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Von einem in Amerika, . Der, was er und trank und ſah, And was ihn ſonſt noch da genirt', Seim Ohm nach Heſſe rapportirt.

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Deeutſche Original-Ausgabe. Zweiter unveränderter Addruck.

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5 Verlag von Eduard He inrich Mayer. 8

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Von einem in Amerika,

Der, was er und trank und ſah. Und was ihn ſonſt noch da genirt', Seim Ohm nach Heſſe rapportirt.

Mitgetheilt von

GEORG ASM US.

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Deutſche Original⸗Ausgabe.

Zweiter unveränderter Abdruck.

.

Cöln und Leipzig, 1875. Verlag von Eduard Heinrich Mayer.

Entered according to Act of Congress, in the year 1874, by GEORGE ASLIUS, “3 in the Oflice ofthe Librarian of Congress, at Washington, D. C

Borwert,

er

as Schreibe, was ich Euch da ſchicke, Hab ich zwar ſelber aufgelegt, 5 Doch müßt Ihr mich net drin erblicke,

Es is en Annrer, der da ſchwätzt.

Die Grüne, die das Land durchſtreife, Die ſehe Manches net recht ein; Ich glaub um Alles zu begreife, Sollt mer faſt hier gebore ſein.

Hab net ganz Hochdeutſch ſchreibe könne! Doch das ſeht Ihr gewißlich nach;

Mocht mir die Finger net verbrenne

An dere ſteif Theaterſprach.

New Vork, im Sommer 187

Digitized by the Internet Archive in 2014

https://archive.org/details/amerikanischessk02asmu

em Schwefterfogn hat mir ge—

5 ſchriwe | xy Wie in Neuyorc ſich's lebt und | | treibt,

Nun hört emal was von da driwe, Rebſt Annerm, mir der Schlingel ſchreibt:

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| ! er müßt einer fo beichreibe, | Wie wann er Welle male will Is das e Woge, Brauſe, Treibe |

|

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Die Straße ſelber ſtehn net ftill.

Das Dränge, Gurgle, Kreiſe, Toſe! Wie Wirbelſtröm in eme Fluß,

Und doch e Gleite, doch kein Stoße, Jed Tröppche weiß wohin es muß.

Und immer Neues kommt gefloſſe, Von tauſend Schiffe ausgeſpuckt, Kaum hat's auf's Ufer ſich ergoſſe, Is es auch gierig ſchon verſchluckt.

Was kummervoll die Küſt betritt, Bringts doch de neue Hoffnungslande E reich Geſchenk zwei Arme mit.

| | | | } | Kam's elend auch von fremde Strande, | j

Was nur die Sonn in ihre Laune

De Menſche als hat aufgebrennt,

Das Schwarze, Gelbe, Grünlichbraune, Und was mer ſonſt for Farbe kennt

Läuft mit hier Neger, da Mulatte, Chineſe mit de lange Zöpp,

Kurz Zeug von jedem Schlag und Schatte, Wie neu und alte Meerſchaumköpp.

Das ſin kein Fremde, die verwehe, Was geſtern kam und morge war Ich ſag Dir, die Neuyorker ſehe Frankfurter Meß das ganze Jahr.

Gar Mancher hat ſein Heim verlore, Doch Wenig' ſehne ſich zurück,

Vom blonde Deutſche bis zum Mohre Jagt Jeder athemlos nach Glück.

Kommt mer aus Japan oder Heſſe, Ja aus 'me Land noch net entdeckt, Mer kann hier plaudern, trinke, eſſe Genau im eigne Dialekt.

Ich bin nun hier ſeit faſt zwei Jahre; Glaubſt Du ich hätt in all der Zeit, So wimmelts da mit Gehn und Fahre, Zweimal geſehn dieſelbe Leut?

Gefüllte Ferryboote ſchnaufe

Und brülle rum wie wilde Küh,

An alle Wage klammern Haufe Von Menſchevolk des Morgens früh.

Da komme Herrn herein in Schaare, Zu Waſſer und zu Land, per Damp Von ihre Landſitz hergefahre,

Die liege theilweis drauß im Swamp.“

So fein wohnt noch kein Prinz in Heſſe: Die Kinner da, das is gewiß,

Die ſin euch aufs Chinin verſeſſe

Wie die bei uns auf Peffernüß.

Punkt Zehe fängt das an zu laufe, Und bis um drei Uhr Jeder rennt, Als hätt er etwas zu verkaufe, Was er net recht verkaufe könnt.

Da ſieht mer nobele Geſichter

Den's Wohlthun aus de Auge blitzt, Danebe ſtolze Böſewichter

Die nur ihr Geld vorm Zuchthaus ſchützt.

Es heißt mit Geld wär viel zu mache, Mer müßt Millione nur erſchnorrn, Dann könnt mer habe alle Sache Nur Richter net, die eim verknorrn.

S =.

—— u

E Deutſcher guckt als anfangs üwel,

Doch bald läßt ſich friſirn der Kauz,

Hat ſaubre Kräge, grade Stiwel,

Und hält auch nach und nach die Schnauz.

| |

Da fin 're auch die nir verkaufe,

Sehr fein und färbe ſich de Bart, Gehn langſam und thun Whisky ſaufe, Mer nennt ſe Loofers, dieſe Art.

luch früh ergraute Spekulante,

Und Stutzer in pariſer Lack,

Und Herrn vom Weſte mit Demante, Die knispern Peanuts“ aus dem Sack.

Wie all die Leut ihr Brod verdiene? Sie komme ja net von der Gaß! Es hat mir öfters ſchon geſchiene Als ſchaffte die nur ſo zum Spaß.

* Eine dünnſchalige Erdnuß, Delikateſſe für die Straßen— 8 jugend.

24

Ich habe als bei ben vorgeſproche Da hockt e frecher Offisbu,“ Hat uf dem Dintefaß die Knoche, Frißt Aeppel oder peift dazu.

Im ſchönſte ſin die Frauenzimmer,

Die ſind doch all, als wie gemalt, Wie Wundervögel gehn ſie immer, Ich möcht nur wiſſe, wer's bezahlt.

Se ſage, die mer da ſo ſieht,

Daß net e Jede arg viel nutzt,

So for ins Haus und fors Gemüth, Doch wunnerſcheen ſind ſe geputzt.

* Laufburſche.

Se könne ſtricke net und koche,

Und meiſtens fahrn ſe, wann ſe gehn; Nur zweimal gehn ſe in die Woche, Drum halte ſich ſe auch ſo ſcheen.

Pelz, Sammet, Schleier, Kneifer, Spitze, Se gehn drin ſo natürlich her,

Und Ohrring, Handſchuh, Stiwel, Litze, Als ob's auf 'en gewachſe wär,

Wie ſe de kleine Finger ſtelle,

Und ſchleppend ſchwebe, vornehm müd; Die lange Kleider ſchlage Welle,

Wie wann en Schwan durchs Waſſer zieht

Gehörig auswärts gehn ſe hinne, Vorn bolzegrad, das Köppche dreiſt Das ſin Amerikanerinne,

Und ob das mit de Auge ſchmeißt!

Der Täng kühl, weich, e bische ſüdlich, Wie Rahm mit etwas Kaffe drin;

In ſiebeknöpp'ge Handſchuh niedlich Die kleine Händ verborge ſin.

Und wie en Photograph die Mängel Liebvoll verbirgt und überſchmiert, So ſin hier die lebend'ge Engel Mit Kunſt und Sorgfalt retuſchirt.

Im Mäulche hen ſe alsfort Zucker Und auf dem Mäulche auch herrje! Im Herzchen e paar loſe Mucker,

Und in de Händcher 's Portmonneh.

So trippele ſe in die Läde, Und gucke ſich enanner an, Und keine ruht, als bis e Jede Is wie die Anner angedahn.

Hat Eine dann auch nur e Zöppche Net angeheft wie ausgemacht,

Dreht Jede zierlich gleich das Köppche Und guckt ihr höhniſch nach und lacht.

Die Aermſte kann die Feinſt copire, Ihr Anſtand reicht mit wenig hin, Mer könnt ſe uf de Hofball führe, In Darmſtadt als e Herzogin.

