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From the Library of

SIR EDWARD BURNETT TYLOR,KNT., D. C. . F. RS.

The first Reader and Professor of Anthropology in the University of Oxford.

Presented to the Radcliffe Trustees

by DAME ANNA REBECCA TYLOR,

June, 1917.

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*1

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Alsemeine

kritiſche

Geſchichte der Religionen,

von

C. Mein ers,

Königl. Geofötitannichen Hoftath, und ordentlichem Lehrer der Philoſophie zu Goͤttingen.

1

Zwebter Band.

a Han nover, im Werlage der Helwingiichen Hofs Buchpandlung.

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4r

Vorrede sum zweyten Bande

gr: freue mich, und danke der Vorſehung für die Vollendung auch diefes Wertes um deſto mehr, Da ich in der Ausarbeitung bdeffelben zweymal durch Krankheiten unterbrochen wur: de, die meinem Leben drohten, und von wel⸗ hen ich mich langſam erhohlte. 0 Unter allen Büchern des eriten und zwey⸗ ten Bandes ift Feines, ich behaupte diefes mit Zuverficht, in welchem nicht mehrere, über der Geſchichte bisher ſchwebende Dunfelfeiten wären zerftreut, mehrere bedeutende Zweyfel gelöft, und eben fo viele verwirrende Irrthuͤ⸗ thümer vernichtet worden. Es würde mir ein Leichtes gemefen feyn, mic) bey gemeinen Le⸗ fern wichtiger zu machen, wenn idy die Duns kelheiten, welche ich zerftreute, die Zweyfel, welche ich löste, und die Irrthuͤmer, welche id) vernichtete, jedes Mahl hätte bemerflih machen wollen. sch verfchmähte dieſes zu thun, weil mich je länger, je mehr vor allem unnöthigen, und . Geraͤuſch machenden Ges ſchreibſel ekelt. Wenn man die Wahrheit hin länglich Dargerhan hat; fo Fallen die ihr enfgegen: gelegten Irrhuͤmer von felbit.uber den Haufen. Es wird aufmerffamer® Lefern nicht ent⸗ gehen, daß durch. die ganze Reihe der. Unters ſuchungen dieſes Werkes, ich weiß nicht, | #2 i

I

| J hen geiſtigen Sinn hineindeuteten. | Es war

Bu 7

iv

ich ſagen ſoll, eine auffoliende Analogie, oder

Harmonie herrſcht, vermöge deren die verſchie⸗ denen Theile gegenfeitig ſich entſprechen, oder - mit einander zuſammenſtimmen. Voͤlker, Die folche Götter anerkannten, mußten fie auf eine

| J ſolche Art verehren, und umgekehrt. Voͤlker,

die ſolche Begriffe von hoͤheren Naturen, und deren Verehrung hatten, muften ſolche Tem⸗ pel und Altäre bauen, ſolche Priefter und. Sn annehmen, oder wählen, an ſolche orbedentungen der Zufunft glauben, endlich gute Werke, und die Schieffale der Seelen nach dem Tode fich fo vorftellen, als ich gegeigt habe. Eine folche Analogie oder Harmonie, als wovon ich jeßt rede, wird: man in den bisherigen For⸗ fehern der Religionen vergebeng fuchen. Es war nämlich ein gemeiner Fehler faſt aller bisherigen -

Zorſcher, daß fie die Moͤtter ungebildeter Voͤl⸗

fer zu ſehr verherrlichten, .und Dann, meiftens

ohne es zu bemerken, in einen offenbaren Wis

derſpruch fielen, wenn fie geſtehen muften, daß.

man folchen Göttern auf eine ihren angeblichen Vollkommenheiten ger nicht wuͤrdige Art gedient

Habe. Kinige nahmen wahr, daß die ver .. meintlichen erhabenen DBorftellungen von Goͤt⸗

‚teen, welche fie diefen, oder jenen Voͤlkern hie: ben, mit dem Dienfte derfelben nicht überein

ſtimmten. Dieſe brauchten gewöhnlidy den

Kunſtgriff, daß fe den rohen ſinnlichen Goͤt⸗ terdienſt fuͤr ſymboliſch erflärten, und einen bs

fafk

faft nicht möglich, Eine Religion, oder Emen Ameig des Goͤtterdienſtes richtig darzuftellen, f0 lange man nicht diejenige- Religion , denjes nigen Zweig des Goͤtterdienſtes, welchen man unterfuchte, mit allen übrigen Religionen, oder Zweigen des Goͤtterdienſtes veralichen hatte. Nur die Vergleichung mit allen übrigen Relis gionen, oder allen übrigen Theilen des Götter dienftes zeigte den rechten Sefichtspunct, aus welchem man eine jede einzelne Religion, einen jeden einzelnen Zweig des Gottesdienſtes oder Goͤtterdienſtes zu betrachten habe. Se mehr die große Menge von merkwuͤr⸗ “gen Factis, welche ich in diefer Gefchichte ger fommelt , und die Refultate, welche ich dars- aus gezogen habe, in die Waffe der gemeinen Erkenntniß gebildetee Dienfchen übergehen wer; den; deito mehr wird das Publicum im Stans de ſeyn, wahre- Religion von falfchen,. und verdorbenen Religionen zu unterfcheiden : defto ehr wird es einfehen, daß man das Wefen, oder die innere Beichaffenheit von Religionen nicht nach der Einheit, oder Mehrheit von Götz tern, welche fie verfündigen, auch nicht nad) den pomphaften Nahmen, und Beynahmen, welche fie der Gottheit, oder den Goͤttern ges ben, fondern ganz allein nach dem Dienfte bes urtheilen müffe, welcyen Voͤlker Einem Gott, Dder mehreren Göttern erwiefen haben. Wenn

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Ein Gott eben fo verehrt wurde, als anderemo . -

Diele Götter; fo war der einige Gott fben fo

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wenig der wahre Gott, als es irgend Einer der vie⸗ len Goͤtter polytheiſtiſcher Volker war. Auch ſchmeichle ich mir, daß nach meinen Unterſu⸗ chungen kuͤnftige Forſcher es nicht mehr wagen “werden, folche leere, auf allegorifche, oder ety⸗ mologifche Deutungen, und andere willführliche „Vorausſetzungen gegründete Theorieen befannt zu machen, als wodurch Jablonski, Boulans ger, Volney, Jones, u. ſ. w. die Geſchichte ber Religionen einzelner berühmter Voͤlker vers wirrt haben. Sollten. aber dennoc) ähnliche

grundloſe Syſteme zum Vorfchein fommen, fo

ift das Publicum mit Hülfe der gegenwärtigen Geſchichte im Stande, den Werth ſolcher Wer⸗ fe, oder vielmehr die Richtigkeit der darin vor, getragenen Thatfachen, und Säge zu beurtheilen, Die Geſchichte der Religionen macht Eis nen der vornehmften Abfchnitte der Geſchich⸗

te der Menfchheit, oder der Achten Natur _

Geſchichte des Menſchen aus. sch habe mir vorgenommen, alles, was die Berfehung mir noch von Muffe und Kräften gönnen wird, auf pie forgfältige Ausarbeitung der eben genanıs ' ten Wiffenfchaft zu ‚wenden, wovon Die Ge⸗ fchjichte der Religionen nur ein Theil ift. Gerade defiwegen aber, weil ich mit großer Sorgfalt zu arbeiten denfe, iſt es nicht wahrfcheinlid), daß das letzte meiner wichtigern Werfe noch bey meinen Lebzeiten werde gedruckt werden. Goͤttingen am 5. Jenner 1807.

Inhalt

: . Dienern der Götter in religiöfen Abſichten darges

Sechstes Buch. Geſchichte der Opfer und Gaben.

= >, PR Voͤlker erkannten nicht bloß höhere Naturen, fondern ehrten fie auch. Keine Verehrung ber Göts '

ser war älter und allgemeiner, als bie durch Ge⸗

ſchenke, welche man ihnen barbrachte. Go bald

man fih mächtige Wefen mit menſchlichen Beduͤrf⸗ niffen und Neigungen, als bie einzigen Urheber des Gluͤckes und Unglüces der Sterblichen dachte; fo konnte es nicht fehlen, daß man fie durch die Befriedigung ihrer Bebürfniffe und Neigungen zu gewinnen und zu verfühnen geſucht hätte. Auch

findet man daher eben fo wenig ein Wolf, das den

Göttern nit Dpfer uud Gaben dargeboten, als man jemahls Eins entdeckt hat, bad gar Feine Goͤt⸗

.ter erfannt hätte.

In einem allgemeinern Sinne bedeutet Opfer ein jedes Geſchenk, mas den Göttern, ober ben

bracht wird. Im engern oder gewöhnlichen Sinne

‚verfiand man unter Opfern die Geſchenke verzehrs:

barer, ober genießbarer Dinge, wodurch cörperli:

he Beduͤrfniſſe der Götter befriedigt, ober ben Goͤt⸗

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tern finnliche Genüffe verfhafft, oder der Zorn und die Rachgier der Götter befänftigt würden. In biefer Bedeutung bed Wortes fprady man eben ff wohl Yon Keufchheits « Opfern, und Räud: Opfern, von Schuld⸗ und Sühnopfern, ald von Speifeopfera und Trankopfern. Die eigentlihen Opfer unters

ſchied man in allen nicht ganz ungebildeten Spra⸗ chen von heiligen Gaben, Bergabungen und Stifs tungen. : Man nahm die Leßteren Ausdruͤcke für Geſchenke von ſolchen Dingen, wodurch von den Göttern und deren Dienern entweder änßere Bes ſchwerden abgewandt, oder Eitelkeit, Stolz, Bea

gierde nah Reichthuͤmern und Koftbarkeiten, und

andere Meigungen, welche man im den: Göttern vorausſetzte, befriedigt würben. Wo man Gaben von Vergabungen, ober Stiftungen untenfchied, da bezeichnete man mit dem erſtern Worte die Gefchens

Se von beweglihen Dingen, von Kleidern oder

. ESchmuck, von Statuͤen oder Gemaͤhlden u. ſ. w.:

unter den Iegteren, Schenkungen von unbeweglis

„chen Gütern, oder von Fonds und ‚einträglichen

Rechten, weldhe Quellen beftändiger Einkünfte für

die Götter, ober deren Diener wurden. Wlan mag

die Wörter Opfer und Yaben fo genau beftimmen, als man will; fo bleibt es doch in einzelnen Faͤl⸗

Ien zweifelhaft, ob man gewiffe Geſchenke an bie

Goͤtter zu den einen, ober den andern zählen folle. Man weihte den Goͤttern häufig ſchoͤne oder feltene Thiere, indem man fich einbildete, daß bie Götter an dem Anblicke derfelben Verguügen finden, oder

dieſelben zum Reiten und Fahren brauchten. Noch

häufiger fchenfte man den Goͤttern zarte Gewäns

der, Teppiche und Polfter, weil man die Meinung

begte, daß die Götter eben fo ven, ober ver: zaͤr⸗

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Secdhstes Bud. Gefchichte der Opfer und Haben.

>, Völker erkannten nicht bloß höhere Naturen,

jondern ehren fie auch. Keine Verehrung der Goͤt⸗

ter war Alter und allgemeiner, als bie burdy Ges ſchenke, welche man ihnen darbrachte. Go bald man fi mädytige Weſen mit menfchlichen Beduͤrf⸗ aiffen und Neigungen, als die einzigen Urheber des Gluͤckes und Ungluͤckes der Sterblichen dachte; fo konnte es nicht fehlen, daß man fie durch bie Befriedigung ihrer Bebürfniffe und Neigungen zu gewinnen und zu verſoͤhnen geſucht hätte. Auch findet man daher eben fo wenig ein Wolf, das ben Goͤttern nit Dpfer uud Gaben dargeboten, ale. man jemahls Eins entderft bat, bad gar kein Goͤt⸗ ter erkannt hätte. Ä |

In einem allgemeinern Sinne bedeutet Opfer ein jedes Geſchenk, mad den Göttern, ober ben Dienern der Götter in religiöfen Abfichten barges: bradht wird. Im engern oder gewöhnlichen Sinne verſtand man unter Opfern bie Geſchenke verzehrs. barer, ober. genießbarer Dinge, wodurch cörperli: heVeduͤrfniſſe der Götter befeieälgt, oder ben Goͤt⸗

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tern finnliche Genüfle verfhafft, ober ber Zorn und

die Rachgier der Goͤtter beſaͤnftigt wuͤrden. In

dieſer Bedeutung des Wortes ſprach man eben ſo

wohl von Keuſchheits⸗Opfern, und RaͤuchOpfern, von Schuld⸗ und Suͤhnopfern, als Yon Speiſeopfern und Trankopfern. Die eigentlichen Opfer unters

ſchied man in allen. nicht ganz ungebildeten Spra⸗ hen von heiligen Gaben, Bergabungen und Stifs tungen. : Man nahm die Ießteren Ausdruͤcke für Geſchenke von ſolchen Dingen, wodurch von den Göttern und deren Dienern entweder aͤnßere Bes ſchwerden abgemandt, ‚oder Eitelkeit, Stolz, Ben

‚gierde nah Reichthuͤmern und Koftbarkeiten, und

andere Meigungen, melde man im den Göttern vorausſetzte, befriedigt würben. Wo man Gaben von Vergabungen, ober Stiftungen untevfchied, da bezeichnete man mit dem erftern Worte die Geſchen⸗ Se von beweglichen Dingen, von Kleidern oder

Schmuck, von Statuen oder Gemaͤhlden u. f. w.:

unter den Ießteren, Schenkungen von, unbeweglis

„hen Gütern, oder von Fonds und .einträglichen

Rechten, weldye Quellen beftändiger Einkünfte für die Gätter, oder deren Diener wurden, Wlan mag die Wörter Dpfer und Baben fo genau beftimmen, als .man will; fo bleibt es body in einzeluen Faͤl⸗

Ien zweifelhaft, ob man gewiſſe Geſchenke an bie

Goͤtter zu den einen, ober den andern zählen ſolle. Man weihte ben Goͤttern häufig ſchoͤne oder feltene Xhiere, indem man ſich einbildete, daß die Götter an dem Anblicke verfelben Vergnügen finden, ober

> biefelben zum Reiten und Fahren brauchten. Noch

häufiger fchenkte man den Goͤttern zarte Gewäns

der, Teppiche und Polfter, weil man die Meinung

begte, daß die Götter eben fo weichlich, ober ven zaͤr⸗

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zͤrtelt, als bie Könige und Groflen der Erde ſeyen. Soll man die angeführten Geſchenke Gaben, oder

Npfer nennen? Einen Hauptzweig ber verzehrba⸗

ten, ober genicfbaren Dinge, tie ben Göttern ges fhenft wurden, machten die Thiere aus, welche man barbracıte, bamit fie den Göttern zur Speiſe

dienen, ober ben Unmuth und bie Rachgier berfels -

ben ablühlen mödten a). Dieß Schlachten von

Opferthieren warb ein Merkma hl, nın welches wil⸗

Im man dad Wort Opfer aud) auf ſolche Thiere übertrug , welche man in ganz entgegengefeßten Abs fihten erwürgte. Man tödtete ſehr oft Thiere, die ben Göttern vorzuͤglich werth waren, bald um der Ohnmacht der Ießteren zu fpotten, bald um ber

underfönnlidsen Wuth böfer Gottheiten zu troßen 6).

Man nannte and diefe Ermürgungen don Thie⸗ sn Dpfer, weil fie in gottesdienſtlichen Abfichten, oder in Beziehung auf bie Götter geſchahen. Wenn

man dieſe Art zu reden auch dulden will, fo muß _

man 00d nicht vergeſſen, baf das Wort Opfer in den beyden letzten Faͤllen auf eine uneigentliche Art gebraucht wird.

Es war- eine don Alters her unter. ben Gries

den berrfchende Meinung, duß die erſten Sterblis

hen Feine andere, als reine Dyier gebracht, und daß ſie die Altaͤre der Götter nie mit dem Blute von

a) So dem Priap in Lampſakus Eſel, Lact. J. a1. der Ceres und dem Bakchus Schweine and Zie⸗ genböde. Serv. ad Virg. Aen. II. ig0.

b) Man (. im erſten Bande die Abſchnitte von Feti⸗ fihen und vom Xhierdienfte,

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1

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u . 4 mn

von Thieren befleckt hättene). Die Griechen naun⸗ ten ben Rekrops d), und die Roͤmer den Numach | ale heilige und weife Könige, welche nur unblutige , Opfer bargebradyt, und thre Zeitgenofien von bem Wuͤrgen und Verzehren der Thiere abgewandt häts senf). Man klagte bie fpäteren Dienfchengefchledhter an, daß fie von ber urfprünglichen Einfalt und Froͤm⸗ | migkeit der Vorfahren abgefellen feyen, indem fie aus Schlemmerey, oder Leckerhaftigkeit nach dem J Fleiſche erwuͤrgter Thiere getrachtet, und dann die u Vörter durch das Darbringen blutiger Opfer gleiche ſam zu Theilnehmern ihrer Grauſamkeit gemade

-hätten ). Ben genauerer Unterfuchung ergibt es

jih, daß die Meinung von dem höheren Alters - thume der unbIutigen Opfer eben_fo falfch.ift, ale | die Sage, daß berühmte Könige der älteren Zeit | den Göttern nur unblutige Opfer bargeboten haͤt⸗ I 1m Im Dur chſchnitt naͤhrte uud ergößte man - \ von

-

e) Schon Komeyer de.luftrat. c. 24. p. 297. führte, folgende Stelle aus dem fechöten Buche Der Gefegean: . Tavyayrıoy unsousv 8v aAloıc, Orı ads Boos srwÄun- uev ywaolaı, Jyusta Te uxyy rooı Joisı (am, zıluve ds nal uchrı Kapam dsdavusyor,, Xu Toaura alla dyva Fvnara, oxpnev d’arsıyovro, dc u 6cıov av scIaw, » de rac Tav Jswv Bmuss kinarı | .: waren, Man f. auch dad Fragment des Theos / Be beym Porphyriue de ab, animal. II, L = et . d) Paulan, vu, 2.

e) Piutarsch, in Numa I], 259 p. Edit, Reiskii, xD Dan f. auch Gaquet 11. 1. p. 75 8) Man f. bef, Theophraft 1. c. £ 4

&

Unnter ben unblutigen Opfern waren die Spei⸗ feopfer,, wenn auch nicht. älter, doch allgemeiner, als die erfien Trank, und Rauchopfer. Im Gans zen opferte man den Göttern die freywilligeh Ga⸗ ben der Natur früher, als ſolche Probucte ber Erde, welde bie Pflege und Wartung ber Menfchen erforderten. Auch bot man den Göttern

allenthatben vorzüglich diejenigen Gewaͤchſe, in

denjenigen Geftalten dar, welche, und in welden die Menſchen fie am meiften liebten. Im fübs lihen Europa alfo, im weſtlichen Afien, und im nordweftlichen Afrika opferte man ben Göt: tern zuerft außer füßen Eicheln die Früchte des

Weinſtocks, des Feigen : and Dehlbaumes und .

anderer Fruchtbaͤume: nicht weniger Zwiebeln, Pflanzen, und Wurzeln, welche bie Erde aus ih⸗ rem fruchtbaren Schooße erzeusten) Nach ber Erfindung der erfien Getraibes Arten bracdte' man auch biefe auf die Altaͤre der Götter, Go lange die Menfchen die Aehren von Gerfte und Weißen entweder roh, odet ein wenig geroͤſtet aßen ; fo lans

WR opferten fie diefelben ben Göttern gleichfalls auf -

bie

a) Man f. Theophr,ap. Porphyr. II. 5. De Abſtin. Theophraft redete nicht bloß nach alten Sagen, fondern duch nad) leeren Theorien. Die Erde fagt Theophraft, erzeugte zuerft Kräuter, und dann Baume. Bäume eutfianden früher, ald die Mens

-

Knoblauch, Kürbiffe, und aͤhnliche genießbare

{hen Getraide bauen ernten. Mean opferte alfe -

den Göttern zuerft Pflanzen, daun Bayumfrüchte und zufegt Getraide s Arten, Weber die älteften unbluti⸗

nen Eipeifeopfer fehe man vorzüglich Saubert, de.

- Sacrificiis 17% % 643 49.

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6 j .

fuͤr die Quelle des Lebens gehalten, nund daß fie diefee Gottheit deßwegen nur Raͤuchwerk, nice aber lebende Thiere geopfert ' Isätten Ah). In

Delos hatte Apoli der Erzeuger einen Altar; auf

- weldem man nidt allein keine Thiere ſchlachtete,

and ‚Feine biutige Dpfer verbrannte, fondern auch sicht einmahl Feuer anzündetes mefimegen man

Fruͤchte der Erde, oder Ruden, bie dem Gotte

beflimmt waren, bloß auf den Altar fegte, ohne fie zu verbrennen 2). Auf dem Altar der Paphi⸗ fyen Denus zänbete man bloße reine Feuer an,

d. h. ſolche Feuer , die nicht durch blutige Opfer bes fleckt wurden. Man begoß den Altar nie mit bem

Binte ber Opfertisieres allein man fhlachtete nichts

deftoweniger in der Nähe des Altırs Thiere, um -

aus ben Eingemelben derfelben den Willen ber Goͤt⸗

tinw zu ‚erkennen d). In Mom brachte man in Als teren Zeiten dem Gott Terminus bloß unblutige Dpfer H.. Auch enthielt man ſich an dem Gedaͤcht⸗

nißfeſte der Stiftung der Stadt von bein Schlachten . ° |

und Dpfern von Thieren m), Wahrfheinlich war - |

bie Seltenheit von Goͤttern, Altaͤren, und Feſten,

die Feine blutige Opfer zuließen, die Urſache, daß

unblutige Opfer für heiligen, alg andere gehalten werben,

Ä Uns KR) Sammt. / von Reifen, xvi. e. 8 | i) Dingen, VIEL 9 13.

& Taeiti Hiſt. It. 36 Hoßiae nt. quoque vovit.

ſod mares geliguntur.. Certifima fides haedo- rum fihris. Sanguinem arao aſfundere vetitum. : Proeihue er igne purg altaria adolentur etc.

h) Lomeyer I. & P: eg m) Plutarch. I. p- 9% -

|

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7 X

Unter den unblutigen Opfern waren die Spei⸗ fopfer, wenn auch nicht: Alter, doch allgemeiner, old die erfien Trank⸗ und Rauchopfer. Im Gans sem opferte man den Göttern die freywilligen Ga⸗ kn der Natur früher, als ſolche Probucte ber Erde, welche die Pflege und Wartung ber Menfhen erforberten, Auch bot man den Göttern

allenthalben vorzuͤglich biejenigen Gewaͤchſe, in

denjenigen Geſtalten dar, welche, und in welchen

. te Menſchen fie am meiſten liebten. Im ſuͤd⸗

lichen Europa alfo, im weſtlichen Aſien, und im nordweſtlichen Afrika opferte man ben Goͤt⸗ tern zuerſt außer ſuͤßen Eicheln die Fruͤchte des

Weinſtocks, des Feigen⸗ and Oehlbaumes und

auderer Fruchtbaͤume: nicht weniger Zwiebeln,

Knoblauch, Kuͤrbiſſe, und aͤhnliche genießbare

Pflanzen, und Wurzeln, welche die Erde aus ih⸗ tem fruchtbaren Schooße erzeugten) Mad) ber Erfindung ber erfien Getraides Arten brachte' man and diefe auf die Altaͤre der Götter. Go lange vie Menfchen die Aehren von Gerfte und Weißen entweder roh, oder ein wenig geroͤſtet aßen ; fo lans

fe opferten ſie diefelben den Göttern gleichfalls Fri

x) Man f. Theophr.ap. Porphyr. II, 5, De Abſtin. Theophraft redete nicht bloß nach alten Sagen, foudern duch nach leeren Theorien. Die Erde fagt Theophraſt, erzeugte zuerft Kräuter, und dann Baume. Bäume eutſtanden früher, ald die Men

{hen Getraide bauen lernten. Man opferte alfe -

den Göttern zuerft Pflanzen, dann Baumfruͤchte und julegt Getraide : Arten. Weber die älteften unbluti⸗ nen Speifeopfer fehe man vorzüglich Saubert, de. Sacrificiis c. 2% P. 54349 |

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Aegyptier opferten ber Iſis t), die Griechen und

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bie eine, ober bie andere Art 0), Bis auf den

heutigen Zag werden in Afrika, Afien und Ame⸗ zica Reis, Hirſe und Maitz den Göttern entweber roh, ober mit einer fehr geringen. Zubereitung vors gefeßt p)., Nachdem man gelernt hatte, die geſaͤu⸗ ‚berten Körner in Mehl zu verwandeln; und biefes

Mehl entweder roh mit Salz und Waſſer zu mis:

fen, oder zu einem Brey zu Fochen; fo ließ man and) dieſe verbefferten Nahrungsmittel den Göttern

gu gute fommen g). Auf gekochten Brey folgten

‚in langen Zeiträumen ungefäuertes, und gefäuertes Brot, auch alleriey Arten von Kuchen, die in den erſten Zeiten vorzüglich aus Mehl und Honig, vers '

fertigt, und fpäter mic Wein und anderen Ingre⸗

bienzen verfeßt wurden 7). Die Aegyptier füllten

bie Opferthiere nicht bloß mit Brot, Feigen, Traus ben, und Honig, fondern auch mit koſtbaren Spes

cereyen, und berbrannten fie aldbanı s). Die

Menſchen entfanten nach der Erfindung der volls kommneren Zubereitungss Arten bem Genuſſe ro: her, ober geröfteter Achren, oder des ungekochten Mehls. Allein fie. wagten es nicht, den Göttern

das weni, Gute zu entziehen, wenn fie ihney

gleih das Beſſere im Weberfluffe darbrachten. Die Roͤ⸗

e) 1l..cc. Schmidt de faerificiis Aegyptior. p. 2337-

p) Loyer p. 248, 249. de Bry VI. 20. Acoſta F. 207. -

9 Theophrafi, ap. Porphyr, II, 6. Saubert, 1, c, pP» 551. .

r) Theopb, 1. e. 11 $. 6. Saubert. 653. | | |

s) 11, 40 Herod,

#) Schmidt p; 37, 41.

l. c. 561“

I

. 9

Römer, der Sonne, ber Ceres, und dem Bak⸗

dus entweder Garden von Gerfte und Weißen, ..

ser. Körbe voll Achren und Körnern, oder alle Arten von rohen unbereiteten Crögemächfen, bie ihnen felbft zue Nahrung dienten u). Auch machte auter den Griechen und Roͤmern bis auf bie ſpaͤte⸗ ſten Zeiten Mehl mit Salz vermiſcht ein beſtaͤndi⸗ ges Voropfer vor dem Schlachten von Opferthieren aus x) Die erſten unblutigen Opfer wurben meiſtens verbrannt, woher im Griechiſchen bie Woͤr⸗ tee Iussv und Joa für Opfern und Opfer üners baupt entfianden y). WBieweilen feßte, ober legte man aber die Opfer auf Altaͤre, oder an anbere heis lige Derter hin, und diefe Art zn opfern führte in die Griechiſche, und Römifche Sprache die Aus⸗ drüdte ponere, imponere, anteponere, Iso’x, wejscIu, und avaInuara ei Z).

=

Da alle Voͤlker überzeugt waren, daß bie

Götter nicht bloß Hunger, fondern auch Durſt em⸗

pfaͤnden; ſo brachte man denſelben eben ſo fruͤh Trankopfer, als Speiſeopfer a). Die von den

Grie⸗

u) Porphyr, Il. $.7. Saubert l. c. p. 550, x) Ueber die Mola falfa, und »Aoxguras, oder sAoyu«

rev, f. Theophr. ap. Porphyr. II, 6, und San- |

bert, p. 551.

y) Saubert, 1. c. p. 559. Theophr, VI, 5 ap. Porphyr, Ä 0

2) Saubert, l. c p: 549, s) Trankopfer, und Trankopfer bringen hieß im Gries

chiſchen amevdy, Adı3n, Adıdariov, im Rateiniihen, -

libamen, libati), libare, Saubert, c.e5. p. 578.

® v 10 XX EZB

- Griechen fogenannten nüchternen Tvanlopfer 6) wa⸗ ven unftreitig alter, und allgemeiner,. als die nicht⸗ nüchternen“ Go lange die Menfchen kein anderzs . Getränk kannten, als reines Waſſer, ſo lange brachten fie auch den Göttern bloß Libationen von Waſſer. Diefe erften und einfachſten Trankopfer .. behielten alle aroße Völker des Alterthums bis auf die fpäteften Zeiten bey c), Man feßte entweder, wie noch jetzt manche Meger thun, Krüge mit Wafe ſer neben die Speifeopfer bin, oder man gof das Waſſer an die Altäre und in's Feuer, oder. man fhättete ed auf die Köpfe der Opferthiere aus. Wahrſcheinlich dachten manche Völker nicht daran, den Göttern Waffer s Libationen zu bringen, weil fie glaubten, daß die höheren Naturen allenthal« ben Waſſer finden, und ihren Durft nach Belies ben Löfchen Pönnten. Auf die !ikationen von Wafs fer folgten zunädft die von Honig, wenigftens in allen ben Gegenden, in welden fih Bienen, und wilder Honig fanden d). Später, als beyde, aber boͤchſt wahrfcheinlich von gleidhem Alter waren bie Zrankopfer von Milh und Blut, die unter noma⸗

diſchen Voͤlkern zuerſt entſtanden ey⸗ und in Ir | fols

b) vr dar rien : E ‚ypuhsuen, Saub. p. z88. 83. I

e) Ueber’ tie * s Pibationen der Aeayptier ſehe man Schmidt p. 233. der Juden, Michaelis Moſ.

NMecht, IV. 44-49. €, der Griechen uud Römer, Saubert 1. c. p. ı82. - 84.

d; 'Theophr. ap. Porphyr. II. 6. Saubert. l. c. p. 584

⸗VUeber die Rlntopfer int Afterthum-, Savbert. p.

580. Bi. uͤber dir Milchopfer 584. 85. Ueber oo. die \

*

ffgenden Zeiten fortdauerten. Gewoöͤhnlich goß

mar die Milch, und das Blut auf, oder an die:

Altaͤre. Nicht felten beftrih man mit bem Blute ſewohl die Statäen, als bie Altäre der Götter. Ale Tatarifche uud Mongolifhe Hirtenvoͤlker bes veiteten Yon undenklichen Zeiten her aus der Mil ihrer Heerden, befonderd and Stutens Mild, einen beraufchenden Trank, welchen fie Kumyß nennen. Eie opferten auch biefes Lieblings ⸗Getraͤnk den Göttern f} fo wie übırhaupt alle Nationen die von

. Ihnen erfundenen beraufchenben Getränke den Göts

r

tern darboten g). Vegetabiliſche Dehle, Biere,

und Meine- waren Produrte des Aderbaus, und

kannten alfo zuerft auch nur von ackerbuuenden Voͤl⸗ tern geopfert werden. Die Deutfchen Völker ers freueten ihre Götter, befonderd den Odin, mit maͤchtigen Bechern von ſtarken Bieren h). Unter den Griechen und Römern waren die Libationen von Deht vielleicht nicht Alter, aber doch in früs

beren Zeiten häufiger und reichlicher, als bie von |

ein 25 Wenn man es auch bezweifeln koͤnnte, daß Romulus nur Milch, und Leinen Wein ges

opfert die Milchopfer der Lappen, der Gibirifchen und

Mougoliſchen Voͤlker, des aͤlteren Gmelins Reiſ.

III. 22.23, 443. Pallas Mongol. WEL. S. 134.

*

Georgi's Beſchreibung der Nationen des Ruſſ. Reichs ©. 14.

N Gmelin, und Dallas U. cc. z5) So gießen die Americaner den Göttern von ihrem

Ebicai, die Negern, von ihrem Palmenwein, Die Chie

nejen von ihrem Arrack hin. h) Keisler p 14%

j) Ueber die Fibarıonen von Debl, Theophr. ap. Por, phyr. und Saubert, p. 586.

[4

19 E u ⏑—

opfert, und daß Numa, wegen der Seltenhei⸗

des Weins, dergleichen den abgeſchiedenen Seelen

|. 38 opfern verboten habe k), fo kann man doch kaum 7 eine alte Gage verwerfen, welche faſt ale Roͤmiſche

Gefchichtfchreiber und Alterthumsforfcher aufbes „wahrt haben. Dieſer Sage zufolge gelebte Papi⸗ rius Curfor in einem Kriege gegen die Samniter

dem Jupiter einen Meinen Becher Weins, wenn.

der Gott ihm den Sieg über, die Feinde feines -

WVolks verleihen würde I): zum ſichern Beweiſe,

dag man im hohen Alterthum aud eine geringe Quantitaͤt von Wein für ein.ber Götter wuͤrdiges

» , Geſchenk hielt! In fpäteren Zeiten burfte den Goͤt⸗

le wie) bu rteen nicht jeder trinkbare, fondern nur reiner Wein

uff zehn geopfert werben, Der Bein war unrein, wenn

4 ba man ihn von unbefchnittenen, oder von foldyen Mes

ben gewonnen hatte, bie vom Blitze getroffen,

oder durch traurige Unfälle, 3. B. durch das Er:

henken von Unglücklichen befleddt worden waren

| Kür nicht weniger unrein hielt man ſolche Weine,

welche Menſchen mit verwundeten Fuͤßen gekeltert,

oder worein man unreine Dinge hatte fallen baſſen m).

Einigen Göttern opferte man nicht Lautern, ſondern

bloß ſolchen Wein, der mit Waſſer gemiſcht worben

| u | war

I Es „ua Artlı %

.) 4A," gest?

k) Plin. Hit, Nat XIV. i8. Romulum lacte, non: vino libaffe, indicio ſunt facra ab eo inſtituta, uae hodie -cuftodiunt morem,, Numae regis Pofihumia lex eſt, vino rogum ne refpergico. Quod lanxiffe illum propter inopiam vini, ne-

mo dubitet, - Ib) 1. c.c. ı3. L. Papirius Imperator adverfus Sam- nites dimicaturus votum fecit, ſi vicillet, lovi

\ pocillam vini.

J m) Plin. l. c. c. ig.

| 18

vn). Man feßte fogar voraus, baf es unter den Göttern, mie unter den Menſchen, Weinhaffer sehe. Nahmentlich bot man den Eumeniden, den Toͤchtern der Nacht, niemahls Wein bar o).

Die Menfchen fingen nicht früher an, ihre . Eßluſt und Trinkluſt mit Bergnägen zu fillen, als

ſie an wohlriechenden Blume balſami —E Hol: RN‘ oder berauf.henden Kräutern, Hoͤ e * —* —— „und einen gleichen | —* —3

ſchmack in den Goͤttern vorausſezten. Man kann „e um befto weniger zweyfeln, daß Räuchopfer, oder Und‘ * doch ſolche Dpfer, bie dem Sinne des Geruchs —2 73 chmeicheln ſollten, eben fo alt, als Speiſe⸗ und Ay fr

ranfopfer feyen, ba bie Wilden in allen Theilen der neuen Welt ihren Göttern Taback, und andere L balfamifche Kräuter darbringen 2). Die Briechen und Mömer opferten ben Göttern in Älteren Zeiten entweder Bündel von Eiſenkraut g), ober Zweige nm um. * und Fruͤchte von Lorbeeren und Myrten, oder klein⸗ er

| ges

n) Saubert, 1, c, 541. . o)Lt, _

.p) Von den Norbs Americanifchen Wilden fagt dieſes Charlevoix p, 348. von denen in Jucatan, die hiſtory of the Boucaneers I, 107. von den Kloris danern, Samınl, ver Reifen, XVI. 499 ©;

q) Verbena, isgoßorayov,, wiewohl Verbena in ber | Folge alle heilige Zweige, felbft von Myrten, und

Lorbeeren bedeute. Saubert ' c, 24. p. 541. 549. j -

x

- 14 mn en ur

| gefchnittene wohlriechente Hölzer vr)... Die Mors u .. genländer waren die Erfien, welche vor den Göts - tern Poftbaren Weihrauch verkrannten, and mit folhen Raͤuchopfern eine beynahe unglaubliche Verſchwendung trieben, wenn e8 anders wahr iſt, ‚was Herodot erzählt, daß man an dein Fefte des Delus in Babylon taufend Pfund Weihrauch vers

- brannt habe s). . Diefe Räuchopfer famen, wie bie Eoftbare Waare felbft, fpät zu den Griechen ‚und Römern: weßwegen auch alle. Weltweiſe, wel⸗ che mehr auf die innere, als aͤußere Verehrung hoͤherer Naturen drangen, das Verbrennen von

koͤſtlichem Weihrauch nicht weniger, als die thieri⸗

ſchen Opfer tadelten t). Eine viel ältere und lies benswuͤrdigere Sitte der Griechen und Roͤmer war, die Statuen, Altaͤre, und Tempel der Goͤtter . entweder mit friſchen Zweigen, ober mit tiee chen | Blu⸗

.

4

D7) Saubert. I, c. u. Theophraſt: ap. Porphyr. II, - ry bs MapxXaoryTn Tav supyuevmv Junaparuv zarıda ri av smıßlenfac, ori moAlos nu vor sr Jvscı guyasnouusva Twv sumdwv EuAav Fıva,

‚s) I 183 cc. |

t) Theophr; I, c. Arnobius VII. 26c, frägt tris - amphirend,, woher denn die neue Sitte gekommen fen, koſtbare ausländiiche Raͤuchwerke in den Tem⸗ peln der väterlichen Götter Zu verbreimen, eine‘ Sitte, wonon weder dad alte Griechenland, und Etrurien , noch and) Alba und Rom zu den Zeiten ded Romulus und YIuma etwas gewußt häts ten? Unde igitur coepta eſt ulurpatio ejus aſſu- mi, aut in antiquam et veterem confuetudi-

\ nem quaenam irruit novitas, ut quod tempella tibus tantis necellarium non fuit, locum ſume-

. rot in caerimoniis primum? - J

-

\ >

15 Blumen, und Blumiencraͤnzen zu ſchmuͤcken, auch ja gewifien, Zeiten Roſen, und andere Blumen anf Die Gräber der Verſtorbenen zu ſtreuen #). Wer kann fagen, ob dieſe Sitte einheimiſch ober aͤgyptiſchen Urfprungs war? Die Denfmöhler ber Aegyptier beweifen, daß fo wohl die Statien ih⸗ rer Götter, als die Häupter ihrer Priefter oft

wit $otoß = und anderen Blumen ummwunden was ren x). \

Die erften und einfachften thierifchen Opfer waren diejenigen, melde die Menfhen brachten, bevor fie. Thlere gezähmt hatten, oder wenigſtens bevor fie Heerden von zahmem Vieh unterhielten, um die Milch und dad Fleiſch berfelben zu ihrer vornehmften Nahrung zu machen. . Diefe einfachs ſten thieriſchen Opfer finden noch immer unter ben Fiſcher- und Jaͤgervoͤlkern in America, Sibirien, . und Afrika Statt. Die Wilden im nörrlichen America eſſen ſelten oder niemahls, halten wenig⸗ ſtens nach einer ergiebigen Jaad, oder einem gluͤck⸗ lichen Fiſchfange nie frohere Gaſtmaͤhler, ohne den Goͤttern, oder den Geiſtern der getoͤdteten Thiere etwas von der ‚erlangten Beute zu opfern y). Gie find, wie alle übrige Völker, in Nöthen am freys aebigften gegen bie Götter. Auf aefahrvollen Megen and Strömen opfern fie. ganze Thiere, ents weber Vögel ober Hunde, welche Iezteren ſie bis⸗ weilen Tebendig mit zufammengebuntenen Deinen _ aufhängen, und vor Hunger oder Wuth umlom: -

oo. | maen u) Sanbert. de ſacrif. c. 24. 544 et.fq p. | x) Schmidt I, c. p. 24.

y) Charlevoix lour, p. 118, 348

FIN ern ann

16

men laſſen 2). Wahrſcheinlich wiſſen die Ameri⸗ cauer ſelbſt nicht, warum ſie den Hirſchen und Baͤ⸗ ren Welſchkorn , und dem Welſchkorn Baͤrenfleiſch

opfern 22). Auf dieſelbige, oder eine aͤhnliche "Art opfern bie roheften Meger » Völker a), die . Kamtfchadalen, ‚und öftlichen Infulaner 5). Die

Kamtſchadalen bringen den Göttern gewöhnlich von gefangenen Zifhen nur die Köpfe und Schwänze,

welche fie felbft nicht genießen. Ohne Wergleis hung karger in thierifchen Opfern als bie meiften Fifcher » und Jaͤgerhorden, waren! von jeher, und

ſind auch jezt roch bie roheren Hirtenvölker im mittlern, im Öftlichen und nörblichen Aſien. Selbſt

noch zu den Zeiten des Herodot gaben die Perſer, unter welchen die Haͤupter von Familien allein,

ober dody mit den Prieſtern gemeinſchaftlich opfer⸗ ten, von ben Opferthieren, welche fie fchlachteten,

ben Göttern nichts, ald das Blut, ober das Le⸗

ben c): Wenn bie Perfer, fagt Herodot, opfern :

wollen, fo errichten fie Feine Altäre, und zuͤnden kein Feuer an. Gie fhmücen bie Opferthiere

nicht, und wiffen eben fo wenig von Voropfern als

von Tranfopfern, oder von gottesdienſtlicher Mu⸗ fit, weldye bie Opfer begleiten müßte, Wer ops fern will, legt feine Feierkleider an, fuͤhrt das

| Opferihier an einen reinen Ort, und betet bey dem

Opfern zu den Goͤttern um die Wohlfahrt des Koͤnigs nnud bed ganzen Dei ſchen Volks, inwels | Gem

x) 1. c.

22) Losfiel ©. 53, a) de Bry VI. c. ao. Mathews p. 65- 67.

db) Steller S. 465. Georgi’s Ruſſ. Boͤllerſch.

©. 373. | €) I, 130.

wma. - —“ 17

dem Gebet auch das: Wohl des Opfernden mit be⸗

griffen iſt. Wenn der Opfernde das geſchlachtete Thier zerſtuͤckelt, und gekocht hat; fo legt er das Fleiſch auf friſche und faubere. Blaͤtter, oder Kraͤu⸗ ter. Wey diefem Hinlegen fingt ein Priefler, aber Magier ein heiliges Sieb ab, nach deffen Cinbis zung berjenige, ‚welcher geopfert hat, alles Fleiſch sufommennimmt, und nach feinem Gutduͤnken vers wendet. Die alten: Slaven warfen nur bie ſchlech⸗ teſten Theile ber Opferthiere in's Feuer. Das Beſte verzehrten ſie entweder ſelbſt, ober gaben ed den Prieſtern. Die Benennungen ber Opfer⸗ thiere, der Opferaltaͤre und Opferprieſter, die alle vom Speiſen, ober Freſſen abgeleited waren, zeigten an, daß die Opfer nit fo wohl den Goͤt⸗ teru, als den Opfernden ſelbſt beſtimmt ſeyhen. Alle Tatariſche, und Mongol iſche Horden in Si⸗ birien, in den Statthalterſchaften Orenburg, Ca⸗ ſan, und Aſtracan, geben den Goͤttern von den Thieren, welche fie opfern, dieſe moͤgen nun in Pferden und Kuͤhen, ober in. Schaafen und Rrnn⸗ thieren beſtehen, entweder nichts, als die Knochen und Hoͤrner d), ober hoͤchſtens neben den Knochen und Hoͤrnern noch die Koͤpfe, oder die Naſen und Ohren, die Fuͤße und Gedaͤrme ). Die Lappen,

und -

d) So die Wogulen, Beorgi’s Reifen, & 599. Die Lappen, Georgi's Ruſſ. Voͤlk. ©. 13. 389. Die Buraͤten oder Bratskis, des älteren Gmelin's Reifen, III. 24 ©.

e) So die Tſchuwaſchen, Vchetemiſſen uUnd Motte

e

alten, III, 360, Aytſchkow's Togehuh ©. .on. . EEE Ze

und wahrſcheiunlich die meiſten Übrigen keäummten .

| I".

I

Voͤlker troͤſten ſich damit, daß bie Goͤtter die Ares chen der Opferthiere ſchon wieder mit Fleiſch be⸗

‚Heiden wuͤrden. Vielleicht hegen bie ‚Neger in Afrika, die den Goͤttern von Opferthieren auch ‚weiter nichts, als die Haͤute und Hoͤrner jukom⸗

„men laſſen f), ‚einen ähylidden Glauben. Die Ta⸗ tariſchen und Mongolifhen Hirten⸗ Voͤlker in Si⸗ birien opfern ben Goͤttern nur tin. großen Noͤthen

| ganze Thiere Er ‚oder. theilen die. Opferthiere mit

t . - . ——

ben. Goͤttern. Dieß leztere thun..bie Tſcher emiſſen

bey gemeinſchaftlichen Opfern, die im Nahmen

Bon. ganzen Dorffchaften gebracht werben )). Das im Nahmer von Allen gekaufte, und gefchlachtete „D:pferthter, wozu man meiftens ein weiſſes Pferd, .... ober/eine weiſſe Kuh wählt, wird unter die Anwe⸗ ſenden zu gleichen Theilen vertheilt. Ein Jeder

zerlegt feinen Antheil wieder in zwey Haͤlften.

Eine von dieſen Haͤlften behaͤlt man fuͤr ſich, die

andere legt man in einen großen Keſſel. Wenn - ber Keffel vol iſt, ſo werfen die Tſcheremiſſen den

-Subalt deſſelben in’d Feuer, mit den Worten:

Feuer, bringe. unfer Opfer zu-Gott! Da faft alle

Völker bie den Göttern beftimmten. Opferthtere,

aber Theile von -Opferthieren verbrannten, fo was | . ren

Müller in dem Voy. au Nord vm. 415. Steller IL. c. jagt in einer Note von allen Aſiatiſchen Hei⸗ den, daß ſie den Goͤttern von den Thieren, weiche

J ſie opferten, nichts gaͤben, als was ſie ſelbſt nicht

brauchen koͤunten, hoͤchſtens die Koͤpfe und inte, P Demanet I.40©.

, 8) Beörgt’s Ruß. Voͤlk. S. 389» a) Ritſchkow J. o

R

T—— 7777 -

| 19

ru wahrſcheinlich auch meiſtens gleicher Mel⸗ zung mit ben Griechen und Römern, welche annah⸗ men, daß die Götter fih vorzüglich mit dem Blute ber Opferthiere, und dem von den verbrannten /

en _auffteigenden Dampfe nährten 5). Die eltern wahren Nomaden im Op: fern tft einzig und allein aus ihrer Artı zu Ieben er⸗ Hirbkar. Diefe Völker begnügen fich meiftens mit der Milch ihrer Heerden, oder mit dem Fleiſche ſolcher Thiere, bie verreckt, oder frank find. Ges finde Thiere ſchlachten fie fehr felten, und wenn fie alfo dergleichen den Göttern opfern, fo ift bie Begierde nach einer beffern Nahrung fo groß, daß fie faft alles, oder doch das Beſte für fih bes halten. |

Ge karger die nomadiſchen beſonders die we⸗

niger gebildeten nomadiſchen Voͤlker, im Opfern waren, deſto verſchwendriſcher wurden die acker⸗ bauenden Nationen, fo bald das Opfern ein Haupt⸗ geſchaͤft der Prieſter, und der vornehmſte Theil

des Goͤtterdienſtes geworden war * Es macht

den,

i) Lucian, II, 794. nalısa da ylovraı airansva Toy

su Jvcimy HaMYoV RUTY AVICCY AYNVBYyUSVov, Ku | roic Papas Jvoyrag

[4

ro dıuz ds Toy Iopuen, 6 repixesouv.

Selbſt unter den reichſten Volkern behielten die

Armen die alte Einfalt im Dpiern bey. So opfere ten die armen Aegyptier nicht Schweine, fondern Heine aus Mehl gehadene Bilder ı von on ;

6-> . % - Ba , % ,

Pi

80 den Griechen und Roͤmern Keine Ehre, daß fie alle übrige bekannte Völker in zahlreihen Dpfern übertrafen, und noch weniger, daß die gröfte Vers ſchwendung im Opfern vorzuͤglich in die Zeiten fiel, wo Die Griechen und Römer am meiften Kunſt and MWiffenfhaft befaßen Nachdem Jaſon, Herr von Theffalten, "ein: Zeitgenoß des Sokra⸗ ses, die höchfte Stuffe von Macht und Anſehen erftiegen hattes fo befahl er allen ihm untermorfer nen. Städten, daf fie, eine jede eine gewiffe Ans

zahl von großem und Meinem Vieh nräften follten,

bas würdig fey, dem Apoll geopfert zu werden /). Er fegte derjenigen Stadt, die den fehönften Och⸗ ſen liefern werde, eine goldene Erone zum Preife aus. Ungeachtet nah Zenopbons Bericht “Jar ſon's Forderungen nur mäßig aewefen waren, fo erhielt er body der gemeinen. Sage zffolge nicht weniger, ‚als tanfend fette Ochfen, und zehntau⸗ fend Stück von Eleinem Vieh. Alerander opferte nach dem Siege über bie Lacedämonier eine Heka⸗ . tombe m), und die Mutter Aleranders, bie Rös nigin Olympias, opferte gewöhnlich bey taufens denn). Die Römer gelobten in gefährlichen -Zeis ten, und wenn ihre Wünfche erfüllt wurden, opfers ten fie den Göttern alled, was in dem Frühlinge eines gewiſſen Jahrs von Käldern and Lämmern, von

—Uerdqàd. II. c. 4%. und die Chineſen opfern Wilder von allerley Sachen aus Goldpapier. Dampier II. Te et I) Xenoph. Hiſt. Graeca VI, 4 pP. 404. Ed. hieme:; on m) Suidas in Voce Athenaeus, 2) Porphyr, II, $. 6.

n

.

21t von jungen Ziegen und Schweinen gebohren worden wer 0). : Mod, häufiger gelobten die Roͤmiſchen Feldherren, und opferten nad) srfochtenem Siege hundert Ochſen 9). Nach dem Tode bes Tibe⸗ rins freuten ſich die Römer, und die dem Mömis fen Scepter unterworfenen Voͤlfer über die Er: bebung des neuen Beherrſchers fo fehr, daß fie in den drey erften Monathen der Megierung des Ca⸗ ligula über hundert und ſechszig tauſend Ochſen opferten 9). Antonin der Weiſe, und Julian der Fromme, waren fo unmaͤßig im Opfern, daß fie drüber felbft ihren abergläubigen "Zeitgenoffen zum Gefpötte wurden, und Julian den Beynah⸗ men des Dpfers Schlächtere, oder victimarlus .

erhielt 7). Zu den Zeiten des Seſchichtſchreiben⸗ . CCa⸗

o) Liv. 28. 10. Quod ver attulerit ex fuillo, a- villo. capreno, 'bovillo‘'grege, quaeque profana erunt Jovi fieri, ex qua die [enatus populus- que julferit, ® |

P 5 9%. Aemilius Daulus vor ber Schlacht mit dem Perfeus. Plutareh, IL, a8r. |

g) Suet in Caligula c. 14. .. tanta publica laeti- tik, ut tribus proximis menhbus, ac ne totis quidem, [upra centum fexaginta millia victima- yum caela tradantur. Schon unter dem Auguſt wünfchte ein Senator Aufus an einem zabheihen - Saftmahle, daß Auguft von einer angetretenen Reiſe nicht glucklich zuriidiommen möge, und fezte binzu idem omnes et tauros et vitalaa optare. Senec. UI 27e, de Benef. v

Ammian. Mare XXH. 14. XXV:-4c. Aeſtima- batar, fi redillet, “Julianss,) de Parthis boves jam defuturos. Marc illius: ſimilis Caelaris,

in’ quem. id accepimus jactum : di Muxoi Pos Ä | per

|

' ' I , - f . x 4 .# 2 —— a f \ ' {

Capitolinus unterfhie man meine getsöhnliche Seas tombe von einem Kaiferlihen Opfer. Als man,.

fagt Capitolin s), bem Balbin das Haupt des Werimin bradte, war feine Freude fo groß, dag

er den Goͤttern auf der Stelle eine Hekatombe opferte.

Bey einer Hekatombe werden hundert Altaͤre von

Raſen nahe bey einander errichtet, und an dieſen

Altaͤren hundert Schweine, hundert Schaafe u. ſ.

w. geſchlachtet. Iſt aber das Opfer ein kaiſer⸗ liches Opfer, ſo toͤdtet man an den Altaͤren hun⸗

dert Löwen, hundert Adler, und andere aͤhnliche Thiere. Die Griehen brachten vormahls foldye . Dpfer, wenn fie von peſtilenzialiſchen Seuchen heimgeſucht wurden ; und es iſt bekannt, daß viele

Keaeiſer dergleichen zebrocht haben t): Capitoli⸗

nus irrte gewiß, wenn er glaubte, daß ſolche

Opfer, dergleichen nach, ihm bie Kaiſerlichen wa⸗

ren, unter den Griechen, und ſelbſt in älteren.

Zeiten unter den Roͤmern gebraͤuchlich geweſen

ſeyen. Etwas gewoͤhnliches aber unter den Grie— den und Römern war es, daß Pi bie Staͤdte, de

..IPl V

7

eine TO nalgapi“ av 00 —— qusic arme ua. | " u

4). in Maximo et Balbino c. xi.

) L. c. Hecatombe autem tale facrificium ef.

, Centum araę uno in lgco celpititise eriguntar, et adeas centumg (ges, ecentum oves mactan- tur. „Nam fi imperatorium lacrificium fit, cen- tum leones‘, ‚aäntum.bimilae, et caetera: hujus

l

modi animalia ‚centehä feriuntur, . Quod. qui-

dem Grasci quondam feoiſſe dicuntars quum c. poſtilentia laborarent, et.a multis imperptori- bus id celebratum confiat,

„— . 33 der Fuͤrſten und Felbherrn, ſondern felbft reiche ser wohlhabende Privats Perſonen drey Stuͤck, oder zwanzig Stuͤck von großem, ns kleinem Died af einmahl barbracten u). - --

Bey den erften thierifchen. Opfern brauchte man gewiß Feine andere Werkzeuge und Gefäße, . ıld deren ſich die Hausväter und Familien fonft bedienten. Nachdem man aber den Goͤttern be⸗ ſondere Tempel und Altaͤre errichtet, oder heilige Opferplaͤtze geweiht hatte; fo Fam man auch balb- dahin, daß man Snftrumente und Gefäße anfchafte, die ganz allein zum Schlachten unb Wereiten ber Dpferthiere. beftimmt waren. . Diefe Werkzeuge und Gefäße waren anfangs Flein an Zahl, und ſehr einfach. Die leßteren beftanden entweder ans Thon, ober aus Holz. . Der Jehova ber Juden bingegen- erhielt faſt lauter goldened Geräth, bevos man ihm noch einen feften Tempel erbaute uw); und biefe That⸗ fahe allein laͤßt vermuthen, daß das Geräth ber, Aegyptiſchen Götter nicht minder Toftbar geweſen fy. Da der Gott Bel in Babylon ungeheure Tis fhe und Statüen don gediegenem Golde hatte x); fo kann man ‚nicht zweyfeln, baß die Opfergefäße io dem Tempel diefed Gottes and demſilbigen Mies tall gearbeitet waren. Dad Geräth in ben vors nehmſten Tempeln der Griechen und Römer war in ben fpäteren Zeiten entweder golden, ober ſil⸗ been, und fehr oft mit. Perlen und edelen Steineu beſetzt. Nicht felten. übertraf die Kunſt, womit die Kleinobe gearbeitet. waren, ben koſtbaren n u) Sanbert, de Sacrif, c, 18. p. 39. 9 wu) Exod, c, 2

x) ;, ı81, 83 c, Herodot,

[4 N ö v 2 x 26 . m - wem i h *

rech⸗ fehr weit y). Sio.mie die beſſeren Opfer nicht die ſchlechteren verdraͤngten; fo behielt man auch

in den .Zempelg..die irdenen, hoͤlzernen, ober ans Weiden geflochtenen Gefaͤße bey, nachdem man die Goͤtter mit goldenem. und ſilbernem Geſchirr übers

" . ‚flüflig verforgt hatte 2). Sa man hielt fo ger.

Das Ältere und einfarere Opfergeräch für heiligen, atd das neuere koſtbarere und fihönere 2). j

Die Opferthiere waren eben fo verſchieden, ala He Gottheiten, benen fie geopfert, und die Abfichs ten und Perfonen, in und von welchen fie geopfert wurden. Man nahm allenthalben- au, daß ber „Geſchmack der Götter nicht weniger von einander

abweiche, als der Geſchmack der Menſchen: daß die einen an dem Fleiſche dieſer, die anderen an dem

Fleiſche jener Thiere das groͤſte Wohlgefallen faͤn⸗

den: daß die einen junge, die anderen aͤltere: und

- ‚wieberum dieſe weiſſe und weibliche, andere ſchwarze,

oder männliche Thiere vorzoͤgen d). Diefelbigen Göts v | ter

Yy) Saubert, c. 18.

2) Senec, Ep. 98.. Tubero paupertatem et le dignam et .eapitolio jadicavit, cum fictilibus in publica

coena uſus, ohendit, debere hominem his elle contentum, quibus dii etiam num nterentur, .

4) Porphyr. II. G. 18. de Abſt. anim. eJay 'xuı ra walnrarn 704 xupanız, aa Eulıva Umapxovrz,

AaAMov Serum veronisas dım TS Tyy dANy na 77V aPe- Asiay Ta TEXvIc. \

2) In den Gefegen der zwölf Tafeln hieß ed: Quae- que cuigue divo decorae gratae fint hoflise pro-

vidento, ap. Saub, c. 18: p. 366.-Arnob VII, 18. Quae enim caufa, utille tauris Deus, has -

1

N

N Ze ' 235

ter erhielten andere Opfer, wenn man ihren Hum⸗ ger ſtillen, oder ihren Guumen kitzeln: andere, wenn man ihren Zorn befänftigen, oder ihre Rach⸗ gier befriedigen wollte c). Bisweilen vereinigte man an Einem DOpferfefte, zum Beyſpiel, an dem Feſte der Artemis zu Paträ, nicht mar alle Ars in Ton Früchten und genießbaren Thieren, fonbern felbft mehrere Gattungen von Wildprett and wilden Zhieren d). Diefelbigen Gottheiten erhielten andere Dpfer, wenn ganze Staaten, oder Fuͤrſten und. Gemwaltige: andere, wenn Arme und Geringe in denfelbigen Abfichten opferten. Aus allen vielen. Urfachen zufammen genommen kann man es erklaͤ⸗ ren, warum faſt keine Art von ungenießbaren Thie⸗ ren uͤbrig blieb, welche man nicht gewiſſen Gotthei⸗

3 . ten

dis alius honoreter, aut ovibus:. hic lactentibus

porcnlis, alter intonfis agnis: hic virginibus bu-

culis,' capris ille cornutis: hie fterilibus vaccu-

lies, at ille incientibus [crofis, hie albentibus,

ille tetris, alter foeminei generis, alter vero ani- \

mantibus malculinis,

e) Servius ad Virg. Georg. II, v. igo. Vistimae numinibus aut per fimilitudinem aut per contra. rietatem immolantur, Per fmilitudinem, ut nigram pecus Plutoni. Per contrarietatem, ut Porcae, quae obeft frugibus, Cereri; et caper, . qui obeft vitibus, "Libero; item capra Äefcula- pio, qui eft Deus falutis, cum capra nunquam fine febre fit, | | |

d) Paufan. VII. c. 18. sehxAlum yap 4 WUTRG scroy. Bwnov, opvdag rs siwduns, mar .lupun Gpuog erayra, arı ds do aypac, Am sAuPzerE au dopum-

dac, di ra nuı Äuxwv nu apurwv OXUnvaG, Ölds ab. 1x reisın Twv Iyoıwv, nararıyaxcı de awi vav‘ Ans nov nal dsvdewy napmnv Tay YMSpRV.

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3

- + ——

J

26

ten geopfert hätte; und warum: wiederum kaum

eine Art von genießbaren Thieren erfunden wurde, Die nicht von gewiſſen Göttern wären verſchmaͤht

| worden ⸗2 ). Sm Durchſchnitt opferte man den

oͤttern, denen man eine wohlgefaͤllige Nahrung verſchaffen wollte, ſolche Thiere, deren Fleiſch man ſelbſt am meiſten liebte, oder am haͤufigſten genoß. So wie die Griechen und Roͤmer meiſtens Ochſen und Kälber, Ziegen, Schaafe und Schweine opferten ); fo die Maffageten, und andere, fowohl Tatari⸗ fhe, als Mongolifhe Hirtenvölker Pferde und Hüllen g). Von der Zeit an, wo Laligula fid als einen Lebenden Gott anbeten ließ, verlangte dieſer Wüterih, daß ihm die Foftbaren Leckereyen, ' auf welche bie beruhmteften Schlemmer ben gröften Werth feßten, täglich geopfert würden 5).

Es war den vielgöttifchen. Völkern nicht ger

| nug, den Geſchmack der Götter zu erforfchen, und

. einem Jeden die wohlgefälligften Ihiere zu opfern. ‚Man bemühte Yih auch, aus jeber Thierart die groͤſten, Tchönften, fettefien, und "tadellofeften Thiere auezuſachen; 3 und ſolche ſorgfaͤltig gewaͤhlte

Opfer⸗

0) Arnob. L c.- nat, ut fieri moris eft, obſer- ‘vationis Alicnjus, et religionis metu ille caprina abſtinet fe carıe‘, porcinum alius execratur at-

. tactam, huic ovilla foetulenta funt vilcera ; ac ne fiomachum fatiget invalidum‘, hic bubulam

eh, dnritiem vitat, et’lactentinm lenitatem , ‚m

digerat expeditius fumit, DH Liv. 20, c. IV. Xenoph. Hiſt. Gr, vi. 6. 1.c. 6) 1. 216. Herod. A) Sueton, in Calig. I. ſup. cit.

27

Opferthiere wurden deßwegen victimae eximiae, egrepiae, lectae genannt i). In Aegypten pers naute man die Uuswahl, und Präfung von Opfers. tbieren nicht den Dpfernden-au, fondern man lic fe von ben Prieftern anftellen: ohne Zwenfel, weil man glaubte, daß das Darbringen von tadelhaften Opferthieren bie Götter nicht allein nicht gewinne, sder verſoͤhhne, fondern fie vielmehr zum Zorn reitze. Die Aegyptiſchen Priefter unterfuchten jedes Opfers thier fo wohl fiehend, als liegend am gauzen Coͤr⸗ per, befonderd am Schweife, und an ber Zunge. Ein einziges ſchwarzes Haar machte das fchönfte hier zum Opfer untüdtig. Tadellos befunbene Thiere zeichneten bie Priefter dadurch aus, daß fie die Stirn. derfelben mit Byblos ummanben, und ihnen ein Siegel aufdruͤckten. Wer andere, als geprüfte und befiegelte Thiere opferte, war bed To⸗ des fehuldig k). - Moſes bequemte fi) nad) den Begriffen, welche fein Volk in Aegppten!aufgefaßt hatte,. indem er verordnete, daß nur vollſtaͤndige, und mängellofe Thiere dem Jehova geopfert wer⸗ den ſollten 1). Sehr viele Voͤlker, und beſonders die beruͤhmteſten Nationen des Alterthums, fingen allmaͤhlich an, zu glauben, daß Thiere nicht bloß

an den aͤußeren Gliedmaaßen, ſondern auch an den oo ins

!

3) Man f. die —* alter Schriftſteller beym Sau- bert. c. 18. 364-68. p. und Lomejer c, 23. p. 283. -. Dad Wort legere druückte das ſorgfaͤltige Auswaͤh⸗ len der Opferthiere aus. Thiere, die wegen gewiffer Gebrechen zum Opfern untächtig waren, naunten man “prin, rock, 17 EHFUDR.

k) 11, 39. Herodot. u h) Levit. XXII. v. 18. et ſq.

*

er ——

on ianern Theilen ohne das oeriadſte Gebreigen ſeyn * muͤßten, um ber Goͤtter würtig zu werden. Man erforſchte den immern Geſundheits « Zuftand der -

\ ‚Dpferthiere zuerſt dadurch, daß man ihnen entives ‚der $ Futter vorſetzte , oder daß man fie mit kaltem Waſ. begoß m). Wenn die Thiere fraßen, oder ſchauberten, fo ſchloß man, daß fie geſund ſeyen.

—Im entgegengeſetzten Fall berntuthete man innere Gebrechen. Die Griechen und Römer durchwuͤhl⸗ ten nach dem Beyſpiele der Bewohner des alten Orrients die Eingeweide der Opferthier⸗ ſelbſt. Wenn

alle innere Theile geſund, und vollſtaͤndig warenz

„fo nannte man Opferthiere, gluͤcklich, froh, oder

ſchoͤn n)3 im entgegengeſetzten Falle, unglücklich,

raurig, und haͤßlich. Weil es oft begegnete, daß die ſchoͤnſten und fetteſten Thiere an irgend einem innern Theile ein kleines Gebrechen hatten; ſo hielt man beſtaͤndig mehrere Opferthiere in Wereitfdaft,

wenn etwa bad erfte, oder die erften untuͤchtig be

funden wurden. Wlan nannte -folhe Opferthiere hoftias fuccidanias 0). Es mwährte bisweilen nicht bloß mehrere Stunden p) fordern mehrere Tage, bes an) Lomejer 1. ce. Axtſchrow S. 87 von den Tſche⸗ remiſſen. Gmelin, III. 22. 23. von den Buꝛaͤten.

> a) Victimas fauflas, laetas, waäuc, |

0) Gell. IV. 6. Succidanise autem hoftiae dieun- tar, elittera per morem compefiti vocabuli ini .. litteram eommutata. Nam quali [uceaedaneaa . appellstae: guoniam fi primis hoftüis litetum -

“non erat, aliac poft easdem ductae hoftiae cae- '

debantur, Vide etiam Saubert. c. ı9. p. 423.

p) 3. B. vor ber Schlacht bey Plataa, Piutarch De 520. p.

\ um JE . 29

bevor man ein gluͤckliches Opfer traf y). Aemi⸗ lius Paulus opferte vor der Schlacht gegen ven Derfeus zwanzig Ochſen, und erſt ber ein und zwans jigfte bot ein glückliches Opfer bar 7). Caͤſar ließ einft hundert Ochſen ſchlachten, ohne ein einziges gluͤckliches Dpfer zu finden: s), Das Opfern eines gluͤcklichen DOpferthiers druͤckte man im Griechiſchen durch bad Wort zardspssoI, und im rateiniſchen durch perlitare aus t).

Um auserwaͤhlte Opferthiere den Göttern noch wohlgefälliger .zu machen, verfhönerte man fie anf alleriey Art. - Man vergoldete ihre Hörner. Man ummand ihre Häuptermit Binden, oder Eräns

zeu. Man feßte ihnen fo gar einen Kopfpuß auf,

ber ben Mitris ber Morgenlänbifäen Prieſter ähm lid war 0).

Selbft bey dem Führen, und. Sqhlacten von Dipferthieren bewies man eine Sorgfalt, oder viel⸗ mehr

9) Dertyliden | 3. B. fand erſt a am vierten Taae ein frohes, v.er untadeliches Opfer. Xenoph. Hiſt Gr.

III. c. 1. x 2 TETTRPWY ꝓaspœæ —— qu- ousvos nala xuhseoc Dapuv, - r) Plutarch. II, sgr, s) Flor, IV; 94. j 6) Script. eit.

u) Man f. Saubert, 1, c. e. 18. p. 385, eıfq. zu die zu die em Capitel ‚gehörigen. Kupfer. 'Plutareh. in Aemil, Paulo lJ. Zır. uer@ ds Teras yyovro KPUGORSp®. rpopinı Bass, dxarov Kom, pıTpac JExyuayl Ka SERNaUIV, _

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mehr · Angſtlichkeit, als wenn man nicht mit hoͤhe⸗ ren Naturen, ſondern mit den laͤunigſten, und reitz⸗

barſten Tyrannen zu thun gehabt haͤtte. Die Opfer⸗ thiere durften nicht gezogen, fondern nur an locke⸗

ren Seilen geführt werben, gleichſam, als wenn

ſie ſich freywillig den Göttern darboͤten x). Uns

vorhergeſehene, und unverſchuldete gleichzeitige Uns

fraͤlle vereitelten nicht bloß Opfer, und andere gots

tesdienſtliche Handlungen, ſondern verkehrten ſie ſo

gar in ſchwere Verſuͤndigungen. Während ber

Feier ber fo genannten groſſen Gpieley), bie im-

%.263. nad ber Erbauung Roms den Göttern zu

Ehren gegeben wurden, ließ ein Roͤmiſcher Haus⸗

vater einen Sclaven Von den übrigen Mitknechten

über das Forum geiffeln, und nachher umbringen. Das Angſtgeſchrey, und die Eontorfionen des Ger geiffelten erregten in vielen von. benen, die ben feſt⸗

üichen Umgang mithielten, Unwillen über die Haͤr⸗

te des Herrn, nnd Mitleiden mit dem Ungluͤckli⸗

“den, ber fo graufam gemißhandelt wurte, Nichte

deſtoweniger feßte man das Gepränge fort, nnd feierte die Spiele, wie man fih vorgenommen hatte. Nicht Yange nachher erhielt ein. gemeiuer Mömer ein Zraumgefiht, im mweldem “Jupiter

ihm auftrug, ten Confuln gu fagen, daß ihm ber Vortaͤnzer mißfallen habe, und daß die Stadt

Mom bafür büßen mwürbe, : wenn man nicht. die

Spiele von neuem auf das prächtigfte wieberhohle,2). . Zu Der

2) Merula p. 26, © ©: y) Ludi Magni, Liv. II. 56. Plut, in Coriol, II. 129- 3% oo : 3) Livius 1 c. Aibiludis praelaltatorem diſplicuiſſe: niſi magnifice inftaurarentur hi ludi, periculum urbi fore, Iret, ea conlulibüs nunciaret,

!

J 31

Dee Traͤumer richtete. ben erhaltenen Auftrag nicht ˖ aus, weil er fuͤrchtete, daß die ganze Stadt, und beſonders bie erſten Magiſtrats⸗Perſonen ver Re⸗ publik ihn für einen Phantsften halten wuͤrden, Sem er feinen Traum bekannt made, Der Unges berfam bes Mannes ward dadurch geftraft, dag fin Sohn erfrantte, und in wenigen Tagen flarb. Nach dem Tode des Sohns kehrte daffelbige Traums gefecht mit der hinzugefügten Drohung wieber, baf der Gewarnte noch härter werbe geflraft werben, wenn er Länger zoͤgere, dem MWefehl dee Götter zu geborchen. Da er dennoch Bedenken trug, ſich bey den Sonfuln zu melden, fo warb er ſelbſt Yon einer heftigen Krankheit befallen. Jezt erkannte es die Hand der Gätter, ließ fich in den Senat tragen, und erzählte, was ihm gefchehen mar. Er hatte kaum feine Erzählung geendigt, als er fh vollkommen gefund fühlte, und nah Haufe ging, da er vorher Feius feiner Glieder hatte ruͤh⸗ ren koͤnnen. Der Senat wußte atıfangs nicht, was das. göttlihe Traumgeſicht mit den Wortäns zer meine. Man faın endlich auf den Grund, und erneuerte bie Spiele fammt den übrigen Feſtlichkei⸗ ten, die Damit verbunden gemefen waren. Plutarch preist nicht nur die Froͤmmigkeit bes - Roͤmiſchen Volks, fondern auch vorzüglich Die Vor⸗ ſicht des Numa, der. bey allen gottesdienſtlichen

Handlungen von Prieſtern, und Magiſtrats-Per⸗

fonen einen Gerold Beitellte, welcher laut rufen wußte: hoc age, um die handelnden Perfonen zu einer befiäudigen Aufmerkſamkeit aufzufordern.

. Die geringfügigften Kleinigkeiten, ſezt Plutarch

hinzu, find hinreichend, um die Roͤmer zur Wie, berhoblung Yon Feſten, Spielen und Opfern. zu EZ bes

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bewegen. Wenn 3, 8. an großen Feſten, wo ‚die Bildniſſe der Götter, oder Andere. Heiligthuͤmer in Karren gefahren werben, ein Pferd müde oder ‚fletig wird, oder Einer der Führer das Geil in die linke Hand nimmtz- fo befhließt man angenz - blicklich, das entweihre Teft noch einmahl zu ‚beges

hen. Um biefer, und ähnlicher Verfehen willen

ſind in fpätern Zeiten Opfer wohl dreyßig Mabhle wiederhohlt worden a). Un 'einer andern „Stelle

führt -derfelbige Geſchichtſchreiber 6). guter den

‚Benfpiglen der puͤnctlichen Frömmigkeit ber Roͤ⸗ mer. noch folgende an. Um biefelbige Zeit, als Scipio Naſica, und C. Martius wegen eines

kleinen bey ihrer Wahl begangenen Perſehens das

Confulat ntederlegen mußten, nahm man zwey ber vornehmſten Nömer ihre Priefterwürde: dem Cor⸗ - nelius Ceihegus,- weil. er die Eingeweide eines - Opferthiers nidt gebührend, auf den Altar gelegt

hatte: dem Quintus Sulpieins, weil ihm eine

Muͤtze, dergleichen die Flamines Digles führen, während feiner Amtsverrichtung Yom Kopfe gefals ‚Ien war. Die Aenaftlichfeit ber Römer auch in ‚deu geringſten Kleinigkeiten artete nach Plutarche

—O

Urtheil nicht in Aberglauben aus, da ſie nie weiter

gingen, als ſie nach ihren vaͤterlichen Satzungen | . . a ge⸗

5 Ev ds roic xxro xboroic PR Juasay ' Tpgneye TORE smonsar RE TOR SAÄBINERTOG, 7 pe . NpBuerug Yivaadıl donsvros, runurg kev —8 wpos ro Jaoy Pronaıw. |

u In Vita Mircelli "Open n. A0B - ap. Pe:

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33

schen mußten d), an: den vůterſichen Satungen ige aͤnderten. mr

Wenn ein: ‚Opferthier vor bem Altare ſtand, fo‘ beobachtete an. noch mehrere Gebräuche, ehe

man es. wirklich ſchlachtete. Man .fireute demfels

ben Mehl mit Salz vermiſcht auf die Stirn, wel;

. ches im eigentlidhften Sinne des Worts immolare

hieß d)y. Man ſchnitt tem Opferthiere einige Snrnheare wen ‚, uns warf die Haare in's Feuer, Man detete, und goß bey, ober Eurz dor dem Bes

ten Wein zwiſchen die Hörner. Bisweilen flug man auch mit Klappern an die Köpfe ber Opfers thiere. Es mar eind der ungluͤcklichſten Zeichen,

bie fich ‚bey dein- Opfern ereiguen Fonnten, wenn ein Thier vor dem Altar entfloh, beſonders / nach⸗

dem es verwundet worden ware 2

Gine alte, aber genif ungegrändete Eeg⸗ ers | zählte, daß die Griechen nurſpruͤnglich ben Göttern ganze, oder ungeiheilte Thiere ‚geopfert hätten e). Eben diefe Sage. beihuldigte den Promerbens ale den Erſten, der den Jupiter berüct, und ihm bie beſten Theile von Opferthieren entzogen hä: be 5). Die Griechen und Roͤmer opferten den

Goͤt⸗

ce) xy Tv 8 arv Aixpote anti oletzobrae zdsuie mpoosuyvudaev deiswdäruoue, To undev ae Aafrev, unbe wapskhaivay Fa) warpıwys

d) c. ıg. Saubert, p. 381.

#) Hefiod, Theögon. 555 et id.

f) Saub, XX c. p. 438. 29.”

, 7 u ! * C 9 ... 260 1 [X vu)

J 44 yA

Göttern nur ſehr ſelten ganze Thierr, welche die Erſteren öAoxausa, ober rslsras, bie Anderen Pro- tervias nannten g). Gewoͤhnlich theilte man’ bie Dpferthiere mie den Göttern, welches profecare bie 4). Von dem Ießtern Worte .entfprangen bie Ausdruͤcke proficiae, und profecta, womit man bie den Göttern beftimmten Theile bezöfchnete. Weil diefe Theile meiftend in ben Eingeweiden, und in ben mit der. Fethaut umwundenen Scheu⸗ . Selü der Thiere beftanden; fo nannte man fie im : Griechtfchen unpim; unpus, im Lateiniſchen vifcera, exta und particulas i). Das Hinreichen, „der Hitwerfen.. der den Göttern beſtimmten Theile brüdten die Römer durch die Wörter reddere und porricere, unb das Verbrennen, durch adolere aus k). Aus der Afche der verbraanten Xheile . errichtete man in mehreren Gegenden von Griechens land Altäre, die für viel heiliger, ald andere ges halten wurden. Der gröfte und berühmtefte unter folhen Afchen : Altären war derjenige, ber dem Olympiſchen Jupiter bey Elid geweiht. war 2). Diefer Altar wur zivey und zwanzig Fuß body, und hundert fünf und zwanzig Tuß im Umfange. Frauen und Jungfrauen durften nur ben aͤußerſten Saum des Altar beitreten, Zu ben höheren Stuf⸗ 5 . oo. \ fen ®» l. e. A) L. c. p. 451.

i) I. c. p. 43%

k) p..433. |

) Panfanias V. 18€. (in ähnlicher mar gu Pers

mus, nnd auf der Inſel Samos. Die Athenienfer unnnten fie avrosxedag soxapns. ib, Ä

_ 35

Rahatten bloß Männer Zugang. Die Grieden . mp Römer hoben häufig fo wohl bie Köpfe, als . Ne Haͤute ber Opferthiere auf. Gie nagelten obıe. ; Angten die Köpfe in den Tempeln, oder an ander ven heiligen Orten auf; und auf den Haͤuten liefen

fe Perfonen ſchlafen, welche gekommen waren, un bie Götter um Rath zu: fragen m). Die Yes. gptier verkauften bie Köpfe von Dpferthieren an- he Griechen, ober warfen fie in ben Nil, weil fie bey jedem Dpfer die Köpfe verfluchten, ober

wuͤnſchten, daß alles Boͤſe, was den Opfernden

ſelbſt, ober ihrem Vaterlande bevorſtehe, auf das Laupt des Opferthiers fallen möge m). =

Die häufigen. und reihen . Opfer gingen unter den Römern fehr früh in foͤrmliche Gaſtmaͤhler über, zu welchen alle, oder body viele Goͤtter, und

-—m en a 2 a}

üc. anf ben Rath der Sibyllinifhen Bücher, um eine ſchwere Peftilenz abzuwenden, welche Wens. ſhen und Thiere ergriffen hatte o). Man bewir⸗ thete acht Tage lang ten Apoll und Herculee, da Mercur und-LTeprun, bie Barona und Dias na auf daß präctigfie. Eben fo lange ‚gleiten bie

b⸗

a) Wenn man dieß in dem Tenpel des Jupiter that, jo nannte man ein ſolches Schlafen, in wel⸗ chem man weißagende Traͤume erwartete, incubare

Jori, Servins ad Aeneid, VII, 86 v, n) II, 39. Herodot.

e) V. 13. Livis, Ss“ 5 sn _ .. " n = \

Goͤttinnen in ihren Bilöniffen zugezogen, und bie " lectifternia genanut wurden. Daß _erfle lectiſter · nium veranſtaltete man zu Rom im J. 356. ab _

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36 er

Römer offene Tafet, und ladeten Bekannte und Unbekannte an ihre Tiſche ein. Man ſezte waͤh⸗ rend bdieſer Zeit alle Fetnbfeligkeiten aus, und . loͤste fo gar die Schuldner, welde man in harten

Wander feftgehätten hatte 9): Man legte bie Bildniſſe männlicher Gottheiten anf weiche, und Pofibare Betten hin, Die Statuͤen Yon Goͤttinnen

Hingegen ſtellte man auf Seſſel, weil in aͤlteren

Zeiten bie, Fralin nicht, wie die Maͤnner, zu Tiſche lagen, ſonderũ faßen ). Mean brhtelt die elte Sitte bey den Göttimenn bey‘, ſelbſt nachdem die Roͤmerinnen angefangen hatten, ſich gleich den Maͤnnern zu Tiſche zu legen 2 J

Alle ‚feierliche Opfer, ſelbſt ſolche, welde man den abgeſchiedenen Seelen von Verſtorbenen gebracht hatte, waren mit Opfer: Mahlzeiten be⸗ gleitet, an denen man die, von den Opferthieren zurückbehaltenen Theile, oder ganze Opferthiere' mit den Göttern verzehrte. Unter den Opfers

"Mahlzeiten Yon Privat s Perfonen waren Feine

koſtbarer, ald diejenigen, die von ben vornehm⸗

ſten Römifchen Magiſtrats⸗-Perſonen gleich nad)

dem’ Antritte ihrer Aemter gegeben wurden 9). . Die |

vi Manſ. auch xxu. 10. Liv. 9) Vater. Max, IL ı1..$. 8. . T) I. c. Juno et Minerva in fellas ad coenam in- vitantur. Quod genus ſeveritatis aetas noſtra

diligentits in Capitolio, quam in ſuis demibus fervät, etc. - J

4) Man nannte fie coenas adjiciales, ober. adipialen & 26, p. 699. Sanhert, Sie loſteten ſo viel, als ein

37

Die oͤffentlichen Opfers Mahlzeiter wurden in ben Tempeln ber: Götter gehalten, welchen man ger opfert Hatte), und man darf ed ald Regel am nehmen,. daß men bie Götter ſelbſt zu ſolchen Mahlzeiten zugog. Zur Weforgung ber oͤffentli⸗

hen Qpferſchmaͤuſe waren in Nom die fo genannten Fpulones befellt, deren anfangs nur drey, in ber Folge fieben waren u). Die Epulones Yabeten 34 dag Öffentlichen Dyfer » Mahlzeiten, wie. an ben leetiterniis, Diſchgenoſſen der Götter ein x): Auch verordnete, ober wählte man durch das Loos einen Trink⸗Meiſter, der die Meile ber Libatio⸗ nen, und Geſundheiten beſtimmen, beym Zutrin⸗

Een auf Zucht und Ordnung halten‘, und bie Wis.

derſperſtigen ſtrafen mußte 9). Die Griechen DE ee | tran⸗ GE tn | . Nein Römer befigen mufte, um znm orde equelirie „zu gehören. Ep. 95. Senęec. Quid et coena fumtuofa Aagitiofius, et equeſtrem cenlum con- fumente? quid tam dignum: cenloria nota, fi guis, ut ii ganeones Iaquuntur, Abi haec et . genio. [uo praeftet? et toties tamen feRertio ‘.aditiales coenae frugalilfimis viris confiterunt. Eadem res fi gulae datur, turpiseft: ſi honori, reprehen&cneni effugit, ie

&) So heißt es in der Rede pro trjiumpho Aemilii. .

: Pauli ap, Liv, 45, c. 39. Tlas quidem epulas fenatus, quae nec privato loco, nec publico

profano , led in eapitglio eduntpr, utrum ho- minum voluptatis caufa, an deorum hominumi- _

que. ... . turbaturi eſtia?

u) Magifri-Epelonum, Saub, 15. p. 600, Gar. x) Coepulones, parahiti ]. nn "yIEPÄE : Magißer bibendi. ! fteria, len regna bibend! (obfewa voc

yon . qui magi- ulaa (alen-

/ nes)

u a nnd

36 2 Römer offene Tafek, und ladeten Bekanute und Unbekannte an ihre Tiſche ein. Man ſezte waͤh⸗ u renb bieſer Zeit alle Feindſeligkeiten aus, und 0 Ibßte‘ fo gar Me Schüldner, welche man in harten Banden feſtgehalten hatte 39): Man legte bie Bildnilfe männlicher Gottheiten anf weiche, und koͤſtbare Berten hin. Die Statuͤen Yon Göttinnerr Hingegen ſtellte mitt auf Seſſel weil in alteren Zeiten bie, Pralien nicht, wie ‚die Männer, zu Tiſche Tagen, fondern ſaßen g). Man brhielt Die | alte Sitte bey den Goͤttinenn Bey‘, felbft nachdem | die Roͤmerinnen angefangen hatten, ſich stets ben u Männern zu Tifhe zu legen ).

Age feierliche Opfer, felbft plche, welche

J man den abgeſchiedenen Seelen von Verſtorbenen gebracht hatte, waren mit Opfer: Mahlzeiten be: _ | gleitet, an denen man bie von ben Opferthieren zurückbehaltenen Theile, oder ganze Opferthiere' - mit den Göttern verzehrte. Unter den Opfers "Mahlzeiten von Privat» Perfonen waren feine

koſtbarer, als diejenigen, die von ben vornehm⸗

ſten Roͤmiſchen Magiſtrats⸗-Perſonen gleich nach

dem Antritte ihrer Aemter gegeben wurden f).

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et aud) XXII. 10. Liv.

9) Vater. Max, II. 1. §. 2.

T) I. c. Juno et Minerva in ſellas ad coenam in- vitantur. Quod genus ſeveritatis aetas noſtra

diligentius in Capitolio, quam in fuis demibus fervät, etc.

) Man nannte fie coenas adjiciales, ober. adiialgs 6. 26, p. 699. Sauhert, Sie loſteten ſo viel, als ein

⸗— 3

Di öfenstichen Opfers Mehtjeiten'marben In ben Impeln ber Götter gehalten, . melden man ge wert hatte 4), und man darf ed old Regel am xhmen, daß men Me Götter felbf zu ſolchen Mahlzeiten zuzog. Zur Beſorgung' ber öffentlis sn Qpferſchmaͤnſe waren iu Rom die fo genannten kpulones beſtellt, deren anfangs nur drey, in ber Felge fieben waren u). Die Epulones labeten : tg Öffentlichen Dyfer Mahlzeiten, wie au ben leetilernmiis, Tiſchgenoſſen der GSoͤtter ein x): Auch verordnete, oder waͤhlte man durch das Loos Asen Trink⸗ Meiſter, der. die Meile ber Libatios nen, und Geſundheiten beſtimmen, beym Zutrin⸗ In anf Zucht und Ordnung halten, und bie Wi⸗ kerfpeufiigen ‚firafen mußte 9). Die Griechen

u \ trans

.zu gehöreu. Ep. 95. ‚Senecr- Quid eſt coena fumtuola itioßus, et equgfirem cenlum con- famente? quid tam dignum. cenloria nota, ſi quis, ut ii ganennes Igqunntur, Abi haec-ot genio. [uo praeftet? et toties tamen feRertio aditiales coenae frugaliffimis viris confiterunt. Eadem res fi gulae datur, turpis el: fi honori,

| ein Römer befigen muſtenm zum. orde equeftrie

reprehenGohlem eflugit, &) So heißt ed in der Rede pro trjumpho Aemilii. . Pauli ap, Liv, 45. c. 39. Nlas quidem epulas fenatus, quae nec privato loco, nec publico profano , fed in eapit lio eduntpr, utrum ho-- minum voluptatis caufa, an deorum hominumi- _ Que ı or» turbaturi eßia? > s

u) Magifiri Bpelonum. Saub, Lę. p. 600, Gar. x) Goepulonea, paraßtil. c. ** J 1ER. Magier bibendl, qui magi- ! fteria. fen regna Bibendi (oblewwa yocu aa. ſqlen- et nes)

33 = | I u tunen entweber-auf der. Reihe, oder Ereutzwetſe: Das heißt, bew zuerſt Triukende, gab den Becher,

aus welchem er getrunken, ober den er geleert, und wieber gefüllt hatte, mit ben Worten zyorwn we),

einem nächften Nachbar jur Rechten, ober dem .

a - x innen en une . x x

. - v - . -— Tr

ihm gegenüberfißenden; und biefer fahr fort, wie ! der Bortrinfer angefangen hatte, bis der Becher Burdı bie Hände aller Tifchgenoffen ggangen war a). |

Man trank entweber ju Ehren der Ödtter, indem | man zugleich ein Trankopfer brachte, oder auf bie Wohlfahrt von Fuͤrſten und Mogiftrases Perfos

nen, ober von Freunden und Geliebten; und das Butriufen an Opfermählern war daher eine gotteßs dienfiliche Handlung, wodurch man bie Götter felbft ehren, ober die Gnade und Wohlchaten ber

: Götter auf Vorgefeßte, oder Angehörige herab⸗ . Ieiten wollte. Die Römer nahmen das Zutrinfen

der Griechen ans welches man Graeco more bi-, bere nannte 5). Ein aͤhnliches Zutrinfen fand

fih unter‘ allen Germanifhen, Celtifhen, unb Seythiſchen Völkern c). Die Scandinavier * | Ä 0 Sen

nes) tenebat., pocula e epulonibus propinabat. Ipſe alias audivit Arbiter, Dictator, Modimpe: rator: apud Graecos souurwampxys, Beaikeaug, APATYY | 2 propino tibi, #) Saubert, I, e. 600 p. W 5) Man |. das Zeugniß des Asconius beym Sau⸗ bertus p. 610. ae oo ie *) Man ſ. bef. Pellontier Hilloire des Celtes IL,

"9 492 - 47% Dreyers verririchte Abhandi. 1. u. f. E. und Meiskeri Antignit, 553 et ſq. p. u

N

-—— 39

Im zu Ehren ber Bötter, bänfiger obere zum Aus denken beruͤhmter Helden, oder von Wohlthätern, freunden nnd Angehörigen; . und folche Becher warden bald Minnes Becher, bald Gebädtnigs Becher - genannt. Unter ben alten Germaniern, : mb Eelten war es eine eben fo große Veleibigung, wenn man das Zutrinken von Jemandem verſchmaͤh⸗ te, ald wenn man jemandem einen Becher Weins, oder Biers anbot, ohne vorher zugetrunken zu haben; . una feldft Jungfrauen alfo mußten trins ‚Im, wenn fie vornehmen Gaftfreunden einen Pos tel, ober ein Trink s Dorn, oder einen Trink⸗ Schedel darreichten. Die urfprünglie Abficht des Zutrinkens erhellt aus einer Sitte, bie noch za Xenopbons Zeiten unter den Thraciern übrig mar. Als der. König der Thracier, Seurbes,

dem Eenopbon Beſcheid gethan, oder wieder auf -

Znopbans Geſundheit getrunken hatte; fo ſchuͤt⸗ tete er ben Reſt bed Weins auf bas Kleid feines sähften Machbars, gleichfam als eine Libation,

um Heil und Segen auf die Tiſchgenoſſen kerabzus

ringen d ) .

Eine ber vornehmften Urfachen ber Opfer, wie einer jeden andern Götters Verehrung war, bie Gnade und MWohlthaten höherer Naturen, befons bers Geſundheit und ein langes Leben, Reichthum, Ehre und Macht, Sieg über. Keinde, und andere irdiſche Güter: zu erhalten. Alle ungebikdete Voͤl⸗

fer, '

d) Delloutier l. 475 ©. hat die Stellen and dem

Athendus gelammelt, ſezt aber hinzu: l'ignore,

quel etoft le but de cet ufage, qui palloit pour une Politefle parmi les Thraces,

—R

fer, und ig 8er gioße Haufe unter · mauchen ger bildeten Nationen glaubte von jeher daß eSert⸗ heit eben fo wenig umſonſt was Gutes thue al

felhftfügjtige Menfgen: bag nam ben. Gitern ge⸗ ben muͤſſe, um wieder⸗zu erhalten: daß man ihre

Gnade in befto höheren Srabe erlamge/ jerreihlis

her man gebe: daß ‚fg die Froͤmmigkett vorzuͤg⸗ ih darin beftche, Eoftbare Dpfer und Geſchenke barzabringen, um ihrer Cnade und Wohlthaten in ausgezeichneten Gtade sehrtig zu werden, Menu man beweiät, daß dieſe Denkart ſich felgft unter den Griechen: und Mömern in den Zeiten ihrer hoͤch⸗ Rei Cultur fand; fo wird man es: um deſto wes niger bezweyfeln, Daß fie ſich auch unter allen. übrie _ gen ielasttifz den Voͤlkern zefunden habe, und noch finde. Sm Griechenlaiid baute Fein Voll ſo proͤch

tige Zempel: Erin Volk feierte. fo prächtige Feſte,

uͤnd brachte fo Foftbure Dpfer, als die Athenionſer #). Da die Athenlenſer wußten, ſagt Aenophon, bei nicht jeder Arme dergleichen thun koͤnnte, fo bau⸗ fen fie herrliche Tempel, opferten.und feierien Hefte aus dem oͤffentlichen Schage, bamit auch der Ges ringſte anfer den Mergnügungen und Vortheilen, wilde die öffentlichen Jen nel, Feſte und ‚Opfer gewährten, an bein Mervienfte Theil nehme, was, man fih dadurch bey den Goͤtiern erweibe,. Sokras tes und Plato /) ‚befämpften die gemeine Dentart ber Athenienſer fo wohl durch ihre Reden und Schrif⸗ ten, ala durch ihre Art'zu handela. Sokrates brachte von feinem geringen Vermögen ben Göttern geringe Dpfey ben Er glaubte aber a nicht

r) Xenoph de vepnbl, Athen, a: 4: Fi; beſ. Ide Rep. IH. p. »72, Vol. I. Edit. Malley,

J—

ucht, ben den Goͤttern weniger Zu: gelten, als dit Bornehmen, bie aud ihrem großen Vermögen de, Ssttern prächtiger opferten g). : Die Götter, fagte der Arhentfche Weile, würden dieſes Nahmens nirht worth ſeyn, nenn prächtige Opfer Ihnen aefälliger wären, als geringe, weil ed alodaun häufig ges fheben Fönnte, daß Boͤſewichter, die reichlich opfer- tm, mehr Gnade fänden, ald arme und fromme Zugenthafte, die diefed nicht vermödhten. Das teben der Menſchen wäre nicht Iebenswerth, wenn die Götter jemahls die Opfer ver Böfen freundlis Ger aufnähmen, als die ber Guten. Sokrates war überzeugt, daß die Götter ſich über bie Opfer der -Trommen am meiften freuten; unb- bag ein Jeder den Göttern fo wohl, als den Menfchen genug thue, wenn er den Sinen:und ben Anderen nad Vermögen leiſte Er hielt einen Jeden für einen tugendhaften und frommen Mann, der in feinem Berufe, entweder als Arzt; oder ald Ötaatds mann u. f. w. das ‚feifte, n was er r zu leiſten ſchaldig⸗ md im ‚Stande ſey h).

Wenn man von der Onttheit glaubt f (est Plato 1), daB ſie um gewiffer Geſchenke willen - fi ſelbſt vergeffen, und die Tugend, oder bie Wohlfahrt ber Welt verrathen koͤnne; fo hat men von ihr ſchlechtere Begriffe; als von guten Kisten, Steuerleuten, und felbft von treuen Hunden, von len Peiner um eines elenden Vortheus wilen

| | dos

) 3.3. 8. 3. Memorahı, Soctanig, k) 1, nd 14 _ Memorah, Socrat, u >) Man te meine Seſch der Wi I. 987 6

1 r

. - . - ———in

42

das verraͤth, was ihm anvertraut worden. Uab woas koͤnnen wir bean der Gottheit anbieten, was fie und nicht ſelbſt geſchenkt hat? Iſt fie nicht

Dis. Geberinn aller ‚guten Gaben, ſelbſt deren, womit man ſich einbilver, fie befiechen zu koͤnnen? Der wahre Gottesdienſt befteht gewiß nicht in eis sem. auf Eigennuß gegründeten Handel, oder in einem Austauſch von Opfern und Gaben gegen Güter des Leibes und bes Gluͤcks, ſondern im einer Bereitwilligkeit, .ven Willen der Gottheit zu erfüllen, und ſich und andere. durch tugendhafte Handlungen gluͤcklich zu machen. Dieſe großen Wahrheiten haben die Götter ſelbſt dadurch be⸗ ftaͤtigt, daß fie die Unternehmungen ber Spartas ner vor allen anderen gefegnet haben, ungeachtet

dieß Volk nur kleine Opfer auf die Altaͤre der

Goͤtter legte, anſtatt dag bie Abrigen Griechen zahlreiche Heerden ſchlachteten, die glaͤnzendſten Feſte feierten, die praͤchtigſten Tempel bauten, und dieſe Tempel mit den koſtbarſten Gaben aus

. füllten &). Um die Athenienfer zu demuͤthigen,

ſchilderte Plato die Opfer und Gebete ber Spars

taner, ober: Die WBegriffe der Spartaner von beys

hen diel vortheilhafter, als fie es verdienten H.

Bes BD he, &, 401, Ex Plat, Aleib. II. page, Edit.Gr. , Bal,. u | |

hy Ich halte es felbft für eine poetifche Fiction, was Plato an der angeführten Stelle'von einem angeb⸗ lichen Orakel erzählt... Die Athenienfer, heißt eb, _ fonnten es nicht begreifen, warum fie gewöhnlid) den Spartanern Tr „da fie doch ee um

empel und deren - Verzierungen, au Opfer und Feſte verſchwendeten. Sie ſchicklen daher einen On | - ., .. . 8

ee "Te ——

-- | a} Bevor die Spartaner einen Feldzug "antraten, spferte Der König dem "Jupiter: Sühret und ben übrigen Böttern zuerft in Sparta felbft m), und benn wieder dem Jupiter und der Minerva auf ber Graͤnze. Wenn biefe Opfer glaͤcklich waren, fo rückte man über die Gränze hinaus, und opferte gleich wieder, um aud bie fremden Götter zu ges winnen. Die Könige ber Spartaner opferten ims mer fehr früh, um ihren Keinden zuvorzukommen n). Auh die Römer fiengen alle wichtige Unterneh⸗ mungen mit Opfern, und meiftend mit Gelübden an, in welchen fie ben Göttern neue Dpfer, oder Sefte und Schaufpiele, ober Tempel und andere

Dentmähler, oder große Schäße in Gold und Sil⸗

bee verſprachen, wenn bie Götter ihre Unteruchs mungen begluͤcken würben 0).

Zu den Dpfern, wodurch man bie Wehzitha⸗ ten ber Goͤtter zu erlangen hoffte, gehörten auſier den Kenſchheits Opfern p) u. diejenigen, die 7

ſandten an den Jupiter Ammon ab, und ließen dieſen fragen: woher es komme, daß die Spartaner fo jehr von den Goͤttern beguͤnſtigt wuͤrden ? Und der Gott antwortete: weil das Gebet der Spartauer

den Göttern angenehmer ſey, als die Opfer und

Feſte der uͤbrigen Griechen. m). Xenoph, de rep, Lacedaem, ce. 13. GR m Lc. 5. au de, Orav Juyras, apxsras usy Tara

, TB 8pY8 ari xvaPaoc. menden Buhouevac ryv Tu Bss -suvosay.

0) Bon den Votis der Roͤmer werde ich im Abſchaite | |

vom Gebet ‚handeln.

y) Bon diefen habe ih in ‚dem Abſchaitt von dem Phelus gehandeit, |

2 u ne

|

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2. Ban Nationen unterfudgen die Wahrfager alle Eins

. . 1 - mn u ar

Alterthum Frage⸗ Opfer, ober Wahrzagungs Opfer genannt wurden g). Ge bald man bey. Gedapken

aßte, daß nur ganz vollſtaͤndige und unverdoxpent

Thiere der Goͤtter wuͤrdig ſeyen; fo mußte man nothwendig auch zu glauben anfangen, daß die Untadelichkeit von. Thieren ein Zeichen, aber sing Wirkung der Gnade, jeder innere Mangel hiyges gen. ein Zeichen, aber eine. Wirkung der Ungnade pon Göttern ſey. Man fah je fonft alle abzige Gluͤcks- vder Ungluͤcksfaͤlle für unittelbare Wir⸗ kungen von Goͤttern an. Wie haͤtte man alſo nicht fließen ſollen, Daß auch bie Untadelichkeit, odex Mangelhaftigkeit der Opferthiere von den Goͤttern herruͤhree daß bie. eine. Gnade und Wohlthaten, bie anders ben Zorn und die. Strafen von Goͤttern

anküntige! In der That waren die Frager Opfer und das Wahrfagen and den Cingeweiden ber Opferthiere nicht weniger allgemein, als die Meys ‚sang, dag man ben Goͤttern untabeliche Thiere -Sarbieten müffe. Unser den Voͤlkern des Alters

thumo zogen Feine die Eingeweide der Ipfertbiere

aͤufiger, und, in wichtigeren Ungelegeubeiten zu ath, als die Griechen und Römer. Unter beys.

geweihe, vorzüglich das Herz und die Leber. Gie

| ; thelten' bie ‘Leber in zwey Mäfften, wovon die eine U

J dem Feinde, die andere dem opfernden Wolfe Gluͤck oder Ungluͤck verkuͤndigte 7). Go lenge bie Eins on u ge⸗

9) Sacrificia divinatoria, victimae canfultatoriae, videSaubert, c. 30. 446, 447, wo aud) die Gries chiſchen Benennungen diejer Art von Opfern ange⸗ führt werden. j ö r) Lueian. 1. 626. Serviua ad Aeneid, IV, 6. l.e. Saubert. p. 449." Die Ylüdlichen exta wurben laeta, oe ee - die

y *

inside net guͤnſtig waren, To’ lange: yeiff mim ben Feind nicht an, Die Gelegenheit mochte fo glich lith ſeyn, als fie wollte. Ja man wehrte ſirh

ie einmahl gegen den herannaheuten Feind, iwenR-

man audi bataͤber in die größten Gefahren geriet, Bey Plakaa drangem die Perfer in dichten Haus fen auf das Griechifche Heer los. Manche Gries hiſche Krieger wurden verwundet, ımd der Schöne fie umter deu Griechiſchen Rünglingen fiel, von eis dem toͤdtlichen Pfeile getroffen s). Dennoch gab Paufentas nit dad Zeichen zum Angriff, weil unter allen Opfern, welche er ſchnell hinter einander (hladıten ließ, auch niche ein einziges guͤnſtig war, In diefer Noth wandte fidh der Spartaniſche Koͤ⸗

nig mit Thränen, und dem inbrünftigften Gebet an.

die "Juno und andere Gottheiten des Platäenfis ſchen Gebiets, Das Geber des Rönigd ward ers hört. Die Eingeweide der Opferthiere verkuͤndigten gnaͤdige Goͤtter und einen glorreichen Sieg. Die Spartaniſche Schlachtordnung, die ſich bis dahin unthaͤtig erhalten hatte, erhob ſich auf einmahl in ihrer ganzen furchtbaren Kraft. Die Griechen ſiegten, wie ihnen die Götter verheißen hatten. Der Spartanifche Feldherr Jerkyllidas zog ſich vor eine Anoliſche Feſte, um ſie mit dem groͤßten Nachdruck anzugreifen. Es lag ihm viel daran,

ſich dieſer Feſte ſo geſchwind als möglich, zu bes -

mähs

die ungluͤclichen triſtia genannt. Die verſchiede⸗

nen Grade ber guͤnſtigen oder unguͤnſtigen Vorbeden⸗ tungen druͤckte man durch die Bepmörter afguta, sugalia, luftralia, clivia et peflifera aus. Sau- - bert Lc. p.45%. |

$) II, 518, 819. Plutareli.

?

mi

x =

mächtigen, um vor ber Ankunft des berßepeileuben '

Pharnabazus Meifter des ganzen Aeolifchen. Ges

biets gu werden. Traurige Opfer hielten feinen uns -

gebulbigen Muth am erften Tage auf. Auch am

; gwehten und dritten Tage waren bie Opfer nicht

gzuͤnſtiger. Es kraͤnkte ihn tief, daß er bid ans . Ende des vierten Tages marten mußte, bevor die Eingeweide der Opferthiere Gluͤck und Segea zu feinem Vorhaben anzeigten u). Xenophoꝛ richtete ſich in allen ſeinen wichtigen Entſchließun⸗ gen nach den Ausſpruͤchen der Eingeweide von Opfer⸗

thieren, welche er eben ſo gut, als die Wahrſager ſelbſt zu verſtehen glaubte x). Nahmentlich lehnte

er den ihm angetragenen Oberbefehl uͤber das Grie⸗ chiſche Heer ſtandhaft ab, weil die Götter ihn durch fo deutliche Zeichen in ten Eingeweiben ber Opfers thiere davon abgeſchreckt hätten, baß fie auch dem Unfundigften auffallend geweſen feyen y). Unter ben Griechiſchen Weltweiſen waren die Stoiker die eifrigften Wertheidiger der Wahrfagereg aus ben Eingeweiden ber Opferthiere. Sie behaupteten, daß einem Jeden durch göttliche Kräfte, ober Fuͤ⸗ gungen folche DOpferthiere, beren Eingemeibe ihm die Zukunft richtig anzeigten, zugeführt würben, and dB auch durch dieſelbige Urſachen

er⸗

u) III. 1. 6 14. nin. Graeca Xenoph. vol, III. De

[4

Jvousvos, paln xalsang Dapay, -#) V, 6, 9. 15. Anabaf, p. 297. 98. Vol, II „vn $. 21, Anabal, ze sun di Jon’ drwe @ roic lepoıg soyuyvar, aig war ıdımryy av Yywsaı, dr rauryc 146 MOVmpXing arımgscdaı nadaı,

133. 134. Kas uaypı rerrapuv Ypapav sumprepe -

ee 47 Beränderungen in ben Eingeweiben ber Opferthiere bervorgebradht werden Tönnten 2).

Die Mömer empfingen bie Ruf, aus bes

Eingeweiden ber Dpferthiere zu wahrfagen, ober. de fogenannte Extifpicina von ben Struslenz

ud diefe extilpicina machte neben ber Kunſt, aus tem keuchten des Blitzes, und aus widernatuͤrli⸗

den Erſcheinungen die Zukunft vorherzuſehen, bie

karufpicina aus a). Es waren von jeher unter ven Römern, wie unter den Griechen Einige, bie siht an die Wahrheit, oder Unträüglichfeit der Eingeweibe von Opfertbieren glaubten. Gchon tee ältere Caro Eonnte ſich nicht genug darüber ummdern, daß ein Harusſpex bem andern begegne, ohne über cinander zu lachen 6). Auch Cäfar kehrte füch nicht an die Warnung bes erfien Harus⸗ per, der ihın fagte, daß er nidyt vor einem gewiſ⸗

| . fen

%) Cicer. de Divin. I, 52. II. 15.. . fed Chry- _

hppi, Antipatri, Pofdeonii, qui idem iftuc qui- dem dicunt, quod ef dictum a te, ad hofliam deligendam ducem elle vim quandam ſentien- tem.et divinam, qnae tota confuls mundo At. lad vero multo autem melius, quod et a te üfarpatum eft, et dicitur ab illis;. cum immo- lare quispiam vel:t, tum fieri extoram muta-

tionem, ut aut abfit aliquid, aut ſuperſit: doo-

rum enim numini parere omnia.

a) 1, ı9, de Divin. Il. 00. Sed quoniam de extis et fulguribus ſatis eſt dilputatum oftenta reftant,

ut tota harafpieina At periracata,

b) II. 24. de Divinat, Verum illud Casonis ad- modam ſcitum ef, qui mirari le ajebar, quod m rideret harufpex,. harnfpigem cum - vi.

et. .”

8 W

ſen Zelißpuncte nad Afrika übergehen möchte cd).

Nichts deftomeniger folgten bie Römer, und zwar bie gebildetſten und vornehmſten Nömer felbft in den Zeiten des Cicero den Vorbedeutungen der Eingeweide von Opferthieren nicht. weniger, als

die Sriechen d). So gar Eäfar blieb nicht unbes

wegt, ald an dem age, wo et zuerft in einem Hurpurfarbenen Kleide, und auf einem goldene Seſſel erſchien, ein geopferter fetter Ochſe ohne Herz befinden wurbe, und ber Haruspex Spu⸗ rinna daraus irgend ein großes Ungluͤck prophes jeite e)y. Als Caͤſar am folgenden Tage das Fra⸗ ‘ges Öpfer-wiederhohlte; fah man mit nicht gerins gem Schrecken, daß an der Leber des Opferthiers

ber

el Pr II. 24. Quid ? ipfe Caelar cuma fummo

haruſpice moncretur, ne in Africam ante bru- nam transmitteret, nonne tranlmifit? Quod ni fecillet, uno in Ioco omnes adverlariorum co=

piae convenillent,

- 8) Cicero fagt diefes in beyden Büchern de. divina- tione. Ich führe nur folgende Stelle an 11. 04, hoc eivili bello, dii immortales! . . quae no«

bis, in Graeciam Roma re[ponla haruſpicum milla [unt? quac dicta Poimpejo? etenim ille kdınodum extis et oftentis movebätur.

49) 1. 50. de divinat, . . Quod paulo ante interi- tum Caelaris eontigit: qui cum immbolaret illo_

‚pufpurea velte proceflit, in extis bovis opimi cor non fuit. „. Qua ille rei novitate percul-

. me et-confilium et vita deficerer, earnm ernim : ' zerum htrumgque a eorde profitilci, poſtero die „." put in pecore hom fuit. .

} -

‚.. die, quo primum in fella aurea fedit, et cum.

fus, cum Spurinnd diceret, verendum ellet,

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4ad 8

der Theil rel, wilqhen man das up nannte F). | j

Eine zweyie Haupturſache von Opfern war die Abſicht, den Goͤttern fuͤr zugewandtes Gluͤck, oder abgewandtes Ungluͤck zu danken. Die wilden Fiſcher⸗ und Jaͤger: Horden in allen Erdtheilen opfern den Goͤttern nach einer. jeden gluͤcklichen Fagd, und jedem gluͤcklichen Fiſchfange g). Alle Hirten: Völker brachten von jeher den Göttern die . Srftlinge ihrer Heerben dar. . Nach einem Befehle Jehova's mußten die Juden nicht bloß die Erſtge⸗ burt von allem Vieh, fondern auch bie erſtgebohr⸗ nen Söhne den Herrn weihen, oder loskaufen, weil der Gott Iſraels die Erfigeburt ber Aeghp⸗ tier erſchlagen, und fein Volk mir maͤchtiger Hand and der Aegyptiſchen Dienftbarkeit befreyt hatte A), Nah der Guͤndfluth baute Noah dem Herrn eis nen Altar, nahm von allerfey reinem Vieh und rei⸗ nem Gevoͤgel, vpferte Brandöpfer auf dem Altar, und der Herr voch den Tieblichen Geruch ). Nach⸗ dem die Juden im gelobten Lande den Adler. zu bauen angefangen hattenz boten fie dem Jehova auch die Erfilinge ihrer Früchte dar k). Zu ben

| | " Danbs

P) eapur. Ä &) Charlevoix p. ı1B, Georgi’s Ra Böll, G. 388,

Valenyyn III 10 p,

4) 11.8. Moſ. C. 13.12 4. V. IV, 3. v. 18. DVI. B. M. 8. v. æo. ai. H Mich. Moſ. Recht IV. ©, 104.

D

. x +) a | . ji n 1}

Dankopfern. ver Zuden gehörten diejenigen, welche fie an allen hohen Feſten bradyten, und von wels chen fie Opfers Mahlzeiten anftellten, wozu nicht nur Witwen, Waiſen und Fremblinge,. fondern ‚auch die Knechte eingeladen wurden /), Die Grie⸗ - en und Römer vpferten deu ‚Göttern, gleich dem Völkern des Morgenlandes, bie CErfilinge aller ' Früchte, welche Opfer unter den Griechen rayzzp- 96.Ivgıw, und unter ben Römern lanx fatura ger nannt wurbenm). Viel Eoftbarer waren die Opfer nach großen Siegen zn). Nach der rührenden Ers zaͤhlung, ober vielmehr Erbichtung bed Renophon hatte Cyrus im hohen Alter, da er zum letzten Mahle nach Perfien zurück Eehrte 0), einen Traum, in welchen ihm Jemand, der mehr, ald Menſch zu feyn. ſchien, zurief: rüfte dich zum Abfibiede, Kenn du wirft zu den Göttern gerufen werden! Da ber Köntg merkte, daß fein Ende herannahe; fo opferte er auf allen Höhen dem Jupiter, ber Sonne, und’ den übrigen Göttern der Väter, und betete: nehmet diefe Dpfer als Danfopfer für alle die Wohlthaten an, welche ihr mir vor fo vielen nt J au⸗

IV. 61. .. m) Caſaub. de Satur. Roman. Edit. Ramb. p. 257. Saubert. v. 24. p-539. 540.

æj So ſagt M.Servilius in der Rede pro triumpho Aemilii Pauli ap. Liv. 45. c. 39. pars non mi- nima triumphi eft victimae praecedentes, ut appareat Diis grates agentem imperatorem, ob rempublicam bene gellam redire. Omnes illes victimas, quas traducendas in triumpho vindi- tavit, alius alio caedente mactate, - °

0) Cyrop, VIII, 7, Se 1.

mu —— $1.

anderen Menſchen ermwiefen habe! Macht mein Reb,. und wieine Kinder, : meine Freunde, na) mein Waterland gluͤcklich, und fhenkt mir ein En ve, dad meinem gluͤcklichen Leben entſprechend

ja!

' Die dritte und lezte Haupturfache von Opfern war die Hoffnung, den Zorn der Goͤtter zu ver⸗ ſihnen, die Schuld von Sünden zu buͤßen, und

gegenwärtige, ober künftige Unfälle, welche man

für Wirkungen des göttlichen Zornd, oder für Koks gen begangener Suͤnden hielt, abzuwenden, oder dboh zu mildern. Alle Opfer, welche diefe Abs

fihten hatten, wurben Süßnopfer p) genannt.

Die Einrichtung ber Sühnopfer ſezt folgende

allgemeine Vorftellungen voraus. Alle ungewähns -

liche Begebenheiten find Zeichen, fo wie alle Uns fülle,. Wirkungen bes göttlichen Zorns. Die Göts ter werden durch unmifjentlihe und unvorfezliche Handlungen eben fo oft, und eben fo fehr zum Zorne gereißt, als durch bie gröbften und vorfezs

lihfien Verbrechen. Selbſt Boͤſewichter aber, '

welche durch ſchwere Miffethaten den Zorn der Götter auf fit geladen, und ſich ber göttlichen Strafen würdig gemacht haben, koͤnnen ohne Meue und Befferung ihre Schuld auf eine doppelte Art tilgen, und eben fo den Zorn ber Götter befänstis

gen, oder ihre Strafen abwenden: entweder, wenn

fie den Gsttern Dpfer und Geſchenke bringen, oder wenn. fie Unſchuldige ſtatt der Sqhuldigen bügen machen. - J

P) Sacrificia Sxpiatoria,

n 2

Wann

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. Wenn die Neger 7), die Americaner r),. die Sibiriſchen Heiden s), und die Oſtindiſchen Inſu⸗ Toner £) irgend ein Ungluͤck erfahren; fo fragen fie _ gleich ihre Priefter oder Zauberer, wodurch fie die - Goͤtter beleidigt hätten, oder wodurch fie diefelben verſoͤhnen Fönnten, und die Priefter, oder Zaubes ver antworten: durch irgend ein Dpfer, oder Ges ſchenk. Auf diefelbige Urt dachten, und handelten die Griechen uno Römer. Schon Homer, und bie ' Alteften Dichter fagen, daß Menſchen, die etwas verbrochen hätten, die Götter durch Gebete und Dpfer beugen, ober ben Zorn der Götter brechen koͤnnten. Nahmentlich beriefen ſich auf den Ho⸗ mer · die Betrüger, die ſich zu Plato's Zeiten für Schuͤler des Orpheus und Muſaͤus aushaben u), und ohne Scheu behaupteten: man koͤnne durch Opfer, und andere gottesdienſtliche Handlungen, bie an geheimen Feſten vorgenommen wärden, nicht nur die Götter verfühnen, und die Strafen. ber Sünde in biefer und einer andern Melt abmenden, ſondern man Eönne auch die Götter felbft zwingen, . | . den

. 9) de Bry VI, oo, Loyer p. 248, r) Charlevoix p. 348. . -, 9) Georgi's Ruß: Voͤlk. & 389. Ey) Valentyn III, 10. Zu ' " #) Plat, de Republ. L. II. 102- 106. Edit, Maffey, "Os de ryc ruv Iswv Um’ avIpwrwy mapaywyns Toy . Duppov nuprupovray, Ori x ensıvos ame » . Sperros ds ys xy Jsoi auror. ' N TEC AV Jvamımı xy suxgwäaig ayayyaı Aoıdy . TE AVIGONTE TRPRTOWERG, avipure Aussonsvbi, ore xivric Uaspdyn a MURpTy,

|

[2

u)

in Willen der Menſchen zu. erfällen 2 Unb biefe Betrüger täufchten nicht bloß Arme und Uns wiffende; mein, die Bornehmften und Reichſten unter ben Griechen, ja felbft ganze Städte, Je gefährlicher ober bedenklicher bie Zeitläufte waren, . defto mehr fahen die Roͤmer Zeichen und Wirkume

gm des göttlihen Zornd y). Der Megel nad füchten Die Conſuls auf Befehl bed Senats bie. jürnenden Götter burdy größere. Opfer zu verfühs sen z). : Wenn aber. Prodigia ganz ungewöhnliche

Schrecken erregten, oder fi) außerorbentlich Hufe

ten; fo gab man den Zchnmännern Befehl, die Eiylinifäen Bücher einzufehen : : welqhe bann 8 ws ne

. ”.

x) 1. c. ayvpra; de a paursıc mi wAucıwv Jupas iorac, ways Bc 55 Raps oPıcı duvapıc u Yswy wong onery, Jugisic Ts a awadaıg, urs Te " adınyur TE Yayoray aurs x Tpoyovay, any peI’ Hdovay re um doprwv . wudovruc 8 pnayau Wwrag alla xy moAlsıc, oc apa Avasıs NY Ne Irpums adıynarav , dia Jvcımy x warding yo dovov, dıcı usvarı Cwoiwv, sic. ds Na. TSÄSUTN- wacıy. &c ds TElsras unÄscım, MITWV AXE KERNE aroÄuscıy uac. |

y) Liv, 28 c. ı2. In civitate tanto dilcrimine ' belli follicita, guum omaiım [ecundorum ad- verforumgue caulas Deos verterent, multa pro- digia nuneiabantur. L. 29. c. 14. Impleverat ea res [uperftitione animos, pronigue et ad 'nunciapda, et ad credenda prodigia erant: eo plura volgabantur.

%) 28. €. at ‚tamen..., et , holiis majoribus procn« rari. placuit. 1

-

r * v 1 J t x . 54 Zr _eum \

ambhnlich entweber Feſte, ober Gaben und Opfer a), als Werföhnungsmittel der Götter vorſchrieben.

Im I 559. ab u. c. sreigueten ſich fo häufige Erdbebhen, daß fo gar bie abergläubigen Römer fo wohl. der Sache felbft, als der vielen Ruhetage, . walde man deßwegen anfagte, überbräßig wurden.

Man konnte weber Senat halten, noch oͤffentliche

Angelegenheiten vornehmen, weil bie Confules

ſtets mit Opfern, und anderen Verfühnungen der

Götter befhäfftigt waren 5). Nachdem die Zehus

männer erflärt hatten, was man thun mäfle, um

led im Nahmen bed Senats bekannt, daß Nies mank an ſolchen Lagen, auf welde Ferien anges De worden, neue, Erdbeben melden folle c%

Die oben angeführten Beyfpiele von Opfern und Feſten, welhe man um unbedeutender Verſehen, ober Unfälle willen wiederhohlte, zeigen,; wie leicht, und wie oft die Mömer glaubten, daß bie Götter

zum Züsmen und Strafen bewegt werben koͤnnten.

Unter

a) Liv, 31. c. 12. L. 34. c. 55 \

. db) L. 34. 0, 55 . . terrae motus ita erebri nun-

ciabantur, 'ut non rei taritum ipfius, fed’ fe- siarum quoque ob id indictarum homines taederet. Nam neque ſenatus haberi ;. neque respublica adminiftrari poterat; Iacrificando sxpiandogue occupatis confulibus,

c) 1, c. ne quis, quo die terrae motu nunclato

- feriae indictae ns, eo die dlium terrae mo- tum nuntiaret, _ Gi

-

bie Goͤtter zu befänftigens fo machten die Confus _

. on EN m —⸗ De u

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55

inter den Aegyptiern waren alle Opfer, auch he, welche man brachte, um ben Göttern für ' Rohlthaten-.zu banken, ober Wohlthaten von ih⸗ mju erhalten, zugleich Suͤhnopfer. Wlan fprady ie ven Kopf eined jeden Dpfertbierd die Fluͤche us, daß alle Uebel, die den Dpfernden ober dem men Vaterlande begegnen koͤnnten, anf biefes | Suipt fallen möchten d).. Moſes traf unter den Soden eine ber aͤgyptiſchen Ähnliche Denkart m, ud beftätigte fie darin. - Er theilte die Suͤhnopfer . wSindopfer und Schnlbopfer ab e), welche beyde viederum von ben fpäteren Gchriftgelehrten in mehrere Unterarten jerlegt wurden f). Cs iſt eben fo falſch, daß durch die Suͤndopfer unvorfeßs lihe und Durch die Schuldopfer vorſetzliche Ver⸗ gungen gebüßt werden follten ), als daß man fie erften für Begehung» Sünden, und die ander taflr Unterlaffungs s Sünten gebracht habe hy; _ : Wofes ſagt zwar, in welden einzelnen. Fällen Sind: und in welchen Schaldopfer geopfert werden ſellun; allein ex gab Kein allgemeines, und ſiche⸗ 8 Merkmahl an, nad welchen man die Fälle bite unterfcheiben. Einen, wo man bie einen, ober die anderen zu bringen babe. Vielmehr belegte. er tin und baffelbige Opfer bald mit dem Nahmen ven Suͤnd⸗ und bald mitbem Nahmen von Schuld⸗ 5 | opfer q 11. 39 c. Herodot. Bu ) . v. M. 4 5.6. Cap. N Outram 1. ©. 10. 6) Sykes S. 278. 79:

h Di glaubte Michaelis IV, 46, Moſaiſches

apfer ). Mean brachte beohe ſowohl fir ünwill⸗

kuͤhrliche Handlungen ober Veraͤnderungen, und unvporſotzliche Vergehen, als für vorſetzliche Wers

hrechen, welche man bereute. Zu den erſteren ge⸗ hörten Ausſatz, Saamenfluß, Bluifluͤſſe, und

vorſetzliche Berührung oder Genuß von unreinen Dingen; zu ben anderen, Borknthaltung von frem⸗ dem Gut, Meineid, Diebſtahl, Raub, und Ehe⸗ bruch k). Moſes ſelbſt erkannte durch die Ein⸗ ſetzung ber Suͤnd⸗ und Schuldopfer au, daß man durch Dinge, welche man unvermeidlich, oder un⸗ vorſetzlich thue, ober Heide, fündigen: daß man | die Schuld grober vorſetzlicher Verbrechen durch eine Ark von Bußageld-) tilgen, oder fie auf Uns

ſchuldige uͤbertragen, und biefe ſtatt der Schuldi⸗

gen leiden laſſen koͤnne. Die groͤſten Schuldopfer

befianden bloß in einein Widder ohne Tadel, der

zwey Seckel Silbers werth war: die kleinſten, in

einem Paar junger Tauben, oder gar in einer klei⸗ gen Quantität von Mehl. Wenn mar zwey Tau⸗ ben darbrachte; fa war das Opfer ter. einen eine poena vicaria, das der. andern, eine mulcta.

Der. Prieſter kneipte ber erſtern, bie gleichfam ſuͤr

den ſchul digen Opfernden buͤßte, den Kopf ab, ſpreugte einen Theil des Bluts an bie Seiten beö

Kat, un N das aͤerige Blut am Fuße a.

> Dieß bemerkt ſchon Outram L.e 13. 68 Im tamen, ut eidem victimae nomen utrymgque ponnnmquam detur. Liv. 5 v. 6, °

H 3. B. M. 4. 5.6. a v. S. On- wam k Gr 120 6. 3.

mulota.

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Atars auslanfen. Die zweyhte biente zum Brands . spfer, und war gleichſam eine Strafſchuld, wie das Schuldopfer von MWeißenmehl, wovon eine Handvoll auf den Altar geworfen wurde, und der Reft dem Prieſter als ein Speifeopfer zufiel. Die gewöhnlichen Sündopfer ber Juden waren, gleih den Dpfern ber Aegyptier, zum Theil Sühnopfer, sum Theil Speife: oder Brandopfer m): Suͤhn⸗ opfer, weil man das Fell und Fleifh der Opfers thiere, fammt dem Kopfe, ben Schedeln, ben Eingeweiden und dem Unrath der Eingemweide außer dem Lager, ober der Stabt verbrannte: Speiſe⸗ ‚spfer, weil man dad Blut an die Hörner, und ven Fuß des Altard goß, und alle Ferthäute famt deri Nieren auf dem Altare anzuͤndete. Die - merkwuͤrdigſten unter den Suͤndopfern ber. Tuben _ waren bie beyden Ziegenboͤcke, welche ber Hohen -priefter an dem jährlichen großen Verſoͤhnungsfeſte im Nahmen des ganzen Volks vor den Herrn flels fen mufite »). Wenn dieſes geſchehen war, fo. warf man das Loos über die beyden Boͤcke, ein Loos ben Herrn, bad andere, bem Iebigen Bock. Der Bo, auf melden das Loos des Herrn fiel, warb von dem Hohenprieſter ald Suͤndopfer ges pepfert, und durch das Plut beffelben, was der Hohepriefter fo wohl gegen den Gnadenſtuhl, al an die Hörner bes Altar fprengte, wurden bie Huͤtte des Stifts, and das ganze Volk von allen - Ihren Unreinigfeiten geſaͤubert. Nach dem Opfer des erſten Bockes legte ven Mohepriefter beyde

m) In der erſten Rraͤckſicht poena vicaria, in Der andern mulcta, u Zu

») UL, B. Moſ. Cap, 16.

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‚Hände auf bad Haupt bes ledigen Bode, bekann⸗ te auf ihn alle Miſſethat der Kinder Iſrael, und alle ihre Uebertretung in allen ihren Sünden, trug diefe Sünden auf das Haupt ded Bocks über, und ließ ihn dann in. die Wuͤſte fuͤhren. Wer diefes gethan hatte, muſte feinen Leib, und feine Kleider

waſchen, bevor er wieber in bad Lager, ober ‚bie

Stadt zuruͤckkommen durfte. Der: Eine ber beys ven. Sündenböde alſo litt ſtatt der Israeliten

und der andere nahm ihre Schuld auf ſich damut ſie von ben Strafen berfelben befrept wuͤrden 0). -

| Die erften Gaben, welche man den Göttern.

brachte, waren faft noch kaͤrglicher, als die älte ſten Opfer. . Die Neger p), die alten Peruaner

und andere Bewohner ber neuen Melt g), beſon⸗

ders

*

0) Dieſelbige Denkart dauert noch jezt im Orient

fort. Als Bruce vor dem Hafen von Jambo vor Auker lag, bektiegten ſich die Türken, und die Unterthanen bed Scherif. von Mekka - mehrere. Zas : ge auf das feindſeligſte. Endlich wurden beyde Fyarteyen des Streits muͤde, und kamen mit ein⸗ ander darin uͤberein, daß ſie einem Suͤnden⸗ Ka⸗ meel die beyderſeitige Schuld anflegen, und dann

vdas damit beladene Thier firafen wollten. Man

warf dem Kameel in langen Reden vor, daß es Menfchen erihlagen, und gedroht habe, bie Stadt anzuzünden, u ſ. w. Nachdem man alle Wors wuͤrfe erfchöpft hatte, Durchflachen die Umſtehen⸗ den dad Thier mit ihren Lanzenz und die bisheri⸗ gen Feinde gingen verfühnt nach Haufe, Bruce 1. 151. 52. Neue Ausgabe. j

) Lugerp.2ß88. M) Acoſia ſ. 206. 227. Charlevoix p, 348.

8

| ——— ——

855 ind die Sibiriſchen Heiden ), fehenkten und fihens

In ihren Göttern felten: etwas anderes, als zer⸗

Iuhene Scherben, oder unbrauchhare Lumpen, Etiefeln und Schuhe. Diefe Kaͤrglichkeit, ober Einfale in heiligen Gaben erhielt fih bis auf mfere Zeiten unter ben geringeren Volks: Elaffen kr reichſten Europaͤiſchen Laͤnder. Kin neuerer Reifendee traf in manchen Dratosien Staliend Eleine Eike au, die bloß mit Sand und kleinen Stei⸗

wen gefüllt, umb Don bürftigen Froinmen ald Ge⸗ Thrule waren hingelegt worden )). Won bem Zeits

pncte an, wo mit den Meichthümern ber Völker er. Aberglaube, oder eine falfche Frömmigkeit in

Heben Grabe zunahm, wurde die Verſchwendung

in Gaben ohne Vergleichung größer, ald in Op⸗

fm, weil edle Metalle und Steine. einen höheren Beth hatten, und mehr gehäuft-werben konnten,

als untadeliche Opferthiere. | |

Man brachte Gaben aus eben ben Urſachen, |

ws welchen man opferte: eutweber um ben Goͤt⸗

teen für empfangene Wohlthaten zu banken, ober - am fie zu bewegen, daß fie Gutes erweifen, ober.

Voſes abwenden möchten. Am Ganzen genommen

hotten die Gaben öfter, als bie Opfer, eine natürs

Ihe Beziehung auf ‚die Lage, ober Vebärfniffe,

und Münfche der Bebenden. Unter allen Völkern

vum Beyſpiel t) ſchenkten Kranke, oder Beſchaͤdigte, die durch die Gnade der Goͤtter und Heiligen von | . | Abe

r) Georgis Rufl. Bil. S. 389, 9) Voyage en ltalie IV. 95. I

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Thomaf. de Donariis c. 7, Keisleri Antig. p.

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ihren Uebeln waren geheilt worden, entweber gols bene und, filberne, ober eherne and hölzerne Bil: ber der miederhergeſtellten Theile, oder wenigſtens gemahlte, ober geweihte Tafeln, auf meldıen bie

Webel und bie Mittel dagegen finulic, Yorgeftellt,

ober ausführlich befchrieben waren u). . Nach einer

alten Gage unter den Griechen fiudierte Hippo⸗ krates fleiffig die Tafeln von Geheilten, die im dem Tempel des Aeſkulap auf der Juſel Kos. geweiht worden waren, und fchöpfte daraus bie

erfien Elemente feiner Wiflenfchaft x). Gerettete

: Schiffbrüdhige mibmeten den Göttern aus Dank⸗

barkeit entweber die Kleider, in. welchen fie dem Rode entgangen waren, ober ähnliche Tafeln, ders

gleichen von geheilten Kranken dargebracht wurs

den, und diefe Gaben dauern noch immer unter mehs reren chriſtlichen Völkern fort y). Knaben, Jung⸗ frauen und in Freyheit geſeßte Knechte ſchenkten

den Göttern ihr Haupthaar: Juͤnglinge, die Erſt⸗

Hinge ihres Baartes 2). Vero legte feinen Pflaus mens Baart im eine goldene WBüchfe, die mit den

koͤſt⸗

u) Strabo nennt beſonders die Tempel zu Epidaurus, Kos und Tricca als ſolche, wo ſich viele Tafeln ges ‚funden hätten. VIII. 575p. Thomafinus führt

merkwürdige Beyſpiele von diefen tabulis votivie,

, bber ex voto at.

x) Plin, sgo ce. ı. Is cum fuillet mos, liberatos morbis [cribere in templo ejus Dei, quid auxi- liatum ellet, ut poftes Amilitudo proficeret, ex- feripfille ea traditur, atque ut Varro apud nos credit, jam templo cremato infituille :medici- namı hane, quae clinicg vocatur,

y) Tbomafin, 1. c. Guys, 145, 146 p. ) Thomafin, c. 1, W

x , . —X \ j » h

koͤſtlichſten Perlen befeßt war, und übergab bie; fe Kleinod dem Capitoliniſchen Jupiter a). Men: {hen aus allen Ständen ſchenkten den Göttern aus Dankbarkeit die Werkzeuge, oder Waffen und Ars beiten, benen fie, ihren Unterhalt, oder ihren Ruhm, ober ihre Wohlfahrt zu danken Hatten. Alte Fiſcher mweihten den Göttern ihre Nee, wie die Schäfer ihre Flöten b), und Kämpfer, ober Krieger die Waffen, womit fie geftritten hatten ch. Kuͤnſt⸗ le und Fünftliche Arbeiter boten den Göttern euts weber die Inſtrumente, womit fie ihre Dieifters werfe verfertigt hatten, oder eind nnd das aus dere ihrer Meiſterwerke felbfiz ober menigftens Symbole berfelben dar d). Dichter widmeten ben Göttern ihre Gedichte, oder ihre Leyer: weife Maͤn⸗ ner ihre Denkſpruͤche: Philofophen und andere Shriftfteller ihre midjtigften Werke e). Dieſe

Benfpiele fanden auch in neueren Zeiten viele Nach⸗

ahmer. Manche chriſtliche Autoren fehrieben ihre

Werke

a) Suet. c. 12. in Nerone. Gymnico, quod in (eptis edebat - - - primam barbam poſnit, conditam-

que in aureaın pyxidem, et pretioſiſſimis marga-.

ritis adornatam Jovi Capitolino confecravit. 8) Virg. Ecl. VII,

e) Man ſ. Virg, Aeneid, I, 259, et ibi Servium.

4) Viele Beyipiele kommen in dem Berzeichniffe der Schaͤtze ded Deiphiichen Tempels beym Paufanias Or , Lib, Ä,. 9 et ſq. Thomaſ 34. Hip⸗ pokrates widmere dem Apoll zu Delphi ein Bes rıppe von Erz, aus Dahtvarkeit für Die göttliche womit er zerbrochene Gliedmaaßen geheilt

atte.

Hierüber ſ. man Geſch. der Wiſſenſch. J. 53 u. f. ©; iog. IX, 6, Thomal, C. 25, |

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Werke entweder der heiligen Dreyeinigkeit, oder der Jungfrau Maria und anderen Heiligen zu.

Lipſius hatte bie Eitelkeit, feine ſilberne Schreib⸗ feber einem berühmten Gnadenbilde der Mutter

. &otted anzuhängen f). Giegreiche Feldherrn end⸗ lich weihten den Göttern entweder goldene Cronen,

sder koſtbare von Feinden eroberte Rüftungen und

I Waffen, oder einen Theil der Beute, oder auch

alle drey zugleih g). Wenn der Waffen und Ruͤ⸗

ſtungen zu viele waren, fo las man bloß bie koſt⸗ barſten aus, um fie in den Tempeln der Götter - anfzubängen. Die übrigen brachte man in Einen ‚Haufen zufammen, und zündete fie den Göttern

gu Ehren ale ein Brantopfer an h). Im Deient wär ed uralte Sitte, ber Gottheit den zehnten

Theil der von den Feinden genommenen Bente zu

fihenifen i). Dieſelbige Sitte ward von den Grie⸗

‚Gen und Römern beobachtet i). Man kann Leicht

. dens

f ) Thomafin. 1.c. Divae Hallenfis appenfug ho.

+" dieque conlpicitur calamus [criptorius cx ar-

gento conflatus, quem aeterhitati vovit magnus

“:_ ile Liplus etc,

g) Thomal, c, 22. Ueber die Fofidaren Maffen und Rüftungen der Earthaginienfer , weldye Timoleon den Göttern widmete, ſ. man Plutarch. II. p. 233.

“über die der Perfer, welche Alegander der Mis nerva weihte, Arsian, I. c. 16.. über bie [polia

S

i . opima der Römer Plut. II. 416, 417. %) Sd machte es Marius mit den Waffen nnd Ruͤ⸗

ftungen der Eimbrer. Plut, Il. 845.44 . 3) Genel. e. 12.

k) © ſchenkten die zehntauſend Griechen den zehn⸗ | "pen Theil der Beute dem Apoll zu Deiphi, und oo rt na DE

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u 6 3 | denken, welche ungeheure Schaͤtze ſich allein durch dieſe Dankgaben von ſiegenden Feldherren in: den Tempeln der alten Welt aufhaͤufen mußten,

Auch die Gaben, wodurch man die Goͤtter bewegen wollte, Wohlthaten zu erweiſen, oder Ungluͤck abzuwenden, hatten bisweilen eine Wer jiehung auf die Wünfche der Geber. So ſchenken bie Neger in Afrika ihren Fetiſchen leere Kruͤge wenn fie Megen brauchen: Saͤbel oder Dolche, wenn fie in den Krieg: Graͤten, wenn fie auf. den Fifchfang gehen, und kleine Scheeren oder Meſſer, wenn fie reiche lich Palmwein zu erhalten wünfen?). In Griechen⸗ land boten zarte Jungfrauen der Venus meiſtens Noaocxnetze und Bruſtbinden dar, damit die Goͤt⸗ tinn zum Wachsthum ihrer Haare und Bruͤſte Gedeihen gebe m); mannbare Sungfrauen hingegen '

leibbinden, um bald Semanden zu finden, der ihh⸗

nen den Guͤrtel Iöfe n). Im Ganzen genommen |

aber fuchte man die Götter, welche man verföhr

nen, oder von welden man Wohlthaten erhalten

wollte; durch Eoftbares Geräth, durch Edelſteine

und Perlen, am häufigften durch Waffen von Gold En - und

i JJ... oo der Diana zu Epheſus V. c. 3. Anabaf. Xendph,, und Agefilaus. dei zehnten Theit der in zwey Jahren von den Perſern genommenen Beute, der über hundert Talente betrug c. 1. in vita Ageſilai. D Loyei. p. cab. m) Auch Pupas, Perſ. II. v. 70. PDiſcite poutifices in ſatris qhid facit adrırgı ? Nempe hoc, quod Veneri donatae a virgine - ° ' - pupae, R | N. 5.

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. Ten

n) c. 12. Tho mahn,

mn -

nm Juͤglich, weil es nicht genug bewährt ift )). Deſto

unbezweyfelter ift der Heldenfinn, womit bie beys den Decier fih für Ihr Vaterland, und befonders

für die Roͤmiſchen Legionen, und deren Bundes»

genoſſen aufopferten m). Beyde erboten fi, den

Zorn ber Götter durdy die Vergießung ihres Rluts zu verfühnen n). Beyde ſprachen gräßliche Flüche

. über fich felbft aus, und Übergaben zugleich bie

feindlichen Heere, unter welche fie fich ſtuͤrzen wolls ten, dem Zorne ber Götter, befonder6 der Ma⸗ ter Tellus, und der abgefhiebenen Seelen 0). Beyde richteten wirklich den gefuntenen Muth der Mömifchen Krieger wieder auf, und verbreiteten Schrecden und Verderben unter die feindlichen Heerfchaaren, melde fi dur dad Blut der ge: fallenen Sühnopfer befledt, und ber Made der Götter überantwortet glaubten. p). Ä

| Thiere

il) Liv. VII. 9 Cura non deellet, fi qua ad verum via inquirentem ferret: Nunc fama rerum fan- dum ef, ubi certam derogat vetuflas fidems -

'»< Et lacus nomen ab hac recentiore inägnitius fabula eß. |

: u) Liv. VIIE 9, X. e8.

a) Liv. VII. 9. Vom Vıter Dectus ſicut coelo

miſſus piaculum omnis deorum irae,. . X. 28, Datum hoc noftro generi ef, ut luendis pericu- lis publicis piacula ſimus. u

J 0) U cc. Legiones auxiliaque hoflium, mecum _

... Diis manibus tellurique devoveo. . . Jam.ego

mecum legiones holtium mactandas telluri, ao diis manibns dabo, on

p)1.c. Vom Vater Decius: Evidentifimum id fait, quod quacungue equo invectus eſt et Be 0 Band

wurde 5). Im Griechenland. waren feine Tempel reiher, als tie zu Olympia, und vorzüglich zu Delphi, von welchen ſchon Perikles vor dem Ans fauge bed Peloponneſiſchen Krieges fürchtete, daß fie durch die Lacedaͤmonier möchten geplündert vers ten 2). Sm Zempel: zu Delphi lagen vor feiner Beranbung turd die Phocenfer mehr Reichthuͤmer an Gold und Silber, ald in ganz Griechenland im Umlauf woren. Man fhäßte diefe Reichthuͤ⸗ mer auf mehr, als zehntaufend Talente, ober vier und fünfzig Millionen Livres v). Die Phocenfer unterhielten aus den Schäßen zu Delpht Sahre lang aroͤßere Meere, als bie reichften und mädhtigfien Freyſtaaten zu unterhalten im Stande gewefen was ten. Der Tempel zu Delpht warb audy deßwegen der reichfte in Griechenland, weil er nicht bloß von Griebiichen Fürften. und Staaten, fondern au son fremden Königen und Völfern große Gaben erhielt x). Allem Unfehen nach übertraf ber Tem

pe

5) De Dea Syria, in op. Luc, II. 457. wu u uns 0oAßs Tip, 89 Top syw oda, TpwWTov a6 wos

Yap aurolcı amınyvaosraı xpykara, au Te Apmßeac, zu Fowmav, x Baßvioyıny, za aAix ax Kom- zadonıns, ra de naı Kılınsc Dapacı, ra ds Agoupm. sıdov de syw au Ta ev ra vw Audpy AronsaTaı, eoI1Ta wolirv, nu alu; Ox0om a6 apyupov 7 86 xpucovr æroxsxpir ai.

t) Apud Thucydidem Lc. 143.

u) Voyage d'Anacharũs II. p.20. Ed. 4.

.) Man Iefe nur allein, was Herodot Über die Frey⸗ gebigfeit der. Lydiſchen Könige gegen ten Gore zu Delphi ſagt. Herodot 1, ‘© 50, et lg. u

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pel des Capitoliniſchen Jupiter zu Rom ſekbſt noch den Tempel zu Delphi an heiligen Schaͤtzen. Mod) ven Verſicherungen der Mömifhen Schrift⸗

ſteller war der Eapitolinifche Jupiter reicher, als ‚der. oͤffentliche Schaß, da biefer am reichften

war. . Jahrhunderte ang brachten friumphirende Seldherren diefem Gotte bie geplünderten Kunfts

werke, und einen großen Theil der geraubten Schäße

überwundener Völker dar. Eben fo lange wetteis ferten die mit den Römern verbändeten Könige und Staaten in ber Herrlichkeit der Gaben, welche fie dem vornehmſten Gott bed weltbeherrfchenden Vols kes darboten y). Der Eapitolinifche Jupiter ers hielt vorzüglich die Gaben, iveldye die Mömifchen Feldherren, oder Magiftrarsperfonen bey dem Ans fange von Kriegen, oder für die dauernde Wohlfahrt bed Reichs, fpäter für die Wohlfahrt der Beherrs her gelobten 2). Die unermeßlichen Reichthoaͤ⸗ mer des Gapitolinifchen Tempeld kann man allein and ber Größe der Diebftähle abnehmen, melde Eraffus und Caͤſar, als Conſules, an den verbor:

‚genen Schaͤtzen des Gottes begiengen. Der Erftere

vaͤmlich raubte zwey taufend 0), und der Andere dreytanfend Pfunde ungemünzten Golded, bie in: einem Gewölbe unter der. Schwelle des Tempels

Be 0 [as

y) Ein. Beyſpiel führt Cicero in der vierten Rede gegen den Verres c. 28. 29. an.. nn 2)- &0 erhielt 3. ©. der Kaiſer Probue: von’ allen Galliſchen Städten goldene Eronen, welche er dem

upiter umd anderen Göttern ſchenkte. Vopilcas

4

in ejus Vit. q. 15. 4) Plin. XXXIII. ı, ..

a De

62

lagen 6). Auguſt erſehte dieſes mehr, als fuͤnffach, indem er außer funfzehntauſend Pfunden Goldeo den Werth von mehr, als einer Million Thaler, an koſtbaren Steinen und Perlen ſchenkte c)). Un⸗ tr den Machfolgern des Auguſt war Aurelian der Einzige, ber ſich ihm durch feine Freygebigkeit gegen den "Jupiter, und bie übrigen Roͤmiſchen Götter näherte d), Wahrſcheinlich beſaßen alle wegen ihrer Reichthuͤmer berühmten Gnavenörter der Chriften nicht fo große Schäße in Gold und Silder, in Perlen und. Edelfteinen, ald ein einzis

ger der Don mir genannten Tempel bes Alterthums

in ſich faßte. In den Hinterindifhen Reichen vergraben die Könige und Vornehmen ihre Schäße . in Tempeln, melde fie felbft gebaut haben e), oder fie werfen ihre Gaben an Gold und Stiber durch eine Deffnung in einen wegen feiner Heilig⸗ keit vorzüglich geehrten Tempel hinab. Dieß letz⸗

" tere

3) Sueton, in Cael. c. 54. In primo confulatu . tria millia pondo auri furatus e capitolio, tan- tnmdem inaurati aeris repoluit. |

e) Suet. in Aug. 6. 30. Aedes facras . , refecit, easque et taeteras opulentifiimis donis adorna- vit: utpote qui in -cellam Capitolini Jqvis fe- decim millia pondo auri, gemmasyue ac mar- garitas quingenties HS. una Jdonatione contu-

lerit.

d) Vopiſo.in Aurel, e. Su. Ulins donis, quae barbaris gentibus mernit, refectum ef Capito- lium: quindecim millia librarum auri ex ejus liberalitäte' unum tenet templum, omnia in'urbe fana ejus micant donis. oo

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1. 373. Loubire.

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68 |

tere geſchieht bey dem Tempel Digon, nahe bey | Rangon, von deſſen Schage bewegen Sonnerat

glaubt, daß er einer ber reichflen auf dem ganzen

Erdboden fey. Einer der Gefandten, welche Luis

dewig XIV. nad Siam ſchickte f), war überzeugt, bag fein König bie damahls fon auf Hunderte von Millionen fleigende Summe von Schulden würde

„abtragen fönnen, wenn er fi) der in ben Siami⸗

fen und Peguanifchen Tempeln vergrabenen todten

Schaͤtze bemaͤchtigen wollte, oder bemaͤchtigen bürfte.

Alle bie Urſachen, um welcherwillen man an⸗

dere Opfer, und Gaben brachte, bewegten bie

Menſchen auch, entweder ſich felbft freywillig, oder ihre Bruͤder gezwungen den Goͤttern als Opfer dar⸗ zubieten. Die Menſchenopfer waren von jeher entweder freywillig, ober gezwungen. Die letzte⸗ ren waren viel allgemeiner, als die erſteren. Man kann kaum irgend ein bedeutendes Volk nemen, das nicht Menſchen geopfert hätte, oder noch

opferte g).

Li

| Wenn freywillige Hingebungen, oder gewalt⸗

fame Beraubungen des Sehens ben Nahmen von

Menſchenopfern verdienen ſollen; ſo muͤſſen ſie

nothwendig in gottesdienſtlichen, und zwar vorzuͤg⸗ J lich

De oere, doch Tanı-ich die Stelle

) Ueber die Menfchenopfer fe man vprzüglich meine

beyden Abhandlungen de ſacrificiis —** im achten und neunten Bande der Commentationum Societ. Scient. Goeiting. VILI. 68 et fg. IX. 65 et ig. p. 0 . on

Ih is folgenben Abſichten gefihehen, entweber, um köurh die Gnade uud Wohlthaten ber Götter merhalten, ober um ben Göttern fin empfangene Bohlthaten zu banken, oder endlih um ihren dorn zu verföhnen. Man kann ed daher nicht Menſchenopfer nennen, wenn Perfonen aus Leber. nf, oder aus Ruhmgier, oder aus Furcht vor ter Schande, ober aus Sehnſucht nach gelichten : Berftorbenen ſich felbft das Leben nahmen, ober bvon Andern nehmen ließen. Unter vielen Wilden in America bitten lebensfatte Greiſe, bie ben flars len ind raſchen Sägern nicht mehr folgen Pönnen, ihre eigenen Söhne, daß biefe ihnen den Ichten Liebesdienſt erweiſen, und Tie von ber Laſt bed Les berd befreyen wollen. Die Söhne erfüllen die Bitten dee Vaͤter, ohne dag die Einen, unb bie Anderen, bey dem, was fie wuͤnſchen unb thun, die geringfte gottesdienſtliche Abſicht haben A). Unter den nördlich» Deutfhen, und felbft unter eis rigen Slaviſchen Völkern hielten Krieger es für dad gröfte Ungluͤck, und für einen unauslöfchlichen Schimpf, gleich Knechten und Weibern eines na⸗ Yrlihen Todes auf dem Krankenbette zu fterben. Vem fie daher den Tod der Helden nicht in ber _ Sclacht finden konnten; fo erſuchten fie Freunde oder Priefter, - oder gaben- ihren Feinden reiche Geſchenke, daß dieſe ihnen das Schwerdt durch die Vruſt ſtoßen, und fie dadurch der Gefahr eined eutehrenden Todes entnehmen möchten 5). Unter

en

. 191, Voyag.au Nord III, 382, Robert- fons Hißor. of Americ, I. p. 400. Ed, in 4. '

AM) Pelloutier I. ‚441. Moehſens Geſch. der Will. I. 44. 50 .

4) Ei h;

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und Danfbarkeit zu beweiſen. - Unter den 8 | \ . | u \ | | . 5 n |

Bew Maffagrten undb Derbicen 6): hreifhte ber em erklaͤrliche Wahn; daß Männer nicht länger, als

fiebenzig Jahre lrben arten; -- So bald alſo Je⸗ mand dus ſiebenſigſte Jahr erreicht, oder jurhd ges

legt hatte; fo ward er von ſeinen noͤchſten Bluts⸗ verwandten nicht Lkoß erwuͤrgt, ſondern fein Leib

wardmit Schaaffleiſch gekocht, und verzehrt, weil man dtefe Art von: Beſtattung für die ehrenvollſte

nuter allen hielt. Unter allen edelmuͤthigen Voͤl⸗

kern begegnete cs Haͤufig, daß Liebende ſich an dem

Grabe der Geliebten, Krieger und Elienten am

vem Scheiterhaufen ihrer Feldherren, und Wohl⸗ haͤrer MD ſelbſt dad Leben nahmen, weil Ihnen: vie

Sehnſucht nad den Ubgefchiederen unerträglich war Alle diefe, und ähnliche Aufopferangen des

Lebens kann man Feine Menfchenopfer nennen, weil fie andere, als gottesdienſtliche Abſi se ober

N Bewegungegrunde hatten.

Ganz anders ſcheint es mir, Pr mit ben Bere fuielen zu verhalten, mo Unterthanen ben dem

| \ Tode ihrer Fuͤrſten, Weiber bey dem Tode ihrer

Männer, Sclaven und Sclavinnen bey dem Tobe

three Herren oder Frauen fi ſelbſt das Leben nahmen, um den Verſtorbenen in eine andere Welt

zu folgen, und ihnen dert, wie hier, ihre Liebe

k) $traha Al. 781. 791. p,

D 3. B. die Parther und deren Sclaven, Aenoph, Cyrop, VII, e, 3, auchten dem gloteichen Tode des Kaſeis Otho Tacit. Hiſt. II. 49.«.

Snbiern m), ben Thraciern =), und Geten.o) ver⸗ anlaßte der Tod von Ehemännerk einen heftigen Streit der zurüdgebliebenen Ehefrauen, über bie Frage, weldye von ihnen den verſtorbenen Gatten am meiſten geliebt habe, und von ihm wieder ge⸗ liebt worden ſey? Diejenigen, denen ber Preis ber thelichen Liebe zuerkannt wurbe, ſtiegen ſrahlockend auf ven Scheiterhaufen, ber den Leichnam bed Ges liebten verzehren follte. Ein aͤhnlicher Wettſtreit findet bis anf ben heutigen Tag unter ben Weibern und WBenfchläferinnen mancher Neger » Könige Statt »). Su Hindoſtan ift es fahr gewöhnlich, dag Sclapinnen fi mit ihren geliebten Frauen verbrennen, und in Japan, daß Scladen ſich nad dem Tode ihrer gütigen Herren ben Bauch aufs fhneiden, um mit ihren Wohlthaͤterinnen ober Wohlthätern angenblicklich wieder vereinigt zu wers den q)._ Die Rechte vornehmer Japaneſen geben ihren Herren noch bey ihren Lebzeiten das heilige: Verſprechen, daß fie fich im Tode nicht von benfels. ben trennen wollen. Unter den ehemahligen Nat⸗ chez baten viele Unterthanen ihre Fuͤrſten, ums bie

Ehre, bereinft mit ihnen fterben zu duͤrfen. Alle,

biefenigen, benen biefe Gnade zugeftanden wurde, arbeiteten fogleich an Stricken, womit fie fidy über

den Gräbern ihrer Beherrſcher erbropeln laſſen

woll⸗

m) Valer. Max. II. 6.

n) Herod. V. 5

o) Mela Il, 2, | p) Oldendorp I. 317. Cavazzi 1. 396.

M Bernier II. 113. Recueil des Voy. qui ent fervi a Pétabliſſ. de la Camp, Holland, V, 338,

wenn -

+

wollten r). Die jest erwähnten freywilligen Hin⸗ gebungen des Lebens fheinen mir wahre Menſchen⸗ opfer zu ſeyn, bie theild aus zärtlicher Dankbar⸗ Leit gegen bie Verſtorbenen, theils in der Wbficht gebracht wurden, ihrer in einer andern Welt fo - zu genleßen, oder ihren ſo zu dienen, als fie bers felten auf dieſer Erbe genoffen, ober Ihnen gedient! Batten,

Wirliel unbezweyfelter waren die ‚eeproiltäen Menſchenopfer, wie fie ſich vormahls fa wohl un⸗ ter mehreren Germ miſchen Voͤlkern, als unter den alten Indtern fanden, und unter den heutigen Hindus, und deren Machbaren, éeder Eolonien noch jezt fingen. Die Weiber der Gothen gingen freudig dem Tode entgegen, weil fie hofften, daß ‚fie aldbann mit ihren verfiorbenen Männern in die Derter der Freude kommen, und in ber Geſellſchaft threr Garten bleiben wuͤrden s). In berfelbigen Hoffnung flürzten fidy die Rnechte der Gothen vom

Felſen herunter , oder ließen fid; mit ihren berfiors

benen Herren lebendig Verbrennen. Weiber, bie ihren Mönnern, Knechte, bie ihren Herren nicht tm Tode folaten, waren nad der Meinung der Goͤthen anf ewig Yon der Gefellfhaft der Götter, nnd den Seltakeiten des Valhalla ausgeſchloſſent). Rach den Zeugniffen Griechiſcher Geſchichtſchreiber war es in aͤlteren Zeiten gar nicht ſelten, daß Brachwanen, oder Judiſche Prieſter fich in bren⸗ nende Scheiterhaufen warfen * Dieß thaten

r) Charlevoix Journal etc. p. gen vie

s) Schüge 262 u. f, S "

8) ido S. 271. 294.

u) Plut, 1, 195. Oneficr. ap, Lucien, DI, 338,

&

_ 73

be PVrabwizen in ber nenern Seit nit mehr. Defto häufiger aber begegnet es, daß andere Hin⸗ dus ſich entweder von den ungeheuren Mädern bed

Wagens, auf welchem ber Gott "Jagrenar ums .

bergeführt wird, zerquetichen laffen, ober ſich auch in den Ganges, und andere Ströme flürzen, um anf einmahl mit den Öbttern vereinigt zu "werben, oder zu höheren Graben ber Seligkeit zu gelan⸗ gen x). Dieſelbige Hoffnung iſt ed, bie bis auf den heutigen Tag fo viele Tauſenbe von Indiſchen

Weiberny) entweder auf die Scheiterhaufen, oder in

die brennenden Pfuhle führt, wo bie Leichname der Gatten in Aſche verwandelt werden yy). Die Brahminen bilden‘ ben. unglücklichen Bethoͤrten ein, daß biefe durch einen. glorreichen Tod derſelbi⸗

x) Bernier II. 103. Hamilton I. 384. 396 della. Valle III. a8, 23. Tieffentbaler 1. 164.

y) Ein Engländer Chambers glaubte, daß ſich im Bengalen allein jährlich) Funfzigtaufend Weiber frey⸗ ‚willig:;verbrenuten. Papi bält zwar dieje Zahl für zu groß, verfichert aber zu gleicher Zeit, daß man die Zahl von Witwen, die mit’ ihren Männern freys willig fiürben, in Bengalen allein wenigfiend auf mehrere Taufende ſchaͤtzen könne. ‚II. 50,

yy) Bernierll. 109-119, Tavernier II. 162. Sons ner I, 81-83. Wenn die Leichname von Männern beerdigt werden, fo laſſen fi die Weiber bis an den Hals lebendig begraben, und nachher dad Ge⸗ nicke brechen. Auf ähnliche Arten fterben die Weis ber mit den Männern in dem Königreiche Azem,

auf den Inſeln Java, Pulo Roffa und Bali, wo

noch Ueberbleibſel Indiſcher Kolonien vorhanden

find. Tavernier II. 184 Recueil des Voy. et

o. 1, 42ı. Valentyn IV. <66. Forreſt p. 170

-

. ——

J J 74 [U] [5 x

gen Seligkeiten init ihren Ehrenmänner:thetihafe tig werben, ober ſich gar ber Umarmangen Boden Sdotier wuͤrdig machen würben, .n |

" Water ben Maratten verbrannten men vor eis

nigen Menſchenaltern mit den Leichjamen von Fuͤr⸗ ſten nicht nur nuͤtzliche Thiere, und Sclaven, fons

dern auch Weiber, wenn dieſe gleich einer ſolchen Ethre gern uͤberhoben geweſen wären 2)... Auch uns ter den Geten a) und alten Scandinavieru b) zwang ° man oft Franen, ihren verfiorbenen Maͤnnern ine Tode zu folgen. Dieſer Zwang veraniste biswei⸗

‚Ten Koͤniginnen, ſich von ihren Chemablen zu ſchei⸗

den, wenn ſie fuͤrchteten, daß dieſe bald ſterben

wuͤrden. Solche Veyſpiele Eiunen allerdings die

Frage veranlaſſen, ob unter den alten Germaniern, und Hindus bie gezwungenen Weiber-Opfer aus ben freywilligen, ober umgekehrt entſtanden, ober

welche von beyden bie aͤlteſten ſeyen. Sch: glankte

vormahls, daß die freymwilligen auf\bie gezwunge⸗ nen arfolgt wären e). est flimme id; Adielern bey d), ber bie entgegengefeßte Meinung hegte; und zwar flelle ich mir bie allmählige Verwand⸗ Lung ber freywilligen Dienfchenopfer in gezwungene

anf f folgende Art vor. Urſpruͤnglich ſtarben die Wei⸗

2) Hiſtor. fragmeni⸗ of the Mogul Empire, of the Marsttoes, and of the Englılh Concerns in

Hindollan 1783. London p. 136% e) Stephan, de Urbibus p. 971. b) Schüge 2686. Keisler Ant, Sept. 147. 148, ©. e) VIII. Comment, Societ. reg, $eient, ps 76, 77. &) Antiq, Septentr. p- 1409.

m 0.

m m 75 Beiber unter ben Hinbdus, Gothen u. ſ. w.’ gern nit ihren Männern, sbeild um mit dieſen ſogleich pieder bereinigt zu werben, theils um höhere Se⸗ ligkeiten, als fie fonft hätten erwarten koͤnnen, in mer Welt zu erlangen. Noch jezt haben’ die meis fra Weiber in Hindoſtan, die fih mit ihren vers ſerbenen Gatten verbrennen ,. eine ſolche Sehnſucht u ſterben, daß fie durch Feine Bitten, und Gruͤnu⸗ de devon koͤnnen zurückgehalten werbens). ‚Untere Kfeigen ben .Scheiterhaufen ungern. So balk

man diefed bemerkt, fo wendet man .alle Arten ton Uebervredungskuͤnſten, und ſelhſt von Noͤthi⸗

gungen an, um bie Zoͤgeruden zu beſtimmen, und.

den Zagenden Muth: gu machen. Ohne aller

Zunfel fanden ſich zu allen Zeiten, wie euch je uh in Hindoſtan, einzelne Wuwen, bie fi was dr durch Witten, noch durch Zudringlichkeiten bes tregen lieſten, ‚vielleicht wenig grelichten, ober gar Chaßten Männern ihe Sehen aufzuopfern. Solche Reiber nun waren allerbings in Gefahr, auch mis der ihren Willen von den Soͤthnen, oder Anver⸗ wandten ber Verſtorbenen geopfert zu werben, mens Nefe anders fuͤrchteten, daß bie abgefchledenen Seelen die Nicht s Erfiheinung gelichter Weiber u den Nachgebliebenen ahnden Fönnten. |

Die erhabenften unter den freywilligen Men⸗ ſchenopſern waren. diejenigen, wo edle Juͤngſinge md Männer ihr Leben tn dem traurigen Wahne hingaben, daß fie dadurch die Götter Verföhnen, ad undermeiblichen Untergang, ober andere, große Unfälle von ihren Mirbürgern abwenden würden, Die Jahrbücher der Griechen und Römer enthals

| ren⸗ Rernier l. c.

. - fi , x . . x6 . —4

m die raͤhrendften Beyſpiele ſolcher Aufſoplenages fürs Vaterland. Als Epimenides Athen von den

Zilecken, oder ber. Schuld reinigen ſollte, von welcher

man vorausſetzte, daß fie auf ber Stadt liege; fo bot, ſich ein ſchoͤner Jhagling mir Nahmen Rrarmus zum Gühnepfer bar f). Inder Schlacht bey Platin

wehrten fich die Griechen nicht cher gegen bie Pers -

fer, als bis bie Eingeweide der Opferthiere gluͤck⸗ lich geworben, und ber Schoͤnſte unter den Gries giſchen Jünglingen, Kallikrates, ala ein Sühn«

opfer aefollen war. ). Schon vor ber. Schlacht

= bey Plataͤa begegnete es den Spartauern Bäufiger, als font, daß bie. Eingeweiße der Opferthiere dein

Sluͤck, ober Teine gnaͤdigen Götter: verkuͤndigten. Diefe traurigen Zeichen erregten zuleßt die Ver⸗ muthung, daß bie Gbtter vielleicht bewegen zuͤru⸗ ten, weil man gegen alles Voͤlkerrecht die Geſaubd⸗ ten erflagen habe, weldhe Darius Hiſtaſpis abs geſchickt hätte, um nad Perfifher Art za reden, Kener und Waſſer, das heißt, Unterwerfung uns ter. bie Herrſchaft der. Merfer zu verlangen h). Das mit nun vor der Ankunft bed. Xerres bie auf dem Baterlande ruhende Blutſchuld getilge, und ber Born ber Götter verföhnt werde, ließ man Hffents

lich ausrufen, daß derjenige oder diejenigen, die

den Muth haͤtten, fuͤr das Vaterland zu ſterben,

frch melden möchten. Der Öffentliche. Herold hatte dieſes Faum bekannt gemacht, als zwey ber anges

fehenften Männer fi als freymwillige Opfer dar⸗ Rellten. Die beyden Spartaner begaben ſich, ſo

ge⸗ 5 Athenaeus XIII. c. 2. p. 6os. &) Plutarch. II. 519. . h) Herodot VII. c. 1354.

[} Lu. man nn Ai ——

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geſchwind fie Eonnten , zum Rerres damit niefer an ihnen thun moͤge, was bie Spartaner an den Perfifchen Gefandten gethan hatten. Der König der Perſer fügte ben edlen Männern kein Leid zu, weniger aus Bewunderung ber heldenmüthigen Bas terlands liebe, als in der Abfiht, die Spartaner sit von ihrer Blutfhuld, und bem daher entflans denen Zorne ber Götter zu befreyen. Als Thraſy⸗ bulus und feine Kreunde ihre Waterlaud von dem Suche der dreyßig Tyrannen erretten, und bad Heer der Untervrüder angreifen wollten; machte ihnen ein Weiffuger im Nahmen der Götter kund, daß fie nicht eher gegen bie Feinde in dichten Maus fen anrücen follten, bis Einer aus ihrem Mittel gefallen, ober verwundet worben fey. Thrafys bulus war Einer ber vorberften Krieger, und ih traf das Loos, daß er durd) fein Blut und Leben die Götter verföhnen mufte i). So oft im Orie chiſchen Maffilien eine verheerende Peſtilenz aus brach, fo oft bot fih Einer der aͤrmeren Bürger freywillig als ein Suͤhnopfer an. Man unterhielt einen Solchen ein Jahr lang auf oͤffentliche Koſten,

führte ihn nach Art der Opferthiere geſchmuͤckt in

der ganzen Stadt umher, und ſtuͤrzte ihn, mit den Fluͤchen und der Schuld der ganzen Gemeine beladen, von einem Felſen herab k).

Wenn die freywilligen Menſchenopfer auch unter den Roͤmern nicht ſo zahlreich waren, als unter ben Griechen; fo ſind fie wenigſtens viel ber ruͤhmter. Ich, übergehe .da8 Beyſpiel des Cur⸗ tius niht nur, weil es zu befannt, fonderg vor⸗ | ügs i) Xenöph. IT, Co hr, Helen, s „BR Petron, in ‚fine Saryıic. Br

. ! . . Pr f . r % 4.) j [ U) U}

zaͤglich, weil es nicht genug bewährt ift )). Deſto umbezweyfelter ift der Heldenfinn, womit die bey⸗ den Decier fih für ihr Vaterland, und befonders für die Nömifchen Legionen , und deren Bundes» genoſſen aufopferten m). Beyde erboten fih, den Zorn ber Götter durdy die Vergießung ihres Rluts zu derfühnen 3). Beyde ſprachen graͤßliche Flüche uͤber ſich ſelbſt aus, und uͤbergaben zugleich die feindlichen Heere, unter welche ſie ſich ſtuͤrzen woll⸗ ten, dem Zorne der Goͤtter, beſonders der Ma⸗ ter Tellus, und der abgeſchiedenen Seelen 0). Beyde richteten wirklich den geſunkenen Muth der Roͤmiſchen Krieger wieder auf, und verbreiteten Schrecken und Verderben unter die feindlichen Heerſchaaren, welche ſich durch das Blut der ge⸗ fallenen Suͤhnopfer befleckt, und der Rache der Goͤtter uͤberantwortet glaubten p). Thiere

il) Liv. VII. Cura non deeſſet, fi qua ad verum via inquirentem ferret: Nunc fama rerum fan- dum eft, ubi certam derogat vernflas fidem.

»- Et lacus nomen ab hac recentiore inßgnitins fabula ek. |

7) Liv. VIIE 9. X. 08.

na) Liv. VII. 9. Vom Vater Deciue ſicut coelo

miſſus piaculum omnis deorum irae,. . X. 28, Datum hoc noftro generi el, ut Iuendis pericu- lis publicis piacula fimus,

0) U cc. Legiones auxiliague hoſtium, mecum Diis manibus.tellurique devoveo. .. Jamego mecum legiones holtium mactandas telluri, ap

diis manibne dabo, |

"p)1.c. Vom Vater Decius: Evidentilimum id foit, quod quacungue equo invectus efl ns u er F . ud

93

ſchloß men, auf einmahl zweyhundert Kinder aus den angeſehenſten Familien zu opfern. Außer die⸗ ſen Zweyhundert wurden noch Dreyhundert andere, als freywillige Opfer von armen Eltern darge⸗ bracht. Der Gott begnuͤgte ſich nicht bloß mit den Opfern. Die Väter, und Mütter muſteü ihm ihre Kinder fo übergeben, ald wenn fie es ohne Schmerz, oder mit Freuden thäten. Dumit aber doch die Dpfer durch das Wehklagen der El⸗ tern nicht geftört würden ; fo machte man wähs rend berfelben eine fo raufchende Mufit, dag man Tein Jammergeſchrey, wenn ed auch erhoben wurde, vernehmen Fonnte m).

Die Völker des Abendlandes verſoͤhnten ihre Götter eben fo wohl durch Menſchenopfer, als die des Morgenlanded. Die Zaurier opferten Schiffs

bruͤchige, beſonders, Griechen der Diana, ober -

wie Andere wollten, ber „Jpbigenia nn). Die Suerifhen Völker feierten jaͤhrlich in einem heili⸗ gen Hain ein allgemeines Feſt, an welchem ein Menſch geopfert wurde 0). Die alten Gothen

derföhnten ben Gott bes Krieges durch die Opfer

gefangener Feinde. te fezten diefe Opfer noch

eine Zeitlang fort, nachdem fie fchon die Chriftliche .

Religion angenommen hatten p). Die Gothen in Schweden famen In jedem neunten Monden, und

beſonders in jedem neunten Jahr zu Upfala zuſam⸗

men, | m) Diod, IL p. 416, Lactant. L. 29, Blut, VI, 633- 6535. n) Herodot, iv. 103. Ä - 0) Tacit. Germ. 9 390. - oo

X) Grotii Hiß, Goth, p, 617.

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man bem Themiſtokles waͤhrend eines Frageopfers,

nen aus ihrer Mitte durch das Loos, und durch⸗ bohrten ihn mit einer Lanze, damit er dem Za⸗ molxis die Bitten bed ganzen Volks überbringe, und bie Gnade des Gottes für feine Verehrer ges winne. Die alten Scandinavier,, bie wahrfheins lich aus den Wohnſitzen der Scythen ausgegangen waren, gelobten dem Odin gefangene Feinde, wenn er ihnen den Steg über ihre Gegner verſchaffen werde 7). Ein Norwesifher Fürft Hacquin

opferte ver Göttin Thongerda Horgatroll zwey hoffunngsvolle Soͤhne, um ben Sieg über Die Dänen zu erhalten. Die graufame Göttinn war

mit diefem Opfer nicht einmahl zufrteben, fonbern

derlangte noch einen dritten fiebenjährigen Sohn, der gleichfalls gefhlahter werden mußte ). Auf eine ähnliche Art erfauften bie Scandinapier von den Göttern ein langes Leben. Ein König Onus opferte dem Odin neun Söhne, um burd einen - Jeden derfelben eine zehnjährige Verläunerung bed Lebens zu erhalten. Man gab vor, daß ber Ads nig dad aͤußerſte Ziel des menfchlichen Lebens weis überfchritten habe t). Unter den Griechen erzähle

ten es nicht bloß die Sagen ver Heldenzeit, daß

Könige und Heerführer ihre eigene Kinder, ober ändere Menſchen geopfert ‚hätten, um durch bie Gnabe ber Götter eine gluͤckliche Schifffahrt, oder den Sieg über die Feinde zu erlangens fondern auch

die neuere Geſchichte bewahrte ähnliche Beyſpiele

auf. Kurz vor ber Schlacht bey Salamin brachte | wor 7) Reisl, Antiq. Sept. p. 134. s) Bartholin. p. 228. et fg. ) Baxthol, p, 700,

81 wmit er beſchaͤffrigt war, drey vornehme Perſi⸗ (je Juͤnglinge, die ſich durch ihre außerordentliche Chönheit nicht weniger, als durch die Pracht ihr m Kleidung, und ihres Schmucks auszeichneten u). By dem Anblick dieſer Gefangenen forderte ber Beiffager Euphrantides ben Themiſtokles auf, tie edlen Perfer dem Bakchus mit dem Beynah⸗ . men des Brimmigen zu opfern, inbem die Gries hen alddann Heil und Sieg von dem Gotte erlans gen würden. Themiſtokles fehauberte anfangs dordiefer Zumuthung zuruͤck; allein da er bedach⸗ te, da der große Hrufe in gefährlichen Zeiten eher and dem unvernünftigften Aberglauben, als aus den teiftigften "Gründen Zutrauen und Hoffnung füipfe; fo gab er zu, daß die Gefangenen geopfert wirden, Aehnliche Dpfer finden noch jezt. oder fanden vor nicht gar langer Zeit in allen Erdtheis Im, außer Europa, Statt. Unter manden Ne⸗ ges Volkern opfert man bis auf ben heutigen Tag biele Onnderte, und felbft Laufende von Gefangen hen, weil man wähnt, daß man ſich Durch foldye Opfer der Gnade der Goͤtter, und mit biejer, des Gieges über die Feinde am unfehlbarften verfichern Önmex), In andern Gegenden von Afrika ſchlach⸗ tet man bald Kinder, bald erwachsene Menſchen aus eben dem Gründe y), aus. welchem man vors wihls ein Gleiches in Peru that 2), und noch

on nn x. u) Plut. 1. 465. 66. 2) Projart ©. 269. 286. 299. y) Voyages de Snellgrave; Introd,

2) Acoßa F, 229.

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"83 ' XX XXXX

jezt auf ben Inſeln der Südfee that 0): um das durch die Wiederherftellung kranker Könige, oder eine Verlängerung ihres Lebens zu erhalten. Auf

den Iufeln der Südfee wählt man zu den Men⸗

fehenopfern meiftens folche Perfonen, bie um ihrer

‚Verbrechen willen ſchon lange den Tod Yerbient

hätten. In Tunkin hingegen töbtet man jährlich Kinder durch Gift, damit die Götter die Felder feguen, und eine reihe Erndte ſchenken mögen b). Auch in Laos baut man ben Goͤttern Beinen Tem⸗

pel, ohne die zuerft Vorübergehenden in bie Fun⸗

bamente zu werfen, und dadurch gleihfam den Grund und Boden zu heiligen c).

Zu den gröften Wohlthaten der Götter rech⸗ nete man unter allen unerleuchteten Völkern die Of⸗

: fenbarungen ber Zukunft, welche man daher eben

fowohl in den Eingeweiden von Menſchen, wie von Dpfertbieren fuhte. Im alten Albanten verehrte

“man Vorzüglich den Mond d), Diefer Gottheit

waren viele Priefter geweiht. Manche von biefen

» Prieftern wurben von einer heiligen Wuth ergrifs

fen, und irrten, fo lange diefelbe dauerte, in Waͤl⸗

bern und Einsden umher. Won Zeit zu Zeit ließ

ber Hoheprirfter Einen und den Andern von fol: den ſchwaͤrmeriſchen Einfiedlern einfangen, und ein ganzes Fahr lang mit den ausgefuchteften Lecker⸗ biffen nährn. Wenn die Gefangenen genug ge: möäftet waren, fo z0g man fie hervor, und —*

| 0 | ihnen a) Cooks letzte Reif. I, 351. II, 39. 43. 203.

u 5) Ovington II, 52, ,

e; Sonnerat II, 39 ©. d) Strabo XI. 768. Edit. Almel, _

“Anm eine Lanze durch das Herz. Go bald bie

durchbohrten fielen, fo traten Pricfter herzu, unb gaben auf die Zuckungen der Sterbenden Acht, um

daraus den Willen der Götter zu vernehmen, ber

ad fo gleich Öffentlich bekannt gemacht wurde. Die Halter fließen unglückliche Echlachtopfer von hinten mit einem Schwerbte nieder, um aus ben

Convulſionen derfelben den glücklichen, oder ungluͤck⸗ ihn Ausgang von Unternehmungen gu erfahren e).

Die Simbrer brauchten weiſe rauen bazu, am entweder dad Manfchen des Bluts, ober bie Eingeweide erwuͤrgter Feinde zu deuten fl. In ähnlichen Abſichten onferte man fowohl in Scandi⸗ nadien, als im alten Britannien, befonderd auf der Infel Man, gefangene Feinde g). Unter dm heitnifchen Slaven tranfen die Priefter bad Blut geopferter Feinde, damit fie zu Weiffagungen begeiſtert wuͤrden A). Won ben älteften Perfern IR nicht befannt, daß fie dem Mithras menſch⸗ lihe Frageopfer gebracht hörten. Als aber bie

ferien des Mithras unter die Griechen und

Ömer kamen, und mit einer Menge von Gebräus en überladen wurden, bon welchen man in Pers nichts wuſte; fo gefchah ed nicht felten, daß Man in diefen ſcheußlichen geheimen Feſten hen en

e) III. 303. Strabo. Hit vI. 457.

8) Barthol. 663 p. Maället Introduction dans U’hi- foire de Dannemarcp, 84. Taciti Annal, XIV. 30,

h) Helmold p. 43. | _ 0 5 2

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u 2—

fen erwürgte, um aus ihren Cingeweiben .zu wahrſagen. Wenigſtens fanden vie Chriften ‘zu

Alerandrien, bie unter Julians Regierung in die

Adyta des Mithras eindrangen, viele Gebeine und Schedel, wahrſcheinlich von Unglücklichen, welche

man geopfert hatte i)y. Auch die Peruauer ſchlach⸗

teten ſowohl Menſchen, als Thiere, uni den Wil⸗ len der Goͤtter zu erforſchen. Wenn die erſten

Frageopfer nicht glücklich waren. fo fuhr man mit

dem MWürgen don Menfchen und Thieren fo lange fort, bis die Eingeweide der Geopferten den Wuͤn⸗ fgen der Opfernden entſprachen k).

Die meilten Völker, bie den Göttern Mens

ſchenopfer fhlachteten, um ihre Gnade zu gewinnen,

brachten ihnen dergleichen auch, um ihre Dank⸗ barkeit für empfangene Wohlthaten zu beweifen.

So opferten die Scandinapifchen Helden dem Cdin

nad großen Siegen fehr oft gefangene Könige und Fuͤrſten, und bisweilen gelobten fie fogar, fich felbft ald Opfer darzuftellen, wenn der Gott ihnen den Sieg gewähren werbe I), Auch die Gallier op⸗ ferten häufig nah großen Siegen Menfchen: bis:

weilen berbrannten fie bie ganze Beute, unter bie:

fen, Thiere und Menfchen, ben Göttern zu Ehrenm).

Faſt gewiß flürzten die alten Aegyptier jährlich, . wenn ber Nil feine höchfte Höhe erreicht hatte, aus Dankbarkeit eine Jungfrau in ben Strom, der ihre

Sels

i) Socrates Hill. Ecclef, IH. c. 0. X) Zarate I. p+ 52. |

I) Keisleri Antiq. $eptentrional, p. 134,

2) Diod. V. 355

-

®

selber und Gärten befruchten ſollte. Ein Beweis,

ad Ueberbleibſel dieſer Opfer tft die noch immer frtdauernde Sitte, an dem Tage, mo bie Dämme durchſtochen und bie Gewaͤſſer ded Nils über Yes gypten gefeitet werten follen, das irbene Bild einer Sungfrau in den Strom zu werfen n). Anne fris, eine Gemahlinn des Xerres, ließ vierzehn

Kinder vornehmer Perfonen lebendig begraben, um

bem Gott unter ber Erde für das verlichene gluͤck⸗

Uche Alter zu danken 0). Die Jsraeliten gelobten

siht felten ganze feindliche Stäbte dem Jehova, ud wenn fie fich berfelben bemädhtigten, fo brach⸗ ten fie darin alles um, mad Dbem hatte Ich ſche keinen Grund, warum man ſolche Würgerepen ht für menſchliche Dankopfer halten Fönnte p).

No viel graufamer, als die alten Juden, was

ten vormahls die Mericaner, und vor einem, ober

Anigen Mtenfchenaltern, mehrere menfchenfreflenbe

Neger: Völker. Die Mericaner opferten Men⸗

n aus allen Gründen, aus welchen man ber: .

gleihen geopfert hat: ‚unter anderen auch aus Dank⸗ barfeit für werlichene Siege, und andere Wohlthas im. Alle Gefangene, welche man im Kriege ge: macht hatte, wurden den Göttern zu Ehren ges ſhlachtet; und man rechnete, daß bisweilen an einem Tage in verſchiedenen Gegenden des Reichs funf, ja zwanzigtauſend Menſchenopfer gebracht

worden ). Man führte die Schlachtopfer eins nach

m) Savary I, 125-115, Sicart. p. 472. o) Herodot, VII, 114,

r) Mißaelis wollte dieſes nicht. Mofaifch, Recht

129% 4) V. 19. 21. c. Acoſta.

85 nn

sah den andern herbey, und legte fie auf einen

kegelfoͤrmigen Stein, durch welchen die Bruft, und ' ein Theil bes Leibed gehoben und aufgefpannt wurden. Fünf Priefter hielten die Arme und Beine. Der fechfte ſchnitt nit einem foharfen fleis "gernen Meffer die Bruft auf, riß dem Verwun⸗ beten bad Herz aus dem Leibe, warf das rauchende Gerz dem Gießen ins Geſi dt, und ließ den ent⸗ feelten Leichnam die Stuffen des Tempels hinab- sollen. Wenn man eine Zeitlang Feine Menfchen geopfert hatte; fo meldeten bie Priefter den Ads vigen, daß bie Götter hungrig ſeyen. uf bicfe Aufforderung fandten tie Könige ſogleich Schaaren - nach allen Seiten aus, um Gefangene zu machen, mit deren Opfern man deu Hunger der Goͤtter flil: len könne, Was die Mericaner in der neuen Wels waren, dad waren im mittlern und meftlichen Ufrica die Anziger, Gager und Dahemes, alg welche indgefammt ihren Göttern gefangene Feinde bey Zaufenden opfertenr). Snellgrave felbft war Zeuge, daß man in Einer Nacht Hiertaufend Ge: . fangenen bie Köpfe -abgeichlagen, und aus dieſen Köpfen Pyramiden ald Denkmaͤhler ber Tapferkeit und Frömmigkeit errichtet hatte,

Eine dritte Haupt⸗Urſache gezwungener Men⸗ ſchenopfer lag in der Abſicht, verſtorbenen Anver⸗ verwandten, oder Beherrſchern, ſo wie Waffen und Ruͤſtungen, Kleider, Geraͤth und Koftbarleiten, alſo auch geliebte, ober brauchbare Thiere, und . Menſchen nachzuſchicken, damit fie diefelben- in einer andern Welt twieberfinden moͤchten. Die alten Scythen erbroffelten an ben Gräbern verfiorbener Kos

r) Projart ı. c. und Snellgrave p. 36. 54.

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Könige die gelichteften ber Kebsweiber fammt allen den Perſonen, welche bie. Rönige in ihrem Leben bes dient hatten; und warfen die Leichname bderfelben in die Gräber der entfeelten Beherrſcher, gleich den Leibpferden, Trinkgeſchirr und allen anderen Dingen , welche fie lebend gebraucht hatten. Nach einem Jahre tödtete man außer funfzig Pferben eben fo viele Hausgenoſſen der verfiorbenen Könige, und fpießte bie einen, und bie anderen fo auf Pfählen, baß fie das Föniglihe Grab zu bewachen fchienen s). Ich erwähnte fchon oben, daß es ſowohl unter einigen Germaniſchen Mationen, als unter ben Maratten alte Sitte war, die Gemahlinnen, und Diener oder Sclaven von verſtorbenen Königen mit den teichnamen berfelben zu begraben, ober zu ver⸗ brennen. Derfelbige Brauch fand wahrſcheinlich

feit undenklichen Zeiten in ber Mengoley und im

China £&), fo wie auf ben Dftindifhen und Suͤb⸗

©ee s Infeln Statt u). ‚Die Einwohner der Juſel Borneo hegen bie Meinung, baß alle die Menſchen, weldye fie gefangen nehmen, und mit eigner Hank umbringen, ihnen in jener Welt als Knechte dienen werben. Hieraus entftchen unfägliche Nachftelluns gen, Menſchenraube und Meuchelmorde. er keines Andern mächtig, ober habhaft werben Tann, kauft todeswuͤrdige Verbrecher um einen hohen Preis, um fie ſelbſt zu ermwürgen, und dadurch zu feinen ewigen Sclaven zu machen. Uns

s) IV. 7:1, 78. Herodot.

&) Voyage au Nord VII. p. 58.

#) Coo®e letzte Reif. III, 160. Sprengels Beyir. Iii. G. 353. ' \ v

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-" Unter ben groͤßern Neger: VSlkern in Afrika tft Feind, das nicht die Gräber verſtorbener Koͤ⸗ nige mit den Seichnamen ſolcher ‘Perfonen füllte, von’ welchen man vorausfeßt, daß bie abgeſchiede⸗ nen Beherrſcher fie gern in einer andern Welt wieder fehen werben x). Die Zahl der Wriber und Sclaven, weldhe man erwürgt, .fleigt hin und wieder bid zu zwey, bis zu vierhundert und fünfhundert hinan. Damit aus dem Gefolge, das den’ Rönigen in das Sand der Seelen nachgeſchickt werden fol, Tih Niemand verſtecke, oder mit

der Flucht rette, fo verbirat man den Tod von

Färften fo lange, bis alle beſtimmte Schlacht⸗ opfer ergriffen und gebunden worden ſind. Hin amd wieder nimmt man denen, die ſterben ſollen, nicht mit Einem Streiche das Leben, ſondern man Bricht ihnen Arme und Beine, ſetzt fie dann in die "Gräber der Rönige, und reicht ihnen Speife und Trank, bis fie dur die Folgen der Zerſchmette⸗ eung des Coͤrpers aufgeriebın werten. Unter den Dahomes wiederhohlt man jährlich bie Men: ſchenopfer an den Gräbern der nönige, wo wenig: ſtens vierzig bis funfzig Sclaven umgebracht wers den. Das Volk felbft hält diefe Dpfer für fo nothwendig, dafl ed, wie man fürditet, gegen die lebenden Beherrfher aufftehen würde, wenn biefe es verfuchen wollten, die graufamen Opfer abzu⸗ ſchaffen yYy. Mir den Edrpern der Könige in Peru, und Mexico wurden alle ven ihnen gefams melte Schäße, alle ihre Kleider und Geräthe ae | _ Ä er⸗

a) Cavaaai I, 391. II. 166. des Marchais I, 518, * Projart lc. ©. 299. 329 Oldendorp I, 316.

y) Ifert, ©. 179. 180, Norris p, 100,

n ® en | 39

derfonen, melde fie bebient hatten, unter biefen elöft die geliebteften “Brüder entweber bearabem, ter verbrannt 3). Sogar die Fürften der Trauças glaubten nicht, ihrem Stande gemäß begraben zu werden, oder in ber andern Welt zu erfcheinen, wenn nicht die Erfte ihrer Frauen, die Bornehms ften ihrer Bedienten, und. weniaftend zwanzig ihs te Untertanen fie über das’ Grab hinaus bes gleiteten a). : i | |

Die letzte und vornehmſte Urfache gezwunge⸗ ne Menfchenopfer war die Ueberzeugung, daß man durch das Blut und Leben ber Menſchen ben Zorn der Götter, ober der äbgefchledenen Seelen am Fräftiaften ſtillen, und alfo aud die Wirkuns gendes göttlichen Zorns am fiherften abwenden könne, E iſt vi weniger'zu verwundern, daß man den Unmuth abgeſchiedener Seelen durch die Erwuͤr⸗ gang von Feinden zu ſtillen geſucht, als daß man dieſes nicht unter allen Voͤlkern gethan hat, da man beynahe ohne Ausnahme die Manes fuͤr zuͤr⸗ nende Weſen hielt, die an Bkut und Martern ein Iniges Wohlgefallen faͤnden. Am bekannteſten ft es, daß die Nord⸗Americaniſchen Wilden ges fangene Feinde unter unfäglichen Quaalen zu Tode einigen, und bey viefen furchtbaren Hinrichtungen bie Geiſter der gefallenen Krieger auffordern, hers zuzukommen, und ſich fatt an dem Blute der Feinde ihres Volkes zu trinken 5). In älteren Zeiten

ges

V Acoſta Lib. V. 8. F. 209. ↄ13. a) Tonti in.den.Voy, au Nord v. p. ı0r, b) Charlevoix Journ. P. 247.

9a

gehörte ed faſt zu ben Tobtenopfern griechiſcher Kelben, baß man an ihren Gräbern gefangene Feinde

erwürgte 6). Alexander der Broße erneuerte biefe Opfer, inbem er an bem Grabe feined Bas ters alle diejenigen erwuͤrgen ließ, die an ber Er- morbung beffelben Theil genommen, oder nur bas sum gewußt hatten d). Unter ben Alteren Roͤmern warb nicht allein Fein Mann, fonbern keine Iran

aus einem angefehenen Gefchlechte begraben e), ohne dag man nit an ihren Grabmählern einige

gefangene Feinde, ober gekaufte Sclaven: geopfert bätte. WM. und D. Juninus Brutus gaben zu

großen Verderben des menfchlidhen Geſchlechts de

alten Opfern eine andere Geſtalt. Sie waren bie esftien, die im J. 488 ab u. c. bie zum Tode bes ſtimmten Sclaven nicht, wie biöher, umbringen,fons dern mit einander bis auf ben Tod kaͤmpfen ließen f).

Die Römer fanden an diefen blutigen Kämpfen

bald ein fo, großed Vergnügen, baß fie diefelben allen übrigen Schaufpielen vorzogen. Chrgeizige, bie ben Staat berauben ober. umkehren wollten, ober beraubt und umgekehrt hatten, ſuchten fid) ben verdorbenen Mömern dadurch zu empfehlen, daß fie Hunderte von Gladiators Paaren auf eins mahl auf die Arena brachten. Nach dem Unsers gange ber Republik fahen fich die beften Katfer gezwungen, tem felgen und graufamen Pöbel ſo⸗

Ä ges

- 8) Niad, XXUI, v. 179, Aeneid,X, 617,555. XII, | 948-

&) Jufin, XL 2.

e) Servius ad Acneid. 1. 67. X. SıQ.

HMHN Freinseh, Suppl, Liv. XVI. 48, Servius Il, c«,

*

geraunte manera zu geben, die Hunderten von Menſchen Das Leben koſteten. Dieſe munera breis teten. ſich von Rom über alle Provinzen aus, und man kann mit Gewißiheit annehmen, daß unter ben heidnifchen Kaifern jährlich viele taufende von Sladiatoren bloß zur Buͤßung einer unnatärlichen inft umgebradit worden.

Menſchliche Suͤhnopfer wurden den Goͤttern

ehne Vergleichung häufiger, als ben abgeſchiede⸗ nen Seelen gebracht; und es war vielleicht kein be⸗ deutendes Volk auf ber ganzen Erbe, wo derglei⸗ chen nicht Statt gefunden hätten. Zu KHerodors Zeiten hatten bie Aegyptier fo lange aufgehört, Menſchen zu opfern, daß er eine Griechifche Sage "für durchaus unglaublich erflärte, nach welcher bie Argyptier ben Herkules hätten opfern wollen g). Und doch kann man nad den Zeugniffen anderer Schriftſteller kaum zweyfeln, daß die Aegyptier in älteren Zeiten Meunſchen mit rothen Haaren geopfert haben, um die Götter dadurch zu befänftigen A). Ald Zerres Griechenland mit Krieg überzichen mollte, ließ er ben geltebteften Sohn eines Iys diers Pythias, für melden der Vater um Ber freyung vom Kriegsdienſte gebeten. hatte, fo von einander hauen, ‚daß das ganze Perfifche Heer - durch die beyden Haͤlften des Coͤrpers durchgehes konnte 5): unſtreitig ein Suͤhnopfer, das fuͤr alle Perſer buͤßen, und die Götter vefänfeigen follte. Im

I. 4.

- k) Welleling ad Diod. I, p. 99. Schmidt de faeri- ficiis Aegypt. p. 201. Auch Denon II, Zor,

;) VII. 39. 40,

Sm- ganzen Orient behielten die Phoͤnicier, und beren Pflanzvoͤlker die menſchlichen Dpfer, beſon⸗ ders Suͤhnopfer, am hartnädigften by.“ Bey der Belagerung von Tyrus durch den Alerander, ' glaubten viele Einwohner ber Statt, dag man den Zorn ber Götter durch die Erneuerung der eine Zeitlang audgefezten Mienfchenopfer ftilen müfle-

. Nur mit genauer Noth hielten vie Aelteren und Weiſeren diefe graufamen Opfer zurüd k). Sn

Carthago dauerten die Menfchenopfer bid auf die Zerftörnng diefer Stadt fort I). Während ber Belagerung von Carthago dur ben Siciliſchen König Agathokles verbreitete fi der Wahn, daß diefes Unglüd eine Wirkung ded Zornd des Sa⸗ turn fen, und baß der Gott deßwegen zürne, weil man in ben lezten Zeiten bie Mienfchenopfer nicht fo; wie von Alters her, gebracht habe. Nach

alter Sitte nämlich wählte man jährlich unter den .

Kindern der edelften Sefchlechter eine gewifle Zahl aus, und legte fie auf eine folche Art in. die bes wenlichen Arme ber ehernen Starte des Sarurn, daß fie aus biefen in ein unten angezuͤndetes Feuer rollten. Kurz dor der Ankunft des Agathokles hingegen hatte man angefangen, Kinder armer El⸗ tern zu Faufen, und dieſe tem Gott anzubieten. Um num die begangenen Sünden zu büßen, und ben gerechten Zorn bed Gottes. zu befänftigen A bes

on kchloß

) Cortius IV. 4,

ı) Juftin XIX, 1, erzäßlt, daß ſchon Darius Ayı ftaspie die Earthaginenjer verpflichter babe, Leine Menfchen mehr zu opfern. Dieß ift eben fo unges wiß, ald daß der König Gelo oder die Römer die Aufhebung der Menfchenopfer zu Bedingungen von Bündniffen, vder von Frieden gemacht hätten.

\

)

ſchloß men, auf einmahl zweyhundert Kinder aus den angefehenften Familien zu opfern. Außer dies fen Zweyhundert wurden noch Drephundert andere, ald freywillige Opfer von armen. Eltern darge⸗ bracht. Der Gott begnügte ſich nicht bloß mit den Dpfern. Die Väter, und Mütter muften - ihm ihre Kinder fo übergeben, ald wenn fie es

‚ohne Schmerz, oder mit Freuden thäten. Damit aber Doc, die Dpfer durch das Wehklagen der El⸗ tern nicht geftört würden ; fo machte man wähs rend Derfelben eine fo raufchende Muſik, daß ınan kein Jammergeſchrey, wenn es auch erhoben wurde, vernehmen Eonnte m).

Die Völker des Abendlandes verföhnten ihre Götter eben fo wohl durch Menſchenopfer, als die des Morgenlandes. Die Taurier opferten Schiffs

bruͤchige, beſonders, Griechen der Diana, oder -

wie Andere mollten, der „Jpbigenia n). Die Sueviſchen Völker feierten jährlich in einem heili⸗ gen Hain ein allgemeines Feſt, an welchem ein Menfh geopfert wurde 0). Die alten Gothen derföhnten ben Gott des Krieges durch die Opfer gefangener Feinde. ie fezten diefe Opfer noch

eine Zeitlang fort, nachdem fie fchon die Chriftliche .

Religion angenommen hatten p). Die Gothen in Schweden kamen In jedem neunten Monden, und

beſonders in iedem neunten Jahr zu Upſala zuſam⸗

men, n) Diod, IL p. 416, taeust. I, 20, Pius, VI, 635 635. | n) Herodot. iv. 103, | 0) Tacit. Germ. 9. 39 c. ' ur

>) Grotii Hi, Goth, p, 617.

93

.

94.

men, und opferten jedes Mahl ſowohl Menſchen, als Thiere, an den neunjaͤhrigen Feſten, neun ge⸗ fangene Feinde, in Friedenszeiten neun Knechte ). Die Daͤnen, und Normaͤnner opferten alle neun Jahre, und zwar im Januar neun und neunzig Menſchen, und eben ſo viele Pferde, Hunde, und Hahnen r). So oft ſich uͤberdem ein großes, und allgemeines Ungluͤck eraͤugnete, entweder Miß⸗ wachs, und Hungersnoth, oder peſtartige Seu⸗ chen, u. ſ. w.; fo ſuchten bie Könige unter ihren Unterthanen bie erforderlichen Sühnopfer aus, oder . die Könige felbft wurden von ihren Unterthanen ergriffen, und al& die Urheber des Zorns der Goͤt⸗ ter den lesteren als Suͤhnopfer dargebracht 5), Auf eine gleiche Art dachten, und hanbdelten die Gallier. Wenn diefe im ſchwere Krankheiten fies Ten, ober fonft in große Lebensgefahren geriethen; fo gelobten, und brachten fie Menfchenopfer 2), weil fie glaubten, daß das Leben eines Dienfchen nur durch bad Leben eines antern Menfchen ers kauft werben koͤnne u). Ihrer Meinung nach was zen böfe Menſchen den ‚Göttern mohlgefälligere Sühnopfer, ala ſchuldloſe. Wenn aber feine Vers brecher zu haben waren, fo opferten fie unfchuldige Derfonen, welche fie bisweilen in ungeheure, von Zweigen geflochtene Bilduniſſe ſteckten, und mit | . be 9) Mallet Introd, e 7. 7) 1. c. | s) Barthel, p, 323. 393. 9% 6) Iufiin, 26. c. 9. Caelar VI. 16. u) Caeſ. VI, 16. pro vita bominis niß vita ho- minis reddatur, non polle deorum immorts lium iram placarl, '

v 95 Hefen verbrannten. In dem Kriege mit dem An⸗ tigonus x) kuͤndigten die Eingeweide der Opfer⸗

thiere den Gallogriechen ſchwere Niederlagen au. Dieſe Vorbedeutungen ſezten das aberglaͤubige

Bolk in eine ſolche Wuth, daß ſie Weiber, und

Kinder umbrachten, um den Zorn ber Goͤtter zu verſoͤhnen. Die Roͤmer ſahen die Druiden als die vornehmſten Urheber der Menſchenopfer an, und deßwegen verfuhren mehrere Kaiſer mit grofiem Ernſt gegen dieſe Prieſter der Gallier, und Bri⸗ tannier 4). Deſſen ungeachtet dauerten wahrſchein⸗ lich unter beyden Voͤlkern die menſchlichen Suͤhn⸗ opfer bis auf bie Einführung, und Befeſtigung ber

Ehriftlichen Religion fort. Unter den alten heid⸗

niſchen Slaven erhielten fi ſolche Dpfer viel laͤn⸗

ger. Noch im zehnten Jahrhundert ward tn Ruf

land jährli Einer durch das Loos gewählt, ber die Sünden des ganzen Volks auf fi nehmen,

und durch fein Blut die Götter verfähnen muflez).

Auch in Griehenland war nicht allein Fein Volk, fondern faft Feine Stadt, die nicht in großen Nöthen und Gefahren menſchliche Suͤhnopfer ge⸗ bracht 4), ſo wie kein Orakel, das nicht ſolche Opfer, als die ſicherſten Verſoͤhnungsmittel des Zorns der Goͤtter angerathen hätte 63). Selbſt ie

als

x) Iuſtin. 1, c.

y) Tacit, Annal. XIV. 30. Sueton, in Claudio

c. 30. z) Anton ©. 64

a) Porphyr. de Abflin, II, 54- 56, 9. Menıl, Lect, Attic. IV, c. aæ.

b) Paulan. IV. 9. VII. 19. zz. VIIL a.

96. _-

“alten. Spartaner pferten in den alteſten Zeiten

ber Diana jaͤhrlich eine Jungfrau Schon Ly⸗ kurg ſoll dieß Suͤhnopfer abgeſchaft, und ſtatt

deſſen die Sitte eingefuͤhrt haben, daß Knaben und

Juͤnalinge jaͤhrlich vor dem Altare der Goͤttin bis aufs Blut gegeiſſelt wurden c). Als Ageſilaus der Diana in Aulis eine Hindinn, und nicht eine

Jun frau opferte; ſo zerſtreuten die Anwohner das

Opfer, weil der Goͤttinn nicht Thiere, ſondern

Mienſchen geopfert werden müßten d). Um die⸗,

ſelbige Zeit ſuchte man den Pelopidas zu bereden, daß er traurige Vorbedeutungen, die einen ſchwe⸗

\

zen Zorn der Götter anfündigten, durch Menſchen⸗

opfer abwenden möchte. Der Thebaniſche Held ‚verwarf biefen Rath mit Abſchen, und opferıe ein weiſſes Pferd, indem er fagte, daß aute Goͤtter an Merſchenblut fein Wohlgefallen finden koͤnn⸗ ten e).

Die aͤlteren Roͤmer brachten vorzuͤglich dem

Saturn jaͤhrlich Menſchenopfer. Nach einer Ue⸗

berlieferung, deren Dionys, und Plutarch ers

waͤhnen f), hob ſchon "Herkules dieſe jährlichen.-

Menfhenopfer auf, und erfezte fie durch den Brauch, der nody zu Plutarchs Zeiten beybehals ten wurde, jährlich dreyßig menfhenähnlidhe Bils ber in bie Tiber zu werfen. Wenn es auch waͤhr

iſt, daß im J. 057 ab u. c. alle Meufgenopfes

ce) Meurf, Mifc. Lac n. c. 14. Crag, m. Tit, 9% d) Plut, III. 625. #) Pintarch. II. 366 - 368.

) Plutarch. VI. 102. 143, Dionyf, Antig, L 38. Pas Lact, I, e,. u

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-

ia Rom verboten worden; fo beobachtete man dies ſes Geſetz eben fo wenig, als andere Gefeße, Zu Caſars, und felbft zu Plinii Zeiten wurden ein Grieche, eine Griechinn, and mehrere andere Ger fangene aus Völkern, gegen welche bie Römer kriegten, an einem öffentlichen Drte in Rom Iebens dig Bearaben p). Plutarch erwähnt eines Ahnlis hen Suͤhnopfers, mo man zwey Griechen und eben fo viele Gallter erwürgte, weil drey Veſtalinnen entehrt, und eine vierte vom Blitz getroffen wor⸗

-ben war h). Caligula ließ mehrere unſchuldige

Menfhen wie Dpfer ſchmuͤcken, und dann Son:

Felſen herunterwerfen , um dadurch fein Leben don _

den Göttern zu erfaufen i), oder vielmehr, umten Zorn der Götter Yon fid) abzuleiten. Nero bes fimmte bie -vornehmften Roͤmer als Suͤhnopfer sum Tode, weil er von einem Öternbeuter Bas bilus hörte, daß die Erſcheinung eines Kometen den Göttern ber Erbe Gefahren brohe, und daß folhe Gefahren durch erlauchte Söhnopfer abge wandte werben könnten. Man erzählt vom has drian, daß er bad Bringen von Wrenfchenopfern in dem ganzen Umfange des Roͤmiſchen Reichs auf das fchärffte unterfagt habe k).. Wenn ınan ed auch in fpäteren Zeiten nicht mehr wagte, öffent

‚ben

lich Menſchen zu opfern, ſo unterließ man ed an

e) Plin. 28. 2. -

h) VII. 144. 148, i) Pro falute principis.. Sueton, In ej. vn⸗ 2 k) Pallant, ap, Porphyr. h e. Lact. I, gi,

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neſen hauen Eins ihrer Kinder f unm die Götter zu befänftigeit, über fie zu bewegen,

Opfer den Zorn bed Meers zu verſoͤhnen g).

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den geheimen Feſten, beſonders in den Myſterien des Michras gewiß nicht, u |

Die Peruaner, bie Mexicaner, und die Ne⸗

| ger ſchenten, und fchonen des Menſchenblutes eben- .

ſo wenig, wenn fie die Götter verſoͤhnen, als

‚wenn fie biefelben gewinnen, ober ihnen banfen wollten 2). Selbſt die Hindus, die es für eine

ſchwere Sünde halten, genießbare Thiere zu ſchlach⸗

ten, und für ein ganz unerlaßliches Verbrecheit,

einem Brahminen das Leben zu hehmen, felbft die

Hindus flürgen in Zeiten gefährlicher Kriege, oder

allgerneiner Seuchen, und Hungersnoth die Yors nehmften Brahminen Son Pagoden herunter, um baburd bei Zorn der Götter ju verſoͤhnen m): Die Chineſen werfeh ihre Kinder ins Waſſer zur Verſohnung der Geiſter dei —— n).. Die Tunti⸗

n bet Mitte durch,

daß fie ben übrigen nicht ſchaden wöllen 0), Ju gleicher Abſicht bringen die Vewohner Kon Workes

von Zeit zu Zeit Menſchenopfer p). Go gar bie

Türken werfen bey gefährliche Siuͤrmen nicht nur

andere Eoflbare Sachen ; fondern auch wohl einen Griechen, oder Juben über Bord, um durch ſolche

| | Meis I) Acoßla, Oldendorp ‚% Loyer N, cc. m) Sonnerat I, 186 ©. n) Memoires cönc, les Chinoia II, 400% 0) Rhodes p, 119. | Ä

' p) Forreſt p. 368, a v 9 „Bleemanne Meife nach der Krimm ©, 240. neue

usg. |

-

Meiner Meinung nach koͤnnen zu ben menfde

lichen Sühnopfern die unter vielen Völkern gebräuch:

lichen Ausfezüngen von Kranfen, und Gterbenben

aerechnet werden. Die alten Perfer und deren

Nachbaren ließen gefährlih Kranke von Hunden jerreiffen 7), wahrſcheinlich um fie ben Göttern, welche bie Krankheiten geſchickt hatte, als Suͤhn⸗ opfer zu übergeben, und eben biefe Götter nicht burdy irgend eine ben Kranken geleiftete Hülfe zu zeigen. Sollten die Hindus aus einem Ähnlichen Grunde ihre ſterbenden Anverwandten an ben naͤch⸗ ſten Fluß bringen, ihnen Nafen, Ohren und Mund mit Schlamm zuſchmieren, und fie in bies ſem ſchrecklichen Zuſtande, ben Beſchwerden ber Jahrs zeiten und Witterung ausgeſezt, huͤlflos ſter⸗ ben laſſen )? Allem Anſehen nach warfen vor⸗ mahls bie Kamtſchadalen aus eben ben Wahne ſterbende Anverwandten aus ihren Huͤtten her⸗ aus, aus welchen fie ſich weigerten, Angehörige, bie in's Waſſer gefallen, und nur kaum mit dem Leben davon gekommen waren, wieder aufzuneh⸗ men 1), Man kann von der lezten Unbarmherzig⸗

[ £ } rn

feit ſchwerlich eine andere gedenkbare Urſache ange⸗

ben, als die Furcht, daß man durch liebreiche Dienſte, die man ben Opfern bes Zorns ber. Goͤt⸗ ter leiſte, bie lejteren gegen ſich felbft aufbringen

koͤnne. Gelbft die Griechen und Mömer hätten.

ähnliche Vorurtheile. Die Griechen hielten dieje⸗ Ä u | | nis

r) Mat S. meine ſchon mehrmaͤbl Gngeführte Abh. de religione veterum Perlaruin, Tennants Indian Recreat. 1. 168 t) Steller ©: 211. J

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110 u F

welche fie berůhrten, hefleckten y. Die gatelln |

alicz am Duieſter inüffen bis an ben Hals in den Fluß gehen, went fiegemanden erben fehen. Um biefer Unannehmlichkeit auszuweichen, berlaffen fie

ihre fterbenden Anderwanbten, und bingen Talmu⸗ diſche Juden, daß ſie die Sterbenden verſorgen, und die Verſtorbenen fo bald als moͤglich begraben u).

