SEEFISCHEREI Dr. m. lindeman. MIT 162 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN HOLZSCHNITTEN. AMTLICHE BERICHTE ÜBER DIE INTERNATIONALE FISCHEREI-AUSSTELLUNG ZU BERLIN 1880. BERLIN. Deutschland, Reich und mannichfaltig war die Ausstellung von Gegenständen der deutschen Seefischereien; die ausserordentlichen Verschiedenheiten des Betriebes wurden dem Beschauer so recht vor Augen geführt: in der Nordsee die begonnene oder in der Entwickelung begriffene Hochsee- fischerei, in der Ostsee die Küsten- und Haftfischerei mit ihren verschieden- artigen Fahrzeugen und zahlreichen zum Theil uralten Fangmethoden und Geräthen. Bei der nachstehenden Besprechung haben wir den Stoff in der Weise geordnet, dass wir die Gegenstände gruppenweise nach den einzelnen Küstentheilen von West nach Ost vorschreitend erläutern. Wir beginnen also mit Ostfriesland und zwar zunächst mit der Küstenfischerei im engeren Sinne des Wortes; die Geräthe derselben waren in Modellen durch Herrn .1. Meyer in Oldersum und H. Jacobs in Neu-Harrlingersiel ausgestellt. Der erstere hatte u. A. Modelle der Aalfuke, des Küls und des Störnetzes gesandt, der letztere Netz und Fischleinen mit Schnüren und Angeln. Ausserdem hatte Herr J. E. Romann zu Leerort Modelle eines Fischerboots, einer Aalfuke, eines Aalkorbes, eines Stecheisens zum Buttfang, eines Aalstocks und eines Aalheegers ausgestellt. Die Ge- räthe der ostfriesischen Küstenfischerei sind im Wesentlichen dieselben, wie die der benachbarten niederländischen Wattenküste. Es ist zunächst die im Dollartgebiet der Ems gebrauchte Agge (niederländisch Harge), von welcher ein Modell, soweit wir gesehen haben, nicht ausgestellt war. Die Aggen sind aus Schilfrohr, Latten oder Buschwerk errichtete, winkel- törmige Zäune, ähnlich den französischen bouchots: die Spitze schliesst mit einer Reuse ab. Die ganz aus Netzwerk bestehenden Aalfuken haben Seefischerei. i 2 Deutschland. 2 Flügel und in der Mitte ein kegelförmiges, über Holzreifen gespanntes Netz, dessen hinter der letzten Kehle gelegene Kammer, die sogenannte Kikebuse, abgenommen werden kann. (Professor Metzger giebt in seiner Abhandlung über die maritime Production der ostfriesischen Wattküste, Circul. d. D. F. V. von 1872, S. 32, die Zahl der an der Ems und am Dollart benutzten Fuken auf mindestens 3oo an.) Der Kül (niederländisch Kuil), dessen sich die Fischer von Ditzum und ßorsum aut der Ems und in den Gaten des Dollart bedienen, ist ein grosses beutelförmiges Netz. Seine 16 F. breite und 8 F. hohe Mündung wird, dem Flut- oder Ebbestrom zugekehrt, zwischen zwei starken, fest in den Grund getriebenen Pfählen ausgespannt. Die ganze Länge des in der Stromrichtung schwebenden Küls beträgt zwischen 3o und 40 F. Die anfangs einen Zoll weiten Maschen werden nach dem Ende zu immer kleiner und betragen im letzten Drittel nur noch \ bis % Zoll, ln der Regel kann dies letzte Drittel, der sogenannte Steert des Küls, abgenommen und je nach der Art der zu fangenden Fische mit einem solchen von weiteren Maschen vertauscht werden (vergl. den Hamen der Unter-Elbe), ln Ditzum waren 1872 achtzig solcher Netze vorhanden, die 5 Fischern, von denen 4 in Compagnie fischten, zugehörten; in ßorsum gegen 40. Getischt wurde indessen von Ditzum aus nur mit 20 und von ßorsum aus nur mit 6 bis 10 Külen, da man jeden zweiten Tag mit den Netzen wechselte (s. den Aufsatz des Herrn Professor Metzger). Neuere Daten hierüber haben nicht ermittelt werden können. Was an neuen statistischen Daten über die Emstischerei vorhanden, stellen wir weiter unten, bei Norderney, zusammen. Der Kül wird in der Fischzeit nicht eingezogen, der Fang vielmehr durch ßöte, die sogenannten Ditzumer ßollen, herausgenommen. Küstenhäringe, Stinte und Anchovis sind das Hauptergebnis des Külfanges. Professor Metzger führt ausser diesen Fischen und den mit jeder Fluth aufkommenden Plattfischen und Garneelen noch Hornhecht, ßutt, Scholle, Aal und Neunauge auf und verzeichnet folgende Fischzeiten: Häring und Stint vom Februar bis April, Anchovis vom Mai bis Mitte .Tuli, Hornhecht und einzelne Lachse im Sommer, ßutt, Scholle, Garneele und Aal während der ganzen Fischzeit, Stint und Neunaugen von Mitte Octoher bis in den Winter. Das ausgestellte Störnetzmodell veranschaulichte leider einen mehr der Vergangenheit angehörenden Betrieb. Nach Zimmermann’s Schrift*) hatte der in der Ems zwischen Emden und Weener ausgeübte Störfang noch vor einigen Jahren eine grössere Bedeutung. In den Jahren i858 bis etwa i863 lieferte er den grössten Ertrag, im Jahre 1867 wurden nur noch *) Ostfrieslands Antheil an der Binnen-, Küsten- und Hochseefischerei, Emden 1880. Ostfriesische Wattenfischerei. Norderneyer Schellfischfang. 0 200 Stück gefangen und in den letzten Jahren hat der Fang immer mehr abgenommen. Um bei dem geringen Ertrag noch den grösstmöglichen Verdienst zu erzielen, wird die gemachte Beute von den Fischern jetzt gleich an ihren Wohnplätzen der weiteren Behandlung unterzogen. Der Stör liefert in einzelnen Exemplaren nicht selten 70 bis 80 Pfund Rogen, aus welchem Caviar bereitet wird. Sein Fang geschieht zur Zeit des stillen Wassers, mithin etwa i Stunde vor und nach dem Eintreten des Niedrigwassers, sowie vor und nach dem Eintritt des Hochwassers und zwar mit langen, hinter den Schiffen hertreibenden Netzen, in welchen der Fisch sich festwickelt. Der gewonnene Caviar geht meist in’s Innere Deutschlands; das Fleisch wird theils frisch, theils geräuchert am Orte consumirt. Die Fischerei von Norddeich, wo die Aggenflügel nicht aus Schilfrohr, sondern mit Rücksicht auf die stärkere Bewegung des Wassers aus starkem Buschwerk, Erlen und Birken verfertigt werden, war durch Geräthe nicht vertreten. Die ostfriesische Küstenfischerei im weitern Sinne des Wortes besteht fast nur aus dem Schellfischfang von Norderney, da auf Borkum und anderen Inseln der Fischfang nur eine kurze Zeit des Jahres hindurch in geringem Umfange betrieben wird. Die Norderneyer Angelfischereifahrzeuge waren durch ein Modell der Herrn Heinrich Meyer, Kaufmann zu Norderney gehörenden, und vom Schiffsbaumeister B. A. Folkerts daselbst erbauten Fischer- Slup Catharina N. S. 168 (in Vn der wirklichen Grösse) vertreten. Dem Aussteller verdanken wir eine ausführliche Beschreibung seines Fahrzeuges, die wir in der Hauptsache gern folgen lassen, obgleich im Allgemeinen die Beschaffen- heit und Einrichtung dieser Fahrzeuge, sowie der ganze Betrieb selbst, bekannt sind: Das Fahrzeug hat folgende Dimensionen: Länge ii,75m, Breite 3,76 m, Tiefe i,3om. Der Preis einer solchen Slup beträgt 4600 M. Bekanntlich versehen die Norderneyer Fischer nicht, wie die Niederländer und Finken- wärder, selbst an Bord des Schiffes ihre Angeln mit Köder, sondern es ist dies die Arbeit der Frauen am Lande, welche die als Köder dienenden Würmer: Piere oder Sandwurm (in Norderney ist es Echiurus Pallasii) und die Quappe aus dem Sande der Watten graben, die gebrauchten und nicht angebissenen Angeln von den Köderresten reinigen, auch sie in reinem Wasser abwaschen und neuen in reinem Sand gekehrten Köder ansetzen. Jede Slup gebraucht für eine Fahrt etw'a 2700 Angeln und haben die zusammengeknoteten Leinen, deren Angelschnüre je 1,20 m lang sind, eine Gesammtlänge von 3 1 5o m. Das Auslegen der Leinen mit ihren Schnüren geschieht in ähnlicher Weise wie beim Kabljaufang der Engländer und Niederländer, 4 oben an der sogenannten Backleine, die an der Angelleine am I* 4 Deutschland. Grunde befestigt ist, schwimmende Bojen bezeichnen die Lage des Fischerei- geräths. Nach Rückkehr aus See fahren die Fischer mit ihren Slupen nahe an den Strand, damit sie, geschützt durch bis an die Hüften reichende schwere Wasserstiefel, die gebrauchten Angelschnüre vom Schiffe aus an den Strand tragen können. Hier haben sich die Frauen mit den für den folgenden Tag zu verwendenden neu besteckten Angelgeräthen eingefunden Fig. I. Norderneyer Fisclierslup Catharina. Im Modell ausgestellt von H. Meyer zu Norderney. und liefern diese gegen die verbrauchten, an ihre Schiffer ab. Auch werden die Fische in Körben aus den Slupen an den Strand getragen und daselbst auf Wagen zu den Fischhändlern befördert, welche sie, gereinigt und ver- packt, expediren. Mitunter, wenn die Fischer spät aus See kommen, muss eine Expedition mittelst Wagen über Watt vorgenommen werden, um die frischen Fische noch zur rechten Zeit auf der Bahn versenden zu können. Manchmal, indessen, wenn die Concurrenz an einigen näheren Plätzen zu Norderneyer Scliellfisclifang. 5 i^ross ist, muss für die Fische ein Absatz an der Ems, der Jahde, Weser oder Elbe gesucht werden. Die Einrichtung der Slup Catharina ist die folgende: Vor dem Stürgatt befindet sich die Kajüte. Der Ballast beträgt etwa 3oo kg, wodurch ein Tiefgang von 0,73 m erzeugt wird. An den Seiten der Ballastkiste sind Abtheilungen angebracht, worin die Fische sortirt und gelagert werden, die „Fischschotts.” Vorne im Schiff ist ein Raum, worin der Schiffer das Wasserfass, Brennmaterial, Segel und Tau- werk, sowie das Ankertau aufbewafirt. Das Besaansegel dient hauptsäch- lich dazu, um bei dem Einziehen des Fischergeräths besser an den Wind halten zu können. Die Norderneyer Slupen führen durchweg ein Gaffel- grosssegel und keine Giek, weil so das Segel schärfer an den Wind gebracht werden kann und in der Fahrt sowohl wie beim Fischfang nicht so hin- derlich ist. Das Focksegel ist deshalb so gross, weil die Slup bei ihren täglichen Fahrten von der Insel weit in See und zurück möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen suchen und ebenfalls der am Steuer stehende Schiff's- fUhrer im Stande sein soll, das Focksegel mit den bis zu ihm reichenden Schooten nach Gutdünken und Erforderniss, ohne Hülfe seiner Leute stellen zu können. Eine Slup hat drei Klüfocks. Die beiden an Deck be- findlichen kleinen Geräthe werden „Pickhaak” und „Knook” benannt und dienen dazu, die Fische, welche von der Angel nicht tief genug gefasst sind und deshalb beim Aufholen der Angelschnüre über dem Wasser leicht von der Angel loslassen, zu halten und an Bord des Schiffes zu ziehen. Beim Bau des letzteren gilt durchweg der Modus: der Länge zur Breite, V3 der Breite zur Höhe — Masslänge von Steven zu Steven gemessen — d. h. unter dem sogenannten Hummert, den Topp abgerechnet; Schwert- länge 12 Fuss; der Mast steht i Fuss mehr als 14 zurück. Die Besatzung der Norderneyer Slupen besteht, einschliesslich des Schiffers, welcher meist der Besitzer des Fahrzeuges ist, aus 3 Mann, welche sich in den Ertrag des Fanges zu th eilen pflegen; dabei fällt aber auch ein Theil auf das Schiff'. Wie bereits erwähnt, wird der Fang theils über Norddeich, theils über Emden versandt, lieber das Gesammt- ergebniss des Norderneyer Fanges in den letzten drei Jahren erhalten wir durch die Güte des Gemeindevorstandes Herrn Kuhlmann zu Norderney folgende Mittheilung: „Auf der Insel Norderney wurden eingebracht (zum Theil auch von fremden Fischern): Im Jahre 1877 i,35.\90o Stück, im Jahre 1878 1,239,100 Stück, im Jahre 1879 i,33i,90O Stück Schellfische, ferner im Jahre 1877 1680 Stück, im Jahre 1878 7060 Stück, und im Jahre 1879 365o Stück Kabljau. Annähernd ist anzunehmen, dass 60 Slupen der Norderneyer Fischer durchschnittlich etwa 70 Mal im Jahre in See gehen und dass eine Slup auf jeder Fahrt durchschnittlich etwa 3oo Schell- lische fängt (70 x 60 x 3oo = 1,260,000).” lieber die Einfuhr Emdens an Seefischen geben die nachstehenden Daten einen gewissen Anhalt. Dieselben sind den Jahresberichten der 6 Deutschland. Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg entnommen, indessen in den verschiedenen Jahren nicht gleichartig. Im Jahre iSyS liefen in Emden 41 Schiffe zu izS Lasten, im Jahre 1874 5o zu i5o Lasten, im Jahre 1875 IO zu 3i Lasten, im Jahre 1876 16 zu 96 Lasten, im Jahre 1877 22 zu g5 Lasten ein, welche auf dem Dollart gefangene Fische einbrachten. Im Jahre 1879 liefen in Emden mit frischen Fischen ein: i3g Schiffe zu io32 Register-Tonnen Tragfähigkeit. Von diesen brachten 68 Schiffe zu 3o2,7 Reg.-T., welche in Ditzum, Borsum und Delfzyl (Niederlande; heimathsberechtigt waren, in der Ems und dem Dollart gefangene Fluss- fische an. Die übrigen 71 Schiffe zu 729,3 Reg.-T., welche Seefischfang Fig. 2. Emder Häringslogger 1880. Im Modell ausgestellt von der Emder Häringsfischerei-Actien-Gesellschaft. betrieben, vertheilen sich ihrer Heimath nach wie folgt: aus Ditzum 28 Schiffe zu 260,4 aus Borkum i Schiff zu i3,8 Reg.-T., aus Norderney 3y Schiffe zu 299,8 Reg.-T., aus Finkenwärder 5 Schiffe zu i65,3 Reg.-T. Die Hauptanfuhr der Seefische fiel auf die Monate Mai und Juni, in welchen 58 Schiffe einliefen. Die Emdener Häringsfischerei-Actiengesellschaft, die einzige Vertreterin der Hochseefischerei Ostfrieslands, hatte das Modell eines zum Härings- fang auf hoher See dienenden Loggers, sowie einen Theil der Netzfleth (mit vollständigem Zubehör in natürlicher Grösse) ausgestellt. Die Gesell- schaft besitzt gegenwärtig 1 1 Logger, welche ganz nach niederländischem Emdcr Hochseefischerei auf Häring, 7 Muster gebaut sind. Auch die Geräthe und die Art und Weise des Fischereibetriebes sind dieselben*), und dürfen wir daher im Allgemeinen auf das unter „Niederlande” Gesagte verweisen. Auf der Ausstellung gab eine, von dem Director Herrn B. E. Groenewold verfasste und aus- gelegte Schrift über die Schiffe, deren Ausrüstung und Bemannung, sowie die Betriebseinrichtungen ausführliche Auskunft. Die Schiffe sind durch- schnittlich 78 F. (I Fuss — o,3i4 m) zwischen den Steven lang, 10!^ Fuss (von der Oberkielkante bis unter Deck) tief, und 20 F. zwischen den Fig. 3. Emder Häringsbuise (alte Bauart). Ausgestellt von der Emder Häringsfischerei-Actien-Gesellschaft. Aussenwingern breit. Die Besatzung besteht aus i5 Mann: Kapitän, Steuermann, 1 1 Matrosen und 2 Jungen. Endlich enthielt auch die ge- *) Das Circular No. 5 1880 des Deutschen Fischerei- Vereins enthält auf Seite 125 — 128 einen Bericht der Stralsunder Fischer über die Ausstellung, in Avel- chem bezüglich des Emder, niederländischen und norwegischen Häringstreibnetzes bemerkt wird, dass die Einstellung des Netzwerkes demjenigen der Stralsunder Häringstreibmanze ganz entgegengesetzt sei. „Die Maschen der Netze sind der Quere nach oder Avagerecht an das Obersimm befestigt, Avährend bei uns die 8 Deutschland. schichtliche Abhandlung des Herrn G. Zimmermann eine Darstellung der von Emden aus seit dem i6. Jahrhundert betriebenen Hochseehscherei. Das Fahrzeug dieser älteren, einst schwungvollen „Emder Häringshscherei” war durch das Modell einer Emder Häringsbuise veranschaulicht, welches Eigenthum der Emdener Gesellschaft für Kunst und Alterthümer ist und zum Zweck der Ausstellung hergeliehen wurde. Die Abbildung führt dieses historische Modell vor. (Lieber die Bauart der Buisen s. unter „Niederlande”.) Der Betrieb der heutigen „Emder Actiengesellschaft” begann im Jahre 1872 und obwohl die preussische Regierung das Unternehmen mehrfach unterstützte, so hat es bis jetzt nicht gelingen wollen, dasselbe finanziell günstig zu gestalten. Die Fangergebnisse veranschaulicht die folgende Tabelle. Zahl Per Schiff der Kesultate durchschnittlich. Schiffe. Tonnen Mark Tonnen Mark 1872 6 3785 1475777 63 1 24,629 1873 9 5478 232,998 6o8L> 25,888 1874 12 56o2 229,653 467 19,137 1875 1 1 3220/2 145,155 292 13,196 1876 1 1 3174 i6q,255 00 00 1 5,387 1877 1 1 46351^ 201,454 42 i8,3i4 1878 1 1 45i8i 169,868 411 15,442 1879 1 1 3527’4 175,388 320'3 1 5,944. Im Sommer 1880 ist der Fang ein sehr reicher gewesen; abschliessende Zahlen lagen bei Einreichung dieses Berichtes noch nicht vor. Die Hochseefischerei auf Häringe ruht bekanntlich im Winter und es wurde daher von Flerrn Senator Dantziger in Emden und vier anderen Actionären der Emder Gesellschaft für ihre Rechnung eine Winter- fischerei auf Frischfisch mittelst des englischen Baumschleppnetzes (beam-trawl) in Angriff genommen, um durch solchen Versuch die Aus- sicht auf Beschäftigung der Schifte und Mannschaften jahraus, jahrein, zu gewinnen. Da zum Schleppen des Grundnetzes eine bedeutende Segelkraft zu ent- wickeln ist, genügte die beim Häringsfange dienende Segeleinrichtung nicht; Maschen senkrecht oder hängend befestigt werden. Es wird behauptet, dass die quer eingestellten Maschen sich besser auseinanderziehen und sich offener halten, als die hängenden, welche sich durch das Gewicht des Untersimms zuziehen und schliessen. Ein oftenmaschiges Netz erleichtert unbedingt das Hmeingerathen der Häringe und deshalb sind derartige Versuche dringend zu empfehlen.” Emder Hocliseefischerei auf Hiiriiig und Frisclifiscli. 9 es musste der zu streichende Vordermast nebst einziehbarem Bugspriet durch einen feststehenden Vordermast nebst Toppmast ersetzt und das Bugspriet festgemacht werden. Die Einrichtung des Schiffes unter Deck war, soweit es sich um die Eintheilung des Mittschifls-Raumes handelte, zu entfernen und dagegen zum Bergen von Eis (6 Tons) und zum Bergen des Fanges andere Räume herzustellen. Die drei Logger „Oldenburg”, „Westphalen” und „Ostfriesland” wurden auf diese Weise in den Wintern 1875—76, 1876— 77, 1877 — 78 mit Frisch- tischfang in der Nordsee beschäftigt und die Fangergebnisse, theils in englischen, theils in deutschen Häfen gelandet. Ein in der Ausstellung ver- theiltes Flugblatt enthielt eine Beschreibung dieses Betriebes. Die Illustration l'ig. 4. Emder Häringslogger mit Einrichtung für Schleppnetzfischerei.*) Aussteller des Modells Senator Dantziger in Emden. veranschaulicht einen der zur Grundnetzhscherei verwendeten Logger, wobei, wie bei verschiedenen anderen Schiffsbildern, der Rumpf, um die innere Einrichtung des Fahrzeugs darstellen zu können, eine gegenüber der Segelstellung unrichtige Lage erhalten musste. Die Dimensionen des Loggers sind: Länge Uber Deck, von Steven zu Steven 2i,3'2m, Länge im Kiel 20,74m, grösste Breite auf den Innhölzern 5,98 m, grösste Breite zwischen den Rehlings 5,94 m, Tiefe des Raumes von der Oberkante des Deckbalkens bis zu derjenigen der Bauchdieien 2,70 m. Raumgrösse: Brutto 194,40 cbm. Netto 187, 5o cbm. Im Grossen und Ganzen waren die Einrichtungen tlir die Grundschleppnetzfischerei auf den Loggern denen der englischen Smacks gleich. *) S. die Bemerkung auf dieser Seite Zeile i3 v. o. IO Deutschland. Diese haben jedoch einen kleineren Achtermast, entweder in Steuerbord an Deck oder am Heck. Das Hauptsegel (Gaffelsegel, Grossgighl ist auf der Smack wesentlich grösser, als auf dem Emder Logger; dafür führt der Letztere vor dem Achtermast ein dreieckiges Segel (Deckschwabber). Die Smack führt am Achtermast meistens nur ein Gaffelsegel und kein Gaffel- toppsegel wie der Logger. Am Vordermast (Grossmast) führen sowohl Logger wie Smack: i) das Grosssegel (Gaffelsegel), welches einfach und doppelt gerefft werden kann, 2) das Gaffeltoppsegel, und vor dem Mast 3) die Stagfock und 4) die Klüverfock, welche nach der Stärke des Windes in dreierlei Grössen, oder gar nicht ausgesetzt wird. Die Reep oder Schlepptrosse (trawlrope) in einer Länge von 80 — 100 Faden (ä 6 F.) kann durch Ansplissen einer etwas dünneren Reep von 40 Faden Länge noch verlängert werden, wenn in tiefem Wasser gefischt wird. Die Lage der Reep über der Rehling wird dadurch regulirt, bezw. die Wirkung des Steuer- ruders dadurch unterstützt, dass zwei Dollen in den verschiedenen Löchern der Rehling zwischen den Wanten vom Vorder- und Achtermast nach Bedürfniss umgestellt werden. Die Reep endigt um einen eisernen Ring mit einem starken eisernen Schäkel, in dem auch die Ringe der beiden Sprenkel eingeschossen werden. Diese beiden Sprenkel (Taue von i5 Faden Länge) endigen ebenfalls in einem eisernen Ring mit Schäkel, welcher die runden Oesen am Vorderhaupt und Achterhaupt (letzteres ist dem Schiffe zugewandt' umschliesst. In den oberen viereckigen Oesen der beiden Bügel oder Häupter (trawlheads), welche unten wie Schlitten geformt sind, stecken die Enden des Baumes (trawlbeam), welcher (aus Eichen- oder Buchen-Rundholz von 5 Z. Durchmesser) 44 — 48 E. lang ist; die grössten englischen Smacks führen einen Baum bis zu Sa F. Länge. Derselbe wird an den Enden durch 4 eiserne Bolzen gehörig festgekeilt. Durch die Bügel wird der Baum 3 — 4 F. über dem Meeresgründe schwebend erhalten. Beim Achterhaupt ist am Baum mit einer Kette der Reservesprenkel befestigt, welcher direct nach der Reep führt bezw. an letzterer festgeknüpft ist und eine Länge von 17 Faden hat. Das aus starkem Manilahanfgarn gestrickte Netz besteht aus 6 Theilen, wie folgt: i) oben ist vermittelst der Baumpeesleine (einem Tau von etwa 3 Z. Umfang) das Viereck (square) mit der vorderen Seite um den Baum geschlagen; diese wie die beiden Längsseiten haben 200 Maschen, während die hintere Seite 190 Maschen zählt; es sind dies die grössten Maschen von 4 Z., von Knoten zu Knoten gemessen; 2) ein verjüngtes Viereck (bating), vorne 190, hinten 60 Maschen breit, welche etwas kleiner sind, wie im square; sodann: 3) |und 4) unten die Flügel (wings), deren Maschen dieselbe Grösse haben, wie im square, und daran anschliessend, dem bating in Gestalt und Grösse ent- sprechend; 5) der Bauch (belly), dessen Maschen in Grösse denjenigen im bating gleich sind. An den Binnenseiten der Flügel und den mittleren 90 Maschen im belly entlang sitzt eine Peesleine (Rahmentau) von ij.) Z. Umfang, welche mit Netzgarnenden an der Fussreep (footrope) festgesteckt ist. Die Fussreep ist ein fast armdickes Tau, umwunden mit einer dicken Leine, so dass dieselbe wie eine Wurst aussieht, und es sind deren Enden an den hinteren Theilen der beiden Bügel angeschlagen. An den bating oben und an den belly unten schliesst sich 6) der Sack oder die Tasche (pocket oder cod-end) an, welcher ein Quadrat von 60 X 60 Maschen bildet. Diese Maschen werden doppelt gestrickt, bezw. sind dieselben sehr eng gestrickt. Der Sack ist hinten beim Nichtgebrauch in der Das Schleppnetz des Emder Frischfischfangs. I I ganzen Breite offen und wird, wenn gefischt werden soll, durch die doppelt ge- nommene Schnürleine (codline) zugeschnürt, wie ein Tabacksbeutel. Beim Zusammenschlingen der codline wird die pocketline eingeschlungen, welche nach dem vorderen trawlhead führt und dort vor dem 13aum befestigt wird. Vorne hat der Sack in Breite in der Mitte eine Oeffnung, über welcher der fiapper, eine schürzenartige Klappe, angenäht ist, während an beiden Seiten, wie bei einer Fuke, Seitentaschen auf loo Maschen Länge in den vordem Haupttheil des Netzes hineinragen. Unter dem Sack sind gebrauchte alte Netztheile angenäht, um den schnellen Verschleiss einigermassen zu verhindern. Die Seefische, auf deren Fang es abgesehen ist, liegen theils (Schollen, Seezungen, Tarbut, Stein- butt, Heilbutt, Rochen) am Meeresgründe auf Beute lauernd, theils (Kabljau, Kohlfisch, Lengfisch, Schellfisch, Weissling) schwimmen sie nahe dem Meeres- gründe. Von der am Boden dahinschleifenden Fussreep aufgestöbert und ge- stört, suchen sie zunächst nach oben zu entfliehen, schwimmen dann dem Gange des Zugnetzes entgegen und gerathen durch die Oeffnung, wo ihnen der fiapper den Rücktritt versperrt, da derselbe unten anliegt, in den Sack und zum Theil in die Seitentaschen. Soll nun gegen Morgen das in der Nacht ausstehende, bezw. vom Schiffe über den Meeresboden geschleppte Grundnetz (trawlnet) ein- geholt werden, so hat zunächst die Hauptwinde (capstan), indem das Schiff bei- dreht, das Einholen der Reep zu besorgen. Nach Lösung des Ringes der Reep ind der beiden Sprenkelringe aus dem Schäkel arbeitet einerseits die Haupt- winde mit Einholung des Vordersprenkels weiter, während andererseits das kleine Achterspill sich mit dem Einholen des Reservesprenkels beschäftigt, wobei der Achtersprenkel mit den Händen eingeholt wird. Auf diese Weise kommt das Vorderhaupt binnenbords hinter den Wanten des Vordermastes und das Achterhaupt hart hinter dem Heck. Dann wird der Sack mit der pocketline herangeholt und nachdem um das Netz ein starkes Tau geschlungen worden, tritt die grosse Winde (Spill) vor dem Vordermast in Thätigkeit und holt durch die grosse Fischtakel, oder bei geringem Fange durch die kleine Takel den Segen so weit auf, dass der Sack 2 — 3 F. über dem Deck schwebt. Es braucht dann nur noch die cod-line aufgeschlungen zu werden, worauf sich der Fang theils von selbst auf Deck ausschüttet, theils auch z. B. aus den Seitentaschen, herausgeholt werden muss. Da sich auch Sand, Mudd, Steine, Pflanzen u. s. w. im codend sammeln, so wird eine gehörige Reinigung bewerkstelligt. Nachdem dann die Fische getödtet und ausgenommen sind, werden die einzelnen Gat- tungen, in Körbe gesondert, unter Deck geschafft, wo sie theils in den Behältern, theils in Kisten wohlverpackt, unter Schichten von geschrotenem Eis einige Wochen frisch erhalten werden können. Das Netz kann, je nach der Wind- richtung, sowohl in Backbord, wie in Steuerbord ausgesetzt werden, wird aber stets in Backbord eingeholt. In dem erwähnten Flugblatte heisst es am Schlüsse: „Wie bei allen ersten Versuchen, sind die Erfolge der Emder Logger anfänglich sehr gering gewesen. Der Logger „Oldenburg” fischte in allen drei Wintern und erzielte in 4o5 ßetriebstagen (Ausfahrt und Rückfahrt, sowie Aufent- halt im Hafen bei den einzelnen Reisen eingerechnet) einen Fang von 1 36, 800 Pfund Fischen. Der Logger „Ostfriesland” fischte zwei Winter und erzielte in 271 Betriebstagen einen Fang von 71,000 Pfund. Der Logger „Westphalen” fischte ebenfalls zwei Winter und erzielte 42,700 Pfund 12 DeutscliUmd. in 241 Tagen. Es ergiebt sich aus dem Gesammtfang von 220, 5oo Pfund eine Durchschnittsfangleistung von reichlich 270 Pfund für den Tag und für das Schiff.” Leider haben diese Versuche wieder eingestellt werden müssen, und auch die Emder Gesellschaft seihst sieht sich zur Zeit ausser Stande, sie wieder aufzunehmen. Wir verfolgen die deutschen Küsten ostwärts zur Wesermündung. Das alljährlich wachsende Geschäft Geestemünde’s in Seefischen stützt sich in der Hauptsache auf die Fischerflotten von der Elbe und von Helgo- land. Die Helgoländer liefern vertragsmässig den ganzen Ertrag ihrer Fischerei in Geestemünde ab, und ferner fischt für Geestemünder Rechnung ein sehr bedeutender Theil der Everflotte, welche von der Unterelbe aus- geht. Von Bremerhaven, Geestemünde und Lehe aus wird nur die Hamen- fischerei durch im ganzen 6 Fahrzeuge, welche Je mit 2 — 3 Leuten bemannt, auf dieselbe Weise wie in der Unterelbe und Elbemündung (s. weiter unten) betrieben. (Aus Bremerhaven hatte die Waffenfabrik von H. G. Cordes Photographien ihrer bekannten Geschützharpunen und Bombenlanzen, welche mit Erfolg zum Tödten des grönländischen und Finn-Wals benutzt werden, eingesandt.) Herr Christian Kreikebohm zu Rechtenfleth an der Unter-Weser hatte Netze für den Maifischfang, Aalreusen und Zeichnungen, welche Aufstellung und Betrieb mit diesen Geräthen veranschaulichten, eingesandt. Von dem sogenannten „Maifischkorb” geben wir die folgende Beschreibung und reihen einige Notizen über die Fischerei in der Unter-Weser überhaupt an. Quer durch den Strom wird aus etwa 10 Fuss (i Fuss — o,3i4 m) hohem Weidengesträuch eine sogenannte Länge a eingesteckt, je ein Strauch einen Fuss von dem andern entfernt und bei jedem fünfundsechzigsten Strauch ein sogenannter Querhaken b aus eben solchem Gesträuch und etwa 14 F. lang angebracht. Derselbe besteht aus fünfzehn und zwar etwas dichter als die Länge eingesteckten Weiden. An diese Querhaken werden die äusseren Pfähle der Flügel des Maifischkorbes mittelst durch- geschorener Leinen befestigt (e und f(i. Der Korb selbst ist 36F.