Die Arbeitstheilung, kann mer ſage, Iſt hier zu Land famos zuhaus, Die Männer müſſe's Geld erjage, Die Frauenzimwer kehrn's enaus.

- : ir is verrückter und verkehrter,

Als wenn e Kerl, durch dünn und dick, Sei's nun e Schuſter, ſei's Gelehrter, E Anſicht hat in Politik.

E Staat is e organiſch Weſe,

Das treibt ſo, weil es ebe muß,

Vom Nußbaum will mer doch kein Beſe, Und von der Birk kein' wälſche Nuß.

Es wachſe jedem Volk ſein' Rechte Nur ſo eraus aus der Natur;

Wo iſt das Gute, wo das Schlechte? Betrachtet's doch botaniſch nur!

Ihr ſchwärmt für Reich und Kaiſerkrone, Sorgt daß die Hefe unne klebt;

Bei unſere Inſtitutione

Der Abſchaum frei nach obe ſtrebt.

18

Leicht wird die Republik beſtehe

So lang noch Jeder leicht wird ſatt, Nachher, da wird's am End wohl gehe Wie's allemal gegange hat.

Der Süd, zum Beiſpiel, is dem Norde Mit Blut jetzt dürftig aufgeleimt; Zwei Bretter, Holz verſchiedner Sorte, Verſchiedne Himmelsſtrich entkeimt.

Das ein' der Pappel zu vergleiche, Von ſtolzem Wuchs, doch wenig nutz, Das anner aber is von Eiche,

Hart, zäh und voller Arbeitstrutz.

E tropiſch Sonn verbrennt das eine, Das andre liegt im Schattekühl, Verſchiede wirft ſich, ſollt mer meine,

So Holz wenn erſt die Schraubzwing' fiel.

Viel beifer ſtehe eure Sache,

Wenn ſich's auch Mancher anders träumt, Da is kein Biege und kein Krache,

Das Elſaß is net angeleimt !

Ob auch der Weſte mit dem Oſte

Sich auf die Dauer ganz verträgt?

Ich fürchte das wird Blut noch koſte, Weil ſich's um Cents und Dollars frägt.

Natürlich ſin die Stoppelhopper Sehr gege jeden Eingangszoll, Dagege find't mer hier es proper, Daß Induſtrie ſich hebe ſoll.

Die Schreihäls könne's net erwarte Bis daß wir nix mehr importirn; Der Stoff is da von alle Arte, Es dreht ſich nur um's Fabrizirn.

Vielleicht macht auch die Weltgeſchichte E höflich Ausnahm mit dem Land, Thut jeder Bürger doch ſein' Pflichte, Drum geht's vorläufig ſo charmant.

Die ächte Achtundvierz'ger haſſe Europa grad noch wie zuvor;

Auch wolle ſe net ſchneide laſſe Die graugewordne Struwelhoor.

Das Sonderbarſte wirſt Du wiſſe: Vom Volk wird immer, nach vier Jahr, | Die ganz Regierung umgeſchmiſſe, Sonſt käm die Freiheit in Gefahr.

Das is dann jedesmal en Sege

Für die, die komme; die da gehn

Die brauche nir mehr, deſſentwege Find ich die Sach gerecht und ſcheen.

Eins muß mich an der Freiheit wundern, Der ſonſt das höchſte Lob gebührt,

Daß, ſtatt die Freiheit aufzumuntern, Oft grad zum Gegetheil ſie führt.

Da ſage keck und unverhohle

Die Liebhaber vom Arbeitsſtand: Die freie Arbeit hätt geſtohle

De Handwerksleut ihr Geld im Land.

Se mache furchtbare Geſetze

Zum Schutz der Mittelmäßigkeit Die könne ſie ja net verletze, Beſtimme Alles, Preis und Zeit.

Geht nun e Mann zur Arbeit wieder, Weil ſein' Familie is in Noth,

Dann komme ſchnell die Bundesbrüder Und ſchlage ihn mit Knüppel todt.

Schafft Einer mehr als wie gebote,

Weil er mehr Fleiß und Kunſt verwendt,

Dann komme gleich dieſelbe Knote, | Dieſelbe Knüppel in de Händ.

Se möge mache, was ſe wolle, Und feiern bis ſe hungrig friern, Ich mein nur mit Gewalt net ſolle Se annre Leut in's Elend führn.

ortrefflich geht's auf alle Fälle De junge, friſche Arbeitsleut, Die ſind auch luſtig, die Geſelle, Und oft hab ich ſe ſchon beneidt.

21

Hält ſo e Burſch ſich in de Schranke, Vergurgelt net ſein Tagsgewinn,

Und trägt das Geld hübſch auf die Banke,

Wird er bald reich, im kleine Sinn.

Doch häufig blendet ihn der Schimmer, Die flotte Sitte, fremde Sprach,

Und ausländiſche Frauenzimmer

Läuft er dann wie beſeſſe nach.

Dann muß er gleich ſich beſſer kleide, De Schatz in die Theater führn, Sein' Doller flattern in die Weite, Schon bei dem bloße Kareſſirn.

Wenn dann die Sach auch für e Weile Noch nach der Hochzeit weiter geht, Setzt es nachher doch öfters Keile, Weil keins das anner recht verſteht

Eng wohne ſe in kleine Stube,

Da ſteht der Kochheerd nebem Bett, Die Mädcher thun nix, und die Bube Sin immer an der lange Kett.

Die Frau hat komiſche Methode, Und jedes Wort macht fe furios, Jedoch die allerneuſte Mode

Hat ſe auf alle Fälle los.

Wie die Leut ſo ihr Geld verwichſe Zeigt ſchon der Kehrricht auf en Blick, Bei Hinkelsköpp, Sardinebüchſe, Kartoffelſchale fingerdick.

Drum, muß ſo einer heierathe,

Ich meine ſo en Handwerksmann, Geſchieht es ſehr zu ſeinem Schade, Wenn er zuhaus net rede kann.

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Nun glaubt Ihr drauß, nix wär bequemer Als hier e Scheidung aufzuführn;

Ich hör jedoch 's is angenehmer,

Die Richter gar net zu genirn.

Kann Einer 's Schickſal net ertrage, Zieht ſtill er in e anner Gaß,

Und darf als Junggeſell da wage Zu repetirn den Heirathsſpaß.

s gibt hier, wie in alle Länner,

Am Hudſon grad fo wie am Rhein,

% Ganz ufgeflärte Biedermänner, Nur trinke ſe viel Branntewein.

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Das Welſchkorn wächſt wie toll im Weſte,

E kleiner Theil, der wird verwendt For Ochſe und for Säu zu mäſte, Das anner wird for Schnaps verbrennt.

Bedenkt mer nun die Quantität,

Und daß verbotte is der Suff, Begreift mer kaum, wohin's all geht Ich glaub ſe trinke's heimlich uf.

Den Mäßigkeitskram zu verſtehe Muß mer erſt hier geweſe ſein, Da kriegt de Deuwel mer zu ſehe, Der drinne ſteckt im Branntewein.

Es ſind beſonners die Herrn Ire, Die macht er ganz und gar verrückt, Die ruhe net, wenn ſe en ſpüre,

Bis ihne Mord und Todtſchlag glückt.

25

Um kleine Zwiſte auszutrage Geht's erſt nach engliſche Gebräuch,

Feſt mit de Fäuſt auf Naſ' und Mage,

Dann trete ſich ſe uf die Bäuch.

E feiner Kniff is ſehr zu preiſe, Der öfters ſo en Kampf entſcheidt, Es is die Naſ' eim abzubeiße, Und manchmal glückt's en allebeid.

Die Sach wird kunſtgerecht entſchiede, Net, wie bei uns, ohrfeigegrob,

Is damit Einer net zufriede,

Kriegt er e Kugel vor de Kopp.

Die bringe mit ihrm wüſte Lebe Dann oft das ganze Land in Wuth;

Mer ſollt en auch kein Schnaps mehr gebe,

Für ſo Volk is er viel zu gut.

Irländer könnte gern ſich drücke, Der Neger auch und der Franzos, Die paar Amerikaner ſchicke Sich in uns Deutſche ganz famos.

Se trinke Bier ſchon wie Studente, | Und leſe nächſtens Taylor’s* Fauſt; Wann ſe de Schnaps nur laſſe könnte, Der ihne die Beſinnung mauſt.