Den mittleren Perſern ſchienen alle Kranke unrein,

und Geneſete durften daher nicht eher ihre buͤrger

lichen Verrichtungen wieder anfangen, als bis ſie von Magiern waren gereinigt worden x). Eben

die Morgenlaͤnder, die niemahls Bedenken trügen,

ſich Peſtkranken zu naͤhern, und die Kleider von

Peſtkranken anzulegen, oder zu kaufen, ſtimmten von jeher darin uͤberein, daß die Leichname von Menſchen und Thieren unrein ſeyen, und daß die Beruͤhrung derſelben beflecke. Unter den Juden waren Todtengraͤber nicht weniger unrein, als die Aerzte, welche unreine Kranke behandelt hat⸗ ten ). Im alten Aegypten %) ließen alle, bie ed kur einigermaßen vermochten, die Leichname vers ftorbener Anverwandten einbalfamiren. Zu dieſen Einbalſamirungen warb nothwendig erfordert, daß

biejenigen, welche fie verrichteten, die fo genaun⸗

ten Pollinctören, bie weicheren, ber Verweſung am meiften unterworfenen Theile herauszogen, und “dann bie ausgeleerten Leichname eine Zeitlang

5) Mid, 1. 6

u) Rohrer ©. 109.

&) Agathias II, €, 18;

y) Michael: Mof N 1. €.

#) 11, B6 et ig, & Herodot.

beiz⸗

v mm

Siebentes Bud. Geſchichte der gotteäbienftlichen Reinigungen.

Yußer den Dpfern, und Gaben bieten bie Re⸗ ligionen ungebildeter Völker noch vier große Mits tel dar, die Gnade der Götter zu gewinnen, und ihren Zorn zu verſoͤhnen: : Reinigungen, und Selbſt⸗ Peinigungen, Gebete und Feſte.

Gottesdienſtliche Reinigungen waren nicht we⸗ niger allgemein, als Opfer und Gaben; und diefe Thatſache allein widerlegt ſchon die ſeltſame Mei⸗ nung einiger neueren Gelehrten, weiche behaupte⸗

ten, daß Reinigungen in allerley mwohlthätigen,

befonders: biätetifchen Abſichten, von Gefeßgebern, und Reltgionss Stiftern eingeführt worden, Rei⸗ nigungen fcheinen von eines geroiffen Seite eben fo. notärlih, als Opfer und Gaben: von anderen Seiten hingegen weniger natuͤrlich, oder gar uns natuͤrlich. Es waren höchft natürliche Gedan⸗ ken, daß man vor den Goͤttern eben ſo rein, und ſauber erſcheiner muͤſe/ als vor Koͤnigen, und

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J Fuͤrſten; daß alſe ale, die an ihrem Leibe, ader

an ihren Kleidern etwas unreines hätten, nicht

würdig fegen, fih den Bildniffen, Tempeln, und

Altären der Götter zu nähern; und menn Unreine dieſes wagten, daß fie alsdann gegen die Götter ie. eder den Zorn, und die Strafen berfels en auf ſich zögen, Weniger natürlich, ober felbft

unnatuͤrlich war ber Glaube; daß man burh Nele

nigungen bie Gnade höherer Maturen erlange und ihre Ungnade verfähne: daß man durch cärperlice Meinigungen Flecken ber Geele,. ober bie gröffen Verbrehen, und. Safer wegnehmen, und bie Schuld derfelben tilgen: baß-man endlich Befleckte durch eben die Gegenftände, und Handlungen rrints gen fönne, melde man fonft für die größten Unrei⸗ pigkeiten, und Beruureinigungen hielt. Allee dasjenige, was bem unbefangenen Forfcher in ben gottesdienſtlichen Meinigungen unnatürlich, ober wenige natürlich fheint, war, und. if eben fo

ſehr verbreitet, als dag, was man ald natürlich gnzuerkennen geneigt iſt unb hieraus erhellt, ba

das eine nicht weniger, als das andere, in ben

Denkart uncuitioirter Völker gegründet. war,

Handlungen, woburh man entweder Menſchen,

pub Zhiere ober auch lebloſe Dinge von folden fhtharen, eben unſichtbaren Flecken befreyt, welde

‚hie einen, und bie anderen zu gottegbienftlichen

Werrichtungen untoͤchtig machen. Go, maynichfals tig die Meinigungen, und Reinigungsmittel was gen; chen ſe Lerſchieden waren die Grade der Un⸗ | J | | - yela

are

A) yafageggz zalepat, Infirationen,

103

reinigkeiten, und Befleckungen. Die meiſten Be⸗

fleckungen ſezten Unreine bloß außer Stand, got⸗ tes dienſtliche Handlungen vorzunehmen. Andere

ſchloſſen die Unreinen nicht nur von allen gottes⸗ dienftlichen Verrihtungen aus, fondern machten fie

auch zu Segenftänden bes Zornd der Götter, und.

des allgemeinen Abſcheus der Menſchen b).

Unter allen Voͤlkern der Erbe waren, wie ih anderömo gezeigt habe c), bie alt: Europäis f hen Nationen, mit Ausfhluß ber Griechen und Römer, bie einzigen, melde die Weiber nicht als

unreine Geſchoͤpfe gering ſchaͤtzten, uud fie felbft -

nicht in den Zeiten der Reinigung und der Niedera

Eunft von ihrer Seite, ober von ihren Tiſchen, und

aus ihren Käufern verſtießen. Alle übrige Voͤl⸗ fer mißbanbelten die Weiber um befto mehr, je nichtswuͤrdiger fie felbft waren; und entfernten fie beſonders in ben, Zeiten der Reinigung, und ber Moden, mande. fogar in, ben Zeiten ber Schwan⸗

‚gerfchaft mit unuͤberwindlichem Abſcheu: wahrſchein⸗

lich, weil man Reinigungen, Niederkuͤnfte, und Schwangerſchaften, wie gefaͤhrliche Krankheiten und den Tod, für Wirkungen des goͤttlichen Zorns, oder für goͤttliche Strafen anſah. Die. heutigen Morgenländer. .beharren umnerfchütterli in ben Vorurteilen der Bewohner des alten Orients, Weiber die ihr Monathlices haben, muͤſſen ſich

| nicht

&) Die Unreinen, der erftern. rt wurden bloß AaßyAoı profani‘,“ die der lezteren adırıaoı und avaysıc genaunt. Thucydides I. 126. 8

€) Im erſten Theile der Geſchichte der, Weiber.

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204 x J

nicht nur von ihren Männern eutfernt halten, ſon⸗ dern fie dürfen auch Feine Moskern beſuchen, ja’ nicht einmahl beten, und faften d). Nicyt. weniger unrein find Frauen gleich nach der. Empfaͤngniß: be: fonders aber Wöcdhnerinuen, bie wenigflend vierzig Tage lang abgefondert wohnen, und fidy aller gote tesbtenftlihen Handlungen enthalten muͤſſen, bis ſie die im Koran vorgeſchriebenen Reinigungen vor⸗ gepommen haben. Moſes ließ zwar vie Unreis "nigkeit der Weiber in den Zeiten der Reinigung beſtehen allein er milderte die Unreinigkeit von Woͤchnerinnen, indem er die leztere, wenn ein Sohn gebohren worten war, auf fieben, wenn eis ne Tochter, auf vierzehn Tage beſtimmte z), Die Griechen, und Roͤmer waren unter ben urfprüngs

lichen, Völkern unfers Erdtheils die einzigen, die

dad andere Geſchlecht auf eine der morgenlaͤndi⸗ ſchen aͤhnliche Art behandelten, und auch morgen: laͤndiſche Vorſtellungen von ber Unreinigkeit der Weiber hatten, Die Griehinnen, und Roͤme⸗ ‚rinnen muften fich zu. befiimmten Zeiten reinigen, ober reinigen Laffen, Fromme Männer führten ihre Weiber, ihre Rinder, und deren Saͤugam⸗ sıen ıngnathli zu. heiligen Perfonen, um biefels ben luſtriren zu laſſen F). Woͤchnerinnen maren uns FR Chardin wv. p 72- 78. Auf eine ‚ähnliche It habanhelt man die Werber unter den Hindus,

Gensit & 95. den Ceylaneſen, Knox. p 94. und den Parſis, Tavernier I, igꝗi.

e) IV. ↄga - 299. Michaelie Moſaiſches Recht, u; ) Lomeyer o. 87. p- 33% Theophr, Charact,

Bälk Schneideri. 0. 2% ſonſt XVII. x Teseiy

a un

105

uter beyden Boͤlkern vierzig Tage unrein. Wer

ine Woͤchnerinn berührte, durfte am Altar ber

Diana eben fo wenig opfern, als ein Meuchel⸗ wörter. Auf der heiligen Inſel Delos unterfagte man ſchwangeren Weibern eben fo ſtrenge, niederzu⸗ bemmen, als man es den Angehoͤrigen von Vers ſtorbenen unterfagte, die Leichname der Ihrigen zu begraben. Die Unreinigkeit ber Mutter theilte ſich den Kindern mit. Neugebohrne Kinder wur⸗ den vnter de Griechen am fünften, unter den Kids

mern Maͤdchen am adten, Knaben am neunten

Tage luſtrirt g), Man bebiente fid) Dazu bed

Syeihele, dem man wunderbare Kräfte, bejonders

gegen Wezanberungen zutrante, und zwar um beflo mehr, wenn man ihn mit dem Staube aus Baͤ⸗ dern vermifcht hatte. - Mit diefer ſchmutzigen Mis (hang beftrih man die Lippen, und Stirn ter Kinder, und bediente ſich dazu ded Mittelfingers,

weichen die Roͤmer infamem nannten, weil fie mit diefem Perſonen, ober Gegenftände aufeine ſchimpf⸗

fie Urt bezeichneten k). Dir Tag der Reinigung ward

!

Sousvoc mpos was OnPsorsiesec nara uva Kon peusoYa nsrarne Yuvaınog’ auv de um axoAudy j yury, Hera rns TIrINE n Tuv way,

$) Lameyer ©, 25. pP. 315. 316, c. 27. p. 327. 28,

Calaub, ad Perf. Sat. II. ꝑ. 2aı, Sueton, A in Nerone,

b) Perfii Sat. II, 31 et fg. v. u Ecce Avia, aut: metuens divam 'matertera cunis *8 exemit puerum, frontemque udaque labolla infami digito, et luſtralibus ante [alivig ex- | u piat.

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106 emo

‘warb dies luſtricus ſo wie der reinigende Speichel ſaliva luſtralis genaunt. ** *

Die Bewohner des füblichen oͤſtlichen, und

nördlichen Aſiens fuͤrchten ſich vor der Unreinig⸗ keit der Weiber noch viel mehr, und wenden aiſe

auch viel härtere Reinigungs: und Verwahrungs⸗

mittel Dagegen an, als die Nationen bes Alters thums, ober bed Morgenlandes. Die Siamefen. halten Woͤchnerinnen einen ganzen Monath burd an einem beftänbigen Feuer , und wenden fie haͤu⸗

fig von einer Seite auf die andere, damit fie deſto gruͤndlicher gereinigt werden. Sie bekuͤmmern fich nicht darum, daß Kindbetterinnen durch den Rauch

leiden, ber nur langſam aus einer Heffnung im

Dache herausfteigt. Die Peguaner Legen Woͤch⸗

nerinnen auf einen Roſt, unter welchem Feuer ans gezuͤndet worden. Gluͤcklicher Weiſe dauert bie Roͤlten wicht länger, als vier, ober fünf Tage.

Denn die Siamefen und Peguaner ihre Weiber

hinlänglich gereinigt glauben, fg banken fie dem Feuer für die gefeiftete Reinigung , und ftellen ein Dankfeft an, wo fie alle Gerichte dem Teuer Anbie: ten, und nicht eher davon ‚genießen, als bis bie Speifen eine Zeitlang am Feuer geftanben haben H.

Unter den Sibiriſchen Heiden, beſonders den Dfkias .

Ten, Samojeden, und Lappen, bannt man bie Weiber während Ihrer Reinigung, und nad; ber

Niederkunft in abgelegene Hütten, wo Woͤchnerin⸗ gen ſich wenigftens ſechs Wochen, haͤufig zwey volle Menathe aufhalten muͤſſen k), Wenr man, ber

gergiee atalten EN wia⸗ 1. 204, Lonbers. u | A) Voyag. au Nord VIIE p. 25, 407, Weber I, 197. GSeorgl'o Ruf, Völlerfy. 483.376 ©, og ſtroͤm ©. 137. U

ö— wir —s ————————— —— ———— bi y

= m 107

FHechnerinnen, und ſolchen Weibern, die ihr Mo⸗

nathliches haben, keine beſondere Hütten anweiſen, eder erbauen kann; fo nimmt man ſich wenigſtens vor aller Gemeinſchaft mir ihnen auf das ſorgfäl⸗ tiefe in Acht. Man leidet nicht, daß bie Unrei⸗ zen Speifen bereiten, ober bad Geräch, die Klei⸗ ver und Heerden ber Maͤnner berühren. Beſon⸗ ders ſucht man es zu verhuͤten, baf fie nicht Aber das Feuer wegfihreiten, oder Aber bie Pfade ber

Männer, und ber Rennthiere gehen. Die Lappen

dulden es nicht, daß Weiber in den Zuſtaͤnden ber Unreintgleit fich der heiligen Thuͤr bedienen, aus welcher bie Männer geben, wenn fie opfern wollen. Ehen fo menig geftatten fie, daß folche Weiber den Weg betreten, welchen die Männer zum‘ Opfern genommen haben: daß fie ſich den Altären, ober Opferpläßen nähern, ober aus heiligen Seen fiichen. _

Unter den GSibiriſchen Heiden müffen Weiber, wels - |

de die Zeit: ber Unreinigkeit überfianden haben, mehrmahl über ein loderndes Feuer fpringen, qm. gereinigt zu werden. Die Mongolinnen hingegen’ reinigen ſich dadurch, bag he ſich mit yarmem Waſſer waſchen I),

Unter den Negern in Mhiba, fing u. ſ. w. hant man in einiger Entfernung von den Dörfern,

oder bewohnten Haͤuſern befonbere Nätten, wohin

ſich Woͤchnerinnen und Frauen ſowohl, ald Maͤd⸗ hen in den Zeiten der monathlichen Reiniguug be;

‚geben möäflen, Die Unreinen, werden hier von ala

ten Meibern bedient, und, bünfen nicht cher zu ie n Männern aurhdlchren, a8 bis fie ofen

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1 Pallae, Monagl. Volterſch. 1. 166 ©,

.. 2108 ——

tig gewaſchen worden. Die Neger verpflichten ihre Weiber und mannbaren Toͤchter eidlich, daß ſie ihre monathlichen Zufaͤlle nicht verbergen wollen. Eine |

Frau, die dieſen Eid braͤche, und im Zuſtande ih⸗ rer Unreinigkeit dem Maine Eſſen bereitete, wuͤrde

dafür am: Leben geftraft werben m). Selbſt die |

fauifhen Hottentotten fliehen ihre Weiber fomohl |

-in ben Zeiten der Reinigung, ald während und nach

der Entbindung, Mütter und neugebohrne Kinder werben nicht eher rein, als bis man fie bepißt,

und mit Kuhmiſt uͤberſchmiert hat’ n).

Auch unter ben‘ Americanern müffen Weiber während ihrer Reinigungszeit, und Wöchnerinnen,

‚bie feßteren,, vierzig Tage lang in abaefonderten

Hütten wohnen. Wenn die Zeit ber Unreinigkeit verfloffen ift, und bie Gebannten in ihre Wohnun⸗

‚gen zurückkehren; fo Lift man das Feuer and, ſchuͤttelt alles. Geräth des Hauſes, und zündet ein. ‚neued Feuer an 0). Die Nords Americanifchen

Wilden nähern fih ihren Weibern weder während

der Schwangerfihaft, noch. während ber Zeit be&

Stilens, das gemöhnlidh dvey Jahre dauert P) Unter ben Wilden am Oronoko muͤſſen Bräute viers sig Zage vor der Hochzeit fo firenge Faften hal⸗ ten, daß fe dadurch faſt ganz entfleiſcht werden. Man

legt

m) Des Marchais H. p. 180. und Eoyer p- 168, ı69. il n'y va pas moins pour elles, que de la vie, fi l’on P’apercevoit, qu'elles, accommodallent & manger pour lenre maris. pendant ce tems.

n) Befchryving etc, 1. p. 273. 283. 0) Charlevdix lourn. p. 288 p)). c.

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m 109

legt den Braͤuten riele harten Faſten in der Ab⸗ ſiht auf, um ſie von dem toͤdtlichen Gift zu rei⸗ sign, welches man in allen weiblichen Coͤrpern nimmt g). , Man glaubt nämlih, daß alleg,. vas von Weilbern während ihrer monathlichen Reis sigung berührt wird, abflirbt, und bag den Mäns een fogar die Beine anfchwellen, wenn fie an derter Eommen, mo Weiber gewefen find, bie br Mosiathlides hatten.

Hus eben der Urſache, aus weldyer man Wels ber in gewiſſen Zuftänden ald Gegenſtaͤnde des goͤtt⸗ lichen Zorns verabjcheute, hielt man aud) Ausſaͤtzige und andere Kranke, noch mehr aber Leichname,

Sterbehäufer und Gräber, fammt benen, welche die.

einen oder die anderen berührt oder geſehen hatten, ja felöft foldhe, die den Verſtorbenen auf irgenb eine Art angehörten, für unrein und befleckend. Sm ganzen Drient erfannte man feine andere Krank: beit fo ſehr ‚für eine göttliche Strafe, ald ben Aus; ſatz. Der Juͤdiſche Geſetzgeber fand diefe Meynung nicht nur unter ſeinem Volke vor, ſondern beſtaͤrkte es darin; und deßwegen verordnete er, daß die Ansſaͤtzigen, als Unreine, abgeſondert wohnen ſollten, um Andere nicht zu beflecken ). Man traf im Mittelalter ähnliche Anftalten, und hegte

aͤhrliche Worftellungen, indem man. befonders für. | Ausfägige Seelens Bäder einführte s) Unter ben

Suden waren auch ſolche Kranke, die am Saamen⸗ fluffe litten, ſo unrein, daß ſ e ſelbt die Aerzte,

. wels

9 I. 248. 49: Gumiila, | ) Mich. Moſ. Ri IV, 22d n. f. G. Balnea et relrigeris animarum. moſen &, 283.

0) = x. . - =

110 ——

welche fie. beruhrten, befleckten >. Diestaraike ja

alicz am Duieſter inüffen bis an ben Hals in den

{uf gehen, went ſie Jemanden fterben feheh. Um

biefer Unannehmlichkeit auszuweichen, berlaffen fie "Ihre ſterbenden Anverwandten, und bingen Talmu⸗

diſche Juden, daß ſie die Sterbenden verſorgen, und die Verſtorbenen fo bald als moͤglich begraben u): Den mittleren Perfern ſchienen alle Kranke utrein,

und Geneſete durften daher nicht eher Ihre buͤrger⸗

lichen Verrihtungen wieber Anfängen, als bie fie yon Magiern waren geteinigt worden x). Eben

die Morgenländer , die niemahls Bedenken trügen, ſich Peſtkranken zu nähern, und bie Kleider von

Peſtkranken anzulegen, oder zu Faufen, ſtimmten bon jeher darin überein, daß bie Leichname bon Dienfchen und Thieren unrein feyen, und daß bie Berührung berfelben beflecke. Unter bein Juden waren Todtengraͤber nicht weniger unrein, als die Aerzte, welche unreine Kranke. behandelt hats ten-y): Im alten Aegypten x) Tießen alle, bie es nur einigermaßen vermochten, die Leichname vers florbener Anverwandten einbalfamiren. Zu dieſen Einbalſamirungen ward nothwendig erfordert, daß

j biejenigen, welche fie verrichteten, die fo genann⸗ ten Pollinctören, die weicheren, der Verweſung am

meiſten unterworfenen Theile herauszogen, und

“dann bie atögeleerten Leichname eine Zeitlang

Ä | beijs t) Mich. 1, €. | | u) Rohrer ©. 109,

&) Agathias II, e, 10.

y) Michael: Mof Ri LE.

xæ) 11, 86 et iq, &, Herodot.

. 111

beizten. So unentbehrlich abet auch die Pollinctoren waren, ſo mied man fie nicht bloß als unrein, ſon⸗ dern man verfolgte ſie, und vielleicht heftiger, als man Meuchelmoͤrder verfolgt haͤtte. Die Prieſter tt Venus zu Hierapolis wurden nicht bloß durch die Beruͤhrung, ſondern durch den bloßen Aublick von Todten unrein. Wer einen Leichnam geſehen hatte, mußte ſich einen ganzen Tag des Tempels kathhalten, und durfte ſelbſt am zweyten Tage nicht eher den Tempel betreten, als bis er ſich gereinigt hatte. Die Anveriwandten von Verſtorbenen wur⸗ den dreyßig Tage unrein, und konnten alfo ebeii fo lange keine gottesdienſtliche Handlungen verrichs im a), Noch jebt glauben alle Mahomebaner, dag tie Leichname von Menſchen fo wohl; als von Thieren befleiden b). Die Priefter ver Parfen werben fogar durch den bloßen Aublick von Todten seranveiniigt c). Eben dergleichen fürdytete man in Rom für die obetfien Prieſter. Wert daher bie Kaifer als oberſte Priefter einem verſtorbenen Blutsverwandten eine Lobrede hielten; -fo ward bie Leiche, ober bie Aſche hinter einen Vorhang geftellt, damit der Mebenbe fie nicht ſehen möchte d). In Griechenland waren die Spartaner die einzi⸗ gen,. welche Gräber und Leichname wicht als ber fleckend anſahen 5). Alle übrige Griechen hielten nicht bloß leichname ı und Gräben, ſoroen ſelbt die 6%

) IT. 487. Lüclan. b) IV. jg. 105. Chardiu. e) Tävernier I, ıgt ©. en d) Seneca de Tiberid in Conlol, ad Miete ih . #) Piutarch, I, as.

N >

B x . R . 123 —“ . N

nicht einmahl auf die Straßen, um ben Mißhand⸗ lungen auszuweichen, welche fie fich Leicht dadurch zuziehen können, baß fie Jemanden berühren. Nach diefen Datis ift es kaum nöthig, zu bemer:

Ten, daß die frommen Perſer Feine Speifen bes

rühren, bie von anderen Religions : Verwandten * bereitet worden find: daß fie ſich auch weder bes Geſchirrs verfelben, noch ihres Geräths bedienen. In den Augen frommer Perfer find bie Türken, bie Zataren, und andere Mahomebaner nicht wents ger unrein, als die Juden, die Chriften, oder bie

Gögendiener”, | |

“Die Perfer behaupten, daß ber Wein son u jeher verboten gewefen fey. - Wenn man die Büs der Moſis für das Gegentheil anführt, fo ant⸗

morten fie, baf bie Juden und Chriflen fie vers

faͤlſcht: daß die Propheten, und Patriarchen nie ‚Wein getrunken hätten, daß alfo auch die Erzähs Eung von Noahs Trunkenheit falſch ſey. Die Perſer halten nicht bloß den Wein für unrein, fons bern auch alles, worein, ober worauf Mein ges

fallen iſt: auch die Meinkeller, und Weinhaͤuſer,

bergeftalt, daß man Feine gotteddienftlidhe Hands lung. darin. ausüben, ja nicht einmahl füh. darin aufhalten darf”.

Die Perſer machen aus ber geſezlichen Rei⸗ nigkelt den vornehmſten Theil ihres Gottesdienſtes, und die Vechta Glaͤubigen halten fo gar. dafuͤr, daß De Beobachtung ber Vorſchriften über gottesdienſt⸗

liche Reinigungen ben Menſchen lauter, und heilig mache. Sie haben befkändig ben Ausfprud ihres Propheten im Munde: Die Religion ift auf Rei⸗ z | nig⸗

. ı13

Der. Anblid von Blut ift den meiften Men⸗ fhen zuwider, und ed iſt baher nicht zu verwundern, daß man Das Blur für befleckend, und die mit Blut Befprißten fir unrein hielt. So dachte man, und denkt man nicht bloß im Drient m), fondern eben fo bachten auch bie Griechen und Römer. Die beyden letzteren Völker trieben ihren Abſcheu genen Blut fo weit, daß felbft Helden, welde dad Bas terland entweder von Tyrannen, oder von anderen Störern der. öffentlichen Ruhe und Sicherheit bes freyt, und ſich dadurch ‚unfterbliche Verdienſte um ihre Mitbuͤrger erworben hatten, nicht eher wag⸗ tea, zu opfern, als bis ſie ſich von ben Flecken des dergofjenen Blutes hatten reinigen laffen m). Deo Japaneſen fcheint kein Blut befleckender, als das, was fie ſelbſt verlieren 0). Die Hindus baken einen ganz entgegengefeßten Glauben. Die Iöteren würden um keinen Preis Blut, nicht eins mahl von Thieren vergießen. Allein wenn fie felbft ſterben muͤſſen, fo fterben fie keinen Tod lieber, als einem ſolchen, bey welchem ihr Blut vergoffen wird, weil fie hoffen, daß fie durch das Vergie⸗

fen ihres Bluts von allen. ihren Sünden werben -

gereinigt werden p). Keine, Todesart iſt ihnen daher ſchrecklicher, ale das Henken.

| Dem a) Chardin IV; or UU = x) So Theſeus, Plutarch. I. 25.. Die Römer, wels

he die Tarquinier und deren Anhänger geſchlagen

hatten. Dionyl, I, 58.

0) Raͤmpfer L24 © \ ‘p) Travels in Europ, Aſia ett. I. 335. . N j j H 2*

1234

traͤgt, bamit man um deſto bequemer die Meinis.

gungen vornehmen. kann, weldye man in vier, und

. zwanzig Stunden wenigftens fünfmahl, dad heißt eben fo oft vornehmen muß, als man zu beten -

hat: Die Safuiften Ichren zwar, daß man fi

nicht reinigen bürfe, wenn man gewiß fen, daß.

man in ber Zeit, bie zwifchen zwey Gebeten ver»

fließt, ſich nicht befleckt babe, Allein es gehört

fo wenig bazu, ſich zu Verunreinigen, daß man

deßwegen nie ganz ficher feyn Bann”.

«Die gemeine, ober orbentlide Reinigung

“enthält zehn Puncte: fünf, welche den Kopf, umd

eben fo viele, die den übrigen Coͤrper betreffek.

Die fünf erfteren beftehen in dem Meiben ber Zaͤh⸗

ne, im Gurgeln, in dem Saͤubern der Naſe, ins den man Waffer hineinzieht, und wieder zurück

fiößt, in dem Scheeren des .Kopfs, und tn dem .

Scheeren des Gefihts: die fünf anderen, in dem einigen der Theile, wodurch bie Matur fich ers

leichtert, In dem Abfchneiden ver Nägel, in dem -

Ansreiffen der Haare zuerſt unter'den Armen, und dann an ben Schaamtheilen, und endlich in ber Befhneidung”.

Nach diefen Bemerkungen theilt Chardin

x

die Weberfeßung einer Schrift mit p), welche ein "berühmter Schriftgelehrter auf Wefehf Abas des ‚Großen verfertigt, und eben deßmegen bie Sums ‚me, ober dad Handbuch bed Abas überfchrieben.

batte. Das Buch befteht aus fieben und dreyßig Abſchnitten. Man gehe nur Einen diefer Abſchnitte

Pr p. pet iq. p.

durch,

115

wegen an jedem Morgen, ſie mochten der Liebe ge⸗ noſſen und geträumt haben, oder nicht un).

Mehreren Völker fchienen gewiſſe Thierarten

fo unrein , daß fie dieſelben nicht allein nicht aßen,

der den Göttern opferten, fondern fie au nicht einmahl berühren Eonnten , ohne fi) zu beflecken. In diefern Grade unrein find den heutigen Maho⸗

medanern der Yund, und das Schwein, weldes .

leztere auch ſchon im alten Orient in gleichem Gras deverabfchent wurde x): ben Pen ber Haaſe x), ud den Sapanefen ber Fuchs y).

So wie man Vefleckungen für Sinden hielt, {0 glaubte man, daß boͤſe Handlungen, befonters das Vergiegen ven unfhulbigem Blur, und Ent⸗

weihungen heiliger Dinge befleckten yy). In dem

gröften Theile Yon Griechenland w.ren Moörder fo rein, daß fie ſelbſt diejenigen befleckten,! bie mit ih⸗

uu) Lomeyer 16. p. 218. Uuter den Mehomedas nern ift der Urin nıcht weniger befledend, als dab - Blut, Chardin IV, ı1ot,

#) Chardin IV. 101. Mich. Mof, Recht IV. 308. 22) Niebuhr II, 47 © y) Rämpfer, l. e.

M) Es war beſonders unter den Juden eine gemeine Vorſtellung, daß Sünden befledten. Mınf. ke- vit, 18. v. 20. Pſalm 106.. v. 39 Jeren. 20 23. Led, 20, 7. 8. 36 AXlL, 3. |

H 2

' { 116 \ " anne m. |

ihnen umgingen 2). Als daher bie meuchelmoͤr⸗ deriſchen Kynether ſich an die Arkadiſchen Staͤdte wandten; ſo gebot man ihnen allenthalben, die Staͤdte zu raͤumen, und die Einwohner von Man⸗ tinea luſtrirten ſo gar ihre Stadt und ihr Gebiet, “um von der Befleckung, deren fie durch bie Kyne⸗ ther theilhaftig geworden waren, befreyt zu wer⸗ den a). Die Verunreinigung flieg, wenn man Blnt an heiliger Städte vergoffen, oder Beſchuͤtzte yon Goͤttern umgebracht hatte, diefe mochten ſchul⸗ dig oter unſchnldig ſeyn. Die Griechen mähnten, dag die Schuld und Befleckung eines folhen Vers brechens von ben Thätern auf die entfernteften Nach⸗ kommen übergingen. Eben daher wurden in Athen die Nachkommen derer, die den Kylon und beflen Genoſſen getöbtet hatten, als hoͤchſt unrein und anſteckend verabſcheut 5); und wenn ihre. Gegner bisweilen die Dberhand behielten, fo wurden bie Nachkoͤmmlinge der Mörber bes BRylon ald Fein de der Götter am Leben geftrafi. Man grub fo gar bie Gebeine ber WVerftorbenen aus, und warf fie über die Graͤnze, damit fie bie vaterlänbifche Erbe nicht beflecken a ce) Nach dem Abs‘

auge

2) Zenophon in Tyrannie, IV. 9. 4. ds 'n. romvras woAloı vonoy Ta Aiai Povſx unde rovu cur- 0VTR NRJTapsUsIV.

‚a) IV. sı, Polyb. Man vergl, Lomeyer c. 7 et 16.

3) Thue. 1. 1260, 20 ano Tara sraysıc au —R ru Ja cxtuuo TE nalavro, xa To YaVoc To am axi- vos. N

#) Piutarch, I, 335. Einer ähnlichen Sünde mach⸗ ten ſi ch diejenigen ſchuldig, welche den en ichen

2 ç*

m7

inne der Perſer reinigten bie meiften Griechiſchen Völker ihre Tempel, Altäre, und Statuͤen, weil fie burdy die Barbaren waren beflecdt worden. Ct um Goͤtterſpruche bed Delphiſchen Apoll zufolge

maften die Griechen, melde bey Pfatäa gefiegt hatten, "Jupiter dem Befreyer einen Altar ers

richten. Auf diefeen Altare bunften fie aber nicht cher opfern, als bis alles Feuer im ganzen Plas tenfifchen Gebiet, als befleckt ausgelöfht, und seines Fener von dem Altar zu Delphi gebracht erben war d), |

Die Vorftellung von Sünden unter den Bll⸗ de ton Flecken, ober Unreinigkeiten veranlaßte

unter allen Völkern den verderblihen Schluß: daß. man die Flecken der Sünde, - wie Befledungen des

Corpers, durch gettesbtenftliche Reinigungen wege

nehmen koͤnne. Die Orphiker ruͤhmten ſich nicht

bloß, dag ſie Lebende, ſondern daß fie fo gar Ver⸗ ſtorbene von allen Flecken der Suͤnde ſaͤubern koͤnn⸗ time. Die Griechen und Roͤmer behielten beſtaͤn⸗ dig Yon Suͤnden, und Reinigungen von Sünder | Ä eben

.

fhen König Paufaniae in einem Tempel ermordes ten. Thucyd, I. 128. 134,

4) 11507. Plutarch: Ioni de un wporspov, y ‚To nur T79 Xupay up æros Accævracq, wc ano TV

Pupßapuv psaonsvov, evavauedaı wuJapev er

Aeldwy ano rc neivns dsıne.

e) I], p. 104. de Republ. Ed. Malley. waTourec u. yovov ıdıwrag, alla au zeAsıc, ac apa Ausus TE

a0 xaJappoı adınynaray = = = TI BY ATI CE. u0ı ds x TEÄSUTYTEEW.

"ten fie aber mit bem Eſſen bis gegen Mutag , fo

kommen. Dicke Milch audgenommen, melde fie.

müffen fie wieber ihren ganzen Leib waſchen, abers

mahls ein ſauberes Kleid anlegen, dreymahl Waſ⸗

ſer in den Mund werfey, ſich von neuem zeichnen, und Tiertum nehmen. Alle dieſe Handlungen wer⸗ den zum dritten Mahie gegen Abend wiederhohlt, wozu noch Gebete und andere Andachts⸗Uebungen

für eine reine Götterkoft halten, effen und trinken die Brahminen durchaus nichts in den Häufern Kon anderen Hindus, nicht einmahl von Brahmis nen, die don einer anderen Secte find. Wenn

die Brahminen Weiber aus einer anderen Caſte

haben, fo dürfen biefe nicht allein nicht mit ihren

Männern eſſen, fondern fie nicht einmahl eſſen, ſehen. Ein Brahmin, der dieſes Gefeg uͤbertraͤte,

wuͤrde von allen uͤbrigen Brahminen als unrein

| geflohen werben 2).

Die Brahminen meiden bie übrigen Hindus wegen ihrer Unreinigkeit nicht ſo ſehr, als alle Caſten der Hindus die Europaͤer, und dann die

verworfenen Parias verabſcheuen. Die Hindus verabſcheuen die Europaͤer nicht bloß deßwegen,

weil dieſe, gleich dem Paxrias, Wein trinken, und

Rindfleiſch eſſen, ſondern auch, weil fie in ben Haͤu⸗

fern, fo gar in deu Tempeln ausfpuden, beym Trinken das Gefchirr an. bie Lippen haften, und ben Mund mit ben Fingern wiſchen, fo, daß ber Speichel fie verunreinigt u). Wenn bie Europäer

nicht bie maͤchtigeren waͤren, ſo wuͤrde man ſie

eben.

e) Kogess lc FOR ®) 1,49 Sonnen .

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121

ſenen bloß unfaͤhig macht, gottesbienſtliche Hand⸗ lungen vorzunehmen, dergleichen das Leſen des Ko⸗ rans, das Beten, und Beſuchen von Moskeen iſt, zu welchen eben ſo wohl eine leibliche, als geiſtige Reiniakeit erfordert wird. Der Leib, ſagen die Perſer, bietet ſich der Gottheit, wie die Seele dar. Er muß daher rein ſeyn, um mit Gott zu reden, ober einen feinem Dienſte geweihten Ort

zu betreten. Eins der haͤrteſten Schimpfwoͤrter, was man gegen einen Perſer brauchen kann, be⸗ ſteht darin, wenn man Jemanden einen Uureinen, oder einen Befleckten nennt”, Ä

“Die Perfer treiben die Sorgfalt für bie ges ſezliche Meinigkett unglaublich weit; und wenn Alle In diefem Stücke gleich pünctlich wären, fo wuͤrden

Bekenner von anderen Religionen gar nicht unter: Ihnen wohnen Eönnen. Die Strengiten halten bens jenigen fchon für befleddt, der einen Menfchen von - einer andern Meligion, oder gar das, mad biefer in Händen harte, berührt hat. Ich felbft war Zeuge, daß ber verftorbene König von Perfien, der fonft gar nicht abergläubig, und bisweilen drey bis vier Tage hinter einander trunken war, einen neuen Ring in Waffer werfen ließ, weil ein Ehriftlicher Sumelirer ihn verfertigt hatte”.

“Die Perfer unterfcheiden unter den Dingen, welche beflecken, die feuchten don den trockenen, Indem fie vorgeben, daß bie feuchten denen, welche fie berühren, einen gewiſſen Duft mittheilen, Wenn td daher regnet , fo gehen die Chriften, die Juden, und die Heiden nicht in die Mohnungen ber Mas:

Vomebaner, und fo viel fie es vermeiden. koͤnnen,

| 0 nicht

‘N . - ) \ 123 —— —“ P3 ST

nicht einmahl auf die Straßen, um ben Mißhand⸗ lungen auszuweichen, welche fie fi Leicht dadurch zuziehen koͤnnen, daß ſie Jemanden beruͤhren. Nach dieſen Datis iſt es kaum noͤthig, zu bemer⸗ ken, daß die frommen Perſer keine Speiſen be⸗ ruͤhren, die von anderen Religions- Verwandten

bereitet worden ſind: daß ſie ſich auch weder des

Geſchirrs derſelben, noch ihres Geraͤths bedienen.

In den Augen frommer Perſer find bie Tuͤrken,

die Tataren, und andere Mahomedaner nicht weni⸗ ger unrein, als die Juden, die Chriſten, oder die Gögendiener”,

“Die Perfer behaupten, daß ber Wein von jeher verboten gewefen fey. Wenn man die Büs der Moſis für dad Gegentheil anführt, fo ants morten fie, daß bie Juden und Chriflen fie vers

faͤlſcht? daß die Propheten, und Patriarchen nie ‚Bein getrunfen hätten, daß alfo au die Erzähs

kung von Noahs Trunkenheit falſch ſey. Die Perſer halten nicht bloß den Wein fuͤr unrein, ſon⸗ bern auch alles, worein, ober morauf Wein ges

fallen ift: auch die Weinkeller, und Weiuhäufer, -

bergeftalt, daß man Feine getteddienftlihe Hands lung: darin. ausüben, ja nicht einmahl ſich darin aufhalten darf”. a |

Die Perfer machen aus ber gefezlichen Rei⸗ nigkeit den vornehmſten Theil ihres Gottesbienftes,

und die Aecht⸗ Glaͤnbigen halten fo gar dafür, daß bdie Beobachtung ber Vorſchriften über gottes dienſt⸗ liche Reinigungen den Menſchen lauter, und heilig

mache Sie haben beftandig den Ausfprud ihres Propheter im. Munde: Die Religion iſt auf Reis I nig⸗

——“ 123

nigkelt gegruͤndet, und die Hälfte der Froͤmmigkeit

beſteht darin, recht rein zu feyn. Das große Ges

| wiht, was man auf Reinigkeit legt, erhellt allein baher , Daß Reinigungen vor allen übrigen gottes⸗ dienſtlichen Handlungen hergehen muͤſſen. Gebete zum Benfpiel, welche man verrichtete, ohne ſich vorher gewaſchen zu haben, wuͤrden nicht allein 4 dergeblich, ſondern ſo gar ſtrafbar ſeyn. Eben ſo waͤre es eine Art von Entheiligung, wenn man den Koran nur mit der Spitze des Fingers beruͤhr⸗ te, ohne geſezlich rein zu ſeyn. Man findet daher gemeiniglich auf dem Bande des Korans, ſo wie der Sprüche und Thaten der Imams, die Worte: berührt dieß Buch nit, wenn ihr euch nicht vor⸗ ber gereinigt habt! Auch behaupten tie Perfer, daß Wabomer fulgende Lehre häufig wieberhohlt habe: Die Reinigung ift der Schluͤſſel des Gebets. Gott almmt ohne cörperlihe Meinigung fein Gebet au.

u

. "Ste nennen bie cörperliche Reinigung Teha . | tet, welches eine jede Säuberung bedeutet, fie ij mag.mit Waſſer, oder mit Erde vorgenommen ' worden feyn. : Mach ihrer Glaubenslehre iſt die coͤrperliche Reinigung fo nothwendig, daß ſelbſt

ein gänzlicher Mangel von Waffer die Unterlaffung derfelben nicht. entfchuldigt ; denn wenn man kein Waſſer hot, fomuß man fih der Erde bedienen, Hierin Itegt der Grund, warum man in allen Haͤu—

fern bes Morgenlandes fo fehr dafür ſoragt, Waſ⸗

fer in großen Behältern zu haben. In allen Stras

den Läuft: Waſſer, wo man es nur irgend moͤglich machen konnte. Alle Moskeen haben ‚mehrere . Sehe, deren Tiefe mehr, als Manneshoͤhe be⸗

m trägt,

trägt, bamit man um beflo bequemer die Reini⸗

gungen vornehmen kann, welche man in vier. und

. zwanzig Stunden wenigftend fünfmahl, das heißt eben fo oft. vornehmen muß, als man zu beten -

bat: Die Safniften Ichren zwar, daß man fi

nicht reinigen bürfe, wenn man gewiß fen, daß:

man in der Zeit, bie zwifchen zwey Gebeten ver»

fließt, ſich nicht befledit babe. Allein es gehört.

fo wenig dazu, fih zu verunreinigen, baß man deßwegen nie ganz ſicher ſeyn Bann”.

«die gemeine, ober orbentlihe Meinigung

enthält zehn Puncte: fünf, melde den Kopf, und

eben fo viele, bie den übrigen Coͤrper betreffen. Die fünf erfleren beftchen in dem Meiben ber Zaͤh⸗ ne, im Gurgeln, in den Säubern ber Nafe, ins ven man Waffer hineinzieht, und wieder zurück

fiögt, in dem Scheeren des Kopf, und in dem .

Scheeren des Gefihts: die fünf anderen, in dem einigen der Theile, wodurch bie Natur fich ers

leichtert, In dem Abfchneiden der Nägel, tn dem

Ausreiffen der Haare zuerſt unter den Armen, und dann an ben Schaamtheilen, und: endlich in der Beſchneidungꝰ.

Nach dieſen Bemerkungen theilt Chardin

die Ueberſetzung einer Schrift mit p), welche ein

berühmter Schriftgelehrter auf Befehl Abas des

Großen verfertigt, und eben deßwegen bie Sums ‚me, ober dad Handbuch des Abas überfchrieben.

hatte. Das Buch befteht aus fieben und dreyßig Abſchnitten. Man gehe nur Einen dieſer Abſchnitte | durch,

x) p. So et iq. p.

J .— | in ©

x us | \ 1 135 ,

darch, zum Beyſpiel gleich den erften von ben Reis nigungen ber Theile, woburd bie Natur fich ents ledigt, und man wird darüber erſtaunen, auf wie viele Dinge die Mahomebaner zu achten haben, theild um nichts von dem zu umnterlaffen, was gu einer gefezlihen Reinigung gehört, und theild um nichts zu thun, wodurch eine ſolche Meinigung wieder vereitelt, oder gar eine neue Befleckung zugezogen wird. Und mit allen dieſen bes (bwerlihen, oder verberblichen Reinigungen, wo⸗ dur die Mahomedaner unaufhärlich geplagt, und von aller genanern Gemeinſchaft mit Anderödens kenden audgefchloffen werten g), eweichte ber Stif⸗ ter ihrer Meligion nicht einmahl fo wiel, daß feine Anhänger fi einer wahren Meinlichkeit befleiffigs tm. Die Unreinlichkeit fowohl, der Türken, als der Einwohner Aegyptens in, Kleidern, Wohnuns gen, und Stäbten ift die einzige Urfache der Uns ausrottlichkeit der Peſt, und ihrer immer wiebers kehrenden Verbreitung. In den äffentlichen Baͤ⸗ dern in Werften ift das Wafler mit einem fchmierts gen Unrath bedeckt, der dem Schaum von Geife gleiht, und aus dem Schmuße entſteht, welchen die Sörper der Badenden zuruͤck laſſen. Wenn die Perfer ihrem Gefeze zufolge den Kopf in’s Waſſer Reden wollen; fo fchieben fie den oben ſchwimmen⸗ den Unrath mit ber Hand ein wenig auf bie Seite, und tauchen dann ihr Haupt unter, Da Rranfe, wie Geſunde die öffentlichen Baͤder befuchen, fo geihieht es nicht felten, dag man in den Bädern mit ſchmutzigen, ober gefährlichen. ‚Krankheiten ans geſteckt wird nr). Die.

9 Man f. auch Niebubre Beſchreib. von Arabien S. 46 und C Reiſen II. 164. In, 285%, Chardin,

126 u

*

Die Reinigungen der Hindus ſind noch be⸗ ſchwerlicher und verderblicher, als tie der Mahos

medaner. ° Nur felten üben harte Herren gegen

nichtswuͤrdige Sclaven, und unverföhnliche Widers ſacher gegen ihre Xodtfeinde einen foldhen Haß. und

fi felbft und gegen ihre eigenen Brüder üben, Die Banianen, oder Indiſchen Kaufleute handeln

und reifen nicht bloß nad) Zeylan und andern ofts indiſchen Inſeln, fondern aud nach Perfien und Arabien, nach ber Bucharey und Rußland. Sie mögen aber leben, wo fie wollen,- fo ziehen fie

ſich allenthalben, aus Furcht unrein zu werten,

Pd

Brahminen ein fanbered Kleid anzichen. Ein

don den Menſchen zuruͤck, unter melden fie fidy

aufhalten, und mit welchen fie zu thun haben, Es

geſchah mehrmahl auf Europäifchen Schiffen, daß Indiſchen Banianen ihr. Vorrath von Waſſer und

Lebensmitteln ausging. Alsdann hungerten und

durfieten fie lieber bis zum Tode, als daß fie aus ben Gefäßen der Chriften getrunfen, oder von ihs ren Spyeifen genoffen hätten s). Die Brahminen

quälen fich felbft, und andere noch viel mehr, ale.

die gemeinen Hindus. Wenn die Brahminen aufs

geftanden find, welches gemeiniglicd, eine Stunde vor Aufgang ber Sonne geſchieht; fo waſchen fie -

gleich ihr Geſicht, ihre Hände und Fuͤſſe Nach dieſem erften Bade ſetzen fie. ſich auf ein Brett,

oder auf einen Teppich nieder, und fingen ein, oder

mehrere Loblieder. Den Lobliedern folgen Reini⸗ gungen der Zähne und des Mundes, und Näder over Wafchungen des ganzen Cörpers: worauf die

Kleid

4)5) Grole I. 185, 188: Niebuhr il, gr

ſolche Verfoluungen aus, als die Nindus gegen

=

127

Kleid iſt nur alsdann ſanber, wenn ed nad dem letzten Mahle, wo man es getragen hat, gewa⸗ ſchen, oder wenigſtens in's Waſſer geſteckt worden A Zum Gluͤck verlangen die Indiſchen Prieſter diefes nicht von feidenen Gewaͤndern, weil fie fol» de. ihrer Natur nad für reinliher halten, als baummwollene. Nachdem fie ſich angekleidet haben, fo feßen fie ſich auf dad Brett, oder den Teppich nieder, auf welchem fie ſchon Ein Mahl fagen, hoh⸗ len ganz frifhes Waller, und rühren das ein, womit fie fich bezeichnen wollen. Go bald dieſes fertig ift, fo nehmen fie dreymahl Waſſer in die Hand, werfen dad Waſſer in den Mund, obne diefen mit der Hand zu berühren, fprecden die vier und zwanzig Nahmen ber Gottheit aus, und brtaften dabey eben fo viele Theile ihres Coͤrpers. ‚Hierauf bringen fie dee Sonne ein Zrankopfer, und beten ihr gewöhnliched Gebet, meiftens eben fo diele Mahle, als fie Kügelchen an ihren Moftns Prinzen haben. Nach dem Gebet wafchen fie ihren Fetiſchen, ein Pleines Bild von Stein, und heben das Waſſer, womit fie ihn gewafchen haben, Tiers tum genannt, forgfältig auf. Dann opfern fie . 0b einem Bilde von Erz, feßen. ſich neben das Bild nieder, und fprengen von dem Waſſer Tier⸗ tum theild auf das Haupt, theild in den Mund, und in bie Ohren, Sm. bie letzteren ſtecken fie auch ach etwas. von einem Kraute Xoleje, weil fie ‚dadurch vor Unreinigfeit gefhüßt werden, wenn fie zufällig etwas Unreines berühren follten, fo wie das Wafler Tiertam fie von allen ihren Süns den ſaͤubert. Ein leichtes Fruͤhſtuͤck macht eben die Waſchungen nothwendig, welche fie Morgens dlelh nach dem Aufftchen angeftellt haben. War⸗

. KeB.

"ten fie aber. mit dem Eſſen bis gegen Mittag, :fo

müffen fie wieber ihren ganzen Leib waſchen, abers

mahls ein fauberes Kleid anlegen, dreymahl Wafs

fer in den Mund werfeg, ſich von neuem zeichnen, und Tiertum nehmen. . Alle diefe Handlungen wer⸗ den zum britten Mahie gegen Abend wiederhohlt, wozu noch Gebete und andere Andachts⸗Uebungen

kommen. Dide Milch audgenommen, melde fie.

für eine reine Götterkoft halten, effen und trinfen

die WBrahminen durchaus nichts in den Käufern = von anderen Hindus, nicht einmahl von Brahmis

nen, die Don einer anderen Secte find. Wenn

bie Brahminen Weiber aus einer anderen Caſte

haben, fo dürfen biefe nicht allein nicht mit ihren

Männern eflen, fondern fie nicht einmahl eflen ,

fehen. Ein Brahmin, der diefes Geſetz äberträte, würde von allen übrigen Brahminen als unrein

geflohen werden t). | Die Brahminen meiden bie übrigen Hindus

wegen ihrer Unreinigkeit nicht ſo ſehr, als alle Caſten der Hindus die Europaͤer, und dann die

verworfenen Parias verabſcheuen. Die Hindus

verabſcheuen die Europaͤer nicht bloß deßwegen,

weil dieſe, gleich dem Paxias, Wein trinken, und Rindfleiſch eſſen, ſondern auch, weil fie in den Haͤu⸗

fern, fo gar in den Tempeln ausfpuden, beym Trinken das Geſchirr an. bie Lippen halten, und ben Mund mit den Fingern teifchen, fo, daß ber

Speichel fie verunreinigt u). Wenn bie Europäer nicht bie maͤchtigeren wären, fo wuͤrde man ſie

eben

e) Rogers I. c. 18. ”) 1.49, Sonner.

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en fo, ober nah fhltmmer, als bie Parias bes handeln x). Die Parias muͤſſen nicht bloß vom den übrigen Hiudus abgefondert wohnen , fonders fe müffen ihre elenden Hätten in einer ſolchen Gute fernung von Staͤdten und Dörfern anlegen, daß der Wind den Einwohnern ber letgteren nicht ge

führlich werden Dann. Die Parts dürfen kein . Waſſer aus öffentlichen, fondern nur aus ihren

tigenen Brunnen fchöpfen, die deßwegen durch eins Einfaffung von Thierfuochen ausgezeichnet find. We geguet. ein Paria einem Hindu der höheren Gaften, fp muß er fitlle ſtehen und ſeich umwenden, bis dieſer vorübergegangen iſt. Weber ein Hinda einen Porta an, fo liegt diefem ob, den Mund zuznhal⸗ tn, damit fein Athem nicht beflecke. Die Hindus köten es für ein verdienſtliches Werk, felbf ber ſchoerlichem Ungesiefer und giftigen Schlangen. bad teen zu retten. "Einen. Paria hingegen laſſen fie Ueber umfommen, alt daß ſte ihm Huͤlfe leiſteten,

nd ſich dadurch befleckten. Edle Hindus wuͤrden

einen jeden Paria töbten, der fie nur unabſicht⸗ NG beruͤhrte. Wenn man bie Dieufle dee Pas ad braucht, fo laͤßt man fie durch eine befonbere

ond s und eingeben. Bey tem Aut » und Eingehen haben Die Parias nicht das Herz, bie Angen aufzuſchlagen. Geſchaͤhe dieſes cinmahl, fo wuͤrde man allen Hausrath als befleckt vernich⸗ ten muͤſſen. Und dieſe bis unter das Wirk eeniedrigten Parias find zahlreicher, als bie Hin⸗ WG allen Übrigen Eaftm! Rıs

“ib, © 4 48. 3

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130. | | | Nachdem bie Gefahren, ſich gu verunreinigen, ‚fi ſo ſehr vermehrt hatten, daß Keiner ficher ſehn Eonnte, ob er. nicht auf irgend eine Art befleckt worden fey; fo hielt man ed für das befte, feine: bedentende, weder öffentliche, noch gottesdienſtliche Handlung vorzunehmen, ohne die handelnden Per⸗ ſonen, oder die Schauplaͤtze der Handlung vorher luſtrirt zu haben. Luſtrationen gingen daher vor Volksverſammlungen, wie vor Feldzuͤgen und Schlachten her y). Man. betrat keinen Tempel, - man begrüßte die Götter nit, und betete nicht zu ihnen, man opferte nicht, und fragte bie Götter nicht um Math, man feierte feine Feſte und Spiele,

befonderd lieg man ſich nicht in Myſterien ein⸗

weihen, ohne ſich durch Meinigungen zu allen bies fen gottesdienftlihen Handlungen tuͤchtig gemadıt zu haben 2). Vor allen Tempeln flanden Ges füge, oder Behälter mit Waſſer, damit diejenigen, welche ihre Andacht verrichten wollten, ſich auf der Stelle reinigen Fönnten a). J

Mit allen dieſen Reinigungen glaubte man noch nicht genug gethan zu haben, um ſich von je⸗ der Unſauberkeit zu befreyen. Man ordnete daher beſondere Feſte an, an welchen man nicht nur ganze Woͤlker, oder Armeen und Flotten, ober die Eins

wohs

| y) Pollax VIII. 9.24. Plutarch, II. 516, av duvapıy, . fagt Aemilius Paulus, #v kaxsdoviz mapsAußov, ua Tov aim Jora auvrelssag xuJapuov auryg BIC. -

2) Lomeyer &, 16. p. 195 et fg '

| «) Ein ſolches Gefäß hieß im Griechiſchen xepriys. . * "im Rateinifhen labrum, 1,c. p. gor. j

|

, j mm nn \ 131 wohner ben Stoͤdten und Doͤrfern h), ſondern auch Heerden c): nicht bloß Gärten und Aecker, Wein⸗ berge und Wieſen, fondern auch Berge, Waͤlder, Scheidewege, und fo gar Quellen d): nicht bloß yrofane, ſondern auch heilige Dinge, beſonders bie Zempel und Biltniffe der Götter reinigte e). Im Durchſchnitt waren bie Feſte, an welchen tie Bildniffe von Göttinnen gewafhen wurden, gloͤn⸗ zender, als die Waſchungs teſte der Goͤtter In Rom forderte man nach einer uralten Sitte von denen, welche bie Reinigung ber Statuͤen von

Goͤttern übernahmen, Bürgfhaft f). Die nüßs _ Nlichſten, wenn audy nicht die glänzendften Meinis

gungsfefte, waren die luftra der Roͤmer, an wels

Gen fo wohl der fittlidye, als: politifche von Buͤrgern beſtimmt, und das ganze Volk dur

heilige Hantlungen mit den Goͤttern ausgeſoͤhnt wurde 8

\

5) Un den Äußris, smburbialibus nd Palilibus der Roͤmer. Lomeyer, c.28. et c. Sı. Varro am veter. Gloflat. irı Cafaub, Natis ad erſium p.30.

€) Lomeyer 0.29.

d) An den ambarvalibus und Subvotauriibus, Bo

fpin. de Feflis p. 98. Lomeyer.c. Macrob, V. 1, de Leg. Il. c. 8. 9. eo) Lomeyer c, 26. p. 320 et lg. P. pP Pia. Quaeſt. Rom. 61. Lomeyer p. 326, g).Livins I. c. 42. 44. Cenlum enim infituit (Servius) rem faluberrimam tanto futuro imtpe-

rio: ex quo belli, pacisque munia non viritim, ut ante, led pro habitu pecuniafum fierent,

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R 132

Man Hann von den Reinigungomittelũ eben Bas, was von ben Reinigungen felbft fagen. Die

Eluen waren fehr natürlich, andere, eben fo uma⸗

Shrlich; und dody waren die letzteren nicht weniaer gemein, als die erfteren. Das natürlichfte unter allen war reines Wafler ,. dad man bey den Reinis Sungen auf verfchiebene Arten brauchte. Wald bas bete man ſich mit dem ganzen Eörper in reinem

\ offer, und biefem Vaden entfprady dad Auswa⸗

von Kleidern, ober Geraͤth, bie gefänbert

‚werden follten 4). Wald wufch man einzelne Thei⸗

Io, befonders die Haͤnde, womit man heilige Dins ge berühren, oder gotte@dienfiliche Handlungen verrichten wollte. Wald befprengte man ſich bloß,

und zu biefen Wefprengungen brauchten die Gries chen, und Römer Heine Beſen von Zweigen, bie -

vom £orbter s. oder Dchlbanın waren genommen worden. Beſprengungen wurden, wie andere hei⸗

ge Handlungen, gemeiniglich dreymahl wieder

hohlt 5). Die Griechen ftechten in das Weihwaſ⸗

Ser vor den Tempeln häufig einen Brand vom Als

tar, weil man einfaches Waſſer für nicht Eräftig un bielt 4). Noch viel gemifchter war das

eihwaſſer, womit nach Moſis Vorſchriften bie: jenigen eatſaͤndigt wurden, ' welche einen Todten,

. ober Toben s Gebeine berährt hatten I). - Der

Priefter ließ eine rothe Kuh, an welcher kein F N. war, anßer dem Lager ſchlachten. Die geſchlach⸗ W tet⸗

A) Lameyar c. 358. ) L. e. p. 445. k} Athenae IX, c. 28, P. 409 _ DW. M. 619 -

ee. 138.

tete Kuh warb Orchranut; und zit übe zul Ge ⸗Holz, Yfopen, und rothe Wolle, welche bey er auf Die brennende Anh warf. Wenn alı es —* Aſche verwandelt war, fo faminelte ein reiner. Mann die Aſche, und fdyhttete fie an ei⸗ nen. zeigen Ort. So oft num Jemand ſich durch bie Berkchrung eines Tobten , ober Todtenbeind bes fledit hatte; fo nahm man von diefer Aſche, miſch⸗ - te fie mit reinem er in einem Gefäß, und be bee fprengte damit am dritten und fiebenten Tage, den⸗ jenigen, bee entfünbigt werben ſollte. Der Uns reine warb durch biefe Beſprengung rein. Dieje⸗ nigen hingegen, welche bie Aſche berührt, und bie

Beſprengung —— hatten, wurden unrein bis an den A Wer einen Todten beruͤhrt kette, und r wicht entfünbigen wollte, befien

—* ſellu⸗ anggerottet werben aus ber Gemeine

Sc netärliie, ı wenn gleich sum Theil fit fame Reinigungsmittel, waren das Säften,. Schwenken. Das Reinigen daurch Lüften —* bie Römer ventilatio per Vannum m), weil men

fh wahrfeinliä Dagu feldher Gefäße beviente, a8

womit ber Landmann bie ansgehrofchenen Körner von ber Gpröu reinigtes Meine Leſer erinnern fh, daß auch die Americanifgen Wilden alles Hausgeraͤth läften, wenn gereinigte Kindbetterin⸗ nen in die Härten zuruͤckkehren. Ben dem Schwen⸗ Ten ſehten ſich zwey Perſonen auf Die beyden Eis sen eines Breus, oder ment, Der an einem

Ä Baum

m) c, 18,

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Baum beſeſtigt war, und hoben fi gegenſeitig empor m.

Zu den fehr, natürlichen Melnigungen kann man auch die durch das Feuer, und durch Raͤuche⸗ rungen rechnen 0). Bey den erſteren ſprang man entweder uͤber ein loderndes Feuer weg, oder man ging zwiſchen zwey brennenden Feuern durch. Im vorhergehenden find ſchon Beyſpiele genug vorge⸗ kommen, daß ſolche Meininunger durch's Feuer noch jetzt unter vielen Voͤlkern gebraͤuchlich find. u ben luſtrirenden Mäucherungen brauchte man _ entweder Schwefel, oder mohlriechende Hölzer und Kräuter, beſonders Lorbeeren, oder trocknes Stroh.

und Heu, ober endlich Weihrauch. Die Römer

verbanden beyde Meinigungen durch Waffer unb Reuer fo wohl an Hochzeiten, als bey Leichenbes gänaniffen. Wenn Braͤute heimgeführt wurden, fo trug man ihnen Fackeln vor, und befprengte fie mit'reinem Wıffer, oder wuſch ihnen bie Füße das mit p). Bey Leichenbegängntffen ſprangen, oder fihritten diejenigen, melde von biefer traurigen Handlung zuräckkehrten, über ein breunendes Feuer, _

nachdem fie vorher mit reinem Waffer waren bes. - ſprengt worden 9). |

De

. . N ü

—28— p. 200. Dieſe Art von Reinigung hieß aloil atio. nn u

eo) 9 p 245 et Iq. | pP) © 80, l. ©. I

gıl. +73

Ba Een 1 7 Da man Speichel; Kleyen, und’ einige Kraͤu⸗ ter brauchte, um Flecken oder Unſauberkeiten theils

von feinem eigenen Leibe, theils aus anderen Din⸗

gen wegzubringen; ſo kann man auch dieſe Reini⸗ gungsmittel nicht geradezu unnatürlid nennen 5).

Weniger natuͤrliche Reinigungs⸗ Mittel hingegen

waren Eyer 9), Honig, Honig mit Waſſer, und Waſſer mit Blut gemiſcht. Eyer wandte man vorzüglich. in den Myfterien ald Reinigungsmittel an. Inden Geheimnifien bes Mithras goß man Den Eingeweihten flüffigen Honig ſtatt Waffers in bie Haͤnde, und forberte fie auf, daß fie die Hände

| vor allem, was unfauber, oder unerlaubt feh, bes wahren möchten. Man bediente fi) neben dem

Teuer des Honigs, und nicht des Waſſers, weil dieſes gleichſam ein natuͤrlicher Widerſacher des Feuers fey £): eine Raffinerie, die nur von kluͤe genden Betruͤgern erſonnen werben Tonntel -

Ganz unnatuͤrliche Reinigungs s Arten waren ‚bie durch das Umhextragen, ober Umherfuͤhr von Thieren, noch mehr das Beſtreichen, oder traͤufeln mit dem Blute von zum Theil anreinen Xhieren, bie weder von Menfchen genoſſen, noch den Goͤttern geopfert wurden. Man trug, oder führte nicht bloß Dchfen ,. Schaafe und Gchmeine, fondern Raben, Hunde und Löwen um Städte, ober Gebiete, oder Aecker und andere Gegenftänbe ber, welche man reinigen wollte, ohne biefe Thiere

gerade zu ſchlachtenz und mer wiederhohlie man

das r) 6. 94. p. or 308: sy) 0, 91, 6) © 20, Pr 257%

. .

. Ta Sm —,

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R ——

je" Dee das Umhertvogen, ‚oder. Uwiherfähren grucbhnlich

derymahl u). Man feige hiebey ‚angenfheinlich voraus, daß die laden von Dingen, die gerei⸗ ige werden ſollten, auf ble Auer, welche man

‚wunherteng, ober umherfuͤhrte, übergehen würben. Das Umhertrager war bey den kafkratlenın fo ger wohnlich, daß man ſtatt reinigen umhertragen füge 0), und faft alle Wörter, melde Reinigunger, or Dinge, -vie ſich darauf Bezogen , andeuteten,

mis dem Worte war, umber, verband y). Mod

gwmatärlider, ! als das Umherfaͤhren, oder Um hertragen lebendiger Thiere, war das Beſtreichen, web Betvraͤufrin mie dem Blate arbender, aber

feiſch geſchlachteter Thiere. Vorfetzliche, web aus vorſetzliche Tedtſchlaͤger, die ſich in bie Eleuſub⸗ Aigen Dipften wollten einwehen al gen

u) upon ⸗. 2. pe af Bofgin. de fefis

—D p. 43% Zu ben Morten dei

(ocios Fürs: circum tulit unda,

macht Setvius die Wenterfung : |

puraait. 'Antiquam verbam e rvato te circumfersm.. id. 8 ‚te p Kan Iafiratio a circumlatione dicta ef A ne

se, ve ſulphuris.

| | N Lomeyer Le. quiequid enim vel rei Iufrandse

. »applicabant, id in orbem ducebant, unde prae

.“ poßtio "sp: cum pleriegue huc pertinentibus verbis eompanitur: ut Tepwiapxeg, TEpIBATTsG“ 9a, upIuage, zepayıkar, ruf, ot wegduncis, wepmalape, wupfmllsslar: Bap- 1778 .

Bi . . Bu N Gr © ⏑—

' I

ib nor dabur eeieigen, daß fe. Ibeen

zauyen $eib. wit. dem Blute eines jungen Schweine bee figwmiezten.z)., «Swyden-Ießten Deiten.das Möınle

i 8 t —— ——

ersßeYpın. ip Baumte a) - Dice en bes |

Runden darin, daB Man eime tiefe Gruͤbe gruß, und bie Grube mit ‘Bohlen bedeckte, in welche man Viele Löcher gebohrt hatte. Der MPrießer, : eher wer ſich fonft reinigen laſſen wollte, ſtieg in bie

* Grube hinab. Ueber der Grube durchſtieß man

einem Stier mit einer Lanze das Herz, fo daß das Blut des Stiers durch die Loͤcher dar "Bohlen durch⸗

träufelte, und denjenigen , ber in der Grube war, benetzte. Damen fonft alles Blur für befledend

hielt, fo wäre ed unbegreiflih, wie man jemahle Dad Beſtreichen, oder. Beträufeln mit. Blut für eine Reinigung hätte kalten können b); wenn man nicht durch die gemeinen Worftellungen von Sühn:

opfern, und Sünden barauf geleitet worden wäs- Man ſchlachtete unſchuldige Thiere und Diens

(ben, um fie für die Schuldigen Leiden gu Yaffen. Zugleich fah man Günden als Befleckungen au. Indem nun die Sühnopfer die Schuld von Andes ren auf fi, nahmen, und buͤßten, befreuten ober reinigten fie gleichfam diefenigen, für melde fie litten, ober farben; und daher gefchah ed, da man Suͤhnopfer häufig als Reinigungen, und ber:

Ä er

2). de la Croix p. 168. 4) ©. 85: p. 293, 194. Lomeyer, .. ») ) Euclen j. 556. wunderte ſich mit nedt dars

al > Se Den

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138 \ . zn

*

fiber zuletzt das Blut der Suͤhnopfer als dasjenige

betrachtete, wodurch die Schuldigen gereinigt wuͤr⸗

den. Dieſe Begriffe waren ſelbſt unter den Ju⸗ den fehr gemein, und daher heißt es in dem ‘Briefe -an die Mebräer: und wird faft alles mit Blut

gereinigt, und ohne Blutvergießen geſchiehet Feine - Bergebung” ec). ' Bu

YIK, v. ↄ0.

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7

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| 139

Achtes Bud,

Sefchichte der Faſten, Enthaltungen, md anderer Büßungen, auch des Moͤnchs⸗ und Cinfi edler s Lebend. 2

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Diefelbigen Abfigten, welheman bey Opfern, _ . Gaben, und: Reinigungen hatte, fuchte man audy durch Faſten, Enthältungen, und andere Büßuns gen zu erreihen. Den Mahmen von Taften und Euthaltungen verdienen ganz allein ſolche Verſa⸗ gungen von genießbaren. Nahrungsmitteln, und erlaubter Liebe, welche man fich in gottesdienſtli⸗ en Abfichten auflegt, um dadurch höhere Natu⸗ ven zu. verföhnen, oder zu gewinnen.

So wenig es jemahls ein bedentendes Bolt gab, das nit Opfer und Gaben gebracht, over Auftrationen gefannt; eben fo wenig gab es eins, das nicht Faſten, Enthaltungen, und andere Büßuns gen geübt hätte. Im Durchſchnitt waren Faften und Bäßungen häufiger, und härter unter ſchma⸗ den, ale

beſchraͤnkten, als unter gebildeien und geiftvollen : :

unter flarken: unter unmiffenden, und Ä

2 T Ze me

Bey aͤhnlicher Organtfation und Eultue; hänfiger . und härter uuter ben Wölkern des heifjen Dtinmels "

Kris, ald unter ben Bewohnern der gemäßigten Zone. Das einzige fihhere Verwahrunge s. und

Gegenmirtel gegen Faſten, und Enthaltungen iſt

bie wahre. Aufflärung, bie und ‚lehrt, baß ein hoͤchſtes weiſes, und gütiges Weſen numoͤglich —— fiuben kanne, dag Weſen, bie

zum Gluͤcklichſeyn erſchaffen worden, ſich unſchaͤd⸗ | |

Hd unb- heitfann Vergnaͤgungen verſagen, oder

J . gen durch unpörhige, anb:fchänfiche Entbehrungen.

uud. Büßemgen ihrer Defnadheit Schaden zufägen.

Bey übrigens aleichen Umſtaͤnden üben Völker um | defto ſtrengere Faſten und Euthhaltuugen, je wenis

ger fie gebildet find. Die einzigen Ausuahmen

Don biefer Megel bieten ſolche Matlonen dar, welche

die Vorfigriften der Religionen, deren fie auhan⸗ gen, und unten biefen auch bie Aber Faſten und Enthaltungen, entweber nie ganz kennen gelernt, ober die Kenntniß derſelben ſo ſehr wieder verlor vren haben, daß fie nicht recht wiſſen, was ihnen obliegt, Das Erſte gilt don ben Kivgifen d), was:

Anbere, von ben Arabiſchen Bedninen ⸗). Wende: find untoiffender, als die Türken, und fefken be weniger firenge, als biefe:; die Araber auch deß⸗

wegen, weil fie glauben, daß Mahomet es mit - feinen Landsleuten nicht fo gar - genam nehmen wabef)

| | U Georg. Ruf. BIT. ©, 922. 293 0) Arvienx II, 176 175 - NHbemrına

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Es iſt nicht gu verwundera, daß alle Volter fi vor ihren zuͤrnenden Göttern demuͤthigten, und fi ſelbſt durch Faſten, Enthaltungen, und andere Seibft s Peinigungen flraften, um babardı bie be: leidigren Götter zu befänftigen, und bie göttlichen Strafen abzuwenden, ober zu erleichtern. Allein

hoͤchſt wunderbar [heine ed, daß man eben fo früh,

und eben fo allgemein Baften, Enthaltungen und Bäßungen Äbte, um fig ber Cuabe von nicht⸗ zuͤrnenden Göttern würbig, ober würbiger zu ma⸗ hen. Wie konnte man glauben, daß nicht belei⸗ digte, ober gereißte Obtter an Faſten, und Ents haltungen ein Werguügen finden: baf fie daher Fa⸗ Ken nud Enthaltungen ihren Verehrern als cin

großes Berdienſt anrechnen, und ihnen deßwegen

beſendere Wohlthaten zuwenden wuͤrden? Viel⸗ leicht bietet und die Denk⸗ und Haudlungsart der

Americaniſchen Wilden ben Schluͤſſel zu dieſem

ſcheinbaren Raͤthſel bar, Die urſpruͤnglichen Americaner legen aller⸗

dings ſich ſelbſt, und ihren Kindern auch bewegen

Faſten, und Buͤßungen auf, um zuͤrnende, ober böfe Goͤtter zu verfähnen 8). Allein viel haͤufiger, and firenger find diejenigen Faſten und Enthaltuns gen, welche fie übernehmen, um ſich der Gnade, und MBohltkosen der. Otter, befonders ihrer Ofs fenbarungen,, und ihres beftändigen Beyſtandes würdig zu machen. Wenn junge Wilbe fid ber ‚Seit der Mannbarkeit nähern, ober dieſelbe er⸗ reicht haben; fo müflen fie acht Tage faſten, um j darch

¶) Charlevoix Journal p. Sao, Veyagen en Mord.

V. p. 24. Carver p. o85-

142 j

durch die Traͤume, welche fie in dieſer Faſtenzeit gehalten, ihren Schutzgeiſt, ober Manitu zu ers fahren ). Ein Jeder wählt nämlid das Xhier, ser. benjeniaen Gegenftand zu feinem Mtanita, ber Akm. am häufiaften im Traume erfchtenen if. Im Aunfange der Jagbzeit theilt ſich eine jede Wölfen fhaft in mehrere Haufen, wovon rin Feder ben ges ſchickteſten Jäger, und ben berühmteften Kricger gzum ‚Anführer wählt. Alle Jäger haltın achttaͤgi⸗ ge Faſten, an melden fie gar Feine Speiſen, und Getränfe, nicht einmahl einen Tropfen Waflers zu - ſich nehmen 1). Mach den Faften giebt der Ans führer feinen Genoſſen ein feitlibed Mahl, we . zwar die Eingeladenen mäßig -effen und triufen, bee Anführer ſelbſt aber fidy von allem enthält, weil er fi) verbunden glaubt, etwas ungemöhnliched zu thus, um die Gnade der Götter zu verdienen. ‚Die vornehmfte Abfıcht aud) ber Yaften von Jaͤgern tft, mwahrfagente Träume zu erhalten, die ihnen anzeigen, mo fie bie meiften "Bären, Büffel, und anderes Wildprett finten und erlegen werben k).- . Jau

si

h) Charlevoix p. 346. i) Charlevoix p. 115. Cette invitation . . . ef faivie d’un jeune de huit jours, pendant les. - quels il n’el pas möme permis de boire une - goutte d’Eau: et je wous dirai en pallant, que ce, que les Sauvages appellent jeunes, c’el ne rien prendre du tout Carver p. 985 .. . they totaliy abftain from every Kind either of vi cruals ordrink. e |

x) Uchnliche Zaften halten die meiften Wilden, wenn fie in den Krieg gehen, umd fügen wohl gar noch Derwusduunen , und Werſtuͤmmelungen hinzu. Perrin duLac p 27. ,_ -

.

4

1

a | 143

Sa Guiana mögen ſolche Wilde, die zur, Würde von Haͤuptern erhoben werben wollen, fih außer

. mannidjfaltigen Creußigungen auch langwierige Fa⸗

ften gefallen laffen /). In den erften Faſten, bie ſechs Wochen dauern, reicht man ihnen weiter nichts, als ein wenig Hirfe und Caſſave. In den zwey: ten, bie nicht fo lang find, bringt ihnen von Zeit zu Zeit Einer der Häupter, zu welchen fie ſich ges fellen wollen, ein Stuͤck wilded Geflügel, um fie ein wenig aufzurichten, Durch ähnliche, ober no

firengere Faſten bereiteten ſich von jeher die Zau⸗

berer in America zu ihrem Stande vor, und mad ten fi ſowohl der Erſcheinungen, ats des Beb⸗ ſtandes ihrer Schutzgeiſter wuͤrdig. Junge Jon⸗ geurs ſchloſſen ſich vormahls in Louiſiana neun Tage in eine abgeſonderte Huͤtte ein, wo ſie nicht allein gar keine Nahrung zu ſich nahmen, ſondern

. aud) die ganze Zeit in unaufhoͤrlichen Gebeten, ober

Anrufungen ihres. Schyßgeiftes zubrachten, fo baf

fie auß einer exileptiſchen Auwandlung in die andere

fielen m). Die Zünger der Zauberer in Gulang

&

muften nach überftandener Lehrzeit, bie bisweilen zehn Sahre dauerte n), ein ganzes Jahr faften, in.

welchem man ihnen nichts, als ein wenig gekochte Hirſe und Eaffave gab. Diefe Faſten mergelten diejenigen, welche fie hielten, fo ſehr aus, daß fie Gerippen ähnlich ſahen, und nichts, als Haut und Knochen behielten. Auf biefe erſten Faſten

folgten Peinigungen ‚, von welden man faum glau⸗

ben follte, dag ein Pferd, ober ein andere noch

ſtaͤr⸗

2) Biet II. c. 10. p. 377 ei ſq. 5

m) Voy, au Nord V. p. 22. 2) ‚Biel UL & 12, P 385 et fq. |

Märketeb, und weniger empfintlides Thier fie

ausdauern Pönne, Auch damit war die Vorweihe wicht vollendet. Man verlangte bon untadelichen

iayes 0), daß fie noch drey Jahre fafleten: daß

e in dem erſten dieſer drey Jahre nichts, als Hirſe und Brot: Im zweyten Brot, mit etwas Fiſchen: und im dritten, dieſelbigen Nahrungs⸗ möttel, dann und wann mit einem Stuͤck wilden

. "Seflägels genoͤſſen. Wenn man, fagt Carver,

die Americantfhen Wilden frägt, warum fie fo

-harte und Tangwierige Faſten halten; fo antworten fie, daß man dadurch böfe, oder zürnende Götter

verföhne, daß man ſich aber dadurch auch fähluer mache, zu träumen, und durch Träume bie Ge

enden zu eatdecken, bie an Wildprett am reichften —* p). Die Americaner machten alfo nicht bloß die Erfahrung , ſoudern achteten auch darauf, daß harte und anhaltende Faſten lebhafte Tränıne ers regten. Da fie Tränıne für unmittelbare Wirkum

gen, ober Dffenbarungen von Göttern hielten; Ta

war es ein ſelbſt für Wilde nicht zu ſchwerer Schluß, daß man ſich kur Faſten auch anderer Dffenbas rangen, und Wohlthaten ber Götter würdig ma⸗ hen koͤnne. Strenge Faſten führten Enthaltungen natuͤrlich mit fi. Wenn dieſes auch nicht

| en

0) &o nannte man in Guiana eben die Menſchen, die im mörblichen America unter dem Rahmen von Jon⸗ \ ' gleurs bekannt find.

v) The reaſon, they give for ıhus falling, are, ‚that it enables them ireely to dream, in which dreams they are informed, where ıhey [hall find the greatefi plenty of game; and allo ıhat it averts the difpleslure of the evil Spirits, and änduces them t0 be propilious,

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fen wire, fe hatten Enthaltangen von: eufauibteh Liebe wit ben Enthaltungen don gefunden, -und beilfamen Speiſen zu viele Achnlichkeit, als-duf man nicht die erſteren aus bemfelbigen -Bruinkd hätte uͤben ſollen, aus welchen nah dier letzeeren hbte. Kein Wunder alſo, daß bie. Prieſtter vicht war unter den Pernanern g); ſondern unter bey nahe allen übrigen Voͤlkern vr) ſich, beſonders vor Seften, Enthattungen und Fafſten anflegten, und daß die Völker faſt durchgehende chren Prieſtern nachahzuten. Die Aegyptier, : und beren Prieſtes faſteten, uud creutzigten ſich vorzuͤglich am den Fe⸗ ſten der Iſis 5). Schon die aͤlteſten Fuden hatten fo genannte Naſtraͤats⸗ Greluͤbde, vermoͤge derrn fie gelobten, ſich eine Zeit lang don gewiſſen Ges

tränken, oder Gpeifen zu. enthaltm 2). Moſes

Heß diefe Geluͤbde unter feinem Volke beftchen, Ga fpäteren Zeiten feßten die Pharifaͤrr, die Eſſe⸗ ner, und die Therapruten in Faſten, Enthaltan⸗ gen, und andere Buͤßungen einen großen, ober gar ben gröften heit ihrer Frömmigkeit u), “uf *

9) Zarate 5; | on 7) Mörin de Pülage Au jene chek bs Anciens par

-rappori ä la religion, ın den Memgires de l!’Aca-

demie des Infcriptions IV, 29. et Iq. p.-

. 3) Herodbt: IT, 40. IV: 196. Piatärchi VII. S8r, |

Schmitt p. 65 rl 4) Mich: Moſ. Recht II. 55. u. f. G. #) Jofeph. Antiquit, Iudaic. XVIII. 2. de beilo Ju-

daico 11, 8, Porphyr, ap, Euleb,. de Y’raepar, Evamgeli IX. 4. Bhilo, qupd'binmis. ProbubGt über p, 876. Edit, Hoefchelii Francof, 1006.

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146 J [mm

chuliche Wet dachten, und hanbelteh hie geneke Ay thagoreer, und Platoniker, uch nach dem Wen: ſpiele der lehteren, die. erfien Ehriften x). Dis

Griechen und Mömer hatten von den aͤlteſten Dei . een her nicht blaß heilige Jungfrauen; Die dad Ber luͤbbe der Keuſchheit bewahren, und zu gewiſſen

Neiten faſten muſten y); ſondern fie forderten auch

von mehreren Prieſtern, die Ruͤmer nahmentlich

8

von dem Flamen diaſis, daß er: manche. unſchaͤde

liche Nahrungsmittel nicht beruͤhren, und. alfo.

auch nicht. genießen durfte 2). Unter keyden Voͤl⸗ kern übten die Laden von benderlen. Geſchlecht, {cha

kaͤnfig nicht bloß vor den Einweihungen in Myfer

rien, und den Befragungen von Orakeln, ſondern

auch dvor, und an manchen Feſten Enthaltungen

und Faſten, um ſich ber Amaͤherung zu den Goͤt⸗

tern, und der Wohlthaten derſelben deſto wärbl: -

ger zu arahen a). In Hindoſtan hat: jede große,

Pagobe einen oberfien Prieſter, der nicht heirathen,: .

und auch niemahls aus dem Tempel, in welchen ee mit ben Göttern wohnt, bernusgehen darf >),

Die Brahniinen effen nicht allein gar Eein Fleiſch,

and trinken feine beraufchende Getränke ,, fondern

Be enthalten ſich auch von. manchen Frdgemäälen at m. Sen: mangta Sebenäafen

% B

) .. y. A

R . var GC I... 1

Wr „Den Sie ner Renz Platoniſchen Phil. Tun im.

, Hieronymus in Pauli. Vita -p, 349, Ar

liecia II, 055,

Mein Leben des heil. Martinug ızı' u. f. ©. Pel- - 9) Meurfins Lect. Attic. IV, at. |

æ) Pintarch, vii. p..164..165, Gellius Ko nn

4) Motin u, Schmidt 1. ce, Loiheyet €; 38: ' ) 1. 185. SGonnerat. |

!

147

und Fruͤchten, die den uͤbrigen Hindus nicht vers

boten find c): ja fie dringen wenigſtens die Haͤlfte

des Jahrs in ten ſtrengſten Fafte zu. So wie

die Americaniſchen Wilden ſich durch langwi rige

Faſten zu Offenbarungen der Gotter in Traͤumen vorberelten; fu bedienen ſich die Joguis der Faſten, um in Entzuͤckungen zu fallen, und in dieſen Ver⸗· zuͤckungen die Gottheit mit leiblichen Augen zu fe X hen d).. Sie ſetzen ſich naͤmlich nach mehrtaͤglgeun Faſten an einen einſainen Ort hin, und heften Ihre

Augen. ſo lange auf die Spitze der Maſe, ober auf | Y die Gegend bes Nabels, bis fie die Gottheit ald |

- ein weißliches Licht erblicken. Zuverläffige Rei⸗

ſende erzaͤhlen Beyſpiele von Indiſchen Weibern und Männern, die wicht. nur mehrere Wochen, fordern vierjig, ja achtzig Tage fafleten, ohne et» was anderes, als von Beit zu Zeit ein menta fris ſches Waſſer zu nehmen e). And’ diefe Kaften ents - ſtanden nicht aus krankhaften Coͤrper Zufländen, deraleihen man auch in unfern Erdtheile biöweis Ten bemerkt, und die mit einen unuͤberwindlichen

Bitderwillen gegen alle Gpeifen verbunden find,

(ndersi fie ſchienen garz ‚allein Wirkungen der Ue⸗ bang th den ohnedem Äuferft genoͤgſamen Hindus zu feyn, Die Faften ung Enthaltungen ber Hin⸗ dus verbreiteten ſich, wie bie Meinung von ihrer I .. - . . | R Ders €) wiebuhrs Reif. u. go. | | 4) ‚Bernier II, 127. 128. Mignot in den Memoires - de l’Academje des Infeript, XXXL 316, erlq. p. | ),Hamiltoh I. 62 153. Lioubere 3. 347. 348.

Rebaht IL. 9a, 73, & ' 2 2 ur Due 2 * » r ., 1194 bes _ 8 x RR. Ben t —WW N * .

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Verdienſtlichkeit, wenn and, niht über alle, wer - nigſtens über bie meiften Wölker.des ſuͤdlichen, und oͤſtlichen Aſiens: doch mit dem merkwürdigen Mus terſchiede: dag: man tm ſuͤdlichen und, oͤſtlichen Aſien nur die Poiefter und Dxedensgeiftlichen, aber. nicht die Layen dazu verpflichter glaubte f). In This - ber gibt es in dem Prieſteramte kaum fo viele Stufe fen von. Würden, eld. es unter den Orbensgrifkiis „chen Grade ber Heiligkeit gibt, Die Grade her Heiligkeit merken ganz allein nad ten Orades: ber Gtrenge befiimmt, womit. die Ordensgeiſtlichen Faſten, Enthaltungen und Büßungen uͤben. Die Heiligſten unter allen find die fo genannten Vollen⸗ - beten, ober Wiedergebohruen, deren: Ordensregel / ich weiß nicht, ob ich fagen full, fo unmenfchlic. aber uͤbermenſchlich ift, daß ſelbſt Die geuͤbteſten Buͤßer es kaum eher, als kurz vor ihrem Tode, wagen, fid) dazu zu bekennen. . Huch werden biefe

Ä Vollen⸗

f) Ueber die Thibetaner, und die übrigen Lamgie ſchen Voͤlker, Georgi Alpbab.. Thihet. p. 28: 246. Stewart p, 476. Lepechin 1. o80, De a6 —Beytraͤgel 215. ©. über die Parfen in Hindoſtan, Chicks Collect, VE: 337. und eben die Zeugs niſſe über die. Parfen auf ver Aufel Dlctra: ‚weiße wegen man ſicher annehmen fann, daß Anquetil IM. 601, nicht recht untertichtet war, wenn er von den Parfen erzählte, ‚Daß fie Balken nicht allein nicht für verdienſtlich, fondern nicht einmahl für erlaubt hielten 2’ üder die Ceyläneien , Hrnox-p 4. / über bie Ehineien, Fdif. XVIII. 354. über die Japeneſen BRaͤmpfer J262. 298, aa über ”. die von Voya Be Neatı. 325. 327. und Sumatra, Marsden p. 63, Die letzteren faſten, um gitie6 Wetter zu erhalten. _

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149"

Bollenbeten,. wie wirkliche Goͤtter augebetet. Wenn Layen ihnen auf der Straße begegnen, ſo werfen ſie ſich dreymahl anbetend nieder, und ſchaͤtzen ſich aͤußerſt gluͤcklich, wenn fie von ihnen ben Segen empfangen. Waͤhrend dieſes Segens halten ſie den Mund, und die Naſe mit ber Hand, ober mit der’ Kappe za, bamit bie göttlichen Männer nicht durch ihren Hauch beflecht werden. . Die Ta⸗ lapoinen in Siam g) erklären geradezu, wie bie: Geiſtlichen unter den Drufen k), daß dad Weſen ber Religton in Faften, Enthaltungen, und Büßuns gen beftche: daß nur fie, und nicht bie Layen, zu dic fen heiltgen- Werken ˖ derpflichtet ſeyen: daß bie Layen vielmehr ungeſtraft ſuͤndigen, und dann ger gen milde Gaben von ben Zalapvinen ben Webers ſcouß ihrer guten Werke, und mit biefen, die ‘Bes freyung von ber Schuld aller ihrer Sünden kaufen Eönnten 1). Nach den Zeugniffen des fonft glaube würbigen Mariny unt-rfchelden fi die Bonzen in Zunfin und Laos von den Prieftern, und Ordens: geiſtkichen der. übrigen Wölfer bes fürlichen Aſiens anf eine. für fie hoͤchſt unruͤhmliche Art 2). Er wirft Ihnen vor, bag fie die won dem Volke F Vſau⸗

€) ‚Loubere L, 345, er fq. p. 387 et (q. p. .h) Niebuhrs Reifeu IL. ug, |

i) 1 c, Selon eux le mä&tier des [ecnliers eſt de pecher, et celui de Talapoinas eft de ne paint. pecher, et de faire penitence pour cenx, qui 'pechent. IHs eomptennent, camme nous, que cenx, qui [ont deflines à 'expier- les pechez des autres ... doiwent eftre plus purs, que les autres .-. |

k) p. 166. 167. 404 405. u ..

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150

ſchlichenen —** in ſG igeriſcen Erin verpraffen: daß fie Öffentlich mit Weibern, felbſt mit Bonzinnen, ein unzuͤchtiges Sehen führen: baf: fie ungeftraft au&- den. Shöfterm ‚in, die YBalt,-ıumbd. aus ber Welt in ihre Eiäften: zustigkfchren.,. © Ein

ſolche allgemeine. Verdorbenheit von: Prieſtarn und

Moͤnchen iſt nirgend, unglanklicher, als im ſuͤdli⸗

hen Aſien, wo alle Voͤſker die Meinung hegen, dos Prieſter, una. Moͤnche aicht nur.in ihrem eigen:

nen Nahmen, ſondern auch fm Nahmen der Layen

froemm ſeyn; muͤſſen. Wahrſcheinlich alſo machte

Mariny die Ausgelaſſenheit einzelner. Genoſſen⸗

ſchaften von Bonzen zu einam..allgemeinen Verder⸗ | Dun des garzen Stande, - ch

Eine zwehte Urſache von Faſten und Erthal⸗

tungen war. bie Abſicht, durch dieſe freywilligen

Strafen böfe oder erzuͤrnte Goͤtter gu eerſobnen/ ab die Font pon. Suͤnden zu buͤßen.

Unter ben Megern iſt keiner, der fi & wit and Furcht vor böfen, oder exzuͤrnten Göttern vom, dem Fleiſche gewiſſer Thiere, oder von gewiſſen Fiſchen, Fruͤchten, und Gemuͤſen enthielte. Auch fin» die Beyſpiele nicht ſelten, dag Juͤnglinge, und

Jungkfrauen ſich ihr ganzes Leben durch eine firenge '

Enthaltung Yon den Vergnuͤgungen der Liebe Aufs legen f). Die Americanifchen Wilden faften und

enthalten ſich häufig, entweder um böfe und erzünns

te Götter, oder die abgefihiebenen Seelen von Fein⸗ ben und Freunden, ander Pie. Geifter der Thiere zu verſoöͤhnen, oder nicht gegen ſich zu. reißen.

. Wenn ein Matches ı “iger vermahls ben erfien

Feind

2y Projart 1, 167. 70 E.

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5 . u m ur zur > sn “Er GEBE An

71

Feind ſealpirt; ober ben erſten Gefangenen gemacht hatte; ſo er:in ſechs Monathen kein Fleiſch, and fülief eben fo lange nicht bey feinen Weibern, aus Furtht, daß:en von dem Geiſte des Erſchlage⸗ nen werbe-götddtet, daß er In der Folge kein Gtäd Haben, uns dag” alle feine Wunden tboͤtlich werben würden.m). : Die Auen faſteten nicht nur an dem groͤßen Sutfihdtgungss Feſte n), ſondern fie tha⸗ ten‘ dergleichen auch im vierten, fuͤnften, ſiebenten und zehnten Monath ihres Jahrs 0), Alle uͤbrk⸗ we Mlörgenländifhe Völker. beobachteten ſtrenge Kaften und Enthaltungen, theils an Verſoͤhnungs⸗ und traurigen Gedaͤchtnißfeſten, kheils In Zeiten Ion großen Unfällen, und Veſorgniffen, bie durch traurige Vorbedeukungen waren erregt worden p). Daſſeldige geſchah unter ben Griechen und Römern; und von folden Faſten fhloffen fi ſelbſt Männer, wie Julins CAfar, und Auguſt nicht aus g). Bey diefer Allgemeinheit von Kaften war nichts natuͤrlicher, als dag auch die erftem Ehrifilicyen Gerkeinden zu faften anfingen, Die älteften Chris : Yon faſteten an den fogenannten Vigilien, oder in - den Nächten, die vor großen Feſten hergingen,

m). Voyagen au, Nord IX. a4, J 3. B. M. 16. v. 29. 35.

0) Sacharia VIII. v. 19,

pP). Morin 1, c. p. 20, 33. | Letzterer fchrieb einft an den Tiher: Sueten. In Penn. 0.76. Ne a ee mi Tiberi, taın diligenter fabbatis jejuninm ſervat, quam ego hadie fervari, qui in balinea demum polt horam primam noctis duas bucceas mandu- cavi..

B »,_ Er Br melde. wan In Srſang .nab: Mpbet: gubrachte · ). Mielleicht hatten viele Fafen urfpränglidn nicht die ht. Güpnen zu süßen, .fondenn fi zur: tgüne cdigen Feler Dreh malzen Feftes verzuhereiden. Buͤn⸗ Jerh hingegen waren die Faſten ‚mt ben. ſogenann⸗ 448: yajunlig quatuar tempeſtsobam. die in jedemn Mirsteliahre.uyen Kuge danerten ke und daun Now daͤglich in den Nuadragefimis,: melden Einige vor dm, vierzigtaͤgiaan Faſten Mofs auf vera Berge GSinai ableiteten:#},.: Umbere hingegen als. Zeitze⸗ denten anfabenz. walche aan den Gottheit von je⸗ dem Jahre Danbringen mäffe: In ber Morgen⸗ doöndiſchen Sirche faftete man lauge eben ſo wenig an ben Sanxgheuden, als an den Senntagen. Je Aleron Zeiten hohmen die Chriſten an Faſttager bie zur neunten Etunde des Tages garnichts, nicht onmaht eur Trypfen Waſſers zu. ſich. Um bie ' wennte Stunde een: fe bloſt Brat, mb trockene. Fruͤchte. Die Abendlaͤndiſchen Chaiden milderiog dieſe ſtreugen Faſten in fiebeuten Jahrhundert, im bein fie an Faſttagen nit blog gekochte Demüfe, ſendern auch Fiſche und Waſſervoͤgel zu. eſſen am fingen u), ;, Wem and) dieſe genulderten Faſtes . we hefhwerlid waren, der Fonnte fih vom Anfange des drepzehnten Jahrhunderts an Leicht davon frey machen, nachdem die Kirche das große Scheimmif gefunden hatte, bie aufgelegten Bugen zu verwan⸗ bein, ober zu geſtatten, daß ein Ynberer an ber Stelle des wirklichen Suͤnders buͤße. Man vers | ee

7) Pelliccia . $. 25

s) lc... Dhap san fe 2 u) Ps 246, 247

oo. a 353 minbekte Faſtcn in Odete, oder Bi liakyeben, and Gichete :wiieber im milde Gaben, tie ben Armen, geweiniglich dem Kirchen und Cläfteru gewotht und ben x). Unter ben heutigen Chriſten faſten bie Moergenlaäͤudiſchen ftnenger, als wie Abendlaͤndi⸗ ſchen, und unter den Abendlaͤndiſchen, die Griechi⸗ ſchen Ehriſten am ſtreagſten. Die Habeſſinier, mb Kopten geniefen bis nahe an, oder gar erfl ‚wach Sonnen » Untergang ger nichts; und auch hean nehmen fie wicht allein Beinm Hein, Bein Flaiſch und Fiſche, fonderr auch ahcht einmahl Dehl, Buster; und Eyer y). Poncet fand einen den Aetthioxiichen Mind, der tn ſechs Jahren

mon nicht, als on den Wiättern des wilden Oehl⸗ beumo gelebt hatte 2). Menue die Aegyptiſchen Mine ſech auch nicht qanz fo elend währen; fe werben fie doch durch die häufigen Riederwerfangen des Coͤrpers, und durch ihre ſchlechte Nahrung fo egemagest, daß fie mie Gofpenſter auöfehen a).

L

Fuͤr

2) l. c. p. 6. 297. s5:. Weil man, ſagte Marks graf Otte Il im J. 1190. den Himmel nur durch

. Beten, Saften, und adden erbalten könne, und die Schwachheit feiner Natur ihm dieſes nicht ers

laube; To wollt er anderer frommer Männer Qunft, and gıie Werke kaufen. Moyſen ©. I18.

y) Lobo.p. 97. Mailler H, 68 2) Lettres Edit, IV, i6q, en J s) Vaneleb p. za1s. |

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Lu j y ,

on Kari Mroeriten bie Erifcheu wit un meniſchen Chriſten beftcht bie tige Haͤlfte des Fahre ons fireugen Bußlaßen; und non dev andern weis men Anbachik » oder. vervienfliche Faſten zinen großen , over. gar ben größten Theil weg 5). Die Bußfafken find: viel Irter ,. ald die verdieuſtlichen Au ben erfieren genichen die Mergenlaͤndiſchen Chrißen weder Wein, noch Fleiſch, und Fiſche; oder andere arimaliſche Nahrungsmittel: alſo Auch keine Gyer, Milch, Butter uud Kaͤſe. In ven Audachts Faſtengibt ed gewiſſe Tage, wo man ſich bloß von. Fleiſch enthält, oder wenn man auch den Tag über nichts genießt, die Abende uud Nächte an fehwelgerifshben ‚Tafeln zabringt? aus welchen Ubwedslungen vom anhaltenden; Faſten, und ums waͤßigen Schwelnedeyen aufmerkſame Beobachter das aufgebuniene Weſen ber meiften Armenier abs leiteten. - Die Diergenlänbifchen Ehriften find unwiſſend, daß fie dad Chriſtenthum auger den Vorgefchriebenen Gebeten und Meffen vorzüglich in . bie Beobachtung ber Faſten fegen. Die Armeni⸗ ſchen Priefter ertheilen daher auch eher Vergebung far-begangenen Mord, und andere grobe Werbres chen, als für einen "Bruch der Faſten 5). Den Morgenländifchen Chriſten kommen in Anfehung ' ı J J * a , x dee

2) Ruflel p. 124. Tourmefort II. 167. Beorgi’s

Muß. Voͤlterſch. 459 ©. bei. Chardin I. 218. 219.

Der letzteſe fast von den Armeniern: Outre ces

Jeünes d’obligatien, qui emportent la moitie le

Pannee, ily en a trois autres de devation, Char, cun de einquante jouss, BE

6) Tournef. I, c. el

* J x

ber Yaften bie Griechiſchen Ehriſten am naͤchſten q). Die letzteren bringen wenigſtens ein Drittel, un® wenn man bie freywilligen , ober «ld Buße anfges legten Faſten mitrechnet.,. zroey Drittel des Jahro in firengen Faſten zu, bie ſich von demen der mor⸗ genländifchen Ehriften bloß dadurch unterfcheiden,

daß man wenigſtens Linſen, und gefalzene oder gen

doͤrrete Fiſche genießen darf. Die verruchteſten Menſchen brobachten tie Faſten nicht weniger ge⸗ nau, als die tugendhafteſten. Illyriſche Raͤuber brachten einſt ihren Anführer um, weil ey durch ben aͤußerſten Durſt genoͤthigt, an einem Faſttage Milch getemnken-hatte e). Die Griechiſchen Min⸗ be leben, gleich ben Morgenlaͤndiſchen, das ‚ganze Jahr durch eben fo, row bie. Sayen in der Faften⸗ yeit leben. Ge: find daher auch wegen der ſchlech⸗

ten mb unwerdaultchen Rathrungsmittel, auf wel

6: fie beſchraͤnkt find, gefaͤhrlichen Leibfehäben, Ob⸗ ſtructionen, uud anderen: Unvebnumgen der Singer weide unterwerfen, In Rußlanud hat man wahrs Knommmen, daß die gefährkichften Krankheiten: ge⸗ meiniglich am Ende, ober u den langen de ausbrechet.

WMahometr maqhte ale anfehitien Faſten ext kuͤrzer, als die Chriflichen Faſten feiner Zeit wa⸗ sen, und zwar nad ‚einen alten Legende * den

| A) Ueber die Kaften "der Griechen, ‚Ruffel &, 124;

—— 1l. 355. über die der Ruſſen, We⸗ |

ber II, 66, der Fuüyrier ‚Taube 1. 76. 94. der Mingrelier und Beugle, Chardin 1. 74. 178. 375. Pe

*) Taube 1. 76. N

158

236 ur | | Mach bed · Stiſters der Chriſtlichen Religion fx

Als näurlih: der Prophet auf einem geflügelten Thiere in dad Paradies getragen: wurde, umd von

Gott felbft fein Geſetz empfieng, verfpinch‘er ben

Gottheit, baß er das empfangene Geſetz fireng . beobachten, amd daß er unter Anderen feiie Anhaͤn⸗ ger gehn Monathe Im: Fahre falten: machen .mollei

Ber des Ruͤckkehr aus dem Paradieſe verweilte er. in vierten Himmel, und erzählte: Chriſtus/

was gwifchen ihm, und Gott vorgefallen war.

Chriſtus warf ihm ein, daß er bie gehn monatie

Uitchen Faſten nie durchſeßen werde, : und rieth ihm deßwegen, daß er abermahlss in das Paradies. him⸗

aufſteigen, und Gott um die Verminderung der Faſten bitten moͤge. Mabomet felgte tiefem gu⸗ sr Kath, nund echielt einen Machloß nen zwey.

Monathen. Diefe Verminderung ſchien dem Urs - -

heber des Chriſtenthums zu gering, und er vers‘

machte alſo Mahomes, ſich noch mehrere Mahle | bern Zhene bed einigen. Gottes zu nahen, an auf

die fornere Milbernug der Faſten onzuinagen Matten Mahe met endlich bie Fuſtengeis auf Ei⸗ nen Monath herab gebracht hatte ; fo wollte Jeſus ihn zu quter LeBt bewegen, daß er bie Faſten auf

GSine Woche herabſehzen, ober fie während der Gas

Remiit nur bid am die meunte Stunde des Tages banetw laffen moͤge. Alein Mahometr weigerte

ih, die göttlihe Barmherzigkeit weiter zu behelli⸗

gen ; und ed blieb alfo bey dem neunten Monden

des Mahomedaniſchen Jahrs, dem Meorath Ra⸗

umben ! ober Romejen.

Allein

.p» Chardin IV, 187. et fg. p. Ins

*

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u —c ⸗â⸗îïß —⸗ —ñ—N— D

157

Alein außer den Feſten es MRamabat bie allen Glaͤnbigen vorgefchrieben worben find, gibt es noch viele andere Faſttage und Faftenzeiten, wel⸗ che die Mahemedaner ſich ſelbſt auflegen, oder ven ihren Geiſtlichrn auflegen laſſen, um :befkimmeg Sünten gu bäßen, ober um .überverbienftliche Werke zu kben 2). Die nicht vorgeſchrie benen Fa⸗ ſten fine nugleich zahlreicher, als Die geſeßlichen, nicht bloß urter den großen mahomedaniſchen Dias tionen , ſondern auch unter. den klaineren Irene Danifhen Gemeinen im.:Mufffchen Reich: _ Zataren in. Caſan zum. Weyſpiel haben nciebem Sabre über zweyhundert Faſttage, an walchen de vor Sonnen: Untergang gar nichts genießen h).:

Wenn Die, gefetzlichen Fafte der Mahomeber ner weniger lang find, ald die bee Miergenlänbis fhen Chriften, fo: finb fie bogegen viel härter. Die Mahemebaner dürfen im ‚ganzen Moyarı Ras. madan, und chen fo anuch in den übrigen Faſtenzei⸗ ten Dom Ausgange der: Soune bis zu ihrem Unter⸗ gang nicht allein nichts effen, ober. trinken, oder der: Liebe pflegen , fontern fie dürfen nicht einmahl das Geſicht, oder den Mund waſchen, dürfen feine Heilmittel nehmen, keinen Speichel hinunterfchlu: |. en, oder nur ben. Mund in ber Abſicht öffnen, um frifche £uft zu fhöpfen: viel weniger dürfen \fie ſich aͤppide Blicke, ober Worte, und Beruͤhrun⸗ gen erlauben. Fromme Derfonen fangen ihre Fa: ftea nicht arit SornenAufgang, ſondern um Mitternacht an, fo daß ſie in ben Sommer⸗ Mo⸗

nathen tatich zwauzig Stunden faſten. Die Nicht⸗

e— * diom⸗ 5) Chardig', c. 31 u 4a) Beorgis Ruß. Veilerſch· ©, 108. |

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ruͤckt halten füllte F).- !: Strenge Muſelmaͤnner ſe⸗

Ban? 7 Er | Fromunen erhbhlen Mh iR der Rache Mieble Be⸗

ſchwerden, welche fle ben Tag über. undheftamden

haben, und bringen die maͤchtlichen Stundem In

Schmaͤuſen, und anderen Luſtbarkeiten zu” Wahre fcheinlich zerſtoͤrt der ·ſchnelle Wechſel von Schlem⸗ wiege Faſten 1) die Seſundheit einey groͤßern Hahl von Menſchen, als die uͤbertriebenen Faͤſten.

Einso der erlauchteſten Opfrr ber letzteren wur der

tzeoße Beherrſcher don: Hindvſtan, Auteng »-Bebik), der vielleicht die meiſten Derwiſche durch feine ſtrenu⸗ gen Enthaltungen uͤbertraf. Die Faften bed Ras maban hemmen bie Sefchaͤfte des bürgerlichen Les bens, umd heben beſonders Handel und Wandel faſt ganz anf. Was von ben. leßteren noch Abrig

bleibt, wird in der Macht getrieben, weßwegen

ie Buazars une’ Vuden in. dem Faſtenmonde unges wo hultch erleuchtet find. - Selbft ſtarke Männer worden burch die Faſten nicht nur ermatter, unb

deßwegen zu Geſchaͤften untuchtig, fondern fie‘ wer⸗ “den dadurch auch verdrießlich, daß man. nichts

mit Ihnen anfangen kaun,, und fie behnahe fuͤr vers . hen-

nr I

i) Touthefort IH, 45.-Ruffel p. 124 © ' . k) Taverniet II. 104, | 3). Chardin IV. 165 on a- heancoup de, peine en . getems- à traiter d'aſfaires avec les. Perfans, ce jeäne les rendant' fi chagrins‘, et hi pen trai- tables, Pparticulierement' vers Ja ‚fin du jour, , quile paroillene aimme, des: extravegamn. “et » atleges: aullı ne aeiajt il puesgueszien dpraus . toat ce mois la, lurıout entire eux, ‚et des gens "de contraire religion, gout ils n’ajment pas d’&tre approchös, de queldtr atlonche- | ENTER nt gi

* 6, ur

m om 1 Du

hen fo:gae bie Enthaftung von fl; weltlichen Ger ſchaͤften, fo wie ven. weltlichem Pomp ,. und raus fdrenden Vergnuͤgungen, als eigen Sei ber go» fen anm). Mit den Derwifshen, denen ihr Gitauh ein Ernſt ift, verhält ed ſich, wie mu den Mm

chen ber Moraenlaͤndiſchen Chriften: das heißt,

fie Leben befbänbig fo, wie bie Layen in, den Faſten leben, und baher n) -fagen bie Perfer, ba ein vollfommner Derwiſch fi in einem Juftande Yon beftänbigen Faſten befinde. Herr Niebuhr a) ese waͤhnt einer firengen Secte {in Moskat, der Beiaſi, die fidy nicht nur von allen berauſchenden Getraͤn⸗ Ben, fondern aud vom Taback und Caffee enthals ten, welche Icßteren für die übrigen Diahomebauge faſt eben ſo nothwendige Beduͤriniſſe, als Brot und Reis ſind. So wie die Faſten der Mahome⸗ daner überhaupt bald Buß⸗ und bald verdienſtliche Faſften find‘, fo ſcheint os faſt, als wenn die Faſten bes Ramadan beyde Abſichten erfüllen ſollen. Nach den Ausſpruͤchen ber Schriftgelehrten ſind die Fa⸗ ſten das Thor, und der Eingang der Re ee.

ment, ou leur haleine ne les font oux et Near

logis. .

m) 1. c. p. 158. Ts dißinguent trois- fortes: de jeünes, qu’ile pretendent, qu'il fant oblerwer,

- tous trois, -ppyr- faire dignement lo, Cardme:. ‘Pun confifte, dang l’abflinence des alimens, er

* ‚des Attouchemens chärnels:' Pautre, qui con-' filte dans l’abllinence du peche: et le troißeme, i eſt de s’abltenir des ſoins temporels, et des

eis.de cette vi, nat e

c . a 3 5. | ; oil, ge a

J

t

1. ee "u

Wer im Monath Ramabaun ſtirbt, kommt unfehl⸗ dar in das. Paradies; denn mir dem Anfange der enzeit werden die Lhor⸗ des Paradieſes fuͤr alle aͤubige geoͤffnet, und hingegen bie Ateee der Fälle verſchloſſen pP). nn

Ans eben der Urfachen, aus welöen u mau fiß von Nahrungdmitteln und: den Genuſſe bes VKibe enthielt, übte man noch mancherley andere Buͤßungen. Man zwang ſich zu ungeſundin, ober angenießbaren, nicht menſchlichen Speiſen. Man derfagte ſich ben Schuß, melden ſichere, und bes queme Wohnungen, oder angemeffene Kleider ges en die Unbequemlichkeiten der Jahrdzetten, ud '

itterung gewähren, oder, man mählte fie fo ſchlecht, daß die Geſundheit darunter leiden muſte. Man unterbrach, oder verkuͤrzte abſichtlich den Schlaf, that auf alle Freuden der Freundfchaft, und Gefel⸗ Migfeit Verzicht, verwundete und verſtuͤmmelte ri nen Coͤrper, oder entfräftete, und gerrüttete ben ſelben durch unnaktuͤrliche Beſchwerden, und Marb. ter. Dieſe Selbſt⸗Peinigungen fanden ſich, wenn gleich nicht in derſelbigen Zahl, und denſelbigen Graden, unter ganz rohen, wie unten halbgehildes ten, und ſelbſt unter ſolchen Voͤlkern, die durch Kunſt und Wiſſenſchaft beruͤhmt waren. Unter ben Jaͤger⸗ und Fiſcher s Völkern find die Americas niſchen Wilden, beſonders bie tm fuͤdlichen Ame⸗

rica diejenigen, welche entweder ſich ſelbſt, oder ihre

p) p. 157. 1. c. LeiJeüne etia porte, et Vertrde de la religion: tout homme, qui meurt dans le tems du Jeune, eft bien - heureux, et va [üre- ment en Paradis, ©

0 - | . a1 thoe QAuptet Bub :Brnerer auf eine beynnhe wär

gtocbliche Urt: yeinigen. Waͤlresd ber ſecho woͤꝛ chan tlichen Faſten, weiche bie kuͤuftigen Gäuptlinge

in Guiana halten: muͤſſen, merden se taͤglich zweh wahl, Morgens und Abenda, von den übrigen . Qäuptern beſenhn . Beßh jedem Beſuch muß ſich

Ber Canbibatnimdie Mitte er Hütte, die Haͤnde uber dem Kopfe, higſtellen, ums won. einent jeden ſeiner Pruͤfen Deren Hiebe mit einer ſchweren Peit⸗

She zu erhalten;/ die aub den Wurzeln des Palm⸗

umns gemacht iſt. Die Kuoten und Spitzen deu Peuſchen, bean mil jeder Peitſche werden nun brey Diebe eriheilt bringen fo tief in bie Bruſt, ben Leib vund die Schenkel der -Gegeiff [ten ein, daß

‚tete: Dieb geführt mind, ohse Blut Aichen zu man - der Wenn Die. ſechſswoͤchentlichen Faſten, und

die doppelten Geiſſelungen an allen Lagen. der Fa⸗ ſtengeit uͤherſtanden ſinp; ſo legt man den durch Ja⸗

ſten/ und Geiſſelungen enfchöpften, und zerfleifche

te Mann it fein Dongbert, knouͤpit dieſes an auzp unbe Bäume, meh zuͤndet unter. dem Bett von ben

ſtuͤrkſten und ſtinkeudſten Kräutern .nder Hoͤlzern - eis Feuer an, Der Geſtank des Rauchs, und die

Die bes Feners beingen in. deu, der fie duldet, bald eine Art von Wuth, bald todtdaͤhrliche Ohne machten hervor. Die Leßteren- verfpeikt' man durch erquickende Araͤnke, welche man den Ohamaͤchtigen reicht. Wenn bie Gemarterten ſich ein ‚wenig er⸗ babit haben, fo verdoppelt man ben Rauch und, das Feuer, und mit beyden nehmen bie Wuth, oder die Ohnmachten ber Ungluͤcklichen in: gleichem „se: u. Zu a Ders

u Bier BE, CR RT =

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162. | . u ——

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iſſe * en Augeniticken, io da⸗

—ð entfliehen ſcheint, legt man den Sterben⸗

bden ein Halsband, und einen Guͤrtel um, viemit

BL N. 202 2

ſchwarzen Ameiſen angefälı find. Die giftigen Biſſe diefer Ameifen vaufen wie: ſchon Sinaloſen in das Leben zarück. Mac diefer legten Prüfung ges

ben die Würbigbefunbesen au den naͤchſten Fluß oder Bach, und werben nad geſcheheuer Reiniguug von den übrigen Haͤuptern alb Bruͤder anerfanut Die künftigen Zauberer peitſcht man. zwar nicht fe keftig, als die Haͤuptlinge; allein man laͤt fe. nach uͤberſtandenen Faſten fo lange tanzen , bid fr

betaͤubt zur Erde fallen ⸗), und gibt ihnen als daun einen Trank von Tabacksſaft, der heftiges Erbre⸗

den, ſelbſt Blutbrechen herdorbringt. Man wies

derhohlt dieſe Taͤnze, und dieſe Arzneyen mehrere Tage hinter einander, und bewirkt ober verſtaͤrkt - daburdy den Haug zus epileptifchen ‚Merzucdungen,

‚der einem jeden Zauberer fo nothiwendig iſt 5). Man kann gar nicht zwenfeln, daß die fuͤrchterli⸗

hen Buͤßungen ſowohl ber Haͤnptlinge, als: ber. - Zauberer in Gulana in gottesbienftlichen Abſichten geſchehen, wenn man weiß, welche Zerfleiſchungen

be Erfteren au ſich ſelbſt, und die Wildinnen au ih⸗

ren Kindern bey anderen Gelenenbeiten ausüben. - Ru der Zeit, als der Vater Gumilla unter den

Samos lebte „brach eine anſteckende Kraunkheit

aus, bie Merſchen von allen Altern ergriff 8 |

DRK.

8) Cette etrange medeeine le fait ler haut et bes, luy fait vider le fang; esla durs ;luheuss ours,

——— ——. 700 [—

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So ban die weiner merkten, oa ihre Kinber Hp _ nicht wohl befänbenz fo burchbehrten fie ihnen weit einem fpißigen Knoden bie Runden, fingen.beif He rvorſtroͤmende Mut mit ihrem Munde auf; und ſpuckten es uͤber vie Coͤrper der Rinder vom Kopfe 558 zu den Ferſen bin. Sie erneuerten dieſe Wise ben alle Diorgen, bis die Kinder entweder g

wourben, ober flarben. Um biefelbige Zeit waren Die Haͤupter der Guamos verpflichtet, ſich jeden

Meorgen zu zerfleiſchen, nm mit ihrem Blute ben Magen ber —** zu beſtreichen, die ihnen ge⸗

bracht, oder gu welchen fie hingeruſen wurden.

Wegen dieſes taͤglichen Blutverluſts ſahen bie ges -

ſunden Haͤupter blaͤſſer, und magerer, ald Wire der Kranken aud. Aungenſcheinlich hatten bie Ver⸗ abuse. der Haͤupter, und ber Kinder Beine ans

dere Abſicht, ale die Goͤtter zu verföhnen, von welchen man mähnte, baß tie ' Seanfgelten wären |

augeſchickt worden.

Auf ihonhe Arten fudite: man bie Obi

nicht nur in anderen Theilen von America, fonberm auch unter den Megern, und ben Bewohnern ſo wohl der Suͤbluͤnder, «ld ber. Ghbfer: Infeln: gs verſoͤhnen. Die Floridaner hatten jährlich Buße fefte, an welchen alle ohne Ausnahme fafteten, bie

Priefter in Wildniſſe flohen, und die Weiber ſich

derfenten, und bad Blut in bie Luft Meere 2)

»). Sam. der * xvi. * S. 504 Die, Bin

den. am Miſſuri follen jährlich Arı Gornenfefe, 8 | üben Persia da Lac’ Erg men

1

(4 241 4 ...

= x u ⸗⸗

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a6 L or ee \ Ee Mrfeſter —* Monche, ad delihen Zunge fractan in Menien.a) - raten. die Naͤchte mh Beas: ſchlaflos zu, weil fie außer anderen heiligeg Qendlaugen fi bie Beine, ober. andere Theile 5 Leibes wit Kharfer Inftraͤmguten zexritzten wrltche fie daux in: Keine Bündel yon Stroh ſteck5 Sk, damit das Bolt om dieſes blusigen Werkzeugen iher Suͤßunges erkeynan koͤnne. Die Merigang ſchen Prieſter geiffelton ſich an. manchen · Feſten nis ſchweren und Inotigen. Peitſchen bis auf's Blut, ‚und Kierin ahmte ihnen, das · garze Volk uch, Viele Geiſtliche gingen in ihrern Buͤſangen fo-weit, daß ſes ihre Geſchlechtotheile mittou durchſchaitien, oder fich auf andere Arten. verſtuͤrmel ten, um ſich zu ven Vergnͤgungen dar Lebe afmalic untücsig zurmachen. Foſt auf dieſelbige Her geiffslsen,. un u ——— Fchedier Prieſter in Peru ). Mauqhe wen dieſen Prieſtern begaben ſich in ie oͤdeſten Wildniſſe auf dem höchften, und unwirthbarſten - Bergen, ober flachen fich die Augen aus, oder ſtuezoa fi gar vor Fatſen in Naufenole Abgruͤn⸗ wdvertzineb 2). Doß die Beweohner. dar Suͤdlaͤndan. wud Suͤdſee⸗VFJufeln ſich ſelbſt, ober: isn Hint dern gur Verſoͤnnung der Goͤtter· lioder der fing

u ger abſchneiden, oder Zähne mwöfckkagen, ⸗0), ifk:

baanmn al⸗ dog. He Reger au be Sadtune =) Acoba v. c 1% 17. F . 221, 83,26, Wera J "16. et Zarate l: . 2 1

“ns; . à4 4 Cooks letzte 2er 1. 16: ©,

.

Ah den Obreleib von der. Olulerhn Bikandie Dieb

ver erſchaeiden, am ihre Sünden ye bogen 9).

3: fg]

. Unser den Voͤlkern bed alten ODeunto {deinem bie "Yegpptier am mäßigfien,. bie Syrer hingegen am ausſchweifendſten in veligiäfen Selbftpeinigume gen geweſen zu ſeyn. In der Stadt Buftri wars jaͤhrlich der. "Wis zu "Ehren ein Feſt gefsiest, je welchem aus allen Gegenden von Aegyptena Sant

viele Myriaden von Maͤnnern und Welbbern as

ſfammenkamen. Ale diefe Myriaben warden maß Sollbrachtem Opfer gegeiffelt. Die Kaviar, bie fi) in Aegypten niebergefaffen hatten, begwägten: ſich nicht mir dieſen Geiſſelnugen, ſondern vermnu⸗ deten ihre Geſichter mit Meſſern, ober Dolchen, welche fie entbloßten; ein gewiſſer Bewals, fapb:

gerobor hinzu, daß fie Fremde, aub nicht Eier gebehrne ſind c). Die Prieſter des Daal |

gen zerfeßten fi mit Meſſern und Pfriemen, als ihr Gott zögerte, ihnen burh ein "unter. ge‘ Höfe zu tomwen d). Die Bexchrer dev Eyes:

gr FNKen, oder der Venus tn Hierapolid Hlien >

em

Rn de Eıy India Orient, ©, 5%. © U. 63, Spätere Schriftfieller ermäbnen eiferner

re weihe die Priefter des Saturn | ana '

E db, imd es einer Rinde, welche Me —* ale gezogep hatten, Achmidt p, nn DI ei audı feinem Zweifel * —8

bleibt man doch, in Anſehung der Urſachen des

ragens der Halsbaͤnder, und Nafenringe ungemiß. ‚No mehr kann man es bezweyfels, Ref Richt in den aͤlteſten Zeiten geſchehen ſey. |

4, 1. 19. 28. Vuch der Koͤnige.

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"Mel vide vlaa bey: Berfegungen - bon. eher heiligen Wuth *2 entmannter ſich / und wurden von ben Beſitzern der Haͤuſer, in wel⸗

fehen. Wiele,

dpa: fir bie 'aligefiheittenen -Iihelle geworfen hatten,

weit: weiblichen Kleidern augetban dd). Die wos |

weh / und falſchen Prieſter der Dea Syria, und Cybele, bie in den erſten Jahrhunderten nach

—— eure in: Griechenland und Italien ums

er. zungen; lockten die fiaunende Menge vorzüglich

dedurch an: fich", bag fie in Aufällen von heiligen

Maferey- 2m. Arme gerbiffen, oder. mit Meſſern

ten +). Bon ben Juden ik ed aus ber _ keifigen. Geſchichte bekannt, daß fie an ihren Buße

feſten barfuß, in Sacke nnd in ber Afche faßen, .

ud ſich geiffeiten. Die Pharifaͤer ur geiffelten ſich

wicht bleß au: den Vaßfeſten, ſondern zu einer je⸗ "den andern Jeit, vorzuͤglich auf volkreichen Stra⸗

Bew und Plaͤtzen, um durch ſolche überverbienfe

liche Werke den Ruf, und die Vortheile einer ſel⸗

temen Heiligkeit zu erwerben. Die Juͤdiſchen Bäs- fungenn waren zu Plutarchs Zeiten muber dan Grie⸗ chen und Roͤmern fo gemein geworden, daß er dasg

im Sacke, oder in zerriſſenen Lumpen, das

Waͤlzen im Staube, das Wehklagen über ben

Genuß uoerlaubter Greifen und Geträsfe {u ben

s „ges

2) Da Den Syria In Luck, Oper m. Fame |

e) Martial, Epigram, XI, 85, Alba minus faexia

'Iacerantur brachia eultris cum furil ad Phrygios euthea turba medos ; und Apulej. vıukp 14 Eolvi, Diuque capite demiflo , . . et —8 quam morübns Ar ineurfantea mufculos, ad polremum ancipiti ferro, quod gerebant, guisque brachis diffecant, . (us

. m bee

e,

—8

groben Kingerugen bed Werglaaben ſeiner

Zeitgenoſſen zaͤhlte f). Selbſt binsige Buͤgungen

waren nuter ben Ortechen und Römern fo alt, daß man ihren Utſprung entweber gar nicht, oder nur auß

Weiligen Sagen angeben Tann. Die Prieſter der Dei

lona opfesten von jeher biefer Göttin ihr eigenes Blut g). Einer alten Ucherlieferung zufolge vers wantelte Lykurg bie Dienfchenopfer , * man bis dahin bes Diana gebracht hatte, in Bintige Geiſſelnagen, bie vor dem Altar ber Göttian am Spartaniſchen Fänglingen vorgenemmen, und wos darch der Altar. dev Goͤttum mit Bint beneßt wur⸗ de æ). Man erzaͤhlte noch gu ben Zeiten des Pau⸗ ſenias, ba, wenn bie Geiſſelnden aus Mitleiden ober and Achtung gegen 7 Geb Son Abmglingen eine gersiffe Schonung

gen viofe bendefen,, bie Obttien Ihren Zorn vr hs eiue- feldie Wikive baburdh äußere," Baß- ihr fonft Lleichtes Bild unerträglich fchwer werde; ES war: eu eben fo natuͤrliche Denkart, daß man dur: freywiliige Dchtigungen, als daß man durch Ehräs: nen, Welliagen, und andere Merkmahle des in⸗ nigen Gefuͤhls goͤrtlicher Strafen der Zorn boͤerer Natusen mſe koͤnne i).

-,

5) vi, 643 Edit, Baiskil.. 2) Lactant, I. c. 21. h) Paufanias III. 16,

) ges; Tufeul. Quaell, III. 29. Accedit laper. Atio muliebris quaedam, Exiftimant enim,

- diis immortalibus fe facilins fatisfacturos, hi

eorum plaga perculG fucio⸗ fe et Araros elle Sieantur. |

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. \ 200 m | % 40

» I. ig. Eap. Rogers, Auch Oringian TI. "4

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Bo mon anuehm⸗⸗ Dorf, A Be Keane Bien. ber Himns zu der Zeit, aiE die nischen yuerft mit dieſen Wolke befemit wurden, den beusigan Goͤtterdienſt aͤhrlich warz fo Taun. man _ ſicher behaupten, daß. die Hindus van jeher im

Ruͤckſcht auf. velbhaewoͤblte Buͤßnogen elle uͤbriga

Moionen hinter ſich ließen, uber weriaflend DM Inların andern Volke übertroffen nun: nass:

Senne: Banga: k) wird der Wagen. biefes Gets

tes Durch bie Stroßen, ober in der Nacbarſchaft

wo EStaͤdtarmunhergezogen. Ju de Mitte: 1)

Aseährficht ein hoher Pfahl aufgerkiter ,. durch daffen; aberes Fude ein heweglicher Walken geht. Ven der: Gpitze deßs Balkene hangen mohreen GStricke mit Karken eiſernen Hakan herab, melde: 7 be Weibef fo wobl, ais Maͤnger Sch Ann,

fleiſch am den Schultern, oder gar. brands Abe

| —**— Rippen ziehen laſſen, bawit man fie vor⸗

mittel derſeiben emporheben koͤnne. ‚Arie in: Ime)

aſt Schwebenden sehen ‚vor, daß fie Keine Gchine zeu gpfinden,: Um bie glauben au machen, ne}

ches fie allerlen Mranaben mit Degen, welche fie: inter Hand haben, ober fie laden, ‚und ſchietzen Gewehre, glelhfam zum Beihen der Freude ab. Damit man aber doch das Jammern ſolcher, die

viellacht durch die Heftigkeit ber Schmerzen uͤber⸗ paͤltigt werben möchten, nicht hoͤre; fo un bie Winftehenden in wuͤthende Geſchreve and, Vie ſo

lange erneuert werben, bis man bie In ber Luft an wieder bie kete herobgelaſfen at.

Eben

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“en ir Bameitdkn; welcher die erwahn⸗ tom freywilligen Marter ber Hindus zuerſt anfuͤhr⸗ ta, war Augenzeuge von folgenden ſchreckliches Geist; Peiaigungen ). Er fand im J. 1604060 einer Meinen Pagode dor Parvati einen Brahmin, Der unverruͤckt auf einer Gtelle ſaß, und füdy wie‘ zum Schlafen niedrelegte, ſoudern bloß ſcheub fddfummıerte. In den Stunden des Wachens wur’ melte ber VBrahmin entweder die Nahmen des Bowara, ‚oder andere Gebete her, fhmädte bay Bild des Gottes mit Blumen, zuͤndete vor bems ſelben ein Sicht an, und bramite Raͤuchwerk. Ron Zeit zu Zeit forang er ploͤtzlich anf, und flellte fh forgerade und unbeweglih, wie eine Wilbfänle, auf:den Kopf. hin. Er erhielt fih in biefer Stels . Jung fo lange, daß alle Zufchuuer dadurch in bad. boͤchſte Erſtaunen verfeßt wurden, Bisweilen bes gab er fich auf ben Hof der Pagode an einen Platz, wo er Über einer Brube mehrere Bambus Stäbe im. Form eines Galens errſchtet, und an den Aber liegenden Querr⸗ Deab zwey Stricke mie Schlin⸗ gen beſeftlat hatte. Er zuͤndete alsdann in der» Cube: ein Feuer an, und legte nm die Grube Rei⸗

= fen, oben Sracke von Dolg der. Men biefe gen ı

ſchehhen war ;: fs idee er die Yon dem obern Dambg s Stabe herabhangenden Schlingen um . femme Weine, und ſchwenkte fi mit dem ganze: Ebeper eine haite Seunde laug bin und ber; fa datj er min dem Mopf, und Geſicht beſtaͤndig durch dit lodeynde Flamme fuhr: wobey eu unaufhoͤrtich betote, und das Fener mit dem nut bie Grubee liegenden Hetze anſchuͤrte. Ohngefaͤhr um dieſci ige AB wrna ein auderer Vuͤßer einen Auanen - urn . \ ' um

3) Roger U. 17. Gap: TE

x u Dr u [4

Fi

28: . - ———.

ww den Hals, der aus eiſernen Bohen betand,

vier und zwanzig Pfund ſchwer war, und mie ein Zaun den. augen Kopf einfäloß.: Der Taigens beste -bu6 Gleläbhe getbam, „feine Wilede wicht chen, abqnlegen; als bis ex fo viele Allmofen zuſammen⸗

gebracht habe, daß er eine Pagode erbauen koͤnne.

we ſchleppten ſchwere eiſerne Ketten hinter ſich

ber, oder gingen auf Saudalen, aus welchen fharfe,

Spitzen hervbrragten, und wodurch bey jedem Tritt die Fußſohlen verwundet wurden⸗ Noch mehr

wunderte ſich Rogers, als er einen Mann er⸗

blickte, der ſich mit einer ſtarken Kette: an einen

Baum hatte feſtſchmieden laſſen, um an dieſer

Stelle fein Leben unter allen Beſchwerden der Jahrs⸗

rn ‚zeiten, und Witterung, fo wie unser den befläuhte .. gen Gefahren des Qungertobes zuzubringen. : Die meiften und härteften Buͤter finden 77 ‚unter ben Joghis, die ohne alle Bekleidung entwe⸗

Ver unter Bäumen, ober unter den offenen Hallen

‚ber Pagoben wohrnen m). Manche ven biefen Jo⸗ ghie haben Haare, bie bis auf die Ferſen herab⸗ fallen, und durch Mangel von Pflege fe verwirrt,

ober gufanmengefiebt ſiad, wie das Haupthaar der

Ungloͤcklichen, die eines Weichſelzopf Haben, Ber⸗ nier ſah au mehreren Orten Joghis, die einen oder

ten, daß dieſe Gliedmaaßes wie abgeforben wo⸗ sen, und weber zum Nehmen von Speiſe und

TDrank, noch zu anderen. Verrihtumgen gebraucht :

werden konnten. Diefe Büger wären in-ı Tuner. Det verhungert oder verdurſtet, wem nicht

") Beroier IL. 138. er fq. D

beyde Arme fo Lange über dein Kopfe gehalten hate '

Ks bächtige Perfonen ihnen bad Retlweꝛdi gun -

171

Hätten: Wubeve ſtanden diele Tage-Tang aufreqht,

ohne ſich eine andere Ruhe zu erlauben, als melde

ihmen ein kurz dauerndes Hinſtuͤtzen auf ein dor ih⸗ wem ausgefpanntes Geil gewährte Die. Weine

ter freyem Himmeil ihr Geficht fo lange gen Him⸗ wel richten, daß fie baruͤber dad Vermoͤgen verlie⸗ ren, ihren Kopf in eine andere Stellung zu briu⸗

gen: : Der Hals folder Starrer ſchwillt fo gewal⸗ tig.an, dag er eine gleiche Dicke mit dem Kopfe

erhaͤlt a). Manche halten ihre Fäufte fo lange und - feft zuſammengedruͤckt, bis die Mägel durch den

Rücken der Hand durchdringen 0). Beugnifle - der nemefien Meifeuben beweifen, baß bie von mir | erwaͤhnten Büßangen bis anf den heutigen Zag uns.

tee deu Hiadas fortbauern „), und daß fetbft die

. 40 den Küften der Jubiſchen Halbinſel ee: | | are

1188, Hımilon, . Ze

.e) ib,

» Man f. bei. Niebuhr B. 1:75. Grofe }. s6. |

Fıyer p. 108. Gonnerak. I. zıg. 200, Turner

2. 510,211. Die Subiigen Fakirs haben in den

- Zumpen, womit fie fi dehaugen, fehr oft Gold und Edelſteine verſteckt, weßwegen dev Kaiſer rengzeb ihnen einſt aus fiheinbarer Miſdthaͤtigkeit

für ihre Lumpen neue Kleider ſcheukte. Tavernier

„Liefer Buͤßer wurden von dem Langen Stehen fe: Du and aufgeſchwollen, wie igve Schenkel waren, Aehnliche Wirkungen empfinden diejenigen, die ups.

lI. 33. 160, Ovington 1, zen: Selbſi die Ioguık

follen mit. Evelfteinen,, welche fie ig ihrem graͤßli⸗

Gen Hanraeditihe verftede hatren, einen Kandel

. weißen, Groſe I. 197%. .

oͤſtlichen Afiend :fäychreh fid die Ehimefen , aheii

1 2 "2

Parſen eiken'miäh. gerugen Tell Br der Hindus angenommen haben N \ TORE

Unter den aurigen Wotkern —* lachac ae:

ptelmehr bie Bonzen der Chineſen ben Selbſt⸗ Minen - nigungen ber Hindad am mehflen mörkkeri Pi

Le Comte traf Bonzen an, welche arcadiche Meta:

ten, die dreyßig Fuß lang waren, mr einem Arme: und Beine trugen, und: nue mie genkum Mühe: durch bie Straßen ſchleppten. Andere (Blugen» - niit großen Steinen fo heftig auf ihre Abpfe, Daß. das Blut yon allen Geiten herabraun. (in juns ger Wonze hatte ſich in einen Keſtg einfperren Laf fen, der dicht mit fatior Nägeln befegt, oder: ausgeſchlagen mar. Elnem Geluͤbbe gemäß wullte:

0 er wit eher and biefem Kefig heransgchen; abe.» bitsß er einen jeden Nagel mit feinem Wlude Ben an andaͤchtige Menſchen verkauft habe ). J

Wenn die Indiſchen Buͤßer jemahls neicht wurden, ſo geſchah es durch die eifrigſten unter den Ebhriſten, die durch ausgeſuchte Sewſtpeiu gungen ihre Suͤnden zu tilgen, oder nad dieſen Schen h che Grade der Seligkeit zu erlangen hof⸗ ten, Merkwuͤrdige Behſylele don Chriſtlichen Errumig gungen werden bald nachher vorkommen. Bu den allgemeineren Buͤßungen der Chriſten, die ſich

| nicht bloß auf Hedenogeiuis⸗ und Einſi A bes

9 Da engen Grein Reifen III. 43. S. ach Le RÄT u. AN LE Memoiren fur les Chie |

E.

DEE. ———— s

Sa

U 173

ſchraͤnkten, gehoͤrten das Tragen. von beſchwerli⸗ |

chen oder peinlisen Laften und, Kleidern, und dan

Geiſſelungen. Was andere Chriſten thaten;. un

ben Zorn dir Gottheit zu verſoͤhnen, oder um ihre Önade. zu erlangen, das thaten. bie Mitter in gleichen Abfihten um ihrer Schönen willen. Ei⸗ nige ließen fih eine Zeitlang Binden. über eing

son ihren Augen. legen. Audere trugen Ringe

und Ketten, weßwegen das Tragen von Ehren⸗ ketten bis auf ben heutigen Tag ald ein Beiden von Srgebenheit betrachtet wird 8). elfjelungen murden in den Chriſtlichen Abendlaͤndern nicht eher,

als im zehnten Jahrhundert bekannt. Der Uthe⸗

ber berfelben, war ein Einfiedier, Dominicus, mit bem Beynghmen ber. Gepauzerne, weil er ein eifere ned, mit Zacken verfehenes Panzerhemd auf be bloßen Leibe. trug u). Das Beyſpiel des Eremi⸗ ten griff Ichneller. unb gewaltiger um ſich, als bie gefährlichite Contagion. Es entitanden zahlreiche Schaaren, xud faft. kann man fagen, Heerszuͤge von bie ganzen Ländern und Propius en ben Untergang drohten, und nur mit ber äußere Gewalt zepfirgut werben konnten. ' Deffensliche Geifjelungen haben fih am längfien unter den Spas niere und Portugieſen erhalten,. Noch im Anfange

des achtzehuten. Jahrhunderts zegen bie vornehm⸗ ſlen Maͤnner und Juͤnglinge in Spanien au feſtlichen

Tagen durch die Straßen der Staͤdte, geiſſelten ſich, beſonders upter ben Fenyſtern ihrer. Schönen,

und.befprigten diefe mit dem Blute, was fie durch bie Geiſſelungen hervorgelockt hatten x)... Wahr⸗

en u ſchein⸗ &) St. Palaye I. 190. 036. u) Pelliccia II, 198-200.

x) Labat Voy. en Eipagne I, 18%. .

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fchetafich bereiteten ſich bie Spanier auf eine Ahnit

Ge Art, wie bie Portaglefen in Brafilien, zu ihreh

Blnttgen Gelffelungen vor y). Diefe Heßen naͤm⸗ lich am Tage vor ben Faſten, wo fie ihren Um— gang und ihre Sffentlichen Geiſſelungen vornehmen

wollten, bie oberen Theile bes Coͤrpers burch Scheer \neffer over andere Inſtrumente verwunden, damit

bie Geiſſelungen die frifchen Narben aufreiffen, und bas Bint um deſto zeichlicher fließen machen moͤcht

ten: Andere, bie ſich nicht griſſelten, trugen ſchwer⸗

Keten, oder Stüde Holz, ober Eränze von Dei

gen, deren Spigen gegen bie Bruſt gerichtet waren:

Ungeachtet die Mahomedaner anf die Faſten

einen noch hoͤhern Werth ſetzten, ala die Chriſten, ſo waren fie doch von jeher. in allen uaͤbrigen Ar⸗ ten von Bägangen weniger eifrig, als biefe. Un⸗ ter den Perſern üben bio die vollendeten Lehrer,

welche fie Muchtehed nennen, die Rechte ber Geiſ⸗

ſelung gegen reuige Suͤnder aus. Wenn Jemand

tn irgend einer ſchweren Suͤnde, in Trunkenheit / Blasphemie, dem Genuſſe unerlaubter Speifen

n. J. w. gelebt, und den ernſtlichen Vorſatz hat, fich

"gu beſſernz fo geht er mit mehreren Freunden, bie gleichſam Buͤrge feiner Meue und Belehrung vers

ben, zu einem Muchtehed, beichtet biefem ſelne Vergehungen, nnd bitter den Heiligen fußfaͤllig, baß er tha freyfprechen well. Der Muchteheb

haͤlt als dann eine ernfiliche Strafprebigt, ermahnt

. ben reulgen Suͤnder zur Staudhaftigkeit im Guten, gibt ihm mach Beſchaffenheit feiner Echuld mehr,’ ober weniger Streiche, und fertige ihm einen Abs

laß⸗

y) Barbinais uf. 240. 841, ein

In 15°

Lo ». Brief aus, ber aber zagleich ben Empfaͤn⸗ ger, wenn:er zuruͤckfallen ſollte, dem Zorne Och tes undder Rache des Ali auf ewig uͤberantwortet.

Wem Voͤlker einmahl die Meinung gefaßt hatten, daß man durch Faſten, Enthaltungen und andere Büßungen die Gnade der Gottheit erlange, und. ihre Ungnade verfühnes; fo konnte ed faſt nicht

ſehlen, daß nicht einzelne, aͤngſtliche, oder. übers _

fromme Perfonen zu dem Entfchluffe gekommen de

ten, ihr ganze& leben, oben doch einen beträcdhtii ben Theil deffelben In Kaften, Euthaleungen amb

Buͤßungen hinzußtingen, um beyde erwähnte Zwecke,

ober doch einen berfelben zu erreihen. Die Auße führung eines folhen Entſchluſſes brachte nothwen⸗ Dig eine Zaruͤckziehung von den meiften weitfühen Berfireuungen, Freuden und Geſchaͤften hervor, auch wenn bie Büffenden fortfahren, in bee Mitte ihrer Familien und Mitbürger zu bleiben. Die ernſt⸗

lich Buͤßenden merkten es aber bald, daß ber Aufs

enthalt unter den Kindern der Welt zu viele Ver⸗ füdynugen, ober Aergerniſſe, oder wenigſtens Line

terbrechungen ihrer Andachten mir fi: führe 2) 3 und fie entflehhen vaher aus bem ect ah

de du um Urouswm Tic änaf Um Dias ayIsc

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reicher Gefell ſhalten in eiĩne * —— | fie verbanden ſich mit: anderen von gleichen —* | amgen, um nad gewiſſen Gefetzen, unb unter gew willen Oberen ein heiliges Leben zu führen, und KG gegenfeiig zur Warnung und Aufınamterung zu

dienen. Im ciften Falle entſtanden Einfiebler:

tm anderen moͤnchiſche Vereine. Veyde wavesn MWirkungen allgemehner Anlagen ber menfchlidrem Maturz;z und fanden ſich Daher umten den verſchier Senartigften Voͤlkern, welche nie die.geringfie Gep meinfchaft mit einnuder hatten: Wenn gleich Möwe erey eben fo natuͤrlich iſt, als der. Stand bey Mänfiedier ; fo faun man doch behaupten, daß bier fen Älter und. ollaemeiner war, als jener, weil. des Exrtſchlaß einzelner Menſchen hinreicht, Einſiedler gu bilben, anſtatt daß zu moͤuchtſchen Vereinen eine Bufammenfiimmung * mehreren gleichgeſnnten

Werfonen erfarbert wird: ..

Die U⸗terſuchangen uͤber die angeblichen Zau⸗ berer und Beſchwoͤrer werden lehren, daß Diane che derſelben ſelbſ unter den reheſten Wilden ſich eine Zeitlang in Einoͤden begeben, um ſich ferr. Don > aller: wenſchlichen Sefellichaft: · dr. Umgenges, umh Weyſtandes höherer Naturen würdig zu machen. Im weſtlichen Afien waren bie Albanier das erfte Walk, ober Eins: der erſten Völker, unter wels chen die Geſchichte wahrer Tinfiedler erwaͤhnt. Die Albanien verehrten vor allen anderen Goͤttern den Mond. Der Hohepsiefter. des Mondes hatte in Ruͤckſicht auf Rang. um Eiskünfte.nur den Koͤnig über ſich. Seine Gewalt erſtreckte ſich nicht bloß über. bie. großen Beſitzungen und Schaͤtze des Tem⸗ ple, fonbern auch über bie Egaenn der a

. wein:

>

| | 11T. geweihten, unter welchen Maunche ‚von. einem a Yichen Geiſte getrieben wurden und weiſſagtzn a“.

Diejenigen,. welche der. Geift ber Weiflagung am

ſtaͤrkſten ergriff, ‚serliegen ihre. Brüder, und irra ten. einzefp In, Bad: Waͤldern amber 6)⸗ Aehnliche Tempel und Hohepriefter, auch aͤtznliche Schaaren von Gottgeweihten beyderley Geſchlechts fanden ſich zu Komana auf dem Antitaurus c), In einer Stadt gleiches Nahmens im Pontus d) yud zu Peſſinus e). Es iſt fehr.mahrfcheinlih, dag unter dieſen vie⸗ len Tanfenken: von Gotiesknechten Manche ſo ſehr begeiſtert wurden, daß ſie, gleich den Albani⸗

ſchen, in Waͤldern oder Eiuoͤden umherſchweiften.

Ungleich merkwuͤrdiger, ols bie Albaniſchen and andere Einſiedler im weſtlichen Aſien, waren die. Therapeuten, die fat gewiß im dritten Jahr⸗ hundert vor Chriſti Geburt unter den Juden ent⸗ fanden, und fidy zu Pbilo’s Zeiten über alle heile Bed Roͤmifchen Reichs, wo Juͤdiſche Cokonien W u on wohn⸗ "a Strabö X. - 69... .* | 67 7 ispoduhuy; os a4 Gesiwar erh, ai wpoßyraiadırn. nr

by i.c, ds dtav aurwv er wÄsov nuraagerog yaya-

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c) XIl. 809. wAusov usv TO TaV Yaopochrad' —*

Jos, au co Tu IspodsAwv 8v aury: . Der lezteren

waren mehr, als ſechſtauſend, ſowohl Weiber, als Minner. 0 nn

" 3) 16.838, 369. Auch hier waren 6000 Inpößrrn

Lupe en,

. BR se wäh: Min, 2. N '\%

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eine heilige Ucebung war pn); ‚fo. ag die ni | peuten micht cher,al® ayı Abend, andy deßwegen nicht, weil fie die: Stillung ner coͤrperlichen Ber

duͤrfniſſe für Werke der Finſterniß hielten gi

Btre; Speife beſtand in :gefkuertem oder ungefämee: .

sem Brot, anb-ihe Trank in: Waffer, Selbſt ai

deu. froheſten. Feſten wuͤrzten⸗ ſier das erſtere nut

durch etwad Satz and. Iſopen 77. Manche faſte⸗

gen drey, je ſo gox ſechs Tage, ohne’ das geringftd

von Speiſe und Trankezutſich zu nehmen O. Ihr een Wohnungen: und Mihruagsmitteln eutſprachen bie Kleider. Die Therapeulen Irugen im Winter Roͤcke von. graber Wolle ,. Im Sommeér san gemen⸗

ner Leinewand &:. Eben dire Therapeuten, irdelche

fen ſechs Tuge in der Woche in ihren Cellen ober

Gapellen eingefhkoffen hieftch‘; ohne. auch‘ nur cin eimziges Maͤhls aͤber bie Schwelle zu kommen, vber einer Blick in die Außenwelt su hun u), verfattd

wieen ſich am fiebenten Tage in gemeinſchaftli⸗ ben Bethaͤuſern, iwo die Aelteſten und Weiſeſten entweder; heilige Reden hielten, über heilige. Schoffe

ser Borlafen: und auslegten, ober heilige Geſaͤnge eisen aan weten" die: Uebrigen Thbeil naht

.. . * m k m. men,;, PR . PR‘ r f ,

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D) p. 476. exudy TO 18V Pirpsaqreıy. aEiay Parrog Apo ·

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Städte auf's tank, entweder in ſtille Gaͤrten und

Laudſche, oder .an kuhige Plaͤtze, too andere The⸗ rapeuten fody türdergelafien hatten, und wo fie alſo vor den Anfälten vor Mänbern nicht weniger fiher . weren, als vor ben ıböfen Beyſpielen verborbener Menſchen m). Auch bann, wann fe ſich In ber Mähe Yon Anderes anbunten, führten fie ihre Weh⸗ nungen nicht 'in Kichten Reiben auf. Jedes Haut blieb von dem nächſten Durd einen gewiffen Raum getrennt, Damit es gleichſam zu einer abgefchieber nen Einfisdeley werde. Die Wohnungen der Tier zapenten waren hoͤchſt einfachh, und dienten bloß dazu, ihre Brfißer den Winter uͤber gegen die Kälte, und im Sommer gegen den Brand ber Sonne zu fhhßen. Bey aller Ihrer Einfachheit hatte. eine jede Therapenten⸗ Wohnung reine Capelle w), in welcher tie Therapenten fi ſechs Tage in der Woche von Aufgaug ber Sonne bis zu ihrem te dergang unaufhärlich mis dene Leſen heiliger Ws cher, oder mtr GAbsten,: frammen Betrachtungen und Geſaͤngen' befchäftigten a). : Man brachte. im diefe Capellen weder Speife. und Trank, noch an⸗ dere Dinge, die ſichlauf den Coͤrper bezogen, den zur Befriedigung coͤrperlicher Beduͤrfniſſe dienten. Da in ven ſechs Tagen ter Woche die ganze Zeit

zwifchen dem Aufgange und Untergange ber Sonne Be en ‚eine

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a) Phbilo nannte diefe Hand = Kapelle ouvuiay und KOvasypıoy, 09 Ü Aevamsyo Ty4 esuya ic abet: : pa Torten, | 6

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133 —X

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wahre Einfiebler, Die burch. ihre Bißinngen und uͤbri⸗

gen. Andachtsuͤbungen entweber die Suͤnden des vor; dergehenden Lebens zu tilgen, ober in einer beſſern Welt ungewoͤhnliche Grabe von Seligkeit zu erlangen koften. Zugleich Tann man fie wegen ihres Benfanis menwohnens, ihrer gemeinfchaftlichen Bethäufer und Andachten als Moͤnche anfchen. Die Therapenten weren Muſter genug, um Andere fowohl zum eins

fieblerifchen, als zum Miöndötehen zu veißen,

Die erſten Nachfolger der Therapeuten. wa⸗

ren die Ebrifilichen Einficbler in Hegppten, bie

in dieſem Lande entſtanden wären, auch wenn

ihnen das Venfpiel der Therapenten nicht vor⸗ geleuchtet haͤtte. Als das Haupt der Chriſt⸗

lichen Einſiedler nannte man mit Recht ſchon im

vierten Jahrhundert den heiligen Paulus von The⸗

bene) Die Verfolgungen unter dem Decius unb:

Valerian noͤthigten ben funfzehnjährigen Juͤugliug, feine Vaterſtadt zu verlaſſen, und auf feinem abs gelegenen Landgute einen Zufluchtsort zu fuchen d). Weil er fuͤrchten mufte, daß fein eigener Schwa⸗

ger ihm bier verrathen werbe, fo entfloh er in die Thebaiſche Wuͤſte, Die zwiſchen dem rohen Meer

uud dem oͤſtlichen Uſer des Mils liegt.“ Hier lrrte er eine Zeitlang. umher, bis ei: endlich anr Fruße eined Berges. eine Deffuuug ſah, Kie mund ee Ze ein

e) Hieronym. in Pauli vita p.%4r, Amathas vero

et Macariue, dilcipuli Antonii, .: otiam uns

affirmant, Paulum quendam Thebaeum pringin rem illius rei fuille, quod non tam noihind, .

. uam opinione nos quague comprobemns ıu Abe | Br ac ve

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. men. Sie ‚lafen zürh. dentetan.bie ‚heiligen Schreiß ten. nicht nach dem buchſtaͤblichen Sinn, ſondern ſnchten ollenthalben einen geheimen, tief verſteckten Sim auf. x). . Ste verglichen daher ein jedes. heis Lige ‘Buch mit einem lebenden Thier, an welchem der- buchſtaͤbliche Sim den Eörper, ber geheime Sinn ‚hingegen :bie Seele ausmache. Noch ans

bäshtiger, als ben: fiebenten Tag, begingen fie den

fiebenmahl fichenten, und beſonders jeden funfzigb zen Tag, von welchem ber vorhergehende nur ein Berfefi.war.y). ; An biefen großen Feſten ders einigten. ſich Männer und Weiber gu Einem lobfins genden Chore æ), anftatt daß währen» den Andachs ten des fiebenten Tages bie Weiber von den Mäns nern abgefondert blichen a)... Die Therapentins nen waren. meiſtens alte Jungſrauen, bie nicht ges . zwadgen, wie einige. Griechiſche Prieſterinnen, fons bern freywillig das‘ Geluͤbde tiner ewigen Keuſch⸗ heit abgelegt: nad vewaͤhrt hatten 5). : Die The⸗ rapeutinnen, fagt Phile, verachten bie fi nnlichen

Lüfte, aus Liebe zur himmliſchen MBeisheit, nach

weicher fie ſtreben. Sie wuͤnſchen nicht ſterbliche, ſonderwunſterbliche Kinder, vergleichen Gott lie⸗

bende Seelen nur aus fich. ſolbſt gebähren können, _

wenn ber. Vater der Wetsgkit:-Btrählen feines Lichts iu dieſelben audgeftvenar Bat. Unläugs | baroareꝛ Die Thgenpkuten om beyrerley Geſchlecht/

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| 122 v⸗ {m . , wehre Sinfiebler,.die durch Ihre Buͤßnugen und uͤbri⸗ gen: Undahtsübungen entweder die Sünden bes vor: bergebenten ‚Lebens zu tilgen, ober in einer beſſern Welt ungewöhnliche Grabe von Seligkeit zu.erlangen hoften. Zugleich Tann man fie wegen ihres Benfanis menwohnend, ihrer gemeinfchaftlichen Bethaͤuſer und Andachten als, Moͤnche auſehen. Die Therapenten waren Muſter genug, um Andere ſowohl zum ein⸗ fiedleriſchen, als zum Möndgöleben zu reißen,

Die erfim Nachfolger der Therapeuten. wa rou bie Ehriftlichen Einfichler im Aeghpten, die in ‚biefem Laube entflanben waͤren, auch wenn ihnen das VBenfpiel der Therapenten nicht vor⸗ geleuchtet hätte... Als das Haupt der Chriſt⸗

lichen Einſiedler nannte man mit Recht ſchon im.

vierten Jahrhundert den heiligen Paulus von The⸗

bene) Die Verfelgungen unter dem Decius und:

Valerian noͤthigten ben funfzehnjährigen Juͤugliug,

feige Vaterſtadt zu verlaſſen, und auf feinem abs

gelegenen Landgute einen Zufluchtsort zu ſuchen d).

Weil er fürdten mufle, daß fein eigener Schwa⸗ aer: ihm bier verrathen werbe, fo entfloh er in die Thbebaiſche Wuͤſte, bie zwiſchen dem rocken Were.

und dem dgſtlichen Ufer des Mils liegt.“ Hier

irete er eine Zeitlang umher, bis er eudlich am

Buße. eines Berges. eine Deffunug ſah, hie mei

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e) Hieronym. in Pauli vita p,$41, Amathas vero et Macariug, dilcipali Antonii. „s yetiam nung affirmant, Paulum quendam Thebseum princi- rem illius rei fulffe, quod non tam norhimd, _ quam opinione nos quogue comprobamps, u

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- allen Kräften: nah. . Der beilige Godrie zurn

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Benfpiel, der im J. 1170. als Einſiedler in Eng

land farb, nutzte dreymahl ein eifeuneds Hemd ab, daß er mnmittelbar am -Leibe tung: . Er Enet Aſche in fein Brok, blieb. im ſtrengſten Winter

ganze Nächte im Waſſer ſtehen, und fireute Salz

in feine Wunden und Gefhwüre.m) Die heilige Catharina von Corboba weidete gleich.den Thieren bed Feldes, und zwar an Faſttagen weniger-,, :ol$ gewoͤhnlich 2). ur | Be;

Die Mahomiedaniſche Relinion formte ſich zu fehr nach der Juͤdiſchen, und Chriſtlichen, als daß nicht auch fie ihre Anachoreten hätte erholten ſollen. . Die. Einſiedler unter den Zügfen..unp Mauren werben Gantons genannta). Diefe Gag

tons find meiſtens Bloͤdſinnige oder Wahnfiuniag,

bie entiweber ganz nackt einher gehen, uber mit. Fe— bern und Lumpen phantaſtiſch behängt find. Gie - . smerfcheiben ſich Yon ben. Therapeuten," =“ ben .

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m) Pennant's Scotl. p. 33.

n) St, Forx V, 88. Schon zu. Sieronymi Zeiten ger

hörte ed zn den Uebungen oder Büßungen deier, die einen Schein von Heiligkeit zi Frlangen fuchten, daß Männer fi) wie Weiber, Weiber, 'wie Männer kleideten. Wie verfappten Weiber Ahmten Enten

. ,. und audere Nachtvoͤgel nad), Urad infantiam rei geant, imitantur noctugs ‚gt buhancs, -. Die ,Mäuner aingen bartuf,. und (hisppten id. ' “Ketten, Plaee omnia, fadt Hieronymus, Bl

: tafgummenta Aiaboli, de Cüfadia Virfmit; p 468

ie) Pocockl. 14, Arvieux I, 208. 324. Hoͤſt 5. 219, nn Far

14 >

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off zu feiner Kleidung ber he Ueber der Ein⸗ fiedeley des heiligen Paulus ward nachher ein Eloſter erbaut, das die Grotte in ſich ſchließt, and bis auf den heutigen Tag won Koptifden Möns

Ahen bewohnt wird i). Das Elofter:und bie Grotte

Ttegen gleichfam in. dem Herzen des ‘Berges Colzim, einige Stunden vom rothen Mieere, deſſen Anſicht bad bie umgebenden Felswaͤnde gehindert: wird,

Pautus erhielt bald eine große Menge von

| Dradahmern.- Alle natürliche und künftliche Möhs Yen in den Aeapptifhen und Arabiſchen MWüften wurden mit Einfieblern bevoͤlkert. Viele Schwärs mer, bie Feine ſichere oder unbefeßte Höhlen finden konnten, bereiteten ſich beraleichen mie unfäglis cher Muͤhe ſelbſt zu, ober fie treten beſtaͤndig in ben Müften umber, und föhliefen, , Wo fie von der - Macht uͤberfallen wurden. Man nannte die letzte⸗ ven Anamhoreten, : zum Unterfchiebe von den Eres miten, melde eiwen feſten Aufenthalt hatten k). Dirie erſten Nachahmer des h. Paulus begnigten ich nicht damit, eben fo ſtrenge, ober noch firens - ger zu -faften, als Ihe Worbild 5 fonbern fie legten fh auch außerdem mehr, ober weniger ſtrenge Wuͤßuagen auf /yJ. Den Eremiten des Morgen: landes eiferten die khendlaͤndiſchen Einſiedler aus | aueh

4 344. sd. RAR impicam abi vindicavit, qum 9a Spartarum modum de palmae foliis ipfe Abi Gontexnerat,

x #) Sieard im 3. Bande der Lei. Edif, „M. B pr gun et fq.

A) Sulp, Sever. Dial. 1. e. 19- 15, 15. 37.'Fa % I) Hieronym. p. 344, 4i

allen Kraͤſten nach. Der hejlige Godrie zurn Beyſpiel, der im J. 1170. als Einſiedler in Engs land ſtarb, nutzte dreymahl ein eifeuued Hemd ab, das er unmittelbar am Leibe trug: Er knet

Aſche in ſein Brot, blieb im ſtrengſten. Winter

ganze Naͤchte im Waſſer ſtehen, und ſtreute Salz im feine Wunden und Geſchwuͤre m) Die heilige

Catharina von Cordova weidete gleich, den Thieren des Feldes, und zwar an Faſttagen weniger,ols

gew oͤlhhnlich u)) ur En“

Die Mahenıebanifche Relinton formte ſich zu ſehr nach der Juͤdiſchen, und Chriſtlichen, als daß nicht auch fie ihre Unacereten hätte erhalten folen. Die. Einfiedler unter den Xisken.-unp Mauren werben Santons genannt 0). Diefe Say tons find meiſtens Bloͤdſinnige oder MWahnfiusiae, bie entweder ganz nackt einher gehen, aber mit (ker

bern und Lumpen phantaſtiſch behänge find. Gie

< amerfgelben ſich von den Therapeuten, und ben ' ze = Cbriſt⸗

m) Pennant's Scotl. p. 30. n) St, Forx V, 88. Schon zu Hieronymi Zeiten ge⸗ hörte eR zu den Uebungen oder Büßungen deigr, die einen Schein von Heitigkeit zu Friangen juchten, daß Männer’ fid) ‘wie Weiber, Weiber, wie Männer kleideten. Die verfappten Ariber ahmten Enlen und audere Nachtvoͤgel nach. VUt ad infantiam rei geant, imitantur noctuas gt buhoncs, -, Dig ""Mäuner gingen barfuf,. und ſchl⸗ppten ſich, "Ketten, Hace omnia, ſagt Hieronymus Ba

„nafgusttenta Aiaboli, de Cuſtodia Virgmit, p 408. 6) Pocockl, 14, Arvieux ], 208. 326. Hoͤſt S. Le | + \ _ >)

312, s

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196 a Zee

Chriftlichen Ereniten am meiften darin, daß fie e fich nicht an beſtimmten einfamen Plägen aufbals ten, auch nicht das Geraͤuſch der Staͤdte fliehen, - je nicht einmahl ſtrenge Enthaltſamkeit üben. Die . Gartens führen ein unftetes Leben, und fommen nicht felten in volkreiche Städte, wo fie, befons ders von Weibern, als Heilige verehrt werben. Reo der Afrikaner war felbft Zeuge, daß eik viehiſcher Ein ſtedler eine ſchoͤne Fran oͤffentlich bes ſchlief. Die Frau, die der Umarmungen bes Santons genoſſen hatte, warb als eine Heilige ger fan und felbft ihr Gatte wänfchte ſich deßwegen Glaͤck p). Ein vollkommen aͤhnliches Beyſpiel er⸗ lebte, und erzaͤhlt Arvieur g). Wenn man ben Sankons niqht don freyen Stuͤcken gibt, was fie brauchen; fo nehmen fie alles, was ihnen gefällt, Keiner widerfeßt fi ſich diefen Mäuberepen, ober ver⸗ langt bie geringfte Bezahlung '

Nach alten Sagen wanderten bie höheren Eds fien ber Hindns aus dem weftlichen Aften, wahr⸗ fcheinlich aus ben Kaukoaſiſchen, oder benachbarten ändern ein, wo die Priefter in großem Anfehen . flanden, und unter den Prieſtern ſchwaͤrmeriſche Buͤßer und Einfiedler waren. Es iſt daher nicht zu verwunbern, daß fhon die Begleiter Aleran:

| ders unter ben fogenaunten Weltweiſen ber Indier

Büßer und Einſiedler fanden. Mad, ben Erzaͤh⸗ Yangen der Griechiſchen Geſchichtſchreiber wohnten bie Drahmtmen in Gärten oder Hainen vor den _ Städten, führten ein ſtrenges und befchauliches Le⸗ ben, und enthielten ſich gänzlich von dem n.Omf

'») Delcr, Afric. fl, ws ? ll. ce.

Po wohl des Fleiſches, als der Lieber). Unter beu Germanen ehrte man am meiſten biejmigen, melde man Waldbruͤder nannte, weil fie fich bes ſtaͤudig in Wäldern aufhielten, Yon wilden Fruͤch⸗ ‘sen und Erdgewaͤchſen lebten, mwb Ihre Bloße mit ben Blättern, oder der Minte, und den Fibern Don Bäumen beberften s). Auch biefe verfagten fi alle berauſchende Getränke, und die Wergads gungen der Liebe, Kine gleiche Enthaltſamkeit Abten die Weiber, welche man gu ihnen vechnete, weil fie eine gleiche Lebensart erwählten. 2). Wo Verden, den Brachmanen und Germauen suters ſchied mean bie Pramner u), die wieder in mehrere Secten zerſelen. inter diefen Gerten bewunderte man borzhglich die Gymneten, ober die Mackten, tie ganz unbebleinet einhergingen, ungeachtet fie beſtaͤndig Unter regen Simmel als Krenge Büßer Iebten. Die Griechiſchen Geſchichtſchreiber vebeten am von weiblichen Giynmeten x): vielleicht, weil fie Woaber, melde ſach an Die nackten Helligen

wandten, für ihre Genoffinnen: oder Schweſtern weiten.

Im

| 2) Strabo ‘XV. 039. . |

:H he. p. 1090. Tas de yaoumwar, ruc nauwrium . -tarus Tioßisc Dow evonxdseda, durrac su Wars Ute, wa PuAkaiv zu Kapital æyplob, otc.

t) Zuuhilaugpev; Keviıs nu Yysaınac, J— BR aurac appadıqavi .

w) 2 c, 1047. TONMYRR.. .

x) a Teva ds eu, TB Pros we 70466. a va 2. Yu \, nn

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138 g . nn... Ah ., , 1 .

m heutigen. Hindoftan Tirfern vile Sacton

" amb::Gafben „Einfichkee son verfihledener Arty). Dur ber’ Hleinfte, Theil ber Indiſchen Cinfiedler

Orte biefelbige Stellang oder lage behaupten, oder

wählt ſich einen feſten eiyſamen Aufenthalt. Dig Man:bioß diejenigen, bie. Jahre lang an Einem

fl an einen Baum feſtſchmieden, oder ſich irgend⸗ wo⸗eingraben laſſen. Die meiſten. Jodiſchen Ein⸗ : Mebler ſind wandernd, und irren ohne alle ober

Himaͤngliche Bedeckung des Coͤrpers von einem

Orte zum andern umher, wobey ſie⸗ die ſtrengſte

Sutizaltſamkeit, und im Durchſchnitt die ſchrecktich⸗

ſten Buͤßungen üben. Auch in'Pegu 2), Siam e),-

Sorea: 5), und Japan c), ja:felbfl: auf den Sanb⸗

mich: Snfeln dd), gibt es Einſualer, und foıgar

Einfieblerinnen, die ſich beftänpig in, Wäldern, oder

Wil dniſſen aufhalten, und. nieriatie Städte, ober amter die Menſchen kommen. - Die. Wald » Zalas.

poinen In. Stam führen.ein-fe ſtreges heben, Daß

=

es in einem jeden anderen wenigen heiſſen kande ganz anertröglid ſeyn wuͤrde. 2 00 6 " a. &

f,

y) Sennerat I. 214. u. f. S. Nach einer Indiſchen Schrift, welche Crawfordt anfuͤhrt, Sketehes etc. $ 188 - 124 iſt zwar die Graͤnze der Joghis

un mid, Sa

Führen doch faſt durchgehends ein befchauliches Les

. ben, wobey ſie fo viel, als moͤglich uubeweglich bleiben.

a "Ey Voyag. aux Indes Oriental. IE; 8 \

a). Loubere I, 342. 345. 46: 359: ' Iran b) Voyag. au Nord IV. 305, \ „rt .7 .d IN |

J vs) Zamnfer I. 285.S. ne 28 re ie ee

4) Coafs letzte Reife III. 107 G. Eu

niaſſis nicht gertau beſtimmt. Allein jene

—“ 190.

"So mie:bi2 Therayentee DaB: Voeerud en

Ehriftlih:nEinfiepler. waren , for bie Eſſener, dent Shrifliten. Moͤnche ). - Die. Effener thaten: ſich unter. ben Juden wahrſcheinlich uns eben: die Zeil, wie die Therapeuten. ader wie bie. Priefter :.Eierten: der Pharifker, und Gadducder hervor. Philo und Joſephus fhäßten die Zahl · der Effener aufß vier taufend, Wenn dieſe Schaͤtzung richtig war, fe: wurden die Eſſrner der Zahl nach von den The⸗ zapeuten tusit- übertroffen, '- Die Eſſener fuͤhrten

- s

nicht: ein beſchauliches oder iletrachtendes, ‚faonbeemı '

ein :thätige&, oder arbeitfemes deben, ie baue ten das land, uad. trieben andere maͤtzliche Kuͤnſte,

des Friedens. Hingegen verabſcheuden fie die Ver⸗

fertigung van Wofhn imd Nehftwngen, Handel uudj

Gewerkr beſonders das Gewerbe von Wirthen,

als urmenſthlich, oder ſittenvexherbend. Sie; wohnten in Doͤrfern, nicht in Gtäbten, weniger, ,

weit fie bie-WBeyfpiele dee Städten Bewohner:für, -

orrfünyerifh;histfen, al& weil fie gegen bie -Infber-

berfelben: einer Widerwillen hatten; Mit Am ‚Eintritt in eine Eſſener⸗ Gemeine hörte,alled. per⸗

ſoͤnliche Eigenthunmauf. Der Eintregende uͤbergab fein, ganzes. Permoͤgan der Geſellſchaft, und erhielt, dagegen die Verſtcherung,“ daß ar zu allen Zeiten, ı und ia allen, Lagen, tote ein jeder anderer. Bruder, werde ‚unterfläßt werden. » Jede Gemeinge nahın, velfende Bruͤden mit ‚ber groͤſten Gaſtfreundlithkeit auf: pflegis abre Kranken mod. lien Siem

* * 7 chen,

A ei ze won ) Ueber vie ii Phils‘ 1: 457. et p. 6335 ‚ex: Eufeb”!Prdep. ‚Evang. ferner Jölepk. - Antie' “galt XVII, x, 95 5 et de bello Judsic, II.

BE BES Be:

190 . eu zu

hin, ober Abgelebten mit einer fo eifeigen Sorg⸗ falt, daß man unter den Eſſenern eben fo werig Arme und Bettler, als Knechte fand. Kuecht⸗ ſchaft ſchien den Eſſenern mit ber natuͤrliches GSleichheit der Menſchen, ober mit der Wuͤrde ber menſchlichen Natur unvereinbar. Wer arbeiten konnte, arbeitete aus allen Kräften, weil man.

nuͤtzliche Thaͤtigkeit für eine gottesdienſtliche Hands.

Yung hielt, und brachte ben Lohn feiner Arbeit im den gemeinen Seckel, ohne irgend etwas für ſich zu behalten. An Raͤckſccht anf Wohnung, Kleidung

mb Nahrung fand unter ben: Eſſenern bie gröfte

Einfachheit, unb Gleichfoͤrmigkeit Statt. Gie wechſelten die Kleider nach den Fahrszeiten, tut

lgten fie nicht eher:ab, als bis fie zerriſſen, oder

gänzlich abzenutgzt waren. Sie ſahen warme Baͤo ber, und: Satbangen des Ebrpers als Urſachen nnd: Wirkungen von Weichlichkeilt an. Sie reinig⸗ ten ihre Leiber mit Faktem Waffer, bevor fir won der Arbeit zum Eſſen gingen. Die Eſſener aßen Mittags und Abends an gemeinſchaſtlichen Tafeln/ wo allen ohne Unmtetrſchted daſſelbige Brot, uund dieſelbigen Speiſen vorgeſetzt wurden. So wie ſie ihr Tagewerk mit Gebet anflagen, und endigten, fo auch ihr Mittaas s und Abendeſſen.“ Die ächten‘ Effener heiratheten nicht, ſondern bewahrten ihr:

ganzes Leben dur eine unverbruͤchliche Enthalt⸗ ſamkeit. Mur Ein Nebenzweig hielt bie Ehe Kr

erlaudt und nothwendig, nicht um der ſinnlichen Vergnuͤgungen willen, melde fie gewaͤhre, ſon⸗ dern zur Erhaltung des Menſchengeſchlechts 5). So bald die verheiratheten Eſſener merkten, daß ihre Frauen ſchwanger ſeyen; fo erlaubten fie ir

: .

NM 1.8 $ 13. Iof. de bello Indaico.

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ihre Umarmungen nicht weiter. Die Eſſener fchene ten ſich am Sabbat no mehr, als die übrigen: Juden, vor aller cörperlichen Arbeit, und weihten ihn ganz ber. Andacht, ober dem Unterricht in bein, Kigen Kenntniffen... Der. Unterricht: beftand vorzuͤg⸗ Lich darin, dag Einer irgend ein.heifiges Buch vor⸗ Las, und dann Diefer, oder Imer aus den Weis. feften ber Gemeine bad Worgelefene erklärte, ober anmandte. In ber Aufnahme neuer Mitalieber waren bie Eſſeniſchen Gemeinden fehr vorfihtig. Sie prüften einen eben, der ſich darbot, zuerk Ein Jahr, und wenn er biefed Jahr ihren Erwar⸗ tungen entfprochey hatte, noch zwey Sabre, um zu erforfchen, oh er tm Stande, ober wärtig ſey, in ihre Geſellſchaft aufgenommen zu werden. Wer is dieſer doppelten Prüfung gehörig beſtand, ward. za ihren gemeinſchaftlichen Tafeln zugelaffen, und als ein aͤchter Bruber anerkannt, wenn er vorher bey ben heiligften und furchtbarſten Eiden gelobt. hatte, daß er Gott ehren, frine Nebenmenſchen

lieben, und ihnen dienen, fid) dor allen Laftern,

und Verbrechen, . befonderd vor Lug und. Trug, ober jeder andern Ungerechtigkeit forgfältig hüten, feinen rechtmäßigen Oberen gehorchen, die Lehren: der Eſſener unperänbert bewahren, und weder dieſe, noch ihre heiligen Schriften irgend einem Ungeweih⸗ ten..mittheifen wolle. , Wit diefen Fiden, weldye fie felbft von ben Singuweihenden forderten, ſtimmte die Anmaßung niheuberein, bag man ihrem bloßen. Worte eben fo fehr,. als den eidlichen Verficheruns gen Anderer tranen folle g).. Die Eingeweibten. wurden nach ber Laͤnge ber Zeit, welche fe in dem Bunde zugebracht, und den Fortſchritten, meine |

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192 J hu

Pl zemacht hatten, in vier Grade abgetheilt. Oie

Brüder bed unterften Grades ſtanden unter denen Bes hoͤchſten ſo tief, daß wenn Einer ber Legteren von Jemanden der Erfteren beruͤhrt wurde, er ſich eben fo reinigte, als wenn er von einem Profanca wäre befleckt würden. Die Effener erreichten mei⸗

ſtens wegen thred mäßigen und arbeitfamen, durch

Feine Laſter und heftige Leidenſchaften getruͤbten Le⸗

vens ein ſehr hohes Alter, und gingen dem Tode nicht nur unerſchtocken, ſondern mit den froheſten

Hoffnungen entgegen, weil ſie überzeugt waren, daß die von den Banden bes Eoͤrpers befreyten Seelen guter und frommer Menſchen in einer beſ⸗ fern Wett den Lohn Ihrer Tugenden empfangen, und‘ einet endloſen Seligfeit theilhaftig werden würden.“ Nach den Erzählungen des Pbilo und! Joſephus waren die Effener bey allen Veraͤnde⸗

. ringen, "melde Paldftina erfahren hatte; wegen

ihres tabellofen Wandels von den willkuͤhrlichſten td granfamften Beherrſchern ruft Achtung behan⸗ dell ärworden. Nur in dem letzten Kriege mit den Nöinern wurden fie fo wenig, als irgend ein an⸗ derer Theil ihres Volks geſchont. Die wuͤthen⸗ den Steger erſchoͤpften alle Marters Künfte, um: die Eſſener zu zwingen , ‘daß fie entweder dem Ur⸗

heber ihres Bundes finden, ober irgend etwas

verbotenes effen möchten: Die Effener, weit eut⸗ ferät ‘zu klagen, vder zu winſeln, ober um Abkuͤr⸗ zung, und Milderung threr Quaalen zu bitten, lachten nnter den ſchrecklichſten Folterungen, und ſpotteten dadurch der Ohnmacht'ihrer Peiniger A): Heiner meiner Leſer wird zweyfein, daß die vers! ſchiedenen Gemeinben von Effenorn "eben ſo ae

8

rc. Sion ne,

00199

Eiöfter waren, deren Mitglicher bie Geluͤbbe bey

Keuſchheit, dex Armuth und des Gehorſams abges

legt hatten, und die unter gemeinſchaftlichen Obe⸗

zen „. und nach gemeinſchaftlichen Vorſchriften ein

gemeiufames Leben führten. . .- nn

Penn man bedenkt daß die Ehriſten ſolche

Beyſpiele vor ſich hatten, dergleichen die Eſſeni⸗ fihen Bräderfhaften waren; fo fann man nicht ums

DL) [4

Hu, fi zu wundern, daß unter ben Erſteren nicht

viel früher ähnliche Werbrüderungen. entftanben. In Rom verfluchte man fogar die erſten Moͤnche

und Nonnen 5). : Unter ben Öriechifchen und Dlors : \ genländifchen Chriften fingen Jungfrauen viel früs

ber au, ala Jünglinge und Männer, feierliche

Geluͤbde abzulegen, daß fie ihr ganzes Leben in ber

ſtaͤndigen Enthaltungen, Faſten, und anderen Buß: und Andachts-VUsbungen hinbringen woll;

ten. Diefe Gelübde find um deſto auffallender, da fie mit der urfprünglichen Denfart fo mohl ber.

aͤlteſten, als der heutigen Morgenlaͤndiſchen Voͤl⸗

ker offenbar ſtritten. Die Orientaler hielten poy jeher, und halten auch jeßt den ehelofen Stand .

von mannharen Sungfranen, und von zeugungs—

fähigen Weibern nicht allein für. keinen heiligen ober gottgefälligen, fondern vielinehr für eiwen Stau ber Verwerfung, fo wie Fruchtbarkeit, und eine

zahlreiche Nachfommenfchaft für einen großen goͤtt⸗

lichen

i) Hieronym. ad Paulam ps 169. hoc inter ſe po-

lus mullitabat »- . quousque-genus deteflabi- e Monachorum non urbe pellitar? non hpidi- bus obruitur? non praecipitstur in. fluctus Ti: »

MN vD ii’. \

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\ p 7 . r , —8 N 194 4 : DU)

chen Gegen i). Die Therapentinnen hatten frey⸗ | Ita) biefe alte und herrfchende Meinung bes Orients

ſchon erſchuͤttert. Allein wie Hein: war bie Zahl

ber Therapeutinnen gegen die Menge von Chriſtli⸗

. den Jungfrau, welche man fon im dritten

Jahrhundert als ben erlauchtern Theil ihrer Glau⸗ —— anſah /), und im Anfange des vier⸗ ten Jahrhunderts in Konſtantinopel allein bey Tau⸗

ſenden zählte. Im dritten Jahrhundert konnten manubare, das heißt, zwoͤlfjaͤhrige Jungfrau

Das Gelübbe der Keufihhelt ablegen m).

Weihe beftanb darin, daß ein Biſchof, ober ie dazu bevollmächtigter Presbpter einer gehbrig ges prüften Jungfrau einer purpurfarbenen welleuen.

. Schleier reichte, welchen die Geweihte naher als ‚tin Merkmahl ihres Geluͤbdes auf dem Kopfe tragen ‚mußte, Cine förmlich geweihte Jungfrau durfte

nicht wieder in die Welt zuruͤcktreten, ſondern muß⸗ te das Geluͤbde der Keuſchheit unverbruͤchlich bis an ihren Tod bewahren. Die erſten heiligen Junge [even ber Ehriften führten Bein gemeinfames Les

en, fondern blichen in ihren Familien, wo fie fi ch aber doch von allen weltlichen Zerfireuungen,

Ergoͤtzlichkeiten, und Gefchäften entfernt halten

mußten. Sie trugen einfadyere Kleider don beſchei⸗

deneren Farben, als die weltlichen Frauen unb

Jungfrauen, beteten, fafteren und arbeiteten. Wenn bie Arbeiten ihrer Haͤude nicht J

» Mich. Mol, R, TIL 27. Montagn, I, 118 p.

3) Dleßrior. portio Chrißi, Cyprian, ap. Pelliccia 1 oz5- p

w)Pdih,e

men —— oo.

m FE , j 195

.

fie zu ernähren, fo erhielten fie Allniofen aus dem

Seckel ber Gemeinden, deren Mitglieder fie mas ren. Eben die Männer, welche die erfien Moͤnchs⸗

Cloͤſter ſtifteten, ſtifteten auch die erfien Sungfrauens Elöftern).

Der erſte Urheber nicht des einfieblerifchen, fonbern des gemeinfamen Lebens Chriſtlicher Eins ſiedler war der heilige Antonius, ber ſich ohnges

faͤhr ein Menſchenalter fpäter, als der heilige

Paulus, mit einigen Freunden und Schülern in dis

Thebaiſche Wüuͤſte begab, und dort nach Art der J

Therapeuten außer einem gemeinſchaftlichen Bet⸗

hauſe, kleine Cellen fuͤr ſich, und die Seinigen er⸗ baute 0). Antonius, und feine Freunde ſahen

m) Pelliccia 1, c. p. 158. -

0) Daß Antonius ohngefäßr ein Menſchenalter ſpaͤ⸗

ter in die Wuͤſte ging, ald Paulus, wird durch

folgende Umſtaͤnde dargethar. In feinem neundige _

ſten Fahre fiel der heilige Antonius auf den Ges Bauten, daß. kein oolllommmerer Einſtedler, ale er, fi in der Woͤſte niedergeläflen babe. Hieronym. 2, ec: p. 345. Haec in mentem ejus cogitatio in- eidit, nullum ultra [e perfectum Monachum in eremo confedifie. Kin Traum offenbarte ihm,

Daß ein noch viel vollkommnerer Einſiedler in der -

‚Mäfte lebe. Dieſem Traume 'zufolge fuchte, und

bh

altwar. Paulus entwih in die Wuͤſte als ein

funfzehns oder fechözehmjähriger Juͤngling. Wentz

man nun bad Wlter der beyden Einſiedier zu der "Zeit, als fie ſich gegenfeitig keunen. lernten, mit einander vergleiht, und dabey beveuft, daß Ans tonius bey ſeiner Slucht in die Wuͤſte nicht ſo

Jung x e.'x“ * . N⸗ f

. an

[2

fand er den heiligen Paulus, als dieſer 113 Jahre

IE.

ſich felbft als vollkommne Einfiebler an, weil fie . fern von Städten und Dörfern ein audaͤchtig⸗ buͤßen⸗ bes Leben in der menſchenleeren Thebaiſchen Wuͤ⸗ fie führten. Sie nannten fi daher ſelbſt, und wurden auch von Anderen Moͤnche, oder Finfiebler genannt p). Beil aber doch diefe Moͤnche zu gleis der. Zeit nahe zufammenmohnten, unb unter ber ' Aufſicht, und nach ben Vorſchriften eines gemeim : ſchaftlichen Vorſtehers g) ein gemeinfames anbäd): tig buͤßendes Leben führten; fo nannte man fie auch Zuſammenlebende, und bie Vereine felbft, Zufams menlebungen 7). Die erfien Vereine, welde Ans tonius, und deſſen Schüler, ober Nachahmer grüns beten, wohnten nicht unter Einem Dache, fondern in einzeluen zerſtreuten Cellen, bie um ein, aber, - mehrere gemeinfchaftlide Bethäufer erbaut, und “day woman Ueberfälle von Raͤubern zu fürchten hatte, mit hohen Mauera umgeben waren: : Die, erften Chriſtlichen Moͤnche in Aegypten gingen bars fuß, und Eleideten fi) bloß in Gewaͤnder von gros bem Zuche, ober fo genannte Cilicia s). Sie ai Kels

| | kung war, ald Paulus; fo wird man kaum in "2,0057 Mbrede feyn können, daß die Gtiftung der Mön- cherey obngefähr ein Menſchenalter fpäter, als der Stand der Epriftlichen Einfiedler erfolgte.

») Hieronym, 1, c, et Pelliceia I ug,

9) Im Sriechiſchen ABBac, im- Kateinifchen Pater, A16 der h. Antonius von dem Beſuche des h. , Paulus zurücdtebrte , redeten ihn zwey feiner Schüler mit den Worten an: ubi tam Dia mo- zatus es Pater? p. 351. Hieronym, : r) Kewoßin Kowoßiran. Pelliccia I, ıso p s) 1, ısa, Pelliccia, |

| io 97 hielten fi von Wein, und Fleiſchſpeiſen gänzlich, aßen in der Woche nichts, als Brot, und trock⸗ ne Früchte, und erlaubten fi bloß am Sonntage gelohte Gemuͤſe. Die Natur der Dinge führte dom Anbeginn an das herbey, was noch jeßt in

allen Morgenlaͤndiſchen, und Griechiſchen Eloͤſtern Sitte iſt: daß naͤmlich die Neulinge, oder die jun⸗

*

.. gen Moͤnche mehr arbeiten, als beten, fingen,

und andere Andachts⸗ Uebungen halten mußten: .. daß man die coͤrperlichen Arbeiten in ebem den Vers häftniffe minderte, in welchem Mönde an Kräfe ten des Leibes abs, und an geiftlichen Vollkommen⸗

heiten zunahmen: daß man endlih Schwache und

reife, die ihre ganze Zeit auf Beten, Singen, und geiſtliche Betrachtungen mandten, von allen

Hands Arbeiten befreyte. Die anfangenden Moͤn⸗

che wurden zu fo ſchweren Arbeiten angehalten, daß man fchreielige Hände ald ein charakteriftifche®

Merkmahl derfelten anfaht). Diejüngeren Brüs‘ der mußten nicht bloß für ſich felbft, fondern auch

für die Alten und Schwachen das Nothmendige ers werben. Alle diejenigen, welchen Beine Arbeiten auf dem Felde, oder in’ Gärten angewiefen waren,. blieben gleich den Therapeuten, ſechs Tage lang. in ihren Eellen eingefchloffen, und kamen bloß an. Sonn s und Feſttagen zu gemeinfhaftlihen Andach⸗

ten In den Kirchen ber Cloͤſter zuſammen »).

Die jetzt vorgetragenen Nachrichten von Zeit

genoffen über: die erften Anfänge des Chriftlichen Mönhswefend in Aegypten laſſen fih um befto.

weniger‘ bezweyfeln, ba die Cloͤſter des h. Antos

U | nius £) Hieronym. apud Pellier, I, c.

1, u Bu

ae I,

2’) Ge ——— nius und Paulus, auch andere alte Cloͤſter im. Aegypten, ‚und. ben benachbarten Landen ihre urs ſpruͤngliche Einrichtung faft unverändert beubehals, ten haben 2). Mach ber. Erzählung des Vaters Siccard liegt das Clofter des h. Antonius am

| Fuße des Berges Eolzim im Angeficht des rothen Meers. Vergebens ſuchte dieſer Reiſende und deſſen Gefaͤhrte eine Pforte in den hoben Mauern, womit das Cloſter umgeben war. Die Bewohner, _ |

aller Cloͤſter in ben Äegyptiſchen und Arabifhen - Wuͤſten muͤſſen fih durch unerſteigliche Mauern,

‚bie gar keinen Eingang haben, ſchuͤtzen, wenn fie

- {ih nicht der beftändigen Gefahr ausfeßen wollen, son raͤuberiſchen Beduinen überfallen unb audges xluͤndert zu werden. Die Kameels Treiber, bie

ben V. Siccard bis an das Cloſter gebradt hat: . ten, ferien fo lange und fo heftig, und warfen . ſo. lange Steitne in den Garten des Cloſters bins ein, bid man im Cloſter erfuhr, daß außerhalb

ber Dauer Meifende feyen, welche eingelaffen zu werden wuͤnſchten. Es erſchienen einige Moͤnche

auf der Zinne einer hohen Mauer, und gaben durch GBGeberden und Reden zu erfeunen, daß die Fremb⸗ Tinge willkommen ſeyen. Man ließ ſo gleich ein

Gefäß mit friſchem Waſſer herab, weil man weis, daß alle diejenigen, die fi dem Cloſter naͤhern, Fein dringenderes Veduͤrfniß; als das haben, einen. „brennenden Durft zu ſtillen. Wald nachher ftieg ein Eorbartiger Seſſel herab, in welden ſich bie Reiſenden feßten, und womit fie vermoͤge einer Winde bis an ein Fenſter, ober an eing Deffnung: in der obern Mauer hinaufgezogen wurden. . 8*

us

=) Dan fu Siccard 1, fapra cit. bef 197 u. fe-&.

, .

in. . \ . x x . un mu» . 199

Superior und bie äbeigen Mönde ſabeter bie Aus koͤmmlinge zuerſt in bie Kirche, und dann in eine zeinliche, aber aͤrmliche Celle, wo man ihnen einen

in. Sefam s Dehl gekochten Brey, über weldden man '

einige Löffel Honig hergegoflen hatte, auftrug, und nad) bern Eſſen zwey Taſſen, bie Eine mit Wein, die andere mit Eaffee, vorfeßte. In der Mitte des innern Hofes find zwey Kirchen, oder viels mehr Gapellen, bie zwanzig bis dreyßig Schritte Iang, viel weniger breit, unb durch eine kleine Gallerie verbunden find. Neben den Kirchen ſteht ein viereckiger feſter Thurm, deſſen Eingang ohn⸗ gefaͤhr drey Klafter von dem Boden entfernt iſt. In dieſen Thurm retten ſich die Moͤnche, wenn es ben Beduinen gelingt, bie aͤußere Mauer zu. erſteigen. Derfelbige Thurm ſchließt auch bie Handfhriften und heiligen Geräthe in fi, die

von einigem MWerthe find. Die Eellen ber Moͤn⸗ .

che find laͤngs der Inneren Mauer hergebaut, und fa ohne Ausnahme von einander abgefondert. Ste bilden mit den übrigen Haushaltunge ses baͤuden eine Peine Stadt mitten in ber Wuͤſte. Der Garten des Cloſters umgibt ben innen Hof, und macht mit biefem ein Viereck von ohngefähr neun:ober zehn Diorgen and. In dem Garten zieht man außer alleriey Gemuͤſen und Huͤlſen⸗ früdgten, Dattel » und Deblbäume, Pfirfih » und Aypricofen Bäume, endlich fo viele Rebſtoͤcke, daß man eine mäßige Quantität Weins bereiten kann.

Diefen Wein hebt das Efofter bloß für Gäfte auf, welde man befonder6 ehren will Die Mönde trinfen dergleichen nur an den vier großen Feſten, indem ihr gewoͤhnliches Getränk Waſſer ift, das ‚von dem Tuße des Berges Colzim durch u unters

ir⸗ \

ſrdiſche Möhren ins Cflofter geleitet wird. Im Cloſter waren zu Siccard's Zeiten bloß funfzehn

Moͤnche vorhanden, unter welchen nur der Super

rior, und noch Ein Mönd die prieſterliche Weihe hatten. Die Kleidung der Moͤnche beſteht in einem Hemde von weiſſer Wolle, in einer Welle von ſchwarzer Serge mit langen Ermeln, und in einer Zunica von brauner Wolle: welche legtere ‚bie übrigen Kleidungsſtuͤcke bedeckt. Auf dem Kopfe tragen fie eine fhwarze Capuße, fiber ber Caputze “ine rothe, oder blaue Müße von Wolle, die wiederum mit einem blan und weiß geftreiften Tuv⸗ dan umwunden ift. Sie entblößen ihr geſchornes Haupt nie, weder in, noch außer der Kirche. Die Sandalen ſind roth oder ſchwarz. Struͤmpfe ken⸗ nen bie Moͤnche gar nicht. Die Hauptſtuͤcke ih⸗ rer Regel beſtehen darin, daß ſie die Geluͤbbe der Keuſchheit, des Gehorſams und ber Armuth bewahren: daß ſie innerhalb des Cloſters nie Fleiſch eſſen: daß fie das ganze Jahr durch faſten,

= bie Eonnabende, Sonntage und Dftertage audges

nommen; daß fie ihre Horas fiehend fingen, und ſich dabey hoͤchſtens auf einen Gtab lägen, ber - oben ein-Queerholz, oder eine Handhabe hat: daß fie um Mitternacht zu Chore gehen: daß fie anf einer bloßen Matrage ſchlafen: daß fie endlich ‚ale Abende hundert und funfzig Niederwerfungen zur Erde vornehmen, und jebeB Mahl, wenn fie fich wieber erheben, das Zeichen des Creuzes ma⸗ Ken, - In dem ganzen Convent waren brey, ober vier Mönche, bie ein viel firengered und heiliger res Leben führten, als bie fibrigen, Siccard ſah diefe Buͤßer von höherem Range nicht, weil ſie zuruͤckgezogener, als Andere, leben. Das Br Ä j mahl

\.

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wahl foldder Heiligen feh, fagte man Ihm, ein febernes Pallium, ober Scapnulter, welches man die englifche Kleidung, ober dad Gewand der Eur gel nenne. Dieß Scapulier hänge mit zwry Ce. den auf der Bruſt, und mit eben fo vielen Em den anf dem Rüden herab. Man knuͤpfe die vier Enden zuſammen, fo, daß fie Mb mehrma durchereuzten. Zu ben höheren Hebungen ber Bol endeten. gehöre befonders biefe, daß fie ſich an jedem Abend dreyhundert Mahle mit ausgebret⸗ teten Armen auf den Boden werfen, und eben fb oft Erenze machen müßten. Der Superior beB Cloſters deB heiligen Antonius, ber den Vater Siccard zum Eloſter des heiligen Paulus bis gleitete, gab biefem die Nachricht, daß beide Eld⸗ ſter unter einem Superior generalis ſtuͤnden, der in einem Dorfe, Bouche, an dem weſtlichen Ufer bed Nils wohne, und die Eloͤſter mit den Noth⸗ wendigkeiten verſorge, welche ſie ſich nicht ſelbſt verſchaffen koͤnnten. Beyde Elbſter find in gerader Linie nur eine Stunde von einander entfernt. Nichts deſto weniger muͤſſen Fußgaͤnger einen Weg von zehn, und ſolche Reiſende, die zu Pferde, ober "auf Kameelen reifen, einen Weg Yon funfzehn Stun⸗ ten machen, um and dem einen in das andere zu Fommen, Das Cloſter des heiligen Paulus liegt an dem weſtlichen, das des heiligen Anto⸗ nius an dem Ödftlihen Abhange bes Berges Eols jim, ber ich zwiſchen benden” heiligen Dertern in . ganz unerfleiglihen Kelswänden und Felsſpitzen erhebt y);. und dadurch eine gerade Gemeinſchaft zwiſchen diefen Cloſtern unnoͤglich macht. | 0 er >71 " en . 8 Y)1.c. p. 218, u

‚Das Wetele des h. Antonius ſtunmte ſo (che mit dem Geifte ber Zeit überein, daß in wenigen Fahren aͤhnliche Cloͤſter nicht nur in Ae⸗ gyypten, und ben übrigen Morgenlaͤndern, ſondern

‘and felbft in Italien und Gallien entflanden z). Masdge biefer Cloͤſter enthielten nicht bloß Hunderte,‘

Sondern mehgre Taufende von Mönchen; und der Kegel nach fahen alle die Cloͤſter, die nach dem Bexyſpiele Eines berühmten Mönche, ‚eines Anto⸗ nius, eines Pachomius, eines Serapion aeftife tet wurden, dieſes Mufter als ihr gemeinfchafts liches Oberhaupt an a) Die große Zahl von Mönchen, welche einzelne Cloͤſter enthielten, und bie große Zahl von Cloͤſtern, die Ein Oberhaupt auerkannten, machten durchaus eine Mehrheit von Vorſtehern von verſchiedenem Range, und Benen⸗ auugen nothwendig. Da bie Chriſten nicht mehr verfolgt wurden, fo hatten die Moͤnche nicht nös- thig, in ferne and duͤrre Wüften zu fliehen, Sie wählten vielmehr in Hegypten vorzuͤglich die frucht⸗ . Baren Ufer bes Nils, und naͤherten ſich ſelbſt den .Staͤdten je. laͤnger, je mehr. Ja die geiſtlichen 0b weltlichen Autoritäten drangen fo gar darauf, daß die Elöfter in ber Nähe ber Staͤdte angelegt werben möchten, weil man ibre Vewoboer als dann ge⸗

=) Pellicsia I, Planks Geſchichte hte ber Chriſt⸗ 1? —X—— Verfaſſung 1. 5 u⸗ S. Sulpicii Severi Dial. I, io. 27. Meine Geſchichte des ti, Martinus ©. 147. ven h. Mars

©. 145.

tin begleiteten allein 2000 Mine au Seabe. .

e, 1 oe.

203

genauer beobachten kounte, ld in fernen Einoͤden b). Die Werfegung der Cloͤſter in die Gtäbte ſelbſt fand nicht cher, ala im ſechſten Jahrhunderte Statt c). Wahrſcheinlich veranlaßte die Anuähes zung, ober gar erſt die Werfegung ber Cloͤſter im die ‚Städte bie wichtige Veränderung, daß bie Moͤnche nicht in einzelnen Zellen, fondern daß alle unter Einem gemeinfchaftlihen Dache wohnten d).

Nach den ausdruͤcklichen Zengniſſen von zuver⸗ laͤſſigen Geſchichtſchreibern e) fingen die Mönche ſchon im vierten Jahrhundert an, geiftlihe Vers richtungen vorzunehmen, und ſich in geiftlihe Aus . gelegenheiten zu miſchen. Dieß war etwas fo uns vermeidliches, daß ed von bem erften Aubeginn ber Eisfter an gefchehen mußte: . Die Moͤnche wohne

ten freplich in einfamen Wuͤſten, allein fie führten

aichts deſtoweniger ein gemeinfaned chen, und ka⸗ men, wenn and) nicht alle täglich zu gewiſſen Stuns den, doch in jeder Woche menigfiend Ein Wahl, | naͤmlich mn Genutage zufammen, um oemenſc

3) Planf; ©. gro. J ®) Plank, u. Pelliccia 1, oc.

d) Auch der h. Martin erbaute ſich, ſelbſt nachdem er zum Biſchofe von Tours gewählt worden war, an eines einjamen, zwey Stunden von der Stadt entlegenen, Drte eine hölzerne Hütte. Geine Juͤn⸗ ger., deren fich in kurzer Zeit achtzig um ihn vers fammelten,, taten Deßgleichen,, oder arbeiteten fick Eellen in den Feld hinein, an deſſen Abhange die Hutter der He errichtet waren: Meben. deb 5. Martiuus ©. 143. | Ä |

s) ap, Pellieciam 1, 123.

fr zu beten, gu fingen, das cm gu neh inen, und geiſtliche Reben, ober Ermahnungen zw hören. Um dieſes gemeinfihaftlichen Gottesdien⸗ ſtes willen mußte in jebem Eloſter wenigſtens Ein, in größeren Cloͤſtern mehrere gemweibte, Prieſter ſeyn. Alle Voͤlker hatten Jahrhunderte lang gu ben Monchen ein groͤßeres Zutrauen, als gu: den Weltgeiſtlichen; und es konnte alfo nicht fehlen;

daß nicht die als Prieſter ordiuirten Moͤnche häufig aufſer den Cloͤſtern wären verlangt, und —— |

worden. Manche Biſchoͤfe begünfligten dieſes, bes ſonders in Gegenden, mo die Weltgeiſtlichen no in zu aeringer Zahl waren f). Die immer fleis

gende Aufnahme don Mönchen in dem Klerus, ja |

ſelbſt die allgemeine Vergeiſtligung ber ka welche Gregor der Große durchſetzte g), .wub

DBonifas IV betätigte h) , würde der —R3

lichkeit keinen fo großen Abbruch gethan haben, als ſie nachher wirklich: that, wenn bie Cloͤſter beſtaͤn⸗ bia unter der Auffecht, und in ber Getvalt der Bi⸗ f&dfe. geblieben wären. ULB aber- die Roͤmiſchen Paͤbſte im zwölften Jahrhundert anfiengen, einzelne Cloͤſter, und deren Vorſteher ber Gerichtsbarkeit der Biſchoͤfe, in deren Sprengel fie lagen, zu chts giehen, und im folgenden Jahrhundert elle Drbeuss geiftliche-von bee . Gewalt ihrer biäherigen. welt,

geiftlichen Dberen befreyten; fo ward bie Ordens geiſtlichleit die heftigſte, und sefätrligfe Wider⸗

fades

N Dianf 421. u. f. S. . 8) Lib. JK. Cap. 13, ap. Pelliociam p. 128.

h) Diefer erflärte auf einer Roͤmiſchen Synode , daß Mind zu allen Klerikaliſchen Verrichtungen Te guam idonei ſeyen. Planf ©, 428. 5

Fan =. =

| “.˖ 205 ſacherinn ber Weltgeiſtlichkeit ). Die Roͤmiſchen Paͤbſte beguͤnſtigten meiſtens die Ordens⸗Geiſtli⸗ chen gegen die Weltgeiſtlichkeit; und jene ergriffen daher eine jede Veranlaſſung, um biefe, fo oft fie Eonnten, zu kraͤnken, ober zu unterbrüden.

So wenig die große Dienge von ſtark bevoͤl⸗ kerten Eiöftern in den Morgens und Abenblänbern ohne mancherley Beamte beftthen konnte; eben fo wenig ohne eine Norm, ober Regel, die allen Mit⸗ gliedern und Angehörigen der heiligen Vereine vor⸗ ſchrieb, was fie zu thun, und zu laſſen haͤtten. Wirklich entwarfen fhon ber h. Pachomine, ber h. Bafilius, ber h. Augufiin und Andere &) foß he Regeln für die Elöfter, bie von ihnen waren : gegründet morben ,. oder fich ihnen unterworfen hats ten. Unter allen biefen Regeln fand Peine. andere ' einen fo-allgemeiuen, und bauernden Beyfall, ald welche der h. Benedict in ber erften Haͤlfte des fechsten Fahrhunderts für fein Cloſter zu Eaffino euffeßte, und die in ben folgenden Jahrhunderten beynahe von allen Eldftern des Abendlandes anges . nommen wurde /). Diefer allgemeine, und dauernde Beyfall eutftand nicht fo wohl daher, daB Bene⸗ dicts Megel ganz neue und unerhörte Dinge enthale ten hätte, als vielmehr aus bem Vorzuge, daß fie elle bie zweckmaͤßigen Vorſchriften und Einrich⸗ tungen zuſammenfaßte, bie vorher nur einzeln, oder gerfireut Statt gefünden hatten. Schon bie erſten Aegyptiſchen Moͤnche arbeiteten, unb mußten er ö) Pellicefa 1. c. p. 107- 129. k)_Diant i. c. 407. 411. ia. | I) Pelliccia I. sog. 130. Planb U c 414. fe ©.

- wu.

u) Via Mu Lois B.- 0. To Tal

206 .

beiten, | wenn fie anders ihr Leben feiten wollten, Es war gewiß Nachahmung Morgenlaͤndiſcher Mu⸗

ſter, daß der heilige Martin bie jüngeren Mönche durch das Abſchreiben von Wuͤchern deichäftigte m). Die erſten Moͤnche wurden genoͤthigt, Buͤcher ab⸗ zuſchreiben, weil ihre Cloͤſter zu arm, und Buͤcher viel zu theuer waren als daß ſie auch nur die unent⸗

behriichfien haͤtten kaufen koͤnnen. Es laͤßt ſich enb⸗

lich kaum anders denken, als daß ſchon in den er⸗

Ren Cloͤſtern diejenigen Mitglieder, die zu geiſt⸗ lichen Berrichtungen beſtimmt waren, fleiſſiger, als Andere ſtudierten, und wenn ſie unter den

juͤngeren ‚Stenlingen. hoffnungsvolle Sabjecte fan⸗ ‚ben, dieſe zum Beſten ihrer. Cloͤſter, fo gut fie

konnten, unterrichteten.. Da im fechften Jahrhun⸗ dert alle öffentliche Schulen untergingen, fo was zen die größeren Stifter und Cloͤſter gezwungen, eigene Schulen anzulegen, in welchen ſie tuͤchtige

Maͤrnner ziehen koͤnnten. Durch dieſe nuͤtzlichen

Arbeiten erwarben ſich die Cloͤſter unvergeßliche

Verdienſte um alle Abendlaͤndiſche Reiche. Sie

bauten zahlloſe Gegenden von neuem, oder doch diel beſſer an, als fie es bis dahin geweſen waren; Sie vervielfaͤltigten die noch nicht verlohrnen Werke

des Alterthums durch ihre Abſchriften, und wur⸗

den daburch ihre Erhalter. Sie retteten endlich

durch ihre Schulen alle, was noch Yon fhönen and nüglicdyen Künften, ober Kenntniſſen übrig war, von einem fonft unvermeiblichen. Umtergange. Das.

nennte, zehnte, und eilfte Jahrhundert find derfe j

alge Zeitraum, in welchem die Eläfter bes Abeund⸗

Landes am meiften Gutes, und gm wenigfien-Bhs

ſes ſtifteten. Im zwölften und pe ahr⸗

un⸗

- =... bunbert wurden nit nur bie Cloͤſter und geiſtlichen Orden zu fehr vervielfältigt, fondern audy die meis fien Elöfter zu fehr bereichert, als daß ſich die alte

Zudt, und bie damit verbundene nüßlicde Thaͤtig⸗

Leit ber Orbensgeiftlichen hätte erhalten können u). Don ber Mitte des dreyzehnten Jahrhunderte an taufchten die -meiften Cloͤſter bie nuͤtzlichen Kennt⸗ niſſe und Kuͤnſte, wodurch ſie ſich in fruͤheren Zei⸗ ten empfohlen hatten, gegen alle Arten von groben

Laſtern und Verbrechen aus. Die Bettelorden un⸗

terſchieden ſich nur eine kurze Zeit von den uͤbrigen Moͤnchen durch beſſere Kenntniſſe, und Sitten. Sie eilten ihren unwiſſenden und verdorbenen Bruͤ⸗ dern nicht nur bald nach, ſondern fo gar zuvor. Die Bettelmoͤnche waren es vorzuͤglich, uͤber deren

Unwiſſenheit, Laſterhaftigkeit, und Uebermuth alle Woͤlker, und Fuͤrſten unſers Erdtheils im Aufange

des ſechszehnten Jahrhunderts am meiften klagten,

und bie auch durch dieſe Unwiſſenheit, Laſterhaftig⸗ keit, und Uebermuth die Reformation vorzuͤglich nicht fo wohl veranlaßten, ale ergwangen o) ·

Ein treues Nachbild der Berborbenkeit der

Ordensgeiſtlichen des Mittelalters findet man bis

anf den heutigen Tag in den Manns⸗ und Frauens⸗

Elöftern des Spaniſchen und Portugiefifhen Ame⸗

vice.

n) Man f. unter Anderen Gerberti Mißor, Nigrae Syvae p. 205. 3826 - 327.

r

| 0) Dan f. meine hiftor. Vergleichung des Mittelal⸗

ters, u. ſ. w. IID. die beyden ſetzten Abſchnitt umd m weinen Lrbendi i fepnitte,

ner -vorgiglich die keben von Aeugun ia von Hatten. Zu

bungen beruͤhmter

* Rum an : . . - vo. x r .

208 | a

step). Die Kirche überhaupt, und befonbers bie Orrbensgeiſtlichkeit iſt nicht nur bie vornehmſte Befigerinn Yon Grund⸗Eigenthum, und. Grunds ginfen in den Spantfhen und Portugiefifhen Pro: vinzen ber neuen Welt, ſondern auch ber beweg⸗ lichen Schäge von Edelfteinen und Perlen, von Goold und Silber g). Die Orbdensgeiftlichen braus chen alle Mittel, welche ihnen die Unmiffenheit und after der Layen, fammt dem daher entfpringene ben Aberglauben barbieten, um ihre bewegliden und unbeweglichen Schaͤtze beftänbig zu vermehren. Im Befiße und Genuſſe biefer Schaͤtze glauben fie fih ‚von den Ordens⸗Geluͤbden der Armuth, der Maͤßigkeit und ter Keufchheit gänzlich entbun⸗ ben. GSelbſt die Franciscaner und andere Bets telmoͤnche flolzieren in Sammt und Seide, in

der koſtbarſten Leinwand, und mit den feinſten Spitzen. Der Pracht ihrer Kleidung entfprehen ihr Gefolge, ihr Haus⸗ und Tiſchgeraͤth, und ihre Tafeln. Mönche und Nonnen halten Sclaven und

Sclavinnen, von welchen fie ſich bedtenenlaffen. Ihre -

Gellen find mir den gröften Seltenheiten, und ihre Tafeln mit ben ansgefuchteften Leckerehen und Wei⸗ nen ber alten und nenen Welt verfehen. Die Mönche haben eben fu öffentlich ihre Geliebten | | ee 7;

f >

p) Sierüber fehe man Gage I. 70. 71. 111.26 27. "19, 161, 168, Fresier p. 408. 5. 409 - 312, 448. Barbinais I, 140 - 148. III. 0089-10, Lindley

9) Man ſchlug den Kirchenſchatz, der an einem Zefl: tage in ber Kirche bei großen. Franciscaner-Clo⸗ ſtere in Lime andgefellt wer, auf zeha Millionen

Piaſter an. I, 143. Barbintia.