= ii,3m lang, aus italienischem Hanf gearbeitet und hat vier Holzbügel. Die Weite der ersten Korböft'nung hat 6 F. = i,85 m Durchmesser: die Länge des Korbes vom ersten bis zum zweiten Bügel ist 7 Fuss = 2,20 m, die Weite des zweiten Bügels 5 Fuss == 1,67 m, die Länge vom zweiten bis zum dritten Bügel 9 Fuss = 2,83 m, die Weite des dritten Bügels beträgt 4 Fuss = 1,26 m, die Länge vom dritten bis zum vierten Bügel 7 Fuss 2,20 m, die Weite des vierten Bügels beträgt 3 Fuss = 0,94 m, die Länge vom vierten Bügel bis an das Ende ist 5 Fuss = 1,57 m. Der hinterste Theil des Korbes (sogenannte Tühdeck), welcher, sich allmählig verjüngend, in eine Spitze ausläuft, wird zugebunden. Im Innern des Netzes, zwischen dem ersten und zweiten und zwischen dem zweiten und Fischereien in der Wesermiindung und Unterweser. 13 dritten Bügel befinden sich Kehlen, sogenannte Eddicks, welche sich, bei gleicher Maschenweite mit den betreffenden Tlieilen des Netzes, zwischen Fig. 5. Miiilisclikoi'h der Unter- Weser. Ansgestellt von C. Kreikebohm in Rechtenfleth. dem ersten und zweiten Bügel bis auf 2 Fuss = 0,628m Weite und zwischen dem zweiten und dritten Bügel bis auf i Fuss = 0,314 m Weite verjüngen. Deutschland. H Die Maschenweite des Maitischkorbes ist verschieden: vom ersten bis zum zweiten Bügel beträgt sie cm, vom zweiten bis zum Ende 2)^ cm (von Knoten zu Knoten gemessen). Jeder der beiden Flügel hat eine Länge von 3,20 m und eine Höhe von 36 Maschen, die Maschenweite ist cm (von Knoten zu Knoten gemessen) und an den Flügeln überall gleich, ln der Mitte jedes der beiden Flügel wird noch je ein Pfahl (c und d) ein- gestellt, damit die Netzwände vom Strom nicht einwärts gedrückt werden; auch der hinterste Theil (der Sack) ist auf diese Weise festgemacht. Bei der Aussetzung ist darauf zu achten, dass der Korb genau in der Richtung gegen den Strom stehe. Die Art und Weise der Aufstellung des Netzes bezweckt den Fang sowohl bei aufsteigendem, wie bei abfliessendem Wasser; die Fische kommen mit der Strömung vor die Länge, schwimmen längs derselben nach den Seiten und gerathen hier in den aus den Körben fliessenden Gegenstrom („Nehrung”), in welchem sie in den Korb hinein kommen. Der Maifischkorb wird alle zwölf Stunden durch ein Boot auf- genommen, geleert und wieder aufgestellt. Die günstigste Witterung für den Fang ist klare Luft bei südlichen und südwestlichen Winden, die günstigste Zeit vom 20. April bis Ende Juni. Die Fischzüge gehen strom- aufwärts bis Elsfleth und erscheinen regelmässig jedes Jahr. Auf die gleiche Weise wird auch der Lachsfang im Frühjahr betrieben. Derselbe war in den letzten Jahren besser als früher. Aalreuse: Dieselbe besteht aus einem losen, weissen Weidengeflecht und hat 2 Abtheilungen (Eddicks) vOn verschiedener Weite; die vordere, weitere, welche in die hintere, engere eingeklemmt wird, ist vorn 2 F., hinten i F. weit, bei 2 F. Länge; die hintere ist vorne i F. und verjüngt sich zu einer nur 4 Z. weiten Spitze, bei n F. Länge. Der Köder (Stinte, Garneelen) liegt in einem von Flechtwerk umschlossenen Raume längs der Aussenseite der Reuse, wohin die Aale nur gelangen können, nachdem sie bis zu der durch einen hölzernen Pfropfen verschlossenen Spitze der Reuse vorgedrungen sind. Die Reuse wird bei kalter Witterung am Grunde, bei höherer Temperatur bis zur Oberfläche des Wassers ausgelegt, wobei der Korb am Halse (beim Pfropfen) an einer Leine befestigt ist, welche wiederum an einer hellfarbig gestrichenen Boje angeschoren ist. Die Reuse wird alle 12 Stunden nachgesehen, geleert und wieder mit neuem Köder versehen. Nur im Januar bis März wird der Aalfang nicht betrieben; die Hauptfangzeit währt von Anfang Mai bis Ende August. — Herr K. hatte noch ausgestellt: Hütefass (Gefäss mit Oeffnungen zum Ein- und Abfliessen des Wassers versehen) und Puhe, zum Aut bewahren lebender Aale und Neunaugen dienend, aus flaschenförmig geflochtenem Weidengeflecht bestehend, etwa 5 F. im Durchmesser. Der Störfang, welcher in früherer Zeit vom Januar bis August be- trieben wurde, ist an der Unterweser seit den letzten 6 Jahren eingestellt. Fischerei der Unterweser. Seefischerei von der Unterelbe aus. 15 da keine Fische erscheinen. Stinte und Neunaugen werden mit Hamen in der Zeit vom October bis Januar, so lange die Weser eisfrei bleibt, gefangen; die beste Zeit für den Stintfang ist das Frühjahr. Die Maihscherei wird in Rechtenfleth (Provinz Hannover) von 26, auf der oldenburgischen Seite von ungefähr i5o Fischern betrieben. Wir wenden uns nun zu der Seefischerei, welche von der Unterelbe aus betrieben wird und zwar in und vor der Mündung dieses Stromes, sowie längs der benachbarten Meeresküsten. Dieselbe war durch Modelle ihrer mannigfaltigen Geräthe und Gezeuge auf der Ausstellung gut ver- treten. Fahrzeuge und Geräth der älteren Gonstruction, wie auch die neuerdings daran eingeführten Verbesserungen waren zur Anschauung gebracht und zeigten deutlich die Fortschritte in den Betriebsmitteln während des letzten Jahrzehnts. Die eigentliche Seefischerei wird bekanntlich von Fischern aus den Ortschaften Blankenese (einem grossen Fischerdorfe am holsteinischen Elbufer) und Finkenwärder (einer zu einem Theil zur Provinz Hannover, zum andern Theil zu Hamburg gehörenden Elbinsel) ausgeübt. Die regel- mässige Fischerei vor und in der Elbmündung und im unteren Laufe dieses Stromes betreiben vornehmlich Fischer aus den provinz-hannover- schen Elbinseln Altenwärder und Neuhof, ferner Fischer aus Finkenwärder und aus einigen anderen Ortschaften der Elbufer. Nicht gering ist auch die Gelegenheitsfischerei seitens der Anwohner der unteren Elbe. Die jetzige Zahl der zur Seefischerei benutzten Finkenwärder-Fahr- zeuge wird auf 174, die der Blankeneser auf 75 angegeben. Früher war Blankenese der Zahl der Fahrzeuge nach überlegen; seit längerer Zeit hat jedoch die dortige seegewohnte Bevölkerung sich mehr der Frachtschiffahrt gewidmet. Die Besatzung dieser F’ahrzeuge (der sogenannten Ever) besteht aus drei Köpfen: dem Eigner und zwei Knechten oder zwei Eignern und einem Knechte. Die Mehrzahl der Fahrzeuge ist jetzt im Besitz von zwei Fischern, während früher (als bei geringeren Arbeitslöhnen und billigerem Material die Kosten der Erbauung eines F^ahrzeuges nicht so erheblich waren wie jetzt) jedes Fahrzeug in der Regel nur einen Eigenthümer hatte. Die Baukosten eines solchen Evers werden jetzt auf etwa 10,000 M. ver- anschlagt. Von den 174 Finkenwärder Fischerfahrzeugen haben 166 die ältere Form, i ist von niederländischer Bauart, einmastig, und 7 sind Kutterever. Im Jahre 1861 gab es nur 70 Ever in Finkenwärder; diese Zahl verglichen mit der heutigen, bekundet einen erfreulichen Fortschritt is. die Zahlen aus den einzelnen Jahren in den Circularen des deutschen F. V. von 1877, S. 114). Von den 75 Blankeneser Fahrzeugen haben 70 die ältere Form, 5 sind von der neueren Bauart. Das F’angergebniss jedes dieser Fahrzeuge mag durchschnittlich jährlich zwischen 35oo bis i6 Deutscliland. 5ooo M. betragen. Die Knechte, nicht selten noch ganz junge Leute, fahren sämmtlich auf Antheil am Ertrage des Fanges. Nach dem Berichte der Handelskammer zu Geestemünde für 1877 1878 fischte über die Hälfte der Finkenwärder Seefischer-Ever für Rechnung der verschiedenen Fischhandlungen in Geestemünde (s. Seefischerei vor der Weser). Die ältere noch jetzt der überwiegenden Mehrzahl nach benutzte Form der Ever war in verschiedenen Modellen vorgeführt. Es sind Fahrzeuge mit plattem Boden, kräftigem gedrungenen Aufbau, Schwertern an der Seite, hohem abgerundeten Vordertheil und fest- Fig. 6. Kutterever neuester Construction. Jm Modell ausgestellt von F,. Kühl, Blankenese. Stehenden Masten (grösserer Fock und kleinerem Besanmast); über dem Boden des Fahrzeuges ist die Bunge (von den Fischern Bünn genannt), der Fischkasten angebracht, welcher durch schräg in den Boden einge- bohrte Löcher Zufluss frischen Wassers erhält. In diesem Fischkasten werden die eingesetzten Fische lebend erhalten. Das Modell des Schiffshaumeisters E. Kühl in Blankenese zeigte die neue, mehr und mehr eingeführte Form, den Kutterever. Seit zwei .Tahren hat derselbe 12 Kutterever dieser Art gebaut. Die gewöhnliche Länge eines Kutterevers im Kiel ist 17 m, die gewöhnliche Breite über Deck 5,90 m, die gewöhnliche Tiefe 2,08 m. Diese Kielfahrzeuge gelten als die Seefischerei der Unterelbe und Elbmündnng. 17 besten Segler unter allen SeeHschereifahrzeugen der Unterelbe. Ihre See- tüchtigkeit besteht vornehmlich darin, dass sie hei Sturm und schwerem W'etter nicht so leicht zu reffen brauchen und die Nordsee noch lange behaupten können, während die Fahrzeuge älterer Construction schon längst den Hafen aufgesucht haben. Der Wegfall der Schwerter, welche der Kiel ersetzt, erleichtert das Einholen des Schleppnetzes, der „Kurre.” Der Boden bildet nicht eine gerade Linie, sondern einen Knick um den Kiel. Segelt das Fahrzeug schief, so bleibt eine Hälfte wagerecht und die Lebendigerhaltung der Fische in der Bunge wird dadurch erleichtert. Uebrigens ist seit etwa 10 Jahren die Mitnahme von Eis in Kisten ge- bräuchlich geworden, um darin die zarteren Fische, (namentlich die Zungen), nachdem sie gleich nach dem Fange ausgenommen, frisch zu erhalten. Jedes Fahrzeug hat jetzt 2 bis 3 Eisbehälter zur Aufnahme von i5oo bis 3ooo Pfund Eis. Darin können 1000 bis 2000 Stück Schellfische oder 100 bis i5o Stiegen Zungen verpackt werden. (Nach Mittheilung des Vorstehers der Fischercasse in Blankenese, Herrn Bohn, hält sich das Eis 3 bis 4 Wochen, ehe es gänzlich schmilzt). Die einzelnen Fischerfahrten währen in der Regel zehn bis vierzehn Tage, wobei längs der deutschen, dänischen und niederländischen Küste gefischt wird. Das Seefischereigeräth aller Finkenwärder und Blankeneser Ever ist ein Schleppnetz, die Kurre, sie war vom Fischereiverein zu Blankenese, ferner in einem Modell, von E. Kühl, ausgestellt. Der Blankeneser Fischereiverein hatte auch ein Laageisen (Netz, womit die Fische aus der Bunge genommen werden) und einen Ketscher (mit welchem die Fische aus der Kurre geschöpft werden), eingesandt. Beim Fischen wird die Kurre an einem Baum (Kurrbaum) 3a — 36 hamb. Fuss (i Fuss hamb. = 287 mm) lang, 6 — 7 Zoll stark, befestigt und auf jedem Ende des Kurrbaums eine eiserne Fischerklaue gestrichen, deren jede 60—80 Pfund wiegt, ausserdem kommen noch 2—6 Gewichte, je nach der Stärke des Windes, daran (nach gefl. Mittheilung des Herrn Bohn), jedes 20 — 3o Pfund schwer. An jeder Fischerklaue wird ein 3 Zoll starkes Tau, welches i5 — 20 Faden (i Faden -^6 hamb. Fuss) lang ist, „Spring” genannt, befestigt; daran kommt wiederum ein Tau 4- 5 Zoll stark, 5o bis 80 Faden ;86,i bis 137,67 m) lang, die Kurrleine. Die Länge der Kurrleine richtet sich natürlich nach der Tiefe des Wassers, in welcher gefischt wird. Bei Socfisclicrei. 2 Deutschland. 5 — 12 Faden Wasser genügt eine Kurrleine von 5o Faden, bei 12 — 20 Faden und mehr ist die Kurrleine 80 Faden lang. Die vordere Oeft'nung der Kurre ist 3o — 40 Fuss lang und 2 bis 3 Fuss tief; die hintere, aus welcher die Fische herausgenommen werden, 6 — 7 Fuss weit; dieselbe wdrd beim Fischen zugebunden. Die Länge des Kurrnetzes ist 12 Faden = 72 Fus.s hambg. Die Maschenweite ist verschieden; für den Fang der Schollen ist sie 3 Zoll, von Knoten zu Knoten gemessen, wenn Zungen oder Schell- hsche gefischt werden sollen, \% Zoll. Der Königliche Fischmeister H. W. Decker in Blankenese schreibt uns bezüglich der Kurre: „Die Kurre, wie sie jetzt gebraucht wird, halte ich für wenig verbesserungsfähig, seitdem in derselben Seitentaschen angebracht wurden, welche das Entrinnen der hineingerathenen Fische beim Herauf- winden, sei es aus sehr tiefem Wasser, oder nur bei geringem Winde, unmöglich machen. Die vom Fischereiver^ein zu Blankenese ausgestellte Kurre hatte diese Seitentaschen. Mit dem von der Gesellschaft für See- fischerei zu Maassluis ausgestellten Trawlnetz dürfte ein Versuch immerhin empfehlenswerth sein; weil dieses Netz ohne Baum und Klauen ist, muss es um vieles handlicher und leichter einzuziehen sein. Die deutschen Hoch- seefischerfahrzeuge, durch die neue Kühl’sche Construction verbessert, dürften so leicht nicht übertroffen werden können, so lange am deutschen Markte lebende Fische verlangt und vorgezogen werden; sollten Schollen auf Eis einmal begehrte Waare werden, wie jetzt Seezungen und Schell- fische, dann werden tiefgehende scharfgebaute Kutter wie die der Engländer, viel besser und praktischer sein.” Durch die Kutterever nähert sich die Fischerei mehr dem Betriebe der englischen Smacks, der in Deutschland zuerst von den beiden jetzt unter- gegangenen Nordseefischereigesellschaften in Hamburg und Bremen ein- geführt wurde. Doch eine Fischerei in der hohen Nordsee findet bis jetzt nicht statt, gesunde Keime hierzu sind aber, wie man aus Vorstehendem ersieht und zwar ohne jede Unterstützung durch Prämien oder Subven- tionen, gelegt und werden sich hoffentlich weiter entwickeln. Die Grossfischerei in entfernteren Meeresgegenden, einst in bedeutendem Umfang von den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen im nörd- lichen Polarmeer betrieben und in der letzten .Tahresreihe gänzlich ein- gestellt, scheint in neuester Zeit wieder aufgenommen werden zu sollen. Wenigstens brachte die „Weser-Zeitung” vom 25. .Tuli 1880 einen Bericht' aus Hamburg, in welchem es hiess: 1 „Seit vielen Jahren ist jetzt zum ersten Male wieder ein Fahrzeug von der| Elbe auf die isländische Fischerei ausgesandt, um den Versuch zu machen, ob, nicht für uns Deutsche etwas von dem dort anscheinend unerschöpflichen Fisch- ^ Segen zu holen sei. Die Unternehmer sind praktische Schiffer und Fischer, die; gemeinsam das Fahrzeug angekauft und ausgerüstet haben und persönlich aut; Seefischerei der Unterelbe und Elbmündung. 19 l’ai'tantheil den Fang betreiben Avollen. Sie bilden die Mehrzahl der Besatzung und haben nur die zur Completirung erforderliche Zahl anderer Leute gegen feste Heuer mitgenommen. Das zweite Unternehmen betrifft die vor etwa j Wochen erfolgte Aussendung eines Schiffes auf den Robbenfang in der Südsee. Dasselbe geht von einigen Directoren, Kapitänen und Verwaltungsräthen einer unserer grossen Dampfschiffscompagnien aus; gemachte Erfahrungen haben zur Anstellung des Versuchs ermuthigt, und da Sachkenntniss und Capital in reich- lichem Masse zur Verfügung stehen, so darf man auch hier gute Erwartungen hegen. Das mit 21 Mann besetzte Schiff completirt die Fangmannschaft in Montevideo und auf den Falklandsinseln.” In Hamburg betreibt nach einer anderen Mittheilung ein Haus die Kabljaufischerei bei den Färöern. Aussteller von Seefischereifahrzeugen der Unterelbe und Zeichnungen derselben (älterer und neuerer Construction) waren: .1. Büttner, J. Schuldt, E. Kühl, W. Decker in Blankenese, J. J. Breckwoldt in Altenwärder, A. Dümeling in Hamburg und Jakob Coelln zu Finkenwärder. In der Unterelbe, der Elbmündung und über Cuxhafen hinaus, namentlich an der Dittmarscher Küste*) beginnt im Frühjahr, sobald der Eisgang vorüber, seitens der Altenwärder Fischer der Fang des Härings und des Stints, welcher letztere vom Februar bis April zum Laichen stromaufwärts zieht. In der w'ärmeren Zeit, bis zum Herbste, findet die Aalfischerei statt, im Frühsommer der Störfang und im Spätherbst bis zum Schluss der Elbe durch Frost und Eis, die Fischerei auf Neunaugen, Quappen, Butte und kleine Häringe (die letzteren erschienen in der neuesten Zeit in grossen Zügen und wurden so massenhaft gefangen, dass man sie zum Theil als Dünger verkaufen musste). Der Lachsfang beginnt schon Mitte Januar. Das wichtigste Geräth dieses Betriebes ist der Steerthamen oder Hamen, ein langes sackförmiges Netz, welches an der einen weiten Seite durch zwei längere wagerechte, sowie zwei kürzere lothrechte Stangen weit ge- öffnet gehalten wird, nach dem entgegengesetzten Ende aber sich allmählich verengert. Dieser Hamen wird an einem Anker befestigt und gegen den Strom, bald am Grunde, bald in beliebiger Tiefe des Wassers ausgesetzt. Eine sehr ausführliche und genaue Beschreibung dieses, sowie der anderen Fanggeräthe der Fischerei in der Unterelbe und in der Elb- mUndung hat Herr J. J. Breckwoldt, Fischer in Altenwärder, im Jahre 1879 in der „Deutschen Fischerei-Zeitung” veröffentlicht, und dürfen wir wohl hier auf diesen Artikel verweisen, indem wir nur bemerken, dass danach die Länge des Hamens 25 m beträgt und dass die Maschenweite von der vorderen OefFnung bis zum Steert sich von 5 cm ^ mm auf *) Herr Dr. Voigt in Flamburg schreibt uns: „Unsere Elbfischer sind eigentlich keine Küstenfischer im strengen Sinne des Wortes; sie fischen im Muss, gehen aber — jedoch lange nicht Alle — auch auf die Watten hinaus, wo sie Störe und im Herbst kleine Häringe fangen, die seit ein paar Jahren vielfach Vorkommen. Doch lässt sich hierüber nie etwas Gewisses sagen, weil dieser Betrieb ganz von Zufälligkeiten abhängt.” 20 Deutscliland. I cm 5 mm von Knoten zu Knoten gemessen, verjüngt. Der Steert wird hei den verschiedenen Fischereien in verschiedener Grösse und Maschen- weite genommen. Man unterscheidet den Neunaugensteert ( Maschenweite 1 cm 3 mm), den Aaalsteert (Maschenweite (i cm 2 mm), den Gross- Stintsteert (Mascheiweite i cm 5 mm), den Klein-Stintsteert (Maschenweite 8 mm) und den Häring-Steert (Maschenw'eite i)4 cm). Zum Lachsfang werden Treibnetze verwandt, deren Breite 3 m i cm und deren Länge m beträgt; sie bestehen erstens aus Eingarnmaschen, an Jeder Seite befinden sich die Leedemaschen (Läddering) und oben wie unten eine Leine, in welcher die Maschen eingestellt sind. Die Maschen- w'eite des Eingarns ist 8 cm, der Läddering 33 cm. .Jedes Netz hat oben 25o Flösse, welche in Entfernungen von 3o zu 3o cm. angebracht, während die Bleigewichte unten in je 6o cm. Entfernung von einander eingestellt sind. Die Störnetze sind Treibnetze ähnlicher Art, wie die vorgenannten Lachsnetze; man verwendet aber auch für diese Fischerei das sogenannte Pümpelgarn. Bei "diesem fehlen oben die Flotthölzer, statt deren befindet sich da eine Leine, wo i8 oder iq Maschen lose übergestrichen werden und die iq. oder 20. Masche gewöhnlich durch Flechten fest mit der Leine verbunden wird. Unten fehlt die eingestellte Leine mit den Bleikugeln. An jeder Flechtmasche resp. auf der Stelle derselben an der Leine befindet sich (mit einer unbestimmten Länge, w’eil sich diese gewöhnlich nach der Wassertiefe des Platzes richtet, wo die Fischerei betrieben werden soll), wieder eine Leine mit einer kleinen 5o cm langen Boje, Pümpel genannt, welcher das Garn vom Grunde und in Verbindung mit dem Stromzug in schräger Höhe und also auch im Treiben hält. Die Maschenweite der Pümpelgarne ist 16 und 17 cm. Die Länge des Netzes beträgt ippj m, die Breite desselben 6 m 66)1 cm. Auf jedem Garne sind 5o Pümpel, welche in einer Entfernung von 3^/- m von einander auf dem Garn sitzen. Zur Aalfischerei dienen die Aalkörbe und Aalreusen. Die Aalkörbe sind ringförmig geknotete und mit verschiedenen, immer enger werdenden und sackförmig endenden Abtheilungen oder Kammern versehene Netze; sie werden mit längeren Seitenflügeln versehen, bei Niedrigwasser im trocknen Flussbett befestigt und bleiben während einer Fluth stehen, um beim näch- sten Niedrigwasser, nachdem inzwischen die bei fallendem Wasser mit in die Tiefe gehenden Aale in denselben gefangen, aufgenommen, und dann wieder gesetzt zu werden. Die Aalreusen bis i cm weite und 86 cm lange runde Geflechte von Weiden) sind ähnlich eingerichtet. Jede mit einem Stein beschwert, werden sie mittelst einer Halsleine an einer stärkeren, der Reusenleine, befestigt, die an jeder Seite mit einem kleinen Stein versehen ist, um sie am Grund zu halten, während die Stelle des Ausliegens durch eine an das obere Ende der Leine befestigte Boje an- gezeigt wird. Die Buttnetze sind nicht so lang und so breit wie die Stör- 21 t Seefischerei der Unterclbc. Cocostauwcrk. und Lachsnetze, sonst ebenso eingerichtet; sie sind 2 m 20 cm breit und 3oVr rn lang. Die Maschenweite der Laddering ist 20 cm, diejenige des Eingarns 4V5 cm. Die übrigen von der Unterelbe ausgestellten Netze, namentlich die Saiden, gehören mehr zur Flusshscherei und sollen daher hier nicht weiter berücksichtigt werden, doch ist der jetzt mehr und mehr ausser Gebrauch kommenden Fischbuhne zu gedenken, eines langen, aus Weiden herge- sicllten, zum Abfangen der mit dem Fluth- und Ebbestrom schwimmenden Fische bestimmten Flechtwerks, an dessen Ende sich trichterförmige Be- hälter mit Kehlen befinden, aus denen die hineingerathenen Fische nicht wieder entschlüpfen können. Zu erwähnen ist übrigens hier noch, dass in neuester Zeit einige der von der Unterelbe in See gehenden Fischer im Herbste auch den Schellfisch- und Kabljaufang mittelst Angel und Leine betreiben. Die Aussteller von Fischereigeräthen und Fischerfahrzeugen der Unter- clbc und der Elbmündung waren: ,1. Dannker und D. Behrmann in Blankenese, Ger’äthe zum Aalfang; Graf von KiclmannscggCj Modell einer Fischbuhne; Klaus von Ehren, Buttgarn; Johann 'frede, Reidenfleth, Hamen; Julius Behrmann, Blankenese, Näsling- (Schnäpel) Garn; J. Goelln, Finkenwärder, Hamenever und Elbjolle; Rittscher - Four, Blankenese, Stintnetz; Johann Schmidt und Jacob Lau zu Kollmar bei GlUck- stadt, Stürgarn aus Hanf; Johann Jacob Breckwoldt, Altenwärder, Fischerei- geräthschaften unter 12 Nummern; J. H. Glimmann zu Hamburg, Wurfnetz mit Baum und Ketscher. Die umstehende Abbildung zeigt den Altenwärder Fischerever. Die Länge des Altenwärder Evers ist von Steven zu Steven 14,67 m, Breite 4,67 m, Tiefe 1,62 m und Tiefgang i m. Die Fahrzeuge sind ein- mastig und haben Grosssegel, Toppsegel, Fock und Klüver. Die Bunge hat eine Länge von 4 m und eine verschiedene Breite von i'% m bis 2V7 m, bei einer Tiefe von 831^ cm. Die Fischerjolle ist von Steven zu Steven 7,64 m lang und hat eine Breite von 2,40 m. H. Brückmann, Hamburg, hatte Musterabschnitte von Schili’stauwerk aus verschiedenen Hanfsorten und Tau werk aus Cocosfaser in den bei der Seefischerei gebräuchlichen Dimensionen ausgestellt. Der Aussteller bemerkt uns hierüber: „Tauwerk aus Cocosfaser wird in der Seelischerei viel gebraucht, weil dasselbe, wenn von wirklich guter Faser gemacht, sehr haltbar ist. Alsdann widersteht diese Faser sehr gut der Fäulniss, wenn das Tauwerk immer luftig liegt, und möglichst nach dem Gebrauch getrocknet wird, was die erfahrenen Fischer auch immer prompt besorgen. Der Hauptwerth für den Fischer aber liegt darin, dass das Gocostauwerk sich sehr leicht bearbeiten lässt, und in Folge seiner Leichtigkeit ziemlich lange auf dem Wasser schwimmt. Dieses ist wohl zu bedenken, weil auf einem Fischerkutter nur die allernöthigste Mannschaft genommen wird, um die Kosten des Betriebes möglichst zu verringern. Auch 22 Deutschland. die Flussfischerei der Unterelbe benutzt Cocostauwerk der oben bezeichneten Vorzüge wegen vielfach. Der Verbrauch an Bord der Fischerfahrzeuge, in deren Takellage, geschieht beim laufenden Tauwerk zu den sogenannten Halsen und Schooten (Tauwerk zum Handhaben der Segelstellung, zum Umhalsen, wie der Seemann sagt.) Ferner werden dickere Cocostaue zu den jetzt bei der See- fischerei gebräuchlichen schweren Schleppnetzen, namentlich der Schleppleine verwendet. Fig. 7. Altenwärder Fischer-Ever (Modell). Aussteller J. .1. B rec kwol d t, Altenwärder. Die Flussschiffer der unteren Stromgebiete benutzen Cocostauwerk bei den langen Netzen, womit ganze Strecken abgesetzt werden. Die malaiischen Fischer haben überhaupt nur Cocostauwerk in Gebrauch, ebenso die Südseeinsulaner. Die Faser wird aus der Cocosnuss gewonnen, und gleich am Ursprungsorte zu Garn versponnen. Das beliebteste Garn, weil an Qualität am Haltbarsten, ist das Gocosgarn von Cochinchina, nächstdem nimmt man das Garn der Süd- seeinseln auch ganz gerne.” Das Itzehoer Sardinennetz. Fischerei der schleswig-holsteinisdieu Westküste. 