Ich wollt e Jeder müßt ſtudire

Drei Jahr beim deutſche Militär, Wann's nur um beſſere Maniere,

Um Ordnung, Zucht und Haltung wär.

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Viel Geld und Langweil wär zu ſpare Dann auch beim nächſte Bürgerkrieg, Vier Woche, ſtatt ſo vieler Jahre, Wann mer ſich mit Verſtändniß ſchlüg.

|

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| * Treffliche Fauſtüberſetzung von Bayard Taylor, vor einigen 8 5 Jahren erſchienen.

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27

Wird je das Kneipe hier gebroche,

Ich wette Alles was ich hab,

Schmeißt längſt mer ſchon mit unſre Knoche Die Aeppel und die Biere ab.

Jer Handel und Finanzpapiere | Stehn auf der höchſten Höhe hier,

Was wir von drauße importire

Sind meiſt Lappalie, zum Pläſir.

Wir brauche aber nix zu borge, | Das Hin und Her geht ſehr bequem,

Weil wir die Welt mit Brod verſorge Durch fremde Schiffe außerdem. |

ET N 28 X i

Wir kriege mehr als wir verſchicke, Draus kann ſich Jeder ſelbſt erklär'n, Daß wir im Ueberfluß verſticke,

Wir müſſe immer reicher wer'n.

Das Bische, was wir importire, Geeb ich Dir nur der Hauptfach nad, Daß ſchwer ſe dabei profitire Js für Neuyorker gar fein’ Frag.

Viel brave Landleut for de Weſte,

| Und manch beladenes Gemüth, Von Luxusſache nur das Beſte:

| Pariſer Opern, Handſchuh, Hüt.

|

! | | N 1

Verſoffne Bummler, arme Schlucker, Kork, Spatze, Nonne, Edelſtein, Aus Treſter und Kartoffelzucker

De allerfeinſte Trank vom Rhein.

*

2 oO 7 7 Z 3

Champagner, Spielzeug, Tücher, Seide,

Thee, Kaffe, Zucker, ſelbſt Guitarrn, Aus Hanau blechern' Goldgeſchmeide Und aus Havanna die Cigarrn.

Kanallievögel, Opernſänger, Lebkuche, Dokter, bairiſch Bier, Jeſwite, Orgle, Bauernfänger Und ausgekratzte Offezier.

Franzöſich Ledder, Gouvernante, Gänsfeddern, Spitze, Menſchehaar, Spieldoſe, Kümmel, Muſikante Und düſſeldorfer Bilder gar.

Schulmeiſter, Schweizerkäſ und Flöte, Und manche ſehnſuchtsvolle Braut, Senf, Spiegel, ſtraßburger Paſtete, Phileſofie und mainzer Kraut.

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Wogege wir dann exportire:

Bonds, Baumwoll, Freiheit, Keroſin, Frucht, Talg, Speck, Gold und Wageſchmiere, Sauborſte, Silber und Benzin.

Wann Krieg wo is, dann gehn auch Waffe Wohin ſe gehn wer hat's gewußt?

Der Staat muß net in Alles gaffe,

Und wer ſe kauft, hat de Verluſt.

Viel Handel is in deutſche Hände, Schon an de Schilder ſieht mer's wohl, Da find't mer Kaufleut und Agente Für Alles, bis zum grüne Kohl.

Da ſin die Schulze, Müller, Steine, Die Bauer, Schmidt, die Meier, Sohn,

Die Groß, die Roth, Schwarz, Weiß und Kleine,

Von Roſe jed' Combination.

Die Yanfees könne ſcharf doch gucke, Ob's en am Handelsgeiſt gebricht? Geht's ſo fort, wahrlich dann verſchlucke Die Deutſche noch die ganz Geſchicht.

öchſt außerordentlich gedeihlich Geht's hier zu Land dem Judenthum; Es macht Culturſprüng unverzeihlich, Erwirbt ſich Bildung, Geld und Ruhm.

Wie prachtvoll die gleich engliſch rede! Das Deutſche kommt en ſchnell abhand, Als ob die Leut ſich ſchäme thäte, Vielleicht auch, weil ſie's nie gekannt.

In Gieße Du haſt's wohl vergeſſe Warf einer nach dem Löb en Stein, Der bückt ſich, und in Folge deſſe, Warf jener Menſch e Fenſter ein,

Den Juden ſtraft' das Kreisgericht; So was könnt hier gar net paſſire,

| Die Sach' gab langes Prozeſſire, | | Zudem auch bücke ſe ſich nicht.

Zum Beiſpiel, nehmt en Mann aus Pole: Der bringt nur, außer ſeinem Stock,

De Wille mit ſein Glück zu hole,

Sein' Locke und ſein Kaftanrock.

Er lauft ſofort durch alle Straße, E gut Geſchäftche hat er ſchon, Verbrochne Fenſter neu zu glaſe Iſt ſeine ganze Ambition.

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88

E halb Jahr druf is er ſchon weiter, Das erſt Bankrottche is gemacht! Er handelt ſchon mit alte Kleider, Er ſchläft net, lauert nur, bei Nacht.

Es wird dann auch ſein emſig Strebe Belohnt in Allem tauſendfach;

In Friede ſchließt ſein langes Lebe Behaglich unnerm reiche Dach.

Sein' Kinner ſin gewiegte Menſche, Die wälze ſich im Gold herum; Sie fahrn ſpaziern in Glagehänſche Und ſitze in Proſcenium.

Es is e rechte Völkerkirmes, Wo's Glück oft erſte Fiddel geigt.

E Jeder ſchwätzt wie ihm der Schnabel Gewachſe is, und was er will;

Und Zeitung, Telegraph und Kabel Nix ſchweigt von ſchandarmswege ſtill.

„Frei iſt das Wort“ die ſtille Loſung Columbia auf der Wache trägt;

Das heißt bis Einer in Erboſung

Die Zähn Dir in de Rache ſchlägt.

So kommt es, daß die Tagespreſſe Noch ſchlimmer is wie Volksgeſchwatz; Privatſkandal is ihr e Freſſe

Und jed' Verläumdung findet Platz.

5 Aas Lebe hier hat wenig Firmes, | Kaput geht Alles, was net ſteigt,

Da is der Präſident en Räuber,

E Zeitung ſagt's voll Gift und Haß, Se heißt en Lügner, Eſelstreiber

Und drum wird noch kein Hundche naß.

E anner giebt em Ehretitel

Und macht en helle Herrgott draus; Das Volk zieht einfach ſich ſein Mittel, Und ſo gleicht Alles hübſch ſich aus.

Und dann die fromme Liebsgeſchichte Die da paſſire jede Stund!

Dem Publikum ſind's Leibgerichte, Doch für die Kinner ungeſund.

Die Schnellzüg inenanner renne, Das Waſſer reißt e Gegend fort, Dampfſchiffe platze, Städt verbrenne, Doch nix geht über Raub und Mord.

Se ſtehle Mädel, ſchlachte Weiber, Se bohrn mit Dampf die Banke an; Still lebt mer zwiſche dene Räuber, Fährt ruhig auf der Eifenbahn.

Wenn Kaffe und Cigarr uns ſtärkt; „In dieſem Land iſt Alles möglich“, Wie Schon Herr Ripon hat bemerkt.

| | | Die furchtbarſt Zeitung ſcheint alltäglich, | | |

gut Geſchäftche hier is Dokter,

um reich zu werde jedenfalls;

Heut kommt er, und ſchon morge hockt er, Feſt in der Butter, bis an Hals.

37

Spricht er kein Engliſch—'s is kein Schade, Kriegt doch meiſt Deutſche zu kurirn;

Der Yankee will Homeopathe

Und läßt ſich langſam maſſakrirn.

Bei euch verſpricht mer eim ſechs Batze, Nach Jahr und Tag, vor e Viſit; Hier kriegt er Doller, und er hat ſe Erſt in der Taſch', ſonſt thut er's nit.

Ein Zehner for in's Ohr zu gucke, For zwei Ohr'n zwanzig, und ſo fort; Kriegt einer gar Arznei zu ſchlucke, Dann koſt's en Nibelungehort.