209

oder Wepfchläferinhen, als bie Nonnen ihre Lieb⸗ haber 7), und beyde erkennen ohne Gchen ihre

Kinder an. ° Barbinais war ſelbſt Zeuge, dab

ber fiebenzigjährige Superior eines Cloſters in Lima in einer großen Gefellfhaft den Neffen des Vice» Königd bat, daß biefer doch Yon der Vers Bindung mit feiner Geliebten, welche ex fieben Jahre unterhalten, und die ihm drey Kinder gebohren habe, ablafien wolle. Er babe der Schönen alles zugewandt, was ihm nur irgend aufzutreiben möge lich geweſen ſey. Es würbe ihn gar zu fehr ſchmer⸗ jen, wenn ein jüngerer Galan ihm ein Gut raus ben wolle, beffen ruhiger Beſitz ihn fo Lange glück; lich gemacht habe. Der naive Antrag bed Super riors gab nicht daB geringfte Aergerniß, weil man an ähnliche Auftritte täglich gewohnt war s). Die Mönde entfchuldigen Ihre Unenthaltfamfeit 'entweber damit, daß fie von ihren Cloͤſtern weiter nichts, als Wohnung, Kleibung und Nahrung, aber Feine Pflege erhalten, oder daß fie theilß nicht bie Abſicht, theils nicht die Freyheit haben, fid) in foͤrmliche Verbindungen mir Perfonen bed ans dern Geſchlechts einzulaffen 2). Die Reden und nn ‚. ©s

r) Frezier und Barbinais, s) 1 147. 148. Barbin. . 2 6) Frosier p: Agı. Les Moines en eludun: a * —,. de V’eglils) fur ce, gu» n’etant par libres, ils ne font pas amancevez "” dans 'tontes les formes, et que d’ailleurs ils zz’ont pas l’intention de l’ötre: plailante defaite! Amancebado nennt man in Peru denjenigen, Ter mit einer Frauensperſon in einem Concubinat lebt.

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210 Du Ze EEE

Gefänge von Ordensgeiſtlichen ſind nit ‚weniger ſchaamlos als die der Layen.,. Darbinais wohnte am 24. Dec. 1718 der Mitternachts s Meſſe in einem Frauen: Elofter zu St. Salvador bey. Die Nonnen waren auf einem offenen Chore, eine jede mit einem muſikaliſchen Inſtrumente verfeken. Ad ber. geiftliche Director des Cloſters den Pſalw venite exultemus anftimmte u), fingen alle Non⸗ nen an, luſtige Lieder zu fingen, auf welde fie fi) das ganze Fahr durch vorbereitet hatten,. und begleiteten ihren Gefang eine jebe mit dem Inſtru⸗

'ment, das fie mitgebracht hatte Hieraus ent⸗ |

ftand ein Lärm, ber alle diejenigen, welche er nicht betaͤnbte, zum lauten Lachen brachte. Nachdem endlich der wilde Gefang, und bie wilde Mufik aufhoͤrte, feßte fih eine der Nonnen In einen Lehn⸗ ſtuhl, und hob Eine luſtige Erzählung der Aben⸗ theuer aller der Perfonen an, die zum Hofe des

WVice⸗Koͤnigs gehörten. Zuletzt trat Eine ber.

Monnen auf, und machte einem Neffen bes Koͤ⸗ nigs die bitterſten Vorwuͤrfe darüber, daß ex ihr ungetreu geworden ſey, und einer andern Dame in der Stadt den Hof made. Der junge Cavalier war Verfhämter, als die Nonne, und entfernte fih plöglih aus der Kirche. Mach allen diefen Scenen fang man eine Dieffe, worauf die Nonmen insgefammt dad Abendmahl genofien. Die un: geiftlichen Lafter der Moͤnche tn Lima mindern‘ th⸗ zen. geiſtlichen Stolz nicht -alleftı nicht, - fohdern feinen itmen vielmehr zu erhöhen x). |." Nice zufrieden mit ben, tiefen ‚MWerbeugungen, welche J on . "oc MAN | - + A ) III. 407 et ſq. p. =) Fresier p. 430. 451.

II.

man ihnen allenshalben macht, reichen fie fo wohl, in den Straßen, als in den Kirchen die Ermel ihrer Kleider zum Küffen hin. Sie thun dieſes felbft während der heiligfien Handlungen, wo bies jenigen, welche fie zum Ermels Kuſſe nöthigen; dadurch in ihrer Andacht geftört werben. Gleich den Layen tragen fat alle Moͤnche Dölde, une bebienen ſich dieſer Waffen, wenn man fie iu ihren Vergnügungen ſtoͤren will. Sie handeln, ober ſchachern endlich nit bloß, fondern fcheuen fi auch nicht zu ſtehlen, wo fie nur koͤnnen. Die Franzoͤſiſchen Sciffahrer und Kaufleute, bie au des -Küfte von Peru und Chili handelten, mach⸗ ten, bie unangenehme Erfahrung, daß beſonders die Geiftlichen fehr behende Finger hätten y). .

Im Chriftlihen Europa find nod immer bie Spanifchen. und Portugiefifhen Moͤnche die vers berbenften und ſchaͤdlichſten 2): Die Griechiſchen hingegen im Durchſchnitt bie unmifjenpfien und unglüctichften. Die Spanifchen Mönde und None ‚nen wurben nicht bloß durch ihre eigene Eheloſig⸗ Leit eine Haupturſache der Entoölkerung ihres Was terlandes-, ſondern am meiften dadurch, bag fie fortfuhren, ‚immer mehr Güter anzufanfen. Die, von Elöftern angelauften Guͤter wurden naͤmlich von allen Abgaben frey. Die öffentlichen Laften fielen daher je länger, je mehr. auf eine kleinere Zahl von arbeitenden Menfchen, welde fie nicht ' —. Bu aufs

y) Frezier l,c.

2) Üeber die Portugieſiſchen ſehe man Chatelah 65; "über die Spänifhen Plüers Reifen ©, 236.

O 2

[4 T

13 ——

aufbringen Eonnten, und trieben Die Verzweifelnden J tm die neue Welt hin. Ich ſage hier nichts

mehr von dem ſchrecklichen Faſten der Griechiſchen Moͤnche, von welchem ſelbſt Katholiſche Ordens⸗ geiſtliche geſtehen mußten, daß ſie die Faſten der

ſtrengſten Orden ihrer Kirche weit uͤbertraͤfen a). Wen ihrer ſchlechten Nahrung muͤſſen die Gries Sifhen Mönche unaufhörlich entweder auf dem . Kelde und in ben Gärten, ober am Webſtuhle arbeiten; und wenn fie nicht fo viel leiften, als

ihre Dberen verlangen, ober biefen fonft nicht ges ‚nng thun, fo werden fie burd Schläge auf die ßſohlen unbarmherzig gemißhantelt 5), Die

iechiſchen Patriarchen, an welche die Zurkifhen Großen nnaufhörliche Forderungen machen, prefe

fen die Bifchöfe und Archimandriten aus, Die

Arhimandriten fallen über ihre Moͤnche her, und Be Mönde wenden alle Arten Yon Künften an,

um wiederum ben Layen das Ihrige abzuloFen. In dem Rufe der groͤſten Heiligkeit ſtehen das’ Griechiſche Cloſter auf dem Berge Sinai c), deſ⸗ ſen Bewohner aus Furcht vor den Beduinen be⸗ ſtaͤndig innerhalb den Mauern ihres Cloſters ein⸗

eſchloſſen bleiben, und dann die zwanzig Cloͤſter auf dem Berge Athos, in wilden ſich ohngefaͤhr

5000

.

4) Lettr, Edit. II. 64. Rappellez - vous ce, gui - fe pratique ò la Trappe, et a Sept- Fonds; onny .

voit rien de lemblable,

| ‚3) Man f. über die Griechifchen Moͤnche, Belon 37 u. & Tournefort I 34, 409. LettresEdit. Ke Taube L, 89. 90. - Voiney IL, 326 et Iq. P.

e) Volney 1 c,.

————

X > 4 m —— R gi \ . | pe" 7

sono Din adfhalten follen ch. Bon. der Seh . An, wo die Türken den Moͤnchen anf ben - Athos

einen jährlichen Tribut von zwanzig- taufenb Die ©

fern aufgelegt haben, iſt bie alte Cloſterzucht ſehr geſchwaͤcht, und die Sitten ber Mönche find auf mehrere Urten verborben worben ). Um bie ſtets wiederkehrenden Forderungen ber Türken, ober ber höheren Geiſtlichkeit befriedigen zu könne‘; ehe men die Elöfter gern reiche Novizen auf,

beträchtliche Wergabungen machen. Man belohnt

ſolche Vergabungen dadurch, daß man bie Wohls thäter faft von allen firengen Vorſchriften dr Res . gel tifpenfirt. Man übergibt ferner eingelnen Mönden Landguͤter, ober geftattet- ihnen freyes Handel und Gewerbe, um von ben Einen jaͤhr⸗ liche Pachtgelder, ‘von. den andern jährliche Ups gaben zu erhalten, und beide nach ihrem Tode zu ‚beerben. Es iſt einleudhtend, daß man ſolche ſich ſelbſt uͤberlaſſene Moͤnche nicht in der gehoͤrigen Ordnung erhalten kaun. Enplich ſchickt man Almofen: Sammler nicht nur durch ganz Griechen⸗ land, ſondern über alle Griechiſche Infeln aus, . Dieſe Saminler werben auf ihren zuͤgelloſen Wan⸗ derungen meiſtens verderben, und bringen die ans genomanenen Lafer unter ihre Bräter nrid

2) Belon, et Lettr, rai Dec, 0) Lettr, Edif. 1. c.

) In Stavonien arteten manche. Nonnen⸗ Elöfter, die in tiefen Wäldern lagen, in Bordelle, manche Mauns = Elöfter in Räuberhöhlen aus, Man ward ‚daher gezwungen, die einen und die andern aufzus

bheben. Taube 1. c. Die Aebte in Ningrelien find

even ſo ruchlos, als die Dive Lamberti'p, 165, |

4314 | Bey dem harten Leben, welches die Griechiſchen Mönche im Durchſchnitt wirklich führen, und ber

mod härteren Unterwuͤrfigkeit, in welcher ihre Obe⸗ gen fie halten, werben meine Lefer barüber er:

ſtaunen, daß die Slavoniſchen Lanblente fi aus "allen Kräften bemähen, ihre Söhne in Elöfter -

zu bringen, und daß fo gar die von der Welt

ganz s"gefonderten 8) Mönche auf dem Ginat ſich

viel glüdlihher preifen, als die Kinder ber Welt. Und doch haben die Einen und die Anderen Recht. "Die gemeinen Griechen nähren fich nicht viel beffer, und werben von ben Tuͤrkiſchen Befehlshabern und Soldaten ohne Weraleihung mehr geplagt, ober demißhandilt, als bie eingefihloffenen Moͤnche.

Die Mahomedaner erhielten eben ſo wenig, |

als die Chriften, gleich nach der Entftehung ihrer Religion Moͤnche, ober Cloͤſter h), Nachdem : fi aber das Moͤnchsweſen einmahl gebiltet hatte, ' fo verbreitete es ſich nicht bloß ſehr ſchnell, fon:

bern es entftanden audy allmählich manderley Drs

ben und Regeln, wovon bie einen firenger, als bie anderen waren, ober die urſpruͤngliche Zucht beſſer, als andere erhielten. Aus biefer Verſchiedenheit

ber Regeln, unb ber Bucht der Tuͤrkiſchen Elöften

muß man ed erklären, baf bie glaubmwärbigfien

‚Metfenden in ihren Urtbeilen und Nachrichten‘ über

die Derwifche ſo ſehr von einander abweichen. Sm

Ganzen legen die Derwiſche die Geluͤbde ber Keuſch⸗

heit,

‚m Taube und Valney I. co. h) Man ſ. bierüber Ricaut p. 250 et fg, Arvieux

VI. 464, Taurnefort II. 89. Porter 1. 46. 4%

Grifirhe p. 86 et fq

x

Li, ı ı _L__

-

* ar gt ‚der Armuuth und des Gehorſams ab. Um ferdeffen. follen manche Tuͤrklſche Mönche verheiras ther feyn, und die Erlaubnig haben, ihre, Weiber, bie freylich nicht in die Sr Femme. bürfen, bon.” get, u. Zeit zu befuchen. . find die Gelübbe, der erwifche nicht fo erh lich, als die der

riſttichen Ordensgeiſtlichen. wiſch fuͤhlt, daß er das Geluͤbbe der Enthaltſam⸗ keit nicht beobachten Kinn, fo. entläßt man ihn Lies. Ber aus dem Clofter, ald dag man feiner Natur. Gewalt anthun follte.. Solche nüßlihe Arbeiten,

als wodurch bie Chriſtlichen Moͤnche ſich Jahrhun⸗

berte lang um das menſchliche Geſchlecht verdient machten, fanden nie unter den Derwiſchen Statt. Die Tuͤrkiſchen Moͤnche ziehen ihren Unterhalt aus milden Stiftungen, und bringen ihre ganze Zeit im Gebet, in heiligen Betrachtungen ‚. und anderen Andachto, Üebungen, oder in träger Ruhe hin. ‚Die Votfieher der Elöfter halten gemeiniglich zwey⸗ mahl in der Woche an ihre Untergebenen heilige Reden, oder erklaͤren dunkle Stellen des Korans, ‚und anderer heiligen Buͤcher. Nach der Endigung diefer Neben, oder Vorlefungen heben bie Mönde: - den berüchtigten Drehtanz an, wobey fie ſich mit

einer unglaublichen Geſchwindigkeit fo Lange auf ih⸗

(

ven Ferfen umher wirbeln, bis fie ſchaͤumend, und athemlos zu Boden fallen. Manche feßen den Drehtanz eben ſo lange, als diejenigen fort, die zu Boden fihirzen, und bleiben auf einmahl fo unbe:

mweglich ſtehen, ald wenn fie eingewurzelt waͤren.

Viele Derwiſche wiſſen ſelbſt nicht, in welchen Ab⸗ ſichten der Dyehtang eingeführt worden. Hoͤchſt wahrſcheinlich brauchte man ihn feit undenklichen Zeiten in den Morgenlaͤndern als ein Mittel, in

Ver⸗

Penn ein Der⸗

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0 -

' , \ , 216, m

—* F fallen,. und durib- Verzickuus m ereinigung mit der Gottheit. zu gelangen. .. Auch

= D’e Sufis in Perſi en wirbeln ſich unter beſtaͤndigem

Shdhuͤtteln. bes Kopfes, und bem Ausrufen bee Rahmens Sottes fo lange herum, bis fie ſchaͤn⸗ mepb' und athẽemlos zu. Boden ſtuͤrzen 5). . Sowohl -

die Sufis, „'als die Derwifche'bebienen fih no ela

nes andern Mittels, um ſich in Ekſtaſen zu ver⸗

ſetzen. Die erſteren heften ihre Augen fa, Tange » an die Spitzen ihrer Naſen, bis fie in eine Art ‚von Betaͤubung verfinfen. Die . Anderen ‚faufen

enttocder Wein und Brantewein, ober genießen Opium, bis fie das Bewußtſeyn ihrer Gelbft, Noder ihres äußeren Zuſtandes verlieren. Wenig⸗ ft n8 verfihert Ricaut, daß bie Derwiſche zu ben ſtaͤrkſten Trinkern, und Opium⸗ Eſſern in ber, Tuͤrkey achören H. E8 gefchieht in ber Türken, "

was fo oft in der Chriftenheit gefhah. - Die Cloͤ⸗

Mer der Derwiſche werben bisweilen E hlupfwinkel “u

verbotener Lüfte, und firafbarer Verbrechen. Uns

ter Wrderen zerfiörte ber berühmte MWizier Au:

prinli ein fhön gelegenes Cloſter nahe bey Adriano: pel, daß wegen bed Rufes der Heiligkeit häufig Don vornehmen Tuͤrkinnen befuhht wurde. Man entdeckte, daß die ſchoͤnen Pilgerinnen ihren gehei« men Litbh bern an dem heiligen Orte Zuſammen⸗ kuͤnfte gaben N). Die Moͤnche eines gewiſſen Or⸗ dens nehmen gluͤhende Eiſen auf eine ſolche Art in den Mund, daß man den a Speiäel ziſchen hört, und

©) ur, : 211. 919, Chardin, | Mpase a. I) Ricaut p. 266.

u | 217

und B fake, fi eht, ohne im geringfien verletzt un"

werben m). Ich rechne diefen Gebranch von glüs henden Eiſen nicht fo wohl zu ben Buͤßungen, als zu den gaukleriſchen Kuͤnſten, wodurch die Moͤnche bie Bewunderung. ber Li Mense zu erbalı ten hoffen. . . .e

Winn unter den keinen Hindus die gehn der Monchs orden auch nicht fo groß ſeyn follte, ale | unter den Tuͤrken, und befonderd unter deu Chri«

a fo war.allem Anſehen nad die Zahl ber . |

Mönche von jeher unter ben erftern verhäftnigmägig viel betraͤchtlicher, als unter den legteren n). Auch weichen die Mönche der Hindus weit mehr von einander ab, als die Chriſtlichen und Tüsfifcen. Mönde. Nur die wenigften. Zubifhen Mönche wohnen an Einem Drte unter ber Aufficht gemeins ſchaftlicher Oberen beyſammen. Dich than fafk ganz allein die Joghis, die ſoch in Gaͤrten vor ben Staͤdten aufhalten, aber nie in die Staͤdte ſelbſt gehen 0), und auch nicht iu Haͤuſern ſchlafen y)). Die meiſten Indiſchen Moͤnche fuͤhren ein unſtetes Leben, ober wohnen unter ben ihrigen. Die firem geren Drden, 3. B. der. Joghis, ber Saniaſſis, y. ſ. w. beobachten insgeſammi das Geluͤbbe der

Keuſch⸗ |

+

zn) Ricant u. Griffitts I, 06,

7) Min f bei. Sonnerat.1, 214. u. f. ©. Bernier II. 121. Leitr. Edif. IX. 282. et lg. p.

’e) Bernier ], 7

y) Anqueul p. 139. 366.

f' . a 216 m om x ..

Verzuͤckung zu fallen, unb durch Perzuͤckung ar

seteiniaung mit ber Gottheit ju gelangen... And -

55 Sufiö in Perfien wirbeln ſich unter beftändigem,

Schuͤtteln des Kopfes, und dem Ausrufen des Rahmens Goftes fo lange herum, bis fie ſchaͤn⸗ mepd’und athemlos zu. Boden ſtuͤrzen i). Sowohl

die Sufis, als die Derwiſche bedienen ſich poch eia

21

nes andern. Mittels, um ſich in Ekſtaſen zu ver⸗ ſetzen. Die erſteren heften ihre Augen fo. Tange »

an bie. Spitzen Ihrer Naſen, bis fie in eine Art,

‚von Betäubung verfinten. Die Anderen ‚faufen

enttocher Mein und Brantewein, ober genießen Opium, bis fie dad Bewußtſeyn ihrer Selbſt,

oder ihres äußeren Zuſtandes verlieren. Wenig⸗

ſtens verſichert Ricaut, daß die Derwiſche zu ben

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ſtaͤrkſten Trinkern, und Opium⸗Eſſern in ber,

Tuͤrkey gehören 4). Es geſchieht in der Türken,

was fo oft,in der Chriftenheit geſchah. Die EIds

‚fter der Derwifche werben bisweilen Schlupfwinkel

verbotener Lüfte, und firafbarer Verbredien. Uns

prinli ein ſchoͤn gelegenes Cloſter nahe bey Adriano:

pel, bad wegen bed Mufes der Heiligkeit häufig

don vornehmen Zürkinnen befuht wurd. Man entdeckte, daß die. fhönen Pilgerinnen ihren gehei« men titbh:bern an dem heiligen Drte Zuſammen⸗

kuͤnfte gaben ). Die Mönche eines gemiffen Ors dens nehmen glähente Eifen auf eine folde Art in

den Mund, bag man ben Speichel zifdhen hört, u eo | und &) III, aıı. 219, Chardin, |

NP 254. . J 1) Ricaut p. 266.

ter Urbderen zerfiörte der berühmte Vizier Au: " .

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- ten hoffen.

ı 7 217 und ſchaͤumen ſieht, ohne im geringſten verlezt zu werden m). Ich rechne —E— nt glüs

henden Eiſen nicht fo wohl, zu. den Buͤßungen, als zu den gaukleriſchen Kuͤnſten, wodurch die Moͤrche bie Bewunderung der flaunenten Menge zu erhal⸗

»

. Wenn unter den heidniſchen Hindus die Zah

der Moͤnchsorden auch nicht fo groß ſeyn follte, ala

unter ben Türfen, und befonderd unter bes. Chri« ". fien;..fo war allem Anfehen nad die Zahl ber .

Mönche von jeher unter deu erftern verhältnigmägig viel betraͤchtlicher, als unter den legteren n). Auch weichen die Mönche der Hindus weit mehr Yon einander ab, ald die Chriftliden und Tuͤrkiſchen Mönde. Mur die wenigfien Indiſchen Mönde wohnen an Einem Orte unter ber AUufficht gemeine ſchaftlicher Oberen beyſammen. Dick than fa ganz allein die Joghis, die ſich in Gaͤrten vor den Städten aufhalten, aber nie in hie Staͤdte ſelbſt

achen 0), und auch nicht in Käufern ſchlafen y). |

Die meiften Indiſchen Mönde führen ein unftetes Leben, ober wohnen unter ben thrigen. Die firene geren Drden, 3. B. der. Joghis, ber Santafll’s, u. fe w. beobachten indgefammt dad Gelübbe ber . u i Keuſch⸗

J 2) Rlcant u Griffit I, cc, n) Min f be . Sonnerat. I, 214. u. f. S. Bernier

II. 121, Lettr, Edit. IX. 282, et fg. p.

‘g) Bernier ], c.

pP) Anquetil p. 129. 366, a Sa

f] \

ug u 5 Keufähekt. Yübere Yingegen heſrathen. % es gibt ſogar eine Moͤnchs-Eaſte, deren Mitglieder

aͤls Monche gebohren' werden, und bio Weiber

aus ihber eigenen Caſte heirathen g). Die Indi⸗ ſchen Moͤnche moͤgen aber feſte Sitze haben, und heirathen, oder nicht; ſo behalten ſie immer die weſentlichen Merkmahle des Moͤnchthums bey.

Sie ziehen ſich naͤmlich von allen weltlichen Ge⸗ ſthaͤften und Vergnuͤgungen zuruͤck, und bringen nach der Regel, zu welcher fie ſich bekennen, ihr Leben in beſtaͤndigen Buß⸗ und Andachts⸗ Uebun⸗

gen zu. Da die Religionen aller Voͤlker des oͤſtli⸗ Gen und ſuͤdlichen Aſiens aus Hindoſtan entſprun⸗ gen, oder wenigſtens mit dem Goͤtterdienſte der Hindus ſtark vermiſcht worden ſind; ſo ſollte man glauben, daß bad Moͤnchsweſen der erſteren mit

- bem ber Ießteren viel miehr übereinftimme, als es wirklich Abereiuftimmt. In Xhibet, und im gan⸗

jen uͤbrigen oͤſtlichen ſo wohl, als füblichen Afien Benne man nicht bloß Moͤnche, fordern auch Non⸗ nen, und unter beyben weniger eine Verfchiebenheit

von Orden, als von Graden. Moͤnche und Non⸗

nen, die in Thibet, gleichſam auf den 'uuterften

Stuffen des heiligen Lebens ſtehen, wohnen bei

den/ihrigen, und koͤnnen fich verheirathen, wann fie wollen. So bald aber beyde einen gewiſſen Brad von Vollendung erreicht haben; fo müflen fie bad Geluͤbde der Keuſchheit ablegen, deſſen Ders

: Teßung unfehlbar mit bem Zobe beftraft wird, Die

Mann » fowohl, als die Frauen s Clöfter find

faft ohne Ausnahme auf hohen Bergen oder Zelfen.

ers

'g) Sonne. 1. . S. 217.

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um v /

19 baute). An Siam, und wahrſcheinlih in allen

Vvbrigen Hinterindiſchen Reichen gibt es nicht bloß

Monche, oder Talapoinen, ſondern auch Nonnen, oder Talapoininnen 5 Beyde möhnen in ben Be⸗ zirken, bie zu den Tempeln gehören, und mit Bams bu⸗Pfaͤlen umzäumt find. Hoͤchſtens haben die.

Talapoinen thre Gellen an ber einen, und die as

Yapoininnen an der entgegengefeßten Seite der Bam⸗ bu s Zäune. Die Talapoininnen find meiſtens ſo

alt, daß man ſchon aus diefem Grunde einen:

Bruch des Keuſchheits⸗Geluͤbbes von ihnen befürchs. | ten barf. Wenn unterbeffen eine Talapoininn eis,

sven: Tehltritt begeht, fo wirb fie zwar nicht am tes, ben geftraft, wie Talapoinen, bie ſich einer aͤhnli⸗ en Sünde ſchuldig machen. Allein man ftößt fie ie. aus der heiligen Schwefterfihaft aus, und übergibt fie ihren Anvermandten bamit diefe fie nach Vers. bienft zuͤchtigen. Die Talapoinen find nicht bloß, Priefter, mie tie Chriſtlichen Moͤnche, fondern fie‘ ſind die einzigen Priefter der Wölfer des binteren Indiens. Sie bedienen daher bie Götter, hüten ihre Tempel, beſorgen Feſte und Opfer, und un⸗ terrichten zu gewiſſen Zeiten das Volk ſowohl in ber Geſchichte der Goͤtter, als in dem, was man den Goͤttern und ihren Dienern ſchuldig iſt. Je⸗ der Talapoin nimmt zwey, oder drey Kinder zu

‚Aid, und erzieht fie zu feinem Stande, wenn er fie

anders ruͤchtig dazu findet, Die Prieſter⸗ Mönde - | le⸗

nn) Georgi p. an. Man vergleiihe Turner p. . 309- 1 |

s) Lombere I, 340- 59 Pr

sı0 Imre. 0

Gefänge von: Ordensgeiſtlichen ſind nicht „weniger ſchaamlos, als die der Layer... Darbinais wohnte am 24. Dec. 1718 der Mitternadits s Mefie in einem Frauen: Clofter zu St. Salvador bey. Die Nonnen waren anf einen offenen Chore, eine jebe mit einem muſikaliſchen Inſtrumente verfeken. Als

ber. ‚geiftliche Director des Cloſters den Pſalm

venfte exultemus anſtimmte #), fingen alle Non⸗ nen an, luſtige Lieder zu fingen, auf welde fie

fi das ganze Jahr durdy vorbereitet hatten, und

begleiteten ihren Gefang eine jede mit bem Inſtru⸗

'ment, das fie mitgebracht hatte. Hieraus ent⸗

ſtand ein Laͤrm, der alle diejenigen, welche er nicht betaͤubte, zum lauten Lachen brachte. Nachdem endlich der wilde Geſang, und bie wilde Muſik “aufhörte, feßte fh eine ber Nonnen in einen Lehn⸗ ftuhl, und hob Eine luſtige Erzählung der Aben⸗ theuer aller der Perfonen an, die zum Dofe.beg'

Vice⸗Koͤnigs gehörten. 'Zulegt trat. Eine ber.

Nonnen auf, und machte einem Neffen des Koͤ⸗ nigs die bitterfien Vorwürfe darüber, da ex ihr ungetreu geworben fey, und einer andern Damme in der Stadt den Hof made. Der junge Cavalier war verfhämter, als die Nonne, unb entfernte ſich plöglih aus der Kirche. Mac allen dieſen Scenen fang man eine Wieffe, . worauf bie Nomen insgeſammt das Abendmahl genofien. Die un: geiftlichen Lafter der Mönche tn Lima mindern ih⸗ zen geiſtlichen Stolz nicht alleia nicht; - fordern feinen ihnen vielmehr zu erhöhen x). Nice zufrieden mit ben, tiefen Verbeugungen, welche un oe. 1. OMA

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) iu. 207 et lq. p. =) Fresier p, 430. 431.

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man ihnen allenshalben macht, reichen fie fo wohl

in den Straßen, als in den Kirchen die Ermel ihrer Kleider zum Käffen hin. Sie thun dieſes felbft während ber heiligfien Handlungen, wo bies jenigen, welche fie zum Ermels Kufle nöthigen; dadurch in ihrer Andacht geftört werben. . Gleich

den Layen tragen faſt alle Moͤnche Doͤlche, und

bedienen ſich dieſer Waffen, wenn man ſie in ihren Vergnuͤgungen ſtoͤren will. Sie handeln, ober ſchachern endlich nicht bloß, fondern fcheuen fi

auch nicht zu fiehlen, wo fie nur können. Die

Franzoͤſiſchen Schiffahrer und Kaufleute, die au der Kuͤſte von Peru und Chili handelten, made ten, bie unangenehme Erfahrung, daß pefonbere

bie Geiſtlichen ſehr behende Singer hätten y).

Im Chriſtlichen Europa ſind noch immer die Spauiſchen und Portugieſiſchen Moͤnche die ver⸗ dorbenſten und ſchaͤdlichſten 2.). Die Griechiſchen hingegen im Durchſchnitt die unwiſſendſten und unglüdlichften. Die Spanifchen Moͤnche und None nen wurden nicht bloß durd ihre eigene Eheloſig⸗ feit eine Haupturſache der Entvölkerung ihres Was terlandes, ſondern am meiften dadurch, bag fig fortfahren, immer mehr Güter anzukaufen. Dig von Elöftern ‚angelauften Guͤter wurden naͤmlich von allen Abgaben frey. Die oͤffentlichen Laſten fielen daher je laͤnger, je mehr auf eine kleinere

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z) neber die Portugie ſiſchen ſehe man n Chatelek 655, "über die Spänifchen Pluͤers Reifen ©. 236.

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aufbringen konnten, und trieben die Verzweifelnden In bie neue Welt bin. Ich ſage hier nichts

meht von dem ſchrecklichen Faſten der Griechiſchen Mönche, von welchem ſelbſt Katholiſche Ordens⸗ geiſtliche geſtehen mußten, daß ſie die Faſten der

ſtrengſten Orden ihrer Kirche weit uͤbertraͤfen a). Wen ihrer ſchlechten Nahrung muͤſſen die Gries Sifhen Moͤnche unaufhörlich entweder auf dem .

Kelde und in den Gärten, ober am Webftuhle arbeiten; und wenn fie nicht fo viel Leiften, als ihre Oberen verlangen, ober biefen fonft nicht ges ‚nng hun, fo werden fie dburd Schläge auf bie zone unbarmherzig gemißhanbelt 5). Die

riehifchen Patriarhen, an welche die Tuͤrkiſchen Großen unaufhörliche Forberungen machen, prefs fen die Bifchöfe und Archimanpriten aus, Die

Achimandriten fallen Über ihre Mönde her, und. Be Mönde wenden alle Arten Yon Künften an,

‚am wiederum ben Layen das Ihrige abzuloPen.

In dem.Mufe der gröften Heiligkeit flehen das

Griechiſche Elofter auf dem Berge Sinai c), deſ⸗

‚fen Bewohner aus Furcht vor den Beduinen bes

ſtaͤndig innerhalb den Mauern ihres Cloſters ein» efgloffen bleiben, und dann bie zwanzig Cloͤſter auf dem Werge Athos, im welden ſich ohngefähr

5000

4) Lettr, Edit. 11. 64. Rappolles-vous ce, qui .“ Aber PP q fe pratique 5 la Trappe, et aSept- Fonds; onny .

veit rien de femblable,

‚3) Man f. über vie Griechifchen Moͤuche, Belon 37 u. f. S. Tournefort I 34, 409. LettresEdit,

Le; Taube I, 89. go. Volney II, 326 et Iq. ..

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5000 Mind aufhalten follen d). Mon. ber Seht

‚an, wo bie Türken den Mönchen anf bem Athos

einen. jährlichen Tribut von zwanzig taufenb Pins

ſtern aufgelegt haben, iſt die alte Cloſterzucht fehr

sefhwädt, und die Sitten ber Mönche find auf mehrere Arten verborben worden 5). Um bie ſtets

wiederkehrenden Forderungen der Tuͤrken, oder

ber höheren Geiſtlichkeit befriedigen zu koͤnne neh⸗ men die Cloͤſter gern reiche Novizen auf, bie beträchtlihe Vergabungen mahen. Man belohnt

ſolche Vergabungen dadurch, daß man bie Wohls

thäter faft von allen firengen Borfchriften der Res . gel tifpenfirt. Man übergibt ferner eingelnen Minden Landgüter, oder geftattet- ihnen freyen Handel und Gewerbe, um von den Einen jähr liche Pachtgelder, von. den andern jährliche Ab⸗ gaben zu erhalten, und beibe nach ihren Tode zu

‚beerben. Es iſt einleuchtend, daß man ſolche ſich

felbft überlaffene Moͤnche nicht in der gehörigen. Ordnung erhalten kaun. Knplih fdicdt man Almofen: Sammler nicht nur durch ganz Griechen⸗ land, ſondern über alle Griechiſche Juſels aus. . Diefe Sammler werben aufihren zägellofen Wan derungen meiftend verderben, und bringen die ans genommenen Lafer unter ihre Bruͤder zuruͤck Ri ) | Bey

&) Belon, et Lettr, Edif, Il, cc, e) Lettr. Edif. 1I. c.

f) In Stavonien arteten manche Nonnen Eiöfter, die in tiefen Wäldern lagen, is Bordelle, manche Manns = Eiöfter in Raͤuberhoͤhlen aus. Man ward ‚daher gezwungen, die einen und die andern aufzus heben. Taube 1. c. Die Yebte in Sinarelien find

eben ſo ruchlos, als die Bilchöfe. Lamberti'p. 165,

Ben dem harten Leben, welches die Griedjifchen Mönche im Durchſchnitt wirklich führen, und der noch härteren Untermürfigfeit, in welcher ihre Obe⸗ gen fie halten, werden meine Lefer barüber er:

Pausen, daß die Slavoniſchen Lanblente fich aus allen Kräften bemähen, ihre Söhne in Cloͤſter

gu bringen, und daß ſo gar bie von ber Melt

ganz ;«"gefonderten ge) Moͤnche auf dem Sinai ſich

biel gluͤcklicher preiſen, als die Kinder ber Welt. Und doch haben bie Einen und die Anderen Recht.

Die gerneinen Griechen nähren ſich nicht viel beffer,

amd werden von ben Tuͤrkiſchen Befehlshabern und Soldaten ohne Wergleihung mehr geplagt, ober

gemißhandelt, als bie eingefihloffenen Moͤnche.

Die Mahomebaner erhielten eben fo wenig, als die Chriſten, gleich nad) ver Entftehung ihrer Religion Moͤnche, oder Cloͤſter bh), Nachdem

fich aber das Moͤnchsweſen einmahl gebildet hatte, . fo verbreitete es ſich nicht bloß ſehr ſchnell, fon:

Geanjen legen die Derwifche die Geluͤbde ri u ya

bern es entftanden auch allmählich mancherley Drs ben und Regeln, wovon bie einen firenger, als bie

anderen waren, oder die urſpruͤngliche Zucht befier, als andere erhielten. Aus biefer Verſchiedenheit

ber Regeln, und ber Zucht der Tuͤrkiſchen Elöften muß man es erklären, baf bie glaubmwärbigften Keifenden in ihren Urtheilen und Nachrichten über

bie Derwifche ſo ſehr von einander abweichen, Sm

i) Taube und Velney 1. oo.

h) Man f. bierüber Aicaur p. 50 et ſq. Arvieux VI. 464, Tournefort II. 89. Börter 1. 46, 47, Griffrhs p. 86 er fq |

x

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f u m.

beit,“ 'der Armeth und des Gehorſams äb. Um, terdeffen follen manche Tuͤrkiſche Moͤnche verheiras

Über feyn, und die Erlaubniß haben, ihre Weiber, die freylich nicht in die Cloͤſter kommen.bürfen, von "

Zeit zu. Zeit zu beſuchen. Auch find die Gelübbe, der Derwiſche nicht fo unverbruͤchlich, als die der

Ehriſtlichen Ordensgeiſtlichen. Wenn ein Ders

wifch fühlt, daß er das Geluͤbde der Enthaltſam⸗ keit nicht beobachten Kinn, fo. entläßt man ihn lies

Ber aus dem Glofter, ald daß man feiner Matur.

Gewalt anthun follte. Solche nüßlihe Arbeiten, als wodurch die Chriftlihen Mönche ih Jahrhun⸗ berte lang um das menſchliche Gefchleht verdient machten,, fanden nie unter den Derwifchen Statt.

Die Türkifhen Mönche zichen ihren Unterhalt aus

milden Stiftungen, und bringen ihre ganze Zeit im Gebet, in heiligen Betrachtungen, und anderen Andachts, Uebungen, oder in iraͤger Ruhe hin.

Die Vorſteher der Cloͤſter halten gemeiniglich zwey⸗

mahl in der Woche an ihre Untergebenen heilige Reden, oder erklaͤren dunkle Stellen des Koran, und anderer heiligen Buͤcher. Nach der Endigung dieſer Reden, oder Vorleſungen heben die Moͤnche den beruͤchtigten Drehtanz an, wobey ſie ſich mit einer unglaublichen Geſchwindigkeit ſo lange auf ih⸗ ren Ferſen umher wirbeln, bis fie ſchaͤumend, und athemlos zu Boden fallen. Manche ſetzen den Drehtanz eben ſo lange, als diejenigen fort, die zu Boden fikrzen ‚, und bleiben auf einmahl fo unbe: weglich ſtehen, als wenn fie eingewurzelt wären. Viele Derwiſche wiſſen ſelbſt nicht, in welchen Ab⸗ ſichten der Drehtanz eingeführt worden. Hoͤchſt wahrſcheinlich brauchte man ihn ſeit undenklichen Zeiten in den Morgenlaͤndern als ein Mittel, in

er⸗

' « B \ 2 —— {m x *

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Bahn F fallen,. un dur Verzuͤckung zur

Bereinigung mit der Gottheit j zu gelangen. , Auch

"rd Sufie In Perfien wirbeln fid, unter beſtaͤndigem | stein. 5 bes Kopfes, und dem Ausrufen bes

ahmens Gottes fo Lange herum, bis fie ſchaͤn⸗

mepb"und Athöinlos zu. Boden ftürzen n). , Sowohl - -

die Sufis, „'als bie Derwifche bedienen ſich noch eia

nes andern. Mittels, um ſich in Ekſtaſen zu ver⸗

ſetzen. Die, erſteren heften ihre Augen fo, Tange an bie Spißen Ihrer Nafen, bis fie in eine Art,

enttocder Mein und Brantewein, ober genießen Spium, bis fie das Bewußtſeyn ihrer Selbſt,

oter ihres äußeren Zuflandes verlieren. Wenig⸗

ft n8 verfichert Ricaut, daß die Derwiſche zu den

ſtaͤrkſten Trinkern, und Opium⸗-Eſſern in ber,

Tuͤrkey gehören k). Es geſchieht in der Türken, was fo oft,in der Chriftenheit geſchah. Die Cloͤ⸗

-

Ed

‚von Betäubung, verfinten. Die . Anderen faufen

ſter der Derwifche werben bisweilen Ehlnpfwinkel

verbotener Lüfte, und ſtrafbarer Verbrechen. Un⸗

ter Arderen zerſtoͤrte der berühmte Vizier Ru⸗—

prinli ein ſchoͤn gelegenes Cloſter nahe bey Adriano: pel, dad wegen des Rufes der Heiligkeit häufig Don vornehmen Türfinnen befuht wurde. Dan entdeckte, daß bie. fhönen Pilgerinnen ihren gehei⸗ men Litbh bern an dem heiligen Orte Zuſammen⸗

kunfte gaben ). Die Mönde eines gemiffen Or⸗ dens nehmen gluͤhende Eifen auf eine foldye Art in

den Mund, daß man den » Speiäel ziſchen hört, und

i) Ir, 211. 219, Chardin. u . ‚K)'p- 864. on

- 1) Ricaut p. 266.

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und B könn eht, ohne im geringfien arelegt an | werden m). Ich rechne diefen Gebrandy von glüs henden Eiſen nicht fo wohl, zu den Buͤßnngen, als zu den gaukleriſchen Kuͤnſten, wodurch bie Mönde bie Bewunderung. ber Rama ‚Denge zu wel⸗ ten hoffen.

Wenn unter ben beibüifen Hindus die tehn der Moͤnchsorden auch nicht ſo groß ſeyn follte, ale . anter ben Zürfen, und befonder3 unter der Chris

ſten; fo war.alem Anſehen nad die Zahl ber . |

Mönche von jeher unter ben erftern verhäftnifgmägig viel betraͤchtlicher, als unter den letzteren n). Auch weichen, die Mönche der Hindus weit mehr ‚von einander ab, ald die Chriſtlichen und Tüsfifhen Moͤnche. Mur die wenigſten Indiſchen Moͤncha

wohnen an Einem Orte unter der Aufficht gemein⸗ |

ſchaftlicher Oberen beyſammen. Dieß ıhan faſt ganz allein die Joghis, die fach. in Gärten vor ben Staͤdten aufhalten, aber nie in die Staͤdte ſelbſt

gehen 0), und auch nicht in Haͤuſern ſchlafen y). Die meiſten Indiſchen Moͤnche führen ein unſtetes

Leben, ober wohnen unter ben thrigen. Die ſtreu⸗ geren Orden, 3. B. der Joghis, ber Santafirs,- u. fs w. beohachten indgefamms das GSelübbe der .

Bu | Lesſqh⸗ |

.. 2) Rlcamı u. . Grifis il, cc,

7) Min 9 bet. Sonnerat l. 14. u. f. €. Bernier II. 221, Leu, Edif., IR 282. et fg. p.

8

'e) Bernier i. ©

) anqueu Pe 129 366, on

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a... 5

Keuſchheft. Aübere hingegen heſrathen.“ Ja es gibt ſogar eine Moͤuchs⸗-Eaſte, deren Mitglieder aͤls Moͤnche gebobren werben, und bloß Weiber aus ihber eigenen Eafte heirathen g). Die Indi⸗ ſchen Moͤnche mögen aber feſte Sitze haben, und heirathen, ober nichts; fo behalten fie Immer die wefentlihen Merkmahle des Moͤnchthums bey. ‚Sie ziehen ſich naͤmlich von allen weltlichen Ges _ fhäften and Vergnügungen zuruͤck, und bringen nach der Regel, zu melcher fie fich befennen, ihr Leben in beſtaͤndigen Buß⸗ und Andachts⸗Uebun⸗ gen zu. Da die Religionen aller Voͤlker des oͤſtli⸗ hen und ſuͤblichen Aſiens aus Hindoſtan entſprun⸗ gen, ober wenigſtens mit dem Gotterdienſte der Hindus ſtark vermifcht worden find; fo follte man Hauben , daß das Moͤnchsweſen der erfleren mit - dem ber Ießteren viel mehr übereinftimmie, als es wirklich übereiuftimmt. In Thibet, und im gan⸗ jen uͤbrigen oͤſtlichen fo wohl, als ſuͤdlichen Aſien kennt man nicht bloß Moͤnche, ſondern auch Non⸗ nen, und unter beyden weniger eine Verſchiedenheit von Orden, als von Graden. Moͤnche und Non⸗ nen, bie in Thibet, gleichſam auf den unterſten Stuffen des heiligen Lebens fichen, wohnen bey den’ihrigen, und koͤnnen ſich verheirathen, wann „fie wollen. So bald aber beyde einen gewiſſen Grad von Vollendung erreicht haben; fo muͤſſen fie das Celühbde der Keuſchheit ablegen, befien Ders feßung unfehlbar mit bem Tode beftraft wird. Die Mannd s ſowohl, als die Grauen + Cloͤſter find faft ohne Ausnahme auf hohen Wergen ober Felſen | | er⸗

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'g) Sonner. 1. 0.6. 217%.

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_ 1...

J 219

‚ebautr). An Stam, und wahrſcheinlich in allen " übrigen Hinterindiſchen Reichen gibt es nicht bloß Mönche, oder Talapoinen, fondern au Sonnen, oder Talapoininneh BY Beyde woͤhnen in ben Bes giefen, die zu den Tempeln gehören, und mit Bam⸗ bus Pfälen umzaͤumt find. Hoͤchſtens haben die Talappinen ihre Gellen an bei einen, und die Tas Iepoininnen an berentgegengefegten Seiteder Bam⸗ bu s Zäune. Die Talapoininnen find meiſtens ſo alt, daß man ſchon aus diefem Grunde keinen Bruch des Keuſchheits⸗Geluͤbbdes von ihnen befuͤrchh ten barf. Wenn unterdeflen eine Talapoininn eis sen. Sehltritt begeht, fo wirb fie jwar nicht aın Le⸗ ben geftraft, wie Talapoinen, bie fi einer aͤhnli⸗ hen Sünde fhultig machen. Allein man ftößt fie. aus der heiligen Schwefterfihaft aus, und übergibt fie ihren Anvermandten, bamit biefe fie nach Vers dienft züchtigen. : Die Talapoinen find nicht bloß. Priefter, mie tie Chriftlihen Moͤnche, fonbern fre ſind die einzigen Priefter der Wölfer des’ hinteren Andiend. Sie bebienen baher die Gätter, hüten. ihre Tempel, beforgen Feſte und Dpfer, und uns terrichten zu gemifien Zeiten das Volk ſowohl in. der Geſchichte der GStter, ald in dem, was man den Göttern und ihren Dienern fhuldig iſt. Je⸗ ber Talapoin nimmt: zwey, ober brey Kinder zu Ai, und erzieht fie zu feinem Stande, wenn er fie

andere tächtig dazu findet, Die Priefter: Mönche -

| | le:

y), Georgi p. sıs. Man vergleiche Turner p. 509- 314 | |

s) Lombere I, 43-59 p.

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_ . 8* v „.» . R pi 320 , mm N nm

[eben zum Theil von ben. Sänbexenen , bie zu den Tempeln ber GStter gehören., und welche fie durch

Selaven bearbeiten laſſen: vorzüglich aber von ben - -

Allmofen, welde fie felbft fainmeln. Gie fielen ſich vor bie Thuͤren der. Häufer, und wenn man fie. eine Zeitlang fiehen Läßt , ‚fo geben fie weiter, ohne etwas zu fordern. Hamilton ruͤhmt befonders von ben Talapoinen in Pegu, baß fie nicht bloß alle Streitigkeiten unter Verwandten und Rachba⸗ ren beylegen, ſondern daß ſie auch gegen Fremd⸗ linge eine Menſchlichkeit und Barmherzigkeit uͤben, die den Dienern der wahren Religion unter aufges Härten Völkern Ehre machen würde. Nah ben. Geſetzen des Landes find alle Ungluͤckliche, die ſich aus Schiffbruͤchen an bie Ufer von Pegu retten,

: Gelaven bes Könige. Die Talapoinen vereiteln -

bieß grauſame Geſetz, indem fie ſich der Schiffs brüchtgen annehmen, fie in ihren Zellen beherber⸗ gen, und fie mit Empfehlungsfcgreiben von Cloſter zu Elofter bis zu einem Dafen ſchicken, wo bie Empfohlenen Gelegenheit Anden, im ihr Vaterland -

uuruͤckzukehren t). |

Moͤnche wurden unter allen Völkern ale Lieb⸗ linge bed Himmels verehrt, und Nonnen wurden haͤufig unter Ehriften Bräute, ober Werlobte des Himmels genannt. Diefe Benennung koͤnnte leicht AÄnlaß geben, daß man’fie mit anderen Frauen und Mädchen verwechſelte, bie zwar den Göttern ger - weiht waren, aber eine ganz andere Beftimmung hatten, ale wahre Nonnen. Unter allen gr0s

> gen

S

n. 6.6 p. a

gen vielgottiſchen Völkern ward von Njcher, ‚amd wird auch jegt noch ein ſtark Befeßter Harem als ein fo nothwendiges Merkmahl von. Macht und .

Reichthum angefehen, dag nicht bloß undermögenbe

Greife, ſondern gaͤnzlich⸗ Verſchnittene bergleichen

unterhalten. Solche Voͤlker mußten bald zu glau⸗

ben anfangen, daß man den Goͤttern eben ſo wohl,

als den Koͤnigen und Großen der Erbe einen Ha⸗

rem verſchaffen muͤſſe. Unter allen großen

vielgoͤttiſchen Völkern finden ſich ferner Geſellſchaf⸗

ten, oder Schweſterfchaften von oͤffentlichen Weibs⸗

perſonen, oder ſogenannten Taͤnzerinnen, welche

den Genuß der ſinnlichen Liebe auf die ſchaamlo⸗

ſeſte Art darſtellen, und dann allen denen, An wel⸗

hen fie Begierden erregt haben, ben Genuß ihrer

Neiße überlaffen. Es ift bekannt, daß die ride

sigen Taͤnze ber Bayaderen bie vornehmfte Würze

aller Gaftmähler in Aſien, und Afrika find. Dias

nahm in den Göttern benfelbigen Geſchmack, wie

‚in ben Königen und Großen ber Erbe an, und lieg entroeber bie Mitglieder des göttlichen Marems vor

ben Göttern tanzen, ober beftellte außer biefen bes

fondere Tänzerinnen, die bein Dienfte des Tempels

ausfchließlich gewibmet waren. Weine Leſer erins

- dern fi) aud dem erften Theile u), dag die Bräute und Frauen der großen Schlange in Whida zugleich ‚den Dienft don Taͤnzerinnen verrichten müffen: daß die Syrer, Affyrer und Phönicier in den Tempeln des Daal- Peor ganze Schaaren von ſchoͤnen , Mädchen, und Kuaben nicht blog zum Wergnägen des Gottes, und ſeiner Prieſter ſondern auch fe

u) 3, 208. 6

- D) Si,

422 . |

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Un nu

feiner Verehrer unterhielten; und daß felbfi die Suden biefen. Beyſpielen ıhrer Nachbaren folgtenx), Madyrden Erzählungen der älteren Reifenden find große Indiſche Pagoden vben fo wenig ohne Täns erinnen, als obie Priefter. Papi y) nennt biefe

änzertnuen die Frauen der Götter; ‚und zwax nicht ohne Grund, weil die. Hindus überzeugt find,

Menſchen rigen. | | Im alten Peru waren. Einrichtungen, bie fi :

| daß die Bapaderen die Götter eben fo, wie bie

theils dem Harem ber großen Schlange in Whibe,

i

“tern aller Elaffen folde , bie noch nicht dad achte

theils der Schweſterſchaft der Veftalinnen in Rom näherten 2).. Jede Provinz des Reichs hatte wes nigftend Fin Cloſter, in welchem junge Maͤdchen von älteren,. und erfahrnen Frauen, oder Jung⸗ frauen erzogen wurden. . Jedes Cloſter hatte einen Vorſteher, ber die Macht beſaß, unter den Toͤch⸗

Jahr erreicht hatten, und günftige Hoffnungen ers regten, für fein Clofter auszuwählen. Hier wurs ben .bie Kinder bie zum vierzehnten Jahre in. alle dem unterrichtet, was fie vach ihren Fünftigen Be⸗

ſtimmungen zu wiffen brauchten. Go bald die

Maͤdchen daß pierzehnte Sabre zurück gelegt hatten, fo fehichte man fie an den Hof. Der Hof widmete

* einige derfelben zum beſtaͤndigen Tempeldienſt, wos

bey fie ihre Jungfrauſchaft unverleglih bewahren .. a Br mus

ie u. | | =

7) Ik 22. 57. z) Acofa V. ch, 15. fol, ans, 2,

—W 223

N

muſtes. Audere opferte man den Göttern, und

die übrigen. vertheilte man in bie Harems des In⸗

ca, und feiner Grogen. Wenn eine heilige Zunge

frau ſich verführen ließ, fo warb fie entweber le⸗

beudig begraben, oder mit einer andern ſchmaͤhlichen

Todesſtrafe belegt. Eben biefe Strafen ‚vollzog man im gleichen Tal an den zweyhundert Jurg⸗ ‚frauen ; die in älteren Zeiten zu Carangua der Sonne geweiht waren a).

J Die Cloſteraͤhnlichen Inſtitute in ber Haupt⸗ ſtadt des Mexicaniſchen Reichs wichen von ven

Peruaniſchen nicht weniger, ald von denen in ans deren Ländern ab. In dem Bezirk des vornehm⸗ ſten Tempels zu Mexico waren zwey Elöfter, eins für junge Mädchen, das andere, für Knaben, Die erften durften nicht älter, als zwölf ober drey⸗

sehn Jahre fenn, und wurden Töchter ber Buße

genannt b). Ihre Verrichtungen beſtanden barin, daß fie ben Tempel .reinigten, «daß fie ſowohl die Dpfer für bie Gottheit, als die Speifen für bie

Priefter bereiteten, und bie Decken ober Kleiber für die Gottheit, und ihren Tempel verfertigten.. Ueberdem mußten fie den Andachten der Priefter,

ſelbſt den nächtlichen, beywohnen, -unb Ihren Leib

eben fo ereußigen, mie bie Priefter thaten. Ges . woͤhnlich zerfegten fie fih Ohren und Wangen, und mufchen dann das Blut in einem Pleinen Teiche ab, , -

ber zum Cloſter gehörte. Dieſes Cloͤſterliche Le⸗ ben dauerte nur Ein Jahr. Hatte eine buͤßende | | | Jaung⸗ a) II. 55. | ü a4) Aral l.c. | .

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"33 oo = —_. Fungfraũ bas Unglaͤck, bas Geluͤbbe ber Keuſchr heit zu brechen, 'ober ſich nur den Verdacht davon uzuziehen; fo warb fie ohne Erbarmung am Le⸗

ben peflraft; In dem männlichen Clofler waren

Fuͤnglinge von achtzehn Jahren, die ähnliche Ars ‚Weiten verrichten, "Ähnliche Enthaltung und Büpun gen üben mußten, wie bie Sungfranen. .

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U) U Zu ang‘

Neuntes Bud. Geſchichte der Gebete, Anbetungen; und an , Eide. N u .

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Sp wie niemahld ein Volk ohne Religien, und Feine Religion, ohne Gaben und Opfer, ohne, | Meinigungen and Büßungen erfunden wurde; fo. | ud) nie ohne Gebete und Anbetungen cd). Diefele

bigen Urſachen, welche die Menſchen zu Opfern u and Gaben, zu Reinigungen, und Buͤßungen vers‘ anlaßten, bewegten fie auch zu Gebeten, und Uns vetungen. Alte Völker hielten die Götter für bie '

einzigen, unb unmittelbaren Urheber nicht bloß.

von glüdlihen und ungluͤcklichen, fondern ſelbſt

von allen nur einigermaaßen ungewöhnlichen Weges

benheiten. Sie mochten alfo im Gluͤck, ober Un, | et gluͤ

©) Wenn Slacourt von den Nadegaſſen ſagte, 27 man unter ihnen weder Gebete, noch Anberungen finde; p. 69 ſo beobachtere er fie entweder nicht ge⸗ nau genug, oder er nahm das More Gebet in cin |

nem’ zu eingefehränkten Siun.

u 0 236: on u

gluͤck ſeyn: mochten das eine hoffen; oder zu ers

langen, das andere fürchten, ober zu Vermeiden

"traten; fo waren ihre Gedanken, und Empfin: bungen beftändig auf die höheren Naturen gerichtet, deren Onabe fie alles Gute, deren Ungnabe fie alle

Uebel zuſchrieben. Empfindungen und Münfde, die an ‚höhere. Maturen in der Abfuht gerid)tet werben, um ihre Wohlthaten zu erhalten, ober ihre Strafen abzuwenden, ober. ihnen für zuge⸗ wandten Gutes, und abgemanbte Uebel zu danken,

find Gebete. Wenn die an höhere Naturen geridy:

teten Anliegen und Wünfche nicht in Worten, oder durch Töne, und Bewegungen ber Sprach⸗ Or⸗ gane ausgedruͤckt werden, ſondern im Innerſten bed Herzens verſchloſſen bleiben; ſo nennt man ſie ſtille Gebete. Diefelbigen Anliegen, und Empfin⸗

bungen, bie in Worten ausgedruͤckt, Gebete hei⸗ gen, merben Anbetungen "genannt, wenn fie ſich

durch Mienen, und Geberden, ober. durch. gewiſſe Lagen. und Stellungen bed Cärper& offenbar.

. Unbetungen Eönnen ohne Gebet: Gebet ohne An,

Betungen Statt finden Ernſtliche Gebete find, ohne Ausnahme mit Anbetungen , wahrhafte Ans. Betungen faft Immer mit Gebeten verbunden, weil lebhafte Wünfhe und Empfindungen fih unfehls bar durch Mienen und Geberden, meiſtens auch

durch Worte aͤußeren.

Die meiften Völker beteten Haut, nit nur, wel lebhafte Wünfche und Empfindungen vermöge

der Einrichtung der menſchlichen Natur in Worte

äberfirdinen, fondern weil ınan auch die Meinung begte, daß laute Gebete cher gehört, und Worn wuͤr⸗

ee 232

wuͤrden, als flille d). Diefer natürlichen Denkart

roher Menſchen ſtand eine andere nicht minder na} tuͤrliche gerabezn entgegen: die Meinung nämlich, daß mun durd lautes Beten, fo gar durch da& Nennen von Nahmen, Götter, ober abgeſchiedene Serlen beunruhigen, und zum Zorne teigen koͤnne. Wenigſtens finde id; feinen andern erbenflichen Grund, warum fo wohl die Otaheiter, als die Buraͤten in Sibirien ey, bie Sonne in der gröften Srille anbeten, und die leßteren fo gar bie Lippen feft zufammendruͤcken, um ja fein Wort hervorzw bringen F). Die Dftiafen bewegen beym Beten

bloß die Lippen, ober pfeifen, mie wenn man Hun⸗

den pfeift g). Die Gebete der Wogulen A), und | Ä der

ch) Weber die Denfart der Morgenlaͤnder und Griechen/

Saedorf de Hyımis p. 3. der Neger, Olden⸗

op 1. 325. Selbſt die Ehriften bes vierten uud

fünften Jahrhunderts fchrieen an den Liebesmaͤh⸗

lern, weiche fie üt»r den Gräbern der Märtyrer

bielten , fo laut, ats fie fonntem, wert fie fuͤrchte⸗

ten, daß die abgeſchiedenen Seelen ber Heiligen

ihre Gebete ſonſt nicht vernehmen würden, Man fs im erſten Theile, den Abſchnitt vom Todtendienſt. 4 ) Forſter 18, 149. Iebrand p. 64.

Mais ſerrant les dents, et ne prononçant pas une parole, Wenigſtens findet bey dieſen Voͤlkern der Grund nicht Etatt, aus welchem, wie wir im folgenden Buche feben werden, die Hindus daB geheime Gebet ihrer Secte in der gröften Stille beten. Man f, vorläufig Sonnerat 1. 55 ©.

g£) l. ec. Toutes leurs prieres conſiſtent a faite certaines grimaces les levres: et a hier, cam. ine quand on vent appeller un chien,

A) Georgi’s Reifen 599 ©. u Va

—22

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ber Karakafſer, die ihrer Bebehrung angeachtet doch immer noch der alten Vielgoͤtteren ihrer Vor⸗

i fohren. anhangen, beſtehen in bloßen Stopfänf

gern ; i)»

Man betete zu den Goͤttern aus ben | den Gründen, und in eben ben Fällen, aus melden, und in welchen man mächtige Menſchen anflehte.,

Man betete bald in feinem eigenen, bald in Aude⸗ rer Nahmen. Man betete bald, um den Göttern

für empfangene Wohlthaten,, oder die Ubwendung _

von Uebeln zu banken: bald, um gewiſſe Wohl⸗

- thaten zu erlangen, oder von gewiſſen Uebeln be⸗

freyt zu werben. Alle dieſe Urſachen von Gebeten waren gleich natuͤrlich, und alle daher entfichende

Arten von Gebeten gleih alt. Wenn alfo auch

feine Art von. Gebeten in Ruͤckſicht auf Alter einen Vorzug vor den uͤbrigen verdient, ſo kann man

doch mit Zuverſi icht ſagen, daß die Gebete um be⸗

ſtimmte Guͤter, und um die Abwendung von be⸗

fimmten Uebeln, und Gefahren don jeher die Haus

figſten, ober allgemeinſten waren. | Ale Volker baten bie Goͤrter, bis anf bie

Entftehung des Chriſtenthums, bloß um zeitliche

Güter, und um bie Abmwenbung von zeitlichen Ue⸗ bein, Wilde Fifchers und Jaͤgervoͤlker Beteten zu

den Sonern, daß ſie den if u und bie Jagd k),

iv; Ey Gesrgis Veſchreibuns der Soft Vollerſch. ©. 291.

x) B. die Tunguſen, des aͤltern Suelins Neiſen, II. 251 Se

u 229

Hietenvolker m), 124 die Götter ihra · Weiden neh Heerden, ackerbauende Mationen u), bag die Ghtr ter ihre Gärten und Felder begluͤcken möchten. Alle ohne Ausnahme baten um Geſundheit umb Ianges Leben für ſich und die Ihrigen, um Reich⸗ thum, günflige Witterung und Gieg über die Fein⸗ de und Widerſacher 0). In Unfehung ber letzte ven Witte bleiben die rohen Chriſten ia Mingre⸗ lien fehr weit: hinter ben nicht mehr gebildeten Mohamedanern zuruͤck. Die Erfteren wuͤnſchen in ihren Gebeten am bie heiligen Bilber, daß biefe bie Feinde ber. Betenden, und alles, was denfelben angehöre, Däufer, Heerden and Aecker Yernichten wollen 3), anftatt daß die roheſten Mohamedaner ihre Gebete für unwirkfam halten,i fo lange fie ſich nie mit ben Widerfachern aus . Ihrem Volke ausgeſoöhnt haben g). Unter Nation zen, die unumfchränften Veherrſchern untertkau waren, geſchah es häufig, daß man in alle Gebete bie Wohlfahrt den Könige einfhloß, oder umter. anderen Wohlthaten auch um bie Guade ber Abs. nige flehte r). Dach herodots Bericht: burften | bie Perſer. nicht für fi id, ober- bie. Zeriger na

ın) 3,8. bie Holtentotten, Befchrysing IL I 206 p.

2) 3. 3. felbft bie Neger, Loyer p. 244. olden⸗ dorp 1. 305 S.

e) 11. ce, bef. EÜldendorp. und Loyer, auch Beorgr’6 Beſchr. Ruf. Böllerfh. ©. 391. Valentyn III. 6..

p) Lamberti p. 239, | 4) Tournefort 11. 40.

7) Bon den Perſern, Herodot 1 250. Von ben Tunkineſen, Dampier II. 71

Fa

au 77 zu —— | - fondeen iflemnditen. die Götter .um bie Wehlfahrt BE Königs: und des Perfifchen Volks anflchen, indem tn wer. Mohlfaher der ganzen Nation auch bie ihrige euthalten: ſey. Alle Volker betreten nie fubruͤnſtiger, als wenn fie. entweder Unfälle anf ber Jagd, oder dem Fiſchfarge, vber. in ihrer Saͤrten und Keltern nügüufkige -Mätterung, oder Niedberlagen und Verheerungen von Feinden, oder Krankheiten und Tobesfaͤlle, oder Ueberſchwem "mungen und Gewitierſchaͤden u: ſ. w. wirklich ers fohren Yatten, :: ober noch erfuhren, oder in bey Raͤthe fuͤrchneten. Daun klngten fie bin Goͤttern under Henlen und Wehklagen ihre Roth. Dann Masten ſie bie: Goͤtter winſelnd: was denn fie oder bie: Ihrigen: denn Bhttern gethau hätten 5)2. Die Griechen ind: oͤmer Beteten nicht allein nicht wordiger, ſendern noch unwaͤrdiger, als die rohe⸗ flen Wilden. Mahmentlich waren unter beyden Voltkern in ben Deiten der. Sittenverderbniß keine Gebete häufiger, als die von Kindern um den balbigen Tod ihrer Eltern ober. anderer nahen Blutsverwandten. Daher die Klagen von Gife tenrichtern und bie Derkſpruͤche von Sittenfehrenn : Du, man den Göttern Wuͤnſche in's Ohr flüftere, welche man -fih por den Menſchen anzuerkennen fhener Faß man unter den Menſchen fo. Ieben wuͤſſe, als wenn man bie Gettheit ſtets zur Zeus ginn haben, und zu ben Böttem fo beten, als wenn man veu allen Menſchen gehört weg. N. o⸗

) Georgi und Dldendorp I. eo.

. 6) Soneea Ep, X. Sed nt more men enm alſque munuleulo epiſtolam mittam , verum ef, gnad \ / .. j 0 ‚ap

“» .

5

- ——— 238 -

Sokrates wir unter den Srfeden ber Erſte N), welder fagte, daß man bie Götter bloß um dab, .

was gut fey, bitten müffe, weil fie am beften

wüßten, waß einem jedem Menſchen Mußen dber

Schaden bringe. Wer zu ten Göttern um Reich⸗ thum, ober Macht, nder andere Dinge bete, bie bald nuͤtzlich, Bald ſchaͤdlich feyen, der gleiche fols

ben Thoren, melde höhere Weſen um Wuͤrfel⸗ - fprel, oder Treffen und andere Dinge bäten, deren

Ausgang ungewiß, oder unbefannt ſey. GEs ift durchaus unglanblih, was Plato den Sokrates von den Lacedaͤmoniern fagen läßt x): daß fie nämlich Fein anderes Gebet gehabt hätten, als daß die Ödtter ihre guten Handlungen fegnen, en

e⸗

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apud Atkinedorum inveni: tune ſcito, te efle omnibus cupiditatibus folutum, cam eo per- veneris, ut'nihil Deum roges, nifi quod ro- gare pollis palam. Nunc enim quantz eſt de. mentia hominum ? Turpiflima vota diis in» _fafurrant : ‘Gi quis admoverit aurem eontice- fcent, er quod lcire homisem nolunt, deo'nar-

zant. Vide ergo, ne hec lalubriter praecipi -

pofhit: fic vive cum hominibus, tanquam deus

videst : fic loquere cum deo, tangnam homi-

«nes. audiant. Petron, p, m. 247. 148. et Per Aus Sat, H. V’9% N

u" Gbi introrfum, et fub Hngua knmurmn-

2. t:0o0 ß ebullit patrui praeclarum funus... ° pupillumne utinam, quem proximus haeres impello, expungam! eic, Ä

| u) I. 6.3, Xenophont, Memorab, |

2) ag, Edit, Bal, Graer, .

\

.

. 22

738

belognen möchten 4)... Rein Griechiſcher Schrilt⸗ ſteller ftellte fo oft, als Plato, bie Spartauer ‚hen übrigen Griechen, befouders ben Athenienſern „entgegen, um biefe kemüthigen, und jene erheben. zu können. Plato mag dieſes aus blinder Pays ‚teplichkeit für bie Spartaner, oder aus einer Art von Erbitterung gegen die Arhenienfer gethan has "ben; fo iſt nichts gewiſſer, als daß ex den Er⸗ ſteren viele unverdiente Lobſpruͤche beylegte. Zu dieſen gehört unſtreitig auch das Lob ber Spar⸗ taniſchen Art zu beten. Der Goͤtterdienſt der Spartaner war bem Götterdienfte ber übrigen rtehen in ben meiften Stüden zu aͤhslich, ala daß fie ‚gleihfow im Sakratiſchen Sinn hätten beter koͤnnen. on |

Mean bat die Götter nit bloß um Dinge, welche man Von. guien Menfchen zu. erbisten ſich geſcheut hätte, fonbern man bat fie auch auf eine Art, die für nicht ganz ſchlechte Menſchen empoͤ⸗ send gemefen wäre: Kein Volk hatte zu feinen Goͤttern das Zutrauen, daß fie aus eigener Ben wegung Gutes than wärben. Alle Volker alaubs | ten vielmehr, daß bie Götter mur alddann Gutes erwiefen, wenn man ihnen Dpfer und Gaben brius gen aber wenigſtens dergleichen vorſpreche. Eben baher waren Gelübbe, ober. foͤrmliche Berfpres dungen, in welden man fih gegen bie Götter aubeiſchig machte, ihnen nach ber Erhoͤrung Fi

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YLe. zu ıdya au dunasız Äuasers mupmmigas sUxXyYy uxavrei, vu Rain 0m reis ayaYoıs Tac Tisc didorat aulsverrec au wPswın cwuras, vAger d' adsıc RN ENBIVEY SULRuEvOYy AXSTEis.

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Gebeten etmas zu geben, cher gm: leiſten, eBin-fo allgemein, als Gebete ſelbſt =). - Alle Keifende

bemerken von den Bilden in Amerika a), von

ben Negern 6) und ven Sibiriſchen Heiden +), * fie ben Goͤttern nicht bloß geloben, ſondern ihre Geluͤbde auch treulich, halten. Die Neger tragen ſo gar eiferne Ringe, um ſich ſelbſe daran F go Innern, daß fie Schuldner der Götter fegen. -

defto ſchaͤndlicher iſt es, daß die verdorbenen en

ſten in Mingrelien fehr häuftg Geluͤbde, welche

fie in Rranfheiten gethan haben, nach ber Wieder⸗ herſtellung nicht erfüllen, und zwar unter dem WVor⸗ wande, baf fie dieſelben bloß in der Angſt, oder aus Furcht gethan hätten, von ben Heiligen Bils

dern getödter zu werden d). Die Griechen unk

Mömer Iteßen beynahe alle übrige Völker in Ruͤck⸗ fit anf die Schaͤndlichkeit ihrer Geluͤbde hinten fh. Die Lokrier ‚gelobten in einem’ ungkückita hen Kriege, den fie mit einem benachbarten Typs sammen führten, daß fie an dem naͤchſten Feſte ben‘. Venus als bre Soden Preis geben. wollten, wenn

bie

| 8 dNiedeck p. 96. ettlaͤrt Geluͤbde fehr richtig:- Sed \ jam ad vote, quae in eo tantum a:petitoriis pre-

eibus differust, quod Deos auxiliatares vel de-

pulfores mali pollicitis donis .quibusdam obli« gare haberentur ad exaudiendum petita: vorum enim ef promiflio. facta diis pro obtinendo quo-

iam beneficio eum firmitate aliqua et obliga- tione ad ilind, quod prins liheram erat agere,

8 Charlevoix p. 349.

5) Moore Travele P-9t -«) Georgi's Reil. 599, 600 ©. - d) Lambert, p, 233. j

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DE 17 ee dle Ben nen ben a verleihe. Nach ers - haltenem Siege zoͤgerten fie mit der Vollziebung itzres Gelaͤbdes. Der araliftige Dionys brachte

hnen das, was fie. ber Goͤttinn verſprochen hats ten, in's Andenten, nub beredete fie, ihre Frauen

und Toͤchter, praͤchtig geſchmuͤckt, im Tempel ver

Venus zu verfammeln, damit durd das Lood Hundert Jungfrauen ausgewählt waͤrden, ‚bie im rahmen ber uͤbrigen den geichehenen Geläbde genug thun koͤnnten. Die Lokrier folgten ben ' _ Wathe des Dionpfins, meil biefer zugleid den Vorſchlag gethan hatte, alle Männer ſchwoͤren zu laſſen, daß fie Feine ber hundert Jungfrauen be " züihren wollten: Als die ganze Schaar von Frauen _ ‚und Jungfrauen beyſammen war, ließ Dionypfins den Tempel beſetzen, und die geſchmuͤckten Schoͤ⸗ nen ihrer Kleider berauben ). Zu einer andern Bett brauchten bie Lofrier gegen die Krotoniaten, mit welchen fie im Kriege waren, eine ähnliche Liſt, als wodurch Dionye fie berüdt hatte, Sie börten nämlich, - daß die Einwohner von Kroton den Gott zu Delphi um Rath gefragt, und auf - die Antwort: bie Feinde müßeen mehr durd; Ger _ übte, als durch Waffen Äbermunden werben f): denm Apoll den zehnten Theil der Meute vers

ſprochen hätten. Um nun ihren Seinden ten Rang

abzulaufen, gelobten ſie beinfelbigen Gott ben

neunten Theil der Spolien, und hielten biefed Ges

Inbde ſehr geheim, bamit fie nicht. wieder von ben

Krotontaten überboten wärben, Die Me W

) Juin. XX. 3. J ib. RX. © 3. priun votie ‚haften, guam armia

vincendos,

8F | 235 ruͤckten mit einer achtmahl ſtaͤrkeren Macht her⸗ an, als die Lokrier ihnen entgegenſehen konnten. Die Wahrrehmung ihrer geringen Zahl brachte die Lokrier zur Berzweyflung Die Verzwenflung befeuerte ihren Muth, und. der Muth, womit fie

fochten, werfhaffte ihnen ben Ste. Ganz Grie⸗

chenlaud ſchrieb dieſen wundervollen Sieg dem. ber ſendern Beyſtand der Goͤtter, und dieſen Bey⸗ ftand der Goͤtter dem heimlich gethanen groͤßern Geluͤbde zu Man glaubte dieſes um deſto fe⸗ ſter, weil man anf ben behden Flügeln bes Lori fhen Heers zwey Juͤnalinge von außerortentlicher

Größe anf weiffen Pferden kuͤmpfend gefehen hatte, '

die nach ber Schlacht verfhwunden waren, und weil der Sieg ber Lokrier an eben dem Tage, an

welchem man gefochten hatte, in Korinth, Athen

und Sparta befannt geworben: war g).

Die Griechen und Römer mochten wuͤnchen,

ober unternehmen, was fie wollten, fo opferten fie deu Göttern, aber gelobten wenigſtens, daß

fin, wenn. die Götter ihre Wüofche erfüllten, und ihre Unternehmungen fegneten, Opfer und Gaben .

bringen, oder Feſte und Spiele feiern wollten. Hierin ſtimmten alle Stände, alle. Geſchlechter und Alter zuſammen h), Die feierlihften Ge: lübte waren diejenigen, welche Feldherren im Ans fange von Feldzägen und Schlachten, oft mitten im gefabrdollen Raupe: und bohe Magiftrates

ur Jafin. 1.e.

A) Man ſ. Tomalıni lihram Gngalarom de denariis et tabmlis vouvis. Im 12. Bande de6 Thelaurii Ang. Rom, von Graͤvius.

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| | MPerſonen ber dem Antritt threr Aemter machten, um von ben Göoͤttern einen glorreichen Sieg, oder

Did: unverrückte Dauer der Wohlfahrt des Vater⸗ Sande® und feiner Beherrſcher zu erlangen:i). Les brigens unterfchieden. ſich diefe felerlichen Geluͤhbe

von ben. gewöhnlichen Geluͤbden einzelner Privat⸗ MPerſonen durch weiter nichts, als Durch die Größe

ber Berneiffungen, welche man ben ®httern machte. Selbſt der Roͤwiſche Senat, ber Anderen rin gutel

Beyſpiel hätte geben follen, ſuchte ben "Fupiren -

durch tanfend Pfund Golides zu beſtechen, wie ihm fo gar ein Satyriker vorwarf ik Wenn bie Roͤ⸗

miſchen Magifirats » Perfonen im Begriff. waren, tn ihre Provinzen abzureifarz; fo ließen fie ihre

Geläbbe in Gegenwart von Zeugen anffchreiben, und verfiegeltendiefe Schuld Berfchreibungen. Sols he aufgezeichnete, und mit Siegeln verfchene Gen - Kübde wurden vota nuncupata, et fignata ges nannt ). Man übergab- die gefehriebinen unb

verſiegelten Geluͤbde ben Soͤttern, indem’ man fie

mit Wachs an Die Starten, meiſtens an bie Knie ber Statuͤen Mebte m). Go lange jemand bad, 2,0 | Ä . - . was i) Tomaf. e. :. 19.00, k) Petron. Satyr. p. 148. Ipfe Senatus, recti bon nique praeeeptor, mille pondo auri Capitolio

promittere folet: et ne quis dubiset peeunianz soncupifeere, Jovem quoque peculig exorat.

.)) Tomal, c. 3. p. 750. Niedeck p. 77. Beyde

führen folgende Worte des Feſtus an: Vota nuncn.

ta dicuntur, guae Coſſ. Praſtores, cum in

rovinciam proficilcuntur, faciunt; es in ta- ‚bulas praefentibas multis referuntur,

mw) n. ec. Daher ſagte Juvenal Sat. X, Propter quae fas eſt genua incerare Deorumꝭ

237

was er den Goͤttern verſprochen hatte, nicht lei⸗ ſtete, warb er als ein Schuldner derſelben anges ſehen, und voti reus genannt, Wenn aber das Verſprochene geleiſtet worden war, fo nahm man die Schuldverſchreibungen von den Knieen der Goͤt⸗ ter weg, und zerriß fie. Die Erfüllung von Ges luͤbden bezeichneten bie Römer mit. den Worten, vota teddere, folvere, diflolvere, perlolvere, exegoi vata, liberari votis. Hatte man. einen Altar, ober ein audereö Denkmahl gelobt, .fo bes merkte man auf den Inſchriften, dag. man fein

Gelübde gern und um der Werbienfte der Götter

willen erfüllt habe m). Erfüllte Gelübbe, die . auf die Erfüllung der Wünfce ‘won Gelobenden folgten, bießen vota rata. Won den Gelobenden, deren Wuͤnfche nicht erfüllt wurden ſagte man, daß fie aus ihren Geluͤbden herausgefallen fegen o)3 ſo wie man von der Erfuͤllung der Wuͤnſche von Gelobenden die Formel votis damnari brauchte.

Die Juden gelobten, wie die bielgöttifchen Woͤlker, bald Gaben und Opfer, bald unfhäds liche Enthaltungen, Woſes ließ dieſe Gelübbe beſtehen p); allein er traf boch mehrere Einrich⸗ tungen, wodurch biefenigen, bie ſich äbereilt hats . ten, erleihtert'wurben. Gelübbe waren nur alds dann gültig, wenn fie foͤrmlich mit den Lippen waren außgefprocdhen worden g). Wen es gereute,

ir⸗

i E:nbenz merito, bene merentibts. Il, ce, Auch

- Lomeyer de luft. c. 6. et Merula de facrif, p. 83. 6) votie cadere,

»r) Mid. Moſ. Recht Is f S. F

| 2 w. Doll 3.5.7.9 10. V. 2a5 44..

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irgend erwas gelobt zu haben; der konnte ſich nach einer: mäßigen Schaͤzung lookaufen. Dieß war feibſt denen geſtattet, die ſich dem Heiligthume als

Knethte gelobt hatten. Te mehr Moſes feinem

VBolke die Gelübbe erleichterte, deſto ımerbittficher

war er, wenn man feindliche Städte, oder Städte abgoͤttiſcher Juden dern Jehova gelobt hatte. Dieſe Geluͤbde, welche Cherem hießen, waren unerlaß⸗ Nr). Die gelobten Städte mußten vernichtet, and alles, was in denſelben Leben hatte, dem Zors ne des “Jehoon aufgeopfert werden. Der Jehova

u Menn bie Menſchen alaubten, daß die Goͤt⸗

‚ter ihnen Meohlthaten erwieſen, ober Gefahren; und Uebel‘ ven ihnen abgewandt hätten; fo aaben fie ihren Dan? anfer Gaben und Dpfern meiftens

auch durch Worte zu erfeunen. Wurden die Wors

te des Danks nicht bloß ausaefprochen, ſondern ge⸗

fo entſtanden Danklieder, oder Dankgeſaͤnge. Die Dankgebete, und Danklieder waren ihrer Natur nach Lobgebete, und Loblieder. Die Dankenden prieſen die Macht und Gnade, womit die Goͤtter

fie beglückt, oder errettet hätten; und was mar da

natürlicher, als daß die Danfenben von dem, was fie ſelbſt erfahren hatten, zu den übrigen preiswuͤr⸗

digen Eigenfchaften, Thaten, und Begebenheiten‘ -

ihrer erhabenen Wohlthaͤter übergingen? Man that. dieſes nicht: bloß aus Dankharkeit, ſondern

auch vermoͤge der allgemeinen. Ueberzeugung, daß

die

G⸗

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der Juden war allerdings ein ſchrecklicher Gott. Ze

fungen, oder gar mit Muſik und Tanz begleitet;

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7) 1II. B. M. 26. v. an Mic. Moſ. R. 14. 13 S.

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bie Goͤtter, gleich den Menſchen, an Schmeichel⸗ Mahmen, und Lobpreiſungen Wohlgefallen faͤn⸗ den 5). Die Griechen und Noͤmer brauchten nicht nur von allen Goͤttern und Goͤttinnen gemeinſchafft⸗ liche, fondern fie legten beymahe einer jeben Gott⸗ heit eigenthümliche Schmeichel s Wörter, oder Bey: wörter zu. Auch hier wandte man auf bie Goͤtter an, was man an den Menſchen erfahren, battes _

af zwar alle an Schmeicheleyen Bergnögungen

faͤnden, daß man aber doch einer jeden Gottheit auf eine eigene, ihr am meiſten wohlgefaͤllige Art ſchmei⸗ cheln muͤſſe. Dieſer Wahn war unter den Griechen

und Roͤmern fo herrſchend, daß fie ſich ſorgſaͤltig

huͤteten, den vornebmften Göttern, und Goͤttine nen andere, als bie ihnen am meiften wohlgefaͤlli⸗ gen Nahmen, und Beynahmen zu geben. dene fie diefes thäten, fürdhteten fie, werbe ihr Gebet in Fluch verkehrt, und der Zorn der Goͤtter anf . eine ſchreckliche Art gereißt werden t). Die boss nehmften Schmeichel⸗Nahmen, und Bepnahmen, womit die Griechen und Römer ihre Götter. und Goͤttinnen anredeten, waren. folgende w): bie Seli⸗

Sn, ge u,

H Euripides laͤßt in feinem Hippolyt die Venus felbft fagen: evası Yap dn xæy Iawv. [7:77 vods ri⸗ nAonacevo Kaıpzoıv aypmmiv Umo.

J N Arnob. III. 43. ÜUsque adeo res exigit proptia- ‚tim Deos [cirg, nec ambigere, nec dubitare de uniußcojusque vi, nomine; ut ſi alienis ritibus,

et appellationibus fuerint invocati, et aures ha

- beant obfiructas, et. piaculis nos terrcamt in- expiabilibus ‚obligatos.

Ss

u) Niedeck c. 3. p. 37. et a p. et —* I. c. 2

et ſq. de formul.

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gen, .ımb Milden x, bie Großen und. PAIFFFERG benn bie Beywoͤrter ber Sröfte- und Beſte wurden bloß vom Jupiter gebraucht y): die Könige, und

Herren, bie Königinnen und Herrinnen 2): Wäter

und Mütter a), bie Erhalter, bie Guten, bie

Freundlichen, bie Gnaͤdigen und Schönen 5). Auch

die Juden nannten ihren “jehovab ben Großen und Guten, ben Gerehten, ten Barmherzigen,

unb Heiligen c). Manche DBenennungen, ober

Weynahmen / von Göttern druͤckten nicht allein. feine

MWorzüge, ſondern große Gebrehen, aber ſolche Gebrechen aus, auf weldye man glaubte, daß bie. . Gottheiten ſtolz ſeyen. Homer nennt die "Juno. fehr häufig die verfchmiste,, und den Wiars, den Menfheiwürger, und Städte: Verwuͤſter, fo wie die alten Scandinavier ihren Odin den Vater bei, Wuͤrgens, ven Verheerer und? Morbbrenner nann⸗ zn d). Die vornehmften Gottheiten der Griechen. and. Römer wurden meiftens. an jebem Orte unter. dom befonbern Nahmen, oder Beynahmen u.

x) Aæxæapec, Beati, &yvas, Iperrupa, Almae, y) ntegni, et Magnae Maximi, ‚Optimus, max

5 —* et Domini: Reginae ac Dominae,

@) Patres Matreequc, 8) Confervatores, Boni, Amici, propiut, pul-

chri,

.e) ib, | d) Mallet 1. 52. Le Pere du Carnage,, le depopu- Iatgur, lincendire, u. fe m .

in sar

. ehrt e). Unter mehreren Voͤlkern waren die Nah⸗ nen bon gewiffen Goͤttern fo heilig ober furchtbar, daß fie dieſelben nicht auszuſprechen wagten, fd wie noch jeßt die meiſten Wilden fi nicht unterſtehen/ gewiſſe Thiere, oder verſtorbene Anverwandte bey ihren Rahmen zu nennen. "Die Phönizier, und beren Pflanzuölker deuteten ben Saturn durch den

Beynahmen des Alten an; und mit eben dieſem

Beynahmen bezeichnen die Sibtriſchen Heiden den

Baͤren, deu fie ſich nicht ſchenen, umzubringen,

wohl aber ihn ga nennen, wenn Meihm göttliche

Ehre erweifen. B

Bey ber alten, und allgemeinen Meinung: daß die Götter wicht weniger, als die Menſchen,

Lobpreiſungen, und ſelbſt Schmeichelehen liebten,

and daß elne jede Gottheit gewiſſe Mahmen, oder

| Beynahmen, ober bie Erhebung gewiſſer Eigen⸗

ſchaften, Thaten, und Begebenheiten vor llen and.

“deren gern höre, iſt es ſehr leicht zu erfiären,

haupt, beſonders bie Lob» und Dank» Gebete, oder Lieder nichts, als Die Nahmen ober Bennahmen von Göttern enthielten, und warum man gewiſſe Gebete, über Nahmen und: Beynahmen Yon Goͤl⸗

tern fo oft wiederhohlte. So riefen bie. Priefter .

des

49 0) Man fi Brillon. de formul, 1.98 el e. JIupiter unter den Beynahmen des Statoris, Fere-

trii, Elieii, Fauni, Lucetii, Victorie,. itiviäl,

‚. . ärbiträtoris, folpitatotis, lexvatoris, zatorid, fulminaturis, u (ei,

ji 2 | J —* 4 .. \ .832 und Ch % Fun *

Viminij; Fagutalis * Latiaris, Hercei, Ppituih P 4

. .

9 ]

warum unter fo vielen Voͤlkern die Gebete übers

38.

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> : | 2408

bes: Daal dieſen Gott vom Morgen bis an den

"Mittag unaufhärlid bey feinem Nahmen au f). Wenn die Kunfteichter auch wicht über dad Alter der fogenannten Orphiſchen Hymnen einig find; fo

flimmen fie twenigftend in bem Urtheil zufammen, daß biefe Eleder um viele Jahrhunderte nach dem

Ospbene im einem ben älteren Griechen fremden Geſchmack gebichtet worden, in dem biefelben faſt

nichts, als die verſchledenen Nahmen, und Beh

samen von Göttern in ſich faſſen. Die gewoͤhnli⸗ den. Gebete der Hindus beſtehen bloß aus ben Mahmen, und Beynahmen von Göttern, die ſehr oft wieberhohlt werben g). Die Mauren h), die Türken d), und die Perſer k), wiederhohlen ents weber bie Wörtes La illah, illah allah fo oft nad. fo laut, bis fie ſchwarz im Geſicht werden, und den Betenden der Athem vergeht, ober ber Diund zu ſchaͤumen anfängt; oder. fie zählen die Vollkom⸗ menheiten Gottes in eben fo vielen Beywoͤrtern

. guf, und zwar jebedmahl mit dem Zuſatze: gelobt

fey feine W.isheit, feine Güte, u.f. w. Im . Srabifchen find von dem Worte Alla, ober Allah, welches fo viel als dienen, verehren, anbeten., bes deutet, neun unb neungig Wörter abgeleitet, melde mau bie ſchoͤnen, die lichenowurdigen nennt. m

on>

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f) 1. 8. der Könige 19. v. 46. ..g) Rogers l, 16, ‘h) Tally p- 9% 94.

5) Joh 'Cotoviei Itiaer. Hicroſolym. e. 4. beym Niedeck p. gi. gea. nn

u =) Chardia IV. p. 27%

1 2 AU. .

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fonderd haben bie Mahomedaner /) eine Sameu⸗ lung, von taufend und Einem Nahmen, und Beys. "nahmen ver Gottheit, wodurch bie Eigenſchaften, oder. Vollkommenheiten derfelben ansgedruͤckt wer⸗ den. Man nennt dieſe Sammlung einen Panzer oder Harniſch, weil man überzeugt ift, daß der innere Menfh dadurch eben fo Eräftig, als ber äußere durch den fefleften Harniſch geſchuͤtzt wer⸗ de., Dan has fie wach Zehnern abgetheilt, deren Jeder ſich mit einem Reime, oder doch mit einem abgemeſſenen Rythmus endigt. Das erſte Zehent lautet folgentergeftalt: O, mein Gott! Ich rufe’ dich bey deinem Nahmen an! O Gott! O Geber! O Goͤtiger! O Barmherziger! O ſtarker! O Großer! O Ewiger! O Weiſer! O Vergeber! O Heilender! Viele Menſchen tragen bie tauſend und Einen Nahmen, oder Beynahmen Gottes, ald einen Amulet auf der Bruſt, oder auf dem Arme. |

Nicht weniger alt, und natärlih, als bad. Aneinanderreiben der Nahmen, und Beynahmen von Göttern, waren biejenigen Lob⸗ und Danke

Gebete, oder Gefänge, In weldhen man bie Gotts. -

beit durch die Verberrlichung ihrer Thaten, und Schickſale pries. Diefe Hymnen, melde der zu "früh verftorbene Snedorf fehr paſſend epifche nannte m), fanden ſich von ben aͤlteſten Zeiten F Zu | v

2) Chardin1. e. Selden, 1. &, p. 66.

m) de Hymnis vererum Graecorum feripſit Fride- rieus Snedorf, Hafnienßs Hafniao et Lipf, 1796: % pP 7. et ſq.

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U ſo wohl unter ben Vewohaern deb Orienis ale | vorzuͤglich unter den Griechen, und Roͤmern. "Die: Hinreiſſendſten unter Allen Lobgefängen waren une ſtreitig die eines Moſes n), eines David, und anderer Iſraelitiſhen Sänger vo); In Griecheddd laund hatte eine jede Haupt⸗Gottheit —*8 Hymnen, die meiſtens mit eigenthuͤmlichen Nah: men belegt würden p); Zu ben kaͤglichen Morgen⸗ Gebeten Indiſcher Brahminen gehört unter ander ren Eins, in welchen gewiffe Wunder, vder wun⸗ dervolle Thaten des Viſten geprieſen werden —2 |

"Da alle Boͤlker die Meinung hatten daß die Gottheit nichts umſonſt thue, daß man ihr ents weder etwas geben und leiſten / oder das eine, und das andere derſprechen muͤſſe, wenn ſie Wohltha⸗ ten erweiſen, und Uebel abwenden ſolle; fo mußte | man auch nothwendig ‘bald atif den Gedauken om - men ; daß die Gottheit nichts ungebeten thue, und‘ daß man alfo alled, mwas.man unternehme, mit Gebet anfıngei muͤſſe. Diefet Getanke entwi⸗ ckelte ich fchon inter manchen ganz rohen Voͤlkern r). Unter den ärößeren Stationen war er allgemein sy: nirgend aber allgemeiner, als unter den Grieche "und Römern, unter welchen deßwegen alle Dichter, Red⸗

n) B. m. 2.6 7 ..

0) 8. d. Richter V.

p) Snedorfl. c. W | 9) L ı7. Rogers. 7) Georgi u. Oldendorp II. cc,

53.2. unter ben Juden, und im Orient, Ouiram I. c. 15. p. 157

Zu. 245

Nedner, und Geſchichtſchreiber ihre Werke wit der Anxufung irgend einer Gottheit, oder ber uns ſterblichen Goͤrrer überhaupt anfisngen. 2), Man fagte fo gar dem Caͤſar nad, daß er nah einem Unfalle, den er unter Weges erfahren hatte, ſich nie in feinen Reiſewagen ſetzte, ohne dreymahl ein. . „gewiffes Gebet auszuſprechen; eine Gewohnheit, die noch zu Plinii Zeiten herrſchend war m). u

- Unter allen ungebildeten Voͤlkern ‚glaubten bie Opfernden, daß fie durch Opfer; diejenigen, wel⸗ che ſich Tuftrirten, daß fie durch Reinigungen; die Buͤßenden, daß fie durch Buͤßungen die Gnade der - Gottheit erlangen, und ihre Ungnade verföhnen Könnten. in gleiches fingen bie Petenden balb “an, von Gebeten zu hoffen, in bem man wähnte, daß man dadurch alles von ber Göttern erſchmei⸗ chelin, oder daß man fie ‚fo Tange durch Gebete ers mänen koͤnne, bis fie bie. Wünfche ber Bittenden erfällten. Um bie Gottheit zu ermuͤden, beteten die. Priefter per. Juten Stunden lana, fo wie die Driefter. des Baal Stunden lang ſchrieen x). % ww. ‚der Schlacht bey, Platan waren bie Gebete, und Opfer des Koͤnigs Pauſanias lange ohne Wir⸗ Zung. MB endlich die Gefahren Immer naͤber ber⸗

| ) an⸗

*

| Ten ' WE R v e) Plin, Xxvin., 9, ‚Brilon. de formalip I. 69. 0, u) 1. c. Cakfarzın 'Aktavorenh poſt unum ancipi- tem vehieuh cafım ferant femper, ut primum confediflet , quod plerosque nunc facere [eis "mus, carmine ter yepetito fecusitalemn Itinerum aucupari folttam, © 0" Mur 2) Mathauso Vive 7: 1. B. der, Könige 18: Wo 26.

271

, 4

249 Ä andrangen, , und dee König mit der groͤſten A brunft zu den Gdttern des Plataͤenſtſchen Gebiets Betete; Yo ließen. fi dieſe endlich erweichen. Die Eingeweide der Opferthiere verfünbigten Sieg, und das Griechiſche Meer fand muthig zum Kampfe Yo. wfy) Der Gedanke, duß man Goͤtter durch J Gebete ermuͤden koͤnne, war unter den Roͤmern fo Eu gemein, daß man ihn bey allen Arten Yon Schrifts 41 Aftellern findet 2). Die. Heiligen unter ben erften \ Ehriften hatten ein gleiches Zurrauen zu ihren Ges ‚beten. Der h. Martin fuͤhlte in feinem Gelfte a), daß die Seuche, womit ein gewiſſes Haus heimge⸗ “fücht wurde, eine göttliche Strafe ſey. Um dieſe Strafe, abzrwenden, betete, und faſtete er fieben Tage, und Naͤchte, bis die Wortheit ſich erweichen - JB, und fein Gebet erhoͤrte. Bey fo rohen Be⸗ | I berateichen ſchon die Ehriſten des vierten

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ahrhunderes von der Gotthite, und vom Geber egten, hätte man glauven follen, daß fie früher dahin aclangt wären, das Gebet für die Summe be Religior zu halten, wodurch mon alle Tugen⸗ den und ha htetz erfeßen, und wlle Sünden büßen Fönne” Allein die Kathofifihe Klrche fing erſt Im zwölften Sera any don Gebeten und Alls 6 | mo⸗

.y° Pintareh. II, 519: 500,

u Niedeck p ‘8. Horst r. L 1.08, wi "Pen yon ‚Virginee- —88* * audiontem

Garming Voſtam. . Maeit. i. m. Hiß, Iguarun. interim ‚Hape .. fatigabat alieni jam imperii Deoo.

L . 0) Dising. Sntpit, Rev. BI. 0:14, w- ſuriin oo fentis obat, diving numine verberari,

20

7

Tugend, und Froͤmmigkeit nicht gefährlicher hätte ſeyn koͤnnen. Wenn einem Saͤnder die Faſten, welche man ihm auflegte, zu beſchwerlich fo verwandelte man bie Faſten in Allmoſen, unb

konnte oder wollte er die Allmofen nicht geben, fo _

verwandelte man biefe in Yebete, und verband mit tem Herſagen von gewiffen Gebeten einen Immer

ausgedehntern Ablaß 6).

Alle, auch bie roheſten Wölker, alerbten, daß es Worte, und Charaktere gebe, wodurch

man höhere Naturen ſelbſt wider ihren Willen

zwingen koͤnne, dem Willen der Menſchen zu ges

horchen. Allein rohe Völker hielten ſolche Woͤr⸗

thigen koͤnne, die Bitten der Menſchen zu erhoͤren. Von dem Augenblick an, wo man anfing, GSebete überhaupt für Beſchwoͤrungen und Zauberformeln zu halten, oder bamit zu verwechſeln, wurden die- . Gebete, befonder® tie Öffentlichen, und feierlichen,

ter, und Zeichen für. Geheimniffe, bie blog ihren .

Zauberern, und Beſchwoͤrern bekannt feyen. Ans

rer ben größeren. Nationen hingegen fing man bald

an, zu glauben, daß man durch Gebite Goͤtter nicht Bloß reißen, ober beivegen, ſondern auch nds

fiehende, ober unveränderlihe Yormulare, von welchen man nichts wegzunehmen, und zu welchen

man nichts zuzufeßen wagte, weil man überzeugt war, daß ihre ganze Kraft in ber Wahl, und Folge der Worte liege. Bon nun an betrachtete

man es ald etwas durchaus gleichgültiged, mit

welqhen Frog nd VOR melcher Perſonen

Ge⸗

5) pellicela ih 20

- mofen einen Gebrauch zu machen der für die achte

N , nenn erg

ed 2... PBlereV

54 , 22 fi „00. # > 1} 2 m.

Eaete subgeferoden:. ja fo aan,.ob fie ansgefpene. de · ober nur ſouſt in Bewegung gefeßt wuͤrden.

Man fand es im geringften nicht nothwendig, daß Gebete in einer verſtaͤndlichen Sprache, oder in ——— Worten abgefaßt ſeyen. Vielmehr arqute man manchen Gebeten um deſto mehr zu, je

„weniger fie Verftändlich waren. . Da bie Kraft von.

Gebeten bloß von ber Wahl, und. Folge son Woͤr⸗ ‚tern und Sylben, nicht von den Gefinnungen, und Perſonen der Betenden abhing; ‚fo betete man für Andere, ſelbſt für Verſtorbene, und ließ Antere für ſich beten. Man erfand Werkzeuge, vermoͤge ‚beren man die Zahl der hergeſagten Gebete erfahs

sen, ja fo ger fi bie Mibe des Vetens eigen

Zounte,

} Fa , .Alle Volter des Atierthume hatten he jebe

Gottheit, für ‚jedes Feſt, für 1 jede gottesdienſtliche Handlung ftehende Gebetsformeln +). Unter als

fen dieſen Völkern ifk keins, deffen Gebete, und -

Art zu beten wir fo genau kennen, ald bie ber ‚Römer und eben daher feße ich vorzuͤglich Die Eiurichtung der Roͤmiſchen Gebete aus einander, Diejenigen, welche im Nahmen des Volka beteten,

mochten Prieſter, oder Magifirats :. Perfonen mi fe Wurfia fi durchaus nicht aus ber un |

e Man f. Petit Leges Attic. p. a2ot. Galo ad, Jam.

bliehum p. 295. Briffon, de Formulis I. .c.9 9% 109 112 3 Niedeck c. 3 er 8. Plin. XXVHRL,

aatt Quippe vietimas caedi fine pre- eatione npn videtur referre, neo Deos rite qon- ſun. Practorea alia ſunt verba impetrantis, alia ! 0. "orja, alia commentationis. Vidimns cer

tie ‚Prosstionibus oblecrafle fummoe magißrarue,

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dee Herzens, oder nach ben Eingebungen ihres eis

genen Geiſtes beten. Damit Fein Wort .ausgelafs . fen, . ober. unrichtig .auögeiprochen werde; fo las Jemand dem DBetenden bad Gebet nad einem ges fchriebenen Formular vor. Man beftellte. ferner einen Andern, ber Acht geben mußte, ob ber Be⸗ tende bie Woͤrte, bie ihm vornelefen wurden, rich⸗ tig nachſpreche. Ein Drittes forderte die Umſtehen⸗ ben auf, ba6 Geber ja nicht durch Gefpräche, wer nigſtens wicht durch fo genannte unglückliche Worte zu unterbrechen, ober zu entkraͤften. Aus Furcht, ‚daß die Umftehenden bad, der ergangenen Aufforbes

. zung nicht genau folgen, und etwas fagen möchten,

. wa8 ber Rraft des Gebets entgegenwirke, muſte ein Trompeter. mährenb bed Gebets ‚blafen, weil man nach den Büchern. der Auguren annakın, daß ungluͤck liche Zeichen und Worte, melde man nicht

vernommen habe, ohne nachtheilige Wirkung blies

ben d). Fin einziges unglüc (iched, oder nur uns

sichtige® Wort koͤnne, dachte man, auf der Stelle „ste ſchrecklichſten Wirkungen des goͤttlichen Zorns Be 2 Then

og

4) Plin. 1, e. Etne guid verborum praetereatur,

aut praepoflerum dicatur, de feripte praeire aliquem, rurlusque allum cuftodem dari atten,

dat, alium vero praeponi, qui fareri linguis jubest; tibiginem canere ne quid aliud exaudia- .

. tur, In augurum certe difeiplina conflat, . @eque diras, neque ‚ulla aufpicia pertinere ad eos, qui quamgue rem ingredientes obfervare fe ea negaverint:‘ quo munere divinae induk

gentiae majus. nullum ed, -Favere linguis bes

deutete bald, daß man ſchweigeu, bald, daß man .„.. Nine audere, 'ald gute uud ‚glückliche. Worte; aber Reben vorbringen ſolle. Rriſſon. Lo au a

Lv

250 j Serworbringen,, fo tie oft durch einzelne Worte bie Schickſale ganzer Reiche beſtimmt würden e). Es gebe allerdings Worte und Gebete, fo wohl Unrbmiſche, als Roͤmiſche, wodurch bie Götter nicht bloß gereitzt, ſondern gezwungen wuͤrden; und ſelbſt Plinins war zweyfelhaft, melde die wirkſamſten ſehen f). Gerade deßwegen, weil es eine alte, und allgemeine Meinung war, daß bie Kraft der Gebere anf ben Worten bernhe, ans welchen fie beftünden; gerade bewegen erflaunte das Roͤmiſche Volk über die Kuͤhnheit des jüngern Scipio, als er bie Gebets s Rormel abänderte, welche er als Cenſor nach geendigtem Luſtro aud⸗ - fprechen follte. Er betete nit, wie feine Vorgaͤn⸗ -ger gethan hatten, daß die Götter das Roͤmiſche Bolt noch immer gluͤcklicher, und mächtiger mas chen, fonbern daß fie die Wohlfahrt deſſelben bauer: haft erhalten möchten 2). Die Römer wähnten. | fi,

e) I. e. Utrague memorls infigni, quoties ipfae dirae obfirepentes nocuerint, quotiesve preca- tio erraverit, ſie repente extis adimi capita, vel corda, aut geminari victima flante . . . multi vero magnarum rerum fata et oftenta ver- bis permutari, ‚f} Neque ef facile dien, externa verha atque ineffabilia derogent fidem validius, an Latina inopinata, et quae ridicula videri cogit animus, femper aliquid immenfum exſpectane, ac di- gnum deo movendo, imo vero' guod Bumini . Imperet, Zu den Zeiten des Arnobine brauchte man beym Opfern mehrere ganz fremde Worier:

VII. 24. Quid, inqusm, fibl haec volunt apexa-

bo, ißeis, Äilicermia, longavo? ) Valer. Max. IV. c. 1. $. 10. No Africanus qui- Sem pofterlor now de le tacere patitur: qui en u 9%

ſich, gleich den Griechen, im Beſitze Yon Gebeten, oder Formeln, wodurch fie die Götter noͤthigen Enten, bald gewiſffe Staͤbte, Tempel, und Sta⸗ tuͤen entweder gu verlaſſen, oder einzunehmen, bald zu befhügen , oder zu verfolgen, und za Grunde zu richten. Zu den erfieren gehörten die Formeln der Epocat!;n, und Einweihung, beren ich im Ab⸗ ſchnitt von den Bildniſſen der Götter erwähnt has

am ein 251 )

be: zu den letzteren, die der Deiligung, und Mers -

fluchung bh). Es laͤßt fih kaum eine größere Ver: blendung denken, ald dieſe, daß nicht bloß gute,

fondern felbft böfe Menſchen im Stande ſeyn ſoll⸗

ten

for, quum lufirum. conderet, inque folito fieri “facrificio [criba ex publicis tabulis ‚folenne ei ‚precationis carmen praeiret, quo dii immoria- jes, ut populi Romani res meliores ampliores- - que facerent, rogabantur: fatis, inquit, bonae et magnas funt, Itaque precor, ut eas perpe- tno incolamtes fervent. Ac protinus in tabulis pubiseis ad henc modum carmen emendari juf. is. Qua votorum verecundia deincope capld- zes in condendis lafiris uſi fant,

Aah Bravme glaubte, freylich unrichtig, day Confe-

eratio nur von Dertern, Plaßen uud Aeckern, de-

dicatio, von Tempeln, Altären und Statiien ara

‚brancht worden ſey. Man fa Erneli Clar. Cic,

in Voce conlecratin, Nichts deflo weniger mare es gut geweſen, wenn man die Peiligung von Din⸗ gen, wodurch man ſie den Goͤttern zum Eigenthum

uud Schutze übecgab, von der Weihe, oder Eins

weihung ber Tempel, und Gtatien von Göttern

unterfehieden bitte. Ueber Die Leges dedicatio-

- nie ſ. man Brillon. 1, 194. über die formulas di- rarum, exfecrationum, et devotionum, id, I, 384 0, Weber die Heitigung yon Elis, Plataa und

Be Yolyb, I. 73. Piutarchi Il. 329. ' Than

eyd. 1, 74 111, 50. \

——

2452 nz

ten „. oermoge. gewiſſer Worte und Gebeinche b6s

here Naturen zu Werkzeugen ihrer Rache gegen

Unſchuldige zu machen, und wenn. fie ihre, Gefine ‚nungen aͤnderten, pie Götter fa gleich nom fernen Schabenthun.abzuhatten i . So bald „bie Decige

ſich ſelbſt verwünfdt hatten, fo konnten die Götter nicht umbin, fie. zu vernichten 2). Das ganze

Roͤmiſche Volk mar überzeugt, daß. Ste HMiederigs

‚ge des Craſſus eine Folge der. Verwuͤnſchungen

ſey, weldye der Tribun Atejus gegen ihn audges

ſtoßen hatte I); und ſelbſt der Ngturforſcher Pli⸗ nius ſagt von ſich, und feinen Zeitgenoſſen: daß

ein Jeder ſich vor gräßlichen Berwinfgungen fürdte m). |

Die weniger gebildeten Shrißen, ünb Maho⸗

miebaner haben noch jetzt vom Geber dieſelbigen Vorſtellungen, wie die Griechen und Roͤmer hat⸗

ten; und man darf ſich alſo nicht wundern, daß die, Yintys und and:re ‚heibnifche Wolter in Afien

fi wicht zu .rie-tigenen Begriffen erhoben. : Die Spanier und Portaraieſen in den Amerlcaniſchen

Colonien denken ginnt einmahl Baran , zu dem wah⸗

‚ven Gott zu Beten m), ſondern ſie worden fi oin⸗

und allein an die Muster Gottes und andere Hei⸗ Ü) Ueber bar Inn dueben Son Zerniisfhungen fa man meine verm. Kihriften HIT, 20% Sr k) Livins VIH. 69. 10. X, 28. 2) Plutareh. II]. p. 440. nl

an) XXVIII 9. Defigi widem —ER nemo non metuit.

n) Krerier P. 419-006, et p. Sn bel aa

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Heilige. Wenn ein Heilkaer ein Gebet nicht zur rechten Zeit erhoͤrt; fü’ erflären fie, daß fie ihn sicht weiter auruſen tollen d), und beten zu einen andern. Eben ſo flehen fie, wenn bie Mutter

Gortes Hort‘ Beroe Carmel, ober vom Roſen⸗

cranze, vber Yon ber Wauͤſte an p). Der Gotted⸗ niert der Spanier und Portügiefen beſteht vorzuͤg⸗ lich in dem Beten des Mofehcranges g). Sie mur⸗ mein ihren Rofeneranz ohne tie geringfte Andacht, murten unter den ſchluͤpfrichſten Gefpräden, und

ſeibſt in der Meinung bet, daß ber Roſencranz

ihnen in ihren." verliebten Unternehmungen helfen

an einem Altar, ober anf Dem Kirchhofe eins Cloſters zu finden, weil fie hoffen, daß jie als⸗ dann um deſto mehr Antheil an ben Gebeten ber

o) ib. p. 248. ) De la Solsdad l,c, \

q)1.e p. Ag: WI ſemble, que töut fe teduit atı zolaire ,'s !-

5 ib, p. 419. 423. j’ai ſouvent teinafqus, qu’ile y comptent anufh pour la reuffite de leurs intri-

werte r) Sie flirten nicht bloͤß Seelen Meffert -. - für ſich und bie Ahriach 5), fonbern machen auch groß? Vergubungen, um ein Grab entweder nahe

ues ainouveufes - - - ils nisrniotteilt fonvent -

© . za&mie leur chapelet, en eonreflant de #holes, qui ve [ont gueres compstibles aveö de pieux xercices, ' nn. '

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.) Ueber. den Urſprung der Gesten Meilen, Pelliccia F

| er 5 1. 285.

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Gottes von Bethlehem nicht hilſt, bie Mutter |

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254 \

Glaͤnbigen haben erben 2). Wir follten hie

Sparniſchen uud Portngiefifhen. Chriſten nicht auch

N

glauben, daß man durch Gebete felige Geiſter herablocen, oder herabnoͤthigen, und böfe Geifter. vertreiben u): daß man durch Verwuͤnſchungen fos: wohl ganze Völfer, ald einzelne Dienfchen dem Zorne ter Gottheit und ber Heiligen übergebeg, fo wie durch Segnungen alle Arten von Uebeln abwenden, und ſelbſt lebloſen Dingen uͤbernatuͤrliche Kräfte mitthei⸗ Ien koͤnne? Glocken und anderes hzriliges Geraͤch, Waffen und Kriegszeichen wurden vicht bloß im Mittelalter x), fendern werben noch jeßt, mit unzähligen anderen Gegenſtaͤnden unter dag mei⸗ ſten Chriſtlichen Voͤſkern eingeſegnet; und mie

lange mag es ſeyn, daß ber große Haufe ſelbſt

anter ben aufgeklaͤrteren Nationen anfers Erd⸗ theils zu glauben aufgehört hat: durch das Laͤuten ben eingeſegneten Glocken könnten Hagelwetier,

und Blitzürahlen, Sturmgeiſter und andere Infts

maͤchte abgririeben, ober-. befänftigt. werben?

Die unerleuchteten DMahomebaner. haben vor . ben unerleuchteten Chriften weniaſtens Einen uns Iängbaren Vorzug, daß fie nämlich nicht bloß In ber Einſamkeit, fondern auch an öffentlichen Plägen, - und in großen Gefellfhaften mit einer Sammlung, ober

t) p. 496, lc, plas ils fe font enterrer proche de ’autel; plüs ils partieipent aux ſuſffrages des prieres des Fideles, . .

u) Coreal I, 79. 8r.

&) Man-f. Caffel im Alten und Neem der Herzage- thlimer Bremen und Verden II. ©. 351, St. Pa: | kayo J. 62 P. \

= —— 235 oder Jabruuſt beten, die durch nichts, ſelbſt nicht durch ploͤtzlich anſcheinende Gefahren zerſt reut wird y).. Gin anderer Vorzug iſt mehr ſcheinbar, als wirk⸗ lich, dieſer nämlich: daß ſie ſich In ihren Gebeten unmittelbar nur an Gott wenden, und daß weder des Koran, mod) tie Ausleger bed Korans Gchete an bie Heiligen gerabezu. vorfchreiben 2). Der treffliche Beobachter, ber dieſes erzählt, kann nicht laͤugnen, daß die Mahomebaner unzählige, Mahle den Mahomed, Ay, Haſſein und aus dere Heilige anrufen. Es laͤßt ſich kaum andere denken, ald dag ber große Haufe der Muſelmaͤn⸗ ner biefes in eben der Abficht thur, in welcher es die mngebildeten Chriften thaten, oder noch thun: usb nicht bloß deßwegen, weil die Gottheit es befohlen habe.

Uebrigens halten die Mahomedaner mit den ungebildeten Chriſten dafür, daß man taͤglich eine gewiſſe Zahl von Gebeten verrichten muͤſſe, wenn man fi) nicht die Ungnade der Gottheit zugichen wolle, und bag man fi ber Gnade der Gottheit

- um

y) Chardin IV, mo. je ne puis m’empöcher de dire encore une fois, gne la priere des Maho- anetans Se fait avec une reverence inconcevable, et qu’on ne pent regarder l'attention, qu’ils y apportent, le Zeile, et l’humilite, dont ila Pac- compagnent, fans admiration. Ils ne remuänt pas les yenx, .. Ils prient Dieu à voix'entre-- conpe&, tantöt bas, tantöt haut, tantdt d’efprig: fenlement; mais tout cela eſt & ponfe&, fi exact, fi recueilli, ‚quiallurement ils noas font la der- niere honte â nous autres Chrötiens. Ferner Guys 1. 474. Lettr, Edif, IV; 274. 454. 456

2) WV. 191, 0m. Chärdin, * u.

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©,» x . . %; vo.“ 256 mund ui

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um deſto waͤrdlaer mache, je mehr Gebete man

uͤber die geſetzliche Zahl bete 0). Nach den ses’

genden ber Mahomedaner machte ihr Prophet fi

zuerſt gegen die Gottheit anheiſchig, daß feine Au⸗! hänger alle vier ‚und zwanzig Stunden zu funfjtg' verfchtedenen Mahlen beten follten. « Auf die Vor⸗

tkellungen ber älteren Prophetem, did vor ihm ers

ſchienen waren, erſuchte Mahomed tie Gottheit, !

"saß fie doc um der menfhligen Gebrechlichkeit“

willen etwas von ber Zahl furfzlg erlaffen wolle. Die Gottheit feßte die fünfzig Gebete auf dreyßig herab. Es zeigte ſich aber ſchon bey der Vers’ theidigung don Medina, daß auch drerfig täge' Vice Gebete zu viel feyen, Indem die Gläubigen “prch die Gebete beftändig in ihren kriegeriſchen

Arbeiten unterbrochen wurden. Mahomed trug‘ dieſes der Gottheit vor, und brachte fie dahin,

daß fie Yon den mahren Glaͤubigen nicht mehr,

als fünf tägliche Gebete verlangte, bie am Mor⸗ gen, um Mittag, Nachmittags, Abends und-vor

dem Schlafengehen vertichtet werden follten. Da es Reiſenden, Kriegern, und anderen ſtark be⸗ fihäftigten Leuten nicht ſelten unmöglich wird, ſelbſt diefe fünf Gebrte zu den borgefchriebenen Zeiten u verrichten; Te haben die Schriftgelehrten meh⸗

zere Mittel erfunden, bie. Pflicht des. Betens zu . erleichtern: vorzuͤglich badurch, daß fieedfürerlaubt

erklaͤrten, zwey Gebete auf eiumahl zuſammenzu⸗ nehmen, und die Zeit des Betens um mehrere Stunden zu anticipiren, ober zu verzoͤgern. Die frommen Mahomebaner begnügen, ſich nicht mit ben" flinf gefeglichen Gebeten, fondern vermehren fie nad dem Maaße ihrer Froͤmmigkeit mit einer

&) Chatdin 1, €, p. it eilg

‚dee

> x - 0ER M__.

nn kleinern ober groͤßern Zahl: uͤberverdienſtlicher Ges bete, ‚die ſtets mit ben gefeßlichen zufammenges betet werden. Mur das Gebet der Mitternacht

wird einzeln gehetet, weßmegen man auch dei größten Werth daranf legt 5): - 77

Der Inhalt, fo wohl. der geſehlichen, als der uͤberverdienſtlichen Gebete ift immer derſelbige,

ausgenommen, daß nicht ſtets eiherley Stellen bes’ Korans abgelefen, oder hergefagt werben c); Mur an befonderen Feten, vpder bey beſonderen Gelegeuheiten hält man außerordentliche Gebete)

die von ben gemöhnlicden abweichen: Die Betend . den wiederhohlen die Worte, aus welchen vie vr⸗

dentlichen Gebete beſtehen, mehrs ober wenigrre Mahle, je nachdem fre bloß gefcßliche, uber außer den gefeßlichen auch überverdienfiliche Gebete ver⸗ richten. Um bie Zahl der Wiederhohlungen zu meflen, brauchen die Mahomedaner Rofencränze, deren Kugeln meiftend aus heiliger Erde gemacht find, die von den Gräbern uroßer Propheten ges nommen worden. . Die Rofeneränze der Mahome⸗ daner enthalten nicht immer eine aleich große Zahl von Angeln. Die gewöhnliche Zahl iſt neun un® neunzig, inter, welchen ber Megel nach die drey und dreyßigſte, und ſechs und ſechszigſte etwad ‚größer, als die Übrigen find. Die Betenden fas

gen bey den erfien drey und dreyßig: O großer,

Gott! bey den zwehten: Ruhm gebührt dem großen Gott! ben ben drittens Gott fep gelobt! Zu den Zeiten ber Creutzzuͤge lehrte Peter der a Ä Ein⸗ 53IL. c. p. 112. 113. op. he ü

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258

Einſiedler zuerſt dieCreutzfahrer nach ſolchen Inſtrumenten zu beten, dergleichen die Mahome⸗

daner hatten, Ganz allgemein aber wurden dieſe Werkzenge in der Abendlaͤndiſchen Kirche erſt durch

den heiligen Dominicus, der vorgab, daß die Mutter Gottes ſelbſt ihm den Roſencranz als ein

herrliches Gnabenmittel übergeben babe.

Die Mahomedauer mögen bie geſetzlichen Ge:

bete fo inbruͤnſtig und genau, als moͤglich, und der uͤberverdienſtlichen ſo viele, als nur immer

“möglich, gebetet haben; fo glauben fie doch mit

ihrem Propheten, daß alle dieſe Gebete vergeblich feyen, wenn fie nicht in dem Anzuge, der Rich⸗

sung, den Stellungen und tagen, mit ben Bewer

gungen dee Hände und der Arme, mit einer fols hen. Sauberkeit des Eörpers und des Bodens, wie fie. im Koran vorgeſchrieben werden, gebetet

‚hätten a4). Auch Mahomet alſo dachte ſich ben

einzigen wahren Gott als einen ſtrengen Herrn, ober eigenſinnigen Beherrſcher, der ſeine treueſten Knech⸗ te, oder Unterthanen verwerfe, wenn ſie ihm nicht alle die aͤußeren Beweiſe von Ehrerbietung gaͤben,

welche er als Herr und Koͤnig verlangen koͤnne.

Weil

q) l. e. p. 114. Les Docteurs Perfans difent, qu'il y a huit dilpoßtions requifes a l’orailon: ſix

interieures, - - et deux exterieures; l’une, la

nettete du corps, et de tout ce, qui y touehe,

- et qui l’environne; l’autre, le gelte du corps. Or par le gefte du corps ils entendent beau- coup de chofes, - - - comme d’£tre tuurne vis -&« vis de la Mecque, le mpuvement des bras et des mains, le proflernemen: du corpe, et celui du front contre terre,

ma m". m.

, 259

. Weil ‚nun bie Mahomebaner überzeugt find, dag Gott ‚eine gewiſſe Zahl von Gebeten zu be⸗ fimmten Zeiten bey Androhung feiner Ungsübe fosdere: daB er um deſto mehr Gnade erweiſe, je mehr Gebete man über bie geforderte Zahl bete: daß man aber auch nur al6dann feine Schuldigkeit thue, und ſich Verdienſt erwerbe, wenn man ges nau fo bete, wie ber Prophet ed nach göttlichen Befehlen vorgefchrieben habe; fo bleiben fie, we⸗

nigſtens die Ängftliben, immer äwenfelhaft, vB . ſie ihre Schuld richtig abgetragen, ober fich fo viel

Verdienſt erworben haben, als fie fich hätten et; werben mögen. Wegen dieſer Ungewißheit Fan:

fen fie bey ihrem Leben häufig bie Gebete von. anderen Frommen und machen Stiftungen, daß

nach ihrem Tode, ober dem Tode ber Ihri⸗ gen im Nahmen ber Einen, oder ber Anderen ges betet werde eo). Es gibt unter den Mahomeda⸗ niſchen Schriftgelehrten Einige, welche behaups ten f), baß bie Gebete für die Verſtorbenen nur ben Sebenden müßten, weil es ein Gott gefälliged Merk, fey, ſich der Verſtorbenen auf eine liebreiche Art zu erinneri. Allein bie meiſten Ausleger bes Korans ſtimmen mit dem allgemeineit Glauben ber . Mahomebanifchen Voͤlker zufummen: daß man durch Gebete die Qudalen ber Verdammten lihs bern, und die Seligkeiten der Erwaͤhlten echehen Ä u⸗

6) le. p. 155. Iis engagent des gens ponr eela durant leur vie, et apres leur mort, a faire la, priere accoutumée pour euk; en leur Abm, et en leuf-place, etc,

Hai a Rs.

260 = -

koͤnne. Diele Mahomedaner beſachen die SEynege⸗ gen der Juden und, Chriſten, tim an den Gebeten der Frommen unter Beyden Voͤlkern Theil zu neh: men g). Eben fo häufig geſchiehtt es, daß fie die Rollen von Papier, oder Pergament, welche

fie als Amulete zu tragen pflegen, nicht blog mit _

Sprüchen bes Korans und, den Gebeten von Mas homebanern,. ‚fondern au mit den Gebeten von ſolchen Juden und Chriſten beſchreiben laffen, die in dem Rufe der Froͤmmigkeit ſtehen. Es iſt einleuchtend, daß man keine richtige Begriffe vom Gebet unter ſolchen Voͤlkern habe, wo man ans nimmt, daß tie Gottheit eine beftiminte Zahl von Gebeten verlange: dag man durch eine größere Zahl von Gebeten die Gnade der Gottheit unfehls bar. erwerbe: daß es beym Beten auf etwas ans ders, als auf den innern Werth und die Gefins ungen der Beenden ankemme: daß man für Ans bere beten, und don Anderen für fi ich beten laſſen koͤnne.

1

So falſch und roh auch die Vorſtellungen der

Chriſten und Mohammedaner waren, fo kommen

ſie doch bey weitem nicht den Vorſtellungen der

Hindus, der Thibetaner und ber übrigen großen

heidniſchen Nationen. im füblichen und oͤſtlichen Afien gleich: welche man mit Recht als die aus berſte der Verkehrtheit im Beten anſehen kaun k). Auch unter andern Voͤlkern glaubte man,

. 8).Poiret, 1, 130.

A) Ueber dad Beten der Hindus Aogers . €. 16. Beorgi’s Ruſſ. BÖLL 464 ©. Exout- Vedam I,

8

pi .e * , W A; 1 “RE 3 \ J

man, ober mochte man glauben ; was die Hin⸗ das behaupten, daß man but) gewiſſe Gebete

- unb Gebräude, befonder& durch das Herfagen der

Nahmen und Beynahmen von Göttern, ohne Ruͤck⸗ fiht auf Leben und Geſinnungen, eine endlofe Ges Tigkeit nadı dem Tode erhalten, ober verfchaffen Fönne. Allein man hatte fonft nirgend dad Herz, geradezu zu erklären, vo das Aus ſprechen des Nahmens Eines Gottes feine übernatärlichen Wirs kungen hervorbringe, wenn man es auch in der Ab⸗ ſicht thue, ſeiner zu ſpotten, wie die Hindus von

dem Ausfprehen des Nahmens des Diftun vor⸗

geben i). Einige Gebete der Hindus beftehen aus ganz unverfläntlihen, oder vielmehr finnlofen Worten und Sylben; und gerabe biefe Zauberfors meln find ed, welche fie Gremben am mwenigften wiittheilen, aus Furcht, bag ihnen alsdenn ber Kopf zerſpringen möchte N Unm ber Wirkung ihrer ‘Gebete gewiß zu ſeyn, mieberhohlen bie Hindus dieſelben fehr oft; und damit fie bie Zahf ber Wiererhohlungen genau erfahren, laſſen fie bey . jedem . Geber eine Kugel, oder Eoralle an ihrem Paternofter, oder Mofencranze fallen: ein Werkzeug, welches fie nit nur allen Nationen des oͤſtlichen und. ſuͤdlichen Aſiens, ſondern auch

wahrſcheinlich den erſten Mahomedanern mitge⸗ I | we Born | fo wie aberhaupt ven den T as

9 rg Dee Thibetaner und Ealmmeen, Georgi MW

phab. Thiber, p. 248. 442. Pallas Keen, I.

Lepecbin 1, 280. Der Tunlinefen, _

2. 35Ar " "Dampier IH, 91, Der Ehinefen ,- DobeS, 20% » Esonr- Vedam I, a .

x

\ a, . ...

21 | ,

444

J homedaniſchen und Indiſchen Gehraͤuchen beym

| Keten eine kaum zu. verkennende Aehnlichkeit ift. 2), 2. Mag follte.eh kaum für möglich halten, dag man

| in Ruͤckſicht auf Beten noch gröblicher irren könne,

\

268 die Hindus; und doch gingen, bie Schüler der

. Oinbuß, die Thibetaner und. übrigen Lamaifhen

Voͤlker noch um einen Schritt weiter. Die Hins dus beten für Andere, und laſſen Andere für fid bitten, fo mig bie Bewohner von Hinter Indien - das ‘Beten, gleich anderen heilen des Goͤtter⸗ hienfked, ihren Prieftern überlaffen. Die Thibe⸗ faner und Calmycken finden auch biefes noch zu hefchmerlich, aber zu koſtbar. Sie fchreiben das

ber. ihre Gebete auf Streifen von wollenen Zeus ‚gen, befefiigen dieſe an Stangen, und richten bie Stangen quf eine ſolche Art auf, daß bie mit Ges beten. beſchriebenen Streifen vom Winde bemegt werden. Untere ſtecken ihre Gebete in ausge

Bu böhlte Cylinder, durch melde bewegliche Mäder -

gehen. Wenn biefe Mäder, und vermittelfi ber

Mäder, die gefpriebenen Gebete umgebreht wer⸗

ben; fo bilten fi bie. Lamaifchen Wölter ein, daß, bie Götter die bewegten Gebetäs Formeln ſcchon leſen werben. | |

—Eyx yerhielt ſich urſpruͤnalich mit ben Gebe⸗ ten, wie mit ben Opſern, Feſten m. ſ. ‚w. Die einen, wie die anderen, waren lange unbeſtimmt. So wenig die erſten Menſchen an gewiſſen Tagen, und in gewiſſen Stunden den Goͤttern zu Ehren

epferten, oder Feſte felerten, To wenlg betéeten fie

uch. Vielmehr wandten fie ſich im eher an hör SI Here Naturen fe oft fie noranglichee Släc, Me

ine

{

—— 263°

Ungfüd erfahren Hatten, ober das eine wänfdgten, und dem anberen zu entgehen ſuchten, ober endlich burch ungewöhnliche Erſcheinungen getroffen wor⸗ ben waren. Auf dieſe Art beten die meiften Wils ben in allen Erdtheilen, felbft viele Neger⸗Boͤl⸗ fer m). Die älteften beflimmten täglichen Gebete waren die Diorgens Gebete, in, welchen man ents weber bie aufgehenbe Sonne, ober andere Gotthei⸗ ten um Gegen für bie Gefchäfte des bevorſtehenden Tages aurief. So beten manche Neger alle Mor⸗ gen, aber nit zu anderen Tageszeiten; und auch die Griehen, und Römer beteten ohne Ausnahme - Morgens zu ben Göttern n). Auf die Morgen⸗ Gebete folgten zunaͤchſt die regelmäßigen Abend⸗ Gebete, die ſich {don unter einigen größeren Mes gers Matienen finden, und auch unter ben Gries hen und Roͤmern ſehr gewöhnlich waren o). Um aber täglich mach oͤſter, als zweymahl, ober gar fo oft zu beſtimmten Zeiten zu beten, wie bie Hindus, unb Mahomedaner thun p), mufte man die Vers gleiäung der Gottheit mir unumſchraͤnkten Be⸗ beyrfchern gleichfam vollendet, und aus biefer Sen Bu 0 | glei⸗

m) Oldendorp I. 325. | a) Niedeck c. 9% P.99 101. Oldendorp 1. c. Die Römer glaubten den Göttern eben fo, wie die Clienten ihren Patronen, Morgend aufwarten zu - müfler Manche erfchienen zu diefen Aufwartun⸗ en früher, als die Tempel aufueichloffen wurden, Senec. Ep. 95. Vetemus falutationibus matuti- nis fungi, et foribus afldere temploram: hu- mana ambitio iflis ofliciis capitur, I

0) ll. cc, _ 9) Rogers uud Chardin ll, cc,

-

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——— 7

1 x y " - L . p) * . . eb: er 4 4

gleichimg ben Schluß grzogen haben, baf bie Bott heit durch Lobpreifungen, und Aufwartungen nie: gefärtigt werden Ehnner. daß flesan beyden um deſto mehr: Wohlgefallen- finde, , je öfter fie wiederdoblt

r

+

würden,

Da man annehmen barf, daß Fuiſchen bie er⸗ fen, und allgemeinſten Götter ber Menſchen was,

ven; fo kann man auch voranbſetzen, Daß bie er⸗

fin Menfchen fi beym ‘Beten dahin wandten, wo

fie ihre Götter vor ſich fahen, ober wenigftens glaubten, daß ſie gegenwärtig ſeyen. Erft mit der Ontftehnng des Sternen s Dienfted, befonderd ber Anbetung ber aufgehenden Sonne, ſcheint ed unter den groͤßern Voͤlkern Sitte geworben zu ſeyn,

ſich bey allen Gebeten, und fetbft bey anderen gots: teöbienftlichen. Handlungen gegen Morgen, oben: Stationen des alten Orients, unb nach ihrem Beyſpiele bie Grishen: und Möıner. waren beym Beten ohne Ausnahme; genen Dften gekehrt q ), Gerade. Begwegen, weil. olfe Heidniſche Völker gegen Diowgen betsten, muß⸗

Aufgang zu richten. Die.

ten die Juden die entgegengefeßte Richtung gegen Abend beobachten, Yon welcher Richtung fie nuv alsdann abmichen, wenn fie.in. Abgoͤtterey zuruͤck⸗ firln nr). Die Mahomedaner mäffen fi während

des Betens gegen Das heilige Haus zu Mekka wen⸗ top) Dieß Heiligühum liegt den Mahomeda⸗

nern,

*

g) Taeit, Hin. IT. 6. 94 et Ibi Tip Niedech

82, P. 19ä, et fg. p. 7) Niedeck 1. c. p. 197; s) Chrdin l. .

| —— 265

nern, die in den weſtlichen Reichen Aſiens wohnen, gegen Süden, wohin alſo auch bie Betenden ihr Antlitz richten. Ganz anders, verhält es ſich mit den Mahomedanern, die im ſuͤdlichen Aſien oder Afrika, und felbft in den ſuͤdlichſten Gegenden von Arabien leben. Well nun vie Mahomedauer in. ben verfhiedenen Theilen ber Erde ſich nach einem Puncte hinrichten, muͤſſen fie beym Beten noth⸗

wendig den entgegengeſetzteſten Himmels⸗ Gegenden |

zugewandt fiehen. Es’ war ohne allen Zweyfel

bloße Nachahmung der benachbarten mahomebanis :

fhen Zataren, daß die Heidniſchen Wogulen ſich beym Beten gegen Suͤden wandten ).

So bald Fuͤrſten von ihren Unterthanen, oder

bdie Reichen und Maͤchtigen von ben Geringeren ver; langten, daß dieſe nur auf eine gewiſſe Art -gepußt: '

unb gelleibes vor ihnen erfcheinen därften; ſo fin⸗

gen die Völker an, zu glauben, daß die Götter”

ähnliche Gorberungen machten, oder ähnliche Er⸗ wartungen hegten. Das Aeußere, unter welchem die Verehrer der Goͤtter ſich dieſen naͤherten, war verſchieden nach der. Verſchiedenheit der Geſinnun⸗

gen, und Abſichten ber Betenden: anders, wenn

man den Goͤttern ſeine Dankbarkeit und Ehrfurche bezeugen, anders, wenn man ſie erweichen, und verſoͤhnen wollte. Unter allen groͤßeren Voͤlkern hielt man es zuerſt fuͤr unumgoͤnglich nothwendig, daß man weder im. Gebet, noch in anderen religioͤ⸗ ſen Handlungen zu den Göttern anders, als mit einem ſaubern, oder geſaͤuberten Coͤrper hinzutreten

doͤrfe Eben baher afngen. unten allen u |

) Georgi .e, | Niedeck €: 12 Ghardin and Key N, eq.

X

—W

,

- j , \ " “> 266. ne;

Völkern vor dem Gebete Reinigungen her. eis

nizungen waren and) unter ben Griechen amd Rös

mern fo unzertrennlich mit Gebeten verbunden, dag,

menu fie irgend eine grobe, ober unserzeibliche Uns

ſchicklichkeit ausdruͤcken wollten, fie don dem, ber

‚gefehlt hatte, zu fagen pflegen: er habe etwas

mit ungewafchenen Händen, und Füßen unternoms

men. Die Völker des Morgenlandes, und nach ihrem Benfpiele, bie Griechen. und Römer bedeck⸗ ten von jeher, und bedecken noch jeßt beym Beten ihr Haupt, entweder mit Capußen, bie fid an. .

- ben Gewaͤndern fanden, oder mit. Müßen, oder

endlich mit turbanartigen Binden, und Eraͤnzen x). Die Römer entblößten anfangs, gleich anderen ur:

ſpruͤnglich⸗ Europdifhen Völkern, ihre Haupt, . wenn fie fi den Göttern, ober foldyen Menſchen

naheten,, denen fie Ehrfurcht bewetfen wollten. In

ſpaͤteren Zeiten ahmten fie ben Drientalern, und

Griechen nah, und verehrten bloß den Sarurn mit eutbläßten Haupte y). Die Perfer verhülls ten. fo gar den. Mund, wenn ſie zu bem göttlichen

Feuer beteten, aus Kurt, die Meinkeit biefer-

Gottheit durch ihren Athem zu beflecken. Auf gleihe Art verhoͤllen fig. die Thibetaner, wenn fie or den Keiligften unter ihren Buͤßern nieberfale len 2), Die Kleidung der Vetenden war unter den

Orientalern, auch unter den Griechen und Römern, glei ben Bedeckungen des Haupts, mehr fauber I le = | wu

a) Niedcka

u ?) Fintarch, in quaoſt. Romanis Oper, VI, y9- . P

2) Man fe die Zeugniffe inden Abſchnitten nom Feuers Dienſt, und von Bißungem *

\

wer ——

me 967

web demuͤthig, als prächtig: ensueben ganz weiß, ober bon befcheidenen Farben a)... Gelb die vor⸗

nehmften Mahomebaner legen beym Beten alle ihre

Prachtkleider ab, und behalten nichts, als ein weiſſes Hemd an, Äber melden fie bey kaltem Wet⸗ ter einen einfachen, mit Laͤmmerfellen gefütterten

Pelz bermerfen laſſen 4). Jn ſchwarzen, aıy

alten, und zerlumpten Kleibern erſchien man blog aldbanı , wenn man die Götter ber Unterwelt vers ehren, ober zürnende Götter ermeichen wollte c). Zu ken allgemeinſten Merkmahlen ber Demäüthis puus nor den Göttern gehörte bie gaͤnzliche Ent⸗ loͤßung ber Fuͤtze, oder menigffens das Ahlegeg ber Sandalen und Schuhe, momit man bie Fuße gewoͤhnlich zu bedeckan pflegte d). Die Vrabmi⸗ ven ziehen fo gar ihr Oberkleid aus, unb-Iegen ca auf. bie Schulter, wenn fie in das Alleyheiligſte

der Tempel gehen wollen.

Ehen die Geſinnungen der Demuth, und Abs ficaten der Demüthigung , welche die größern Voͤl⸗ ter auch buch ihre Kleidung zu erkennen: gaben, drückten alle Nationen durch natärliche Geberden aus: entweder durch das Niederwerſen bed ganzen Coͤrpers auf die Erde, ober durch das Nieberſchla⸗ gen ber Augen, und das Senken des Haupts, over durch das Hinſmken auf bie Aniee, ober durch bad Aneftrecken der Arme und Haͤnde, bie unter eini⸗

| Ä gen

@). Niedeck e. 14, 3. IV. 115, Cherdia, e) c, 14. Niedeck,

al,ch .

‚gen Voltern in formliche, oder Anbehufige Umarz mungen äbergingen:

De allgemeinfte natürliche Ausdruck der De⸗ muͤthigung vor höheren Naturen, wie vor unum⸗ ſchraͤnkten Beherrſchern, war das Niederwerfen

bes ganzen Gbrpers auf die Erbe. Selbſt die ro: hen Wogulen berährten vormals, wenn fie fih an ihre Götter wanbten, ehrfurchtsbou die Erde, und die Lappen warfen ſich, ſo bald ſie ihren Opfer⸗ platz erblickten, nieder, krochen zu ber heiligen Staͤtte hin, und blieben waͤhrend des Gebets mit bem Gefichte auf der Erde Liegen e).: Niederwers fungen zue Erde während des Betens waren vor: mahls eben fo wohl unter ben “Tuben, als unter den Hetbnifchen Voͤlkern des Drients, und find jeßt noch unter ben Mahomebanern und Morgens. - landiſchen Chriften nicht weniger, als unter ben vielgoͤttiſchen Nationen des fühlichen, und oͤſtlichen Aſiens gebraͤuchlich 5). Auch die Griechen RG

r

*) Bogſtroͤm ©. 203. Georgi's Beſchreib. Ruff, Voͤlterſch. & 13.

u; Nach der Weife feines Volks fiel eiftus auf fein | Antlig nieder, und betete. Matthaͤi c. 26, v. 39. Dieſem Benfpiele folgten bie erften Chriften, Nie- deck p. 177. €. 17. Ueber die Niederwerfungen der Mahomedaner, Chardin IV, 120. Guys I, 4% Lettres Edif, N. E. IV. 274; 4654. 458. Hinbus, ib, und Rogers I. c. 16. auch Taver nier Il. p. 334. Ueber die Riederwerfungen der Koptifchen Chriften, und Mönche in's bejgndere n- —* p · 205. im fünften Bande ber Letir, Edit,

x

| 269

X

Rsömer warfen fi) Häufig bey dein Eintreten in eis ‚nen Tempel, oder bey der Berührung des Bodens

eined fremben Landes zur Erbe nieder, an. bie Gottheit des Tempels, oder bie Goͤtter bed Lan⸗ bes anzubeten g). Wenn die alten Miorgenlänber,

"bie Griechen and Römer ſich nicht ganz zur Erbe

warfen, ſo fchlugen fie wenigſtens die Augen nies ber , und fenften ihre Häupter 4). Mur bey ben Aubetungen ber Sonne, und der himmliſchen Götz tee richtete man die Augen, und das Geficht ges

gen den Himmel empor si). oo

Das Nieberfallen auf bie Rniee war, wenn auch nicht fo gemein, ald dad Niederwerfen des

‚ganzen Coͤrpers, body fehr .hänfig unter den vers

ſchiedenſten Völkern. Die Einwohner von Hispa⸗ niola ; welde Columbus antraf, Enieeten vor ih⸗ ren Ööttern A), tie noch jeßt die Meger beym Beten thun /). - Die Aegnptier ehrten dur Knieen ihre Götter , wie ihre Könige, und baren

\ . ers

g) Niedeck I, c,

A) Die Kinder Iſrael neigeten fi) vor. dem Jeho⸗ vah, und bereten ihn an. 11. 8. M. IV. 3. es hovah unterfaate Ihnen, ibr Haupt nicht vor Der Sonne, dem Monde, und dem übrigen Öternens heer zu beugen. V. B. M. 4. 19. Senec, Quaelt, Natur. VII, 30. Si intramus templa compoſiti, -fi ad lacrificium acceſſuri vnltum ſabmittimus, togam addncimus, ſi in omne argumentum modefliae fingimur, ete.

iy v. B. Moſes 4. 19. Niedeck p. 170. By) Itinerar. [ecund. Chriſtoph. Columbi p, 66. 3) Oldendorp I; 325:

Ed . . » \

20.

Vertraute m). Die Griechen und Römer ließen ſich beym Beten bald auf beyde Kniee, bald nur auf Eins, entweder das Rechte, vder bau Linke nieder n). Die heutigen Diahomebaner zuhen vor⸗ züglich auf ihren Knien, wenn fie ihre Anbetun⸗ gen verrichten, und die Erde mit ihrer Stirn bes rühren 0). Die fo genannten Proftrationen hinges gen nehmen fie fiehend vor, indem fie ben Cörper faft bis in die Gegend der Kniee herabbeugen, wos bey fie ihre Hände auf bie Lenden flügen p). Die erften Chriſten beteten häufig Enieend g). Im . ‚vierten und fünften Jahrhundert kunieete man nicht an Sonntagen und am Pfingfifefte, meil das Knieen ein Zeichen von Reue und Buße, nicht von Freude und Dankbarkeit ſey r). Die Juden burfs ten fi) eben fo wenig, als die heutigen Mahome⸗ daner, beym Beten hinfeßen s), weil ber Wohl: fand ed von jeher im Morgenlaude Par

E } . 3 . - . | ne 7 —— —— ——

m) i. B. M. gr v. 43. ) Niedeck p. 180. 181. a) IV. 190. Chardin. | "p) \..c. Mais pour l'inclination da corps, qui ef la profßtration proprement dite, elle fe fait &tant debout, droit [ur [es pieds, appuyant les mains forle devant des cuifles, et penchant le corps fi bas, que la tete vienne presque aux gendux, et en [e relevant droit, et elevant les mains en I hat, j 9) Nieder S. 181. 188: bat die Beyfpiele Ans den’ _ Büchern ded neuen Teſtaments gelammelt. :r) Niedeek p. 182. 183. Hofp. de feſtis Chriſtian p. 20% u 5) Niedeck p, 186. Chardin 1. c,

\

275

daß Unterthanen ſich in Gegenwart ihrer Beherr⸗ ſcher, Clienten vor ihren Patronen, Weiber, Kin⸗ der und Knechte vor ihren Maͤnnern, Vaͤtern und

Herren niederließen.

Im alten Orient wie im alten Griechenlande und Italien druͤckten von undenklichen Zeiten her Unterthanen ihren Beherrſchern, Knechte ihren Herren, Frauen und Kinder ihren Maͤnnern und Vaͤtern Ehrfurcht und Ergebenheit dadurch aus, daß fie ihnen entweder bie Hände, ober die Aniee, und den Saum ber Kleider, ober endlich die Füße kuͤßten. as Untergebene ihren Vorgefeßten thas ten, dad thaten tie Menfchen überhaupt den. Goͤt⸗ tern. Sie kuͤßten alfo entweder die Hände, oder die Kniee, ober bie Fuͤße der Bildniffeder Götter; _ nicht felten die Schwellen , und Pfoften der Tem⸗ pel, aud bie Erte, wenn fit entweder vach langer Zeit in ihr Vaterland zuruͤckkehrten, oder in einem fremden Lande glücklich anlangten 2). Die feeyen Griechen, und Römer erlaubten fi fo gar, dab - Kinn und den Mund von Statuͤen zu Eüffen, und . eben daher gefchah es, daß dieſe Theile an beruͤhm⸗ ten Statüen durch das häufige Küffen ein wenig ab» gefchliffen waren u). Wenn man entweder nicht die Zeit harte, oder es nicht wagte, fi den Göts _ teen zu nahen, oder wenn man die Götter nicht ers geichen konnte; fo fügte man bie Hand, gleichſam um den Goͤttern die Küffe zugumerfn. Hiob ruͤhmte von fi, baßer die Sonne, und den Mond

nuicht auf dieſe Art betehrt habe x). Die Roͤmer

6) Niedeck c, 25. p. 234.. et lg. p- u) I. c. p. 154. | | 3) Cap. XXXL . a6 97,

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. —— TRITT

nann⸗

—⸗

27% EZ eine

nannten ſolche Kuͤſſe oſcula labrata. Es if merb⸗ wuͤrdig, daß in allen Orientaliſchen Sprachen fo wohl, als im Griedifhen und Lateinifchen die .- Wörter, ‚welche Anbetung bezeichnen, vom Küffen. hergenommen, ober abgeleitet worden find y).

Miicht weniger natuͤrlich, als bie bisher er⸗ waͤhnten Aeußerungen ber Demuth, der Ehrfurcht; und Ergebenheit, war das Ausſtrecken ber Hände ‚und Arme, wodurch man bie zoͤgernden Wohltha⸗ ten, und in großen Noͤthen, die ſchleunige Huͤlfe

der Götter gleichſam herabzuziehen ſuchte. Da

ſelbſt die kalten Americaner bey ihren Gebeten, und Anbetungen Haͤnde und Arme emporheben 2); fo kann man mit Redit erwarten, daß alle übrige -

Voͤlker der Erde ein Gleiches gethan haben, ober

noch thun a). Die- Griechen and Römer umarm⸗

“ten haͤufig nicht bfoß die Altaͤre, oder Anice, fons

tern die Statuͤen ber Goͤtter ſelbſt, und. benetzten

Li

ſie mit ihren Thraͤnen, ſo mie Römerinnen in den

Zeiten. von greßen Noͤthen die Lempel. ber. Goͤtter mit ihren Haaren reinigten )). Ä

Weniger natürlich, ‚und alſo aud) weniger ges mein,’ und übereinfliimmen®, waren bie übrigen

Bewegungen ber Hände, und des Cörper& beumt Beten, und Unbeten. Die Römer hoben beym

‚Bes.

y) Mignot in. ben Memoires de PAcademie des In- Teript. XXXVL 88. etfQ,p , > Br

z) Carver p. 67. Lettr. Edifiant VII. 19. N. E. a) Niedeck c. 71. p 203 et lg. - u b) Niedeck c, as. et sg, Polyb, IX, 6.

\

_ El u ar. mb Beſchwoͤrer einen gewiſſen Fleck gleichfam hei⸗ ligen, oder feindſeligen Beſchwoͤrungen, und Zau⸗ berwerken unzugaͤnglich machen wollten s).

Je genayer man die Natur bes Gebets ken⸗ nen gelernt hat, deſto Leichter wird ed, die Ar |! ſichten, und Einrichtungen des Eibes unter allen , Völkern der Erde zu beurtheilen. Der Eipwar. +, - anter Teiner Nation dad, was er nach ben Aus⸗ fprücen einer richtigen Vernunft, ober eines er⸗ Lauchten Chriſtenthums feyn follte #). Er befiand * . vielmehr allenthalben in einer feierlichen Aufforde⸗ rung bed Zorns, oder der Rache höherer Naturen gegen die Schwoͤrenden, wenn biefe entweder die - Wahrheit wifentlich verhehlen, oder die Unwahrs - heit wiffentlich fagen, oder gegebene Berfprehuns ‚gen wiſſentlich nicht halten würden. Die Auffor⸗ ' derungen ber göttlihen Mache gefchahen bald in - Worten, bald durch gewiffe Handlungen, meiftens

Ä n

s) Pennants Voy. to the Hebrides II, 15.

8) Der ehrwürdige Böhmer fagte in feinen Prin-

-eipiis juris Canonici G. 399 - 332, Jusjuran- dum eft afleveratio religiola, qua quis deum A invocat tanquam teflem veri, et vindieem,: fi feiens fefellerit, - - Vis et poteflas jurisjuran- .

di’conßftit in invocatione dei in tellem_et’vin- dicem> - - In invocatione dei in teflem et. vindicem perperam quaeritur execratio: aliud- enim eft, fe fubjicere vindietae divinae, quod Chrißiani ef; alind vero Gbimer aliisve mala decernere, quod elle debet. a religione Chri- ftiani alienum, - - Juramentum cui junguntur - - exeCrationes,” vocatur execratoriun, quale ſo- let eſſe jusamentum'Judaeorum,

*

N. f

\

was ſie ehren wollen, beſonders als, was ‚ihren.

Königen angehört, über den Kopf erheben, oder über bem Kopfe emportragen.

Unter den Merkmahlen der Andacht war mir I; Feine laͤnger raͤthſelhafter, als diejenige Bewegung

poris nannten. Die Griechiſchen und Roͤmiſchen Schriftſteller fuͤhren das Umdrehen des Eorpers als eine bekannte Sache an, und die beruͤhmteſten Alterthums-⸗Forſcher fellten die Zeugniffe der Als ten neben einander, ohne ben Urfprung, und bie Abficht ber gottesdienftlichen Umdrehung des Coͤr⸗

| pers befriedigend zu erflärenh). Diecircumactio corporis beftand unter den Griechen, und Römern‘

darin 5), daß DBetende, nachdem fie ihr Gebet

| “verrichtet hatten, und bevor fie anbetend zur Erbe N

fielen, fih breymahl Yon ber Rechten zur Linken | rn amd rechten, anftatt daß die Gallier biefelbige Um: drehung in entgegengeſetzter Nichtung von der Un⸗ iv Ben gut Rechten vornahmen k). Babefäch

e) Erafinu⸗ Chil. I. Cent. I. in proverbio! ado-

rato circumactus. Niedeck c. 24. Pithoeus ad

cap. 9. Suet. Vitae Vitellii, ‘Brillon, de formülis I. c. 58.

0 Unter den Symbolis der Pothagoreer war Einst mpoouuvey wepıdspspevos. Nach ber Erzählung welche Plutard von der Circmmactio Corparis

. macht , I. 277. 512. 873. follte man glanben, daß vieler heilige Brauch nur den Römern eigen he⸗ weſen ſey.

‘a Plin, 28. e. 8, In adorando Bent ad ofen

lum refetimus, _totumque eorpus eircumagi- _

mus;

des Coͤrpers, welche die Römer circumactio cor-

a

N

u 23...

befchränkte fich die circumactio corporis bloß auf ein dreymahliges Umdrehen des Görpers um feis - nen Mittelpunct ,. fo oft die Gegenſtaͤnde ber Ans betung nicht aegenmwärtig waren, oder eine fokhe Sage und Stellung batten, daß man fie nicht ums gehen konnte. Wenn aber ein Umgehen Gtatt fand, fo breiten fich die Betenden, und Anbetens den nicht bloß dreymahl um, fonbern umgingen dreymahl die Statüen ober Ultäre, zu melden, und dor weldhen fie beteten, ober anbeteten. Das dreymahl Umgehen war von undenklichen . Zeiten her in Afien ein heiliger Brauch, ben ınan fowohl |. bey ben Anbetungen der Götter, als ber Könige beobachtete : faft gewiß in d.r Abſicht, um alle bie f Beſchwoͤrungen, oder Zauberwerke aufzufangen, welche auf die einen, und die anderen fallen koͤnn⸗ ‚ten, und gleichſam einen heiligen Kreis um. die⸗ felben herzuziehen. Wenn bie Brahminen Mor; J gens ihren Goͤtßßen geopfert haben, fo gehen fine ; nigftens dreymahl, "bisweilen noch öfter um denfel: ben herum, und werfen fich eben fo oft mit ausges | ſtreckten Armen zur Erde nieder /). Auf eine glei: he Art, nämlid) durch ein dreymahliges Umgehen, ‚und Niederwerfen, ehrte man vormahls bie Rds“ _ nige von Perfien, und faft gewiß alle übrige Koͤ⸗ ‚nige des Drientd m), Auch die Juden umgingen 1 den Altar, und andere heilige Oerter von der Died | Ä Ä DE 7)

nm.

nn | müs: quod in ‚laevum fesifle, Galliae religios

‚ua credunt, u

H Rogers 1, c. 16,

g m) Della Valle Ill, Zei,

S 3 v 1 r y !

lige Umhergehen im Kreiſe, woburd Zauberer,

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1 R " . - - » 376 .. m mein . ' ut \ \ . , . , : - >

gen müßte, fie dofjelbe doc von dem Roͤmiſchen

Volke aufihn ableiten möchten; . fo wandte er ſich dreymahl um, wobey er fiel, was die Umſtehen⸗ ‚den für ein fehr traurige Zeichen: hielten p). Di: ‚tellius trug die Anbetung, weldye man bisher den _ Göttern allein ermiefen hatte, zuerft auf ben Cali⸗

gula über g). Das dreymahlige Umgehen erhielt fidy ‚ohne Zweyfel unter. den nachfolgenden Roͤmi⸗

ſchen, und Griechiſchen Kaifern. Woher anders, als aus einer Nachahmung diefer Sitte, folltedas - ‚fogenannte Berennen des Kaiſerlichen Lehnſtuhls entſtanden feyny wobey die Vaſallen dreymahl um

das Geruͤſt ritten, auf welchem ber Kaiſer ſaß r)? Eines gleichen Urfprungs fdeint mir das dreymah⸗

und

n) Niedeck 1, c, p. 250,

0) Plutarch, I. 277.

» I, 310. 13, Plut, Tevr, srav, xufurep eri —* æÆiolę EIG BREVERKEVOIG - Ka wpeCKUvgCReW ei

defın afslırrav scoQaiy apıspefopssos. Li-

vius V. c. ar, n

| 0) Sueton. in Vitellio €. 2. Idem Miri in adu-

: dJando ingenii. Primus C. Caelarem adorari ut deum inflitait, cum rever[ns ex Syria non ali- ter adire-anfus ellet, quam capite velato‘, cir- chmvertensgtre de, deinde procumbeng.:

r) Schmidts Geſch. der. Deurfch. VII. 167 ©.

teen zur Linken n), "Die Römer gaben das Umdre⸗ hen des Coͤrpers beym Beten und Anbeten für eine . Einrichtung des Numa aus 0). Als Camillus nach der Croberung von Veji die Goͤtter bat, daß, wenn auf dieſes große Gluͤck irgend ein Unfall fol⸗

v

\

"und Veſchwoͤrer einen gewiffen Fleck gleichſam hei⸗ ligen, oder feindſeligen Beſchwoͤrungen, und Zau⸗ berwerken unzugaͤuglich machen wollten 5).

Fe genaner man bie Natur bed Gebets ken⸗

nen gelernt hat, deſto leichter wird es, die Ab⸗ ſichten, und Einrichtungen des Eibes unter allen Voͤlkern der Erde zu beurtheilen. Der Eid war unter keiner Nation das, was er nach ben Aus⸗. ſpruͤchen einer richtigen Vernunft, ober eines er⸗ lauchten Chriſtenthums ſeyn follte t). Er beſtand vielmehr allenthalben in einer feierlichen Aufforde⸗ rung des Zorns, oder der Rache hoͤherer Naturen

gegen bie Schwoͤrenden, wenn dieſe entweder die Wahrheit wiſſentlich verhehlen, oder die Unwahr⸗

heit wiſſentlich ſagen, oder gegebene Verſprechun⸗ gen wiſſentlich nicht halten wuͤrden. Die Auffor⸗

derungen ber göttlichen Rache geſchahen bald in Worten, bald durch gewiſſe Handlungen, meiſtens in

s) Pennants Voy. to the Hebrides II, 15.

4) Der ehrwürdige Böhmer fagte in feinen Prin- -cipiis juris Canonici G. 329 - 338. Jusjuran- dum efi afleveratio religiola, qua quis deum invocat tanquam teflem veri, et vindicem, fi feiens fefellerit, - - Vis et poteflas jurisjuran- di conſiſtit in invocatione dei in tellem_etvin-

dicem> - - In invocatione dei in teflem et. vindicem perpöram quaeritur execratio: aliud enim eft, fe fubjicere vindictae divinae, quod

Chrißiani ef; alind vero Gbimet aliisve mala

decernere,. quod elle debet: a religione Chri-

4 [5 = 217:

fiani alienum, - - Juramentnm cui junguntur - -

execrationes, vocatur execratorium, quale ſo- let elle jusamentum Judaeorum,

„IB. ee in i Worten uud Thaten zugleich. Die Aufforderun⸗ | gen mochten. gefchehen, wie fie wollten; fo glaubs ten alle Voͤller, daß die Gottheit dadurch ‚zum Zorne gegen die Meineidigen nicht bloß. gereißt, ſondern —— wurde; und man hielt daher r Eide fo fehr, als irgend eine andere Art von Ges betew, befontend von Fluch⸗ Gebeten, für Bes Pwörungen, oder Bauber Formeln, welchen ſelbſt Götter gehorchen müßten u). Alle Völker . Sloffen, und. beſchworen eher Bündniffe mit andes ven Völkern, als fie orbentlide Gerichte, und _ &erichts » Drbnungen hatten; unb man darf bahen auch annehmen, daß Verfprehungs Fide aller fepen, als Verſſcherungs⸗ Eide. |

& tie man von dem Herfagen ber Nahmen,

—— alle Arten yon Segnungen erwartete;

mußte man nothwendig alle Arten von Uebeln

fürchten, wenn man bey ben Mahmen ber Goͤtter

faͤlfchlich ſchwor; wenn man bie Götter feierlich

als Raͤcher des Meineides aufrief; wenn man ihs

ren heiligen Nahmen durch Meineit eatpelbte * ge

) Diefe Vorſellungen waren den Juden mit allen uͤbrigen Voͤlkern des Alterthums gemein. Zeho⸗ pah ſelbſt beſchwor nicht bioß dad Bindniß‘, was er mit Abrabam geſchloſſen, oder dad Veiſpre⸗ den, was er demſelben gegeben batte, ſondern er ef fiid fo gar deim Durchwandeln durch die alften nefchlachteter Opferrhierg: Gen“ KKIV. %, AXVI. 3, Stäudlin ig der hiltoria jurisjur. biblieg, die das 1 Programm er 1805. qusmachte 4.: offenbar um fich ſelbſt adutch unmiders | Fe zu binden. ſeh #

/

md Beynahmen von Göttern in den Lob⸗ und

=

285

Haare ohne Bedenken hir. Sind ſi e es ridt, ſo geſtehen ſie gleich ihren Febltritt. Untreue Weibtr, die Haare aus einer Baͤrenhaut anneh⸗ men, wuͤrden nach dem Oſtiakiſchen Volksglauben unfehlbar in drey Tagen von eben dem Baͤren zerriſſen werden, deſſen Haare ſie durch einen Meins eid befchtmpft haͤtten y). An den Huldigungs⸗ Feſten, wo die Oſtiaken den Eid der Irene in Ge⸗

genwart ihrer Woiwoden ablegen follen, breitct

man eine Bärenhaut auf der Erbe aus, läßt einen jeden Schwörenben auf biefe Haut hinfigen, kaͤlt ihm außer einem Belle ein Stud Brot auf einem Meffer vor; und laͤßt in dann folgende Worte nachſprechen: auf den Fall, dag ich meinem Herru

nicht treu bleibe, ober mich wiffentlich gegen ihn -

empoͤre, möge mich diefer ‘Bär zerreiflen:. bieß Stuͤck Brot, was. id eſſen werde, möge mi

erſticken: dieß Meſſer möge mich umbringen, -unp.

dieß Beil mir den Kopf abſchlagen 2), - Unter _ ‚ven alten Seythen ſchlachteten diejenigen, bie don Maͤchtigeren Usrrecht gelitten hatten, und zu ſchwach waren, ſich ſelbſt Genugthuung zu verſchaffen, einen Ochſen, kochten das Fleiſch, und ſetzten ſich dann auf bie Haut hin, um ihre Freunde und Bekannte, ober anbere Freunde ber Gerechtigkeit zur Huͤlfe aufzufordern a). Wer ſich entfchloß, dem tt tenden beyzuftchen, trat auf bie Ochſenhaut, auf

. wilder: der Bittende faß, und legte baburch bep ' beiligſten Ei; ab, daß er aus allen Kräften. hel⸗

fen

9 ebrand pꝛ 44.

u 2) Muller fur les moeurs des Ofliakos p. —2* A.

'#) U. 2 Lucian in Toxari.

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Ei Vu. ! 7

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* J * a " 290 rt " u u er

"andere, als ihre Kinder haben wolle d). Als

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Faſt noch öfter, als bey den Göttern feldfl, ſchwor man bey heiligen Dirigen, deren Entwei⸗

hung durch Meineid Die Götter, wie man glaubte,

nothwendig an den Meineidigen ahnden wuͤrden, and ahnden muͤßten. Selbſt die Jnden fingen

in ſpaͤteren Zeiten an, bey dem Himmel und der

Erde, bey Jeruſalem, und anderen heiligen Or⸗

ten, ben dem Tempel und wor bem Altar bes

Tempels zu fhwören a). Die Schwörenden bes Aruͤhrten ſtets bie heiligen Dinge, bey welchen fie ſchworen, wenn fie anders erreichbar waren, Konns Ite diefes- nicht gefchehen, fo ftredte m

ſtens vie Mände gegen. dief:!ben ans 5b), Man

feßte, daß’ die Schwoͤrenden fih um deſto mehr ſcheuen würben, heiline Dinge durch einen Mein⸗

eid zu entweihen. Hamilkar ließ feinen Sohn qannibal auf einem Altar ſchwoͤren, baf er einen

unaueloſchlichen Haß gegen die Römer hegen wolle c). Ein ruchloſer Prolemaͤer ſchwor ben dem Altare,

dem Bil;niffe und Giße des Jupiter, daß er

Fih ehne Trug mit feiner Schweſter vermaͤhlen, daß .r keine andere Gemahlin nehmen, und Feine

die

4) Matthäl v. 34 u. f. S. Stäudlin L.e. p. 1418. 5) Seibſt die Juden ſchworen beym Jehova mit aufs vebobener Hand, Stäudlin I.c, pe 4 e) Polyb, III. 11. d) XXIV. ↄ2. Iuſtin. Quo perducto in [anetillimum ‚‚ Jovis templum, veterrimae Macedonum religio-

nis, Prolemacus fumtis in manus altaribus, con- tingens ipla fimulacra et pulvinaria deorum,

inauditin, ultimisque exſecrationibus adjurat dic, .

n

drang anf. diefe Verährungen, weil man borauds

N

die Haͤupter ber Sainniter ihre Juͤnglinge zu eineın

unbedingten Gehorfam’ verpflichten wollten, ließen fie Einen nad bem Andern an einen Altar tres ten, und bey dem Altar unter den ſchrecklichſten Verwuͤnſchungen gegen ſich ſelbſt und die Ihrigen ſchwoͤren, daß ſie ihren Feldherren jederzeit ge⸗ horchen, daß ſie ſelbſt nie aus der Schlacht wei⸗ - hen, und einen jeden Fliehenden toͤdten wollten ).

Andere Völker fihmoren bey ben Gräbern ihrer Vorfahren. Dieß thaten in Älteren Zeiten bie Scythen, indem fie die Srabmähler ber durch ihre Gerechtigkeitsliebe am meiften berühmten Männer berührten f), Eben diefed thun noch jegt die heidnifchen Einwohner von Sumatra g). Miel allgemeiner war das Schwören bey Waffen, - Krieadzeihen und Müftungen, die entweder felbft als Fetiſchen verehrt, ober body als gewiffen Goͤt⸗ tern heilig betrachtet wurden. Die Griecchifchen. Könige der Heldenzeit ſchworen bey ihren Zeptern,

N x v , . , * ausm / BB \ 881

welche man allerdings als eine Art von Waffe

anfehen kann ). Die Griechen, bie dem jüngeren Eyrus gefolgt waren, ſchworen nach dem Tobe biefes Helden, daß fie einander nicht verlaſſen; und

e) Livins X, ce. 38. Admovebatur altaribus mi- les - - - dein jurare. cogebatur diro quodam

carmine in exfecrationem eapitis familiaeque et -

firpis compoßko, ni iffet in praelium, quo

imperatores duxillent: et fi aut ipfe ex acie fu-

"gifet, aut fi quem fugientem vidillet, non - -extemplo excidiller. |

MV Heredor, IV. 170 .. rw ruußav draus g) Marsden p. 189. 205. 204. _ 0 M) Ariſtot. Polit, III. c, 10,

368 und bie Barbaren, daß fie treue Wegweiſer ſeyn | wollten. Die Griechen berührten bey dieſem Schwur 4 "ihre Schilde mit dem Degen, unb die Barbaren mit ber Lanze 5) Nicht Lange nachher beftätigten _ dieſelbigen Griechen eine. mit: ben Mabronen ges ' . teoffene Webereinkunft dadurch, daß fie von diefen - einen Spieß annahinen, und ihnen ‘einen Gricdis Shen Spieß zurücdgaben ). Mac der Erobe⸗ rung von Neu⸗Carthago machte Seipio bekannt, . daß er demjenigen, ber bie Mauer ber Stadt zuerft erffiegen babe, eine Mauer-Crone zur Be lohnung feiner Zapferkeit ſcheuken wolle. Auf dieſes Ehrenzeichen. machten zwey Auſpruch: Ei⸗ ner von der Flotte, und ein Centurio der vier⸗ > ten Legion. Für ben Einen nahm die ganze Flotte, für den andern alle Segionen den Lebhafteften Theil. Beyde Parteyen wollten bey allen Göttern ſchwoͤ⸗ ven, daß der von ihnen Begünftigte des Ehren⸗ zeichens allein wärdig ſey. Laͤlius meldete dies ſes dem Scipio, und bat feinen Freund, daß er die aufgebrachten Gemuͤther befäuftigen möge, das mit nicht die Einen, oder die Anderen ſich felbf, . - die Adler und Übrigen Kriegszeihen mit einem Meineide belaften, und bie Heiligkeit des Eibes entweiben möchten 7). Es iſt bekannt, De die . ' 20x39

) Xenoph, Anabal, VI, 6. 2. $ 5 86,

j k) ib. IV. e,8. 6.5. | J Livius XXVI. c.48. Stare hinc legionarios mi- "tes, hinc elaflicos , per omnes deoe paratos ju- ‘rare magis, quae velint, quam quae ciant vera elle: et obftingere perjurio'non fe lokım,.[uum- que caput, led figna militaria, et aquilas, facra- mentique religionem. Die Roͤmiſchen Kriege h . ruhrs⸗

J

283

Dr 2 1

Germanier, die Gallier und andere ait⸗Europaͤi⸗ u. ſche Völker bald das Schwerdt, bald ihre Kriegs⸗

zeichen als wirkliche Gottheiten, ober als heilige

Dinge verehrten m). Daher die allgemeine Sitte,

auf Schwerbter und Kriegszeihen, befonderd von Kriegern, ſchwoͤren zu laſſen: eine Sitte, bie in Holſtein bis in das fiebenzehnte Jahrhundert forts

bauerten)! Die Tſcheremiſſen, Ifhuwafden und -

Wotiaͤken legen ihre Eide über. zwey Creutzweis gehaltenen Säbeln ab 0). Ich bür ungewiß, ob deßwegen, weil fie die Saͤbel für etwas Heiliges halten, ober um dadurch anzuzeigen, daß fie im

Falle des Meineides mis diefen Saͤbeln möchten

getsotet werben. Die Chriftlihen Völker ſchwo⸗ ven vormahls, und. fihmören zum Theil noch jet

auf Reliquien, oder auf die Bibel, ober auf Hei⸗

ligenbilder p); die Mahomedaniſchen auf dem Ko⸗ van 4). Auch bie Neger in Guinea, bie fonft | ; bey

rührten nämlich, wenn fie einen Eid ablegten, ihre-

Kriegszeichen. Saubert, de facrif. p. 118. 115. Die Worte obflingere - - - fapramenti religionem find fehr merkwuͤrdig.

m) Man ſ. den Abſchnitt von den Fetiſchen, u. Caefar de hello Gall. VIl, se.

P) Man I. Dreyers Anmerkung von der in Holftein ehedeſſen üblihen Gewahnheit, die Eide an ber Kling ge des Degens abzulegen. 4. 173 urf. Si vermilcte Abhaud!, i on

e) Gmelin I. 81 5

p) Pelliccia II]. P. 2. P- 350. Lamberti p- 156.

g) Chardin If 410. Dieß thun ſelbſt die Tartaren

tn Sibirien. Gmelin I. 21 S.

—-

—⸗⸗

—*

284 BE _

7

| ben ber Ablegung von Einen Fetiſchen genießen,

oder kuͤſſen, fchwoͤren häufig bey der Bibel, wel⸗

che man ihnen vorlegt, ober an ben Kopf und die

Bruſt hält #), fo wie die heidniſchen Einwohner

Son Sumatra, bie gewoͤhnlich auf ben Gräbern ihrer Vorfahren ſchwoͤren, eben biefes auch bey dem Koran der Mahomedaniſchen Malayen thuns). - Die Hindus ſchwoͤren gewöhnlich bey der Kuh, und --

- halten: bisweilen während der Ablegung des Eides

J

) Chardin III. 411. della Valle III. ı7,

- ein Meſſer in der Hand: wobey fie wünfchen, daß das Meſſer das heilige Thier töbten möge, wenn -

fie falſch ſchwoͤren #). Die rohen Galler in Afrika

beſchmieren den Kopf eined Schaafs mit Butter, . _

und legen dann während des Schwoͤrens ihre Haud

„auf ben befirthenen Kopf u). Die Buräten’ ver ‚ehren vorzüalih einen hohen Felfenberg an dem

Ufer des Baikal⸗Sees. - Diejenigen, welche einen Gid abzulegen haben, müffen diefen heiligen Berg befteigen, und auf bem Gipfel deſſelben fchwören.

Die Vuraͤten haben den feften Glauben, daß feis ner, der den heiligen Berg durch‘ einen Meineid

entweihe, wieder berunterfomme, fonbern viel⸗ mehr getödter werde x), Oſtiaken, melde ihre

Weiber der Untreue argwöhnen, bieten denfelben

eine Handvoll, Haare aus einer Baͤrenhaut an. Sind. die Frauen unfhuldig, fo nehmen fie die —— "Dass

I

r) Bosmann S. 166, - - 4) Marsden Il. CC

u) Lobo p. 30.

#) Isbrand im 8. Banbe.der Voy, au Nord p, 6. - Dallas Mongol. Volk, I, 18 &, _ |

4

Haare ohne Bedenken hin. Sind ſie es nid, “fo geftehen fie gleich Ihren Febltritt. Untreue . MWeibsr, die Haare aus einer Baͤrenhaut anneh⸗ men, würden nad) dem Oſtiakiſchen Volfsglauben unfehlbar in drey Tagen von eben dem Bären zerriffen werben, deffen Haare fie durch einen Deine eid beſchimpft hätten y). An den Huldigungs⸗ Feſten, wo die Oſtiaken den Eid der Treue in Ge⸗ genwart ihrer Woiwoden ablegen follen, breitet

man eine Baͤrenhaut auf der Erbe aus, Tat

einen jeden Schwörenden auf biefe Haut hinfigen, bölt ihm außer einem Belle ein Stuͤck Brot auf einem Meffer vor, und läßt ihn baun folgende Worte

nachſprechen: auf den Fall, dag ich meinem Herru

nicht treu bleibe, oder mich wiffentlich gegen ihn

empoͤre, möge mid, diefer Bär zerreiffen:. bieß Stud Bröt, was ich een. werde, möge mid

erſticken: dieß Meffer möge mich umbringen, und

‚bieß Beil mir den Kopf abſchlagen 2). Unter ‚den alten Seythen ſchlachteten diejenigen, bie Yon Maͤchtigeren Unrecht gelitten hatten, und zu ſchwach waren, ſich felo Genugthuung zu verfchaffen, zinen Ochſen, kochten das Fleiſch, und ſetzten ſich baum auf die Haut hin, um ihre Freunde und Bekannte, ober anbere Freunde ber‘ Gerechtigkeit zur Huͤlfe aufzuforbere a). Wer ſich entſchloß, bem Bit⸗

tenden beyzuſtehen, trat auf bie Ocſenhaut, auf welcher ber Vittende faß, und legte baburch deu beiligſten ei: ab, daß er aus allen Kräften. hel⸗

fen

n lebrand p. 44.

%) Muller far les moeurs des —E p. —* A. |

'6)- U. 84 Lucian in Toxari.

en ⸗ñ >

fen wolle b). Auch unter den Seythen ion war | vie Haut eines aefchlachteten Thiers ein Fetiſche,

den man beym Schwoͤren beruͤhrte, und: von wels

cheim man „glaubte, daß er ben Meinetbigen ſtra⸗

fin werde. an ' Bau Eben bie. Volter, , welche bey ben Göttern,

»ber.:ben heiligen Dingen fd;mworen, legten ſehr

Paͤufta Eide entweder bey. einzelnen Verfonen ‚ober bey ihrem eigenen Leben und Gliedmaßen, oder endlich bey ſolchen Gegenſtaͤnden ab, von melden hrs Wohlfahrt abhing, oder wovon ‚man wenig⸗

Rene verausfegte, :daß fie ihnen fehr theuer ſeyen.

3548 irgend inöglid, war, beruͤhrten die Schwös erben bie Perfonen ,' oder Theile und Gegenfikas De, be: weldyen fie ſchworen; und zwar inmmerrki

ber Metnung, daß..ter-Mieineld auf das, mus

man berührte, den wöttlidhen Forn und göttliche Sıpafen herabbringen werde. ‚Die: Buben: [chwos Hen in ſpaͤteren Zeiten nicht bloß bay ihrem Haupte, vie die Griechen c), ſondern auch: bey dem Leben

dr: Könige, gleich ben Perſern and ben fpäteren

imern, welchen Ießteren ber Eid 'per genium

Sfiricipis , ber per falutem: Caefaris als in Ma⸗

jeſtkess Verbrechen unterfagt wurbe, weil man

flaͤrchttee , daß die Beherrſcher ſtatt der Teichtfene niyen ober boshaften Meineidigen koͤnnten geſtrafe werden 4). Hiervon waren bie Scothen zu he⸗

rodore Zeiten fo feſt uͤberzeugt,v duß fie bey je der

5) L. e. To yap krißgvai ryc —E —x

ng Meſ. Du V. 247. 218; Athenae. 1

x . na * or. S

d) ne

.

ten "werben f).- Auch bie Oſtindiſchen Voͤlker triu⸗ ken Fluchwaſſer, ober ſolches Waſſer, in welches

man vorher einen Fetiſchen, z. B. einen alten

Dolch, ober einen Flintenlauf eingetancht hat g).

Wenn Schwoͤrende bey der Ablegung von Eiden keine heiligen, oder verwuͤnſchten Dinge ge⸗

noſſen, ſo nahmen ſie meiſtens gewiſſe Handlun⸗

gen vor, wodurch angedeutet wurde, welchen götk:

lichen Strafen fie fih im Falle des Meineides un:

teriverfen würden, oder. ausgefeßt glaubten. Uns

- tee den Juden geſchahen die heiligften Eibe bey

Dpfern. Man ſchlachtete gewöhnlich fieben Opfers |

thiere, woher das Schwoͤren im. Hebraͤiſchen den

Mahmen Siebenen erhielt. Die gefchlachteten Thiere wurben in zwey Hälften zerlegt, und ber Schwoͤrende ging durch bie beyben Hälften ber zer⸗ legten Dpferthiere durch, um baburch anzuzeigen,

‚daß er, wenn er meinelbig ſey, ober werde, glei - |

ben Opferthieren zerflücelt werben wolle. Das Durchgehen durch bie- beyden Hälften gerftüchelter DOpferthiere war bey der Beſchwoͤrung von Buͤnd⸗

niffen unter allen Völkern des Alterthums, au

unter ben Griechen und Römern gebraͤuchlich, und eben daher entflanden unter den beyden letzteren Nationen die Medensdarten dıaIzuy, und foedus

inire, wodurch!: man Vuͤndrife— und das Schließen

von

‚f) Loyer p. 258. Cavazai I. 304. 310. Marmol © gt Labat I 413, Flacourt I. 99. Römer 74.

g) Von den Siamelen, Loubere I, 247. Von den Einwohnern von Sumara, Maisden p, 204.

293

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allein ausgerottet wuͤrden )). Nach dem en 0. . Ä | ins.

-

. x . 94 " x . D

son Buͤndniſſen bezeichnete 4). Die: Berfwere nen, welche die verjagten Tarquinier -zurücfühs

dem Blute eined geſchlachteten Dienfchenopfers, deſſen Eingeweide fie berührten i). Als Arijtideg im Rahmen ſeines Volks das Buͤndniß mit den Aſiatiſchen Griechen ſchloß, die‘ vorher unter ber Herrſchaft der Perfer gewefen, oder deu Sparta: nern gefolat waren, marfen er fo wohl, als bie Abgeordneten‘ ber Bundesgenoſſen Kugeln, ober Maffen von glühentem Eifen ıin’d Meer, mit ber

Berwünfchung, daß diejenigen, welche das Bünds

aiß braͤchen, gleich den Eifenmaflen möchten weg: arworfen, und aufgelöfcht werben 2). Gebietende Umſtaͤnde nöthigten in ber Folge die Arhenienfer, das befchworne Buͤndniß zu brechen; und nun gab Ariſtides ihnen felbft den Math, daß Me bie Stra⸗ fen des Meineides über ihn allein Fommen laſſen möhten. Nach dem Polybius machten bie Roͤ⸗

mifchen Feciales bey der Beſchwoͤrung von Bünbs- wiffen ftetd die ausdruͤckliche Bedingung, daß,

wenn bie Roͤmer eidbruͤchig werben follten, nur fie

RR Sofes ©, 231. Michaelis Mof. Recht II. 9 Vi: 147,

Ö) Plutarch, I. 39x. in vita Publicolae. ' k: Piutarch. IL, 236,

HIN. os. Si fidem fervallo, nach ber Ueberſetzung

des Eafautonus, tum me dii sdjuvent, Sin

fciens fefellero, tum ego lalvis cacteris.omni-

bus, in [uis patrüs, -fuis legibus, ſnis penati-

"* bus, Iscris, fepulcris, folus extermincer, ut his nünc lapis.

ven wollten, ſchworen ſich gegenſeitige Treue bey

u | 289

Beklagten in der. Hand, ald wenn der wahre Eid dieſelbige Wirkung hervorbringen wuͤrde, welche man ſonſt nur don dem Meineide erwartete 0). Fremdlinge ließ man bey den Gtabtheren ſchwöͤ— ven p), deren Sicherheit oder Integrität die Schwös renden wenig interefliren kennte. Als Alarich und Chlodewig einen gefchloffehen Frieden bes ſchworen; fo ſaßten dieſe Könige ſich nicht ein es ber bey feinenn eigenen Baart, fondern Alarich berührte den Baart ded Chlodewig pp). '

Sn eben ber Abſicht, in welcher man bey den Nahmen von Göttern und bey Heiligthuͤmern, oͤder wenigfiend bey theuren Gegenſtaͤnden ſchwor, af und tranf man bey der Ablegung von Eiden, bald heilige, bald verfluchte Dinge, von welden man glaubte, daß jie unvermeidliches Verderben uͤber den Meineivigen bringen wuͤrden. Bisweilen, ſcheint es, genoß man gewoͤhnliche Speiſen und Getraͤnke, uͤber welche man vorher weder Segen,

noch Fluͤche ausgeſprochen hatte, und ſtieß dann beym Genug graͤßliche Verwuͤnſchungen aus, daß dieſe ſonſt geſunden Speiſen, und Getraͤnke den Schwoͤrenden erſticken, oder rötten möchten, went

er fi eined Meineides ſchuldig m 9). Allein ed

0) Dreyer lc, v)ıc .. ‚pp) Aimon, Gel. Franc, I. c. 20. Pellontier], 356, 9) So nimmt in gewiffen Gegenden von Sumatra der jenige, der ſchwoͤren foll, ‚bloß. etwas Reis in den Muund, und wuͤnſcht, daß dieſer Reis zu einem Steine werden moͤge, wenn er falſch ſchwore. Marsden pP: 309 |

-_ z - * t

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- x v ' R . X J 1 290 m. . . , s J I

ad tft ſehr ſchwer, den Genuß von Dingen, ber Bloß eine fombolifhe Bedeutung hatte, von dem

Genuffe heiliger und verfluchter Dinge gu unters ſcheiden, da unter aberglänbigen Wölkern eine‘

‚Kleinigkeit hinreiht, etwas zu einem Fetiſchen,

ober Zauberwerke zu machen. Zu den Dingen,

welche man bey der Ablegung von Eiden genoß, ges

hörte zuerft das Blut der Schwoͤrenden. Bey ver Schließung von Buͤndniſſen war es zu Herodots

. ‚Zeiten unter den Scyhthen Sitten), daß bie Ab⸗

geordneten fich Fleine Wunden an einem beliebigen

Theile ihres Coͤrpers ‚machten, und. einige Tro⸗ pfen Bluts in einen. Becher voll Weins fallen

ließen. Dian tauchte in den mir Blut gemifchten Wein, alle Arten von Waffen ein, Säbel und Dfeile, Aexte, und Wurffpiege, und trank dann

‚ben Becher unter den ſchrecklichſten Verwuͤnſchun⸗

gen aus. Die Scythen flifteten noch zu Lucians Beiten auf die jeßt befchriebene Art die beiligften Helden : Freundfchaften s). Bey dem Buͤndnuiſſe, welches bie Mieder und Lyder unter dem Aftyas

es und Cyaxares fchlofien, beſchworen ober bes 340 die Abgeordneten den neuen Bund dadurch,

daß fie ſich kleine Wunden am Arme machten, und

Einer des Andern Blut aufleckte 2). Auf eine ähnliche Art verwunden ſich noch jetzt Schwörende, und trinken das vergoſſene Blut auf der Inſel Ce⸗ ram, auf den Philippiniſchen Inſeln, und unter

manchen Negern u), In Tunkin trinkt man beym

wand 7W. 10.

9) Luc, in Toxari II, 548. &) Herodot; I. e. 74

>

u) Valentyn III. 10. Argenfola I, zog, Fermin |

163 p.

. ——— ——— ——

u u Ds - - -

fey, die Hüften ſchwinden, und ber Leib auffchmels

291

| Schwoͤren das mit Arrack gemiſchte Wut einer

Kenne x) , und in Amboina Kaßenblut y), das mit Salz, Erde und anderen Dingen vermifcht ift: wobey man wuͤnſcht, daß die Geifter aller birfer

Dinge den Schwörenden, wenn er meineidig fey, . oder werde, plagen mögen. Die Tüngufen floßen .

einem Hunde ein Meffer in’s Herz, und fangen da6 hervorfirömende Blut ein 2).

Einer‘ der furchtbarſten Eide, bie unter ben. - . Völkern bes Alterthums geſchworen wurden, war

der Reinigungs: Eid, melden nah Moſis Vors fhriften die des Ehebruchs verdaͤchtigen Feraelis finnen ablegen mußten a). Wenn ein Sude feine

Kran bed Ehebruchs aramöhnte, fo führte er fie

nad; Jeruſalem, und flellte fie vor ben Priefter. Der Priefter entfchleierte das funft verhüllte Ange⸗ ficht ber’ Befchuldigten, band ihre Haare los, und legte ein Rüge s Opfer anf ihre Hand. Zu gleis her Zeit fchrich er gräßliche Fläche auf einen Zets

. tel, wuſch diefe Flüche mit Weihwaſſer ab, dad

mit dem Staube aus dem Tempel gemifcht war,

und ließ die Beſchuldigte dieß Fluch- Wafler trin⸗

fen. Die Fluͤche, oder Verwuͤnſchungen beffanben barin, daß der Schwoͤrenden, wenn fie ſchuldig

len

æ) Valentyn III. zos. ”. Y)H.mle . 2) Isbrand p. 85. | a) IV.9. Moſ. 5. 12 u fr V. Mid Mofaifches Necht V: 211 u. f. ©. | - | | Ä T 3

x wu ee

len ſolle, da hingegen das Fluchwaſſer ihr nicht

ſchaden werde, wenn ſie unbefleckt ſep·

Die Ehriſten des Mittelalters "nahmen bey

der Ablegung von Eiden haͤufig das Abendmahl, und Ritter ſchworen uͤber einem gebratenen Pfau,

ber nachher zerlegt, und vertheilt wurde db). Ein Zatarifcher Knaͤs, ber ben Eid ber Treue ablegte, verfluchte ſich felbft in Diefem, und dem Künftigen

Leben, wenn er den Eid der Treue nicht halten

follte. Zugleih trank er. eine Schaale Brantes wein, und wuͤnſchte, daß diefed Getränk ihm im Halſe ſtecken bleibe, und fein Herz verberben mös ge, wenn er fich des Meineides ſchuldig niade c). Ale Zatarifche Völker, die dem Ruſſiſchen Sceps

ter gehorchen, die Tſchuwaſchen, Theremiſſen, Wos tiaͤken u. ſ. w. eſſen beym Schwoͤren entweder

Brot und Salz, oder Mehlkloͤße, wobey ſie Salz⸗ waſſer trinken: alles mit dem Wunſche, daß das Genoſſene ihnen im Halſe ſtecken bleibe, wenn ſie

| falſch ſchwoͤren d). Huſtet ein Tſchuwaſche bey

dem Trinken von Salzwaſſer, ſo wird er fuͤr mein⸗

eidig gehaltene). Die meiſten Neger in Afrika

eſſen und trinken allerley, was von ihren Gangas, ober, Fetiſchirern beſchworen, ober bereitet worden: in der feften Ueberzeugung, daß die genoffenen Fe⸗ tifchen, ober Zauberwerke den Meineidigen töds fen

6b) Selchov Element. Jur, German, p. 825. St, Pa- laye III, 11p. nu

€) Sifcher 8. 639. 8) Pallas Reiſ. L 95 Muͤllers Samml. IR. 365.

14) Paua⸗ l. ©.

. . , am 293

ten werben f).- Auch bie Oſtindiſchen Boͤlker triu⸗ ken Fluchwaſſer, oder ſolches Waſſer, in welches

man vorher einen Fetiſchen, z. B. einen alten

Dolch oder einen Flintenlauf eingetancht bat g).

Wenn Schwoͤrende bey ber Ablegung bon | Eiden Beine heiligen, oder. verwünfchten Dinge ge: .

nofien, fo nahmen fie meiftens gewiſſe Danbluns

gen vor, wodurch angedeutet wurde, welchen götk:

lichen Strafen fie ſich im Galle des Meineides un:

teriverfen würden, oder ausgefeßt glaubten. Uns

tee den Juden geſchahen bie heiligfien Eibe ben

Opfern. Man ſchlachtete gewöhnlich fieben Opfers |

thiere, woher das Schwören im. Hebraͤiſchen den

Rahmen GSiebenen erhielt. Die gefchlachteten Thiere wurden in zwey Hälften zerlegt, und ber Schwoͤrende ging durch die beyden Hälften ber zer⸗ legten Dpferthiere durch, um baburch anzuzeigen,

daß er, wenn er meineibig fey, ober werde, glei - .

ben Opferthieren zerflückelt werben wolle. Das

Durchgehen durch die begden Hälften gerftückelten

Dpferthiere war bey der Beſchwoͤrung von Buͤnd⸗

niffen unter allen Völkern des Alterthums, auch

unter ben Griechen und Römern gebraͤuchlich, und eben baher entfianden unter ben beyden leßteren Nationen die Redensarten dıaYyuy, unb foedus

inire, wodurd man änbaife, und das Schließen _ non

f) Loyer p. s5s. Cavazei 1. 30%. 310. Marmol ee 119, ‚Labat k ‚413. Flacourt J. 99, Römer 74.

5) Yon den Siameſen, Loubere I, 247. Von den Einwohnern von Sumatra, Marsden p, 204...

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mon Buͤndniſfen bezeichnete h). Die Verſchwore⸗ men, welche die verjagten Tarquinier zuruͤckfuͤhh⸗ ren wollten, ſchworen ſich gegenſeitige Treue bey

dem Blute eines geſchlachteten Menſchenopfers, deſſen Eingeweide fie beruͤhrten i). Als Ariſtides im Rahmen ſeines Volks das Buͤndniß mit den Aſiatiſchen Griechen ſchloß, bie‘ vorher unter ber Herrſchaft der Perfer geweſen, oder den Sparta: gern gefolgt waren, warfen er fo wohl, als bie Abgeordneten: der Bundedgenofien Kugeln, ober Maffen von gluͤhendem Eifen in's Meer, mit ber

VWerwuͤnſchung, daß diejenigen, welche dad Bünds

aiß bräcen, gleid ben Eifenmaffen moͤchten weg⸗ | armorfen und aufgelöfaht werben 2); Gebietende

Amſtaͤnde nöthigten in der Folge die Athenienſer,

daB beſchworne Buͤndniß zu brechen; und nun gab Ariſtides ihnen felbft den Rath, daß fie bie Stra⸗ fen des Meiueited über ihn allein kommen laffen möhten. Nah dem Polpbius machten bie Roͤ⸗

miſchen Fecialed bey-der Veſchwoͤrung von Buͤnd⸗

siffen ſtets die ausdrückliche Vebingung, daß,

wenn die Roͤmer eidbruͤchig werden ſollten, nur ſie

‚allein ausgerottet wuͤrden I). Nach dem | | ns

1 Ste 8, zzi. michaelis Moſ. Recht II. 8.

1) Plutareh. I. 391. in vita Publicolae, . Piutarch. II, 536,

118, 05, Si fidem fervallo, nad) ber ueberſehung des Caſaubonus, tum me dii adjuvent. Sin fciens fefellero, tum ego falvis caeteris.omni- bus, in fuis patrüs, fuis legibus, fuis penati»

r bus, lacris, fepulcris, folus exterminer, ut hic münc lapis.

von Vündniffen nicht blog einen Stein weg, fon dern fchlugen mit dem Steine, ben fie in der Hand -

22 295

hingegen warfen die Feciales bey der Beſchwoͤrung

hatten, eine Sau, und wuͤnſchten, daß das Volk, welches das abgefchlofjene Buͤndniß breche, auf eine gleiche Art von den Goͤttern moͤge geſchlagen

werben m): Go wie bie alten Franken bey ber

Ablegung von Eiden einen Stock wegwarfen n); fo

ſchneiden die Einwohner von Borneo ein Bambus

Mohr entzwey 0), und die Chinefen ſchlagen einem Huhn ober Hahn. den Kopf ein, ober drehen eis nem folchen Thiere ben Hals um p): alles unter

der Verwuͤnſchung, daß dem Schwoͤrenden eben fo

geſchehe, wenn er die Unwahrheit ſage, oder ſein Wort nit halte. Die Calmycken g), die Java⸗ ner, und Malayen 7), laſſen ſich ben der Ables

gung von Eiden einen entblößten Saͤbel in ben

Nacken legen, ober berühren mit dem Munde, ober

ber Zunge bald die Mündung eines Feuergewehrs

ober Rugeln, bald bie Spige eined Pfeiles, oder

Dolches; wobey fie den Fluch audfpreihen, daß ..

fie, wenn fie meineibig würben, durch diefe Waf—⸗

fen möchten 'getöbter werden. Unter einigen Me:

gern

m) IX. c. 5 Per quem populum fiat, quo minus

‚, legibus dietis hetur, ut eum ita Jupiter feriat,

. quemadmodum a fecialihus porcus feriatur, 7) Dreyer). c. 6,1006

0) Sprengele Bept. 1,255.

7) Valentyn III, 20, Rarrow p. 54.

Pallae Reifen I, 33%. deſſen Mongol. Voͤlkerſch. 220..

7) Vogel & 299. Marsden p- 309.

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niß zur Ranzion, theils von ihren. Anverwandten bie erforderlichen $öfegelder auszumirken.. Der

Senuat ſchlug aller Bitten, ımd Worftellungen uns

geachtet die Erlaubniß, ſich loszukaufen, ftanbhaft 46, Die Abgeordneten kehrten baher in das Pu⸗ nifche Lager zuruͤck, tie fie dem Hannibal eidlich verſprochen hatten: einen einzigen ausgenommen, ber gleich nach der Abreife aus bem Lager unter _ bem Vorwande,“ etivad vergeſſen zu haben, zuruͤck⸗ aegangen war, und durch diefe Ruͤckkehr feinen‘ Eide genug gethan zu haben glaubte. Diefe unroͤ⸗ miſche Schlauheit erregte einen. fo beftigen Unwil⸗ Ien, daß der Senat den Eidbrüdigen erareifen, und gebunden zum Hannibal zurüdführen ließ n). Wenige Mienfchenalter nach bem Polybius vers Iohr fi die Ehrfurcht gegen den Eid in eben dem Verhältniffe, in welchen Treue und Redlichkeit verfhmanden 0). Die Treuloſiakeit der verdorbe⸗ nen Römer ging bald zur ihren Siegern, ben Gers manifchen Nationen über. Wenn ed au nicht alle

Geſchichtſchreiber des Mittelalters bezeugten, ſo ‚würden es allein bie aͤlteſten Geſetze ber bentfchen

Völker darthun, daß Meineid, und Wortbruͤchig⸗ feit kaum jemahls unter den Griechen und Roͤ⸗

mern berrfchender waren, ald unter ben eben fo

roben, als verdorbenen Chriſten der fiuſteren "han uns

n) VI. 56. Bolyb. Gellius erzäbft biefelbige Bear: benbeit mit etwas veränderten Umſtaͤnden: VII, 18 ©. wobey er frenfich einen ſebr wichtinen Ge⸗ währsmann ben Cornelius tIepos. anführt.

0) Man f. die oben angeführte Stelle des Civius.

%

2333

hunderte p). Die Leichtigkeit, ſich von der Säulb

des Meineides zu befreyen, ober von der Befle⸗

ung beffelben reinigen zu laffen, war unftreitig eine Haupt⸗ Urfahe der häufigen Meineide unter den Völkern bes Mittelalters, fo wie unter den

- verborbenen Juden, oder ben Kaufafifchen Chris fen, und den DMegern in Afrika. GSelbſt nad’

den Mofaifchen Gefegen Fonnte man die Schuld bed Meineides durch ein Opfer abFaufen 4). Die Juden fahen den Meineid bloß als eine Beleidi⸗ gung ber Gottheit an, und belegten ihn deßwegen nicht allein nidye mit bürgerlichen Strafen, fondern

nicht einmahl mit allgemeiner Schande vr). Unter

den Mingrelifhen Chriften fürchten ſich Einige vor dem Schwören auf. Heiligenbilder fo fehr, daß fie nie, aud nicht in der gerechteften Sache, einen Eid ablegen s), Weit größer ift die Zahl derer , bie Fein Bedenken tragen,. falfhe Eide zu ſchwoͤren, entweber weil fie glauben, baß bie Heiligenbilder ben Meineid nicht fo Abel nehmen werben, oder dag man fich mit ihnen abfinden Fönne. Die Min⸗ grelier ſchwoͤren am Liebften auf foldhe Bilder, die eine fanfte Miene haben, ober denen fie vorher ihre Abſicht, falſch zu ſchwoͤren, mit ber Bitte, biefes nicht übel zu deuten, und dem Gelübbe eines Op⸗

fers

») Man fe im erften Bande meiner hiſtor. Vergl. des

Mittelalters, die Abſchnitte von den Sitten, den Geſetzen und der Gerichte: Verfaffung-

- g) Mich; Mof. Recht V. 206. r) Mich. 1. c. Staendlin p. 11. s) Voyages au Nord VII. 156. 051= 38,

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u , 298,

n den Juden lietzen zwar bie Eſſener einen Jeden, den ſie in ihre Gemeinſchaft aufnahinen, einen fuͤrchter⸗ lichen Eid ſchwoͤren. Allein nad der Aufnahme in

bie Gefelifchaft war den Eingeweihten der Eid auf das ſtrengſte unterfagt. Auch unter ben Schrift⸗ gelehrten der Juden erklaͤrten manche den Eid übers haupt für unerlaubt, ober bedenklich 4). Selbſt der Stifter der Chriſtlichen Religion wuͤnſchte, daß feine aͤchten Anhänger ſich des Eibes. überheben möchten e); und dieſen Gefinnungen Chrifti zufols ge legen die Quacker nie einen Eid ab. Philo

uw

der Jude hielt es gleichfalls für das Beſte, daß

man gar keine Eide ſchwoͤre. Wenn man- aber ſchwoͤren wolle, oder muͤſſe, ſo ſolle man es nicht bey dem Nahmen Gottes thun, ſondern entweder

bey ber Wohlfahrt, und dem Andenken der Eltern,

oder. bey dem Himmel und. ber. Erde, ber Sonne,"

und dem Weltganzen f}.

Der Eid war allen unverberbenen Völkern heilig. So bald aber Sucht nach finnlichen Vers gnuͤgungen, und nad ben Mitteln, ſich biefe zu verſchaffen, herrfchend wurde; fo verſchwand bie

J Ehrfurcht gegen den Eid, Nationen mochten gebil⸗ bet oder ungebildet fedn, mochten Einen, oder

mehrere Goͤtter anerkennen. - Die Ehrfurcht gegen ben Eib wurde viel feltener durch Unglauben, als

turd einen aus bem Gittenverberben entfpringens

‚den Uberglauben getoͤdtet: das beißt, man warb

nicht eidbruͤchig, teil man ber Götter fpettete,

ſon⸗

ap 16. Sueudlin ı, .

e) le, p. 17. k

| B he. pP» 16.

& [3

a 299

ſondern weil man Mittel gefunden zu haben glaub⸗

te, die durch den Meineid beleidigten Goͤtter zu verſoͤhnen und ihre Strafen abzuwenden. Unter

. Teinem Volke blieb der Eid laͤnaer heilig, als uns

ter den Römern g); und eben befiwegen war ber Eid einer der ftärkften Zügel, womit bie Haͤupter

des Volks felbft den murrenden, und aufgewiegels

di

ten Pöbel im Zaume hielten. Schon in früheren Zeiten verließen einft die Legionen ihren Conful, einen Sabier, mit welchem fie unzufrieden waren, indem fie fich weigerten, den von ber Reuterey ſchon aefcdylagenen Feind zu verfolgen Ah). Die Sgeerfährer des naͤchſten Jahrd, unter welchen wies der ein Fabier war, hielten deßwegen ihre Krie⸗ ger ftetö im Lager zufammen, ald wenn fie ihrem Muthe niht trauten. Die Feinde benußten diefe Ruhe des Roͤmiſchen Heer⸗ und naheten ſich dem Roͤmiſchen Lager mit einem immer kuͤhnern, und bitterm Hohn. Der Hohn ber Feinde ward ben Legionen bald unerträglih, und fie forberten alfo laut, und in Haufen, daß man fie in bie Schlacht führe. Der Eonful M. Sabius that dieſes nicht eher, als bis ſeine Krieger geſchworen hatten, daß

fie aus dem Kampfe nicht anders, als ſiegend zus ruͤckkehzren würden. Der Full eines Fabiers, ber

einige Jahre vorher Eonful gemwefen war, machte einen Theil ber Legionen fo beftürzt, bag fie ihres Eides uneingedenk zu weichen anfingen. Nun er:

ianerten die Sabier die Weichenden an ben abaes legten Eid, Diefe Erinnerung ftellte auch aleih

ben Muth der Römer wieder her, und verfchafte ihnen n Montesquien Efprit dee Loix VII, 33. h) Livins 1, 0,43-46

Sn

302

niß zur Ranzion, theils von ihren Anverwandten

die erforderlichen Loͤſegelder auszuwirken. Der

Senat ſchlug aller Bitten, und Vorſtellungen uns

geachtet die Erlaubniß, ſich loszukaufen, ſtandhaft db. Die Abgeordneten kehrten daher in das Pu⸗ niſche Lager zuruͤck, wie fie dem Hannibal eidlich verſprochen hatten: einen einzigen ausgenommen,

der gleich nach der Abreiſe aus dem Lager unter

dem Vorwande, etivad vergeſſen zu haben, zuruͤck⸗

acgangen war, und durch dieſe Ruͤckkehr feinem’ Eide genug gethan zu haben glaubte. Dieſe unroͤ⸗ miſche Schlauheit erregte einen ſo, heſtigen Unwil⸗ len, daß der Senat den Eidbruͤchigen ergreifen, und gebunden zum Hannibal zurädführen ließ n). Menige Mienfchenalter nad dem Polybius vers

lohr ſich die Ehrfurdt gegen den Eid in eben dem

Verhältniffe, in welchen Treue und Medlichkeit verfhmanden 0), Die Treulofiakeit ber verdorbe⸗ nen Römer ging bald zur ihren Siegern, den Gers manifchen Nationen über. Wenn ed auch nicht alle Geſchichtſchreiber des Mittelalters bezeugten, fo.

würden es allein bie Älteften Geſetze ber beutfchen

Völker darthun, dag Meineid, und Wortbruͤchig⸗ keit kaum jemahls unter den Griechen und Roͤ⸗

"mern berrfchender waren, als unter den eben fo BE sahen, als verdorbenen Chriften ber fiufteren. Jahre

hun.

n) VI. 66. Polyb. Gellius erzäbtt biefelbige Beae⸗ benhelt mit etwas veränderten Umſtaͤnden: VII. 18 ©. wobey er freylich einen ſebr wichtigen Ges waͤhrsmann ben Cornelius LIepos anführt.

0) Man ſ. die oben angeführte Stelle des Livius,

! %

hunderte p): Die Seichtigkeit, ſich von der Sqchuld

des Meineides zu befreyen, ober von ber Befle⸗

ckung deſſelben reinigen zu laſſen, war unſtreitig eine Daupts Urfahe der häufigen Meineide unter den Völkern des Mittelalters, fo wie unter den verborbenen Juden, oder den KRaufafifhen Chris

fin, und den Negern in Afrika. Selbſt nad

den Mofaifhen Gefeßen konnte man die Schuld bed Meineides durch ein Opfer ablaufen g). Die Juden fahen ben Meineid bloß als eine Beleidi⸗ gung ber Gottheit an, und belegten ihn bewegen nicht allein nicht mit buͤrgerlichen Strafen, fondern nicht einmahl mit allgemeiner Schande ri. Unter den Mingrelifchen Chriften fuͤrchten ſich Einige vor dem Schwören auf. Heiligenbilder fo fehr, daß fie nie, auch nicht in der gerechteften Sache, einen Eid . ablegens), Weit größer ift die Zahl derer, bie kein Bedenken tragen, falfhe Eide zu ſchwoͤren, entweber weil fie glauben, daß bie Heiligenbilder den Meineid nicht fo Abel nehmen werben, oder dag man fich mit ihnen abfinden koͤnne. Die Mins grelier ſchwoͤren am Liebften auf ſolche Bilder, bie

eine fanfte Miene haben, ober denen fie vorher ihre

Abſicht, falſch zu ſchwoͤren, mit ber Bitte, biefes nicht übel zu beuten, und dem Gelübbe eines Op⸗

fers

p) Man ſ. im erften Bande meiner hiſtor. Vergl. des Mittelalters, die Ubſchnitte von den Sitten, den Geſetzen und der Gerichte = Berfaffung.

- g) Mich, Mof. Recht V. 206. r) Mich. 1. c. Staendlin p. 11. E s) Voyages au Nord VII. 156. 231= 58,

\ x —— *

: 1)

entwickelten ſich nur allmählih. Die erften Men: ſchen opferten, und beteten zu ben Göttern, büß: ten, oder reinigten ſich zu jeder unbeſtimmten Zeit, wenn ihnen ein Gluͤck, oder Ungluͤck widerfahren war, wenn fie von den Göttern Wohlthaten erlans

‚gen, oder beh Zorn berfelben verſoͤhnen wollten. Die Verrichtung einzelner gotteddienftliher Hands Yungen führte nicht gleich, und nicht nothwendig

die Enthaltung von den gewoͤhnlichen Geſchaͤften mit ſich. Schon unter vielen wilden Volkern aber

bildete ſich der Gedanke aus, daß ınan Götter in -

gewiffen ,, weiftend jährigen Zeiträumen ehren

müffe. Unter manchen Natibnen ward zugleich

mit den jährigen Zeiträumen auch bie Jahrszeit

beftimmt, in welcher man Feſte feierte. Selbſt

nachdem man bie Zeiträume, innerhalb welcher, und die Fahrszeiten, in welden man Feſte beges

hen muͤſſe, beftimmit hatte, dauerte es fehr Lange, bevor man die Tage feftfeßte, too Feſte begangen -

werden follten. Da bie Menſchen ben Göttern eben fo fruͤh für empfangene Wohlthaten dankten,

als fie von denfelben Wohlthaten zuerlangen, oder

ihren Zorn zu verſoͤhnen fuchten; fa barf man mit Auverfiht behaupten, daß Freuden und Dankfe⸗ . fe, Buß⸗ und Verfshnüngs s Fefte gleich alt, und

allgemein waren. So wohl bie fröhen, als bie

traurigen Gedaͤchtniß⸗Feſte Taffen fih ohne Zwaug

zu den. einen, und. ben Anderen rechnen, Benz man fie aber unterfcheiden willy ſo muß man nicht darg:fjen, daß die Gedaͤchtniß⸗ Feſte im Durch⸗ ſchnitt jünger waren, als die aͤlteſten Dank⸗ und

Freudenfeſte, oder Buß⸗ und Verſoͤhnungsfeſte. Die gottesdienſtlichen Feſte waren eben menig

alle

Dartey fie gerecht hielten. Mad) ben Grfegen der älteren. beutfchen Völker mußten bie ſtreiten⸗ ben Parteyen nach der Verſchiedenheit ihres Stau⸗ bed, und der Wichtigkeit des Streits bald ſechs oder zwoͤlf, bald vier und zwauzig, zwey und ſie⸗ benzig, ja bis dreyhundert Mitſchwoͤrende ſtel⸗ Im y). Man mochte bie Zahl von eidlichen . Zeugen fo fehr vermehren, als man wollte; fo ers reichte man doch feine Abficht nicht, bie Mahrheit berauszubringen. Ganze Gemeinden, oder Ges

ſchlechter waren mit einander bahin verbruͤdert, daßz

fie in allen Sachen Einer für den Antern —2* ren wollten. Unter den Calmyken läßt man Per⸗ fonen, bie eined Diebftals, ober eined andern Verbrediend beſchuldigt werben, nie felbft zum Ei⸗ de zu, fondern fordert entweber ihre Saiffane, oder Nachbaren, und Anverwanbten auf, baß fie bie Unſchuld der Beklagten nad) ihrem beften Wifs fen eidlich erhärten mögen z). Tragen biefe Be⸗ denken, einen ſolchen Eid abzulegen, fo erflärt ber Michter denjenigen für ſchuldig, gegen deſſen Uns ſchuld alle, welche ihn am genaueſten kennen, ge⸗ gründete Zwenfel hegen. Die Geſetze ber Be⸗ wohner von Sumatra fließen zwar bie Ange klagten felbft nicht vom Reinigungselde aus.