23 Unter den von der schleswig-holsteinischen Westküste ausge- stellten Gegenständen erwähnen wir zunächst die reiche Ausstellung der Fabrikate der mechanischen Netzfahrik und Weberei, Actiengesellschaft zu Itzehoe, Direktor: F. Kahler. Die Schwierigkeit der mechanischen Fabrikation von Netzen liegt in der Herstellung feintadiger Garne. Es erfordert eine sorgfältige Arbeit, um Maschen von 9 mm und kleiner gleichschenklig zu fabriciren, und werden diese Maschengattungen nur von einigen Fabriken geliefert. Besonders hervorzuheben sind von den ausge- stellten Netzen namentlich das Stintnetz No. 100, das 5 mm Stintnetz aus dickem ßaumwollengarn, das seidene Makrelengarn, feine Häringsnetze aus Baumwolle von 70 m Länge; grossmaschige Butt- und Bleinetze; Modelle von Fischkörben, die theils durch Hand-, theils durch Maschinen- arbeit hergestellt werden; das Modell eines amerikanischen Beutelnetzes, endlich die Sardinennetze. Letztere haben eine Länge von 3o— 35 m und sind 25o— 3oo Maschen tief, meistens aus dreifädigem, dünnen Leinengarn gemacht. Die französischen Sardinenfischer nehmen beim Beginne des Fanges, im Mai, Netze mit Maschengrösse von i3 mm, je nach der Ent- wicklung des Fisches im Lauf des Sommers werden weitmaschigere Netze, bis 1 5 mm im September, verwendet. Da Frankreich an der Ausstellung sich nicht betheiligte, so mag hier die Handhabung dieser Netze mit einigen Sätzen erläutert werden. Das von zwei Fischern gegen den Wind ge- ruderte Boot zieht das Netz hinter sich her, welches, ein Treibnetz, am Obersimm mit Körken besetzt, am Untersimm mit Bleistücken beschwert, senkrecht im Wasser schwebt. Gelingt es nicht ohne weiteres, in einen Fischzug zu kommen, so wirft man als Lockmittel Kabljaurogen, welcher zu dem Zweck aus Norwegen und Nordamerika bezogen wird, aut beiden Seiten des Netzes in’s Wasser. Kommt die Sardine nun heran, so wirft man den Rogen nach derjenigen Seite des Netzes, wo wenige oder keine Fische sind. Die Sardine zieht immer dem Rogen nach und verfängt sich dabei mit den Kiemen in den Maschen des Netzes. Jedes Boot fischt mit einem Netz; ist dieses voll, was man an dem allmäligen Sinken des Kork- kranzes merkt, so befestigt man ein neues Netz am Anfang des ersten und bringt dieselben treibend in gerade Linie. Ist das zweite Netz auch voll oder wird es Zeit heimzukehren, so werden die Netze eingeholt, von Meter zu Meter, durch die Fischer, je zu zweien, ausgeschüttelt, und die Sardinen im Boden des Fahrzeugs gesammelt. Die Geräthe der Seefischerei der schleswig-holsteinischen Westküste waren, entsprechend dem geringen Umfang dieses Betriebes, auf der Aus- stellung nur schwach vertreten. Herr Zollinspector Heesche in Büsum schreibt uns hierüber: „Die Seefischerei wird jetzt von hier aus nicht mehr betrieben. (Der seit vier Jahren hier einregistrirt gewesene Seefischerever „Norderdithmarschen” 24 Deutschland. ist ZU Anfang dieses Jahres nach Nienstedten bei Blankenese verkauft.) Die Küsten- fischerei ist hier von keiner grossen Bedeutung. Ein kleiner Fischerever von 6,95 Reg. Tons = 19,7 ccm netto Raumgehalt fischt mit Stell- und Schleppnetzen an der hiesigen Küste, jedoch nur ein paar Mal im Jahre, so dass dessen Fang im ganzen Jahr auf etwa 1000 Stück kleine Wattbutt zu schätzen ist. Einige andere Fischer fischen nur mit Hand- und Stellnetzen in den Watten und fangen hauptsächlich kleine Butt. Der Fang dieser Fische dürfte für das ganze Jahr auf etwa 20,000 Stück zu veranschlagen sein. Es sind hier sechs Fischer- frauen mit dem Garneelenfang beschäftigt. Das Ergebniss dieses Fanges dürfte pro Jahr durchschnittlich auf 3 — 4000 kg. zu schätzen sein. In den letzten fünf Wintern sind die Häringe und Sprotten hier ausgeblieben. Werthvoll und wichtig ist dagegen der Austernfang an der schleswig- holsteinischen Westküste, der einzigen Gegend unserer deutschen Meeresufer, wo diese so beliebte Bivalve gefangen wird. Herr Fischermeister Decker in Blankenese hatte das Modell eines der von ihm früher auf den schles- wigschen Bänken verwandten Fahrzeuges in der Weise ausgestellt, dass es mit 4 Netzen schleppte, ferner durch war Herrn Professor Möbius ein der Ministerial-Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere von dem jetzigen Pächter der schleswigschen Austernbänke, Herrn Adolf Kuhnert in Hamburg, zur Verfügung gestelltes Sylter Austernscharr- netz ausgestellt. Zu diesen Gegenständen lassen wir hier einige Mitthei- lungen folgen, die wir hauptsächlich der Güte der Herren Wasserbau- inspektor Matthiessen und Adolf Kuhnert in Hamburg verdanken. (Der erst- genannte Herr führt die Aufsicht über die schleswigschen Austernbänke, welche bekanntlich Regal sind.) Einige weitere Notizen verdanken wil- der Güte des Herrn Decker. (Vergl. hierbei auch Austernbänke im Liim- fjord, unter Dänemark.) Die im Liimfjord gebrauchten Austerneisen (Fig. 8 — 10) haben Doppel- schneiden und nur Drathnetz, so dass sie stets richtig fallen müssen. Sie sind leichter und kleiner als die schleswigschen Geräthe, da die Fahrzeuge, von denen aus sie gehandhabt werden, durchweg kleiner sind und der Austern- grund mancher Bänke (zum Theil verfaulter Seetang) weicher Tanggrund ist. Damit nun das Austerneisen auch diejenigen Austern, die sich vermöge ihres Eigengewichtes etwas in den weichen Tanggrunde hineingedrückt haben, erfasse, hat man den Bügeln der Netze, die auf solchem Grunde verwandt werden, je zwei Mal i3 Zinken oder Zacken gegeben, welche harkenarlig wirken. Die schleswigschen Austern liegen fast ausschliesslich auf hartem Sandgrunde. Die Austernfahrzeuge sind grösser; ebenso die Netze, deren Eisen nur eine Schneide und eine reichlich doppelt so grosse Mundöffnung haben. Das Netz (Fig. ii) besteht unten aus Drath-, oben aus Taugeflecht. Das untere Netz ist zwölf Ringe breit und lang, einzeln zwölf und dreizehn und dreizehn und dreizehn. Dieselben haben einen Durchmesser Austernfang der schleswig'schen Westküste. von etwa 7 cm, die kleinen Doppelringe, welche sie verbinden, haben neu nur eine geringe Weite, so dass die grossen Ringe auf i oder cm ein- ander nahe sind. Die Eisen sind etwa i m breit und in der Biegung etwa 5 cm stark; das Taugeliecht ist stets mindestens ii Knoten tief und die Weite der Maschen von Knoten zu Knoten (ohne die Knoten) etwa 7 cm, jedoch sind die obersten Maschen, zunächst der Stange, bedeutend weiter, mindestens doppelt so weit. Es richtet sich dies nach dem Abstand der Stange vom Kamm (Messer) und dieser ist in der Regel etwas ver- schieden. Das Taunetz wird flach aufliegend mit dem eisernen Netz ver- bunden und geschieht dies am zweckmässigsten durch eben solche Ver- bindungsringe, wie sie beim Drahtgeflecht vorhanden; dabei wird der oberste 7 cm - Ring nicht mit dem Taunetz verbunden. Die zum Fange auf den schleswigschen Bänken verwendeten Fahrzeuge sind volldeckig und bedeutend grösser als diejenigen des Liimfjords. Sie sind grösstentheils mit 2, einzeln mit 3 Leuten bemannt und führen 6 — 8 schwere Eisen, von welchen bei leichter Brise i — 2 und bei kräftiger Brise 4 gleichzeitig aus- geworfen werden. Die Eisen bleiben mindestens 10 Minuten im Wasser. Die Zahl der schleswigschen Austernbänke ist 5i, von denen die kleinste, Oddende bei Amrum, 276 m lang und 3o m breit ist, also 0,825 ha .'\usdehnung hat; die grösste, Jordsand bei Sylt, ist i85o m lang und im Fig. 8. Fig. IO. Liimfjord-Austernscharrnetze. Fig. 8. Netz mit doppelter Schneide, ohne Zacken, Gewicht i2i — 1-]\ kg. complet. d) Drahtnetz. Fig. 9. Ein solches mit Zacken, je 13 aui jeder Schneide. Fig 10, Detail des Drathnetzes. 26 Deutschland. Durchschnitt i25o m breit = 23i,25 ha gross. In den schleswigschen Wattenströmen finden sich zwischen den Inseln Nordstrand und Pellworm und bis hinauf nach Römö vielfach einzelne Streuaustern. Das gleiche findet bekanntlich in der freien Nordsee statt, wo die Fischer beim Auf- holen ihrer Netze oft einzelne grossschalige, wenig schmackhafte Austern zu Tage fördern. (In der Nähe Helgolands befinden sich wie bekannt ein paar Austernbänke.*) Die tiefstgelegenen Austernbänke bei Sylt liegen bis zu Fi^'. A. Fig. D. Fig. II. Schleswig'sches Austernscharrnetz. Ausgestellt von der Ministerial-Commission zur wissenschaftlicheu Untersuchung der dcutchcn Meere Fig. A. Das Netz von oben gesehen. Gewicht 32 Kg. complet. Fig. B. Schnitt durch das Netz: \V Tauwerksnetz, T Drahtnetz. Fig. D. Detail des Draht- (unteren) Netzes. 8,3 m unter Hochwasser, einzelne Theile (Ausläufer) der höchstgelegenen in der Nähe von Föhr 2,7 m unter Hochwasser'; sie laufen bei Oststurm zum Theil trocken. Auf den südlichen Bänken (d. i. nördlich von Nord- strand) ist die Differenz zwischen Ebbe und Fluth 3 m und im Norden bei Römö 1,5 m. Der Salzgehalt des Seewassers auf den schleswigschen •+) Vergleiche den Artikel Austern in Nr. 243 vom 16. October 1880 der Flensburger norddeutschen Zeitung. Schleswig-Holsteinische Ostküste. 27 Bänken ist 3i^% Die Pachtung der sämmtlichen schleswigschen Bänke erträgt für die Tonne 54)3 M. Getischt werden zur Schonung der Bänke vorläuhg jährlich nur 1000 3ooo Tonnen ä 600 — 800 Austern. Der Transport des Fanges vom Fischerfahrzeug zu dem hskalisehen Depot hei Husum wurde früher durch einen Raddampfer besorgt, wird aber gegenwärtig durch Segelschiffe vermittelt. Dieses Depot ist mit ausgedehnten Klärungs- und Spülungsanlagen versehen und kostete die Herstellung derselben etwa 80,000 M. Der Fischerlohn auf den schleswigschen Bänken beträgt für die Tonne 14 M. Schleswig - h olsteini s che Ostküste. Der Kreis Hadersleben war durch eine Reihe von Nummern seitens des Fischereivereins zu Arrösund und der Fisch- und Netzhandlung von F. Sieverts in Hadersleben vertreten, und ist nach Anleitung des letztgenannten Ausstellers über diesen Gegen- stand Folgendes zu bemerken: Die von Herrn Sieverts ausgestellten Reusen aus galvanisirtem Eisendraht sind von diesem Herrn eingefUhrt und haben dieselben sich nach seiner Aus- sage in starker Strömung gut bev'ährt. Die Reusenarme können aus demselben Material angefertigt werden. Die Aalreusen, sogenannte Aalhamen, werden vielfach an der Küste gebraucht; man stellt sie ganz nahe dem Strande in dunkeln, stürmischen Nächten. Süd- und Südostwind ist die beste Witterung für diese Fischerei. Die Wadenfischereien nehmen ab, da sie viele Arbeitskräfte ei-fordern und bei stürmischem Wetter nicht betrieben werden können. Der Buttfang mit gewöhnlichen, einfachen Netzen ward in den Sommer- monaten lebhaft betrieben und segeln dabei die Fischer viele Meilen hinaus, um die besten Plätze auf den Tiefen, nahe der dänischen Küste, auszusuchen. Zur Makrelenhscherei bedient man sich einfacher Netze mit passenden Maschen. Dieselben werden so ausgesetzt, dass sie sich, schwimmend, immer nach dem Winde drehen können und deshalb nur an dem einen Ende befestigt werden. Die Makrelen schwimmen immer hoch und können daher Netze, die nur 4— ö Ellen Tiefe haben, auf 20 Eaden Wasser ausgelegt werden. Krabben- fischerei wird auf verschiedene Weise betrieben; gewöhnlich bedient man sich dazu der Ketscher, mit welchen die Leute, am Ufer wadend, die Krabben aus dem Kraute fischen. Die Dorschfischerei wird meistens mit Reusen betrieben; diese haben nach Verhältniss der Wassertiefe grössere oder kleinere Dimen- sionen. Am besten fangen die weiten Netze. Die erste „Tracht” muss verhält- nissmässig gross, der erste Eingang in zwei Theile getheilt sein, damit der Fisch von beiden Seiten des Laufnetzes in die Reuse gehe. Die Wadenfischerei wird auf verschiedene Weise betrieben. Die zur Eisfischerei benutzten Waden sind sehr gross und werden auf folgende Art gebraucht; es werden Löcher in’s Eis geschlagen und unter das Eis eine Stange, an welcher das Netztau befestigt ist, geschoben. Letzteres wird durch Winden gezogen. (Der Aussteller hat auf diese Weise auf einen Zug 29,000 Pfund Brassen gefangen.) Häringswaden, werden ebenfalls durch Winden in die Böte oder an’s Land gezogen. Die Aalwaden sind klein, sie haben etwa 36 Ellen in den Flügeln und werden durch Handkraft in die Böte gezogen. Dieselben müssen hart am Grunde gehen und ist deshalb die Unterleine mit Bleistücken beschwert. Um ferner das Aufrollen der Waden im Gras und Kraut des Wassers zu verhüten, werden Eisen in Form von Deutschland. Triangeln an die Unterleine gebunden. Auch die Angelfischerei wird an einzelnen Punkten der Küste von Hadersleben betrieben und zwar mit der durch Seewurm beküderten Angelleine. Der Fang ist aber nicht ergiebig, er besteht in Dorsch, Butt, mitunter auch in Aalen. Dagegen ist die Treibangelfischerei, welche freilich nicht in der offenen See betrieben wird, eine sehr ergiebige. Der Häringsfang mit Setznetzen ist im Gegensatz zu dem an den dänischen Ufern an dieser Küste nicht einträglich. Ueher die von Flensburg und Umgegend aus betriebene Küsten- fischerei und die von dort ausgestellten Gegenstände empfingen wir von Herrn Christ. Staats zu Dalsgaard, dem Vormanne des Fischerei- vereins für die Flensburger Föhrde, eine Zuschrift, der wir Folgendes ent- nehmen : „Die Fischerei auf Häringe wird hier mit Waden und Bundgarn betrieben. Was die ersteren betrifft, so waren die in Berlin ausgestellten gut und prak- tisch eingerichtet, und doch ist es unsere Meinung, dass die Häringswaden, welche einen langen Sack haben, praktischer sind, als diejenigen, die einen kurzen Sack haben. Wir glauben nämlich, dass in jeder Hinsicht der lange Sack die Fische besser fängt, als der kurze. Die Bundgarne, deren ein Modell in Berlin von uns ausgestellt war, wurden nach dänischer Methode angefertigt und sind in dieser Weise hier schon über 5o Jahre im Gebrauch. Diese Bundgarne sind mehr offen für die Fische, als die der preussischen Küste, sie sind auch bei Weitem nicht so theuer, und fischen namentlich besser, wenn der Strom hart ist, denn der Eingang für die Fische zieht sich nicht so leicht durch Wind und Strom. Die Angelfischerei unserer Küste war auf der .Ausstellung ebenfalls vertreten. Die dänischen Angeln sind indessen den deutschen vorzuziehen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil man dort für die verschiedenen Fischereien ver- schiedene Angeln hat; für Aale sehr kurze und steife, für Dorsche längere und stärkere, mit Widerhaken. Die Angeln der deutschen Fabriken sind sämmtlich für den Aalfang viel zu lang und müssten daher für diese Fischerei eigens Angeln angefertigt werden, was bis jetzt noch nicht der Fall ist. Für den Fang der Makrelen ziehen wir diejenigen Treib-Netze vor, die an der oberen Seite doppelte Leinen haben, die eine für das Netz, die andere für das Korkholz; dann werden die Maschen nicht so leicht entzwei gescheuert, halten also länger. Beide Sorten waren aus der Provinz Schleswig ausgestellt. Die Länge, Tiefe und Maschenweite der Makrelen- Treibnetze ist je nach den Tiefen, in welchen gefischt wird, eine verschiedene (Baumwollene Netze von No. 5o 9. Garn werden vorgezogen'). Die Bütt- oder Schollennetze der Schleswig -holsteinischen Ostküste waren nach unserer Meinung sehr gut und von feiner Arbeit; Diejenigen Netze, deren untere Maschen etwas Aveiter sind, als die oberen, fischen nach unserer Meinung am besten. .Am be- liebtesten ist für die oberen Maschen eine Grösse von 80 mm und für die unteren eine solche von 85 mm. Diejenigen Dorschreusen, bei denen eine doppelte Masche da angenäht ist, wo die Bügel sitzen, sind vorzuziehen, weil die eigentlichen Maschen der Reuse ganz bleiben, wenn auch die anderen Maschen entzweigehen. Diese Methode ist erst in den letzten Jahren in Gebrauch gekommen und zu empfehlen. Die Fischerei mit den Aalwaden nimmt hier an der Küste fast über- hand, es Aväre zu wünschen, dass eine bestimmte Zeit, etwa vom i5. Mai bis i.\ September für diese Fischerei festgesetzt würde. An sich ist erstens die Aalwade lür den Boden sehr schädlich und andererseits ein Einstellen dieses Fischerei der Schleimiiiidung. 29 Fanges zu Anfang September deshalb wünschenswerth , weil dann die kleine Fischerei ihren Anfang nimmt. Binnen Kurzem wird der Aalfang doch einge- schränkt werden müssen, wenn der Aal in unsern Gewässern nicht ganz auf- gefischt werden soll.” Fischereigeräthe der SchleimQndung waren ausgestellt von H. Car- siensen, Fischer zu Kappeln und von der Fischerinnung zu Schleswig, von letzterer namentlich Häringsnetz, Takel, Aalwade und Glippe. Hierzu ist Folgendes zu bemerken; Die Häringsnetze sind aufrecht stehende Netzwände, in deren Maschen die Häringe mit den Köpfen hängen bleiben, wenn sie gegen das Netz andrängen. Es sind also Netze, die in anderen Gegenden, wo es an der nöthigen Strömung nicht fehlt, als Treibnetze benutzt werden, Länge und Höhe sind verschieden. Takel sind mit Läddering versehene Netze, dasselbe, welches anderswo Staknetz genannt wird, zwei sehr weitmaschige. Fig. 12. a. Aalaiigcl b. Dorschaiigel (natürliche Grösse) der Flensburger Fohrde (Deutsches Fabrikat). Aussteller; Der dortige Fischereivereiu. strammstehende Netzwände, zwischen denen eine ganz beutelig, lose ge- hängte Netzwand befindlich. Diese Netze werden vor Rohr- und Binsen- gestelle angebracht und die Fische aus letzteren gegen die Takel gejagt. Wenn sie hineinschiessen, so nehmen sie einen Theil der ganz losen mittleren Netzwand durch eine Masche der Lädderingswand mit, und beuteln sich so ein. Aalwaden sind engmaschige Zugnetze mit oder ohne Hamen (Sack) in der Mitte, welche nur grade so viel Flossen (Schwimmer) haben, als er- torderlich, um den oberen Theil der Wade zu tragen, so dass der untere Theil beim Ziehen sich bewegt, statt auf dem Grunde zu liegen. Würde die ganze Wand aufrecht stehen, so würde sich kein Aal fangen. Die Aalwaden wei'den vom verankerten Boot aus gezogen. Im nördlichen Deutschland. 30 Theil der schleswig-holsteinischen OstkUste sind diese Geräthe klein und gehören dazu nur ein Boot und zwei Mann. Das Boot fährt von einer verankerten Boje die Zugleine und die Wade im Bogen aus, und zieht dann bei der Boje auf. Die Aalwaden in der Schlei sind dagegen grösser, werden durch vier Mann in zwei Böten bedient, und mit Winden aufgeholt. Die Glippe — Aalglippe — (in Ostpreussen ist Glippe ein ganz anderes Geräth) ist ein aus Latten gebildetes, liegendes, dreiseitiges mit Netzwand bezogenes Prisma; nur die vordere Seite ist bis auf das unterste Viertheil offen. In der Mitte ist zum Hantiren eine lange Handhabe. Das Geräth wird von einem Boot aus in’s Wasser, wo Tang ist, auf den Grund ge- halten, die offenen Seiten nach aussen. Von einem anderen Boote aus fährt man mit einer Art Rechen ohne Zinken auf dem Grunde gegen die Glippe durch den Tang, und jagt so die Aale in die Glippe, welche dann gehoben wird. Oft geschieht die ganze Manipulation auch ohne Böte, indem die Leute bis an die Brust im Wasser stehen. Herr Oberfischmeister Dallmer in Schleswig, welchen wir bei Gelegen- heit der Auskunft über die Fischereien der Schleimündung zugleich er- suchten, uns seine auf der Ausstellung gewonnenen Eindrücke mitzutheilen, schreibt uns: „Es bleibt immer noch dahingestellt, ob unsere Dreimanns-Ever für Hochsee- fischerei verhältnissmässig weniger fangen, als die grossen Engländer mit 12 — 15 Mann Besatzung. Der Vortheil der letzteren liegt wohl in den Jager- schiften, die den Fang auf See holen, eine Methode, auf welche unsere Leute nun einmal sich nicht einlassen wollen, weil jeder sein eigner Herr bleiben will. Sie verlieren hier ihre Zeit mit Marktreisen. An der Ostsee leisten die Eckern- förder Quasen, was man nur verlangen kann, während die Küstenfahrzeuge unserer übrigen Ostseefischereistationen noch grösstentheils viel zu wünschen übrig lassen. Das wissen die Fischer freilich selbst, aber es fehlt an den Mitteln für Verbesserungen. Ich habe die Ausstellung weniger vom allgemeinen Gesichts- punkt aus betrachtet, als in der Absicht, das für die eigene Provinz Nützliche hervorzusuchen, wie dies denn auch meiner speciellen amtlichen Aufgabe ent- spricht. In Bezug auf die vielgerühmten Dorie’s kann ich nur übereinstimmend mit allen mir bekannten Fischern und Schiffern, welche diese Fahrzeuge gesehen haben, meine Verwunderung über ihre angebliche Tüchtigkeit in See, ausdrücken. Unzweifelhaft sind sie für gewisse Zweige der Fischerei, insbesondere als appendix grosserer Schiffe zum Ausfahren der Kabljauschnüre etc. auf den Bänken sehr geeignet. Wenn aber ein paar Waghälse damit den Ocean durch- schifft haben, ohne Schaden genommen zu haben, so beweist das noch gar nicht, dass die Dorie’s seetüchtig sind, sondern nur, dass die Schifter Glück ge- habt haben. Vielleicht empfehlen sich für solche Fischerfahrzeuge, welche zu klein sind, um eine Jolle nachzuschleppen oder an Bord zu führen, jene zusam- menlegbaren Böte, wäre es auch nur, um an ftachen Küsten an’s Land kommen zu können. In Bezug auf Geräthe und Fangmethoden kann ich nur wieder- holen, was alle die Ausstellung besuchenden bischer schwer beklagt haben: alle grossen Fanggeräthe, grade diejenigen, welche berufen sind, den grossen Markt mit Massen zu versorgen, entzogen sich meist vollständig jeder Beurtheilung. Fischerei von Eckernförde. 31 Sie waren lediglich eine Decoration der Wände. Selbst das grosse amerika- nische Beutelnetz, von dessen grosser Wirksamkeit soviel gesprochen und ge- schrieben ist, und auf welches die Fischer mit Spannung fahndeten, theilte dieses Schicksal. Uebrigens kostet so ein Geräth mindestens 10,000 Mark, und ist schon aus diesem Grunde unsern Fischern unzugänglich, abgesehen von der Frage, ob für dasselbe bei uns gleich günstige Verhältnisse, als: regelmässiges Massen- auftreten gewisser Fischarten, vorhanden sind. Was zu beurtheilen war, das waren die Geräthe für Kleinhscherei, aber ich habe wenig daraus ersehen, denn es scheint nicht von Erheblichkeit, ob eine Reuse (diese waren massenhaft ver- treten, weil sie in der ganzen Welt gebräuchlich sind), eine etwas abweichende Form von der anderen hat. In Bezug auf Stellnetze ist die grösstmöglichste Feinheit des Garns zu erstreben, wie sie uns Niederländer und Chinesen vor- geführt haben, auch dürfte sich überall die Beschwerung durch Blei statt der noch so viel angewendeten Steine empfehlen. In Bezug auf die Bundgarne stehen die Pommern obenan (sie nennen sie Häringsreusen), und bei uns kommen diese gut fangenden Geräthe immer mehr in Aufnahme. Man hat sie bisher nur an verhältnissmässig geschützten Stellen, in Buchten etc. aufgestellt, doch haben seit einigen Jahren Fischer vor unserer Schleimündung Bundgarne in freier See stehen, und zeigen, dass diese Geräthe auch gegen Stürme einiger- massen widerstandsfähig sind. Havarie freilich kommt vor, aber der Ertrag deckt den Schaden reichlich. Dass diese Geräthe sich für die Nordsee eignen, wo Ebbe und Fluth herrschen, möchte ich bezweifeln. An ihre Stelle treten dort die Buhnen. — Wir sahen auf der Ausstellung das englische Trawlnetz und Klirren aus Holland und von der Elbe, aber wie kann man vom Anschauen sagen, welche Vorrichtung die zweckmässigste ist? Was nun unserer Fischerei am Besten auf die Beine zu helfen vermag, das ist der erleichterte Verkehr und vergrösserte Absatz, die immer fortschreitende Vermehrung der Räuchereien und Bereitungsanstalten, und hierin haben wir der Ausstellung als Vermittlerin hoffentlich grosse Erfolge zu verdanken. Je grösser der Absatz, desto blühender das Fischereigewerbe.” Die von Consul P. Lorenzen in Eckernförde ausgestellte Häringswade besteht aus einem Fanghamen (Beutel), und 2 Flügeln. Jeder Flügel ist 400m lang, am Fanghamen 18 m tief und verjüngt sich, nach dem soge- nannten ßojer bis zu 3 m Tiefe; sie ist aus baumwollenem Garn gearbeitet. Solche Waden giebt es in Eckernförde 32; zu jeder gehören 2 Böte und 6 Mann. Gefischt wird mit der Wade von Mitte September bis Anfang März, und zwar an gewissen Stellen in der 1% Meilen langen und 2 M. breiten Föhrde, nahe der Küste. Nachdem die Wade etwa 800 m vom Ufer in einem Bogen ausgesetzt worden, wird sie mittelst 800 m langer Leinen vom Ufer aus eingezogen. Die Wade steht senkrecht im Wasser und hält den Grund. Der Preis einer solchen Wade ist etwa 4000 M. Der Ertrag der Saison ist im Durchschnitt etwa i,5oo,ooo Stück Häringe und Sprotten. Die eigentliche Seefischerei von Eckernförde ist der Bütt- fang, zu welchem Zwecke die Fischer bis auf 8 Meilen vom Lande, und weiter, zu den Küsten Langelands, Arrö’s und Fehmern’s gehen. Diese Fischerei besteht aus ungefähr 40 grossen Böten, sogenannten Quasen oder 32 Deutscliland. Quatsen, welche die Fische in Bungen bewahren; jedes Boot hat 4 Mann Besatzung, und gewöhnlich 24 sogenannte Mollen Büttgarn. Eine solche Molle (Trog oder Behälter) hat 3 Stück Büttnetze jedes 46 111 lang. Die Büttnetze sind i m tief und weitmaschig, stehen an Grund, und sind an- einander befestigt, eine Schicht bildend, an beiden Enden verankert. Da gewöhnlich 20 Quatsen mit der Bütthscherei beschäftigt sind, so ist die Länge der täglich im Meer stehenden Büttnetze über 66,000 m. Der jährliche Ertrag wird etwa auf 7 Millionen Bütt geschätzt. (Laut Mit- theilung des Consul Herrn P. Lorenzen.) Der dritte Bericht der Kieler Commission ermittelt als dreijährigen Durchschnitt der Eckernförder Küstenhscherei 2,469,300 Pfund Seefische, darunter 1,780,500 Pfund Butt, 202,200 Pfund Häring und 368,ooo Pfund Dorsch. DerEischereiverein zu Ellerbeck bei Kiel hatte eine vollständigeSammlung der dortgebräuchlichenSeelischereigeräthe ausgestellt. Hierzu istzubemerken: Krabbenpflug. Ein Beutelnetz, unten ein flacher Holzbügel in der Form eines Steigbügels, Avelcher an dem flachen Theile durch angeheftete Bleistücke beschwert ist. Länge des Beutels 12 hambg. Fuss (i hambg. Fuss = 0,287 mm). Maschenweite: 10 mm. Die Befestigung an der Zugleine geschieht durch drei Taue, von denen das eine oben an der Mitte des Bogens, die beiden andern an jeder Ecke festgemacht sind. Krabbenwade. Die Form ist die einer Häringswade, mit Beutel. Jeder Flügel ist 3o hambg. Fuss lang und 9 Fuss hoch. Die Maschenweite ist überall 10 mm. Am Ende jedes Flügels wird eine Leine befestigt, und die eine am Lande, die andere im Boot längs dem Strande gezogen. Buttnetz. Ein Stellnetz; die Maschenweite ist i5 cm. Die Hohe des Netzes beträgt 6 Fuss, die Länge 5oo Fuss. Oben und unten wird eine dünne Leine durchgezogen, oben kleine Flotten zum Tragen des Netzes angebunden und zwar je eins in jeder elften und zwölften Masche. An der unteren Leine, unterhalb eines jeden vierten Flotts, ist ein Band zum Befestigen kleiner Steine, um so das Netz senkrecht auf dem Grund zu halten. Würmerpumpe und Zange. Dieselbe besteht in einer Holzscheibe mit Stange. Erstere hat einen Durchmesser von 24 cm. Der Stiel hat eine Länge von i m. Sie dient zum Aufwühlen des Sandes, wobei die bekanntlich als Köder beim Dorschfang benutzten Würmer oben aufzuliegen kommen, um dann mit der Zange aus dem Wasser genommen zu werden. Die Zange hat die Form einer Schaafscheere. In der Collectivausstellung des Vereins für künstliche Fischzucht zu Lübeck war die Seefischerei von Travemünde durch Fischerkähne und Böte (im Modell) und durch Krabbenfanggeräthe und Angeln vertreten. Der wichtigste Betrieb ist die Häringsfischerei. Unter den Jahresfängen der Häringe von zehn Fischereistationen der Ostsee, welche Professor Hensen in seinen „Resultaten der statistischen Beobachtungen über die Fischerei der deutschen Küsten” aufführt, figurirt Travemünde mit einem Mitteljahresertrag von 3,678,000 Stück für die Jahre 1873 bis 1876. Die Travemünder Häringshscherei findet nur in den Monaten Januar bis April Seefischerei etc. von Kiel und Travemünde. 