Sag's nur herum, es ſollte komme

Was mediziniſch is gebild't;

Manch Haus noch, hab ich wahrgenomme Hat in Neuyork kein Dokterſchild.

ie Bube ſchon wohnt Freiheit inne, h Nir duckt ene de Uebermuth; 505 Der Lehrer weiß net wie von hinne Sein frechſter Schüler ausſehn thut.

Im Schulbuch is bei dene Frage Die Antwort auch gleich aufgeführt; Die Lehrerin braucht nix zu ſage, Daher ſo leicht ihr nix paſſirt.

Drum ſin die Schule ſoviel beſſer, Beſonders Tiſch und Bänk wie ſcheen! Auch wüßt mit euere Profeſſer

Das jung Volk hier net umzugehn.

Bei euch lernt ſo ein Exquartaner E firm Geſchäft, weil's alter Fug; Hier iſt er nur Amerikaner

Und das iſt grad Geſchäft genug.

| | | |

Wozu ſoll mer die Bube plage Mit all dem abgeſtandne Zeug, Mit Weltgeſchicht und alte Sprache, Und mit de Grieche ihrn Gebräuch?

Genug is, daß die Mädcher lerne Botanik, und Chemie ſtudirn,

Und daß ſie aus dem Lauf der Sterne E Finſterniß im Voraus ſpürn.

Laßt doch die liebe Jugend walte, Wenn ſe zu Haus auch net parirt, Se weiß doch mehr als wie die Alte, Was großen Fortſchritt demonſtrirt.

| | | |

u

eit find die Yanfees überlege [ N uns im Entſchluß zur kühne That, Mit kleine Mittel geht's verwege

Aus eigner Kraft, und nir vom Staat.

Hoch über Thäler, auf Gezimmer,

Brauſt hin der Zug auf Schwindelſteg', Das ſchwankt und knackt, doch hört mer nimmer Daß ſo e Ding zuſammebräch'.

Se baue Städte, wie die Biene, In Wald und Prärie ſcheinbar wild; Kaum daß die Zelle fertig ſchiene, Sind ſe mit Honig ſchon gefüllt.

Da gibt's gleich Gas und Waſſerleitung Und Kirche, Bäder und Hotels;

E bettuchgroße Morgezeitung, Dampfſpritze, Eis und Putzmamſells.

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—— ———

Doch handelt ſich's um Eiſebrücke, Geht's in die höhere Chemie, Künſtliche Baute und Fabrike,

Kurz, wo net langt das Urſchenie

Da conſtruirt und denkt e Fremder Gewöhnlich ſtill die Sache aus;

Gar oft von deutſche Schule kömmt er, Mer hat die Leut ja wohlfeil drauß!

Jedoch in piffige Maſchine

Die Arbeit ſpare, Müh und Zeit, Da thun ſe hier de Kranz verdiene, Da könnt ihr lerne was, ihr Leut.

Die Dampfmaſchin euch herzuſtelle Das thäte hier, von ungefähr,

Die Schloſſer ſchon und Schmiedgeſelle Wann ſe net ſchon erfunde wär.

N

Für Eiſebahne Wage baue, Vernünftig, is e eigner Kniff!

Ich ſag's ins Ohr euch im Vertraue, Davon habt ihr gar kein Begriff.

Hier kann mer aufſtehn und ſich waſche, Eiskaltes Waſſer zappſte Dir; Verkäufer bringe Zeug zum Naſche, Auch Zeitunge und ſonſt Lektür.

Ihr ſperrt die Leut, wie wilde Thiere, Zwölf Stunde in en Kaſte ein; Schwätzt mir net von Civiliſire,

So lang ſo was kann möglich ſein!

Sonſt ſin die Eiſebahne höchlich Gefahrvoll für die Aktionär!

Chefs und Conduktors ſind vermöglich, Und kriege nur e klein Salär.

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Daraus kann mer am beſte ſchließe, Wie gut der Fleiß allhier gedeiht, Und wie da Milch und Honig fließe, Weiß Einer nur im Land Beſcheid.

ie Kunſt macht Fortſchritt', ganz brilliante > Pianos gibts hier mehr wie drauß; Gott was e Land for Dilettante

Vom Tanzbär bis zum weiße Haus!

Wie glorreich ſin doch die Skulpture! In Griecheland war nir ſo ſcheen, Indianer, herrliche Figure,

Die vor de Tabaksläde ſtehn.

Die Bildhauer vollbringe Thate

In Bronz auch und in Marmelſtein, Das will jedoch net recht gerathe, Am beſte ließe ſe das ſein.

Die blaſe auf den Leonardo,

Auf Angelo und Rafael,

Was die gekonnt, kann jeder Narr do Und jeder Anſtreichergeſell.

Und was ſe jetzt for Kirche baue, Davon träumt drauß kein Architekt; Sechs Styl in einem kann mer ſchaue Ein ganz unglaublicher Effekt!

Ich hör, es is normänniſch⸗joniſch, Mit doriſche Rokkokozöpp,

Und indiſch-gothiſch-babyloniſch— Romaniſche Alhambraknöpp.

EEE

Bei euch iſt Alles fteif und enge, Ihr ſucht in dem Syſtem das Heil, Wogege hier die Leute hänge Durchaus an gar keim Vorurtheil.

In Opern ſind wir vorzugsweiſe Ganz außerordentlich verwöhnt,

Da man uns oft, für niedre Preiſe, Von drüben eine Stimme lehnt.

Gern mag ich's engliſch Luſtſpiel höre, Und's Drama könnt vortrefflich ſein, Nur thun ſe eim mit Klatſche ſtöre, Brüllt Einer recht pathetiſch drein.

Das wahre Nationaltheater Is gar e ſehenswerthes Spiel, Se heule wie gequetſchte Kater Und tanze wie die Löffelſtiel.

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Nur Neger ſpiele fe da wacker, Und das gefällt den Leuten ſehr; Wann nur an dene ſchwarze Racker Noch was zu perſiflire wär! |

Bei Künſte is noch anzeführe,

Und ich thu's wirklich mit Genuß; Nur hier verſtehn fe das Balwire, Und wie mer Stiwel putze muß.

1 Jas Bücherſchreibe, Litterire,

IR Is kein Geſchäft für Männerhänd Doch, nach dem Wind, e Zeitung ſchmiere Macht Leute fett und opulent.

Da Weiber meiſt die Bücher Schreibe, Und Weiber leſe auch ſe nur, Natürlich, daß die Herre bleibe Zurück in der Litteratur.

Die gehn um halber Zehe ſchlofe Und ſin die ganze Woch geſcheit, Am Sonntag ſin ſe Philoſofe Und kriege's mit der Ewigkeit.

Da nenne ſe ſich ſelber Sünder, Und Manche gehn mit Geiſter um; Am Sonntag finne die Erfinder Auch's Mobileperpetuum.

| | Da hat noch letzt Einer erfunde E Bandwurmfall, die mer verſchluckt, Das Thier wird dann herausgewunde, In Hof geſchleppt und abgemuckt.

Die Herrn hier fin fein’ Brilleweſe, Wie unſre drauß, da ſieht mer dran, Das Billiardſpiel und's Bibelleſe Das greift net ſo die Auge an.

Dafür weiß jeder Buch zu führe,

Auch was er wiegt weiß er genau,

Er kennt's Gewicht von ſeine Thiere: Pferd, Gickel, Hund, Magd, Kind und Frau.

Se habe Prachtgäul, doch zum reite

Da ſin die Leutcher viel zu faul,

Ihr Spaß is, mit dem Schatz zur Seite, Zu fahre hinnerm ſchnellſte Gaul.

|

Die Meiſte müſſe Tabak faue,

Drum ſpreche fe jo durch die Naſ'; Uns Deutſche überkommt e Graue, Und nie gewöhnt mer ſich an das.

—ũw—Ü—' ln 1772720007000 (v

Will ſo Einer e Lady küſſe

Dreht er ſich auf dem Abſatz blos, Das Briemche wird enausgeſchmiſſe, Dann ausgeſpuckt, und nu geht's los.

Gar praktiſch putze fe die Naſe

Spitz wird en Finger angeſetzt,

Mit Grazie rechts, dann links, geblaſe, Das fein Battiſttuch kommt zuletzt.