Allein fie fordern in zwepfelhaften Fällen auch bie Miteide ber Anverwanbten ; und wenn biefe _ ben

y) Meine Bergleichung des Mittelalt. I, 581. 482. 2 Pallas Mongol, Voͤlk. I, 218, 280,

vw f

- ⸗te⸗ - .. ° I‘ z x - . - .

i ‚und zwar alsdann fefigefeßt, wann eine jede Fa⸗

| rc pflegt. Die Familien, bie zu einen Dorfe,

310 ' u

Unter ben heidniſchen Volkern Stliciend, forscht Tatariſchen, als Mongolifchen. Urfprunge, zu

welchen leßteren man auch bie öftlichen SSufulauer zählen kann, finden fidy mehrere,. deren Feſte ins⸗

gefammt unbeftimmt find, weil bie Feſte bey als

lexrley zufälligen, bald gluͤcklichen, bald unglücs. | lichen Gelegenheiten gefeiert werben d). ° Unter ben meiften Sibirifhen Nationen iſt noch jeßt,

ober war wenigſtens vor einigen Menfchenaltern

ber gröfte Theil ber Feſte unbeſtimmt. Zugleich aber hatten ſie gewiſſe jährliche Feſte, Die entwe⸗ der im Fruͤhling, oder im Herbſte und Winter

gehalten würden. Die Fruͤhlingsfeſte feierten nicht

bloß tie Teleuthiſchen, Wotiaͤkiſchen, Tſchuwaſchi⸗ | ſchen nnd Tſcheremiſſiſchen Tataren, fondern auch

die Jakuten und Buraͤten: lauter Hirtenvoͤlker,

welche Heerden von alleriey Bieh, befonders von

Pferden unterhalten e). Die Belt, ober der Tag der Fruͤhlingsfeſte wirb.unter ben einen von Scha⸗ manen, unter anberen- von ben Aelteſten des Volks,

milie einen gewiſſen Vorrath von geſaͤuerter Pfer⸗ demilch, ober ſogenanuten Kumyß beyſammen hat? welches gewoͤhnlich gegen Ende des Junius zu ge⸗

ober

4) So ſagt z. B: mauer von den Oſliaken, mad ge⸗ wiß auch von den Samojeden nnd anderen Binnis

ſchen Stämmen gilt: Voyages au Nord VIH. sı1..

Ile n’ont'ni jours, ni heures regiez pour leure lacrifices.

4) Man. f. des älteren Smelins Reif. I. 296, IL, 361-635. 11. Borr. ©. 8. Müller’s Ruf. Geſch. ll, 349.359. Rytſchkovs Rage -©. ‚9 9. Pal: .. Ja6 Re el. 90, 91.

- - - 2

4

m 0,307

Zehntes Bud).

Geſchichte der gottesdienſtlichen Feierlichkei⸗ = | ten, und Feſte. un

Erſter Abſchnitt,

Geſchichte der oͤffentlichen Feierlichkeiten, und Zeſte. | | |

Han kann alle gottesdienſtliche Handlungen, welche ich bisher unterfucht habe, Gaben und Ops fer, Reinigungen und Büßungen, Gebete und Anbetungen, religioͤſe Feierlichkeiten, oder Ges

. Bräuche, und Caͤrimonien nennen, In biefer Ber dentung find Feierlichkeiten eben fo. alt, und allges - mein, ald Meligionen ſelbſt. Ganz. anders vers haͤlt es ſich mit Feſten, wenn man darunter folde Tage, oder Zeiten verſteht, an, und in meiden man fich von feinen gewöhnlichen Arbeiten enihält, um fie ganz, ober vorzüglich ber Verehrung höher rer Naturen, ober gottesdienſtlichen Handlungen, - and. Betrachtungen zu weihen. Feſte entftanden fpäter, als Felerlichteiten und beſtimmte Feſte I 2 ent⸗

5 308 . u u | entwickelten ſich nur allmaͤhlich. Die erften Men⸗ ſchen opferten, und beteten zu ben Goͤtiern, buͤß⸗ ten, oder reinigten ſich zu jeder unbeſtimmten Zeit,

wenn ihnen ein Gluͤck, oder Unglüd widerfahren |

war, wenn fie von den Göttern Wohlthaten erlans

gen, oder ben Zorn berfelben verſoͤhnen wollten. . Die Verrichtung einzelner gottesdienſtlicher Hands Yungen führte nicht gleich, uͤnd nicht möthtdendig die Enthaltung don den gewoͤhnlichen Gefhäften .

mit fih. Schon unter vielen wilden Völkern aber

bildete fi der Gedanke aus, daß ınan Götter in

gewiffen ;_ meiſtens jährigen Zeiträumen ehren

müffe. Unter manden Natibnen ward zugleid

mit ben jährigen Zeltraͤumen auch bie Jahrszeit

beſtimmt, in welcher man Feſte feierte, Selbſt nachdem man die Zeitraͤume, innerhalb welcher,

und die Jahrs zeiten, in welchen man Feſte bege⸗

ben muͤſſe, beſtimmt hatte, dauerte es ſehr lange, bevor man die Tage feſtſezte, wo Feſte begangen

werden ſollten. Da vie Menſchen den Göttern eben fo früh Für empfangene Wohlthaten dankten,

als fie von denfelben Wohlthaten zu erlangen, ober.

ihren Zorn zu verſoͤhnen ſuchten; fa barf man mit Zuverſicht behaupten, daß Freuden⸗ und Dankfe⸗ fie, Bags und Verſoͤhnungs⸗Feſte gleich alt, und

| allgemein waren. Sp wohl bie fröhen, ale bie - traurigen Gedaͤchtniß⸗Feſte laſſen ſich ohne Zwang

zu ben einen, und ben anderen rechnen. Nenn man fie aber unterſcheiden will; To muß man nicht

verg:ffen, daß die Gedädtnigs Feſte Im Durch⸗

ſchnitt jünger wären, als die aͤlteſten Dank⸗ und

Greudenfefte, oder Buß⸗ und Verſoͤhnungsfeſte. Die gottes dienſtlichen Feſte waren eben ſo wenig | u | allle

309

alle traurig, als froͤhlich a): am menigften trans sige Gedoͤchtnißfeſte der Suͤndfluth, wie Bou⸗ langer mit einer muͤhſeligen Gelehrſamkeit, und vergeblichem Scharfſinn zu beweiſen ſuchte. Im

Ganzen uͤberwogen der Zahl nach die frohen Feſte

die traurigen; und ſelbſt viele tranzige Feſte waren mit wilden Froͤhlichkeiten verbunden. Alle jetzt von mir vorgetragene Saͤtze werben, durch folgende Zeugniſſe über bie Wefchaffenheit der Feierlichkei⸗

ten und Feſte unter den roheſten Voͤlkern der Erde |

oußer Zweyfel gefeßt.

Die Americaniſchen Wilden, fügt Senmepin d), haben Feſte des Abſchiedes und des Dankes, des Friedens und bed Krieges, Heiraths⸗Geſund⸗

beit » und Zobtenfefte: das heißt, die Wilden bringen bey ben genannten Veranlafiungen den Goͤt⸗

tern Dpfer, und fielen Opferſchmaͤuſe an, die

Einen, oder mehrere Tage dauern. Alle biefe

Feſte find fo unbeftimmt, als die Gelegenheiten,

welche dieſelben veranlaffen. Die einzigen bes:

ſtimmteren Fefte find. die Traumfefte und bie Tob⸗

tens efte, von. welchen jene jährlih, dieſe alle

acht, ober zehn. Jahre gehalten werben. Die Als

ten bellimmer worerbeꝛde die Zage biefer Feſte c).

Un⸗

4) Das letztere behauptete ber Verf. des Buche fur

le.genie des Natione, p. 75. Daß erftere Bon-

langer in ten Antiguitee devoilden £ 106 ©. und.

an vielen anderen Stellen. 8) V. ag.

6) Charlevoix Jonrnat 356. 57. 377. Weber die.

Feſte der Earaiben und der Böiter am Orauoco, du

Tetre IL 387. Labat VI. 116. Gumilla r 267%...

Ueber die Feſte der Ehiuenſer, Fresier pP, 307. 128,

Su ——

\

ſchehen ren Die Femilien, die zu einem Dorfe,

310

Unter den beibnifchen Völkern Stbiciers, ſewohl Tatariſchen, als Mongoliſchen Urſprungs, zu

welchen letzteren man auch bie oͤſtlichen Inſulaner zaͤhlen kann, finden ſich mehrere, deren Feſte ins⸗

geſammt unbeſtimmt ſind, weil die Feſte bey al⸗

lexrley zufälligen, bald gluͤcklichen, bald ungluͤck⸗

lichen Gelegenheiten gefeiert werden dy. Unter

ben meiſten Sibiriſchen Nationen iſt noch jetzt,

oder war wenigſtens vor einigen Menſchenaltern der groͤſte Theil der Feſte unbeſtimmt. Zugleich aber hatten ſie gewiſſe jaͤhrliche Feſte, die entwe⸗

der im Frühling, ober im Kerbfle und Winter

‚gehalten würden. Die Fruͤhlingsfeſte feierten. nicht bloß die Teleuthifchen, Woliaͤkiſchen, Tſchuwaſchi⸗⸗ ſchen nnd Tſcheremiſſiſchen Tataren, fondern auch die akuten und Buraͤten: lauter Hirtenvoͤlker,

- welche Heerden von allerley Bieh, beſonders von

Pferden. unterhalten 5). Die Zeit, ober ber Tag

der Fruͤhlingsfeſte wirb.unter ben einen von Schas

manen, unter anberen von ben Aelteſten des Volks,

und zwar alddann fefigefegt, wann eine jede Fa⸗ milie einen gewifien Vorrath von gefäuerter Pfer⸗

demilch, ober fogenannten Kumyß beyfammen bat? welches gewöhnlich gegen. Ende des Junius zu ges

ober

4) & fagt 3. 8: muuer von den Oſliaklen, was ge⸗ wiß auch von den Samojeden und anderen Finni⸗ ſchen Staͤmmen gilt: Voyages au Nord VII. sıı, Ts n’ont'ni jours, ni heures reglez pour leurs ſacrifices.

.e) Man ſ. des aͤlteren Gmelin⸗ Reiſ. I. 296, IL, 361-653. 1II. Borr. ©. 8. Müllers Ruf. Geſch. 1ll, 349.359. Rytſchkovs vage ‘©. 9 9}. Pals las Refendl. 90, 91.

x 1

" , at st , „RE , 3 1 v .

‚ober einer. Horde gehören, verfammeln id zur be⸗ ſtimmten Zeit an einem gleichfalls beſtimmten Orte, und Bringen ihre Worräthe Yon Kumyß mit. . Den . Anfang des Feſtes macht ein Schaman durch drey feierliche Libationen, durch welche man unter den

Jakuten ſagt, daß die Goͤttert gefuttert werden. | Nach vollbrachten Libationen fängt zuerſt der Sha .;

man an, zu trinken. - Bon dem Schaman geht - ber. Schlau, oder bad Gefäß ber Reihe nach uns

ter ben Übrigen Verfammelten umber, unb wird

fo oft wieder gefüllt, bis kein Kumyß mehr übrig

tft, und Weiber und Männer, Alte und Junge

ſinnlos liegen bleiben. Man opfert an ben Fruͤh⸗

lings s Feften die Erfllinge bed Ertrags ber Heer⸗ ben, um ben göttlichen. Gegen für bie Erhaltung

und Vermehrung ber. Heerden zu erlangen. Die Tſcheremiſſen, die mit dem Hirtenleben ſchon sts was Werbau verbinden, fleben die Götter: zus gleich an, daß diefe auch ihre Aecker fegnen mollen.

"Bey den akuten wird bloß getrunfen, Unten - |

ben Tataren hingegen, und ben. Buräten werben

meiſtens einige Schaafe,.oder auch größeres Vieh geſchlachtet, von welchen man bad Fleiſch verzehrt,

und die Haͤute, Hörner und Knochen den Göttern

opfert. Die Kamtfchabalen ſammt ben Übrigen Anwohnern des öftlihen Oceans, und ben oͤſtli⸗

chen Juſulanern f) hatten Feine Frühlings, Fefte, fondern Winterfeſte, zu melden man gewoͤhnlich ben ganzen December beftimmte, nachdem alle Wins ter : Vorraͤthe gefammelt worben waren. Einzelne

Famftien und ganze Dorfſchaften beſuchten ſich ges

» Beösevs Ruf BA, a 3710373. ort s.

‚327: 331.

4

«+ x J 3 9 18 : X n ; ,

genfeitig, und brachten die feſtliche Zeit in beſtaͤn⸗ digen. Schmänfen und anderen Ergößungen zu. Uns ter den übrigen zufälligen Feſten waren keine fros ber, als diejenigen, welche man nad dem Ans

treiben, ober der Erlegung von Wallfifchen und

anderen großen Seethieren hielt. Ein folder Fand, ober Fang warb als ein gemeinfchaftliches Gut, oder Gluͤck ganzer Inſeln, oder Diſtriete angefes ben. Dan. blieb fo Lange beyſammen, bis alles verzehrt war. : Doc) fing man nicht eher an, zu ſchmauſen, als bid man ben Gottern ein Dank⸗ vpfer gebracht hatte.

Wenn manche Neger i in dem Theile des Goͤt⸗

ur terdienſtes, der in Feſten und gottesdienſtlichen

Feierlichkeiten beſteht, um einige Schritte weiter worgerückt find, als bie rohen Bewohner ber neuen Welt, und des: nördlichen und oͤſtlichen Aſiens; ſe muß man ben Grund davon in den Bepfpielen yon Mahemedanern ſuchen, mit welchen fie umges.

ben, ober doch mittelbar befannt geworben find.

Auch die meiſten Feſte der Meger find eben fo gufällig , als die gluͤcklichen oder unglücklichen Be⸗ gebenheiten,. welche fie zu. Opfern und Opfer: Dahl» zeiten veranlaffen g)- Außer dieſen unbeſtimmten Feſten begehen bie meiften Negervoͤlker ein jährliches Feſt, das dem Traum s efte- der Umericaner aͤhn⸗ lich iſt. Die jährliche Feſt dauert acht. Tage, ad enbigt fi) am letzten Tage mit der feierlichen Austreibung des boͤſen Gottes, den man durch hefs tiges Geſchrey, durch das Werfen. van: Gutun Ä un

9) Bosſsmann ©. 186

und allerley. Unrath verjagen zu koͤnnen glaubt A). Unter anderen Üteger » Völkern ift ber Geburts⸗ Tag für einen Jeden ber feftlihfte Tag, an weils chem man fich felbft, ünd ben Fetiſchen mit. weiſſen

Farben bemahlt i). Auch diejenigen Neger, die

ihren Geburtstag nicht als ein jaͤhrliches Feſt be⸗ gehen, opfern haͤufig in jeder Woche an dem Tage, an welchem fie gebohren worden find, und dann noch an einem andern Tage, meiſtend am Frey⸗ ‘tage k). Sie enthalten ſich an beyten Tagen vom

Palm: Wein, und anderen beraufchenden Getränken, -

Die, Feier der Geburtstage fowohl, «ld die bea fllmmten woͤchentlichen Feſttage ſcheinen mir bloße Nachahmungen Mohamebanifcher Einrichtungen zu ſeyn. Die Hottentotten haben wenigſtens einen fe großen Hang zu gottesdienſtlichen Feſten, Schmaͤu⸗ ſen und anderen Ergoͤtzungen, als die Neger; al⸗

fein ihre Feſte ſind ohne Ausnahme unbeſtimmt.

Alle Geueſſen eines Kraals kommen zuſammen, ober werben eingeladen, wenn Jemand van einer Krauk⸗ beit: geneſen, oder ‚einer ‚großen Gefahr entgangen iſt: wenn man Juͤnglinge in die Zahl der Maͤn⸗

mer aufnehmen, ober einen Haͤuptling erwaͤhlen

will: wenn man gefährliche reiſſende Thiere erlegt, ober ein Kraal die Abficht hat, feinen Wufenthale

zu veränbern., _ober bie Schutzgottheit des Mondes

zu perſobuen h. In den angefürten unk anderen | aͤn⸗ B) ib. €. 192. 193.. Wahrſcheinlich fd? efendas

Seit, ‚weldyed Ifert das Neujahrsfeft. neunt, und daß in den Auguſt fallen ol. So c12.”

ö) Loyer p. 546. k) Boemann, Loyer und Iſert Il, ec, I) Beichryving etc. I, aso er fq. p.

313

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Ahnlichen Falln ſchlachtet man den fetteſten Och⸗ ‘fen ober Büffel der Gemeine, und geht nicht cher

aus einander, ald bi bad Dpferthier verzehrt tft.

In den Zwifchenräumen des Gchmaufend unter halt man ſich mit Rauchen und Gefpräden, mit. Geſaͤngen und Zänzen. Go fehr bie Hottentetten

ftarke Getränke Tieben, fo nehmen fie dergleichen an ihren. Feſten gar nit, uber mit ber gröften

| Mäßigung zu fih: eine Enthaltfamkelt, welche

ich gleichfalls für Mahomedaniſchen Urfprungs halte. Sie drücken das Begehen von Feften durch

die Holländifchen Wörter anders maken aus, und

beuten dadurch au, daß fie an ben Feſten nie ihre gemöhnlichen Arbeiten üben. So wie bie

Feſte unter ben Hottentotten befchaffen find, ſe auch unter ben Amboineſen, unb anderen Oſtindi⸗ |

fen Inſulanern m).

Zu den aͤlteſten beſtimmten Feſten achort die Feier des Reumondes, die faft gewiß unter ale len Voͤlkern entſtand, fo bald man bie glänzens ben Coͤrper bed Himmels zu verehren anfing. Man

betete den Mond nicht früher, als bie Sonne an; allein wahrſcheinlich widmete man denſelben frühen j beftimmte Feſte. Die Sonne ging alle vier und zwanzig Stunden Ein Mahl unter, und flieg auch

wieber über ben Horizont herauf. Wenn man

vdie Sonne auch jeden Morgen und Abend anbetete, . fo Eonnte man ihr zu Ehren doch nicht täglich

we Feſte begehen. Der Mond verſchwand in jedem

Monath auf laͤngere Zeit, als wenn er nicht wie⸗ derkehren werde; und um deſto lebhafter war die

‚Freude, wenn man ihn zum erften Mahle jung,

oder m) Valentyn II. 6.

———

\

| der . uengebohren: wieder erblickte. Schon die

Buraͤten feiern die Erſcheinung des Noumondes ſo regelmaͤßig, daß ein neuerer Reiſender dieſes

Feſt den Sonntag ber Burdten namıten).. Die. |

Zeit bed Neumondes iſt in Congo das einzige bes

FHimmte Opferfeſt, da bie übrigen Dpfertage eben fo unbeflimme find, als bie Urſachen, wodurch man zum Opfern: bewegt. wird. Selbſt Moſes ließ die Feier ded neuen Lichts befteben, und: zeich⸗ nete bad neue Licht. des fiebenten Monden dadurch and, daß die Süden ſich von aller Arbeit, wie am Sabbath, enthalten muften 0). Gleich den Abri: . gen Völkern des Alterthums opferten aud ‘die

Griechen und Römer an den Neumonden p).

Wenn es irgend ein frohes Feſt gibt, was der Feier des Neumondes bad höhere Alterthum

fireitig machen Bann; fo iſt es das Menjahrsfef,

wo man fich über bie Wiederernenerung, ober Ver⸗ jüngung der Natur gegenfeitig freute und Gluͤck wuͤnſchte, auch. zugleich die Gottheit um Gegen für das kommende Jebr, beſonders für. die Tamm

rndte

‚n) Beorgi 1. 299 ©. Ä 0) Michaelis Mof. Recht IV. 169 5171.

. p) Hofpin. de feflis p. 83- 85. Boulanger II. 2854-45 Der legtere beweist, daB mandye Natio⸗ nen auch die Zeit des Vollmondes feftlich begangen

baden. Weil die Yauzvımı der Griechen eher mit den Nonis, als mir ven Calendis der Römer zus.

fanmentrafen, fo entfiand Dabee die ſprichwoͤrtliche

| Medendart: ad Calendas graecas, Holpin |, c. "Die Einwohner der Maldiven begrüßen den Neu⸗

mond noch jeßt mir manchen zeichen von ı Froͤlich— keit, Pyrard pe 200.

» PT» FORDERT ur ee

. m e

1 ———

Jahrs war der Frühling, oder bie Zeit, wa bie

Erde ihren Schooß wieder oͤffnete, wo friſche Graͤ⸗

ſer und Blumen hervor keimten, und die Baͤume ſich mit Blaͤttern und Bluͤthen bekleideten. Da

die Verjuͤngung der Matur nach der Verſchieden⸗

beit der Klimate in ſehr verſchiedene Zeiten fällt, und auch bald von ben erſten, bald von mehreren, und gleichſam den unbezwenfelten Merkmahlen ders felben angerechnet werben kann; fo läßt es fich begreifen, warum, das Neujahrfeft-unter einigen Völkern im Januar, oder Februar, unter anderen. im Diay und Aprik, oder noch fpäter begangen,

wurde, ungeachtet alfenthalben dieſelbige Ahſicht

zum Grunde lag. - Schon die Wilden in Florida kommen im Arfange, oder ben der Rückkehr der

ſchoͤnen Jahrs zeit Doͤrferweiſe zuſammen, um fi. ſich unter einander zu freuen, und gleichſam mit der Ernenerung der Natur auch Ihre Freundſchafto⸗

Buͤndniſſe zu erneuern ). Nach Herrn Beorgi r), feiern alle Sibiriſche Heiden außer den. Trinkfeſten,

beren ich vorher erwähnt habe, befondere Frühlings :

eher Meujahrsfefte, wo fie den Goͤttern das erfte

Gras und die Erfilinge der Heerden, vorzuͤglich

Milch opfern, und fi für bad Tonmende Jahr ben Segen ber Göster erbitten. Moſes nannte ben erfien Mond bed Jahrs nicht, mie bie übrigen

Orientaler, Niſan , ſondern den Aehrenmend sr),

weil er verorbnete, daß an dem ſechszehnten dieſes | | | Mon⸗

M Adair p. TI. A | r) Beſchr. ver Ruſſ. Bölferfh. ©. 33 s) IV, 165. 70. 71. Michaelis Mof. Recht.

Erndte anflehte. Der natarlichſte Anfang des

n

Menden, der unfern April entſprach, dem Je⸗ hovah bie erften Aehren geopfert werben follten. Das ältere Jahr der Hebräer, fagt Michaelis, fing‘ mit dem neuen Dionde bes fiebenten Monaths an, der in den Ditober fiel. Moſes lieg dieſen/ Anfang ded Jahrs nach, wie vor beftehen, weil berfelbe für Kanf und Pachtung von Gütern am! bequemften, und ben wenigſten Ausnahinen unters ! worfen war. Wie fam aber, muß man neths

wendig fragen, ein Hirten⸗Volk, dergleichen bie) -

Juden noch zu Moſis Zeiten waren, zur Beſtim⸗ mung eined -neuen Jahrs, bie allenfalls für aders

Bauende Nationen, im geringften aber nicht für)

Momaden paſſend war, unter welchen udch jest

bie vornehmften Eontracte über das Miethen von .

Heerden, vber-über die Vertheilung ihrer Probucte

im Fruͤhlinge, und- für den nächften Sommer ges .

ſchloſſen werden? Die Aälteften Perfer feierten ben Anfang des Fahre um die Fruͤhlingsnachtgleiche. Da diefer Zeitpunct mit dem Anfange. der Mo⸗ hamedaniſchen Jahre nit zufammenfiimmtz fo

ward das alte Tlenjahröfeft nach der Einführung der Mahomedanifhen Religion eine Zeitlaug abs geſchafft. Allein man ſtellte es in der Folge als ein bürgerliches Feſt wieder ber, und beging es, die gotteßbienftlihen Handlungen audgenommen, wie die Vorfahren es begangen hatten... Zu Char⸗ din's Zeiten ſchmuͤckte fi In Perfien ein Jeder am Neujahrs: Felt ſo gut er konnte: weßwegen die Perfifchen Bauern es daß Feſt ber. neuen Kleiber Hannten. Die Vornehmiten Beamten wuͤnſchten dein Könige, Elienten ihren Patronen, Unterges bene ihren Vorgefeßten Gluͤck, und machten ihnen Geſchenke. Die Könige, Patronen und Vorge⸗

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. feßten bewirtheten biejenfgen bie ihnen Gläl gu

wuͤnſcht und Geſchenke gemacht hatten. Unter den Geſchenken, welde Freunde und Bekannte einander ſchickten, waren Feine häufiger, als bes. mahlte und vergölbete Eyer. An einigen Eyern war die Mahlerey fo kuͤnſtlich, und die Vergol⸗ dung. fo koſtbar, bag fie mit drey Ducaten bes zahlt wurden. Nach einer alten Gage befchentte man ſich in Perfien von jeher am neuen Sabre mit Eyern, weil dad Ey anf den Urfprung, ober Anfang aller Dinge -hindeute 2). Diefe Sage iſt nicht ganz verwerflich. Selbſt die Mahomedani⸗

ſchen Perſer feiern das Neujahrsfeſt als eine Wie⸗

dererneuerung ber Natur u); und bie Gebern als ein. Gedaͤchtnißfeſt der Schöpfung, oder des Urs fprungs. aller Dinge x). Im ganzen öftlidhen und fühlichen Afien feiert man dad Neujahröfeft

zwar nicht im April, oder um die Nacqhtgleiche, aber body in ber Nähe derſelben, nämlich im Fe⸗ bruar: um welche Zeit die Natur fi in dieſen Laͤndern zu verjüngen anfängt, ober ſich ſchon merk; lih verjängt hat y). Dad Neujahrfeft ift im | oͤſt⸗

t) Chardin I, 239. 2440.

s) 11.035. parreque ce jour ef comme le renou- vellement de la nature, chaque chole repre- nant une nouvelle vie a l’approche du Soleil,

4) Anquetil III. 574

y) Die Calmylen am Neumonde des Aprils, Pallas Reifen], 353. Die Thibetauer, Chinefen und übris \ gen ſaͤdlichen Aſiaten im Februar. Georgi p. 461.

u oyag. au Nord VIII. 146. Gmelins ci 1., 449. 450. Gobien Hilft, de [Edit de l'Emperenr

. e

und daß bie vornehmſten Magiſtrats⸗ Perfoner nes de

J aſtlichen und füblichen Aflen das groͤſte und allges

meinfte Volkofeſt, das wenigftens vierzehn Tage,

meiſtens dreh bis vier Wochen dauert. Menſchen

von allen Staͤnden, Geſchlechtern und Altern op⸗ fern nicht bloß den Goͤttern, um ihre Gnade und Segnungen für das neue Jahr gu erlangen, ſon⸗ dern ſchmuͤcken, begluͤckwuͤnſchen ober beſchenken

ſich gegenſeitig, und uͤberlaſſen ſich allen Arten

von Ergoͤtzungen. Die Chineſen trinken und ſpie⸗ len nie unmaͤßiger, ald während bes Neujahr⸗

feſtes. Wenigſtens waren bie Chinefen, welche Gmelin bey Kiachta fah, einen ganzen Monath

durch nicht nuͤchtern 2). Die Tunlinefen halten ed für eine wefentliche Worbereitung zu dieſem Feſte, dag fie ſich mit ihren Widerſachern auss föhnen, und für einen weſentlichen Theil deſſelben, daß fie befonders in ben erſten brey Tagen bed neuen Jahrs Niemanden beleibigen a). Von den

Römern iſt es allgemein befaunt, daß fie das .

neue Sayr init. dem Januar anfingen : baf fie bie Calendas Januarias eben fo feierten, als alle übrige große Völker der älteren und neueren Zeitz

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de la Chine P- 8, du Halde Il. 110. LeGom- te l. 874 erla.p. Mariny 459 et ſq. p. RA

m pfer H.45. Turner p. 144. hält die Fruͤhlings⸗

fefte in Hindoftan und Thiber, an weichen fich als les freut und net, für Satur nalien. In Habeſſi⸗

nien feiert man das neue Jahr am 28. ober 29.

Yugufl. Bruce hatte ſchwerlich Recht, wenn er.

: fügte, daß ale Drientalifche Voͤller ein Gleiches

. thun. V. 36. N. Ausg. le... 4) Mariny-l, e.

320 am erſten Tage des Jahrs Ihre Aemter antra⸗

. ten b)., Die Chriſtlichen Kirchenlehrer des vier⸗ - ten und fünften Jahrhunderts erklaͤrten diejenigen

für Heiden, oder bed Shriftlichen Mahmens un⸗

würdig, welche die Feierlichkeiten, Thorheiten und Ausſchweifungen des heidntfchen Neujahrsfeſtes ans nehmen, oder nachahmen wuͤrden. Auch dieſes Eifern war fruchtlos. Die Chriſten thaten alles, and faſt noch mehr, als was bie Heiden getham hatten, und gaben tem Feſte bloß einen andern Nahmin: nämlich ber Befchneitung Chrifti c).

ZIn China, und bem ganzen übrigen füblihen

- Afien tft Bein Tag ber ganzen Meujahrsfeier glaͤn⸗

gender, als derjenige‘, anf welchen das fogenannte

Lampenfeſt faͤllt 4). An dieſem Lampenfeſte wer⸗ den, vorzügfi in China, nicht nur unzaͤhlige Feuerwerke, und Freudenfeuer abgebrannt,: und nicht bloß die Häufer und Straßen der Stäbte und Dösfer, fondern auch Gaͤrten, ja fo gar Sfennche

| 5 on es

: 8) Holpin, de feſtis Ethnic. p.60.91.90._ e) Holpin, de feſtis Chrifiian, p. 40 et fq. p. und ‚den Vater Zampi in der Relation de la Mingre. lie im 7. Bande der Voy. au Nord p. 283, wo ee

u nnter anderen folgende Stelle des Lertullian an⸗

- führt: plures jam invenies ethnicorum fores -. fine lucernis et laureis, quam Chrillisnorum, Die heidniſchen Römer ſchmuͤckten naͤmlich au dea Calend, „Janzar. ihre Thüren mit Lorbeer⸗Rei⸗ ern.

a) An China faͤllt das Lampenfeſt anf den 15. Tag des

erſten Monden, du Halde und Le Comte Il. cc, .

Ueber die fampenfeite in Pegu, Becueil des Voy, aux Indes Orient. 111.62. in Siam, Loubere I, 147, iu Geylon, Knox p. 81,

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Wege, und Wälder, in ber Nähe von Städten und Wegen mit Millionen -von Lampen, oder La: ternen behangen: wodurch ganze Landſchaften das Unfehen von bezauberten Gegenden erhalten. Die reihen: und vornehmen Chinefen wetteifern mit eins ander in der Groͤße und Koftbarkeit von Laternen, welche man am Lampenfeſte zu Erleuchtungen braucht. An einigen Laternen iſt die Vergoldung, das Schnitzwerk, und der Lack fo koſtbar, daß ſie auf zweytauſend Thaler zu ſtehen kommen e). Man macht diefe Maſchinen ſo groß , daß fie fünf und zwanzig bis dreyßig Fuß im Durdmeffer haben,

und daß man darin eſſen, ſchlafen, Beſuche anneh⸗

men, ja fo gar Luſtſpiele und Ballete aufführen kann f). Das Lampenfeft , weldes die Aegyptier der Minerva in Sais zu Ehren feierten g), war dem Chinefifchen Sampenfefte fo aͤhnlich, daß man fi nit wuntern darf, daß faft alle Alterthums⸗ . forfcher beyde für einerley gehalten, oder gar bad eine von dem andern abgeleitet haben. Es iſt aber mehr, als zwenfelhaft, daß tas Aegyptiſche Lam⸗

penfeſt ein Theil der Neujahrsfeier geweſen ſey,

weil Herodot erzaͤhlt, daß die Urſache, um wel⸗ cher willen man die Nachtfeier zu Sais, und im ganzen übrigen Aegypten begche, nur in einer ges

hei⸗

| e) Le Comte I. 275,

l,c. - - de forte. que vous ſeres etonnee,

Madame, d’apprendre, qu’x Is Chine on’ peut manger, epucher, recevoir des vihites, repre- fenter des: Comedies, ei danſer de⸗ Ballets "dans une lauterne,

2) Herodot. II, 62. —— u . nn x wu) : [5 \

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heimen ‚Sage ‚mitgetheilt werde. Freylich kann

man nicht wiſſen, ob nicht die heilige Sage, deren Herodot erwaͤhnt, denen aͤhnlich war, aus wel: chen man in China den Urſprung des Lampenfeſtes erklaͤrt, und unter denen eine ſo dichteriſch und ſinnvoll iſt, daß ich es bedaure, fie ber Kürze we⸗

. gen nit anführen zu Eönnen h). In Öriechenland, |

und Rem, feierte man mehrere nächtliche Feſte burch Umgänge mit Fackeln: befonderd ber Ceres und Droferpine, der Sebrus, und ben unterirbie«

ſchen Göttern zu Ehren: welche Heidniſche Feſte

die Chriſten in das Feſt der Reinigung Mariä umbildeten 5). . Viel merfwürbiger iſt es, daß bie Heidniſchen Römer an, dem Neujahrsfeſte die Zhuren ihrer. Daufer mit Laternen erleuchteten,

und daß die Chrijten bie Erleuchtung zugleich mit dem Feſte annahmen k).

Ohne bie Aus ſpruͤche der Geſchichte koͤnnte es Niemand dermuthen, daß ſolche Feſte, dergleichen die Saturnalien der Griechen und Roͤmer waren, zu den aͤlteſten, und allgemeinſten froͤhlichen Feſten gehoͤrten. Unter beyden genannten Voͤlkern fanden ſich mancherley Sagen über den Urſprung, ober die Veranlaſſung ber Saturnalien /). Alle biefe Sagen vertienen wenig, ober gar feinen Glauben.

Die wahre Urſache der Saturnalien muß man in

der

A) Le Comte I, egt et fq. pe | 'ö) Hofpinian. de fell, Chriſtian. p. 68. 83.

k) Man fe das vorher angeführte Zeugniß des Ter⸗ tulliau.

I) Holpin, de feſt. Ethnic. p. 237 et [q.

ber allgemeinen Anlage unſerer Hate fchen,

bermöge deren bie Menſchen, ohne es felbft zu wiſ⸗ fen, angetrieben werden, ſich zu gewiffen Zeiten don allen ihren gewöhnlichen Ürbeiten, fo wie von

ben Geſetzen des gemeinen Wohlſtandes loszureiſ⸗

fen, und alle Unterſchiede ber Stände, ja in fo fern es moͤglich iſt, alle Unterſchiede der Geſchlech⸗ ter, und Alter aufzuheben, um ſich ihrer Freude, Ihren Launen, und ſeibſt ihrem Muthwillen ohne Zwang, und, ohne Furcht vor Ahndung, und Strafe überloffen zu koͤnnen. Unter allen Völkern ber Erbe find eine trübfinniger, Feine weniger zur Freude und zu Scherzen geneigt, als die urſpruͤng⸗ lichen Americaner; und buch bildeten ſich unter eis

nem großen Theile der Rord-⸗ Umericanifchen .

Wilden, die ſchon vorher genannten Traum Feſte. So bald dieſe Feſte ausgerufen, oder verkuͤndigt worden find m); fo brechen Männer, Weiber, und Kinder aus allen Cabanen heraus, und zwar faſt ganz nackt, die Kälte mag fo ſtark ſeyn, als fie - will, Die Umherirrenden laufen, oder taumeln,

als wenn fie trunken, oder hicht recht bey Sinne

ſeyen; und man rechnet daher Niemanden at, was

er in dieſem Zuſtande aageblicher Trunkenheit, 6 oder

Verwirrung vornimmt.

Die Einen uͤberſchuͤtten einen Jeden, der * |

hen begegnet, mit kaltem Wafler, vber init bei

fer Aſche. Andere werfen glühende Kohlen, ober

Brände nad) ben Köpfen von Bekannten und. Ye bes

in) Charlevoik p. 356. 333. nad) den Ersäbtungen

des P. Dablon,

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bekannten. Diele dringen in bie offenen Hütten

ein, ftoßen oder fchlagen Alle, vie ihrer Wurh

nicht ausweichen, zerbrehen den Hausrath, der ihnen unter die Hände kommt, ' ober drohen gar die Hütten nieberzureifien, oder zu verbrennen, oder Diefen und Jenen umzubringen, wenn man nicht

ihre Träume erraihe, oder enträthfele. Auch bie . Neger in Achim, und mwahrfcheinlidy noch mande _

andere Neger » Völker feßen jährlich, acht Tage zum freyen Ausbruche einer jeden Art von Muth:

willen aus n). In diefen acht Tagen Fann ein Ser

der fingen und tanzen, fagen und necken, wie, und was, und wen er will, Es gibt Fein anderes

- Mittel, ſich von Spottreden, oder Spottliedern, und anderen’ Neckereyen zu befteyen, als daß man den Spottenden, und Neckenden reichlich einfchenft: wodurd die Spöttereyen fo. gleich in Lobreden, und Lobgeſaͤnge umgewandelt werden. Im alten Orient, wenigſtens im alten Babylonien, Aſſyrien, und Perſien, feierte man ſo genannte Sakkea, oder Sakkiſche Tage o), an welchen man nicht bloß die,

„Ungleichheit ver Stände aufhob, fondern fo gar bie

Mollen ver Herren und Snechte, der Herrſcher und Beherrſchten umtauſchte. In Perfien befreyte man unter den todeswuͤrdigen Verbrechern,, "welche man in Ketten und Banden hielt, Einen aus feinem Gefängniffe und von feinen Feffeln,. reichte ihm

alles, was er verlangte; gab ihm bie fhönften .

Kebsweiber, und feßteiihn fo gar auf einen koͤnig⸗

lichen Thron. Am Ende bes Feftes aber zug man .

dem verkappten Könige feinen koͤniglichen Schmuck, und feine Koͤniglichen Kleider wieder aus, und voll⸗ n) Bosmann ©. 192. 193. ) Berofus ap, Arhenacum XIV, «. 10.

- -

- 0. 323

vollzog an ihm bie. Strafe, welche er verdient.

hatte: wahrſcheinlich um dadurch anzudeuten, daß

nun alles wieder in die alte Ordnung zuruͤckkehren muͤſſe. Spuren der alten Sakkiſchen Tage haben fid) unter ben Parfen in Kirman erhalten p). In

Aegypten übten beyde Gefchlechter an dem Feſte, welches der Diana zu Bubaftid gefeiert wurde, nicht weniger Muthwillen aus, als die übrigen Morgenländer an den Sakkiſchen Tagen, und die Griechen und Römer an ven GSaturnalien. Man Tann dieſes nicht bloß aus ber DBefchreibung des Herodot, fondern aud) aus ber von diefem Ges ſchichtſchreiber angeführten Nachricht fchließen g): daß man an biefem Feſte allein mehr Wein zu ver⸗ zehren pflege, als in dem ganzen uͤbrigen Jahre.

Nichts deſto weniger ſcheint dieſem Feſte Einer der Haupt s Charaktere der alten Saturnalien gefehlt zu haben: die Aufhebung der Ungleichheit der Stände. Auch war das ein mit ber Natur der

Saturnalien nicht aut zu vercinigender Umftand, daß dad Feſt der Diane nur in Einer Stadt Ae⸗ gyptens gefeiert wurbe, und daß biejenigen, die Theil daran nehmen wollten, nach Bubaſtis wall: fahrten mußten. Die eigentlihen Saturnalien wurden von den älteften Zeiten her fo wohl in Gries henland, als in Stalien, doch vorzüglich in Ita⸗

- lien gefeiert ). Sie hatten ihren Nahmen vom

Saturn, von welden alte Weberlieferungen in

Griechenland, und Stalien erzählten,. baß er die

| ro⸗ . p) Anquetil III, 581, g) 11. 60.

r) Lucian. Saturn, in Oper, Iil. 3856-95. Macro- |

bii Saturn. I, c. 7, et 10,

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rohen Vorfahren in ben Känften bed Selb: unk Gaͤrtenbaues unterrichtet, oder daß ey Über Itae,

lien geherrfcht habe: dag während feiner Regierung die goldenen Zeiten geweſen ſeyen: daß die Sterb⸗ licen ohne Arbeit alles im Ueberfluſſe gehabt, und bdaß man weder Kriege, noch andere Streitigkeiten, weter Herren noch Knechte gekannt habe, Dig Saturnalien dauerten in Älteren Zeiten nur Einen Tag. Nah der Verbeſſerung des Ealenders un⸗ fer dem Julius Chfar verlängerten fie ſich bis zu drey Tagen, und nodyfpäter bis zu fünf, und fies, hen Tagen 2). "Der Anfang der Saturnalien fiel in Rom auf den ſiebenzehnten December. Waͤh⸗ rend der Saturnalien nahmen die Griechen und Roͤmor nicht allein keine ernſtliche haͤusliche, oder öffentliche Geſchaͤfte vor, fondern e8 war Ent: - weinung ber heiligen Zeit, wenn man bergleichen vors nahm, Man fah die Saturnalien als eine Nuhes zeit an, bie ganz ber Freude, und dem Scherzo gewidmet fey. Man Eonnte fiih an ben Saturna⸗ lien niele® erfauben $ man mußte an den Saturna⸗ Tien piele® dulden, was man ſich fonft nicht erlane ben, oder nicht dulden burfte, Man deutete es nicht nel wenn feltft gefeßte Männer an den Gas turnafien laut fangen, oder ſchrieen; wenn fie nicht bloß tranken, fondeyn ſich betranfen: wenn fie in - Mürfeln um Möffe, nur nicht um Gelb fpielten ı wenn fie ſich dan Geficht mir Muß beftrichen, ober fih ensfleideten, und ganz nackt 'mit einer Spies . Yerinn auf dem Nacken um ein Haus bertanztent wenn fie eidlich Bekannte, und Unbekannte Ir als

/

Du ee und Hofgin. de feftie Erhnieorum 226, «fg p.

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kaltem Waffer befdyütteten. Freunde und Anver⸗ wandte bewirtheten einander; und an ſolchen frohen Schmaͤuſen wurden Könige des Fefted gewählt. Die Reihen und Bornehmen kleideten, : ober bes fhenkten die Arnien und Geringen. ‚Herren fpeiss ten mit ihren Anechten, oder warteten gar ihren

Kuechten bey Tifhe auf, und ließen fih die Scherze -

derfelben gern gefallen 2). _ Die Gaturnalien was ren ein fo allgemein belichtes Volksfeſt, daß fie fi mit der Verbreitung der Chriftlicden Religion

nicht ganz verlieren Bonnten. Nur der Nahme verſchwand. Das Feſt felbft blieb, ober mobelte

ſich nad) dem Geiſte der neuen Religion um, unb erſchien unter allerley nenen Benennungen wieder. Es ift faft feinem Zweifel unterworfen, baß aus den Saturnalien der Roͤmer die Marren » unb

Eſelsfeſte, die Feſte der Unfchuldigen, und felbft

die Faſtnachts-Luſtbarkeiten ber Chriftlichen Voͤl⸗ fer des Mittelalters entfianden find u). Die Narrenfeſte, die Efelöfefte, und die Feſte her Uns fhuldigen wurden entweder gleih nah Weihnach⸗ ten, oder am Neujahrötage, oder um das Feft der heiligen Dreykönige in allen Kirchen und Cloͤſtern ber Chriftenheit begangen. So wie an ben Gas turnalien ber Römer bie Knechte bie

er⸗

£) im defto TAcherticher war ed, daß Boulanger' nicht bloß Die Neujahrsfeier, fondern aud) die Sas turnalien der Alten zu einem traurigen Bedachtniß⸗ feſte der Suͤndfluth machen wollte. T, ch. 6.

u Mau % Du Tilllor Memoires pour fervie a Phi- ftoire de la.fete des fous p ı-4. p. 37 et ſq. auch Holpinian, de feltis Chriſtianorum p. 59

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828 u .

Herren ſpielten; ſo thaten an dem Narrenſeſte die Subdiakoni, und andere Unter-Bediente von Kirchen und Cloͤſtern, was ſonſt nur ihren Haͤup⸗

tern zu thun erlaubt war. Je nachdem Kirchen

unter Biſchoͤfen, oder Erzbiſchoͤfen, oder gar un⸗ mittelbar unter dem Pabſte ſtanden, waͤhlte man

aus der niedern Geiſtlichkeit, oder Dienerſchaft eis - sen Biſchof, oder Erzbiſchof, oder Pabſt, und in

Slöftern, einen Abt ter Narren. Man führte . den gemählten Abt, oder Bifchof, oder Erzbiſchof, oder Pabſt mit den Inſignien ſeiner Wuͤrde ange⸗ than; in die Kirche, und ließ ihn hier vor den Au⸗ gen des ganzen Volks alle die heiligen Handlungen ber Perfon vornehmen, welche der Verkappte vor:

ſtellte. Seine Begleiter waren auf mancherley

Arten vermummt, die entweber Jadyen, oder Schres

‚Ken erregten. Beyin Eintritt in dad Chor fing das Gefolge des Abtes, ober Biſchofes der Mars

ven an, zw tanzen, und fchmußige Lieder zu fin gen. Während ber Meile aßen die Einen vor den Augen des Priefters Wuͤrſte. Andere fpielten auf ben Altare in Wiürfeln, oder Karen. Mob , Andere warfen in das Rauchfaß altes Leder, oder

"andere: uͤbelriechende Dinge. Mac der Meſſe lief,

und tanzte man in ber ganzen Kirche umher, . wos hey Einige fich gänzlich entEleideten. Bey bem Au⸗gange aus der Kirche feßte man ſich auf Dreck⸗

karren, aus. welchen man Unreinigfeiten auf die

Vor ernehrnden warf, Man lief bie Karren bisweilen file halten, um allerley unzuchtige Re⸗ den und Bewegungen vorbringen, und- machen zu Fönnen. Die Ausgelaſſenſten bes Poͤbels aefellten fih gu ver auögelsffenen Geiſtlichkeit, meiſtens in

| geiſt⸗

329 geiſtlichen Trachten x). In einigen Kirchen und Tloͤſtern tanzten tie Biſchoͤfe, oder Erzbiſchoͤfe, and Aebte ſelbſt mit ihren Domherren, und Gons ventualer in ber Kirche, oder ſpielten Kegel, Ball, Mürfel und Karten; und diefe Ergößungen nann⸗ ‘4° man ganz nad) der Weife der alten Saturnalien die Freyheit des Decembers y), Hin und wieber ward dad Eſels⸗- Feſt zugleich mit dem Narren Gefte gefeiert. Andersſswo beging man ed allein, oder ftatt dee letzteren. An dem Eſelsfeſte führte. man einen Efel, der ein geiſtliches Biret anf dem Hrücken trug, in bie Kirde, nnd fana theild am Eingange der Kirche, theild auf dem Chore luſtige Lieder, befonderd einen Fomifchen Lokaefang auf ben Efel ab, in welchem jede Strophe fi mit ben Worten envigte: He, fire Ane, hé; wo benn bad ganze Volk in ben fingenben Chor eins flimmte 2). Diefelbigen Ausgelaffenkeiten, welche man an dem Feſte ber Narren, ober der unfıhuls digen Kinder übte, wieberhohlte man an manchen Orten auch in anderen Zeiten bed Jahrs: befon: ders im Unfange der Faften, und am erfien May. Rod ju Hoſpinians Zelten waren die Faſtnachts⸗

| Luſt⸗

x) 1. c. p. 6.

y) p. 7. Et - » ce divertillement s ppelloit la li. berte de Decembre. Horat, Il, Sat. 7. Age, libertate Decembris,

2) L. e. p. 14. 15. Ih will die erſte Girophe her⸗ ſetzen: Orientis partibus adventavit alınus Pulcher et fortiſſimus Sarcinis aptifltimus, Hs, Sire Ane, be,

-

30 00 [u

Luſtbarkeiten dee Kirchen ungleich fittenlofer, als.

bie Saturnalien ber Heidniſchen Roͤmer. Geifts ° liche und dayen, Weiber und Männer, Alte unb Junge ſchwaͤrmten in lächerlichen, oder ſcheußlichen, ober unehrbaren Masken an heiligen und unheiligen Orten umher. Man ſang und tanzte, man führte £uftfpiele und Trauerſpiele auf, nicht bloß auf oͤf⸗ fentlihen Straßen und Pläßen, fondern in Kirs chen und in fremder Käufern, in welde man mit Gewalt eindrang. Diefe Zänze und Echaufpiele waren meiftens eben fo ſchaamlos, als die Schmäufe unmäßig waren a). Am erften May zogen in Als teren Zeiten die Domherren felbft, in fpäteren, bie Chorfänger, und Chorfhüler, auch die Lehrer und Schüler der Burfen auf hohen Schulen, paarweiſe in Proceffion in einen benachbarten Wald, um grüne Zweige zu hohlen, womit man bie Statuͤen, und Altäre der Heiligen fhmüden koͤnne. Bey. dem Anszuge, und Einzuge wurde mit allen Gl den fo heftig geläutet, daß nicht felten Glocken ‚und Menſchen befhädigt wurden, Bey der Ruͤck⸗ Eche waren die Mitglieder der Proceffionen ver⸗ mummt, warfen den Umftehenden Kleyen, oder Sand in’d Geſicht, Tießen fie tanzen, oder ie | Ä Be⸗

«) i.c. Nonnulli in divitum aedes [efe ingerunt, comocdias vel’tragoedias,. easque non omnino turpitndine vaeantes exhibituri. Saltationes porro iisdem diebus fiunt admodum Inbricae ' et impendicae pars in foro et in plateis, pars in domibus privatis, et noctu perinde ag inter- dia. Aceedınt luxuriofa ac temulenta convi- vis ad intempellam noctem, A non al cre- pulculum protracta Ubi obſecro, tam mulıa, . tamique varia,ab Ethnieig facta leguntur,

> 331

Beſen ſpringen, u. ſ. w. 5). Dieſe, und bie abri— gen Arten von Narren: Heften wurden zwar in als

. ken Jahrhunderten von einzelnen Bifhöfen, oder

Mäbften, und Kirchen s Werfammlungen verbotens allein fie wurden nicht eher, als im funfzehnten und ſechs zehnten, zum Theil erft im fiebenzehnten uud

achtzehnten Sahrhundert wirklich abgeſchafft. Ce ‚gen diefe Abfayaffung feräubten fi Feine mehr,

al& die Geiftlichen ſelbſt. Man behauptete, daß das Narrenfeft eben fp wohl von Gott eingefeßt ſey, ald das Feſt der Empfängnig Mariaͤ c).

Unſere Vorfahren, faaten die Freunde ber Narrens fefte, erlaubten dieſe Feierlichkeiten. Lafſet uns,

wie biefe guten, und großen Männer, leben, und eben das thun, was fie thaten. Was an’ den rarrenfeften gefhieht, gefchieht nicht im Genft, ſondern im Scherz, um und nad alter Weiſe zu ergößen, und ber und natärlichen Thorheit wenige ftend Ein Mahl im Sahre einen Ausgang zu ver⸗

ſchaffen. Weintonnen wuͤrden berfien, wenn-man

fie nicht bisweilen Sffnete, und ihnen Luft verſchafte. - Mir find alte, ſchlecht gebundene Faſſer ,‚ welche der Mein der Weisheit fprengen - ‚würde, wenn

wir ihn in einem unaufhörlichen Eifer im Dienfte Gottes fortaähren ließen. Wir weihen daher eis nize Tage Spielen und Scherzen, um mit befto mehr Frende zu den Studien, und zu dem Dienſte

Gottes zuruͤch zu kehren. Die Narrenfeſte ſtrit⸗

ten nicht mehr mit dem aͤchten Chriſtenthum, als ein Feſt dev Molacks, zu Gurat, wahrfcheinlid einer ausgearteten Ser bon Mahomedanern, mit

den

5) L «. 16. 17. ) o. p. go. |

!

332 , f

den Religionen, ja mit dem ganzen Geiſte der Morgenlaͤndiſchen Voͤlker ſtreitet. Die Molacks kom⸗ men jährlich zu einer gewiſſen Zeit, welche fie kei⸗ nem Profanen bekannt werben laflen, zufammen, and bringen den Tag in Fröhlichkeit zu. Genen Abend vereinigen fi Männer. und Weiber in einem großen uuerleuchteten Zimmer, defien Boden mit

Teppichen bedeckt iſt. Jedes Weib läßt. ben

.Mann, welchen der Zufall ihr zufuͤhrt, zum Ge

nuſſe ber hoͤchſten Gunſt⸗Bezeugungen zu. Das mit die Frauen ihre Beyſchlaͤfer wieder erkennen, fchenft eine Jede dem ihrinen ein Schnupftuch, ober ein anderes Andenken. Es geſchiebt an diefen Fe⸗ firn des gemeinen Genuffes nicht felten, daß Vaͤ⸗ ter bey ihren Töchtern, "Brüder bey ihren Schwes ftern Schlafen. Solche Verbindungen, melde man zu jeder andern Zeit als blutſchaͤnderiſch ders abfchenen würte, fcheinen den Molacks an bem-ers wähnten Feſte vollfommen erlaubt 4). Sollte

nicht auch dieſes Feſt durch ſolche Vorſtellungen |

veranlaßt worben fenn, bergleichen gewiß bey den Bakchanalien, und anderen aͤbbelichen Feſten zum Grunde lagen?

Von gleichem Alter mit den bisher anterſuch⸗ ten froben Beften waren die Dank: und fFreubenfefte,

0

welche man den Goͤttern zu Ehren fuͤr ſolche Wohls.

thaten feierte, bie den meiften Völkern in gewiſſen

Jahrszeiten vorzüglich zu Theil wurden... Jaͤger⸗ »ölfer haben Zeiten, wo bie Jagd e), Se Er . . . Is

d) Hamilton I. 149. e) Charlevoix Journ. p. 118 Carver p. 2:6, 87-

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-- 0. '333

Voͤlker andere Zeiten, wo der Fifchfang im gan; | zen Sahre am einträglichften iftz und wo daher -

ganze Voͤlkerſchaften und Gemeinheiten ihren Bor: rath für ben Winter, ober doch für mehrere Mo: niathe einfammeln f). Sägers und Fiſcher⸗-Voͤl⸗

ker fiellen nah großen Jagden und gluͤcklichen

Sifhfängen feftlihe Zufammenkünfte an, an weh

- den fie ſich nicht nur der gewonnenen Beute freuen,

fondern aud) den Göttern für das empfangene Gute danfen. Die meiften Jäger s. und Fiſchervoͤlker

bauen entmweber felbft, oder burd ihre Weiber gewiſſe Getreide s Urten, oder genießbare Wurzeln and Früdte, die ihnen neben ben Fiſchen, oder

dem MWildprett zur Speife dienen. in gleiches

- thun mande Nomaden, befonders biejeniger, die ‚wie die Zatarifchen Völker in den sftlihen Pros - pinzen des Europaͤiſchen Rußlandes, ben Winter

über in feften Dörfern wohnen, und nur im Som⸗ mer mit ihren Heerden umher ziehen g),. Eben

daher fielen dieſe Zataren, wie die meiften Ne⸗

ger: Völker in Afrika h), Erndte⸗Feſte an, die eben fo wohl Dank s als Freudenfefte find. Bey ben eigentlichen ackerbauenden Nationen hing nicht bloß die Zeit, fondern auch bie Zahl ber Erndte⸗

Feſte davon ab, ob fie bloß Getreide, oder außer.

bein Getreide auch den Meinftod, den Oehlbaum and andere Fruchtbäume bauten. Ackerbauende Volker, die bloß Getreide und keinen Weinſtock

bauten, harten und haben gewhnlich nur Ein jaͤhr⸗ i li⸗

u: Steller und Georgi II. ce.

g) Georgi's Beldbr. ©. 386. 83, Pallas I L, gr. 918. Rytſchkovl. c. ©, 42.

h) Oldendorp L 33 0.008

——

35% u an rn l .

liches Erndte⸗Feſt tad nach ber vollendeten Ge j

trelde : Erndte gefetert wurde i). Solche Nationen hingegen, die fi) auf den Weinbau, den Oehlbau u. ſ. w. eben fo fehr, ober noch mehr legten, als anf ben Getreites Bau, glaubten ſich verpflichtet,

| den Göttern nicht weniger für die Weinlefe und andere Baumfruͤchte, als für die Getreide-Erndte

su danken. Go feierten die Juden das Erndtefeſt am funfzigſten Tage vom ſechs zehnten des erften Monden angerechnet, und dad Lauberhütten, Feft am Abend des vierzehnten Tages des fiebenten Monden k). - Das Lauberhuͤttenfeſt war bad Dank⸗ feſt für. die Obſt- und Weinleſe. Dieſen beyden Feſten entſprachen die Freuden⸗ und Dank⸗Feſte, welche de Griechen und Roͤmer der Ceres und dem Bakchus zu Ehren feierten )3 welde Sefte in der Folge meiſtens in geheime Fefte, oder in Ges bächtnißfefte übergingen, und daburd) eine ganz ans

en u, GEHE "GE

* EI

dere Richtung erhielten, als fie urſpruͤnglich gehabt |

hatten, . Weniger alt, als die Feier des Neumondes

und des. neuen Jahre, oder die Saturnalien und.

Erndtefeſte, waren alle, ober body die meiften fros

hen Gedaͤchtniß⸗ Fefte, an welchen man fid) bald der

gluͤcklichen Wenebenheiten, bald ber glorreichen u

Thaten von Östtern, Helden, Religions, Stiftern, Heiligen und Vorfahren, oder auch der Wohlthar . ten. mit Freude und Dankbarkeit erinnerte, welche

die i) So die alten Slawen, Anton G. 77 Michaelis Moſ. Recht IV. 141. 1q.

) Holſpin. de feſtis p. aug.

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2336

die lebenden Verehrer ber Goͤtter ſelbſt empfangen hatten. Viele Voͤlker feierten, und feiern noch jetzt die Geburtstage ihrer Goͤtter und Religions⸗ Stifter m). Vielleicht waren bie Geburtsfeſte ber

Götter die Veranlaffung, dag die Menfchen au ihre eigenen und ber Shrigen Geburtstage feierten,

fo wie gewiß bie Feſte ber Heiligen bie Feier ber Nahmenstage veranlaßt haben. Un ähnlichen

Feſten erneuerte man das Andenken glädlidyer, '

ober Iuftiger Vegebenheiten, glorreicher oder wun⸗ dervoller Thaten von Goͤttern, Helden. und Pro: pheten. So bezeugten die Juden an dem Paſcha dem Gotte der Väter ihre Freude und Dankbar⸗

keit darüber, baß er fein Volk mit mächtiger Hand .

aus der Aegyptiſchen Dienftbarkeit errettet hatte m). Unter den Griedyen und Römern waren bie meiften frohen Fefte, nahmentlich die zarnyupsss ber Erſte⸗ ren 0), und die Ludi ber Letzteren, befonbers bie Ludi circenfes p): Megalenies PP) und florales 2. bie

udi

m) Ueber die Meburtskeſte der Legyptiſchen Goͤtter Plutarch. VII. p. 402. Des Geburtsfeſtes, oder

der Gott-⸗Erſcheinung des Apis habe ich fon uns.

“ter Dem Abfchnitt vom Tbierdienſt erwähnt, Ueber das Geburts-Feſt des Viſtnu in Hindoſtan, Ro⸗ gers II. c. 12. Des Tenſio⸗Dai in Japan, Rämpfer I. 223 S.

rn) Michaelis IV, 14r.

0) Diony[. Halicarnafl, V. 520, Iſocr. I. 1. ‘Ho- fpin. 119, 270,

p) Holpin. p, 64. pp) ib: p.245. ' g) Lactant, I, io, Val, Mas, I, 10. $. 8.

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336 - ——

Ludi Saliorum r) et Lupercorum ı Ss), religioͤſe Ge⸗ daͤchtniß⸗ Feſte. Als der juͤngere Caro einft den Spielen der Slora zufah, ſcheute fi) das Roͤ— mifche Voll, die Entblößung der Mimarum zu fordern, welche man mit den Tänzerinnen in Afien vergleihen kann. Go bald Caro durdy feinen Freund Savonins erfuhr, daß er bad Vergnuͤ⸗ gen ber Römer ftöre, entfernte er fih, und kad ganze Römifche Volk klatſchte ihm Beyfall ned. Noch miderfinniger, als die Flora s Spiele der Römer, wenn auch weniger unfittlid, war das Feſt, was man dem „Herkules jährlich in Lindus - feierte, und deffen vornehmfte Feierlichkeit in Fluͤ⸗ chen, ober Verwuͤnſchungen beſtand: zum Anden⸗ ken der Fluͤche, welche ein Bauer wegen zwey ge⸗ raubter Ochſen gegen den Herkules aus geſtoßen hatte 1). Die Mahomedaner haben mancherley Feſte, wenn gleih nit fo viele, als vormahls bie Chriften hatten, an melden fie fi die Aben⸗ theuer, ober die Siege und Wunder ihres Relis gions Stifters und anderer Propheten, und Heiligen zurhdiufen u). Ich bin ungewiß, ob bie beuben Bairams Feſte auch als Gedaͤchtniß⸗ Fefte anzus ſehen ſind x). Die heutigen Perſer feiern an | meh⸗

r) Livius 1. ao. Dionyf. u. 10, Hofpin. p. 183, 8) Hofpin. p. 101.2. 8) Lactant. Inftit Div. 1; c. 2ı, - oo #) Chardin IV. 200 ct ſq p. |

æ) Chardin 1.c. p. 198.199 Ricaut p. 29. Eben ſo ungewiß him ich, ob das Sonnenfelt im:- alten Perſien Athen! X. co, und die Feſte der Sonne

ı Heltopoiik, und der Latona zu Buto, Hero- ‚dor, 11, 63 c. Gedachtniß s Zefte waren,

'

| 337

mehreren Feſten das Andenken der Schoͤpfung der verſchiedenen Theile det Welt, beſonders des Mens ſchengeſchlechts 4). Die Athenienſer veranſtalteten bis auf die ſpaͤteſten Zeiten Freuden⸗ und Dank⸗Feſte an den Tagen, an welchen fie in denZeiten ihres Ruhms und ihrer Größe bie herrlichſten Siege uͤber ihre Feinde, beſonders über tie Feinde ter Griechiſchen Freyheit bey Marathon, Salamin und Platäa - erfodhten hatten 2). Zwar nicht fo berühmt, aber eben fo merkwuͤrdia, als die Siegesfefte der Athe⸗ nienſer, war ein Gedächtnißfeft in Argos. Der Spartanifhde König Bleomenes ſchlug die Ars giver auf’s Haupt, und drang mit feinen fiegret: hen Kriegern bis an bie Mauer, fein Mitfönig Dematarus fo gar bis in die Stadt Argos vor. Die Niederlage der Männer erweckte auf einmahl - den Muth der Frauen. Durch dad Beyſpiel der Dichterin Teleſilla angefeuert, legten die Argive⸗ rinnen Waffen und Ruͤſtungen an, und hielten nicht nur den Rleomenes von ben Mauern ber Stadt ab, ſondern trieben auch den Demaratus

zur Stabt hinaus. Zum Andenken dieſes Siegsess

ſtifteten fie dem Mars ˖ einen Tempel, und zus gleich ein jaͤhrliches Feſt, an welchem bie Weiber maͤnnliche Kleider und Waffen, die Männer weib⸗

liche Gewänder und Schmud trugen, Die übrig

ge

| y Angnetil II. 574. Niebuhrs Reifen IL 49 ©. 2) Plutarch VII. 378. 379. nennt genau die Monds

she und Tage, an welchen dieſe edaͤchtniß⸗ Feſt

begangen wurden, raura 3 wolıs dopragsı, a Unsp army Ivaı Toig Isoic.

2

-

' y

| gebliebenen Urgiverinnen vermählten fi & wicht mit

ihren Knechten, fondern mit ben angefehenften Eins

. wohuern ihres Gebiets. - Um aber diefe neuen

Bürger, und deren männlihe Nachkommen ſtets an ben Adel, der Bürgerinnen von Argos zu er⸗ inneren, machten fie das Gefeß, daß die Braͤute

‘in ber Hochzeitsnacht mit Baͤrten verſchen ſeyn | ‚. folten a). u

Dioiie meiſten Völker glaubten nicht bloß, daß fie ſich an den Freuden⸗ und Dankfeſten allen Ars ten von Vergnuͤgungen uͤberlaſſen koͤnnten, ſondern daß fie ſich denſelben bis zum Uebermaaße übers -

laſſen muͤßten; und ſie hielten daher an Feſten für

gotteöbienftliche Handlungen, was fie zu einer jes . ben ‚anderen Zeit als unerlaubt, oder gar als ents ehrenb verabfchenten. Dian übertrieb die Bezeu⸗ gungen der Freude, wie die der Traurigkeit, theils um

in höheren Naturen deſto eher die Meinung zu ‚erregen, daß die einen und bie anderen recht ernſt⸗ US ſeyen, theilß, weil man uͤberzeugt war, daß

die Götter gleich rohen oder vertorbenen Menſchen an unmaͤßigen finnlicher Genüffen, ober an ben Schaufpielen folder Genuͤſſe Mohlgefallen hätten.

Die Juden feierten -ihr Paſcha durch Opfermähs

ler, durch Geſang, Spiel und Tanz. Selbſt

‚David tanzte vor der Bundeslade, welches ihm Wichpael übel nahm, weil der Tanz von jeher im

Orient ald eine unſchickliche Bewegung ehelofer Leute betrachtet ward-b)., Im -alten Perfien war ,

es Sitte, daß ber, Köniz am Feſte der Soͤnne

nicht

«) Pintarch de Virtut. Muller. VII, p. 10. 11. | . 5) IV, 146-148, Michael. |

| 439 nicht bloß tanzte, ſondern ſich auch berauſchte c). In Sriechenland und Italien hielt nicht bloß das Volk eine allgemeine Berauſchung für einen

weſentlichen Theil der Bakchus, Feſte, fondern ſelbſt die ſtrengeren Weltweiſen, die den unmaͤßi⸗

gen Genuß des Weins als hoͤchſt gefaͤhrlich für

Leib und Seele tadelten, erlaubten denſelben an ben Feſten des Gottes, welchen man als den Ges ber des Weins verehrte d). Meine us werben ſich noch der ſchaͤndlichen Umgaͤnge, Schauſpiele und Caͤrimonien erinnern, die ſewohl an den Fe⸗ ſten des Bakchus, als der Ceres vorgenommen wurden, ‚und von welchen ich in dem Abſchnitte don dem Dienſte des Phallus geredet habe. He— rodot rechnet es den Aeghptiern und Griechen zu einem großen Verdienſt an, daß ſie ſich nicht, wie die meiſten übrigen Voͤlker, gleihh den Thieren in

den Tempeln vermiſchten; und ſich, wenn ſie ihren

Weibern beygewohnt haͤtten, vorher reinigten, be⸗ vor ſie die Tempel der Goͤtter beſuchten. Alle übrige Voͤlker, ſagt Herodot «), glauben, daß es ſich mit den Menſchen, wie mit dem Vieh verhalte, und daß den Menſchen erlaubt ſey, was

"die Bdtter den Vögeln und Thieren gefkatteten.

Diefe pflegten der Liebe in Tempeln und heiligen

Dis

e) Athenae. X, 10, d) Plato p, 415. 525. 564. Edit. Baf. Graec, Un der letzten Stelle heißt es: mıvav de sic nadyy, are aAlkodı wa wear, wÄNv Ey Tag TE Ton eivov dov- roc Jan doprug, ur’ noPalss,

0) 11.64, | 9a

7 - 3 3. oO ! a -.-' 4 j . -

Hainen; und eben deßwegen Könnten die Menſchen ein Gleiches thun. Auch die Aegyptier aber bes gingen das Feft ber Diana zu Bubaſtis mit einer. wilden Schaamlofigfeit und Voͤllerey, welchen man - fi) Bloß deßwegen überließ, weil man wähnte, daß fie von dem Dienfte der Goͤttinn unzertrennlich feyen 5). Die älteren Chriften fahen den Sonn⸗ tag, und bie großen Feſte allerdings als Tage ber Freude und des Danfes an; und fie fafteten das " ber an dieſen Togen nicht, weil. Faften ein Zei; chen ber Buße war. Allein fie Außerten ihre Freu: de und Danfbarkeit nicht du ch unmäßine Schmäufe and Gelage, oder durch fehlüpfrige Taͤnze, Ges - ſaͤnge und Schauſpiele. Vielmehr waren derglei⸗ chen auf das ſtrengſte verboten 6), Dieſe ſtille Feier der Sonntage und Feſttage dauerte nicht lange. Im Gegentheil bemaͤchtigte ſich ſehr bald aller Chriſtlichen Voͤlker des Mittelalters eben die Meinung, die noch jetzt unter den roheren Chriſtlichen Nationen herrſcht: daß man Sonn⸗ tage und Feſttage nicht wuͤrdiglich begehe, wenn man ſich nicht mit allen Arten von ſinnlicher Luſt uͤberfuͤlle 1). Die Spanier und Portugieſen find.

zwar nicht die enthaltfamftrn, aber.gewiß bie ms

ßigſten und nuͤchternſten Völker unfers Erdtheils.

Und diefe Portugiefen und Spanier tanzen. nie

ſchaamloſere Taͤnze, fpielen nie ausgelaffenere :

| 7 Schau⸗

[ ,

f) I. 60, ü \ 4) Polliecia Il. p. 47.

A) Man ſ. meine Vergleich. des Mittelalters in ven Abfchnitten von der, Religion und den Sitten der Voͤlker des Mittelalters: aud) das Leben Ulrichs

‚von Hutten an vielen Stellen.

—*

um—— —— --

34 ,,

Schauſpiele, halten ale ummäßigere Schmäuf e und Trinkgelage, als gerade an Sonntagen und

Sefttagen, befonders an ben Feten ihrer Heiligen; und zwar find bie Kirchen meiftens bie Schaupläge dieſer Tänze, Schaufpiele und Schmaͤuſe i). Die befehrten Indianer ahmen den Alts Chriften in feinem anderen Stüde fo treulih nah, ale in

der Feier ber Feſttage. Ulloa erzählt k), daß.

die Indianer in Quito oft ſechs Wochen hinter

einander vom Morgen bis an den Abend burd

- die Straßen tanzen, und daß fie nicht cher zu

faufen aufhören, als bis alle Worräthe, alles Geld, ja felbft aller Credit gänzlich erfhöpft. find. Die Griechiſchen Chriften halten fih zu ähnlichen Ausſchweifungen an den großen Feflen berechtigt,

‚ober vielmehr verpflichtet. Die eigentlichen Ortes _ chen betrinfen fih nicht bloß-an ihren Feſten, felbft

an dem Worabende bes. Öfterfeftes, unb am heis ligen Grabe zu Serufalem, fondern treiben auch unfäglihen Muthwillen, prügeln, ja morben eins

ander fo gar in Unfällen Yon fanatifher Wuth N).

Die Diingrelier erflären das Schweinefleiſch⸗ Effeu und‘ Meintrinken für bie einzigen ſicheren Kenn⸗

“zeichen des Chriftenthums m). Selbſt ein Kas

tbolifo oder Patriarch in Georgien fagte zu. einem Vorgefeßten der Capuziner, daß Einer, der fih

an den großen Feſten beſonkers an Oſtern und

u Piing⸗

u) uuoas Nachr. I. g6. 026. 25% 508, sg. Dam- | pior I. 165. Barbinais Ill. 193. 207.

| k) , c c 3) Haffelqui ©. 63. 15% Mariti I: 243. m) Zampi in Voy, au Nord VII, 275, 274.

dere Unfälle ihr. Leben ein, wenn fie im Rauſche

342

Pfliugſten, nicht ganz vollſaufe, kein achter Chriſt

fey, und excommunicirt zu werden verdiene n).

Die gemeinen Ruffen, vorzüglich die Sibiriſchen

Ruſſen, thun ed im Saufen, Yuren und anderen Rügellofigkeiten, denen fie fih an den großen und fleinen Feſten überlaffen, allen ihren Glaubendges noſſen zuvor. Alte Deutſche Reiſende, welche

Sibirien in den beyden letzten Menſchenaltern ber

ſuchten, ſchilderten die Voͤllerey der Sibiriſchen Ruſſen an ihren Feſten als ein anſteckendes hitziges Fieber, von welchem alle Staͤnde, Geſchlechter und Alter ergriffen würden, und in welchem fie Tage

.: und Moden lang zu rafen fortführen. - Diefe

Krankheit, fagt ber ältere Bmelin ; bricht ſchon

aam zweyten und dritten Chriſttage aus, und bauert in gleicher Stärke bis zum Feſte der heiligen drey

Koͤnige fort 0).. Es iſt aͤußerſt felten, in diefer

ganzen Seit einen nüchternen Menſchen zu fehen:

und. nor) feltener , irgend einen Handwerksmann zu ir gend einer Arbeit zu bringen. Man trinkt nicht etwa ben Abend, oder die Nacht, ſondern man ift den ganzen Tag über befoffen. . Diefels

bige Saufwuth äußert fi wieder in der Woche

vor ben Hierzigtägigen Saften, in der Ofterzeit, in den Pfingften und an den Heiligen: Tagen. Man

. begnügt ſich nicht damit, an den Feſten felbft zu

faufen. Man geht, wie man in Sibirien zu fas gen pflegt, _den Heiligen entgegen, und begleitet . fie auch wieder. Männer und Weiber faufen fich häufig zu Tode, ober bügen durch Kälte und ans

bins

rn) Chardin. 1. 174. 0) 1. 148. II. 172 J Georgi 1, su

0.0.0038

| hingefallen und legen geblieben. find. Wem die

Jakuten und andere Sibiriſche Heiden ſich an ih⸗

ren Feften auch eben fo. von Sinnen faufen, als

die Ruſſen p)y fo halten fie wenigſtens nicht fo.

viele Sauffefte, als dieſe. Die einzigen Voͤlker, welche vieleicht felbft noch die Sibiriſchen Muffen

im Trinken an ihren Feſten übertreffen, find bie

Milden, fo wohl im nörbliden, als im fünlichen

America. Die Chilienfer unternehmen nichts, ohne vorher eine Feſtlichkeit, oder ein Feſt anzuftellen.

Diefe Feſte beſtehen vorzuͤglich in Singen, Tan⸗

zen. und Saufen. Ein jeder bringt mit, was er

an Chica, oder Wein vorraͤthig hat. Man geht

nicht eher aus einander, als bis alles verzehrt

iſt; und dieß dauert bisweilen zehn bis 14 Tage. Wer beraufcht niederfällt, Liegt fo lange in feinem Unrath, bis er den Rauſch ausgefchlafen hat, fängt

dann gleich wieder an zu trinken, und läßt ſich mes

der durch die heftiaften Megen, noch andere Veräns derungen ber Witterung irre machen. Nicht We⸗ nige bleiben als Opfer ihrer Unmaͤßigkeit auf dem

Platze 4). Dieſelbigen Graͤuel erzählen andere

Reiſende von den Caraiben 7), und von faſt allen Nord-Americaniſchen Wilden, unter welchen ber

Brantewein , oder wie fie-fagen, das Feuer Wafs-

fer nicht weniger Verrheerungen angerichtet hat, und Immerfort anrichtet, als die Blattern, die

7) Gmelin 11, 365. | 4) Fresier p. 115 116. D’autres ſ ’enyvrent d’une

telle force, et pendant tant de jours de fuite, _

u’ils en crevent, ainfi qu’il arriva à laleie. dont je parle, ete.

#) Du Tetre ei 587. Labat VI. 216,

En

EEE

"+ Ahnen don ben Europäern mitgetheife worden fi NY Ä

un noch mitgetheilt werden.

Alle Voͤlker beugten ſich vor den Göttern, und

5 derföhnten bie Götter eben fo früh, als fie dieſel⸗

ben zu gewinnen fuchten‘, und eben daher waren bie

älteften unter ben beſtimmten Buß: ober Verſoͤh⸗

sungsfeften, und Todtenfeften nicht weniger alt, als die beſtimmten frohen Feſte. Ungeachtet man hoͤhere Naturen auch durch Faſten, Enthaltungen,

nud Buͤßungen zu verſoͤhnen hofte; fo kann man doch Buß⸗ und Verſoͤhnungsfeſte unterſcheiden.

Bußfeſte waren traurige Feſte, an welchen man

die Gottheit allein, oder vorzuͤglich durch Faſten,

Enthaltungen, und andere Selbft : Peinigungen

verſoͤhnen, und ſich dadurch von der Schuld feiner

Mergehungen befreyen wollte. Ich habe nicht nös thig, hier von folden Bußfeſten befonders zu re⸗

ben, da das Wichtigſte, was id, davon zu fagen

hatte,. in den Unterfuchungen über Faſten, Ent⸗

. haltungen, und andere Creußigungen vorgekommen

it. Man verföhnte aber die zärnenden Götter, und abgefchtebenen Seelen nicht bloß durch Buͤßun⸗

gen, fondern aud durch Gaben und Opfer, burd

Sıhmäufe, Schaufpiele, Tanz, und Geſang,

welche man alle als Eräftige Mittel anfah, die,

Goͤrter, wie die Menſchen, zu erheiteru, ober ihr sen Unmuth zu zerfireuen. Aus biefem Grunde gefhah es, daß viele Werföhnungss und Tobtens feſte entweber ganz fröhliche, - ober doch eben fo

wohl fröhlihe, als traurige Feſt⸗ waren. Die Americaniſchen Wilden ſchreiben Krankheiten, mie

andere Unfälle, dem Zorne ber Manitus zu. Um-

biefen Bon, und bie Wirkung dieſes Zoruas abzu⸗ | 7 weis

|

en se 55— 575 57 2

l 1

wenden, ſtellen Kranke häufig Spielfeſte an, is ber Meinung, daß die Manitus dadurch werden erfreut, und ben Kranken zu fchaben aufhören wer⸗

ben 5). Go oft unter den Griedden, und Römern

gefährlihe Seuchen ausbrachen, wogegen alle menfhliche Qülfe zu ſchwach war, oder ſich hinters

einander viele traurige Vorbedeutungen eräugneten;

fo brachten beyde Voͤlker entweder reiche Gaben und Opfer, ober fie verordneten Lectifternta und Schauſpielet). Gelbft die Griechen und Römer boften, daß Spiele und Tänze bie Goͤtter um befto eher; befänftigen wuͤrden, je poſſenhafter die Einen, und je üppiger die Underen ſeyen. Arnobius fragte daher mit Recht: warum habt ihr die Spies

Ie der Stora, die Megalenfifchen und andere Spies

le, die von den Ödttern ihre Nahmen haben, eins

geführt? Weil, antwortetihr, die Ghtter eben . . fo fehr dadurch ergößt, als geehrt werben, und

alle

-$) Charlevoix Journal p. 362.

e) Sch führe nur folgende Stellen bes Livius an: VIE «©: Es quum vis.morbi, nec humanis ennhliid nec ope divina leyaretur, victis ſuper-

- Ritione enimis, ludi quoque [cenici, nova res bellicofo populo - - inter alia coeleflis irae pla-

camin« inftituti dicuntur... Lib, 21. c. 65, Ro-

mae "aut eirca urbem multä ea hyeme prodi-

gi facta - - - jam primum omnium urbs Iu-

rata eſt, hofliaegue majores, quibus editum .

eft, diis caelse, et donum ex auri pondo qua- draginta Lanuyiom ad Junonis, portatum ef... -

et lectifternium Caere - - imperatum; et fuppli- ,

catio fortunae in Algido: Romae quoque et leetiſternium Juventuti, et fapplicatio ad aedem Herculis; nominatim deinde univerfo populo,

«irca omnia phlvinaria indicta, etc, 5 .

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"SI nie Du

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u —— alle Reſte des Zorns, welche fie gegen bie Men⸗ fchen noch haben mögen, ablegen u). Wird, ers wibert Arnobius, Jupiter defwegen aufhören, zu zuͤrnen, wenn ber Amphytruo bed Plautus aufgeführt, und.er felbft dem Wolke als ein Ges genftand bed Gelaͤchters, und Abſcheus dargeſtellt wird? oder wenn man feine Abentheuer mit ber Leda, ber Europa, ber Diana und dem Bas nymedes in fhaamlofen pantomifchen Tänzen und Schaufpielen wieberhohlt x)? Gerade fo, wie Ä man bie übrigen Götter verföhnte, verföhnte man j andy bie abgefchiebeuen Seelen an den Gedaͤchtniß⸗ | Tagen des Todes verſtorbener Anverwandten, und daraus ſchloß Varro ſehr richtig, dag man alle . Marxres für Götter halte y). - Die öffentlichen Soelenfeſte ber Römer waren entweder traurig, | ober gehörten wenigftend zu den unglücklichen Ta⸗ gen,. von welchen ich bald nachher reden werde, An den fogenannten Lemuribus, bie in den May

fies.

a) VII. 33. Honorantur, inguit, hisdii, et& quas ab hominibus eontinent offenfonum me- morias illataıım, abjleiunt, ekeludunt, red. duntgue fe nobis redintegrata familisritate fau- tores. tr DE BE

x) Ponit animus Jupiter, ſi Amphytruo fuerit "actus, pronuntiatusque Plautinus? aut ſi Eu- ropa, fi Leda, Ganymedes fuerit [altgtus, aut

Danae, motum compelcit irarum ?

y) Auguſt de Civit, DeiV!Il.o6e, ' Omitto, quod : - Varro dicit, omnes ab eis mortuos exiflimari Manes deos, et probat per ea facra, quae om- . aibus fere mortuis exhibentur, ubi et ludos ceommemorat funebies, tanquam hoe fit maxi- mum divinitatis judieium, quod non foleant

- Wudi, nif numinibus celebrari,

tn 35 347 fielen, fanden die Hausvaͤter um Mitternacht auf, ohne bie, Füße zu bedecken, wuſchen die Hände mit frifhem Brunnenwoſſer ab, und offenburten ihre Gegenwart durch Schneller, melde fie mit dem Daumen, und den beyden Vorderfingern machten, Sie gaben hörbare Zeihen, um nicht unverſehens auf Einen der umhergehenden Schatten zu floßen, und dieſen dadurch gu beleidigen. Mad) den ers waͤhnten Vorbereitungen warfen fie ſchwarze Boh⸗ nen hinter fi, und fugten dabey neunmahl, dag fie mit. diefen Bohnen ſich felbfi,. und die Ihrigen gleichfam auslösten, .oder freykauften. Go balı "der Bohnen: Wurf gefchehen. war, wufch man fi) abermahls, ſchlug auf eherne Becken, und bat bie Lemures, daß fie nun das Haus räumen mödhten.. Un den drey Tagen, an welchen man die Lemuria feierte; wurden feine Tempel geöffuet, fo wie in dem ganzen Monat Diay Feine Ehen vollzogen z), weil man fürdytete, daß die unherwandelnden Dias ned alles beflecken moͤchten. Das Eröffnen. der Tempel, und die Feier von Hochzeiten waren auch "an den feralibus verboten, die in ben eilf legten

Tagen bes Februard begangen wurden. Während

diefer Serlenfefte brachte man die fogenannten Si- licernia, ober Trankopfer auf. bie Gräber, _ die. meiftend. aus Honig, Wein und Milch beſtanden a).

Noch unglüclider, als die-Lemuria und Fera-

" Jia, waren die drey Tage int Fahre, afı welchen die Römer glaubten, oder fagten, daß die Unter - welt offen ſtehe 5). Während dieſer drey Tage | . E mas 2) Hofpinian, p. 166. 167. | a) ib. p. 106. 107.

b) Mundum patere. Macrobii Satorn. j. c 19, .Hofpin, p, 220, - . N

4

ET |

waren nicht bloß bie Tempel verſchloſſen, "und bie Heirathen verboten, fondern man wagte auch nicht, bie Jugend zum Kriege aufjubieten,. ober Heere

gegen ben Feind und in die Schlacht zu führen,

nicht einmahl eine Schifffahrt anzutreten c).

WVon den traurigen Gedäaͤchtnißfeſten gilt fo . wohl das, was ih von ben frohen Feften Diefer. Art, ald von manchen Zobtenfeften bemerkt habe.

..: Sie waren alle, ober doch nieiftend jünger, ale

die Bußs ober Verföhnungsfefte, und Tobtenfefte; und. waren häufig ans Freude und Leid, aus Murhs willen und Wehllagen gemifcht. . Die Myſterien, deren Einrichtung ich befdnders unterſuchen wirde, - waren. indgefammt traurige, ober gemifchte Ges . daͤchtnißfeſte. Unter. den großen Feften der Aegyp⸗ Her war Eind, das Feft der Iſis zu Bufiris, ein trauriges Gebaͤchtniß⸗Feſt, und ein anderes, bag | des Wars zu Papremis, ein Feſt gemifchter Na⸗ tur 4), Un dem Fefte der Iſis würden viele Myriaden don Männern, und Weibern gegeiflelt. . Hetodot hielt ed für unrecht, zu fagen, um wef: fentwillen biefed gefchehe. An dem Feſte des Mars führte ein Theil der Prieſter die Statuͤe des Got⸗ tes, die ben Tag vorher aus bem Tempel an eis nen anderen heiligen Ort gebracht worben war, 0 wie:

e) Macrob, 1. c. Unde Varro ita ſeribit: Mundug cum patet, deoram trifium atque inferum quali janua patet, propteres non modo prae- lium Commjtii, verum etiam delectum rei mi- Jitaris caula habere, ae militem profieilei, na- vem folvere, uxorem liberum quserendorum

cauſa ducere, religiolum ef, ete.

d) 11. 61-64. Herodot,

DE En. DE —5 Du

| 329

wiederum dem Zempã zu. Andere Prieſter, mit Knitteln bewaffnet, ſtanden am Eingange des

Tempels, um dem Gott den Zutritt zu verwehren.

Es erhob ſich eine Schlaͤgerey zwiſchen den beyden

Parteyen von Prieſtern. Diejenigen Prieſter,

die den Gott wieder in ſeinen Tempel einſetzen woll⸗ ten, erhielten beſtaͤndig eine Verſtaͤrkung von meh⸗ reren Hunderten von Maͤnnern, die zu dieſem Dienſte beſtellt wurden, und erfochten alſo auch be⸗

ſtaͤndig den Sieg. Bey bieſer Schlaͤgerey wurden Manche ſehr ſchwer verwundet, wie es hieß, fo.

ſchwer verwundet, daß ſie an den Folgen ihrer Wunden ſtarben, wiewehl die Aegyptier dieſes nicht zugeben wollten. Die Prieſterſchlacht ward jaͤhrlich zum Andenken eines gewaltthaͤtigen Uns griffs wiederhohlt, den Maro auf die Keuſchheit

feiner Mutter gemacht, und den die Diener der

Mutter zwar eine Zeitlang abgewehrt, aber doch zuletzt nicht hatten hindern koͤnnen. Die Adonia,

wie man ſie in Phoͤnicien, Aegypten, Italien, und Griechenland feierte, waren bald durchaus

traurige, bald gemiſchte Feſte ey: Im erſten Falle ber meinten die Weiber den Tod des fchönen Lieblings

der Venus, und gaben ihr Beyleid badurd zu ex⸗ |

Tennen, daß fie ſich ſelbſt verwundeten, und fo ger ihre Haupthaar abſchnitten. Diefe legte Verun— ftaltung konnten die Schönen in Byblos dadurch

. abwenden, daß fie Einen Zag lang ihre Reiße im

Tempel der Goͤttinn feil boten, und den Preis ihn

rer Gunft: Bezeuaungen in den Seckel des Tem⸗

pels legten, In Byblos wehklagte man zwar auch Einen Tag über den Tod des Adonis; allein

am zweyten Tage feierte man mit lautem Zubel die Miles -

e) De dea Syria in Lucian, Operiban IL, 45% Holpinlan. 188. 189. -

4

4—

ET Ze

Wiedererweckung dei ſchöuen Junglinge. Den Feſten des Adonis waren diejenigen ſehr aͤhnlich, welche bie Verehrer der Rhea, ober ber Dea Na: ter zum Andenken des ſchoͤnen Attis begingen F). Eins der beruͤhmteſten Gedaͤchtnißfeſte des Alter⸗ thums war das Feſt der Hydrophorie, an welchem diele Myriaden von Pilgrimmen Waſſer in Kruͤ⸗ gen aus bem mittellänbifhen: Meere hoblten, und dieß Waffer in. den Zempel ber Denus, ober. Juno zu Dierapolis, ‚ober vielmehr in einen - Schlund goffen, der ſich unter dem Tempel befand. Dig Waffertragen gefchah entweder zum Andenken der Suͤndfluth, oder zum Andenken eined großen Erdfalls, der alle Gewaͤſſer der ganzen Gegend zu verſchlingen drohte g). Sn Athen gab es kein traurigeres Gedaͤchtnißfeſt, als die der Minerva, geweihten "Auvdzpie. Außer ben geheimen Feier⸗ Tichleiten, bie an dieſem Feſte vorgenommen wur⸗ den, bedeckte man die Statuͤe der Goͤttinn, und zog ihr ihren ganzen Schmuck ab k). Alcibia⸗ des kehrte nach feiner Verbannung gerade an Dies ſem Fefte zuruͤck, und hieraus nahm bad Athe⸗ nienſiſche Volk die’ traurige Vorbedeutung, daß ‚bie Schutzgoͤttinn ber Stadt die Ruͤckkehr des Ber: bannten nicht gern gefehen habe: Zu den traus- rigen Gebähtvißfeften ber Ehriften und Mahome⸗ daner gehören außer ber Feier der Leiden des Hei: landes alle die Tage und Zeiten, bie dem Anden⸗ Een der Leiden der Märtyrer beyder Religionen ges

. wids

f) De dea Syria l. e. 461 p. e&) 1. e. p. 459. %) II, Ju. Plutarch,

| 2 351 wibmet waren, ober noch gewidmet find. Unter den Gedaͤchtnißfeſten von Märtyrern wurden und werben Feine mit einem foldyen Pompe, und mit einer ſolchen Innigkeit begangen, als bie Feſte des Hoſſein und Haſſein von den Schiiten in Per⸗ ſien, Hindoſtan u. ſ. w. begangen werden i). Bey⸗ de. Märtyrer waren Söhne bes Ali und ber Fat⸗ me; einer Tochter von. Mahomet, und blieben in einer Schlaht, weldyeihnen Nezid, Chalif von Damascus, bey Keibela, nicht weit vom alten Babylon, lieferte. Das Feſt des Hoſſein und ' Haſſein dauert zehn Tage, und macht immer den’ Anfang bed Mahomedanifhen Tahgs. Während diefer ganzen Zeit fcheeren bie Schliten weber ihren Baart, noch ihren Kopf, nehmen feine Baͤder, und geben entweder, die Schaamtheile ausgenom:

‚men, ‘gang macht, ober tragen wenigſtens bunkels

farbige Kleider. Die Vornehmen feiern das. Felt durch das Hören von ‚heiligen Reden, und das Lefen von heiligen Schriften, in welchen die letz⸗ ten Thaten und Leiben ber Märtyrer vorgetragen

‚werben. . Der große Haufe hingegen ftellt bie

Thaten und Leiden der Märtyrer in öffentlihen

Umgaͤngen, ober an Öffentlichen Plägen dramatiſch

vor. Die Schaufpieler fowohl, als bie Zufchauer, weinen bey den Meden und Gcenen, welche bie geiden der Märtyrer verfinnlichen, fo bitterlich, beulen und fchreien fo jämmerlich, zerraufen und . verwunden ſich fo graͤßlich, ahmen endlich die Zer:

fleifhungen und Todesangft des Koffein und Hafe ‚fein mit einer fo ſcheußlichen Natürlichkeit. nach,

daß

P) Man fs befonderd Chardin II, 244 - 250. Nie⸗ buhrs Reifen IL. 199 ©. 5

. -

352 72 ur

daß die rubtgſten Beobachter baburd erſchuͤttert wurden H).

Den frohen und traurigen Gerachtrißleſten

waren bie gluͤcklichen und ungluͤcklichen Tage ähns

lich, dergleihen man unter allen Völkern annahm, oder noch annimmt. Man that diefes zuerſt deß⸗

wegen, weil man aud mehreren glücklichen oder

unglücklichen Begebenheiten, die an geiwiffen Tagen vorgefallen waren, den Schluß zog, baf die Goͤt⸗

ter an ſolchen Tagen Vorzüglich gnaͤdig, uber uns

gnaͤdig feyen, und daß fie eben deßwegen die Un:

ternehmungen ber Mienfchen mehr, als fonft, bes guͤnſtigten, ober vereitelten. An den unglüdlis

chen, oder wie die Römer auch fagten, an ben

ſchwarzen Tagen enthielten fich dieſe fo wohl, als die Griechen, von allen Öffentlichen und haͤusli⸗ ‘den, gottes dienſtlichen und ‚profanen Handlungen,

4

denen fie einen auten Ausgang wuͤnſchten ). Man .

opferte alſo nicht allein nicht, ſondern man ſprach nicht

k) Chardin L. c. p. 244. 45 Je n'aurois jamals cru la douleur, que le peuple fait parötre, Elle et inconcevable, Ilse fe battent la poitrine: ils font des cris, et des hurlemens, les femmes fur tout, ſe dechirent, 'et pleurant ä chaudes Jarmes. - - On en trouve d’autres; - tirant la langne comme des gens pames, failant des poftures, et des contorkons de delſeſperés.

)) Was amo@padss Jusos feyen, erklaͤrt Lucien ſehr gut in Pfendologifta oper. T. III. p. 172. eray ‚nqre 1 apa xoyuærdus unre u0aywyı= um dınsı Bo, unyræ Ta ispa ispspyyrai, und

ÖAwg TI TOV misiwy Telyraı, «Urn nuodpac Tuspk. Man vergleiche hiermit Macrobii Saturn, I. c. 16.

niht einmahl ben Mahmen: von Göttern aus. Man heirathete nicht allein nicht, ſondern mar wagte auch nicht einmahl, den DBerftorbenen zu parentiren, weil man in den Lobreden auf Verftors bene bed "Jupiter und "Janus erwähnen muſte m). In allen Kriegen, wo die Roͤmer der angreifende Theil waren, und die Wahl bed Kampfes hats

ten, durften ‚fie an fchwarzen Tagen Eein Treffen -

eingehen. Allein in Vertheidigungss Kriegen liefen fie ſich felbft nicht dur ſchwarze Zage abhalten, ihre eigene und ihred Reiches Wohlfahrt mannhaft zu [hüßenn). Die Römer hielten alle fo genannte Dies poftridianos, das heißt, alle Zage, bie ‚unmittelbar auf die Kalendas, Nonas und idus folgten, für ſchwarze Tage, weil fie an foldyen Tagen häufig unglücdlic im Kriege gewefen was ren o). Faſt eben fo ungluͤcklich ſchien ihnen

jeder vierte Tag vor den Calendis, Nonis und

idibus, denn an einem folchen Tage hatten fie bie

große. Niederlage bey. Cannaͤ erlitten p), Ders.

gebens fuchte Doulanger g) barzuthun, daß man ale unglücliche Tage bloß deßwegen ald unglüds En

m) Maerob. 1,c. quia tunc quoque Janum Jovem- que praefari necelle eſt, quos nominari atro die non oportet,

n) At cum exciperent bellumg nullum obfitiffe

diem, quo minus vel [alutem ſuam, vel publ-

cam deienderent djgnitatem, 1, c. 0) ib, j ») ib.

g) 1. 301

s +‘ regen Mn

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Ne a

lich angefehen habe, weil fie Gedaͤchtnigtage der Suͤndfluth geweſen ſeyen. Allein darin hatte

dieſer Schriftſteller Recht, wenn er behauptete, daß man im Ganzen den Tag für gluͤcklicher, als "die Nacht, den Miorgen für gluͤcklicher, als dem

Abend, ‚die erſten Zage eines Monden, oder Jahre, oder Cykels für glücklicher, als die legten gehul: ten habe: wiewohl die Spartaner nie mit zuneh⸗ menbem Monde, fondern erft nad) dem Vollmoude in den Krieg zogen r).

Die zweyte Haupturſache der Eintheilung der Tage und Stunden in gluͤckliche und nugluͤckliche, oder wie auch die Perſer ſagen, in weiſſe und ſchwarze, Liegt iu dem Wahn, daß die Schickſale und Handlungen der Menfchen von den Stelluns gen und Bewegungen ber himmlifchen Coͤrper ab: bangen, und daß biefe bald günftig, bald ungüns ſtig ſeyen. Dieſer Wahn herrſcht noch jetzt unter allen großen Völkern des Orients eben fo maͤch⸗ tig, als er vor Jahrtauſenden herrſchte; und eben deßwegen thun bie Araber und Perſer s); die Hin⸗ dus und Seylanefen 3), die Siamefen und Tunis nefen #), bie Thibetaner und Calmyken x) nichts,

was

r) Boulanger III: 198. 197. »7s. Herodo: v1. 106, Die Schottlander naltch, den 14. May für unglüds lich, Pennant’s Hebr. II. 47. und die Wallachen

den Dienſtag. Ollervaz. intorno la Valachia P 37

s) Nie buhro Beſchr. von Arabien, ©. 129. Char- din I . 24%, 43.

£) Bernier I. 212, Rogers 1. 14. 15 €, Mariny

- P 168. w Mariny 1. c, Loubere I, coı.

3) Pallas Beyty5. 1. 2i6. Deflen Reifen I. 353. 354-

-

355

was bon einiger Vedentung ift, ohne vorher Sterns deuten, ober die Wahrfagungen von Sternbeutern

zu Rath gezogen zu haben. Es entfteht nothmwens .

dig ſchon ein unfäglidder Schade daher, daß man über den Fragen und Antworten ber Sternbeuter fehr

oft die glüclichften Zeiten zum Handeln verliert,

und baf man ben Ausgang feiner Unternehmuns gen nicht Yon feiner Klugheit, feiner Thätigkeit, feinem Muthe, fondern von den Geſtirnen erwars

‚tet. © Diefer Schade wird um deſto größer, wenn

die Hälfte, oder gar der größere Theil des Jahre aus ungluͤcklichen Tagen befteht, wie in Thibet y) und Madagascar 2). Der erwähnte Schade ifl aber nicht die. einzige traurige Folge bed Glau⸗

bens an Sterndeuterey, Wenn Menſchen, die

bem aftrologifhen Aberglauben ergeben find, zu fürdjten anfangen, daß unternommene Handkun⸗

gen in unglüdlidhen Stunden ausgeübt worden, oder daß fonft frohe Eräugniffe in unglüdlichen

Stunden begegnet feyen, fo fuchen fie die einen und die anderen, fo viel an ihnen ift, ungefchehen

zu madhen. In Tunkin trennt man Chen, wenn

es ſich ergibt, daß Eheleute unter feinbfeligen Ges flienen gebohren worden a). In Ceylon und Mas bagascar töbtet man, ober feßt man neugebohrne

- Kinder aud, von welchen Sterndeuter verfichern,

daß fie in unglaͤcklichen Stunden das Licht der Welt erblickt haben b). d Die

y) Pallas L, c. 2) Flacourt p. 92. Pages II. 06. 4) Mariny l,c.

5) ib, et F lacourt 1. €,

33

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= Dun wi... 0}

36 7 2.0 u

Die Römer und viele andere Völker fahen Ruhetage, an melden man ſich bon’ feinen ges

woͤhnlichen Arbeiten enthält, als Feſte an c),

und bie Mömer verordneten daher unter 'anderen Verföhnungsmitteln ber Götter auch Ruhetage. Der Dpferfönig und die Flamines in Rom durften an Ruhetagen nidt allein felbft nicht arbeiten, fondern audy nicht einmahl arbeiten fehen. Die Ruhetage oder Ferien wurden daher in Rom oͤf⸗ fentlich angekuͤndigt. Wer ohne Abficht einen Rus hetag brach, oder wie die Römer fagten, befleckte,

- ward geftraft, und muſte feine Schuld übertem

durch das Opfer eines Schweine abkaufen. Der abſichtliche Bruch eines Ruhetages Eonnte nad) der

Meinung eines Pontifex Scävola gar-nicht aus⸗ geſoͤhnt werden d). Andere Rechtsgelehrte hin⸗

gegen, und unter dieſen ſelbſt ein Scaͤwola, bes haupteten, daß man an Muhetagen alled thun koͤnne, deffen Unterlaffung Schaden hervorbringen

\

würde e). Es ſey alfo fein Bruch der Ferien,

wenn man einen Ochſen, ber in eine Grube ges fallen, herausziehe, oder ein Haus, das umzu—

ſtuͤrzen drohe, Füße Die Kalendae und idus

ge⸗

.c),Macrob. Saturn, I, c. ı6, feſtis inlunt ſacrificia, epulae, ludi, feriae, Sacra celebritas eſt, vel cum l[acrificia diie offeruntur, vel cum dies di- vinis epulationibus celebratur,- vel cum ludi in honorem aguntur deorum, vel cum feriae

' oblervantur, |

d) Macrobius I, c. 16. Qui talibus diebus-impru- -

dens aliquid egillet, porco piaculum dare de- bere: prudentem expiare non pofle Scaevola “pontifex afirmabat, e) l.c. quod praetermillum nocet,

.

- = 357 gehörten zu den fiehenden Muhetagen f), unb deß⸗ wegen burfte man an biefen „Lagen Feine jungs frau, wohl aber Witwen heirathen, weil ber erfte Benfhlaf mit einer Jungfrau entweder als eine Arbeit, ober als eine Gemaltthätigfeit angefehen wurde, dergleichen man an Ruhetagen nicht außs üben bürfe g). Im älteren Zeiten gehörten bie nundinae auh zu ben Ferien h), Die Lex Hortenfia. hingegen verordnete, daß die Sanbleute, die an diefen Tagen nay Rom kaͤmen, nicht bloß. Faufen und verkaufen, fondern auch bey dem Praͤ⸗ tor Mecht fuchen könnten. Schon Numa i) theilte bie Tage in fees, profeftos und intercifos ab, Die erfteren waren den Göttern, die anderen den Angelegenheiten des menſchlichen Lebens, und bie dritten zum Theil den Göttern, ‚zum Theil ben Menſchen gewidmet. An den diebus intercifis war ed in gewiſſen Stunden erlaubt, Recht zu fprechen und zu ſuchen: in anderen nich. Man Fonnte ed nicht in der Zeit, wo ein DOpferthier. _ geſchlachtet und verbrannt wurde. Man Eonnte es | in

f) Feriae ftativae.

8) I. ı5. Macrob, Hi autem dies praeter no- nas feriati ſunt. Feriis augem vim cuiquam fieri, piaculare el, Ideo tunc vitanter nuptiae, in quibus vis virginibus fieri videtur. Sed Verrium Flaccum juris pontificii peritifimum _

dicere folitum refert Varrq, quia feriis veteres -

foſſas tergere liceret, novas facere jus non ellet; idee magis viduis, quam virginibus idoneas effe ferias ad nubendum,

| h) I, 16, Macrob, j )1c.

358 |

in der Zeit, die zwiſchen dem Schlachten und Ver⸗ brennen verfloß, kK). Den diebus ipterciſis glis den bie drey hohen, oder fiebentägigen Fefle der Suden, und bie berühmteften Wallfahrts s Tefte der meiſten Völker. Un dem Pafcha :, dem Erndtes und tauberhütten „Feſte der Tuben waren

bloß ber erfte und Ießte Tag Gabbarhe, und zwar

Feſt⸗ Sabbathe, an welchen : man zwar keine gewöhnliche Arbeiten, wohl aber die zur Berei⸗ tung der Speiſen nöthigen Verrichtungen vornehs men Fonnte )). An den fünf übrigen Tagen was sen Arbeiten, wenigſtens Handel und Wandel nit verboten. ° Auf diefelbige Art verhält es ‚fi mit ben Wollfahrts s Feften in Mecca, und an anderen Önaben: Dertern der Mahomedaner, und. felbft der Chriften: weßwegen folde Walls fahrtöfefte von. jeher ald bie reihfien Meffen be: trachtet wurden m). Unter den Negern in Güis —nea iſt gemöhnlich der dritte Tag der Woche Ruhe⸗ tag n), anftatt daß die Parfen gleih ben Mas homedanern ben Freytag ſowohl zur Ruhe, ale zu gottesdienſtlichen Handlungen beſtimmen 0).

So

A) L. c. Cum hofia . eseditur, fari nefas et: inter caela et porrecta fari licet: rurlus, cum ado- letur, non licet,

5 Mid. Mof. Recht. IV. 142 uf. ©, . m) Chardin IV, 176 et (q, pP.

n) de Bry VI, so cc,

0) Chardia II. 183 p.

359

So wie man bie Ruhetage zu den Feſten zählen kann, fo bie bürgerlichen Kefte zu ben Rus hetagen. Bürgerliche Fefte find ſolche Tage, a welden man fi aus Froude über gegenwärtige,

odaer vergangene glückliche "Begebenheiten von feis nen gewöhnlichen Arbeiten enthält, ohne zu gete - tesdienftlichen Kanblungen verpflichtet zu ſeyn, ober dergleichen auszuuͤben p). Die Römer unter» fchieben Volks, Tefte, Familien s Zefte und per» fönliche Feſte oder Ruhetage g). Auf gleiche Art- Tonnen auch bie bürgerlichen Feſte abgetheilt: wers

den. Solche bürgerliche Feſte waren tin Alter thum das Gedaͤchtniß⸗Feſt des Sturzes ber Dias gier unter. den Perfern vr), an welchem ſich bie Magier forgfälttg zu Haufe halten mußten, und. ‚in Hindoſtan das jährlihe Feſt, an weldem ber Kaifer gewogen wurde s). Eben dergleichen ſind ‚jest das Nil⸗Feſt in Aegypten 8)2 bas Mofens re iu Peaſte u): ba6 Neujahrs/ Feſt der Ma⸗

ho⸗

7 Die Roͤmer unterſchieden ferias und dies ſollem- nes, Macrob, I. c. 16, Quod autem:nundinas ‚ferias dixi,. poteſt argui: quia Titius de feriie feribens nunSinarum dies non inter ferias retu- lit, fed tantum folemnes vocavit. Die bürgerlichen Feſte find Ruhetage, aber nicht alle Ruhetage koͤnnen buͤrgerliche Feſte genannt werden weil eini⸗ ge Ruhetage traurig ſind.

) Maerob, l. o. zer SE

#) Herod. IH,.79. | |

s) Bernier II, p. 56.

„© Mallet 9.78. Haſſelquiſt ©. ga. u) della Valle III, A, BE Ze \

360 ., bomedaner x), bie Gedaͤchtniß⸗ Feſte von Gebur⸗

‚ten, Hochzeiten und Befoͤrderungen: von gluͤckli⸗ “den Ankuͤnften, oder Niederlaſſungen und Croͤnun⸗

gen: die Feyer der Mannbarkeit von Kindern bey⸗ derley Geſchlechts y), der Aufnahme in Orden und

andere gefchloffene oder privilegirte Geſellſchaften |

u |. w.

Nicht alle Rahetage waren eigentliche Feſte. Allein Feſte waren unter ben größeren Voͤlkern

faſt ohne Ausnahme Ruhetage, weil, wie ſchon Strabo richtig bemerkte, die Natur ſelbſt den Menſchen lehrte, ſich von ſeinen gewoͤhnlichen Be⸗ ſchaͤftigungen zu enthalten, um ſich heiligen Be⸗ trachtungen und Handlungen deſto inniger uͤber⸗ Iaffen zu koͤnnen: weßwegen auch dieſer Erdbeſchrei⸗

ber das Ruhen an Feſten als die Wirkung eines

Naturgeſetzes anſah, die Griechen und Barbaren gemein fey.2). Die neueren Perſer find vielleicht das einzige große Volk, das feine wöchentlichen und jährlihen Feſte nit zu Ruhetagen gemacht hat. Die Perfer ruhen am Freptage gewöhnlich, und beſuchen vr die Moskeen; een fie

als

\ x) Chardin IV. 106. )) 3.8. unter den Parfen, Anguetil III. 576 p.

2) X. 716. ı7. Kowov ds Faro x ru, Eiinvov as ruv Bupßapwv ssı, TO rac lsporang PETE aYSdswGg doprasınye moIsioya = = Ku Tar’ Quaic Sruc Uma- yopsvsi, TE Yap' Mvagig Tov vav aræve aro TOV av.

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halten beybes nicht für nethwenbig 0), Wenn dringende Gefchäfte vorfallen; fo fegen bie Rich⸗ ter ihre Sißungen an Freytagen, wie an anberen Ta⸗ gen fort. Dur bie. großen Kaufleute fchließen

ihre Laͤden. Die Kandwerfer, und Krämer arbeis ten, und verkaufen wenigſtens am Morgen; und

die Buben der Gewürzhändler und Baͤcker bleiben

das ganze Jahr Durch offen: Auch ift der Frey⸗ tag bas ganze Jahr durch ber vornehmfte Markt⸗ tag. Allen übrigen großen Nationen ſchien das Muhen. an Fefttagen fo nothwendig, daß fie bie Verrichtung gemögnlicher Arbeiten als hoͤchſt ſtraf⸗ bare Entweihungen von Feſten anſahen )). Im

Alterthum uͤbertrieb kein Welt dad Ruhen an Feſttagen mehr, als die Juden, und in der nene⸗

ren Zeit keine Secte mehr, als die Puritaner in Connecticut. Jehovah ſetzte den Sabbath als einen Zag des Herrn ein, an weldem nicht bloß die Hausvaͤter felbfi ruhen, fondern auch ihre Kinder, ihre Knechte und Maͤgde, bie Fremblins

ge, die unter ihnen wohnen würden, ja felbit das

arbeitende Vieh ruhen laſſen follten: zum Andens

fen, daß bie Israeliten einft Knechte in Aegppten⸗ | u | land _

@) Chardin IV. - - 1a Religion Mahomedane a fon jour de repos. C’eft le Vendredi, mais le repns wy

eſt non plus d'obligation, que les jours de Fetes.

5) Noch mehr aber die Ausübung von Oewaltthätigs keiten. Ju Athen waren die Seite des Bakchüs bes fonderd heilig. Man verurtheilte einen gewiffen Ktefikles fo gar zum Tode, weil er während der Batchiichen Zefte einen Feind mit der Peitſche ges fchlagen hatte. Hoſpin de fellis in Epift, dedi-

cat P 4. Demolt, contra Midiam p. 410. Edit, 11,

Woltii,

——— x

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land geweſen ſeyen, und baß der Herr fie mit maͤch⸗ tiger Hand aus der Dienftbarkeit errettet habe c). Während der langen Babylonifchen Gefaugenſchaft entwöhnten die Juden fich ganzlih vom Kriege, und fingen an, richt bloß das Angreifen von Fein⸗ ben, fonbern auch vie Bertheidigung gegen Feinde ald Urbeiten zu betrachten, imoburd ber Sabbath entheiligt werde. Dieſe verkehrte Denkart bes außte Pompejus, indem er gerade während des Sabbaths an den gefaͤhrlichſten Belagerungswer⸗ ken arbeiten ließ, und eroberte daruͤber den Tem⸗ pel d). Da die Juden es. nicht einmahl wagten, ſich gegen. Gefahren zu fhüßen, bie ihnen und ben Ihrigen den Tod, ober bie Knechtichaft und ben

Verluſt ihred ganzen Vermögens drehten; fo kann

man es ‚nicht befrembend finden, baß fie ſich wei⸗ .gerten, am Sabbath Menfhen und Mich, die im Gruben gefallen waren, zu retten, frifche Wunden: zu verbinden, ‚und andere mothwendige Arbeiten zu verrichten. Die Ruben behielten dieſes wider: finnige, ober unmenſchliche Ruhen am Sabbath bis auf die neueren, zum Theil felbft bis auf bie genenwärtigen Zeiten bey —). Roch ſchaͤdlicher, ald das Muhen ber fpäteren Juden am Sabbath, waren die Gabbathe : und. Tubels Fahre, wie fie vom Moſes felbft maren angrorbnet worden f). | In jetem ſiebenten Se durften die Juden ine u al⸗

e) V. B. Mo; 14. 15. | q) Mid. IV. 130: 138 ©.

e) Hofpinian p 2ı. 28, de felflis fährt merkwuͤrdige Beyſpiele an

5 Hoſpin. de feltis c. g. et 9. p. 9 435:

_— 363

allein ihre Felder und Gärten nicht bearbeiten, |

fondern auch Feine Schulden einflagen, ober eins treiben. In jedem funfzigften, oder Subeljahre wurben alle Knechte freygelaſſen, alle Gefangene befreyt, ale Schulden aufgehoben, und alle vers Taufte, oder verpfaͤndete Guͤter Fehrten zu ihren en:

ſten Befißern zuruͤck. Den fpäteren Juden eiferten in ser Feier des Sabbaths die Puritaner in Conne⸗

etieut nah. Die Puritaner unterfägten alles Reis fen am Sonntage, alle Bereitung ven Speifen, alles Aufräumen von Häufern. Sie firaften einen

Prediger, weil er am Sonntage eine Locke feiner

Peruͤcke audgefämmt hatte, “und gu ſchnell in bie Kirche gegangen war. Man erlaubte an Sonns und Fefttagen den Gebrauch von Trompeten, von Zrommeln und Maultrommeln, aber nit von anderen muſikaliſchen Inſtrumenten. Man unter: fagte nicht ‚bloß das Kartenfpiel und andere Er⸗ gößungen, fondern.man hieltes ſchon fuͤr einen Bruch

des Sabbaths, wenn Muͤtter ihren Saͤuglingen

Liebboſungen erwieſen 8)

Nach ben Dpfern und Opfermahl geiten mach⸗ ten Schauſpiele und Proceſſionen, die beyde ge⸗ woͤhnlich mit Tanz, Geſang und Muſik begleitet waren, die vornehmſten Feierlichkeiten von Feſten aus. Schauſpiele hatten einen doppelten natürs

Lihen Grund, Man veranftaltete fie zuerfi, weil - man glaubte, daß fie höheren Maturen eben fo

viel Vergnügen gewährten, als den Menſchen.

Dieß iſt im Worhergehenden ſchon duch fo viele

Beyſpiele bewiefen worden, daß ich mich der fola

genden gang überheben Könnte, - Nicht bloß die- 3 ya \ T-Spas |

5) Sprengelo Beytr. II. 184. 198.293,

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= u ns RENT UT > .

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‚Spanier in’ ber neuen Welt führen‘ alle Schats

fpiele in Kirchen auf, und ziehen die Mutter Gots tes zu allen Baͤllen oder Stiergefechten zu h), fons "dern felbft bie Spanier in. Europa ließen nod in den zwanziger Jahren des vergangenen Sahrhuns dertö vor dem Auͤerheiligſten, Zigeuner mit Ca⸗ ſtagneten die unzuͤchtigſten Taͤnze tanzen, und Bil⸗ der von Rieſen ſowohl, als von Zwergen hertra⸗ gen, welche die Stelle von Marionetten vertra⸗ ten 5). Ein anderer natuͤrlicher Grund gottes⸗ dienſtlicher Schauſpiele war der urſpruͤngliche Hang der Menſchen, ſich alle Thaten und Begebenhei⸗ “ten, deren fie ſich lebhaft erinnern, durch drama⸗ tifche MWiederhohlung zu verſinnlichen. Die Schaus fpiele, beren Hauptabſicht in der Verfinnlichung des Vergangenen befand, waren bald geheime, bald öffentliche Schaufpiele, und wurben. bald Von einer kleiuen, oder beftimmten Zahl. ven Schau: fpielern, bald von ganzen Völkern, oder Gemein⸗

den aufgeführt. Beyſpiele der einen und der an⸗

deren haben meine Leſer in dieſem Abſchnitt ge⸗ funden k), und werden dergleichen noch in dem naͤchſten finden. Wenn ganze Voͤlker, oder Ges

- meinden an Schaufpielen Theil nahmen, fo bes

fianden fie meiftens in Proceffionen, oder waren

wenigſtens mit Proceffionen verhunden, und Eine

Abſicht alfo gottesbienftliher Umgänge war uns läugbar bie dramatiſche Darftellung ber Thaten,

oder

! s \ I

h) Gage 1.63. Pages I, 108, . 3) Montgon II. 276.

x) 2% die Chinefen führen baͤufig Sauſpie vor ihren Goͤttern auſ. Eckeberg ©, 97.

365

oder Begebenheiten von Goͤttern, Helben, oder

Heiligen. Man denke nur an bie gotteöbienftlis hen Umgänge an den Welten bes Oſtris, der ie, des Wars und anderer Gottheiten in Aegypten ID): an bie Tefte des Bakchus, der Car ves und faft aller übrigen Götter der Griechen und Römer: an die Gebähtnißfefte der Stifter and Märtyrer der Chriſtlichen und Mahomedart—⸗ ſchen Religion m).

Eine andere Urſache gottesdienſtlicher Proceſ⸗

ſionen war die Abſicht, den Goͤttern und Heiligen

bad Vergnuͤgen einer Spaßierfihrt, oder eines Spaßierganges zu verfihaffen, und fie von Zeit zu Zeit dem anbetenden Volke barzuftellen. Man wanbte auch hier auf bie Götter an, was bey den Königen gewöhnlid war. Die Könige bed Mors genlandes waren den gröften Theil des Jahrs durch in. ihren unzugänglihen Pallaͤſten eingefchloffen. Allein zu gewiffen Zeiten erfchtenen fie, um fi

dem Wolfe zu zeigen, und um bad Vergnügen ber

Jagd, oder ber Meife. in fhönen Jahrszeiten und Gegenden zu genießen n). Gleich den Königen hohlte man die Bilbniffe dee Götter, oder Heilis gen zu gerolffen Zeiten aus dem Dunkel der Tem:

pel berver, and trus, oder fuͤhrte ſie auf Waͤgen

durch

| l) Herodot. I. c.

m) N, fupr. eit, Auch Safeiquin S. se Mariti ‚1. 248 p.

j n) Man f. z. B. Ehardin II. 375. uf. S. von,

den Königen in Perſien. Eben fo war es in Hindos

ſtan, und ift ed noch jetzt in China und allen

dinterindiſchen Reichen.

4

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66°

buch die Straßen, oder umliegenden Gegenden von Staͤdten. Sole Umgänge, oder Umfahrten . mit Götter: und Heiligen: Bildern gefchahen häus fig in Aegypten, Griechenland und Stalien o), und gefchehen noch jeßt häufig nicht: blog in Hin⸗ doftan und anderen heibnifchen Ländern p), fonbern auch unter den meiiten Ehriftlichen Völkern. Selbft in ben neueften Zeiten band man ben Bildern ber Helligen, welche man zu Neapel tn Proceffionen umhertrug, Goldfinfen und andere Singvoͤgel an die Finger, damit diefe. durch ihren Geſang ‚die Beluftigung ber Heiligen erhöhen moͤchten 9). Su Peru und dem übrigen Spaniſchen America ſtatten bie Hetlinen an ihren Nahmends Zagen anderen Heiligen feierliche Beſuche ab. Die Hei⸗ ligen, denen eine ſolche Ehre zugedacht iſt kom⸗ „men ihren Bruͤdern anf halbem Wege entgegen. Wenn die Gefolge der einen und der anderen ſich ‚einander nähern, fo machen die Heiligen gegenfeis tige Verbeugungen, und begrüßen ſich durch Mes ben, ‚die von ihren Begleitern gehalten werben. Die Bildniffe der Meiligen find an folhen Freu⸗ bentagen auf dad prächtigfie geſchmuͤckt, oder laſ⸗ fen wenigftend alle Reihthämer ihrer „Kirchen vor _ fih hertragen. Rieſen und andere Ungeheuer, Marionetten; und Engel verherrlichen den Zug, fo wohl auf dem Hunwege, als auf dem nteg r). an

e) Schmidt p, so2- 904; Apulej. X. p. 201. Ho-

fpinian, p. 207, p) Sonnerat 1. 188. Kämpfer 1, 45. 9) Twill p. 174. r) Frezier p. 385.

u 367

Man rechnete, daß folhe Prunkfefte in Lima bisweilen funfzigtaufend Piafter Eofteten 5). Im Mittelalter ‚hielt man feine feierlichere Umgänge,

ald bey der Verfrgung der Gebeine von Maͤrty⸗ rern und anderen Reliquien aus einem Orte an einen andern 2). Man ging den Heiligen, oder ihren Weberbleibfeln entgegen, und begleitete fie, wie man Könige und Fürften zu empfangen und zu begleiten pflegte. | |

Eine dritte Urſache gotteöbienftlicher Um⸗ gänge war bie Hoffnung. durdy das Umhertragen der Bilder, oder Reliquien von Heiligen, und durch die Gebete und andere Andachts- Uebungen ber Umgehenden greße Unfälle abzumenden, oder wichtige göttlihe Wohlthaten zu erlangen. Schon im vierten Jahrhundert ftellten die Chriften unter dem Abfingen von Pfalınen, und dem Umbertras gen des h. Creutzes, ober-heiliger Reliquien Pros ceffionen an, bald damit Seuchen, Erdbeben, Ues berfhwenmungen, oder anhaltende Dürre aufhd: ren, bald damit die Gottheit eine. gedeihliche Wit: terung, oder ein fruchtbares Jahr ſchenken wolle u). Eben dergleichen geſchieht bis auf den heutigen Tag nicht nur unter den Chriften x), fondern aud)

uns

9) L. c. p. 357. - - mais il leur refle encore, (aux Moines du Couvent de Saint- Francois) de quoi faire des depenfes de pure oftentation, qui ont. monte'quelquefois jusqu’a 50008 piaflres du bien des Pauvres etc. \ &) Pellicciz I, c.327 p. u) Pelliccia lc. x) Gage Ill. 161, 165.

>

36 =—

Die geheimen gottesdienſtlichen Feſte unt Feier⸗ lichkeiten muͤſſen ſorgfaͤltig, ſo wohl von den gehei⸗ men Lehren, welche die Vorſteher oder Mitglieber

einzelner Secten und Verbruͤderungen vortrugen, |

ald von ben . geheimen” Gebraͤuchen unterfchieben werben, unter, welchen einzelne Secten und Vers

brüderungen Mitglieder aufnahmen, ober befoͤrder⸗

‚sen. Wenn mair gleich alle geheime Gebräuce

. ‚und Schren einzelner Verbrüderungen und. Secten | Mofterien genannt.het, und nennen will; fo darf -

man doch nit aus.der Acht Laffen, daß fie bie: fen Nahmen nad der urfpränglichen Bedeutung des Worts nur. alddann verdienen, wenn bie ers. 2 ‚Seren einen oder mehrere der eben erwähnten gots esdienſtlichen Zwecke haben, und menn bie anbes “. | ren

—— 42 !

geheimen ‚Seierlichleiten der Orphiker und Pythago⸗

reer nicht mvonpım, oder Telery, ſondern opyın; IE 810 OpoAoysscı ds rayra racı Oppriaoisı xu- Acousvois us IlvIayopsiası. ds Yap raray ruv 5 OpYumv HETEXOYTA 6010v Es: CV epivugoei —RX TaD- "var, und ſcheint alfo zwifchen Myfterien, oder Tes " Ieten-und Orgien einen Unterſchied zu machen: viels leicht, meil.die Seierlichkeiten der Orphifer und Py⸗ thägoreer feine. Volksfeſte, oder nicht als Theile von Boll: Religionen öffentlich autberifist waren "Ja ſpaͤteren Zeiten wurden die Wörter pusrpıx, Teiler ‚und opris ald ganz gleichbedeutend genommen. vid. Diod. Lib I. p. 19. Edit. Rhodomanni.de a. 1604, Bo u Tu: dilmag,. Aiyurts TapsıÄnDorag rA WEpI TIGE OPYIRTLEC, HR Ta Kapi Tag ÖIOVOcI“- "RE TEÄBTEG, ul To ONYIR TIREY TETO TO MopIov 8y To Tas .MUSNPIOIG,, Ku ræic TE Js» TETE TEÄSTAIG Texas Juasaıg, oyounlovrss auto Daddy,

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Ed

| 877

ren mit gotted dienſtlichen: Feierlichkeiten and Feſien

anzertrenulich verbunden find» un

2 Unter "allen Schriftſtollern, die biaher von

ben Myſterien gehandelt haben, iſt auch nicht Eis

55 ner, der einem unterrichteten und unpartheyiſchen

higen Hrn Pro’ Wegſcheider Progiainm de.Grae.

| Forſcher genug thun kaun ). Alle ohne Aus⸗

nan:

H Die öfteren Gchriftfieller über Mufterien habe ich

An meiner Abhandlung, die im dritten Bande meiner

. vermifchten philoſophiſchen Schriften S. 164 u. f. S. ſſteht, angezeigt und beurtheilt. Zu dieſen kommen

noch der Baron de Sainte- Croix,, der Verfaſſer der Memoires pour [ervir äjl’hiftoire de la Religion

" feerete des anciens peuples, Recherehes hii Nomiques et critiques fur les Mylieres da Haga- .nilme; Paris 1784 8: dann die Commentatio

Johannis Baptiſtae Calparis d’Auffe de Villoilon

deẽ triplici Theelogia Myfteriisgye Veterum, wels

che de‘ St. Croix in feine Sihrift 221,u. f. S, eins geruͤckt bat: ferner die Schrift des Herrn Profeffors Yrüller de hierarchia, Hafniae 1803. und des je⸗

corum Myſteriis religioninon obtrudendis. Goet-

'tingae 1304. Hi Muüller hat ©. 131 und Hr.

Wogſcheider S. 79. 80. uoch mehrere neuere. öchrifte - -fleller. genannt, die aber weniger in Berrachtung -Tommen. Ich. nehme meine frühere Urbeis gar nicht

von. dem ÜUrtheile and, welches ic) jeßt ber alle biöberige Unterfucher der Myfterien fälle. Schon der kurze Abſchnitt über die Myſterien in meinem Srundriffe de: Geſchichte aller Religionen konnte einen Jeden überzeugen, daß ich damahls, als ich

diefen Grundriß entwarf," über manche die Myſte⸗ : ziert‘ betreffenden Puncte anders dachte, als zu der,

"Zeit, da ich die frühere Abhandlung in den vermiſch⸗ ten philoſophiſchen Schriften ausarbeitet, Und

| Boch fuhren auch die neueften Schriftſteller, welche 2 ri» Die

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724

%

‚318

nahmie achteten nicht genug auf bad Alterthum, und bie Zuverläffigkeit ber Quellen, aus melden fie ſchoͤpften. Sie führten vielmehr bie jüngften und

imglanbwärdigfien Autoren mit eben dem Zutranen,

unterfchieben nicht einmahll die Urtheite oder Mei⸗

nungen ber Schriftfteller von ihren Zeugniflen, oben voy ben Factis, welche dieſe vortrugen, ſondern

bezogen ſich auf die einen, wie auf bie anderen, als

wenn beybe einen gleichen Werth hätten. Haft alle.

gingen von Hypotheſen aus, aus melden: zwey ganz entgegengefeßte Parteyen und Reſultate ents fanden. Die Einen fuchten zu beweifen, daß bie Dinfterien bie Abſicht gehabt haͤtten, die Volks⸗

Religion zu untergraben: die Anderen, daß gar.

Teine geheime, Yon der Volks⸗Religion verſchie⸗ bene Lehren damit verbunden gemwefen feyen. Die Anhaͤnger der erfieren Partey wichen wiederum

wie die älteften und glaubwärbigfien am Ja fie

fehr in ihren Meinungen ab. Einige glaubten

entbedt zu haben, daß man in ben Möſterien bie Einheit Gottes, und die übrigen großen Wahrs- heiten ber natürlichen Religion vorgetragen: Ans dere, daß man ben Pantheiömns gelehrt, ober alle Volksgoͤtter auf die einzige Gottheit der Nas tur zuruͤckgefuͤhrt habe. Eo fiel kaum Einem ein 2),

nach ben natürlichen Urfachen zu fragen, welche

die erſte Entſtehung von geheimen Volkofeſten vers 9p nn ans

J die Materie von den Myſterien beruͤhrten, immer |

fort, meine erflen. jugenduchen Xeußerungen als weine noch immer fortdauernden Meinungen zu be⸗ fireiten. " . vo. . 2) Sr. Wiäller beruͤhrt dieſe Frage pr 290. nur mit ° wenigen Worten,

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. | ö 5 319 | anlaßt haben koͤnnten, ober warum geheime Volks: feſte ſich nur unter einigen wenigen, nicht unter alleti großen Nationen bed Alterthumd fanden.

Keiner endlich nahm genug auf die wichtigen Um⸗ fände Ruͤckſicht, daß de Slteften Sriechifchen My⸗

fterien fremden Urfprungs , und daß biefer aͤlteſten

Mofterien nur fehr wenige waren: daß bie My⸗

ſterien ſich erft in fehr fpäten Zeiten in Griechens‘

land vetolelfältigten, und bag nun mehrere frem⸗ de Götter in Griechenland Myſterien erhielten, bie dergleichen in ihrem Baterlande ale gehabt | hatte.

Die alteſten Myſterien in Griechenland waren

ohne allen Streit bie dem Bakchus, der Ceres

und den Labiren gemwibmeten geheimen Feſte a). Die Machrichten über die Zeiten, in welchen, und über bie Perſonen, von welchen diefe älseften My⸗ ſterien geſtiftet worden ſind fo ſtreitend, daß es

beynahe unmoͤglich iſt, bie einen und die anderen

mit Gewißheit zu beſtimmen. Nicht weniger ſchwer iſt es, die urſpruͤngliche Beſchaffenheit die⸗

‚fee Möiſterien genau und vollſtaͤndig darzuthun. Nur fo viel’ if außer Zweyfel, daß die berahm., teten unter den älteren Myſterien ber Griechen,

die ber Ceres und des Bakchus, Aegyptiſchen

Urfprungs, oder wenigſtens nach Aegyptiſchen Mu⸗

ſtern gebilder waren 5). Mir Kennen den Inhalt

der Aegyptiſchen Mpfterien noch, weniger, al6 ben e) Ach führe bloß die Veweisſtellen de aͤlteſten und u zuverläffigften Geſchichtſchreibers an, Herodot. IL 49.51. 6%, 171. 2 Nerodot. I, ce,

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dver Briediifigen;- ah Bier Zeiten. ſawahl, ak die

Neranlaſſungen - ihrer -Gtiftung: tparen. allen Yus fehen nad felbft den Aeghptiſchen Prieſtern ſchon demahl® unbekaunnt, als Herodot die Ufer bes

Nils beſuchte. Nichts iſt daher einlenchtender,

als daß wir die Urſache der Entſtehung der Ae⸗ gyptiſchen Myſterien nicht aus hiſtoriſchen Denk⸗ maͤhlern erlaͤutern koͤmnen. Eben deßwegen bleibt

und nichts uͤbrig, als dieſe Urfgrhen,theils in

ber menſchlichen Natur über Aupt , theile in ber eigenthuͤmlichen Sinrichtung ber Aegyptiſchen Mes ligion aufzufuchen, und dann bie Mefultate, mel« de biefe Unterfuchungen geben, mit bem zu vers gleihen, was. uns: die den Aeghptiern ſo aͤhnlichen Hindus, und die dem Aegypptiſchen Goͤtterdienſte fo aͤbrliche Religion. ‚der Hindus barbieten.

Ale Woͤlker, und ‚unter blefen auch zi⸗ Yu gyptier, und Hindus, ‚waren übergenak,. bafl. fie burch die Gaben und Opfer, welde fie. öffentlich bradyten, burc bie Reinigungen und Buͤgungen, welche fie öffentlich wornahmen, durch Gebete und Znbetungen, welche ſie Öffentlich verrichteten, durch

Feſte, Schauſpiele und Umgaͤnge, welche ſie öffent

lich anſtellten, den Goͤttern danken, die Gnade der Goͤtter erlangen, und die Ungnade derſebben ver⸗

ſoͤhnen koͤnnten. Wie kamen bie. Yeguptier: und Hindus, oder deren. Priefter darauf, geheime Feſte, ader gottesdienſtliche Handlungen anzuordnen, big

auch Feine andere Abſichten haben Eonnten, als die den Goͤttern zu danken, oder ſie zu gewinnen und

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Ä ——2281 Man kaum nicht ſagen, daß geheime Feſte uns ter den Aegyptiern und Hindus aus dem Grande

geſtiftet worden, aus welchem bie erften Chriften in den Zeiten der Verfolgung, und nach der Aus⸗

breitung. des Ehriftenthums,. manche von ber rechts glaͤubigen Kirche abweichende Secten‘, thre Lehren, Zufgnmenfünfte und Andachts⸗Uebungen verſteck⸗ ten: aus Furcht nämlich, entdeckt und beſtraft zu werben, Die Myſterien der Aegyptier und Hindus

.- waren, und find nicht Heimlichkeiten, ober Geheim⸗

niffe wenig zahlreicher Secten und Bruͤderſchaften,

fondern Fefte und Feierlichkeiten, zu welchen Per -

fonen von allen Geſchlechtern, oder wenn aud) nur von Einem Geſchlecht, wenigſtens aus allen Altern and Ständen nach gehöriger Vorbereitung zugelaſ⸗

fen, und die von ber hoͤchſten Gewalt nicht bloß

anerfannt, fondern auch als wichtige Beſtandtheile der Volks⸗Religionen beſchuͤtzt wurden.

Wenn man ſolche Feſte und Feierlichkeiten,

dergleichen tie Aegyptiſchen und Invdiſchen. Myſte⸗ rien waren, oder noch jetzt ſind, mit dem Schleier des Geheimniſſes bedeckte; ſo konnte dieſes nur aus Einer von folgenden Urſachen geſchehen:

entweder, weil man fuͤrchtete, daß Feierlich⸗

würdigen entweiht werden:

keiten und Feſte ſonſt moͤchten geſtoͤrt, ober von Uns

oder weil man glaubte, oter glauben- machen

. wollte,‘ daß man aufferordentliche Gnadenmittel beſitze, an melden nur die Verehrer Liefer uber jener Gottheit Theil nehmen föllens >.

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34

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das Jahr, und gewiffe Epochen bes Jahro richtig beſtimmen zu koͤnnen: ba fie, wenn fie auch dazu geſchickt wären, keine Ealender haben, und bekannt madjen: ba fie endlich den Anfang und das. Ende von Feften nad ber Erſcheinung des Neumondes feftießen &); fo geſchieht es häufig, daß: diefelbigen Feſte in benachbarten Gegenden an verſchiedenen Tagea gefeiert werben. Ä oo .6) Niebuhrs Reifen II. 65. 161 S. Als Bruce in’

Farſchut war, entflanden wegen des nicht gleichen

Anfanaed des Ramadan blutige Gtreitigkeiten. wo Travels II. 26 Ed. 1805. in & BE

J Zweyter

gleich bedentende Aus druͤcke

| Bwesten Kfguitt, Sei: der Moſterien, oder der gebeimen deſte und

Zeierlichkeiten.

Ungleih ſchwerer zu beſchrelben and zu ers

klaͤren, als die bisher unterfuchten, find die ges

heimen Feſte und Feierlichkeiten: das heißt, bier

jenigen Gaben und Opfer, Reinigungen und

Buͤßungen, Gebete und Anbetungen, Shane ſpiele und Umgaͤnge, zu welchen man nur nad vorhergegangenen Prüfungen und Morbereituns . gen, und unter bem Geluͤbde einer unverbruͤch⸗

lichen Verſchwiegenheit zugelaſſen wurde, und die zugleich einen der folgenden drey gottesdienſtlichen

Zwecke hatten: entweder ben. Göttern zu danken, oder ihre Gnade und Wohlthaten zu erlangen, oder

. Ihre Ungnade und Strafen abzuwenden. Die Yes gyptier nannten foldye geheime. Hefte Myſterien u).

Die Griechen nahmen diefe Benennung an, brauch⸗ ten aber zugleich die Wörter reAsry und opyim als

u). \ Herodoi; HM, 191. ev de rg Asıyy rxury ra ds

Ac Tv raSaav aUTE YUnTog TUsUs, Ta —RR augypia Anrra..

2) Herodot. 1, e. 20 176 Aykıpos relarıy von ry⸗

7 —— Ieryapopıs —RBR Herodot nennt die

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36 = Die geheimen gottesdienftlichen Feſte unt Feier⸗ lichkeiten müffen forgfältig, fo wohl Yon ben gehets men $ehren, welche die Vorfteher ober Mlitgligder einzelner Secten und Werbrüberungen vortrugen, . ald von ben geheimen Gebräudeti unterfchieden werden, unter. welchen einzelne Secten und Vers brüderungen Mitglieder aufnahmen, ober beförders sen. Wenn man gleich alle geheime Gebraͤuche ‚und Lehren einzelner Verbrüderungen und. Secten Mofterien genannt hat, und nennen will; fo darf man boch nicht aus der Acht laſſen, daß fie Dies fen Nahmen nad ber urfpränglihen Bedeutung de6 Worts nur. alddann verdienen, wenn bie ers Seren einen oder mehrere der eben erwähnten gots desdienſtlichen Zwecke haben, und wenn die anbes

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- geheimen Beierlichleiten der Orpbiler und Pythago⸗ reer nicht wuenpin, oder 7sÄezy, fondern opyın; IE 81. OpoAoysscı ds rar racı OpPtxoisı na-

Aecousvoici um IluSayopsiosı. ade yap rarav ruv

opyImv narsxpyra daiv cs av'spivsosı diuacı TaD- "Sepvas, und fcheint alfo zwifchen Myfterien, ober Te⸗ leten ˖und Drgien einen Unterſchied zu machen: viels leicht, meil. die Feierlichkeiten der Orphiler und Py⸗ thägoreer feine Volksfeſte, oder nicht als Theile von Voilks-Religionen Öffentlich authorifirt waren "Fa ſpaͤteren Zeiten wurden die Wörter zuszpix, TsAeras .. „und opyie al& ganz aleichbedeutend genommen. vid,

Diod. Lib I,p.ı9. Edit. Bhodomanni.de a. 1604. dio Hu Tec SAlnsug, set Aiyuxru wapuAyDorag

FR WED TAG OpylInausc, Na Ta Map Tac dIOVocsK-

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ainzertrenulich verbunden find. . Unter allen Scriftfiellen, bie Biöher von

den Myſterien gehandelt haben, tft auch nicht Eis ner, ber. einem unterrichteten und unpartbenifchen Forſcher genug thun kann 9). Alle ohne Aus⸗

nah:

y) Die ätteren Schriftſteller über Myſterien babe ich in meiner Abhandlung, die im dritten Bande meiner vermiſchten philofophifchen Schriften S. 164 u. f. S. ſteht, angezeigt und beurtheilt. Zu dieſen kommen noch der Baron de Sainte- Croix,. der Verfaſſer der Memoires pour [ervir ail’hiftoire de la Religion

" feerete des anciens penples, Recherehes hi:

. .Rowigmes et eritiques fur les Myflteres da Yaga- - .nilme;,, Paris 1784 8: dann die Commentatia “Johannis Baptiftae Calparis d’Auffe de Villoilon

- „de triplici Theelogia Myſteriisque Veterum, wels

the de‘ St. Croix in jeine Schrift 221 u. f. ©, eins geruͤckt bat: ferner die Schrift des Herrn Profeſſors Yrüller de hierarchia, Hafniae 1805. und des ra

tzigen Hrn Pro’, Wegſcheider Programm de Grae-

corum Myſteriis religioninon obtrudendis. Goet- tintzae 1304. He. Muller hat ©. 131 und Hr Waogſcheider S. 79. 80. uoch mehrere neuere Schrift⸗

ſteller genannt, die aber weniger in Betrachtung

..kommen. Ich nehme meine frühere Arbeit gar nicht von. dem Urtheile and, welches ich jet uber ale biöherige Unterjucher der Myfterien fälle. Schou der kurze Abſchnitt über die Mofterien in meinem Grundriffe de: Gefchichte aller Religionen konnte einen Jeden überzeugen, daß ich damahls, als ich

dieſen Grundriß entwarf, über manche die Myſte⸗ rien betreffenden Puncte anders dachte, als zu der,

"Zeit, da ich die frühere Abhandlung in den vermiſch⸗ ten pbilofophifchen Schriften audarbeitet, Und

5 Boch fuhren auch die neueflen Schriftfieller, welche. | or. rem DIE

gen: mit gottesdienſtlichen: Feierlichkeiten und Feſten

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nahe achteten nicht genug auf das Alterthum, und bie Zuverlaͤſſigkeit der Quellen, aus welchen fie ſchoͤpften. Sie führten vielmehr bie jängften unb

inglanbwuͤrdigſten Autoren mit eben ben Bulranen,

wie die älteften und glaubwärbigften am Ja fie

unterfchleben nicht einmahl die Urtheile oder Mei⸗

mungen ber Schriftſteller von ihren Zeugniffen, oder

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.. bie Materie von den Myſterien berüheten, immer fort, meine erſten jugendlichen Aeußerungen als

voy ben Factis, welche dieſe vortrugen, ſondern bezogen ſich auf bie einen, wie auf bie anderen, als

. wenn beyde einen gleichen Werth hätten. Faſt alle. gingen von Hypotheſen aus, aud melden zwey

ganz entgegengefeßte Partegen und Reſultate ents fanden. . Die Einen fuchten zu beweiien, daß bie Myfterien die Abficht gehabt harten, bie Volks⸗

Meligien zu untergraben:. die Unberen, baß gar. Leine geheime, von der Volks: Religion verſchie⸗

bene Lehren damit verbunden gemwefen ſeyen. Die Anhänger ber erfieren Partey wichen wiederum

fehr in ihren Meinungen ab. Einige glaubten

entdeckt zu haben, daß man in ben Myöſterien

bie Einheit Gottes, und bie übrigen großen Wahr⸗

heiten ber natürlihen Religion vorgetragen: Uns dere, bag man den Pantheismus gelehrt, ober alle VPolksgoͤtter auf bie einzige Gottheit der Nas tur zuruͤckgefuͤhrt habe. Es fiel kaum Einem ein 2),

nah ben natürlichen Urfachen zu fragen, welche

die erfte Enifehung von geheimen Volksfeſten vers on ' ana

meine noch immer forsbaueruben Meinungen au be⸗ ſtreiten.

2) Se. Möller Beräßrt dieſe Frage p. 190. nur wit wenigen Worten.

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anlaßt haben koͤnnten, ober warum geheime Volks: fefte fi nur unter einigen wenigen, nicht unter

allen großen Nationen des Alterthums fanden. Keiner endlich nahm genug auf die wichtigen Um⸗ fände Ruͤckſicht, daß bie älteften Griechiſchen My⸗

ſterien fremden Urſprungs, und daß dieſer aͤlteſten

Myſterien nur ſehr wenige waren: daß die My⸗

ſterien ſich erſt in ſehr ſpaͤten Zeiten in Griechen land vetvielfaͤltigten, und daß nun mehrere frem⸗

de Götter in: Griechenland Myſterien erhielten,

hatten,

‚Die Alteften Myſterien in Griechenland waren ohne allen Streit bie dem Bakchus, der Ceres und den Cabiten gewibmeten geheimen Feſte a). Die Nachrichten über die Zeiten, in welchen, und über bie Perſonen, von welchen biefe aͤlzeſten My⸗ ſterien gefliftet worden, find fo ſtreitend, daß es

beynahe unmöglich ift, bie einen und die. anderen.

mit Gewißheit zu beſtimmen. Nicht weniger ſchwer iſt ed, bie urfprüngliche Beſchaffenheit dies

‚fer Myſterien genau und vollftändig." darzurhun. Mur fo vlel iſt außer. Zweyfel, daß bie beruͤhme teſten unter ben älteren Myſterien ber Griechen,

die der Ceres und des Bakchus, Aeanptifchen Urfprungs, oder wenigſtens nach Aegyptiſchen Mu⸗

ſtern gebildet. waren 5). Wir kennen ben Inhalt der Aegyptiſchen Mpfterien noch weniger, als ben ST 2 | ber.

49: 61. 58, 171. 5) Herodot. Il, ce.

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die bergleihen in ihrem Vaterlande ute gehabt

H Ich führe Bloß die Beweisſtellen bed ältehen und guverlaͤſſigſten Gefchichtfchreibers an. Herodot. II.

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‚ver Seicchiſchen nah Die, Zeiten. ſewohl als die

Werenlaffungen - ihrer -Gtiftung waren, allem An⸗

. .fehen nad felbft den Aeghptiſchen Prieftern fihon

damahls unbefannt, ald «erodor die Ufer des

Nils beſuchte. Richts iſt daher einleuchtender, als daß wir die Urſache ber Entſtehung des Ae⸗

gyptiſchen Myſterien nicht aus hiſtoriſchen Denk⸗ mählern erlaͤutern Eönnen, : Eben deßwegen bleibt

end nichts uͤbrig, als dieſe Urſachen theile in

ber menfchlichen Natur überhaupt, .theild im der eigenthuͤmlichen Einrichtung ber Negyptifhen Res ligion auſzuſuchen, und dann die Reſultate, wels de diefe Unterfuhungen geben, mit dem zu vers gleichen, was uns die-deu Aegyptiern ſo aͤhnlichen Hindus, und die dem Aegpptiſchen Goͤtterdienſte ſo Ahnlige Religipn- der Hindus barbieten. -

| Ale Woͤlker, und ‚unter dieſen auch öl Ye ayptier, und Hindus, waren übergengkr- bafl. fie burch bie Gaben und. Opfer,. melde fje Öffentlich

brachten, durch bie Reinigungen und Buͤßgungen,

welche fie öffentlich voruahmen, durch Gebete und Anbetungen, welche ſie öffentlich verrichteten, durch

Feſte, Schauſpiele und Umgaͤnge, welche fieöffents

lich anſtellten, den Goͤttern danken, die Gnade der Goͤtter erlangen, and. die Ungnade derſelben ver⸗

ſoͤhnen koͤnnten. Wie kamen bie: Aeghptier und

Hindus, oder deren Prieſter barauf, geheime Feſte,

ader gottesdienſtliche Handlungen anzugrbnen, big

auch Feine andere Abſichten haben Eonuten, ald bi den Göttern zu vanfen, ober fie zu gewinnen und

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Man kaum nicht ſagen, daß geheime Feſte un⸗ ter den Aegyptiern und Hindus aus dem Grunde

geſtiftet worden, aus welchem bie erſten Chriften

in den Zeiten der Verfolgung, und nach der Aus⸗ breitung des Chriſtenthums, manche von der recht⸗ glaͤubigen Kirche abweichende Secten, ihre Lehren, Zuſommenkuͤnfte und Andachts⸗Uebungen verſieck⸗ ten: aus Furcht naͤmlich, entdeckt und beſtraft zu werben, Die Myſterien der Aegyptier und Hindus waren, und find nicht Heimlichkeiten, ober Geheim⸗ niffe wenig zahlreicher Secten und Brüberfchaften,

ſondern Fefte und Feierlichkeiten, zu welden Pers

fonen von allen Gefchlehtern, oder wenn aud nur von Einem Geſchlecht, wenigftens aus allen Alter and Ständen nad gehöriger Vorbereitung zugelaſ⸗ fen, und die Yon ber hoͤchſten Gewalt nicht bloß anerkannt, ſondern auch als wichtige Beſtandtheile ber Volks⸗Religionen beſchuͤtzt wurden.

Wenn man ſolche Feſte und Feierlichkeiten, dergleichen bie Aegyptiſchen und Indiſchen Myftes rien waren, oder noch jetzt ſind, mit dem Schleier des Geheimniſſes bedeckte; ſo konnte dieſes nur aus Einer von folgenden Urfagen geſchehen:

entweder, weil man fuͤrchtete, daß Feierlich- keiten und Feſte ſonſt moͤchten geſtoͤrt, oder von Un⸗ wuͤrdigen entweiht werden:

oder weil man gläußte , oder glauben machen

. wollte, daß man anfferordentliche Gnadenmittel

befige, an melden nur die Verehrer dieſer oben jener Gottheit Theil nehmen ſolltu?:

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ober, weil ſich gewiſſe Wirkungen nicht anders, als an beſchraͤukten Plaͤtzen, und unter dem Schleier ber Nacht, ober dem Schimmer einer magiſchen

Beleuchtung hervorbringen liegen? "

| ober" endlich, weil man angeblich uͤbernatuͤr⸗ liche Triebwerke anwenden, durch angeblich uͤberna⸗ tuͤrliche Erſcheinungen taͤuſchen wollte, die das Licht des Tages nicht ertragen konnten?

Wir wollen ſehen, aus welcher von dieſen Urſachen ſich die Myſterien der Aeghptiſchen, und Indiſchen Religion mit der gröften Webrſqhein⸗ lichkeit ableiten laſen.

J Nah ben wiederhoblten Zeugniſſen des Hero⸗ dot, welchem ich vorzüglich folgen werde, laͤugne⸗ ten die Aegyptier, und die Aegyptiſchen Prieſter durchaus, dag Götter ſich jemahls mit. Menſchen vermiſcht hätten, oder daß Menfchen jemayle zu Helden, oder Goͤtter wären erhoben worden cy. Nichts deſto weniger nahmen bie Aegyptier drey

Dynaftien von Goͤttern an. Die erſte dieſer Dy⸗

naſtien beſtand nur aus acht: die zweyte, aus zwoͤlf: die dritte, die von der zweyten erzeugt w⸗ den, aus einer unbeſtimmten Zahl von Goͤttern. Diefe auf einander folgenden Dpnaftien von Goͤt⸗ tern herrfchten über Aeghpten, bevor biefes Reich Yon Menſchen bewohnt wurde; und in jeber Dynas flie war immer Einer ber Vornehmſie. Wenn glei die Götter der zwehten Dpnaftie denen ber euſten, unb bie ber Dritten benen ber Zweyten Dy⸗ naaſtie bie Herrſchaft entriſſen; fo beraubten ſie | els

‘e) IL 145 145 €.

u DE Et DE En *

ſelben deßwegen ihrer zöttlichen Verzig⸗ und Ehren nicht. Man betete zu Herodors Zeiten fo wohl den Dan, als den Herkules an, vom wel⸗ hen Jener zur erfien, und Diefer zur zwepten Dys naftie der Bötter gehörte d). Unter den Göttern aller drey Dynaftien wurden keine in ganz Aeghp⸗ ten ale allgenseine Volkogottheiten verehrt, benn allein Iſis und Oſiris, die jüngften, oder viel⸗ snehr bie vorlegten ver Götter, welche über Ae⸗ gupten s Land herefchten e)._ Die Aegpptifchen Prieſter felbft fagten, daß Ofirie der Bakchus, and Iſis, die Ceres der Griechen fey f). Oſi⸗ ris zeugte mit feiner Gemahlinn Iſis den Horus oder Apollo, und bie Bubaftis, ober Diana g). Während der Zeit, wo Dfiris über Yegypten: Land herrſchte, empörte ſich Typhon gegen feinen Brus der Dfiris, überfiel und ermordete ihn, gerftüdlelte feinen Coͤrper, und zerſtreute bie zerſtuͤckelten Glied⸗ maaßen, damit ſie nicht wieder gefunden, und ver⸗ einigt werben moͤchten. Typhon ſuchte auch den Horus auf, um dieſen Sohn des Oſiris gleich: fall6 zu vernichten. Allein Iſis vertraute den Horus, und. die Bubaſtis ver Larona bey Buto an, welde die Rinder auf einer fhwimmenden Ius ſel gegen bie Nachftellungen des Typhon verbarg, . und in der Stille auferzog h). Nachdem Hokus | das .d) \. e, 0) L. e. et e. 40 FR Yap du u Tuc nurac Amar.

Suowg Ayurrioı osßovrm, .wıyy Isios Ts u. Or - |

Bidoc. row ds Asvudoy syn Asyuei, > Hib ec. 60 “6

g) a 166. A)le.

384 . DE

das maͤnnliche Alter erreicht hatte, machte er ſich gegen den Mörder feines Waters, und ben Raͤu⸗ ber des väterlichen Reichs auf, überwand, und fürzte den. Typbon, ‚ohne ihn ganz zu vernich⸗ ten i)._ Horus war ber leßte unter ben Goͤttern, bie über Aegypten herrfchten 4). Da nicht bloß „bie Uegyptifchen Priefter, fondern auch Herodot überzeugt waren, daß Dfiris und Iſis dem Bak⸗

chus und der Ceres ber Griechen entfpräden, und daß fo wohl die öffentlichen, als bie geheimen Fe⸗

fie der erſteren Gottheiten mit ben Feften ber- leg: teren übereinflimmten 5 fo Eönnte- man ſchon hiers aus allein mit Sicherheit fließen, mas auch alle

fpätere Sefhichtfchreiber bezeugen, daß bie Aegyp⸗

tier, wenigſtens zu Herodots Zeiten, bem Oſi⸗ ris und der Iſis aͤhnliche Wohlthaten zuſchrieben, dergleichen bie Griechen dem Backchus, und ber Ceres zueigneten. Die Aegpptier glaubten naͤm⸗ lich, daß Oſiris und Iſis die erſten Menſchen, bie unter ihrer Regierung entſtanden ſeyen, in ben Künften des Aderbaus unterrichtet, und fie zus

gleich durch weiſe Geſetze zu einem geſelligen Leben

gewoͤhnt, oder in feſte Gefellſchaften vereinigt haͤt⸗ ten I): in welchen großen Wohlthaten unftreitig

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h Zu Diodors Zeiten riefen die Aegyptiſchen Land⸗ leute bey dem Schneiden der erfien Barben die Iſis,

als die Geberiun der Früchte an. Auch wehriags ten

| oo 0... der Grund lag, warum Oſtris und Iſis unter

allen Göttern, bie einft über Aegpptens Land ges herrſcht hatten, allein als allgemeine Volksgoͤtter verehrt wurben. Die Aegyptier feierten dem Dfis vie, und ber Iſis zu Ehren, theils öffentliche,

sheild geheime Feſte; und faft fcheint ed, als

wenn bie leßteren, gleich ben vornehmſten Gries chiſchen Myſterien, zum Theil aus öffentlichen, "und nur zum Theil aus geheimen gottesbienftlichen Handlungen beftanden hätten. Zur Zeit des Bolls mondes opferten bie Aeguptier dem Bakchus, und dem Monde Schweine, welde Thiere fie fonft auf dad aͤußerſte verabfheuten m), Von ben

Schweinen, welche fie dem Monde zu Ehren ſchlach⸗

teten, verbrannten fie bie Dintertheile, die Milz,

bie Fetthaut, und alles Fett, was bie geopferten '

Thiere an ben Nieren hatten. Das übrige Fleiſch verzehrten fie felbfi. An den Selten bed Bak⸗ chus hingegen ſchlachteten fie während der rel

mahl⸗

ten ſie und geiſſelten ſich, um der Goͤttinn ihre Theilnahme an ihren, und des Öfiris Leiden zu ers

Bennen zu geben. In manchen Städten trug man

an den Feſten der is Wannen, die mit Weizen

und Gerſte angefüllt waren, in Öffentlichen Umgans

gen umher. Diod, I. p. 13. srı yap any wur um Ta TOV Japıauoy TEC TPWTSG auyIsvrag saxyuc Jay- Tag TuG ayIpwwug nowrseIm mAycıov 7a dpayus-

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») II. 47. 48. Bb

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386 mahlzeit, welche ſie vor ihren Thuͤren hielten, ein Jeder ein Schwein, und gaben dann das ger ſchlachtete Schwein dem Schweinehirten zuruͤck, der es geltefert hatte. Herodot erfuhr die Gründe, . warum man in Aegypten nur dem Bakchus, umd dem Monde Schweine opfere: warum ınan der eis nen, und ber anderen Gottheit diefe Opfer auf bie befchriebene Art bringe; allein’ er hielt’ fih nicht für befugt, das, was er gehört hatte, bekannt zu‘ machen. Die Datchus : Fefte in Aegypten m) waren den Sriechifhen in allen übrigen Stuͤcken gleih, nur nicht in Anfehung der Chöre, und beb Phallus. Statt des Phallus trugen die Aegyptis ſchen Weiber an den Feften des Gottes Meine cus bifalifhe Statüen, mit faft eben fo großen beweg⸗ lichen Zeugungs⸗Gliedern. Ein Flötenfpielerführte den Zug au, und die Weiber fangen Licher auf den Bakchus ab, Warum bie kleinen Statüen fo große Zeugungsglieder hatten, und biefe Zeus gungsglieder allein beiweglich waren, lernte Kyeros dor aus einem heiligen Mythos, den er eben bes wegen nicht mittheilte. Mac der Meinung bes Herodot Iehrte Melampus außer vielen anderen Dingen, welche er in Aegypten gelernt hatte, bie Griechen zuerft ben Nahmen des Bakchus, bie Art, wie diefem Gotte geopfert,‘ und ihm zu Eh» ren ber Phallus umgetragen werden müfle 0). Derſelbige Sefchichtfchreiser glaubte, daß Wies - lamp den Dienft des Backchus von dem Tyrier Kadmus, und den Begleitern befjelben vernoms men habe, bie aus Phönicten nad) Boeotien ges Tommen feyen: eine Vermutbung, von welder ' \ 2 N man n) c 48. 0) Ce» 49%

387

man Faum abfieht, wie fie ſich mit den zuerft ans geführten Machrichten uͤber den Melampus vereis nigen laffep). Herodot nennt ben Melampus einen weifen Mann, der ſich die Kunſt der Wahrs fagung eigen gemacht, und ben Griechen den Dienft

bed Bakchus zuerfi verfündigt habe, welcher Gottes dienſt aber in der Folge von anderen meifen Männern nod ausführlicher, und genauer geoffens.

bart wordeng). Man kann faft mit Gewißheit annehmen, daß Herodot unter den weifen Mäns

nern, welde nad) dem Melampus bie Griechen

in dem Dienfte des Bakchus unterrichtet hätten,

den Orpheus, und Muſaͤus, oder wenigſtens bie Nachfolger bed Erſtern verftanden habe. Zu ben größten Geheimniſſen der: Myfterien des Bakchus gehörte ber Org, mo Iſis bie geſammelten Glied⸗

| maaßen ihres zerſtuͤckelten Gemahls bengefeßt hat: te, um fie ber unverföhnlihen Wuth des Typbon zu entziehen. Zu den Zeiten bed Diodor 7), des j Stra:

|

» Diefe Vermutung ift nicht die einzige Gonders J harkeit in dem 49 Capitel des zweyten Buchs. Die

uͤbrigen raͤthſelhaften Aeußerungen wird jeder auf—

merkſame Leſer leicht ſelbſt finden.

9) syw nav vuv Oym, usAauroda Yevonevov avdpm. 00PoVv , Mayrınyv TE dauru Wusmadyı, xy wuJons- vov ar’ Ayumrs alla ra woAlz sonyyaaeduy AA: ‚Aysı,. 20 ramspı Aovuoov... . OTpSNSWg HEV # Fay- !

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388 . 0

Sırabo s), und Plurarch £) machten viele Städte Anfprüdhe auf die Ehre, die Weberbleibfel bes Oſiris zu befißen, Allein die beyden erſteren

Schriftſteller, die felbft in Aegypten geweſen waren, bezeugen, daß dad wahre Grab des Gottes unbes

kannt fey. Um dieß große Geheimniß nicht zu Her:

zathen, fagt Herodot in der Beſchreibung des Zempeld der Minerva zu Sais: "An biefem - Tempel, ober vielmehr. hinter biefem Tempel

"längs ber ganzen Mauer her find die Gräber deß⸗ jenigen, deſſen Nahmen bier auszufprechen eine

große Sottlofigkeit wäre Auch findet ſich hier ein

kreisfoͤrmiger, mit Steinen eingefaßter Teich, auf,

oder in welchem man Nachts die Leiden des göttlis chen Ungerannten vorſtellt: welche Vorſtellungen man in Aegypten Mofterien nennt. Ungeachtet id, weiß, wie fich alles dieſes verhält, fo noge id) eben fo wenig, es zu erzählen,. als bie fehaffenheit der geheimen Feſte, welche die Öriehen Tchesmephorien nennen u). Eudoxus war wenis ger gemwiffenhaft, ald Herodot. Kr erzählte ohne Scheu, was er in Aegypten gehört hatte, daß das Grab des Ofiris fich zu Buſi ri6 finde *) Das Feſt, s) XVII. 1155. £) VII. p' 440. de Ifide et Ofiride.

u) Il. 170. 171. usı de na ra Te am daiov KOISUMM ET TOMTS KENYuaTı BLRYeDSUNY TEYOLL&,

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x) Apud Pintarch, 1, e. VII. 41%

Papremis ⸗).

38)

Ver, welches man der Iſis zu Buſiris feierte, gehörte nicht weniger zu den jährlichen großen Fer fien ber Aeguptier, als das Feſt der Minerva zu Sais, mir welchem bie Vorftelungen der Leiden des Oſtris verbunden waren y). An bem Feſte

‚ber fie wurben nach dem Opfer viele Myriaden von Meyſchen gegeifielt. Es fchien dem Herodot

eine Ruchloſigkeit, zu ſagen, um welches willen dieſes geſchehe z): ein faſt untruͤglicher Beweis, daß auch dieſes Feſt feine Gehetinniffe hatte! Oſi⸗ ris und Iſis waren allerdings bie einzigen Gott⸗

heiten, denen zu Ehren man in Aegypten die vors nehmften geheimen Feſte, oder gleichfam Nationals Miyfterien feierte Wahrſcheinlich aber waren ähnliche, weniger allgemeine, Feſte und Feierliche

" Zeiten allen den Gottheiten gewidmet , deren Dienft

man dem Herodot nur in isposAoyais mittheilte a), und von welchem baher biefer Geſchichtſchreiber nicht fo offen redete, wie von dem Dienfte des Ju⸗ piter In Theben b), oder von bem des Mars zu

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y) u. SQ,

2) C. 61. Turrovre navy yap dy para vv Jvamie

raurec x way, Aupimdsc nupra wolly av) pn - zuy. rev de (beffer ro da) rumrovray, u nor Ociov ssı Äsysıy. |

u a) 3. DB. bed Pan, u. 46. der Cabiren, Herod, in,

6, 37. mehrerer heiliger Thiere, c. 65 5) 11,4% ö | c) IE. GA. c.

399 7 7

7: Mach den Aegyptiern waren die Hindus bdas einzige Volk des Alterthums, das in Caſten abge⸗ theilt war. Dieſe Abtheilung in Caſten brachte

nothwendig unter beyden Nationen manche gemeiins | ſchaftliche fo wohl politifhe, als gottesdienfkliche

Einrichtungen hervor. So wie die Aegyptier uns

ter allen menſchenaͤhnlichen Goͤttern nur den Dfis

ris und die Iſis als allgemeine. Volfsgoͤtter aube⸗

teten, fo erwiefen die Hindus nur dem Drums,

dem Viſtnu, und dem Schiwen, oder Eswara

gleiche Ehre d). Unter biefen drey Nationals -

Gottheiten fuchte ſich nach den heiligen Sagen ber

Hindus Bruma über den. Vifchnu zu erheben. Hieruͤber entſtand zwifchen dem Bruma, und bem Viſchnu ein furchtbarer Kampf, nad melden

Bruma felbft den Schiwen zu: berüden ſuchte.

Wegen biefer legten Uuthat ward Bruma verſtei⸗

nert, und vom Schiwen verfludt. Da Bruma

ſich demuͤthigte, fo erlaubte Schiwen zwar, ba

an ben Druma Undachten von ben Brahminen ges richtet würden ; allein er nahm den Fluch nicht zus

ruͤck, nad weldhem Bruma der Ehre beraubt warb,

in befonderen Tempeln göttliche Ehren zu empfans

. gen. Unterbeffen ftellt man ben Bruma noch jeßt

in manchen Tempeln zugleih mit dem Viſtnu und

Schimwen unter einem menſchenaͤhnlichen Bilde

mit brey Köpfen vor, und betet ihn nicht weniger,

⸗-

als

4) Die Gottheit, welche Sonnerat I, 128. 129. 135.

166. 171. und Untere Schiwen nennen, nannte der Brabmin, weichem Aogers ſeine Nachricht zu Ben hatte, Eswara. l.c. 1. Ilc.ı,

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als den Viſchnu und Schiwen an e). Aller⸗ dings aber weiben fi bie meiften Hinbus, und deren Brahminen Einen der beyben leßteren Goͤt⸗ ter auf eine ſolche Art, daß biejenigen, welche ben

Einen anerkennen, ben anderen perachten, und vers . .

abfeuen, und biefe Verachtung,/ unb Abſcheu aud) auf die Verehrer bes Einen, oder des ande ren übertragen f). Die Brahminen, melde Prie⸗ fler des Viſchnu find, zeichnen ihr Geſicht ganz anderd, und tragen andere Symbole an ihrem Coͤrper, als biejenigen, die ben Schiwen, ober Eswara als den vornehmftien Gott verehren.

‚Die Anbeter bed Schiwen hören nicht den Nah⸗

men des Diftnu, ohne auszufpucden, und umge⸗ kehrt. Auch leiden bie Anhänger des Einen Gots tes micht, daß die Anbeter des Anderen durch ihre Quartiere ziehen. Beyde Gottheiten haben ihre Gemablinnen, Kinder und Diener, benen man. gleihfalld mehr, als menſchliche Ehre erweist. Bon beyden erzählt mar mancherley Vercoͤrperun⸗

‚gen, wo fie unter menfchlicgen und thierifdyen Ges

ftalten erfchienen feyen, und merkwürdige Thaten gethan, oder merkwürdige Schickſale erfahren häts tn. Beyde Götter haben ihre Myſterien, bu

- weis

e) U. ce. Zu Rogers Zeiten fprach man zwar auch von einer Strage weiche Bruma wegen feiner Ue⸗ berhebung vom Eswarg gelten babe; allein der _ - Dienft ded Vrahma ald einer großen Nationale . Sottheit war damabis noch nicht abgeſchafft. II. E. - Auch geſteht Sonnerat ſelbſt, I. 129 S. daß Bruma in vorigen Zeiten eben fo wohl ſeine Tem-⸗ pel hatte, alt Viſchnu und Schiwen.

f) Sontzerat, und Rogers ll. ec.

89%

welche man in ihren Dienſt eingeweiht wird. Die Arhaͤnger des Viſtnu fuͤrchten, daß der Dienft ih⸗ res Gottes eben fo koͤnne vernichtet werden, als der des Bruma, ſo wie Schiwen vormahls auch den Viſtnu, wenn gleich nicht fo tief, als den DSruma gedemuͤthigt habe 2).

Beypde Voͤlker alſo, ſowohl die Aegyptier, als die Hindus, beteten nicht bloß mehrere Volko⸗ goͤtter an, fondern glaubten au, baf ein. Gott

den andern überwinden , und feiner göttlichen Eh⸗

ren.ganz ober gröftentheild berauben koͤnne. Ty⸗ phon erwürgte ven Dfiris, und ward wieder vom Horus überwältigt. Die Verehrer ber Iſis und ded Oſiris verachteten, und haßten den Typbon, als den Feind von beyden. Nichts. beftomeniger

hielten fie den Typhon nicht für ganz vernichtet.

Es gab Zeiten, wo man den Typhon dadurch zu

verföhnen fuchte, daß man angebetete Thiere miß⸗

handelte, oder gar tödtete 4) Wenn man dem

. Typbon and Feine befonbere Tempel errichtete; fo erfannte man body heilige dem Typhon geweihte Pläge, und zwar in der Nähe von “iss Teıns yeln s). In Hindoſtan verlohr Bruma feine götts lichen Ehren, ‚wie manche ältere Götter in Aegyp⸗

ten fie eingebäßt hatten ; und ward dennoch von den

Hindus nicht ganz vergeſſen. Schiwen begna⸗ | | digte 4) M. ee. |

Ak) Plut, de Ißde, T. VII, p. 431. 495.

DB in Tentyra. Die Tentyriten, ſagt Strabo, verehren die Venus. Hinter dem Tempil ver

!

Venus ift ein Tempel der Iſis: Ioidoc ssyy ip’

ura Tupwvsia uulsusye, XVII. 1169 -

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bigte den Viſtnu. Die Verehrer beyder Götter ale die zwifchen benfelben vorgegangene Aus⸗ föhnung nicht für aufrichtig. Die Anhänger des

Schiwen wuͤnſchen, daß ihr Gott feinen Neben

- kubler gänzlich außrotten möge. Die Anhänger bed Difchnu fürchten, daß dieſes geſchehen könne, Kein Wunder, daß die Einen die Anderen haſſen, ober verachten, und daß ſi ſie ſich gegenjeitig zu ſcha⸗ ben fuchen!

Wir wollen jeßt fehen, durch welche der oben angefuͤhrten Urſachen unter Voͤlkern, die ſolche Götter glaubten, wie die Aegyptier und Hindus, geheime. Fefte und Feierlichkeiten entfichen konnten.

Erſtlich alfo: Laͤßgt ed fih mit Grunde dem fen, daß die Aegyptier, und Hindus gewiſſe Feſte

und Feierlichkeiten in Myſterien verwandelt haben,

damit diefe Kefte und Feierlichkeiten nicht möchten gerftört, oder entweiht werden? Mir mäflen antworten: allerdings.

Die Iſis machte ben Ort, mo fie die Gebeine ihres Gemahls beygeſetzt hatte, zum gröften Ges

heimniß, damit Typhon ſich berfelben nicht abers .

miahls bemädhtigen möge. Auch blieb es. bis auf die fpätefien Zeiten ungewiß, wo das wahre Grab

"des Dfiris ſey. Wenn alfo bie Werehrer diefes .

Gottes an dem wahren Grabe beffelben klagen: wenn bie Priefter beffelben bie Leiden des Gottes vorfiellen wollten; fo mußte beydes in geheimen nächtlichen Feſten geſchehen, damit nit Typhon, wenn er fi) etwa wieber erhöbe, bie Ruheſtaͤtte feis

_—— 398 |

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394

ſeines Beuders erfahre, und an ben Sebien 6 ef

felben Bon neuem Rache uͤbe.

Wenn die Hindus, welche den Schiwen, oder Viſchuu als den vornehmſten Gott verehren, auch nicht fuͤrchten duͤrfen, daß man ſich gegen die von ihnen angebeteten Heiliathuͤmer Gewaltthaͤtigkei⸗ sen erlauben werde; fo haben fie doch Urfache ge: nug zu der Beforanif daß die. Widerfacher ihres Gottes den Dienft befjelben entweihen, entweder nachaͤffen, oder. verfpotten Fönnten. _ Um: biefen Gefahren zu, entgehen, haben fo wohl bie Prieſter und Anhänger ded Schiwen, als die des Viſtnu

den Dienft diefer Gstter in Myſterien verwandelt,

Keine von diefen beyden Secten läßt: Semanden zu

ben vollftändigen -Dienfte ihres Gottes zu, ohne ihn vorher geprüft, und förmlidy eingeweiht zu ha⸗ ben: Die Prfungen-beftehen in Meinigungen, Fa⸗

fien,. Allmoſen, vorzüglich aber in ber Unterfus hung: ob ed dem Einzuweihenden ein Ernſt ſey,

alles das zu leiſten, was ber Dienſt des Gottes

verlange. Wenn man ſich der Geſinnungen des

Aufzunehmenden verſichert hat; ſo wird ein Tag zur feierlichen Einweihung beſtimmt. Die Ein: weihung iſt mit Gebeten und Opfern begleitet. Der Prieſter, welcher den Hierophanten macht, _ unterrichtet ben neuen Bruder in bem Dienfte bed

Gottes, -weldhem biefer ſich bingibt, und theilt ihm hefonderd. ein geheimes Gebet mit k), Die Kurdt sor Entweihung, die hoͤchſt wahrſcheinlich Kine der Urſachen der Indiſchen Myſterien war, veran⸗ Faß: nicht bloß bie Therapeunten und d Sfiener , fons

dern

k) Sonnerat I. 54- 56 ©,

dern and bie Chriften des vierten, und ber folgens den Jahrhunderte, ihre Lehren, und Gebräuche in

undurchdringliche Geheimniffe zu huͤllen. In Au⸗ fehung der Therapeuten und Eſſener Tann ich mid

"auf das begiehen, was ich Yon beyden unter dem ‚Abfchnitt Yon gottesdienſtlichen Büßungen vorge bracht habe, Won den Myſterien ber älteren Chris ſten will id nur dasjenige anführen, was zur Er⸗

I&uterang, und Beſtaͤtigung meiner Gedanken über die geheimen Feſte, ober Feierlichkeiten der Ae⸗ gyptier, und Hindus dient. Da die Chriften gar nicht mehr nöthig hatten, die Rache, und Verfol⸗ gung heidnifcher Kürften, und Obrigkeiten zu fuͤrch⸗ ten, fonbern vielmehr die herrfchende, und beguͤn⸗

fligte Religions » Partey ausmachten; fo fuhren .

fie dennoch Zahrhunderte Lang fort, mande ihret Sehren, und Gebräuche ald Geheimniſſe zu betrach⸗ ten, und denen, welche fih zum Chriſtenthume bes

fennen wollten, nur fiuffenmweife, oder nach mans.

cherley Prüfungen mitzutheilen )). Die Pruͤfungs⸗

‚zeit dauerte nad) der Verſchiedenheit der Subjecte

halt nur wenige Tage, ober Wochen, bald mehres

‚ve Jahre. Man nannte diejenigen, bie in ber

Prüfungszeit begriffen waren, Katehumenen, und theilte diefe wiederum in brey Grade ab: in bie

der audientium ,„ der fubltratorum, unb ber.

electorum oder Competentium. Wenn ein Hei⸗ be fein Verlangen zu erkennen gab, in bie Chrifts liche Kirche aufgenommen zu werden; fo zeichnete ihn ein Biſchof ober Prieſter mir dem Zeichen des Creutzes, trug ihm die Hauptſtuͤcke des Glaubens

und Gefeget der, und fragte ihn: ob er bie einen - F am

3) Pelliecia I, p. 2. et fa.

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annehmen, und bie anderen erfüllen wolle? War |

die Antwort bejahend, ſo ſetzte man ihn in bie um

terſte Elaffe der Katechumenen: nämlich in bie.der

Hörer. Die Hörer wurden von Einem der. unte een Geiſtlichen unterrichtet, -und auch zu dem gets teöbienftlichen Werfammlungen zugelaffen, aber nur fo lange, ald man Pfalmen fang, die heiligen

. Schriften vorlas, oder der Biſchof predigte. Nach der Predigt fiieg ein Diakonus auf die @anzel, and rief Laut: entfernt ench, ihr Hörer, entfernt euch ihr Ungläubigen! Wenn die Hörer ſich ents fernt hatten, fo forderte ber Diafonus bie ſubſtra- tös und Competentes auf, mit den Gläubigen zu Beten, morauf ber: Biſchof ben Segen ertheilte, und dann auch bie fubltratos und competentes mit den Worten entließ: gehet hin in Frieden! Kein Katechumene durfte der Taufe, ber Eonfirmation,

- Ser Ordination und anderen -Sacramenten beywohs nen. Man theilte fe gar bie Lehre von ber Drey⸗ einigleit, den Chrifllichen Glauben, und das Ges

bet des Deren den Katechumenen nur wenige Zage

vor der Taufe mit, wenn fie die Zeit ber Pruͤ⸗ fung beynahe ganz überflanden hatten, und ale Aus erwaͤhlte angefehen wurden. or ber Taufe, melde man entweder am Dfter s ober Pfingſtfeſte vornahm, gingen noch fo genannte Scrutinia her, Die, wenn die Taufe in den Oftern gehalten ‚werben:

“follte, auf fieben beftimmte Tage der Faſten fielen.

Die Erwaͤhlten muſten an biefen Tagen in einem

einzigen Gewande, barfuß, und mit. verhülltem

Antlitz erſcheinen, damit ihre Augen und ihre Ans dacht nicht zerſtreut würden. Man lehrte, fie das

Geheimniß der Dreyeinigkeit, das Bekenntniß des Chriſtlichen Glaubens, und das Gebet des Herrn.

Man

a.

en AL.

‚-.— 00397 Man trieb endlich aus ihnen ben böfen Geiſt aus,

indem Geiſtliche ihnen dreymahl in's Geſicht blie⸗ ſen, ihre Ohren und Naſen mit Speichel beſtri⸗

chen, und bie Exorciſations⸗ Formeln herbeteten. Von der Zeit an, mo die Chriſtliche Kirche keine

aͤußere Feinde mehr zu fürchten hatte, baute man

neben ben Kirchen Zaufs Sapellen, welche Bäder,

oder Becken mit Waſſer enthielten, zu denen man auf mehreren Stuffen hinabſtieg. Männer und Weiber mußten fi, die Einen dem Biſchofe, ober

feinen Diafonen, die Anderen, Diafoniffinnen,

darftellen. Bevor man fie dreymahl untertaudhte,

Legte man ihnen die Frage vor: ob fie dem Teufel,

der Welt, und den weltlichen Lüften entfagten-?

und falbte fie am gangen Leibe, ober wenigſtens

am Kopf, an den Ohren, und anber rechten Hand, Nach der Eintauhung falbte ein Priefter den Ka;

techumenen, fo lange biefer noch in dem Taufbecken

fand, die Füße, und den Mirbel des Hauptes. Der Biſchof bededite das Haupt deſſelben mit eis nem Tuche, und legte ihm ein weiſſes Kleid. an.

Wenn die Getauften bekleidet waren, ſo fuͤhrte ein

Driefter fie mit einer brennenden Tadel, ober

Kerze in die Kirche, wo fie dann bie Eonfirma: tion und das heilige Abendmahl empfingen. Nah diefen heiligen Handlungen nannte mon bie Einge⸗

weihten nicht mehr Katechumenen , fonbern Meos phnten, ober Meugebohrne. ALS foldye gingen fie in der Ofterwode in ihren weiffen Kleidern einher, befuchten täglich bie Kirche, genoflen täglich das

"heilige Abendmahl, und murden ohne Zurüdhals tung in allen Geheimniflen des Chriſtenthums un: -

terrichtet. Mach ber Oſterwoche legten bie Meos

pliyten bie weiflen Kleider ab, und wurben von.

nun

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2432

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nom an ben Glaͤubigen zugezaͤhlt. Man hat es ſchon lange bemerkt, daß die aͤlteſten Kirchen⸗

lehrer ſehr viele Gebraͤuche der Heidniſchen Ein⸗ weihungen entlehnten, und daß fie bie Lehren, und

Sacramente der Chriſtlichen Religion den Kate⸗ chumenen nur ſtuffenweiſe anvertrauten, weil Je⸗ ſus ſi ſ ch denſelben noch nicht auvertraut habe m).

Die zweyte Urſache, von welcher wir gewiß wiſſen, daß ſie geheime Feſte und Feierlichkeiten veranlaßt hat, und von welcher man alſo auch moͤglicher Weiſe aunehmen kann, daß ſie die aͤl⸗ teſten Aegyptiſchen und. Indiſchen Myſterien vers

anlaßt haben koͤnne, iſt der Glaube, oder das Vorgeben, hoͤhere Gnadenmittel, oder außerordent⸗ liche Wohlthaten einer Gottheit zu beſi itzen, wel⸗ de man zwar den aufrichtigen Verehrern einer ſol⸗

chen Gottheit, aber nicht den Profanen, das heißt, Menſchen mittheilt, welche die Urheberinn der

Gnadenmittel entweder nicht anerkennen, oder gar

verachten und verfpotten. So bald man glaubte, ober nur vorgab, in dem Befiße außerorbentlicher Wohlthaten Einer; ober mehrerer Gottheiten zu feun, fo war nichts netärlicher und felbft noth⸗

wendiger, als ſolche Wohlthaten zu verheimlichen,

theild um fie nur ben Wuͤrdigen zukommen zu laſen,— und die Unwuͤrdigen davon auszuſchließen, theils

2) Pelliccia ], c. p. 5. ex Augnſtino. Cum ita- que Jelus non adhae fe credidillet eis, Cate-

Ehumeni expertes erant myferiorum Baptilmi, _

Gonfirmationis, [serae ordinatiönis, allerum- Er: (acramentorum, auie iie praelentihug ne- as erat miniſtrare.

. ——

.—— 399 theils um durch den Reitz des Geheimniſſes den

Werth der göttlihen Wohlthaten zu erhöhen, und .

ein Tebhafteres Verlangen darnach einzuflößen.

Kann eb bewiefen, oder wahrſcheinlich gemacht werben, baß die Urheber, oder Vorſteher der Als teften Aeghptiſchen und Indiſchen Geheimniffe ſich ruͤhmten, außerordentliche Gnadenmittel zu befißen,

und daß fie dieſe Gnadenmittel in geheimen Feſten

mittheilten, um ſie nur den Wuͤrdigen zuzuwenden, und die Unwärdigen davon auszuſchließen? Man leſe, was folgt, und man wird kaum einen Zweyfel uͤbrig behalten, daß das Vorgeben hoͤ⸗

herer Gnadenmittel bie Entſtehung derjenigen Ae⸗

gyptiſchen Myſterien, welche das Vorbild der Eleu⸗ finiſchen Geheimniſſe waren, hervorgebracht, und zur Entſtehung ſowohl der Bakchiſchen, als der In⸗ diſchen Geheimniſſe mitgewirkt habe. Wenn die Eleuſiniſchen Myſterien nach den Geheimniſſen det Iſis in Aegypten gebildet waren, wie das ganze Griechiſche Alterthum behauptete; fo muß mar

annehmen, daß bie Vorftcher der Ießteren den Eins

geweihten ähnliche Verheiffungen machten, als wos mit bie Vorſteher der erfteren die Myſten und Ep⸗

opten anlockten, tröfteten und äufrichteten.. Dan

erregte in benen, melde ſich in die Eleufinifchen Mofterien einweihen liefen, tie frohen Hoffnungen, daß fie von ber Schuld aller ihrer Sünden wür:

den befreyt, und bes befondern Schußes der Los

res und Proferpine würden gewuͤrdigt werben: daß fie dem Tode mit Zuverficht entgegen gehen, and. nad) dem ode eine felige Unfterblichkeit ers

"nes warten koͤnnten, anſtatt daß die Ungemeihten tn

Dexter ber Quaal, ober der Finfternig würden bins nn *3

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40 ——

abgeſtoßen werben n). Die Vorſteher der Bak biſch⸗ Orphiſchen Myſterien ſpannten die Erwar⸗ tungen ihrer Juͤnger noch höher. ie verſpra⸗ den denſelben nicht bioß ben beſonderen Schuß, . fondern fogar die Herrſchaft über bie Götter: nicht bloß Defreyung ven allen Sünden, und nach dem Tode eine felige Unfterblichkeit, ſondern auch eine folde Unfterblichkeit, die in einem unaufhörlichen Genuſſe der lebhafteſten finnlichen Wergnägungen beſtehe 0). Die Aegyptiſchen Priefter konuten gar kein Bedenken tragen, denen, welche ſie durch

die Einweihung in die Myſterien bes Oſiris und

der Iſis dem Dienſte dieſer Gottheiten widmen

wuͤrden, ähnliche göttliche Wohlthaten fowohl in ‚biefer, als in einer anderen Welt vorzuſpiegeln. Oſiris und Iſis waren die vornehmſten Nationals

Gottheiten, die in dem Reiche der Schatten nicht

weniger mächtig, als auf biefer Erbe herrfchten p). "Die Indiſchen Myſterien find noch jegt, was bie älteftien Aegyptiſchen und Griechiſchen Mipfterien waren: förmliche Aufnahmen und Uebergebungen _ in den Dienft einzelner. Gottheiten unter der Vers heiffung und Hoffnung außerordentlicher göttlicher Wohlthaten. Und wenn alfo auch nicht die Furcht vor Eotweihung die geheimen Feſte und Feierlich⸗ keiten der Hindus hervorgebracht hätte, fo würde das Verfprechen ynb bie Hoffnung von höheren Gna⸗ "Benmitteln fe gewiß geſchaffer haben. Die groͤßte Wohl⸗

m) Man ſ. meine Abh. über die Myſterien 234 u. f. ©. 0) Plato de Rop. Tom, F p. 100 106. Edit. Maſſoy. g) Herodot. II. c. 123. apxqysrevav de Tav ware

Ayurrwv Asyssı Ayuyrpa x Asovuoay, .

j Rn v ... PER 2 Wu Bes 2 | 40i U ı - ‘e. D

Wohlthat, bie den Hindus waͤhrind ber Einwei⸗ J hung widerfaͤhrt, iſt ein geheimes, oft nur aus

einer oder zwey Sylben beſtehendes Wort, ivels

ches ber Hierophont dem Einzumelhenden ftill in's

Ohr jagt, und mas diefer eben fo ſtill wiederhoh: Yen muß, damit der Priefter erfahre, ob fein Schüs ler das Wort richtig gefaßt habe. Dieſes ges heime Wert macht das einzige Gebet aus, was

die Hindus täglich hundert, ober tauſendmahl hers ſagen muͤſſen. Sie dürfen dieg Wort feinem ans deren Menfchen, felbft nicht anderen Eingeweibten entdecken. Um fi nicht zu verrathen, beten fie

es ſtets fo ſtill, daß man nicht einmahl bie Bes

wegungen der Lippen bemerkt N- Höchftens iſt - e8 erlaubt, einem Bruder, ber in ben lebten Züs

gen liegt, dad Zauberwort. in's Ohr zu flüffern,

damit der Sterbende durch die Anhörung diefed

Gebets felia werde, Es verſteht ſich, daß eine jede Secte ihr eigenes: geheimes Wort hat, wos

durch fie ſich einbildet, ben Gott, welchen fie dient, umviberftehlich zur Huͤlfe auffordern, ober gar nds _

thigen zu Eönnen,

Die bisher ängeführten: Uefachen Ans voll⸗ |

kommen hinreichend, bie Entſtehung der Älteften

Aegyptiſchen und Griechiſchen Geheimniſſe zu ers. .

klaͤren. Die Vorausfeßung, daß man fehon in

den älteften Aegyptiſchen Myſterien die Freuden

ind Leiden einer andern Melt vorgeftellt habe,

führt auf eine dritte Urſache, wie wir gleih ſehen werben, auf die Unmoͤglichkeit, ober Schwierigkeit, folge Schauſpiele oͤffentlich und bey Lase zu ge

| ot ©. 55. Soniiat u U "Tau

| | Unter den alteſten Aegyptiſchen Moſterien waren dhoͤchſt wahrſcheinlich keine, in welchen man von Anbeginn an Triebwerke gebraucht, und Schauſpiele

——

ten; fo wuͤrde man ſolche Schauſpiele eben ſo wohl,

des Fegefeuers beruͤchtigt wer 7). Nach der Le⸗

hatten. | Zwey Stunden oͤſtlich von Dungall i in Irland findet ſich ein kleiner See, in deſſen Mitte eine In⸗

40

aufgeführt ‚hätte, bie für uͤbernatuͤrlich gehalten

werden ſollten, und deßwegen das Licht ded Zageh nicht ertragen Fonnten. Eben fo wahrſcheinlich aber

iſt es wiederum, daß man allmaͤhlich in den aͤlteſten Myſterien uͤbernatuͤrlich ſcheinende Kuͤnſte anzuwen⸗ den anfing, um diejenigen, melde ſich einweihen

: ‚Tießen, in gutgemeinten, oder böfen Abfichten zu . taͤuſchen. Ich fuͤhre die Abſicht, Menſchen durch

uͤbernatuͤrlich ſcheinende Schauſpiele zu täufchen, als eine beſondere Urſache von Myſterien an, weil

es ſich ſehr wohl denken laͤßt, daß dieſe Abſicht

Myſterien hervorgebracht habe, oder hervorbringen koͤnne, ohne daß eine der uͤbrigen von mir erwaͤhn⸗

ten Urſachen Yon geheimen Feſten und Feierlichkei

ten mitwirfte. Hätte man zum Benfpiel in der bes

ruͤchtigten Höhle ded H. Patricius nur Einige ber

Schaufpiele gegeben, melde einzelne in diefe. Höhle eingefchloffene Perfonen erfahren zu haben betheuers

als. die Erxrfcheinungen in ber -Höhle des Tropbos nius zu den. geheimen Feierlichkeiten rechnen müfs

fen, die der Abficht, durch uͤbernatuͤrlich ſcheinen⸗

de Kuͤnſte zu taͤuſchen, ihren Urfprung zu banfen

/

fel liegt, die Jahrhunderte lang als des Eingang

gens

n Man vergleiche das, was ber ehemahlige Bibllothe⸗ tar Sinner in Bern in feinem Ellai far les dogıhes de

nl n 403 .

‚gebe des H. Patricius beſtaͤtigte dieſer Heilige das Wort Gottes, was er den heidniſchen Irlaͤn⸗ dern predigte, vergebens durch eine Merge von Wundern. Selbſt die Freuden des Himmels und die Quaalen ber Hoͤlle, melde er den Unglaͤubi⸗

gen auf das Iebhaftefte fchilderte, machten auf biefe tohen, oder verhärteten Dienfhen wenig Eindruc,

Sie würden, antwortrten fie, feine Lehren nicht

eher glauben, als bis fie daß, was er ihnen ver:

heiffe und androhe, mit eigenen Augen gefehen hät: ten. Der heilige Mann wandte fich durch Faſten, Nachtwachen und Gebete an Gott, um burd hoͤ⸗

here Hülfe in Stand gefeßt. zu werben, bie Her⸗

zenshärtigkeit der Irlaͤnder zu überwinden, Hier⸗ auf erfchlen ihm der Heiland, führte ihn an einen einfamen Ort, und zeigte ihm eine Höhle, mit den ‚Worten: Ein Jeder, ber feine Sünden aufrichtig bereut, und flandhaft im Glauben iſt, wird, wenn er ſich vier und zwanzig Stunden in diefer Möhle aufhält, von allen feinen Sünden gereinigt werben,

und wird nicht nyr bie Quaalen bed Fegefeuers,

fondern aud die Freuden . der Seligen erfahren. Nah dieſer Dffenbarung baute ver h. Patrik in der Nähe der Höhle ein Dratorium, in welches er regulirte Chorherren feßte, derſchloß tie Höhle,

welche er in den Kirchhof des Stifts hineinzog, -

mit einer Thür, und verordnete, daß ein Jeder, ber die Höhle beſuchen wolle, fi bie Erlaubniß

Das.

- de %& Metempsychofe ie. Berne 1771. 8. anf der 137 und den folgenden Seiten zum Theil aus Hands

fohriften hat abdruden laffen, mir der Erzählung °

des Matthäus von Patis ade, 1253. Ca.

» [1 —— ——

408

dazu © von dem Biſchoſe des Orts nebſt einer Em⸗

pfehzlung an den Prior des Stifts ausbitten ſolle, damit dieſer ihn nad aehoͤriger Vorbereitung in die Höhle einführen koͤnne. Die Legende des Hei⸗

a ligen erzählt, daß zu ben Zeiten deſſelbe ı fehr viele

in die Höhle eingegangen feyen, und daß fie inds gefammp fowohl unar sfpredliche Matter, als Freu⸗ den barin empfunden hätten.

Unter der Regierung bed Könige Stepban ‚von England, fo berichtet Matthaͤus von Par

ris, bat ein Ritter Denus den König, dem er

lange gedient hatte, um die Erlaubniß, in fein.

Vaterland Irland reifen zu därfen. Nicht Lange nad) feiner Ankunft fing der Ritter an, feine vies fen und füweren Sünden, befonders bie an geifle

lichen Perfonen und Gütern begangenen Gewalts thätigfeiten ernftlih zu bereuen. Er beichtete feine . Sünden einem frommen Bifchofe, der im nicht

verhehlte, daß er die Gottheit höchlich beleidigt

‚habe, . Da der Bifchof umberfann, meldje anges :

meffene Buße er dem Sünder auflegen wolle, ers

klaͤrte dieſer auf einmahl, daß er freywillig bie

fawerfte unter allen mähle, indem er die Abficht habe, die’ Höhle des h. Parricius zu befuchen.

der Entſchluß des Mitters fe fen; fo gab er

ihm ein Schreiben an den Prior, ber. ihn in bie Höhle einführen ſollte. Der Prior ließ den Rits

ter funfjehn Tage und Nächte in der Kirche ſei⸗ nes Stift beten, wahen und faflen, reichte

ihm am Morgen des fechözehnten Tages das Abend⸗

mahl, und begleitete ihn bis an ben Eingang ber

Höhle, mir bee Warnung, muthig fortzugeben,” . . bis

Naͤdchdeum der Biſchof fi ch überzeugt hatte, daß

—— 405

Bia er auf freyem - Felde ein großes Gebäude faͤn⸗ dwo er weitere Meifungen erhalten werde, Der :

Ritter that, wie man ihm gebeiflen hatte, Er

Fam auf ein offenes Feld, und entre Fte in einem

dämmernden Lichte ein Clofterartiged Gebaͤude, wo fünfzehn, wie Moͤnche gekleidete, und gefchors

ne Männer ihm wegen des Entſchluſſes, dur⸗

De Beſuchung bed Fegefeu⸗ro feine Suͤnde

gefeuer zu beſuchen. Dieß Anerbieten dürfe er - ‚bey Berluft feiner Seligkeit nicht annehmen. Er - müffe vielmehr alle6 über ſich ergehen laſſen.

%

2 Mile»

buͤßen, Gluͤck wuͤuſchten, aber denfelben zug ih warnten, daß er an Jeib und Seele verlohren ges .

hen koͤnne, weun er ſich nicht unter den Prüfunuen, bie ihm bevorftänden, ftandhaft halte. In wenis gen Augenblicken würden fidh ganze Schauren von Teufeln feiner bemächtigen, ihm alle Arten von Martern anthun, oter androhen, und jedes Mahl bie- Anerbietung machen, baß fie ihn unverleßt wieder an bie Thür ber Höhle zurück bringen wolls ten, wenn er bon dem Vorfaß abſtehe, das Fe:

Wenn er mitten in deu groͤſten Quaalen ben Nah⸗

men bed Herrn anrufe, fo werbe biefer ihm Tor

glei. Rettung, oder Linderung verſchaffen. ‚Die funfzehn Unbelannten hatten di ſes faum gefagt,

und fih entfernt, als viele Zaufente von böfen

GSeiftern in allerley ſchrecklichen Geſtalten unter

dem furchtbarften B:fchrey hereinbraden, und den -

Mitter deßwegen verfpotteten, taß er fich lebend

in thre Gewalt übergeben welle, da ihre uͤbrigen

Diener diefes erft nach dem Tode zu thun pflegten,

Der Ritter beobuchtete bey allen Spoͤttereyen und

Anerbietungen der Teufel ein werachtendes Still⸗ ſchweigen. Bi brachte die Hubolbe fo fehr A

\ J N . =

406

daß fie ein heftiges Feuer. anzuͤndeten, und ben an

Haͤnden and Fuͤßen gebundenen Ritter mit eiſernen Haken durch den brennenden Scheiterhaufen zogen. So bald der Ritter die Pein der Flammen fühls te, rief er den Mahmen bed Heilandes an. Der Wunder-⸗Nahme loͤſchte augenblicllih das Feuer

. and, und ftillte eben fo ſchnell die Schmerzen des - Nitters,. der um befte muthiger den Übrigen Pruͤ⸗

fungen entgegen ging. Die Teufel führten ben Ritter durch eine sde Gegend , die mit Finſter⸗ hi bedeckt war, und brachten ihn bahin, wo bie

Sonne im Sommer aufzugehen pflegt. Hier war ed dem Ritter, ald wenn er das Jammergeſchrey

einer ganzen Welt hörte. Er ſah Menfhen von

allen Ständen und Geſchlechtern mit glühenben Spießen an den Boden gebeftet, Anden Einen nagten Kröten, ober Draden: an ben Anderen

‚Schlangen. Auf allen fprangen Zeufel umher,

um fie mit fchmeren Geiſſeln zu geiffeln. Hier . hingen Unglüclide an eifernen Ketten und Haken, die um und durch allerley Gliedmaßen gefchlagen

waren, in brennende Schwefelfchlünde hinab, Dort

waren "Andere an glühende Mäder gefeffelt, bie

von Teufeln mit unglaubliher Geſchwindigkeit ums

4

hergetrieben wurden. Nicht weniger Pein flanben biejenigen aus, die an Spießen gebraten, und mit arfhmolzenem Bley beträufelt, oder in Keffeln von Schwefel und Bley gekocht wurden. Die Teufel madıten Unftalt, dem Ritter alle diefe Duaalen anzuthun. Der fromme Krieger rettete fih, wie er beh bem erften Verſuch gethan hatte. Aus den bisher befchriebenen. Marterfelde verfeßten die- Zeufel den Ritter auf einen hohen Bera. Hier faß eine große Menge von Menfhen nadt auf ben

. o⸗

x x - \

ben, mit: einem Ausdrucke von Augſt, als wenn fie augenblicklich den Tod erwarteten. Auf ein

mahl erhob fi) ein heftiger Wind aus Mitternacht, .

und warf die Sißenden, fammt den Teufeln und dem Ritter in einen Ealten und ſtinkenden Fluß. _ Der Ritter ſaͤumte niht, den Nahmen Chriſti

auszuſprechen, und erreichte bald wieder das Ufer.

Hierauf zeigten die Teufel ihm einen Feuerſchlund,

aus welchem nackte Menſchen wie Funken ausge⸗

worfen wurden, und dann wieder in den Schlund zuruͤckfielen. Dieß iſt, ſagten die Teufel, der Ein⸗ gang in die Hoͤlle. Wenn du in dieſen Pful hin⸗

ab ſteigſt, fo wirſt du ewig verlohren ſeyn. Wir rathen dir daher, zuruͤckzukehren, woher du gekom⸗

men biftl. Da der Ritter dieſem Math nicht folgte,

fo ſtuͤrzten fih die Teufel mit ihm in den Schlund,

Je tiefer er ſank, defto größer wurden feine Schmers | zen. Die Deftigkeit der Schmerzen mar Urſache, daß- er eine Zeitlang feines Schoͤpfers vergaß. So bald er diefen angerufen hatte, fland er wie:

der an bem Mante des Schlundes, mo anbere -

Teufel ihm befannten, daß ihre rüber ihn bes trogen hättens daß der Eingang der. Nölle hier. nicht fey: daß fie ihn aber jeßt hinführen wollten. Die neuen Feinde fihleppten ihn an einen breiten

und ftinfenden Strom, tin weldem Feuerflammen

fi, wie Wafferwogen, mälzten, und gahllofe

Teufel umherſchwammen. Weber ben Strom ging

eine Brüde, die fo fihlüpfrig war, daß es uns

möglich ſchien, einen feften Tritt darauf zu thun, -

fo ſchmal, daß es unmoͤglich fhien, nur einmahl darauf zu ‘haften, und fo bo, daß es unmöglih fihien, nit vom Schwindel ergriffen zu werden. Die Teufel kuͤndigten dem Ritter an, daß er uͤber

dieſe

407

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" B . . f x , . * eo ** x J

J viefe Bruͤck⸗ gehen mäffe, unb wenn er von der⸗

felben binabfalle, daß er alsbann der Hölle und

Ihren Bewohnerg werde uͤberantwortet werden. Der Chriſtliche

eld trat muthig den Weg uͤber die Bruͤcke an. Er ging anfangs bedaͤchtlich. Je weiter er kam, deſto breiter und ſicherer ward die

Bruͤcke. As die Teufel ſahen, daß der Ritter | k zuverfichtlich auf Ber Brüde einher fhritt, bruͤll⸗ ken die Einen vor Wurh, und Anbere, bie unten

ſchwammen, warfen glaͤhende Haken nah ihm, am ihn fallen zu machen. Go 'fehr dad Ges bræulle ihn aud erſchreckte, fo machte ed ihn doch

mide irre. Nachdem er fih von den WVerfolguns gen ber. unveinen Geifter frey fühlte, fo ging er

getroffen Muthes bormärts, bis zu einer hohen, Mauer, die nur eine einzige Thür hatte. Die Thuͤr war von unvergleichlicher Schoͤnheit, und

glaͤnzte von den koſtbarſten Edelſteinen. Von der

Thuͤr her wehten ihm fo ſuͤße und ſtaͤrkende Duͤfte entgegen, daß dadurch auf einmahl alle Nachem⸗ pfindungen der ausgeftandenen Marter weggenoms men wurden. Die Thür öffnete ſich, und aus

der geoͤffneten Thuͤr zog eine feierliche Proceſſion hervor, die nicht bloß aus Geiſtlichen von aller⸗

len Claſſen, ſondern auch aus Perſonen von ans deren Ständen und Geſchlechtern beſtand. Die Proceſſion begruͤßte den Ritter freundlich, ‚und

führte ihn durch die Thuͤr in ihre Heimath cn.

Hier fand der Ritter die fchoͤnſten Wiefen mit

den herrlichſten Bänımen und Blumen geſchinuͤckt. Hier war fein Wechſel von Tag und Nacht, von

Kige und Kälte. "Hier herrſchte vielmehr ein

ewiger Srähling, und eine milde Heiterkeit. Alles - ertönte den den Heften Melodien, die den Schör

ae

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vler der Welt verherrlichten. Ale freuten ſich wie

nur ihres eignen Gluͤcks, ſondern auch des Gluͤcks der übrigen, bie in dieſen ſeligen Gegenden wohnten, beſonders der Neu⸗ Ankommenden. Einige fromme Biſchoͤfe ſagten dem Ritter: bier iſt das irdiſche Paradies, aus welchem die erſten Menſchen um ihrer Sünde willen vertrieben wurden, und wohin wir burd die Gnade unferd Herrn Jeſu Chriſti wieder zurücgefehrt find, Da wir in Günden waren gebohren worden, und nicht ohne Suͤnde gelebt hatten;_fo konnten wir hieher nicht anderg, als durch bie Derter ber Reinigung und Pruͤfung

kommen, durch welche auch du hieher aelangt bjſt. Es vergeht Bein Zag, wo nit Einige von benen,

deren Marter du gefehen haft, befrept, und zu und verfammelt werden. Keiner don und weifl, wie lange er hier bleiben wird. Wir leben bier in Ruhe und Freude, find aber noch nicht werth, ‚zur hoͤchſten Geligfeit ded Himmels erhoben zu werden. Kin Seder von und wird nicht eher in bad himmlifhe Paradies eing ben, als bie bie "Zeit da iſt, welche bie göttliche Güte ibm’ beſtimmt bei. Mad biefer Erläuterung führte man den Ritter anf einen Hügel, und gebot ihm, aufwärts

gu blicken, und zu fagen, wie er hier die Farbe

bed Himmels finde? Gleich dem Golve, Bas im

Ofen glüht, war die Antwort. Was du hier

ſiehſt, fagte man bem Ritter, ift der Eingang in dad bimmlifche Paradies. Diejerinen, die und verlaffen, fieigen von hier zum Himmel hinauf, So lange wir aber hier bleiben, fpeift uns täglich bie göttliche Guͤte mie himmlifcher Speiſe; und du wirft: gleich ſelbſt erfahren, wie biefe Speiſe beſchaffen iſt. Diefe Worte waren kaum gr

er | pras

1

* J

ſprochen, ae ein Fenerſtrahl 6 von oben herab ſtieg,

das ganze Paradies bedeckte, und gleichſam über dem Haupte eines Jeden ſtehen blieb, oder ſich

vielmehr in Jeden hinein ſenkte. Der Ritter em⸗ pfand dabey ein ſolches Entzuͤcken, daß er nicht

wußte, ob er tobt oder lebend fen. Die. Speiſung

dauerte eine Stunde; Lie fo fehnell, wie ein Aus genblick vorüber flog. Der Ritter wäre gern beftändig hier geblichen, wenn er geburft hätte, Allein man Tündigte ihm an, baß er ſich jeßt wies der entfernen. müffe, nachdem er ſowohl bie Mars ‚ter des Fegefeners, als bie Freuden des Paradies

ſes empfunden habe. Der Ritter nahm unter

Thrömen und: Wehklagen Abſchied. Bey dem

Ruͤckwege burd das Fegefeuer flohen, ober fürdhs

teten ihn die Teufel; und die Quaalen befjelben hafteten nicht an ihm. Als er ben Eingang ber

. Höhle erreichte, brach bie Diorgenröthe an, ‚und

der Prior öffnete die Thür. Das, was er waͤh⸗ rend feines Aufenthalts in ber Höhle erfahren hatte, machte einen fo tiefen Eindruck auf ihn,

daß er ſich bein geiftlihen Stande widmete, und

den Reſt feines Lebens in mufterhafter Frömmigs

keit hinbrachte. Er erzählte die Geſchichte der

Höhle nur einigen Vertranten unter dem Siegel des Stillſchweigens; und wenn er dieſes that, fo that er ed immer unter heiſſen Thraͤnen der Sehnſucht nah den Freuden, welche er gekoſtet

und wieder verlohren hatte.

Es iſt einleuchtend, daß das, was dem Rit⸗ ter Oenus in der Hoͤhle des h. Patricius begeg⸗ nete, in bloßen Viſionen beſtand. Daraus folgt aber nicht, daß die Moͤnche, welche die Aufſi cht

uͤber

x

m—irn

411

über die Heohle hatten, ſich Beh Yen anf bi Staͤr⸗

ke, oder die Illuſionen der Phantaſie der Einge⸗ henden verlaſſen haben. Es iſt vielmehr wahr⸗ ſcheinlich, daß die Moͤnche Einige von denen, wel⸗

che ſich meldeten, die Quaalen des Fegefeuers, wenn auch nicht die Freuden des Paradieſes haben

empfinden laſſen. Die Moͤnche bereiteten die Neu⸗

glierigen, oder Schwaͤrmer, die ben Verſuch ber “Höhle mahen wollten, nicht auf biefelbige Art vor, und behandelten fie alfo wahrſcheinlich in der

Höhle felbft nicht auf einerley Art. Geſetzt aber auch, was man nach der Vertreibung ber Moͤnche bemerkt haben will, daß die Hoͤhle nicht geraͤumig genug war, um theatraliſche und magiſche Kunſt⸗ ſtuͤcke anzubringen, ſo iſt doch nicht zu laͤugnen, daß es den Geiſtlichen des Mittelalters eben ſo we⸗ nig ſchwer werden konnte, die Quaalen des Fege⸗

feuers und bie Freuden bes Paradieſes, als ed

den Vorſtehern der Eleuſiniſchen, und Backchiſchen

Myſterien in Griechenland war, bie Quaalen des

Tartarus, und bie Freuden Elyfinms vorzuſtel⸗ Ins). Die Quaalen bed Tartarus, und die

Freuden Elyſiums machten einen Zheil der Go ſchichte der Gottheiten aus, bie in den Myſterien

berfelben verfinnlicht wurde. EB ift freplich nicht bekannt, daß das Hinabſteigen in bie unterirdiſchen

Derter zu den Schickſalen ber Iſis, und des Oſt⸗

ris, wie zu benen der Ceres, ber Droferpine und

- bed Badchus ‚gehörte. Dennoch iſt es nicht uns

w_——

er Zu u f

wahrſchelnlich daß bie er Peiefter bie

Vor⸗

9 Ueber vie Worſiclungen in om Eteuf wifhen My⸗

Air . man meine Abh. ©. 276. 77. in den |

achiſchen, St, Croix p. 349.

_

ve een u.

