herzen nach dem Haven zu, aus dem man ausgefhiffer war. Man fam vor einer Inſel vorbey, die man ſchon auf der Hinreife hätte gewahr werben müffen, die aber der Dicke Nebel vermuthlich den Augen unferer Keifenden ent ‚zogen hatte. Denn ihre Tagebücher erwähnen fie nur erft bey der Nücreife. Man nennet fie die Inſel St. Macarius. ‚Den zoften und zoften des MWeinmonates fah man zwo andere, denen man aber feine Namen gab, meil man fie für die zwo er ften Rurilen hielt. Dieſer Irrthum verurfachete, daß man norbwärts fuhr, da man ſich doch gegen Weften halten follte, auf welchem Saufe man in zweenen Tagen den fo erwuͤnſchten Haven würde erreichet haben. Nachdem man ſich von diefen beyden Inſeln entfernet Hatte, denen man in‘ ber Folge den Namen der Derführungsinfeln beylegte: fo ward es immer (Hlimme. Es ‚war nun ſchon weit im Jahre, und das Schiffevolf an Kräften erſchoͤpfet. Die Kranı fen fahen, ohne Waffer, erftarret von Frofte, und ohne Unterlaß zur Arbeit gezwungen, die vereinten Schrecken des Winters, des Hungers und des Todes ſich nähern, Dir Matrofe, den man ans Ruder ftellefe, ward von zweenen Kranken unter den Armen dahin gefuͤhret, Wenn er nun müde mar, zu fen und-zu fleuren, fo ward er durch eis hen andern eben fo ſchwachen Mann, als er, abgeloͤſet. Man getrauete ſich nicht, die Segel auf zufpannen, weil es an Leuten fehlete, fie im Falle der Noch wieder ein zu nehmen. Die meiften waren. von ben Winden zerriffen, und man Harte nicht Volk ges nug auf dem Schiffe, ſie mit andern zu verwechſeln. Die Regenzeit machte dem Schnee Pag. Die Naͤchte wurden länger und finfterer, ber Menfchen weniger, und der Ars beit mehr, das Meer immer gefährlicher, und das Schiff beynahe völlig ohne andere "Bewegung, als die es von der Unbeftändigfeit der Wellen, Ströme. und Winde befanı. Man war in ber Außerften Noth, als man ſich endlic) den gten des Wintermonates eutſchloß, ben Sauf nach Weſten zu richten, ohne zu wiſſen, unter welchem Grade ber Breite man fic) befand, und in welcher Entfernung man von Kamtſchatka war. Nach Berlaufe einiger Stunden entdeckete man fand, allein, fo weit entfernet, daß die Nahe ‚heran Fam, ehe man es erreichen Fonnte, - Man hielt das Meer, weil man fic) fürchtete, au (heiten. Den Morgen Darauf waren die Thaue auf ber rechten Seite des Schif⸗ * fes langſt den Küfkendes Eismeeres. BA fes zerriſſen, und es war alſo fein Mittel mehr übrig, weiter zu ſchiffen. Man ent: Ruſſiſche ſchloß fi), an dem erſten Ufer zu landen. Man fuhr dahin, aber mit Halb. aufgezoge⸗ Entdedun⸗ nen Segeln, damit man der ſehr ſchadhaften Maften fhonete, Um: fünf Uhr des gen. 5 Abends fand man nur noch zwoͤlf Faden Waffer, und unten Fiefichten Grund, 1 7 warf Anker. Das Thau riß, und-die Wellen warfen das Schiff an einen Felſen an den es zweymal ftieß, wiewohl in fünf Faden Waffer, Man warf zum andern Male Anker, und das Than zerriß. Zum Glücfe hob eine große Welle das Schiff über den re als man eben im Begriffe war, ben dritten Anker von den Krahnbalken zu erfen, * | Endlich befand man ſich auf einmal in einem ſtillen Waffer, auf vier Faden Tiefe, ‚ und war drey hundert Faden vom Ufer entfernet. Diefes geſchah den 6ten des Wind« \ Monates, und man mußte den Winter, fo gut es fich thun ließ, in diefer Freyſtatt zus n bringen, Mameilete, fie zu erfundigen, die Herren Waxel und Stellen fliegen ans _ Sand. Alles war dafelbft mit Schnee uͤberdeckt. Ein Fluß, der noch nicht gefroren war, zeigete ein Elares und helles Waffer Es waren aber feine Bäume, kein Holz a, und das, was das Meer ans Ufer geworfen hatte, war unter dem Schnee begra⸗ ben, Wie ſollte man ſich bier alfo Hütten erbauen, ‚oder die Kranken vor der rauhen Luft und Kälte in Sicherheit fegen? „Es gab zwiſchen den Sandhügeln, die an den »Ufern diefes Fluffes waren, ſehr tiefe Hößlen.n Man entfhloß ſich, fie zu fäubern, und mit Segeln zu bedecken, und dafelbft fo lange zu verharren, bis man fo viel Holg dufammen gebracht hätte, daß man Hütten bauen koͤnnte. — Tages darauf waren dieſe Höhlen fertig, und den dritten Tag brachte man die Kranfen ans fand. Viele von ihnen ftarben auf dem Verdecke, in der Schaluppe oder aufdem Ufer, indem fie durch die frifche Luft erſtickt wurden, die bald das Leben giebt, und bald es auch nehmen fann, Kaum waren fie geftorben, fo fielen die Fuͤchſe häufig ne ihre Leichname her, indem man die andern Kranken ausfhiffete, De See ‚waren fo Gungerig, ober fo wenig ſurchtſam, daß man fie nur mit genauer Noth davon Vertgeihen —— Es 8 —2* —— a * Fuͤße, ehe man die Todten be⸗ graben konnte. Man vermutbete, daß man in einer Jnſel wäre, und man hatte ſich nicht betrogen, 5 | Inʒwiſchen vollendete der Scharbock feine Wuth, Es Fam keiner von denen das von, Die auf dem Schiffe das am en ee entweder aus Gleihgüttigkeit ge⸗ gen das feben, oder aus Furcht vor dem Tode*). . „Da dieſes Uebet mit ‚einer außer« „ordentlichen Trögheit anfängt, Die ſich des ganzen Körpers benächtiget, den Mens „fen flumpf und zu alten Sachen verdroffen machet, die Seele völlig nieder ſchlaͤgt, „und nad) und nad) eine Engbruͤſtigkeit verurfacher, die man bey Der Fleinften Bewes "»gung empfindet: fo geſchieht es gemeiniglich, daß der Kranke lieber im Bette legen ‚bleibt, als herum gehen will, Sas iſt aber gerade fein Berderben. Denn alle Glie⸗ der werden gar bald mit heftigen Schmerzen angegriffen, die Füße ſchwellen, das. Ges »ſicht wird gelb, der Leib voller braunen Flecfen, der Mund und das Zahnfleifch. bus „ten, und die Zähne wackeln. In diefem Zuftande will fid der Kranfe nicht mehr bes »wegen, und es iftigin einerley, zu leben oder zu ſterben. Dieſe verſchledenen vr * —— 4) Eine Veſchreibung eben dieſer Krankheit ſehe man in unſerm Ax Bande 0, d» 476 © gen. Beering ſtirbt. ter. 4 J ziemlicher Geſundheit. Da fie aber am Borde bfeiben wollten, als man alle andere * 392 Reiſen und Entdeckungen Ruffiſche „det Krankheit und Ihre Mirkungen nahm man nad) und nach auf dem Schiffe wahr., Entdeckun⸗ „Man bemerfere aud) noch) überdieß, daß einige Kranke mit einem panifchen Schrecken „befallen wurden, welcher fie bey dem geringften Geräufche oder Gefihreye, das manauf | „dem Schiffe Hörete, in Furcht brachte. Andere aßen mit vieler Begierde, unddacd- _ „ten nicht einmal daran, daß fie krank wären.» Denn fo bald fie vom Ausfteigen re⸗ ven höreten, verließen fie ihr Lager, Eleideten fih an, und zweifeleen gar nicht an ihrer baldigen Wiederherftellung. „Allein, wenn fie nun aus dem Schiffraume hervor gien- „gen, der mic unreiner Luft und Feuchtigkeit angefülle war, fo fanden fie auf dem Ver» n decke in der freyen Luft ihren Tod. „- Diejenigen, die ſich nicht ins Bette legeten, fondern das Herz hatten, fich beſtaͤn⸗ dig in Bewegung zu erhalten, famen davon. Die Offichere, die immer bejchäfftiget waren, Befehle zu geben, und auf ihre Arbeiten Acht zu haben, waren frifh und muns rel und Chitroro befanden ſich, ſo lange fie auf dem freyen Meere waren, In ans Sand gebracht Hatte: fo wurden fie, weil ſie ſich entweder nicht binlängliche Bewe⸗ gung machten, oder denen übeln Dünften, die aus dem Schiffraume aufitiegen, zu fehr ausgefegt waren, in Furzer Zeit fo Frank, daß man fie den aıften des Windmonares ans Sand bringen mußte, Man hielt fie indeffen, weil man durch die Erfahrung geler« net hatte, daß man fehr behutſam mit dem Fortbringen der Kranken verfahren mußte, — bedeckt, und ließ fie nur nach und nach der friſchen Luft genießen; fie wurden auch in kurzer Zeit völlig wieder hergefteller. r | Der Hauptmann Beering war nicht fo glücklich. Gleich in den erften Tagen hatten ihn vier Männer auf einer Trage, die aus zwoen Stangen mit dazwiſchen ges fiochtenen Striden beftund, ans Sand gebracht. Man hatte ihn in eine Grube allein gelegt, und wohl zugedeckt. Alle diefe Sorgfalt aber konnte ihn nicht retten. Seine . Krankheit machte ihn fo mistrauiſch, da er jedermann für feinen Feind anfah, und feldft Steller, der fein Freund und fein Arge war, konnte nicht einmal erhalten, ihn zu fehen. Er ſtarb den gten des Ehriftmonates, von allen Menſchen verlaffen, die feine Schwer⸗ much nod) mehr-als fein anftectend Uebel von ihm entfernete.. „Man Eann fügen, daß „er / beynah lebendig begraben worden; denn da er fid) beftändig Sand von den Waͤn⸗ „den feiner Höhle abfragere, und feine Füße ganz damit bedeckt waren, fo wollte er „nicht erlauben, daß man foldyen davon wegnahm, Er glaubete, daß er ihn nod) ef „was warm hielte, da er an allen andern Teilen feines Körpers nicht die geringfte „Wärme fuͤhlete. Diefer Sand hatte fid) had) und nach bis an feinen Unterleib gehäus „fet, und als er geftorben war, fo mußte man ihn ausſcharren, um ihn anftändig zu »begraben, „ Alſo ſtarb diefer Däne, der von 1707 an Rußlande gediener, und alle Seekriege J dieſer Macht gegen Schweden mit gethan, wobey er ſich Geſchicklichkeit und Erfahrung genug geſammlet Hatte, es zu verfuchen, ob er den Zaaren einen neuen Weg nach Amer ' tica eröffnen Fönnte, In der Hoffnung, die neue Wele durch eine engere Berbindung mit der alten zu verfnüpfen, that diefer Nebenbuhler des Columbs große Reifen, Er erlag unter der zweyten, und hatte dafür bie Ehre, daß er der Inſel, wo er farb, ſei⸗ nen — lieg. Denn das Land, das er entbecket hatte, ward Beeringsinſel ges nennet. Der fing den Kuͤſten des. Eismeeres. 298: .. , Der Tod des Befehlshabers war nicht das feßte Unglück des Schiffvolkes. Das Rufiihe übel bewahrte Schiff ohne Taumerf, welches fein Ankertau bey einem gewaltigen Eutdeckun⸗ Sturm & in ber Nacht zwiſchen dem agften sd. aoſten des Windmonates zerriffen hat Se. Kr firandere, und gerieth acht bis neun Fuß in den Sand, nahe an dem Orte, mode Befagung deffelben in ihren Gruben lag. Da es an den Seiten oder am Kiele laͤck gervorden war, fo fhöpfere es uncen Wafferz und die Fluth, welche Hineindrang, vera derbete einen großen Vorrath von Mehle, Salze und Gruͤtze. Man mußte diefen Schaden erfegen und das Sand erfundigen, um dafelbft Lebensmittel zu fuchen. Von der oftl ichen Küfte, wo man ſich befand, gieng man gegen Süden und Norden auf die Zelfen, von denen man mehr Raum überfegen Eonnte, Nirgend war eine Epur von Menſchen. Die Sicherheit aller wilden Thiere dafelbft entfernete fo gar Die Vor⸗ ſtellung te man von unſerer zerſtoͤrenden Art. Zwölf oder funfzehn Werſte vom Ufer kletter⸗ auf einen Berg, von dem man das Meer, ſo wohl gegen Weſten, als Oſten, ſah. Man war alſo gewiß, daß man ſich auf einer Inſel befand. Nachher hat man entdecket, daß fie, wo ſie am breiteſten iſt, zwanzig Werſte bäft: ihre Laͤnge aber, die Beeringsinſel. von Suͤdoſt nach Nordweft geht, bat man nicht beftimmer. Da fie unter eben dem — rade der Breite, als der Fluß Kamtſchatka, liegt: ſo hat man erkanut, daß ſie nur dreyzig Meilen von dieſer Halbinſel entfernet fey. Sie iſt überall mit Felſen bede⸗ Let, und hat Thaͤler, die von Quellwaſſer gewäffert werden, imgfeichen Fluͤſſe, an des ven Ufern ein fehr Hohes Kraut mir untermengten Weidenſtauden wählt, Man hat . um diefe Inſel herum noch Feinen bequemen Haven für die Schiffe gefunden. Sie ſchicket ſich auch nicht beſſer, bewohnet zu werden, weil ſie nur blaue oder weile Fuͤchſe hat: doch koͤnnte das Meer einiger Maßen die Unfruchtbarkeit des Erdreiches daſelbft Die in dieſe Inſel verſchlagenen Ruſſen nahmen ihre Zuflucht zu den Flſchottern des Meeres, nachdem fie fich einen Vorrath von achthundert Pfund Mehl aufbewah⸗ — um wieder, wenn es ihre Geſundheit und die Witterung erlaubten, nach pre rk zu FR N Eins von diefen Thieren lieſerte ihnen vierzig Be fünfzig 1. „8 war aber, meni Männden ihres, ſo hart, daß man «8 Hacken und bepnaße, one eu f nigftens der Männchen ihtes, ſo hart, machte fuͤr den Scharbock: aber H Krankheit ſtarben, fo mehr 8 fauen zu koͤnnen, nieder ſchlucken mufite. Das Eingeweide N zu Rechte, Herr Steller behauptet, die Fiſchotter fen gut err Muͤller zweifelt daran, weil die Ruſſen, die an dicſer | als die andern, davon gegeffen hatten. Inzwiſchen tödrete man für die Kranke man doch fehr viele, auch da noch), da man fehon aufgehört u) tür { tveil ihre ’ gehoͤret hatte, fid) ihrer zur Nah x Sand zu Debienen, AocHLBEEEENE ſeht fehön find, und den Ruffen von den Chineſern mit ad) daurete tzig bis hundert Rubein dag Stück bezahlet werden, Die Jagd diefer Thiere bis zum Märg, und man hate während der Zeit neunbundert Felle zufanımen‘ brach, Im März verſchwanden diefe Thiere, und das Schiffvolk nahm feine Zus — Hunde, Bären, und Löwen zu fangen, die das Meer ihm darboth. Es warf nen auch zween todte Walfifche auf ihre Küften. Der erfte, welchen fie das Dor- tathehaus der Lebensmitteln nannten, veichte den ganzen Winter durch; wiewohl fein Speck etwas verdorben war, Wenn man es aber kochen ließ, um Del daraus zu „ommen, fo verſchluckete man es und lebete. Den andern, der feifcher war, erhiel⸗ fen fie im Feüpfingsanfange, | | De Allgem. Reifebefche. XX 3and, Dod Nunmehr > 1 394 Reiſen und Entdeeungn - Ruſſiſche Nunmehr (nämlic) gegen das Ende des Märzes 1742) dachten fie auf Mittel, Entdeckun⸗ wieder nach Kamtſchatka zu fommen, Kagel fammelte den Neft des Schiffvolfes, sm, der aus fünf und vierzig Mann beſtund. Weil Ungluͤck und Schiffbruch fie in den Stand der natürlichen Gleichheit verſetzt hatten, fo fagete ein jeder fein Gutachten. Die Vernunft allein hatte das Anfehen und die Gewalt, das Beſte gelten zu laffen: Nach. vielen Zänfereyen beſchloß man endlich, Waxels und Ehitrows Gutdünfen zufolgen. Diefe benden Hfficier ſchlugen vor, das ſchon fehr beſchaͤdigte Schiff vollends in Stücen zu fehlagen, und aus feinen Trümmern ein neues zu bauen, melches alles Schiffvolk mit nörhigem Vorrathe auf vierzehn Tage faffen Fönnte, damit fie ſich ent- weder zufammen vetteten, oder mit einander umkaͤmen. Als dieſes Gutduͤnken durd) die meiften Stimmen war genehmiget worden, und alles Schiffvolk die Urfunde uns terzeichnet hatte, fo brachte man den ganzen, April zu, das Tafelmerf ab zu nehmen, und den Rumpf des alten Schiffes aus einander zu fehlagen. Wer follte aber nun die Auffiche zur Erbauung eines neuen haben? Die drey Schiffsziimmerleute waren auf der Inſel geftorben, Endlich erboth ſich ein Eofafe, der in der Werkſtatt eines Zimmermannes zu Ochotzk gearbeiter hatte, das Werf zu übernehmen. Es glüdere ihm, und er wurde nachher dafür in den Adelftand erhoben. Dieß Fahrzeug wurde den 6ten May angefangen, und follte vierzig Fuß am Kiele halten, dreyzehn breit- und fechs und einen halben tief feyn. Im Brachmonate war man fchon fehr weit mit der Arbeit gefommen, Es war von innen und außen mit Brettern bekleidet; man hatte das Verdeck gemacht, den Maftbaum aufgeftellet und vier Ruder an jeder Seite _ angebracht. Nun follte man das Schiff Falfatern, und das Theer fehlere. Man fehe, wie man ſich folches verfchaffete, ſaget Here Müller, j „Man nahm ein ganz neues Tau; und nachdem man es in Fußlange Stuͤcke »äerfehniften, fo drehete man folhe an den Enden auf, und warf fie in.einen großen Fus ‚„pfernen Keffel, über den man einen durchlöcherten Deckel ftellete, der fich wohl darauf „paſſete. Machher nahm man ein hölzern Gefäß, welches man bis an den Deckel, „der ebenfalls in der Mitte durchloͤchert war, in der Erde verfcharrefe. Darüber feste „man ben Eupfernen Keffel umgekehrt, fo daß Deckel auf Deckel und Loch auf Soc, Fam. . „Man bediente fich auch der Vorſicht, rings um den Keffel herum viel Erde auf zu »bäufen, damit das Feuer nicht bis an das hölzerne Gefäß Fommen möchte. Darauf »umgab man diefen umgefehrten und beynahe ganz in der Erde vergrabenen Keffel „mit Feuer. Die Hise ließ das. Pech, das in Den aufgedreheten Enden des Taues „war, in das untergefeßte Gefäß triefen.„ _ Auf diefe Weife fammlete man fo viel, als nötig war, das untere Theil des Schiffs zu theeren, und den obern Theil überzog man mit Seife. € Wenn einige $efer, die den Berichten der Reifebefehreiber nicht Teich frauen, eir nige Aehnlichkeit zwifchen den Begebenheiren der Ruſſen auf der Beeringsinfel und den Abenrheuren des Robinfons finden, fo fönnen wir ihnen nichts entgegen fegen, als Herrn Müllers Zeugniß, Ein fo ernfthafter Mann, der die beften Erdbefchreiber Franke ⸗ reichs beſtreitet, haf vermuthlic) nicht ein fo luͤgenhaftes und noch leichrgläubiger Bolf, als die Griechen, wie man faget, durch das Winderbare beluftigen wollen. Uebri⸗ gens hat diefer Deutſche, der nicht für die Ruffen allein fehreiben mollen, fen Bud J * | Ne AR en, EC - 4 langft den Küften des Eismeeres. 395 den Augen des ganzen Europa vorgeleget, und er ſcheint durch feine Eritifchen Anfaͤlle Ruſſiſche alle Gelehrten heraus zu fordern — m r Entdeckun⸗ Endlich, fährt dieſer gelehrte Maturfündiger fort, ward das Schiff den zoren EI. Auguf ins Waffer gelaffen, und den ıöten gegen Abend ftieß man vom Sande, Man bedienete ſich der Ruder, bis man zwo Meilen vom Ufer war, und nachher ſpannete man bey einem gelinden Mord die Segel auf. Das Schiff fieng gleich den andern Tag feiner Reife an, Waffer zu ziehen. Als!man aber eine Menge Kugeln und alles Eifen, welches ihnen zu Balllafte dienete, über Bord geworfen hatte, fo entdedfete man das Lack und verſtopfete es. Den asften Auguft fah man Kamtſchatka wieder, und den Tag darauf lief man in den Meerbufen Amarfcha ein. Ar Seit diefer Entdeckung der Beeringsinfel find noch einige andere Reifen nach Ame⸗ tifa von Ramtfchatfa aus gethan worden. Die Ruſſen aber haben der Welt ſolche Noch nicht. mitgetheilet, entweder weil fie-befürchren, es möchten ‚ihnen andere Voͤlker nathahmen, oder vieleicht, damit man fie nicht befchuldige, fie ſuͤcheten einen eiteln uhm durch diejenigen glänzenden Betrügereyen, denen fich die erftern Reiſenden nur gar zu verdächtig gemacht haben. Man wird gar bald fehen, ob die Neigung zum underbaren und zur Erdichtung fid) auch der nordifchen Voͤlker bemeiſtert hat, des ven Himmelsgegend fonft weniger zur Vergrößerung treibt, Die überall das Antheil der Unwiſſenheit und des Nationalftolzes iſt. Man Fannhier die Nachricht nicht vor» bey faffen, die der franzöfifche Ueberfeger des Müllerfchen Buchs hinter der Erzaͤh⸗ lung bekannt gemacht, wovon man bier den Auszug gefehen. Es ift eine Zeitung, welche der hiſtoriſchen Gazette von Delft eingeruͤcket worden, und von Petersburg den aten des Hornungs 1765 koͤmmt. Tal RATE EUR E » Bor ungefähr zehn Monaten Haben einige von unfern beyden zu Kamtfcharfa "und ander Mündung des Kolyma errichteten Handlungsgeſellſchaften ausgefchicfte Leute »einige neue Entdeckungen gemacht. Die von Kolyma haben das Glück gehabt, „Dutch den vier und fiebenzigften Grad Morderbreite das Tfchukorzkoi Noß zu um. ofahren, Sie führen durch die Straße, welche Sibirien von America trennet, und „haben unter dem vier und fehzigften Grade der Breite an einigen ftarf bewohnten Inſeln gelandet, mit denen fie einen Pelzhandel aufgerichtet; fie haben unter andern x „eirige ſchwarze Fuchspelze befommen, die fchöner find, als man fie jemals gefehen, ” nn Br ki Kaiferinn überreichen faffen. Sie haben allen diefen Inſeln und | vraͤndern, en, wie ſie gla einige zu nde von America gehören, „den Namen Aleyut —A DR Ban (een ae EN er „Unterbeffen dieſe don Moden gegen Süden giengen, kamen die von Kain: ntfharka von Süden nach Norden; und da der Wind ihnen günftig war, fo hatten fie das Vergnügen, Ihre Landesleute yon Kolyma nahe bey denen Fnfeln Alepıre zufinden. ‚ "Nachdem fie ſich über die beften Mittel berathfchlaget Hatten, wie fie ſich ihrer neuen Entdeckungen zu Nutze machen Fönnten? fo ward es für das Beſte gehalten, ſich im „der Beeringsinfel feſt zu fegen, welche in Zukunft zur Niederlage für den Handel „dienen wird, den man mit den Einwohnern der Inſel Aleyut ferner führen will. ' »Die Kaiferinn, die an ihrer Seite entfchloffen ift, diefe Entderfungen weiter zu trei⸗ »ben, hat den Oberſten Bleumer und einige geſchickte Erdbefhreiber ernannt, von »dem Fluſſe Anadir aus ſich zu diefen * und weiter zu begeben. vd2 s - 396 | — Abhandlung über die Laͤnder Ruſſiſche „Es iſt wahr, wenn man den entſetzlichen Abſtand betrachtet, der zwiſchen Kam Entdeckun⸗ „efhatfa und dieſer Reſidenz (naͤmlich Petersburg) iſt: ſo iſt eben Feine Wahrfchein- EU, „lichkeit, daß wir viele Vortheile aus dieſen Entdeckungen ziehen werden. Dafuͤr aber ? „werden die Einfichten, die man daraus wird ziehen Fönnen, ein großes Sicht über die „Erdbefhreibung ausbreiten, und nicht wenig beytragen, fie vollfommener zu machen, Man wird vielsicht dadurch endlich im Stande. feyn, die Breite der Straße zu beftim- „men, welche America von Afien trennet.“ | Wir wollen eben nicht für die Wahrheit einer Nachricht ftehen, die bloß durch die Zeitungen angefündiget wird. Man ift ſchon lange in dem gelehrten und aufge klaͤrten Theile von Europa gegen alle die Nachrichten mistrauiſch, welche aus Ruß⸗ fand von ihren. Entdecfungen oder Eroberungen kommen, Damit man gleich neben der Sache die Urſache, daran zu zweifeln, fehe, fo fügen wir bier im Auszuge zwo artige Abhandlungen bey. Die eine, die ſchon alt ift, machet ſich bloß durch den Na⸗— men ihres Verfaffers merkwürdig. Sie ift vom Pater Caſtell, einem Manne, deffen _ befonderer Geiſt die Ausbrüche und Vergehungen Der natürlichen Fähigkeit hatte, und der, ungeachtes aller Fehler feiner. unachtſamen, ungleichen. und oft. barbarifchen Schreibart, doch alfemal unterhaltend ift, und fich als ein Originalcharacter leſen laͤßt, den die bedachtfamern und genauern Schriftfteller gewoͤhnlich nicht haben, Ba u an 3 22 a ng BES nie Abhandlung über die berühmten Lander Kamtſchatka und Jeſſo, oder über die Gemeinfchaft des feften Landes von Afien und America, und die Durchfahrt aus dem öftlichen in das nördliche Meer; von dem Pater Caſtell ”, | RAM ndemöftfichen Ende von Afien, Japon gegen Norden, llegt ein Sand, welches man Jeffo nennet. Man kann noch nicht mit Gewißheit beftimmen, ob es elne Inſel oder ein feftes Sand iſt, noch ob es gut oder ſchlecht ift, und von was für $euten eg bewohnee wird. Uber fo wie es iſt und fo, wie man eg kennet. iſt es doch ber Gegenftand, den drey ober vier große Keiche fich ſtrei⸗ fig machen, und deren jedes es fich zuelgnen will, Die Gerechtſamen von Japon find am mindeſten zweydeutig. Das Sand liegt “ihnen bequem und ſehr nahe; die Japoneſen handeln in völliger Sicherheit dahin, und Heben in deffen mittäglichem Theile, ber ihnen am.nächften liegt, Tribut ein; ob man ſchon nicht weis, ob ihre Herrſchaft fich weis hinein erſtrecke; noch, Herr Delete mag auch fagen, was er will, ob es daſſelbe ſeſte Land oder dieſelbe Infel ſey, oder ob es da» von durch einen oder mehrere Aerme des Meeres getrennet werde, % : } ige ! Au Siehe Memoires de Trevotx, Juil. 1737. auf der auz6 und ff. S. — { ä — # — Kamtſchatta und Ze, 397 Auf der andern Seite erza ; Ina ibu n P. Ca f zählen die Ehinefen fehr viele Wunderdinge von ihm, wenn P anders ihr Jestfe unfer Jeſſo iſt. Denn nad) unfern chinefiſchen Erdbefchreibern deren Yusfprüche in folchen Fällen für Orakel gelten müffen, hat man Urfache, daran zu zweifeln... . Die Ehinefer verbinden Jeſſo oder Jestfe mit dem dußerften Winfel ihrer Tatarey, weit über Corea, um über diefes Tand eben die Gerechtfamei zu befommen, die fie ohne Widerrede über'den ganzen ungeheuren Strich haben, der fi) bis an das Oftmeer erſtrecket, wo bie große Perlenfifcherep ift, Die Sache ſcheint ausgemacht zu ſeyn. Jeſſo gehoͤret nicht mehr zur Tatarey, ſeit der Zeit unfere Exdbefhreiber beynahe felbft an dieſen Sertern geweſen find, und nicht al- fein Feine Spur von einem, noch vielmeniger von zwehen oder drey großen Neichen, die Niulhan und Orancai und Testfe heißen follen, fondern nicht einmal irgend eis ne Spur von Menfihen gefunden haben, Diefe ganze oftliche Tararey war mie Eis: bergen und unbewohnbaren Wäldern bedecfer, mwofelbft die Moentfcheur, Jupis und Rarfchengs-Tararın nur im Fruͤhlinge hingehen; um dafelbft zu jagen und Ginfeng u ſammlen, der in China beynahe eben fo theuer, als das Gold, verfaufet wird, da man zu Pefing die Unze diefer Pflanze mit fieben bis acht Unzen Silber aufwiegr. Man darf alſo an der Teſſoiſtraße zwifchen der füdoftlichen Spige diefer Tatarey und dem weltlichen Vorgebirge von Jeſſo gar nicht zweifeln. »... Kb Die Karten in der neuen Gefchichte von Japon trennen Jeſſo von der Tatas tey, aber nur, damit fie es auf die nordliche Seite fegen, welches ganz neu und uners höre ift, Zu gleicher Zeie malen fie einen ziemlich großen Meerbufen ftatt der Straße Teffoi zwifchen der hinefifchen Tararey und Tjeffo, ohne auf bie untrüglichen Zeugniffe der chinefifchen Erdbefchreiber zu achten „ .. welche dieſer doppelten Neuigkeit völlig zuwider find, Afo wären denn die Chinefer um ihre Anfprüche auf Teffo gefonimen, Die Ruffen find an der Reihe; fie befinden fih ſchon mitten in dem Herzen von Teffo, a an den Gränzen von Japon, dem fie diefes Reich wegnehmen, ohne daß die guten aponefer ſich die Herrſchaft über Jeſſo, das doch ihrem Sande fo nahe it, an zu mas Pen getraueten. Die Ruffen fangen nach und nad) an, uns durd) die vielen geogra⸗ phiſchen Paradoren damit befanne zu maden. 2... or einigen Jahren verwunderte man ſich in Europa, und befonders in Frankreich, ——— * Neuigkeiten, und vornehmlich geographiſche Neuigkeiten ſo erpicht iſt, — —9 — als man von den dyinefichen Miffionarien hörete, daß zween oder drey ‚von ihnen nebft einigen: chineſiſchen Gevollmächtigten von Peking abgereifer wären, nach Niptf u, drey bis vierhundere Meilen von Peking an'den Ufern des Amurfluſ⸗ fs, zu geben, und daſelbſt mir einigen Ruſſen Friedens- und Gränzunterhandlungen du pflegen, die aus eben den Urſachen ſechs bis firbenimdere Meilen weit von Mofeaw gefommen wären, i nn , _ Unterdeffen wir alfo mit den Chineſern den Ruſſen das Sand ſtreltig machen, find dieſe beſtaͤndig fortgegangen, und haben ſchon feir der Zeit ein gut Stuck Weges zus ‚DE gelegt, Sie waren zu Niptſchu an den Quellen des Amur noch nicht meiter, alg unser dem hundert und fünf und dreyzigſten Grade ber Länge, und befanden ſich Weft- rdwaͤrts vom China oder der chineſiſchen Tarareyz und nun find fie durch die Karten der neuen Geſchichte son Japon ſchon viergig — nach Oſten bis in den hun⸗ 3 dert fiel, 28 Ab handlung über. Die Länder P- Caftell. dert und fünf und fiebenzigften Grad fortgerücket, das iſt auf fechs oder- fiebenhundert Meilen, welches ihre Ausbreitung beynahe verdoppelt und fie weit über die Mündung des Amur, und weit über China, Corea und der chineſiſchen Tararey binausfeger, voͤl⸗ fig in die Mitte und an die äußerften Enden von Jeffo, gerade wider und über die ft: lichfte Küfte von Japon hinaus, : i ' Diefes übertrifft das Wunderbare und erreichet noch nicht das Wahre, da die neue Gefchichte des Pater du Aalde die chineſiſche Tararey weiter, und Mofcau noch um vierzig Grad weiter bis ungefähr auf den zweyhundert und funfzehnten Grad er- ſtrecket. Auf diefe Weife kommen noch fünf bis fehshundere Meilen zu denen zwölf hundert Hinzu, die wir eben berechnee haben. Auf diefe Weife werden die Ruſſen * Nachbarn von America, wo wir ſie, welches vieleicht bald das letzte Paradoxon ſeyn wird, zu Sande und ohne einen Fuß aus ihrem Vaterlande geſetzet zu haben, anfangen, und als ——— zuruͤck kommen ſehen. Man wird viele Dinge nicht gewahr, wenn man fie. nur fo im Vorbeygehen ber trachten kann. Die Ruffen haben in der That nur im Vorbeylaufen von dieſem Sande DBefig genommen. Und diefe Befißnehmung ift noch der genauern Unterfuchung und dem Rücfalle an die Japoneſer ausgeftellt, die fie zurüickfordern, Man ſchenket reis hen Leuten gern etwas, Sind wohl die Ruſſen an etwas andern reich, als an ändern, an eifichten und nicht urbar zu machenden tändern? Sie eignen ſich auch Jeſſo nicht zu, und man zeiget ung Feine Vollmacht, weder von ihrer, noch japonifeher Seite, um jenen alfo auf Koften diefer wohl zu wollen. Da die Ruffen immer nach Often fortgegangen .... und fich zur Rechten und Sinfen, fo weit es nur das Eismeer ynd die Chinefen ihnen erfauberen, ausgebreitet, find fie endlich angefommen, wo fie fid) in drey oder vier Dörfern oder Fleinen lecken eines Landes niedergelaffen, weldyes fie im, Anfange das große Land Ramtfchatka hießen. So ein fihöner Namen erweckete alle Meugierigen in Europa, insbefondere die vom Handwerke, die Herren Erdbefihreiber von Profeffion, Da fie genöthiger waren, ihre Karten zu bereichern, fo haben es einige, wie der Herr Delisle, auf das Eismeer unter den fuͤnf und ſechzigſten Grad der Breite gefeßet; andere, wie die neue Geſchichte von Japon, verlegen es auf das Meer, welches der Tatarey gegen Mittag ift. Eben diefes Meer verlängern fie außerordentlich von diefer Seite an bis nach Jeſſo. Es liege alfo unter dem fünf und vierzigften Grade, welches denn zwanzig Grad und fünfhundere gute Meilen geometrifches Unterfchiedes ausmacht. So große äußerfte Enden wuͤrden allein uns einfehen laſſen, daß feine wahre Sage ges rade in der Mitee zwiſchen dem funfzigften und fünf und funfzigften Grade feyn muß. .; Kamtſchatka liege gewiß der ruffifchen Tatarey gegen Mittag; Jeſſo auch; man’ verbindet bie äußerften Enden gern . folglich hat man alles, was wir von Ran ſchatka wiffen, nach Jeſſo Hinüber gebracht, oder beffer, das nad) Kamtſchatka, was uns von Jeſſo befannt war. Es ift wahr, diefes machet nod) feinen fheinbaren Wis derſpruch, weil auf einer und der andern Seite man noch nicht Zeugen genug Hat, um ſich einander offenbar der Unwahrheit befchuldigen zu Eönnen; auch find nicht Beftreitee genug da, einen Anfall auf einander zu thin. | A Kamtſchatka gegen Mittag wohnen die Rurilen ober Aurilski, Diefe hat man mie den Einwohnern von Jeſſo verwechfelt, Die Kurilen haben zween feuerſpeyende — Berge i ” \ Kamtſchatka und Jeſſo. 399 % “ Berge und eine Quelle ſiedendheißes Waſſers. Mit beyden hat man Jeſſo bereichert. P- Caſtell. Dagegen hat dieſes feiner Seins * ine Namen Acgueis, Sirarca und den ics Antonius. Diefe hat man den Kurilen geſchenket, die Feine befannte Wohnpläs be hatten. Damit man endlich die Verbindung vollfommen machte, fo riß man Mat⸗ . ſumay von Feffo; welches ihm zwar wohl zugehören Fonnte, aber ein Zeuge geweſen feyn würde, der immer gegen die Herrſchaft geftritten hätte, die man den Ruſſen über die Einwohner von Jeſſo beylegte, die man zu Kurilen umgefchaffen hatte, ‚ Es find nunmehro zweyhundert Jahr, daf wir ale, Miffionarien, Kaufleute, Erdbeſchreiber, Fürften und Republifen, erwarten, daf man einen Weg durd) Morden nach Japon, China, dem Driente und America felbft ausfindig machen möge. Mit eis rem einzigen Striche, der von dem Meerbufen der Lena durch das angebliche Vorge- bivge Suetonio bis in den Mittelpunct von Jeſſo hundert oder hundert und funfzig eilen von Japon geführer wird, hat ung die neue Karte den Weg eröffner, und das Mit man gar nicht daran zweifeln möge, biefe durchdringenden Norte dabey geſchrie⸗ ben: Weg, den die Ruffen nebnen, wenn fie von der Lena abfahren, mit den Bamt ſchadalen zu handein. Man fuͤge nun noch dieſen Weg zu des beruͤhmten Holläns ders Barentz und feines Sandsmannes Jelmerfen s RoE feinem, der Hundert Meilen gegen Often über Neuſemlja hinaus, und beynahe bis an den Meerbufen von Lena ges fahren war, und fehreibe denn dabey: Weg den die Holländer, Engländer, Dir nen und Europaͤer nehmen, wenn fie aus Zuropa Eommen, und in Japon, China und America handeln wollen, Wenn man ihn (diefen Weg) fo nimmt, wie man ihn ausgiebt, fo muß man fau- fend Meilen Haben, ihn Bin, und eben fo viel ihn, wieder her zu machen. Er geht die Hälfte mitten durd) das Eismeer, und das Uebrige gränget damit, Wir mollen geo— graphifch und arichmerifch reden. Wie viel Meilen leget man wohl des Tages in fol: San Deren zuruͤck? Einen Tag in andern gerechnet, zehn Meilen? Das ift viel... viebanf —5 hundert Tage. Laſſet uns nun drey Monate auf die Hin⸗ und eben fo hifen? * Herreiſe rechnen. Kann man aber wohl ſechs Monate auf dem Eismeere 6 Va ch muͤſſen wir noch einige Monate Zwiſchenzeit annehmen, damit man am —* —— bandeln koͤnne wäre es auch nur fein von den Eisſchollen beſchaͤ⸗ HF wieder aus zu beffern und frifchen Vorrath ein zu nehmen. 5 gehören wenigſtens acht bis neun Monate zu einer folchen Reife. Zu diefen 2, in wenigſtens zu denen fechfen, die nd zur A brauche, muß man auter gut Wetter haben, Allein, Hat man denn fange gut Wetter in den Cismeeren? In Waigatz und Neufemtja find fechs Wochen gut Wetter ſchon fehr felten, und es dergehen viele Jahre, daß man nicht einmal drey Wochen, ja nur vierzehn Tage wel— : es haben kann. Wir wollen es auf fechs Wochen fegen. Wenn man alfo die Jahr nad) jechs Wochen rechnet, fo wird man vier Jahre zu fechs Monaten brauchen; 8 iſt zu der völligen Neife und Handlun nach Kamtfchatfa; zwey Jahre braucher an zur Hin» und zwey „Jahre zur Herreife. Alſo müßte man zweymal unterweges R erwintern, und einmal an dem Orte der Beftimmung felbft. Jede Ueberwinterung R "hen wir auf ſechs und einen hafben Monat berechnen; und wenn ſich der Zufall mit einmiſchet, wie er fich denn bey Reifen von vier Jahren mehr als einmal mit einmen gen ‘ ” 40 Abkandlung uͤber die Linder R- Eon, gen muß, fo verlaufen fünf, fechs, fieben und acht Jahre, che ein Schiff, welches aus dem Meerbuſen von Lena ausläuft, wieder dahin zurück fommen Fan, Das find alfo meine Gründe, warum id) den Weg, den man durd) Morden nach Zapon, China und America fücher, faſt wie den Stein der Weifen anfehe. Den Steinder Weifen werden wir niemals finden: indem wir ihn aber fuchen, fo machen wir die Scheidefunft und Naturfunde täglich vollkommener; und feiedem man die Straße, von der wir reden, gefuchet bat, hat ſich die Erdbefchreibung, und, wenn man will, auch die Schifffahrt beftändig vollfommener gemacht. Ich zweifle aber fehr, daß je- mals irgend eine Arc Handlung den geringften Nutzen daraus wird ziehen koͤnnen. In denen Meeren, die an Sappland, Semlja und die Tararey floßen, giebt es im- mer ſchwimmende Eisſchollen, die den Lauf der Schiffe zu fehr aufhalten. Das gute Netter iſt nicht befrändig genug, und haft nicht fange genug an, daß man von Semlja, wo man diefe Eisfehollen zuerft gewahr wird, bis an das Dorgebirge Suetonio, es mag nun wahr ober erdichtet ſeyn, Fahren Fönne. Fuͤr ein Gahr, in welchem diefe Reife einmal gluͤcken Fönnte, würde es vier oder fünfe geben, 10 man unfer dag Eis gerathen oder gezwungen ſeyn wuͤrde, auf verlaffenen und elenden Küften zn überwins tern. Esift Fein einziger wahrer und bequemer Aufenthalt zwiſchen Archangel und Kamtfchatfa. Es ift Feiner da und kann Feiner da fepn. Man ſuchet aber das offene und von Eife freye Meer. Denn das Eis ift nur an den Küften fo gefährlich. Ich will es glauben, und auch glauben, daß es dergleichen Meer nahe am Pole geben mag. Was will das aber fagen, wofern man nicht unter dem Pole felbft einen blühenden Staat antrifft, mit dem man handeln fönne? Denn fonft wird es doch immer’ nur vergebens ſeyn, daß man in diefes offene Meer hinein ſchiffe, um das Vergnügen zu haben, dafelbft frey fhiffen zu Finnen. Wird man nicht immer durch die Eisſchollen Hindurch muͤſſen, um zu diefen Meeren zu gelangen, und wieder aus ihnen heraus zu fommen? Man fehe alle $änder an, die um den Pol. herum liegen, man wird niemals zu diefem Pole gelangen oder wieder von ihm Fommen Fonnen, als entweder durch die Straße von Semlja und Spisbergen, oder Spiß- bergen und Grönland, oder durch) die Straßen Baffins, Davis und udſons, oder zwiſchen Groͤnland und Labrador, oder endlich zwifchen der ruffifchen Tatarey und dem mitternächtlichften Theile von America weg. | Alle diefe Wege find ſchrecklich, alle find mir Eife bedecket, und alle ander, se daran liegen, und in deren man im Nothfalle überwintern, feine Schiffe ausbeffern, ſich erfrifchen und Niederlagen aufrichten Eönnte, find elend und Bertallen, ober werden, _ welches noch ſchlimmer ift, von Wilden bewohnet, mic denen man Feinen Handel auf: - richten Fann, ‚welcher der Mühe werth if, "Und wenn man nun da iff, was für einen Weg hat man nicht noch, ehe man nach Japon, China und America, ober einem an⸗ bern Orte Fömmt, wo man einen vortheilhaften und einträglichen Handel freiben konn⸗ te? Ich komme aber wieder auf den Weg der neuen Karte von Japon Wie iſt aber Diefer Weg über die mitternächtlichen und oſtlichen Kuͤſten diefer Ta farey, den man ung als ſchon gemacht und für ſehr thunlich ausgiebt, ſolches auf ein mal geworden? Man faget ung ja nicht, daß die Ruſſen ſehr * gegen Norden ſchiff⸗ bare Meere geſuchet haben. Gegentheils zeichnet man uns ihre Schifffahrt wie Sand an dand und durch Linien, Die entweder gerade zu, oder in Ihren Krümmungen und Ummegen [ w. — Kauntſchatba und Zeon — ze Umwe gen ſehr ·einfach find. Der hat denn aber dieſen Weg und dieſe Straße entde⸗ cket? Wer hat denn dieſes ganze Meer langſt den tatariſchen Kuͤſten entdecket? 1. Auf einer Reiſe von tauſend und zweytauſend Meilen iſt man wenig, außer den erſten und letzten Tagen, bey einem befannren und freundſchaftlichen Wolfe. Wahr⸗ haftig, bey dem beſagten Wege iſt alles neu, alles unerhoͤrt und unbegreiflich. Man muß Schiffe, gute und große und flarfe Sphiffe haben, die wohl gebauer, wohl gekal · fatert, wohl ausgeruͤſtet, und vermuthlich wohl mit Lebensmitteln verſehen ſind. nd wo bauen denn die Ruſſen oder woher befommen fie Diefe mächtigen Schiffe, die vermögend find, einen Weg von einem Daar taufend Meilen aus zu halten, und P. Caſtel — — Allem Eife, allem Ungewitter und aller Kältedes Nordens Trog au biethen; und wo iſt denn bey einem ſo ungeheuren Handel der Mittelpunkt, wo das Waarenlager? Vers Mmurblich bey der Mündung des Lena- Fluſſes, oder vielmehr zu Jakutzk, welches an diefem Fluſſe nahe bey feiner Mündung liege, und eine Art von Hauptſtadt in der oͤſt⸗ lichen Tararey iſt, welche Kamtſchatka einge/hloffen hält. - Aber weis man denn wohl, was Jakutzk oder die ganze ungeheure Tatarey, deren Hauptftade fie iſt, vor— feige? Sibirien betrachten wir gemeiniglich als ein br abfcheuliches Sand: es iſt aber gewiß die Tatarey, von der wir gegenwärtig reden, wenn wir fie bey ihrem rechten Namen nennen wollen, das Sibirien von Sibirien. SER Wenn man uͤber den Oby koͤmmt, ſo wird das Sand immer mehr und mehr un ewohnbarer und unbewohnter. Am Jeniſſey wohnet niemand, als wilde herumſchwei⸗ fende Tunguſen. An der Lena wohnen die Jakuten, die noch weniger menfihliches an ſich haben, Von allem dem aber, was weiter hinaus liegt, fpricht man nicht anders, Als von einem ganz mit Eife bedeckten Sande, wo Felſen find, und weiter nichts. Es. ef eine Art von Terra de Labrador, Audfonsbay, Grönland, Semtja und Epis- ergen..... Ä , — muͤſſen den Pater Gerbillon hoͤren, der mic bey dem Friedensſchluſſe zu Nip⸗ feioft —63 —— hatte mit gelehrten und erfahrenen Ruſſen geſprochen, uns vfuchungen über dieſe ruffifche Tatarey angeftefler, Hier find ‚r 19 tote fie fich in des Paters du Haide chinefifihen Geſchichte befinden. Em vi if gewiß, daß diefe ganze oͤſtliche Tatarey nichte weiter, als eine BE —— — iſt, und daß ihr mitternaͤchtlicher Theil, den die Ruſſen be⸗ err ange ni — — — ge nicht fo ſtark bewohnet ift, als Canada, Die Ruffın feine Worte, fo mie ts d J * — 9 2 "fees, Die-wirklich raus, als Pelzwerk, und die Zähne eines gewiſſen Kis - Be fehöner, weißer und Eoftbarer, als dss Elfenbein find, Sie treiben mit ihnen einen großen Aandel nach Peking. Es müffen aber fo deme und sur Mälte und Arbeit (9 abgehärtere DSlker feyn, als gerade die Ruf fen find, die bey ſo wenigem Berwinnjte ſich fo viel Wühe geben Föunen; ibe deles Pelzwert Fömmt aus Sibirien, aus den Gegenden um den Irtiſch, Vby und Jeniſſey berum, und nicht aus den ungebeuven öftlichen Ländern, die Nur ſehr wenig Einwohner haben, und noch überdieß alle arm und elend find, „ 9%, Von Tobolsf, der Hauptftade in Sibirien, die über dem Irtiſch nahe an dem y liegt, bis nach Jakutzk find fünf oder ſechshundert Meilen geometrifcher Entfer⸗ 3178. hre pppfifche und moralifche Entfernung und in gemiffer Abfichht much wopt die Abnahme der Himmelsgegend, des Bodens und ihrer Bewohner if vieleicht noch Allgem, Reifebefcht, XX Band, - Eee Fun größer; ' 402 Abhandlung über die Länder — | P. Eaftel. größer; man fager, Tobolsk fol eine ordentliche Stadt ungefähr von der Größe von - Orleans ſeyn. Jakutzk im Gegentheileift nichts, als ein fehlechter Flecken mit einer kleinen Schanze, die hinreichend genug iſt, diefes unbewohnte Sand zu zähmen. Und. bieraus will man die Niederlage, den Mittelpunft eines ordentlichen und ausgebreite: ten Seehandels machen! Wahrhaftig, ich muß wieder von neuem fragen, füllen die Schiffe zu Jakutzk ges bauet werden? oder foll man fie fhon ganz gezimmert von Mofcau, Petersburg oder Archangel dahin bringen? Wenn man von Archangel aus Flotten ausſchicket, über Semlja nach Jakutzk oder glei) gerades Weges nach Kamtſchatka felbft zu gehen, fo wollte id) eg glauben; wenigftens würde ich gegen die Möglichfeit der Erbauung der Schiffe nichts. ein zu wenden haben, Man bedenfe alfo, daß zwifchen Petersburg und Jakutzk ein Weg von mehr als taufend Meilen fey, und daß die Macht der Ruf: fen den ausgebreiteten Graͤnzen ihres Reiches gleich fey, wenn fie faufend Meilen von dem Mittelpunfre ihrer Macht die Gewalt haben follen, Flotten aus zu rüften, die ge: ſchickt wären, eine Reife von zweytauſend Meilen zu hun, zu deren Vollendung vier faufend erfordert werden. Mit Slotten, die man bey ſich felbft gebauet, kann man, wen man will, bis an das Ende der Welt gehen. In dem Mittelpunkte eines Nei- ches herrfcher feine ganze Macht. Bauen wir- denn unfere Flotten in Canada? Es mürde noch viel fehlimmer bey ven Esquimaux fern. _ Bauen die Spanier ihre in Merico oder vieleicht Californien ? Laſſen die Engländer ihre ganz fertig von Bofton ‚oder Ormus fommen? die Holländer von Batavia, die Porfugiefen von Brafi- lien? Würde wohl die Staatskunft felbft auf ſolche Weife zween Mittelpunfte, zwo Haupeftädee und Nebenbuhler machen wollen, die fo unabhängig von ihrer unmittelbas ten Führung waͤren? . 2. 1 Ich mag nicht gern eine Sache nur halb bemeifen, oder zweymal won ihr reden, - Es giebe Widerſpruͤche auf der Karte, die ich zergliedere *), die ich ausmeffe, die ich — abwiege, deren Werth ich beftimme, Unterdeſſen, daß man daſelbſt die Ruſſen einen ſolchen unmöglichen Ummeg durch das. Eismeer nehmen läßt, nad) Kamtſchatka zu kom⸗ men, zeichnet man einen andern Weg, der gerade und kurz ift, zum Zwecke diener, und bey dem man beynahe gar nicht über Waffer zu fegen brauche. Der Weg zu” Sande iſt nicht über ziwenhundere Meilen; und der Fleine Arm des Meeres, über den man fegen muß, halt ungefähr fechzig, und kann fuͤglich mit Barken überfchiffer wer» den. Die Ruflen verlaffen alfo aus bloßer Herzenstuft und fid) in Koften,. Arbeit und Gefahren zu flürgen, ‚diefen Weg, und bemühen fih, neue zu erfinden, ‚Sie thun es, wird man fagen, weil die Sander unwegfam, mit Schnee bedeckt und vellerraus hen Felſen find. Und das follte sinen Ruffen zurück halten? O fuͤr ihren mehr als roͤ⸗ mifchen Muth tauget nichts, als was Arbeit und Mühe erfordert, Die Reife zu Wahr fer aber erfordert eben fo viel Mühe und Beſchwerlichkeit, und über dieß noch uner⸗ meßlichen Aufwand und Reihrhum. Der Murb ift dabey nicht hinlaͤnglich. | * ee re FE 2) &8 iftdiefes eine Karte von Kamtſchatka, die auf Herrn Caſtells gegenwärtige Abhandlung findt Hr· Bellin zu des P. Charle voix japonifchen Gefihich: man in den Memöires de Treyonx, Auguft, 1737. - te gezeichnet, Die Antwort dieſes Erdbefchreibers anf der 1333 Seite, # Kamtſchatka unge 403 Der Weg alfo, der in diefer neuen Karte mit Punkten gezeichnet iſt, hat nicht P. an: die geringfte Wahrfcheinlichkeie vorfich, ch will aber Hier die Sache von einer an- dern Seite betrachten, und ihm dadurd mehr Wahrfcheinlichfeie geben, als er ſelbſt dor ben Berfaffern dieſer Karte erhalten hat. Allein, ich fage es meinen Sefern im Voraus, es geſchieht blog, ihe ſolche ganz zu benehmen, ° Derin wäre.es nur wahr, dag Jeſſo das beftändige Ziel diefer Schiffahrten wäre, fo Eönnten die Ruffen nicht Aus. gaben genug machen, nicht zuwiel Beſchwerlichkeiten ausftehen, den Gefahren und Ungluͤcksfaͤlen nicht zu viel crotzen, und nicht zu viel Schiffe erbauen, gefeßt auch, daß man alle Stücen dazu von. Petersburg oder Archangel, oder gar von Tobolsf oder Jakutzki müßte kommen laſſen. Aber wohl zu merken, dieſes muͤßte mit Vernunft oder Ueberlegung und eines viel nüglicjern Zweckes halben, als wegen Kamtſchatka Oder Feflo, gefiheben. Denn was iſt diefes Jeſſo felbft, daß man es zum einzigen Ziele und Gegenftande eines Handels machen will, der vier oder fünfhundere Meilen durch Sihirien und das Eismeer geführet werden muß? ha: "Wenn nun die Ruffen ſo viele Sander und Meere, und zwar folhe Sander und Meere zurück geleger haben: fo haben fie nur noch ein gut Stuͤck Weges von ehe Oder hundert und funfjig Meilen, die fie nach Belieben zu Waffer oder Sande thun Fönnen, um ſich vorden Thoren von’ Japon, Corea, China, den philippinifehen Eylanden, Aſien und America zu zeigen, Man läßt fie da bleiben; und man fteffet fie nicht einmal . daß fie verfucht werden, weiter zu. gehen; man ſaget fogar nicht einmal, daß fie da Ind. , Das heißt doch fie fehr unempfindlich für ihren Nutzen, oder menigftens für ihre Ehre vorftellen, dafs fie nicht noch eine Fleine Zugabe zu ihrer großen Neife machen, und das Werk vollenden wollen, das man nun ſchon ſeit zweyhundert Jahren angefan- gen Hat, in den ganzen Orient und America felöft von Norden aus zu dringen, und alle die geographifchen Knoten zu zerhauen, die bis hieher die berühmteften Seefahrer — aufgehalten, haben. Denn dieſe Linie, die man von dem an des * an Durch dag | i io bis i ja ſelbſt des japoniſchen —8— Vorgebirge Suetonio bis in das Herz von Jeſſo, ja ſelbſt “ei t % fi — er 1 N 9 b Ati J * Pr — nm ‚ wird erſtlich die Schifffahrt durch den Norden beftaͤtiget; zweh 3 f, daß das Eismeer nicht gefroren fen, fondern fü gut, als ein an: deres, befahren werden koͤnne; drittens wird bewieſen, daß Aſien und America nicht zuſammen hängen, und viercchs dargethan, daß Jeſſo ein feſtes Land und die Tata— rey ſen, und zu Äſten gehöre „ | 0 Dierzu wünfeper man unfsem Jahrhunderte nicht Grid? Und die Ruffen bes lieben nicht, damit groß zu thun? Und das elende gräuliche and Ramtfchatka iſt der einzige Gegenſtand ihres Handels, eines fo befchtwerlichen, fo gefährlichen, fo verderb« lichen Handels? Wir wollen ung einmal alter der unbefchreiblihen Mühe erinnern, die ſich alle Völker von Europa gegeben haben, den Nord zu durchbrechen, der big jetzt immer unbdurchdeinglich geweſen ift; aller der Ausrüftungen, der Schiffe, der Anfäglichen Flotten, die darüber ſchon zu Grunde gegangen, der gefährlichen Ueber⸗ nterungen, der Bäre, der wilden Völker, des Hungers, der Kälte, des Eifes, denen H viele große Seeleute, Linfchore, Wood, Barenz, Mund, Forbiſcher, Hud on, Davis te. ic. zum Spiele und Opfer geworden find, von denen der größe Theil in den Befchmwerlichkeiten geftorben ift; des unvergänglichen Eifes der Straße Weis gaz, des Giauſens von Semlja, Brönland, En Purchas, Spisbergen. ee 2 ; Man 404 Abhandlung über die Laͤndder p. Coftelh Man hat ſtets geſagt, daß wirklich nur die Ruſſen allein vermoͤgend waͤren, alle — dieſe großen Entdeckungen zu unternehmen; und man muß zu ihrer Ehre geſtehen, daß fie mit. einer der heroifchen Zeiten wuͤrdigen Standhaftigfeit, die ſich eben anf bie Ar- muth und ‚Einfalt der ‚Sitten gründet, [don das Schwerfte des ganzen Werfes zu Stande gebracht, indem ſie ſich nach und nad) in dem ganzen mitternächtlichen Theile von Alten, noch felbft-über Kamtfchatfa hinaus, gefeger haben, und daß, was das Künf tige betrifft, alle ihre Maafregeln fo genommen: find, daß fie weiter gehen, und bie Frucht ihrer Geduld und ihrer Arbeiten einaͤrnden koͤnnen; und dieſes ift von der Zeit an gefchehen, da der große Geiſt des Ezars Perer des erften in: dieſem ganzen großen ein wenig enffleifchten und.erftorbenen Körper Die Neigung zu Wiffenfihaften und Kün: ſten, zur Schifffahrt und Handlung gleichfam verbreiter hat, welche der wahre Hauch bes Lebens ift, der die Gemürher und Körper befeeler, F Ihnen aber koͤmmt es zu, uns zu ſagen, wo fie geweſen find und wirklich find, - - mas denn ihr Kamtſchatka für ein Sand ift, und was für eine Art von Handlung oder Verkehr fie zu Waffer oder. zu Sande dahin treiben; fie muͤſſen uns fagen, ob fie auf der oͤſtlichen und nördlichen Meeren geſchiffet; ob fie die Straße zwifchen America und Afien entdecket, und endlich, ob fie fich denn nahe genug an Japon, und ſelbſt in Jeſſo zu befinden glauben. " Das, mas fie uns auf der Seite von Japon abfihlagen, fehenfen fie. uns auf der Seite von China...» Das Stuͤck, vondem wir jeßt handeln, beſteht in einer Nachricht und Karre von GI ‚einer Reife, die auf Befehl des Ezar Peter des erften inden Jahren 1725 bis 1730. durch den Hauptmann Beerings von Petersburg bis nach Kamtſchatka und noch weiter hin duch Sibirien, und- über ‚alle die berühmten Fluͤſſe dieſer mitternächtlichen Gegenden, ‚Die bis auf ihn fo wenig befannt waren, gethan worden. Haben wir wehl neuere Nachrichten von diefem Sande und denen man mehr frauen koͤnnte, als eben diefen? Die Befehle des Czares hatten für alles geforget, was auf einer ſo langen befchwerfis ‚hen Reife fo wohl zum hauswirthſchaftlichen als wiffenfhaftlichen gehörte, Es ſcheint daß Beerings, der durch Die befondere Wahl eines fo aufgeklärten Prinzen preismär, dig genug iſt, ein gelehrter Mann und nicht mie dem flüchtigen Anſchauen der Dinge zufrieden geweſen. Seine Nachricht-und Karte find zwar fo kurz, daß fie für ein bloßen $efer eben nicht unterhaltend feyn fönnen: allein, das ift das Kennzeichen ei- nes Wahrheit liebenden Mannes, der die Sache feldft fo, wie fie fich zu gefragen hat, er» zaͤhſet, und ſich feinen Leſern weder durch Verſchoͤnerungen noch Einmifchung des Wun- derbaren verdächtig mache ?), | i Die Entdeckung von Kamtſchatka war der große Gegenftand der beeringifchen Unternehmungen ‚und diefes giebt uns eine Menge von neuen Beweifen gegen den dop⸗ pelten Irrthum, da man erfilich Kamtſchatka mit Jeſſo vermenget, und zweytens, ei- — — —* Ben > nen Der P. Caftell folget hier feinem unruhigen vor ihm nicht fehon ffen wäre, “und flüchtigen Gifte, und thut einen Ausfall in aber zu ir ham kam, fo wollte er doch — 5 die Tatarey, damt er ‚das Vergnügen habe, die in ihr die Ordnung wieder herſtellen, die eru he Karten, die wir von ihr befigen, zu beurtheilen, : nicht antraf. Dieſer wegen mußte er den Lauf der - zu verbeffern, umd in andere Ordnung zu bringen, Fluͤſſe und die Lage der Berge weit beſſer zu bez wie es ihm gut duͤnket. Diefer Mann glaubte, ftmmen, als die Keifenden und Erdbeſchreiber, die gehoren zu ſeyn, Die Welt zu machen, wenn fie felbſt in den Ländern geweſen waren, von denen - . f f fir AIR! * — ' * Kamtſchatka und Se. er wenn fie von der Lena kom · P. Caftell, ten Weg vorgiebt, den die Ruffen nebmen follen, men, und mir den A amtfchadalen handeln wollen, 405 Denn die Deftallung brachte dem abgeordneten Hauptmanne, außer der Entde⸗ Kung von Kamtſchatka, noch Befehn die Küften diefer ganzen Tatarey zu befichtigen, Dieſe beyden Entdecfungen aber waren ja ſhon fo vollfommen, als man es wünfchen fonnte, geſchehen, wenn es mit dem Wege ünd der ordentlichen Handlung durd) die Zena und die nördlichen und öftfichen Meere mie Kamtſchatka feine Nichtigfeit hatte. Kamtſchatka war, mit einem Worte, gefunden aber nicht entdeckt worden, Mach der Gewohnheit der Ruſſen, in $ändern, wo nichts, als Elend, Hunger, Kälte, Fluͤſſe, Dr rge und Eis zu überwinden find, immer weiter vor zu rücen, und von Zeif zu Zeie in einer Entfernung von hundert oder zweyhundert Meilen, maren fie gleichfam als aus den Wolfen auf die Halbinfel Kamtfchatka gefallen, und Hatten dafelbft drey oder vier Feine Wohnpläge erbauet. legen k man wußte in Petersburg fo ungewiß bin, Außer daß fie weit gegen Often, Und dag ganze befannte Sibirien Hinaus, in einerley Mittageslinie mit diefen Sänder Man befigt nichts, wenn man nicht weis, was man beſitzt. kleine Wohnplaͤtze an zu Da waren ſie nun, und daß fie da waren, ohne recht zu wiſſen wo, ein wenig gegen Mittag, über Tobolsf Jakutzk \ vieleicht Japon und Jeſſo gegen über, und - n, waren. ring : Czar Deter I war A gezwungen, zu Beftätigung feiner Macht, diefes Kamtfchatka unterſuchen und nach den gehörigen Regeln entdecken zu laffen, welches feine Einwohner, vermuchlich um fich ein wenig un Anfehen in der Welt zu geben, Die ihnen fehlende Unterftägung zu verfchaffen, und vieleicht noch mehr fich dadurch fo laut als fie Fonnten, nicht anders, als das große und fchöne fand Kamtſchatka, nannten. Es fiheint, daß Beerings ein Mann geweſen, der ſich für Sibirien und dergleichen geographiſche Unternehmun⸗ gen —— wohl geſchickt hat. Damit die Reiſen in Laͤnder Dur iſen in Jandern, anm u ub EN men, bie np m und ſonſt uͤberall gab er fi eg, den er nehmen mußte, niffey gegangen, und zu J aus gehen; und wo ſie allemal beſchwerlich ſind, nicht unnoͤthiger vervielfältiget würden, fo reiſete er ſtets mit den vorfichtigen Manregeln, er zu Petersburg alle Karten und Nachrichten, mit genom= opt Privatperfonen, als der Hof, mitcheilen Eonnten. "Zu Tobolok Mühe, die Sprache des Sandes zu erlernen, und fih um den. forgfältig zu erkundigen. Vornehmlich als er über den Je⸗ limek an der Lena gefommen, fo ließ er einen Leutenant vor⸗ da er ſelbſt genoͤchiget war, den Winter uͤber daſelbſt zu bleiben, ſo machte er ſich dieſes Umſande Baykal > zu Muse, nach Jakutzk und dem Meere Baykal zu gehen, um den Stattpalter diefeg ——— der es vorher zu Jakuͤtzk ge⸗ weſen, zu Rathe zu ziehen. D Pe Vetthreibungen oder Karten lieferten. Wie wuͤr — Nicht die Erdkugel nach feinem Sinne gebil: 1 Daben; ex, der zu dem flerbenden Kifonsesauien Aare, an F einen recht großen Bor; * der fig reden chriſtlichen Ne igion zu geben, „Pras vſid KIEL — ir Yahın — iſt wahr, 3 und ich, ; Indeſſen entwi⸗ bchen ip oft Ausfmeifungen geglaube, # Mitten unter den iefer Statthalter fagte ihm das, was er wollte, aber wir Eece3 muͤſſen igen Einbi uingsEtaft viele. 1 ge Bar Fer Be in a ’te Züge. mas ı Erik: diefer Abhaudinng faget, die wir auslaffen, »Die Berge find nicht an einander haͤngende Maus vorm; taufend Abgründe und taufend Thäler tvenz „uen fie, jo wie die arößeften Wellen des Meeres . „lich ordentlich in ta ind kleinere zertheilen # , Caſtell. —— 26 Abhandlung uͤber die Länder muͤſſen nur bemerken, daß gar nicht aus der Folge feiner Reiſe erhellet, daß er zu Far tust Flotten oder Schiffe finden follte, aus der Lena und dem Eismeere nah Ras tſchatka zu kommen, +. © Als er endlich) ſelbſt zu Jakutzk angefommen war, fo ſcheint er gar nicht an dier fen Weg gedacht zu haben. Er ließ feinen Leutenant die Lena hinüber fahren, um durd) die Fluͤſſe Aldan, Mayan und Judoma bis Ochotzk hinauf zu gehen, wo ee ſelbſt Hinfam, um dafeldft den Meerbufen von Kamtſchakka zu überfahren, Sein geutenanf gieng hinüber und kam von da wieder heruͤber, che Beerings felbft noch einmal dahin Fam, und diefe dreymalige Ueberfahrt, die allemal ohne Mühe und auf‘ bioßen Barken geſchah, beweift deurfich, erftlich, Daß die kamtſchadaliſchen Schiffe Einbildung find, und zweytens, zeiget es auch unumftößlich einen Fehler, den ich ſelbſt in der Karte des Haupfmanns Beerings bemerfe. Nah ſeiner Karte ift der Buſen wohl zweyhundert Meilen weir, und vie Ueberfahrt von Ochoſk bis Bolſchaia bält wohl dreyhundert, wenn man die Diagonallinie des Meerbufens nimmt. Das ift wirklich viel für Barfen, zumal in mitternaͤchtlichen Meeren, zwifchen dem funfzigften und fechzigften Grade der Breite und In der Nachbarſchaft, ja in der nördlichen Nachbarfihaft des ürmifchen japonifhen Meeres, Es ift wahr, man zeich⸗ net diefen-Meerbufen.in den Karten fo, daß er an das ftille Meer gränzer, welches - man Kamtſchatka gegen Often ſetzet. Ich kann mid) ‚aber nicht bereden, daß diefer - Meerbufen fo groß ſeyn fol. Könnte man der neuen Karte von Japon trauen, die in - andern Stüden fo fehr verdaͤchtig ifi: fo würde man eher damit zu Rechte Fommen, Diefer Meerbufen ift Dafelbft für die Barken viel bequemer, viel ſchmaͤler, folglich aud) weit Fürger zu überfahren, vielmehr von benachbarten Bergen und Laͤndern bebedt, und viel unzugängficher für die großen Meereswogen, Die Sache felbft aber ‚redet für fih, und ein Meer von dreyhundert Meilen kann man nicht fo leicht, ohne daß eine mal ein Schatten von Gefahr. ſich eräugen follte, dreymal hinter einander mit Bar⸗ fen überfahren. Uebrigens kann ich mich nicht bereden, Daß das große fand Kam⸗ tſchatka eine fo Eleine Halbinfel feyn foll, als fie Beerings Karte uns vorfteller, auf der fie, wo fie am allerbreiteften ift, nicht uber hundere Meilen hält, an den andern Orten aber fehr ſchmal ift. pi — Sie ſieht auch recht fremd aus, und man kann augenſcheinlich ſehen, daß man den Fluͤſſen Gewalt anthut, um ihnen einen Lauf von funfzig oder fechzig Meilen zu ‚geben, Der große Fluß Kamtſchatka ift auf eine ſolche Art gekruͤmmet und gebogen, daß er nichts natürliches hat. Der Bolſchaia Reka, den man in der Nachricht Vorzugs weile den großen Fluß nenner; ift dafelbft viel Fieiner, als der Kamtſchatkaß und da es an Erdreiche mangelte, fo iſt man genoͤthiget gewefen, fie beynahe mit einans der zu vereinigen. In meiner Karte halte ic) mich ganz genau an die $änge, weit ich dafür halte, daß Beerings diefe, da er das Vorgebirge Oskoi umfuhr, genau habe beftimmen Eönnen. Aber auf Koften des Meerbufens, den ich viel zu breie finde, mache ich das große Sand etwas breiter. Es ſcheint auch übrigens nicht, als hätte Beerings das Innere von Kamtſchatka gar zu gut erkannt, und feine Entdectung ber trifft nur die äußern Gegenden diefes Sandes, Sein Auftrag betraf hauprfächlich nur die Entderfung aller der Gelegenheicen, um den Weg, den man dahin zu nehmen hatte genau Kamtſchatka und Jeſſo. | 407 ‚genan zu berichtlgen, Und von da aus, wenn es möglich wäre, einen Handel auf einer Seite nad) Sibirien, und auf der andern nad) America zu errichten, So find wir denn endlich in Kamtſchatka angelanger. Beerings ſchickete einen $eutenant und Arbeiter voraus, das zur Erbauung eines Schiffs gehörige Holz zu fällen; und fonder Zweifel war das das erſte Schiff, weiches Kamefchatka je geſehen hatte. Ich bewundere aber Beerings, dem der Gedanken nicht einmal einfiel, daß er en ganz fertiges Schiff oder doch wenigſtens Leute, die eins bauen koͤnnten, zu Kam: tſchatka finden würde; denn er brachte aus Rußland und aus allen denen Städten, durch) die er gereifer war; Schiffbauer, ‚Arbeiter, Zimmerleute, Holzhauer, Lotſen, alles noͤthige Geraͤth, Eifenwerf und Theer mit. Das hieß. doc) gewiß Kamtſchatka zu fehr verachten, welches man’ zu einem großen Handelsorte machen wollte, daß man auch nicht einmal einen Nagel daſelbſt zu finden glaubete. J Indeſſen finde man doch ſtets in einem handelnden Haven einige Schiffe, und in Kamtſchatka follte man doch einige in der That und mit Rechte finden, weil alle, die daſelbſt fanden, doch wenigſtens einmal dafelbft überwintern müffen, Beerings, der nicht durch das Eismeer in den Meerbufen von Leng zurück gehen wollte, überwinterte Weymal in Kamtſchatka, und hiele ſich zwey Jahr daſelbſt auf. Er ſah kein anderes Schiff daſelbſt als ſeines, und hoͤrete nicht einmal, wenigſtens ſaget er es ung nicht, von Einiger Handlung reden, Er bemerfet, daß man weder Korn nod) Schlachtvieh zu amtſchatka, ja nicht einmal Saftthiere hat, außer einigen Hunden, mit deren Fellen die N Er felbft ſich bekleiden, die nichts als Fiſche und gelbe Rüben anftart deg Bros en, = Es begegnete Beeringſen eine Widerwaͤrtigkeit. Er Hatte zu Jakutzk einen Seutenant mit dem nöthigen Eifengeräthe, Theere und Sebensmitteln gefaffen. Es wird in der Nachricht bemerfet, daß es in dielem Sande fehr frühzeitig friert, und daß es das KOM Febr fpär aufdauet, und alsdann ift noch alles mit Schnee bedeckt, welchen der "den dan gaufig in großen Haufen zufammen wehet, die vermögend find, die Reifen oder doc —— zu verſchuͤtten. Die Fluͤſſe find alsdann noch ganz mit Eife beleget, fen von a ens mit Eisſchollen erfuͤllet. Der feutenant, weldjer vor Beerings doma befall "SE abgefahren mar, ward von ihnen auf dem Aldan, Maya und Tun u Ochose —* — der Hauptmann, der erft nad) ihm abreifere, Fam dennoch vor ihm £. ift die Race mat er felber unter Eis und Schnee gerathen war. Insbeſon— ficherfte Mitter, —2 erzſibiriſchen Feldern ſehr beſchwerlich hin zu bringen. Das. ; ee da ſich fiefin den Schnee vergraͤbt. ..ngegen Die Kalte haben Fann, iſt, daß man ſich tief in den Der Leutenant, der mit Wu Jakutzk war gelaſſen worden, ward Ki überall veich; ſo gar in-Kamitfeh.atfa ift fie-für die Nuffen-veich, die bey der Ger U bedienen. Hs die: Lebensmittel und das Theer mangeiten, fo mußte ae — dieſen dem Eiſengeraͤthe, den Lebensmitteln und dem Theere durch alle dieſe Verwirrungen fo ſehr aufge⸗ (ten, daß er nicht eher, als nach der gänzlichen Erbauung und Ausruͤſtung des Schif⸗ for su Kamtſchatka ankam. Man hatte an feiner völligen Ankunft gezweifelt, da er. fehr lange verweilete. Es war alfo dach Theer in Kamtſchatka, und man hatte doch 8 Da angetroffen, , Dieß ift eine Sdcye, die man einräumen muß, Die Nas i alles in der Melt zu enebehren, die Geſchicklichkeit Haben, fich alles in der Welt . ). Caftell, 408 1 Abhandlung über die Länder ' P. Cafell. dieſen Mangel zu erſezen. Er fand-Theer in den Büfchen; aber er benierfet doch auch — zugleich, daß vor ihm niemand.den Daum gefannt, aus dem er es gezogen. Die gel« ben Ruͤben dieneten ihm anſtatt des Brodes oder Zwiebades, und das Meer gab Fir ſche her, die man einſalzete. Er fand Mittel, fein Schiff mit allen, fo gar mit einer gewiſſen Art von Brannteweine, zu verforgen. Er hatte Taback zum rauchen, und al- les diefes auf ein ganzes Jade für vierzig Mann, woraus fein Schiffvolk beſtund. Was hatte er nun noch weiter nöchig?. An der Mündung des Kamtſchatka-Fluſſes . gehe er unter Segel. | } Woltüftige Chinefer und zaͤrtliche Franzoſen, die fih zu Kamtſchatka befunden hätten, würden nicht erwartet haben, daß ein Haupfmann Beerings gekommen wäre, und ihnen gefaget hätte, wo ſie waͤren. Sie würden alles verſucht haben, hinweg zu kommen, oder fich dafeldft die Bequemlichfeiten des Lebens zu verfhaffen, oder doch wenigftens ihre Neugierde Durch irgend eine auswärtige Verbindung oder einen Handel zu befriedigen. : Den erften Ruffen, die ſich zu Kamtſchatka in diefem hinterſten Sibi- vien befanden, gefiel e8 dafelbft bey gelben Rüben, Fiſchen, Tabak und Hunden fehr wohl. Der Ruffe ift ein Weltbuͤrger. Auch zu Kamtſchatka ift er zu Haufe. Aber Fürften von Czar Peters I Größe haben Abfichten, die weiter gehen, und wollen we- nigftens ihre Laͤnder oder die Länder ihrer Unterchanen vecht erfennen lernen. Beerings hatte Befehl, alle Küften dieſer öftlichen Tatarey zu befchiffen,. und ihre Sänder und Meere zu erkundigen. Er fuhr zuerft gegen Norden hinauf gegen das Eismeer zu, und nahm den Weg verkehrt, den man auf der neuen japonifchen Kar: te bemerket hat, Auf diefem ganzen Wege aber erſcheint er uns nur immer, als Er» finder, und als ein Mann, der herum tappet, und der alles zum erſten Male zuerft ſieht. Er bemerket, als eine Neuigkelt, daß ihn nad) feiner Abreife das ganze. Ufer ı gleichfam mit einer weiffen Maner umgeben zu feyn gefihienen, Das ift, mie Schneebergem. Er fand die Tſchutſchki in Barken, ein Volk, das für ihn neu war, fo wie erund fein Schiff es ignen waren, Denn ob fie gleich den Ruffen, und die Rufen ihnen befanne waren, fo war das doch nur zu Sande, auf Flüffen und in Canoten. " Bon diefen Tſchutſchkien lernere ev, nachdem er die alte Bekanntfchafe mit ihnen - wieder aufgerichter Hatte, daß er eine Inſel finden würde, die vermuthlich nicht auf feinen Karten flund, ungeachtet die neue Karte von Japon nicht unterläße, einige den Rufe fen bekannte Inſeln ungefähr in dieſe Gegend zu fegen. Beering feßete feinen Weg fort. Er fand die Inſel und fah, daß fie gar nicht zu denen gehören konnte, welche bie Ruſſen von Anadir auf ihrer Seite kennen Fonnte, Er gab ihr auch einen neuen Ma⸗ men, der von dem Feſte des Geil, Sovenz, welches man eben den Tag feyerte, als fie daran landeten, hergenommen war. Er fuhr das Vorgebirge Tſchiokotskago vor⸗ bey, und verwechſelte es nicht mie dem Vorgebirge Sueronio, welches er fuchere, AIch muß inzwiſchen doc) geftehen, daß nichts Leichter war, als fie zu verwechfeln, wenn namlich durch die Kenntniß, die man in Rußland, Kamtſchatka, Anadirsf und. ber ganzen ruſſiſchen Tatarey hatte, er nicht ganz zuverlaͤßig gewußt hätte, daß die Gebirge Moſſe weit höher wären, und fid) weit mehr in das Meer hinein erftrecketen, als das Vorgebirge Tſchiokotskago. Diefes Worgebirge iſt doppelt, und Seerings fchiffete vor allen beyden vorbey. : Als er bey bem andern vorbey gefommen war, 10 befand er, daß das Land nicht mehr hervor gieng, und fich ſehr weit nach Weften mi E - f aus es « | Kamtſchatka und Jeff. 409 aus erſtreckete, ohne daß er die Rückkehr gegen Oſten entdecken konnte. Unter den P. Cafkell.. heben und fechzigiten und einem halben Grade verließ ihn fein Much, und Furcht über — fiel ihn, Er getrauete fich nicht, weiter vor zu ruͤcken, weil ex ſich fürchtere, er möc)- “€ zu einer Ueberwinterung gezwungen werden, und an verlaffene Küften, oder une r wilde Völkern, oder unter Eisfhollen geraten, aus denen er fich niche wieder wür: de heraus helfen Fönnen, Es war alfo natürlich, daß er glaubere, er wäre wirklich an das Ende der Unternehmung gefommen, welcher man doc» unter einem ſchicklichen Vorwande hätte entſagen Eönnen; anſtatt, daß fich Beerings, da er fie ung nur une vollfommen, und durch eine bloße Muthloſigkeit verfaffen, vorftellet, Hey allen denen ſehr wenig Ehre erworben, deren Neugier er alſo erwecket, ohne ſie gaͤnzlich zu ſtillen. Ich geſtehe es freymuͤthig, daß ich es ihm nicht vergebe, da er ſchon fo weit ge» weſen, daß er nicht bis an das Ende gegangen, Ein Munk, ein Barenz, ein Ling: hätten diefe Unternehmung zu Stande gebracht, oder wären unfer der Bemühung eftorben. Die T ſchutſchki waren feine Freunde; er konnte ja bey ihnen, oder in der Nfel Se, Lorenz, oder in der Schanze Anadirsk übertintern, die nicht weit entfernet on konnte. Wäre das Wetter wieder gut geworden, fo hätte er immer nach und Nach weirer gehen und ganz bis Moffe vorrücten Fönnen. Er hätte doch überall gelbe Rüben und Fiſche gefunden: aber fo Fam er wieder zuruͤck, in feinem lieben Kamtfchat: zu überwintern, feft entfchloffen, niemals wieder Reiſen gegen das Eismeer Hinauf Anftelfen zu wollen, Nach dem Winter gieng er wieder unter Segel, aber vielmehr um zurück zu Feh- em, als irgend einer andern Urfache halber, Damit es aber doch einiges Anfehen nete, fo nahm er anfänglich feinen Lauf gerade nach Often, und legete fo ein fünfzig Reifen zuruͤck. Die Einwohner von Kamtſchatka hatten ihm gefager, daß fie an die« fer. Seite bey beitern Tagen Sand wahrnäßmen; ein neuer Beweis, da niemals ein Gi da gelander, noch ihre Küften verlaffen hatte. Denn in einem Haven, wo fe liegen, kennet man doch vermuthlich die benachbarten Meere wohl, wenigſtens wahr: J— > man mie bloßen Augen fehen kann. Beerings ward zwar Fein Sand ge: 0 er aber Kamtſchatta überbrüßiz war, fo entſchloß er ſich, zu verfuchen, 06 er nicht die es Sand Gen feiner Rückreife vermeiden, und durch den Meerbufen wieder zurück Fommen koͤnnte, um nachher durch Ochotzk nah Sibirien zu fommen. Er traf Dabey Feine Schwierigkeit an, Er [hiffete das Vorgebirge Oskoi und das ganze ‚Sand Kamtſchatka dorbey, welches er wenigſtens auf diefe Weife völlig entdecket hatte, Er bemerket in ſeiner Nachricht, daß man vor ihm gar Feine Kenntniß von dies fen Vorgebirge gehabt, welches Jeſſo völlig von Kamtſchatka trennet, und die Ein— Boßner in Jeſſo von den Arien pieleiche mehr als vierhundere Meilen nordoftlich von einander entfernet. Denn es if fiher, daß die Kurilen in Kamtſchatka ben Kam— hadalen und den ruſſ iſchen Wopnplägen gegen Mittag find. Sie wohnen völlig anf füdlichen Küfte diefes Sandes, und terden von dem Vorgebirge Oskoi begränzer, elches Beerings vorbey fuhr, indem er die Kurilen gegen Norden und Jeſſo gegen ttag liegen ließ, ohne inzwiſchen dieſes Sand gewahr zu werden, und ohne einige Pur davon fo wohl, als von Japon, zu entdecken; ja, ohne uns einmal Davon eis Vermurhung, einen Zweifel, eine Idee, an die Hand zu geben. Allgem. Keifebefchr. XX Ban. Fff Dieſe —— 410 | Abhandlung über die Linder ; | P. Caſtell. Diefe Karte von Japon ift in alfer Abſicht unrichtig. Ich Habe ſchon bemerfet my daß fie durch die zween Wege, die fie von Jakutzk nach Japon zeichnet, ſich ferbft wi⸗ j derſpricht, deren einer wenigfiens tauſend Meilen lang mitten durch Die unwegſamen norbifchen Meere geht, da der andere, welchen Beerings auf feiner Hin = und Herreife _ erwählere, nur zweyhundert Meilen lang zu Sande if. Aber das ift noch nicht alles. Diefe Karte widerſpricht fih auch in der Abhandlung, womit man fie begleitee hat, um fie zu rechtfertigen. - Denn erftlich ausiallem dem, was vom P. de Angelis ange: _ führet wird, erhellet, daß Jeſſo eine von der Tatarey noch mehr gegen Norden, als gegen Weiten, gefrennete nfel fey, wo diefer Pater nur eine Fleine Straße zeichnet: Zweytens, als diefer Pater zu Jeſſo Tandete, fo that er eine große und beſchwerliche Reife zu Sande, welche beweiſt, daß Matſumai Feine befondere Fleine Inſel ift, fon dern gewiß in Jeſſo ſelbſt, und zwar ziemlich vorwärts, liege. Drittens, wenn der P. de Angelis fager, es wäre ihm von weitem vorgefommen, als ob Matſimnai zur Ta⸗ tarey gehörete, als er aber nachher felbft dahin gefommen » gefunden hätte, daß es ei- ne Inſel fey, fo redete er von Jeſſo, rzelches er mie Matſumal verwechfelt, und nicht von einer befondern Inſel. Diefes erhellet aus feiner Abhandlung, deren Schluß darauf hinaus geht, daß Jeſſo eine Infel ſey. Viertens führer er das Zeugniß ver Einwohner von Jeſſo an, die ihm einftimnig gefaget, daß man ſechzig Tagereifen brauchete, von Matſumai nach Leffoi zu gehen; alfo ift Marfumai eben das fand, was | . Teffoi ift, und es ift ficher, daß Teffoi in Jeſſo liegt. Die Gefhichte von Japon wird nach durch die Nachricht des —— beſtaͤ⸗ tiget, welches ein hollaͤndiſches Schiff iſt, das Jeſſo befahren hatte. as wird dar⸗ aus angefuͤhret? Erſtlich: daß Matſumai ſehr weit in Jeſſo hinein liege; zweytens, daß Matſumai an Japon Tribut entrichtet. Dieſe Nachricht wird durch den P. de Angelis beſtaͤtiget, und man kann daran nicht zweifeln: aber die Kurilen, die man mit den Jeſſoern verwechſelt, find den Ruſſen unterworſen. Drittens, fo geben afle Ja⸗ poner Jeſſo einftimmig für eine Inſel aus, und der Werfaffer der *bbandlung, womit er feine Karte rechtfertigen will, ſchließt diefelbe fo: Es kann alſo gar wohl feyn, daß das fefte Land von Jeſſo auch fo gar gegen CIorden mit America zufammen bange. Und was wird denn nun aus dem Wege der Ruffen, den fie nehmen, wenn fie. von der Lena kommen, und mit den KRamtſchadealen bandeln wollen, Diefe Kamtſchadalen aber liegen Jeſſo gegen Often. America muß alfo wohl ver muthlich durch eine Brücke mit Jeſſo zufammen hängen, welche die Schife unter ſich weg geben läßt, 0 Man berichtet in diefer Abhandlung weiter, daß Rämpfer zu Japon eine Karte von der Weltkugel gefeben, die aus Jeſſo eine Inſel machete, und Hinter dieſer Anfel ein feftes Sand malete, noch einmal fo groß, als China, welches: in Fleineren Pro vinzen abgetheifet war, von denen ſich der dritte Theil über den Polarzirfel hinaus erſtreckete. Seine Kuͤſten giengen viei weiter, als Japon, nach Morgen hinaus, und man ſah daſelbſt einen großen Meerbufen, der in der Miere wieredfiche mar, Um rica lag gerade gegen über, und ward durch das Meer davon geſchieden. Sin dem Zwiſchenraume lagen zwo Inſeln gegen Norden und Süden, von denen dig ſuͤdliche ſehr Fein war, die andere aber beynahe bis an beyde fefte Länder veichere, — * _ = x z Kamtſchatka und Jeſſo. 411 WBenn man in einer Sache wenig Sicht hat, fo muß man auch die’ Fleinften Fun⸗ P. Caſteh. fen fammien, Ich geſtehe es — die an find weder große Schiffer .noh 7 große Erdbeſchreiber. Aber mer weis denn, ob fie es nicht ehedem gemwefen, und vor nehmlich Damals, als fig zuerſt in Japon landeten? Vieleicht find fie eben von derjeni« gen mitternächtlichen Tararey dahin gefommen, welche fie ſchon kanuten. Eine gewiffe Gleichfoͤrmigkeit per beyden Sprachen, ob wir gleich fehr wenig von ihnen wiſſen, laͤßt mich dieſes vermuthen, Denn es ift doch gewiß, daß fie woher müffen gefommen ' ſeyn, und. es iſt weit wahrfeheinticher, daß ſie aus der noͤrdlichen Tatarey gekommen, als Aus der chineſiſchen, oder aus China, oder gar aus America ſelbſt. Kamtſchatka, Bolſchaja, Siſtraſa, Lasnaja, Oſchota, Tſchutſchki, Tſchiobotſchkago, Tifchals GOlutorska, Lamutki, verrachen alle den japonifchen Ton. Sind diefe Wörter van ruffifch? Es kann ſeyn. Sch halte aber auch die Ruffen, und vieleicht auch die olen und Japoner für nichts, als gefittet gewordene Abkoͤmmlinge der mofcomitifchen Atarey; dic einen wurden es durch die Nachbarſchaft von China, und die andern im Anfange durch die Griechen und Römer, und nachher durch die Eurepder. "Die Tas far find von undenflichen Zeiten in dem Befige gewefen, Eoloniften und fo gar Eros er in ganz Afien und bis an die Außerften Ende von Europa nach Dänemark und Schweden zu fehien. 9 = * Es mag damit ſeyn, wie ihm will, fo kann doc) ein auslaͤndiſcher Reiſender in Kar _ Pon gelander feyn, und Die Karte die Kämpfer gefehen, mit ſich gebracht, oder geogras ‚ PBifhe Kenntniſſe gehabt Haben, nach deinen fie gezeichnet worden. Es kann wenig« ſtens nicht von ungefähr ſeyn, daß fie fo fehr mit dem übereinftimmer, was wir fonft ſchon wiſſen: Daß nämlich erſtlich Jeſſo eine von der Tatarey abgeriffene Inſel fey; Weytens, daß hinter diefer Infel ein feſtes Land liege, das zweymal größer, als China, fen; Drittens, daß diefes fefte Sand in verfehiedene Provinzen, das ift, verſchiedene Sinnetfihaften abgetheifet werde; viertens, daß ein Theil davon über den Polarzirkel fen fünftens, daß es fich weit mehr als. Japon gegen Often hinaus erſtrecke Meerbufe daß in feiner Mitte ein großes Viereck liege. Es Fann diefes vieleicht der — in Lamtſchatta ſeyn, der beynahe dieſe Geſtalt hat, zumal wenn die Ofen 4 — Jeſſo, wie ich es denn vermuthe, gerade von Weſten gegen Denn zwo Sachen ſchelnen gewiß ausgemacht zu ſeyn. Erſtlich: daß Jeſſo ein großes fand ſey; zweytens, daß Re ee —* Land oder eine Inſel ſey, aber eine ziemlich wunderliche Inſel, die wenigſtens auf der Seite nach Japon zu voller Buchten, Ungleichheiten, Meerbufen fey. Ihr gegen Oſten giebt es drey oder vier Entdeckungen, Die noch unvollfommen mit einander zu vergleichen find, . "Ämlich das Staateneyland, dag Land der Compagnie, die Straße Uriez und ne Rüfte, die Don Johann von Gama entdecere, als er aus China nad Neuſpanes ieng. Ich vermuthe, daß alles diefes nichts, als Jeſſo iſt, welches Man nur im Beinen gefehen bat. Man hat immer viele Mühe gefunden, alle dieſe Theile zu erkennen; welches daher koͤmmt, weil immer eins an das andere anftöße, Nd man niche vor einem vorbey kommen oder deffen Ende fehen fönnen, da man nicht nr Ende von Jeſſo Hat fehen, noch um daffelbe * zip —* un ieſe Eleinen Theile fi en, daß man niemals völlig dag Gange uͤberſehen. ven Theile find Urfache geweſen, ß Bis ts 412 Albhandlung üuber die Linder “I Caſtell Nichts iſt ſo vielen Streitigkeiten unterworfen, als die angebliche: Strafe Uriez: es ſcheint mir, daß die gemeinſte Meynung ſie in Zweifel ziehet. Ich für mein Theil mache einen etwas langen Meerbuſen Daraus, — Ich ſetze auch ohne alle Umſtaͤnde die japoniſchen Inſeln zwiſchen die Tatarey und America. . Denn das Anſehen der japoniſchen Karte mag nun fo geringe ſeyn, als es will, ſo behält fie doc) nad) allen geometrifchen Regeln vor allen andern dert Vorzug, fo lange ihr Feine andere das Gegengewicht hält, An State nun, daß ihr et- was das Gegengewicht halten follte, vereiniger ſich alles zu ihrem Vortheile. Dian Sat, und ich habe es vieleicht mehr, als irgend ein anderer, id) muß es geſtehen, eine geheime Neigung, zu glauben, Daß ſich die Tatarcy gegen Nordoſt bis nach America eritredet. Wenn wir es aber recht überlegen, fo ift diefe Neigung vielmehr eine Meigung des- Herzens, als des Verftandes, Man wuͤnſchet freylich, es möchte feyn ; man möchte gern die Nuffen ihre Paradora wirklicy machen, durch den Morden zurüd kommen, und fo den Europäern wieder Die Hand reichen ſehen. Diefes ift das Wunderbare, dem ich nicht traue, Ehemals beftund das Wun⸗ derbare darinn, daß man aus America eine ganz befondere und ganz abgeriffene Welt machet, die wer weis wieviele tauſend Meilen von der alten Welt entfernet läge, Diefes Wunderbare ift nun aus der Mode gefommen, und gegenwärtig wird, zumal bey dem Kuffen, das völlige Gegentheil behauptet. Der P. Gerbillon bemerket bey dem _ P. du Halde, daß zuverläßig.von den Gebirgen Noſſe, und der ruſſiſchen Tatarey fein weiter Weg bis nach America feyn fönne, Denn er hätte diefe KToffe auf zwoen ruſſiſchen Karten nahe bey dem achtzigften Parallelzirkel, fonder Zweifel bey dem zwey⸗ Hundert und funfzehnten oder dem zweyhundert und zwanzigſten Grade ber Sänge, gefer ben. Da nun, faget er, die Grade unter diefer Höhe nur fehr wenig Meilen enthal- sen, fo wuͤrde eine große Anzahl Grade eben feine große Entfernung verurfachen, Des nen zu Gefallen, Die, wie ich, America mit Afien gern verbunden fehen wollen, will ich: diefe Brände des P. Gerbillon noch mit einigen andern unterftüßen, ; Smiths Weerbufen und die noch unbeitimmten Straßen Jonas und Lan⸗ caſter Finnen als zu America und: Grönland gehörig betrachtet werden, und find audy wirklich fo betrachtet worden, Nun liegen diefe Laͤnder unter dem dreyhunderten Cras de der Länge, und die Gebirge Noffe unter dem zweyhundere und zwanzigften. Der Abftand zwifchen beyden if alfo achtzig Grade, welches hoͤchſtens dreyhundert Meilen beträgt... Das heißt nichts: aber das ift gewiß zu viel; denn wir müffen ſchließen⸗ Man faget nicht, daß die Sünder an dem Orte aufhören, wo ihre Entdeckung aufgehoͤ⸗ ver hat; fondern man. hat vielmehr im Gegentheile gewiß erfannt, daß fie dafelbft nicht aufhören, und daß ſich da fo zu fagen wieder ganz. neue Länder anfangen, die man noch nicht zu durchreifen gewagt hatte, Es kann alfo gar wohl ſeyn, daß die Gebirge Noffe, deren Ende man noch nicht gefunden, non dem Meere noch.nicht begrängf twerden, oder daß fie ſich wenigſtens einige Grade weiter, als man gemeiniglich,glauber, gegen Nor» _ den und Oſten hinaus: erſtrecken. Und in ſolchen weitläuftigen andern koͤnnte ſich das leicht auf hundert Meilen: erſtrecken, entweder wirklich oder dem gleichen Werthe nad. wegen Verengerung der Polarländer ; und dieſes wuͤrde ihren Abſtand yon America au ꝓveyhundert Meilen feßen. | | Dicke Kamtſchatta und Je nn 4413 Diefer heut ſich anf die beſte Art zur Worausfeßung dar: fie laͤßt fi eher von P Caftell, wehreren Drten annehmen, Grönland allein Fann fich gegen das Vorgebisge Purz - as ſehr weit gegen den Pot Hin erftrecken, denn diefes liegt ſchon unter dem ein und achtzigften Grade; und vornehmlich gegen Smiths Meerbufenz. der ſich unter dem achtzigfien Grade gegen Norden aus zu dehnen anfängt, und fi vermuthlich viel weir ser erſtrecket. Sie aber gehen nach Welten nach der Tatarey hinaus, und das Sand, welches an diefer Seite der Zudfonsbay, der Doffinsbay, und an den Straßen Zancafter und Jonas liege, erſtrecket ſich ficherlich fehr weit nach Welten, - Man fiede daſelbſt große Ftüffe, und die drey legteren Steaßen fönnen nichts anders, als uͤndungen großer Flůſſe fern. · Nun fegen große Flaͤſſe große Sünder voraus; fie muͤſſen einen geoßen Raum durchlaufen, und Darinnen eine große Anzahl kleiner Zlüffe und Baͤche zu fih nehmen. Die $ena, der Oby, der Jeniffey und der Saghalien laufen jeder fünf, fechs und fieben Hundert Meilen weit, — So iſt alſo America um zwey oder dreyhundert Meilen gegen Weſten verlaͤngert, das Heiße mit der Tatarey und ben Gebirgen Moſſe verbunden, von denen vieleicht alle die Fluͤſſe ablaufen, die ſich in den Hudfonsbay ergießen. Wer weis denn, ob fi nicht die Tatarey, nachdepn fie ſich verenget hat, nachher wieder erweitert, damit ſie merica umfaffe, fo wie die Erdzunge Panama das mitternaͤchtliche America mit dem mittäglichen verbindet, Jedoch; das wurde zu fehön, zu wunderbar feyn, Ich wuͤnſche es wopl, aber ich glaube es nicht, — ¶Der furchtſame Beeringe gerrauete ſich nicht, die Gebirge von Noſſe zu ums fahren, noch das leßtere Worgebirge zu erkennen. Inzwiſchen fieht man dieſes Vor⸗ gebirge doch unter dem Ramen Scheleginski in ſeiner Karte bemerket, und einige nfeln rings herum bezeichnet. Nun frage ich, mit was für Rechte er das gerhan ? enn in feiner Nachricht ſtehe Fein Wort davon. ch will es aber wie bie Armen mar Sen, die alles in Geld zu verwandeln wiſſen, und mich zu uͤberreden ſuchen, daß Bee⸗ Kamen Gründe gehabt, fo zu verfahren, und daß er die geroößnliche Meynung der mich all zer der Tfchurfchki, Jakuten und Kuffen zu Karhe gezogen. Ich bediene der Sense he Amftände, auch fo gar des Weges, den Die Ruffen nehmen, wenn ſie von emeine N Der Vorgebivge Suetonio fommen, welcher mir nım faget, es ſey die nd fich ng, daß hier oder da ein Ießtes Vorgebirge fen, welches Das mitter⸗ N a aAbſchneide. Sefbft die Berengerung der Felder ben den Gebirge Kioffe J— natuͤrlicher Weiſe ein Borgebirge Finis Terraͤ an, ob es gleich auch an fich eine Erdunge oder Halbinſel anzeigen Fann, Aue Worgebirge, die fih etwas Sur 28 Meer und vornehmlich in fo ftürmifche, Eisvolle und den Steömen fo aus« geiegete Meere hinein erſtrecken, find auf diefe Weiſe mit jähen Felſen umgeben, wel⸗ De nad) Berhälmiß eben fo ef in Das Sand’ eingewurzelt find; denn: alles fager uns, 8 der Bau unferer Erdkugel durch die Hand Gottes ſeibſt entworfen worden, und AB er ein mechaniſches, weiſes und organifches Gebäude fey, Es hat fic) zufcagen - — daß das Meer das fand weg gefreffen, weldjes- diefe Belfen umgak, die auge druͤcklich in Der Abſicht hingeſetzt waren ihm zum Zaume und zu Graͤnzen zu dienen. — Nach dieſem halte ich es für einen Grundfag der beirtheilenden Erdbeſchreibung, NS In Streitfragen diefer Art ein bejahender Zeuge mehr gelten muß, als Bundert, elche die Sache unentſchieden laſſen, ober auch ſelbſt verneinenz dan es iſt ein aus- | | 5ff3 gemachter P. Caſtell. Be ⸗ 414 Abhandlung uͤber die Länder Kumefchate x. gemachter Grundſatz: ein Zeuge gilt mehr, als hundert, die nicht zeugen. Mein Grundſatz ſetzet einen andern zum Voraus. Ich kann mich nicht überreden, daß bie Menfchen überhaupt und die Reiſebeſchreiber insbeſondere fo große Luͤgner ſeyn ſollten, als man gemeiniglich glaubet. Es gehöret viele Erfindungskraft dazu, lügen zu koͤn⸗ nen; und glaubet man denn, daß die Menſchen große Erſinder find? Die größeften $ügner fügen nur immer ein wenig. Sie fesen etwas zur Wahrheit zu, fie veraͤn⸗ dern, fie verfhönern fie; es liegt alfo Wahrheit in allem dem, was fie vorgeben, zum Grunde, und größeften Theils’find fie nur Betrüger, weil fir ſich von andern oder ſich ſelbſt haben berrirgen laffen. | Diejenigen, die das Ende der Gebirge Noſſe nicht gefehen haben, Eönnen uns nichts von ihnen berichten, Ein einziger, der ein Endvorgebirge dahin ſetzet, verdies nee unfere Aufmerkſamkeit. Es kann ſehr leicht feyn, daß die ganze Welt diefes Ende nichefieht. Es find jäge Felſen an dem Ende eines ungeheuren Landes, Das ſelbſt jähe, fteinicht, ungebauet; unfruchtbar und gefroren ift. = Wenn man an dem Fuße dieſer Berge ift, fo iſt man ſchon ermattet und hat Muth und Kraft verloren, fo daß auch die geringfte Schwierigkeit uns alsdann unüberwindlich zu feyn ſcheint. Der Winter ift überftanden, und ex iſt "augenblicklich wieder da, wenn man anders fügen kann, daß es jemals aufhoͤret, in einem Sande Winter zu feyn, deſſen Frühling und Sommer ärger, als unfere rauheften Winter, find, Unaufhörlic) hat man zu befuͤrch⸗ gen, man möchte einfrieren und gezwungen werden, zu überwintern, ſich Hütten zu bauen, fich unter die Erde und unter den Schnee verfharren zu muͤſſen. "9 Gerbillon führet die Ruſſen an, welche die mitternaͤchtliche und oͤſtliche Küfte der Tatarey oben und unten um dieſen Bergen ber durchreifer-find. Sie fageten ihm, daß fie überall Meer angetroffen hätten, ausgenommen in einer nordweſt ⸗ tichen Begend, wo eine Rerte von Gebirgen wäre, die fich weit in das’ Meer binein evftreckete, und fie hätten ſo wenig, als andere, zu der äußerften Spitze diefer Berge kommen Eönnen, welche unerfteiglich wären. .. Man müßte zu einer ſolchen Entdeckung Leute haben, die an dem Fuße diefer Berge oder lieber gar in ihrem Innerſten irgend in einem Thale drey oder vier Jahr hinter einander überwinterten, und diefes müßten Eingeborne des Sandes Tſchutſchki, j Eſchkalti Fakten, oder Tſchiokotſchkagois ſeyn. Diefe Seute aber bekuͤmmern fi) nm Emtdeding der Sünder gewiß nicht: aber vieleicht haben fie ſchon alles entdecket, und wiflen es entweder uns niche zu jagen, oder wir wiſſen fie darum nicht zu fragen. Denn dergleichen Völker laufen beftändig, klettern beftändig, fehiffen beftändig, und kommen oft viel weiter, als fie felbft denken. Denn ein einziger Windſtoß oder eine Melle kann igren Kahn fehr weit führen. So jähe man diefe Felfen auch machet, fo aben fie doch ſtets ihre Abſaͤtze und Thäler, die fie von einander trennen. Der Ruffe, * fie ſuchet, finde fie nicht, ein Tſchutſchki aber trifft fie bey feinem Herumftreifen leicht an. | Und wer weis denn, ob nicht diefe Felſen, die bey dem erſten Anblicke fo ſchreck⸗ lich und unzugaͤnglich zu ſeyn ſcheinen, vieleicht auf ihrer mitternaͤchtlichen Seite etliche Thaͤler, etliche tief liegende Laͤnder haben, die den warmen Ausduͤnſtungen des Mee⸗ ves eröffnet find, die von warmen mineraliſchen Quellen getraͤnket werden, die der Er⸗ wörmung eines Anteriedifchen Eentraffeuers ausgefeßt find, welche das Sand ertraͤg⸗ Kö), fruchebar and wohnbar mahen? . . . » Nachrichten * x au) uhr 27) Seen 45 EÆngel. — ⸗ Nachrichten und geographiſchkritiſche Beobachtungen uͤber die Lage der mitternächtlichen Länder von Aſien und America. Nebſt einem Verſuche über. den Weg nach Indien Durch den Norden, vom Herrn Engel. > ae NT W Urſachen, die Tatarey enger ein zu ziehen. Uns richt des Freyherrn von La Hontan. Moͤg⸗ terſuchung über dns Land Jeſſo. Zweifel über‘ die wahre Lage des Staateneyfandes und dem. . Lande‘ der Compagnie, Bemerkungen über“ die Straße nach America durch Nordweſt. SGlaubwuͤrdigkeit der alten ſpaniſchen Karten von America, Widerlegung der vorgegebenen Relfe des Admirats de Fome Mpocryphifche lichkeit einer Straße nad) America durch den Nord. Durchfahrt Durch NRordweſt. Un⸗ mögliche Gründe, welche die Möglichkeit der nordoſtlichen Durchfahrt beweiſen. Urtheil über die muͤlleriſchen Schriften von Rußland. Einwuͤrfe wider die Ducchfahrt gegen Nordoft widgrieget. Mittel / die Durchfahrt zu entz | Nachricht des Fuca. Vertheidigung der Nads decken .· Wan hat noch ſehr wenig gethan, wenn man die Reiſebeſchreiber nur lieſt, und nicht ihre verſchledenen Nachrichten mit einander vergleicht; vor⸗ nehmlich, wenn fie uns in unbekannte Laͤnder führen, wo fie uns nad) Ber lieben bald auf unendlichen Meeren, bald auf verlaffenen leeren und un- fruchtbaren Ländern, die zuweilen fo wenig feſt find, daß wir nicht einmalige Dafeyu mit Gewißheit behaupten dürfen, irre führen fönnen. Allein, diefe Vergleichung ift eine Arbeit, welche Gelehrfamkeit vorausfeger, und eine Aufmerkſamkeit erfordert, de⸗ en nur ſehe wenig Leſer fähig find. Hier iſt aber ein gelehrter, geſchickter und arbeite rn in, Der ung diefe Mühe erſparet. Wir wollen feine Erläuterungen und r — wigen. Sie erſtrecken ſich uͤber ein ungeheuer großes und wenig. be⸗ —— welches unſere Erdkundigen bisher nur unvollſtaͤndig beſchrieben haben. Indem fie nur Reifenden folgen fonnten,; welche meiftens entweder aus Unmiffenheie 5 work Trägheit ungetreu waren, Diefer Gelehrte laßt feine Neugierde, feine Unruhe über alle die nordlichen Meere gehen, die America von Afien trennen. - Er bemüher ſich, die ungewiſſen Graͤnzen dieſer beyden Welttheile zu entdecken, und mit Gewiß⸗ ‚heit zu beflimmen, und-denen-Sändern, weiche man wechfelsweife bafd ‚in die Sandfar. ten gefeget, bald wieder daraus weggelaffen hat, ihre wahre Lage an zu weiſen, und zu feben, durch welche Wege man zu Diefen Sändern, die minder bekannt, als beruͤhm find, kommen koͤnne. Er bar ſich in ein unermeßliches Feld eingelaffen, und daher Meauch feine Abhandlung ſehr ftarf gerachen nzwildjen Fann man fie doch in (ehr j enge Grängen zuruͤck bringen. Gie reißt das Chaos vollends aus einander, welches der P. Caſtell ſchon erſchuͤttert hatte. Ein kleines Stuͤck von diefer Wichtigkeit iſt nützlicher, als eine ganze Reife; denn es ift-has, was man aus vielen Reiſen ſchlie en kann. * R Herr AM Beobachtungen über die Lage Bngel, Herr Kugel, der diefe kritiſchen Anmerkungen gefihrieben, hat fich fein ganzes er geben hindurch mit der Erdkunde und folhen Werken befhäfftiget, die dahin abzielen, die fo wichtige Kenntniß der Oberfläche unferer Erdkugel vollfommener zu machen. Aus dem Innerſten feiner Studierftube ift er mie der Karte in der Hand den Reifen» den gefolget, um von ihnen einige Erläuterungen zu bekommen, oder ihre Fehler zu entdecken. Es ift eine große Hilfe für die Wiffenfihaften, die falfchen Begriffe, die ihren Fortgang aufhalten, zu zerflören. „Wir werden fehen, wie es ihm gelungen iff, alle diefe Wolken des menſchlichen Geiftes zu zerftreuen. Im Anfange unterfuchet er den nördlichen Theil von Afien, und feine Abfiche ift, den weiten Raum zu. verengern, den man biefer Gegend gar zu leichefünnig bengelegt hat. Er wirft feine Augen zuerft auf die Karte, die man nach den Nachrichten von der Reife des Herrn Gmelins „Kernen, die durch die Tatarey verfertiger hat. Herr Engel firaget, ob man ſich auf die Nachrichten ee eines Mannes verlaffen Fönne, der im Voraus verfichert, daß er eine ſtrafenswuͤrdige Unbedachtſamkeit begehen würde, wenn er ohne Erlaubnißdesruffifchen Hofes das We⸗ nige befannt machen wollte, was man von ben Reifen weis, die man längft den Kü- ften des Eismeeres hin unfernommen, um nad) Kamtſchatka zu fommen, Aus diefer Vorſicht fehließe er, daß eine defpotifche Regierung, welche den Gelehrten und Reifes befchreibern den Mund verſchließt, über ihre Entdedungen reden zu dürfen, einigen, - Mugen davon zu haben glaubet, wenn es uns die Wahrheit verbirgt, Nunmeht Hat diefer Verfaffer ferner fein Zufrauen zu allem dem, was mir Erfaubniß oder auf Be: fehl eines Hofes bekannt gemacht wird, welcher Wahrheit für fich felber und Luͤgen für die Welt kaufet. Herr Engel, der in Feines Solde ſteht, machet mit derjenigen Freyheit, die er in der Schweiz genießt, alles das bekannt, was er entdecket, Wahr Seiten und Irrthuͤmer. Er behauptet alfo, man muͤſſe die Küfte, weldy Herr Gme⸗ lins Tagebuch zwifchen den Piafiga und das Worgebirge Tamura ſetzet, derengern. Der deutſche Schriftſteller laͤßt es vom fünf und achtzigſten bis zum hundertſten Grade der Laͤnge reichen, und verleget es unter den fiebenzigften bis achtzigften Grad der Breite. Herr Zngel aber will es unter den hundert und fünften bis hundert und zehnten Grad der Laͤnge, und unter. den drey und fiebenzigften bis acht und fiebenzig« ften der Breite verfegen, Es beträgt alfo diefe Verengerung zehn Grad der Breite und ungefähr fünfe in der Länge, folglich wird die fänge des Weges und feine Bes fchwerlichfeicen um die Hälfte vermindert. Herr Gmelin und alle die Dfficiere, die der ruffifche Hof ausgeſandt, fagen einhällig, das Vorgebirge Tamura fey nich zu une - ſchiffen. Zwey Schiffe, die es einmal hätten verfuchen wollen, wären in dem Eife zu Grunde gegangen, und. nur das Schiffvolf Harte ſich gerettet. Vermuthlich, ſaget Here Engel, haben die Befehlshaber diefes Schiffs auch das Tagebuch) ihrer Reife verloren. Die Samojeden haben verfichere, daß das kleine füge Meer, welches fich zwiſchen Neuſemlja und dem feften Sande von der Straße Waigatz an bis an das äußerfte Ende diefer Inſel befinde, ſchon gegen das Ende des Herbftmonates zufröre, daß aber das große Meer niemals zufröre, und man an die Mündungen ber Fluͤſſe Jeniſey und PDiafiga gienge, dafelbft zu fiſchen. Warum hat man denn nun dieſe Kuͤſte zur See nicht erfundigen und das Vorgebirge Tamura oder Jelmer vorbey fahren Eönnen? Denn Herr Engel halt biefe beyden Namen für Benennungen eines und deſſelben Or⸗ tes, Er faget, man has eine ſchmale Straße durchſchiffet, Die ſehr leichtlich zuſtien un der nordlichen Länder von Mia und America. 47 un) fih mit ſtarkem Eife belegt; warum ſollte man denn nicht zwiſchen der oͤſtlichen Engel" Spige von Novaſemlja und dem Vorgebirge Tamura in einem Raume von mefe "7" - As zwanzig Graden auf einem freyen Meere durchkommen koͤnnen? Folglich Hat der _ Fuffifche Officier ung aus Furcht vor den Strafen für diejenigen, welche Staatsge⸗ Limniſſe offenbaren, die Wapıheit verhehlen wollen;. denn in Rußland werden die Entdeckungen aufdem Eismeere für Staatsgeheimniffe angefehen, als wenn das Ges deimniß nicht ſchon durch die Gefaͤhrlichkeiten, die das Eismeer allen Voͤlkern außer denen in Sibirien ungugaͤnglich machen, genugfam verwahret würde, und als ob das wige Eis diefer Gegenden nicht beffer wäre, als die Feuer fpeyenden Drachen, die dag goldene Vließ wider die Kuͤhnheit der Argonauten vertheidigten. Herr Engeil Hauber alfo, mit Grunde fchließen zu fünnen, diefes fo fürchterlihe Worgebirge des andes Jelmer, welhes man nicht umfchiffen Fönnte, fen nichts als ein Gefpenft, das . durch die Staatsflugheit der Ruffen erdacht, oder twenigftens vergrößert worden, 5 Nachdem nun diefer Theil von Afien enger gemacht worden, fo geht unfer Erdbeſchrei⸗ FE weiter, und verſuchet nun auch, die Breite diefes ganzen Landes geringer zu machen. 98 iſt ein großes Unternehmen. Ich möchte wiffen, faget er, warum die Sternfe- er zu China und Siam, nad) genauen und zu wiederholten Malen angeſtelleten Beob⸗ tungen, gefunden haben, daß man wenigſtens fuͤnſfhundert Meilen von Aſien in der eite wegnehmen muͤſſe. Vordem ſetzete man das oſtliche Ende von Aſien unter den Hundert und achtzigften Grad, da man es heute zu Tage unter den zweyhun⸗ dere und fünften ſetzet. Will man fagen, man habe naher das fand Kamtſchatka und das Vorgebirge der Tſchuktſchki entdecket? Aber ehemals dehnete man ja Afien bis nad) Kolyma aus, welches man gegenwärtig unfer den hundert und fünf und fiebenzig« ften Grad: verleget, und das, ivas man übzr dieſen Fluß hinaus. entdedtet bat, machet nicht mehr, als fieben oder acht Grad in der Breite aus, Wenn nun aber die Stern⸗ feßer, die da —— daß Aſien bis an Kolyma reichete, doch noch fuͤnf und zwan⸗ 9 Sad zu viel antrafen, wenn fie es unter dem hundert und achtzigften Grade de ange aufpären fiepen; mie ſehr mögen wohl diejenigen die Wahrheit überfihreiten, die, - weil fie es durch ihre Entdeckungen um acht oder zehn Grad vergrößert, es nun bis an ben zweyhundert und achten Grad reichen laffın? Man fieht daraus, daß die bloße Staatsflugheit des ruff chen Hofes Afien um vierzig Grad vergrößert hatz entweder ‚fein Reich in der Einbifdung der Wolter zu erweitern, oder. den Augen der Ausländer bie Befchwerlichkeiten einer Schifffahrt größer und ſchwerer zu machen, die fie ihnen ganz und gar unferfagen will, Worauf geimdet fih denn diefe neue Ausdehnung Aſiens? Hat man denn in diefem ganzen Sande zwiſchen dem hundert und fechzigften und zweyhundert und fünften Grade aftronomifche Beobachtungen gemacht? Man Wige fie, Hat man neue Entdeckungen gemacht? und wie? Zu Meere? Man ſaget 39, daß die Schiffahrt daſelbſt unmögticy fey, Zu Sande? Aber die Wölker diefer Ger gend find ja Feinde der Ruſſen, elend, wild und ohne Nahrungsmittel, die auch nur für atarn gut wären, Wie hat man nun ihr Sand durchreifen Fönnen ? und waren die Cox ſaken, die es gethan, auch wohl geſchickt, gelehrte Beobachtungen an zu ſtellen, und dachrichten, denen man trauen Eönnte, zu liefern? Darf man wohl den Nachrichten efer Barbarn Glauben beymeſſen, mern man ſieht, daß die Herren Gmelin und Muller die beyde von dem ruftifden Hofe gebraucher und beſoldet wurden, über Die Arllgem.Reiſebeſchr. XX Band, Ggg wahre — Ag IE Beobachtungen uͤber die Lage Endgel. wahre Lage und Geſtalt des Vorgebirges Schalaginskoi uneinig find? Der erſtere —— Kuͤſte, von der Lena an big an das Vorgebirge Schalsginsfoi, zu verändern, fo Tange ſie nad) Ihrer Zerfireuung nicht auf der ganzen Erde genug herum geirret hätten, von ber gegend damals nody nicht bekannt geweſen, fo müßten fie ſich auf die erften Entdeckun gen weis die. Geſtalt und Grängen diefes Vorgebirges mit Gewißheit an zu geben; der ande: ve faget nur unbeſtimmt, daß es rund fey ohne feine Gränzen oder fein Ende feft zu fegen : F | Herr Gmelin verlängert Afien nur über die Sena, weil er giauber, daß, da die Küften des Eismeeres den Europäern nicht wohl befanne wären, man es auf diefer Sci» te am leichteften vergrößern fönne, Getrauet man fich aber wohl, die Karte von der man behauptet, daß der Weg von viefem Fluffe bis an das Vorgebirge niche zu befah⸗ ven ſeh? Wenn eresift, fo hat man ja daſelbſt Feine neue Entdeefungen machen koͤn⸗ nen, bie alten zu verbeffern; und wenn er es nicht ift, warum faget man denn, Demes trus Laptiew wäre von Kolyma bis nad) Anadisfoi Oftrog ſowohl zu Sande, als Waf. A fer, gefommen? Wenn man das Borgebirge Schalaginskoi nicht vorbey faͤhrt, ſo findt man feinen fhiffbaren Fuß, auf dem man auch mur bis in die Nachbarſchaft von Ana» dirskoi fommen koͤnne. Wenn man von Kolyma aus aber zu kande weiter geht, fo Fann man ja die Kuͤſten nicht beſchreiben ‚, weil man ſich von ihnen entfernet. Iff es F „fo fehr ſchwer, das Vorgebirge zu umſchiffen? Warum faget denn Herr Gmelin, daß „man Merkmaale hätte, es müffe ein Mann in einem kteinen Nachen, der nicht größer, „als ein Fiſcherkahn, gemwefen, nicht allein das Vorgebirge Schalaginskoi umſchiffet, ſondern auch die ganze Reiſe von Kolyma an bis nach Kamtſchatka gerhan Haben ?, Herr Engel hatte, um dieſe Materie immer mehr und mehr auf zu flären, oder die Irrthuͤmer zu entdecken, mit denen fie verhuͤllet ift, die Beobachtungen des Hrn. Muͤl⸗ lers über die Altern Karten dieſes Theiles von Afien gepruͤfet. Here Müller faget, die ältefte Karte, die man von Sibirien habe, ſtehe beym Drtelius, ‚der die gehn Stämme | Iſraels in der Gegend des Fluffes Oby herum unter den zwey und achtzigſten Grad der ‚Breite verfeßet, von da-er fie an den Küften des Eismeeres bis an den ſechzigſten Grad . herum ſchweifen laͤßt. Es ift ein wunderbarer Aberglauben aller alten chriſtlichen Gelehr⸗ ten, daß ſie den Urſprung der Hebraͤer in jeder Gegend der Erde ſuchen wollen, gieich, als wenn ſie nicht in den Wuͤſten Arabiens genug gereiſet waͤren, ehe ſie die Einwohner von Palaͤſtina, deren Stelle ſie einnehmen ſollten, umbringen konnten; und als wenn fie nun fhon ſeit taufend Jahren der Haß der Türken und Chriſten vertreibt, Die Kar⸗ te mag aber noch fo falfch ſeyn, auf der man mit einem einzigen Federzuge das Volk Iſrael fechzehn Hundere Meilen weit über Sand und Waffer verfeßet, um es an den Kuͤ⸗ ften des Eismeeres frieren zu faffen, an Statt daß man e8 unter dem Wendezirkel bren⸗ nen ließe: fo ſaget Hr. Müller doh: „Das benachbarte Sand von America ſey in des Ortelius Schauplatze ziemlich ‚gut vorgeſtellet, welches wohl nur aus Muthmaaßun⸗ „gen habe geſchehen koͤnnen. Herr Engel Hätt ficy bey dieſer muͤlleriſchen Beobach ⸗ tung auf, und ſaget, da dieſe Muthmaßungen von der Nachbarſchaft von America nicht hätten von Afien her fommen Eönnen, indem der norboftliche Theif dieſer Weit ⸗ der Spanier in den weſtlichen Gegenden von America gründen. Bevor unfer Erbbe⸗ fihreiber die Zuverlaͤßigkelt der Nachrichten diefer Schiffer erhärter, fo bemuͤhet er fichr BR ruſſ iſchen Nachrichten um ine Anfehen zu bringen. Er fager, Here: — er⸗ * Kr Aue Ferne, 2 “ der nordlichen Linder won Aſia und America. 