Nun fällt mer's gar net ein zu ſage Daß Jeder hier ſich ſo betrüg,

Ich wär ja bitter anzuklage

Der Uebertreibung, oder Lüg.

En Gentlemen is hier, wie drauße, Ja in der ganze weite Welt,

En Menſch der niemals lügt, und auße Und inne ſich hübſch ſauber hält.

® 25 n 8 ER

80

Da is kein übertriebe Kleide,

Er reſpektirt e fremd Geheg;

Still geht er, höflich und beſcheide, Und ſpuckt keim Menſche in de Weg.

Was von de Herrn, gilt von de Dame; Die fein' Amerikanerin

Geht klug, beſcheide, tugendſame

Und würdevoll durchs Lebe hin.

Und eines kann ich Euch noch ſage: E Dame kann zu jeder Zeit

Allein hier auf die Straß' ſich wage, Sie ſteht im Schutz von alle Leut.

Ich möcht's keim freche Bengel rathe Sie mit 'me Blick zu inſultirn!

Das gilt für alle Städt und Staate, Wär das bei euch net einzuführn?

Und mancher Herr, nach regem Lebe, Hat, bieder lächelnd, eh er ſtarb, Der Allgemeinheit hingegebe

Was er vorher von ihr erwarb.

So Onkels ſind hier ſehr von Nutze; Se fülle mühſam ſich die Säck,

Um's dann auf einmal zu verputze Zu irgend einem edle Zweck.

Jer ZJankee weiß ſehr hoch zu ſchätze Bequeme Abgeſchloſſenheit;

Sein Gleichmuth is net zu verletze, Am Schnürche geht die Häuslichkeit.

Es lohnt die Reif’, fein Haus zu ſehe: Da findt mer nirgends falſche Lack, Es zeigt de Comfort auf der Höhe Und öfters auch ſogar Geſchmack.

In Flur und Schlafſtub, in de Ecke, Rauſcht auf de Wink en Doppelquell, Kalt oder warm, in Marmorbecke, Und was noch nöthig, is zur Stell.

E Badeſtub is unerläßlich,

Und wie ſieht Alles lockend aus!

Wie is das nun bei euch noch gräßlich Doch das hat hier e jedes Haus!

Da is kein Schelte und kein Keife, Stumm geht die Dienerſchaft einher; Die Lady weiß e Aug zu kneife,

Als ob fie eine Fürſtin war,

Anmuthig überall verbreite Die Spure ſich von Ordnungsſinn,

Findſt auch fein’ dunkle Heimlichkeite

Mit altem Lumpekram darin.

Wer aber meint, daß mer, verſtückelt, So was mit Dienern leicht erzwingt, Der iſt gehörig ſchief gewickelt Die Lady iſt's, die's fertig bringt!

E jedes Haus hat auch ſein Höfche Mit ſiebzehe Quadratzoll Wieſ'; Am Abend kareſſirt da's Zöfche, Nachts wird's zum Katzeparadies.

| 005

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e.

s 1 m Winter eiſ'ge Stürme wehe, Der Frühling aber ſpringt ins Land,

Wie wenn eins unvorhergeſehe

En grüne Regeſchirm aufſpannt!

Kein hold Gelock von fern zu fern, Kein ſtilles Flüſtern, zaghaft Schaudern, Kein bräutlich Ziere und kein Sperrn.

Der Brautſtand dauert da nur Stunde, Die Hochzeit is dann über Nacht; Und kaum, daß dieſe ſtattgefunde,

Da gibts kein jungfräuliches Zaudern, Wird ſchon die reife Frucht gebracht.

Das ließ ſich all ganz gut ertrage,

Wär net der Juli und Auguſt,

Da kriegt mer wirklich Grund zum Klage Wollt faſt ich hätt's vorher gewußt.

Die Stadt liegt dann am blaue Waſſer, E Zung von Backſtein, lechzend heiß; Die Kinner werde blaß und blaſſer,

Die Männer trinke Schnäps mit Eis.

Wer da kein' Gäul hat und kein Wage, Dem ſchmilzt die Seel' faſt durch die Haut; Vergebens ſchütt' er in de Mage

Eiskaltes Bier aus nix gebraut.

Erdbeern, Banane, Eis, Melone!

| Was e Geſchrei, was e Geſumm Ananas fahrn ſe, kaum mag's lohne, Wie Dickwurz in der Stadt herum.

Bei dreißig Reomür im Schatte,

| Macht hundert nach Erfahrenheit, Da ſchwitze ſelbſt die Kellerratte Im kühlſte Loch zur Schlafenszeit.

| | | | |

Jedwede Köchin wird miſchucke,

De Gäul ſelbſt ſetzt mer Hütcher uf,

Se falle hin als wie die Mucke,

Und mancher Schnapslump geht dann druf.

Umſonſt mag Eisflotille führe

Der Hudſon jede Nacht zur Stell;“ Ich glaub en Menſche müßt es friere Führ aus der Stadt er in die Höll'.

Die Stiwelputzer trage Fächer, Die Fettbäuch gehe arg zurück; Familie ſchlafe auf de Dächer, Zuweile bricht da Einer's Gnick.

Die Weiber hocke auf de Treppe, | En weiße Schlafrock überm Hemd; | Was laufe ſollt, läßt ſich nur ſchleppe, | Was ſonſt ſchleppt, macht ſich ſchleunig fremd.

*Die Eismagazine, welche New Pork verſorgen, liegen oberhalb 6 der Stadt am Hudſon; der enorme Bedarf wird allnächtlich durch 5 eine große Anzahl von Schiffen herbeigeſchafft. ‚=,

eo EAN ER . MO. Sn ——U —U U m nm —— - 282 (DE 3 DAR)

In Badeplätz und hohe Thaler Da fängt e friſches Lebe an; Am Samſtag komme die Gemähler Und habe auch ihr Theilche dran.

Früh is Geſchwänzel und Gefächel, Bei Tag is Schlaf, am Abend Tanz, Verliebt Geplänkel und Gelächel, Juwele-, Auges, Schulternglanz.

Viermal thun ſich die Dame putze An jedem Tag den Gott beſcheert, Die Mütter fünfmal und ſie trutze Der Zeit auch wirklich unverſehrt.

Dazwiſche ſchweife, wie Sylphide, Verzierte Backfiſch wundervoll,

Das loſe Haar geſchmückt mit Blüte, Complete Engel jeder Zoll.

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Sie wiſſe all Muſik zu mache,

Und Singe is en gar kein' Müh', E Jede ſpricht auch fremde Sprache, Nun fragt mich aber nur net wie?

Was die Familie mit ſich führe!

Wie Gänsſtäll, Koffer lang und breit, Es würd' ſich ja auch net gebühre Zweimal zu zeige 's ſelbe Kleid!

i H Jie reiche Junggeſelle gehe

2 In Adirondakhochurwald,

85 Campire da an ſtille Seee Und ſpringe übern Felſeſpalt.

Dort üben fie auf wildem Pfade Die ſtadtverwöhnte Banerches“; Se ſchlafe, fiſche, jage, bade, Kurz, ſpiele da Indianerches.

Se gehn bewaffnet wie die Räuber, Und ſchnuppern nach der Hindin Fährt, Se kriege keſſelbraune Leiber

Und ſchauderhafte Stoppelbärt.

Geht ſtill en Führer auf die Jagd, Sonſt hätt' die Herrſchaft nix zu eſſe, Als was ſe Feines mitgebracht.

Ich kenne Herrn die thun's ſchon lange Se kriege das Pläſir net ſatt, Obgleich noch kein kein' Klapperſchlange Und auch kein Bär gebiſſe hat.

! | j * Beinchen. 88. .

Derweil die knalle, unterdeſſe

A, er kann's beim Farmer auch probire, Da geht's idylliſch wohlfeil her, Mer lauft hemdärmelig ſpaziere Wenn da nur was zu freſſe wär!

| Da bringt eim fo e ländlich Herche re Dutzend Schüſſelcher herbei,

Uf jedem is e kleines Klexche

Von Zeug, Compot und allerlei.