33 statt; ausserdem werden in den Monaten Octoher, November und December mit den gleichen Geräthschaften Breitlinge, welche in geräuchertem Zu- stande als Kieler Sprotten und eingemacht als Anchovis verwerthet werden, gefischt. Als Netze dienen die Waden, Schleppnetze, welche man in einer Entfernung von i bis \)± km vom Lande aussetzt und nach dem Lande zuzieht. Die Fahrzeuge dieser Fischerei sind die WadschifTe, 9 m lange, 1)12 m breite und i m tiefe Flachböte. Die Bedienung einer jeden Wade erfordert vier derartige Fahrzeuge, welche zusammen mit vierzehn Leuten bemannt sind. Die Wade selbst besteht aus einem Sack, der 14 m lang bei I cm Maschenweite ist. Auf jeder Seite des Sackes befinden sich die 172 m langen Flügel, deren Tiefe zunächst 14 m ist, sich jedoch nach vorn hin bis auf 7 m verjüngt. Die Maschenweite dieser Flügel beträgt am Sack I cm und erweitert sich nach vorn zu bis auf 3/^ cm. Das Netz wird durch Korkstücke aufrecht gehalten und steht bis auf den Grund. Zu der übrigen Seefischerei werden Angeln, Steinnetze und Dorschkörbe verwandt. Man legt die Angeln 7 — 8 km in See hinaus, die Steinnetze aber etwas näher, nämlich nur 5 — 6 km. Die Dorschkörbe legt man auf 9— ii m Wassertiefe. Zu dieser Fischerei benutzt man Kielböte, die etwa 6 — 7 m lang, 2 m breit, i m tief, hinten und vorn spitz und mit 2 — 3 Leuten bemannt sind. Krabbenkörbe und Streiknetze werden im Binnenwasser ausgelegt. Die ersteren haben die Form eines Beutels, der durch Tonnen- bänder auseinander gehalten wird, und gehört dazu ein sogenanntes Stau- netz, w'elches in der Mitte vor dem Beutel ausgespannt wird. Die Krabben- körbe werden 30—40 m vom Ufer befestigt und das Staunetz bis an das Ufer ausgespannt, so dass die Krabben, längs dem Ufer, gleichviel in welcher Richtung ziehend, sich am Staunetz entlang bewegen müssen und so in den Beutel gerathen. Da nun ein Extranetz mit einer nur kleinen Oeffnung vor dem Beutel gespannt ist, so sind die Krabben gefangen. Diese Körbe werden kurz vor Sonnenuntergang ausgesetzt und müssen vor Sonnenaufgang aufgenommen werden, um das Absterben der Thiere zu verhindern. Das Streikzeug ist die bekannte einfachere Art des Krabben- fanges: ein Beutel, welcher durch ein Tonnenband oÖ'en gehalten wird, mit einem Stiel. Der Mann geht damit in’s Wasser und hält das Streikzeug vor sich hin, oder letzteres wird von einem Boot hinten geschleppt; übrigens be- treibt man diese Fischerei nur, um Köder für die Seefischerei zu bekommen. Die mecklenburgische Küste w-ar im Fache der Seefischerei, die dort nur unbedeutend ist, überhaupt nicht vertreten; um so reicher war die Aus- stellung aus der Provinz Pommern durch eine grosse Anzahl Gegenstände. Von sachkundiger Seite — aus Stralsund — werden uns zunächst folgende Mittheilungen gemacht: „Die Fischerei in der Ostsee ist nicht unbedeutend, sie ernährt mindestens 5oo Familien. Seefischerei. 3 34 Deutschland. Es Avird von den hiesigen Küsten aus betrieben: 1. Die Fischerei mit dem grossen Härings- resp. Dorsch - Zuggarn von 55 Parthien ä 8 — 14 Mann in 55 Böten längs der ganzen Küste. Die Construction eines solchen Netzes ist dieselbe, wie die nachfolgend besprochene des grossen Häringsgarns des Greifswalder Boddens, nur sind die Flügel 600 m lang und 8 m tief. Die Länge der zuerst auszurudernden Zugleine beträgt 260 — 3oo m, die der zuletzt an Land zu bringenden 700 m, woraus folgt, dass das Netz nicht parallel mit dem Ufer, sondern unter einem gewissen Winkel zu demselben ausgestellt wird. 2. Die Fischerei mit der grossen Härings - See - Reuse, in Modell ausgestellt von J.Rothbarth, H. Knaak, M. Loocks auf Rügen und R. Tode auf Hidden- see. Dieses Fanggeräth ist ähnlich construirt, wie die weiter unten beschriebene Binnen-Reuse von F. Rüting, nur ist sie in allen Dimensionen bedeutend grösser, z. B. die Tiefe 12 m. Es existiren in der Ostsee an der hiesigen Küste 20 solcher Reusen, welche von etwa 200 Mann in 20 grossen und eben soviel kleineren see- tüchtigen Böten bedient werden. 3. Die Fischerei mit den Härings-Treibnetzen (hier Manzen genannt) wird von 120 Mann in 3o durchaus seetüchtigen Fahrzeugen betrieben und waren diese Geräthe von G. Schröder und dem kön. Fischmeister Dähn auf Rügen ausgestellt. Die Maasse des von letzterem Herrn ausgestellten Härings-Treibnetzes sind Aveiter unten mitgetheilt.) Vielleicht interessirt die Mittheilung, dass Verf. durch gütige Ver- mittelung des Herrn Consul Maass ächte holländische, vollständig angestellte und gangfertige Häringsnetze bekommen hat. Verf. glaubte, dass die holländischen resp. Emdener Häringsnetze besser construirt Avären, als die Pommer’schen, und Avünschte seinen Landsleuten eine Verbesserung ihrer Fanggeräthe zukommen zu lassen. Diese holländischen Netze sind nun zusammen in einer Trift von 4 verschiedenen Parthien in je 4 Versuchen (Nächten) probirt Avorden und das Fangresultat Avar folgendes: Ein hiesiges, ganz geAvöhnliches Härings-Treibnetz, Avelches etwa 5 M. kostet, brachte in einer Nacht durchschnittlich . . . 253 Stück Häringe; das holländische, gethante und geölte Netz, Avelches in seiner Quadratfläche fast noch um die Hälfte grösser und (ein- schliesslichZoll undFrachf; etAva 5oM. gekostet hat brachte 3z „ „ das holländische nur gethante Netz (35 M.) 8 „ „ 4. Die Fischerei auf Plattfische Avird auf hoher See, etwa 10 englische Meilen von der Küste entfernt, bei 22 m Wassertiefe von 280 Mann in 140 seetüchtigen Fahrzeugen mit der Zeese in gleicher Weise Avie die Tuckerfischerei (2 Fahrzeuge vor einem Netz s. av. u.) betrieben und Avar das Geräth von Th. Michaelis in Wiek und von M. Loocks in Göhren ausgestellt. 5. Die Fischerei auf Plattfische Avird ausserdem noch in der Nähe der Küste mit Flundernetzen d. h. Stellnetzen betrieben, Avovon i Netz etAva 60 m lang und 0,5 m hoch ist und 3 — 5 Stück zusammengestellt Abends auf den Meeresgrund versenkt und Morgens Avieder aufgenommen Averden. Mit dieser Fischerei AA-erden hier hauptsächlich Steinbutte gefangen. Ausgestellt Amn Joh. Völling, Stralsund. 6. Die Fischerei mit Aalreusen Avird in der Nähe der Küste betrieben, mit kleineren Bügelreusen, die aber nicht mit Pfählen, sondern mit Ankersteinen be- festigt werden und deren obere Theile durch Flotten hoch gehalten Averden. Im hiesigen Revier stehen 1100 bis 1200 solcher Reusen, AA'elche guten Aal (den sog. Blankaal) liefern. Aussteller K. Runge, Kgl. Fischmeister in Breege und A. Supke, ZittAvitz, Rügen. 7. Die Fischerei auf Aal mit der Zeese. Original Fahrzeug mit Fanggeräth Die Pommer'schen Seefischereien. 35 war ausgestellt von H. Hamer, Stralsund. Diese Fahrzeuge hschen längs der mecklenburger und holsteinischen Küste mit gutem Erfolge. 8. Die Fischerei mit Lachs-Angeln, welche hier an unserer Küste ganz vor- züglich betrieben Avird, ja Verf. möchte wohl behaupten, am besten in der ganzen Ostsee. Von seiner früheren Beschäftigung, als Leiter einer Ostsee- Fischerei kennt Verf. fast alle Lachs-Angelfischereien in der Ostsee und muss, ohne Vor- Lirtheil, bekennen, dass ihm diejenige, welche von Sassnitz, namentlich aber von Fig. 13. Lachs-Angelhaken (halbe Grösse). Ausgestellt von L. Venz, Lohme auf Rügen. Lohme auf Rügen aus betrieben wird, wegen der Akkuratesse, welche die Leute beim Ausstellen der Geschirre verwenden, am besten von allen gefallen hat. Ein solches Lachsangelgeschirr war von Ludwig Venz zu Lohme ausgestellt. Die Lohmer verfertigen jeden einzelnen Theil ihrer Geschirre eigenhändig: die Lachs- blöcke, die Leinen, die Flottrepe, die Töpplisse mit den Bleisenkern und vor allen Dingen die Angelhaken, welches, namentlich das Verzinnen, eine ganz besondere Specialität ist und bis vor wenigen Jahren noch als tiefstes Geheimniss von ihnen bewahrt wurde. Ein solches Geschirr besteht aus den Blöcken, welche die Stelle eines Bojers vertreten (in der Figur a und a), von denen der eine Block mit dem Namen des Besitzers, der andere mit fortlaufenden Nummern versehen sein muss. Fig. 14. Diese Bezeichnung ist aus praktischen Gründen nothwendig und unentbehrlich. Beide Blöcke sind durch ein starkes Taub mit einander verbunden. Auch dieses Deutschland. 36 ist nothwendig, weil man dann schon in der Entfernung bestimmen kann, ob ein Fisch an der Angel sitzt oder nicht. Im ersteren Falle stehen die Blöcke in der Weise, wie Fig. 14 zeigt, im Wasser. Von dem Ankerblock, rvelcher mitdem Namen des Besitzers bezeichnet ist, geht die Leine bis auf den Grund des Meeres und ist an dem unteren Ende mit einem etwa i5 kg schweren mit Bindfaden überstrickten (befitzten) Stein versehen, welches alles zur Festlegung des Geschirres geschieht. Auf der Zeichnung ist c die Leine (aus doppeltem Hanfgedrill 3 mm stark) und d der befitzte Ankerstein. Von dem nummerirten Block aus geht das Flottrep, welches 20 m langund von 4zu4m mitP'lotten aus Pappelholz versehen, wodurch das Flottrep auf der Wasseroberfläche getragen wird, .'e das Flottrep und f die 5 Flotten.) An den beiden äussersten Flotten hängen )e 4m lange Topplisse, versehen mit Bleisenker und dem Angelhaken, (g die Topplisse, h die Senk- bleie und i die Angelhaken.) Die Bleisenker sitzen mit der Spitze 3,84 m von dem Flott entfernt. Das Blei ist 0,04 m lang und von der Unterkante desselben bis zum oberen Ende des Angelhakens (das sog. Vorfach) beträgt die Entfernung 0,12 m, welches Ende mit starkem, feinen, bewachsten Bindfaden einfach um- Seefischerei der Daiiziger Bucht und des Putziger Wiek. 37 wunden ist, welches das Aufdrellen der Schnur verhüten soll. (Eigentlich ist die Entfernung vom Flott bis zur Spitze des Bleies nur 3,78 m; da aber o,ofi m mit der Befestigung des Töpplisses an den Flottrep verloren gehen, so muss man doch die ganze Länge eines Töpplisses zusammen mit 4 m angeben.) Die vorstehende Figur 1 3 gibt in halber Grösse einen genauen Abriss des Angelhakens, welcher an der ausgestellten Venz'schen Angel sitzt. Dieser Angelhaken charak- terisirt sich namentlich durch seine ganze Form. Er hat kein Auge, sondern ist oben breit geschlagen und ein wenig gekrümmt; er ist aus Eisendrath gearbeitet und dann verzinnt. Beim Aussetzen richtet sich die Entfernung der Geschirre von einander nach der jedesmaligen Wassertiefe. In Lohme werden die Geschirre bei 34 m Wasser- tiefe ausgesetzt und müssen daher 84 m Abstand von einander haben. Die Hauptsache ist, dass die Geschirre so weit von einander entfernt stehen, dass zwei Fische, welche sich auf zwei neben einander stehenden Geschirren gefangen haben, nicht zusammen kommen und aiu solche Art leicht abdrehen können. Die Fischerei wird in einem seetüchtigen Ruderboot, worin 3 Mann, — zwei zum Rudern und einer zum Abnehmen der gefangenen Fische und zum Be- stecken der Angeln, — beschäftigt sind, betrieben.” Fig. 16. Reuse für Häringsfang (Modell). Ausgestellt von Fritz Rüting, Stralsund. Die Illustration veranschaulicht eine von Fritz Rüting in- Stralsund im Modell ausgestellte Häringsreuse. Die Dimensionen des Originals werden uns, wie folgt, angegeben: Länge des Wehres i25 Faden (1 Faden = 1,78 m); Garntiefe 8j<2 schwed. Ellen (i schwed. Elle = 5g cm). Die Reuseneingänge beim Wehr jeder 8 F. (i Fuss = 0,314 m) weit, Länge jedes Flügels a5 Faden, Wehrabstand 3o F., Kehlbreite 10 F., Reusenbreite 26 F., Kehllänge 11 F., Kehlöftnung 5 F., Länge bis zur grossen Kehle 20 F., Länge der zweiten Kehle 28 F., Länge von der Kehle bis zur Ecke der Reuse 38 F., von der Ecke bis zur Spitze der Reuse 25 F., die zweite Kehle ist 3 F. vom Grunde und hat eine Weite von 3 F. Die Flügel, Wände und Kehlen müssen oben 3 F. über Wasser reichen und die Wehre mit dem Wasserspiegel gleich stehen. Die Pfähle müssen dagegen 5 — 6 F. über Wasser ragen, einen Wasserstand von 9 F. angenommen. Flügel und Wände Deutscliland. 38 haben 28 Maschenknoten auf die schAved. Elle. Bei der Wehre kommen 25 Maschenknoten, bei den Kehlen 34 Maschenknoten auf die schwed. Elle. Etwas anders construirt war die von F. Miedbrodt in Barth ausgestellte Binnenreuse; dieselbe hat nur eine Kehle und ist das sogenannte Kopftau vom ersten Wehrenpfahl vor der Reuse direkt am Steertpfahl, steifgezogen, befestigt. Herr Miedbrodt theilt uns über die von ihm ausgestellten Gegen- stände das Folgende mit: 1) Die Aalzeese (ausgestellt von F.Miedbrodt in Barth undAndern). Die- selbe besteht aus einem Sack mit Kehle und zwei Flügeln; der ganze Sack ist in Vorder- und Achtertheil eingetheilt. Das erstere ist 2 m, das Achtertheil 4 m lang; jeder Flügel hat eine Länge von m. Die Maschenweite ist (von Knoten zu Knoten gemessen) nach dem neuen Fischereigesetz in den Flügeln 17 mm, in dem Vordertheil des Sackes ebenso weit. An dem Ende des letzteren ist die Kehle angesetzt; das Achtertheil ist nur i3 mm Aveit, denn hierin soll sich Aväh- rend des Fischens der Aal sammeln und nicht herausgleiten können. Der Um- fang des Sackes ist 440 volle Maschen, die Flügel sind 4 m hoch. Beim Fischen Avird an jedem Flügel eine Leine von etAva 3 cm Durchmesser und etAva 36 m Länge befestigt. Zum Betriebe gehört ein Boot von 3o F. Länge und 9 F. Breite, ohne Kiel; an jedem Ende desselben, hinten und vorne liegt eine Stange, der sogenannte Treibbaum heraus, von etAva 3 m Länge, an dessen äusserstem Ende die Leine befestigt ist. Die Segel werden so gestellt, dass das Boot beim Fischen mit dem Winde treibt; mit Hülfe dieses Fahrzeuges kann auf Tiefen von 4 bis 60 F. gefischt Averden. 2) Die Fisch- und Aalreuse. Dieselbe besteht in Reuse und zwei Flü- geln; die erstere ist \ m hoch und m breit. Die MascheiiAveite ist 14 mm; sie hat 6 Bügel, ZAvischen jedem Bügel ist etAva m Raum, und ZAvei Kehlen, die vordere hat eine grössere, die hintere Kehle eine kleinere Oeffnung. Die Flügel sind 7 m lang, und Averden zu beiden Seiten von dem Vorderbügel breit an Pfählen ausgestellt; mit einem am hinteren Ende der Reuse eingesetzten Pfahl Avird diese steif ausgeholt und in dem Seegrund befestigt. Das grosse Häringsgarn des Greifswalder Boddens Avar ausgestellt vom Königl. Fischmeister W. Karl zu Neuendorf bei Putbus. Der Aussteller berichtet uns über dieses Netz und die im GreifsAvalder Bodden mit dem- selben geübte Fischerei das Folgende: „Die Länge des Garnes, Avelches aus zAvei Flügeln und einem Hamen oder Sack besteht, beträgt 220 bis 270 m und hat das Garn eine Tiefe beim Hamen von 8 m, auf den Enden eine solche von 7 m; es giebt indessen auch Garne, die etAvas flacher sind, indem sich die Dimensionen lediglich nach der Tiefe des GeAvässers richten. Die Zahl der Maschen beträgt in den Flügeln 42 pro Meter, im Hamen jedoch etwas mehr. Der Hamen selbst ist um i m länger als das Garn tief ist. Das Garn Avird von acht Mann mit ZAvei Böten in Betrieb gesetzt. Die letzteren haben eine Kiellänge von 5^ bis 6 in, sind hinten und vorne spitz und besitzen ziemlich grosse Tragkraft; sie sind seetüchtig gebaut, da mit ihnen die Fischerei zeitig im Frühjahr gleich nach dem Fortgange des Eises betrieben Avird. Der Fang geschieht folgendennassen: Das eine Boot, Avelches etwas kleiner ist, geht da, avo die Tiefe anfängt (also das Schaar aufhört), vor Anker. In der Mitte der Böte befindet sich ein grösserer Raum, avo eine Winde angebracht ist. Das grosse Helaer Häringsgarii. 39 Auf dieser Winde ist eine Leine von der Länge des zu machenden Zuges auf- gerollt. Das zweite Boot (Garnboot), welches das Garn führt, rudert zum ersten, empfängt dort die Leine und geht dann seewärts, wendet, nachdem die Leine abgelaufen, rechtsum und setzt das Garn kreisförmig aus. Von Neuem sich rechts wendend, rudert es auch die eigene Leine ab, und wirft, wenn cs sich mit dem ersten Boot in gleicher Höhe befindet, Anker aus. Nun beginnt das Einwinden des Garns seitens der beiden Böte, bis die Enden der Flügel die Böte erreichen. Dann werden die Anker aufgenommen, jedoch nicht gleichzeitig, damit das Garn nicht zum Stillstehen gelange, und die beiden Böte näher zusammengerudert. Dies geschieht zwei bis drei Mal, je nach der Grösse des Zuges. Beim letzten Male Averden beide Anker auf einer Stelle ausgeAvorfen, die Böte Bord an Bord gelegt und mit einem Tau (geAvöhnlich auf einer Wasser- tiefe von ih bis 3 m) fest aneinander gebunden. Hierauf Avird in jedes Boot gleichmässig die Hälfte vom Garn eingezogen; für die letztere Hälfte nehmen die beiden hinten postirten Leute eine Stange, mit Avelcher das untere Simm am Grund gehalten Avird. Wenn der Hamen heran ist, Avird eine Stange von einem Boot zum andern gelegt, derselbe darüber gebreitet und der Häring alsdann ver- mittelst Ketscher in das erste Boot gehoben. Endlich Avird die eine Garnhälfte von dem ersten Boot in das Garnboot zurückgebracht, Avorauf die Böte aus- einander fahren und zum folgenden Zug fertig sind.” Herr Karl Aveist ferner noch darauf hin, dass in seiner Gegend nur Küstenfischerei und oben beschriebene Fischerei im Greifswalder Bodden betrieben Averde, dagegen in der Ostsee selbst nur Härings- und Flunder- netze, soAvie die Tuckerzeese auf Flunderfang zur AnAvendung kämen. Letztere könne auch nur stelleuAveise und mit kleinen Geräthen betrieben Averden, da der Grund der Ostsee in dortiger Gegend unrein und uneben sei. (lieber die Tuckerzeese siehe unter „Frisches Haff”.) Der Königliche Fischmeister Dähn in Schaprode auf Rügen hatte ein Häringstreibnetz aus- gestellt und macht uns darüber folgende Angaben: es ist 25 m lang, 4 m tief. Gefischt Avird hier mit 3a Netzen, die Besatzung eines Boots besteht aus 4 Mann. Die Weite der Maschen von Knoten zu Knoten gemessen, ist 18 mm. Die Grösse des Bootes ist: 22 F. Rheinisch 6,908 m lang, 10 F. — 3,14 m breit, 4^ F. = i,4i3 m tief. Das Boot ist ein Kielboot. Die Seefischerei der Danziger Bucht und des Putziger Wieks war unter anderem durch ein Garnboot der Fischereigemeinde Heia, ein Häringsgarn desselben Ausstellers, Flunder- und Zugnetz, soAvie Angelzug von F. Wiebe in Danzig, Zeesennetz und Aalspeere von O. Horn zu Oslanin bei Putzig, endlich durch das Modell eines Seehundsnetzes von David Konkel zu Putziger Heisternest vertreten. Die Fahrzeuge der Dan- ziger Bucht unterscheiden sich von denen des frischen Haffs dadurch, dass sie bedeutend grösser sind: i5 Fuss (i Fuss = 0,314m) lang, 5 bis 6 Fuss breit und 4 Fuss tief. Sie werden zum Zeisen der Flundern gebraucht, und zAvar ist das Boot zu diesem Zweck mit drei Mann besetzt. Diese Fahrzeuge haben keine Behälter, in welchen die gefangenen Fische lebend erhalten Averden könnten; die Aale Averden in einem durchlöcherten Kasten, 40 Deutschland. der die Form eines Prismas hat, so lange aufbewahrt, bis der Händler sie in den mit zwei Abtheilungen versehenen Behälter seiner „Ligge,” eines 40 Fuss langen, 10 Fuss breiten und 5 bis 6 Fuss tiefen Boots aufnimmt, um sie dem Markte zuzuführen. Ferner sind die Böte der Danziger Bucht Kielböte und zum Schnellsegeln eingerichtet. Herr Konkel schreibt uns: „Bei Ausübung anderer Fischereien wird unser grösstes Netz von Genossen- schaften ans Land gezogen, z. B. beim Lachs- und Breitlingfang etc. Nur der Fang von Flundern wird ins Boot genommen. Zum Lachsfang ist nur ein Boot erforderlich. Mit einem Netzflügel fahren sieben Mann in einem Boot in See hinaus und bringen das Ende, nachdem sie eine Umfahrt auf dem Wasser zum Ausbreiten des Netzes gemacht haben, wieder ans Land. Nun spannen sich Männer, Weiber nnd Kinder an die Leinen und das Netz Avird so ans Land ge- zogen. Jeder Fischer auf der Halbinsel Heia ist Besitzer von mindestens einem bis fünf Böten.” Grosse Säcke mit langen Flügeln Averden in See, im Putziger Wiek und den Haffen in den verschiedensten Grössen und Combinationen zu ,,Panten” viel gestellt, in See namentlich auf Aale. Aalspeere mit 4 — 6 Zinken Averden im Winter Adel angeAvandt, um die schlafenden Aale im Putziger Wiek und den Haffen zu stechen. Die Lachsfänge der kleinen, ins Putziger Wiek mündenden Flüsse sind Fallen, in Avelche der stromaufgehende Lachs gegen einen kleinen Wasserfall hineinspringen muss, aus denen er aber Avegen zu niedrigen Wasserstandes nicht zurückspringen kann. Das Seehundsnetz, ausgestellt von DaAÜd Konkel in Putziger Heisternest auf Heia, kann, wie Herr Konkel berichtet, beliebig lang sein; die Breite richtet sich hauptsächlich nach der Tiefe des Wassers. Es ist bei der Halbinsel Heia ungefähr 24 Fuss breit und aus Hanf gefertigt, die Maschen haben einen Durchmesser Amn 14 Zoll. Der eine Saum des Netzes muss an der Oberfläche des Wassers, vom Flottholz getragen, schwimmen. Natürlich geht es dabei ein wenig ins Wasser. Der diesem gegenüber hängende Saum muss senkrecht ins Wasser gehen und AAÜrd mittelst Steinen und sonstigen schAveren Gegenständen straff gespannt. Das Netz darf auf dem Meeresgründe nicht mittelst Anker befestigt Averden, denn Avenn einige Seehunde ins Netz stossen, so Avürden die Anker nicht nach- geben und das Netz zerrissen Averden. BesdiAvert durch Steine, kann da- gegen das Netz dem Zug des Thieres etwas folgen; denn kommt ein See- hund mit dem Kopfe in eine MaschenAveite, so aauII er, erschreckt, hin- durchschlüpfen, dabei geräth er aber auch mit den Hinterbeinen in einige Maschen. Durch einen RückAvärtssprung verAvickelt er sich nun gänzlich in das Netz und muss ersticken. Bei diesem Todeskampfe muss ihm das Netz ein Avenig folgen und dazu sind eben die Steine erforderlich. Manchmal kommen bis zu sechs Seehunde ins Netz. Im Jahre 1876 fingen zwölf Männer in einem Netze, welches 600 Fuss lang und ungefähr 24 Fuss breit war, Die Dommersche Lachsangel. 41 zwölf Seehunde auf ein Mal. (Vergl. hierbei das Seehundsnetz des Bot- nischen Meerbusens unter Schweden.) Aus Barth sind noch folgende auf der Ausstellung mehrfach zur Anschauung gebrachte Geräthe zu nennen: Waden: Dieselben bestehen in 2 langen Flügeln, jeder NetzHügel etwa 100 m lang und etwa 4)^ m hoch, ohne Kehle (Maschenweite 2 cm), sie werden mit Drehwinden gezogen, wobei die letzteren am Lande, dicht am Wasser aufgestellt werden; von da aus wird eine Leine von etwa 200 m Länge mit Ruderböten nach der Tiefe hineingeholt, dann wird die Wade breit vorgesetzt, und mit einer zweiten Leine wieder ans Land gerudert. Darauf wird die Wade weggezogen, welches die mit grossen Wasserstiefeln bekleideten Fischer, im Wasser watend, besorgen. Kleine Häringsreusen: Dieselben sind ungefähr 2 m hoch, die Reuse gm, die Flügel 12 m lang und ist die Maschenweite 18 mm. Im Uebrigen sind sie ebenso eingerichtet wie die Fisch- und Aalreusen. Grosse Häringsreuse: Sie hat zwei Flügel, jeder Flügel ist etwa 22 m lang und wird an Pfählen aufgestellt. Zu der Reuse gehören 12 Pfähle, in jedem Flügel 6. Oben ist dieselbe offen, und etwa 4 m hoch, wird so aufgestellt, dass sie vom Grunde aus noch 3 Fuss Uber die Oberfläche des Wassers ragt. Der Umfang ist derart, dass der Fischer mit seinem Boot hineinfahren und so die Häringe herausholen kann. Zu jeder Reuse gehören sog. Wehren, eine i5om lange und 3 m tiefe Netzwand, die vom Lande gerade abwärts steht, vor dem äussersten Ende dieser Netzwand steht die Reuse. .