419 kenne, daß die Karten, welche Ausländer verfertiget haben, den ruffifchen vor zu ziehen find, auch fo gar um Entfernungen von fünf oder ſechs Graden zu beflimmen, - Wie wird es alfo beſchaffen ſeyn wenn yon Entfernungen von hundert, und hundert und drey · sig Graden die Rede it? Wenn er gefteht, daß bie von den Nuffen angegebenen Breis ten falſch find, wie wird eg mit den Fangen ſtehen, welche zu beftimmen, zumal in eis nem Raume von drepzehn Hundert Meilen, ungleich mehr Mühe erfordert, Denn Hr. Engel glauber nicht ‚ baß basruffifche Reich über. dreyzehn hundert Meilen lang fen. Diejenigen, faget er, welche die Macht und die Strecke diefes Reiches vergrößern, bes haupten, daß Rußland von denen drey hundert und ſechzig Graben, die der Umkreis der ganzen Erbe enthält, Hundert und dreyzig beſitze. Dieſem unbeftimmten Begriffe zu Folge hat man angensinmen, daß zwifihen Petersburg unter dem funfzigften Grade, Enget. — ai der Laͤnge und dem Vorgebirge ber Tſchuktſchi unter dem Hundert und achtzigſten Grade eine Entfernung von drey tauſend Meilen ſey. Man hataber nicht Acht darauf, daß die rade der. fänge, weiche unter dem Aequator fuͤnf und zwanzig Meilen enthalten, unter - dem Parallelzirkel des fechzigften Grades der Breite nur zwölf und einen halben machen, Denn bie Größe diefer Grade nimmt nach und nad) ab, je näher man dem Pole koͤmmt, und auf der —* Karte von dem ruſſ iſchen Reiche, welches ſich von dem ſechzigſten bis ſiebengigſtew Grade der Breite erſtrecket, Dürfen fie nicht mehr als zehn Meilen ent- halten. Auf diefe Weife wird Rußland, an ſtatt des Dritttheils nur das Neuntheil unferer Erbe enthalten, Und über dem, fo find hundert und fünfzig Grade Sand, mel» ches wechſelsweife mie Eife und Felſen bedecket ift, niche fo viel werth, als zehn Grade . eines Landes, welches ein gemäßigter und angenehmer Himmel fruchtbar machet. Ein Rönig, der Itallen allein befüße, würde zehnmal reicher, furchtbarer und gluͤcklicher ſeyn, als der Beherrſcher aller Reuſſen. Herr Engel, der immer entſchioſſen iſt, Aſien zu verengern, verſuchet, nachdem er vierzig Grade in der Laͤnge davon abgeſchnitten hat, indem er eine Karte durch die ‚andere widerleget, die Sage der Derter, die er in Unordnung gebracht hat, zu beftimmen, Das, was ihm am meiften Mühe machen, if das Sand Jeſſo. Wo foll er das finden? Wo föll er es binfeßen? Soll er es mit dem feften Sande der Tatarey verbinden, oder davon trensen? Unter das Maffer verfenfen, oder aus dem Meere hervor fommen Ic fen? Bern auf der Karte kein Raum für dieſes Sand wäre ſo müßte man es wohl mie einem Bleyſtifte eben fo ausſtreichen, als man es erſchaffen bat, Unſer Verfaſſer ber muͤhet ſich alſo, es an irgend einen Det hinzu bringen, und ſuchet in denen Reiſebe⸗ & fehreidungen, die Hr. Muͤller Heraus gegeben hat, irgend einen Dre für Daffelbe ausfindig zu machen. Er durchreifer alſo anfänglich mit ihm die kuriliſchen Cylande, zwiſchen Denen er die Zwiſchenraͤume ſchaͤtzet, und auf dieſe Art berechnet er die Entf ernung zwi⸗ hen Kamtſchatka und Fapon auf zwey hundert Meilen. Et unterfucher die Lagen die» fer Inſeln, rechnet ihren Umfang aus, und indem er diefe beyden Verhättniffe mie ein. ander verbindt, fo findet er zwiſchen der fänge von Kamefchatfa und Japon nur fichen, hoͤchſtens acht Grad Unterfihled, an flart daß die neuen Karten zwifchen den beyden Mittagstinien, welche beyden Reichen am nächften find,einen Zwiſchenraui von funfschn Grade fegen, Die Staatsklugheit der Ruffen, die Liebe zur Neuigkeit, und die Vers legenheit, in der fich die Erdbeſchreiber befanden, Jeſſo an die noͤrdliche Seite von Ja⸗ Pon zu fegen, haben, ſaget er, Kamtſchatka fo weit von dieſem Sande entſernet. Die: Nachfor⸗ ſchung wegen des Landes Jeſſo. gg 2 leicht # gel, — 420 5a P Beobachtungen über die Lage lelcht Hat man aus eben ben Gründen, den Meerbufen von Penfchina, der Sibirien von Kamtſchatka trennet, eine Breite von zwölf bis funfjehn Graden beygeleger, da er forft nur fünf oder fechs hielt, Wenn man annimmt, daß ſich zwifchen Japon und Kamtſchatka ein Meer befinder, das funfjehn Grade breit und fieben bis achte lang ift, fo muß die Reife von einem Lande zum andern wenigftens vier hundert Meilen lang fen. Nun haben aber die Japoneſer, denen, wie man faget, die kuriliſchen Eylan- de, welche Kamtſchatka am alternächften legen, befannt ſeyn follten, niemals eine fo lange Reife unternommen. Zu allen Zeiten haben ihnen ihre Geſetze bey harten Strafen unterſaget, nad) fo weiten Laͤndern zu fehiffen,, fie verftehen ſich auch auf die Schifffahrt nicht fo gut, daß fie ſich fo weit von ihrer Inſel entfernen follten, _ Als der Hauptmann Spangenberg oder Spanberg feine erfie Reiſe nach den kuriliſchen Eylanden gethan hatte, fo gab er eine Befchreibung und eine Karte davon heraus, die aber ber Senat von Petersburg nicht bewährt fand. Errurtheilete, der Weg von Matfumai bis Kamtſchatka fönne fo groß nicht feyn, als ihn dieſer Reiſende angegeben hatte, Inzwiſchen giebt er doch vor, innerhalb zwanzig Tagen von Matfus mei bis Bolſchaja⸗Reka gefommen zu ſeyn; melche Ueberfahrt, die anf einem unbe: Fannten Meere ohne Wegweiſer und auf gut Glück gerhan worden, feinen fehr langen, eg voraus ſetzete. Man glaubite, der Zwiſchenraum fen zu groß angegeben, und oe eben den Spangenberg wieder zurück, ihn noch einmal zu'meffen, Man gab hm zween junge Ruſſen zu Dolmetfchern mit, welche die Sprachen des Landes von den beyden Japonern erlerneg hatten, die von Kamtſchatka nad) Petersburg waren gebracht worden"), Dieſe zweyte Reiſe aber hatte nody weniger glücklichen Fortgang, als die erftere; denn Spangenberg Fonnte nicht weiter, als bis zu dem erften kuriliſchen Eys lande, kommen, welches dem Borgebirge Ramefchatfa gerade gegen über-Kegr, Ser“ diefer Zeit Hat man diefen Weg nicht wieder verfucht, Woher Fommen denn nun die eränderungen, die man wegen ver Sage biefer Länder in den neueften ruffifchen Karten angenommen hat? Und die nicht im geringften durch fpätere Nachrichten, als die fpan» genbergifchen find, beftätiget zu werden feinen, Man hat, faget Herr Muͤller, diefe Karten nach den mündlichen Nachrichten eines Japoners ausgebeffere, der Sanima hieß. „Diefer Ausländer fcheiterte im Jahre 1710 an der Küfte von Kamtſchatkaz „ward 1714 an den Faiferlichen Hof nad) Petersburg geſchicket, mo er die ruffifche Spra« » he fo gut Ternete, daß er im Stande war, alle Fragen zu beantworten, die man ihm „wegen ber Sage und Beſchaffenheit der Eurilifchen Inſeln that, „ r Rofivervstoi, einer von den beyden Häuptern in der kanitſchadaliſchen Empsrung | her Eofafen, die im Jahre 1711 von den dreyen Commiffarien *) abfielen ; hat ein neues . che Über diefe Inſeln verbreitet, Diefer einſichtsvolle Mann,-der, wie man faget, die Kenntniffe des Japoneſers Sanima genuger hatte, ward ausgeſchicket, die Furilifchen Safeln und das in ihrer Nachbarſchaft liegende fefte Land wohl zu erfundigen. Seine ſehr umſtaͤndliche Nachricht, die man felbft in Petersburg für bemährr hält, bezeuget, daß die Bewohner der kuriliſchen Inſeln, oder des japoniſchen Jeſſo auf Kamefcharfa und Matſumai Handel treiben, Nun ift es aber völlig unmoͤglich, wie Herr Engel | : ſaget, 1) Man ſehe oben die 330 Seite, = 2) Eben daſelbſt a. d. 325 S. der nördlichen Linder von Aſia und America, 421 ſaget, daß diefe Inſulaner auf ihren ſchlechten Baidaren oder Nachen, die man kaum Engel. brauchen kann, von einer Gnfel zur andern zu kommen, Reiſen von hundert oder zvey "7 hundert Meilen lang thun follten, Es muß alfo der Zwiſchenraum zwifchen Kamiſchat. fa und Japon fehr klein feyn. Wenn die Inſel Matſumal beynahe bis an das feſte Sand reicher, und wenn zwifchen biefer Inſel und Kamtſchatka eine Entfernung von fünf oder ſechs Graden der Breite ift: ‚fo kann diefes nicht unter einer viel. weitern Laͤn⸗ . ge liegen, noch durd) ein ſehr anfehnliches Meer von dem feften Lande getrennet werben. Man muß alfo Kamtſchatka fehr hart an die tatarifchen Küften rücken, Wbo ſoll man aber nun das Sand Jeſſo hinbringen, wenn nur fo wenig Meer zwi⸗ ſchen dem feften Sande und der Kette von Inſeln ift, die fi von Japon nah Kam iſchatka erſtrecken. „Ich geſtehe aufrichtig, fager Here Engel, daß ich, ungeachet \ „aller meiner Unterſuchungen, und alles meines Nachfinnens, feit zwanzig Jahren, mic) „doch nicht unterſtehe, die wahre Lage von Jeſſo zu beftimmen, „ Bey diefer Gelegen⸗ beit durchläuft unfer Verfaſſer die verſchiedenen Meynungen der Erdbeſchreiber. Man Bat lange Zeit dafür gehalten, daß Japon mit Jeſſo gränzete; von dieſer falfchen me. nůng aber ift man zurück gefommen, Andere fügeten esarı Die Tatarey; andere mache⸗ ten eine Inſel daraus, welche, wiederum andere in zwo zertheileten. Man hat alles müffen in Unordnung bringen, diefem Sande Plag zu verſchaffen. Herr Danville beffager fi), daß es ihm viele Veränderungen in feinen Karten gefoftet, Wenn man bie Keifebefchreiber als die Wegweiſer der Erbbefchreiber zu Narbe zieht, fo findt man je» ſuitiſche Miffionarien, - welche bald fagen, Jeſſo fey eine Juſel, bald, es fen ein feftes and, und-bald, es ſey beydes zugleich: das heiße, die Japoner bemerfen auf ihren Karten eine Inſel Jeſſo, und dahinter ein feftes Sand unter eben dem Namen, welches zweymal größer, als China ift, weil ein Drittel diefes Landes über den Polar zirkel hinaus liege. Aus diefen Widerfprächen und Ungewißheiten fehließt man, daß es ein fabelhaftes Sand. fey: und das um fo viel mehr, faget Herr Danville, weil «6, wenn es wirflidy vorhanden wäre, den Chinefern und Tatarn bekannt feyn müßte, die es aber. nicht einmal dem Namen nad) fennen. Herr Engel, ohne dieſe Folge auf ei⸗ nem Grunde an zu nehmen, der ihm nicht bündig genug zu ſeyn ſcheint, nimmt feine Zuflucht zum Herrn de Buignes, indem er gefteht, doß die Muthmaßungen diefes Schriftſtellers nur Zweifel erregen und das Urtheil auffehieben Fönnen, welches man uͤber das Dafeyn und die Jage eines von ben Erdbeſchreibern fo beftvittenen und herum gewor⸗ fenen Sanbes, als Jeſſo, fällen fol, Wir müffen ven Verfaffer unferer Abhandlung weiter hören, Die Japoner Haben gefagt, die Inſel Jeſſo läge Japon gegen Norden, und diefer Inſel Jeſſo gegen Norden läge Oku- Jeſſo. Diefes Wort wird ohne Zwei» fel ein allgemeiner Namen feyn, unter dem alle die Völker begriffen werden, die Japon gegen Morben liegen; fo wie die Juden alle Völker, die in Anfehung ihrer gegen Abend Iagen, Kittim, und bie gegen Morgen, Elam oder Maddai nannten; fo, wie die Gries en alle mitternaͤchtlichen Völker von Europa Eelten, und alle miteernächtlichen Voͤlker von Afien, Scythen, alle ſuͤdlichen Indianer, und alle Bewohner von Africa Aethio⸗ Pier hießen; fo, wie die Ehinefer den ganzen nordoftlichen Theil von Afien und das an dieſer Seite der Tatarey ftoßende America Tahan nennen. Die Japoneſer werben, nachdem fie alle die Fafeln und Wölker Jeſſo genannt, welche ſich von Japon bis Kam⸗ iſchatka erſtrecken, welches auch noch mir — Benennung begriffen iſt, den Na⸗ 89 3 habe \ Engel. ö — ⸗ 42223 WBocobachtungen über bie Lage men Dfu: Soffo allen denen Laͤndern beygelegt haben, die über diefe Laͤnder hinaus Ties gen?), Wenn man von allen denen Nachrichten, die fie uns von Jeſſo geben, nichts verfteht, fo koͤmmt es daher, daß fie feit denen fechs Hundert Jahren, da fie diefes fand eroberten, es nicht der Muͤhe werth gefunden haben, es zu behaupten. Sie waren mit Matſumai zufrieden, entweder wegen der Silbergruben, die man daſelbſt finde, ober weit fie es für den Schläffel zu Ihrem Reiche hielten, der die Eingeborenen verhinderte, daraus zu entweichen, und den Yusländern das Hineingehen verboth; darüber verloren ı fie die genauern Kenntniſſe, die fie ehemals von dieſem Sande hatten. Alle dieſe Erfläs rungen bes Herrn Engels aber laffen immer noch zweifeln, ob es ein wahres und von dem feften Lande der Tatarcy und den Furilifchen Inſeln verſchledenes Sand Jeſſo gebe, und beſtimmen nicht, unter welcher Himmelsgegend und auf welchem Meere dieſes Land liege. aD RT Re Yu, | — Die Holländer verticken noch dieſe Fiuſterniſſe. Ihre indianiſche Handelsgeſell⸗ ſchaft befuͤrchtete, ihr Vermoͤgen moͤchte getheilet, und dadurch vermindert werben, wenn man durch Nord- Oſt einen neuen Weg zu ihren Reichthumern öffnere, Cie gaben alfo ihren Sandesfeuten zu verſtehen, welche durch die nördlichen Meere eine Straße nad Indlen fucheten, man müffe damit anfangen, daß man von Indien ſelbſt aus die mitternächtlichen Küften Afiens entdecke. Die Compagnie fhicfere alfo zu diefer Ente deckung zwey Schiffe aus. Go bald aber, als fie ſah, daß man fich in Europa weiter feine große Mühe gab, die nordoftliche Durchfahrt zu finden, fo hörten fie aud) mit der ihrigen auf, ja, fie unterfageten fo gar allen ipten Unterthanen bey Lebensftrafe, auf eis nem holländischen Schiffe nad) Jeſſo zu gehen, —3 Dieſes Verboth, ſaget Herr Engel, machet die ganze Nachricht verdächtig, wel⸗ che ſie von dieſem Lande herausgegeben haben. Da ſie uns aber doch von dieſer Reiſe ‚gar genaue Umſtaͤnde berichten, die unmoͤglich bloß erdichtet ſeyn koͤnnen: fo darf man ur die Umftände- in Zweiſel ziehen, die entweder mit den Nachrichten der andern Neis fenden gar zu wentg überein fommen, als daß fie nicht follten beftritten werben, ober der Abficht gar zu gemäß find, welche die hollaͤndiſche Handlungsgeſellſchaft kann gehabt haben, die Wahrheit wegen eines Gegenftandes zu verbergen, welcher ihren ausfch lief: fenden Ehrgeiz angept. Aber nichts Ift für die Meugierde der Menfchen fo anflößig, - als. Die Ungewißheit und die Unmwiffenheit von Dingen, die man gern wiſſen möchte, Und fo verfuchet Herr Engel, nachden er uns bewogen, an allen denen Nachrichten, die wir von Jeſſo Haben, zu zweifeln, ſelbſt auf den Trümmern alles deffen, was er zerftörct hat, ein neues Gebäude zu errichten, | Er faget, man kann Matſumai gegen Norden eine große Inſel fegen, und dieſe wird Das wahre Jeſſo fern. Ohne Zweifel iſt diefes ein fonderbarer geographifcyer Sag, den man aber doch immer fo lange wird behaupten koͤnnen, bis man eine zuver- jäßige Nachricht erhalten wird, die ihn umſtoͤßt. Er fager ferner, die Holländer haben - gefehen, daß unter dem acht und vierzigften Grade fünfzig Minuten das Meer fich er⸗ weitert. Wenn man bie oflliche Kuͤſte der mittäglichen Tatarey unter dem Hunderr bren und funfzigften Grade, und das Vorgebirge Kamtſchatka unter dem Hundert fünf und fechzigften der Sänge feßet, fo bekoͤmmt man für das Meer eine Breite von eilf Graden, . F EN: —— wohin 3) Man fehe die allgemeine Hiſtorie der Reifen, X Th. a, 545 ©. \ der nordlichen Lander von Aſia und America. 4423 wohin man die Inſel Jeſſo ſehr fügtich feßen Fann, die man, wenn man wollte, bie In⸗ ſel Amur oder Sagafien benennen Eönnte. Wir haben feine Nachricht, die dief in ange⸗ nommenen Satze widerfpräche, vermoͤge deſſen man unter diefen dreyen Namen nur eine Inſel verſteht. Herr Engel koͤmmt wieder auf alle bie Nachricht/ n zurück‘, bie er ſchon unterſuchet und beynah wiberleget bat, indem er alles das verwirſt, was feinem Satze nicht zur Unterſtuͤtzung dienet, und alles das annimmt, was ihm guͤnſtig ſeyn kann . Nachdem er mm feine Infel auf den Triebfand des Meeres mitten unter Die Stroͤme geſetzet hat, die ſie, ſo zu ſagen, unzugaͤnglich, wenigſtens von Seiten des feſten Landes, machen, To weis er nicht, wohin er das Staaten-Eyland und das fand der Eompagnie fegen fol. „Ich bin, faget er, eben fo verlegen, als die andern Geographen, ‚n die entweber ihre Zuflucht zum Ungefähr nehmen müffen, oder es ganz und gar aus: Engel. — — Qweifel-über die wahre Lage des Staaten: »laffen.„ Inzwifhen nimme unfer Kunſtrichter, um alle Theile zu vereinigen und die Eylandes.und Nachrichten der Helländer mit ben Nachrichten ver Ruſſen zu. vergleichen, hier eine F% Muthmaßung des Heren Wüllers an. Diefer. berichtet, daß in dieſen Gegenden bie Erdbeben fehr gewöhnlich und fehr-beftig wären. Es Fann alfo fehr leicht möglich feyn, daß zur Zeit der hollaͤndiſchen Reife virle Inſeln nicht mehr als eine einzige ausgemacht, und daß fie nachher durd) die Erdbeben in mehrere abgetheilee worden, Diefe Much⸗ maßung ift fehr wahrſcheinlich, fährt Here Engel fort: „Sander, melde fo tief ins „Meer hineingehende Vorgebiege und fo fiefe Meerbufen haben, können durch Erdbes ben fehr leicht von einander getrennet, und zu Inſeln gemacht werden, Ich vermuthe „ſogar, daß ehemals Kamtſchatka, die kuriliſchen Eylande, Jeſſo, Japon und Korea nicht „mehr als ein einziges an einander haͤngendes Sand ausgemacht haben. „ Die Erdbe⸗ ben find, wie ber P. Charlevoix ſaget, fo häufig in Yapon, daß ſich das Volk beynahe gar nicht mehr davor fürchtet, ob. fie gleich unterweilen fo heftig find, daß fie ganze - Städte umſtuͤrzen, und vie meiften Einwohner unter ihren Teümmern begraben. Cs „wurde fehr wunderbar feyn, faget unfer Geſchichtſchreiber ferner, wenn Japon nicht der rs Erpdeben — ſeyn follte, da man-fo viele feuerſpeyende Berge und Schwer felgruben in diefem Sande antrifft. Es ift aber gewiß nicht weniger zu vermundern, daß unfere Erdbeſchreiber auf ihren Karten ändern eine umviderrufiche feft beftimmte Sage geben wollen, melche von dem Meere und feuerfpeyenden Bergen beftändig umgefehret werden; Länder, welche die Erdbeſchreiber nur von ferne geſehen, und deren Laͤnge und Breite Fein einziger Sternfündiger hat beftimmen Finnen ‚ welche von einer Reiſe zur andern, in weniger als Hundert Jahren gänzlich die Geftalt verändern; Laͤnder, die nicht einmal ihren naͤchſten Nachbarn bekannt find, oder, die fie mit ſolchen Namen bezeich— nen, welche fehr geſchickt find, fremde Schiffer irre zu machen. Mit einem Worte, das Wunderbarſte in der ganzen Abhandlung des Heren Engels ift das, daß er fich unter- des Landes der Eompagutts fanden, fie zu ſchreiben, da er doch wußte, daß man fo wenig Sicht Daraus erhalten. | koͤnnte. Was iſt wohl vermögender,, den Porehonifmus in die alte Gefchichte ein zu fuͤhren, als die Widerfprüche, die in unfern Tagen über die wahre Sage entfernter Jän« der entftchen? Wer wird ferner den Nachrichten der Reifzbefchreiber in verworrenen Mas terien trauen wollen? Wie werden fie Ohren haben, dasjenige gut zu hören, mas man Ädnen in dem Sande, wo fie landen, erzählet; fie, die Feine Augen gehabt, eine Inſel ‚don einem feften Sande, oder viele Lander von einem einzigen zu unterfcheiden; fie, die Aus Eigennutze, aus Unwiſſenheit, aus Siebe zu reden, aus Eitelkeit, Ligen, —— den a a . Kindern — ‘engel. ar 3 424 — Beobachtungen uͤber die Lage Kindern gleichen, welche viel lieber alles Abgeſchmackte glauben und vorbringen, als fie ſich entſchließen koͤnnen, etwas nicht zu wiſſen, oder zu ſchwelgen. Wie ſoll man nun Er⸗ zaͤhlungen annehmen, die in einer Entfernung von viel tauſend Meilen ohne Unterfüs hung, ohne Beurtheilung, und ohne Fähigkeit gemacht tworden ? = So gar das Anſehen einer Regierung, fie gebiethe num zu reden oder zu ſchweigen, iſt in Anſehung der Glaubwuͤrdigkeit, nicht hinreichend; weil die meiſten Hoͤfe mehr an den ſcheinbaren oder wirklichen Nutzen denken, den ſie fuͤr jetzt davon haben, als an die Wahrheit, die ihnen nicht noͤthig iſt. In einem Staate verfälfchee man bie Wahrheit, wie in einem andern die Münze, Das Siegel des Fürften giebt allem mwenigfiens einen erbichteten Werth: es kann aber die Seelen nicht fo zum Glauben, als den Wil. len zum Gehorchen, zwingen. Es Finnen alſo Nachrichten, die auf Befehl des ruffifchen Hofes befanut gemacht worden, wohl Unmwahrheiten fern; -denn es iſt felten, daß ein Hof befiehlt, Wahrpeiten zu fehreiben. Die dev menfchlichen Seele natürliche Freyheit er« wartet Feinen Befehl, Wahrheiten zu fagen, fondern iſt mie der bloßen Erlaubniß zufrie⸗ den. Ohne den Einfluß der Höfe auf die öffentlichen Schriften aber, wie viel Urfachen hat man nicht, an der Aufrichtigkeit der ruſſiſchen Karten zuzweifeln? Wenn man fic) niche auf die Sammlungen derer Reifen verlaffen kann, die in unfern Tagen faft ver unfern Augen und in ſchon hnndertmal durchreiſeten, und unſerer Neugierde ftets offen⸗ ſtehenden Sändern gethan worden; welches Zutrauen koͤnnen mir denn wohl zu ruſſiſchen, ſpaniſchen und Holländifchen Schiffern haben, von denen der größefte Theil weder das Bermögen gehabt, alles zu fehen, noch die Zeit, es mit Aufmerkſamkeit zu betrachten, noch das Geſchick, ihren Nachrichten das Anfehen der Wahrheit und einen Werth zu geben? Inzwiſchen müffen wir doch die Reiſebeſchreibungen leſen, um ung zu unterrich⸗ een „ oder über ihre Fehler zu beluſtigen. Dieß iſt noch das einzige Mittel, über kurz ober lang die Wahrheit zu entdecken, viele Worurtheile aus zu rotten, und einige menfih» liche Begriffe zu verbreiten. 24 - japt: Herr Engel, der müde ift, an den öftfichen Küften der Tatarey herum zu irren, ohne zu wiffen, wo er die Länder, ‚die man entdecket zu haben vorgiebt, Hinfegen fol, wirft ſich auf das enfgegengefegte Ufer gegen die americaniſchen Küften, und ſuchet, wie. E - man durch das Meer, welches beyde Welteheile erennet, von einem zum andern herüber Bemerkun⸗ gen uͤber die Straße nach America durch Nordweſt. kommen koͤnne. Neue Materie zu Zweifein und Ungewißheiten fuͤr die Erdbeſchreiber. Er verlaͤßt hier die Hollaͤnder und Ruſſen, um ſich an die Spanier zu halten. Moͤchten fie ihm doc) helleres Licht mittheilen Einnen! Der Pater Acoſta, ein Jeſuit, iſt fein vornehmſter Fuͤhrer in dieſem weſtlichen Theile des americaniſchen Nordens. Seine Beſchreibung der neuen Welt, die zu Anfange des vorigen Jahrhunderts gedruckt wor⸗ den, redet mit vieler Genauigkeit von einem Sande, deffen Dafeyn nach nunmehr ans derthalb Jahrhunderten, von Reifen, Entdeckungen und vielem Fortgange, ſowohl in der "Schiffahrt, als Erdbefhreibung, noch nicht völlig beftäciget worden iſt. Es ift das * Königreich Anian, welches man meynet, und welches noch zu entdecken übrig iſt. „Die „nordfiche Spige diefes Königreichs Anian, ſaget er, erſtrecket ſich bis unter den nord⸗ „lichen Polarzirkel, und wenn es das Meer nicht verhinderte, ſo würde es mit der far „tarey und China gränzen.,, Diefe Nachricht aber giebt Feine Reife an, die über. den zwey und vierzigften Grad der Breite angeftellee worden; welche Folge kann man al für dig Länder in dem Polarzirkel daraus ziehen ? Unterdeſſen will doch Herr — * * * a - : daß der nordlichen Binder von Aſia und America. 425 “ rl 44 daß man den alten Nachrichten der Spanier voͤlligen Glauben beymeſſen ſoll? Iſt das Enge. nicht gu viel nachgegeben? Nach dem Engländer Draten ‚ der eine unendliche Menge Länder entdediete, welche man feit feiner Reife im Sabre 1577 nicht wieder geſehen hat. Nach denen Spaniern ‚ bie der P. Acofta, ein Jeſult, ein Miffionar, und ihr Landsmann, ohne Zahl anfuͤhret, müßte die Straße Anlan unter dem zwey und vier, sigiten Grade liegen: aber fied da, Here Sanſon, ein berühmter frangöfifiher Erde beſchreiber, verleget eben dieſe Straße unter ven fünf und funfzigften und fünf und. ſechzigſten Grad Norderbreite. - Die Widerfprüche, melde das Daſeyn und die Sage Diefer Straße feit mehr. als Hundert und funfsig Jahren aus zu ftehen gehabt, baben fie endlich aus den beſten Karten vertrieben, Das ift die Sprache deg Herrn Düsche. Eine fo zuverficheliche Bejahung bringe Heren Engels ganzen Unwillen auf, der Hier für bie Spanier mit einem Eifer fidjt, der ihre ganze Danfberkeit verdienet, _ den ihn aber: andere Leſer nicht ohne die äußerfte Geduld vergeben werden, wofern fie nicht Erdbefhreiber find, Die Zeiten, von denen Heer Engel ſpricht, feine Gewaͤhrs⸗ maͤnner, die er anführet, ihre Sprache, ihre Schreibart, Eurg, alles fbeint nicht Hinz laͤnglich zu ſeyn, denen Gruͤnden das Gegengewicht zu baken, die Here Buͤache anfuͤh⸗ tet, das Auſehen der älteften fpantfchen Nachrichten zu ſchwaͤchen. Man ſieht faſt nie Mals andere Zeugen, als Eroberer oder Statthalter, welche ihren Eroberungen und Statthaltereyen Feine Graͤnze ſetzen wollen; als Miffionarien, welche nicht die Zeit ‚ges babe Haben, Entdeckungen zu machen, bie aber, damit fie das Gerücht von dem guten Erfolge ihrer Predigten vergrößerten, Voͤlker und Laͤnder durd) eine Wirfung desjents gen Bertrauens auf Die Önade ihres Berufes vermehret haben, welche fie überall Wurs derwerfe fehen laͤßt. Was für andere Zeugen werden außer diefen angeführee? Sol⸗ daten, die zwey hundert umd zwanzig tauſend Schritte, oder mehr. als hundert Meilen über Neu⸗Mexico hinaus durch ein äußerst unfruchtbares Sand gegangen find, wo man keinen Stein, feinen Baum kein Kraut, aber dagegen viele Kühe antrifft, fich zu nah» ven;, Schiffer, die wahrhaftig zu einer Zeit nicht ſehr aufgeflärer feyn konnten, wo nach einer faufendjägrigen Mache in Europa kaum die erite Demmerung der Wiffenfihaften wieder anbrad). Obgleich die Portugirfen und Die Spanier die kuͤhnſten und glücklich ften in ihren Reiſen geweſen find, fo brachten fie doch nicht weniger ben Geift der Schwaͤr⸗ merey und die Vorurtheile mit in die neue Bel Die allemal mit einer Art von Barbaren verbunden find, und ſich niemals mir der Vernunft, dem Lichte und denen Kenntniſſen vertragen, die man haben- muß, wenn man eine Karte und.eine geraue Bes fhreibung eines Landes entwerfen will, Indeſſen bediener fich doch. Herr Engel wider Glaubwuͤr⸗ den Herrn Buͤache des Umftandes, daß, da man ehemals die älteften fpanifchen Kar, en - ten verbeffern wollen, die aus Californien eine Halbinfel machen, man fich in den letz⸗ raue fern Zeiten genoͤthiget geſehen, ihnen in diefem Stuͤcke ihr völliges Anfehen wieder zu indimerien. geben, und eben das Californien, welches man in eine Inſel verwandelt harte, wieder zur Halbinfel her zu ftellen. Es ift ohne Zweifel ein großer Vortheil für die erften ſpa⸗ niſchen Seefahrer ‚ daß man zu ihren Berichten wieder zurüc gefommen: allein, eine ahrhelt, die man einmal von ungefähr gefunden,” beweiſt nichts, ‚gegen hundert ans te Dinge, die man ohne Beweis in den Tag hinein ſchreibt, und die durch ihre Widerfprüche und Unmwahefcheintichkeit fich ſelbſt ſchon hinſaͤnglich widerlegen. Herr ngel führet eine Nachricht des, Grafen von Pignaloffe ober Pensloffe, Unterföniges Allgem Reifebefchr, XX Band, Hhh von * | * Beobachtungen uͤber die Lage Engel. von Merico an, der Californien einen Umfang von tauſend Meilen gtebt, und es bis I—— an das Vorgebirge Mendsein reichen läßt. Er behauptet, daß diefe Nachricht alle Glaukwärrigkeit verdiene; denn der fie giebt, fager er, mußte doch wohl ein Land guf fehnen, das er ſich zu erobern vorgeſetzet hatte; gleich, als wenn die Bantalen, die vor ungefähr zwoͤlf hundert Jahren nach Sparten famen, die fage diefes Standes, che fie es unterjochten, wohl gefannt hätten; und als ob die Spanier ſelbſt Mierico gekannt Hätten, als diefes Reich durch die Berwüftung feiner Hauptftadt und die Hinrichtung feir ⸗ ner Beherrfcher in ihre Hände fiel, „Ich geſtehe inzwiſchen doch, (fo faget Herr En⸗ gel,) daß die Längen der älteren ſpaniſchen Karten nad) denen neueften und zu mwieder- „bohften Malen angeftellten Entdeckungen nicht als ganz gewiß fünnen angefehen wer „den... Wenn man aber alle die Karten verwirft, die ſich nicht auf aſtronomiſche Beob- „achtungen gründen, welche man mit allen erforderlichen Kenntniffen und mit gehöriger „ Gerlauigfeit gemachet hat: fo muß man beynahe an allen $ängen von Afien, Africa und „America zweifeln, weil man fich, fie zu beftimmen, mit Berechnungen begnuͤget hat, „iwelche bloß nad) Gutduͤnken gemacht warın, die man nach den Tagebückern- der Loot⸗ „fen, und nach der Unzahl derer Meilen, Die fie zurück gelegt hatten, ohne dabey dar⸗ „auf zu fehen, ob ſie guten ober ‚widrigen Wind gehabt, beſtimmet hatte... Diefe Folgerung erſchrecket diejenigen doch nicht, welche Die Zeugniſſe und Gruͤnde abwaͤgen; fie wiſſen wohl, daß man niemals auf die Laͤngen ſichere Rechnung wird machen koͤn⸗ nen, bie man entweder zu Waſſer oder Lande aufgenommen, bis Die Gewohnheit, Ges lehrte reifen zu laſſen, welche diefes Maaß beftimmen, allgemeiner geworden, Kaum hat man endlich mit Mühe ein Mittel gefunden, die Meereslängen zu beſtimmen; und Engländer und Sranzofen fangen kaum an, ſich der Erfindung zu⸗bedlenen, die ung von der Art, diefe Grade ab zu meffen, verſichern muß; mie ſollten wir nun alfo Zur trauen zu allem dem haben Finnen, was die Ruffen und Spanier in einer fo fislihen ° Sache vorgeben, zumal, wenn diefe beyden Völker, die in der Erdbeſchreibung mit eins ander wetteifern, in ihren Nachrichten nicht übereinftimmen? Was aber afle Leſer über die willführlich angenommenen Säge in Zweifel laffın muß, die Herr Engel ent⸗ ‚weder annimme ober beffreitet, ift, daß, nachdem er die Nachricht des vorgegebenen Wil- den Woncafcht-Ape”) angenommen, er den Nelfen des Abmirals de Fonte alle Glaubwuͤrdigkeit abſpricht, die aber. Herr Buͤache annimmt, Man muß geftehen, er ift glücklicher, das Lintergefihobene und Falſche diefer letztern Nachricht zu zeigen, als die Wahrheit der erften zu beweifen. Irrthuͤmer md Mäbrchen vermehren ſich leicht; die Wahrheit hat nur eine Geftaft/ die Luͤgen tauſend. Es ift leichter, diofe verſchiede⸗ nen Nachrichten der Zeit zu überlaffen, Die Ihre Wahrheit oder Falſchheit entſcheiden * wird, als ſie zu vertheidigen oder zu beſtreiten — F — gJudeſſen widerleget Herr Engel die Nachricht des Admirals de Fonte, durch Benenheife zwoͤlf Begebenheiten, auf die fie fih ftüger, und bie eben fo viel banfällige Gründe find: des Admiral Ey fager, diefer de Fonte oder de Fuente würde nicht am fpanifchen Hofe Admiral von e Fonte . Heru geworden feyn, wenn er, wie man vorgiebt, ein Portugiefe gemefen. Auch felbſt nicht zu einer Zeit, wo es Spanien gelang, die Herrſchaft über Portugall zu er 2 - ae langem 4) Diefes Wort bedeutet _ einen Menfhen, müde war- Dee Wilde Menſch toͤdtet die Schmer r di e rg er zeit ind Der, Geſittete wed > Sepehenen Sekunden die Manıen»- Weiler ann netkbteh‘ "Mühe RN NR u . 2 u) der nordlichen Linder von aAſta und America. 427 langen. Wäre de Fonte ein Spanier.und Fein Portugiefe, formufite er fein Buch) —— in feiner Landesſprache fihreiben, Nun ift es aber eine portugieſiſche Nachricht, wel⸗ che die Engländer im Jahre 1708 von einer Entdeckung herausgegeben haben, die 1640 geſchehen feyn fol, Die Jefuiten, denen man viele Entdeckungen in allen Thei⸗ fen-von America zu verdanken hat, führen niemals die Reife diefes Admirals an, wel⸗ cher dach felbft von zweenen Mifftonarten diefer Geſellſchaft veder, die er unterwegens angetroffen hat. Diefe Nachricht vereiniget einen portugieſiſchen Admiral, einen franz A en Capitaͤn und einen englifchen Steuermann, die vor den Spaniern in einer Unternehmung gebraucher werben , welche der ganzen Welt verborgen bleiben ſollte. Man führer eine Unternehmung der Engländer an, die zu eben dieſer Zeit veranſtaltet ſeyn fol, und von der in England Feine Spur an zu freffen iſt, weder in den Archiven der Admiralieät, noch fonft im gemeinen Gerüchte, Man giebt der Unternehmung des Admirals de Konte fo wenig Zeit zu Vorbereitungen, daß die ganze Reife augen« ſcheinlich erdichtet iſt. Dieſer Admiral ſoll bey unzähligen Völkern geweſen fern, die alfe verſchiedene Sprachen redeten, und er haffe doc) feinen andern Dolmerfcher, als einen Franzoſen, Parmentiers, ber, wie man faget, ‚eine fange Zeit in Canada gelebet hatte, Allein, die Gefchichte dieſes Parmentiers ift in Sranfreich eben fo unbefannt, als in England die Reiſe des Shapley nach America zur Zeit des Admi⸗ rals de Sonte, Man leget ferner allen diefen Völkern eine Gefälligkeit für die Spas nier ben, die fich gar nicht. mit dem Abſcheue verträgt, den aud) der bloße Namen die= fer Eroberer in ganz America verbreitet hatte. Diefe Gefaͤlligkeit wird auch durch die Graufamfeit widerleget, welche eben dieſe Wilden gegen den Shapley bewiefen‘, der, sole man faget, durch die Esquimaur hingerichtet ward, - Sollten wohl Indianer, die 2 fo gefällig gegen die Spanier waren, von denen fie: fo viele Beleidigungen erlitten hat er fen, fo barbarifch gegen die Engländer verfahren haben, von Denen fie no) feine Unge⸗ rechtigkeit und Befchimpfung erfahren hatten? Man fpricht von einem See de Fonte, welcher zwar unter dem fiebenzigfte Örade der Breite liegt, aber. dennoch Inſeln in ſich Häte, die mit allen Arten von ten, vierfuͤßigen Thieren, Voͤgeln und Baͤu⸗ men bedecket ſind. Man fuͤhret einen See Velaſco an, den Herr Delisle unter den zwey und achtzigften ‚Grad. der Breite feßetz und diefer füße See war zwar mit Ber gen rings umgeben, auf denen feit ver Schöpfungder Welt Eis liegt, aber doch ſelbſt nicht gefroren. Denn waͤre er gefroren geweſen, ſo haͤtte man ja nicht wiſſen koͤnnen, daß er ſuͤß ſeyz ‚denn alles Meerwaſſer wird ſuͤß, wenn es gefriert. Und endlich ſo wiſ⸗ fen alle gleichzeitige Schriftſteller nichts: von dieſen Entdeckungen" des de Sontez und» die Archive des ſpaniſchen Hofes. beobachten ein tiefes Stillſchweigen davon. Herr Delisle antwortet darauf, „man koͤnne mehrere Beyſpiele von Entdeckungen anführen) „welche die Spanier. in Sändern gemachet, deren Kenntniß fie andern Voͤlkern haben „verhehlen wollen.“ Es iſt ihnen fo wohl gelimgen, ſaget er, daß fie gegenwärtig dasjenige ſelbſt nicht mehr wiffen, was fie zur Zeit dieſer Entdeckungen mußten; bar gegen verfichert nun Here Engel, die Spanier hätten von benenigändern, die fieentz _ er, allemal entweder wahre oder falfche Nachrichten befannt gemacht. i Für nicht minder apokryphiſch hätt unſer Verfaſſer die Nachricht des Fuca, wel Apokrryhiſche che die Herren Delisle und Büsche für wahr annehmen, ob fie fhon dem de Fonte Vachricht des unbekannt war, der eben die Reiſe vierzig N en unternahm, +, Diefer Fuca, duco. 5* 9552 | füge } Engel. —N Pe Vertheidigung der Nachricht 428 Beobachtungen über die Lage ſaget Here Engel, war ein Grieche aus Cephalonien, welcher von den Engländern, man weis nicht, warum , gefangen genommen worden, und ihnen, man ſaget nicht, wie, entwiſchete. Ermar auf "Befehl des Unterföniges von Merico ausgegangen, eis ne Straße-in Morden zu entdecken.“ Won da gieng er misvergnüge nad) Spanien, i dem Könige feine Dienfte an zu biethen; und da es ihm bierinnen nicht gelang, fo mar er entfchloffen, über Venedig nad) feinem Vater lande zurück zu gehen. Er traf daſelbſt einen Engländer an, der ihm ansag, in Dienſte der Königin Elifaberh zu tre- fen, von Der er eine beffere Begegnung, als in Spanien, würde zu erwarten haben, wenn er ben Engländern den Weg in das Suͤdmeer durd) eine Straße in Norden zeis gete. Allein, dieſer Grieche gab diefem guten Rathe fein Gehör, der auf einmal fei- nen Ehrgeiz und feine Rache gegen die Spanier befriedigen Fonnte, ſondern farb viel lieber zu Haufe im Elende, Das ift nun ein eben ſolches Mährchen, als das vom de Sonte. Das eine hat man fich erfonnen, zum Vorcheile der Spanier eine Strafe durch den Mord zu öffnen, und das andere, eben dieſe Straße den Engländern zu ver⸗ ſchließen, welche Merico durch die Hudfonsbay fucheten. Suca, wie man ſaget, hatte diefen Weg gefunden; de Sonte fand, daß es Feinen gäbes- oder vielmehr, wie Here Engel faget, beyde haben nichts entbecker, ja nicht einmal einen Schrift getban, noch vieleicht jemals gelebe, = f Inzwiſchen ſuchet doch Herr Engel zwar nicht die Straße durch die Hudſons⸗ bay, ſondern das Weſtmeer, welches einige geſchickte Erdbeſchreiber auf Treu und Glauben einiger Nachrichten, die man den Wilden in Canada beyleget, oder einiger Reiſen, von denen der größeffe Theil nur in der-Einbildung geſchehen if, in ihre Karten gefeget haben, Er unterfucher deshalb die Nachricht des Baron de la Sons tan. Sie iſt, wie er faget, durch den D, Charlevoix fehr verfchryen worden, weit. - des, Baron de Diefer Edelmann feine Religion befaß, Einige $eute wollen den Berichten der Miffio- la H ontan. narien keinen Glauben beymeſſen, weil man fie für zu leichtgläubig hält; und die Miſ⸗ fionarien im ©egentheile verwerfen das Zeugniß anderer Neifenden , weil fie niche fromm genug find. Wer ift nun der Ölaubwürdigfie? Der zu viel oder zu wenig glauber? Wer wird die meiften unglaublichen Dinge vorbringen ? Der Zefuit Chars levoir gefteht, daß der Baron de la Hontan, ungeachter er übel und fehr nachlaͤfig ſchreibt, doc) alles das, was er gefehen, ziemlich aufrichtig er. aͤhle. Aug diefem Urs theile, welches dem de la Aontan gar nicht günftig ift, ſchließt nun Herr Engel, daß diefer Keifebefchreiber das ſchlechte Anſehen nicht verdiene, worein feine Nachrichten gefallen find. Er fager, diefer Mann hatte das Ungluͤck, dem Hofe nicht zu gefallen, und man hat den Haß gegen den Verfaͤſſer auch auf fein Buch verbreitet. Ob wir aber gleich in ſeinen Rachrichten viele fabelhafte Begebenheiten finden, die ihr Verfaf fer ſelbſt niche für wahr Hat ausgeben wollen: fo dürfen wir doch deshalb nicht daraus fließen, daß feine Nachrichten auch da von feinem Anfehen feyn follten, wenn er-afg v Geſchichtſchreiber ſpricht. Ein Mann, fager Herr Engel, der dem Könige yon Dis R nemark feine Karte von Canada zufchreibt, hätte der wohl einen mächtigen König betriegen wollen, von dem er vieleicht damals ſein Gluͤck hoffete? Welche Unverſchaͤm heit — Machet man denn aber fein Gluͤch wenn man den Königen Wahrheiten zueigner? Im deſſen ift doch die Erdbefchreibung fo wenig derer Wahrheiten fähig, die man an Höfen beſtrafet, als derer Sügen, die man dafelbft belohnet. Eine Iyeignungsfcprift bemeifk ! niches, | der nordlichen Länder von Aſia und America. 429 nichts, und die Fuͤrſten find nicht gehalten, der Welt von dem Werthe derer Bücher echenfchaft zu geben, die ihnen überreichet werden. ie fiehen nicht, weder für das Anſehen, noch fürdie Treue, noch für die Einficht des Verfaffers. Selten nehmen fie ſich 1 Engel. — N — die Mühe, das Buch felbft zu fefen ; und wie follten fie die gefer verbinden, ihm zu trauen? 23 Hontans Nachricht bekoͤmmt dadurch, daß fie einem großen Könige zu⸗ geſchrieben iſt, ſo wenig Anſehen und Glaubwuͤrdigkeit, als daß ihr Verfaſſer Frey dere war. Ein Fürft verzeibe die Irrthuͤmer, die ihm ein Schriftftefler zufchreibt, mer er auch ſeyn mag. Rachſicht ift das Eigenthum der Thronen, und fügen das Ans theil aller Stände. Wenn aber die Gnade eines Königes, der die Zuſchrift eines uches an zu nehmen geruhet, es nicht vor einer billigen Kritik in Sicherheit ſtellen Fann, fo benimme auch) Die Beſchuldigung des Unglaubens einem Buche nichts von feis nem Anfehen in geographiſchen und phyfifchen Dingen. „Wenn man in Anfehung der » Reifen,“ faget Herr Engel, „feinen andern, als frommen und criftlichen Reifenden, » Ölauben zuftellen follte, fo würde man in Gefahr ftehen, fehr viele Irrthuͤmer an zu nehmen; weil oft fehr ehrfiche Leute aus Mangef an Geſchicklichkeit, oder aug Leicht⸗ »Aläubigfeie fehr oft irrige Dinge erzählen.“ Man kann alfo die Nachrichten des Baron de la Hontan in vielen Stücen annehmen. Der Weg, den er genommen, Miſſiſſippi herunter zu fahren, war vor ihm unbefannt. "Nachher hat man ihn fo Anden, wie er ihn beſchreibt. Hat man nun. die Wahrheit gewiſſer Dinge entde- det, Die er zuerft beglaubiget hat, foift das eine Urſache, dasjenige nicht zu verwers fen, mas er berichtet, wenn wir es nicht augenfcheinlic) der Falſchheit überführen koͤn⸗ hen, La Hontans Entdeckung iſt niemals durch andere fpätere Nachrichten wider— ſprochen worden, und fie iſt den vorhergehenden Entdeckungen der Spanier gleichlaus tend, Die man nod) niemals der Falſchheit hat überführen fönnen. Man muß fie alfe fo lange für glaubwürdig halten, bis enrgegengefegete und wohl erwieſene Berichte fie verlegen, Dieß ift der kurze Auszug der Gründe des Herrn Engels zum Behufe ke Theile oe welche. er feine neue Karte_von dem mitternächtlichen und abend» un, REDEN merica entworfen hat, Die Eleinen Umfände, in bie er ſich ein läßt, feine geographiſche Theorie zu rechtfertigen, find zu langweilig, und mit folden Unterfuchüngeh angefülfet, welche für die allgemeine Hiftorie'der Reifen nicht gehören, Der Endzwed und die Abſicht feiner Abhandlung aber, oder feine Gedanfen von der Möglichkeit einer Straße nach America durch die mitternächtti i r j ernächtlichen Meere dürfen data innen nicht —— feyn, Nichte ift der Aufmerkſamkeit unferer Leſer würdiger: „Ich babe, faget Herr engel, fehr lange angeftanden, der Welt meine Gedan⸗ »fen über die Fahre durch Morben mir zu theilen, « Berwirft man fie, fo ha: Möglichteit eis ner Straße nach. America ich mir eine unnüge Mühe gemacher; und befolget man fie, fo ift es no) fihlim.dush Noxden- ner. Denn alsdann muß ich befürchten, daß alfe die fehrenenden Ungerechtigfeiten wies erneuree werden, welche die Europäer von je her gegen die Americaner begangen ben, „Ich rede hier nicht. von denen Graufamfeiten, die ehemals die Epanier -in »der neuen Welt ausüberen; die ſe werden von ihven Sandesleuten felbft verabfcheuer, aben denn aber die andern Völker ſich nichts vor zu werfen?“ Alle haben den yore a6:gehabr, da die Americaner nur Wilde wären, indem fie das bloße Natur, ö hr befolgeren: fe koͤnnte man fich ungeftraft ihres Landes bemeiftern, So gar die un fen, fügee Herr Engel hinzu, die man doch gewiß nichk unter geſittete Völker . — 2.20 „rechnen engel. Arct, haben. j und leichter machen wird· 30. Beceobachtungen über die Lage „rechnen kann, eignen fich ein gleiches Neche zu.“ Will man einwenden, bie Ame— ticaner wären Abgötter: „To ift das Chriſtenthum, welches ihnen die Spanier ver „kuͤndigten, bey diefen unglücklichen Voͤlkern nicht viel beffer. Denn feibft in Merico „und Deru vereinigen die Eingeborenen des Landes oft die äußerlichen Gebräuche des Chriſtenthums mit der ungeheureften Abgötterey. Ich feufze, wenn ich die Urfache „des legten Krieges zwiſchen England und Frankreich betrachte, Die Franzoſen far „gen, alles Sand, welches Canada gegen Welten und Suͤdweſten liege, gehoͤret uns zu, „weil wir es entdecket haben. Aus eben diefem Grunde behaupteten die Engländer, malfe Sünder, welche Aosdien und Meuengland gegen Welten liegen, mößten ihnen zu: „ſtehen. Da nun beyde Voͤlker weiter vorgerücket find, fo Haben fie fich zulege am Ohio „gefunden, und nun beklaget fich eines über das andere, es greife feine Rechte an. Beraebene fchreyen die Wilden: Streiter doch nicht, das fand gehöret ung: zu, und feds „nes von euch beyden hat Das Recht, fich Hier zu ſeßen. Die beyden Nationen ants „worten, als wahre Europäer : Ihr fiherzer, Wilde eures Steichen Haben gar Fein Recht, man irgend einem Orte wohnen zu dürfen . . ».. Ich geſtehe, dergleichen Grund» „ſaͤtze ſcheinen mir der natürlichen und geoffenbarten Religion fo zumider zu feyn, dag. nieder aufgeklärte Heide fich Darüber ärgern würde, “ Unſer Berfaffer aber fieht ohne Zweifel niche ein, daß die Vernunft der Wilden und Heiden gar nicht unferer hriftlichen Statthalter ihre iff. Er fefe den hollaͤndi⸗ ſchen Beobachter, der die. Rechte derjenigen, die ihn während des letzten Krieges _ befoldeten, fo gut vertheidigte, und mit fo vielem Muthe feine Bläfter den Schlad)- ten entgegen zu ftellen wußte, der nad) dem Maaße des Verluftes, den feine Sache ‚ Lite, feine Ausrufungen und Schmähungen verdoppelte. Diefer vernünftelnde Publi« eift, dieſer in Staatsgeheimniffen und Cabinetten fo wohl erfahrene Mantı, diefer tief⸗ finnige und unpartepifche Richter iſt es, der ihn Korn witd, was fir Recht gefittete Voͤlker haben, die durch ein fürchterliches Geſchuͤt unferftüger werden, herumitrende Voͤlkerſchaften zu vertreiben oder zu unterjochen, Die nichts, als den Bogen und die Indeſſen hoffet doch Herr Engel, die Europäer würden endlich, bey Erbficfung der Blurgierigfeic der wilden Völker, menfchlich werden, und die Engländer, nachdem fie auf irer Seite einen Krieg ausgeſtanden, ‚der vierzigtaufend Leuten verſchiedenes ‚Alters und Gefchlechtes das Leben gefoftet, würden einfehen lernen, daß auch die Wil⸗ den Menfchen find; fie würden vieleicht erkennen, daß fie felbft nicht das einzige freye Volk auf dem Erdboden ſeyn follen, daß man nicht hundert verfchiedene Völfer-aufe wiegeln müfle, die. Art wider die europäifchen Colonien auf zu heben, daß durch die . beſtaͤndigen Einfälle diefer Bölfer, denen ein hundert Meilen langen Weg nichts ifty ver Handel einen unerfeglichen Schaden leiden Eönng, und daß die Americaner beftäns dig einen Aufitand erregen werden, wenn fie immer Ausländer aus ſo entlegenen Gew’ genden anfommen fehen, die fie unters och bringen, befriegen oder jerftöhren wollen. ‘ In diefer ſchmeichelhaften Ausficht auf die Mäßigung enefchließe ſich Herr engel, der Welt feine Einfichten über die Entdeckung einer Straße durch Norden mit zu rheifen, welche Die Gemeinfchaft zwifchen Europa und America immer mehr und mehr eröffnen & | ‚der nordlichen Länder von Aſia und America 431 EEr ſetzet anfänglich gewiſſe Begriffe feft, womit man ſich verfehen muß, ehe man Engel: "den kam, den af den ah zu — ſuchet. Das Eis, ſaget er, rn iſt nahe an den Küften am meiften zu fürchten. ie. großen Fluͤſſe bringen es bey. * - Ähren Muͤndungen ins Meer, und der Rordwind haͤlt es in dem Eismeere nahe an den ' Ufern auf, und haͤufet es daſelbſt. Der Suͤdwind hingegen ſchmelzet es und zerſtreuet es in ſchwimmenden Stücken weit umher. Es iſt falſch, daß die Kälte zunehmen follte, je mehr man ſich dem Pole nähert; denn Spisbergen ift lange fo kalt nicht, als Neuſemlja, ungeachtet es ſieben bis acht Grad noͤrdlicher liegt. Groͤnland iſt gegen Mitternacht fruchtbarer, als gegen Mittag. Man kann aber aus der Fruchtbarkeit eines Sandes auf feine Witterung ſchließen. Man hat unter dem achtzigften Grade der Breite einen unergeändlichen Morafl ‘gefunden, der niemals gefriert, da indefien, nach Heren Bmelins Berichte, unter dem fechzigften Grade, nahe bey Jakutzk, zween Som« mer hindurch die Erde dreyzehn Rlafter tief gefroren und hart wie ein Felfen war, Guls dens, der die Neifernacy Norden wohl dreyzigmal gethan hatte, hat Karln den zwey⸗ = ten, König von England, verfichere, daß zwey hollaͤndiſche Schiffe unter. dem neun und achtzigſten Grade, alfo unter dem Nordpole, ein freyes tiefes Meer gefunden hätten, wel» ches ganz ohne Eis geweſen wäre. Ehe aber Herr Engel aus den Nachrichten biefer Leute weiter fehließt, fo berichter er den Schiffern, daß America wenigftens um zehn Grad Fälcer fey, als Aſien. Nachher behauptet er, die Durchfahre durch Nord⸗ — weſten fey unmoͤglich ). Dieſer Sas iſt der Inhalt einer Abhandlung, in der unſer ech Morde. Berfaffer alle Beweiſe prüfet, die man bis hieher für Die Möglichkeit diefer Durch: weften uns Fahre vorgebracht hat. Alle feine kritiſchen Unterfuchungen find ſtets wider den Heren moͤglich. Bhache gerichtet. Man hat, ſaget er, das oͤſtliche Meer verengert. Was man aber bey diefem Meere verliert, dag gewinnt man an Sande wieder, welches men bis unter den zweyhundert und fiebenten Grad der Sänge reichen läßt, Darauf fhneidt man ein gutes Stüd von dem weftlichen America ab, welches man an dieſer Seite verengert und noch gegen Süden durch einen Meerbufen begränzet, den man bis unter den ſechzigſten Grad der Breite reichen fäßr, - Was wird num aber aus dem Zeugniffe aller der americaniſchen Voͤlker werben, die unter dem funfzigſten und fechzigften Grade der Breite liegen, und einhällig von einem feften Sande reden, welches fich taufend Mei- len weit gegen Weſten erſtrecken fol? Was wird man von dem Zeugniffe eines wilden - ° Volkes fügen, welches vom ein und funfzigften Grade kam, und nicht bie geringfte Kenntniß von irgend einem Meere in diefen Gegenden hatte? Wenn die Wilden der Hudfonsbay feinen Begriff von diefer Durch fahrt haben, weiche fo fehr nahe bey ihrem ‚Lande ſeyn muß; wie kann man ſich von ihrem Dafeyn überreden? Man ſetzet fie. un fer den zwey und fechzigften Grad dreyzig Minuten, Wilſon, fager man, fey durch * gefahren, und habe an ihrem Ende nichts als ein Meer ohne einige Kuͤſten gefunden. Und warum fuchet man denn diefe Durchfahre noch wenn fie ſchon ein Engländer entdecket "und ſo gar ihre beftimmte Breite aufgenommen hat? Aber da. fie andere Engländer S ſucheten, die Herr Dobbs zu dem Ende ausſchickete, fo Haben fie erfahren, daß .n * *6 ern 5) Diefe Abhandlung wohl zu verſtehen muß Reiſen, RVII Band von der 94 ©. bis zur 219. ‚amam bie RN gegen | und Norboft geles Dean Fan auch) die, Karten dieſes Bandes zu NN; N haben, = Man fege die ’allgemeins Hiſtorie der the glehenm RENT. | ws. \ Engel, z x 472. =: Beobachtungen über die Lage nicht vorhanden fen, und ſtatt eines Meeres nur Fluͤſſe gefunden. Herr Engel hält fic) Hierauf an die'Reifebefchreibung des Ellis, um darinnen alles um zu floßen, was die Hoffnung zu diefer Straße bis jeßo noch fügen fonnte, die er durchaus verfchließen . wi, Ellis geſteht ſelbſt, daß alle feine Unterfuchungen endlich dabinaus liefen, daß er fand, die vorgegebene Straße, welche Wilſon erfunden haben follee, endigte ſich durch zween Eleine Fluͤſſe. Da er diefe Fluͤſſe zur Rechten und Linken erfundigte, fo Fand er eine Deffnung gegen Süden, die Aber durch eine Kette von Felfen gefchloffen war, und eineandere gegen Norden, welche drey Meilen von ihrem Eingange ausgieng. Inzwiſchen fuhet Herr Ellis dieſe Straße, für die er einmal eingenommen ift, in an: dern Gegenden, Die Gründe, welche er dafür anführee, fcheinen von dem Herrn Engel Hinlänglic) widerleget zu feyn. . Wenn der Hudfonsbay gegen Welten, ſaget Herr Ellis, ein großes feftes Land feyn follte, fo müßte. man dafelbft große Stuͤcken Holz an den Ufern finden, und doc) ſieht man nichts als Geſtraͤuche da. Hierauf antwortet Herr Engel, das fefte Land der Tatarey i t ungeheuer groß, und nichts deſto weniger findet man doch über Dem ſechzigſten Grade Feinen einzigen Baum mehr. Cs iſt niche bloß die Nachbarſchaft des Meeres, fondern die Kälte, welche verhindert, daß feine Bäume auffommen können. Es giebt Inſeln, Erdengen und dem Meere nahe gelegene Berge, die mit Holze bedecket finds Ellis ſetzet eine Fluth des fünlichen Meeres zum Voraus, welche fih fehshundere Meilen weit in das Sand erſtrecken müßte. . Darauf antwortet. Herr Engel, warum hat er. diefe Fluch. nicht zur Zeit. der Ebbe verfolge? und warum hat er nicht diefes Meer von der Weft-oder Suͤdweſtſeite zu entdecken geſucht? Ellis hat Walfifche zweyhundere Fuß lang in der Hudfonsbay | gefunden. Er vermuther, fie wären aus dieſem unbekannten Meere gefommen, und ſchließt, daB es alſo nicht weit davon entfernt feyn koͤnne. Aber wie hätten dieſe Un- geheuer, anttoortet Herr Engel, durch eine Straße fommen fönnen, die fo enge iſt, als fie Herr Ellis beſchreibt? Endlic) ſetzet man dieſe Straße. bald unter den zwey und fechzigften, bald unter den fünfund fechzigften und bald. unter den neun und ſechzigſten Grad, Es koͤmmt aber ein wildes Volk, das unter dem zwey und ſiebenzigſien Grade wohnet, in das Caſtell Bourbon unter dem ſieben und funfzigften Grade ſtets zu Fuße, ‚ohne einige Kähne zu brauchen, oder die geringſte Kenntniß von einem Meere oder eis ner Meerenge zu haben, außer einer Bay gegen Often. Wie fonnte ein Meer, das fo groß als das feyn fol, welches man gegen Welten annimmt, Völkern unbekannt bleiben, die zwey ober dreyhundert Meilen da herum ſchweifen? Here Engel ninmt J nun feine Gründe wider die Wahrſcheinlichkeit einer nordweftlichen Durchfahrt wieder . vor. Er faget, alle americanifche Völker vom fechzigften bis zum vierzigften Grade reden von einem feften Sande fünfgundere Meilen lang, welches man in vier bis fünf Monaten nicht durchreifen koͤnnte. Folglich iſt in diefer ganzen Gegend feine Strafe - zwifchen den füblichen und nordlichen Meeren, . Diefe Wilden Eenneh das Meer, _ welches Ihnen gegen Nordweſt liegen foll, weit weniger, als Völker, die auf taufend. Meilen von ihnen entfernt wohnen, Kurz, wenn nun auch eine Straße durch Nord⸗ weft nach dem Pole gienge; warum follte man denn diefen Weg durch die Hudfonge und Baffinsbay fuchen, um nachher unter dem Pole weg zu fahren, und mitten durch ein unbekanntes Meer, Das vieleicht voller Inſeln und Klippen oder wohl gar mie fe ftem Sande verſchloſſen iſt, zum Vorgebirge Schalaginsfoi zu fommen? Wäre es - — beſſe der nordlichen Rinder vom daſta und America. 433 beffer, eine kuͤrzere und ſicherere Straße durch Nordoſt zu ſuchen? Wir haben einige ‚Engel ründe, die zum Behufe diefes Weges reden, und die wir hier vorlegen wollen. 2 Die engliſchen, Holländifchen und: bifeajifchen Harpunen, die man zuweilen in den Be eibern der Walfifche finde, die auf dem amnrifchen Meere gefangen werden, bewei- Fr — fen die Wirklichkeit einer folchen Durchfahrt. Dieſe Warfifche koͤnnen nicht anders, nersoflichen ‚ als von Spißbergen, herunter über das Vorgebirge Schalaginsfei dahin kommen. Durchfahrt ber Wäre nun dieſer Zwiſchenraum mit Eife bedecket, fo müßten fie dafeldft ſterben, weil weiſen. ein Walfiſch kaum einige Stunden unter dem Eife leben kann. Das Holz, welches: zuweilen an die-grönländifchen Küften ausgeworfen wird, beweiſt durd) feine Größe und Wurmftiche, daß es aus einem warmen Sande Fommen muß; denn es ift nicht wahrfcheinfich, daß man über den achtzigften Grad Hinaus ein holzreiches Land antref: fen follte. Es mag aber aus einem Sande Fommen, aus weldhem es will, aus Ame⸗ riea, oder aus der -öftlichen Tatarey, fo muß es doc), da es das Vorgebirge She laginskoi vorbey koͤmmt, ein freyes und niche zugefrorenes Meer durchfchwimmen. Unter dem Polarzirfel muß es wenigftens im Sommer viel wärmer, als bey uns im inter feyn, - Denndie Sonne, bie wir alsdann nur einige Stunden des Tages er- blicken, und die funfzehn Grad Hoc) ſteht, ſteht unter dem Pole im Sommer drey und zwanzig Grad hoch, und geht niemals unter, Man kann aus diefem ftets anhal- tenden Tage ſchließen, daß man auf diefem Wege in ſechs Wochen nach Japon kom⸗ mer Eönne, da man durch den weftlichen neun Monate haben muß. - Diefen natürlichen Beweiſen füget Here Engel einige hinzu, Die er aus Herrn Gmelins Zeugriffen zieht. Wenn diefer Schriftfteller won denen Verfuchen redet, welche die Ruſſen wegen der nordoftlichen Durchfahre angeſtellet, fo faget er, daß die Are, wie man bey diefen Entderfungen verfahren, „zu feiner Zeit die größefte Ver⸗ wunderung in ber ganzen Welt erregen wuͤrde, wenn man die authentiſche Nachricht »bavon erhielte, die uns der hohe Willen der Kaiferinn allein geben fann“, u & Worüber follten wir uns wohl verwundern, fraget Herr Engel, als darüber, daf der Weg, den wir uns, als unmöglich, vorftelleren, fich fegr gue khun laſſe? Diefes ift das einzige, Was diejenigen in Verwunderung ſetzen Eannn, Die man durch Machricheen zu erſchrecken ſuchet, welche Herausgegeben werden, damit man fie von der Erforfchung diefer Straße abhalte. Man weis, daß Rußland ſich die an America nahe gefeges „nen Länder zu zu eignen ſuchet,“ und daß es nur auf günftige Umftände wartet, fein Vorhaben ins Werk zu ſtellen. Se Iange bis fich.diefe günftige Gelegenheit eräugen wird, verſuchet es alles, was in feinen Kräften fteht, die andern europäischen Maͤch⸗ te ab zu halten, dieſe Straße unterfuchen zu laffen, und fich in einem Theile von Ame: riea feſt zu feßen, wo fie ihre Handlung mie großem Vortheile führen Fönnten. „Die » Karten und Die Bücher, die auf Befehl des ruffifchen Hofes herausgegeben werden, »jielen alle dahin ab, die Übrigen Mächte von einer Schifffahre zu entfernen, welche errgern für ſich allein thun möchte,“ „Man kann aus der * fo vieler verungluͤck⸗ »ten Schifffahrten (diefe Worte find aus dem Briefe eines ruſſiſchen Officiers genom⸗ ‚ Men) „fließen, wie viel Nechnung man ſich auf die Durchfahrt durch das Eismeer »machen fönne, die ehemals die Holländer und Engländer mit fo vielem Eifer fuches »ten, Wenn fie die Gefäprfichfeiren und unüberwindlichen Beſchwerlichkeiten diefer "Fahrt im Voraus gefehen hätten, fo würden fie auch) felbft im Traume niemals daran ‚Allgem, Reifebefchr. XX Band. J v gedacht 434 — Beobachtungen uͤber die Lage Engel. gedacht Haben; Würden fie wohl jemals zum Zwecke gekommen ſeyn, da urfere » Ruffen, die mehr, als fie, gegen Arbeiten und Kälte abgehärtet und taufend Din „ge entbehren zu Fönnen fähig find, nicht zum Zwecke fommen Eonnten? Wozu die „vielen Ausgaben, daß man fo viel wager, und wozu endlich die vielen Befchwerlichkei-.. „ten Man anfwortet, damit man auf den kuͤrzeſten Weg nach Indien fomme. Wohl „gut, wenn man nur nicht genörhigee wäre, auf dieſem Wege drey bis viermal zu „überwintern, Diefer Fürzefte Weg ifrres alfo nur auf unfern Sandfarten allein,“ Herr Engel bemüher fich, diefen ruffifchen Dfficier durch einen deutſchen ju wi- derlegen, Dieſer faget in einem. Briefe %), den er von Perersburg im Jahre 1762 . an einen Siefländer von Adel gefchrieben, daß die Ruſſen fehr ſchlechte Schiffleute waͤ⸗ sen, „Deshalb verlieren fie aud) bey dem geringften Seeunternehmen fo gleich viel „Volk und Schiffe. Ihre ganze Kenntniß beſteht in einer elenden Theorie. Dennein ruſfiſcher Lootsmann, der die Namen der Hauptwinde weis, und ausrechnen fann, wie „viel Meilen ein Schiff in einer Stunde zurück gefeger bat, dunket fi, fehr große „Geſchicklichkeit zu befigen. Uebrigens find fie fo unerfahren, daß man- mic ihnen » Gefahr laͤuft, auch bey dem heiterſten Wetter Schiffbrud) zu leiden. , . . Mann „28 einem ruſſiſchen Capitaͤn begegnet, daß fih der Wind auf einmal drehet, fo iſt er „gleich aus aller Faſſung. Er wendet das Schiff, und koͤmmt wieder dahin, wo er „abgegangen war, Sie wiſſen garnicht, was labiren iſt. Und ſo bald fie es unter» „nehmen... iſt man ohne alle Hülfe verloren, Gewiß, vortreffliche Leute, neue » Welten zu fuchen!« * Herr Engel ſaget, daß die Fahrzeuge, deren ſich die Ruſſen zu ihren Schifffahr⸗ ten auf dem Eismeere bedienen, zu Archangel, mit allem ihrem Zubehöre, nicht mehe als dreyhundert Rubeln Foften, . Können fie ſich mir fo elenden Kähnen wohl der ge⸗ ringſten Gefahr aus zu feßen getrauen? Man wird vieleicht einwenden, man fönne auf dem. Eismeere mit großen Schiffen. nicht fort kommen. Allein, die bollandifchen Schiffe, die das nördliche Vorgebirge von Neuſemlja vordey fuhren, und bis an die Laͤnge der dena» Mündung ein freyes Meer fanden, beweifen, daß man mit andern, . als ruffifchen Schiffen, fortfommen kann. Herr Engjeel faget, die Holländer wären nicht minder, als die Ruffen, eiferfüchtig, neue Entdeckungen auf zu haften, Diefe - wollen fie allein machen; jene wollen fie nur hindern, Diefes arbeitfame Volk hat ſich fo viel Sander und Völker unterworfen „ daß es ihm Muͤhe koſtet, fie alfe in Orb: nung zu erhalten. An Statt, daß es nene Pflenzftädte anlegen Fönnte, empfinder . - es, daß neue Entdeckungen e8 fchwächen und den Weg zu feinem Handel und Reich⸗ thume andern Mationen eröffnen würden. Diefen Weg ihnen zu verfehließen, haben die Hollinder ſelbſt geſucht, America durch den nordoftlichen Theif von Aften zu enedes den. Sie ſind von Indien, Japon gegen Norden, gegangen, alle Inſein und Küften . zu erforfchen, die von der alten Welt dev neuen am nächften üegen. Sie Haben aber nur bie Hälfte des Weges vollendet, und vieleiche ft auch diefes nur Erdichtung, Unterdeſſen daß Die Holländer America auf que Gfück durch den füdlichen Theil Afiene fucheten, haben es die Kuffen Durch den Nord entdecket, oder entdecken wollen, Man kennet aber ihre Bernühungen nur aus Nachrichten, denen man nich völligen Glau⸗ bir Geſammlet and Herausgegeben durch €. $. ©, dr la MWoarche/ London, 176%, 4 z { der norblichen Lander von Mia ind dimerica 435 ben beymißt. Der deutſche DOffieier, den wir vorhin anführeten, ſaget, es wäre nur Engei. ein einziger Menfch fähig, über diefe wichtige und unferer Neugier fo würdige Sache Binreichenden Unterriche zu ertheifen. ri „Diefer ein,ige Mann iſt Herr Muller, Profeffsr und beſtaͤndiger Secretaͤr — Are »Faiferlihen Academie der Wiſſenſchaften Der ſich fein ganzes Leben hindurch mit der Sayriren won „ruffifchen Geſchichte befehäffriger bat. Diefer berühmte Gelehrte hat in allen Haupt: Ruiland, »prebinzen des Meiches lange Reifen gethan , 2... Er verfteht die Sprache des landes und hatte Dolmetſcher bey fih, deren Huͤlfe er ſich in Provinzen bedienete, „0 ihm die Sprache der Einwohner unbekannte war, Er mußte die Quellen, wor« » Aus man den nörhigen Unterricht fehöpfen mußte, Wozu aber haben fo viel Mühe „und Wachen gedienee? Der unermüdete Gefchichtfehreiber hat ein vortreffliches n Werk verfertiger, ſich aber nicht getrauer, es an das-Siche zu ſtellen. Die Nation- niebee die Sobreden, aber nicht die Wahrheit. Ev hat viele Bände unter dem Titel ⸗Sammlung ruſſ iſcher Geſchichte drucken laſſen. GSo gut und nuͤtzlich aber dieſes Buch auch iſt, fo wollte id) doch eben nicht dafuͤr ſtehen, daß er feldft fehr zufrieden „Damit ſey. Er iſt bey fich überzeuger, daß es nur unvollfommene Stüde find, und „daß er verbunden gewefen, oftmals die weſentlichſten Züge weg zu laſſen. "Men man ihm erfauber hätte, Die Pflichten eines aufrichtigen Schriftſtellers zu erfüllen, »fo würde er ohne Zweifel eine volftändige und feines Nuhmes wuͤrdige Geſchichte ger nliefers haben, Allein, fo lange der Senat in Petersburg ſich darein menget, die » Huffäge des Herrn Müllers zu ändern und darinnen aus zu ‚flreichen, werden wir- - „hiemals eine getreue Gefchichte von Rußland befommen,,' ä Nach diefem Zeugniffe eines neuern Schriftftellers,) welcher fich lange in Peters burg mit der Abficht, dem Eifer und der Faͤhigkeit, ſich zwunterrichten, aufgehalten bar, ſchließt Herr Engel, man dürfe nicht ohne Mistrauen die hohe Mehnung anneh⸗ ‚ men; welche die von dem ruſſiſchen Hofe bezahlten Gefchichtfehreiber oder Erdbeſchrei⸗ ber von dieſem Reiche, deſſen Strecke und deſſen Entdeckungen haben geben wollen. Er geht darauf den Bericht des Herrn Muͤllers durch, welcher bier vor. den Abhand⸗ lungen des P. Caſtells und des Herrn Engels ſelbſt vorher gebt. Er unterſuchet ihn mit einem kritiſchen Auge, aber oͤhne Reid Erträge Zweifel wegen des Vorgebir⸗ ges Schalsginskoi, wegen feiner Geſtalt, wegen feiner Strecke und fo gar wegen’ feines Dafeyns vor. Seine Zmeifel aber Fönnen nur Erdbefchreibern oder Schiffern ſehr wichtig und angenehm ſeyn; und man muß fie in dem Buche ſelbſt mie der Karte in der Hand und den Berichten der Reifenden vor Augen unterſuchen. Er zeiget Widerfprucht vornehmlich, daß ſich der größte Widerſpruch unter den zahlreichen Reifen finde, wel⸗ 93 ben rule be die Ruſſen innerhalb acht Jahren von Archangel bis an den Fluß Kolyma wollente gethan Haben, und den unüberfteiglichen Schwierigkeiten, womit fie diefe Fahre beſaͤen, um fie andern Nationen zu verbergen .oder zu unferfagen; unter dem reichlichen Fiſch ‚fange, ven fie an ungeheuren Fiſchen oder auch zwehlebigen Thieren gehabt „haben, Welche fäglich in den Indigirska zu faufen fommen, und den beſtaͤndigen Eisfcholfen, omie die Mündung dieſes Fluſſes gleichfam verfchloffen fey; unter der ungeheuren Nenge Holzes, womit fie die Küften des Eismeeres an gewiſſen Orten bedecken, two: Bin dieſes Holz nicht eher kommen Fann, als nachdem es um das Vorgebirge Swis- coi⸗ noß hinum gegangen, und der ee eben dieſes Vorgebirges, wohin ae sie — 3 46 Beobachtungen über die Lage Engel. die Schiffe, wie man will, niemals-follen fommen Fönnen ; unter: der beftänbigen Bes wegung, welche die Winde und Wellen an. dem Worgebirge Schalaginskoi erregen folfen, und der Art feftes Laͤndes von unbeweglichen Eife, welches. man wie einen Damm dahin feget, damit man die Schiffe verhindere, hinum zugehen. Dieſe Widerfprüche, ſaget Herr Engel, zeigen die wenige Gewißheit, welche bey den ruffifchen Berichten ‚ von ihren-eigenen Entdeckungen iſt. Nachdem er alfo die Unwahrheiten diefer Ma: tion durch ihre eigenen Geftändniffe zerftöret hat, fo löfet er die andern Einwürfe auf, ; welche man wider die Möglichfeit der Durchfahrt gegen Nordoft machen Fönne. ; Einmwörfe wi. Die Küfte des Eismerres, faget Her Bmelin, ruͤcket alle Tage weiter vor, und ne das fand nimmt dafelbft entweder in der Breite oder Höhe zu. Es war. vordem zii; Morde wide fehen denn Sande und Eife ein Raum Waffer, wo die. ruffifchen Fahrzeuge durchgehen kaget. konnten, Heute zu Tage ſcheint dieſes Waſſet der Erde Platz gemacht zu haben; ent⸗ weder daß das eine durch irgend einen neuen Ausgang ſich hat verlaufen koͤnnen, oder daß ſich das andere unvermerkt erhoͤhet hat. Denn man giebt vor, daß ſich das feſte Sand überall erhöhe, und das Meer finfe, Wenn aber auch, faget Herr Engel, dag Eismeer jährlich um einen halben Zoll gefunfen wäre, wie es der Drean in Schweden ehutz ſo würde es ſeit einem- Jahrhunderte, daß die ruſſ iſchen Schiffe. nad) Kamtſchatka fahren, nicht fünf Fuß Tiefe verloren haben, Ueber dieſes braucher man ja nicht au. - den Ufern des Eismeeres bin zu fahren; man muß ſich über hundert Seemeilen. bis über den achtzigften Grad der Breise davon entfernen; ‚und man muß dafelbt ein Meer ohne Grund und ohne Eis antreffen, welches für die Schiffe frey iſt. N Allein, erwiedert man, dag Eismeer muß ſich immer mehr und mehr mit neuem Eife überziehen, welches die Fluͤſſe, die dafelbft hinein fallen, alle Jahre unaufhörlic) ‚hinein werfen. Wenn diefer Bernunftfchluß Kraft hätte, antroortet Herr Engel, fü müßte dieſes Meer fehon nichts weiter feyn, als ein Dichter, fefter Blod. Wenn das Eis unfer-dem Pole immer anderes Eis dicht neben ſich zeugete, fo würde die Erdfus gel. bis unter den heißen Erdftrid) gefroren ſeyn. Wenn fid) das Eis alfa ftufenweife vermehrete, fo würden. die Diünfte, die Quellen und die Flüffe abnehmen, Daraus, aber, daß man fie nicht verfiegen fiebt, muß man gegentheiles fchlieffen, daß das Eis» ‚meer, anſtatt zu frieren, vollfommen frey und fluͤßig ſey; entweder weil die Polböhe - diefem Meere einen Abhang gegen bie andern giebt, werein es durch Straßen fällt; oder weit die äußerliche oder. innerliche Bildung des Erdreiches unter dem Pole das. Eismeer in einer beftändigen Fluͤßigkeit erhält, Anſtatt daß ſich das Eis alfo vermeh⸗ ren follte, muß.es ohne Unterloß durch. den Hang abnehmen, welchen die Erhöhung doer Erbkugel dem Eismeere gegen die gemäßigten. Erdgürtel geben Fann, Können nicht, faget- Herr Engel, unterrdem Pole brennende Berge, Luftlöcher für das Gen. traifeuer, Schlünde feyn, wodurch das Meer verſchlucket wird, oder fihwenigftens - feines Eifes enelädt? — — Unſer kritiſcher Erdbeſchreiber vermuthet alfe, daß die Durchfahrt, die er anzei⸗ get, in einer einzigen Jahreszeit allein leicht koͤnne verſuchet werden. - Die Schiffe zum Walfifchfange, ſaget er, befinden ſich gemeiniglich gleich im Anfange des Mahes, im Angefichte von Spitzbergen unter dem fechs und fiebenzigften Grade der Breite- Wenn man gegen Nordoft bis-auf den fünf und. achtzigften Grad, oder auch bis auf den achtzigſten Grad geht, fo wird ınan hundert. und ſechzig Grad der Länge zu durch⸗ * dur Erz faufen ( | der nordlichen Länder von Alla und America 437 laufen haben, wenn man um das Vorgebirge Schalaginffoi hinum will. Dieſe Engel, Grade aber find.in einer fo großen Breite nur von ungefähr drey Seemeilen,. Es — würden alſo fünfhundert Meilen zu fahren ſeyn. Man nehme eine Seemeile für eine Stunde, zu einer. Zeit, wo in Norden feine Nacht ift; man wirdbie alte Aniansftraße, welche Afien von America abfondert, auf das ſpaͤteſte im Anfange des Heumonates paffiren, da nıan zween Monate zur Schifffahrt wegen des Eifes und unvorbergefehe- ner Hinderniſſe zugeftept, Wenn man nicht in America überwintern milk, ſaget Herr Engel, fo hindert nichts, daß man nicht eben die Straße vor dem Worgebirge Schalaginfkoi, im Anfange des Yuguftes, wieder zurück gehe, damit man ſich den ıjlen des Weinmonates auf der Höhe von Meufemlja befinde, welches man bis auf den ısten eben diefes Monates wieder paffiren kann, von da man wieder nach Eu» topa oder der Hudſonsbay gelangen kann. Dieß find alfo die Mittel, welche der Ber= ſaſſer denen europaͤiſchen Nationen darbeut, welche fich der neuen Welt durch ben Nord: pol verfichern wollen. BR Zu Diefer Unternehmung muß man nur Freywillige erwählen, welche von den Mittel, die Gefaͤhtlichkeiten und Schwierigfeiten diefer Schifffapre!gut unterrichtet, aber. ent- Saber u * ſchloſſen find, ihnen Trotz zu biethen. Man muß die Offieier durch das Verſprechen iger die ma von Ehrenzeichen und Beförderungen, die Matroſen durch einen doppelten Sold nebſt der Erwartung einer Belohnung bey der Zurückunft von der Reife, dazu ermuntern; und diefem Stachel den Zaum der Lebensſtrafen wider die Aufrührer bepfügen. Die Bes lohnungen und Strafen, faget Here Engel, müffen ftets neben einander und mit gleicher» Schritte geben, ‚als die beften Triebfedern einer guten Negierung. Mit diefen Seefahrern muß man zween geſchickte Mathematifer vereinigen, enc« weder die Breiten und Sängen genau zu nehmen, oder nügliche Unterſuchungen und Beobachtungen zur Aufnahme des Handels und der Wiffenfchaften zu machen. Sollte ur eine Kaufmannsgeſellſchaft dieſe Fahre unternehmen, fo wird doch ein regierender .. Bere ohne Zweifel etwas dazu beytragen, wenigftens die Koften für die Gelehrten welche nuͤtzliche Keuntniſſe die —3 nn mit — — koͤnnen. ver Die Ausruͤſtung muͤßte aus zwoen Fregatten und einer Jacht oder einer leichten und gut fegelnden Brigantine beſtehen. Man muͤßte eins von dieſen Schiffen von au- fen. mit geſchliffenen Staalblaͤttern verfehen, damit es ſowohl dem. Stoße der. Eis ſchollen widerfichen, als zwifchen den Eisbergen hindurch ſchluͤpfen, und den beyden andern Fahrzeugen den Weg baͤhnen koͤnnte. Dieſe Fahrzeuge muͤſſen nicht tief ins Waſſer geben, wenn es möglich waͤre, wegen derer Gegenden, wo das Meer keine Tiefe - hätte. Sie müßten jedes mit drey oder vier Schaluppen verfehen fepn, einen Vorrath don Brannfeweine, gutem Weineffige und. Arzeneymitteln wider den Scharbock nebft” äiweenen guten Wundärzten haben, ſie an zuwenden. Man müßte weniger eingeſal⸗ zenes Fleiſch mit nehmen, als gewoͤhnlich ift, weil es gegen Norden weniger verdiehbrz und. dieß müßte mehr Rindfleifh, als Schweinefleiſch, ſeyn. Dieſe Schiffe foilten mie allen zum Warfifchfange nöthigen Werkzeugen verſehen ſeyn, damit man das Schiff. volk in der Uebung erhielte, welche den en deffelben vorbeuget. Es müßte Auf denſelben niche an Gefüge oder Gewehre fehlen, aber nur zur Wertheidigung und, che zum Angriffe; dabey müßte man die Vorfichtigfeie Haben, daß man an unbe⸗ “annten und wilden Kuͤſten niemals ein Stuͤck löfere, aus Furcht, man moͤchte die x ER Einwohner * —* ea . in den nicht weit von Beerings Inſeln !iegenden Eylanden eine Miederlaffung errich⸗ 4 chen, als man ſeit zweyhundert Jahren gemacht hat. 438 Beobachtungen über die dage Einwohner verſcheuchen, wie es ohne Zweifel in den Suͤdlaͤndern geſchehen iſt, Die man für wüfle ausgegeben hat, nachdem man die Menfchen und die Thiere, durch das uner- hörte Geräufch des abgefeuerten Gefhüßes, har davon fliehen laffen. Anſtatt die: fer Verſcheuchungen follte man die Wilden viel lieber durd) Liebkofungen und Ges. fihenfe von eifernen Geraͤthſchaften an ſich ziehen. Man follte aufden Schiffen eis - nige Perfonen von verfchiedenen europäifchen Mationen haben, die aber in den fafaris . ſchen oder fonft einigen wilden Sprachen in America unterrichtee wären. Man fönnte die Brigantine gleic) den Augenblick, da man das Vorgebirge Schalaginskoi um: fegele und die amerisanifchen Kuͤſten erfannt hätte, nad) Europa zurück ſchicken. Die Nachrichten, welche fie überbrächte, würden Zeit laſſen, eine neue Berftärfung gegen den folgenden Frühling dahin zu ſchicken urz, Here Engel wünfchete, daß man ten koͤnnte, damit man eine fihere und bequeme Niederlage, einen Ort zur Erfriihung - und einen Platz zum Ueberwintern hätte. Man muß aber dergleichen Miederlafuns gen ftets in dem gemäßigten Eröfteiche, entweder in America gegen Welten von Ca; Iifornien, oder auch gegen das fefte Land von Aſien anlegen, wenn es moͤglich iſt, ſich daſelbſt zu fegen, ohne Berdatht zu erwecken, und ohne den Krieg dahin zu bringen. Herr Engel, welcher einen Blick auf das ftille Meer wirft, das fid) zwifchen Alien und America erftrecket, findt, daß es allein den Weg zur Gemeinfchaft unter den vier Theilen der Welt eroͤffnet. Gegen Norden, faget er, zeiget es ein großes feſtes dand von America zu entdecken, zu erforfchen; gegen Süden die Südländer der neuen. - Welt; gegen Often Merico und Peru, gegen Welten Japon, die philippinifchen und moluckiſchen Inſeln. Es it in feiner ganzen Strede mit unzähligen Enlanden be. fäet: Spanien und Holland haben dafelbft alle Eroberungen gemacht, die fie nur vers fangen Fonnten, und vieleicht mehr, als fie behalten oder befisen Eonnten, ohne ſich zu ſchwaͤchen. Die andern europäifchen Nationen dürfen nicht hoffen, ſich in diefen Ge- genden anders, als durch den nordfihen Weg, feſt zu ſeßen. Die wirkliche Schifffahrt nach Indien iſt wegen der Hitze und der Laͤnge des Weges ein Schlund, in Anfehung des Sterbens der Menfhen und des Aufwandes an Sebensmritteln. Sie läßt einen gar zu großen Raum zwiſchen · den Reifen zur Gemeinfchaft der Hauptſtaͤdte mit den Pflanzftädten, Alles laͤdt alfo-ein, den Weg durch Morden zu verfuchen, Wenner offen feyn wird, fo muß man auf dem ftillen Meere zwey Eylande ſuchen; das eine in - der Nahbarfchaft von Californien, das andere näher bey Afien, alle beyde aber zwi⸗ ſchen dem fünf und vierzigſten und funfzigſten Grade der Breite, RER ——— Die gemaͤßigten Laͤnder ſchicken ſich beſſer zu den Niederlaffungen der Europaͤer, "welche eine Himmelsgegend ſuchen müffen, die ihres Vaterlandes feiner ähnlich iſt. Man vergleiche die Bevoͤlkerung der Niederlaſſungen der Hollaͤnder und auch der Spa⸗ nier in dem heiſſen Erdſtriche mie der engliſchen Colonien ihrer, ſaget Herr Engel: Wie weit übertreffen diefe jene an der Anzahl und: Thätigfeit der Menfhen! Cs muß ein mildes, von Flüffen gewäflertes und mir Holze bedecketes Fand feyn, wo man: Schiffe bauen, und. mit Lebensmitteln verfehen koͤnne. Alsdann werden die Reifen - nad) Süden, Often und Welten nur Spagierfahrren ſeyn; und in einem Zeitraume von zehn Jahren wird man mehr Entdeckungen, mehr Fortgang in der Handlung ma⸗ Dieß ° ton ausmachen, . Er hat Thärigkeit, Ungeftüm, Scharfiic und feine Beobachtungen, gelehrte Schlußfolgen und luſtige geheime Nachrichten, { | der nördlichen Länder von Aſia und America. 439 : Dieß iſt der kurze Inhalt der Beobachtungen und Abfichten des Herrn Engels. Engel. Wenn fein Werf neue Einfichten wegen eines der wichtigften Gegenftände der Schiff " — fahre an die Hand giebt; wenn eg dienet, Irrthümer zu entdecken, die entweder ſchon angenommen find, oder doch eben entftehen wollen: fo Fann es nicht anders, als nüß- lich für die Hiſtorie der Reifen feyn, welche diefer Schriftfteller als ein Erobefchreiber und Naturkuͤndiger ergruͤndet zu haben ſcheint. — r - ne oe U 0 07 2 7 U U U U 7 22 115 A us3 u g * ** ——— aus ir — des Herrn Abtes Chappe d'Auteroche Mitgl. der ſranz. Akad. der Wiſſenſchaftem Reiſe nad Sibirien. Beſchaffenheit feiner Heifebefihreidung. Er geht derſelben. Peters des Großen Befehl zur Ver⸗ ab. Deſſen Beobachtung zu Wien. Anmer⸗ beſſerung der Mönche. Sitten ber ruſſiſchen ung von Polen. Seine Reife von Warſchau Geiſtlichkeit. Beyſpiel von dem mit dev Wild⸗ nach Petersburg. Beobachtungen auf ſeiner heit verbundenen Aberglauben. Sitten der Reiſe von Petersburg. Wie man ſich in Si cruſſiſchen Weiber. Mahlzeit der Ruſſen. Bes birien waͤrmet. Gewoͤhnliche Bäder in ganz ſchreibung der Zobeljagd. Charakter der Ruf Rußland. Salzwerke zu Solikamskaia. Der fen, Ihr natürliches Geſchick. Gewoͤhnli⸗ © Atconem wird für einen Zauberer gehalten. che Strafen in Rußland. Handlung. Truppen. Kälte ia Sibirien, Yuffüchung der Mrfache. a a — ir fangen, beſchwerlichen und gelehrten Keife des Heren Gmelins nach ibirien, Fann ein kurzer Auszug aus des Herrn Abtes Chappe feiner der größten Anzahl leſer nicht misfallen. Die meiften haben, ohne diejenige Br» ſchwerlichkeit, welche die Aufmerkfamfeit matt werden aßt und um bie Frucht des Lefens bringt, den unendlichen und Eleinen umftändfichen Erzählungen nicht folgen fünnen, woben fich, ber. deutſche Schriftfteller bey jedem Schritte feiner Reiſe aufhaͤlt. Der franzoͤſtſche Schriftfteller durchtäuft die Erde, wie ein Sternfeher, der —— — nur die großen Gegenſt aͤnde auf der ſelben fieht, und von feiner Reiſe nur die wichtig. yergpsikung, ſten Schlußfolgen für die Akademie zeiger, die ihn abgeſchickt hat, Diefer junge, ſtarke, lebhafte und neugierige Mathematicug fieht und ſchildert alles mit der Gefehmin- digfeie und Munterkeit, welche den Reiz feines Alters und den Charakter feiner Nas anche und Fluͤchtigkeit, tiefe &uf zu unterrichten und Begierde zu gefallen, nuͤtzliche Eigenſchaften und Mängel; mit einem Worte, er iſt ein Franzos. Seine Schreibart ſchicket ſich nicht ug für i Abt Chap pe. 1760. nd Er geht ab, Deſſen Beob⸗ achtung zu Wien. N 440 3,1111 nach Sibirien. feine Materie: aber auch ſelbſt da, wo es ihm am Geſchmacke feblet, ift er nicht ganz ohne einige Annehmlichkeit. Kurz, er verdienet, Daß man ihn fennenlerne: die Geſtalt und der hohe Preis feines Werfes aber fcheinen fi) dem Beruͤhmtwerden zu widerfes gen, wornach ex ftrebet, wie fo_vieler Aufwand genugfam zeige. Die Wahl der, Schrift und des Papieres, die Anzahl der Kupfer, die Zierfichkeie der Zeichnungen, die Feinheit des Grabftichels, der viefeiche zu zart ifk, wilde Menfchen und dürre Sän- ber vor zu fleflen; alles, was zu gleicher Zeit fo wohl die Vollkommenheit unferer Künfte, als den Verfall unferer Sitten beweiſt, vereiniget fih in der Ausgabe diefer Reife, die nur für veiche, müßige und ſolche Leſer geſchrieben und gedrucket zu feyn ſcheint, welche beaieriger nad) allgemeinen Begriffen, als wirklich) lehrreichen Sachen, find, Es iſt alſo ein Recht, es ift fo gar eine Pflicht, in einer allgemeinen Samm: fung von Reiſebeſchreibungen allesdas zu ſammlen, was in diefem neuen Werke gründ« liches und wichtiges zum Wachsthume der Kenntniffe ift, Der Abe Ehappe, welchem aufgetragen worden, zu Tobolsk den Durchgang der - Venus durch die Sonne zu beobachten, gieng zu Ende des Windmonates 1760 von Paris ab. Er reifee die Nacht. Ein Wagen wird umgeworfen; alle feine Barome- ter und Thermometer zerbrechen. Er laͤßt zu Straßburg neue. machen. Er geht zu Ulm zu Schiffe auf der Dondu, welcher Fluß daſelbſt, zwiſchen zwoen Reihen von Ge: birgen eingefchleffen, anfängt, eine ziemliche Tiefe zu haben und fihiffbar zu werden. Er koͤmmt nach Regensburg. Seine Neugier nady allerhand Beobachtungen laͤßt ihn eine. Inſchrift auf einem Steine anmerken, welcher am Ufer des Fluffes war. Da ihn die Kälte und bie Nacht verhindern, die Auffchrife ab zu fhreiben, fo entfuͤh⸗ ret er den Stein mit Huͤlfe einiger Bauern und bringt ihn in fein Fahrzeug, Man faget ihm, es gebe noch viele andere Denkmaale von der Arc in der Nachbarfchaft. Endlich entdedet er, daß es nichts weiter find, als Grabfchriften der Juden in hebräis ſchen Buchſtaben. Die Sprache war alt, die Aufſchriften aber ſeht neu. As ernah feinem Fahrzeuge zurück geht, fo hörer er ein Gefchren, Cs laufen viele $eufe einem. jungen Menfchen nach, welcher aus einem verlichten Verdruſſe fich in die Donau ſtuͤrzen will, Man hält ihn auf; man führer ihn zuruͤck. Die Ufer des Fluffes zeigen mehr als einen Felfen, welher ben Verlieben den Sprung von Seufate in den Sinh J bringe. Einige Meiten von Regensburg ſieht der Abt Chaͤppe ein junges Mägdcyen von gutem Anfchen und einem: ehrbaren Berragen in fein Schrzeug fommen, Er laͤdt es ein, in ſeine Kajuͤte zu fornmen, Es war überaus traurig. Durch vieles Fragen vernimme er, daß ſich dieſes Mägdchen von einem Oheime, einem Pfarrer in der Ges gend, geflüchtet, weil er fie zwingen wollen, eine Klofterfrau zu werden. - Diefer. Mann glaubere ohne: Zweifel nur fein Amt zu verrichten, wenn er ein unfehuldiges Schlachtopfer darbraͤchte. Dieſe aber wollte eine Zuflucht zu Paſſau fuchen, wo fig Auyermandte hatte. er ag . Der Afttonomus koͤmmt zu Wien an; er finde dafelbft den -P. Aell, einen Zee fuiten, Dieſe beyden Mathematiker vergleichen ihre Barometer und beftimmen jur fammen die Abweichung des Magners auf dreyzehn Grad gegen Welten, Er befus het den Heren Van Swieten, welder ihm fagete ; daß er mit gutem Erfolge die Electrieität wider das Reiſſen in Gfiedern anwendete, da doch diefes Mittel in Franke veich nicht anfchläge, — — ji Von Reiſe nach Sibirien. A Fair Bon Wien geht der Berfaffer auf der Poſt nach Warſchau, 100 er fehöne Frauens An Chap⸗ berſonen, große Mannsperfonen, verdrüßliche Tangweitige Tänze, einen Oberherrn pe- 1760. ohne Anſehen und Gewalt, einen Staat ohne Vertheidigung, einen Adel, weicher ——— eigenthuͤmliche Felder beſitzt; Bauren, die für ihn unter Anfuͤhrung eines Unterpad) yon Polen. ters arbeiten; welcher fie mit einer Geiſſel in der Hand zum Pfluge fuͤhret; kurz, dfejeni- ge Anarchie bemerket, welche Das Volk wider Die Tyranney der Großen aufbringt, Polen “ > der beftändigen Untecdruͤckung feiner Nachbarn ausfeget, und ihm nur erlaubet, un⸗ ter der Herrſchaft zweener Deipoten zu wählen, die einander das Recht flreitig ma- hen, es unter dem Vorwande, es zu befihiigen, unter das Joch zu bringen; welches das unvermeidliche Schickſal einer eben fo thoͤrichten, als ungerechten Ariftofratie und —_ einer jeden Regierung ift, worinnen das Volk Sclav ift. : Von der Hauptftade in Polen begab fih der Abe Chappe nach) der Hauptſtadt in Seine Rei: Rußland. Unterwegens ift ein Dorf, wo fünf Tage dor feiner Ducchreife, eine fratte 1a, en zoͤſiſche Familie von fünf, Derfonen durch xuſſiſche Fuhrleute, Die fie führeten, war er: burg, F mordet worden. Dieſe Reiſenden waren Juwelier. Man brachte fie um, damit man ihren Neichthum bekaͤme. Ein öftreichifcher Officier aber, welcher zur Zeit dies fes Mordes durch) das Dorfgieng, feßete den Moͤrdern nad) und holete fie ein. Sie. wurden bey Juden angehalten, die ihren Raub verhehleten. Man hätte fie auf polnie ſchem Gebierhe hinrichten follen, wo fie ihre Miſſethat begangen hatten. Rußland aber forderfe fie zuruͤck und entzjog fie der Strafe durch eine Folge derjenigen Größe, welche ihren Unterthanen das Verbrechen erlaubet, und ihren Nachbarn die Freyheit enfzieht. Die Polen, welche von Natur gaftfren und nicht fo raͤuberiſch find, weine- ten bey Erzählung des Unglüdes diefer umgebrachten Familie. u Der Reiſende findet von Warfihau bis auf acht Meilen won Biafiftof eine mit Steinen von allerley Farben bedecfere Ebene, Zu Bialiſtok ift das Schloß des Großmarfihalis von Polen, ein praͤchtiger Pallaft, wohin man von weiten Denk maale aller ſhoͤnen Künfte hat kommen laffen, wo die Baukunft mit großen Koſten zwey auptgebaude nach römifcher Are aufgeführer hatz wo man inwendig Zimmer und Bäder mit aller Roftßhtkeit des Keichrfumes und aller Zierlichkeit * raue ausgezieret, won außen einen Thiergarten, $uftgärten, Lauben, sine Orangerie, Furz, die Sieblicjfeiten von Afien und die Zierden von Sralien mitten untet dem nordiſchen Schnee ſieht. er HR Den dreyzigſten Jenner 19617 war das Thermometer eilf Grad unfero. Als man aus Memel gieng, mußte man Feuer mitten auf dem Eife in mit. Schnee bedeck⸗ ten Gehölzen machen, Es war mitten in der Nacht, Die Berge find von unten bis oben gefroren, und die Pferde niche befchlagen, Man brauchere ihrer zehn vor einem einzigen Wagen. Doch Fonnten fie nur bis’ auf die Hälfte eines Berges kommen, wo die Reiſenden zu Fuße hinauf kletterten, und vielmals nicht ohne einige Zerquerz ſchungen Hinab fielen. Sie kehreten alfo nach) dem Dörfchen Podftrana mit ihren zehn Pferden zurück, welche alle Bauern des Dorfes mit einer Fackel in ber einen, und einer Peitſche in ‚der andern Hand, wobey ſie zugleich den Wagen ſchoben, nicht hat⸗ ten bis auf die Spitze des Berges bringen koͤnnen. Dieſe Schwierigkeiten fielen mehr als einmal bis nach Petersburg wieder vor, woſelbſt der Reiſende den ız3ren des Hornungs ankam, nachdem er drittehalb Monate a geweſen wars Eine Allgem, Reifebefchr, XX Band, | von ! y er 3 Reife nad) Sibirien. Abt Chaps von feinen größten Hinderniffen war die Geſtalt und fadung feiner Fuhrwerke, weiche pe. 1761. indem Schnee nicht fortroffen Fonnten, und gar zu ſchwer waren, auf Schlitten fori« _ gebracht zu. werben. Er war alfo genoͤthiget, fie zu Derpt zu laffen, und zu feinem Gepaͤcke einige Schlitten zu nehmen. As er nach Petersburg gefommen, fo fand er, daß die Akademie daſelbſt chen eines ihrer Mitglieder nad) Tobolsf hatte abgehen laffen, wofelbft andere raffifche Atronomen den Durchgang der Venus, wie er, beobachten füllten. Sie waren ſchon einen Monat unterwegens. Der franzoͤſiſche Akademiſt hatte noch achthundert Mei len mit Lebensmitteln, Geraͤthe und fo gar mit Betten, zu thun. Man fuͤrchtete, es moͤchte der Schnee zerſchmelzen und ihn hindern, an zu kommen. Man ſchlug ihm vor, ſeine Beobachtungen an irgend einent andern Orte an zu ſtellen, der nicht ſo weit entfernet waͤre, und wohin man leichter kommen koͤnnte. Er ſagete, es gaͤbe keinen Ort, wo die Dauer des Durchganges der Venus durch die Sonne kuͤrzer waͤre, als zu Tobolsk, welches ein umſchaͤtzbarer Vortheil für dem Gegenftand feiner Beobach⸗ sung wäre, Er beffund darauf, feine Keife fort zu feßen, und gieng den roten Maͤrz mit einem Unteroffieier zur Bedecfung, einem Dolmerfcher und einem Uhrmacher, feine Dendulen wieder zu Rechte zu machen, in Salle fie Schadin litten, von Peters burg ab. j j Beobachtun⸗ Das erſte, was: den Reiſenden bey ſeinem Abgange von da ruͤhret, iſt, daß er Sc York ee fleine Kinder ganz nackend auf dem Eife in einer fehr ſtrengen Kälte fpielen ſieht. Bersburg,. Manhärtet fieaber auf ſolche Weile ab, damit ihnen die. Kälte niemals befchwerlich falle, und fie wechfelsweife von dem Kohlfeuer an bie freye Luft ohne die geringfte Gefahr ‚gehen fönnen. Gleich den andern Morgen nad) feiner Abreife finde er in feinen Vor⸗ rath ein ziemlich Jod) gemacht, ‚und einige Flaſchen Wein ſchon ausgeleeret. Er will fein Erftaunen Darüber bezeugen: einer von feinen Führern giebt ihm zu verftehen, er trinfe lieber Wein, als Branntewein, und werde nach feinem Belieben folchen trin- Fer, fo lange welcher da ſey. Der Abt antwortet diefem Unverfihämten ſoldat iſch, welcher hurtig eine Treppe hinunter ſpringt. Dieſe Lebhaftigkeit des Sternſehers that mehr, als die Klugheit. Die Ruſſen, ſaget er, kennen als Sclaven einen Herrn nur an feiner Haͤrtigkeit. Es iſt eine Unbequemlichkeit des Sclavenffandes, dafer eine befländige Strenge fordert. Diefer gewaltfame Zuftand erhält fich nur durch die Semaltfamfeir. Nach einer dreyrägigen Keife verfangete der Uhrmacher einen, Schlitten für fh allein, und wollte niche mehr mit dem Dolmetſcher fahren... ; Der Abs ſchlug es ihm ab. Ohne der Vermehrung des Aufiwandes und der Schwierigkeit zu gedenken, ‚ Pferde genug für fo viele Schlitten gu finden; (denn er hatte. ſchon deren viere,) fo mar dieſe Grilte, fagerer, übel gegründet, Das Schlittenfahren ift zu Ende des Wins sers eben fo unangenehnt, als es im Anfange bequem ift, „im Fruͤhlinge find die „Wege alle durch gleichlaufende Graben zerfchnitten, die fechs bis. fieben Klafter weit „von einander entfernet find, und man finde oft Hoͤhlen viele Fuß tief, worein die SER „Schlitten fügen. - Mat befümme alsdann fü heftige Stöße, daß man. die größte ) „Gefahr läuft, ſich den Kopf an den Wänden des Schlietens zu zerftoßen, wenn mau „nicht liegen bleibt. Ungeachtet biefer Vorſichtigkeit wird man fo ſtark Hin und her ö —— —— geworfen, Reife nach Sibirien. 443 geworfen, daß die Reiſenden lieber ihre viel beyſammen ſeyn wollen. Die Stoͤße Abt Chap⸗ „werden alsdann nicht ſo gefährlich.» ” pr. I7DL. Herr Chappe kam nad) vier Tagen zu Moſkow an. Ob es gleich zweyhundert Meilen von Petersburg nad) diefer Stadt find, fo thut man fie doc) oft in zweenen Ta: gen. Des Abtes Schlitten aber waren in den böfen Wegen zerbrochen. Er befahl, neuezu machen, Sie konnten feine Reife aufhalten; er nahm Baurenfhlieren, wel⸗ he gleich zu Rechte gemacht. waren, und deutete feinen Reifegefährten an, die fid) bey allen Feuerpfannen einer jeden Poft aufhielten, er wuͤrde ſie unterwegens laffen, wen ſie fo fortfuͤhren, Diele Drohung und der Branntewein, den er den Poſtillionen gab, ließen alle Berzögerungen aufbören. Die Schlitten flogen auf dem Schnee und noch geſchwinder auf dem Eife der Fluͤſſe. Dieſe frieren in Norden hurtig zu, und ihre - Flaͤche ift viel ebene, Man finder aber Löcher, worinnen das Waffer niemals friert, wenn auch gleich das Eis drey Fuß dick iſt. Der Verfaffer, welcher die Urfachen die: fer Erfiheinung unterſuchet, faget, es fey nicht wahrfcheinlih, daß dieß von warmen Waſſerquellen fomme, welche ſich auf dem Grunde ber Fluͤſſe befinden Eönnten. : Eine don diefen Deffnungen, faget er, weiche er auf dem Fluſſe Da beobachtere, hat mehr als Hundert Klafter. „Diefer Fluß iſt ſehr tief, und ob man gleich bey dieſem »Duellmaffer eine befondere Leichtigkeit voraus ſetzet, ſo würde man doc) Zeit genug ha⸗ „ben, einen großen Grad der Kälte in der Diagonallinie anzu nehmen, welche bis zuder »Dberfläche durch zu laufen hat.» Der Berfaffer giebe eine wahrfheinlichere Erklaͤ⸗ tung-von diefer Merkwuͤrdigkeit. Die großen Fluͤſſe wuͤrden wegen der Geſchwindig⸗ keit ihres Stromes niemals zufrieren, wenn die Eisfchollen nicht anfiengen, fich an ihr ven Ufern zu bilden, wo das Waſſer ſtiller iſt. Indeſſen vermehren fie fich doch bald dergeftalt, daß die ſtrenge Kälte des Mordeng fie beynabe alle auf einmal feft machet. Diefe Wirkung muß die Oberfläche der beeiferen Fluͤſſe vollfommen eben machen; der Unterfchied der Geftale der Eisſchollen aber laͤßt nothwendiger Weiſe einigen leeren Raum zwifchen ihnen. Man wird einwenden, die neuen Eisſchollen, welche den Fluß auf feiner Oberfläche mit ſich führe, müßren diefe Zwifchenräume anfüllen. Dieſe Löcher find auch gemeiniglich nicht ſehr groß. Allein, in Norden vo die Kälte ploͤtzlich übermäßig und anhaltend ift, führen die Flüffe wenig Eis mit ſich: der Be weis davon ift, daß auf dem Fluſſe Deka und auf der Wolga Herr Chappe viele Deffnungen von achtzehn Zoll im Diameter bemerfet Hat, die von den Bauren gemacht waren, um Fiſchgarne darein zu legen, die bald zerreiffen würden; wenn daſelbſt unter der Oberflaͤche der gefrorenen Fluͤſſe Eisſchollen waͤren. Dieſe Bemerkung, ſaget der Verfaſſer, dienet zur Unterſtuͤtzung des Syſtems der Naturkuͤndiger, weiche wollen, daß das Meer um dem Pole herum nicht mit Eiſe bedecket ſey. Weil die fließenden —— nur von den Muͤndungen der Fluͤſſe und ſelbſt von den Ufern des Meert { amem ge 9% Diefes Mitglied der Akademie, welches flets auf der Poſt reifer und beobachtet, langere den ao März zu Niznowogorod an, wo der Ocka, welcher in die Wolga fälle, ein Waſſertuch bildet, das im Sommer fehr ſchoͤn an zu fehen iſt. Diefe Stadt, welche den zweyten Nang wegen ihrer Größe und den erfien ihrer Handlung wegen hat, iſt die Niederlage alles Getraides des Landes. „Die Einwohner aber find deswegen shicht reicher, weil der größefte Theil des Handels auf Rechnung des gebierpenden x Kfz Herrn ⸗ Abt Chap⸗ —— 444 | Reife nach Sibirien, & „Seren gefchleht, deſſen Handlungsbediente alle kleine Tyrannen find,n Man ſeeht alle Tage auf dieſem Kornmarkte ſieben bis achthundert neue Geſichter, und überdem einen beträchtlichen Pöbel, welcher koͤmmt, Fiſche zu kaufen, die feit vier oder fünf Monaten gefroren find. Diefe Stadt hat dreyzig Pfarrfirchen, deren jede nur zweh oder drey Priefter hat: dennoch iſt diefes für die Anzahl der Pfarrkinder fehr viel. Von da feßete fich der Neifende auf die Wolga, aber in einem Schlitten, der ge: fehroinder geht, als ein Schiff mit Segen, Es war ein Wergnügen für ihn, die Menge Schlitten zu fehen, die dafelbft durch einander fuhren, an einander fließen, und einander ummarfen, viel eher wegen ihrer Gefchwindigfeit, als wegen ihrer Größe. Die Pferde, welche dergleichen Fuhrwerke ziehen, find klein, mager, und dem Anfehen nad) ſchwach, allein zu ſchweren Arbeiten hart, und von einer ſolchen Gefchtoindigfeir, daß fie nicht auf die Peitfche des Poſtillions warten. Diefer unterhält fich während der ganzen Reife: mit diefen Thieren, welche, ohne zu veden, eben fo viel Verſtand beweifen, als ihr Führen, u 2 RL = Von Petersburg bis nach Niznowogorod iſt nur eine große Sbene Eine Tagereiſe weit von dieſer letzten Stadt geht man über die Moiga nach Kuzmode⸗ niansk, und koͤmmt in einen Wald, welcher über drenhundere Meilen in die Laͤnge har. Es find aber nur Fichten und Birken. Herr Abt Chappe befand ſich in dies ſem Gehölze beym Anfange der Tag - und Nachtgleiche im Fruͤhlinge, mitten in einem vier Fuß tiefen Schnee und in einer Kälte, welche-das Thermometer achtzehn Grad unter o hielt. Indeſſen vermehrete fi) die Kälte täglich für den reifenden ‚Sranzofen, fo wie er gegen Tobolsk zu gieng, Er langere in einem Dörfchen an. Auf den Schall der Fleinen Gloͤckchen feines Zuges, welcher die Fönigliche Poft anfündigte, oder . vielmehr auf den Anblick der Uniform feines Führers, flüchteren alle Leute des Dorfes in das Gehoͤlz. Der Poftmeifter hatte nur fechs Pferde; man hielt die Schlitten an, welche vorbey firhren. Die Bauren fleben mit Hinterlaffung ihrer Pferde davon, Der Franzofe fragete nach der Urfache. Mean antwortete ihm, weil die Reifenden öfters die Pferde verfaufeten, und den Menſchen übel begegneten, anſtatt fie zu bes zahlen, Er both ihnen Branntewein an; er gab Geld; fo gleich janferen fich die Fluͤchtigen, wer ihm dienen und wer ihn führen follee, | Bey der Abreife aus dieſem Flecken kam er in einen andern, welcher won dem Dberheren abhieng. In bemfelben find die Einwohner viel glüclicyer, ale auf den Gütern der Evelleure: Die Dojtmeifterinn, welche vierzig Fahr alt war, hatte zivan- zig Kinder gehabt: fie hatte aber nur zwey davon behalten, Die andern waren geſtor⸗ ‚ben, ehe ſie das vierte oder fünfte Jahr erreichet harten. Der Verfaffer beſhreibe | Art und Wei⸗ ſe, wie man ſich daſelbſt warme, - erfüllt, welcher fih bis drey Suß hoch uͤher den Boden erhebt, wo man ſitzen oder lie⸗ im Vorbeygehen alles, was in die Sinne ſiel. "Die fünftlihe Wärme ift in Sibirien nicht weniger außerordentlich, als Die natürliche Kälte, Miches iſt unerträglicher, als die Art, wie man ſich dafelbft wärmer. In alfen Häufern, welche unter dis Thiere und unter die Menſchen eingerheifee find, toird das Zimmer der Familie durch einen badfleinernen Stubenofen ermärmer, welcher nach der Geftale eines Badofens; aber flach, erbauet if, Man machet oben ein Loch ungefähr fechs Daumen breit, wel: ches vermitcelft einer Klappe geöffner und verfehloffen wird \ Man heizet ves Mon gens um fieben Uhr ein. Weil die Klappe zu ifk, fo wird das Zimmer vom Rauche gen Reife nach Sibirien, 445 ‚gen bleibt, aus Furcht, man möchte in dem Dünftfreife diefes heißen Rauches erflicden. Abs Chap⸗ Nach Verlaufe Dreyer Stunden, worinnen das Holz des Dfens verzehret iſt, öffnet A man die Klappe, und der Nauch, welcher fich zertheilet, laͤßt nur eine ftarfe Wärme, welche fich, aus Mangel der Gemeinſchaft mit der äußern Luft, bis auf den folgenden Tag erhält, - Die Mäfigung der inneren Luft ift fo beſchaffen, daß das reaumürfehe Thermometer darinnen des Morgens bis auf fechs und dreyzig ober vierzig Grad feige, und ſich den Tag über bis auf fechzehn oder achtzehn über der gerhäßigten erhält. < Herr Abe Chappe, welcher das harte Schickſal der. Sibirier beflaget, die. von der Kälte, welche ſie ausftehen, und von der Art, womit ſie ſich dagegen vertheidigen, auf gleiche Are gemartert werden, beweinet ihren Aberglauben noch ftärfer, weicher das Elend ihrer Himmelsgegend durch Faften und traurige Uebungen nod) mehr vers mehrer. Die Lampen und die Wachsſtoͤcke, welche fie in ihren innern Capellen anftes Een, ‚und welche fie die ganze Nacht hindurch) ohne Vorſicht brennen laſſen, verurfachen ' bäufige Senersbrünftez und. die Andacht: gegen den Heiligen, welchen man anruft, führer das Unglüc herben, warum: man ihn bitter, es zu entfernen.‘ Der Bilder: dienft der ſchismatiſchen Sibirier ift blind und unvernünftig. „Ich habe von einem _ „Ruffen gehört, fager Here Chappe, welcher von ben Reizungen einer jungen rau, feir „ner Nachbarinn, eingenommen war, von welcher er geliebet wurde; und als er es end⸗ „lid dahin brachte, daß er in das Zimmer diefer jungen Frau Fam, nachdem er vorher > „alle Schwierigkeiten erfahren hatte, welche ihm ein eiferfüchtiger Ehemann verurfachte, „fo erinnerte fie fich des Heiligen ihrer Eapelle in denen Augenblicken, welche man in „der Kebe als die koſtbarſten betrachtet, und lief ſogleich hin, ihr Gebeth an den „Heiligen zu thun, worauf fie in die Armen ihres Liebhabers wieder zuruͤck Fam. „ Da die Beobachtungen des Herrn Abts Chappe vielmehr für die Geſchichte der Neifen, als feine Begebenheiten, gehören, fo kann man den Sejer auf das Werk dies fes Mitgliedes der gelehrten Akademie, der Merkwuͤrdigkeiten wegen verweifen, Wels eo Kar als einReifender bemerfet, Ein Augenblick Ruhe, worinnen er fich zu beſin⸗ reiht, IR both ihm einen einnehmenden Umftand an, dem er mit ber Hitze be⸗ fi reibt, we de allezeit dag Andenken einer Gefahr ) einflößt. Er fangere den 29ten März zu Solitsmskaja mit feinem Tpermomerer an, welches eilf Grad unter o war. —— er mitten in Sibirien hundert und funfzig Meilen von Tobolsk, Ci» tronen, rangen, alle franzoͤſiſche und italienifche Früchte, » Diefe Gewaͤchſe aber. wa⸗ ven in zwölf warmen Gewächshäufern hervorgekommen. Die Menſchen und bie < Pflanzen, alles iſt das muͤtzſamẽ Werk der Kunft in diefen Laͤndern, welche von ber Natur verwuͤnſcht zu feyn feinen, Die Kälte würde die Tiere dafelbft tödsen, welche in dem Zwiſchenraume bes harten Winters fönnten gebohren werden. Und man wid „doch, daß diefe Wuͤſten ſich bevöffern! Und man fürchtet nicht, daß fich die Rufen und ‚alle. Nationen biefeg großen Reiches über Europa ausbreiten! Und doch ſuchet Man fig jemehr und mehr durch Buͤndniſſe und Verträge dahin zu ziehen! O Wahnwitz — geſitteter Volker, welche, nicht zufrieden, einander zu zerftören, auch. nicht — Boarbarn zum Untergange der Kuͤnſte und zum Umfturze der Reiche herbey zu rufen, - Reg | Solik ains⸗ Reife in Sibirien erfler Theil, fol. a, d. 45746 © ! . im - 446 Reiſe nach Sibirien, Abt Chap⸗ Solikamskaja iſt in der Reiſebeſchreibung des Herrn Abts Chappe nur merk⸗ pe 178%, wuͤrdig, wegen der Beſchreibung der Bäder, welche man dafelbft zum Schwißen ges Sero nuche brauchet. „Ich fund, fager er, den 3 ıflen des Morgens auf, um das Bad zu ges Bäder in ganz „brauchen, ehe ich ausgieng;“ man hatte es mir den Abend vorher angebothen.. „ s. Raßland. „Es war am Ufer des Fluffes, „ man führete ihn im Schlitten dahin. Er langefe an. Er öffnete eine Thüre; fo gleich gieng ein ſtarker Rauch heraus, welcher ihn zus ruͤck trieb 2. „Diefer Rauch war nur der Dampf der Baͤder, welcher einen di- „Gen Nebel und bald Schnee verurſachte, wegen der erfehredlichen Rälte,,, “Er wollte . ſich zurück? ziehen, Man ſagete ihm aber, er würde gegen feinen Wirth unhöflich feyn, welcher die ganze Nacht hindurch befonders für ihn das Bad hatte zubereiten laffen. „3 Fleidete mich gefhwind aus, verfolget er in feiner Erzählung, und befand mich _ „in einer Fleinen viereckichten Kammer. Diefe war durch einen Stubenofen fo er- „wärmf, daß id) den Augenblick ganz im Schweiße war, Man ſah ander Seite die» „ſes Stubenofens eine Art hoͤlzernes Bette ungefähr vier Fuß hoch. Man ftieg in „daffelbe auf Stufen, Die Leichtigkeit der Materie des Feuers ift Urfache, daß der „Dunſtkreis gegen den obern Theil des Zimmers aufferordentlich heiß wird, unrer- „deffen, daß es auf dem Fußboden niche fehr warm if, fo daß man fich, vermittelt „diefer Stufen, zm deu Grade der Hige vorbereitet, welche man auf dem Bette ems „pfinden muß.* Der Reiſende, welcher auf alfe diefe Vorſicht nicht gedacht hatte, wollte alfobald auf den Höchften Ort fleigen , um deſto eher des Babes entlaffen zu werden. Allein, er Fonnte die Hiße nicht ertragen, welche er an den Sußfohfen empfand. Man goß Faltes Waffer auf den Fußboden; den Augenblick verrauchete es. In einie gen Minuten ftieg fein Thermometer bis auf ſechzig Grad. Die Hige, welche ihm zu Kopfe ftieg, brachte ihm ein gewaltfames Herzweh zu Wege. Man ließ ihn fich fegen. Er rollete von dieſem hölzernen Bette mic feinem Wetterglafe Herunter, wel- thes von dem Falle zerbrah, Sobald er feine Sinne wieder befommen hatte, ging I er wieder nad) feiner Wohnung, nachdem er fich in feinem Pelze eingemwicelt hatte, Man ließ ihn ein Schäldyen Thee nehmen, um ihn ſchwitzen zu laffen. | Diefe Bäder gebraucher man in ganz Rußland. Man gebrauchee fie in der Woche zweymal. Haft alle Privarperfonen Haben dergleichen in ihren Häufern, Der Pöbel gebe in die öffentlichen Bäder. Die beyden Gefchlechter find dafelbſt durch hoͤl⸗ zerne Scheidewaͤnde von einander abgeſondert. In armen Dörfern haben alle Ein- wohner ein und eben daffelbe Bad, Ich habe, fager der Berfaffer, in den Salzwer⸗ „Een von Solikamskaja Menfihen gefehen, welche dafelbft das Bad gebraucheten. - Sie kamen von Zeit zu Zeit an die Thüre, damit fie fich erfrifcheren, und fie ſchwatzeten „daſelbſt mit den Frauensperſonen ganz nackend.