Erſt wird gekocht nnd dann gebrate Daſſelbe Hammelshinnertheil,

Und ſin die Bohne ſchlecht gerathe, Hängt doch viel Zwirn dran alleweil.

| Beefſteaks wie Hundsohrn, zäh und leddern, | Giftgrüne Gurke, Milch ſtatt Schmand; Und Millione Fliege klettern | Eim faſt de Löffel aus der Hand. |

Die Mädcher waſche fih am Brunne Und kämme ſich am Taſſeſtand;

Ich hab e Haar da drinn gefunne Und geh net mehr ſo arg auf's Land.

Und dann die Riokaffebrühe,

Vom nahe Heerd das Fettgebrenn! Dabei darf mer kein Maul verziehe, Sonſt heißt's mer wär kein Gentlemen.

Zum Glück gibt's da als Himbeerhecke, Auch friſche Luft kriegt mer dazu;

En Sack voll Stroh und Diſtelſtecke Wiegt den verſöhnten Geiſt zur Ruh.

90 2 Re

zug

Do kann mer net von Alle ſchwätze;

& Im Gegetheil, aufs Herz die Hand, Sehr is zu preiſe und zu ſchätze

Der kleine Mann hier auf dem Land.

Die Sauberkeit in dene Oertcher! Der Friede glänzt von jedem Haus; Die Kinner in de Blumegärtcher Sehn blühender wie Blume aus.

Und kloppſte an for e Glas Waſſer Schiebt Freundlichkeit dich drängend ein; Kein Trunk kann klarer, kühlend naſſer, Als der ſo warm gebotne ſein.

Grünroth durchwirkte Teppich ſtrecke Sich über Stube, Trepp und Flur, Und, um die Fliege net zu wecke,

Läßt mer enein das Zwielicht nur.

Die Frau is reinlich angezoge,

Ihr Haar is ſpiegelglatt gekämmt; Hat ſie e Loch im Elleboge,

Blinkt drunner doch e ſauber Hemd.

Die Deutſche ſtoppt und fllickelt peinlich, In zweiter Linie kommt der Dreck;

Die Nankin ſorgt nur, daß es reinlich, Und wann's kaput is, wirft ſe's weg.

Wie ſind die Möbel gut gehalte!

Mer ſieht da walt't e ſorgſam Hand; Zufriede reit' der brave, alte

Schorſch Waſhington dort an der Wand

Da hörſt' e Nähmaſchin' du ticke, Das ältſte Mädche ſitzt daran; Die Mutter ſchaut mit Liebesblicke Ihr preisgekröntes Baby an.

|

Der Hausherr wird wohl drauß beim Mähe Mit ſeine große Bube ſein; Wie das geht muß mer ſelber ſehe,

E hundert Morge kultivire,

Js dene Leut e Bagatell,

SBe fahrn auf der Maſchin ſpaziere, Wer'n gar net müd' und wie geht's ſchnell!

Wenn ſe das Vieh net füttern müßte, Und flicke was verbricht und reißt, Ich ſage euch, die Bauern wüßte Hier gar net was gearbeit' heißt.

Se thun die Arbeit ganz allein. | |

Beim Strandbad gehn ſe dann ſchon flöte In Highland, Longbranſch, Rockeway.

e

Da röthe ſich die Backe wieder,

Die blaſſe Sorge blieb zuhaus, Entzückt ſtreckt mer die heiße Glieder Am immerkühle Ufer aus.

Und Muſchle, allerhand Figure, Find't mer umher am lichte Strand; Von Elfeabſätzcher die Spure

Tief eingedrückt im feuchte Sand.

Auch rundgerollte Bergkryſtalle, Und bunte Kieſel, ſucht mer dort;

Mer ſammelt ſe, bewundert alle

Und wirft je ſpielend wieder fort.

Nun duld't der Ocean beim Bade, Se möge's mache noch ſo klug, Von den flanellene Nayade Auch net de mindeſte Betrug. |

Wie ſtolz geht's in die Bretterſtübcher, Mit Schlepp und hohem Haargeflecht! Drauf ſehn ſe aus wie Bettelbübcher, Den mer en Kreuzer ſchenke möcht.

Der Schneiderin ihr Bogenſchnitt? Ach vom Erhabenen zum Platten

Wo blieb doch was die Ladies hatten, Is da oft net emal en Schritt! | | | |

Verzaubert fin die Badehäuscher! Denn, wartet mer e Weilche nor, Erſcheine all die naſſe Mäuscher So rund und ſtattlich wie zuvor.

Jetzt will mer, außer Waſſerkühlung, Vom Meer auch ſonſt noch was es hat, Wird auch, bei richtiger Beſpülung,

Von Auſtern, Clams“* und Krebscher ſatt.

Zwar finde die geübte Eſſer,

Die Auſtern nur im Winter recht,

Se ſind im Sommer, ich weiß beſſer, Wenn ganz friſch, auch noch lang net ſchlecht.

So viel ich weiß, die Heſſe finge Noch nie e Auſter in ihrm Land Und Dir is wohl, wie viele Dinge, Der Leckerbiſſe unbekannt.

Hier ſin dem Volk ſe Lieblingsſpeiſe; Wie ſind ſe glitſchig, fett und groß! | Se mache je auf zwanzig Weiſe,

Und jede ſchmeckt euch ganz famos.

* Eine Art Muſchel. 2

68

Da kommt's geröſt', gekocht, gebrate; Mit ſchwarze Streife, von dem Rooſt; Mit Krümmelcher, wie Karminade; Wie Krammetsvögelcher, auf Tooſt.

Wer möcht nun ſo e Land verdamme? Die Auſtern kriegt mer halb geſchenkt! Das Waſſer lauft im Mund zuſamme, Wann mer mit Andacht daran denkt.

Piff's net? jawohl die Dampfer locke Die ſchmauſend, zögernd Meng zu Bord; Die Wirthsleut lächle, ſe ſin trocke,

Da hat's geſchellt! mer müſſe fort!

Da Staaten Eiland, das am Hafe Liegt wie e Traumbilo hingeſtreckt; Auf Sammethügeln weiden Schafe, Kühl blickt die Villa, laubverſteckt.

Wie herrlich wohnt ſich's auf dem Staate, E Paradies wie je mer's ſah!

Im Sommer nur möcht ich's keim rathe, Muskitos! ach, es beißt eim da.

Die ſin dann überhaupt e Gabe

Die eim hier die Natur verſchändt, Mer ſollt e Art von Kuhſchwanz habe Womit mer ſe verwedle könnt.

Dort, weit im Oſt, der bleiche Streife

Das ſcheint kein Land mehr 's is die See! Doch laß de Blick net heimwärts ſchweife Guck weg, es thut de Auge weh.

E blaues Wunder is zu nenne Die Bay gar net zu überſehn; Drei hunderttauſend Flotte könne Bequem da auf un unnergehn.

Da ziehe ſtolze Schiff in Schaare, Hochſeglig fliegt die Nacht zum Meer; Ernſt, dunkel, majeſtätiſch fahre Europadampfer zwiſche her,

Dampfkluge Schiffcher perſuadire Hülfloſe Rieſe in de Port;

En ferner Schuß! ſe ſalutire

Die Nacht von dem beflaggte Fort.

Dort ſinkt die Sonn bei Purpurhöhe, Die Welt verglüht im goldne Schein, Die Erde fühlt mer ſtill vergehe Und fährt entzückt zum Himmel eiu.

Der Traum der hat uns ſcheen beloge! Wohl dem, der ihn genoſſe hat; Aus dunklem, ungeheurem Boge, Mit Feuerauge droht die Stadt.

71

Vorbei an Fähre, Schiffe, Nache Der Dampfer zu de Werfte ſchießt Und in den glutverdorrte Rache Schluckt dich enein das Ziegelbieſt!

ls bät der Himmel um Verzeihung

0 Für all die böſe Sommerqual, Schickt er, zum Lohn für die Caſteiung,

En lange Herbſt auf Berg und Thal.

Es ſtreckt ſich hin in's wonnig Kühle Behaglich die erſchöpft Natur; Geduldig harrt am dürren Stiele Die reife Traub des Winzers nur.

Sie wird gefchnitte und gewoge Und eingepackt für lange Zeit, Drum hat ſie gütig überzoge Die Vorſehung mit dicke Häut.