“Mle diese Netze werden aus Hanfgarn hergestellt und dann getheert. Die Bügel- reusen werden in ähnlicher Weise vor die Wehre gesetzt. Die Stellnetze werden aus ganz feinem Zwirn oder baumwollenem Garn her- gestellt, und sind die Maschen so weit, dass die Fische eben mit dem Kopf durch- kommen und so fest gerathen. Die Stellnetze werden auch mit Läddering versehen. In die letztere, welche viermal so weite Maschen hat, wird das feinmaschige Netz lose eingestellt. Der Fisch hakt sich dann, durch die Läddering hindurchkommend, in dem eigentlichen Netz, wie in einem Beutel fest. Das grosse Helaer Häringsgarn mit Boot war von der dortigen Fischer- gemeinde ausgestellt und verdanken wir Herrn Förster Rosenthal in Heia über dieses Netz und dessen Handhabung die folgenden Mittheilungen: „Das Helaer Häringsgarn besteht aus 3 Haupttheilen: den Zugleinen, den beiden Armen oder Flügeln und dem Sacke, Medritz genannt. An Zugleinen — 18 bis 21 dräthig — liefert jeder Mann, der Netz im Garn hat, eine von 60 Faden ä 6 F. Länge und heisst dies ein Schock Reep. Je nachdem der Fisch näher oder weiter vom Lande steht, werden ein Schock Reep nach dem anderen auf je einen Arm aufgesteckt — angebunden — oder abgesteckt — abgebunden. — Mit den beiden Armen verbunden sind die beiden Zugleinen durch eine Trage, Behre genannt; dieselbe ist etwa 12 bis i3 F. lang mit 9 — lo Sprossen aus starkem Kiefernholz und hat den Zweck, einestheils die Netzarme ausein- ander zu halten — breit zu halten — anderentheils das Garn, das ein grosses Gewicht hat und je zur Hälfte mittelst der Behre kaum von je 4 Mann gehoben werden kann, besser in das Boot zu heben resp. leichter zu transportiren. Das Netzwerk der beiden Arme resp. Flügel besteht aus dem in doppelten Leinen wie in einem Rahmen eingewebten Netze aus 3o cm grossen Maschen und ist an der Behre 100 — 120 Maschen tief, dagegen an der Medritz, nach und nach breiter werdend, 180 Maschen tief. Die Länge eines jeden Armes richtet sich nach 42 Deutschland. der Zahl der am Garne betheiligten Fischer. Je kleiner die Fischercompagnie d. h. die Anzahl der Männer, da auch Wittfrauen, die erwachsenen Mädchen und Bursche und Kinder bis 8 Jahre mit arbeiten, d. h. mit ziehen, die Reepe- Aufschiessen und sonstige geringere Handdienste leisten, ist, desto kürzer die Arme und verhültnissmässig kleiner das ganze Garn. So z. ß. sind die Arme des Garnes der aus 20 Mann bestehenden Garncompagnie je etwa 5o Klafter, dagegen bei 12 Mann je 35 Klafter lang. Auf die Doppelleine wird das Netzwerk der Arme in der Weise befestigt, ähnlich wie die Frauen, die Falten legen; es werden zusammen immer 6 Maschen auf Doppelschnur genommen und auf die Doppel- leinen, auch Reep genannt, auf je 3o cm Länge festgeknöpft, so, dass das Netz- werk nicht stramm an der Leine — Rahmen • — , sondern faltig sitzt und ebenso. Fig. 17. Helaer Häringsgarn. Ausgestellt von der Fischergemeinde zu Heia. A. Netz des Armes; B. Behre; b, a, d, c, Vorhand aus Doppelschnur; e, f Zugleine. dass, da das Netz der Arme beim Ziehen in See sich nach aussen ausbauchen kann, der Fisch, der zwischen den Armen steht, durch die Ausbauchung besser in den Armen stehen bleibt und mit der Zeit in der Medritz gefangen und an Land gezogen wird. Würde das Netzwerk stramm in den Leinen und gerade herunterstehen, so würde auch der Fisch sich nicht in den Armen halten, sondern über oder unter den Armen durchzukommen suchen. Beim Stellen des Garnes — es muss mit der grössten Sorgfalt und Genauigkeit verfahren werden, sonst fängt das Garn trotz vielen Fischens und allen Arbeitens nicht, der geringste Fehler kann verhängnissvoll für den Fang werden — , sind deshalb an beiden Seiten eines jeden Armes je i Mann, welche immer ganz genau abgemessen, auf ein und dieselbe Länge — 3o cm — die 6 Maschen zusammen festknüplen und so gleichstellen; andernfalls, bei einer ungleichen Stellung das Netzwerk schief im Rahmen stände und dann nie fangen würde. Von der Behre aus auf % Länge der Arme, kommen an den oberen — an der Oberfläche des Wassers schwimmenden — Theil auf je 90 cm i Flott — Stückchen Korkholz — auf die übrigen zwei Drittel auf je 60 cm i Flott. Durchgängig auf die ganze Länge jeden Armes kommt an den unteren Theil — der am Meeresgründe — i sogenannter Fischerei des Pommerschen Hafis. 43 Knoten — 5o cm lange, 2 cm starke Eisenröhrchen — auf jeden oben befestigten Flott und mit demselben genau correspondirend. Bis 14 Faden von den Behren ab kommen am unteren Ende der Arme keine Steine, von da ab aber zur besseren Beschwerung des Netzes gleichmUssig vertheilt 4 bis 5 Steine, jeder etwa 5 Pfund schwer an 3 Fuss langen an der unteren Doppelleine befestigten Strip- pen, so dass beim Ziehen eben nur die Steine am Meeresgründe schleppen. Die .Medritz (Fig. iSüst einSack, der aus SkeiligenTheilen Netze zusammengesetzt ist, wo - von 4 Theile nach oben, 4 Theile nach unten kommen. Die Weite der Medritz- öffnung ist 480 Maschen und da die Breite der beiden Armenden, mit denen die Medritz verbunden wird, nur 36o Maschen zusammen beträgt, so wird die Medritzöfifnung ebenso faltig mit den Armenbreiten verbunden, wie das Netz- werk der Arme an den Doppelleinen und so dass letztere mit den beiden oberen Theilen und dann mit einander correspondirend die beiden unteren Theile der .Arme dicht aneinander kommen. Das Garn sieht dann ungefähr so aus wie ein langer Getreidesack, der bis auf ca. % von oben her auf beiden Seiten aufgeschlitzt ist, nur dass vorn die beiden Lappen schmäler sind und nach und nach breiter werden, das js des Sackes jedoch nach dem Boden zu auch keilförmig schmäler wird, die Breite dann Avie ein Sack mit zwei Ecken endet. Auf der Medritz, in der Mitte derselben, avo die beiden oberen Armenden zusammenlaufen, Avird ein Bündel Flott — 60 bis jS Stück Flottholz — den sogenannten Kopf bildend, zum Tragen der Medritz angebracht und am entgegengesetzten Theile, also avo die beiden unteren Armenden zusammenlaufen, Averden an der Medritz 3 bis 4 umsponnene Steine an Strippen aneinander befestigt. Die Steine sind 10, 7, 5 und 4 oder 3 Pfund schAA^er und zAvar damit, Avenn das Garn flacher oder tiefer gehen soll, je nachdem ein entsprechend schAverer Stein zu- oder abgenommen werden kann. Am Kopfe der Medritz, also da, wo das Bündel Flott angebracht ist, AA'erden noch i bis 4 Kobben — m lange Stücken leichten Holzes — an einzelnen kurzen Strippen befestigt, je nachdem das Garn gehoben oder gesenkt werden soll und ist deshalb auch die Tragfähigkeit der Kobben mit der SchAvere der unten an der Medritz angebrachten hängenden Steine gegenseitig genau ab- gepeilt. Diese Einrichtung ist unerlässlich und muss mit peinlichster Genauigkeit geschehen, 'damit je nachdem der Stand des Fisches im Wasser befunden Avorden event. derselbe auszukundschaften, nach Belieben in kürzester Zeit das Garn höher oder tiefer gehend, gestellt Averden kann. Es ist noch zu bemerken, dass jeder Stein an den Armen auch genau seinen correspondirenden Kobben — zum Tragen — haben muss. Ausser diesen Kobben aber sind an den Armen, natürlich immer an der Doppelleine derselben befestigt, auch noch ZAvischen- kobben angebracht, die immer auf die Hälfte ZA\dschen die sogenannten Stein- kobben kommen. Da nun die vorn an jedem der beiden Arme angebrachte Hehre sehr flottig — leicht schAvimmend — ist, so müssen, um den Armen hinten an der Medritz eine gleiche Flottigkeit zu geben, auch noch von der Medritz ab bis zum ersten Steine, den Armen noch je 3 — 4 Kobben gegeben Averden.” Das Häringsgarn Avird gleichzeitig zum Breitlings- • — Sprotten — Fang benutzt. Bei Winter- und Frühjahrszeiten Avird härter mit dem Garn ge- arbeitet als in Sommerzeiten, d. h. das Garn wird beschAverter bearbeitet, da geAvöhnlich der Fisch im Winter und im Frühjahre tiefer steht als in Sommerzeiten. Das Garnboot hat 14 F. Kiellänge, ist in der Mitte 6 F. breit, hinten an der Schlagducht — Kajüten rücksitz — 4)^ F. und hat eine 44 Deutschland. Tiefe von 3 F. Ausser Schlagducht hat es noch Mittel- und Vorderducht: — (Duchten sind die Absteifungen im Boote und gleichzeitig die Ruder- ' sitze), — hat 14 Stück Borden — Wände und 7 Kniee und ist aus Eichen- holz erbaut. Die Riemen oder Ruder sind aus leichtem Holze — kieferne oder hchtene — und 18 F. lang. Die Art und Weise des Fischereibetriebes auf der Halbinsel Heia ist die folgende: „Die erste Fischerei im zeitigen Frühjahre ist die Angellachsfischerei in der Danziger Bucht, damit ist gleichzeitig die Häringsfischerei mit sogenannten Manzen — Stell-- netzen — verbunden. Auch hat es schon im Februar einzelne glückliche Züge auf Breitlinge — Sprotten — gegeben. Dann fängt bei guten Märztagen und westlichen Winden die Lachsgarntisch er ei am Ostsee- Fig. 18. Helaer Hiiringsgarn. Medritz. 7 -Vusgestellt von der Fischergemeinde zu Heia, a. Kopf. b. bteine. Strande an und währt bis tief in den Mai hinein. Inzwischen wird aber auch schon bei Nachtzeiten an der Spitze der Halbinsel die Härings- fischerei mit dem Garn betrieben d. h. bei eingetretenem östlichen Winde oder bei umgesprungenem südlichen oder westlichen Winde nach länger anhaltendem östlichen Winde. Gegen Mitte Juni wird bereits und dies den Sommer hindurch am Tage und schon vor Sonnenaufgang mit dem Häringsgarn gearbeitet; aber immer nur bei vorerwähntem Winde wird ausschliesslich reichlich Häring gefangen. Stör kommt dabei auch hin und wieder ins Garn. Zwischendurch wird der Flundernfang mit Zeisse — Zugnetz mit eingeflochtenen Strohwischen — betrieben, ist jedoch seit Jahren bei Heia so unergiebig, dass die Fischer nicht ihren eignen Bedarf decken. Die andern Ortschaften der Halbinsel fangen wenigstens zeitweise so viel, dass sie nach Danzig zum Markte fahren können. Nach Jacobi werden, sobald flnstere Nächte eintreten, die Aal- säcke in See gebracht, bis zur Hälfte der Halbinsel im Wiek, durchgängig aber auch am Ostseestrande. Das Wiek liefert die meisten Aale, besonders bei Putziger Heisternest, wo z. B. von den dortigen Fischern im Jahre 1880 durch eine Compagnie, allerdings mit beinahe 100 Aalsäcken, in einer 45 Fischerei des Pommerschen Hafts. Nacht 22 Schock meist schwere Aale gefangen wurden, von einer andern Compagnie 17 Schock. Zährtenfang wird bei schönen sonnigen stillen August- und Septembertagen nur von der Ortschaft Danziger Heisternest betrieben. In den Aalsäcken werden auch oft viel Flundern, Schollen, Butte, Hechte, Pomuchel — Dorsch — Barsche, Plötze etc. gefangen. Neben der Aalhscherei werden fleissig die Manzen nach Häring ausgesetzt; dies geschieht jedoch nur im Wiek bis Danziger Heisternest und werden zeitweise sehr viel Häringe in den Manzen gefangen. Im Februar, März Fig 19. Zeesener Kahn des Pommerschen Hafts. Aussteller der königliche Oberfischmeister P'ütterer in Swinemiinde. und im September stellt sich der Breitling ein und wird oft in sehr grossen Massen gefangen, im September aber nicht zu Markte gebracht, sondern zum Wintervorrath für die Fischerhaushaltungen eingesalzen. September- tisch ist sehr fett. Gegen Mitte October ist meist der Aalfang zu Ende, dann beginnt bei den Helaern Angellachsfischerei neben Häringsfang in Manzen, bis meist gegen Ende November alle Fischerei aufhört. Dagegen langen die Ortschaften innerhalb der Innern Wiek unter dem Eise viel Barsche und Plötze etc.” Das Königl. Oberfischmeisteramt zu Swinemünde war mit einigen vierzig Gegenständen vertreten, die zum Theil der Haff-, zum Theil der Deutschland. 46 Stromfischerei angehörten. Auch ein Zeesenboot im Original war, wie erwähnt durch Herrn Heinr. Hamer in Stralsund ausgestellt, leider im Vorhol zu wenig beachtet. Die Abbildung veranschaulicht ein Fischereifahrzeug des Pommer- schen Hatfs, den in mehreren Modellen ausgestellten Zeesener Kahn. Es ist ein Kielboot von 66 F. Länge im Kiel, 19 — igV-, F. Breite und 6 — 6V2 F. Tiefe, dessen Bemannung ausser dem Schiti'er aus 2 Matrosen besteht. Die im Pommerschen Haff gebräuchlichen Fischereigeräthe ver- zeichnet die „Fischereiordnung für die in der Provinz Pommern belegenen Fig. 20. Zeesener Zeese. Aussteller der Königliche Oherfischmeister Fütterer in Swinemünde, a. Vorderhals, Maschenweite 6fach verschieden; h. Mittelfach , Maschenweite i2fach verschieden; c. Kranz; g. Kehle; d. Achternetz, beim Tücher Wiederkehring; e. Stoss. Theile der Oder, das Haff und dessen Ausflüsse.” Nach derselben werden unter Garnen „Fischerzeuge verstanden, welche aus einem Sacke und zwei Flügeln bestehen, und die je nach dem Gebrauch, im offenen Wasser oder unter dem Eise, Sommer- oder Wintergarne heissen.” Die Maschenweite derselben muss mindestens 7 Linien betragen, mit Ausnahme jedoch des Uecklei- und des Stintgarnes. Mit dem Stintgarn, dessen Maschen in den Flügeln V4 Z., in dem engen oder Hinter-Tuch V2 Z., in der Medritz Vs Z. und im Mittelsacke, dem hintersten Theile der Medritz, welcher höchstens 6 F. lang sein darf, V4 Z. haben müssen, darf nur zu Eise im Haff, und zwar Fischerei-Fahrzeuge und Geräthe des Frischen Haffs. 47 nur in der Tiefe, gefischt werden. Unter Zeesen versteht man „Fischer- zeuge, die nur aus einem Sacke bestehen, welche an zwei mit Strohwischen oder Spähnen besteckten Leinen, durch ein oder zwei Kähne oder Böte mit Segel- oder Ruderkraft durch das Wasser gezogen werden.” Die Illustration (Fig. 20) veranschaulichtdie äussere Formder ineiner Reihe von Exemplaren ausgestellten Zeesener Zeese, und warendie ebenfalls mehr- fach ausgestellten Tucker- und andere Zeesen von ganz derselben Art. An dem Obersimm der Zeesener Zeese sind 21 — 25 Flösse (zum Aufschwimmen) befestigt, das Untersimm ist mit 7 kleinen Steinen beschwert. Ferner ist Fig. 21. Tuckerkähne mit Zeese. Aussteller der Königliche Oberfischmeister Fütterer in Swinemünde. die Oberseite des Netzes mit i5 bis 18 Reihen kleiner Flösse versehen, und ist jede Reihe, vom Obersimm an gerechnet, 62 cm auseinander. Die Tuckerzeese ist am Obersimm mit 18 Flössen versehen, das Untersimm mit 17 Steinen ä 1V2 Ptd. beschwert. Die Oberseite des Netzes ist mit i3 Reihen, und zwar jede Reihe, von dem Obersimm an gerechnet, je i,3om von einander entfernt, besetzt. An der Unterseite der Zeese sind 4 Reihen, und zwar hinten im Stoss, angebracht, welche, wie an der Oberseite, je i,3om von einander entfernt sind, jedoch so, dass sie zwischen der oberen Reihe einfallen. An den Enden der Zeese befindet sich ein dünnes Tau mit einer hölzernen Boje, zur Bezeichnung des Netzortes während des Fanges. 48 Deutschland. Die Taglerlischerei wird mit zwei parallel segelnden Böten, welche die Taglerzeese hinter sich fortziehen, die „Triftfischerei” dagegen mit einem quer vor dem Winde treibenden Boote, welches die „Triftzeese” hinter sich fortzieht, getrieben. (§. 12 der Fischereiordnung). Unter Netzen werden in der Fischereiordnung solche Netze verstanden, welche aus einer blossen Netzwand bestehen, die entweder an beiden Seiten, oder auch nur an der oberen Seite mit einem Simm versehen ist. Die Illustration stellt ein, Goldfisch- (Maifisch-) Netz des Pommerschen Hafl's dar. Solcher Netze giebt es, wie uns Herr Fütterer mittheilt, zweierlei Arten: Triftnetze und Setznetze; erstere werden in Strömen, letztere im Fig. 22. Setznetz für den Goldfischfang im frischen Haft. Ausgestellt vom Königlichen Oberfischmeisteramt in Swinemünde. (Das Netz wurde so wie es ausgestellt, abgebildet, beim Betriebe wird es nur mit drei Pfählen befestigt.) Haff gebraucht. Ein Triftnetz ist 40 m lang, bis S'/j m fiel und hat unten einen Simm. Ein Setznetz ist 20 bis 22 m lang und nur i,3om tief; die Maschen sind 1% Zoll 4 cm gross, von Knoten zu Knoten gemessen. Ost- und Westp'reussen, wm nach der Mittheilung des Hrn. Professor Benecke an 100 verschiedene Fischereigezeuge in Gebrauch sind, war ausserordentlich vielseitig in Classe II vertreten. Unter siebzehn Nummern waren zunächst von der königlichen Regierung zu Königsberg in Preussen die Fischereigeräthe aus dem Bereiche des Frischen Haffs, Oberfischer- meisteramts Pillau, darunter auch Modelle von drei Fischerfahrzeugen, sowie des Herbst- und des Keitelgarns ausgestellt. Die nebenstehende Illustration veranschaulicht den Angelkahn des frischen Haffs. Diese Fahrzeuge werden zur Keitel- oder Herbstgarnfischerei benutzt. Der Angelkahn führt ein Rahsegel, ist auf Kiel gebaut und hinten und vorn spitz; die Planken sind übereinander geklinkt. Hinter dem etwa i3 m hohen Mast hat jedes dieser Fahrzeuge einen Wasserraum, in welchem durch Löcher im Boden stets frisches Wasser eindringt, so dass Fische lange Zeit darin lebend gehalten werden können. Die Länge dieser Fahr- zeuge beträgt 10 bis um, die Breite 3,5 bis 4m, der Tiefgang derselben ist 0,60 bis 0,75 m. Sie segeln recht gut und w^erden unter Umständen auch mittelst sehr langer schwerer Riemen schnell fortgerudert. Der abgebildete Angelkahn hat das Keitelgarn (Grundschleppnetz) zum Trocknen in den Mast geheisst. Die Fischerei selbst beschreibt Professor Dr. Benecke wie folgt: Haff- und Küstenfischerei von Ost- und W'estpreussen. 49 ,.Sind die Keitelfischer auf einer passenden Stelle angelangt, so wird der Keitel ausgeworfen, der Treibbaum eingesetzt und die Treibleine am Mast be- festigt. Der Kahn treibt dann mit halbem Winde fort, den Keitel am Grunde nachschleppend, während der Stehder an der Oberbäche hinterher schwimmt und im Falle eines Bruchs der Treibleine das Auf finden des Netzes ermöglicht. Fig. 23. Angelkahn des frischen HatTs mit Keitelgarn (Modell). Aussteller die Königlich Preussische Regierung zu Königsberg i. Pr. Bei sehr schneller Fahrt würde der Keitel vom Grunde sich erheben und ins Schwimmen kommen. Man vermeidet dies, indem man auf der Treibleine mehr oder Aveniger schwere, an hölzernen Haken befestigte Steine, die Hakensteine, litthauisch uszleikis, bis zu der Bottleine herabgleiten lässt. Ist der Keitelfischer 5— 10 km Aveit getrieben, so lässt er das Segel fallen, um das Netz zu lichten. Die Fische Averden durch Aufbinden der Schnur am Ende des Achtergarns heraus- Seefischerei. 4 50 Deutschland. genommen, das Netz von dem oft in grosser Menge hineingelangten Schlamm und den Wasserpflanzen gereinigt mid von Neuem ausgeworfen. Bei günstigem Winde kreuzen die Angelkähne in der Zeit vom i. Juni bis i. October bei Tag und Nacht.” Die Fischereien des frischen Haffs sind, wie uns der Königl. Ober- fischmeister von Mare'es in Memel mittheilte, wesentlich verschieden von denen des kurischen Haffs; vor allen Dingen sind die im frischen Haff verwendeten Fahrzeuge ganz andere als die des kurischen Haffs. Das frische Haff hat unmittelbar an seinen Ufern sehr bedeutende Consumorte: Pillau, Fischhausen, Königsberg, das katholische Ermland mit Braunsberg, Frauenburg, Tolkmit und Elbing, welche fast den ganzen Fang des frischen Haffs verbrauchen. Die dort geübte Fischerei sucht darum wie angedeutet so viel als möglich lebende Fische zu erhalten, während die Fischer des kurischen Haffes hierauf nicht so viel Gewicht legen. Es fehlen den letzteren die grossen Consumorte und kann der Hauptfischertrag nicht gut anders verwerthet werden, als durch den Verkauf an die polnischen und russischen Fischhändler, welche die Zander und Brassen, auch Hechte, in Tonnen verpackt, nach Polen und Russland versenden. Die Juden dort essen nur die mit Schuppen versehenen Fischsorten, und werden deshalb Aale und Quappen von denselben nicht gekauft. Die auf dem frischen Haff ge- bräuchlichen beweglichen Gezeuge werden zum Fange ausgeworfen und dann schnell wieder aufgenommen, während die kurischen Fischer die ausgeworfenen Gezeuge so weit als möglich durch das Haff mittelst der davor treibenden Segelfahrzeuge schleppen. Das erste Verfahren liefert lebende, das letztere aber meistens todte oder nicht mehr besonders lebens- fähige Fische. Ausserdem ist auf dem frischen Haff nicht das auf dem kurischen Haff sehr gebräuchliche Kurrennetz im Gebrauch, welches in Folge seiner Einrichtung nur todte Fische liefern kann. Die Sack-, Wenter- oder Reusenfischerei des frischen Haffs ist auch nicht so gross, als die des kurischen Haffs. Dasselbe gilt von den Winterfischereien. Lachse werden im frischen Haff seit vielen Jahren nur vereinzelt gefangen, wäh- rend der Fang dieser Fische im kurischen Haff zeitweise noch recht er- giebig ist. Unmittelbar bei Memel {kurisches Haff) ist ein bedeutender Neunaugenfang. Das Neunauge wird mit Reusen von cylindrischer oder schlank konischer Gestalt, die meist in grösserer Zahl an einer Leine (Gien) befestigt, in den Monaten August, September, October und November ge- fangen, wenn es von der See in die Flüsse zum Laichen zieht. In guten Jahren werden bei Memel bis zu einem Werthe von 3o,ooo M. dieser Fische gefangen. Der Durchschnittsertrag ist im Jahre etwa i5,ooo — 18,000 M. Bei Pillau werden im Frühjahr sehr viel Strömlinge {Ostseehäringe) gefangen und ist es vorgekommen, dass in Zeit von 6 Wochen für 90,000 Mark Strömlinge gefangen wurden. In den letzten drei Jahren soll der Fang bedeutend zurückgegangen sein, und durchschnittlich nur einen Ertrag im Haff- und Küstenfischerei von Ost- nnd Westprenssen. 51 Werthe von 20— 3o,ooo Mark ergeben haben. Ein besonderes Geräth für den Fang grosser Dorsche ist die (weiter unten näher zu besprechende) Dorschkappel, ein eiserner Bügel mit zwei Armen an denen Angelhaken hängen. Die Kappel wird mit oder ohne Köder schnell in die Tiefe ge- lassen und wieder gehoben und fängt oft regelmässig, selbst bei grosser Hebung. Unter 23 verschiedenen Nummern waren die Geräthe, Fahrzeuge und sonstiges Material aus dem, Oberhschmeisteramte Memel vertreten; die Fahrzeuge durch Modelle im Verhältniss von 1:12. Die Fanggeräthe, welche auf dem Kurischen Haff gebraucht werden, waren noch kürzlich Gegenstand einer ausführlichen Darlegung des Prof. Dr. ßenecke in der Stettiner Fischereizeitung.*) Es mögen daher diese Geräthe hier nur kurz auf Grund jener Mittheilungen charakterisirt werden. Das von 2 Fahr- zeugen gehandhabte Kurrennetz ist ein Flügelnetz mit Läddering. Jeder Flügel hat eine Länge von 160 — 180 m und eine Breite von 2 — 3 m. Die beiden Längsseiten des Netzes sind von einer starken Leine aus Flachs ein- gefasst. Die mittlere Netzwand, die Schienge, ist aus feinen Flachsfäden ge- fertigt und hat Maschenweiten von 4 cm, während diejenigen der Läddering etwa 5ocm weit sind. Als Schwimmer dienen Stücke von Pappelborke, welche in Abständen von )e einem Meter auf eine an der oberen Simme befestigte dünne Leine aufgestreift sind. In gleicher Weise sind die Senker, Steine, Sandsäcke oder Thonringe auf eine an der unteren Simme angebundene Leine aufgezogen. An das Ende jedes Flügels schliesst sich ein 10 m langes stärkeres Netz mit Maschen von durchweg 5,2 cm Weite an, dessen Höhe am Anfänge derjenigen des Flügels gleicht, also 2 — 3 m beträgt, bis zum Ende hin sich aber auf etwa 1,20 m verschmälert, der Schulmeister. Seine Simmen sind mit denen des F'lügels verbunden und gehen an dem schmalen Ende durch ein etwa 1,20 m langes Stück Rundholz, den Bottknüppel, hindurch, eine Hahnenpfote bildend, in deren Oese die 40 — 5o m lange Zugleine {Treibleine, Dripleine) befestigt ist. (Die Handhabung des Kurren- netzes wird nachstehend noch näher erläutert.) Das Braddenetz besteht aus einem trichterförmigen Netzsack, der Metritze, welche eine Länge von etwa 14 m hat, an ihrem spitzen Ende etwa i m weit und mit einer festen Schnur zugebunden ist. Die Lage der Metritze wird durch eine auf der Oberfläche treibende Boje angezeigt. Die Flügel, deren jeder eine Länge von 180 — 200 m hat, sind bei ihrem Anschluss an die Metritze 8 m hoch, verschmälern sich aber nach dem Ende zu bis auf 3 m. Das ganze Netz i.st aus dünnen Hanffäden gefertigt, und ringsum mit einer festen Simme eingefasst; Schwimmer und Senker sind ähnlich wie beim Kurrennetz und sind auch hier zum Betriebe 2 Fahrzeuge erforderlich. Das Keitelnetz ist *) No. II und 12, den 16. und 23. März 1880. 4* Deutschland, 52 ein hänfenes, trichterförmiges Netz ohnd Flügel, dessen Länge 10—12 m, dessen Umfang an der vorderen weiten OeffnuTtg etwa 12 m beträgt. Die letztere ist von einer festen Simme eingefasst und wird durch zwei daran befestigte Hölzer, die Stölzen, und den zwischen beide gesetzten Treibbaum in Form eines Rechteckes von etwa 5 m Länge und i m Höhe offen ge- halten. An den Stölzen ist mittelst der Hahnenpfoten oder Schärker die Bottleine befestigt, an welche eine starke, etwa 20 m lange Treibleine an- geknUpft wird. Zum Betrieb der Keitelfischerei gehört ein schweres Segel- fahrzeug. Das Windkartell oder Windenetz des Kurischen Haffs ist dem 2.^. Ivurrenkäline des Kurischen Halls, vor ihrem Netze treibend. Nach einer auf der iVusstcIlung ausgelegten Zeichnung. Braddengarn ganz ähnlich. Es besteht aus einer Metritze von nicht mehr als 16 m Länge und 2 Flügeln, deren Länge nicht über 180 m und deren Höhe nicht mehr als 6 m betragen darf. Der Betrieb dieses Zugnetzes geschieht von 2 — 4 festliegenden Kurrenkähnen aus. Das Herbstgarn (Netz) des Frischen Haffs ist in Construction und Anwendung dem Kurischen Windkartell sehr ähnlich. Zum Betriebe dieses Zugnetzes werden 2 Fahr- zeuge (Angelkähne) verwendet. Das Autnehmen beider Arten von Netzen geschieht mittelst an Bord befindlicher Winden. Aut dem Kurischen Haff werden mit wenigen Ausnahmen nur Fahrzeuge mit ganz flachem Boden benutzt, die zur Beseitigung der seitlichen Abtrifft an Stelle des Kiels ein Schwert führen, welches aufgenommen wird, wenn das Fahrzeug mit den Fischereigezeugen treibt. Die grossen Fischerkähne haben ein Schwert, welches immer geschifftet (umgesetzt) wird; die kleineren haben häufig an Hart- und Küstenüscherei von Osl- und Weslpreusseii. 