⸗“ SEHR E Das Badezimmer ift ganz von Holze. Es enthält einen Öfen, Rufen mie Bf | fer, und eine Art von Amphicheater von vielen Stufen. „Der Ofen bat zwo Sf · „nungen, welche den gerößnlichen Backöfen gleichen. Der niedrigſte Ort Diener, Hol. „in den Ofen zu legen. Der zweyte enthält einen Haufen Steine, welche von einem „ eifernen Roſte unterftüget werden, Sie find Beftändig von der Hitze des Feuers roth, „welches man in dem Ofen unterhält. Wenn manin das Bad bineingehr, fo werfieht „man ſich mit einer Hand vol Ruthen, mit einem Eleinen Eimer fieben oder acht Dau- „men breit im Diameter, welchen man mie Waſſer anfüller; und darauf feßer * | \ | F ich Reife nad Sibirien 447 »fich auf die erſte oder zweyte Stufe . . . . Man Eimmt alsbald in Schweiß; man Abt. Chap⸗ „gießt ſich alsdann ben Eimer mit Waffer über- den Kopf.“ Man fteigt alfo die TrepsPF- 1761. pe hinauf zum Amphitheater, indem man viele Eimer laulichtes Waffers über dem Kopfe austeeret: ... . „Ein Menſch, der vor dent Dfen figt, gießt von Zeit zu „zeit Wafler auf Die rothen Steine. In dem Augenblicke gehen Wirbel von dem »Dampfe mit Geraͤuſche aus dem Ofen heraus, erheben fich bis an die Dede, und „fallen wieder zurück auf das Amphitheater in der Geftale einer Wolfe, welche eine „brennende Hiße mit fich führer: Alsdann gebrauchet man die Ruthen, welche man „biegſamer gemacher hat, indem man fie dem Rauche in dem Augenblicke entgegen „ftellet, wenn er aus dem Ofen heraus geht, Man leget fich auf das Amphitheater „nieder, und der Nachbar geißelt einen mit einem Bündel Ruthen, wobey er. erwar⸗ „tet, daß man ihm eben den Dienft leiſte. In vielen Bädern ift den Frauensperſo⸗ „nen dieſe Arbeit aufgetragen. Unterdeſſen ſich das Oberhäutchen an die Ruthe hängt, „ſammlet man durch einen Schwung mit der Hand eine beträchtliche Menge Danıpfes. »Diefer hat um fo vielmehr Wirkung auf den $eib, weil die Schweißlächer der Haut »geöffnee find, und der brennende Dampf lebhaft durch die Kuchen Hinein getrieben _ wird, · 7 ee er e | Herr Abt Chappe wollte eines Males alle Verrichtungen diefer Bäder verfachen. „Nachdem ich) vorher gegeißelt worden war, ſaget er, ſo goß man mir Waffer auf der „geib, und man ſeifete mich ein. Man nahm fogleid) die Ruthen an beyden Enden, „und rieb mich. mit einer ſoichen Gewalt, daß derjenige, welcher mich rieb, eine eben „fo beträchtliche Ausdünftung empfand, als ich. Man goß Waffer auf meinen Seid, auf die rothen Steine, und man ſchickete fich an, mic; von neuem zu geißeln. Allein, „da die Ruthen feine Blätter mehr hatten, fo richtete ich mich gleich bey dem erſten „Biebe mit einer folhen Geſchwindigkeit auf, daß derjenige, welcher mich geißelte, „don der Treppe auf den Fußboden hinabſtuͤrzete. Ich wollte nicht laͤnger gegeißelt „and gerieben werben. In einigen Minuten hatte man mir die Haut fo roth gemacht, „als Scharteih, Jh gieng bald ausdiefen Bädern hinaus. | ; Die Rufen bleiben in denfelben zuweilen länger, als zwo Stunden, „+ »,_ Sie „gehen in vollem Schweiße aus biefen Bädern heraus, werfen und wälzen ſich bey „der hartefien Kälte im Schnee herum; indem fie faft in ein und eben. demſelben Au: genblicke eine Hige von fünfzig oder fechzig, und eine Käfte von mehr, als zwangig „Örad, erfahren, ohne daß es ihnen einen Zufall verurfachet, * Diefes iſt ein vortreffliches Mittef wider den Scharbo#, welchem alle Völker der überaus Falten Jänder, wegen ihrer wenigen Uebungen, und ber traͤgen Lebensart, weiche fie den ganzen Winter hindurch in ihren Stuben eingeſchloſſen führen, unters worfen find. „Dieſe Badſtuben bringen in dem Gebluͤte und in den Saͤſten ein gro» »Bes Gähren hervor, und verurfachen, wegen der Yusdünftungen,- große Yuskeerunz »gen, Die große Kaͤlte bringet eine Zurücftreibung in der Feuchtigfeit hervor, nach »der Haut zu, und fiefler. die Bereinigung. und das Gleichgewicht: wieder ber... Dies »fe Bäder find in Rußland fehr heilſam. Sie würden auch gewiß. in Europa, wegen der Menge Krankheiten, fehr nüglich feyn, Die zuder Claſſe der Stüffe gehören, „Maui »fennet Faum diefe Krankheit in Rußland, und viele Fremde find Davon, durch Hälfe S der Bäder, von Grunde aus geheilet worden.“ | | - Solibans⸗ Abt Chap⸗ pe. 1761. ‘ 448 Reife nach Sibirien, Solikamskaja hat eigentlich nichts merfwürdiges, als feine Ealzwerfe, deren Beſchreibung gewiß nüglicher iſt, als die Erzählung ihrer Winter: und Sommerfir- chen 2). Obgleich diefe Stade mehr, als ſechzig Safzqueflen hat, fo hat fie doch nur zween große Keffel. „Der erfte hat die Geftalt eines Viereckes von-drenzig Fuß, und „ift ungefähr zmeen Fuß tief. Der andereiift ein wenig größer, Diefe beyden Keſſel „ftehen in verfthiedenen Gebäuden, welche funfzig Klafter von den Salzquellen ablies „gen. Man hebt das Salzwaffer in einem Waſſerbehaͤlter, vermittelſt der Pumpen, „welche die Pferde reiben, Bleyerne Röhren, die von hölzernen Stuͤtzen getragen „werden, leiten das Waffer bis an die Gebäude, worinnen die Keffel find,“ Man kochet, faget Herr Chappe, einen Gag in acht und vierzig Stunden. 'Die- fer bringe fünfzig Säde Salz hervor. Ein jeder Sack wiegt vier Pud, welche hun- dere und zwey und dreyzig De Dfund befragen, - Man braucher zu einem jeden Sage zehn Quadrat⸗ Klafter Holz zum Kochen, welche drey Rubel Eoften. Bey eis nem jeden Keffel find ſechs Menſchen befihäfftiger, welche rägfich acht bis dreyzehn Sous verdienen, und fünf Dferde, welche täglich zwanzig Sous zu ernähren Eoften. Nach der Erzählung der Koſten laͤßt der Berfaffer den Aufwand auf diefe Satzwerfe jäprlich auf tauſend und fechshundere Rubel oder achttaufend Franken ftreigen; und fie bringen hundert und fechs und fechzigtaufend Franken ein, wenn man annimmt, daß ein Pud Salz funfzig Copeken koſtet, das heißt, das Pfund ungefähr achtzehn Der niers, und daß ein jedes Jahr mehr, als zwölftaufend Zenrner gebe. Als der Ver— faffer fragete, warum man diefe Einfünfte der Krone durch Vermehrung der Keifel nicht vergrößerte, fo antwortete man ihm, weil das Holz anftenge, zu mangeln, Die Kälte nimmt dafelbft vieles weg, und bringet wenig wieder herbor. Diefe beyden Wirkungen der Himmelsgegend werben ſich allezeit dem Anbaue und der Bevölkerung Sibiriens mwiderfegen. Den zwenten April reifete Here Abe Chappe auf zerbrochenen Wegen, mitten durch einen Schnee von fieben Fuß hoch, welcher nicht eher ſchmilzt, als bis zum Ausgange des Mayes, Alles, was er vernahm, und was er ſah, fehrieb en auf, Bey Gelegenheit, daß eine Frau von einem Bären gefreffen wurde, faget er, die ©i- birier brauchten Fleine Hunde zu der Bärenjagd, welche dag Thier auftrieben. In feiner Befeftigung des Schnees, welcher durch den Froft hart geivorden, und worin⸗ nen er ſich ein Eisbette machet, wuͤrde er ſehr ſtark ſeyn. Man ſieht ihn in tiefem und weichen Schnee, wo man ihm, unterdeſſen daß er ſich bemuͤhet, los zu kommen, mit einer Lanze durchſtoͤßt. Der Bär ift unter feiner Himmelsgegend ſchrecklich, vor- nehmlich der weiße, welcher mager" und nichts, als Haut und Knochen, iſt, und ges ſchwinder läuft, als ein Menſch. Allein, der geſchicktere Jaͤger, welcher eine halbe Wendung mache, um bem Bären zu entgehen, der ihn anfällt, durchftößt Ihn, und wirft ihn zu Boden, o Neben diefem Gemälde biethet der Werfaffer eine Abfehilderung einer Strohhuͤtte dar, worinnen er mitten in der Nacht eine alte Frau fand, die neben einem Kinde fehlief, welches in einem Korbe aufgehänger war. Die Mütter im Hemde, die wer gen ihrer Jugend, ihrer Unordnung und ihrer Weiſſe ſchoͤn, von ihren Kindern um⸗ we geben, .' 2.9. den KIX Band der allgemeinen Hiſt. der deiſen, a. de 452 Seite, - = = i s n — Reiſe nach Sibirien. 449 geben, welche ganz nackend auf der Erde um dem Ofen herum lagen, heftet die Augen Abt Chap⸗ des Reiſenden mit einer Neugierde auf ſich, deren natürliche Unſchuld Blicke anzieht, PE- 1761. , ohne Begierden zu erwecken. Dasjenige, was in der Erzählung, welche hier Herr Abe —— Chappe machet, am meiſten in die Augen fällt, ift das.rührende Abſtechen der vier Al- ter des Sebens. Sie finden ſich in dem Gemälde vereiniget, wodurch ber Maler diefe Stelle der Neife des Mitgliedes der Afademie verſchoͤnert bat’), „Das Kind, mel „ches in dem Korbe war, faget diefer, war feinen Monat alt. Es ſchlief mitten un« „ter einem Haufen Strop mit Leinewand bedecet,“ Dieſer Korb hängt über einer elaftifhen Stange, welche man leicht bewegen fann, um die Kinder zu wiegen, Die ſibiriſchen Kinder werden noch, außer der Bruft ihrer Mutter, von dev. Milch der Thiere vermittelft eines Horns, ernähret, worein man Die Striezel eines Küpeiters ftede; ohne Zweifel, weil in einem Sande, worinnen die Nahrung weder überflüßig, noch faftig, iſt, den Saͤugerinnen öfters die Milch fehlen kann. Es iſt wenigſtens befon- ders genug, daß in Deutſchland und den noͤrdlichen Himmelsgegenden, worinnen das Geſchlecht ſtaͤrker zu ſeyn ſcheint, als in andern Laͤndern, Die Frauenzimmer ihren Saͤug⸗ lingen Kinderbrey und Milch von Thieren geben. Verzehren denn etwan diejes nigen, welche beftimmet find, ftärfer zu werden, mehr Nahrung, als die Kinder in Süden? Wie viel Bemerkungen find nicht nod) zu fammlen, zu vergleichen und ab zu wiegen übrig, bevor man eine genaue. Theorie von der thierifchen Einrichtung des Menfchen und von der phyſikaliſchen Erziehung der Kinder feft fegen kann! Unterdeſſen aber, daß wir fo reden, fähre Herr Abt Chappe über das gefhmolzene Eis und den zergangenen Schnee. Tr gehe über.die Fluͤſſe, wider Willen feiner Fuͤh⸗ ver, welche das Brechen des Eiſes befürchten; und den zehnten April Tanger er zu Tos bolsk an, nachdem er achthundert Meilen in einem der Fälteften, ober menigftens der gefährlichften Monate des Jahres, bey abwechſelndem Frofte und Daumerter, gemacht hat. Er brauchet noch einen Monat, ein Obfervarorium oder eine Sternwarte zu bauen, und ſei⸗ — auf zu richten. Dieſes Gebaͤude, welches in einem unwiſſenden Lande fremb heint, und auf einem hohen Berge eine Vierthel Meile von der Stadt gebauet wird, Aſtrone⸗ ruͤhrete die Einbildung der Einwohner. „Bey Erbfitung eines Quadranten aber, mus wird fir „der Penduln, einer parallarifhen Maſchine, und eines Sehrohrs von achtzehn Fuß, einen Zaubirer | „zioeifelten fie nicht mehr, daß ich ein Zauberer wäre. Ich war den ganzen Tag be: behalten. „ſchaͤfftiget, die Sonne zu beobachten, um meine Pendulen zu ftelfen, und meine Seh: „röhre zu probieren, ch) beobachtete in der Macht den Mond und die Sterne...“ Bald fah man ‚den Sternfeher für den Urheber der Ueberſchwemmung des Irtiſch an. Diefer Fluß läuft alle Jahre bey dem Zerfihmelgen des Schnees an. Dieſes Jahr aber. hatte er einen Theil der Stade Tobolsf uͤberſchwemmet. Er war bis an die Daͤ⸗ her angelaufen, hatte die Käufer umgemworfen, die Einwohner erfäuft, ihre Waaren mit Gewalt forfgeriffen, und das Salz der Magazine geſchmelzet. Niemals harte maan dergleichen Bermüftungen gefehen. Es war nun nicht mehr die nahe Sonnenfins fterniß an diefem Ungluͤcke Schuld, fondern der angefommene franzöfifche Beobachter, Er allein verwirrere den Jauf der Natur. Seine Werkzeuge, feine fremde. Geftalt, ‘ feine Y \ - » Siehe die Kupfer zu der Reiſe in Sibirien, u 44 welcher | Reiſe nach Sibirien — welcher eher bey Ihnen gute Sitten, als den ſchoͤnen Geiſt ſuchet, fuͤrchtet, oder es — waget, ihnen zu misfallen. Ein ſehr merkwuͤrdiger Widerſpruch! In einem Reiche, welches ſeit mehr als vlerzig Jahren von Frauensperſonen regieret wird, haben die Frauensperſonen kein An⸗ ſehen. Dieß iſt demnach keine Krone, welche ihrem Geſchlechte Ehre machet. Ihr Thron iſt in ben Herzen der Maͤnner. Man ſaget, dieſe herrſcheten daſelbſt, wo die Frauensperſonen regieren. Es ſcheint in der That, daß die Wildheit der barbariſchen Voͤlker, und der Ungeſtuͤm freyer Voͤlker ſich beſſer für das Weiberregiment fehidfeten; entweder, weil es unter einem deſpotiſchen Herrn nicht darauf ankoͤmmt, ob der Staat von einer Manns» oder Frauensperſon regieret werde, ſo bald alles daſelbſt von dem Ei⸗ genſinne abhaͤngt; oder, weil in den freyen Staaten ein Koͤnig ſo gut als eine Koͤniginn iſt, fo bald ſich darinnen das Wolf ſelbſt regieret. Indeſſen iſt es nicht weniger Dr bar, daß dasjenige Bolt in Europa, welches die Srauensperfonen abgoͤttiſch anbethet, diefelben von der Nachfolge in der Negierung ausgefhloffen hat, Diefes Geſetz, wel⸗ bes von ungefähr, oder aus einer gewiffen Meynung, enejtanden iſt, iſt allezeit ein Werf der Männer. Sin Sranfreich, wo die Srauensperfonen nach den Gefegen nichts find, find fie nad) den Sitten allen. In Kußland, wo die Gefege einem einzigen Frauen- zimmer alles zuſchreiben, geftehen die Sitten allen andern nichts zu, Diefe Abftechung gegen einander kann einen ohne Zweifel Wunder nehmen, Sie hängt aber an derjenigen unrichtigen Schlußfolge ‚ welche die Natur der Menſchen und Begebenheiten in Sadyen mifcher die am meiften zur Ueberlegung zu gehoͤren ſcheinen. Wenige Grundfäge, vornehmlich in der Staatsfunft, find beftändig, und auf den Augenfchein gegründet; und die Menfchen find in ihren wahren oder falfchen Grundfägen noch weniger beftändig. Diefe Unbeftändigkeit aber fieht man am meiften in Rußland, wo die Befelligfeit noch nicht völlig .errichtst ift. Man Fann diefes große Reich mit feinen größten Fluͤſſen veraleichen, worein ſich eine Menge Ströme ergießen, welche fie beftändig austreten laffen, Man muß warten, bie die Zeit unddie Hände der Menfchen den wilden Voͤlkern Graͤnzen geſetzt haben, welche einesindas andere fallen,und ſich alle zufammen unter dieeuffifche Herrfchaft begeben, Ihre Geſetze werden ihnen Graͤnzen ſetzen, und ihre Graͤnzen werden ihnen wiederum Ges fege vorſchreiben. Die Zeitmuß dasjenige vollenden, wag ber menfhhliche Verſtand wird angefangen haben, Dis auf die Zeit der Feftfegung diefer Gefege Fann man nicht ei» gentlich die Sitten eines Staates beftiimmen, welcher aus vielen Voͤlkern befteht, die tines von dem andern durch große Wuͤſten, und ein jebes von ſich felbft durch Wohnun⸗ gen, bie mitten im Schnee zerftreuet liegen, abgefonbere find. ' So gat die Städte in Sibirien gleichen mehr ihren Gefilden, als unfere gefitteten Städte fih unter einans der gleichen. Indeſſen giebt es Merkwürdigkeiten In alem bemjenigen zu fammien, was Herr Abt Chappe von Diefen Sändern erzaͤhlet hat, die weder zu wild, noch gefictet genug find, einen tiefen Eindruck zu machen, ER Zu denen Gaftereyen, welche dir Verwandten elnander'geben, damit fie dem Hel⸗ Ügen der Familie ein Feſt feyern, laͤdt man Männer und Frauen ein: allein, die beyden Gefihlechter find weder an einem Tiſche noch in einem Zimmer beyfammen. Beym Ans nge einer Gafterey geht die Hausfrau mit einem Theebrette, welches mit angefülkten Brannteweinsglaͤſern befeget ift, in das Mannszimmer, Sie beut fie den Gäften an, welche fie nicht anſehen; und fie ‚geht ui ſo befcheiden wieder weg, als fie gefommen - Mmm 3 i 9 & 1761. \ Mahlzeiten. der Ruſſen. * — Reiſe nach Sibirien. Abt Chap⸗ iſt· Man ttaͤgt alle Schuͤſſeln auf einmal auf. Die Suppe beſteht aus Fleiſchſchnit⸗ —— ten, an ſtatt des Brodtes. Das Stillſchweigen wird nur durch das Geſundheitstrinken unterbrochen. Die Gaͤſte, welche aufſtehen, ſchrehen, trinken, ſich mie den Ellenbo— gen ſtoßen, ihre Getraͤnke umwerfen, und ſich alle mit einander beſaufen, trinken die Geſundheit faſt alle auf einmal, Dieſe Unart aber hat für fie weniger klaͤgliche Folgen, ‚als der Scharbod, welchen fie einer von dem andern Durch Die Gewohnheit befommen, die fie Haben, rings herum aus einer großen Schaale zu trinken, Die entweder einen Hals ben Fuß im Diamerer oder in der Höhe hat. Beym Aufftchen von diefer Tafel, gihe ‚man in ein anderes Zimmer, wo mau sinen Schenktiſch finder, welcher mit incfie Shen Confituren und mit Männern befegt ift, welche Merh, Bier und Branntewein von verſchiedener Arc anbiethen. Diefer Brauntewein folget den Gaͤſten auf dem Epuzier gange nad), von welchem fie felten genug mit feſtem Zuß zuruͤck kommen. „Einige Reiſende geben vor, faget der Berfaff:r, daß fidy die Franensperfonen eben fo allen Aus ſchwcifungen des Getraͤnkes uͤberließen, wie die Mannsperfonen, Ich habe allent- „halben das Gegentheil gefehen. . ., re | Das ganze Volk, fährt er fort, von Mofcau bis nad) Tobolsk, Fenner Fein an. deres gefellfchaftliches Berguügen, als den Tiſch. In Rußland hat ein Mann großes Unrecht, wenn er nur liebenswuͤrdig iſt. In einem andern Sande hat er Unrecht, wenn er das nicht iſt. Ob gleich in den beyden Hauptſtaͤdten diefes ‚großen nordifhen Reis ‚ches die Frauensperſonen das Joch der Schaveren ihrer Männer abgemorfen baben, fo „haben dod) die Sitten nichts dabey gemormen: allein, faget der Verfaſſer, dieß koͤmmt daher, weil ſie vor dieſer Veraͤnderung allzu verdorben waren. Die Frauensperſonen ſowohl, als die Mannsperſonen, wollen alſo frey feyn, um ehrlich zu ſehn. Wenn die Freyheit aus ihrer Regierung entfteht, fo hat fie die Reinigkeit der Sitten zur Geſell⸗ ſchaft. Wenn aber ihre aͤußerſte Freyheit nur von den verdorbenen Sitten berrührer, wie wird fie das Uebel erftichen, das fie hervor gebracht hat? In ſchoͤnen Seelen brin. get die Freyheit allezeit große Tugenden hervor. Be, einem Balfe, welches durd) eine ſchlechte Regierung erniedriget iſt, dienet die Srepb.it, oder die Sclaverey der Frauense perfonen , kurz, olles, fie zu verderben. Damit man die Tugend liebe, fo muß man fie ungeſtraft ausüben koͤnnen. Allein, worinnen befteht in einer willkuͤhrlichen und des fpotifchen Regierung, wie die zuffifche iſt, die Tugend, wenn fie nicht darinnen beſteht, Daß man alle Ungerechtigkeiten der Geſetzgebung leide ?- daß man viel eher das Schlacht⸗ opfer der Unterdruͤckung fey, als dag man zum Werkzeuge derſelben diene, daß man in cie nem ehelofen Stande lebe, damit man nicht die Anzahl der Sclaven vermiehre; daß man feinen geib allen Ungerechtigfeiten der Elemente und der Menfcyen unterwörfe, das. mit man feine Seele nicht den Laſtern verkaufe? Gluͤcklich iſt vieleicht das ruſſiſche Volk, welches gar keinen Begriff von Freyheit hat, und daher auch keine Empfinbungen von ſeiner Niedertraͤchtigkeit hat; welches Feine Art von Eigenehum hat, und affo auch nichts zu verlieren befürchtet , und nichts zu erwerben verlangen." Es ift, faget man, nicht fo unglücklich, als der Adel, weicher ohne Auf hoͤren die Verbannung und die Einziehung feiner Güter befürchte. Dieſer aber vergürer ſich die Furcht, weiche er vor einem des fpotifchen Herrn hat, durch das Uebel, welches er feinem eigenen Sclaven anthut. Der Herzhaftigkeit ungeachtet, welche ſcheint, daß ſie allen nordiichen Voͤlkern natürlich ſeyn ſollte, ſind doch die ruſſiſchen Bauern aͤußerſt zaghaft. Wie feige wird nicht einer. dies —— Ri * ſer * N | Reife nach Sibirien. | 463 fer Leute werben, welcher durch feine Geburt zu den Beſchlmpfungen, oder zw den Das Abe Ehapr len der Sefaverey verdammt it? Zu den Beſchwerlichteiten des Krieges wird er tuͤch Re FF, tig ſeyn, weil er ſtark iſt. Er wird Gebufd haben, zu widerftehen; wird er aber Muth Haben, etwas zu unternehmen? Diefs Volk Hat Feine Kraft der Seele. Wenn ihm ſeine Kriegeswiſſenſchaft anfangs Vortheil über ein Volk verſchaffet, welches keine Huͤlfsmittel in der Kriegeskunſt at, fo muß es doch in · die Laͤnge durch Feinde zernich⸗ tie werben, welche ihm der Enthuſtaſinus des Vaterlandes oder der Religion erwecken wird. Der ruffifche Bauer muß wohl end feyn, weil ihm Herr Abt Ehappe beit felavifchen Polen vorzieht. Denn wo kann man ein unglüclicheres Wolf fehen, als ' - dasjenige iſt, welches unter ber Sclaverey eines freyen Adels lebet? Die unumfchränfte Herrſchaft iſt nicht fo grauſam, fo ungerecht, als di: Ariſtokratie, worlnnen die Großer Zu Thrannen für das Volk gebohren werden. Die Empfindung einer Art von Gleich beit pröftes die ruffifchen Bauern wegen der Beſchimpfung eines felanifchen Herrn. Er kann feine Zuflucht zu dem Defpoten wider feinen Herrn nehmen ;.er kann wegen einer Tprannen durch die andere gerächet werben. In der pelniſchen Ariftofratie aber erdul⸗ det der Bauer zu gleicher Zeit die wirkliche Tyranney und die rechtliche. Die -Unab- Bängigfeit des Abe ‚verdoppelt bey ihm den Abfcheu vor der Selaverey, Er Fenner \ die Freyheit. Die Vergleihung, welche er zwifchen feinem Stande und dem Stande des Herrn machet, erwecket im Grunde feiner Seele die Empfindung der Ungerechtige keit. Er kann nicht ein Land lieben, worinnen er felbft nur eben fo ein Oegenftand bes Cigenthums ift, wie das Vieh, welches er huͤtet, und die Felder, welche er baue, Man ſieht auch nicht, daß ein polnifcher Bauer ein Vaterland vertheidige, welches nicht “fein, fordern des Adels iſt. Er flieht oder weicht vor einem Feinde, welchen zurück zu reiben, er faft gar feinen Mugen hat, Er geht zu fremden Prinzen, ihnen zu dienen, welche ihm bezahlen und ernähren, indem er den Goldatenftand, welcher ihm Cor giebt, dem Stande eines felavifchen Ackerbauers vorzieht. Indeſſen giebt Herr Abt Chappe —— Bauer eine große Verguͤtung, naͤmlich, daß er zuweilen eigenthuͤmliches and beige, Dick ift ohne Zweifel eine Erfigung des, Schadens, aber fie ift weder groß noch allgemein genug, um den Bauer feinem Sande eifrig ergeben zu machen. Was ift das für cin Eigenthum der Güter, wo man nicht das Eigenthum der Perſon bot. Der Berfoffer kann daher din Begriff von dem Zuftande des Volkes nicht anders als dadurch lindern, daß cr ein Gemälde von dem Eiende ihrer Nehbarn aufftellet. | + Die Selaverey, faget er, hat bey den Ruſſen elle Rechte der Natur, alle Grund⸗ füge der Menfhtichfeit und alle Arten der Empfindung zerflörer. Als ich bey meiner Ruͤckkehr von Tobolsk nad) Petersburg. in ein Haus gieng, dafelbft zu Herbergen, ſo »fand ich in Demfelben einen Vater, mitten unter feiner Familie, mit Ketten an die Thuͤr⸗ »Dfeften gefhloffen., Aus dem Geſchreye, welches er machete, urtheilete ich, er wäre »nicheffug:, allein, er war ein Schlachtopfer der unmenfchlichen Regierung. Dieje« Nigen, welche Truppen anmwerben, gehen in die Dörfer, die Männer zu Kriegesdienften aus zuſuchen; wie die Fleiſcher In bie Stäffe geben, die Hämmel zu bezeichnen, welche zum Schlachten gut find, „Der Sohn dieſes Ungluͤcklichen, welcher beſtimmt geweſen »!ar, zu dienen, hatte ſich gerettet. . ‚Der Vater mar ein Gefangener bey ſich zu Hauſe; fine Kinder waren die Kerkermeiſter, und man erwartete taͤglich fein Urtheil »Ich erfuhr bey dieſer Erzählung, „+ eine Empfindung des Grauens, welche mich „zwong, 464 Avt Chap⸗ „zwang, eine andere Herberge zu fühen., widrigen Gemälde abwenden, und fie einen Augenblick auf die Thiere werfen, welche in e. 1761. et Rußland nicht fo unglücklich find, als die ſelbſt duͤmmer, als die Thiere, wären. Reife nach Sibirien. Wir wollen unſere Blicke auch von blefent Menfihen;.e8 möchte denn feyn, daß biefe da= Herr. Abe Chappe zählee in. feiner Reiſebeſchreibung nach Sibirien zwoͤlf Arten von Voͤgeln; die aber in Frankreich aus der Geſchichte der Reifen, oder aus andern Werken, befannt find. Er redet kürzlich von vielen Arten von Fiſchen, wovon der fouderbarfte ‚ber Sterlet ift, welcher dem Stöhre gleiche, außer, daß er kleiner und zarter ift, Une £er den Hausthieren find die Ochfen und. die Pferde fehr Elein. Die wilden Thiere bins gegen find größer und gemeiner, als die Hausarten, Der Berfaffer faget, Indem er von Mardern redet, ihre Schwänze, welche man in Franfreich fo fehr fihäger, find der Thell des Felles, welcher in Sibirien am wenigften gefuchet würde, weil das Haar an dems 1b art iſt. re —— welches ſie auch ohne = >) Hier iſt der Ort gu einem merkwürdigen Stuͤcke von der Bobeljagd bey Witimsk. Ob es gleich bei) der Beichreibung von Kamtſchatka ange; führer feyn mag, jo hat man es doc), weil es zur Geſchichte von Sibirien gehoͤret, in den Zufaß ver: weilen müflen, welchen man von diefem Lande nach der Reife des Herrn Abt Chappe geben muß: te. Auf einer andern Seite aber wuͤrde dieſes die Erzählung des Verfaſſers zur Unzeit unterbrechen, wenn man mitten. in feinen Text ein ziemlich lan; s Stuͤck einruͤcken wollte, welches er in dem erke des Herrn Kraſcheninnikow bekannt ge⸗ macht, aber nicht ſelbſt geſchrieben noch verſchaffet bat. Dieſe beyden Urſachen ſcheinen zu berechtis gen, daß man das in eine Note ſetzet, was vieleicht an feinen andern Ort ſchicklicher Fonnte geſetzet werden, s Die Zobel leben in Löchern. Ste haben ihre Neſter entiweder in hohlen Bäumen, oder in Staͤm⸗ men, die mit Mooße bedecket find, oder unter ih: ten Wurzeln, oder auf Hügeln, die mit Felfen uns eben find. Sie machen diefe Nefter von Mooße, weigen, und von gruͤnen Raten, Sie ruhen in ehren Löchern oder in ihren Neſtern jo wohl in inter, ala im Sommer, zwölf Stunden hindurch, and die übrige Zeit gehen fie aus, ihre Nahrung zufuchen, Unterdeſen, daß _fie Die ſ önfte Jah⸗ reözeit erwarten, nähren fie ſich von Wieſeln Her melinen, Eichhörnchen, vornehmlich aber von Hafen, In der Aerndezeit aber freſſen fie Beeren, und anı Tiehften die Frucht des Sperberbaumes. Wenn fie die überflüßig haben, fo verurſachet fie ihnen, mie man faget, eine Art von Kraͤtze, welche fte nöthigt, fih.an den Bäumen B treiben, und machet, daB ih⸗ nen das Haar ausfällt. Sm Winter erhafchen fie Kögelund Bivkhähne, Wenn die Erde mit Schnee Hedeet ift, fo ruhen die Zobel zumeilen in ihren verdorgenen Löchern drey Wochen lang. Sie paar Die fhönen Marder Haben felten ſchoͤne Schwänze; übrigens Zweifel theuer macher). X Außer ren ſich im Jenner. Ihre Liebe waͤhret einen Monat, und öfter entſtehen blutige Kämpfe unter io Männchen, welche fich um ein ken. Nachdem fie fich gepaaret haben, hüten fie ihre Nefter ungefäht vierzehn Tage lang. e werfen gegen das Ende des Maͤrzes drey bis vier Junge, welche ſie vier bis ſechs Wochen lang fans gen. Die —— wird niemals gehalten, als im Winter, weil fie ſich im Fruͤhlinge haaren. Indeſ⸗ fen reifen. die Jaͤger, wenigſtens die von Witimsk, am Ende des NAigüſtmonates ab, Wenn die Ruſſen nicht ſelbſt auf diefe Jagd gehen, jo fchieken fie ans dere Perjonen darauf. Man verfchaffet. den erften Kleidung, Eßwaaren, und alles Reiſegeraͤth: zwey Drittheil von dir Jagd koͤmmt diefen, und das über ge ihren Herren zu, > Die gemietheten Jaͤger theiz len den Vortheil der Jagd mit ihrem Herrn; allen, . fie verſchaffen ſich, vermittelſt einiger Rubel, alles dasjenige, was ſie haben muͤſſen, um auf die Jagd gehen zu können, ‚Die Jäger gehen Bandenweiſe von.fechs bis auf vierzig Mann. Sie fchiffen fih vier und vier in bedeckte Boote ein, und nehmen einen Führer auf ihre Koſten mit fih, Ein jeder Jaͤger hat zu er nem Mundvorrarhe auf drey oder vier Mongate dreyzig Pud Koggenmehl, ein Pud Watzenmehl, ein Pud Salz, und ein Viertheil Pud Mabergrüße, Shrr Kleidung beſteht in einem Mantel, einer groben Kappe und federnen Handſchuhen. Ferner aben zween Säger ein Nes und einen Hund, wel: Kr man fieben Pud Mundverrath zur Nahrung ebt. Die Jagd, wovon hier geredet wird, ſtellen die Witimsker an, Sie fahren den Strom Witimst hin an indem fie ihre Schiſſe mit Stricken bis an den@tt der Allgemeinen Berfammlung zue Jagd ziehen. Das Oberhaupt, oder der Führer, weichem die Rn ‘ F 9 Weibchen zau⸗ Reife nach Sibirien, 455 Auußer denen Mücken, deren Stiche dem Reifenden beſchwerlich fielen, welche ihn —— noͤthigten, einige Tage das Bette zu huͤten, beobachtet er zu Tobolsk einen Schwarm Pf. !7°'-, Heuſchrecken, oder Warferjungfern, welche einige YAufmerkfamfeie der Maturfündiger . Es war der zre des Heumondtes 1761, als er diefe Bemerkung machete, Derdienen, Diefe Inſekten macheren eine Colonne aus, fünf hundert Klaftern breit’und über fünf Klaftern Hoch. Eie erfchlen des Morgens um acht Uhr, und ihr Zug waͤhrete bis eine Stunde auf den Abend, Sie gieng an den Ufern des Irtis von Morden nad) Süden. Der Verfaſſer verfichere durch viele wiederholte Proben, daß diefe Colonne von Inſe⸗ sten in neun Serunden zwanzig Rlaftern fliegen, und in einer Stunde: viertehalb Meilen. Alſo mußte der Raum, welchen fie einnahmen, wenigfteng fiebenzehn Meilen in die Laͤnge betragen ‚weil der Zug diefer Eofonne fünf Stunden gemähret har, find diefe Heuſchrecken den franzöfifchen vollkommen gleich, : "Nachdem der Berfaffer diefen flüchtigen Blick auf die ſibiriſchen Tpiere gethan har, Character fo koͤmmt er auf die Leute in Rußland zurück, und-betrachtet-den Zuftand . der zu gehärcpeh‘ föikäten, ic eier ben Bar € oder Abtheitung ihr Viertheil an, Ein fe raͤbt auf dein Wege des Ortes, wo ſie jagen ſol⸗ en, Gruben, und verſcharret darinnen Ihren Vor⸗ rath. Sie bauet ſich eine Hütte, Wenn der Schnee anfängt, zu fallen, ehe das Eis koͤmmt, fo ftellet man die Jagd um die Hütten herum mit den Hunden und Mesen an... Wenn durch die ſtarke Kälte die Fluͤſſe zugefroren find, fo Läuft man auf Schäten oder Schreekäuhen mit einem Schlitten, worinnen man Mundvorrath von Mehie, Fiſchen, Sleifche, einen Kůchenkeſſel, einen Köcher mit Pfets ten, einen Bogen, ein Bette und einen Sack hat, weicher mit den nothwendigſten Sachen angefüllet nen a siehe den Schlitten wit einem leders madhet, Sdee (ches ein Menſch vor die Druft we ; welches er feinem Hunde nach Pic eines Geſchirres anhängt. Dean geht mit Sn Stocke, der unten mit einem — verſehen worden. Das Hhere diejeg Stockıs iſt breit, und | wie eine Schaufel gemacht , damit er den Schuee wegwerfe, wenn er fallen follte, Mit diefer Schau; fel werfen fie den Schnee in ihre Kefiel, an ſtatt des Waſſers, damit fie fih Efin davon kochen. Denn in denen Gebirgen, woman jaget, findt man den ganzen Winter hindutch weder Bade Springs brunnen, nod) fließende Flle —- © Bey einem jeden Ruhepatze, wo man ſich der Jagd wegen aufhalten muß, bauet man ſich Hits ten, weiche man mit Schnee umgiebt und verpas liſadiret. Auf dem Mege hauen die Jäger Kerben in = — damit fie bey ihrer Ruͤckkehr wiffen, te find, „8 feine, daß diefe Jagd in Karawanen gehal⸗ ten wirt, ee a anden aboetheilet RB, ‚ Aber doc) ordentliche Märjche und Halte —* NA Nachdem fie an einem Orte ‚Halte gemacht haben, Allgem Reiſebeſchr, XX Band. Uebrigens dien wo fie ſtill fiegen, fo bertheiten ſch des Morae die Säger, u — 166 einge un 4 kleinen Thaler herum auf. koͤnnen wohl iu einem jeden Bezirke achtzig Fallen feya, ein jeder, Jaͤger ftellet deren zwanzig Ihieht jo. „Man wählet einen Kleinen Kaum „den Daumen, Man umgiebt ihr mit ſpitzigen »Pfähten von einer gewiſſen Höhe, man bedecket „th mit kleinen Brettern, damit der © nee nicht —— falle. Man laͤßt daſelbſt einen fehr ſchma⸗ „ten Eingang, über welchem ein Balken Liegt, der u% „nur von einem geringen Stücke ae — leiſch oder „wird, und ſo bald der Zobel das „Fiſch daſelbſt nehmen will, welches man hingelegt „hat, um ihn an zu locken, fo fälle der Schlag zu, „und toͤdtet ihn, ” . F — Zuweilen ſtellet man zwo Fallen an einem und eben demſelben Baume auf, aber nicht an einerley Nachdem man zehn Kalten gemacht hat, fo ſchie cket das Oberhaupt eines jeden Haufens die Hälfte - feiner Lente weg, den Mundvorrath zu fuchen, wel⸗ hen man auf dem erften Sammelpiage oder in dem allgemeinen nu zurück gelaffen hat Weil ſie mit leeren Schlitten angfahren, fo fahren fie in eis nem Tage fünf oder ſechs Halten vorbey, Sie: kommen ein jeder mit ſechs Pud Mehl, einem Wiens theil Pud Lockſpeiſen wieder zuruͤck weiche in Feiſch und Fiſch beſtehen. Bey ihrer Nückkehr beſuchen fie die Schlingen eines jeden Haltes, damit fie dies felben reinigen, wenn fie vom Schnee bedecket find, öder die Zobel zuſammen bringen, welche fie darin⸗ men gefangen finden. — Man zieht. den-Zobeln die Haut ab, und dem⸗ Dberhanpte der Bande wird dieſes Amt allein auf⸗ getragen. Wenn fie gefroren find, fo leget er fiein: fein ette, damit er ſie unter ſeiner Decke auf⸗ J dauen Pan des menſchli. Rufen, auf, Dieß 8 de Abt Chap⸗ chen Verftandes, das heißt, er die Bemühungen und die Arbeiten Peters des Großen, — zubefeeyen, flüchtig entworfen hat, fo faget er, diefer Herr fühlen ein neues Volk ers in der Einrichtung der Regierung aber hat er Feine Aenderung vorgenom⸗ felbft Haben die Bande der Selaverey fefter zufammen gezogen. pe. 1761. —* 466 ſchaffen zu haben; men. Seine Geſetze Reiſe nach Sibirien. den Zuftand der Künfte und der Wiffenfhhaften: Nachdem fein Volk von der Unwiſſenheit Der Adel, welcher zum Kriege dienet, der junge Menfch, der in der Schule erjogen wird, amd die Kuͤnſtler, find daſelbſt der Zuͤchtigung der Selaven unterworfen, und fie foms men dadurch wiederum in den vorigen Zuſtand. Eeſten haben Die Nachfolger Peters des feinen Entwurf befolget, weiſe Männer an fich gezogen, Stiftungen gemacht, geſchickte Meifter angefchafft, Perfonen,die viele natürliche Gaben hatten, erwecket, und ſich günftig gegen fie beiviefen, „Wird man „indeffen wohl, füger er „nen Eönnen, welcher in PR LEER hinzu, nady mehr als ſechſig Jahren einen einzigen Kuffen nen» der Gefchichte Der KRünfte oder der Der Berfaffer ſuchet die Urſachen diefes Sonderbaren in dem Fehler der natürlis Wiſſenſchaften an zu führen hen Fähigkeiten des Volkes oder in der Regierung und in ber Himmelsgegend, . Won - der Himmelsgegend, hängt der Gliederbau und die natuͤrliche Fähigkeit der Völker ab, Herr Abt Chappe unferfücher daher die Himmelögegend der Ruſſen. . Rußland iſt nur, ſo zu fagen, von St, Petersburg bis nad) Tobolsk eine'große Ebene; indeffen ift es doc) mit einigen etwas hohen Bergen befeget, Dieſe Ebene, mel: she fieben hundert Meilen lang und Hauptflaͤchen von ungleicher Höhe. ment nicht mehr als ungefähr drey Rlaftern exhaben. fünf hundert Meiten breit iſt, beſteht aus zwoen Die niedrigſte bey dem Meere iſt über dieſes Ele⸗ Die hoͤchſte, welche auch die laͤng⸗ ſte und breiteſte iſt, hat nur hundert und funfzig Klaftern über ber Flaͤche des Meeres, Die Fleinen Berge oder Hügel, womit diefe Ebene beſetzet iſt, ſind nur fiebenzig Klaftern Höher, und etwan zwanzig Meilen im Diameter,, welche einen fanften und faft unmerf- tichen Abhang machen, Dieſe Glei chheit der Höhen „bringe in der Atmoſphaͤre fehr wenig Veraͤnderung, und deswegen in dem natuͤrlichen Geſchicke eine große Einfoͤrmig -· dauen laſſe. Endlich zieht er ihnen in Gegenwart der andern Jaͤger die Haut ab. Man bringet alle Zobel dem — Wenn man die Tunguſen, oder andere wilde Vol⸗ Ber befürchtet, welche zuweilen kommen, dieſe Beu⸗ 2e mit Gewalt weg zunehmen, fo leget man die elfe in grüne Stämme, welche man ausdrücklich palter und aushöhler. Man verftopfet den äußern and mit Schnee, in welcher man zuweilen Waſ⸗ fer gießt, damit er deſto eher friere, Dan vers Birgt diefe Stämme in den Schnee, um die Hütte herum, bey welcher man Halte gemacht hat, Und wenn ſich die Geſellſchaft von da zurück begiebt, ſo nimint man die Haute wieder zuruͤck. So bald die Hälfte des Haufens mit Munde vorrathe zuriick gekommen ift,- fo ſchicket man ‚die andere Haͤlfte wieder aus, welche es eben ſo machet, wie die erſte. Wenn dbie Zobel ſich nicht ſelbſt in der Falle fangen, ſo nimmt man die Zuflucht zu den Netzen. Wenn dev Jaͤger anf die Spur eines die: “ug 2 keit ſer Thiere gekommen iſt, ſo folget er ihr bis an ——— worein der Zobel gegangen iſt. Er zuͤn⸗ det daſelbſt bey der Heffnung aller Loͤcher faules Holz an, damit der Rauch das Thier zminge, ts aus zu fommen. Cr ſpannet fin Neb ander Sei⸗ te aus, wo die Spur fich endiget, alıd fo lauret er ihm zwey big drey Tage hinter einander mit ſei⸗ nen Hunden auf. Bern der Zobel heraus geht, fo ne er fich gemeiniglich in dem Netze, Welches dreyzehn Kiaftern fartg, und über vier oder fÜnf Fuß breit iſt. Indem der Zobel ſich bemuͤhet, aus dies ſem Retze heraus zufommen , fo bewegt ſich eine Schnur, an welcher zwey Glockchen Hangen, welche den Sägen davon benachrichtigen. Dieſer läßt ſei⸗ nen Hund Io$, welcher lauft, Die Dente zu erwür⸗ gen. j Man machet in. denen Höhlen keinen Nauchz welche nur einen Ausgaug haben, weil der. Zobel, welcher dem auch fürchtet, viel eher in feiner Hoͤh⸗ ig ſerben, als heraus gehen würde, Wenn man * einen —* | Reifen nach Se 467 Fell hervor, Der Verfaſſer ziehe dieſe Schlußfolge aus einer Theorle in den phyſiologi ⸗ Abt Chap ſchen Werken des Herrn Lecat. Dieſer weiſe Naturforſcher ſetzet nad) allen Anatomi- pe. 1761, kern eine allgemeine Fluͤſſigkeit voraus, welche er als bie unmittelbare Urfache der Bea wegung der Säfte anſieht, die in dem thierifihen Baue die Triebfedern und die Bewe⸗ gung der Öefäßeindem Leibe, der Nerven, und aller feſten Theileder Maſchine hervor brin⸗ gen. Diefer allgemeine Geiſt, welchen man eine vitrioliſche, oder phlogiftifche Säure, oder eine electrifche Materie nennen Eönnte, wird mit der Luft eingezogen, und befinde ſich in aller unferer Nahrung mit dieſem Elemente vereiniget. Er wird in dem Nahrungsfafte, in dem Magen, hernach im Blute, enblic) in dem Gehirne verändert, worein er durch fehr feine Seigerücher get. Das Blut, welches von feiner Vermiſchung gereinigee wird, bildet das ehierifche Stüßige, ober ben Nervenfaft, „Diefes Fluͤßige, welches „die Folge von aller Nahrung iſt, bie In den Nahrungsſaft, in Blut verwandelt wird, „wird durch ben allgemeinen Geift verändert und mit ihm vereinige ,. Er ift das » Hauptwerfzeug der Sinne und der Seelenkräfte, . . Dieſer Nervenfaft machet in dem „Gehirne eine Art von See, deffen vornehmfter Fluß das Ruͤckgradsmark ift;, und bie Merven machen fo viel Candle, welche alle Theiledes Thieres benegen ober lebendig machen, Die Nerven gehen auf der einen Seite: in das Gehirn aus, und auf der antern in die Haut, wo fie aufbrecyen, und eine Auffehwellung verurfachen. Der Nervenſaft, welcher in dem Wefen des Gehirnes ift durchgeſeiget worden, läuft: durch die Faͤſern dieſes Eins geweides in dieMerven. Der bieffte Theil diefes Saftes wird die Urſache der Bewe⸗ gung und der reinfte Theil das Werkzeug der Sinne, Dieſer Nervenfaft, der fo fein »ift,.als das Sicht, träge in einem Augenblicke alle Eindrücke in das Gehirn über, wo⸗ „von er geruͤhret wird. Dieſe Einrichtung der Nerven und des NMervenfaftes errichtet »das Syſtem der Sinne, unferer Begriffe, ber Faͤhigkeit des Geiftes und aller Vermoͤ⸗ »gen der denfenden Seele:„ Wenn der allgemeine Geift aber auf unfere Werkzeuge, nur mie Huͤlfe der Luft wirket; wenn eine Himmelsgegend da wäre, morinnen die Mas- terie der Aemofphäre und ihrer Wirkungen fowohl auf unfere Speifen, als auf ımfere — — Leiber einen Zobel auf einem Baume gewahr wird, ſo Am Er .& it der 2 Wil: , ide der Sahreszeit der Jagd koͤmmt man toͤdtet man ihn mit Pfeifen, deren Spitzen rund wieder zu dem * man wartet, find; Dune man nicht die Haut des Thieres durchs big alle Banden verfammlet find. Man bleibt daz bohre, em die Spur ſich an einem Baume en⸗ feibſt bis die Fläfle wirderum Ichiffbar find, alsdenn diget, wo man nicht den Zobel gewahr werden kann, ſchiffet man. auf eben denfelben Boeten wieder fort, fo wirft man den Bayım nieder, und fpannet das auf welchen man gefommen it. Man giebt dies Netz gegen den Ort aus, wo man meynet, daß er jenigen Zobel in die Kirche, weiche man Gotte vers Hin fallen werde. Die zyiger entfernen fi von ſprochen hat; man -bezahlet die, welche man der dem Baume auf. der Seite, am welcher'nian at: Faiferlichen Kammer ſchuldig if. Den Reſt ver— beitet, ihm nieder zu werfen. „Und wenn ſie nicht kaufet man, und das Geld wird unter alle Jaͤger »mehr die außerfien Spigen an demjelben erbii; gleich getheiler. seEen, nachdem fie den Kopf hinterwärts gekrům⸗ Die Zobeljagd bey andern fibtrifchen Völkern ifE met haben, alsdann fo ſpannen fie ihr IR noch —— der unterſchieden, welche die Ruſſen ie Kiaftern weiter von diefem Orte aus. Was anftellen. Allein, bey wenigen Zubereitungen sie anbeteiffe, fo ſtehen fie an bem Fuße des Ba bringen fie defto mehr Abrrglauben. Beyde haben »mes, und wenn er fällt, ſo ergreift der Zobel, der dazu viel Vertrauen, nicht nur, weilfie Unwiſſende durch den Anblick des Jaͤgers in Furcht geſetzet und Barbarn, ſondern auch, weil fie Jaͤger find. wird, die Flucht, und fällt ind eb.» Wenn Veberhaupt, alle Menfhen, welche ihr Schiekfat 2 Re nicht" davon flieht, ſo le ut Haben bie ae — Pe e —— e Höhlen des ihn daft A ha — 7 ‚ Jager, Spieler, fel dene 9 ——— um, ihn Dal die Ueberwinder find ſehr aberglänbig, 2 8 Ä — t u Ra Abt Chan⸗ Ne. 1701.. Ihre Faͤhig⸗ keiten. geiber beſtaͤndig einerley oder beynahe in einem faſt aͤhnlichen Verhaͤltniſſe waͤren:n ſo würden die Menfchen ſaſt auf einerley Art geruͤhret werden. Da nun Rußland nur eine unermeßliche Ebene oder Flaͤche ift, fo muß in feiner ganzen Ausdehnung beynahe das Land einerley Sachen hervor bringen. In der That find aud) von St Petersburg bis nach Tobolsk eineriey Pflanzen, einerley Thiere in den Gehoͤlgen, einerley Fifche in den Fluͤſſen; vornehmlich aber find. die Menfchen, in Anſehung der Statur, des Geiftes und der Sitten einander gleich), Dieſe Einförmigkeit erſtrecket ſich bis auf die Häufer. In den unermeßlichen Ebenen von Rußland find die Zlüffe wenig abhängig, und die Regen⸗ waffer haben wenigen Abfluß. “Das Sand ift wäffericht und die Armofphäre feucht: Der Winter, eine Jahreszeit, in welcher der Himmel rein ift, hält alle Einwohner durch eine übermäßige Kälte in ihren Stuben ohne einige Seibesübungen eingefchloffen. Die-Bäter, welche fie gebrauchen, ven Umlauf des Blutes wieder her zu flellen, machen durch die Geiffelungen , womit: fie verknuͤpft find, die Haut unempfindlich). Indem die Auffhwellungen der Nerven feiner Eindrücke mehr fähig find, ſo fönnen fie dieſelben aud) nicht in die Innern Werkzeuge bringen. "Der Mangel der Faͤhigkeit bey den Ruſ⸗ fen ſcheint demnach eine Wirkung des Bodens und der Himmelsgegend zu ſeyn. Die Ruffen haben wenig Einbildungsfraft, aber eine befondere Gabe, nad) zu ah⸗ men. Man machet in Rußland einen Schloͤſſer, einen Maͤurer, einen Tiſcher eben fo, wie man in andern ändern einen Soldaten machet. Es giebt bey allen Negimentern ' dleſe Handwerker, und man entſcheldet nad) der teibesgeftalt diejenigen, welche zu Hand⸗ werfern geſchickt find, Diefe Gabe zur Nachahmung beweift,, daß dieß Volk fähig ift, das zur Vollkommenheit zu bringen, was die Künfte dem menſchlichen Gefchlechte ger ben Fönnen, Die Regierung aber feßer ſich dawider. Die unumfchränfte Herrfhaft zernichtet in Rußland den Geift, die Faͤhigkeit und alle edle Empfindungen «. "Der „dergiftete Hauch des eigenmächtigen Seren erſtrecket fich über alle Künfte, ale Manu« „facturen, und burchdringe alle Werkſtaͤtte. Man ſieht die KRünftier dafelbft an ihre „Werkſtaͤtte gefeffelt, und mit dergleichen Arbeitern bilden fich die Ruſſen ein, daß fie „die Stoffe von Sion nachmachen Eönnten, „, Indeſſen hat doc) die Kegierung verort- net, daß diejenigen, welche fich in den. Schufen hervor thun würden, nicht mehr Scla- ven ihrer Herren, fondern Kinder des Staates, feyn follten, Mas iſt daraus erfolge? ‚Die Herren ſchicken nicht mehr. ihre Eciaven in die Schule, oder fie finden Mictel, diefes Geſetz gefchickt zu verdrehen. Die fremden Künftler halten ihre gehrlinge in ikrem ‚Stande der natürlihen Unfäpigfeit, damit fie ſich nochwendiger machen; weil der Nas | tionafftolz fehleunig den Lehrling dem Herrn gleich machet. ‘2 Herr Abt Chappe fließt aus allen dien Dingen und Beobachtungen, daß bie Ruſſen, ob fie gleich Feine Fähigkeit und Einbiltungsfraft haben, dennod) ſich wuͤrden gefitterer und mit der Freyheit volffommener machen Eönnen. Er zweifelt ober, ob die⸗ fs Volk in den Wiſſenſchaften jemals großen Fortgang machen werde, ungeachtet der Mühe der wirklichen Regierung, es aus. der Barbaren zu reifen... Dit indeffin der ‚Krieg ein Mittel, ein Volk gefieter zu machen? Man fann zwar darans Empfindungen der Ehre und der Erhebung ſchoͤpfen: es ift aber den Nuffen leichter, ihre Barbarepburd) ihre Eroberungen mehr aus zu breiten, als ſich felbft zu erfeuchten. Die Tararn, Ue⸗ berwinder von China, haben daſelbſt die Sitten, Geſebe und Einſichten der Ueberwun⸗ denen angenommen, „. Die- Römer führeten ihre fanften und vernünftigen Gebe bey bei - : x \ barbas ® EP r Reifen nach Sibirien. 469 barbariſchen Völkern ein, welche fie lich unterwarfen. ¶ Der Einfall det nordiſchen Voͤl. Abe ghap⸗ ker aber ſtuͤrzete das roͤmiſche Reich in die Finſterniß ihrer Unwiſſenheit, und die Ruſſen en find allzu fehr Feinde der Freyheit iprer Nachbarn, als daß fie nicht viel cher den alten Hunnen, als den heutigen Tatarn, nachahmen folleen, Wenn man von bem Charakter eines Volkes und von dem Zuftande feiner Policey nad feinen Strafgefegen urtheilen darf, fo kann man die ruffichen Sitten nicht beffer Fennen fernen, als aus ben Leibess firafen, womit ihre Gefeggebung, nicht fo wohl zu der Beſchuͤtzung ber Gefellfhaft, als’ zu der Unftrafbarkeic der Regierung bewaffnet ift. Ein Artikel des Herrn Abt Chappe über diefen wichtigen Gegenftand verdiener hier ganz angeführet zu werden. Man wird nur die Schreibart verändern, welche ſich In einigen Stellen von dem Tone entferner, der feiner Materie anftändig iſt. | \ Kaum hatte Peter der Erſte fein Geſetzbuch im Jahre 1722 vollendet, fo verboth Gewöhnliche er allen Richtern bey Lebensftrafe, von demfelben ab. zu weichen. , Ein Blutgefeg, welches lan demjenigen drohet, welchem feine Vollziehung aufgetragen iſt, erſchrecket durch den bloßen Anblick, . Wenn man aber das Schwert der Gerechtigkeit führer, fo weis man’ wohl die Spige deffelben zu vermeiden. Diefe Verordnung iſt dem ungeachtet noch jes 68 in allen Grrichten des Reichs angefihlagen. Die Todesftrafe trifft auch die Richter, welche Sperteln nehmen, und diejenigen Leute ‚in Bebienungen, welche Geſchenke an nehmen, Diefes, vieleicht gerechte, Gefeß, das wenigftens nach feinem Bewegungsgrun⸗ de lobenswürdig ift, muß. vergebens werden, weil man ihm leicht entgehen Fann. Da das Beftechen und Berfaufen Feine, als nur Miefhuldige, zu Zeugen bat, fo find fie ficher genug, daß fie geheim bleiben, „Als indeffen Moͤns de la Eroir, ein Kammerherr dir „Ralferinn Catharina, und feine Schweſter, eine Ehrendame derfelben, waren über: » führer worden, daß fie Geſchenke genominen hätten, fo wurde Moͤns verurtheilee, ven Kopf „u verlieren, und feine Schweſter, eine Favorite der Kaiferinn, eilf Streiche mit der Knute Ba bekommen. Die beyden Söhne diefer Dame, der eine ein Kammerherr, und der 3 ac LI wurden ihres Dienftes entlaffen, und als fchlechte Soldaten zu der —. * ie it AR ** geſchickt.Odbne zu unterſuchen, ob dieſe ſchrecklichen Beftrafungen in f —J But ein geheimes Verbrechen zum Gegenftande gehabt Haben, das diel größer tl, UENE oße Beſtechung, wofern dieſe nicht eine Verſchwoͤrung verbarg, welche der Treue eines Dieners und Unterthans zumider ift, fo bezeugen dergleichen Leibesſtrafen eine unumfchränfte Gewalt, ohne Gränzen und ohne Regeln, Wieleicht fangen alle Staaten mit der unumfhränften Gewalt an ‚ und hören auch mit derſelben auf. Die ſchoͤnen Jahrhunderte ‚von Rom verfloffen zwifchen ben Tarquinen und YTevonen, Die Barbaren und die Weichlichfeie vereinigen fich. Die regierenden Herren find in den Zeiten der Unmwiffenheit unumfchränfe, weil fie ſich allein erleuchtet finden: fie- wers den in den Jahrhunderten der Verſchwendung eigenimächtige Herten oder Defporen, weil fie die Großen durch die Safter des Reichthums, und das Volk durch das. Elend bezwin⸗ gen, _ Allein, es fey der Urfprung der befpotifchen Herrſchaft in Rußland, welcher eswelle, oder mas für Haͤrte dieſelbe auch gegen den Adel ausgeüber Haben mag: fo iſt doch die Strenge des’ Gefegeg Peters. des Großen gegen bie Uebertreter des Gefeges mit ihm geſtorben. Alle Provinzen des Reiches haben Kanzelenen, Dieß find Gerichtsftühle, welche unter dem Senate der Hauptitabt ſtehen. „Sch habe gefehen,: faget Here Abe »Chappe, daß in allen weit entlegenen Ranzeleyen vie Gerechtigkeit beynape oͤffentlich Rn RE Finn 3 „verkau⸗ 476 SR Reifen nach Sibirien: \ Abt Chaps „verfaufet, unb der arme Unſchuldige faſt allejeit dem ſtrafbaren Mächtigen äufgeopfert 7 „Wurde, k Die Seibesftrafen find, ſeitdem die Kaiſerinn Eliſabeth zur Krone gelanget iſt, auf die Batocken und Rnute gebracht worden. iß iz — ſt Die Batocken find eine bloße Züchtigung ber Policy, welche der Kriegesmann gegen den Soldaten, und der Adel gegen feine Bedienten gebrauchen, - Der Verfaffer beſchreibt eine diefer Zuͤchtigungen, wovon er felbft Zeuge gewefen iſt. Die Farben aber, melche er zu dieſem ſchrecklichen Gemälde brauchet, thun nicht die Wirkung, welche er davon erwarte. Zween ruſſiſche Sclaven ſchleppen ein Mägdchen von vierzehn bis funfzehn Jahren mitten auf einen Hof. Sie kleiben es ganz nackend bis an den Gürtel aus, und legen.es auf die Erde. Der eine nimmt lhren Kopf zwiſchen feine Kniee, der anbere hält fie, und ſtrecket fie’ Ben den Beinen aus. Alle beyde, mit großen Steden _ bervaffnet, felagen 68 fo lange auf ven Nücten, Bis green Henter, Cdief; waren bie Her: ven des Haufes) ſchryen, esift genug. Diefes fhöne und rüprende Mägdchen fund mit Kothe und Blute bedecket, auf. Es war ein Kammermaͤgdchen, welches an feiner Schuldigkeit ein wenig verfehen hatte, Die Nuffen geben vor, fie wären verpflichter, * auch ihre Bediente fo zu behandeln, damit fie ſich ihrer Treue verſicherten. Die Herren feben bey diefer Vorſicht in einen beftändigen Mistrauen gegen alle Leute, welche fich ihnen nähern, Es find Fleine Thrannen, welche zwiſchen dem Dolce ihrer Sclaven und dem Schwerte Ihres Defpoten nicht ruhig fehlafen Fönnen. Dieſe Betrachtung leitet zu der Beſchreibung der Strafe mit der Bnute, welde an einem der vornehmſten Frauenzimmer des.cuffifchen Hofes vollzogen wurde. Es ift die Frau Lapuſchin, beren ‚Schönheit dem Hofe der Eliſabech einen aroßen Glanz gab. Als fie angeflaget wurde, daß fie mit in einer Verſchwoͤrung begriffen wäre, welche - ein fremder Gefanbter anfliffete, fo wurde fie oerurtheiler, die Rnute zubefommen. ung, liebenswuͤrdig, angebethet, geht fie ploͤtzlich aus dem Schooße der Anneßmlichfeiten und der Gunft des Hofes in die Arme der Henker. Mitten unter einem Pöbel, welcher auf dem Nichtplage verfammlet war, reißt man ihr den Schleyer ab, welcher ihre DBruft be» dekete. Man kleidet ſie bis auf den halben Leib aus, Einer dieſer Henker ergreift fie bey den Armen, und hebt fie auf feinen Rüden, welchen er krumm biegt, hm biefes Schlachtopfer den Hieben auszufegen, Ein anderer bewaffnet fich mis einer Knure, Dieß ifk eine Peitfeje, welche aus einem langen und breiten Iedernen Riemen gemacht iſt. Diefer Barbar reißt ihr bey jedem Hiebe ein Stuͤck Flelſch von dem Halfe bis an den Gürtel. Ihre ganze Haut ift bald nichts weiter, als eine Zerfegung biutiger und von ihrem Leibe herab hängende Sappen, In diem Zuftande reißt man ihr die Zunge aus, und bie Steafbare wird nach Sibirien gefihickt, Dieß iſt mır bie geroöpnliche Strafe mic der Rnute, welche nicht verunehret, meil fie auf die Bornehmen bey dem geringften Handel des Hofes fälle, wodurch der Deſpote feine. Perfon befeidige zu feyn glauber, Die große Knute, welche zur Seibesftrafe wirklicher Verbrecher, welche bie Gefell- ſchaften angrelfen, aufbehalten wird, hat noch ſchrecklichere Zubereitungen. Man hebt den Miflerhäter, vermittelft einer Nolle, welche an einem Galgen feft gemacht iſt, in die Luft. Seine beyden Hände find an ben Strick gebunden, woran er hängt, Sei⸗ — ne heyden Fuͤße werden auf gleiche Weiſe zuſammen gebunden, und man ſſtecket zwiſchen — — bie | Reiſe nach Sihirim 0. a die SchenfeldesMebelthäters einen Balken, welcher Diener, ihm alle Glieder zu verrenfen. Abt Chap⸗ Das Herz ſchaudert, wenn mandiefe Graͤuel lieſt, und die Hand bebet, wenn man fie nieber- —— ſchreibtz vornehmlich wenn man nicht die Strafe mit dem Rade geſehen hat, die noch hundert · mal abſcheulicher iſtz wenn man ſich nicht einmal getrauet, alle Marter zu leſen, die wider ein Verbrechen erdacht worden, welches man niemals voraus ſehen ſollte; wenn man kei⸗ nen Uebelthäter auf ein Blutgeruͤſt mit einem Knebel zwifchen ven Zähnen hat fehlep- pen fehen. Gefittere, erleuchtete Bölfer überlaffer alle diefe Seibesftrafen den barbas riſchen Bölfern, Geber gute bürgerliche Gefeße, ihr werdet gewiß nicht fo viel Cri⸗ Mminalgefege nöchig haben. ° Rufet bie Sitten mit Bernunft und mit Billigkeit her⸗ bey. Haber weniger reiche eure, oder weniger begüterte Neiche; ihr werdet die Anz zahl Straßenräuber von allerley Are vermindern, Geber einem Armen feinen Unter Dale, der Arbeit ihre Befoldung, der natürlichen Fähigkeit ihre Stelle, der Tugend Anfehen, der wahren Ehreihren Einfluß, dem eremplarifchen Verdienſte feine Wuͤr— de. Stcellet die oft umgekehrete, verdorbene, durch die bürgerliche Ordnung umge= ſtuͤrzete gefellige Ordnung wieder ber; - und wenn der Menſch Vernunft faͤhig iſt, ſo regieret ihn nicht einzig und allein durch die FT a R Muß man die Mäßigung der Strafgefese an einem deſpotiſchen Hofe ſuchen? Die Kaiſerinn Eliſabeth bat bie Strafe des Rades, die Gewohnheit, die Mifjerbäter durch DIR Soten zu ſpie ßen anden Hafen zu hängen, die Moͤrderinnen lebendig zu begra · ben, dem Volke eben fo, wie Dem Abel, den Kopf ab zu fhlagen, anfgehoben. Sie veruͤrtheilet wegen großer Verbrechen den einen zur Londesverweiſung, den andern zu oͤffentlichen Arbeiten, } — Ze — Die Landesverweiſung in Rußland aber iſt abſcheulich. Herr Abt Chappe fuͤhret zum Beyſpiele die Behandlung zweener vornehmer Verbrecher, des Herrn und der Frau von Leſtok, an. Der Graf von Leſtok wurde, ſaget er, nachdem er die _ Krone auf das Haupt der Elifaberh gefest hatte, eingeſchloſſen und verurtheilet, weil Ein giner fremden Macht, welche diefer Prinzeffinn zum Throne verholfen, eine Als fein Sean ———— welche an zu nehmen, er Erlaubniß gehabt hatte. Seind, Deftuch u een Spitze ber oberfie Staatsminifter und fein perfönlicher Feind, chef, ſtund, ihn um die Groͤße diefer Summe frageten, fo antwortete er ühnen: "Je erinnere mic) deren nicht, ihr woerder fie von der Raiferinn Klifäs berh erfahren Eönnen, wenn ihr es verlange, „Ungeachtet der iiſtigen Strei« „che des Beſtuchef wollte die Kaiferinn doch niemals zugeben , daß diefe Gefangene „(det Graf don Leſtok und deffen Gemahlinn) zu der Knute verurtheilee würden, Alle ihre Guͤter wurden eingezogen; ſie wurden nach Sibirien verwieſen, und an „verſchiedenen Oertern eingeſperrt, ohne die Erlaubniß zu haben, einander zu vſchreiben. re Kr mr: Ein Zimmer machte die ganze Wohnung der Fran von Leſtok aus, Sie hatte »zum Hausrathe einige Stühle, einen Tiſch, einen Ofen, ein Bert ohne Vorhänge, dag »aus einem Strohſacke und einer Decke beſtund. Sie veränderte nur indem erften ahre zweymal ihre Betttuͤcher. Vier Soldaten ließen fie nicht aus den Augen; »und fehliefen in. iprem Zimmer + » Sie fpielere mit ihnen in der Charte, in der » Hoffnung, ein Paar Grofchen zu gewinnen, mit denen fie ſchalten und walten koͤnnte. Eines Tages, als ſie auf den Officler dev Wache boͤſe war, ſpuckete ihr dieſer Unmenſch ine ea iger 7 472 Heil nach Sibirien. | Abt Chapsins Geſicht. Gleichwohl mar dieſe Frau aus diner vornehmen Familie in Kefland; pe 1761, fie war Hoffraͤulein bey der Kaiſerinn geweſen. Eliſabeth gab täglic) zwoͤlf franzöfis ren — ſche Livres zur Unterhaltung eines jeden diefer Gefangenen her. Der Officier über die Wache aber, welcher Schatzmeiſter diefes Geldes war, ließ es ihnen an allem feblen. saure : " Diefe beyden Eheleute wurden indeffen auf einerfey Schloß zuſammen 'gebracht, wo fie verfihiedene Zimmer und einen FleinenGarten zu ihrer Einrichtung hatten. In diefem neuen Gefängniffe bauete die Frau von Leſtok ven Garten, trug Waffer, buch Brod, brauete Bier und bleichte. Zumeilen fahen diefe Gefangene jemand, Als ein Officier, welcher eine Mannſchaft nach Sibirien führete, dem Leſtok vorgefchla. gen hatte, zu fpielen, fo gewann ihm diefer vierhundert Franken ab, Diefe Summe war der Sold der Soidaten. Die Frau von Leſtok warf fih vor ihrem Manne auf die Knie, um ihn zu bewegen, daß er diefes Geld dem unglücklichen Off icier wieder gäbe, welcher es verloren hatte. Leſtok aber hub feine Fran auf, fehickere die Summe ARE in das nächfte Dorf, damit. es unter die Armen vertheifer würden 2 2. 2 ö Nach Beſtuchefs Verbannung verfuchere der Graf von Woronzof/ die Zutüc- berufung des Grafen von Leſtok zu erhalten, deffen Unfchuld er kannte. Die Kaifes rinn wollte ihm niemals: dieſe Önade zugeftehen. Sie hatte aber die Achtſamkeit, die⸗ fem Öefangenen von Zeit zu Zeit Wein zu ficken, welchen er ſehr liebere. sg Nach vier zehnjaͤhriger Verbannung wurden endlich Leſtok und feine Frau von Peter II zurück berufen. Der Graf von Leſtok, der über fiebenzig Jahr ale war, Fam wieder zu Petersburg in der Kleidung eines Mufie, das heiße, eines Bauten, an, welche gemeiniglic, aus Schaffellen. gemachet iſt. Er murde daſelbſt freundſchaft lich aufgenommen, ‚und von allen Hofcavalieren und Fremden beſuchet. Weil er von feiner Verbannung frey redete, ohne doch dadurch die Eliſabeth an zu klagen, ſo benach⸗ richtigten ihm ſeine Freunde, daß er dem Hofe misſfiele, und ſich einer neuen Ungnar de ausfegete, Er befürchtere entweder die Wirfungen diefer Drohungen, oder es war aud) noch eine Folge des Geiftes der Freyheit den er niche im Gefängniffe verloren hatte; und fagete Daher eines Tages zum Kaiſer, als ihn Peter IT: zur Tafel gezogen hatte: „Meine Feinde werden nicht ermangeln, mich an zu ſchwaͤrzen, ich hoffe aber „von Eurer Majeſtaͤt, daß Sie einen Greis, welcher nur noch einige Tage zu leben bat, „werben albern reden und ruhig. fterben faffen, « - Herr Abe Chappe, weicher biefe befonderen Merkwürdigkeiten von dem Grafen von Leſtok felbft hat, endiger bie Geſchichte der ruffifchen gebensftrafen mit-einigen Anefooten von einem ‚noch Vornehmern, der in Ungnade gefallen war, Dieß iſt der berufene Graf von Muͤnnich, welcher im achtzigſten Jahre feines Alters aus ber Vers bannung zurück berufen wurde. Dieſer mit allem Rechte große Mann war in den Arbeiten des Krieges; in Nachtwachen des Cabinets, und in den Banden einer larıs gen Gefangenfchaft, grau geworden: er war aber beym Herausgepen aus feiner Ge» fangenfhaft vieleicht ehrwuͤrdiger, als an der Spige der Armeen. Er koͤmme ar den Hof zurück, damit er dafelbft durch die Abwechfelung des Ghückes allen Günfklingen zum Beyſpiele und zur Unterweifung diene; . und damit er der Zeuge einer noch er ftaunlichern Staarsveränderung, als alle diejenigen, wäre, deren Werkzeug und Schlacht / opfer en geweſen war. Er farb, wie er gelebee hatte, mitten unter den Stürnren, welche Reife nach Sibirien. 473 | welche fange Zeit uͤber feinem Kopfe geſchwebet hatten, und darnach endlich vor feinen Abt Chap⸗ Füßen austobeten: fo ſieht ein after Eichbaum eben benfelben Blitz welcher ihn feiner P£- _176T-, Aeſte beraubete, einen Pallaft treffen, deffen Thuͤrſchwelle er befchattete. So giebt vornehmlich in Rußland das Glück rührende Schauſpiele, als wenn es dafeldft. den } hron und-das Wolf vorher prüfen wollte, ehe es das Kaifertfum auf einen feſten - Grund feßete, Allein, damit wir dasjenige defto beffer erfennen, was eg werben fen. ne, fo wollen wir zu den wahren Gründen einer jeden Regierung übergeben, melde — ——— der Handel, das Seeweſen, die Finanzen und das Kriegeswe⸗ en ſind. In dem nördlichen Rußlande widerſetzet ſich die Himmelsgegend der Bevoͤlke rung, durch die Unfruchtbarkeit des Landes, welche die unüberfkeiglichfte von allen Hinderniffen iſt. In dem mittäglichen entvoͤlkert ein Zufammenfluß natürlicher und Moralifcher Urfachen das Land. Die Eroberungen bes Gengiskan und feiner Nach⸗ folger Haben es verwuͤſtet. Die beftändigen Wanderungen der Tatarn, welche daſelbſt entftehen, machen eine Wüfte daraus, _ Die Blatrern reiffen beynahe die Hälfte der Kinder in Sibirien dahin, Sie find durch Europa dafeldft bingedrungen. Die beta umfchweifenden Tatarn, welche nad) dem mittäglichen Sibirien laufen, ziehen fich die« fe Krankheit nicht fehr zu. Sie haben einen ſolchen Abſchen davor, daß, wenn einer don ihnen davon angegriffen wird, ihn alle andere allein in einem Zelte mit Lebens— mitteln liegen laſſen, und fich fehr weit davon lagern, Diejenigen von diefem Bolfe, Weiche in Sibirien hineingehen, werden alfobald von diefer anftecfenden Seuche an» geſtecket, und felten überlebet einer diefelbe, befonders nach dem fünf und dreyzigſten ahre. Wenn aber dieſe Krankheit in einem Falten Sande fo große Verheerungen anrichter, worinnen der Ausbtuch diefes Giftes fehr ſchwer iſt: fo thut die Furcht das dor inunfern gemäßigten Himmelsgegenden nicht weniger, wo die Einbildungsfraft leicht berwirrer und das Blut im Voraus verändert wird, Nichte ift fo Eindifch, fo laͤcher⸗ — su gleicher Zeit fo gefaͤhrlich, als die kleinmuͤthige Furcht, welche täglich zu eöbelich ice zunimme, bie vieleicht tveniger allgemein, aber indeffen , jemals, Die Berwahrungsmitcel feheinen fogar diefe Furcht zu ver⸗ doppeln. Je mehr man das schen lieber, defto mehr muß man die natürlichen Zufaͤlle verachten, welche ihm drohen; denn wenn-man diefen Gefahren.entgehen will, ſo faͤllt man fogar öfterer darein. Der Tod iſt weniger zu fürchten, als die Unruhen des Le—⸗ bens. Weis man wohl, wie vielen Uebeln man fich ausfeger, wenn man eine einzige Gefahr vermeiden will? Diefe an fich felbft ausſchweifende Siebe zerreißt alfe natürliche Bande; fie berauber der Huͤlfe und der angenehmften Sorgfalt; fie läßt der anftecfens den Seuche, welche man zu fliehen glaube, entgegen rennen; fie ernähret den gefährs lichten Feind der Seele, und vieleicht des Sebens, die Empfindung der Furcht. Das Beyſpiel der Aerzte, welches beffer ift, als ihre Lehren, follte uns einzig und allein gegen eine Krankheit ftärfen, welcher fie nicht mir fo vielem Falten Geblüte, und mit ſo vieler Unftrafbarfeit frogen würden, wenn fie fo anftecfend wäre, Die Eläglichfte on den berumgehenden Krankheiten ift ſtets die Furcht gewefen, welche gar nicht ihre. anſteckende Krankheit zuruͤck hält, ſondern fo gar dieſelbe vermehrer. er , Eine Krankheit, deren Furcht heilfamer ift, als die vor den Blattern, iſt die veneriſche. ie iſt in ganz Rußland und in der noͤrdlichen Tatarey mehr ausgebreitet, als irgend» Algen, Reifebefchr, XX Band, 209 100, Ba TI RE nach Slbirien. Abt Chap⸗ wo. Sie hat ſich der morgenlaͤndiſchen Gegenden Sibiriens bemaͤchtiget. In ger pe. 1761. wiffen Städten find wenige Haͤuſer, wo nicht einer davon angegriffen worden. "Gans Kamdel, je Familien find davon angeſtecket. Die meiften Kinder werden mit diefer Krankheit, geboren, Auch findee man wenige Greife in Sibirien. Man verſteht dafetbft die Kunft nicht, diefe Krankheit zu Heilen, welche in Europa fo gemein geworden, daß fie daſelbſt nicht fehändlicher iſt, als die Safter, welche fie Hervorbringen. In unfern Himmelsgegenden ift eg die Echwelgeren, welche uns mit diefer Frucht der Ausſchwei -· füng befannt gemacher hat. In Norden ift es fo gar das Elend, welches fie dahin ge bracht hat. Bey dem ruffifchen Wolfe liegen Männer, Weiber und Kinder ohne ei- nige Art von Schame unter einander, Die beyden Geſchlechter ergeben ſich fruͤhzei⸗ tig der Ausfchweifung, aus Mangel der Arbeit und der Befchäfftigungen, welche, in- dem fie ihre Kräfte täglich erfihöpfen, zu gleicher Zeit ihre Sinne von Öegenftänden, ihre Einbildungsfraft von Degierden, und ihre Neigung von Gelegenheiten abwenden. „Die Blattern, die venerifchen Rranfheiten und der Scharbock,“ fager Herr Abt Chappe, „müthen in Rußland fo fehr, daß fie dafelbft das menſchliche Geſchlecht zer- „nichten werden, wenn die Regierung Feine baldige Hülfe verſchaffet .. . Die „Benußung der Bergwerfe iſt noch eine von den voruehmften Urfachen der Entvoͤlke— „tung... . Mehr als hunderstaufend Menfchen find mic diefer Arbeie befchäfftiger, * welche fich nur fir fehr bevoͤlkerte Staaten ſchicket.“ „Seit der Eroberung Sibiriens entvölfere fih Rußland durch die Anzahl Ein- „mwohner, weiche es in die Wüften diefer weitläuftigen Sandfchaft ſchicket. Sibirien _ iſt Rußlande gefährlicher, als Peru Spanien jemals gerefen ift.* er Aus allen diefen Urfachen der, Entvilferung fehließt Herr Abt Chappe, daß Ruß⸗ Fand nicht mehr, afs ſechzehn bis fiebenzehn Millionen, Einwohner in ſich faſſe. Dieß ift für ein fand, das größer ift, als ganz Europa, menig. Alfein, es find noch da» felbft fehr viele Sclaven, Soldaten, kurz, Unglüdliche, die von der Natur, oder von der Regierung find verurtheilet worden, Hungers zu fterben, oder. Kriege zu führen. Man darf nichts anders von den Kuffen erwarten. Der Handel, welcher ſich auf dem Sande nur für fehr bevölferte Nationen, und auf dem Meere nur für die Inſulaner oder arbeitfamen Voͤlker ſchicket, folfte nicht den Ackerbau bey ven Ruſſen erſetzen. Sie haben alles nöthige allein, was fönnen fie zu vers taufchen geben? Den Bewohnern der gemäßigten Himmelsgegend Pelzwaaren. Dieß find Güter der Wilden, deren Gebrauch nur bey dem Anfange einer Gefeltfchaft nuͤtzlich iſt. Indeſſen fehleß Perer I Handkungstraetaten mit China, Perfien, und, den meiften europäifchen Staaten. Er fand ohne Zweifel den größfen Vortheil dabey. Tobolsk wurde der Mirtelpunft der Handlung von China. Sie geſchah aber durch mofeomitifche Karawanen, welche drey Jahre auf der Keife waren. Die Ruffen und Ehinefer bewiefen Feine gute Treue und Glauben dabey. Eie wurde eine Quelle von Streitigkeiten und BÖundesbrücen; und mußte alfo mare. werden und umfom- men. Rußlands Handel mit Perfien über das cafpifhe Meer war nicht gluͤcklicher. Die Engländer waren die Unterhänbfer deſſelben, damit ſie Bortheil davon Härten Weit ihre Abfichten mit den Anfprüchen der Ruſſen nicht beftehen Fonnten, und die ine nern Unruhen in Perfien dazu kamen, fo waren dieß zwo Urſachen, wodurch der = | Bee ed 2 \ j Rei nach Sibirien. 475 del zu Grunde gieng, welcher ſonſt von Petersburg nach dem caſpiſchen Meere durch Abt Chap⸗ die Canaͤle Ladoga und Wisney- Woloczoc eine Reife von zweyhen Jahren erforderte. Pi 1761. Der Seehandel mit Europa iſt Rußlande nuͤtzlicher, als denen Bölfern, welche ihn ü freiben.s Er kann indeffen den Sieden, Dänen, den Haͤven von Lübee und Ham⸗ burg nuͤtzlich werden, welche zwiſchen dem noͤrdlichen und mittaͤgigen Europa zu Hand: lungsfactoren dienen: muͤſſen. Co ‚gardie Holländer, weiche nichts haben, als nur dasjenige, was fie bey andern gewinnen; koͤnnen Gemeinſchaft machen. Die Engläns der und Franzofen aber werben niemals großen Vortheil daraus ziehen. Die Schiffe fahre gehe allzu langſam, ober Äftigar zu gefährlich, als daß fie lange zwifchen ihnen und den Ruſſen unmittelbar feyn koͤnne. Es landen alle Jahre zu Perersburg unge. faͤhr zweyhundert und funfjig fremde Schiffe an, wovon die größte Anzahl den Hollaͤn⸗ dern gehoͤret. Die Hälfte der Kaufmannswaaren, welche man bafelbft bekoͤmmt, bes ſteht in. Segeln und Maften der Schiffe, in Schifftheere, Häuten, und gemeinen Me— tallen. Alles übrige find überflüßige Materien, oder ſolche, die man aud) in andern ändern finden fan: * Dasjenige, was man bafelbft Hinbringer, wären es aud) nur Weine, Zeuge, Kaͤſe und Gewürze, iſt den Ruffen nuͤtzlicher, als alles dasjenige uns niche ift, was wir von ihnen erhalten, Dieß ift ein neuer Beweis, daß die Verbin- dung und der Handel mie diefem Volke befchwerlicher, als nuͤtlich, find; ohne von der Gefahr zu reden, weiche man läuft, mit einem Volke zu handeln, welches unfere Künfte und unfere Pracht genugſam verderben fönnen, um e3 zu Einfällen zu erregen, aber nicht genug, es zu entkraͤften. ‚Dis jegt haben die Europäer den Gold oder das Geld diefes Handels gewonnen; weil die Einwohner an ſich felbft nicht fleißig, oder frey, nody in dem Staate ſicher genug find, entweder für baares Geld, oder durd) dem Handel, oder durch Wechfelbriefe, Haͤuſer an zu legen, und Unternehmungen zu ma⸗ den. Ihre Oberherren haben fid) außerdem alle Ziveige und die ausfhließenden Freyheiten, oder den Alleinhandel, vorbehalten, damit fie folhe den Großen geben. Das Bol finder alfofeinen andern Vortheil dabey, als daß es neue Lebensmittel ver. zehre, die feinem Geſchmacke fihmeicheln, die es aber eheuer durch die Vermehrung der Arbeiten und des Aufwandes bezahle. Denn in den. Händen der unumfchränften Herren iſt Die Arbeitfamkeie der Unterthanen ein neues Band der Selaverey. Se mehr, gemachte, Bedürfniffe man dem Volke giebt, deſto mehr: verfichert man ſich feis net Ohnmacht. NER „Die vornehmſten ruffifchen Handelsleute find nur Commiffionarien der’ Frem⸗ »den,“ Diefe aber treiben einen Handel, welcher dafür, daß er einigen Samilien Ge: winn bringt, über kurz oder lang, wenn er nicht ihrer Nation ſchaͤdlich ift, doch ganz Europa nachtheilig feyn wird, | run Altes koͤmmt zur Unterftügung diefer Muchmaßung. So gar die Finanzen in- Rußland felbit find ein Werkzeug des Krieges, weil fie allen Reichthum dem Ober ⸗ beren, und alles Elend dem Volke faffen, und auf die eine Seite die Verfuchung, und » ’ auf die andere die Nothwendigkeit an zu fallen fegen, Die Einnahmen der Krone be laufen ſich faft für den Oberheren auf eine Summe von drey und zwanzig Millionen Iweyhundert und vierzigtaufend Franken, von dem Kopfgelde von ſechs Millionen ſechs hundert und vierzigtaufend Menſchen, welche drey Sivres und zehn Sols für den Kopf zahlen. Diefes Kopfgeld wird mit un Sols vermebret, durch einen Haufen: ie 00.2 x von _ \ 476 | Reife nach Sibirien! Abe Thap: von dreyhundert und fechzigtaufend Bauren, welche zu den Krongütern gehören‘, und pe 1767, diefen Ueberſchuß der Zinfe bezahlen. Die Zölle geben funfzehn Millionen fiebenhuns dert und funfjigraufend Livres; die Salzwerke fieben Millionen; der Tabafshandel dreyhundert und achtzigtaufend Livres; das Stempelpapier und das Siegeln ‚eine Millionz die Einnahme von der Münze eine Million zweyhundert und funfzigtaufend Siores; ‚die von dem Poftwefen eine Million fehshundere und funfzigtaufend Livres; die eroberten ande von Perfien bringen anderthalb Millionen eig ; und die von Schwe— den eine halbe Million; "das Bier und der Branntewein werfen der: Krone jehn Mile lionen ab, welche von den. Privarperfonen die Tonne Branntewein um dreyzig Rubel kaufet, und ihnen wiederum um neungig Rubel verfaufer. Kurz, diefe umftändliche Rechnung mag feyn, wie fie wolle, fo koͤmmt man doc) darinnen überhaupt überein, daß fid) die ganze Einnahme der Krone Rußland auf fieben und ſechzig Millionen franzoͤſiſchen Geldes befaufe, ö ri Seemacht. Mit diefem Gelde unterhält der Staat eine Seemacht, welche fih im Jahre 1756.auf zwey und zwanzig Schiffe von der Sinie, fechs Fregarten und neun ind neuns sig Öaleeren belief. _ Eines vondiefen Schiffen führere Hundert und zehn Fanonenz zwey neun und neunzig; zwey achtzig, und die andermfechs und fechzie. Eine jede . Sregarte führere zwey und dreyzig Canonen. Dieſe Macht Fonnte zwanzigtaufend: Menſchen, Soldaten oder Matroſen, und beynahe zehntauſend Handwerker oder Be⸗ dienten befchäfftigen. Die Menſchen fuͤrchten aber das Meer, aus Mangel der Theor vie und der Praris in der Schifffahrt. Die Schiffe find nicht geſchickt genug, ſich auf dem Meere zu halten, entweder weil fie von Fichten gebauet find, oder weil fie das Eis fehleunigft abnutzet. Es giebt Schiffe, welche ausgebeffert worden find, ohne je⸗ mals Segel getragen zu haben. Es giebe-Seeofficier, welche als alte Leute geftorben. | find, ohne doch jemals ein Schiff beftiegen zu Gaben. rc unpen, Die wahre ruffifche Macht beficht demnach in Truppen zu Sande, Eie machen nicht weniger, als dreyhundert tauſend Menfchen, fo gar in Sriedenszeiten, aus ; ohne von einem Corps von hundert taufend Mann irregulärer Truppen zu reden, welches aus Eofafen, Kalmüken, und aus andern wilden Völkern beſteht, welche ohne einigen" Sold vom Rauben leben, und dienen, die Gränzen des: Reiches zu bewahren und zu erweitern, bie Tatarn zurück zu reiben, Tribut von wilden Völkern, wie fie find, zu heben. Dieſe nennet man Truppen der Regierung. Dem ungeachtet koſten ſie doch em wenigſten. "Ale Truppen, fo wohl der Regierung, als der Nation, koſten mit Inbegriffe des Auſwandes ver Seemacht zwey und dreyzig Millionen, Indeſſen hat doch nur ein jeder Soldat achtzehn Deniers Sold; der Heberfchuß wird in Lebens mie teln durch die Provinzen geliefert, worinnen die Truppen marſchiren, oder ſich aufer | alten UFF ERTIE —2 —4— ⸗ Aus dieſem dem Oberherrn fo vortheilhaften Umſtande aber ſchließt Herr Abt Chappe mit einem ziemlich wahrſcheinlichen Vernunftſchluſſe, daß die Krone nicht reich genug ſey, zahlreiche Armeen außer ihren Staaten zu unterhalten, und zu beſol⸗ den. Da auch der Berfaffer von einer ruffifchen Armee alles dasjenige abzieht, was daran fehlen folf, oder alle diegenigen Leute, welche nicht mit Fechten, ob fie gleich in dem Kriegesſtaate mic begriffen find, fo ſetzet er fie auf ſechzig oder achtzigtaufend re⸗ gulärer fechtender Truppen. Dieſe Truppe find in der That ſtark, und faufen nie⸗ Rad £ mals: x 37 nt Reife nach Sibirien. 4m mals aus dem Felde, Sie werden aber übel gewartet, ſowohl bey ihrer Gefundheit, Abe Chap- als in dem Hofpitälern, Ein Staat, worinnen die Menfchen nichts foften, und nur pe. —— dasjenige gelten, was fie foften, muß keine große Aufmerkſamkeit auf feine Unterthas nen und feine Soldaten haben, Ein Staat, worinnen ein jeder Uncerthan zum Sols daten geboren ift, ſparet Eeine Truppen, welche. er durch einen Befehl des Defpoten er⸗ ſetzet. Die Kranfpeiten richten in den ruffifchen Armeen viele Verheerungen an. Die Truppen, und vornehmlich die Recruten, kommen vonfo weit entfernten Dertern, durch) fehr unfruchtbare und unbebauete Sänder her. Man giebt vor, es fey eine Armee in einem Seldzuge geſchmolzen, wiewohl ohne Unternehmer, für $ebensmittel und Ho— fitäler zu forgen ; wiewohl ohne Aerzte und Feldfcheererz wiewohl ohne große Menge) don Gepaͤcke und Pferden für die Echwelgerey der Officer, Die Ruffen Haben aber eine faft eben forwerderbliche Unordnung, als unfere gute Ordnung, ohne daß fie fo viel Aufwand erfordert, Ihre Kriegesheere kommen eben fo durch den Mangel der Vor⸗ ſicht um, als die Unferigen durch übermäßige Vorficht. Man giebe den Soldaten Grüße, Mehl, einen Wagen für znsif Mann. Sie müffen fi) ihr Brod backen und’ nähren, wie fie önnen. Ihr Marfih gleiche der Wanderung eines Volkes. ı Ihr Ge⸗ paͤck iſt zwiſchen der erfien und andern Linie, zuweilen unter einander, Die Soldaten! legen ihr Gewehr auf die Wagen, welche fie felbft fuͤhren. Ihre Kriegesverrichtun⸗ gen find langſam. Weit fie die Kunft, ſich zu lagern, nicht wiſſen, ſo ruͤcken ſie nicht x weit vor, auch felbft in denen zum Giege effenen Ländern, nod) entfernen fie ſich, der Winterquartiere wegen, von denen ſichern Dertern, die fie Fennen, und laffen alsdann einen geoßen Raum zwifchen fih und dem Feinde: Sie rüden fpär in das Feld, und: begeben ſich bey Zeiten zurück. Sie greifen ſelten an, und vertheidigen fih nur hart⸗ näcfig, wenn der Weg zur Flucht ihnen verſperret iſt. Sie fechten bloß für das Le— ben und niemals für den Ruhm, da fie mehr durd) den Branntewein erhitzet, als durch; die Ehre angefriſchet werden. Wenn fie uͤch aber nicht retten Einen, fo muß man fies. efehlagen., damit man die Wahlſtatt erhalte, : Sie find ſchwerer zu toͤdten, als zu 1. oinben, ſagete der Königin Preuffen, der fie fehr wohl kannte. Ihre Reiterey iſt bie fhlecheefte in-Curopar ihe Fußvolk aber hat fehr gute Mannszucht; und das, machet bie Stärfe der Kriegesheere aus Er en * TEN e — hr Geſchuͤtz iſt zahlreich und ſehr woh bebienet; © ein groger Vortheil in: der peutigen —* wo die Menſchen Krieg wider: die Canonen und niche wider die Menſchen fuͤhren. © Ob alſo der Herr Abe Chappe gleich mepnet, durch die Furze Zufammenfaffung, bie er von Rußlands Hilfsmitteln machet, viel von der Meynung ab zu ziehen, die man von dir Stärke diefer Mache hat, fo erhellet doch, daß fie in dem jeßigen Zus Rande von Europa ſehr fürchterlich für ihre Nachbarn, und alsdann für ganz Deutſch⸗ land if”). Sie hat bey dem Kriege den Nutzen für ſich, da fie reiche Laͤnder gewin⸗ . hen kann, und nur Wuͤſten zu verlieren hat. Sie hat diel Soldaten, welche die: Siebe ———— zur Pluͤnderung uͤber kurz oder lang kuͤhn machen wird, zu uͤberwinden. Die Strenge Krieg mächti; ihrer Himmelsgegend ſcheint ihre Einwohner in fanftere Sander zu treiben. Sie hat ger werden. > Dog... : die 2) Als die Cimbern zu den Zeiten des Marius nordiſche— sale droheten —— fo mußten die „wenn kein Marius mehr ware« vR omer voraus fehen, daß die Eimber, dı.h die * Voͤlker, das Reich zerteiſſen wuͤrden, Ba a8 Reife nach Sibirien Abt Chap⸗ die politiſche Lage von Europa für ſich, welches oft mic fich felbft im Kriege, in fo viele pe. 1761. Feinde, als Staaten, zertheilet, zu einer algemeinen Verbindung nicht fehr geſchickt, 2 — gleichgültig gegen das Schickfal einer von den Ruſſen unterdrückten Nation, bereit, es in feine Zänfereyen zu ziehen, der Freyheit feiner Völker feind und eiferfüchtig iſt, Die unumſchraͤnkte Macht feiner Oberherren zu behaupten, Rußland giebt ſchon Pos len Könige; bald wird’ es ihm Feſſel geben; endlich wird es ſich alfer feiner Sclaven oder feiner Zinsleute bedienen, feine Herrſchaft über Völker zu erfiredfen, wovon die meiften nichts verlieren Fönnen, wenn fie ihre Herren ändern, Wenn es aber Nas tionen giebt, die. ihre Gefege lieben, melche anſtatt der Sitten und Tugenden, Reich- um, KRünfte, Bequemlichkeiten, Einfichten zu. erhalten haben; welche unter einer gerechten, weifen und mäßigen Regierung glücklich leben, fo müffen fie zufammen tre=: ten, die Bemühungen zu unterdrücken, welche fid) Rußland feit funfzig Jahren giebt, .. in Europa einen Einfluß zu haben.. - | Diefe Betrachtungen würden, wenn fie von einigem Nachdrude wären, wenig⸗ ftens bemweifen, daß die Reifen der Gelehrten auch der Staarsfunft niche unnüg find; und daß es ein anderes ift, den Geift der Höfe durch geheime Kundſchaften erkennen zu: fernen, ein anderes die Bölfer, die Sitten, die Stärfe und die Triebfedern der Negie- rungen zu jehen. Es iſt Zeit, mie dem Abre Chappe von Tobolsk wieder nad) Frank⸗ reich zu fommen. f & Ze Er ſchickete fih an, den Weg wieder nad) Petersburg zu nehmen, als er von „rote einem faft beftändigen Blurfpeyen angegriffen wurde. Die war vieleicht die Frucht feiner Reife von zwölfhundere Meilen, die er zu einer Zeit gethan, wo die Kälte alle Tage durch die Jahreszeit und Himmelsgegend verdoppelt wurde; indem der Verfaffer nachdem nordifchen Falten Erdgürtelzu gieng, fo wie fich die Sonne gegen den mis’ täglichen Wendezirkel entfernete, Seine Unpäßlichfeir aber ließ ihn feine Abreife _ aus einem Sande befchleunigen, welches für Die Seemden nur Kranffeiten, ohne an dere Hülfsmitrel als Badſtuben, hat; Ich hatte eine Apotheke, faget er: allein, da’ „ich das. Unglück gehabt harte, einen Ruffen zu vergiften, den ic) an einer Teichten - „Unpäßlichfeie euriven wollte, ſo hatte ich der Arzenenfunft entſaget. ndeffen war der Kranfe doch nicht geftörben. Der Verfafler, welcher enefchloffen war, über Eka⸗ terinburg, oder Cathrinenburg, zurüd zu kehren, die Bergwerke daſelbſt zu befehen, und den mittaͤglichen Theil von Sibirien kennen zu lernen, nahm eine Bedeckung an, die aus einem Sergenten und dreyen Örenadieren beftund, feinen Leuten wegen des Geruͤchtes einen Much zu machen, welches gieng, daß diefer Weg von Räubern un." fiher gemacht würde. Er gieng mie diefer Bedeckung und vier Wagen in einem krie⸗ gerifhen Zuge ab, und ließ dem Irtiſch die Frehheit, wieder in fein Bere zu kommen, denndie Einwohner zu Tobolsf Hofferemnicht, daß die Austretung diefes Fluſſes auf) hören würde, bevor der franzöfiihe Mathematiker, welcher feine Zauberinftrumente . wider die Sterne richtete, ihr fand verlaffen haͤtte. —— Der Regen, welcher auf das Schmelzen des Schnees gefolget war, hatte eine —— große Ebene von hundert Meilen verderbet, über die er zu reiſen hatte. Eines von feinen Fuhrwerken, welches mic allem feinen Greärhe beladen war, ſank oft fo tief in den Moraft, daß zwölf Pferde es nicht ans. dem Kothe ziehen Fonnten. Er hatte Huͤh⸗ ner, Gaͤnſe und Ehten unter feinem Vorrathe an Sebensmittteln, Da ihm das Fort. —— bringen Reife nach Sibirien. 479 bringen und Schreyen diefes Federviches beſchwerlich fiel, fo ließ er einen Theil davon Abr am ſchlachten, und den andern im Felde laufen, Diefen Vorrath zu erfegen, ſchoß er un- as terwegens wilde Enten, womit er feine Karawane tractirte. Da das Gerücht von den Näubereyen nach dem Maafe zunabm, wie er fid) von Tobolsk entfernete, fo beſichtigte er das Gewehr, verdoppelte das Herz feiner Leute durch Branntewein, ließ des Nachts auf jedem Wagen Fackeln anzünden, und feßete feinen Zug ruhig fort, der aus acht gut bewaffneten Leuten beftund. Nach Verlaufe jweener Tage hatte.er über einen Fluß zu gehen. Die Brücen in Sibirien find nur Holzflöße, welche mit den äußerften Enden am Ufer. feſt gemacht find. Die Brüde, E worüber er gehen mußte, mar alt und verfauler. ie zerbrach unter den Füßen der erften Pferde, welche Gefahr liefen, mit der zerſtuͤckten Brüce von dem Strome da» von geführet zu werden. Indeſſen zog man fie doch mit vieler Mühe wieder zurüd. Einer von den Soldaten der Bedeckung ſchwamm über den Fluß und wollte Benftand in einem Dorfe fuchen. Eine Bande Räuber hatte zween Tage vorher das Schrecken dahin gebracht. Sie hatten drey Bauren erichlagen, und zween von den Ihrigen verloren. Dieſe Banditen waren von denen mit Gewalt weggefuͤhrten Neugewor be⸗ nen, oder aus den Bergwerken zu Cathrinenburg entlaufen. Die Pluͤnderung, welche ‚fie begiengen, damit fie lebeten, hatte das Gerücht weiter ausgebreitet, als. die Ge⸗ fahr. Die Furcht vergrößerte ihre Anzahl, übertrieb ihre Graufamfeit. Niemand gerrauete fi, aus den Dörfern zu gehen, worinnen man auch niche einmal vor ihren Streifereyen fiher war. Es geſchah alfo nur mit der äußerften Schwierigkeit, daß man einen Fährmann und zween Bauern befam, die fliegende Bruͤcke wieder her zu fiellen, und die Fuhrwerke unfers Neifenden in den Stand zu fegen, über den Fluß zu geben. Endlich giengen fie nad) vier Stunden Berzögerung eines nach dem alte dern hinüber. DER Man hatte Hundert und fünf und zwanzig Meilen über eine Ebene gethan, die entf und ungebauet eine vortreffliche Weide machet. Es war im ſechs und fehr — der Breite, und den zten des Herbſtmonates hatte man daſelbſt eiie ie acht mitten auf einer Efplanade, die mit Neife bedecket wurde. Mantf endlich Steine an, welche Berge anfündigten, und Fam nach Cathrinenburg. Herr / Abt Chappe, welder, aus Mangel an $ebensmitteln, über vier und zwanzig Stunden — — nichts gegeſſen hatte, fand bey feiner Zuruͤckkunft von einigen Beſuchen in der Stadt, —— in ſeinem Zimmer von zehn Fuß ins evierte, Gänfe, Enten, Hühner und zwey Schafe. welche nicht aufhöreten zu blöfen, Dieß waren Gefchenfe, Das Geraͤuſch dieſer Thiere jagete ihn aus feinem Zimmer, Kaum war er hinaus gegangen, fo nahm ei» ‚ner von ben Soldaten feiner Bedeckung eines von den Schafen und trug es zu einer alten Frau in der Nachbarſchaft. In einer halben Stunde ungefähr war das Thiet geſchlachtet, abgezogen, gefocht-und gegeffen. J Der Verfaſſer lobet mit Gefaͤlligk it die Hoͤflichkeiten, welche er von den. vor⸗ nehmſten Einwohnern in Cathrinenburg erhalten. Die ſibiriſchen Städte werben ge⸗ ſittet, fo wie fie näher gegen Mittag liegen. Ueberall verbreitet ſich die Gelindigkeit der Himmelsluft in den Sitten. Man liebet die Fremden in gewiffen Käufern diefer N Stadt, wo es über diefes viele Deutfihe giebt. Man borh den Heren Abt Chappe ſo gar eine Wache an. Diefe Ehre beweift eine Gaſtfreyheit, die nicht immer Sicher: 2* beit 480 Reiſe nach Sibirien. Abt Chap⸗ heit voraus feßet. Es ſey damit aber wie ihm wolle, fo ſchlug er fie doch aus, weil er pe 1767. wohl wußte, daß ſie noch beſchwerlicher, als noͤthig, waͤre. 54 er —— Da der Herr Abt aber fuͤr die gute Aufnahme, die man ihm erwieſen hatte, er⸗ ſenſt ein Gaſt⸗ kenntlich ſeyn wollte, fo gab er ein ſehr galantes Gaſtmahl, weiches er unter einer blo- _ wahl, gen aſtronomiſchen Einladung verkleidete. Unterdeſſen daß er einige Neugierige, an ‚deren Epige eine Dame mit affen ihren Freundinnen war, den Mond und den Jupiter ‚beobachten ließ, bereitete man auf feinen Befehl eine Tafel für vierzig Derfonen-in eis nem von feinem Obfervatorio ziemlich weis entfernten Haufe, Damit bie Meberrafihung dem Fefte ein reizender Anſehen gäbe: Nachdem man den Himmel genug betrachtet Hatte, fo begab man ſich in des Abtes Zimmer, wo man durch eine zahlreiche Mufif bewillfommee wurde, Man gieng in das Zimmer, wo das Mahl angerichtet war, Weil ſich aber noch mehr Leute da befanden, als für die gedecket war, fo lud der fran⸗ zoͤſiſche Aftronomus die Mannsperfonen ein, das Frauenzimmer zu bedienen... Das iſt nad) der Öalanterie, auch fo gar der Deutſchen. Mach den ruffifchen Sitten aber ‚bedienen bie Frauensperfonen die Mannsperfonen, und das ift fchon genug, die fhönfte Hälfte von Europa alle Verbindung mit einem fo groben und fofchleche erjogenen Bolfe verabfcheuen zu laffen. Indeſſen folgere man doch dem Bieten und Denfpiele des Herrn Abtes. Die Mannsperfonen nahmen Servietten: es vertiefen fich aber fo viele, daß fie fich mit an die Tafel fegen konnten, und noch leere Plaͤtze blieben. Nach der Tafel kam der Bal, wovon fic) einige Frauensperfonen ungern hinweg begaben, ihren Männern zu gehorchen, welche fie hofen liefen. Er daurete indeſſen doch bis um vier Uhr des Morgens, Man war mit dieſem Eleinen Feſte fo zufrieden, ba die Stade den andern Mor, gen dem Fremden die Ceremonienfutfchemit ſechs Pferden befpannr ſchickete, fich deren die ganze Zeit feines Aufenthaltes dafelbft zu bedienen, Man jeigefe ihm die Berg⸗ werke, Er erhielt daſelbſt fo gar ein prächtiges Mittagesmahl, wobeyh die Mägdhen aus dem Dorfe, in ihrem ſchoͤnſten Schmucke gepußet, fangen. Auf die Mahlzeit fol gete ein Bal, wo das ganze Dorf, Herren und Bediente, auf Angeben des Heren . Abtes, unter einander tanzeten, welcher noch) einmal das Eis brach), das Cermoniell bey Seite fegete und Scherz und Sachen an die Stelle der Ehrenbezeigumgen: treten ließ. In der Befchreibung, die er von dem Tanzen der Ruſſen giebt, ſindt er Eeine Aehnlichkeit mit der übrigen europäifchen Völker ihrem, wofern es nicht mit Den deut⸗ ſchen Tängen ift, deren Ausdruck und Lebhaftigkeit fie Haben. Dieſe aber, ſaget er, zeigen nur das Vergnügen und die Luſtigkeit, find mie Hüpfen und Sprüngen unters termenget; bie ruſſiſchen Tänze geben Eurz und hiedrig an der Erde weg; fie find — Zaͤͤrtlicher und ſchmachtender; fie drücken vielmehr die Begierde, als den Genuß, aus. 4 en Was den Heren Abe Chappe bey feinem Aufenthalte zu Cathrinenburg am mei- Franzofen an, ſſen rührete, war, daß er dafelbft einen Schulmeiſter fand, weicher feiner Herfunfe nad) ein Franzoſe war. Sein Großvater, Haupfmann unter der franzöfifthen Garde, - war einer von den Gefluͤchteten, welche die Wiederrufung des Edicts von Nantes in ‘alle vier Theile der Welt, fern von ihrem Vaterlande, jerftreuet Hat, welches fie liebes ten und dem fie als gute Bürger dieneten. Dieſer hatte eine Zuflucht fo gar in Sibis . rien, dem Verbannungsorte für die Ruſſen, geſuchet. Sein Enfel lebete von einem . Jahrgelde von Hundert, Rubeln, welches ihm die Stade bezablete, damit er die Jugend I - ein iz Reife nad Sibirien. ut © ein wenig Satein, Geometrie und Zeichnen lehrete, weiches Früchte der Erziehung was Abt Chap⸗ ren, die er als das einzige Erbtheil von feinen verbanneten Vaͤtern erhalten hatte. Er —— wußte fo gar ihre Sprache nicht mehr, und kannte von den Franzoſen nur den Namen. — den man ihm in feiner Kindheit mic denjenigen Thränen des Herzens wiederholet hatte, die ſich in den Familien fertpflanzen. Er vergoß ſolche ſelbſt, da er von feinen Vor⸗ fahren vor einem ihrer Sandesleute redete, Er erzäpfete alles, was er ausgeftanden batte, che er zu dem noch jest elenden Zuftande gekommen, worinnen er fih bes fand. Er fagere, bey Gelegenheit dis P. de Is Chatfe, des Urhebers der Widerwaͤr⸗ tigkeiten feiner Familie, die Jeſuiten wuͤrden Frankreich zu Grunde richten. Allein, damals richtete Frankreich fie zu Grunde. Dieſer Mann lebete in einer knappen Mit« telmaͤßigkeit glüclich, angefehen bey den Ruſſen, und bauete ein Gärtchen, worinnen er allerhand Arten von Gemächfen hatte, die Erin anderer, als er, in dem tande ken⸗ nete. Er genoß in feinem ſechzigſten Jahre noch aller der Lebhaftigkelt und Fröhliche Eeie der Jugend, die Belohnung eines Lebens, welches in der Mäßigung aller Be Sierden, fern von der Unruhe der Zeidenfchaften und den Stürmen des Glüfes, In Sicherheit vor den Verfolgungen der Neligion und der Schwärmerep ber Gecten, zur gebrachte werden. ; ie, — ar: Herr Abt Chappe verließ diefen tugendhaften Mann mit dem Bedauren, daß er ihn nicht wieder nach Frankreich mit nehmen Fonnte, und reifete den 16 des Herbfimos nates von Cathrinenburg ab, Weil er über eine Kette von Bergen zu reifen hatte, ſo war er verbunden, feinen geoßen Wagen gegen fieben andere Fleine zu verwechſeln. Die Befchwerlichkeit der Wege erlaubet in dieſem Sande Feine große Fuhrwerke, noch ſchwere faften. Der Reifende hatte, ungeachtet diefer Einrichtung, doch nod) viel Mühe, weil er fters vier und zwanzig bis fünf und zwanzig Pferde brauchete, die er felten fand. Dieſe Kette ift voller Schanzen, welche aus hölzernen Thürmen mie Pfaͤhlen umber beſtehen. Die Ruffen haben fie aufgeführet, Die Baskiren in Gehor⸗ — * 5* ER fie unter ihren Schuß genommen, in der Abſicht, fie unter Ioch zu bringen, Sie fi it der Sei erhtigfei \ nkei⸗ ne ? Der Reifende Fam den 23ſten nad) der Schmiede Suxon, einen Sande voller Hügel, welches man dleßſeits der Gebirge von Tathrinenburg amtriffe. Der Auffer her über dieſe Bergwerfe zeigete ihm bie merkwuͤrdigſten Stüde, „Es war ein Haus. „ren Holz, welches durch eine Yuflsfung von Kupfer. metallifirt worden. Es zeigete nden angenehinften Anblick durch die verfhiedenen Farben, welche biefes Holz vor- — ; Mn ſah daſelbſt nahe dabey verfihiedeue Cryſtalliſirungen, Die fid) da gebilde N, . . —8R Bon Suxon nah Birna zeiget ſich den Augen eine Kette Berge, welche in al⸗ len Abfihten von denenjenigen unterfchieden find,. bie gegen Mittag von Cathrinen⸗ „burg Ligen, Dieſe beyden Ketten von Bergen find durch eine große Ebene voller Hügel von einander abgefondert, In der nordlichften aber find die hoͤchſten Gebirge . zuweilen durch einen fanften Abhang verlängert; da hingegen in ber bey Birna die wenig erhabenen Gebirge fteil und ſchwer zu erſteigen find. Das Erdreid) fangt an, ſich zu verändern und wird ein gelblicher und dichter Thon, nachdem, er von, Tobolsf bis Birma ſchwarz und fett geweſen. i Allgem, Beifebefchr, XX Band. Ppp Dieſes % A 482 Reiſe nad Sibirien, Abt Chap⸗ pe. 1761. my. Sitten der Tatarn zu Birna. Dieſes Dorf wird von muhammedaniſchen Tatarn bewohnet. Sie haben ſanſte, gaſtfreye Sitten. Eine Werft von ihrer Wohnung kamen viele den fremden Reifen: . den entgegen, ftelfeten fich mit Zeichen der Freude und Freundfehaft vor feinen Wa- ‚gen, ihn in das Haus ihres Oberhaupres zu führen. Die mar ein Mann, welchen fein Alter und fein Verdienſt alles Anfehen ohne Wahl erworben hatten. Sein Haus, - melches, wie alle in dem ganzen Dorfe, fauber mar, both dem Philoſophen ein Mit tagesmahl an, welches aus Honig, Burter und Hülfenfrüchten beftund. Die Kleidung diefes Volkes unterfcheider ſich von der fibirifchen und ruffifchen, fo wie auch ihre Wohnung. ie haben einen langen Rock anſtatt des Furzen, welchen die Sibirier und Ruffen tragen. Die Tatarn haben allezeit Stiefeln und die Rufſen Zeug um die Beine gewickelt, welches fie mit einem Stricte feft binden. Dabey ha: ben fie noch einen fangen flatternden Roc, einen bis auf den Scheitel abgefchorenen Kopf, vin ledernes Käppchen, welches fie auf die wenigen Haare ſetzen, die fie noch be- ‚halten, eine Müße, welche mit Rauchwerfe verbrämer if. Die Tararnı find groß, ſtark, wohlgebauet. Sie haben eine freundliche und kriegeriſche Gefichrsbildung, ein edles und unabhängiges Anfehen und Weſen. Eie ftellen auch Rußlande nur Trup⸗ pen, welche es beſoldet. Ihre Weiber ſind wie ſie gekleidet, nur daß ihre Kleidung etwas kuͤrzer und ſie den Gürtel über den Oberrock umthun, anſtatt ihn um das Unterkfeid zu gürten, Zum Kopfputze haben fie eine wie ein Kegel gemachte Muͤtze, die mit Kopeken und Glasper- . Ten befeget if. Sie find frey, Gehuͤlfinnen ihrer Männer in Anfehung der Arbeiten, ‚und haben mit ihnen gleiche Rechte. Die Mägdchen aber leben eingezogener, Bey den Ruffen hingegen haben die Mägdchen alle Freyheit, die man den Weibern verfa- get. Iſt es niche fonderbar, daß in einem und eben dem Sande die Weiber fich ben den Muhammebanern frey befinden, da fie bey den Ehriften Sclaven ſind? Sollte das wohl niche Daher fommen, daß bey den einen und den andern die Regierung mehr ‚ Einftuß in die Häustichen Sitten Hat, als die Religion? Die Tararı find unabhäne ‚gig, die Rufen leben unter dem Defpotifmus, In den Falten Himmelsgegenden, wo die Meynung wenig Herrfchaft über die Einbildungskraft hat, herrſchet die durch die phyſikaliſchen Geſetze modiffeirte Regierungsart über die ſittlichen Geſetze. „Als ich von Birna abreiſete, ſaget der Herr Abt Ehsppe, fe verdoppelten die - Tatarn die Pferde wegen der Gebirge, uͤber die man geben mußte, ohne daß fie des: „wegen den Preis erhöhen noch etwas für dasjenige annehmen wollten, was ic) bey ih⸗ nnen verzehret hatte,n. Die Gebirge wurden durd) den Regen fo glatt, daß man, ungeachtet der Mühe aller Poftilfionen und der Dferde, die man faft alle an einen ein zigen Wagen ſpannete, kaum auf die Spitze fommen konnte, obgleich jedermann zu Fuße gieng. Der Herr Abt Chappe gieng mit einigen Tatarn bis an das Ufer eines Baches voraus, Nachdem er zwo Sfunden lang die Anfunft der Fuhrwerke erwartet hatte, die ihm folgeren, fo ſchickete er, weil fie nicht erſchienen, eifiige von feinen Tatarn ab, den Fuhrleuten zu helfen. Endlich) Famen fie um ein Uhr nad) Mitternacht, bey dem Scheine der Tannen an, welche die Tatarn von einer Weire zur andern in Brand geſtecket Hatten. ' Diefe fehr hohen Bäume ftelleten eben fo viele Suftfeuer vor, welche anf den Abfägen und Hölen biefer Berge vertheilet waren, 3ch Reife nach Sibirien: 488 Ich ließ alle Wagen um dag Feuer herumſtellen, ſaget der Reiſende; die Pferde. Abt Chap⸗ »wurden dahinter an Pfaͤhle gebunden. Man theilete unter allen Leuten Branntewein Pe. 1761. »aus, welche, fo wie ich, mit dem beſten Appetite ihr Abendbrod aßen. Nach einer » Stunde Ruhe, machete man die Wagen wieder zu Rechte; und ich legete mich bey „dem Feuer aufeine Baͤrenhaut nieder, zu fehlafen. ch fehlief fehr wenig; ich wa: „chete einige Stunden darnad) wieder auf und durchftrich diefe Gebirge, unterdeſſen „man alles zur Abreife fertig machete. kr ae : Der Abt Chappe reifere um fieben Uhr des Morgens ab und Fam gegen Mite tag nad) Piffe, einem am Ende der Gebirge liegenden Dörfchen. Diele Kette Fündt- get wegen der Kräuter, der Stauden und der Gehölze, womit es bedecket ift, ein ge— bauetes. fand an. Die Tannen wachfen dafelbft bis auf achtzig Fuß hoch, und fünf. Fuß im Durchſchnitte in die Die. Zu Piffe ift das Sand von Gehölzen entblößet,, um Seldfrüchte zu tragen. Das Getraide, welches Eürzlich erſt gefüet worden, war, zu Ende des Herbfimonates ſchon über zween Zoll. doch, und weiter als es zu Tobolsk im Anfange des Heumonafes war. _ _ en ln Der Reifende war noch vier bis fünfpundere Meilen weit von Perersburg in einer Jahreszeit, mo der Winter feine Annäherung durch das Abfallen der Früchte und, Blätter und die fehr Falten Sröfte anfündigte. Er Fam den 28ſten des. Herbfimona- tes nah Sowianova. ** re Dieß ift ein kleines Dörfchen, welches von Wotiafen bewohnet wird?), Die— fes Wolf, welches man für Tatarn gehalten hat,-ift es nicht, Die Mannsperfonen find nur vier Fuß und einige Zoll hoch, von einer fehmachen und. zarten Seibesbefchaf- fenheit. Der Kopfpuß der Srauensperfonen.ift fonderbar. „Sie umhüllen ſich an⸗ — = „fänglic) ven Kopf mit einem Lappen; darüber binden fie mit zweenen Schnüren eine eh „Art von Helme, der aus Baumrinde gemacht if. Er ift vorn mit einem Stuͤcke » Zeuge und Kopefen verfehen. Diefer Helm wird darauf mit einem Tuche bedecket, „das mit Zwirne und bunfem Garne ausgenehet und mit Franſen rund herum befeget „it. Diefer Koppus erhebt fie faft einen Fuß hoch. Ihre Haare machen zwo „Flechten, Die ihnen auf die Bruſt fallen., Strahlemberg Hält diefes Wolf für eis pri ; allen in —— Sf, aber ohne den geringften Begriff. von "Dem \ ume, ie Auffen haben fie _bef indem fie ihnen Priefter und Eolbaten gefhidt baben fie bekehret, indem fie ih f pr ſter und | Endlich näherte fid der Abe Chappe Caſan. Er fand in den Gegenden umher Ankunft dis eg fo gruͤn wie im Srüplinge, einen heitern Himmel, fruchttragende Bäume in allem an. zu Caꝛ ihrem Schmucke, Eichen, die erften, welche er ſeit feinem Aufenthalte in Rußland ge " fehen hatte, lachende und. mie Gebüfchen bedecfere Hügel, begüterte Dörfer; kurz, ale les brachte ihm — das Bild ſeines Vaterlandes in den Sinn. Er kam den ıjten des Weinmonates nach Caſan. Ein tatarifher Fuͤrſt war Statthalter daſelbſt. Er ließ den reiſenden Sranzofen Pfeifen mit chineſiſchem Tabarke, abgezo⸗ gene Waſſer, eingemachte Sachen, Früchte und eine Waſſermeione vorſetzen. Der Abt Chappe fand fie fo leckerhaft, daß er die Kerne davon mitnahm, fie in Sranfı reich zu ſiecken: fig find aber nicht fortgekommen. £ * er, ac — ee — met 8) Man ſehe die allgem. Hiſtor, der Reiſen XIX Band a, d, 103 4, zu6 G. * 484 Reiſe nach Sibirien. Abt Chap ⸗Der ruſſiſche Erzbiſchof nahm den fremden Gelehrten fo hoͤflich auf, als der tata ⸗ ‚pr 1761: rifche Statthalter, „Dieß iſt der einzige Prieſter, ſaget der Abt, welchen ich in dies TE „fen weitläuftigen Staaten gefehen habe, der nicht erſtaunt darüber zu ſeyn fehlen, „daß man fich von Paris nach Tobolsk begäbe, um dafzhft den Durchgang der Ber „uustdurch die Sonne zu fehen., Das machet, weil diefer Prälat nicht unwiſ⸗ fend, noch ſchwaͤrmeriſch iſt. Er glaubet, daß ein franzoͤſiſcher Mathematiker die Gott: — heit, deren ſichtbare Wunder er bekannt machet, mehr ehret, als ein griechiſcher Theolo⸗ gus, welcher weder die Welt, noch deren Urheber kennet, deſſen Eigenſchaften und Werfe er fich zu erftären anmaßer, ; Der Erzbifchof zu Eafan treibt die Wiſſenſchaften und die Gelehrſamkeit in einer faft barbarifchen Stadt, Indeſſen ift diefe doch unendlich gefitteter, als ganz Sibi— rien. Sie hat noch Vermögen, ob fie gleich die Quelle deffelben mit ihrem Handel verloren hat. Sie hat einen Ueberfiuß an Eßwaaren. Das Brod ift daſelbſt fo gar weiß. Man erfeger den natürlichen Wein durch ein kuͤnſtliches Getränf, welches aus Brannteweine und Früchten gemacht wird, worinnen man den Geſchmack und die Bars ‚be des Weines wieder finde, Der Adel lebet dafelbft in Geſellſchaft; die Frauen effen dafelbft mit am Tifche, anftatt daß fie den Männern aufwarten. Den Tatarn, weiche die größte Anzahl der Einwohner ausmachen, wird daſelbſt von dem Oberherrn mit derjenigen Achtung begegnet, weldye man ihrer Aufrichtigkeit, ihrer Einfale der Sie ten, ihrer Irene, iprer Tapferkeit fehuldig if, Caſan unferhäle ein Gymnaſium, woran acht Profeſſores ſtehen, zween für die franzoͤſiſche Sprache, zieren für die deut: ſche, zween für die lateinifche und einer für die ruſſiſche, nebſt einem Fechtmeiſter, welcher auch tanzen lehret. Dieß ift faft eine Kriegeserziehung; fie machet einer ta⸗ tariſchen Stadt mehr Ehre, als viele unnuͤtze Lehrſtuͤhle den betuͤhmteſten Hauptſtaͤd⸗ ten nicht machen werden. Aa | ie E | „Ich ſuchete in den Gegenden von Cafan, ſaget der Here Abe Chappe, Die be« „rühmte Pflanze Borametz genannt, wovon der Herr Abt Lambert in feiner Bürgers „lichen und natürlichen Gefchichte redet. Dieſe Pflanze gleicht, nach) der Befchrei: „bung dieſes Schriftftellers, einem Lamme. Sie hat alle Theile deſſelben, nebft ei- „nem zarten wollichten Felle, deſſen fich die Srauensperfonen bedienen, ihren Kopf zu „bedecken. Sie hat ein wenig Blut und Fleiſch, Feine Hörner, aber Buͤſchel von „Wolfe, wie Hörner... Cie lebet und nährer ſich fo fange, als fie grünes Kraut um »ſich herum hat, So bald das Kraut umher aber aufgezehret iſt oder verwelfer, fo koͤmmt fie um,, P —— Der Herr Abe Chappe ſaget, es habe der Abt Lambert dieſe ausſchweifenden Dinge nicht für Wahrheiten ausgegeben, die er glanbere,. fondern die Keifenden ber- muthlich zu vermögen, daß fie die Quelle diefer Tächerlichen Fabel ſucheten. Er feet ‚binzu, er hahe diefe zu Cafan unbefannee Pflanze niemals befommen können, und es a eine Art Moes ſeyn, die fein Verhältniß mic vet Mährdyen hat, welches man erzählet. — * A a . Der Herr Abe Ehappe reifere von Cafan ab und gieng über die Wolga an einem Orte, wo dieſer erfie europäifche Fluß zweyhundert Klafrerm breit und jechzig Fuß rief ſeyn mochte, Er brauchete fiebenzehn Minuten, auf einem Fahrzeuge mit jeche Rus derknechten hinüber zu gehen „Man hatte mich zu Tobolsk und Cafan, fügen er, | — „verſichert, ——— i — ⸗ Reiſe nach Sibirien. 