Viel kommt natürlich auch zum Keltern,

Doch das macht Heimweh eim im Leib;

De Californier muß mer ſeltern, Daß von 're Flaſch mer nüchtern bleib.

Nun folgt der Ernt' net Schneegeſtiebe, Net gleich friert Alles ſteckeſteif,

Die Sonn', um etwas noch zu liebe, Macht ſpielend jetzt die Blätter reif.

Kurz wird der Tag, die Nacht nur kälter, Der Wald putzt munter ſich zum Tod Net roſtbraun, fahl, wie eure Wälder, Buntſcheckig, prächtig, gold und roth.

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En Maler braucht’ zu End Oktober, Ich glaub, nur Schwefelgelb und Blau, Die Hauptſach aber iſt Zinnober,

Und damit kommt er aus, genau.

Er braucht die Farbe net zu miſche, Weil jede klar zur ann're ſteht,

Beim Hinnergrund nur muß er wiſche, Der flott in's Ungewiſſe geht.

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0 5

Ein' Stadt iſt grad als wie die anner, Und jeder Gaſthof is egal,

Hat Einer ein' geſehn, dann kann er De Reſt ſich denke allemal.

Aus Pappedeckel Rieſekäſte,

Mit weißgetünchte Stübcher drein; Langweilig, ſauber in de beſte Möcht ich net abgezeichent ſein.

In große Städt nur iſt es Sitte, Daß fe, von auße, pallaſtgleich Gebaut von Marmor und Granite, Gekocht von Köch aus Frankenreich.

Gehörig muß mer zwar bezahle, Doch Jeder ſteht dem Annern gleich, Da is kein Oberkellnerprahle

Und kein Gebettel wie bei euch.

990 =] 0)

| Wann's dämmert geht's an e Rumore,

| Das ruft und trampelt, tappt und kloppt D.ucch all die lange Corridore,

Daß mer ſich gern die Ohrn verſtoppt.

2

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Durch's Schlüſſelloch fängt's an zu ſtinke | |

Nach infernaliſche Gerüch, | Zum Frühſtück bräzele fe Schinke

Und röſte Beefſteaks in der Küch.

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8

Auf einmal macht e Tamtamſchläger, Für Nerveleut e Höllequal,

E dreckiger, verlumpter Neger, Durch's ganze Haus en Mordſkandal.

Was dann die Leut enunnerſchlage, Von zehe Schüßle, ernſt und ſtumm Es dreht ſich eim e deutſcher Mage Vor Schauder in dem Leib herum.

En nn mg nennen

Dazu heiß, knatſchig Brod in Haufe, Halbranzig Butter, brockeweis, Lokomotivſchmier dazu ſaufe En Eimer Waſſer ſe mit Eis.

Die Ladies hebe dann de Schleier,

Der ſtraff vor dem Geſichtche hängt,

Da gehts an Fleiſch, Fiſch, Auſtern, Eier, Daß es eim an zu ſchwindle fängt.

Hätt ich's in eme Buch geleſe, Mein Lebtag hätt ich's net geglaubt Was ſo e zart, ätheriſch Weſe Sich ſchon zum Frühſtück all erlaubt.

paar Partiecher ausgenomme Iſt übrigens das ganze Land, Bis daß die Felsgebirge komme, Als Gegend net ſehr intreſſant.

Der Hudſon wird als Rhein geſcholte Ach glaubt mer doch, es is net ſo!

Der ſchimmert net von Traubengolde,

Da macht kein Sang und Klang dich froh.

Die Berge zahm, mit runde Krone,

Kein ritterliches Felsgeſtein;

Kein’ Fee und Nirche mag da wohne,

En Prachtſtrom doch noch lang kein Rhein.

Lake George! en holder See zum Pinſle, Die Maler wiſſe's auch recht gut; Dreihundertfünfunſechzig Inſle Verträume da in blauer Flut.

78

Halt! an de Niagarafälle

Steht mer erſtaunt, verſchrocke, ſtill; Argwöhniſch guckt mer nach de Schnelle, Ob ſich das net verlaufe will.

Das ſtrömt, als wär vom Rumpf geſchlage Der ganz Natur 's unſchuldig Haupt; Und Donnergeiſter, triefend jage

Durch Regeboge, lichtbeſtaubt.

E furchtbar, unerhört' Verſchwendung! Als Landſchaft aber purer Schund Im breite Sturz kein' kecke Wendung, Auch Vorder- fehlt und Hinnergrund.

Dort habe mich die Indianer Durch ihre Wildheit intreſſirt, Hab auch vom letzte Mohikaner E Nadelbüchsche aquirirt.

79 Der wahre Adel von dem Land; E jeder braucht viel Platz zum wohne

Und hält die Arbeit für e Schand.

Der rothe Mann hat ſein' Gebreche, Verläßt ſich einfach auf ſein' Büchs, Mer muß em ſchrecklich viel verſpreche, Zu halte aber braucht mer'm nir.

ex Die Indianer find Barone, | !

Stolz lebt er, vornehm, ftill, erhabe, Von faule Fiſch und Hoguwild; Vom Bleichgeſicht kommt ihm die Gabe,

Die wilden Durſt bedenklich ſtillt.

Da wird verhandelt ohne Finte,

Auch lehrt man ihn des Herrn Gebot,

Heut ſchenkt mer ihm die ſchönſte Flinte,

Schießt morge ihm ſein' Kinner todt. | 8

Die Rothhäut ſollte ſich gedulde, Und nur net die Kuraſch verliern, Die Yankees werde all ihr Schulde, Und ſo auch ſie, amortiſirn!

Die große Seee ſind ſchon Meere Mit Waſſern wild und rauh und kalt, An flacher Küſt verroppte Föhre Und nirgends net kein ſchöner Wald.

Der Miſiiſſippi fließt gemüthlich,

Breit, ſchlammträg, an St. Louis vorbei, Die Leut thun da in Bier ſich gütlich Und raiſſonnirn und ſchlachte Säu.

Chicago hat, ſeit ſellem Feuer, Solid (aus Stein) ſich aufgeführt, Dem Phönix aber ſind die Eier, Die Feddern ſelbſt, hypothecirt.

Vi

Von Neuorliens hab ich erfahre, Doch is die Nachricht ungewiß, Daß es emal, in frühre Jahre, E blühend Stadt geweſe is.

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|

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Gar gern hätt Pittsburg ich geſehe,

| Bin drinn geweſe öfters auch, Sah liebe Freund dann in der Nähe, Doch nie auf zehe Schritt, vor Rauch. |

|

An faulig, ſchwärzliche Gewäſſer Liegt Baltimor, in Maryland; Mauleſel, Neger, Zuckerfäſſer

Und Taback ſind da Hauptbeſtand.

Nach Wajßhington ſchickt mer die Kräfte, Die zum Regiere taugbar, hin;

Sehr häufig Herrn die für Geſchäfte Daheim doch net recht brauchbar ſin.

In Boſton lebe die Athener

Der neue Welt von Lorberſaft; Da gelte Doller nix und Zehner, Da blüht umſonſt die Wiſſenſchaft.

Von Philadelphia möcht ich ſchweige, Es is e Vorſtadt von Neuyork, E Backſteinwüſte ohne Gleiche, Solid, doch trocke wie en Kork.

Brooklyn e Seeſtadt ohne Laſter! Da ſteht e Kirch bei jedem Haus, Die Weibcher ſchiele nach de Paſter Mit fromm verſchämte Auge aus.

! 1

Hoboke hat kein fremde Flitter,

Still lebt ſich's wie in Darmſtadt hin, Nur daß die Großherzög und Ritter Hier reiche deutſche Kaufleut ſin.

© > 0. >

Im Himmel ſind je da, im fiebten,

E ganz germaniſch Paradies!

Die Jungfrau ſtickt da dem Geliebten Noch Hoſeträger und Etuis.

6 11 “U E 0 a

ommt Einer nun zurück vom Reife, Der ſich recht umgeſehe hat, Der meint Neuyork wär doch zu preiſe Im ganze Land als einzig Stadt.

Und wollt mer noch ſo viel ſtudire E Handelsſtadt zu conſtruir'n, Mer müßt Neuyork halt repetire Und alles ganz genau copir'n.

E Halbinſel, die nach de Seite Gewölbt is wie e Schildkrot ſchier; Das Bugſpriet guckt zu alle Zeite De Kaufleut in die Hinnerthür.