53 jeder Seite ein Schwert, um das beschwerliche Schifften zu vermeiden. Die Kähne zum Kurren- und Keitelnetzbetriebe sind etwa 33 F. lang, lo — 12 F. breit und in der Mitte etwa 3 F. tief. Die vorstehende Abbildung, welche nach einer, bei den Memeler Aus- stellungsgegenständen ausgelegten Skizze aufgenommen wurde, zeigt zwei Kähne vor dem Kurrennetz treibend. Herr Oberhschmeister v. Mare'es schreibt uns hierüber: „Der vordere Kahn auf dem Bilde lässt erkennen, dass das Kurrennetz (nicht, wie vielfach falsch angegeben, Kurrengarn), mittelst der sogenannten Treib- leine am grossen Mast des Kahns befestigt ist. Auf dieser ziemlich starken Treib- leine ist je nach Bedürfniss in einiger Entfernung vom Anfang des Kurrennetzes, dem sogenannten Schulmeister (a) eine dünne Leine, die Szak, angebracht und nach dem Hintertheil des Kahns genommen, so dass derselbe zwischen diesen beiden Leinen, in einer sogenannten Hahnenpfote, unveränderlich, mit den an- geholten Schoten der Segel, mit dem Winde treiben und das ausgeworfene Kurren- netz durch das Wasser ziehen muss. Die im Bogen gezeichneten Punkte be- zeichnen die an der Oberfläche des Wassers schwimmenden Korke oder Flotte, welche die obere Simme oder Einfassung des Kurrennetzes an der Oberfläche halten, so dass dasselbe, weil die untere Simme mit aus Ziegellehm gebrannten Kugeln beschwert ist, möglichst senkrecht im Wasser geschleppt wird. Das Kurrennetz kann, je nachdem man die untere Simme mehr oder weniger be- schwert, zur Fischerei am Grunde oder an der Oberfläche benutzt werden. Ich erlaube mir noch auf die EigenthUmlichkeit unserer kurischen Fischer hinzu- weisen, dass sie ihre Spreetsegel von oben und nicht, wie es sonst überall üblich ist, von unten reffen, d. h. verkleinern. Im Bilde sind die Reffbänder daher auch oben im Segel gezeichnet. Mit Rücksicht darauf, dass diese Kähne sehr steif sind und sehr viel Wind vertragen, ehe sie sich auf die Seite legen, hat diese Eigenthümlichkeit ihre Berechtigung. Es muss nämlich das Segel zum Reffen hcruntergelassen werden, und hieraus folgt, dass der obere Theil des Segels dann besser zu handhaben ist, als der unten liegende. Hierzu kommt noch der Um- stand, dass die Segel dieser Kähne auf dem Haff immer nass sein müssen, denn sie sind aus selbst gefertigter Leinewand gemacht und haben kein sehr dichtes Gewebe. Um sie nun zu dichten, und damit der Wind nicht wie durch ein Sieb hindurchgehe, müssen sie von Zeit zu Zeit nass gegossen werden. Hierzu wird der sogenannte, mit ausgestellt gewesene Giesser, ein ziemlich langer, schmaler und ausgehöhlter, gebogener Wasserschöpfer benutzt, und verstehen die Fischer, selbst beim schnellsten Segeln, denselben so zu handhaben, dass sie jede beliebige Stelle des Segels auf das Genaueste treffen. Bevor der Junge nicht ordentlich sein Segel nass zu giessen versteht, wird er nicht für voll angesehen.” Wie uns derselbe Herr mittheilt, hat er kürzlich bei den Aufsichts- kähnen des Kurischen Haffes das, das lästige Schifften überflüssig machende Stechschwert eingeführt; dies bewährt sich so, dass dessen allgemeine Ein- führung zu erwarten steht. Getakelt sind die grösseren Fahrzeuge des südlichen Kurischen Haffs meistens mit Gaffelsegeln ohne Baum, während die grösseren Fahrzeuge des nördlichen Theils meistens Spreetsegel haben. -A.ls Vorsegel führen sie sämmtlich ein kleines Spreetsegel und darüber noch eine kleine Focke. Für die Aalflscherei werden auf dem Kurischen 54 Deutschland. Haff kleine Kielböte verwendet, und zwar werden zum Aalfang Angeln mit Schnüren und Haken benutzt; eine Aalangel hat 600 Haken. Auf dem Frischen Haff werden auch zum .Betrieb der Keitelhscherei die Angelkähne (mit Kiel) gebraucht (s. o.). Für das Kurische Haff hat sich, wie wir hören, die Nothwendigkeit der Einstellung eines Aufsichtsfahrzeuges mit Hilfsdampf- kraft ergeben, das also in der Hauptsache sich mit seinen Segeln tortbewegt, dem aber zur Unterstützung und Aushilfe eine durch Dampf in Bewegung zu setzende Auxiliarschraube beigegeben ist. Das Kurische Haff, das grösste unter den drei Haffen der preussischen Ostseeküste, da seine Fläche 29 dMI. beträgt, gegen etwa 12 üMl. des Stettiner und etwa i5 dMI. des Frischen Haffs, bildet in seinem südlichen Theile, etwa von Nidden an gerechnet, einen gleichmässig tiefen, ungefähr 20 dMI. grossen See. Dieser Hafftheil wird von 53o grossen Fischerfahrzeugen und 1060 Mann Besatzung mit Kurrennetzen und Keiteln vorzüglich des Nachts be- fischt. Zur Beaufsichtigung dieser Treiblischereien scheinen die jetzigen, nur etwa 7 — 8 m langen, offenen Kähne nicht geeignet, zumal für den Nachtdienst; in der stürmischen Herbstzeit kann an Bord dieser Kähne nicht einmal etwas warme Speise und Getränk bereitet werden. Nach dem ausgestellten Modell, welches nach den Ideen des Hamburger Etablissements Jantzen und Schmilinsky angefertigt, wird ein etwa 20 m langer Fore and aft- Schooner mit Auxiliarschraube (Hochdruckmaschine von 9 Pferdekraft nominell) projectirt. Die Dimensionen sind 60 F. engl. Länge, iSVi F. Breite, 4V4 F. Tiefe, mittlerer Tiefgang VU F. Einfache Schraube von 3V4 F. Durchmesser. Ferner war das Modell eines Fischerei- Aufsichtsdampfers von der Stettiner Maschinenbau- Actien-Gesellschaft „Vulcan” ausgestellt. Die Ab- messungen des Schiffes sind, nach der uns gewordenen Mittheilung, die folgenden: Länge zwischen den Steven 20,90 m, Länge in der Wasserlinie 20,40 m, grösste Breite auf den Spanten 5,3o m, Höhe von Oberkante Kiel bis zum Schandeck 1,81 m, Tiefgang hinten 1,40 m, vorn 1,10 m, Maschine 9 nominelle Pferdekräfte, Schraube nach System Mangin. Tonnengehalt ca. 41 Tons. Takelung: Schooner. Wir wenden uns nun zur Ostseefischerei der Kurischen Küste. Die eigentliche Seefischerei wird nur mit offenen Böten, welche je nach Umständen gerudert oder gesegelt werden, betrieben, und bleiben dabei die Böte selten länger als 10 bis i5 Stunden in See. i) Das Strandgarnboot hat 20 F. Kiel, von Aussenkant- Steven zu Aussenkant- Steven oben eine Länge von 27)2 F. Es ist etwa F. breit, zHi F. tief über die Mitte, hat oben im Bord 14 Z. Sprung (die Enden der Steven sind 14 Z. höher als die Mitte des Bootes). Der Kiel ist gerade, also ohne Sprung. Leer geht ein solches Boot etwa 7 Z., ist es zum Fischen ausgerüstet und mit 4 Mann besetzt, so geht es etwas über i F. Haff- und Küstenfischerei von Ost- und Westpreussen. 55 tief. Dasselbe ist hinten und vorne spitz und klinker gebaut. Jede Seite hat 12 — 13 Planken, welche etwa \ Z. stark sind. Ferner hat es g feste Kniee auf dem Kiel. Der Boden hat ein möglichst grosses Flach, daher der geringe Tiefgang. Bug und Hinterende fallen ziemlich weit über. Die ursprüngliche Takelage dieser Böte war ein Rahsegel mit langer Halse, wie es auf dem Nimmersatter Zeisenboot zu erkennen ist. (Der Vortheil dieses Segels bestand darin, dass ein Boot mit demselben besser über einen soge- Fig. 25. Nimmersatter Zeisenboot (Modell), ausgestellt von der königlichen Regierung zu Königsberg i. Pr. Oberfischmeisteramt Memel. nannten Streckbug segelte und dass auch die Grösse desselben das Boot besser zum Transportiren von Holzflössen und beladenen Prähmen ver- wenden liess.)*) Jetzt, wo das Beladen der Schiffe auf der Rhede nicht mehr stattfindet, sind die Unbequemlichkeiten der Rahsegel nicht mehr dem Nutzen entsprechend, man schafft dieselben ab und führt Spreet- und Focksegel ein. An den entlegenen Fischerdörfern des Seestrandes bei Memel sind noch die von Alters her eingeführten Rahsegel im Gebrauch, verschwinden aber auch dort mehr und mehr. — Zu einem Strandgarn, welches mit *) Laut gefälliger Mittheilung des Herrn v. Mare'es, Königl. Oberfischmeister in Memel. Deutschland. 56 Leinen an das Ufer gezogen wird, gehören stets 8 Mann und meistens 2 Böte. Im Frühjahre und im Herbst werden vorzugsweise Strömlinge (Ostseehäringe) gefangen (Strömlingsgarn'. Im März und April wird das Strandgarn, als Lachsgarn genügend stark eingerichtet, zum Lachsfang be- nutzt. Meistens gehören zwei Böte zu einem Lachsgarn. Der Brutto- Verdienst ist dem w. u. für die Lachsangelböte angegebenen ähnlich. Im Sommer fängt man Störe, Dorsche, Zärthen, im Herbst auch Flundern. 2) Das Zeisenboot ist dem Strandgarnboot ähnlich, nur kleiner. Es hat 14 F. Kiel, 17 — 18 F. oben zwischen den Aussenkanten der Steven, ist 7I2 F. breit, 2 F. über der Mitte des Bootes tief, und hat 10 — 11 Z. Sprung an der Oberkante. Der Tiefgang des leeren Bootes ist 5 — 6 Z., der des ausgerüsteten 8—10 Z. Jede Seite hat 8—9 Planken und auf dem Kiel stehen 9 Kniee. Dieses Boot führt jetzt auch meistens Spreet- und Fock- segel, während die weiter abgelegenen Ortschaften an der Küste noch ab und zu das oben beschriebene Rahsegel haben (siehe oben die Abbildung des Nimmersatter Zeisenboots). Diese Böte betreiben die Zeisenhscherei und die Fischerei mit Dorsch- Angeln resp. Dorsch- Kappeln. Die Zeise ist ein Grundschleppnetz*), welches vom Boote ausgefahren und dann an das vor Anker gelegte Boot mit langen Leinen herangezogen wird. Gegen- stand des Fanges mit der Zeise sind hauptsächlich Flundern (welche früher hier nur mit Stellnetzen gefangen wurden), ab und zu Dorsche, sehr selten ein Lachs oder Stör. Das 17 — 18 F. lange Boot (Zeisenboot) ist mit zwei Mann besetzt und mit Anker und Tau, zwei bis vier langen Ziehleinen, zwei Wischleinen, der Zeise und dem Stehder ausgerüstet. Bei diesem Betriebe legt der Fischer an einer ihm günstig scheinenden Stelle sein Boot (a) vor Anker (f) und befestigt an dem oberen Ende des Anker- taues (e) den Stehder (b) d. i. ein hölzernes Kreuz, durch welches eine *) Prof. Ben ecke beschreibt die Zeise („Deutsche Fischereizeitung” vom i3. April 1880, No. i5, S. i3i) wie folgt: Die Zeise ist ein aus Hanf gefertigtes Netz, das aus einem Sack (Metritze) von 6 m Länge und i3ocm weiter Oeffnung und 2 Flügeln von je 6—7 m Länge besteht, deren Höhe an der Metritze gleich deren Durchmesser ist, nach dem freien Ende hin sich aber allmählich bis auf 45 cm verringert. Dieses freie Ende ist an einem Stabe von gleicher Höhe (Stock, Knüppel) befestigt, in dessen Mitte sich ein eiserner Wirbel befindet, an welchem die Zugleine angebunden ist. Der Wirbel verhindert es, dass beim Ein- holen der Leine die etwaigen Drehungen derselben eine Verdrehung und- ein Unklarkommen der Flügel bewirken. Die Maschenweite beträgt in den Flügeln gewöhnlich 3 cm, im vorderen Theil der Metritze 2,5, im hinteren i,3, doch werden auch Zeisen mit iveiteren und engeren Maschen angewandt. Die Simme des ganzen Netzes wird von einer Neungarnleine gebildet. An der oberen Simme sind in Abständen von ca. 40 cm kleine Flotthölzer angebracht, um die untere sind in Entfernungen von je 5 — 8 cm Stückchen gewalzten Bleies ge- wickelt. Die Flügel des Netzes iverden dadurch in senkrechter Stellung erhalten und die Oeffnung der Metritze möglichst weit aufgespannt. Haff- und Küstenfischerei von Ost- und Westpreussen. 57 Stange gesteckt ist. An dem oberen längeren Ende der letzteren ist eine Flagge, an dem unteren, kürzeren, ein Stein, damit die Stange aufrecht im Wasser schwimme. Der Stehder bezeichnet also dem Fischer die Stelle, an welcher der Anker liegt. Dann wird an jedem Flügel der Zeise (z) eine Fig. 26. Zeisenfischerei der Ostsee. I. Wischleine (cc) befestigt und an diese werden die Ziehleinen (dd) fest- gebunden; das Ende der einen Ziehleine wird an dem Stehder festgemacht. Die Fischer rudern nun die Ziehleinen und darauf die Wischleinen so im Bogen aus, dass sie die Zeise dem Anker gegenüber auswerfen können. Ist dies geschehen, so wird die andere Wischleine mit der Ziehleine nach dem Stehder zu wieder im Bogen- ausgerudert. Es muss hierbei genau auf die Entfernung vom Stehder geachtet werden, damit derselbe mit dem Ende der Ziehleine erreicht wird. Die Fig. 26 I zeigt, wie die Zeise aus- Deutschland. 58 gefahren wird. Am Stehder (h) angekommen, wird das Boot (a) davor gelegt und mit zwei Leinen, einer von vorne, einer von hinten, an dem- selben befestigt. Jetzt werden die Leinen langsam eingeholt, wobei die Wischleinen (cc), über dem Boden schleppend, die Fische auf und in die Zeise (z) jagen. (Fig. 27, Ziehleinen — d, Ankertau = e, Anker = f.) Der Mast mit dem Segel wird bei der Zeisentischerei umgelegt. Wind und Strömung müssen berücksichtigt werden, wenn die Zeise ausgeworfen wird. Hat dieselbe Maschen unter 40 Dem, so ist sie dem Bestände der Flundern g. 28. Dorschangel (Dorschkappel) der ostpreussischen Seefischerei. Ausgestellt von der königlichen Regierung zu Königsberg i. Pr. Oberfischmeisteramt Memel. höchst gefährlich, denn mit den engen Maschen werden die kleinsten Flun- dern scheffelweise weggefangen. Ferner beunruhigt zu starke Zeisen- fischerei die Fische auf ihren Futterplätzen sehr und zerstört dort die Nah- rung auf denselben, so dass in Folge dessen die Flundern sich verziehen. An der Ostküste von Schleswig-Holstein soll deshalb auch die Zeise ganz verboten sein. Hier würde ein solches Verbot die Fischer schwer schädigen, eine gesetzliche Bestimmung aber, dass die Zeise nicht Maschen unter 40 Dem haben dürfe, wird dem Vernehmen nach von allen verständigen Fischern dringend gewünscht. Zum Betriebe derselben gehören zwei Mann. Die Böte sind 7 — 8 ni lang. Die Dorschangeln (Dorschkappeln) sind ähnlich den unten be- schriebenen Lachsangeln. Die Dorschangel ist eine Handangel, die an einem Stück Blei a (s. Fig. 28) zwmi starke Drähte (b und c) jeder etwa 1)2—2 Fuss lang, hat, an w'elchen mittelst kurzer Vorläufe zwei Haken (d und e) befestigt sind. Bei schönem Wetter segelt der Fischer etwa I — 2 Meilen in die See zur Fangstelle, entfernt die Segel und lässt das Boot (ein Kielboot) treiben. Dann nimmt er die mit Besteck versehene Kappel und lässt dieselbe so weit in das Wasser laufen, bis er fühlt, dass das Blei- Haff- und Küstenfischerei von Ost- und Westpreussen. 59 gewicht den Grund erreicht hat, hierauf wird die Leine wieder so weit cin- geholt, dass die Haken mit dem Besteck nur ein Weniges über dem See- grunde hängen, und ist die rechte Zeit da, so beisst der Dorsch so gierig auf die Angeln, dass der Fischer vollauf zu thun hat, den Fang zu heben, in Sicherheit zu bringen und die Kappel aufs Neue mit Besteck zu ver- sehen und auszuhängen. Das Beissen und Festgerathen des Fisches an der Angel fühlt der geübte Fischer leicht an der in der Hand gehaltenen Leine. Die Böte in den nördlichsten Fischerdörfern des deutschen Reichs, Karkel- Fig. 29. Memeler Lachsangelboot (Modell). Aussteller: Die königl. preussische Regierung zu Königsberg i. Pr. Oberfischmeisteramt Memel. beck und Nimmersatt haben meistens noch hölzerne Anker im Gebrauch, Auch machen die dortigen Fischer das Ankertau nicht oben über dem Bord der Böte fest, sondern ausserhalb, unmittelbar über der Wasserlinie an den Vordersteven, zu welchem Zwecke dort ein starker hölzerner Nagel quer durch den Steven gesteckt ist. Durch diese Vorrichtung reitet das Boot bedeutend besser in der kurzen See. 2. Das Lachsangelboot oder Lachsboot ist 22 — 23 Fuss lang in der Bodenplanke, die hier an Stelle des fehlenden Kiels ist. Von der Aussen- kante des Vorderstevens bis zur Aussenkante des Hinterstevens sind diese 6o Deutschland. Böte 24-- 25 Fuss lang, dabei etwa — 8 Fuss breit und über der Mitte etwa 28 Zoll tief, den aufgesetzten Dollbord, den die anderen Böte nicht haben, nicht mitgerechnet. Das Lachsboot geht leer 6 — 7 Zoll und aus- gerüstet und bemannt i — 1^ Fuss tief. Die Seiten bestehen aus 7 — 8 etwa % Zoll starken Planken. Die Böte sind hinten und vorne spitz und klinker gebaut; sie haben auf der glatten Kielplanke 7—8 feste Kniee und unter der Mast- oder Segelbank ein festes Schott. An der Hinterkante der Mast- bank ist auf jeder Seite ein beweglicher Poller eingesetzt, an welchem an der Leeseite beim Segeln stets das 7 — 8 Fuss lange, aus einem breiten Brett bestehende Schwert auf und nieder gesetzt wird, um bei dem mangelnden Kiel das seitliche Treiben zu verhindern. Diese Böte führen durchweg geölte Spreet- oder Focksegel. Das Erstere hat noch einen losen Giekbaum, welcher, wenn das Segel gesetzt ist, zwischen Mast und Schoothorn des Grosssegels so befestigt wird, dass die Klaue des Baumes an die Hinterseite des Mastes angesetzt wird, während eine kleine Klaue am andern Ende des Baumes in einer Hahnenpote am Schoothorn ein- gedrängt wird, so dass der Baum das Segel an der Unterkante ganz glatt ciussteift. Die Hahnenpote ist beim vollen Segel in der Schoot- und ersten Reffkausche befestigt. Wird ein Reff eingebunden, so kommt dieselbe in die erste und zweite Reffkausche. Die so steif ausgeholten Segel stehen vor- züglich und besonders gut bei dem Winde, so dass die schlank gebauten Lachsböte ausgezeichnet segeln und kreuzen. Mit einem Stechschwert ver- sehen, würden sie noch besser kreuzen und manövriren. Sie verdrängen mehr und mehr die obenbeschriebenen Kielböte und bewähren sich auch beim hohem Seegange als gut und sicher. Die Besatzung besteht mindestens aus fünf Mann: der eine steuert, während die vier anderen zu den Rudern greifen, wenn es geboten erscheint. Die gebräuchlichen Ruder sind Schaufel- ruder, d. h. nicht die gewöhnlichen Bootsriemen mit langem Blatt, sondern Stangen mit unten angenagelten, schaufelartigen breiten Blättern. Wie der HafF- und Küstenfischerei von Ost- und W'estprenssen. 6i Name andeutet, werden diese Böte vorzugsweise zur Lachsangelrischcrci gebraucht; es werden aber von ihnen aus auch die Strömlingsnetze in See gelegt, welche zum Zwecke des ßesteckfanges den Fischern dienen. Das Lac hsangelgeräth besteht aus einem sogenannten Steintau b mit Stein c, welches oben eine w'eisse Klotzboje d hat. Etwas unter der Boje befindet sich die sogenannte Lengleine a, eine starke Fischerschnur, die an dem Ende eine kleine weisse Holzboje e hat, und auf welcher in bestimmten Entfernungen weisse platte Flosshölzer (Flotte) angebracht sind, welche diese „Lengleine” auf der See schwimmend erhalten sollen. Am Ende der Lengleine, also an der Boje (Leng) ist der etwa i3 Fuss lange „Vor- Fig. 31. Reider zur Lachsangel. lauf” f angebracht, an dessen Ende in einiger Entfernung unter einem kleinen Bleigewicht g der Haken h mit dem Besteck hängt. Es werden im Sommer zwanzig, im Winter fünfzehn Stiege Angeln a 20 Stück von einem Boot in Betrieb gesetzt; die Angeln werden auf 20 bis 25 Faden Tiefe in der Weise in langen Reihen, so weit von einander ah gelegt, dass dieselben beim Aendern der Lage der Lengleine durch Wind und Strömung, dem sogenannten Schwojen um das Steintau, einander nicht erreichen und sich also nicht verwickeln. Im Anfänge der Reihe liegt in gewisser Ent- fernung ein sogenannter Reider, der an dem oberen Ende eine weithin sichtbare Flagge hat. Das Steintau muss stets so lang sein, als die Wasser- tiefe beträgt, damit die grössere Holzboje, oben schwimmend, gesehen werden kann. Lengleine und Vorlauf müssen mindestens eben so lang sein, damit der gefangene Fisch auf den Grund sinkend nicht die Holz- boje unter Wasser nehme. Der Fisch wird von der grösseren Klotzboje 62 Deutschland. aus mit der Lengleine aufgeholt. Die Fischer gehen mit ihren Böten sehr häufig 4 — 5 deutsche Meilen in See. Die Lachsangeln im westlichen Theil der Ostsee, z. B. bei Bornholm sollen 2 — 3 Haken an einer Lengleine in gewisser Entfernung haben, bei den kurischen ist dies nicht der Fall, bei bewegter See sind gewfiss die Angeln mit einem Haken leichter zu hand- haben und klar zu halten, auch ist der Verlust einer einfachen Angel, welche von den Fischern selbst verfertigt wird und deren Werth etwa 1 bis 1I2 Mark beträgt, leichter zu verschmerzen. Es lässt sich denken, dass diese frei in der See ausgelegten Angeln viel von Schiffen, Stürmen und dem sich häufig ändernden Küstenstrom vertrieben und verschleppt werden. Das Eis nimmt auch viele fort. (Vergl. hierbei oben die Lohmer Lachsangel.) Im Allgemeinen ist es als ein sehr mittelmässiger Verdienst anzusehen, wenn ein Lachsboot vom October bis Juni, also in 8 — 9 Monaten, nicht mehr als für 8 — 900 Mark Lachse fängt. Fischt ein Boot mit Glück, so fängt es das Doppelte, ja das Dreifache. Zum Schluss dieses Abschnitts mag noch ein Blick auf die Ausstellung des deutschen Rettungswesens, an dessen Entwicklung ja alles seefahrende Volk direkt interessirt ist, geworfen werden. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hatte Schwimm- gürtel, Lenzsäcke, Korkrettungsbojen und Kugeln mit Wurfleinen, endlich das Modell eines Bootsruders ausgestellt. Korkrettungsbojen kommen beim Fischermann nicht in Betracht; aber Korkjacken um so mehr. Alljährlich ertrinken Fischer, weil sie dieses vortreffliche Rettungsmittel nicht an Bord haben und auch nicht schwimmen können. Der Fischer geht bei gutem Wetter in See, später fängt es an zu wehen, und wenn er an Land kommt, steht dort bereits eine so hohe Brandung, dass sein primitives Fahrzeug darin kentert und die Besatzung wenige Meter vom Strande ertrinken muss. Um dieses zu verhindern, dient auch die Korkrettungskugel mit Wurfleine, zum Zuwerfen vom Lande aus. Der Lenzsack hat die Form eines Kaffee- beutels, wird an einer starken Leine hinter dem Fahrzeug hergeschleppt und dient dazu, beim Lenzen in hoher See die Steuerfähigkeit des betreffenden Fahrzeugs zu vermehren. Denselben Zweck hat das Modell eines Boots- ruders, mit einem der Form des Ruders genau angepassten Mantel aus Eisenblech. Wenn dieser Mantel heruntergelassen wfird, bildet er eine Ver- längerung des Ruders, so dass damit das Boot noch zu steuern ist, wenn es seinen Hintersteven aus dem Wasser stampft.*) Eine nähere Beschrei- bung dieser Rettungsgeräthe findet sich in der neuesten Auflage des weit- verbreiteten „Seemann in Noth”. *) Wie uns Herr Inspector Conrad mittheilt, haben sich in neuester Zeit einige Ostseefischer Lenzsäcke angeschafft, aber Korkjacken nicht, obwohl diese viel nothiger und wichtiger wären. Dänemark. Die dänischen Seefischereien, besonders die des eigentlichen König- reichs, waren auf der Ausstellung vielseitig zur Anschauung gebracht. Ebenso waren die dänischen Colonien in Grönland durch die reiche ethnographische Sendung des königlichen Museums in Kopenhagen und auch die Färöer durch die Ausstellung von Hans Christoph er Müllerin Thorshavn und einiger anderer Herren gut vertreten, während von Island für diese Classe nichts eingeschickt war. Die Classe II Fischerei zählte im Specialkatalog 74 Hauptnummern, von denen manche eine ganze Reihe von Objekten umfassten. Der Specialkatalog bot mannigfaltige Auskunft; dazu w'ar eine von dem Commissar Herrn Harald V. Fiedler ausgearbeitete allgemeine Statistik der dänischen See- und Süsswasserfischereien ausgelegt. Der allgemeine Theil des Specialkatalogs war in der Hauptsache dem Beitrag des Herrn Arthur Feddersen in Viborg zu Lindeman’s Darstellung der Seefischereien (Ergänzungsheft von Dr. Petermann’s Mittheilungen No. 60) entnommen. Darnach betrug im Jahre 1878 in Dänemark die Einfuhr an frischen Fischen und Muscheln (Austern ausgenommen) 838, 7o3 Pfund, die Ausfuhr (mit derselben Ausnahme) 6,722,460 Pfund im Werthe von 1,008,369 Kronen.*) Die Ausfuhr von Austern betrug in demselben Jahre i,oo5,023 Pfund. Für einzelne in der Seefischerei be- sonders wichtige Districte liegen Angaben aus verschiedenen Jahren vor. So waren an der Jütischen Westküste, in den Zolldistricten von Hjörring und Lökken, 678 Böte mit etwa 1000 Mann Besatzung' mit der Seefischerei beschäftigt. Unter den i5oo Einwohnern von Skagen ernährten sich ungefähr 1200 ausschliesslich von der Seefischerei und beschäftigte die *) I Krone = i M. 12)2 Pf. Dänemark 64 Letztere im Liimfjord, während der Jahre 1873—1879:2021 Fischer. Im grossen Belt wird der Häringsfang von den Küsten und Inseln aus mittelst Treibnetzen durch 4 — 5oo Böte betrieben; die grösseren Böte haben eine Besatzung von 3 Mann und einem Jungen. Für Kastrup auf Amager werden 68 Fischerböte und für Halsnäs in Nordseeland 11 5, endlich für Bornholm 348 grössere und kleinere Fahrzeuge angeführt. Betreffs des Werths des Fanges an den verschiedenen Küstenstrecken heben wir folgende Ziffern hervor: Hjörring und Lökken. Zolldistrict (1877) • • 134,600 Kronen Skagen (1872) 141,000 „ Liimfjord (1878 — 79) 401,018 Randersfjord, jährlich geschätzt zu .... 