485 „verſichert, man fände daſelbſt eine Menge Seeraͤuber, und man betuftigte ſich fo gar, Abe Chap⸗ »fie mit Slintenfchüffen zu verjagen, wie die Enten: ich habe aber daſelbſt niemals ei⸗ pe. 1761. „hen von dieſen Seeräubern gefehen, ob ic) gleich) auf hundert Meilen meit an feinen „Ufern hingegangen bin, ‚Den gten des Weinmonates Fam der Abt Chappe nad) Kufmodentiansf, von da er eben den Weg nach Petersburg nabm, auf welchem er nach Tobolsk gegangena Er trafden ıften des Windmonates 1761 in der Hauptſtadt von Rußland ein, brachte den Winter daſelbſt zu, gieng im Fruͤhlinge zu Schiffe und Fam im Auguftmonate des 1762 Jahres nach Frankreich, nachdem ex vor beynahe zwey Jahren Daraus abs gereiſet war. ‘ Fre * as geſultat der Reiſe des Herrn Abtes Chappe. Beſtimmung der Länge und Breite von Tobolsk. der, Bergwerke. Mica, oder moſcaniſches Länge und Breite von Cafan; von Mofean, Glas, ' Magnet. Eifenbergwerke. Ligen Steifebefchreibung von Petersburg durch Caſan ſchaft diefes Eiſens. Handel Damit. Kur nach Tobötst. Die Gränzen zwiſchen Afien pferbergwerke. Malachiten. Kupfer⸗ und und Europa. Abmeſſung der Höhe Sibiriens eiſenartiger Mergel. Goldbergwerke. Der Über das Meer. Höhe von Tobolsk. Die obachtung des Durchganges der Venus durch „ Menmung des Abtes Chappe wegen ber Hohe die Sonne, Bon der natuͤrlichen etektriſchen von Sibirien iſt allen andern Reiſenden zuwi Kraft. ° ' — Fa Hr iſt der wichtigſte Theil der Reiſe des Herrn Abts Chappe, weil er feine Abſich⸗ I ven und deren Ausführungen enthält, - Bisher hat man faft nichts, als bie Des gebenpeit feiner Reife, gelefen, welche mit einigen nuglichen Betrachtungen über bie reg —— * Zul, Böse er BR bat, une De ; —* u run ben einem, ber Sibirien durchreiſet, fagen Fann, af et Menſchen und —— —— ). Iſt es nicht in der * * von ——— und funf⸗ zig Aua —— ilen, wo drey Monate hindurs) die Some faft nichts lebendiges hervor bringet ober: erleuchtet, wo neun Wintermonate lang Schnee und Eis Feine wach⸗ fende Pflanze bedecken, wo die Naturund;eine unumfchränfte Regierungsform mit eis nem eiſernen Zeptemtodte Ebenen, wilde Thiere, und. entweder unempfindliche oder rohe Geſchoͤpfe beherrſchen? Dieß iſt ohne Zweifel fein Feld oder Gegenſtand fuͤr eine Odyſſee. Man muͤßte Miltons Geiſt haben, mern man hier, wie er, in bei» Nichts ſchaffen wollte. Dasjenige-alfe, was ein Keifender merfwürbiges davon erzählen Bann, gehoͤret zu der natürlichen Gefchichte der Erde und der Clemente, die fie umges . ben. » Sonft findt man hier nichts zu beobachten; aber diefes-ift ſehr viel für ein Mike gled der Akademie, welches allenehatben Begebenheiten der natürlichen Geſchichte eins fammfet, wodurch es die Wiſſenſchaften mie demjenigen bereicherf, was ihrien nody am; meiften fehler, und doch zu ihrem Grunde dienen muß, Wir wollen alfo in der Aernde des Herrn Abtes Chappe nachleſen, ‚und wenn es möglich iſt, die Hiſtorie des PEIERR i * Dpp 3 . . Reiſen ng 7 en) > “ 3) Qui mpres homimum mufrorgm yidıt et mrber Hodat, Art po,’ ur A \ , 1} 486 Reife nad) Sibirien Abt Chaps Reifen nüglicher machen, als fie die Neugierde befriedigt. - Sie fen der Naturkuͤndi⸗ pe. 1761, ger würdig, wenn fie aud) nicht fo gelebrten $efern misfällt, ; Beftimmung' Der Berfafler ſetzet ſich im zweyten Theile feines Werfes vor, anfänglich die‘ der Länge und Erbbefchreibung zu erläutern. In diefer Abſicht beftimmer er Die Laͤnge und Brei der — vornehmſten Oerter in Rußland, durch die er gekommen iſt. Die Verſchiedenheit der Mittagslinien zwiſchen Paris und Tobolsk wurde durch eine Sonnenfinfterniß a. zten des Brachmonates 1761.beftimmt. „Herr Pingre hatte fie anfangs um vier Uhr drey und zwanzig Minuten ein und funfzig Secunden angefeßt: da er aber die Laͤnge von Stockholm (nach dem Herrn Abt de la Caille) zwey und zwanzig Secunden bo». her anfegete,|fo mußte die von Tobolsk in eben dem Verhaͤltniſſe erhoͤhet werden, Herr Pingre feget darauf die Verſchiedenheit der Mittageslinien zu Paris und Tobolsf auf vier Stunden vier und zwanzig Minuten vierzehn Seeunden an. Andere Sternfuns Dige nehmen vier Stunden vier und zwanzig Minuten acht und zwanzig Secunden an, ders Here Abe Chappe nimmt die Mittelgröße der Beltimmung des Herrn Pingre ( und die Rechnung derjenigen, die fie viel höher, als er, angenemnien haben, und bes ſtimmet die Mittageslinie von Tobolsk zu vier Stunden vier und zwanzig Minuten achtzehn Secunden gegen Paris, Die Verſchiedenheit der Laͤnge zwifchen Diefen bey» den Städten wird alfo ſeyn fechs und ſechzig Grad, vier Minuten, drenzig Secunden, und die wahre Sänge von Tobolsk fünf und achtzig Grad, acht und fünfjig Minuten, funfzehn Secunden.. ir. 2 Den zten des Weinmonates 1761, faget der Berfaffer, beobachtete ich zu Caſan den Austritt des erfien Jupiters Trabanfen um fieben Uhr, ein und funfjig Minuten, dreyzehn Secunden. Dieſe Finfterniß mußte zu Paris um vier Uhr, vier und vier⸗ zig Minuten, neunzehn Secunden, geſchehen. Denſelben Tag beobachtete ich den Austritt des zweyten Trabanten um dreyzehn Uhr, acht und vierzig Minuten, fuͤnf PN und vierzig Secunden. Dieſe wurde zu Wien um eilf Uhr, fieben und drenzig Mis fan. nufen, fiebenzehn Secunden, beobachte, Die Verſchiedenheit der Mittageslinie zu Caſan und Wien iſt alſo zwo Stunden, eilf Minuten, acht und zwanzig Secunden, Man weis, daß die Verfchiedenheie zwifchen Paris und Wien ſechs und funfjig Me nuten, zehn Secunden iſt. Alfo muß die Verſchiedenheit der parififchen und fafanis · ſchen Miftagslinie drey Stunden, ſieben Minueen, acht und dreyzig Secunden feyn. . Die beyden Beobachtungen des erften und zweyten Trabanten find vier und viersig Se⸗ eunden verſchieden. Uber weit die Beobachtung des erften Trabanten nicht fo genau: tar, wie bey dem zweyten, und der Berfaffer fie nicht hat mit einer andern Beobach⸗ tung, bie an demſelben Tage an einem andern Orte angeftellet wurde, vergleichen: füns - nen: fo hält erfich an die leßtere und nad) der Beſtimmung des Unterfchiedes-der Mie tagslinien zwifchen Paris und Cafan von drey Stunden fieben Minuten ache und drey⸗ zig Secunden, ſetzet er die Sänge zu Caſan auf ſechs und ſech zig Grad acht und vierzig Minuten, funfjehn Seeunden. Die Breite dafelbft ift nad) den. Beobachtungen der mittäglichen Höhe der Sonne und der Höhe des Aequators und des Pols von den fran- zoͤſiſchen Sternfundigern-auf fünf.und funfzig Grad, fieben und vierzig Minuren,zuey und zwanzig Secunden angefeßt worden, here Tr, 13 £ von Moſkau. Auf gleiche Weiſe beftimmer er, nad) denen Beobachtungen, die zu Mofcau, Par vis, Isle de France, Liſſabon, gemacht find, den Unterfchied der Mittagslinien jwifchen . daran! Paris Reife nach Sibirien. — Paris und Moſcau auf zwo Stunden, zwanzig Minuten, ſieben und dreyzig Secun Abı Chap⸗ den; die Sänge zu Moſcau ift alfo fünf und funfzig Grad, fieben Minuten, und pe 1761. die Breite fünf und fünfzig Grad, fünf und vierzig Minuten, fechs und vierzig Secunden. PR a Der Herr Abt Chappe entwirft hernach eine Tadelfe, der Laͤnge und Breite der vornehmſten Derter des ruffifehen Reichs, und vergleicht diefelden mit den $ängen und Breiten der beften ruffifchen Karten; er finder bey denfelben Irrthuͤmer von einem , .. .. und einem halben Grad in Anſehung der Jänge, und von einem halben Grad in Anfehung der Breite. Aber er unterftehe fich nicht, fich zu fhmeicheln, daß er bey . Berbefferung der alten Fehler der Erdbefihreibung, nicht follte neue begangen haben, Ein ſo befeheidenes Geftändriß muß nothwendig das’Zutrauen zu dem Sternfundiger vermehren, aber das für die Sternfunde vermindern. Diefe Wiſſenſchaft feheine ſol⸗ che richtige Werkzeuge, fo viel Glück, um die wenigen Augenblicke zu nugen, wo die Zeit und der Dunftfreis der Beobachtung günftig find, fo viel Aufmerkfamkeit bey dem Beobachter, fo viele Genauigkeit in feinen Mitteln, fie zu fehäßen, ſo viele Fein heit bey der Anwendung feiner Sinne, eine ſolche Wiederholung der Begebenheiten, welche nothwendig die Vereinigung vieler Jahrhunderte und Voͤlker verlanget, zu fordern, daß hierdurch die Sternfunde eben fo ſchaͤtzbar wegen ihrer Schwierigkeiten, als durd) ihren Gegenftand wird, Die Geftirne geben in der Sittenlehre eben fo wenig Licht, als in der Naturlehre, und diefes Sicht ift öfters mie Wolfen umhuͤllet. Wenn man das Maaß und die Geftalt der Erde in dem Abſtande und der Bewegung der Planeten fs hen muß; iſt man da in ber Kenntniß der Erdfugel wohl nicht recht weit gefommen ? Wir wollen uns bey deinjenigen aufhalten, was finnlicher in dem Reiſebuche ift, wel- ches uns ber Herr Abe Chappe von Paris nach Tobolsk, odervielmehr von der Haupt: ſtadt in Rußland nach der in Eibirien entwirft. f 7 Der Weg von St. Petersburg nad) Moſcau, ſaget er, iſt eine Ebene von zwey— — ee — Der Weg iſt faſt durchaus mit Fichtenbloͤcken von drey, vier und gerspurg durch) Bi $: ine —— belegt: zuweilen bringe man hier einige Reißbuͤndel an; man Laſen 20 get fie eines neben dem andern, und bedecket fie mit vier oder fünf Zoll Erde. Aber Tobolsk. man leget fie niemals auf die Blöce, Wenn der Weg verdorben iſt, fo machet man einen andern, an ber Seite des alten. Diefe Art, die Wege an zu legen, koſtet en man trifft daher aud) nur hin und. wieder zerftreuet Eleine Fichten⸗ Die Kette ber Berge Poſas, welche ein Arm des KRaufafus ober der rymniſchen Berge zu fepn fcheint, fänge zu Solifamsfaja an, und erſtrecket fich auf zehn Meilen, in der Geſtalt eines Eſelsruͤcken. Der Höchfte diefer Berge iſt der Riris, welcher ſich vierhundert und vierzig Klaftern über die Fläche des Meeres erhebt: aber diefe Berge find oft ſehr wenig über den Boden, worauf fie fteben, erhaben. Es befinden fich ge- meiniglich auf ihren Gipfeln Ebenen von vielen Meilen. Won Cathrinenburg bis. nach Petersburg frifft man wiederum diefelbe Kette an: aber die Berge find bier weit niedriger. Nachdem man diefe zurück gelegt hat, fo föomme man an eine andere Ebene von zwanzig Meilen, an deren Ende eine zwente Kette ift, welche man auf den Karten gar niche bemerfer finder. Sie fheint eine Kette der rymniſchen Berge zu feyn, und vereiniget fich wieder mie den Bergen Poſas; dieß iſt wenigftens die — des errn | 488. Reife nach Sibirien. | Abe ChapsHeren Abts Chappe. Sie erſtrecket ſich von Orda bis Oſſa. Der Verfaffer glaubet, pe. 1761. daß fie ander Küfte des öftlichen Meeres bis nad) Kama fortgeht. Allein, dieß ift i vielmehr ein Gegenftand der Unferfuhung, als eine Gewißheit. Man redet hier nur —* den Bergen Poſas, in ſo fern ſie zu Graͤnzen zwiſchen Aſien und Europa dienen oͤnnen. Die Groͤrzen. Die neuern Erdbeſchreiber nehmen mit Here Gmelin den Fluß Oby zu dieſen a" Graͤngen an. Allein, weil dieſe Meynung viele eingebildete Sinien vorausſetzet, welche . “ man durd) die Wüften ziehen muß, fo ift fie niemals die Meynung des großen Haus fens geworden. Indeſſen muß man doch eben fo wohl eingebildete Einien ziehen, wenn man bie Berge Poſas zur Gränze annimmt, weil man entweder biefe Berge nicht genug kennet, oder ihre Kette fich niche von dem Eismeere bis an den Berg Kaukaſus erſtrecket. Die Fluͤſſe und Bäche aber, welche dieſe Berge beneßen, erfeßen die Stel« fe der Linien, und die Unterbrechung.der Kette. Diefe Fluͤſſe find der Don, die Wolga, der Rama, Coiba und Petſchora. Der erftere diefer Flüffe ergießt fich in Das ſchwarze, der legtere in das Eismeer, In den Fleinen Zwiſchenraͤumen, welche diefe Flüffe von einander abfondern, zieht man Linien, und diefe Linien und Fiuͤſſe für. len bie leeren Plaͤtze aus, die fich in der Kette finden, welche Die Berge Pojas mit den rymniſchen verbindet, „Diefe Gränze, welche die Natur beftimmt hat, läßt Feine Ungewißheit zu; und diefe Kette von Bergen wird auf ewig Europa von Afien ab« „ſondern.“ zu r — weeg ber ; Nachdem der Here Abt Chappe bie Laͤnge und Breite der vornehmſten Derter Söhe — gain Rußland feſtgeſetzet hat, dadurch ihre geographiſche Lage zu beſtimmen, ſo mißt er Ser, die Höhe des Erbreiches in Abficht des Meeres. Nachdem er ſich in die befonderen Umſtaͤnde diefes wichtigen Unternehmens eingelaffen hat, fo machet er vorläufige Ans merkungen über die Anwendung des Barometers zu der Abmeffung der Erdfugel, und über die Veränderungen, welche eine verbickte Luft in dem Gebrauche des Barometers veranlaffen kann. — | Es iſt leicht, ſaget er, die Höhe eines Berges durch das Barometer zu beſtim⸗ inen, weil man nicht viel Zeit Dazu gebraucher, und während des. Unternehmens die Veränderungen in dem Dunfifreife bemerket. Allein, wenn man fid) des Barometers R bedienen will, das Erdreich zu meffen, fo fcheine fi) alles zu vereinigen, um Die Fols gerungen bavon fo ein zu richten, daß fe der Wahrheit ganz und gar zuwider find, In fleinen Entfernungen, da die Beränverungen des Dunſtkreiſes in einer gewiſſen Strecke Sandes beftändig übereinftunmen, kann man ſehr genaue Berechnungen erhal- ten. Wenn man die Barometer fehr genau verglichen und die Veränderungen, welche ſich zwifchen- diefen Werkzeugen finden, berediner hat. Die Belchaffenpeiten des Dunftfreifes find gemeiniglich in einer Entfernung von hundert und funfig Meilen gleich, wenn nicht Stuͤrme und zufällige ——— den Dunſtkreis des einen Landes beunruhigen, unterdeſſen daß derſelbe in der benachbarten Provinz ganz ruhig iſt. Man fannin einer ſolchen Entfernung das Verhaͤltniß der Höhen zweener Derter durch eine Folge von Beobachtung erhalten, Die zu gleicher Zeit mit gleichen Barome> tern gemacht find. Allein, in geoßen Entfernungen ift der Dunſtkreis fo ſehr unrer- ſchieden, daß man in gewiffen Fällen um zweyhundert und ſechzig Klaftern ſich verſehen kann, wenn man die Beobachtungen, welche mit dem, Barometer an ſehr verſchiede⸗ EN | nen Y Reife nad Sibirien. “489 nen Herten gemacht find, vergleiche, Die Veränderungen des Barometers machen in Abt Chap⸗ ganz Europa zween Daumen breit aus. Der Herr Abt Chappe ſuchet die Urſache Pe 1761, . dieſer Werfchiedenheit, und leget fie mit allen Naturfündigern der dickerern Luft bey. „& „Herr Bouguer, ſaget er, iſt der Meynung, daß die Schwere der obern Luft nach geometriſchem Verhaͤltniſſe abnehme, fo wie man ſich über Die Meeresflaͤche erhebe, aunterdeſſen daß die Höhe nach arithmetiſchem Verhaͤltniſſe zunehme.“ Allein, dieſe Regel findet nur bey einem Raume Statt, der zwiſchen ſechshundert Klaftern in die * Hoͤhe und zweytaufend und fuͤnfhundert eingeſchloſſen iſt. Herr Caſſini ſetzet, daß Die Ausdehnung der Luft in dem Verhaͤltniſſe ihrer vierfachen Schwere geſchehe. Man it alſo noch eben fo wenig über die Verdickung der Luft, als uͤher das Verhaͤltniß, wel— ches die Natur zwiſchen den Verfihiedenheiten des Barometers und der Höhen der Erde gefeßet hat, einig. Here Maraidi behauptet, daß eine Linie von Queckſilber, auf der Meeresfläche, mit ver Höhe von zehn Klaftern übereinftimme; Herr Mariotte giebe diefe Höhe zu zehn Klaftern drey Fuß an; Herr Caſſini zu zehn Klaftern. fünf Fuß; Herr Delahire zu zwölf; "und Herr Pickard zu vierzehn Klaftern. Man ſchreibt, faget Herr Chappe, „diefe Verſchiedenheit ſolchen Jagen von Dünffen zu, „die in gewiſſen Theilen des Dunftfreifes fich befinden fönuen, und auf eine Zeit lang „ihre Schwere vermehren; ferner der Lage derer Derter, wo man dieſe Verſuche an⸗ „fteilet, und der wirklichen Schnellkraft der Luft, welche zu verſchiedenen Zeiten mehr „ober weniger ſtark iſt. Alein, ba er geſteht, daß dieſe natuͤrlichen Urſachen auf die Verſchiedenheiten bey der Erhebung des Queckſilbers einen Einfluß haben koͤnnen, ſo giebt: doch der Verfaffer zu der vornehmſten Urſache die verſchiedenen Einrichtuns gen ver Barometer an. Dieß iſt vornehmlich die Urſache der erſtaunlichen Verſchieden⸗ 8 heit, welche ſich zwiſchen den Rechnungen des Herrn Pickards und der andern Natur⸗ Fündiger finder. ° Der Herr Abt Chappe faget, daß man alfen dieſen Unbequemlichs keiten vorbeugen wiirde, wenn man für jedes. Barometer die Menge Luft beftimmte, welche eine Knie Queckſilber auf der Fläche des Meeres unterftüßete. Dieſe Menge — muß verſchieden feyn, wenn die Barometer in ihren Richtungen verſchieden find. Dess wegen ‚bat er verſchiedene Tabellen, von jedem Barometer, deſſen er ſich bedient har, werferfiget. Eine jede derſelben bemerket die Menge $uft, welche eine jede Linie Queck. ſilbet ſtuͤzet, nach dem Magße, wie man fi von dem Mitteidunkte der Erde, nah der Flaͤche des Meers, entfernet. „Die Methode, der ich mich hierbey bediente, fr „get er, iſt ſehr einfach; ich ſtieg mit einen Baromerer auf den Gipfel eines Berges, „bemerfete jeden Ort mit einer Stange, wo das Queckſilber eine Sinie herunter ſank; nachdem ich Durch verfihiedene Werfuche gewiß verfichert war, der Dunftfreis habe ſich nicht verändert, und der Standpunct zeige eine Linie des Queckſilbers an, fo bes „ſtimmte ich mit einer Richtwage die Höhe eines jeden Standpunktes; "und da ich bie „Höhe des einen In Verhaͤltniß zu der Flaͤche des Meeres kannte, ſo kannte ich auch die Menge der Luft, welche mit einer Anie auf eben dieſer Flaͤche überrinftimmer. „ Nach alter diefer Vorſicht berechnete dieſes Mitglied der Akademie den ruſſiſchen Boden, und maß deſſen verfihledenen Höhen. Man wird in feinem Werke finden, wie er ſeine Methode in Frankreich angemender hat. Wir ſammlen nur diejenigen Beob . achtungen, welche er in feiner Neife nach Sibirien erzäbler, E Allgem, Beifebefchr, XX Band, 299 iR * x. \ 490 . Reiſe nach Sibirien. Aubt Chap⸗ Die übermäßige Kaͤlte, weiche man in dieſem Sande ausſteht, iſt beynahe ſaget er, pe 1761. eine nicht zu erflärende Erfcheinung. Naturfündiger vom erften Range haben die Urs fachen derfelben der erftaunlichen Höhe beygelegt, welche die Reiſenden dem fibirifchen Boden zugefchrieben haben, Iſt es aber wirklich fo erhaben, wie man denket? Dieß kann man ausden Meffungen fehen, die er an verfchiedenen Orten diefer unermeßlichen Wuͤſte angeftellee har. Er ſetzet die mittlere Höhe des Barometers auf der Fläche des Meeres zu acht und zwanzig Zoll breit, eine Linie und ein Zwoͤlftheilz auf der Fläche der Newa zu St. Petersburg auf ſieben und zwanzig Zoff, eilf Linien fieben Zwölftheil; die Newa wird alfo über das Weltmeer eine Linie fechs Zwölftheil erhaben ſeyn, welches ſiebenzehn Klaftern, vier Fuß drey Zoll ausmachet. Dieſe Höhe enthält die Stei- gung der Newa von Petersburg bis zu ihrer Mündung in das baltiſche Meer. Hoͤhe von Tor Zu Tobolsk iſt der Unterſchied der Höhe niche fehr groß. Diese Stadt hat beist, zween Theile; der eine liege an dem Ufer des Irtiſch, ber andere auf einem Berge, % welcher acht und zwanzig Kfaftern zwey Fuß drey Zoll über die Fläche des Kluffes er- : haben ift, wo diefer Gelehrte feine Beobachtungen vornahm. „Ich bemerfete, fager „er, als ich mein Barometer von der Fläche diefes Stromes auf den Gipfel eines » Berges brachte, daß das Duecffilber um zwo Linien drey Zwoͤlftheil herunter fiel, da- „ber ſchloß ich, daß die erfte Linie zwoͤlf Klaftern, drey Fuß, fechs Zoll; die zweyte „zwölf Klaftern, Hier Fuß, fechs Zoff; und die driete zwölf Klaſtern, fünf Fuß, ſechs „Zoll, und fo weiter fort, gleich waͤre. Da ich die, mittlere, Höhe des Barometers - „zu Tobolsk zu fieben und zwanzig Klaftern, fieben Fuß, zehn Zoll annahm, wie ich „fie ſchon beftimmer harte, fo koͤmmt mein Barometer aufder Fläche des Meeres mie „eilf Klaftern, vier Fuß, ſechs Zoll, uͤberein - ©. ih —— Die Flaͤche des Irtiſch zu Tobolsk erhebt ſich alſo acht und ſechzig Klaftern, vier Fuß, zehn Zoll. uͤber das Meer. Da der Verfaſſer hernach das Land zwiſchen Petersburg und Tobolsk maß, ſo fand er zu Nowogrod den daſigen See acht Zwoͤlf⸗ — theil einer Linie höher, als die Newa, und folglich ſieben Klaftern, fuͤnf Fuß, zehn oll. "= Zu Twer fand er bie Wolga vier Sinien ſechs Zwoͤlſtheil über, den Newa oder . Bundert und ein und dreyzig Klaftern, ein. Fuß erhaben. Zu Moffau ift die mittlere Höhe des Barometers fechs und zwanzig Klaftern, vier Fuß, eilf Zoll, und die Fläche des Fluſſes diefer Stadt zmeyhundert und ein und fünfzig Klaftern, ein Fuß, neun Zoll höher, als dieNewa. Zu Caſan ift die Wolga zwo Linien, drey Zwoͤlftheil höher, als die Newa, deren Maaß man allezelt von Petersburg annimmt, Aber man muß diefe umſtaͤndliche Er⸗ zaͤhlung überhüpfen, welche ein Studieren und eine fortgefeßete Aufnerffanskeit derje⸗ nigen erfordern, für welche der Herr Abt Chappe diefe Nachrichten gefammelt hat, und zu allgemeinen Berrachtungen übergehen, welche diefe Meffung befchließen. ⸗ Eine Kette von Bergen, ſaget der Verfaſſer, geht von Suͤden nach Morden, unter dem fünf und fiebenzigften Grade der fänge queer durch die weite. Ebene, welche fid) von Petersburg bis Tobolsk erftreefer, und worinnen man von Weſten nach Often reiſet. Diefe Ebene ift fiebenhundere Meilen lang, vierhundert breit, und duͤrch er habene Derter unterbrochen. Sie bat gegen Weiten das baltiſche Dieer, gegen Often er 2 N N . ben Reife nad Sibirien. a 491 den. Irtiſch, gegen Norden das Eismeer, gegen Süben das cafpifche Meer und Afof. Abt. Chap⸗ Dasjenige Sand, welches zur ſuͤdlichen und nordlichen Seite des Weges von Petere- RE 1761. burg nad) Toboisk liege, ift viel niedriger, als dieſer Weg, weil die meiften Fluͤſſe — von der rechten und linken Seite in daſſelbe hinabfallen. Die aͤußerſten Graͤnzen ge: gen Norden und Süden find der Meeresflaͤche gleich. Die oft: und weſtlichen Gränzen find weit höher, als diefes Meer, die eine zu Petersburg achtzehn Klaftern, die andere zu Tobolsf drey und fechzig. Die größefte Höhe des Sandes, zwiſchen Petersburg und Jachelbiza, in einer Entfernung von. beynahe hundert Meilen, betraͤgt fuͤnf und vierzig Klaftern uͤber das Meer. „Die Entfernung von Jachelbiza bis Oſſa betraͤgt ungefähr vierhundert Meilen, »Diefes ganze Sand muß man als eine zweyte Fläche betrachten, - Man trifft darin »hen an verfchiedenen Orten Hügel, Erdhaufen und Erhebungen des Landes an. » Diefe Erhebungen haben oft drenzig bis vierzig Meilen im Durchfehnitte. Die Hoͤ-⸗ -»be der moskauifchen iſt zweyhundert neun und ſechzig Klaftern über das Meer erha- »ben. Alle diefe Erhebungen find-ungefähr neunzig Klaftern höher, als diefe zweyre „An einigen Orten zu Offa geht man in die Kette von Bergen hinein, welche un« „ter dem Namen der Berge Pofas oder der ripbäifchen Gebirge befannt find. Dies | „fe Kette theiler fich gegen Mittag in zwo andere. _ Eine große Ebene frernet fie. » An dem niedrigften Orte liege Tikonoska, an dem hoͤchſten Saborca, Die Höhe des »erftern beträgt hundert und fechzig Klaftern n des andern zweyhundert acht und zwan⸗ njig.e _ Die mittlere. Höhe diefer dritten Fläche ift hundert fünf und achtzig Klaftern über das Meer erhaben. Der höchfte Berg der erften Kette beträge zweyhundert fie- ben und achtzig Klaftern. Der höchfte Berg der andern dreyhundert und neun. Die mittlere Höhe der erften Kette ift alfo ein und funfzig Klaftern, und die mitelere Höhe ‚ber zwepten Kette zwey und fechzig Klaftern höher, als die dritte. Fläche. Der hoͤchſte Berg auf dem ſolikamskayiſchen Wege ift vierhundert ein und fiebenzig Klaftern über das Meer; und alfo hundert drey und vierzig Klaftern über die dritte Fläche. erhaben. Nach allen dieſen Verbindungen iſt die mittlere Höfe der Kette, welche auf diefer drit ten Fläche ruhet, zweyhundert und fiebenzig Klaftern über das Meer erhaben. Bon diefer Kette bis nach dem Irtiſch iſt eine Enefernung von ungefähr hundert und zwanzig Meilen, welche eine vierte (Fläche ausmachet, bie aber abhängig ift, da- gegen die andern mit dem Horizonte parallel laufen. Der Winkel diefer Fläche mie dem Horizonte beträgt zu Tobolsk ungefähr zwey und einen halben Grad. Sie erhebt fh immer mehr gegen Mittag und neiget fid) gegen Norden hinunter. Der Abhang diefes Bodens vonder Kette bis nach Tobolsf beträgt fiebenhundert Klaftern, wenn. man ihn von dem Fuße diefer Berge bis an den Irtiſch rechnet. Hier Bi der Herr Abt Chappe auf, mit den Neifenden, welche feine Vorgänger geweſen, überein zu ftim- | men. Sie haben alle eingefehen, faget er, daß der ruffifche Boden fich erhebt, je mehr Die Dieynung er fich den Bergen Pojas näherte: aber fie haben auch alle voraus gefeßt, daß er ſich a — auch gegen den oſtlichen Theil dieſer Berge erhebe, und uns dieſe Gegend als den er · Höhe yon ©is Babenften Theil von Europa vorgeſtellet. Nach meiner Meynung find die verfihie-Dlrien, if allen denen Flächen, weiche Sibirien ausmachen, nicht allein wenig erhoͤhet, fondern De ne Boden neiget fich vielmehr gegen Often, —* daß er ſich erheben ſollte P.. ; Sr: 442 „d 492 en Reiſe nach ‚Sibirien Abt Chap⸗, die Meynung aller Reiſenden gar feine. Beobachtung, die in ihren Werken bekannt pe. 1761. „gemaht wäre, zum Grunde dat, fo Hatte doch die Uebereinftimmung ihrer Erzähr : „lung in diefer Abficht ein großes Vorurtheil zum Beften ihrer Meynung gemacht, daß nich felbft überzeugek war, diefer Theil des ruſſiſchen Reiches Tiege ausnehmend hoch, „Als ich daher bey meinen Beobachtungen erfehnte, vie Folgerungen aus denfeiben „wären ber angenommenen Mepnung gerade entgegen, fo gab id) diefen Unrerfchied „meinen Beobachtungen Schuld.“ Der Verfaffer, welchen feine mehr als zweymo— natliche Arbeiten über Diefen wichtigen Gegenſtand zum Efelmurde, wellte.diefen Theil feines Werkes nicht befanne machen, „Sch hatte, ſaget er, dem Barometer auf ewig. „enffaget. Unterdeſſen nahm ich doch dieſe Arbeit nach einigen Monaten wieder vor, un® ' „überließ mich den bloßen Beobachtungen, Die erfte Rechnung, welche nur oben⸗ „bin gemacht war, machte, daß ich durch die Uebereinftimmung meiner Folgerungen. - » erkannte, ich wäre auf gutem Wege. ch verfchwur ein Vorurtheil, dem durch alle — Be widerfprochen wurde; ich 308 hierbey nichts als die Ihaten, „zu Nathe, * — „Isbrand Ides ſchaͤtzet die werchoturiſchen Gebirge fünftaufend Klaſtern hoch „ich habe Die zu Kyria, die hoͤchſten im Sande, auf vierhundert und ein und ſiebenzig „Klaftern über das Meer erhaben angenommen. Dieſe Beſtimmung, welche auf die „genauefte Beobachtung gegründet ift, leidet gar feine Schwierigkeit, „ 4 . Herr Gmelin erzähle Beobachtungen mit dem Barometer, welche im Chriſtmo · nate 1742 zu Kyria und Werchoturien gemacht ſind. Weil er aber gar keine Folgen daraus herleitet; und da Diejenigen, welche man daraus ziehen kann, ſich mit den Be⸗ obachtungen bes Herrn Abe Chappe vertragen, nämlich zu beweiſen, daß der Berg Kyria nicht ſehr erhaben ſey: ſo ſchloß der franzoͤſiſche Gelehrte hieraus, daß der Deutz + ſche Naturkuͤndiger ſich feiner Beobachtungen mit dem Barometer nicht bedient habe, wenn er ſaget, „es gebe in Sibirien Ebenen, welche über die übrige Erde eben fo er⸗ „haben und von ihrem Mittelpunkte eben fo entferne find, als hohe Berge in verfihigte: „nen andern $ändern. „ A Der Herr von Steablenberg, ein ſchwediſcher Officier und gelehrrer Mann, der verfchiedene Jahre als ein Gefangener in Rußland und Eibirien gewefen war, lege : ; gleichfalls diefer Gegend eine große Höhe bey. _ „Die afiatifchen Sander in Norden, | „ſaget er liegen viel erhabener, als die europäifchen,, ja in Anfehung diefer gleich! - „fam fo erhaben, als ein Tifch gegen den Fußboden, auf dem er fteht. Denn Eomme nich von Werten aus Rußland, und gehe in Often über die riphäifchen und rymnäifchen „Gebirge 5 Sibirien hinein, fo muß ic) recht merklich und vielmehr bergan, als her: 2 „unfer gehen, „ ——— pi „Meine Beobachtungen, faget der Herr Abt Chappe, find diefer Behauptung. „gerade entgegen. _ Sie beweifen, daß, wenn man von dem tiphäifchen Öebirge ge»: „gen Often geht, das Erdreich fic vielmehr neige, als fich erhebe. Am ſich von dies. „fer Wahrheit zu verfichern, darf man nur fein Auge auf eine jede Karte von dieſem „sande werfen, ſo wird man daſelbſt eine Menge Flüſſe entdecken, deren Quellen in. „den riphaͤiſchen Bergen ift, und deren Lauf nad) Often geht, da auch) ihre Mündung + EEE oma 2) Deffen nordlicher und oſtlicher Theil von Europa, und Aa, Einleitung a, d. 107 ©. 7 ee» ER — Reiſe nach Sibirien. 493 „in den Irtiſch Hundert und zwanzig Meilen von dev Kette der Berge entfernt if, Abt Chap⸗ Die Erbbefchreibung des Cellarius giebt es als eine gewijle Sache an, daß die riphäls pe 1761. ſchen Berge beitändig mit Schnee bededet find. Dieſe Sache, ſaget der Herr Abt Chappe, ſehr wohl, wuͤrde nicht beweifen, daß die nordlichen Berge ſehr hoch wären, ihre Breite ift genug, hier eine beynade ewige Kaͤlte zu unterhalten, Die Urſache der Kälte auf den Bergen unter. der Linie ift von der unter dem ſechzigſten Grade der Linie fehr unterfchieben. In Peru Fann nur die. Höhe der Berge einen ewigen Schnee hervor bringen: in Sibirien aber verurſachet die Höhe und die Naͤhe des Pols eine Kälte niche nur auf den Bergen, fondern aud) auf den Ebenen, die mehr oder weniger - hoch find, Uebrigens leugnet der Here Abt Chappe, daß die fibirifchen Berge das - ganze Jahr hindurch) mit Schnee bedecket find, Die Berge von Solifamsfaja habenam Ende des Maps keinen Schnee mehr, ob fie gleich weit nördlicher und höher find, als die zu Cathrinenburg, wo der Berfaffer im Monate Auguft Beinen mehr fand. Wenn die Sache, welche Cellarius erzähfer, einigen Grund hätte, fo würde fie den Herren . Strahlenberg, Gmelin, Müllers; und fo.vielen’andern, welche diefes Sand durd)= , gereifee haben, nicht entwiſchet ſeyn. Der Herr Abt Chappe entfiheider noch dieſen Streit durch viel dringendere Gruͤnde. w „Alle Maturfündiger, faget er, wiffen, daß die Veränderungen des Barometers „ſich nach dem Maaße vermindern, mie man ſich in dem Dunftfreife erhebt. Wenn „man Sibirien nur eine halbe Meile höher, als das Meer annimmt, anftaft daß Jess „brand Ides zwey und eine halbe Meile dieſem Berge beylegt,, ſo muß der Bar , rometer ſechs Zoll tiefer fallen, als auf der Meeresflaͤche. Die mittlere Höhe. des Barometers an biefen Orten würde nur zwey ‚und zwanzig Zoll ausmachen, und | das Queckſilber würde ſich niemals auf drey und zwanzig erheben, Nun bat aber der Herr Abt Thappe an dem Orte, der von allen Reifenden für den hoͤchſten dieſer Kette erkannt iſt, bemerket, die Höhe des Baromerers ſey fünf und zwanzig Zeil eilf Linien — i „Zu Tobolsk, ſaget er, habe ich das Barometer am 28ſten April J— Daris ne sen, sehn Linien, vier Zwoͤlſtheil gefunden, beynahe fo wie man „5 alſo gewiß, daß alle Reiſende fi be der erſtaunlichen Hoͤhe, welche ſie „den riphaͤiſchen Bergen beylegen, geirret — Es e eben fo En daß dasjes nige Sand, weiches gegen Offen diefer Berge liegt, gar nicht erhaben iſt, fondern viel— * weit. niedrige, als alle andere Ebenen in Euro, von einet nur mittelmäfigen Hoͤhe. Wenn die Reife des Herrn Abe Chappe keinen andern Nußen Hätte, als in einer Sache, worüber fo ſehr geſtritten ft, ein Zeugniß ab zu legen, fo wäre dieſes doch) fhon ein großer Vortheil.. Man kann aber nicht mehr zweifelt, daß die Beob⸗ achtungen mit dem Barometer eine fehr entſcheidende Regel feyn, diefe Frage aus zu ; machen, Kann mannicht annehmen, daß das Cismeer und alle übrige noxbliche Seeen weit höher find, als das Weltmeer? Obgteich alle Gewäffer der Erde ſich in die große. See ergießen, fo kann doch das große fefte Sand, welches das Eismeer zu unterftügen beine, die Stärke feines "Abhanges-aufpalten , welche «8 in das Weltmeer flürzen - Würde, wo es feinen Ausfluß hat. Die tägliche Bewegung der Erde um ihre Achſe cheilet allen Meeren eine Freisförmige Bewegung mit, welche die Stärke der einen Oder andern zerſtoͤret oder aufhaͤlt. Der * welchen ſie alle durch die ag er | : vo #943 raft ⸗ 494 Reiſe nach Sibirien. Abt Chap⸗ Kraft gegen den Mittelpunkt der Erde empfinden, iſt hinreichend, zu verhindern, daf pe. 1761. Bergwerke. die nordlichen Meere, welche dem Mittelpunkt am naͤchſten find, well die Erdkugel ges gen die Pole eingedruͤckt iſt, in das Weltmeer fallen, oder ſich nicht uͤber diejenigen raͤnder ergießen, welche fie unterſtuͤtzen. Alſo koͤnnte die Erde in Sibirien merklich über unſer Weltmeer erhaben ſeyn, ohne deswegen höher, als das Eismeer, zu ſeyn. Man hat aber dieſe Erhebung nicht nöthig, um die ausnehmende Kälte in den weiten Ebenen Sidiriens zu erflären, welches den beftändigen Winden vondem Eismeere ganz offen ift. Wir wollen diefen tiefen Gegenftand der Unterfuchung einem d’Alembert überlaffen. Wenn derjenige, welcher die Gefchichte der Winde verfertiget har, welcher die Örängen der Dynamic und Hydraulick erweitert hat, welcher einen Stammbaum der. Wiffenfhaften und die erften Gründe der Weltwelsheit geliefert hat; wenn diefer Geift, dem die Natur die Gabe verliehen, die tiefeften Wahrheicen zu durchdringen, und die noch feltenere Sähigfeit, diefelben empfindfam, und bepnahe allgemein zu mas chen; wenn dieſer Weltweife dieſe Frage noch nicht ergründer har, welche man auf- geworfen bat: fo mollen-wir warten, bis er davon redet, und zu andern Makerien übergehen. a Si Ba Wenn ein Gelehrter von einer gelehrten Gefellfchaft gegen den Pol oder die Linie abgeſchickt wird, fo je man ihn als einen Fortpflanzer des Lichtes des menfchlichen > Geiſtes anfehen. Ober gleich nur mit dem Titel eines Sternfundigen, und einer affro« nomifchen Beobachtung wegen, abreifet, fo find doc) dabey verfchiedene Mittel, den ' Menfchen nüglich zu feyn., Der Herr Abt Chappe, deffen Reife ſich eigentlich nur auf die Beobachtung des Durchganges eines Planeten durch die Sonne einfehränfte, hat ung in feiner Reifebefchreibung alles dasjenige berichter, was feine Nation und die Wiſſenſchaften aufklaͤren konnte. Er hat den Himmel beobachtet, befonders aber die Erde, deffen Kenntniß dem Menfchen fo nahe angeht. Er Kat hernach die Sage der Derter in Abfiche auf die ganze Kugel fept gefeger, und er har ihre Höhe in Abſicht des Meeres abgemeffen. Nach Diefem doppelten Augenmerke auf der Rinde oder der Oberflaͤche wollte er auch in das Innere dringen, und das Weſen der Erdarten er- kennen. In den Gebirgen iſt die Natur weit haͤßlicher, unfruchtbarer, und doc auch weit ſonderbarer, als anderswo, Sie verguͤtet hier den Mangel an Pflanzengewächfen durch den Heberfluß an Mineralien, fie bringer hervor, aber fie bildet Steine und Meralle, die zu den Kuͤnſten der erften Nothdurft dienen. Auf den Bergen grasın bie Menſchen diejenigen Gebäude aus, welche fie. auf den Ebenen errichtet haben. Wenn man nicht fäen oder pflanzen kann, fo graͤbt faſt gar Feine Pflanzen zur Nahrung man hier doch die Werfe des Ackerbaues aus. Die Ebenen zeigen ihre Eigenfchaften durch das, was fie hervor bringen. Sie brauchen nicht von einem Narurkündiger ffus diert zu werden, wie die Berge, welche ihre Wefen niche von auffen enthülten. Des. wegen haben auch) neugierige Reifende allezeie diefelben mic einer befondern Aufmerf. ſamkeit beobachtet. Der Herr Abt Ehappe hat, nad) dem Beyſpiele ver Gelehrten, welche die Erbe durchreiſen, ſich der Unterfuchung der Berge gewidmet. Sein Weg führete ihn zu den epphäifchen Bergen, feine Muße hielt ihn in demjenigen Theile diefer Kette auf, mweldye zwifchen Cathrinenburg und Solitametaja liegt. —* ſelbſt unterſuchet er die verſchiedenen Arten der Bergwerke. Ehe er fie beſchreibt, redet er von einigen Gypsarten, wovon er verfchiedene Stuͤcke micbrachre, - Unter an- bern = Reife nach Sibirien. "495 dern Merkwuͤrdigkeiten der Natur, faget er, iſt ber Mica oder das mosfauifche Glas Abt Chap⸗ fo gemein in Sibirien, daß man Senfterfcheiben daraus machet. Es ift ein Drittheil PE- 1707. einer Linie dick, hellebraun, welches ins Gelbe fällt, und fo durdfichtig, daß man yisa, oder dadurd) leſen kann. Man theilet es in ſechs oder fieben Blätter, von denen jedes moſkauiſches wieder in drey Blätter abgerheilet wird, die man wie Papier um die Zinger winden Glas. kann. Esift mehr zaͤhe, als zerbrechlich; man.muß es vielmal biegen und wieder zu⸗ tück biegen, wenn man es zerbr chen will. J Sibirien hat auch den Magnet, der reichlich gefunden wird. Man findet ihn Magnet. an verſchiedenen Orten der Berge Pojas. Zehn Meilen von dem Wege, welcher von Cathrinenburg nach Solikamskaja geht, liegt der Berg Galazinski. Seine Höhe betraͤgt über zwanzig Klaftern. Die Grube iſt niedrig, und in verſchiedene Schichten vertheilet, welche durch Erde von einander getrennt find. Der Gipfel des Berges ift ein Magnerfelfen. Etr hat eine braune Eifenfarbe, ift hart und dicht, und giebt an dem Stable eben ſo wohl Feuer, als der Stein, » Wenn er geröftet wird, fo verliert er feine Kraft, Eifenfpähne an füch zu ziehen, wofern ſie nicht auf einem rohen Magnete verbreitet find. Wenn er geröfter und zerftößen iſt, fo wird fein Staub durch eis nen ordentlichen Magnet an ſich gezogen, eben ſo, wie die Eiſenſpaͤhne. | Es giebt nad) einen weniger vollflommenen Magnet, der mit einer eifenartigen und zumeilen mit einer fupferartigen Erde vermiſcht iſt. Diefe Grube giebt nur drey und vierzig fuͤr hundert. N “nat 5 Swanzig Meilen von Solifanısfaia trifft man einen geünlichen und würfelartigen Magnet an. Die Würfel find von einer glänzenden und lebhaften Farbe. Wenn man ſie zu Pulver ſtoͤßt, fo werden fie in glaͤnzende Koͤrner von einer Eifenfarbe, und in grünlichen Staub verwandelt, Das Eifen fiheine in dieſem Magnete durch Arſenik mineralifch zu werden. Man finde den Magnet nur in einer folhen Kette von Ber gen, deren Richtung von Süden nach Norden geht. Su * Eben dieſes Sand hat auch Eiſenbergwerke. Der Herr Abt Chappe zaͤhlet der: — Das von verſchiedener Art, beynahe alle in der Gegend von Cathrinenburg. " en Erde verbunden, ano Durch den Schwefel mineralifiret, es iſt mit einer glasarti- 5 fer Ber R er, oft ader auch mit einer kalkartigen Erde. Nicht ein einziges jerer Bergwerke iſt ordentlich abgetheilet. Sie find alle, wenigftens dem Anfehen nach, ohne Ordnung zerſtreuet. KAREL} Dan trifft diefe Erzadern beynahe alfezeit in den niedrigen Bergen oder an den Ihre Lage is Ufern der Fluͤſſe an. Sie find deey Fuß unter der Erde, und ihre Tiefe halt vier und DF Erde. zwanzig bis dreyzig Fuß. Ihr unterer Theil ift den Slüfen gleich. Die mittlere Hoͤhe diefer Cifenadern iſt zwenhundert acht und zwanzig Klaftern über das Meer ers haben, Auf hohen Bergen, ober in der Mitte der Kette der Berge Pofas, trifft man - folche nur fehr felten an. | Altle dieſe Erze werden in der feeyen Luft caleiniret, ehe man fie in den Ofen bringe. Man machet von ihnen Amboße, die zwey Fuß dick find, über denen Echei» terhaufen „ welche an trockenen Orten angeleget find. Die Stüden Erze find gemei⸗ niglich nur ungefähr drey oder vier Zoll dick, im Durchmeffer, Dieſe Erge bringen Eifen von einer befondern Beſchaffen heit hervor, es mag nun entweder weich, oder ſproͤde und zerbrechlich feyn. Diejenigen, deren Eifen ſproͤde 2 und u ⸗ ‚Kandel dawmit. Was es koſtet! zwoͤlf Sous. Man verkaufet es fuͤr zwanzig Sous auf der Stelle, in Petersburg aber 496 | Reiſe nach Sibirien. Abt Chap · und zerbrechlich iſt, find die relchhaltigſten. Man vermifchet verſchledene Eifenerze, in⸗ pe 1761, dem man die weihen und gefihmeidigen mit fpröven und zerbrechlichen verbinber, Das - Eifen, welches aus dieſer Verbindung entſteht, iſt vollfonmen, und zu gewiſſen Wer- ——— Een geſchickter, als dag ſchwediſche und ſpaniſche. Dieſes Eifen iſt zaͤhe und biegfam in Sein Vorzug der Kälte und in der Wärme, Wenn man mit ber feharfen Seite eines Hammers date vor dem ſchwe⸗ auf ſchlaͤgt, ſo machet man eine Beule, wie in das Bley. Das Korn deffelben ift fo- * ie fein, daß man es kaum mit dem Gefichte unterfiheisen Fann. „ch nahm eines Tas R, „ges, faget der Herr Abt Chappe, eine eiferne Stange, welche funfzehn Fuß in die „Laͤnge, drey Zollin bie Breite, und fieben Linien in die Dicke hielt, nachdem ich „fie zwifchen zween Aeſte des Baumes geftelle hatte, drehete ich diefe Stange geſchickt „um den Baum herum, und mit eben diefer Leichtigkeit wieder zurück, ohne daß fie In „den Kruͤmmungen irgend eine Spalte oder Rise befam. Ich habe Hiervon Proben „mit gebracht, und unfere Künftter Haben Die Güte diefes Eifens bewundert. Es ift in Frankreich nicht befanne genug. _ Man werfaufet es den Engländern, welche bamit den vornehmften Handel treiben. Sie fhiffen es zu Petersburg ein, wohn man es im Winter auf Schlitten amd im Sommer auf den Flüffen bringt, Es Foftet dem Untere nehmer das Pud, (welches drey und dreyzig Dfund franzöfifches Gewicht ausmacher, ) gile es dreyzig Sous mehr. Um hundert Pfund Eifen zu haben, bedienet man fich eines Maaßes von Steinfoßlen, welches fechs Fuß fieben Zoll hoch, eben fo lang, und vier Fuß fünf Zoll. breit iſt. —— Ne Was ed wies Einige von biefen Schmelzöfen koſten zehntauſend Franfen, Und wenn alle Koſten — bezahlet ſind, wirft das Bergwerk ſeinem Eigenthuͤmer noch zwanzig tauſend Franken ab. So bringe Rußland Eiſen und Soldaten hervor. Man ſieht leicht, was man noch mit ber Zeit davon erwarten kann. Wenn ein europäifches Seeland ihm wird offen feyn, um den Krieg In die Morgenlande zu bringen, da bie andern Mächte nicht weife genug find, ihm den Weg nad) Norden zu verſchließen; mo wird es ſich alsdenn Graͤnzen ſe— gen? Kupferbergt Das Rupfer ift ein beynahe eben fo gemeines Metall, wie das Eifon, deffen Nu a tzen aber weniger erfannt wird, und welches: die neuere Chymie ung verdächtig zu mas chen fiheine, Sibirien Hat Bergwerke davon. Diefe vereinigen fih in der Gegend von Kaſan, und bringen dirfer Stade einen Handel, und eine Arc von Ueberfluſſe zu Wege, welche gegen die Wüften, womit fie umgeben ift, und gegen die Sitten der Tararn, wel- che fie bewohnen, fehr abſticht. Man trifft in biefer halb wilden Sandfchaft Anfangs einen Fupferartigen Mergel an, der fid) leicht zerreiben läßt, und gar nicht zäh ift, weil er wenig Thon, und vielen Sand enthält, Er ift aus zwoen Schichten zufammen ger fetzt; die eine von grauer Farbe, die etwas ins Roͤthliche fälle, enthält wenig: kupfer⸗ artige Erde, ı Die andere ift Waffergrün, und fällt ing Graue; und diefe Farbe koͤmmt von dem Kupfer ber, „Alles fiheint eins Aufloͤſang dieſes Metalles anzu Fündigen, deſſen Theile in dieſem Mergel laugenhaftig und im Unordnung gebracht ſind. Sie enthält fo „wenig Kupfer, daß man es nicht einmal heraus zieht, ß Der Here Abt Chappe redet von verſchiedenen Arten Mergel und Falfartigen Stei⸗ nen, welche mehr oder weuiger Kupfer enthalten, Es giebt deſſelben an zwanzig Orte * Man ” Reife nach Sibirien. 497 Man finde auch noch Kupfer in dem reinen Sande, ohne irgend eine Vermiſchung von per falfartiger Erde, Das Metall liege ſchichtweis in demſelben. ee are? Die Rupferadern enthalten auch Malachiten, in der Geftalt der Tropfiteine Der Malachiten. fibirifche Malachie iſt fehe ſchoͤn, leicht zu poliren, und ſchicket ſich zu allen Arten von Sera Er entjtehe aus der Huflöfung des Kupfers. Der Verfaffer zähler neun rten deſſelben. uE . * ern Gegend von Solifamsfaia traf der Verfaffer einen Fupfer- und elfenartigen Mergelan. Das Kupfer und Eifen find Hier beftändig mie dem Freidichten Theile vera miſcht. — — An der Suͤdſeite don Sukſum iſt eine Mine von Kupfer und kalkartigen Steinen, ——— „Die Eupferarfige Materie ſchießt zuweilen in kleinen Faͤchern zu Cryſtall an, die den Bie⸗ Mergel, 3 » r . r Kir t „nenftäien gleich find. Das Kupfer ſcheint in diefem Erpftalle mie einen reinen Mar ae mor vereiniget zu ſeyn. Stein. Gegen Siven von Cathrinenburg it ein Bergwerk von blaufarbigem Kupfer, „welches hart, dicht und fehwer iſt. erkennet bier wieder eine Falfartige Erde „von Sande und Kupfır., Zwo dieſer Schichten find laſurblau, glänzend und he; die mittelſte aber blaßgrum., i ; Gegen Norden von Suffun trifft man ein Kupferbergwerk an, welches zwiſchen ——— dem Sande und Holze mineraliſch wird, „Man erkennet hier das Kupfer wieder an großen Sauveund „Flecken, von einem ſchoͤnen Wiefengrüne, Das Holz ift fo ſchwarz, wie Kohlen, und — salaipr „feine Theile find. durch fertige Materie verbunden... Das Kupfer wird in diefem Ge⸗ . wächfe in kleinen würfelförmigen Schichten eryſtalliſirt, und diefe Eryftallifirung kann man als glasartig betrachten. Diefe Erzgrube befteht aus Sande, Holze und Ruyfer { 1% Kupfer, wel⸗ Die Bergwerke in der Gegend von Suffun liefern auch noch Kupfer, welches. in ches in Bar y den Bäumen mineralifh) geworden iſt. „Man erfennet, foget der Here Abe Chappe, men mineram „aus der Probe, welche ich mitgebracht habe, daß es zu einem Baume gehört bat, ER „deffen Diameter wenigſtens einen Fuß betrug, Das Innere deffelben iſt beynahe zu „Kohlen geworden, welche leicht zu zerreiben find., Man trifft auch) daſelbſt Ernftals fifirungen an, aber nur zwifchen den Fäfeen eines Baumes, der ſchon ganz feine Nas tur verloren hat, „Indeſſen ſieht man noch fehr beuslich Die Ninde, welche vier Fuß dick „iſt. Sie iſt in zwo Schichten gerheilt, eine lafurblaue und eine blaßgrüne. Ich „habe an diefen Orten gehoͤret, daß man bisweilen in den Schichten biefer Bergwerfe „ganze Bäume antrifft. Der Baum enthält mehr ober weniger Kupfer, Er erfcheine durch ſeine Farben auf verſchiedene Art: aber diefe find alle entweder grün, oder laſur⸗ J 2 — —— „Die Kupferbergwerke erſtrecken ſich in den Gegenden von Sukſun auf dreyzig „Meilen, Man finde fie in den Bergen, welche hundert Klaftern hoch, und beſonders »fehr abhängig ſind. Sie find in Schichten abgerheilt, welche dem Abhange des Berges „folgen, Sie bilden ſich daſelbſt in unregelmäßigen Gängen, bie fid) in einem Haupt⸗ »gange gemeiniglich vereinigen, welcher der Mittelpunkt von allen ift; diefe Arte er yſtrecken ſich zuweilen auf eine Vlerthelmeile. Sie befinden ſich gemeiniglich in der Mitte ver ar ber Berge. Ihre Tiefe ift ungefähr acht und fechzig Fuß, Dieſe Allgem. Reifebefchr, XX Band a Berg⸗ 5 — J 4989 eiſe nach Sibirien. Abt Chap⸗Bergwerke bringen wenig ein. Die reichhaltigſten geben nur vler für hundert, und pe- 1761. „andere noch viel weniger: ++ Y „Die Kupferbergwerke, welche man auf den vyphälfchen Bergen kennet, find nicht Zallezeit in Schichten abgetheilt, Man trifft fie in niedrigen Bergen an, ober die ganz neu gebildee find, Es fiheint anfangs, daß das Kupfer aufgelöfet, und. an den ver „fhledenen Orten, wo man es finde, durchgefuͤhret fey und ſich geſetzet habe: aber als⸗ „dann müßte es ſich auf gleiche Art bey verfihiedenen Materien finden, woraus dieſe „Berge beftehen. Man finde eg aber im Gegeniheite nur bey Falfartigen Materien, es „mag nun mit Thone oder Sande vermifcher feyn... Ich habe, faget der Herr Abt „Chappe, mehr als hundert und fech;ig Proben von Kupferergen mit gebracht, welche „an verfchiedenen Orten aufgenommen ſind. Sie find alle, fo wohl bey Mergel als „bey Falkartigen Steinen, zum Theile aus Sande zufammen gefeßet. - »Diefe Erzadern finden ſich einige Fuß tief, und folgen dem Erdboden, bis fie den » Sfüffen gleich find...» Diejenigen, melche ſich zwiſchen Oſſa und Solifamsfala vom acht und funfzigften bis zum acht und fechzigften Grade der Breite finden, find nur hundert und zwey und fiebenzig Klaftern höher, als das Meer. Diejenigen, welche in dem fieben und funfzigften Grade der Breite unter der Gegend von Cathrinenburg Mer gen, und welche durch den Schwefel in dem Quarze mineraflfiret worden, find nurhums · dert und acht und dreyzig Klaftern über das Meer erhaben. . J Sibirien hat fo gar Goldbergwerke. Sie werfen aber nur ſehr mirig ab, ‚Sie Boldbergwer⸗ Bringen niche fo viel ein, daß man die Koften davon bezahlen koͤnnte, obgleich die Ars %. beiter nur die Koft zum Lohne haben, Sie find der ruffifchen Krone weniger nügfich, als den Narurfündigern, welche ſich in diefem deſpotiſchen Reiche wur in’ Eleiner Anzahl N befinden, athrinenburg har auch Golobergwerke, Gegen Norden diefer Stadt ift das Bergwerk Pißminskaia unter dem acht und fiebenzigiten Grade acht und vierzig Seecunden ver änge und fieben und funfzigſten Grade vier Secunden der Breite; i „Eine weiffe Erde, die ins Graue fällt, vermiſcht mit einer Sage elfenartiger Erde, „fündiger fo gleich eine Golderzader an, Kaum hat man zwey Fuß. gegraben, fo. er- „fheinen die Schichten, welche von Welten bis nach Offen zehn und zuweilen dreyzig „Lachter halten. Ihre Breite ift vier bis fuͤnf Zoll gegen den obern Theil. Diefes „iſt allezeit die reichſte. Jemehr men hinab fleigt, deſto mehr verliert die Schicht „ihre Breite und Kraft. Die Schichten ftellen ziemlich genau den Riß eines halben „Zirkels vor, deſſen Oberrheil der Durchmeffer if, - Sie find eine von der andern zwey „oder drey bis zu zehn Lachtrrn entfernt, und gegen den Horkzont ein wenig: eingebogen. „Die Materie, welche fie von einander abfondert, iſt ein bläuficher harter Thon, wel „eher Asbeſt zu enthalten fiheint.. Man trifft Hiefelbft auch Ocher am. Diefes.ift ein „gewiſſes Zeichen, daß der Bang- nicht reichhaltig it, und ſo bald man es in Menge „findet, fo denket man niche mehr daran, Gold zu ſuchen. In dem untern Theile eines Bergwerkes macht beynahe allezeit-eine tage diefes Ochers feine Gränze aus. Die Tiefe dicfes Bergwerks iſt vierzehn fachtern, Unmittelbar darauf findf man Waſſer. ; „Das Gold iſt gemeiniglich in dem Quarze, eft aber auch in einem Ocher, wel ser leicht zu zerreiben iſt. Man finde es in kleinen Plaͤttchen, welche man durdy Wa⸗ „fben abſondert. Die Arbeiter müffen alle Materien, welche man aus den Gängen des Bergwerkes befömmt, aus denſelben heraus fhaffen.» : Diejenigen Stücken —* * 4 — 2 PN > Reife nach Sibirien. AI welche Gold zu enthalten feheinen, werden nach Haufen unter Mifferhäter verthellet, Abt Chap welche verbammer find, dief Marerle zu fo vielen Verbrechen zu fahmlen, Mit Rer- Pe 17öt-, ten an den Füßen figen fie auf einem Blocke des Felſen, und zerſchlagen mit ihrem Ham mer dag Erz. Andere Arbeitsleufe bringen es in die Mühlen, Diefes Goldbergwerk und vier andere befinden fich unter einerley Grade der Sänge, in ber Entfernung von ei⸗ nigen Minuten, und beynahe unter einerley Breite, in einen Naume, der kaum einen Grad enthält. Die Richtung diefer Gänge von Weften nach Often zeiget ein beftändiges Geſetz an. Indeſſen geſteht doch Herr Abt Chappe, daß diefes Gefes mic der Vermi⸗ hung vieler andern Materien ſchwerlich zu vereinigen ift, von denen die meiften nad) und nad) an die Orte, wo Gold ift, gebracht zu fenn ſcheinen. Unfer Gelehrter hat bes merfer, daß die Eifen- und Goldadern beynahe von gleicher Höhe über zwey hundert Klafrern höher, als das Meer, und in glasartigen Materien eingefchloffen waren. Die - Kupferadern hingegen find nur hundert und achtzig Klaſtern höher, alsdas Meer, und.mit Falfartigen Materien vermifcht. Diefe Inge der Materien, weiche die Erdfugel ausmas chen, ift für Die Naturlehrer merfwürdig. Man müßte aber vieleicht ein Newton feyn, _ wenn man baraus folche Ausfichten und Folgen ziehen wollte, weiche einen allgemeinen und ewigen Mußen haben, Ai = \ z Der Here Abt Chappe beſchließt fein Werk mie der Beobachtung , welche der Ges genftand feiner Neife war. Es koͤmmt hlebey auf den Durchgang der Venus durd die Sonne an. Der franzöfifche Gelehrte ſollte diefe Erfcheinung zu Tobolsk iin Gibirien beobachten, unterbeffen daß andere Steenfundige fie an andern Orten der Erde beob- —— achteten, die ſehr weit von Sibirien entfernt waren. Die verſchiedene Zeit des Durch- ges ver Beraus ganges, welche durch verſchiedene Sternfundige bemerfe wurde, giebt die Entfernung durch dir Son: “ der Venus von der Erde. Oder, weil man aus andern Gründen das Verhaͤltniß des "*- Abftandes der Benus von der Sonne, oder der Erde von Der Sonne ſchon weis, fo ift “ee: leicht, ein zu hen, daß, wenn die Entfernung der Benus von der Erde bekannt note, Mai auc) bie von der Erde zur Sonne haben werde; dieſes iſt ein wichtiger Lehr · ſat in ber Aftronomie, Man Fanrı hiervon niches mehrires fagen, ohne fich in maches” matifche Unterfuchungen ein zu laſſen Re Keifen gehören. ger ein zu laſſen, welche nicht für eine hiſtoriſche Sammlung von Nachdem Herr Abe Chappe Diejenigen Maaßregeln erzähle hatte, welche er an⸗ wendete, fich ber Nichtigkeit feiner Werfteuge und ee feiner Beobachtun⸗ gen zu verfichern, fo fager er, daß fein Vergrößerungsglas von neunzehn Fuß mit einenr Dcularglafe von einem Daumen breit und einem Brennpunkte von neun Unten, einem andern vortrefflichen Vergrößerungsglafe von fünf und dreyzig Fuß, deffen Ocuͤlarglas einen Brennpunkt von drey Zoll Hätte, völlig gleich kaͤme. — Waͤhrend der Nacht, welche vor ſeiner wichtigen Beobachtung vorher gieng, wur⸗ de der Himmel wechſelsweiſe umwoͤlkt und aufgeklaͤret, und machte, daß der Gelehrte An einer beftändigen Unruhe zwifchen Furcht und Hoffnung ſich befand, Um ſechs Uhr des Morgens entzogen die Wolken feinem Bergrößerungsglafe die Sonne gänzlid. Sie Fam nur in fehr kurzen Zwiſchenzeiten wieder vor, als wenn fie gleichfam mit einem Men⸗ ſchen ihr Spiel triebe, der ihre Entfernung erfennen wollte. Um ſechs Uhr vier und vierzig Minuten achtzehn Serunden, fager er, bemerfete ih, daß die Venus ſchon in hie Sonne getreten war, Allein, fie verſchwand fo gleidy Re) | Rıra- wieder. 500. 2 Reife nach Sibirien, - Abt Chap⸗ wieder. Um ſechs Uhr, ſieben und vierzig Minuten, neun und vierzig Secunden, Cfagef, pe. 1761, — — unſer Beobachter,) war, der Mittelpunkt der Venus noch nicht in die Sonnenſcheibe ge⸗ treten. Um zwey und funfzig Minuten, neun und vierzig Secunden ſchlen es er zu ſeyn. Um neun und funfzig Minuten, vier und vierzig Secunden war die Scheibe der Venus noch nicht ganz hinein getreten. Ein kleiner Dunſtkreis, in Geſtalt eines Ringes, er» fehlen rund um biefe Scheibe. Um fieben Uhr, eine Minute, acht und zwanzig und eine. halbe Secunde war der völlige Eintritt, Der üchtſtrahl an dem Rande der Sonne, ſchien wie ein Blitz. Unm zwölf Uhr, fünfzig Minuten, drey und zwanzig Secunden verfinfterte fich der, _ Rand der Sonne, Um ſechs und zwanzig Minuten war bie innere Berührung des dun⸗ keln Thelles der Venus an dem Rande der Sonne ganz deutlich, Um zwölf Uhr, vier und funfzig Minuten, funfzig Secunden unterſchied man fhon einen heraus gefommenen Theil der Venus durch einen halben Mond, deffen auswärts gebogene Flaͤche gegen die Seite des Innern Randes der Venus gerichrer war Um dreyzehn Uhr, vier Minuten, fieben Secunden fah man weder einen Ring nod) einen Theil der ſchon Heraus gefomme- nen Benus mehr. Um dreyzehn Uhr, acht Minuten, fünf und vierzig Seeunden war. der Austritt vollkommen. F „Der Ring, ſaget unſer Sternkundiger, ſcheint mir vornehmlich aus dem Verhaͤlt⸗ niſſe des Durchmeſſers der Venus gegen der Sonne ihren zu entſtehen. Da jener fo viel » Fleiner war, fo mußte in ihm mehr. als die Hälfte durch die Sonne erleuichter ſeyn: die » Scheibe der Venus war in ihrem öftlichen Theile, wo der Ning erfehien, nicht volls „fommen rund. Dieſes machete, daß ich murmaßere, fein Durchmeſſer felbft waͤre „in dieſer Stellung viel kleiner. Das Licht diefes Ringes war ein ſehr dunkeles Gelb nahe an. dem Körper des Planeten; hernach wurde es immer glänzender, gegen den ents „fernteften Theil des dunfeln. Körpers der Venus. In dem Augenblice des völligen „Eintrittes war das sicht der Sonne fo geſchwind, daß es nicht moͤglich war, ſich bey die⸗ „em Scheine nur um den vierten Theil einer Secunde zu irren, „nm Dey der Beobachtung des Austrittes ſchien mir der Ning viel glänzender und „mehr beſtimmet. Diefer Ring fehlen mir nicht mehr, als etwas über zwey Drittel des „halben Umfanges ber Venus, einzunehmen, und folglich ift er für gar nichts in dem „ganzen Austritte angeſehen. Ich war mit biefer letztern Erſcheinung nicht fo völlig zu: „frieden, als mit dem völligen Eintritte, welches vermuthlich von der langfamen Be. „wegung der Benus und Ihrer Stellung auf einem dunfeln Grunde des Himmels ber „rühret; da hingegen bey dem erftern Salle, wo fie ſich auf einem bellern Grunde bes > „fand, der völlige Eintritt, ungeachter der langfamen Bewegung der Wenns, wie ein » "DIE erfcheinen mußte, , Dieß iſt die Beobachtung, welche dem Herrn Abte Chappe fo viele Mühe gefoftee hat. Es ift nur ein Augenblick, ein Punke in der Gefchichte der Zeiten und der Hims mel. Allein, es ift einer von denen entfeheibenden Augenblicen und Punkten, welche in der Sternkunde einen neuen Zeitpunkt anfangen, und bie erhabene Wiſſenſchaft der himmliſchen Bewegungen erweitern und vollfommener machen. Man wird vieleicht ' eines Tages von diefer Beobachtung ausgehen, um die Entfernung der Sonne zu ben _ ſtimmen, welche fich bisher den Berechnungen der Geometrie entzogen hat; Die wahre Größe dieſes Geſtirnes ans zu meflen, um den Einfluß deſſelben auf das Berne \ Reife nad) Sibirien . | 501 bäude, wovon es der Mittelpunkt iſt, und es in Bewegung ſetzet, abzuwaͤgen. hundert oder tauſend Jahrhunderten werden Die Sternkundiger die Wege in den Him- meln eben ſo gut kennen, als die Cabinetscuriere die Wege nach den verſchiedenen Hauptſtaͤdten in Europa: fie werben-aber diefelben ohne Zweifel mit andern Augen ans . feben, Denn. ein bloßer Rechner ift einem Bothen gleich, der mit vieler Mühe reiſet ohne das geringfte in denen ändern, bie er durchreifet, zu feben, ober die Geheimniſſe au wiſſen, welche er uͤberbringt. Ein Sternfundiger aber, der zugleich die Naturlehre verſteht, entdecket in denen einzelnen Begebenheiten rin großes Ganzes, Er lieſt in‘ - einer Erfcheinung die Geſchichte des Vergangenen und Zufünftigen., Er fist in dem Rathe der Gorfheit. In dem, was geſchehen iſt, fieht er, was gefchehen wird. Gott allein widerfpriche fih nicht, Sic felbft und denen Gefigen, welche aus feinem Weſen entftehen, getreu, hängen fein Wefen und feine Eigenfchaften an feiner Nothwendig⸗ keie Was er iſt, das muß er ſeyn, und was er ſeyn muß, das iſt ex. Aber koͤmmt es wohl denen Menſchen zu, welche er nicht mit feinem Lchte erleuchtet Hat, feine Mas tur zufammen zu feßen oder zu fheilen? Fraget einmal die Naturfündiger oder Die Stern⸗ kouͤndiger, welche fein großes Werk lefen: ob fie Hier irgend einiges Verhaͤltniß mit dent jenigen finden, was die falfchen Propheten vorgeben, das er foll gethan oder geſaget haben. Er redet zu den Augen, jeber anderer Vertrauete iſt verdächtig, und nurallein die reinen, und von Vorurtheilen freyen Seelen haben Augen. Derjenige ift ein Got teslaͤſterer, welcher Gott, zum Beſten feines befondern Eigennußes, ober eines tyranni⸗ ſchen Ehrgeizes uͤber die Geifter zu herrſchen, eben läßt; welcher ſich feines Namens und feines falſchen Bildes zur Bertheidigung und zum Angriffe bedienet, um unbeſtraft in der Finfterniß anzuſtoßen. Dieß iſt der Betruͤger und Heuchler, der Gottloſe und Boͤſewicht welcher zwar oft die Reichthuͤmer, Ehren, Anbethungen, und den Weihrauch der Erde, niemals aber Gluͤck und Friebe, erhält. Gluͤcklicher Beobachter, welcher in der Stille der Nacht den Himmel und die Geſtirne betrachtet, ohne eine andere Leidens Khaft, als die Siebe zur Wahrheit, Dicfe Empfindung erhebt ihn zu der Hoͤhe der Ge— —— die ihn befhäfftigen. Er fuͤhlet ſich zu gleicher Zeit von feinem Nichts und feiner Wuͤrde durcdhdrungen, ein fehnsacher Staub, aber auch ein Theil von dem großen Ganzen, welches feine Ördanfen umfaffen, Er läßt die Menſchen um fih herum, ſich zanfen, über Güter, melde fie niemals erreichen oder befigen werben; über Einbildun— gen von Größe, welche das Herz aufblähen, aber niemals erfüllen; über Ketten, wel⸗ che allezeit ſchwer find, fie mögen von Eiſen oder von Golde feyn; über Meynungen, “welche fo. viele Jahrhunderte hindurch die Qual fo vieler verirrten Völker gemefen find. t fürchtet Gott nicht, weil ex ihm Leber; er fürchtet feinen Donner nicht, er raubet den J—— — Feuer, fondern ſuchet vielmehr den Brennpunkt des Himm ⸗ en auf der Erde .· — Dieß iſt der Fortgang der Naturlehre. Die Erſcheinung der Elektricitaͤt hat in zu der Wiſſenſchaft der Natur das helleſte Sicht verbreitet. Ohne Zweifel war es leicht zu — eben, daß die Erbe ſich felbft ihren Dunſtkreis zuſammen feset, da fie bie Dünfte, Welche fie benegen, - aus ihrem Schooße in die Höhe ſchicket, und alle diejenigen Aus: dünffungen , welche fie in verfihiedenen Monaten verloren hat, in einem Tage wieder ers haͤlt. Aus eben ver Urfadhe, welche die Erde zur Duelle der Wolken machet, mußte fie auch der Hanptfig der Stürme und Gewitter ſeyn. Man hatte aber noch nicht gefiben, daß der * | ea a OR Ash TEE io Kan Tu - . Nach Abt Chap⸗ pe. 1761. Von der na; rlichen ele⸗ 502. Reife nach Sibirien, Abe Chap⸗ BIS, anſtatt vom Himmel zu fallen, von der Erde ausgleng. Der Herr Abt Chappe pe 1761 war im Jahre 1757, faget er, nod) in diefem Irrthume, welcher ſchon 1713 durch den NT Heren Maffei entdecket und beftritten war, "= „Ich hatte mich überredet, fager er, daß bie flürmifchen Wolken alfezeit mit einer „elektriſchen Materie umgeben wären, und daß fie die Führer wären, von denen die „Blitze ausgiengen, welche die Luͤfte Durchffrichen, und Schrecken und Unordnungen auf „der Fläche der Erde verbreiteren. Ich erkannte alfobald und verficherte mich, daß „beynahe in allen meinen Beobachtungen die Entzündung der Erde auf der Oberfläche ges „Shah, wo der Donner ſich erhob, anftact daß fie ſich aus den Wolfen flürzen follte, Bey⸗ „nahe alle Naturfündiger find faſt von diefer Wahrheit überzeugt. „, . Die Naturlehre beftimmee die Entfernung des Ortes, wo ſich der Beobachter ber findt, von denjenigen, wo der Blitz ausgeht, durch die Zeit zwiſchen dem Blitze und‘ dem Donner; ba man voraus feget, daß der Big in einer Secunde hundert und drey und fiebenzig Klaftern durchläuft. Der Berfaffer hat Beobachtungen in Lothringen und Sibirien angeſtellt. Da.diefe aber die neueften, und beynahe die einzigen Diefer Art in einem Sande find, welches den Wiſſenſchaften und den Gelehrten ganz fremd iſt, fo gehören fie auf Doppelte Arc zur Geſchichte der Reifen, welche oft nichts Merkivürdis geres und Neueres hat, als daß fie Erfcheinungen der Natur vorftellee, die ein jeder in feinem eigenen Sande wiederfindt, Der Verfaffer Hatte, nad) der gewöhnlichen Urt, in freper Luft eine eiferne Stange aufgerichtet, in der Abfiche, bie Weite der eleftrifehen Atmofphäre der Wolfen, und die Verhaͤltniſſe der Grade der Eleftricität zu beftimmen, welche den verſchiedenen Entfer⸗ nungen aͤhnlich find, worinnen ſich die elektriſche Stange in Beziehung auf bie Wolfen fand, woraus die Entzündung zu gehen ſchien Den ırten des, Brachmonates 1761 erſchien ein Sturm zu Tobolsf. Der Abt, — Chappe beobachtete nur feinen Gang. Der Wind, welcher anfänglicy gegen Often war, j wandte fich gegen Norden, darauf gegen Nordiveft, und die Wolke verfhwand in Süd. weft. Diefer Sturm, faget er, durchlief fiebenzig Grad in einer Zeit von fieben und® | dreyzig Minuten. * ; 17 Do Den ıafen des Brachmonares um zwey Uhr, vier und dreyzig Minuten nach Mit tage gab die Stange ſchwache Merfmaale der Elefteicirät. Der Himmel war bedeckt, ohne Blitz und Donner. Um fechs und dreyzig Minuten regnete es ein wenig, Um | zwey und vierzig Minuten hörete die Elektricitat mit dem Regen auf. Um fehs und = vierzig Minuten fieng die Eiefteicität wiederum an, ohne Blige und Donner, Man 308 ſehr ſtarke Funken auf fünf Sinien heraus, Um ade und vierzig Minuten fieng der Regen wiederum an. Die Elektricitaͤt nahm wechſelsweiſe zu und ab, dis um fünf und funfzig Minuten, da der Regen aufhörete. Man 309 Funken heraus, wenn man den Finger auf acht Linien hinan brachte. | k ‚ „Der Negen fieng um drey Uhr wieder an, und die Elektrieitaͤt nahm bis umdrey „Uhr, fieben Minuten ab, da fie gänzlich aufhörere., Die ſtuͤrmiſche Wolke war gegen „Weiten, fo wie der Wind, Das Thermometer ftund auf vierzehn Örad, und das Ba - „rometer auf acht und zwanzig Zoll, zoo Knien, er 2. ‚Der Abt Chappe Fonnte dieſen übrigen Monat hindurd) Feinen andern Sturm beobachten, als den am agften. "Er hatte aber in dieſem Sturme nicht das geringſte Merkmaal von der Elektricitaͤt. „Ich bilde mir ein, ſaget er, daß ſolches von der Den 5 EB u Reife nah Sibiriin. 1503 ge Regen herkam, welcher vorher gefafen war, und die Schnüre feucht gemacht hatte. Abt Chap⸗ »Disfer Sturm, welcher durd) den Rordweſtwind in Woften erfihienen war, näherte PF- 1761. ich Tobolsk bis auf eine Meile, und flieg nur acht Grad über den Horizont, , Won z da wandte er fi) gegen Mittag der Stadt, faſt immer in einerley Entfernung; er rüs ckete gegen Oſten fort, und verſchwand in Norden. Viele andere Stuͤrme haben eben den Weg genommen, Der Irliſch iſt gegen Mittag von Tobolsk, und läuft gegen Oſten. „Da die Austretung diefes Fluſſes ſich oft auf eine Vierthelmeile weit, und zumeilen wei⸗ „ter erfirecfet, fo konnte die Menge Dünfte, welche beftändig davon auffteigen, wenn „fie ſich mit der ſtuͤrmiſchen Wolfe vereinigen, diefelbe in vielen Fällen feft machen und »fie lenken, dem Laufe dieſes Fluſſes zu folgen, „ er, Den zten des Heumonates waren viele Gewitter, aber.ohne einiges Merfmaal der Elektricitaͤt. | Hy Er Den gten des Heumonates zu Mittage fieng ein Gewitter gegen Often von Tobolsf, bey einem heitern Himmel gegen Welten an; faſt ohne Eileftrieität, bis auf eilie Stun» de, fünfzehn Secunden, Darauf war bie Elefericitär, nach einem großen Winde, der mit einem neuen Gewitter begleitet war, ziemlich ftarf. Es hoͤrete um neun Minuten, fünf und zwanzig Seeunden auf, und fieng um fünf und zwanzig Minuten, vierzig Se _ eunden wiederum an. „Um dreyzig Minuten, drey und vierzig Secunden fah man „zum erften Male einen Blis bey diefem Sturme. Man beobachtete, daß ber Zwifchen. „raum zwifchen dem Blige und Geraͤuſche fünf und vierzig Secunden, ober fieben tau- -„fend fieben hundert und fünf und achtzig Klaftern war. ,„ - Das Gewitter war gegen- den Horizont. Die Eleftricitäe war fehs Minuten lang ‚fehr ſtark, und. hörete gaͤnz⸗ lich auf. » Das Barometer fund auf fieben und zwanzig Zoll, acht Linien, und das Thermometer auf achtzehn Grad, GET Den roten des Heumonates um halb acht Uhr des Morgens erfchien ein Gewitter in Offen gegen ben Horizont. „Um adıt Uhr, fieben und zwanzig Minuten, dreyzehn — wollte ich die Faͤden, ſaget Herr Chappe, die ſich um die Stange verwi⸗ = —— ar und erhielt eine fo heftige Erfchütterung, daß mir der Arm — zween Tage fang betaͤubet war. Um fünf und dreygig Minuten, dreyzig Se- „eunden nahm die Elektricita zu. Das Mittel der Wolke ift im Zenith, und man ſieht „den Himmel auf allen Seiten heiter. Wenn man Eifen an das Ende einer glöfernen fo machet die Elektricitaͤt ein Beräufih, wie Taffend, wenn man ihn * 225 “ „Ich ſah bey allen Beobachtungen, wo ich Blitze wahrnahm, ſehr deutlich den Donner ſich von der Erde erheben. Um fieben Uhr, ein und dreyzig Minuten, fehlen »er mir bis zu dem erhabenften Tpeife der Wolfe über den Horizont zu ſteigen. »Höhe war nugefähr ſieben und zwanzia Grad, „Den ı3fen des Heumongtes erfchien ein Gervitter in Süden, zwo Stunden nad) „Mittage. Die Eleftrieität war anfänglich mittelmäßig, wurde aber ſo ſtark, daß ein „Soldat, welcher die Stange anrühren wollte, eine heftige Erfehürterung davon bes „kam, aus dem Obſervatorio hinweg gieng, und fid) nicht getrauete, wieder hinein »ju kommen. Y er run y - uUm zwey Uhr fünf und funſzig Minuten wurde ich ganz deutlich gewahr, daß »fich der Donner unser der Geſtalt einer Raquete von der Erde erhob, und in einer ges ⸗wiſſen Höhe in zween Schwaͤrmer zerthellete:» ES | | Endlich 304 MNeiſe nach Sibirien Abe Chap ⸗ Endlich /damit wie nichts Mägliches und Wichtiges In dem Werke des Herrn c c — Fu 1761. Abtes Ehappe austaffen, fo wollen wir zu denen Erfahrungen, die er wegen ver Ele ktricitaͤt gemacht hat, ein Wort von feinen Beobachtungen an dem Barometer und dem Eompaffe beyfügen. Die größte Höhe des Barometers zu Tobolsf, ſaget er, war den asften May 1761, acht und zwanzig Zoll, zehn Einien, acht Zwöifteil bey einem Nord» winde und fehr heiterm Himmel, Die Eleinfte Höhe war im Bradymonate fieben und zwanzig Zoll, fechs Linien. - Das Thermometer, welches, mie man gefehen bat, im Winter über fechzig Grad unter der Gefrierung fiel, ftieg den roten des Heumonates in der größten Hitze des Sommers auf ſechs und zwanzig Grad, drey Vierthel über die Gefrierung, Dieß iſt alfo ein Unterſchied von mehr, als achtzig Grad, unter ben Graͤnzen der Kälte und der Hitze in Sibirien. Im Brachmonate hat man es zu Tobolsf von achtzehn Grad über der Öefrierung bis auf einen Grad unter dem Eispunfre geben ſehen. Zu Tobolsk hat der Berfaffer ven ısten des Heumonates das Geträide aufgehen, und den 25ſten zehn Zoll hoch gefchoffen geſehen, ohne daß es zu Ende des Auguftes zu feiner Reife gelangee war, - & Was den Compaß anberriffe, fo ſaget der Herr Abe Chappe, er habe ihn drey Grad, fünf und vierzig Minuten, acht und fünfzig Secunden gegen Often abweichen: ges feben. Im r720ften Jahre, ſaget er, Hatte die Magnetnadet noch Feine Abweichung, . wenn man dem Barone von Strahlenberg darinnen glauben will, Herr Chappe faget, fie verändere fich zwölf Minuten und eine Halbe jährlich gegen Often; da ihre Berän- derung zu Paris zehn Minuten jährlich gegen Abend ift, Dieß iſt genug für die Meugierigen-oder Siebhaber der $ufterfhjeinungen und Ber obachtungen. Die Adepten, diejenigen, welche die Urſachen in einer Sammlung ſehr zahlreicher Begebenheiten fuchen, werden das Werk des Heren Abtes Chappe ganz le⸗ fen, und feiner Arbeit durch die Einfichten, die fie daraus werden geſchoͤpfet haben, ihren wahren Werth ſetzen. Es iſt ein fhönes Dentmaal, welches er dem Wachsthu-⸗ me der Wiſſenſchaften errichtet hat. Er bereitet ihr ein noch koͤſtlicheres zu Californien. Was für Much, und was für ein Beyſpiel! Er arbeiter Durch zwo große Reifen zu Lan- de und zur See, für bie Aſtronomie und für die Unfterblichkeie, Hac ituradallra, Diefe Zeilen waren geſchrieben, als die Zeitung von feinem Tode anfam. Die Natur hat gewollt, daß er ein Schlachtopfer feines Eifers für die Wiffenfchaften würs de: er hat aber, zufrieden mit feinem Schickſale, fterben müffen, weil die Abſicht feiner Reiſe erfüllet war. Seine Beobachtung war auf den sten des Brachmonates feſtgeſe⸗ Get; und er iſt den ıften des Auguſtmonates geftorben; Eben die Erſcheinung, welche er; vor neun Jahren in Sibirien geſehen hätte, wollte er in Californien nach acht Jah⸗ ven wieder ſehen, und war dazu abgereifer. Kaum hatte er der Welt Rechenfehafe von einer Reife von fünfzehn Hundert Meilen abgeleget, die er zu Sande in das von der ‚Natur verlaffenfte Sand gethan, ſo ſchiffet er ſich zu einer Reife von zwey tauſend See meilen. auf einem Elemente ein, deſſen Stille und Wuch auf gleiche Art fürcheerfich | nimmt allein zwo Reifen , welche viele Mitglieder der Akademie im 1736ſten Jahre abs nd, Er geht von dem eisfalten Erdſtriche zn der Brennenden Hitze der Linie; er under gefondert Reife nach Sibirien. | 305 \ Hefondere gethan hatten. Voller Ungeduld, die beyben Halbfugeln, die einander Abt Chap⸗ durch den Himmelsftrich entgegen geſetzeteſten Gegenden kennen zu lernen, thut er ben. pe 1761. > nahe die Reiſe um die Erbfugel, beſuchet Die Eroberungen der Ruſſen und Spanier, «-/A welche fich dereinft durch zween einander. entgegen gefegere Wege begegnen und zuſam⸗ men fügen müffen; und will das &icht und die Einſicht bey denen in den tiefſten Finſter⸗ niſſen ver Unwiſſenheit ſteckenden Wölfern ſuchen. Vergebens hatten die Freundſchaft, die Klugheit verſuchet, feinen kuͤhnen Much durch die Ahnung der unzähligen Gefaͤhr⸗ lichkelten zu erſchrecken, in bie er geraten würde, Die Begierde, die Menfchen zu erleuchten, fein Vaterland und fein Jahrhundert berühme zu machen, einen Namen in der Gefellfihaft der Gelehrten zu verdienen, worinnen er einen Platz zu haben fidy für eine Ehre fihägere, waren viel ftärfer, als die Furcht vor den Ungewittern, Schiff« brüchen, Krankheiten, welche feinem Leben droheten. Wie nun? fagete er zu fich felbft, will man niemals große Dinge hun, als ber Herrſchaft wegen? Seit zwey hundert Jahren reiſet man nad) Merico, das Gold das felbft bis in den Adern und Eingemweiden der Indianer und Neger zu fuchen, melde verdammet find, es aus dem Schooße der Berge zu graben; und ic) follfe mid) ſcheuen, dahin zu gehen, die Wahrheit dafelbft zu entdecken! Religioſen harten ſich gleichfam Callforniens bemädjtiger > wo fie durch eben diejenigen Irrthuͤmer Kerrfcheren, melche fie mieten aus Europa haben verbannen laffen; und ic) follte einer Entdeckung wegen bey mir anftehen, welche für die Wiſſenſchaften wichtig und allen Jahrhunderten nüglich iſt Man zweifelt no, ob Californien eine Halbinſel ift. Ich will dahin gehen, und ſehen, 0b fie. an das fefte Sand geheftet iſtz ob fie nicht dereinft eine Gemeinfchaft zwi⸗ ſchen Afin und America errichten kann; 05 ihre Einwohner wild oder gefitfet find; was fe für, Meynungen und Sitten haben. Die nafürlichen eroigen Wahrheiten, welche en Himmel an die Erde, und bas Zufünftige an das Vergangene binden, diefe Wahr⸗ beiten, deren Erlernung und Kenneniß den Menſchen weder Unruhen, noch Gemiffens- biffe ‚noch beunrupigende Zweifel, noch Samen zur Empörung und Tyranney beybrins gen, find wohl werep, daß fie durch die freymillige Aufopferung einiger Seelen erfaufee merden, welche ſich dem Wachsehume des menfhfichen Werftandes gemidmer haben, Dännemarf bat drey von dieſen gluͤckſellgen Beförderern der Einſichten und Vernunft verloren. Sie find nad) Arabien gegangen; fie find Dafelbft zwar ohne Stolz und Ger raͤuſch, aber mie dem Troſte, geſtorben, daß fie eine Reife unternommen gehabt, welche ° . die Gelehrten in Europa erlaubten follte. Iſt ihr Schickfat.alfo wohl zu beklagen? ⸗ Möchte Id) Doc) auch dag Licht fehen, und ſterben! 20 4 | So dachte der Harr Abt Chappe. DieferApoftelder Wiſſenſchaften iſt als ein Maͤr⸗ tyrer derſelben geſtorben. Die mit der Aſche wilden Indianer vermengete Aſche eines Welke weiſen ruhet ſtill jenſeits der Meere. Sie verlanget weder ein Maufoleum noch Altaͤre. Pythagoras erhielt Bildſaͤulen, vieleicht wegen Frrthuͤmer, die er in Indlen ſuchete. Wie viel unbekannte Todte haben nicht aus noch weit eitlern Gründen größere Ehrenbe⸗ zeugungen erhalten? Der Weiſe ſtrebet nicht nach Vergoͤtterungen, womit der Secten⸗ geiſt feine enchuſiaſtiſchen Schlachtopfer belohnet. ft aber das Vaterland, iſt die Akademie dem Andenken eines Mannes nichts ſchuldig, welcher die Meere und Erdftriche Einer Beobachtung wegen durchreiſet hat, die ohne Zweifel zum Wachsthume der Sternfeherfunft, der Erbbefhreibung und Schifffahrt wichtig ſeyn wird? — Allgem.Reiſebeſchr. XX Band, ©ss Hiſtoriſche 7 Hiftörifche Beſchreibung Sögftröme "UN ö we Hiſtoriſche Beſchreibung | ſchwediſchen Lapplandes, von M. Peter Hoͤgſtroͤm, Miſſion. und Paſtors zu Gelliware. Aus dem- Shwedifhen 0. Einleitung. — 84 ir wollen nicht aus unſerm feſten Lande gehen, ſo lange die Erde daſelbſt wohnbar iſt. Die barbariſchen Voͤlker ſind vordem aus Norden gekom⸗ men, und haben die mittaͤglichen Laͤnder von Eurdpa uͤberſthwemmet. Will man einer zweyten eben fo Fläglichen Staatsperänderung vorbeugen, fo müffen erfeuchtete und gefittere Nationen die Kuͤnſte der Civiliſirung in die Höfen und Selfen bringen, welche den großen Bäre unterworfen find, Man laffe ung dieſe Gehölze würdig machen, bewohner zu werden. Man wird fie alsdann nicht mehr ver- faffen, unfere Städte und Felder zu verheeren. Man laffe uns das Kcht bis nach Norden ausbreiten, ehe der Mord von neuem feine Finfterniffe über uns ausbreiter. Eine von denen Urſachen, welche ganz Europa vermögen follen, Rußland in denen Schranken zu halten, welche das Gluͤck bis jeto diefem Reiche gegeben bat, ift, daß, wenn es genöthiget ift, feine Kräfte gegen den Pol zu wenden, es nad} und nad) alle die Fleinen Nationen dafelbft unterwerfen wird, welche die Natur gleichfam von unge fahr in die dürren Ebenen gefäer hat, welche die Eismeere einfaffen. Diefe Völfer werden zwar die Größe diefes ſchweren und fürchterlichen Körpers vermehren: fie wer den aber in langer Zeit fich nicht zu einem Einfalle in ein anderes Reich vereinigen koͤnnen. Das Meifterftück der europäifchen Staatskunſt würde vieleiche ſeyn, diefe unbebauesen Länder unter die drey nordiſchen Mächte zu vertheilen, welche dem Pofe am naͤchſten find. Wenn man der Kepublif Polen ihre Freyheit wiedergegeben hätte, deren Misbrauch, welchen fie damit machet, ihr allezeie. nur ſelbſt Eläglich feyn wird: fo würde e8 zu wünfchen feyn, daß man die Gränzen von Schweden und Dänemark in die unfruchtbaren Gegenden Sibiriens und der Tatarey erſtrecken koͤnnte. Wenn dies fe drey Körper in dem Anwachſe ihrer Herrfchaft einander die Wage hielten, fo würte = ihr Gleichgewicht das Gleichgewicht des ganzen Europa unterflüßen, Hier kann man auf eine den Völkern nügliche Arc die von der Tyranney zu Deren unbeftraften —*— druͤckun I * des ſchwediſchen Lapplandes. a > drüctung erfonnene Grundregel anwenden: Crenne und On wirft herrſchen. Wenn —— die europäifchen Staaten frey, unabhängig ſeyn wollen,- fo muͤſſen fie fein Reich ſich Da — vergrößern laſſen, daß es ein anderes unterdruͤcken kann. Die Unterdruͤckung eines u: einzigen würde den Untergang vieler und bald die Umftürzung aller nad) ſich ziehen, Die Policey und der Anbau find die beyden Mittel, einer fo großen Staatsveränderung dor zu beugen; weil fie die Menſchen durch ihre Beſchaͤfftigungen feffeln und fie alle an ihr Vaterland durch die Arbeiten Heften, welche die Natur daſelbſt erfordert. daft die ganze Erde ift wohnbar, wenn man nad) Sappland davon urtheilen Fann. Wir liefern Bier eine neue Befchreibung von diefem Eislande. Ein Prediger, ein Miffionar giebt fie ung: er zeiger uns aber nur das ſchwediſche Sappland. Sein Werk ift von dem Herren Keralio de Gourlay, Eapitaine» Aide-Major bey der fös niglichen Militärfehule, in das Franzöfifche überfeger worden, welcher die nordifchen Sprachen verfteht, und die Kenntniß der Wörter nur erworben hat, um die Kenntniß der Sachen in feine eigene Sprache zu bringen. ı Die Sammlungen Eoftbarer Stüfe - aus der natürlichen Hiftorie:oder der Gelehrfamfeit, die er der Akademie der fchönen Wiffenfchaften zugeeignee hat, machen feinem Geſchmacke an näglichen Sachen Ehre. Man wird ſich feiner Arbeit mit aller der Freyheit zu Nutze machen, welche die Ber bindfichfeit giebt, dasjenige für den großen Haufen zufammen zu ziehen und aus zu förnen, was von den Gelehrten in feinem ganzen Umfange muß gelejen werden ). Man wird der Abtheilung und Ordnung des Driginalwerfes folgen, damit man mit mehrerer Genauigfeit ein Sand befannt mache, wovon man bisher nur unvollfom= mene und obenhin gehende Worftellungen in der großen Sammlung der Reifen bat geben Eönnen 2). E — 2 ee DI Kapitel Bon der Beſchaffenheit des Landes überhaupt, Urfachen der wenigen Bevoͤlkerung in Lappland. Enten imb Gänfe, Fiſche. Steinbeißtet. Es kann angebauet werden. Nennthier. Schoͤne Ausſicht. Berge, und was ſie ent⸗ Elendthier. Vögel. Haſelhuhn. Milde Halten. Winter und Sommer, aß fo viele Sünder in Norden und Süden für untangfich und unbewohnbar gehalt, $ „een worben, das hat man nicht fo wohl der Beſchaffenheit, die fie von der „Natur erhalten haben, als vielmehr der Unvollfommenpeit der Menfchen, zu u Schreiben Urſache.“ Sie find viel zu unwiffend, oder werden zu ſchlecht tegieret, als daß fie ihren wahren Vortheil kennen und . ſollten. Maͤchtige Könige — Du | 88 3 einander Y) Wir haben von Zoͤgſtroͤms Werke auch eine bier an die Stelle der franzoͤſiſchen gefeget haben. ———— —— 1748 in Octav =) Man ſehe die Hiſtorie der elle nach un AU Kopenhagen an das Licht getreten, und die wir Ueberſ. XVE Band, von der 305 bis 378 ©, 508 Hiſtoriſche Belhreibung Söaftrömg einander mie dem Blute der Maticnen enge Gränzen, eing Provinz, eine Stade ſtrei⸗ Beſchrei⸗ tig gemacht; und große Länder find wüfte, unbebauet, oder von armen Völkern raus bung, vig bewohnet gebfieben, denen es an noͤthigen Künften:gefehler, den Boden urbar zu . machen und zu bauen, der ihnen zwar das Leben gegeben, aber nicht den geringften Uns terhalt darbeut, | | ” Ron denen dreyen Mationen, welche Sappland unter ſich eheilen, Haben die Schwer den einen viel geößern Theil, "als der Ruffen und Dänen ihre, find. Das ſchwediſche tappland wird in fieben Marfen oder Provinzen abgetheilet, die ihre Namen von der nen Flüffen haben, welche ſie bewaͤſſern. Die Karten geben einen ziemlich richtigen Begriff von Lapplands Graͤnzen: fie zeigen aber nicht genau die wahre Lage der Det ter an. Lappland hat nach der Breite hundert und zwanzig fehwedifche Meilen ) und nach der Länge an einigen Orten noch etwas mehr; und diefe große Strecke Jandes ents | hält kaum fo viel Menfchen, als die-Fleinfte Provinz in Schweden. \ Urfahen der Woher koͤmmt diefer Mangel der Bevölkerung? Bon der allgemeinen Einbil» ——— dung, es koͤnne daſelbſt niemand bleiben, als der bloß von Wilde und Fiſchen leben Bapplomd, Fönne, und das Land ſey zu aller Fruchtbarkeit unfaͤhig. Hierzu koͤmmt noch, daß man an ben meiften Orten, fo wohl Winter, als Sommer, die Spigen der Berge ber ſtaͤndig mit Schnee und Eife weiß beffeider ficht. An andern Orten bat man auf viiele Meilen nichts anders, als fumpfige Moräfte und feuchte Striche Jandes, welche. % und wieder mit dünnen und in ihrem halben Wachsthume verborreten Birfen und eidenbüfchen bewachſen ſind. Wieder an andern find dürre Sandfelder und Ebenen mit Mooße, Heide und andern nichtswuͤrdigen Gewächfen bedecket, allenthalben aber eine Fable und leere Wiefe, ein wildes Feld über das andere, Vergebens ſuchet man dafelbft das Geräufch und die Bewegung, melde die Zeichen des Jebens und der Em» pfindung find. Man fieht und Hörer da nicht einen einzigen Vogel. Der binterseim . ander fortbaurende- Schnee und die Laͤnge der Mächte verbiethen einem jeden lebenden Weſen den Zugang, Die Sonne iſt daſelbſt zuweilen beftändig über dem Horizonte, Weil aber ihre Strafen ſchief fallen und nicht zurückgeftralet werden, fo haben fie wer nig Wärme, Ich habe einige Moräfte und fumpfige Stellen, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm, x „ven ganzen Sommer über bis auf den Grund zugefroren gefunden, und oben an den Gebirgen Seen geſehen, welche, nad) dem Berichte der Einwohner, in einigen Jahr „ren nicht das geringfte aufgedauet geweſen.“ Der Sommer läßt fid) in Lappland nur durch feine Unbequemlichkeiten empfins den. Man fieht aus dem Schooße- einer Erde, die ſich der Fruchtbarkeit zu. verfagen ſcheint, ganze Wolfen von Inſecten ſich erheben, welche durch die ungeheure Menge ih— ser Schwärme die Sonne verdunfeln. Es giebt verem vornehmlich dreyeyley Arten, Die erfte, welche in Anfange des Brachmonates koͤmmt, heißt Iappländifch Tjueifa; die zweyte, welche Fleiner iſt, und fi in eben dem Monate zu zeigen anfängt, heiße WMuockir; und die dritte Muriva, welche die fleinfte und giftigfte iſt. Diefe dreyfa⸗ che Plage einer ſumpfichten Gegend quälet fo wohl den Einwohner, Der fie bauer, als wen Reifenden, der fie durchſtreicht. Allein, Hatte nicht Aeghpten felbft feine Plagen —— n .. 3) Die ſchwediſche Meile iſt fuͤnftauſend geometriſche Schritte und alſo mehr als zwo gemeine fra? zoͤſiſche Sermeilen, jede auf zweytanſend vierhundert geometriſche Scheitteigerehug, - A des ſchwediſchen Lapplandes. 509 in denen Zeiten, wo es ein maͤchtiges Reich ausmachete, und ein zahlreiches Wolf er» ogſtroms naͤhrete? Und was war es, ehe ſeine durch Eanale ausgetrockneten Moräfte in Hufen a nn € abgerheifet und mit reichen: Aernden, Städten, Palläften und Pyramiden bedecket wur —— den? Was war Italien zur Zeit der Aboriginen, ja ſelbſt der Stiftung Roms? Was waren die Gallier, als die Roͤmer mit Feuer und Schwerte zu ihnen kamen, fie gleich fam durch den Krieg zum Sanbbaue vor zu bereiten? Deutſchland war zu des Tacitus Zeiten unfruchtbar, unbebauer und wild, mit gräufichen Wäldern bewachſen und von Moräften durchfchnitten, worüber man nicht kommen Fonnte, Man muß aber nicht fters, (nad) dem Zeugniffe der Fremden, von einem Sande urtheilen. Theſſalien war in Gviechenfandes blühenden Tagen ein anmuthiges Sand. „ Die Araber, welche man heute zu. Tage dahin gehen fieht, glauben, fie werden in eine andere Welt verſetzet. Sie fangen mit Bewundern an und endigen mit Klagen. Der Schatten der Baur me, fagen fie, follte daſelbſt gegen Mittag fallen, wie in Arabien. Kurz, wie viel * mireägliche Europder-wenden zu unfern Zeiten das auf Schweden, wie bie Schweden . ‚auf Sappland, an, was Ovidius von den Sarmaten und vom Pontus faget? Here Hoͤgſtroͤm haͤufet Zeugnifie und Anführungen, fo wohl in gebundener, als ungebundener Schreibart, zu beweifen, daß, wenn bie. beften $änder vordem Sappları» | de geglichen, diefes ihnen wohl .dereinft ähnlich werden koͤnne. Er machet Muthma⸗ ungen und Prophezeyungen. „Er erinnert fi, nach Scyeffern, einer Stelle des \ Paracelſus, welder geweiffager, man werde mit der Zeit zwifchen dem ſechzigſten und fiebenzigften Grade, ber Breite in Norden einen folchen Reichthum von Metallen fin, den, dergleichen im Oriente nimmer angetroffen worden, : Die Verfe, welche Don tanus zur Nachahmung einer Stelle des Seneca gemacht hat, worinnen man bie Entdedung von America zu fehen geglaubet, welche funfzehnbundert Jahre vorher, ehe fie gefehehen, angefündiget worden; dieſe Verſe, welche bey dem allen nur eine Wiederholung der wohlhundertmal von Alten und Meuern ausgelegeten oder von neuem bervorgebrachten fpbiliinifchen Verſe find, werden auf Sappland angemendet, Wenn di = —— der Welt umgekehret werden muß, damit fie die Fruchtbarkeit in — > ** ——— bringe; wenn der, Boden des heiſſen Erdguͤrtels mit en beyden Falten Erdſtrichen den Plag verändern muß, fo iſt es ber Mühe nicht werth, fo viel Gelehrſamkeit zufammen zu-vaffen und aus zu framen, damit man Lapp⸗ land wegen der Unfruchtbarkeit raͤche, die man ihm mit Rechte vorwirft. Faſt alte Laͤnder find ohne Zweifel wuͤſte geweſen, einige aber zufaͤlliger Weiſe, oder wegen über bingehender Staatsveränderungen, und die andern find es noch und werben es ihrer Natur nach immer ſeyn. Der Menſch wird niemals die Strenge der ewigen Winter überwinden, noch da feben und ſich vermehren Finnen, wo alles umkömmt, oder nichts wählt, Indeffen fager doch Herr Hoͤgſtroͤm, welchem der Eifer der Religion und die Siehe zum Vaterlande unverfiegende, Hoffnungen auf die Zufunft geben, Gott föns ‚ nein Sappland Wunder thun, welche die Nachwelt allein erfahren wird, Wenn man ben Einwohnern biefes armen Landes glaubet, ſo kann es kein befferes noch angeneh⸗ meres Sand auf der ganzem Wele geben. rät Es iſt mir eine beſondere Freude, ſaget Herr Soͤgſtroͤm, anjetzo berichten zu koͤnnen, daß in Sappland Korn wachfen und reifen Eönne, wovon man da, wo mar „88 recht angefangen hat, uͤberzeuget worden. Diefes wurde vor ungefähr fiebenzig da. iz Ss 3 „sahren Ä 510 | Hiſtoriſche Beſchreibung Zogſtroms Jahren fuͤr fo unmöglich gehalten, daß der gelehrte Scheffer einen andern zu wider⸗ J— rei⸗ legen ſuchete, der ſolches für moͤglich gehalten hatte, Er behauptete, daß die Stels — „len, welche nicht waͤſſerig, los und ſumpfig wären, allzu ſteinig, ſandig und bergig „befunden würden, als daß fie koͤnnten beackert werden. Herr Hoͤgſtroͤm aber ver⸗ fihert, daß es hier mehr trockene als feuchte Stellen gebe, und daß in gewiſſen Jah—⸗ ren das Getraide eben fo guf auf fandigem und fteinigem Boden, als in anderm Erd- reihe, wachſe. Ueber diefes finde man auch leimichte Erde in Sappland und habe oft Mühe, einen Stein oder Sandhügel an zu treffen; daher auch die Sappländer meiften« theils bey ihrem Herumziehen die Steine zu ihren Feuerftäten mit ſich führen, Allein, geſchieht folches wirklich aus Furcht, fie möchten anderswo Feine finden? Oper ift es nicht ein Meberbleibfel von der abergläubifchen Ehrerbierhung, welche alle wilde Voͤlker ftets gegen ihre Feuerheerde gehabt haben? Die Verehrung des Feuers, der Saren, der Penaten ift in dem alten Heydenthume faft allgemein und finde ſich noch Heute zu Tage bey den abgörtifchen und barbarifchen Nationen. Man bethete anfänglich die Steine des Feuerheerdes an, oder verehrete fie wenigftens, ehe die Kunſt eben diefe Steine in Bildfäulen, in Gößen verwandelte, Das Chriſtenthum hat gewiffe Ge. bräuche des alten Aberglaubens nicht ausrotten Eönnen, auͤch felbft da es die Begriffe erftichet oder verändert hat, welche der Urforung davon geweſen. ie Es fen aber ver Sinn oder Bewegungsgrund diefer Lappen, welcher er wolle, fo fährt doch Herr Hoͤgſtroͤm fort und verfichert, man werde wenig Stellen von einer Meile Weges im Umfreife antreffen, wo nicht Sand zu vielen Maltern Ausfaae zu fire den fen, und wo man nicht Pflug und Egge gebrauchen inne, - Scheffer giebt vor, es regne dafelbft im Sommer nicht fo viel, daß die Saat keimen koͤnne. Der viel. neuere Schrifefteler aber behauptet, es regne dafelbft des Sommers eben fo. oft, als- anderwärts. Man wird fagen, der Sommer fey zu Furz zum Wachsthume des Ges - traides. Allein, antwortet er, „ic babe Seen gefehen, worüber man den einen Tag „mit Rennthieren fuhr, und morinnen des andern Tages fein Stüd Eis mehr zu nden war, ef „Es ift gleichfalls aus der Erfahrung befannt, daß das Getraide in diefen Ge: „genden eher reif wird, als anderwärts. Denn wenn man in den füblichen Gegenden „bisteilen funfzehn und mehr Wochen warten muß, ehe die Frühlingsfaat reif wird; fo hat man an vielen Orten in Lappland ofe innerhalb acht eder neun, ja, einiger Berichte nach, fechs oder fieben Wochen, beydes füen und ärnden koͤnnen. Wenig. „ſtens ift man allezeit verfichert, zu Ausgange des Heumonates diejenige Saat ein zu „ärnden, die man in der Mitte des Mayes oder wohl etwas fpäter gefäet hat., Die Aernden würden eben fo reich und gefegnee ſeyn, als an andern Orten, wenn man nur die rechten Stellen träfe und das Erdreich gut zugerichtee würde, Noch ficherer wäre - es, wenn man eine Art Öetraides befommen Fönnte, welches biefer Himmelsluft ſchon ewohnt wäre, oder doch Teiche daran koͤnnte gewöhnet werden. Wer da weis, wie mer es fen, Gewaͤchſe und Kräuter an Fälcere Himmelsgegenden zu gewöhnen, den wird es nicht Wunder nehmen, daß die aus den ſuͤdlichen Gegenden geholere Ausſaat bier gemeiniglich Anfangs fehl fehläge. Es giebt in $ule» Sappmarf, wo man im Som⸗ mer die weiffen Schnee-und Eisberge fieht, Colonien, in welchen ſeit ihrer Anlegung kein Getraide von der Kälte befchädiger worden, Die Einwohner daſeloͤſt haben nicht ö de genug »” n m» des ſchwediſchen Lapplandes. 511 genug fiir ſich zu verſpeiſen, ſondern auch zu verkaufen, wenn.fonft ganz Weftbothnien Sögftröns wegen Kälte mit Miswachfe heimgeſuchet worden. — Beſchrei⸗ Was den Wieſewachs aubelanget, fo waͤchſt an den meiſten Orten gut Gras, ſo bung. „daß die bisherigen Coloniften ihren beften Unterhalt von ihrem Viehe gebabt, deffen „fie einen guten Theil und einige fo viel, als fie wollen, haben füctern Fönnen, ob ih» „nen gleich die Anlegung iprer Wiefen Feinen Tag Arbeit gefoftet hat. Denn man „bat bisweilen fo gar an ven Wurzeln der Eisberge ſchoͤnes Gras, angetroffen, und in „den niedrigen Gegenden habe ic) Wiefen gefunden, mo mir das Gras bis mitten an „den Leib gereichet, und deren Ende ich kaum abfehen fönnen.„ Die übrigen Mo» räfte und fumpfichten Stellen fönnten eingedeichet,. mit Heufamen befäet, und folcher Geſtalt zu Rechte gebracht werden. —7 Sn den Thaͤlern und an den Ufern der Seen und Fluͤſſe finde man Holz genug, ſich wor der Kälte zu verwahren. Die Lappen haben zwar feine Gärten noch Früchte: fie ziehen aber von ihren Fichten eine Nahrung, die ihnen ftate des Brodes dienet; und ob fie gleich nur von einer zarten Rinde gemacht wird, fo fpühret ein Arbeiter da- bey dod) feinen Abgang feiner Kräfte. „Man bediener ſich foldyer Speife, ſaget „der Verfaſſer, auch nicht eben allezeit aus Noch, fondern eine alte und edle, wiewohl an ei andern Orten jetzt verachtete, Tugend bey zu behalten, welche Sparſam⸗ P feit heißt.n j j Sappland bringe fo viel Pflanzen und Gewaͤchſe hervor, daß der gelehrte Linz näus eine weitläuftige botanifhe Abhandlung davon machen Fönnen. Es hat Baͤu⸗ me, welche die Natur zumeilen mit, aller Symmetrie der Kunft in Algen. vertheie lee bat. , fuer diefem, faget Herr Hoͤgſtrͤm, muß man Sapplande infondergeit einen »Borzug und Vortheil vor vielen andern Ländern in der Welt laffen.„ Unglücliches Sand! würde ein Banian fagen, welchem die Natur diefen Vortheil gegeben hat! Wer iſt er? Wilde Tiere, Vögel und Fiſche zu tödten und zu effen. Die Himmelsgegen- bern AREEENENE Meynungen mit den Bedärfniffen. _ In Indien, wo bie Frucht tra⸗ genden Bäume hinlaͤnglich find, Millionen Einwohner zu ernäfren, muß man das Fleiſch und Blut der Thiere verabfeheuen. In Sappland, wo das Erdreich weder Früchte noch Aernden anbeut, muß man dag Meer und die Waſſer ſegnen, welche Fi⸗ ſche und Vögel geben. Man muß die Muͤch und das Blut der Rennthiere lieben. Diefes Thier verdienet eine befondere Achtſamkeit, ungeachtet es ſchon beſchrie⸗ ben — )Es hat, ſaget Herr de Reralio, zwey große Hörner, bie wie die Hirfch- geweih geftellet find. ‚Sie erheben ſich auf feinem Kopfe wie Eichenzweige. Man ſollte jagen, diefe Thiere, welche in den Gehölen leben, nähmen etwas von der Na: für der Bäume an fih. Die Hörner des Rennthieres haben mehr Zacken, als das Ge⸗ wei der Hirſche. Diefe Zacken, zumeilen fünfzehn an der Zahl, find viel breiter und kuͤrzer. Geſchichtſchreiber, Reifende, Wörterbuchmacher und fo gar Naturkuͤndiger haben vorgegeben, das Rennthier Habe drey Hörner. Allein, ein Thier mit dreyen Hoͤrnern ift ging Misgeburt. > Lappland Rennthier. 2) Dan ſehe die allgem. Hiſter. der Reifen, nach anf. Ueberſetz XV Band, a d.35 ©. % 512 Hifterifche Beſchreibung , Zogſtroms Sappland Hat Elendthiere. Das Männchen dieſer Art, welches in der Hiſtorie Beſhhrei⸗ ¶der Reifen ſehr wenig beſchrieben iſt, hat zwey Hoͤrner, die an ihrer Wurzel cylindriſch bung · ſind, wo ſie ſich beym Herausgehen verbreiten und an den Seiten kleine Zacken in Ge⸗ Stendinier. talk eines Singers treiben. Dieſe Hörner find ſehr ſchwer, wiewohl fie nur einen \ Fuß lang find, Jablonski fager in feinem Mörterbucheder Künfte und Wiffenfhaf- een, das Elend Habe nur ein Horn). Dieß ift ein Irrthum, faget Herr de Keralio. Die Natur hat dem Efendthiere nicht eines von feinen Hörnern genommen, wie Jar blonsfi, und dem Rennthiere drey gegeben ®); Diefe beyden Thiere von einer faft brür derfichen Art haben weder mehr nod) weniger, als zwey Hörner, . Man fehe ihre Aehn⸗ lichkeiten und ihre Unterfehiede bey. dem Herrn von Buͤffon °), diefen beredten Mas eurfündiger, welcher den Geift und das Herz des Menfchen für die Geſchichte der Thierefo einnehmen Fann. Tiefer Geift, empfindſame Seele, feuriger Maler, warum - Hat er nicht zwey Jahrhunderte geben, alle JIrrthuͤmer aus zu rotten, alle Wahrheiten zu fommeln? * zu Wr | 8 Vogel. Unter denen Voͤgeln, womit ſich der Lappe in Ermangelung der Fruͤchte der Erde Hafelhuhn. naͤhret, kann man das Haſelhuhn bemerken. Diefer Vogel ift derjenige, weichen uns Puͤnius unter dem Namen Attagen merkwürdig machet, wenn er faget, er finge, fo Lange er in Freyheit fey, und werde ſtumm, fo bald er gefangen worden. « In dieſer Abſicht gleicht er der Nachtigall, dem Poeten, welche beyde die Gehölze lieben, und die Sclaverey fliehen; welche frey in ihrem Triebe Die Natur zu befingen wiſſen, des ven fie genteffen, in den Palläften aber matt find, ſtillſchweigen und ſterben. *) Wilde Enten Die Flüge wilder Enten und Gaͤnſe, welche wir im Fruͤhlinge aus Norden Foms und Ganſe on und im Herbfte wieder dahin kehren fehen, find urfprünglich in Lappland. Diefe - Vögel fheinen, die Menfchen, two nicht verjagen, doch menigftens erfegen zu wollen. Denn: fo bald die Lappen im Fruͤhjahre nad) dem abendländifhen Meere zu geben, fo fliegen die Haufen wilder Enten und Gänfe über das Gebirge; und wenn die Lappen im Herbfte wiederfommen und die Ebene bewohnen, fohaben die Vögel fie ſchon verlaffen, Indeſſen beobachtet doch Herr Hoͤgſtroͤm, daß viele Vögel und Thiere, entwe⸗ der aus einem geheimen Triebe zur Geſellſchaft der Menſchen, oder ſich von deren Ar⸗ beit zu ernaͤhren, bey den neuen Niederlaſſungen verfammfen und aufhalten. Die Ufer des Eismeeres, welche von Norwegern und Schweden bewohnet werden, werden haͤufig von Bibern, Rennthieren und andern Thieren beſuchet. Allein, was beweiſt —I— das 759) Dießfaget Jablonski nicht, fondern, Daß daſelbſt den Artikel Elend auf d. 404 S. Anm. bloß das Männchen Hörner habe und das Weib⸗ des Vebaf. rt f BO a ‚chen nicht. Der — aber hat feine Worte: 4) Gleichwohl hat diefes ſchon Olaus Magnus „Das Männchen hat allein ein Geweih, welches geſaget und Scheffer wider diejenigen beftäriget, > „ichtwer , breit, doch etwas zarkig iſt,“ nicht recht Die «8 leugnen wollen, Cr fitset Bi „ES wer⸗ verffanden und daher falſch übsrieget, wodurch „den noch jeßt viele Ronuchiere ſo gewaffnet an’ denn der eingebildete Serehum entſtanden, den er „getroffen. Sie haben zwey hinterwaͤrts gebogr. hier aufmutzet. Jablonski hat auch kein Diction · „ne Hoͤrner, wie die gemeinen Hirſche. Von die⸗ naive des Sgavans geſchrieben, wie es im Originale „ſen entſpringt in det Mitte ein Zacken, der et⸗ heißt, fondern ein allgemeines Lexicon der Künfte „was fürzer, aber auch wie die Stange eines und Wiſſenſchaften, welches der ‘Prof. Job, Joach. Hirſchgeweihes ‚in gewiſſe Enden getheilet und Schwabe verbeffert in zwey Duartbänden 1767 zu Vo ere iſt, weicher des Anfchens we⸗ Königäberg wieder heransgegeben hat. Sieh „gen faͤguch ein Drittes Horn mag genenner wer⸗ - : den⸗ * 2* * Steinbeißfer,”) Herr Asgftesm, pe ſchwediſchen Lapplandes. das anders, als Haß die Menfchen und bie Tpiere um bie Erde ſtreiten, werden durch) Nahrungsmittel angezogen, Die Beſchrei⸗ Stüffe Inden Die Menfchen und Die Bügel ein, dung. ſuchen, einander auf zu freſſen ? Beyde hnen gemein find, Das Meer und bie fih von den Fiſchen darinnen zu naͤhren. - 513. oder einander, Högfröme _ Sappland Hat unzählige Seen, Deren einige über funfjehn Meilen fang find, Seen und Scheffer, welcher ohne Zweifel vergrößert, fe ui Er feger Hinzu, in dem Enarer See wären, Biel Inſein, als das Jahr Tage hat. faget, der See Storawan enthalte fo unzählige Inſeln, weiche fo groß und weitlaͤuftig wären, daß Fein Sappländer lange ge⸗ nug feben Fönng, alle Fluͤſſe, ihre Ecken und Winkel zu durchſuchen. welche auf den Gebirgen entſpringen, Menge kleiner Fluͤſſe und Stroͤme, Quellen und Sappland hat große und in Ihrem $Saufe Durch eine unendliche Bäche genährer und vergrößerf wer» Den, welche an beyden Seiten dieſes Gebirges in die Laͤnge und Breite durch und um alle Sappmarfe flieſſen. Alle Diele Gewaͤſſer geben vielerley Fiſche. Der ſonderbarſte darunter iſt der welcher vielmehr eine Schutzſchrift für Lappland, als deffen Geſchichte, zw ihreiben feheint, zieht feine $efer durch Befchreibungen an, welche zmar von angenehmen Gegenfländen entbloͤßet find, aber dennoch einnehmen, „Es giebt hier wilde und ungeheure Berge, fageter, Beil felbige aber zum Theile „aufgeführet zu feyn fiheinen, Das „beihüsen, fo rechne flache Sand vor den Wirbel-und Sturmwinden zu ich ſolche billig unter Japplandes Zierrathen.„ Man haf vorge» geben, die Wolfen auf dieſen Bergen hoͤben zumeilen einen Sappen mit feinen Renn⸗ thieren auf, führefen der. Linnaͤus har wahrheit gezeiget, Es giebt Ebenen in Sappfand, fraßen abgezeichugt Hat, meifer hat, vieler Berge kommen. | „Ich babe oft mir fonderbarem Vergn „vfeln der hohen Berge geſtanden, und auf viele Meilen Weges um mic) herum die wuͤ— * „den, Noch öfterer aber geſchieht &3, doß ein je⸗ „des ‚Horn einen ſolchen Zacken befonders und als „ſo gleichſam ein anderes Fleineres Horn ausftößt, Welches nach der Stirn gebogen iſt, da es denn, »ausficht, als wenn nicht nur drey ſondern gar »vier Hoͤrner zugegen waͤren, wovon zwey, wie „bey den Hirſchen, hinterwärts gebogen find, zwey aber nach der Stirne zu gehen, welches nur den „Rennthieren eigen ift.