413

Vorſtellungen ber Schickſale yon Frommen, und

Gottloſen nach dem Tode mit den Diyfkerien: der

Iſis und des Oſiris bloß deßwegen verbunden bu

ben, um den Aegyptiern eine heilſame Furcht vor den Strafen, und ein heilſames Verlangen nach ben Freuden eines andern Lebens einzuflößen. Wer dieſes annimmt, der darf auch behaupten, daß die Abſicht, Dinge zu verſinnlichen, welche man an ‚Öffentlichen Feſten nicht taͤuſchend vorſtellen konnte,

eine Miturſache der Einfuͤhrung von geheimen Fe⸗

ſten in Aeghpten geworden ſey. Die Darſtellun⸗ gen der Freuden Elyſiums, und der Quaalen des

Tartarus erforderten nothwendig eine gewiſſe Ent⸗

fernung ber Hoͤrer, und Zuſchauer von den Schau⸗ platze, und eine ſorafaͤltige Einrichtung des Schau⸗ platzes ſelbſt: biſonders eine abwechſelnde kunſtvolle Erleuchtung fo wohl ber Bühne, als d.r Schau⸗ ſpieler. Sie konnten alfo auch nit an oͤffentlichen Feſten, nicht auf öffentlichen Plaͤtzen und Thea⸗ tern, fondern bloß in eingefchloffenen Tempeln, und in ber Dunkelheit der Nacht Statt haben. Die Darflellungen ber Duaalen bes Tartarnd, und ber Freuden Elyſiums ließen unter allen geheimen

Feierlichkeiten der Eleufinifhen, und Backchiſchen Minfterien die tieffien Einprücke in den Gemüthern

ber Menfchen zuruͤcf. Um ihrentmwillen nannte man diefe Minfterien zugleich die ſchauderhafteſten ‚und frendenprllften. Sehe 4) Um threntwillen fagten felbft Männer, wie Iſokrates, und Cices so, son den Eleuſiniſchen Myſterien, daß man

darin nit bloß lerne, glüdlih und vergnuͤgt zu

leben, ſondern auch mit den froheſten Hoffnungen

zu

t) Meine Ubh. S. ar. | |

4 .*

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zu ſterben u). Unter. den Kroͤſtungen, wodurch Plutarch -feine Gattinn x) wegen des fruͤhzeitigen

Todes einer Tochter zu berubigen fuchte, erinnerte er die Trauernde an bie geheimen Feierlichkeiten der Bakchiſchen Myſterien, aus welchen ſie beyde ge⸗ lernt hätten, bag die Seelen ber Menſchea wi mit ben Cörpern untergingen, -.

Wenn meine Vermuthung richtig iſt, ſtell⸗

ten bie Aegyptiſchen Prieſter urſpruͤnglith bie.

Schickſale, und Thaten des Oſiris, und der Iſis aus bloßer Furcht vor dem Typhon in

nächtlichen geheimen Feſten vor. ‚Ein Gleiches ges

ſchah in den:älteften Myfterien ber Ceres, und des Baldyus in Griechenland, weil dieſe Myſterien Nachbildungen der Aeayptiſchen waren. Von dem, Zeitpunete an, wo man naͤchtliche, und geheime

Feſte feierte muſten ſich die Vorſteher, und An⸗ ordner derſelben nothwendig uͤber kurz, oder lang

gereitzt fühlen, wundervolle, und uͤbernatuͤrlich

ſcheinende Auftritte zu veranſtalten, um dadurch

den geheimen Yoften eine groͤßere Feierlichkeit, und Wirkſamkeit zu perfhaffen. Es iſt ausgemacht, daß ſolche Auftritte ſo wohl in den Eleuſi niſchen⸗ als

5 iloer. in Panegyr I I. i30. Aypyrgos yao-adınvo- Asyy sı6 y⸗ xvwoas quuv u 0 + GENE. 00 TV

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Murnyc, 0 TE GUHKAYTOG MiImvac 70185 Tag sirıdag.

.. sxsew. Gicer, de Leg. Il. 14. Initiaque, ut ap- . pollantnr,. ita revera principia Vitae Cognovi-

mus: -neque ſolum cnm laetitia vivendi,. ad

etiam «um [pe-meliore moriendi. . £) Confol, ad | Uxörem Og, VII, Zu \

te Zt

414 | '

als in den Bakchiſchen Myſterien vorkamen, un⸗

| geachtet man nicht beftimmen fann, wann fie zuerſt

in die einen, und bie anberen eingeführt worden y),

Dad Ohr der Einzumeihenden wurde, wie vom Donner, ihr Auge wie von Blitzſtrahlen getroffen. -

Manche wurden ergriffen, ,. gefchlagen und niedergen

worfen, ohne zu. wiffen, ober zu entdecken, von . welchen Händen. Dan fah ungeheure fhrecflicdhe

—ã ‚und helles Licht wechſelte mit dicker Fin⸗ ſterniß ab.

Saft gewiß ſtimmten bey dem erſten Urſprun— |

ge der Myſterien die dramatifhen Borftellungen derfelben genau mir den allgemein bekannten. Ges

ſchichten der Götter, ober den Volks > Segenden - zufammen. Diefe Uebereinſtimmung der geheimen, . . und ber Öffentlichen Gefchichte hörte in der Folge auf. Aus ähnlichen Gründen, aus welden man. uͤbernatuͤrliche Auftritte mit ben Myſterien ver⸗

band, um naͤmlich den geheimen Feſten eine hoͤhere Heiligkeit, oder einen eigenthuͤmlichen Reitz von Neuheit zu geben, fing man allmaͤhlich an, in den meiſten Myſterien Thaten und Schickſale der Goͤt⸗ ter zu dramatiſiren, von welchen die Volks⸗ Les

genden nichts wuſten, oder die dieſen wohl gar

entgegengeſetzt waren. Man zeigte heilige Dinge, die ſich auf die geheime Geſchichte der Goͤtter be⸗ zogen. Man oͤffnete den Eingeweihten das Aller:

heiligfie, das den Profanen verfchlofften war, und

ließ fie Bildniffe von Gottheiten anbeten, die den Ungeweihten Reis unzugänglich blieben, und. deren Of⸗

) Man ſ. meine Abh. ©, 215, 216, de St, Croix .

P. 435.

* AM m

415 Dfenbarungen gleihfani als wirkliche Gott» Ers ſcheinungen betrachtet wurden 2),

| Der Raub der Proferpine burd ben Pluto, das Verſchwinden des Aungfrauens Räuberd mit feiner fhönen Beute, bie Irſaͤle der trauernden Mutter, die Tröftungen, welche bie "hoffnungslofe Leres zuerft in Attika gefunden, und die Wohlthas ten, welche die getröftete Söttinn den Einwohnern pon Attila erwiefen habe, wurden zwar: nit in ganz Griechenland auf diefelbige Art erzählt, aber doch im MWefentlichen fo angenommen, wie wir fie von Dichtern, Rednern, Gefhichtfhreibern, und Kirchenlehrern vorgetragen finden a). Man ftellte auch dieſe allgemein bekannten, unb geglaubten Abentheuer in den Myſterien ber Ceres vor; allein außer dieſen boten die heiligen Schaufpiele zu Eleu⸗ fiß den Eingeweihten die geheime Geſchichte der Göstinnen dar. Man geigte 5), wie "Jupicer de:

0 | 0 es

2) Die Schlachten der Giganten und Zitanen, ſagt Plutarch de If. et OL. VII. 423 424, die Miffe: tbaten des Saturn, die. Kämpfe des Apoll und Python, die Irſale des Backchus und der Ceres bleiben hinter den Ofiriſchen, und Typhoniſchen Abentheuern nicht-zurüd... cex Ts, fegt er hinzu, uusixcic ispoig MSDINLÄURTOHEVE KU TEÄSTAIC, Mp- pyra diaewlare; ny ajenru wpos Tas wollsc, Ö- noiov 8xes Aoyov. Man hörte, und fah alfd

in den Mpfterien'vieled von den Göttern, wad dem ungeweihten großen Haufen ganz unbelannt war.

4) Cicer. in Verrem IV, 48. 49 V. 78. Diodor. V. 288. 89. 336. 337. Clemens Alex, Protr. p. 13. Arnob, V. 23-25. Jul, Firm, &7

6) Clem, Alex. p, zu; . - V

\ \ oo u Ceres bie leBten- Gunſt⸗ Bezeugungen abgezwun⸗

gen: wie derſelbige Gott aus verſtellter Reue ſich ſelbſt entmannt, und die Hoden eines Bocks in den Schooß der Ceres geworfen: wie Ceres die Proſerpine gebohren: wie Jupiter auch dieſe ſei⸗ ne Tochter in Geſtalt eineg Schlange entehrt, und wie die Proferpine den Jackchus zur Welt ges

bracht habe. Co fehr die allgemein befunnte, und bie ‚geheime Geſchichte der Ceres und Proferpine -

von einander abwichen; eben fo fehr unterſchied ſich der Bakchus, welden man in allen Griechifchen. Staaten als Volksgott verehrte, von dem "Jack: chus, oder dem Bakchus, der in den Kleufinis {hen Myſterien eine fo wichtige Rolle ſpielte. Man erkannte fchen im Altertkum, daß der Volks⸗ gott Bakchus, und der Jackchus der Eleuſini⸗

{chen Myſterien faft gar nichts mit einander gemein

hätten c)5 und dieſer Meinung traten bie gelchrtes ſten Geſchichtforſcher der neuern Zeit bey 4). Auf die geheimen Thaten und Begebenheiten der Goͤtter bezogen ſich die meiſten Inſtrumente und aM ins

6) Ariftophanes läßt den Jackchus vor dem Zack: chus tein;en, als wenn der Geſang diefen nichts angebe: In Banis 326, 401 v. und Cicero de Nat.

Deor. ſagt Il: 24. Hunc dico Liherum, Semele g. natum, non eum, quem noftri majores "apgufle, fancteque Liberum cum Cerere et Libera eon- feeraverunt: quod quale fit, ex myfteriis in-

"telligi potel, ud IH, 23. -Dionylos multos

‚habemus, ‚primum e Jove et Prolarpina na- tum, Ä '

d) St, Croix p. 121. 183, u. Sreret, welchen de n St. Croix anfuͤhrt.

6 .

od

4

Dinge, welche man als Heiligthoaͤmer in bin Migs . ferien fehen ließ, und in geheinen Kiffen 'unfbes - wahrte‘s).. Es war natuͤrlich, bag diefe "ellige thümer eben fo mannihfaltig. waren, als bie geheis men Gefihihten der Götter‘, bie man in Myſterlen vorſtellte F). Zu den letzten, und prächtigften Auftritten in den Myſterien gehoͤrte die Eröffnung des Allerheitigften, und die Darftellung ber allexs heiligſten Statäen ber Gottheiten, bie entweder koſtbar geſchmuͤckt, oder mit einem Zauberfchims mer umfloſſen, oder von! den gewöhnlichen Wilds niſſen der Goͤtter, und Goͤttinnen gänzlich verſchle⸗ den waren g). Eu

Die

+) Ich muß, ſagt Klemens, die angeblichen. Heilige thümer entlarven, und die angeblichen Geheinmife bekauut machen. p. 14.1, 6; "8 Oydapıy raurz wuy .Mupaundss, zu rolumgy ku worave woAvsugai, xovdpo re dimv, 204 Idaxav, dpyiov Asvusa Bag- eos; ui da poiy mpogroicdk, xy xucdıh, yap- Innsc Te, x wırras; wpog de zıy Pos, x dr

x

KuveG; Taur, asıy Kurav Pa dyım,

f ) e. x wpoossı 176. Osudoc ra —ED— Poha, optyavav, Augvos, giPos, arg Yurgvaaög..

) Man |. die in meiner Abhandlung angeführten Zeugniffe ©. 274 278. 80. Seneca kuite in ben oft angefüßrten Stelle Nat, Quaeſt. VII. 31, außer anderen Heiligthünern hoͤchſt wahrſcheinlich die: ges heimften Statuen der Gortheiten im Sinne: Elen- fis fervat, quod oftendat rerifenitibus:,, . -, ‘s]lle arcana non promilcue, nec omnibus patent: .

. reduela, et in interiore faerario claufs Ann

Dur TTS a. \

+ \ f

ae Die beruͤhmteſten Myſterien würden mehrere,

wiahmentlich bie. großen. Eleufinifihen Geheimniſſe,

zuenn Tage geftiert. bh), Mar ein kleiner Theil dies

fer. fefklichen Zeit warb in geheimen. gottesbienftlis

rchen Handlungen hingebracht. Die übrigen Tage,

and Stunden füllte man mit oͤffentlichen Opfern, and Proceffionen, mit gymniſchen, ober anderen

Spielen, und Ergößungen aus. Vieh merkwür—⸗ biger iſt dieſes, daß viefelbigen Thaten und Schick⸗ : "fale von Göttern, : welde man an item, ober

mehreren Orten in geheimen Feſten vorfielite, ans

chberöwn an Öffentlichen Feſten vorgeftellt wurden. Der Dienft ver Ceres, und Proferpine war. in

Ensa, und Syrakus, wo man biefe Goͤttinnen

"bon den älteften Zeiten her, und mit ber gröften Pracht verehrte, Fein geheimer, ſondern ein oͤf⸗

fentlicher Dienft; und man ftelte jährlich an öfs -

‚fentlichen Feſten vor, was biefen Goͤttinnen in der

Gegend von Enna, und Syrakus begegnet war i).

Nur in Catina war der Dienſt der Teres ein ge⸗ heimer Dienft, welchen bloß Frauen und Jungs - frauen verrichteten ). Anftatt daß die. Statüen ber Ceres und Proferpine in Enna einem Jeden ‚zugänglich waren kk), hielt man das Bildniß der Cetes zu Catina fo forgfältig in dem Allerheilig⸗ Ren verſchloſſen, daß die Männer. kaum wu | WMWB J da

2 MSk Croix i01- 204 p. 7) Cicer, et Died, 1. ce. A) |

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FLY

Ban. "Ei Su abe

4 x

daß ein ſolches vorhauden ieh 13. "Die Kreter be | haupteten, daß der Jakchus, ein Sohn bes Ju⸗

biter, and. der Proſerpine, .auf-ibrer Juſel ge

bohren worden; und daß alle Begebenheiten Diefed Gottes in Kreta geſchehen ſeyen m); Sie firliten daher bis auf die fpäteften Zeiten die Schickſale bed , Jatchus an oͤffentlichen Feſten vor und ruͤhmten ch ſo gar, daß man alles dad, was mau in Sa— nothrachen,; and Eieuſis, als die gröften Gehelm⸗ niffe zeige; In Kreta ohne Hinderniß ſehen koͤnne. Die Kieter zogen hieraus den Schluß; baß bie Feſte der Ceres; der Proſerpine, und bed Jak⸗ chus ; fo inte diefe Goͤtter ſelbſt, und bie meiften übrigen Gottheiten der Griechen, aus ihrer Infekt -

dudgegangen ſihenn. u 5 .1217

Die geheimen Feſte, welche man benfelbigen

Gotthetton in verſchiebenen Getenden don. Grie—

-

chenland feierte; wichen nicht wenidzer von eingndes üb; als die oͤffentlichen. Der erſte rund. hirvon

lag in der Verſchiedentzeit ber heiligen Geſchichten,

bie. don den aͤlteſten Jeiten hei. nuter verſchiebenen Voͤlkern umhergiugen. Man wereiitee faſt kein Geitheit, von weicher nicht mehrere Städte vor⸗ gaben; daß dieſelben innerhalb ihrer Mauern ges bohren, oder begraben worden ; ober baß fie. zur 5. re u eit

. 46. In eo facrario intime fuit Agnam Cero-

"gie —— quod virf,. "bon. imods 'Wajus- modi ellet, fed na elle quidem Iciebant. aditue enimi inid facrarium non eſt Yiris!’ fatra “per mulieros et virgines eönfiet folehn‘ -..ı: {\

4) Diodor. V. S4d- 44; Jul. Firm..6;6;-

u. . De —A Pr .: 2 x

. A

* R . - Ss . .. . q Pr * ' \ aumeh. in 4 19 f .

3 . D .

Zeit dr Worlahren diefes ober jenes methan, und erlebt dgabe a). Dieſe urſpruͤngliche Verfhieben . beit heiliger Geſchichtan warb heite dutch die Fictios sen der. aͤlteſten Dichter, theils durch bie. Lehren, anh. Bagungen. der aͤlteſten Propheten und Myſte⸗ rien « Stifter jws umendlide vermehrt. Die My⸗

ſterien des Bakchus, welche Orpheus «inführte,

ober .bie, wenigfiene: vom Orphaus den Nahmen hatten, wichen in manchen Stuͤcken von den My: ſterien bed Melampus ab o). Beyhe unterſchie⸗ den ſich wieder ſo wohl von den, Myſterien des Bakchus Sabaſius a), als von denn, welche ein gewiſſer Pegafes in Athen einfegte.g). Die ſelbigen Goͤtter vervielfaͤltigten ſich nach Maaßgabe der Geſchichte, welche man von, ihnen erzählte, und der Dienfie, welche man ihnen einrichtete n.

„ir Alter allen ‚gakeiinen Feſten. ber Griechen war | gewiß: keins, das uicht in dem Laufe von Jahrhun⸗ | ZZ derten. große Veränderungen gelitten hätte. Doch | r waren nicht. alle. Myſterien in gleichen. Graben warn: - nelbar. Am .wenigften waren es biejanigen, die, inde ı bie Myſterien . Bruf i6,,. au Serämten Or⸗ > WE - in,

aus " " a . j oo

| 04 ey Mehn veraleiche nur allein die Anlpriche, und u GSagen der Bicilier, der Athenienſer, der Kreter, und Urgiver über die Ceres, und deren Hefte, an ... den augefüirten. Stellen des Diodor, des Rle⸗ eu BEN ,. des Sicero; und Paufanias 1, 7 |

5 u, 49. Herd, 0...

u 8 nt s

p) Cicer, de:Nat, Deot. III. 03. de Leg. u. 15 9) Pauf,Dl, al re en

r) Cicer, de Nat Deor, ui. a1 23.c.

I v

-

. nt8"Ausgelöfiht wurben 3), um auch ben ſteteren, "oder feſter gegründeten Myſterien eine andere Ger ftalt zu geben. Gelbft die Samothraciſchen Mp⸗

gan

ten, und zu beſtinimten @üiren gefeitrt wurden, auch ünter ber. Aufficht ſolcher dornehmen Ge⸗ ſchlechter ſtanden, dergleichen Me Eumolpiden in Athen waren 1). Unterdeſſen brauchte es nicht einmahl ſolche Revolutionen, als wodurch vie! Ihesmophoxien in dem gröften Theile bed Pelopon⸗

fterien wurben zu wieberhohlten Mahlen faft ganz

umgewandelt u). Aehnliche Veraͤnderungen er⸗ fahren die Myſterlen der Ceres, welche Kauko von Eleuſis nach Meſſene verpflanzt hatte, zuerſt

durch einen gewiſſen Lykus, und bann durch einen

Athentenfer Merhapus, Yon welchem Paufanias

fagt, daß er der⸗Grfinder von manchen geheimen

Feſten, und Feierlichkeiten geweſen ſey x).

Den hanfigſten, und ſchnelkſten Umwaͤlzungen

waren diejenigen Myſterien unterworfen, die nicht

an beſtimmten Orten, nicht zu beſtimmten Zeiten, nicht unter der Aufſicht vornrhmer Famillen, und Magiſtrats⸗ Perſonen, ſondern von umherziehen⸗ den Myſtagogen gefäterf wurden, wie bie Orphi⸗ Bu und Sabaſiſchen Myſſerlen ſchon zu ben eiten dea Diary, und Ariſtophanes. Dieſe Myſterſen urteten daher guch am fruͤheſten aus, tn |

4) St, Croix p. 1350, un 6) Herodor. Ih a 0.000000. #) Man ſ. Dioder, V. 340. 25, de St, Croix

P MM. RE * x) IV. 1. 666 ustanoc yarag usv 29 AYyuag, vos

Mrijc xoq Opyımy Mayramıy GUVIETYG.

rt. -

U 4* 4—

. 2 un Mn. un 1a...

mer ned erregten bie arſten lauten Angen En Don that-den Vorfichers der wahbpinden Fein Unrecht, wenn man annimmt, daß page ohne: Antinahme. verſchmitzts Weträger waren, melde: ihre Geheimniſfe zur. Befriedigung won Hablucht, und anderen böfen MWegierben mißbrauchten. Eins bdor erſten, und zuglgich daß fehracklicfte Bepfpiel unerhörter Greuel , bie in Myſterien wor⸗ jden, Tiefeen die Vakchiſchen Geheimutffe, welde ih I 566. nad ‚Erbauung der Stade Row, IE [N un guärostete 3. Der Urheber die⸗

ferien war ein unbekaunter und hungriger £y der fie in „Deirneien eimführte: don wo and fie fi in wenigen Jahren über ganz Stalin

" Yerhreiteten a). "Die geheimen Mafpanalien war ren anfangd nur für -Perfonen:. bed: andern Ger ſchlechts beftimmt, und wurden jährlid nur an vi Tagen, und zwar bey hellem Batuan ge

. iert.

Si Kiegen det ab E ale mm Pie gm ei —88 nn pri befen m Böen % ei d Ihe. 1% Nora vero deos, et in en ocrarnas pervigilationes fe: Ariko- Phanee . . voxet, nt apud cum Sebsaine, et

<iantur, ° 2) Livius wese

#) 1. . Graecns ignahilie in Etrariam primus 8 . faerifä es —S ee religiöne pro et quaefium, er dileli proliteado In horrore imbusret, .06- « paltoram antiltes crorum, ö ee.

verhaßt, Liecer.

ü di peregrini jadicati © civitate | ir

= on 2 | u. folert. - Eine: Campaniſche Prieſterinn, Paculla Nimia, aͤnderte, wie ſie vorgab, auf göttliche.

Eingebung bie ganze urſpruͤngliche Einrichtung dee Bakchiſchen Gehelninife B);. andgennnmen,- daß

fie die Suftrationen, und: zehntägigen Enthaltun⸗

gen bor:der Einweihung beftehen eg. Paculla

Minia verordnete, daß die Bakchiſchen Moſte⸗ rien nicht mehr bey Tage, ſondern Nachts, daß

ſie. fünfmaht in jedem Monathe, und zwar nicht

bloß von Weibern, ſondern auch Don Männern ges

feiert werden ſollten. Zwey Jahre vor der Ent⸗

deckung machte man noch das Geſetz, daß keine Mannsperfon, die Über zwanzig Jahre alt ſey, aufgenommen, ober. eingeweiht werde. Don tem Augenblick an, we bie erwähnten Veraͤnderungen

gemarht wurden, wrteten bie Bakchiſchen Myſterien

Getoͤſe von Pauken, und Trompeten 5) Wenn

in eine Werkſtaͤtte nicht bloß von Ehebrächen, und

gewaltfanen Schänbungen ſchoͤner Knaben, und

Jungfrauen, fondern von falfchen Zeugniffen, uns tergefchobenen Teſtamenten, Giftmifchereyen, Mens ſchenopfern, und anderen Meuchelmorden aus. Man gab ſich nicht die Mühe, die Unfchuild zu

verführen. Man brauchte offenbare Gewalt, und

bamit man bie "Klagen ber Ungluͤcklichen, an wel⸗ chen man Gewalt übte, nicht höre, erhab man ein ungeheures fanatifched Geſchrey, oder heftiges

ne eins

u rn j ı, a ur 5b) e. c. 23, - - tauquam deum monitu,

Jap Additae voluptates religioni vini.et epg- -

larum, quo plurium animi illicerentur. Qoum

' yinum animos et. nox, et milli foeminis mares, aetatĩs tenerae majoribus, .dilerimen omne pu. doris exltinxiflent, corruptelae primum omais ' *8 * Zu ur

!

. g N N —— U z .

elngelat Perſenen ſich au ‚heftig wißesfügten ‚’ oder Bahr: waß ihnen geſchehen war, zu tief empfunken gzu haben schienen ;.fo fhlachtete man fir als Men⸗ fhenopfer, oder warf fir in tiefe Schluͤnbe; und Damı hieß eb) daß ſolche Verſchwundeue ven ben Goͤttera geraubt worden d). sd bringt ber. Polls zey der Roͤmer wenig Ehre, daß biefe Grenuel ſich fo weit verſreiteten, daß fie ſo lange: umentdeckt blieben, und daß ein bloßer Zufall, Die Liebe einer. öffentlichen Weibs perſon für ihren jungen Liebha⸗ ber, den feine. boshafte Mutter einweihen Lafer wollte, fie der höchften Obrigkeit. belannt machte. Dieſer Vorwurf ift.um deſto gerehter, da wähs gend ber nächtlichen Feſte Männer ſowohl, ale Weiber, wie Rafende, die Weiber mit brennenden Fackeln umberliefen, und die ganze: Stadt mit ihr . vrem Geſchrey, oder mit ihrer wildes. Duft 7, .. » ... BUJ.

x 8 21

genôéris fieri coeptae: quo ad id quisque, quo natura pronioris libidinis eſſet, paratam vo- luptote in haberet. Nec unum genus noxae, ſtupra promilcua ingenuoryum- fogemingrumque erant: [ed fallı teles, falla Siena, tellimonia-, que ef indicia ex eadem ofhicina exibant. Ve- nena indidem, intellinseque caedes? ita ut ne corpora 'quidem interdam ad fepultüuram exſta- rent. Aulıp. dolo,. pleraque ‚per ‚vim endcban- tur Oecculebat vim, quod prae ulglatibus, tympanorumque et eymbalorum firepitu, nulla vox quiritantium inter Aupra et caedes exan- diri poterwe. . ER EEE Een EEE . "We. 13. Si qui minus patientes dedecoris Gpt. «

provictimisimmolari‘..„. Raptos a diis homi- 'nes dici, quos machinde illigatos ex éonſpettu

in abditos fpecus abripiant. , 2

b

.

' , 0, R .

dlten ). Der Senat trug den beyben Konfule- | bie ſchaͤrfſte Unterſuchung gegen tie Ungeheuer auf, welche ſich gegen die öffentliche Unſchuld, Ehre, und Sicherheit. verſchworen hatten. Man behaup⸗ tete,daß über ſiebentauſend Maͤnner, und Wei⸗ ber in Die ſcheußlichen Myſterten eingeweiht wor⸗ den. Alle, welche unnatuͤrliche, oder gewaltthaͤti⸗ | ge Lüfte gebt, oder ſich falſcher Zeugniſſe und Te⸗ i Ramente, ‚ober gar des Meuchelmords ſchuldig ges macht hatten, wurben am Sehen gefiraft. Die Mebrigen , beren einzige, aber vornehmſte Schuld | barin beftand, an den Myſterien Theil genommen. | zu haben’, mußten ihre Neugierde, oder Schwach⸗ heit durch ein kuͤrzeres, oder laͤngeres Gefoͤngniß buͤßßen. Der Roͤmiſche Senat erneuerte das oft guuͤbte Recht, fremde Götter, Goͤtterdienſte, und. Goͤtterdiener zu verbieten f ), und unterfagte- bie | Feier geheimer Bakchanalien vicht bloß in Rom, ſondern in ganz Italien 8): doch mit dem. milden. Zuſatze, daß, wenn Jemand fid In feinen Gewiſ⸗ ſen verbunden achte, bie an den Babkchanalien ges braͤuchlichen Opfer, und andere gottesdlenſtlichen Hanblungen nicht zu unterlaffen, biefer fich bey , bein Prötor urbanus melden möge. Der pru 7 olle

3 ur %

-

e) ib, e. 13, 15.

5) Die Conſul Poſtumius faate in feiner: NRede an

das Volk J. c. c.:16; Onoties hoe: patsum avo-

».. rumgue aetato, negotium ef magifinatibus'da-

: tum, ut ſacra externa: fieri vetarent, faorifien-

:: das‘, watesque foro. eirco,. urbe probibereut, vaticinos libros conguirerent, combnrerenimue, -

_ omnem dilciplinam ,facrificandi prasterquam

more Komano, aboleren:? 5) c. 18 5 |

J

2.7 Selle die Bitte vor den Senat bringen‘, wenn wüht weniger, als hundert Senatoren gegenwärtig feyen, und wenn der Gtnat:idie Witte gewaͤhre, fo folle

das Opfer erlaubt ſeyn. Nur buͤrften ſich dabey nie mehr, als fünf Perſonen einfinden: auch duͤrfe nie eine gemeinſchaftiiche Caſſe, oder ein Priefter und Myſtagog vorhanden feyn. Aehnliche Unordnungen, bergleichen die Bakchanalien in Ita⸗ lien hervorbrachten, veranlaßten ben Diagondas von Theben, alle naͤchtliche Feſte zu unterfagen k). Das allgemeine Sittenverderben, was bie Gries hen und Roͤmer ir Ben letzten Zeiten ihrer Frey⸗⸗ heit, und beſonders nach dem Verluſt derſelben

“etgriff, drang auch In viele Myſterien, und unter

bdiefen fölbft in folche: ein, welche man viele Sahrıs hunderte Tang als die heiligfien , und underletzlich⸗ fien verehrt hatte. Zu den Zeiten bed Juvenal,

und Apulefus: waren nicht bloͤß die Geheimniſſe

der Dea Water i), oder der Cotytto, und "Milo,

- fondern auch felbft der Dea Bona in Rom, ab

bie Thasnophorten in Athen als Schulen ber groͤbe ſten Unmaͤßigkeit, und Unzucht beruͤchtigt h).

Die

| #)-Cicer. de Leg. II: 16. Atqne ommia noetur- "ma, ne nos duriones Sorte videamur, in media Graeccia ‚Diagondas Thobanus lege perpetua . fangirit, Dieb: Verbot war⸗ vorzuͤglich gegen: die Myſterien der Eabiren gerichtet, welche Meshapug

jr Theben eingeführt hatte, Panfan. IV. .

i) Apulej. Metamorph, VI, gr. VI, 14% . k) St, Croix 391. 405. 490 Pe

\

: Die Moſterien der Ceres in Eleuſis waren

vielleicht die einzigen, die nie weder durch Voͤlle⸗

rey, Unzucht, und heimliche Verbrechen entweiht, noch auch mit ſolchen peinlichen, oder beſchwerlichen

Caͤrimonien uͤberladen wurden, wie alleübrige Miys: -

ferien in Griechenland, und SStalien. Die Deis

iigkeit, und Ehrwirdigkeit der Eleufinifhen Ge⸗

Erfindung des Ackerbaus m). |

beimmiffe erhielt fich bis auf bie. leßten Zeiten, und. ihre Bewunberer wieberhohlten ſtets den alten

"Ruhm, baß die Dienfchen durch fie gemildert, oder 3u einem geſetzlich gefelligen Leben hingeführt wors'

ten)... Diefer Rahm war meinem Urtheile nad) : nie verdient. Die Urheber deſſelben verwechſelten die Wirkungen dee Wohlthaten der Ceres, deren

Andenken man in den Eleuſiniſchen Myſterien ers

neuerte,- der Erfindung bed Aderbaus, und ber:

| Gebung weifer Gefege, mit den Wirkungen der

Elen ſimiſchen Geheimniſſe. Die Myſterien zu:

Eleußs waren ben übrigen oͤffentlichen, und. ges

heimen Feſten der Griechen zu ähnlich, als daß fie.

ſolche eigenthümliche Börtheile, dergleihen Mynen '

Cicero in der angeführten Stelle zufchreibt, haͤt⸗

‚gen herdorbringen Finnen. Auch erwähnt Iſo⸗ . Brates ber Entwilderung der Menfchen nicht, als

einer Frucht der Feier der Myſterien, fondern ber Je

D) Cicero de Leg. II, c. 14. Nam mihi cumi mul-

ta eximis divinaque videntur. Athense tuae pe. perille, atque in vitam houiirium attulile, tum . nihil melius. illis 'myfteriis,, quibus ex agrelti, immanique vita exculti ad‘ humanitstem, et mitigati ſumus. \

m) 1. 132. may duanc dupanc' dirraug, direp her

ruyxævueciu Son, TEC TE Naprac, O Ta u Anpiq. dœc Syv qjuac urioqi vevovædi.

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I x .

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4428

Fe mehr, die meiſten uͤlteren Moflerlen ders dorben, und übel beruͤchtigt wurden 5 deſto mehr

nahm die Zahl der Myſterien, und der Hang zu

ben Myſterien zu, deſto zufammengefeßter, und

beſchwerlicher, oder peinlicher wurden entweder die Worbereitungen zu den Myſterien, oder die Stufe

fen, welde man zu erfleigen hatte, Faſt ſcheint ed, als wenn im erften, zwehten, umb dritten Jahrhundert alle nur irgend bedeutende Gotthei⸗

ten, bie bergleichen vorher nicht hatten, einen ge:

heimen Dienft erhiekten, weil man ben geheimen

Dienſt für heiliger und wirkſamer, als den oͤffent⸗

lichen achtete. Man glaubte ſich um deſts gluͤckli⸗ cher, und froͤmmer, in je mehrere Myſterlen man

I eingeweiht worden war, und je hoͤhere Stuffen,

ober Wuͤrden man in ben geheimen Getierdieuſten erſtiegen hatte. Man hielt die Einweihusngen, and bie

, Stuffen ber Ein weihung fuͤr etwas ſo wichtiges, daß

man fleauf Grabmählern,. und andern Denbmählern, als die gröften Ehren der Verſtorbenen bemerkte m)... . M Der

u) Unter den Beyſpielen, welche Here muuor 1. c. P u07. 109. gegeben hat, jchreibe ich nur ſelgeus

FF 062 ab: . si 4 Fe , & u Zn * Fabiae. kconise. - Pauline ©,.,F.- . _ Sacratae, Apund. Eleufinam. Deo, Baccho: Ceresj. Es Core Sacrstae. Apnd, Lernam. Deo Libero. et Careri. Ex Corae, . _ Saeratae, . Apnd. Aeginam : —— . , Deabus. Taurobojitae, Lfiacae, Hieropbantriae. Deae. Hecatae, _- Graeco. Sacratae., Deze,;, , . - " Cereris, |

-Ble

| PP: 206. Quod enim fedulo percontaveram, dif-: cil

Der Geiſt der Zeit, der den geheimen Goͤtterdien⸗ firn fo günffig war, druͤckt fig nirgend deutlichen,

als in der vom Apulejus erzählten Fabel bes Lu⸗ cius and. Nachdem der lehtere endlich durch bie Gnade der Iſis feine menſchliche Geſtalt wieder

xrlangt hatte, forderte ihn ein Prieſter der Goͤt⸗

in auf, ſich Yon. nun an dem heiligen. Dienſte

ber "Wis zu weibhen, und ihr Joch freymillig auf fih zu nehmen, weil er alsdann feine Freyheit um befto mehr fühlen werde 0). Lucius miethe⸗

te ſich eine Wohnung innerhalb bes “Bezirks, der

zum Zempel ber Iſis in Korinth gehörte, um ver Goͤttinn deſto anhaltender dienen, und bes Umgangs ihrer Priefter genießen zu koͤnnen. Es verging feine Nacht, . wo. er nicht göttlihe Ge⸗

ſchte und amfmunternde Dffenbahrungen erhielt. So groß auch feine Begierde nach den Minfterien

der Iſis war, fo zögerte er doch immer mit bes Einweihung, weil er fi vor ben Enthaltungen unb anderen ſchweren Pflichten fürchtete, welche der Dienft ber Goͤttinn ihm auflegen werde m

| Er

Alle Schriftſteller, denen wir die meiſten NRachrich⸗

ten über die Myſterien zu danken haben, Diodor,

Pauſanias, Plutarch, Apulejus, und Clemens von Alexandrien waren in mehrere, oder gar in viele Miyſterien eingeweiht. = 0) Apnl, Lib XI. Metamorph. p. 214. Edit. Cal vii. Quo tibi tamen tutior fis, atque munitior,

da nomen huic [anctae militise - - teque jam

nunc oblfequio religionis noſtrae dedica, et mi:

nifterii juogum fubı voluntarium, nam, cum

coeperis Deas fervire, tunc magis [enties fru-

ctum libertatis tuae,

e roligionis oblcquium, et eaimonloruım . ı . , g \

Items a Na - -

⸗ç-

Er überwand. endlich -biefe Vebenklidikeiten; nnd '

"bat ben oberften Prieſter um die Gnade dei Eins weihung. Der Priefter autwortete freundlich, daß

2 1 J I nen . J

ren, wenn bu es etfahren bürfteft: Um dic aber

he; denn die Goͤttinn ſekbſt beſtimme durch goͤtt⸗

liche Winke nicht nur bei Tag, an welchem, ſon⸗ bern auch ben Prieſter, von welchem, und ben

Aufwand, mit welchem Jemand eingeweiht wer⸗ ben ſolle ). Nach bieſem Beſcheite erwartete Lucius ruhig, was die Goͤttinn über ihn verfüs gen werde, Die erhabene Wohlthaͤterinn ließ

Ihren Verehrer nicht lange ſchmachten. Sie ofs

fenbarte ſowohl deni Lucius, als ihrem oberften

Pieter, Mithras, den Tag; wo die Einmeis hung: Horgenorkiheh werben folle. Der leßtere las

dem Lücius aus einem in Hieroglyphen geſchrie⸗ benen Ritual vor; was er anzuſchaffen, und wie er ſich vorzubereiten habe, Zu ben MWorbereituns gen gehörten Waſchungen und zehntaͤgige Faſten, in welchen der Einzuweihende weber Fleiſch, übch Wein genießen durſte. An dein Abend des Eins

J weihungstages ergriff der Hoheprieſter den Lucius bey dee Hand; und führte ihn, mit einfachen Ges

ändern angethan, In das Allertheiligſte. Du fraͤgſt vielleicht, ruft Apülejus aus, was bier ges ſagt und gethan worden ſey. Ich würde eb bir ſagen, wenn ich es fagen:. du wuͤrdeſt ed erfah⸗

nicht abſtinentiam fatis- arduam, cautoque eircum-

fpectu vitam, quae multis caſibus ſubjacet, elle - muniendam, etc;

9) 5 208. Sumptug etiam, caerimonüis necellas

rios, Amili praecepto dellinari,

4 R FR U}

nicht gang mnbefriebigr zu laſſen, vernimm folgen⸗ des, was mir zu offenbaren vergönnt iſt. Ih kam an bie Graͤnze, ober Pforten des Todes; mb

nachdem ih die Schwelle der Proferpine betreten

- hatte, kehrte ich durch alle Elemente zuruͤck. Ich ſfah; mitten in der Naht die Sonne von wrißli⸗ "dem Lichte ſchimmern, und -betete die Götter ber

Dbers und der Unterwelt iu ber Nähe an. Gegen Morgen waren bie Feierlichkeiten geendigt,: unb

num Fam ich aus bem Allerheiligfien mit zwölf

heiligen Gewaͤnderü zurück: in welchen ich nad Wegziehung bes Vorhangs dem Volke dargeftellt farb. Ich felerte hierauf den erſten Geburtstag meiner Einweihung in angenehmen Gaftmahlen

nund anderen Luſtbarkeiten; unb auch der dritte

Tag- ward theils in gotteöbienftlichen Handlungen, theils in Ergößungen zugebracht. Mad wenigen Tagen genoß ich die unausfprehlihe Wonte des göttlihen Blidniſſes vr). Lucius ging Yart Kos tinth, wo er eingeweiht tvorden war, nad Nom; und wunterlieg nicht, bier feine Andacht in dem Tempel der Göttin mit dem Beynahmen Cam- penfis verrichten. In Mom erfuhr er zu ſei⸗

. nem Erftainen, daß er zivar in die Geheimniffe der Iſis eingeweiht fey: daß er ſich aber noch in die Gehzeimniſſe des Oſiris einweihen Taffen müſſe.

Denn ungeachtet beyde Gottheiten auf Bad innigſte

verbunden ſeyen; ſo finde doch unter ihren Geheim⸗ niffen ein großer Unterſchied Stats ). Ju der

*2 naͤch⸗ .) Inexplicabili volupiato Ammulicri divinj perfrue- j

bar. p. Sır. | s) p.2ı2, Novum mirumque tomperior: Deas quidem me tantum lacris imbutum, ae .

an XX 431 .

®*

' . .

’.. .. \ 433 u FI

vwaͤchſten Nacht ſab Lucius im Traum das: Ge ſicht eines Priefters, der Thyrſen und Epheu⸗Zweige, nebſt anderen Heiligthuͤmern vor ſeine Mahnung hinlegte, und ihm die Einweihung in. den gehei⸗ men Dienſt bes Oſiris gleichſam anſagte. Lu⸗ cius erkundigte ſich am folgenden Morgen unach einem folchen Priefter, dergleichen ihm im Traume erfchienen war. Er entdeckte ihn bald unter ven Paſtophoren bed Gottes, und hörte von. dieſem, daß Dfiris ihm die Ankunft eines Fremdlings aus Madaura angezeigt, und ihm befohlen habe, der Fremdling unverzüglih aufzunehmen. Der Aufs nahme ſtand nichts entgegen, als die große Ars

muth ded Lucius, ber nicht einmahl im Stande war, ben mäßigen Aufwand, welchen die Einwei⸗ hung :verlangte, zu befireiten. Unterdeſſen drang die Gottheit immer nachdruͤcklicher auf bie Eins

weihung 2). Lucius verkaufte zulegt, da er ſich

nicht ander® zu helfen wußte, feine nür irgend entbehrlichen Kleitungaftüdke ; und zwar auf aus⸗ druͤcklichen Befehl des Dfiris. Du würbeft, warf ihm ber Gott im Traume vor, beine entbehrlidgen Sachen nicht fchonen, ‚wenn ed um; irgend .eine große £uftbarkeit 3a thun wäre; und du trägft ı Bedenken, bid) davon los zu machen, um folder erpabenen Feierlichleſten metaſts zu

u⸗

dei, deumuue famıpi. ‚parantis, nvieti Ofrie necdum facris illnßratum. Quamgnam enim connexa, imo vero unica ratio numinis, reli-

gionisque ell tamen teletae dilcrimen‘ inter- e maximum. .

. 0 p. 213. Nec fecius tarhen idemtidem ‚wominis

„pemebaivinlandn, wei 1

⏑— wen 2 7

go 1

4309

Lxuciu⸗ ward hierauf nicht. bloß in bie Scheim⸗ niſſe des Oſiris, ſoudern auch des Serapis ein⸗

geweiht. Nicht lange nach dieſen Einweihungen forderten ihn goͤttliche Befehle noch gu einer * ten Einweihung auf. Lucius wüßte nicht, was biefe neue, oder letzte Einweihung bedeuten folte

Er fing gar an, zu glauben, daß die Priefter . ‘der Iſis und des Dfiris ihm etwas möchten vor⸗

enthalten haben. Hieruͤber berubigte unb unters

- richtete ihn eine nächtliche. Erſcheinung, bie Ihn

überzeugte, daß es eine beſondere goͤttliche Suabe fey, einer dreyfachen Einweihung gewuͤrdigt zu wer⸗ ben, da viele nicht einmahl zu einer einfachen ges

- Tangten.. Wenn er fi abermahls nicht in die Myſterien ber "is Campenſis einweihen fe! |

fo Eönne er ihren geheimen Feſten nicht beywoh⸗ nen, und nicht das heilige Gewand ber Goͤttinn

thige mehr nach Maaßgabe feiner Frömmigkeit, ald feines Bermögend an.u). Ihn reuten bie

Gottheiten, deren Diener er. war, fegneten feine

Arbeiten, melde er als Auwald verrichtete, reihe lich. Oſixris ſelbſt erſchien ihn im Traume, und

nahm ihn nicht nur in das Eolleglum feiner Pas ſtophoren, ſondere. auch unter die fünſjährigen De⸗ curionen auf.

> | . u | Die

= p. sı5. Largitus ex Radio pietatis gie, quam

nienlura rebus collatie,

Ee

tragen. Lucius bereitete ſich zu ber legten Eins weihung durch noch ſtrengere Enthaltungen, als bie erſten Mahle vor, und ſchaffte das dazu Ni

leszten Opfer nicht, bie er gebradt hatte Die

-

a. ® . , .

waren unläugbar darauf angelegt, bie Woruehmen und Reichen, oder Wohlhabenden anzulocken, weil

33434.. ——

Die Myſterlen der fie, bes Cſtris und des

Serapis, in welche Apnlejus fi einweihen ließ,

bie: Einweihung mit betraͤchtlichen Koſten verbun:

ben war, ‚und immer nur eingelne Perfonen eins

geweiht wurden. . Won einer ganz anderen Art

- waren bie Myſterien des Alexander, befien Ger

ſchichte zeigt, was verfhmißte Betrüger ſchon In der Mitte des zweyten Sahrhunderts wagen, und der Aberglaube ber Griedyen und Roͤmer ertragen

Fonnte, Die Myſterien des Alerander waren,

wie: bie aͤlteſten Gcheimniffe ver Aeghptier und

Griechen, für den großen Haufen berechnet, und

befianden baher in geheimen Schauſpielen, die drey

Tage, ober vielmehr Nächte hinter einander ges geben. wurben 8). - Am erfien Tage flellte ‚man

‚bie Nieberkunft der Latona, bie Hochzeit ber Ro⸗

romis, und die Geburt des Apollo und’ Askle⸗

Vertrauten Aerander fih ansgabs am dritten

dier Liebe der Luna und bed Alerander. Alexan⸗

der. fhlummerte, wie Künftler und Dichter den

ir

pius vor: am zweiten bie Erſcheinung und Ge - bunt bes Glyko, beßjenigen Gottes, für deſſen

Endymion ſchilderten, und eine ſchoͤne Frau, Rus

tilia, ſtieg als Diana vom Himmel herab, um ‚den Geliebten zu umarmen. Alexander zeigte bis⸗

weilen in feinen Myſterien die goldene Düfte, der⸗

gleichen man in ſpaͤteren Zeiten auch dem Pytha⸗

goras zugeſchrieben hatte. | | | - Un

4) Lucian, Opera II. 244-246, |

EEE EEE

———44443245 "Unter allen fremden Moſterien erhielten keine

einen ſo hohen, gewiß nicht einen hoͤhern Grad

von Anſehen, als die angeblichen Myſterien des

Michras. ‚Die ſogenannten Myſterien des Mi⸗ thras wurden faſt gewiß nie im eigentlichen Pers ſien gefeiert, ſondern wahrſcheinlich von den See⸗

säubern erfunden, welche in ben letzten Zeiten der

Mömifihen Republik alle Deere und Küften uns

ſicher machten und ausplünderten y)._ Man feierte diefe Myſterien nur in natuͤrlichen, oder kuͤnſtli⸗

Gen Höhlen. . Wer eingeweiht werben wollte, mufte -

achtzig Tage lang immer fieigende Prüfungen aus⸗

halten, unter welchen Manche ven Geift aufgaben.

Man präfte die Afpiranten durch Faſten und Geifs

felungen, durch Feuer und Waſſer. Diejenigen, weldye: alle vorgefchriebene Prüfungen muthig über:

fanden. hatten, wurden als würdige Krieger bed

Mithras ‚aufgenommen und:anerfamt 2. 66

wie bie Vorſteher der Myſterien bed Mithras bie firengften Pruͤfungen verlangten, fo führten

fie auch die meiſten Grabe unter den Eingeweihten ein. Jeder neue Grab war gleihfam eine neue Einweihung, und folder Grade waren allem Aus fehen nad; fieben, in deren Jedem man einen ‚ans bern Rahmen, und andere heilige. Kleidungsoſtuͤcke erhielt, - Dom Krieger flieg man zum Grabe bed Loͤwen: vom Loͤwen zu dem bed Raben: vom Raben

zu

y) Man ſ. meine Abh. 340 u. f. S.

2) Philippus a Turre in Monum. veteris Antu 7221 ot fg, de St, Croix p. 458 et ſq. J

Ges

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* 7sꝰ 085 J

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ju dem eines: Perfers ? vom Perfer zu ‚beit bed Bakchus, oder der Some: vom Bakchus zu dem eines Vaters: und dom Vater zu bem eines Waters ver Väter hinauf. Man opferte in den Mithriſchen Geheimniſſen Menſchen, um aus ihren: Eingeweiden die Zukunft, oder ben Willen der. Goͤt⸗ ter zu erkennen. Die Strenge der Prüfungen, und

v4

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die große Zahl von Graden waren wahrſcheinlich bie Haupturfachen, daß fi bie Geheimniffe des

‚Michras über dad ganze Roͤmiſche Reich berbrei:

teten. Auch traf man Denkmaͤhler diefer Moyſte

rien nicht bloß in Italien, ſondern in der Schweiß, in Frankreich, und ſelbſt in Deutſchland an c33.

Zchh kann die Unterſachung über bie Myſterien

nicht ſchließßen, „ohne kuͤrzlich die Frage zu berühe "zen, ob man in ben Älteren Myſterien eine geheime

Lehre, vorgetragen, "und worin dieſe geheime. Ichre . elwa beſtanden habe?

Gelbſt diejenigen Schrififteller J bie von einer

geheimen Lehre der Myſterien, beſonders von eis ner mit ber Volks⸗Religion ſtreitenden Lehre

nichts wiſſen wollen, geben zu, dag man in ben

‚Eteafinifchen ; und Anderen älteren Mufterien bie

| Be Einzuweihenden nicht bloß in fo genannten Syms

*

0) U. cc. beſ. St, Croix 455. 56,

bolen, das heißt, in Erkennungo⸗ Worten, ober Formeln, fondern auch in gewiſſen Pflichten uns terrichtet habe: beſonders, welche Speifen, Klet:

dungsftücke, und Hanblüngen die Einzumeihenden '

zu meiden, und welde fie hingegen zu wählen hät;

ten. x

m m as

ten. \ Acq Khunen biefe Söeiftfteller nicht in Abe, zebe ſeyn, dag man in den Myſterien heilige den Profanen unbekannte Hymnen abgefungen, und daß die Myſtagogen Yon ben myſtiſchen Schauſpie⸗ len Erklaͤrungen gegeben haben d). Villoiſon ©), und de Ste Eroip d) Iäuguen, bag men in ben Eleuſiniſchen, und Samothraciſchen Beheimntffen. ben wahren Gott veifünbigt; zugleich ‚aber halten fie dafür, daß bie Moftagogen die geheimen Ges ſchichten der Götter, bie tin den Myſterien dra⸗ ‚matifch vorgeſtellt worden, nad ber Weiſe der Stoeiker gebeutet 2 daß fie baher die Goͤttergeſchich⸗ "ten in eine Art Bon Kosmegonie verwandelt und

bdie Götter ſelbſt ſammt ihren Thaten, und Shids ſalen auf bie Matur, auf Kräfte und Veränderuns

gen der Natur zuruͤckgebracht hätten. So viel ih

| urtheilen kand, läßt ſich Teine biefer Behauptun⸗

...gen vertheidigen. Wenn mat auch den. übrigen Steilen der Alten, die auf eine geheime Lehre ber

Eleuſintſcher, und Samothraciſchen Myſterien

binzumelfen fGeinen , eine andere Deutung geben kann; ſo tft hiefes bach bey mehreren nicht moͤg⸗ lich, "ie ich au einem andern Drte beweifen wer⸗ de e). Auf ber andern Seite iſt es nicht

nicht

&) Mäller un ef. m u ur p. 244. 974; 377. 330. 4) p. a218. 346. 360. 366. *) In zwey Vorleſungen, welche fuͤr die koͤnigliche

SBGeſeliſchaft der Wiſſenſchaften in Bringen, bes . ſtimmt find.

Dur? Ve SE Ze

nicht erweislich, fondern nicht einmahl gebenkbar, daß allen Myſten und Epapten, die den heiligen Schauſpielen in Elenſis beywohnten, ſolche Deus tungen derſelben, dergleichen Villoiſon, und de St. Croix aunahmen, witgetheilt, und daher alle Eingeweihte in. einer Art von Spindzismus, ober Pantheismus unterrichtet, worden... Man

kann die angeführten Miderfprüäce nicht anders . -

vereinigen und die über ber Geſchichte der Myſte⸗ rien noch immer ſchwebenden Dunfelheiten mit ans ders zerfizeuen, ald durch folgende Bemerkungen, Schon die älteren Myſterien waren im wefentlichen von einander verſchieden: indem die Einen für das Volk, andere, für Kleine Geſellſchaften befkimmt waren: und alfo in bie erfteren bloß zahlreiche Haufen von Menſchen in Maſſe, in die andern, - wenn audy biöweilen größere Haufen, der Regel nach nur einzelne Perfonen, oder Heine Gefelfhaf: ‚. sen eingeweiht wurben 5). Selbſt diejenigen My⸗

ferien aber, die für bad Volk beſtimmt waren, . und beftimmt blieben, geftatteten. zu einer gewiffen Zeit auh Einweihungen von Individnen, und, wur⸗ ben in ſolchen Faͤllen den Mipfterien ähnlich, die’ urſpruͤnglich wur für eingelne. Menſchen, ober für. - Heine Geſellſchaften eingerichtet waren. In allen Myſterien, wo man bloß, ober ber Megel nad einzelne Perſonen einweihte,. fand viel eher eine

| ges

fd &0 waren die Orphika. Pla, de Rep. N. T. l. 104. Ed, Maſſey . ne dc Jumwolscı, Ku.

Joyreg 8 wa. ıdiwrag, aAAR xy wohn .. * de wohsug xuteow,

,

—a443

gehefme tehte Statt, als in denen, am melden

jedesmahl Hunderte und Zaufende Theil nahınen. Auch läßt es ſich beweiſen, daß bie erſteren viel früher, als die leßteren, geheime Lehren enthal⸗ ten haben. Ich bin feſt uͤberzeugt, daß in den Elenſiniſchen, und Samothraciſchen Myſterien, fd lange, und ſo oft ſie vor dem Volke geſpielt wur⸗

‚den, nie vom geheimen Lehren bie Rede war. Dars aus aber folgt wicht, daß die Myſtagogen bergleis ‚hen nicht vorgetragen haben, wenn fich einzelne

merfwärbige, ober vornehme Perſonen einweihen ließen. Manche Gecten von fogenannten Ketzern hatten Gcheimniffe, die in heibnifchen,, ober abs görtifchen Gebraͤuchen, und Meinungen beftanden.

Warum hätten bie Vorftcher der zahlreichen My⸗

fterien unter den Griechen, und Roͤmern ſich nice

entweber den Weltweiſen, oder gar den. Chriften nähern Tonnen? Die Chriſtlichen Kirchenlehrer waren fehr aufgebracht baräber, daß die Priefter bes Mitchras fo vieles von den Chriſten entlehns tn, und baß fie fo gar vom Wiichras fagten,

U er ſey ein Chriſt 8). Man denke nur an bie Schil⸗

berungen, welche Apulejus im eilften Buche feiner Verwandlungen Yon ber Iſis, und dem Oſiris macht; und dann an die ſogenannten Orphiſchen Fragmente, die ſchon von Schriftſtellern des zwey⸗ ten Jahrhunderts angefuͤhrt, und in welchen balb die Einheit Gottes, bald die Goͤttlichkeit der Na⸗ tur verkuͤndigt, Salb einzelne Götter bis zu hoͤch⸗ fin Gottheiten berberrliht. werben A). Den ann

Phil, a Tarre op. 10, A): Orphica, Edit. Hermanni p, 449. et ſq.

‚ferien der damahligen Zeit gebraucht worben. ., hingewworfenen Gehbanken gehört nicht hieher, unb

en | Yan kanm zweyfeln, daß biefe Lieder in den My⸗ Allein ‚Die weitere Ausführung der Burg von mie

bleibt einer andern Zeit, und dnen andern -Orte

u Vorbehalten.

Eiiftes

7 sea a Ze

*

Eilftes Buch. Hiſtoriſche Betrachtungen uͤber gute Werke,

beſonders über die guten Werke bey den Ges busten von Kindern, und bey ‚Hochzeiten,

auch über Wallfahrten.

Au⸗ nicht⸗ aufgeklaͤrte Völker nannten bie

Gaben und Opfer, die Reinigungen und Buͤßun⸗ ‚gen, bie Gebete, und Anbetungen, die Feierlich⸗ Zeiten und Feſte, von welchen ich bisher gehandelt habe, bald ihren Gotteſs⸗ oder Goͤtterdienſt, bald

gute, verdienſtliche, gotteabienftliche Werke, oder

Handlungen. Man feßte dem Goͤtterdienſt, ben

guten, oder verdienſtlichen Werken, böfe Werke, ober Suͤnden, d. h. Beleidigungen hoͤherer Natu⸗

ren entgegen, wodurch man ihrer. Gnade, und

Wohlthaten verluſtig, ihrer Ungnade, und ihren Strafen audgefeßt werde. Mad der Denkart aller nicht s aufgeflärten Voͤlker waren die foges ne Aultaz=und ——— von guten, und

ieden: das heißt von folgen Yanblungen, —* die Wohlfahrt

anderer Raften abſichtlich befördert ober. went 5 wird,

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441

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1 N . - Y . 448 , ee N] vN J 4

wird, Nah der herrſchenden Meinung aller Zei⸗

ri

—— - .

ten,. und Völker konnte man durch viele gleidhgäls

tige Handlungen, welche auf das Gluͤck der Men⸗

ſchen weder einen guͤnſtigen, noch einen unguͤnſtigen Einfluß hatten, die Gottheit bald gewinnen, oder

verſoͤhnen, und bald beleidigen. Ja man konnte ſo gar durch die tugendhafteſten Handlungen die Ungnade, durch bie groͤſten Verbrechen, bie Gna⸗

de, und Wohlthaten der Goͤtter verdienen. So

lange die Menſchen ſolche Begriffe von der Gott⸗ |

heit, und ihrem Dienfte, von Opfern und Gaben, von Reinigungen und Buͤßungen, von Gebeten

und Anbetungen , von Feierlichkeiten und Feften hatten, als fie Jahrtauſende hegten, und faft als ‚gemein noch jetzt hegenz fo lange mar es unmöga ie daß fie zu richtigen Vorſtellungen von guten

und böfen Handlungen nun Derbienf, unb Gh, . don Zuxechnung · und. Vergeltung gefarigten.

groben Irrthuͤmer über die Natur der Gottheit, and ihrer Verehrung führten unvermeiblid ähnliche Serthümer in der Schäßung bed Werths, und Unwerths menſchlicher Sefinnungen und Handlun⸗

gen mit ſich. Dieß beweist die Geſchichte keiner

Religion unwiderfprechlicher, als die Geſchichte ned Chriſtenthums. Die heiligen Buͤcher der

‚Chriften Iehrten genan, und vollſtaͤndig, aber

vergeblich, wie man den wahren Gott ehren, was man thun und laſſen müffe, um ſich ber Gnade beffelben. wärdig zu machen. :, Schon die Chriften ped_pierten Jahrhunderts fingen an, zu glauben,’ baß man bie Gottheit durch viele an fich gleichguͤl⸗

tige Handlungen entweder verfühnen und gewinnen,

ober befriedigen koͤnnen. Die Chriften bes fiinften,'

trau⸗

und der folgenden Jahrhunderte fielen balb in dem’

die erhabenften Zugenden fehr oft durch die Uns

gnade, und trafen, die gröften Miffethaten,

durch die. Gnade und Wohlthaten der Gottheit dergolten würden. Wenn die Ehriften ber vorigen

Zeiten auch in einzelnen Fällen angaben, daß gute

Handlungen zugleich gute Werke, böfe. Handlung gen, böfe Werke feyen; fo hieften fie ſich deßwe⸗

gen nicht verbunden, bie einen aus zuuͤben, und die. anderen zu meiden. Sie waren vielmehr übers zeugt, dag man tugenbhafte Handlungen durch ans

dere, die es nicht feyen, erſetzen ‚oder dad Ver⸗ dienſt derſelben kaufen; ſo wie auf der anderen Seite, daß man die Schuld und Strafen böfer Handlungen auf Andere übertragen, ober durch Gaben, Reiniqungen, Buͤßungen, und andere Ges

bräuche, welche weber Reue und Beſſerung bed

Sänders, noch Genugthuung der Weleidigten vers

fhaffen, tiigen, nnd abwenden könne. Da ich an einem andern Orte ausführlich dargethan habe a), daß die Chriſten des fünften, und der folgenden . Sabrhunderte eben, fo falfche Begriffe von Froͤm⸗ migkeit, und Gottlofigkeit, von Tugenden und far ſtern, von Belohnungen und Strafen, ald don

der Natur der Gottheit hatten; fo bleibt mir jet

weiter nichts übrig, als zu ‚eigen, daß alle nicht aufgelärte Chrifiliche Voͤlker bis auf den heutigen Tag auf eben die Art irren, wie ihre Vorfahren

vor Jahrhunderten, und ſeit Jahrhunderten irrten.

Zu⸗

ihn bes munltat, u wo 1. 195: 298 ©.

—44243

traurigen Wahn, hit bloß, bag man Fromm ſeyn könne, ohne tugendhaft zu. feyn, fondern dag

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I Zaerſt ſind die Sriechiſchen, und Morgenlaͤn⸗ |

biſchen Chriſten ohne Ausnahme uͤberzeugt, daß

man aller. Tugenden entbehren, allen Laſtern ſich

ungeſtraft hingeben, und dennoch der Gnade, oder

Belohnungen der Gottheit fo mohl in dieſem, ale

in einem andern Leben verfihert ſeyn Tinne, wenn .

man nur gerolffe Gaben, und Opfer, oder gewilfe Meinigungen, und Buͤßungen vornehme. Die Johannis⸗ Chriften In Aſien feßen das Weſen des Ehriſtenthums in bie jährliche Feier eines Reini⸗

gungs⸗ Feftes, das fünf Tage dauert, und kr wel⸗

diem Mänger, Weiber und Kinder in einen Fluß getaucht, ober mit fließendem Waſſer befprengt werben; und dann in bad Opfer einer „Menue, und,

seines Wirrer⸗ b). Alle Morgenlaͤndiſche, und auch die Griechiſchen Chriſten haben ein unbegraͤnz⸗ tes Zutrauen zu zwey gleich kraͤftigen Gnaden⸗ und

Entſuͤndigungs⸗Mitteln: "zu ben heiligen Feuer, was am Morabende bed Dpferfeftes Dur ein YBuns

der in dem heiligen Grabe zu Jerufalem entzündet:

wird, und bann zu dem heiligen Oehl Myrone, welches die Patriarchen.an bie ihnen untergeorbnen ten Geiſtlichen, und die Geiftlihen an bie Layen ‚verkaufen ce). Die Mingrelter, und Georgier ges hören nidt bloß zu ben verdorbenſten Chriften, fondern zu ben verborbenften Voͤlkern, beren bie ältere und neuere Geſchichte erwähnt. Hurereh und Ehebruch, Meineid und. Verraͤtherey, Mens fhenraub, und Meuchelmorb, Lügen und Truͤ⸗ sen, Wucher, umd gemaltthätige. Unterbrüdungen ſin errſcherde Laſter aller Gerade, aan

» Chardin im. 431 p. #) Mariti III. 267. Chardia III. 1, 336, 237.

NS

Ve Ben +

!

fo wohl dei Drvensgeiftlichen, als der Weltgeifts

lichen dY. Ein Mingrelter oder Georgier mag

befhwert ſeyn, mit fo vielen, und fo groben La⸗

ſtern, und Verbredien, als er will; fo hofft. er

von der Gnade Gottes, und der Heiligen Berge:

bung aller feiner Sünden, ja die hoͤchſten Beloh⸗ nungen Achter Tugend, und Srömmigkeit, wenn -

er nur bad Zeichen bes Creutes häufig macht, wenn er Schweinefleiſch igt, und Wein trinkt, wenn es

bie Faſten treulich beobachtet, wenn er eine Kirche, - oder Gnadenbild beſchenkt, oder gar nur ein Körm hen Weihrauch ind Keuer wirft, und das Feuers.

becken brey, ober vier Mahle um ben Kopf ſchwingt ⸗). Der geöfte Theil der Geiftlichen fo wohl, eis der | ayen

d) Chardin ı. 170. Ne Font fourbes, fripons,

perfides, traitres, ingrats, [uperbes. ls ont

une. efironterie ineoncevable a nier ce, qu’ils | ont-dit, et ce, quwils gi fait, A avancer, ot _ demander plus, qu'il

ſoutenir des faulletes ne leur eft dü, &ä.[nppofer des faits, et à fein- dre. . .„ Outre ces vices ils ont ceux de |la Ienfnalire les Pie (altes, laveir, livrogsuerie, et la luxure, Jls ſe plongent d’autant plus avant ‚dans ces [aletes, qwelles Iont communes, «€

nullement deshönnktes en Georgie. Les Gens d’Eglile, comme les autres, lenivrent, 'ettien-" _ nent chez eux de beiles Elelaves, dont ils fong -

des concnbines,

6) Man ſ. Chardin l. e. auch P. 74. 94. Voyages

au Nord VII 165. 273. 74 Ils ont, heißt es

VII 165. V. au N., une auise manijere encore plus ailee de purger leur confcience, c’et de jetter un grain d’encens dans le feu apres !’avoir | portd trois oùà quatse tois à l’entour de leur Nöte, a

| —— un ' . \ 44 5 und Staͤnde, ſelbſt ber Geiſtlichen, ünd zwar eben

. %

om.

v

Layen hätt ed für äberäff ĩg, zu beichtene die Ei | nen, um ihre Schwacheiten ben Amtöbrüdern - nicht befannt werben: gu laflen: ge Anderen, weil _

die Beichtvaͤter beträchtliche Summen für bie Abfolution fordern, ober wenigfiend erwarten f). Nur einige wenige Reiche, und. Vornehme laſſen es ſich große Summen koſten, um einen allgemei⸗ nen ſchriftlichen Ablaßbrief entweder von einem Patriarchen, ober Katholikos, oder Biſchofe ſo

wohl für die ˖bisher begangenen, als für die kuͤnf⸗

tig zu begehenden Suͤnden auszuwirken. Wenn ber Beſitzer eines ſolchen Ablaßbriefes bein: Tode

nahe iſt; ſo gibt man ihm die Urkunde in die Hand,

in der feften Ueberzeugung, daß die Vorzeigung berfelben dem Werftorbenen einen ungehinberten Eingang in das Paradies verfchaffen werde g). Vielleicht geſchieht noch jeßt in Rußland eben das, was ımter der Regierung Peters des Broßen ge⸗ ſchah. Zu Druce’s Zeiten ‚nämlich Ah) ‚ertheilten ‚bie Ruſſiſchen Priefter gegen die- Gebühr einem jes

den VBerflorbenen ein Eertificat, im melden ed hieß, daß Worzeiger dieſes ein frommes Leben ges

führt, und die Abfolution erhalten habe. Der

* heilige Petrus möge daher denfelben ohne Hinder⸗

niß in den Himmel eingehen laſſen.

| Diefelbigen Irrthuͤmer finden ſich, oder fan⸗ ben ſich in den letzten Menſchenaltern unter allen

nicht⸗ erleuchteten Katholiſchen Serien. Een

A Chardin I, 74. 94. 98. 5) p. 108,

- aan u a

t

din i) traf in Mingrelien vier Theatiner, ald

wahren Glanben gewonnen hätten, indem man fie in Mingrelien nicht einmahl für Chriften halte,

weil die Zheatiner nicht fo firenge faſteten, nichs - fo viel Wein tränten, und ſich wicht fo vor ben

Heiligenbildern fürchteten, als die Wlingrelier,

. Die einzige geiftliche Erndte, welche fie biöher ges

macht hätten, befiche in dem Laufen don Kindern,

Chardin ſelbſt mar. mehrere. Mahle Zeuge von:

der Urt, wie der Präfeet der Theatiner das Gas

. erament ber Taufe verwaltete. Wenn man dieſen

SGeiſtlichen zu irgend einem kranken Kinde rief; ſo ließ er ſich Waſſer bringen, um bie Haͤnde zu waſchen. Er wuſch die Haͤnde, ohne ſie zu trock⸗

nen, beruͤhrte die Stirn des Kindes mit einem ſeiner naſſen Finger, wie er vorgab, um die Krank⸗

beit kennen zu lernen, in ber That aber, um das Kind zu saufen: In gleicher Abſicht ſchuͤttelte er

bie naffen Hände über gefunden Kindern, welches

Schuͤtteln die Eltern für einen bloßen Scherz hiel«

ten. As Chardin diefed zum erſten Mahle fah, amd den Theatiner fragte, warum ex bey.-dem Haͤndeſchuͤtteln gelächelt, und was er während Dies

.- fer Bewegumg hergemurmelt habe; fo antwortete.

der Miſſionaͤr: es iſt ein Gluͤck, daß wir in diefes' Ä

Haus gekommen find, in dem ich die Kinder ges tanft babe. Auf die fernere Frage: welche Nah⸗

men er ben’ Kindern gegeben? ermiederte eu: gar | keine, denn ſehr oft wiſſe ex nicht,. ob er Knaben, oder Maͤdchen taufe. Die Gebung des Mahınend

fey

| 1, 1m,

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447

Miſſionarien an. Dieſe Bekehrer geſtanden auf⸗ richtig, daß ſie auch nicht Einen Menſchen fuͤr den

N ⸗,e

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4 Jann Tau uoepfein, def biefe Lieder in ben My⸗

ſterlen ber damahligen Zeit gebraucht worden.

Allein die weitere Ausführung ber kurz von mir

., kingeworfeuen Gehbanken gehört nicht hieher, unb

bleibt einer andern Zeit, und einem andern Orte vorbehalten. |

Eines

= m un 441 > j

Eilftes Buch. | Hiftorifche Betrachtungen üser gut Werke, befonders über die guten Werke bey den Ge⸗

burten von Kindern, und bey Hochzeiten, M auch über MWallfahrten.

Au⸗ nicht⸗ aufgeklaͤrte Wölker vannten bie . Gaben und Opfer, bie Reinigungen und Buͤßun⸗

‚gen, bie Gebete, und Anbetungen, die Feierlich⸗ keiten und Feſte, von welchen ich bisher gehandelt

habe, bald ihren Gotteſs⸗ oder Götterdienft, bald . _

gute, verdienſtliche, gotteöbienftliche Werke, oder Handlungen. Man feßte dem Götterdienft, ben guten, ober verdienſtlichen Werken, böfe Werke, ober Suͤnden, d. h. Beleidigungen höherer Natus ren entgegen, wodurch man ihrer: Gnade, und Wohlthaten verluftig, ihrer Ungnabe, und ihrem Strafen audgefeßt werde. Nach der Denkart aller nicht s aufgeblärten Voͤlker waren bie foges

mern ——

nannten-äutep,-und köfen Werke von guten, und Shfen Kaublungen gänzlich werfhleben:. das beißt - von folchen Handlungen, woburd die Wohlfahrt anderer Meqqen abſichtlich befördert, ober AR wird,

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wird. Na der herrſchenden Meinung aller Zel⸗ ten, und Völker konnte man durch viele gleichguͤl⸗ tige Handhungen, welche auf das Gluͤck der Men⸗ ſchen weder einen guͤnſtigen, noch einen unguͤnſtigen Einfluß hatten, die Gottheit bald gewinnen, ober

verföhnen, und bald beleidigen. Fa man Fonnte

fo gar durch bie tugenbhafteften Handlungen bie

Ungnabe, durch die gröften Verbrechen, bie Guas .

be, und Mohlthaten der Götter verdienen. Go

lange die Menſchen ſolche Begriffe von der Gott⸗ |

heit, und ihrem Dienfte, von Opfern und Gaben, von Reinigungen und Buͤßungen, von Gebeten und Anbetungen, von Feierlichkeiten und Feſten

hatten, als fie Jahrtauſende hegten, und fat alle . gemein noch jcht hegen; fo lange war ed unmoͤg⸗ I daß fie zu richtigen Vorftellungen von guten

und 'böfen Handlungen —— und Schuld, . von Aurehuung-und-Wergeltung gefarigten. DIE

groben Irrthuͤmer über die Natur der Gottheit, und ihrer Verehrung führten unvermeidlich ähnliche: Jerthuͤmer in der Schäßung bed Werths, und Unwerths menſchlicher Sefinnungen und Handlun⸗ gen mit ſich. Dieß beweist die Geſchichte keiner Religion unwiderfprechlicher, als die Geſchichte bes Chriftenthumd. Die heiligen Buͤcher der

‚Chriften lehrten genau, und vollfiändig, aber

vergeblich, wie man ben wahren Bott ehren, was man thun und laſſen müffe, um fi) ber Gnade deſſelben wärdig zu machen. Schon die Chriften des vierten Jahrhunderts fingen am, zu glauben,

baß man bie Gottheit durch viele an ſich gleichguͤl⸗ tige Handlungen entweder verföhnen und gewinnen,

ober befriedigen koͤnnen. Die Chriften des fünften, . und der folgenden Sahrhauberte fielen bald in dem

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443

traurigen Wahn, ice Stoß r bag man Fromm ſeyn könne, ohne tugendhaft zu feyn, fondern daß die erhabenſten Tugenden fehr oft durch die Uns gnade, und Strafen, die gröften Miffethaten, durch die Gnade und Wohlthaten ber Gottheit vergolten würden. Wenn die Chriften ber vorigen Zeiten.auch in einzelnen Fällen angaben, daß gute Handlungen zugleich gute Werke, boͤſe Handlung gen, böfe Werke feyen ; fo hieften fie fich deßwe⸗

gen nicht verbunden, bie einen außzuüben, und die. anderen zu meiden. Sie waren vielmehr übers zeugt, daß man tugenbhafte Handlungen durch ans

dere, die es nicht feyen, erfegen, ober bad Per: dienſt derfelben. Kaufen; fo wie auf ber anderen Seite, daß man bie Schuld und Strafen böfer Handlungen auf Andere übertragen, ober durch Gaben, Reinigungen, Buͤßungen, und andere Ges brauche, welche weder Reue und Beſſerung des Suͤnders, noch Genugthuung ber Beleidigten vers

ſchaffen, tilgen, und abwenden fönne. Da ich an

. einem andern Orte ausführlich dargethan habe a),

daß die Chriſten des fünften, und der folgenden: Jabrhunderte eben, fo falſche Begriffe von Froͤm⸗ migkeit, und Gottlofigkeit, Yon Tugenden und Las

fern, von Belohnungen und Strafen, als von der Natur der Gottheit hattenz fo bleibt mir jetzt weiter nichts übrig, als zu selgen ‚, daß alle nichts

aufgeflärte Chrifiliche Voͤlker bis auf den heutigen Tag auf eben die Art irren, wie ihre: Vorfahren

vor Jahrhunderten, und feit Jahrhunderten irrten.

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») Hiſtoriſche ne img des inelaters eh k w. N, 195: 298 ©.

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Zuerſt ſind die Sriechiſchen, und Morgenlaͤn⸗ |

bischen Chriften ohne Ausnahme -überzeugt, daß

man aller Tugenden entbehren, allen Laſtern ſich ungeftvaft hingeben, und dennoch her Gnade, . ober. Belohnungen der Gottheit fo mohl in biefem, ale in einem andern Lehen verfihert ſeyn Lönne, wenn man nur gewiſſe Gaben, und Opfer, oder gewiffe Reinigungen, und Büßungen vorncehme. Die Sohannts s Chriften in Afien feßen das Weſen dee, Chriftenthums in bie jährliche Feier eines Reini⸗

gungs⸗ Feſtes, das fünf Lage bauert, und in wels

dem Männer, Weiber und Kinder in einen Fluß getaucht, ober mit fließendem Waſſer befprengt, werben; und dann in das Opfer einer „Menue, und:

seines Wirrer⸗ b). Ale Morgenlänbifge, und

auch die Griechiſchen Ehriften haben ein unbegränzs

- ted Zutrauen zu zwey gleich Eräftigen Gnaden⸗ und.

Entſuͤndigungs⸗ Mitteln: "zu dem heiligen Feuer,

was am Vorabende be& Opferfeftes durch ein YBuns - der in dem heiligen Grabe zu Jerufalem entzuͤndet

wird, und bann zu bem heiligen Dehl Myrone, weldes bie Patriarchen.an bie ihnen untergeordne⸗ ten Geiſtlichen, und die Geiſtlichen an bie Layen

verkaufen. ce). Die Mingrelter, und Georgier ger

hören nicht bloß zu ben verdorbenſten Chriſten, fondern zu ben verborbenften Völkern, beren bie ältere und neuere Geſchichte erwähnt. Hurereh und Ehebruch, Meineid und. Verraͤtherey, Men⸗ ſchenraub, und Meunchelmord, Luͤgen und Truͤ⸗ gen, Wucher, und gewaltthaͤtige Unterdruͤckungen ſin errſchende Lafter aller er , Alter, und

3) Ehardin im. up . #) Mariti Ill. 367. Chardia UI, 1,336, sm.

Sn

er 45

und Stände, felöft der Setftlichen, und zivar eben |

fo wahl des Ordensgeiſtlichen, als ber Weltgeiſt⸗ lichen d). Kin Mlingrelter oder Georgier mag beſchwert ſeyn, mit fo vielen, und fo groben Las ſtern, und Verbrechen, ald er will; fo hefft ee von ber Gnade Gottes, und der Heiligen Werge: bung aller feiner Sünden, ja die hoͤchſten Beloh⸗

a

nungen Achter Zugend, und Frömmigkeit, wenn -

er nur das Zeichen bed Creutzes häufig macht, wenn er Schweinefleifh it, und Wein trinkt, wenn er "bie Faſten treulich beobachtet, wenn er eine Kirche,

‚oder Gnadenbild beſchenkt, oder gar nur ein Koͤrn⸗

hen Weihrauch ind Feuer wirft, und das Feuers,

becken brey, ober vier Mahle um den Kopf fhmingte). Der gröfte Theil der Geiftlichen fo wohl, «ls der Zu Layen

4) Chardin ı, 170. ‚Is ont fourbes, fripons, perfides, traitres, ingrats, ſuperbes lls ont

une. efironterie inconcevable a nier ce, qu'ils |

ont-dit, et ce, quwils gt fait, à avancer, eta | demander plus; will

ſoutenir des faulletes ne leur et dü, à [uppofer des faits, et & fein- dre, © . Outre ces vices ils ont ceux de la lenfnalit& les plus ſales, [aveir, livrognerie, et la luxure, 113 ſe plongent d’autant plus avant, ‚dans ces [aletes, quwelles [ont communes, «t

nullement deshonnttes en Georgie. Les Gens

WEglife, comme les autres, Denivrent, et tien-"

nent chez eux de bellos Elslaves, dont ils font 5

des concubines,

©) Man f. Chardin I. e. auch p. 74. 94. Voyages . au Nord VII, ı65. 273. 74 Ils ont, heißt es VII. 165. V. au N,, une auise maniere encore plus ailee de purger leur confcience, e’eft de

jetter un grain d’encens dans le feu apres l’avoir

paris trois quatse tois à l’entour de leur ? 6, s

nn Tr

.- xX —-

\

nn 0 D .

446 m qm Sayen hält es für überfläffig, zu befchtenz: die Ei⸗

nen, um ihre Schwachheiten ben Amtöbrüdern

nicht bekannt werden zu laffen: bie Anderen, weil _ die Beichtvaͤter beträcdhtlide Summen für bie

Abſolution fordern, ober wenigfiend erwarten f).

Nur einige wenige Reihe, und Vornehme Lafien es fih große Summen koſten, um einen allgemei⸗ nen ſchriftiichen Ablaßbrief entweder von einem Patriarchen, ober Katholifod, oder Biſchofe fo wohl für die-bisher begangenen, als für die kuͤnf⸗ tig zu begehenden Sünden auszuwirken. Wenn ber Beſitzer eines foldhen Ablaßbriefes. dem Tode ‚nahe ift; fo gibt man ihm bie Urkunde in die Hand, in ber feften Meberzeugung, daß die Worgeigung berfelben dem Verſtorbenen einen ungehinberten Eingang in das Paradies verfhaffen werde g). Vielleicht geſchieht noch jeßt in Rußland eben das, was unter ber Regierung Peters Des Broßen ge> ſchah. Zu Sruce's Zeiten naͤmlich A) ‚ertheilten ‚bie Muffifhen Priefter gegen die-Gebühr einem jes

den VBerftorbenen ein ECertificat, in mweldem es

hieß, daß Worzeiger dieſes ein frommes $eben ges führt, und die Abfolution erhalten habe. Der * heilige Petrus möge daher denfelben ohne Hinder⸗ niß in den Himmel eingehen laſſen.

| Diefelbigen Irrthuͤmer finden fi, oder fane ben ſich in den letzten Menſchenaltern - unter allen nicht⸗ erleuchteten Katholiſchen Epriften. Chan

| A Chardin I, 74, 94. 96. €) l. e. A) pP: 108,

| din i) traf in Mingrelien vier Theatiner, als

Miffionarten an. Diefe Bekehrer geftanden aufs richtig, daß fie auch nicht Einen Menfchen für ben

wahren Glanben gewonnen hätten, indem man fie in Mingrelien nicht einmahl für Chriften halte, „. weil bie Theatiner nicht fo firenge fafteten, nichs - fo viel Wein tränten, und fi uicht fo vor ben

Heiligenbildern fürdhteten, als die Mlingrelier, . Die einzige geiftliche Erndte, welche fie biäher ges

macht hätten, befkche in dem Taufen von Kindern. Ehardin felbft war mehrere Mahle Zeuge von ser Urt, wie ber Präfect ber Theatiner das 6a crament der Taufe verwaltete. Wenn man diefen Seiſtlichen zu irgend einem kranken Kinde rief;

ſo ließ er. ſich Waſſer bringen, um die Haͤnde zu

waſchen. Er wuſch die Hände, ohne fie zu trock⸗

nen, berührte die Stien bed Kindes mit einem -

naffen Finger, wie er vorgab, um bie Krank heit Eennen zu lernen, in ber That aber, um das Kind zu taufen In gleicher Abſicht ſchuͤttelte er

die naffen Haͤnde über gefunden Rindern, welches

Schätteln. die Eltern für einen bloßen Scherz hiel«

im. Als Chardin diefes zum erſten Mahle ſah,

und ben Theatiner fragte, warum er bey. dem

Haͤndeſchuͤtteln gelächelt, und was er während dies

- fer Bewegumg hergemurmelt habe; fo antwortete ber Miſſionaͤr: es ift ein Gluͤck, daß mir in dieſes Haus gekommen find, in dem ich die Kinder ge; tanft babe. Auf die fernere Frage: melde Nah⸗

men er ben’ Kindern gegeben? erwiederte ex: gar

kelne, denn ſehr oft wifle er nicht, ob er Knaben,

oder Maͤbchen taufe. Die Gebung des Nahmens

ſey | RL) * 104.

TI

448 en . fep nicht nethwendig. Es (ep geung, wenn man einen Tropfen Waſſers anf ein Kind fallen laffe, and in ‚Gebanfen die: Zaufformeln herfage. Es iſt bekannt, daß in den großen Städten von China an gewifien Tagen Karren umherfahren, welche bie ausgefeßtin Kinder aufnehmen, unb vor den Thoren abladen. Die Karholifchen Miffionas rien unterhielten zwey Chinefen, bie ben Kateche⸗ - ten melden muften, : wenn Haufen von Kindern, oder and) einzelne Kinder waren abgeläben, ober andgefeßt worden. Auf biefe Nachricht eilten bie "Ratecheten,, fo viel fie Eonnten, am den flerbenden Kindern die Tanfe zu. geben,. in der tröftenben: Hoffnung, daß alle diefe Kinder, die fonft wären verdammt worden, bed Himmelreichs theilhaftig werden würben k), Selbſt die Chriften de6 Mit⸗ ‚telalter6 waren faum fo verborben, als es bie Por⸗ tugieſen, und Spanier in deu Colonien bar neuern Welt find /). Im Spanifchen, und Portugiefis fen America findet noch eben das GStätt, mad man bon ben Chriften bed Mittelalters fagen kann: daß nämlih die Geiſtlichen Lafterhafter , als die Layen, unter Geiftlichen die Moͤnche Lafterhafs

ter. als die Bifchöfe und Priefter, und unter ben. . J

Tönen endlich bie Bettelmoͤnche bey weitem bie ‚Lafterhafteften find. Die Franciscaner, und Dos minfcaner tragen gar Fein Bedenken, bie Gelübbe ihrer Orden mit dem aͤrgerlichſten hrevel vor Bi

N) Lettr, Edif. XIX. 249. 50... . la eonlolation, de placer chaque aunee un ‚grand nembre d’en- - fans dans le ciel.

2 Barbinais 1. r5ı - 254, III. 193. 2 69 ot p. Frezier4 9.533 et ſq. _

\

Angen ber gangen Welt gu brechen, und ſich öffent lich in allen groben Saftern, und Verbrechen ums herzuwaͤlzen. Meuchelmord, Chebruch, Hure en, je felbft Gotteslaͤugnung, oder Schändung des göttlichen Nahmens find ‚in den Augen biefer vers

ruchten Menſchen elende Kleinigkeiten. Allein tes

beswürdige Verbrechen find ed, wenn man an ber Unfünblicyfeit des heiligen Stanciscus, "ober an irgend einem feiner zahllofen Wunder nur einen Augenblick zweyfelt m). Die Poringiefen, und Spanier in der neuen Welt mögen gelebt haben, wie fie wollen, fo halten fie fi nad dem Zode -

. nit nur der Crlaffung ihrer Sünden, und ber

Strafen ihrer Sünden, fondern auch der ewigen Seligkeit unfehlbar verfiert, wenn fie nur an ihrem Roſencranze gebetet, bie Fefte ber. Heiligen präditig gefeiert, Seelenmeſſen geitiftet, Kirchen oder Cloͤſter begabt, und befonbers ſich an heiliger Stätte, und in dem Drdensfleide bed heiligen Stanciscus haben bearaben laſſen 2). So ſeht ed au die Kirchen : VBerfammlung zu Baſel vers boten hat; fo fahren bach die Franciscaner in den Spaniſchen, und Vortugiefifhen Befißungen der neuen Welt keck fort, zu behaupten, daß ter h.

Franciscus alle Sahre Ein Mahl in das Fege⸗

feuer

m) Barbinais l. e. Que l'on renie dien: que l’en blaspheine, que les adulteres, et 'des lacrileges publics reftent inpunie , ce ne font, que des vetilles dans ce pays; ‚mais attaquer St. Fran- coie, le Taumaturge du Perou, dire... qu’il a pecher . loreqm'il etoit fur la terrey c’ell un crime digne du feu, -

| n) U. ce. Ff.

2.

450. —— feuer hinabſteige, um alle diejenigen zu befreyen, die fi in feinem Ordenskleide hätten beerbigen laſſer. Das Hinabfleigen diefed Heiligen in dad . Fegefeuer zur Befreyung ber Seelen ift Einer der bornehmften Gegenfiände, bie auf den Gemaͤhlden - in den Kirchen, und Elöftern der Franciscaner. vor: . geftellt werden. Die übrigen Drden ermangeln . nicht, ihren Stifter ähnliche Verdienſte zugufchreis ben 0). Noch jet verkauft man fo wohl in Spas nien felbft, als in ben Spanifchen Befißungen zum Beſten des Königlihen Schatzes nicht bloß Todten- Bullen, oder Einlaß⸗ Zettel in dad Parabies, fonbern aud fo genannte Abfindungs s Bullen p). Zür die leßteren erlegt man ſechs von jedem Hun⸗ bert aller Capitalien, welche man ungerechter. Weife, es ſey, dürch heimlichen Betrug, ober. burch offenbare Gewalt, an ſich gebracht bat.

Die Mahomedaniſche Religion verkehrte die Begriffe von Recht, und Unrecht, von Verdienſt, und. Schuld nicht weniger, als das ausgeartete

Chriſtenthum. Es erhellt ſchon allein aus dem. Mahomedaniſchen Glaubens⸗-Bekenntniſſe, daß I— man

0) Frezier l. c. p. 425 26.... et quelgues au- - Ä tres r&veries, qui furent condamnees au Con- . eile de Basle dans le quinzieme fiecle, à quoi ces Moines ont eu peu d’egard au Perou, et dans ce, que j’ai de Colonies Portugailes; car leurs Egliſes font encore pleines de Tableaux, goi repre[entent cette annuelle delcente de St. rancois au Purgatoire; les autres ordres ne.di- fent par meins de leur Patriarche,

p) Bulles de morts, Bulles de compoßtion, de Eops. III. 38-41, p, | \

=

451

man alles bas, was biefes enthält, annehmen, und thun Fann, ohne Eine aͤchte Tugend zu ber fißen, ‚oder Einem Lafter zu entfagen. Nach dem Symbolo der Sunniten muß man zuerſt glauben; daß Fein anderer Gott, ald Gott, und daß Mahomet fein Prophet, oder Geſandter fer. Dann muß man fünferlen Dinge thun: nämlich die vorgeſchrie⸗ benen cörperlihen Reinigungen vornehmen, zur rechten Zeit beten, Allmofen geben, in Monath Ramadan faften, und wenn man ed irgend ver: mag, nad) Mekka wallfehrten. Die Schiiten füs gen noch einen achten Artikel hinzu: daß nämlich Aly der Statthalter Gottes ſey g). Unter allen Mahomedanifchen Völkern ift nichts gemeiner, als unnatürliche Siebe, Worenthaltung und Entwer⸗ dung andertranter, ober Öffentlicher Gelder, fals fe Zeugniffe und Eide, Beftechlichkeit von Rich⸗ teen, Menchelmord und Manb, Unterdrückung und Verfolgung von Anvdersdenkenden. Die Dias homebanifchen Scriftgelehrten unterfagen dieſe Las fer und Verbrechen nicht allein nicht, fondern mas hen fogar bie gehäffigften derfelben, falfehe Zeugs nifie und Eide, Bundbrüdigkeit, Meuchelmorb; und Verfolgungen zu verdienftlichen Werken, wenn fie gegen Chriften , und andere Ungläubige, befons bers gegen die Perfer, geübt. werden vr). Diejeni⸗ gen , die nach dem Ruhme einer befondern Froͤm⸗ migfei ſtreben, beten haͤufiger, und faſten ſtren⸗ g8gier/

9) Chardin IV. 4 Tournefort II, 40. SR ©, 204 - 208,

r) ghardin III. 48. Ricant p. 40. 174. 219 et in P. Sf2

452 ,

ger, als das Geſetz verlangt, in ber Meinung, daß ſie ſich dadurch außerordentliche Verdienſte er⸗ werben. In derſelbigen Abſicht übe man auch Werke der Mildthaͤtigkeit, und unternimmt Waͤll⸗

fahrten. Zu den erſteren rechnet man die Er⸗ bauung von Moskeen, und Caravanſerai's, von

Baͤdern, VBrüden und öffentlihen Wegen: die Srrihtüng von öffentliden Brunnen, Schulen, und Hospitaͤlern: von Buben, Speifeanftalten und Wohnungen für Arme. Die Schulen, Nofpis taͤler und Speifeanfialten für Arme’ find meiflend mit reihen Moskeen, die leßteren bisweilen auch

mit den Earavanferai’S, oder Hand verbunden s).

So gemeinnüglih mande Yon biefen Stiftungen auch find, foift es nichts defto weniger eine gerechte Klage aller guten Beobachter, daß durch die unges meſſene gotteädienftliche Mildthaͤtigkeit der Maho⸗ medaner der Muͤſſiggang von vielen Tauſenden nichtswuͤrdiger Bettler unterhalten, und befoͤrdert

wirdet). Faſt für noch verdienſtlicher, als die

Werke der Mildthaͤtigkeit, haͤlt man Wallfahrten nach Mekka und anderen heiligen Oertern. Pils grimme, welche die Wallfahrt nad) Mekka, und . Serufalem gemacht haben, werben als Heilige verehrt u). Da bie menigften Mabbomedaner TA) N . J

\ /

s) Ricaut p, 209, Rleemann ©. 7, £) Chardin IV, 149 In’ a pas de pays au

monde, ou l’on voye plus de Pauvres, que dans

les Etats Mahometans; et pärmi tous les autres, la Perle en a beaucoup, queigu’un peu moins, qu’aux Indes, qu’on peut dire, qui eftle Pais des Pauvres, | |

a) Lettr, Edif, IL, 1702. N. x.

Mekka wallfahrten koͤnnen; ſo beſuchen ſie entwe⸗ der andere Gnadenoͤrter, ober fie kaufen auch von Pilgrimmen das Verdienſt, was mit der. Wall⸗

| fahrt nach Mekka verbunden iſt. In allen Maho⸗

|

mebäntfchen Ländern, befonberd aber in Arabien,

finden ſich viele Gräber von Heiligen, welche io aus nahen, und fernen Gegenden beſucht.

“mehrere ſolcher Gräber haben fich —S

Städte, unter anderen Loheja, und Beital Fakih gebildet x), Man mag aber die Wallfahrten nah

-Mekla,. und anderen fehr entfernten Gnabendrtern

in Perſon machen, oder das Verdienſt berfelben von Anderen kaufen; fo fehaden ſolche Wallfahrten _ nicht bloß dadurch, daß fie indenen, melde fie vers -

‚sichten, ohne bie.geringfie Sinnes- Aenderung,

und Lebend⸗ Beſſerung einer Wahn von Meinigs Zeit, und Öottgefälligkeit erzeugen. Sie zerflös . ven Aberbem das häusliche Suͤck, die Geſundheit, and das Leben von vielen Tauſenden, ober begüns ſtigen wenigſtens den Hang zum frommen Muͤſſi⸗ gange, ber ohnedas ſchon unter. den Morgenlaͤndi⸗ ſchen Voͤlkern ſtark iſt y. Die Schriftgelehrten der übrigen Mahomedaner behaupten, daß das Gebot, nah Mekka zu wallfahrtea, alle diejenis

gen verbinde, bie ſich an einem Stabe erhalten Eins

nen, wenn fie auch gar nichts, oder nur fo viel im Vermoͤgen hätten, als ein einfaches. Trink⸗

Geſchirr werth ſey 2 Die Peſiſchen Ausleger

des

æ) Niebuhrs Reiſen J. 3z18. y) Chardin IN. 174, 175 Niebuhrs Reiſen II. 178. © 2) IV. 174.

4‘

des Korand hingegen‘ baſcheinken die Pflicht —9— Mekka zu wallfahrten, auf mancherley Art, weil

die Perfer fo wohl von ben Türken, als von ben Arabern/ bey jeder Gelegenheit gemißhandelt, und

anögepländert werben. Nach den Ausfprüden ber‘ Imans, odey der erfien Nachfolger Maho⸗ mets verbindet das Gebot des Propheten, Mek⸗ ka zu beſuchen, nur diejenigen, die in vollkomm⸗ ner Geſundheit ſind und Vermoͤgen genug be⸗

ſitzen, um alle ihre Schulden zu bezahlen, um den

Zrautes oder die Ausſtattung der Frau, und den Unterhalt ihrer Familie fuͤr ein ganzes Jahr zu ſichern; um fuͤnf hundert Thaler auf die Reiſe mitzunehmen, und außer dieſen fo viel Geld übrig zu behalten, als noͤthig iſt, das unterbrochene Ge⸗

werbe wieder anzufangen. Mer nicht fo viel Ver⸗ moͤgen beſitzt, daß er alles dieſes leiſten kann, bat

gar nicht noͤthia, Mekka zu befuchen. Wenn es . mand zwar hinlaͤngliches Vermoͤgen, aber nicht Geſundheit genug hat, um die langwierige und bes

ſchwerliche Reife zu machen; fo muß er einen Ans

dern in feinem Nahmen nach Mekka ſchicken, oder son foldhen, melde die Wallfahrt ſchon gemacht

haben, bad dahurch erworbene Verdienſt kaufen. Es finden ſich in Perſien, wie in anderen Maho⸗

medaniſchen Laͤndern, zahlreiche Haufen von Muͤſ⸗ ſi agaͤngern, die Hr ganzes Leben damit hinbringen, daß ſie im Nahnen von Anderen nach Mekka wall⸗ fahrten. Alle Pilgrimme, beſonders diejenigen,

die im Nahmen von Anderen, oder auf Specula⸗

tion nah Mekka wallfahrten, laſſen ſich in der heiligen Stapt‘ foͤrnliche Documente daruͤber aus⸗ ſtellen, daß ſie ihre Pilgrimmſchaft gehoͤrig volles det haben. Der Ankauf ſolcher Documente, und

des

| 455

des damit verbundenen Verdienſtes koſtete zu Char

din's Zeiten fiebenhunbert bis taufend Franken a). Faſt fcheint es, als wenn der Preis biefes heilis gen Werks in neueren Zeiten fehr gefallen fey, weil

Herr Niebuhr erzählt, daß man damahls, als

er in. ben Morgenlaͤndern war, flellvertretende Wallfahrter für eine Kleinigkeit erhalten konnte b).

Wenn Jemand ftirbt, ber die Wallfahrt nach Mek⸗

Ta nicht gemacht hat, und Bermögen genug nach⸗ laͤßt, um einen Andern die Wallfahrt machen zu

- Yaffen; fo beforgt die weitliche, oder geiftlihe Dbrige

Feit dieß heilige Werk im Nahmen des Verftorber nen, gefeßt auch, daß die Anverwandten nicht gea neigt ſeyn follten, es zu thun. Perſer, melde zu Chardin's Zeiten die Wallfahrt nach Mekka in eis gener Perfon machten, brauchten zu biefer heiligen Reife wenigſtens zweyhundert Louisdor: Vorneh⸗ me und Reiche, hunderttauſend Livres, und noch mehr, wegen der vielen Allmoſen und Abgaben,

bie unter Weges gegeben, und entrichtet werben

müflen.

Kein anderes Volk ber Altern, unb neuer

Zeit mar fo religiös, und bey aller feiner Religion

ſitaͤt fo tugendleer, als die Hindus c). Auch diefe

religiöfen, und tugendleeren Hindus glauben, daß fie. nur duch Werke der Mildihätigkeit, und froms

Ä me 5) 3, 198, Reifen 5 |

ey Weber den Charakter und die Eitten der Hindus

fehe man meine Betrachtungen über die Fruchtbar⸗

keit, u. ſ. w. von Aſien J. 250 u. f. &, Ton- pauit I. 368. II, 374. 375,

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b —8 .. , ie ERDE PS AEE ZREEN ww...

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me Stiftangen, durch Reinigungen und Bükunden,

durch ‚Gebete, und Anbetungen, durch Feſte und Wallfahrten die Gnade der Götter erfangen, und die Ungnade derfelben verföhnen Tonnen. Wenn

auch die Hindus in Allmofen, und gostesdienftlis

Hei Stiftungen hinter anderen Nationen zuruͤck⸗ bleiben, fo kann man dodyguperfichtlich behaupten, daß ſie durch die Menge, und Beſchwerlichkeit,

oder Peinlichkeit ihrer Reinigungen, und Buͤßun⸗

n, ihrer Gebete und Anbetungen, ihrer Feſte, und Willfahrten alle uͤbrige Voͤlker der Erde ohne

Vergleichung uͤbertreffn. Die Hindus begnügen

ſich nicht damit, Walliahrten zu unternehmen, bie Tauſende von Stunden betragen, und während bies

fer Wallfahrten ihre Weiber und Kinder zu vers

off n, ihre Gefchäfte, oder. Memter zu vernach⸗ Yöffigen. Si: machen Wallfahrten von drey huns

dert Stunden in unaufhoͤrlichen Profternationen d),

fo, daß fie immer den Fuß da hinfeßen, wo fie mit dem Geſichte die: Erde berührt haben. Die großen Caravanen, bie jährlid) aus Afrika, und Aſien nah Mekka aufbrechen, beftehen freylich auch aus Hunderttauſenden von Pilgrimmen. Al

lein in Hindoſtan ſchwaͤrmen unaufhoͤrlich Hundert⸗

tauſende, ja Millionen von Fakirs, und anderen Buͤßern umher, deren ganzes Leben eine ewige

Pilgrimſchaft iſt, und ganz allein entweder bard) Allmoſen, ober durch offnbaren Raub gefriftet

wird. Das Betteln.der Indiſchen Büßer ift fehr oft von offenbarem Raube bloß durch deu Nahmen

bverſchieden. Sie ſetzen ſich nicht felten vor bie

Haͤuſer von Reichen und Wohlhabenden hin, und freien fo- lange, bis die Eigenthuͤmer ſi ſich m thnen

4) Lettr, Edif, xu. 4. N, X.

| | 7; timen- abgefunden haben pr). Zu ben berühmteften | Wullfahrts :Dertern firbmen das ganze Sahr durch

täglich viele Laufende von Pilgrimmen zufammen, and man rechnet zum Beyſpiel, daf in dem Tem:

pel des Gottes Jagrenat allein täylih zwanzig

Tauſend Pilgrimme gefpeist werben. Die Schaa⸗— ren von Fakirs, und anderen Pilgrimmen, die von Jagrenat zuruͤckkehren, verheeren, oder brand⸗ ſchahen ganze Provinzen. Da bie Pilgrimme, wie alle übrig: Hindus, von verſchiedenen Secten find, fo liefern fie einander bisweilen biutige Schlach⸗ ten f). Mir Redt alfo fahen die neneften, und ſcharfſinnigfſten Beobachter bie sahllofe Menge von umbherftreifenden Büßern, als eine Haupturfache bes Elendes ber meiften Provinzen von Hindoſtan, und als Eins der vornehmſten Hinderniffe des mies

‚beraufblühenden Wohlftandes biefer von der. Ma}

tür fo fehr beguͤnſtigten Länder ang). Man muß - daruͤber erftaunen, daß bie Hindus ihre beſchwer⸗ n, oder peinlichen Reinigungen, Buͤßungen, Willfahrten und Anbetungen fo hartnaͤckig beybe⸗ halten, da ihre Religion ihnen ſo viele andere leichtere Mittel der Entſuͤndigung, und der See⸗ ligkeit darbietet. Jeder Hindu kann ſicher hoffen, von ſeinen Suͤnden befreyt, und nach dem Tode ſelig zu werden, wenn er entweder an Einem der vielen heiligen Oerter, oder mit einem Kuhſchwan⸗ ze in der Hand ſtirbt, oder wenn er ſterbend mit halbem Leibe in den Ganges gelegt, oder mit ei— nem

e) Niebuhrs Reifen II. 73 ©.

N Vtiebube lc, Daw V. IL DIE; pı,7. et fg Tavernier II. 69. 78.1758,

g) Tennant II. a462. |

433

nem Zweige bed Baumes Tuloschi beſpreugt, oder nad. bem Tode in den Ganges geworfen wird h). - Die heiligen, Oerter, die den Sterbenben unfehlbar die Seligkeit verfchaffen, find nicht alle von gleis chem Umfang, und gleicher Wirkfamfeit. Einige haben nur eine Wiertel s Mteile, Andere zwölf ‚Meilen im Durchmeſſer. Die einen verfeßen in ‚bie niederen, die anderen, in höhere, ober hie hoͤchſten Stuffen ves Himmelsi). Auch die Bei - te, als Entfündigungs s Mittel if den Hindus nicht unbefannt k). In dem Chriftentkume, wel: ches Europaͤiſche Miffienarien dem Auswurfe aller Indiſchen Eaften verkünbigten, hatte nichts einen fo mächtigen Reig für dieſe Verftoßenen, als bie Beichte uub Abſolution. in Indiſches Weib wunberte fi nicht wenig, als ein Miffionar ihr nach der Beichte nicht gleich die Abſolution ertheil⸗ te. Warum, fragte fie, fol ich denn beichten,.

wenn ich nicht nad; Belieben fündigen darf? Aehn⸗d

liche Allmofen und Stiftungen, Reinigungen, un® Büßungen, Gebete und Anbetungen, Feſte und MWallfahrten, auch ähnliche Begriffe yon allen dies fen gottesdienftlidyen Handlungen, wie unter ben Hindus, fanden, und finden fich unter den Thibe⸗ tauern, und anderen Voͤlkern des sftlichen Aſiens l), ‚unter den Parfen in Hindoſtan und Perfien m),

| Z. uns

A) Ezour- Vedam II, 19t, Rogers II. i8 C. Hm 0. k) Lettres Edif, IX, p, 54. 235. . . 2) Georgi p. 458, Carpin p. 340. m) Churchill VI, p, 336. Hanvay I, 263. Tavers nier I. 397.

,

BE Ve Tee

= u...

unter den Siameſen, Peauanern, Chineſen, und Sapanefen.n). Nach den Hindus ift kein Volk des - Sftlichen, und fühlihen Aſiens gottesdienſtlichen | - Wallfahrten mehr ergaben,. als die Japaneſen.

Die meiften Wallfahrten geſchehen nach Isje, dem Geburts s.und Sterbeorte bed vornehmften Natio⸗

nal⸗ Gottes Tenfio s Dai. Die frommen Vers .ehrer diefed Gottes machen biefe MWalltıhrt jährs ud), oder doch in, ihrem Leben Ein Mahl, - Die

Pilgrimme, melde nady Asje kommen, erhalten als Ablaß, oder ald Urkunde einer vollkomme⸗ neu Entfündigung laͤnglichte Kaͤſtchen, vol von Heinen hölzernen Stäben, Ste mit Papier umwun⸗

den find. Aus begreiflichen Gründen behalten dieſe Köftchen ihre fündenreinigende Kraft nur auf Ein

Sahe. Wer dur Krankheit, ober andere Urfas

chen gehindert wird, den Ablaß in Isje ſelbſt ab⸗

zuhohlen, kann ſich denſelben gegen gebuͤhrende Zahlung ſchicken laſſen; und die Ablaß⸗ Kaͤſtchen

von Jsje werben daher durch das ganze Reich vers

Jandt 0) Die Mongolen, welche Carpin im dreyzehnten SSahrhunbert befuchte, machten ſich gar

: fein Gewiffen daraus, zu. morden, zu rauben, und andere Ungerechtigkeiten auszuüben 2). Allein ſie

| vie au

n) Loubere L: 58:1. 387. 393. IL, 28. Hamilton II. 56. Le Comte I. 167. Rämpfer, 262. sTB- 208. 299.

0) Bämpfer 1. ce.

\ J

| p) VII 340, Voy. au Nord. Mais de tuer les hom-

mes, d’envahir les ‚pays d’autrni * de faire in. jure, et tort aux autres,. - ils n’en font aucu-

che.

ne conlcience, et ne tiennent point cela a pe-

460

hielten es fuͤr ſchwere, ja ſelbſt tobeswuͤrdige

Suͤnden, wenn Jemand ein Meſſer in's euer

ſtecke, oder das Feuer im Geringfien damit bes ruͤhre: wenn man Fleiſch mit einem Meſſer aus

dem kochenden Keſſel hohle, ober in ber Naͤhe des

Feuers Holz hacke: wenn man ſich auf eine Peit⸗ ſche ſtuͤtze, oder Pfeile an eine Peitſche bringe:

wenn man junge Voͤgel fange, oder ein Pferd mit dem Zügel ſchlage: wenn man einen Knochen mit einem andern breche,. oder Mil und auberes Ges

J traͤnk verſchuͤtte, oder Fleiſch auf die Erde werfe: wenn man endlich innerhalb ſeiner Wohnung ſein Wuaſſer laſſe. |

Die Neger 4), bie Kamtſchadalen rn); und man fann fagen , alle übrige wilde Voͤlkerſchaften wiſſen Bis auf den heutigen Tag, wußten mwenigs

ftens bis auf die Bekanutſchaft mit den Europäern

. —— - s

nichts davon, bag Mord, und Zodtfhlag, Ehe⸗

bruch, Hurerey, und felbft unnatärlihe Luͤſte, Raub und Diebftahl, Meineid und MWortbrüdigs

"Leit unerlaubt feyen. Dagegen glaubten bie Ne⸗

ger, ſich fehr ſchwerer Sünden theilhaftig zu mar

‘hen, wenn fie von verbotenen Fleifh Aßen, und

bie Kamtſchadalen, menn fie in heiffen Quellen bas beten, ober nur nahe hinzugingen : wenn fie außers halb der Wohnung ben Schnee mit Meffern von

deu Schuhen abſchabten: wenn fie im Winter mit

bloßen Füßen aus ihren Jurten herausträten: wenn fie eine Kohle mit einem Meſſer .anfpießten,

um Taback anzuzuͤnden: wenn ſie Fiſche, und

Fleiſch

) Bosemann S. 189. '

r) Steller ©. 274 275: 099: 205,

>

\ . { u f . . ale CX 461

| leiſch in Einem Keſſel kochten: wenn ſie den er⸗

en Fuchs in die Huͤtte truͤgen, und dem erſten

Seebiber nicht gleich den Kopf abſchnitten: wenn

fie bey dem Hereintragen eines friſchen Zobelfells

‚tn die Hütte ſaͤngen: wenn fie eine Otter in bie

Jurte trügen, und nicht hereinfchleiften: \ wenn fie

anter Weges ein Meffer, ober ein Beil ſchaͤrften: wenn fie im Winter naßgewordene Schuhe an einen

Pfahl ſteckten, um fie zu trorkknen: wenn fie in die Fußſtapfen eines Bären trätens wenn fie. dem

Beyſchlaf in einer horizontalen, und nidt in einer

fehiefen Lage, mie die Fiſche verrichteten, u. f. w. Die Kamtſchadalen hielten alles dieſes für Sünde, weil ihrer Meinung nach bie Götter dadurch beleis

digt, und dann Yon den erzürnten Göttern entwes der Sturmwinde, ober Krankheiten erregt, ober

Jagden und Fifchfänge vereitelt wuͤrden.

Unter den glücklichen Begebenheiten des menfihs

\ lichen Lebens, welche man höheren. Naturen zus

fehrieb, veranlaßte Feine andere eine fo große Man⸗ nichfaltigkeit von guten Werken, oder von gottes⸗ Bienftlichen Handlungen, als bie Geburt von Kin⸗ bern. Kine der natuͤrlichſten und allgemeinſten Wirkungen waren Dantopfer, . welche man bald guten, bald böfen Goͤttern brachte, den erfteren, weil fie die glüädliche Geburt von Kindern befoͤr⸗ dert, den anderen, weil fie diefelbe nicht gehindert

hätten; und dann Opfere Mahlzeiten, an welchen

‚man fi) mit feinen Angehörigen, Freunden, oder.

Rachbaren bes Glücks erfreute, welches die Goͤt⸗ ter den Eltern hatten wiederfahren Laffen. Selbſt bie röheften Völker vpferten, oder wpfern nach den

. 1 z Sa

Pr

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463. b | u

Geburten von Kindern 5); und halten feſtliche Freu⸗

denmaͤhler. Die Freudenmaͤhler dauerten fo wohl‘ ‚unter ben Mahomedaniſchen, als Chriſtlichen Voͤl⸗

Teen fort, nachdem die Dankopfer ſelbſt lange auf⸗ gehoͤrt hatten. Die Mauern ſchlachten am ſieben⸗

ten Tage nach der Geburt von Kindern ein Lamm, und verzehren ed mit ihren Anverwandten. Die

Mingrelier halten feftlihe Schmäufe für einen fo

‚wefentlichen Theil ber Taufe, daß fie ihre Kinder

nicht eher taufen laſſen, als bis fie dem Geiftlis

ben, und ihren Anverwandten und Freunden mes

nigſtens ein Schwein zum Beten geben Tonnen. Die. Kinder von Armen bleiben daher häufig unge⸗

tauft, weil felbft die Geiftlichen die Taufhandlaung

nicht vornehmen, wenn fie nicht wach Wären bes wirthet werben

N Nicht weniger allgemein, and naturrlich als Dankopfer, und Freudenmaͤhler, warm nad ben

Geburten von Kindern gottesdienftlihe Reinigun⸗

gen, weburd) man ſich von ben zugezogenen Flecken

zu fäubern glaubte. Wenn die älteren, und neues- zen Völker in Anfehung der Reinigungen nad): ber

‚Geburt von Kindern von einander abwichen; fo war es vorzüglich darin, daß die Einen nur bie: Mütter, und Kinder, Andere auch die Haͤuſer, unb das Haudgeräth reinigten: daß ſie die —*

| nerin⸗

s) Die Neger, Bosmann ©, 524. Die ameriea⸗ ner, Charlevoix Journal p, 289, Die Heidniſchen fo wohl mongolifchen, ale Xatarfchen Völker in Sibirien, Muͤller II, 375. Georgi's Reiſen ©. 13. 310. 597. 600.

D\ Voy. au Nord VI]. 247.

nerinnen nicht all gleich lange für unrein hielten: daß Einige die Reinigungen der Kinder glei u), Andere erfi.eine gewiſſe Zahl von Tagen nach ber Geburt dornahmen x): Daß man enblid in ei:

nigen Gegenden Mütter und Kinder bloß durch | |

Mafchungen, ober ‚Untertaudhungen, anderswo auch durch Weihrauch, und andere Reinigungsmits - tel luſtrirte j)). Manche Meger erkennen Reini:

gungen ihrer Frauen ſchon alsdann für nöthig,

wenn fie die erften ficheren Kennzeichen von Schwan⸗ gerfhaft in ihnen entdecken. Mad) diefer Gewiß⸗

heit führen fie ihre Frauen an dad Meer, um fie. unterzutauchen. : Die armen Weiber müfjen fi ges fallen laſſen, daß fie während des Hinganges au das Meerufer von ben jungen Leuten benderley Geſchlechts mit alleriey Unfauberkeiten beworfen

werben. 2). Die Brahminen halten Ihre neugebohr: nen Kinder gehn Lage lang für fo unrein, daß fie dieſelben von Riemanden, als von denen, welche

die Kinder warten muͤſſen, beruͤhren, auch Nie⸗

manden in ihre Haͤuſer kommen laſſen. Am zehn:

ten Tage laſſen fie alle weiſſe Kleidungsſtuͤcke war ſchen, alle irdene Gefaͤſſe zerbrechen, und die me⸗

tallenen ſorgfaͤltig ſaͤubern. Am zwölften Tage machen ſie ein Feuer an, in welchem Weihrauch,

2) 3. B. die Neger, Moore p, 92. 94.

x) Man ſ. den Abjchnitt von den Reinigungen, auch

Naogers I, c. 7. von den Keinigungen der Kinder ber Brahminen: über die Reinigungen der Kinder im alten Scandinavien, Maller p. sog. fo wie der Parien, Tavernier 1. 391,

y) Dow ‚"Preface p. 33, 2) Bosmann 250 ©. | u

| und

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464 . \ um And andere Dinge verbrannt werben... Men ficht

die Erlöfchung dieſes Feuers gleihfam als die Voll⸗ endung der Luſtration bes Kindes an a).

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Sehr allgemein waren ferner ſolche gottes—⸗

dienſtliche Handlungen, wodurch man von neuge⸗ bohrnen Kindern boͤſes Zauberwerk, und andere Unfaͤlle abzuwenden, oder Gluͤck und Heil auf die⸗ ſelben zu bringen hoffte. In beyden Abfichten be⸗

haͤngten faſt alle Voͤlker ihre neugebohrnen Kinder

mit Fetiſchen, ober Amuleten 6), und bewteſen

die groͤſte Sorgfalt in der Auflegung von Nah⸗ men, indem man uͤberzeugt war, daß gewiſſe Nah⸗ men Gluͤck, andere hingegen Ungluͤck braͤchten.

Einige Nationen gaben ihren Kindern bie Nahmen

von Göttern, in der Meinung, daß bie Götter ſolche Kinder in ihren befondern Schuß nehmen, würden c): Andere, von Thieren, deren gute Eis - genfchaften fie den Kindern wünfchten d): ober von

- Nahrungsmitteln, um ihnen einen Ueberfluß des |

von zu verfchaffen 2): oder endlich bon Voreltern,

damit die Geiſter derfelben die Kinder bealücken,

oder ihre Tugenden auf bie Kinder übergeben möchs | | Ä ten.

F Kogers 1. c

5). Hiervon wird unten gehandelt werden. Man f. vorläufig von den Hindus, Dow I, e. von den Negern, Bosmann, 154 ©

ce) Somneratl,12.6. .

d) Die Nege:, Botmann ©. ar. Cavazzi 1. 376.

Die Americaner , Charlevoix p. | die Oſtiaͤken Voy. au Nord VIII, 394, P Pr

4) Cavazzilıc, :

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ten fi Br Hinter. uunruhtg find; oder krank

werben, fo fuͤrchtet man häufig, daß biefes vou ih⸗ ren Nahmen herruͤhre, ober daß: fle ‘von ben Wels

ſtern dei Vorfahren; und Xhleve, derin Nahmen fie tragen, "geplägt werben g). Wlan ändert als⸗ doun bie Nahmen, und ſchafft wohl gar einzelne

. Mahmen, denen man große Unfälle zuſchrelbt, zaͤng⸗

lich ab. In eben der Abſicht, in welcher man Kinder von Goͤttern, oder von Vorfahren benennt, nehmen‘ die Maͤmer unter den- Negern 4), und

den Caralben i), die Nahmen vornehmer, oder

beruͤhmter, und mächtiger Europäer an. Der

Wahn, das Gluͤck, was mit gewiffen Nahmen vers

bunden iſt, gu geben, und zu erhalten, iſt faſt ges

wiß Ser Grund der befannten Sitte der Suͤd⸗See⸗

Inſulaner: ihre-Nahmen mit den Nahmen yon Europäern, die zu ihnen kommen, zu bertaufchen. Unter den meiften rohen Völkern herrſcht die Ger mwohnheit, daB Männer ven merfwärbigen Tha: ten, welde fie verrichten, ober von merkwuͤrdigen Begebenheiten, bie ihneh auffioßen, Nahmen ers

halten, ober ſich fetbfk beylegen k). Die Amiale nie von neuen Rahmen geht befonberd unter den Negern ſo weit, dag] Einige zwanzis, und md

x »

f ) Charleroix I, e. - g) Stelles, Bomann, u. Charlevoiz u. ec; A) Bosmann, und Cavaszi ll. cc, Sn

3) Labat VL 135

k) Unter ben Ne den —— den Eins wohnern von Sumatra, ſ. Bobmann umb Char -levoix li. cc. Märsden p. 249. -

W 88

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rexa Nahmen führen. Die Traͤger folder Ehrem anhmen. nennen ſich ſelbſt falten, erwarten aber von Anderen, daß bdieſe ſie bep.benfelben aeunen. Hin⸗ gegen redet man faſt: unter allen rohen Nationens Befauyte ſelten, ober. memahls bey ihren erſten, aber wahren Rahman, ſondern bey irgend einem Verwandtſchofts⸗Rahmen, als: Better, Schwa⸗ ger, Geyatter, n. ſ. w. an. Man flirchtet, bag bie, Geiſter der Vorfahren, ober bee Thiere, der sen Nahmen Perſonen führen, gerade in dem Aue - genblicke, wo man ihre Rahmen ausſproͤche, das durch koͤnnten gereigt werden. Viel ſchwerer zu axklaͤren, als alle bisher erwähnte. Gewohnheiten/ ſſſi die Sitte, vermoͤge deren bie Vaͤter, ud Min - ter anf Qumatwar ſo hald fie Shhmeruib: Töchter exhalten, ‚Ihre bisharigen Nomen ablegen, nu ſich von ihren Kindera, Vater. deß nad deß, Mut⸗ ter den und der, gun nennen anfangen. ). Wenun may unter ungebildeten Völkern überhaupt unbes deutende Nahmen, das heißt, Tele Mahınen wählt, wodurch man.den Kindern weten Glück zus wenben, aoch Unglück von ihnen abwenden will; fo find es biefenigen,. welche mas entweder von den Raugarbnung, in welcher Kinder gebohren were den, oder von irgend einer Eigenheit derfelben her; genommen hat, und hernimmt m). u Ä Ans ee h Mndnlu cc. m) So z. B. die Oſtiaken. Voy. sa Nord, €. Quel- qQuefois ils les nomment fuivanı le rang de leur °” "nailfahce, V’aine, celni du milieu, le plus jeu-_ De, le‘quatre, le ting, et ainG du refle lelon leur äge, Drautres enfin les diffinguent par u. ur gu

5 rn rl - f x _ | r - v >

zn 467: Mater den Unfällen, weiche man. 20. .nengek bohruen Kindern abzumenben fuchte, füribtete man.

beint mehr, als ben. Neid, ober bie Race, und:

das Unwillen zuͤrnender, oder böfer Götter. Nur ein. uud das andere Volk wagten es, boͤſen Göttern: muthig entgegen zu treten, und ihre Beſchaͤdigun⸗ gen darch offenbare Gewalt zuruͤckzuhalten. Sv Iaufen: bie: Calmycken waͤhrend ber Niederkunft ih⸗ ver Weilber mit großem Geſchrey, und dem dro⸗ henden Schwingen von Knitteln um die Zelte her, um bie baͤſen Geiſter wegzuſchrecken, die den Muͤt⸗ tern, : aber ‚den Säuglingen Ichaden koͤnnten n).

Die meiften Nationen. hielten es für das fiherfte,

ſich zu demuͤthigen, und die zürnenden, oder ‚mens.

J ſcherfeindlichen Götter dadurch zu verſoͤhnen, dag

man entweder an ben neugebohrnen Kindern ſelbſt, oben on den, Vätern allerley Verwundungen, oder ‚andere Selbſte⸗ Peinigungen ausübe, wodurch bie suenenbese, ‚ober. menſchenfeindlichen Götter befrie⸗

bdigt werden koͤnnten. Man vermundete nenges. . -

bohrne Kinber zur Verfähnung der Götter an allen Theilen des Coͤrpers, vorzuͤglich an bei Zeugungs⸗

glebern, weil man dieſe als die Werkzeuge des

Daſcurs „und ber Geburt von Kindern anfah, am allermeiſten an der Vorhaut, meil. biefe bach mit Den geringſten Gefahren eingefchnitten, oder vers nn | fm » quelgue defant asturel, ot quelgue ghalite re- : marquable, connme beiteux, - courte us, tete "blonde, t&te ronlle ee, x ee ‚E30, pauas weile." FED Bu Te EN .o.. . | ini . nn. “‘ wen. F *8. BB— na

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7: Ge zu 2 ftuͤmmelt werden konnte: "Later allen’ Caſten ber Hindus iſt ed Sitte, daß neugebohrnen Kindern’

entweder gleich nach der Geburt, oder eine Zeit⸗ lang nachher die Ohren durchbohzrt werben. Dieg geſchieht, wie Rogerius ausdruͤcklich erinnert o), nicht defimegen, bamit man ben Kindern Ohrges ſchmeide einhangen koͤnne, fondern um die Kinder

entweder dem Wiſtnu, oder den Kowara zu übergeben. Die Mexicaner machten außer dem Einſchnltten in bie Ohren auch Einſchnitte In bie Zeugungsglieder, wie ed fiheint, nicht bloß in bie >. Vorhaut p). Die Galivad am Dronofo verwun⸗

deten Knaben und Mädchen acht Tage nad) ber Ges burt fr ſchwer an den Geſchlechtotheilen, daß mans

de Kinder an den Folgen der Verwundungen ſtare ben 4). Die Wilden an den Fluͤſſen, die in den Apure fallen, verwundeten bie Kinder nicht nur. an den Geſchlechtötheilen, ſondern auch an ben

. Armen, und an anderen Gliedmaaßen des Ebr⸗

pers fo tief, daß die Narben ber Wunden fih da6

ganze Leben durch nicht wieder verloßren.. "Man unternahm biefe Meßeley an Kindern gewoͤhnlich

nicht vor dem zehnten, ober zwoͤlften Jahre, das

mit fie im Stande ſeyn möchten, ben Blutverkaſt zu ertragen, welchen oft hundert, unb mehr Wun⸗ N 7

)L.Eer v

9) I. V. 0..97. 246.. ge inciloient les oreil-

. „Je, et ia memhre v . veaux-nez, .

isil aus polits enfans nou- g) I, 183. Gumilla, Les Salivas, . ‚circoncifeient leurs enfans le huitieme jour, [ans ein excepter

les filles, et celä d’uge maniere fi cruelle, qu'il on monroit plußeusg 96 l’un er de l’autre ſexo.

__

den versuchten. Mau Beraufihte ,. ober betaͤubte

bie Kiader, bevor man zu den graͤßlichen Operatior A nen ſchritt. Bumilla felbft traf in den Wäldern

ein ‚zerfeßted Kind au, deſſen WBunben ſich gefährs lich entzündet beiten 7). Die Tapujas in Braſi⸗

lien durchbohrten neugebohrnen Kindern die Ohren

und Unterlipgen, und ſteckten in die verwundeten Theile Eleine Hölzer, damit die gemachten Eins

ſchnitte offen erhalten wurben s). Die Bewohner

der Inſel Capul, Einer der Philippinen, trieben durch die Eichel eines jehen neugebohrnen Knaben einen kleinen Nagel von Zinn 5), Die Wunde heifte in Eurzer Zeit wieber zu, wie wohl man bie gemachte Deffnung fo erhielt, daß man ben Magel,

ſo oft man wellte, hineinftecden konnte. Die Hot⸗

tentotten fihnitten vormahls allen nengebshrnen

Knaben Einen Hoben aus: eine Verſtuͤmmelung,

die noch immer in vielen. Familien vorgenommen

wird u). Die Neu s Holländer unterbinden bie Finger neugebohtner Kinder fo ſtark, daß nad - wenigen Merathes bie unterbundenen, und abge⸗

ſtor⸗

) I. 284. 285. ib, s) Baro p. 234. Die Worte diefes Reifenden, fa

wie derer, welche ich gleich nachher nennen werde, habe ich in meiner Vorlefung de circwmeißonis

origine et caufis anaefübrt, im 14 Bande der

Comment. Societ. reg. Scient. p. 215. -

-

.£) Olivier de Noort dans le Rec, des Voy.. get ont _

ſervià Yetablill, de la Comp, des Ind, Orient...

. Befchryring van de Kaap de goede. Hoo VoLi. ĩJ.

Pr 286. Lavalllant facond Voy. en Afrigus U. | p- 299. * DR

- x *

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ſtorbenes Glieder ohne Schmerz; Hauer abzelset werben 'x). Be: ee Ze Man kann um deflo weniger beswenfeln, daß bie Verwundungen, und unter biefen, audy bie Be⸗ ſchneidungen der Kinder urſpruͤnglich die WVerfähs nungen höherer Naturen zur Abficht atten, da uns

! ter inandyen Americaniſchen Wilden auch bie Bir >. ter neugebohruer Kinder ſich aͤhnliche Büßungen n freywillig auflegen, oder nah der Sitte ihres -

Volks auflegen müffen ). So bald eine. Carai⸗ vbinn niedergekommen iſt, begibt ſich der Vater des Kindes in ein Hangbett, und nimt fünf Zage lang weber Spetfen , noch Getränke zu ſich. In den : 1. fünf folgenden Zagen genießt er bloß flüffige Nah⸗ rungamittel, und vom To: 14 Tage etwa Caſſave. Mac vierzig Tagen werben die Väter mir fpißigen . . Zähnen am ganzen Leibe verwundet, und -daun mit J einer Piment⸗Bruͤhe eingerieben, die noch heftigere Schmerzen, als die zugefuͤgten Wunden, verur⸗ ſacht æ). Aehnliche Faſten, und Verwundungen muͤſſen ſich die Maͤnner unter den Wilden in Para- J guap, und Guiana gefallen laſſen 0). Die Väter „in Guiana werben noch oben darein hart gegeiſſelt, ES ur 2 und —* ) Hunter’s Hiſtorieal Journal of the Transactions ..a8 Port Jackfon, etc. p. 610. 7) Man ſ. meine Vorleß, über die Beſchneidung 8S. 216. und dann meine Abhandlung über die Mänz . 4. 3 im erſten Baude de: Goͤtting. hiſtor.

\ 1

kagazins 30: u. fe, ®. z) N. 371. 373. Dutertre, - "

a) Charleveix I. 184. Defcript, de n Guiane P- 233. Barrere ©. 167. Ener

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Era -- 2

und dann gezwungen, einige Monethe bey eine | alten-Indianer in Dienfk zu treten, wo fie, wir

Sxlavın. arbeiten mäflen. Ganz andere Abfichten,

Weiber Wochen, oder Monathe Lang ſich von har⸗

Ruhe, und Pflege des Waters dem Kinde au Gute komme. Man that das erflere, weil man fürdr tete, daß heftige Anftrengungen, und harte Spei⸗

der Thiere mittheilen werbe b). .

Die Abſicht ber Verwundungen theils neugen' bohrner Kinder, thells der Vaͤter derſelben wird". um deſto auffallender, wenn man erfährt, daf die verſchiedenſten Völker ähnliche Werwundungen, und, Buͤßungen vor, und nach allengluͤcklichen Unter⸗

nehmungen 2) , beſonders aber bey den erſten Zel⸗ hen der Maunbarkeit von Toͤchtern, und bey den Verheirathungen ſowohl von Soͤhnen, als von Toͤchtern vorgenommen haben. Unter den Wilden

in Guiana hängt man Mädchen. au melden man

die erſten Zeichen der Mannbarkeit bermerft..hatı

EEE Zn 3 Was! a N 8) Die Veyſiele amp Zenaniffe. keimnman in der Abh · über die Maͤnnerwochen vor MEER ur

OR tie "139 über die Mänserwe

u rt .

als diefe Buͤßungen, hatten bie fogenannten Mäns . ners Wochen unter vielen Völkern, während wel⸗ Ger bie Väter gleich nach ber Niederkunft ihrer

sen Arbeiten, und ſchweren Speifen, befonder& | . von dem Fleiſche mancher Thiere enthielten, Sr fich anch-auf das forgfältigfte pflegen ließen. . . thaten daß letztere, weil man ‚glaubte, dag ee .

fen. die Geſundheit, und das Leben ber Kinder im . - Gefahr feßen, oder daß ber muß bed Fleiſche von gewiſſen Thieren den Kindern bie Uniugenden

——

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Pr u. 0. u

| ‚in Hamacs, ober Hangwatten oben in der Hauten

N

. bohren Neu⸗ Verlobten die Wangen, und blafen

auf, und läßt fie ſtrenge Faſten beobachten. Nach der Endigung dieſer Faſten reißt man ihnen den Leib an allen Seiten mit frigigen. Graͤten, und

Knochen auf 4). Die Wilden in Paraguay übers

aben reife Moͤdchen alten Frauen, welche ſie acht None lang hart faften, und faft bis zum Tode ar⸗ beiten liefen e). Die Tapujas in Brafilien durch⸗

Rau hinein f). Die Inſulaner nicht weit von Garcias de Dios durchſtechen, .ober verwunden

Zur; vorher, ehe fie ſich verheirathen wollen, ihre . Zeugungsglieder g). Wenn die Nord⸗ Americas

nifhen Völker ſich auch nicht vermunbeten; fo übs

‚ten fie doch aus berfelbigen Urfache mehrere Mo⸗

nathe, oder gar ein Bahr laug nach ber Heirath die firenafte Enthaltung von bes Verguägungen ber

. erlaubten ehelichen Liebe aus h). Im KAbnigreie

Carnatic in. Hinboftan ziehen "Bräute, und Braͤu⸗

tigame aus ber Caſte ber Lanbleute feierlich In ben enpel befjenigen Gottes, dem fie vorzüglich Dies

Bey: Inffen ſich durch den Schnitt einer großen

Scheere zwey Finger abhacken, und opfern dieſe

bem Gotte, ber verſoͤhnt werben ſoll. Man kann

bie Verſtuͤmmelung ber Finger bloß dadurch abs menden , daß man der Gottheit goldene Abblldun⸗

ges 4 Barrere ©; 163. Charlevoix I, 190. 85.

f) Baro p. a4ı.. Zu 9) HR. of tho Boucan, 1. e 41.

AV) Charlevoix p. 286, ee Be .

!

u 03.9478 °

| . gen Yon zwey Fingern ſchenkt 5). In der: Cafe der Schutres hingegen iſt es Gitte, daß die Muͤt⸗ ter ſich bey ber Verheirathung ihres. erſten Kindes

die beyden vorberſten Glieder der letzten Finger abs

ſchneiden laſſen k). Nur die Frauen von Fuͤrſtin .. : ven haben das Recht der. Gottheit zwey ‚goldene - Ginger anzubieten, und fi dadurch gleichfam bon

der Verſtuͤmmelung loszukaufen. J

9 . Die Befchueidung war ſo weit über alle Theile

der Erde verbreitet, daß man möglicher TBelfe kaum

annehmen kann; fie ſey vor undenklichen Zeiten uns ter Einen Wolle entſprungen, und habe ſich alls.

maͤhlich zu den übrigen Voͤlkern fortgepflanzt I). Wenn man auch zugeben. wollte, daß fie aus Afri⸗ ka nach Afien, oder aus Afien nah Afrika geloms men, and im letztern Falle durch Croberungen, -

ober Wanderungen, und Bepfpiele bis an. bie ents

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fernteften Rüften ded legtern Grbtheild darchge

drungen ſey; fo iſt es doch kaum begreiflih, wis derſelbige Brauch durch dieſelbigen Mittel das ſuͤd⸗ liche America, und die Juſeln der Südfee habe.

erreichen Einen. Freylich war, und iſt die Be⸗

ſchneidung unter verfchiedenen Nationen ſehr vers

ſchieden. In den meiften. Ländern beſchnitt —* | 3—

_ä) Letir. Edif, XI. 208, , | ib XL.

"man in der Borlefung de. Circumcifionis origino

wer

3), Ein Verzeichniß der Voͤlker, unter welchen die Bes | ſchneidung gebräuchlich war. oder noch ift, findet °

72 908« 815; ſo wie auch Die Zemgniffe für Die. Res tin, weiche ich in diefem Abſatze tyrz anfühten

!

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37% - \

bloß Knaben: in einigen wenigen, entweber allein Maͤbchen m), oder neben den Knaben auch die Maͤd⸗ chen n). Faſt alle Voͤlker, welche Mädchen ber ſchnitten, thaten dieſes, um gewiſſe Auswuͤchſe, oder Verlaͤngerungen ber Haͤute an den weiblichen Geſchlechtstheilen zu verhuͤten, oder wegzuſchaf⸗ . Men: o). Dieſe Auswuͤchſe find nirgend haͤuftger, und länger, als unter den Hottentottinnen p), und boch behalten. diefe fie beftänbig bey, weil die HA sentotten folche Monſtroſitaͤten nit fo wiberlih - finden, als die Kopten und Habeſſinier. Unter ben meiften Völkern befchnitt man die Kinder balb nad) der Geburt, untes anderen hingegen um bie . , Zeit, ober kurz vor ber Zeit ihrer Pubertät g). Man hielt, wieich gezeigt habe, vie Reife, und Verheirathung von Kindern für gluͤcktiche Bege⸗ | benheiten, bey welchen man eben fo wohl, als bey . der Geburt von Kindern, die Götter zu verſoͤhnen füchen muͤſſe. Kein Wolf konnte den Zeitpunct, in wethem, ober bie Urfachen, aus welchen bie Be⸗ ſchneidung eingeführt mworben, mit Zuserläffigkeit . - . u , aAaAue

bu 2 : X

: m), Ende Pands in ber Provinz Maynas, Veigl I 7. ») So die Aegyptier, und Habeſſinier Niebuhrs Bes ſchr. von Arabien, S. 76: 80. Sonnini Il, 37, . 38. Bruce III, p. 348. V.28 N 9 Die Neger in Bambud, Voy. au Pays da Bamibounc p, 48. 2 u. ſ. w. J 0) Bruce l. e. V. 33.

y) Cowley p. s51. de Pauw II. 134. et ſq. p. d) Man f. meine Vorleſung, p. sıo, Note a. u

.

®

479

angeben DW Nur unter” Einigen brachte man. Gruͤnde, ober Vermuthungen vor, welche die Be⸗

ſchneidung veranlaßt haben koͤnnten. Dieſe Ver⸗

anlaſſungen fand‘ man in einer beſondern Sorgfalt

entweber für bie Reinlichkeit, oder für die Geſund⸗ heit des Coͤrpers. Im heiffen Gegenden gefchehe

eb nämlid, bisweilen, daß fi) unter der Vorhaut

entweder ein ſcharfes Smegma ſammle, oder Ges ſchwuͤre bildeten, welche man beyde durch Die Bes

ſchneidung verhuͤten koͤnne. Auch treffe man von Zeit zu Zeit Männer an, deren Vorhant entweder zu enge, ober zu lang ſey, und die befiiyegen den Beyſchlaf entweder gar nicht, oder nicht. ohne große - Schmerzen verrihten Eönnten, -Unter allen diefen : Thatſachen, and Vermuthungen ſcheint mir Feine _

hinreichend zur Erklärung einer fo weit verbreites

ten Sitte, als die Befchneibung ift s). Die laͤßt fich zuerſt fehr Leicht von der angeblichen Sorg: falt für cörperliche Neinlichkeit darchun. Faftalle

Völker, unter weldien bie Beſchneidung uͤblich

war, ober noch ift, badeten oder wuſchen fih tag: lich mehrere Mahle, entweder um fich in ihrem : _

brennenden Klima zu erfrifchen, oder um den Vor⸗

fchriften ihre? Religion zu gehorchen. Webrigens

aber waren, und find eben dieſe Voͤlker fo unfaus ber, daß man ihnen’ eine Verftümmelung aus blos⸗ fer Sorgfalt für Reinlichkeit nicht zutrauen kann.

Die Reiſenden, welche des Smegma, oder ber - Geſchwuͤre erwähnen, geftchen,, daß das eine, nnd. -. die anderen burd häufige Waſchungen verhütet

werben Finnen. Man babete, oder wuſch ſich nir⸗ gend

r) Meine Vorleſung aii et ſq. p.. s) So urtheilte auch Bruce I. c. V. a8-· 351.

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s . . . N \ . ——

| Dans Granken in einer gewtſſen Periode der Revo⸗

gend häufiger, als unter ben beſchnittenen Vollbern3 man hatte alſo nicht noͤthig, die Beſchneibung zu Huͤlfe zu nehmen, wo bie Baͤder, oder Waſchun⸗ gen. allein wirkſam genug waren. Die Monſtroſi⸗ töten von zu engen, ober zu langen Vorhaͤnten find nicht nur fo felten, daß man ſchwerlich behaupten Darf: die Furcht vor denſelben habe eine allgemeine Verſtuͤmmelung ſelbſt der natuͤrlich⸗ gebohrnen nach ſich gezogen, ſondern ſie zeigen ſich geiviß un ter allen Völkern; und wenn alfo dieſe unnatürlis chen Bildungen der Borhaut die Urſache ber Bes ſchneidung gemefen wären, fo müfte bie Ießtere girl allgemeiner. geworben fegh als fie jemabls

war, ober noch jeht iſt.

- Man.follte denken, bag Hochzeiten ober bie

| effentlichen Anfänge von Chen wenigftend eben fo

allgemein mit gottesbienftlichen Handlungen, ver⸗

- bunden geweſen feyen, als bie Geburten von Kin⸗ "dern; und doch lehrt die Geſchichte das Gegentheil.

Es gab zuerſt Völker, unter welchen Feine eigent liche dauernde Ehen Statt hatten, ſondern Juͤng⸗

Nlinge und Maͤdchen, Männer und Frauen ſich nad

Welieben vereinigten, und auch wieder trennten 9. In dieſen Zuſtand von Ungebundenheit ſanken hoͤchſt verdorbene Völker herab, menu unter ihnen, wie dieſes unter⸗den Roͤmern in ben erſten Jahr⸗ honderten nach Chriſti Geburt u), und unter den

lutlor

5 3. B. die Sorten, und öftlichen Inſulaner, Ge orgi's Beſchr. S 78 Die ertinnt, Curtis in

" Sprengele Beptr.L 110, _

| do Raehr p 20. :...°. -

w_

| —a4n47 lntion der Fall war, Ehefcheldungen fo leicht und Häufig wurden, daß bie Weiber beynahe in enrm beſtaͤndigen Umlanfe waren, und wenn faſt alle

Unterfchefbungs s Zeichen zwiſchen Ehe and Eonens . ‚binat aufhörten. Es gab ferner, und gibt viele.

Boölker, wo Hochzeiten zwar bürgerliche Feſte, aber -

von keinen gottesdienſtlichen Feierlichkeiten begleitet waren. Unter den Tuͤrken, und anderen Maho⸗ mebanern werden Ehen gültig, wenn der Braͤuti⸗ gam, und der Vater ber Braut zum: Kabt gehen) und biefem die Wedingutigen erflären, unter weis chen der Erſtere feine Braut. heirathen, der Auber— feine Tochter ausgeben will x): wiewohl andy ie - einigen Oegenden ber Türfey bie Heirathzs⸗ Con⸗ tracte por einem Iman gefchloffen, und dabey Stel⸗ len aus dem Koran dorgelefen werden y) Selbſt anter den Chriſten ließen die Puritaner ihre Kin⸗ der nicht durch Prieſter, ſondern durch Maglſtrats⸗ Perſonen verheirathen, damit die Kirche Chriſti um deſto weniger geärgert werde 2). Unterdeſſen

machten die Nationen, unter welchen: entweber gau. -

- Beine Öffentliche Hochzeiten, : ober: die Hochzeiten ohne alle reltgiöfe Gebroaͤuche waren, verhättniße mäßig immer nur eine Meine Zahl aus. Die mein ſten Bölker-nahmen bey den Anfängen von Ehen J gottesdienſtliche Handlungen vor, entweder um ben Göttern: für das Gluͤck, was fie verliehen Härten, zu danken, ober um bie Bränte zu ſtandhafter Treue zu verpflichten,“ ober um Zell und Gegen asf bie. Verlobten herabzubriagen un an

2) Ricant pu 24. u. y)Rulelp.um z) Sprengels Bept. II, 193 6.

x =)

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Ülnfäßle dou Alven-abgammiden,, beſonders um zuͤr⸗

nenbe, ober.böfe Götter zu verſoͤhnen, daß ſie die

Sreuden ber Hochzeit, und das acid der. Eb⸗ wicht ſtoͤren mochten.

.. 2 Die ollermaifize ſelbſt chen Volter —*

| flalteteg a an Hachzeiten auffer anderen ‚Juftbarkeiten

Schmaͤuſe, zu weldhen Anverwandte, Freusde, und Nachbaren eingeladen, und wo zugleich ben Goͤttern Opfer, oder Gaben dargebracht wurden 4).

Die · Schmaͤuſe erhielten ſich auch unter. ſolchen Ras tionen, die in der Folge von dem Gepraͤnge, ode :

ber Feier von. Gehzeit alle goutesdienſtliche a braͤnche trennten b).

un Biel weniger geniein, als. Opfer⸗ Mehlzeie

ven, und Opfer, waren foldhe gottesdienſtliche

Dandlungen, wphurd man bie gegenfeitige Treue

der angehenden Ehsleute, oder wenigſtens die Treue der Braut gegen ihren Fünftigen. ‚Chenann.

. zu feſſeln hofte. Wenn unter. ben Negern in. Kinn:

ber Bröntigem, und bie "Braut, ſammt beren

Eltern über den Che» Eonufract . einig. geworben. Lau w eſſen ſa nommen einen Betten, wodurch *. Be > die

#4) Unter dem Griechen, "Römern, und, retten,

Dionyf. Halicar, II, 25. de.Roehr p. 2 ... Son. de ritib,,nupt, P. 1018. den: Deutſchen, und Scandinaviern, Tacit. de Mor, Germ. ce. 2

U Mallet p. 20%: den Istraeliten, Mich. Moſ.

. II, 132. den Slawen, Anton S. 128. den Chine⸗ fen, Le Comte Il. 80. den Negern, Moore p. 93. den Americauern, Wafer p.-065. bier‘; ter

>

en Voͤlkern, Muͤller III. 366. Brihtape —*

5) 3. B. unter den Zirken, - Kelpe..

mehrere Beyſchlaͤferinnen halten Fam io). . -: * Bu: den natuͤrlichſten religioͤſen Gebraͤuchen

2479

die Braut ſch gegen ihren künftigen· Ram , ch aber diefer. gegen feine Frau, zur Treue virpflich⸗

tet, indem ein Ehemann neben feiner Ehefran no

bey Hochzeiten gehören: diejenigen, wodurch man glanubte, den Segen der Götter anf bie neuen Chen.

Leute herab zu leiten, und alles abzuwenden, was -

Bas Gluͤck der Ehe, beſonders die nahen Freuden‘

des Hochzeitbettes vereiteln koͤnnte. Die Meiſten auter ben zahlreichen Eurimonien der Hindus 49, haben eine von dleſen beyden Abſichten. ‚Die Hin⸗

rem· Zauberwerk, wodurch die Mannheit des Braͤu⸗

tigams geluͤhmt, und bie Vollziehnng der: Che ge⸗ hindert werben koͤnnte. Dieſelbige Furcht herrſchte⸗ unter allen größeren Voͤlkern der aͤltern und aenernn Zeit unter ‚den letzteren, zum Theil bis auf bie:

gegentoßrtigen Zeiten herab. Man nannte dieſe

Art von Bezauberung, bis einen Bräutigam hin: _

derte, Feiner Braut zu. genießen, in mehreren. Laͤn⸗ bern: bes: Knoten knuͤnfen. Auf dieſe Rebensart

| bezieht ſich wahrfcheinlid die noch jetzt in Haas

ſchottland fortdauernde Sitte, vermöge deren nn alle

ben Brautleuten während ber Eopulation’

Schleifen, oder Ktioten am ganzen Leibe auflöse,

aid nad) der Eopulation wieder zufammenzicht ⸗).

*

Eheleute in manchen "Gegenden uͤbernehmen, und drins .

Die Buͤßungen, und. Sühnopfer, welche junge

) Loyerp. is. .. d) Sonnerat I, 65- 70. AogerssL.& ıı.

. Wejtdazusıt II, ge.

en Dub. 1

nern nn a

. . x 0 - . " 4808 4J m J

bringen mußten, find kan; vorher erwähnt worden.

Es iſt ſchwer zu beſtimmen, ob bie Keuſchheits⸗ Opfer, wo Braͤute mit der Bewilligung, oder auf

Verlangen ber Bräutigame ihre jungfräulicen

Craͤnze den Göttern, ober. ben Prieftern, und Bertreuten.der Götterdarböten, zu ben Dankopfern, oder Suͤhmopfern zu rechnen waren. Die Könige

son Calicnt machten vormahls den vornehmſtes

Brahminen betraͤchtliche Geſchenke, bamit fie Ihre Gemahlinnen in die Geheimniſſe ber Che einweihen möochten f). Die Wilden in Mubalufien uͤberließen

die Freuden ber Brautnacht ihren Piayen, ober

Bauderern, weil fie es für eine große Sünde gehals

ten hätten, ber erfien Umarmungen ihrer jungen.

Gattinnen zu genießen 2). Eines ganz anders‘

Urſprungs war die Sitte, mach melden: Braͤnti⸗ geme. fo wohl an ber Mlalabarifchen Kuͤſte, als auf ven Antillen Vornehmere, ober Verfonen von

aleichem ‚Stande einlabeten,. ihre Stellen in ber

Hechzeitsnacht bey den Wräuten zu vertreten A).-

Man fah , wie es fcheint, eine foldhe Stellvertre⸗ tung eber für einen Licheöblenft an, ber Dank ven.

biene, als für eine Ehre, welche man Anderne ers:

wieſen habe: "FI Sonnerat 1. 57. 68.

1, Coresl 1, 140. Car on afare chex les Indiens,

ue c’eft un grand erime, de ne pas ceder aux retres Cette, kenr hi chöre et ſi rare en nos quar- tiers.

- &) Sonnerat l. c. und Coreal I, ı0, a,

nu

Audiftao

. ° , ä \ - t \ x J

3woͤlftes Bud. Geſchichte der Zauberer, Beſchwoͤrer, und

Prieſter. |

ı

| Alle nicht gebildete Voͤlker hielten. die gluͤck⸗ lichen, und unglüdlichen Begebenheiten. ohne Aus⸗ nahme für unmittelbare Wirkungen entwebes ven guten und böfen Göttern ſelbſt, oder von. Bers trauten und Gehuͤlfen, ober Werkzeugen guter, und böfer Goͤtter. Der Glaube an bie übernatürlichen Kräfte von Vertrauten, und Gehülfen, ober Werk⸗ zeugen ber Goͤtter war nicht weniger alt, und alls .. „gemein als die Vorftellungen son höheren Natu⸗ ‚ren, und deren unmittelbaren Wirkungen a). So | | wie

a) Sorſter Voy. I. 520. fagt, baß er und feine Rei⸗ fegefährten Feine Zauberer unter den Neus Gee» laͤndern bemerkt hätten. Dieß tft fein Beweis, daß dergleichen nicht vorhanden waren. Die Wogulen verficherten Georgi, daß unter ihnen niemahls weder Hrieſter, noch Zauberer, geweſen ſeyen. Reiſen S. 597. Georgi verſtand entweder die Woguͤlen nicht recht, oder dieſe ſagten ihm nicht die Wahr⸗

heit.⸗

ee 5 57—

—9 - x a—— 1

. ' U .

I} Ve rn

\

blog Knaben! in einigen wenigen, ‚entweber allein: .

Maͤbchen m), ober neben den Knaben auch die Maͤd⸗

denn). Faſt alle Voͤlker, welche Mädchen bes.

ſchnitten, thaten biefed, um gewiſſe Auswuͤchſe, ober Verlaͤngerungen ber Haͤute an den weiblichen

.

Gefſchkechtstheilen zu verhüten, oder wegzuſchaf⸗ fen’ 0). Dieſe Auswuͤchſe find nirgend haͤuſtger,

und länger, als unter den Hottentottinnen p), und

doch behalten. diefe fie beftänbig bey, meil die Hs

sentotten folche Monftrofitäten nicht fo widerlich finden; als die Kopten und Habeffinier. Unter ben meiften Voͤlkern befchnitt men die Kinder balbd nad) ber Geburt, unter anderen ‘hingegen um bie

Zeit, ober kurz vor ber Zeit ihrer Pubertät g). Man hielt, wie ich gezeigt habe, die Meife, und Verheirathung von Kindern für gluͤcktiche Bege

benheiten, bey welchen man eben fo wohl, als bey des Geburt von Kindern‘, die Götter zu verſoͤhnen fuchen muͤſſe. Kein Volk konnte den Zeitpunct, in.

weichem, oder bie Urfachen, aus welchen bie Be:

ſchneidung eingeführt worden, mit Zuverlaͤſſigkeit

2 u. ſ. We u .

27

i

au⸗ women nn j \

2.0). &0 die Pands in ber Provinz Maynas, veigt

no: .67.

| n) So die Aegyptier, und Hnbeffinier Niebuh Be⸗ ſchr. von Arabien, & 76« 80. Sonnini u, 37.

38. Bruce III. p. 348. V.28. Rn 4. Die Neger .

in Bambuck. Voy. au Pays do Bambouc p, 48

,,0) Bruce l..c. V. 33

g) Man ſ. meine Vorleſung, p. 210, Note... ,

m .

\ x

2 ) > .

u 479

qugeben . Nur unter Eiaigen brachte man Gruͤnde, ober Vermutgungen bor, welche die Bes

fchneibung veranlaßt haben koͤnnten. Dieſe Vers anlaſſungen fand: man in einer befondern Sorgfalt. eutweder für bie Reinlichkeit, oder für die Gefund⸗ heit des Coͤrpers. In heiffen Gegenden gefchehe

es naͤmlich bisweilen, daß ſich unter ber Vorhaut

entweder ein- ſcharfes Smegma fammle, oder Ges ſchwuͤre bildeten, welche man beyde durch die Be⸗

ſchneidung verhuͤten koͤnne. Auch treffe man von

Zeit zu Zeit Männer an, deren Vorhant entweder

zu enge, ober zu lang fen, und die beftwegen den‘

Beyſchlaf entweder gar nicht, oder nicht ohne große -

, Schmerzen verrichten Fönnten. Unter allen diefen:

Thatſachen, und Vermuthungen ſcheint mir Feine bihreichend zur Erklärung einer fo weit verbreite⸗ ten Sitte, als die Befchneibung ift s). Die laͤßt ſich zuerſt fehr Leicht von der angeblichen Sorg:

falt für coͤrperliche Reinlichleit darchun. Faſt alle

Voͤlker, unter welchen die Beſchneidung uͤblich war, ober noch iſt, badeten ober wuſchen ſich taͤg⸗

lich mehrere Mahle, entweder um ſich in ihrem

brennenden Klima zu erfriſchen, oder um den Vor⸗ ſchriften ihrer Religion zu gehorchen. Uebrigens aber waren, und ſind eben dieſe Voͤlker ſo unſau⸗

ber, daß man ihnen’ eine Verſtuͤmmelung aus blos

fer Sorgfalt für Reinlichkeit nicht zutrauen kann. Die Reiſenden, melde des Smegma, ober der

Geſchwuͤre erwähnen, geftchen, daß das eine, nnd. die anderen durch häufige Waſchungen verhütet

werben Eönnen. Man babete, oder wuſch fih nirs 0 gend |

r) Meine Vorleſung au et ſq. p. 5) So urtheilte auch Bruce h c. V. a8-· 33.

a

—⸗

Dans Granten in einer eigen Perigbe der Medos

=) de Raehr p. aoo. 0, on

gen häufiger, ald unter ben beſchaittenen —*

“man hatte alſo nicht noͤthig, bie Beſchneibung zu

Huͤlfe zu nehmen, wo bie Baͤder, oder Waſchun⸗ gen allein wirkſam genug waren. Die Monſtroſi⸗ töten von zu engen, ober zu langen Vorhaͤnten find nicht nur fo felteu, daß man ſchwerlich behaupten. Darf: bie Furcht. vor benfelben habe eine allgemeine Verſtuͤmmelung felbfi ber natärlih « gebohrnen nach fid) gezogen, fondern fie zeigen fich geivig um: ter allen Völkern; und wenn alfo diefe unnathrlis chen Bildungen der Borhaut die Urſache der Bes ſchneidung geweſen wären, fo müfte bie letztere

wiel allgemeiner. getvorden ſeyn, als ſie jemahls war, ober noch jegt iſt.

- Man. follte denken, daß Hochzeiten oder bie

bffentlihen Anfänge von Chen wenigitend eben fo

allgemein mit gottesdienftlihen Handlungen ver:

- bunden gewefen ſeyen, als bie Geburten von Kins dern; und doch lehrt die Geſchichte das Gegentheil.

Es gab zuerſt Völker, unter welchen keine eigent; liche dauernde Ehen Statt hatten, ſondern Juͤng⸗

Nlinge und Maͤdchen, Maͤnner und Frauen ſich nach

VWelieben vereinigten, und auch wieder trennten 9. In dieſen Zuſtand von Ungebundenheit ſanken

hoͤchſt verdorbene Voͤlker herab, menu unter ihnen, u wie dieſes unter⸗ den Römern in ben erſten Jahr⸗

hunderten nach Chriſti Geburt u), und unter den _ Tution Ä

5 3. B. die Ant und oͤſtiichen Inſulaner, Ge orgi's Beſchr. S. 371. Die Eelinee, curti⸗ in SGyÿrengels Veyir. 1100, _ \

ö— —— 7 ®

ae : lution der Gall war, Edefcheldungen fo leicht und Häufig wurden, daß bie Weiber beynahe in einem beſtaͤndigen Umlaufe waren, und wenn faſt alle Unterfcheldungs s Zeichen zwifden Ehe und Conen⸗

binat aufhörten. Es gab ferner, und gibt viele.

Bolker, wo Hochzeiten zwar bürgerliche Feſte, aber -. von Peinen gottesdienſtlichen Feierlichkeiten begleitet -

waren. Unter den Türken, und andern Wehe

mebanern werden Ehen gültig, wenn der Braͤnti⸗ gam, und der Vater ber Braut sum: Kabt gehen)

- and biefem die Wedingungen erflären, unter weis

chen der Erſtere feine Braut. heiraten, der Audere

feine Tochter ausgeben mil :x): wiewohl auch iv - einigen Gegenden ber Türfey bie Heiraths⸗Con⸗

tracte vor einem Iman gefchloffen, und dabey Stel⸗

len aus dem Koran vorgeleſen werden yy. Selbſt

anter den Chriſten ließen bie Puritaner ihre Kin⸗ der nicht durch Priefter, ſondern durch Magiſtrats⸗ Perſonen verheirathen, damit die Kirche Chriſti um deſto weniger geärgert werde 2). Unterbeſſen

machten die Nationen, unter welchen entweber gau. keine Öffentliche Hochzeiten, - ober: die Hochzeiten‘

ohne alle religibſe Gebräuche waren, verhaltniß⸗ mäßig immer nur eine Mefne Zahl aus. Die mein fen Völker -nahmen bep den Anfängen von Chen

gottesdienſtliche Haudlungen vor, entweber um ben

Göttern: für bad Gluͤck, was fie Verlichen hätten,

zu danfen, oder um die Braͤnte su ſtandhafter

Treue zu verpflichten,“ oder um Zell und Segen auf bie. Verlobten berabzubringen,. und et 1 m . 3 488 'x) Ricaut p. 214. 215, y) Rufe! pP. —R | z) Sprengels Beyt. II, 193 6.

x a wu me *

, 0A . 4 x f) %

Unfäte dor ikuen-ahgamanden., beſonders um zuͤr⸗

nende, ober.böfe Goͤtter zu; verfühnen, daß fie bie . Freuden der —— und das Aid ber. - Ehe Ä eicht ſtoͤren möchten. © . nt ii \

Die allerwaiſte Per rohen Voner vera

u kaiteten an Hachzeiten auffer anderen Luſtbarkeiten

Schmaͤuſe, zu welchen Anverwandte, Freußsde, und' Nachbaren eingeladen, und wo zugleich ben Goͤrtern Opfer, oder Gaben dargebracht wurden a).

Die Schmaͤuſe erhielten ſich auch unter ſolchen Nas

tionen, die in der Folge von dem Gepraͤnge, ode

ber Feier: Yon Sodeiten ale gottesdienſtliche Ser

braͤuche treunten b). 2 | Viel. weniger Leimin, als Opfer. 3 Mahlyeir

ten, und Opfer, _waren foldye gottesdienſtliche

Handlungen, »moburd man ‚bie gegenfeitige Treue

bes ongehenden Eheleute, ober. wenigſtens die

Treue der Braut gegen ihren kuͤnftigen· Ehemann zu feſſeln hofte. Wenn unter. den Negern in Iſſiny

ber. Bräutigam, und die Braut, ſammt deren

GEltern über den Che» Contract - einig. geworden m # ofen ſe sefanımen einen Sen die

un

4) Unter den Griechen, Romern, und. —*—* Dionyſ. Halicar, Il, 25. de.Roehr p. Briße .. Ion. de ritib,,nupt, p. 1018. ben. Dentfafen, und

Scandinaviern, Tacit. de Mor, Germ. c.

Mallet p. 207: den Söraeliten, Mich. Moſ. F

U. 133. .den Slawen, Anton ©, 128. deu Chine⸗ fen, Le Comte ll. 80. den Negern, Moore

den Amerisauern, Weafer p.-065, der ben Sibihfhen - Völkern, Müller III. 368. Eusio, _

5) 3. B. unter den Wirken, - Milpi. . oo.

!

J Eheleute in manden Gegenden übernehmen, und drins .

479

die Braut’ fi gegen ihren Ehuftiden Ram , wich aber biefer. gegen feine Frau, zur Treue virpflich⸗

tet, indein ein Ehemann neben feiner Ehefrau noch

mehrere Beyſchlaͤferinnen halten kann DEE ve Bu bin natuͤrlichften reltgibſen Grbraͤuchen

bey: Hochzeiten. gehören diejenigen, wodurch man

gtaubte, den Segen der Götter auf bie neuen Ehe⸗ leute herab zu leiten, und alles abzuwenden, was: - das Gluͤck der Ehe, beſonders die nahen Freuden: des Hochzeitbettes vereiteln koͤnnte. Die Meiſten

auter ben ‚zahlreichen Ehzeimonien der Hindus 49,

7 abe eine von diefen beyden Abfichten. ‚Die Hin⸗ deostfuͤrchten fig vor been: boͤſen Blick, und ande⸗

rem Zauberwerk, wodurch die Mannheit des Braͤu⸗

tigeıd'gelkhint, und bie Vollziehnng ber Che ges hindert werben Könnte, : Diefelbige Furcht herrſchte⸗ unter ofen größeren Voͤlkern der Altern und nenn: Zeit? unter den letzteren, zum Theil bis auf die

gegenwaͤrtigen Zeiten herab; Man nannte Tiefe:

Art von Bezauberung, die einen Braͤutigam bin: _

derte, ſeiner Braut zu genießen, in mehreren. Laͤn⸗ dern: ben Knoten knuͤnfen. Auf dieſe Mebensart:

bezieht fi wahrſcheinlich die noch jetzt in: Das ſchottland fortdauernde Sitte, vermoͤge deren man ben Brautleuten während der Copulation alle SGchhleifen, oder Knoten am ganzen Leibe. auflosſt, wid nad) der Eopulation wieder zufammenzieht ).

Die Buͤßungen, und. Suͤhno fer, welche junge

€) Loyerp. 158. """ - . d) Sonnerat I, 65- 70, Rogers & ı. -

J Wejtdarusı ra t II, go.

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40

bringen uußten, find Eur; vorher erwähnt worden. Es iſt ſchwer zu befiimmen, ob bie Keufchheites Opfer, wo Bräute mit ber Bewilligung, ober auf Verlangen ber Bräutigam ihre. jungfräulichen Craͤnze den Göttern, oder. ben Prieftern, und Bertrauten.der Götter barböten, zu ben Dänlopfern, ober Sühnopfern zu rechnen waren. Die Könige von Calicut machten vormahls den Yprneinnften

Brahnruünen beträchtliche Geſchenke, damit fie Ihre Gemahlinnen in die Geheimniſſe der Ehe einweihen möchten f). Die Wilden in Andalufien uͤberließen bie Freuden der Brautuacht ihren Piayen, oder Baubderern, weil fie es für eine große Suͤnde gehal⸗ sen hätten, ber erſten Umarmungen ihrer jungen. Gattiunen zu genießen 2). Eines ganz andern Urſprungs war bie Sitte, wach welcher Wekure game fo wohl au der Malabariſchen Küfte, als auf ven Antillen Vornehmere, ober Perfonen von aleichem ‚Stande einlabeten,. ihre Stellen in der Hochzeitäünacht bey den Bruͤuten zu verireien A).- Dan ſah, wie es fcheint, eine ſolche Stellvertre⸗ tung eher für einen Licheöbienfl au, der Dank. vers: Diene, ald für eine Ehre, welche man Anderen. exe: wieſen habe: a

F) Sonnerat 1.57. 68. | | &) Coreal I, 40. Car an aflure chez les Indiens, ue c'eſt un grand erime, de ne pas ceder aux retres cette, leur fi clöre et ſi rare en nos quar- tiers. |

. b) Sonnerat 1. c. und Coreal I, 10, 1.

U

. Bubiftes

| Zwoͤlftes Bud. Geſchichte der Zauberer, Beſchwoͤrer, und . . Priefler. |

Alle nicht gebildete Wölker hielten. die gluͤck⸗ lichen, und ungluͤcklichen Begebenheiten ohne Aus⸗

nahme für unmittelbare Wirkungen entweder ven guten und böfen Göttern ſelbſt, ober von Ver⸗ trauten unb Gchülfen, ober Werkzeugen guter, uud böfer Goͤtter. Der Glaube an bie übernatürlichen

„Kräfte von Vertrauten, und Gehülfen, oder Werk⸗ zeugen ber Götter war nicht weniger alt, und alls . gemein, als die Vorftellungen von höheren Natu⸗ ven, und deren unmittelbaren Wirkungen a), So

Ä ‚wie

2) Horſter Voy. 1. 520. fagt, baß er und feine Re fegefäbrten Feine Zauberer unter den Neus Seen ändern bemerkt hätten. Dieß tft Fein Beweis, daß

dergleichen nicht vorhanden waren. Die Wogulen verficherten Georgi, daß unter ihnen niemahle weder

« Yriefter, noch Zauberer, gewefen feyen.. . Reifen

&. 597. Georgi verfiand entweder die Woguͤlen nicht recht, oder diefe fagten ihm nicht die Wahr⸗

heit. 98

'

. > z ' 482 v Side ie r

wie Begriffe von höheren Naturen

da ſeyn muß: ten, bevor es ſterblichen Menſchen einfallen konnte,

ſich ſelbſt für uͤbermenſchliche Weſen auszugeben;

ſo ging auch gewiß der Wahn, daß Menſchen Ver⸗

traute von Göttern ſeyn, und durch die Huͤlfe von u

Göttern außerordentliche Dinge verrichten koͤnnten, vor den Anmaaßungen ber erften Betrüger her, bie ſich faͤlſchlich ruͤhmten, daß fie durdy die Verbin: dung mit höheren Weſen vieled vermoͤchten, was

- die Kräfte gewöhnlicher Menfchen überftetge, Frey⸗

\

4

SGute hindern koͤnnſen. Des Argwohn, daß Men⸗ En

lich folgte allenthhalben ber: ſchlaue Betrug dem ur: ſpruͤnglichen Aberglauben der erften Menſchen fehr ſchnell, und gleihfam auf dem Fuße nach. Der ſicherſte Beweis hievon ift diefed, daß bie Zauberer

. anter allen Völkern, felbft den elendeften Wilden |

ein eintraͤgliches Gewerbe treiben, und daß fie key diefem Gewerbe. offenbar betruͤgeriſche Künfte üben. Wollte, ober koͤnnte man .alfo die urfprüngliche,

-Vefchaffenheit von Zauberern, und Beſchwoͤrern nach ihrem gegenwärtigen Zuftande in allen Enten .

der Erde beurtheilen; fo würde man allerdings

ſagen müffen, daß diefe angeblichen Vertrauten ber Götter ihr Daſeyn nicht dem Aberalauben, nicht

dem Mangel einer richtigen Kenntniß der Natut, fondern dem vorfeglichen Betruge zu banken hätten. Man fürdhtete, oder verabfchente Menſchen, welche man als Gehuͤlfen böfer Götter in Verdacht hatte, - eben jo-früg, old man Andere verehrte, denen man Verbindungen mit guten Goͤttern zutraute. Nicht weniger alt, und natuͤrlich war der Gedanle,

“daß es Menſchen gebe, welde durch die Hülfe hoͤ—

herer Naturen bald Gutes hervorbringen, und Hebel abwenden, bald Boͤſes bewirken, und das

chen

° . . 35 R \ .

| ‚fürn durch hoͤbert Kraͤfte, ober Untergang des

ſchadet hätten, oder ſchaden koͤnnten, entfland vors

güglich aus Traͤumen, dann aker audy aus unzähli:

gen anderen, gar nicht aufzuzählenden, oder zu.

beſtimmenden Beranlaffungen. Die entgegengefegte

u guͤnſtige Vermuthung ward von jeher allenthats

ben, und wird aud) jetzt noch durch ein natuͤrliches großes Gebrechen erregt: durch epileptiſche Zuckun⸗

gen, und Verzuckungen. Man betrachtete zu als’ _.

len Zeiten Zuckungen, und Verzuckungen ald Zus

ftände Yon Goͤttlichkeit, oder Heiligkeit, und dies . jenigen, die oft und leicht in folche Zuftände fielen, -

als Giünftlinge guter Götter. Da Weiber ſowohl, als Männer epileptifken Zuckungen, und Vers zuckungen unterworfen waren: fo muften nothwen⸗ dig beybe als adttliche Perſenen, als Vertraute Auter Götter angefehen werben. Unterbeffen ers

rente, oder fafite Bas ftärfere Geſchlecht unter den‘

meiſten Völkern die Meinung, daß Männer haͤnfi⸗

der, als Weiber der Einwirkung, und Mitwirs

kung guter Götter gewürdigt, und Weiber Hinges gen öfter, ald Männer, von böjen Göttern zu Werkzeugen ihrer feindfeligen Abſichten gebraucht wuͤrden. Die erfte, und allgemeinfte übernatärs liche Wirkung, welche man von den Wertiauten guter ‚Götter erwartete, war bie Heilung von. Krankheiten, und anderen cörperlichen, Schäben, fo wie die erflen und allgemetnften Nachtheile, wel⸗ . he man von den Vertrauten böfer Götter fürditete,

in Krankheiten und Tod beftanden. Zu dieſen ers .

ſten, und allaemeinften übernatürlichen Wirkungen

geſellten fehr bald ſowehl ter herrſchende Aberglau⸗ be ver Völker, als die Argliſt derer, bie für Ver:

traute ber Götter gehalten fern wollten, andere _

2 2 . Wun⸗

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Zen A en . |

u

D . f , B = ? - | " ° , s x

Wunbergaben und Wunderthaten: vorzůglich die

Entdeckung verborgener Dinge, bie Hervorrufung und Bändigung von Goͤttern und Geiſtern, bie

Verſetzung in entfernte Gegenden, die Hervorbrin⸗

gung, oder Abwendung von mancherley natürs

lichen Guͤtern, und Uebeln, von guͤnſtiger, oder

anguͤnſtiger Witterung, von Gluͤck, oder Ungluͤck im Kriege, auf der Jasd, oder dem Fiſchfange,

u. ſ. }

Es ift fehr leicht darzuthun, daß eben die

| Urſachen, welche die Vorſtellungen, und Vereh⸗

rung hoͤherer Naturen hervorbrachten, auch den Wahn von gewiſſen Vertrauten der Götter, und ihren Wundergaben erzeugten: daß alſo nicht Be⸗ trug, ſondern der Aberglaube der Menſchen die er⸗

ſten Zauberer, und Beſchwoͤrer ſchuf. Es gab

zwar, wie wir in den Unterſuchungen des naͤchſten Abſchnitts über Zauberey, und Beſchwoͤrungen ſe⸗ hen werden, viele Beyſpiele, daß Maͤnner und Weiber ſelbſt glaubten, mit boͤſen Göttern ober Geiſtern in genauer Gemeinſchaft zu feyn, und

. bar diefe Gemeinſchaft großen Schaden geſtiftet

zu haben, oder ſtiften zu koͤnnen. Allein die mei⸗

ſten Ungluͤcklichen, welche man. einer Verbindung

mit boͤſen Göttern, ober Geiſtern argwohnte, woll⸗ ten nichts davon wiſſen, und hätten ben Verdacht, welchen der Aberglaube ihres Volks auf fie warf,

. . gern don fiih.abgemälzt, weil dieſer Verdacht ent⸗

weder unvermeidlichen Tod, oder body eine beſtaͤn⸗ dige Unſicherheit des Lebens nach ſich zog. Die

Jongleurs im. noͤrdlichen America behaupten auf das beſtimmteſte, daß fie nur des Almgangs mit guten Göttern, oder Geiſtern genießen, und vers Bi vwab⸗

wahren ſich forgfältig gegen ben Verdacht, mit boͤ⸗ fen Geiftern zu thun gu haben. - Vielmehr ruͤh⸗ men fie ſich, daß fie mit Dülfe ihree Manitus die Urheber von böfer Zauberey entdecken, und bie Wirkungen : von Zauberwerken aufheben Tönnen, ‚Ihren Angaben nach find es faft ohne Ausnahme . alte Frauen, melde Krankheiten, ober andere "Un’älle veranlaffen: eine Schuld, welche bie Ans . geflagten mit bem Leben büßen mäflen 6). Die Angebots der Groͤnlaͤnder beſchraͤnken ſich, gleich ben Jongleurs in Tanada, bloß auf bie Bekaunt⸗ ſchaft mit guten Goͤttern, und klagen die Illiſeet⸗ ſak als ſolche an, welche durch die Mitwirkung von boͤſen Geiſtern Krankheiten und andere Unfaͤſe hervorbraͤchten. Die Illiſeetſaks in Groͤnland be⸗ ſtehen groͤſtentheild aus alten Weibern, welche bes wegen ohne Umflände tobt gefdylagen werben ©). Wenn die Neger in Afrika auch die Gangas, oder Fetiſchirer non beyderley Geſchlecht, die mit. guten und böfen Gbttern in Gemeinfchaft find, nicht buch Nahmen unterfheiden; fo unterfcheiden fie tdieſelben doch durch die That. Sie ehren, und belöhnen die Einen, vertilgen hingegen bie Anbes ren

S5 Charlevoix Journ. p.360. Les feuls ſoreiers... palſent. . pour etre en cemmerce avec les "manvais (genies), et ce font furtout les fem- mes, gni exercent ce deteliable metier. Les . jongleurs de profefhon. non feulement ne s’un melent pas, au moins ouvertement,. mais ils font une etude particuliere pour [gavoir décou- yair les forte, os en’ empächer les pernicieux effets. |

'e, Cranz 274 ©.

x 7

- \ Pi -

‚ken, fo bald fie dieſelben kennen lernen d). Es | iſt merkwuͤrdig, daß unter allen urfprüngliden .

Voͤlkern unfers Erdtheils fo wohl in ben aͤlteſten Beiten, ald im Mittelalter, vorzüglid Weiber in

bdenm Verdacht waren, daß fie mit böfen. Göttern, ober Geiſtern vertraut feyen, und ſich h fo gar fleiſch⸗

lich mit denſelben vermifchten e). In vielen Ges

enden Eonnten diejenigen, die ſich eines genauen .

mganges mit guten Göttern rühmten, fo fehr fie es auch gewollt hätten, nicht den Verdacht abhal⸗ ten, daß ſie gleichfalls mit boͤſen Göttern Gemein⸗ ſchaft haͤtten, und auf Antrieb, oder mit Huͤlſo

derſelben Schaden anrichteten. Dieſer Verdacht batte für fie die traurigften Folgen, Die Fuͤrſten

der Caffern, und Mottehtotten laſſen haͤufig in haxt⸗

naͤckigen, ober gefährlichen Krankheiten alle Zaube⸗

rer, beren fie fidy bemäctigen koͤnnen, ober doch

5 diejenigen, welche fie als die Urheber ihrer Uebel argwoͤhnen, todt ſtechen. )). Auf eben die Art

verfahren tie Voͤlker in Guiana und Paraguah

x Nah dem Tode von Fürften, und beſonders ben

herrſchenden Krankheiten. Als einſt die Blattern große Verheerungen aurichtetens: fo befahl‘ cin MPatagoniſcher Fuͤrſt, dag man alle Zauberer töb: ten folle, meil die mörderifche Seuche alsdann vielleicht aufhören werde g). Die Chiquites in Paraguay rotteten vor nicht gar kauger Zeit alle Zauberer aus, weil ſie gefunden zu haben re 8

a) Oldendorp I, 303 ©,

e) Keisleri Antig. 456 et fg. m

f) Sparrmann ©. 198. 199. g) Falkner p. 317, Barrege ©. 139.

Dt ne oe .- . x

durchous keine Banberer anerkennen, Diefer der

daß dieſe Meeſchen weſeh, ober weit mehr Abſes⸗ als Gutes flifteten.h). Selbſt nach ver Auſsret⸗

tung ter Zauberer aber dauerte der "Wahn fort, daß alle Krankheiten durch Zanbereh,- oder Zanber⸗

- werke erzegt worden. Der Verdacht ber Zauberey

mag anf Maͤnner, oder Weiber fallen; fo werden die. Geargwohnten auf der Stelle umgebracht. Da⸗

mit das Volk der Huͤlfe, welche bie vernichteten u Zauberer geleiſtet haben moͤchten, nicht beranbt

werbe; fo übernahmen bie Caciquen bad Gefchäft

ber Heilung von Krankheiten, und zwar auf. chem bie Art J wie-die Zauberer es geübt hatten. DE e

Calmycker und Lappen ſind überzeugt, da ihre Schamauren. eben fo oft ſchaden, als helfen 5). Wenn banbe. Völker es gleich nit. wagen, ſich an

diefen Vertrouten der Götter zu vergreifenz fd

meiden fie biefelben, ober vrrabſcheuen fie bei.

Die Sappen a einen, ſo hohen. Begriff von der

Macht der Schamanen, daß ſie glauben: die Reit würde vor ihrer. Zauberey vergehen, menn nicht die Schamatgen von bem Douner rate, und Ki fig getroffen wuͤrden.

Ein anderer untruͤglicher Beweis, daß der allgemeine Aberglaube den erſten Bauberein bie

wohlthaͤtigen, wie bie ſchaͤdlichen Wundergahen aufgedrungen habe, liegt in dem goͤttlichen Beruf,

auf welchen noch jetzt alle ruhe Volker bey ihren Zauberern Ruͤckſicht nehmen, und ohne welchew⸗ſie

vo

i) Datıae Reifen I, 20 George Beſchr. S. 13. Hogſtroͤm S. 15. | f

488 1

are * —* oder erworbene Lechtigkeit, ie Zeckungen, und Verzuckungen, ober Ekſtaſen gu mlen. Alte Sthammifche Heiden in Sibirien Rinemen barinkberein, daß Peiner ſich ſelbſt zu eis um Schamans nischen koͤnne, fondern ba er von

sen: Gott Dazu: erwaͤhlt werben müffe k). Die

Wahlr ber Goͤtter erkeunt man an Kraͤmpfen, mb Packungen M3 : Da 'epileptifhe Zufaͤlle meiſtens rrdlich ſind, ſo geföhteht es micht felten, daß bie BSaqamanen⸗ Würde vier, bis ſechs Zeugungen vurch; von: den: Vaͤtern auf die Kinder uͤbergeht. Echamanen find um deſto angeſehener; je laͤnger Hr Voreltern ſchamaniſirt haben my Wenn ESchamanen ſelbſt keine Kinder haben, welche bie usthigen Gaben yaflßen’; fo nebmen fie andere ept:

- Ürptifche Kiuber : zu re und erjiehen‘ fte ju ihren

Mahhfolgern a). Auch die Patagonier fehen epi⸗ Sehrifche Kinder als ſolche an, die von Geiſtern bes foffen fegen, und dadurch zu ihren Wertrauten er⸗ Fahuen würden e).. Bell epileptifche Knaben meis end vom eiuen ſchwachen Coͤrperbau find, fo hält man fie früß an, Weiberkleider anzulegen. gu Ä | as

4) mn IV; sog ı fi

1 Seorgte Bahr. &. 376. © 0000: m) Gmelin I. 332... u : =) Georgi .c.

o) Falkner p. ı17.: They who are: "feinet with . fite of the falling Geknels, or the chorea faneti viti, are immediately felected for tbis employ- ment as chofen by tbe demons themlelves: whom they fuppofe to poflels ihem, and to eaufe all thoſe convulfions and diftertions com-

' mon in epileptic paroxy ln,

I: Pergfrhn u Foiugen A —— 3 A Po ei En FIT Ge —— ZA

on =. 13 Vatagoniſchen Zauberer muͤſſen dieſe Kleider be⸗

ſtaͤndig behalten, und duͤrfen ſich auch nicht verhei⸗

rathen. Die Augekoks in Grönland haben einen, oder mehrere Schäler, mozu fie ſolche Kinder währ

fen, bie epileptifchen Anwandlungen unterworfen find p). Die Grönlänver erkennen keinen für eis

nen Angekok, ber nicht eine Seitlang in Einöven '

‚gelebt, durch Gebete, und Feften die Gnade des

Gotted Torngoneſuk zu erlangen geſucht, amd

dann durch gräßlihe VBerbrehungen, und Verf

ckungen auf eine feierliche Art bargethan hat, daß ihm von biefem Gott: ein Zorngaf, ober Schutz⸗

- geift zugeftanden worden. Solche Probeverzuchun⸗

aen find nirgend hinreichend. Einer allgemeinen

Denkart zufolge koͤnnen Zauberer in ben wirhtigfien Angelegenheiten, daß, was ınan von ihnen erwar⸗

tet, nicht anders, als in Verzuckungen, oder nach

‚vorhergehenden Zuckungen leiten. Schon hieraus

[

allein wäre man bereihtigt, zu nn daß alle -

Voͤlker epileptifche Peg eytrante don wife 8

Goͤtter etrachteten! Een Sinn kam, fich außerordentliche Kräfte anzumaafen: daß alfo auch eitı dem Menſchen na⸗ türlicher Aberglaube , und nicht Betrug bie "erfle Urfade ber Entftehung von Zauberern war.

Allem Vermnthen nad waren diejenigen,

welche man zuerſt zu Vertrauten ber Goͤtter erhob, eben ſo feſt, als ihre Landsleute oder Zeitgenoſſen,

berzeugt, daß fie wirklich von höheren Naturen

beſeſſen, und. getrieben wuͤrden: daß fie beſonders

+

- alled das wirklich empfänden, erführen, und thä«

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ten,

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) Cranz S. 268. 270.

1

{nem diefer Kran⸗ And a

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80

ten, was ihre zerrůttete Phautaſte hnen waͤhrend ihrer Verzuͤckungen vorſpiegelte. Allein dieſe Ue⸗

„berzeugung feßte fie nicht gleich in Stand, dad zu.

% x TR me aa —— von N. *

leiſten, was man. von ihnen erwartete, ober ver⸗ langte: naͤmlich zu jeder Zeit in Verzuckungen zu

‚fallen, Rranfheiten zu heilen, verborgene Diuge

gu entdecken, Eünftige vorher zu Jagen, gute Götz ten und Geiſter herbeyzurufen, böfe zu vertreiben, ober zu vernichten, a. f. w. So bald die erfien

- Bertrauten der Götter ben Verſuch machten, auf bdbie Bitten von, Anderen die Wundergaben, welde

man ihren, und auch, fie ſelbſt fih zufzauten , auds

zuuͤben; fo mußten fie. —— a ober Pr: JlbE mußten, daß.

geben , wovon ſie fen, als ſie ea pon ——— ————— und ber Betrug geſellte ſich alſo u zrirs

Nlichen Aberglauben in eben de

lchem das Zaubern, und —— Su be wurde, Der allgemeine Betrug ber. angebs

ichen Zauberer ift unverkennbar in der Art, wie

fe ſich zu ihren Verzuͤckungen vorbereiten: in ih⸗

vom Beschmen während ber Verzuͤckungen: in

ben Gauckeleyhen, welche fie damit verbinden: in |

deu Ornat, ober der Zauberrüftung, melde fie ‚anlegen: in ihrer Methode, "Krankheiten und

ESchaͤden zu heilen: in ihren MWahrfagungen fo

jr

wohl, als in ben Erzaͤhlungen deſſen, was ihnen während ihrer Ekſtaſen begegnet ſey: in dem Bun⸗

de, welchen fie unter vielen Völkern mit einander. geſchloſſen haben, fo wie in den Prüfungen ‚und Einweihungen, welche fie mit ihren Juͤngera, und künftigen Amtsgehülfen vornehmen. . Die Zaube⸗ ser aller Völker, und Zeiten waren, und find eins _ - ander in ihren Küuften fo auffallend ähnlich, daß man

N

491 man ‚zu glauben verſucht wird, fie ſeyen aus einer gemeinfhaftlihen Schule ausgegangen, ober von gemeinfchaftlichen Lehrern unterridytet werben. Diefe allerdings vermundernsiwäurbige Aehrlichkeit beweist

weiter nichts, als daß ähnliche Sagen und Abfich⸗ ten ähnliche Handlungsarten veranlaſſen.

-: Man hielt die erſten Zauberer für. Vertraute ber Götter, weil fie zu gewiſſen Zeiten in Zücuns gen und Verzuͤckungen fielen, oder gefallen waren. Sp lange ſolche epileptifche Perfonen die Natur . allein malten ließen; fo konnten fie die Unwands . lungen ihrer Krankheit eben fo wenig herbeyrufee, als zuräc halten. Weil man aber allenthalben vorausſetzte, dag epileptifhe Männer and ‘Weiber nur in ben Zeiten wirklicher Kuckungen und Ver⸗ zuckungen mit ber Gottheit erfüllt feyen, ober übers

natürliche Kraͤfte befüßen; und ſolche Zufälle ſich

“nicht gerade alabann. einftellten, wenn man fie um Kath und Hülfe aufprah; fo wurden die Einen und bie. Anderen bald genoͤthigt, ber Natur zu Huͤlfe zu kommen, und das: gu erfänfteln, was die Natur ſelbſt nicht geb. Man kann auf eine gereiffe Art fagen, daß bie Natur felbft die Mit⸗ gel, oder Künfte anwies, womit man fie nachäffen oder ihre Gebrechen und Aeußerungen hervorrufen

Ed . —— . RVW

koͤnne. Dieſe Mittel waren heftige Verdrehungen /

bed Eörpers, heftiges Springen und Tamen, hef⸗ tiges Schreyen und Srüllen jo lange fortgefeßt, - bis die Sinne vergingen, ber Nund ſchoͤumte, und,

der erfhöpfte Coͤrper in finnlofe Betäubung, ober _

in wirkliche Convulſionen dahln fand, Wie ma

tuͤrlich dieſe Mittel feyen, Verzuckungen zu er: kuͤnſteln, erhellet allein daher, daß fie . u F | anus

>

bis des Getroffene die ſchrecklichſten Convulſionen

49? |

Zauberern aller Voͤlker gebraucht wurden, und noch gebraucht werden. Die Jongleurs fo wohhl

. im nördlichen, als im fühliden America verdre⸗

. . . x » t D '

hen den Coͤrper fo fürchterlich, und erheben fo gräßs liche Geſchreys, daß fie nicht bloß die Zuſchauer mit Entſetzen erfuͤllen 9), ſondern ſelbſt denen in einiger Eutfernung zuhoͤrenden Weibern und Kin⸗ dern Convulſionen zuziehen nr). Bey Einigen tritt ‘bie epileptiſche Verzuckung früher, ‚oder leichter, bey Anderen ſpaͤter ein. Carver war Zeuge, daß

ein aͤlteres Mitglied der ſo genannten Seſellſchaft

des Geiſtes si einen jungen Mann, der aufgenom⸗ ‚men werben follte, blog mit-einer Bohne, - ober ‚mit etwas warf, mas durch Farbe und Form einer Bohne glih. In dem Angenblicde, we der Wurf

geſchah, fiel der junge Mann ploͤtzlich zu Boden,

ald wenn er todtgefchoffen waͤre y. Es dauerte

lang, bis ber Erftarrete nach den ftärkften Rei: bangen, und felbft Schlägen wieder zu fi kam.

Auch kehrte das Bewußtſeyn nicht eher zuruͤck, als

aus

9) Charlevoix Journal p. 361. 362. ... on les y voit entrer dans des «onvullions, et des euthon- ': fiasmes, prendre des tons de voix, et faire des

= actions, qui paroiflent au- dellus. des forcasjhu-

maines, et qui infpirent aux fpeetateurs les plus prevenus contre leurs impoltures une bor- reur, et un laiſſiſſement, dont ile ne [ent pas les muitres. . Rue

r) Leri p, 2402-47. 298. 0) Pe-978, Ihe friendly ſociety of the ſpirit. RL

t) p 274... be inftanty fell ss motipnlils, as - if he bad been [bot, |

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'

ausgeftanden hatte. Diejenigen, Zauberer, welde die Verzuckungen befchleunigen wollen, trinken ent⸗

. weder Tabacksſaft, ober entEräften fi vorher '.

durch Dampfbäber, welche nus urfprüngliche Ame⸗

| sicaner aushalten können n).: Die Verzuͤckungen,

denen bie Zauberer fi überlaffen mäßen, find fo ermattend, dag manche fi) ungern dazu verfichen,

wenn man fie auch noch fo gut bezahlen will x). .

Die Schamanen in Sibirien y) und bie Fetifchirer in Afrika 2) bereiten fih durch ähnlihe Sprünge und Geſchreys zu Verzuckungen vor, wie bie “Sons gleurd in America. Gelbfi-der ältere Gmelin

konnte kaum begreifen, wie .einige Zauberer, de⸗

sen Schamanereyen er beywohnte, die ungeheuren Anftrengungen, welche fie fidy gaben, auszuhalten vermoͤchten a). Die häufigen Verzuͤckungen greis

fen den ganzen Eörper, befonderd.bie Augen bey

Sibirifhen Schamanen fo fehr an, daß Mande

daruͤber dad Geſicht verlieren. Selbſt diefe Blind

heit ift ein nener Grund, wodurch bad Anſehen

von Schamanen vermehrt wird 6). Ginige Schar . nianen trinken ein Deesct von Fliegenſchwaͤmmen, oder den Urin von Perfonen, bie fi durch Flie⸗

geuſchwaͤmme betäubt hatten, um deſto geſchwin⸗

der -

u) Charlevoix ], e. x) ib. p. 360,

7) Georgis Dr S. 330. 377. 78.. Emelin’s Reifen 1 225. 397. 398. Jobrand in den Voyages. au Nord VII, 56. 57 p. N

=) Römse 6. 57. Bosmann ©. 260, | e) II. 363. Ä | 6) Georgi l.e.

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8 N 494

der in Verzuckurgen zu fatlen 9. Die Ferifäte

ver bereiten einen Trank, melden fie entweder Schwörenden bey der Ablegung von Eiden, oder denen, welche wegen ſchaͤdlicher Zauberey verdaͤch⸗ tig find, als eine Gottchprobe zu trinken geben d).

Wahrſchelnlich nehmen fie eben biefen betaͤnbenden

Trank zu Hülfe, wenn fie fürdten, daß die Wers

zuckungen, in welche fie übergehen, zu lange and:

bleiben koͤnnten.

Wenn auch der Aberglaube des Volks hin und wieder, wie in Patagonien bie Vertrauten

der Götter nöthigte, ſich durch eine befondere Tracht

auszuzeichnen; fo ift Doch zugleich unläugbar, daß ber Zauber : Demat, oder die Rauker : Ruͤſtung,

welchen bie Vertrauten ber Götter in allen Thetz len ber Erbe bloß zur Zeit ihrer Operationen ans legen, abfichtlich. gewählt worden, um die Sinne

ber Umftehenden zu rühren, und fie defto mehr mit Graufen zu erfüllen. Die Zauber: Rüftung | befteht faft durchgehende in Zauber » Mänteln und _ Bauber » Trommeln. Im: öftlicdien Aſten find bie Kamtſchadaliſchen Schamanen und Schamaninnen “bie einzigen, die ihr Gewerbe, ohne Mäntel‘ und Trommel treiben e). Unter allen übrigen Sibis riſchen Völkern tragen die Schamanen und Scha⸗ maninnen während ihrer Amts-Verrichtungen Zau⸗

bermaͤntel und Zaubertrommel, ober doch flatt der

legten, br v5 lange mit Soͤten behangene Si

7;

e) Georgi ©. 329. Benioweky I, 286 p- d) Proiart I. 3276, *) Weller ©, 277.

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Du GE . D

5 Georgi Veſchr. ©. 378. Gmelin I. ag, - .. N). Geongil.c. und ©, 13. und Gmelin H 49.

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40

be, auch Heine Fahnen und Pferdeſchweife f). Die Trommeln find eyförmige Siehe oder, Schachteln

von derfchiehener, Größe, nur an einer Seite mit einem Felle beſpannt. Meiftens ift dad Fell, oft

auch der Rand der Trommel mit allerley Figu⸗ ren bemahlt, fo wie das Innere berfelken, burdj

welches eine Stange geht, mit Gößen und anderem Klimperwerk behangen. Die hölzernen Schlegel,

womit die Trommeln gerührt werden, find mit

einem Haaſen- oder‘ anderem Fell überzogen, und _

bisweilen noch mit einigen Zinken, oder Hoͤrnern geziert. Der wahre Zweck ded Gebrauchs der

-. Trommeln, beym Zaubern war die phnfifihe betaͤu⸗ bende Wirkung, melde das dumpfe Geröfe dieſer

Änfteumente hervorbrachte. Won biefem wahren Zwecke find die angeblichen Abfichten der Trom⸗

meln und des Xrommelnd ganz verfdieden, Die

Schamanen und Schamaninnen geben vor, daß die Götter, oder Geifter das Gersufd der Trom⸗

‚mel lieben, und daß man fie nur durch dad Ruͤh⸗

ren ber Trommel, oder wenigſtens leichter, als font, herbenrufen könne g). Sie trommeln alfo auch defto flärfer, ‚je länger die Götter, oder Geiz

Be ſter aushleiben: das heißt, je länger ſich ihre Wers

zudlungen verzögern. Eine andere angebliche Abs fihe des Gebrauchs der Trommel iſt das Mad: fagen von vergangenen, und das Morherfagen von künftigen Dingen. Wenn man die Schamanen der Lappen und anderer Heiden in Sibirien uͤber vergangene, ober künftige Dinge frägt; fu legen

fie einen Ring auf die Zaubertrommel, thun eine

ge⸗

._

496 mu | |

' gewiffe Anzahl von Schlägen auf dieſes Inſtru⸗ ment, and geben Acht, auf welchem Bilde der bemahlten Trommel der hüpfende Ding liegen bleibt. Jedes Bild hat ihrem Vorgeben nad feine eigene Bedeutung. Da die Bedeutungen . bee Bilder nur ihnen befannt find, fo koͤnncen fie ‚ihre Antworten jimmer nad) Belieben einrichten. Die Teleutifhen, Sajaniſchen und Abinziſchen Weis - fen werfen etwa vierzig Stäbe auf die Zaubers srommel, und beurtheilen dann aus ber Sage, ober bem Fall der Stäbe, was zu thun fey 4). Nur unter ben Karfchinzifchen ‚Tataren find bie Zaus bermäntel aus Kitaika, ober einen baummollenen Chinefifhen Zeuge s). Der zarte Stoff biefer Maͤntel verträgt ‚Beine ſchwere Verzierungen, und beßwegen behängt man fie bloß mit leichten Fetzen und Muſcheln. Unter den übrigen Sibirifchen Vol⸗ Fern find die Zaubermäntel, welche meiftens bie auf die Füße herabgehen, von Leber.

Diefe Iebernen Zaubermäntel find mit mans cherley Inſtrumenten, und anderem Geräth aus Eifen, feltener aus Meffing, mit den Köpfen, ‚Klauen und Häuten von alleriey Thieren, vor⸗ züglidy mit Adlersklauen und Schlangenhäuten mehr - bedeckt, als befeßt A). Die Schamanen ;

| pe

A) Beorgi's Belchreib. S. 395. . 3) Smelin III. Vorrede ©. 6,

‚k) Beorgi’s Belchr. 377 S. Isbrand 1, e. p. 66. Gmelins Rei. 1..397. 99. IL 83. Sch ſchreibe wur folgende Worte von Isbrand ab: C’eteit une forte de eafaque garnie de figures de fer pen- dantes, qui reprelentgient toutes. fortos d’oi- ·

eau2,

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407

—hhaben ein ſolches Gewicht, daß ein ſtarker Mann fie nur kaum, ober auch gar nicht mit ber Hand aufheben ann ). Sie erregen bey den gewal⸗ tigen Sprüngen, melde die Schamanen und Ciba: maninnen maden, ein fo furchtbares Gepraffel, bag man, wie Ömelin fagt, alauben follte, einen mit Ketten und Banden gefeffelten Teufel vor ſich zu fehen m). Zu den Mänteln gehören leberne- ‚Bauberftiefeln und Zaubermüßen, ſehr oft auh _ Zauberhandſchuhe. Die Stiefeln haben ähnliche, Anhängjel, wie die Mäntel. Die hohen Mügen find wenigſtens mit Eulen, und Adlersfedern, ſehr oft mit Schlangenhäuten und gräßlichen Hirſch⸗ artigen Hoͤrnern geſchmuͤckt y). Jsbrand fah

- einen Schaman, deſſen Handſchuhe zwey Baͤren

vorſtellten. Selbſt die abentheuerlichſten Schama⸗ nen in Sibirien muͤſſen den Thibetaniſchen Zaube⸗ rern, ober Cickhings weichen 0). Die Cickhiongs werfen zuerft über ihre gewöhnliche Kleidung eineri

Zn | - les,

feaux, de poillons, de b£tes feroces; des fle- ches, des [cies, des marteaux, des fabres, des maflues, et g&neralement tous les objets ef- frayans, qu’on peut imaginer. Nur nuter einie gen Mationen ſind die ledernen Amtskleider ber Schamanen kürzer; oder fie beftehen bIoß in den gewöhnlichen Kleidungsſtuͤcken, die beym Zaubern mit Sehen von Pelzwerk und anderen Lumpen, auch mit Goͤtzen und Schellen behangen werden. Georgi l, c.

3) Jebrand und Gmelin Il, cc. m) 1. 398.

n) U, cc,

0o) Alphab, Thibes, p. 243. 244.

Ji

A . u 4 5 \ 4 9 8 m ® n r . j :

ledernen Rock von’ grüner, ober blauer Farbe, dem allerley goldene Zierrathen eingedruͤckt ſind;

und ziehen dann einen weiten, aus Seide koſtbar

gewirkten Mantel an. An dieſem Mantel haͤn⸗

gen oberhalb und unterhalb der Schulter vier Slüs -

gel, oter Streifen herab, bie über und über ftark

mit Federn befeßt, und an den Rändern mit Ads

lersfedern verbrämt find. Die Muͤtze befteht aus

fünf Menſchenſchedeln. Der oberfie diefer Schäs

bel ift mir einer Löwenhaut ummunben, welde mit goldenen Schnüren befeftigt, und mit Hahnen⸗

federn beſteckt wird. . Ueber ber Muͤtze ragt ein

Schirm hervor, deſſen Spiße einen goldenen Kreis.

bildet, und theild Buͤſchel Von Adlerfedern, theils

vier Bleinere, vorn und hinten herabflatternde Fluͤ⸗

. gel, oder Streifen in fidy ſchließt. Auf der Bruft

der Eickhiongs glänzt vor allen Dingen ein goldes

ned, mit Zauber: Charactern befchriebened Blech.

Unter dem Bleche erblickt man ‚fünf Streifen ton

.. verfihledenen Farben, nebft einem weiffen Schleier,

der bis auf die Knie herabgeht. Mit alle dieſem magifehen Prunfe, zu welchem noch ein Zauber

Inſtrument, Torceh, in ber Rechten hinzukommt,

den, Was fie von diefen Waffen ergreifen, wers

bewegen fidy die Thibetaniſchen Zauberer fo leicht, ald wenn fie vom Winde getragen, ober. getrie ben wuͤrden. Sie tanzen, heulen, fehreien und fhäumen, mie ihre Brüder in Sibirien y)). In

ſolchen Anfaͤllen von Wuth greifen fie, von Zeit

zu Zeit in Kaͤſtchen, die mit Eleinen Dolden und Lanzen angefüllt find, und ihnen nachgetragen wers

fen

pP) l.c. Saltitat, torguetur in ommes partes, fre mit, furit, Aridet, ululat, etc, | l

x L ! u.

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0.49

fen ſie e unter die Menge. Diejenigen, welche ver⸗

wundet werden, muͤſſen ſich vor den Raſenden bis zur Erde neigen, damit die Zauberer ihr Haupt niedertreten koͤnnen. In eben ben Abſichten, in welchen ſich die Sibiriſchen und Thibetaniſchen Schamanen auf die befchriebene Art ausftaffiren, werfen die Zauberer unter den Gagern und andes. ren Megers Völkern in Afrika 4) ben ihren Oper

rationen Haͤute von Löwen und Tigern um, ober

fdymieren ſich das Geſicht mit weiffer, und den übrigen Cörper mit anderen Farben, oder beftreuen ben ganzen, vorher mit 'einem Leim überzogenen Leib mit Federn, nachdem fie die Stirn vorber Mit großen Hörnern geſchmuͤckt haben. Biswei⸗ len behängen ſich die Zetifchirer mit kleinen Schel⸗ len, oder mit den Köpfen, Klauen und Fluͤgeln von allerley Wögeln, oder mit Trommeln, Wafs fen und Hörnern, oder mit Kräutern, Zweigen und Wurzeln; In der neuen Welt ‚gehören vie Bewohner von Californien, von Braſilien, und

bder Erdenge Darien zu ben roheſten Wilden.

Selbſt die Zanberer diefer Wilten machten bie. Entdeckung, dag man burdy dad Ruͤhren von Trom⸗ meln, oder durch das Schuͤtteln von Calebaffen, welche kleine Steine und ‘Bohnen enthalten, ober durch Das Aneinanderfchlagen von Knochen, bes fonders durch das Anlegen von Zaubermöänteln bie Sinne des großen Haufens erfhüttern, und. fie dadurch gleidhfam im Glauben an bie Zauberer und

5 ihre Dperationen, oder Rathſchlage ſtaͤrken koͤnne

/

g) Cavazzi II. 183. 196, 25.

r)- Beger S. 142. 159. 165. Leri pP: 248. . 4. * Waier Pa 170, ts. >.

Die Zaubermäntel in Californien waren and laus ter Menfhenhaaren mit gräßtiger Kunft zufams

| mengenaͤhzet.

Auch das ganze übtige Benehmen ber Zauberer. ' fo wohl kurz vor, als in den Verzuckungen bietet neue Beweiſe dar, daß bie angeblihen Vertrauten ber Götter in den erkänftelten Ekſtaſen ihr volles Bewußtſeyn behalten, oder nur auf kurze Zeit verlieren: baß fie. eben deßwegen fehr wohl wiſſen,

was fie tun, und daß fie nicht ſowohl getäufchte,

als vorfeßlihe "Betrüger find. Die Schamanen und Schamaninnen in Sibirien machen ohne Aude nahme ihre Dperativnen bloß bey Naht, meis

ſtens in Jurten, die bloß von einem Iobernden

Feuer erleuchtet werden, oder auf Vorhöfen, auf welchen man Feuer angezündet hat. Die ſchwache Erleuchtung eined brennenden Feuers in ſonſt fin⸗ fteren Wohnungen reicht hin, um die Bewegun⸗ gen der Schauſpieler bemerklich, nicht aber, um fie, und die fie umgebenden Gegenſtaͤnde genau

beobachten zu machen s). Viele Schamanen in

Sibirien neben ſich nicht einmahl die Mühe, in eine fcheinbare Verzuͤckung zu fallen; fondern ihre Zauberey befteht bloß in Spruͤngen und ans deren Kontorfionen, in Gefhreys, Pfeifen u.

em tb) Wenn fie ed aber bis zu Verzuͤckungen

kommen laflen, fo find biefe wahrſcheinlich mei⸗ ſtens verſtellt. Auch in den Fällen, wo fie nicht verftellt find, hört ber Betrug nur mit dem leßs ten Yugebiie bes verſchwindenden Bewußtſeyns . auf,

H GSeorgi und Gmelin Il. cc. w >) Gmelin I, 285. 397. 98, II, 149 ©,

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.. . ! v . BR Du 301 1)

auf,.und fängt gleich wieder mit den erften Aus genblicken des wiederkehrenden Bewußtſeyns an. Die Schamanen und Schamaniunen ahmen die —Geſchreys von allerley Thieren, von Bären’ und“ Achſen, von Katzen, Hunden u. f.w. nad. Ja fie geben vor, ſich mit Göttern ober Geiftern zw: unterreden, und zeigen oder fpringen gegen bie Seiten hin, wo bie einen, oder bie anderen fi . finden follen u). Unter alle diefe Gaukeleyen mifchen fie. wahre Zafchenfpielerfünfte, Sie was {hen fih mit Feuer, gehen über glühende Kobs len, und ftoßen ſich Pfeile, oder auch Meſſer in ben Leib x). Bey dem Feuerwafchen wiſſen fie - Kohlen und Aſche fo fehnell von einander zu fons bern, baß fie fih nur mit der letztern, und nicht mit ben-erfteren reiben. Das Saufen über Koha len ift ganz gefahrlos für die Schamanen, weil fie durch das heftige Springen, und durch das häufige WBarfußgeben eine fo harte Schwarte an den Fußfohlen erhalten, baß kurze Berührungen: von brennenden Kohlen ihnen nichts anhaben koͤn⸗ nen y). Dad Stechen eines Pfeils, oder Mefferd in den $etb machen fie fo wenig geſchickt, daß nur ſtupide Wilde dadurch getämfcht werben koͤnnen. Da eine Jakutiſche Schamaninn merkte, daß fie ben berühmten Bmelin, und deſſen Retfegefährs ten Muͤller nicht hintergehen koͤnne; fo flach fie ſich wirklich fo ernſtlich in den Leib, daß das Net

her⸗

u) Gmelin II. 194. 494. 98. | =) Smelin 11, 87. Vorrede des 3 Th. S. 7. und III. 78. j

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.y,.l. 7a.

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hervordrang. Sie ſchnitt das hervorgetretene Stuͤck des Netzes ab, briet es auf Kohlen und fraß ed auf. Die Wunde. bedeckte fie mit. einem Pflaſter aus dem Marze bes Lerchenbaums, und verband fie dann mit Virkenrinde, und anderen Lumpen 2).

In America ſind, ſo viel ich weiß, die (den che erwähnten Meitalieber einer Geſellſchaft des Geiſtes die ninzigen Beſitzer höheren Gaben, welche ihre wundervollen Verrichtungen. bey hellem Taae vornehmen. Sn diefer Gefellfihaft iſt es fo gar Negel, daß fie nie anders, als ben hellem Zuge, und hriterem Himmel zufommen kommt a). . Freylich beft: ben die Dperationen diefed Bundes bloß darin, daß derjenige, welcher einen Candida⸗ ten onfnimmt, ſich ſelbſt in Convulſionen verfeßt, und bag der Candidat, wenn er don einer Bohne getroffen werden, fo gleich ohne Bewegung zu Ber ben fällt. Im ganzen übrigen America jongliven

: bie Zauberer nur bey Nacht, entweder in ganz

S

dunklen, oder. in ſchwach erleuchteten Hätten, un) Zelten.b). . Die Angekoks in Grönland behaupten, daß fie nur in 2 erbſt s und Winternaͤchten, nie aber bey Tage in: den Himmel fahren Fönnen. Wenn fie eine foldye Fahrt antreten wollen, fo laſ⸗ fen fie fih am Eingange eines Hauſes von ihren Schülern’ den Kopf. zwiſchen die Beine, unb bie Haͤnde auf den Mücken binden, alle Lampen aus⸗

loͤſchen,

2) II. 494. 95. 1. c. | u x #) Carver p, 97%

5, Von den Grönländern, Eranz 1, c, Von ben Wilden in Guiana, Biet 387 p.

Lan u SE Ve ⏑————— .