5o,ooo „ Grosser Belt, Treibnetzfischerei auf Häringe, jährlich 200,000 „ Kastrup auf Amager jährlich 40,000 „ Halsnäs, Nordseeland (1878) 86,800 „ Bornholm (1874) 625,576 ,, Austernfang wird im Liimtjord und bei Fladstrand im Kattegat 8 Meilen südlich von Skagen betrieben. Ausserdem sind noch einige Austernbänke von geringerem Werthe in der Nähe der kleinen Insel Manoe vorhanden. Die jetzt mit 63 Böten im Liimfjord betriebene Austernfischerei, welche, gleichwie der Fang auf den Bänken hei Fladstrand und Manoe, gegen eine jährliche Pachtsumme von 270,000 M. an die Hamburger Firma Kuhnert Söhne verpachtet ist, datirt erst seit dem .Tahre i85i und ist eine sehr ergiebige. Der Liimfjord hat bis zum Jahre i825 nur mit der Ostsee in Verbindung gestanden. Die grosse Fehruarsturmfluth des Jahres i825 durchbrach die schmale Landzunge zwischen dem Liimfjord und der Nord- see und seitdem ermöglicht die Salzfluth der letzteren die Existenz der Auster in jenemFjord. Die Bänke im Liimfjord, 198 an Zahl, die Herr Kuhnert sämmt- lich in Pacht hat, sind in drei Districte: den Nissum-, den Nykjöbing- und den Thisteder-District getheilt. Ebbe und Fluth differiren im Westen des Liimfjords in der Regel nur um 0.4 m, so dass die Strömung im Wesent- lichen nur durch Winde bedingt wird. Der Salzgehalt, hei stillem Wetter am Grunde grösser als an der Oberfläche, beträgt 2 und 3 pCt. Die Er- träge der dänischen Austernflschereien beliefen sich in den Jahren 1871 — 75 auf etwa 33, 000,000 St. Austern 1876 „ „ 5,25o.ooo „ „ 1877 „ „ 3,5oo,ooo „ ,, 1878 „ „ 2,5oo,ooo „ Der Rückgang des Ertrags der Liimfjord - Bänke seit 1877 hat seinen Grund darin, dass im December 1877 schwerer Frost zum grossen Theil die flachliegenden Austernbänke im östlichen (N.ykjöhing-) District zerstörte Statistisclie UeberblicUe der Dänisclien Seefischereien. und daher dieser ganze District, etwa des ganzen Austernterrains des Fjords, seit jener Zeit und bis jetzt der Befischung entzogen wurde. Wie die Seefischerei des Königreichs, so ist auch die der Färöer vor- wiegend Küstenfischerei. Der Dorsch (Kabljau), der Heilbutt und der Häring sind die Hauptgegenstände des Fanges, welcher überall um die Inselgruppe herum, hauptsächlich im Februar, betrieben wird. Die Ausfuhr der Färöer an Fischereiproducten war im .lahre 1873 : Fig. 32. Färöisches Fischerboot mit Geräthschaften, zum Grindwalfang (Modell). Aussteller: Jörgen Bech & Söhne in Kopenhagen. Alle Sorten gedörrter, nicht gesalzener Fisch 82,700 Pfund, Gedörrter und gesalzener Fisch 2,900,000 „ Roher Fisch 3p, 000 „ Rogen 170 Tonnen, Dorschschwimmblase zur Bereitung von Gelatine 10,000 Pfund, Thran 22 5o Tonnen. Wir wenden uns nun zunächst zu den Modellen der Fahrzeuge, deren hauptsächlichste Typen durch 14 Aussteller vertreten waren: I. Das färöische Fischerboot in Modell ausgestellt von Jörgen Bech & Söhne in Kopenhagen, Sörensen zu Ribe und Bürgermeister H. E. Hö st in Hjörring. (Fig. 32.) Die Länge des Originals, eines offenen Bootes, vom Vor- zum Hinter- .sieven beträgt 26 rhein. Fuss (3,19 rhein. Fuss = i m), die Breite über die Mitte 6 rhein. Fuss, die Länge des Kiels 20 rhein. Fuss. Die Besatzung Seefischerei. 5 66 Dänemark. besteht aus 8 Mann zum Rudern, und einem Mann zum Steuern. Es ist dieses „Ottemandstarer”( Achtmannsfahrer) genannte Boot das am meisten ge- bräuchliche auf den Färöern. Indessen giebt es auch Böte für vier oder sechs, seltener für zehn Mann. Die Färöer Böte führen nur ein kleines, viereckiges Rahsegel, da sie sich zum Kreuzen wenig eignen. Zum Kabl- jaufang bedienen sie sich theils der Handschnur, theils der Langleine. 2. Die Fischerschüte von Falster. Das Original des von Lars Jör- gensen in Gabensee (Nordseite der Insel Falster, gegenüber der Südküste von Seeland), ausgestellten Modells ist ein Deckfahi'zeug. Die Dimensionen sind: Länge über Deck vom Vorder- bis zum Hintersteven 48 Fuss dän. (3,ig Fuss dän. = i m) Breite über die Mitte r3 Fuss dän., Länge des Kiels 3g Fuss. Das Fahr'zeug hat 5 Segel und wir'd zur Fischerei mit Schnüren in der Ostsee gebraucht. Eine von E. Bentzen zu Nykjöbing auf Falster ausgestellte Zeichnung veranschaulichte eine Fischerquatze von Falster und es war darüber im Specialkatalog bemerkt: „Dieselbe ist 46 Fuss lang, i3 Fuss 4 Zoll breit und hat lyVioo Reg. Tons Die verschiedenen Arten der Fahrzeuge. Tragfähigkeit; sie kann laden: im Sommer 25o ä 3oo Stiege, im Winter 400 Stiege (loldbutte, und im Frühjahr 10 bis rzooo Stück Dorsch.” 3. Das Sund-Fischerboot, ausgestellt von Harald V. Fiedler, war durch das von W. Villumsen in Snekkersteen verfertigte Modell eines grösseren Fischerboots aus Snekkersteen vertreten. Unter Segel gehen diese Fahrzeuge zum Frischfischfang, auch im Winter ins Kattegat und im Sund, mit 2—3 Mann Besatzung. Fig. 34. Sund-Fischerboot. Aussteller Harald V. Fiedler zu Sterrede bei SUjelshör (Modell). Die Länge des Fahrzeuges vom Vorder- bis zum Hintersteven betrügt 16 — 24 Fuss, die Breite 4!^ — 8 Fuss, die Länge des Kiels iol4 — 16 Fuss. Der Aussteller bemerkt uns hierüber: „Vollständig getakelt führt es 4 Segel. Die Länge des Mastes ist ungefähr gleich der inneren Länge des .Fahrzeuges. Grösstes Segel zu einem Boot bis 18 Fuss etwa 14 — 15 Fuss hoch, 9^ — 10 Fuss breit. Die übrigen Segel enthalten ebensoviel Segeltuch wie das grosse Segel. Des Sommers wird das Boot zur Fischerei mit „Nedgarn”, Netzen, w'orin die Fische durch Einwickeln gefangen werden, gebraucht. Im Herbste wird die Talcelage weggenommen und das Boot zur Aalreusenfischerei verwendet, im Mhnter aber wieder mit Mast und Segel 68 Dänemark. versehen, um die Fischerei auf Dorsch, die schönen Snekkersteener Dorsche, mit Bakker (Angelleinen) und Schnüren zu betreiben. Zum Hornhechtfang mit Waden oder „Not” bei Kronborg werden ein kleineres und ein grosseres Boot verwendet. Zur Wartung des Grundnetzes werden ausschliesslich grössere Fahr- zeuge, als das im Modell ausgestellte, verwandt. Alles dieses gilt vom Sund und der Meeresstrecke nach dem Vorgebirge Kullen (Schweden) hin. Das durch das Modell veranschaulichte Fahrzeug war unter dem Namen „Pepita” als ein aus- gezeichneter Schnellsegler bekannt und kann als Typus der Oeresunder Fahr- zeuge, welche in sehr grosser Zahl von den kleinsten bis zu den grössten von mehr als zwanzig Fuss Länge vorhanden sind, betrachtet werden. Seitdem Fig. 35. Modell eines Bootes für 2 Mann. Aussteller: S. W. Rasmussen, Lönstrup, Nordwest-Jütland. mehrere kleine Häfen für die Fischerei gebaut worden, z. B. Skovshoved, Thor- bäk, Snekkersteen, Hornbäk, Gilleleie, ist die Tendenz erkennbar, die Fahrzeuge grösser zu machen.” 4. Die Fischerfahrzeuge der W^estküste von Jütland. Sie waren durch das Modell einer sogenannten Zweimannsjolle von W. Ras- mussen zu Lönstrup bei Hjörring vertreten. Die Fischerfahrzeuge von Bornholm waren durch Modelle des Deck- boots „01a” und eines offenen Fischerboots, Aussteller .1. Brandt, Nexö, vertreten. Endlich wären noch die Längendurchschnitte von kleineren Kähnen aus dem südlichen Theil des grossen Belts, Aussteller .1. Svendsen und Sohn, Snekkersteen, und die Modelle von Fischerböten aus dem Sunde zu erwähnen, deren eines (mit Qtiatzeneinrichtung) nach Amerika verkauft ■wurde. Modelle von Austernfangfahrzeugen waren nicht ausgestellt. Fischereien der Färöer und von Dänisch - Grönland. 69 Nach dem Unheil Sachverständiger legten alle diese Modelle mehr oder weniger Zeugniss dafür ah, wie sehr man sich jetzt in Dänemark be- strebt, die Fischerfahrzeuge immer mehr ihrem Zwecke gemäss einzurichten. Die grönländische und die Färöer Ausstellung besprechen wir hier mit einigen Worten besonders. Der Specialkatalog gab eine sehr an- schauliche Beschreibung des Fanges des Grindwals (delphinus globiceps), wie er an den Küsten der Färöer betrieben wird und oft schon, wenn auch nicht immer mit solcher Genauigkeit, geschildert worden ist. Be- kanntlich treiben in einem Halbkreise rudernde Böte die von Zeit zu Zeit die Küsten jener Inselgruppe besuchenden Grindwalschaaren in eine Bucht dem Lande zu und tödten dieselben mit Lanzen und Messern. Um ein Entkommen zu verhüten, sperrt man in neuerer Zeit die Bucht noch mit einem mächtigen Netz ab, welches aus neundrähtigem Bindfaden bestehend, 200 Klafter lang, 8 Klafter tief ist und Maschen von 6 Zoll im Quadrat laat. Die Geräthe des Grindwalfanges, nämlich eine Lanze von 12 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und mit einem öFuss langen Holzschaft, sowie daran befestigter Leine, ferner ein eiserner Haken (Söknakroge), und ein Messer, mit welchem die Fische schliesslich getödtet werden, endlich auch einer der Wurfsteine, mit welchen die scheuen Fischschaaren von den Fahr- zeugen aus getrieben werden, waren ausgestellt. In den 79 Jahren (1801 — 7g) sind auf den Färöern 78,210 Grindwale, somit jährlich 990 getödtet worden. Nach den Angaben des Herrn Müller in Thorshavn sind aber noch lopCt. hinzuzurechnen für „Drivhvale”, d. h. Walfische, welche, bei der Jagd getödtet und gesunken, erst später aufgelischt oder ans Land ge- schwemmt worden sind. Derselbe Herr hatte auch die sonstigen Geräthe der Färöer Fischereien ausgestellt, namentlich; eine Langleine (Bakke) mit Steinen, Bojen und anderem Zubehör; eine Angelschnur (Handschnur) für den Heilbutten-, Dorsch-, Leng-, Brosmen- und Schellfischfang; einen Haken, der in die Heilbutte eingeschlagen wird, wenn man dieselben in das Boot ziehen will (s. w. unten); ein Messer zum Schlachten und Aufschneiden der Fische. Die grönländische Ausstellung umfasste 23 Nummern und heben evir daraus hervor: das Modell des bekannten grönländischen Kajaks mit Geräth- schaften für den Seehundfang, dasjenige des grösseren sogenannten Weiber- boots (Umjaks), die mit einem langen Riemen versehene Blase, welche, an die Harpune befestigt, den getroffenen Seehund am Entweichen ver- hindert, einen aus der Hand geschleuderten, mit Widerhaken versehenen Vogelpfeil (sogenannten Wurfpfeil), dessen Spitzen aus Renthierknochen gefertigt; sodann zwei Blutpfropfen, welche in die Wunden des Seehunds gestopft werden, damit das Blut nicht verloren gehe. Ein sogenannter „Ringpelz” hat folgenden Zweck: Sobald ein Wal strandet oder der Küste 70 Dänemark. zutreibt, kriecht der Grönländer in den mit Luft gefüllten Pelz, schnürt ihn zu und begiebt sich auf oder in den Wal, um Speck und Barten zu gewinnen. Der Pelz hält ihn über Wasser. Eine etwa 900 Ellen (die dän. Elle = 628 mm) lange Tiefseeangelleine, Waltischharpune u. A. Die Illu- stration veranschaulicht zwei Kajaks. Der Kajak des Grönländers, ein kleines, gebrechliches Fahrzeug, ist gewöhn- lich i8 Fuss lang, in der Mitte ebensoviel Zoll breit, 9 Zoll tief und läuft hinten und vorn in eine Spitze aus. Es besteht aus leichten Treibholzstücken oder Knochen und ist rund herum mit gegerbten Seehundsfellen überzogen, die voll- ständig wasserdicht und mit wunderbarer Geschicklichkeit so zusammengenäht sind, dass die Näthe auch keinen Tropfen Wasser durchlassen. Auf der oberen fig. 36. Grönländische Kajaks (Modelle). Aussteller: Blume in Kopenhagen. Seite des Bootes befindet sich in der Mitte eine kreisrunde, von einem Holzreifen eingefasste Oefthung von etwa i5 Zoll Durchmesser. Dies ist der Platz für den Mann, dessen Kleid, eine wasserdichte Jacke aus Seehundsfell, dicht über dem hölzernen Rand des Loches angeschnürt ist. Da das ganze Gewicht des Bootes kaum 3o Pfund beträgt, so ist es natürlich mit dem Mann oben viel schwerer als unten, und erfordert seine Führung eine lange Uebung und Geschicklichkeit. Zur Fortbewegung dient ein Doppelruder von ungefähr 6 Fuss Länge, das in der Mitte angefasst und abwechselnd bald rechts, bald links ins Wasser getaucht wird. Lanzen und Speere liegen vor dem Mann auf dem Kajak, hinten und vorn durch Riemen gehalten, die an beiden Seiten der Oberkante des Bootes befestigt sind. Bei der Seehundsjagd wird der Speer mit einem Wurfbret fortgeschleudert, das mit einem tlaken aus Bein in das hintere Ende der Lanze eingreift. Der Speer hat eine Länge von 3 Fuss, ist aus Treibholz verfertigt, und vorn mit einer eisernen Spitze versehen. Am hinteren Ende des Speeres ist eine kleine Blase angebracht, die, aufgebläht, verhindert, dass der nicht tödtlich getroffene Seehund mit der Lanze untertauche oder davonschwimme. Der Kajak. Netze und sonstige Fanggeriithe. n Uebcr die in der dänischen Seefischerei verwandten Geräthe enthielt der Specialkatalog Mittheilungen des Herrn A. Fcddersen in Viborg. Dieser Herr gab uns l'reundlichst brieflich noch weitere Aufklärung. Das Meiste in dem nachfolgenden Bericht verdanken wir aber dem stets zu sachkundiger Auskunft bereiten, bewährten Kenner der dänischen Fischereien, dem Dänischen Ausstellungscommissar Herrn Birkrichter Harald V. Fiedler zu Sterrede bei Skjelskör. Die verschiedene Beschaffenheit des Fahrwassers längs der dänischen Sceküsten bedingt eine grosse Mannigfaltigkeit der Fanggeräthschaften und ist daraufhinzuweisen, dass das Material der Netze und sonstigen Fang- apparate sich in neuerer Zeit bedeutend verändert hat, theils indem man auch hier mehr und mehr von Flachs und Flanf zur Verwendung der Baum- wolle überging, theils dadurch, dass die Handarbeit in neuester Zeit durch Maschinenarbeit nach und nach verdrängt wird. Dabei sind die Dimen- sionen der Netze u. A. so wenig constant, dass sogar innerhalb eines und desselben Fischereigebiets erhebliche Abweichungen in dieser Richtung Vor- kommen. In Nachstehendem besprechen wir zunächst die Netze, sodann die Reusen, die Angeln und die sonstigen Fanggeräthe. Die Häringsnetze. (Sildenaeringer) werden meistens als Setz-, aber auch als Treibnetze gebraucht; sie haben in verschiedenen Küstengegenden verschiedene Dimensionen, bei deren Angabe wir vorausschicken, dass in Dänemark i Fod = 3i4cm, i Elle = 2 Fod, i Tomme = 26mm, i Favn (Faden) ^ G Fod sind. Diese Netze sind in Agger 16 — 20 Fod bei 100: i3o Maschen und 23 — 24 Faden Länge; in Vorupöre (Nordwestküstc von Jütland) sind sie drei Faden tief und 25 Faden lang, in Nord-Seeland pFuss tief bei 3o Faden Länge, im Sund 14 Faden tief mit 100 — i5o Maschen bei 200 Fuss Länge mit 2000 — 2100 Maschen, im grossen Belt go — 100 Maschen tief und 18 Faden lang. Ausgestellt waren solche Netze namentlich von Aalsgaard, Carlsminde, Flelsingör, Oreby, Gilleleje (Nord-Seeland), Horn- baek, Rungsted, Skovshoved u. a. O. Das Dorschnetz hat im Sunde eine Länge von g6 — 100 Faden und eine Tiefe von 4 F. mit i3 — 16 Maschen bei Maschenweiten von 3)^ Zoll. In Kallundborg, wo es als Senkgarn benutzt wird, hat es eine Länge von 120 Faden bei Maschenweiten von i|Zoll. Das Dorschnetz dient auch wohl zum Schellfischfang. Ausgestellt von Helsingür (K. V. Brammcr), Skovshoved (J. Jensen), Rungstedt (P. Jensen), Hjärbaek (S. Jensen), Vilsund (C. Madsen) und IJumlchaek (H. Olsen). Das Meerschweinnetz hat in Nordseeland eine Länge von i5 Faden und eine Tiefe von Faden. 72 Dänemark Ausgestellt war ein Theil eines Netzes, aus ßaumwollengarn, von ,1 ens Christensen in ßramnaes. Das Makrelennetz ist in Nordseeland dem Häringsnetz gleich, hat aber grössere Maschen (4 Maschen auf Fuss), ist 12 Fuss tief und 70 Faden lang; in Kallundborg ist es 16—24 Faden lang und 60 Maschen tief; IO Steine werden zum ßeschweren der Netze gebraucht, während die Schwimmer je Fuss von einander entfernt sind. Die Flundernetze haben bei Skagen eine Tiefe von 4 Fuss (8 Maschen a 6 Zoll) 125 Faden Länge, und 18—26 Stiegen (a 20 Stück) Schwimmer. wobei auf jeden 4. Schwimmer als Senker ein Stein kommt. Sie sind mit der Maschine gearbeitet, und zwar aus Flachsgarn No. 10, zuweilen aus noch feinerem Garn. In Nord-Seeland sind sie 4 Fuss tief hei 100 Faden Länge und Maschen von 4)2 — 5 Zoll; im Sunde ist das Flundernetz dem Dorsch- netz gleich, hat aber grössere Maschen, je g — 10 auf 4 Fuss. In Kallund- borg: Maschen 3 Zoll, Tiefe 9)3 Maschen, Länge 120 Faden, i5o Schwimmer, 5o Steine; das Netz wird als Senkgarn, wie in der Ostsee und anderswo gebraucht. Diese Netze waren vertreten durch die Aussteller: .1. C. .Tisager, Frederikshavn, die Fischer in Aalsgaard, C. V. ßrammer in Carlsminde, K. V. ßrammer, Helsingör, die Fischer in Hornbaek, J. J. Johannsen, Hjarbaek, Chr. Andersen, Harboöre, H. Olsen, Humlebaek, und ,T.P. Pete r- sen, Hoislev. Das Grundnetz. Die vorstehende Abbildung zeigt ein dänisches „Grundnetz“*) nach einem von Holstein in Orehoved ausgestellten Modell. Die Einrichtung dieses Netzes mit dem kehlenähnlichen Eingang ist eine neue Erhndung des Ausstellers, welche beträchtliche Vortheile zu *) Im Specialkatalog S. 27 ist es so bezeichnet. Das Grundnetz. 73 bieten scheint. Abgesehen von dem Eingang unterscheidet cs sich nicht von den bisherigen Grundnetzen, deren so viele in Dänemark in verschie- dener Grösse benutzt werden. Umfang des Hauptnetzes, seine Tiefe, Lange der Reihe und auch deren Tiefe richten sich ganz nach den ört- lichen Verhältnissen. Man fängt gern mit der Reihe auf i Faden Wasser- tiefe an, und fährt damit in einer geraden Linie bis 2, 3 oder 4 Faden Tiefe in einer Länge von 3o bis 200 Faden fort. Das Hauptnetz hat die- selbe Tiefe wie die Reihe, wo diese endigt, und alle beide müssen wenigstens 1 Fuss über die Meeresfläche hinausragen; also muss das Netz für 3)^ Faden Wassertiefe eine Höhe von gegen 4 Faden haben. Die unteren Theile des Netzes müssen auf dem Meeresgründe liegen; das Ganze ist an in den Grund gerammten Pfählen befestigt, ln der Abbildung sind aaa Pfähle der Reihe, b der sogenannte Mundpfahl; d Hauptpfahl des Ringnetzes; cc Eckpfähle; eeee Seitenpfähle (Bougpale); fghi die viereckige Kehle (Kalv) zum Eingang. Die Wartung geschieht nach Losmachen der Leine in ganz derselben Weise wie nachfolgend für das Grundnetz von Jörgensen, Slipshavn, beschrieben. An den übrigen Grundnetzen ist es als ein Mangel betrachtet worden, dass der Eingang so beschaffen sei, dass die Fische eben so leicht aus- wie eingehen können. Um dies zu verhindern, hat der Aussteller versucht, die Reusenmethode mit Kehle auf das Grundnetz zu übertragen, damit so die Fische nicht leicht entschlüpfen können. — Ueber ein anderes Grundnetz, welches von Jörgen s en in Slipshavn aus- gestellt war, machte der Specialkatalog folgende Angaben: „Die Länge der Reihe beträgt 600 Fuss, ihre Höhe von 7 — 22 Fuss. Der Umkreis des Netzes beträgt 216 Fuss, seine Tiefe 20 Fuss und die Mündung desselben ist i8 Fuss weit. — Der Fangbeutel hat 100 Fuss Umkreis und 20 Fuss Tiefe. Der Eingang zu dem Fangbeutel, der 10 F. über dem Meeresgründe beginnt, ist 8 Fuss hoch, so dass die 6 F. im Durchschnitt haltende Mündung bis 2 F. unterhalb der Wasseroberfläche reicht. Der Eingang hat eine Länge von 20 Fuss und innerhalb bei dem Netz eine Breite von 18 Fuss. — Die Pfähle erheben sich 4—6 F. über die Wasserfläche und stehen dieselben 6 F. tief im Grunde. Zu dem grossen Netze werden 8 Pfähle gebraucht, zu dem Fangbeutel 3 Pfähle und zu der Reihe 12 Pfähle. — Die Wartung des Netzes geschieht so, dass man mit dem Boote von der rechten Seite aus in das Netz hineinrudert und das Boot so legt, dass es längs der Mündung und der Stemmleine zu liegen kommt, wobei letztere quer über das Boot zwischen zwei Dollen gelegt wird; alsdann werden die beiden Aufziehtaue an der Steuerbordseite des Bootes hochgezogen. Die Besatzung des Bootes besteht aus wenigstens 2 — 3 Mann, von welchen an jedem Ende des Bootes je einer placirt ist, die das Leik (oberste Leine des Netzes) erfassen und längs der Wasser- 74 Dänemark. oherHäche stramm ziehen, während dann der übrige Theil der Mannschaft das Netz hochheht und die Fische in den Fangbeutel hineintreibt, worin man dieselben so lange belässt, bis man sie gebraucht, da dieser so einge- richtet ist, dass kein Fisch wieder herausschlüpfen kann, ln Nord-Seeland ist die Reihe loo Faden lang, i — 5 Faden tief, der Kopf, das Netz selbst, 5oo Quadratellen ; 28 Reihepfähle von 36 Fuss Länge und 7 — 800 Faden Leine. Zu einem solchen Netze werden 6 — 700 Pfund Hanf gebraucht. Im Liimfjord verwendet man diese Netze hauptsächlich zum Fang von Häringen; die gesetzliche Weite der Maschen ist dort für den Boden des Netzes im Umkreis 22 Linien, für die Seiten 20 Linien und für die Reihe 21 Linien. Man fängt dort mit diesem Netze auch Coregonus Lavaretus (die Bodenrenke) und ist die Maschenweite dafür 5 Zoll. Im Uebrigen werden mit dem Grundnetz alle Sorten Fische: Dorsch, Häring, Hornfisch. Makrelen, Butte u. A. gefangen. — Grundnetze waren im Modell ausgestellt von C. Brammer inGarlsminde und P. H. Brammer in Lynaes; F.Carlsen inSkjelskör; R. Glausen inOreby; F. V. Fiedler in Spodsbjerg; V. Haa- gensen in Holbaek; Holstein in Orehoved; Jörgensen in Slipshavn. Eine besondere Art von Netzen, welche zum Fange des Hornhechtes im Sunde verwandt werden (die ,.,Slottegarn”), waren auf der Ausstellung nicht vertreten. Die eigenthümliche Fangweise mit diesen Netzen beschreibt E. Friedei im Gorrespondenzblatt zu Circular No. 4 des deutschen Fischereivereins, Jahrgang 1874: Fischwesen in Skandinavien und Schles- wig-Holstein, S. 141 und 142. Zug- und Drehwaden. Sehr verschiedenartige Waden sind im Ge- brauch. Die wichtigsten sind die Flunder- und die Aalwade. Ohne von der Treibwade oder dem Trawl zu reden, sei hier nur Folgendes bemerkt: In Skagen wird eine grosse Flunderfischerei mit Strand- und Schleppnetzen betrieben, welche durch Menschen- oder Pferdekraft ans Land oder auf einen Grund gezogen werden. Eine solche Wade war von Lars Kje'ller Holst in Skagen ausgestellt, zugleich mit Proben der Taue zum Ziehen der Wade. An jedem der Taue ist eine „Matte” d. h. ein Kennzeichen befestigt. Jeder Mann hat sein eigenes, durch verschiedene Knoten an den Enden der Taue hergestelltes Kennzeichen. Die Flunderwaden werden von Mitte Juli bis Weihnachten gebraucht, und sind die Taue jedes Flügels 3oo — 1200 Faden lang. Die Dimensionen können z. B. 5o — 55 Faden Länge, die obersten Leinen i5 — 18 Faden, die Kehlen 4 Faden, die Maschen 2V2 Z. und in den Flügeln 4V2 — 5 Z. sein. Das Netz wird vom Lande ahgerudert. Netze für die Tiefseefischerei von Makrelen, Knurrhähnen und anderen Fischen werden aus feinerem Garn verfertigt. Aussteller: L. K. Holst in Skagen. Die „Tobiswade”, welche zum Fang von Sandaal (Ammodytes tobianus) gebraucht wird, ist 25 Faden lang bei 8 F. Tiefe und aus Flachsgarn wie Zug- und Drehwaden. 75 grobes Segeltuch gewebt. (Eine solche Wade war von Holst in Skagen msgestellt.) Das ,, Landzugnetz” in Säby ist 4D — 5o Faden lang, 5o Maschen tief ind mit einer 500-900 Faden langen Zwölf- Garnsleine auf jedem Flügel /ersehen. Zu einem solchen Netz sind 80 Pfund Hanf erforderlich. Im Idimfjord sind die Flügel und der nächste Theil der Kehle z'A Z. im Quadrat, in den acht äussersten Fuss der Kehlen 2 Z. im Quadrat. Die Flunder- Dreh wade (Flvndersnurrevaad;. Die Fischerei mit der hlunderdrehwade veranschaulicht am besten die nachstehende Zeichnung. Fig. 38. Fischerei mit der Fluiiderdrehwade. Ausgestellt von J. C. Jisager, FrederiUsIiavn, a Boie, an der Ankerleine festgebunden, a h rechte Leine aus Hanf oder Stroh, b c linker I Flügel der AVade. d e linker Flügel der Wade, e a linke Leine, f Boot, g Anker. Dabei ist zu bemerken, dass der Anker mit dem Boot als das Centrum für die verschiedenen mit der Drehw'ade zu machenden Züge zu betrachten ist. ; Die Einrichtung ist, wie man sieht, dieselbe wie die der Bötvaad s. S. 77) nur ist die letztere etwas grösser und hat bedeutend kleinere Maschen (12 bis iSLdnien im Umfang); die Maschen der FlunderdrehAvade ■sind dagegen 8 — 9 Zoll. Bei der Bötvaad wird häuhg das Boot gegen die Wade, bei der FlunderdrehAvade stets die Wade an’s Boot gezogen. Aahvade (dän. Aalevaad). Die Fischerei von Aalen mit Waden ist dn dem Liimfjord mehrere Jahrhunderte alt, und hat sich dort im Laufe der ;7eit sehr mannichfaltig entwickelt und ZAvar in der Weise, dass die Re- Dänemark. 76 gierung einzelne Arten neuerfundener Waden wegen der dadurch hervor- gerufenen Schädigung der Fischerei hat verbieten müssen. Von dem Liim- fjord aus hat sich die Aaltischerei in den letzten 5o Jahren mehr und mehr durch das übrige Königreich verbreitet. Die seit 1870 von den deut- schen Ostseeküsten eingeführte Zeesenfischerei hat viel Widerstand gefunden. — Eine Wade besteht bekanntlich aus einem stumpf ablaufenden Sacke (dänisch Hoven), an dessen Eingang sich zwei längere Flügel (Arme) schliessen; durch lange an den Flügeln befestigte Leinen wird das Geräth, im Wasser in einem Halbkreis aufgestellt, in der Regel an das Land oder sonst an einen festen Punkt gezogen. Die Fischerei kann aber auch so ausgeführt werden, dass die Wade sich nicht bewegt, dagegen das Boot an dieselbe gezogen wird. Mit Recht behauptet man, dass dieses Verfahren die schädlichen Wirkungen des Gebrauches verringere. Nachfolgende Aalwaden sind gesetzlich erlaubt: i. Pulswade (Pulsvaad). Dieses mächtige Geräth, mit einer Höhe am Eingänge des Sacks von etwa 36 Fuss wird von zwei Böten gehandhabt, die dazu besonders eingerichtet sind, und deren jedes mit zwei Mann besetzt ist. ln jedem der Böte, welche dicht aneinander liegen, wird ein Flügel mit zugehöriger Leine nieder gelegt. Nun wird zunächst der etwa 16 Fuss lange Sack ausgeworfen und rudern sodann die Böte in entgegengesetzter Richtung auseinander, während die Flügel gleichzeitig so auslaufen, dass die Wade in einem Halbkreis steht. Darauf rudert jedes Boot seine Flügelleine mit dem Winde aus; ist dies geschehen, so beginnt sofort der Zug (dänisch Drag), indem jedes Boot seine Leine gegen den Wind zu, und den Flügel bis zum Sack einzieht, in welchem letzteren dann der Fang vor sich geht. Dieses Einziehen wird von je einem Manne ausgeführt, während der andere, sitzend, mit der einen Hand den Riemen führt, mit der anderen, mittelst eines Stockes, an welchem ein Klotz (Puls) befestigt ist, in das Wasser schlägt, um so den Aal aut- und gegen den Sack zu jagen. Ist letzterer aufgenommen, so wird die Wade sofort wieder zum nächsten Zug ausgeworfen. Gewandte Fischer können auf diese Weise des Nachts gegen 40 Züge machen. Betreffs der Dimensionen ist noch nachzutragen, dass die Flügel und der vordere Theil des Sacks (Hoven) Maschen von i5 Linien Weite, der hintere Theil des- selben, die Peitsche genannt, solche von 12 Linien Weite haben. Die Pulswade war in der Ausstellung durch ein Modell vertreten, welches Herr Harald V. Fiedler eingesandt hatte. Dasselbe war von den Fischern A. Pedersen, Nees, Th. Klemmessen Oie und Laust Mollerup aus Harboöre in Lemvig verfertigt. Die Bötwade (Bötvaad) ist nur eine Verkleinerung der oben bespro- chenen Wade; sie ist auch nur für den Aalfang bestimmt, hat die gleiche Maschenweite und führt ihren Namen von der Bötte (Boje) a (Fig. 3o), welche beim Fischen ausgelegt wird. An diese befestigt man die Leine des einen Aalwaden und Aalreuse. 