* Sa, er führer noch am, _ tangen ges AB ihr Geweih zuweilen von ſechs Nden würde, twpven zwo hinterwaͤrts waren, zwo kleinere aufgerichtet Lünden, dtp kleimnere ſich nach vorne kraͤmmeten, Allgem. Veiſebeſcht. XX Band, ebogen um noch welche theil. a. der 56 fie einige Meilen fort und ließen fie unbeſchaͤdiget wiederum nie⸗ den Urfprung diefer laͤcherlichen Fabel entdecket und deren Une we man. funfzehn Meilen weit reifet, ohne einen Die anzu treffen. Man ſieht daſelbſt Derter, wo die Natur ſelbſt, jo zu fagen, große —* ogezeichn ts Ueberall, wenigſtens im Sommer, kann man zu Pierde oder mit einem Nennehiere Hinveifen, wenn man nur des Landes Fundige Wege Man kann fo gar mie Pferden, Kuͤhen und Schafen iiber den Gipfel „ren alte ihre Zacken oder Enden hätten, SCHErFER, Bu t, XXVIIL p. 324. fg. Ed, Fıft: 1673. ci. Allaeın. Hiſtor. der Natur, VI Band, HI Ab⸗ S. Anmert, des Hebeif, 5) Allgem, Hiſt. der Natur am ang Arte, auf der 49 und f 49 N I» ’ R 3 6). Hier folger die Befchreibung des Zaſelhuh⸗ nes aus Jablonskles Lerico, welche man hier nicht wieder bar abfchreiben wollen, fordern lieber das ſelbſt will —— laſſen. un Auch deifen Befchreibung kann man da nach⸗ en. un Re luͤſſe. * Fiſche. Steinbeißker. ügen, ſaget woͤgſtroͤm, auf dieſen @i- Fbhone Aus⸗ * he Befheun. Sögftröms „ften und unbebaueten Felder betrachtet, wo fih eine grüne Aue nach ber andern), eln Beſchrei⸗ bung, —— ! „Gehoͤlz in ganz artiger Ordnung und Lage gegen das andere dargeftellet, eine "Höhe „ſich über die andere erhoben, Nicht weniger ergößeten mich die anmuthigen Krüns „nen und Wendungen der Ströme und Fluͤſſe mie ihrem ungfeichen $aufe und veraͤn—⸗ „derlichen Ufern, Wafferfällen, Höhen und Einfaffungen; die großen und Fleinen „Seen mit ihrer angenehmen Lage und Vermiſchung von Eyländern, Gehöfzen und. „Feldern; Die Flaren Quellen, welche an den Füßen der Berge entfpringen, fid) in viele „ Arme theilen und ein fehr Elares und wohlſchmeckendes Waffer haben u. f.w. Bey“ „dieſem allen haben vornehmlich die ſchneeweiſſen Eisberge, infonderheif, wenn fie ben „helfen und Flaren Sommertagen von ferne ihre Spigen als Wolfenfäulen erhoben, „eine Ausfiche gegeben, die mit einem Worte unvergleichlic geweſen., . Die Einbildungsfraft des ſchwediſchen Predigers geht fo weit, daß er mie feinem. Sandsmanne, Olaus Budbeck, faget, man hätte das irdifche Paradies in Lappland fegen koͤnnen. Obne Zweifel aber ſetzet man dabey voraus, wenn man fonft feinen Dias für daſſelbe finden Eönnte, Wo Hat man nicht diefes Eden ſchon Hingefeßer, wel- ches man nirgend ſieht? Unterdeffen aber, daß man es fuchet, wollen wir fagen, daß die Gebirge in Sappland noch viel reicher, als anmuthig, find, Man hat Erze von al. Verband Arten darinnen gefunden, ungeachtet es die Lappen, wie man faget, mit aller Möglichkeit zu verbergen fuchen, wenn ſie einige Anzeigen von Erzen haben, vieleicht aus Furcht vor dem Unglüce, welches der Reichthum der Könige über die Völker Bringt, Indeſſen hat man doc in den Gebirgen eine Vermiſchung von Gold und Silber, Bley, Eifen, Kupfer, Silber und d. g. m. gefunden. Die größten und helleſten Bergerpftalfe find in Lappland: fie dienen aber nur, Feuer damit an zu fchlagen. Man finde dafelbft auch purpurfarbige Amethyſte und Topafen nebft Magneten, Duecffilber und Zinnober, Der $appe ift viel glücklicher, Daß er diefe Reichthuͤmer nicht kennet, als daß er fie beſizt. Indeſſen kramet ſie Herr Hoͤgſtroͤm doch nur aus, wie es feheinf, den Fleiß Durch die Begierde zu erregen. Dieß ift das Teſtament des Ackersmannes, für feine Kinder. Er vermacher ihnen einen Schag in der Erde, damit er fie vermöge, folche um zu graben; und der wahre Chaß von Lappland würde der Ackerbau ſeyn. Der Prediger hoͤret nicht auf zu predigenz ‚ denn feine Schriften find eine Predigt, _ Er leber darinnen ſo gar die Mücken, welche in Lappland befchtoerlic find; und die Bibel dienet ihm zu deren Wertbeidigung. Alle Werke des Seren find gut, und ein jeglichesift zu feiner Zeit nön. Daß man nicht fagen darf, es iſt nicht alles gut; denn es ift ein jegliches zu feiner Zeit koͤſtlich. Die Mücken, glauber er, find eine Strafe für diejenigen, die ihrer Wieſen nicht warten und das Feld nicht bauen wollen. Weberall, wo die Wälder aus gerodet und das Feld umgearbeitet worden, wird man weniger von dieſen Schwärmen geplaget, als andersme. > Ueber diefes kann ein Fleiner Wind oder ein heifer Sonnen, jira! dieſe fliegenden Wolken zerftreuen.. wg —— Mas die langen Nächte anbetrifft, ſo iſt es wahr, daß die Sonne den Winter über in Lappland nicht aufgeht? fie geht aber auch im Soinmer nicht unter, Die Nächte ohne Tag werden durch zwo Demmerungen, jede von ungefähr vier big fünf. Stunden, gemildert, Die Einwohner dafelbft folgen der Natur Schritt für Schritt da fie das Meifte von der finftern Jahreszeit zum Schlafen, das Meiftevon der sr — ee — vw Nire ’ Kr + I - des ſchwediſchen Lapplandes. 515 aber zu ihren Geſchaͤfften anwenden, ohne daß weder ihre Geſundheit noch ihre Arbelt Rogſtroms etwas darunter leider. Vieleicht bat das Licht der Sonne, dieſe Seele der Natur, die — Eigenſchaft, daß es die Federn des Koͤrperbaues fo zu fagen aufzieht und die. Auͤgen er und alle Sinne zu dem Thun offen hält. Ihre Abweſe heit, welche die Erde ſchmach⸗ ten laͤßt, betaͤubet die lebenden Weſen. Der Menſch, dieſes Thier aller Himmelsge— genden, iſt das einzige, welches die Natur und Gewohnheit zu allen Miſchungen und zu allen Eindruͤcken der Elemente geſchickt machet. Dieſes ſetzet ihn ohne Zweifel zum Könige der Erde; weil er auf gleiche Art unter der Unie und unter den Polen, in den Gehöfzen und auf den Meeren wohnet, überall und in den am wenigſten wohnbaren Laͤndern am längften leber, In Lappland ftirbe er nicht vor Kälte. Wenn ihn die ‚Schafe nicht mit ihrer Wolle bedecken, fo ift der Bär gezwungen, ihm feine Haut zu geben. Ein Sappe fürchte fich vor dem Wolfe nicht, fondern verfolger ihn und holet an im Saufen ein, Er läuft mit ſechs bis acht Fuß langen Schneefhußen über den Schnee und das Eis weg, glitſchet über die Seen und längft den Bergen hinab, ohne zu befürchten, daß ex in Moräfte verfinfen-oder dor oder hinterwaͤrts fallen werde, wenn. er auf die Höhen klimmet oder davon berabfteige. Ein tappländer freuet ſich uͤber den häufigen Schnee. Alsdann reifer er ſicher auf feinen Schlitten. Die Wege vor. fhneyen zwar öfters: „doch bin ich niemals, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm, in ſolchem Werter „ausgefommen, daß ich nöchig gehabt hätte, unter den Schnee zu Eriechen und es uͤber “ „mich zufchneyen zu faffen.„ Wenn man genöthiget iſt, unterwegens zu halten und unter freyem Himmel zu fchlafen, fo Fann man zwar wohl große Kälte erfahren, ifE aber doch niemals in $ebensgefahr. Im Frühlinge dauer die Erde fo gut auf und wird erwärmet, als anderwärts; ohne Zweifel will der Werfaffer fagen, in Schweden, Die Sonne wirfer zwar niche allezeit fo ftarf, ſie wirfet aber defto länger. Was alfo eine Jahreszeit an Fichte und Einfluffe diefes Geftirnes verloren hat, das wird in einer andern „Jahreszeit wieder erfeger; daß alfo, faget der Verfaſſer, „bie Sonne hier eben »fo lange feheint, als anders wo. Ich muß auch geftehen, daß ich in Lappland Derter in von — verworfen, aber nicht von dem guͤtigen Schoͤpfer Bis hieher hat man faſt nur den Miſſ ionarius gehoͤret, welcher die Vorſehun wegen der Uebel ‚bat rechtfertigen wollen, Lu die Ba über geroiffe ———— genden ausgeſchuͤttet hat, und deswegen Sapplandes Unfruchtbarkeit ohne Unterlaß auf die Traͤgheit der Menfchen, und nicht das Elend der Einwohner auf die Unfruchtbars keit des Sandes, ſchiebt. Man wird den Prediger in der Gefhichte flers wieder finden: man muß ihm aber durch die Dornen und das Eis feines Werfes folgen, welches der Gegend nur gar zu ähnlich ift, die er befchreibt, — - ua an. — — ——— Hiſtoriſche Beſchreibnng nee eſchrei⸗ * TE rer, DD Rail | Bon dem Urfprunge der Lappen, l Vergebene Zuflucht zur. Bibel. Lächerliche Vergleichung der Hebraͤer und Lappen, Sie find mit den Finnen einerley.. Sie felbft willen nichts won ihren Herkunft. an darf nicht vergeffen, daß gewiſſe nordiſche Laͤnder ein Boden find, welcher in der Geſchichte noch an zu bauen iſt, wie in der Natur; daß die erften Schrift: ſteller, welche ſolches verſuchet haben, nod) etwas von der Rauhigkeit, nicht allein ihees Jahrhunderts, fondern auch ihrer — —— an ſich zeigen, und vor⸗ ge A nehmlich, daß fie zu den-gemeinen Vorurtheilen ihrer‘ ation noch, diejenigen fügen, Dt zun DE helche fie zur Unzeit aus den falfehen Auslegungen der Bibel geſchöbfet haben. Diefe A Nordländer. unterfüchen ftets die Erdfugel nad) der Karte von dem gelobten Sande, und " wollen bey dem Pole eine Gefchichte der Wels wieder finden, welche in einen Heinen Jande nahe am Wendezirkel gefchehen it, — J So laͤßt Olaus Hudbeck Japhets Nachkommen erſtlich den oberſten Theil von Lappland einnehmen, ehe ſie ſich nach den ſuͤdlichen Theilen von Schweden und von da nach Daͤnemark, Deutſchland, England und andern Laͤndern begeben. „Sie begaben ſich, „ſaget er, außer andern Bewegungsgruͤnden, wegen der hellen Sommertage dahin, welche immer heller wurden, je weiter fie gegen Norden famen.,, Herr Hoͤgſtroͤm beftätigee diefe Meynung, die er für wahrſcheinlich Hält, durch Gründe, vie. cs gar nicht find. „Da die erſten Erdbewohner, ſaget er, ſich gemeiniglich am wenigfter auf „ben Ackerbau legeten, fo febe ich nicht, worinnen die füdfichen Länder einen Vorzug vor diefen.norblichen follten gehabt haben, wenn man fih ein Veik vorſtellet, das „nichts thut, als Wälder und Felder durchftreichen und blog von Wildpreie und Fi⸗ „ſchen lebet. —— Dieß iſt die wirkliche Lebensart der Lappen. Iſt das aber ein Beweis, daß ſie daſelbſt uͤberaus alt ſey, wenn feine andere daſelbſt ſeyn kaun? Indeſſen rechnet der Verfaſſer fie doch von der Suͤndfluth an. Zum wenigſten muß dieß Land bewohnet geweſen ſeyn, meynet er, ehe Weſtbothnien von den Schweden beſetzet worden, welches laͤnger her iſt, als viele glauben. „Diefes iſt daraus zu ſchließen, ſaget er, daß die „meiften Kirchfpiele daſelbſt, die man für die aͤlteſten hält, ihre Namen von Denen Ger „genden haben, die nächft anı Gebirge liegen, Denn Ume, Pite, Zule, Ralis, „ Torre haben ihren Namen von den Fluͤſſen, an welchen fie gelegen find; und diefe „Fluͤſſe haben ihren Namen von denen Seen, aus welchen fie im Gebirge entfprins „gen., Mun wird man wohl viel eher die Gebirge, als die Seckuͤſte, bewohnet 2.5. baben, ⸗ — Einige Lappen wollen gar behaupten, daß ihre Vor ſahren ehemals ganz Schwe⸗ —9— uw; den beſeſſen —X Herr Hoͤnſtroͤm glaubet vielmehr mit Scheffern. daß die Lap⸗ Fb eis. pen und die Finnen uefprünglich einerley Wolf gewefen, Die Finnen Haben — JJ sr ' r ———— — ' — re des ſchwediſchen Lapplandes. sı7 lich als Lappen gefebet, das ift, fie haben Viehzucht getrieben, ehe fie das Feld gebauet. zgteene Dieß gefchieht noch heute zu Tage, So bald ein Lapp ein Adersmann wird, fo ift er —— Br ein Finne, . Er bauet ſich cin Haus, redet, kleidet ſich und febet wie ein inne, mitten « Unter feinen Geſchwieſtern und Nochbarn, die als Lappen leben. Die ſinniſche und lappiſche Nationen haben wahrſcheinlicher Weiſe einen gemein⸗ ſchaftlichen Urfprung, Wer iſt er? Ihre Sprachen ‚haben Feine große Gleichfoͤrmig⸗ keit! es iſt aber ſehr ſchwer, durch die bloße Unterſuchung ber Sprachen den Urſprung der Nationen zu entbedten. Man weis, daß zwey Völker, die ſich mit einander vers einigen, um nur ein einziges aus zu machen, ihre Sprachen ſtets mit einander’vermens gen, wie ihr Geblüt und ihre Sitten, Ein Volk kann durd) den Umgang und durch ‚Berbindungen unter Samilien leicht feine Sprache veraͤndern. Ich habe genugfeme „Proben gefehen, daß geborene Schweden, die fich mit Lappen oder Finnen verheu.a ihet, in furzer Zeit angefangen haben, ihre Murterfprache zu vergeſſen, und Ihre „Kinder haben Fein Wort ſchwediſch verftanden. „ Indeſſen giebt es doch Leute, welche aus ber Gteichförmigfeie der hebräifchen und lappifchen Sprache behaupten, daß die Lappen von den Iſraeliten herſtammen. Die Rächerliche Bergleichung der ebraͤer Berwandefchaft der Sprachen aber iſt nicht ſtets ein Beweis von ber Mölker ihrer. und Lappen. Denn man bemerket eine Menge Aehnlichkeiten unter der bebräifchen und allen andern Sprachen, fo gar den americanifehen. Wenn man Bey den Hebräern und Lappen eine an einander hängenbe Gleichfoͤrmigkeit der Sitten und Gebräuche fände, alsdann wuͤr⸗ de eine, erwieſene Gleichfoͤrmigkeit unter den Sprachen diefer beyden Völker beweifen, daf die Lappen von den Hebräern abgeftammet find. Herr Hoͤgſtroͤm hält ſich an diefen Begriff und ſuchet Aehnlichkeiten von allerhand Art unter dieſen beyden Na⸗ tionen. Die Vergleichung, welche er deswegen anftellet, iſt merfwürdig genug, bie jenigen zu beluftigen, welche er nicht überzeugen wird— i 8 die iſt aelitiſche Nation von Natur ſehr aberglaͤubiſch geweſen, ſo iſt dieß Kot — den Lappen ebenfalis anklebet. Desgleichen find fie eigennügig, N 5 ke ich gegen andere Nationen, außer andern Neigungen, worinnen fie win genale ergleichung mit einander zu kommen fcheinen. Der Leibesgeſtalt nad) „dürfte (ich, in Anfebung Ihrer kurzen Statur, braͤunlichen Farbe und ſchwarzen Haare. „kein großer Unterſchied unter beyden finden ; wie auch in der Kleidung, nad) der Be nfchreibung, die man von den Mänteln, Nöcen, ver Biöße am Halfe und, den fübernen „ Öürteln der alten Spfraelicen hat «u... Daß bie Sappen gerne gelbe, blaue, rothe „Schnüre und Laͤppchen an-die Falten und Deffnungen ihrer Kleider fegen, fieht man Er man weis, baß die Iſraeliten zu etwas dergleichen beſendern Be⸗ „ 14 a u y } ; Ä ; Die Männer ſchlachteten das Vieh bey den Iſraellten und-bereiseten das Eiien gu; welches die Sappen aud) thun. Sie wafchen fich oft die Haͤnde, wie.jene. Die Juden aßen fein Eingeweide der Thiere; und die Lappen effen bie Sehnen von den Hiften der Rennthiere auch ‚nicht, fondern fpinnen Zwirn daraus, Wenn der Lapp in feinen Fleiſchtopf greift, fo kann man ſich den Appetit der Kinder Iſrael bey ihren Sleiſchtoͤpfen in Aeghpten ziemlich vorſtellen. Die Lappen leben nach dem Beyſpiele der Patriarchen unter Zelten und breiten —2 an der Stelle aus, wo ihr Gaſt tt 3 fisen \ 9 Hiſtoriſche Beſchreibung | Shaftröms fißen fol, Das Küffen ift bey innen ein Merfmaal ihrer Siebe und Freundſchaft, wie Befhreiz es bey den Hebräern au war, ; > Bon dieſer Gleichfoͤrmigkeit der Gebräuche koͤmmt Herr Hoͤgſtroͤm auf die Gleichheit der Meynungen, Die Sappen, ſaget er, glauben fo, wie die Hebräer, es fen erfauber, einen Dieb todt zu ſchlagen, wenn man ihn auf frifcher That ertappek. Sie feyren den Sonnabend fehr gewiſſenhaft und nehmen an felbigem feine Arbeit wor, weil fie glauben, daß alle Sonnabendsarbeit mislinge und Schaden nach fih ziehe; als wenn der Muͤßiggang nicht den augenſcheinlichſten Schaden verurfachte, Syn Anfedung der Mnnatszeit der Frauensperfonen find fie den Sfraeliten ſehr gleich, - Sie halten die damit befallenen Perfonen für unrein, welche ſich nur an der Thüre aufs . halten dürfen, und andere Kleider anhaben müflen; wie fie denn auch nicht mit ihnen effen. „Ihr ehemaliger Abgott, Jumala, war mit einer mir zwölf Edelgefteinen „befesten Krone gefihmücketz welches vieleicht zum Andenfen der zwölf Stämme Ifraͤel gefchehen feyn mag · . . . Die abfälligen Iſraeliten pfiegten fir die Koͤni⸗ „ginn des Himmels Kuchen zu baden; eben fo backen die Lappen zu gewiſſer Zeic des „Jahres eine Art Kuchen, welche fie-für einen hinfegen, den fie Ruotta nennen, Es „dürfen Feine Weibesperfonen, Feine Hunde und fein Vieh zu denen Hügeln fommen, | „wo ihre Heiligthümer aufgerichtet find... ft dieß nicht ein Leberbleibfelvon dem Verbothe, das an die Hebräer ergangen ift, es follten fich bey Lebensſtrafe, weder fie, noch ihe Vieh, dem Berge nähern, wo Mofes mit Sorte allein feyn wollte. Die Lappen opferten ehemals ihre Rinder febendig einem Abgotte bey Beſoing eine Meile Yon dem See Kimi; wig die abgefallenen Iſraeliten ihre dem Molod) brachten, Kurz, das Singen und Jauchzen der Sappen ift demjenigen an Klange und Cadanz nicht un⸗ gleich, welches die Juden in ihren Synagogen hören faffen, und einige ihrer Zabeln kommen mit der alten Rabbinen ihren überein, Nach diefen erzwungenen Aehnlichkeiten Haben die Gelehrten den Urfprung der Sappen in der Bibel geſuchet. Es findf fic) Fein Stamm Iſrael, von welchem fie die fes Volk nicht hergeleitet haben. Fuͤrchtet man aber nicht, das eine zu erniedrigen, ohne das andere zu veredeln? Was bemerfet man wirklich in den Sitten oder in dem Aberglauben der Sappen, was nicht wunderlich, abgeſchmackt und faft alfen wilden Voͤl⸗ Fern gemetn ift? Wenn man fie an Graufamfeiten, Graͤueln oder Kindereyen dem bes bräifchen Wolfe ähnlich fern läßt; was gewinne diefes bey der Vergleichung? Verge⸗ bens wird man zur Nettung der Ehre Iſraels fagen, die Lappen feyn von demjenigen ungetreuen Theile des Volkes Gottes hergekommen, welches das Geſetz des Herrn ver laſſen, das goldene Kalb gemacht, Hahne gepflanger, die Geflirne angebether und dem _ Baal gediener Hatte, Man wird die Spuren diefer Untreue bey alfen abgörtifchen Völkern auf Erden wieder finden; und wie diefe die größte Anzahl ausmachen, fo wird daraus folgen, daß der Gegen, welcher den wahren Kindern Abrahams verfprochen werben, fie fellfen fi) nämlich vermehren, wie der Sand am Meere, auf die Ueber &reter des Gefees und die Abtruͤnnigen von dem wahren Dienfte des Herrn gefalfen feyn wird. Gedenket man täglich die heilige Gefehichte der Werfpottung der Heyden vbloß za ſtellen, da man alles aus der Bibel erflären will? Die römifche Kirche glau⸗ bee daher, kluͤglich zu Handeln, wenn fie das Leſen derfelben in Italien dem Wolfe un« terſaget; des. ſchwediſchen Lapplandes. — terſaget; indem ſie will, daß man die Bibel wie die Gottheit ſelbſt verehre, ohne ſie Sogſtroͤms zu ſehen. F Beſchrei⸗ Herr Hoͤgſtroͤm behauptet indeſſen doch, daß alle Aehnlichkeiten, die man unter bung · den Hebraͤern und Lappen geſunden hat, zwar nicht die Verwandtſchaft beyder Völker Ei unumftößlich erweifen, aber doch ziemlich wahrſcheinlich machen. Man muß geftes ben, die Hebräer Fonnten wegen ihrer Uebertretung nicht beffer geftrafee werden, als daß fie Sappen wurden. Es iſt wahr, in Sappland Fönnen ihre Sußjohlen eine Rube baben, nad) dem Ausdrude Des fünften Buches Mofis; dafelbft Haben fie ein bebendes Herz, matte Augen, ein frauriges Anfehen und elendes Wefen: allein, wenn dieß Die Zuͤch⸗ tigungen der ungetreuen Hebraͤer find, fo muß ihr Geſchlecht die beyden Falten Erdguͤr⸗ fel einnehmen, ohne daß fie es in den dreyen andern beffer haben, Indeſſen koͤmmt doch Herr Hoͤgſtroͤm wieder auf die Bäche, Damit er die Quelle Sie find mit defto-befler finde. „Es bleibt allenfalls gewiß, faget er, daß die Lappen und Finnen — anfaͤnglich ein Volk geweſen, welches von Scheffern erwieſen und vornehmlich aus „ber Uebereinſtimmung beyder Sprachen fo klar und unwiderſprechlich iſt, daß nicht „mehr daran zu zweifeln ſteht. Ich habe auch) infonderheit gemerfet, daß bisweilen „diejenigen Lappen, welche am weiteften von Finnfand wohnen, Redensarten gehabt „baben, die gemiffer Maßen genauer mit dem Sinnifchen überein gefommen, als bie, „welche am nächften bey ihnen gewohnet, „ j — Anden fabelhaften Zeiten, wo man nichts wußte, hieß man dieſe beyden Voͤlker Pyg⸗ —— möcn, wegen ihrer kleinen Geftalt,. Himantopoden, Frummfüßige, entweder vegen done er ihrer — oder wegen der Stellung ihrer Fuͤße, wenn ſie auf ihren Schlittſchuhen laufen; Cyklopen, Rundaugen; weil man, wenn ſie in ihrer rechten Winterkleidung einhergehen, nicht mehr, als eine Feine Deffnung vorn am Geſichte von ihnen bloß fe. ben fann; Eynocepbalen, weil ihre Ausſprache eine Are von Bellen ift, und man ſo gar in Schweden geſaget hat, man muͤſſe erft beflen-Eönnen, wen man lappifch reden — 6 Gelehrte haben vorgegeben, Herodotus habe die Sappen gemeys fe Finde die Umoiffenbei ne ibn Ziegenfügen geredet. Wenn man Ungeheuer fuchet, ee Fa fie überall: die Phlloſophie aber erkennet fie nirgends, „Als v hen Sappmarfen aufbielt, fo hatte ich ſelbſt falſche Begriffe von „ber a = nordlichen Sappen befommen, da ich gleichwohl nachgehends, als ic) „dahin Fam, Feinen fonderlichen Unterſchied unter ihnen gefunden, außer daß bie Klei⸗ dung fie einiger Maßen von den andern unterſchied. Unterdeſſen kann ich verfichern, „daß die Sappen eben fo wunderliche und verächrliche Gedanfen von andern Nationen „gehabt und noch haben, als felbige von ihnen geheget. „ Mas vie Abneigung und Beratung betrifft, welche von dem Nationalftolze eingegeben wird, fo bleiben die Voͤlker einander wenig ſchuldig. — Wenn man bie dappen wegen ihres Urſprunges befraget; wenn man fich bey ibe nen erkundiget, ob Lappland fiers bevölkert geweſen, ſo antworten fies „Sie wuͤßten „es nicht, fie glaubeten aber doch, daß hier ſo wohl, als anderer Orten, Leute gewohnet, „ehe Gott die Welt umgekehret hätte ı... Ns ich bey meiner erften Anfunft zu RKaitom in sule» Sappmarf fie fragere, ob fie wuͤßten, aus welchem ‚Sande ihre Vor⸗ » fähren gekommen und in wie mweit fie mit andern Völkern verwandt wären, fo befan wich zur Antwort, daß die Sappen und Schweden Anfangs ein Volk und Ihre Stammes ö — re vaͤter + X 520 | Hiſtoriſche Beſchreibung Hogſtroms „wäter leibliche Brüder geweſen, welche einen Vater und eine Mutter gehabt. Es Beſchrei⸗ „haͤtte ſich aber zugetragen, Daß, da einſt ein heftiger Sturm entſtanden, der eine er- bang. (crocken waͤre, und ſich unter ein Brett zu vperſtecken geſuchet hätte, Aus deſſen Nachkommen wären Schweden geworden, und Gott haͤtte das Brett ſich in ein Haus „verwandeln faflen, Der andere aber, der Fühner geweſen und fich nicht verbergen „wollen, wäre der Stammpater der Lappen, welche noch bis dieſen Tag fo gut als un? „ter freyem Himmel leben... A > Man fiehe, daß diefes Volk die geſtirnte Decke des Himmels unfern Foftbaren Kuppeln vorzieht, Wenn es bequem ift, in Palläften zu leben, fo iſt es noch ſicherer, % den Rauhigkeiten der $uff ungeftrafer troßen zu Eönnen, Lebet man länger unter den Ber ae: vergoldesen Dächern der europäifchen Höfe, als unter den Zelten in Sappland? Sind —— die aͤngſtlichen Schmerzen der Furcht und Eiferſucht, der Geſundheit nicht fo ſchaͤdlich, als die Kälte eines beſtaͤndigen Winters? Wo es an allen fehler, da iſt das geringſte / Gut ein Genuß. Wo alles im Ueberfluſſe ift, da ift das Vergnügen nur Sättigung, Ä Man hat ſtets Sinne für die erfien Bedurfniffe;. man hat Feine mehr für den erfchöpfs ten Geſchmack. Iſt das Schickſal der Lappen unferm vor zu ziehen? Nein, ohne Zweifel. Sie heben aber nicht, wie wir, das Leben zu bedauren, nachdem fie es in Befümmerniffen zugebracht haben; fie haben nicht den Tod zu fiheuen, deffen Schres cken uns alles vergrößert, Weis man, ob der Erdmeffer, welcher den Grad der Min - tageslinie zu Torneo, por mehr als dreyzig Jahren, maß, nicht mehr als einmal wüns ſchete, als er an dem berlinifchen Hofe von einem großen Könige hochgeſchaͤtzet, an der Spige einer Akademie war, welche er perberrlichte, gr möchte ſich doc) noch mitten uns ter den wilden Sappen befinden? —— vw, —— nennen Das III Capitel. Bon der Sprache der Lappen, f Y 5 * * * Die iſt im Grunde finniſch und nicht zuſammen wechſelung det Buchſtaben. Die lappiſche geflicket. Mundarten derſelben. Lie ſoll Sprache iſt nicht mehr ganz rein, getrieben werden. Ihre Zeitwärter, Ver /⸗ eil man den Urfprang der Lappen nicht beſſer, als gus der Spur ihrer Sprache, entdecken kann, fo bleibt man dabey ſtehen, Es iſt wahr, dieſer Faden iſt mit ſo vielen andern verwickelt, daß es überaus muͤhſam iſt, ihn aus einander u wickeln. Herr Hoͤgſtroͤm aber zeiget bier die meiſte Schlauigkeit. —* ae ‚e F „Dir sappen, faget er, | haben ihre eigene Sprache, welche eine Mundare der — und nicht: finnifchen, aber mit andern Sprachen, infonderheit der ſchwediſchen und norwegifchen, zufammen ges „vermenget it; fo Daß mir zumeilen eine ganze Menge Wörter vorgefommen, von des flicket. „ren Urfprunge ich nichts gewiſſes ſagen kann. Einige ſcheinen rein fchwedifch zu »fenn, find aber doch in ihrem Zuſammen hange und in Ihrer Verwandiſchaft fo mit 1 ” # \ 6 - — — des ſchwediſchen Lapplandes . A „den Sappifchen verwickelt, daß ich ofe gedacht, die Schweden hätten fie eben fo feicht sögftröms „von den Lappen, als diefe von jenen empfangen Finnen s. . Diefe Gleichheit Bejäreis © „mie den benachbarten Sprachen mag Anlaß gegeben haben, zu glauben, ſie ſey von vn — „andern Sprachen zuſammen geflicket; oder die Lappen einſt genoͤthiget geweſen, ſich „ſelbſt eine neue und beſondere Sprache zu erdichten +42 Sie Ffann aber in der „That nicht füglich zufammen-geftider oder von ihnen ſelbſt erdichtet ſeyn, weil man, „fie dazu weit Fünftficher befinde und zu einer größern Vollkommenheit gebracht fieht. „Denn wieunbändig bie Alten fic) auch diefe Sprache vorgeſtellet Haben, ſo hat man „doch jeßo befunden, daß fie an ſich ſelbſt fo artig,- reich und angenehm iſt, als nur ire „gend eine Sprache ſeyn kann. Sie ift auch fließend und ungezwungen, wenn man ı „ihrer nur veche mächtig ift. Und ic) muß geftehen, daß unfere ſchwediſche Sprache „weit gröber und Härter ift, als diefe, indem fie weder eine folhe Ordnung in ihren » Beugungen und Bedeutungen, noch folhe leichte Ausſprache hat. “ | Sie hat, wie viele andere Srradeng verfchiedene Mundarten, die nur durch) , Mundarten die Yusfprache unterfehieden find. Dieß ift aber fhon genug, ‚daß oft ein Lappe den derſelben. andern nicht verfteht, ob fie gleich einerley Sprade reden. Zumeilen finde man in dieſen Mundarten verfchiedene Wörter, einerley Sache aus zu drücken, und verfchiede- ne Sachen werben durch einerley Wort ausgedruͤcket. Indeſſen giebt es auch einige, die allen Mundarten gemein find. Es finde ſich fo gar eine Mundart in der lappi— fhen Sprache, welche von der ganzen Nation durchgängig fönnte angerommen wer⸗ den, Diefer Mindart, meynet der Prediger, muͤſſe man ſich bedienen, die Lappen in dem Chriſtenthume zu unterrichten, und fie zu Rünften und Wiffenfchaften zu bils den, Er wuͤnſchet alio, daß man eine lappiſche Bibel für ganz Lappland machete, wie man eine ſchwediſche Bibel für das ganze Königreih Schweden gemacht hat. Es muß aber in Ölaubensiehren, deren Wahrheit an fich felbit nicht deutlich genug ift, —— der Ueberſetzungen eine Quelle zu Streitigkeiten, Spaltungen und Secten fh > —— N two manylateinifche, deutſche, daͤniſche, ſchwediſche, lappi⸗ ne Dibeln zufieße, würde Materie zu fünf bis ſechs verſchiedenen Aus- egungen einerley Tertes feyn. Eben fo viele Keime zur Zwiſtigkeit in den Familien. Nod) ärger iſt 8, wenn man eine neue Religion mic einer fremden Sprache in eln Sand bringen will, wo man weder die eine, noch die andere verſtehe. Was für Ger walt — muß man alsdann anwenden, goͤttlichen Dingen einen Verſtand zu gebeit: x Der Verfaffer will alſo, daß man die Tappifche Sprache ausbeffere, und fie zur Sie ſoll getriee Dolmetſcherinn der Religion mache. Er ſaget, ————— ſchon geſchickte Sprag, em werden, lehrer unternommen, Unter andern führe er den Prediger Peter Fielſtroͤm an, wele her im 1733 Jahre ein Tappifches Wörterbuch) und dergleichen Sprachkunſt heraus- gegeben, und den Pafter Heinrich Ganander, der noch eine beffere 1743 an das Sicht gefteller har, Der erſte hat fie nad) dem in Ume-Lappmark gebräudlichen Dialekte, Wie auch zum Theile nad) den nördlichen Mundarten in Pite- und Iule- Sappmark, als‘ welche er Deswegen auf Befehl durchreifen mußte, abgefaffet; und der andere hat feine nach der in den oſtlichen Sappmarfen, infonderheif in Torne⸗ Lappmark, gewöhnlichen Mundart eingerichter. "Wenn man ihte Werke vergleicht, fo finde man mehr Gleich⸗ Allgem, Reiſebeſchr. X Band. Yun förmigfeit 8 ea : \ >22 Hiſtoriſche Beſchreibung Zogſtroms foͤrmigkeit unter dieſen verſchiedenen Mundarten, als es anfaͤnglich ſcheint · Ihr vor⸗ Beſchrei⸗ nehmſter Unterſchied beſteht in der Rechtſchreibung und der Ausſprache. —— — 3Ich, der ich zwiſchen dieſen Lappmarken wohne, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm, ſollte IT mich beyder Dialekte bedienen koͤnnen, habe mich aber doc) bisher mit dem ſuͤdlichen „beholfen, weil es mir am glaublichften geſchienen, daß ſolcher zur Hauptſprache wuͤr⸗ „de erwaͤhlet werden. Behm Scheffer wird zwar dieſer luliſche Dialekt für den aller⸗ groͤbeſten und unbaͤndigſten angegeben: allein, man koͤnnte wohl mie groͤßerm Fuge „behaupten, daf er der reinfte und befte wäre, weil er weder fo fehr mit dem Finni⸗ ſchen vermiſchet iſt, als der in den nördlichen und oͤſtlichen Lappmarken, noch mit „dem Schwedifchen, wie der in den füdlichen; und er kann gleichfam als die Mittel „ſtraße zwifchen den andern angefehen werden, weil felbige Lappmark faft in der Mitte zwiſchen den andern liege. Denn will man einem Dialefte den Worzug vor den „andern geben, fo muß man zum Grunde legen, daß diefer Dialekt entweder am ges 5. „bräuchlichften, oder am wenigften mit andern Sprachen vermifcher fen. * f: Wo Feine Hauprftädre in einem Sande find, da erhaͤlt ſich deſſen Sprache in der Mitte des Sandes in aller ihrer Reinigkeit. Toſcana in Italien, Sachfen in Deutfch- land find die Provinzen, wo die Sprachen diefer beyden großen Länder mit ber meiften Zierlichkeit und Wahl gefprochen werden. Andere Urfachen haben etwas bazu beyger fragen: die Sage diefer Innern Provinzen aber bewahret fie vor fremden Redensarten. Die Einfälle von außen haben daſelbſt weniger Berheerungen von allerhand Art ges macht. Die Spanier, Franzofen, Deurfchen find nur durd) Tofcana durchgegangen: fie haben aber Zeie gehabt, ſich in Neapolis und Meyland zu fegen.. Die iralienifche Sprache ift dafelbft auch fehr verderbt. Die Regierung von Tofcana ift in fremden Händen: es fegen fich aber wenig Fremde in Florenz ; und fie find nicht zahlreich genug, die Nationalfpracye dafelbft zu verändern und zu verderben, welche durch das gluͤckliche SFahrhundere des Geiftes und der Freyheit, die einander vor Machiavels Tagen zu Slo- renz angetroffen haben, verfchönert, vollfommen gemacht und fert gefeßet worden, Man kann diefes Kapitel von der lappiſchen Sprache nicht fhlieffen, ohne einige Beob⸗ achtungen zu ſammlen, welche der Verfaffer in feine Noten geworfen hat, die oft wich tiger find, als fein Tert, * 359 Ihre Zetwor⸗ „Die Zeitwoͤrter, ſaget er, haben mehr Veraͤnderung, als faſt in einiger andern * „Sprache. Laidet z.B, heiße leiten; laidelet fortfahren im Leiten; laidetet leiten „laſſen; laidetallet ſich leiten laſſen; laidegaetet anfangen zu leiten; laideſtet ein we⸗ „nig leiten; laidanet geleitet werden, naͤmlich mit ſeiner Beypflichtung; laidanovet „wider Willen oder ohne fein Zuthun geleitet werden; laidetallet vom Leiten verhin⸗ „dert, Man ſieht hier, wie die Veränderung, Hinzuſetzung, ober Unterdruͤckung bald einer Syllbe, bald eines Buchftaben, den Sinn und die Anwendung eines und eben deffelben Wortes, verändert, erweitert, zufammen zieht, umkehret und ander beſtimmet. Iſt dieß ein Reichthum oder ein Mangel, der den wilden Sprachen “ ) Man fehe oben die. Geſchichte vor Grönland verſchiedene Wörter nah ihrer befondern Beſtig U Buch, VICap, Daß aber die lappiſche Spra Bee ihrem veränderten Zuftande ausged ‘che an nöthigen Wörtern nicht arm jey, beweift dere. Anode Schwager mara, wenn ein Aen Derfoſſer Onbuach, DaB rinel ien Sacht oft dutch a, andern Schiveſter zur Che hot; Sville abet Eier FE —X — iae he E z k rs, ? ö ee 7 a 3 2 | des ſchwediſchen Lapplandes. 523 genift? Man vergleiche in dieſer Abſicht Die lapplaͤndiſche Sprache mit ber grönläns difchen *), F Eine andere ſonderbare Anmerkung. „Die ſuͤdlichen Lappen nennen Norden Nuorta, Welten Alas, Süden Orjas Oſten Luli oder Lukſa. Die nordlichen Lappen hingegen nennen Norden Was, Welten Orfas, "Süden Lukſa, und Often NMuortaͤ. ° Dieß kommt von dem Gebirge herz denn was dahin Kegt, nennen fie »alle hinaufwaͤrts und alfo Alas, Da es Doch den norblichen Sappen gegen Norden wu „den füdlichen gegen Werten liegt; wornad) fie denn die Weltgegenden eingerichtet und „verwechſelt haben.» Sögftröms Beſchrei⸗ bung. — 2a Man verwechfelt in einigen Tappländifchen Provinzen die Buchftaben, Das ek, Verwechſ Lang welch * in den ſuͤdlichen Provinzen gebrauchet, wird, in den nordlichen rk. —————— Diefe brauchen vb, oder zw, mo jene br fegen. Brechen heißt in Süden botkanet, im Rorden aber porganet. Ratket brauchet man in Süden für ſchneiden, welches man in Norden durch rarker ausdruͤcket. So faget man in Norden arwo der Regen, tarwetet befeftigen, und in Süden abro, dabreter ꝛc. Es ift leicht zu ſehen, daß die Sprache ſtarr wird, wie das $and, indem es fih dem Pole nähert. In den ſuͤdli⸗ chen Sappmarfen feger man gern, fo wie an vielen Orten in Schweden, ein j vor die Wörter, die von einem Lautbuchſtaben anfangen. - ano ein Fluß, Tenem Erde, jelet zunehmen, Juͤlo eine Heerde find alſo eben die Wörter, welche bey ven norölichen Sappen no, änam, äler Alo heißen. Eben fo befommen viele in Suͤden gebräud): liche Wörter in Morden einen Zufag, nicht allein am Ende, fondern aud) in der Mitte des Wortes. Aus aͤlma ein Mann wird albmai, wenn es nad) Norden fönmt, aus no ein Fluß adno, aus bänfe der Hund paͤdnak. Die häufigfte, Verwandlung der Sauebuchftaben ift aus iin a, als mingel, mangel nach; wie auch aus $ in u und ou, als njöftjem, njonktfama Zunge. I m 07 Menn man die gefhliffenen Sprachen mit eben der Aufmerkſamkeit beobachtete, ſo würde man vieleicht eben die Unterfchiede finden. Man würde fie, wie die Glied⸗ maßen ‚der Stimme, ſich verändern und nad) dem Einfluffe der Himmelsgegenden und Sitten ein Kennzeichen der Weichlichfeit oder Rauhigkeit annehmen fehen, Das Studieren der Sprachen ift ein ſchoͤnes Studium für einen Weltweifen, welcher ſtets dem Menfhen im dern Urfprunge, dem Fortgange und.den Abwechlelungen der Spras chen forget. Er ſieht ihn in der Wiege der Gefellſchaft ſtammlen, einen ftarfen und fo gar harten Ton in den Jünglingsjahren annehmen, feine Sitten und feine Sprache in der Neife der Reiche fehleifen; und ſich in feiner Schreibare und Sprache unver- merkt nad) dem Maaße entkräften, wie der Pracht und die fehimmernden aber verder⸗ benden Künfte ihn zur Hinfälligfeie führen, Nichts beſchleuniget den Verfall einer Sprache als die Einmiſchung ſolchet Wörter, die ihr fremd find. „Die lappifche Sprache, fager alfo Herr Hoͤgſtroͤm, hat ſchon viel von ihrer na- S Die lappi — „tuͤrlichen Reinigkeit und Ordentlichkeit verloren, nachdem man angefangen hat, fie nicht mehr Yuuz wenn fie beyde zwo Schweſtern haben, Ein Vo⸗ ein Weg, den man zicht, wenn man feine Woh⸗ gi ae a Soeh Beſſe, und eing im nung verändert; Daele ein altey mit Schnee bez even Felde Wonde, Beine ift ein Weg, Babls deckter Weg, m ff 28 cin Sommerweg, Rai gin Winterweg; to mit ganz rein, 84 Hiſtoriſche Beſchreibung »ögftröme „mit andern Sprachen zu vermiſchen. Man muß geſtehen, fähre er in. ber Anmer⸗ BSeſchrei⸗ „fung fort, daß unfere ſchwediſche Sprache nichts dadurch gewonnen bat, daß fo viel bung. fremde Wörter eingefloffen find, und man geſuchet hat, folche nach andern, infonderheif 4 „lateinifchen Grammatifen, zu lenken, wovon fie. doch ihrer Natur nach fehr weit une „serfchieden iſt. Man kann daher faum glauben, daß das Schwediſche, welches in Schriften gebrauchet wird, beffer fey, als das, welches der Poͤbel in den Provinzen, , „infonderheit Nordland und Weſtbothnien redet, wo es vermuthlich am reinften iſt, 2 „und am meiften mit dem alten Gorhifchen übereinfönmt. „ * ee Es ift fonderbar, aber wahr, daß eine Sprache ihre Reinigkeit bey den am wer uigſten gefitteten Voͤlkern behält. Das machet, weil die Reinigfeit einer barbarifchen _ . 5, Sprade in ihrer Grobheit feibft ift: Ihre Rauhigkeit iſt ihr Originalcharakter. Es verhaͤlt ſich mir den nordiſchen Sprachen, wie mit ihren Eichen und Tannen, welche ausarten und fchwach werden, wenn man fie in eine fanftere Himmeisgegend verpflams jet. Die Wörter und Bäume eines eifichten Sandes müffen Fnotig, ſtarr feyn, we⸗ nig Blätter, harte Wurzeln, herbe Früchte, eine rauhe und unebene Rinde haben. Mit einem Worte, die Natur verleuguee ſich nicht. Sie ift geizig oder verſchwende riſch in allerley Abfichten, an Früchten, an Begriffen, an Ausdrücdungen. Man muß in. der Tappifchen Sprache das Brummen der Bären empfinden, welche fie-heulen böret; wie man den Balg dieſes Thieres auf dem Leibe des Menfchen ſieht, der fich mit ihm indem Schnee herum waͤlzet. Wil man eine gefihliffene Sprache mit einer wil- den Sprache vermengen, fo verderbet man beyde; und aus diefer Bermifchung entſteht eine häßliche Mundart, die ohne Zweifel eben fo wunderlich ausfeben würde, als ein nad) der franzöfilchen Mode gepuster Lappe. ir > Alle Sprachen verändern ſich durch Die Vermiſchung oder den Umgang der Voͤl⸗ fer. Die meiften europäifchen Sprachen, die aus der Eprache der Römer und Bar- barn zufammen geſetzet worden, zeigen dem menfchlichen Verftande ein Labyrinth. Unſer Geſetzbuch ſelbſt hat nichts wunderlichers; dasjenige Geſebbuch, welches von eis nem freyen Volke entlehner, und durch wilde Sieger verunffaltet worden. Man . glaubet fie mit der Art in der Hand alles das, was fie anrühren, und vornehmlich die Denfmaale des Geiftes verftümmeln zu fehen. Die Sprache allein widerftund ihrem zerſtoͤrenden Charakter, Da ſie aber auf harte Dhren fiel, welche zur Harmonie ums empfindlich waren, da fie durch rauhe Kehlen gieng, fo verfor fie ihre Lieblichkeit, ihre Anmuth, ihre Zierlichkelt. Die Unmwiffenheir der Eroberer und die Sclaveren der Veberwundenen benahmen derjenigen Sprache die Majeftär, weldye den Nationen ge⸗ both. Sie verfiel in die Ketten und Feſſeln eines Volkes, welches ſich kaum getrauere, zu reden, da es nichts anders als Klagen vor zu bringen hatte. Sie wurde traurig, ſtumm, arm in den Tempeln und Kloͤſtern, wo fie ſich bin begab, zu feufzen Sie nahm dafelbft den Charakter der Niedergefchlagenheit und Dunkeiheit an, welcher fich für eine Religion ſchicket, die gemacht ifk, die Menſchen durch ihre Lehren und Gebos the zu demüthigen. Der Moͤnchsſtand vollendete das Werf der Barbarn und ſchien ſich eine Kunſt daraus zu machen, die Woͤrter zu verderben, um die Begriffe deſto befr 2 fer zu verwirren. Da fie in ihrer Quelle und in ihrem Vaterlande verändert war, ſo | wurde fie noch mehr verftellee, da fie fich von ihrer Wiege entfernete. Cie kam nad) Deutſchland, wohin die Kömer fie niemals gebrache hatten, Da fie. den — lehrten * = ( | des ſchwediſchen Lapplandes. a kehren Sprache behielt, ſo bekam fie daſelbſt das Recht, alle Wiſſenſchaft zu lehren, Bon der Zeit an ließ fie die lebenden Sprachen fterben, indem fie Diefelben an ihren eis genen Leichnam heftete. Denn die lateiniſche Sprache der barbarifchen Jahrhunderte war nur das Gerlppe von derjenigen, welche der roͤmiſche Redner verewiget hatte. Als fie ihre Anfangsgruͤnde wieber wollte aufleben laſſen, fo beſchleunigte fie den Untergang derjenigen, die ihr zum Werfzeuge und zur Auslegung dienete. Man lernete nicht fo wohl feine eigene Sprache fehleifen, indem man fie an der Nömer ihrer ſchaͤrfete, als das tatein verunarten, indem man e8 unaufhoͤrlich wider barbarifche Sprachen ſtieß. Wie es indeffen eine Kunft war, aus einer lebenden Sprache in eine todte, oder wiederum aus einer. todten in lebende Sprachen zu überfegen: fo wurde es eine Kunft, die Grund⸗ füge und Lehrart einer nad) Vernunſtgruͤnden eingerichteten Sprache in ſolche Sprachen zu übertragen, welche die Natur und der ungefähre Zufall ohne Kunſt und Lehrart ge» bilder hatte. Daher koͤmmt die Veraͤnderung, faget Herr Hoͤgſtrom, welche fich in der ſchwediſchen Sprache eräuget hat, die ſelbſt nur eine Mundart der dentfchen ift, und fich zu gleicyer Zeit von dem Driginalcharafter ihrer gerfe und von der Vollkommenheit ihres Fortganges entfernet hat, indem fie fi) in eine fremde Quelle geftürzer ‚ die mit ihr ververbr und verfchlimmere wird, wruns Das IV Eapitel, Bon den Nahrungsmitteln der Lappen. Sie hůten die Rennthiere. Wie fie folche ken⸗ Sie eſſen ſolche; leben von der Milch dieſer * Namen der Rennthiere und ihre Claſſen. Thiere. Kuͤche der Lappen. Ihr Getraͤnk. \ v ie lappen find Leute, die mit Viehe | ) umgeben von jugend auf, beyde fie. und ihre 9 5* * ſaget der Pafter zu Celine der * dieſes nordiſche Volk einen 2. Fe aus der Bibel anwendet, welcher im ı B. Mofis von den Parriarchen des he —— Volkes angefuͤhret wird. Es iſt eine Sucht bey den meiften Chriſten, daß fie überall Juden oder ihre Nachkommen ſchen. Sie find Werfolger dieſes Ger ſchlechtes, welches fie vom Himmel verfluchen laffen, damit fie es auf Erden verbannen, und verehren doch deren Vaͤter eben fo fehr, ats fie deren Kinder verabfcheuen. Selt. »Högftröms Beihrei bung. I. aid Sie hüten die Rennthiere. ſamer —— der zu gleicher Zeit die Satyre des menſchlichen Geiſtes und Her» Jens machet! Bruͤderhaß und Religionshaß, der auf gleiche Art vor Gotte abſcheulich iſt, welcher die Juden und Chriſten und alle Menfchen erſchaffen hat, daß fie einander lieben! Gluͤcklich find die Lappen, welche ſtatt alles Wermögens.und aller Gefeltfcaft nur ihre Renathlere Fennen”), erde Diefe Thiere haben fanfte Sitten, find von großem Augen, und Pofker. nicht viel . au unterhalten, Im Sommer leben fie von Grafe und Blättern, melde fir auf den — Uuug Br, Bergen ‚*) Dean fehe die Beſchreibung dieſes Thieres in meinen Hift orte der Hi en, a. d 35:4 ff. S dem AV Bande unfrer Hebrefegung rag . ii j 1 J Söaftröme Se Benne bung. ie fie ſolche % 526 Hiſtoriſche Befchreibung Bergen abnagen; im Winter von einem Mooße, melches fie unter dem Schnee entbes den. Ein fehr feiner Geruch, oder die Tiefe, oder die Beſchaffenheit ter Schneelagen geben ihnen die Schlaulgfeit, diefes Mooß vorher zu wistern, ehe fie es ſehen. Wenn fie an einem Orte ſcharren, fo fann man verfichert feyn, daß fie die Nahrung da finden, die fie ſuchen. Daſelbſt muß man ſich im Winter lagern, damit diefe Heerden leben konnen welche die. Menſchen ernäften. Die Rennthiere bringen bie rauhe Jahreszeit _ unter freyem Himmel zu, und werben durd) den Schnee, der fie umringet, und durch die Furcht vor den Wölfen, die fie ſuchen, zuſammen gebracht. Wenn fie zahm und Häuslic) find, fo entfernen fie fih wenig von der Hütte des Hirten, oder des Herrn, der Acht auf fie Hat: Man ſieht fie oft um fein Tragzelt herum laufen; und der Weg, den fie bahnen, machet dafelbft einen Bezirk, der mit einer Verzäunung von Schnee ber Hleider ift. Um fie vor den Wölfen zu fihern, haben die Schäfer Hunde, weiche den Feind anbellen, welche die Heerde verhindern, fich zu entfernen. Ben dem Auſwa⸗ ben der Wächter laufen die Sappen auf ihren Schneefihuben Hinzu, und verfolgen den Walf mit einem Hölgernen Bogen, womit fie ſehr richtig ſchießen. — Sm Sommer vornehmlich muß man die Rennthiere hüten, weil fie ſich in ben Gehölzen und Gebirgen verirren, wo fie überall etwas Gruͤnes zu nagen finden. Die $appen find auch bedacht, fie die ſchoͤne Jahreszeit über In. den Inſeln zu Halten, mo große Seen find, welche den Heerden Gras, und den Hirten Fiſche reihen. in jeber Hirt kennet feine Rennthiere, ob ſich gleich die Heerden unter einander mengen. Damit man fid) aber darinnen nicht irre, oder ben Swift vermeide, fo machet ein jeder Jappe feinen Renathieren ein befonderes Zeichen, wie an feinem Geräte, welches diefe herum ſchweifenden Thiere aus einem Wohnplage in den andern beftändig tragen müffen. Man eftet aber diefe Zeichen nicht an die Hörner der Rennthiere, wie Scheffer vorgiebt. iefe Hörner werden alle Jahre abgeworfen, und wachſen neu wieder; und außerdem Eönnen fie durch vielerley Zufälle abgeftoßen werden. Man fegee alfo diefe Zeichen den Rennthieren auf die Ohren. Damit ein Lappe feine Heerde defto beffer Eenne, und zählen möge, fo theilet er fie in Elaffen, die nad) dem Alter und dem Namen unterfchle den firid, welcher fich nach den Jahren verändert, 2 3 Der allgemeine Namen der Reunthiere überhaupt heißt Paͤlſo. Die Stiere ober Männchen nennet:man Arjes; Die Kühe, oder Weibchen, Ningeles; die Kälber Meſe. Wenn fie ein Jahr alt find, heißen fie RZjaͤrmak, ohne Unterfchied des Geſchlechtes. Hernach beobachtet man folhen, und nennet einen Stier über zwey Jahren KYarreb, oder Arrek, über orey Jahren WVobber, Die alsdann verſchnitten werden, heiſſen Zerke, die andern aber Sarves; über vier Jahren Kaddotus es mag ein Herke oder | Sarves feyn; über fünf Jahren, in welchem Alter meift alle Sarves geſchlachtet wer⸗ den, Kaͤſetas; über ſechs Jahren Makanas; über fieben Jahren Nammaloppo⸗ Hernach heiffen fie alle Herke, fo lange fie (eben, und find entweder Schlittenrennthie⸗ ve zum Fahren, Woſemherke, Ronkſo, oter Saftrennthiere, Raidoherke, Guorb⸗ meherke. ine Kuh über zwey Jahren nennet man Woignial üder drey Jahren Woignia vodno. Hernach heiſſen fie Alto, fo lange fie leben; und zwar eine, die keine Milch giebt, Rodno alto, und die Alters wegen nicht mebr falbet, Stainak vodn% Die-ganze Heerde überhaupt aber heißt Aelo. Alle diefe Namen bezeichnen eben pp viel abgefonderte Claſſen. Die Sappen wiſſen, wie viel fie Rennthiere in jeder = u 26. oO — Band, N R. 4 4 Fr rap Y I — Ba fend Rennthieren kann in ſehr thiere verloren haben. , Alfein, x — En des ſchwediſchen Lapplandes. 7 haben, und zaͤhlen ſie, ohne ſich zu irren, wenn gleich dieſe Thiere unter um laufen. Es giebt Heerden zu tauſend, zwey bis drey tauſend Rennthieren. In man⸗ her Dorffchaft find bis auf dreyzig taufend groß und Flein zu finden, Ein jedes Renn⸗ Eier wird durch die Bank auf einen Thaler gerechnet, welches denn ein ſchoͤnes Vermoͤ⸗ gen ausmachet. Allein, dieſes Vermoͤgen iſt ſehr vergaͤnglich. Eine Heerde von tau⸗ Eurzer Zeit auf nichts herunter gebracht werden. Die Dungerigen Wölfe rotten fih im Winter zufammen; „und ich bin felbft bey Lappen ges »wefen, faget Hert Zogſtroͤm, welche durch fie in einer Nacht vierzig bis funfzig Reun⸗ weil man diefe Thiere fo viel möglic) ausrottet, fo find fie eben nicht die größte Plage der Heerden. „Die Rennthiere find vielen Kranfheiten „unterworfen, da fie bisweilen einander anftecfen, und wie die liegen Hinfallen, So »gefhab es vor einigen Jahren in der Dorffchaft Sockſock, in Iufe- tappmark, 10 „eine folche Viehſeuche herum gieng, daß unter Hundert Schatzlappen kaum zehn waren, die ihre Heerden Nennthiere behielten. Und ob wohl die meiften, welche Vermoͤgen „dazu hatten, fich gleich aus andern Dorfihaften friſche Rennthiere Fauferen, fo giens „gen fie doch das folgende Jahr an felbiger Seuche wieder darauf, fo, daß dirjenigen, „die nicht das Vermögen hatten, ſich zum dritten Male friſche Heerden an zu ſchaffen, „verarmeten und zu Bettlern wurben, Wenn ein Schnee, ber im Herbfte fälle, zu Eife wird, und den Winter ber uns“ ter dem andern Schnee liegen bleibt, fo koͤnnen die Renntpiere nicht durch das Eis bis auf das Moof durchbrechen, und müffen alſo umfommen, wofern fie nicht ſo viel Laf (fo. haßt das Mooß an den Tannenbäumen) finden, daß fie davon leben können. Zus weilen werden bie zahmen Rennthiere von den wilden weggelocket, welche in großen Schaaren herum laufen. Die Lappen fehen alfo ihre Heerden auseinander gehen, und uns vermerkt Keiner werden , fo wie die Colonien in America durch das Weglaufen der Ne⸗ gern ihre Leute verlieren. Ob nun gleich die Rennthiere nicht fo uͤbel gehalten werden, als tie Negern, fo find doch diejenigen, weiche entlaufen find, weit ſchwerer wieder zu ertappen, als biefe; ohne Zweifel, weil fie fich ihrer Sclaverey erinnern, deren Merk: zeichen fie an dem Ohre tragen. | 2 Te A en —* * —— ſind die vornehmfte Nahrung der Sappen, Es giebt wenig Fami · Diet. ei —— ein Rennthier woͤchentlich verzehren; und das iſt noch nicht A —— Aachten im, Herbſtmonate, ehe es rauh Wetter wird, fo viel Rennochſen, as Jahr uͤber in der Haushaitung zu brauchen denket. Das Fleiſch leget eſſen di thiere. ſchrei⸗ bung. — ri Die Lappen man entweder in Speifefammern und Behältniffe, oder nimmt einen Theil davon auf den Schlitten mit fih), Davon zu effen, fo lange es waͤhret. Sonft werden von ben übrigen Kennthieren nach und nad) einige zum Unserhalte gefchlachtet, die nach Wei Zaweilen pflegt man auch Milch und, Kaͤſe in feld) Blutgemuͤſe zu thun, Er im = tet, Diereichiten Sappen bedienen fich vorzüglich einiger Theile davon, und fonderlich der Zungen, Das Mark, deffen man in den Knochen der. Rennthiere meht, als in ans dern finde, iſt auch eine Leckerey für fie... Das Blut verwaßret man in Häuten, welche man mit der Art zerhauet, wenn man etwas davon brauchen will. Man kochet es in aſſer, und ehue etwas Talg von Rennthieren hinein, welches nicht übel ſchmecken ſoll. inter einander her, Zögſtroms GBeſchr J enn⸗ 518 Siſtoriſche Beſchreibung Sogſtroͤms Winter mehrentheils zum Fruͤhſtuͤcke gegeſſen wird, Ueberdem machet man davon Beſchrei- Wuͤrſte, faſt wie Fleiſchwuͤrſte, und kochet fie in Fleiſchſuppen, die ebenfalls unter die bung. beften Speifen gerechnet werben, — Sie febenuon _ Indeſſen wuͤrden die Lappen nur ſchlecht leben, wenn die Kennfühe von ihren demMild; Heerden ihnen niche Milch gäben, welche fie trinken, oder wovon fie Räfe madyen. _ werke derſel Dieſe Milch ift für ſie von unendlichem Nutzen. Sauer oder füß, friſch oder abgeſotten —* brauchen fie ſolche auf vielerley Are, und miſchen fie faſt unter alle ihre Speifen, Man ſchuͤttet ſolche theils in Häute und Magen von Nennthieren, worinnen man fie aufs trocknet, eheils in Faͤßchen und Tonnen von ſechs bis fieben Kannen, die fo gemachr find, _ daß man fie in zwey Stücke von einander nehmen Fan, wenn man die Milch heraus ge will, und fie zu Eife gefroren iſt; eheils bleibe fie in großen und Fleinen Böfzernen chaalen und andern G:fchirren zügefroren ftehen; weldye insgemein die befte if, weil 4 fie im Herbfte gemolken worden, und nicht har fauer werden koͤnnen. In einige Milch, ſonderlich diejenige, die man in den Rennthier magen verwahrer, pfleget man ailerleg Kräuter und Beeren zu thun, welche Deswegen für beffer gehalten wird. Mern man ſich Diefer Milch im Winter bedienen will, fo hauet man fie mie der Art in Stuͤcken und ißt fie wie Brode. Man pflege fie auch, wenn fie noch frifch iſt, in einer Pfanne auf zu dauen, und iße fie alsdarın mit Loͤffeln. Eben fo zerſchlaͤgt man auch den Käfe mit einer Art ober einem Hammer. - J Einige bedie⸗ Dieß iſt nun der Berglappen ordentliche Speiſe. Die Fiſcherlappen hingegen nenfihder bedienen ſich der Fiſche, die fie auf vielerley Art zu bereiten. Man ißt fie theils frifch, vſſche theils gedoͤrret, theils gebraten; und auch wohl anſtatt des Brodes Syn einigen Lapp⸗ marken pflege man fie klein zu ſtoßen, und mit trockener und zerftoßener Ninde von Fich⸗ ten zu vermengen, und ſolches als einen Brey zu fochen. Diejenigen, welche Rennthie⸗ ve zu ſchlachten haben, kochen oft Fiſch und Fleiſch zuſammen, welches ein Feyertages⸗ eſſen iſt. Sie braten auch ſo wo trockene, als frifche Fiſche, indem fie ſolche an Eleine höfgerne Spieße ſtecken, und ans eiter fegen, Scheffer hot daran gezweifele, faget Herr Hoͤgſtroͤm: „ich habe aber ſelbſt dergleichen Fifche gegeffen, welche die Sappen „auf ihre Arc gebraten, und Habe felbige ganz wohlſchmeckend befunden, , RIEF. Die Lappen effen auch Vögel, Biber und Bäre, aber feine Hunde, Fuͤchſe, noch Bleifhes. Woͤlfe. Dieß würde wider die Natur feyn, meynen fie; ohne Zweifel, weil diefe Thiere nicht fo gut find zu effen, als die andern. In der Hungersnoch iſt es kein Verbrechen mehr, und man ißt alles, fo gar Pferdefleiſch. ie werden zumeilen lebende Nenn. thiere für todte Pferde geben, weil das Pferdefleiſch fünf big ſechsmal ſchwerer it, als das ee Es iſt wahr, die in Sappland ſich niedergelaffenen Schweden has ‚ben fie durch ihr. Beyſpiel dazu ermungerr, da fie in ſchweren Fahren dahin gebracht worden, Ihre Pferde zu eſſen. Die meiften Sappen aber wiſſen nicht einmal den Namen des Pferdes, welches Ihrem Sande ganz fremd if. Diejenigen, welche mit den Ror⸗ wegern handeln, nehmen zuweilen Kühe und Schafe von ihnen. Diefe Thlere folgen im Sommer den Nennthierheerden: bey dem erften Schnee aber ſchlachtet und ißt man fie, weil man Fein Futter für fie im Winter hat. m Fa. Alle diefe Speifen erfordern feine gelehrte Kuͤche. Die Sappen kennen auch dieſe ben geſitteten Voͤlkern fo geſuchete Kunſt wenig. Man trägt die Beforgung derfelben | nicht den Frauensperſonen auf; es fey nun, daß man fie entweder der Muͤhe — J 7 * des ſchwediſchen Labplandes. 529 will, weil ſie ſonſt ſchon mit der Ernaͤhrung und Auferziehung ihrer Kinder beſchaͤfftiget Zgftrom⸗ genug find; oder, daß man ſich von einer Art von Aberglauben oder Ekel wor der Pelbreir Zeit ihrer periodiſchen Unreinigkelten ſcheuet. Der Hausvater melket die Kuͤhe ſelbſt; —__—_ er ſchlachtet ſelbſt, machet die Wuͤrſte ſelbſt, holet das Eſſen herein, leget es in den Keſſel, kochet es felbſt u. ſaw pr Sehr Auf ihre Töpfe Haben die Sappen forgfältig Acht, und nehmen ſolche gemeiniglich Be vom Feuer, wenn das Fleiſch darinnen hoͤchſtens anderthalb Stunden gekochet hat. — oe Mittler Weile, daß der Fleiſchtopf kochet, bringe der Wirth Kaͤſe oder gefrorene Milch, trockenes Fleiſch oder dergleichen zur Vorkoſt. Hat er folches nicht, fo nimmt er auch wohl etwas von demjenigen, was im Topfe ift, und braͤt ſolches auf Kolen oder amt euer. Indem ſie folcher Geftale eine Bor. und Nebenmahlzeit halten, giebt man auf den Topf Achtung, und ſchaͤumet zuletzt alles Fett herunter zufammen in ein befonderes Befchirr, worein man hernach bey dem Eſſen das Fleiſch tunket. Wenn der Lappe feinen Topf ober Keffelvon dem Feuer gehoben hat / ſo bedienet er ſich eines Kreuels oder einer Gabel mit dreyen Zacken, wovon Herr Hogſtroͤm das Muſter in der Bibel findr, als wenn die Hes braͤer nur das erſte wilde Volk in der Welt gemefen wären. Insgemein aber bedienet ſich der Lappe feiner fünf Finger, nachdem er mit der Schaumfelle das Fleiſch oder den Fiſch aus dem Topfe genommen, Er befieht jebes Stück fehr genau, weil man bey dem Auss theilen etwas geheimes zu beobachten hat, und einem jeden nad) feinem Stande und Ges ſchlechte gewiſſe Stücke, nachdem fie an dem Rennthiere entweder vorn oder hinten 984 feffen, geben muß, Diefe Stüde leget er auf feinen Tiſch, der entweder aus einem - Stuͤcke grobes Tuches oder einer Matte von Birfenrinden beſteht, die fo wie unfere Körbe geflechten if. Auf die bloße Erde leget er fein Effen niemals, wie die Grön» länder und Kamtſchadalen; fondern, wenn er nichts anders bey der Hand hat, als auf ‚ feinen Reifen, fo leget er es auf feinen Handſchuh. Denen, die um diefen Tiſch Plag finden fönnen, leget er gewiſſe Stücke vor, den andern aber, die weiter davon ſitzen, reis het er fie auf einem hölzernen Teller. Wenn er ſolcher Gestalt feine Speife ausgetheilee bat, oder auch vorher, fonimme er feine Müge ab, faltet die Hände, ſieht gen Himmel, und bittet Gott gang Furz, daß er fie ihnen fegnen wolle, Darauf greift ein jeder nad) feinem Meffer, und nimme die Stüce, die ifm am nächften find, welheer indie Fertfchüf- ſel tunfet, Die fo fteät, daß ein jeder dazu Fann, Menn fie das Fleiſch gegeffen haben, fo Kun die Brühe aus dem Topfe, und trinken folhe aus Eleinen Naͤpfen, fo lange was ba ift. \ Doas gemeine Getränk der Lappen iſt rein Waſſer, welches man mit einem kleinen Ihr Serränt. Gefäße, das ein jeder im Buſen bey ſich träge, oder auch mie der hohlen Hand ſchoͤ. pfet. Es ſteht gemeiniglich in einem Keſſel vorn am Eingange des Zeltes. Scheffer hat fid) gewundert, daß man in. Sappland oft nöthig habe, Schnee zum Waffırtrirfen zu ſchmelzen. „Unter allen denen Haushaltungen und Gezeiten aber, fager Herr Soͤg⸗ »ftröm, die ih im Winter gefehen, Habe ich nicht über ein Paarmal Lappen angetrofs „fen, deren Gezelte fo gelegen, daß fie Waffer gehabt. Selbſt diejenigen, welche bey » Seen und Fluͤſſen liegen, pflegen doch nicht gern Löcher ing Eis zu hauen, fondern „ſchmelzen lieber Schnee in Ihren Keffeln, oder nehmen von dem Waffer, welches oben _ »auf dem Eife ftehe,, Wenn fie auch nur. einen Steinwurf weit von ihnen 31 EEE Kteidung, Wohnung und Fahrzeuge der Lappeit.. Leibesgeſtalt. Kleidung. Beſchuhung. Kopf⸗ Wegʒiehen. Fahrzeuge. zeug. Betten. Zelte. Schlitten. Ihr Leibesgeſtalt he Herr Hoͤgſtroͤm die Kleidung der Lappen beſchreibt, redet er von ihrer Leibes⸗ der Lappen, geftalt. Es ſcheint, daß er ihnen das Maaß nimmt, fie zu klelden. _ Allein, dies fer ehrliche Paſtor zu Gelliware hat ftets im Sinne, die Schuefthrift feiner Pfarr⸗ finder, oder wenigfteng ihrer Nation zu machen. Scheffer jchreibe die Fleine Geftalt und Unfruchtbarfeie der Sappen der Kälte zu. Man feßet aber Scheffern und Re gnarden das Zergniß des Heren de la Motraye entgegen, welcher Die Lappen faft alle von einer mittlern Geftalt, und oft noch größer, gefehen hat, _ Herr Hoͤgſtroͤm Kar in “einigen Sappmarfen viele angetroffen, Die eines vollfommenen Menſchen Laͤnge vor drey Ellen und darüber gehabt, „Daß fie fonft Elein zu ſeyn ſcheinen, faget er, vedint „ich theils ihren Schuhen zu, worunter fie niemals Abfüge haben, wozu auch ihre #3 ee ee . wohn / des schwedischen gapplandes. 553t wohnheit, krumm zu figen, den Kopf hängen zu faffenze, etwas beytragen Fantı. „ —— ihnen wohl nicht die Geſtale ihrer fehr niedrigen Huͤtten dieſe Gewohnheit bey» ringen? — Man hat geſaget, fie wären ungeſtalt: man hat aber in dieſem Sande, sie ans derswo, von dem Menfchen nach) feinem Kleide geurtheilet. Man Hat fie für Bären gehalten, deren Bälge fie crugen. Ihre bräunliche Geftale ift nur die Wirkung des Kauches und der fuft. Im Grunde find fie gemeiniglich fehr weiß; wie benn aud) ihre Frauensperfonen alle zu einer mittelmäßigen Schönheit gehörige Eigenfehaften bes Sogftromg, Beſchrei⸗ bung. — — figen, „Benderley Geſchlechtern ſcheint es eigenthuͤmlich zu feyn, daß fie ſchwaͤrzliche „Haare, ein fpigiges Kinn, eingefallene Baden und breite Angefichter Haben,, Die Manrsperfonen haben wenig Bart, und find ftärfer, dabey aber leicht zu Fuße. Diefe Behendigfeit aber, welche nichts außerordentliches iſt, haben fie niche jo wohl der Na= tur, als der Hebung, zu zufehrelben, Die Jagd und das Reifen härten fie zu den Be— ſchwerlichkeiten und Rauhigkeiten der Witterung ab, Des Winters find die Lappen allerſeits, Manns-"und Frauens perſonen, mit Pelzen beffeider. Diefe find meifteng von Renntbieren, Die vonden alten Thieren find Die gemeins ften und wohlfeilſten, wiewohl dauerhafteſten. Die von den juͤngern Thieren, welche man im Auguft ſchlachtet, find überaus ſchwarz, und die ſchoͤnſten. Man behält ſie zur Handlung, für reiche Leute, oder zu Feyerkleidern. Dieſe Pelze find mie fange Roͤcke nach morgenländifcyer Are gefehnitten, und vorn zu. Unter dieſem Rocke, deſſen Haare auswärts gefehref find, träge man einen andern won fehlechterm Rauchwerke, mit ein⸗ foärts gekehrten Haaren. Dieſe Roͤcke werben mit einem Gürtel, welcher einen Haupts - ſchmuck der Lappen mit ausmachet, um den Leib feft geguͤrtet. Diefe Gürtel find von - einem breiten Niemen gemacht, und mit zinnernen Blechen gezieret. Man hefter einen mit Zinne gefticften Beutel daran , worinnen fie ihr Feuerzeug, ihr Geld, ihren To— back c. haben, Es haͤngen auch ihre Meſſerſcheiden, Nadelbüchfe, Scheren, und ein Haufen großer meffingener Ringe daran, welche mund eaufen groner zuſammen und unten an einander ge⸗ bunden F Je mehr man derfelben an ber Srite hat, für defto beffer geputzet haͤlt man fi. Iſt man reich, foift der Gürtel mie Silber beſchlagen, und mic vergolde- tem Laubwerke und ſchoͤn gearbeiteten Ketten oder Ringen gezieret. Die Mannsperfonen Haben Hoſen von ſaͤmiſchen Jeder, woran Halbſtiefel von Beſchuhung . Rennthierhaͤuten genehet find. ‚Unter dieſen Halbſtiefeln haben fie zuweilen Struͤmpfe von grobem Tuche. Die Weiber es —* A Yon grobem Tuche, des Sommers aber nur Stiefelfchäfte, ober halbe Strümpfe. Beyde binden fie mit fangen Bändern bey den Schenfeln an die Schuhe feſt. Die Schuhe find von Rent: thierhäufen gemacht, worunter die von Nennochfen die ftärfeften und theuerſten find, Weil ihre Strümpfe nicht in die Schuhe Hinab gehen, fo find ſolche dafür mit Heue ausgefüllet, welches fie in ‚einigen Lappmarken dergeftalt zu kaͤmmen und zu bereiten wiſſen, daß es fo weich, als Flache, wird. I demb, agariı anlage — Auf dem Kopfe tragen die Mannsperfonen Feine runde Muͤtzen mit Gebräme, theils auch ohne Gebraͤme von Tuche, Die nur bloß den Kopf bedecken. Die Weibes- leute Haben lange Müßen von rothem Tuche, die faſt wie die Helme auf den Branntes weinsblaſen ausſehen. Doch find die Moden ihrer Muͤtzen nicht nur in jeder Lappmark, ſondern oft in jeder Dorfſchaft, — Einiger Orten pflegen die a — | : xrx x _ ihre [4 Kopfput. 522. ? Hiſtoriſche Beſchreibung Sogſtroms ihre Haare In nlederhaͤngende Locken zu flechten; wobey fie vor die Stlrne bis an bie Beſchrei⸗ bung. Setten. Ohren ein Stuͤck Tuch als ein Stirnband gebunden haben, Sie tragen auch Hauben von Tuche, die über dem Kopfe und vor dem Gefichte eine Deffnung haben, und unter dem Kinne zufammen genehet find, daß fie ſolche über den Kopf ziehen müffen, doch fo, daß fie an der Stirne und über dem Kopfe wohl anfıhliegen, und über. den Rücken ‚die Schultern und Bruft, oft bie an die Mitte des Seibes hinab hängen. Ihre Sommerhandſchuhe find von fämifihen Seder, die fie aber im Winter tragen, don Rennthierhaͤuten, worein fie gleichfalls Heu ſtecken, oder, die fie mit anderm wei⸗ hen Rauchwerke ausfüttern. Einige haben um den Hals Kragen von Eichhornſchwaͤn⸗ zen, oder Wolfs- Bären. oder Marderfellen. ‚Die Lappen haben auch Betten von Zellen oder von Wolle, wie ißre Kleider. Uns ter ſich legen fie erft Birfenreifig, womit fie.den ganzen Boden des Zeltes beleget haben, - und darüber eine oder mehr Reanthlerhaͤute, nach Befthaffenheis ihres Reichthumas ober ihrer Weichlichkeit. Sie decken fich meift mit ellen, die fie in Norwegen Faufen, oder aud) Rennthierfellen, worüber fie gemeiniglid) ein Stüc Filz legen. Diefe Selle, find meiſt wie Saͤcke an den Füßen zufammen genehet, Die Reichen haben ſcho— ne große Schaffelle mit rothem oder blauem Tuche überzogen. An Statt der Kopfe füffen haben fie Felle und Pelze, oder ihre andern Kleider, Wenn man alles das Pelze werk ficht, welches die Wilden brauchen, fo follte man fagen, fie wären blutgieriget, als die geficteten Völker, Dieſe brauchen Flachs, Seide und Baummolle, fich zu Ele den; fie befleiden ſich mehr mit Gemwächfen, als thierifchen Subftanzen. Wenn fie aber weniger Thiere zu ihrem Puße verſchwenden, fo ſchonen fie dabey des Lebens und des Blutes der Menfchen weniger. Wenn man daran dächte, wie viel Arbeit, Gefahr, Krieg und Blut ein einziger von den Diamanten einer Krone Foftete, fo würde man . vieleicht nicht fo in Verſuchung gerathen, den Glanz deffelben zu beneiden. -Europens Unruhe aber Hat ihren Lauf gegen die Handlung und Pracht genommen: man wird nicht anders, als erfhöpft an Kräften, es fey nun in der Granfamkeit, oder in dem Genuſſe, davon zurüc fommen; wobey man vieleicht die Verheerung, die Sclaverey und ale Uebel auf ſich zurück bringen wird, die man in fremde Himmelsgegend bat bringen wollen. \ | Die Sappen find zum Gluͤcke vor diefen Einfällen fiher. Die Strenge ihrer Him⸗ melsgegend, die Armuth ihres Bodens bewahren ſie, wenigſtens zum Theile, wider die Habſucht der Europaͤer. Nur die Ruſſen, die noch ungluͤcklicher find, als diefe Wi Den, fönnen fie beunrupigen. Man wird aber ftets viel Mühe haben, fie unter das Joch zu bringen, weil fie herum ſchweifen und Feine fefte Wohnung haben. Dieß ift das Schicfal aller Hirtenvoͤlker. Wenn fie ihre Heerden führen, fo Fann man aud) ſa⸗ gen, daß ihre Heerden fie führen. Dieß fieht man vornehmlich in den kalten und une fruchtbaren Sändern, wo man eine große Strecke brauchet, eine Eleine Heerde zu ernaͤh⸗ sen. Lappen, welche mehr Sand befißen, alg viele deutſche Fürften haben, find noch im» mer febr arm. Ihre Rennthiere werben fters verhindern, daß fie Feine eigene Felder, uber fefte Wohnungen Haben; und es wird vieleicht das wahre Glůck diefer Bölfer feyn, daß fie diejenigen Graͤnzen und Schranfen nicht fennen, die man ohne Aufgören mit Blute färben muß, damit man fie in Ehren halten laſſe. Die des ſchwediſchen Lapplandes. 533 Die Lappen bleiben kaum vierzehn Tage an einem Orte: Bey Annäherung des Hogſtroms Srüßlinges begeben ſich die meiften mit ihren Familien auf zwanzig oder dreyzig Mei Beſchrei⸗ len in das Gebirg“, Die geſchieht nicht, wie man geglaubet hat, ſich vor den Muͤcken — zu verwahren; denn dieſe Sinfeeten find daſelbſt in viel größerer Anzahl, wiewohl nicht Sie haben fo beſchwerlich auf den Höhen, wo bie Luft und der Wind viel ftärfer und frifcher find: keine feſte Ein deutſcher Gefehrter hat vorgefhlagen, man folle die Heerden zur Verwahrung vor Wohnung, diefer Unbequemlichkeit mit einer gewiffen Salbe ſchmieren, deren ſich die Lappen felbft damwider bedienen, Herr HSoͤgſtroͤm aber behauptet, dieſe Salbe würde viel gefihickter feyn, die Muͤcken herbey zu’ ziehen, als fie zu entfernen, und über die »ift fie aud) zu theuer, als daß fie gemein werden koͤnnte. Die Berglappen bedienen fi) auch ihrer nicht für fich felbft; und die Rennthiere leiden felten von den Stichen diefer Inſteten fo viel, daß fie davon umfallen, oder ihre Haut Schaden leide, Da die Hirten verbunden find, den Aufenthalt auf der Ebene den Winter uͤber den Eigenthümern zu bezahlen, fo ziehen fie gleich im: Srüßlinge, für einen geringen Tri⸗ buf, den die Krone Schweden hebt, in die Gebirge. Alles zieht fie dahin, und vor- nehmlich das Gras, welches die Rennthiere daſelbſt im Leberfluffe, nebft einer gefunden Luft finden. Der Mangel an Holze, welcher ihnen diefen Aufenthalt unerträglic) machen mürde, ift ein Vortheil im Sommer, die Herden deſto beffer zu hüten, Zu allen Jah⸗ veszeiten aber haben fie nur Aufenthalte, wo fie ſich lagern, und Feine Wohnpläge. Im Winter finden fie nirgend Mooß genug zum Unterhalte der Nennthiere. So bald fie auch im Herbfte anfangen, von dem Öebirge herunter, nad) dem Weftmeere zu fteigen, fo fehlachten fie gleich einen Theil ihrer Rennthiere, nicht fo wohl aus Noth, fid) einen Vorrath an zu ſchaffen, als zu verhindern, daß biefe Thiere nicht verhungern, - Sie has ben zu diefer Are Schlächterey gewiffe bezeichnete Derter. - Hirten und Heerden, alles begiebt fic) dahin, aber nur auf eine Zeitlang. Man muß flets um Baͤche und Flüffe berum ſchweifen, welche Fiſche und Vögel geben. Die Fifberlappen gehen von See zu See in der Laichztit, welche nicht in allen Seen zu gleicher Zeit gefehieht. Verge⸗ bens verordnete Karl der IX, König in Schweden, um die $appen ſeßhaft zu machen, man follte einer jeden Familie eingefchränfete Kreife anweiſen. Er konnte fie niche zwingen, da zu bleiben, da fie durch den Hunger fortgejaget, durdy die Neizung zur Fiſcherey angelocket, und durch ihre Rennthiere weggefügret wurden, Dieſe Thiere has. ben nicht allein Mooß nöthig, ſondern fuchen auch ftets neues. So bald fie an einem Orte gefreflen Haben, fo verlaffen fie ſolchen, und Fommen nicht wieder dahin. Sie ſcharren an einem andern Orte, wo ber unberührete Schnee noch nicht betreten worden. ‚Weil das Mooß langfam waͤchſt und veifet, fo ſcheint es, daß fie ſich einen Theil davon aufgeben, damit fie das folgende Jahr wieder dahin kommen, und weiden können, Sie Brauchen in Aufehung des Mooßes eben die Vorfichtigkeit, welche die Menſchen bey dem Holzfhlagen in den Wäldern beobadyten, welches nad) Abtheilungen, und. von ‘Jahren zu Jahren nach einander geſchieht. Das Mooß und die Gehölze haben alſo "Zeit, zu den Bedärfniffen der Menfchen und Thiere, wieder an zu wachſen und aus zu fhlagen. Die Natur ift überall bemundernswürdig Sie giebt allem, was leben foll, einen Trieb und eine Erfahrung. Den Rennthieren fehler Feines von beyden, welche ‚Aur einerley find, | — | vs 834 - Hiftorifche Befchreibung u Sogſtroms So bald der Schnee anfaͤngt, unter ihren Füßen hart ju werden, ohne Ziveifel, Beſchrei⸗ weil Fein neuer mehr fällt, fo empfinden diefe Thiere den Frühling voraus, und führen — ihre Hirten von ſelbſt auf das Gebirge. Sie gehen voran und erwarten nicht erſt, 7 daß man fie dahin führe, Eiegehen, man muß ihnen folgen. „Daher kam e8,' fas s „get Herr Hoͤgſtroͤm, daß vor einigen Jahren, da die Sappen im Januar zu Marfte _ 7 „waren, und ein folches Wetter einfiel, woraus die Rennthiere mehneten, es waͤre Fruͤh⸗ „ing, fe ihren Abſchied nahmen, und ſich aufdie Reife macheten, weil ihte Hewen zzu Marfre waren; da denn nichts anders zu thun war, als daß fie ihnen nach ihren ' „geröhnlichen Sommerplägen nacheileten.“ Die Rennthiere der Fifcherfappen, wel⸗ he ftets in den Wäldern wohnen, bleiben bey ihren Herren. Wenn aber dieſe Wald: lappen ihre Rennthiere zumeilen verloren und fi von den Berglappen andere wieder kaufen müffen, fo haben fie auch ihren neuen Rennthieren folgen und Berglappen wer⸗ Ne As» ) a den muͤſſen. —* N‘ & \ — der WVon dieſer Lebensart hängt die Geſtalt und der Bau der Wohnungen ad, Da — die Lappen verbunden find, herum zu ſchweifen, fo haben fie nur Zette, die ſich Leiche forebringen laffen. Ste beftehen aus-tangen in die Erde geſteckten Pfählen, welche I oben zufammen gebunden find, fo daß oben eine Deffnung für den Naud) vom Feuer - bleibe, welches ‚mitten in dem Gezelte gemachet wird, „Das ganze Gezelt, ſaget „Hoͤgſtroͤm, gleiche einer abgeſtußten Pyramide, oder einem-ecichten Regel, deffen „Grund fechs Ellen ungefähr im Durchmeffer Hält, und ein Feld von fechzehn, zwan-⸗ „zig und mehr Eden machet. Die Perpendicularhöhe ift ein Faden und bisweilen „etwas höher.“ Diefe Pfähle, faget la Mottraye, find mit umher ‘gebundenen ' Zweigen zufammen geflochten, und die Zelte mit einem groben Tuche befleidet, welches Hoͤgſtroͤm auf Schwediſch Walmar nenner, la Motraye aber durch den Namen Rate bezeichnet. Dieſer franzöfifche Neifende, welcher eines diefer Zelte befehreibt, ſaget, „aufder Deffnung wäre eine Art von Schneeſchirme, weldyer aus Zweigen bes ‘„ftünde, die in ein Viereck ungefähr eine Klafter lang und eine halbe breit zufammen geflochten wären. Es wäre einwenig rund erhaben, mit eben dem Zeuge Rana ber „decket und an die Spige einer langen Stange gehefter, die man in die Erde ſtecket, „und dem Winde und Schnee, wenn es Noth thut, entgegen ſtellet. Der Eingang "„diefes Zeltes war nur ein zwiſchen zweenen Pfählen des Gebäudes frey behaltener „Raum, "Die Thüre war eine Arteiner aus zufammen geflochtenen Zweigen gemachter „und mit Rana, fo wie das Lebrige, bedeckter Hürde,“ Ihre Feuerftäre, fager Hoͤg⸗ ſtroͤm, Haben ſie mitten im Gezelte, um welche fie einen Haufen Steine herum legen, damit ſich das Feuer nicht zu weit ausbreite. In das Rauchioch Hängen fie ein Paar ‚eiferne Ketten, welche anıden Enden Hafen Haben, woran fie ihre Keſſel Hängen Um das Zelt außen ‚herum haben fie ihre Speifefammern und Behältniffe, die auf Pfoften oder bloßen Klögen fichen, damit ihnen ihre Rennthiere und Hunde keinen Schaden thun Finnen; wie auch ihr Fuhrgefchier und ihre Schlitten. Inwendig n den Wänden herum breiten ſie ihre Kleider aus, damit Fein Wind hinein wehen Fön · Dieſe Zelte koͤnnen bis auf zwanzig Perſonen faſſen. Man ſieht weder Stühle, no Baͤnke, darinnen. "Man feßer ſich auf die Erde; die Richter ſelbſt ziehen der Be quemlichfeit auf einer Bank vor einem Tifhe zu figen das Sitzen auf der Erde vor · ‚Der Hausvater nimmt den oberften Platz an einer Seite bey dem Seuerheerde je I r > un x - dr des ſchwediſchen Lapplandes. 535 | "und nächft ihm:fige feine Frau. Wenn ein Gaft koͤmmt, fo fegen fie ihn zwifchen ſich gogſtroms ein. Die Kinder und infonderheit die Söhne figen an der andern Seite gegen über; Peſchrei⸗ die Knechte und Mägde aber halten ſich bey der Thuͤre auf. Sie ſchlagen ihre Ge: bung: „gelte gern an folchen Dertern auf, wo ſie dürre Fichten zum Brennholze finden; doch) ‘ müffen fie oft mit Birfenreifiche und andern Buſchwerke zufrieden feyn. Sie unter- halten das Feuer beftändig und vertreiben ſich bey demfelben die Zeit mit allerley Ge- ſpraͤchen, fo gut fie fönnen. Sie find dabey oft ſehr luſtig und ſchaͤtzen fich für gluͤcklich in der Welt, „Es feheint, faget In Motraye, zu diefen abgelegenen Wüften, Fels „fen, Gehöfzen und Schnee, unter welchen dieſe Leute wohnen, Fönnen der Kummer, „die Furcht, und. die Kranfpeiten nicht kommen.“ ar Zndeſſen begiebt es fich doch, zuweilen, daß ein Sturmwinb das Zelt entführer, und die Sappen der Gefahr ausgefeßet ſeyn laßt, vor Kälte um zu fommen, oder von den Baumen des Waldes, die er umreißt, erfchlagen zu werden. „Vor einigen Jah— „ren, fager Hoͤgſtroͤm, wollte ein Geiftlicher nach einer gewiſſen Lappmark reifen, und „da’er zu der Wohnung der Sappen fam, fo war das Gezelt umgewehet. Er ward „des Hauswirthes nicht eher gemahr, als bis man anfteng, den Schnee weg zu ſchaf⸗ „fen, wo er mit feiner Frau eingefperret lag.“ Dergleichen Zufälle aber find fehr fet- ‚ren. Sie eräugen ſich auch nur an hohen Dertern, wo man fich zuweilen ſetzet, damit "man nicht fo viel Ungelegenheit von dem Rauche Babe, und beffer auf die Rennthiere fehen koͤnne. Es läßt ſich auch Fein Gezelt Teiche ummwehen, wenn es ein Paar Tage geftanden und die Grundftangen in der Erde feſt Haben einfrieren Fönnen, Scheffer giebt vor, die Sifcherlappen bedieneren ſich Feiner Gezelte von. Tuche, fondern baueten hin und wieder bey den Seen Hütten von Brettern oder Raſen auf, damit ſie ihre Gehaͤuſe nicht mitnehmen dürften. „Dieſes wäre gemaͤchlich genug, „ſaget Hoͤgſtroͤm: fo viel ich aber erfahren, fo haben alle Fiſcherlappen, welche Ver—⸗ „mögen dazu haben, ihre Gezelte eben fo, wie die Berglappen, von grobem Tuche ges „macht. Weil es ſich aber oft füget, daß der Lappe etwas fange von feiner rechten - „Wohnung wegbfeibt und an den Geen liege und fiſchet, fo bauen ſich einige zwar hin „und wieder Dergfeichen Hürten von Nafen oder Bufchwerke: fie find aber von feiner „Dauer, und nicht vielbeffer, als die Sauben, „, Ne: —5 Die Rennthiere dienen den Lappen ſtatt der Pferde: ſie ſind aber viel geſchickter zum Schlitten. Ziehen, ‘ale zum Tragen. Weil die Renntpiere nur Laſten von mäßiger Schwere zie⸗ ’ ‚hen fönnen, fo müffen die Schlitten leicht feyn. Die beften Reifefiplitten find unge ⸗ fähr I Fuß lang und fo breit, daß einer gemaͤchlich darinnen figen Farin. "Beil ‚aber Herr Hoͤgſtroͤm Feine vollftändige und an einander hängende Befchreibung von diefen Schlitten giebt, die man in den füdfichen Jappmarfen Kumiſken oder Kum⸗ berſken, iu den nordlichen aber Pulken nennet; und weil man fie in allem dem weg: ‚gelaffen hat, was in der Hiftorie der Reifen von Sappland vorfömmt: ſo iſt es dienlich, —— hier an zu führen, was der Abt Outhier in feiner Reiſe nach Norden da⸗ von ſaget. f * * za? "Die Pulken, faget er, find Schlitten, wie kleine Boote gemacht, vorn fpißig und auf einen Kiel-geftellet, der nicht über zween bis drey Zoll breit it „ . . » Das Vordertheil oder die Spige diefer Schlitten iſt mie Brettern bedecket, und an dem Rande diefer Bretter nagelt man eine Rennthiershaut an, welche derjenige, der in a „oem - 536. Hiſtoriſche Beſchreibung Sogſtroms, dem Schlitten ſitzt, vorn über feine Bruſt ziehe und mit Schnuͤren um den Leib feft Beſchrei⸗ „machet, damit der Schnee, worinnen er fid) gleichfam begraben findt, nicht in den —— „„Schlitten komme. Die Schwierigkeit iſt, das Gleichgewicht zu halten. — An einigen Orten, ſaget Hoͤgſtroͤm, pfleget man ſie an den Seiten und Ecken mit Rennthierhorne ein zu faſſen, und fo weit die Füße reichen mit Seehundsfellen zu überziehen, woran ein Stück gehefter wird, welches man vor die Bruſt und unter den Hals in die Hoͤhe bindt. Denn man ſchnuͤret fi in den Schlitten mit Riemen von Sehnen nieder, wozu an den Seiten Schlingen gemacht find, damit man feft und wohl verwahrer fise. In einigen Sappmarfen find fie tiefer, in andern flacher; doch fo, daß man allegeit eine Sehne hinter dem Rücken hat, die man erhöhen Fann, wenn einer darinnen figt, der dieß Fahren nicht gewohnt ift. Das Geſchirr des Rennthieres ift ein breiter Gurt von Tuche mit Zinne geftickes, welches ihm über den Rücken gebunden wird, Der Halfter ift von dickem Leder, wors an der Zaum angemacht if. Er geht um den Kopfund Hals, ift.aber nicht an den Hörnern feſt gemacht, wie Maupertuis meynet. Den Halsriemen oder das Kumpt machet man von weiſſem Nennleder, welches weich if, damit es dem Thiere nicht den Hals fhabe, Zuweilen hänge man demfelben noch eine Schelle an, die an einem breiten und geſtickten Halsbande von Tuche fißt. Start der Deichfel und Stangen | hat man einen Zugriemen, der an dem Kumpte feft gemacht ift, und dem Nennthiere unter dem Bauche durch bis vorn an den Schlitten geht, wo er an einer ledernen Schlinge befeftiger if. Der Zaum ift an der linken Seite des Rennthieres feſt ge⸗ macht, und wird hernach uͤber deſſen Ruͤcken zur rechten geworfen. 3 Man faͤhrt mit dieſem Fuhrwerke ſo geſchwind, daß ihm kein anderes gleich koͤmmt. Indeſſen bekraͤftiget Herr Hoͤgſtroͤm doch nicht, wie einige Schriftſteller gethan haben, daß die Rennthiere funfzig Meilen in einem Tage mit diefen Schlitten laufen koͤnnten. Zwoͤlf bis ſechzehn ſchwediſche Meilen in zehn Stunden, mie Scheffer ge- faget hat, ift fhon genug; und doch muß man dabey Abmwechfelung von frifihen Kenn thieren haben. Denn obgleic) ein Rennthier firben Meilen in einen Laufe fortfpringen kann, ohne einen Augenblick ſtill zu ftehen, fo würde es doc) folches niche lange aus . Halten. „Im übrigen, faget unfer Schriftfteller, wollte ich es micht gern wagen, mie „ben gemeinen Rennthieren, bie. man zu einer weiten Keife zu gebrauchen denfet, ſtaͤr⸗ „fer als jede Stunde eine Meile zu fahren, und zwar wenn die Wege gut find 2... „Denn Fann ein Sappe, wenn ein tiefer Schnee gefallen, ein wildes Rennthier einho⸗ „een und todt ſchlagen, fo kann man wohl gedenken, daß es mic den zapmıen, die ohng „dieß eine Laſt zu ziehen haben, nicht fo gar geſchwind foregehen Eine... * 3 Obgleich die Rennthiere zuweilen wiberfpänftigfind, ſich auf die Exde legen, mic dem Kopfe und den Hörnern wider die Bäume ſtoßen, wenn man fie übertreibe oder innen die Saft gar zu ſchwer gemacht hat: fo geſchieht es doch felten, daß fie den Reis fenden mit den Füßen fehlagen, wie man gefager hat, und ihn verbinden, fich uneer den Schlitten zu verbergen. Unter faufend Nennthieren wird. kaum eing Siefen Fehler haben. . Die größte Gefahr, die man läuft, if, daß man von einem unbändigen Rennthier uͤber Berg und Thal hinweg geführt und umgeworfen wird, da man fi denn nicht recht helfen kann, weil man eingeſchnuͤret ift, Sonft iſt das Gefchirr f e befchaffen, - des ſchwediſchen Lapplandes. ws beſchaffen, daß man das Rennthier ganz leicht auch in dem ſtaͤrkſten Saufen aufhal⸗ ten kann. j Die Reiſen geſchehen mit wenigen Koſten. Ein Rennthier findt faſt uͤberall Mooß unter feinen Füßen, ſich zu ernähren. Der Reiſende, welcher mit guten Klei⸗ reis bung. — obgſtroms — dern verſehen iſt, achtet es eben nicht ſehr, ob er des Abends unter ein Dach koͤmmt. Er bringe die Macht bey einem Stockfeuer zu, welches er ſich unterwegens machet. Hierzu nimmt er zween Fichtenſtoͤcke, die er oben auf einander feft machet, und morein er Feuer ftecfer, Dadurch geben fie eine fiarfe Hitze von fich, ohne in den Schnee Binab zu brennen oder zu verloͤſchen, weil ſie ſich ſelbſt zuſammen halten, fo fange et⸗ was an ihnen iſt, welches einen ganzen Tag und eine Nacht waͤhren kann. Menn die Lappen mit ihren Heerden und ihrem Geraͤthe die Wohnung verändern, ſo ift ihr Zug fehr Tangfam. Die Rennthiere gehen nicht von fich felbft Hinter einan⸗ der her, wie Scheffer gemeynet Hat, ſondern find alle mit Zäumen hinter einander ge- bunden, jedes an des vorhergehenden Schlitten, Ein kinziger Menfch Fann ihrer acht bis zwölf und zuweilen noch — Iſt der Weg gut, fo ſitzt er ſelbſt in dem vorderſten Schlitten, und hat die andern auf gemeldete Art hinter ſich. Tauget der Weg aber nicht, fo geht er auf Schneeſchuhen voran und hat den Zaum des vorderſten Rennthieres in der Hand, welches mehren Tpeiles einen ledigen Schlitten zieht, nad) roelchem diejenigen fommen, weldye die leichteften Fuder haben. - Nach feiner Kups pel koͤmmt feine Frau mit der zweyten Reihe und ſo weiter die übrigen von feinen Leu— ten hinter her, außer benen, welche Die ganze Heerde freiben, und bald vorn, bald an den Seiten feyn müffen. Ihre Wahrfagertrummel follen fie ganz hinten an führen. Hoͤgſtroͤm will folches aber nicht verfichern, „Denn ob ic) gleich oft, faget er, bey „ihrem Umziehen gu ihnen gefommen bin, fo habe ich doch feine Gelegenheit gehabt, zu fehen, was fie auf dem hinterften Schlitten geführet, Sie haben mid) allezeit storm hin zwiſchen die vorderften Reihen geführer; ob ſolches aus Hoͤflichkeit oder —— ich nicht, „ iR Olaus Magnus, Erzbifchof zu Upfal, hat gefager, die Lappen ritten auf ihren Rennthieren, wie auf Pferden, & — — — in. orbentfichem: een auf des Nennthieres Rücken figend mit dem Zaume in der Hand abbilden laffen, und dazu gefüget, daß man die Bräute der Sappen mit Zobel und Hermelin geſchmuͤcket, fo auf ein Rennthier ſetze. - Allein, fager Hoͤgſtroͤm, „diefes fo wohl, als daß man Wie die Lap⸗ pen umgichen. „fie in dem Gebirge vor Karren gebrauche, iſt unerhört., _Diefe Tiere werben nur = —* gebrauchet, und faſt immer die Menſchen und ihr Gepaͤck auf Schlitten ort zu bringen. Außer dieſen Fuhrwerken haben die Fiſcherlappen eine Art von Booten oder klei⸗ nen Schiffen, womit ſie uͤber Seen und Flüffe fahren. Sie find von ganz dünnen Brertern gemacht, artig zuſammen gefüger und mit Wurzeln von Bäumen ober aud) Schnuͤren von Hanfe zufammen gebunden, ohne Nägel und Pflöde. Sie find da- durch fo Leicht, daß der Lappe fie mit Rudern und allem, was dazu gehöret, und noch feinen Proviantfack dazu, auf den Rüden nimmt und hintraͤgt, wohin er will, Eis nige haben ihre Hunde fo abgerichtet, daß fie etwas, inſonderheit das Geſchoß, ihm tragen helfen, Fahrzeuge. Allgem, Beifebefchr, XX Band. Yyy | In \ * 538 Hiſtoriſche Beſchreibung Sogſtroms In diefen elenden Schiffchen fahren die Lappen gegen Waſſerfaͤlle über die Mas. Beſchrei⸗ bung. —— z, gen geſchicklich hinan; ohne Zweifel durch Huͤlfe der Seile, welche Leute ziehen, die; ‚ am Sande find; denn der Verfaſſer erfläret nicht, wie fie xinen Wafferfall hinauf fah⸗ ren‘). Bon dem Hinunterfahren faget er: „Ich habe gefehen, daß ſich fünf bis ſechs » Perfonen in ein folches Boot gewaget, und es ift ein Wunder an zu ſehen, mie fie fi „einen Wafferfall Hinab wagen, wo oft ihr geben auf einen Ruderzug ankoͤmmt, und „man fie oft zwifchen den Strudeln der Wafferfälle in langer Zeit nicht zu feben. „befömmt, „ Scheffer fuͤhret Schriftftelfer an, welche vorgeben, die Sappen führen nadend in diefen Booten, damit fierbey zuftoßender Gefahr entſchwimmen und ihre Waaren ber: 3 gen koͤnnten. „Jetzlger Zeit aber weis ich nicht, ſaget Hoͤgſtroͤm, daß ein Lappe na⸗ „ckend im Boote zu ſitzen pflege; wenigſtens iſt es an denen Orten nicht gebräuchlich, wo ich mich aufhalte Und außerdem, daß wenig Sappen fhrsimmen Eönnen, find. „fie diefer Boote fo gewohnt, daß fie ſolches für Feine ſonderliche Gefahr anfehen: „ In den nordlichen Jappmarfen hat man Boote von vier, "Fünf ımd mehr Klaftern hang. Man ziehe fie entweder mit Seilen gegen die Wafferfälie hinauf, oder es ſteht einer vorn und einer hinten im Boote, und ſchiebt es mit Stangen hinauf. Eben ſo ſchleppet man es auch zuweilen hinunterwaͤrts mit Stangen und Seilen ein Stuͤck We— ges fort, wenn die Fälle gar zu jaͤh und ſelſicht find. Sonft rudert man mit aller Macht den Strom hinab, da inzwiſchen einer hinten figt und das Steuer vegierer, Je ſtaͤrker gerudert wird, deſto leichter entweicht man den Steinen, weil ſich das Boot” alsdann leichter vondem Steuerregieren läßt. Uebrigens koͤmmt folche Fahrt vem Bor gelfluge oft ziemlich nabe. — * Mitten unter dieſen Muͤhſeligkeiten und Gefahren lebet der Lappe zufrieden, den übrigen Menſchen unbekannt, welche er nicht zu keunen das Gluͤck bat. Sein Her umftreifen machee den Reiz feines ‚Herumirrenden Lebens. Er iſt niche Durch die Knechtſchaft an einen Boden gebunden, welcher, fruchtbar für einen müßigen Herrn, undankbar für den Bebauer iſt; er ift nicht, wie ein polnifcher Seibeigener, verdam- met, unaufhörlich ein Feld um zu ackern, welches er verfluchet, langfam auf einem Ader um zu fommen, den er mit feiner Subftanz Dünger. Der Sappe bewohnet ein dürres Erdreich: er verändert es aber nady Belieben. Er bat nur Rennthiere zur Geſellſchaft: er will aber lieber mit diefen Tpieren in Frieden Ieben, als andern Mens ſchen gehorchen. * sat A 3) Er fehreißt aber doch auch gleich an eben der „cken und wandert zu Sande, big er wieder filled Stelle: „Kömmt er aber ‚. (der Lappe) vor große Waſſer friegt,“ 4. d. 125. S, der deur. Ueber * Waſſerfaͤlle, fo nimms er fein Schiff auf den Rd; Vermuthlich gilt die von dem Hinauffahren. x des ſchwediſchen Lapplandes. 21. nrwunun Aururununur MUNG GGGgſtröms — eſchrei⸗ Be Das VLEmite 0, Kuͤnſte, Beſchaͤftigungen, Gebraͤuche und Sitten der Lappen. Sie machen fih) ihre Wertzeuge und Geräthefelbft. ferordentliches Mittel wider die Lungenſucht. Kalender der Zappens Arzeneykunſt. Augens Sitten der Lappen, Heurathen derſelben. Vor⸗ Übel und deren Cur. Mittel wider. die Er⸗ gegebene Unfruchtbarkeit. Niederkunft der kaͤltung· Arm⸗ und: Beindrüche, Merkwuͤr⸗ Lapplaͤnderinnen. Erjiehung ihrer Kinder. digen Curen wider die Kraͤtze und den Grind. Geſinde. Brennmittel wider allerley Schmerzen. Auf an kann von den Künften eines Volkes aus feinen Bedürfniffen und feinen Mits teln urtheilen. Je mehr eine Narion ftill ſitzt, deſto vielfältiger find ihre Ge- schaffte. Wenn fie aber ohne Felder, ohne-Eigenthum, ‚ohne Sandbau und ‚ohne Heimath verbunden iſt, mit denen Heerden, die fie nicht ernähret, fondern die fie vielmehr ernähren, herum zu irren, fomuß ſie ſehr wenig Künfte haben. Ihre Geiftes- Fräfte find durch ihre phyſikaliſchen Huͤlfsmittel eingeſchraͤnket. Sie kann ohne Ein- bildungskraft und Gegenftand Feine Erfindungsfraft haben. Won wenigen leben iſt ihre ganze Wiflenfhaf. Die Sappen machen ſich felbft alle die Werfzeuge und Geraͤthe, die fie nörhig ha Sie maden -. ben. MWenn man aber zwey oder dreymal des Jahres bie nung en = —* OR verändert, fo muß man feine große Wirthſchaft weg zu führen haben. FHr erftes:Ge- raͤthe ſelbſt. wehr iſt der Bogen, welcher nur ganz ſchlecht, ohne Schaft, ohne Viſier, ungefaͤhreine Klafter lang ift, nad) der Sehne zuirechnen. Diefe Bogen find von Holze, und die- nen nur, Eichhörnchen und Schneevögel zu ſchießen. Sie machen von den Wurzeln der Gefträuche allerhand Körber Solche find‘ fo gut und dicht geflochten, fager Is Motraye, daß man Waſſer hinein gießen koͤnnte, ohne daß es durchliefe. Gievn- fertigen Schachteln und Käftchen, Loffel von Horne, und Formen, worinnen fie ihr Zinn: zeug gießen. Die Srauensperfonen wiſſen den Zinndraht fo-Fünftlich zu ziehen und zu bearbeiten, als hätten fie es von den beften Meiftern gelernet. Das Werkzeug dazu ift von Nennthierfnochen gemacht, Sie wiſſen damit ihre Gürtel, Kleider und Schlitten: geräthe nicht uneben zu ſticken und aus zu zieren; wie auch Schnupftobadsdofen von allerley Formen und Geftaltzu machen, bie in Norden überall befanntfind, Die Seile, welche aus Baſte gemacht worden, und der Zwirn, den man aus den Sehnen ‚der Pennthiere verfertiger, find ſehr gut und fein gearbeitet. Es giebt Feine Srauensper- fon in —** die nicht allerhand Felle zu zu bereiten wuͤßte, die bey ihnen gebraͤuch⸗ fihen Kleider, als Muͤtzen, Pelze, Stiefel, Schuhe, Handſchuhe und dergleichen dar⸗ aus zu verfertigen; wie auch von Riemen Zäume und von Sehnen Schnürbänder zu flechten. Endlid) fo bauen die Sappen aud) ihre Schlitten, die fte gang artig mit aller« Band Figuren won Nennthierhorne aus zu legen wiſſen, besgleichen ihre ‘Boote, und 7 Yyya machen £ 540 on piferifihe Beſchreibung 2 Ssgſtroms machen faft alfes, was zu ihrem Hausgeräthe, ihrer Wohnung, ihrer Kleidung und Beſchrei⸗ ihren Reifen Diener. zung, Dieß find alle ihre Künfte, die von der Beduͤrfniß genugfam abhängen, zur Ars * beit zu erregen, und in ihrem Fortgange eingeſchraͤnket genug find, noch Muße zu laf fen., Der Menfch, der ſich damit befcyäfftiget, genieße ihrer. ” "Der Sohn feiner Ar beit ift fein Werk ſelbſt. Er hat niemand zu betriegen; er fürchter nicht zu verlieren, er ſuchet nicht zu gewinnen. . Bey den Lappen verbringt ein Menfch nicht feine ganze Lebenszeit Damit, daß er Rinderfpieljeug madjet, daß er eine fchlechte Materie unter einem fchimmernden Firniſſe verbirgt; daß er das Eifen und Holz malet, welches in dem Unflarhe fehleppen oder in dem Kothe rollen ſollen. O unnachahmliches Wunder unfers Fleiffes! Hunderttauſend Aerme werden Tag und Nacht angeftrenger, den praͤch⸗ tigen Alcoven zehn träger Familien anf zu führen und zu ſchmuͤcken; bunderttaufend andere, in rollenden Betten einige fchlaffüchtige Wefen fpagieren zu fahren, welche nie— mals den Werth der Zeit noch des Lebens, vornehmlich aber nicht den ganzen Werrh des Blutes derer Leute erfannt haben, weiche geboren find, unter der Saft der fehwerften, der am wenigften zahlreichen und der unnüßlichften Claſſe der Geſellſchaft zu feufzen, und. um zu kommen. — Die Kenntniſſe der Lappen ſind noch eingeſchraͤnkter, als ihre Beſchaͤfftigungen. » Was Sirach von denjenigen ſpricht, ſaget Hoͤgſtroͤm die mit Viehe umgeben und „die Ochfen gern mit der Geiffel reiben, nämlich, daß fie,nichts wiffen, als von Och „fen zu reden, das kann man auch von den Lappen fagen, nicht nur in Anfehung ih—⸗ „ter Reden, die gemeiniglid) von nichts anderm handeln, als. womit fie täglich umge» 5 _ „den, fondern aud), was die Uebungen ihres Wiges betrifft, Yhr Umgang ift das Durch vieleicht weit unſchuldiger und nuͤtzlicher, als wenn er gelehrt wäre. Dieß Volk Be it feinen Wis: es giebt aber nur der Vernunft Gehör. Bis auf feinen Aberglau— en, welches der Stempel der Thorheit iſt, womit die Natur alle Menſchen gepraͤget bat, verachtet es das, was es nicht verfteht: und diefer alberne Stolz befreyet es we⸗ nigſtens von einer eiteln Neugierde, Es machet ſich feiner Fehler zu Nuge, unten ⸗ % deffen daß wir uns von unfern hintergehen laffen, ne > — der Indeſſen find doch die Lappen nicht fo gar dumm und einfältig,- ſondern zu einer — gewiſſen Vollkommenheit des Geiſtes fähig. Sie haben ihre Kalender, die ſie ſich elbſt verfertigen. Solche find gemeiniglich auf fieben dünnen Brettchen oder Nenn ı thier hoͤrnern ausgaſchnitten, doch fo, daß das fiebente nur auf der einen Seite bezeich- net iſt. Weil num auf jeder Eeite meift vier Wochen ftehen, welche fie einen Mo— nat nennen, ſo haben fie nach ihrer Rechnung dreyzehn Monate im Jahre. Indeſſen nennet doch Hoͤgſtroͤm deren nur zwoͤlfe. &ie ſuchen aber den Sauf der Jahreszeiten nicht in dem Thierkreife, fondern auf der Erde. Der erfie Monat bat feinen Namen von feiner Stelle; er oͤffnet das Jahr? der zweyte von der fivengen Witterung ; er ift der Fältefte im ganzen Winter, Im dritten zeigen fich die Schwäne; im vierten die Kräben; im fünften die Kroͤten und Froͤſche, die ihrer Meynung nad vom Himmel falten ; fo hurtig kommen ſie hetvor, fo bald der Schnee und das Eis geſchmolzen find, Der fehlte Monat wird durch das Kalben der Rennkuͤhe bezeichnet; der ſiebente durch das Rinnen ver Fichten und anderer Baͤume. Den andern Monaten ſcheinen die Rennthiere vor zu ſtehen. In dem achten faͤllt ihnen das Haar aus; in dem neutten 7 - bekommen } des ſchwediſchen Lapplandes. De befommen fie es wieder; in dem zehnten find fie in der Brunft, und. in dem eilften. Sögſtroms haben fie aufgehöret und gehen umher und biöfen.. Der zwoͤlfte ift der heilige Monat, Beſchrei⸗ wegen eines Feftes, das bey den Ehriften die Geburt des Heilandes, bey den Wilden bung. ey aber die Geburt der Welt, oder die Rückkehr der Sonnen oder des „Jahres ift, Denn " | man faget es nicht, welhesesfm" 00... AL Sin diefem Kalender bemerfet man ben Trieb aller eingeborenen Voͤlker, welche durch die Wanderungen oder Einfälle anderer Wölfer noch nicht vermenget find, Man ſieht diejen Trieb, welcher fie bewegt, fich in ihren abſtrakten Lehrverfaſſungen, es ſey nun der Zeitrechnung oder Religion, nach, den phufifalifchen Gegenftänden zu richten, die ihnen am befannteften find. Die Fiſchervoͤlker rechnen die Monate nad) den verfehiedenen Arten Fifche, Die zu ihnen kommen; die Jäger nach dem Zuge und Brüten der Vögel, der Ankunft, dem Ueberfluffe und Abfchiede des Wildbräts; die Hirten nad) den finnlichen und ftufenmweife fortgehenden Unterfehieden in dem phnfifali» ſchen Zuftande ihrer Heerden. Diefe urfprüngliche erfte Arc ift viel natärlicher und einfacher, als alle unfere Sehrverfaffungen, die durch eine Verbindung ſolcher Begriffe, welche unferen Himmelsgegenden und unferer Erfahrung fremd find, gebildet, und man ö weis nicht wie in unfern Geiſt eingeführet und durch eine faure und gezwungene Erziehung verewiget worden, „Wenn man aber, den Himmel und die Erde nur in einem arten ſieht wie wird man den Einfluß pi Zeit.auf die thieriſche Natur und Gewähfe un terſcheiden? Wie will man denen Berhältniffen folgen, die fich unter dem Saufe der Sonne und der Wirfung ihrer Stralen auf die Dflanzen und Heerden finden? Wer ſtudieret den fteigenden Fortgang des Grünes im Frühlinge und die ſtufenweis gehende Abnahme der Schattirungen des Lebens und der Farben an den Blättern bey Annaͤhe⸗ rung des Winters? Wird man in unfern Hauptftäbten, woalles gelehret und nichts ge= lernet wird, Die Wege Des Verſtaͤndniſſes zu Rechte bringen, ebenen und vollkommen machen koͤnnen? O was fuͤr einen Weg hat man zuruͤck zu thun, ehe man den erſten Schritt auf den Wegen der Natur und Wahrheit verſuchen kann? — n haben doch die Lappen von den Schweden bie Namen entlehnet, welche fie ihren Monaten, Wochen, Tagen und gewiſfen Denfzeiten oder Feſten geben, die fie mit dem Hatechiſmus der lutheriſchen Lehre angenommen haben. Bey Gelegenheit des Katechiſmus fuͤhret Hoͤgſtroͤm eine unglaubliche —— des Witzes eines Sappen an, „Man hat befunden, daß einige ſich ſelbſt Charaktere erdichtet und damit „bebolfen, die Daupfftüce ihres Chriſtenthums zur Erinnerung auf zu zeichnen. Es „war ehemals einer zu Arieplog in Pite- Sappmark, der folcher Geſtalt fein Chriftenz „thum in Srage und Antwort auf ein Brert gezeichnet hatte, ohne von jemanden unfere »Buchflaben oder ſonſt eine Schrift leſen gelernet zu haben. Ein gleiches hat uns »längft einer in Lime» $appmarf verfucher, „ — Dieſe Sache, welche der. franzoͤſiſche Ueberſetzer des ſchwediſchen Werkes von al⸗ ler Wahrſcheinlichkeit entblößer zu feyn glaubet, kann ohne Zweifel anders nicht erklaͤ⸗ ret werden, als wenn man faget, dieſe Sappen hätten nur die Charaktere eines ſchwe— difchen Katechiſmus nachgemacht 9, ohne * davon zu begreifen: wie ein Schuͤler — Wie kann man. dag nur muthmaßen, da der Verfaſſer ausdruͤcklich ſaget, fe daͤtten ſich ſelbſt CLharattere erfonnen ? 62 Hiſtoriſche Beſchreibung Abaſtroms der Malerey ein allegoriſches Gemälde nachmalet, wovon er weder den Inhalt noch Beſchrei⸗ bung. TER Geographie, griffen *), die Perfonen kennet. Ein Beweis für dieſe Muthmaßung if, daß eben der Prediger faget, man habe bey den Lappen niemals eine Spuhr von Buchſtaben gefünden, Was.ift denn ihr Kalender? Die Schlauigkeit des Verfaſſers fehiet alſo hier dieß— mal. Ein Miſſ ionarius aber iſt nicht allezeit klar und verſtaͤndlich in feinen Be⸗ Die Lappen haben in der Aſtronomie nur ſolche Begriffe, welche den Aberglau⸗ ben hervorbringen, und nicht diejenigen, welche ihn zerftören. Gie find mehr Stern» deuter, als Sternfundige. Indeſſen fagen fie doch den Ueberfluß und Mangel nach forhen Anfcheinungen voraus, die felten trügen. Wenn der Winter zeitig koͤmmt und viel Schnee bat, fo ift es ein Zeichen der Fruchtbarkeit. Wenn der Wind ah > Matthias und Marientage aus Süden wehet, fo ſoll es ein warmer Sommer werden, ein Falter aber, wenn er aus Norden koͤmmt. Sie erwarten, nach dem Grade ber "Kälte des Winters, die Wärme des Sommers. - Iſt es um Weihnachten fehr Falt, fo vermuthen fie große Hise im Mitfommer; und alle Neu» und Bollmonde des ganı · “zen Jahres follen ſich fo anlaffen, twie die im Anfange deffelben geiwefen. Don der Erdbefchreibung mwiffen fie noch weniger, als von der Aftronomies Gleichwohl wird in ihren Bärenliede von Holland und England und fo gar von Frank reich geredet; vieleicht weil fie engländifche und Holländifche Schiffe auf dem finnländi- ſchen Meerbufen gefehen, und die alte Freundfchaft der Franzofen mit den tapfern Schweden rühmen gehöree haben. Diefe beyden großmürhigen und Friegerifchen Nas tionen haben gleichwohl nichts, als die Freymuͤthigkeit, mit einander gemein, welche bey der einen die Empfindung der Freyheit, und bey der andern der Charakter des Ungeſtuͤmes ift. Es ift aber ftets gut für fie, daß fie durch diefe fänften Bande ver Sympathie mit einander verfnüpfet find. Gluͤcklich find die Franzofen, die noch in diefem Verhaͤltniſſe Schweden find? Sie find nichs von ihren Vätern, den Deutſchen und Sranfen, diefen Brüdern und Kindern des alten Schweden, ausgeartet, Arzenegkunfte Die vornehmfte Wiffenfhaft der Sappen ift ihre Arzeneyfunft, Jedoch hat fie, Danf fen esder Falten und gefunden Himmelsgegend, den fehlechten und groben Spel- fen, der thaͤtigen und arbeitſamen Sebensart diefes Volkes, weiches feine Armuth ſelbſt von vielen unferer Krankheiten zu befreyen feheint, noch Feinen großen Fortgang bey ihnen gehabt. Das Fieber ift in Sappland unbefannt. Die anſteckenden Seuchen find felten; fo wie auch vieler Orten die Blattern; „und ich zweifele, daß in der gan „zen Gemeine zu Gellimare, faget ihr Prediger, über vier bis fechs daſeibſt geborene „sappen jemals die Kinderpoden gehabt haben. „ Die gemeinfte Beſchwerlichkeit it Augenübel ind Sappland ift Das Uebel an den Augen. - Der Schnee der Falten Erdgürtel und die deren Eur, u aur dieſe Anmerkung Sonne des heiſſen Erdſtriches ſind auf gleiche Art dem Geſichte ſchaͤdlich, welches ein ſanftes und gemaͤßigtes Licht, gluͤcklich abgewechſelte und vertriebene Farben, einen Schmelz, liebet, wo alle Schattirungen auf grünem Grunde oder unterden Schatten ſpie⸗ En a len, 3) Der Franzos urtheilet zu hurtig, damit er gefunden, aufer ihren Runenſtaͤben Cund daB m achen konnte, und hat den find ihre Kalender) und ihren Hauszeichen.. S% Miffionar zu flüchtig angefehen. Diefer faget ganz haben alfo Buch Charafkıre A etivas merke! deutlich, man habe feine Spuhr von Buchſtaͤben koͤnnen. Ber des ſchwediſchen Lapplandes. 