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—6 Fin Tanne. ER EL GE 0—— [2 I

trommelt, und erzaͤhlt dann, was er r geſchen, und ge⸗

loſchen, und ſelbſt Die Fenſter behängen, inbem

Niemand den vertranten Umgang eines Angekoks mit ſeinem Geiſte ſehen, Niemand ſich ruͤhren, ja

nicht einmaht ben Kopf kratzen Darf, damit bet Geiſt nicht gehindert, oder verſcheucht werde. Der gebundene Angekok ſingt zuerſt einen Geſang, wel⸗

hen alle Anweſende mitſingen, fängt dann allmaͤh⸗

lich an, zu fenfgen, zu ſchnauben, und zu ſchaͤu⸗ men, und fordert feinen Geiſt Iinmer- dringender

auf, daß er kommen möge: Wenn der Geiſt zoͤ⸗ gert, ſo faͤhrt die Seele des Angekoks ans, um ibn zu hohlen. Waͤhrend der Abweſenheit ber

Seele liegt der. Eötper des Angekoks, wie tobt, -

da. Nach einer Meinen Weile kommt ‚die Seele

wieder. Der Angekok erhebt ein lautes Freudens _ | Gefchren ; "and nian hoͤrt: ein Geräufch, ale wenn einige Wögel:erft uͤber dem Dache, und dann inner;

halb. deffelben umherflatterten. Dierauf befpricht fi der Angekok mit feinem Gotte, uber Torugak

‘über das, was die Groͤnlaͤnder zu wiſſen verlan⸗ gen. Man vernimmt deutlich zwey“ verſchiedene

Stimmen, die Eine im Imern, Lie andere am Eingange ded Houſes, wo ſich der Augekok findet. Die Antworten des Torngak fird meiſtens dunkel,

ober zweydeutig: vorzuͤglich, wenn ſich ein anderer Torngak, ale der, welder vom Angekok gerufen

worben, eingeſtellt hat. Bisweilen macht der Ans

gekok mit feinem Torngak eine zweyte Meife in das Land ber Seelen, ober nach ben Oertern ber Quaal. Auch dieſe Metfen dauern: nur eine kurze Zeit. Der Angekok, der ſich unterdeſſen losgemacht hat, ober

durch ſcinen Juͤnger losgebunden worden iſt, erhebt abermahls ein graͤßliches Geſchrey, ſchaͤumt und

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-

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aehoͤrt als 86 gibt unter den Angekoks Grabe,

Wenn Einer die hoͤchſte Würde erlangen will, fo gibt er fein Geſuch in einem dunkeln Hauſe dem Gotte Torugazfuk fingend, und trommelnd zu exs kennen. Wird die. Bitte erhört, fo. kommt ein weiſſer Bär, fchleppt den Angekok in die See, und verzehrt ihn mit Huͤlfe eines Wallroſſes. Beyde Thiere ſpeien aber bald nachher ihren Fraß an eben

der Stelle, von welcher der Baͤr den Angekok weg⸗ gehoͤhlt hatte, wieder and. Der Geiſt des Ange⸗ kols ſteigt gleichfalls wieder aus der Erbe hervor,

und belebt die Krochen von neuem: durch welche Auferſtehung die bobe Wuͤrde des 6 Argekots vollen⸗ det wird *

Auch die Zauberer in Merieo j “und Gniana lichten und lieben bry.ihren Operationen. bie tieffle Nacht, . oder eine ganz unerleuchtete - Finfterniß. Wenn man die Jongleurs in Dierico am die Ents wender von perlohrnen Dingen fragte; fo antwor⸗ teten fie nicht eher, als bis fie fid mit ihrem Schutzgeiſte unterredet hatten, Dieß gefchah an eis

vem dunkeln Orte. Man hörte mehrere Stim⸗

men,. allein man virſtand nicht, was gefprocden

wurde d). In Guiana loͤſchen die Piayen vor ihr. -

ren Unterredungen mit Goͤttern, und Geiſtern nicht pur alles Feuer und Licht in ben Haͤuſern aus, in . "welchen fie fich ſelbſt aufhalten, ſondern fig errich⸗ ten auch ein Pleines Zelt für den Gott, ober Geiſt, der ba kommen fol. Um den Gott herbey zu zies bin, leuſen ſie mit Calebaſſen, welche kleine Siei⸗

n4

e) Cranz 268 71 ©. 4) V.26, 245. Acofla,

—— 605

ne enthalten, nuud mit Heinen Schellen um die Hütte her, rufen den Gott mit heftigem Geſchrey, und ſtampfen mit ben Füßen auf die Erbe. Nur fie allein fehen ed, wenn ber Gott fi eingeftellt

hat. Auch Untere aber tönnen bie helle Stimme hören, womit der Gott antwortet. Sie geben

vor, daß fie bisweilen Yon dem gerufenen Gotte

ſtark gefehlagen werben. Ein neued Verdienſt in

den Augen derer, zu deren Beſten ſie ſich ſolche

Mißhandlungen gefallen laſſen 5)!

Unter den Zauberern der Neger behaupten

Einige, daß die Götter oder Geiſter, welche ſie

anrufen, in ihren Leib fahren, ſie in Verzuckun⸗ gen ſetzen, und waͤhrend bieſer Verzuͤckungen aus ihnen’ reden. f). Andere faffen bie Götter, oder

Geiſter zwar nicht ſichtbar, aber hoͤrbar erſcheinen, und nech viel ſtaͤrkere Dinge verrichten, als die Sibiriſchen Schamanen, und die Americaniſchen

Jongleurs ihren Göttern, und Geiftern zuzumu⸗ then wagen g). Die Exfleren, welche Götter unb

Geiſter in ſich felbft aufnehmen, und dann tim

rahmen derfelben reden, haben nicht nöthig, ſich fo fehe zu beobachten, als biejenigen, die ihre Goͤt⸗

er und: Geifter in eigener Perſon erfcheinen, reden and handeln laſſen. Die Singhilis der Gager,

N

usid. anderer größeren Dieger » Bölker brauchen weis ter nichts, als füh in Berzuͤckungen zu verſetn

0) Biet p. 387.

| fr & die Einghilis unter den Gagern, in Mataw⸗

"da, und anderen größeren Reichen, Cavazai ll.

\ 538» 936 P. e) Remer ©. 49⸗ 5%

- en DE OR.

aud darin im Nahmen des Gottes oder Geiſtes, ber.

fie erfüllt, zu fagen, ‚was ihnen gut dünft. Da ditſe Singhilis mitten unter den fürcterlicften

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- t, ..r 6 J .. v 30 - 6— nd \ - - . . _ _

Berdrehungen, oder. Convulſionen lange Reden

alten; ſo iſt es einleuchtend, daß ſolche Convuls . ſionen nur erkuͤnſtelt, oder fimulirt find A). Die

Fetiſchirer an ver Küfte von Guinea machen es alle

- Zuhre feierfid) Fund, an welchem Tage, ober viel⸗ mehr in welcher Nacht der Gott. Giemawong In ber

ihm gewidmeten Hätte exfcheinen werde, - Viele

Zaufende von Megern kommen zu- der beflimmten Deit zuſammen, uud. lagern ſich andaͤchtig um die Huͤtte her. Der Gott ſtellt ſich gemeiniglich Mor⸗ gend um drey Uhr ein. Bey feiner Annäherung

Hört men in der. Luft ein Geraͤuſch, dad dem Ger

ſchrey ver. wilden Gänfe aͤhnlich iſt; und bey dem

Herabſteigen in vie Huͤtte erbebt fo. wohl: diefe, als die Erde weit umher. Auf die eben: berährten Zeichen fallen alle Unmefende anbetend anf ihr Ge⸗ fit, und begründen ben Bott, indem fie leiſe in Pie Hände ſchlagen. ‚Steh nad feiner Ankunft

- fängt Biemawong. an, laut zu, reden, die Guten,

und Frommen zu loben, den Gottloſen anb:Wöfen

Worwuͤrfe zu machen, oder ſie zu Sebrahen: ‚Der

goͤttliche Redner macht von Zeit zu Zeit Beine Pauſen. Doch basern die abgebrochenen Reben

wenigſtens anderthalb Stuaben. Wenn der Gott zu reden aufgehört hat.;. fo bieten die Neger, Ei⸗

ner nach dem andern, dem Fetiſchirer, der zunächft

an ber Thür fißt, ihre Dpfer an, die meiftens in. Brantewein befiehen. Der. Gott Läßt ſich dieſe

Gaben fo wehl gefallen, daß man das gierige Trin:

h) Cavazzi ll, cc, | £ ind

fen

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\ u , 607

Brantemein. auf einmuhl vertragen könne, als zwey

| bunbert Neger. Nachdem der Gott die bargebotes

win Gaben angenommen, und verzehrt hat; fo ent⸗ fernt er fih mit eben dem Geräufch, und demſelbi⸗

gen Erbeben der Erde, mit welchem er ſich herab⸗ Zeſenkt hatte; und hinterläßt einen von ihm. be⸗ geifterten Fetiſchirer, welchen bie Neger faſt chen

fo, wie den gegenwärtigen Bott verehren. Die Fetifchirer. geben den Negern an dem Tage der Er⸗

ſcheinung des Gottes alle zwey Stunden ein Ges

faͤß voll Urin, der von dem Gott herruͤhren fol,

Die Neger tunfen mit der gröften Begierde die: Fin⸗

ger in den Urin, und fangen fir ab. Es wäre eiw Wunder, wenn unter. Voͤlkern, die ſolche Dinge glauben. und thun, mie hie Neger-in Guinea, nicht

| grobe Betrüger entflanden wären.

Dies auffallenbften Proben von Trug offenba⸗

ren ſich in deu Künften, wodurch die Zauberer als

ler Exhtheile Krankheiten, und Schäden heilen zu koͤnnen vorgeben. ie leiten Krankheiten, und

Schaͤden. entweder unmittelbar Yon erzuͤrnten, ober

böfen Goͤttern ab; oder fie erklaͤren fie auch für Wirkungen von Zauberwerken, welche boͤſe Men⸗ ſchen, als Vertraute böfes Götter, auf die Krans Ten.gemesfen haben. Im erſten Fall fuchen fie bie.

göttlichen Urheber von Rrankheiten bald zu verſoͤh⸗ nen, bala mis Huͤlfe ihres Schußaottes zu vertrei⸗ : beny wohl gar zu vernichten. Wenn ein Jakute

ſehr krank ift 5), fo wenden fi die Angehörigen | bdes

9) Smelin II. 359. 360,

Een. beſſelben vor der Thuͤr hoͤren Fan. Sin Verehrer behaupten; daß Giemawong mehr

N

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\ ! ' 08 ! . 0

bed Rranten an einen Schaman, um zu erfahren, was geſchehen muͤſſe. Der Schanian antwortet ger wöhnlih, daß bie. Krankheit. daher rühre, daß ein böfer Gott die Seele des Kranken fchon geftohs len habe. Der Kranke werde alfo unfehlbar ſter⸗ ben, wenn ber Dieb nicht bewegt werden Eönne, feis nen Raub zurücdzugeben. Um nun den böfen Gott beranszubringen, ber bie Geele des Kranken weg⸗

genommen hat, frägt der Schamian feinen Schuß«

geift in einer Verzuͤckung. Go bald er den Nah⸗

men des böfen Gottes Tennt, fo macht er Anftalt,

demſelben nachzureiſen, fordert aber und packt vor⸗ laͤufig die Gaben zuſammen, woburch er ſich mit ben böfen Gotte abzufinden.hoft, Diefe Gaben

ehen der Regel nah in Pelzwerk. Wenn ber

| m Gott. gegen bie angebotenen Gaben die Seele

nicht ausliefern will, fo nimmt ber Schaman es auf ſich, demſelben ein Pferd zu verfprechen. Die Pferd: muß unfehlbar gefchlachtet werben, wenn der Kranke feine Gefundheit - wieber erhält, Die Zauberer, und Zauberinnen ber Neger A), der. Grönländer F), und anderer Americaner rathen sen. Kranken, oder ihren Angehörigen ähnfiche Berföhnungen bee Götter durch Opfer, und Ges

luͤbde an. Den Zauberern, welche erzürnte, ober boͤſe Götter felbft verföhnen, ober gu oerföhnen anrathen, wird ed am leichteften, ihr Anſehen zu

retten, wenn, Krankheiten einen übeln Ausgang

nehmen. Sie fügen aldbann, entweder daß bie

Gi bie Gaben verſchmaͤht oder vr file biefels ‚ben .

5 Romer S. 58. h Cranzʒ l.e.

!

.,

-— 517

Man hörte hierauf ein heftiges Raten, wie eines.

| gierig ? Senden, wirwohl die bargebrachten Opier

nicht beruͤhrt wurden. Wenige Augenblicke nach⸗

her Tieg der Gchußgeift mit eben dem Geraͤuſch,

mit welchem er ſelbſt gekommen war, einen zwey⸗ ten Geiſt, ben Schutzgott des kuͤnftigen Piaye herabſteigen. So bald dieſer angelangt war, warf fi der Einzumeihende demuͤthig zur Erbe, und flebte unter den Verſprechungen des trenften Diens

ſtes, daß der Geift ihm gnaͤdig ſeyn, und feine

Huoͤlfe, ſo oft fie don noͤthen ſey, nicht verſagen

molle. Der angerufene Geift gab die tröftende

Antwort, daß er feinem neuen Elienten ſtets zur

Seite ſeyn, und ihm zu allen Zeiten, zu Wafler, wie zu Lande ‚_ beuftehen werde, wenn der junge Piaye ihm anders tren diene. Im entaegengefeßs ten Fall werde er über fein unverföhnlichfter Feind

‚werden. Mit diefen Worten verſchwanden die Senden Schußgeifter, und nun liefen bie Umftes

henden eilig nad) dem Schauplatze der ‚soll endeten .

den Sünger ohne Bewegung auf der Pak liegend

fond.’ "Wenn die Fetiſchirer in Afrika, und die Schamanen in Sibirien auch nicht in geſchloſſenen

Geſellſchaften vereinigt ſind, fo. nehmen fie. werigs

ftens Schüler an, und unterrichten diefe fin ihren. Künften: Der Unterricht in den Zauberfünften

- wird aerabe unter den Mener : Bölfrn nicht um: fonft gegeben, unter welchen die Fetiſchirer, aleich

den Rongleurs und Piaven in der neuen Melt,

eine gefchloffene: Geſellſchaft ausmmachen 9. Viele ;, IL’a20. Cavazai. Man ſehe ferner I. 294 p. ib

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en herauszubringen. Gewoͤhnlich fragen die Zau⸗

berer uͤber dieſe beyden wichtigen Puncte ihren

Schußtzgott in einer Verzuͤckung, und wenn fie den Rath deſſelben/ eingehohlt haben, ſo blaſen fie ent⸗

weder den Kranken da an, wo das Zauberwerk ver⸗ borgen liegt, oder ſie ſaugen, reiben, oder druͤcken dieſe Stelle ſo lange, bis es ihnen gelingt, das Zauberwerk heraus zu ziehen, Das Zauberwerk, welches fie ausſpucken, ober von ſich werfen, be

echt bald in Haaren, oder Städen von Fellen,

bald Meinen Steinen, ober Hölzern, und Dors nen, bald in Knochen, oder Schlangenzaͤhnen p), Die meiften Jongleurs in America verbinden mit

"den Entzauberungen ber Krauken gemwiffe Arzney⸗ mittel, ober fhreiben ihnen eine gewiſſe Lebensart > Vor. Gtirbt der Kranke der Operationen bed Zaus

berers ungeachtet, fo heißt ed, daß der Verflors

bene bie Arzneymittel nicht recht gebraudt, oder die angeordnete Lebensart nicht gehörig beobachtet

habe. Wenn fie befonders merken‘, daß es mit

einem Kranken zu Ende geht, fo machen fie ſolche Vorſchriften, denen der Kranke unmoͤglich nachle⸗

ben kann. Sie fordern zum Beyſpiel, daß Einer ſich, wie ein Verruͤckter geberden, oder daß er hef⸗ | tige

») Bon den ongleurd der Grönländer, Cranz 2705 ' 74 der Californier, Beger S. 143. der Ylordames ricanifben Wilden, Charlevoix 264- 268 Hen⸗ nepin in den Voy, au Nord V, 295. ver Natchez Petit p. 86, in Neu: Andatufien, Coreal I. ı4r. In Guiana, brfonderd unter ben Caraiben, Bier p. 387. Gamilla II. 185. Du Tertre II, 366; 67. In Brafilien, Leri p. 242 - 47,

Du

‚tige Tänze tanjen folle N) Es ift zu verwundern/

daß die Heilung von Schäden und Krankheiten

durch das Herausziehen von Zauberwerken, die über ganz America verbreitet iſt, van den Fetiſchi⸗

rern in Afrika, und den Schamanen in Sibirien

felten, oder niemahls geübt- wird. Unterbeffen brauchen die Aerzte der Neger annähernde Mittel,

die noch ungleich peinlicher, und gefährlicger, als bie Saugereyen, Preffungen, und Reibungen der

Americaniſchen Jongleurs ſind. Die Neger s Aerzte behaupten bey allen Krankheiten, bag die Urfache, ober die Wurzel terfelben an einer beftimmten Stelle des Coͤrpers, und zwar zwifchen dem Flei⸗ ſche, und der Haut verſteckt ſey: dag man alfo

auch die Krankheit heilen werde, wenn man bie .

Wurzel derfelben herausziehe, ober über den ganz

zen Cörper vertheilen Fönne. Um bas Eine, ober

das Ahdere zu erreichen, begießen fie die Kranken

zuerſt mit kaltem, ober lauem Waffer, reiben fie

dann vom Kopf biß zu Fuß mit Dehl ein, laſſen fie ein Kraͤuterbad nehmen, und feßen fie endlich ben brennenten Strahlen der. Sonne aus. Ans derswo ummickeln fie die Kranken mit Fnotigen Stricken, und Schnüren fo feft,. daß die Striche, ‚oder Schnüre in das Fleiſch einfchneiden. Sie fangen dieſe Cinfhnürungen an der Bruſt und ben Armen an, ruͤcken am Unterleibe und den Lenden hexab, und feßen fie bis zu den Füßen fort, wenn

die

J 9) Charlevoix p. 368. Dis qu'ils voyent un Ma-

ladoe tourner a la mort, ils ne manquent jamais

de faire une ordonnauce, dont l'execntion efk

- . fidifficile, qu’ils ont A coup für leur recours * fur ce, quelle n’a pas eté exactement fuivie,

a - . .

512

die Kranken fie anders fo fange anhalten Binnen, Sehr oft aber find die Schmerzen, und Beſchwer⸗ ben bed Verbandes fo unerträglih, daß tie Krans Ben Beſſerung vorgeben, um nur von ihren Striden, und Schnuͤren frey zu werden

Die Zauberer der meiften Völker Übernehe “men nicht bloß die Heilung von Krankheiten, ſon⸗ dern zühmen fih au, unguͤnſtige Witterung, Uns glück auf der Jagd, auf dem Fifchfange, und im Kriege abwenden, günftige Witterung, oder Glück auf der Jagd, auf dem Fifehfange, und im Siriege verfchaffen zu koͤnnen 5). Ich uͤbergehe bicfe Un: maaßungen, um ihrer Mahrfagerenen, ihrer ges ſchloſſenen Verbindungen ihrer Einweihungen, und Prüfungen in ber Kürze zu erwaͤhnen.

Die Sibiriſchen Zauberer. wahrfagen nicht bloß vermittelft ihrer Trommeln, ſondern auch auf viele andere Arten. Einige werfen Bohnen. Untere befhauen Waſſer, was fie in ein Gefäß . gegoffen haben ty. Die Zungufifben Schamanen beuten das Schwirren abgefheffener Pfeile, oder bie Schwingungen gefpaunter Bogenfehnenu). Die - Sakutifchen geben ben Fragenden eine Münze, oder einen Ring in die Hand, und leſen dann bie vera borgene Vergangenheit, oder Zukunft in den Zuͤ⸗ gen r) Cavazzi L 471. 478. 9) Man ſ. alfe angeführte Schriftfteller. e) Unter ben Ticheremiffen. Rytſchkows Tageb. u . 9% ' - u) Beorgi’s Beſchr. ©. 395.

. | 513

| gen der Sans; weiheöte Mönze,'. ober den. Ming

hält x): Die Kirgifen, und. Krasnobarskiſchen

Zataren wahrfagen aus den Kiffen und Flecken von. Knochen, welche fie in das Feuer werfen, oder, halten y), ‚eben fa zuverläffig, als die Hunnen des,

Attila daraus walrfagten 2). Wenn Europaͤer bden Sibiriſchen Schamanen Fragen vorlegen, bie

dieſen verfaͤnglich ſcheinen; fo ſagen bie ſchlauen Betruͤger entweder, daß ihr Schutzgeiſt jetzt nicht, kommen wolle, oder daß das, was man wiſſen möchte, zu entfernt ſey, als daß ihr Gott dahin reifen, und Nachricht davon erhalten fönne 4). Die Nordamericanifchen Jongleurs zerrieben Kob⸗

len von Cedern⸗Holz zu feinem Pulver, zuͤndeten J

den Kohlenſtaub an, und gaben Acht, welche Richtungen das Fener nahm 6). Die Angekoks iu Grönland bedienen ſich eines ganz einzigen Mit⸗

tels, um zu erfahren, ob ein Kranker genefen, oder.

ſterben werde. Sie ſchnallen dem Kranken einen Riemen um den Kopf, und ſtecken durch den Ries. men einen Sto ‚mit weldem fie ben Kopf bes,

Kranken balb. aufheben, bald fallen laſſen. Eh |

ber Kopf leicht, fp wird ber Kranke gefund.

entgegengeſetzten Fall ftirbt er. Auf eine Shulide Art erforſchen fie, ob. Jemand, der nicht zu rechter. Zeit zurickkeert auf der See umgekommen, ober

aRoch

| =) ib. y) Georgi 3.994. Artfitowe —* S.“ 353. 2) Goguet I. P. II p. 322.

4) GSmelin 398 99: Negnard 16. ©,

b) Charleyoix P 30. . Ko SR E ;

. 2 TITTHM

——

\ 1

. ) 2 fi s 514 u: un N

uoch am Leben iſt. EU haben den Kopf Des uk ſten Anverwandten auf, und ſehen zugleich m dw . Gefäß mit Waller‘, wo ſich ihnen ber Abweſente entweder aufrechtſitz end, ober ulrgefchüngen, unb auf der Seite liegend darbietet ce). Es iſt kaum' gu verzeihen, daß fo wohl in Sibirlen und Ame⸗ vica, als Mm Afrika 4) Europäer erfanden wer⸗ Ben, welche an die Wahtfagereyen und magiſchen Kuaͤnſte dir Zauberer glauben, | |

Die Zanberer machten allenthalben einem be: ‚fondern Stand aus, der das Zaubern, Beſchwoͤ⸗ sen und MWahrfagen als ein Gewerbe trieb, und 6 für feine Bemühungen von einem Jebden, ber fie anſprach, bejahlen ließ. Am reichlichſten wer: Ben die Zauberer unter den größeren Völkern in Afrika, dm maßigſten in Sibirien belohnt ).

Die Sibirifchen Shämanen würden nicht beſtehen koͤnnen, wenn fie nicht neben Ihrem Zander, Ser werbe auch noch die Jagd, ober ben Fifchfaug uͤb⸗ ken. Die Zauberer einiger Boͤlker haben Kine ei: denthämlidye Sprache, die den Layen ganz, oder groͤſtentheils unverſtaͤnblich iſt ). Allein Vermu⸗ then uach findet eine ſolche eigenthuͤmlicht Sprache unter diel inehreren Voͤlkern Statt, als von wel⸗ - den eb ausdruͤcklich beinetkt worden., Man ſollie bdenken, daß eine gewiſſe Zuſammenſtimmung in den

«) Cranz 273 ©. u d) Admer S. 80 uf, 6. Fer Er ! e) Cavazzi, und Georgi's VYeſchr. u. ec.

) Bon ven Fetiſchiren der Neger, RJoͤmer 1. q. von den Angekoks der Grönläuder , ranz |, Bi und Bifchof Egede S. 122 x a

un 514 den‘ Zauber s unb Wahrſugungs⸗ Kuͤnſten zur. Gr⸗ haltung des gemeinſchaftlichen Auſehens der Zaus berer noch nothwendiger wäre, «l& eine gemeine

fchaftliche geheime Sprade.. Um deſto fonderbas

rer ift ed, daß in mehreren Gegenden des ſuͤdli⸗ chen America die Zauberer, und Zauberinnen ein⸗ ander nicht nur häufig widerſprechen Nſondern auch

heftig mis einander zanken, ja fo gar ſich gegen⸗

ſeitig bis auf's Blut mißhandeln g). Unter meh:

reren Mationen bilden die Zauberer nicht bloß einen abgefonderten Stand, ſondern einen geheimen Bund, oder Orden, bes Fein neues Mitglied anerkennt, bas nicht vorher eine Zeitlang geprüft, dann gehoͤ—⸗

sig umterrichtet, und nad) den erforderlichen Prüs

fungen, und Welehrungen feierlich aufgenommen

worden h). Die Prüfungen beftehen in langwie⸗

zigen Faften, in heftigen Taͤnzen oder Contorfiunen, und indem häufigen Trinken von Tabacksſaft: welche Prüfungen insgeſammt die Abficht haben,

‚De Anlagen zu eriiepefien Convulſionen, und

Ver⸗

), Die Bauberinnen unter den Abiponen, Dobrizbö. . 84 und die Piayen unter den Caraiben. Dr —* II. 368. S’il arrive, qu’ une perfonne invite plufeurs Boyez, et gu’ils fallent venir ehscun leur Dieu, c’eft pire, gqne la diablerie de Chaumont; car ces diabies o entredilputent, et ſe difent mille injures , et melme au dira’leg Sauvages, s’entrebatent fi rndement, etc, .

A) Meber diefe Buͤndniſſe fo wohl im nördlichen, als füdlichen Unserica , ſehe man Carver 1. c. Charle- . 363. du Tetre II. 367. 369. Biet ILL, IV., , 386. 387.. Lafiteau I. Fer 344. eng * | BL Schriſten IE, 177. u.

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Verzoͤckungen zu. verſtaͤrten. Die Prüfungen, und der damit Verbundene Unterricht dauern bisweilen aur Ein Nahr , biöweilen mehrere, wohl gar zehn. Fahre Die Earaibifgen Piayen nahmen vors mahls nicht leicht einen Jünger als vollendeten Zauberer auf, der nicht das fünf und dreyßigſte,

, ꝛder doch das dveyßigſte Jahr erreicht hatte. Wenn.

der Zeitpunet herannahte, wo ein altır Zaudrrer einen biöherigen Jünger für würdig erk annte, fein Geneſſe, vber Bruder zu werden; fo fhritt man-

zur Einweihung , die nirgends feierliher, ald un.

ter den Caraiben war. Die Einweihung geſchah immer nur bey Nacht in einer bunfeln Hütte, in.

welche fich der Lehrer, und Juͤnger allein- begaben.

Die Uneingeweihten bliehen in kleineren, ober groͤ⸗ geren Entfernungen, wo fie. zwar hören, aber nit: ſehen Eonnten, was in ber bunfeln Mütte vorging. Gewöhnlich fing ber alte Zauberer, ale, Myſtagog, die heilige Handluag damit an, baß er einen lau⸗ ten Zaubergefaug. anflimmte, und feinen Schutz⸗ gott aufforderte, zu erſcheinen. Der Säußeeift gehorchte der Stimme des Zauberers, und flürzte fib mit einem bomnerartigen Gepraſſel durd das Dad ber Hütte herab. Der Geift fragte mit ver: nehmlicher Stimme feinen Vertrauten, mas fein Begehren ſey. Der alte Zauberer antwortete: feine Bitte, beſt che darin, daß der Gott dem ges genwaͤrtigen Jünger gleichfalls einen. Schupeift verleihen wolle, welchem der juhge Mann eben fo diepen koͤnne, wie er. dem feinigen gebient hehe» Mit diefer Bitte verband er eine andere, daß naͤm⸗ lich der Schutzgeiſt dad ‚Speife » und Trankopfer nicht verſchmaͤhen moͤge, was man auf einem Eleis nen Altar, ober Tife für ihn bereitet —8* Man

Mar körte hierauf ein heftiges Raten, wie eines gieria 3 Sffenven, wirwohl die bargebrachten Opier ‚nicht berührt wurden. Wenige Augenblicke nach⸗ her To der Gchußaeift mit eben dem Geraͤuſch, mit welchem er ſelbſt gekommen war, einen zwey⸗ ten Geiſt, ben Schutzgott des kuͤnftigen Piaye herabſteizen. So bald dieſer angelangt war, warf fich der Einzuweihende demuͤthig zur Erbe, und flehte unter den Verſprechungen des treuſten Dien⸗ ſtes, daß der Geiſt ihm gnaͤdig ſeyn, und feine -Bilfe, To oft’ fie von noͤthen fey, nicht verfagen wolle. Der’ angernfene Geiſt gab die tröftende "Antwort, daß er feinem neuen @lienten ſtets zur Seite ſeyn, und ihm zu allen Zeiten, zu Wafler, wie zu Lande ‚_ beuftehen werde, wenn ber junge N iıye ihm anders tren diene. Im entgegengefeß> ten Fall werde er über fein unverföhnlichfier Feind werben. Mit biefen Worten verſchwanden

" die Seyden Schutzgeiſter, und num Hefen die Umftes

enden eilig nach dem Schauplatze der vollendeten Weihe, wo man dann fo wohl ben Lehrer, als

den Sünger ohne Bewequna auf der Erte liegend

fon. Wenn die Fetiſchirer in Afrika, und die Ehamanen in Sibirien auch nicht in geſchloſſenen

Geſellſchaften vereinigt find, ſo nehmen fie werigs

ftens Schüler an, und unterrichten diefe in, ihren Künften: . Der Unterrict in dem Zanberkünften

- wird gerade unter den Meger-Voͤlkern nicht um: fonft gegeben, unter melden die Fetiſchirer, aleich : den Jongleurs und Piayen in der neuen Welt, |

eine geſchloſſene Geſellſchaft auswnacher i). | ur = Viele | a IIr 00. Cavazai. Mon fehe ferner 2. 294 p. ib

sis , er

Biele rohe Bölker hatten. Feine Rrieſter, ſon⸗ | dern bloß Zauberer, ‚und ‚zwar ſolche Zauberer, | velche wahrſagten, Rranfheiten hielten, und. ans | ders angebliche Wunder verrichteten, ohne jemahla \ zu opfern. Go mar es vor eintien Menfchenals | ermn im noͤrdlichen America. Die, Jongleurs fag: | | en, wie man bie Goͤtter verſoͤhnen, oder gewin⸗ uer folles allein ſie opferten nicht. Vielmehr opferten · im Nahmen des Volks die Haͤupter der⸗ elben, und im Nahmen der Familien, die Haus⸗ vaͤter, oder die, Vornehmſten der Cgzbanen E). Ein Gleiches aelhah nnter den Tſcheremiſſen, und ‚anderen. Tatariſchen Voͤlkern im oͤſtlichen Europaͤi⸗ ſchen Rußlande. Die Wahrſager thaten Fund, welche Opfer gebracht werden muͤßten; und die Aelteſten der Gemeinde ſchlachteten, und theilten I das Opfervieh 1). Anderswo waren auch nur Zauberer, und keine Prieſter; ‚allein bie Zaubere befahlen nicht bloß, zu.opfern , fondern aerrichtes: - ‚sen auch) felbft die Dpfer. So iſt ed noch jetzt um: ‚ser manchen Sibiriſchen Heiden m),. unter den Kirs | giſen. n), und unter vielen Negern 0); unter wels BE Gen alfo die Beubenen | ig einer gewifien Ruͤckſi cht aauch

m Charlevoix Jonrn, p. 364. Les Prätres parmi En ‚eux ne [ont jamais les Jongleurs: dans lesl ce- iréemonies publigties , ce [orit les chefs, et dans le domeflique , ce font ordinairement les Pares ‚de :Famille, ou à leur defaut le eins. confidera- bie de la Cabana, _

D Ryıfblowts Tage. 8.92. '93. m) Gmelin II, 359. 360.

n) Palas Reifen I. 393. 394.

0) Oldendorp 1.339, -

.

u and Beſchwoͤrer abgefondert. Di

Pr and vormohls

p) Pallas Reifen I. 369

. 5:3

| ud Prieſter find. "Unter vielen großen Boͤlkern entſtanden neben ben Zauberern auch rieſter; al⸗

Jein-die Verhaͤltniſſe dieſer bopben Staͤnde waren, nd ei in. berfehlebener Laͤnde ſabr amglei- It

und findet jeht noch Feng)

and unter manchen Regern Stett.g,). . DB Bey!

beser-und Piriefier, getxennt ‚blicken, ‚ha beizaäntete man die letzteren ald Öffentlich agggerbnete , ‚ober ‚anerkannte Perſonen, bie,hen. Göttern auf eben. p Urt dienten, wie freue. und erfahme Höflinge ih⸗ ven Fuͤrſten, oder tyeue und orgfäftige Knechte ih⸗ ven Herren dienen. Als Dienern der Götter lag

x - A >

daher ben. Prieftern sr bie. Stetäen ‚der Götter .

zu Heiden, zu ſchmuͤcken, upd,zu geinigen, auf. fie

‚zu tragen, ober gu begleiten, fo oft die Goͤtter ihwe Sige verliegen: die Kleider, ımb den Schmuck, das heilige Geraͤth, und das übrige Eigeuthugs der Götter, unter dieſem befonders die Tempel, und Altäre, gewiſſenhaft zu bewahren: die Gaben und Opfer, ‚die den Goͤtiern erbracht wurben, im Nehmen berfelben, gugnuchmen: hie Gpeifes und Trankopler. guf zine den. Göttern, tzohlgetallige Art ‚suaubagiteng bie, Feiplgunger und, Büßungen, die

Beibete nuhnluhetungen ‚hlenäpfte, uud. Feicrlichtei.· ten ſo he. ap „habrzh ‚Me, Gyabe der Goͤtter gewetznen, oder, fhre.. Ungnade verſoͤhnt |

wer;

g) Oldendorp l.c.

werde: endlich ben 1 Göttern die Anliegen ber Men) ſchen, und den Menfrben ven Willen der Gstter | bekannt‘ zu machen. Unter ben meiften größeren Ä

Nationen eigdeten fi entweder die Zauberer le errichtungen von ober die Pri-fter

nf, 4 erhoben ſi⸗ h langſam uͤber ihre aͤltern Bruͤder, und

riffen die Beſchaͤfte der Zauberer und Beſchwoͤrer . an ſich. Einer, oder ber andere dieſer Fälle trug ſich ünter allen Völkern bes Drients, unter den

-, arfprünglicen Nationen unfers Erdtheils, den |

Galltern, Germuntern, u. f. w ‚unter den Chri⸗

fen des Mittelalters, quch unter ven größeren | Voͤlkern in Afrika und Amerika zur). Es ift meiſtens ſchwer zu beſtimmen, wo die Zauberer ſich ‘allmählich zu Prieſtern erhoben, und mo bie Prie⸗ "fer ihre Vorgänger, die Zauberer nnd Beſchwoͤrer verdrängt, oder unterbräcdt haben. Gelbſt da, wo bie Priefter zugleich Zauberer waren, fonnten fie nicht bindern;; daß nicht meben-ihnen Andere,

fie Feine Priefter waren, bald oͤffentlich, Bald ing |

geheim einzelne Zweige ber Zauberen, ber Beihwds ° |

"unge: und Wabrſager⸗ Kunſt getrieben hätten s). |

an. De manche Völker ſchon in ihrem roheften Zuſtande bie angeblichen Zauberer nicht bloß frage

“Teh, wie man höhere Naturen gewinnen, und vers

-föhnen folle , fondern auch dieſen "Wertranten der

0, VWötter erlaubten, ober aufteugen, Vie ben leBte« 9 ren beſtimmten Gaben und Opfer darzubringen; ſo bdhdaͤrf man wohl annehmen, daß bie” ‚Erhöhung von

ji Keuheꝛcen au Pritern die aͤlteſte, went‘ ehe

. > . - —— = x

r) Cavazei 1,955 et ſq. p. Acoßa V,e,26 4, „) Man f. Acoſta, u, Cavazi ll. &o, '

31

die allgem emeinfte Entftehnngdart de Peieſterihums |

ſey. Es ſcheint nämlih, als wenn unter ben mefs fen Nationen Jahrhunderte Lang bie Haus vaͤter

im Nahmen der Ihrigen, und bie Fuͤrſten im Nabe

men der Volker ven Goͤttern geopfert, und andere gettesbienftliche Handlungen verrichtet hätten: das

“heißt, als wenn bie Hausvaͤter die Priefier ihrer

Familten, und die Fürften, bie Priefter ihrer Voͤl⸗ Ber gewefen feyen, ‘Die erſte und Sornehmfte Pflicht, ‘ober Beſtimmung ber Fürften war allenthalben die

AUnfshrung ihrer Unterthanen im Kriege. Die Ausübung diefer erften und vornehmften: Pflicht

machte nicht felten eine kürzere, oder längere Eut⸗

fernung von der Heimath, oder ben Tempeln ber

väterlichen Götter nothwendig; und hinderte alſo

die Fuͤrſten eben fo oft in ihren prieſterlichen Ber⸗

rihtungen, Damit nun ber Dienft ver Götter über ‚ven Dienften, welche das Vaterland forderte, nicht

- verfäumt werde; -fo ermwählten die Könige Stell⸗ Vertreter ,- melde während ihrer Abweſenheit im

Nahmen des Volks beten, opfern, und andere ‚heifige Handlungen vornehnien koͤnnten. Beveder Vergroͤßßerung don Völkern traten bald, feldft im

tiefſten Frieden, Umſtaͤnde ein, welche bie Bürften,

als Diener ber Götter, wuͤnſchen machten, oder

nörhigten, ſich felbft Gehuͤlfen an die Seite zu ſetzen. Mit dem Fortgange der Macht, der Eultur, und des Wohlfiandes von Mationen nahmen die, Zahl

bee Görter, bie Menge und Pracht von Guben, ib Opfern, don Feſten und Feierlichkeiten mit je⸗

dem Jahre, ober doch mit jedem Menſchenalter zu. Bey dem immer zunehmenden Götterbienft warb -

es den Königen, ober Fürften bald unmöglid, als

lein ale das zu thön, was den Goͤttern im Rah⸗

41 “uud EA. _.

men

———

* . x _ 4 4 —.5

men des Volks geleiflet werben: mafte: ... Sie erb⸗

meten daher Stellvertreter oder Gehaͤlfen an, wel⸗ che ihnen einen Theil der gottesbienſtlichen Ver⸗

wichtungen abnehmen, und an ihrer Statt im Nah⸗ mm ber Voͤlker den Göttern-dienen.muften. Aus

eu leßtern ber beyben angeführten Gruͤnde beftellte figen Romulus ) : aus dem erſten, Numa, Pries fer in Kom m). Man ſchließt gewiß nicht zu kauͤhn, wenn man: vorausſetzt, daß ähnliche Um⸗

Muaͤnde unter allen, oder ‚ben meiſten Völkern bes

alten Orients, anter.ben aͤlteſten Griechen, ende lich unter allen größeren Nationen der neuen Welt,

wo die Könige, ober Fuͤrſten zugleich die erſten

Die⸗

0) Pin, Hiſt. Nat. xVIII. 3. Arnorum facerdo-

tes Romulus in primis inſtitnit, feque duode- cimum fratrem appellavit inter illos, ab Acca * Laurentia nuttiee’ina genitos, [pieea.corens, guae vifta alba enlligeeetur, in -fagerdolio eis

ypro religioh/Emo infgai- data, ‚quae prima,apnd | \

.Romanos fuit eorona ; etc.

0), Dionyſ. I. 64. Livius I, e..s0. .Tum [acer- otibus creandis. animum aljecit; quamquam ; äpfe facra plurima obibat; ea maxime, quae nuine ad Dialem flaminem pertinent, : Sed ??" , quia in eivitate bellicofa pluses Romuli, quam ae fimiles reges putabat fore, iturosque ipfos ad bella, ne.lgcra regiae vicis delereren- . „tar, flaminem Jovi aſſiduum [acerdotem crea- 2erit: änfignemque eum veſte, et curwli regfa Bells. sdornavit, Huic ıduns flamines ‚adjecit, J I gaum, ‚alteram. Qgiriao. ‚Virginegqgue '. „Neflae.keit.. . Saliog item duodecim Marti Gra- divo legit ... Pontificem deinde Numam * tMarchum . . 'exPatribus legit, eique facra - »'* ‚@rbiiiaieitfcröpta eßgnatague.attribuit: ‚quibus - shaliis, quibue diehns, ‚ad quas templa fscra .

‚. ferent. ..-

vo J

| "Unter allen Wölfen waren won jeher die regierenden Familien, unter vielen, felbft die koͤ⸗ vigliche Würde, ‚großen Mevulutiopen unterwor: -

fen. Die Bewohner von Griechenland gehorchten in’ den älteften Zeiten ohne Ausnahme Königen. "Die meiften Griechiſchen Völker wurden, die einen früher, bie anderen fpäter, der Herrſchaft der Koͤ⸗

nige uͤberdruͤſſig, und fthaften daher die Föniglihe "Gewalt ab, ohne deßwegen die bisherigen xegie⸗ senden Geſchlechter zu verjagen, und ihres Vers

'mögend zu berauben. Vielmehr ließ man diefen Fawitien "das Hoheprieſterthum mit allen Ehren: zeichen der verlohrnen Roͤnigswuͤrde: d. h. mit denn Rechte, Purpur und Scepter zu tragen, au m vöffrutlichen Kampffpfelen ben Vorſitz zu äfähren X). Die Römer vernichteten nicht bloß das

Roͤnigthham, ſondern verjagten auch die Familie’

des Ießten regierenden Koͤnigs. Damit aber ber

Diteruſt wer Götter nicht leiden möge, fo ernann:

ren ſie kin Opfetkoͤnig, der’ bie gottesdienftlichen

in Wereldytatigen "übernehmen msfte, welche ſich die

Indem die Griechen and’ Römer ſich aͤngſtlich huͤ⸗

te:

-

„eo ae . r

&)’Sträbg XIV. 938.’ Plut. VII. p. 128.

N \

5) Plutarch nennt den Opferlönig Ic, oyk oaxpu-

peu Livius regem lacrificulum. Lib, 11. c, 2 .. et quia quaedam ‚publica ſacra, per ipläs reges factitäta erant, ne-Ubiubi regam defide- Yumisfit, rVegem'Tacrificntum"creint. ‘Id fa. cerdotium pontsfici fubjeeexs ‚(meradeitus no-

mini honos aliquid.libertati .. ofhceret, .

——428

Diengr-ber Sötte waren, die Beftellang von Prie⸗ ſtern veranlaßt haben... .. . J

324 u)

x > -

un . L ,

"teten, den Göttern und dem Dienſte der Götter

den geringften Abbruch zu thun; brauchten fle zu⸗

gleich ‚die kraͤftigſten Maaßregeln gegen ben Ehr⸗ geiz der Dpferkönige, Beyde Völker machten es zum "ewinen Gefeße, daß die Opferkönige Peine andere oͤffentliche Äemter beBleiden, und hie zum

verfammelten Volke seven durften. Wenn daher "der Mömifise DOpferfönig an den Eomitien gewiſſe

"Opfer verrichtet hatte; fo entfernte er ſich nicht

nn

bloß, fondern entfloh fo ſchnell, als möplih, vom’

VForo, ober bem Berfammlungsplaße des Volks 2).

Unter manchen Völkern blick die, Königpe .. würde unerſchuͤttert, allein die Thronen der herr⸗ ſchenden Geſchlechter wurden von einheimiſchen, . oder. fremdın Uſurpatoren umgeworfen, und die⸗

jenigen, welche bisher die hoͤchſte weltliche und

geiſtliche Macht vereinigt hatten, in bloße Hoher priefter verwandelt. Es iſt allgemein bekannt, daß . die erfien Nachfolger Wahomers unumſchraͤnkte Beherrſcher und zugleich Hohepriefter v aren. Die Schwaoͤche und Weichlichkeit der Ehalifen in Be⸗⸗ dad gaben den Befehlshabern der Tuͤrkiſchen Leib⸗ wachen ven Muth, ‚dp fie die Chalifen von den Herrfcherfigen berbrängten, und ihnen weiter nichts,

als vie boheprieſterliche Wuͤrde uͤbrig liegen Auf.

eine ähnliche Art wurden bie großen Lamas in Thibet, und bie Dairi's in Japan ber hoͤchſten weltlihen Mocht beraubt, und anf ben Befig ber bohenprieſtetlichen Wuͤrde ee a). u

ent

z) Pigt, Le si yay rie ww ayops wa: rin Aeyopsyw

Kouꝝriu rarpioe, iv Jusag s Praha xxra Te x are Duyav sd ayopas · a) Die Vewerspeuen reerden gleich vetiommen,

}

hatte b). » Bey der Werfegung der Eumolpiden

Hein bas Prieſterthum auf keine der bis⸗ her angezeigten Arten entſtanden wäre; fo wuͤr⸗

den Prieſter, als eine befondere Volks s Kiafle unter manden Völkern, durch eine von folgenden -

beyden Urfadyen gebildet worden feyn: entweder dadurch, Daß Gottheiten, welche man vorher bloß in einzelmen Familien verehrte, zu National⸗Goͤt⸗ tern erhoben wurden, ober daß Fürften nnd Ges feßgeber ‚bald gauzen Stämmen, bald einzelnen Gefchlechtern ‚dad Prieftertuum als eine erbliche

Woͤrde ertheilten. Nach alten Ueberlieferungen,

welche die glaubwuͤrdigſten Schriftſteller aufbe⸗

wahrt haben, waren die Eumolpiden ein here

ſchendes, oder doch maͤchtiges Geſchlecht aus Thra⸗ cien, das: ſich zuerſt in Eleuſis niedergelaſſen

nach Athen nahmen die Athenienſer die beyden

Familien⸗Gottheiten ber neuen Bürger als Nas tionals Gottheiten auf, und übergaben ben bishe⸗

tigen Verehrern ber Ceres uub Proferpine das

Prieſterthum diefer Goͤttinnen, weil fie glaubten, u

daß bie Eumolpiden allein den Dienft der Got⸗ tinnen verftä :den, oder dag ihr Dienfl allein ben Goͤttinnen angenehm fey. Kin jeder weiß aus

der häligen Gefchichte, bag ber Gefeßgeber der⸗ | Juden dem Stamme Levi den Dienft ded Jeho⸗

va als eine erblie Wuͤrde verlich, aus Dank⸗ barkeit fuͤr deu Eifer und Muth, womit dieſer

Stamm eine: gefaͤhrliche Empörung im Volke ger ' dämpft hatte. Moſes ahmte nur dad nah, was

ee range | vor tom Irgenb ein Seſchau ber, je |

5) Thucyd, u, e. 16. Mocrates I, p. 158, Paulan.

I 6 3%

x . - . - [4 -

ber, ober Beherrſcher in Aegypten "geihan, und

deſyfen "fortbauernde. Einrichtungen er in biefem

' \ u 7 N

Lande Bennen gelernt hatte. Die Örganifation des Priefter s Drbens in Hinboftan war ſchon feit Juhrtauſenden dem Priefter s Orben in Aegypten, und meter ben Juden fo aͤhnlich, daß man noths. wendig eine gleiche Entfichungsert vermuthen muß.

Auch unter. anderen Bölkern trifft man Bey⸗ ſpiele an, daß entweder bie Nationen ſelbſt, oder Berem Beherrſcher einzelne Familien ausfchließlid

J

zum Dienſt gewiſſer Gottheiten beſtellten. Da

bie uͤbrigen bald nachher vorkommen werden; fo führe ich hier bloß folgende® an: In Mexico hatten gewifle Familien bad Recht, die Priefter . des Getes Vimilipusli ber Meike nach herzu⸗ geben. Weunn dieſer Gott außer den augeſtamm⸗ ten Peteftern noch andere brauchte; fuchte man

, dergleichen durch freye Wahl unter ben Dienern

ber. uͤbrigen Götter ans, ober man beförberte

ſolche, die won ihrer erfien Kinkheit: an dem Diens fe des Vigiipusli waren getveiht twerben.c).

And ben verfchiebenen Entfirhungserten bee

Prieſterſtandes kann man es am beſten erklaͤren,

warum bie prieſterliche Wuͤrde unter einigen Voͤl⸗

kern erbli, unter den meiften hingegen: nicht -erhs lich iſt. Die Erblichkeit der Priefterwürbe iſt

ba am feftefien gegründet, mo nad) einer alten. usb allgemeinen Meinung ded Volks die Priefter entweder Leibliche Nachkemmen von Goͤttern, oder wenigſtens von ber Gottheit felbft zu ihrem‘ Dien⸗

| fie «) Acofla V, 6, IPRFTER nr

I:

- 5:3

fe beſtellt werben find. In den känbeom;. in wil⸗ des das Prieſterthum nicht erblid, war, wurden

die! Priefter bald von den Koͤnigen, bald von dem

Voruehmſten des Volks, bald Yon dem Volke

ſelbſt, und. bald endlich won den Prieſtern erkoh⸗

ren. Die Könige waͤhlten bie Prieſter unter eis len ben Nationen, mo bie Könige uuſproͤnglich bie einzigen. Hohenprieſter geweſen waren, oder das Moheprieftertkum, wenigſtens deſſen Vorrechte an ſich geriſſen hatten. Der erſte dieſer Faͤlle

fand im alten Rem zur Zeit ber Rönige, der auu⸗

dere im ſpaͤtern Rom zur Zeit ber Imperatoren

Statt, Es war natürlich, dag die Könige, wel

he die Prieſter als ihre Stellvertreter nad Ger huͤlfen zuerſt .eingefeßt hatten, aud in ver Fo

. fortführen, ober bad Met behielten, bie: Diener der Goͤtter zu ernennes. Eben fo natuͤrlich war

es, daß nicht die Koͤnige, ſondern die Vornehm⸗

Ä | ſten des Wolks die Diener ber Goͤtter ermählten,

u en "

y .

wo entweber die Optimaten die hochſte Gewalt

beſaßen, ober wenigſtens die Fuͤrſten nicht ohne die

Zaſtimmung berfelben vornehmen durften, wie in mehreren Kömigreichen ia Afrika, nahmentlich im Iſſiny. St dem Könlgreiche Iſſiny ift außer bew Zauberern und Wahrfagern nur Ein Priefter vors handen, deſſen Hauptderrichtung darin beficht, daß

er bie oͤffentlichen, oder Volks⸗Fetiſchen macht, oder beſtimmt d). So bald ein ſolcher großer

Fetiſchen⸗ Macher ſtirbt, ſo ruft ber Koͤnig die

Wornehmſten ſeines Reichs zur Wahl des Nach⸗ folgers zuſammen. Der Erwaͤhlte wird mit dem

Zeichen ſeiner Wuͤrde, naͤmlich mit einer großen

Men⸗

3) Loyet p Ze En

., 538 ' Tuer Menge von Fetiſchen dehangen, und im ganzer, | Lande umhergefuͤhrt. Das Bolk ſelbſt wählte.

die Prieſter in allen‘ tänbern, wo es von Anker giin an die. hoͤchſte Gewalt gehabt, ober die hoͤch⸗ fig Gewalt den Rönigen und Optimaten entriſſen hatte: wo es alfo nicht bloß Geſetze gab, Krieg

und Frieden beſchloß, fondern auch feine vornehm⸗ ſten Beamten erkohr: zu welchen letzteren bie Diener der Goͤtter gerechnet wurden. Im freyen Rom hing, wie in den Griechiſchen Democratien,

- die. Wahl ber vornehmften Priefter, von dem Willen ded verfammelten Volkes ab ec) Selbſt in Democratien aber entfogte das allgemwaltige

Bolk feinem Recht, die Diener und. Vertrauten.

b, der Goͤtter zu wählen, wenn man bafjelbe uͤber⸗ redyn Eonnte, dag zus Wuͤrde ſolcher heiligen Pers

ſonen Kenntniffe und Fertigkeiten erfordert wuͤr⸗ "den, welche nicht die Layen, fondern nur die Dies. wer und Vertrauten der Götter ‚beurtheilen koͤnn⸗ sen, Eben das Römifche Volk, welches den Pons tifer Marimus und die übrigen vornehmſten Prie ſter frey wählte, gab zu, daß bie Auguren nur von Auguren erfohren würben f). So fer ad bie Alts Europaͤiſchen Völker fhon zu den Zeiten des Caͤſar und Tacitus in Rürkfipt.ibrer Vers - faffungen. von einander akwichen; fo flimmten doch alle, ſelbſt diejenigen, welche ihre‘ Fuͤrſten, oder - ihre Heerfuͤhrer und oberfien Richter frey waͤhl⸗ |, ten,.barin überein, daß Priefter nur von. Prie:

u ſtern koͤnnten unterrſchtet, gepruͤft, gewaͤhlt pr es

x Pr;

| e) Saabertus de lzeriieli⸗ c. 6. f) Cic, de Leg. II. 10, 18, _Saubert 1 e.

»

529

befördert werben ). In Gallien und Britan nien war bie. Meinung von der Weisheit der Druis den fo groß, daß freye, edle, und felbit erlauchte Juͤnglinge fih gefallen ließen, manche, biöweilen . zwanzig Jahre in einem Zuſtande Yon Vorberei⸗

tung, oder Süngerfchaft zuzubringen, um nur in -

den Stand. der Priefter aufgenommen zu werben, Gewoͤhnlich flieg man, wie es ſcheint, dem Alter nad) von ben unterften Stufen zu den höheren bins

auf. Wenn fih um die Würde des oberften Druis

ben Mehrere von gleichen Anfehen bewarben; |

ſo entſchied bie Stimmen s Mehrheit ber Druiden,

bisweilen aber die Gottesprobe bes Zweykampfs A).

Das Vorrecht ber Druiden, fich felbft zu ergäns

zen, hatte einerley Grund mit ben Anmaßungen . der. Jongleurs unter vielen Americanifhen Voͤl⸗ tern, ihre Nachfolger, oder künftigen Amtsbruͤder prüfen, unterrichten, und feierlich einweihen zu koͤnnen. Die Ehriften waren nicht bloß zu verſchiedenen Zelten, ſondern find auch jeßt noch in verſchiede⸗

nen Ländern in fo verſchiedenen Lagen, baf ihre

Priefter bald von dem Wolfe, oder den Gemein - ben, benen fie vorſtehen follen, bald Don Königen _ und Fuͤrſten, bald von den Optimaten, unb bald

0 a von

g) Tacit. de Mor. Germ. c. 7. 11. Caeſar de bello Ganic. VI, 13. 14 | |

A) Caelar. 1. c. . His autem omnibus Druidibua, praeeſt unus, qui fammam inter eos habet auciöritatem, Hoc mortno, Gi quis ex reliquie

. ‚excellit dignitate, [uecedir: aur fi ſunt plures pares, (ufragio Druidum allegitur. Nonnun-.

3

. ' “0 , : quam etiam armis de principatu contendünp, J

.. ‘” . } " " ' gL{ {| - - 2

1

se _

von ihren eigenen Amtsbruͤdern und Worgefeßten ermählt wurden, und eswählt werden.

Ich zeigte kur; vorher, daß bie Zauberer ſelbſt unter deu roheſten Boͤlkern fich entweder

beſtaͤndig, oder werigſtens während ihrer. Amts⸗

Verrichtungen durch befonbere Kleidung und Schmuck unterfchieden. Meine Lefer werden fich ferner er»

innern, daß unter allen nur einigermaafien gebil⸗

beten Natioren ein Jeder, der ſich den Goͤttern, ihren Tempeln, Statüm und Altären nähern wolls te, fish forgfältiger reinigen, und anders kleiden mußte, al& er im gewöhnlichen Seben, und unter

feinen täglichen Verrichtungen nöthig hatte. Aus.

biefen Almftänden allein kann man ſchon vermus then, was. auch bie ganze ältere und neuere Ges

ſchichte Ichtt, daß bie Diener der Goͤtter ſich nicht

weniger, als bie Diener der Fuͤrſten, durch Wohs

sung, Kleidung und Pu, befonders burd ihre

‚ganze Art zu leben, von den Lapen, ober Nichts Prieſtern andzeihneten. Freylich fanden unter ben Dienern der Goͤtter aͤhnliche Unterſchiede, wie unfer den Dienern ber Färften Statt. Die Einen dienten ben Göttern ohne Unterlaß; und biefe Aurften ſich alfo nie Von den Tempeln entfernen, auch Teine andere Aemter und Gefchäfte übernebs men, Manche Priefter hingegen hatten nur zu gewiffen Zeiten Verrichtungen; und folden Prie:

ſtern wax e8 daher erlaubt, dem Waterlande fo

wohl im Frieden, aͤls im Sriege zu dienen. . Dan nahm allenthalben an, daß bie Diener ber’ Götter wicht weniger, als die Diener der Fuͤrſten belohnt werden müßten; und man wies ihnen baher biefe Belohnungen entweder aus den Cinkünften ber

Tem⸗

7}

Tempel an, ober mah verpflichtete bie Verehrer

der Götter, .daß fie den Dienern derſelben ihre

Verrichtungen vergelten muſten. Unter eiyigen

Völkern glaubte. man, daß diejenigen, welche ſich

dem Dienfe der Götter rinmahl gewidmet häbs ten , in biefem Dienſte bis an ben Tod beharren müßten. Anderswo fand man es natürlicher, daß man dem Dienfte der Gdtter, wie dem der Fuͤr⸗ ſten gu jeter Zeit entfagen, .fo wie: die Goͤtter und Fürften ihre Diener nach Belieben entlaffen koͤnnten. Kinige größere Mativiien machen vom

der fonft allgemeinen Denkart der Menſchen über

ben Dienft und die Diener der Goͤtter merkwuͤr⸗

dige Ausnahmen, Die Priefter der Sintes⸗Re⸗ ligion in Japan unterfheiden fi von 'den Layen

gar nicht, weder in ihrem Aeukern, noch in Ihrer

Art zu leben, oder in ihren Befchäftigungen ).

Auch in dem nenen oder Mahomedaniſchen Perfien iſt das Prieſterthum mehr ein Gewerbe, als ein Amt, ober .eine heilige Würde. Die Mollas

No ' a L_ ou - . _

Un. Alaay | z

dee Perfer werden weder geweiht, voch feierlich

eingeführt 4). Wer fih dem priefterlichen Leben wibmet, fängt damit an, daß er fi ein bes chei⸗

5h Raͤmpfer lc k) Chardin II. 295. Aint le NMiniſtere ecciößie.

ftique eſt une rofeffon, non unofliee, ches‘ _

les Mahometans, On ne lacte, ni.n’infalle- les gens d’Eglile; et ils n’ant point de caractere, comme nous difons, ni ne font point obliges de plus 4 en fuivre la profellion toute léur vie, mais chäcun Is. quitte, comme bon luk fembie.

$le

. zuruͤckkehren, wann es ihm beliebt.

s33

ſche idener, ale Andere. Fleibet inbem er einen weiſſen Turban und ein Gewand: von Camelot an⸗

legt: daß: er fleißig ſtudiert, Unterricht in ben

Häufern g bt, ſich vor allen Aergerniſſen huͤtet, und eine - Wallfahrt na Mekka, odrr einem ans

deren berühmten Gnadenorte macht. Nach dieſen Vorbereitungen braucht einer nur mit eiuigem Bey⸗ fol in Caffeehaͤuſern und auf oͤffentlichen Plägen

. zu predigen, oder fein Gebet pünctlich in den Mos⸗

Feen zu verrichten, um entweder aus dem geiſtli⸗

> den Öute eine Penfion zu erhalten, ober bey einer

reichen Moskee angeftellt gu werben. Wenn ein

angeſtellter Molla feiner Verrichtungen uͤberdruͤſſig

wird, oder ſein Gluͤck auf eine andere Art beſſer Ni machen glaubt; fo kann er in die Layen-Welt

Die Vorrechte, die Macht, und das Anſehen von Prieftern waren unter verfchiebenen Völkern, und fo gar unter benfelbigen Nationen zu vers

ſchiedenen Zeiten ſehr verſchieden. Am groͤſten wæaren ſie in den Laͤndern, wo bie Prieſter nicht

bloß Vorſteher der Religion, und nicht ſowohl Diener der Götter, als felbft lebende Götter war zen, weil man fie entweber für- Beſitzer und Er⸗ ben göttlicher Geifter, ober für Iciblihe Nach⸗ kommen und Mepräfentanten von Rational » Gott: heiten hielt. _ Aus beyben Gründen erweifen bie Kapanefen ihrem Dairi; ober Hohenprieſter götts

liche Ehre. Sie glauben von dem Dairi nit

bloß, daß er ein leiblicher Nachkomme bed Get» td: Tenfiodai, fonbern auch der Erbe feines goͤtt⸗ lichen Geiſtes, ober feine gotlichen Eigenſchaften

ſey

—8

. 0.933 fey I). Als Erben göttlicher Geiſter betet man fo wohl den Bogdo » Lama. und die Kutuchten der Salınylen, als den Dalai⸗Lama in Thibet in der _ Mongoley, und felbft in China an m). Gleiche UAnbetungen bezrigte man -vormahls den Intas in, Peru, den Haͤuptern ber Natchez, und derer von Bogota ald Kindern ber Sonne, . und al leben⸗ den Stellvertretern diefer -Rasionals Gottheit 2). In Peru, fagt eif berühmter Geſchichtſchreiber, war bie ganze Verwaltung auf Religion gegründet 0). Der Inca erfhien feinen Untertsanen nicht bloß ale Geſetzgeber, fondern auch als Gefandter bed - Himmels, Seine Befehle wurden nicht bloß ald . Gebote eined Obern, fondern ald Gebote ber Gotta beit betrachtet... Das Seſchlecht der Incas war hochheilig, und damit es vor aller Vermiſchung mit weniger eblem Blute bewahrt werbe, ie

: DD Rämpfer 1. 194 © Die Urt, wie rer Dairi ver⸗ ehrt ».rd, habe ich ſchon im erfien Wande 336. ' 337 ©, erzähit. Ze Be

m) Weber die Anbetungen diefer Hohenpriefter im oͤſt⸗ lichen Aßen f. den erſten Baut J. c. und ron du Walde IV. 51, ı02. 1923. 573. 576. 76. Muͤllers Sammi. Huf. Sich. I. 124. 25. 438 IV.azı und for les Ofiiskes m 2% Bunde cr Voy au Nord 425. . Relation de la Grande Tartarie p. 78. 10% 108; 106. Lepechins Rein 4. 279 Pallas Beytraͤge L 207. 20% 218. 917. Pallas .Kıen L 339, 958. Seibſt Stewart uno Turner füs ‚gen zu den Nachrichten dieſer aiteren Schriftſteller ‚nichts neue& von Dede ıtung hinzu.

\ - 7) Robertfon’s Hif, of Americk Il, 1235, 194. mi. | 195-195: Basler Ausgabe, * | - o) Robertl, hc.

-\

Te

cheten· d die Eohie bes erften Inca ihre eigenen.

Schweſtern. Auch ward in ber Folge Feiner zum

Zhrone zugelaffen, der nicht in gerader Linie von

ben erfien Sonnenfohne abſtammte. Aus diefen

Morkiellungen floß die unbegraͤnzteſte Wacht aus, welche jemahls ein Volks⸗Beherrſcher befeffen hat,

Weil man die Befehle des Fuͤtſten ale göttliche

Veſchluͤſſe anſah; fo betrachtete man Die geringfte Widerfetzlichkeit nicht bloß als Ungeborfam, fons

dern als Verbrechen ber beleldigten göttlichen Mas eflät, Blinder Gehorſam warb heilige Meligionds

flicht, und die tiefſte Knechtſchaft, Unterwerfung unter ben Willen der Gottheit. Um ihre‘ Ehr⸗ furcht gegen bie Ineas, ale höhere Wefen, zu ers kennen zu geben, erſchienen bie Groͤſten bed Wolle

tor ihren Behervſchern nicht anders, als mit. ſchwe⸗

ren: Laſten auf den Schultern, welche Laſten aus beuteten, baf fie Yon ben Ineas, und um der ns

eas willen gern alled dulden, unb übernehmen

wollten. Die Intas hatten mie GSewelt voͤthig,

um.ihre Befehle vollziehen zu laſſen. Ein jeder koͤniglicher Bedienter, der nur eine Schnur aus

bem heiligen Hauptſchmuck der Jucas in der Hand hatte, konnte von einem Theile bed Reichs bis

. zum andern dad Leben, die Kinder und die Guͤ⸗

ter bey Unterthanen nehmen, . akte- den: geri often

Widerſtand zu finden. Alle Verbrechen und Ver⸗ - Behjungen wurden, die leichteren, tie: bie ſchwere⸗

ren ohne Vinterfihieb mit vem Toede gefträft, weil n bie Sehlenden ald Mebertreter und Veraͤchter

Stiller Gebote anfah, - Die Religion hatte in - Den, unter ten und denen Yon Vo—⸗ i

nfluß. auf das Ynfes

gora einen nicht geringen

‚hen der Beherrſcher und bie Untenalrfgte —*

_ Pr EEE

| = 538 Unterthanen; allein fie allein wirkte ſchwerlich fo

allgewaltig, als Robertſon fi einblldet. Man

hieit Die Hohenprieſter in Japan, in Thibet, und in der Mongoley nicht bloß fuͤr Machkommen von

Göttern, ſondern fuͤr lebende Gottheiten, fie dſe

Beſitzer von himmliſchen Geiſtern. Selbſt diefe GSöttlichkeit aber ſchuͤtzte fie nit gegen ale bie Gefahren, ' denen: and; andere nmimfchrändte Ber herrſcher ununterworfen find.‘ Die angebeteten Hohenprieſter wurben. häufig richt blog Ihren werk lichen Macht beraubt, fondern auch verjagt, ents

ſetzt, und fo gar umgebtacht. |

Die Brahminen der Hinduͤs geben vor, daß fie aus: bem Haupte, bie übrigen Caſten hinge⸗ gen nur aus dem Rumpfe, so den Fuͤßen bed

Brimda entſtanben ſeyen. Faft alle Befäyreiber -

von Hindeſtan find geneigt, die Vorrechte und

Vorzüge. der Brahminen vor ben Abrigen Caſten

ber Meinung von dem höhern Urfprunge derſelben zuzueignen 9). Ich trage Bebenken, diefem Ur:

theile beyzuftimmen, Das Vorgeben eines höhern

Urfprungs Bonnte nicht eher eutfichen, als nach⸗ bem bie Brahminen ihre anerfannten geſchlichen Vorrechte erlangt hatten. Wenn der Wahn vor

einem hoͤhern Urſprunge jemahls von einigem Eins

fluſſe war; fo war. ed nur fo lange, als Brimha für einen der großen Natioml⸗Goͤtter ber Hindus

gehalten wurde. Das: Rad der Brimha hat

Yange aufgehört pp), und die Meinung alfo, aus

feinem Haupte entfprungen zu feyn, kann me |

p) Dow Preface und Tennant 1. 175 et fg. p.

pr) Man fi die Unterfuchungen über die Mofterien,

536 ——

lich jetzt nech etwas Bebentendes zu dem Anfcheh ber Srahminen betragen. Die wahre. Quelle ihrer Vorzüge und Vorrechte ift eben diejenige, aus welcher die Driefter in- Yegupten , und bie Leviten . .ngter den Juden bie ihrigen erhielten: . ber . Wille irgend eines Religions, Stifterd, oder Gefeßges -

ders, der fid) einen mächtigen Stamm dur bie.

Ertheilung außerorbentlicher. erblicher Praͤrogati⸗ Ben verpflichten, und. ihm zualeih feine Danfbars keit fuͤr große erwiefene Dienſte begeugen wollte.

Die Prieſter in Wegupten q) machten bie er» ‚fte, oder vornehmſte der Gaften. aus, in welche bad Aegyptiſche Volk eingetheilt war. Die Prie⸗ fter : Safte beſaß den dritten, ober body einen wich⸗ tigen Theil ber tragbaren Länberenen, ohne davon die geringften Abgaben zu entrichten. Andy erbielt fie außer ben Einkünften der Itegenden Gründe sägiich eine unfäglide Menge von Speiſe⸗ und Trank⸗ opfern : weßtwegen. Herodot es als einen ber gros Ben Vortheile der Priefter'anführt, daß fie für ih⸗ gen, Unterhalt gar nichts aufzuwenden ‚brauchten, fondern alle. Arten von genteßbarem Fleiſche im Ue⸗ berfluß hätten. - Wahrſcheinlich zerfiel die Pries fter: &afte, gleich den übrigen, in mehrere Unter: Caſten, und eine jede dieſer Unter : Eaften war. auf gewiffe Werrichtungen befchräntt, die vom Wa: ter auf Sohn forterbten. Eine ſolche Erblichkeit von Verrichtungen in den en prieſterlichen Unter⸗ 33 en

) Man ſ. Herod. u 37. 164 - 168€. Strabo xvii. 1138 et ſq. p. Diodor. I. 86. 87 Plutarch. VII. 391 et c* p. Schmidt de ſacerd p. 10- ‚80 et ſq. J

0087

fien Tann man ſchon allein begmegen annehmen, |

weil Herodot berichtet, daß den Prieftern eines jeden Gottes, oder Tempels ein Hoheprieſter vors fiehe, und wenn biefer fterbe, daß aldbenn ber

Sohn dem Vater folge vr). Der gröfte Theil ber Männer und Juͤnglinge, die zur Priefter- Caſte nebörten, war wirflih im Dienfie ver Götter. Die Zahl der Priefter in Argypten mufte die Zahl der Priefter in Griechenland ohne Vergleichung

übertreffen, ba Herodoi es ald etwas auferors

dentliches ermähnt, daß einem jenen Aegyptiſchen Gott nicht Ein, -fondern tele Prieſter dienten.

Diejenigen Mitglieder der WPriefter s Eafte, die

nicht im Dienfte der Götter angebracht werden konn⸗ ten, befthäftigten fich entmeber mit der Berwals tung der prieſterlichen Güter uud Einkünfte, ober tie dem Leſen und Abfchreiben ber priefterlichen Schriften, ober mit dem Unterrichte der Tugend, oder mit der Heilung von Krankheiten oder end⸗

lich mit öffentlichen Angelegenheiten. Go mie. die -Priefter bie einzigen Lehrer und Erzieher der Koͤ⸗ niglichen Prinzen waren; fo waren fie auch bie

einzigen, oder vornehmſten Rathgeber, und Beam⸗ ten der Könige. Wenn Könige nicht in dem Sinne ber Prtieſter regierten; fo färzten diefe bie Erſte⸗ ren nicht felten vom Throne „und erhoben bagegen

Andere, ſelbſt ans ter Prieſter⸗ Caſte. Die

Prieſter⸗Caſte allein gab Richter und Aerzte, Sterndeuter und andere Wahrfager, Zauberer und Beſchwoͤrer her. In ben beyben erſten Eigenfchaf: ten waren die Mitglieder der Prieſter⸗ Cafte Her⸗

ven über das Sehen und Vermögen, über bie Ehre

und

_ 1.37. | 0.

I x

FE a on und Fregheit der YWegnptier. Fu den übrigen hat⸗ ten fie bie maͤchtigſten Leidenſchaften ven Vorneh⸗ men und Geringen in ihrer Band; und es warb ſchwerlich irgend eine wichtige Entfchließung gefaßt,

oder Unternehmung angefangen, zu welder Pries

ſter nicht mitgewirkt hätten. Die Uegsptifchen Prieſter fühlen die Macht, uud das Anſehen,

welches ihnen ihre Befigungen, und Einfünfte, ihre '

Aemter und Verrichtungen verfehafften, noch durch eine gewiſſe Heiligkeit des ‚febens, und durch bie Ehrwuͤrdigkeit ihres Aeußern zu erhöhen. Gie trugen . Feine anbere Kleider, ald Yon Aegypti⸗

ſcher Leinwand, und Feige andere Schuhe, ald von -

Boblos, oder Schilf. Sie foren alle brey Tage |

den ganzen Leib, damit ja nichts Unfauberes daran bafte; und wuſchen ſich nicht nur an jedem Tage zwey Mahle, ſondern auch eben fo. oft in jeber Macht: Sie enthielten fih von mehreren animalis ſchen und vegetabtlifhen Speifen, bie für unrein geachtet wurden; doch entſchaͤdigten fie fi. für

dieſe Entbehrungen dadurch, daß fie Wein

tranken, ungeachtet der Wein kein einheimiſches

Gewähs war. Indem Herodot ber. viermahligen

täglichen. Waſchungen ber. Aegyptiſchen Prieſter ers waͤhnte, feßte er hinzu, daß die Prieſter noch uns

+

zaͤhlige andere beſchwerliche Gebraͤuche hätten s).

Allen Anfehen nach war der Dienft ber Aeghpti⸗

ſchen Prieſter eben fo zafammengefeßt, und laͤſtig,

als der ver Indiſchen Brahminen, Wo—⸗

| DD“ 37.1. eAdug Ta Ipyanuıng puping swireissn, wc BIa5V A0Ym. - £ u

-

N

I

_ —W 339

Moſes vichtete "den Prieſterſtand unter der

Jubden unlaͤugbax nad) dem Muſter bed Negypti ſchen eine), Er ertheilte einem ganzen Stamme,

der zu feiner Zeit über 22000 Perſonen männlis then Geſchlechts enthielt, das Priefterthum als

. fine erbliche und ausſchließliche Würde. Da er in der Wuͤſte den Leviten wicht ſolche Laͤndereyen ans

weiſen konnte, dergleichen die Prieſter in Aegypten hatten; ſo ſchenkte er ihnen dafuͤr den Zehnten al⸗ les deſſen, was die Heerden, und kuͤnftig die Aecker

und Weinberge ber Ifraeliten bringen wuͤrden.

Durch dieſen Zehnten erhtelt ein einziger Levit, ohne die Arbeit und Koſten des Ackerbaus, fuͤnfmahl fo viel, als bie mit der Hand arbeitenden Sfraelts ten einerndteten. Meberbein gad Moſes ben Levis

ten alles Berbannte,. nub Gelobte, das Loͤſegelb

ber Erſtgeburt, einen beſtimmten Antheil nicht nur au jedem Opferthier, fordern auch an allem uͤbrigen

Viehz, mas geſchlachtet wurde: endlich die Erſt⸗· linge der Fruͤchte, welche im Durchſchnitt ben. ſechs⸗ zigſten Theil der Erndte betrugen. Selbſt vie Ar⸗ beiten, welche Moſes den Leviten fuͤr biefe unvers haͤltnißmaͤßigen Einkuͤnfte auflegte, waren eben:

fo viele ehrenvolle Praͤrogativen, bie in Verbin⸗ ‚bung mit den einträglihen Rechten bie Leviten zu einem arblichen, uͤber das ganze Bulk hervorragen⸗

ben Adel machten. Das vornehmſte GSeſchaͤfft der Leviten war der Dieuſt bed Jehova, ober ber

Dienſt der Stiftshuͤtte, ſpaͤterhin des Tempels und bed Altars. Diejenigen, welche zum Dienſte des Jehoya erkohren wurden, machten theils ben

2

m Qutram I, 0. 4; p. 4. migeelis Mol. N L . 197:157 ©

on,

Hoef, theils die Leibwache des Gottes der Wäter, .

. und feiner Wohnung aus. Als’ die Hoͤflinge und

teibwädter bed Jehova Iagerten ſich die Leviten beftändig um die Hütte des Stifte, und als folde

wuften fie, mie die Höflinge und Trabanten der

Morgenlaͤndiſchen Könige, ohne Zehl, oder. ohne alles leibliche Gebrechen feyn u). So zahlreich auch die Dienerſchaft des Jehova war; ſo konn⸗

ten doch nicht alle Leviten, als Prieſter angeſtellt

werden. Moſes ſorgte daher für bie uͤbrigen Le⸗ viten auf eben die Art, wie die Urheber der Ver⸗

faffungen in Aegypten, und Hinboftan für die nichts . |

prieftenlihen Mitglieder ber. erften Caſte geforgt hatten. Cr beftellte nämlich die Leviten nicht bloß zu Dienery des Jehova, ſondern;auch zu. Huͤtern,

Leſern, und Auslegern der Geſetze: zu Schreibern Mad Richtern: zu Aerzten, und Aufſehern uͤber

Maaß und Gewicht. Als Schreiber wurden die

Leviten in allen Privat s und öffentlichen Unter

handlungen eben fo unentbehrlich, und wichtig; ale

die Chrifilichen Geiftlihen in ben Jahrhunderten

des Mittelalters, wo die Kunſt zu fehreiben beys

\

nahe ein ausſchließliches Geheimniß der. Diener -

- ber Kirche war. Moſes ſetzte den Mohenpriefter

nicht bloß dem Michter an die Seite x), ſondern ordnete ihm fo gar den oberfien Feldhern Joſuas

‚auf eine gewiſſe Urt unter y). Wenn weder ein

. Richter , noch ein König in Iſrael war, ſo ward

ber Moheprichter dad Haupt bed ganzen Wolke,

und übte bie hoͤchſte meltliche, wie die hoͤchſte geifl-

. liche WED Moſis 41. v. 17 u. f. x) 5. B. M. XVII. ia. | 9 HB M. xxvii. ar.

|

—n ——7 2—

341

Le Macht aus. In ſpaͤteren Zeiten machte man

den Tempel des Herrn zu einer feſten Burg, und zu einem Waffenplatze, to unter andern die Vers ſchwoͤrung gegen die Koͤniginn Athalja von dem

Prieſter Jojada entworfen, auch mit Huͤlfe ber

Seiten gluͤcklich angefangen, und ausgeführt

wurde z).

Mit den Brahminen der Hindus verhielt es

| ſich ſchon ſeit Jahrtauſenden eben ſo, wie mit den Prieſtern in Aegypten, und unter. ben Juden.

Die Brahminen bilden die vornehmſte Caſte ihres Volks, die felbft vor der Eafte ver Fuͤrſten, und

edlen Krieger viele und große Vorrecdhte hat. Die wichtigſten Vorrechte der Brahminen vor den Fürs fen und Edlen beftehen barin, baß fie allein den - Göttern dienen, auch allein die heiligften Schriften

leſen dürfen, und in Unfehung ihrer Perſonen uns deriehlich find a). Man kann Brahminen, bie große Verbrechen begangen haben, ber Freyheit,

‚und bed Geſichts berauben. Man barf fie fo gar. verſtuͤmmeln, aber ihnen unter keinem Vorwande

bad Leben nehmen, weil daß Umbringen eineſß Brahminen für eine der fuͤnf großen unerlaßlichen

Suͤnden gehalten wird. Die Brahminen brauhen _ dieß Vorurtheil von ihrer Unverletzlichkeit nich

nur dazu, ſich die Bezahlung gerechter Forderun⸗

gen zu verſchaffen, ſondern auch manchmahl, um

die unverantwortlichſten Erpreſſungen auszuuͤben. Sie ſetzen ſich nämlich den Haͤuſern von Vorneh⸗ men und Reichen gegenuͤber: mit der Drohung, zu ſterben, wenn man nicht ihren Willen thue. —* a in⸗

2) 2. B. der Könige XI.

a) Rogers I, 2. |

342 Zn —— | u

Hindus opfern alles anf, um. N. efi ſolches unerſetz⸗ |

liches Ungläd abzuwenden. So greofi die Gdhuld . ift, welche man durch die Beleidigung von Brahs minen auf ſich ladet; ſo groß ift das Verdieuſt von Wohlthaten, die Brahminen erwiefen werden, Mer für einen Brahmin fein Leben aufopfert, . Fommt augenblickiich in das Paradies; und alles übrige Gnte, was man ben Brahminen erzeigt, wird yon Ben Goͤttern angefehen, al& wenn man eg Ihnen ſelbſt erwiefen hätte db). Die vornehmfte Beſtimmung der Brahminen ifi der Dienft, den fie

ben Göttern, ober in den Tempeln, und bey dei Altaͤren dee Gotter zu leiften haben. Der Göts terdienft in großen Pagoden erfordert eben fo viele Menfchens Hände, als der Dienft in ben Pallds

ſten großer Beherrſcher. Es gibt, ober gub wes nigſtens vor nicht gar langer Zeit Pagoden, in - welchen 40000 Brahminen zufammen wohnten. Eine fo zahlreiche Dienerſchaft der Götter macht außerorbentlihe Einkuͤnſte nothwendig. Es war | eine Zeit, wo man den Brahminen nachfagte, daß fie den dritten Theil aller Einkünfte. des Landes | zögen dd). Wenn auch die Reichthuͤmer ber Indie | ſchen Prieſter feit einigen Menfchenaltern um .vies | „led geſchmaͤlert worden find; fo bleibt es doch im⸗ mer wahr, daß die meiſten, beſonders die be⸗ ruͤhmten Pagoden weitlaͤuftige Beſitzungen haben, und daß die Vedams es den Fuͤrſten zur Pflicht machen, die Pagoden, und ihre * reichlich |

8 0144

U

) L. c. u. c. 5. 6; auch Tennant J. 175. et X r | .) 1,6, wagen

EEE Zu Ze 343 zu begaben d). Außer den Pachtgeldern oder ©rundzinfen von Länderenen heben die "Brahminen

meiftens Zölle won mehreren eingehenden, ober ausgehenden Waaren, auch. andere Steuern, nahs

.mentlich fünf von jedem Hundert ber Mitgaben,

ober Ansftattungen von Bräuten ©). Wenn alle biefe Hölfsquellen zum Unterhalt ber Brahminen sicht hinreichen, ‘fo brauchen fie das ihnen zuſte⸗ hende Recht, Allmoſen zu fordern, bie ihnen nicht. verweigert werben dürfen. Das Recht ber Brahs minen zu fordern, und die Pflicht der Layen zu geben, iſt fo volfommen daß Manche der Erf ren, befonders die fo genannten Gurus, felde Hindus, die ſich zu ben verlangten Gaben nicht

verſtehen wollen, durch Schläge miffhandeln, ober

ihnen das Geſicht mit Koth befhmieren, und fiein

eine niedrigere Caſte hinabſtoßen F). Die Brah⸗ minen, die nicht zu der Dienerſchaft irgend einer

Pagode gehoͤren, beſchaͤftigen ſich entweder mit dem Unterricht der Jugend, oder ſie treiben Handel,

‚oder üben die Arzneykunde, ober laſſen ſich als

Schreiber, oder als Geſandte, und Raͤthe von Fuͤrſten brauchen. Man behauptete ſonſt, daß die

| Brahminen weder Koͤnige, noch Feldherrn ſeyn dürfteh Fa) Allein die Peiſchwas ober Haͤupter

l

der

d) Sevagi, Haupt der Maratten, ſchentte den „. Brabmiren fo viel. Gold, als er ſchwer war. Hi- Barical ‚Iragments p. 60,

a4)—- Tennant II. 201. f) Leitr. Edif, XIII, 144. &) Sonnerat Lı1 ©,

. er

\ 544 " m u J

ber Maratten waren ohne Ausnahme Brahminen 4), und in ben leßteren Zeiten fehlte es auch nicht au Beyſpielen, daß Brahminen ald Feldherren, oder

- Anführer in ben Krieg gingen, und Schlachten lies ferten. Kein Brahmin barf fidh zu irgend einem Handwerk, und noch weniger zu knechtiſchen Diens

ſten, felbft bey den mädhtigften Fuͤrſten, berabs

laſſen. Auch der aͤrmſte Brahmin, der ſich gluͤck⸗

lich ſchaͤtzt, als Schreiber bey einem reichen, oder

‚vornehmen Hindu anzukommen, vergißt ſich nie ſo ſehr, daß er mit ſeinem Herrn und Wohlthaͤter,

‚und wenn er ein Raja der Rajaͤs wäre, am einer. Tafel fpeisten. Xhäte er ed, und es würbe be: > kannt, fo wäre die umausbleibliche Folge danın

biefe, daß er aus feiner Caſte geſtoßen, und ber

großen Vorrechte feines Geburtsatel® beraubt

würde 5)...

Hindus von allen Caſten ergoffen fich vor uns denklichen Zeiten weit, und «breit nad Weſten, Süden, und Dften hin. Es iſt alfo wicht zu vers wundern, daß man Mefte Indiſcher Eolonien, und Spuren von Indiſcher Religion auf deu fernften Ehlanden der Suͤbſee, und an ben beyben Küften von Afrika antrifft. Die fhönen Bewohner ber Südfee s Snfeln ftammen ohne Zweyfel von ben höheren Saften in Hindoſtan ab. Einer der Be; weife diefer Abſtammung liegt darin, daß das Priefterthum auf den Soͤdſee⸗Inſeln auf eine ähnlide Art, mie in Hindoftan, eingerichtet ift.

Die Hohenpriefter auf den Eylanden ber Sübfe | Te, En |

sinn \ °

h) Niebuhr 1. 7 S. . |

i) 11: ee. F

x

4446

werben nicht weniger verehrt, als die oberſten Brah⸗

minen in Hindoſtan. Man glaubt von ihnen, wie

von dieſen, daß ſie vertraulich mit den Goͤttern

umgehen, daß ſie ſo gar Beſuche von den Goͤttern

erhalten, ungeachtet die höheren Weſen den Augen gemeiner Menfhen nicht fihtbar werden k). Viel

merkwuͤrdiger iſt es, daß religioͤſe Einrichtungen der Hindus ſich bis zu mehreren Völkern an ber Weſtkuͤſte von Afrika fortgepflanzt haben. : Su Eongo, ?Fida, und anderen Neger s Neichen iſt das Prieſterthum erblih, und bie Perfunen ber Driefter , wenigften der Hohenpriefter, find eben

‚fo heilig, oder unverleglih, als in Dinboftan d). . Ich habe von den hohen Vorrechten der Prieſterin⸗ nen, und der Frauen der unſchaͤdlichen Schlange in Fida ſchon an einem andern Orte gerebet; und: berühre defwegen hier ‚blog das Wichtigſte von dem Anfehen, und den Vorrechten des Hohenpries: ſters oder des Chitome in Congo m)... Man ehrt: in dem Chitome nicht fo wohl den erfien Diener der Götter, als Vielmehr einen Lebenden Gott. Seine ' Perfon iſt ohne Vergleichung heiliger, feine Macht größer, und feine Wohnung: unzugaͤnglicher, als bie irgend eined Könige, oder Khrften in Afrika. Er mag begehen, welche Berbrechen er nill; ſo Tann ihn Niemand zur Verantwortung ziehen, viel

ky Forßer II, 155. 154. Freville I, 458.

2.) Bosmant 463. 64 ©. Des Marchais II. 195. ‘144. Smith p. 198. Oldendotn d, 508. Cavan-

4 il, 0254-61. 11.099. et Iq. ' " in) Cavansi I, 054. et lg. er j .

. 0 t . | , . 4

« - Ann % en . -

549 wenigrer varbalten, ‚ober ſtrafen m). , Olpie- feinen. Willen hingegen , und Veyfall Hürfen-Kie. Könige, nichts wichtiges unteruehuep, Ant; Bein Befehls⸗ haber, ober Statthalter fein Ams,amtreten, Die, nau „ernannten Stagthalter begehen: firh.,doher mit, einem großen, Gefolge zus Wohnung de Chitome, we, bitten. min demuͤthigen, oder wehmuͤthigen Eig«- ſcoreys, daß ber. Hoheprieſter ihren dhe Gnade er⸗ welſen mögen ſie vorzulaſſen. Dieſe Bitten wer⸗ ben wie zum erſten Mahle erhoͤrt. Der Chitome Tag die Statthalter fo lange warten, bis ſie ihre Rissen mit.ſo vielen Goſchenken untenſtaͤt hahen, alé er zu erhakten wuͤnſcht. Winn:die Habſucht ben; Chitoms heiriediat iſt, ſo Fouant. erenblich außigeiner Hoͤne hepyor, beſpritzt die Bittendan. mic Waſſerbeſtyeut ſie mit Spauin, oder Erde, | unbubefichlt- ihnen, datß ſie ſich anf. dan. Raͤcken hinfrgan · Sa dioſer Lage tritt: an ihnen meltene.: | Meahla auf den Leip:n: Juan Zeichen, Aaß- bie wir“ | Fosed getretencu feine Auecte kopen, mud-Tiße fie. ala aun. [hmwöreg.,..dnß fieidem- Chätsiwe: in-alken. Geben gehorchen, ader feige: Befehle augenblick⸗ lich wollſtredes. wollen. Die Gedenuͤthigten ian⸗ nen fſich glaͤcklich ſchaͤßes, ‚wein. dev Hohepriefens ihnen zum Gegengeſchanb elven Brand von Dem. | halligen Feuer :giht, das er. heftaͤndig. Im feine“ Mahnung unterhält, und dad eine Hauptquele W ſei⸗ r, en

Aue 3 en d An Der =) ee Sechs tten Die Hohenhrigſter in Fi⸗ F ar. S —— iu Fi —— * | Zeiten eine Wr Weryug gegen.den König angeze-· telt hatten; ſo machte diefer, mit Zuftimmung feis | ‚ner Großen, eine Aunahme von derh dfken Gefdge, und firafte die Schulßi en, der Hochheiligkeit ihrer VPerſonen ungeachten. Bosmann I, c..

s

. “. m 54 feiner Einkuͤnfte iſt, indem man häufig Brände bed heiligen Feuers als Heilmittel, oder Berwahrungss mittel gegen allerley Unfälle Fauft. Dem Chitome gehören ferner die Erſtlinge aller Krüdyte, und Fein . Meger. wagt es, von irgend einem Product feiner Aecker, oder Goaͤrten das Geringſte zu genießen, bevor er nicht den Hohenprieſter gezollt hat: Weil man dem Shitome mehr, als menfäliche Ehre ers weißt; fo.glalibte, ober fügte man wahrſcheinlich Som the, . wie Hot dem großen Lama in Thibet, daß er unſterblich ſehd, oder daß ſein Geiſt unmit⸗ telbar in felnen Nachfolger uͤbergehe. Dieſe, oder eine aͤhnktche Vorſtellung hat in Congo allmaͤhlich eine feltfanie Wendung genommen, wenn anterd Cavaz zi die Sache richtig gefaßt, und vorgetragen: hat. Die Einwohher von Congo halten e8 nad dem Vericht des Miſſienars für eind der gtoͤſten Vorrechte bes Chitome, Haß er Feines natuͤrli⸗ chen. Todes ſterben duͤrfe; denn wenn dieſes qeſche⸗ be, fo wuͤrde die Welt untergahen, bie Blog dunch ſeine Macht erhalte werde So bald alfe eiik . Chitome ſo geikhrlich Frank wird, daß man Ur⸗ ſache hat, an feinem Aufkommen zu zweyfeln; ſo. beingt fern: Rachfolger mis eifler Keule, ‚und eis, em- Striche bewaſnet in fein Haus, und ſchlaͤgh. ben Kranken teds, oder erwuͤrgt ihn, wie er ch. am bequeniſten findet. —Unter den Rramantis,;

u wo bie Yrieorliche Würde: auch erblich fe folge

inter beit verſchiedenen Söhnen eines verſtorbenen. Prieſters derjenige nach, der den Muth hat, demi Verſtorbenen gewiſſe Körner aud. dem Munde zit teiffen, ind gleich in feinen Mund zw ſtecken. Maui al daß bie todten Prieſter den Mund

ſihr fe fliehen, aud deß Ai üngersöhutiche | Mn Kraft

548 | Kraft dazu gehoͤre, ihnen die Koͤrner abzuzwingen, welche: fie nicht fahren Laffen wollen 0). Fre

U

. Unter den übrigen größeren- Völkern, wo man bie. Priefter weder für Abkömmlinge, und Mepröfentaaten der Götter hielt, noch auch die prieſterliche Würde erblich war, hatten bie Diener

der Götter bey übrigens gleichen Umftänden um

dbeſto mehr Gewalt, Unfehen, und Einfünfte,: je

- > . \ " —— e

weniger die Völker , und deren Veherrfcher gebils

det waren. Ich fage mit Fleiß: bey übrigens gleie hen Umfländen, weil ber unumfchränkte Despos .\ tismus, felbfk unter wenig gebildeten Völkern, feis | ner Natur nach ben Ufurpationen der Prieſter ent

ı

gegenwirkt. 0

Ungeachtet die Magier ber Älteften Meber, | und Perfer nicht fo viele angebohrne Vorrechte hat ten, als bie Priefter der Aegyptier, und Hindus; fo waren fie doch fo wohl bey ben. Königen, als bey dem Volke nicht weniger angefehen, als bie: fe p). Sie waren die unzertrennlichen Gefährten und Rathgeber der Könige im Kriege, wie im Frieden, ‚weil fie Träume, und andere Zeichen: x beuteten, die glückfihen und ungluͤcklichen Tage, | oder Stunden für alles, was man unternahm, bes’ fimmten, und bey allen Opfern gegenwärtig fon _ mußten. Gewiß ruͤhmten fie ſich auch ſchon in den

|

7270) Oßendorp Le, ) Man f. über die die Magier vor allen anderen, ' Herodot I, 120, 132. 140, III, 6r et lg. Plin, ARK ce. 1. et ſq. Diogen: I, 6. et iq. S, Cortius 4, 3 . ——

. , \ \ N) . ! \ D - am _ um . ® - * I \ r

: %

aͤlteſten Zeiten, mit ben Göttern umzugehen, und

fo wohl diefe, als bie Geiſter ber. Verfiorbenen an rufen zu koͤnnen. Als ber Mediſche König

Aftyages bie Diagier auf ihr Gewiſſen fragte, 0b

der Traum, weßwegen er feinen Enkel, den jun⸗

gen Cyrus, umzubringen befohlen hatte, erfüllt

fey ; fo antworteten die Magier: mir fagen bir ges

*

wiß auch um unferntwillen die Wahrheit. Unfere .

eigene Wohlfahrt verlangt, daß wir dein Meich zu u

erhalten, unb zu befeftigen fahen, indem wir, als

beine Landsleute, Theil an ber Megierung haben, und von bir- große Belohnungen, empfangen g). Wenn hingegen die Herrſchaft zu ben Perfern übers.

ginge, fo wärben wir al6 Fremdlinge nicht bloß ge⸗

ring geſchaͤtzt, ſondern auch dienſtbar werden. Das,

was die Mediſchen Magier nicht ohne Grund ge⸗

fuͤrchtet hatten, traf dennoch nicht ein. Cyrus un⸗

terjochte die Meder, und die Mediſchen Magier eye

hielten am Perfifchen Hofe eben ben Einfluß, den fie in Mebien gehabt hatten. Als Rambpyfes ben Zug gegen Aegypten unternahm, übergab er bie Beſorgung feiner haͤuslichen, und wichtigften Ans . gelegenheiten einem Magier Patizithes. So bald biefer erfuhr, daß Kambpfes feinen Bruder

Smerdes habe umbringen laſſen; fo faßte er ben J

Euntſchluß, ſich gegen ben Bambpfes zu empören, und feinen Bruder Smerdes, der dem ermerbeten Bruder des Königs von Geſtalt, nicht weniger, als durch Nahmen glich, anf den Perfifchen Thron zu feßen. Er führte bie Vorhaben. wirklich aus;

. und der r Medifäe Moglet Swerdes regierte ſieben

‚Mes

2 L aso, Herod, xt apyopas ro wapog, Ba Ting

J "206 co asyalac axouν.

[3 r f , 4 T

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450 |

Mongathe ang ruhig fiber das Perſtſche Neich, Als aber bald nachher die Hornehmften Perier ers fuhren, bag Smerdes, ber Sohn des Cyrus; auf Befehl des Kambyſes getöbtet werden, und

u daß der. regierende Smerdes der Magier gleiches

Naͤhmens fen, melden auf Befehl bed Cyrus die Dhren abgefchnitten worden; fo verfchmoren fie fe gegen ‚den Betrüger, bradıten ihn und feinen Bruder um, und forderten die Perfer auf, bafl fie ſich der ſchmaͤhlichen Herrſchaft der Magier entziehen möchten. Das Wolf r) ſchloß ſich au ſeine Befreyer an. Man brachte alle Magier um, welche man antraf, oder auffinden konnte. Wenn nicht die Nacht dazwiſchen gekommen wäre, ſagt &erador, fo würde fein Magier am Leben geblie⸗ ben ſeyn. Der Gedaͤchtnißtag ber Befreyung von ber Herrſchaft der Magier warb in der Folge bee

ſtaͤndig gefelert; und an kiefem Feſte durfte ſich Fein Magier fehen Kaffen. Nichts beftomeniger exe langten die Magier bald nachher eben das Anſehen wieder, was ſie fonft gehabt hatten; und behielten es and) unter allen Revolutionen Werfiend bie an den Jeitpunct, wo bie fiegreihen Mahomebaner ihre Religion mit Feuer und Schwerdt verkuͤndig⸗ gen, und bie Anhänger ber alten Meligion mig Feuer und Schwerbt wertifaten, Was die Magier Int alten Medien und Perften waren, das maren bie fogenannten Ehafdser im alten Babylonien rs), Hub fahen die Griechen nnd Mömer tie Känfte der halben und Magier als vollkommen gleiche eder aͤhnlicht Känfe an > FR i6

Herod. I. e. 6. 99, . #5 Awian. VI, 6..Strgbo xvi or u rin, j

u u Dir Morgenlaͤndiſchen Vöolker waren Yon br

fhwörer, fondern fie waren auch die höchften Ri»

81

Her'der Traumdeunterey usb Sterndeuterey mehr ‘ergeben, als die Abendlaͤndiſchen; und es Kann

daher tobt fpn, daß die Magier der Perſer, und

die Chaldaͤer in Babylon ald Traum⸗ und Stern⸗ deuter, welche bey allen Gelegenheiten zu Mathe gezogen wurben;, ein eben fo großes Anfehen, bid⸗ weilen einen noch größern Eiufluß hatten, als die Druiden Set Alts- Earopäifiken etionen. Wenn man aber bieſes auch zugibt, fo kann man zu glels Ger Zeit nit verkennen, daß .die Europaͤiſchen Druiden ungleich größere geſetzliche Vorrechte hats ten, aldö-bie Magier und Chaidaͤer in Afien. Die

Prieſter in Britannien, Gallien und Gerinaniten

wären nicht bloß Diener der Goͤtter, und als fol:

che bey allen Opfern, und anderen aottesbienftli-

hen Handlungen unentbehrlich: nicht bloß Weiſſa⸗ ger and Wahrſager, Aerzte, Zauberer und ‘Bes

ter in bürgerlichen fowohl, als in peinlichen Sa⸗ den: fehr oft Schiedsrichter zwiſchen Fürflen und Voͤlkern 8). Wer fih ihren Ausſpruͤchen nicht

a un⸗

u) Caeſar de bella Gall, VI, 13. 14. Tack, Annal. XIV. 30. Hiſtor. IV, 54 de Morib. Germ. 7 et c. Strab, IV..p. 302. Plin, Hif, Nat, XKX, 4, Die Druiden waren nicht die einzigen, fordern die hoͤchſten Richter, die letzte Inſtanz. Dieb zeigen felßft die Werte des CAfars: Nam fere de omni- bus eöntreverliie publicis privatisque cönfi«

tuunt: et i quod ef admillum facinas, fi cae- des facta, fi de hereditate, de finibus eonıra- verſia eft, iidem decernunt, praemia poenas- que conllituung. . . Hi certo.anni tempare in finibus Carnutum, quae rogio totius Gallisa

mes -

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. 533 |

unterwarf, ward in den Bann gethan, d. h. er „warb von allen gottesdienſtlichen Zufammenkänfs „ten, und Handlungen ausgefchloffen, ‚und für einen Feind der Götter erklaͤrt. Man floh folde Ges - bannte, ummicht durch fie befleckt, oder durch ihre Schuld angeftecdt zu werben. Man ſprach ihnen kein Recht, und bielt fie aller Öffentlichen Ehren unwürbig x). Die ‚oberfirihterlihe Gewalt vers ſchafte ven Druiden, in Verbindung mit der Gase zu mwahrfagen, ben mächtigfien Einfluß auch auf ‚bie Verfammlungen des Volks, und auf alle oͤf⸗ feutliche Angelegenheiten, die bort entfchieben wur⸗ den. Sie allein geboten in ben Volks⸗Verſamm⸗ Yungen Stillfchweigen; un» fie allein hatten das Recht, Unruhige zu feſſeln und felbft zu geiffeln y). Je nachdem fie entweder aus ben Eingeweiden von Dpfern, oder aus anderen Zeichen die Gnade, ober Uugnabe, günftige ober ungünftige Antworten vom | Da "Yu meai⸗ habetnr, eonfidunt in loco eonleerato: hue omnes undique, qui controverhas habent, ‚eonveniunt, eerumque deerctis, judiciisgue

ie parent, . 2) Caelar l. c. Si quis aut privatus, aut publi- . eus eorum decretu non fieterit, [acrificiis in- terdicunt, Haec poena apud eos eſt graviffima, Quibus its efl interdietum, ii numero impie- rum, ac leeleratorum habentur: iis omnes de- eedunt, aditum [ermonemque defugiunt, ne quid ex contagione incommodi accipiat: ne- . que iis petentibus jus redditur, neque honos

wllus communicatur, oo. | y) Tac. I. c, Silentium per facerdates, quibus nm et coercendi jus et, imperstur. Ceterum neque animadvertere, negne vincire, ne ver-. berare quidem, nifi facerdotibus. permilum, -

—— 553

@öttern verkuͤndigten, wurden Könige, und Heer⸗

- führer entweder erwaͤhlt, ober verworfen, Krieg, aber Friebe beſchloſſen, Befeße angenommen, oder abgeſchafft. Liber 2), Elaudiusa), und andere - Mömifche Kaiſer würheten mit Feuer und Schwerbt gegen bie Gallifhen und Britannifchen Druiden, und deren heilige Haine. Allein die Druiden, und das Anſehen ver Druiden erhielten ſich noch Jahr⸗ hunderte lang aufrecht. Die Ebrpfoftomus fagt Yon ben Druiden feiner Zeit, daß die Könige ohne ' - die Druiden nicht allein nichts unternähmen, fons ‚dern auch nicht einmahl über etwas rathfchlagten, ohne diefelben zu Mathe zu ziehen: daß im Grunde bie Druiben vegierten, und daß die Könige meiter nichts, als bie Diener und Zrabanten ber Priefter feyen 6). Die Druiden genoffen von ben älteften Zeiten ber eine Befreyung von allen öffentlichen Laſten ed. Ungeachtet es fich nicht von allen Zeiten. - fo firenge bemweifen läßt, als. die Immunitaͤt ber Druiden; fo fheint e8 mir doch nicht weniger ges wiß, daß bie Priefter der alts Europäifchen Voͤl⸗ Ber ähnliche Einkünfte, wie die Könige und Fürften

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z) Plin. 1. c. J ay Sueton. in Claudio c. 25.

5) Die Stelle aus der 49. Rede des Tiion führen Koi ler Antiq, Sept. p. 84, und Dreyer iu feinen vers ‚mifchten Abhandlungen, letzterer auch noch mehrere Zengniffe über das große Anfehen der Priefter unter _ den Burgundern, den Franken und den noch freyen

Slaven an. II. 650, 631. . 4) Caeſar 1, c. Druides a bello abelle conlwere- rant, negue tributs una cum reliquis pendunt: militise vocationem, ommpiumquererum habent . immunitatem. |

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2 u

gehabt haben. So lange man ben Koͤnigen, ober

Dergögen bloß freywillige Geſchenke bradyte, fo

Janze erhielten bie Druiden auch dergleichen. Bad - dem aber ordentliche Abgaben, wie ſchon zu Cäfars Zelten unter den Galliern, eingeführt wurden; fo wied man ohne Zwenfel den Prieflern, mie ben

Fürfien und Richtern, beftimmte Finfünfte an.

Die Hobenpriefter in Galatien, oder Gallogräcten

gehörten nicht bloß zu ben angefehehften, fonbern -

auch zu den reichften in MWorber s Afıen d) Wie - sollten die Gallier in Aſien darauf gekommen feyn, ihre Hohenpriefter fo fehr zu erheben, und zu bes reichern, wenn nicht ihre Druiden urſpruͤnglich aͤhn⸗ liche Vortheile im Waterlande genoſſen hätten?

Wenn man weiß, was bie Prieſter ber Eu⸗ rophifchen Voͤlker ſchon in ben aͤlteſten Zeiten vers

mochten; fo wundert man ſich um befto weniger,

daß ed ter Chriſtlichen Geiſtlichkeit, und befons ders den Bifhöfen in Rom gelang, eine fo-unges heure Macht, und folde ungeheure Reichthirmer zu erlangen, und beyde fo viele Rahrhunderte durch

auf eine fo ungeheure Art zu mißbrauchen, als bes -

ſonders Gregor der fiebente fie im eilften, Adrian der vierte im zwölften, Bonifaz der achte, und Johann der zwey und zwanzigſte im pierzehns "ten, ja felbft noch die Päbfte im erfien Viertel bes

ſechszehnten Jahrhunderts mißbrauchten e). Die

Fomaafungen: Gewaltthätigfeiten, ab Gr ung

A) Sera An. zg. r

© Ben ſolchen notorifchen Faetis hot man nicht nös thig, Zeugniſſe anzuführen, Jedes Compendium der Reichsgeſchichte bietet die Deweiöftellen dar,

2

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Ann...

68 ſungen der Paͤbſte, und Grigen Geiſtlich keit erreg⸗

ten ſchon im eifften und zwölften Jahrhundert nie. -

bloß Laute und- drohende Klagen der Fürften und Völker, ſondern auch muthige Vertheidiger der Rechte yon beyden. Die Klagen der Färften und Völfer wurben Jahrhunderte Tang troßig, oder leichtſinnig verſchmaͤht: die. Widerſacher der Paͤbſte, and der Geiſtlichkeit mit Liſt oder Gewalt aus dem Wege geräumt, bis daß Licht der’ immer zuneh? menden Aufklärung bie Reformation herbepführte, nnd die ſchwerſten Feſſeln zerbrach, in welchen die Seiftlichfeit, und deren Häupter bie 'ebelften Nas. tionen der Erbe fo lange gefangen gehalten hätten. Was die Päbfte für die Katholifh » Ehrifklichen Voͤlker waren, dad waren bie Patriarden in Moscau, für die Ruſſen f), und dad würden bie Griedifhen und Armenifcheh Patriarchen für bie Griechiſche und Armenifhe Kirche fegn, wenn nicht bie Ießteren fo oft von dem Tuͤrkiſchen Ges

twalthaber beraubt, und entfeßt würden 8). Es

At allgemein bekannt, daß die Griechiſchen, und

Armenifhen Patriarchen ihre Würden faufen, und daß Feiner auf den Thron des Hauptes feiner Kir: he kommt, der nicht feinen Vorgänger durch Raͤn⸗ Fe, und VBeltehungen verhrängt hat, Was ein, |

jeder Patriarch feinem Vorgänger gethan hat, das

zeſchieht Ihm in kurzer Zeit ſelbſt wieder, und es iſt gar nichts ſeltenes, daß in fuͤnf Jahren eben ſo viele Patriarchen geſtuͤrzt, und wieder erhoben werden. Dieſe offenbaren Beſtechungen, ‚und dieſe

große Unſicherheit der Patriarchen ſchaden ibser

Ge⸗ NM Wenige, | gs, Taurnefort J. 39. Span. I. 217, 219. i

D . ' \ 1 5 5 % \ x '

Gewalt, und ihrem Anſehen, allein ſie ſcheinen

zugleich ihre Raubſucht zu veigen. Die Patriar⸗

hen prefien die Bifhöfe, die Biſchoͤfe fo wohl die. _

Archimandriten, als bie Papas, und beyde prefs ſen wiederum bad Volt aus h). Die Biſchoͤfe laſ⸗

ſen die Papas, fo wie die Archimandriten ihre

Moͤnche bis aufs Blut prügeln, wenn bie Einen, und die Anderen das nicht leiften, mas Yon ihnen berlangt wird. Die Priefter, und Mönche miß⸗ —* wieder die Layen auf gleiche Art, oder ſtellen fie gar an ben Pranger, wenn dieſe nicht geben, was man von ihnen fordert. Selbſt bie

reichfien Griechen find den unverantwortlichften Era preffungen ber vornehmen Geiftlihen andgefeßt.

Der Verfaffer der Beobachtungen über die Walla⸗ hey, und Moldau erzählt davon ein merfwürbiges

Beyſpiel i). Ein angefehener Griehe von Jani⸗

na, der an gewiſſen Haͤndeln in der MWalladey und Moldau Theil. gehabt katte, wurde auf Befehl. des

Kaiſers WMuftapba in den ſchrecklichen Kerker zu | Conftantinopel, il forno genannt , eingefperrt k).

- So fürchterlich auch bie Befchwerben, und Quaa⸗ - Yen waren, melde der Gefangene hier ausſtand; fo waren doch alle feine Gedanken aufein Liebliugs⸗ pferd gerichtet, für welches er auf das zaͤrtlichſte,

feldft von feinem Kerker aus, forgte. Nach ſei⸗

ner Befreyung war bie erfte rende, welde er ſich machte, biefe,. daß ex fein Pferd auffuchte, und auf de das Inbrünftigfie berzte. Bald nachher

ſchickte 9 Boſcorich p. 247. Taube, 88. 06. Oflervas

sioni.intorno alla Valachia 239 et ſq. p. i Oflervasioni p. 340- 245, k) Ollervaz. I. c.

537 ſchickte ein Biſchof aus Afien, ber in ſeinen Spren⸗ gel zuruͤckkehren wollte, zu dieſem Griechen, und ließ ſich das Lieblingspferb zum Geſcheuk ausbit⸗ ten. Der Grieche machte allerley Schwierigkeiten, bdas geliebte Thier auszuliefern. Als aber ber

u Biſchof ſelbſt kam, und ihn mit feinem Fluche,

ober dem Bann byohte, wenn er das Pferb nicht - bergäbe; fo ließ er es augenblicklich verabfolgen.

Aller dieſer Erpreſſungen ungeachtet kuͤſſen die vornehmſten Griechen und Griechinnen ihren Bi⸗ ſchoͤfen die Hand, ja werfen ſich vor ihnen fo gar auf das Angeficht nieder ). Auf eben die Art, wie die Griechiſchen Geiſtlichen ben Layen begeg⸗ wen, behandeln. die Portugiefifchen und Spanifchen Geiſilichen die bekehrten Indianer in beyden In⸗ bin m). Die Prieſter wagen immer um deſto mehr, je ungebildeter, oder Traftlofer bie Voͤl⸗

Wem Priefter in uncultivirten defpotifchen

- Reihen eben fo viele, ober noch mehr Macht. .

mb: Unfehen erhalten follen, «ls fie unter den tapferen und freyheitliebenden Völkern bes aͤltern und wittlern Europa hatten; fo muß entweder das Prieſterthum erblid feyn, mie in Aegypten und Hindoſtan, oder bie Beherrſcher müflen die höchfte ‚weltliche und geiftliche Macht vereinigen, wie bie

erſten Nadyfolger von Mahomed, oder bie Pries

- fer und Hohenpriefter müflen für Nachkommen von Gaoͤt⸗

ib) ib, j - nf N

m) Außer den in ben Unteriuchungen über das Moͤnch⸗

thum angeführten Zeugniflen |, man noch Le Gentil AU. 67. ꝛ13. TTV |

Göttern, ober faͤr die Erben himmltſiher Geiſter ge⸗

halten werden, Zrtst Feiner von dieſen Faͤllenein, fo unterjocht bie unnmſchraͤakte Macht des Defpoten und

| feiner Diener das Prieſterihnm und. bie Priefter ; und

bie: Ießteren gelten,. und haben nur. virl, als bie. erfiexen gut fenten. Ungeachtet alfo die mar homebanifben Völker, und’ noch mehr bie heidni⸗ ſchen Nationen des ſuͤdlichen Afiens nicht einmahl fo gebilbes find, als die Ehriften des Mittelal⸗

ters; fo haben doch die Geiſtlichen unter den er⸗ ſteren bey weitem. nicht fo viel Anfehey und Reich⸗ thümer, als fie unter ben leßteren batteir 5). . Der Mufti iſt unter ben Tuͤrken, und ter Eedre,

ober Sebre unter den Perſern das Haupt der Retigion. Allein wie unentlih weit ſtehen beyde in Anſſhung der. Macht und der Einkuͤnfte hinter ten. Päbften des. Mittelalters zurück! : Die un⸗— umſchraͤnkten Beherrſcher der Mahomebautfhen Völker geben zu, bag der Koran bie einzige Quelle und Richtſchnur wicht nur des wahren &tanbeng,

fonden auch des Rechts ſey. Die Mahomedani⸗

u) Warum, wird man fragen, ſchraͤnkte der Morgen⸗

laͤndiſche Deſpotismus die Prieſter in älteren Zeiten nicht ehen fo , wie in fpäteren, ein? = Weil, aut⸗ worte ich, die unumfchränften Könige-ded Morgens landes in alten Zeiten milder regierten, als in den

neueren, Wie biihend war Aſien unter. den Lydi⸗ ſchen, Mdiſchon und. Perfiichen Königen !- Wie vers

vdet ift es jest ſchon ſeit Jahrhunderten! = Das actum iſt unlaugbar, Nach den Gruͤnden dieſer Thatſache ſuche ich ſchon lange. Noch Eim Um⸗ ſtand iſt nicht aus der Acht zu laſſen. Die alten Magier, und Ehaidier waren vorzuͤglich als Stern⸗ : beuige Misbtige. See die Gterndehteren bon

| Prieſterthum abgeſondert. *

.

——0

fen Geiſtlichen, welchen die frommen Mahtmeba⸗

ner beyſtimmen, zielen. hieraus die Foige, def albe Gerichtabarkeit, ja die gauze weltlicheMact ejgentlich ber Geiſtlichkeit und Dem Haupte derfel⸗ ben zukommen. Allein die Beherrſcher und ihre Dienrdr laͤugnen diefe Folgerung, und auch die Maqhomedaniſchen Voͤlker glauben mit ihren Bes herrſchern, daß bie Könige Stellvertreter Gottes und der Propheten ſehen: daß Die Geiſtlichkeit ſich

mit woldlichen Angelegenheiten nicht Befaffen bhrfer |

daß vie geiſtliche Gerichtsbarkeit dem koͤniglichen Anfehen,; felbft in Relizionsſachen untergeordnet ſeyn mouͤſſe 0), Es find. alfe auch bloß todte

Worte, wenn ed unter den Türken heißt, - bei. bie: Perſon des Mufti unverletzlich ſey, und daß

ſelbſt der Sultan es nicht wage, ſich den Aus⸗ ſpruͤchen deſſelben zu widerſetzen: daß der Sultan

den Mufti in allen wichtigen Angelegenhelten, bey: | RT DE

Du GP Zr . B .

| 0) Chardin It, 997. 208. Les Gens #Eglife, et les Devots de la Perle, tiennent que la Domina- tion: des Laiques elt un Etabliffemetit violent et

uſurgé. et que le.gotvertiement civil appargient: -

., de.droit au Sedre, et al’Eglile, La principalo . raifon, dont ils appuyent cette creance, ef, que. Mahomed etoit Prophete., et Roi enfemble, et

queæ Dieu lavoit eonßitue fur le Spirituel, er‘ ‚fee ie Temporel,: Mais l’opinion la plas göne-

-

‚. zalömmsnt regue ell,.gye:}a Royaut® tolle, qu’elle.

eiti dans la main des aiques, tire fon inſtitution.

et ſon autorjt@ de Dieu: que le Kot tient la

' place de Dieu, et des Prophetes, en la condvi-

- te des Peuples; et quant an Sedre, et à tous

les gens de Lol, qu'ils ne fe dumme Bofat

rn meter du ——— er u . que leur

, Jurisdiction eſt a ep lautoritäroyales männe . ‚dans les chofes de la —* Harayalaı wi

=

der Wefihliegung von Krieg und Frieden, ber Er⸗ nennung ober Befirafung der vornehmſten Staats: beamten um Rath frage, ober gar fragen müffe p).

Einige fromme Sultane thaten dieſes allerdings ;. allein fchon .Ricaur bemerkte, daß bie Sultans nund DVezite fih feit langer Zeit, wenig mehr um die Muftis bekuͤmmert hätten: daß, wenn man fie frage, biefes meiftens nur zum Schein gefchehe, und wenn bie Muftis fich nicht nach dem Willen tes Hofes bequemien, man Mittel in Händen has ‚be, fie nachgiebig zu machen. Man feßt nämlich ‚den tiderfpenftigen Diufti ab, und wenn etwa ber Drachfolger in die Fußſtapfen feines Vorgängers träte, fo wechfelt man mit ben Mufti's fo Lange, bis man Einen findet, ber das: billigt, was ges than werben fol. Mufti's, die fih bem Hofe verdaͤchtig machen, werben nicht bloß abgefeßt, ſoudern umgebraht; und bad einzige, wodurch mon fie Yon anderen wirklichen, ober angeblichen Staats : Berbredhern unterfcheidet, beftebet darin, daß fie nicht gekoͤpft, ober erdroſſelt, fondern in einem großen fleinernen Mörfer zerfioßen werben. Die Mufti's werben, wie andere Bebiente, :ganz allen vom Sultan ernannt und beſoldet. Auch haben: fie faft gar Feine Gewalt über bie geiftlis Ken Gütex, die an Moskeen vergabt worden find; und nicht einmahl Gerichtsbarkeit über die niedrige Geiſtlichkeit, indem dieſe fo mohl in bürgerlichen, als peinlichen Segen unter ber bürgerlichen Obrig⸗

keit rent M. . ng | Zu u Der

»): Rieant H. 4 et 5. 196 et fg. p . 99 l. ce. p. ↄ201. Le Moufti n’a Aucdne jurisdicion fur les Emaume (Preßree de Paroiffe Jen n ce, qui

I.

' 661t 2 N

Der GSeder in Perfien 7) If nicht bloß ber oberſte Richter in allen geiftligen Sachen, faus dern bat auch bie Dberanffiht Aber die geiſtlichen

Güter und Stiftungen. Die lebteren trugen zu Chardins "Zeiten gegen‘ 36 Millionen, die koͤnig⸗

‚lichen Stiftungen allein, wenigftens achtzehn Mil⸗

. Tionen Franken ein; und es gab einzelne Mods Teen, die 400000 Franken und darüber Einkünfte

hatten. ‚Die Sedres fchalteten vormahls mit tem Ertrage heiliger. Stiftungen nad) Gutbünfen. Die baher entfichenden Mißbraͤuche veranlaßten Abas

deſn zweyten, auffer dem Gedre, ber das gemeine

geifilide Gut verwaltete, noch einen Andern für die Vergabungen der Könige zu ernennen, und beys den Verwaltungs s Cammern an bie Seite zu feßen, die für die Verwendung des geiftlichen Guts for:

gen, und Rechenſchaft davon geben muflen. Cin

. jeder ber beyden Sedres hatte ohngefähr 70000

Thl Einkünfte. Sonft waren bie Beyfpiele felten, .

daß Geiſtliche uͤber zehntaufend Franken. einzunchs

men hatten. Die Penfionen der Geiftlihen wars -

den theild auf unbeſtimmte Zeiten , theils auf Zeit⸗

lebend angewieſen. Auch die Yeßteren muften alle

fünf Fahre erneuert werben. Wenn ein gerechter Grund von Unzufriedenheit da war; ' fo hielt man | Zn | die

regarde le Gonvernement, car il.n’ya pas de ſa-

periorité ‘al de hièêrarchie parmi eux. Cha- cun eft indépendant dans la Paroiſſe, et ne peut eftre controlle de perlonne, ils [ont leu-

lement fonmis au Magiltrat, pour les choles

civiles, et Criminelles, r) II. 399-401 ps .. Nr J J

[375 —————— —— SEEN

L

56 1 et U)

die neue Beſtaͤtigung zuruͤck, und denn war Die Denfion verlohren. Selbſt die Gerichtsbarkeit der

beyden Gebred warb, wie bie des Easy, der fie

eigentlich allein üben follte, durch den vom Hofe

geſetzten Alten des Geſetzes, ober Eheic: el⸗Jslam

fehr befchränft, indem. biefer bey einer gleichen. Jurisdiction der Unterftäßung der Könige und ih⸗ rer Veziere genof. Auch tn Perfien elfo war die Geiſtlichkeit ſowohl in Anfehung ihrer Penfios nen, als in Anfehung ihrer Güter von der hoͤch⸗ ſten weltlichen Macht fehr abhängig. Ebardin

hielt es für einen nnausfprechlichen Bortheil, den

die Perfer vor den Chriften voraus hätten, bag fie nit wegen ihrer Religion beunruhigt würden. -

Die Geiſtlichen, feßte er hinzu, find weder fehr zahlreich, noch fehr beguͤtert. Auch haben fie nicht.

Verſchlagenheit und Auſehen genug, um die Uns terthanen wegen ihrer Religion zu quälen s).

In Vega und Siam, ia Tunfin, Laos, uud

China gab es von jeher einzelne Koͤnige und Vor⸗

nehme, welche nicht bloß bie Tempel, ſondern auch die Diener und Geweihten der Götter reichlich ber

ſchenkten, und ihnen wichtige, bisweilen fo gar

knechtiſche Dienfte leiſteten t). Auch fanden fi finmer einzelne Pagoden, bie mit Laͤndereyen bes ‚gütert waren, ohne von ihren Befißungen bie ges ringften Abgaben gu entrichten. Allein im Durch⸗ fhnitt befag und beſitzt die Geiſtlichkeit in den vor⸗ ber genannten heidnifchen Reichen des färlichen

en Afıens

s) III. 369. \

t) Barbinais II. 250. Tavernier H.ıgı. Laubere 1.346 et fg p. Mariny 167, 406, 416, 427, 430.

Altens ur viel er Anſehen und Einbänfte,

als bie Priefler der Mahomedaniſchen Völker,

Die Geiſtlichen ziehen allenthalben ihren vornehm⸗

ſten Unterhalt aus Almofen, welche fie taͤglich

ſammeln, und bie im. Ganzen ſehr ſpaͤrlich ges reicht werben. Wenn Talapoinen, ober zes fi) arober Vergehungen ſchuldig machen; fo wer⸗ ben fie, glei den übrigen Untertbanen beftraft: Meine Leſer erinnern fi noch aus dem Abfchnitt - Aber bie Tempel der Goͤtter, ba die Chinefifchen "Mandarinen häufig in Pagoden einkehren, und wenn fie nit Plaß genug haben, bie Bonzen ohne alle Umftände audtreiben, fo Lange fie es gut finden, bie Gaſtfreunde ber Bötter zu ſeyn. Die Römer hatten nicht allein Leine richtis

gere, ſondern in vielen Stacken falſchere und une

wuͤrdigere Vorſtellungen von den Goͤttern und dem

Dienſte der Götter, als. die Germanier, Gallier und andere urſpruͤngliche Bewehner bed alten u⸗ zopa. Nichts deſto weniger waren die Römer.

unter allen Alt» Europäifhen Voͤlkern das rinzige,

unter welchen bie Religion ſtets ein maͤchtiges Werk:

zeug In den Händen ber Wäter, oder der Weller - ſten des Volks blieb, und bie Diener fo mohl, ./ als die Vertrauten ber Götter, weit entfernt fih

von ben Vätern bed Volks anabhängig zu machen, ober ſich über diefelben zu erheben, ihren Abſich⸗

ten, Winken und Befehlen ohne Unterlaß, und -

ohne bie geringfte Wiberfeglicjkeit folgten: eine Erſcheinung, welche ich viel weniger zu erklären tm Stande-bin, al das neringe Ynfchen der Pries fer in den deſpotiſchen Reichen Aſiens u)! Die

» Dionyl. Haie, 1, 81. u, Cieer. de Log. N,

# 8-14€ Rn 2

64 Römer unterfchieren die Diener ber Goͤtter von den Dertrauten terfeiten, son ben Wahrſagern und Weiffagern; und mean fie auch einige der letz⸗ teren bisweilen mit, dem Zitel von Prieftern. bes legten, fo verftanden ‘fie Doch unter Prieftern ge⸗ woͤhnlich diejenigen: öffentlich angeftellten Perfonen, welche außer den Tempeln, und Statüen, ben Als "tären und dem heiligen Geräth der Götter bie Dpfer, Reinigungen und andere gottesdienftlidhe Handlungen beforgten x). Die vornemften Fami⸗ ten in Rom hutten von ben .ältefien Zeiten her eine jede ihren befondern Goͤtterdienſt: das heißt, - fie nahmen nicht bloß.an allen religisfen Hands lungen Iheil, die im Nahmen des ganzen Wolke verrichtet wurben, ſondern fie brachten gewiſſen Goͤttern ihre eigenthümlichen Dpfer,. feierten ‘ges - wiffen Göttern zu Ehren eigenthümlicdhe Feſte u. ſ. w. Man erlaubte biefen Familien Götter: - | dienft, aber nur unter ber Bedingung, baß bes ſtaͤndig oͤffentliche Priefter zugezogen mwärten, da⸗ mit man wiſſe, ob. bie befonderen Götterbienfte mit dem Öffentlichen Götterbienfte uͤbereinſtimmend feyen, ober mit demfelben zu firciten anfingen y).

= nn Der

a4) Cie. I. B. de Leg: Quoque haec privatim et publice modo rituque fiant, diſcunto ignaria · publicis facerdotibus, . Eorum autem duo ge- nera funto: .unam quod praelit caerimoniis et facris: alterum, quod interpretetur fatidicörum, : et vatum eflata incognita, cum, fenatus popu- ‚.. Jusque adfeiverit. Man vergl. c. 19. .y) Cie. 1.c..c, 12. Quod feguitur yera, non ſo- lum ad religionem pertinet, fed etiam ad ci- vitatis latum, ut fine iie, qui [acris ‚publice praklamt; ‚seDgiomi privätae fatisfkcere non pol-

nu.

Ang.

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u. Er [nr 565

er Wanze. Sffentliche und Privat : Götters

| sienft him? alle Priefter und Prieſterinnen, alle

Tempel, Altäre und andere: heilige Pläße ſtan⸗

den zunächft unter ‚bee: Aufficht des collegii pon- :-

tificum, in welchem der Pontifex Maximus- ben

Vorſitz führte,‘ und. dad groͤſte Gewicht hatte. ‚Das Coll» gium Pontificum beſtimmte, welche

Goͤtter und Göttinnen‘, auf welche Art, und zu welchen Zeiten: bie Einen und: die Anderen vers ebri werden follten. Eben diefed Collegium mußte dahin fehen, daß der vaͤterliche Goͤtterdienſt aufrecht erhalten, und keine bedenkliche, oder ge⸗

faͤhrliche Neuerungen eingeführt würden: muſte die Nachlaͤfſigen warnen, und bie Werleßer der vis terlichen Religion firafen. Das Collegiam Pon- tifirum wandte” ſich in fehr "wichtigen Faͤllen

an den: Senats und der Senat fragte in zweyfel⸗

haften Fällen das Collegium Pontificum. Nicht

felten aber zog der Senat ſolche Religions Sachen,

‚welche bie oͤffentliche Ruhe und Sicherheit bes

drohten, unnitttelbar an fi: z. B die Unterſuchung gegen die geheimen Backchanalien, welche man durch

| ZB

ganz Italien mit: Feuer und Schwerdt ausrottete.

Die Befragung und Auslegung des Willens der Götter waren in Mom ben Augquren, den Zehn⸗ männer ber Sibnllinifh:n Bücher, und den Ha⸗

ruspicibus aufgetragen Auch di-fe Ausleger und

Auslegungen des Willens der Götter waren ‚wie

tote in einem der folgenten Abſchnitte fehen werd den, mit einer fo bewundernswuͤrdigen Weisheit

organiſirt, baß man glauben ſollte, die Vorſten

..8

J Gut. Continet enim, reipnblicse conſtſio, es

3 auctoritate optimatium, lemper popalum in⸗

digere.

-

slicbern des Standes mit, Nach ter Erfindung

-

PT ——

des Volks feyen von Anbeginn an von allem Volks⸗

Aberglauben frey geweſen, und hätten biefen fo ges leitet und benußt, baf er fietö, aber unvermerkt,

‚igre Abſichten befördern muſte.

Uster allen Voͤlkern, unter welchen bie Prie⸗

ſter nicht fuͤr das Nothwendige zu ſorgen brauch⸗

ten, ober gar im Ueberfluſſe lebten, hatten fie am

wieiften Muffe, und aud die ſtaͤrkſte Veranlaſſung, einzelne Theile der Natur genauer zu erforfchen,

als die übrigen Volksclaſſen. Das Beftreben,

die Zeiten ber jährlich wiederkehrenden Feſte zu beſtimmen, nötbigte bie Priefier auf eine gewifle Art, die Erfheinung:n und Bewegungen der himm⸗

liſchen Eörper zu. beobachten. Die Menfhen wand⸗ “ten ſich ‚von jeher ‚in Feiner aubern Angelegenheit hbaͤufiger an bie Götter, und an bie Dieney ober

Vertrauten ter Götter, ald um von Rranfheiten

geheilt zu werden, ober ihre verlohrne Geſund⸗

beit wieber zu erhalten, Die Vertrauten und Diener der Goͤtter gaben zwar anfangs vor, Krank⸗

beiten durch Zauberey und Beſchwoͤrungen heilen

zu Eöunen; allein beyde fingen doch gar bald an, außer, ben übernatürlichen: Miitteln auch natürliche

aufzufuchen: : und Zauberer ſowohl, als Priefter

waren bahes allenthalben bie erſten Aerzte. - Die

Sagen über die Yeburt, Thaten und Schickſale

ber Götter Ieketen die Gluͤcklichergebohrnen all

maͤhlich auf Unterfuchungen über den Urfprung und die Ratar ber Dinge, Alle diefe Kenntniffe vers miehrten das Anfehen und hie Unentbehrlichkeit

dey Prieſter; und eben deßwegen theilte man dies ſelben nur den geprüften und eingeweihten Mit⸗

‚der

- Tg rn .

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oder ben Pontificibus und auguribus in Rom a), .

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. der Säreibkunft faßte man bie Kenntniffe, wel⸗ che man vorher durch mändlichen Unterricht fort

gepflanzt hatte, in geheimen Schriften zuſammen und folche geheime Schriften fanden ſich baher nit bloß unter den Prieſtern des alten Drientt,

fondern finden fich aud) jeßt noch unter den Gas bern und Drufen im weltlichen, und unter ben

Prieſtern aller heibniſchen Völker im ſuͤdlichen und oͤſtlichen Aſien a), Go bald bie Priefter fehreis

ben Fonnten; ſo zeichneten fie außer den wichtig⸗ fien ‘Begebenheiten ihres Standeſs alle vngewoͤhn⸗ liche Erfheinungen ber Natur auf, und an .bonbe

ſchloffen ſich ganz natürlich bie vornehmiten Tha⸗ ten und Eräugniffe ber Nationen und ihrer Ber

'herrfcher au. Die beffer unterrichteten Prieſter

bemerkten balb, daß fie ihr Anfehen, ihre im |

Fünfte und ihren Einfluß um vieles erweitern wür: ben, wenn fie folde Kenntniſſe und Fertigkeiten,

bie nicht zu ben Geheimniſſen des Ordens gehoͤr⸗

ten, der Jugend überhaupt, ober doch ben Kins dern der Fürften und Großen mittheilten, Auch machte der Unterricht ber Jugend unter ben vor⸗ nehmften Völkern des Alterthums, und macht

noch jeßt ſowohl unter ben großen beitnifchen Voͤl⸗

Bern in Afıen, als‘ unter ben Mahomedanern eine Haupt: Befchäftigung ber Priefter aus. _ Allein

von dem Unterrichte ber Jugend bis zum öffene:

lichen Unterricht des Bolt s iſt eine Kluſt welche die

j 2 Cicer, de Div. 11.18. Briff, de formulis I.c. 210 _

: a) Norberg. in Comsens, 5 $oient, Gotting.

ociet. de a. 1732. Adler Muſ. lat, 136 - 149. Deine |

vermiſchten Schriſten UL 212 u f. e.

- U MERRLNLTSEERE DT

Den - s 13

6 rue | die Prieſter ſelbſt unter: den wmelften großen Ras | onen der älteren und neueren Zeit nicht über:

- ſſcheitten. Im Alterthum waren ‚die Zuben das I, ‚einzige Volk, unter welchen vie Priofter das Ges fl in rr\feß Moſis alle fieben Jahre öffentlich vorlefen,

u —2* und da die Sprache der Moſaiſchen Schriften ver⸗ RE altet war, auslegen muften 5). : Die Chriſtliche ATI! Bann ift nicht nur die erfte, ſondern auch bie Wh, elizine- Religion, die ihren Dienern den Unterricht 59, des Volkes ‚zur vornehinſten Pflicgt macht, und Pdie auf eine gewiffe Art viel cher Volkslehrer, ald Priefter hatte. Die Mahomedanifchen Pries I . fler lefen den Layen ben Koran vor, und legen ihn raus. Allein einen folden regelmäßigen und - nuͤtzlichen Volks: Unterricht, dergleidhen unter ben | Chriſten ertheilt wird, kennen fie nicht c).. Die | Prieſter in Ren heidniſchen Meichen bes fuͤdlichen Ä Afiend reten häufig zum . Wolfe, ober wie die Reiſenden fih ausdruͤcken, predigen oft q). Die fo genannten Predigten der Bonzen und Zalapoinen in Siam, Tunkin, Laos u. f. w. beſtehen aber faft ganz allein in Ermahnungen zur Mildthaͤtigkeit gegen bie Diener der Götter, ober in Erzähluns gen der Thaten und Begebenheiten der Götter, bes ven Feſte gefeiert, und deren Tempel beſucht

Dols.

2) mich. Mif, Recht 1. 29% 0) Chardin II, 995. |

8) Loubere I, 347; Hamilton I], 55. Mariay 431. _ 453 D j

I 569 Volney laͤßt in einem Buche, das zwar viele Kyvothefen. aber zugleich eine Menge von ſcharf⸗ -finnigen Bemerkungen, und. manche Stellen. von - der erhabenften, und hinreißendſten Beredfamkeit enthält, die Priefter aller Religionen gegen einans der fireiten, und ſich gegenfeitig anlagen e). Zu⸗ legt, heißt es, fingen bie Lehrer der verſchiedenen Religionen an, alle Vergehungen, und Gebrechen thred Standes zu offenbaren; und ed fand fich, daß . ‚der Geift der Priefter, ihr Betragen, ihre Hands Tungen, und Sitten unter allen’ Poͤlkern dieſelbigen waren:

daß ſie allenthalben heimliche, mit ber Wobl⸗

fahrt der übrigen Geſellſchaft fireitende Verbrübes zungen geftiftet;

auch allenthalben Befreyungen, und Vorrechte an ſich geriffen hatten, moburd fie den Laften "ber übrigen Volks⸗Claſſen entnommen wurden; |

daß ſie nirgend weder bie Arbeiten bes Lands manns, noch bie Gefahren bes Kriegerö, oder bie Unfälle des Kaufmanns theilten ;

daß fie allenthalben unter dem Deckmantel der Armuth das Geheimniß fanden, ſich zu berei⸗ chern, und jede Art von Genuͤſſen zu verſchaffen;

u daß fie unter dem Nahmen von Allmofen ſtaͤrkere Abgaben hoben, als bie Fuͤrſten;

da fie unter dem Vorwande von Gaben und

Vergabungen ſichere Einkünfte erwarben, ‚von wel⸗ chen ſie vr entrichtete; | | " 77

e) Les Ruines p. 308 ct fg.

4

ae

bdaß ſie unter dem Sqheine von heftiger Samm⸗ lung, und von Froͤmmigkeit im Muͤſſeggange, und in den Saflern des Müffigganges lebten;

baß fie aus der Mildthaͤtigkeit ei Tugenb

machten, um sußlg © don der Arbeit Anderer leben |

au koͤnnen;

daß fie bie gattedbienftlichen Gebraͤuche ers fanden, um bie Ehrfurcht der Voͤlker auf fid zu ziehen: daß fie die Ausleger, und Mittler der . Götter fpielten, um fich die Gewalt berfelben zu: zueignen: baß fie nad) Maafgabe der Unwiffenheit, ber Eultir von Nationen bald Sterns und Zei⸗ chendeuter, Zauberer und Beſchwoͤrer, bald Aerzte, , Beichtvaͤter und Höflinge wurden, immer in der Abſicht, um bie ef zu ibrem eigenen Vor⸗

theile zu regieren;

daß fie bald bie Gewalt ber Könige, und die Heiligkeit ihrer Perfonen erhoben, um an ihrer Made und Guaden Bezengungen Theil in neh⸗ men;

bald hingegen den Tyraunen⸗Mord predig⸗ ten, um ſich wegen der Verachtung und des Unge⸗ horſams ſolcher Fuͤrſten zu raͤchen, welche ſie mit dem Nahmen von Tyrannen brandmarkten;

daß fie von jeher alles bas Gottloſigkeit nanu⸗

. -

p) -_.___ u.

. ten , was ihrem Intereſſe ſchadete; daß fie fich.der

Berbeſſerung des öffentlichen Unterrichts widerſeh⸗

ten, um bad Monopol der menſchlichen Keyntuiffe

2, behalten ; daß fie zu allen Zeiten und an u u . r⸗

BE Er m Drten da Seheimuig: entbeckten, mitten uuter ber

Anarihie, welche fie berben geführt, in Fticden

—— - a

unrr. dem Dedpotismus, welchen fie: begünfligk, in Sicherheit, unter der Arbeit, weiche fie Aude⸗ ren prebigten, in ſtiller Muffe, unb is der allge meinen Roth, im Ueberfluffe zu leben; und alles dieſes vermittelt. des fonderbaren Handels mit Worten und Geberben, melde fie Teichtgläubigen ' Menſchen als Waaren von dem groſten Werthe

berfauften”,

AIndem die Voͤlker heſes hoͤrten, wollten ſie die Betruͤger, welche ſie hintergangen hatten, in Stuͤcken reißen. Allein die Gefrßgeber hieltes ben Ausbruch von Heftigkeit zurück, und fragten die Priefter: habt ihr denn wirklich auf bie anges zeigten Arten die Voͤlker betrogen ?

“und die gebemüthigten Prieſter antworteten:

Geſetzgeber! wir ſind Menſchen; und die Voͤlker

find fo aberglaäubig. Dieſe haben uns ſelbſt zu un⸗ ſeren Verirrungen gereißt”;

Hierauf wandten fih bie Geſetzaeber zu ben

Voͤlkern, und fagten: erinnert euch, Voͤlker, hefs

fen, was ihr fo eben gehört habt! Ihr felbft ver: anlaffet die Uebel, worüber ihr euch beklagt; und ihr wollet die Fehler enrer eigenen Unniffenheit an

Anderen ftrafen” ?-

Mnd bie beſchtinten Volker beobachteten ein sep Stillſchweigen“.

Die

572

Ste Biöherigen uuterſuchungen kein i lei⸗

! tm Ganzen die Vorwuͤrfe, die den Prieſtern * ber abgefchriebenen Stelle gemacht werben, body weifen fie zugleich auf die Ausnahmen: hin, welche man von Volney's gar zu allgemeinen Arriagen machen muß.

Ara GE " '

Ahbang

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Anhang zum awölften Bud,

in welchem Eröeterungen der Zauberey ganz tober Voͤl⸗ ker, und eine Vergleichung derſelben mir der Magie

halb » eultigierer Nationen enthalten find.

+ .

3

Ich füge dieſen Anhang aus einem boppelten

Grunde hinzu: erſtlich, um einige Puncte der

Zauberey roher Völker mehr zu erörtern, als ih in den vorhergehenden Betrachtungen über Zaube»

rer und. Beſchwoͤrer konnte: zweytens, um die Bauberey roher Völker mit der Diagie, und Theur⸗

gie halbe⸗ gebildeter Nationen zu vergleichen, das heißt, folder Nationen, bie nicht nur einen

Anfang, fondern auch ſchon gewiſſe Fortfchritte in

Kuͤnſten und Wiſſenſchaften gemacht haben, ohne je⸗ doch bis zu einer richtigen Kenntniß der Natur, und des Menſchen gelangt zufeyn; oder die auch von einer

höhern Cultur zu einer geringern herabſinken, ober herabgefunten find. In die erfte Claſſe halbgebil⸗ deter Völker gehörten bie Nationen bes alten

Orients: in. die andere, bie Griechen und Römer’.

in dem zweyten, dritten, und vierten Sahrhundert _

nad Chriſti Geburt, auch die. heutigen Morgens laͤndiſchen Voͤlker. Die Chrifilihen Nationen des Mittelalters Finnen in gewiſſen Zeiten als finfen:

de,

J

*2

nu

a s

37 ——

be, in andern Zeiten, -ald wieder emporſteigende

halb⸗ calsivirte. Völker betrachtet werben.

Alle rohe Voͤlkerſchaften fahen glädtiche, und ungluͤckliche WBorfälle fo fehr, als unmittelbare Wirkungen entweder von guten, und böfen Göttern, ober von Vertrauten der Einen, und der Anderen an, daß fie fo gar Wunden und Tod, bie in Ges

fechten von feindlichen Waffen zugefügt worden, fir bloße Effecte von Zauberey hielten F). Alle

.

rohe Voͤlker erkannten gute und böfe Zauberey -

und Zauberer, wie gute und böfe Götter. Alle glaubten, daß Zauberer Götter hervorrufen, mit

guten Göttern erfüllt, von böfen befeflen werben koͤnnten: daß bie Vertrauten guter Goͤtter durch

De Hätfe derfelben Krankheiten und Lob abwenden, böfe Goͤtter vertreiben, oder bänzigen, flichende,

ober entflohene Seelen zuruͤckbringen, fi in ferne ' Gegenden verfeßen, und verborgene Dinge entdecken:

daß hingegen die Bertranten boͤſer Geeter Krank: heiten durch Zauberwerbe erregen, oder gar Kranke j ' Be 17)

M) So denten die Neger, Gldendorp I. 299 Z01,

Dobriebofer de Abiponibus 11. 240. 21 Val- nus, fagt der Letztere, haſta inflitum auamris. tanto [aepe pateat hiatn, ut et fugjenti animae exitum, et mortiingreflurae aditum ampliflimum praebeat undique, quod fi tamen faneiarus e- meristur, non ferro, fed praefiiglis, ierhalibus extinctus ab infaniente plebecula patstur. Brachinm halla transverberatum, ſolequo ar- dente horrendum in modum intumelcens‘, cum - al medicae opis, in campe feilicet ad nanum - eflet, cor ipfum petit, ac. bidei [patio opprimit jeafelieem. Haßam- vulneris, vulnus necis cau-

fam exfitille quis noftrum negabit ? Negarume.

id Abipones, ac contuwbernalem funm magicis artibus extinctum palam voeciferabantur,

/

an U ee Se /

man das Wort Aberglaube fo exklaͤrt,

x ; y

. töbten, auch fich in allerley Seftalten verwandeln

Könnten, Vorſtellungen alſo Yon guten und böfen - Zauberern, und Zaubereyen, Hervorrufung von guten und böfen Göttern, Heilung und Erregung

von Krankheiten, Abwendung und Zuziehung bed

Todes, Entdeckung verborgener Dinge, Verfegung

An ferne Gegenden, Verwandlung in allerley Ge

falten, Zurüdfährung von Seelen, Erfüllung

ober. Befigungen ber Menſchen mit, oder von gu⸗ ten und böfen Göttern, ja ſelbſt förmlihe Bünde

niffe mit denfelben machten den urfprünglicdyen und Allgemeinen Aberglauben roher Völker aus, wenn

gefunde Vernunft, oder ber richtige Verftand, nicht

diefe * jene Vation in Beziehung auf V ans, Die gelunder Erna t nennt Aber Lauben alle_irrige Begriffe, | perinöge deren überailelide Urfaben, und. Wirkungen finden w

o. Feine vorhanden find, Die Wörter, Zaubern WIE Zauberey, begreifen alle, fo wohl heilfame

als ſchaͤdliche Wirkungen unter ſich, die durch ver-

wmeintlich übernatürlihe Urſachen hervorgebracht

werden. Bezaubern hingegen, ober Bezauberuns gen drüden bie Wirkungen, fo wie Zauberwerke, bie Mittel, beſonders die cörperlichen Mittel ſchaͤd⸗

licher Zauberey and. Dem Bezaubern ſteht das

Entzaubern, oder. das Megraͤumen ſchaͤdlicher Zau⸗ berey, und Zauberwerke entgegen. Unter Bes

ſchwoͤrungen verſtand man alleuthalben Zauberey

durch Gebete, Lieder, oder einzelne Worte. Bis⸗

weilen nahm man dieß Wort in einer engen Bar

deutung, und deutete dadurch ſchaͤdliche Zauberehan/ die durch Gebete, Lieder, oder Worte geuͤbt werde.

=

Ich machte ſchon Tange die Bemerkung, daß

die Germanifhen Voͤlker, welche das Roͤmiſche Reich über ben Haufen warfen, mande Arten ded

Aberglaubend nicht Fannten, denen die zwar tief ges

ſunkenen, aber immer nod gebildeteren Ortechen "and Römer anbingen: daß ſich alfe auch unter ver

Herifchaft bee Germanifihen Völker manche Arten des Aberglaubens Jahrhunderte lang faſt ganz ver: Iohren, und fich nicht eher wieder offenbarten, al6

‚Bis die Chriſten des Mittelalters mit den

Schriften, und Lehrern der Araber, und Juden befannt geworden waren g). Allein erft bey dem zuleßt mwieberhohlten Nachdenken über die Zaubes rey und Magie aller Zeiten entdeckte ih, daß der Aberglaube halb gebildeter Nationen Yon dem Aberglauben ganz roher Wölkerfchaften fi in vie:

len Stuͤcken charakteriſtiſch unterfeheide, und daß,

wenn man auch nicht fagen koͤnne, daß dieſe weni⸗

ger aberglaͤubig ſeyen, als jene, man wenigſtens

behaupten muͤſſe, daß der Aberglaube halbgebilde⸗ ter Nationen ohne Vergleichung zuſammengeſetzter ſey, als der von rohen. Halb⸗ cultivirte Nationen nahmen außer dem allgemeinen, und urſpruͤngli⸗ hen Aberglauben noch viele. Wunder⸗-Kraͤfte, und MWunders Wirkungen an, von melden rohe Voͤl⸗ fer nichts mußten. Auch erweiterten ſie faſt eine

jede Art von Wahn, welche fie mit rohen Völkern

gemein hatten.

Ein bis jeßt nicht berůhrter Zweig b des. Abers

| glaubens der ſich eben ſo wohl unter ganz rohen,

als

) Maͤn IR meine hiſtoriſche Vergleichung des Mittels ‚alterg III. 183 u, ©.

\

Im nn —— m -

RK) w. 208 eo

= 0.00% 377

als unter halbgebildeten Woͤlkern fand, iſt bie Mei⸗ nung, daß Zauberer, und Zanberinnen ſich in als

Ierley Thiere verwandeln koͤnnen. .Diefer Aber:

glaube entſtaud faft gewiß allenthalben aus derfels bigen Quelle, nämlich aus berjenigen Urt. von-

Epilepfie, ‚oder Merven » Krankheit, welde bie - Aerzte den Veits s Tanz nennen, und während _ welcher Kranke glauben, bald in biefes, bald in jenes Thier verwandelt zu fepn, beren Stimmen und Bewegungen fie auf das aenauefte nachahmen.

. Auch hier benußte ber ‘Betrug fehr ſchnell, was bie

Matur hervorgebracht, und der Aberglaube ber Menfhen unrichtig gebeutet hatte. Weil eingelne Zauberer, und Zauberinnen wirklich glaubten, eine Zeitlang in allerley Thiere verwandelt werden zu ſeyn; fo ſtellten fih Andere, als wenn and fie ſich in diefed oder jenes Thier verwandeln koͤnnten;

und eben deßwegen ahmen wahrſcheinlich die gau⸗ > | berer faft aller Erdtheile vor, oder während ihrer Verzuckungen fo häufig die Geſchreys von allerley

Thieren nad. Schon Herodot erzählt, daß fo.

wohl die Scythen, als dieunter den Schthen wohs

nenden Griechen von ben benachbarten Ütenrern bie. Meinung heaten, daß dieſe fih alle Jahre ohne Ausnahme einige Tage lang in Wölfe verwanbels ten, und dann wieder ihre menfdliche Geftalt.am - naͤhmen k). Der Glaube an Wehrwoͤlfe war nit

‚bloß unter den Griechen und Römern, fondern and) unter ben alten und mittlern deutſchen Voͤl⸗

kern

- 5 . . r . * ri ee r . x .n .

vo.

R 2 - Ri 578 W . . ,

fern allgemein i)y. Die Zäuberer unter: ben Abis ponen geben vor, daß fie fih in Tiger verwandeln,

‚und in diefer Geflalt ihre. Feinde zerreiffen koͤnnen. So bald daher ein Zauberer anfängt, gleich einem Tiger zu brüllen; ſo entfliehen alle, ' bie div hoͤ⸗ ren, voll Schreckens. Die Weiber behaupten,

daß ſie den Anfang der Verwandlungen von Zau⸗ berern in Tiger manchmahl ſchon geſehen haͤtten, daß aber die durch Verwandlung entſtehenden Ti⸗ ger unſichtbar ſeyen k). Auch unter den Negern

derſelbige Aberglaube, Der Capitain

eaver ſuchte die Neger-Colonie, welche er auf der Juſel Bulama verfammelt hatte, von dem Wahn’ zu heilen, daß Einige aus ihrer Mitte Zauberer ſehen, und ſich in allerley Thiere verwan: delten. Seine Vorftellungen fanden feinen Ein:

‚gang, meil die Beſchuldigten felbft geſtanden, daß

fie fih in Xhiere verwandeln Einnten /). Andere _ Schriftfteller berichten ein Gleiches von den Ne: gern auf den Weftindifchen Snfeln m). Die Unges lagten Auf Bulama Famen mit einer ernfllichen Zühtigung davon. Auf den Weftindifchen Inſeln find die Pflanzer bisweilen gezwungen, bie ber

Zanberey Verdaͤchtigen umbringen zu laſſtn, weil

ſonſt

| | i) Die Griechen nannten die Wehr: oder Waͤhrwoͤlfe

. Aunayspwrag, Bodin Demonom. p 96-99 Man f. ferner Plinii Hift. Natur. XXII. c. 3 Auguſt. de Civit. Dei XVIII. c. 18, Keisler An. tiq. P. 494 - 496.

k) Dobrishofer II. 97. . 3) African Memoranda p, 178.

.. m) Mathews p, 153.

- —————

679 fonft die Furcht vor den Wirkungen der Zauberey

bie übrigen Sclaves aufreiben würde n)... Wenn

man im den verfloffenen: Sahrhunberten bie fo ges nannten Hexen noͤthigte, ſich mit ihren: Zauberfals ben zu beſtreichen; ſo fielen ſie wie todt zu Boden, und gefbattben beym Wieder » Ertyachen, daß fie

fi in Kaßen verwandelt, und Meifen auf ven

Brocen, oder an andere Verfammlungss Derter von böfen Geiſtern, oder deren n Vertrauten gemacht

hätten 0).

Die Zauberer aller cohen Velrer beb-rpten, daß ſie durch das Ausſprechen von gewiſſen Nah⸗ men, oder durch Geſang und Gebet Goͤtter herbey⸗ rufen, ober beſchwoͤren koͤnnen; allein fie legen ih⸗ ren Befchwörungen bey weitem nicht eine ſolche Kraft bey, und dehnen fie nicht über fo viele Gegenſtaͤnde aus, als die Magier, und Theurgen halb⸗ gebils beter Stationen. Die Jongleurs der Americaner,

die Fetifchirer der Neger, und die Schamanen in

Sibirien fehen tim Durchſchnitt die Erſcheinungen höherer Naturen nach ergangener Aufforderung als bloße Wirkungen der Gnade an, und fie rühmen ſich hoͤchſtens, Götter, ober Schußgätter zu Er⸗ fiheinungen reißen, nicht aber fie dazu zwingen zu Tonnen. Die angerufenen Schutzgeiſter kommen

daher bald fruͤher, bald fpäter, wie ed ihnen gut - duͤnkt. Bisweilen erfcheinen ſie gar nicht, oder ſchicken Andere an ihrer Stelle. Die alten Dias

gier und Chaldaͤer hingegen, die Theurgen unter

den n) "Edwards IL. 97. 0) Bodin |, c, Malleus Malif. IL ar pP

Ds.

: 580- 7

den neueren Platonikern, die Zauberer des Mit⸗ telalters, noch mehr die Frommen, und Heiligen unter den erſten Ehriſten gaben vor, daß ſie Daͤ⸗ monen, ober Geiſter, ja ſelbſt die hoͤchſte Gottheit durch gewiſſe Worte und Gebete zu Erſcheinungen,

uber boch zur Erfüllung ihrer Winſch wörkigen

koͤnnten y)·

Die Zauberer wher Voͤlker maaßen ſich zwar im Ganzen an, boͤſe Götter oder Geiſter, und bes ren Zauberwerke aus Kranken austreiben, bie ans? getriebenen Gbtter, oder Geiſter bänbigen, ober dar vernichten zu koͤnnen. Unterdeſſen geftehen fie bisweilen, daß fie micht immer im Stande find, boͤſe Götter, oder Geiſter zu berwältigen: daß fie fi vielmehr bemühen müffen, biefelben zu verſoͤh⸗ nen, ober ſich in Güte mit ihnen abzufinden. Die Theurgen, ober Heiligen, und Wunderthaͤter halb⸗ euftivirter Nationen find ſtolz auf ihre unumſchraͤukte Herrſchaſt uͤber boͤſe, wie uͤber gute Geiſter, unb auf die unwiderſtehliche Gewalt ihrer Beſchwoͤrun⸗ gen, wodurch fie boͤſe Götter ober Geiſter nah. Be⸗ lieben herbey rufen, und verjagen koͤnnen ). Die Kunſt, zu exorciſiren, iſt unter den Chriſten fo alt, als ihre Religion, und warb je länger, deſto sufammengefeßter ). In mehreren ae | ahr⸗

p) Man ſ. den Abſchnitt von Gebeten, und die dort angefuͤhrten Zeugniſſe, beſonders den eilften Ab⸗

ſchnitt im dritten Bande der hiſtoriſchen Verglei⸗ chung des Mittelalters.

gie

N Pelliecia I. p. 10. beh den dritten Thei des Mal- eus Malefica rum,

Ds En. —— - *

r . 2 531 ... y . J No, . .

Jahrhunderten wetteiferten.mit ben geiftlichen Exov⸗ ciſten nicht bloß-die Schwarz⸗ Künftler , ſondern auch die Weißfünftler 5), oter die Eingeweihten der mweiffen, und himmliſchen Magie 1), welde bald mächtigere gute Geiſter, bald geheime Kräfte

der Natur dazu brauchten, um fich die pöfen Gei

fer unterthan zu machen.

Die Zauberer unter mehreren vohen Völkern bildeten fich felbft,, oder Anderen ein, daß fie ent« flohene, oder geraubte Menſchen⸗ Serlen wieben einhohlen, und zuruͤckbringen, beſchaͤdigte ausbeſ⸗

fern, auch wohl ganz abgeſchiedene Seelen zerreifs

fen, ober verzehren Eönuten. Allein aͤußerſt fels ten vermaaßen fie fi, abgefchiedene Seelen durch Beſchwoͤrungen hervorrufen, und nicht bloß zu Er⸗ feheinungen, fondern au zur Beantwortung pors

„gelegter Fragen zwingen zu koͤnnen. Außer den Singhili's in Afrika u), deren ich fchon Im Iehtn Buche erwähnte, und die ihre Beſchwoͤrungse Kuͤne

ſte mittelbar, ober unmittelbar von Mahomebes

niſchen Marabu's erhalten haben koͤnnen, finde id

in meinen Papieren kein andered Beyſpiel von

förmlihen Beſchwoͤrungen abgefchtedener Seel . unter rohen Voͤlkern, ald das ber Abiponifchen | Bauberinnen‘, welches Dobrisbofer anführe x):

Dem

s) Del Rio I, 104. 208. '

. ©) Man-fı vo meine Vergleich. ded Mittelalters II.

278° 293 u) Cavazzi 1. 224. 034.

a) 11.84." -

——

582 |

Wenn einem Abiponen ſehr viel daran gelegen iſt,

die Zukunft zu erfahren; fo bittet er irgend eine * erinn, den abgeſchiedenen Geiſt dieſer, oder ener verſtoͤrbenen Perſon hervorzuruſen, unb- ven:

felben über das gu befragen, was er zu wiſſen

Yänfcht. te Zanberiun legt ſich alsdaun auf die Erde, bedeckt fi mit einer Ochſenhaut, und fängt ihre Beſchwoͤrungen in Gegenwart einer großen Menge von Neugierigen am. "Auf dieſe Beſchwoͤ⸗ tungen erſcheint dann der Geiſt, und antwortet gan vernehmlich auf die Fragen, die von der Zaus erinn an ihr gethan werben. Die Abtponen glaus ben an die Gegenwart befdmoorner Geifter, wenn fie diefelben auch nicht fehen. Allein manche Abis Honen, ja fo gar mande Spanier, die ſich viele Rahre unter diefem Vokke aufgehalten haben, bes theuern heilig, daß auch fie bie beſchwornen Geis ſter mit inren eigenen Mugen gefehen, und baß bie Geifter eine folde Geſtalt, welde fie genau bes fhreiben, ‚gehabt hätten y), |

Die

y) 1. e, Abiponum aliquis, clari zpud fuos gene- ris bonaeque mentis multa verborum conten- tione mihi alleveraverat, [e [uis [pectafle oculis animam 'ndae, cujus maritus ſuperſtes noftro tum verfabatur in oppido. Aſſenſum a me.ut extorqueret, animalae illius imaginem vivis, fed ridiculis coloribus exprefit. Hifpani quo- que complures „.. perſuaſiſſinum Abi’habent,

. manes praefligiatorum vacatu; necsomantice

“fpectabiles fieri, ad interrogatiunculas reſpon- dere, nihilque fallacise in hoc negetio inter- venire,

—83 Die Beſchwoͤrung abgeſchiedener Seelen war

Eine von denjenigen Arten des Aberglaubens, die

ſelten, oder niemahls unter ganz rohen Voͤlkern, ſondern erſt dann entſtand, wann Voͤlker ſich um

einige Stuffen aͤber den Zuſtand der tiefſten Roh⸗ heit erhoben hatten. Faſt alle Wilden fuͤrchten ſich vor den abgeſchiedenen Seelen ſo ſehr, daß ſie nicht einmahl wagen, die Nahmen von Verſtorbe⸗ nen zu nennen, aus Beſorgniß, daß dadurch die

Manes beunruhigt, und gegen die Stoͤrer ihrer

Ruhe gereitzt werden moͤchten. So lange man

nicht das Herz hatte, die Rahmen von Verſtorbe⸗

nen zu nennen, ſo lange konnte man es ſich auch ſchwerlich einfallen laſſen, die Geiſter derſelben nahmentlich hervorzurufen. Dagegen fand ſich, und findet ſich die von den Griechen ſogenannte Ne⸗ kyomantie, oder Nekromantie unter allen Voͤlkern, die nicht mehr zu den ganz rohen gerechnet werden

koͤnnen. Die aͤlteſten Nachrichten, und Denkmaͤh⸗ ler des Orients erwähnen folder Beſchwoͤrer und

Beſchwoͤrerinnen, welde die Schatten von Ver:

ftorbeuet in der Abficht herauffteigen ließen, um _ ihnen Fragen vorzulegen, und biefe Fragen beant: worten zu laffen 2). Der König Saul hatte alle

Wohrfager und. Zeichendeuter aus dem Lande ge⸗

"trieben, und wandte ſich doch in ber Zeit ber Noth,

wo ber Herr ihn weder durch Träume, noch durch Propheten unterrichtete, an eine Zauberinn zu I | Ens

z) Varro ap. Ang. VII. c. 35. varro glaubte, daß

"die Nelyomantie aus Perſien abſtamme. Auch Lucien 1. 465- 465. nanıte diejenigen, welche

die Nekyomantie in Babn!on trieben, Magier, und bielt fie für Schüler des Soroafters.

R % —— oo. . _} .

24

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584 U) m

Enber a), um biefe zu bitten, daß fie den Geiſt Samuels erſcheinen Taffen möge. Die Zauberinn foh zuerft Götter aus ter Erbe hrrauffteigen, und Daun die Geſtalt eines alten Mannes in einem feis- denes Kleide: aus welcher Beſchreibung Sau fo gleich erkannte, dag diefe Geftalt der Geift Sa⸗ muels fey. Der den Könige unſichtbare Geiſt fkellte ihn defwegen zur Rede, dag er den Ent: ſchlafenen beunruhigt habe, und da Saul erklärte, was er zu wiffen wünfche , fo verkuͤndigte ker Geift des Propheten alles Unglücd vorher, was dem Könige bevorfiche. And in Griechenland ging bie Kunft, abgeſchiedene Seelen hervorzurufen, in ein

hohes Alterthum hinauf 6). Unter ben Griechen

waren mehrere Tempel, wo man Schatten her⸗ vorfommen ließ, damit man biefelben befragen Tonne. Selbſt der Held Rimon reiste nah He⸗ rafles am Pontus, um fi mit dem Schatten fet:

ner geliebten Schwefter zu unterhalten c), Nah

alten Scandinapifchen Sagen übte und Ichrte Odin die Runft, abgefchiedene Geifter zu befchmören, und fie zu Weißagungen , oder Dffenbarungen ber Zus Funft zu nöthign d). Im Mittelalter war die

Nekromantie eine ber erften magifchen Künfte, wel;

he man von den Arabern annahın e). Man hielt biefe Kunft nicht nur für fo wahr, ſondern aud nn | für

a) 1.8, Samuelis 28 Cap.

5) Homer, Odyfl. XI. 30 et ſq. v.

e) Plutarch. IH. 184. &) Barthol, 634. 38p

e) Meine Vergleichung bed Mittelalters, n. ſ. w. II, 187 u, f. ®&. _

| 388 für fo unverfaͤnglich, daß man ſo gar dor der Ges.

Tigfprechung von Heiligen die Geiſter berfelben her⸗ vorrief ). Es iſt bekannt, daß bie legten bes rüchtigten Theurgen unferer Zeit fih gleichfalls rähmten, fo wohl die Geifter don Verſtorbenen, als die Bilder von abwefenden Perfonen erfcheinen

machen zu koͤnnen.

Halbgebildete Voͤlker unterſchieden ſich von

aanz rohen nicht bloß durch den Wahn, daß man gute und boͤſe Götter und Geifter zu Erſcheinun⸗ gen, und Dffenbarungen zwingen Eönne, ſondern auch durch die Vorſtellungen einer beynahe unbes ſchraͤnkten Gewalt, weldhe Beſchwoͤrer, und Bes fhwörerinnen über bie ganze Natur ausübten. Im alten Drient waren biefe Vorftellungen fo herr⸗ ſchend, daß zaubern vwigentlich fo viel bebeutete, al® Sonne und Mond verfinftern, oder Schlangen befhwören g). Während bed Heerzugs bed Xer⸗ res gegen Griechenland warb bie Flotte biefed Koͤ⸗ niges von einem heftigen Sturm überfallen. Der Sturm dauerte brey Tage, und that ben Perfern unfäglichen Schaben. Am vierten Zage fingen bie Magier nit bloß an, ben Gottheiten des Landes zu opfern, ſondern fie-krauchten au Beſchwoͤrun⸗ gen, gerodot läßt es dahin geftellt, ob ber Sturm, gezwungen durch bie Beſchwoͤrungen ber Magier, ober don freyen Stuͤcken, am vierten

Tage aufgehört habe 4). Schlangen » Befhwir

rer finden ſich bis auf dem heutigen Tag im ganzen 0 wefts

5) Demonomanie de Bodin p. 73. e) Mich. Moſaiſches Recht V. 200 ©. k) VII. 191.

—R —ñ —⸗

weſtlichen Afıen, und Afrika, vorzuͤglich in Hin⸗ doſtan, und Aegypten 5). Die Aunft der Schlan⸗

gen: Beſchwoͤrer ifk im gewiffen Familien erblih,

die ſich ihr Geheimniß durch keinen Preis abloden laſſen. Unter ben Griechen und Römern entſtand früh die Meinung, dag man durch Beſchwoͤrungen nicht bloß auf Götter, zu weldyen man die Lichter des Himmels rechnete, ſondern aud auf Men, Shen, Thiere, und Gewaͤchſe der Erde, ja ſelbſt anf leblofe Dinge , befouberd auf "Brände, mäds tig wirken koͤnne k). In fpäteren Zeiten glaubte man, daß Beſchwoͤrungen um deſto Eräftiger feyen, wenn bazu nicht Griechifche und Römifche, fondern barbarifhe Wörter und Kormeln gebraudt, und wenn fie zugleich durch Dpfer, oder Raͤucherun⸗ gen, und anbere theurgifhe Handlungen, befons ders durch das Umdrehen von magifchen Kreifeln, ober Kugeln unterflüßt, ober Serflärkt würden /). Unter den Germaniſchen, und wahrfcheinlich un: ter allen alt s Europäifhen Völkern war ed urs ſpruͤnglicher und allgemeiner Aberglaube, daß man durch Beſchwoͤrungen Menfchen und Vieh ſchaden,

be⸗

) Raempheri Amoen. Faſcic. JIT, Obf. 9, Bruce VII. 348 et ſq. p. N. E. Haſſelquiſt ©. 77.

k) Homeri Odyſſ. IX, 156. Xenoph. Memor. II. 5. Lucian, III. 38. 288 p. Plin.XXVIII, 4. Quid? non et legum ipfarum in duodecim tabulis ver- ba funt! gni fruges excantafler. Et alibi: qui

malum carmen incantallet, Figlinarum ope-

‚“.. rs multi rumpi credunt tali modo ZEtiam

psrietes incendiorum‘ deprecationibus confcri- buntur,

3) Lucian, ll. cc, und Seldenus ex Pfella p. 113.

| 587 befonbers aber Sturmwinde, Ungewitter, und Das gelwetter erregen koͤnne: weßwegen auch die Ba fhwörungen überhaupt, Vorzüglich bie der Wetter⸗ mncher nicht nur von Carl dem Großen, fondern auch nachher von vielen andern weltlichen und geifts lichen Fürften, oder von Kirchen s Verfanunlun gen.auf das firengfle verboten munben m). Alle dieſe Verbote hinderten nicht, daß nicht bie Furcht vor Beſchwoͤrungen, und deren Wirkungen das ganze Mlittelalter durch, nad felbft mod -fpäter fortgedauert hätte n). -

Der Aberglaube halb gebilbeter Voͤlker ver⸗ größerte nicht bloß die Macht der Beſchwoͤrer viel mehr, fondern trieb aud bie Gewalt ber Zauberer überhaupt und ihrer Gehülfen, ber boͤ⸗ fen Geifter, befonders in ber Befitznehmung her Leiber der Menſchen ungleich weiter, als: unter ganz rohen Wölkerfchaften jemahls geſchehen ift. Noch auffallender, als dieſes, iſt das Factum, daß die Proteſtanten beynahe zwey Jahrhunderte lang den Teufel und feinen Werken und Genoſſen viel mehr verherrlichten, als die Altgläubiaen, und daß unter ben Proteftanten. gerade die erſten Reformatoren, Luther und Melanchthon, die

= uns

'm) Dan ſ. Keisleri. Antig. ı7. 71. 75 p. Pellout. U. sıe, Dlaffon I. 148. 149. Ich vermuihe, daß ‚die. Schamanen der Lappen und anderer finnifchen Dölker den Aberglauben, daß man durch Beſchwoͤ⸗ ‚zungen den Winden nebieten künne,von :h zen Goes Ye en Weberwindern, oder Nachbaren erhalıen _ aben, | j

n) Man 1. ben fchon oft angeführten abſchnitt im dritten Bande der hiſtor. Vergl. des Mirtelalterd.

. [2 .. 9 Zum zu $ 83 \

nnmaͤßigſten Verherrlicher des Teuſel⸗ und der Zauberey waren 0). Luther nannte ben Teufel geradezu ben Herrn, den Fuͤrſten und Gott dieſer Welt, den wir Menſchen mit unferem Coͤrper und unſerer Habe gänzlich unterworfen ſeyen. Wenn man bem Teufel fo viel einräunfte, fo war. nichts natuͤrlicher, als Son feinen Gehuͤlfen, ben. Zaubes sern und Banberinnen zu glauben, daß fie im * Stande feyen, die Luft zu werfinftern, Ungewits ter und Sturmwinde zu. erregen, KHeerben und Saaten zu verderben, Fluͤſſe aufzuhalten, zub Quellen auszutrocknen, Haͤuſer und Städte ans zuzünden, Gefangene aus Kerkern herauszufuͤhren, Reichthum und Armuth, Hoheit und Niebrigkeit, Siege und Niederlagen nad Belieben auszuthei⸗ len 9). Wie ohmmaͤchtig find gegen dieſe Vertrau⸗

sen des Satans bie Zauberer unter den Wilden -

in Sibirien, Afrika und America! In eben dem Verhaͤltniſſe, in welchem die Völker des fünfzehn: ten, ſechdzehnten und ficbenzehnten Jahrhunderts die Macht. der Zauberer erhöhten, vervielfältigs ‚ten fie auch ihre Zahl. Unter ben Wilden aller Erbtheile- fällt der Verdacht einer ſchaͤdlichen Zaus beren doch immer nus auf einzelne Perfunen. In "den genannten Jahrhunderten hingegen verhaftete, folterte und verbrannte man viele Taufende, ja ſelbſt Hunderttaufende von angeblichen Genoffen, oder Genoffinnen des Satans g). Faſt noch groͤ⸗

e) Man f ereine Wergleich des Bitte II, 323 %

p) ib. um au Rio u 158 et fg. 2 9) 1. ee.

ben ie

fer war bie Anzahl von Beſeſſenen 5), in bes ren Leiber man wähnte, bag unreine Geifter eine gefahren feyen.. Wilde vermuthen böfe Geiſter, ober beren Wirkungen der Megel nah nur in Kranken. Die Chriftlihen Völker feßten bergleis

chen nicht nur in neugebohrnen Kindern, fonberh

auch in unzähligen gefunden Perſonen voraus. Mean verdammte bie Zauberey, und verbrauute die Zauberer; und doch Auldete man hohe Schu⸗ len, wo man bie Schwarzkunſt lehrte. Au nannte man Fuͤrſten und berühmte Gelehrte, die in dieſer Kunft ‚hoch erfahren feyen s).

Der merkwuͤrdigſte Unterfhieb, ber zwifchen ben Uberglauben ganz roher, und dem von halbe cultivirten Völkern Statt findet, beſteht darin, daß dieſe vielmehr, als jene, geheime Kraͤfte an⸗ nehmen, vermoͤge deren ie Dinge nicht blog ein⸗

ander anziehen, oder zuruͤckſtoßen, ſondern auch

allerley uͤbernatuͤrliche und unerklaͤrliche Wirkun⸗

u gen hervorbringen. Alle Wilde. find freylich ges

neigt, lebloſe und Lebende künftlihe Gegenflände

9— nicht weniger, als natuͤrliche fuͤr Fetiſchen zu hal⸗

ten, und ihnen, ala ſolchen, goͤttliche Eigenſchaf⸗

ten zuzutrauen, Allein fie gelangen nicht zu dem

Gehanken, ber bie Grundlage allee Magie, und

alſo auch des Charakteriftifchen Aberglaubens halb⸗

gebilbeter Völker ausmacht: daß alles geheime und

uͤbernatuͤrliche Kräfte befige, alles geheime und Abernatärlicye Wirkungen bervorbringe: bag durch

F die FE | | =. BE Sr

r) ib, und Moehſen, 504 u, f. ©.

Weine Wergleich. des Mittelalters III. 386. Moͤh⸗

fen 350.. 451 e.

Sn

590 -

bie geheimen! Kräfte der Dinge ber gewoͤhnliche Sarg der Natur unaufhörlich geftört werde, und bag. diejenigen, - melde die geheimen Kräfte der „. Dinge kennen, nicht bloß über die leblofe Natur, ſondern audy über Götter und Geifter herrſchen ).

Eine der erften unb allgemeinfien, zugleih auch ſelrſamſten Wirkungen des Glaubens an ges heime Kräfte der Dinge ift die Meinung vun bis ſfen Augen, oder böfen Blicken, die ſich unter als ken halb⸗ cultivirten, nicht aber unter ganz rohen. Bölkern äußerte u). Die Furcht vor böfen Aus gen, ober Blicken quält noch jetzt alle Morgens laͤndiſche Nationen, und man Darf fiher Vorauss feßen, daß ihre älteften Vorfahren nicht weniger Davon gequält wurden x). Die Morgenländer fürchten ben. böfen Blick am meiften für Kinder und für Brautleute, ober vielmehr für Braͤuti⸗ game am Zage der Hochzeit. Die Hindus hefien ZZ Braut;

wu

m

) Dan leſe, was ich im dritten Theile der hiſtor. Vergl. 279: 293 über die Cabbala :ınd Magie des Reuchlin, des Sranciscns Beorgius Venetus und des Ygrippa gelagt habe.

u) Man Eönnte mir das einwerfen, was Bruce von bem Uberglauben des boͤſen Blickes in Sennaar erzählt, VII. 349. N. A. Allein die Neger in Sen⸗ naar find alleuthalben mit Arabifchen Stimmen ums geben und vermifcht, und es ift Daher wahrſcheinlich, daͤß Die erfieren von den letteren den Aberglauben des böjen Blickes angenommen haben,

x) Bon den Hindus, Eonnerat I. 66. von den Eins wohnern in Syrien 1,193, von den Türken, Yrabern und Mauven, Arvieux I, 448, III. 247, Maillet II. 215. Hoͤſt ©. 213, Be

J T.

59 15

Braͤutleuten geheimnißvolle Ringe an den Kapf, um fie vor dem boͤſen Blick zu bewahren; und wenn man dieſe Vorfichtöregel nit beobachtet bat, fo dreht man vor den Augen der Eheleute in dem Augenblick, wo fie in das Hochzeitshaus eintres ten , ein mit rothem Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß drey⸗ mahl umher, oder man zerreißt ein Stuͤck neuer Leinwand, oder man ſchwingt ein Stuͤck Leinwand dreymahl vor ihren Augen herum, um ſie von den Vrturge des boͤſen Blickes zu befreyen y). Die. Tuͤrken haͤngen Fetzen von Zeugen an den Kopf von Kindern, damit daparch boͤſe Blicke abgeleitet werden; und in gleichen Abſi chten halten ſie uͤber ben Haͤuptern von Braͤntigamen zwey ereuzweis gelegte Saͤbel 2). Die Griechen und Römer ſcheu⸗ ten den böfen. Blick nicht weniger, als bie Bewoh⸗ ner ded Orients a); und bdiefer Aberglaube hat fi unter den Nachkommen beyder Voͤlker unge . ſchwaͤcht erhalten 5). Für das befte Gegenmits tel gegen den böfen Blick erflären die Griechen bad Tragen, ober. Anheften Yon Knoblauch, ober das Meben von tiefen Pflanze Allem Vermuthen nad) war berfelbige Aberglaube unter den Deut: fhen und Slavifhen Völkern eben fo urfprängs lich, als unter den Griechen und Nömern. De Veuts

y) l,c. Sonnerat. 2) Arvieuxl,c.

a) Plin, Hit Nat, paffim, unter. anderen L. a8. c 6. der Hirt beym Virgil faat: | Nefeio, quis teneros oculos mihi, faleinat agrios:

5) Pougueville I. 256 et ſq. Ollervazioni intorno alla Valachia etc, p, 235. 25, " * .

-

Deutihen ſowohl, ald bie Slaven waren überzeugt, - dag böfe Blicke Dienfchen und Vieh tödtliche Krauk⸗ beiten zuziehen c), und baf man biefen Augen; zanber nur durch Senend s Formeln aufheben Fönne. Wenn nicht die Meinung don böfen. Blicken fo alt und allgemein in Europa gewefen wäre, fo wärbe ich vermuthen, daß die Portugiefen und Spanier diefen Wahn von den Manern empfangen bötten. Es iſt ungewiß, ob die Spanier ber als ten, ober die der neuen Welt fi vor böfen Plicken am. meiften fürdten d), Wenn die Alts Spanier glauben, daß Jemand ihnen durch einen feften Blick geſchadet habe; fo Verlangen fie von einem Golf: den, ba er ihre Hand berühre: uuftreitig in eben ber Abficht, In welcher man vormahls Zanberina nen vor Gericht nöthigte, die angeblich Yon ihnen

nn bezauberten Perfonen anzufaflen, damit ber ge:

worfene Zauber auf feine Urheber zuruͤckkehren moͤge e). Die Sreolinnen Am Spaniſchen Ame: rica tragen kleine geweihte Haͤnde von Feigenholz, | Bu an

e) Keisler. Antiq. Septentr. 4902. 495 p. Im deut⸗ ſchen ſagte man, daß Kinder verſehen, ober daß ein boͤſes Auge beym Vieh geweſen ſey. Noch zu Keislers Zeiten brauchten die Wuſtrowſchen Wenden folgenden Segensſpruch gegen den boͤſen Bick:

Twee Hogen efft dy beſeen; Dre Hogen ſcholt dy weer gut ſeen. Ib. Auf eine aͤhnliche Urt entzaubert man noch jetzt Heer⸗ den in. Hochfchorttand, Fennants Voy. to the Hebrides 1..03:. 0 - dd) D’Aunoy Travels p. 108, 109. Atvieux III. 247. Haft ©. 223, Coreal II ao p.

N) Goͤſt . c.

J 593

an welchen die Daumen aufrecht ſtehen, am Halſe, um boͤſe Blicke abzuhalten. Zu Coreals Zeiten war es lebensgefaͤhrlich, eine Spaniſche Creolinn

aufmerkſam anzuſehen. Ward naͤmlich ein fixir⸗ tes Frauenzimmer krank, fo klagte ed den vermeint⸗ lichen Urheber ihrer Krankheit bey der Inquiſition an, und die Inquiſition verurtheilte den Angeklag⸗

ten nicht ſelten zum Scheiterhaufen. Petrus

ompong Einer der kuͤhnſten Unglaͤubigen

des ſechszehnten Jahrhunderts, laͤugnete nicht bloß

alle Beſchwoͤrungen und Bezauberungen, alles

Weiffagen und Wahrſagen, das durch gute oder

böfe Geifter getrieben werde, fonbern aud) das Dafeyn und bie Vörfehung Gottes, fammt der Unfterblühfeit der Seele; und eben diefer kuͤhne Unglaͤubige traute der Seele des Menſchen eine

ſolche Gewalt uͤber den Coͤrper, und wiederum

den von der Seele bewegten Lebensgeiſtern eine ſolche Gewalt uͤber die uns umgebenden Dinge zu, daß er alles, was die aberglaͤubigſten Voͤlker und die wildeſten Echwaͤrmer fuͤr Wirkungen der Zau⸗

berey gehalten ‚hatten, als bloße Naturkraͤfte und Naturwirkungen annahm 5). Selbſt noch im Ans fange des achtzehnten Jahrhunderts fanden Aerzte

es denkbar, daß gewiſſe Perſonen bloß durch einen

feſten Vorſatz Thiere abhalten, krankmachen und

wieder heilen, dem Pulver ſeine Kraft, und Maͤn⸗ nern ihre Mannheit nehmen, ja daß ſie die Luft genug verdicken koͤnnten, um ihre Bilder Anderen

erſcheinen zu machen 2 | Der

»-

Br Meine Vergleich, des Mittelalters IIL, 328 u. f. S.

) Ephemer, Nat. Cur, IX, 662, nn

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2 r ° .

594. | g a . q

Der Aberglaube halbgebilbeter Völker eignete nicht bloß den Blicken der Menfchen, fonberu auch ihren Worten und Reben, oder gewiflen von ihnen gefhriebenen Charakteren und Formeln ges

| heiine übernatürlihe Kräfte zu... Es ift ein all:

gemeiner Aberglaube, fowohl der Morgenländer, als der Griechen A), daß audgefprochene Lobes⸗ erhebungen ben Gegenftänden des Lobed Schaden bringen. Wenn zum Beyſpiel in ber Barbarey Jemand einen Meuter, ver gut zu Pierde fißt,

deßwegen lobt, und der Reitende bald nachher flürzt,

oder fonft Schaden nimmt; fo hat der Gelobte das Recht, den Sobenden zum Schaden⸗ Erfaß

anzuhalken. Unter ben Griechen bittet man Pers

fonen, die irgend etwas mit Wärme gelobt has ben, daß fie gegen den .gelobten Gegenftand fpucken

. wollen i), weil man glaubt, daß dadurch bie fhadb: liiche Wirkung bed Lobes aufgehoben werde, Scho—

die alten Öriechen und Römer fpuckten aus, wenn fie traurige, d. h. Unglücbringende Worte, ober

Reben hörten 6). Ich habe nicht nöthig, mid

hier über die heilfgmen, oder ſchaͤdlichen Kräfte von Worten und Reden umſtaͤndlicher auszubreiten, ba ih mid auf das beziehen Tann, was ih im Vorhergehenden über Gebete, über bad Geben von Nahmen, und über Beſchwoͤrungen gefagt

babe 1). Voͤlker, welche an 1 ‚bie geheimen Kräfte

" von.

x) Hoͤſt, Bonguenille, und Öffervazioni ete,1l.cc,

i) Olfervazioni et, p, 284. Tubito & Pregato di fputare contro l’oggetto lodato,

- k) Plin, Hif. Nat, XXVIIE, c. 4

4) Wer no) mebrere Beyſpiele zu leſen wänfer der ziehe Plik, Hiß, Na, XXVIII. 3- 6. zu Rathe.

65895

von Worten und Reden glaubten, wurden durch eine hoͤchſt natuͤrliche Analogie auf den Gedanken geleitet, daß nicht bloß geſprochene, ſondern auch geſchriebene Worte und Charactere gleiche, oder aͤhnliche Wirkungen haͤtten. Eben daher war der Glaube an Zauber⸗Charactere und andere,/geſchrie⸗ bene Zauberformeln von jeher unter halbgebilde⸗

ten Voͤlkern eben ſo allgemein, als er es noch jetzt

iſt; und viel allgemeiner, als unter ganz rohen Jaͤgern und Fiſchern m). Die goldenen Zaubers kugeln, welche bie Griehen und Römer zu Be⸗ fhwörungen brauchten, waren über und über mit allerley Characteren befchrieben n). Go wie man barbariſche Worte für Eräftiger hielt, als vers ftändliche Griehifhe und Roͤmiſche, fo auch dar barifche Charaktere. Der Uberglaube erfand kaum

irgend eine heilfame, oder fdadlihe Wirkung von Zauberey und Beſchwoͤrungen, melde die Scandi⸗ naviſchen Völker nicht von ihrem Runen gehofft,

‚oder gefürchtet hätten 0), Man grub bie Zaus bers Runen entweber in Stein und Holz, oder in

Waffen und Rüftungen, oder man fehnitt, bramie, -

oder zeichnete fie an verfchtedene Theile bed Leibes. Zu den kraͤftigſten Runen gehörte das Zeichen des Creutzes, das man daher auf vielen Grab⸗

maͤh⸗

m) Es kann fenn, daß die dappen und deren Wrüber

den Gebrauch Son Zaubercharafteren von ihren ches mahligen Gothiſchen Bezwingern angenommen daben.

n) Selden, et Lucian. ll. cc, .

-

et ſq. P. Maller 146, 147. 235,4: et lg.p. Pa

0) Bartholin. p. 657 - 661. Keisleri Antiq. 464

596

maͤhlern und Waffen findet, bie unläugbar aus heidniſchen Zeiten herfiammen p). Der Gebraud von Talidmanen, oder Yon gefchriebenen Wunder⸗ mitteln ift unter den Morgenländifchen Voͤlken eben fo allgemein und tiefgewurzelt, gewiß alfo auch eben fo alt, als ber Glaube an Zauberey und Beſchwoͤrungen überhaupt 7). Die Zaliönıane _ enthalten bald Verſe aus bem Koran, bald Ges bete Yon frommen Perfonen, bald geheimnigvolle ‚Charaktere, oder Combinationen von Zahlen. So wie die Türken Meſſen für fi leſen r), und die Derfer von Chriftlichen Miffionarien das Evans geltum Johannis über Kranken herfagen laflen s)5; fo laſſen die leßteren nicht bloß fromme und ges Ichrte Diahomedaner, fondern auch fromme und. gelehrte Chriften und Juden an thren Zaliömann fhreiben. Here Niebuhr felbft mard häufig um Taliömane gegen Krankheiten und andere Uebel | ge⸗ Reisl. ı 57 p. Beionderd Dreyer’s vermifchte PD ll, Bar 4 N Zune g) Unter den Mauren, Shaw p, 201. unter ben Tuͤr⸗ fen, ib, auch Fortis I. 66. unter den Arabern, Lliebuhr’s Beſchreib. ©. 127. in Syrien, Ruflel II, 103. unter den Perfern, Niebuhrs Reif. II. #2. 162. Chardin I. 243. II, 57. Ill. 206, unter den Parfen, Anquetil Ill, 113. den Einwohnein ber Maldiven, Pyrard I. 131. Nach Ruffel unter: ſcheiden die Türken Talismane und Amulete vadurd), daß jene beftändig am Leibe getragen werden, dieſe | nicht. Chardin -führt die Ableitung des Wortes Talismaun au, braucht aber übrigens die Worte Ta⸗ | lisman und Amulet als gleichbedeutend.

r) Fortis l,c. _ | ) Chardin III, 206,

- .. g

ö ee.

0607

gebeten. Der Stoff der Talismane beſteht meiſtens

aus Papier, oder Pergament. Sehr oft aber iſt der Inhalt der Talismane in. Jaspis, ober Onyx, oder einen anderen halbedeln Stein gegraben. Die einen und die anderen werben enfweber auf ber Bruft, oder am Arme und .einem andern Theile

des Cörperd getragen, weßwegen man fie gewöhne

lich in Leder einzumwickeln pflegt. Kein andered Mahomedanifhed Volk übertreibt ben Gebrand) von Talismanen, oder gefchriebenen Amuleten fo ſehr, als die Mandingos in Afrika, indem ihre

Talismanen nicht felten breuffig und mehrere Pfun: de fhwer find t). Die Mandingos und andere

Mahomedaner haben den Glauben an die Kraft von Talismanen auch unter manche Neger verbreis

‚tet, welche. nicht bloß felbft unter der Laft berfels ben feufzen, ſondern auch ihre Schaafe und Hunde

damit behängen tt). Geſchriebene Talismane ges hörten zu den erften Wunbermitteln, welche bie

Chriften des Mittelalters von den -Arabern und- - . Juden empfingen, und zu ben leßten, welchen die Geiftlihen und Gelehrten der netieren Zeit entfags

ten. Die Exorciſten nahmen Talismane zu Hüls fe, um böfe Geifter aus Vefeffenen auszutreiben«). Selbft noch gegen das Ende des fiebenzehntenJahrhuns derts empfahlen berühmte Aerzte ſaturniniſche Ta⸗

lismane gegen den Biß von wuͤthenden Wölfen un),

volb⸗

5 Moore p. 108,

| tt) Ifert ©. 135. a4) Malleus Malef, III. ı3.

2 un) Mifc. Nat, Curiof, Ann. Xp . 399.440, Im

ſechszehnten und fieben zehnten Sdhrhundert verfchaffe te Theophraftus Paracelfus den Talismanen und allen übrigen Arten von Amuleten das größte Anſe- hen. Thurneifere Zeben 134. 137 ©. |

. e Bi —— Ren . D r

598 u u

Halbgebildete Voͤlker nahmen nit Bloß in ausgeſprochenen ober gefchriebenen Worten, fon bern beynahe in allen Metallen und Steinen, ber - fonders in Edelſteinen, in unzähligen Kräutern,

Wurzeln, Früchten, Hölgern, und Harzen, in

unzähligen Thieren, in allen heilen bes menſch⸗ N

lichen Coͤrpers, ja felbfb in unzähligen Producten der Kunft, befonders in Ringen, Sigillen, und Bildern übernatürliche ,: bald heilfame, bald ſchaͤdliche Kräfte an. " Man nannte natürliche, und kuͤnſtliche Coͤrper, bie Unglück abwendeten, ober Gluͤck braͤchten, Amulete: ſolche hingegen, bie Gluͤck ſtoͤrten, ober. Ungluͤck ſtifteten, Zauber⸗

. werke x). Die Aegyptier, und alle übrige Voͤlker

des Drients behängten nicht bloß ſich feleft, ſon⸗ dern auch die Bildniffe ber Götter, und bie anges

beteten oder heiligen Thiere mit Gluͤckbringenden,

oder Ungluͤckabtreibenden Amuleten y). Der Ge⸗ brauch von Amuleten war unter ben Griechen ſehr gemein, Lange bevor fie mit ben Aberglauben der Morgenländifchen Voͤlker angefteckt wurden. Selbft Perikles Eonnte, ober mochte ed nicht hindern,

daß feine weiblichen Angehörigen ihm in feiner letz⸗ ten Krankheit ein Amulet umhaͤngten 2), Nicht

lange nad) den Zeiten Aleranders. bed Großen nahm ber Glaube an die geheimen Kräfte ber Nas

tur fo fehr Ueberhand, daß beynahe die ganze Arz⸗

neykunde in eine Sammlung bon fymparhetifchen

Mitteln verwandelt, und felbft unter den vorneh⸗

men Griechen und Mömern wenige erfunden murs . . den, æ) Maleficia malefices, . |

y) Schmidt p. 37. 38:

-z) Plotareh. L, 669.

TI

ben, welde nicht das Bild irgend einer, meiſtens Aegyptiſchen Gottheit als Amulet auf der Bruſt, oder an Ringen getragen haͤtten a). Der Gebrauch von Amuleten entſtand unter den Chriſten faſt mit dem Chriſtenthum ſelbſt, und ward ſelbſt von den Haͤuptern und Lehrern der Religien am meiſten beguͤnſtigt 6). Man kann es nicht fo wohl eine Vermehrung ber Zmeige, als ber Werkzeuge bes Aberglaubend nennen, als die Chriftlichen Voͤlker des Mittelalterd außer ben geweihten Waſſern und - Dehlen, ben geweihten Blumen und Kerzen, ben gemweihten Gottes s Sämchen, Bildern und unzaͤhe Ligen anderen gemweihten Dingen von ben Garacenen und Tuben auch das Tragen Yon Edelfteinen, und aftrologifchen Bildern annahmen: welche Ießteren man unter gewiffen Eonftellationen verfertigte, das mit fie mit den himmliſchen Kräften, ober Gr \ | uͤſ

4) Man ſ. Plin. Hiſt. Natur, vom 25. bis 32. Buch. Lucian. Op. II. 243. in vita Alexandri, und

Sueton. in Nerone c, 56, et ibi Cafaubonum.

Diele Jahrhunderte nach Aleganders des Broßen Tode fah man feiu Bild als eins der Fraftigfien Amulete an. Trebellius Pollio in 30 Tyyannis c. ı4. Quod idcirco: pofui, qula dieuntur ju- vari in omni actu fuo, qui Alexandrum ex-

reflum vel auro geftitant, vel argento, In der Faimitie der Macrianer trug man dad Bild Ales ganders nicht bloß auf Ringen, und allen Arten von Geſchmeide, ſondern auch in Kleider und Maͤn⸗ tel geftict. ib, Ä |

3) Dan ſ. meine biſt. Veral. des Mittelalter IT, 399. 200 &. Pelliccia Il, 314. 315. 11. P. II. P- 209, 210. 223, Hofpin, de fellis p. 102.

609 - u.

. " flüffen ber Geftirne erfüllt würden ec). | Die groͤſten

Gottesgelehrten billigten alle, ſelbſt magiſche Mit— tel, wodurch ſchaͤdliche Zauberey und deren Wir: Fungen abgehalten, ober aufgehoben werden könn: ten d), Der große Haufe des Mittelalters, und felbft no ber letzten Jahrhunderte hatte fehr oft

zu den Amuleten, die Yon heiligen oder gelehrten

Händen verfertigt worden waren, nicht fo viel Zu: trauen, ‘als zr folden, welche Scharfrichter, und andere gemeine Menfhen feilboten. Won’ biefer Art waren die Alruͤneken, ober Erdmänndyen, wel:

che man um betraͤchtliche Summen Faufte e), jähr:

J

lich zu gewiffen Zeiten baden, dann wieder in Geis de kleiden, und zu feinen beften Sachen legen mus ſte. Wenn man mit dem Waller, womit man ſolche Alruͤneken gewaſchen hatte, das Vieh, oder bie Schwelle des Haufes befprengte; fo glaubte man gewiß, daß beybe vor allen Unfällen gefichert ſeyen. Gebährerinnen, die von dieſem Maffer tranfen, erhielten eine leichte Geburt, Trug man dad Alruͤneken gar an feinem Leibe; fo hofte man gewiß, daß man alsdann in allen Streitigkeiten, und Rechtshaͤndelnuͤber feine Gegner fiegen werde f). Faſt alle Zweige, und Inſtrumente bed Aberglaus bens, welche die Chriftlihen Völker unfers Erd⸗

theils von den Mahomedanifchen empfangen hatten,

. ders | e) Life Vergleich. ded Mittelalters IL. 206 u.

d) Bodin p. 144. 147. | P e) Ein Bürger in Leipzig kaufte das Erdmaͤnnchen, welches er feinem Bruder in Riga ſchickte, un 64 Thaler vom Scharfrichter. Keisler. Antiq. p, 506- 50% . f ic

—R

I verſchwanden unter den erſteren allmählich, anſtatt =

daß fie unter den letzteren , fo wie unter ben Heid⸗

nifhen Nationen im’ fülichen und öfßfichen fer

beftändig fortdauern 8).

Aus dem Glauben an die geheimen Kraͤfte der

Natur entfprang ſo wohl unter den Aegyptiern, ‚als unter den Chineſen das. Suchen nad einem

Tranke ter Unſterblichkeit h); und unter ben Grie⸗

den, das Suchen "allgemeiner Heilmittel, beſon⸗ ders des SGeheimnlſſes unedle Metalle in edle zu ‚verwandeln 5). Im Mittelalter nannte man bie Kunft, unedle Metalle in edle zu verwandeln, den

Stein der Weiſen, und die Befchäftigung mie dies °

fer Kunſt, Alchhmie, oder Alchemie. Vom

zwoͤlften Jahrhundert an verging kaum ein Men⸗

ſchenalter, in welchem nicht beruͤhmte Maͤnner vor⸗

gegeben, oder die Zeitgenoſſen beruͤhmten Maͤnnern zugetrant hätten, daß fie ben Stein der Weifen . befäßen k). Im fehszehnten Jahrhunderte reiste

man häufig in bie Morgenländer, um dort bem. -

wahren Weifen, und den Stein der Weiſen aufs aufinben I) Im ſi ſi ebenzehnten Jahrhundert glaub⸗

ten

) Ueber bie Amulete ber Mahomebaner , Chardin und Viebuhr, 11: ce. - Ueber die der Hindus, Sonnerat J. .69.©. Der Siamefen , Loubere J. 203. Der Calmycken, Pallas Reiſen, I. 352 ©, Der Amboinefen, Valentyn IL, 197, III. ır p.

h) Thurneifers Leben von Moͤhſen ‚©. qı. Lettr, 5

Edif, XXII, p. 119. 20.

a. Plinii Hift, Nat, XXV, c, ai et fq. Wieglebs |

bift. Brit, Unterf, der Alchemie, 182. 202 us f. ©.

I Beioe hiſt. Vergl. des Mittelaiters II. 216m

Hy Thurneiſers Leben, 37 S.

n nee u [3

er.

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6id —2*

—8

wopgenlaͤndiſchen Voͤlker, mit welchen fie bekannt

wurden. In Griechenland und Rom ward ſo gar die Philoſophie eine Stuͤtze, oder Gehuͤlfinn des herrſchenden Aberglaubens, ſo wie im dreyzehnten,

und den folgenden Jahrhunderten unter den Chriſt⸗

I ny Man ſ. meine hiſtor. Vergl. III. 188 uf. ©.

lichen Völkern des Abenblanded h). Unter den Griechen waren Zenopbanes,. Kpikur, und. Barneades die einzigen Weltweifen, welche tie

Divtnation überhaupt verwarfen, ober beftritten.

Die übrigen Philofephen, unter diefen felbft ſolche, - welche dad Daſeyn Gotted, und der Unfterklichkeit

des Seele laͤugneten, nahmen entweber alle, oter doch gewiffe Arten von Divination in Schuß, und machten die Unterfuchungen über diefe Arten. von

Dibvination zu Abfchnitten ihrer Natürlehre i). Das

her gefhah ed, dag die Griechen und Roͤmer der

Dibvination auch in den Zeiten innig ergeben mas

zen, wo Kunſt und Wiffenfchaft am meiſten unter ihnen bluͤhten; und daß zuleßt faft Fein Gegen⸗

Hand, Feine Erfcheiuung übrig blieb, die nicht ihr Gemuͤth mit falfchen Hoffnungen, oder VBefürdh:

tungen ber Zufuuft erfüllt hätte k). Es ift Fein. . | Eins

i) Cicero de Divin. I. c 3. E quibus, ut de au- tiquiffimis loquar, Colophonius Xenophanes unus, qui deos efle diceret, divinationeni fun- ditus fuRulit, Reliqui vero omnes, praeter Epi-

-eurum, - - - divinatiönem. probavernnt, - - .

Nam cum .. plurimis locis gravis auctor De.

:' moeritus praelenfionem rerum futurarum com-

. proberet, Dicaearchus Peripateticus cetera di- vinationis genera ſuſtulit, fomniorum et fu- roris religquit, - - Man fehe auch I. 39.

k) Man ſ. Theophrafli Charact. I. ı6, Cic. de Di- vinat, II, 78, Inßat onim ([uperflitio) et urget, -

j 2 et

>

Dreyzehntes Bud.

Sefchichte der Worbedeutungen, oder der

- Wahrfagungen, und Weiffagungen.

*

Die bisherigen Unterfachungen haben gelehrt, daß bie nicht ganz aufgeklärten Völker ohne Aus⸗

nahme nit nur alle ungewoͤhnliche, ſondern auch ‚die meiften gewöhnlichen Begebenheiten für unmits .

telbare Wirkungen der Götter hielten. Nenn

folche Begebenheiten nicht wirklihe Gfhcfss oder -

Unglücöfälle. waren, dad heißt, wenn fie nicht auf der Stelle Gluͤck, oder Unglüd brachten; fo ſah .man fie wenigſtens als Worbebeutungen des einen, ober bed andern, ald Zeichen bes Willens, des Zornd, ober ber Gnade höherer Naturen an.

Der Glaube alfo an Vorbedeutungen der Zukunft,

an Zeichen des Willens, ber Gnade, oder Uns

gnade von Göttern iſt eben fo alt, als das menſch⸗

lihe Geſchlecht, oder als Religionen überhaupt a).

a) Cicer. de Nat, Deor, II. 3. Praedictiones ver zo. et praelenliones rerum futurarum quid aliud declarant, nik hominibus ea, quas fint, oſten- ‚di, monftrari. portendi, praedici? ex quo illa ofenta, menftra, portente, prodigia dicuntur?

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604 Ze j N

So wie bie Borftellungen von Beſchwoͤrungen und Zuuberey vor bem Gewerbe, oder der Kunft von Beſchwoͤrern, und Zauberern hergingen; fo der Slanbe an Vorbeventungen, an Worherfehen und Vorherſagen der Zukunft, vor den Künften von Waͤhrſagern, und Weiffagern. Die Römer faß⸗ ten unter dem Worte Divination, die Griechen unter dem Worte zayrınn zweyerley. zuſammen: die Faͤhigkeit, vermoͤge der Einwirkungen hoͤherer Naturen, oder uͤbernatuͤrlicher Veränderungen uns fers Sunern den Willen der Götter vorherzufehen und vorherzufagen, und Bann bie natuͤrliche, oder erworbene Fertigkeit, die Vorbedeutungen bes Willens der Goͤtter in ber äußern Natur, in ben und umgebenden Dingen wahrzunehmen, und richs tig auszulegen 6). Wir haben im Deutfchen Feis sen Ausdruck, der dem Sateinifhen Divinatio vollfommen entſpraͤche; dagegen bezeichnen .wir bie beyten Hauptarten der Divination viel beſtimmter, als die Alten, durch die Wörter weiſſagen, und wahrſagen. Selbſt die Weltweiſen der Griechen, und Mömer nämlich theilten tie Divination in bie nstürliche, und Zünftlige ab. Unter der erftern verſtanden fie das Vorherfehen, und Vorherfagen der Zukunft in Traͤumen, und Entzuͤckungen, oder Werzuͤckungen: unter ber Ießten, das Vorherſe⸗ hen, und Vorherfagen bes Willend ber Götter \ Eu 2 „aus

—8

Ueber omina, Cie, de Divin. 1,45, Die Woͤr⸗ _ . ter prodigia, und ollenta dedeuteten wicht immer

ungluͤckliche, fondern fo wohl gluͤckliche, als uns

afndliche Zeichen, Cie. lc. nec non de.Div, I, E. 33. 34. bef, Valer. Max. I, ı-6c.

b} Cicer de Div, I. “5 Il. c, 5.

7 1—

. on . J 605

aus allerley Erſcheinungen am Himmel). und in der Luft, auf ber Erbe, und in Gewaͤſſern, in Menſchen und Thieren, ober anderen Theilen der

Natur: felbft aus ben. verfchiedenen Arten von. fortibus. Man nannte die Divination in Träus:

men, und Entzücungen, ober Verzückungen na⸗ türlidh, weil fie ohne Erfahrung und Kunft durch die bloßen Einwirkungen höherer Naturen bewirft werde; und. bie andern Arten von Divination Binft: ih, meil fie entweber langtwierige Beobachtungen, oder eine glücklihe Gabe, zu vathen voraugfiß: ten c). | Im

\ } \

©) Cicer, de Div. I. e, 6, Duo funt enim divi-

nandi genera, quorum alterum artis eft, alte-

rum naturae. Quae ef autem gens, aut quae:

civitas, quae non aut extis pecudum; aut ınon- ira, aut fulgura interpretantium, aut augurnm,

. aut aftrologorum, aut fortium, (ea enim fere artie [unt) aut ſomniorum, aut vaticinationum, (haec enim duo naturalia putantur) praedictione moveatur? Man ſehe ferner I. 49. 50. II, 11. Duo enim genera divinandi elle dicebas, unum artificiofum, alterum naturale, Artificiolum conftare partim ex Conjectura, partim ex ob- ſervatione diuturna: naturale, quod animus arriperet, aut exciperet extrinlecus ex divinita-

- „te, unde omnes.animos hauflos, aut acceptos, aut libatos haberemus. Artificiofae divinatio- nis illa fere genera ponebas, extilpicum, eo-

= ramque, qui ex fulguribus, oftentisque praedi-

cerent; tum augurum, eorumgue, qui fignis, ‚ant ominibus uterentur, onmeque genns con- jecturale in hoc fere genere ponebas. Illud au-

tem naturale, aut concitatione- mentis edi, et gual fundi videbatur, aut animo, per fonınum. \.

/

enſibus, et curis vacuo provideri,

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1 s J 614 ww » | D \ .

Reine Art von Divination bar. älter un

allgemeiner; und keine erhielt fi während aller

dee Perioden, welche Völker von der aͤußerſten Mohheit bis nahe an den Zeitpunct ber Achten Auf⸗ klaͤrung zu durchlaufen haben, in einem fo großen und allgemeinen Anfehen, als bie Divination aus

Traͤumen. Mit Recht Eann man Zräume bie

vornehmſten Östterfpräche wilder Völker nennen m). - Die Wilden in America, Sibirien und anderen Xhellen der Erde wählen nicht nur ihre Götter meiftens nad) ben Eingebungen von Träumen, fons bern fie unternehmen aud feinen Kriegszug, ober : Sagt, fliegen Fein Buͤndniß, oder wichtigen Vers trag, ohne vorher durch Traͤume bazu erimuntert, ober darüber belchrs worden zu feyun). Nichts ift ihnen fo theuer, was fie nicht aufopfern, nichts fo ſchwer, was fie nicht dulden, oder wagen, wenn fie durch das Scheiß eined Traumes dazu aufgefers bert werden, indem fie überzeugt find, daß Un: gehorfam gegen die Warnungen ber Ödtter in Traͤn⸗ men undermeidlichen Tod nad fich ziehe 0). Die

. Americanifhen und Sibiriſchen Jaͤger oder Fifcher : geben ihre Foftbarften Kleider, ihr Eoftbarftes Ges räth willig her, wenn Jemand ed ihnen unter bem Vorwande abfordert, daß ihm davon geträumt babe. Mit gleicher Bereitwilligkcit überlaffen ſich

.“ m) Hennepin in den Voyag..an Nord v. 275. Les

- fonges leur tiennent lien de Propbetie, d’in-

. “Spiration, de Loix, de commandemänt, et 'de

: regles dans leurs entreprifes de guerre, de paix, de commerce, st de challe,

'n) Gharlevoix 355 et ſq. p. Steller 79 ©. Hen- nernl.c . :

0) ib. ML " r_

bie

Ku | —— "615

| die Ramtfchabalinnen ben Umarmungen eines Je⸗

den, welcher vorgibt, daß er ihrer tm Traume ges noffen habe. Micht felten trägt es fi su, daß die Phantafie einem Traͤumenden etwas vorſpie⸗ gelt, was Ein Menſch ihm nicht gerfchaffen fan. Danıvereinigen ‚ganze Wölkerfchaften, ‚oder Ge⸗

meinen ihre Kräfte, um das herbepzubringen, wa®

bie Götter einem Traͤumenden verheiffen haben; and follte man ed auch in einer Entfernung von fuͤnfhundert Stunden. auffuhen 9), Die Wil; den vollziehen. nicht bloß die Befehle, die den Traͤumenden günftig, . fondern auch ſolche, bie ihr nen hoͤchſt ungünftig find. Einem Americaner träumte, daß man ihm einen Finger abfchneibe.. Er verftäümmelte fih wirkiih, den Warnungen

ber Götter gemäß, nachdem er fih durch ein Feſt

Dame 2 RER . -

A⸗

zu dieſer wichtigen Handlung vorbereitet hatte ).

Meiſtens gehorcht man auch den Traͤumen, wel⸗

che befehlen, daß man dieſen, oder jenen aus ſei⸗

nem Volke ermorden ſolle. Hiervon macht man nur alsdann eine Ausnahme, wenn ber Träumen de hört, daß ein Traum einem andern die Blut⸗

sache aufgetragen habe, ch fehe, fagt in biefem

Fall der erfie Träumer, daß dein Geift flärker, als der meinige ifl. Laßt und nicht weiter Yon ‚der Sache fprehen s)! Auch ber. Drient bielt

| von

») Cherlevoix p. 356.