Die Stadt umwogt e ſchwankend zweite; Wie da die deutſche Flagge weht! En Kranz fremdwimpliger Gebäude,

BEER

Der immer da is, immer geht.

Und baue auch, was en gefällt Neuyork wird doch für ewig bleibe

|

Die Annern möge thun und ſchreibe, | *

Die Hauptſtadt von der neuen Welt!

BSR

3

| deutſche Hausfrau, die du zaudernd N „Und dünn die Butterbröder ſchmierſt, cs. Den Heller, den du ausgibſt, ſchaudernd 2 8

In karger Hand erſt blank polirſt

Was muß dein ſparſam Herz empfinde, Wenn du hier die Verſchwendung ſchauſt; Was da en Monat macht verſchwinde, Du hättſt damit e Jahr gehauſt!

Geh auf 'n Markt, da liegt in Schwade Die Ernt' der Erde hingeweht,

Als hätte ſämmtliche Klimate

Im Ringelreihe ſich gedreht.

Von Californie Frühlingsbiere, Von Cuba ſüße Ananas, Hirſchartige Halbvorweltsthiere Tief aus den Wäldern Canada's.

Wie Bündel bunter Handſchuh liege Banane da das ganze Jahr;

Der Sommer ſchickt, wie zum Vergnüge, En Wolkebruch von Pfirſich gar.

Dann aus der See die Fiſch und Krotte; Forelle, ſpringend noch vor Luſt;

Das feinſt' Geflügel; kieler Sprotte,

Und Pommern's rothe Gänſebruſt.

Weihnachtskartoffle von Bermuda; Von Florida Erdbeern im März! Mit deinem Beutelche ſtehſt du da, Haſt net vorbeizugehn das Herz.

Und wär die Börſ' voll, daß der Riegel De Bauch ihr kaum zuſammehält, Zuletzt da ſchlapperts doch am Bügel, Es koſt e ſchauderhaftes Geld!

Wie da, fo gehts an alle Ende, Das Beſte is kaum gut genug, Der Wind bläſt's Geld dir aus de Hände, Und immer weht der ſtarke Zug.

Erſt möchtſt du wende dich und drücke, Und ruhmvoll kommandir'n wie drauß, Willſt ſparſam ſein in alle Stücke Da lache dich die Dienſtmägd aus.

Gehſt du ſpaziere mit de Kleine,

Mußt du ſo gut dich ausſtaffir'n

Als wie e Köchin ſonſt möchts feine Kindsmädche ſchrecklich dich blamir'n

Verdiene, net wie bei euch Spare, Iſt Grundſatz dieſer Colonie!

Die Zukunft wird es offenbare Wer beſſer fährt, Ihr oder die.

ie Fraue die herüberkomme, Net mehr ganz jung, vom Vatterland, Sind gege Alles eingenomme Und ſchimpfe als, es is e Schand.

Die Wäſch verdirbt von dere Seife, Die Blume hätte kein Geruch,

Die Vögel könnte hier net peife,

Und Dienſtmägd wärn e wahrer Fluch.

Zu wäſſrig wärn die Brunnefreffe, Zu locker ſin die Kappesköpp, Und Quetſche kräg mer kein zu eſſe, Un die Kartoffle hätte Knöpp.

Es wär kein Land zum Einzemache, Die Pirſching dehte üwergehn,

Die Zwiwelcher, die thun net krache, Und auch die Gurke ſind net ſcheen.

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Die Kälwer hawe Ochſeknoche,

Die Gäns die hätte thranig Fett; In dene Heerd kann mer net koche, Wann mer nur deutſche Dippe hätt!

Se thun auch bitter ſich beklage,

Und komme in e wahre Raaſch,

Sich mit me ganze Haus zu plage, Daheim da hat mer ſein' Etaaſch!

Noch letzt hat mer e Dam' verzählt, Sie lebt erſt hier ſeit eme Jahr, Ein' die mit eme Haus ſich quält, Wie's drüwe bei ihrm Vatter war:

Jes, unne hat en Kaufmann g'wohnt, For Bicking, feine Käs un Würſcht, Und owedriwer hat gethront

In feiner Belletaaſch e Fürſcht,

1 1

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90

Dadriwer e Regierungsrath, Dann fo e Kupperſchmidtſchenie, Dann mier, un dann en Affekat, Un dann e Danzakademie.

Zu allerletzt, ganz owe, kame

Noch Junggeſelle unnerm Dach,

En Dokter, ſo for Gicht und Lahme, Drei Muſikuſſe auch von Fach.

Da war auch einer der daht dichte, Und einer der daht weiter nix, Wie Mäuſ' und Vegel abzerichte, Und en Student, der war euch fix!

Wann der nachts von der Kneip is komme,

Ging's uf der Trepp ans Hundsdreſſirn;

Der Nero hatt' ſich's vorgenomme Kein Stiwelknecht zu apportirn.

91

0 ee 128) *

Jes, jes, ſagt ſe, das muß ich ſage, Jes, ſo e Haus is intreſſant,

Da hat mer iwer nir ze klage

Un wird mit feine Leut bekannt.

Un dhun ſe drommle auch und geige,

Es wohnt ſich doch bequem und ſcheen,

Mer braucht kein' Treppe net ze ſteige,

Weil d' Stuwe inenannergehn. |

So thät das Züngelche ihr laufe | Als wie e leere Kaffemühl,

Se mußt nach Fultonmarkt, zu kaufe

E Hinkel und zwei Beſemſtiel.

Se hatt' ihr Köchin bei ſich ſtehe,

So' e blond Gemüth mit Struwelhaar, 's war an de rothe Aerm zu ſehe,

Daß das e Graſegrüne war.

. —— ——— ——— "EUER EEE EEE ——

Da konnt ich freilich net viel Tage, Und mir liegt auch en Deuwel dran Wem's hier in gar nix will behage, Dem rath ich ebe's Heimgehn an,

| \ etzt, lieber Onkel, will ſich ſchließe, N Sonſt langweilt Dich noch mein Bericht; Ich laſſe Alle herzlich grüße, 5

Lebt wohl denn und vergeßt mein nicht!

Eins wollt ich Dir an's Herz noch lege: Schick doch ſogleich, ſo bald es geht,

De Reſt mir her von meim Vermöge, Der noch in Deine Hände ſteht.

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Es werde jetzt, mit dene Zinſe, An die zweitauſend Gulde ſein, Glaub nur in meine Hände ſind fe Ganz ſicher, bringe auch mehr ein.

Ich geh jetzt net mehr auf de Bummel, Und lebe ungemein ſolid;

Auch kenn ich nach und nach de Rummel Und bin das wilde Lebe müd.

Herrgott bin ich herumgekroche Und hab geſucht nach ere Stell! Jetzt hat mer einer ein' verſproche, Die krieg ich nun für alle Fäll.

Wie mir das Geld is draufgegange, Daß ich hier ſitze ratzekahl,

Und was ich denke anzufange, Erzähl ich Dir e annermal.

Se hat zwar nix, doch ihre Treue Hab ich ſeit dere Zeit erprobt

E Schönheit über die Beſchreibung,

So jung und gut, grad ſechszehn Jahr; Se hat auch, ohne Uebertreibung,

In ganz Neupyork das ſchönſte Haar.

Se is, vom Wirbel bis zum Zehche, Das Feinſte was mer ſehe kann, Gewachſe is ſe wie e Rehche,

Und heißt Miß Molli Flanigan.

Se ging zur Schul; im Zuckerlade

Hab ich die Frag' an ſe geſtellt;

Jetzt wolle mer uns heierathe,

Drum ſchick mir möglichſt bald mein Geld

& Nur eins hier noch, Du wirft Dich freue! Vorgeſtern hab ich mich verlobt;

ren . 95 2 8

Heirathe koſt nix notabene,

E Stübche und e Kammer dran, Dabei is hier auch noch das Scheene: Die Alte gehts kein Deuwel an

So, meine Herrn, ſo duht er ſchreiwe; Ich Hoffe ſehr, daß es em frommt Meinkwege mag er driwe bleiwe,

Wann er mir nor net widderkommt!

„Druck von Carl Georgi i

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