543 len, und ſich vermengen. Die Lappen verderben die Augen dadurch, daß ſie mitten unter 58 grom⸗ dem Schnee herum laufen, und. ſich in dem dicken Rauche ihrer Zelte warmen... Ihr rn AR! Hilfsmittel dawider ift Wacholderöl oder die alle von Schwänen und Adlern, welche X $ { fie ins Auge tröpfeln. Zuweilen laſſen fie fich von einem andern das Innere bes Au» genliedes heraus wenden und mit einem Meffer befchaben, daß das Blut darnach gebt, Man zieht auch wohl denen, die ein ſchwaches Geficht haben ynd faft blind find, mit Eleinen meffingenen Zangen ein Haͤutchen von den Augen, wodurch fie ihr Geſicht wie⸗ der bekominen. ji | 2 Das Feet aus dem Rennthierfäfe, wenn er gebraten wird, ift eine Arzeney nicht Gi wider nur bey Er£ältungen, fondern aud) wider den Huſten und allerley Mund- und- andere un, Arm und Schäden. Eben fo halten die Lappen aud) das Fett von den Auerhähnen für ein rech · Beinbrüce. tes Univerfalpflafter.. „Ein Maͤgdchen, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm auf das Zeugniß eines“ Merkwoͤrdige „andern Predigers,. hatte den rechten Arın etwas unter. dem Handgliede zerbrochen, Euren. „und wurde binnen vierzehn Tagen durch das Schmieren mit ſolchem Fette dermaßen j „wieder zu Rechte gebracht, daß es mit felbiger Hand ſchon ihr Eſſen zum Munde „bringen fonnte, und in einem Monate völlig wieder gebeilet war. , Bey Beinbrür „hen-brauchet man ein Hundesfell, welches, jo bald es dem Hunde abgezogen, warın „um das Bein’geleget wird. Man läßt es fo lange liegen, bis es anfängf, zu faulen; . „ba man einanderes auf gleiche Weiſe darum leget; und folches thut man fo lange, „bis der Schaden geheilet ift, Ein gewiſſer Prediger, der ein Bein zerbrochen, wur⸗ „de auf-folche Art in Furzer Zeit gebeilet. , s Die Sappen brauchen wider die Kräße ein Bad von abgefochten Weidenrin, wider de seh den. Ihre Kinder pflegen fie gleich nach der Geburt in einem abgefochten Wafler rm. de von Erlenrinde zu baden, welches fie vor dem Grinde bewahrer, Inſonderheit verdienet ihr Hauptmittelbemerfet zu werden, welches fie überhaupt Tune bey alterley Zufällen durchgängig gebrauchen. Dieß ift-das Maalbrennen, wobey fie Spmeıyen. fo verfahren. Sie machen von Zunder ober getrocknetem faulen Holze Eleine Kegel, „fe groß als eine Bohne. Diefe werden angezündet und auf die Stelle geleget, wo die „Schmerzen am Beftigfien find. Wenn einer ausgebrannt iff, fo wird ein anderer „gleich dabey geleger, und folches fo lange, bis die Kohle von fich felbft wegfpringr. „Man ‚giebt ‚bey dem Brennen wohl Acht, ob die Kohle von ſich felbft fo ftill liegt, „daßman ſie nicht mic einer Mefferfpige oder dergleichen halten darf, In ſolchem Falle iſt die Eur vergebens, und fo lange dieß geſchieht, hat man Feine Beflerung zu ver⸗ „muthen. ‚Aber wenn die Kohle geſchwind und von fc) ſelbſt wegſpringt, weiches zu⸗ „weilen einige Klafter weit geſchieht, fo Hat man nicht noͤchig, weiter zu brennen, weil „man. hoffet, daß die Schmerzen fidy Tegen werden . „, Jmgleichen ift e8 ein gures “ „Zeichen, wenn die Wunde nicht ſchwarz, fondevn weiß wird; wie auch, wenn im » rennen Funken davon fliegen; und ebenfalls wenn es hernach heftig fehwille. „. Der Aberglauben will, daß man diefe Kegel bey Feinem andern Feuer anzünde, als dem . Zunder, woraus fie gemacht find, und ven man felbft- durch das Anſchlagen eines Stab» les und Steines entzündet hat. „Wie weit die Medici dieſem Mittel beypflichten, ſchreibt unfer Verfaſſer, kann »ich nicht fagen: daß es aber den Lappen zu ficherer Huͤlfe diene, erhellet aus _genugia- »imen Proben, weswegen dieje Eur gleichfalls bey andern Leuten in Gebrauch gefoms nr z „men, 544 Hiſtoriſche Beſchreibung Sögftröms „men, Ich habe eine betagte Frau geſeben, bie ſich oft wegen Kopfſchmerzen bren⸗ Beſchrei⸗ „nen laſſen, aber Feine Huͤlfe veripührer, bis man fie mitten an der Stirne, gerade bung. „vor der Scheitel brannte; da fie nach einem heftigen Schweiſſe von ihren Kopf „ſchmerzen befreyer wurde,, Man wird feiren einen Lappen finden, der nicht Dergleis hen Brandmaale habe. - —— Sie kennen Fein anderes Mittel wider die Sungerfiche, als das Wegbrechen des Yeider die Sun Geſchwuͤres oder desjenigen, was fie bie Urfache des Uebels nennen, Wenn einer zur genſucht. weilen durch eine ſtarke und geſchwinde Bewegung viel geronnen Gebluͤt von ſich ge⸗ brochen, ſo halten ſie ihn von dieſer Krankheit geneſen. Viele Einwohner in Ume— Lappmark haben die gute Wirfung dieſes gezwungenen Huͤlfsmittels erfahren. „Ich „weis einen gewiſſen Lappen, ſaget Herr Soͤgſtroͤm, der auf die Art feine Geſundheit „wieder Heli et Ba — ed —— band, ſich darüber nlegete und folcher Geftalt Hin und Her fuhr, er fich brechen mußte, da er denn —— bis an feinen Tod, Der ——— AA Ai ran erfolgere, Eeis „nen Anftoß weiter davon hatte, „ a in Die Sappen heilen ſich felbft von denen Kranfheiten, die fie Fennen. Wenn ihr nen aber unbefannte zuftoßen, fo nehmen fie ihre Zuflucht zu den Zauberern, welche taufenderley Gebährdungen machen und vieles daher ſchwatzen, fie zroifchen Furcht und a Hoffnung zu halten, bis die Natur die Kranken genefen oder fterben läßt, Wenn fie fterben, fo ift es ftees ihre Schuld; und wenn fie auffommen, fo ift es durch die GefchicklichFeit der Zauberer. So leicht ift es, ein unmwiffendes Volk, vornehmlich in dem Zuftande der Schwachheit, zu fäufchen, wo feine Sinne und feine Vernunft durch den Schmerz verfehlungen find! Auf ſolche Arc find die Marfefchreyer von al lerhand Art, fie mögen nun Wahrfoger oder Aerzte ſeyn, ſtets verſichert, Thoren zu finden, die ſich Hintergehen laffen, ſollten fie auch, zur Unterftüßung ihres Gewerbes - ax; diejenigen fterben laffen, welche niche daran glauben, —* J Ihre Liedet. Ein Volk, welches kaum die erſten Künfte der Nothwendigkeit kennet, hat auch wenig Kuͤnſte der Pracht und Wolluſt. Ob die Lappen mie Saitenfpiete und an⸗ derer Mufif umgehen, hat Hoͤgſtroͤm nie gehoͤret. In ihrem Singen kann ınan bey dem erften Anhören Feine fonderliche Kunft fpühren, und follte es faſt für ein Geheule halten, Indeſſen misfälle es nicht fo ganz bey einer leiblichen Stimme, die es gut kann. Reime höret man gar nicht: die Worte aber werden oft und auf vielerley Art wiederholet. „Was diefe Are der Wiederholung betrifft, fager unfer Paftor, fo weis „ic fein befferes Erempel davon zu geben, als den Gefang der Deborah im Buche nder Nichter,, Haben die Lappen den Gebrauch der Wiederholung aud von den Hebräern; oder ift das eine Art von Versfunft, die allen wilden Voͤlkern gemein ift? Der Inhalt der lappifchen Lieder find ihre fiebeshändel, ihre Reifen, ihre Heer⸗ den, die Jahreszeiten, die Jagd, wie auch Prophezeyungen und dergleichen Mate rien, die den Poeten aller Nationen gemein find. Diefe füßen Unterbaftungen einer . gluͤcklichen Muße führen natürlicher Weife zur Befchreibung der Sitten der Sappen. “Sitten det Durch die Gemüthsart werden die allgemeinen oder befondern Sitten enefchiedert. Lappen. Die Lappen werben für furchtſam gehalten. Man kann es ihnen aber nicht zur Zag haftigkeit rechnen, meynet Soͤgſtroͤm, daß fie fich vor Kriegesdienften fürchten. Alle Menfihen haben einen geheimen Abſcheu vor dem Tode. Ueber diefes wenn ein — * — Soldat * des ſchwediſchen Lapplandes. 545 Soldat wird, fo verläßt er feine Famllie auf immer; mie ſollte er nicht ben Krieg hafr Sögftrömg fen? Noch mehr, die Lappen haben von einigen Feinden, infonderheit den Ruſſen, — nen beſſern Begriff, als die gemeinen Schweden von den Tuͤrken. Ungeachtet diefer "UNS: bneigung aber weis man doch, daß fi viele zu Soldaten Haben anmerben laſſen. Indeſfen hatte gleichwohl in dem letzteren Kriege ein fürchterliches Gerücht, es follten die Sappen mit Gewalt zu Soldaten geworben werben, verurfacher, daß man fie kaum £ mehr in die Kirche bringen Fonnte, faget der ſchwediſche Prediger. Nichts verdop⸗ pelt die Zaghaftigkeit der Menſchen mehr, als die gezwungenen Werbungen. Dieß iſt vieleicht eine von denen Urſachen, warum ganz Europa weniger Eroberungen mit unzäpligen Heeren machet, als Griechenland und die berühmten Völker bes Alterthu— mes mit einer Hand voll Soldaten gemacht haben, Man fteller nur Heerden wider Heerden, bie man auf gleiche Art zur Schlachtbank führer, - Nicht die Fiebe zum Ruhme, der Raufch des Patriotifmus, die tiefe Empfindung eines gerechten Krieges, die Hoffnung zu reicher Beute, oder einer ruͤhmlichen Beförderung führen unfere Sol⸗ daten in den Krieg; fordern die ungebundene Lebensart, die Verführung, ein Be⸗ fehl des Fürftenbilden und vergrößern Die Kriegesheere. Man fehe, was die vor- ereffliche Kriegeszucht eines an allen Gaben der Regierungskunſt erhabenen Königes Hat gewinnen können, Er hat Klumpen von einer undurchdringlichen Dichtigfeit ges macht. Seine zahlreichen Truppen waren Mauren und Waͤlle: er hatte aber, diefe Kräfte in Bervegung zu fegen, nur mechanifche Triebfedern. Dieſe Körper hatten keine Seele, Ein Theil feiner Soldaten waren nicht feine Unterthanen; feine Völker zogen nicht von fic) ſelbſt in den Krieg, Es waren feine Freywillige; es war feine freye Nation. Michts munterte fie zum Siege auf, als die Furcht zu ſterben; und . dieſe Zurcht hat niemals Helden gemacht. Ich fage es noch einmal, man muß Bes wegungsgründe haben, fein Vaterland, feine Regierung, feine Nation zu lieben, went man tapfer jeyn und ſtets überwinden will, Die Waffen ſind heute zu Tage gleich, - pi Kriegeszucht beynahe einerley; die Kriege find ohne gerechten und auf Feiner Seite fobenswürdigen Bewegungsgrund, ohne ſichtbaren und Nationalnutzen. Wenn fich aber mitten aus dieſen auf gleiche Arc beherrſcheten Nationen ein Volk erhöbe, das durch feine Beduͤrfniſſe zu der- Nothwendigkeit erreget würde, Friegerifch zu ſeyn; fo würde man es bald.alles wagen, viel verlieren, aber ſich durch feinen Verluſt aufbläs gen und kriegeriſcher werden fehen. In den Treffen würde der verwundete Soldat mit Entzüden den legten Seufzer des fterbenden. Soldaten auffaſſen; fie würden eine ander umarmen; fie würden gegenfeitig ipre Wunden ausfaugen, Der Tod ſelbſt wiirde in dem Schooße des Gieges Anreizungen haben; man wuͤrde ſich gleich bey dee — Geburt demſelben wiedmen. Die Vaͤter würden ſich durch die Siebe wieder hervor bringen, ehe fie ſich aufopferten. Die Mütter würden dem Vaterlande ohne Echmers- zen Kinder gebähren, Sie würden vor Freuden über die Zeitung weinen, daß ihe "Sohn in der Niederlage der Feinde geblieben ſey. O unbegreiflihe Empfindungen bes Patriotiſmus, ſeyd ihr aufimmer verloren! Muͤſſen die großmuͤthigen Seelen bies fes Jahrhunderts diefe Welt mit dem Bedauren verlaffen, dafs fie entweder zu ſpaͤt Oder zu früh in diefelbe gefommen find, diefe Wunder zu ſehen? — — Die Sappen kennen fie ohne Zweifel nicht: fie wiſſen aber auch nichts von ben Un» gluͤckſeligkeiten welche mis dem Zuftande derer Völker verbunden find, die das Shid. Allgem. Reifebefchr, XX Band⸗ . Bi ſal * 546 Hiſtoriſche Beſchreibung | —— ſal und nicht das Herz in den Krieg fuͤhret oder ſchleppet. Man will ſo gar, daß dieſe — Wilden von Natur kleinmuͤthig find. Scheffer ſchreibt dieſe Zaghaftigkeit der Kalte —r— ber Himmelsgegend zu: Strabo aber hat vorlängft ſchon gefaget, die Menfchen mir ren viel Friegerifcher, je näher fie dem Morden und Dceane kaͤmen. Die Strenge der Elemente hat ftets den Much gefchärfer, die Unerſchrockenheit eingegeben. Die Lap⸗ pen geben in Wahrheit fonderbare Zeichen der Schwachheit von ſich. Ein unvers x mucthetes Geräufh, eine Kofe, die aus dem Feuer fpringt, erſchrecket fie bis zum Uns finne. Man fieht fie aufhüpfen, und wenn fie ein. Meſſer oder: Beil in der Hand har ben, fo verfegeh fie dem erften eins damit, der ihnen vorfömmt, und fragen bernad), . wenn der Anfall vorüber iſt, ob fie fich ungeziemend aufgeführer haben. Wenn e# donnert, fo pflegen einige die Ohren zu zu ftopfen, damit fie nicht darüber erſchrecken. Es ſcheint, Horatius habe vornehmlich wegen der Sappen gefaget, das Geräufd) des Donners erwecke ben Begriff von der Gottheit. Daher war-die erhabene Antwort eines Sappen, den man fragete, ob es auf dem Gebirge auch gedonnert hätte: Gott lieg diefen Sommer hören, daß er noch Iebete. Woher rüpret aber wohl diejes undernünftige und ohne Urſache kommende Schrecken anders, als ton dem uͤbermaͤ⸗ Figen Aberglauben der Lappen? Man wird ſehen, wie unglüclic fie in diefem Sctuͤcke find, rt Rn: 3 2 g J . . Herr Söaftröm giebt vor, diefes Volk von kleiner Geſtalt fey ſtolz, hochmuͤthig, mistrauifch, neidifch und fehr halsſtarrig. Zumeiten brauchen fie wegen geringer Ur⸗ ſachen ihre Beile und Meffer gegen einander; doch tödten fie einander felten. ndefe fen glaubet doc) unfer Berfaffer, daß. viele heimliche Mordthaten gefehehen. Denn unter andern ſchaͤdlichen Gewohnheiten, welche die Sappen haben, iſt auch, daß fir meynen, Mord und Ehebruch-und andere grobe Miſſethaten müffen vergeffen werdeny wenn fie die Kläger oder Angeber durch eine gute Vergeltung. befriedigen koͤnnen. Hierzu koͤmmt noch, daß fie ſolche Verbrechen, die feinem an feinem Vermögen fhas den, als Mord und Ehebrucd), gern mit einander verhehlen: Diebftahf und andere Gewaltthaͤtigkeiten aber nicht verfhweigen, wofern Fein kinlänglicher Vergleich deswe⸗ gen in der Güte getroffen wird... Man hat alfo feinen Nutzen, dergleichen zu begeben Die Räubereyen würden mehr foften, als fie werth wären. Der Mord. wird duͤrch ‚bie Rache unterdruͤcket; der Ehebruch ift in einem Sande nicht recht beftimmet, wo die. Ehe nicht durch die Befkätigung der Gefege feitgefeger if. Bey einem armen Volke | aber, welches alles bedarf; greift der Diebftahl die perfönfiche Sicherheit in feinem Eir genthume an. Wenn auch Sandftreicher Borrachshäufer geplündert haben, fo fehlagen die Eigenthümer derfelben die Diebe todt, wenn fie können. Verſolget die Gerechrige feit die Mörder, fo begeben fie ſich in eine andere Gegend, und finden überall eine Freyſtaͤtte der. Unſtraf barkeit, außer andem Orte, wo das Verbrechen begangen ifk Wenn man in Sappland aus: einer Gerichtsbarkeit in die andere geht, fo ift es fall eben fo viel, als wenn man aus einem Reiche in das andere gienge. Hoͤgſtroͤm be klaget ſich über dieſen Misbrauch. Man darf aber nicht fordern, daß mehr Policey unter den Wilden. einer Herrfchaft ſeyn ſoll, als man unter den verfchiedenen Staateh in Europa fieht. Die Könige haben geglaubet, es Fäme ihrer Würde zu, allen frem⸗ den Raͤubern ihren Schutz zu gönnen und eine Zuflucht zu eröffnen. Anſtatt, daß fe ſolche einander wieder zuſchicken, oder ein Gericht niederſetzen ſollten, worinnen er 22 % v des ſchwediſchen Sapplandes, 47 die Ueberläufer beurtheilete ob ſie zu dem Rechte der Freyſtaͤtte zu zu faffen wären, wollen fie lieber den Auswurf ihrer Unterthanen, fo zu fagen, auswechfeln und den Boͤ⸗ ſewichtern und Ueberlaͤufern, die ohne Un erlaß aus einem Staate in den andern oder von einem Heere zum andern gehen, eine Thuͤre offen laſſen. Man faget zur Rechefertigung diefes :Bebrauches, die Fürften lebeten noch unter ſich in dem Stande der Natur, ohne den Verträgen unterworfen zu ſeyn, welche die Menfchen binden. Man faget,. fie wären über bie Geſetze, ob ſich gleich die Gortheit, deren Bild fie find, felbft ewige und underänderliche Geſetze vorgefährieben Hat, Kurz, anan belieber ihnen eine Unabhängigfeit, eine unvernünftige, ungerechte Gewalt zu‘ leihen, deren ſich Die weifeften und die erleuchterften unter ihnen nicht anmaßen. Man’ E23 liebet aber weder Die Bölfer, noch die Könige, wenn man alfo der Macht der einen, auf Unkoſten der Glickfeligfeit der andern, ſchmeichelt. Wenn aber bie Bölfer und die Könige nicht von der gegenfeitigen Ergebenheit überzeuget find, welche fie zum ges meinen Nußen verbinden foll; wie werden fie in ber Sicherheit feben, welde einzig und allein von dem Vertrauen entſteht? Muß der Misbraud) unferer Borurtheile und unferer Sitten dem dürftigen, fauren und faft unerträglichen eben der wilden fappen, man weis nicht, was für Reizung feihen ? Indeſſen eignet man ihnen doch Lafter zu, die ben dem erften Anblicfe verhaßt zu ſeyn feheinen, vornehmlich aber einen Geiz, der fie in dem Handel mit Fremden zu Betrügern machet, in den Geſchenken eigennüßig, weil fie feine geben, als damit fie welche wieder befommen, Hart gegen die Armen und Bettler, welche fie abmeifen und wegjagen, nachdem fie ihnen gleichwohl ein oder zweymal zu effen gegeben haben. - „Sie find fo mistrauiſch, faget Hoͤgſtroͤm, daß, wenn man ſich Winterfleider von ihnen Faufen will, man bie Waaren nicht einmal eher zu ſe⸗ when befömmt, als bis man ihnen gemwiefen, ob man auch von ben rechten Müngforten, „.nämlic) hofländifche Speciesthafer, hat.“ Indeſſen gefteht man doch, daß die Schwe⸗ > ben auf den Märkten beffer mit ihnen zu Rechte fommen, wo ber Handel durch Umfe- Sen der Waaren gegen einander gefehieht. Man gieb Diebftahl i ; jeher . giebt auch zu, daß der Diebftahl im einigen Sappmarfen chen fo ftorf im Schwange gehe, als an andern a da man hin« gegen in andern felten oder niemals efrsag baven höre. Eben fo giebt es einige, wo ‚ felten ein Weibesbild geſchwaͤngert wird, wenn gleich fonft Die Sappen zur Hurerey und Lichtfertigkeit ſehr geneigt ſeyn ſollen. Wenn alſo ein Prieſter dem la Motraye ge⸗ ſaget bat, er hätte Feine jemals getrauet, die nicht ſchwanger geweſen wäre, ſo iſt es x vieleicht in einer Sappmarf gefchehen, wo ſoiches den Sitten und Gebräuchen nicht fo ſehr zuwider gewefen. Wenn diefer Reiſende werficherr, die Weiber In Lappland waͤ⸗ ren eben ſo geneigt zur Hurerey, als in den nordlichen und ſuͤdlichen ändern, fo ift es ohne Zweifel übertrieben, ein Sag, der auf übel wahrgenommene Thaten gegründet äft, Diefes Borgeben wird einiger Maßen durch bie Geſetze und Gewohnheiten ber Lappen bey dem Heurathen widerſprochen. ? „Die Freyheit, welche dem Menfchen zu gebühren feheint, faget Hoͤgſtroͤm, ſich — der „nach eigenem Belieben einen Ehegatten zu erwaͤhlen, haben die Lappen in Bedenken „gezogen, ihren Kindern zu zu geſtehen. Die Aeltern haben ſich in dieſem Stüde fo » große Gewalt angemafet, daß fie ihre Kinder nicht einmal darum befragen, wenn fie ogſtrsms eſchrei⸗ bung. an Yan u } »folche verheurathen wollen, fondern diefelben müffen einander nehmen, fie mögen wols . | — ien ober nicht.“ Die Loppen aber find ” fo begierig, ihr. Geſchlecht zu vermeh⸗ 5% ven, 548 Hiſtoriſche Beſchreibung Sogſtroms ren, als es die Hebraͤer waren, und kennen keinen groͤßern Fluch, als die Unfruchtbar⸗ efpreir keit in ihren Familien. Daher verliert ein Maͤgdchen, das geſchwaͤngert worden, des⸗ bung. wegen vermithlich die Hoffnung nich, verheurathet zu werden. Es het wenigftend, "feine Fruchtbarkeit bewiefen, und mache einem Manne Hoffnung, Erben zu befommen, - welche der wahre Reichthum der Sappen find. - „Bor einigen Jahren, ſaget Hoͤg⸗ & „ſtroͤm, ward ein Mägdchen von ihrem Schwager gefehwängert, der ihre Schwefter, „zum Weibe gehabt, und gewiffer Umftände wegen mit dem geben beguadiget ward „welches er fonft durch diefe That würde verbrochen haben. Dem ungeachtet ward fie, „von vielen zue Ehe begehrer, und ehe ein Jahr verfirichen, war fie nad) ihrer Ark, „ehrlich und wohl verſorget. “ Indeſſen vermeidet man es doch, Heurathen unter Blutsfreunden zu ſchließen. Die Vielweiberey iſt den Lappen niemals bekannt geweſen. Sonſt aber verheurathet man ſich vielmals. Es bleibt keiner ein Witwer, auch ſelbſt unter den Alten, wenn, er nur ein wenig reich iſt. Die Witwen, waͤren ſie auch hundert Jahre alt, taub, blind, und noch ärger, werden ſtets geſuchet, fo bald fie Reichthum befigen, Das Heurarhen ift ein Handel in Lappland. Wenn ein Vater entfchloffen iſt, feinen Sohn zu verheurathen, fo führer er ihn zu dem Water des Maͤgdchens, das er ihm geben will. Der Branntewein diener zum Dolmerfiher unter ihren. Zumeilen, handele man wohl zwey Fahre um die Ehe, ‚Wenn fie aber nicht gefchloffen wird, fo. muß der Vater des Mägdchens den Branntewein bezahlen, welcher während der Uns terhandlung ausgetrunfen worden, Wenn er die Verbindung annimmt, fo machet N man dasjenige aus, was die Neltern des jungen Menfchen den Aeltern des Maͤgdchens geben follen. Dieſe Geſchenke beftehen unter reichen Leuten gemeiniglich in einem file bernen $öffel von drey oder vier Loth, dergleichen Becher, einem mit Silber befegeten "Gürtel, Spangen, einem Keffel, einer twollenen Dede, Rennthieren und einer Sums me Geldes. Der Werth dieſer verfchiedenen Stuͤcke iſt feſt gefeger, und was an dem) einen abgeht, wird durch das andere vergütet, Zuweilen ift man verbunden „Wwohl dreyzig ſolche Stuͤcke aus zu zahlen, ehe man die Schwiegertochter bekoͤmmt. Doch veraͤndern ſich auch die Gebräuche in dieſem Stuͤcke nach den Oertern und dem Ver⸗ mögen, Man machet auch den Anverwandten der Braut anſehnliche Geſchenke. Reiche Leute geben wenigſtens einen ſilbernen Gürtel einem jeden ihrer Gefchroifter, Die Armen dürfen nicht fo viel daran wenden. Man ifF auch diefer Hocjzeitgefchenfe überhoben, wenn man eine Witwe heurathet. Indeſſen giebt es doc) Aeltern, die, ihre Töchter zweymal alfo verfaufet Haben, — — Dagegen geben der Braut Aeltern ihrer Tochter eine Mitgift, welche beynahe dem Werthe der Geſchenke gleich koͤmmt, die fie erhalten haben. Wenn der Vertrag gemacht worden, fo wird gleich Verloͤbniß gehalten, und man beglebt fi, ſo bald & mögfich ift, in die Kirche zur Trauung. Die Braut thut dabey gemeiniglich ſehr dla de, ſo daß man ſie oft mit Gewalt hervor ziehen muß. * Nach der Trauung fuͤhret man die beyden Verheuratheten in das Zelt der Aeltern des Bräufigams, mo fie mit einander fhmaufen. Es bringe aber ein jeder feine Ge richte mit, wiewohl fie Hernach ſolche zufammen thun, da denn ein jeder ſo viel ißt, als er mag. Iſt Branntewein zu bekommen, fo kaufet auch ein jeder etwas, und fie bes wirthen damit einander, Mac der Mahlzeit begiebt fih der Dräurigam nach feines — — Schwie ⸗ > — des fehwedifchen Lapplandes. 349 Schwiegervaters Wohnung, woſelbſt er ſich ein Jahr lang aufhaͤlt. Wenn das Jahr 8gſtrows um iſt, ſo holet ſein Vater ihn mit ſeiner Frau von da .ab; da fie denn dasjenige mit. Deiehreis nehmen, was ihnen der Braur Vater an Mennthieren und Hausrathe zur Ausfteuer II verfprochen Hat, Sie fihaffen fich darauf felbft ein Zelt an. und errichten eine neue e Haushaitung und eine neue Familie. * nd ‚Der Ehebruch beflecket und ftöret die Unſchuld und Gluͤckſeligkeit dieſer Vereinl⸗ gung nicht. So biel ich habe ſpuͤhren koͤnnen, ſaget Hoͤgſtroͤm ſind ſie befliſſen, die „Ehe ehrlich zu halten. Das jenige alſo, was bey Scheffern berichtet wird, als wenn ſie bisweilen freywillig andere zu ihren Weibern ließen, iſt entweder nur in vorigen Zeiten gebraͤuchlich geweſen, oder ruͤhret bloß von der Sage des gemeinen Mannes „ber. Ich bin in Sule Lappmarl gewefen, und zwar an eben dem, Orte, wo der Sap« „pe, von welchem Scheffer redet, müßte gewohnet haben; ich habe aber, gemerket, daß bie Leute dafelbft in diefem Stuͤcke eben fo.eiferfüchtig geweſen, als andere. Daß "aber bisweilen einer oder der andere aus Leichtfertigkeit und Unkeuſchheit feine Pflicht „gegen Gott und feinen Ehegatten vergeſſen könne, damit hat es in Sappland eben die „Bewandniß, wie an andern Orten, Man Fann übrigens glauben, daß die Frey⸗ heit, deren man die $appen vordem in beim Gebrauche der Frauensperfonen befchule digte, von wildern Sitten herrübrete, als fie heutiges Tages haben, Ein Volk, das gezwungen ift, obne Sand und fefte Wohnung herum zu irren, mußte die Beywohnung wenig fennen, welche bie einfache Ehe erfordert, Der Hunger, welcher die Menfchen zerftreuete, und fie nur ungefähr zuſammen brachte, erlaubete vieleicht nur, daß die beyden Gefchlechter einander re Weiſe begegneten; und konnte ſich da die Siebe , wohl den Geſetzen des Eheſtande unterwerfen? Seit dem Schweden aber die Anfangs- Ä unde feiner, Polizey und feiner Heligion bey den Sappen eingeführet, find die Jamie lien, entweder durch das Eigenthum oder durch die Sitten, mehr von einander abge⸗ fondert worden. Das Chriſtenthum hat der ehelichen Vereinigung einen Charakter > der Heiligkeit gegeben. Seit der Zeit iſt das, was nur Freyheit in Dem Umgange mit — — war, Frechheit geworden. Was ein öffentliches Recht in einem ide der. Ehe — war, heißt Eingriff in das Eigenthum; kurz, was vor Dem ide he Eitte war, ift Entheiligung, Unordnung, Ehebruch geworden, Wan befihulbiget Die Sappen ber Unfruchtbarkeit; und einige ſchreiben liche Der Himmelsgegend oder ihren Speifen zu, Hoͤgſtroͤm aber läßt keine von diefen Urſa⸗ either Kaptert» chen zu und widerſtreitet die Sache feldft. „Sch weis ihrer ſehr viele, ſaget er, bie eine „Menge K inder gehabt und alle Jahre haben taufen laſſen.“ Die Lappen ſcheinen ſich zwar wirklich nicht zu vermehren, Allein, dieſes koͤmmt, wie er glaubet, zum Theile von dem Sterben unter den Rennthierem her, wodurch den Menfchen bie Nahrung: ent geht; und über diefes ſterben auch viele Kinder in der Jugend, entweder don bir ſtren⸗ gen Kaͤlte oder von der Beſchwerlichkeit der Reiſen. Uebrigens find die Weiber der Sappen ſehr ſtark; fie gebähren mit wenigen Niederkunft Schmerzen. Vier oder fünf Tage nach der Niederkunft ftehen fie wieder auf-und ge» der Lappinnen. hen viele Meilen zu Fuße, Ihre Kinder ſelbſt zur Taufe in die Kirche zu tragen, Sie : wickeln fie in junge Rennthierhäute, waſchen fie oft und ſtecken fie bis an den Hals in Keffel voller Falten Waffers, In welchem Bade ſich die Kinder ſehr vergnüge bezeigen, Ihre Wiegen find fo bequem, daß man Das Sn auf den Reifen darinnen liegen Da« a 353 ben J 550 Hilltoriſche Beſchreibung Söafteöme ben und fie im Sommer auf den Rüden nehmen oder auf ein Kennthier binden, im Befhreir Winter aber auf einen Schlitten fegen fann. Wenn das Kind unruhig ift, fo pflege bung. · man es mit Schnüren an die Zeltftangen feft zu binden, und es fo bin und her zu * ſchwenken; fonft ſtellet man fie fo Hin, daß das Kind zuweilen darinnen liegt, zuwei · len gerade auf den Fuͤßen ſteht. Erziehung ihr ¶ Die Mütter ernähren ihre Kinder meiſt mir ihrer eigenen Milch: doch geben fie rer Kinder · ihnen auch zuweilen mitieinem $öffel Rennthiermilch, und gewöhnen fie nach und nach an Fleiſch und Fiſch, welche fie ihnen vor den Mund halten und den Saft daraus - faugen laſſen. J — So bald ein Kind geboren iſt, fo eignet ihm der Vater ein Rennthier zu und giebt beyden, die er gleichfam einander zu zu gefellen ſcheint, ein Hauszeihen. Wenn « es anfängt, Zähne zu befommen, fo weiſt er ihm noch ein Rennthier an. Dieſe Renntbiere und ihre Jungen gehören dem Kinde auffer feinem Erbtheile zu, wenn es fo groß wird, daß es fich verheurathet, oder feine eigene Haushaltung anleger. Die Lappen geben ihren Kindern die Namen ihrer verfforbenen Anverwandten. Sie würden befürchten, wenn zwey lebende Wefen in einer Familie einerley Namen fuͤhreten, das eine von beyden müßte fterben.. Es feheint, daß fie eben fo wenig einer» ley Namen haben, als einerley Platz einnehmen Finnen; und man müjfe, wenn man einem neuen Weſen das eben geben wolle, fo lange warfen, bis ein anderes ibm wohl feinen Plaß, als feinen Namen, abtrete, en Die alten lappifiyen Namen find fait alle abgefchaffer, weil die Prediger, nah Scheffers Berichte, fie davon ab zu halten geſuchet. „Sch babe aber Feine Urſache „gefunden, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm weistic, ihnen felbige zu widerrathen, weil mie „den Namen weder Chriſtenthum noch Heidenthum verfnüpfer iftz eben fo wenig als „es zu glauben ftehe, daß ein Abraham ein befferer Chriſt fey, als ein Erich, weil „letzterer ein heidnifcher Namen iſt. Vielmehr fcheine es einem Wolfe eine größere | „ Ehre zu feyn, wenn e8 feine eigenen Mationalnamen behalten, als andern nachgeäfe’ „fee hat. In diefer Abſicht kann man billig fagen, daß Glof, Anur, Harald, „Sten, Swen u. d. g. einen Schweden beffer kleiden, als Wilheim, Gtto, Dies’ „trich. Aus eben der; Lirfache ftehen auch die Namen Thor, Sinne, Pagge, Raw ras, Panis, Aſſa u. f. w. den Lappen fehr wohl an. f —* F Mit beſſerm Grunde hat Soͤgſtroͤm geſuchet, die Lappen von der abergläubi« - ſchen Gewohnheit ab zu halten, die Taufnamen ihrer Kinder zu verändern. Denn’ wenn foldye nach der Taufe Eranf wurden, fo pflegte man deren Namen von Deter in Paul u. fe w. zu verändern, daher man felten aus den Kirchbuͤchern Nachricht von ih» rem Alter einziehen fönnen. Sie haften dabey die —— daß ſie Erlenrinde in Waſſer kochten, und damit gleichſam den Taufnamen des indes abwufchen; wie fie denn auch ihre Hunde mie ſolchem Waſſer zu waſchen pflegen, wenn fie denſelben Mamen geben. Man follte fagen, diefes unwiſſende und wilde Bolf glaubere und fin · «hete, feine Hunde eben fo zu taufen, als feine Kinder; oder es wolle die Kraft der - Taufe auch bis auf feine Thiere erſtrecken; wobey es aus Unmiffenheit und Dummheit ottles äfle | ’ i Die erften Spielzeuge der lappifchen Kinder find Fleine Schlitten, Boote, Pfeile, und Bogen. Ihre erften Mebungen find mie dem Bogen zu ſchießen, ur zu — chnitzen. | des ſchwediſchen Sapplanded, ‘551 F ſchnizen. Ein j + ger Menſch wird für tuͤchtig zum Heurathen gehalten, wenn er ei: Söaftren nen Rennochfen fhlachten —* ein ie auffchlagen kann. Obgleich die fehmedifche Beben Regierung öffentliche Schulen geffifter hat, mo die Kinder freyen Unterricht, und auch uusg. Koſt und Kleider befommen, fo ſchicken die Lappen ſie doch nicht gern hinein, weil fie befürchten, ‚man möchte ihnen etwas: zu Feide ehun, en faffen fie ihren Kine dern gar zu große Freyheit, welches fie aber im Alter, wie Hoͤgſtroͤm faget, mehren tbeils höchlich enrgeften müffen, da fe von ihnen viel Verachtung und Verdruß zu lets den Haben. Man Fann aber zweifeln, daß diefe übermäßige vaͤterliche Zaͤrtlichkeit fo Flägliche Wirkungen hervor bringe, als die Strenge und Schärfe einer öffentlichen Er» ziehung, welcher man bie Jugend überliefert. - Wie koͤnnte doch wohl din Sohn, der ſelbſt Kinder hat, feiner Aeltern vergeſſen, ober fie nicht fieben und ehren? Nur in des nen $ändern, wo die Aeltern und Kinder felten beyfammen leben, fieht man diefe ges genfeitige Gleichguͤltigkeit, diefe Härtigfeit, diefe Abfonderung der Herzen und Des Nu» Gens, diefes einfame $eben für ſich allein in einer zahlreichen Geſellſchaft. ¶ Indeſſen faget uns doch Hert Hoͤgſtrsm⸗ „Ihre betageten Aeltern mäffen fie zwar „Schande fans RR felten aber gefchieht es aus diebe, Ich — eines ges „chen, die ſchon fo viel-im Vermögen gehabt, daß fie ipre Aeltern fuͤglich unterhalten „Eönnen, und dennoch haben fie folche betteln gehen laſſen. Ja, ich weis ein Erem- „del, daß, da im Jahre 1743 ein alter Mann, der von einer Dorffchaft zur andern „betteln gieng, aus Kälte und Mattigkeit unterwegens liegen geblieben und geftorben „war, man feinen Sohn nicht dahin vermögen Fonnte, daß er den todten Körper feis „nes Vaters von da abgeholet hätte; ja, er wollte nicht einmal denjenigen feine Renn⸗ „thiere leihen, die fid) anbothen, folches zu hun.“ Durch diefen graufamen Geift des Eigennußes, welcher’ affe Herzen erkaͤltet, wer⸗ den die heiligſten Pflichten geleiſtet oder verſaget. ie find in dergleichen Fällen fehr bart gegen einander; „und ic) habe ein Erempel gefehen, faget unfer Verfaffer, daß, „ba ein neuverehlichter Lappe ertrunfen war, feine Witwe ihrem Schwiegervater ſechs „Rennthiere zur Belohnung geben mußte, daß er den todten Körper wieder fuchete, „da es doch fein leiblicher Sohn war.« Man wird betrübt, wenn man fo viel Härte bey.einem Wolfe findt, das nur wild iſt. Allein, die Natur felbft, faget man, ma» i cher es ſo unmenſchlich. Die Armurh, der Hunger, verſchüeßen ihm die Ohren vor dem Geſchreye der Noth und des Schmerzens. - Die Alten find ihm um fo viel meht zur Saft, weil fie ihrer Familie bey dem immerwährenden He umſchweiſen eines irren⸗ den Lebens nicht folgen koͤnnen. Indeſſen fießt man doch nicht, doß die Lappen, wie die Wilden in Canada, aus Mitleiden ihre Wäter umbringen, welcye auf einem langen Wege unter den Befdywerlichfeiten der Karwane erliegen. Wenigftens verfützen fie nicht mit einer blurgierigen Hand die Tage, welche ihre Dürftigkeit nicht erlaubet zu verlängern. Wenn jemand unter ihnen des Winters krank wird, fo.müffen fie ihn al lezeit mit ſich führen, wenn fie fortziehen, Des Sommers aber lafjen fie ihn gemeis - - niglich"an dem Wohnplage liegen, wenn fie nicht weit davon wegziehen. Iſt es einer, woran ihnen gelegen iſt, fü laffen fie ein Kind bey ihm, feiner zu warten. Iſt es aber ein Knecht oder eine Magd, fo laffen fie ihm nur. Holz und Effen, und er muß oft halbe Monate liegen, ehe ihn jemand beſuchet. A RZ 8 52 Hiſtoriſche Beſchreibung Sogſtroͤms Es hataber ein reicher Lappe Geſinde. Die vornehmſte Arlolt deſſelben iſt, die Beſchrei⸗ Rennthiere zu huͤten und zu warten. Man nimmt dieſe Dienſtbothen gemeiniglich auf bung. ein Jahr an. Zumeilen miethet man fie im Fruͤhlinge und danfet fie im Herbfte wies _ Gefinde, Der ab. Ihr Sohn iſt, fie mögen Knecht oder Magd feyn, jährlich eine Rennkuh mit iprem Kalbe; oder welches das gewoͤhnlichſte ift, eine trächtige Kennfuh. Zumeilen - find fie auch wohl genöthiget, für zwey Thaler Kupfermünze zu dienen: - doch befom« men fig dabey ſtets die nörhigen Kleider, Sie nehmen die Rennchiere aber lieber, als. Geld, weil fie fih eine Zucht davon zulegen und ihre eigenen bey der Heerde ihres Heren gehen laffen fönnen; bis fie ſich mit der Zeit felbft niederlaffen, verheurarhen _ und eine eigene Haushaltung anfangen. Endlich fo koͤmmt der. kurze Begriff der Sitten der Sappen auf diefe zerſtreuten Züge an. Sie find.der Wolluft und Leichtſinnigkeit fehr ergeben, und ſuchen die hoͤch— fte Gtücfeligkeie in dem Vergnügen der Sinne. So lange es ihnen wohl gebt, bilden fie ſich ſchwerlich ein, Daß es ein befferes. Leben gebe, als diefes, „Es haben einige, „ven ihnen der Tod ſchon auf der Zunge gefeffen und fie Feine Hoffnung zu Wiederer- „fangung ihrer Gefundheit mehr gefeben, ſich Die beften Speifen, die fie gehabt, nebſt „ihren Feyerfleidern, ihrem Silber und Gelde, vor ihr Sager bringen laflen,- um bare „an die kurze Zeit, die fie noch übrig haben möchten, zum wenigften ihre Yugen zu wein „denz und fie haben auch von nichts anderm reden oder hören wollen.“ Freunde und Anverwandte umarmen einander, wenn fie zufammen fommen, und Manns und Frau⸗ ensperfonen geben einander die Hand, wenn fie fih grüßen; vornehmlich geſchieht fol« ches im Haufe nad) der Mahlzeit, allein, nicht eher, als bis der Vater und die Mut: ter das Beyſpiel Davon gegeben Haben. Sie erweifen ihren Vorgefeßten und $ehrern allen ſchuldigen Gehorfam und ale Ehrerbierhung, wenn man ſich nur vernünftig ges gen fie verhält; fie ziehen die Alten zu Rathe und erzeigen den Richtern befondere Ehre. Die Zeitvertreibe der Jugend find laufen und auf die Bäume Elettern. Yung und alt fpiefen mit Karten, welche fie felbit won Fichtenrinden machen und mit Rennthierblute malen. Sie ſind ſehr geneigt zum Luͤgen, koͤnnen auch, wenn es darauf ankoͤmmt, fiu. chen und ſchwoͤren, wiewohl ſolches eben nicht ſehr gewoͤhnlich iſt. Sie ziehen oft an⸗ dere durch und geben ihnen Beynamen, haben auch zuweilen artige Einfälle und wis I: gige Scherzreden, wodurd fie ſich beliebt zu machen ſuchen. Sie haben aber nicht „die göttliche und erhabene Gabe des franzoͤſiſchen Scherztreibens. Die Natur hat eis nen folhen Gegenſatz zwifchen einem Sappen und einem unferer vorzüglid) angenehmen Seute gebracht, daß diefe beyden Leute einander nicht fehen koͤunten, ohne zu lachen; noch vieleicht einander fingen hören, ohne in Furcht zu gerathen. —* * des ſchwediſchen Lapplandes. ERREGER ER E02 ‚Bögtesms FE — eſchrei⸗ Das VII Capite.. - ,. Abgöfterey, Zauberey und Aberglauben der Lappen. Die Lappen find noch abgsetifche Chriften. Ihr Die Weibesperfonen find bey ihnen unheilig. Manichdifnus. Ihr Höfer Sort ift frärfer, Sin Lappe verbrennet feinen Gott, Sie als ihr guter. Zabel vom Urfprunge des Don: werden won der Befchuldigung der Zauberey ners. Verehrung der Steine und Furcht vor losgeſprochen. Beſchreibung ihrer Zauber; ihnen, Ste bilden ſich oft Erfcheinungen teummel, Ihre zauberiichen Windknoten. F ’ ein. Opfer, die fie ihren Goͤttern bringen, Aberglauben bey der Bärenjagd. — durch ihre kleine Geſtalt und ihren ſchwachen Geiſt. Ihr Aberglauben iſt duntm, Findifch, ausſchweifend, niedertraͤchtig und ſchimpflich. Er iſt aber nicht ſo grauſam, als der Fanatiſmus geſitteter Nationen, Da er mehr laͤcherlich, als barbariſch iſt, ſo ernledriget er den menſchlichen Verſtand, machet aber nicht die Na⸗ tur ſcheu und wild. Die von den Schweden bekehrten Lappen haben noch etwas von ———— der heidniſchen Abgoͤtterey bey dem Chriſtenthume behalten. Man kann ſie nicht ver— ie Chris binden, Gewohnheiten zu entfagen, die fie von ihren Vätern empfangen haben, deren ſten. Andenken fie verehren. Die Zeiten ihrer alten Abgoͤtterey waren das goldene Zeital: ter für fie, wie fie ſagen; und fie meynen, ihre Vorfahren wären reicher und wohlba- bender gewefen, als fie. Klägliche Sage von diefem goldenen Zeitalter! Muß fie bis nad) Sappland gefommen feyn, wo die Natur alle ihre Güter verſaget und fo gat die Hülfsmietel der Kunft und des Fleiffes zurück geftoßen hat, welche ihre Duͤrftigkelt ° erſetzen „ch Habe einige $appen angetroffen, ſchreibt Hoͤgſtroͤm, bie es bedautet, „daß ihre Kunft und ihr Abergtauben in Verfall geraten, weil fie Die Frucht davon, „nämlich Armuth und ein bevorftehendes allgemeines Elend, vor Augen fähen. Ich „beflage daher, daß id) von diefem Volke eben das berichten muß, was dvonden Su „maritern geſchrieben fteht, daß fie den Heren fuͤrchteten und doch den Goͤtzen Dienefen. er „ Sie find getaufer und befennen fih zu. dem driftlihen Namen, ‚brauchen aber Dh „heimlich ihre abgstcifche Kunſt und heidniſchen Weiſen · * Dieſer Schriftſteller, welcher einen fo ungeheuren Misbrauch beweinet iſt des⸗ wegen nicht weniger genau, ihn in aller Bitterkeit feines Herzens vor zu ſtellen. Er " glaubet aber, er müffe mit derjenigen Aufrichtigkeit, welche die. Wahrheit von ihm fors dert, vie übertriebenen falfchen oder verdaͤchtigen Erzählungen zerftören, welche man bis hieher von dem Überglauben der Sappen befannt gemacht bat. Er führer nur das an, was er felbft von glaubmürdigen und Augenzeugen, denen er frauen konnte, dere nommen hat. Man muß alfo neue Sachen erwarten, die in einem Jahrhunderte deſto wichtiger ſeyn werden, wo man alle die alten Irrthuͤmer zu zerſtoͤren ſcheint, um vieleicht leider! neuen Platz zu machen. Dieß iſt das Ungluͤck der Menſchen und vornehmlich - der Völker; fie ichütseln ein Joch ab, damit fie unter ein anderes fallen. Sie laſſen Allgem, Keifebefehr. XX Band. Aaaa ſich 9: Sappen find ben mictäglichen Voͤlkern in Europa wenig anders befannt, als’ | 536 Hiſtoriſche Beſchreibung — Sögftröms ſich von allen Betrůgern und Boshaften hintergehen, welche ſtets bereit find, ſich der Beſchrei Veraͤnderungen zu Nutze zu machen, welche die Zeit in den Meynungen und Reichen bung. herbey führet. Dieſe berrübende Vorſte lung unterhält zu allen Zeiten in der Seele. — eine geheime Furcht vor der Fatalitaͤt, welches Wort von den Philoſophen gleich ſam aus Unwiſſenheit angenommen iſt; weil es das iſt, was: aus den phyſikaliſchen Urſa⸗ hen heraus koͤmmt. die mit den menſchlichen Leidenſchaften und dem unmerflichen aber beftändigen Einfluffe zufammen treffen, den die Gefese, welche die Welt regier ren, bey allen, auch fo gar freyen, Wefen haben müffen , die. in dem Klumpen des Weltgebäudes enthalten find. a, alles verehret die Mache; ſo wohl der Chriſt, * ſie in Gott allein anbethet, als auch der Heide, der ſie unter zwey Grundwe⸗ ſen theilet. —— Der Sappe, welcher ein Manichaͤer iſt, ohne es zu wiffen, verehret den Teufel, ex Lappen. unter dem Namen Derkel, eben fo febr, als Gott unterdem Namen Jubmel. Benyde find ewig, aber der eine ift böfe und der andere gut; und fie machen einander die All: mache flreitig. Der eine iſt der Urheber des $ebens, welches vergeht, und der andere Dr des. Todes, welcher immer dauret. - Wer ift der flärffte; entweder das Wefen, welches‘ ein augenblicliches ur hervor bringe, oder das Wefen, welches diefes Gut beftändig verderbet und endlich zerftöret ? Sind diefe Götter indem Zuftande des Krieges gluͤck⸗ F ie et lich, worinnen fie leben? „Ein gewiffer Sappe erzählete dem Herrn Hoͤgſtrm eins A sis ihr guter, „mal, Perkel habe ſich eiferne Ketten gemacht, womit er Tubmel gebunden, und ei» "|. „nen großen Berg auf ihn geworfen, da denn Jubmel unter dem Berge gelegen und „nicht losfommen fönnen. Hernad) babe Jubmel (man weis niche wie) den Perkel „gebunden und ebenfalls einen Berg auf ihn geworfen: diefer aber Habe fich mit fol« » her Gewalt fosgeriffen; daß Steine und Dampf Himmel hoch davon aufgefahren.„ Diefe Fabel foll einen Streit zwifchen ihrem vermepnfen Stammvater Jumi oder. Jumo, und einem feiner Feinde Birkal zum Grunde haben: es ift aber nur. eine 2 Muthmaßung. ; 2 Jubmel und Derkel find ſtets die falſchen Götter in Lappland gewefen, , „Es | „st alfo vonnörhen, Fährt der Paftor fort, daß die Lehrer in Lappland fich befleißigen, „die Begriffe von Gotte und dem Teufel, nach unferer chriftlichen Religion, richtig zn — das arme Volk nicht durch dieſe Namen betrogen, noch irre ge⸗ „macht werde. Sr 4 Ang db Einige Lappen, (denn alfe diefe Voͤlker find Anthropomorphiten) fahen den Don- ner als ein Iebendes Wefen, einen Gott von mittlerer Natur, gut und böfe an. Per- Fel hatte ihn wider Jubmels Wiffen in einem Felſen erſchaffen. Diefer aber erfuhr es, holete ihn von da weg und erzog ihn. Weil er nun folder Geſtalt des Teufels Kind und Gottes Pflegfopn ift, fo ift er auch gut und böfe. - Sein vornebmftes und eigentliches Gefchäffe ift, daß er allerley böfe Geifter umbringe, Dieß chut er mit feinem Bogen, welcher der Regenbogen ift. Hierdurch nun thut er zwar den Mens fihen Gutes: allein, er kann ihnen auch Schaden zufügen, wenn er ihre Heiligehümer ruͤhret, und ihre Goͤßen umwirft. "Andere erzählen von ihm folgendes. J Ein junges Maͤgdchen lag eines Males unter einem Baume in einen Walde, und da fam der böfe Geift zu ihr, und fagete, fie folleeierocfenes Reiſig in ihrem Pelze ſammlen, weichen fie unter ihrem Kopfe hatte, „ Sie chat⸗ es, under zuͤndete folches \ — — — —— . des fehwedifchen Lapplandes. 537 | an. Hier wurde fie gewahr, daß er Hörner am Kopfe hatte, erfchrac Daher und Sögſtröms wollte entfliehen. Sie Fonnte aber feiner Gewalt nicht entgehen, fondern ward ſchwan⸗ Beſchrei⸗ ger von ihm und. gebar einen Sopn, welcher unaufhörlich weinete und ſich nicht zufrie. "IR, den geben wollte, Gott Fam und nahm das Kind mit fich hinauf in die Wolfen, Er fragete den Knaben, ob: er es mit feinem Vater oder mit feiner Mutter halten wollte, Der Knabe gab zur Antwort, er wollte es mit der Mutter halten und den Bater mit allem feinem Anhange verfolgen, Diefes thut er nunmehr; er fähre in der Luft umher, klettert auf die Berge, uud ſtecket die Bäume in Brand, wenn fi) Die böfen Geifter darunter verbergen.“ FRE Da hat man Poefie in der Phyſik. Die Einbildungsfraft wilder und furchtfa- mer Volk⸗e befeelet alles, bevölkert alles mit ſchrecklichen Dirngefpinften. Iſt es aber niche fonderbar, daß man den Donner als ein gutthätiges Wefen anfieht? Das ma= chet, ex richtet in Lappland wenig Verheerung an und ſchimmert mehr in den Blitzen, als er durch das Geraͤuſch erſchrecket. Wo er hinfaͤllt, machet et Furcht; wo er leuch⸗ tet, erfreuer er. Der Menſch machet Folgen, auch in feinen Irrthuͤmern. Won den kleinen Göttern der Sappen ftehen einige der Luft, andere der Erde vor. Ein jeder Stand, des Herrn oder des Knechtes, ein jedes Jahr, ein jeder Monat, eine jede Woche hat ihren Gott, aber nicht ein jeder Tag. Obgleich die Religion ber Sappen alt ift, ſo ift fie doch an Begebenheiten gar zu eingeſchraͤnket, als daß fie ihre Götter zu taufenden vermehren ſollte. Indeſſen Haben doc) fait alle Sappen, ja fo gar Hölzerne G& die Chrilten, noch Goͤtzen. „Ich Hätte es kaum geglauber, faget Högftröm, daß eing ben. „Nation jegiger Zeit noch Holz und Steine anberhen follte, wenn ich niche bier in „Sule= Sappmark dergleichen Öräuel mit meinen Yugengefehen hätte. In der Priefter- „mohnung zu Jockmock werden drey dergleichen Bilder verwahret, die mit der Art „in Menfchengeftalt aus Wurzeln von Bäumen gehauen find. Sie wurden 1738 „einem Lappen von Kaitom weggenommen, der hernach vor Gerichte weiter befannte »er wäre Davor nieber gefallen und hätte ſie angebethet.. \ Die Lappen Haben oft dergleichen Bilder. Sie find nicht anders, als Wurs zeln, gemeiniglich von Birfenbäumen, die fie umgewandf und woran fie mit der Art einen Kopf gehauen haben, da der Stamm den Lab und die Beine vorſtellet. „Es „iſt auch zu merken, faget unfer Verfaffer, daß die meiften höfzernen Goͤtzen, die ich „gefeben, mit Kreuzen bezeichnet und mit Blute beftrichen geweien.n Man feget fie im Herbfte an.die Derter, wo man die Nennochfen zu ſchlachten pfleget; oder fie ſte⸗ hen auf Bergen und Höhen, wo fie von einer Menge Lappen beſuchet und verehret werden. Ein jeder aber bethet nur die Götter an, die er gemacht hat, und verachtet des andern feine“ „Sch Habe gefpühret, daß einer zumeilen Gewaltthätigfeiten an „des.andern Heiligthuͤmer verüber, wovon ich 1742 eine Probe gefeben, da zwifchen „äneenen Lappen eine heftige Feindſchaft entftund;-weil der eine-erlihe Hörner und Knochen zerhauen, bie. der andere-feinen Göttern zum Opfer auf einer Bühne. bey fei- „ner Wohnung aufgeftellee hatte, » —— —— In den Gegenden in Sule-Sappmatf bethet man vornehmlich fteinerne Goͤtzen es an,- die aber ungeformet und fo find, wie fie die Natur felbft gebildet hat; wiewohl Farcht vor Fr man doch diejenigen ‚fuchet, die am feltfamften ausfehen und durch ihre Kraufe und nen, knotichte Oberfläche der Einbildungskraft u Abgötter am meiften zu thun geben. Ei⸗ aeg aaa 2 nige 538 Hiſtoriſche Beſchreibung ʒogſtroms nige Sappen glauben, dieſe Steine leben und Finnen gehen, Man finde ihrer zuweilen Beſchrei⸗ bung. viele an einem Orte aufgeſtellet, gemeiniglich auf Bergen, an Seen, auf kleinen In⸗ ſeln, bey Waſſerfaͤllen und an andern geheiligten Oertern, und niemand weis, wer ſie dahin geleget hat, oder wie fie dahin gekommen find. Man glaubet daher, daß es ein Werk Gottes bey der Schöpfung fer. ° In einigen Lappmarken finde ſich eine große Menge foldjer Steine: wiewohl man fie felten zu fehen bekoͤmmt, weil Fein Lappe gern jemand dahin weift, aus Furcht, ihm möchte etwas böfes wiederfahren. „Man weis „ſich auf vielfältige Benfpiele zu berufen, wie diejenigen um Leben und Geſundheit ge: „fommen, welche dieſe Oerter entheiligen oder zerfidren wollen, Ich weis auch eir „nen gewiffen Eoloniften, welcher ausgefager, daß er feine Geſundheit und Kräfte „verloren, indem er ſich unterftanden, einen Haufen folcher Steine an zu greifen und zu verderben, „ ntdeſſen pflegen doch diejenigen von dieſen Gögen, welche nicht viel Anbether haben und nicht viel Opfer erhalten, verachtet zu werden. Ihre Macht hoͤret mit ih⸗ ver Verehrung auf, und eben ihre Verehrung machet ihre Macht. Welches iſt die? Das weisman nicht zu fagen. Ueberhaupt erwarte man Gutes und fürchtet Boͤſes von ihnen. „Ein glaubwürdiger Colonift fah einen Sappen den Kopf, die Füße und Fir „gel von einem Auerhahne auf einem befannten Steine opfern. Er fragete ihn, „warum er folches rhäte? Der Lappe anfwortere ihm, es würden daraus neue Vögel „bervorwachfen, die er darauf ſchießen Eönnte . , » . Ein anderer Lappe berichtete, | „da er vor einigen Jahren bey feinem Umziehen einem ſolchen Steine unvermuthet zu „nahe gefommen, fo wäre er über das ſchmale fand getreten, worauf der Stein geles „gen, und dadurch auf den Zußfteig gefommen, den der Stein nehmen müffen, wenn „er längft dem Waffer nad) einer andern Ede des Sandes gehen wollen, die gerade gee „gen über geweſen. Nun wäre er foldhes zwar gleich inne geworden und hätte ein — Geluͤbde gethan, Rennochſen, Kühe, Schafe, Ziegen ic. ꝛc. zu opfern: er hätte ihn „aber doch nicht verfühnen Fönnen, fondern der. Wolf wäre felbige Nacht unter feine ” „Rennthiere gefommen, und häfte ihm großen Schaden zugefuͤget. Bey dergleichen Begriffen müffen die Lappen viele Fabeln oder abergläubifche Sagen haben. Die Jrethümer wachfen von ſelbſt in nicht angebaueten Seelen, tie die Dornen im Sande. Ein jeder Sappe, der einen großen Stein auf feinem Wege finde, wird faft halb verruͤckt darüber. Er getrauetſſich nicht, weiter vor nody zurück zu gehen. Diefer Stein folget ihm überall, wenn er denfelben nicht durch Opfer" aufhält, „Bey einem Steine unweit, Gelliware, fager Herr Hoͤgſtroͤm lag eine große „eiferne Axt, woran ſich Fein Roſt ſoll Haben ſehen Finnen, Sie war auf folgende „Weiße dahin gefommen, In den ältern Zeiten harte ein Sappe feine Wohnung in „einem Morafte, worüber feine Tochter täglich gehen mußte, Weil er nun wahrnapıit, „daß: ihre Füße niemals naß wurden, ſo fchloß er Daraus, es müffe der Stallo oder ⸗Jatton (vermutplich ein Berggeifk) einen verbothenen Umgang mit feiner Tochter „haben und fie über den Moraft tragen, ' Er gerieth darüber in ein Dandgemenge mit „ihm, Fonnte ihn aber nicht überwinden; tweswegen er dieſen Stein um Hülfe anrief „Weil aber der andere ein gleiches chat, fo konnte Feiner von ihnen die Oberhand be „fommen,. Deann alles, was der Lappe gelobere, ſeinem Helfer zu geben, geiobert * ' ‘ der Stallo ihm auch. Endlich gefobete der Lappe, er wollte dem Steine die Art „geben, die der andere in der Hand hatte, und fo gleich überwand gr ihn, fo daß er „dag $eben laffen mußte, , Won diefer Zeit an ift die Art beftändig bey dem Steine des ſchwediſchen Lapplandes. 539 Zʒogſtroms Beſchrei⸗ bung. geblieben, und man har fie bey dem Opfern auf das oberfte derer Hörner gehängt, wos. mit dieſer vergörterte Stein umgeben war. Sm 1745 Jahre aber wurde fie von ei« nem $appen mweggenommen, welcher verfprach, die Hörner und Knochen von einem Rennthiere dafür Hin zu legen. Vermuthlich hat er ſolches auch gethan, ſaget der. Daftor zu Gelliware, welcher über alle dieſe Gößen und Opfer lachet. Ich weis nicht, feget er hinzu, was einige Sappen für Gedanken von einem Hau: „fen Engel haben, die ihnen zu erfcheinen pflegen; wenigftens wiffen fie viel Nedens - „davon zu machen, und halten fih daher für beffer und Heiliger, als die Schweden, „die folhe Gefichter nicht haben. „ Sie glauben alle Nacht bald gute, bald böfe Enz gel zu fehen. Man faget nicht, mas die erften ihnen Gutes thun: man beffaget ſich aber, daß die andern ihnen derbe Oprfeigen geben. „Es werden ſolche Gefichte, fa. „get unfer Werfaffer, von denjenigen, die einige Wiffenfhaft vom Chriſtenthume und „von der Natur der Engel haben, für englifche Erfcheinungen gehalten, von andern „aber für Götter ihres Landes angefehen, welche ihrer Meynung nach auch zuwei⸗ „ien erſcheinen.‚ Würdige Urfache eines bürgerlichen Krieges, wenn bie. tappen Muße hätten, fich wegen Gefichter) zu ſchlagen. Dieſe unmwiffenden und dummen $eute aber haben die Waffen der Schwärmerey in den Tempeln und Schulen noch nicht geſchaͤrfet. Man hat geſaget, die Lappen betheten die Sonne an, und ihre Vorfahren haͤtten dieſem Geſtirne, fo wie auch dem euer, deſſen Quelle es iſt, einen göttlichen Dienft erwiefen. Es finde ſich aber Fein reıhter Beweis Davon, Die Sonne hat in Sappland nicht Einfluß genug, daß man fie daſelbſt anberhen ſollte. Ein Gelehrter zu Upſal Sacıe im. vorigen Jahrhunderte geglaubet, man höre die Lappen den Namen Aerkus 5 murmeln. Eswar aber der Namen Perkel, Einige Schriftſteller wollen, dies er fey der Namen Herkules, welcher von den Sappen verftellet worden. Auf die Are aber wird ein jeder Die Götter, die er anberher, in allen Laͤndern wieder finden und feine Religion zu einem allgemeinen Ootresdienfte machen, Es findt ſich nicht erſt heute Sie bilden fh oft Erfcheinuns en ein. ; zu Tage, daß der Namen Herkules zu allen Völkern gereifet ift, wohin die griechiſche Goͤtterle hre ſelbſt dieſen Helden, den Sohn ver Götter, oder Gott ſelbſt, nicht hatte reifen laſſen. Ein neuerer Schriftſteller iſt auf dem ganzen Erdboden mit dem Bilde des Herkules in der Hand herum fpaßieret, und überall hat er die Voͤlker vor biefem Bilde niederfallen fehen, welches fie faft alle unter verfehiedenen Namen anbetheten. Der Menſch iſt alfo nicht fo wunderlich, noch fo fruchtbar an den Ausſchweifungen fei- nes Aberglaubens, Ein einziger Irrthum hat alle Gemüther verwirret. Die Völker „ haben die Meynungen, wie die Waffen, von einander entlehnet und angenommen, und das ftets einander auf zu reiben, Die wahre Religion, diejenige, welche fie eins lädt, einander zu lieben, zu verzeiden, zu dulden, ift faft die einzige, ber fie fein Ges hör geben. _ Sie ift den Seidenfchaften gar zu feind, gar zu einftimmig mit der Vers unft. Alle Vorurtheile, alle Safter find wider fie. Sie hat aber zwo große Grüßen, Wer find die? Die Goreheit, die Menſchlichkeit. Yaaaz Die » Klon Hiſtoriſche Beſchreibung Högftröoms Die Lappen kennen die Stimme wenig, die im Grunde des Herzens ruft und zu Beſchrei⸗ dem Geifte reder. Sie haben Götter, die ihnen ähnlich find. _ Sie geben ihnen auch bung. Heu zu freſſen. „Mir berichtete eine alte Frau, fager Hoͤgſtroͤm, ihre Aeltern hät- 0 „een zu gemiffer Zeit im Hornung die Gewohnheit gehabt, ihren Kennthieren Heu Dpfer, bie fie „und Gras, dergleichen fie in ihren Handſchuhen und Schuhen fragen, an die Hörner | —— binden; worauf man mit Ringen ein Geraͤuſch gemacht oder auf die Schlitcen ge» I „ Elopfet, und dadurch den Ruowa manno eingeladen, fülches zu effen. „ Im Chriſtmonate opfern die Fifcherlappen dem Jauloherra kleine Schiffhen von Fichtenholze. Sie find hoͤchſtens eine Elle lang, haben Maften, und find hin und wieder mir Kreuzen bezeichner und mit Rennthierbiuce beftrichen,. Man machet fie gemeiniglich gegen bie Zeie fertig, da fie ihre Opferrennen zu Weihnachten ſchlach⸗ ten. _ Sie werden auf einige zufammen gebeugte Zweige und Aeſte hoher Tannen ges feget, und diefe Bäume felbft mit Kreuzen bezeichnet und von unten ein gutes Stüst binauf mie Blute beftrichen; denn ber Aberglauben ſieht fters gern Blur. Um eben die Zeit hängen fie zufammengerolfete Birfenrinden oder kleine Trichter von Birfenrinden in hohe Bäume auf, welche insgemein an zwoen Seiten verhauen und mit Kreuzen bezeichnet find. In dieſe Trichter legen fie ein Stuͤck von allen, — was fie ben Abend vor Weihnachten oder den Weihnachtsmorgen eſſen, welches fein Fleiſch iſt, fordern gemeiniglich Käfe und Milch oder aud) Fifch. ‚Haben fie Mehl, fo baden fie einen Kuchen, eines Thalers groß, aber einen guten Daumen dit, wel chen fie mit etwas Milch und Käfe füllen und auf Kolen braten, Diefen Kuchendegen fie in einen von obgedachten Trichtern, in deffen Rand zwey hölzerne wie Schaufeln gemachte Spieße eine Halbe Elle Tang geſtecket werden. Alles diefes wird nahe bey ihren Gezelten aufgehängt und dem Ruotta gebracht, weldyen die Männer ſich güns Kg machen müffen, damit er ihren Weibern nicht den Bauch durchbohre *), Außerordents Außer den feyerlichen Opfern eines jeden Jahres werden bey dringenden Noͤthen a — noch andere gebracht. Wenn die Sappen oder ihre Heerden krank find und Hinfallen, oder ihnen fonjt etwas widriges begegnet, fo thun fie. einem Gotte, den fie für ven mächtigften halten, Gelübde, welche fie bezahlen, wenn er das Bitten erhörer. Die Geluͤbde find ein Vertrag zwiſchen dem Menfchen- und feinem Gotte: dieſer Verrrag 2 aber ift gegenfeitig, . Der Gott, welcher, nichts gewähret, erhält dafür auch nichts; | und aud), wenn er den. Vertrag erfüllet, fo ift das, was man ihm giebt, wenig, Hör ner und Knochen, Wenn ein Rennthier Frank ift, fo thut man ein Gelübde, man wolle foldyes, wenn es wieder auffame und am Leben bliebe, zu gewiſſer Zeit ſchlach ⸗ ten, und kein Bein davon zerhauen oder umkommen laſſen, ſondern alles dem Gore opfern, an den man fid) gewandt hat. Was ein Lappe ſo gelobet, das haͤlt er treulihund bringt es auf den Altar oder vielmehr auf die Opferbuͤhne. Dieſe find von Holze ge macht und ftehen auf drey oder vier Pfoften, zwo bis vier Ellen hoc) von der Erde, Sie befinden fich eheils hinter den Zelten, theils an denen Orten ‚ wo bie Goͤtzen find, - welche denn entweder oben auf oder insgemein neben der Bühne ftehen und fich gleich ſam daran lehnen. Wenn ſie etwas darauf opfern, ſo legen fie Tannen: oder Birkenreiſig oben auf und umber, und verbauen unten alle da herum ftebende Bäume, Wenn ») Ne ventrem illarum terebret feu' perforet. des ſchwediſchen Lapplandes, 541 Wenn es ſich eraͤuget, da die Opfer fo frey ausgeſetzet ſind, daß ein Hund einen Zögſtröms Knochen davon wegſchlepoet, fo muß er fein geben dafür laſſen, und fein Bin wird ſtatt Zeſchrei⸗ des andern geopfert. Vieleicht würde es mit ben Menfchen eben fo gehen: fie getrauen und ſich aber nicht, das an zu rühren, mas fie ſo graufam verehren. Man beſchmieret den Bögen mit Blute und Ferse; man hängt aud) zumeilen ein Stück von dem Herzen und der Lunge des geſchlachteten Rennthieres an feinen Baum, und binde dem Thiere gemiffe Fäden um die Hörner, zum Zeichen, welchem Gotte es geopfert werde. Der weile Faden foll der Sonne, der rothe einem andern Gotte, den man Storfunksre nennef, und der ſchwarze dem Tode gewiedmet feyn, wie Scheffer faget. Wenn die Lappen ef» was Wichriges von ihrem Gögen verlangen, fo verfprechen fie ihm die Knochen eines nicht fo gemeinen Thieres, z. B. einer Kage, eines Hahnes, einer Ziege, eines Bodies, eines Schafes, follten fie es auch noch fo theuer Faufen, und viele Rennthiere dafür ges ben müffen. Da die fteinernen Gößen am meiften verehret werben, fo pflegt man in ziemlicher Weite Zäune umher zu machen. Schleft jemand in Diefem Gehäge des Gößen ein Thier, fo muß er ihm den Kopf und die Füße des Thieres, ja aud) die Flügel, wenn es ein Vogel ift, opfern. An einigen Orten pfleget man diefe Steine. alle Jahre auf zu beben, und frifehe Tannıenreifer darunter und umher zulegen. Der Sappe verrichtet folches mit eneblöftem Haupte und auf Händen und Füßen friechend, wie er auch bey feinen Opfern zu ehun pflege. Er fehließt audy aus dem Gewichte des Steines, nach— dem folcher ſchwer oder Teiche iſt, ob er ihm günftig fen oder nicht. Die Aegyptier fönns ten ſich über einen Lappen aufhalten, wenn fie nicht Zwiebeln anbetheten. Die Lappen mögen Hirten oder Fifcher feyn, fo haben fie doch gemeinfchaftliche Ceremonien, wenn glei ihre Opfer verſchieden find, indem der eine Hörner und Kno⸗ chen bringt, damit feine Kennthiere geſund werden, und der andere den Goͤtzen mit Sifchfette beſchmieret, damit er viele und fette Fifche fange, DBende geben, wenn fie (ches opfern wollen und geopfert haben, nicht durch die rechte Thüre ihrer Wohnung, fondern durch eine heilige Thüre, welches eine Fleine Deffnung hinten am Gejelte ift. Durch djefe tragen auch bie Berglappen faſt allezeit ihr Fleiſch, wenigftens das von ih⸗ rem Opferviehe, und die Fiſcherlappen ihre Fiſche, vornehmlich, wenn ſie in den heile gen Seen gefifchet Haben, hinein. Es darf aber Feine Frauensperfon dadurch gehen, Die Weibes- wie aud) nicht einmal über des Lappen Fußpfad, wenn er ausgeht, zu opfern oder zu berfonen für filchen. Ale Heilige Derter find den Weibesbifbern unterfaget. Ste Dürfen ſich denfel pain un— ben nicht nähern, ja auch nicht einmal um fie herum geben, wofern es nicht viele Mei⸗ len weit davon iſt. Ihre Gegenwart und ihr Anblick würde diefe heiligen Derter beflen den, Dieſes hier andaͤchtige und da unheilige Geflecht würde den Zorn der Götter auf fich ziehen, Es würde in Gefahr ſtehen, nicht nur die Gefundheit, fondern fo gar das eben, ein zu büßen. * Die lappen leiden auch nicht, daß andere Dinge um ihre vermeynten Heiligthuͤ— mer oder Paffen, wie fie folche nennen, herum geführet werden. Hoͤgſtroͤm hatte davon eine augenfeheinlihe Probe, da ein gewiffer Lappe fich weigerte, ihm eine Haut zu leihen, die er über feinen Packſchlitten decken Fönnte; weil ſolche, wie er vorgab, nach Meinem vorgefegten Wege, um ein Paffe oder Heiligthum herum kommen würde, wo ⸗ don er fih ein großes Ungluͤck befuͤrchtete. „Er feßere hinzu, wenn fie neu wäre, fo » hätte 542 = Hiſtoriſche Beſchreibung gogſtroͤmshoͤtte es nichts zu bedeuten: weil er ſie aber lange gebrauchet hätte, fo waͤre es ge⸗ Beſchrei⸗ „faͤhrlich., an bung. · Wenn der Berglappe ausgeht, zu. opfern, fo müffen feine Hunde forgfältig ange ar bunden werden. Kaͤme einer los, und Hefe über feinen Weg, oder mit ihm, fo würden die Wölfe feine Rennthiere anfallen, oder wenn feine Wölfe in der Nähe wären, ff i würden es feine eigenen Hunde hun, Dieſer Vernunftſchluß der Sappen ift nicht fo un . ‚gereimt, als ihr Gottesdienſt. Daß aber ein Fiſcherlappe, der Feine Rennthiere Hat, feir ne. Hunde aud) anbindt, wenn er in den heiligen Geen fifchen will, zeiget den unver münftigen Bewegungsgrund einer vernünftigen Borfichtigkeit. Eben diefe Seutegetrauen fih nicht, den Namen Gottes aus zu fprechen, wenn fie in ſolchen Seen ihre-Nege aus werfen, als wenn die Gottheit ein fo nügliches Werk verwerfen Fönnte, da man Boͤſe | wichter oder Freygeiſter denſelben anrufen gefehen, wenn fie einen Meuchelmord oder Ehebruch haben begeben wollen, Ungluͤckuche Menfchen, wie misbrauchet ihr doc) eis nen Namen, ben ihr anbethet! Diejenigen, die ihn prebigen, ober diejenigen, die ihn anrufen; faſt alle fhänden diefen helligen Namen bey ihren Seidenfhaftenz; und diejenis gen, die ihn am meiften fürchten. laſſen, fürchten ihn oft am wenigſten. Ach! wenn fie das Weſen kenneten, movon fie sone Unterlaß reden, fie würden es lieben laffen, „Am erbärmlichften ift es an zu fehen, ſaget der gute Pafter zu Gellimare , wenn . „ber Zappe hingeht, zu opfern. Denn, wenn er fo nahe koͤmmt, daß er den Platz fieht, „wo der Goͤtze wohnet, fo nimmt er feine Müge ab, und fängt an, ſich zu kruͤmmen „unde zu bücken; endlich auf Händen und Füßen zu Friechen, biser an den Stein fümmt, „to er fein Opfer verrichtet. . Ob er etwas dabey faget, iſt mir unbefannt, „ “ er Denn die Lappen das nicht erlangen, mas fie von ihren Göttern bitten, fo zerſtoͤ⸗ — ven fie dieſelben auch wohl. „Als vor dreyzig Jahren in Lule Lappmark die Seuche nen Gott. „unter den Nennthieren herum gieng, und ihrer viele aufrieb, fo fand ſich ein Lappe gar / j „fleißig zum öftern des Tages bey ſtinem und feiner Nachbarn Abgotte ein, den fie im - „Walde hatten. Er hoffete, von ihm Hülfe zu erlangen, Weil aber felbige niche ers „folgete, fo fegete er. dem Gößen eine gewiſſe Zelt, und fagete ihm dabey, er follte, ment „er als ein Gott verehret und angebethet feyn wollte, wenigftens binnen ſolcher Zeit die Seu⸗ ache aufhören laſſen; wo nicht, fo follteer als ein Betrüger verbrannt und ausgerottet ei „werden. Die angefegete Zeit verlief: die Seuche aber währete nach, wie vor, Der Ehrerbie⸗ thung beym opfern. % „sappe berverfftelligere alfo feine Drohung, und machete ein großes Stocfeuet auf und % „um den Goͤtzen, welcher badurd) um fo viel eher verderbet wurde, well die ganze Dorfe „shaft ihn fo lange Zeit mit allerley Fette gefchmierer hatte, Wie der Sappe damit int. „Begriffe war, fo wurde folhes bey feinen Nachbarn ruchtbar, welche fich daher hau⸗ mfenmeife auf dem Plage einfanden, mit dem Worfage, ihn felbft um zu bringen, und „zur Verſoͤhnung ber Goͤtter zu verbrennen. Er ftellet ihnen aber vor, mie oft und „fleißig er diefen Gott auf feinen Knien und mit entblößtem Haupte geberhen und um „Huͤlfe erſuchet, ihm auch endlich einen gewiſſen Tag angefeger, die Biehſeuche zu „hemmen, nebſt Beyfuͤgung vorgedachter Bedrohung. Weiler nun nicht vermoͤgend geweſen, zu helfen, fo haͤtte er ihn mit allem Rechte als einen Betrüger verbrannt. Er „vermutete dabey, wenn er der wahre Gott gemefen, der Himmel und Erde mit allem, „was darinnen iſt, erſchaffen haͤtte, fo hätte er wohl das Viehſterben hemmen, und ſich „ſel des ſchwediſchen Lapplandes. 561 »felbft von dem Feuer befteyen koͤnnen. Hiedurch wurden die im Zorne zuſammen ge: Sögftröms »laufenen Lappen befriediget, und ſucheten, das Geſchehene nicht weiter zu ahnden. » Beſchrei⸗ Von der Abgoͤtterey der Lappen koͤmmt Herr Aögftröm auf ihre Zauberey. „Ih bung. „glaube, faget er, daß das Gerücht ihre Kunſt in vielen Stücen größer gemacht, als Sie werden „ſie iſt. Daß aller Aberglauben vor Zeiten aus Norden gefommen, iſt eine alte Sage won der Be; „geweſen. Herodotus foll den alten Scribenten Anlaß gegeben haben, folches zu glau- ſhuldigung „den, indem er gefaget, die Scythen, von denen ſich viele heilige Geheimnife in alle negemanen, „Welt ausgebreitet, ‚Hätten folche von den Hyperbordern empfangen, „ Es ift aber nur eine Sage, die fidy faft ohne Grund ausgebreiter hat. In den füdlichen Provinzen in Schweden ſieht man die Nordländer für ſehr geübte Schwarzfünftler an. In den nord⸗ lichen Sändern, wo diefe Kunſt wenig befanne ift, hält man die Sappländer für ſehr ges ſchickt darinnen. „Als ich nad) Ume,Lappmark Fam, fo hörere ic) ta nichts von der „gleichen, fondern man meynete, daB es in Sule-Sappmarf gebraͤuchlich waͤre. Diefe „hoben folhes auf die Finnenu,fm., ı Soläuft and fliege von einem Volke zum an- dern ein Gerücht von der Zauberen herum, welches Feines verdiener hat. > „In der gelliwatiſchen Gemeine, die man auf hundert lappiſche Familien rechnen „Eann, und ich allerfeits wohl Fenne, Habe ich nicht über ein Paar Perfonen nennen ges „hoͤret, von denen man meynet, daß fie in dieſem Stuͤcke etwas fönnen. ,„, Eines von den großen Wundern der Zauberey ift, daß fie das wieder zu Stelle fhaffe, was ge» ſtohlen worden... „Allein, unter allen Diebereyen, die vorgegangen find, feirden ich „da gewefen bin, habe ich noch nicht gehöret, daß ein einziger das Geinige wieder bes „fommen; «8 weis ſich auch niemand zu erinnern, daß dergleichen gefchehen fey., Die Sappen haben zwar gewiffe Formeln, die fie für geſchickt Halten, die Geifter zu bannen: man erfennet aber Teicht ihren Urfprung an den darinnen vorfommenden Sprüchen, aus den Pfalmen und andern Büchern. Sie haben auch zauberiſche Verwuͤnſchungsformeln, ihren Feinden Schaden zu thun, ober wenigftens einige Furcht ein zu jagen. Allein, es wird nicht das Geringfte dadurch ausgerichter, und fo wohl die verwuͤnſcheten Menſchen, als deren Heerden, bieis ben nichts defto weniger leben. „Das einzige, was mir von einiger Erheblichfeie vor⸗ „gefommen, foll fid) im Herbfte 1741 äugetragen haben, da ein gewiffes Weib, welches „von ihrem Vater die Kleider ihrer verftorbenen Mutter gefordert, felbige aber nicht „erhalten, gedrohet, ihm Schaden zu thun, worauf ihn des folgenden Tages einige „orenzig Rennthiere weggefommen, „. . — Tal. Die Schweden fagen, die Lappen feyn Zauberer, und die Lappen geben ‘vor, ihre Zauberer hätten ihre Kunft von den Schweden gelerner, weil fi) die meiften von ihnen einige Zeit unten im Sande, nahe an Schweden, aufgehalten haben , ‚und aus den ſuͤdli— «chen Provinzen gefommen, Hoͤgſtroͤm, welcher die Gewalt des Teufels auf Erden auch in Lappland nicht leugnet, wo das Bolt abgoͤttiſch, leichtgläubig, unmiffend und furcht- fam ift, kann indeffen doch nicht glauben, daß ort diefes ganze Sand der Zaubercy überlaffen ‚habe. „Denn ich kann nicht begreifen, faget er, wie eine Nation. beftehen foͤnnte, bey der ſolche gräuliche Zauberey-getrieben würde, als man ehemals von den s»Sappen berichter hat. Es giebt fo viel Zwiftigfeiten unter. ihnen, als anderswo, doch hoͤret man niche,, dafı fie einander durch Zauberen fehadeten, ſondern, fie verklagen eins ander, oder prügelnfich auch wacker ab. Ein großer Anis aber, daß dieſe Kunſt we⸗ Allgem. Reifebefchr, XX Band. B rg = ! 362 | | Hiſtoriſche Beſchreibung Hogſtrsms nig getrieben und geachtet wird, iſt, daß bie vorgegebenen größten Zauberer gemeinialich Beſchrei⸗ bung. am aͤrmſten find, Denn wenn eine Runft nichts einträge, fo legen ſich wenige darauf⸗ Hoͤgſtroͤm halt es alfo für unbidig an der Nation gehandelt, wenn man ihr auf das loſe Gerücht und die Erzählung des gemeinen Mannes ein $after beymißt, deſſen einer . oder der andere vieleicht ſchuldig ſeyn kann, wovor aber die übrigen einen eben fo großen Abfcheu hegen, als andere Menſchen. Zum Gluͤcke bringe biefe Verleumdung den Lappen weniger Nachtheil, als ihren Anklaͤgern. Denn es iſt viel leichter, einen Schriftſteller der Einfalt oder der Unwahr⸗ heit, der Unwiſſenheit oder des Betruges, der Dummheit und Leichtglaͤubigkeit zu uͤber⸗ zeugen, als zu beweiſen, daß ein grobes und wildes Volk eine uͤbernatuͤrliche Kunſt bes fiße, Gutes und Böfss zu thun, eine göttliche oder teufeliſche Macht habe, weiche Die Abftände der Zeit und des Ortes aufhebt, dasjenige wieder hervor bringe, was nicht mehr iſt, dasjenige erfchaffer, was ſeyn wird, macher, daß die gegenwärtigen und uns mittelbaren Gegenftände auf einmal mit den abwefenden und fehr weit entfernten Gegen⸗ ſtaͤnden den Plas verändern; kurz, die von dem Schöpfer errichtete Ordnung zerftöref, um eine phufifalifhe Unordnung dafür zu fegen, bie vermögend ift, alle Begriffe um zu werfen, welche die Vernunft von den Sinnen hat, Dieſe find zwar frügliche Zeugen und Richter: man muß fid) aber doc) auf fie berufen, es fen nun bey dem erſten oder andern Schluffe. Selbſt die Glaubensſachen unterwerfen fich dieſem Richterfiuble, wenn fie der Vernunft ihre Beweife der Glaubwürdigkeit vorleget; die vor Zeiten gemirften Wunder; das Zeugniß der Völker; die natürliche Offenbarung des aroßen Weſens in feinen fihtbaren Werfen; die Verbindung und Abhängigkeit, welche fih unter dieſer allgemeinen Offenbarung und den befondern Offenbarungen finde, die ihr unfergeorbnef find, ob fie gleich von einer verfchiedenen Ordnung find; ja, untergeordnet; denn went ‚die Natur ihren Lauf in einem engen Naume der Zeit und des Örtes zu verändern feheint, es alle Begebenheiten, alle Anfcheinungen, die Sehrverfaffungen, die Meynungen, die Häupter der Sefte und die fektirifchen Völker, die Verfolger und die Scylachtopfer in feiner Unermeßlichkeit fortzieht. Mein, Tyrannen, ihr habet nur einen Augenblick, die Erde zu martern, und wir Ungluͤcklichen nur einen Augenblick, zu feufzen, Was der vorgegebenen Zauberkunſt der-Sappen ohne Zweifel den meiften Glauben and Grund verliehen hat, das find ihre Wahrfagertrummeln und gewiffe Knoten, womit fie die Winde zu lindern, ober los zu faffen vorgeben, „Ich habe zwar diefe Trummeln, ſaget Hoͤgſtroͤm, in Soppland nicht geſehen, muß aber dod) geſtehen, daß fie an eini» »gen Orten wohl noch nicht ganzlih aus der Mode gefommen feyn mögen, wiewoh „man, wegen der daruͤber angeſtelleten ſcharfen Unterſuchungen, ſehr heimlich damit um⸗ „geht, weil man weis, daß es einem Das Leben koſtet. Wer iſt aber ver barbariſch ⸗ 26? Der Sappe, welcher dummer Weiſe eine Höllifche Mache an ven Klang einer Bla * fo ſetzet das Weltgebaͤude, dieſes große Ganze, nichts deſto weniger feinen Lauf fort, da heftet, oder der Schwede, welcher bey Lebensſtrafe verbiethet, dumm und leichtglaͤubig zu ſeyn? Die Strafen ſelbſt vermehren den Aberglauben, den fie erſticken wollen; und die Trummeln, die man verbirgt, find viel gefährlicher, als biejenigen, die man ze get. Macher Schweden, ein Staat, der durch ein freyes Volk regieree wird, feine Derrſchaft wohl auf foldye Are in Lappland angenehm und beliebt? Was wuͤrden Die Ruſſen Y # des ſchwediſchen Lapplandes. 563 Ruſſen mehr thun, welche an andern die Menſchlichkeit nicht. in Ehren halten Ffönnen, Zogſtröms welche der Defpotifmus bey ihnen ſelbſt gefhwächer und erniedriget bat, Beſchrei⸗ Weil Hogſtrom Feine von Diefen.magiihen Teummeln hat zu ſehen befommen bung. Einen, welche man einern Prediger zu zelgen fich wohl in Acht nehmen wird, fo muß Beſchreibun man bie Beſchreibung derſelben aus des la Motraye Reiſe nehmen. „Diefes Inſtru der Zauber: 4 „ment, faget er, gleicht einer Daufe, ba es nur auf der einen Seite ein Fell hat, wor. frummel det „auf man fihlägt; und nod) beffer dem Bauche einer Laufe, wegen feiner eyrunden Ges „ftalt und feines hölzernen Rücken. Mitten auf diefem Rücken find zwo lange Deffnun- „gen, jede von acht Zell, mehr oder weniger, und kaum einen einzigen Zoll breit. An „dem Mitelpolze, weiches fie abfonbert, und welches ein wenig dicker ift, als ein Fleiner „Singer, iſt eine Kette mit vielen Fupfernen Ringen angemadıt,„ ir wollen dieſen Reiſenden noch weiter hören, damit wir erfahren, wozu man dieſe Trummeln brauchet. Man wird: es in den Gaukeleyen eines dieſer vermeynten Zauberer fehen, welchen la Motraye durch Branntewein an fih gezogen hatte, „Er „ließ, faget er, die Kette mit den Ringen in den Bauch der Trummel hinein fallen, und meehrete das Fell nach der Erde, welches durchfichtig war, und werauf verfchledene „Figuren von Menſchen und Thieren nebft den Himmlifchen Zeichen, barbariſch vorges $ „ftellet, roth gemalet funden. . » Er fieng an, fie mit einem Zweyhorne, oder einem Gas „belhorne mit zween Spißen, Die in der Geftalt eines Y gemacht war, vonoben bis unten » „zufchlagen. Die durd) bie Schläge des Zweyhornes In Bewegung gebrachten Ninge „fprangen und. irreten in bem Bauche diefer Trummel_ mit einem Getöfe hin und ber, „welches dem Geräufche einer Handpaufe gleich kam. Nachdem er einige Minuten darauf Igetrummelt hatte, fo legete er ſich nicht auf den Bauch, wie fo viele Nachrichten von Lapp⸗ „(and die Zauberer thun laffen, fondern auf den Rüden, Er legete -den gefchlagenen „Bauch der Trummel auf feinen entblößten Bauch, ohne fie um zu kehren, oder auf „eine oder die andere Seite hängen zu laſſen. Er ſchloß die Augen zu, fhien eine kleine „Zeitlang in Entzücen, oder ohne Athemholen zu ſeyn. Er erwachete darauf wieder, „gleichfam-plöglich, offnete und zeigete gang ver wirrte Augen; und nad) einem langen „Seufzer bob er dir Trummel mit feinen beyden Händen facht auf, ohne fie zu bewegen, „oder fie hier oder dorthin hängen zu laſſen. Er hielt fie zwey bis dren Hand breit welt „vor feine Augen, betrachtete die Sage aufmerffam, morinnen pie Kinge, welche er „durch die durchſichtige Haut fah, in Anfehung der darauf gezeichneten Figuren waren, „und fieng darnach an, feine Weiffagungen aug zu fprechen. „ Die lappifchen Zauberer bilden fid) ein, daß die Sage dieſer Ringe, worinnen fie ſich mit den Figuren befinden, ein treues Bild des Künftigen ſeh. Der Wahrfagr _" fieht dabey alles, was er will, oder was er im Voraus weis. Oftmals aber wide zuerſt von feiner Kunſt Hintergangen, aus Mangel derjenigen Wiſſenſchaft, welche bey gefitteten Völkern die Betrüger machet. Hoͤgſtroͤm erzäßler bey diefer Gelegenheit, daß ein Vogt in Eule» Sappmarf der Einfalt der Jappen, durch ein eben fo grobes Kunfts ſtuͤck, gemisbrauchet als bas mit ihrer Zaubertrummel if, Cs fam einsappe zu ihm, und Flagere, fein Nachbar, ben er auch nannte, Hätte ipm etwas Silber geftoplen, doch fehlete es ihm an hinlänglichem Beweiſe. Der Vogt ließ den folgenden Tag zehn bis zwölf Sappen aus der Dorfſchaft fordern, und ſtellete folgende Unterfuchung mit ide nen an! Er ließ einen Tiſch auf das Feld feßen, ftellere die Lappen rund herum, und gab “ Bbbb 2 Ihnen 564. 7 Hiftsrifhe Beſchreibung »ögftröms ihnen darauf zu erkennen, er wollte megen des angegebenen Diebftahles Unterfuchung anftellen, Darauf feßete er einen Compaß, den er feinen Gobdas, over feine Wahr ſagertrummel, nannte, mitten auf den Tiſch, und fagete, wenn er die Compaßſcheibe hetum gedrehet hätte, fo würde das darauf gefegete Zeichen, welches eine Vogelfeder war, gerade auf den Dieb weifen. Co bald die Scheibe ſtill fund, und das Zeichen, nad) der Einrichtung, die der Vogt im Woraus gemacht hatte, gerade auf den befchuls digten Lappen wies, fo begehrete felbiger, die Scheibe möchte aufs Neue herum gedre⸗ het werden; welches denn auc) zum zweyten und dritten Male geſchah, wobey das Zel- chen allemal, wie zuerft, ftehen blieb, Dieß wirfete fo viel, daß der Dieb nicht nur fe» nen begangenen Diebftahl befannte, fondern auch die folgende Nache zu dem Vogte Fam, und ihm feinen Gobdas abfaufen wollte ‚und eine anfehnliche Bezahlung dafür both, weil er gemerket hätte, daß felbiger weit mehr vermöchre, als der Lappen ihrer. Das Sondetbarfte bey diefer Sache ift, daß ein Prediger einen Richter billiger, oder wenigftens nicht misbilliget, welcher zu einer Detrügeren eines Markefchreyers feir ne Zuflucht nimmt, einen Dieb zu entdecken; daß der Nichter, welcher einen $appen, der ſich feiner Wahrfagertrummel bedienet, zum Tode verurtheilet, ſelbſt die Wahrheit auf die zufaͤllige Anzeige einer Magnetnadel ſetzet und daß er durch fein Beyſpiel einen Aberglauben unter ⸗ ftüget, ven er durch fein Amt zerfkören foll, So wenig aber handeln die Menfchen nach rich« tigen Schlüffen, und fo ungerecht find fie, daß fie fich zu ihrem Beften dasjenige erlau- ben, was fie andern verbierhen, Wie viele Geſetzgebungen find nicht Bloß ein ausfchließendes. Recht, die Güter und Ehrenftellen zu befigen, die Berbrechen zu begehen und zu beftra- fen, die Irrthuͤmer vor zu bringen und zu verfolgen. Scheffer redet von Zauberfnoten oder Beuteln, worinnen die lappifchen Zaube⸗ ver die Winde verfchloffen halten, wie Uhſſes fie in ſeinem Schlaucye Hatte, Die Sap- pen aber handeln damit, Das große Geheimniß alter Betrüger in Keligionsfachen iſt, daß fie nur Wind verfaufen, Denn find die Hoffnungen des Aberglaubens etwas ans ders? Was ift der Haud), was find die Gebährdungen, die Verzuckungen der vorgege · benen Begeiſterten, der Brodem von den Schlachtopfern, der Dampf eines unheiligen Weihrauches, die Beſchwoͤrungen und Anrufungen der Betrüger und Betrogenen an bers, als Wind? Die Lappen aber geben wirklich vor, daß fie mit den Winden ſchalten und walten koͤnnen, daß fie ihn bald binden, fo, daß ein Schiff auf einmal in feinem Saufe einhalte, bald loslaffen, daß er ihm einen Sturmserrege. Diefe Winde find Geis ſter, welche fie fo lange in einem Beutel verwahren, bis fie ſolchen gegen einen Beutel mit Gelde umfegen koͤnnen. Scheffer eignet diefe Betrügerey den Lappen zu. Hoͤg⸗ ſtroͤm aber hat niemals etwas dergleichen bey ihnen geſehen. UWebrigens muß ber Aber- glauben, der nur eine Furcht iſt, nach Verhaͤltniß der Gefaͤhrlichkeiten wachſen. Die wilden nordiſchen Voͤlker, weiche das Meer beſuchen, welche mitten unter Woͤlfen und Baͤren leben, welche haͤufig der Gefahr ausgeſetzet ſind, vor Kaͤlte oder Hunger um zu kommen, muͤſſen viel aberglaͤubiſcher ſeyn, als andere; vornehmlich, wenn nur der Ber trug ſich diefes allgemeinen Hanges der Menfchen, leicht zu erſchrecken, ein wenig zu Nutze zu machen gewußt hat. Wenn der Aberglauben dem Fortgange des Elendes bey gefitteten Völkern folget; ift es da zu verwundern, daß er fo allgemein und fo wirffant in einem Sande iſt, wo die Matur nur an Uebeln feuchebar iſt? Das phyſiſche Uebel iſt ‚Die Urſache und Nahrung aller Furcht; fo wie das Gure der Grund aller ae > if 2 : * u des ſchwediſchen Lapplandesßs. 665 Nun iſt der Aberglauben eine Ver miſchung von Furcht und Hoffnung. Er verdoppelt Högftröme fi‘) in denen Gelegenheiten, wo. diefe beyden Empfindungen fi) am meiften erreget fin- ha reis den, Die Jagd und die Fiſcherey erwecken ihn bey den Lappen. UND rin Bey der Bärenjagb aber gebt der meifte Aberglauben vor. Man zieht die Trum- Aberglauben meln zu Rache, ehe man auf diefelben geht. Wen man ben Bären toͤdtet, fo, erhebt bey der Bären: man ein großes: Jauchzen und Freudengeſchrey gen Himmel zur Dankſagung. Mania _ peitfchee den todten Bär mit Nuthen, wenn man ihn aus feinem lager fehleppet, Ders jenige, welcher ihm geröbtet hat, ſchlaͤgt gemeiniglich einen meffingenen Nagel in feine Slinte, oder hänge dergleichen als ein Ehrenzeichen oder aus Aberglauben an den Hals, » Man danfer dem Bäre in denen Siedern, die man fingt, daß er ſich habe toͤdten laſſen, ohne Schaden zu thun. Wenn fie nad) Haufe fommen, fo ſpucken ihnen die Weiber gefäuete Erleneinden ins Geſicht, fingen Siegestieber und gehen zur rechten Thüre hin- aus, unterdeffen die Männer zur heiligen Thuͤre hinein gehen, ‚Man Fochee den Bär ganz auf einmal, und theilet hernach das Fleiſch: den Kopf aber Fochen fie ganz in einem Stücfe, und verwahren die Hirnfchale und Knochen, wel che fie begraben. Einigertaffen ihre Weiber und Kinder von dem Fleiſche gar nichts, andere nur von gewiffen Stüden effen: es muß aber durch einen meffingenen Ning ges ſchehen, den fie vors Maul halten. Alles ift gebeimnißvoll bey den duͤmmſten nordis chen Völkern, wie bey den kluͤgſten Nationen des Morgenlandes, Indien und Aegy ˖ pten haben die Kräfte des menfihlichen Geiftes erfihöpfer, feine Schwaͤche zu mis brau⸗ chen, Der Norden, melcher fie noch nicht hat anwenden fönnen, ift in den Feſſeln der Unwiſſenheit geblieben. Die übermäßige Hige und Kälte, der Ueberfluß und das Elend Haben einerley Wirfungen hervor gebracht; eine übermäßige Traͤgheit des Geiftes, ‚eine ungeheure Furcht, welche dort Durd) die Uebel der Einbildungskraft, hier durch die Uebel der Natur erregef worden, Die gemäßigten Himmelögegenden find in allen Abs ſichten die glückfeligften. Dieſerwegen hat ſich Europa vieleicht. gewiffer Maßen aller andern Theile der Welt durch feine Handlung und feinen Fleiß bemeiſtert, welche ſch die Reichthamer aller andern Sünder und das, was fie hervor bringen, zueignen, Cs ; hat mittägliche Voͤlker, die unter der Linie reifen und wohnen ‚Fönnenz.. es hat mitter- _ nächtliche Nationen, welche dem Eiſe des Poles trotzen koͤnnen. Alles iſt nach feinen ‚Kräften, alles zu feiner Willkuͤhr. Es sntlehnet die Geſetze, den Geſchmack, die Mey⸗ nungen, die Sitten, die Kleidungen, und den Pug es ahmet.allem nach: es ſchmelzet es aber fo zu fagen, in die gehörige Einrichtung um, welche die Frucht einer Verm ſchung der Einbilöungsfeaft und der Vernunft, einer nüglichen Verbindung ber Kräfte des Geiſtes mit den Kräften des Leibes ift. Gfücklichiift das Wolf, welches die Natur ges ‚bilder bat, aller Güter der Erde zu genießen. » Wenn es innerlich thätiger, als unter- nehmend von außen iſt, und mehr anzieht, als angreift; wenn es dem Joche gehorchet, ohne es zu fühlen; wenn es ſich erleuchts- laͤßt, damit es ſich beſſer reglerez wenn, der Nationalgeiſt diejenigen lenket, welche der zuation befehlen; fo wird dieß Volk, nicht "der König, fondern das befte unter den Völkern feyn. N una ya Das ift feine Hiſtorie der Reifen, wird man ſagen. Cy! was iſt dem Leſer dar⸗ an gelegen, alle ſchimpfllche Irrthuͤmer der Lappen zu wiffen ? haͤßt ein einziger in dem, was den Aberglauben anbetrifft, nicht tauſend andere errathen? Was wird er darinnen . sfehen, das ihn niche erröthen laffe, wenn er ſeine Werke mit denen Meynungen ver- Bbbb 3 gleicht, Zogſtroms Sechrei⸗ bumg. — —— 566 = Hiftorifhe Beſchreibung gleicht, die er verachtet. Ohne Zweifel har er erhebenere Lehren. Allein, was iſt bie Frucht davon, wenn er auf gleiche Art über das, was er glaubet, und was er fürchtet, und über das, was er thut, und was er nicht thut, ſeufzet? Stets im Widerfpruche mit ſich ſelbſt, weis er feine Sitten weder durch feine Vernunft, noch durch feine Religion ein zu richten, anftatt daß er feine Aufführung feinem Glauben unterwerfen ſollte. Was iſt aͤr geres in dem Leben der Lappen? Wenn ſie die Knochen eines Baͤres vergraben, ſo legen fie ein Paar Loͤffel, einen Hobel, ein Meffer, ein Stuͤck Meffing u, d. gl. dabey, als wenn er ſich deſſen in der andern Welt bedienen ſollte. „Zu beklagen ift es, ſaget Hoͤgſtroͤm daß dieſe Menſchen mit Gewalt glauben wollen, daß der Baͤr — „und nad) dem Tode leben ſoll, ba fie doch felbft großen Zweifel an ihrer eigenen ufe „erftehung tragen; wiewohl fie zumeilen fagen, fie glauben, daß fie nad) ‚dem Tode ler „ben, ober nad) ihrer Redensart, in der andern Welt wandeln werden... Was für m Gedanken fie fonft von ihren Todten gehabt, das habe ich aus der Nede eines Sappen „föhfiegen Fönnen, ‘welcher von einem Manne, der in feinem beften Jahren geftorben „ivar, fagete: Gott hätte einen ſolchen Mann nicht fo bald zu fich genommen, „wenn er feiner nicht bedurft, und Arbeit hätte, wosu er ihn brauchen wollte. ., Einen folhen Begriff haben fie von einem andern Leben, Wenn fie die Todten einwickeln zu begraben, fo fehen fie wohl zu, daß das Tuch) ven ganzen gelb bedecfe, aus Furcht, die Seele möchte fonft da, wo der $eib nicht recht eingewickelt wäre, hinweg fahren, und ihm nich folgen, Sie legen aud) an einigen Orten Tabak, ein Beil, etliche Stüde hen troctenes Holzes, nebft einem Feuerzeuge u.f, m. mit in. den Sarg. Wenn fievor einer Leiche vorbey gehen, die noch über der Erde ſteht, fo werfen fie ihr ein Stüc Tas bad zu. Das Rennthier, welches einen Todten zu Orabe gebracht, wird niemals mebr zum Fahren gebrauchet, ſondern gemeiniglich bey dem Begraͤbnißſchmauſe verzehret, md die Rnodjen deffelben in die Erde verſcharret. Dieſe Gewohrnheiten find auch noch unter den Chriſten üblich, wiewobhl fie ſich deren fhämen, und fie nur heimfich ausüben, Ich habe «8 mir aber, ſaget Here Hoͤgſtroͤm, nicht fehr angelegen feyn laffen, ihr Thun zu erforfhen, weil ich gefehen, daß man Erine, hügliche Wohrheit darinnen fins „den würde, wenn man gleich einen genauen Zufammenhang ihres ganzen Goͤtzendien⸗ „ftes wüßte, aud) feinen Nutzen damie fihaffen würde, weil es nothwendiger iſt, den „Unglauben und die Zinfterniß aus ihrem Herzen zu heben... Inzwifchen muß mat ſich mehr als zu viel verwundern, wenn man hoͤret, daß einige von diefen Seuten von „alten Dingen fo geſchickt und vernünftig zu veden wiffen, in ihrem Goͤtzendienſte aber ſich fo unvernünftig aufführen, Dieß giebt Anlaß, zu erwägen, wie tief ein alter Wahn „und Aberglauben in dem Herzen eines Menfhen einwurzein können. Und da ih Cor „loniften gefehen, die fo weit gekommen, daß fie haben fefen koͤnnen, und felbft ihre „Bibel und andere geiftliche Buͤcher gehabt, aber durch den Umgang mit den Lappen „ine Herz zu vielen abergläubifchen Dingen geneigt, die fie ohne Nachſinnen aus bloßet „Gewohnheit gethan, ſo Habe ich daher Anlaß genommen, von biefem Wolfe bie Ans „merfung zu machen, baß es ſchwer fallen und ſangſam zugeben werde, ehe fie allen n Aberglauben verlaffen , € al m m — — Das | / bes ſchwediſchen ophlandet . 56 — daftröms — NND NN NNN jenes 9 - Beſſchrei⸗ Das VIII Capitel. Von der Pflanzung und dem Wachsthume des Chriſtenthums bey den Lappen. * | Ungewiſſer Anfang des Chriſtenthums in Lapp⸗ theilung der Kirchſpiele; in Jemteland; in land. Erſte Spuren davon. Sage von der Angermanland; in Ume Lappmark; in Pite⸗ erſten Kirche daſelbſt. Befoͤrderung des Chri⸗ Lappmark; in Lule⸗ Lappmark; in Torne⸗ ſtenthums allda. Erſte lappiſche Schule. Lappmark; in Kimi⸗Lappmark. Einkuͤnfte Hinderniſſe des Fortganges der Religion. Neue der Prediger. Betrachtung daruͤber. Ne⸗ Anftalten deswegen, Es werden Vorſteher benmittel zus Beſſerung der Lappen, des Kirchenweſens in Lappland beſtellet. Ders he die Entdeckung ber neuen Welt die Handlung in ganz Europa ausgebreitet hatte, gab es Feine andere Urfache der Gährung, als din Krieg, und die Religion dies nete fonft dazu zum Vorwande, nie es heute zu Tage die Namen Handlung und Gleichgewicht find, die ihn anzünden. Juden barbarifchen Zeiten, welche vor der glück» - Sichen Polizey der Kirche und der Staaten hergiengen, verzehrete der Eifer für das Haus Gottes fanatiſche Hirten oder Moͤnche. Sie blieſen diefes gottesbienftliche Feuer in ven Herzen an; und unfer dem Vorwande zu befehren, wollte man erobern. ie der Krieg nun den Fortgang der Religion aus zu breiten fehlen, fo mußte auch die Re⸗ ngion wohl den Krieg rechtfertigen oder heiligen, Die barbariſchen Zürften in Norden verdammeren ein ganzes Wolf zum Tode oder zur Taufe; wie der Kalfer zu Conftantis nopel die Walachey und Moldau zur muhamebanifchen Lehre verbammet hat, bey Strafe, alle ipre Einwohner ermürget zu ſehen. Wenn Lappland nicht auf ſolche Art dem Joche der Schweden unterworfen worben, fo bat e8 folches zum Theile der Strenge feiner Himmelsgegend zu danken, welche gefehickt iſt, die Hite des Vefehrungsgeiftes zu erfälten. Die Waffen und die Religion ber Schwoe: | den aber kamen faſt zu gleicher Zeit dahin, Man muß glauben, daß bas Chriſtenthum gewiſſer nordiſcher Bölker niemals recht lauter geweſen; weil ſie ſich von dem Joche der ‚römifhen Kirche fo leicht losgemacht haben. Man muß Alſo die Ungerechtigkeiten und Uns menſchlichkeiten, womit fie fh zuweilen unser dem Namen der Ehriften befudele haben, I — Misbrauche einer uͤbelverſtandenen und ſchlecht ausgeuͤbeten Religion zu⸗ reiben. Der Beweis aber, daß man dieſes geheiligten Namens misbrauchete, iſt, daß König Karl IX in Schweden, da er fein Recht auf $appland beftätigen wollte, anführete, es hätte König Erich der Pommer an das Domeapitel zu Upſala gefehrieben, es ſollte Prieſter in appland verordnen. Nun ſueg dieſer Erich r412 auf den Thron, und Lapp⸗ land war ſcho ſeit 1280 unter der Regierung des Koͤniges Magnus $adulas mit Schwe⸗ den vereiniger geweſen. Man finde noch jego in Sappland einige Gebräuche, der roͤmi⸗ Then Kirche. „Das Meifte aber, was in Dem damaligen Zeiten ausgerichtet * ——— J get bung» * Ungewiſſer Anfang des Ehriſtenthu⸗ mes in Lapp⸗ and. ’ Erſte Spuren davon, s 568 Hiſtoriſche Befchreibung | Ssaferöms- „faget Hoͤgſtroͤm, befkund darinnen, daß die Kappen in einigen Lappmarken dahin ge⸗ Beſchrei⸗ ı „bracht wurden, ihre Kinder taufen zu laſſen, und in Gegenwart chriftlicher Driefter bung.) „ihre Ehe an zu treten, und den Gegen dazu zu empfangen. .. Indeſſen Eonnte man „damals doc) noch nicht von ihnen fagen, fie wären Chriften. „ Sage von der _Hbgleidy Damian von Goes in einem 1540 an den Papft Paul III gefchricbenen —— "Briefe berichtet, man hätte in Oſtlappland unter dem vier und achtzigſten Grade der * Polhoͤhe dem Heil, Andreas eine prächtige Kirche gewiedmet, welche mit erleuchteten Männern verſehen wäre: fo geſteht er doch in eben demſelben Briefe, daß die Lappen unſern Heiland nicht kenneten, noch von feinem Geſetze etwas wüßten, „Die Urfache, „ſaget er, wäre theils der Prälaten, theils des Adels unerfättlicher Eigennuß, als wel „che nicht geftatteten, daß fie Chriften würden , weil fie. dieſelben alsdann nicht mit. fol« „chen undriftlichen Auflagen ausfaugen koͤnnten, als jetzo, da fie. Heiden wären, und.ihre „Freyheit nicht erfenneten, noch. wuͤßten, was fie ihrer Obrigkeit zu. geben ſchuldig waͤ⸗ „ren. „Iſt dieß aber wohl die Spradje des Goes, eines. portugiefifihen Edelmannes, oder nicht vielmehr des lutheriſchen Paftor Hoͤgſtroͤns? Ein Kathofit aus Portugall follee an einen Papft gefcheieben haben, das Evangelium lehre das Volk die ungerechte Herrſchaft der Geiſtlichkeit und des Adels zurück treiben? Das Evangelium: prediget dem Bolfe nur Gehorfam und Duden: den Maͤchten aber prediger es die Gerechtigkeit und Mäßigung. MER 5 ae Es fen aber mit der Denfzeie und den Mitteln der Einführung des Chriſtenthums — in Lappland, tie ihm wolle, ſo ſah man doc) vor Guſtavs I Regierung Feine Pfarren land, dafelbft errichtet. Er-führere die chriſtliche Lehre nebft der Handlung bey den Sappen ein, und ſchickete zu dem Ende Prediger dahinz wie denn auch die benachbarten ſchwe⸗ ⸗ diſchen Prediger, wenigſtens zur Jahtmarkiszeit zu ihnen reiſeten, und ſie in dem Chri⸗ ſtenthume unterwieſen. Karl IX ließ um das 1600 Jahe in verſchiedenen Lapp marken ‚Kirchen bauen ‚welche aber faſt alle zu gleicher Zeit verfielen. Sie wurden meiſt alsz Tochterkirchen der benachbarten ſchwediſchen Gemeinen angeſehen, bis die Koͤnigim Chriſtina an einigen Orten ordentliche Wohnungen für die Prediger erbauen Heß, und die Gemeinen mic eigenen Prieftern verforgete, die beftändig in ihren Kirchfpiefen mob ‚nen jollten, Es waren ſolche in Ume- Pithe⸗ tule- Torne- und Kimiztappmarf,. Sie ließ audy nod) einige neue’ in Pite-Sappmarf erbauen, deren. verſchiedene aber ehe ſle noch gebrauchet worden, bey der Feuersbrunſt 1666 in Feuer aufgiengen. Seit der Zeit hat man immer nach und nach die Anzahl der Gemeinen, durch Er ‚bauung neuer Kicchen, Kapellen und Ordinirung mehrer Prediger vermehret. Matt. hat Miffionarien dahin geſchickt, Schulen angeleget, und durch allerhand gute Anftale ten und Ordnungen die vorigen Gemeinen zu unterffüßen und zu erhalten geſuchet. F Erfte lappiſche Die erſte lappifche- Schule wurde unter Guſtav Adolfs Negierung, um das 1619 Schule. Jahr in der Stadt Pite angeleget. Er legete auch nod) eine andere zu Lykſele, in Ume⸗ Lappmark an, Daß aber alle dieſe guten Anſtalten keinen rechten Fortgang hatten, ſoll nach einigen daher gekommen ſeyn, daß man einen Argwohn auf die Prediger warf, als erhandelten fie Foftbares Pelzwerk von den Lappen ‚ wiswegen ihnen denn verbothen wurde, öfter dahin zu reifen, als des Jahres einmal. Die Handelsleute find zu. allen ‚Zeiten eiferfüchtig.auf die Miffionarien geweſen, welche ihnen bald durch einen gegen⸗ ‚feitigen Nugen beygeftanden, und bald ihr Vertrauen gemisbraudjer-paben, * EX — Kauf des ſchwediſchen Lapplanded. 569 Kaufmann Hat nur einen Bewegungsgrund ber Habſucht, welcher ihn anfreibtz der Sögftröng Miffionar hat wenigſtens einen tödlichen Vorwand. Unter diefer Dede ber. Ehrlich, Beſchrei⸗ keit aber iſt ein falſcher Apostel oft gefährlicher, als der Handelsmann, deffen Sadje nur Luug iſt, zu gewinnen, und nicht zu betriegen. 7 Gleichwohl fchreibe Herr Hoͤgſtroͤm den wenigen Fortgang ber Religion in Lappland | Yalnbernifle nicht einzig und affein dem Verleumdungen der Kaufleute wider die Prediger; fondern — ee zum Theile auch den herumſchweifenden Leben der Lappen zu, welche nicht fleißig die Kir⸗ gion. che befuchen Finnen, fondern oft zwanzig Jahre alt werden, che fie einen Prediger gefea ben haben. Einige Prediger, milch: gebarene Lappen find, leben ſchlechter, als fie leh⸗ ten, und treiben durch ihr Aergerniß mehr zuruͤck, als fie durch ihre Lehre anziehen, — Da die ſchwediſchen Prediger die lappiſche Sprache nicht verſtehen, fo koͤnnen fie nur FE durch Vermittelung eines Dolmetſchers predigen, der oft unmiffend iſt, und: ipre Un— terweiſungen nur unverſtaͤndlich machet. Sie felbft wollen die Tappifhe Sprache nicht: fernen, aus Furcht, man laffe fir beitändig in diefem traurigen Lande figen, wo der Ei⸗ fer durch Feine menfchliche Belohnung unterftüger wird. Was koͤmmt aus diefer Gleich⸗ güftigfeie gegen den Unterricht heraus? Eine jede Kirche überfegee nach ihrer Art die Evangelien und Gebethe; und bloß das Vater Unſer wird mohl auf zwanzigerfey Art im Sappfand gebethet. Uber Bott verſteht fie doc alle; und iſt dasınicht genug zur Se ligkeit der Leute und für den Eifer der Prediger ? hai Indeſſen hat man boch diefer Unbequemlichkeit, eine jede Lappmark in ihrer Munds art beten. zu hören, dadurch abhelfen wollen, daß man verfüchet hat, die ſchwediſche und finnifche Sprache in Lappland ein zu führenz wie die römifhe Kirche die Tateinifche Sprache in der ganzen Chrüffenheit eingeführt hat. Allein, faget Hoͤgſtrͤm, ich bin „der feften Meynung, daß feiner eine fremde Sprache beffer verftehe, als feine eigene Mutterſprache; und Daß es ſchwer, ja faft unmöglich falle, eine alte Sprache bey eis ——— aus zu rotten, und eine neue wieder zu pflanzen. „ | —— enn man irgend einige Hoffnung gehabt hat, die Lappen in die gewuͤnſchte Ord Mate Anka nung zu bringen, fo muß es gewiß burch ein Verfaffungen —— die man BET auf dem Reichstage 1733 deswegen gemacht hat, „Denn da bey ung jaͤhrlich und taͤg— » lich, faget Hoͤgſtroͤm, fo viel herrliche Anftalten zur Wohlfahrt und Erhaltung unfers „Baterlandes gemacht werden, fo hat man nicht unbillig beherziget, daß wir innerhalb „ben Örängen unfers Reiches ein Volk gehabt und noch haben, das in heidnlſcher Fine „fterniß gewandelt, und doc) nun über fünftehalb hundert Jahr ſich für ſchwediſche Un „terthanen erkannt hat, Man hat daher älle Mittel aufgefucher und zufammen ges nommen, welche diefer Blindheie-abhelfen ſollten. Da fie aber nicht alle auf einmal konnten angewandt werden, fo haben fie nur ſchwache Vortheile hervor bringen koͤnnen. Damit endlich nichts, was in Menfchen Vermögen fteht, an der Bekehrung der _ Es werden Lappen mangeln ober verfäume werben möchte, fo hat man die Aufficht über diefes wich he des tige Werk welſen und erleuchteten Männern anvertrauet. Diefe find drey Reichsraͤth. fens in Lappı und Die Kanzler ber Uninerfitäten, der Erzbifchof, der Juſtizkanzler und der Juſtiz, land beſtellet. bürgermeifter in Stockholm. Seit der Aufficht diefer erwaͤhleten Männer, hat ſich eine große Anzahl Geifttiche erborhen, an der Ausrottung der Abgoͤtterey bey den Lappen zu arbeiten, und aus diefen Ierenden, wilden und fo dummen Leuten, wie ihre Heerden, Allgem, Beifebefchr, XX Band. Eee a eine 370 HHiſtoriſche Beſchreibung Zogſtroms eine Triſt chriftlicher Schafe zu machen ). „Sie haben auch weder Mühe noch Arbeit veſchrei⸗ „gfparet, fonborn Geſum heit, Seben und Kräfte daran gewaget, und alſo taͤglich mit bung. „Freuden erfahren, DaB die Wuͤſte und Einoͤde in dieſem Thrile der Welt anfange, lu⸗ „ſtig zu ſeyn, und bag Gefilde fröhlich ſtehe und bluͤhe, wie die tifien.,, Dieß ift der bibliſche Ausörudf eines Predigers, welcher aufdas mit Schnee und Eiſe bedeckete Lapp⸗ land einen Spruch anwendet, welcher Jeſaias ohne Zweifel auf die heiſſen Wüften Arabien, > oder des Morgenlandes angewandt bat, welche jego unter muhammedaniſchen Joche find... Bertheitung -.) » Die Kirchfpiele, welche man errichtet bat, find fo gut eingerheilet, daß es wenig der Kirchſpiele. Sappen giebt, Die nicht wenigftens zu gewiſſen Zeiten des Jahres in die Kirche kom⸗ £ men, und von ihren Seelforgern beſuchet werden Fönnten. Man zähletin dem’ ſchwedi⸗ fehen Lapplande zehn Paftorate und Mutterfirchen, und eben fo viele Tochterfirchen und - Kapellen, nebft fecbs Schulen, die von der Regierung unterhalten werden. Herr Hoͤg⸗ ſtroͤm Hat einige Seiten feines Werfes zur Herzaͤhlung derfelben mit ihren Kirchendie⸗ nern angewandt, — 37 4 Sngemte: » Syn der jemteländifchen fappmarf, die am meiteften gegen Süden liegt, und de at ven Einwohner, die etwas Schwediſch verſtanden, ſich meift zu den benachbarten Dorf» -⸗ gemeinen gehalten, ift erft 1746 die Tochterkirche Filing zur Mutterkirche gemacht, und mit einen eigenen Prediger verfehen werden. 2 — Angermanlands Lappmark hatte bis mitten im vorigen Jahrhunderte keine eigene id. Kirche, ſondern war zu Amundfid eingepfarret. Die Koͤniginn Chriſtina aber ließ 1648 eine zu Aſele erbauen, welche eine Zeitlang nur erſt eine Tochterklrche war, aber bald einen eigenen Prediger bekam, der beſtaͤndig da gewohnet, und nun auch in einer Kapelle bey dem See Olgomai zu gewiſſen Zeiten des Johres feine lappiſche Gemeine beyfammen hat. _ Hier iſt auch 1730 eine Schule angeleget, worinnen ſechs Lappen⸗ * finder nebſt ihrem Schulmeiſter von der Regierung unterhalten werden, —— Ume⸗Lappmark hat feine Hauptkirche in Lyckſele am Fluſſe Uma, zwölf Meifen "0 vonder Stade Uma, Die Kirdie, welche zu Karls des IX Zeiten gebauet worden, ift verfallen, und 1735 eine neue dafür aufgeführet worden. Sorfele ift eine dazu gehür 7 tige Tochterfirche, welche zwölf Meilen näher an dem Grbirge am Windelſtrome liegt, Dafelbft wohnet beftändig rin Comminifter, und die mitten im vorigen Jahrhunderte erbauete Kirche ift abzebrochen, und eine neue dafür 1744 gebauet worden: Ohne Die ſchwediſche Gemeine zu Lyckſele, meiche ans Cofoniften beſteht, iſt die lappiſche in vier - Dorſſchaften vertheilet, vaͤmlich Umby, Wapſten, Ran und Gran. Eie koͤnnten mit beſſerm Rechte Vogteyen genannt werden, und haben eine Aehnlichkelt mit demj® nigen, was bey den irischen Nomi, und bey den Satrinern Pagi waren. Denn manche folche Do: ffehaft beſteht aus mehr als Hundert Schaßlappen, bie eine ziemlich großf Strecke Landes mit ihren jerfireucten Häufern einnehmen. Die Schule zu yckſ le, wors innen jaͤhrlich zehn Sappenfind:r unterhaften werden, wurde unter dem Könige Guftav von dem damaligen Reichsrathe, Johann Skytte, geftifter, welcher für vier huntert Tpaht = = 0 Rupfermiünge, ober zwey hundert Gülder, die Einkünfte eines Rammergutes Faufere, nid diefer Schule ſchenkete; eine Wohlthat Die um fo vielreinerwar, weil die Frucht davon und ferat, und bie Erkenntlichkeit ungewiß war, i * an 3% u - R % — basttorer ; 1 ee le u Me RAR Richts fo fehr, wie Damian von Eoesandst Paͤrſt Jeſu Ehriſte hätte machen Fönyen, . N) > Paul den Dritten ſchreibt, als daß er die Kappen ; 5 # des ſchwediſchen Lapplandes. 571 In Pite ⸗ Lappmark wurde unter Karla dem IX eine Kirche, vermuthlich zu Gra⸗ Sögftrömg truͤſk auf Befehl der Koͤniginn Chriſtina aber 1640 noch vier andere zu Silbojok, Beſchrei⸗ Yrafafiell, Arwiosjaur und Arieplog erbauet, wodurch ganz Pite⸗ tappmarf in mehr bung. .