9) ib. p. 364.

r) Le. Da es Wilden chen fo gut, als anderen Mens {chen begegnet, daß ihnen Dinge im Xraume vor⸗ Tommen, die fih garnicht ausführen, oder erreichen laſſen; fo müflen, und muften fie von jeher auf

Mittel denken, wie man unausführbare Träume | | . on gleich⸗

916 wm ver

I jeher ‚und hält auf jeßt:nod Träume fürder | ten, oder MWarnungen.dee Gottheit s). Selbſt die Juden verehrten ſolche Traͤumer ald göttliche Pros

„t. [ubeten, denen Jehovah nidt bloß Träume zus ſandie, ſondern aud. den Sinn von Träumen ofs fenbarte. Die Juden baten den Gott ihrer Vaͤ⸗ | ter ,febr ‚häufig, daß er ihnen doch feinen Willen, oder die Zukunft. in Traͤumen befannt machen wolle, Ä Wenn dieſe Bitte nicht erhört wurde, fo befuchs u ten vie Juden nicht felten die Tempel: weiffagens der heidniſcher Goͤtter, um in benfelben zu ruhen, und während des Schlafs weifjagende Traͤume zu erhalten. t). Das alte Griet:enlaud dachte über Träume und Weiſſagungen von Traͤumenden eben fe, wie der aͤlteſte Orient. Als bie Griechen vor Troja nicht wußten, warum Apol fo fehr gegen fie zuͤrne; fo.that Achill den Vorſchlag, dag man | ‚irgend einen Priefier, oder Propheten, oder Traum⸗ Deuter, denn aud Träume flammten vom Jupi- tev ab, fragen möge, moburd man den Gott. ver: fülnen koͤnꝛe. Hier uf erhob fi Kalchas, der Befts unter den Weiffagern und Traumdeutern, ber nicht. bloß bie Gegenwart, fondern auch die Vers . . . . tn | gan⸗

nleichſam taͤuſchen, ober zum Scheine erfoͤllen koͤnne. cCCharlevoix erzaͤhlt ein luſtiges Beyipiet, wie man eine. Wilden geheilt habe, dem im Traume ein

Beier in den Magen gekrochen war, l.c. p. 355.

s) Die vernehmfien Beyſpiele der Traumdenteren des

Orients, die in den heiligen Büchern der Juden | vorfommen, hat del Rio gelammelt in den Difquif. ‘1 Mag. Ill. p 1573. 154. Man vergleiche Herodot. VII12. 186%. j ..

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4

‚gengenbeit und Zukunft · kannte su). Wenn die aͤl⸗ ‚teren Griechen weiſſagende Traͤume auch vorzugs⸗ weiſe dem Jupiter zuſchrieben; fo ſchrieben ſie ihm

dech dieſelben nicht allein zu. Man glaubte von

allen übrigen Göttern, daß fie ihren Willen durch Träume zu erkennen geben koͤnnten, und in allen

Theilen von Griechenland waren daher nicht bloß Göttern, fondern auch KHalbgdttern und Melden Zempel errichtet, weldye man in der Abſicht beſuch⸗

te, um burd weiffagende Träume Math, oder Huͤlfe zu.erhalten x). Die gröften Stautsmärner,

Heerführer und Könige der Griechen fol«ten den Warnungen der Götter in Träumen. Dieß ers zahle die Gefchichte vom Themiſtokles y,, dom Xenophon 2}, vom Alerander ai, vom Antigos nus b), vom Pyrrhus c) und Mithridat dem Bu Ä Bros

) Miad. I. v. 63 et fg. '

7 Aaı ovapomolov, (x Yaor' ovxp ax dog esın, -

o 0 0 ‚+ 4 + +

naiyas Jesopidys owvomoAmv dx” apısec 66 36m Ta T’sovrx, Ta T’ saeousve, wbo T’s0Vre)e

) DelRio l.c. Van Dale deOrac, p. 236. Caſaub.

Prol, ad Perſium p. 9. ) Plutarch. I. 496 497. z) Anab, in Oper. Vol. II. p. 133. Edit. Thieme,

4) Man ſ. Aleranders Leben vom Plutarch, und

Arrian, de Exped. Alex, an vielen Stellen. Va⸗

lerius Maximus erzählt, daR Alerander den

Traum verachtet habe, durch den ihm fein Mörder

angegeben worden, I. c.). Wenn dieſes geichab, fo

iſt dieß eins von den vielen Beyſpielen, daß die

aberglaͤubigſten Menſchen ſich nicht immer gleich ſind. 5) Plutarch, V. p.8.

c) 11, 736. 787.

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Großen d). RXRenophon ſchrieb einen Traum, der ihn waͤhrend des Heerzuges des juͤngeren Cy⸗ eus aufſchreckte, Jupiter dem Koͤnige zu, wahr⸗ ſcheinlich weil ihm traͤumte, daß ein Blitzſtrahl in fein vaͤterliches Haus gefallen fen, und dieſes in volle Flammen gefeßt habe. Antigonus wollte, um eines Traumes willen ben jungen Mithrida⸗ tes, den Stammpater ber Pontiſchen Könige, aus dem Wege räumen. Der Letzte und Beruͤhmteſte unter ben Nachfolgern dieſes Fürften, Mithridat der Broße, adtete fo fehr auf Träume, daß es. nicht bloß feine eigenen, fondern auch feiner eis ber Träume forgfältig aufzeichnete: welche Schrift Dompejus unter ben Papieren und Schaͤtzen des

2 Äberwundened Königs fand.e). Noch merkwuͤrdi⸗ ger iſt es, daß faft alle Griechiſche Weltweife, uns

. ter biefen foldye, welche die übrigen Arten von Dis

| vination verwarfen, bad Vorherfehen ber Zukunft | in Träumen und Verzuͤckungen vertheidigten f).

| Die beruͤhmteſten Staatsmaͤnner, Heerfuͤhrer und

Weltweiſen der Roͤmer waren nicht weniger aber⸗

glaͤubig, als die Griechifchen g). Die Traumdeu⸗

te⸗ a in. 33. J e) ll. cc, 2.0000) Cie. de Divin, I. 3. 25. 30-37. Das Letztere

gilt beſonders vom Ariftöteles 1. c. 25. 37. und vom Dicaͤarch L c. 3. | 8) Außer den älteren Beyſpielen, welche Balertus 25, Magnus I. ©.7. gefammelt hat, führe ich nur nody - 07 folgende an: des Sulla, Plutarch III, 88. ber beyden Cicerone, Cicer. de Divin. 1. c. 28. des Yuguft, Val, Maxim, l,c. des Gäfar, Suet, in Gaek ec. 81. des älteren ſowohl, als des hingrsen | - ,

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terey ber Griechen und Roͤmer, . befonbers ihrer MWeltweifen nahm mit ben Verfall der Künfte und Wiſſenſchaften in gleichem Grade gu; und es kam zuletzt fo weit, daß Männer, die nicht bloß fi ſelbſt, fondern auch ihren Zeitgenoffen Weife zu ſeyn dünkten, mehr auf die Träume ber Nacht, als auf die Gedanken Handlungen des Tages achteten 6). Die Anvchme und Verbreitung bed

Chriſtenthums minderie dieſe Art von Aberglauben .

im Geringſten nicht a

Nach bem, was im vorhergehenden Bade über die angebiichen Zauberer dub Weiſſager ſelbſt unter ben toheften Völkern gefagt worben, babe ich nicht mehr nöthig, zu beweifen, daß der Glaube an die witffanende Kraft von verzückten Perfonen - eben fo alt und allgemein war, ald die Traum⸗

. Deuts

Plinius, Plin. Epıl. 18. m 5. Caſar ward durch die Traͤume, welche er in der Nacht vor ſeiner Er⸗ mordung gehabt harte, befonder® aber durch einen Traum feiner Gemahlinn Calpurnia ſo fehr erſchüt⸗ tert, daß er wahrfcheinlic zu Haufe geblieben wäre, wenn ihn nicht Decimus Brutus auf eine newiffe t befhäme, und durch die kraftigſten Vorftelluns gen bewegt hätte, den zufammienberufenen Genat nicht vergeblich aus einander gehen zu laſſen.

Ah) Man f. meinen Bentrag zur @elchichte der Denkart . der Eſten Jahrhunderte nach Chriſti Geburt m 9 S.

i) So unternahm Juſtinian ben Kriegszug gegen die Vandalen in Afrıta auf das Gebeiß eines Traumes, svelchen ein Morgenlaͤndiſcher Diſchof gehabt hatte, und welchen diefer den Kaiſer als einen aöttlihen . Befehl befannr machte, Frese. in Grotii Hißor. Goxhorum » St

- x - *8 En

6126

beuterey. Auch behauptete ſich dieſer Glaube an die Divination im Zuſtande des Verzuͤckens eben fo lange, als der an die Divination aus Traͤumen. Die größeren und gebildeteren Voͤlker unterhielten

nicht bloß lebende Weiſſager, fondern befagen auch

Sammlungen von Weiſſagungen beruͤhmter Pro⸗

yheten, in welchen man waͤhnte, daß die Schick⸗ ſale ganzer Staaten Jahrhunderte vorher verkuͤn⸗

bigt worden. Die Aegyptier unterſchieden ſich darin

\

vortheilhaft Yon allen übrigen Nationen des Orients,

felbft von den Juden, daß fie Niemanden als Pros pheten anerkannten, der nicht von gewiſſen Goͤttern,

und in ben Tempeln gewiffer Götter begeiftert wor⸗

den. Die Kunſt der Weilfagung, erzählt Hero⸗

dor k), verhält ſich unter den Negyptiern folgens

der Gehalt. Die Aegyptier find überzengt, daß

die Gabe zu weiffagen feinem Sterblicyen beywoh: ‘ne, fondern allein den Göttern zulomme. Solche

weiffagende Götter find Hercules, Apollo, Mis nerda,. Diana, Mars, Jupiter, und vorzuͤg⸗

lich die Latona zu Buto, deren Tempel’ daher am

meiften befucht wird.” In fpäteren Zeiten ge:

‚hörte auch der Apis zu den weiffagenden Göttern. -

Sa man traute fogar-den Knaben, welche die Lobs

- lieder ded Stiergottes abfangen, Gabe der, Weifs

fagung zu /). Unter den Juden warb es, befons ders nad) ben Z.iten Davids, herrſchende Met

ung m, daß Jehovah ſeinen Willen häufig durch

den Mund von Propheten offenbare. Die Suden U | | theils

MIL 8. h J) Plutarch, VII. 406. | Ä m) Delrio III. 149 et [q. P. Mich. Moſ. Recht V.

181: 199.

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621

theilten die Propheten nicht Bloß in wahre und .

falfche, ſondern fie theilten auch die wahren in “mehrere Glaffen ab, nach ber Verfhiedenheit‘ der Arten, mie man alaubte, daß die Gottheit fi ihnen offenbare.. Die Einen erhielten bloß Ge fihter : Andere vernahmen bloß Worte: noch Ans dere fahen und hörten zugleich außerorbentliche Din⸗

ge.. Einige wurden verzuͤckt, Andere nicht, Die

Suden mußten felbft falſche Propheten bulden, wenn

ſie auch das Volk durch die furchtbarften und ges

fährlichften Vorherfagungen in große Angſt, ober Verwirrung feßten. So bald aber Prophezeihuns gen falfch befunden wurden; fo fleinigte man ihre Urheber, wie alle Wahrfager, zu Tode. Wenn

man biefe Strafen beftändig nad) der Strenge volle

zogen hätte; fo würben fig ſchwerlich Vetrüger

jemahl8 zu Propheten aufgeworfen haben. In Griechenland hatten alle Stastenn), alle Könige o), und aroße Staatsmänner p) ihre Propheten, wel⸗ che ſie bey den wichtigften Unternehmungen und Vor: fällen zu Rathe zogen. In allen Staaten fanden ſich Sammlungen von alten Wetffagungen berühins ter Propheten, welche man meiftens ald Staat: Geheimniſſe bewahrte, und welche man glaubte, nicht vernachläffigen zu koͤnnen, ohne ſich den fchnell:

en

n) Plut, III. 366. Cic. de Div. I. 43. Nam et Athe-

nienles omnibus ſemper publicis conſiliis divi- nos quosdam [acerdotes, quos kavraig vocant, adhibuerunt, etc. \

0) 3. B. Alexander IV. 60, 95. Plut, ) 3.B. Nikias III. 342, Plub. et

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623 . 5 x {|

ſten und haͤrteſten göttlichen Strafen aus zuſetzen g).

Dieſe alten Weiſſagungen wurden am meiſten von

Verfuͤhrern des Volks und andern Betruͤgern ge⸗ mißbraucht. Hipparch verjaate den Onomakri-⸗

tus, weil er die heiligen Gedichte des Muſaͤus verfaͤlſcht hatte; und eben diekes Onomakritus bes

dienten fidy nachher bie vertriebenen Pififtrariden,

um ben Zerxes zum Kriege gegen Griechenland zu ermuntern vr). Alkibiades erbichtete nicht nur

falfhe Götterfprüde des "Jupirer Ammon, ſon⸗

bern er brachte auch alte heilige Weiffagungen an’3 Licht, durch melde den Uthenienfern ein glorreicher Sieg Aber die Syrakuſaner verheiffen wurde; und biefe falfchen Weiffagungen waren ed vorzüglich, modurd er feine Mitbürger zu der ungluͤcklichen Unternehmung bewegte s). Ariftoreles und mehrere feiner ungläubigfien Schäfer ſtimmten den übrigen Philvfophen Griechenlands nicht bloß darin bey, daß biemenfchlichen Seelen durch die Einwirkung der

Gottheit gleihfam von ben Coͤrpern allgelöft, in eine

Urt von ‚heiliger Maferey ober Begeifterung vers feßt, und dadurch fähig. gemacht werden Föunten,

die Zukunft vorherzuſehen, ſondern der Stagirit

behauptete fo gar, daß auch Verruͤckte etwas götts | | (is

9) Man f. über die xpysuss, welche die Pififtratis den bey ihrer Flucht in dem Tempel der Minerva zurüdließen, und deren ſich Rleomenes nachher bes meiflerte,. Herodot V. 90. gi. Ferner iiber die Drafel dee Muſaͤus, Bacis und Apſiſtratus VII. 6. VIII. 20. 77 et 96 cc,

r) VII 6,7,

s) Plutarch, III. 365 p:

®

6233

liches und weiſſagendes anſich haͤtten 2). Naq

dieſen Beyſpielen der Griechen muß man es ben

Roͤmiſchen Feldherren und Weltweiſen verzeihen, daß auch ſie auf die Stimme von Weiſſagern und Weiſſagerinnen horchten. Einen der merkmuͤrdig⸗ ſten Fälle des Glaubens der Roͤmer an Weifſſa⸗

gern fuͤhrt Cicero ſelbſt an. Kurz vor der Schlacht

bey Pharſalia ward ein Rhodiſcher Ruderer durch die Erwartung der Dinge ſo außer ſich geſetzt, daß

er in einer Anwandlung dom aͤngſtlichen Wahnfinn prophezeihte: in weniger als dreyßig Tagen würden

in Griechenland Ströme von Blur fliegen? Dyrra⸗

chium werde geplündert und in Brand geſteckt wer: den! ein großer Theil der Heberwundenen werte ſich mit genauer Noth aus den Flammen der brens

nenden Stadt retten, doch werde bie Flotte der

Rhodier bald in dad Vaterland zuruͤckkehren. Die

Nachricht von dieſer Meiffagung erfchätterte alle

vornehme "und gelehrte Roͤmer, die dem Pompe⸗

jus folgten , unter diefen auch den M. Caro, ben

M. Varro und den IN. Cicero u). Bey biefem | | J all⸗

©) Cic de Div. I. c. 30. Ineſt igitur in animis

praefagitio extrinlecus injecta, atque incluſa di

vinitus Ea fi exarüt acrius, furor appellatur,

cum a corpore animusabftractus divinoinflincetu

eoncitatur. c. 37. griflotelee quidem eos etiam, qui valetudinis vifio furerent, et melancolici

dicerentur, cenſebat habere aliquid in animis

_praelagiens atque divinum.,

u) Cic. deDivinat I,32c.. tum nequeteiplum non elle commotum: Marcumgue Varronem, et M.

Catonem, qui tum ibi erant, doctos homines ve-

hementer elle peterritos. Da ſoiche Danner durch

*

eine angebliche Weiſſagung heftig bewegt wurden, j

x

(XT j Allgemeinen Aberglauben der Römer in den Zeiten - wo. fie unläugbar am meiften gebiltet waren, iſt es beynahe unbegreiflih, wie die Alteften Häupter - und Väter biefed Volks einen fo. weifen Gebraud von ben Weiffagungen der Sibylle machten, die nach einer alten Volksſage aus Griechenland nach Stalien gekommen war, und die Schickſale des Roͤmiſchen Reis auf alle folgende Jahrhunderte yorher verfündigt hatte x), Die Einficht der Bis - cher, weldye die Sibylliniſchen Weißaguna:n: in fi) foßten, war Miemanden erlaubt, ald den Männern, welche zuerft von ben Königen, und naher vom Senat dazu befiellt wurden, .- Diefer Ausleger ver Sibylliniſchen Bücher waren anfangs mur zwey, in. der Tolge zehn, und fünfzehn, wos bet fie den Nahmen der Zehn: und Zunfzehn: Diän: ner erhielten. Die leßteren Nahmen blieben andy nachdem die Zahl derfelben noch weiter Sirmehrt “wurde. Dan wählte die Ausleger der Gibyllinis

ſchen Bücher unter den angefehenften- Männern, '

von weldyen man gewifi war, daß fie die ihnen ans vertrauten heiligen Bücher nicht anders, ald nad) den Abfichten bed Senats, oder zur Befoͤrderung der allgemeinen Wohlfahrt brauchen, und deuten wuͤrden. Selbſt diefe beftellten Ausleger burften bie Sibylliniſchen Bücher nicht eher einfehen, als ‚bis, e8 ihnen vom Senat befohlen, und zu 'gleis der Zeit die Abfiht bekannt gemacht wurde, um weicher willen man zu ben göttlichen Warnungen : der

ſo iſt es, kaum der Muͤhe werth, zu erwaͤhnen daß "Marius eine Eyriſche Prophetinn mit fir) um: herfuͤhrte. Plutarch, II. 853 p.

. x) Lirius I. 7. Cic, de Divinat, IL, 54,

N

- 6445

ber Sibylle feine Zuflucht vehme. Der Senat be⸗ fahl die Einſicht der Sibylliniſchen Buͤcher nur alsdann, wann die Gemuͤther des Volks entweder buch ganz, ungewöhnliche, oder durch ſehr viele, und ſchnell auf einander folgende Prodigien mit Schrecken erfüllt. worben waren. . Die Ansmprf der Zehnmäuner war befiäudig:; daß man, ellen, ober gewiſſen Gotiheiten biefe, oder jene Opfer, and Gaben bringen, oder gewiffe Feſte feiern, und andere Gottesdienſtliche Handlungen vornehmen müfle y), Der Senat forgte bafür, daß alles, was bie Sibyllinifchen Bücher in jevem Falle vors fehrieben, pünctlih ausgerichtet wuͤrde. Go bald dieſes gefchehen war, fo fühlte ſich das Volk von feinen Beſorgniſſen geheilt, . und Cicero fagte bar her fehr xichtig, daß bie. Sibylliniſchen Buͤcher niel mehr zur Befänftiaung, ald zur Erregung, ober Vers ' breitung abergläubiger Schreckniſſe dienten ww ).. | on Es

\ »

.y) Man f. Liv. XXI. e. 62. XXII. 1. erg. Un der legten Stelle beißt ed: pervicit, ut, quod non ferme decernitur, niſi quum tetra prodigia nun- tiata funt, decemviri libros Sibyliimes- adire ju- berentur, gniinfpectis fatalibus libris retulerunt Patribus, ete. Lib, I. c.ı2. Ante omnia abominati femimares, juſſique in mare extem-,

. plo deportari. - - - Nihilo minus decemviros 'adire libros deporiengo eo jullerunt. XXXIV. 55, wo man wegen der häufigen Erobeben die Sibyllinis . ſchen Bücher einzuſehen befahl. J

yy) II. 44. de Divin.. Quamobrem $ibyllam qui- ' dem lepoßtam et conditam habeamus, ut id, quod proditum ef a majoribns, injuflu fenatus - ne legantur quidem libri, valeantque ad depg- nendus potins, quam ad [ulcipiendas religioties.

Re

\ ! x 7 Zu x -

Es war bey Todesſtrafe verboten, die Sibyllinl⸗ ſchen Buͤcher Ungeweihten zu zeigen, und den In⸗ halt derſelben Anderen, als dem Senat bekamt zu machen. Der König Tarquinius ließ wirklich eis nen Duumpir, der die heiligen Buͤcher Jemanden zum: Abſchreiben hingegeben hatte, tm einen Sack ‚sähen, und in's Meer werfen 2). Erſt in ben legten Zeiten der Republik fingen Ehrgeißige an, die angeblichen Ausſpruͤche der Sibylliniſchen Büs er fo zu mißbrauchen, wie man die alten Weiſſa⸗

| aungen in Griechenland gemißbraucht hatte a).

In demfelbigen Zeitraum benußte der Senat die Sibylliniſchen Bücher zur Vereitelung gefährlicher Abſichten von einzelnen Ehrgeißigen auf -eine Art,

Die felbft dem großen Haufen auffiel 5). Uebri⸗

gend muß man in gleihem. Grabe erftannen über dad Zutrauen, mad das Roͤmiſche Volk in Reli⸗ gions-Sachen zu feinen Vorfichern und Prieftern - hatte, und über ben weifen Ernft, womit die Bors . fteher, und Priefter den Volks s Glauben nad; ib; ven Abfichten lenkten, ober ſchaͤdlichen Aberglauben zu verhüten ſuchten. Im J. 669. nach Erbauung der Stadt brannte während bed Marſiſchen Krie⸗

| ges

3) Dionyf, Halie. IV, p. abo. Kalt, Sylb, Val. Max. a) So Kentus, Salluſt. de hello Catil. e. 47. u. Caſar, Suetonius in Caeſ. c. 79.

5) In der Angelegenheit der Zuruͤckfuͤßrung des Mes

gyptiſchen Königs. Cicer. Epiſt. I. 1. Senatus

religionis calumniam non religione, [ed mali-

- volentia, et illius regiae largitionis invidia- com.

. probat, et Ep. 7. - - et ine multitndine redu.

eatur, quemadmodum homines religioli Sibyl- lae placere dixerunt.

627 ze

ges dad Capitol ab, und mit bem Tempel wur⸗ den auch die. Sibyllinifchen Buͤcher verzehrt, wel⸗ de Tarquin daſelbſt niedergelegt hatte c). Nach dieſem Unfall ſandte der Senat Abgeordnete nach

Aſien, und Griechenland ab, welche die Prophe⸗

zeyungen der Sibyllen, beſonders der zu Erpythraͤ, ſammeln mußten; und ließ auch ſonſt von allen Enden her, wo man dergleichen zu beſitzen vorgab,

diie Ueberbleibſel der Sibyllen nah Rom bringen, Aus allen diefen Sammlungen feßte man die Si⸗ bylliniſchen Bücher gufammen, deren man fi bis

an das Ende der Mepublil bediente. Varro

“glaubte, daß ſich bey diefer Arbeit einige unaͤchte

Verſe eingefchlichen hätten. Fuͤr ſolche hielt er

diejenigen, welche don deu Griechen auposixıder ges -

nannt wurden. Cicero beurtheilte die Sihyllini⸗

ſchen Bücher feiner Zeit viel richtiger, als fein -

Freund Varro. , Er erllärte fie insgeſammt für eine Arbeit ſtaatskluger Männer, welche man abs

ſichtlich mit Dunkelheit bedeckt, und deren Deutung

man eben fo abfichtlich ſchwer, und kuͤnſtlich ge: macht babe, damit man die Sibylle jedes Mahl

antworten laſſen Eönne, was der Genas wolle 4). |

€) Freinsh, Epit. Liv. L. 86. e. 4. Varro ap, Di» nyſ. Halicar. Lib. IV. p. S6o. Ed. Sylb, welche

s

Stelle von Dale de Orac, c. 18, p. 405-7, ganz anführt.

ed) II, 54. de Divin, Callide enim »-quiilla com. .

pofuit, perfecit, ut, quodcungue aceidiſſet,

praedictum videretur, hominum et temporum '

: definitione ſublata. Adhibnit etiam latebram

obfcuritatis, ut iidem verfus alias in aliam ram poſſe accommedari viderentur, Non elle du- Ars 10m

/ 0 . 004 620

beuterey. Auch behauptete ſich dieſer Glaube an die Dioination im Zuftande des Verzüdens eben fo Lange, als der an die Divination aus Traͤumen. Die größeren und: gebildeteren Völker unterhielten

5 nicht bloß‘ lebende Weiſſager, fondern beſaßen auch

Sammlungen von Weiffagungen beruͤhmter Pros

pheten, in weldyen man mwähnte, baß bie Schick⸗

ſale ganzer Staaten Jahrhunderte vorher verfüns bigt worden. Die Aegyptier unterſchieden fig darin ‚vortheithaft von allen übrigen Nationen des Orients, felbft von den Juden, daß fie Niemanden als Pros pheten anerkannten, der nicht von gewiſſen Goͤttern, und in den Tempeln gewiffer Götter begeiftert wor⸗ den. Die Kunſt der Weiffagung, erzählt Heros dor k), verhält ſich unter den Aegyptiern folgens der Gehalt. Die Aegyptier find überzengt, daß

die Gabe zu meiffagen keinem Sterblicyen beywoh⸗ ne, fondern allein den Göttern zulomme. Solche

weiſſagende Goͤtter ſind Hercules, Apollo, Mi⸗ nerva, Diana, Wars, Jupiter, und vorzuͤg⸗ lich die Latona zu Buto, deren Tempel daher am meiſten beſucht wird.” In ſpaͤteren Zeiten ge:

‚hörte auch der Apis zu den weiffagenden Göttern.

Sa man traute fogar-den Anaben, melde die Lobs lieder des Stiergotted abfangen, Gabe der, Weifs fagung zu -F). Unter den Juden ward eg, befons ders nach) den Z.iten Davids, herrſchende Met nung m\, daß Jehovah feinen Willen häufig 1 durch den Mund von Propheten offenbare. Die Suden , | theils MM. 8. ° ) Platarch, VII. 406.

m m) Delrio II}, 149 et fq. p. mis. Moſ. fee v V. 181: 195 |

y

621

theilten die Propheten nicht bloß in wahre und falfche, fondern fie theilten auch die wahren in “mehrere Claſſen ab, nach ber Verfhiedenheit‘ ber Arten, wie man glaubte, daß die Gottheit fi ihnen offenbare. Die Einen erhielten bloß Ge:

ſichter: Andere vernahmen bloß Worte: noch Ans fahen und hörten zugleich außerorbentlicye Dins

. ‚Einige wurden verzuͤckt, Andere nicht, Die’ . Saben mußten felbft falfhe Propheten dulden, wenn . ſie auch das Volk durdy die furchtbarften und ges fährlichften Vorherfagungen in große Angſt, ober Verwirrung feßten. Go bald aber Prophezeihuns . gen falſch befunden wurden; fo fleinigte man ihre Urheber, wie alle Wahrfager, zu Tode. Wendt man biefe Strafen beftändig nad der Strenge volls zogen hätte; fo würden fi ſchwerlich Betruͤger jemahl8 zu Propheten aufgeworfen haben. Im Griechenland hatten alle Staatenn), alle Könige o), und aroße Staatsmaͤnner p) ihre Propheten, wel⸗ che ſie bey den wichtigften Unternehmungen und Vor⸗ fällen zu Mathe zogen. In allen Staaten fanden . fih Sammlungen von alten Weiffagungen berühtns ter Propheten, welche man meiftens ald Staats: Geheimniſſe bewahrte, und melde man glaubte, \ nicht bernachläſſizen3 zu koͤnnen, ohne ſich den ſchnell⸗ ſten |

n) Plut. II. 368. Cie, de Div. I. .. Nam: ‘et Athe- nienſes omnibus ſemper publicis conſiliis divi-

nos quosdam ſacerdotes, quos xureis vocant, adhibuerunt, etc. |

0) 3 B. Alexander IV, 60. 55. Blut, PD) 3. B. Nikxias II 342. Pan 0:

622 5 ri DU)

ſten und härteften göttlichen Strafen aus zuſetzen g).

Dieſe alten Weiſſagungen wurden am meiſten von

Verfuͤhrern des Volks und andern Betruͤgern ge⸗

mißbraucht. Hipparch verjagte den Onomakri⸗ tus, weil, er die heiligen Gedichte des Muſaͤus verfaͤlſcht hatte; und eben biefed Onomakritus bes dienten fidy nachher die vertriebenen Pififtrariden, um den Zerres zum Kriege gegen Griechenland zu ermuntern 7). Alkibiades erbichtete nicht nur

falfye Götterfprüdhe bes "Fupicer Ammon, ſon⸗

bern er brachte auch alte heilige Weiffagungen an's Licht, durch welche ben Athenienfern ein glorreicher Sieg Aber die Syrakufaner verheiffen wurde; und diefe falfchen Weiffagungen waren es vorzüglich, wodurch er feine Mitbürger zu der ungluͤcklicher Unternehmung bewegte s). Ariftoreles und mehrere feiner unglaͤubigſten Schüler ſtimmten ben übrigen Philoſophen Griechenlands nicht blog darin bey, daß diemenfchlihen Seelen durch die Einwirkung der Gottheit gleihfam Yon ben Coͤrpern allgelöft, in eine Art von heiliger Maferey oder Begeifterung vers feßt, und dadurch fähig gemacht werden koͤnnten, die Zukunft vorherzuſehen, fonbern der Stagtrit behauptete fo gar, daß auch Verruͤckte etwas götts

li⸗

4) Man f. über die Xpysusc, welche die Piſiſtrati⸗ den bey ihrer Flucht in dem Tempel der Minerva zurüdließen, und deren ſich Rleomenes nachher bes meifterte,. Herodot V. 90. gr. Berner tiber die Orakel des mMuſaus, Bacis und Ayſiſtratus VII. 6. VIII. so. 77 et 96 c, | u

r) VII, 6,7,

s) Plutarch, III, 365 p.

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x - | u , 623 u.

liches und weiffugendes an fi Hätten £).. Mad . „biefen Benfpielen der Griechen muß man ed ben Roͤmiſchen Feloherren und Weltweifen verzeihen, dag auch fie auf die Stimme von Weiffagern unb Weiſſagerinnen horchten. - Einen der merkmuͤrdig⸗ ſten Bälle de6 Glaubens der Römer an Weiſſa⸗ gern führt Cicero felbft an. Kurz vor der Schlacht ‚bey Pharfalta ward ein Rhodiſcher Ruderer durch ‚bie Erwartung ber Dinge fo aufler ſich gefeßt, daß er in einer Anwandlung dom ängftliden Wabnfinn prophegeihte: in weniger als dreyßig Tagen würden in Öriedyenland Ströme von Blur fliegen: Dyrra⸗ chium werde geplündert und in Brand geſteckt wer: ben? ein großer Theil der Heberwundenen werte ſich mit genauer Noth aus den Flammen ber brens. nenden Stadt retten, doch werde bie Flotte der Mhodier bald in dad Vaterland zurüdkehren. Die _ Machricht von: diefer Weiffagung erfchütterte alle vornehme ‘und gelehrte Roͤmer, die dem Pompe⸗ jus folgten, unter dieſen auch den M. Caro, ben _ M. Darro und den M. Cicero u). Bey biefene

) Cic de Div. I. c. 30. Inelt igitur in animis praefagitio extrinlecus injecta, atque inclufa di vinitus Ea fi exarüt acrius, furor appellatur, cum a corpore animusabfiractus divino inflinetu

concitatur. c. 37. grifloteles quidem eos etiam, qui valetudinis vilio furerent, et melancolici dicerentur, cenlebat habere alıquid in animis - _praelagiens atque divinum.

u, Cic.deDivinat I,32c.. tum nequeteiplumnon elle commotum: Marcumque Varronem, et M. Catonem, gui tum ibi erant, doctos homines ve- hementer elle peterritos. Da jviche Manner durch) eine angebliche Weiſſagung heftig bewegt wurde 3

u,“

.

IT

1)

allgemeinen Aberglauben der Roͤmer in den Zeiten u

wo. fie unläugbar am meiften gebiltet waren, iſt

es beynahe unbegreiflich, wie bie aͤlteſten Haͤupter und Vaͤter dieſes Volks einen ſo weiſen Gebrauch von ben Weiſſagungen der Sibylle machten, die nad) einer alten Volksſage aus Griechenland nach Stalien gekommen war, . und die Schieffale des - Roͤmiſchen Reichs ‚auf alle folgende Sahrhunderte vorher verkfünbigt hatte x), Die Einficht der Büs -

cher, weldye die Sibylliniſchen Weißagungen in fi foßten, war Niemanden erlaubt, als ben Männern, welche zuerft von den Königen, und nachher vom Senat dazu beftellt wurden. .- Diefer Anleger der Sibylliniſchen Bücher waren anfangs

nur zwey, in der Folge zehn, und funfzchn, wos

ber fie den Nlahmen ber Zehn» und Zunfzehn:. Diän: ner erhielten. Die Ießteren Nahmen blieben auch

nachdem die Zahl berfelben noch weiter sirmehrt wurde, Man wählte die Ausleger der Sibyllini⸗ ſchen Bücher unter den angefehenften: Männern, '

von weldyen man gewiß war, daß fie die ihnen an⸗ vertrauten heiligen Bucher nicht anders, ald nach

den Abſichten bes Senats, oder zur Beförderung‘

der allgemeinen Wohlfahrt brauchen, und deuten

wuͤrden. Selbſt diefe beftellten Ausleger burften

die Sibylliniſchen Bücher nicht eher einfehen, ale bis, es ihnen vom Senat befohlen, und zu gleis

u cher Zeit die Abſicht bekannt gemacht wurde, um

welcher willen man zu den göttlichen Warnungen

der

fo iſt Raum der Mit werth, zu erwähnen daß Marius eine ESyriſche Prophetinn mit ſich um: herfuͤhrte. Plutarch. II. g32 p.

) Livius I.7. Cic. de Divinat, II, 44.

N

Br *

ber Sibplle feine Bufluht nehme. Der. Senat ber

fahl die Einſicht des Sibehlliniſchen Bücher nur als dann, wann die Gemuͤther des Volks entweder durch ganz ungewoͤhnliche, oder durch ſehr viele, und ſchnell auf einander folgende Prodigien mit

Schrecken erfuͤllt worden waren. Die Apsuppzf

ber Zehnmäuner war befiäudig: dag. man, allen, ober gewiffen Gotiheiten biefe, oder jene Mpfer,

und Gaben bringen, oder getwiffe Fefte feiern, und

andere Sottesbienftliche Handlungen vornehmen muͤſſe y). Der Senat forgte bafür, bafi alles,

was bie Sibylliniſchen Buͤcher in, jedem Falle vor⸗

fhrieben, puͤnctlich audgerichtet wuͤrde. Go bald dieſes gefchehen war, fo fühlte ſich das Volk von feinen Befprgniffen geheilt, - und Cicero fagte bar ber fehr richtig ‚daß bie Sibylliniſchen Bücher niel mehr zur Befänftiaung, ald zur Erregung, oder Vers

breitung abergläubiger Schreckniſſe dienten ww y

\

.y) Wan ſ. Liv. XXl. e. 60. XXI, 1. erg. An der

legten Stelle heißt ed: pervicit, ut, quod non ferme decernitur, niſi quum tetra prodigia nun- tiata font, decemviri libros Sibyliinos adire ju- berentur, gniinfpectis fatalibus librie retulerunt Patribus, ete Lib, l. c.ı2. Ante omnia abominati femimares, jufique in mare extem- . plo deportari. - - - Nihilo minus decemviros 'adire libros deporiegto eo jullerunt. XXXIV. 55, wo man wegen der häufigen Erdbeben die Sibyllinis . [hen Bücher einzuichen befahl. J ) It. 54. de Divin. Quamobrem Sibynham qui- dem lepoßtam. et conditam habeamus, ut id, quod proditum eft a majoribus, injullu fenatus ne legantur quidem libri, valeantque ad depo- mendas potius, quam ad lulcipiendas religiories.

Ne.

4 -

—8

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Es war bey Todesſtrafe verboten, die Sibyllin⸗⸗ ſchen Buͤcher Ungeweihten zu zeigen, und ben In⸗— halt derſelben Anderen, als dem Senat bekannt zu machen. Der König Tarquinius ließ wirklich eis nen Duumvir, der die heiligen Buͤcher Jemanden zum Abfchreiben hingegeben hatte, ta einen Sad ‚nähen, und in's Meer werfen 2). Erſt in den legten Zeiten der Republik fingen Ehrgeitzige an, die angeblichen Ausfpräde der Sibylliniſchen Büs er fo zu mißbraüchen, wie man bie alten Weiſſa⸗ gungen in Griechenland gemißbraucht hatte a). Sn demfelbigen Zeitraum benußte der Senat die Sibylliniſchen Bücher zur Vereitelung gefährlicher Abſichten von einzelnen Ehrgeißigen auf eine Art, die felbft dem großen Daufen auffiel 6). Uebri⸗ gend muß man in gleichem. Grade erſtannen über dad Zutrauen, was das Römifche Volk in Relis, giond: Sachen zu feinen Worftehern und Prieflern hatte, und über ben weifen Ernſt, womit die Bors ſteher, und Priefter den Volks⸗SGlauben nad; ih⸗ ven Abfichten lenkten, ober ſchaͤdlichen Aberglauben zu derhüten füchten. Im J. 669. nach Erbauung der Stadt brannte während bed Marſiſchen Kries Bu | | ges » Dionyi. Halie. IV, p, 080. Edir, Sylb, Val.Max.: 1. 13, Se «) So Kentus, Salluft, de bello Catil. e. 47. u. Caͤſar, Suetonius in Gael. c. 79. 8) In der Angelegenheit der Zuruͤckfuͤhrung des Ae⸗ gyptiſchen Königs. Cicer. Epiſt. I. 1. Senatus religionis calumniam non religione, [ed mali-

. volentia, et illius regiae largitionis invidia com- . probat, et Ep. 7. - - et. ine multitndine redu- - eatur, guemadmodum homines religiofi Sibyl- lae placere dixerumt, OA,

67

ges das Sapitol ab, und mit ben Tempel tours den auch bie Sibylliniſchen Bücher verzehrt, wel⸗ che Tarquin daſelbſt niedergelegt hatte c). Nach dieſem Unfall ſandte der Senat Abgeordnete nach

Aſien, und Griechenland ab, welche die Prephe⸗

zeyungen der Sibyllen, beſonders der zu Erythraͤ, ſammeln mußten; und ließ auch ſonſt von allen Enden her, wo man dergleichen zu beſitzen vorgab,

diie Ueberbleibfel der Siöyllen nah Rom bringen,

Aus allen diefen Sammlungen feßte man Bie Si⸗

bylliniſchen Bücher gufammen, deren man fih bis

an das Ende der Mepublil bediente. Varro

"glaubte, daß ſich bey biefer Arbeit einige unaͤchte

Verſe eingefchlichen hätten. Fuͤr ſolche hielt er Diejenigen, welche don den Griechen amposixides ges -nannt wurben. (Cicero beurtheilte die Sibyllini⸗

fen Bücher feiner Zeit viel richtiger, als fein -

Freund Varro. , Er erklärte fie insgeſammt für

eine Arbeit ſtaatskluger Männer, welche man abe ſichtlich mit Dunkelheit bedeckt, unbderen Deutung

man eben fo abfichtlich ſchwer, und kuͤnſtlich ge: macht babe, damit man die Sibylle jedes Mahl

antworten laffen Pönne, was der Genas wolle. |

) Freinsh, Epit. Liv. L, 85. e. 4. Varro ap, Di» . ıayl. Halicar. Lib. IV. p. 560, Ed. Sylb, welde .

anführt.

4) U, 54. de Divin, Callide enim , -qui illa com- pofuit, perfecit, ut, quodcungne aceidiſſet,

Stelle von Dale de Orac, c. 18, p. 405-7, ganz

praedictüm videretur, hominum et temporum '

: definitione fublata. Adhibuit etiam latebram . obfcuritatis, ut iidem verfus alias in aliam ram " polle accommedari viderentur, Non elle uu- Ara 10m

J

v *8

mneben ben geheimen >, ,alö die einzigen Achten betrachtet wurden, andere _ . gebuldet hätte. Der, Senat ließ daher mehrere

den bringen wärben f). Tr erklärte dem Eigens

9— | _- Alle Zwecke, welche man durch die Sibylliniſchen Bücher erreichen wollte, würden vernichtet, oder wenigftend ungewiß geworden ſeyn, wenn man Bi agungen ber Sibylle, die

Mahle alle Prophezeihungen von Sibyllen, die fi) in den Händen von Privdats Perfonen fanden, - auffuhen, und verbrennen ec). Man ſchonte felbft ber angeblichen Buͤcher des König Numa nicht,

die im J. 5z71 auf dem Acker eines Scriba?. Des

tillius in einem ſteinernen, ſorgfaͤltig verwahrten Kaſten gefunden wurden. So bald der Praͤtor L. Peiillius dieſe Buͤcher durchblaͤttert hatte, fand er, daß ſie der oͤffentlichen Volks⸗Religion Scha⸗

thuͤ⸗

‘tem illud carmen furentis, cum ipſum poema ‚.declarat, (eſt enim magis artis et diligentixe, quam ineitationis, et motus), tum, vero ea, quae axposıyıs dicitur, cum deinceps ex pri« ‘mis verfaum literis aliquid eonnectitur, ut in quibusdam Ennianis, Id certe magis ef atten-

t# animi, quam furentis. Atque in Sibyllinis

ex primo verlu cujusque [ententiae primis- lite-

ris illius lententiae carmen omne praetexitur. -“ loc Icriptoris ef, non furentis; adhibentis d> : igentiam, non inlani. - ot

4

H Man ſ. beſ. Liv. XXV. 1. Man ſieht aus dieſer

hoͤchſt merkwürdigen Stelle, wie ſehr ſchon das

mahls fremde Gebräuche uͤberhand genonnnen hatten.

) Liv. L. 40, c. 29, Lectis rerum fummis,

„quum animadvertillet, pleraque diflolveudarum

‚. zeigionum le, ic O5

u Sun Ze e

% . -

wu

nu Dr

thůmer, baß er die gefaͤhelichen Shzritten anfebl⸗

bar verbrennen werde, daß er aber ſeinem Freunde freyſtelle, ihn wegen der Hexansgabe ſeines Eigen⸗

thums zu verklagen, oder ſonſt Huͤlfe zu ſuchen.

Der Scriba wandte ſich an die. Tribuuen. Die

Tribunen uͤbergaben bie Sache dem. Senat. Als ber Praͤtor ſich vor dem Senat erbot, zu beſchwoͤ ren, daß die gefundenen Vuͤcher nicht geleſen, unb:

aufbewahrt werden duͤrften; ſo beſchloß der Senat,

daß die Schriften je eher, je lieber öffentlich, ver

brannt, baß aber dem Cigenthümer eine, Entſchaͤ⸗ bigung gegeben werben folle, wie es ber Praͤtor, und des größere Theil der Tribunen. gut: finden

würden. Diefer Vefchluß des Senats ward jn der naͤchſten Volks s DVerfammlung vollzogen. Dpferdiener zündeten ein Teuer an, und verbrann⸗ ten die Bücher vor den Augen bes ganzen Volks ). Angebliche Sibylliniſche, und andere Weiffogungd:

Buͤcher hatten ſich in den Zeiten der buͤrgerlichen Kriege unglaublich vermehrt. Als Auguſt nach

dem Tode des Lepidus Pontifex Maximes ges’

worden war, fa beſtand Eine feiner erften hoben⸗ prieſterlichen Verrichtungen darin, daß er alle Ars ten von prophetiſchen Buͤchern in Lateiniſcher, und

‚Sriehifher Sprache zufanmenfuden, unb Zweh⸗

‚täufend an der. Zahl verbrennen, ef. Er ſtellte

ſelbſt eine Reviſion mit den Sibylliniſchen Buͤchern v

. 90, und legte die gereinigten heiligen Schriften un⸗ ter. die Schwelle des Capitoliniſchen Apoll eier

. % .

2 2 % c. libri in comitio,, igne a eier ac,

in J voruli diecai m. u

69. —— der h). Das Anſehen der Sibyſlliniſchen Buͤcher erhielt ſich unter den Roͤmern viel laͤnger, als das der Orakel in Griechenland. Bey dem Ausbruch bdes Marcomanniſchen Krieges unter dem Aurelian ſtimmten einige Mitglieder. des Senats dafuͤr, daß man die Sibylliniſchen Buͤcher einſehen, und ſich ber Huͤlfe der Götter, welche dieſe darbieten wuͤr⸗ den, bedienen möge 5). Andere Senatoren hiel⸗ ten diefed für unnoͤthig, meil die Tapferkeit des Kaifers allein das R. Reich hinlänglid ſchuͤtzen werde. Erſt nachdem bie Schredden bes Marcomans uiſchen Krieges zunahmen, und ſich näherten, ſchritt man zur Cinficht der Sibyllinifchen Bücher. Die heiligen Bücher verordneten geheime Opfer an gewiffen Orten, welche die Barbaren nit wärs - "ben überfchreiten Pönnen. Die Marcomannen wurs ben durch dieſe Dpfer wie gefeſſelt, und in verfdjies benen Gegenden mie Verirrte niebergemadt &). Der Kaiſer machte nachher dem Senat harte Vors | Ä würs

. 4) Saeton, in Augufto c, 51. quidquid fetidicorum

librorum Graeci Latinique generis, nullis vel

parum idoneis auctoribus vulgo ferebatur, ſu-

prn duo millia contracta undique cremavit, ac

olos retinnit Sibyllinos: hos quoque delectu

nabito; eondiditque duobus forulis auratis [ub Apollinis Palatini ba, _

i) Vopile, m Aurel. c. 19-21, -

k) 1.c. Quare .eriam libri Sibyllini noti beneficiie publicis infpecti ſunt, inventamgue, ut in cer- tis loeis facrificia fierent, quae -Barbari tranfıre mon pollent. Facta denique funt ea, quae prae- cepta fuerant, in diverlo caerimoniarum gene-" U. ze: atque Ita Barbari reftiterumt, ‚quos omneö Aurelienus'varfkfin vapanies occidit, * ,-

—W '

wuͤrfe baräber, daß berfelbe fe Lange gezögert babe, durch bie Einſicht der Sibylliniſchen Bücher die Hälfe ‚ber Götter zu verlangen /). Die zum Chriftens thum befehrten Römer machten zwar aus ben Si⸗ bylliniſchen Büchern Fein Geheimniß mehr; allein

fie gaben doch auch den Glauben an bie Weifjaguns .

gen der Sibylle nicht auf. Während ber Zeit, wo Beliſarius in Rom von den Gothen belagert wurs de, bradıten einige Senatoren zwey Verſe aud ben

Sibylliniſchen Büchern zum Vorfhein, aus wels

chen fie fhloffen, daß die. Belagerung nur bis in

den fünften Monath dauern, und daß Nom nie.

wieder von Gothiſchen Völkern etwag zu fürchten haben werde m). Der Erfolg, fagt Procop,

beftätigte biefe Auslegung ‚nicht. Weberhaupt bin

id durch die Einſicht ber Sibylliniſchen Buͤcher

ſelbſt

—D) l. e. Miror vos, Patres ſancti, tamdiu .de’ape- riendis Sibyllinie dubitaſſe libris, perinde quaſi in Chriſtianorum eccleſia, non in templo deo- ram omnium tractaretis. Salmaſius glaubte,

daß die Römer vor Aurelian’s Zeiten nieniahls die Sibylliniſchen Bücher dDarüder zu Rathe gezogen

hätten, ob fie Kriege anfangen, und wie fie diefel: ben führen follten, ad Vopile. Aurel, c. so, n. 3. Salmafius erinnerte fich des Fury vorher erwähns ven Fall nicht, wo der Senat die Sibylliniſchen

nicht mit Heeresmacht in fein Reich eingeſetzt wer⸗ den ſolle.

m) Procop. in-Gratii Hi, Gothorum p. 207. 208, Verba vaticinii ſic hahebant:. . » Quiitto menſe norus Cacſar tibi „Roma ;' nec sat rin ultra on Experiero Getae, : " Be

81

. Bücher über die Zurüdführung eines Ptolemaͤers befragte, und die Antwort erhielt, daß der König

. . in tm —— u N r -

Ne,

+ 633

felbft uͤberzeugt worden, daß Fein Menſch den Sinn ihrer Weiſſagungen vor dem Ausgange errathen

koͤnne. Die Sibylle redet nicht in einer gewiſſen

Orbnung, und in einer beſtimmten Zeitfolge, ſon⸗ bern ſpringt and einem Erdtheile in den andern, von einem Volk zn dem andern über n). Ä

. Die meiften Goͤtterfpruͤche in Griechenland,

und auch unter anderen Voͤlkern wurden durch den

Mund verzuͤckter Prieſter, oder Prieſterinnen ges

der Orakel vortragen. Allein ich verſchiebe dieſe Unterſuchung bis an's Ende des gegenwärtigen Buchs, da doch viele Götter ihren Willen entwes

“der durch Träume, oder durch Sortes, und an⸗

dere Zeichen befannt machten,

Unter den Zeichen, deren Deutung die Alten

‚zur kuͤnſtlichen; Divination rechneten, waren feine

früher, und allgemeiner auffallend, als bie Vers

- geben; und ich koͤnnte daher ſchon hier die Geſchichte

finfterungen der. Sonne, und des Mondes. Man

muß ſich nicht fo wohl darüber wundern, daß die

meiſten, ſondern in nicht alle Volber die Verfin⸗ ſterun⸗

n) 1. c. Cauſas dicam ipſa lectione edactus, Si»

bylla neque certo erdine, .neque perpetue ſer- manis nexu res eloquitur, [ed verbo dicto, de Africae puto malis, tranfit ad aotus Perlarum. Hince Romanorum mentione facta, ad Allyrios eontinuo [e tragsfert: rediensque ad Romanos,

- 'repente ad Briannorum calamitates canendas delabitur. Ob id anteguam res ipfae evenerint,

„.: hamini quid Sibylia ſignificet, intelligere non

et datum, Dies, ubi verba probaverit @ven- tus, lola eft dictorum interpran, ' '

-

| r 633 , ſterungen der himmliſchen Cörper für Zeichen des

goͤttlichen Zorns gehalten haben. Die Furcht vrr

Eklipſen herrſchte im alten Orient eben ſo allge⸗ mein, als fie o) in ben heutigen Morgenlaͤndern

herrſcht. Waͤhrend einer Schlacht, welche die

Heere ber Meder, und Lydier hielten, eraͤugnete

ſich eine Sonnenfinſterniß. Dieſe Erſcheinung hatte auf beyde kaͤmpfende Parteyen die Wirkung, daß fie die Waffen ſinken ließen, und den bisherigen

Krieg durch einen ſchnellen Frieden endigten p).

Im fürlichen Afien erſchrecken bey Verfinfterungen der Sonne, und des Mondes die Fürften noh

mehr, als die Völker, weil man glaubt, daß dur ſolche furchtbare Phaͤnomene der Zorn der Goͤtter vorzüglich gegen bie Beherrfcher verkuͤndigt

werde g). In Griechenland entdeckte man’ faſt mit der erſten Entſtehung wiſſenſchaftlicher Kennt⸗

niſſe bie wahren Urſachen von Eklipſen r). Dieſe Entdeckung verminderte den Aberglauben des Volks im geringſten nicht, weniger deßwegen, weil man

dieſe Entdeckung aus Furcht vor dem Volke geheim

halten mufte s),. als weil das Volk, und ſelbſt

der groͤſte Theil ber Gebildeteren für ſolche Ent⸗

deckungen noch nicht reif genug war. Nur wenige

großze Geiſter, dergleichen Perikles * und Dion

wa⸗

0) Chardin IV, 1200. 7) Herodot. I, c. 74.

9 Le Comte 1. 135, et fg. p. Argenfola II. 39 |

r) Herodot, I. c. _

| s) Died glaubte Plutarch I, 30 | t) Plutarch, 1,661. j

ss

Verfinſterung dauerte Länger , als bie Legionen er⸗

warteten. Dadurch wurden die Gemuͤther auf einmahl umgeſtimmt. Nun hoͤrte man die Klagen,

dasß ihre Muͤhſeligkeiten kein Ende haben wuͤrden,

dag die Goͤtter ihr Unternehmen verabſcheuten. Druſus benußte dieſe Stimmung, und ſtellte durch wohl angebrachten Ernſt in kurzer Zeit Ru⸗

he, und Ordnung wieder her b). Bey ben ver⸗ ſchiedenen Auslegungen, welche die Griechen fo

wohl, als die Roͤmer von den Eklipſen machten,

kann es ſehr wohl ſeyn, daß die Gruͤnde, womit

Agathokles ſeine Krieger beruhigte, nit blog zum Schein, ſondern aus eigner voller. Ueberzeü⸗

‚gung vorgebracht wurden. Es eraͤugnete ſich naͤm⸗

Hd während der Fahrt nah Afrika, wo Agatho⸗ kles die Carthaginienfer in. ihrem: eigenen Janbe angreifen wollte, ‚eine Sonnen » Finfternig. Diefe Finſterniß ſchwaͤchte den. Muth der .Rrieger, bie ‚ihrem tapfern Führer mit Zuverſicht gefolgt waren,

Als Agathokles den ungänftigen Efäbzud der

Eklipſe bemerkte, fo redete er zu. feinen Kriegern

folgender Seftalt: Wäre das. Probigtiiim "por uns

ferer Abfahrt eingefallen, fo würde ich feoit glaus

ben, daß ed ung Ungluͤck verkuͤndige. Da aber

bie Verfinfterung- nachher eingetreten if, fo kann fie nur auf Diejenigen gehen, melde wir bebriegen

wollen. Ueberhaupt verfünbigen alle. Werfinftes

. rungen ber himmlifchen Coͤrper eine Veränderung der Sage ber Dinge. Wir Finnen daher mit Zus

verſicht hoffen, daß fo wohl das. Gluͤck der Gars -

thagintenfer, ale unfere Sieherige verransie Lage werde umgekehrt werden * ya

J Pa En SE Zn Die

» Tacit. Annal. 1, 28. nn

e) Juß,XX,6 |

/

rn

-— 670

Die Erſcheinungen von Kometen erregten nicht ‚weniger Aufmerkfamkeit, und wurden aud) eben fo

verſchieden gedeutet, als die Verfinfterungen ber

"Sonne, und des Mondes. Die meiften Völker hielten, gleich den Chriſtlichen Mationen ded Mits

telalterd, Kometen für die Vorbothen ſchwerer göttliher Strafgerichte d). So deuteten auch bie

Römer bie Kometen, die fi während ber bürgers

lichen Unruhen, und fo wohl unter der Megierung des Claudius, ald bed Nero zeigten e). Zu Neros Zeiten. war es allgemeine Meinung, daß Kometen ben hoͤchſten Gewalthabern Untergang. verkuͤndigten. Nero fragte deßwegen voll Angft

ben Sterndenter Babilus. Dieſer antwortete,

daß bie Könige des Morgenlanbes die Gewohnheit hätten, den Zorn ber Götter, welchen Kometen verfündigten, durch die Hinrichtung irgend einer

erlauchten, ober vornehmen Perfon zu verföhnen: ‚ein Beyſpiel, welchem auch Nero zu folgen dadıs

te f)» Ganz anders bentete man bie Kometen, bie | au

. d) Moͤhſen &, 270.

e) Suet. in Claudio c. 46. in Nerone c, 36, Plin, . Hi, Nat, 11.24. - - terrificum magna ex parie

- fidus, ac non leviter piatum, ut civili mom Octavio Confule, iterumque Pompeji et Casfa- ris bello Im noflro vero aevo circa veneficium,

- gno Clandius Caelar imperiam reliquit Domitio

: Neroni, ac deinde principatu ejus, alliduum

prope ac faevum, .

) Sueton, I. c. A Stella crinita, quae [ummis

. poteftatibus exitium portendere vulgo putatar, per continuas noctes oriri coeperat. Anxius ea

. re, ut ex Bibulö Aftrologo didicit, folere reges talia oflentz caede aliqua illußri expiare, atque

, . —2 a

J

zu den Zeiten Mithridats des Großen, und. bald nach der Ermorbung Caͤſars erſchienen. Bon dem einen glaubte man, daß er bie Fünftige Größe Mithridats verfündigt habe, von dem andern, bag er die Aufnahme Läfars unter die Götter bes Tonnt made g). Auguſt erkaute dem Kometen einen Tempel in Rom, wobey Plinius fehr richs

tig bemerkt, baß diefer Tempel des einzige feiner

Art auf der ganzen Erde ſey h).

Viel gleihförmigere Eindruͤcke, als Eklip⸗ fen und Kometen, machten manche ungewoͤhnliche Erſcheinungen am Himmel, und in der Luft. Zu den erfteren gehörten vorzüglich boppelte, ober dreyfache Sonnen, und Monde, nebft fallenden, oder ſchießenden Sternen 5), feurige Meteore, bie

nach

a ſemet in capita procerum depellere: nobiliſ- mo cuique, exitium deſtinavit. g) Sueton. in Caelarec. 88. Plin. Hiftor, Natur.

II. 23 c. XXXVII. 2. An der erftern Sielle führt Plinius folgende Worte des Auguft an: lis ipfis Jiudoram meorum diebus fidus crinitum per. feptem dies in regioue coeli, quae ſub [epten- wionibus ef, eonfpectum. Id oriebatur circa undecimam horam diei, clarumgue et omni- . bus e terris conlpicunm fuit, Eo ſidere fignifi- cari vulgus credidit, Caelaris animam inter Deorum immortılium numina receptam: quo nomine id infigne fimulacro capitis ejus, quod mox in foro confecravimus, adjectum ef, - A) l.c. Cometes in uno totius orbis loco colitar in templo Romae, admodum faultus divo Au- gufto judicatus ab iplo, etc, | \

i) Plin, II. 28- 37 c. ‚Auf fchießende ‚Sterne gaben beſonders die Alten in Eparta zu beftimmten Zeis Ä .n | ten

J

J " | | 639 nad) ihren verfchiebenen Geftalten bald Fackeln ober

- Lampen, bald glühende Balken, u. f. w. genannt wurden k), und Morbfiheine 1). Die letzteren verbreiteten alsdann die gröften Gchredden, wenn -

bie Lichtſtrahlen von verſchiedenen Farben waren, wenn eben biefe Lichtftrahlen heftig gegen einander

hoffen, und mit Gerdufhen verbunden zu ſeyn

fhienen. Man glaubte alddann nicht bloß kaͤm⸗ pfende feurige Heere, Roſſe, Wägen, und Spieße zu fehen, fondern auch das Geräufh der Waffen, und den Klang kriegerifcher Inſtrumente zu hoͤ⸗ ren m). In ben höheren noͤrdlichen Gegenden,

wo Morbfcheine eben fo gewoͤhnlich find, als bad

Nigliche Aufgehen und Untergehen der Sonne, wurs den dieſe Phaͤnomene nicht für Vorbedeutungen ber Zukunft gehalten m). |

| Un⸗

ren Acht, um zu erfahren, ob ibre Koͤnige noch

laͤnger zu regieren würdig ſeyen. IV. 515. Pla-

tarch. x) ib, c. 45. 26. I). ib. etc. 58. Freret im 4 Bande der Memoires

de l’Academie des Inlcript, 431 et ſq. p, Moͤh⸗

fen, . c.

m) Plin, II 58 c. Atmörnm crepitus, et tubae ſonitus auditos e cuelo Cimbricis bellis accepi- imus, crebroque et prias, et poſtea. Tertio vero conflulatu Marii ab Amerinis et Tudertibus [pectata arma coeleflia, ab ortu, occaluque in-

ter fe concurrentis, pulfis quae ab occalu erant,

n) Eben deßwegen ſaat Plinius 1, c. Ipſum ardere . caelum, minime mirum ef, et faspius vilum, zusjore igne nubibus correptie, on

en

* Unter ben wunderbaren Megen waren bie fo genannten Steinregen, und Blutregen bie furcht⸗ barften 0). Die Ölutregen, von welchen Peiresc zuerſt bemerkte, daß fie weiter nichts, als Aus⸗ wuͤrfe, oder Abfonderungen von Gchmetterlingen tigen, ſchreckten bie Völker des Mittelalters noch

mehr, ald die Griechen und Römer. Diefe Wirs

kung hatten vorzüglich diejentgen, von welchen man

glanbte, daß fie auf den Kleidern der Menſchen Creutze gebildet hätten. Solche Blutregen brach⸗ fen in vielen Menfchen einen fo hohen Grad von

Verzweyflung hervor, daß fie alle liegen ließen,

und in jedem Augenblick ihren Untergang erwarte: ten 9). Die Steinregen waren entweder Wirkun⸗

. gen’ von Vulcanen g), oder von Wafferhofen, und

Mirkelminden, weld;e diefe begleiteteg 7), ober von hemiſchen noch nicht genug befannten Opera: tivum, welde die Nasur in der Atmoſphaͤre vers auſt utet. Waſſerhoſen, und Mirbelwinde fonn»

ten auch die feheinbaren Milch: Megen, oder Fleiſch⸗

und Mol: Megen, ober Kreides Ziegels und Eis fenregen hervorbringen, indem fie entweder bie Se: gen taͤnde felbft, Bon welchen man bie Megen be: nanste, ober Materien, bie denſelben aͤhnlich was ven, o) Plin, II, —* 59. Valer. Max. L.c. 6, Kivius “am allen dın Sterlen, welche ich bey Der Unterſu⸗ chung über die Silyilinifchen Vuͤcher angeführt ha⸗ be, Freret I, c. 415- 4°3 p. Heynel.c. p, 212. et fq, auf) p. 214, Möhfen, 268, 269 ©. ») Moͤhſen l C - 9) beſ Freret l. c.

DW...

6441

ren, hier anfraften, und bort wieder fallen ließen 9.

Einige der bisher genannten Gelehrten ſuchten bie -

Fleiſchregen entweder aus Stuͤcken von Opferthie⸗

ren, ober aus ber Beute von Maubvögeln zu ers .

klaͤren, welche dieſe hätten fallen laſſfen. Mir

kommt Frerets Vermuthung wahrfcheinlicher vor,

dag man ſchwammartige Materien, bie dem Flei⸗ ſche ähnlih waren, mit wirklidem Fleiſche vers wechfelt hat? am meiften deßwegen, weil bie Ges ſchichtſchreiber erzählen, daß das, was von Raub⸗ voͤgeln nicht weggenommen worben, nicht in Faͤul⸗ niß übergegangen fen. Wie hätte auf einmahl Uns verderblichkeit wirklichen Fleiſche mitgetheilt wer⸗ den koͤnnen? |

Furchtbare, mit heftigen Hagelfchlägen, cher

Megenaüffen verbundene Ungemwitter wurden. viel

allgemeiner für traurige Vorbebentungen gehalten,

als die gräßlichfien Donner, und Bliße. . Die 0 0 Kamt⸗

s) Plin. Il, .c, 57. Praeter haec inferiore caelo re-

latum in monumenta eft, lacte et fanguine pluil. Io M, Acilio, G Porcio Cofl, et [aepe alias: Aic- ut carne,. P. Volumnio, Servio Sulpicio Cof, exque ea non putruille, quod non diripuif- -fent aves. Item ferro in Lutemis, anno antes :quam M. 'Crallus a Parıhis interemtus eſt, omnes- que cum eo Lucani milites, .... Efigies, quae pluit, I[pongiarum fere imilis fuit: arulpices prae- mnonuerunt [uperna;vulnera. Q autem Paulo, C.

Märcello Coll. lana pluit circa caltellum Carillas _

zum, juxta guod poft annum T, Annius Milo .

occifus ek. Kodem caulam ditente lateribus costis pluille, in ejus anni acta relatum eR,

Ss

N

642 _._

Kamtſchadalen weifjagen Gluͤck, oder Ungluck, je

nachdem Kinder bey gutem, oder ſchlechtem Wet⸗ Ter gebohren werden £). Die aufrührerifchen Les

gionen in Pannonien wurden am meiften baburd) niedergeſchlagen, daß die ſchlechte Jahrszeit mit

ungewoͤhnlichen Stuͤrmen, und Regenguͤſſen her⸗

eiabrach, und alle Zuſammenkuͤnfte, beynahe das Hexraustreten der Soldaten aus Ihren Zelten, un: moͤglich machte u). Donnerwetter ſchienen den Scythen nur alsdann ungluͤckliche Zeichen, wenn fie fi Im Winter erängneten x). ‚Die Wilden in Guiana fürchten den Donner gar nicht, weil fie glauben, daß das Geraͤuſch deffelben bloß durch das Hinauffahren Eines ihrer Zauberer zum Him⸗ mel veranlaßt werde y). Die Eircaffier tanzen fo gar, wenn es bonnert, und preifen benjenigen'fes Kg, der vom Blitze getödtet wird 2). Selbſt bie Mömer hielten nicht bloß Perſonen, fondern au Stellen, die vom Blitze getroffen wurden, für heilig. Ueber ben leßteren baute man Altäre, und fagte alsdann, daß dad fulmen conditum ſey a).

- . . 4 F 8

E) @teller ©. s80.

u) Annal. Tac, I, 30, Auxerst militum curas pracmatufa hiems,, imbribus continuis adeoque aevjs, ut non egredi tenteria, Congregari in- ter ie, vix tutari figna poſſent, quae turbine atque nuda raptabantur, Durabat et formido coeleflis irae, nec fruftra adver[us impios he- ‚befcere ädera, ruere tempellates, . .

æ) Herod, IV, 28. nn y) Barrere S. 10 DE, 2) Tavernier I, 146, u #) Guther, p. ıı, —8* 28. 29.

-—— 643

Es waren ben Mömern ſehr gluͤckliche Zeichen, wenn der Blitz ein Opfer anzünbete 5), ober wenn er in Gräber fiel c), oder wenn eine Flamme, ober ein feuriger Glanz um die Scheitel von Pe fonen ſchwebte a)y. Kaum aber war irgend eine andere Vorbebeutung trauriger, ald wenn entwe&

ber Tempel, oder Statuͤen, und andere Heilige:

thümer vom Blitze gerührt wurden e). Die Ms mer erkannten die Haruspices der Etrudker als

die gelchrteften und geübteften Ausleger fo wohl von Blißen, als von Eingeweiden, und ben foges '

‚nannten Oftentis an. Die Kunft der Etrusker, Blige und Donner zu deuten, war in mancerley Büchern enthalten, weldje faft gewiß bie Urheber

5 ber geheimen Schriften der Römifhen Auguren -

benußt hatten f). Eben biefe Kunft war der vors nehmſte Abfchnitt der Etrusciſchen Harufpicina,

weil Blitze alle übrige Zeichen nichtig madten 8). Ä

5) Piutarch, II. 295.

©) Wie zum Beyſpiel in die Gräber des Kyfurg, und :Euripides. Plutarch. I, 23.

4) Valer. Max, 1. 6.1.2.

‚e) Cicer. I, 43. Gellfus IV, 5. Valer, Max. 1. 6,

- .

f) Cicer. de Divin. 1.35. - - quod Etrüfcorum

deelarant et harulpicini, et fulgurales, er toui- truales libri, noftri etiam augurales, J

8) Senec, Nat. Quaeſt. 11.34. Summam elle vim fulminum jndicant: quia, quidquid alias por« tendunt, interventus fulmjnis tollit, OQuid- quid ab hoc portenditur, fixum eft, nec’ alte, rins oftenti fignificatione mutatur; -Quidquid, exta, quidquid aves minabuntur, focando: ful« mine abolebitur. Quidquid fulmiue denuntia- tum eß, uec extis, nee es oonwaria refellitur,

| 84

644 ‚ah win

Die Zeichendeuterey der Etrusker war ben älteren Römern fo wichtig, daß der Senat ſechs Juͤng⸗ linge aus deu vornehmften Gefdlechtern an eben fo viele Völker Etruriens zum Unterricht ſchickte, damit die Wahrfager: Künfte nicht durch die Nie⸗ drigfeit, oder die Habſucht derer, melde fie übs ten, gefhmälert würden 4). Der Glaube an bie Haruspicina dauerte in allen nachfolgenden Zeiten ungefhwäct fort, ungeachtet fchon der ältere Karo fagte, daß er nicht begreife, wie ein Haruspex den antern anfehen Eönne, ohne zu lachen i). Die Etruscifchen Zeichendeuter theilten den Himmel in ſechszehn Abſchnitte ab, und zerlegten die Blitze in mancherley Arten k), entweder nach den Gluͤck, oder Ungluͤck, welches fie andeuteten, oder nad der Zeit , auf welche fie gingen, und mährend wel⸗ der fie ihre bedeutende Kraft behielten. Die Roͤ⸗ mer ließen die Haruspicina der Etrusker iu allın Ehren. Allein die Roͤmiſchen Augures ſchaͤtzten, und deuteten dennoch biefelbigen Zeichen auf ihre eigene Art. Gie nahmen bie wichtigſten Auspi⸗ cien

h) Cicer. de Div. I, 41. Quoecirca bene apud Mmajores noltxös lenatus tum, cum florebat im-

perium, decrevit, nt de principum filiia [ex ſingulis Etrarise populis in Jdifciplinam trade- rentur, ne ers tanta propter tenuitatem homi- aum a Teligionis auctoutate abduceretur ad mercedem atque quaeſtum.

#) Cicer. de Divinat,. 11. 24. Vetus autem illod Catonis admodum Icitum ef, gui-mirari ſe di- cebat, quod non rideret haruspex, harufpi-

cem cum vidiffer. |

k) Cicer. de Divin. II. @. ıg. Plin. II. 52 - 66 e. becſ. 55, Senec, Nat, Quaell, 11, €, 39- 47.

—— Br

a Ba » te one ugs . aan ‚eben nicht aus Bligen, und anderen Zeichen am

Himmel, ſondern aus dem Fluge, oder Fraße von Voͤgeln 1). Unter allen übrigen Völkern) wurben Bliße, bie Yon der rechten ‚Seite kamen,

für gluͤckliche Zeichen gehalten: unter den Römern,

die von der linken: ausgenommen an Comitien, too!

man es ben Anslegungen der Huguren überließ, _

ob Blitze von ber rechten, ober ber, Tinfen Hand’

gluͤcklich ſeyen m). Es blieb ven Roͤmern ſtets in friſchem Andenken, daß urſpruͤnglich nur die Haͤupter der Völker die Deuterey Von, Blitzen,

and anberen-Zeichen als eine koͤnigliche Kunſt ge:

trieben hätten: daß Romulus, und Remus er:

>

-

fahrne Arguren gewefen: daß dein Erſteren burd} ein glückliches Auspicium die Herrſchaft über die neuerbaute Stadt zugewandt, und daß auch in ber:

Folge nichts wichtiges, es fey im Frieden, oder; Im Kriege, ohne Auspicien unternommen worden n).

a, %

9 Man ſ. uͤber diefe, und die folgenden Facta Cioen, de Divipat, 1.40. 43. 48. II. 33- 39 c. m) 1.35 Ic. Fulmen finifrum optimum an- " Ppieium habgmys ad omnes res, praeter quam ad eomitia: quod quidem infittutum reipubli- .. .cae canla ef, ut comitiorum‘vel in judiclis po«

puli, velin.jare legum, vel in creandis magin

6 39: Ita nobis finifira; Grajis et barbaris,,

ftratibus principes civitatig eflent interpretes,.

dextra meliora. Quamguam haud ignom,

qunae bana [int ; Änifira nos dicere, wtigmü dex- „.. tra fint.

potiebantur,, iidem auguria tencbant, Ut enim

x 'fApere, fic’divinare regale -ducebant, ut teflis.

et nöfra civitas, in qua et reges augures, et poſtea

m) L. 40. h.c. Omnino apud veteres, qui rerum

*

LESER OOLLDEDI RG -

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638 J mm {m

zu den Seiten Michridats dee Brößen , und, bald nach ber Ermorbung Caͤſars erfhienen. Von. -

dem eimen glaubte man, daß er die Fünftige Größe Mithridats verfündigt habe, von bem andern, daß er die Aufnahme Caͤſars unter die Götter bes

kannt made g). Auguſt erkaute dem Kometen einen Tempel in Rom, wobey Plinius fehr rich⸗ tig bemerkt, daß dieſer Tempel der einzige feiner . Art auf der ganzen Erde fey k). |

Biel gleichförinägere Eindruͤcke, als Eklip⸗

ſen und Kometen, machten manche ungewöhnliche Erſcheinungen am Himmel, und in der Luft. Zu den erfteren gehörten vorzüglich doppelte, oder

dreyfache Sonnen, und Monde, nebſt fallenden, oder fhießenden Sternen 3), feurige Mieteore, bie ' | nad

a [emet in capita procerum depellere: nobilif- fimo cuique, exitium dellinavit, j 8) Sueton. in Caefare c, 88. Plin, Hiftor, Natur, II. 23 c. XXXVIL 2. Mn der erftern Sıelle führe Dlinius folgende Worte des Auguft anı lis ipfis

Iudorum meorum diebus fidus crinitum per. .. feptem dies in regioue coeli, quae ſub lepten-

trionibus ef, eonfpectum. Id oriebatur circa undecimasm horam diei, clarumque et omni- . bus e terris confpicuum fuit. Eo. ſidere fignifi- cari vulgus credidit, Caelaris animam inter Deorum immortilium numina receptam; quo nomine id infigne fimulacro capitis ejus, quo

mox in foro confecravimus, adjectum et, -

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.. Ah)1.c. Cometes in uno totius orbis loco colitar.

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guſto judicatus ab iplo, etc, | i) Plin, II. 28- 37 c. Auf fchießende ‚Sterne. geben beſonders die Alten in Sparta zu beftinmten Zeis

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in templo Romae, admodum fauſtus divo Au-

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- | | 39 nach ihren verſchiedenen Geſtalten bald Fackeln oder

Lampen, bald gluͤhende Balken, u. ſ. w. genaunt wurden k), und Nordſcheine 1). Die letzteren verbreiteten alsdaun die gröften Schrecken, wenn die Sichtfirahlen von verſchiedenen Farben waren,

wenn eben biefe Lichtſtrahlen heftig gegen einander

(hoffen, und mit Geraͤuſchen verbunden zu ſeyn

ſchienen. Man glaubte alsdann nicht bloß Fam: pfende feurige Heere, Roſſe, Wägen, und Spieße zu fehen, fondern auch das Geräufh der Waffen, und den Klang kriegeriſcher Inſtrumente zu hoͤ⸗ ren m). In ben höheren nörblichen Gegenden,

‚wo Morbfcheine eben fo gemöhnlid find, als das

Nigliche Aufgehen und Untergehen der Sonne, wurs den biefe Phänomene nicht für Vorbebeutungen ber Zukunft gehalten n). |

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ven Abt, um zu erfahren, ob ibre Könige noch

tarch.

laͤnoer zu regieren wuͤrdig ſeyen. IV. 5:15. Fla-

k) ib. c. 25. 26. | I) ib. etc. 58. Freret im 4 Bande der Memoires

de l’Academie des Infcript, 431 et fq, Moh⸗

fen, l, C

m) Plin, u 58 ©. Armörum crepitus, et tabae

fonitus auditos e cuelo Cimbricis bellis accepi- imus, crebroque et prius, et poltea. T'ertio vero conlulatu Marii ab Amerinis et Tudertibus ſpectata arma coeleflia, ab ortu, occaluyue in- ter le concurrentis, pulfis quae-ab occalu erant, n) Eben deßwenen ſaat Plinius L c. Ipfam artlere . caelum, .minime mirum et, et ſaspius vilum, zusjore igne nubibus correptie, un

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* Unter ben wunderbaren Megen waren bie fo genannten Steinregen, und Blutregen bie furcht⸗ barften 0). Die Blutregen, von melden Peiresc zuerſt bemerkte, daß fie weiter nichts, als Aus⸗

würfe, oder Abfonderungen von Gchmetterlingen ſehen, ſchreckten die Völker des Mittelalters noch

mehr, ald die Griechen und Römer. Diefe Wirs

kung hatten vorzüglich Diejenigen, bon welchen man glanbte, daß fie auf den Kleidern der Menſchen Creutze gebildet harten. Solche Blutregen brach⸗

ten in vielen Menfchen einen fo hohen Grad von

Derzwenflung hervor, daß fie alled liegen ließen,

und in jedein Augenblick ihren Untergang erwarte:

ten 9). Die Steinregen waren entweder Wirkun⸗

gen don Wulcanen g), oder von Wafferhofen, und

Mirkelminden, welde diefe begleiteten 7), ober von Hemifchen noch nicht genug befannten Opera: tivmm, welche bie Nasur in der Atmofphäre vers auftiltet. Waſſerhoſen, und MWirbelwinde fonns

ten auch bie feheinbaren Milch: Megen, oder Fleiſch⸗

and Noll: Megen, oder Kreides Ziegels und Eis fenregen hervorbringen, indem fie entweber die Se: gentände felbft, von welchen man die Megen be: nanste, ober Materien, bie denfelben aͤhnlich was u | ren,

Oy Plin, II, c; 57, 69. Valer. Max. I, c. 6, Kivius

an allen din Steren, welche ich bey der Untirfus chung über die Sibylliniſchen Vuͤcher angeführt has be, Freret I, c. 415- 4°3 p. Heynel.c. p, 212. ‚ct fq, auf) p. 214. Möhfen, 268. a269 ©.

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9) Kt. Freretl, co Tr) Wolf. 26 & Br a.

| min. von, hier anfeaften, und bort wieder fallen ließen s). Einige der bisher genannten Gelehrten. fuchten bie Sleiſchregen entweber aus Stuͤcken von Dpferthiee ven, ober aus der Beute von Maubvögeln zu ers . klaͤren, welde.biefe hätten fallen laffen. Mir kommt Frerets Vermuthung wahrſcheinlicher vor, daß man ſchwammartige Materien, die dem Flei⸗ ſche aͤhnlich waren, mit wirklichem Fleiſche vers wechſelt hat: am meiſten deßzwegen, weil bie Bes ſchichtſchreiber erzaͤhlen, daß das, was von Raub⸗ voͤgeln nicht weggenommen worden, nicht in Faͤul⸗ niß uͤbergegangen ſey. Wie haͤtte auf einmahl Un⸗ verderblichkeit wirklichen Fleiſche mitgetheilt wer⸗ den koͤnnen? | " | | Furchtbare, mit heftigen Hagelſchlaͤgen, eder Regenguͤſſen verbundene Ungewitter wurden viel allgemeiner fuͤr traurige Vorbedeutungen gehalten, als die graͤßlichſten Donner, und Bliße. Die u | . Kamts 8) Plin. II, e. 57. Praeter haec inferiore caelo re» latum in monumenta elt, lacte et fanguine pluil. {fo M. Acilio, G Poreio Cofl, et faepe alias: ſic- ut carne, P. Volumwio, Servio Sulpicio Coll, exque ea non putruille, quod non diripuif- .fent aves, _Item ferro in Lutemis, anno ante» -quam M. Crallus a Parihis interemtus eft, omnes- que cum eo Lucani milites, . .. Efigies, quae pluit, lpongiarum fere ſimilis fuit: aruſpices prae- monuerunt ſuperna vulnera. Q. autem Paulo, C. Märcello Coll. lana pluit circa caltellum Cariſſæ- »um, juxta quod polt annum T, Annius Mil . occifus ek. Eodem caulam dicente lateribus Coctis pluiffe, in ejus anni acta relatum eit,

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650

| in Perſien, und Binboftan haben mehrere beſeldete |

Aftrologen an ihren Höfen, und unternehmen fo wenig, als ihre Großen, irgend etwas von Yes beutung, ohne vorher Sterndeuter gefragt zu, has ben 2). Br oo

Auf eine ähnliche Art, wie bie ungewoͤhnli⸗ hen Erſcheinungen am Himmel und in der Luft, bentete man aͤhnliche Phaͤnomene auf der. Erbe,

und in ben uns zunädhft umgebenden Dingen, bes:

fonderd in Menfchen und Thieren. Alle Völker. hielten Erdbeben für ungluͤckliche Zehen: die heus tigen Aegyptier audgenemmen, als welche fich eins- bilden, daß fi mähtend der Erdbeben der Him⸗ mel öffne, und daß alle Arten von Gegnungen auf Aegypten⸗Land herabfirömen a). Diefe Meis nung ift um befto fonberbarer, da Erbbeben in Ae⸗ gypten fehr felten find, und eben bewegen, nad der gewöhnlichen Denkbart 5), gleich dem Regen In ber » Yegppten c), für Oſtenta harten gehalten oo. oo. mers-

x) POhslon I, 136. Biornſtaͤhls Briefe Il. 28. Niebuhro Beſchr. von Arabien , 112. 118.©.- Reis . fen 1, 276. 11. 48. bei. Chardin III, 165. 164. 176. : 80% Die Aftroiogen kofteren zu Chardins Zeiten 4 Millionen kivres. Die beyden angejehenften Hofe . Gterndeuter "gehörten zu deu voruehmften Hof⸗ Bes dienten, Der Erfte genoß 100000, der Andere 50000 Livres Beſoldung. Selbſt die Aerzte, wel⸗

pe fie beneideten, konnten ihnen nichts anhaben.

e) Pococke I, 196. d) Wie unter den alten Scythen, Herod. IV. 28.

«) Bruce 11: 24. Ed. ing. It rained the whole

‚night, Il ie. a perfect prodigy, to [een rain

- here; and the propheta faid it portendel a dil- folution of government, ..+ , Ä

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Es waren ben Mömern fehr gluͤckliche Beiden,

wenn der Blitz ein Opfer anzünbete 4), ober wenn er in Gräber fiel c),. oder wenn eine Flamme,

ober ein feuriger Glanz um die Scheitel von Per fonen ſchwebte d). Kaum aber war irgend eine

andere Vorbebeutung trauriger, ald wenn entwe—

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ber Tempel, oder Statüen, und andere Heilige: thuͤmer vom Blitze gerührt wurden ©). Die Ms mer erkannten die Haruspices der Etrasker als die gelehrteften und geübteften Ausleger fo wohl. von Blißen, als von Eingeweiden, und ben foge

nannten Oftentis au. Die Kunft der Etrusfer,

Blige und Donner zu deuten, war in manderley Büchern enthalten, welche faft gewiß bie Urheber

5 ber geheimen Schriften der Römifchen Auguren - J

benutzt hatten f). Eben dieſe Kunſt war der vor⸗ nehmſte Abſchnitt der Etrusciſchen Harufpicina,

weil Bliße alle uͤbrige Zeichen nichtig madıten 2).

D) Plutarch, I, 205

®) Wie zum-Benfpiel in die Gräber des Aykurg, uud :Euripides. Plutarch. I, 334,

4) Valer. Max, 1. 6. .. ‚e) Cicer. I. 43. Gellius IV, 5. Valer, Max. I. 6,

f) Cicer. de Divin. I. 5%: - « quod Etrüfeorum "deelarant et harulpieini, et fulgurales, er toni- truales libri, noftri etiem augurales, h

8) Senec, Nat. Onaelt, 11.34. Summam elle vim fulminum jndicant: quia, quidquid alis por- tendunt, interventus fulmjnis tolli, Quid- quid ab hoc portenditur ,. fixum eſt, nec-altes rins oftenti Agnificatione mutatun Quidquid exta, quidyuid aves minabuntur, foeundo- fule mine abolebitur. Quidquid fulmine denuntia- tum ef, uec extie, nee & conwaria refellitur,

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Die Zeichendeuterey der Etrusker war den aͤlteren Römern fo wichtig, daß der Senat ſechs Juͤng⸗ Yinge-aus den vornehmften Gefdlechtern an eben fo viele Völker Etruriens zum Unterriht ſchickte, damit die Wahrfager: Künfte nicht durch die Nies drigkeit, oder die Habſucht derer, welche fie uͤb⸗ ten, gefhmälert würden A). Der Glaube an bie. Haruspicina dauerte in allen nachfolgenden Zeiten ungeſchwaͤcht fort, ungeachtet ſchon der ältere Cato fagte, dag er nicht begreife, wie ein Haruspex den antern anfehen Eönne,. ohne zu laden i). Die Etruscifchen Zeichendeuter theilten den Himmel in ſechszehn Abfchnitte ab, umd zerlegten die Blitze in mancherley Arten k), entweder nach den Gluͤck, oder Ungluͤck, welches fie andeuteten, ober nad) ber Zeit, auf welche fie gingen, und waͤhrend wels her fie ihre bedeutende Kraft behielten. Die Roͤ⸗ mer ließen die Haruspicina der Etrusker in allen Ehren. Allein die Römifhen Augures ſchaͤtzten, und deuteten dennoch Diefelbigen Zeichen auf ihre eigene Urt, Gie nahmen bie wichtigſten Auspi⸗ cien

A) Cicer. de Div. I, qi. Quocirca bene apud Majores noſtros [enatus tum, cum florebat im- perium,, decrevit, nt de principum filiis [ex Gngulis Etruriae populis in Jdilciplinsm .trade- rentur, ne ara tanta propter tenuitatem homi- aum a Teligiönis auctoutate abduceretur ad mercedem atque güaeltuni,

#) Cicer. de Divinaq, 11, 24. Verus autem illud Catonis admodum Icitum el, qui -mirari le di-

cebat, quod non rideret haruspex, harufpi- cem cum vidifler.

k) Cicer. de Divin. II. 8. ıg. Plin. II. 52 - 56 6, bei. 55, Sensc, Nat, Quaell, 11, €, 39- 47.

Pr 25

‚len nicht ans Blitzen, und andexren Zeichen am Himmel, ſondern aus dem Fluge, oder Fraße don Voͤgeln 1). Unter allen übrigen Voͤlkern . wurden Bliße, bie Yon ber rechten Seite kamen, fuͤr glückliche Zeichen gehalten: unter den Römern, die von der linken: ausgenommen an Comitien, mo! man ed den Auslegungen dee Auguren Überlieh, _ ob Blitze von ber rechten, ober ber Tinken Hand’ gluͤcklich ſeyen m). Es blieb den Roͤmern ſtets in friſchem Andenken, daß urſpruͤnglich nur die Haͤupter der Voͤlker die Deuterey von, Blitzen, und anderen-Zeichen als eine koͤnigliche Kunſt ger trieben hätten: daß Romulus, und Remus er: fahrne Arguren geweſen: daß dein Erſteren durch ein gluͤckliches Auspicium die Herrſchaft uͤber die neuerbaute Stadt zugewandt, und daß auch in der Fraolge nichts wichtiges, es ſey im Frieden, ober im Krlege, ohne Auspicien unternommen worden .

er,

E Man ſ. über diefe, und die folgenden Facta Cioer, . de Divipat, L. 40. 43. 48. II. 33- 39 c.. ‚m) 1.35 Lc. Fulmen finifirum optimum au- *" Spicium.habemuys ad omnes res, praeter quam ”: ad eomitia: quod quidem infiitwtum reipubli- . .ese canla ef, ut comitiorum'vel in judichte po« puli,. vel in. jure legum, vel in creandis magi- ftratibus principes civitatig ellent interpretes, "€ 39, Ita nobis finiftra,; Grajis et. barbaris,, deoxtra meliora. Quamquam haud ignow, + guae bana fint;' finiſtra nos dicere, ætiamũ dex-

'

tra ſint.

—RV

.»3 L. 40. b. c.. Omnino apud veteres, qui rerum potiebantur, iidem auguria tenohant. Ut enim Tiapere, ſie divinare regale ducebant, ut teflis eh nöfra civifas, in qua et reges augures, et |

| oo poſtea

+

640 En |

Es fehlen daher ben Roͤmern hoͤchſt natärlih, baß sur die Erſten des Volks zu der Würde von Ars guren gelangten ; und biefe Würbe behielt auch in den leßten Zeiten der Republik fo fehr ihren Glanz, daß bie vornehmfien Staatsmänner, und die grös fien Feldherren es ſich zu einer großen Ehre ans

rechneten, wenn fie in das Collegium der Augu:

‚zen aufgenommen wurden. Es iſt nicht zu laͤug⸗ nen, daß die Roͤmiſchen Auguren gegen den Uns teugang der Republik ihre Verrichtungen nicht mit dem ruft, und der Feierlidfeit ausübten, wie die Vorfahren gethan hatten. Die gefchah weniger bewegen, teil bie meiften Auguren von ‚her Nichtigkeit ber Auspicien Aberzeugt waren, als weil fie durch Ehrgeiß, oder Habfucht, oder Par: teygeiſt, und andere wilde Seidenfchaften über alle Schranken ber Religion hinausgetrieben murben, Wenn Voͤlker fo verborben find, wie ed bie Roͤ⸗

Ev

mer in ben Ziten ber finfenden Mepublil waren;

fo ift Bein Merkmahl von Unglauben trüglider, als bie Vernachlaͤſſigung, ober Webertretung Der Vorfhriften, und Gebräuche der väterlichen Re⸗ ligion. Hätten die meiften Auguren vermöge einer richtigen Kenntniß ber Natur bie Nichtigkeit ihrer Kunſt eingefchen, ‚wie Cicero's Wenßerungen an folgen Stellen, wo er als Mlabeniiber'redet, vers muthen laffenz fo wärben fie, was er ſelbſt auch fuͤr Pflicht hielt, ſich um befto mehr beftrebt haben, ben Schein bavon zu vermeiden, und bie für fie ſelbſt nicht weniger, als für ben Staat fo wichtis | "gen poßer privati eodem lacerdotjo praedii rempm- hlieam religionnn. anotoritate zexerunt..

-

'

*— 642

gen Ausdicien aufrecht zu erhalten 0) .. Eine

. Haupturfache nicht fo wohl bed Verfallg der Au⸗

fpicien, als ihres weniger allgemeinen Gebrauchs (ag darin, daß man nicht blog Männer, mwelde die höchften Wuͤrden bes Staats bekleidet hatten,. zu Heerfuͤhren ernannte, fondern dag man häufig. ‚Zünglinge von ausgezeichneten Feldherriſchen Gar. ben mit der Gewalt Yon. Prätoren, und Confuln

an die Spiße der Legionen fiellte p). Den Feld⸗ herren, welche Feine Auspicien, nchmen konnten, blieb weiter nichts übrig, als den Willen der Goͤt⸗

ter in den, Eingeweiden der Opferthiere zu erfors, -fhen.g); und eben-baher breitete fich die Extisphe

cine,

| 0) Cicer. de Divinat. II. 35 - 35, Errabat enim‘ -

\.

-multis in rebus antiquitas: quam vel ufu jam,

. wel doctrina, vel vetuftate immutataın videmus.: : Retinetur autem et ad opinionem vulgi, et ad.

magnas utilitates reipublicae mos, religio, dis- eiplina, jus augurium, collegii auctoritas, Nec' - vero non omni [upplicio digni P, Claudius, L. Junise confules, qui contra aufpicis navigarunt.. Parendum enim fuit religioni, nec patrius mos

' tam.contumaciter senudiandas.

p) Cic, de Divin. 1 43 II 36. An der letztern

Stelle heißt ed: Bellicam rem adminiftrari ma- joxes noſtri, nifi aulpicato, voluerunt. Quam

multi anni [unt, cum bella a proconlulibus, et

ropraetoribus adminiftrantur, 'qui aulpicianon _- habent? « , Ubi ergo avium divinitatio? quae, quoniam ab iis, qui aulpicia nulla Irabent, bel. la adminiftrantur, ab urbanis retenta videtur, a bellicis elle ſublata. a

9) Cic L 43. Omitto uoflros . tagt Quintns Cice

ro, qui nihil in bello fine. extis agunt, nihil fine aulpiciis domi habent, . j

648

cina in eben bem Verhäftnife ans, in welchem ber Gebrauch ber Auspicien eingefhränft wurde.

Der Glanbe an die Worbebentungen von Gene nen: und Monds « Finfterniffen, Yon Kometen unb . feurigen Meteoren, von Ungemittern, Donner und Blitz war fehr vielen Wölfern gemein, die nichts son Öternteutereg wußten, d. h. Yon ber angebli⸗ hen Kunft, bie Schickſale der Menfchen aus den . Bewegungen und Stelfungen ber himmliſchen Eoͤr⸗ ‚per beſonders derer, unter weichen man gebohren worden, vorher zu beftimmen. Die Aftrologie entſtand nicht bloß, ſondern herrſchte auch am un⸗ erſchuͤtterlichſten im nordweſtlichen Afrika, und im weſtlichen Aſien 57), don wo aus fie ſich faſt gewiß

ta die ſuͤdlichen und oͤſtlichen Laͤnder des ve genannten Erdtheils fortgepflanzt hat 5).

Griechen war die Sterndeuterey des Orients a auf die Zeiten Aleranders des Broßen unbekannt, unter welchem Beroſus zuerft diefe falſche Wiſſen⸗ {haft wit großem Beyfall auf der Iufel Kos zu

lehren anfing Die gröften Wiatkematiler ver

Griechen, felbft ne Stoiker, die alle Abrige Arten von Dieination in Schuß nahmen, verwars - fen und befiritten die Aftrologie 3). Dicfer WR berfprüche ungeachtet verbreiteten ſich die fo genann⸗ ‘ten ehewäifhen, ober mathematifgen ed,

nel,

nn Herodon, n. 82. Cie. de Div, 1. 1.1. 40-47.

j s) Nach Hindoſtan und den Maldiven, Pyrard I. 175. nad) &iam, Lonbere I. 195. sor. nad) China, Memoires far les Chinois IV, 3 unser die Eals myken, Pallas J. 353 & .

DM. 4a Cicer, de Dir,

\ ! R \ , L} y s m a 649

ſchnell, nicht nur in Griechenland, fonbern auch im Rom; wo felbfl in den Zeiten des Cicero die gröften Männer fremden und unmiffenden Gterna deutern ige Ohr Lichen u). Tiber twar.ber erſte Kaiſer, welder gleich den Königen des Morgen: landes befoldete Sterndeuter an feinem Hofe unter hielt x). Diefem ‘Benfpiel ahmten bie meiſten feiner. Machfolger nady, und wem gfeich einige Rats fer die fo genannten Chaldaͤer und Mathematiker mit Fener und Schwerdt verfolgten, fo konnten fie deßwegen den immer zunehmenden Hang ber Römer zum Aberglauben nicht. außrotten Die Sterndeuter und andere Lehrer geheimer Künfte

kehrten bald nad; Italien und Rom zurück, Auch

Im Mistefalter erhob die Aſtrologie nicht eher ihr Haupt, als bis die Schulgelehrten mit ben Schrif⸗ ten ‚ber Araber bekannt gemorben waren y). Die wachfende Aufklärung hat dieſen, wie andere Zwei⸗ ge ded Aberglaubens in dem gebildeten Europa: Sernichtet. Sm Orient hingegen haben Sterndeu⸗ ter bis auf den heutigen Tag noch daſſelbe Anfe> ben und denfflben Einfluß, welche fie vor Jahr⸗ taufenden hatten. Die Behertſcher in der Xürken,

| | a

#) 11,47. de Div. Quam multa ego Pompejo, uam mülta Crallo, quam multa huie ipfi Caelari a Chaldaeis dieta memini, neminem eorum nifi

‚in fenectute, nif, domi, nif cum clazitate edle

moriturym? Die ſchimpfliche Unwiſſenheit her daz

mahligen Sterndeuter erhellt and ven Proben ihren Lehrſaͤtze, weiche Cicero auführt,

3) Sueton, in, ej; vita.c, 19.

y) Man |. den oben angeführten Abſchnitt über den Aberglauben der Voͤlker ded Mittelalters im dritten - Bande meiner hiftor. Mergleichung, _

.

650 cf

in Perfien, und Hindoſtan haben mehrere beſeldete

Aſtrologen an ihren Hoͤfen, und unternehmen fo wenig, als ihre Großen, irgend etwas von er.

ben 2. | | | Auf eine aͤhnliche Art, wie bie ungewohnli⸗ chen Erſcheinungen am Himmel und in der Luft, deutete man aͤhnliche Phaͤnomene auf der Erde,

deutung, ohne vorher Sterndeuter gefragt zu, has

‚und in ben uns zunaͤchſt umgebenden Dingen, ber

fonder® in Menfchen und Thieren. Alle Völker. hielten Erbbeben für unglückliche Zeichen: bie heus tigen Aegyptier ausgenommen, ald welche fich eins- bilden, daß fi waͤhrend der Erdbeben der Him⸗ mel öffne, und daß alle Arten von Gegnungen auf Aegypten» Lamb herabfirömen a). Diefe Meis nung ift um beſto fonberbarer, ba Erbbeben in Ae:- ghpten fehr ſelten find, und eben bewegen, nad der gewöhnlichen Denkbart 5), gleich dem Regen Im Ober s Aegypten c), für Oſtenta hätten gehalten nn W oo wer⸗⸗ 9) POhslon J. 135. Biornſtaͤhls Briefe II. 248. Niebuhrs Beſchr. von Arabien, 112. 118 S. Rei⸗ ſen I. 276. II. 48. beſ. Chardin III, 163. 164. 176. : 20% Die Aſtrologen koſteten zu Chardins Zeiten 4 Millionen Livres. Die beyden angeſehenſten Hof⸗ Sterndeuter gehörten zu deu vornehmſten Hofe Bes dienten, Der Erfte genoß 100000, der Andere 50000 Livres Beſoldung. Geibft die Aerzte, wels

fie beneibeten, konnten ihnen nichtd anhaben.

@) Pococke L, 195. d) Wie unter ben alten Scythen, Herod. IV. 28.

€) Bruce II. s4. Ed. in 8. Jt rained the whole

‚night, 1} ie. a perfect prodigy, to feen rain

- here; and the propheta faid it portendel a diſ- folution of government, ..+ , - Ä

u N

'

werben ſollen ce). ZIa-Oriechenfand fuͤrchteten ſich ſelbſt die Spartaner vor Erdbeben ſo ſehr, daß ſie

ihre Heere gleich auseinander gehen ließen, wenn

biefe auf dem Auszuge gegen den Feind von einem

Erdbeben uͤberraſcht wurden q). Agefipolis wolle

te gegen bie Meinung feiner Krieger ein Erbbeben als ein glückliches Zeichen anfehen, weil es fich er⸗

&ugnet habe, da die Spartaner (don auf feindlichem Boden waren. . Allein er führte doch bald nachher‘ ſein Heer zurück, da auch die Eingeweide der Opferthiere kein Glück verfündigtene). In Europa und ben ans . fern Erdtheil zunächft begrängenden Laͤndern find Erb:

beben nirgend häufiger, als in Vorder⸗ Afıen und im⸗untern Italien. Dieß hinderte nit, daß man

nicht Erdbeben auch in dieſen Gegenden zu den trau⸗ rigſten Vorbedeutungen gerechnet hätte, Ein Erbs -

beben, das bie . Stadt Lyſimachia zerſtoͤrte,

verkuͤndigte nach dem allgemeinen Glauben der

Griechen dem Könige Lyſimachus, ſeinem Ge⸗ ſchlechte and feinem Reiche den nahen Untergang f)-

%

Der ältere Plinius erzähle es als eine ausge⸗ run | machte

*

ec) Ih. brauche das Wort Oſtenta abſichtlich, weil

die Römer dadurch im eigentlichſten Sinne ſolche

. Vorbedeutungen bezeichneten, von welchen ich jetzt handle. Cic, de Div, I, 35-36. 11. 05-3. His vius braucht häufiger dad Wort Prodigia.

. , ©p. Xen, Edit, Thieme, nn

5 ib, 24: 253 pP». J | - ) Jufin. L. XVII. 5. Quod potentum dira Lyſi- macho, ſtirpique ejus, ac regni ruinam cum

clade vexatarum regionum portendebat, Nec : oßentis fides defuis, Ä

B 652 En

machte Thatſache, daß die Stabt Rom nie eim

Errdbeben erfahren: habe, ohne daß nicht dadurch irgend eine wichtige Begebenheit vorher verkuͤndigt worben 8). Man nahm fehr früh wahr, daß Erdbeben und andere Öftenta’häufiger im Kriege,

old im Frieden, und im Kriege um defto häufis -

ger angezeigt: würden, "je gefährlicher bie Zeitläufte feyen h). Beſonders meldete man im zweyten

Punifchen Kriege fo viele Erdbeben an, baß felbft

die abergläubigen Römer dieſer Prodigien, und

ver Ruhetage, bie deßwegen vorgefchrieben wurs. . - den, überbrüffig zu werden anfingen. Die Con⸗

ſules Eonnten weder Senat halten, noch die oͤffent⸗ lichen Angelegenheiten beforgen, ba fie beſtaͤndig mit Opfern und anderen. gottesötenftlichen Hands lungen befchäftigt: waren: - Dieß bewegte den Ges nat, durch bie Conſules Öffentlich bekannt machen- zu laſſen, daß Niemand an ben Tagen, wo man: . wegen Grdbeben-Ferien angekündigt habe, nene Erd⸗ beben- anzeigen folle 5). Es kann ſeyn, daß zu den * Zeiten des Livius Erdbeben und andere Oſtenta nicht mehr ſo ſorgfaͤltig aufgezeichnet, und eben deßwegen auch nicht mehr ſo haͤufig gemeldet wur⸗ den, als in aͤlteren Jeiten. Allein er; hatte Un⸗ vecht, wenn er dieſes mehr für eine Wirkung won J Ba Uns

g) H. a8: 86, Nunguam urbs. Roma tremuit, ut: non füturi eventus alicujas id praenuntium efet.

&) Cie, de Divin.H co 87. Atque haec in, bello plura etmajora videhturtimentibus : eadem non. tan animadvertuntur in paee, - Accedit illud. ctiam, quod in metu et pericula cum credun-

tur facilius,. tum finguntur impunius«..,,

*

H Livius L. 34. e. 66.

wg m 1 * *

653

Mnglauben, ald von herrſchender Zerſtreuung und

fe don mir angeführten

Nachlaͤſſigkeit hielt k), Di Ä Stellen des Cicero und Dlinius, noch mehr die

Leben der Kaiſer, und anderer vornehmen Römer Som Sueton und Plutarch, beweifen auf allen Seiten, daß man. zu und nach den Zeiten des Lin _

»ius nicht weniger an die. Vorbedeutüngen von Erds |

beben, und anderen Prodigiis geglaubt habe, als während des zweyten Puntfchen Krieges.

Zu den Oſtentis oder Prodigiis rechneten die meiften Voͤlker, vorzüglich die Griechen und Rs mer, alle Mißgeburten von Menſchen und Xhies ren 1), alle ungewoͤhnliche Stimmen von Thieren, und andere Geräufdye, deren Urſachen man nicht

zu erklären wußtem): alle Erſcheinungen von Thie⸗

ren

t

-%) L. XLIII. c. 13. Non fam nelcins, ab eadem

negligentia, qua nihil deos portendere vulgo nune credunt, neque nuntiari admodum ulla prodigia in publicum, neque in annales referri,

2) Tic. de Div. I. 33-36. Valer, Max. 1-6, Die _

meiften Wiiden fehen Zwillinge ald Mißgeburteh an, Die Kamtſchadalen erichr:cen über Zwillingen fo fehr, Daß fie fo gar die Gebährerinuen huͤlflos Liegen laſſen. Steller 328 S. Aush) die Neger in Arebo tüdten nicht bloß die neugebohrnen Zwillinge, fondern auch die Mutter. Smith p. 285. In anderen Gegens

den. von Guinea hält man Zwillinge für fehr glücts u

liche Zeichen. ib. .

m) 3.8, daß Ochſen gleich Menichen geredet hatten. . Val. ce. 5. 5. Selbſt Caſar führt de bello Civ, III. 105. folgende Prodigia an, die fih am Tage

: der Phurſaliſchen Schlacht eräugnet hätten: Jtem conftabat, Elide iu teriplo Minervae, - - finmu- lacrum vietoriae, quod ante ipfam Minervam

col- |

See un tn. q

—— - 4

AAI ren zu ungewoͤhnlichen Zeiten oder an ungewoͤhn. lichen Orten n): das ploͤtzliche Verdorren von Ge⸗ waͤchſen, oder das Hervorſchieſſen derſelben an ſol⸗ chen Orten, wo die Natur dergleichen nicht her⸗

vorzubringen pflegt 0): ſcheinbares Leben und Der

wegungen von lebloſen p), ober Unbeweglichkeit von leicht beweglichen Dingen; das plaͤtzliche Fallen von ſolchen Objecten, welche man in raſcher Bewegung,

| | J 2... oder

{

eollocatum erat, - - - ad valvas fe templi, li- menque convertille, Eodemgue die Antiochiae in Syria bis tantus exercitus clamor, et figno- rum [onns exauditus eft, ut in muris armata civitas difcnrreret. Hoc idem Ptolemaide acci- dit, Pergamique in occultis ac remotis templis, quae Graeci adurz appellant, tympana fonue- ‚runt, Item Trallibus in templo Vicıoriae, ubi : Gaefart ſtatuam eonfecraverant, palma per 808 . dies intecta inter coagmenta lapidum ex pavi- _ mento extififfe oſtendebantur.

n) 3 8. ‚von Schlangen in Häufern und Tempeln, Cie. und Val, Max, Il, ec. von NRaubvögeln und ' Bienen in Laͤgern und Heeren. Die letteren Pros digia erfchätterten felbft. den. Caffius, Plutarch. IV, 413. 413, » - 777 dsioudaıuonav,. arpspx Mas

roy Kansıoy ausov Umopepsoav un ray Exinups Ao- as , ruc ds sparwrag vuvraran dssrÄnuevsv.

0) Caeſar 1, c, Cic, I. 54. de Div. Namque et Lylandri - - - - Aatuae, quae Delphis ſtabat. im capite corona [ubito exRitit ex alperis herbis et agrefibus,

») 3,8. das Schwigen, ober Umprehen von Sta⸗ tüen, das Schütteln von Waffen, das Eröffnen von Thiwen u. ſ. w. Cael.et Cicer. I, co.

4 y y

-.- 655

ober hoch hervorragend zu fehen gewohnt war g):

endlich alle ungewöhnliche Veränderungen in Op⸗ ferihieren, befonders alle ungewöhnliche Beſchaf⸗

fenheiten ihrer Eingeweide 7). Uäfar war ber einzige vornehme Römer, der fich biömweilen an bie

traurigen Vorbedeutungen ber Eingeweide von Op⸗

fers

4) Zu den traurigfien Zeichen gehörte ed, wenn die Adler und andere Kriegkzeichen fo feſt in der Erde

C. autem Flaminius cum --- apıd lacum Thra- [ymenum -- cum Annibale cunflicturus, convelli Ggua'juberet, lapfo equo [uper caput ejus pro-

firatus et: nihilgue ex prodigio inhibitus, Ggni- .

feris negantibus figna moveri [us lede polle; malum, ni ea continuo effodillent, minatus eſt. und $. 11. vom Craſſus: Ducturus erat a Carris adverfus Parthos exercitum -'- - agailarum al- tera vix convelli a primipilo potuis:. oder wenn ‚die Träger von Kriegdzeichen fielen, mie im Heere des Caſſtus, Plutarch, 1.c, oder wenn Feldherren

Ä mit ihren Pferden flärzten , wie Slaminius, Val, -

Max.l.c. Der Saifer Tiber war ſehr zoͤgernd im Schlagen, ausgenommen, wenn fein Licht,. oder der Tocht feiner Lampe plöglich eingefunfen, und dadurch ausgelöfcht war. Er behauptete, daß dies

ſes für ihn und feine Vorfahren: ſtets ein fehr guͤnſti⸗

ges Zeichen geweien fen. Sueton. in ejus vite c. 19. roelis, (quamvis minimum fortunae caßbusque permitteret, aliquanto eonftantius inibat, quo- ties lucuhrante -fe ſubito ac nullo propellente deeideret lumen , et extinguerstur: confidens,

ut ajebat, oftento, hibi ae mafjoribee fuis in omnj

ducatu expertiffimo.

77) Wenn fie fich fträubten, oder .eutflohen, oder nicht fielen, wie fie fallen ſollten. Brillon. de form I, c. 22, Suetam in Cael. 6.59. Ovid. Metamorph, VII. 597. Cicero de Div, 1 62. U. 16.17. 04.

* L

ſteckten, daß man fie nicht herausziehen konnto . wie vor den Niederlagen des Slaminius und Craſ⸗ ſus, Cic. de Div. 1.35. Val, Max. l. e. ſ. 6.

j

| Terthieren nit Eehrte s), allein au er warb zu anderen Zeiten nicht. wenig dadurch bewegt 2). Caͤ⸗

ſars Zeitgenefjen glaubten an bie Worbebeutungen

> von Dpferthieren eben fo fe, als an bie don ans

\

2) dCio. I. 41. 40. II. 10, do Divina 5

deren Oſtentis; und eben daher ſchickten die Da:

rusſpices inRom dem Pompejus, oder ben Freun⸗ den und Unhängern bed Dompejus unzähliche Wahrs

jagnngen nad), die alle durch den Erfolg wiebers legt wurben u), Neben der Deutung von Blitzen

und Meteoren Fam uud bie Auslegung ber Eins

‚geroeide der Dpferthiere und aller Prodigien ben barufpicibus zn x). .

Die, meiſten Nationen nahmen Ausſpicien nicht bloß aus den ungewoͤhnlichen Veraͤnderungen, ſon⸗ dern auch aus den gewoͤhnlichſten Handlungen der

Thie⸗

9 3. B. Cie, de Div. II. 24, Sdeton, In ej,vitac, gr.

2 €) Cic, I. 52. de Div, .. quod paulo ante interi-

tum Caefaris contigit, Sei cum immolaret illo die, quo primum in Iella aurea fedit, et cum purpures velle proceſſit/ in extis. bovis opimi tor non fuit.--. Onaille rei novitate percul- fus, cum Spurinna diceret, timendum elle, ne ‚er confilium et vita deficeset, -- - |

a). 24. de Divinat. Quid ego harulpicum re.

fponfa commemorem, pollum, eyuidem innume- ‚rabilia, quae aut nullos habuerunt exitus, aut . contrariocs®? Hoc eivili bello, dii immortales ! uam multa luferunt? quae nobis in Graeciam oma refponfa harufpicum-milla funt? quae dicta Pompejo? Etenim ille admedum extis et oftentis movebätur, Non lubet. commemorare, nec vero necelle elt, tibi praelertim,. qui in-

terfuilti._ Vides tamen omnia fere contra, ae

- dieta Tunt, evenifle.

*

hier M / befonbers aus dem Geſchred ober Ä

Gefange, dem Fluge und Frage von Vögeln 2). Man kann zwey Gründe anführen, warum man die Vogel mehr, als andere Thiere, für wahrfas gend, oder weifjagend hielt. Zuerſt haben, meh⸗ vere Wögelarten in ihren Geſchreys etwas fo kla⸗ gendes, ober tranriges, baß fie diejenigen, wel: che fie hören, zu traurigen Empfindungen und ban⸗ gen Ahndungen flimmen a). Zweytens bemerkte

. man,

y) Die Aegyptier aus den Bewegungen deß Apis, viele leicht auch noch anderer Thiergötter, Yan Dale © 18.15. Die Epiroten aus dem Fraße, oder Nichts Sruße von Schlangen, Pän. XI. a. Die Syrer und Lycier nicht bloß aus dem Freſſen, fondern aus allen ‚Übrigen Bewegungen von Fiſchen. Athenae, VIll.s.

p. 555. Aclian. VIII, 5. Die Deutfchen aus bem

Wiehern der Pferde, Tac, Germ. c. 10,

| x) Der Wahrfogerey aus dem Beichrey, ober dem Fiuge und Fraße von Vögeln waren vorzüglich ers geben die Scandinavifchen und übrigen Sermaniſchen

ölfer, Taeit. Germ, c. ı0, Barthol. g, 669. _

Die Eicilier, Pifider ,, Pamphylier und übrigen Bes wohner der Aſiatiſchen Halbinfel: Cie. deDiv. L 1, ‚07 1, 33- 40. . Bor allen anderen die Römer, unter

welchen die Aufpicien aus dem &lnge und Fraße der

Boͤgel die vornehmften waren. Il. ec,

a) Daher wurden unter. fo vielen Völkern Naben, Kraͤ⸗ Gen und Eulen für unglüdliche Woͤgel gehalten, Sonnerat 1.69. Plin. X, c. 15- 17. Dlinius

glaubte, daß die Haben nicht bloß die 3 vers.

udigten, ſondern daß fie auch unter allen Vögeln die einzigen wären, welche ſich ihrer Weiflansingss Gabe bewußt feven. .c. Torvi in aufpielis [of | videntur intelleetum habere

xt

ifieatienum : Bgni ——

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Le ® . ’e. in - · 5 - m s mm - . D

man, daß viele Vögelarten theils duech ihren Flug, theils durch ihr Geſchrey die Veraͤnderungen der Tags s und Jahrszeiten, auch die der Witte⸗

zung - gleihfam vorher derfündigten. » Man ſchloß Hieraus, daß die MWögel mehr, ale

andere Thiere, Wertraute der Götter feyen. Wenn bie Römer vielen anderen ‚Völkern darin ähnlich waren, daß fie aus ben Voͤgeln wahrſag⸗ ten; ſo unterſchieden ſie ſich ſchon in den aͤlteſten ‚Zeiten von allen übrigen Nationen durd die Weiss beit, womit fie bie Augures und bie Auspicien

‚unter die geheime Dberaufficht des ‚Senats feßten.

Die Römer wahrfagten nicht aus allen, fondern aus wenigen Arten von Vögeln. Unter ben Roͤ⸗ mern Eonnte ſich nicht Jeder aus dem Volke ,: nicht jeder Priefter, nicht. jebe Magiftrats s Perfon zum Wahrſager aufwerfen. Diefe Kunft übten

ganz allein diejenigen, denen es im Nahmen des Senats aufgetragen worben war. Auch nahmen

die Romiſchen Augures nicht zu allen, ſondern nur zu gewiſſen, entweder durch ben Senat, ober durch die Geſetze beftimmten Zeiten Auspicien. End⸗ Yich waren bie Bewegungen ber Vögel, aus wel:

den die Römifchen Augures den Willen der Goͤt⸗

ter erkannten, ſo beſchaffen, daß man dieſelben

immer nach den Umſtaͤnden ber Zeit: deuten konnte, oder vollkommen in ſeiner Gewalt hatte 6). Dieß letz⸗

u fnaram, Aus eben der Urſache, aus welcher man dab Geſchrey der genannten Vögel als Ungluͤck brins gend anfah, deuteten auch ſo viele Nationen das Tehenub der Hunde auf eine ähnliche Urt, ſelbſt die

Meger in Congo, Cavazzi 1..343. i) Cie, II. 36. de Div. Externa autem. anguria, quae non tam [nat artificiola quam Superfli- tiola

N

-

} . - ": , .

Ichtere kann man Befonberd von den wichtigſten uns.

ter:ollen Auspicien, nämlich von denen fagen, wels he. man don den: heiligen Hühnern nahm c). Es

war ein hoͤchſt gluͤckliches Zeichen, wenn bie heili⸗

gen Huͤhner aus dem Kefig gingen, von dem Fut⸗ ter, welches man ihnen vorwarf, fraßen, und von dieſem Futter etwas auf die Erbe fallen liegend), Schr ungluͤckliche Zeichen. hingegen. waren es, ‚wenn die Hühner entweder nicht fraßen, oder zu

ent⸗

tioſa videamus. Omnibus fere avibus utuntur,

nos admodum paucis, Alia illis ſiniſtra ſunt, alia noftris. - - - Atque ille ( Dejotarus) ſem- per iis utebatur! nos, niſi dum a populo au« ſpicia aceepta habemus, quam multum iis uti- mur, Die Römer nannten die. Vögel, aus deren . Stimmen fie wahrfagten, - ofeines; aus deren Flu⸗ ge, alites, Brillön. I. 207 c. er

- ©):Plin, X. 24 c. Horum [unt tripudia folinima. . Hi magiſtratus noſtros quotidie regunt, domos-

que iplis [uas clandunt, ant refecant, Hi faf- ces Romanos iınpellunt, ‚aut retinent, jubent acies aut pröhibent, victoriarum omnium toto orbe partarum aulpices, hi maximo terrarum imperio imperant, etc, EB d) Cicer. de Divinat.-1I. 34. - Attulit in cavea pul- los is, quj ex.eo.nominatur pullarius - -:- quia,' eum palcuntur, necelle eft,. aliquid ex ore ca«

dere, et terram pavire, terripavium primo, °

poſt terripudium dictum ef: hoc quidem jam tripudium dicitur. Cum igitur offa cecidit cx -ore pulli, tum aufpisanti tripudium ſoliſti- ‚mum nuntiatur. Ergo hoc aufpicium divini quidquam habere poteit, quod tam fit coactum et exprellum? - -. nunc vero inclula .in cavea -(avis illa) eg, fame enecta, fi in. offam pultis invadit, - - hoc tu aulpicium putas 7

Its

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7

atwiſche⸗ ſuchten ). Die Römer rüßrten m meh⸗ rere Beyſpiele an, wo Heerfuͤhrer ſich an die letz⸗ teren Zeichen nicht gekehrt hätten, und für diefen Ungehorfam durd) große Niederlagen geftraft wor⸗ den f), Es ift außer Zweyfel, daß in den legten Zeiten der Republik die Auspicien häufig vernach⸗ laͤſſigt, ober gar auf bie ſchaamloſeſte Art zur Be⸗ förderung ber gefaͤhrlichſten Entwürfe gemißbrandt wurden g).:. Die Urfache davon lag nicht, ich muß dieß Immer wiederhohlen, in wahrer Auffläs rung, wicht einmahl in entfhiedenem Unglauben,

ſondern allein in der Zerſtreuung, ober den wilden

Leidenſchaften, welche das allgemeine Sittenver⸗ J derben erzeugte.

Viel natuͤrlicher, als die meiſten Zeichen, welche man aus dem Geſchrey, oder aus dem Flu⸗ ge und Froße von Vögeln nahm, waren bie Vor⸗ bebeutungen von vielen fo genannten Dminibus, d. h. Yon zufälligen Neben, KHanblangen, und Be⸗ gegniſſen, welche auf die Sage bon Perfonen eine auffallende Beziehung hatten, und eben Degmegen, göttlide Warnungen, unmittelbare Wirkungen ber

. Götter zu ſeyn ſchienen. Won diefer Art waren se Omina, die dem Aemilius Daulus, ber

Caecilla des Metellus, dem M. Traffus uns em

e) Brill, de form, L, aia. 1. 35. de Divin, Val, Max, 1. c,

æ Dies letztere that Antonius Phi 1.5. 5 3% Pe Vo. ferner de Div, 1, * et ſꝗ Dienyf. u. & 6,

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/ _ \ " \ IS j 1) j we 66 m u BOX

dem Timoleon auffließen h): allenfalls. auch dies. jenigen, bie vom Midas, und Hiero, vom Dias 20, und Koseius erzählt werben i). Allein bie ‚meiften Omina waren fo befchaffen, daß man zwi⸗ ſchen dem Zeichen, und dem Bezeichneten faft gar. Feine bemertbare Beziehung entdecken Eonnte, oder wenn man bergleihen mit Gewalt finden wollte, daß ınan fie gerade auf bie entgegengefeßte Art hätte . sadlegen Tonnen. Omina biefer Art wurben bloß dadurch Worbebentungen, daß anf gewiſſe Meden, Handlungen, ober Begegniffe zufällig ein, ober einige Mahle dieſes, oder jenes erfolgt. war :. wors and man beuu ſchloß, daß das zufällig Vorherge⸗ hende eine Urfache, ober eine Vorkerverkündigung bed nachher Erfelgten ſey. . Als der flieheunde, und ertappte Marius zu Minturna in bad Daub _ der Saunia gebracht wurbe, Fam ihm ein Eſel entgegen, fah ihn freundlich au, that einen fröhlis den Schrey. und Sprung, und eilte dann zum nas ben Brunnen k). Marxius fand in dem Eilen des Eſels zum Brunnen ein gluͤckliches Omen, woburih vorbebeutet werbe, daß er fein Heil auf dem Deere fuchen muͤſſe. Fuͤr unglüdlice Zeigen | Ä hiel⸗

R) Cicer, de Div, I. 45. 46. Val. Max. 1.6, n. 11.

Piut. II. 453 - 45. Il, 188.83.

i) Val, Max. I. G. externa fi. 2. 3. Juß. XXIII. 4. Dieien Maͤnnern trugen der Sage nach in der Kinds beit Umeifen, Körner, oder Bienen, Honig in den Mund, Ich füge noch dad Dmen Yinzu, was die Gothen aus der allmaͤhlichen Aufloͤſunag Der Statuͤe des Koͤniad Theoderich nahmen. Procop. in Gro- ti Hift. Gothorum p, 407,

x) Put, 1.977

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6

bielten die Griechen und Roͤmer, wenn Maͤuſe abe was anfraßen, ober wenn ihnen Katzen und Vers ſchnittene begegneten, oder wenn fie von der Linken Seite niefen hörten, oder mit dem Linden Fuß zus

erſt in einen Shah, oder einen Tempel traten F).

Ueberhaupt nahmen die meiften Völker das, was von der rechten Seite her Fam, für ‚glücklicher von ber Linken, für unglüclicde Zeihen m). Au bey den Ominibus erfand ber Aberglaube gleichſam Mittel gegen fig ſelbſt. Zuerft hatte man es nach

...

-

7) Theophraftii Char. c. ı6, Cie. de Dir. II. 27. - Den Hindus it das Begegnen eines Oehlhaͤndlers ein trauriges Zeichen. Sonner. J. 63. Noch wi⸗ derſinniger aber iſt es, daß die Neger in Congo im dem Aufſtoßen eines Haſen, oder eines andern /furchtſamen Thiers ein glüdriched Zeichen finden, und Muth daraus fchöpfen. Cavazzi I. 343. Plus tarch IL, 216. 817. führt ein mertwirdiged Beyr {Piel an, wo ein Omen ganz anderd vom Timo⸗ leon, anders von feinen Kriegern verſtanden mir. * BE j

| . aa\ Cio. de Div. II. 39, Ita nobis finifira (Gra-

jis et barbaris, dextra meliora. Quamguam haud ignoro, quae bona ſunt, finiftra nos di- cere, etiam ii dextra fint, Sed certe noftri ſi- niftrum Sominaverunt, externique dextrum, quia plerumque. melius id vädebatur, Daher die Yedeusarıen numina dextra et laeva, für gnädige und, ungnädige Gottheiten. Wenn die Neger in Whida morgens beym Ausgehen nielen, und im Niefen zufällig den’ Kopf rechts drehen; fo Halten - fie dieß für ein fehr gluͤckliches; links, für ein uns gluͤckliches Zeichen. Des Marchais I, 310. Unter ähnlichen Umftanden gehen Die-Tumbineken Acht, ob fie Ein, oder zwey Mableç nieſen. Das. erfte ift ein unglüdlichrs, das legtere ein gluͤckliches Zeichen, Later, Edif, XVI. 207 p.. ,

W m 22066

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der gemeinen Meinung der Roͤmer in feiner Ge malt, ungünftige Dmina anzunehmen, ober nicht, indem man fich entweder gegen ihre Wahrnehmung verwahrte n), ober nur erklärte, daß man fie nicht wahrgenommen ‚babe. Selbſt der Naturfor⸗ fer Plinius hielt diefe leßtere Auskunft für ein nnausſprechliches Gnabenmittel, welches die Goͤt⸗

ter den Menfchen gewährt hätten 0). Man Eonnte.

—zweytens ein ungünfliged Omen durch bie Art, wie man ed aufnahm, gleihfam umkehren, und ik eine günfkige Worbebeutung verwandeln. Als Caͤ⸗ far bey der IeBten Unternehmung gegen bie Ans haͤnger des Pompejus in Afrika an's Land trat, fiel er beym Ausfteigen nieder. Er wandte biefe. unglüclihe WBorbebeutung um, indem er fagte: jeßt habe ih dich, Afrika p). Endlich hofte man,

dag man ungluͤckliche Dmina entweder durch Aus⸗

ſpucken, sder durch das Werfen von Steinen, oder durch andere Handgriffe, abwenden koͤnne 4)

Eben

m) Cic, de Div. II. 3€. Er quid⸗m ihe (M. Mar: cellus) dicebat, fi quando rem agere vellet, ne

°

impediretar aulpiciie, lectica operta facere iter

fe ſolere.

0) XXVIIL 4. In augurum certe dilciplina con- Rat, neque diras, neque ulla aulpicia pertinere ad eos, qui quamque rem ingredientes, abler- vare [e ea negaverint: quo munere divinae in- dulgentiae majus nullum eft, ut

p) Suet. in Caelare c. 59. Prolapfus etiain in:

egrellu navis, verfo ad' melius omine, tenoa “te, inquit, Africa.

9 Abominari. Plin, l.c, &,4- 7.

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Le —*

= Eben Me Denkart, welche den Glauben an Omina veranlaßte, führte bie Menſchen auch auf Din Vorſatz, ben Willen der Götter durch allers

leh Arten von food, oder von fortibus, zu erfora

ſchen. Die Götter waren bie Urheber aller gluͤck⸗ lichen fo wohl, als unglüdlihen Begebenheiten, und Vorbedeutungen: nahmentlic der Warnnugen durch zufällige Meben, Handlungen, und Begeg⸗ niſſe. Was war natuͤrlicher, als die Vorauss feßung, eder der Schluß, daß au) das Leos von den Göttern geleitet, und bag durch daſſelbe Gluͤck, ober Ungluͤck ausgetheilt, oder angedeutet werbe? Man trifft daher bie Wahrſagerey ans fortibus unter den roheſten Wilden in allen Erdtheilen, wie

" umter allen großen Völkern ber älteren, und uenern

Zeit an. Die Einen fragten die Götter durch ben

Wurf von Kugeln, oder: Würfeln vr): Andere durch das Werfen, ader-Zichen von Staͤben, ober

Blaͤttern 5). Schon bie alten Deutſchen machten

r) Ueber das Urim, und Thumim der Juden, Mich. Moſ. Recht 1. 186. tiber dad Werfen von Kugeln unter dın NRegern, Des Marchais Il, 130. von.

Wurfein in Dodona, Pıänefle, Antium und au ans

- Seren Orten, Cicer, de Div. Il, 41, Van Dale p. 895. unter den beutigen Perſern, und übrigem Morgenländern, Chardin III. 205, - .

5) Diefe Wahrfagerep naunten bie Griechen pußdenui- . mau. Sie fand, und findet fih im alten Orient, dotae e, 4. unter den Scythen, Herodot. IV. 7,68. unter allen Deutichen Voͤlkern, Tacit. de Mor, Germ. €& 10. Ammian. Marcell. XXXI. ». 790. Edit, Bash, Barihol. p. 676, unter dem . „inefen , und den übrigen Voͤltern ded oͤſtlichen, and füdlichen Uſiens, Notices de l’Yking p, 410.

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Indie Stäbe, welche fie warfen und zogen, gewiſſe

Merkzeichen, die nachher gedeutet wurben 8). - So bald alfo Schrift erfunden, und Bücher verfertigt

wurden; fo beſchrieb man Blätter, ober Pfeile

uf. w. mit Worten, oder Sprühen, zog aus ben einen, oder ben anderen, und beutete diejeni⸗ gen, welche man gezogen hatte u); oder man ſchlug heilige, oder fonft gefhäßte Schriften auf, um zu fehen, was durch die zufällig getroffenen Stellen angebeutet werde. Zu eben ber Abfiht, gu wel⸗ her die Griechen bie Gedichte des Homer, Kuri⸗ pides, u. ſ. w.; bie Römer, die des Virgil, des Starlus, u. f. w. brauchten, wandten und wenden bie Chinefen tbre Kings x), die Mahemes daner den Koran y), und die Chriften bie Bibel

RL)

Ich habe bisher bie vornehmſten Arten ber

kuͤnſtlichen Divination mit einiger Umſtaͤndlichkeit

behandelt. Man kann in einer allgemeinen Ge⸗ = ſchichte

Leitres Edif, XVIII. 336, Gelbſt die Bewohner der Carolinen, oder neuen Philippinen machen - Knoten in Palmblätter, zählen diefe Knoten, und wahrfagen daraus. Lettr, Edif, XV. 311.

N) Tacit, I. c. ter fingulos (fucenlos) tollit, fub- latos, fecundum imprellam ante motam inter- pretatur. .

5 u) Van Dale p. 297.

=) Notices del’Ykingl, «, y Chardin III. 205.

2) Weber. die [ortes Homericas, Euripideas, Virgi. ‚kanas, u. | w. Van Dale p. 299- 301.

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666. 222—

ſchichte der Religionen nicht erwarten daß ich alle

übrigen Arten von Wahrſagerey, bie nur unter

einzelnen Völkern, und in geriffen Zeitaltern ger

braͤuchlich waren, auf gleiche Art und Weiſe unter:

ſuche. Die genauere Aus einanderſetzung aller kuͤnſt⸗

lichen Arten von Divination wuͤrde mich nicht nur viel weiter fuͤhren, als ich zu gehen wuͤnſche, ſon⸗ dern würde auch den Leſer ermüben. Es iſt mir

genug, Pürzlich zu erwähnen, daß man nod) aus unzähligen anderen Dingen wahrfagte: naͤmlich aus

manherley Gliedmaaßen der Menſchen, und Thies te, befonderd aus der Hand, und ben Nägeln ber

. Menfhen a): aus Eyern, und allerley Fruͤchten b):

aus dem Lodern, und Kniſtern des Feuers c): aus sen Wallungen, und Zügen bes Rauce, oder des Dampfs von Opferthieren d): aus Wein, Wafs

fer, und anderen Feuchtigkeiten e): aus den Ger .

falten von Metallen, oder anderen Dingen, wel⸗ ‘he man in Waffer, ober ähnliche Seuchtigbeiten

hins

a) Spierüber und uber die folgenden Arten von Tünfts licher Divination ſ. man bef. Peucer. 144. |193. Delrio IV. c. 3. 4 Selbſt die Jakuten wahrfagen aus ver Hand, Gmelin II. 364. und die Ho

ſchottlaͤnder, gleich den Kirgiſiſchen Gofaden aus .

den Schulter?nochen von Schaafen, Oder Haͤmmeln. Pennants Scot. p, 179,

5) Delrio hc.

e) Lucan, Pharf. I. 849. Saubert, de facrif. p. 322. Die Kamtſchadalen halten das Pfeifen des Feuers fuͤr ein gluͤckliches, die Jakuten, rin e ein ungluͤck⸗ liches Zeichen. Steller. ©. 276.

„Ei -Saubert, et Feucer I, cc, N) ih.

h

Traͤumen, ‚ober in ben Eingeweiden ber Opferthie⸗

-

6

hineinſchuͤttete f): aus Spiegeln, oder Gtüden . von Chruftall, aus Sieben, Schlüffeln, - Degen, _ Ringen, Bechern, und. anderen Gefaͤßen g). Wenn auch eine, oder die andere diefer Unterars ten om Fänftlicher Divination durch liſtige Wahrs fager zuerft gebraucht ſeyn ſollte; fo bleibt es doch immer wahr, daß der Aberglaube der Völker ih⸗ nen ſchon in aͤlteren Muſtern vorgeleuchtet hatte, und ſie durch eine natuͤrliche Analogie zu ihren Er⸗ findungen hinfuͤhrte.

Den bisherigen Unterſuchungen zu Folge fa: - hen alle Goͤtter die Zukunft vorher, und kuͤndig⸗ ten anch den Menſchen die Zukunft durch allerleh Zeichen, und zu allerley Zeiten an. Wenn die Goͤtter ihre Verehrer uͤber gewiſſe Angelegenheiten in Ungewißheit ließen, und gleichſam nicht von freyen Stuͤcken unterrichteten; fo wandte man ſich an Weiſſager, und Wahrſager, oder man erforſchte ben Willen der Götter durch das Loos, ober in

re,

H) ib. "as Gießen von Zinn in Waffer, und das Wah ſagen aus den Formen des erfalteten Zinns tft in Sibirien noch eben fo üblich, ald in Deutfchs land. Gmelin 111. 361 S. . >.

4) Delrio 1. c. Die Spiegel» Wahrfügerey ift viel ‚älter, als man glauben folte Schon der Kaiſer Didius Julianus war derſelben ergeben. Spars, in ejus vita c. 7. - et ea, quae-ad fpeeulum dicunt fieri, in quo puerı praeligatis oculis in, cantato vertice relpicere dicuntur, Julianug fe- eit Die Ja ntiſcheu Wahrſager prophezeien nicht bloß aus Ninsen, ſondern auch aus Ruheln und Copelen. Gmelin TI, 364. EEE

s - . P . J J N I 8 . un m . ,

re, n. ſ. w. Wie entſtanden, fo kann man mit Recht fragen, bey dieſer Leichtigkeit, den Willen der Götter zu erfahren, bey diefer Wereitwilligkeit der Götter, ihren Willen zu erkennen zu geben, die ‘fo genannten Drafel, d. h. Gnadenoͤrter, wo ber - Mimmte Götter einem Jeden, der fie über die Zus. Zunft fragte, zu allen Zeiten antworteten, uub - zwar durch beſtimmte Zeichen antwerteten ? Ä

Die Frage von der Entfiehung der Orakel

kann nicht aus der Geſchichte, wenigſtens nit aus ber alten Geſchichte beantwortet werben. Die erften, und berühmteften Orakel ber Griechen wa⸗ \ren von Aublänbern , ober doch gewiß nach frems den Muftern errichtet worden A). Die Aegypti⸗ ſchen Dralel entſtanden in foldyen Zeiten, bie. zu welchen nicht einmahl. Ueberlieferungen, viel ments ger bifkorifche Denkmaͤhler hinaufreichen. Nicht alle Völker, die an Meiffagungen und Wahrſage⸗ sey glaubten, hatten zugleich Orakel. Vielwmehr ſcheint es, dafi bie Sutfichung von Orakeln ſchou einen gewiſſen Grab von Cultur vorausſetzte. Menu man dieſes annimmt, fo koͤnnte man zuge⸗ ben daß zwar alle Hauptarten. von Weiſſagungen und Wahrſagerey urfprängliche Erzeugniſſe bee Aberglaubens der Menſchen waren: ba aber Ora⸗ kel erft in foldyen Zeiten entſtanden feyen, wo —— und Wahrſager ſchon angefangen hat⸗ „ſich des Aberglaubens ber Voͤlker zu bemaͤch⸗ arm, nnd bag alſo felbft Die erften- Orakel ven

ſchlauen Vartan see morden. re a⸗ |

» Das zu Dibona Herodot. I. 54 et.la. © Da | zu Delphi Paufan. X. 6 e.

a

7 .

u. 669

Tankitus erzähle, daß die Harmunduren und Catten um eine Salzquelle bis auf's Blur gefämpft hätten, nicht blog um ihrer Nuͤtzlichkeit willen, fondern weil beyde Völker überzeugt geweſen feyen, daß die Götter in ſolchen wohlthätigen Quellen _ wohnten, und bie Gebete ber Sterblichen mehr, als an anderen Orten erhörten i). Wenn alle

Natiounen fo gedacht hätten, vole bie Hermunduren

und Catten beym Tacitus; fo würde man als Regel fekfeßen können, daß Orakel an folgen Orten entſtauden feyen, wo man die beftändige Gegenwart, und Wirkſamkeit höherer Naturen wahrzunehmen geglaubt habe. Allein diefe Wermuthung wird

durch die Geſchſchte nicht allein nicht beſtaͤtigt, ſon⸗

dern vielmehr widerlegt. Die Goͤtter, deren Ges genwart und Wirkſamkeit man wahrzunehmen glaub⸗ te, waren nicht alle menfchenfreundliche Götter.

Alle Nationen 3. B. waren der Meinung, def

fenerfpeiende Berge, heiffe Quellen, gräßliche

Waſſerfaͤlle, und gefährlihe Stellen !n Flüffen von böfen, oder zürnenden Gottheiten bewohnt würden, denen man ſich nicht einmahl zu nähern, viel weniger Fragen vorzulegen wagte. Selbſt - Me menfchenfreundlihen Götter hielt man nicht alle für geneigt, zu jeber Zeit auf Werlangen ihren Willen zu erdennen zu geben. Unzählige Wälder and Bäume, unzählige Berge nad Felſen wurden als beftändige Wohnungen ber Goͤtter angefehen, ohne daß deßwegen in, und neben den einen, oder auf den anderen Orakel entflanben, | PER cur

.

3) Annal, zilf, 57. Eos maximme losoe propin- Quare coelo; precesqus wmortallum a nu6- guam propins au Ä .

670

Wenn' Orakel urſpruͤnglich nicht rc bie Schlauheit von Prieſtern, oder Wahrſagern, ſon⸗ dern durch den Aberglauben der Menſchen gegruͤn⸗ det wurden; fo iſt Feine Entflehungsart wahrſchein⸗ licher, als diejenige, welche von ben Möhlen der Sibyllen, ober von dem Orakel zu Delphi erzählt

‚wird, Hirten, heißt es, welche ihre Heerden an

den Bergen, und in den Zhälern Von Phocis weis

teten, wurben auf einmahl von ben aus ber Erde

auffteigenden Dünften ergriffen, . und fingen an, ' wie von ber Gottheit des Apolf erfüllt, zu weiſ⸗

J ſagen Hy. Man ſah die Betäubung, welche die

‚mephitifhen Dünfte deranlaßten, gleich, einer jeden

andern Verzuͤckung ald.eine unmittelbare Wirkung’

| der Gottheit, bie Betäubten, gleich anderen Ber:

7

zuͤckten, als Vegeifterte, und ihre Reden und

Worte ald Weiffagungen an. Vorber > Afien, Grie⸗

chenland , und Italien waren voll von Höhlen.

| In Griechenland hatte Feine Gegend fo viel Höhs

Ien, ald Boeotien; und eben deßwegen war Boeo⸗

tien reicher an Drakeln als irgend ein anderer Theil von Griechenland /). |

Sn. den angeführten , und anderen ahnlichen

Wenfpielen war mwenigftend eine auffallenbe Erſchei⸗ —nung wirklich vorhanden. Bisweilen fuͤhrten

durchaus eingebildete wunderbare Phaͤnomene zu denſelbigen Reſultaten. Im alten Norwegen wall⸗

fahrtete man zu einem heiligen Steine, von wels

chem

an. 4

k) Paulan. X, 6. Plut. vr. 705 . 55 Blut, VII. 6#% Van Dale p. 54. Des Brolfes in

35 ®. der Memoires de l’Academie des Infer, p. 112.

7 8

. J | s * - x \ F m |, x 671 \ . . I

chem man allgeniein glaubte, daß er in feinem In⸗ nern einen hoͤrbaren Geſang anſtimme, und durch diefen Geſang denen, welche ihn befragten, die Zu: kunft vorher verkuͤndige m). Etwas ähnliches er: ‚zählte man von dem heiligen Stein, welchen man in den älteften Zeiten bey der Wahl von Königen in Irland braudyte, der nachher nad Schottland, ‚und aus Schottland nach England Sam, wo er noch jetzt dem Croͤnungs⸗Seſſel der Koͤnige einver⸗

leibt iſt. Man hielt die Wahl von Koͤnigen nicht

eher für gottgefaͤllig, als bis der Stein eine vers nehmliche Stimme, ‚oder body einen vernehmlichen Seufier von ſich gegeben hatte m), |

Eine anbere wahrſcheinliche Urſache der Ent:

ſtehung von Orakeln war die natürliche Denkart ungebildeter Menſchen, vermöge deren man ats ‚nahm, baß bie mweiffugende Kraft, melde großen

Propheten ben ihren Sebzeiten beygewohnt habe, .

in n Ihren Ueberbleibſeln, oder Graͤbern fortdaure,

B

m) Barthol, 1m. 2.65 7. Keisler p. 91 et fg. Thar- ftenus adveniens, fanumque intrans, coram lapide, quem in fano flantem colere fuevit, in faeiem procubuit oravitque. Indridus. ;foris ftans, hoc carmen in lapide cantari audivit:

Tubhauc |

Ultima viee

morti vicinis pedibus ‚terram calcalli,

certs enim antequam fol fplendeat, | animolus Indrides odium' tibi rependet,

M n) "Reisler'], ou.

und

-

nn

| 679

und bag alfo ſolche weiſſagende Herden auch nad

dem Tode fortführen, bie Zukunft zu offenbaren.

Auf diefe Art bildeten ſich alleın Anfehen nady bie

Drafel des Tropbonius, und Amphiataus, des

"Ampbilod is, Wopfus, u. ſ. w. fo wohl im

eigentlicren Griechenlande, als in anderen Läns 20)

Die Zeichen, durch welche weiffagende Götter „bie Bufunft, ober ihren Willen zu erkennen gaben, ° waren fehr verſchieden. Dur unter ganz rohen ober abergläubigen Völkern konnten Priefter, und Jon⸗ gleurs es wagen, die Goͤtter felbſt reden, oder antworten zu laſſen p). Es war ſchon ſehr bedenk⸗ lich, die Statuͤen der Goͤtter durch Winke und Geberden antworten zu laſſen 4): ausgenommen, wenn die Prieſter ſelbſt, wie dieſes in Hierapolis geſchah, die Bildniſſe trugen, und bie er" bio

0) Cic. de Nat, .Deor. III. 19. Paufan, IX. 30. 40, Lucian. I. 158 139. II. s05. 226.

..9) So unter den Negern, Römer ©. 495 54. unter den Wilden in Paraguay. Lettr, Edif. IX. 95. N. E. Der Betrüger Alepander war im Zeitalter Lueians tühn genug, von feinem Bott, der bie

Geſfiait einer Schlange hatte, mündliche Goͤtter⸗ fprüche (xpyaa auropwve) geben zu laffen, ba er gewöhnlich (chriftlich antwortete, Solche mündliche Drafel wurden nicht einem Jeden, fondern nur den

Reichen , Vornehmen, und Freygebigen zu Theil

Lucian, Il. 234. 935. # wacıv sdıdjvro, ade uns dv, min Ton avwapufoc, X ‚usa, mM ueyuledupdiee

H Wie im alten Scandinabien. Barthol. I, 0, 650 Ps

a /

bloß durch eine ruͤckwaͤrro, ober vorwaͤrts ſchrei⸗

tende Bewegung ertheilt wurbenr). In Aegypten, Griechenland, und Italien erklaͤrten die Götter ihren Willen entweder durch Traͤume und Geſich⸗ ter s), oder durch Sortes t), uber durch die Ge raͤuſche von Becken, Blättern, und Waſſern u); oder durch das Geſchrey von Thieren x): oder endlich, und dieß geſchah am häufigſten, durch den Mund von Prieſtern, oder Prieſterinnen, von welden man vorausfeßte, daß fie mit dev Gott⸗ heit exfüllt würden , und in biefem Zuflande von Gott ; Erfüllung dasjenige fagten, was bie Goͤt⸗ ter (onen eingäben y).

Zu

/

r) m. 48. Lue. s) So Trophonius, und viele Andere.

&) Der Jupiter zu Dadona, und die Fortuna ſo wohl in Antium, ald zu Pränefte. Cic. de : Div. LS

I, 45. 5 Zu Dodond ‚Des Brolles I, &,

a) gab eine Zeit, wo man den Tauben in Dobos na am meijlen zutraute. VII. et. Paul,

y) Zu Phoird in uchaja war ein Orakel, wo man dein Apoll die Frage, welche man beantwortet

wuͤuſchte, in's Ohr ſagte. Indem man dieſes that,

hielt man feine Ohren mit beyden Händen feſt zu, und z0g.die Hände erft Dann zurüd, wenn man auf die Straße gekommen war. Die eiſten Worte, wels

che man hörte, ſah man ald die Antwort bes Cote, te8 an, VII. a2. "Paulan. - au Patraͤ war eine

weiſſagende Quelle, wo” man- ſich aber bloß über

den Ausgaſg don Krankheiten Raths erhalten koun⸗

te. Man ließ naͤmlich einen Spiegel an Faͤden in

den Dinunen hinab, ſo deßt das e Mafi er tr beräbene, ne

—4413

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7 « 674 i —⏑

"Au ben unmittelbaren Organen der Gottheit erwaͤhlte man aus begreiflihen Mrfachen in den -, meiften Tempeln weiffagender Götter Perfonen des ſchwaͤchern Geſchlechts, welchen man eine beftänbie ge Enthaltſamkeit auflegte, Damit fie unt befto fäs biger, und wuͤrdiger feyn möchten, den göttlichen, ober weiffagenden Geiſt zu empfangen 2), Man

nahm’ die Pythia in Delphi, und deren Schwe⸗

x

ftern aus dem nichrigften Pöbel, weil befier ges bohrne Jungfrauen fidy zu ben eben fo peinlichen, - als gefahrvollen Wegeifterungen nicht hergeben mochten. Wirklich waren bie Verzuckungen ber Pythia, und anderer weifjagenden Weiber mit eben - fo fürchterlihen Verdrehungen bed Coͤrpers, eis ‚nem eben fo gräßlien Sträuben, oder Schütteln - bed Haars, demfelbigen Schäumen des Mundes, "denfelbigen Geſchreys, und Erfchöpfungen, oder

Ohnmachten verbunden, wie die Ekſtaſen ber Zau⸗

x .

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berer, und Zauberinnen bon Wilden a). Bis⸗ . weilen warb bie Phthia von dem Geifte, der fie " bewegte, gleihfam übermannt, und brach mit furchtbarem Geſchrey aus dem Allerheiligſten here vor. Dieß geſchah zu. Plutarchs Zeiten. Vor ber raſenden Weiſſagerinn eutflohen nicht bloß dies jenigen, welche den Gott zu Delphi befragt hats

| | . ton,

ohtte ganz untergetaucht gu werden. Dan zog ben Spiegel hervor, und erblidte dann den oder die Kranken lebend, oder todt. ib, VIL c, - : 2) Des Brofles,l. c. p. 119, _ 4) Dan lefe die Schitverung der Pythia im fünften Buch der Pharfalia des. Lucan, und die der ©is bylle, im 6. Buche der Anunnide. Des Brofies hat bedyde in der Meberfegung mitgetheilr.

Be

| | Di 675 tn, ſondern auch die fo genannten Propheten und Dichter. Die verwilderte Priefterinn ſauk nicht weit don bein Allerheiligſten ohnmaͤchtig nieder, und ſtarb nach einigen Tagen *6). Man brauchte, wie. es ſcheint, Maaßregeln, um ſolche Auftritte zu; verhuͤten. Wenigſtens ſagt Plutarch, daß man ſich bey dem Apoll vorläufig erkundigt habe, vB; die Pythia jur gehörigen Ompfängnig des göttlichen‘ Geiſtes tüchtig fey ). Die Geſchreys von Pries ſterinnen, die auf eine ganz ungemähnliche Art ver⸗ zuͤckt wurden, hielt man für hicht » bedeutend 4). ESelbſt die gewöhnlichen Ekſtaſen der Pythia was sen fo angreifend, daß man Biefe bisweilen mit Gewalt dazu zwingen mußte co). So wie es fig von Zeit zu Zeit zutrug, daß Prieſterinnen theils durch die Duͤnſte, die ans ber Höhle in den Addtis Aufftiegen, theils durch die aufgeregte Phantafie gleichſam desorganiſirt, ober in eine, wilde Wuch derfeßt wurden; fo eräugnete es fich wahrſcheinlich zu andern Zeiten, daß fie zu wenig empfaͤnglich wa⸗

J ren, und nicht in den Zuſtand uͤbergingen, welchen

die Griechen durch das Wort vIasincwe bejeichtier ten. Un in’ den leßteren Fällen die Wirkungen der auffteigenden Dünfte zu befoͤrbern, gab man W Zu den 6) plutareh. VII. 784. ) I. ©. nos wos ru zorenpiu ru oyuaia Änufavuaın, Glousvom rw Saw HaradyAov uva, wors Tv IrpboFön piv ayaca apacıy au dıafesıy, ahAudws vrokaysı Toy svlacındaad; | j d) 1. c. U e) ll,.ce, . on N | Mu 2

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den Prieſteriunen tn Delphi aus ber Eoftalifchen Duelle zu trinken, beren Wafler man. gleichfalls für begeiſternd hielt, ober leicht dazu machen konn⸗ te f). Andere Priefterinnen tranken in gleicher Abfiht Lämmer « g) oder gar Ochſen-Blut A), welches Leßtere man fonft als toͤdtliches Gift vers abfcheute. Der Priefter eines weiſſagenden Bak⸗ Aus in Thracien nahm vor den Etſtaſen fehr viel Mein zu fih, um ſich in die gehörige Verfaffung ‚su feßen 5). Die verzüdte Pythia flieg während ihrer Efftafen nur einzelne, funzufammenhängende Worte und Neben aus. Diefe wurden Don fo ges nannten Propheten aufgefangen, und von Dichtern, die im Dienft des Apoll waren, in Verſe gebracht k). In älteren Zelten wurden die Götterfprüde bes Apoll zwar nicht immer, aber doch gewoͤhnlich in Berfen ertheilt. Im Zeitalter des Plutarch wunderten ſich die ern eben ſo ſehr daruͤber, daß

) Van Dale p. 150 et ſq. g) Sn Argos. Yaulan, II, 24.

A) Plin, XXIIX. 9. Taurinus quidem recens in- ter venena ell, excepta Aegirae: ibi enim facer- dos Terrae vatieinatura, tauri fanguinem bi-

bit, priusgnam in [pecam defcendat.

i) Maerobius I. c. 18. ex Arifotele - - Sed in hoe adyto_ vaticinaturi, plurimo mero [umpto, .. effantur Oraeula,

k) Van Dale gr. 155 et ſq p. Plut, vn. 605. 734.

Es ſcheint, als wenn die Dichter Heilige genauut vworden. l. e. p, 704. —* Duysıy un Mavov rag Io ' moonug, alu apopnTaV Ninaydoov,, ns TES. TOROYTag TWy Odimy. _

-

b

J | 627 u baß der Sou zu Delphi vormahls in ſchlechten

Verſen geſungen habe, als daß er jegt nicht eins mahl mehr in ſchlechten Werfen antworten Bönne I). Fromme Männer, vergleichen Diutarch war, wußs ‚ten bad eine, unb das andere auf eine ſolche Art zu

erklaͤren, daß der Ruhm des Gottes, und feiner

" Sprüde dadurch vollkommen gerettet wurde J).

Wenn man auch einraͤumt, was man nicht noͤthig hat, daß nämlich nicht bloß bie älteften.

Orakel überhaupt, fondern felbft die älteften Ora⸗ kel in Örtechenland durch den Aberglauben ber Men⸗ ſchen geftiftet werben; fo kann man bach zugleich

u Zühn behaupten, baß alle bekannte Orakel gleich nad ihrer Entftehung durch die Klugheit, oder

Schlauheit der Priefter eine ſolche Einrichtung ers

hielten, wobey bie Diener. dev Götter fih am mer .

nigſten ausfeßten, und fo wohl bie Fragenden, als die ihnen zu ertheilenden Antworten am meiften

in ihrer Gewalt hatten. Ich will dieſes Durch eine | kurze Darftellung der innern Organifation ber bey⸗

den Orakel beweifen, welche ihr Anſehen am laͤug⸗

J ſten in Griechenland aufrecht erhielten.

Der Gott zu Delphi m) war zwar nie auf lange —* unzugaͤnglich; allein es gab doch ungluͤck⸗ iche Tage, an welchen man ihn nicht fragen durfte, oder nicht zu fragen wagte. Selbſt an glücklichen Tagen kounte man ſich dem Apoll nicht beraden

ij VII 558. 563. bix. Mle, a m) Van Dale gg et ſq. p.

u . J 0 . * x . 0 L 678 re arv⸗ ı

nähern, Dion mußte ſich dieſer Ginabe durch maucherley gottes dienſtliche Handlungen, durch Ges bete, Meinigungen,. und befonderd durch Opfer wuͤrdig machen. Die Dpfer waren oft nicht guͤn⸗ fig, und mußten fu biefem Falle wiederhohlt wers ben: Alle vorgehenbe günftige Opfer waren vers geblich, wenn nicht das letzte Opfervieh von dem Waſſer, womit man es kurz vor dem Schlachten begoß, am ganzen Leibe erzitterte Es iſt ein⸗ leuchtend, baß bie jetzt exwaͤhnten Vorbereitungen dazu dienten, die Abſichten und Charaktere der Fragenden kennen zu lernen. Wenn alles geſchehen mar, ivaß peföeben mußte, ſo führte man bie Fragenden, deren gewöhnlich mehrere waren, In einer feierlichen Proceffjon bem Tempel bes Gore. ed. zu. Während diefer Proceffion maren die Gras genden ſtark mit Lorbeer becränzt, Sie trugen in ber einen Hand Zweige von Lorbeeren, oben ECraͤnze; in ber anbern bie verſiegelten Bittſchrif⸗ sen, fa welchen bie ragen enthalten waren; “Dan. ‚machte während ber Proceſſion eine laͤrmende Mu⸗ fit, wie man Yorgab, deßwegen, bamit bie rar genden Feing unglückliche Worte, ober eben hören möchten. Ben der Ankunft im Tempel brachte man die Pilgrimme iq eine Capelle, oder Eelle, bie Yon ben Adytis, oder dem Alferkefligften durch eine Mauer getvennt mar. Hier blieben bie Trag genden fißen, waͤhrend bie Pothia mit einem, oder mebrsren Propheten fa bie dicht befchatteten, und

in Wolken Son Weihrauch eingebüllten Adyta bins

ahftieg, Kein nengieriges Auge fah jemahle, was In gem Allerheiligſten worging: Man. hörte jr Ä

a) Plutareb, VI 971 725 p

; / /

/

En 5 bie Pythia, nachdem ſie ſich eine Zeitlang auf ben Dregyfuß geſetzt hatte, unverſtaͤndliche Töne, oder

unzuſammenhaͤngende Worte ausſtoßen. Die Pro⸗ pheten fingen dieſe Worte auf, und die Dichter des

Tempels faßten fie nach der Deutung der Prophe⸗; |

ten in Verfen. Die meiften Antworten bed Gets tes waren entweder fo dunkel, daß man fie nit verſtehen, ober fo allgemein und zweydeutig, daß man fie auf mehrere Arten audlegen Fonnte 0),

Die Einrihtung des Orakels bes Trophonius zu Sebabia in Boeotien beweist das, was bewies fen: werben foll, faft noch augenſcheinlicher, als bie Einrichtung des Delphifhen Orakels. Wer ben Trophonius zu Rathe ziehen wollte p), mußte eine Zeitlang in einer dem guten (Benius und bem guren Blüche geweihten Capelle zubringen, und. fi von allen unreinen Dingen, befonber6 von warmen Bädern enthalten. Das einzige Bad, was man den Fragenden erlaubte, oder pielmehr vor⸗ ſchrieb, war das im Fluffe Herkyna. Da bie Fra⸗ genben vielen Göttern opfern mußten, fo hatten : bie Vorficher immer einen Ueberfluß Yon Fleiſch, wovon fie den Pilgrimmen reichlich mittheilten. Die Priefter unterfuchten die Eingeweide eines je⸗ ben DOpferthierd fehr genau, um-zu erfahren, ob Trophonius guädig fep. Alle vorhergehende gluͤck⸗ liche Opfer waren fruchtlos, wenn die Eingeweide eines Widders, welchen man kurz vor dem Eins gang in die Höhle opfern mufte‘, Beine Gnade ver⸗ Fünbigten. Stimmte aber dieſes Opfer u | | uͤe⸗

o) Cie. de Div, II. 66, 57. 7) Pauf, IX, 3. Van Dale, 87 et fq. p.

\

* 680 v . -

fruͤheren überein, fo fonnte man fi voll Auter - . Hoffnungen in die Höhle ted Trophonius hinabs laſſen. . Bevor Biefe Höhlenfahrt geſchah, führs ‚ten bie Priefter ben Fragenden in ber Nacht zum. Stufe Herkyna, und ließen ihn hier von brepgehn: ährigen Rnaben erft mit Dehl falben, bann mit ofler aus dem Fluſſe waſchen. Nach dieſen Rei⸗ nigungen brachte man ben Fragenden andie beyden Quellen des Fluſſts, von welchen die erſte der Quell der Vergeſſenheit, und bie andere der Er innerung hieß. Der Fragende mußte aus der ers ſten trinken, bamit er alle weltliche Dinge vers geſſe: aus ber andern, bamit.er genau behalte, mas ex bald fehen und hoͤren werde. Zuletzt zeigte man dein Fragenden dad von Dädalus verfertigte Wild» niß des Trophonius: ein Gluͤck, das ganz allein berien zu Theil ward, bie das Srafel zu Lebadia zu Math zogen. Wenn ber Fragende dieß aller; helligſte Bild angebetet hatte, fo Legte man ihm ein Gewand von Leinwand an, bebecte feine Füße mit - Stiefeln, wie fie in ber Gegend ‚von Lebadia ges tragen wurden, und ließ ihn bann bis an den Eingang. der Möhle hinauf ſteigen. Die Höhle des Trophonius war ein Werk der Kunft, nicht der Natur. Man gelangte in diefe Höhle nicht dur Stuffen, die hinabführten, fondern durch eine {male Leiter, welche hineingefeßt wurde. Wenn man ben Boden des erften Abſatzes erreicht hatte; fo legte man ſich nieder, indem man Kontgfuczen in des Hand hielt, um bamit Schlangen, bie ſich etwa tarbieten koͤnnten, zu füttern und abzumens den. Die Liegenden bemühten fi, ihre Weine in eine enge Oeffnung zu bringen. So bald biefes gefhehen war, wurben fie mit. einer reiſenden | —— | ts

m. u 68:

| Befäwtäbigteit in das eigentliche Adırov, oder. in das Allerheiligſte der Höhle. hinabgezogen: Die Hinabgezogenen erhielten bald alleriey Geſichte, bald hörten fie Töne und Worte. : Wenn Iros . pbonius fi auf bie eine,. ober die andere Art geoffenbart hatte; fo zog man bie Fragenden [bey den Beinen wieder aus dem Innerſten der Döhle „hervor, feßte fie auf einen Thron der Erinnerung, and Tief fie das erzählen, was fie gefehen, »der gehört hatten. In den Augenblieden, wo man diefed Yon bem Fragenden verlangte, waren bie leßteren, wie Paufanias aus eigner Erfahrung verfichert, noch meiſt außer ſich; und ed war alſo nicht ſchwer wenn ſie ſich ihrer allmaͤhlich wieder

bewußt wurden, die gemachten Ausſagen abzuaͤn⸗ |

bern, ober zu ergänzen. Die Vorſteher des Dras Fels erzählten, dag Ein Mahl ein Trabant bes Könige Demerrius in der Höhle umgekommen

ſey, und daß der Leichnam deſſelben durch eine an

dere, als die heilige Oeffnung, herausgeworfen worden. Trophonius habe den Frechen nach Ver⸗ dienſt beſtraft, da er ohne bie gehörige Vorberei⸗ tung in die Höhle hinabgeftiegen fey, nit um den Willen des: Tropbonius zu erfahren, fons bern um bie Schäße ju plünbern, melde er in dem Allerbeiligften zu finden geglaubt habe. Es braucht.

Feines ſolchen Commentars, dergleichen Dan Dale nu

geliefert hat g), um nachdenkende Leſer fühlen zu machen, daß das Orakel zu Lebadia ganz darauf angelegt. war, erft bie. Fragenden zu erforſchen und gehörig zu flimmen; dann fie dad hören und fehen zu ' loflen, was fie bösen und fehen follten, Ä

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%

688—7— .

In keinem anderen Lande erhielten bie Orakel einen fo mächtigen Einfluß auf bie Öffentlichen : Angelegenheiten, als in Griechenland. Diefer Eins fluß dauerte bis auf ben Untergang ber Freyheit unb Unabhängigkeit der Griehifhen Republiten ungefchiwäct fort. Das gröfte Anſehen genoß das Orakel zu Delphi: ein Vorzug, den biefes Orakel

ünftreitig feiner Sage am meiften zu banken. hatter).. .

Das Drafel zu Delphi war das einzige, was ale ein gemeinfchaftlicher Gnadenort von ganz Gries henland betrachtet wurde. Mad biefem gemeins ſchaftlichen Gnabenorte fandte man in. älteren Zei⸗ ten mannbare Söhne, bamit fie bem Apoll die Erſt⸗ linge ihrer Haare weibeten. s). Hier verfammels ten ſich die Amphpktionen, ober bes hohe Math alles Griechiſchen Freyſtaaten; and alle Griechiſche Völker hatten in dem Tempel zu Delphi heilige Stätten, oder Schäße£), wo bie dem Gott geweih⸗ ten Geſchenke und Denkmaͤhler aufbewahrt wurden. Als daher die Phocenfer den Tempel zu. Delphi pluͤnderten, verabſcheuten alle Griechiſche Völker ben Tempelraub als eine That, die Bon ganz Grie⸗ chenland, ja von allen Nationen ber Erbe gerochen werden müffe Man erhob ben König Philipp von Macebonien, der die Phocenfer befriegte, als ben Freund and Vertheidiger des Goͤtter zum sin

r) Man behauptete nicht bloß, daß der Tempel gu Delphi in dem Mittelpuncte von @riechenland, fons bern der ganzen Erde liege. Plato de Rep. IV. 268.

's) Plut. I, p. 10, in Thefen,

) oyuas, Inanupue), .

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683

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melu); und tadelte bie Athenienſer, welche die |

Thermopylen gegen. ben Philipp befeßt hatten, als undankbare Abtrünnige des Gottes, ber ihnen ‚fa unfäglide Wohlthaten erwiefen habe x). Da Fein, anderer weiffagender Gott in Griechenland fo oft und von fo vielen Völkern zu Rathe gezogen wurbe; fo warb auch ber Tempel Feines anderen Gottes fo reich, nicht bloß dur die Vergabun⸗

gen ber Griechen, fondern auch vieler fremden Kös nige und Voͤlker y)._ Man wandte fi an das Orakel zu Delphi, und an andere Orakel nicht nur _ . in

u) Iuſtin. VIII, 2. Incredibile, quantum en res

apıd omnes nationes Philippo glerine dedit,

Illum vindicem facrilegii, illum ultorem religio- num: quod orbis viribus expiari debuit, folum, qui piacula exigeret, exRitille. Dignum itaque, qui diis proximus haberetpr, per quem deorum majeltaa vindiegta fit. i

nV

-jug turpe erat alios vindices fuille; immemo-

res prorfus, quod in dubiis rebus fuis illo deo etiam conliliorum auctore fuerang: quod illo

. duce tot bella vietores inierant, tot urbes aulgi-

»)lLea-->- nt eng propngnatores feoleris, cu-

cato eandiderant, tantum imperium terra, ma- rigue quaefierant; quod nihil fine majellste nu- minjs ejus aut privatae unquam, ant publicae

rei geflerang. Tantum facinus admififle inge-

nig, omni dactrina excnlta, pulcherrimis legi-

‘bus infitutisque formata, ut, quid poſt hac [uc- cenſere jnre barbarig poffent, non haberent,

y) Cic, de Dir. I, 19.48. Join. XXIV. 6. Matte

igitnr jbj et apulenta regum Vi fäntuy munera: quasgne magnilicen

dentinm vota gratam volunfatem, 'et deorum refponfe manifetant, e |

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iconsia fui red- _

684 "

in allen großen Noͤthen z), ſondern man fragte fie auch über bie Gründung von Städten und Pflanze flädten a), über bie Einführung neuer Verfafluns gen b), und über kriegeriſche ſowohl, ald andere wichtige Unternehmungen c): ja man wählte den Apoll häufig zum Schiedsrichter in Streitigkei⸗ . ten d). Sn manden Fällen warteten bie weiſſa⸗ genden Götter nicht einmahl ab, dag man fie bes fragte, fondern fie ſchickten unaufgefordert ihre Aus⸗ ſpruͤche an die Völker und Fürften, die denſelben gehorchen follten e). Nah dem Zenopbon gab ed «ein altes Gefeg, welches durchaus unterfagte, die Drafel über Kriege zu befragen, welche Gries hen gegen Griechen führten F). Zur Exrhältung bed Anſehens der Orakel wäre es allerbings get geweſen, wenn man ein foldhes Geſetz nicht bloß gegeben., ſondern auch genau beobachtet hätte. Als Fein man Fan’ aus älteren, mie aus fpäteren Zei: ten Beyſpiele genug anführen g), bag bie Götter Fein Bedenken trugen, ſowohl über einfehmifche / als

- .

u 2) Xenoph, de Republ. Äthenienf. c; 6, Jufin, XX. 2.3. Die meiften gleichfoigenden Zeugnifje bewei⸗ _ fen daflelbiac.

a) Juſtin. 1. c. und XIII. 9. 5) Cie. 1.43. Jußin, III. 3.

| e) Herodot, VII. 140. 290, Plutarch. I. 457. 21, 57. Thucyd, I. 25. 118, 126, - Ä

) Thucyd. T,2g c,

«) Herod, V. 89. Plutarch, II, 505, 527. Demofih, p. 398. Edit. Wolfii.

5 Hiſtor. Graee, III. 7 % $ ı6, j 'g) Xenoph, I.c. 3. P. 395. Ju, III, 5

-

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ald über auswärtige Kriege zu antworten. ——b - . Lykurg und Solon verſchafften den von ihnen eins geführten Verfaffungen durch Orakel eine göttliche Santtion k). Lyſander wollte fich des Anfehens des Apoll in Delphi bedienen, um die vom Ly⸗ kurg gegründete Verfaffung über den Haufen zu werfen 9). Goͤtterſpruͤche allein bewegten die Athe⸗ nienfer, gegen ihren Willen die gelichte Vaterſtadt zu verlafſen k); und den Leonidas, mit feinem Haͤuflein ben Tod fürs Vaterland zu flerben I): ohne welche heldenmuͤthige Entfchliegungen Gries | chenland von ben Perfern wäre unterjocht worden. Freyplich wird dieß Werdienft der weiffagenden Goͤt⸗ ter dadurch wieder geſchwaͤcht, daß fie Tyrannen aufmuntesten, ihre Vaterſtaͤdte zu unterjochen m): wie⸗

1

A) Juſtin. III. 3. Cic. de Div, I. 43. - - iidemque

(Athenienles et Lacedaemonii), de rebus majo- ribus ſemper ant Delphis oraculum, aut ab Ham- mone, aut a Dodona petebant, Lycurgus qui- dem, qui Lacedaemoniorum rempublicam tem- - peravit, legea ſuas auctoritate Apollinis Delphici confirmavit, ' "

\

i) Plut. 111.57. Nepos in ejus vitac.3.. Nach dem Cicero widerfeßte ſich der Gott in Delphi den Ab⸗ ſichten Kyfandere. l.c. Quas (Leges Lycurgi), . cum vellet Lylander commntare, eadem prohi- bitus eft religione, |

X) Heredot, VII, 140, Plut, 1, 457. j ) Herod, VIJ, 250, Jufin. II. e. 12.

m) Den Rypſelus in Korinth, Herodor. V.29. Den Rylon in Athen, Thucyd. I. 186. Als die Pho⸗ cenfer den Tempel in Deſphi befeßten, zwang ihr ,

. Wnführer Hhilomelus die Pythia, den Dreyfuß zu befteigen.» Die widenßrebende. Ppthia antwortete

Bu = end⸗

*

wiewohl auch dieſe Beoſpiele den außerordentlichen Einfluß. beſtaͤtigen, welchen die Orakel auf bie oͤ⸗

fentlichen Angelegenheiten in Griechenland hatten. Eben dieſer Einfluß erregte ſchon fehr früh, ſo⸗ wohl in vaterlandliebenden, als in ehrgeizigen Men⸗

ſchen den Gedanken, die Pythia, oder die Vorſte⸗ her des Tempels in Delphi zu beſtechen. Die Alkmaͤoniden feuerten durch erfaufte Götterfprüs

che die Lacebämonier an, die Pififtrariden zu ders jagen und Athen zu befreyen m). Nicht Lange nach⸗ her gewann Rieomenes die Pythia, damit fie ants worten möge, ba Demararus fein Gohn bes Ariſto fey 0). Demoſthenes ſcheute ſich nicht, oͤffentlich zu ſagen, daß die Pythia in Delphi phi⸗ lippiſire, d. h. von dem Macedoniſchen Könige

Philipp beſtochen worden p). Weber die Beſte⸗ chungen aber, noch bie Widerſpruͤche q), oder Dun⸗

kel⸗

eudlich: er koͤnne thun, was er wolle. Philome⸗

lus erklaͤrte, dag er kein anderes Orakel veriange,

Er machte die Antwort der Pythia als einen Goͤtter⸗

ſpruch befanut, wodurch Apoll ihm erlaubt babe, ſich

der Schäte des Delphiſchen Tempels zu bedienen, Plut, VII, p. Jaı, | WB

| n) Herodot, V. 6a. 6 0) ib, VI. 66. | p).Plutarch. IV. 734 Cic. de Div. 11. 57.

9) Bor der Schlacht bey Leuktra erhielten die Theba⸗ ner viele Gbtterfpräche, wovon die einen. günftig, die anderen ungünftig waren. Epominondas ließ bie erfteren zur echten, die auoeren zur Linken feines Seſſels tegen, und fagte zu den Thebanern? wenn ihr Muth habt, und’ euren Fuͤhrern gehorchen wollet; fo folges den Goͤtterſptuͤchen zus Begım t Bu on us

-

“_n._ m __

——— | . | 687 kelheiten und Zweydeutigkelten der Sralelr) , auch - nicht das. Antworten in Profa s) koͤnnen ald bie wahren Urfachen des Verfalls der Orakel angefes hen werben: am wenigften bie wachſende Aufflas

u rung, welche burch bie freyer denkenden Weltweiſen,

ober durch die Chriftlihe Religion verbreitet wor: ben 2), ' Die Orakel waren nie in.größerem Ans u fee

fürchtet ihe aber die Gefahren der Schlacht, ſo ha's tet eud) am die zur Liuken. Plut. VI, 728. 729, Xea nopbon erzählt, daß die: Thebaner durch Draiel zum Kampfe angefeuert worden, „, 393. Mit, Graec.

7) Selbft die Phitofophen rechtfertigten diefe Dunkel⸗ heiten und Zwepdeutigkeiten. Sie besiefen fid) auf . einen Ausſpruch des Heraklit: ar’ waf, d To mar. rev esı To av AsAloiıc, 8rs Asysl, STE xpUTTE, alle onkavvsı, Cic.]. 19, 1, 66. 57.

4) Nach dem Eicero antwortete Apoll ſchon zu dem

Zeiten des Pyrrhus nicht mehr in Verſen. De Div.

11. 56. Die frommen Weltweiſen rechtfertigten die

Ipäteie Einfalt der Goͤtterſpruͤche, wie die frühere

Dunkelheit, und bellagten fi darüber, daß man. dem Apol bald die dichteriichen Blumen , und bald die Einfachheit feiner Goͤtterſpruͤche vorgeworfen habe. Pius, VII, 563. 611. | |

- 8) Diefe Iehtere Meinung hegten der Präfldent des Broſſes 1. e. p. 112. und viele andere, Dieſe Männer wurden durch die Gründe und Gpöttereyen verführt, welche Cicero im zweyten Buche de Di- vinatione gegen alle Arten von Disination, und nahmentlich auch gegen die Orakel vorgebracht hatte. Schon zu Cicero's Zeiten erflärten die Freunde dır »Volksreligion dad Stifehweigen der weiflagenden Goͤtter daher: evanulfie - - - vetuflste vim loci

- ejus, unde anhselitus ille terrae fieret, quo Py- this mente incitata oracula ederet. Hierauf aute⸗

- . . x D

6ss ſehen, als in ben Zeiten, mo Kunſt und Wiſſen⸗ ſchaſt den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit erreicht hatten, und am allgemeinften verbreitet waren. ‚Ste fanten nicht cher, als nah dem Verluſt der Freyheit und Unabhängigkeit von Griechenland u); amd diefer Verluſt der Freyheit und Unabhängig: keit, fammt dem Verſchwinden des alten Wohl⸗ ſtandes und ber ehemahligen Volksmenge, war der vornehmfte Grund bes Verfalld der Drafel. Nach⸗ "dem Griechenland zuerft von den Maceboniern, dann Don den Römern unterjocdht worden war ; fo hörten alle Berathſchlagungen über wichtige oͤffentliche Uns gelegenheiten, über Krieg oder Frieden, über Bünds niffe, Gründungen von Pflanzffädten, Werändes rungen von Regierungsformen u. ſ. w. auf; unb die Haͤupter, oder Vorſteher der Griechiſchen Voͤl⸗ ker hatten keine Veranlaſſung mehr, die Goͤtter uͤber die Dinge zu fragen, woruͤber man ſie in 8

antwortete Rarneades, und nach ihm Cicero: de - vino, aut [allamento pater loqui, quae evane- fcunt vetuftate - - - quando autem-ıfta vis eva- nuit? an pofiquam homines minus créduli eſſo "coeperunt? Die Chriſtlichen Schriftfteler erdich⸗ teten allerley Fabeln, nicht weniger unglaublich, als die Weiſſagungen der Orakel; um die Meinung zu bewaͤhren, daß die Goͤtter der Heiden mit der Ge⸗ burt des Heilaudes verſtummt ſeyen. Wer Luft bat, dieſe Fabeln und deren Widerlegungen zu leſen, der nehme das oft angefuͤhrte Werk von Van Dale zur Hand.

u) Selbſt vor der Schlacht bey Cheronaͤa trug man noch) eben fo viele Drafel umher, ald in Altern Zei⸗ ten. Plutarch, 1V. 724,

2a24249

älteren Zelten. am meiſten gefragt hatte ). Fuͤr⸗ ſten, und Staͤdte wandten Fi von dieſer Zeit an felten an Die Orakel. Wenn es geſchah, fo fragte man hoͤchſtens über die Hoffirmgen Yon Ernd⸗ ten, oder die Gegenmittel gegen herrſchende Krank⸗ heiten... Die meiſten Wallfahrter, melde bie Tems pel ber weiſſagenden Götter beſuchten, waren Pris vat⸗Perſonen, melde zu erfahren wuͤnſchten, ob fie eine Schifffahrt madyen, einen Handel fchließen follten, u. ſ. w. oder nit y). Selbſt die Walls Fahrten Yon Privat s Perfonen zu den Drakeln . wurden aud einem boppelten Grunde nach dem Verluſte der Griechiſchen Freyheit viel feltener, "als fie ſonſt geweſen waren. Griechenland warh theil® durch bie Kriege ber einhetmifchen Fuͤrſten, und Ötaaten gegen einander, theils durch bie ſchrecklichen Verheerungen, welche die Kriege dee Mömer mit den Macedoniſchen, Syriſchen, und Pontifhen Rönigen, am meiften bie bürgerlichen Kriege der Römer nach fich zegen, in einem ſol⸗

chen

A) Plutareh. VII, 607. woAAn yap apyvy naı jouxım, wennuraı ds woleuog, zu wÄRYE, N SAGE BR S- ow, ads rupævrvidec, zde “Ale Ra AERO 76 eic. =

V) . c. p. 608. va deusyisa wolsuy Ravrsuuara, . Gopas rep, ma BoTruv ErIıyoyyE, XU 00 perav Uyssing, EIC. P. 604. .. ads yapd days xarsfavvs un A map wuyg avdparods Kpyaopevag, ds d deıva mapı spyaciag, «Aha. woAsıs usya duva- BEYU, NY. Basılaıs , 3% Tupavva narpıöv way Opovrpvrac BETUygavoy Ta SE FEph TPRYURTAV, -.,

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den Grade entvoͤlkert, dag man zu Pliitarchs Zeiten Muͤhe gehabt.:hätte, aus ganz. Griechen⸗ land dreytauſend ſchwer bewaffnete Krieger zufams men zu bringen: eine Zahl, welche Megara als

lein nad) Plataͤa fandte 2). Viele Städte, in welchen fich fonft Tempel von weiſſagenden Got⸗

tern fanden, waren gänzlid vernichtet a). Aus dere waren verarmt, und zuſammengeſchwunden: welches traurige Schieffal die Tempel der Götter

mit den Wohnfigen ihrer Verehrer theilten, Selbſt

He geringe Zahl von meiftend verarınten Men: fen, bie in Griechenland übrig blieben, warb dur) neu: entflandene Hinderniſſe abgehalten, bie Tempel der einheimtfchen weiſſagenden Götter zu beſuchen. Gleich nad den Eroberungen Alerans ders ergofien fih über Griechenland, und Italien

I kleinere und größere Haufen von Betruͤgern, bie

fi) entweder für Diener ber "Ifis, bed Dfiris und Serapis, oder für Vertraute nes Mithras, ber Des Mater, oder der himmliſchen Heerfchaaren ausgaben, . und neben anderen falfchen Künften au bie der Weiffagung, und Wahrſagerey tries

ben

z) Plut. VII. 629... orı 76 ons oAsyardping, jv di wporspay swosig x Ömolsus wepı masan ONE TI TYV OINSUEVTV OMSIDYKERYTO, MÄSISOV REp0G »

FÄNMaG Meresyns, xy Kolis av vovöiy ‘Rapacıyes rpioxskusc onaruc, OBsS 7 HEYapemy Min MwÄIG searsudev sic wArreing.

. a) Plutarch nennt dergleichen p. 630, die fammt

ben umliegenden Gegenden ſo verwäftet waren, daß —F in ganzen Tagen kaum auf einen Schaͤfer ie Ü *

69t

ben b). Die Griechen entwoͤhnten ſich ‚je laͤnger je

mehr von der Sitte der Vorfahren, mit einem be⸗

traͤchtlichen Aufwande von Zeit und Koſten die

Tempel weiſſagender Goͤtter zu beſuchen, da ſie die Zukunft fuͤr eine Kleinigkeit von umherziehen⸗

den Weiſſagern, und Wahrſagern erfahren konn: -

ten. In Verbindung mit den jeßt angeführten

Urſachen wirkte allerdings auh das zum Werfall

der Drafel mit, was Strabo unridtig für ben

einzigen Grund ihres Sinkens hielt, daß bie alles beherrfchenden Römer nur felten Orakel fragten c).

Faſt fcheint ed, ald wenn bad Drafel zu Delphi eind ber erften geweſen fey, bie in einen fchnellen und tiefen Verfall geriethen. Wenigſtens reden

beyde Ctcerone von dem Drakel zu Delpht ald von

einem folden,. bad ſchon lange gänzlich verſtummt De nn | war

z 5) Ich führe über eine bekaunte Sache, wovon ich an mehreren Orten ausfuͤhrlicher gehandelt habe,

«bioß folgende Zeugniſſe an. Ennius ap. Cic, de -

Div. 1, 68. Piut. VII. 604 . y »

c) XVII. 468. ers vos wpxmg marlov 99 sv Tıay,

a Bayrıny xuJoAs KyTraxprsmpie, vurı d6 0Ai-

Yapız narexsı mMOAAy, TV bouaiwv EONBUSUWV TOIG

Zißvlins xpysmois, etc. Asowsp uy To au An-

pwvi aogedoy anAsÄuırrey xorsnpiovu, mporegov 68

STETLUNTO, Val. Max. 1. 3. Eutatius, qui pri-

mum Punicom bellum confecit a [enatn pro-

. hibitus eft [ortes fortunae Praeneilinae adire,

Aufpieiis enim patriıs, non alienıgenis rempu- blicam adminiftrari oportere judicabant,

Xx 2

693 |

war 4), bas wenigſtens keine Vergieichung mit

bem freylich auch verbluͤhten Orakel der Sorsung

zu Praͤneſte aushalten koͤnne e). Bald nachher ſanken bie Orakel des Jupiter Ammon f), des Jupiter zu Dodona, und die meiſten übrigen Ora⸗ kel in Griechenland, ohne ſich jemahls wieder aufs zurichten g). Das Orakel in Delphi hob ſich kurz vor den Zeiten Plutarchs von neuem empor, und war neben dem Orakel des Trophanius das eins zige im eigentlichen Griechenland, was fleiſſig bes ſucht wurde 4). Sollte man durch das bisher Ges

| | nn | ſag⸗

f

&) de Div. I. ı9,.. . Jam din idem non facit. il. 57. Sed quod caput el, cur ifto modo jam ' eracula Delphis non eduntur, non modo no- ‚Ara aetate, fed jam diu, ut nihil pofht elle contemptius, «) II. 4ı..de Div. Sed hoe quidem genus divina- tignis vita jam communis exploſit. Fani pul. eritudo, et vetuſtas, Praenellinsrum etiam annc retinet fortium nomen, atque id in vul- s. Quisenim magiltratus, aut quis vir illu- rior utitur [ortibus. Caeteris vero in locis fortes plane refrixesunt. Quod Carneadem

Clitomachus ſeribit dicere lolitam, nusquam

fe fortunatiorem , quam Praenefte, vidifle For- tunam.

f) Strabo l, c.

8) Strabo VII. 504. ExAchoms de mug x re Pr ru To av Audwuy, xudarap T’aAld,

h) VII. 621. paAlov ds wAyy dvos 7 dusv ‚URave rær onkaryıv öpavrag, In Eilicien waren noch die Dratel des Mopſus und Amphilochus in Unſe⸗ ben, ib. p. 709. Lucian zahit dieſen die Orakel

bed Clariſchen, nud Dibpmeifchen Apoll au. Me . oo. 23 eo

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i ' _ 1: 6

fagte noch nicht vollkommen überzeugt werben ſeyn,

daß der Verfall der Orakel in Griechenland durch

die von mir angefuͤhrten Urſachen, und nicht durch

die allmaͤhlich verbreitete Aufklaͤrung verurſacht worden; fo leſe man new das Maͤhrchen des Apu⸗ lejus vom goldenen Eſel, und beſonders die Ge⸗ ſchichte des Betruͤgers Alexander vom Lucian. In keinem der aͤlteren Orakel übte man fo grobe Betruͤgereyen, befonderd burd die fo genannten

. mündlichen Götterfprüde, als Alerander fiher laubte; und body eilten gu bem von biefem MBeträs

ger errichteten Orakel jährlich fieben "bis adıt My⸗

riaden von Menſchen nicht bloß aus ganz Aſien, fondern auch aus Italien, ſelbſt aus Roms): und

zwar

236. Weber das Wieder⸗ Aufbluͤben des Tempels, und der ganzen Gegend von Delphi fur; vor Plu⸗ tarchs Zeiten ſehe man feine Abh. über die Delphi⸗ ſchea Orakel VE, Gra. sı. Ich führe bloß folgende. Stellen an: Spars dywulev auto) woAAa uRV 8XTIg-

N

HEVa Tas wporepoy uX .ovran, wolle Wavazupe

00 TWV guysaxuussav x diaptapusvav. oo + . guy ds Aupxporspa nd BpuTTova 0. Ga ssapE Gyusm Turar avadıduav, erep eLauxus TC RpOOIeN epmitius 4 Faying, SyrdpImy May Ässparpo- Tray Tv warum. Lucian EI, 404. ‚208, fchildert Delphi, und das Dratel in Delphi gleichfalls als fehr blübend: wie wohl man fagen

oͤnnte, daß diefer Schriftſteller fih bey feiner - Gchilderung in die Zeiten des Phalario verfeit has. be. Auch war der Deiphifche Tempel zu den Zei-

sen des Pauſanias zwar nicht mehr reich an Schaͤ⸗ tzen in baarem Gelde, aber ſehr reich an dei Bofts barften Dentmählern der Kunfl. X. 9. et lq e.

3) Lusian. 11. 251. 237. 259.

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4 :, ——

zwar waren es vorzüglich bie Reichſten und Maͤch⸗ -tigften, welche dieß Orakel beſuchten, oder durch treue Ruechte und Freygelaſſene beſchickten 4). Nach

der Regierung Antonins des Weiſen nahmen alle Arten des Aberglaubens in gleihem Werhältnig mit dem Verfall des Reichs zu.‘ Die eifrigften

Vertheidiger, und Werbreiter des Aberglaubens

waren die neueren Platoniker. Selbſt die Schwaͤr⸗ merey dieſer After⸗Philoſophen mar nicht im Stande, das Sinken der Orakel aufzuhalten. Al⸗ lem Anſehen nach dauerten die Orakel der Aeghp⸗

tiſchen, und anderer Morgenlaͤndiſchen Gottheiten laͤnger fort, als die Griechiſchen. Die Tempel

weiſſagender Goͤtter wurden, gleich allen uͤbrigen Zempela unter der Regierung des Theodoſius im J. 389. unſerer Zeitrechnung entweder zerſtoͤrt,

obder geſchloſſen 1): wiewohl man auch nach dieſem

Zeitpuncte in der Stille fortfuhr, die Goͤtter zu befragen, bis allmaͤhlich ſelbſt die letzten Ueber⸗ bleibſel des alten Heidenthums verſchwander.

k) 1.c. wc da ıc 7 Iralıay Yıaparyes Ts payrsis To uÄsog, Keysıc TV RX wolıy SVTBESGCSsv, udeic dsıg un aAloc #p0 »AAs yasıysro’ 6 68V AUTO 109- rag, d1 de weurovrsc, am halısa 01 duvarararaı, - xy usyısov afıwun U 77 moÄsı BXOUTSG, -

U, Van Dale p. 538.

| WVierzehntes

-

o x * v. —X —— \ 695 1X . -

Vierzehntes Bud,

Geſchichte der Trauer bey dem Tode von Ans

verwandten und Vorgeſetzten: der Beſtattung

von Leichnamen, und der DBorftellungen von ‚den Schickſalen bet abgefchiedenen

0

Unter Trauer verſtehe ich nicht die natuͤrlichen, und ungeheuchelten Aeußerungen des Schmerzes, and der Sehnſucht bey dem Tode von geliebten, oder geehrten Perſonen, fondern bie ganz, ober gröftentheils erfünftelten, in die Sinne fallenden Merkmahle von Beyleid bey dem Tode von Blutes verwandten, wodurd man bie ab eſchiedenen Gees len der Verſtorbenen zu beruhigen, oder zu ver⸗ | fühnen ſucht, und bie baher einen Theil des Tod: | tendienftes audmachen. | |

Trauer in biefer Bedeutung ficht nicht im Verhaͤltniß mit ber wahren, oder innern Betruͤb⸗ niß , und Sehnſucht ber Traurenden, fondern als lein mit ber Furcht vor dem Uumuth ber abgefihies denen Seelen. Sie war, und ift daher am mil⸗ .beften unter den Völkern, melde bie Natur mit einem lebhaften theilnehmenben Gefühl befchentte,

| und

—— nun 4

27 DEE Ze . und die den Verluſt geliebter, ober geehrter Per⸗ ſonen am tieffien empfanden a). Gie war, unb {ft hingegen am lanteften, peinlichften, und man | kann fagen, am chrgeißigften unter folden Natio⸗ nen, wo ed wegen bed. Mangeld, ober der Schwaͤ⸗ che des theilnehmenven Gefühle fehr gewöhnlich ift, Kinder auszuſetzen, abgelebten Vätern bie . Hölfe zu brechen, und Sterbende zu verlaffen, ober _ aus der Welt zu ſchaffen. Die Xrauer mag uns tee Menfchen diefer Art fo fehreterifh und bfutig ſeyn, als fie will; fo iſt fie fehr häufig thränens fo. Auch ift fie nicht. anhaltend, fundern bright | nur zu gereiffen Zeiten aus. Endlich offenbart fie ſich oft nicht in den Perfonen, die traurig fepn ſollten, fondern in Stellvertreterinnen, die hoͤch⸗ ſtens das Geſchreh, und bie Geberden von Tram: rigen nachaͤffen Tonnen. Gerade deßwegen, weil die Trauer unter den meiften Völkern nur Scans ſpiel tft, . überlaffen fi) die Trauernden, gleich nachdem fie ihre Trauer s Rollen ausgefpielt ha: ben, der wildeften Fröhlichkeit. Die gotteddienſt⸗ liche Trauer ahmt die Achte Traurigkeit nicht nur nach, fondern übertreibt fie meiftende. Trauernde vernichten, ober vernachlaͤſſigen, und verändern wenigftend ihre Kleidung und: Putz. Sie weh⸗ Hagen, faften, zerraufen, und ‚zerfleifchen fi. In Ruͤckſicht auf Kleider und Putz befolgten bie Drauernden unter allen Völkern’ daſſelbige Geſetz. | Ä Dan

8) So fagt Tacitus von den alten Deutfchen: ©. 27. Funerum nulla ambitio. . . Laments et laery- mas eito, dolorem et trifitiam tarde ponunt. Ä Feminie lugere honeflum ef: viris mem nille, r

4 . J J | - ' . | 097- Max mieb nicht nur alle Pracht, and geſuchten u

Schmuck, fondern man wählte aud überhaupt ein

ſolches ieufiere, was Yan dam gewoͤhnlichen fehr | abwich, oder bemfelben gar entgagengefeßt mar.

Wo die Männer gewöhnlih ihr Baarts und Haupthaar abfhoren, ba ließen fir es in den Zei⸗

ten der Trauer wachhfen, und umgekehrt. Wo die

5 Weider Ihr Haupthaar nährten, oder bebechten,

ſchnitten fie es ab, oder liegen es flattern, Wo may gewöhnlich bunte, ober dunkelfarbige Kleiver

trug, legte man in den ‚Zeiten ber Trauer weiße u

an, und uurgelebet.

Zu den anerklaͤrlichſten Gewohnheiten gehoͤrt diejenige welche Herodoe von den Trauſen, ei⸗ nem Thraciſchen Wolfe erzählt. Wenn, ſagt die:

fer Geſchichtſchreiber, ben Trauſen ein Rind ges 5%

bohren wird; fo feßen fih die Eltern, und übrigen |.

Vfutöverwondten um das neugebohrne Knaͤblein, 5; :4,; oder Maͤgdlein her, und beklagen ed unter Aufs Eh Hit

zaͤhllung aller Uebel des menſchlichen Lebens wegen/

4* 2‘

Tel ——

Ag

des Slendes, zu welchem «6 gebohren mworten.! 2 m

Hingegen bey dem Tode von Angehörigen frohlocken fie, indem fie fo wohl bie Unfälle, denen der Ber: |

ſtorbene entuommen, ald die Seligkeit, deren ex}

theilhaftig werben, auseinanderfegen 6). Bey welcher Veranlaffung burchbrang das Gefuͤhl ber wmenſchlichen Mübfeligkeiten eine zahlreiche und tapfere Nation, in einem fruchtbaren Lande, und

unter einen nicht zuͤrnenden Himmel fo allgemein,

daß es dauernde Volksſitte ward, bey ben gluͤck⸗

ES

lichen \

3) v. . Aus dem Herodot (chöpften Val, Max. IL |

6. n- ı2, Pompon, Mela II. e, Solin. e. 15.

n

KL.) ——

Eigen Geburten von⸗ Kindern zu wehklagen, und ‚bey dem Verluſt geliedter Perfonen gu frohlocken? Beyde Gewohnheiten find fo unnatuͤrlich, daß ich daruͤber erſtaune, Daß man die eine fo wohl, als die andere auch nur unter Einem rohen Wolke wie _:

be findet. Die fo genannten Weiner in Louifiane

heulen bey ber Geburt von Kindern, und der Ans kunft von Fremden: wie man, nicht wahrſchein⸗ Lich, vorgibt, weil fie den Tod für eine Reiſe hal⸗ ten, don welcher man nach einiger Zeit zuruͤckkom⸗ me, und bey der Geburt von Kindern fo wohl, als - ber Ankunft von Fremden fi darüber besrüben, daß fie in den befländigen Erwartungen ber Rüd: Fehr ihrer verftorbenen Anverwandten getäufcht wer⸗ dene). Die befehrten Einwohner der Philipps nen, wenigſtens Diejenigen, welche in Manila wohnen, ftellen bey dem Tode ihrer Kinber die Vebhafteften Freuden⸗ Bezeugungen an, nnd feßen diefe fo lange fort, bis man die Leichname zur Rus

he gebracht hat a4)y. Viele

\

«) Tonti im 5. B. der Voy. au Nord p. 158. ces pauvres gens s’imaginent, dit - on, etc,

d) Gentil II. 140. 41, Lorsqu’il meurt un enfant & Manille, fur- tout parmi les Indiens Méti- ces, on fait de tresgrandes.rejoniflances ; ils le parent le mieux, qu’il ef pofhble, l’etendent fur un lit de parade, la face decouverte, lai mettent une couronne de fleurs [ur la tete, l’en- tourent de ceintures egalement de fleurs en forme de guirlandes,, et il y a bal dens l’appar- tement tant, que le cadavre y refte; ils don- fent des menuets, des contredanles, et des

. . fandangos, et quoique la fatiguc les oblige d'y

" prendre du repos, parqu’on ne peut pas tou- . 8 EN jours

v [|

689

Viele Volker uͤberließen die Trauer vorzůg⸗ | Ti den Weibern, oder bewiefen fie nur bey dem.

Tode von ermachfenen männlichen Anverwandten. Beyde Beſchraͤnkungen der Zrauer entfprangen aus einem Mangel von wahrem menfhlichen Ges ‚fühl, der ſich bald als Stolz auf eine vermeintliche

männliche Standhaftigkeit, bald als fromme Err.

gebung in den göttlichen Willen äußerte. Die Amertcanifchen Wilden trauern felten, oder vers gießen menigftens niemahld Xhränen bey dem To: de ihrer Weiber und Kinder, weil fie das Weinen -für. etwas unmännliches anfehen e). Bey bem

Tode von ermachfenen männliden Anverwandten

halten fie Klage⸗ und Sobreden, ober yerwunden

fi) gar bis auft8 Blur; allein fie ſtimmen nie in

bad Heulen und Wehklagen ber Weiber ein f). Die Araber, Mauren, und Zürken betrachten es, als eine Sünde, als einen firafbaren Mangel von

Ergebung in den göttlichen Willen, wenn Männer - bey dem Tode von Blutsverwandten und Freuns . den teauern. Auch bezeugen fie ben Anverwandten

von

jours danfer, la mußque ne celle pas pour cela: on porte le corps a l’eglile au Ion des violons,

qni entourent la biere Der juͤngere Egede er⸗

zabit, ©. 224. daß Eltern in Gröniand nicht bey bey der Geburt von Knaben, fondirn nur von Mädchen, und zwar deßwegen geweint hatten, weil Madchen etwas jo unbedeutendes ſeyen.

e) Charlevoix 372- 36. L’Epoux ne pleure point fa femme, parque felon les ſauvages les larmes - ne convienntat point aux hommes. Selbſt bie &.önlanser ſchſuchzen nur, aber fie weinen und heulen nicht. Cranz 304 ©, .

f) Carver p. 398- 403,

*

20.

von nen ten,

Anhaͤngern Mahomets reine volllommne Reſigna⸗

65)

Y ——

juͤngkt Berſtorbenen kein Beyleid, ſondern ſeg⸗ fie vielmehr &). Man faun viel eher behaup⸗ daß das Gebot des Korand, welches. ben

tion

Ruffel p. 116 Hoͤſt 124 ©. Shbawp 219. That ablolute fubmillion,: which they pay to the will of God, allows them nöx to ufe any con- folatory words upon thefe [olennitics: no: lofe or misfortune is t0 he regretted: inflead like- wife of fuch exprelhons' of forrow and eondo-

. lence, as may regard the deeeaſed, the com:

pliments turnimpon the perſon. wbo is tke moß nearly related, Berka fe ralfıck, ſay his friends, i. e. A Blefling be upon your head. Unter den alten Aegyptiern zerrauften ſich nicht nur die Weis ber , fondern auch die Maͤnner. Heroder, I}. 88 Bruce erzäblt von allen Morgenländern, daß fie

ben Nagel Eines Fingerd lang wachſen lafjen, um

fi) damit in Zeiten der Trauer dad Geficht zerreiſ⸗

fen zu fönnen. Bruce II. 49. In der neuen Aus⸗

gabe IV, 246. In der Feige V. 35. N. A. es mwäbnt er bed Zerreiſſens der Schläfen mit dem Na⸗ gel ded kleinen Fingers als einer bloßen Gitte der Weiber. Eben diefer Meifende bemerkt, daß auf der Inſel Maſuah bey dem Tode von Anverwand⸗ ten nicht Bloß die Angehörigen, fondern auch bie Kreunde und Bekannten einen Gefang, und Tanz unter dem Gchlage der Trommel anftellen. Cben dieß geichtebt in Habeſſinien, mo bey dem Tode ei⸗ ned Vornehmen, die zroölf Richter , meiftend Mans ner zwilchen 60 70 Jahren, auf eine Hächft laͤcher⸗ liche Art fingen und tanzen müflen. Upon the

: Death of ap oaoro, ar any nobleman, the twel-

fe judges, (who are generally betweon 60 and no Years of age) ing. the fong, and dance ıho

.. figure- dance, in a manner ſo traly ridichlous,

that grief muft haue taken fait hold of every (pectator, who does not laugh upon the osca- on, - Zr

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den bey allen Fuͤgungen der Vorſehung zur Pfligt machte, auß der natuͤrlichen Gemuͤthsart ber Dior:

or

genläntifchen Völker entfprang, ald daß die Res |

fignation, welche bie Morgenländer im Durchſchnitt

bey Unfällen beweiſen, eine Folge des Gehorſams

gegen die Vorſchriften ihrer Religion iſt. Wenig⸗ ſtens wuͤrden die Morgenlaͤnder dem Gebote Mies

homets nicht fo allgemein gehorchen, wenn ed

wicht fo fehr mit ihrem Charakter Abereinftimmte.

Einen Veweis ber jeßt vorgetragenen Vermuthuug | Finde ih darin, daß die Brahminen, und die hoͤ⸗ beren Caſten der Heidniſchen Hindus gerade ſo den⸗

Ten und handeln, wie bie Anhaͤnger Mahomets. Die Brahminen, und Banianen trauern bey dem

Xobe von Weibern und Kindern gar nicht, wie fie,

fagen, weil es thöricht fey, ſich gu betrüben, da man volffe, daß man fierben müfle Bey dem Tode von älteren männlichen Blutsverwandten,

ſelbſt von Vätern und Brüdern, ſcheeren bie Dis

‚dus hödftens den Vaart ab, enthalten ſich einige Tage vom Genuffe des Betels, und nehmen ben

VTag über nur einmahl Nahrung zu fi A). Faſt ſcheint 8, al6 wenn die Perfer fich von jeher von: - ben übrigen Bewohnern des Drients in Ruͤckſicht auf Trauer unterfchieben hätten. In älteren Zei⸗ ten gerriffen bie, Zraurigen, und Zrauernden ihre Kleider, und fhoren nicht bloß ſich feldft, fonberu aud) ihre Pferde, und andere Lieblingsthiere D. Im Mahomethaniſchen Perſien zeichnen ſich zwar die Weiber durch bie Ausbruͤche Ihrer Trauer vor den Maͤmern aus. Allei⸗ auch die Maͤnner re xreiſ⸗

A) Aogers 1.19 Cap. Dallas Beytraͤge III. 95 ©.

3) Brillon. de imp, Perf, IM. 205. 6,

A bj

-

) j , . , 702 —— :

reiſſen bey dem Tode von AUnverwandten ihre Klei⸗ ‚der, zerraufen ihr Haar, zerkratzen ihr Geficht, | zerfchlagen ihre Bruſt &), büllen fi in dunkel, | farbige Gewaͤnder, Laffen acht Tage lang Haare 0. Baart wachen, und üben eben fo lange frenge | Gaften. Am neunten Tage kommen bie Freunde I des trauernden Maͤnner, führen biefe ind Bad, und - Tegen ihnen neue Kleider en. Damit tft. die Trauer der Männer geendigt. Die Trauer der Familie, bie in Wehklagen an beftimmten Tagen, und zu keftiiimten Stunden befteht, bauert vierjig Tage. Mur vie Weiber, nit bie Mänuer, befuchen die Gräber, um an denfelben zu wehklagen /).

,

Nirgend iſt die Trauer langwieriger, pein⸗

| licher, und gemeinfchädlicher, als unter ben Chir nefen, und den übrigen Bewohnern bes ſuͤdlichen | und oͤſtlichen Afiens, melde die Denkart, und

. #

N

Sitten der Chinefen angenommen haben m), weil | | Ä feine

um

‚: k) Chardin IV. 106. Jous ceux, qui {font inter.

eſſés dans la perte, qui vient d’arriver, com-

ıne les Parens entie autres, [e dechirent les ha-

birs du cou jusqu’ä la ceinture, s’arrachent les

cbeveux, s’egratignent le vilage, ſe frappent

. la_poitrine, et font tous leg autres actes de des- '

- elpoir, . Les femmes [urtout s’emportent aux

, exces de fureur et de delolation les plus autres, eic,

4) L. c. IV. 108, 109. m) Uever die ‘Trauer der Chineſen, de Halde Il. », 146. etfq p. Le Comte II. 37. 39. Valentyn Il, 268. Ueber bie Tiauer ver Tun'ineſen, Mariny P 294, 95, Der Eoreenjer, du Halde IV. 334- 36. 37. ——

x

\

Beine andere Völker ſich vor den abgeſchiedenen

Seelen mehr fuͤrchten, als dieſe n). Die Trauer

der Kinder um ihre Eltern, beſonders der Soͤhne um ihre Väter, dauert drey Jahre, wenigſtens ſieben und zwanzig Monathe. Waͤhrend dieſer

Trauerzeit muüͤſſen alle, die in oͤffentlichen Dienſte

ſind, ihre Aemter niederlegen: in aͤlteren Zeiten

wahrſcheinlich ſelbſt diejenigen, welche in Kriegs⸗

dienſten waren o). Waͤhrend derſelbigen Zeit iſt

es ledigen Soͤhnen und Toͤchtern nicht erlaubt, ſich zu verheirathen: Verheitatheten nicht, der eheli⸗

chen Liebe zu genießen. Heimliche Ehen, welche

man waͤhrend der Trauerzeit einginge, wuͤrden von

der Obrigkeit aufgehoben werben, ſo wie die Obrig⸗ keit Kinder, die aus rechtmäßigen. Ehen gebohren

werben, für unaͤcht erklärt, und die Eltern, wer

nigſtens bis Mütter ſtraft. Die Trauernden bir:

fen ferner an keinen öffentlichen, und häuslichen . -Feften Theil nehmen, kein Fleiſch, oder ſtarke Getränke, nicht einmahl die gewöhnlichen Bequem:

lichkeiten ded Lebens genießen. Die Zrauernden

ſchlafen auf der harten, hoͤchſtens mit einer gemets

nen Decke belegten Erde, oft in ber Naͤhe der Saͤrge, welche die Reſte der Merftorbenen. in fi fhliegen, und melche ınan fo lange, ale möglid,.

o. j . b .

ve

nn) Dieß bemerkte fchon Coubere I. 367. .. ile pen- fent aufli, que les morts ontie pouvoir de tour« menter et de lecöurir lesvivants; et de la vient ‚leur foin, et leur magnificeäce dans les fune- railles; car ce n'eſt que dans cela, qu’ils ſont magnifiques.

o) Loubere I, 399. encore me ſemble-t il, ue cette exception pour les emplois militaires

ẽſt un etablillement recent,

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*

3 N

Bemtilen Jahre lang im Kaufe zu behalten pflegt. Das gereinigſte Merkmahl von Trauer iſt dieſes,

baß die Trauernden alle koſtbare Kleider und

Schmuck ablegen, daß fie ſich anfang® in. grobe Sack⸗ Leinwand, nachher in gemeine weiſſe baums teolene Zeuge Heiden. Diejenigen Hinterindiſchen Voͤlker, weldhe nicht bie Sitten, und Denkart der. Ehinefen angenommen, fonbern vielmehr bie der Mongolifchen Hirtenvoͤlker beybehalten haben, bitrauern zwar auch ihre Xobten, indem fie eine Zeitlang wehklagen, und weiffe Kleider anlegen. Allein ihre Trauer iſt nicht fo gezwungen, alfo auch nicht fo langwierig, und hart, ale bie ber Chinefen p). In. Siam geſchieht es daher haͤnfi⸗ ger, daß Eftern ihre Rinder, als daß Kinder ihre Eltern betrauern. In Laos bekuͤmmert man ſich um Verftorbene nicht, man neunt ſo gar nicht eins mahl ihre Rahmen, wenn man ihre Leidname

"verbrannt, bie Aſche gefammelt, und in Maufo: .

leen gebracht hat 9). Auf ben Tafeln der Süpfee,

welche man am genaueſten kennt, beklagen beyde

Sefchlechter den Tod von verſtorbenen Anver⸗

wandten. Man waͤhlt and beyden Geſchlechtern

Leidtragende, welche zu gewiſſen Zeiten in einer

phantaſtiſchen Kleidung zu den Morais wallfahr⸗

-ten, mo die Leichname der Verſtorbenen zur Vers

wefung ausgefeßt fi find. Die Leidtragenden führen

außer. einer Klapper die aus al großen Perl⸗ mals

») & von den Eiameken,, Koubere 1 I. 375. 378.

Les Sismois du contraire n’ont point de Deüil force: ile ne donnent de marques de douleur, qu’autant; qu’ils [ont allligez eic,

® Mariny p. 355. \

- . .

mattetſchaalen nwaht, einen langen, Eis, ı ber |

allenthalben mie Haufifh > Zähnen befeßt if. Mit dieſem Stabe verwunden fie. eluen Soden, welden ſie auf Ihren -Proceffionen antreffen: weßwegen . and) alles entflieht, fo bald man das Geraͤuſch der Zrauerflapper hörtr). Die Wallfahrten zu den Morais, und. ben Ueberreften verfiorbener Anders wandten werben nur fünf: Monathe fortgefeßt.

Man flellt fie. gegen das Ende dieſer Trauerzeit feb -

tener, ald im Aufange an... Die Leidtragenden werben von mehreren Perfouen begleitet, die faft ganz nackt, und mit einer ſchwarzen Farbe übers firtchen find... Wlan nennt fie Tolle, oder Wahns wißige, weil fie Perfunen vorftellen follen, welche die Traurigkeit über den Verluſt der Verfiorbenen

| ganz außer ſi ſich geſetzt hat.

| Anch unter den Negern trauern die Weiber mehr, als die Männer; allein bie Maͤuner ſtim⸗ ‚men doch mehr ein, und nehmen mehr Theil, ale im Drient 5). Go bald ein Mitglied der Fami⸗

lie , befonders ein Ehemann peftorben ift, fo tre⸗

ten bie Weiber vor die Thür der. Hätte, erheben ein entſetzliches Geſchrey, zerraufen ſich bad Nanr,

ab zerfeßen ſich das Schicht. Dft laufen die trauern⸗

den Weiber, wie wuͤthend durch bie Dörfer, wos bey fi ſie e meiſtens mit weiſer Farbe beſtrichen find.

Bey

r) Forſt. Voy. II 74. horſters Veebacht. 476. 77. Ss

4) Dentanet 11.31.61. 69 ‚Proyatt I. 174. Adan-. fon p, 60. de Bry VI. c. 43. 44 Boomann 268,

69 ©, Cavazzi I. 403- 415. ' Dy:

—2——

700 |

Ben dem.erfien Ertoͤnen bed Klagegeſchreys erhe⸗ ber alle übrige Weiber, ' bie doſſelhe hören, ein :&haliches Wehklagen, ohne daß fie. noch wiflen, wer der. Verftorhene, und welcde die Xranernden find. Wenn man dieſes erfährt, fo eilen die Freu⸗ de und Belanuten des Verfterbenen in bas Ster⸗ behaus, and wehflagen vier und. zwanzig Stunden Fang, ohne etwas zu fi zu nehmen. . ‘Bey dem Tode von Kdnigen wird das Wehklagen drey Tage lang fortgeſetzt. Man wiederhohlt diefelbigen Ges ſchreys, biefelbigen Zerraufungen, und Zerfekuns gen bey ber Veerbigung ber Verſtorbenen. Gleich nach ter Veerdigung aber kehren die Trauernden in das Sterbehaud zuruͤck, wo fie Zage lung freffen,

u fanfen und tanzen, als wenn fie bey einer Hochzeit⸗

and nicht bey einer Todtenfeier gegenwärtig wären. Alle Reifende bezeugen, daß man in ben Trauern⸗ den, melche ben Leichınzug begleiteten ,„ nad ber Beftattung nicht die geringfie Spur Yon Traurig⸗ keit wahrnehme. Uns befte glaubwuͤrdiger ift bad, a8 Cavazzi erzählt ), daß die Webklagenden Beine Thränen vergießen: daß fie did zum Angens blicke ded Wehklagens, und auch gleich nachher ſcherzen und ladyen: baß ſie die Manmerey der Zrauer auch bey benen nicht unterlaſſen, welche fie. felbft auf eine graufame Art umgebracht haben..