· Paftorate abgerheilet wurde; „Diele waren außer den Kirchen zu Eilbojof und Nafa- In Pite⸗Lappe fiell, welche beyde nur einen Prediger hatten, zu Gratraͤſt, Arwidsſaur, Storanos: mark, wik und Arieplog. Zu Ende des vorigen. Jahrhunderts aber wurden Arwidsjaur und Arieplog mit einander vereiniget, und. es blieben nur zwey Daftorate, nämlich zu Ariepiog und Silbejof Bis. 1734, da Arwidsjaur ftatt Silbojok ein Paftorat und dies fes eine Tochrerfirche von Arieplog wurde, - An diefem legten Orte fliftere man auch 1743 eine Schule für ſechs Lappen Kinder, Die zur Zeit der Koͤniginn Ehriftina das felbft erbauete Kirche wird noch gebrauchet; und die ganze Gemeine beiteht aus den fünf Iappifchen Dorfichafren Sorwaͤſterby· Norwaͤſterby, Aofte, Semis jaur und Arieplog. Senft liegt Xrieplog, zehn. Meilen von Arwidsjaur näher am Gebirge, * ee See Hornawam, Arwidsjaur aber ungefähr zwölf Meilen von der Stadt Pite, ; - Sm Sule: Lappmark find-gleichfalls zwey Paftorare, nämlich zu Jockmock und —— Gellivoare.Die Kirche zu Jockmock, welche unt.r Karin dem IX erbauer worden," ift zwar verfallen, wird.aber doc) noch gebrauchet; und Liegt ſechzehn bis achtzehn Mei⸗ len von der Stadt Lule. 1730, wurde dafelbft eine Schule angeleget, worinnen ſechs Lappenkinder unterhalten werden. Die Silberhuͤtte Quickjock liege funſzehn Meilen weiter nad) dem Gebirge und hat eine Tochterkirche, die unter Jockmock gehöret, mo der Prediger beftändig wohnen muß. Die ganze Gemeine befteht außer den Coloni« ften ‚aus, den vier Dorffchaften Sirkas, Turpen, Jockmock und etwas von Sock⸗ jock. Das Paftorat zu Gelliware wurde 1742 von Jockmock abgefondert und hat feinen Namen von der Eifengrube, wo eine Gemeine errichtet worden. Es liegt un« ter dem nordifchen Polarzirkel ſechzehn bis achtzehn Meilen Nordnordweſt von der Stadt $ule.. Die ganze Gemeine beiteht außer vielen Cofoniften aus den beyden Thäs ° lern Raitom⸗ woma und Teufa , woma, nebit Nederby, welches ein Seid von Sockjock iſt. Ein gewiſſer Gelehrter hat in ſeiner Abhandlung von Torne gemeynet/ ein Theil dieſer Sappmark, naͤmlich das Stuͤck von Sockjock, welches an das Kirchſpiel Ober « Torne graͤnzet, heiſſe Grſas. Allein, die Lappen nennen alle diejenigen, die ihnen gegen Suͤden wohnen, Orſas, welches eigentlich dieſe Himmelsgegend bedeu- tet; und es bezeichnet alſo eben fo wenig einen gewiſſen Strich Landes, als Heſperien bey den Alten. Sn allen dieſen Lappmarken wird der Gettesdienſt nunmehr in lappi⸗ ſcher Sprache gehalten: in denen Gemeinen aber, to Eolonijten find, wechfelsweife im Schwedifchen und Sappifchen, Ne aha Sn Sein Torne-Sappmarf hat auch zwey Paftorate, nämlich zu Jukasjerfwi und Rau — tokeino. Juckasjerfivi, auf lappiſch Tjockeres, liegt am Fluſſe Torne ungefähr vier - und dreyzig Meilen von der Stadt Torne. Die Kirche, welche unter Karin dem IX erbauet war, ift verfallen und eine neue dafür aufgeführet worden. Enontekis iſt eine Tochterkirche derſelben, vierzehn Meilen weiter gegen Norden, wo beſtaͤndig ein Commiſſar wohnet. An Statt der alten Kirche von Guſtavs des I Zeiten ifteine neue erbaust. Sechs big fieben Meilen davon zu Rounala fteht noch eine andere Kirche, die aber nicht gebrauchet wird. Die Gemeine zu Sudasjerfwi hat die vier lappifchen . Ecceca Dorf⸗ 4 Hiſtoriſche Beſchreibung —— Dorffchaften Sariwoma, Talma, Rautuswoma und Kalaswoma. Sn der eſchrei⸗ bung. Kirche daſelbſt befinden ſich Die vier lateiniſchen Werfe auf einer Tafel welche Regnard mit feinen Reiſegefaͤhrten 1681 auf dem Berge Merawara will errichtet haben 2)». Der Gottesdienft darinnen wird auf lappiſch und finnifch wechſelsweiſe gehalten; und - o° Sn Kimi⸗ - Rappınasd, die Schule dabey iſt 1744 angeieget worden. Das andere Paftorar Kautokeino liegt an der nordlichen Seite des Gebirges funfzig Meilen von Tore, und bat Ues⸗ ſocki zur Tochterfirche, die dreyzig Meilen von ihm und zehn Meilen von Mordcap liegt. Der Priefter muß zu gewiſſen Zeiten des Jahres dahin reifen, doch hat man 3742 einen Schufmeifter dahin gefäyicke, welcher nebſt der Schule auch der Gemeine. vorſteht. Beyde Kirchen find noch unter Karln IX gebauet. In Kimi⸗ Sappmarf iſt das Paſtorat Ruſamo an den ruſſiſchen Graͤnzen. Die Hauptgemeine beſteht vornehmlich aus Finnen, die daſelbſt Colonien angeleget haben. Sodankyle ijt eine Tochterfirche deffelben, wo ein Eomminifter wohner, und Enare eine Kapelle, fehzig Meilen von der Mutterkirche, welche 1639 zuerft erbauet wor⸗ den, und wohin der Paftor des Winters reiſet. Hieher iſt auch die Gemeine Kimiſaͤrwi zu rechnen, wo unter Karln dem IX, oder der Königinn Chriftina, eine Kirche vermuthlich zum Dienfte der Sappen erbaier ‚worden, © Sie machen aber nur die Hälfte der Gemeine aus und Die andere find Bayern. Es gehoͤret alfo diefelbe theils nach Kuſamo, theils nach Kimi, als ihren ah Diefe Lappmark allein gehoͤret zum Stifte Abo, alle andere aber zu ernofand, | — der Die ordentlichen behrer der Gemeine genießen alle, außer den Zehenden und an⸗ dern Öerechtfamen, einen jährlichen Gehalt an Gelde und Eßwaaren von der Regie zung. Diele Gerechtſamen find, daß jeder Sc)aßlappe, nach Karls des IX Verord⸗ nung, dem Paftor zwey Paar lappifche Handſchuh oder ein halb tispfund Hechte zum Zehenden giebt. Zur Oftergabe befömmt er ein Stück Pelzwerk von jeder Perſon, ‚die zum Abendmahle geht; zum Weihnachten umd zum Jahrmarfte ein Lispiund Fleiſch oder Fiſch und einen Nennfäfe von jedem halben Schode Rennfühe, die der tappe hat; bey dem Begraͤbniſſe eines Schatzlappen oder feiner Frau ein Rennthier; bey andern Leichen aber ein halb ispfund Hechte oder zwey Paar Handſchuh. Für das Aufgeboth und die Trauung, wie aud) für eine Kindtaufe und den Kirchgang, em⸗ pfaͤngt er eben fo viel oder zwoͤlf Stuͤck Rauchwerk. Hoͤgſtroͤm überläßt es der Zeit, ob diefe Verordnung niche zu verbeflern ſtehe, damit ein befferes Verhaͤltniß unter den Reichen und Armen getroffen, aud) die Sehrer felbft bequemer" unterhalten würden, : = — Seirhtung - gig ohne Zmeifel eine große Unbequemlichfeie, alle Werrichtungen des Kits dazruͤher· chendienſtes ſo zu ſchaͤtzen. Prieſter, welche die Uneigennuͤtzigkeit und Losreiſſung vom Keichrhume nur für Geld predigen, welche den Seib und das Blur Chriſti nur für ein Stuͤck Rauchwerk, das Brod und den Wein im heiligen ‚Abendmahle nur für Fleiſch oder Fiſch ausfpenden, die nur fir ein Nennthier taufen oder begraben, ſchelnen ihr Amt durch ihren Sohn zu erniehrigen. Dich ift eine Folge von surbers Lehrverbeſfe⸗ ‚sung, welche der Geiftlichfeit Guͤter und Landerehen entzogen har, die fie an ſich Ei en J ‚> Sie) unſern RVM Band der allgem, Hiſtor, der Reiſt ad. 323 & . berliert die GeifkfichFeit gemeiniglich auf der einen Seite das, was fie auf der a „unter den Heyden geläftert,, - €, des ſchwediſchen eabplandes. En fen hatte ¶ Kleine Kitchengüfer bey jeder Pfarre wiirden ohne Zweifel ein Mittel zu 536 nt einem anftändigern und fchicklichern Unterhalte für die Priefter feyn, deren Eifer um Beſchrei⸗ fo viel reiner werben wiirde, weil er umſonſt zu ſeyn ſchlene, und keinen neuen Reiz b. der Belohnung härte?), Richts iſt, dem Anfehen nach, dem Geifte des Evangelü fo zuwider, 'als-dergleichen gefeamäßige Abgal h Nor. den. Man fann auch argwohnen, daß die Regierungen, welche den Unterhalt der Geiſtlichkeit auf die Abhaͤngigkeit der Privatperfonen gefeger, eine Macht, im Grunde haben untergraben wollen, deren fie fih gemisbraucher hatte, Ohne Zweifel bat man geglaubet, diefer Körper würde in einem Staate fehr fürchterlich ſeyn, wenn er zu der Gewalt, die ihm die Religion-über, die Gemuͤther giebt, auch noch den Einfluß fügere, den ihm ein großes Eigent hum von Sändereyen in die öffentlichen Angelegenheiten ſicher verſprechen koͤnnte. Allein, wie großer Reichthum die. Sitten. nee ſo ern gewinnt. Je mehr zeitliche Guͤter fie hat, deſto mehr ſehzet fie ihr geiſtliches Anſehen in Gefahr. Ohne die Stuͤtze der guten Sitren, des guten Bepfpieles, fällt fie in die Verachtung des Wolfes, und alsdann nimmt ihre Macht ab, bis daß fie der Güter beraubet, womit fie überladen war, glücklicher Weife wieder dahin gebracht worden, dafs fie fich einen Reichthum an Tugenden erwirbt, welche fie zu dem Geifte ihrer er ften Stiftung wieder zuruck führer, fie beſcheiden, mildthätig, nuͤtzlich und friebfam ma« cher, Dadurch, daß fie alsbann nicht mehr ſo begüterf, noch fo zahlreich ift, iſt fie wohlthäriger und wird weniger, beneider. Ihre Reden vollenden das Werk ihrer Tharen. Zufrieden mit derjenigen Mittelmäßigkeit, welche die Mutter gründlicher Tugenden ift, in einem guten Yusfommen, welches fich nicht bis zur Pracht erheben oc) bis zur Beduͤrfniß erniedrigen kann, hat fie nichts zu erbetteln, nichts an ſich zu 5 nichts zu fordern, Sie hebt reine Haͤude auf, und beut huͤlfreiche Hände den enſchen. BR ung. ai) nn 2 a r 2 mittel Außer den ordentlichen Predigern werden auch noch Miffionarien nad) einigen —— Lppmarken geſandt, welche denſelben beyſtehen und oft ihre. Stelle vertreten muͤſſen. Der Umgang mie den Schweden, melde in Lappland Fabriken angeleget und Ge- werbe treiben, dienet ebenfalls ſehr, die Sappen zu hriftlichen Sitten, guter Ordnung und gefitteter Sebensart an zu führen, „Mur wäre zurwünfchen, feßet Herr Hoͤgſtroͤm » hinzu, daß das ärgerliche Seben unferer Schweden ung nicht pinfte vorgerüchet wers „ den, wenn man die Sappen zum-chriftiichen Tugendwandelannahner will; daß niche „an ung eintreffen möchte, was geſchtieb en ftept: Euretpalben wird Gottes Namen 7 3) Wenn der franzöfifche Verfaſſer eine Kennts Unterhalte des Pfarrers Muß er fie aber nicht niß von den meiften Dorfpfarren in Deutichiand en ah er an Alpe oft Rhabt hätte, fo würde er diefe Anm reung fo nicht Hörer man nicht, def der. Geifkliche darüber —9 gemacht haben, Es find Ländereyen dabey zum zum Banıer oder gar zu ſehe zum Landwisshe werde €: ‘e 3 * Das r Lappen. 374 5Hifloeifche Befhreibung Zogſtroms PH Me M At e *att · * * Beſchrei⸗ bun Ob ſie gleich Koͤnige ge⸗ habt. Das AR capit. "Won der Polizey und bürgerlichen Geſellſchaft der Lappen. Ob fie gleich Könige gehabt. Regierung der Bir⸗ "gaben oder Steuren. Kandel oder Jahrmaͤrkte farlen; deren Härte, ie erfennen Schwer Kandel mit Schweden im Winter; mit Noy den für ihre Obrigkeit; verabſcheuen die Rufe wegen im Sommer. Innerlicher Handel. fen. Hauptmannſchaften und Gerichte. Ab: Künfte und Handwerke. 3 De Geſcichtſchreiber möchten gern die Monarchie bey den alten Lappen finden, ſo $ wie fie voraus —— gefuͤhret geweſen. Die Hirtenvölfer aber haben ſelten Könige, Dergleichen Oberherren mögen nicht gern einem irrenden Wolke nachlaufen, nod) nad) Beldyaffen» beit. der Jahreszeiten den Hof und Ben Staat ändern. Wenn man flets mit der Nas tur im ‚Kriege ift, fo hat man wenigſtens feinen andern Feind; und das iff genug, die. Menſchen zu befchäfftigen und fie der Nothwendigkeit zu überbeben, fih Herren zu ſetzen. Als fi daher Magnus Ladulas, König in Schweden, Lappland zueignen “ wollte, welches niemanden zugehörete, und welches aud) fo gar heute zu Tage die Abs VBirkarlen. haͤngigkeit wenig kennet, „fo hielt er es der Mühe nicht werth, oder vielmehr für uns „möglich, biefes Wolf, welches doch innerhalb der Gränzen feines Neiches wohnete, „in ‚feinen weit entlegenen Einöden mit Krieg und Waffen an zu greifen... Er vers mochte alfo die vornehmften Einwohner. in Weſtbothnien, welche man Birkarle nen: nefe, die Sappen zu überreden, es würde ihnen vorteilhaft feyn, wenn fie ſich Schwe⸗ ‚ den unterwürfen. Regierung des Die Birkarle, welche mit den Sappen handelten, unterwarfen fie alfo, man-meid nicht wie; das heißt, ohne Zweifel, fie fahen fie als unterworfen an, ohne daß die Lappen ſelbſt etwas davon mußten. Denn es ift nichts leichter, als fich für einen König eines wilden Volkes zu halten, welches Feinen Begriff von der Föniglichen Gemalt har, und alfo andy weder, in ein. Joch einwilligen noch ſolches ausfchlagen Fann, welches man ihnen an zu fragen fich nicht einmal einfommen läßt. So nennen fid) die Europäek ſeit hundert Jahren Könige von gewiſſen Gegenden in America, deren Einwohner nie mals gewußt haben, was ein König iſt, und den Werth diefes Wortes vieleicht nur kennen lernen werden, wenn fie die Fremden wegjagen, weiche diefen Titel hier er⸗ ſchallen laffen, der bey den Wilden nichts iſt. Dem fen aber wie ihm wolle, fo hatten die Birkarle, welche nad) der Worefore ſchung entweder Bergleute oder Handelsleute waren, die Herrfchaft über $appland e 1 lich, mit der Bedingung, daß fie dem Könige in Schweden jährlich etliche Zimmer -- Rauchwerk zur Erfenneniß ihrer Lehnspflicht oder zum Tribute. als feine Bafallen ge ben follten. Diefe Könige von der Unterordnung erſtrecketen ihre Oberperrfchaft af den Seefüften über Laͤnder, wo fie von Zeit zu Zeit Hingiengen, faget man, Hand lung zu treiben, Steuren ein zu nehmen und Gerechtigkeit zu handhaben. — ED 9 | „mo folche bey allen andern Nationen zu allen Zeiten ine = . des ſchwediſchen Lapplandes. 575 „wohl doch auch zu glauben, ſaget unſer Verfaſſer, daß fie mehr ihren Gewinn geſu · Södhtröms „cher, als das Wolf zu Rechte zu-bringen; daher Dannans von Goes Klagen bey er z „dem Papſte wohl nicht ganz ohne Grund gemefen, fie wären Schuld, daß die Lappen —— „zum Chriſtenthume nicht könnten bekehret werden. „ = — Dieſer Portugiefe, welchem man ein Werk von $appfand zueignet, das er wie Deren Haͤrte. leicht niemals gemacht hat, ſoll an den Popſt Paul den III gefchrieben haben, welcher an feiner Sthreibart ein großes Belieben finden mußte: „Sie geſtatten nicht, dag die „Lappen Ehriſten werden, damit fie nicht, wenn fie unter das fanfte Zoch Chriftifär „men, ihrer Tyranney und ihrem Geize etwas entzögen, und dadurch die Zölle vers „mindert werden möchten, . 24. Denn wenn fie Chriften wären fo wären fie von „denen Zöllen und Auflagen frey, die fie als Heyden erlegen müffen . Sie wir: „ben'es ungern ſehen wenn ſie Chriſten würden und ihnen nicht mehr Zoll geben woll⸗ en / als andere Ehriften ihren Fürften geben; und fiehalten daher diefen Häßlichen und „fündtichen Gewinn. höher, als die chriftliche Religion, und fegen fo vieler Seelen „Heil aus den Augen „u uner er Geizimd unerteägliche Bosheit, wo⸗ „gegen fich bilfig alle chriftliche Herzen mit Sand und Munde aus allen Kräften feßen \ . a, : ‘ 23 „follten. „ — — Diefer wilde Eifer wider die Unmenſchlichkeit der lapplaͤndiſchen Statthalter ſchi⸗ ekete ſich fuͤr die Zeiten des von Goes und eines Papftes,'welcher ſich mit Karln dem V⸗ verbunden harte, die proteſtantiſche Lehre in Deurſchland durch das Blut der Voͤlker aus zu löfchen, Das Evangelium aber will nicht, daß man mie den Waffen in der Hand Tyrannien zuruͤck treibe, oder Chriften mache, oder Ketzer ausrotte. Sie aternen Indeſſen wurde die Herrſchaft der Birkarlen in Lappland zuerſt unter Guſtav — für demI eingefchränfet, und endlich unter feinen Nachfolgern ganz aufgehoben. ‘Die Lap⸗ ihre Obrigkeit. „pen, ſaget Herr Hoͤgſtroͤm, lerneten nach gerade erfennen, was es für ein Vortheil 5fey, unter einem hriftlichen Könige zu ftehen, "und feines Schußes zu genießen.« va siehe em frommen Prediger Ölauben beymißt, fo erfennen fie größten Theils den Ronig in Schweden für ihre rechte Obrigkeit; und obgleich einige von ihnen auch) an Dänemarf und Rußland Contribution geben, fo glauben fie doch, mehr nach Schwe⸗ den zu gehoͤren, weil alle nuͤtzliche Einrichtungen ber ihnen, ſo wohin geiftlichen als weltlichen Dingen, von schwedischen Königen herrübren. Nach feiner Meynung alſo werden die Laypen inege ſammt über kuͤrg oder Tang wieder unter Schweden kommen. Eine freye und gelinde Regierung feet ſich auch beſſer für Wilde, als die deſpotiſche in Rußland. Die Lutheraner, wekhe ———— verderbt ſind, als die ‚Griechen, werden auch mehr befehren, Die Vernunft und Tugend Haben oft mehr > Herrſchaft über Nationen, welche nicht geſittet find, "als bey Sclaven, die durch eine I se 21:5 sk ar zu harte und ſtrenge Policey dumm gemacht worden. I Tu — Es ſcheint, daß die Lappen oͤberhaupt die Ruſſen verabſcheuen Sie ruͤhmen er fid) fo gar einiger mannpaften Taten, welche ihre Vorfahren in line echtagerwinee die Ruſſen follen ausgeüber haben, Eine ruffifche'Partey, Tagen fie, fie auf der nord» \ lichen Seite in Lappland ein, ‚griff die Sappen an und führere eine anfehnliche Beute an Gelde und Mennthieren davon, Diefer erfte glückliche Erfolg machete die Ruffen kuͤhn, daß ſie oft dergleichen Streifereyen wiederholeten, und ſich auf allen Lappwegen, die fie finden konnten, ſehen ließen. Weil nun Die Lappen ihren gaͤnzlichen Untergang durch J 6 Oiſtoriſche Beſchreibung öogſtroms hurch fie befuͤrchteten, ſo geſelleten fie ſich in großer Anzahl zuſammen, und waͤhleten N auptmann⸗ gie und richte. Beſchrei⸗ bmg. * daruͤber gleſſen, daß es bis. oben hinan ganz glatt von Eiſe wurde, in daſſelbe Stufen einen alten Mann aus ihrem Volke zum Anfuͤhrer. Dieſer bedienete ſich einer Krie⸗ gestift, die Feinde auf zu reiben. Er ließ eine Menge Balken auf einen hoben Berg führen und den Schnee auf demfelben ganz feſt niedertreren, Darauf ließ er Waſſer hinauf hauen und von allen;Seiten Wege dahin machen, damit der Feind ihr fager finden koͤnnte. Dieß gefihah nach Wunfche, ‚So'bald.aber die. Ruffen, welche ſich wageten, den Berg hinan zu fteigen, bis auf die Hälfte deffelben gekommen waren, ſo waͤlzeten bie Lappen alle zugleich ihre Balken. hinunter, welche den größten Theil der Feinde zerquetſcheten, bis aufeinige wenige, die von ihnen erfchlagen wurden. Zweenen ließen fie das. geben, den einen aber nur einen Arm und dem andern nur einen Fuß, und gaben ihnen Freyheit, nach Haufe zu ‚gehen und die Niederlage ihrer Party gu erzählen. Die Lappen wiſſen die Anzahl der Erfchlagenen nicht anders an zu.geben, ‚als daß fie. berichten, man hätte alle Feuerftähle, die bey ihnen gefunden worden, auf Bogenſchnuͤre gezogen und damit drittehalb Schnüre angefüllet, deren jeder eine gute Klafter lang if. Man zeiget noch gewiffe Stellen. am Fuße des Berges, wo beſſer Gras waͤchſt, welche das Blue der Erſchlagenen foll fruchtbar gemacht haben, und nen⸗ net den Berg felbft na dem Namen des ruffifchen Anführers Raͤppoware ’). | Das ſchwediſche Sappland wird in vier Hauptmannfihaften —5* Die jem⸗ telaͤndiſche Lappmark allein machet die erſte. Afele-Sappmark und Angermanland die zweyte; Ume⸗Pite· und Lule» Lappmark die dritte; und Torne nebſt Kimi⸗Lappmark die vierte aus. Ein jeder Hauptmann derſelben reiſet jährlich in ſeinen Lappmarken herum und Hält an gewiffen Orten oder Jahrmarktsplaͤtzen Gericht. : -An allen denſel⸗ ben find ordentliche Gerichtsftuben und benoͤthigte Haͤuſer für fie. Zu Benfißern in dem Gerichte werden Jappen erwählet; welches Amt um fo viel ruͤhmlicher ift, je we niger es einträgt; ‚denn es giebt Lappen, für welche die Hochachtung ihrer Nation eine Befoldung if, Der Hauptmann wird von einem Jahrmarktsplage zum andern von den Sappen gebracht; und diefe Reife gefchiehe ordenslich des Winters im Januar. Der zu Torne hat über dreyhundere Meilen zu thun und pflege oft erft zu Ende des Maͤr zmonates zurüc zu kommen, wiewohl er in den beyden Sappmarfen feines Kreifes ‚oder feiner Hauptmannſchaft nicht über zwölf Flecken oder Gerichtsörter har. Die Hauptleute fprechen durch einen Dolmerfcher Recht, weil fie der lappifchen Sprache nicht mächtig find und die Sappen Feine andere verſtehen. Abgaben de Man regieret eine Nation nicht fo wohl ihrentwegen, als vielmehr feinetwegen- Steuren. Die Krone Schweden würde ſich auch nicht die Mühe geben, in Sappland Recht zu fprechen, wenn fie niche Steuren daraus zu heben Härte. Man treibt ſolche zu glei⸗ cher Zeit ein, da man Gericht Hält. Die Kronvoͤgte oder Steuereinnehmer folgen den Hauptleuten nad) allen Gerichtsplaͤtzen, wo ordentliche Häufer für fie gebauet find, 5 worinnen ſie ſich aufhalten, indem die Hebung geſchieht. Die lappen bezahlen die Abgaben nicht mehr in Waaren, wie vordem. Seit ‚dem Karl der IX die Laͤndereyen unter gewiſſe Familien hat vertheilen laſſen, fo iſt jedes Stuͤck Land und jedes fiſchreiche Gewaͤſſer geſchaͤßet worden, In denjenigen fol | : en, Zontroͤm am aa | des ſchwediſchen Lapplandes, 577 Een, wo folhes geſchehen ift, bezahlet nach Befchaffenheit des landes der Beſitzer def Sögftröms felben, welcher ein Schatzlappe heißt, von einem Thaler Silbermünze?) bis zu einem — oder zweenen Reichsthalern auch wohl mehr. Wird ſein Sand ledig, fo wird ein an⸗ — derer darauf geſetzet, der ſolche Schaßung bezahlen muß. In denen Lappmarken aber, wo Feine ſolche Schagung gemacht, fordern nur eine gewiffe Summe auf jedes Dorf gerechnet worden, fteuren fie alle nad) eines jeden Vermögen zu folcher Summe, und bedienen fich des Sandes und der Gewäffer ohne Unterſchied gemeinfchaftlich. Wenn aber diefes Volk nicht drey verfchiedene Steuren einem und eben demſel⸗ ben Oberherrn entrichtet, fo bezahlet doch zuweilen ein Mann drehen verſchiedenen Oberherren Schatzung, nämlich an Schweden, Dänemarf, und Rußland, indem er ſich zu. gewiffen Zeiten des Jahres aud) auf daͤniſchem und ruſſiſchem Gebierhe aufs hält. So bezahlen in den füdlichen Sappmarfen diejenigen, die fih des Sommers eine Zeit lang in das Norwegiſche begeben, an Dänemarf Schagung. Gewiſſe Gränz« Kirchſpiele zwifchen Dänemark und Schweden bezahlen am beyde Kronen; in Kimi. Sappmarf bezahlet man an Schweden and Rußland; die Sappen zu Enare aber fteuren . an Schweden, Dänemark und Rußland. Indeſſen will doch Herr Hoͤgſtrom, daß ie deswegen nicht drey Porentaten für ihre Herren erfennen, weil fie ſich überall nady. —— Geſetzen und Verordnungen richteten, ſich zur ſchwediſchen Kirche und zu ſchwediſchen Gerichten halten. Großer Vortheil für eine Nation, dreyen Königen fteuerbar zu feyn und feinen zu haben; denn derjenige, welcher fie nicht vor fremden ; ‚Mächten vereheidiger, iſt ihr König nicht. ni I. An allen Orten, wo Gericht und Hebung gehalten wird, wird zu der Zeit auch BE Handel getrieben. Alsdann iſt der rechte große Jahrmarkt in jeder Lappmark, wel. —* cher in einigen beynahe ein Paar Wochen waͤhret. Auf dieſen Marftpläsen iſt jeto das baare Geld gebraͤuchlicher geworden, als ſonſt, da man mehrentheils Waaren ge⸗ gen Waaren vertauſchete. Damian von Goes berichtet, die Lappen hätten ehe- dem ihre Waaren felbft zu ihren Nachbarn gefahren und fie gegen andere- blof durch Zeichen umgefeget, ohhne ein Wort dabey zu reden, FJedto haben fie Feines von beyden nörhig, fondern ihre Kaufleute kommen von felbft zu ihnen und man behilft fich einer mit des andern Sprache, To gue man Earın, Taufcher man gleich noch oft, fo handelt man doch auch viel mit baarem Gelde: doc) ift ihre Geldrechnung nicht in ae Ion Sappmarfen glei), Sie Faufen von den Schweden infonderheit Salz und Taback, — — Mehl, wie auch TZuch, Walmar, welches eine Arc grobes Tuches iſt Hanf, Keffel,im inter Töpfe, filberne Löffel, Spangen, Gürtel, Ringe, Becher, Beile, Mefler, Scheeren, Ochſenhaͤute, Pulver, Bley, Buͤchſen oder Flinten, Nadeln, Nefteln, Neheringe; Fingerhuͤte, Zinn, Schwefel, Wein, Bier, Zeigen u.d.g. Dagegen nehmen die Schweden von ihnen, außer allerley Pelzwerfe, Rennfleiſch, Rennhaͤute, Käfe, Zip: pelpelze, Stiefel, Schube, Handſchuhe, Fiſche u. pw. Der Preis biefer Waaren - verändert ſich nach dem Ueberfluſſe oder Mangel, der Güte oder Beſchaffenheit der« felben, der Jahreszeit, u. ſ. f. Inzwiſchen bekoͤmmt man oft eine Waare aus der zweyten und dritten Hand wohlfeiler, als aus ber erſten. Die Güre derfelben ändert fi i 2) Jft etwan ein halber Gulden oder zehn Groſchen nach ſchwerem Gelde. Allgem. Beifebefchr, XX Band, | ODddd Handwerke. 578 | Hiſtoriſche Beſchreibung RErn⸗ ſich auch nach den Himmelsgegenden. So iſt z. B. das Grauwerk, je weiter gegen —— Suͤden, deſto ſchlechter, die andern Felle dagegen deſto ſchwaͤrzer und beffer, — Dieß iſt der Handel, welchen die Lappen im Winter mit den Schweden treiben, Mit den Nor⸗ die zu ihnen kommen. Im Sommer treibt dieſes Volk einen andern in Norwegen. me Es verkaufet daſelbſt Eifen-und Kupfergeraͤthe, welches von den Schweden gekaufet worden. Sein vornehmſter Handel daſelbſt aber it mit Rennkaͤſen und Baftleilen. Das Rauchwerk tauget zu ber Zeit nichts, und koͤmmt alſo niche mit in den Handel, Man Eaufet von den Norwegern infonderheit Häringe, imgleichen Filz, bisweilen aud) Taback, um es in Sappland wieder zu verfaufen. Der Handel geſchieht dafeibft nicht EEE durch Umfas, fondern mit baarem Oelde. Man muß es alfo den Lappen nicht zur Einfalt oder zum Argwohne anrechnen, wenn fie fein ander Geld, als holländifche Reichsthaler., ven den Schweden annehmen wollen, weil die Norweger Fein ander. ; Geld, als folches, und daͤniſche Münze, für gut erfennen. * — Der innerliche Handel unter den wohlhabenden Leuten des Landes geſchieht mit rege Rennthieren, Käfen, Fleiſche, Milch und andern Eßwaaren, auch wohl mit Tabade und dergleichen, welches fie felbft in Vorrathe gekaufet und an andere wieder aushöfen, Sie nehmen dagegen andere Waarenmals Häute, Pelze, u. |. m. die fie mit einigem - Gewinne an die Schweden verfaufen. Herr Hoͤgſtroͤm verfichert, die Jappen feyn “ fehr falſch und betrüglich in ihrem Handel: er fraget aber, ob ihnen ſolches in der Nas £ur ſtecke, oder ob fie es von ihren Machbarn gelernet haben; eine große Frage, die » man den gefitteten Völkern zu entſcheiden überläßt. Wenn die Lappen Lafter ange: Känfte ; nommen haben; koͤnnte man fie nicht auch Kuͤnſte lehrem? Herr Hoͤgſtroͤm, welcher von dem Soldatenhandwerke anfängt, als wenn dieſes das erſte und beſte waͤre, oder vieleicht weil es am leichteſten iſt zu lernen und zu trei⸗ ben, ſaget, man ſollte wenigſtens die Muͤßiggaͤnger und Landlaͤufer dazu gewoͤhnen, welche aus Noth oder aus. Unbeſtaͤndigkeit ihr ganzes Leben demſelben wiedmen wuͤr — den. Die Lappen Fönnten auch Matrofen, Fabricanten und Bergleute abgeben; und zu Manufacturen gebrauchet werden. Es ift aber ſchwer, dergleichen in einem Sande an zu legen, welches Feine andere Materialien dazu hergeben fann, als Wurzeln: und - DBaumrinden, woraus man Baftfeile, Körbe und Schnupftabacsdofen gemacht hat; and eben fo ſchwer wird es ſeyn, Einwohner, die nur ihr Vaterland fieben, anders wohin zu verſetzen. Diefe Siebe zum Baterlande muß zum Theile wohl nur von der Unwiſſenheit herkommen; weil man fie von Tage zu Tage bey gefitteten Völkern aus» ⸗ arten fieht. Sind die Willenfihaften oder die Regierungen, die Philofophie oder die Politik davan Schuld ?. — he * J a ae rail des ſchwediſthen Sapplanded. 79 — SR er RR RE RER RER 1 Sue one u un 20 2 Pu 2 202 222 zeeafröis rn eſchrei⸗ Das X Capitel. bung. Von den Coloniſten in Lappland. Die Lappen ſehen Coloniſten nicht gern. Wenn dahin gebrachten Coloniſten ſchaden. Die Lapı und was für welche dahinfommen, Die Lap⸗ pen hüten fich, Bergwerke zu entdecken. Lob z pen ahmen ihnen nad). Warum es mitdem des Herrn Hoͤgſtroͤms. — Feldbaue daſelbſt nicht recht fort will. Die iſt nicht zu verwundern, daß Europäer ohne Land, ohne Erbtheil, die in der Duͤrftigkeit geboren oder in Armuth gerathen find, die von ihren Herren ober ih« ren Anvermwandten, wegen Vorurcheile, Safter oder Verbrechen, verfolger werden, mit einem Worte $andläufer, von denen niemand weis, wer ober woher fie find, ſich mie gutem Willen oder durch Gewalt aus ihrem Vaterlande entfernen, ihr Glück in der neuen Welt zu verfuchen. Eine glückliche und fruchtbare, reiche oder angenehme Himmelsgegend ſcheint fie dahin zu rufen. Was wollte man aber in Lappland ſuchen? Was für ein ungluůckliches Schickſal fuͤhret die Schweden und die Finnlaͤnder dahin, welchen die Natur zu Haufe günftiger geweſen war, als fie von ihr in diefer faft unbe⸗ wohnten Himmelsgegend aufgenommen werden? Alles ſcheint fie davon zuruͤck zu ſtoßen. Die Lappen wollen in ihrem Sande allein ſeyn; fie ſehen die Fremden nicht gern, Die Lappen ſe— welche fie darinnen einfchränfen und ihnen Zwang anchun. Sie haben die Schweden 3 —— ihre Gehoͤlze und Weiden abbrennen und Ackerland daraus machen ſehen. Dieß rich. er tet die Sandeseingeborenen zu Grunde, welche ihre Nennthiere bafelbft nicht mehr er» näbren fönnen. Sie fehen die wilden Nennthiere von den Coloniften ausrotten und find ſelbſt gezwungen, ihr fand zu verlaſſen und die Nachbarſchaft diefer ungeftümen und beſchwerlichen Gaͤſte zu vermeiden, welche nur gefommen find, ihre Gefilde an fich zu reiffen und über fie zu bereichen, „Es ift daher fein Wunder, fager Hoͤgſtroͤm, „daß ſich die Lappe n an einigen Drten vereinbaret haben, auf alle Weife zu verhindern, — 35 Coloniſten bey ihnen zu wohnen kommen, noch ſich unter ihnen feſt Ho. : Allein, ob es den Schweden gleich ſchwer fälle, ſich in einem eifichten Sande zu — und was ſetzen, wo die Strenge des Winters den Fiſchfang ungewiß machet, wo die Seen im I —— Sommer nicht ſtets zeitig genug aufdauen, ſo glebt es doch Coloniſten in Lappland. — Dieß find ſchwediſche und finnifche Bauern, Man weis die Zeit eigentlich nicht, wenn diefe Colonien angeleget worden, Die ältefte aber war 174 1 nicht viel über hundert Jahre, und die meiften andern nicht über fünfzig. Die Coloniften haben befondere Privilegien, und find auf gewiſſe Jahre von aller Schagung und alfen Ab aben an die Krone frey: nachher aber bezahlen fie nur ein geringes Geld von ihren Sändereyen und nichrs weiter, Es fehlet daher auch in den füdlihen Gegenden nicht an Coloniſten. In Afele und Hckſele⸗ fappmarf find deren eine gufe Anzahl, fo daß der Gottegdienft den ganzen Sommer über nur im Schwediſchen, den ey * auch im Sappifchen gehalten 2 wird e x He Beſchreibung Bögftröms wird, Auch find in Inle- $appmark viele und in Torne ⸗ Lappmark noch mehr; ja, in Beſchrei⸗ bung. — — Die Lappen ahmen ihnen naͤch. Kimi: $appmarf beſteht faſt eine ganze Gemeine aus Coloniſten. Das Benfpiel der Schweden und Finnländer, welche in einem unbebaueten Lan⸗ de Häufer errichter, das Feld umgearbeitet und gebauer haben, bat auf einige Lappen Eindruck gemacht. Sie haben angefangen, infonderheie in Kimi, dergleichen zu thun. Denn wenn ihnen ihre Rennthiere geſtorben, ſo haben ſie ſich an den gelegenſten Oer⸗ tern auf ihrem Lande niedergeſetzet, Haͤuſer gebauet, Kuͤhe gekaufet und Aecker angele— get, womit fie ſich nebſt dem Fiſchfange ernähren, „In Lule-Lappmark, ſaget Herr „Hoͤgſtroͤm, kenne ich einen Lappen, welcher verſuchete, zugleich ein Lappe und aud) „ein Coloniſt zu ſeyn. Er bauete ſich Deswegen auf feinem Sande ein Haus, kaufete ⸗Kuͤhe und ſetzete fein Weib nebſt etlichen von ſeinen Kindern dahin, welche das Feld „bauen und das Vieh warten mußten: er felbft aber wohnete mit feinen übrigen Kin⸗ „bern in einen? Gezelte und zog mie feinen Rennthieren umher, Unter feinen Kindern „find. jege drey Eoloniften, Die übrigen aber Lappen. “ Barum es mit Odb nun gleich viele von diefen Eoloniften ein ziemliches Vermögen haben und in dem Feldbaue daſelbſt nicht gutem Wohlſtande leben, fo machen doc) die meiften, ungeachtet ihrer großen Privile« vecht fort will, gien und Vortheile, welche ihnen die Krone zugefteht, ihr Gluͤck eben nicht dabey, Diefes koͤmmt von verfihiebenen Urfachen, welche Herr Hoͤgſtroͤm allhier auffucher. Die erfte rühret Daher, daß man nicht recht folche Oerter wählet, die ſich zum Anbauen ſchicken. „Man ſpuͤhret zum öftern, wie ungleich das Wachsthum des Ges ztraides in zwoen Dorſſchaften iſt, die doch ganz nahe bey einander liegen; welches „nicht fo wohl von dem Erdreiche, als aus andern Umftänden, entſteht, welche verur⸗ © »fachen, daß eine Gegend der Kälte mehr oder weniger unterworfen ift, als die andere, + Es giebt ganz oben in Jappland Gegenden, wo Fein Korn erfriere, wenn gleich das ganze Sand Kälte und Miswachs empfinde. Dagegen giebt es gegen Süden Derter, zo feine Aehre von der Kälte unbefchädiger geblieben, ‚va doch in eben dein Jahre Fein anderes Feld umher etwas davon gelitten. Weil aber ein Colonift vorher nicht wiffen Fann, wie der Dre in dieſem Stuͤcke beſchaffen iſt, ehe er foldyes mie feinem Bortheile ser Schaden erfahren hat, fo fieht er aud) bey Erwählung deffelben nicht darauf, fon- dern vielmehr, was für Wieſenwachs, Fiſcherey und Jagd dabey find. Er bauet alfo oft ein unfruchtbares Erdreich; und wenn er dann genöthigee ift, feinen Wohnplas au verändern, fo iſt folches ein Aufivand, der ihn oft völlig zu Grunde richtet. „ch 14 „halte es deswegen für hoͤchſtnoͤthig, fager Hoͤgſtroͤm, wenn die Naturkuͤndiger alle AUrſachen unterfuchen wollten, warum das Erdreich an gewiſſen Stellen der Kälte mehr „unterworfen fen, als anderwaͤrts; imgleichen, welche Stellen es ſeyn, und wie man ſol⸗ „hes am leichteſten merken und beobachten koͤnne. Dieſes würde vermuthlich großen „Nugen ſchaffen, weil man folhen Falls mit der Zeit beobachten koͤnnte, welche Derter „zu Colonien geſchickt wären oder nicht. — — Und weil die Gegenden in Sappland „ſo verfchieden find, daß man augenfcheinlic) fpühren kann, wig die Saat eber reife, - „die Erde im Fruͤhlinge eher trocken werde, und bie Bäume eher Saub und Zweige „treiben, als anderer Orten, die unter. felbiger Himmelsluſt liegen, fo würde es fid) „her Mühe fehon lohnen, wenn biefes alles erforfchet würde,“ “ — Eine andere Hinderniß iſt die Gewohnheit, daß man Beſchaͤfftigungen oder Handr cht neben einander, beftchen koͤnnen. Viele J chierungen vereinigen will, die ni ii⸗ ER * —A——— J des ſchwediſchen Lapplandes. 581 ſten legen ſich fehr wenig auf den Ackerbau, ſondern vornehmlich auf die Jagd und Fi⸗ ſcherey, wodurch fie zwar zuweilen reich werden, das Land aber nicht verbeſſert wird. Ihre Soͤhne durchſtreichen Jahr aus Jahr ein Waͤlder und Felder, wodurch fie frey⸗ lid) oft einige hundert Thaler Geid fuͤr koſtbares Rauchwerk verdienen, die Colonie aber verfallen laſſen, ſo daß ſie nach dreyzig und mehr Jahren ſelten beſſer iſt, als ſie im Anfange geweſen. Ein ſo anſehnlicher und geſchwinder Gewinn iſt eine gefaͤhrliche Anreizung, die mehr in die Augen faͤllt, als der Ertrag von einem beſtaͤndigen und fauren Felbbaue. Man erwägt aber nicht, daß die Erde die Mühe des Ackermannes jewohl langſam, belohnet; und wenn es einem gleich zumellen gluͤcket, daß beſtaͤndig, wi am; be er einen Bielfraß, ſchwarzen Fuchs, oder ein anderes Thier mit einem foftbaren Selle fängt, wofür er acht, zehn und mehr Reichsthaler befommen Fann, fo trifft er bergleis. chen doch nicht immer an, und es vergehen oft wohl hundert Tage, daß er nicht die Koſt verdiene, - Gleiche Befchaffenheit hat es mit der Fiſcherey Man kann einige Zeitlang davon leben: die Colonie aber verfaͤllt. Die Jagd und Fiſcherey ſind die er⸗ ften Hülfgmittel des einzelnen Menſchen. Wenn er ſich aber andere verfihaffen kann, ſo iſt es der Muͤßiggang allein, welcher ihn in dieſem Zuſtande erhaͤlt. WER! - 3% Die dritte Urfache, daß man den Ackerbau aufgiebt, welcher doch. den Grund und die Stüße der Gefellichaft ausmachet, iſt die Armuth der Coloniften ſelbſt. „Ich „habe einen ſolchen gefehen, ſaget Hoͤgſtroͤm, der ſich mic Weib und Kindern von „snekfele nach Groß-Uma zwölf Meilen ins Gebirge hinauf begab und fich dafelbft in „der Einöde häuslich niederließ. Als er hinauf reifete, fo nahm er zwar\erliche Kühe mit fich, hatte aber feinen Scheffel Korn zur Yusfaat, und mußte alfo bloß von Mil „und Sifehen leben. Wie man aber auf ſolche Art ſein Gluͤck machen wolle, weis i „nicht, Denn wenn einer, der von allen Dingen entbloͤßet iſt, fich fo. viel Meilen von „allen andern Leuten hinweg begiebt, fo kann er taͤglich nichts anders thun, als daß er „mit Fiſchen und Schießen feinen Unterhalt für fih und die Seinigen fuchet,* Dar bey muß er daranf denken, wie er unter Dad) und Fach komme. . Hat er Bich, ſo fehlet es ihm an Zeie, eine Wiefe an zu legen, und er muß folhe Stellen fuchen, wo von felbft Gras waͤchſt. . Diefe nachrlichen Wiefen aber find einige Meilen von einan- der. Man rechnet es für einen Vorteil, die Arbeit zu erfparen, und es ift auch bey dem erften Anblie einer, . „Allein, wenn man bie Zeit: zufammen rechner, bie auf „ben weiten Weg gewandt wird, fo wird man ſehen, daß man fie mit, beſſerm Nutzen „bätte anwenden Finnen, Moraͤſte ein zu deichen, die näber!gelegen, wovon man bef „fern Nusen gehabt, und zugleich der Unbequemlichfeit entübriger. ſeyn Fönnen, im „Winter und Sommer fo weite Reifen zutun.“ Wenn ber Menſch verbunden iſt, zu arbeiten, damit er lebe, fo muß er auch leben koͤnnen, damit er arbeite. $eute giebt e8, ‚deren Naturgaben verloren gegangen, vernußet, erſticket find, weil fie niemals Zeit gehabt haben, folche zu verbeffern, da;fie verbunden gewefen, zu Tages loͤhnerarbeiten eine koſtbare Zeit an zu wenden, welche fie. weit wichtiger und edler haͤt⸗ ten brauchen koͤnnen! TEN > Da die meiſten Coloniſten in Sappland, feine Wiefen zu unterhalten, noch Korn zum Saͤen haben, fo laffen fie die Selder, die man ihnen zum Anbaͤuen gegeben, bald wieder unbearbeiser liegen, »Es hat mich oft Wunder genommen, faget Hoͤgſtroͤm, „wie einige von dieſen Leuten hoch haben das Leben hinbringen koͤnnen; inſonderheit, ERTL, 2, Dddd3 „nachdem Wieiwiel 2 Ne bung. ’ 582 Hiſtoriſche Beſchreibung | Sogfiröms „nachdem der Branntewein verborhen, womit einige vorhin noch etwas von den Lappen Beſchrei · verdienet haben.“ Damit man fie zum Feldbaue aufmuntere, ſo muß man ihnen rung: » Frepheiten und Aufmunterungen zugeftehen, doc) aber auch Acht haben, daß fie folche ’ nicht misbrauden. Man müßte fie. daher denjenigen wieder nehmen, welche den Aderbau bey Seite feßeten, ihre Häufer verfallen ließen und bloß von Jagen und Fir fehen lebeten. Dieß letztere Fönnte man denjenigen zulaſſen, weiche jährlich berviefen, daß fie ihre Ländereyen, nad) Verhältniß ihrer Leute, mit Aeckern und Wieſen verbef fert, und ihr Haus in baufihem Stande erhalten Härten, Alsdann würde man nicht fünf bis fechs verarmete Familien auf einer Colonie figen fehen, die niche mehr Aus» font haben, als da nur einer folche befaß; mofern fie nicht gar nod) weniger haben. Ich habe Eolonien gefehen, fager Hoͤgſtroͤm, wo man vier Malter Ausfaat hatte, „als nur ein Mann darauf wohnete, aber nur einen, nachdem ihrer viere Beſitzer das „von geworden, die ben Aderbau bey Seite gefeget, und von der Jagd, und wenn fel- „ige fehlſchlaͤgt, von Milch und Zichtenrinden leben. « Es foll in Lappland eine Are von wilden Weizen und Roggen geben, welche den Einwohnern zur Nahrung dienen koͤnnte. Diejenigen, welche diefe Entdeckung ge⸗ macht haben, werden fie vermuchlich nicht mic ſich Hinfterben laffen. Sie werden die Gegenden anzeigen, wo man diefes Getraide finde. Wenn man nur anfänglich etwas weniges davon erhalten und ſaͤen Fönnee, jo würde es gewiß befler forefommen, als an» deres, welches man aus fremden Gegenden bringt, da es der Falten Himmelsluft und des hiefigen Bodens fehon gewohnt ware, Die Zeit und die Arbeit koͤnnten es verbeſ⸗ fern; und wenn es auch nicht fo gut wäre, als anderes Getraide, fo würde es doch ftets der Rinde von den Fichtenbäumen vor zu ziehen ſeyn. pain Wenn man Lappland urbar machen will, fo muß man feine Einwohner Aus den füdlichen Gegenden dahin bringen. Man ficht nur Müßiggänger aus folchen fommen, welche bey ſich nicht recht haben aushalten Finnen, und es noch vielmeniger in einer kaͤltern Gegend zu thun im Stande feyn werden. Die Nordländer und Finnen wir den zu diefem großen Unternehmen viel gefchickter feyn. „Sie würden aud), faget „Herr Hoͤgſtroͤm, nicht ungeneige dazu feyn, wenn Gott nur der Krone Schweden „Frieden verliehe, daß fie fih vermehren koͤnnten. Sollte Weſtbothnien zwanzig oder „dreyzig Jahre lang, anftatt Soldaten in den Krieg zu ſchicken, aus jedem Kirchipiele ‚„Eoloniften nach) den naͤchſten Sappmarfen fenden fönnen, fo würde der Sache am leich⸗ „teſten geholfen feyn.“ Was fuͤr ein Glück würde es ſeyn, wenn Menfchen, die ber ſtimmet find, angebauete Felder zu verheeren, Wüfteneyen in Aderfelder verwandelten! Die Ban, e% Allein, auf was für einen Grund kann man fo füße Hoffnungen bauen? Die Co» —— loniſten, welche man heute zu Tage nach Lappland verſetzet, ſchaden daſelbſt mehr, als daß ſie zu deſſen Wohlfahrt dienen ſollten. Einige ſind viel laſterhafter und nicht ſo nuͤtzlich, als die Lappen; ſie beſchaͤfftigen ſich weder mit dem Ackerbaue, noch mit der Handlung. Die wilden Einwohner des Landes liefern doch wenigſtens Pelzwerk, wo⸗ von viele Arbeiter ihre Nahrung haben, die Kaufieute ihren Mugen ziehen und bie o fentlichen Einkünfte durch den Zoll davon vermehret werden, Kurz, es baben die meis ften von allen denen Nationen, die ſich in Sappland als Cofoniften niedergelaffen als ‚Schweden ‚ Deutfche und Finnen, nur ihre Lafter dahin gebracht und von den Lappen nichts, als ihre Fehler, angenommen, Sie tragen nichts zur Beförderung des —* ſtenthu⸗ des ſchwediſchen Lapplandes 1.10 583 ſtenthumes bey, ſondern entfernen die Lappen vielmehr durch ihr aͤrgerliches leben da · Sögſtroms von, welches weit ungebundener iſt, als es in ihrer Hauptſtadt ſeyn wuͤrde, wo die Ge: Beſchrei⸗ ſetze wenigſtens ihren Leidenſchaften einen Zügel anlegen. „Ob man ſonſt ein Volk, bung. · ſaget der eifrige Prediger, das durch ungezaͤhmte Freyheit gewohnt worden, ohne „Geſetz zu-feben, zu guten Bürgern machen koͤnne, gebuͤhret mir nicht, zu, beurtheilen. »Daß es aber fehwer falle, gute Cpriften daraus zu machen, muß. id) wider meinen » Willen bezeugen,“ ; Fre — Was Bartholomäus de las Caſas mit Abſcheue von der Aufführung der Spa- nier gegen die Sndianer fagete, das wirft Hoͤgſtroͤm zum Theile aud) den ſchwediſchen Eotoniften vor; in fo weit man die Wildheit des Fanatiſmus und des Geizes, die durch einander angeflammet worden, mit der Härte vergleichen kann, welche ein frengebore- nes und großmürhiges Volk in einem armen Sande über ein furchtſames Wolf ausüben Fann. Mein, niemals werden die nordifchen Nationen an Tyranney, an Graufamfeit den fuͤdlichen gleich fommen. Es ſcheint, daß die Sonne, welche der Erde alle Schä- ge ihrer Wohlchaͤtigkeit in den füdlichen landſchaften verſchwenderiſch miteheilet, daſelbſt nur die Wuth dem Innerſten Des Herzens eingiebt, Dafelbft werden Menfchen und Thiere biutgierig und gefräßig geboren, Die Siebe ferbft verftörer allda; und bringe nur hervor, um E entvölfern. Wenn der Menfch nicht fo fruchtbar, fo mächtig und ftarf in Norden ift, fo ift er. auch dem Menfchen niche fo feind. Sein Ehrgeiz, wel cher nicht fo viel Gegenftände, nod) fo viel Stacheln hat, ift weit gemäßigter und wird niche fo gereizet. Wer follte es wohl glauben? Der Hunger bringe daſelbſt weniger Verbrechen hervor, als anderswo ber Durft nad) Golde. Die Lapyen hir Indeſſen ift doch die Entdeckung der Bergwerke dafelbft ven Einwohnern klaͤglich. Die irasenn, Es fcheint, man fönne Feine Erztader eröffnen, ohne Menfchenblut daben zu vergießen. —— Die Lappen beklagen ſich, die Schweden hätten fie bey Förderung des Eiſenerztes, Ku: decken. pfer» und Silbererztes mit Gewalt und übermäßig wider Gemiffen und Billigfeit ar- beiten laſſen; und nachdem man fie genöthiget, das Erzt fo weit zu verfahren, als man gewollt, fo hätte man ihnen dafür gegeben, was man gewollt, Sie haben ſich daher an einigen Orten einmürhig verbunden, nicht nur felbft Feine Erztadern zu fuchen, fon- dern auch andere auf alle Weife ab zu halten, daß fie dergleichen nicht den Schweden entdecketen. „Man hat fd gar in einer ganzen Dorffehaft einem gewiffen Sappen, der ein reiches Sitbererzt entdecket hatte, von jeder Haushaltung ein Nennthier gegeben, „damit er folches wieder von ſich ablehnen möchte, welches dieſer auch zu bewerffielli« „gen gewußt. Sonft pflegen fie in dergleichen Fällen mehr Bedrohungen, als gute „Worte, gegen diejenigen zu gebrauchen, die von Zeit zu Zeit fihöne Proben von aller» „ley Erzte aufgewiefen, Daher iſt es denn geſchehen, daß man ſich mehr, als ein: „inal, betrogen gefehen, wenn man mitihnen da hingehen wollen, wo fie ſolche gefunden, „Wollte man demnach folche Werfe befördern, fo müßte man ihnen zeigen, daß man „dadurch nicht ihren Untergang fuchete, fordern ihnen nad) wie vor ihre Sreyheit im ‚n Sande, in den Wildern und Gemäffern ließe. Sie würden alsdann endlich ſeibſt den »Nusen erfennen, der ihnen und dem gemeinen Wefen dadurch zuwuͤchſe.“ Zum Schluͤſſe faget der Berfaffer noch: „Sollten mit der Zeit Bergmwerfe entdecfet und in » Bang gebracht werden, fo würde der Bergmann und der Lappe einander gufe * Zleiſten * 584 Hiſtoriſche Beſchreibung des ſchwediſchen Lapplandes. Zogſtroms leiſten Fönnen, ohne einander Eintrag zu thun, fo fange fie beyderſeits Recht und — ER „Billigkeit vor Augen haͤtten.“ = * Herrn ¶ So iſt des Herrn Hoͤgſtroͤms Werk beſchaffen. Dieſer Prediger beſchaͤfftiget Hoͤgſtrons . ſich mie dem geben und er der Menfihen, damit er an dem Heile der Seelen 2 defto beffer arbeiten koͤnne. Er machet ſich feinem Vaterlande und dem Volke nuͤtz⸗ lich, deffen Seelforge man ihm anvertrauet hat. Er hat nicht das Fanatifche, wie die herrnhutiſchen Miffionarien, die fihh mit ihm zu einerley Religion befennen. Erift ein rechtſchaffener Mann, welcher im Namen des Himmels die Sprache der Menſch⸗ heit redet; welcher, wie der Gott, dem erdienet, die Menfchen lieber, ihnen den Fries Den einpräget, und fie. durch Die Siebe zur Arbeit von dem Safter.entfernen will, . Wenn - noch ‚etwas an der Beſchreibung fehlee, die er von Sappland giebt, fo-ift die Reife, die man auf fein Werk folgen läßt, fähig, folhes zu erfegen. Nichts kann die pas triotiſchen Abfichten eines frommen Predigers beffer unterftüßen, als die öfonomifchen Beobachtungen eines Mitgliedes der Akademie der Wiffenichaften, Gtücktich.ift die Nation, deren Gelehree insgefammt zufammen £reren, fie zu erleuchten! Dur ihre Einfihten regieret man fie; alsdann find ihre Gefege ſtets ihr. Wille, Ehren: rt, ae ER | — Arwid Ehrenmalms | ee { durch Weſtnordland nach der Lappmark Aſele im Brachmonate 1741. — ⸗ Er dem Chriſtenthume. Kähne ber Lappen, Ver) Einleitung... - Land um Upſala. Geſtrikeland. Beſchreibung der Stadt Gefle. Lob der Bau; ern in Nordland. Helſingeland. Feldbau daſelbſt. Leinewandfabrike zu Flors. Be ſchreibung der Stadt Soͤderhamn. Merkwuͤr⸗ dige Orgel daſelbſt. Handel durch Tauſchen in Nordland. gegen die Bauern. Medelpad. Beſchreibung ‚der Stade Smdswall, - Beſchaffenheit des Erdreiches in Medelpad. Angermannland. Beſchreibung der Stadt Hernoͤſand. Fluß An- germanna nebſt den umliegenden Gegenden, Beſchwerliche Neife über Waffer und Land, Lappmark Afele, Deren Einwohner und ihre Käufer.» Gute Kühe. Urſachen der Nacht: “ fröfte im Sommer in Nordland. Muthma: “ Bung davon, Knort, eine Art Muͤcken. Alte Monopolium ber Kaufleute, gleichung des Fluffes Angermann mit dem Nil. Wälder werden abgebranut. der Seen, - Baͤume und Stauden hinter dem See Malgomai. Gebirge Moͤdſtaͤll. Wie die Moraͤſte um den Bergen koͤnnten genutzet werden. Beſchaffenheit der Gebirge. Nebel von den Spitsen derſelben. Muthmaßliche Höhe ders ſelben. Kurze Vorſtellung der Sitten und Gebraͤuche der Lappen. Gedoͤrrte Milch. Der ſchreihung des Rothfiſches. Nothwendigkeit des Brannteweines bey den Lappen. Ihre Heurathen. Ihre Erziehung der Kinder. Ihr Eharakter; ihre ſtarke Einbildungskraft. Ihre Abgaben. des Herausgebers. Beſchaffenheit Ausſicht der Sen und Gebirge. Betrachtung des Verfaſſers; \ Tannenbaume. Abneigung der Lappen von eſes aus dem Schwedifchen überfeßere Werk ift für die Franzofen ganz neu"), Einleltung. & und bie Leberfegung deſſelben der affgemeinen Hiftorig der Reifen gewie) Br met, Es wird unfere Kenntniß von einen Sande erweitern, welches fincht bar und wuͤſte iff, aber nahe genug bey unfern gefitteten Staaten liegt, den Anblick der Sefer zu, verdienen, Wenn jemals ein Einfallsin Europa gefhhehen foltte, fo. würde er, wir Dürfen nicht daran zweifeln, von denen Öegenden fommen, , die wir heute zu Tage verachten. Die ärınften Völker erwarten nur. einen ftarfen ‚Stoß, eine offene Thuͤre nach Europa, um von allen Seiten dahin zu fhürgenz und vieleicht werden die Mordländer ihre Rolle bey diefer großen Staatsweränderung fpie- len. Man trotzet ihr von Verne als einem Hirngefpinnfte 5, weil bie Geſchichte * ey. Wir koͤnnen dieſes von den Deutſchen nicht Beſchreibung des der Krone Schweden gehoͤrenden Tagen. Sie haben oches ſchon feit 1748 in ihrer Lapplandes befindlich iſt, welche in gedachtem Jah⸗ Mutterfprache lefen Einen, da es bey Zoͤgſtroͤns ve zu Kopenhagen deutich herausgefommen. ' Allgem, Reifebefchr. XX Band, Eeee — J 586 — Reiſe durch Weſtnordland Kehren: ley Begebenheit nicht zweymal zeiget; und weil das Vergangene, ſaget man, gar malm. 1741, — Fein Beyſpiel ift, weiches die gegenwaͤrtige Zeit erſchrecken ſollte, ſondern Gegentheils vielmehr der Buͤrge für unſere Sicherheit iſ. So ſehr ändert der Unterſchied der Zei— ten und Umſtaͤnde die Ordnung der Urſachen und Wirkungen. Man verlaͤßt ſich auf die politiſchen Verbindungen von Europa, die allen ihren Mächten durch einander das Gleichgewicht halten; welche das Vermögen, die Einbrüche vorher zu fehen, und Die Zeit, denfelben vor zu beugen, geben. Man feßer ein Vertrauen auf dag Wachsthum . der Kriegesfunft, auf die Sicherheit der Feſtungen, auf die unerfchöpflichen Huͤlfs— mittel des Feuergewehres, auf das Geld, welches die zahlreichen Kriegesheere machet, auf die Menge der Etaaten, welche gegenfeitig ihre Unternehmungen‘ hindern, „und deren einer des andern Marfch verzögert, und aufden Handel endlich, welcher das Beſte und die Bedürfniffe des einen und andern vermehret und unter einander menget, und dadurd) diejenige unruhige und wuͤthende Wirffamfeit der Menfchen, welche fir. fonft zum Kriege trieb, auf die Arbeit und den Fleiß wendet. Iſt aber die Erfindung des Feuergewehres nicht den nordifchen Voͤlkern günftig, - welchen die Natur das Eifen gegeben hat, die Erde zu erobern? Halten die Feftungen, welche vor einer Ueberrumpelung verwahren fönnen, wider den Hunger und die Ver⸗ heerung aus, womit man fie leicht umringen kann? Giebt das Geld, womit man die Truppen bezahlet, ihnen auch Herzbaftigkeie? Wenn es zur Vercheidigung diene, if es nicht auch eine Anreizung zum Angriffe? Laden nicht alle Reichthümer der neuen Welt, welche in drey bis vier europäifchen Zlüffen fließen, die. Einwohner in Norden ein, nad) Süden zu fommen? Können die Verbindungen der Mächte nicht die Staats veränderung befchleunigen, welcher fie vor zu beugen beftimmet find? Sollte das Uer bergewicht einer diefer nordifhen Verbindungen niche den Fall und die Umfehrung bed Gleichgewichtes nach fid) ziehen? Würde fich wohl nicht jedes Eleine Mitglied bald zu dem größten, zu dem flärfften gefellen, um den Untergang des ganzen Körpers zu be⸗ fördern? Zeiger der Handel nicht den Weg zur Eroberung; giebt er nicht die Verſu⸗ chung dazu ein? Wasbrauchet es anders, als ein zehnjaͤhriger Rrieg in Europa, die reich“ ſten Mächte in America um ihre Colonien zu bringen? Wer verfichert einen, daß diefe, bey der geringften Erſchuͤtterung ihrer Hauptſtadt, nicht die Herrfchaft abfchüttelu ‚würden, welche fie unterdruͤcket? Wozu dienet die Handlung der beyden Indien, al vieleicht durch eben die Reichthuͤmer, die fie giebt, die Voͤlker zu unterdrücken, die ſich ihrer mie Ausſchließung aller andern bemaͤchtiget Haben? Die nordifchen Naionen würden mit Kräften, die nicht zerftreuet werden, fommen und auf unfere füdlichen Laͤn⸗ der fallen. Sie ftehen dent Einfalle durch den Weg der beyden Meere offen, welcher heute zu Tage der Weg zu allen $ändern ift; durch die Weichlichfeit der einzigen Ein» wohner, welde den Nusen ohne die Stärfe haben, den Staat zu vertheitigen, durd) das Elend der einzigen Einwohner, welche die Stärfe ohne den Nutzen haben, ihn zu vertheidigen. Wie, 2) Da der franzoͤſiſche Herausgeber feine Ger ders denken und ſagen läßt, als er gedacht und 9% danken mit des Verfaſſers feinen oft fo verwebet faget hat; ja, da er ihn vielfältig unrecht verſtan⸗ hat, daß man fie fehwerlic von einander unter: den hat: ſo hat man geglaubet, es würde unferm Ei ſcheiden kann; da er ihn mich oft ganz etwas an⸗ fer angenehmer und nüßlicher feyn, wenn man — nach der Lappmarf Ale 587 Wie, da Rom alle Reichthuͤmer Afiens und alle Mache Europens, eine einzige Kriegeszucht, eine durch die Erob welche es erleuchtet und geſittet gemacht hatte, Geſetze, Kuͤnſte, Einſichten, und ehren? erung ber Welt im Kriege geübete Nation, Völker, malm. 1741. Gluͤckſeligkeiten befaß, welche die Ausdehnung feiner Herrſchaft beliebt machen ſollten: fo verfor eg in eben diefem Augenblicke alles; fo fah es alfes unter feinen Füßen zerfals len; fo entriffen ihm in weniger als zweyhundert Jahren die Barbarn alle feine abend- Kindifchen Eroberungen; ſo famen fie vor feine Thore, ſtuͤrzeten fein Reich um, zer» nichteten feine Macht! Und man darf noch hoffen, daß bey allen feinen Fehlern und bey wenigern Hilfsmitteln, ohne den Geift der Einigkeit und patriotifhen Siebe unrer den vornehmſten Familien einer jeden Nation, welche alle durch die Knechtſchaft der Höfe niedergedrücket oder beftochen find; ohne politiſche Werbindung unter ben Völkern, welche eins um das andere Feinde und Bundesverwandte find, weder Das Befte nod) die Empfindungen fennen, welche fie einander näher bringen oder von ein» ander trennen follen; ohne eine Ergebenheit gegen ein Land, worinnen die Sofdaten, die es vertheidigen, nichts befigen, mo alle erfte Hauptbande ber Geſellſchaft durch die ungebundenen Sitten und durch die klaͤgliche Nothwendigkeit eines ehelofen Lebens, melches der Pracht gebeut, wenn es die Natur verbannet, locker gemacht find; darf man in einem ſolchen Zuftande noch hoffen, daß die wilden nordifchen Nationen, es fey nun aus der Tatarey, aus Rußland oder Finnland, ſich nicht unterſtehen oder auch nicht vermögend ſeyn werben, etwas zu verfüchen? Schlafet nur in der Sorgloſigkeit, zur Sclaverey geborene Volker: es liegt euch wenig daran, in welchen Haͤnden eure Ketten ſind. Pa: Indeſſen wollen wir müßige Betrachter, die wir nur denfen und nicht handeln £önnen, die Erde ftudieren; wir, welche der Anblick des Laſters und des Vaterlandes ſehr ftarf gegen die dem Anfehen nad) traurigen, aber für die Seele tröftlichen Sünder fortereibe, wir wollen einem erfeuchteten Neifenden folgen, welcher in ben Truͤm⸗ mern und in den Wuͤſten der Natur die Spuren und die Hoffnung der Geſelligkeit fü het. Er ift ein Mitglied der Academie der Wiffenfehaften zu Stockholm, welcher Sänder befuchet hat, wo die Freyheit, die in feinem Baterlande berrfchet, den Feldbau entftehen faffen, und die Fehler der Himmelsgegend verbeffern Fönnte, Diefe Reife wird nicht die am menigften Tehrreiche in Diefem Bande, noch aud) in der ganzen Samm- fung feyn, Wir wollen den Reifenden felbft reden laffen, und uns nur erlauben," ei⸗ nige Betrachtungen Hinzu zu fügen, und fie unter diejenigen zu mifchen, womit erfeinen Aufſatz verſchoͤnert bat *), | : Da ich diefe Reife mit Genehmhaltung ber Föniglichen Akademie der Wiffenfchaf- ten angetreten, fo ift meine Schuldigkeit, die wenigen Anmerkungen, die ic) auf fol» cher gemacht, als ein Danfopfer heraus zugeben. Iſt etwas Gutes darinnen, - fo iſt foiches eine geringe Frucht des vielen Guten, welches fie ausgefäer har: ift hingegen, ein Fehler oder Mangel davan, fo ift eg meine Schul, Ehe ich aber Aſele⸗Lapp⸗ Ei; Eeee2 marf an Ehrenmalms Aufſatze ſelbſt hielte alle Be⸗ Beſchreibung von Grönland, und Zoͤgſtroͤms von trachtungen, J——— und gute Ge⸗ Lapplaud gethan Haben, eine Meber\egung aus eis danken, jo wohl des Schweden, 18 des Srangofen, ner Ueberſehuug lieferte, | wegließe, und nicht, wie wir and bey Cranzens PX * 338: Reife durch Weſtnordland Ehren: mark befchreibe, welches mein eigentlicher Zweck ift, will ich kuͤrzlich von der Lage und malm 1741. Berchaffenheit bes-fandes reden, Das ich nebft meinem Reiſegefaͤhrten, den Freyherrn Karl Wilhelm Cederhielm durchgereiſet. A Ich will nichts von dem Fleiße fagen, den man in den aͤltern Zeiten angewandt baf, den Weg von Floͤttſund nach Upfala zu bahnen, weicher drey Vierthelmeile an der ſuͤdlichen Seite und eben fo weit an der nordoſtlichen durch das Kirchſpiel Wakſala, imgleichen auch ſo weit an der nordweſtlichen Alt -Upfala vorbey geht, wo er ſo ſchnur⸗ gerade angeleget iſt, daß man ihn faſt ganz zu Ende ſehen fann, N Land um Das Feld von Upfala an, bis man die Gafthöfe Hoͤgſta und Laͤby vorbeh koͤmmt, Ypfaln, iſt überall gut und fruchtbar, zuweilen fandig, jedoch meiſtentheils $eim und ſchwarze Erde, nicht nur wo es gebauet und geackert, ſondern auch, wo es zur Weide und Wie⸗ ſen umzaͤumet iſt. Ich ſchließe ſolches daraus, meil es ohne Gehoͤlze mie kleinen Wachholderſtraͤuchen bewachfen iſt, welches erfahrene Hauswirthe für ein Zeichen gu ter und fetter Erde. halten. Es find auch bie meiften Aecker in diefer Grgend ben Menfchengedenfen nicht geduͤnget worden, und werben über diefes fchleche genug ges bauet; gleichwohl tragen fie gute und ziemlich veiche Früchte, , Was zur Weide eine x‘ gehaͤget if, wie auch. die Wiefen zum Theile haben Torf, weicher wohl der Mühe werth waͤre, geſtochen zu werden... Um die Zäune könnte man Däume pflanzen, die nicht nur dem Viche zum Schirme wider die Sonnenhiße, fondern auch zum Brennen und zu Zaͤunen dienen Eönnten; denn jetzo mäffen die Bauern ihr Bau: und Brennholz und was fie zu anderer Nothdurft brauchen, aus wei entiegenen Wäldern holen, Als fein, die uplandifchen Bauern achten ſolche gute Haushaltung wenig oder gar nicht. Wenn man indeffen alles fruchtbare Feld vecht baute, und alfe natürliche Vortheile, weiche Schweden beſitzt, zum Nutzen anwendete, fo würde ſolches nach vieler Mep« gun nüglicher und niche fo gefährlich feyn, als die Eroberung vieler auswärtigen änder. ey > — —Sä———— Jenſeits der Kirche Bisrklinge nach Laͤby zwiſchen Loaͤby und Oefre, auch wenn‘ man über das Tiärpfer Gehäge nach dem Walde koͤmmt, wo der Weg abwärts den A Gaſthof Metiede vorbey geht, faſt bis Gefle, iſt das meiſte Feld ſandicht undmie Tannen bewachfen, daher unnüß und unfruchtbar. Doch liegen da herum viele Dörr fer, welchegure und fruchtbare Felder haben. Die ſchwarze Erde ift dafelbft an einigen rten über dem Sande ſo duͤnne, daß das Abbrennen, welches hier zu Sande gebrauch ⸗ lich iſt, mehr Schaden als Vortheil bringen wiirde, Am Wege ſteht junges Tanz nengehoͤlz, welches mit der Zeit, wenn es Friede hätte, zu alleriey Dingen koͤnnte ge⸗ brauchet werden, A Wie feine menfchliche Seele ſo ungeſchickt und untücheig ift, daß fie nicht zu et⸗ was koͤnnte gebrauchet werden, wenn ſich nur die Kunſt nad) der Natur richtet und in ihre Schwäche ſchicket: fo iſt es auch mit dem Erdreiche. Hier haben verftändige. Adersieute fo wohl in den ältern, al neuern Zeiten, die Höhen zu Wäldern liegen laſſen, das flache Feld aber zu Neckein und Wieſen angebauet, Dieſe baben an ver- fhiedenen Orten guten Grund Yon fandichtem Erdreiche, welches gedünger wird, ine - gleichen Leimen und-Sand nit einander vermenget, auch: leimichte Erde allein, wor⸗ aus ich ſchließe, daß dieſes ſandichte Erdreich unten auch leimicht fey, wie man es in. den Thälern bald mehr, bald weniger fieht, Si j > — Bey ı * bauer, [4 nach der Lappmark Aſele. | 589 | Bey ber Kirche Elf⸗ Carleby, drittehalb Meilen dießſeits Geffe, fuhren wie Ehren⸗ über den Thalfluß, (Dal: Elfiven), der aus den Tälern (Dalarne) Eimme und vor malm. 1741. der Fabrike Avefta vorben fließt, Nahe bey der Ueberfahrt befahen wir einen Waßſ. ferfall, welcher der größte auf diefem Fluſſe feyn foll und von folgender Beſchaffenheit iſt. Zwo in dem Fluſſe liegende Inſeln theilen denfelben in drey Arme, welche zween Fälle haben, wovon der an der oftlichen Seite jaͤh und drey bis vier Faden tief iſt. Die Heftigfeir des Falles wird durch vier Klippen vermehret, deren eine groß, die an⸗ been aber kleiner find, + An der weſtlichen Seite der Inſel ift der Fall nicht fo heftig, indem er nicht fo jäb hinabgeht: der weitefte Fall gegen Weften aber ift gar nicht jah und die beyben letztern find bisweilen ganz trocken. — Die hohen Ufer unterhalb dieſer Faͤlle, ſo wie auch einige Berge in dem Fluſſe, haben fünf bis ſechs Ellen tiefen Sand und unten feſten Leimgrund. Es reißt aber die jährliche Srüßlingsflurh folche mehr und mehr weg und treibt den Sand zu lofen Bänz fen in dem Strome zufammen, Die nicht ſtets an einem Orte feft liegen, ſondern das eine- Jahr bier, das andere dorf find. Zur. Vermehrung folder Sandbänfe tragt es viel ben, daß die Ufer bier fandig find, und die Frühlingsfluch fie alfo, vornehmlich wenn fie ſtarkes Eis mit fich fuͤhret, deſto mehr losreiffen und wegfpühlen kann. Hier» durch iſt ſchon vieler Schaden geſchehen und geſchieht noch, indem nicht nur die fruchts baren Hecker und Felder an der Seite weggeriſſen, fondern auch der. Strom ause gefüllet werden. Man Fönnte aber demfelben abhelfen, wenn man zu der Zeit, da - der. Strom am niedrigften ift, die Ufer abgrübe und Weidenbäume daran pflanzere, - welche ———— daß die Ufer nicht beſchaͤdiget und weggeriſſen würden. Außer diefem Fugen würden auch die in dem Strome liegenden Sandbänfe von dem⸗ ſelben weggeſchwemmet und er dadurch defio Leichter floß = und ſchiffbar gemacht were den, Man finde in diefem Fluſſe außer andern Flußfiſchen einige Lachſe und viele Neunaugen, , Es würde vieleicht näglich feyn, den unter dem Sande liegenden fetten Lehm zu nehmen und- ihn mit dem Sande auf den Aedern zu vermengen. Dieſes koͤnnte die s Aecker ſehr verbeffern, daß fie Häufigere Frucht brachten, als fich die‘ Ackersleute bis— er, fonberlich bey trodenen Sommern zu erfreuen gesobt haben. Er liegt zwar an — vielen Orten tiefer, als daß es der Mühe werth wäre, Ihn anf zu graben: doch glaube: ich auch, daß er an vielen andern fo hoch fiege, daß ein fleißiger Ackersmann guten = Nußen davon haben würde, wenn er ſoſches unternaͤhme. Von Elf⸗ Carleby weiter fort Bis nach der Stadt. Gefle iſt das Feld ganz ſtei- Geſtrikeland nicht; Infonderheit bey der Fabrife Arnas, wo ſich Upland endiger und Geftrifeland anfängt. Man kann den unverdioffenen Fleiß und die große Mühe derjenigen niche genug bewundern, die den Weg fo eben gemacht haben, als er jetzt ſt. Moräfte und Suͤmpfe find dazuansgefüllet worden, und an den Seiten bes Weges liegen größe Siein« haufen, als hohe Mauern, ihn zu fügen, ’ 7 ef Die Stadt Gefle ik nicht fonderli groß in ihrem Limfange, aber fehr dicht ber Veſchrelbun Die Gaſſen find ungleich, indem die eine gerade, die andere krumm angele— der Stadt 3 ger iſt. Die Häufer dafelbft find mehrentheils Halb von’ Steinen und halb von Holze. Ce, Ein Reifender kann unmöglich miffen, wo det Markt ift, wofern er nicht fraget; fo una eben und unordentlich fishe ſolcher ans, — hat dieſe Stadt viele Vortheiſe theils F Ceee3 vn ’ — 590 Reiſe durch Weſtnordland Ehren⸗ von Natur, theils durch Fleiß und Arbeit erhalten. Sie iſt wohlgelegen, und es geht maln. 1741. ein kleiner Fluß hindurch, auf welchem alles, was nach dem Ladeplatze gebracht wer» den foll, gemächlich in Boote aus der Stadt dahin geführet werben fan Die Gere ift nur eine halbe Meile davon, und von ihr geht eine Day bis an die Stadt, fo daß ihre Fahrzeuge nicht weiter zwifchen den fo genannten Schärenfegeln dürfen, und Feine Gefahr von den Klippen zu befürchten haben, deren fonft faft alle Schären voll find. - Der Haven ift zwar nicht fo vortheilhaft, daß man gleich bey der Stade Anfer werfen, _ und große Schiffe ein- und ausladen fönne: es ift aber auch die Fahrt von den in der Stadt an dem Fluffe gelegenen Seebuden nicht fo weit oder unbequem. Damit foldye Deſto leichter werde, fo hat man vor einigen Jahren einen Schlammprahmen gebauer, der mit Nutzen ur wirds Die Stadt ift volfreich, und die Einwohner wohlha⸗ bend. Die Vornehmen treiben Handlung und haben Fabriken, wodurch fie den Ger ringern Arbeit und Berdienft verfchaffen. Weil der Dre nicht nur an der Eee, fons dern auch nahe am Gebirge liegt, und die Stapelgerechtigfeie hat, fo ift er dadurch in Flor und Aufnahme gefommen, und hat den Bergämtern, durd) feinen in: und ausländifchen Handel mit Verlage und Abſatze zu Starten fommen fünnen. In den neuern Zeiten haben die Manufacturen dafelbft merflich zugenommen. , Es ift ein großes Ziegelwerf allda, welches vom Waffe: getrieben wird, eine Zucerraffinerie F nahe an der Stadt und eine große Tabackſpinnerey in dem Bezirke derſelben. Man hat auch befondere Neh: und Spinnſchulen, worinnen vornehmer Leute Kinder fo wohl zu ihrem eigenen Nußen, als den geringern mit gutem Beyſpiele vor zugehen, uns - terwiefen werden; welche leßtern in diefen Lehrhaͤuſern die Kunſt erlernen, die ihnen mit der Zeit ihr reichliches Brod ſchaffen foll. So Sch kann meine innigfiche Freude über die Anlegung der Spinnfchufen an diefem Orte nicht bergen, weil der angeborene Fleiß der Frauensperfonen, die Menge. des Flachſes, welcher daſelbſt waͤchſt, und der billige Preis ver Eßwaaren die gewiſſe Hoff: nung geben, daß folche mie gutem Nugen ihren Fortgang haben werden. Dieß Fan, - nicht fehlen, wenn bergleihen Einrichtungen an ſolchen Orten, gemacht werden, wo nicye nur Die rohe Materie wählt, fondern auch Wahsthum und Samen zu vermeh -⸗ ven ſtehen. Bey der Zuckerraffinerie finde zwar diefe Anmerkung nicht Statt, weil, noch) Fein Zuckerrohr in Schweden wählt: es iſt aber doc) genug gewonnen, wenn durch Werbefferung und Zubereitung diefer Waare woͤchentlich von mehr als fünftaus- fend Pfund Hutzucker, der Verleger bereichert und viele Arme gelohnet und ernährge werben, Da man bey der erften Einrichtung diefes Werfes für vier und zwanzig bis, dreyzigtaufend Thaler Kupfermünze Zuederformen von Fremden hat Faufen müffen, 6 wird folches wißigen Landleuten Anlaß geben, folchen Thon auf zu fuchen, als dazu ers ⸗ fordert wird, und das Geld dadurch im Sande zu behalten. Die Sage der Stadt an der See hat aud) vielen Einwohnern Anlaß gegeben, ſich und vielen auf dem Sande Nahrung von Fifchen aus der See zu verfihaffen, fo daß die Fiſcherinnung in diefer Stadt bepnahe zwey Drittheile der fimmelihen Bürger auge‘ machet. An einigen Orten außerhalb der "Stadt finde man eine Arc grauer und‘ 7 ſchwarzer Steine, welche gebrochen und in große Schiefer gefpalten werden. Man brauchet fie jegt aber nur noch bloß, die Gaffen zu pflaſtern. E ? — * [1 nach der Lappmart Se 591 In Gefle iſt noch ein kleines Gymnaſium, woran ſechs Lehrer ſtehen, und eine Ehren⸗ Teivialfehufe, welche beyde unter das Confiftorium zu Upfala gehören. Hier ift aud) a der Sitz des Landhauptmanns von Weſtnordland, welches Geſtrikeland, Helftngeland, Medelpad, Jemteland und Angermanland unter ſich begreift. Ehemals iſt hier ein kleines befeſtigtes Schloß geweſen, welches der Geldmangel im Reiche nicht wieder hat aufbauen faffen, Es wäre aber zu wünfchen, daß es der Stadt zur Sicherheit und zur Beſchuͤtzung wider alle feindliche Anfälle wiederum errichtet würde, "Die Bauern in Geftrifeland find mehrentheils wohlhabend und befisen nad) ih» ae — rer Art ziemfich wohl gebauete Haͤuſer. Faſt in ganz Nordland find die LITT ZA Kammern inwendig gemalet. Die £eute find fo wohl in ihrem, obgleich ſchlechten, Eſſen, als auch in ihrer Kleidung reinlich, gegen Fremde ſehr dienſtfertig, frohes Mus ‘thes, arbeitſamer, geſuͤnder, ſtaͤrker und geſchickter, als die in den ſuͤdlichen Gegenden, Der Bauch iſt nicht diefer Leute Gott; denn außer etwas Käfe und Butter find ihre ‚Gerichte nicht fonderlich und ihr Brod iſt meift von Sommerforne, als Gerften und Haber; weil hier weniger Roggen gefäet wird, als in ben füdlichen Gegenden, und noch immer weniger, je weiter man gegen Norden fömmt, Untreu und Dieberey find ihnen unbefannte Laſter. Ein Reifender brauchet fein Schloß vor feinem Kuffer, und wer dafelbft wohnhaft ift, Fein Gehäge um feine Güter. Die nothwendige Folge diefer Laſter, das Betteln, ift fehr felten. Der Zaule erwecket bey Niemanden Mite leiden; Alter und Gebrechlichkeit aber dürfen nicht erft Freunde und Befannte um Huͤlfe bitten: fie erzelgen folche ungebethen und der eine träge des andern Saft. Das "fügen ift dafeldft eben fo fremd, und es darf niemand zur Befräftigung der Wahrheit den Vater der fügen anrufen. Man höret Feind eidliche Beftärfung einer Sache von Leuten, welche wiffen, daß fie Redlichkeit genug befißen, ohne dieß geglauber zu werben. Cine andere Frucht der Siebe zur Wahrheit ift, daß die Heucheley hier nicht die Tugenden der Alten, noch die Gemuͤther der Jungen verderbet, Man ſchminket das tafter nicht mit der Farbe der Tugend, —— — ſind gute Ackersleute und zeigen in der That, daß ſie die Regel des en daß die Wieſe des Ackers Mutter ſey. Damit die Wieſen da⸗ ſelbſt gutes Gras geben moͤgen, ſo pfluͤget man jaͤhrlich ein Stuͤck Wieſe zu Ackerland, worauf das erſte Jahr ohne einige Düngung Flachs, das andere aber Gerſten oder Gemangforn gefäet wird. Den folgenden Winter führet man Mift, infonderheit Prerdemift, darauf; und nachdem felbiger wohl durchgearbeiret worden, ſo fäet man im Srühlinge Haber darein, Wenn folcher nun abgemäbet ift, fo läßt man es zu Wieſe⸗ machfe.fiegen. Die Saat bezahlet dem Arbeiter feine Mühe, und hernach wird die Düngung fechs bis acht Fahr lang durch häufiges und fettes Gras und Heu bezahlet. Auf dieſen Wiefen, deren ein jeder Sandmann die feinigen befonders abgerheilet und - umzäunet bat, hat auch ein jeber feine befondere Heuſcheunen. Gelten fieht man die Aecker in einem Felde beyfammen liegen, fondern alles Stuͤckweiſe, nachdem das Land frey von Steinen und fruchtbar iſt; oder wie ein jeder ein Stück zu feinem Nutzen an⸗ bauen und beackern kann; wobey man inſonderheit nach Lehmgrunde ſieht. Vor dem Pfluge werden hier insgemein Pferde, niemals aber Ochſen, gebrauchet. Wären hier mehr Leute, ſo koͤnnte auch mehr Land urbar gemacht werden; denn ich ſah viel Stellen, die zu Aeckern geſchickt waren, viele ſumpfichte Oerter, deren — zwar Fr 592 Reiſe durch Weſtnordland Ebhren⸗ zwar einige zu Wiefen zubereitet worden, bie meiften aber wuͤſte lagen. Gleichwohl malm. 1741. wuͤrde es nicht fo bebauet werden Fönnen, als Upland. Denn ein großer Theil des Feldes befteht aus unfruchtbarem und ſehr ſteinichtem Sandlande, worüber auf den Höhen felten mehr, als eines Daumes die, gute Erde liegt, fo daß ſchwerlich fo viel Wieſewachs zu Hoffen iſt, daß es fich der Mühe lohnen würde, die Wälder aus zu ro⸗ ben. Ich glaube aber doch, weil wir vieler Orten Thaͤler fanden, wo nicht nur viel, wiewohl grobes, Gras wuchs, fondern auch friſche Erlen, Birken und andere Bäume nebft Weidenbuͤſchen ſtunden, fo würden dieſe Derrer wohl nüßlicher und eintraͤglicher ‚zu machen ſeyn. $ ER 3 Die Einwohner verdienen ihren Unterhalt und ihre Ausgaben theils mit ihrem Aderbaue und Kornhandel nebſt der Fifiheren, theils durch Die Viehzucht, wovon fie - Butter und Käfe verkaufen; theils aud) durch Fuhrwerk bey den Manufacturen und Bergwerken: am meiften aber durch den Flachsbau, welcher ihre fleißigen Weibesleute in den Stand feget, ziemlic) feine und doch ſtarke Leinewand zu weben. In Weit: nordland wird auch an vielen Orten Hanf gefäet, woraus Segeltuch verfertigee wird, > welches zwar nicht fo Dicht und feft ift, als das ſtockholmiſche, aber doch zu Segeln auf ihren Schiffen, zu Zelten und Saͤcken dienen kann, = Weil fh die Bauern hier ſtark auf die Viehzucht Iegen, fo haben fie ſich eine . Art Vieh angefchaffer, das zwar nicht. groß iſt, aber dach vie Milch giebt, Sie has ben folches nicht erſt von andern Orten verfchrieben, fondern durch das gute Furter - und die fleiffige Wartung befommen, Ihr Heu iſt im Winter fehr fett und das Steh von der Srühlingsfaat beffer, als Noggenftrod, Im Sommer fammlen fie eine Menge "taub von Birken, Erlen, Weiden und andern Bäumen, welches fie trocfnen, im Wins ter. mit Spreue vermengen, in warmes Waffer rühren und dem Viehe zu faufen geben, wozu fie. in allen Staͤllen beftändig große Kübel ſtehen haben, " Kein Bauer Täßt des Sonimers fein Vieh auf fein Sand gehen und da grafen, fondern hebt alles Gras davon zu MWinterfurter auf. Meil aber die Sändereyen weite läuftig find, fo hat. man im Felde, nach Beduͤrfniß des Eigenthuͤmers, eine oder mehr fo genannte Viehbuden angeleget, wo das Vieh den ganzen Sommer über gehe und ge⸗ weidet reird. Eine ſolche Viehbude iſt ein Stall nebſt einer oder mehr Kammern, worinnen Die Leute wohnen und ihre Milch, Butter und Käfe verwahren, Sie find im Walde bey einem folchen Felde gebauet, wo gutes Futter waͤchſt, und welches man - nad) gerade zu Gaͤrten, Wiefen oder auch zu Aeckern einrichtet. Das Vieh wird im „Sommer bahin getrieben und geht des Tages über im Grafe, des Nachts aber ſteht es entweder auf den Wieſen, die man mic der Zeit zu Brachlande machen will, oder auch in den Ställen, damit man den Mift zum Behufe der Aecker ſammlen Einne, Zus weilen bat ein ganzes Dorf feine allgemeine, Viehbude, zuweilen auch jeder Bauer eine eigene. ar En 1 j . Wenn das Vieh daſelbſt iſt, fo ziehen, auch gemeiniglic des Bauern meifte Leute mit dahin, wo fie entweder mehr fand anbauen und umzaͤunen Wälder und Gebuͤſche abbrennen und dadurch Feld zubereiten, einſammlen was gewachſen ift, oder auch al⸗ lerley Geraͤthe verfertigen, wie auch fpinnen und weben. Zur Zeit der Heuiende gehen bie Weibesperſonen eben fo wohl mir der Senſe in das Feld, als die Manns perfonen, : ; ’ E | = Außer Aria? Tri unse a 2 — 2 nach der Lappimark Aſele 593 Außer anderm Viehe find daſelbſt auch viel Ziegen, aber wenig Schafe, und Ehren⸗ zwar mit grober Wolle. Die Schweine geben und ernähren fich faſt den ganzen Som: malm 1747. mer über im Walde, fo daß man felten ein Schwein daheim in den Dörfern ſieht: im Winter. aber werden fie insgemein mit Baumrinde gefücterr. Die Bauern, weiche nahe bey den Bergwerken wohnen, Eörnen zwar in Anſe⸗ Befhaffenheie bung des Verdienſtes vom Führwerfe einige Pferde mehr halten, fonft aber beobad)- der Pferde, tet man gemeinigfich ſolche Ordnung, daß fie allezeif gegen neun Kühe ein Pferd hal- ten, und man felcen auf einem Bauerhofe zwey Pferde antrifft. Sie find ungefähr neun Bierthefellen hoch und nicht höher, wofern fie nicht etwan von "einem finnifchen Eavalleriehengfte find, welche. da fin Quartiere gelegen: an Staͤrke aber geht ihnen wenigabs Sn Helfingeland, Angermanland und Medelpad find fie eben fo Elein, je⸗ doch werden fie immer ſchwaͤcher, je höher man hinauf koͤmmt, fo daß fie in Afele am allerſchwaͤchſten, wiewohl noch ſtaͤrker find, als die upländifchen, Die weftnordländis ſchen Pferde haben eine befondere Geſtalt, dicke Köpfe, Eleine Ohren, meift fette Aus gen, breite ftarfe Schweinshälfe, eine breite Brufi, einen ſchmalen Bug, und einen etwas langen aber dicken Leib. Dieseanden find zwifchen dem Bauche und Schweife furz,über Das Kreuz aber dick und nad) den fenden zu rund. Ueber den Knien find die Beine: lang, unter denfelben Furz, mebrentheils ohne Haar, über dem Hufe, welcher Elein und hart iſt. Sie haben kurze Füße, dicke Schweife, Mähnen und Zoͤpfe; find ficher auf den Füßen, auch ohne Hufeiſen, felten hartnädig, niemals ſtoͤrriſch, es mögen die Berge fo. hoch und-jäh feyn, als fie wollen, Aus ihrer Geftale follte man nicht fhliefe fen, daß fie fo ftarf wären, als fie wirklich find; und ich glaube daher, daß fie ihre meifte Stärfe von dem fetten Grafe haben, welches in ganz Nordland waͤchſt. Denn wo Die Pferde am ftärfeften find, da ift auch die Weide am ferteften, fo daß wir oft, wenn wir noch im Walde waren, ſchon merken konnten, daß wir Wiefen antreffen würden, weil ung ber-füße Kleegeruch entgegen fan, Man fieht aud) felten, daß die Pferde, welche aus Nordland nach Stockholm gebracht werden, nicht gleich das erfte „Jahr, wenn fie die dafige Weide Foften müffen, ihre Fettigkeit und Stärfe verlieren., Sie werden insgemein mager. und ſchwach; menigftens erlangen fie diejenige Stärfe niemals wieder, bie fie in ihrem Sande gehabt haben. Dagegen fieht man, daß die, Pferde, die man von Boreaͤs dahin Bringt, in. erfien Jahre zwar Franf werden, und den Durchfall befommen, wenn man bey ihrer Fütterung mit dem fetten Heue nicht, ſparſam genug ift, hernach aber an Stärke gewaltig zunehmen. Wer auf Stutereyen und gute Pferdezucht bedacht feyn wollte, Eönnte ‚bier einen Verſuch thun: er müßte aber erforfihen, ob die norbliche Gegend die Zucht Eleiner machere, wenn man Pferde: von großer Art dazu nähme. j fc » Auf dem ganzen Wege von Gefle bis Hernöfand ſieht man das Geftade, Meer: buſen und die offenbare See vor ſich. Ueber diefes hat man in den Wäldern nod) an⸗ genehme große und Eieine frifche Seen, die faft alle an fetten und reinſchmeckenden Fr. ſchen reich find, als Hechten, Braffen, Barfhen, Rothaugen, zuweilen Ruppen, aber fehr ſelten an Aalen. Sie find mehrentheilsjmit grünem Gepölzen d Eleinen mohlgele« genen mit Grafe bewachfenen Thälern ungeben, und haben faft alle ihren Ausfluß, woraus, wenn fich viele vereinigen, Fluͤſſe und Ströme entfiehen, worinnen tach ſe Und andere Fiſche zu finden find. Diele Seen liegen el fo hoch, daß an ih: Allgem, Keiſebeſchr. XX Band, oo ” —D J IK" 1 594 Reife durch Weſtnordland Ehren: rem Auslaufe Mühlen und. Hammer Finnen angeleget werben, deren. es fchon viele malın. 1741: giebt und noch mehr feyn Fönnten, wenn nur. mehr Aderbau wäre und das Eiſenerzt niche fo. weit hergeholet werden dürfte, Das Geht in dieſem Sande ift einiger Orten groß genug und zu Daubolze dienlich, mebrentheils aber Flein und ſchwach, jedoch alt x und mit dickem Mooſe bewachfen. Zwifchen den Gaſthoͤfen Aamınaranger und Skog, die drey Meilen von einan⸗ der.liegen, war nicht mehr, als ein Bauerhof, welcher der Krone ſchatzet, und an eb nem fifchreichen See neben dem kleinen Bache und der Brücke liegt, welche die Schei⸗ dung zwifchen Geſtrikeland und Helfingeland machet. Die Aecker diefes Hofes erftres en ſich in die Breite auf eine halbe Meile vom Landwege und indie Laͤnge eine Meile über feldigen. Das Gehölz, welches gegen Süden daran ftößt, gehoͤret dem Kirch— fpiele Hammaranger gemeinfchaftlich zu, und das gegen Norden auf gleiche Art dem Kirchfpiele Sfog, fo daß jedes eine und drey Vierthelmeile in die fange und eine Meile in die Breite davon beſitzt. Hier fpührere-man wieder, mie ſchaͤdlich der Man⸗ gel an Leuten der Aufnahme eines Keiches fey. Denn obgleidy das meifte von dieſem Wege aus fandichtem Erdreiche beftund, das mit alten mofichten Tannen bewachfen mar, fo fand man doch Seen und um felbige Thäler mit grünem Gehölze und Graſe. Ehe man von Sfog nad) Soͤderahla koͤmmt, ift eine Fährftätte, wo man ſich überfegen läßt, Sie hat den Namen der ſoͤderahliſchen von dem Kirchſpiele, und es ift dafelbft ein einträglicher Sachsfang und ein Ladeplatz fir das Eifen, welches auf den oben am Waffer belegenen Eiſenhaͤmmern verfertiget- und hernach zu Sande nad) Soͤ⸗ derhama geführee wird, Oberhalb diefer Faͤhrſtaͤtte ift eine Ebene, wo das helfingifhe Regiment feinen Sammelpfag bar, Helſingeland. _ Das Erdreich in Helfingeland ift anfangs eben fo, wie in Geftrifeland, wo nicht noch mehr, fteiniche und unbrauchbar, fo daß man wenig Veränderung fp“hret, außer daß die Berge größer und beſchwerlicher werden, Man muß aber nicht denfen, daß alfes Feld fo fey; denn man finde hier alleriey Erdreih, Sand, Kies, fandige Erde, Steine, fand, wo Tannen und ander Gehoͤlz wächft, Sand mit Lehme vermengt, fetz ten und harten Lehm, Moraft, ja auch einiger Orten ſchwarze Erde, große Wälder, fteinichte Gegenden, niedrige und ebene Suͤmpfe, große und Fleine Seen, die mehrens theils fandichten, zuweilen aber auch ſchlammichten Grund haben. In der Gegend an der See, wo der Weg hinausgeht, ſcheint zwar Bauholz genug geftanden zu haben: es ift aber jest meiftencheils gefäller und ſtatt deſſen Fichten und allerfey anderes Flug holz wieder angefihoffen. Bi Die verfihledenen Eigenfchaften einer Provinz vor der andern find nicht gleich an den Gränzen deutlich zu bemerken. Die. Natur thut Feine Sprünge, fondern veraͤn⸗ dert die Beſchaffenheit des Erdreiches nach und nad, Weil auch der Feldbau und die Sebensart in einem Sande von dem Gutduͤnken der Leute abhängt, fo läßt fd) leich⸗ falls unter benachbarten Böffern,; welche Umgang mir einander haben, Eeine fchleunte ge Veränderung fpühren, Wie indeffen die Geſchicklichkeit und Ungeſchicklichkeit des teibes eine Folge der Speiſe no Nahrung ift, fo koͤmmt die Art zu denken, die Scharf finnigkeit und Fertigkeit zu verfihiedener Handarbeit von der Erziehung, Gewohnheit und den Beyſpielen her. Die Seute in Helfingeland find von Statur dif, grob von = . „Br Gaedmaßen J * * nach der Lappmark Aſele. 595 Gliedmaßen, ſtark, ſchwere Arbeit zu thun, fertig genug, etwas zu faſſen, und infon- Ehren⸗ derheit geſchickt zu Handwerkern. >. I. Ihre Art, das Feld zu bauen, iſt von der um Stockholm üblichen ganz unterſchie⸗ Seibhan day. den, Denn weil fie meiſtens Sommerforn füen, fo füet aud) mehrentheils ein jeder ſeloͤſt. \ fein Sand zu, einen halben, einen, oder auf das höchfte zween Morgen Landes ausgenom. men, die er zu Roggen liegen läht, Es find daher bie Aecker in Helfingeland fo abge» theilet und umzäunet, daß fie mehr Kohlgaͤrten, als Aeckern, aͤhnlich ſehen. Alle Fruͤh⸗ linge pjlüger ver Bauer feinen Acer, doch nur mit einem leichten Pfluge. Das Stüd, welches zu Roggen liegen bleibt, wird im Sommer fo oft gepflüget und durchgearbeitet, als der Bauer Zeit hat; doc) fo, daß er allezelt, nachdem die Erde mit dem Pfluge oder Hacken umgemworfen worden, dieſelbe ungefähr acht Tage darnach wieder eggek, Die Aſcker find fert; darum muͤſſen fie. oft gepflüget werden, wenn das Unkraut heraus foll. Sie find mehrentheils locker; ‘darum Fünnen fie ohne große Koften bearbeitet wer⸗ den; und der Morgen Landes find nicht viel, darum kann der Bauer damit fertig wer den, Roggen wird am wenigften gebauet. Gerften, Gemangforn, Haber, Eıbfen, Flache und Hanf werden am meiften geſaͤct. Den Flachs fäet man hier nicht nur auf Srachland, und an foldyen Dertern, die zu beftändigen Asckern zubereitet werden, ſon⸗ dern auch, wo auf den Aeckern felbft lehmichte Stellen find, ‘auf welchen er ſchoͤn und lang wacht. ® Man führee den Mift nicht im Sommer aug; denn alsdann fteht die Saat auf dem Felde; auch nicht im Herbfte, denn da wird das Vieh auf die Stoppeln getrieben; ſondern im Fruͤhlinge, bey dem legten Froſtwetter. Hiervon hat die Erde den Nutzen, daß die Sonne die Feuchtigkeit nicht vor dem Pflügen heraus zieht, noch die Kälte fel« bige berimmt. Wenn der Mift im Fruͤhlinge geſammlet wird, fo ift er nicht verbrannt und nicht fo ſchwer, giebt aber mehr Fuder; daher werden auch die Aecker dünner, aber öfter geduͤnget. Wenn der Mift nicht verbrannt ift, fo kann die Feuchtigfeie nicht fo Teiche in den lofen Sand hinein ziehen, als wenn er verbrannt iſt, und das Salz folder‘ Geſtalt durd) den Negen und das feuchte Fruͤhlingswetter aufgelöfet worden, Doc) wer« den die Aecker hier in diefer Gegend, wo es deren nur wenige, aber defto mehr Wiefen giebt, oft genug gedüngt. Daher koͤmmt es, daß die Saat zeitig aufſchießt, fpät reif wird, und oft erfriert. Außer dem meynet der Sandmann, daß er größern Nußen von dem Abbrennen des Landes habe, welches hier gebräuchlich iſt. | Das Adergeräth ift von demjenigen wenig unterfchteden, welches in ber Gegend um Stocholm gebrauchet wird, ausgenommen, daß es leichter iſt, und man Feine Walzen zur Zerftoßung der Kloͤßer nöthig hat, Die Aernde geſchieht auf gleiche Art mit der Senfe, und man bediener ſich dabey nirgends der Sicheln. Das gemährte Korn pfleget man nicht in Hocken zu fegen, fondern, wenn es fich zu klarem Wetter an. laͤßt, fo werden die Garben Freuzweis auf einen in die Erde gefegten Pfahl, ungefähr drey Ellen fang, geſtecker, und zu oberft eine Garbe mit unter fich gefehrten ehren gea leget, welche die andern bedecket. Wenn der Wind bey trockenem Wetter folder Ge ſtalt ein Paar Tage durch das Korn gewehet, fo wird es in Die Scheune geführet, und tie gewöhnlich, gedroſchen. Laͤßt es fich aber zum Regen und feuchten Wetter an, ſo wird das Korn gleich vom Acer nach Haufe gebracht, und auf ihre fo genannten Haͤſſiot geleget. Dieß ſind eine Art von gerade ſtehenden Galgen, woran die Queerſtangen öfff 2 zuweilen > Sn 306 Reiſe durch Weſtnordland Ehren⸗ malm. 1741. X u * zuweilen durch die In die Pfoſten gehauenen Loͤcher gehen: insgemein aber beſteht jede Pfofte aus zweyen mie Wenden zufammen gebundenen Hölzern, fo, daß die Queerſtan⸗ gem erhöhet und ernledriget werben koͤnnen. Auf die unterfte Stange verfelden etwas von der, Erde, leget man eine Lage Garben oder loſes Kom, welches von der andern Stange, die darauf koͤmmt, niedergedruͤckt wird, aledann wieder eine Sage Korn, und oben darauf wieder eine Stange, bis.«s dry, vier bis fünf Klaftern hoch iſt, da man es oben mit Strohe zudecket. Auf dir eberften Stange, die allezeit feſt egt, iſt ein Wippgalgen von einge Queerſtange, die an dem einen Ende mit einer Weide an die arte dere Queerſtange von oben gerechnet, feſt gebunden iſt, an dem andern Ende aber ein Soc) hat, wodurch ein Seil gezogen wird, die Garben Damit binauf zu winden, wenn der Haufen ſchon fo had) gewerden, daß man sicht mehr hinauf reichen kann. Diefer Wippgalgen Fann nach Belieben von Dem einen Ende zum andern geſchoben werden. In dieſem Haͤſſior fann man das Korn ſo lange liegen laffen, vals man will, und das ‚Wetter mag werden, mie es wolle, ungeachter es Bein anderes Dach hat, als eine $age Stroh. Man bediener fich ſolcher Haͤſfior auch jenfrits Hermöfand gegen Norden, aus ſtatt der Heuboͤden, das Heu darinnen zu krockenen und zu verwahren, ‚ Mit der Henärnde geht es hier langfamer zu, als in den füdlichen $ändern, wle⸗ wohl dazu gleichfalls Männer und Weiber die Senſe gebrauchen, womit die Wieſe gleichſam gefhoren wird. Wenn das Heu des Bormittages gemaͤhet worden, fo wird es hier in Helfingeland in Haufen zufammen gebracht, anderer Orten aber In den Scheus ‚nen dünne ausgebreitet, oder in den oben beſchriebenen Haͤſſ ior getrocknet. In Angers manland ſtehen ſolche gleich neben den Wiefen, von da es im Winter nad) Haufe geho⸗ let wird. Man machet heute zu Tage auf dem flachen Sande viele Teiche und Gräben auf den , | Aeckern, wobey ber Bauer fo forgfältig und haushaͤlteriſch üft, daß er die Darausgegras benen Raſen aufſetzet, damit fie verfaulen, und hernach zur Düngung gebranchet wers . | den fönnen, Iſt ben feinem Acker ein Feld, weiches Raſen und Torf hat, fo werden ſolche geftochen, aufgefeger, und hernach gleichfallg zur Düngung gebrauchet, das Feld felbft aber entweder zum Acer oder zu Braͤchlande umgepflüget, Die ſchaͤdlichen Arten von Mehlthau, Froſt und Rugga, fangen hier an, ſich a ſtaͤrker fpühren zu laffen, als in Geſtrikeland, und nehmen mehr und mehr zu, ie weis ser man gegen Norden koͤmmt. Was der Froſt fey, wird unten bemerket werden, Augga ift eben fo fihädlich, nur mit dem Unterſchiede, daß er ſich brauaroeh auf die . Kornähren lege, Man bat angemerfet, daß er nur allein In denen Gegenden falle, wo man Mineralien finde. Wenn bes Abends und Nachts Mebel auffteigen, fo ift man Davor gefichert; Daher denn die hellen Nächte den Bauern hier. wenigſiens fuͤrchterlich, wo nicht ſchaͤdlich find. * | Bir find bier im Heu⸗ und Auguſtmonate oftmals bes Tages von Hitze und des Nachts von Kaͤlte geplaget worden. Wo mir durch holzreiche Thaͤler reiſeken, war bie Kälte am ſtaͤrkſten, in denen aber, die Feine Grhölze hatten, geringer, mad auf freuen Höhen am geringften, Die würde vieleicht eine Urſache feyn fönnen, das fand von unnuͤtzem Gchölze zu äubern, Die wenigen. Einwohner, die Das Sand hier har, haben alles gethan, was fir thun kennten. Ihren meijten Roggen ſaͤen ſie in Land, wo das Gehölze abgebrannt iſt, und men ſieht, daß er daſelbſt ergiebige Aehren und lang an, i ; - 4) ; . 0% % mad) der Lappmark Aſele. r | -597 hat. Vieleicht koͤnute der Ackerbau vermebret werben, wenn man neue Celonien ans Ebrens Äegete, oder die größern Bauerhoͤfe wenigfigus theilete. Weil aber folcheg nicht gefchfeht, Malm.Tzat, © fo kann nicht mehr, als Ein Sohn, dem Water folgen, und-die andern, die fein Theil at - dem Gute haben, ſuchen es aud) nicht zu verbeffern, ſondern werden lieber Boots leute, gehen aus dem Lande, nehmen auf fremden Schiffen Dienſte, und kommen nie wieder in ide Vatırland , weiches doch ihrer gut brauchen koͤnnte. DE mh 3— Die gewoͤhnliche Kälte iſt ohne Zweifel einer von den Bewegungsgruͤnden geweſen, warım die Alten ihre Dörfer und Kirchen auf Höhen angeleget, wo man nod) viele lies ‚gen ſieht. Diefe Kälte und der daher rührende Miswachs hat aud) die Jeute genöthiger, auf andere Nahrungsmittel zu Denken. Sie hauen Tannenbäume um, fhälen bie braus ne Rinde ab, nehmen hernad) die weiffe, die naͤchſt am Holze fit, trockenen ſolche erft auf ihren Häffior, und alsdann noch beſſer im Ofen; worauf fie ſolche mahlen. Bey guten Kornjahren giebt fie ein gutes Futter für die Schweine: bey entftandenem Miss wachfe aber menget fie der Wohlhabende mit Gerfte, und der Arme mit Spreu, und beyde baden Brodt daran, welches einen herben und trodenen Geſchmack has Doch find die - $eute ſtark und gefund dabey; wiewohl dieſes vieleicht mehr von ihrem Käfe und ihrer Butter herrühren kann. Nu! Eine halbe- Meile von der fönderahlifhen Fährftätte gegen Nordweſten liegt Die Feinemandfu “ Seinewandfabrife Flors, woſelbſt Sandesfinder, die nicht länger, als drey bis vier Jahr brite zu Flors. gelernet hatten, fo-gut und fertig arbeiteten, als wenn ſie lange darinnen geübet gene en, Man webet in diefer Fabrike nicht nur feine und grobe Leinwande, Zwirnſtruͤmpfe und Schlafmuͤtzen, ſondern auch Zeuge zu Kleidern, glatte und gebluͤhmte, grobe Neſ⸗ feltücher zu Vorhaͤngen, und was noch mehr iſt, Dammaſt zu Tifhzruge, und Drell, der fo fein iſt, als derjenige, den man fonft aus ber Fremde verſchreibt. Gleichwohl... haben diejenigen, melche von diefen Waaren gefaufer, verfichere, daß fie nicht nur un ⸗ een gewebet pe auch von ſchlechter Dauer ſind. Zur Urfache davon giebt man A — aͤrme und Feuchtigkeit in dem Gebäude an, welche die größten Unbequem⸗ ichfeiten find, die ein Leineweber haben kann, fo lange er bey feiner Arbeit iſt. Denn weil die Weberſtuͤhle mit der einen Seite gegen das Fenſter ſtehen, ſo geſchieht es, wenn das Zimmer warm, das Wetter aber feucht iſt, daß die Faden, welche am näche ften bey dem Fenſter find, und worauf die mit dem Zugwinde hinein ſchlagende Feuch- tigfete fällt, ihre gebührende Länge behalten, die andern aber, welche weiter, in dem Zim⸗ ‚mer hinein find, frodenen, und alfo fürzer werden?), Der Aufzug wird daher ungleich, an dem einen Ende Fürzer, als an dem andern, und zerfpringt alſo bey dem Weben, Hier⸗ aus folget, daß nicht nur das Gewebe durch öfteres Ankrpfen dir Fäden ſchwach wird, ſondern auch hernach im Gebrauche, durch oͤftere Abwechſelung der Trockenheit und Feuchtigkeit, da der Aufzug ſich ungleich ausdehnet, an einer Seite leicht brechen muß, Eine gemößigte Wärme in einem Weberzimmer zu befonimen, dazu dienet einiger Maßen, daß man warm Waſſer in dem Zimmer Habe Der feuchte Dampf, welcher - ‚aus dem Waſſer aufſteigt, Kann Die Faͤden in ziemlich gleicher Ausdehnung erhalten, ee le Beil 3) Dieß iſt nicht recht zu werftehen, Die Seuche leicht will der Verfaſſer bloß fagen, die Feuchtig⸗ — tigkeit follte eigentlich vie daͤen verkuͤrzen, und die keit ver aͤußern Luft jede vie Fäden an, amd die — Waͤrme fie durch Nachiaſſen verlaͤngern. Vie⸗ Wärme her innern Luft laſſe ſie nach, — 508 on Reiſe durch Weftnordland: F Ehren Well aber biefes doch noch nicht Hinlänglich ift, vornehmlich wenn bie Sonne an elner Malm.1741. Seite hinein feheint, welches nicht zu verhindern fteht, da ein ſolches Zimmer zu beque⸗ der derhamn. Beſchreibun — merm Arbeiten viel Sicht haben muß: fo hatte der daſige Director Bennet, die Werk ftätte in einen Sandhügel graben, um die ſchon vorhin erbaueren Däufer breite Erd⸗ bänfe bis an die Fenſter machen, folche nächft an den Wänden mir Baumrinde-,M ofe und Heide, meiter hin aber mit Sande ausfüllen, und endlid mit Hafen bedecken lafe fen. Dieß follte eine mäßige Feuchtigkeit erhalten und alfo dasjenige gut machen, was bisher an dieſer Arbeit Eonnte ausgefeget werben. ' Diefe Fabrike giebt nicht nur vielen Leuten Unterhalt, fondern Hat auch andern, die umher wohnen, ein fiheres Nahrungsmittel angewieſen. Es wird nunmehr in ganz Helfingeland feines und fehönes Garn gefponnen, und gute Leinewand gewebet, feitdem die Leute durch Untermweifung und Uebung gelernet, was bey folcher Arbeit eigent- lic) zu beobachten fey. In der Stade Soͤderhamn, welche anderthalb Meile Davon gegen Often an der See liegt, iſt kaum ein Haus zu finden, wo man nicht, fo wohl bey Armen, als Wohlhabenden, gut gemachete Spinnräder, Weberftüßfe, und die Leuce in beftändiger Arbeit antreffen wird, wodurch fie ihre Nahrung erwerben, ihre Abgas ben bezahlen, und fic) in ihren Käufern wohl befinden, ob gleidy das Korn dafelbft ziem» - Lich eheuer ift. Ich fah bey der Fabrike Zwirn, der fo fein war, als der hollaͤndiſche, welcyen Bauersleute gefponnen, und dafelbft gebleicher harten. Indeſſen iſt doch ihre Art, Flachs zu füen, noch jego eben fo, als fie vorhin geweſen: nur haben fie gelerner, denfelben zu gröberer und feinerer Arbeit zu fortiren, “ihn behende zu fpinnen und zu mweben, und fönnen die Leinewand gut bleichen, wobey fie denn ihre Arbeit auch gleich bezahlt befommen. A "Die Stade Soͤderhamn ift in ihrem Umkreiſe gar Flein, und liege an einem Bas che zroifchen zweenen Bergen. Man ſieht wenig Häufer darinnen, die anders gebauer find, als die Bauerhäufer in felbiger Gegend; und vor diefem hat derjenige, der fein Haus malen laffen, fic) des Hochmurhes müffen beſchuldigen laffen, welches ein bey ihnen verhaßtes Laſter iſt. Insgemein zu reden, haben vie geute dafelbft bey ihrer Ar - bei Feine. andere Abfiche gehabt, als fid) dadurch ihr Ausfommen zu erwerben. Was Ueberfluß in Effen und Kleidung ſey, haben fie faum verftanden ; zum wenigſten zeiget ſich bey ihnen Feine Neigung dazu. Sie Fleiden fid) mit dem, was fie felbft verfertigen Finnen, und brauchen folches Effen, das anderer Orten für fehlecht gehalten wird. Ih⸗ ren Unterhalt verdienen fie theils durch Schmieden, bey der Factorey, thells durch Fi— ſchen, ein allen nordlaͤndiſchen Staͤdten gemeines Nahrungsmittel, theils durch einigen Ackerbau und Nutzung der wenigen Gärten und Laͤndereyen, die fie in dem daſigen une fruchtbaren Erdreiche angeleget. Die dafige Gemehrfabrif ift zwar eine von den älte ſten im Keiche, Hat aber nody niche folhe Vollkommenheit erreiche, als die andern. Das fchöne Schiebs und Zugwerk dabey, welches von einem einzigen Nabe getrieben - | wird, ift eine Arbeit des erfahrenen und geſchickten Polhems. Die Kirche, Ulrica Efeonora, doſelbſt, ift ziemlich wohl gebauet, Hat aud) einige Zierrathe, die eben fo wohl, als das Gewölbe, von Holze, und daher nicht Foftbar, aber doc) anmuthig find, Man — bauete darinnen eine Orgel, welche man fuͤr eine der beſten im Reiche daſelbſt hielt, was Lie Zuſammenfuͤgung, die ſtarken und reinen Töne betrifft. Auſſer den gewoͤhnlichen Stimmen war eine Jungfernſtimme, bie feiner iſt, als die Menfchenftimme, — nach der. Lappmart Ale 599 Stöte traverfe, die einen fo guten Kla:g harte, daß man fie für eine wirkliche Floͤte Ehren⸗ hielt. Der Baumeiſter derſelben hieß Daniel Strale, ein ſtiller Mann, der nicht viel malm. 1741. Geſchrey von feiner Kunſt machete, aber verdienete, oͤffentlich gerühmet und belohnet zu werden. Helſinge land erſtrecket ſich bis an ein kleines Dorf, zwo Meilen gegen Norden, jen⸗ feits des Gafthofes Gnarp, an welchem Wege die Dörfer Norkahla, das Kirchdorf Enanger, und verſchiedene andere nebſt einzelnen Haͤuſern liegen, bey denen zum Theis Ie guter Lehmgrund, zumeilen auch etwas ſchwarze Erde iſt. Sonſt iſt das Feld, ſo weit man an der Heerſtraße ſehen kann, meifteng ſteinicht und ungemein bergicht, und in den Thaͤlern mit Tannen und Fichten nebft untermengtem Gefträuche bewachfen. An vielen Srten auf dem ganzen Wege, inſonderheit zwifchen Iggeſund und Sanna, war vieler iolarum fpurius,) und ich glaube, daß dafelbft einiges Ei⸗ unechrer Violenſtein (Japis vio fenerze zu finden feyn follte, welches den Eifenhämmern fehr vortheilhaft feyn mürde. Zgwiſchen diefen Dertern Fonnte ich auch nur im Vorbeyreiſen die Lage der Stadt Zudwikswald betrachten. Sie liegt auf einem ſchmalen Striche fandes zwiſchen dem — Meere und einem friſchen See, Hudwik genannt, iſt fehr Flein, bat einen gufen und wa d. tiefen Haven, der fie alſo zur Handlung bequemer machet, als Soͤderhamn. Ihre Ein« mwohner legen ſich ebenfalls auf die Fiſcherey und Handarbeit, verferfigen auch viele hoͤl⸗ gerne Stühle, die fie nad) Stockholm ſchicken. Am Wege ſah ich einige Hopfengaͤrten von Gefle bis Sundswall, hernach aber einen mehr, ausgenommen bey einem Eleinen Bauerhofe am Fluſſe Niurunda, Sie lagen alle an Hügeln gegen bie Sonne, - „Bey unferer Hinaufrelfe war bey der Kirche zu Gnarp ein kleiner Jahrmarkt, mo _ Kandel in Käufer und Verfäufer genug, aber wenig Waaren vorhanden waren. Weil dieß einer —— don den Tauſchplaͤtzen der nordlandiſchen Staͤdte iſt, jo ward hier faſt nichts für baar fen. ; Geld gefaufer, fondern die Handlung beftund theils in Umfegen, theils in Einforderung a mas der Bauer für vorhin geborgte Waren fhuldig war. Diefe Handlungs» (6 eine der vielen Hinderniffe an Nordlands Aufnahme, und in allen Städten der felben einerley, obgleid) die Wanren verfeieden find. Wenn der Bauer im Winter ‚Korn, Taback, Kleider, und_im Srüplinge und Sommer Salz, Geld zu feinen Abgaben, Eifen zc. möthig hat, fo borger er folches bey den Bürgern. Iſt fein Vermoͤ⸗ gen und ſeine richtige Bezahlung uͤberall bekannt, fo bekoͤmmt er, mas er bedarf, gegen Verſicherung, dafür. auf dem Tauſchplatze Butter, Flachs, Fiſche, LKinewand, Strümpfe, Kaͤſe, Schlad tvieh und hernach Theer, auch wohl zumeilen Bretter um alsdann gang⸗ baren Marktpreis zu liefern, Zff er aber nicht dafür befannt, fo muß er gleich bey dem Empfange ber Waaren den Preis bedingen. Wenn nun der Jahrmarkt gehalten wird, fo muͤſſen die Wohlhabenden ihre Waaren um den Preis liefern, den die Noch den Ara men vorfhreibe. Die Woh habenden, welche im Winter und Frühlinge für baar Geld Eaufen fönnen, was fie beduͤrfen, koͤnnten auch wohl etwas mehr für ale Waaren erhal⸗ ten, welche ſie zur Bezahlung der Schulden hingeben muͤſſen, wenn ſie dieſelben um baares Geld verhandelten. Allein, es iſt bey ben Bürgern gleichſam eine ausgemachte Sache, daß feiner etwas von einen Sandmanne kaufet, mit dem ein anderer zu handeln gewohnt geweſen. Verkaufet der Bauer indeffen doch einmal etwas an einen andern, B ſo 600 0 Reife durch Weſtnordland Ehrep⸗ſo treibt derjenige, mit dem er vorhin gehandelt hat, weiter kein Gewerbe mit ihm, und thut malm.ı741. ſeinem Mitbürger allen Berdruß und Schaden an, fo viel er nur kann und weis, \ vr Dieß ſcheint eine Ark von Monopolium zu feyn: es find aber die nordlaͤndiſchen nn Buͤrger in vielen Stuͤcken deswegen zu eutſchuldigen, weil fie felbft einem folhen Zwan⸗ gegen die ge unterworfen geweſen, indem fie an Feinein andern Orte, als in Stockholm, tie Sans Bauen, Desiwaaren haben veräußern und andere dafür zurück holen dürfen. DBieleicht wird dag Schickſal des Sandmannes nunmehr guͤnſtiger werben, nachdem man gedachten Zwang ‚aufgehoben, und einem jeden erfauber hat, feine Güter zu verkaufen und andere zu holen, mo er es am vortheilhafteſten finde. Beyſpiele vermögen mehr als Verordnungen; die Öeringen richten ſich nach den Vornehmen; die Landſtaͤdte nach den Stapel und Haupt⸗ ſtaͤdten: alſo hoffe ich, daß, nachdem in Stockholm verfchicdene nuͤtzliche Manufacturen angeleget worden, Die Handlung in den Pleinen Srädten ſich aud) nad) gerade, nad} — dem Beyſpiele der Hauptſtadt verbeſſern werde. Medelpad. In Medelpad Fam mir zuerſt der Fluß Niurunda zu bemerken vor, welcher ziem⸗ lich groß und floßbar iſt. Er koͤmmt aus Herjedalen herab, und hat, wie bie andern Slüffe, über welche wir giengen, feinen Urfprung aus dem Gebirge, Es liegen Bier mehrentheils große Gehölze und Steinftippen, wenig brauchbares und noch weniger ars gebauetes Feld an demfelben, Weiterhin nach Surdsmall iſt meiftens Sandgeund, der den Einwohnern unnuͤtz und den Keifenden beſchwerlich iſt. * Beſchreibung Sundswall iſt im Umkreiſe febr klein, und liegt zwiſchen hohen Bergen auf ei⸗ ek ner durren fandichten Ebene, „ Ein Eleiner Meerbuſen bey derfelben macher die Handfung ſehr bequem, weil die Schiffe daſelbſt faſt volle Ladung einnehmen Eönnen, und bernad) nur eine halbe Meile bis zur offenbaren See haben, Ihre Waaren beftehen in Theer, Daft, Breftern, und von hölzernen Waaren meift in Stüpfen, etwas Seinewand, Fleifch, Käfe und Butter, Dagegen nehmen fie Korn, Salz, Tabak, Tuch, Specereyen, | Wein und Branntewein wieder zurück, Man hat dafelbft unlängft ein Schiffszimmer. werft angeleget, welches der Stade dazu dienen Fönnte, Salz aus der erften Hand zu holen, Auch hat man eine Wollenfabrife allda errichtet, welche zwar noch in ihrer Kinds 2 heit iſt, aber doc) gute Hoffnung von ſich giebt. Die rohe Materie dazu von den daſi⸗ gen Schafen iſt zwar annoch grob: man Fönnte aber durch Unterftüßung dem Landman ne Schafe mit feinerer Wolle verf&affen, welche wegen des feinen Heues und fetten Fur: ters gut einſchlagen würden. - Die Kirche iſt von Holze, und die Bürgerhäufer find fee alt, Gleich vor dem Zollfhore auf einem Sandhügel ift eine andere Kirche von Das berfteinen in eyrunder Geftalt angeleget: doch war dag Faum halb fertige Gewölbe ſchon überall geborſten. Der Baumeifter iſt ein Bauer aus den Thälern, Wenn ein Stims ‚ per zu einer Eoftbaren Arbeit genommen wird, fo darf man die dabey vorgehenden Feh⸗ ler nicht ſo wohl dem Werkmeiſter, als vielmehr demjenigen beymeſſen, der eine fo uns bedachtfame Wahl trifft. Bauverftändige mögen urtheilen, ob dos Gewoͤlbe deswegen geborſten, weil der Fuß deſſelben zu hoch angefangen worden; oder, weil die Nundung - zu flach, oder der Grund der Kirche nicht feft und dauerhaft genug, oder, weil felbige > : nach ihrer Laͤnge zu breit angeleger fey, inſonderheit, da fie feinen Pfeiler hat: ic) aber toürde fagen, daß alfe dreh Fehler bier beyfammen wären. Sonſt find die Mauren ziemlich dick, und die Fenſier Elein, Er | | | — Von nad) der Lappmark Aſele. 6or Vaon Sundswall welter gegen Norden ft das Fand ecwas beſſer bebauet, ale gegen Ehren⸗ Suͤdenes ſcheint aber dach, daß hier’ Mangel ar Volke fen. Ungefähr drey Vierthel,'melm.174 meilen an jeder Seite von dem Gaſthofe Fiahl, ober ven Fluſſe Indahl, ift ein tiefes und fruchtbares Sandland, welches oben mir einer ſchwarzen Erde bedecket ift. Außer dem find zwiſchen den Hiefigen großen Bergen viele zum Ackerbaue dienliche Oerter, wo man ſandichtes und lehmichtes Erdreic) find, “Hier wurden wir viel Erlenholz von be⸗ fonderer Eigenfchaft gewahr, welches auf den Anhoͤhen wuchs, und befjen Blätter den Haſeln glichen, fo mie auch, dem Anſehen nad), die Rinde und das Holz: doch waren. die Bäume flärfer. Bey benen Sandheiden, die wir aller Orten vorbey giengen, fehlen es, als wenn. Lehm, theifs in geringerer, theils in größerer Tiefe, darunter ware. An vielen Orten ' bezeugeten auch die dafelbft wohnhaften Leute, fie hätten an einigen Stellen brey Klafter tief, an andern aber nur eine halbe Eile fief weldyen gefunden. Die Ufer waren an allen Flüffer und Baͤchen 8 fo, daß man augenſcheinlich ſehen konnte, wie der Lehm Dieſe Schichten ſcheinen von einer allgemeinen Ueberſchwem⸗ mung fo zufammen getrieben zu feyn, weil nicht nur die Sandhügel mehrentheils jähe, unter dem Sande lag. find, und fih von Südoften gegen Nordweften reden, fondern auch die Fluͤſſe von Nordweſten gegen Südoften fließen, — In den Thälern wird man mehrentheils Lehm, filten aber einen Sand finden, der nicht mit Erde oder Lehme vermifchet wäre, , Das Gehölz in. Mebelpad, mwenigftens wo der Weg hindurch geht, iſt ſehr aus. gehauen und abgebrannt, fo, daß wenig Tannenwälder zu finden find, fondern mehren— theils allerley grünes Gehoͤlz von Fichten und dergleichen. Die Art des Ackerbaues iſt hier faft eben fo, wie in Nelfingeland, ausgenommen, daß man bier weit mehr umzaͤun⸗ te Felder ficht, „Das Ackerland iſt Hier fetter: ob folches aber von dem Erdreiche felbft komme, das zwifchen den Bergen liegt, ober von dem Bäufigern Seewaſſer, oder. von’ Der Vieh zucht die hier beſſer iſt; oder daher meil.Bier mehr. Neteslanb if nn, baßibie Aecker oͤfter ruhen koͤnnen, das mögen andere et ae des vielen: Acder- ns man 0 na mu, ba em De A utter. 3 wm er nicht in folcyer M Ifingeland und. dem nordlichen Theile von a enge gebauet, als in Helfingela Die Lute find hier groß, ſtark, huttiger, als in Helſingeland, munferer;, fölguer und geneigter zur Handlung: Das Vieh ift Hier audy größer, und giebt mehr Milch, Man finde fon mehr von weiſſer Barbe, als andermärts, meldyes nad) gerade zunimmt, fo, daß man in Afele- Lappmark wenig anders, als weiffes, Vieh fieht. Ob foldjes von s Is Medelpaft. der Art ſelbſt, oder von der Himmelsgegend und dem Futter fomme, oder ob man fi mit Fleiße ſolche Käfber zur Zucht ermähle, kann ich nicht für gewiß fagen: ich glaube aber doch, daß die beyden erften Umftände das Meifte dazu beytragen, weil ber Handel mit Kälbern hier ſehr felten iſt. Te 7, LEN "Da, wo wir über den Fluß Indahl fuhren, Tag eine fchöne Inſel mitten in dem» felben, und an jeder Seite der Inſel war eine Faͤhrſtaͤtte mit platten Booten. Ober⸗ und- unterhalb derfelben ſcheint der Fluß bey drey taufend Elfen breit zu ſeyn, fließt ſehr ſchnell, und entfpringt in Jemteland aus einem See, der große See (Storfisn) ge‘ nannt, welcher neun Eleine Zlüffe zu fih nimmt, Die aus dem Gebirge kommen. Nach. Hligem, Reifebefchr, XX Bund. Gggs „dem 602 Meiſe durch Weſtnordland Ehren Dem dleſer Fluß viele Foͤlle gehabt bat, bis: ex zu dieſer Faͤhrſtaͤtte gekommen, ſo faͤllt er melm. 1741. hernach eine Meile davon in die Oſtſee. Es, werden darinnen viele Sacıfe gefangen, — Zwiſchen den Gaſthoͤfen Fiahl und Soͤdermark endet ſich Medelpad, und wird land. durch einen Fleinen Bad) von Angermanland geſchieden. Hernoͤſand llegt auf einer, ns Inſel in der See, und hänge durd) eine Brücke von ungefähr hundert Elfen lang mit; Hernsfanb. dem feften, Sande zuſammen. Die Häufer darinnen ſind von Holze gebouet, nicht fon- derlich alt, weil Diele Stadt, wie alle norbländifche Städte 1719 von den Ruſſen abs gebrannt worden, Sie find fehr dicht gebauet, und ftehen an der fühfichen Seite an einem Hügel bis an die See; wo man nur mif platten Fahrzeugen und großen Booten Binan fommen Fann. An der Nordjeite hingegen ift das Waffer fo tief, daß die größten Schiffe vafelöft anlegen und bey den Buden ausladen fönnen. Die Gaſſen find gepfla- tert, bie meiften aber enge, unglelch und krumm. Die, wenigen Bürger, die in der Stadt find, leben alle, ausgenommen fünf bis ſechs Kaufleute, von ber Sifherey und ihrem. Aderbauie, am wenigften aber von einigen Handwerfen, weil es ihnen ſowohl am Ver- läge, als am Abſatze, fehlt. Ihre Frauensperfonen fpiunen und twiben, twiemoßf fie fh nicht fo gut darauf verftehen, als die in Söverhamn: es ift aber doc) eins von ihren einträglichften Nahrungsmitteln. — sm Sommer geht faſt jedermann zur See auf bie Fiſcherey. Was fie fangen, ſalzen fie theils felbft ein, theils verkaufen fie die Fifche frifch an die Bauern, die folche alsdann einfalzen, Sie haben zur Erhaltung gurer Ordrung gewiffe Havensrönungen und Geſetze, nach welchen die Uebertreter von einem Havengerichte verurthellet werden. Es iſt ein gutes Zeichen für fie, wenn ſich die Waffernögel verfammelt, weil das Waſſer alsdann ungeſtuͤm wird; daher fie denn mit ihren Neben bey der Hand find, Un die Stadt herum iſt eine Menge Ader, Wiefen und Viehweide, die der eine Bürger von den andern an fic) handelt, nad) Verhaͤltniß, wie er es braucher, oder der Boden fruchtbar it. Man pflege hier auch das Sand ab zu brennen) und Roggen darein zu ſaͤen: ich will aber nicht unterfuchen, 0b ſolches bürgerliche Nahrung und dem Lande vortheilhaft ſey. Zur Anlegung einer geinemandsfabrife bauete man ein Haus, wovon bie Wände ſchon fertig waren, und hatte auch ein gewiſſes Stück Sandes zum Flachs⸗ baue auserfehen. Man verfprach fich davon nach der Befhaffenheit des Laudes, der Neigung der Einwohner und der bequemen Sage der Stadt zum Handel, guten Fortgang‘ und Nutzen. | . | "Die Handlung diefer Stadt iſt der übrigen weftnorblänbifchen Städten ihrer gleich: doch muß Ich noch amnerken, daß unter die ausgehenden Waaren auch die Menge Vögel und Wildbrät zu rechnen iſt, die des Wirters nah Stodholm geſchickt wird. Sonſt hat Hernöfand noch das beſonders, daß es nicht nur. Taufchpläge in Lappland hat, fon» bern auch Leute ausſchicket, die den-gangen Sommer über auf den Dörfern umber lau fen, und was ihnen anſteht und dev Bauer entbehren kann, theifs für baare Bezahlung, theils gegen andere Waaren, worunter ehedem vornehmlich der Branntewein war, auf“ kaufen. Vieleicht aber hätte das. eich „der "gemeirie Mann und die „Handlung mehr Nutzen davon, wenn diefe Umläufer, zur Arbeit angehalten wuͤrden, Selle zu. bereiten, Leder — gaͤrben, den Caſſor zu verarbeiten, der hier haͤufig und mohlfeil zu bekom ⸗ t unter I. gr? Tas —— —— Kan ir 2 ae apfel 603 a el All Kan niert jest ſolche Schleiffteine von andern Exten Gerfüßrsn. Kr zumal, da bie. Kaufleute Walmmı7at- chen Qusffen und Brunnen giebt e8 auch Sauerbrunnen —* Sn i Be 2 OScker auswerfen und heilfam, fenn Edanten. Es hat althier ein en i ee Sitz, deffen Sprengel fidy über ganz Nordlend erfirecfer ‚und fü fir ek ka fange- zu halten iſt. Vieleicht äft es aud) das befte in dem RE Haie, —— * ten. Desgleichen finde man eine Trivialſchule und. ein G 3 = ib —— aber die Lehrer Fein Praͤbendenpaſtorat haben, da doch der eu ine d 5 je es folches im ganzen Reiche gebräuchlich iſt. Wenn man das Eomnaf i 8 2 u anders wohin berlegete, fo verdienete der Ort nicht einmal eine St * —— Dorf, mu beiken, - ade, fondern nur ein Well hier einige Fahre nach einand i Flſcherey a N A Bi ne ehe nen au Soc geben ob geweſen: fo-find Die gemeinen Bürger diefes Ortes fehr mi; Ri Bis, ihr — ihrer Armuth bedienen, fie zu allerhand Gewerben Manufactur di — mitteln zu bewegen, wenn man, ihnen. nur Borfehub thäte und M ki I Der nordlaͤndiſche Handel mit trockenem und geräuchertem eier Far ke 5* Key und der Aufnahme des alles He ya Ai et nicht nur der Bürger, fondern aud) der Bauer aus dem nordlichen Thei n manland ctivas anfehnliches da { Er 5 * ae a Anger des in Kaͤſe und Bl Een x —— . Ruh, die gute Milch giebt, und manche 3ie en — a an Nr eaet, aufsei ir beſſer, } ene Eyer u na einmal alles heraus zu ſchneiden, als die Eyer nad) en, _ In Herm si ——— laſſen En Eee genöthiget, den größten Theil unfers Neifegerärhes zu Fluß Anger: Stadt, bernach den Fluß An sur See erjt über einen großen Meerbufen nächft am der zenumtegen neuntehalb Meilen bis in Bas — hinauf. meiſtens gegen Norden zum Weſten den Gegenden. Halbe Melle Breit, warb abe — Soletta. Anfaͤnglich war der Fluß wohl eine —— ‚le ſchmaͤhler/ bis er oberhalb Hammar nicht breiter, Bey dem Gaſthofe Sammar "eine einigen, Stellen faum taufend Schritte breit. blieb. Gerverfsßerten ihten Kadeplaß ’ er Meilen von Hernöfand haben ‚die Kaufleute und hen Waffers im Fluffe mir Er ifen, Brettern und Baffen, weil fie wegen des flas ven Enh nn Apelapenen Sahrgeugen, welche Die zu den hier angelege- —— — enoͤthigten Waaren führen, nicht weiter hin» Bend am bem Sluffe IE woßl an BSR bedienen muͤſſen. Dieſe ganze Ges Wiefen, als Aeckern. In dem — len er ne A Fu fen: das Eiveeic) abet Bofkehr meift au —* etta iſt das. Feld faſt eben ſo beſchaf⸗ — geſchauten, wo es eicht — ai ge a © Zeuge hinauf zu bringen, und den Fluß oben auch fü hatte & 24 74 —J⏑⏑ luß oben auch für platte Fahrzeuge ſchiff bar zu m ch Weil aber mweirer hin noch ir a — Hs — — uf 999% lohne ⸗ "604 | Reife durch Weſtnordland Ehren: lohnete, ſolches bey allen zu thun, oder dev Mühe werth waͤre, auf dem kurzen Wege malm. 174%: zwifchen den Faͤllen die eine Schleufe an zu legen, fo kann diefer Fluß nicht ohne gro⸗ TUT fen Aufwand (hiffbar gemacht werden. EWR TERN Eine Halbe Meile weiter gegen Norden vereiniget fich der füdliche Strom Ads Ten mie ben nordlichen, welcher erſtere oben im Gebirge entfpringe und feinen Anfang avifhen der Schwanenflippe in Bitſchewari und dem hammardahliſchen Gebirge nimmt, In den Kirchfpielen Botea und Soletta wird das Feld fo gebäuer, dag man jährlich ein Drittheil Liegen läßt und zwey Dritcheile befäer, mehrentheils halb mit Herbſtſaate und halb mit Fruͤhlingsſaate, zuweilen aber auch) ganz mit Fruͤhlingsſaate. Die Aecker find ziemlich fruchtbar und von Natur fett. Im Winter geben fie ihrem Bie- be warmes zu faufen, und warten folches in diefen Kirchfpielen beffer, als andermärts. Bey dem ſolettiſchen Wafferfalle ift das merfwürdig, daß auf einerley Acer der "Füdliche THeil, der niedrig an dem Fluſſe liegt, felten erfriert, da ſolches dem oberften ſehr oft wiederfähre. Nicht weit davon hingegen bey einem andern Dorfe erwas wei- fer gegen Süden erfriert der oberfte Theil nicht, fondern der unterſte. Die Gegend an beyden Seiten des Fluffes wird Adal genannt und fieht anmurhig aus. Denn fo wohl in ber Nähe, als Ferne, find hohe Hügel, die ſich gegen den Fluß in natürlichen Abfägen erniedrigen, die meiften von Lehme, als wenn fie von Menfihenhänden ge- macht wären. Auf diefen Abfägen find Aecker, Wiefen und Biehweiden, Einiger Orten find auch hohe, aber ſchmale Erd; und Sandhuͤgel längft dem Fluſſe, welche ein Thal zwifchen ſich und den jest gedachten Abfägen haben, welches faft fo tief iſt, als das Waffen in dem Fluſſe ſeibſt. In dem Fluſſe wäachft eine Art Seegras, wel- he das Vieh gern frißt, und wornach es fich weit in das Waffer hinein wager. Die Hämmer, Schmelzöfen und Sägemühlen, die an dem Fluſſe angeleget find, werden nicht von dem Flußwaſſer getrieben, weil deſſen ftarfer Anmachs und ſchwa— her Fall nicht geftatten, daß man ſolche Gewerfe daran baue; fondern fie liegen an ſolchen Gewäffern, die aus den Wäldern herab kommen und mit unglaublich hohen ae Faͤllen in diefen Fluß fallen. Sie holen ihr Erze von Utös und das unverarbeitete Eifen von andern an der See gelegenen Schmelzöfe. Dieſes verurfacher viele Unko- fen; und es wäre daher zu wünfchen, daß man eine gute Eifengrube in der Nähe er finden möchte, wodurch der Preis des Eifens unfehlbar leidlicher werden Fönnte. Je— 80 vermögen die Gewerksherren es nur bloß wegen der Menge der Victualien allhier ae —* aus zu halten, welche fo wohl die rohen Materien, als das Brodkorn, näher haben, _ | An dem ganzen Fluſſe bis an die Höhe bey Liens find viele Jachsfifchereyen, wo⸗ ‚von die Krone ihre Einfünfte in Narur hat. Zuweilen find die Jahre fo, daß die Fiſcher ihre Unfoften gar wohl bezahlet befommen, zuweilen auch nicht, Ueber Ziens hinauf aber ift Feine Sachsfifcherey mehr. er Aus dem Kirchſpiele Soletta gieng die Reife zu Pferde durch Bed nad) dem Kirchfpiele Refila und dem Gafthofe Hoͤwens gegen Nordmweften zum Norden, meiter nach Liens ebenfalls zu Pferde gegen Nordweften und in felbigem Striche nach Jun⸗ fila. Der Fluß Angerman fließt dieſen Weg durch die Kuͤchſpiele, wiewohſ ſehr krumm. Es iſt merkwuͤrdig, daß faſt überall an beyden Seiten deſſelben hohe — N nach der Lappmark Aſele. / 605 Hügel find, hinter welchen gemeiniglich gutes und fruchtbares Erdreich zu finden ift, fo Ebren⸗ daß daraus erheller, wie die Natur gleichfam Sorge getragen, daß das nüßfiche und ntalm. 1741. fruchtbare Feld, welches in Adal faft überall zu finden ift, von der heftigen Fruͤhlingsfluth nicht weggeriffen werde. 17 IE Don Soletta an iſt das Feld fehr fteinicht und bergicht, aber doc) an verſchiede⸗ nen Orten gut bis Liens, wo es weit unfruchtbarer, fteiniche und voller Moräfte wird. Bey Kens ift ein Wafferfall und Lachsfang auf diefem Fluſſe, welcher Braddoden genannf wird, Der Strom ift fehr ſchmal und geht heftig. Mieten im Strome if eine große Klippe oder vielmehr kleine Inſel, die den Fluß theilet und den Fall hefti« ‚ger machet. Die ganze Höhe, welche gleichwohl nicht jähe hinab geht, ift nad) dem Augenmaaße ungefähr fehs Faden. ‚bar 20 MN Das Aderland, welches hier mehrentheils aus Erde und fandichtem Erdreihe beftehr, iſt nicht durch viele Zäune abgetheilet; wiewohl.allezeit ein Dritcheil, mehr oder weniger, fo viel als das Jahr foll gedünger werden, liegen bleibt, Man ſieht keine Abtheilung zwifchen dem Brachlande und anderer Weide; weil das Vieh faſt den ganzen Sommer über, bis die Wielen gemäher werden, in den Ställen oder Bi» -⸗ buden ſteht. Man fäer hier felten etwas anders, als Frühlingsfaar, Das Gehölz wird immer beffer, je weiter man in das Land hinein koͤmmt, infos derheit jenfeits Reſila. Denn bis dahin haben die vielen Saͤgemuͤhlen daffelbe ziem ⸗ lid) mitgenommen, nicht nur an dem Fluſſe, fondern auch fo weit die Bauern ihre Kechnung dabey gefunden, das Holz zum Sägen herbey zu bringen; da ſich die Flur einer jeden Dorfſchaft eine, zwo und mehr Meilen an beyden Seiten des Fluſſes in das Sand erſtrecket. - Es liegen aber faft alle Dörfer längft dem Fluſſe und felten eis nes einwärts im Lande. Die Urfache davon foll die häufige Kälte feyn, welche der Saat am Fluffe zwar zuweilen fehader, im Sande aberfie allezeit verderbet, Der rauhe Wind und ein harter Winter thun dem Gehölze großen Schaden; denn die Bäume ers Friesen tab werfen fih, wie man faget, nad) dem Winde, daß die meiften berften, unbaltbar und voll vorher Streifen werfen: doch follten dem äußerlichen Anfehen nach hier viele Maftbäume an zu treffen feyn. ' — woR Bey Beſtla war ein ſehr hoher Hügel, welcher zwar gutes Erdreich Hatte, das mit Geſtraͤuche zum Abfengen dewachfen, "aber wegen der vielen daran befindlichen - Quellen, die den Boden ganz ſumpficht macheten, doch zu nichts zu gebrauchen war, daft jeder Dauer in ganz Norbland, infonderheit in diefem Theile von Angermants land, hat Eleine Kornmüpfen, die mie Seitenfällen und horizontalen Waſſerraͤdern geben, Die man in der Gegend won Stockholm Fußwiſche (Fotwiſkor) nennet. Die Ausfpracye, der Accent und ganze Wörter diefer Leute Haben viel Aehnlichkeit mie dem Weſtbothniſchen, welches vieleicht ihren Urſprung anzeigen kann. Von Kiens bis Junfils ift meiftens Moos und fteinichtes Erdreich mit Gehölze bewachfen, Dian Fönnte Darunfer wohl taugliches Holz zum Bauen finden, wenn es nur fo gelegen wäre, daß man es aus den Wäldern führen fönnte. “Ein Kaufmann von Hernoͤſand hat einen Verſuch gemacht; und nachdem das Bauholz im Winter ges hauen und an den Fluß geführee worden, ſolches bey der hohen Fluth mitten im Som⸗ mer in das Waffer werfen und Stüd für Stuͤck mit dem Strome hinab treiben laſſen. Viele Stücke find binunter gekommen, viele aber in den Kruͤmmen des Fluſſes fißen O9983 geblieben, 606 - Reife durch Weſtnordland Ehren? geblieben, fo daß bey dieſem Verſuche wohl nicht viel Gewinn geweſen, wofern nicht malm. A7. eine folgende Waſſerfluth die Stuͤcke aufſuchet und noch) hinab führer, welche die erfte hat fisen laffen, ! 2 ” In dieſer ganzen Gegend bis an das Kirchſpiel Afele, und ſolches mie gerechnet, wird die Viehzucht ziemlich gut getrieben, ſo daß felbige das: Befte iſt, was der‘ Bauer hat, und das zuverlaͤßigſte Mittel, ihm feinen Unterhalt und feine Ausgaben zu verfhaffen, Denn von dem. Kirchipiele Reſtia an und weiter gegen Narden kann er von bem Ackerbaue unmoͤglich fein Brod haben, vielmeniger feine Schagung bezahs = len, wegen. ber dafelbft zu der Zeit, wenn dag Korn reifet, häufig einfallenden Nachts fröfte, welche ber Saat unglaublichen Schaden ebum, * Beſchwerliche Bon Junſila bis nad) dem Dorfe Hellan in dem Kirchſpiele Afele war es die —— vier Meilen weit auf keine andere Arc möglich, über die Moräfte, "Berge und durch _ - kand. die Wälder zu fommen, als zu Fuße, und zuweilen ein Stuͤck zu-Waffer über einige ; Kruͤmmen des Sluffes, mo feine Wafferfälle waren... Dergleichen Derter, wo ftilles Waſſer iſt, werden auf Nordlaͤndiſch Sehle genanıt, Sträk Hingegen find folche Stellen, wo der Strom zwar etwas ſtaͤrker geht, aber doch nicht fo jähe, daß man es für einen Fall halten, ſondern ihn noch hinauf rudern kann. Forß beißen diejenigen Derter, wo der Fluß einen nicht fonderlich jähen Fall har, doch fo, daß das Waſſer ‚heftig hinab fchieße und. alles mit ſich nimmt, was es führen Fann, Fall Hingegen iſt, wo es fehr jäh von einer größern oder £leinern Höhe hinab ſtuͤrzet. Solcher Kleinen Seble Hatten wir auf diefen vier Meilen über fechs, deren eines nahe bey dem Dorfe Funfila war. Won da giengen wir eine halbe Meile über Sand bis Jaͤlſehl, gegen Nordoft zum Norden, über Jaͤlſehl eine Bierchelmeite in felbigem Striche, weiter über Sand drey Vierthelmeile gegen Nordnordoft; hernach über Ror⸗ tingfebl eine Vierthelmeile gegen. Offnordoftz ferner eine Halbe Meite zu Sande gegen Nordnordweſt, drey Vierthelmeile über Guhlſehl gen. Norden zum Oſten. Mitten auf diefem Testen Sehl bey einer Fleinen Sajei endiget ſich Angermannland, indem die Hauptmannfihafe Weftbothnien und die Lappmark Aſele daran ſtoßen. Weiter zu Lande gegen Nordnordoſt ſieben Achthelmeile bis Alfwetsſehl, zu Waſſer eine Vier⸗ thelmeile gegen Nordoſt zum Norden, abermals zu Sande eine halbe Meile gegen Nord⸗ oft und endlich zu: Waffer über Hellanſehl gegen Oftnordoft, welche den Namen von dem Dorfe Hellan hat, das gerade gegen über liegt. Wir famen dafelbft des Abends ziemlich, müde-au, nachdem wir auf dieſe vier Meiten zwey und zwanzig Stunden uns ter beſtaͤndigem Regen ohne andere Ruhe, als unter freyem Himmel, zugebracht hats ten, Denn auf diefem ganzen Mege ift fein Haus zu finden, und er ferbft iſt in Anfes bung bes Bodens fehr unangenehm, welcher größten Theils aus tiefen Moraͤſten ho⸗ hen Bergen, weiten Strichen von Steingrauſe und theils von Sande befiept. — Sellan liegt drittehalb Meilen von der Kirche zu Afele, wohin wir den folgen» ” * den Tag unſern Weg nahmen, indem wir theils zu Fuße giengen, theils mit Muͤhe gegen ben Strom ruderten. Die Richtung iff ein Scüe gegen Norden zum Hften) - hernach gerade gegen Morden. - Ddgleich das Kirchſpiel Afete eigentlich zu Sappland . + gehoͤret, ſo wird doc der fübliche Theil deſſelben nicht von Sappen bewohnet, ſondern die 3 Einwohner daſelbſt 5: Bayern, die ſich allda niedergelaffen und in den Wüfteneyen Colonien angelzget haben, weiche Nybyggen genanne werden, Aus — em ein v ! a — — * TE | nach der Lappmart Al >, 607 ein Theil dieſes Kirchſpieles, und es ſind deren fünf und zwanzig. Die älteften Colonien Ehren⸗ ſollen Gafſele und Hellan ſeyn, welche vor etlichen funfzig Jahren angeleget worden; malm. 1741: die andern find neuer, ; — Der erſte Anfang zur Bewohnung dieſer Lappmark wurde unter König Karln XI gemacht, welcher 1673 ben aaften des Herbſtmonates einem jeden, der fid) darinnen fegen wollte, gewiſſe Srenheiten und Vorrechte ertheilere, daß er naͤmlich von aller per · ſoͤnlichen Schatzung, von Einquartirung und Werbung u, d. g. frey ſeyn ſollte. Diefe Werordnung wurde hernach auf dem Reichstage 1720 von ben Keichsftänden ferner beftätiger, und bie $eute dieſer Gegend genießen folcher Vorrechte auch wirklich. Sie geben der Krone von jeder Colonie, wie die Schatzlappen, nur ein Gewiſſes, der Bauer mag viel oder wenig Leute halten, viel oder wenig Vieh haben, viel oder wenig Aders bau treiben, Die größte Schatzung, die einer giebt, iſt ein und zwanzig Thaler Kun pfermürzes>und bod) find deren nur fehr wenig, die fo viel bezahlen. Die meiften geben nicht mehr, als drey Thaler Kupfermünge, wofür man eine Strecke von anderfa halb bis zwo Meilen, oder auch fo viel Sand befißen kann, als man Luſt hat einzu neh⸗ men. Es iff zwar das Wenigſte davon brauchbar: aber aud) das Wenigfte von dem Brauchbaren ift angebauet. Die geringen Abgaben und die Freyheit vor Werbungen find auch das Einzige, was jemand reizen Fann, das Geinige zu Anbauung feinichter und Falter Wüfteneyen zu wagen. - | ir Die Leute in Afele find wohl gewachfen, fleißig und ämfig in ihren Handthierun⸗ Pe Ze gen, munter und hüffreich gegen Fremde. Fhre Häufer find gut gebauet und fe wie ige Hauſer die indem bewohnten Nordlande; nur haben fie in dem ganzen Kirchſplel⸗ keinen Kalt und eben fo wenig tauglichen Lehm; daher fie ihre Ziegel aus feinem Thone machen, der aber felten und nur an zweenen Orten zu finden iſt: doch bedienen fir ſich deſſen auch zum Mauern. Sie ſind reinlich im Eſſen, und halten ſich ſan ber in ihrer tebinde art. Ihre vornehmſten Einkünfte beſtehen in der Viehzucht nd Fiſchereyy welche letztere innen faſt niemals fehlfehläge. Denn der Fluß Angermann— weicher · durch dieſe ganze Gegend geht, und verſchiedene daſelbſt befindtiche Eleine Seen find fo-, fifchreich, daß fie ihre Haushaltung darans hinlaͤnglich verfehen und, noch etwas der⸗ Faufen koͤnnen. | | — aan ‚Ein wohlhabender Eolonift kann zwölf bis funfzehn Kühe, außer dem jungen Biehe, Ziegen, Schafen und einem Pferde, unterhalten, Das ‚fette Futter -alihier machet, daß das Vieh täglich dreymal reichlich Mildy giebt, fo daß man zwey Sispfund Butter von jeder Kuh reiner. Die Butter iſt beſſer, als die helſingiſche, welche man in Schweden für die beſte hält, ja, ich kann für gewiß ſagen, fo aut, als die hollaͤndi⸗ fihe, wo nicht beffer, Das Einzige, woraus ſich auch hier Geld machen laͤßt, iſt diefe ‚Butter, nebſt etwas Kaſe/ gedorreten Fiſchen, Voͤgein und ein wenig Pelzwerk. Dar gegen bedarf man faft allegeit Korn, Salz, Tabad u. d. g. in. ESonſt find die Bouern in den Kirchſpiele Afele Feine ſonderliche Ackersleute. Ihre jaͤhrliche Ausſaat iſt hoͤchſtens drey Tonnen, lauter Sommerkorn. Sn ganz Norbiand von Geftrifeland an gehen Manns» und Weibesperfonen mit der Senfe ing . Feld. Sie iſt anf eine befondere Art gemacht und fehneidet das Gras ganz nahe an der Erverabs: doch geht es damit ziemlich langſam zu, fo daß man das an der Zeit ver⸗ fer, was man am Graſe gewinnt, Wenn die Senſe zum Kornmaͤhen gebrauchet — wird, — Sure Kuͤhe. \ % 608 Reife durch Weſtnordland Ehren⸗ wirb, ſo machet man einen Bogen' daran feſt, womit das Korn zuſammen geſchoben mal. 174 1. und einiger Maßen eben geleget wird, Urfachen dei Es verurſachen aber in ganz Angermanland und befonders in dem Kirchfpiele‘ Vachtfroͤſte im Afele die Nachtfroͤſte unglaublichen Schaden. Sie eräugen fih den ganzen Sommer Sommer in Nordland. über und inſonderheit zu der Zeit, wenn dag Korn reifet. Ein einziger derſelben kann es, wenn es am Beften fteht, völlig verderben, fo daß che der folgende Mittag koͤmmt, das Gras verwelket, Die Aehren niederhangen und der Landmann aller feiner Frucht beraubet wird, Die eigentliche Urfache davon kann ich mie Gewißheit nicht fagens _ Insgemein fheint wohl, daß, je weiter ein Dre gegen Norden fiegt, defto fälter er fen, und daß er viel leichter von der Kälte angegriffen werde, als derjenige, der weiter ges ‚gen Süden liege: Allein, diefer Grund ift doc) nicht hinlaͤnglich Denn man kann mit Benfpielen barchun, daß die Lage gegen den Nordpol nicht die einzige Urfache der Vermehrung der Kälte ſey· Die Alpen hegen Jahr aus Jahr ein Schnee und liegen. doch viel weiter gegen Süben, als Sachen. Die Schweiz iſt viel filter, als Holland und liege doc) weiter gegen Süden. Das Erztgebirge in Sachfen ift viel Fälter, als Pommern; ja, hier in Nordland felbft findt man zwey Kirchſpiele, Nord / und Suͤd⸗ tan, mitten im Gebirge, wo man Roggen und Gerften ohne Froſt ſaͤet und ärnder, Diefer ſchaͤdliche Froft koͤmmt nicht mie einer reinen und anhaltenden Kälte, fordern zu der Zeit, da natürlicher Weife Feine Kälte mehr feyn follte, als am Ende des Heus monates und zu Anfange des Auguſtes; infonderheit, da nicht nur einige Tage darnach wieder lieblich Werter einfällt, fondern Die Tage auch zu gleicher Zeit mehrentheils warm find, Man Fann zwar des Morgens nad) den Nashtfröften Eis fehen: die Sonne aber ſchmelzet es gar bald, Es geſchieht auch vieler Orten, daß auf einem Stuͤcke Zeldes ein Acker allezeit mit Oſtwinden friert, die andern aber nicht, die doch mit ihm in gleicher Lage liegen, fo wie ein anderer Acer dagegen wieder mit Weſtwin⸗ den, ein Dritter mit Suͤdwinden and ein pierter nur allein bey Nordwinden friert, wenn die andern frey bleiben. | Es ift in Wahrheit ſchwer, zu fagen, worinnen der rechte Grund liege; denn was anderer Orten wahrſcheinlich zu ſeyn feheint, das trifft hier nicht ein. Wenn nahe an den Aeckern Moräfte und Sümpfe gelegen find, fo daß der davon auffteigende .. Nebel von feinem fließenden Waffer verändert wird, fo pflegen felbige Kälte von fich zu geben, die der Saat ſchadet, wie man hier dafür hält, Dieß Fann zwar das Meis fte zum Froſte beytragen: es ift aber doch aflein nicht hinlaͤnglich. nn wie eben - bey Soletta angemerfet worden, fo friert der eine Acer oft, der andere felten von de: nen, bie doch bey einander und gleich nahe an den Moräften fiegen. Ich habe auch indem Kicchfpiele Afele befunden, daß die Saat bey der Eolonie Hellan niemals ers friert, da doch viele Moräfte da umher find, bey Gafſele Hingegen oft und bey Noren noch öfter, Da doc) beyde, und infonderheit Gaffele, eben fo weit, als Heflan, von dem Fluſſe umgeben find, welcher diefen Nebel an fich zieht, und ſchwerlich mehr Moräfte neben fic haben, die nicht von dein Fluſſe gewäffert werden, als Hella u Der von Flüffen und Baͤchen auffteigende Mebel pfleger fonft die Saat vor der. Kälte zu bewahren ; indem kein Froft ſchadet, wenn die Nacht neblicht iſt. Man bei richtet. aber, daß die, Kälte zuweilen eher einem Acer ſchadete, der nahe an dem Fluffe Säge, als einem, der ein Stuͤck Weges davon entfernet wäre age * | ollte mach der Lappmmart Als 609 — folfte man nennen, der Nordwind koͤnnte eber Kälte bringen, als irgend ein ‚anderer Wind: man findt aber, daf der Suͤdwind und andere zumeilen und, an einigen Orten kaͤlter find, als der Mordwind, Man ſollte auch meynen, daß die Aecker, weil fie bier alle Jahre befaet werden, nicht nur Das Korn langfamer Hervorbringen, fondern dem⸗ Weil aber felben auch ſchwachere Kräfte geben müßten, ber Kälte zu widerſtehen. 2 die ſtarke Viehzucht, die hier getrieben wird, ihnen viel Miſt bringet, und das Erd⸗ reich aus tiefem Sande beſteht, das oft und dünn will gemiftee ſehn / fo werden die Aecker ein Jahr um das andere gebünger, und haben alfo Kraft und Fertigkeit genug, Ras Korn. zu treiben, welches, wie Ich da war, ſehr feifch fund und breite Dläte ter, hatte. - Damit manindeffen den rechten Grund einer Sache erforfehere, wobey fo viele Umſtaͤnde für und wider vorkommen, ſo fand weder mein Keifegefährte, der Baron Cederhielm, noch ih, ein anderes Mittel, als daß wir den Juſpector der Perlfiſche⸗ ven, Edie, der ſich beſtaͤndig in daſiger Gegend aufhielt, bathen, an verſchiedenen Or⸗ ten zugleich zu unterſuchen, wenn der ſchaften, die unterfpiedlichen Wirkungen deſſelben, die ungleiche Lage der Aecker, Das Erdreich, mas für Winde alsdann wehen und fo weiter zu bemerfen, : Henn man die eigentliche Urſache eines Uebels erfährt, fo kann man leichter, als -fonft, Mittel finden, denfelben vor zu beugen, Indeſſen aber, bis ſolches geſchehen Fann, bin ich der Meynung, diefer Froſt entfiehe aus den ſaͤuerlichen Dünften, welche aus dem Aderlande felbft und deffen verborgenen Adern auffteigen, und keinen Schaden hun, wenn ſie ſich wertheilen, veinigen und in Nebel verfliegen Fönnen; wenn fie aber niche weiter kommen fönnen, als. fie. von der Saat geholfen werben, Die Aehren angreis Tages verwelket hangen, als wären fie vom fen und erfrigren laſſen, daß fie des andern n e von ch werde in diefer Meynung dadurch beftärket, Daß erftlich zu Halme abgebrochen. | 5 Hellan, wo das Kork faft niemals erfriert, unter dem ganzen Acker Felſen find, fo daß der Sand an einigen Orten kaum ſechs Vierthel tief iſt, und alſo nicht mehr Feuchtigkeiten heget, als vor dem Mitſommer ausbünften fönnen. Dagegen iftanderer Drten das Ackerland nicht nur locker, fondern hat auch tiefen Sand. Zweytens liegen bey Gaf⸗ ſele, und infonderheit bey Noren, die Moräfte Höher, als die Aecker, ſo daß bie Feuch⸗ unterwegens faulet, ehe tigkeit, die aus denſelben ſich durch den lockern Sand zieht, Dritreng find die Gegenden an dem Ge⸗ ‚fie auf dem gepflügeen Acker ausduͤnſtet. find d birge worauf das ganze Jahr über ein beftändig ſchmelzender und triefender Schnee gest, der Kälte mebr unterworfen, als andere. ee ed In dem ganzen Kirchfpiele Afeie, beſſen Laͤnge ſich auf acht bis neun Meilen er⸗ vecfet, wird nichts anders gefäet, als Gerſten. nicht vortheilhafter wäre, Roggen zu ſaͤen. Denn außer dem, daß der Roggen theu⸗ .. rer; haltbarer und beſſer zu Brode ift, als Gerfte, fo kann man auch, wenn man ein Jahr gegen das andere rechnet, allezeit verfichert ſeyn, mehr Roggen, als Gerfte, zu bekommen, Es iſt zwar die Gerfte zumeilen ergiebiger, als der Koggen: ſie ſchlaͤgt aber auch oͤfter fehl. Meiner Meynung nach iſt der Roggen auch ſicherer vor der Kaͤlte. Denn er wird im Herbſte geſaͤet, da er gute Wurzel fdlägt, it mit. mäßigen Sommerwetter zufrieden, wenn ber Frühling gleich nicht fo zeitig einfallen follte, DEE ze wi Allgem, Reiſebeſchr. X Band . da vd Ehren: malm. 174 17 eu . Floſt zuerft einfalle, deſſen verſchiedene Eigen- —— n andere urrbeilen, ob es .. 610 ° Keife durch MWeftnordland Ä Ehrens wird zeitiger eingeärnder, und ift alfo der Gefahr der Nachtfröfte nicht fo fehr unter⸗ Malte 1781. worfen, als die Gerſte. Fr Wegen des vielfältigen Miswachfes hier zu Sande ift auch das Korn fehr theuer; und eine Tonne Gerfte galt acht und dreyzig bis vierzig ſchwediſche Thaler, als ich mic) dafelbft aufhielt. Wegen folcher Thenrung des. Kornes Fönnen die $eure nicht beſtaͤn— dig Gerftenbrod eſſen, fondern bedienen ſich der Rinde von Tannenbaumen, wie ſchon gedacht worden. Sie find diefer Speife fo. gewohnt, daß fie auch in guten Kornjah- ven daffelbe effen, damit fie in der Gewohnheit bleiben und nicht etwan Franf werden, wenn fie aus Moth damit fürlieb nehmen müffen. Es wäre gut, wenn dieſe Leute fo wohl, als die $appen, fernen und fic gewöhnen Fönnten, Wurzeln und Kräuter zB. Erdäpfel oder Nüben, zu gebrauchen, und ſich Brod daraus zu backen. Dieß würde menigftens ſchmackhafter und beffer feyn, als bie trockene Baumrinde. Es fiheint au), daß diefe Gewächfe in dem Iocferun Sande wohl fortkommen würden, mie denn der F Forsberg ſolches mir Potatoen und Rüben verſuchet Hat, die gut eingeſchla⸗ gen find, | Kuort, eine bes Unter andern Befchwerlichfeiten, womit die Einwohner allbier im Sommer ger —— Art hlaget werden, iſt eine Art Mücken, die fie Knort nennen, ein Fleines ſtinkendes Un- ' geziefer, von Geftalt gleihfam eine Mittelgartung zwifchen Mücken und Fliegen, mit ſchwarzen und gelben Streifen über den Ruͤcken und über die Beine, Sie find da— ſelbſt fo Häufig, daß fi die Einwohner, wenn es am Tage helles und ftilles Wetter ift, nicht anders vor ihnen bergen koͤnnen, als daß fie ſich das Geſicht mit einer aus Theere und Fette gemachten Salbe ſchmieren, melde fo übel riecht, daß man nicht um fie bleiben kann, mofern man diefes Geruches nicht gewohnt ift. In ihren Haufern ver treiben fie dieß Ungeziefer dadurch, daß fie alle Abend mit Baumfchwammen darinnen räuchern, wovon ſolches ftirbt oder wenigftens wegfliege und verſchwindt; wiewohl die · fer Rauch dem Menfchen nicht fo widrig ift. Alte Tannen Bey der Eolonie Süd» Afele eine Vierthelmeile gegen Sübmeften von der Kirche baume· macheten wir eine Probe mit einem abgehauenen alten Tannenbaume, und rechneten die Ringel, um den Unterſchied des Wachsthumes der Baͤume dieſer Gegend von dem Wachsthume derſelben in den ſuͤdlichen Laͤndern zu erfahren. Wir befanden, daß die Dicke dieſes Baumes, welcher dreytauſend Ringel hatte und alſo dreyhundert Jahr alt war, ungefähr auf folgende Art angeſetzet hatte. Man zaͤhlete von der Mitte auf die erften funfzig Jahre an der Suͤdſeite fünfhundere zwey und fiebenzig und an der Mordfeite fünfhundert undneun, welche eintauſend umd ein und achtzig macheten; die andern funfzig Jahre an der Sübfeite dreyhundert und acht und fechzig und an der Nordſeite dreyhundert und fieben und zwanzig, zufammen fehshundert fünf und neun: zig; das zweyte hundert Jahr an der Süpfeite ſechshundert fünf und achtzig und an der Nordfeite fechshundert und neu, zufanmen eintauferd zweyhundert vier und neun⸗ zig; das dritte hundert Jahr an der Suͤdſeite fünfpundert und fieben, und an der Nordfeite vierhundert und funfjig, zufammen aljo neunhundert fieben und funfzig. Der ganze Diameter des Stammes eines dreyhundertjährigen Baumes hatte alfo vier» taufend fieben und zwanzig Theile nach unferm geometrifchen Maaßſtabe, welche zwanzig und ein Achthel geometrifche Zoll ungefaͤhr macheten. Das Erdreich, worin ” nen w nach der. Lappmavf, Aelen 9 nen dieſer Baum gewachſen mar, iſt ſteinichter mit Moofe bewachſener Sandgrund, wie es in dem ganzen Kirchſpiele Aſele am gewoͤhnlichſten iſt. Die Kirche zu Aſele iſt die letzte, die man auf der Reiſe nach dieſer Lappmark ſieht. Sie iſt von Holze, ſehr übel gebauet und ſieht einer Scheune aͤhnlicher, als einer Kirche. Sie ſoll zur Zeit der Koͤniginn Chriſtina zum Dienſte und zur Bekeh⸗ rung ber Lappen erbauet und dazu fechstaufend Thaler Kupfernünge verorbnet worden fepn. Der Baumgifter mag aber gemefen ſeyn, wer er will, fo ſieht man, daß ‚er bey Anwendung des Dazu beftimmten Gelöes keinen Schaden gehabt. Wegen ber Weitfäuftigfeie dieſes Kirchfpieles und des weiten Weges, ben die Lappen zur Kirche haben, wird der Gotresdienft nur einen Sonntag um den andern gehalten; da fich die Gemeine des Freytages Abends verfammfet. und die Lappen bis des Sonntages Abends in ihren bey der Kirche gemachten Hütten, die Bauern aber in denen von ihnen dafelbft erbaueten Häufern bleiben, Der Gottesdienft wird fo wohl den Sonnabend über das Evangelium des verwichenen Sunntages, als den Sonns tag über deſſen ordentliches Evangelium gehalten. Diejenigen $appen, die auf dem Gebirge wohnen, fommen kaum alfe Hohe Feſttage zur Kirche. Um Weihnachten und Neujahr ift Jahrmarft bey derfelben. Alle Lappen verforgen alsdann beyde, Seele und seib; fie.gehen in die Kirche und bedienen ſich der Mittel des Heiles, und verhandeln dabey ihre Waaren. Eit bezahlen alsdann auch ihre jährlichen Zinſen. Streitigkeiten, ſo werden ſolche vor dem Gerichte abgethan, welches zu der Zeit jaͤhr⸗ lich gehalten wird. Hauptfächlic aber leben fie alsdann in der größten Wolluft. Bey dieſer Kicche iſt auch eine Schule angeleget, wo ein Schulmeiſter und ſechs Lappenkinder mit Gelde, Behauſung, Eſſen und Kleidung unterhalten werden, bis der Knabe lefen und fein Chriſtenthum verftehen gelernet hat. Der neue Schulmei⸗ ſter ſagete, er wollte diefe Rinder dahin gewoͤhnen, daß fie mehr Brod effen und Lei⸗ nenzeug tragen follten, in der Hoffnung, diefe zum nähern Umgange und zu Aberglaͤuben der Lappen nimmer aus zu rotten ſeyn wuͤrde; wie ſolches der Paſtor Forsberg, der vormals Schulmeiſter daſeloſt geweſen, ebenfalls befunden Härte. Ich für mein Theil finde Dieß um fo viel mehr gegründet, weil ich nicht glaube, daß die Verftellung und Heuchelen ſey. Gil m Haben fie Gewohnheit würde mit ber Zeit viel y Verbindung mit den Schweden beytragen, da fonft der Ehren⸗ alm̃. 1741. — Bekehrung der Lappen von Herzen gehe, ſondern lauter ' will ihnen nicht geſtatten, ihre Ibneigung der Der Eigenfinn, über die Sitten ihrer Väter zu halten, Blindheit ab zu legen, Sie urtheilen von allen chriſt anders, als wir von ihr unter den Graͤueln ihrer Vorfahren und Den hriftlichen Sehrfäßen, als daß diefe von der hier im Reiche herrſchenden Macht unterflüget werben. Man ſchließt folches theils aus ihrer Sebensart, theils aus ihrem Abſcheue vor allem Umgange mit Fremden oder Schweden, infonderheit Prieftern, cheils aus ihrer Furcht, ſich in Gefpräche vor Res figionsfahen ein zu laſſen, theils aus ihrer Gewohnheit, gewiſſe Knochen von ihren Rennthieren, die fie ſchlachten, oder von dem Wilde, das fie fällen, gleihfam als Opfer auf Bäume alles blindlings zu gebiethen hat, und theils aus ihrer Ber verraͤth, wenn fie gleich etwas begehen, das den ln nicht geziemet und zum 4 ER ' 2 he ie 7} bejahen, was derjenige ſaget, der ihrer Meynung nad), über fie zu e ?. lichen Kirchenceremonien mchee em Aberglauben, und denken, es ſey kein anderer Unterſchiedme und Gerüfte hin zu legen, theils aus ihrer furchtſamen Gewohnheit, - bindung unter einander, da feiner den andern pen vor dem riſtenthu⸗ 612 | | Reife durch Weſtnordland Ehren⸗ ¶ ſpiele, ihren Goͤtzen zu ehren ſingen, wenn ſie beſoffen ſind. Ich befuͤrchte auch, daß ——8 meiſten Lappen, ungeachtet aller Mühe, die man fich gegeben hat und noch giebt, ihre Wahrfagertrummel ab zu fchaffen, ſolche dennoch haben und ſich deren nach ihrer Art bedienen; wie fie denn-in ihren weitläuftigen Sändereyen Gelegerheit genug ha⸗ ben, folche zu verbergen, Ein Beweis davon ift, daß der Paftor Forsberg unlängft eine ſolche Trummel erhafchet und weggenemmen. Allein, fie Fönnen fich dergfeichen Werkzeug, welches fie.für höchfindthig halten, mit geringen Koften bald nieder mas» hen, ‚Sie wundern ſich debey, daß die Schweden ihnen folches zu gebrauchen verbies then, da fie fich doch felbft der Compaffe und Taſchenuhren bedieneren, welche fie für eine Art derfelben anfahen, e Md markt bey Auf dem Jahrmarkte, der alle Weihnachten bey der Kirche zu Aſele gehalten — wird, verkaufen die Lappen Rennthiere, Nennthiershäute, Voͤgel, die fie geſchoſſen ha» ben, getrocknetes Rennepierfleifh, Reunthierkaͤſe, Körbe, unbebrämte Pelze und an⸗ deres Rauchwerf. Sie fönnten aud), wenn fie es gewohnt wären, Rennthierzäume von Sehnen, Seile aus Wurzeln, trodene Fiſche u, d. g.. bringen, Dagegen neh. men fie das grobe Tuch Walmar, anderes blaues und rothes Tuch, grobe Filze, Puls ver und Bley, feine Tabackspfeifen mit Eleinen Köpfen, geprefiten Taback, Nadeln, , meſſ ingene Ringe, meffingene Keffel, Hanf zu Netzen, etwas Salz und Pfeffer, Mef ee fer, felten aber Beile, und vor allen Dingen Branntewein, wenn folcher zu haben ift, ober in Ermangelung deſſen portugiefifchen Wein, vornehmlich wenn der Verfäufer ſolchen mit Brannteweine vermiſchet har. Ihre mie Eifen befchlagenen Kiften und den meiften Taback Faufen fie in Norwegen, wohin fie auch ihre Rennthierhäute brin⸗ gen, die zum Serben taugen. Die Coloniften verfaufen Butter und Käfe, trockene Fiſche, Vögel und etwas Pelzwerk und Faufen wieder alles, was ein Landmann bedarf, infonderheit Hanf, Flachs, Pulver, Bley, Salz, Korn, Eifenzeug, Kupfer - und Meffings gerärh, wie auch Walmar oder grobes Tuch. Die Bürger, die aus den Grästen da: hin reifen, find meift aus Umea, als welche fih mehr auf diefe Handlung legen, als - bie Einwohner in Hernoͤſand. Alles, was man für baar Geld faufet, wird den Aappen mit Silbermuͤnze, den Coloniften aber wohl mit etwas Kupfermuͤnze bezahler; Von der Kirche zu Afele befamen wir Cofoniften, die uns den. Weg weiter hin: auf nad) Lappland wiefen. Die Reife gieng den Fuß Angerman hinauf über verſchie⸗ dene Sträße, Sehle und Forſſe. Man mußte an einigen Orten fo wohl das Gepaͤck, als die Boote, wegen der heftigen Waſſerfaͤlle über Sand tragen und zumeilen eine, zus weilen drey Meilen mehr oder weniger zu Fuße gehen, damit man denjenigen die Arbeit ‚erleichterte, welche die Booote gegen den Strom hinauf ruderten, zogen oder fehoben, Die Sappländer rechnen den Weg nach Tagereifeni, die Mordländer aber nach Meilen, deren einige ziemlich ſtark find, Er gieng bis nad) Wolkſioͤ Sorffen oder Storfork fen verſchledentlich gegen Norden, Nordoften, Nordweften und andere Zwiſchenlinien des Compafies, doch fo, daß es meiftens auf Nordnordweften ankam. “ Re Als wir des Morgens um fechs Uhr auf dem Wolkfid anlangeren, nachdem nach Mitternacht ein dicker Nebel aufgeſtiegen war, welcher des Morgens um vier Uhr anfieng ſich zu zertheilen, fo daß er gänzlich verſchwunden war, als wir uns gegen den Forß hinauf gearbeitet hatten, fo ſchien es auf der See ſelbſt wie ein Regenbogen gegen das im Welten zum Norden liegende Sand ungefähr achthundert bis tauſend Schritte von j x uns. nad) der Lappmark Aſele. 613 uns. Das Wetter warıganz fill, die Sonne fihien hell, das Waſſer war fehr rein, Ehren )]¶ fo daß wirsauf der Tiefe von zweenen Faden, bie ber See an diefer ganzen Geite hatte, malm. 1738, Steine, Kies, Kiefelfteine, groben und feinen Sand: von grauge und brauner Farbe ganz deutlich unterſcheiden konnten. Ungefaͤhr anderthalb Meilen an der weſtlichen Seite von Wolkſioͤ war ein —— Soc von ehen der Eigenſchaft, Slackfiäll denn übrigen Gebirge unterfhledener Berg, genannt, zu. fehen. Wir giengen noch über einige Wafferfälle oder Forſſen, Sehlen und Sträfen den Fluß Angerman hinauf bis Telt Sisarne, Er. hat feinen Urfprung aus den Gebirgen Rultſtoͤfiaͤll und Biorkfiaͤll, bekoͤmmt einen Zuwachs von Mars Eleinen Seen und Bäden, fuͤll, vereiniget ſich darauf nach gerade init verfchiedenen fließt durch die Eeen Malgomai und Wolf als dem Terefisar, Hwoima und andern, fis, und nimmt dergeſtalt zu, daß er auf einigen Sehlen ein Vierthel bis halbe Meile breie iſt, und doch einen ziemlichen Strom hat An denen Orten, wo er fi ausbreis ten kaun, fließt er langſamer: wo er aber ſchmaler eingeſchraͤnket wird, da veraͤndert er auf einmal ſeinen Lauf, hebt ſich mit Heftigkeit uͤber die ihm widerſtehenden Hinder⸗ niſſe, und faͤllt mit ſolchem sa über die im Wege liegenden Klippen, daß man das Braufen bey ſtillem Wetter oft über zwo Meilen weit Davon hören Fan. . = Sch fah die Bauern aus dem Kirchfpiele Aſele, welche gewohnt find, ſich mit ihr ven Fleinen Booten ben Strom hinan zu helfen, wenn fie an die Klippen Famen, aus den Booten ausſteigen und folche mit fo viefer Bebendigkeit wider den Waſſer ſall hinan als es ein unerfehroFener Muth und eine lange Uebung fie gelehrt hatten. Se ziehen, gefchickt fie aber auch ſeyn mochten, fo wurden fie doch in ber Fahre über die Waſſer⸗ faͤlle von den Lappen uͤbertroffen. re 5 Die Boote derfelben find nicht fo gebauet, wie unfere, Der Kiel ift aufs EL ae ve ſechs, oft aber darunter nur bis drey Elfen lang, breit und platt und an beyden Enden % er, drey oder vier an jeder 3% gleich pigig. Die Krummpölzer find dünne Stücke Brett Seite, undtiefgenug. Das Seitengebaͤude iſt von duͤnnen, behauenen oder behobelten fihtenen Brettern, ein Sechftel Werfzoll dick, ohne Nägel, mit Bafe von den Wurs jeln der Tannenbaͤume oder mit Sehnen von Rennthieren zufammen gefüget. _ Aus dieſem Bauwerke Fann man leicht ſchließen, wie ſtark ein ſolches Boot ſeyn muͤſſe. Ein Menſch. der etwas Kräfte hat, kann es affezeit zwiſchen den Händen zerdruͤcken, und es darf niemals einer auf der Seite hinein ſteigen, ſondern muß allezeit mitten auf den Kiel, damit es nicht in Stuͤcken gehe. Diefe Boote find ganz leicht und für die Sap« indereyen hin und her ziehen pen alfo recht bequem, melde auf ihren weitläuftigen $& und diefe Boote mit geringer Mühe von einem See zum andern tragen- koͤn⸗ nen, Sie Haben darinnen gemeiniglich einen Sig, etwas über die Mitte nad) dem vorderften Ende, worauf der Ruderer fit, und einen dergleichen, worauf der Reifende figt, ein Geſchirr von Birkenrinden, das Waſſer aus zu ſchoͤpfen, und die Ruder nebft einem Beile. | ' — — —F Bey der Zuruͤckreiſe, da ic) das erſte Mal zween Lappen mit einem ſolchen klei⸗ nen Boote einen Waſſerfall hinab fahren ſah, kam mir, ich geſtehe es, ein Grauen an. Denn ich ſtellete mir alle Augenblicke vor, ich wuͤrde das Boot, welches durch den Waſſerfall zwiſchen den im Wege liegenden Steinen und Klippen ſo ſchnell hingeriſſen wurde, daß kaum eine Taube fo geſchwind a Steine zerſcheitert und 4 693 welche 614; Keife durch Weſtnordland Ehren⸗ welche darinnen ſaßen, von dem Waſſer verſchlungen ſehen. Allein, dieſe, welche malm. 1741. ſolcher gefaͤhrlichen Fahrt ſchon gewohnt waren, ſchienen fo ſorglos und unerſchrocken dabey, als wenn fie bey einem Fleiſchtopfe geſeſſen haͤtten. Ihre Gleichguͤltigkeit reis zete ſo wohl den Baron Cederhielm, als mich, dieſe Fahrt uͤber die Waſſerfaͤlle eben⸗ falls zu verſuchen; und da wir ſolches mit ihnen uͤber einige gethan hatten, ſo ſaßen wir lieber in dem Boote, als daß wir, wie zuvor, zu Lande giengen. Wenn der Lappe gegen den Strom fährt und der Waſſerfall fo heftig iſt, daß er mit dem Boote nicht hinauf rudern Fann, fo ſetzet er fein birfenrindenes Geſchirr zum Waſſerſchoͤpfen auf den Kopf, ſtecket die Ruder an beyden Seiten des Stieles durch daran fefigemachte Weiden, nimmt feinen Eßſack auf den Nücken und hängt fein Boot umgeftürget über ſich, welches er auf dem Kopfe über Sand trägt, bis er den Waffer- I vorbey if. Mit dem Beile, das er an dem Ruder des Bootes etwas vorwärts bey feinem Kopfe feſt gemacht hat, Hält er nicht nur das Boot im Gleichgewichte, fon: dern drehet und wendet es auch zwifchen den Büfchen und Bäumen, bis er es wieder auf das Waffer fegen und feine Reife darinnen weiter thun kann. Segel find auf dies fem ſchwachen Fahrzeuge niche zu gebrauchen, wenn der Lappe auch gleich wüßte, was Segel wären, Das Feld in diefer ganzen Gegend am Fluſſe befteht eheilsin Moräften und, Ber⸗ gen, theils in fandichtem und ebenem Erdreiche, und ift mehr ‘oder weniger fruchtbar, ; nachdem es näher an oder weiter von dem Fluffe liegt, und von ſolchem in Frühlinge A uͤberſchvemmet wird, Hierinnen fcheine der Fluß Angerman dem Nil in Aegypten mars mit demähnlich zu feyn. Wenn es in Aethiopien und Abyffinien regnet, welches im May ans Nile. faͤngt und bis zu Ende des Brachmonates waͤhret, ſo waͤchſt der Nil davon ſo hoch an, daß er gemeiniglich zu Ende des Brachmonates, nachdem er den weiten Weg uͤber ſeine großen Forſſe oder Faͤlle nach Aegypten gekommen, auch anfängt, das Land zu übers —— welches bis zu Ende des Weinmonates anhaͤlt. Eben fo ergießt ſich der german, wenn die Sonne zu Anfange des Mayes und ferner nad) und nad) auf dem nordifchen Gebirge den Schnee ſchmelzet, einen Monat darnach odergu Anfange des Bradjmonates, weil er feinen fo weiten Weg hat, als der Nil; welches oft bis zu Ende des Heumonates fortdauret. Ich nenne die Wajlerfälle (Cataratx) des Nils mie Fleiße Sorffen, weil man eben fo wie in Lappland darüber fahren Faun, weldes _ bey einem hohen und jaͤhen Falle nicht angehen würde. Wenn fich der Nil ein Jahr nicht ergießt, fo ift folches in Aegypten ein Zeichen des Miswachfes: gleicher Geſtalt iſt man auc) in Afele verficyert, daß Miswachs an Heue und Korne feyn werde, wenn > der Fluß nicht das fand uͤberſchwemmet. Der Grund des. Nilftromes foll Sand una das Waffer Elar feyn, wie in dem Angerman, Der Nil Hat einen Zufluß von vielen | kleinern Fluͤſſen, infonderheie aber von zroeenen ziemlich großen, Abambas und-Nas | bia; der Fluß Angerman gleichfalls von dem Hwoima und dem füdlichen Adal. Die Ergießung diefer beyden Fluͤſſe ift eine befondere Wohlchat Gottes, in Aegypten das Sand wider die Sonnenhiße ab zu Fühlen, und in Afele vie Winrerfälte aus dem Be Den zu ziehen, die fonft länger darinnen bleiben und verurfachen würde, daß Korn und Kräuter erfroͤren. Der Unterfchied beſteht in der ungleichen Himmelsgegend und dem ungleid) weiten Laufe beyder Flüffe, auch) der Größe des Zuwachſes, fo daß die Ueber ſchwemmung des Nils in Aeghpten von größerer Wirkung ſeyn kann, als des zn + , —* mann - - nach der, Lappmark Aſele. 65 mans In Aß le. Es kann auch das weit haͤufiger auͤberſchwemmende Waſſer daſelbſt, Ehren⸗ zu vielfaͤltigem Nutzen, ſowohl durch Hülfe der Natur, als der Dazu gegrabenen Canaͤle malm. 1741. weit beſſer abgeleitet werden, als hier, da es allein durch die Hilfe der Natur, ohne Wälder werden Arbeit und Kunft, geſchieht. | | Man folte meynen, es wäre hier eben Im Sande fo viel Gehoͤlz zu.finden, daß man abgebrannt. menigftens einige Bäume zu Schiffmaſten darunter antreffen Fönnte. Allein, man darf vergleichen hier nicht fuchen; denn faft alle Wälder find durch Feuersbrünfte ver⸗ beeret worden. Man fehreibe folche insgemein dem Donner zu: die, meiften aber find : wohl von den Sappen felbft verurfachet worden. Denn werm fie von einem Orte weg» Ye ziehen, fo befümmern fie ſich eben nicht fehr darum, ob fie Feuer in ihren Huͤtten lies gen laſſen; welches ſich leicht entzünden und ihnen den Nusen bringen kann, daß ſie nicht noͤthig haben, die Wälder aus zu rotten. Sa, fie mögen wohl zuweilen felbft mit Fleiße Feuer anlegen, damit nicht die Schweden gereiget würden, dahin zu ziehen, ober Bergleute daſelbſt Mineralien zu fucben. Man finde zwar einiger Hrten Tannen, die fo groß als Maftbäume find: das Holz aber iſt nicht feſt, fondern voller Ritzen und rothfluͤſſig⸗ a A Unfer Weg gieng weiter über ben Wolkſioͤ, welcher ſich gegen Norboften zun: Beſchaffenheit Norden erſtrecket. Ungefähr mitten in dieſen See faͤllt an der oͤſtlichen Seite ein der Seen. großer Fluß hinein, welcher der Hwoimaſtrom genennet wird, weil er aus Hwoi⸗ maſee koͤmmt, der. in Nordnordoften ungefähr ſechs bis fieben Meilen davon liegt, iel weiteren Weg gebt. Diefer- obgleich der Fluß wegen der vielen Kruͤmmen einen v e ober ſtille Gewaͤſſer, worüber wir gefahren, Woitfis fo wohl, als alle andere Seht ) bat fteinichten oder ſandichten Grund, Am Ende des Wolffid fängt das Tannenge⸗ fo daß an dem bölz an, nach und nad) ab und das Fichtengehoͤlz zu zu nehmen, |i | Diefer See, aufdem wir endlich) anfa- Malgomaſee die Tannen ſehr felten find. men, foll ungefähr viertehalb Meilen fang ſeyn, wiewohl der Weg, den wir dats über hatten, nur zwo Meilen war. An einigen Orten iſt er eine wierthel, eine halbe, auch wohl ganze Meile breit. Die Breite erftrecfet fi) von Mordoften nach Suͤdwe⸗ fien, wo er fi) endiget, feinen Ausfluß aber hat er in den Angerman in Eüboften, Der Grund war-in diefem See mie in den andern, und die Fiſcherey gleichfalls, So bald mir in diefen See kamen, fahen wir gegen Welten ein Gebirge, wel⸗ ches Abickfiaͤll hieß, und ſechs Meilen von demfelben Itegen foll. Die Anhöhe bey deffen Ausfiuffe fhien ziemlich) fruchtbar zu feyn, wie auch ein Theil des da herum liegenden Gefildes. Das Gehoͤlz ſchien meiftens vom Feuer verzehret zu ſeyn. Bir bgehauener Fichte, der größten, die wir antrafen, machten aud) hier einen Berfuch mit einer und: nad) den Kingeln hundert und a) und ſechzig Jahre alt befanden, Der halbe Durch⸗ ſchnitt hielt eintauſend dreyhundert und ein und drengig Theile nad) dem geometriſchen Maaßſiabe, oder ungefähr ſechs und drey Vierthel geometriſche Zoll. Der Boden, worauf ſie geſtanden, war ſteinicht und mit Mooſe dewachſen; ſonſt waren die Fichten hier ziemlich hoch und voller Moos, feinen Bach hinauf nach dem Tett: Bäume und Wir fuhren mit unfern Booten weiter einen — wo wir erdlic) dieſ lben auf das Sand zegen un? — — ſioͤen in Nordweſten eine halbe Meile, wo das Uebrige unſerer Reiſe beitändig zu Fuße, meiſtens gegen hohe Berge hinan, thin maiſee. mußten. Das eiſte Gefilde, woruͤber mir giengen, war abgebrannt, faft überall * — ſandich⸗ \ Ehren: ie Hefe durch Weſtnordiand ſandichtes Erdreich mit Steinen vermenget. Darnach kamen wir in einen Fichtenwald, malm. 1741. der aber nur kleines Gehoͤlz hatte und ungefaͤhr anderthalb Meilen gegen Nordweſten —. ben, Berg hinan gieng . Wir thaten an den Fichten feinen Berfuch, wie es mit ihrem Wachsthume beſchaffen wäre; fie fahen aber frifch genug aus. Die Aeſte waren meh⸗ rentheils horizontal gewachſen und die Stämme felbft weder fo hoch, noch fo dick, als um Afele, auch nicht fo fpigig gegen den Gipfel, als am Schwanenberge. Taͤnnen wuchfen hier nicht, außer einigen Elrinen efenden Sträuchen? ter Birken und Efpen „aber wurden mehr, je weniger Hügel und mehr Moräfte da waren; jeboch waren fie allezeit niedrig, voller Nefte und duͤnn. Die Birkens ſchienen von zweyerley Art zu ſeyn. Die, eine hatte. Feine Blaͤtter, wie anderes Birfenlaub an Geſtalt; bie andere “hatte größere, Diefere, krauſere und gleichſam fettere Blätter, die faft wie eine Mi: 7 Myr Nie, telgattung zwiſchen Birken und Stachelbeerenlaube aus ſahen . Wir fanden aud) hier "und da einen Hagedornbuſch: es hatte aber Feiner dieß Jahr Beeren. Sa den Moräften wuchs ein Gebuͤſch, welches man Lhrſtauden (Myr⸗Ris) nannte. Es beſtund aus geraden Ruthen ohne Zweige, Das Holz daran war feft, die Rinde bey-der Wurzel grau, als.an einer Weide, gegen die Spiße bräuner, als on jungen Birken , die Blätter dicht am Holze, wie Eleine runde Kleeblätter geſtal⸗ tet, und allemal drey und drey behſammen. — Das Erdreich im Walde war theils felſicht, meiſt Steingrund mie Mooſe bez wachſen, und wo die Grunderde hervorſchien, da war ſolche mehrentheils ein feiner brauner Sand. Die Erde unter den Moraͤſten im Walde war gleichfalls Sand, wor⸗ „auf ſich von dem verfaulten Moofe eine fhwarze Erde geſammlet Hatte, bie an eint- gen Orten nur eine Vierthel Elle tief, an andern zwo Ellen und noch wohl tiefer war; ‚denn wir Fonnten wegen der unglaublichen Menge obgedachter Mücken nicht allenthalben eine Unferfuchung anftellen,. Diefe Inſecten find auf dem Gebirge häufiger, als in Afete, auch etwas anders befchaffen, indeni_der $eib und die Füße an „ihnen gelber und ihre Biffe giftiger find, Sie laſſen gemeiniglich einen Eleinen ſchwar⸗ zen Fleck nach ſich, woraus hernach eine Beule wird, Man kann ſich faft unmöglich vor ihnen verwahren, ‚und fie dringen auc) durch Florfappen, _ u. Am Ende des Fichtenwaldes Fam ein friſches grünes Feld auf fteinichtem Boden. „Wir fanden daſelbſt vielerley Grafer und Kräuter, die wir nicht kannten, und unter ‚andern. eine Menge Blätter, welche wie Lilia convallium ausfaßen, Die Wachhol⸗ | ‚berbüfche, die wir ebenfalls fahen, waren fehr niedrig, ohne Beeren, und Draun, als ‚ob. fie verbrannt geweſen. Gebirge rer, * Endlich kamen wir an den Fuß des Gebirges Boͤdfiaͤll und braucheten eine ganze Stunde, ehe wir den Gipfel erreicheten, den wir an dem Ende des Malgomai« fees fahen, wo er fid) in deu Wolken zu verlieren ſchien; und diefer Berg war doch der niebrigfte unfer feinen Geſchwiſtern. Fiaͤll heißen Hier Berge, die aus einer Menge großer und Feiner Steine beftchen, Selten find eg ganze Felfen und als— denn doch ſo zerborften, daß man fie nice anders, als Steinhaufen anfehen kann. Zuweilen find fie bloß, meiſtentheils aber mit etwas Erde oder Moofe bedecket. Roͤdfiaͤll drehet ſich als ein halber Mond gegen Norden um den Ser Rsdfis herum. Das tand dazmwifchen ift fett, mit Eleinen Birken, Weiden, Modrftauden und Graſe bewachſen. Der Boden an der oberften Seite iſt ein feiner weiffer Sand , an det | Br unter nach der Lappmark Aſele. N ehm. Wofern nicht die vielen Direlfen, welche hieraus Ehren⸗ dem Berge entſpriggen, Das Wachsthum des Berraides im Fruͤhlinge hinderten und malm. 1741. im Sommer Nadirfröfte berurſacheten, fs würde diefes Land viele Leute ernähren —⸗ koͤnnen. Es ſchien das beſte zu ſeyn, mas wir in der ganzen Gegend geſehen hatten; denn es war eine halbe Eile tirf reine ſchwarze Erde, wenig ſteinicht und das Feld Wie bie Mo⸗ ziemlich abhängig. | * Wir giengen weiter einen runden Berg vorbey, ber rund umher mit Steinen yäte um ven and Moraͤſten umgeben war. Ich zweifele nicht, daß diefe Moräfte, die bier nicht Bergen zu mir - filten find, gemüger werden fönnten, wenn fie auggedeichet und gedünget würden, Was ben. hoch liegt, koͤnnte zu Aeckern, und was niedrig liegt, zu Wieſen angebauet werden; denn die Lappen berichteten, daß auf der norwegiſchen Seite eben ſolche Gegenden anger bauet und zu ganzen Dorffhaften erwwachfen waren. Dieß Fönnte aud) hier geſchehen, wenn nur die Sappen anfiengen, ſich zum Aderbaue zu bequemen, oder die Leute auf den Cofonien ſich fo vermehreten, daß fie fih nad) und nad) bis hirher augbreiteten. Eine befondere Colonie aber dahin zu figen, fiheint mir wegen des Foftbaren Verla⸗ ges, der Dazu erfordert würde, nicht der Mühe werth zu ſeyn. Die Erbauung der Häufer an einem ſechs Meilen von dem Walde entlegenen Orte würde zu hoch Fommen, - da außerdem der zwey big drey jährige Vorſchuß zum Unterhalte und die mühfame Anfchaffung des Viehes, welchts man theils zu after, theils zu Lande dahinbringen ke zu ſchwer fallen würde. Ben allem dem fönnte ſich doch nod) fünftig Mangel an Brennholze eräugen, wenn ſich die Einwohner vermehreten, Käufer gebauet, aud) Brenn» und Zaunholz angefihaffee werden follte. Dir langfame Anwachs des Gchöl- zes würde alsdann denjenigen, ber. den Vorſchuß gethan hätte, ſeine angewandten Koſten billig bereuen laſſen, und ihm alle Hoffnung des Genuſſes für feine angewandte Muͤhe enehmen. Wir giengen noch zwo Meilen weiter nach dem Gebirge Ritfchewari, wo wir Witten im Auguſt mit einem Schritte von dem grünen Gefilde auf den Schuee treten konnten · und befanden, daß es daſelbſt ohne einige Koften gute Eiskeller gabs Hier ſchied die Geſellſchaft aus einander; einige giengen weiter gegen Norden über das Gen Birge, einige füdlicd) über den Höchften Theil eines großen Meraftlandes, Diefes Moraſtland erftrecferefich ungefähr zwo Meilen in der Runde gegen Süden zum Wer ften, harte viele große und kleine Hügel, und wor mit ganz duͤnnem Gebſche und Sch» tengehoͤlze bewachſen. Diejenigen von der Geſellſchaft, die uͤber das Gebirge giengen, erbucketen in Rordoſten zum Oſten das weſtliche Ende des Malgomaifers, ungefähr drey Meilen von Kitfhemari, die beyden Sen Lidfisar in Nordoften zum Norden Ausſicht der und einen Theil des Sees Kuͤltſio in Norden, durd welche noch der Fluß Angermann Seen und geht, wie auch weiter gegen Rordnordoſten den See WMatsfis, der ſich gleichfalls Berge. in den Malgomaiſee ergießt. Bis AIodſidar rechnet man viertehalb Meilen, bis Kult« fiö vier Meilen, und bis Marsfid auch ſo viel, Bon da zeigete fich Lyckſelefiaͤll in Nordoſten zwölf Meilen, bie MParofiall in Norbnordoften fünf Meilen , bis Fiald⸗ fiäfl in Norden zwölf Meilen, bis Bisrkfiäll in Nordweſten zum Norden neun Meis ien, bis Arnaͤsfill In Nordroeften zwölf Meilen, bis zum norwegiſchen Gebirge in Weſten zum Norden zwanzig Meilen, bis ——— in Weſtſuͤdweſten acht Allgem.Reiſebeſchr. X Band. DS E Meilen, unferften ein weiſſer lockerer & ⸗ 618 Reife durch Weſtnordland Ehren: Meilen, bis Temtelandsfiälf in Suͤdweſten zum Suͤden zwölf Meilen, bis Block⸗ walm. 1741. fiaͤll in Suͤdoſten vier Meilen, bis Arkſis in Südoften vierzehn Meilen, Es wa⸗ in ven noch viche Gebirge mehr zu fehen, die alle mit Schnee bedecket, theits aber niedriger, als die jest genannten, theils auch ohne Namen waren: Es darf niemanden unglaublich oder unmöglich vorfommen, dag man hier zwölf, zwanzig und mehr Meilen weit und alfa weiter, als auf der See, fehen Fann, wenn man bedenfet, wie die frummen Wege _ "über hohe Berge und tiefe Thäler die Meilenzahl größer machen, als fie in gerader Sinie iſt; wie viel dieſer Horijont hoͤher iſt, als die See. Man darfinur nachrechnen, wie viel Meilen Kitſchewari von Hernoͤſand liegt, wie wir nicht nur den Strom hinauf in den fo genannten Sehlen, die dod) an dem fünfichen Ende um ein merflicheg niedri: ger find, als an den nordlichen, fondern aud) über Stromfchäffe und endlich über hohe und jaͤhe Wafferfälle, gegangen find, ſo wird man leicht zugeftehen, daß der Fuß des Roͤdfiaͤlls eine Bierthelmeile oder fünfhundere Ellen höher lirge, als Hernds fand. Setzet man nun hinzu, daß ein fFarfer Sußgänger eine gute Stunde von dem Buße eines jeden Berges big zu deſſen Gipfel zu geben hat; wie foldyes bey dem Kits fhewari geſchah; und daß von dem Fuße des Roͤdfiaͤlls drey ſolche Abfüge, und die genannten Berge vieleicht noch hoͤher ſind; wie auch, daß man auf der See von einem ſechzig Fuß Hohen Maſte eine bis zwo Meilen weiter, als von dem Schiffe ſelbſt, ſehen kann; ſo wird es einem nicht unglaublich fallen, daß man auf dem Gebirge zwanzig Meilen weit von der Spitze des einen Berges bis zu dem andern ſehen koͤnne. Außer - biefen Bergen ſah man in der Gegend von Kitſchewari und dem Marsberge zwiſchen den Seen Hügel mitdünnem Fichtengehölze, die vermuthlich gleiches Erdreich mit den ‚andern fo bewachfenen Higeln hatten. Bey Kitſchewari kamen wir, auf dem Schwanenberge, der ein Theil’ diefes Ger birges ift, in eine Lappenhuͤtte, wo wir unfer Öezelt aufſchlugen. Der nordliche Weg war noch eine Meile weiter, als der füdliche, und mit viel mehr. Schnee bededer, Veſchaffenheit Diefe Berge haben feinen zufimmenhängenden Rücken , fondern lirgen an einander wie der Gebirge Tarınkügel, Eben das Farn man auch von den Bergen in den Moraſtlaͤndern fagen, und ic) finde feinen Unterſchied unter beyden ‚ als die, Höhe nebft den daraus entjte- henden Beränderungen. Beyde haben eineiliy Grund und Boden, eine Menge Quel- len und darunter folche, die ſtark genug fließen, eine Muͤhle zu treiben ; ferner,in ihren Thaͤlern Eleine Scen oder große Suͤmpfe und Moräfte, woraus ziemlich ſtarke Bäche in die niedrigen Seen fliegen. Auf dem. Gebirge liegt allezeit Schnee in den Fels⸗ loͤchern, welche die Einwohner in Afele Grubbar nennen. Hieraus folget, daß — an allen dieſen Bergen und zuweilen bis zum hoͤchſten Gipfel hinan Quelladern zu ſeyn ſcheinen. Man ſoute daher ſchließen, Daß einige, wo nicht alle, dieſer Quellen, ihren Urfprung von dem gefcymelzenen Schnee. und dem davon zwiſchen dem Sande und den Steinen in den Bergen aufochelt nen Waffer haber. Denn man hat an verſchie⸗ denen Orten gefunden, wie dag Waſſer, welches zuvor in Bächen von tem Berge herr abgeronnen, ‚an niedrigen Dertern zwifchen den Steinen fiinen Urſprung aus einem Felsloche genommen, welches jetzt fo weht, als das. Felsloch felbft ,. ausgetrocknet war, Ich habe an einigen Drten zwiſchen den Kiefelfteinen auf dem großen Gibirge etliche Hände voll ſchwarzer Erde gefunden, wovon ic) aber die Urfache richt — Sag * ann, J nach der Lappmark Aſele. 69 — kann, wofern nicht der haͤufig fallende Schnee ſoſche mit ſich bringt, und, Indem er fi) Ehren⸗ durch den Sand zieht, hinterfichläßt. Der Sand iſt Hier weiß und ganz fein, jumelfen malm 1741. als ein Staub, und wird bey naffem Wetter fo hart, als ein Lehm. Die Steine ae bem Gebirge find mehrentheils Sanöftein : doch find diejenigen, welche frey liegen, don Wind und Werter fo hart geworden, daß fie faſt mie Riefelfteine find. Man finde auch welche, dem Anfehen nad) wie Kalkſtein, aber eben’fo hart, wie die andern; verfhiedene, Die wie Hlarer Mabafter ausſehen, aber Härter als Kiefelfteine, doc ohne Kiefer, id, eine Art von Blutſteine, ſchwaͤrzen und grauen Schiefer , nebft vielen andern Arten, wovon einige dem Eiſenerze aͤhmich fehen, aber nur Kiefelund Quarze find, weiche man haufenweife zwiſchen dem Sandftrine antrifft, Auf dem hohen Gebirge waͤchſt fein Holz, auf den niedrigen Bergen aber und‘ in den Thaͤlern wachfen hin und wieder Fichtenbäume, wovon wir den größten und beften abhauen fießen, Er war nad) den Ringeln zweyhundere und fehs und vierzig Johr alt, und nur ſechzehn Ellen lang. Im Durchſchaitte bey der Wurzel hielt er nad) dem geometriſchen Maaßſtabe ein tauſend acht hundert und funfzig Theile , oder neun und ein Vierthel geometrifche Zoll. Die Aefte waren gleichſam gegen Süden gedrehet, und zur Erde nieder gebeuget, welches vermuthlich von dem flarfen Schnee verurladhet worden, den der Nordwind mie ſich gefuͤhret hatte. Diefer Baum war gegen den Gipfel fpigig und fein Holz ganz (oder; das Erdreich aber, worinnen er gewach · ‚fe wat, Sand. Außerdem fah man auch niedrige und knotichte Birken und Efpen, welche geme iniglich verdorren oder von Der Kälte verderbet werden, wenn fie über neun Ellen: hoch gewachſen find. vr: * Maun bekoͤmmt hier auch einige braune Wacholderbuͤſche und Weidenſtauden zu ſehen, an welchen letztern ein mercklicher Unterſchied des Geſchlechtes iſt. Das Maͤnn⸗ chen hat grüne, glatte, glaͤnzende, das Welbchen aber graue und rauhe Blaͤtter. Menn die Rinde von dem Männchen mit einem Meffer abgefehabet wird, fo ſieht fie wie gefehabete $einmand aus. Die fappen brauchen ſolche, anftatt der Windeln, unter ihre Kinder in die Wiegen zu legen, die Schuhe aus zu fülfen, wenn fie zu weit find, u. f. w. Die Rinde des Weibchens aber ift zu hart und fpröde dazu. Bo fie beys ſammen ftunden, da fah man auf dem Weibchen Samen: wo fie aber vermifcher waren, traf man feinen an. Ob fie gleich fehe niedrig find, und gleihfam zur Erde nieder gedruckt liegen, fo machfen und befamen fie ſich doch fo gut, daß ich faft glaube, ihr rechtes Vaterland fey auf dem Gebirge. Denn in den füdlichen Laͤndern wird man jest felten finden, daß die Weiden reifen Samen haben; und an bem ganzen Fluſſe Angerman wachfen dieſe Weiden häufig an denen Orten, mo er das Sand uͤberſchwem⸗ mer, felten aber an andern. Hieraus iſt zu ſchließen, daß das Waſſer nach gerade den Samen mit fi führe. > Das Erdreich auf den Hügeln, wo bie Fichten wachſen, iſt mehrentheils fandig, und zuweilen ſieht man ganz dünne ſchwarze Erde zwiſchen den Steinen. An den ſuͤdlichen Seiten findet man auch etwas Gras, Doc) je weiter hinunter, deſto beffer,. infonderheit vielen wilden. Saurampf und andere Kräuter, welche die Sappen zur Speiſe gebrauchen, zerhacken, und in ihre Nennthiermild) thun, wenn fie folche kochen. Na Bon 620, | "Reife durch Weſtnordland Ehren⸗ Von den Spitzen der Berge und ihren Quellen ſtieg bey hellem Wetter" ein ſolcher meln 1731. Nebel auf, daß man die Sonne, wenn fie über den Horizont kam, nicht fehen Fonnte, und fie auch ſelbſt in den Mittagsftunden nicht ganz durchzudringen vermochte, wiewohldie Luft lee neiteines Tages gefhwül warm war. Dieſer Mebel verwandelte fich hernach fichtbarer ben. 7 Weiſe in Wolken, Bey dunfelm Wetter und Regen aber zog der Nebel niedriger, als auf die Hälfte des Berges, morunter wir bey zwoen Hütten eines Lappen unfer Lager hatten und denfelben ziemlich nahe waren. Gleichwohl gleng einer von-uns.die ganze Nacht in diefem Nebelgewölbe, ohne daß er ſich herausfinden oder nur zwo Ellen weit vor ſich ſehen konnte; ja, er fonnte nicht einmal das Feuer ſehen, welches wir zum Zeichen fuͤr ihn angezuͤndet hatten: er wurde aber doch nicht von den Wolken weg⸗ gefuͤhret, wie die alte Rede iſt. Bey ſolchem dunkeln Wetter war es hier ſo kalt, als es in Etofholm zu Anfange des Weinmonates iſt, wozu der Nordiwind inſonderheit viel beytrug. — Die nachſte Bergſpitze ſchien uns ſehr nahe und die darauf. gehenden Rennthiere —8 he der⸗ ganz klein zu ſeyn, fo daß wir Die ganze Heerde von ſechzig Srüden kaum fehen konnten. Weil wir nun Feine geometriſche Inſtrumente bey ung hatten, fo gieng ic) auf den Berg und. der Baron Cederhielm blieb unten, um nad) dem Klange und durch das Gehör von der Weite zu urtheilen. Die Enrfernung mit Schritten ab zu meſſen, war ganz unmöglich, weil der Berg gar zu hoͤckericht war. Nach) dem Gen höre zu urtheilen war fie ungefähr fechs bis fieben hundert Ellen. Hätten wir nad) dem Öefichte geurtheilet, wie nahe der Berg bey unferm Gezelte zu liegen gefchienem, fo wären es fuͤnf hundert geweſen; von dem Örzelte hingegen nad) dem Berge zu ſehen, etwan zwölf bis vierzehn Ellen. Die Urfache diefes Unterſchiedes mögen die Natur⸗ forfcher unterſuchen, desgleichen woher es komme, daß diejenigen, welche diefer Him⸗ melsgegend nicht gewohnt find, von ungewoͤhnlichem Durfte geplager werben, da doch das Waſſer befonders Elar und ohne Geſchmack ift, auch durſtloͤſchende Theilchen bey — ſiich haben ſollte, da es von geſchmolzenem Schnee iommet. — Dieſe ganze Gegend von dem See Malgomal an, ſollte ein Theil des Gefildes >, feyn, welches der. Baron Cederhielm an zu bauengedachte, - Weil er folches aber von ganz anderer Befchaffenheit befand, als ihm war berichter worden, und wir auch von der uͤbrigen Art des Landes und der ſchlechten Wahrſcheinlichkeit, daß es zum Ackerbaue koͤnne gebrauchet werden, Nachricht eingezogen hatten: fo reifeten mir eben den Weg. wieder zurück, nachdem wir drey Tage vergebens auf helles Wetter gemartet- hatten, In diefer ganzen Zeit fahen wir, wigen des beftändigen Mebels, der von diefen mit Schnee bedeckten Bergen aufftieg und ſie umgab, weder einen Stern nod) auch die. Mittagesfonne ,. vielweniger deren Auf-und Untergang. rg Nachdem id) alfo die Beſchaffenheit des Landes vorgefteller babe, ſo will ich aud) in der ten und Ger Kürze etivas von der Jebensart feiner Einwohner, der Sappen , gedenken, Dieß find Bräuche der $eute, deren clendes und fchlechtes $eben ein allgemeines Mitleiden erwecken muß. Sie Lappen, haben gleiche Vorzüge mit andern Menſchen an Leibe und Gemuͤthe, wiffen aber ſolche, vornehmlich die legtern, nicht zu ihrem wahren Beften zu gebrauchen, Eine falfche Einbildung von dem Vergnügen, welches eine faule Freyheit giebt, eine große Unwiſ— 3 ſenheit und eine ſchlechte Erziehung verurfachen, daß ihre Begriffe von der ln — digkeit u —— nach der Lappmark Aſele. B3E 5 digkeit einer vernänftigern bürgerlichen Geſellſchaft, als ihre jeßige, nicht ftärker wer». gehren⸗ den, und fie daher lieber in ihrem Elende bleiben, als ſich felbft heraus helfen melten, malm.174L.- f Diefe Leute find mehrentheils bräunlic), Die Mamsperfonen lang, grob von fies · | bern und ftarf. Sie haben dicke undlange Haare, Eleine Stirnen und Geſichter, we— nig Bart, breite Bruſt und Schultern, einen ſchmalen Leib und insgemein krumme Beine. Sie ſind geſchmeidig und ſcheinen ſchwere Arbeiten aushalten zu fönnen, In⸗ ſonderheit find fie gute Fußgänger, und achten weder Hunger noch Bloͤße, weder, Kälte noch) ungeftümes Wetter; dabey find-fie ſehr geil, aber doch nicht laſterhaft. Die Weibesperſonen hingegen find fd wach von Gliedmaßen, klein gemachfen, fehr faul, aber der Geilheit eben fo ſehr ergeben. Sie haben dünne Haare, Elsine Geſich⸗ ter, und female Sberleiber. Sie find vielfältigen Schwachheiten unterworfen, und koͤnnen über die geringfien Zufälle etliche mal des Tages in Soͤnmacht fallen. Das einzige, worinnen man dieſes Volk vor andern glüdlich ſchaͤtzen Fann, ift, daß es von den verſchiebenen und vielerley Moden in der Kleidung vichis weis. Sie behaup⸗ ten, daß fie, vornehmlich die Weiber, noch etwas von der Tracht ihrer aͤlt ſten Vor— fahren beybebaltenz und ich muß. ihnen glauben, da ihre Sitten und ihre Sage eine ) als Eönnten fie ihre Ahnen von den. Kindern Iſrael und vieleicht Aehnlichkeit haben, als konnten von den zehn abtrünnigen Staͤmmen herrechnen. Der sappe brauchet nicht zu ſpinnen, noch ‚einen Pfennig für Leinewand aus Zu geben , deren er niche nötbig hat. Auf dem Kopfe frägt er eine Muͤtze von Dem gro⸗ ben Tuche Walmar, woran ber-größfe Zierrath iſt, mern die Naͤhte derſelben mit andern Tuche befeget ind. Dicht auf dem Leibe hat er cin Bruſttuch von Walmar, und darüber eindergleid, en Wammes mit langen Aermeln und einem Gebräme von Tuch)» — ſtreifen, welche blau oder roth ſind, wenn es recht vornehm ausſehen ſoll. Es iſt weit — um den Hals und vor der Bruſt aufgeſchnitten, ſo daß ſie mit beyden, Winter und Sommer, allezeit bloß gehen, Die Reichen haben auch noch ein Keyertagesmammes, welches: aber eben fo gemacht iſt. Sie trägen alle einen Gürtel um den Leib, der nach. - eines jeden Vermögen, entweder ungeſtickt oder mie Zinne gefticft und mit vielem klei⸗ nen Geſchmeide beſehet iſt. Dieß beſteht in ſilbernen und meffingenen Platten, Rin⸗ gen und was man fonjt glängendes befommen kann; wie fie. Denn hauptſaͤchlich bafür forgen, daß ihre Gürtel zierlich und ſchoͤn feyn mögen; und es hängen verfchiedene Franſen, Hinge, Beutel, Meſſer u. d. g. daran. Ueber dem Bruſtlatze fragen fie des Sommers bey garſtigem Wett r einen alten abgeſchabeten Pelz, der vor der Bruſt offen, weiter hinunter aber zugenehet iſt. Im Winter haben ſie einen waͤrmern Pelz, und wenn es fehr kalt ift, Darunter auch noch ihr Wammes. Sie haben alsdam auch eine Pelzmuͤtze, welche Kopf und Hals bedecket. Zu Hoſen und Str. N welche in einem Stücke zufammen hängen, bedienen fie ſich gegerbter Rennthierfelle. Diejeo nigen, welche in den Gehoͤlzen wohnen, haben Schuhe von Birkenrinden, die aber nur deg Sommers gebraucher werden; und die auf den.Gebirgen haben im Winter Schuhe von Rennthierleder, mie der Nordländer ihre gemacht , wozu doch bie Wohl⸗ habenden Sohlleder von den Coloniſten oder Kaufleuten kaufen. Die Kleidung der Weiber iſt der Männer ihrer faſt glei, nut daß ihre Waͤmmſer länger find und bis auf die Knie geben, da fie bey den Maͤnnern hingegen nur die SIRER LE FEN: halben, Ehren, malm. 1741. a 622 Reife durch Weſtnordland halben Senden bedecken. Roͤcke fragen fie ſelten, wenigſtens die Weiber auf dem Ge⸗ birge. Die Bruft iſt allezeit bloß, und auf dem Kopfe haben fie eine platte und runde Muͤtze von zweyen zufammen geneheten Stüden Walnar, deren oberſtes ganz, in dem unterften aber ein eingefaßtes Loch vor dem Kopfe iſt. Darunter tragen fie eine von Tuche oder Walmar, woran’ Art von Stienbändern, wie ein breites Haarband, unten, anſtatt der Spigen, cin breites Band von zuſammen genehecen Tuchleiften gehef⸗ tet und gemeiniglich mit Zinne geſticket iſt. Zu Haufe bedienen fie ſich auch) einer Art ſpitziger Muͤtzen. Uebrigens find ihre Kleider wie die Mannskleider, außer daß fie am. Sale derfelben, wie auf den Guͤrteln, Eleine filberne Platten Haben, deren einige mit allerhand Figuren ausgearbeitet, andere ganz platt find. Die Wohnungen der Sappen find eben fo ſchlecht, als ihre Kleider, und heißen bey ihnen Haͤtor, Kothen, welche auf dreyerley Arc gebauet werden, Die erfte ift, Laß man Stangen in die Kunde gegen einander aufrichter, unten weit und oben ſchmal, faſt in Geſtalt eines Zuckerhuthes, deſſen oberſte Spige abgeſchlagen iſt. Man bed cket ſie mit Fichtenaͤſten oder Walmar, damit kein Regen hindurch dringen koͤnne. Zum Fußboden werden Birken oder Fichtenzweige gebrauchet. An Start des Feuer heerdes leget man mitten in der Korhe Fleine plarte Steine in bie Runde bin, worauf das Holz geleget wird. Won einem Rauchfange oder einer Feuermäuer wiffen fie nichts, fondern der Rauch ziehe durch ein Soch hinaus, welches fie bey Zufammenfe« gung der Stangen: offen gelaffen haben, und dag ihnen gleichfalls zum Fenfter Diener, Sollte die Kothe dadurch nicht fattfam erleuchtet werden, fo find die Wände ſchon durch» fichtig genug, daß fie eben nicht befürchten dürfen, fie würden darinnen nicht fehen Eönnen, Die Thüre iſt ein vierecki htes Stuͤck Walmar, unten breiter, als oben, und beſteht aus vier zufammen gefchlagenen Hölgern mie Walmar bedeckt, weldyes an vier daran geſchlagenen Queerhoͤlzern befeftiget wird. Ste ift fo enge, daß man faum an ders, als auf die Seite, ſich durch ſolche hinein klemmen kann. - Die zweyte Art diefer Kothen ift fo wohl der inwendigen Einrichtung, als der übrigen Befchaffenheit nad) , der erftern in allen Stücken gleich. Nur ift die Geſtalt mehr länglicht, als rund, Sie ruhet auf vier Grundpfählen, die oben etwas krumm find und mit einem hölzernen Rahmen, als ein länglichtes Viereck, zufammen gefüger wirden, worauf Denn die Kothe, nach der erftern Are, mie Fichtenäften oder Wal- mar gedecfee wird. Die dritte Ark, diefe Kothen zu bauen, ift bie befte und bequemfte ‚ wird auch‘ von den meiften Jappen gebrauchet, die auf gutem Wege find, ihre Sitten zu vers beſſern. Es hat ſich auch eine jede Haushaltung dergleichen Rothe bey der Kirche Aſele erbauet, worinnen fie, wegen des weiten Weges dahin, die Feyertage über verbleibt, Eine ſolche Kothe beſteht aus vier tagen Zimmerholz unten an der Erde sebauet, wie andere Käufer in Schweden. Jedes Scuͤck Hel; ift fünf Ellen fang, auf welchen’. her aach eine ordentliche Rothe, jedoch von dauerhaftern Stangen aufgerichtet und mie Birkenrinde und Rafen bedecket wird, fo hoch, daß ein Menſch unter der Spitze der Daches aufrechts in der Kothe ſtehen kann. Die Tpüre iſt klein und von Brettern, das Ge⸗— baͤude ohne Fenſter, die Feuerſtätte, wie in den vorigen, und ein kleines Rauchloch in dem Dache. Die — — —— — RE nach der Lappmark Aller = : 623 ; Ehren⸗ Die Lappen wiſſen von keinen andern Betten oder Stühlen, als dem Fußboden, d. i. die Erde mit Fichtenreiſiche bedecket. Zum Unterbette brauchen fir Rennthier— en bäute und zu Decken Walmar; wiewohl fie fi auch mit ihren Kleidern joder Pelzen bevecien. Sie liegen ganz nackend, Maͤnner und Weiber, Verheurathete und Unver- beurathete, Große und Kleine, unter einander, ; Ihr Hausgeräch beſteht mehrentheils aus meſſingenen und kupſernen, ſelten eiſernen Toͤpfen, hoͤlzernen Schuͤſſeln und Loͤffeln, wovon ein- jeder ſeine eigenen bat, Es ift eine große Bequemlichkeit für feure, die nicht länger, als höchftens drey Wo⸗ hen, an einem Orte bleiben, weil fie immer friſch Butter für ihre Rennthiere ſuchen müffen, daß, fie nicht viel Geräth mit ſich herum zu ſchleppen haben. Außer den obigen haben fie noch eine eiferne Kette mit — woran fie ihre Töpfe über das Feuer hängen, einige mie Eifin beſchlagene Kaften, Schlitten und Geſchirr für die Nennehiere, eine Flinte und ein Paar hölzerne Schrittſchuhe, Boote, Netze, u. d. 9. Ein Theil davon wird bloß im Sommer und der ‚andere im Winter ger brauche. Weil fie im Sommer ihre Wiaterzehrung ſammlen müffen, fo haben fie fid) an verſchiedenen Orten Borratdsfammern gemacht. — — Die Loppen ſind, in Anſehung ihres Aufenthaltes und ihrer Nahrung, zweyer⸗ ley, Waldloppen und Berglappen. Die erſten wohnen um Aſele, und werben deswe⸗ gen ſo genannt, weil ſie ſich in den Fichtenwäidern aufhalten, wo ihre Rennthiere das an den Fichten beſindliche Mooß freſſen. Die letztern haben ihren Aufenthalt im Sommer, wegen des Ungeziefers, auf dem Gebirge, wovon fig ihren Namen haben, im Winter aber ziehen fie nad) den Wäldern, wo es nicht fo rauh und fale ift. Der Waldlappe hat feine meifte Nahrung von der Fifcyerey, und das. ift die einzige Ar— beit, die er thut. Sie wird ihm auch durch die vielen und mancherley Fifche in den lappländifchen Seen und dem Fluſſe Angerman reichlich belohnet. Diefe Fiſche find zwar nicht fo groß, als an andern Orten, aber viel beffer und fetter. Ich weis nicht, 06. ich folches dem reinen Waffer oder den vielen Seen und_fifchreichen Gewäffern, die ein Lappe nicht alle Jahre fiſchen Fann, oder dem langen Winter zuſchreiben foll, da die Fifche felten in ihrer Lalchzeit geftöhret werden. , Die gewoͤhnlichen Fiſchergeraͤthe allhier find von Netzen, erftlich die Reuſen (Aykise), die fie vor den Auslauf der Bäche legen; zweytens Legnetze von viererieh Gattung, die nad) den verfchiedenen Arten von Fifchengenannt werden und große oder kleine Maſchen haben ; und drittens Stangennetze und Winternege, von denen id) an⸗ gemerket, daß ihre Stangen etwas länger aber viel duͤnner find , als die man um Stockholm gebrauchet; welches den Mangel an Leuten bey dem Fiſchen erfißen ſoll. Einige von diefen Fiſchen werden frifch gefocht,. welche fie. ohne Brod eſſen, wei fie davon nichts wiſſen; andere werden gedörret, wovon fie dem, Winter über leben; und was fie alsdann noch übrig behalten, verfaufen fie, ihre Schatzung zu bezahlen, Die Waldlappen ſchießen auch im Frühlinge eine Menge Voͤgel, die fie weder kochen nod) braten, fondern nur im ‚Schatten dörren, nachdem fie ſolche gerupfet haben, Sc) Habe vergleichen gedörvetes Vogelfleiſch gegeffen und kann verfichern, daß es ſehe gut ſchmecket. = Dieſe 3. = Reife durch Weſtnordland Ehren· Di ſſe Lappen ſchießen auch Baͤre, deren Lager fie im Herbſte aufſuchen. Sie malm.741. jogerigm darauf im Winter auf ihren Schrittſchuhen nach; da fie ihm denn erſt mie ter Flinte einen Schuß geben, und wenn er nich gleich davog flirbe, ihn hernach mie Spießen umbringen; oder fie laſſen felbft erſt im Winter von ihren darauf abgerichter ten Hunden fein Sager austtöbern., Es mager ſich oft ein einziger Menſch auf diefe Art an einen Bären, der felten feinen Händen entgeht. "Das Fell verkaufen fie und Das Fleiſch Diener ihnen zur Spelfe, Das Gerippe wird zufammen gefeget und, Ente "weder auf dazu erbaueten Bühnen, ader auf ben Höhen aufgeftellet, Will der Waldlappe alfo feine meifte Nahrung von der Fiſcherey hat, ſo haͤlt er wenig und nur fo viele Renuthiere, daß er feine nothbürftige Mitch davon haben Fann., Ein Berglappe von mittelmäßigem Vermögen hingegen unterhält wohl funfzig big zweyhundert Rennthiere, wovon er fine meiſte Mahrung hat, welche in Milch, Käfe, Fleiſche, Häuten und dergleichen beſteht. Die Mitch ver Nernthiere ſchme⸗ fer nicht übel, fondern ift fo fett, daß, wenn man ein Mößel von dieſer Mildy- mit drey Noͤßel Waſſer vermiſchet, ſie doch noch ſo fett, als gute Kuhmilch, iſt. Sie Hält ſich lange, ehe fie ſauer wird, und mir hatten welche über dreymal vier und zwanzig Stunden. in einer Flaſche, die ſich noch kochen ließ. Eine Rennkuh giebt, ‚wie alles andere Vieh, im Sommer mehr Milch, als im Winter, jedes mal aber hoͤchſtens ein Noͤßel. Wenn die Reunkuͤhe gemolken werden, fo treibt man fie auf bie Weide und nimme den Kälbern den Maulforb oder.einen Riemen mit Stadyeln ab, bis zu Mitcage, Alsdann werden fie nach Haufe in die Hürden und um fünf Uhr unge: fähr wieder ausgetricben, bis es finfter wird, da man fie denn neben der Huͤtte an ihren Ort ftellet und den Kälbern ben Maulrirmen anleget, damit fie nicht die Mitch ausfangen, welche der Sappe zu feiner Nahrung haben will. Sie ſind gewohnt, auf ihren $agerplägen fo ſtill zu ſtehen, daß kaum einiges Gehege um ſie noͤthig iſt; und ſie gehen nicht eher von dannen, als bis ihre Hirtenhunde voran gehen, und ein Ochs oder eine Kuh mit einer Schelle am Haͤlſe, dergleichen bey einer Heerbe viele find, hinausgefuͤhret wird. Alsdann aber laufen und fpringen fie defto muthwilliger herum, ft der Sommer fehr heiß , fo ‚werden fie des Nachts geweidet, ausgenommen um Mitternacht; und fie ſtehen fill, wenn der Tag amheißeiten iſt, da man ein Feuer um fie machet, fie vor den Mücken zu ‚bewahren. ER Gedoͤrrete Ein Theil ver Milh wird glei) aufgekochet; das Uebrige in Rennthierblafen Mich. und große Därme gefüllet, die darauf zugeneher und einige Tage in ihren Rauchio- chern aufgehängt, hernach aber im Schatten getrocknet werden, bis die Milch Hart wird und In der Vorrathskammer bis auf den Winter verwahret werden kann, daman fie mit Waffer aufkochet und ißt. * — Im Sommer machen die Lappen auch Kaͤſe von dieſer Mitch, die fie an der Sonne ’ crocknen und bis auf den Winter verwahren, da fie folde, wenn fie feine Milch haben, : in Feine Stücke zerfehneiden und mit Waffer aufkochen. Es ſchmecket folches niche übel und laͤßt ſich ſchon eſſen, wiewohl es eine harte Speife if, und man deren erft gewohnet werden muß. En Be - Das Fleiſch diefer Thiere ige man theils frifch gefoche, theils wird gs an der sufe und im - Schatten gedoͤrret. — ae Sonſt : nach der Lappnarf Aſele. 2625 Sonſt hat der Berglappe auch feinen Unterhalt von benen Fifchen, die er inden _ Ehren⸗ auf den Gebirgen gelegenen Seen fängt; und wovon er einen Theil zur Winterkoſt dörret, malm 174T, Soft er fi die Müpe giebt, mit feinem Fiſchergeraͤthe aus zu gehen, fo ann er allezeit — verſichert feyn, daß er nicht nur die obgedachten Arten von Fiſchen, ſondern viele an⸗ dere mit ſich zurück bringen werde. Unter denſelben befinot ſich der Rothfiſch, wel- Beſchreibun cher nicht aller Orten bekannt und von andern diefes Namens unterfchieden iſt; Daher bes Rothſie ich ihn Hier befchreiben will. ſches. Er wurde in unſerer Gegenwart aus dem Waſſer gezogen, und war anderthalb — Bierthel Elle lang, wiewohl es aud) einige geben foll, die über «ine Elle lang find. Er iſt einer Forelle an Geftalt nicht. ungleid). Der Farbe nach iſt er an jeder Seite in dier Theile getheilet, und zwar vermittelft zweener kreuzweiſe gezogener ſehr kenntlicher dunkeler Streifen, deren der eine laͤngſt auf dem Fiſche an den Ruͤckgraͤten, von ber Deffnung am Kopfe bis mitten auf den Schwanz hinunter gebt und aus dunkel⸗ gruͤnen dicht an einander geſetzten Puͤnktchen beſteht. Der andere Streif geht queer über, von dem Wordertheile der auf dem Rüden befindlichen Floßfeder bis an den Baud) z und iſt die Farbe unfer dem Bauche ‚ganz eitronengelb. Etwas vorwärts an diefem Streife iſt ein anderer queer über, ber nicht nur Fürger, ſondern auch ver Farbe nach ſchwaͤcher iſt. Die Farbe des Fiſches auf dem Rücken iſt wie an einem Fleis nen marmorirten Barfche, und ber Bauch hat eine. blaffe Feuerfarbe. Es verändern ſich aber diefe Farben nad) denen vier Theilen welche die erwähnten beyben Striche machen , dergeſtalt, daß der Vordertheil des Ruͤckens dunfeler ift, als der Hintertheil. ‚An dem: Fifche, den wir befamen, war an ber rechten Seite in der zweyten Abthei⸗ sung eindunfeler Fleck, ungefähr über ein Drittheil von felbigem Viertheile; undauf - der linken Seite indem erften Biertheile ein anderer dergleichen Fleck queer uͤber miteinem krummen Seriche. Das dritte Biertheil am Kopfe war der Farbe nad) der Farbe des Ruͤckens gleich, aber. immer heller. bis an die Floßfedern, wo es.nad) gerade um den Mabel aus einer blaffen Feuerfarbe ganz weißgelb ward; und zwar heller gegen ven Hals, rörher nach dem Hintertpeile, Das legte Viertheil geht von dem zweyten Viercheile nach dem Bauche hinunter am allerhellſten, von dem zweyten Viertheile zu dem Unterbauche uͤber das Zeugungsglied ungefaͤhr feuerfarbicht, aber unter dem Zen -⸗· gungsglied einer Forelle ganz gleich. Es hat auch dieſer Fiſch, wie ſie, dunkelbraune Flecke auf der Haut, ein und vierzig an der rechten Seite und; drey und vierzig an der nken, "Sein Kopf iſt ihrem ebenfalls an Maule, Lefzen, Schnauze, Stirne, Zaͤh⸗ nen uͤnd Zunge gleich: die. Augen aber-find etwas größer, und figen höher hinauf. Das Wordersheil der Kiefen ift Fürger und das Hintertheil laͤnger, als an einer Forelle. ‚Diefer ift an Farbe etwas heller, als-bey den Barfchen, und hat auf jeder. Seite eilf Gelenke: jener aber hat beren völlige Farbe. Die Schnauze iſt ganz dunkelgrün und die tefzen ſind ſteif. Der Gaumen pat eine Farbe wie Rinderblut, und iſt in vier Stüce ger theilt, deren jedes mit zwanzig Zähnen, Das erfte aber mit zwey und zwanzig verſehen iſt. Die Floßfedern veraͤndern die Farbe, wie der Fiſch ſelbſt, aus dunkeler Barſchenfarbe an dem Dberrheile in Citronfarbe an dem Untertheile mit, vierzehn Gliedern an jeder, Die Ruͤckfeder iſt ganz dunkelgrün, der Kamm derfelben fpigig, mit zwölf Slisvern, wovon ſich das lehte nicht an ben Ruͤcken ſchließt, we halb ‚fo lang ift, als * J erſte. Allgem. Beifebefchr, X Band. f 626 Reiſe durch Weſtnordland Estren⸗erſte. Die Bauchſedern ſind vorn hellgelb, in der Mitte dunkelroth von ungewoͤhn · malm u741, licher Farbe und Hinten feuerfarbicht. Eine jede beſteht aus neun Gliedern, die hin, ar terfte Floßfeder aber aus gehn, welche fonft der Farbe nach ven Bauchfedern faft gleich, nur dunfeler und unreiter iſt. Die kleine rundliche Feder am Rücken beftcht aus Haut, vg wie die am Schwanze und gleiche der Ruͤckſeder an Farbe. - Der Schwanz ift fonft - 7,7 An der Mitte fürzer, als an den Enden, wie bey einem Hechte. . Dirfer Fiſch foll von Muͤcken leben, welche todt ins Waſſer fallen, So viel ift gewiß, daß mir bey einem Wafferfälle vier ganz fleine Fiſche um eine todte Mücke fireiten fahen: ob es aber eben felche Rothfiſche waren, kann ich nicht fagen. Er ward aufgefehnitten, und die Milch fo lang, als der ganze Bauch inwendig befunden. Sie war weiß mit rothen Streifen. Das Herz war flein und rothgelb mit einer grünen rörhlichen Wurzel, der Magen leer und verſchrumpfet, halb fo lang, als der Raum des Bauches mir feinem Maftvarme. Die Blafe beftund aus einer einzigen Kammer längft dem gongen Bauchraume. .· Die Leber war. ganz Flein und dreyeckicht. Galle fanden wir nicht: fie war aber vieleicht zerdrücker worden,» meildie Mild an dem einen Ende etwas gelblich ſchien. Der Bauch war nad) der Groͤße des Fiſches fehr klein. —— Außer der Speiſe, die der Lappe von Fiſchen hat, bereitet er ſich auch Eſſen aus grünen) Kräutern, als Haſenpappeln u. d. g. Die Weiber richten kein Efien zu, fondern die Männer, Sie haben nichts anders zu thun, als daß fie die Rinder war: ten und mit den Männern die Nennthiere hüten, welches beybes Feine große Mühe und Sorge erfordert, Denn die Rennthiere werden nur auf die Berge getrieben, wo fie von dem dafelbft wachfenden Mooße fo viel freffen, als fie mögen, ohne weit umher zu laufen. * Man wird hieraus ſchließen koͤnnen, daß ſich der Berglappe und der Waldlappe faſt auf einerley Art naͤhren, und daß dieſer nur ſeine meiſte Koſt von Fiſchen, jener aber von den Rennthieren hat. or ee Nothwendig „ Ddgleic) der Waldlappe am nächften bey dem bewohnten Sande ift und alſo feine feit de Brann⸗ Waaren nicht fo weit zum Werfaufe führen darf, als der Berglappe , ſo iſt er hoch —— bey” weit aͤrmer. Ich ſchreibe ſolches ihrer ſchaͤdlichen Liebe zum Braunteweine zu, welchen ppen. fie in den letzt verwichenen Jahren fehr theuer Haben bezahlen muͤſſen. Man erzählte ‚mir, es hätte ein Lappe biefen Sommer einen Reichsthaler für einen Schluck Brann⸗ tewein geboren, wenn er ſolchen hätte befommen koͤnnen. Die tappen haben felbft ihre übermäßige Neigung zu diefem Getränke, unter ihre größten Beſchwerlichkeiten gerechnet. Als wir ihnen vorftelleten, der em wäre 'gar Feine nothwendige Sache, fo antworteten fie uns: fie fönnten feine Weiber befommen, menn fie feinen Branntewein hätten. In der That geſchieht der erfte Antrag zur Heurarh mit einem Glaſe Brannteweine in der Hand. Man bringt ſolches nicht nur den Aeltern and Ans verwandten, fondern auch der Braut felbft zu, welche ſich denn bey’ der Freudeteich, ter zu dem Begehren des Freyers entfchließen können, als beynüchternem Muthe, Ihre Heuta ⸗ Sonſt kaufet er ſich fein Weib und bezahlet fuͤnf bis neun Reichsthaler fuͤr fie, ihen. nachdem bie Familie reich iſt: doc) iſt er gemeiniglich fo ſchlau, daß er nicht mehr . für feine Verlobte bezahlet, als er. mic ihr zum Heurathsgute wieder befommen Br F ‘34 m Werten ; «al r - da \ “ mach der Lappmartk ae 5 3 er Er heurathet aber nie zu nad in die Freundſchaft. Man faget, die Sappen follen — keine Neigung zum wilden Eheſtande, ſondern vielmehr einen Abſcheu davor, haben, mar umd diejenigen: felbft sangeben, die ſich darinnen vergehen. ie find aber nicht fon. u derlich fruchtbar; daher denn, wenn eine Frau einen Sohn gebiert, der Water fich nicht nur: darüber ungemein erfreuet, ſondern auch alle feine Nachbarn zu Gaſte laͤdt - und mit ihnen ſchmauſet, j Sie legen das Kind ganz bloß, in ein Stuͤck Walmar gewickelt, in ein von „ Shre Erzier Holzeausgehauenes oder von Seder zufammen genehetes Sutteral, welches an dem.ei- Sungder Kin: nen Ende breit, an dem andern aber ſchmal und an dem Boden rund iſt. Der KR BR Rand ijt.nicht höher, als das Kind, und an beyden Seiten deffelben ein Leder ange» fehfagen, welches fo feſt zuſammen geſchnuͤret. wird daß fich das Kind darinnen nicht ruͤhren kann. Dieſe Art Wiegen wird in den Huͤtten unter das Dach gehaͤngt, und dafelbft vermittelſt zwoer Schnüre, woran man zieht, zum;ilen Bin und her gewieget. Hier muß nun das Kind 2 kein aufieigenben Maus. marni: die Hütte alles zeit angefüller if, in fich ziehen; welches benn eine von denen Urfachen zu ſeyn ſcheint — in Lappen ſchwache Augen haben, und oft ſtockblind werden, —— bis funfzig Jahr alt ſind. nn | er FR Auſtatt der Windeln bedienen fie fih der abgeſchabeten gebörreten und auselnan« “X der gepflücten. Weidenrinde, melche fie unten um den. Leib des Kindes herum legen. — Damit fie aber nicht ſo oft unrein und alfo verderbet werde, fo nehmen fie das Kind 2 öfters auf und vermögen esdahin, daß es ſich reinige, indem fie die Dazu erſchaffe— nen Theile auf allerhand Art fo lange mit den Fingern berühren, bis es dem Willen der Muster ein Genügen gethan hat. Sollte aber diefe Art Windel dem ungeachret ünrein oder naß werben, fo wird fie wieder aufgetrocknet und noch fünf bis fehsmaf- gebraucher, felten ‘aber länger; ſondern alsdenn muß eine neue angefchaffee werden, - Die übrige Erziehung’ der Kinder fann man aus der Lebensart der Heften Leiche ſchließen. Haben die Kinder einige gute Eigenſchaft, fo iſt ihnen ſolche entweder an- geboren, ober fie haben diefelbe von den eltern angenommen, So verhält es ſich auch mit den Boͤſen; und Ihre ungeübte Bernunft ift Urſache, daß fie in biefem Falle ihre natürlichen Neigungen nicht zaͤhmen fönnen, * Ehe ich noch ſelbſt Gelegenheit gehabt, die Eigenſchaften dieſes Volkes zu uneerr Charakter ber ſuchen, machete ich mir keine andere Vorſtellung, ſo oft ich Lappland nennen hoͤrete, Lappen. als daß es ſolche Einwohner hätte, die nicht einmal denken koͤnnten. Jetzt aber kann ich verſichern, daß man bey einem Lappen größere Eigenſchaften finden wird, als eine ſchlechte Ergtehung insgemein verfprecen kann. Er iſt mistrauiſch und machet ſich beſtaͤndig die furchtſame Vorſtellung, daß alle, ausgenommen feine eigenen Blutgvers wandten, feinen Untergang wuͤnſchen. Weil er nun ein müßiges geben für fein hoͤchſtes Gut auf der Wele Hält, ſo ftellee er fich mit Schrecken vor, daß eine Zeit Fommen BEER werde, to er diefes nicht haben Fönne. Er zieht die Freyheit, effen zu Fönnen, wenn in hungert, ob es gleich fchlechte Speiſe iſt den beften Seckerbiffen vor, und willliee. ker aufeinem ungemächlichen Lager bis Mittag fihlafen, als in einem guten Bette fiegen und zu rechter Zeit ſchlafen geben und wieder aufftehen; Er BE NE N 68 Reife durch Weſtnordland Ehren Die Einbiltungsfraft muß bey diefem Volke unglaublich ſtark feyn; Denn ein . Mu mazın ungewoͤhnliches Eniſetzen macher Richt, "daß ein Lappe ohnmaͤchtig wird. Er machet — gern alle Gebaͤrden nach, die man ihm vormachet; und wenn der eine redet, ſo ruͤhret Eonbilpunngs der andere glichfalls den Mund, Aus dirfer Einbildungskraft entſtehen ihre Verzu⸗ Einbildungs⸗ kraft. —* ckungen bey Ruoͤhrung ihrer Zaubertrummel, ihre Neigung zum Aberglauben, ihr — Abſchen vor der. Oberherrſchaft und andere dergleichen Folgen. m Sie konnten Hiecraus kann man fließen, wie unmoͤglich es fey, mit Schärfebey dieſem Volke fich beſſer naͤh etwas auszurlihten. Mit Guͤte und Gelindigkeit aber kann man es zu allem bringen. Pe Ein Lappe hoͤret gern Vorſtellungen an, und begreift fie auch leicht, wenn er nur uͤber⸗ zeuget iſt, daß fie aus guter My ung geſchehen. Wären die Lappen fleißir, fo koͤnn⸗ ten fie ſich auf vielerlen Art verſorgen und ihre Einfünfte vermehren. Sie fünnten eine Menge Fleiſch und Felle von Rennthleren, Bögel, getreugte Fiſche und andere Dinge verfaufen, da fie nicht ung ſchickt zur Arbeit find, Sie verfertigen ſchon viele beliebte Sachen, als Pelze mir Zinne geſtickt, huͤbſche Körbe von Baummurzeln und dergleichen. + ru Ihre Ab Dadurcdy würden fie ihre Abgaben Wichterjbegahlen fönnen, die ohne dieß nicht groß find: gaben. . Denn ein Haus vater bejahlet fur ſich und feine ganze Familie und Haushaltung, eines in das andere, jährlichniche mehr, als von drey bis höchitens achtzehn Thaler Kupfer⸗ muͤnze; welches ihnen doch gleidywohl übermäßig vorkoͤmmt. Es bezahlen aber nice einmal alle Lappen dire Schatung; und in Afiieleppmark finden ſich nur drey und funfzig Schatzlappen, woraus man die Einkünfte ver Krone Schweden von diefer Lapp⸗ mark ungefähr fhließen Fann, : ge: 2 Haben die Lapven große Fhler, fo haben fie auch große; Vorzüge. Sie find . "willig, etwas zu fernen, und,loffen fi gern untermeifen, wenn fie nur feinen Argwohn „babe haben, Mein Reifegefährte, welcher gefonnen war, das Feld in dieſem Lande an zu bauen, hatte eine halbe Tonne Noggen bey ſich, einen Berfud) damit zu, mas» chen, ob man hoffen Fönnte, daß dafelbft einiges Getraide fortfommen würde, Weil - er aber ſah, daß es für ihm ſelbſt der Mühe nicht werth war, feinen Borfas aus zu führen, fo trieb ihn doch die Liebe zur Wohlfahrt diefes Volkes, daß er einige beredete, zu verfüchen, wie der Noggen daſelbſt anſchlagen würde, Man erfah einige Stellen dazu aus, wo Rennthiere und Schafe ihre Hürden gehabt hatten und das Erdreich gut zu feyn fehlen, Er ſchenkete ihnen die halbe TorineRoggenzur Ausfaat, und ließ ; ‚fie das Korn in feiner Gegenwart jaen und in die Erde bringen, "Sie waren niche nur - fertig, das nad) zu machen, was Ihnen gezeiget wurde, fondern hatten auch eine Fleine . Breude darüber, Daß man fie voweiner Sache unferrichtere, welche zu ihrem Beſten dienete, wie fie mit Danke erfannten: Dan berichtete auch) dem Barone Cederhieim - gegen Weihnachten, dag das Korn fehr ſchoͤn auf dem Felde geftanden Härte, Man hoͤret bey den Lappen nichts von Diebftählen und Luͤgen. Weil fie immer . hin und her ziehen, ſo kaunen ſie nicht fters alles mie ſich nehmen, was fie Defigen, ; Sie haben daher In den Wäldern verſchiedene Behaͤltniſſe, worinnen fie ihre Eßwaren mit aller Sicherheit verwahren, Gleichwohl haben dieſe Speifefammern weder Schloß noch Riegel, fondern beftehen nur aus vier Pfaͤhlen mit einem Dadye Darüber, wie die Taubenhäufer, Geſchieht es einmal, daß ein sappe ſtiehlt, fe treibt ihn gewiß die in Noth * Anach der Lappmark Aſele. 629 Noth dazu, Als dann geht er zu einem ſolchen Vorrathshauſe, ihe ſich fatt, nimmt — aber nichts davon mit. Ueber dieß ſind die Lappen huͤlfreich gegen die Nothleidenden, einig zuſammen und werden nicht gern einer des andern Fehler und Vergehen offenba⸗ „ven, foudern fie vielmehr verbergen, damit er nicht dafür geſtrafet werde, Alſo habe ich num die Beſchreibung derjenigen Reiſe vollendet, welche ich nad) Nordland unt Sappland gethan habe, Mein Worfag bey Abfaffung derfelben ift gewe⸗ fen, theils mid) beſſen wieder etwas zu erinnern, was id, gefehen habe, fheils der : fönigl, Afademie Ser Wiſſenſchaften eine geringe Probe meiner Hochachtung für fiezu geben. Mangel der Zeit und viel: andere Geſchaͤffte haben mich nicht. alle Kleinig« keiten anführen laffen, wie ich "beobachtet habe: die Arbeit würde mir ſouſt zu weit⸗ f läuftig und bem Leſer zu verbräßlic) geworden feyn. Habe ich hierinnen oder in an» dern Stücen diefer Reiſebeſchreibung gefehlet, fo wird man «8 gütigft entfchuldigen. Betrachtung. Ich bin unter andern Betrachtungen auf meiner. Reife auch auf die Gedanfen n gerathen, mie nuͤblich es für unfer Waterfand wäre, wenn die Jugend ſowohl, als des — ‚andere, mehr als bisher geſchehen, ſich befliſſen, felbiges;rechtjfennen zu fernen. In - den jüngern Jahren wartet man beftändig mit Verlangen auf die Zeit, eine Reife in fremde Laͤnder antreten zu fönnen, und im Alter verhindern ein entfräfteter $eib und vielerley Gefchäffte den Vorſatz, welchen man faffen Fönnte, fein Vaterland befehen zu wollen. Wir horchen, menn man den Rhein, die Oder oder die Weichfel nennet. Wenn aber jemand von den Flüffen Argerman, Niurunda oder Indal redet, fo. bes denken wir ung eine Viertheilſtunde, ob wir nur einen Augenblick Acht auf fie Haben ſollen, gleich als wenn man die Wunder der Natur nicht eben fowehl in Echweden, - als an andern Orten ſehen könnte, \ —— Da man ſolcher Geſtalt fortfaͤhrt, ſich fo wenig Mühe zu geben, ich will niche fagen eine genaue, fondern nur eine außerliche Kenntniß von unferm Reiche zu erlane gen, fo wuͤnſchet doch jedermann, daß bald der Tag erfiheine, wo man deffen Aufs nahme und Verbeſſerung der innerllchen Haushaleung fehen koͤnne. Wie follicd) aber etwas beffern Fönnen, das ich nicht kenne 2)? = Kaum will man einen Schritt hun, die Oberfläche diefes Königreiches Fennen —— zu lernen, welches an Soldaten, an Feldhauptleuten, an Helden fo fruchtbar iſt, weiche gesers. Deutſchlande einen immer fortwährenden Frieden, wenigſtens eine Stecigkeit -deffel. ben , gegeben haben, da fie durch ihte Siege den berüßmten weftphälifchen Frieden vors bereitet. Schweden würde der Türfen, Rußlande Gränzen vorgefdricben Haben, wenn der Kriegeriſchte unter feinen Königen ſich felbft folche in dem $aufe feiner Triums phe zu feßen gewußt hätte. "Allein, feit der tiefen Wunde, welche die glücklichen Er» folge und die Widerwärtigfeiten dieſes Monarchen dem Herzen der Nation beygebracht } REfE 3. haben, NAn ſtatt dieſer Betrachtung hat der franzoͤſſ⸗ wegen in das Deutſche gebracht hat dawit man ſche Ueberſetzer oder Herausgeber dieſes Bandes cine Probe ſehe, —— Berfaffer ganz etwas der allgemeinen Hifteriv der Reiſen folgende dei. anders habe fagen und denken laſſen, als er wirk⸗ clamatoriſche zu jeßen beliebet, weiche man deds lich gedacht und geſaget hat. 630 Reife durch Weſtnordland nach der Lappmark Afele, b Ehren „haben, har fie weder ihren Ruhm, noch ihre Wohlfahrt wieder erheben koͤnnen. ji mal 174: Die wahre Spannader der nordifchen Mächte mangelt ihren Wuͤnſchen. Wer if 7 die? Die Devöfferung. Sie kann indeffen doch nur durch den. Akerbau diefe Trieb« p feber Ihrer Tapferkeit, dieſe Stüse ihres Ruhmes wicder her zu ftellen hoffen, : Die Aſche unferer Väter ruhet auf den Schlachrfeldern, womit Deutfchland bedecket iſt. Kommet, wir wollen ihnen Nachfolger, wir wollen ihnen in Nordland und Bothnien Kinder fuhen, die ihrer würdig find, Wir wollen diefe Felder ummühlen, und eg wer⸗ den Menfihen erwachſen. Kriegerifches Volk, freyes Voik, erinnere did) deiner ſelbſt; und wenn es deiner Tugend nicht anſteht, zu erobern und zu uͤnterwerfen, fo fer es doch ftets ein Werk deiner Größe, die Ketten zu zerbrechen, welche beine Feinde Europa anlegen wollen. Ende des ziwangigften Bandes, ah, „ir