Unter ben meiften Völkern in America neh: men die Männer weder an bem Wehklagen ter Weiber Theil, noch geben fie ihre Trauer durch irgend etwas Auffallended in Kleidung und Puß zu erßennen. Wo aber das letztere geſchieht, da laſſen fie zum Zeichen der Trauer ben Baart wach⸗

ſen ) I. c. P. 410. 410.

l

=... 707

ſen u), oder beſtreichen ſich mit ſchwarzen Karben x). Wenn die Männer in America meniger trauern, als

in Africa, fo find dagenen die Weiber zu einer

härtern Trauer verpflichtet, ald im Ießtern Crds .

theile. In America iſt es nicht genug, daß Weir ber bey dem Tode ihrer Maͤnner wehklagen, und

ſich verwunden. Sie muͤſſen dieſes Wehklagen

. ein ganzes Fahr zu gewiſſen Stunden fortfeßen, oder wenn fie Beſuche erhalten, oder die Gräber

der verftorbenen Gatten beſuchen. Sie muͤſſen - eben fo lange faften, d. h. ſich aller animaliſchen Nahrung enthalten; ſich in Lumpen ober ſchlechte Kleider einhüflen, das Geſicht ſchwaͤrzen, ſich nie wafchen, und in ihre Huͤtten einſchließen y). Waͤh⸗ >”. 0. \ rend

1) Im untern Louiſianac, Pages E36

#0 Ju Patagouien, Falkner p. 118. Unter gewiſſen Witden am Oronoko, wo man feidft durch die Gra⸗ de des Schwaͤrzens die Grade der Verwandeſchaft,

:yud.der Trauer aubdruückt. Gumills I 319. Uns ur, ter diefen Wilden ftimmten aud) die Männer in dab Klagegeichrey ein. Z2ı.p.l.c. y) Begert S. 14. Cranz I, 204 Falkoer/o, 119. Charlevoix 372- 376 p. Carver 405 et ſꝗ. p. Charlevoir 1. 468: jagt, daß Ein Volk im Parn⸗ gnay bey nein Tode bes Gasiquen einen Monarch Iang faſtet, d. h. ſich von dem Genuſſe non Fiſchen enthält. Die Verwandten uud Bekanuten, weiche

bloß bewirshet warden, fondern nehmen auch. we⸗ nigſtens in Grönland, heimlich oder öffentlich aues

.: gefaͤlt, ſo daß nicht ſelten die audgepluͤnderten . Mittuen mis ihren Kindern ‚bald nachher verhungern . ‚möflen. BE BEE

.4,7° \ . , . , . 7 . “io. R * . + ° P .

kommen, um ihr Beyleid zu bezeugen, muͤſſen nicht

mit, was ihnen in dem NMuchlafle des Verſtorbenen

L "7

\ 708 —— A

rend der Trauerzeit; darf keine Witwe ſich verhei⸗ vathen. Wenn in Patagonien eine Witwe ſich während der Trauerzeit einem andern Manne über:

Yieße; fo würde fie fammt ihrem Meyfchläfer von

den Verwandten des verſtorbenen Mannes umges bracht werben: audgenommen, wenn fie bemeifen kann, daß man fie mit Gewalt zum Beyſchlaf ges zwungen habe 2). j

Unter den Griechen blieben die Maͤnner in

Auſehung der Merkmahle der Trauer nicht weit,

hinter den Weibern zuruͤck. Väter, die ihre Söhne, Söhne, die ihre Wäter, Krieger, die ihre MWaffenbrüder verlohren hatten, zerriffen zu Zus cians Zeiten, wie im Heroiſchen Zeitalter, ihre

. Kleider, -wöälzten fih im Staube, ſchlugen ihr

Haupt an den Voben,: ober beftzeuten es mit Staube, und hielten an bie Verſtorbenen ähnliche Reden, wie man fie unter allen Wilden, und dus

- ter allen Morgentändifden Voͤlkern zu halten pflegt a), Die Weiber wehklagten, eushtößten,

! .

2) Falkner I, c. 4) Lucien, H, 927. z% ws a0 s6I46 narTappyyvu- TU y MO MOVIE SUITE 0 DaÄy. magaaTay » + 0 EV yao xasıy aulıvdavroy wollaxıc, x Tacaspaiuc ‚aparracı mpog To edndes. Kucian führt dic Re⸗ den an, weldye Väter fo wohl, als Mütter an ihre entſeelten Kinder zu halten pflegten. Man erwähns te in diefen, wie in allen ähnlichen Reden, vie Sreuden, welche die Werftorbenen deu Zuruͤckblei⸗ bernden geraubt,; oder beren fie durch dem fruͤhzeiti⸗ ‚gen Tod jelbft beraubt worden: das Gute, waͤs fie befeffen und geuͤbt hätten, oder in der Zukunft haͤt⸗ ten erwerben, und verzichten koͤnnen, u. |. We

14

2 —— 789 anb’zertänften ihr Haupthaar, warfen die ausge⸗ riſſenen Haare auf die Leichname der verſtorbenen

Geliebten, zerkratzten oben zerſchlugen ſich War

gen und Bruſt, ſtuͤrzten ſich uͤber die Leichname,

oder Gärge der Geliebten her, als wenn fie fi

don benfelben nicht trennen wollten, und nahmen Tage larig weder Speife und Trank zu füh, als

Merfonen, bie ded Lebens gaͤnzlich uͤberdruͤſſig wär - ren 6). Sehr oft fgnitten die Weiber dad Haar

ganz ab; ſo rote die Männer ed wachſen Liefen r). Beyde Geſchlechter legten alle Prachtkleider, und Schmuck ab, und trugen, gleich ben Römern in ältern Zeiten dunkelfarbige, in fpäteren Zeiten, weiffe Kleider d). Die Gefeßgeber ber = EB 70 fach

I

bb Lucian, l.c. Omwyar d’sri Teroic, xy Male TO YUYKIEWV, NY MED MEUTOV ÜHNpPUxR, KU 58p= ı Y6 TURTOUEYE, " Ro GEMPRTTOHEUN Kay, 104

Gomwioronavoy mapsıy. Petron von der Matrone zu Epheſus, p. m. 197, non eontenta, vülgari more, fanus profequi paflis crinibus , aut nu- datum pectus in conlpectu freguentiae plange- re,.. At illa. . laceravit vehementius pe- ctus, ruptosque erines fuper corpus jacentis impofuit. |

0) Piut. VII, 8% Un eben-diefer Stelle fragt Plut⸗ arch: warum Söhne bey der Beſtattung der Väter

das Haupt verhüllten, uͤnd bie -Zöchter das Haar

entbloͤßten, und flattern ließen?

4) Dunkle Farben waren in ältern Zeiten Trauer: Far⸗ | ben, Selbſt in Sparta wurden Peichname in bun- Teifarbige Gewaͤnder eingewieelt. Plut, I. o2s, In ſpaͤteren Zeiten hingegen trug man weiffe Kleider. . Eben daher fragte Plutarch: VII. 95. Be ri

Asun

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ſuchten fruͤh, die Zeaeer entweder zu beſchraͤnken, aber zu mildern. Lykurg erlaubte, bie Todten in ber Stadt zu begrahen, damit: mas Leichname, und Gräber nicht mehr, als befleckend unfehe. Bus abe wirorbnete er, Daß bie Trauer mit dem «il: ten Tage aufhören, und daß man, am zwölften der Ceres opfern ſolle, am alsdann zu deu ges woͤhnlichen Geſchaͤften, uud zu ber, aemöhulichen Art zu leben ,. zurüczufchren_e). Epimenidee

u und Solon hatten tie Abficht, durch Math und

Sefeße das Harte, und Barbariſche ber Trauer zu ‚unterdrücken, ‚befonders das Jammergeſchrey, und.bie Serrauſungen der Wangen, und der Bruſt aufzuheben 5). JIch zweyfle ſehr daran, daß dieſe Satzungen des Eopimenibes, und Solon lange beobachtet worden. In Rod trauerten die Muͤtter ein ganzes Jahr um ihre Kinder: bie Väter bins . ac änderten, weder eiwas fi ihrer Kleidang u.

y 1a 2 .

Guss 2:7 Tow weder TE yore æriæ,

Kr. aeh Äeursc asknußaker; Auch die Roͤmer trugen bi am den Untergang ver Republik Bunte, unter den Reaiſern, weiffe Trauerkteider, wie Lipſius richtig sermmthete weil in Tpäteren Zeiten beyde Geſchlech⸗

ter in foftbaren vielfarbigen, gewirkten oder geftids

„ten Kleidern prangten, und eben deßwegen weiße Kleider, als die :emfachien amaefeher murden. viel Excnzl. ad, Tacit. An, 11.95 Guther.

12

"e) l.sge. Plutarch,

N Pine 1. 336. 359. 20 nu roouÄnpon Bern, 17 ro Bægſæpixov, a ayyaxavra mparsppv cs wis | URN. 2 rg: Ps KOTTAUSUOU : : eo U TE —RW wAkau [77 raPæic orsaocv aDahay,

—— Be 77 - an ihrem Dähpthaar g). In Maſſillen fanden ſich Hoch zu ven Zeiten des "Walerins Maximus

yooy-öffehtlihe Särge. In dem einen wurden die

Kreyen , "in dem andern, die Knechte, ohne Weh⸗

Elagen, and andern Trauer⸗ Pomp zu Grabe ger tragen h). Die Drachgebliebenien brachten bloß ein

ein Todten: Mahl. Die heutigen Griechen, unb Griechinnen trauern nad} der altgemelnern Sitte ih⸗

Familien⸗Opfer, amd hielten von dieſem Opfer

ver Vorfahren: nur ſcheeren, ber: ſchneiben ſie

wicht niehr die Haare ab, und legen auch Feine ſchwarze Kleider an i). N

Unnter den Römern waren gewiß viele, die, gleich den Griechen, auf die vom Lucian beſchrie⸗ bene Art trauerten. Allein dieſe Art zu trauern.

war doch unter ben Roͤmern nicht fo allgemeine Bolksſitte, und gleichfam Etiquette, als unter den Griechen. " Die Roͤmerinnen hingegen trauer⸗ ten vollkommen auf dieſelbige Weiſe, wie die Gries chinnen. Varro fagte fehr richtig, daß bie Mös merinnen ihre Wangen zerfraßten, um ben abges

fchiedenen Seelen, die durch Blut verfähnt würd | er . . 3 u den,

'g) Heracl, Pont. ap. Gronov. VI. 2828. In Lyxien muften Männer, - die trauern wollten, Weiberklei⸗ der anlegen, ut deformitate cultus commoti maturius ſtultum projicere moerorem velipt, Val, Max, 111.6, 13. |

A) Val. Max, l. e, f, 9. fine Inmentatione, fine planetu funeris etc, | Wr

3) Tournefont I, 89 et [9.9 Guyal. 280-214. P.

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Moargenlaͤndiſchen, noch mit Slawiſchen Voͤlkern,

den, ‚genug gu thun x). Das laute Wehklagen, 596 Zerraufen ber Haare, unb bad Zerkratzen ber Wangen unb Bruft bey dem Zobe, und ben Bes flattungen‘ von Blutsverwandten bauen bis auf den heutigen Tag unter ben Weibern im mittlern

‚und umtern Italien, wie in Corfila fort ). Sm

Corſika fallen fo gar bie übrigen Weiber, welche kraueınde Witwen zum Grabe ber Maͤnner beglets ten, über bie. Witwen ber, und wighandeln fie durh Schläge, als wenn die nachgelafjenen Frauen die Urfachen bes Todes wären. Plutarch nannte mit Recht die Trauer ber Griechinnen barbarifc, indem fie hoͤchſt wahrfcheinlich entweder von ben Morgenlänsifchen, oder von anderen alten Colo⸗ siften abſtammte, bie aud einem mit Sarmaten vermiſchten Volke entfprangen warın. Die Weis ber ver Slawiſchen Völker trauerten von jeher, und trauern auch jeßt noch eben fo, wie bie Morgenläns derinnen und Griechinnen trauerten m). Ganz uns begreiflich iſt es mir, wie biefelbige Art von Trauer zu den MWeibern-in Hochſchottland und Irland, in Bearn und Gascagne gekommen iſt n), da bie Be; wohner diefer Länder keine Gemeinſchaft weder mit

zum

k) Ap. Serv. ad Aeneid. III. 67. - - - ora lacera- bant, ut fanguine inforis fatisfacerent, qui ſan- Guine placabantur. Auch Guther. p. 75.

2) Labat IV, 98, Swinbarn I. 115. Bofwell p. 2n2.

#3) Detmold VI, 207. Offervaz, intorno la Valachia ete. p. hp; :; Le moglie non mancano di firap- parli i cappelli, grafharfi ie guancie, ed urlare apprello il Cadavere del marito.

#)' Pennant’s'Scotl. p. 99. 101. Lafitau II, 393.

it

4

Gum Theil nicht einmahl mit den Orichte und Roͤ⸗

l N \ " 4 · 713

mern hatten.

Alle. größere Nationen 0), und ſelbſt viele wilde Voͤlkerfchaften p), unter welden beyde Ge⸗ ſchlechter, ober wenigſtens Die Weiber ihre Trauer durch Wehllagen und. durch Zerraufungen der Aaore,

der Bruſt und Wangen ausdruͤckten, brauchten

bey Leichen :Begängnifien, und bey dem Trauern an

. ben Graͤbern von Verſtorbenen fo genannte Klage⸗

weiber, die nicht nur im Wehklagen, ſondern auch in allen uͤbrigen Merkmahlen ber Trauer

für. die begleitenden Weiber, Töchter und uͤbri⸗ gen Anverwandtinnen ber Werfiorbeuen den Ton

angeben mußten g), Durch den Gebrauch. Kiefer

Weiber warb offenbar die ganze Trauer: in eine

bloße Mummerey verwandelt, wo Perfönen,

bie. nit traurig ſeyn konnten, benen, die traurig fen ſollten, aleichſam vorfpielten, und ihnen zeigs

ten, wie ſie fih zu geberben ‚hätten, um traurig . f , no 3u

2) Die Morgenlaͤnder der alten Zeit, Shaw p. 2402. = Die Araber, Türken und Kopten, Shaw l. c. . Mail. « let II. 88.89. Niebubr 1.186. Haffelquift ©. 40. Sicard p. ı01. Die Griechen und Römer, Guther. 118 et ſq p. Die heutigen Griechen, Tour- I.c. Die Slawiſchen Boͤlker, Anton 133. 134 0. ur Ä | ?) 3.8. die Umericanifhen Wilden, Charlevoixg73p. Chez d’autres on loue des Pleureules,- - . .Elles chantent, elle danlent, elle pleurent (ans celle, et toujours en cadence etc, Die Wahnwitzigen auf den Suͤdſee-Inſeln gehören gleichfalls hieker. y) Praefjcae dicunter miylieres ad lamentandam mortnum Cconductae, quae dant ceteris modum „‚plangendf, quafi in hoc ipfum praefectae, Fa. ' ſtus in häc voce. 0

L,

za feinen, Es wäre unerläri, wie fo Diele Völker glauben Fonnten, daß ein ſolthes Eicham fpiel den abgeſchiedenen Seelen wohlgefallen könne, wern man richt aus unzähligen anderen: Beyſpie⸗ ‚len ne, daß ber ungeblivete Menſch in allen Theilen des Goͤtterbienſtes nur darauf ſah, daß etwas geſchehe, nicht, von wem, oder wie, umd tn welchen Abſichten es geſchehhe. Die heutigen Bewohner Aegyptens waͤhlen die Klageweiber, und wahrſcheinlich thun, und thaten alle uͤbrige Dior genlaͤndiſche Voͤlker ein Gleiches, unter den bͤffent⸗ ihren Weibs perſonen, ober fo genannten Dimzerin⸗ nen, teil biefe die geſchickteſten Saͤngerimmen, Taͤn⸗ zerinnen und Scaufpielerinnen find- 7). - Det gemeiber nämlich fingen nicht Bloß, fondern fie tanzen und fpielen zu gleicher Zeit 5), fo wie fit iu Rom von Flötenfpielern begieftet wurden 2). Der Klaggeſang beſteht iin Morgenlande noch jet, wie vor Jahrtauſenden, in der beſtaͤndigen Wie⸗ derhohlung, und im 'den verſchiedenen Modalatio⸗ nen einiger inarticulirter Toͤne, und was das wi⸗ derſinnigſte iſt, eben ber Töne, wodurch bie Mor⸗ genlaͤnderinnen ſonſt ihre Freude zu erkennen oo „” . ul;

. 2

4 Mailiet II, 99. Mahrſcheinlich veutete Sicard das Gepraͤnge, was er ſah, nicht richtig, wenn er annahm, daß die Tänzerinnen, welche einen Lei⸗ chenzug begleiteten, dazu beftimmt geweſen feyen, die Traueruden zu erheitern. p. 101. s ll. cc, . j : €) Schon in aͤlteren Zeiten brauchte man fo wiele Ti- bicines, daß die-gmölf Tafeln zur Verminderung

des Aufwandes bie Zahl derfelben auf zehn befchränts ten, Guther, p. 320. Enge

—— - Y

' . [4 " . !

terinnen nicht: bloß wehllagen, fordern: fi’ auch zerraufen, auf die Erde werfen, ihr Haupt mit Staub: beſtreuen, oder Seſecht und Schleier mit Schlamm beſchmieren; for gefingt es ihnen nicht ſelten, in den AUmſtehenben, beſonders tu Eures piarn:, bebkaftere- Surpfindingen von Mitleid zu erregen, als won. welchen ſir ſelbſt gerührt find x. Ba ae Pape Ban SEE SE EEE En Selbſt . 4) Shaw. l.e, At altsheirprineipel entestainments, . m to [hew girth —— won other. 00:

cabona, the women welconie tbe arrival of each

gueft, by Squalling out, for [everal times toze- tler. 300, 100, loo, At tkeir funerals alfo, and 'upon zmelaneholy occahiogs, the repeat-tbe fanp

noile, only the make it more deep. and hollow,

and’ end each period with ſome ventri logaons bghe, Shaw vermutier ſehr richtig, daß die .Kaute Loo, Loo eine-Verberbung von Hallelujah

" Wuenbat daß je wohl · das ejulari der Mömer, als

dag alsincyy' army und beiouberd dad ahHAm . der Griechen denſelbeneytſpraͤchen. Die Griechen - aber druͤckten Traurigkeit allein Durch. Asdeu , Freu⸗ de hingegen Durd) un, w, auf. Ploutarch, in The- "leo l. p. ke - - - - smıpovew de Ta erovdug elsley, IE, 12, TUC Tapvrac, wV TO HSV OREU- doursc av Pwvaiy, . un, TRWUROUTEG EWR, TO

rede wrrkniug, wu Tepaxac Ei.

©) Mailer], c. Sbaw l,c. For there are feverat

| mm. [ns ben ud Da. die Klagewriber und deren Beglei⸗

women, hired t0 act,..upon thele lugubrious

oecafiöns; who, like tbe Praeficae, or mour- ning women of old, are [Ailful’in lamentation „(Amses V, 16,) and great 'miflrefies of thefe.me- . Janchely exprefions; and indeed they perform . tbeir parts wirh ech proper foands, geflures, ‘and Memmintions ‚. that ihey rarely fail to work

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‚up ihe-aflembiy intn ſome exträordinary pitch u

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-Auben man fi vor Leichnamen ſcheute hielt

man fie zu. gleicher Zeit auf eine gewiſſe Urt für

eilig, uud ſuchte auf alle mögkiche Art zu ver:

hüten, baß fie felbſt und ihre Ruhefkätten verketzt

würben, meil man fürdtete, baß die. abgefchiedes

nen Seelen ſolche Verletzungen an ben Lrhebern,

eder denen, welche fie nicht. Dagegen geſchuͤtzt haͤt⸗

ten, hart almben würben.® Daher unter manden

Nationen bie Gefeße, welche ausdruͤcklich geboten,

einen jeden unbegrabenen Leichnam, den man finde,

zu-verfharren, ober die Gräber, vor weldyen man vorübergehe, durch dad Minzulegen von Steinen gegen bie Unfälle von milden Thieren fidyerer zu

machen a), Daher bie harten Strafen, welde.

man am benen vollzog, welche die Gräber und Rus beftätten von Verſtorbenen muthwillig beunruhigt hatten, Die Röner. begnügten ſich nicht damit,

| die

bey hohen Strafen, Guiher. II. c. 33. p. 359. 60.

Dieſes Beyſpiel ahmte der Gothiſche Koͤnig Theo⸗

derich nach. Edict. Theoder. Regis p. 2:39.

Man kann die Regel, die unter den Griechen und

NRoͤmern galt, mit geringen Ausnahmen als Deut

art aller übrigen großen Völker anfehen. Auch die

Mahomedaner begraben daher ihre Todten außer den Städten und Poͤrfern; allein die Ueberbleibſel der Heiligen und der Könige nehmen fie in ihre Mitte

auf. Nur bin und wieder finden ſich in den Tuͤrki⸗ ſchen und Perſiſchen Staͤdten Kirchhöfe: Maſſel p. 116. Chardin III. 274. welche wegen ter geringen Bedeckung der Gräber einem. fürcdhterliden Geruch verbreiten. Ich babe anderäwo der Gründe er⸗ wahnt, welche die Ehrifien allmaͤhlich vermochten, ihre Todten erft nahe bey den Kirchen, und zuießt in den Kirchen ſeibſt zu. begraben.

0) Serv, ad I,c. ctad V..365, VI. Aeneid.

-—— mg

bie Uxnen, welche ihre Afıhe nehtelten, an ten

yerborgenfien ‚Stellen ihrer Grabmaͤhler einmauern zu laffen, und diejenigen zu verfluchen, welche diefe

ihre Reſte eutweihen wuͤrden. Sie. brohten die:

Grafen. dar. Bermeifung, oder ber Arbeit in ben Bergrerken ben Frevlern an, welche bie Reſte her Verſtorbenen entbloͤßen, und der Sonne zeigen wuͤr⸗ ben 6). Mehrere Voͤlker hegten fo gar die Mei⸗ nung, daß die abgeſchiedenen Seelen fo lange trau⸗

zig umherfaren, und in bie Derter ber Ruhe oder

ber. Seligkeit night. eingehen wäÄrben, fo. lange bie

GLoͤrper, welche fie :chemahld belebt hätten, ‚uns | begraben waͤren c). Der Wanſch, die Ueberbleib⸗ De Be ſel

3) Jung de Reliqulis p. 18. 22, Ich kann nicht ums Bin, folgende ſchoͤne Strelle aus der Rede der Athe⸗ nienfifchen Gefanpten gegen ten König Philtpp von Masehonien, den Zerftörer ihrer G:abmähler, abzu⸗ ſchreiben:? Livius XXX], c. 30. Verum enim vero

id fe queri, quod is, yui Romanos alienigenas et barbaros vocet, adeo omnia fimul divina, hu- manaque jura polluerit, ut priore populatione

„cum infernis diis, lecunda eum [operis bellum

nefarium gellerit: omnia fepulcra, monumenta que diruta efle in finibus fuis, omnium nudatos manes, nullius ofla terra tegi,

| c) Virg. Aeneid. 1. c, Aeneas - - -

die, ait, o virgo, quid vult concurfus ad

amnem?.. quidve petunt animae ?

Ili hie breriter fata ef longaeva facerdos:

a 1.0 .,» 20 8 VE ..2* e haec omnis, quam cernis, inope iuhumata- . que turba ef: 8— ſopulti. J Nec ripas datur horrendas et sauss Äugnta. . - trauo-

Paortitor ille Charon ski, quos vehit unda,

nr met \ .

120 _ Ä

fel von Verftorbenen vor aller Verlegung und Bes unruhigung zu ſchuͤtzen, verantaßte nichtjbloß, wie wir in der Folge ſehen werden, die Errichtung von koſtbaren Deufmählern, ſondern auch bie Erbauung von fo genannten. Krypten, ober Felſengraͤbern, de⸗ ren Eingänge fo wohl, als bie einzelnen Cammern, oder Gewölbe, welche fie enthielten, entweder ver; mauert, ober durch fefte Thuͤren verſchloſſen wor: Ben. Solche Krypten, oder Catakomben ſieht man bey Rom, in Sicilien und Maltka d), in Vor⸗ deu » Afien e), Syrien und Perfien. f), vorzuͤglich tn Unters und Obers Uegypten g) Die Gräber der Könige bey Theben haben fo große. Srffnuns “gen, ba Druce deßwegen glaubte: die Stadt habe daher ben Nahmen Hekatompylos erhalten. Er gründet ‚biefe Bermuthung nicht bloß darauf, daß die Stadt Theben felbft nit bes fünften heile von Bundert Thoren fähig gemefen fey, fonbern daß auch bie Gräber bis auf den heutigen Tag Shore genanut werden bh. W u

i - ‘, Uns

transportare prius, quam [edibus olla quierunt. Centum errantannos, volitantque haec litora

circum; \ tum demum admiſſi fiagna exoptata revifunt.

d) de Borch II, 18. 00,

| od Chandler p. 156, | .

5 Shaw p. 263, Niebuhr II. 155. 5) Shaw p.375. Sicart p, 490. 91. Brucel, p. 274, Edit, in 8.

A) Lc. The ſepulchres are fill called buban, the. ates, by the Egyptians. Certainly Thebes it- ell, ismagine ita figure, what we wälf, cannot u vo

un u Far |

r den Boͤtkerny welche ihre Torten ber gruben, ſuchten fehr viele Die Leichname ter Ver⸗

v

ſtorbenen unverſehrt za erhalten, entweder darch

Einbalſamirusg, wie die Argyptier, Aethio⸗ pier und andere Raättoden-i), oder buriyQiäbbrren: uͤber einem gelinden euer, wie bie Begeridi);: uber durch bad Austrocknen an ber Luft und Sonne, ne vie. le aͤltete und neurre Voͤlber Ihaten.k). Einige ker * ge⸗

. Havc’bad'the fifth of that number. Der aelehrte Heranggeber der zweyten Editivn erinnert! IL. 43.

daß Bruce ſich geirrt hube, uud daß Biben nicht

Thon, ſondern Höhle, oeder Keller bedeute. #3 Ueber die verſchiedenen Urten der Einbalſamitung, ober Mumiſirung nnter bau Aegyptiern, Harod. II. 56-88. Die heutigen Thibetaner brauchen allerley Balſanie, Georgi Pr 444. fo wie die Einwohner ‘son Borneo, vorzüglich Kampfer, um Cörper unverwestich zu machen. Sprengeks Bestrl II 855 ©. Die Hintus brauchten Velos, von welchem Die Alterthums fotſcher ungewiß find, ob fie Darum; ter Glas oder giadartige Lakke verſtehen füllen, Lucian, il, 930, 33. ‚et ibi interpr. Die Perfet übergoffen Görper mit Wachd, Herod. I. 140. Cic. Tuſc. Quaef. I. 45. welches die Griechen nachahm⸗

. . tem Xenoph. Hi. Gr, V. p. 321. . U) Projart I, 179. Bobmanh ©, 268. 13) Hof diefe Art mänifirten die Leichname der Ver- ſtorbenen wahrfcheinlich tie alten Peruaner, Ulloa's Nachr. IE 155. Acoſta VJ. c. 21, Die Einwohner der Canariſchen Inſein, Glale p. 152. Nilgem. Sammlkb. der Neiſen, II. 40; 41. gewiß die der Mas siantfchen Eolande, Cowley p. 275: Die Neger, ‚Probert I. 174, bie Sormiejaner „-Valentyn V; 101. -, Die Jugofairen, Isbrand p.209. Die oͤſtlichen Juſulaner, Palles Beer 286, und vie alten

. wen *

Kol⸗

| genaunten Volter halten Ip heen Bemühen gen, die

Leichname ber Verſtorbenen unverſehrt zn. erhalten,

keine andere Abſicht, als ſich durch dieſen Dienſt

die abgeſchiedenen Seelen geneigt zu machen h). Ans Bere hofften vielleicht durch die ben Coͤrpern mitge theilte Usverweslichkeit zu bewirken, daß dieſe Coͤrper von ben Seelen, wern fie ten Kreis ihrer Wanderungen vollendet Hätten, ſo glei wieder koͤnnten eingenommen und belebt werden. Noch andere ſchmeichelten ſich, die abgeſchiedenen Seelen an die unverweslichen Coͤrper zu feſſeln, damit ſie denſelben bie gehörige. Ehre erweiſen, und fie zu Dengen, oder Theilnehmern ber Freuden des des bens machen koͤnnten. Viele Aegyptier behielten die einbalſamirten Leichname ihrer Vaͤter und Bruͤ⸗ bei in thren Haͤufern, wit bloß um ſie im Falle

der Noth zu verfeßen m), ſondern auch um fie zu

ehren, und zu Gaftmahlen, oder Anderen Luſthar⸗

keiten zuzuziehen n). . Die Zuügefäiren, die ser a | chen

Kelchier, Aelian. IV, 1. Var. Hin. Unter den letz⸗ «teren wurden die Leichname in Ochſenhaͤnte genähet, | ei. auch die Mumlen auf Teueriffa miwwitkelt . n . v j

4 So die Perfer; auch die Scythiſchen und Celtiſchen

Voͤlker, welche die Schedel ihrer Vaͤter zu Trinkge⸗

ſchirren machten, Pellont. L æge

>) Horodot. II. 136. Diod, 1,95 €, Lucian. Ih

: 933 9. Ber den Leichnam feines Vaters, zum Uns terpfande gegeben hatte, und Daun die gemachte Schuld nicht bezahlte, ward für füh, und alle feine

: Nachlümmen ehrlos, und mis dieſen der Ehre des

SDegraͤbniſſes beraubt. i nn n) Lucian. I; c. Fapıyavsı da ö Avurriot vroc as

‚90, Asyo da ıdav, Thpkvas Tov vanpov, “aurde

vo) ni wuürbrg sroiı0aTe, le

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hen Hafalgper,, und die Bewohner der Mariani⸗ ſchen Iufeln hängen, oder bewahren die ausgedoͤrr⸗ ten Leichname verftorbener Anderwandten in ihren

Hütten auf, um ihnen als Hausgättern bienen zu

koͤnnen 0). Wielleicht haben bie Neger id Afrika

bey dem Ausdoͤrren ber Leichname verftorbener Ans

verwandten biefelbige Abſicht. Vielleicht aber mar chen ſie Leichname auch deßwegen unverweslich,

weil ſie fuͤrchten, daß ihre verſtorbenen Anverwand⸗ sen ſonſt von ben Göttern wuͤrden verſtoßen, oder 2. sicht aufgenommen werden. Wenigſtens fuͤrchten

die Meger jede Verſtuͤmmelung am meiften deßwe⸗ gen, weil fie in dem Wahne find, daß die Götter

Menſchen ohne Köpfe und andere Gliedmaaßen nicht annehmen wärben, ba fie Menfchen mit Köp:

fen, u. f. w. genug erhalten Eönnten p). Der

leßte Grund endlich, warum man. ganze Cörper,

oder einzelne Gliedmaaßen unverweslih wacht, oder fo lauge, als möglich bewahrt, iſt diefer, daß man erſchlagene Feinde peinige, ober dem Gpotte und Sohn Preis gebe, ober ſich des Sieges über

:biefelben freue. Aus biefem Grunde ſteckten bie alten Eeltifhen und Scythiſchen Voͤlker die Köpfe erfhhlagener Feinde auf Pfähle, ober nagelten fie

an die Thore von Städten, und Wohnungen g). Aus eben diefem Grunde !heben bie Bewohner der

Dftindifhen, und Güpfee s Infeln die Schebel, -

ober Zähne getöbteter Feinde auf. Die Einwoh⸗

ner von Borneo geben fi) fo gar bie Mühe, bie . | | Leich⸗

o) lebrand, Pallas, und Cowley II, os,

7) Aömer.&, 40. Suellgeave pa. _ 9) Pallout, I, 219 et (q. p.

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relchname 'erfhlagener "Feinde zu batſumiren, um ſie den Siegern zum Ruͤhme, und den Ueberwum—

benen zum Hohn und Schrecken aufſtellen zu Fön

nenr):

Manche Völker, melde nicht die Kunſt vers fanden, ganze Coͤrper unverweslih zu machen; beißten, oder fochten, ober fchabten entweder das Fleiſch Bon den Gebeinen ab s), oder lebten bie Leihname auf Serüfte hin 2), oder hängten fie in. Bäumen auf u), ober ließen fie in Fluͤſſe hinabx), ober begruben fie vorläufig y), damit die weichern | Thei⸗

r) Sprengels-Biytr. H, 255 ©.

6) Eo die Mitten in Buiana bey Wlchen, die auf hei Jagd umkeminen, Baprere ©. 170. 171. Die Abiſponen Dobrizhof. 1). 296. vormahls die Het tentotten, Cowley p, 293... Die Franzoſen unb

Deutſchen kochten das Fleiſch von den Leichnamen . der Könige und Fürften ab, weil fie daB Einballas miren vergeffen Yatten. St. FöiX II, 239. Die

ſchiechteſte Art der Mumiſirung im alten Wegypten war, wie ed fiheint, eine. Beitze, welche alle weis here. Theile verzebrte, und nur das Gerippe übrig lieg, II. 8. Herod, Ba |

. 6). Dieß thun die Nordamericaniſchen Wildern mit foichen, die auf der Fagd flerben. Chärlevoix 372 ps Die. Einwohner von Sumatrd. Sprengels Bentr.

T. 15. Die der Suͤdſee⸗ Inſeln, Horfters Beobach⸗ tungen 480 u. f- S. Die von: Eorea, Voy. au Nord IV, 356, Die Parſi's. Ovingt. II. gi.

2) Isbrand p: 76. von ben Tuhgufen. :

æ) Gumill« J. gih, von ven Caraiben. y) So die meiften Americaniſchen Wilden. -Charle ‚voix 1. c,. Dobriahofer II, 295, Hiſt. of ıhe nn | = -Bou-

4

x ' 5

Theile enter burch die e Berwefung, ober vu | Gifte und Voͤgel verzehrt würden. Menu diefeß ‚gefchehen ik ‚, fo fammelt und reinigt man noch jeßt die Gebeine, meiſtens nach einem Jahre unm ſie, auf das beſte bekleidet, urd geſchmuͤckt in gemein⸗ ſchaftliche Gräber zu bringen 2), ‚oder als Feiſſhep in den Küsten aufzubewahren a).

Wenn man weiß, daß der 509 weiten gröfte Theil von Voͤlkern ſich alle erſinuliche Muͤhe gab, ‚die Coͤrper, oder wenighend die Gebeine von Vers ‚Korbenen, unverfehrt zu erhalten, und fo.länge, als möglich, aufzubewakren; fo erftaunt mag um deſto mehr) darüber, daß fo viele Nationen Zobte, ‚nad. felbft Sterbende ausſetzten, um fie von Maubs voͤgeln, und anderen Raubthieren verzehren zu lafs fen, ober daß fie fo gar bie Leichname verſtorbener Anverwandten Hunden hinwarfen , damit fie die: -felben verzehren möchten. Dieß letztere thaten in

älteren Zeiten die Horranher db), und Dal: I wie

9*B —* 1, 20. Falkner P. rg - 180, Gpmilla I. ‚318. a

2) Dieß thun die Nord: amerieaniſchen Wilden, Char- levoix 1. ce. Die Wilden nicht weit von Qarcat bi Died, Hiſt. of the Boucan, I, e, Die Pata⸗

gonier, Falknerl,c. Die Hottentotten, Btaheis ter, 'ıind Zungufen, Cowley; Vorſter Hbrand,

ll. cc,

a) Dieß thun die Guaraunos und Garaiben r Gppille. 0 cc,

5) ‚Cieero Tufec, Quaell. 145. ex Chryäippo, In Hyreania plebs publicos alit canes; optimates, domefticos. Nobile autem genns canum ‚And

on Cie

trier c) welche Befonbere Hunde bazır hielten : in fp& teren Zeiten, auch die Perfer, und Parther d). Dafs felbige thaten vor nicht langer Reit die Kamtſcha⸗ balen e), und thun noch jegt die Thibetaner f), anch gewiſſe Hindus 5). Die Kamtſchadalen war: fen noch bey der Ankunft der Ruſſen Häufig Ster⸗ - ‚benbt Hunden hin, damit fie nicht noͤthig hätten, eine neue Qurte zu bauen Ah). a fie hielten ca für das gröfte Gluͤck, van fhönen Hunden gerrifs fen zu werden 5). In Thibet forgt man zuerfl dar für, daß die Seele aus dem nad nicht

foimms alle, $ed pro Ina quisgue facultate p6- sat, a quibus lanietur: eamque Optimam u sonfent elle fepulturam,

e) Strabo XI, 786.

d) Bon den letzteren Juftin, L. 41. e. 3. Sepak _ tere wulgo aut avium aut eanum Janiatus ei Noda demum ofla terra obruunt. In älteren Zelten ließen bloß die Magier ihre Leichname vor den wilden Thieren zerreiffen. Cic. ik «. Mago- nt, yam mes el, non humara corpora fuoram, ' niſi e feris (int ante laniata, in ſpaͤteren Zeiten warfen die Perfer überhaupt die Leichname non Vers ſtorbenen Hunden vor, und bielten ed für ein gras dee Verbrechen, die übrig bleibenden Knochen zu egraben. Mau f. die Zeugniffe in meiner fchon oft angeführten Abhandlung de religione Perfarum.

s) Steller &, 219. a7}. f} Georg. p. 444 B) Oringt, 1. 88- n) S. 219. 271. Stellet. 2 3) ib. © 273.

—2X F 127 “..

Leichname von Verſtorbenen herausgezogen werbeh), Dieß geſchieht dadurch, daß ein Lhama, ober Prie ſter die Kopfhaut ſtark anzieht, und dann ſo wies der fahren laͤßt, daß ein kleines Geraͤuſch entſtehht ): von welchem man vorgibt, daß ea durch die aus⸗ fahrende Seele erregt werde. Go bald man mit diefer Operation fertig iſt, fo trägt man. den Coͤr⸗ per in einem Sack zur Stadt an einen Ort hinaus, . : wo kungrige und reiffende Hunbe unterhalten wer⸗ ben. Hier fchneiden und kratzen befonders Dazu. angeftellte Perfonen alles Fleiſch von ben Knochen ab, und werfen es ben Hunben vor. Dann zer bredyen ober zerfloßen fie. die Kuodyen, unb geben fie gleichfalls den Hunden, ober werfen fie in's Waſſer. Hoͤchſtens nehmen fre den Schebel, ober einen andern forgfältig geweinigten Knochen mit nad. Haufe, um ihn aufzubewahren. Die Milben, welche um bie Ausflüffe bed Ganges wohnen, glanb⸗

ten nad) dem Tode glücklich zu werben, wenn fie.

ſich im hüfflofen Alter, oder fterbend son Hunden

zerreiften Ließen. Unter ben Voͤlkern, bie ihre - Todten ausfeßten, beſtimmten eiutge biefelben bloß zur Beute von Raubvoͤgeln m): andere, fanchl yon Raubvoͤgeln, als beſonders Yon wierfüßigen . Ä Raube

A) Georgi p. 40. on D L c. Cutem verticis arcte prehenfam et corm- tam tam eeleri, ac vehementi [ucuflionis im-

petu attrahit, ut eam uno momento ſubſlire. a6 cropisare faeiat. Tum vero, inquiupt, ani-

ma d uneti erspille dicitar.

m) So manche Hinyus, Dow’s Diſſert. u: 34. : Die Parfis, Ovingt, II. 85. 86. lvo ©. 33, Die Illinois, Lettr, EURE VR N. 5.

b)

Rukehieren a). Siena! kuamditen Si@weilen Mk regefn, um die uͤbrigen Moaubthiere abzuhqiten iwdenm ſie die Leichnanre entmeder in. Baͤumen auf: hingen, wid bie Illineid, oder wie die Parſen in offene Thuͤrme feßten, zu welchen⸗nur Ranb voͤgel einen. Zugang. hatten. Es ſcheint, als wenn ſolche Boͤlker bloß wuͤnſchten, hoff die weicheren Theile ber Leichname ven Thieren verzehrt würden, au⸗ ſtatt daß. denjenigen, welche ihre Todten auf frehem Felde ausſetzen, daran liegt, daß hie Kuno⸗ ‚hen ſowohl, als das steile eine Beste von m Bible

ren werde.

Rad den Wieken, welche Pr ‚in Geſchicht⸗

ſchreilern und Reiſebeſchreibern finden, gab es mehrere Urſachen der unnatärliden Gewohnheit, Zobte und Sterbende auszuſehhen, oder Hunden ‚und anderen. Raubthieren hinzuwerfen. Zuerſt ließen ſich Die Kamtſchadalen gern kom ſchoͤnen Hans den zerreiſſen, weil fie. ſich einhildeten, daß fie alds dann in einer andern Welt die Herren diefer nuͤtz⸗ Uchen Thiero werden würden Wielleicht hatten : bie alten Horklanier, und die fpäteren Perſer, uns ter welhen Munde vor allen übrigen Thieren ges ſchont wurden, ähnliche Vorſtellungen. Zwey⸗ tens: viele Schamaniſche Heiden in Sibirien hals - ten den Zuftand nad dem Tode für eine gar nicht | wuͤnſchenswerthe Fortſetzung bes irbiſchen Lebens, imn⸗

—2

* So die ZTotdelanei, Oeorgi i. e. und die Mona

lichen Hirtenvoͤlker, Sörftene Beob. 487 ®. Le⸗

pechin 1. 299g 8. Die Gaffern begraben piej

Füuͤcſten und Kinder, Ale hörige werßen ſie den Woͤlfen bin. Rarıoyr p.. R9.

|

&

v J \ . J J * x N . J 729. +“ - . v ‘. J

Andem beſonders die Erdgeiſter; eder bie Urholden unter der Erde ben Seelen niet Ya: gemach perurfachen. Um nun die Seeler den Pe ckereyen der Erdgeifter. ſo viel, als moͤglich Zu ibi⸗

entziehen, hängen manche Voͤlkerſchaften in

‚vien die Todten in Bäumen auf, und Laffen fie bier, ‚oder bie herabfallenden Gebeine über der Erde ver⸗ weſen 0), ohne fie jemahls zu verſcharren, weil. ſich alddann die Erdgeiſter derſelben bemaͤchtigen koͤnnten. Die meiſten ſaͤdlichen Aſiaten endlich ſchaͤtzen ſich gluͤcklich, lebendig oder tobt Dan Ta⸗ gern, oder Krokodilen verzehrt zu werben, weil ſie dieſe Thiere entweder als die Stammpäter ih⸗

res Volka, ober als die Wohnungen ber abge⸗ ſchiedenen Seelen ihrer Vorfahren verehren.

Wie ſol man aber aus bes angeführten j oder

ahnlichen Gründen die empoͤrende Gewohnheit er⸗ klaͤren, vermöge deren manche Voͤlker bes oͤſtlichen

Aſiens, und bes ſuͤdweſtlichen America Ihre Eltern und Kinder werzehrten, und biefed für die ehren⸗

vollfte Beftattung hielten? Die Maffageten, Ihe - donen und Derbicen ber alten Zeit p) erwürgten

ihre Eltern, wenn-fie das fiebenzigfte Jahr erreiht

hatten, aber verzehrten wenigſtens ihre Leichname, welche fie mit dem Fleifhe von Schaafen oder Haͤm⸗

mein kochten. Die Iſſedonen 9) faßten die Sche⸗ del

99) Beoiste Ruſſ. Vaterſch. ©. rn 383:

‚p) Herodot, i. a16. IV. a6. Strabo XI. 781, 790.

9) Herodot. IV. 26. Die Reiſenden, welche im 13. Jahrhundert den Hof der Didingiehanden bes . Tuchten, erzählen, daß dieſe Sirre noch dainahis in Thibet fortgedauert habe.

Le *8 *

90 —— a

del ber verzehrten Eltern in Gold ein , web brach⸗

ten deuſelben jährlich, wie ihren Hausgoͤttern Op⸗ fer. Alle dieſe Qunnifchen Volker begenben ent ‚weber bie Abvigen.Tobten, bie früher an Krankhei⸗ ‚ven florben, ober warfen fie ben wilden Thierea zum Futter hin, Da man unter ben Maffageten, und beren Brübern bloß bie Cörper don abgelebten Derfonen verzehrte; fo kann man ihre ſcheußlichen Todtenmahle nicht aus Menſchenfrefferey, oder aus der Gierigkeit nah Menſchenfleiſch erklären,

wie allenfalls die Gewohnheit der Wilden in Bras -

filten und Paraguay, welche nicht bloß das Fleiſch, fondern auch die zermalmten Knochen ihrer Kinder, und übrigen Anverwandten verſchlingen, und nach⸗ dem fie dieſes gethan haben, bie verzehrten Auges hörigen beweinen 6), Allem Anfehen nach tranten die alten Maſſageten den Meften ihrer ehrwuͤrdigen Vaͤter ähnliche munberthätige Kräfte zu, wie noch jeßt ihre Nachkommen, bie Thibetaner, und Cals mycken ben Meberbleibfeln von. Hohenprieſtern und

‚anderen Heiligen. Die Calmycken verkohlen van Zeit zu Zeit bie Edrper ihrer oberfien Lhamas, ins

dem fie biefelden in brennende Defen ſetzen, unb

Quotquot J tra vilcera famelici condidere anthropophagi.

«

9) Pallas Beyt. IIE 381 ©, u

Stunbenlang mit Oehl begießen. Wenn die Ver⸗ kohlung vollendet iſt, fo theilt man die Stuͤcke der verkohlten Coͤrper als Amulete, ober als wuns derbaro Arzneyen aus ). Es ſcheiut faſt, als

r) Pifo p. 14, Baro p. 935. Pobrichoſer BI. 299, fatie cellerant, eorum carnes [ua in-

‚, Humanam equidem carnem tanta, eluriebant aviditate, ut prae illa perdices, damas, apros, . et quidquid cupediarum elt, afpernarentug,

wenn

:

mern gewiſſe Boͤlker in Guiana ahuliche Vorſtel⸗ lungen haben, Dieſe Wilden laſſen zuerſt ihre

Todten bis auf bie Knochen verweſen, weil fie uͤber⸗ zeugt find, daß Niemand, fo longe er mit Fleiſch

bekleidet fen, in das Land. der Seelen eingehen

konne. Wenn alle weichere Theile verzehrt find,,

ſo verbrennt man bie Gebeine. Was von Ken Ber beinen übrig bleibt, pulveriſirt man, fhätter das Knochenpulver in Wafler, und reibt ſich damit ent⸗

weder die Deine, oder trinkt ed aucht). Schon unter ben Fraͤnkiſchen Königen trieb man ähnlichen

Aberglauben mit den Leichnamen von angeblichen

Banberemn unb Zauberinnen. Die Fraͤnkiſchen Ges

feße drohten denjenigen die Strafe des Todes an,

welche Zauberer, ober Zauberinnen verbrennen,

ober das Fleiſch derfelden Jemanden zu effen geben

würden u).

Roc ben Wegraben mar Feine. Behandlung - der Zobten allgemeiner, als das Werbreunen. Auch. diefe Behandlung von Leichnamen ward aus

mancherkey Urſachen eingeführt; Cine ber erſten

‚und natürlichfien war die Abſicht, die Corper von Werſtorbenen gegen die Mißhandlungen von Seins .. detn zu ſchuͤten. Die Mord, Americanifhen Wil-⸗

den verbrennen ihre Mitſtreiter, bie im Kriege,

oder auf Kriegezügen fierben, um bie Aſche derſel⸗ ben deſto leichter mit nehmen zu können x). Der

‚Dictas

H Biet III. ©, 14: P. 398. Barvere &. 172.

. = Capit, Reg. Franc. p. 385, quicamen eju ad ı

eomedendum dederit, Yu 4

=) Ghalevoix p. 374. \ j | "

\

-732 Dictator- Bulle lief die Gebeige des C. Marius erſtreuen. Cicero vermuthete fehr richtig, daß = Sulla aus Furt, ihm Bönne etwas ähnliches bes . gegum,‘befohlen habe, daß fein Coͤrper verbrennt werden folle 9). - .

Eine zwegte Urſache bes Verbrennens war urſpruͤnglich, ober iſt wenigſtens jegt unter vielen Voͤlkern ber Wahn, daß das Verbrennen edler,

oder würbiger fen, als eine jebe andere Behand⸗ lungsart von Zobten, befonberd ale bad Begra⸗ ‚ben. Dieſe Denkart herrfiht jet Im ganzen fübs lichen und oͤſtlichen Afıen, wo baher bie Leichna⸗ mien ber Fuͤrſten und Großen, auch ber vornehm⸗ ſten Prieſter verbrannt, die zuruͤckbleibende Aſche in koſtbare Gefäße geſammelt, und entweder unter Pyramiden, ober in Tempeln bepgefeßt wird, ans ftatt daß man Kinder unb Arme fdhlechtweg bes ‚geäbt 2%. Je voruehmer die Perfonen find, deſto höher find die Scheiterhaufen, auf melden ihre Leichname verbrannt werden. Die Scheiterhaufen von. Koͤniglichen Perfonen erreichen bie Höhe kon Thuͤrmen 0). Wahrſcheinlich dachte man auf gleis de

‚..MDeLeg II. se: C. Marii Gtas reliquias apud Anienem difipari juffit Sulla victor. Quad .“ hand Icio, antimens ſuo corpori pofle accidere, priguus @ patriciis Corneliis igni voluig ere- mari. | n

2) Arme oder Kinder werben begraben. in Hindoftan, Niebuhr II. 25 S. in Siam, Loubere I. 377. in Thibet, Georg, Alphab. Thiber, - - et ihcihade

re foveis, humoque tegere vililimum, . a) In Pegu, Voy. des Holland, äux Indes Orien- tales J. 421. in Zunlin, Laos, und Siam, Abe . e#

E 4

Zus

\

- . % * .. . . x {) b .

de Art in Peru, und nüter manchen anbern Voͤl⸗ | u. vo das Werbrennen der Todten uͤblich

war da). An Mom figelnen entweder die Bor: nehmen übethaupt, ober buch manche alte Bes

ſchlechter das. Verbrennen für weniger ebel, ober anſtaͤndig gehalten zu haben, als dad Begraben. Wenigftens war ber Dictator Sulla der erſte un⸗

ter den Patriciſchen Corneliern, deſſen Coͤrper Derkrannt wurde, ungeachtet das Verbrennen ſchon

zu der Zeit, did man die zwoͤlf Tafeln verfertigte und dnnahm, eben fo gemein mar, als bad Be un b).

‘x würde nit widerſprechen, wenn gemand vermuthete, daß die Meinung von der höhern

Mürde des Verbrennen erft da entftanden fen, |

nachdem man eine Zeitlang Leichname aus einer von

folgenden beyden Urfachen verbrannt hatte, entwe⸗ der um bie Verſtorbenen badurch von allen ihren

GSuͤnden zu reinigen, oder um fie mit ber ganzen Ausſtattung, welche man denſelben mitgab, befto

ſchneller, und gleichſam unmittelbar id eine andere

Welt hinüber zu bringen. In ber erften Abſſcht verbrannten von jeher bie meiften Hindus ihre Tod» ten

Rhodes p. 98. Mariny p. 355. Kämpfer I S.ai. Loubere I, 372 - 5

aa) Acoßa V. g e. ari.

| ‚b Cie. de Leg. II. c. so. 2%, . . primus e patri- eiis Corngliis igni voluit cremari, «. Homi-

nem mortuum, inquit Lex in XII sabulis, in

urbe ng [epelito, nero urito,

-

734 Be —5.

tech 2): in ber andern bie alten Scanbinapier d), die Mexicauer, und bie meiften Völker bes. ſuͤd⸗ lichen Afiens, welche ben Werftorbenen die gelich, . teften Weiber,. Freunde, und Sclaven, bie beften Kleider, Waffen, und andere Koftbarkeiten. mits gaben e). Die Kargheit der füblihen Afiaten bat ein Mittel erfunden, den abgeſchiedenen Seelen, wie ben Göttern, auf eine mohlfeilere. Art zu bier nen, ald bie Verfahren. Go wie fie nah dem Beyſpiele der Ehinefen ten Göttern meiſtens nicht Thiere und andere Dinge von Werth, fonbern nur bie papiernen Bilder berfelben barbringen; fo Derbrennen fie mit ben Leichnamen ber Verſtorbe⸗ nen auch nur bie papiernen Wilder der Gachen, von weldyen man weiß, oder voraudfeßt, daß fie den abgefchtebenen Seelen am theuerfien, ober uns entbehrlichſten ſeyen. Man tröfter fih damit, daß dieſe Papier » Figuren ſich in der. anderen Welt in die Dinge felbft verwandeln werben f). PR

Ä Die

e) Aogers 1. 19. Bernier II. ıso, Yiiebubr II. a5. 4) Barthol. p. 112. 173,

e) Acofla, Mariny, Loubere Il, cc, Strauß es zählt, daß man einer Prinzefjinn in Siam außer anderen Koftbarkeiten allein 6 Millionen in Silber

mitgegeben habe. ©, 24. 26.

f} Leubere I. 367. W’ailleurs ils ont &tabli par une [age economie, qu’il fuffiloit de brüler avec les corps morts, au lieu de veritables meubles, et de veritable monnoye, ces melmes choles figu- rees en papier detonpe, et [öuvent peint ou dore: fous couleur, a mon avis, gu’en matiere d’ombres, velles des eholes en papier «teient aufli bonnes, qne celles des chules melmes, que le papier reprelente,

tn e 44 UU—

A

De tagte wahwläehnlige Unfade, im wab

er Willen man unter Völkern, die Ihre Tobten

begruben, einzelne Verbrecher, befonders Zauberer und Zanberinnen Yerbrannte, war die Einbildung, daf- man durch die Verwanblung ber Coͤrper in Aſche, und dann durd die Zerfireuung oder tiefe Vergrabung ber Aſche die abgeſchiedenen Seelen vernichten, ober wenigſtens außer Stand fegen

. würde, den Lebenden zu ſchaden. Go dachten ſchon bie aͤlteſten Bewohner des nörblichen Deutſchlan⸗ des 2). Diefelbige Denkart war, wenn mid nidt

alles trägt, ber erfie und wahre Grund, warum

ſelbſt die Chriſtlichen Volker des Mittelalters die angeblichen Zauberer und Zauberinnen auf. ben. Scheiterhaufen brachten.

| Biel weniger verbrritet, ald das Verbrennen, iſt das Hinwerfen von Leichnamen, oder der Aſche

von Verſtorbenen ind Meer, oder in Fluͤſſe. Dieſe Behandlungsart iſt unter den Thibetanern, und

den Mongoliſchen Hirtenvoͤlkern eben ſo gewoͤhn⸗ lich, als in ben Suüͤdlaͤndern, und auf den Juſeln ber Südfee 4); allein fie wird für gering gehalten, und deßwegen nur bey gemeinen Lenten gebrauchts) Ganz anders {ft es in Hindoſtan, und anderen Meichen des füblichen Afiend. Selbſt die reichſten

und vornehmſten Hindus werden gewöhnlih nahe: Ä Ä am

. 8) Bärthol, p. D66. ———

%) Marion p. 133. uch in den neuen Philippinen.

* m. - —— 4

\ en

werden Geringe in’5 Meer geworfen. Letit. Kdi, XV. 850g. voor u

5) Georgi I. €, Aquls immergere eorpora uktatum, fed vile quiddam et abjehtum aß,

Le

am Geſtabe bes See verbramnt, damit bie nädz - Re Flath die Afche wegſpuͤlen möge k). Wo man dieſes wide erreichen kann, ba ſammelt ran tie Aſche, und ſtreut fie in's Meer, ober in heifige Fluͤſſe, in der Hoffunng, baß dadurch bie abgeſchie⸗ dene Seele von ihren Flecken gereinigt werde. In mänden Gegenden bringt man FIR Kranke wider ihren Willen an bie Ufer des Gangrs, oder anderer heiliger Fluͤſſe, mund’ ſtuͤrzt fie zuleßt bins _ - ein, um ihre Gerlen von allen Unrtinigkeiten zu fünbern I). Untere Voͤlker fürdteten keine To⸗ desart mehr , ald das Ertrinken, und Peine Bes handlungsart von Zodten mehr, als dad Hinwer⸗ für’ der Leichname In’s Waſſer, well fie glaubten, tag die Seele gleihfam im Waſſer ausgelöſcht werde. Go dadıten auffer den Griechen und Roͤ⸗ - mern bie alten Gcantinabier m). Eben fo denken noch jetzt die Megerinnen in Matamba. Bern dieſe ihre Ehemaͤnner verlieren; ſo glauben fie,’ ‚daß die abgeſchiedenen Seelen ſich auf fie werfen, ober auf ihnen ausruhen werden. Sie glauben bdieſes um deſto fefker, je mehr fie von ihren Maͤn⸗ nern geltebt worden. Um nun Biefer: Saft los zu ‚werben ,.. Loffen fie fi mehrere Mahle in's Miaf: fee werfen, banrit die anf ihnen fißchden' Serlen ber Männer erfänft werben m). | Mehie

| N Niebuhr 1. v.

) IL 181. Bernler.. afin quo lame on fertant

ſoit lavé 0 de tontes les impuretez, qu'elle au

roit contràcter dedans le cörps: et te n’eff point fenlement une ssifon du bes peupit,

m Barıhol. IL. 2. p. e. 70. 004... n) Cavassi dein ie re npens

- . . .' / nn 787

Meine Sefer werben and dem biöher Gefagten

ſelbſt wahrgenommen haben, daß die groͤſte Man⸗ nichfaltigkeit von Behandlungsarten der Todten von jeher unter ben Thibetanern, und Hindus

Statt gehabt habe, und noch Statt habe. Sn

Zhibet und Hinboftan nämlich begraben Einige ihre

Todten, oder feBen fie Raubvögeln, und anderen Raubthieren zus Beute hin. Audere verbrennen die Seichname ber Verſtorbenen, obes werfen fie

ins Waſſer. Faſt noch merfwürbiger, als dieſe Thatſache, ift der Wechſel, vermöge deffen unter

den urfprünglicken Völkern unſers Erdtheils erſt

bad Verbrennen dad -Begraben, und dann wieder

das Begraben das Verbrennen verträngte Daß _

bie Germaniſchen Völker eben fo wohl, als bie Griechen und Römer urfpränglich ihre Todten ber gruben, wird nicht nur durch bie aͤlteſten Grab,

mähler , oder durch die Sagen über die Zeit, und ‚Me Perfonen , in welcher, und dur; melde bad

Werbrennen eingeführt worben 0), fondern auch

felbft durch den Redegebrauch der alt» Europäis

fhen Sprachen bargetban, indem alle Wörter,

von Leichnamen bezeichnen, fich allein auf das Bes

graben bezichen p ). Das Verbrennen ward in

Gries

0) In Scandinavien nannte man Odin ald den Er⸗ ften, Der das Begraben eingeführt babe: Maller p. 212. -Barthol, p. 112.

p) So im Dentſchen, Gräber, bearaben , beerdiaen:

‘im Lateiniſchen lepulcra, humare, humati, ſitus

elt, gleba u. ſ. w. Man 1, bei. Cic. de Leg. II,

c, 22, Declarst enim Ennius de Africano, hie

6

‚welche. die Ruheftätten, und Wehandlungsarten

/

788

Griechenland, Italien, und Deutſchland, als eine fremde, wahrſcheinlich Slaviſche Sitte eingeführt, indem die Slaviſchen Voͤlker von jeher ihre Tod⸗ ten verbrannten q). Lange Zeit erhielt ſich neben der umen Sitte des Verbrennens die alte Sitte des Begrabens; allein bie leßtere verſchwand fo toohl unter ben Griechen und Mömern, als unter ben Germanifhen Völkern, je länger, je mehr, fo , daß zuleßt nur bie Aermſten, welche die Ko ſten des Scheiterhaufens nit aufbringen Fonnten, ihre Zobten begruben. Schon gu Taciti Zeiten wurden unter den Germaniern Vornehine und Ges ringe verbrannt, Die Scheiterhaufen der Erfteren unterfchieben fi) von. denen der leßteren allein das durch, baf fie aus gewiſſen Holzarten beflandenr). Durch die Einführung bed Chriftentbumd ward die alte Sitte wieder hergeftell. Die Chriften. dverabſcheuten das Verbrennen als eine Heidniſche Eitte, und zogen das Begraben auch deßwegen vor, damit der Ausſpruch ber Schrift erfült wers u j de:

ef ille firus, Vere. Nam fiti dieuntur ii, qui conditi [ant, Nee tamen eorum ante fepulerum ef, quam jufta facta, et corpns incenlum el. Et quod nune communiter in omnibus ſepultis penitus, bumati dicantur: id eratproprium tum in iis, quos humns injecta contegeret: eumque morem jus pontifäcale confirmat. Nam prius- quamı in eos (os) injecta gleba eſt, locus ille,

'ubi crematum eft corpus, nihil habet religionis, etc.. |

9 Anton’G. 135. 136.

r) Taeit. Germ. e 27, Funerum nylla ambhitio, ld folum obfervatur, ut eorpora olarorum vi- rorum certis lignis crementur, -

- m. ——

75. % Sn * Fan .

EZ x

ber daß der Leib des Menſchen, der zuerſt aus Erde gendmmen worden wieder zu Erde wer⸗ de —3 | Ft

Die meiften , ſelbſt rohen Voͤlker, welche ihre. Todten bearuben, oder verbrannten, erbauten benfela ben: in marcherley Abſichten Grabmähler. : Die erfie usb mkuͤrlichſte Abficht von Grabmählern war biefe, die Ruheftätten ficher, ungeſtoͤrt, und zus - gleich Leicht zu machen. Damit den Verftorbenen, ' um mit den Alten zu reden, die Erbe fo leicht; als möglich merde, fo richtete man felbft. unter den. Wilden in Africa und America die Gräber, wis "Gewölbe, aber Keller, oder gar wie geraͤumige Zimmer ein, in welche man die Leichname hinfeßen, ober Anlegen, bisweilen aufhängen Tonute 6), Um - aber |

2) Pelticoke JM. P. u. P. ET)

u’ Manf. alle von mir angeführte Zeugniffe uber dad Bar graben von Todten: aud) meine Abhandl. uber die uns befanuten Denkmaͤhler in allen Theilen der Erbe, wo beionder& von den Srabmählern i im füdlichen Sipirien | gehandelt wird, Unter den Sriechern und Römern war ed ein gewoͤhnliches Hebet derer, die Beerdigune gen beywohuten, oder bey Graͤbern vorübergingen : Bt tibi terra levis, fo. wie Das entgegengefse ht tibi terra gravis fir eine Verwuͤuſchung gehalten wurbe; Guther. c. 13. 9.252.-36 - Die erflere Fore mel fette man gewöhnlich auf die Grabmähler von Berfiorbenen, und wenn Lebende ihre Grabmaͤhler, Bder die Inſchriften derſelben einrichten ließen; ſo baten ſie haͤufig die vorüßergehenden Wanderer, daß

dieſe ihnen eine leichte Erde wünfchen möchten. In gleicher Abſicht ſammelte man da, wo man die Tod⸗ a ae, die Aſche it Armen, oder audere

® ' Mao --

40 _. dm ae

aber ben Verſtorbenen zugleich bie größte Sicher⸗ heit gegen jede Verletzung und Beunruhigung zu verfchaffen, bedeckte man fie entweber mit Stei⸗ nen, oder mit Raſen, ober mit beyden auf eine fol» he Art, daß die Eörper nicht dadurch gedruͤckt wur⸗ den u); oder man umgab die Ruheſtaͤtten mir Mau» ern und Pfahlwerk x. Sm Morgenlande war es feit ‚undenklichen Zeiten, unb tft esd wis auf ken heutigen Tag Sitte, daß jeder Wanberer zu ben | Gräbern von Ermorbeten einen Stein hinzulegt: woraus zuleßt fehr große Haufın Son Steinen ents | fichen y). Diefed Hinzulegen. von Steinen muß man nicht mit dem Öteinigen verwechſeln, wel⸗ u ches im Orient, auch unter den Griechen und Mös mern, bey Bräbern, wie bey Perfonen, Haͤuſern |. md Tempeln für eine große Beſchimpfung geach⸗ tet wurbez). Hohe Pfalwerke, oder Mauern hiel⸗ ten nicht bloß Raubthiere ab, fondern Verbinder: ten auch, daß Dienfchen unverſehens auf Gräber Ä tras

u) So die Araber, Arvieux III. 20. Die Groͤnlaͤn⸗ der und Estimos, Eranz 300. 3016. Ellis 148: Die Abigonen machen die Öräber nicht tief, und bes decken die Eörper nicht mit Erbe, fondern mit flache lichen Zweigen‘, damit fie nicht gebrädt werden.

, Dobrishofer II, 295 p.

=) Sp: im noͤrdlichen America, Voy. au Notd V, 326: in Neu⸗Caledonien, Forft. Voy. II. 420. 22. in den Matidiven, Pyrard l.c, in den neuen Philips pinen, Lettr. Edif, XV, 309. Ä

y) Dan ſ. die Zeugniffe beym Shaw Preface p, X, 2) Guther, p. 248. 45. So fleinigten die Römer

nach dem Tode des Germanicus die Tempel -des Goͤtter. Sue, in Calig. c 6, \

L \ a 741

traten. Die meiſten Völker hegten nämlich eben bie Meinung, welche bie Einwohner der Maldiven baben, daß durch das Treten auf Gräber die Ders florbenen beunruhigt, und biejenigen, welche der: gleichen thun, befledt werden. Rytſchkow er: zähle b), daß die Tſcheremiſſen die Gräber nicht Bloß deßwegen umzsunen, um bie Todten gu ſchuͤ⸗ Ben, fondern auch um bie abgefchiebenen Geelen

abzuhalten, daß fie nit aus den. Ruheftätten ihrer

ehemahligen Coͤrper heraus kommen, und die Fel⸗ . ber ber Nachgebliebenen verwuͤſten.

So. wie Völker in der Eultur foxtfchritsen,

beftrebten. fie ſich, die Gräber, oder Grabmähler der Verflorbenen bauerbafter zu machen, und er⸗ weiterten bie Beflimmungen von beyben. Man bes

trachtete. Gräber und Grabmähler nit bloß ale

ſicherse Ruheſtaͤtten von Verſtorbenen, fondern ‚zu ‚gleicher Zeit ald ewige Behauſungen, in melden die abgefchiedenen Geelen beftändig wohnen, wo⸗ hin ſie wenigſtens oft zuruͤckkehren: manche auch als Tempel, wi den abgeſchiedetzen Seelen die ge: borigen Ehren erwieſen werden koͤnnten 5). Wo ‚man

: 5) Tagebuch G.96. J

*) Es war unter den Roͤmern fehr gewoͤhnlich , Mau: ſoleen Wohnungen, oder ewige Wohnungen zu nen« ‚nen. "Man je Guther, p. 345. bei, 981, wo er fol:

gende Infchrift anfüßrt, die zu Pala im alten Illv⸗ |

rien gefunden worden: | Manilis; Paulla BE de, Patrimonio. ſuo " % u ſibi. et Aurelio Paullino Tompari ſuo Domum aeternam P,

1 '

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man allem, oder vorzuͤgkſch die Abſicht hatte, für die Sicherheit der Ueberbleibſel der Berftorben ſergen ba_ereiäitete man entmerer Über ben Gräbern Dyrsamiden, ober man legte Fre Tfttbname, fehr oft audy alled. das, was mau ben Berftorbes nen für eine ‚andere Welt mitgab, in die Ppras. r. Es iſt allerdings auffallend, Daß bie Denkmaͤhler der Werfforbenen unter fo viren Mölfern in den verfchiedenften Erktheiten bie Ge⸗ ſtalt von Spißfäulen erhielten d). Unter fokchen Voͤlkern hingegen, wo mın mehr baran dachte, ben abaefchiedenen Seelen ewige Wohnungen, befons ders folche Wohnungen zu erbauen, welche ihren Werehrern zu Andachts plaͤtzen dienen koͤnnten, mach⸗ te man die Denkmaͤhler der Verſtorbenen zuerſt ben gewoͤhnlichen Menſchen⸗Wohnungen, in der Folge den Pallaͤſten der Koͤnige, oder den Tempeln der uͤbrigen Götter gleih. Die Neger ih Mabagas⸗ tar errichten über ben Gräbern, welche bie Leich⸗ name einſchließen, Eleine Hütten, als Wohnun⸗ gen ber abarfaiedenen Seelen. Menn geliebte

Perſonen toͤdtlich krank werden, fo bohre man

'Iöcher fu dieſe Hätten, um die darin wohnenden Seelen aufzufangen, und ben Kranfen oder Ster⸗ | J | ben»

A) Don Negypten iſt es befannt. Much die Griechen und Mömer fingen au, auf ben Gräbern der Ders fiorbenen Pyramiden zu errichten. Lucien, Il. 955. Pyramiden der den Graͤbern, oder als Grabmaͤbler und Ruheſtaͤtten erbaute man, oder erbaut man nad) jet In Peru nad ſelbſt in Louiſiana. Uloa's Nadır,

1. 87.89. 15%. auf den Inſeln der Süpdfee:_ Sorft. Beod, ©. 480, in Thibet, Gegrgi Alpk, Thiber, p & tm ganzen fndlichen Aſien, Voyng. des Hol- and. 118, 65 Valenıyn II 367. An Haldell. 148. Mariny p. 355. Damp. 111, 64, Lonbere I. 37%

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' \ 743

benden einzuhauchen ©). In Peru erbante man - den abgeſchiedenen Seelen von nicht ganz gemeium "Leuten. Hätten von getreckneten Ziegeln, die etwa‘ 73:14 Fuß hoch waren, und fünf bis ſechs Fuß im Durchmeffer hatten f). Den Rönigen hingegen. "errichtete man Tempel, wo ihre Statuͤen, wie bie Bildniſſe von anderen Göttern, angebetet und. von - - Prieftern bedient wurden g). Auf einie ähnliche "Yet: verhält es ſich bis auf ben heutigen Tag in Ehine. Arme Chinefen begnügen fi damit, über :den Gräbern verftorbener Anverwandten Hütten von Stroh, oder von Thon, und ungebrannten Ziegeln zu erbauen, die nicht größer, ‘oder noch Eleiner, als ihre eigenen Wohnungen find, anftatt daß bie Reis den —— prächtige Mauſoleen auffuͤh⸗ ren, und dieſe mit lieblichen Gärten umgeben A). Ueber der Afche der Fürften und anderer Großen in Hinboſtan erbaut man Pagoben, in melde man häufig alle Schaͤtze der Werftorbenen nieberlegt, ‘und wo man ben abgefchiedenen Seelen, wie den übris gen Gottheiten dient. -. Zu dieſem Zobtendienft ges hört unter anderen, daß ‚mehrere brennende Lam; pen in den Monumenten unterhalten, Weihrauch angezündet, und: Gpeife und Trank dargebracht werden 5). Im Alterthum übertrafen die Grie⸗ u hen, «) Flacourt p. 100. f) Frezier p. 312. 4. 8) Acoſta V. 6, |. 208. 209, Ah) 11, 148. du Halde, j

i) Rogero I 51 Cap. Leitr. Edif, x11,73. N, E,

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‚hen, beſonders bie Atbenienfer &), und noch mehr die Römer, alle übrige Voͤlker durch die Pracht und den Umfang ber ewigen Wohnungen, welde fie den abgeſchiedenen Seelen von Berftorbenen wid: .meten. Die Maufoleen ber vornehmen Mömer glihen vollkommen den prädtigfien Villen, ober Laubfißen, und waren wie diefe, mit Porticos und Gärten umgeben ). Die Erbauer folder Me: numente bemerkten häufig auf den Inſchriften, wie viel Sand nah allen Seiten hin zu den Grabmäbs- lern gehöre, aud aus welchen Fonds und zu wels chen Zeiten, oder auf welche Art der Dienft ber . Manium verrichtet werben follem). Wahre Grab⸗ maͤhler, wo bie Weberbleibfel von Verfiorbenen zus ‚beten, waren di® heilige Stätten felbft nach den Geſetzen unv-räußerlih n). Zur gröften Sicher⸗ heit verordnete man auf den meiften Grabmaͤhlern, .baß birfelben nie weder verufändet, noch verfauft, eder Anderen geliehen werden follten. Wer wifs oo | fents

k) Petit Leg. Attie, p. 495. Cic, de Leg. Il. e. 26. . Man fch.ar-':> vie Pracht der Monumente mehrere

Mabte ei: Cic l.c. Sed poft aliquanto propter

haa amplitudines [epulcrerum, quas in Cerami-

co videmus, lege fanctum ef, ne quis fepal- chrum faceret operofius, quam quod decem ho- mines effecerint triduo, - - - Sepuloris autem novis finivis modum (Demetrius Phalereus), Nam fuper terrae tumulum noluit quid ſtatui. niü columillam tribus cubitis ne altiorem, aut menlam, aut lsbellum: et huic procuratiöni cer- tum magiliratum praefecerat,

I) Guther. p, 268, 289. 346. ° ın) ib, ») Guther, Ill, v. 4. 407 et fq. p.

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m, im u 79445:

ſentlich ein Grabmahl kaufte, oder verkaufte, ward

als ‚ein Verbrecher der beleidigten Religion, oder

als ein Schaͤnder don heiligen Dingen beſtraft 0), ‚Sehe oft beſtimmten die Erbayer auf den Wiens - . menten, wie viel derjenige, ber ihre Denkmaͤhler

verfeßen, ober ‚gegen ihren Willen brauchen wer⸗ de, an die Wontificed, „des an bie Veſtaliſchen

Unter ellen Mahomedanifchen Voͤlkorn be⸗

- trachtet man bie Gräber und Grabmaͤhler als Rus _ .heftätten ber .Verftorbenen, ald Behauſungen dee abgeſchledenen Seelen bis an ben Tag bed Gerichts, -

nnd ald Andachtsoͤrter, wo theild den feligen Geis ftern gotteßdienftliche Ehre erwiefen, theils für

das Heil folher Seelen, die ihr letztes Gericht noch erwarten, gebetet wird 4). Die Kirchhoͤfe

gas

0) €;6. p.&ın. u |

p) lc. P. 418. 3. B. | ze Si, quis, hoc, fepulchrum, vel. monumentum. Cum, Aedifieio, Univerfe, Poß. Obitum, meum, venderc, vel. Denare. voluerit, vel. corpus, alienum, invehere, vellit, Dabit poenae, Nomine, Ark, "Pontif: 1-S.C.N. .

-

Et, ei. cui. donatum, vel. eadem, Poena, Tenebitur,

. g) Ueber die Gräber und Grabmähler ber Mauren und

Türten, Shaw p: 219. Hoͤſt ©. 125. Haſſelqu &. 40. Tournef. I 8.11.88. 39: ni

“0: Der Perfer, Chard. 1, 282#296,. Der Mohren oder

Mahomedaner in Hindoftan, Hodges 120 et ſq. p. Der Caſaniſchen und Tomskiſchen Tataren, Rytſch⸗ kow's Tageb. 100-⸗ 138 S. Der Kirgiſen, Nytfch: kow l. e. ©. 347. Georgi's Beſchr. ©. 222,

- \ / \ - ,

‚Venditum, fuerit.

Juagfrauer, oder an ben Fiſcus ald Buße erlegen ſolle p). = ZZ

2

Barren un

daben Bas Anfehen von großen. Gärten, weil fie an allen Stellen, wo ſich Beine Gräber und -Grab:

maͤhler finden, mit allerley Bäumen, Gefträndien and Blumen befeßt find r). Auf den Kirchhoͤfen Hat gemeiniglich jrbe Familte ihren angerbiefenen Daß, der eingefafit, oder umzaͤunt iſt. Die ges meinflen Gräber werben bloß mit Brettern bedeckt, über welche man hoͤchſtens etwas Erde ſchuͤttet. Man fuͤllt die Graͤber nicht mit Erde aus, theils um die Todten nicht zu druͤcken, theils um Platz für die Beſuche zu laſſen, welche die Verſtorbe⸗ nen erhalten, ſo bald man ſſe in's Grab gelegt bat s). Zuerſt nämlich kommen zwey prüfende .. En⸗

r) Shaw |, e,

9) Die Denlart der Mabomedaner über Gräber, bes ſonders der Glaube an beiuchende Engel, ift die Urs fadye, daß fie nie zwey Eörper in Ein Grab legen. Weil jeder Todter ein beſonderes Grab erhält, ſo fiad die Kirchhöfe von Stadten und Dörfern von ſehr großem Umfange: wedurdy je langer, je mehr fruchts - bareb Land verlohren gebt. Montaguell, 136. Haſ⸗ ſelquiſt S. go. Ungleich weifer war man, im alten Athen. Cicer. de Leg.1l. e,25. Nam et Arhenis jam ille mos a Cecrope, ut ajunt, permanät, hoc jus terra hnmandi: quam cum proximi in- jecerant, obductaque terra erst, frugibus oble- rebatur, ut finus et gremium matris mortuie tri- bueretur, folum autem frugibus expiatum ut vi- vis redderetur.. Plato machte daffeibige Beleg für feine Repudlik. ib. c: 2% Nach dem geiſtli⸗ > den Mechte der Römer durfte man Todte nicht in locis publicls begraben. Wenn dieſes geicheben war, ſo reinigte man die befledten Stellen dadurch, daß man den Boden umpflüate. 1. c. c. 93. Sed eum multa in eo loco fepulcra fuillent, exırata ſunt Statuit euim collegium, locum publicum non patuille privata religıone obligari.

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LE SE BE 97 Engel, die: den ; landen und Wendel bed Mer forbenen genau unterfuhen 2): Je nachdem biefe

die Berftorbenen fromm und tugendhaft, ober gotts los finden, ftellen ſich nah vollendeter Prüfung

zwey weiſſe, oder zwey ſchwarze Engel ein. Die,

Einen geben den Verſtorbenen einen Vorſchmack des Paradieſes, die anderen, ber Derter der Quaal;

und biefe Befeligung, oder Peinigung dauert bie

atı den Tag des Gerichts fort. - MWohlhabenbe, vber vornehme Mahomebaner erbauen über den Graͤbern Eleine, oder größere, mit Kuppeln vers ſehene Gebäude, die fowohl Son außen, ald von

> innen ſehr fauber gehalten werden, ‘und fehr oft

MWanderern, auch Einfiedlern zum Aufenthalte dies nen. An diefen Gräbern und in dieſen Grabmähs lern trauern die Weiber eine Zeitlang nach, dem Tode von Anperwanteen. Hier bringen fie zu

gewiſſen Zeiten Speiſe und Tran dar, und hie beten ſie fuͤr, das Heil ber abgefchlebenen See⸗ | Ien 9). Ueber den Gräbern von Heiligen errich⸗ teten die Mahomebanifchen Volker in den Zeiten ‚ihrer gröften Macht Moskeen, über denen von Koͤ⸗

nigen, und deren Gemahlinnen und Kindern Maus

foteen, die ſowohl in Ruͤckſicht auf den Umfang und Ehönkeit, als auf den Reihthum von geldenen und filbernen Gefäßen, von koſtbaren Gewaͤndern und Zeppichen, melche fie enthielten, alle ähnliche Denkmahler der Griechen und Roͤmer ohne Fr | Ä git

£) Tournef. ), e.

u) Das gewöhnliche Gebet Befteht datin, daß Gott die Seelen bald von den Quaalen befrewen möge, mels che die ſchwarzen Enge ihnen anthun. Tonrnet. II, 59. J

ji - [4

,

748

gleichung Übertrafen un). Die Perfifchen und In⸗ diſchen Grabmähler lagen, in der Mitte von weits laͤuftigen Gärten, ober ‚hatten bergleichen neben ‚fig. : Im Innerr berfelben brannten beſtaͤndig Biele Kerzen, ober Lampen, und beteten zahlreiche Schaaren von Prieftern, ober Pilgrimmen. Eis nige derfelben enthielten Schulen, deren Sehrer und Schuͤler frey unterhalten wurden, oder' Caravans ferais, deren Gewoͤlbe mit ben feltenfien Wang

| 208

uu) Man leje nr allein die Beichreibung der Moskee Jatme, und der Manfoleen det Perfifchen Könige in der Stadt Com, Chardin } c. und dann die Nachrichten von Hodges über die Mauſoleen des Kaiſers Achar uns der Taje Mahel, einer Gr mahlinn ven Schach Jehan. J. c. Sch kann nicht umhin, wenigjiend folgende Etellen von Hodges abzufchreiben: p. 12e. A blazing eaftern fun [hi- - aing full on this building, compofed of fach 'varied materials, produce a glare of Spiendour älmolt beyond the imagination of an inhabitant of ihefe northern climates to conceive: und von dem Mauſolee der Taje Mabels When this buil- ding is viewed from the oppofite fide of the river, it pollelles a degree af beauty, from the perfection of the materials, and from the ex- sellerice of the workmanfhip, whieh is only furpafled by ite graudeur, extent, and general -magnificence. The bafell material, that en- ters into this centre part of it, is white marble, 'and the ornaments are of variona coloured mar- bles, in which there is no glitter: the whole together appears like a mufl perfeot pearl on a azure ground, The eflect is (uch, as i cen- faſs, i never expected from any werk of art. The fine materials, the beautiful forms, and the [ymmetry of ıhe whole, with the judieipus choice of Situation, far [urpafles any thing i ever heheld. Man sechnete, daß Dieb Monument wes nigftens eine Million Pfr St. koſtete. p. 126. 138.

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. benz). Unterdeſſen muß man fih in Acht neh⸗ . - j men, x

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—r740

ren bes Morgenlandes prangten. Es iſt nicht moͤglich, ungeruͤhrt zu bleiben, wenn man. liest, daß die Wand ber Verwuͤſtung dieſe herrlichen Grab⸗

maͤhler in wenigen Menſchenaltern gleich dem Mo⸗ numente des Mauſolus, niedergeworfen, oder we⸗

nigſtens ſo angetaſtet hat, daß ſie mancher ihrer groͤſten Zierden beraubt worden find.

Von den wirklichen Graͤbern, und Grabmaͤh⸗

lern muß man ſolche Denkmaͤhler unterſcheiden, bes ‚ren Abſicht bloß war, das Andenken der Verſtor⸗ benen zu erhalten. Die Denkmaͤhler wurden zwar

meiſtens uͤber, oder bey den Graͤbern aufgefuͤhrt.

Doch geſchah es unter manchen Voͤlkern, beſonders den Griechen und Mömern häufig, daß man ſie n " ganz anderen Orten errichtete, ald wo bie Perfor

nen, welde man ehren wollte, geftorben, ober bes

graben waren., Wenn Dentmähler die Form um = ‚Gräbern, oder Grabmählern hatten, fo nannte

man fie unter den Öriechen und Römern xsvorapa x).

Die Tenotaphien hatten nicht die Heiligkeit, oder .-

die Rechte von wirklichen Gräbern, und kuͤndigten ben Unterſchied von diefen meiftend durch die In:

fhriften ob honorem,, in Memoriam ‚. avguye xe«.. ' gw any) Denkmaͤhler der Verfturbenen fanden,

und finden fich ſchon unter fehr rohen Voͤlkern.

So kuͤndigten zum Beyſpiel bie alten Spanter bie

Tapferkeit ihrer Krieger durch Spieße an, deren

fie eben fo viele anf die Gräber feßten, als von.

den. Verſtoebenen Feinde waren erfchlagen wor⸗

=) Guther, p. 268 et fg. y) ib. |

2) Arikk, Polit, VII. e. 8.

= ey. I s

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, .

750 2 7

men, unter gang sahen Woltern 2 nid etwas far Dentmähler zu halten, was in ganz anderen Ab> fihten den Zodten mitgegeben wird. Saft alle Wilde und Barbaren, welche die Ausflattungen oder Dpfer der Todten nicht mit⸗ begrubeh, oder mits verbrannten, legten die Kleider, Waffen und ‚Geräthe der Werftorbenen neben bie Gräber hin, oder ſtellten, und hängten fie,neben ben Gräbern auft theils, weil fie bad, mas ben Verftorbenen gehörte, nicht behalten mochten, theils, weil fie glaubten, daß diefe ihre Kleider, Waffen, und Geraͤthe in einer andern Welt nöthig hätten a). ‚Allem Unfehen nad legten alfo die ehemahligen Einwohner ber Marianifchen . Juſeln Muder und Lanzen nicht deßwegen auf die Graͤber, um dadurch die Seſchicklichkeit und Tapferkeit der Verſtotrbenen auszudruͤcken 5), ſondern damit ihnen in eluer an⸗ bern Welt nicht fehlen möge, was fie auf dieſer Erde gebraucht hätten. Gewiß ift es auch ein Ue⸗ berbleibfel der Denkart ber ältefien Vorfahren, wenn bie heutigen Griechen auf die Gräber der Angehörigen die Zeichen ber Kunft, oder bes Ges werbes der Verftorbenen, zum Beyſpiel auf bie Gräber von Schiffern, Ruder legen c), Die ältes ſten Denkmaͤhler nahmen bie Formen ber älteften Groͤber an., und waren gleihfam nur Vergroͤße⸗

raungen, oder Erweiterungen berfelben. Unter ben

weiten Völkern bedeckte man ‚bie Lelchname der

4) Man leſe nuy, was Dobrizhofer II. 2958. 94 von den Wbipönen, und Cranz ©. 37. von den Grönländern erzaͤhlt. b) So glaubte Gobien p, 69. e) y Gare I. 308. . I

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84

Verſtorbener mit Steinen, oder Haufen von Stei⸗

nen: unter anderen umzaͤumte, oder ummauerte man die Graͤker, um ſie gegen die Angriffe von wilden Thieren zu ſchuͤßen. Eben daher errichte⸗ ten die, meiſten Völker uͤber ben Gräbern von Ver⸗ ſtorbenen Hügel von Steinen und Erde d): „andere

BVoͤlker hingegen umſetzten die Graͤber mit unge⸗

henren Felsſtuͤcken, über welche man bisweilen Felsmaſſen von nicht geringerer Größe herlegte #). Die Scanbinavier errichteten ihre Zodtenhügel mei⸗ fiend an Wegen, ober Auellen, um bad Unvenken derer, denen gu Ehren man diefe Denkmaͤhler auf⸗ führte; deſto länger gu erhalten. Bisweilen

Ä - Maus

4) Stein = und Erdhuͤgel, felbft als bloße Cenota⸗ pphien, errichtete mau ſchon in den dlteften, Zeiten in Aſien, und Griechenland: Guther, p. 264. uns

- ter den Scythen IV. 71. Herod. ın Peru und ande⸗

ren Gegenden von America, Bouger p, 106. Ul⸗

loa's Nachr. II. 87- 89. in allen Gegenden, die

einft von Tataren bewoynt wurden, vom Dnieper .

und Don an, biß an den Amur, Bmelin Il. 134. III. Sr. 18. Pollas Reifen, 1. gr na4. kei. ‚meine Unterſuchungen über die Denkmaͤhler unbes Tannter Zeit.n und Völker, und die Commentstio de monumentis in Sibiria obviis: unter den Kir⸗

ifen, AytfhbPomw, und Georgi ll, ce. in Gircaf: In, de Luca p. 113. im gauzen nördlichen Eu:

'ropa, Barthol. 112 et ſq. p. Keisler Antiq. Sept, 103 et ſq. p. Pennant’s Scotl. p. 138.

» 239 \

e) Solche Denkmaͤhler aus ungehenren Felsbloͤcken fin⸗ det man im füdlichen Sibirien, 11. cc, in ben noaͤid⸗ lichen Reichen unſers Erdtheils, in England, uud in.den Provinzen ded nördlichen Deutichlandes,

Man ſ. Bertbol, L c. und Keisleri Antiquitates

Septentrionales p, ı- 103.

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752 Bu u u

manerte man Quellen mit Gteinen aus, damit man fie um deſto öfter, und länger beſuchen möge. And gab man den Dügeln, oder ben Gegenden, wo die Hügel’lagen, bie Nahmen der Fürften und Helden, die dort begraben worden f). Die Denk maͤhler aus Felsſtuͤcken wurben feit undenElichen Zeiten entweber Huynen⸗ und Miefengräber, oder Huynen⸗ und Miefenbetten genannt: nicht dom ben Hunnen, fondern von dem Frififchen Worte Hunne, welches einen Todten bedeutet g): Das berühm: tefte aller noch Übrigen Miefengräber tft dasjenige, was nit weit von SGalisbury in England Liege, | und von ben Umwohnern Stonehenge genannt ' wird h). Die hänfigften Dentmähler biefer Art ! ober fieht man in der Landſchaft Drenthe, und in : ben benachbarten Gegenden i). Alle Zelsftüd, aus welchen biefe Monumente beftehen, find un: behauen. Einige diefer Felsſtuͤcke, und zwar felbfl ſolche, welche man als Deckel über andere aufs seht ſtehende hergelegt hat, find fo groß, u eine j ' - eer⸗

f) Bartbol, I. e. 8. p. n16- 118, . 8) Keisler p. 103. 103. |

5) Eine Beſchreibung und Abbildung dieſes Monu? ments finder man in Keislers Antiquit, p. ı et ſq. Herr Prof, Sprengel hielt das Stonehenge, und andere ähnliche Monumente in Broßbritannien'nicht für Graͤber, ſondern für Tempel und Altaͤre der alten Britten. 47 Band der allgem. Weithiſtorie

- ®. 10% ° = 2.3) Suntque, fagt Beisler l, c. p. 7. in hac regio-.

ne tanta freguentia, ut anfim afflirmare, uni-

cam eam vel hodie plura ejus generis exhibere meonumenta, quam omnia alia regna conjun-

cm [umta, 3 2

| 13 x . .

Weerde von hundert Schaaßen 5%9 fchlechtem Wats⸗ er Schutz darunter findet :k) Die Grabſteiae, “ud andere. Grabmähler: im alten Gconbinenien, ‚ax varlihen wlan Juſchriftes, ober ausgehänene FSi⸗ uren entdeckt· I), find abne..ellen Streit ihoger, als die aus rohen Granitbloͤcken zuſammengeſe hten MRieſengraͤber. ot

Ungebilbete Voͤlker ſtimmten in ihr Wor⸗ ſtellungen von der Seele piel mehr zuſammen, als in ben Behandlungen dev: Todten. Wenn man ei⸗ nige Nationen ausnimmt, welche glaubten: daß die Seelen der und Thiere im BT jr R Pa fünden, ober gleich nach dem Tode des Ebryers untergingen m); ‚fo hielten alle übrige nicht gang | ‚gebildete Menſchen bie Seelen für zarte. cörperliche Weſen, die fip fo wohl ‚von (chenden, als abge Norbenen Leibern abloͤſen, und unabhaäͤugig für fid "; befichen koͤnnten. Dan Dachte ſich die Seelen bi | old. Wilver, bald af6 Schatten, bald NT RT Widerhall a), Die letztere Vorſtelluag entfland EEE 7 zu

h) p. 6, J u un 7 . 2 I) Barthol, 123 etiq p. m) Die erftere Meinung (cheinen die alten Perſer und

tuden gehabt zu haben. Man f. meine kurze Ges u = pichre: Der MReinmmgen enher Wälfer über Die 3, gie der menſchlichen Seelen, im 2 B. des Goͤt⸗ tingiſchen bi. Mas. 744 0

n) Dabriszhof. 11. 295. Res illg Amt

008 animam dieimus , illi‘. „. imaginem , um-

‘Ara, Echo appellant. So. auch bie Wpragoniet,

.. Chaileroin U. 36 Bi ..:.. 23

% " u ER En Zu $ ta ....° . 5% s F +} ° . . . . oo. £ x o 2 - h} , ,

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manerte man Quellen mit Steinen aus, damit man fie um deſto öfter, und länger beſuchen möge. Auch gab man ben Hügeln, oder ben ‚Segenben, wo die Hügel’ lagen, bie Nahmen ber Fürften und Helden, die bort begraben worden 5). Die Denk ‚mäbler aus Felsſtuͤcken wurden feit undenklichen Zeiten entweder Huynen⸗ und Miefengräber, ober Huynen⸗ und Miefenbetten genannt: nicht Yon ben Hunnen, fondern don dem Friſiſchen Worte Hunne, welches einen Todten bedeutet g). Das berühmt tefte aller noch Äbrigen Miefengräber iſt dasjenige, was nicht weit von Salisbury in England Liegt, und von- den Umwohnern Stonehenge genannt ! wirb h). Die hänfigften Dentmähler diefer Art ; aber fieht man in der Landſchaft Drenthe, und in : den benachbarten Gegenden 1). Alle Felsftüde, ı aus welchen. biefe Monumente beftehen, find nn: behauen. Einige biefer Felsſtuͤcke, und zwar felbfl ſolche, welche man als Deckel über anbere aufs reiht ftehenbe hergelegt hat, find fo groß, u eine

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f ) Barthol, l. e. 8. ps ı6- 118, - 8) Keisler p- 103. 103. \

h) Eine Beichreibung und Abbildung dieſes Monu: ments finder man in Keislers Antiquit. p. ı et ſq. Herr Prof, Sprengel hielt das Stonehenge, und andere aͤhuliche Monumente in Großbritannien'nicht für Graͤber, fontern für Tempel und Altaͤre der alten Britten. 47 Band ber allgem, Weithiſtorie G. 10. J 435 Suntque, ſagt Keisler 1. c. p. 7. in hac regio-

ne tamta freguentia, ut anfim affirmare, uni-

cam eam vel hodie plura ejus generis exhibere monumenta, quam omnia alia regna conjun- cfim [umta, 5 or.

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WMeerde von hunbdert Schaafen bey ſchlechtem re Schutz darunter finder *). Die Grabfteing, “und andere. Grabmähler: im alten Scandinas nn ar welchen wlan Jufıhriften, ober auögebäuene Fi⸗ ‚garen enideckt⸗ I), find ahne-ellen. Streit: jhoger, als die aus rohen Granitklöden gufanunengefsgten

Miefengeäben: Ba \ Uungebildete Völker ſtimmten in ihren Vor⸗ ſtellungen von der ˖Seele piel mehr zuſammen, «ld in den Behandlungen der Todten. Wenn man sis nige Nationen ausnimmt, welche glaubten, daß ute be * ‚O7

die Seelen ber Thiere im Blute ber 7. A|: 37% flünden , ober gleich nach dem Tode des‘ Chrpers 0 ‚untergingen m); fo hielten alle übrige nicht ganz | ‚gebildete Menſchen die Seelen für zarte. coͤrperliche Weſen, die ſich fo wohl von Ichenden, als abge Norbenen keibern ablöfen, und-unabhäugig für ſich - Seftchen könnten. .. Dian dachte ſich die Geelen balp | als. Bilder, bald als Schatten, bald ald ku | Widerhall u), Die letztere Vorftellung entſtaud ' | en nt .. . unter 55 p. 6. Bu * i) Barthol. 183 etfq p. | m) Die erfiere Meinung fcheinen die alten Perfer und Juden gehabt zu haben. Dan f. meine kurze Ge⸗ fſchichte der’ Meinungen tuher Voͤlker über bie Ma⸗ pe der miehfähfichen. Serien, im 2, B. bed. Goͤt⸗ . tingifchen Hi. Mag 7448 2 ' | 2.2) Dabrixhof. II, 295. Res illa inmortalis, Juam - nos animgam dieimus , illi. .. imaginem,, um- "0. bram,. Echo appellant. -So, auch bie Pptagonier, on Charleroix il. 36. 295..- nn 724 Er *8 * Bi . In B366 | . J u |

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Ir: | ‚water mehreren Wölbein:im ſuͤrliche Ameriea has ber , daß Yie den Wiberhall für Stimmen umdherir⸗ sender Geifter hielten. Man traute dem. abgeſchie⸗ denen Seelen nicht: nur ähnliche Meigungen uud Wedarfatſſe, wie während ihrer Vereinigung wit den (chenden Corpern zu, ſondern war auch übers zeugt, baß fie gleich den größeren, aud Fleiſch und Bein befichenden Coͤrpern könnten verwundet, vers flümmels, ja fo gur vernichtet werden. Nah der "Meinung der Biönländer verläßt. bie Seele tet den Libenben Leib fehr oft in Verzuͤckungen, und 4a Träumen, um auf ben Zanz, oder auf bie Jagd, dder auf nahe und ferne Meifen zu gehzeno). Die Grönländer behaupten fo.gar, daß biefes au im Zuflande des gefunden und vollen Wachens ger fögche, indem: Perfouen. nicht felten weite Helfen machten, deren Seelen zu Haufe ‚geblieben fon Sie erklaͤren alle dieſe Erſchelnungen daher, da der Menſch außer der Seele noch einem Oden habe, und daß dieſer das Leben erhalte, imwenn jene eine "Beitlang von dem Coͤrper weiche p). Nichts ſcheiut den Groͤnlaͤndern natürlicher, als bag bie Seelen gleich hen Eorpera ve und mit bisjen auch wie⸗

o) Cranʒ ©. 2375 59: KEG

) Die. Egraiden behaupten: anbenter Eee, die im

Hrezen wohne, und mach dem: Tode Dad Leibes ges

sabe in ven Himmel gehe, - gr Ber andere Gets

n, um zwar ie erſte im Kopfe, bie audere in

. ‚den Yrmen, oo Heid dir ch den Bil lan ber Pad

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“Nah Vank duver I. 12a: mehhlh ‘die Infulaner

der Suͤdſee den Sit der Gede im ven’ Wniäkiokiden

an, weil die Dass angebrachten Wunden die toͤdt⸗ lichſten ſeyen.

NE . a I en. ' IB, © Ai CH . zeun- . “u. on . / x x

wieder abnehmen. Die, Argekoke der Groͤnlaͤnder ‚leiten viele Krankheiten daher ab, daß die Seelen . der Kranken verffümmelt, ober ſonſt befcäbigt worden. Sie nerfprechen, die Kranken dadurch ‚gu.betlen, daß fie. ihnen bie, abgeriffenen Stücke dee Seele wieder verfchaffen, oder flatt der ber ſchaͤdigten Seele eine ganz friſche und gefunde, ents. ‚weder bie eined Kindes, ober eined Hafen, und andern Thiers bringen wollen. Sie nennen bie FH ein blaffes und weiches Weſen, das weber Fleiſch, noch Bein babe. Ihrem Vorgeben nah mäffen biefe blaffen, und weichen Weſen nach dem Tode ber Coͤrper fünf Tage lang an einem rauhen Felfen herabrutfhen, um in die Derter ber Selis gen zu gelangen, Das Herabrutſchen wird für die Seelen fehr peinlih, weswegen auch ber. Fels ganz blutig iſt. Wenn die Fahrt den Felſen hin⸗ ab bey kalten, ober ſchlechtem Wetter. gefhicht; “fo kann eine Seele barüber zu Grunde gehen. Sie ‚nennen dieſes ben andern Tod, nach welchem nichts | ‚son dem Menfchen übrig: bleibt. Aehnliche Bes ‚griffe von menfhlichen Seelen herrfhen nicht bloß unter den übrigen. Americaniſchen Voͤlkerſchaften, ſondern auch unter den Negern in Afrika g). : Von ben letzteren habe ich ſchon erwähnt, daß fie ſich einbilden, abgefhiebene Seelen erfänfen, oder fie aus ihren Wohnungen auffangen, und Kranken eishauden zu koͤnnen. Die großen Voͤlker des füdlichen und oͤſtlichen Aſiens haben von den Sec; ‚Ien faft noch gröbere Vorſtelaugen ‚als ‚rent die Wil⸗

5. ©. die vorh. enger. Sefchichte der Vorſten. don ber Seele ©. 746 uf.

Bbb 2

7 56 PER

‚Milben in Afrika, und Amerita. Die Ihamais Then Nationen fchen es als ausgemacht an, daß tm

allen ihren Mohenprieftern 5) ein göttlicher Geiſt wohne, ber bald: von Water auf Sohn forterbe, bald nah bem Willen. des legten Beſitzers in ven Leib einex andern Perfon fahre, oder auch ben letz⸗ ten Beſißzer ploͤtzlich verlaffe, wenn er diefer Ehre nicht Länger würdig fe. Die Ihamas in Thiber ziehen aus der Kopfhaut von Verſtorbenen die See⸗ le heraus; eine Operation, die Immer mit einem gewiſſen Geraͤuſche gefchleht s). Die Bewohner

bes füblihen Aſiens halten indgefammt die Seelen

nicht bloß für coͤrperaͤhnliche Wefen, ſondern auch

für folde Wefen, die Fleiſch und Blur hätten,

‚wenn fie gleich fein genug feyen, um fih dem Ge fit, und dem Gefühl zu entziehen 2). Wem

| daher eine Seele Wunden erhalte, fo zweyfeln fit

nicht, daß eben fo wohl Blut erfolgen werbe, als wenn man einen menſchlichen Leib verwunde Nach der. letztern Eroberung von China durch die Mand⸗ ſchuren wählten viele Chinefen Lieber den Tod, alt

dag fie n ch nach ber Weife der Gieger gefchoren ‚hätten. Die Chinefen fürchteten, daß durch bie Schur Ihrer Schedel auch die Seelen kahlkoͤpfig werden, und daß dieſe alsdann von den verſtorbe⸗

nen Anverwandten nicht wuͤrden anerkannt werben,

Wer kann es bey folden Begriffen voß Völkern,

die auf Eultur Anſpruch madhen,. ven rohen Eins ‚wohnern ber Marianifchen- Inſeln verargen, daß fie zu den Köpfen von Sterbenden Körbe hinſtell⸗

ten,

YyL e. 6, as u, ru

s) Georg. 1, c. ) Loubere I, 361. 65,

\ t ! x - * . ®

ten, bamit-bie Seelen ſich hineinbegeben möchtens);

oder den Otaheiten, ımd anberen Inſulanern der

Sübfee , wenn fie annehmen, daß Männer in einer andern Welt ihre Meiber wieber- erkennen, und Kinder mit ihnen zeugen werben, ungeachtet bil

Seelen etwas Son. bem groben Coͤrper verſchiedenes fegen x). Man muß felbfi ben Nationen bes fübr

lichen und öftlichen Aſiens ibre-Surthümer zu Gute

halten, wenn man liest, baß unfere Vorfahren,

ja fo gar die Griehen und Römer fammt beren Weltweiſen anf ähnliche ſchimpfliche Arten geirrt haben. Meine Leſer erinnern ſich, daß die Grie⸗ chen und Römer nicht weniger, als bie alten Scan⸗ binavier, ſich por dem Ertrinken fürdhteten, weil fit

* glaubten, daß die Seele mit dem Cörper erfäuft u werbe, nud daß die Leßteren Zauberer, und Baus berinnen, ober folche, beren Seelen umher gingen,

äerftückelten und verbrannten, in dem NBahne, daß die Seelen gleich ben Leichnamen würben zerflückelt,

und vernichtet werden y). Die Griechen und Nds

mer dachten. fich die Seele bald als ein Schatten⸗

bild 2), ober als einen Schatten des Cörpers a), . bald als. einen Haucht welde letztere Vorftellung

bie Urſache ber Bezeichnung der Seele in der Gries

hiſchen und Lateiniſchen Sprache war 6). Eben

dieſe

J 2): Gobien p. 1

3) Cooks letzte Reif. 1. 164. 16, y) Barthol, p. 266, 47.

z) —R image,

4) umbra. u

b) yux7, anima,

7185

dieſe Vorfſtellung veranlaßte, bie alte bis anf bie

fyäteften Zeiten fortdauernde Sitte, bie Seelen ber

Sterbenben von ihrem Munde aufzufangen €): viel: leicht auch bie Meinung der Stoifer, daß die Seele bed Menſchen, wie fein Cörper, durch eine große

zermalmende Laſt zerdrückt werden Fönnte d). _

Es ift fon fonderbar genug, daß einige rohe Voͤlker nicht anzugeben wiſſen, was aus dem Mens ſchen nach dem Tode des Coͤrpers werden werde. Roch viel wunderbarer aber iſt es, daß viele Ma:

tionen, und unter biefen mehrere nicht ganz rohe, .

fih um den Zuftand der Seelen nach dem Tobe gar nicht bekuͤmmern, ober gar läugnen, ober bezwey⸗ feln, daß von dem Menſchen nah dem Tobe bed Coͤrpers etwas übrig bleiben werde. Die Chiquis ten in Paraguay ſuchen bie Seelen verftorbener Anveriwandten eine Zeitlang in ben Gebüfchen, mes mit ihre Wohnungen umgeben find. Wenn fie biefelben nicht finden, fo geben fie am Ente das Suden auf, und geftehen, daß ſie nicht wiſſen, was aus ben Seelen geworben fey ce). Die Mo: za in Paraguay ), marche Neger 8) , und Kot

tms

e) Guther, I. c. 13. p. 70. TI. Ich fuͤhre nur fol⸗ | ‚geuted Zeugniß an: .. et excipies banc animam.ore pid,

| a; Meine Geſch. S. 757.

6) Lettr. Edif. VIIL. 335. N, 2.

Hibkpgn 8) Oldendorp L, ss de Bry VI. c, PT

! _ . -

B N 1

Ze 7

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tentotten ), manche Chilienſer i), und Helden in Sumatra k) ſind ſo gedanukenlos, daß fie bey dem Tode eines Menſchen eben ſo wenig, als bey dem Tode eines Thiers daran denken, ob ber Verſtor⸗ kerie anderswo ein neues Leben anfangen, und wie - fein Zuftand befchaffen ſeyn werde. Die Wogulen anf dem Ural, auch viele Buräten, und Zungus fen haften den Tod für eine göttliche Strafe, und fürchten nad dem Tode eben fo wenig, als fie ets was erwarten, weil fie ſich einbilden, daß die Goͤt⸗ ter buch den Tod vollkommen verföhnt werben D. Die Lappen glaubten an bie. MWieberaufftehung der Bären s ihre eigene hingegen bezwenfelten fie m). - Die Tſcheremiſſen tranten ſich nach weniger zu, als. '. bie Lappen, indem fie bekannten, daß fie nicht

. . würdig fepen, zu einem andern Leben ‚erhoben zu |

werben n). . Die gemeine Meinung ber Wilden in Chili iſt, daß die abgefchiedenen Seelen in Oerter . der Seligkeit jenfeits des Meers eingehen werben. Allein mehrere dieſer Wilden erklären die Hoffnun⸗ genihrer Sandsleute für ein leeres Hirngeſpinſt 0). Auch unter den Grönländern find nicht wenige dee Meinung, daß es fih mir ben Menſchen, wie F

) Belchryving I, a2, ij Maycgrafp. 30. k) Marsden p. 253. Ä H Georgi Reif. 28. 312.600 u | m) Hogſtroͤm 229. 233 S. \ n) Müllers Ruſſ. Geſch. TIL 341.

. 10 Frezier p, 10x. Pinfieurs le-regardent comme une imagination, qu’ils ſe font forgen, °—

x » \

1 ven Thieren verhalte, und baß mit bem Tobe des Ebrperd Alles aufhören werde 9). Die Eiuwoh⸗ ner von Laos Fünbigen bloß den Seelen böfer: Men⸗ ſchen eine gaͤnzliche Vernichtung an ). Mehrere Stämme und Gaften hingegen in Hindoſtan Laflen He Guten, wie die Böfen, nah dem Tode des Ebrpers untergehen, weil es ihnen, fe erzählt wenigſtens Sonnerat r), unbegreiflic vorkommt, daß der in Staub und Afche verwandelte Eörper, der in die Lüfte verfliegt, oder ſich mit ber Erde vermengt, feine vorige Geflalt wieber annehmen, und ein neues Leben anfangen koͤnne. Wenn man

dem Pomponius Mela trauen bürfte; fe waren

aud unter ben alten Geten nit wenige, welde den Tod als eine gänzliche Vernichtung bed Mens ſchen betrachteten, und felbft dieſen Zuſtaud ber Berntchtung fir beffer hielten, als bad irdiſche Le⸗ von N)

Der bey weitem groͤſte Theil ſelbſt von re⸗ ben Voͤlkern nahm nicht bloß eine Fortdauer ver - Seelen. nah. dem Tode an, ſondern beſtimmte auch den Zuftand der abgefhiedenen Seelen, Viele bes haupteten, baß abgefchiebene ‚Seelen entweder be: ſtaͤndig, ober doch eine Zeitlang Key dem Ueberbleibe feln der Eörper bleiben, und daß fie im letztern Bi häufig auf die Erde, und zu ben nachgelaſſe⸗ nen

2) Cranz 257 ©, 4) Mariny 391 p. r) I 87.

‚9-11. 4. 4. Alil emori quidem, m. u mei elle, quam vivere,

ee °7

nen Anverwandter zuruͤckkehren waͤrden. Diele

Denkart herrſchte unter allen den Nationen, welche

die Refte der verfiorbenen. · Anverwandten .in ihren

Hütten behielten, ober ihnen ewige Wohnungen und Tempel bauten, we fie-biefelben beſtaͤndig vers ehren konnten t). Die meiſten Völker, melde au die Fortdauer der Seelen glaubten, ſprachen von

einem Lande der Seelen, wohin alle ohne Untere -

fbieb gelangen mürben. Die Einen fegten das

Land der Seelen in ben Himmel, oder in einzelne

bimmlifche Eörper: andere jenfeitd des Meers, oder weit gegen Abend’: noch ambere unter bie Er: de, oder dad Meer. Faſt alle wähnten, daß bie: Reiſe in dad Sand der Seelen mit großen Ber

ſchwerden und Gefahren verbunden ſey u): baßı

man: während berfelben Kälte, Hunger, und an⸗ deres Ungemach ausſtehen, über furchtbare Strbs - me, oder Sümpfe feßen, mit feindfeligen Geiſtern und Ööttern, ober anderen Ungehenern Fämpfen - muͤſſe. a ,

Das Land ber Geelen befchrieben nit ale Voͤlker auf diefelbige Arı, Einige glaubten, daß der Aufenthalt im Lande ber Seelen nicht beſſer, oder gar ſchlechter, als das Leben auf biefer Erde fey. :Diefe legte ungünflige Vorſtellung von bum;

| Lane.

e) Sch Babe Diele Voͤller theild in dem gegenwärtigen Abſchnitt, theils in der Unterfuchung uber den Tode 'temdienft genaunt. . oo

«) 3u Strauffene Zeiten öffneten die Rufen, wenn |

Einer der Ihrigen werfchieven war, die Benfter, and fegten Speiſe und. Trank ald eine wegen der iangen Meile nothwendige Erquidtung hin, Ge 56.

Saure der Seelen haben nicht bloß manche Sibiri⸗ ſche Heiden x), fonbern auch mehrere Wilde in America. Wenigſtens erzählen einige Horden in Paraguay, daß die abgefchtebenen Seelen in bem Lande der Schatten Feine anbere Nahrung finden märben, als ein gewiffed Marz, das aus großen Baͤnmen ausfließe, bannı Honig, und etwas Weniges von Fiſchen y). . Natuͤrlicher war der Gebanke, daß dad Land ber Seelen unferer Erbe gleih, und daß ber Aufenthalt in demfelben

gleichſam eine Erneuerung, oder Fortfeßung bed

gegentoärtigen Lebens fen. Wo man biefe Meis

nuug hegte, da aab man zu, daß man in dem Lan⸗

dei ber Seelen die Veſchwerden ber Jahrszeiten und Witterung , Hunger, Durft und anderes Uns

gemach, Nacftellungen von Feinden und wilden

J und Sclaven. Die Vorſtellung: saß eb in dem

Thieren erfahren: daß die Einen reich und mädtig,

Andere arın und gering feyn: daß die Einen herr ſchen, bie anderen dienen: endlich daß überhaupt ein jeder fo fortfahren werde, wie er im Lande bet Seelen ankomme 2). Eben baher. ſtattete man

De Verftorbenen mit ben Kleidern, Waffen und

Geraͤthſchaften aus, von melden man ſich einbils dere, baf fie biefelben im Sande ber Geelen braus den würden. Aus beinfelbigen Grunde verbrann te, ober begrub man. mit ben Leichnamen der Fuͤr⸗ ſten und Großen nicht bloß ihre Schäße, ſondern opferte auch an ihren Gräbern Weiber, Freunde

0 | iaus : 2) Georgi’ Beſchr. ©. 383: 383. | . Lettr. Edif. IX, 101. n 2) 3. B. Charlevoix II, 277.978, Ulloa's Nachr. Mi) Da i. —. | \

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ande der Geelen eben fo ,. wie auf. bieſer Erde feyn werde, floͤßte allen ben Voͤlkern, die son

den Europäern unterjocht, oder fonft gedruͤckt wor⸗

den waren, eine unüberwinblicde Abneigung gegen

den Himmel der Chriften ein, Indem fie fuͤrchteten, daß fie dort eben fo wuͤrden gemißhandelt werben,

als auf diefer Erde a): wiewohl Einige fi vor -

dem Ehriftlihen -Parabiefe auch deßwegen ſchen⸗ "ten, weil fie hörten, daß man dort weder eſſen und trinfen, noch diejenigen Bequemlichkeiten fin ben werbe, an welche fie auf biefer Erde gewöhnt waren 6). Den Wilden in Louiſiana fchien es durchaus unglaublih, daß die Seelen in ber ans

bern Welt keine Nahrung brauchten c). Die Ne

ger s Selaven in Weſtindien bringen fi häufig

um, in der Hoffnung, bag fie in ihrem ehemahli⸗

gen: Waterlande gleich wieder aufleben werden. - Einige Weftindifhe Pflanzer brauchten zwar ders

ſchiedene, aber gleih wirkfame Maaßregeln gegen

den Selbſtmord ihrer Sclaven. Einer. ließ den

Negern, welche. fi erhenkt hatten, Kopf mb.

Hände abhauen, und dann die verſtuͤminelten Coͤr⸗ per in einem eifernen Kefig aufhängen. Er drohte, \ ae daß

ay) So die Kamtfchadalen, Steller S. 269. einige - Milde in America, Voy. au Nord V, 330.

b) Voy, au Nord V, p. 331. ——

) l.c. Quand on leur repond, qu'on 7 boit, ‚ny ne mange, jene veux donc pas ya [ent - ils, parceque je veux manger Si on ajonte, qu'ils n’auront par beloin de fe nourrir, jls mettent la main ‚fur bouche par admira. tion, et difent, tu esum grand menteur. Efſt- ce, qu’on peut vivre, fans manger?

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Zu Su daß er alle: übrige Selbſtmoͤrder auf gleiche Ir

Behandeln, und fie auf ewig ungluͤcklich machen —wierde,“ weil die. Selbſtmoͤrder ohne Kopf , und

Arme in ihrem Vaterlaude anlangen würden, . Die Neger lachten anfangs über diefe Drohung, weil fie fi gewiß einbilbeten, bag ihre verſtuͤmmelten Landsleute Köpfe und Arme in der nähften Nacht abhohlen wuͤrden. Da dieſes nicht geſchah, fo ers ſchraken fie fehr, und dachten nicht mehr baran, fih durch den Selbſtmord in ihr alted Vaterland zu verſezen. Auf einer andern Pflanzung faßten alle Sclaven ben Entſchluß, fih an einem bes ſtimmten Tage im nächften Walde zu erhenken. Als ver Herr der Sclaven biefes erfuhr, fchirkte er bie weißen Aufſeher mit einer Menge von Kefs

ſeln, und anderen zur Zuckerſiederey nötkigen Se raͤthſchaften nach. Vey der Ankunft berfelben

fragteit bie Neger: was ihre biöherigen Auffeber

im Sinne hätten? Die Antwort wart. mau wolle

bie Sclaven in ihrem Vorhaben nicht ſtoͤren. Der Kerr babe eine guoße Pflanzung in Afrika gekauft, und wolle ſich, gleich den weiſſen Bedienten erhen⸗ fen, um feine. Sclavesn, welche er dort wieder

finden werde, noch ſtaͤrker, als bisher arbeiten zu laſſen. Die Neger glaubten das, was man ihnen ſagte, und gaben den Vorſatz ded Erhenkens auf d),

‚Die Sehnſucht nach einem beſſern Leben muſſ tief in der menſchlichen Natur liegen, weil die mei⸗ ſten Völker, welche ein Sand der Seelen annch⸗ men, ohne baffelbe als einen Zuſtand ber Vergels tung zu betrachten, die Meinung haben, daß bie

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die

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—2205

ſfesLand ber Seelen zwar unſerer Erde aͤhnlich

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feg: daß man alſo in jenem, wie auf dieſer, Um terfgtebe von Macht, Anſehen, und Reichthum. Son Stärke und Geſchicklichkeit nebft ben natuͤrli⸗

hen Folgen ber einen, und der anderen finde: daß

aber zugleich der Aufenthalt im Lande der Seelen

vlel reicher an Allen Ghtern und Freuden, viel

feeyer von Schmerzen und andern Uebeln ſeyn wer de, als der Aufenthalt auf der Erde. Der gröfte

Theil der Neger hält das irdiſche Leben für eine ‚traurige, Berkettäng bon Mühfeltgkeiten, und Un; fallen in Vergleihung mit dem Zuftande, in wel⸗ hen die abgefchtedenen Seelen ohne Ausnahme nach dem Tode bed Coͤrpers kommen werben e), Sin ber feften Leberzeugumg , ein elendes Leben mit eis nem Zuflande ton Gluͤckſeligkeit zu verwechſeln,

bringen fih viele gefunde Menſchen felbft um. Wenn in Matamba, und manden anderen Gegen⸗

den'von Afrifa Perfonen fo Frank werden, daß

man an ihrem Aufkommen zwenfelts fo glauben die naͤchſten Anverwandten ihnen baburd) einen Lie

besdienſt zu ermweifen, -baß ſie diefelben bald von

der Buͤrde bes Lebens befregen. Man zieht die Kranken heftig an Hafen und Ohren, an Armen und Beinen. Man hebt fie in die Höhe, um fie

defto härter auf die Erde fallen zu machen. Man. - hält ihnen den Mund zu, ober druͤckt ihnen endlich .

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die

u e) Cavazei I. gi8. 15. - - c’eR Popinion eommu» . nementiegie chez tous tes Negres, que, quand

- un-boräme vient.2 mourit, [omyame guitte une

vie milerable, pleine de traverfes et de peines, . „pour entrer dans une autre remplie de joye, et

de plaifr’erc. Wuch Bruce HL 242, Neue Ausg. | .

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die Bruſt, ober den Ruͤckgrab ein. . Unter chen diefen Regern erfläste man bie feltene. Ruͤckkehrr, ober Wieder⸗ Erfhelinung abgeſchiedener Seelen daher, daß biefe ſich wohl düteten, einen Zuſtand Yon Seligkeit gegen einen Aufenthalt You Jam⸗ mer.und Elend zu vertaufhen f), Faſt mit. dens felbigen günftigen Farben ſchildent man das Laub

der Gerlen fo wohl unter. ben Wilden bes nörblis

ıben, als denen bes füdliden America. Nach den Vergeben ber Noerd⸗ AUmericanifchen Wilben

. Brauchen die abgefchiebenen Seelen mehrere Mona⸗ . the, um Das weit gegen Abend liegende Land ber

Seelen zu erreichen. Auf dieſer langen Reife bas

ben bie Seelen viele Schwierigkeiten zu uͤberwin⸗

Ben ; und: große Gefahren. zu befieben: beſonders von einem Fluſſe, in welchem mande umkommen, und von einem Hunde, ber. fie zu verfchlingen, ober zu verwunden ſucht. Wenn. fie nber einmahl an bem Drte ihrer Beftimmung angelangt. find; fo

Finden fie eine beftändig ergiebige agb und Fiſch⸗ fang, einen Ueberfluß aller Freuden und Güter bes; Lebens, deren ſie in einem ewigen Frühling ohne Arbeit genießen g). Die Wilden bes noͤrd⸗ lichen America ſtimmen ben meiften übrigen rohen Völkern darin bey, bag die Seelen der Zhiere eben fo wohl, als bie ber Menfhen, in bad Land

0.09 E der

H) ib. p. 414. Auf dieſelbige Art ſchildern die Denk⸗ art der Neger, De Manet II. 34. Cauche p. 45

g) Charlevoix p. 352. 55. - - dont toute In feli- eite conbllg a y trouver une challe, erune Pe- .che,, qui ne nanquent jamais, un Printems ... eternel, une grande abondante de töutes cho- ‘, fes, ſans étre obligé de travailler, ei tous les - plaiire dslm, ° "

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u j - \ \ " | u .

"per Seelen keinmen werden: Die Caraben A), bie Patagonier 1), und bie Ehilienſer ‚k) befhrei ben des Sand der Seelen faſt auf eben die rt, wie bie Staͤmime im nördlichen America. ' Die Pata⸗ | ‚gonter Waffen‘, daß fie, ein Leber zu dem Gett: feiner Vorfähren und feines: Geſchlechts unter der ‚Erbe Tonmnen , und hier tm Zuftande. einer ewigen Trunkenheit gluͤcklich ſeyn werben 7). Die Chr lienſer ſetzen das Land ber Seelen jenſeits des Meers ; und verſichern, daß fie dort einen beftäns digen‘ Ueberfluͤß von Fleiſch und ſtarken Getränken findens auch daß fie mehrere Weiber erhalten wer⸗ den, die keine Kinder gebaͤhren, ſondern ſtets be⸗

reit ſi nd, ihnen ben Genuß ihrer Reitze zu erlau⸗ ben, ihnen Chicha zu inachen, und auf andere Mer

ten zu dienen m). Viel natärlicher, als alle diefe _ ibealifhen Darftellungen , ift dag Gemählde, was

die Kamtſchadalen von dem Zuſtanbe der Seelen

nach dem Tode entwerfen. Der Leib, ſagen die Kaimtſchadalen,, wird wieber Aferſtehen und mit der vorigen Seele vereinigt, ewig unter der Erbe leben, ober wie hier auf Erden, unter beſtaͤndt⸗

Ä e

er birendorr I, 52. Ä MD. Falkner P- 114. N Fresier p, 101.

‚eternally. drunk, . | m): 'Frezier & c. Pame-- - --quidoit aller ı au- deli

.. des Mers dans des lieux de plaifrs, ou ilsre-

gorgeront de viandes, et de ‚boillons; qu’is y auront plufieurs femmes, ui nd feront pas des enfans, qui ſeront occupeus x leur faire de banne chicha, a les feryir. ds,

#1. c. there to enjoy the kappinels ob being ..

-.

268 [nn ger Arbeit. Darin aber. werde. es in jenem Leben

—* beſſer ſeyn, daß fr alles im Ueberfluſſe ha⸗ ben,.nie hungern, nichtq von den Ruſſen leiden,

ſenbern in ihrer vorigen. Freyheit lehen wärben. Aud glauben. bie Kamtſchadalen, daß diejenigen,

welche bier. arm waren, in ber andern: Melt reich, die Reihen hingegen arm ſeyn werden, kamit jwb ſchen den beyden Zuſtaͤnden in dieſer, und im jener Wels eine gewiſſe Gleichheit entſtehe. :&ine jebe

. andere Dergeltung bes Guten und. Boͤſen -balten

fie für unnöthig. Wer auf biefer Erbe gefiohlen,

Ehebruch getrieben habe, u. f. w. der fen dafür

fon hinlänglich geſtraft, entweder geprügelt, ober gar erſchlagen worden: habe menigftens feine Freun⸗ de gefunden, und fey. baher Büros, - ‚und ohne Bermbgen geblichen "|

Der Gedanke an einen Zuſtand von Wieder⸗

Vergeltung war allen, oder faſt allen- ‚ungebilbeten

Dillern fo fremd, daß felbft diejenfgen, melde nicht bloß einen Drt der Seelen, fondern Dexter

der Seligleit und Onaal aunahmen, bie erſteren

ganz allein den Reihen, Vornehmen und Mädtis gen, höäftend ben Zapferen und Starken auwies

fen, und hingegen die Armen, Geringen-unb Un⸗

gluͤcklichen in die Dexter der Quaal hinabftießen, Unter ben Orönländern feßen Einige die Wohs nungen ber Öeligen in ben oberflen Himmel Aber bem Megenbogen 0). Sie befchreiben bie Fahrt dahin ſo leicht, daß Jemand noch an beim Abend bes Zages, ‚ws ® getorben, dest: anfangen. und

au

eier oy Cranʒ 25860, > .: „aman. d

969

ausruhen, ober mit ven übrigen Seelen fi im Zanzen und Ballfpielen ergögen koͤnne. Die Ger Ien wohnen hier in Zelten um einen großen Ste ber, der voll von Fifchen und Vögeln iſt. Die meiften Groͤnlaͤnder aber fischen die Derter. ber Ges Figkeit unter dem Meere. Hier, fagen fie, ſey ein beftändiger Sommer, beller Sonnenfhein und Zeine Naht. Man finde dort hutes Waſſer und einen Ueberfluß an Bögeln, Fiſchen, Seehunden

Tonne. In diefe Derter bes Seligkeit kämen bloß ftarfe, zur Arbeit tauglidye Leute, auch foldye, bie fur Meere ertrunken, ober über ber Geburt geftors ben feyen. Die ſchwachen und zur Arbeit nicht tüchtigen Menfchen würden in den Himmel verf: bt,

wo fie einen großen Mangel litten, wegen der

beftändigen Bewegung keine Ruhe genöffen, und eben deßwegen mager uud kraftlos würden. Es ift eine den Groͤnlaͤndern ganz rigenthümliche Meis zung, daß fie bie im Meere Ertrunfenen, ober die über der Geburt Verſtorbenen in die Derter ber Seligkeit aufnehmen. Ale übrige ungebildete Voͤl⸗ Fer fchloffen Kinder, und ſolche, die burd) gewalt⸗ fame Todesarten umgelommen, Manche fo gar die, Zapferen, bie in ber Schlacht gefallen waren, ‚von den Dertern ber Seligen, ober von der Gemeins fhaft der übrigen Seelen aus 5). Die Häupter

| der

p) Die Nord: Americaniſchen Wilden glauben, daß allle diejenigen, die eine® gewaltſamen Todes, ſelbſt

in der Schlacht, geſtorben ſeyen, Feine Wemeinſchaft mit den übrigen Seelen haben werden: weßmenen fie dieſelben auch nicht in very aemeinſchaftlichen Des gräbniß = Oxte beyfegen, Cbarlevoix p. 576. 77. PEST Fon Bu PUR

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and Mennthieren, welche man ohne Mühe fongen -

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der Natchez behielten ſich ganz allein das Gluͤck vor, in die Sonne, woher fie entfprungen, zus ruͤckzukehren. Die Untertbanen, welde fie die . Gtinfenden nannten, überließen fie ihrem Schick⸗ ſale. Die gemeinen Dlatchez bildeten fid ein, bag ihre Seelen nady dem Tode ded Cörpers in die Leiber von Thieren einmandern, oder daß die Las pferen und Fleißlgen unter einem gluͤcklichen, die Feigen und Zrägen unter einem ungluͤcklichen Volke wieder aufleben würben 2). Aehnliche Begriffe hegen die Einwohner von Dtaheite und den übri: gen Inſeln der Süpfee. Nur die Seelen der Haͤup⸗ ter, fagen fir, verfammeln ſich in der Sonue, wo fie Brotfrucht, Fiſche, Hundes und Schweinefleifd, gehörig zubereitet, im Weberfluffe vorfinden. Die Seelen ber Leibeigenen hingegen twaadern in Thiere, oder werben von Vögeln verzehrt, ober Fommen fonft um r). Die Apalachiten und Brafılianer vers feßen die Seelen der Tapferen in die Sonne, oder in Derter der Seligkeit hinter großen Bergen, wo fie in fchönen Gärten alles im Ueberfluß haben, und fid) ergößen. Die Muthlofen und Schwachen laſſen fie zu böfen Göttern wandern, oder verftoßen fie in Abgründe gegen Morden, bie Yon ewigen Ä " Schnee

Much die Neu: Seelaͤnder und uͤbrigen Suͤdſee-In⸗ fulaner find der Meinung, taf tie Scelen derer, weiche eined unnatülichen Todes geficrben, ungläds lich feyn, wohl gar ewig im euer würden acmıarz tert werden. Cooks letzte Reifen I. 138. 405, II. 100.

9) Voy, au Nord v. 23.04, Der Bater Le Petit Lettr, Edif. VII. 11. 12. ſchildert die Meinung der Natchez anders, wie ed miraber ſcheint, nicht richtig.

r) Coors legte Reiſen U, cc, Sorfter’s Beob. ©. 480.

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0 771

Einer’ und &ife ſtarren 5). Selbſi die alteſten

Griechen beſtimmten ihr Eiyſi ium nur für bie Abs koͤmmlinge und Anverwandten ber Götter‘, befons ders für die Melden des goldenen Zeitalters, fo wie fie. die Zitanen, die Feinde der Götter, in, den Tartarus warfen. Ale übrige Seelen ließen fit im Hades, oder in den Dertern der Schatten

zuſammenkommen; und biefen Hades dachten fie.

fih jo wenig beneidenswertb, daß der Schatfen des Achill beym Homer verfihert: er wolle die Wer⸗ herrſchaft über die ganze Unterwelt mit dem Dien⸗ ſte bey einem armen Manne auf biefer Erbe vers

tauſchen. Aefchylus und Dindar waren bie Em | |

ſten, welche die Griechen init den Begriffen einer Vergeltung ded Guten und Boͤſen befannk- mach⸗ ten 8). Unſere älteften Vorfahren badıten nicht richtiger, als die rohen Griechen. Ju Odin's Palhalla kamen keine andere, als Helden und Krieger, die ihr Leben im Kampfe verlohren hat⸗ ten. Alle diejenigen, welche eines natuͤrlichen To⸗

des ſtarben, alle Weiber und Knechte, blieben von

der Wohnung und Geſellſchaft Odin's ausgeſchloſ⸗ ſen: ausgenommen, wenn Weiber und Knechte mit ihren Gatten und Herren, oder für dieſelben geſtor⸗ ben waren, und mit dieſen zugleich anlangten. Die ſeligen Helden ergößten ſich im Balhalla, wie auf diefer Erde. Sie tranfen ſtarkes Bier, oder Meth aus den Schedeln erſclagener Feinde „und ſaͤttig⸗ ten 5) Maregraf p-19. Leg. Allg. Sammi. der Rei⸗ fen, XVI. 508.5

4) Man f. Heerens Abb. in der Bert, Dorathoſchuift vom 8 1788. Don, May 421 uf,

Ce 2

/ . * vw.

- jaren in den Himmel kommen würden x).

178 .

sven ſich mit dem Fleiſche eines Ebers, der ſich ſtets wieder ergänzte. Sie jagten, uͤbten ſich in den Waffen, und kaͤmpften gegen einauder. In dieſen Kaͤmpfen geſchah es oft, daß ſie ſich ein⸗ ander verwundeten, und mitten durchhauten. Dieſe Wunden mochten aber ſo gefaͤhrlich ſeyn, als fie wollten, fo heilten fie gleidy wieder u). Selbft zu Peters des Broßen Zeiten hasten die Ruffen Die Lehren bes Chriſtenthums Baum fo gut gefaßt,

als die Scandinaviſchen Dichter Lange vor ber feier lichen Aufnahme ber Chriftlichen Religion. AB

Weber fi in Rußland aufhielt, glaubten bie ges meinen Ruſſen neh, daß nur. die Czaren und Bo⸗

-

end

u) Barthol. 386 et Tg. p. Keisler ps 129. 146. Mal.

let p. 74. 75. Die Sagen, oder Nachrichıen über dad Crepusculum deofum, oder den Lusergang der Welt und der Götter, über Dertet der Freude ‚und Quaal, wo die Gerechten belohnt, and die Uns gerechten befttaft werden, find unftreitig, wie mans .. de andere, die fich in den nordiichen Denkmaͤhlern finden, fpäteren, oder Ehriftlichen Urfprungs. Hier⸗ über fehe man Mallet 9,78, Keisler p. 118-126.

x) Weber 1. ↄa9. Ich könnte noch eine Menge von Zeugniſſen dafür anführen, daß rohe Völker nichts von einer Vergeltung des Guten und Böfen wiflen, ‚oder die Derter der Freude bloß den Reichen uud Mächtigen geöffnet glauben. Das Eine oder daB Aue

. dere erzählen von den Wilden am Dronofo und den ehemabligen Mericanern, Gily II- 204. 111.13, 23; 15. 38, von den Wilden zidifchen Arracau und Pegu, Symes p. 447. von den Heiden in Sumas tra, Marsden p. 25% Wenn einige Schriftfteller ſagten, daß on der Meinung von ganz rohen Böls - Bern die guten Menfchen zu guten Göttern, oder in Oexter der Seligkeit, die böfen zu böfen Göttern,

a oder

/

773 Wenn Voͤlker endlich ſo weit it gelangten, daß

ſie eine Vergeltung des Guten und Boͤſen, Bee

loehnungen und Strafen nach dieſem Leben fir noth⸗ wendig zu halten anfingen; ſo entkraͤfteten ſie dieſe

wichtige Lehre gaͤnzlich dadurch, daß ſie Froͤmmig⸗

keit und Tugend in etwas ſetzten, was auch Gott⸗ loſe und Laſterhafte haben, und thun konnten: naͤmlich in das Bekenntniß gewiſſer Meinungen, und in die Ausübung gewiſſer gottesdienſtlicher Handlungen; ober daß fie ſich einbildeten: Froͤm⸗

migkeit und Tugend fönnten durch etiwad Anderes

erfeßt, Laſter und Verbrechen koͤnnten ohne Beſſe⸗ zung und Genugthuung abgekauft werden. Alle nicht ganz aufgeflärte Voͤlker kannten Feine ang dere Belohnungen, als finnlihe Freuden und irs difche Güter: Feine andere Strafen, als cörperliche feiden und irdifdye Uebel; oder fie ließen gar bie

hoͤchſte Seligkeit nach biefem Leben bald in einem’

Verſchwinden in die Gottheit, bald in einem Der ſchwinden in Nichts beſtehen.

Die Vorſtellungen der alten Moraenl ͤndiſchen Voͤlker, ſelbſt der Juden 4), von den Zuſtaͤnden ber Vergeltung find zu Dunkel, ober ungewiß, und bie ber Griechen zu bekannt, al& daß ich mid, bey ben

| eb

Lu

oder in Derter ber Quaal kaͤmen, wie 3. B. Georgi

Beſchr. S. 59. von den Wotjaͤlen, Öldendorp I,

339. von gewiffen Negern, und ein Jeſuitiſcher

Miſſionar von den Natchez, Lettr. Edif. VII, 15.

N, E. fo verſtanden fie entweder ſolche Voͤlker nicht

recht, oder legten ihnen ihre Art zu deuten und . zu reden unter,

y) Man f, Farmer’s Preface 3; fa. -p p. Winderus

de vita functorum Batu p. 14. 75. 240. 188. 205.

f 7

[4

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4

einen, und den anberen Lange aufhalten follte. Mur finde ich nöthig, in Anfehung der Griechen drey Bemerkungen herzufegen. Erſtlich muß ih meine Leſer daran erinnern, bag ſelbſt In den Zeiten des Disco Maͤnner, die für befondere Vertraute und Gänftlinge der Götter gehalten wurden, naͤm⸗ lich die fo genannten Orphiker, bie Derter ber Freu⸗ be viel finnlicher fchilderten, als bie älteften Dich:

., ter fie gefhilbert hatten: daß fie bie Seligkeit ber

Freunde ber Götter in ewige Schmänfe, und in eine beftändige Trunkenheit feßten: daß fie diefe Selig⸗

keit allen denen verfprachen, bie fi; von ihnen hats

ten reinigen und einmweihen laflen; und daß fie bins gegen bie übrigen Menſchen in den Tartarus, oder in die Derter der Quaal verwiefen 2). Zweytens: Gibbon und mande andere Geſchichtforſcher ließen fih durch einige Aeußerangen des Cicero und Se; neca, in welchen biefe Weltweiſen das Elyfium und ben Tartarus ber Dichter für Mährden ers

. Hörten, die nicht einmahl vom gemeinften Pöbel

geglaubt würden, zu der Behauptung verführen: daß bie alte Volks, Meligion, und nahmentlich Die Lehren von den Belohnungen und Strafen nad ben Tode in ben leßten Zeiten ber Republik, und noch mehr in dan erſten Sahrhunterten nad Chrifti Geburt erfchüttert worden. Diefe Brkauptung

wird durch alle zuberläffige Denknaͤhler aus jenen“

x t

= Beiten, am meiſten durch die Schriften des Lu:

eian widerlegt a), Nach den Zeugniffen dieſes

.. großen Sittenmahlers war unter den damahligen

Grie⸗

| 2) Plato de Republ, Vol. I. p. ios et fq. ; ein. L 399. 408. 470. Il. sp: 640. beſ. 903

we wap %

* **

on 272185

Griechen and Römern! ber Staube an ben Habes,

an ben Tartarus und Elyſium, an die Guͤmpfe,

Fluͤſſe und Gefilde der Unterwelt, an die Wach⸗

ter, Fuͤhrer und Richter der Schatten, an die Die⸗

nes und Dienerinnen- der letßteren fo feſt und allges

mein, als jemahls 5): fo feſt und allgemein, dag

man ben Verſtorbenen durchgehends einen Obol in

den Mund fleckte, damit fie dem Charon das Faͤhr⸗ ‚gelb entrigten koͤnnten c). Drittens war es ein -alter. und allgemeiner Glaube, daß bie Schatten ‚ber eined zu frühen, oder eined gewaltfamen Tas

bes‘ Geſtorbenen, befonderd die Schatten der Un⸗

begrabenen umherirrten, ober: in geiviffen Trauer⸗

gefilden d) verweilten, bis auch fie in die unteries difchen Wohnungen aufgenommien werden koͤnnten.

band⸗

By L. c. iI. 923. 6 usy dr woiuc OusÄoc , * ra u

ooPoı xaAssıv, ."Ounpw re za jaıdo, a Top al-

Aoic nuforsiig mapı Farwu warlonsvor =. - = Ton.

Allein Aucian ſcheint a an einer Stelle ſeiner Ab⸗ |

ruxæ uro ry yn Basuv,. Adyu vraurylacı etc.

e) p. 926, Taura Erwg 10gupwg wapısiyAuds Tag

moAAac, us’ smsidav Ts amwIauy TWv OINBIOY, Tom vu ev Depovreg oßoAov, ac To zoum nure)guuw '

erw, AIOJov TW MORIAM TC vaurıllag Yayıao“ kavov, In einigen Gegenden: von Griechenland,

3. B. in der Stadt Hermione glaubte man, daß man,

von da aus einen kürzeren Weg zu den unterirdis

ſchen Derteen habe, als anderswo; und man gab deßwegen den Todten kein Fahrgeld mit. ap äp- Aiovsue ds rsYpuAlersı ryv sig ads naruBaav GUV- ronov sival., ÖIOEBp Eu wvriganaıy uraude rs v8

xpoic vauAav. " Strabo VI. 575. | j —— a) Campis iugentibus, Windetus 138 et B p.

\

1 _ Yanblung über die Trauer nach der Denkart feis

ner Zeitgensfien noch bon einem gewiſſen Mittel⸗ Drte zu reden, wo bie Seelen berer, die.weber fehr gut, noch fehr böfe geweſen feyen, ſich aufbielten, und großen Hunger litten, wenn fie nit von ben

nachgebliebenen Anderwandten beftäubig mit Speife

u: Trank vwerforat würden e)y. Mena Lucian unter dieſem Mittelorte nicht Die Trauergefil de vers Rand; fo war der Mittelort ein neuer Zuſatz zu

den unterirbifchen Dertern, von melden ich mich nicht erinnere, fonft eine Spur .gefunden zu baben,

Viele andere Voͤlker befchrieben bie Derter der Strafe eben fo gräßlich, ober noch gräßlicher; Feine Aber mahlten bie Dester bes Belohnung fo feenhaft, ale bie Mahomebauer f), Mahomet folgte alleın Anfehen nach einem alten Volksglanu⸗

ben, indem er fieben Stuffen fo wohl in den Ders

tern der Seligkeit, als ber Dual aunahm; allein

‚er lehrte die Araber etwas gang nened und uner⸗

Poͤrtes, wenn er die Belohnungen und Strafen dis nes Anderen ‚Lebens, und bie Grade von van ". , j \ @

be. 2.920. Ol de u nianhiu wollaı aurac ure or Tu Amıumri TÄRFUNTR MUSUTEV CWHRTWN, OKI

nstogehar; ax URO 77 DR NRTETER KarUNc adayı Conaydi. rpepgvrai dengm Tuig mag My Xamic, zu Tols xWrayılausug amı Toy TaDan, dic 6 To ag 7 Karaksleınevog Ursp ync PrAoc, y evyysuc aquroc vdroc varpoc, ae Äsmortoy 0% aureic wol« raverai.

9— Chardin w. a22 e (9, p. Ho S. 202. Pyrard

Ing, Min vergleiche damit Tavernier 1.986,

Aber die Johannis, Ehrifien.

| - 00m‘ allein, ober doch vorzuͤglich von deu Glauben,

und Unglauben der Mienfihen. abhängig machte g). Wiederum entlehute er wahricheinlich die Farben, womit er das Paradies, und bie Freuden dei Paradieſes darftellte, aus den Mähren, melde von jeher eine ber vornehmften Unterhaltungen der Morgenlänber ausmachten. Wenigſtens gleidit fein Paradies volllommen einem Teens Pallafe, und die Derrlichkeiten des Paradiefed den Wun⸗ bern, bie von ben Feen, und ben Lieblingen ber ‚Feen erzählt wurben. Wenn die Gläubigen aus bem Teiche des Lebens getrunken haben, fo nchmen fie den Weg des Parabiefes. Ein Engel, der die Schluͤſſel des Paradiefed hat, oͤffnet ihnen die Thore. Die Öläubigen gehen. hinein, und fegen fi) an dad Ufer des großen Rauffer, ober des Fluſſes der Freuden. Diefer Fluß wird von ei⸗ nem unermeslichen Baume uͤberſchattet. Jedes Blatt dieſes Baumes iſt ſo groß, daß Jemand,

ber fünfzig taufend Jahre mit der. groͤſten Schnel⸗

ligkeit vitte, doch nicht aus dem Schatten’ vefiels

ben heransfommen würde. Mahomer and Aly

bieten ben Nektar des Fluſſes der Freude in golörs nen Gefäßen dar. Ihnen folgen zahllofe Kaufen von bimmlifchen Jungfrauen, deren unvergaͤngliche

Reitze zum Vergnügen der Gläubigen beſtimmt

find. Tugend und Schönheit, Geſundheit und Stärke find gleich unvergänglih, Im Parabiefe | | gibt

g) Chardin IV. 23. Leurs livres enfeignent, . no -

le principal fujet, fur lequel on comptera ay ' dornier jour, ferä la matiere de foi et de reve£-

Jation, ... . Ils ajoutent, qu’on n'interrögera

fur les.oeuvres, que leg gehe, gui aurent die - dans la bonne Religion, nn

718 | ——

gibt es eben ſo wenig verbotene, als qatlis⸗ Freuden h). Die gemeinen Steine des Paradie⸗ ſes find Perlen, und bie Mauern find aus Dies ‚manten zufammengefeßt. Selbſt bie Stämme ber Bäume beftchen ans bem reinften Golde. Die am wenigften Seligen wohnen in Zelten, bie mit Perlen, Gmaragben, und anderen Edelſteinen reich geſchmuͤckt find. ie laben fih mit den aus: gefuchteften Leckerbiſſen, und ben koͤſtlichſten Wei—⸗ nen. SKeiner ‚hat weniger, als achtzig tanfenb Sclaven, und zwey und fiebenzig himmlifche Jung⸗ frauen. Wenn Jemand Kinder wünfht, fo mers . ben fie nicht bkoß augenblicklich empfangen, und .gebohren, ſondern gelangen nuch gleich bis zum Al; ter bes Mannbarkeit i). Alle diefe Seligkei⸗ ‚ten ertserben bie Mahomebaner burch Gebete, Fa⸗ ſten, Reinigungen, Wallfahrten, milde Gaben,

beſonders durch einen feſten Glauber. Wenn fie

ſich auch der groͤſten Verbrechen ſchuldig gemacht haben, ſo koͤnnen ſie doch durch dieſelbigen Gnaden⸗

mittel entſuͤndigt, oder gereinigt, und des von

bieſes theilhaftig werden.

Die Hindus nehmen ſi eben Welten der Strafe, nub Marter, eben fo viele Welten der Reinigung, die Meiften fagen, des Belohnung und Seligkeit, . and zwiſchen den einen, und den auberen, bie Erbe . ale ben Mittelpanct, oder bie Scheldewand an a Au

,

) Chardin ke. p. 3% | 5) Hoͤſt l.c. u

k) ‚Rogers I. 20- 21 C. Ezour. Vedam I, 300. Dow Preface 38 et ſq. -

-

| 2279

Auch die unterſte Welt der Belohnung iſt fo voll von Seligkeiten, daß diejenigen, welche fie bewoh⸗

nen, Feine höhere Freuden begehren, ja nicht eins mahl denken Finnen. Wer bis an das Ende der Veßten, oder hoͤchſten Welt von Belohnungen ge⸗ langt iſt, geht in den achten Himmel über, mo Dramab feltft wohnt, oder verſchwindet in Gotn Die Verſchwinden in Gott befteht in einem fol

Grade des Entzuͤckens, wodurch alles Bewuß * ſeyn ausgeloͤſcht wird. Ein Hindu mag gelebt ben, wie er will, ſo iſt er ſeiner Seligkeit nach dem Tode ſicher, wenn er an gewiſſen heiligen Or⸗ ten, oder mit einem Kuhſchwanz in der Hand ſtirbt, oder wenn er ſeine Gebeine in den Ganges werfen laͤßt ). Hat Jemand auch das Ungluͤck, um ſeiner Thaten willen in Eine der ſieben Welten der. Strafe geſtuͤrzt zu werden; ſo brauchen ſeine Anverwandten nur nach Gaha zu wallfahrten, an tiefem Orte von einem gewiſſen Mehl einen Teig zu machen, einige Stüde des Teiges auf einen

. Stein zu legen , und dabey den Nahmen des Wers ſtorbenen auszuſprechen. So bald dieſes aefher

hen ift, wird ber biäher Verdammte In einen der - Derter ber Seligkeit derſetzt m).

Alle Völker des oͤſtlichen, und ſuͤdlichen a end ”) denken über die Derter der Duaal und der

2 Rogers. l. c, und Tavernier IL, 160, 167, m) Rogers II, 5. 20.

n) Die Thibetaner, Georg. 253-265 p. Die Eals mycken, Kepedin 1. 291. Pallas Reifen, 1.345. Die Siamefen, Louhere I. 363 et 4 p. Di vor

| a0,

- 780 ——

ber: Seligkeit, fo wie uͤber die Mittel, in bie er nen zu gelangen, und den anderen zu entgehen, faſt ſo, wie bie Hindus; und wenn fie von dieſen abs weichen, fo ift «8 entweder nur in den Zahl ber aluͤcklichen, und unglüclichen Derter, oder in ben Ausdruͤcken, womit fie die hoͤchſte, und letzte Be⸗ gluͤckung der Seligen bezeichnen. Sie nennen dieſe bald ein Verſchwinden in Gott, bald aber auch ein WVerſchwinden in Nichts; und fagen babey ausdruͤck⸗ lich, daß dieß Verſchwinden in Nichts mit einem gänzlichen Aufhoͤren alles Empfindens, und Den⸗ kens, alles Wollens und Wirkens verbunden ſey o)

Mehrere Voͤlker redeten von ſtillen Wohnun⸗ gen, ober von Oertern ber Ruhe, in welchen ber Aufenthalte dem Verſchwinden in Michtd darin ‚ähnlich war, daß man weder Vergnuͤgungen, noch Schmerzen empfand. Selbſt die Chriftlichen Lap⸗ pen laſſen bie abgeſchiebenen Seelen bis zum Zage bed Gerichts bey ber Mutter bed Todes bleiben, von welcher fie vorgeben, daß fie nicht weit unter der Oberfläche ber Erbe wohne p), . Die Perfer behanpten außer bem Paradieſe, oder ter Hoͤlle U einen

Bass, Mariny 391-985 p. Die Erinefen, Le Comte II. 126, et lq. 2. Die Japaneſen, Bin pfee . 1, 299. H. 262.

e) Loub, I, c. p. 392. «.- qu'elle jouie d'une eter-

nelje inaction, et d’ana vraye impafhbilite,

Niereupan, dilent-ils, c'eſt a dire, Cette ame

a difparü: elle ne reviendra plus en aueun

monde: et c’eft ce mot, que les Partugais om

_ traduit par ceux - ci, elle s'efl aneantie, er pt Cetix- ei encare, elle eft derenus nn die,

) Georgi's Beſchreib. ©, 12.

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221

einen imbus, oder Mittelort, wo weder Freu⸗ den, noch Schmerzen, ſondern nur Ruhe ſey. Sie beſtimmen dieſen Limbus fuͤr Kinder, Schwach⸗ finnige, und Wahnſinnige, denen ihre Handlun⸗ gen nicht zugerechnet werben konnten 9). Einige Grönländer waren zwepfelhaft, ob es Derter der Zreube gebe. Wenn bergleihen vorhanden feyen, fo Fönnten fie doch nur eine Zeitlang dauern. Die

abgefihiedenen Seelen wärden nämlih aus dem ‚Parapiefe in file Wohnungen übergeben, von welchen die Groͤnlaͤnder Eeine nähere Nagrichten |

zu geben wußten r).

| Man zeigte in den verſchiedenſten Gegenden der Erde bald ſtinkende Suͤmpfe s), unb a

Gewaͤſſer $), bald tiefe Erd; oder Felshoͤhlen

bald brennende Felder, und fenrige Schlünde, als die Eingänge zu den unterirdifchen Dertern übers haupt, ober doch zu den Dertern der Prüfung und Strafe. So wie die Griechen des Alterthuns erzählten, daß die Titanen unter bem Aetna bes

graben ſeyen; fo erzählten vormahls, unb erzähs

len vielleicht noch jeßt die Chriften im untern Ita: lien, und Sicilien, daß die Seelen der Verdamm⸗

ten von Zeufeln am Staliänifchen Ufer abgehoplt,

nad Gicilien binübergerudert, und dort in bie

9) Chardin IV. ı9, r) Crang ©, 260.

s) 3.8. Ru Lucians Zeiten die Gümpfe am Eu:

. Phrat,. 1. 468. 6) 3, B. den Styr in Arkadien. Panfan. vant, 6.17.18

22 * *. die Höhle ved Heiligen Peine in Re

Schluͤn⸗

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Schluͤnde des Aetna geworfen würden x). Aeltere

Nordiſche Schriftſteller, die von Sicilien ſelbſt

wenige, ober gar keine Kenntniſſe hatten, hörten fhon, bag Gregor der Große in einem feiner

Werke den Nena für den Eingang in die Hoͤlle,

und die Schlünbe, oder Abgründe beffelben für bie Hölle feibft gehalten habe y). Sie wagten daher auch nicht, dieſer Behauptung zu widerfprechen. Zugleich aber hielten ſik e8 für wahrfcheinlicher, daß die Hölle fidy in Island, beſonders im Innern nnd in ber Nähe des Hekla finde, weil hier beyde Arten von Marten, die durch die aͤußerſte Kälte, und durch die hoͤchſte Hiße mit einander verbunden ſeyen. Es war von den erften Zeiten des Chris

ſtenthums an herrſchender Volksglaube im alten - " Scandinavien, daß die Hölle fih in den Glet⸗ ſchern, und brennenden Schlünden bed Hella fir _

de 2). Ein heil ver Parfen, bie nad dem

- Feuer: Felde auf der Halbinfel Okedra wallſahr⸗

ten, iſt der Meinung zugethan, daß ber Teufel unter biefem Feuerfelde gemartert, und daß die

hervorbrechenden Flammen durch das- Fett deſſel⸗ ben unterhalten werben a). Man trift eine dem

Seuerfelde auf Okesra ähnliche Stelle nahe bey dem Dorfe Zrinidad in Peru an. Es ſteigt näms lich eine halbe Stunde von biefem Drte in einer nies‘ drigen Gegend beftäntig ein dicker und ſchwarzer

| > Rauch auf, der einen Schwefelgeruch verbreitet.

Bis⸗ &) de Borch I, 83.

.Y Barthol. II. c. 6. p. 358. .

2) 1. c. p. 359. 360,

a) Man | bed jüngern Gmeling Reiſ. II, 45, 3 ſchings Magaz. III, 4, elins Reif. TI, 45. Bu-

Wisweilen brechen auch Flammen hervor. Die Ummoßner halten dieſen Ort für Eine der Muͤn⸗ dungen der Hoͤlle; und manche derſelben geben vor, daß man heftige Geſchreys von Gepeinigten, auch Das Raſſeln von Ketten, und andere furchtbara Geraͤuſche höre. Die auffteigenben Dünfte find fo

gefährlich, daß fie diejenigen, melde fi zu nahe hinzuwagen, betäuben, und ihnen nicht felten hitzi⸗

ge Fieber zuzichen b). Viel merfwürbiget, als

alle dieſe Sagen, iſt die Meinung, welche viele Jahrhunderte lang im noͤrdlichen Europa herrſchte, daß Britannien, oder die dieſem Lande zunaͤchſt liegenden Inſeln die Wohnungen von Daͤmonen, und Helden, oder der abgeſchiedenen Seelen uͤber⸗

haupt ſeyen. Schon im Zeitalter des Plutarch

hörte der Grammatiker Demerrius während ſei⸗ ned Aufenihalts in Vritannien c), daß es viele zerftreute unbewohnte Infeln gebe, auf einigen von weldhen Dämonen und Merven hanfen follten. Ex befuchte Eins der Eylande, die den wuͤſten Infeln am nächften lagen. Er fand auf diefem Eylande: nur wenige Einwohner por, die von allen Abgas ben, und anderen öffentkichen Laften frey waren d). Bald nach feiner Ankunft entftand ein heftiges Uns gewitter mit furdhtbaren Winden, Vonnerfehlägen, und Blitzen begleitet. Die Inſulaner fagten ihm, daß irgend ein Geift, oder eine Seele von höhes

rem Range ihren Coͤrper verlaffen haben müfle..

So wie nämlich eine brennende Lampe vielen leuch⸗ te,

bxGage IV. c a. p. 236, 237. c) Plut, de orac, let, Op. VII. 652. 653.

H9 . c. laſec ds 504 aavAss ERYTaG vo Aperruav

ovrac.

734 | m m

te, und baburd) nüßlih fen, bey ihrem Erloͤſcher aber beſchwerlich twerbe; eben fo ſeyen audy große Seelen während ihrer Vereinigung mit den Cor per, und gleichfam während ihres Glanzes viel wohlthaͤtig. Bey ihrem, Erloͤſchen hingegen er regten fie oft Ungemitter, und nicht felten gefähr liche Krankheiten. Auf Einer der wuͤſten Inſeln, feßte han hinzu, werde ber ſchlafende Saturn vom Briareus bewacht. Der-Schlaf fey die Fe fel, woburd der Gott fefigehalten werbe, ungen achtet er viele Dämonen zu feiner Bebienung um fid) habe. In dem Zeitraume zwiſchen dem Dius earch und Procop verbreitete ſich die Meinung, daß das fand ber Seelen in ber Nähe von Bri⸗ tannien fey, viel weiter, und biltete fi) audy mehr aus. Die Inſel Brittia, ſagt der zuleBt genannte Geſchichtſchreiber e), Liegt in eines Entfernung don swenhundert Stadien den Münbdungen des Rheins gegenüber zwifchen Britannien und Thule. Diefe Anfel wird von drey Völkern, ben Angel, deu Srifen, und Brittonen bewohnt. Die Bevoͤlke⸗ rung nimmt unter ben drey Nationen fo ſehr zu, daß Manche fih mit Weibern und Kindern auf das Fraͤnkiſche Gebiet begeben, wo man ihnen wüftliegenbe Länberenen anmweist. Viele Perfonen haben mir von der Infel Brittia Dinge erzählt, tie Träumen, oder Mährchen ähnlich feinen, don welchen fie aber mit. dern groͤſten Ernfte bes theuerten, baß fie diefelben mit ihren eigenen Aus gen gefehen, mit ihren eigenen Ohren gehoͤrt haͤt⸗ ten. Die Hauptſache befteht darin, daß bie abge * fihtedenen Seelen auf folgende Urt nach der Inſel Brittia übergefegt werben. Auf der gegenüber on (tes e) In Grotii Hiß. Gothorum p..467. 471. 72.

V

*

785

| Legenden Küße find viele Dörfer, bie theils von

| | | |

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Fiſchern, theils von Ackerlenten uud Kaufleuten bewohnt werden, und den Fraͤnkiſchen Scepter unterworfen find. Alle dieſe Köftenbewohner zah⸗

len keinen Tribut wegen des beſtaͤndigen Dienſtes, welchen fie zu leiſten haben. Ste maͤſſen nämlich der Reihe nach die abgeſchtedenen Seelen nach der Inſel Brittia hinuͤberbringen. Diejenigen alſo,

welche die Reihe trift, hatten ſich zu Haufe, bid

‚fie in der Nacht aufgefordert werden. Die Auf⸗

forderung geſchieht durch das Schlagen an bie

Hausthuͤr, und durch eine vernehmliche Stimme,

gefchehe wirklich da, was fe don fi erzählten, . Dob

So bald fie das eine, und das andere hören, bes geben fie fi) an das Uſer des Meers. Hier fius den fie ledige Schiffe ver, und zwar nicht ihre ei» genen, fondern fremde. In dem Augendlick, 100 fie dieſelben beſteigen, fühlen fie, daß die Schiffe tief in's Waſſer gehen, als wenn fie mit vielen Menfhen, oder mit einer ſchweren Saft befrachtet wären. Die Fuͤhrer fehen Niemanden, und exreis hen das Brittiſche Ufer in Zeit yon Einer Stunde, anftatt daß fie mit ihren eigenen Schiffen Faum in vier und zwanzig Stunden hinüber kommen Eönnen. Gleich nach dem Anlanden merken fie, daß die Schiffer erleiihtert werden. So wenig fie waͤh⸗ vend der Fahrt Jemanden wahrnehmen, eben fo wenig entdecken fie das Ausſteigen, oder Ausſtei⸗. gende. Allen fie hören eine Stimme, melde bie Nahmen, und Würden derer, die mitgefahren find, bey Weibera die Nahmen und Würden ihrer Männer ausruft”. Man kann vernünftiger Weiſe nit Daran zwenfeln, daß bie ehemahligen Bewoh⸗ ner der Hollaͤndiſchen Hüfte felbft glaubten: Ihnen

und

786°

und ihre Beherrſcher glauben machten. Dieß zweyte Geſicht iſt wenigſtens ſo intereſſant, als das, was vorn:ahl unter ben Seh fgetiländifgen | ‚Nieten fo häufig war,

Ale Völker, welche bie Fortdauer ber See— len anerkannten, fuͤrchteten auch das, was wir im Deutſchen Geſpenſter nennen f). Unter Geſpen⸗ ſtern verſtand man nicht alle abgeſchiedene Seelen, die noch nicht im die unterirdiſchen Derter eingegan⸗ . gen ſeyen, oder zu gewiſſen Zeiten aus denſelben zuruͤckkehrten, ſondern entweder die Seelen von

Ungluͤcklichen, die nicht in bie unterirdiſchen Der:

ter aufgenommen worden, oder die von boͤſen Men: ſchen, welche ein Vergnügen daran finden, bie des

Benden zu plagen, ober von böfen Geiftern dazu

genoͤthigt würden. Zu ben erſtern rechneten bie

Griechen und Römer die Seelen aller derjenigen,

bie eined gewaltfamen, und eben bewegen früßs geitigen Todes geftorben waren: beſonders, wenn Ä en nicht die legten Ehren erwieſen worden g). Du

P Die Römer brauchten die Ausdruͤcke, umbrae, lemures, larvae, bie Griechen oxıy , sıdwin,

. , Qevracuare, ' bisweilen Jasuovec, Guther. Il, €. ı6. Lucian. III, p. 56. wiewehl alle dieſe Woͤr⸗ ter nicht fo beſttmmt waren, als das Deutſche Ge⸗

ſpenſt. - g) Lueian. IM, 56 p. TI & uAo; 7 raroyı Tov_ada- Aavrivov MOJDUEN . . HYEICTY Ömiuovag Tivag wiyay, . 20. Payraguare, m -vanpay buxgas zapımoisıy Unsp yn6, 0. Dawsosoy, öc av syelmeıw; . „6 1 06 PR 6, > » My TETo Das Toxiedys, Tas . \ Toy

don Sterbenden, daß fie ihre Moͤrder unaufhoͤrlich

57 ‚787

—8

©. Hefe ber gemeinen Meinung ni vicht in bie .

unterirdiſchen Derter zugelaffen wurden; fo irrten fie umher, ‚erfchienen ben Lebenden, ober gaben fi) auf andere Arten zu erfennen, bald, damit ih⸗

nen je eher, je lieber bie letzten Ehren erwieſen würden: bald damit fie ſich an denjenigen rächen ‚möchten, welche vie Urſache ihred Todes, oder ih»

res fonftigen Ungluͤcks geweſen waren. Griechi⸗ ſche und Roͤmiſche Geſchichtſchreiber fo wohl, als Weltweiſe erzaͤhlten manche Beyſpiele von Ge⸗ ſpenſtern, welche Jahre lang Haͤuſer, oder Ge⸗ genden beunruhigt haͤtten, bis man ſie veranlaßte,

‚oder noͤthigte, den Grund ihrer Erſcheinungen und

VBeunruhigungen anzugeben h). Häufer, und Ges

genden, behauptete man, - wurden augenblicklich befreyt, wenn man die heimlich eingefcharrten Ges

beine wieder ausgrub, und mit den gehörigen Eh⸗

ren beſtattete. Nicht weniger zahlreih waren bie Beyſpiele von ſolchen abgeſchiedenen Seelen, welche die Urheber ihres Todes bey Tage und bey Nacht

verfolgten 53). Es mar eine gewoͤhnliche Drohung bes

zw Bang amotRvoVvroYV | povac yuxas mepıvosey, 60V sirig auıykare, 7 anerumdy ryv nepaaıv, 9 avscnoAomiody, . . TuS dETWY Kar HipKv ao Jayoyrav sxeri; etc. Gutherv II, €. 16,

h) Zu ben von Butherius angeführten DBeyipielen füge ih noch das hinzu, was Lucian c. p. 57. 58. aus den Munde eines Bustegrifgen Welwei ſen erzaͤhlt. |

i) Guther, 1, c, 249, 250,

Ddb 2 nn

zu.

beunruhigen wollten 4). Wenn man ſich Yon bem. Werfolgungen der Geiſter erſchlagener Feinde, und noch mehr böfer Menſchen nicht los machen fonnte ; ſo grub man ihre Ueberbleibſel aus, und verſtuͤm⸗ melte dieſe, oder verbrannte ſie. Dieß thaten nicht bloß die alten Scandinavier )), ſondern auch bie meneren Griechen. Als Touruefort ſich auf Ser Fuſel DMycone aufhielt m), entſtand auf eins mahl da6 Gerücht, bag ein Bauer, ber,. man wuſte nit, wie und Don wen erfhlagen worben war, Nachts umher gehe, bie Leute auf ben Stra; 6:u von hinten umfaſſe, . ja fo gar. in die Däufer bringe, Lampen ausloͤfche, Hausgeraͤth umwerfe, und andere Streiche ſpiele. Das Geruͤcht nahen je länger, deſto mehr zu. Die Griſtlichen glanbs . ten es eben fo fe und allgemein, als die Layın, baß ter Geiſt ded Erſchlagenen umberwauble, Man fieng an, zur Ubwendung der großen Plage Meſſen zu leſen. Die Meſſen halfen nichts. Im Gegmtheil ward das Uebel immer ärger. Hier⸗ auf beſchloß man nadı neun Zagen das Grab, was in einer Capelle war, zu öffnen, dem moternten Todten bad Der; aus dem Leibe zu reiffen, und FR or dieß AM) Eo ſagte Dis:

oniuibus umbra locie adero, dabis iaprobe

poemns. amd Horaʒ; Ep: 5! Qui ubi yerire joflus expirsvero, nocturnus occurranı furor: petamque vulms umbre catvis unguibue e vis deorum el Manium: * Er:inquietis afidens prascordis, pavore ſomnos auferam,

3) Barıhol, IL, a, p. 066, m) I, 90: 64,

vieß Herz zu veebreunen. Alle dieſe gräßlichen Unftalten entflammten bie Phantafie ‘der Griechen

=. auf Mykone nur noch mehr. Auch nad) ber Ver⸗

Brennung bed Herzens ſetzte der Unhold feine Be⸗ anrnhigungen ohne Unterlaß fort. Wiele Fami⸗

kien waren ſchon im Begriff, voll verzweyfelndet Angſt Mykone zu verlaſſen, als auf einmahl Je⸗

mand, mie begeiftert rief, daß man alle Ueber⸗

bleibſel des Unholdes n), verbrennen muͤſſe. Die ganze Gemeine frohlockte bey dieſem —— Man errichtete einen großen Scheiterhaufen, ver⸗ wandelte den ſchon zerfleiſchten feinem tn Aſche, und fah von dieſem Augenblick an kein Geſpenſt mehr. Dan foll im ganzen Archipelagus glans ben, baß ber Teufel bie Leiber derer, welde als Geſpenſter umher gehen, wieder belebe, daß aber fo etwas nur ben Griechen begegne, bie ber Gries chiſchen Religion zugethan ſeyen 0). Man ver brennt daher tie Leichaame von Umgehenden, das mit nichts Adria bleibe, was ber Teufel beleben, oder wereiu er ſich huͤllen koͤnne.

Ich beſchließe bie piöherigen Unterfadungen mit einer kurzen Geſchichte ber Lehre von ber See⸗ len: Wanderumg.

Diefe Meinung mar, und * unter fo ders ſchledenartigen Wölkern verbreitet, und zeigt ſich tn fo wancherley Seſtalten, daß man auch ohne

ge⸗

ꝛe) Quil falloit brüler le Vroueolacas tout entier.

0, ri c. p. 54 Dams tout l’Archipel on Aft perfuä- u'il n'ya, que les Grecs du rite Gree, don. e diable raninie Jos cadavres.

,

u

j De

gehane Prüfung mit. Zuverſicht amehmen koͤnute: ſie ſey nicht allenthalben durch dieſelbigen Bergen laſſungen, und gleichſam aus denſelbigen Praͤmiſ⸗ fen entſtanden. Einige Voͤlker ließen bloß bie Seelen von Kindern in bie Leiber don anderen ums gebohrnen Kindern wandern. Andere hielten «6 für wahrſcheinlicher, daß die abgefchiebenen See⸗ Yen anderer Menſchen in, neuen menſchlichen Leiberu gleichſain wiedergebohren, ald daß fie in ein Land der Seelen, ober. in. Dexter ber Geeligleit, und ‘der Duadl übergehen würden. Won beyden uns terfchie den ſich diejenigen, melde behaupteten, daß bie Seelen vicht bloß in die Leiber von Mexnſchen, fondern aud in die von Thieren, je fo gar in als lerley Gewaͤchſe ber Erbe einfehrten. Man Eans von allen roheren Mationen ohne Ausnahme, oder mit fehr geringen Uusnahmen fagen, daß fie das

Wandern des Seelen meder als einen Zuſtand ber

Vergeltung, noch als einen Zuſtand ber Meinigung

betrachtet haben. . Diejenigen Völker hingegen,

welche beftändige Wanderungen. der Seelen in dem

einen, ober anderen Lichte betrachteten, ließen dieſe

Wanderungen auch in den Welten.der Strafe und

Reinigung bis zum Verſchwinden in Gott, ober

in das Nichts fortdauern. Viele Voͤlker wußten bloß von Wanderungen menſchlicher Seelen in menſchliche Leiber; und ſelbſt die Meiſten berjenis gen Nationen, welche Seelen in die Leiber von Thieren, wie apn Menſchen einkehren ließen, kann⸗ ten oder glaubten an keine Verwandlungen von Goͤttern In Thiere. Aus bepden Gründen iſt bie Vermuthung meines verſtorbenen Freundes Liedes mann p) unzulaͤſſig, dag ber Glaube an bie \ | MWans r) S. deſſ. Abh. im Deutfchen Mufeum, Sept. 1770.

.

|

.

u Ir / Te * J | #. 791. Wonderungen menſchlicher Seelen aus den Sigm der Verwandlungen von Göttern in Thiere ent: fprungen ſey. Der Gedanke des Wanderns von "menfchlichen Seelen in inenſchliche, und ſelbſt thie⸗ rifche Seiber lag den roheften Völkern fehr nahe. Ale Wilde hegem die Meinung, daß bie menſch⸗ liche Seele den Coͤrper häufig fo wohl im Zuftande

des Wachens und der Gefunbheit, als des Schlafs,

a

der Verzuͤckung und Krankheit verlaffes daß ents flohene Seelen können eingehohlt, beſchaͤdigte Sees

len audgebeffert, verlohrne, durch andere Seelen

fo wohl von Thieren, als von Mienfchen erfeßt

werden. Alle Wilde beten Tihiere an, oder wenn

fie diefelben audy nicht anbeten, trauen fie benfels ben menfcherähnlihe Bernunft und Sprache zu. Eben daher find audy alle rohere Völker, welche

die Fortdauer der menſchlichen Seelen, oder die’ ein Sand der Seelen behaupten, überzeugt, daß bie‘ Seeken ver Thiere gleichfalls ‚fortbauern, und in

das Sand-der Seelen fommen werben g). Einige

vebeten fo gar von jüngften Gerichten, von Belohs nungen, und Strafen, welche bie Seelen der Thiere nicht weniger, als die der Menſchen zu erwarten | hätten rn)

‚Die re der Seelenwanderung bietet ſich in J ihrer einfachſten Form unter ben Amertcantfchen Wilden dar. Dieſe glauben naͤmlich, daß die See⸗

| len⸗

4). Man ſ. z. B. Georgi's Zechreib S. u ©. ‚Charleveiz p. 353. 229 Ve . j

r) Die Cambojer, ‚Argenola I, 33, Die Calmy⸗ den, Lepechin I. 295.

m. -——

len der Rinber in ankere menſchliche Leiber einlche ‚ven werben: theils, weil fie das Leben fo wenig

aeuoſſen haben , theils damit fie binlänglich erfiazs ken, um bereinft im Lande der. Gerlen ihre Mah⸗ sung ſachen gu koͤnnen. Sie begraben deßwegen Kinder nahe au befuchten Wegen oder Fußfieigen, um deu Seelen das Einkehren in die Frucht von vorübergehenden ſchwaugeren Weibern zu erleich⸗ gern 5).

Andere Voͤlker fo wohl in America, als in Afrika t) verfihern, daß die abgeſchiedenen Seelen nur in die Leiber von Meunſchen einkehren. Unter ben Negern, bie dieſen Glauben haben, ſcheint es eine Jemeine Meinung zu ſeyn, daß ein Jeder ber Megel nach ia dem Stande wieder gebohren wer⸗ de, in welchem er Ein Mahl gelebt habe. Cie reger an ber Goldkuͤſte, der einem Earopaͤer dier⸗ te, fagte zu Roͤmer w): daß er Sort bitten wolle,

daß diefer ihn nicht wieder als Sclaven eines Blau:

ken gebohren werben laſſe. Wenn Gott diefe Bine wicht erhoͤre, fo wolle er ſich Lieben mir ihm ſchla⸗ gen, als noch einmakl in den Dienft eined Blanken zurüclfehren, Auf die Frage: was er benu wer:

den wolle, antwortete ber Neger: Selav eines Abe -

niags von Achim. Auf eine zwehte Trage: warum nicht lieber der König ſelbſt? erwiederte er: dieß ſey vamoͤglich. Go oft er noch in die Welt gekom⸗ men,

s) Charlavoix p. 34 6) Bon den Apaladiren, Samml. der Reifen KVI. 8. on ten Karaburı's, ad rn Neger, endorp. 1. 318. 341. von den. Loangern s ger im Deusfchen Proiart 130 ©. n) ©. 86. 87.

‚& -

_

m . .

= 18 -

| men, ſey er immer Sclave gewefen. Gr werde es | . auch bleiben, er möge wiebergebohren werden, fo

vft er wolle, Die Ebnigliche Kamille in Loango

macht auf. dad Privilegium Anfprud, daß bie .

Seelen ihrer Angehörigen nus in bie Leiber der uhgebohrnen Kinder ihres eigenen Geſchlechts ein«

wandern, Auch die Vornehmen unter den Kaya baris, und einigen anderen Neger » Völkern begras _

ben die verſtorbenen Auverwandten in ber Nähe

- ihrer Wohnungen, damit die abgefchiedenen Sees len berfelben fo aleich in bie Leiber der erfien Kin⸗

ber einwandern koͤnnen, bie in der Familie gebohs

ren werben x). Die Neger in Sifiny glauben, daß

die abgefchiedenen Seelen ber Menfchen, bie auf diefer Erde ſterben, in eine andere Welt übergehen, welche fie in den. Mittelpanct ter Erde fegen: daß fie dort in Die. Leiber von neugebohrnen Kindern eins

wanders, und in neuen Leibern tiebergebehren ‚werben: baß die Seelen besjenigen, bie in der an:

dern Melt fterben, in gleicher Abfiht auf unſere

Erbe fommen: daß alfo biefelbigen Seelen abwedy.

felnd bald in jener Welt, und bald auf diefer Erbe wohnen y). Es ſcheint, daß manche Gallier und Thraeier der alten Zeit auf diefelbige, oder eiae

aͤhn⸗

= Oldendorpl, c, Götting. Magazin von 1783.

6 St. E. 849.

y) Loyerp. 257. Ile eroyent, qu’apres Jegr-mort, leur ame vs en l’auıre monde, qu’ils erahtiflent.

au centre de la terre: guz la elle anime unnou- venu Corps au ventre d'nne femme, et que ceux de ce monde- a vienuem en eelbi-.ci eu

faire autant. ' Ainfi elternetivament ſelon lenr eroyance , tantöt ils demeurent en ce monde- ci, ettantöt dans l’autre, j

r

—1___..

- rn

"man mit den Leichnamen ber Verſtorbenen begrub,

794 ähnliche Art gebacht haben. Wenigſtens Laffen ſich unter dieſer Vorausſetzung bie Zeugniſſe alter

Schriftſteller am beſten erklaͤren, in welchen es

heißt, daß nach der Meinung ber genanuten Voͤl⸗ er bie abgeſchiedenen Seelen aus einem Coͤrper in den andern übergehen, daß fie auf diefe Erde zw

ruͤck kommen, baf fie zwar zum XZamolris wam

dern, aber doch hieher zurück ehren wärben z). Alle dieſe Zeugniffe find mit einer folhen Wieder⸗

‚geburt zu einem unvergänglichen gluͤcklichen Leben,

bergleichen Delloutier den’ Geltifhen Völkern zu zuſchreiben fuchte, durchaus unpereinbar a). Ue brigend hatte diefer Geſchichtforſcher Net, wenn er behanptete, daß die vornehmften WBegräbnißr Gebraͤuche der alt : Europätfchen Völker mit ber

gemeinen Metempfuchofe nicht beftehen Tönnten,

vermöge deren abgeſchiedene Seelen fo gleich im bie Leber von Menſchen, oder Tihieren anf biefer Er⸗ de einwandern. Die vielen Koftbarkeiten , welche

oder

3) -Caofar VI. 14. Imprimis. hoc volunt perfuade- re, non interire animas, [ed ab aliis poſt mor«

tem tranfire ad alios; atque hac maxime ad virtutem excitari putant, metu morlis negleeto, Mela II. c. 3. Getae ad mertem paratiflimi. id vgria perfieit opinio. Ali redituras putant ani- ma$ obeuntium._ Solin. c. 153. Thracibus et barbaris inet contıemtus vitae. „.„ Concordant omnes ad interitum volımtarium, dum nonnulli putant abeuntium animas reverii, Aehnliche Zenanijie ded Kucan, des Appian, und des Sui- das überlaffe ich zum: Nachleſen beym Pelloutier II. p. 340. 541. Edda ap, Heisler. p, 117. Cre- ‚debatar antiquitus homines iterum nalci, illad vero nunc pro anili errore habetur.,

a, L. c, 331 et fq. p.

, u TI ober verbrannt: "die Wriefe‘ ind Naceicten, welche man Verſtorbenen mitgab: bie Anmeifuns gen, ober Schulds Werfäweibungen, melde man auf die andere Welt ertheitte und annahm b): ende ° Lich; die Menſchenopfer, welde.uan an den Bräs bern oder Scheiterhaufen ver Berftorbenen brachte,

nöthigen einen jeben unbefangenen Forſcher, vielen Bewohnern des. alten Europa entweder die Denk⸗ art der Neger in Iſſiny,“ vder auch bie Meinung zuzueignen: daß zwar die abgeſchiedenen Seelen . nach dem Tode der Coͤrper in die Wohnungen des Odin, oben. bed Zamolxis, ober. andere Götter übergehen: daß fie aber nach gewiffen Zeiträumen auf diefe Erde zuruͤckkehren, und bier in neuen Leibern wuͤrden wieder gebohren werden.

Die Meinung : daß abgeſchiedene Seelen eben fo-wohl in die Leiber von Thieren, als von Men⸗ ſchen einwandern, findet ſich ſchon unter vielen Wilden in Amerkca, und Afrika ce). Es befrem⸗ det mich, daß ſie ſich nicht unter allen fand, wel⸗ che uͤberhaupt an Seelenwanderung glaubten. Selbſt bie Wilden ſchonen bie Thiere, melde fie für Bid Wohnungen ber abgeſchiedenen Seelen ber Bor fahren halten ce). Un—⸗

) Die Zeuguiſſe hieruͤber fiehen beym Delloutier II. 320. 321. 332. 333. Ich führe bloß die bekanxte Sch: des Valerius Maximus an: N. 6. n. 10. .. vetue ille mos Gallornm oecurrit, quos me moriae proditum eft, pecunias mutuas, quaa his apad inferos redderentur, dare [olitos, quod "perfuafum habuerint, animas hominum im« mortales efle,

e) Dobrizhofer II. 85. Voy, au Nord v. 23. Ol;

dendorp DS. 341.

es) Voy. au Nord l. c. Les uns e’Imaginent, qua ' leur ame dait paller dans le corps de quelque animal,

—— a 2 x

Unter ben Wölfenn bes Alterthums waren bie Acgyptier nicht die Erſten, welche bie Unfterblichkeit ber Seele lehrten d), wohl aber Die erften, welcht an bie Wanderungen abgefchiebener Seelen nmicht bloß in bie Leiber ven Menſchen, fonderir auch don Thieren glaubten. Mad dem Bericht des Hero⸗ dot ſahen die Aegyptier bie Seelenwanderung we⸗ der als einen Zuſtaud ber Strafe, noch ber Rei⸗ nigung oder Belohnung an. Sie ließen bie menſch⸗ lichen Seelen ohne Unterfchted bregtaufend Sabre lang durch alle Arten von Landehieren, Fiſchen und Vögeln wandern, und nad ber Bollendang dieſes Kreislaufs wieder menſchliche Goͤrper beleben 2). Es ift unbekannt, wie fie diefe Meinung von ber Geelenwanberung an die Vorſtellungen von unterir⸗ bischen Dertern anpaßten, oder mit den Genuſſe bes Fleiſches ber nicht angebeteten und unverletzli⸗ gGen Thiere vereinigten. Es iſt einlsuchtend, daß eine genaue Prüfung aller hieher gehoͤrigen Stel⸗ len ber Alten, und aller in der nenern Zeit dar⸗ über vorgetragenen Hypotheſen an diefem Orte uns zeitig wäre. Die Lehre von der Geelenwunderung ward Don mehreren ſowohl älteren, als fpäteren Griechiſchen Weltweifen angennmmen, und pflanzte fi durch dieſe auf Chriftlidye Gecten fort. Un⸗ tie ben forttauernden Gecten , welche wenigſtens auf den Nahmen vom Ehrifilihen Anſpruch mas den, behaupten bie Drufen und Maſſairier allein noch die Seelenwanderung. Die Erfteren Ichren, Daß die Seelen von Gläubigen in tie Leiber neugebohr nes Kinder wandern, bie don Ungläubigen hinges

gen

4) ©» fagt Herodot II. 183. 4) ib.

ü .

|

)

Of adxr p. i47.

999 gen in Hunde fahren f). Die Diaffatrier Befäreh

a i

ben die Manderung der Seelen ſowohl als einen Zuſtand der Reinigung, als der Strafe. Glaͤu⸗ bige branchen nur wenige Hüllen, oder Hemden ans zunehmen und abzulegen, um fo weit gereinigt 34

werben daß fie in dad Paradies gelangen können,

Das Durchgehen durch achtzig Wanderungen nennen _ fie vie Hölle, Seelen, welchedieſe Wanderung zu⸗ ruͤckgelegt haben, wandern zuleßt in Schaafe, und

bleiben ald Schaafe fo Lange auf biefer Erde, bis

Sochra ober Sarima wieterfommtg). Es ſchrint

mir mehr, ald zwenfelhaft, daß bie Meinung von

der Seelenwanderung zu bem ältefien Volksglau⸗ ben der Hindus gehört habe, Menigfiend laͤßt

fih diefe Meinung mit mehreren der aͤlteſten, noch fortbauernden Gebraͤuchen bey ber Beſtattung von,

Todten, nahmentlich mic dem Begraben von Schaͤ- “Ben, und dem Verbrennen der Weiber ſchwerlich

vereinigen. . Die Lehre Hen ber Metempfpchofe mag aber in Hindoſtan entfianden, ober eingeführt wor: ten’fegn, wann fe will; fo ift ed außer allem Zwey⸗ fel, daß fie. fi vom hier aus über das ganze oͤſt⸗ liche und ſuͤdliche Aſten fortgepflanzt hat, und daß die Metempfpchofe, welche bie Hindus fammt als len Völkern tes oͤſtlichen und fünlichen Aſiens Ich»

ven, fi von ber Seelenwanderang aller übrigen.

befannten Nationen in mehreren Städen unterſchei⸗ det 4). Die Hindus und dern Schüler betrachten | | bie

) Niebuhrs Reifen IL 448. _ k) Urber die Mehre der Seelenwanderung unter ben Handus ſ. Rogere 1.6.18, ©, ı70. 171. H. €. ar. 443.0. %e ©. Den Tinbstanem, Georgi pP. 253.487. Den Kalmyken, Lepechin I. 290. Den Giplaue⸗

fen, -

\

bie Wanderungen ber Seelen nicht bloß ald Strafe, ſondern auch als Reinigung und Belohnung, ober fie Iaffen bie Seelen fo wohl in den Welten der Reinigung und Belohnung, als der Strafe won: dern. Die höchfte Seligkeit findet nicht cher Statt, al6 bi6 alle Wanderungen aufhören, und die See⸗ len fich in die Gottheit, oder bad Nichte verlie⸗ ren: wedwegen man audy bisweilen bie Mölle is eine endloſe Reihe von Wanderungen febt 5). Eben biefe Voͤlker glauben ferner, bag bie Seelen fo wohl aus den Welten der Strafe, als aus benen der Reis nigung und Belohnung auf diefe Erbe häufig zuruͤck⸗ kehren; und nad) ben Graben ihrer Berbienfte oder Schuld gluͤcklich, oder unglädlid wieder gebohs ren werden. Aus ten Verbienften, oder ver Schuld Dorhergegangener Zuſtaͤnde erklären fie e8, daß auf dieſer Erde fo oft Unfchuldige leiden, und böfe Mens ſchen glücklich feyen &). Die Einen, fagen fie, has ben in einem Horhergehenden Leben etwas verſchul⸗ det: bie Anderen, burdy gute Handlungen fid ihres gegenwärtigen Glücks wärbig gemacht. Die Hin bus endlich, und alle übrige Bewohner bes äftlichen und füblichen Aſiens halten dafür, bag die Seelen ' Ä eben

fen, Kaox p. 85. Den Siamefen und anderen Hins terindifchen Voͤlkern, Loubere I. 363. 382. 384. 392-94. Mariny p. 391. 92. Den Chinelen, Le

Comte 1. 133-1379. Den Japaneſen, Bämpfer

..ıLe Ä

%) Loubere |, c. p. 352. Mais le vray enfer des Indiens. n’et, comme je l’ay deja dit, que les transmigrations eternelles de ees ames, qui ne ‚parviendrpnt jamais au Nireupan, c’elt a dire a dilparoitre dans toute la duree du monde, qu'ils penlent devoir eftre &iernelle,

) ab. P. 363.

| treiben, nicht ungünftiger | Finnen eingefhloffen mr; |

| in | 708 eben wohl in Me Sewaͤchſe der Erde, als in menſch⸗ liche und thieriſche Leiber fahren: daß die Gewaͤchſe der Erde einerley Seelen mit den Menſchen und

Thieren haben, und daß zmwifchen ben einen ımb ben anderen weiter Bein Unterfchied, ald der ber Außer ren Geftalt fey. Alle dieſe Völker hüten ſich daher ' eben fo fehr, Bäume und andere nuͤtzliche Gewaͤchſe zu vernichten, als Menfchen und Thiere zu toͤdten. Wenn es irgend moͤglich ift, fo nehmen fie nur bie Früchte, oder Blätter, oder foldhe Theile von Bus men .und, anderen Gewaͤchſen, melde man nehmen Bann, ohne diefelben zu zerſtoͤren. Iſt dieſes nicht ' möglich, fo tröften fie fi damit, daß bie Seelen, welche fie durch den Verbrauch von Pflanzen aus⸗

£4 —— - .

ben I). Die Lehre von der Seelenwanderung warb, wie. eine jede andere Lehre uͤber den Zuſtand der Sees len nach bem Tode, von verſchmitzten Geiftlichen, . zum Schaden der Leichtgläubigen und Aberglaͤubl— gen gemißbraudht m).

m nl

d Rogers l. e. m) Man ſ. beſ. le Comte I, c,

,

» \

| Nachtrag zu dem Verzeichniſſe der angefuͤhrten Schriften.

*

Beavers, Capt. African Memoranda: relative to an

Attempt to etablilh a Britilh Settlement on the jsland of Bulama on the weltern Coalt uf Afriea in the Year 1792. London 1805, 4.

Urawford's Skeiches chiefly relating to the Hillary, Religion, Learning, and Manners of the Hin- doss. London 1790, 8.

F. Depon's-Noyage à la Partie orientale de la Terre

- ferme dans l’Amerique meridionale, fait pendant

les anndes ıgor - 1804 Paris 906. 3 Bande in 8.

J. Grifith’s Travels in Europa, Afie Miner, and Arabia. London 1805. 4. -

Perrin du Lac Voyage dans les deux Lauifianes, et

"ches les Nations [auvages du Miflouri, par les Etats -unie, l’ohio, et les Previnces, qui les bor- dent, en 1601 180%. 1803. Lyon 1806. 8. _

BR. Orme's Hiforical fragmente of the Mogul Em- pire, of the Marattoes, and of the Englilb Con- corns in Hindoftau from the Year 1659, London 4806. 4. Dieſer mıuen Ausgabe der hiftorical frag- ments find mebrere interefiante, noch nicht gebrudie

Schriften von Orme angehängt.

A, Parkin/on’s Tour in America in 1798.'99. amd 1800. London 2 dein. | Rohrers Bemertun,en auf einer Neife von der Tür: fifchen Graͤuze über die Bukowina durch Oſt⸗ und Wells Galizien, Schleſien und Mähren nach Wien, Wien

1804. 8. - P, Skinner’s Prefent State of Peru, London 180%, 4.

Tenn ant’s,W. Indian Recreätions; eonlifing chiefiy of Strictures on the Domeſtie and rural Economy of ıhe Mahomedans, and Hindoes, Edinburgh

. 1803, 2 Bde Be Ä

J. Turnbul®s Voyage round the World in ıhe Years

1800 - 1804,‘ London 1805. 3 Bbe. 8.

Nouveau Foyage en Elpagne, Paris 1805. &

j untere .

Den

Tu. Le nn ——

—— ———

I Li

Es Berbefferungen | und

3 ufäge sum erfien Band e.

\

&, 10 Note k flatt Intror, p.2. IV. lies Introd, p. 2. Ellays Vol, IV. Ze v

14 3. 15 flatt Gremt lied Grant. Auch Turn⸗

bull 1. 86. redet von den Zauberern der Neu—

| Holländer. | | J

20 Note z ſtatt adverſ. Mathem. p. 24. ließ | adv. Mathem. 1X, 24. "

65 Noteg ſtatt VI. lies M.

05 Note a flatt VII lies III.

——

u Ä Unk ang | zum achten Abſchnitt des erſten Buchs. Seite 100.

Das Wiederleſen des Leben des wahnſinnigen He⸗ liogabalus vom Campridius hat mir eine vierte, und zwar die feltenfte Urfache der Unduldfamfeit von Biel:

göttern baygebuten? naͤmlich eine folche ausfchließlide Borliebe für Einen Gott, vermöge deren man biefen , "&ott auf Untoften aller übrigen Götter erheben wollte,

| Einen folhen unduldfgmen Eifer befaß der Kalfer He⸗ liogabalitrs für die gleihnahmige Syriſche Gottheit, deren Priefter er gewefen war. Er erbaute feinem Gott nicht bloß einen Zempel in Rom, fondern fuchte auch den Gott Heliogabalus voy aller übrigen Got⸗ tern verehrten zu machen a)» alle übrigen Diner in " J eine ;

a) 3, Er id agens, ne quis Romas Deus, nifi Heliogaba- . lus coleserur, ar c. 6. Nec Romanas tantum extingnere voluie religiones, fed per arbem tertas unum ſtudens, ur Heliogaba+ tus Deus unus ubique coleretur,

802

feine Diener zu verwandeln 5), und alle übrige Göt« terdienfte,. felbft die, der Suden und Chriſten, in den . den Dienft feines Gottes hineinzuzieben c, Um dieſe Zwede zu’erveichen, beraubte, und entweihte er Das Allerheitigfte vieler Terahel, und ließ fin in Die be- rühmteften Myſterien einweihen, deren Geheimniſſe, und Heiligthuͤmet er kennen lernen; dber entwenhen ‚wollte d) on | |

Zufaß zu ©. 105. 106. = Einer der -vortrefliften Beobachter des Hindus redet von der Religion diefes Volks, und von ber An: hänglichkeit an dieler Religion folgender Geftalt: ⸗Mildthaͤtigkeit gegen einzelne Menſchen gehört gar nicht zu den Vorzügen der HYindus. Die Hindus ge: ben reichlich an Brahminen, und Büßerz allein -Diefe Gaben find mehr eine Wirkung ihrer Bigotterie, als ihrer Menichlichkeit. Bey einzelnen Gelegenheiten, 3. B. der Eröffnung eines neuen Serai fheill man reig,- liche Almofen aut. Auch diefe fließen bloß aus Oſten⸗ tation aus. Die wirklichen Armen finden cher Hülfe vor den Thüren der Europäer, als vor benen ihrer eigenen Glaubensgenoſſen. Man baut Nagoden und Choultried, und uͤbt alsdann eine, große Mildthaͤtigkeit: wiederum mehr auf Beheiß der Brahminen, oder aus

Eitelkeit, ald aus gutem Herzen”.

„Gin anderer Umftand, wodurch die Religion der Hindus dem Fleiße und der Zugend, alfo auch be 0. ohl⸗

b) e.7 Omrles fane deos ſui dei min. MArog eſſe ajebut, quum alios ejus cubiculstius appellarer, alios ſetvor, alios diverſa- rum rerum Mminiliros, j

6) ©. 3. Dicebar praricres, Iudaeotum er Sotharicaniorum religio® nes, et Chrillian.m selirionem illuc transferendam , ut vm- nium cufeurarum fecretum Helivpabalı facerderium tenerer.

d) ©. 3. eique tempium fecit, Audens et matris typum, er Ve flae ignem, et Palladium,. et ancilia, ec omnia Romanis vo⸗ neranda in illud trangfterre templum. c. & In virginem Veſtalem incelum admifit, Ignem perpetuum extinguere voluit. Et pe- netrale factum et auferre cunatus „. . Signum, quod Pails-

dinm efle credebar, abflulir, er auro frtum in fui Dei tempte eollocavit, Matris etiam Deum facsa aczepit, et taufoboliarus et, ur eypum eriperet, or alia facra, quae penitus habenrur

. cendita. x \

LK

——

a. . oo . ES _ «u x 803 !

Wohlfarth bes Volks nachtheilig wird, iſt die große

Menge von gottesbienftlihen Gebräucen. ‚Saft in je

„ber Angelegenheit: bes Lebens ift ber. Hindu unter dem

unmittelbaren Einfluffe feines Volksglaubens. Seine

*

Gebete find Leiftungen, welche. er ben Göttern ſchuldig ift. Seine Reinigungen, Die Zubereitung und der Genuß fei- ner Nahrungsmittel, Die Gegenftände welche er berührt, die Perfonen, mit wechen er umgeht, find inögefammt mit feiner Religion, und dem ewigen Deil feiner Seelen: innig verbunden... Das ſittliche Betragen ift das ein-

. zige, wo die Religion den Hindu fich felbft überläßt.

Um das Rechthandeln, und um menfchlihe Geſinnun⸗ gen befümmert fih die Neligion im geringften nicht.

Verletzt aber ein Hindu die geringfle der gottesdienft: lichen Vorſchriften, fo läuft er Gefahr, in diefem Le .

ben aus ber Geſellſchaft gefioßen zu werden, und nad) dem Zode in den Cörper eines veraͤchtlichen, oder fehädlichen Thiers Zu wandern’. Tennant I. 124. 125.-

S. 123.3. 32 flatt den Syria lied dea Syria.

126 2 Areraran 1. Xrracan. -

127 9 beherrfeht I. beherrſchte.

144 Note a Editiantes l. Edifiantes, -

b Loubere I, Loubere.

148 Note p ſtatt Kloemenes lies Kleomenes.

151 d Reynard |. Regnard.

155 Zeile 19 Wenn l. Nachdem.

159 Note y ahamarum |, Lhamarum,

joci l. loci.

166 3. 11 außer der Syria-I. außer der dea Syria. |

1793 3 —nvtuͤlich I. natuͤrlich.

198 1 mit l. eine. 3 nd l. nahe. 912 15 nehren I. mehren.

215 11 Bufaß zu den Worten: die Talapoinen

in: Siam, .u. f. w. Die Zalapoinen In Siam. treiben die Schonung von Gewaͤchſen Weiter, als die Hindus. Allein auch die lestern hüten ſich, wie im folgenden wird gezeigt werden‘, vor ber Vernichtung nuͤtzlicher Pflanzen fo viel alt mög: ich. i 2: R 9JF &

w-

I.

4

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des Schweinefleifches im Orient. “Selbſt Die Eus ropaͤer in Hindoftan, fagt Tennant (11.22.23) find fehr ekel im Genuffe von zahmem Geflügel, und von Schweinen, weil Das eine, und die andern mans ches Ungeziefer verzehren, wovon der Boden in Hindoftan fo wimmelt,.daß er zu leben fcheint. With regard to te feeding of poultry of all forts, Europeans feem faltidious; but they jaftiy obferve, ıhat as fraye, toads, lizards, and ndilome inlects [warm upon the ground

| S. 230. 31 Zuſatz zu den Bemerkungen über ben Abſcheu

to [uch a degree, as to give it the appearance

ob buing in a flate of animatinu, it requires re[lolution to eat animals, that are known to

‚eat fo indifcriminately. This remark - with

regard to the hog is fo {ufl, ıhat you eer- tainly cannot partake of it wiıh any confiden. ce without huing acquainted with the man- ner of breing fattened, Die Schweine in MWeftindien , und im fhdlichen America find eben fo gefräßig, und finden auch eben fo viel Unge⸗ ziefer, als in Hindoſtan; und doch ziehen bie

Europaͤer daB Schweinefleifh Allen übrigen als

das fchmadhaftefte, und gefundefte vor. Die Aegyptier verabfcheuten die Schweine und aßen Gänfe, ungeachtet die letzteren eben fo unſau⸗

ber in Anfehung ihres Futters find, als die

Schweine. Selbft die EChriftlichen Habeffinier

verabſcheuen, wie Bruce an vielen Stellen er:

wähnt, nad ber Meife ihrer Vorfahren nicht bloß zahme , fondern auch wilde Schweine. Und boch ifl es nicht zu bezweifeln, daß das Fleiſch roilder Schweine, gehörig zubereitet, gelunder wäre, als das rohe Kleifh von meiftens mages ven Kühen, das den Habeffiniern ein fo großer

Leckerbiſſen ift.

S. 238 Note z flatt 3 Bande lied 7 B.

999-8. 11. einen Büfchel I. ein Büuſchel.

241 15 abflammen I, abflammten, 260 Note = Zufag. Etwas ganz anderes, als die

Keufchheitöopfer in Eypern, war der Dienft, wel: hen die der Venus geweihten öffentlichen Bei: , ö j " -

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bespexſonen in Korinth leiſteten. In alten Zei-⸗

ten, fagt Steabo VIII. 181. ‚war der Tempel

‚ber Denus in Mxinth fo reih, se wAusc,y.

xıÄss lspodaäsc sxaxryTo Äraipac, de RYsiycHN

ry Taw ua avdpss nıy Yuramıc. Die Geweih:

ten der Venus mußten den Genuß ihrer Reige

den Verehrern der Göttinn überlaffen, und: den

Lohn, welchen fie empfingen, in den Scha des Tempels legen. a

&. 265. cher die nadten Joguis führt Tennant I.

. 194. 195» folgende Stelle aus den Sketches of

the manners and cuftoms of the Hindoos II.

913. an. 1) Diejenigen, welche fih' dem Dienſte

dieſer Gottheit, (bed Lingam) widmen, fchwören

eine unverlegfe Keufchheit zu bewahren. Gie be-

rauben fi.) zwar nicht, wie bie Priefter des Atys,

der Mittel, ihr Gelübde zu brechen, Allein wenn

Jemand dieß Geluͤbde bräche, fo würde er am

Leben geflraft werden. Die Priefter des Lingam "

geben ganz nadend, . Nichts deflomeniger nähern ,

fihb ihnen Weiber, obne daß fielfelbft, oder Andere, das geringfte Unehrbare darin fanden. Männer, deren Werber unfruchtbar find, erfu- chen diefe Heiligen in ihre Haͤuſer zu kommen, oder fie ſchicken ihre Weiber in die Xempel; und man glaubt, daß die gottesbienftlichen Gebräuche, bie in den einen, oder bem andern Falle. beobachtet werden, bie gewuͤnſchte Wüfung hervorbringen“.

272 in der Notes ftatt p. 94 l. p. 64. und flatt | ao lies ZEN ur

273 Zur Note t. Die Römer rechneten auf eine ges

wife Art die allegorifchen Gottheiten zu den diis

incertis. Man lefe folgende Stelle des Kivius

XXVIT e. 25, Marcellum alise, atque aliae

objectae animo religiones tenebant, In gui-

bus quod quum bello Gallico ad Claſtidium

aedem Honori et Virtuti vovillet, dedicatio

ejus a -pontificibus impediebatur, quod nega-

bant unam eellam amplius, quam uni Deo

site dedicari, Quia fi de caela tacta, aut pro,

| | digi

808 u m digii aliguid in ea faciam eflet, difficilis pro- ‚caratig foret: quod ntri Deo res divina fierer,

. feiri'non pollet NemK enim duobus nifi cer- bis deit, rite una hofka fieri. | ©. 275 in der Note b ftatt Meorl. 1. Meurf: e ſtatt devov Jewr |. Unvov Jeov.

577 Rote d fl. Veagl. L. Veigl. |

286 Zufas zu dem Ende des Abfages: oder von -

guten Baben zu gewinnen fuchten. Ganz an= ders verhält ed fich freylich mit dem ruchlofen. Dikaͤarch, welchen Philipp von Macebonien, Bater des Perſeus, mit einer Flotte audfandte, um die griechiſchen Inſeln zu verheeren. Diefer MWahnfinnige, wie Polybius ihn mit Redt nennt, errichtete allenthalben , wo er anlandete, zwey Altäre, den einen ber Gottlofigkeit, den andern, der Ungerechtigkeit, und opferte denn biefen, feinen Gottheiten, wie die Griechen ihren Volksgoͤttern opferten. Ariſtomenes bradıte in der Zulge dem Dikaͤarch unter langfamen, und graufamen Martern um. Polybius zwey⸗ felte nicht, daß dieſe unnatürliche Zodesart eine „gerechte Rache ſey, welche die Götter und Men: "fen an dem lingeheuer genommen hateen'e).

291 3. 17. 18. 19. Man löfche folgende Worte aus);

- . und gehören bloß zur Trauer, oder ben Trauer: Gebraͤuchen. 205 3. 7 ſtatt der größte J. Ein großer.

304 Die Periode: Sie werfen die Leichname der:

ſelben in's Meer, u.f.w. ſollte fo ausgedruͤckt worden ſeyn: Sie laſſen ſich ſelbſt mehrere Mahle "ind Meer werfen, um die Seelen der verſtorbe⸗ nen Männer zu erfäufen, die fich ihrer Meinung nach auf die zuruͤckgebliebenen Witwen werfen, „der auf denfelben ausruhen, ©.

N v e) XVII. 35. Verf, Cafaub. . ur contra vaecordiae immunitare . , Deis pariter er hommibus terrorem fe injecturum ex:llimaverie, _Nam ut in portu naves conftituie, duas. exeitavie aras, Impiera- tis alteregv, alteram iniqnitatisg er fnper iis rem divinam te- eit, ac quafı deos efl iſtos veneratus. Ur equidem non uuhi- wem, Deos er homines potnas ab eo, quibps erat dignus, ex- peti·ſſe. Nam quiYicam inſtituiſſet contra natutam, merito

. grıam contra natyram faro eft functus.

—X

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308 Note x hast Boturan I; Boucan. 307 in dea unterften Zeile fl. der often, Eine l. der

l

erſten Einer.

354 Notes ſtatt Plinius Il. NHerodot. F 360 3. 4 tagt gegen I. gen. 370 17 Mecelaus I. Derielait. 374 Rote x Zufag. Es iſt wahrfheintiiher, daß

‚die Scandinasier die Sdeen vom Untergange,

- u 0000.87

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und der Wiedergeburt der Welt aus der Bekannt⸗

mit den ehrilten geſchoͤpft haben, rn;

382 3. 28 fl. früh I. fehr. 383 Note = fl. Zanugas I. Taeuças, 389 Zuſatz zu den Worten: wiewohl fie (die Römer)

den Mond bisweilen ald eine maͤnnliche Gottheit be⸗ trachteter, und als Lunus anbeteten. Diefe Stelle muß auf folgende Art berichtigt werden. Man verehrte deu. Mond im ganzen weftficen

guod Lunae nomina et virilis et foeminei ge- neris in linguis Orientis habeantur. in Nat, ad

2. c, Spart, in Vit, Antonii Coräcallae, " Ich .

würde umgekehrt fagen: bie Benennungen des

. Mondes waren in den Morgenländifchen Spra⸗

chen bald mänttlichen, bald weiblichen Geſchlechts, weil man ihn bald als eine maͤnnliche, bald als eine weibliche Gottheit, oder zugleich in beyderley Ge⸗

ſtalt verehrte. Die Einwohner der Stadt Karraͤ

verehrten den Mond als eine männliche Gottbeit, und hegten die Meinung, daß Diejenigen, welche den Mond als einen männlichen Gott betrachteten,

Herren ihrer Weiber, ſolche hingegen, die ihm |

als einer weiblichen Gottheit dienten, Knechte ih:

ver Weiber feyen, oder würden. Spartian. in Vita Anton. Carac, c 7. Et quoniam Deikuni

fecimus mentionem, [ciendum, doctifimisquir |

busque id memofide traditum, atque ita nurle quogue.a Carrenis praecipue-haberi, ut qui

- Junam foemineo nomine ac [exu_putaverit

nuncupandam, is addictus mulieribus lemper. änlerviat; at vero qui marem deum efle cre-

_ dide-

Wien ' bald ald eine männliche, bald als eine . weibliche Gottheit: wie Lafaubon vermuthete,

808 . a ups

diderit, is domiuetur uspri, neque vllas mu- liebres patiatär inhdias,; Unde quamvis Graeci vel Aegyptii en genere, quo foeıninam homi. y nem, etiam Lunam deam dicunt, myllice tamen deum dicunt. Richtiger urtheilte Ca⸗ fauben, wenn er fagte, dab Strabo den Mond, „da, wo er ald männliche Gottheit verehrt worden,

sicht seAyyı, ober ayAzvos, fondern un genannt habe. Weber bie Zempel ded zyvos, von weldem

Strabo felbft fagt, daß er mit esAyv7 einerley ſey, ſehe man dieſen Schriftfteller L, XII, p. 855- Edit, Almel, Ä

S. 393 3. 2 ft. Sicoird I. Sicard.

416 Note l fl: Barrer I. Barrere.

418 3. 17 ft. Einwohner I. Einwohnern.

419 22 Borftadt I. Vaterfladt.

443 Note g fl. Peruaner I. Peguaner.

447 3. 18 Schwan I. Schwein.

456 6 zu ihren I. vor ihren.

457 Notes N 8. 1. N. E.

461 3. 16 ſtellten I. ſtellen.

473 24 ſo weit l. ſo viel.

489 29 in dieſem l. in dieſen.

491 5 Note zu den Worten: welches fo viele Tempel in Griechenland, u.f. w. In Sparta war ein Tempel ber Minerva, in weldhem von Alter ber todeswürbige und verurtbeilte Ver: brecher Schug fanden. IV. 35. Polyb.

492 3. 20 flatt einen I. einem. |

493 3 unvorfeglid I. unvorfegliche.

497 4 .Trewels I, Travels.

508% 4 Hnnters I, Hunter’s

517 19 —,Nourvelles [, Relation Nouvelle,

518 30 falto I. fauto,

519 15 fione l. five,

—— 35 Semders I. Semlers.

520 7 1785- 8: l. 1785. 4

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