77 Flügels der Wade und rudert nun von der Boje fort, auswerfend zunächst die Leine (a bis h). Sodann die Wade (^b bis c), und endlich die andere Leine (c bis a). Diese Wade unterscheidet sich von der Pulswade dadurch, dass sie von a herum bis a durch b und c nach und nach von einem Boot und drei, seltener vier Mann ausgebracht wird. Im Uebrigen wird das Boot in der Regel der Wade zugezogen. Ausgestellt war eine solche Wade von der Stadt Skive am Liimfjord, sie kam jedoch zu spät, um noch in dem Katalog verzeichnet werden zu können. Die Aaldrehwade (Aalesnurrevaad) oder Aalankerwade ist in Allem der vorigen ähnlich, mit etw'as kleineren Dimensionen; sie wird wie die Bötwade ausgeworfen, unterscheidet sich aber von dieser dadurch, dass sie an das verankerte Boot (wie w. o. bezüglich der Flunderdrehwade an- gegeben) gezogen wird. Zur Bedienung ist ein Boot mit zwei Mann erforderlich. Ausgestellt war die Aaldreh wade von Herrn Gh risten Gai Noersgaard zu Harboöre bei Lemvig. Reusen. Aalreusen. Die Aalfischerei ist unstreitig einer der wich- tigsten Zweige der dänischen Fischereien überhaupt. Sie wird mehr oder weniger zu jeder Jahreszeit betrieben, am ergiebigsten ist sie aber im Herbst während der Monate September und October, wo der Wanderaal (anguilla migratoria) gefangen wird, und zwar nur mit Reusen, die ungefähr recht- winklig von der Küste nach See, auf ein Wandern von Ost gegen West berechnet, gestellt w’erden. Der Ertrag dieser Fischerei soll sich jährlich auf I Milk Kronen belaufen. Die Reusen sind verschieden, je nach der Oertlichkeit eingerichtet; das Gemeinschaftliche dieser Reusen ist, dass Reihen oder Hecken in Länge von 20 bis 3o Ellen (rheinisch Maass) von der Küste aus, durch Pfähle befestigt, dicht am Meeresgründe angebracht tverden. Dieser Reihe entlang folgen die Aale, welche sich längs dem Lande bewegen, bis sie von der am Ende der Reihe aufgestellten Reuse aufgenommen werden. Zur Anschauung dient die umstehende kleine Skizze Fig. 40. Fig. 3g. Skizze der Dänischen Bütvaad. 78 Dänemark. Folgende Arten von Aalreusen waren in der Ausstellung in Modellen oder Originalen zur Anschauung gebracht: a. die am meisten gebräuchliche Form vom grossen Belte. Sund, Laa- land, Falster und a. O., so wie sie die Abbildung zeigt, wird in Zahl von I bis über 5o und auch darüber, in einer Linie ausgesetzt, und eine solche Linie wird „Aalestade“ genannt. Allgemeine Aalreuse (Fig. 41). a b c d 4 Bügel in abnehmender Grösse von Vj bis V4 Elle Durchmesser, e f erster Rumpf, f g — zweiter Rumpl, g — • Hals (dän. Gumpt), h — weidengeflochtener Korb, welcher an die Reuse gebunden wird und durch dessen i Eingang die Aale eindringen, ohne wieder auskommen zu können, k Bedeckte Oeffnung, woraus sie genommen werden, a 1 Länge der eigentlichen Reuse 7 Fass. m Leine zum Ausspannen des ganzen Geräths an einen Pfahl n. Fig. .|.o. Skizze dci' Aufstclliiog der dänisclien Aalreusen. Aussteller: Sö rensen-Nyborg, Jörgensen-Slipshavn, Sophus Strömberg & Comp, in Nyborg, Andreas Aanensen in Humlebaek, Peter Villumsen in Snekkersteen, P. H. Brammer in Lvnaes, V. Haa- gensen in Holbaek auf Seeland. b. Die vielleicht ursprüngliche Form des Aaalegard, bei welchem man statt der Reihe aus Netz einen geflochtenen Zaun anwendet, welcher so eingerichtet ist, dass er mittelst Steinen an der äusseren Seite in Höhe von L4 Ellen festgehalten wird; die daran anschliessende Reuse hat meistens keinen Korb. Wird hier und da im grossen Belte (Reersoe, Refsnaes, Asnaes), auch in .Tütland (Begtrup-Viig, Helgenaes) angewandt. In der Aus- stellung war diese Art Reuse, auch Aalwehr genannt, durch ein von Sören Christensen -Helgenaes, Ebeltoft eingesandtes Modell vertreten. Im Specialkatalog wurde über dieses Aalwehr bemerkt: Das erste Stück des .\al- wehres wird am Meeresrande eingerammt; das zweite wird in Flucht mit dem ersten weit hinaus im Meere aufgestellt und ebenfalls durch einge- rammte Pfähle befestigt. Schliesslich wird das dritte Stück an dem zweiten belestigt. Der geflochtene Boden des Stücks wird mit Hülfe von Steinen versenkt. (Das Modell dieser Aalwehr wurde nach Amerika verkauft.) Die allgemeine Aalreuse. 79 9- 8o Dänemark. c. Die colossale Form, welche in der Regel nur im kleinen Belte (Friedericia, Striib, Hindsgart), unter dem Namen Aalegaard, gebräuehlich ist. In Aufstellung und Gebrauch ist diese Reuse von den zwei vorgenannten nicht, wohl aber durch ihre bedeutende Grösse und längere Reihe verschieden. Kein Korb. Länge der Reihe von dem weitesten Bügel am Eingang (siehe die Abbildung) bis an's Ende (Mund oder Peitsche) 36 Fuss, Länge der Flügel 6, Höhe 5 Fuss. — Vertreten in der Ausstellung durch M. Munck zu Fredericia und in kleinerem Maasstabe durch I. I. Aamand zu Virkelyst, Garneelenreusen. Diese Reusen sind in der Form den Aalreusen gleich, auch die Methode des Fanges ist dieselbe, da sie rechtwinklig zum Lande ausgesetzt werden. Sie unterscheiden sich von den Aalreusen dadurch, dass sie kleinere Maschen (12 Linien im Umkreis), nur drei Bügel und eine Kehle, keinen Korb haben. Die Reihe, welche oft aus Leinewand besteht, darf nicht über 40 Fuss lang sein. Der Hauptplatz für den Gebrauch dieser Reusen ist die Insel Amager bei Kopenhagen. Nach den Mittheilungen des Herrn Eduard Nielsen-Gastrup werden des Sommers von diesem Fischerdorfe 480 Reusen dieser Art an der Küste der Insel Saltholm, von Dragör 100 an der Küste von Amager ausgestellt. Der Ertrag Jeder Reuse ist im Durchschnitt für Gastrup 40 Kronen, für Dragör 3o Kronen, was eine Gesammteinnahme von 22,020 Kronen ergiebt. Auch im Issefjord, Roeskilde, ist ein bedeutender Garneelenfang. Diese kleinen Grustaceen dienen theils als Nahrungsmittel, theils als Köder der Angelfischerei. Nur eine geringe Menge wird, in Büchsen eingemacht, ausgeführt. Den Werth des dänischen Garneelenfangs schätzt man auf über 100,000 Kronen jährlich. Reusen dieser Art waren zur Ausstellung eingesandt von Eduard Nielsen-Gastrup, .lens .Tensen-Skovshoved, Johannes Larsen-Humle- baek, V. Hagensen-Holbaek. — (Verkauf an Italien, Berliner Museum, Nor- wegen.) Auch andere Geräthe werden noch zum Garneelenfang angewendet, so Trelde. l- iS- .42. Aalreuse. Ausgestellt von iM Munck, Fredericia. Ganieelen-, Dorsch- und Hiiringsreuse. Hummcrfanggeriithc. 8i z. *ß. ein auch an der deutschen Küste vorkommendes, welches in Däne- mark „Rejehue” (Garneelen-Mütze oder Sack) genannt wird. Ein Mann streicht mit demselben bis auf drei Fuss Wassertiefe die Garneelen ein. Ausgestellt war dies Geräth von Frederik Jensen-Bisserup. Die Dorschreuse. Die Maschen der Dorschreuse sind in Kallundborg denen des Dorschnetzes gleich. Die Fänge ist 120 Maschen bei 60 bis 70 Maschen im Umfang und zwei Kehlen. Die Reihe ist 12 Faden lang und hat Maschen von i’/, — D/4 Zoll Weite. Die Häringsreuse des Fiimfjords hat folgende Dimensionen: Der erste und zweite Rumpf 22 Finien, der Flügel, die erste und zweite Kehle und Fig. 43. Dänisches Hummer-Ringnetz. Aussteller: S. Rasmussen I.önstrup-Hjörring. die Reihe 21 Finien. Der dritte Rumpf 20 Linien und die dritte und vierte Kehle i5 Linien. Reusen und Netze zum Hummerfang. Hummer werden im nord- östlichen Theile von .Tütland, bei Laeso und Hirtsholmen in „Tejner”, tonnenförmigen Reusen aus Flechtwerk (s. auch Norwegen) gefangen. An beiden Enden der Reusen befinden sich trichterförmige Oeffnungen, durch welche der Hummer zu dem an einem Faden befestigten Köder gelangt. Die Reuse wird durch Garn oder Holzleisten abgesperrt und an der Langseite ist eine Klappe, durch welche man den Köder befestigen oder die Hummer herausnehmen kann, ln Frederikshavn hat der „Tejne” 6 Längsrippen; die 2 Bodenrippen stehen am nächsten zusammen. Der Tejn ist 3 Fuss lang und 1V2 Fuss im Durchmesser. Im nordwestlichen Jütland bedient man sich — s. Abbildung — zum Hummerfang einer Art Beutelnetz (Kranie), eines eisernen Ringes, dessen Rundeisen 1V3 Zoll stark ist, während der Umfang des Ringes 7 — 12 Fuss beträgt. An demselben ist ein Netzbeutel von i’A — 4 Fuss Tiefe befestigt. Jedes Boot führt ungefähr 20 Kranier, welche bei Sonnenuntergang eingelassen und des Nachts wieder aufgenommen Seelisclierei. 6 82 Dänemark. werden. Als Köder dient meistens gedörrter Fisch. Die Illustration ver- anschaulicht einen von S. \V. Rasrnussen in Lönstrup bei Hjörring erfun- denen Hummerring. Dieses Fanggeräth soll noch einfacher und zweck- mässiger sein, als das Hummernetz von I. P. J. Kirkedal in Lönstrup bei Hjörring, welches 1876 in Norrköping ausgestellt war und dort viel Interesse erregte, in Berlin jedoch nicht vertreten war, vergl. Bericht über die Norr- köpinger Ausstellung von Arthur Feddersen, Viborg 1876, S. 20. Der Schneckenfangkorb wird nur in Nord-Seeland gebraucht, ist 20 — 22 Zoll lang und 10 — 12 Zoll im Durchmesser. Er liefert Köder für Frischfischfang. Die Dorsch angeln sind so mannigfaltig, so verschiedenartig einge- richtet, dass es zu weitläuftig wäre, alle Aenderungen darzustellen und es ist selbst schwierig, das Normale anzugeben. Die Angeln sind von verschie- dener Grösse, von angelaufenem, verzinnten oder auch galvanisirten Stahl oder Eisen, auch sind sie verschiedenartig gebogen. Die Leinen sind aus Hanf und Baumwolle 5o, 100 bis i5o Faden lang. Die von der Leine hängenden Schnüre sind i bis 2 Fuss lang, auf vielerlei Weise zusammen- geliochten. Der Abstand zwischen den Schnüren und überhaupt Alles ist ganz nach der Grösse des Dorsches, dem man nachstrebt, eingerichtet. Den Schnüren und auch der Leine sind mitunter kleine Traghölzchen oder Körke angebunden. Da, wo man nicht mit Handschnüren fischt, welches mehr oder weniger Gelegenheitsfischerei ist, werden Grundtaue (Bakker) und zwar von ver- schiedener Art und Grösse, wie z. B. die Gross-Grundtaue („Storhakker”', Hornfisch- und die Schollen-Grundtaue verwendet. Von mehreren Plätzen an den dänischen Küsten wird hauptsächlich mit Grundtauen gefischt, wo- bei die Angeln, theils englisches, theils schwedisches oder dänisches Fabrikat und galvanisirt sind. Messingangeln werden vielfach zu Aal- und Horn- tischfang verwendet und fängt man mit den Grundtauen ausser Dorsch, Heilbutte, Steinbutte, Haie und Rochen (in Bornholm und Christiansö Lachs). Für die einzelnen Küstentheile ist Folgendes zu bemerken: In Skagen hat ein Trog (Trug) für den Dorschfang 4 Leinen (400 Bakker', die Leine hat 5o Faden und 65 Angeln. Die Schnüre sind 2'/ 2 Fuss lang. In Klitmöller haben die grossen Bakker 60 Angeln auf der Leine von 120 Faden bei 4 Fuss Länge der Angelschnüre, die kleinen Bakker 100 Angeln auf 45 Faden Leine und i Fuss lange Schnüre. In Agger hat ein Satz „Grossangeln” 120 Faden Länge und 60 Angeln bei 3 Fuss Länge der Angelschnüre. Bei Tromler gehören zu jedem Satz (Klein-Angeln) von 120 Faden Länge 80 Angeln mit Schnüren von 2V2 Fuss. Die kleinen Bakker haben je 60 Faden Leine mit 120 Angeln und Schnüren ä 1V2 Fuss. Auf Fanö hat eine Bakke 9 5 Angeln und von diesen führt ein Boot 73 — 20,000 Fuss. Die von je 3 zu 3 Fuss befestigten Schnüre haben i Fuss Angeln: Dorsch- und Lachsangei. 83 Länge und wird die Leine für jeden vierten oder achten Satz mittelst Steinen gesenkt, ln Korsör kommen auf die Leine, welche meist aus Hanl gefertigt ist, 100 Angeln mit 2 Fuss langen Schnüren aus Baumwolle, ln Skagen gebraucht man Hornfisch-Grundleinen mit Messingangeln; von je 6 zu 6 Fuss sind die Schnüre befestigt. Zum Fang von Schellfisch benutzt man gewöhnlich ebenfalls die Grundleine. Als Köder dient bei der Grund- leinenfischerei mancherlei: von Arenicola piscatorum bis auf Stücke von Fig. 44. Dänische Lachs-Schwimmangel. Mehrere Aussteller, a Stein, b Boje, c Floss, d Angel. todtem Fisch, von Buccinum undatum bis zur gemeinen Krabbe, im Noth- fall werden auch Ochsenleber und Süsswassermuscheln (Unio und Anodonta) verwendet, (ii Aussteller von eben so viel Orten.) Wir notiren hier noch die Dimensionen einiger ausgestellter Angeln: L a c h s s c h w i m m a n g e 1 . Die Angel hat fünt Haken, jeder 38 mm breit und 80 mm lang; jeder Haken ist an ein Korkfloss befestigt, welches 10 X 5 X 2 *-'m misst, und zwei Fig. .45. Dänische Dorschangel. Mehrfach ausgestellt. a Klemme aus leichtem in M'aehs getränkten Holz, ac Vorfach, ibo cm. b Flösse, cd Hauptleine. Löcher hat; die Flösse sind 12 m von einander entfernt, die Vorfächer mit den Haken sind af/j — 4 m lang. Die Haken sind verzinnt, selten von Messing. Als Köder dienen ganze Häringe. r/ 84 Dänemark. Dorsch ang ein. 1. Von Ivar Petersen, Fischer zu Skagcn und 2. Von S. Sörensen, Fischer zu Skagen: Vorfach 6o cm. Entfernung von der Hauptschnur 140 cm. Aut den Färöern bedient man sich theils Fig. 46. Dänische Heilbuttangeln, halbe natürliche Grösse. .'Vusgestellt von den Fischern zu Aalsgaard. der HandschnUre, theils der Langleinen. Die Angeln, thinned Harwich hooks, sind von verschiedenen Grössen. Die Heilbuttangel. Leine von 100 bis über 200 Faden Länge mit 4 Fuss langen Schnüren in Abständen von 2 Faden befestigt. Jedes Boot führt 100 — i5o Angeln. Fig. Dänische Aalangel (Bisscnip). Mehrfach ausgestellt. Als Köder dienen Häringe. Die Angel wird durch Flösse ein wenig vom Meeresboden erhoben. Aussteller die Fischer zu Aalsgaard. Angeln: Heilbutt- und Schellfischangel, Pilk. 85 Aalangel von Südseeland (Bisserup). Es kommen loo verzinnte Angeln von solcher Grösse und Aussehen, wie die vorstehende Abbildung auf einen Klemmer; ein gewöhnliches Boot mit zwei Mann Besatzung führt lo — 12 Klemmer. Starke Hanfleinen. Die Angelschnur (Taus) ist bis 1V2 Fuss lang, der Abstand zwischen den „Tausen" 2 — 2V4 Fuss. Als Köder dienen Garneelen oder Sandwürmer. Diese Angeln werden auch zum Dorschfang verwandt. Sören .lensen zu Hjarbaek bei Viborg: Vorfach 5o cm. Entfernung von der Hauptschnur 140 cm. Die Haken der Legangeln werden mit Würmern, Garneelen, Stücken von Häringen oder Sandaalen beködert, in eine Molle zwischen Sand ge- legt. damit sie sich beim Auslegen nicht verwickeln. Die Schnur wird auf- gerollt, die Molle auf den Schoos genommen. Vorfach 3o cm. Entfernung von der Hauptschnur 80 cm. 80 Haken Fig. 48. l’ilk, Doppelangel für Dorsch, halbe natürliche Grösse. Ausgestellt von S. W. Rasmussen, Lönstrup bei HJorring. Sch eil fisch angeln. 84 Dänemark. Dorsch ang ein. 1. Von Ivar Petersen, Fischer zu Skagcn und 2. Von S. Sö rensen, Fischer zu Skagen: Vorfach Go cm. Entfernung von der Hauptschnur 140 cm. Auf den Färöern bedient man sich theils Fig. 46. Dänische Heilbuttangeln, halbe natürliche Grösse. Ausgestellt von den Fischern zu Aalsgaard. der Handschnüre, theils der Langleinen. Die Angeln, thinned Harwich hooks, sind von verschiedenen Grössen. Die Heilbuttangel. Leine von 100 bis über 200 Faden Länge mit 4 Fuss langen Schnüren in Abständen von 2 Faden befestigt. Jedes Boot führt 100 — i5o Angeln. Fig. Dänische Aalangel (Bisscrup). Mehrfach ausgestellt. Als Köder dienen Häringe. Die Angel wird durch Flösse ein wenig vom Meeresboden erhoben. Aussteller die Fischer zu Aalsgaard. Angeln; Heilbutt- und Scliellfischangel, Pilk. von Südseeland (Bisserup). Es kommen loo verzinnte Angeln von solcher Grösse und Aussehen, wie die vorstehende Abbildung auf einen Klemmer; ein gewöhnliches Boot mit zwei Mann Besatzung führt lo — 12 Klemmer. Starke Hanfleinen. Die Angelschnur (Taus) ist bis 1V2 Fuss lang, der Abstand zwischen den „Tausen” 2 — 2V4 Fuss. Als Köder dienen Garneelen oder Sandwürmer. Diese Angeln werden auch zum Dorschfang verwandt. Fig. ^8. Filii, Doppelaugel für Dorsch, halbe natürliche Grösse. Ausgestellt von S. W. Ras müssen, Lönstrup bei Hjörring. Sören .lensen zu Hjarbaek bei Viborg: Vorfach 5o cm. Entfernung von der Hauptschnur 140 cm. Die Haken der Eegangeln werden mit Würmern, Garneelen, Stücken von Häringen oder Sandaalen beködert, in eine Molle zwischen Sand ge- legt, damit sie sich beim Auslegen nicht verwickeln. Die Schnur wird auf- gerollt, die Molle auf den Schoos genommen. Sch eil fisch angeln. Vorfach 3o cm. Entfernung von der Hauptschnur 80 cm. 80 Haken 86 Dänemark. jeder i5 mm breit und 3o mm lang. Die Haken liegen am Grunde, ebenso wie bei den Aalangeln. Der Pilk (Doppelangel; Fig. 48. Diese überall sehr verbreitete Angel wird mittelst der im Schwanz des häringsartigen blankzinnernen Fisches (der als Köder dient) angebrachten Oeffnung an die Schnur befestigt. Während dieser Fischerei treibt das Boot mit dem Winde oder Strom. Wenn der Pilk nach dem Auswerfen den Boden erreicht hat, wird er wieder etwa einen Faden in die Höhe ge- zogen und der Fischer macht nun schnelle und kräftige Züge mit der Hand von der Hüfte bis zur Schultet*. Darauf lässt er den Pilk wieder bis auf einen Faden vom Boden sinken und so wird fortgefahren, bis es gelingt, einen der sich nähernden Fische mit der Angel festzubekommen. Dieses ist die Art und Weise, wie der Fischer stehend fischt; sitzt er, so zieht er die Leine über eine Rolle auf und lässt sie dann wieder sinken. :S. unter Norwegen die Erläuterungen zu dem Angelgeräth von Aalesund.) GROSSBRITANNIEN. Man kann nicht gerade sagen, dass dieses grosse mächtige Reich mit seinen zahlreichen ausgedehnten Colonieen, deren Seefischereien zum Theil eben so bedeutend sind, wie die des Mutterlandes selber, in der Ausstellung entsprechend vertreten gewesen sei. Der Generalcatalog wies für Classe 1 und 11 im Ganzen nur 3g Nummern auf. Von Canada und Neufundland war, wenigstens für die Classe 11 „Seefischerei”, nichts eingesandt. Immer- hin bot doch die englische Collectivausstellung in dieser Richtung manches ßeachtenswerthe, worauf noch näher hingewiesen zu haben, das Verdienst des von Herrn v. ßunsen bearbeiteten Specialcatalogs: „Guide to the Bri- this Section of the Berlin international Fishery exhibition”, ist. ln erster Linie sind Modelle, Netze u. A. des berühmten und im Sommer i88o so ausserordentlich ertragsreichen Häringsfanges der schottischen Küsten zu nennen. Die drei wichtigsten Häfen dieses Betriebes, soweit er sich (in den Sommer-Monaten) an der Ostküste bewegt, sind bekanntlich Peterhead, Wiek und Fraserburgh. Die in Deutschland wohlbekannte Firma Jas Mc. Combie & Co. in Peterhead hatte ein gut ausgeführtes Modell eines Peterheader Häringsfangfahrzeuges (Deckboot), bei seinen Netzen vor Anker liegend, ausgestellt. Früher bediente man sich in Schottland für diesen Betrieb, bei welchem unter normalen Verhältnissen die Fahrzeuge nicht länger als 24 — 36 Stunden in See waren, kleiner halbgedeckter Böte von 9 — 12 Tons. Gegenwärtig nimmt die Zahl der grösseren gedeckten Fahr- zeuge (bis 18 Tons) zu, um so mehr, da die Fischer ihre Beute oft noch weiter von der Küste ab aufsuchen müssen. Die schottische Fischerei- behörde theilt die Böte in drei Classen; Die [. Classe mit einer Kiellänge von 3o Fuss (i engl. Fuss = 0,304 m) und mehr, die 2. Classe mit einer Kiellänge von 18 — 20 Fuss und die dritte Classe mit einer Kiellänge unter 88 Grossbritannien. i8 Fuss. Viele Böte der ersten Classe haben aber jetzt eine Kiellänge von 40 — 5o Fuss und einen Tiefgang von 5 — ■- Fuss. Die Art und Weise des Fanges, die Beschaffenheit der Netze u. A. sind bekannt und oft geschil- dert. Es wird daher genügen, folgende kurze Sätze aus „Lindeman’s See- fischereien” (Ergänzungsheft No. 60 zu Petermanns Mittheilungen) zu citiren: Zum Fang bedient man sich fast ausschliesslich des aus Baumwolle oder Fig. 49. Häriiigsfaiigboot der scliottischeii Ostküste. Aussteller: J. Mc. Combie & Co. in Peterhead. aus Hanf (twine) verfertigten Treibnetzes. Die Baumwollnetze, \velche man gegenüber den hänfenen für die dauerhafteren hält, werden mit Hülfe von Maschinen in ausgezeichneter Güte in Bridport und einigen anderen Orten hergestellt. Um die Netze haltbarer zu machen, tränkt man sie mif Leinsaatöl und unterzieht sie darauf einem dreitägigen Bade von Catechu (terra Japonica.) Die Fabriken liefern diese 200 Maschen tiefen Netze in Stücken (pieces) von 60 Yards Länge (i Yard ä 3 Fuss = 91 cm) und 10 Yards Tiefe. Zum Gebrauch wird das Netz an eine Leine von 18 bis eoYards Länge befestigt.*) Mit dünnen kurzen Schnüren ist das Netz sodann an das Korktau geknüpft, ein doppeltes Tau, welches mittelst daran be- ■■■') Vergleiche auch den Bericht von M. Lindeman über die schottischen Fischereien im Correspondenzblatt No. 1875, des deutschen Fischereivereins. Der schottische Häringsfang. 89 festigter Stücke Kork schwimmt und zugleich das an Bojen oder luftgefüllten Lederballons (bowls) festgemachte, senkrecht frei herabhängende Netz schwimmend erhält. Die Zahl der Netze, welche ein Boot führt, hängt natürlich von der Grösse des letzteren ab; darnach beträgt sie 80— i3o. Die Enden der einzelnen Netze sind unter einander verknüpft und eine solche Netzvleet (train fleet oder drift of nets) erstreckt sich oft über 1 V4 miles. Die Fangweise ist also eine ähnliche w'ie die der Niederländer und Deutschen in der Nordsee. Der Fang findet in der Regel des Nachts statt. Nach- dem das Netz einige Stunden im Wasser gewesen, wird es aufgenommen und es werden die in den Maschen verfangenen Häringe in den Raum ge- Fig. 50. Modell einer schottischen Hitringssalzerei. Aussteller: J. Mc. Combie & Co. Peterhead (Schottland). schüttet. Sofort nach Ankunft des Boots wird der Fang am Halen durch Frauen und Kinder ausgenommen, gesalzen und in Fässer verpackt. Das Salzen und Verpacken geschieht auch wohl in eigenen Salzereien, deren eine uns die Abbildung vorführt. Im Mai und Juni hnden Häringsfischereien an der schottischen West- küste, im Minch und bei den Hebriden, statt, indessen sind diese lange nicht so umfangreich, wie die sommerliche der Ostküste. Bei beiden Fischereien sind zum Theil dieselben Hülfsmannschaften thätig. Welche Mengen dieser grossartige Betrieb jährlich liefert, zeigt folgende der „Aberdeener Daily Free Press” entnommene Tabelle. Wir schicken voraus, dass ein Gran, das Fischermaas, gleich einem Barrel, jedoch abzüglich der schadhaften Fische ist und dass ein Barrel durchschnittlich 800 Stück gesalzene Häringe enthält. Der schottische Häringsfang lieferte: 90 GTOssbritannien. Grans 1870 624,q48 1871 561,772 00 569,888 1873 715,047 1874 723,433 1875 652,962 1876 509,383 1877 576,249 1878 630,709 j879 547,604 1880 967,212 Somit war das Jahr i88o das ertragreichste. Die Zahl der in der Fischerei beschäftigten Böte belief sich auf 6:^88; das Fischereigebiet erstreckt sich an der Ostküste vön den Shetlandsinseln bis nach North-Sunderland und an der Westküste von Stornaway (Insel Levis) bis Rothesay. Den Schleppnetzfang frischer Fische durch Smacks in der Nordsee repräsentirte das schmucke Modell einer Smack des Fischhändlers Herrn Edward Jex in London. Das Original dieses Modells, die Fischersmack „Gratitude“, hat eine Tragfähigkeit von 64 Tons Register, eine Länge von 67, eine Breite von 20 F., eine Tiefe des Raumes von 9,6 F. und ist im Hafen Lowestoft zu Hause. Dieses Fahrzeug führt in der Regel den Fang einer Flotte von 60 — 100 Segeln zum Hafen, fischt aber auch selbst zu- weilen mit dieser Flotte, um dann, je nach dem Stand des Wetters, am 7. oder 8- Tage nach Hause zu kehren. Der Fang wird auf der Bahn von Lowestoft nach London transportirt. Die „Gratitude“ ist mit 5 bis 6 Leuten bemannt, übrigens ein sehr seetüchtiges Fahrzeug, wie uns der Aussteller versicherte, welcher 200 Schleppnetzfahrzeuge in der Nordsee beschäftigt. Der Baum des Schleppnetzes hat eine Länge von etwa 5o F. lieber den Umfang und die Ergebnisse des englischen Frischtischfanges in der Nordsee giebt es keine genaue Statistik, doch mag erwähnt werden, dass allein in dem Hafen von Grimsby im Jahre 1879 49HÖ9 Tons See- hsche gelandet wurden. Sehr bedeutend ist der Frischfischfang von Häfen eier Südküste, vornehmlich Brixham und Plymouth, ferner von Bristol. Die irischen Fischereien sind unerheblich. Zu erwähnen ist der Makrelenfang im Canal. Alle diese Fischereien waren durch Modelle oder Geräthe eben so wenig vertreten, wie der Pilchardfang von Cornwallis, der Walfang von Dundee und Peterhead und die Themse- und Colchester-Austern- Fischerei. Herr J. H. de Caux in Great Yarmouth hatte das Modell eines auf seinen Schiffen gebrauchten patentirten Schleppnetzapparats ausgestellt. Das englische Baum-Schleppnetz ist bereits bei der Besprechung des Emdener Frischfischfangs im Allgemeinen beschrieben und es mögen nun Der Frischfischfang mit dem Bauinschleppnetz. 91 spedell über dieses auch in Deutschland patentirte Netz noch einige uns vom Aussteller freundlichst gemachte Bemerkungen folgen. Der Apparat des Herren De Caux ist besonders mit Rücksicht aur folgende Zwecke construirt: i) soll er leicht und bequem über den Meeresboden fschleifen können; 2) soll der Baum so hoch, als es der Fischer wünscht, über den Meeresboden gehoben werden können; 3) soll das Netz auf dem Meeresboden von dem Baum losgelöst, daselbst zur Fig. 51. Englisches Nordseeschleppnetz-Fahrzeug (Fischersmack), Modell. Aussteller: Edward Jex Foiidoii. Sicherung des Fanges geschlossen und ohne den Baum an Deck gebracht werden können. Der Baum kann in bisheriger Weise als ein Ganzes be- nutzt oder er kann auch in Theilen, die zusammensetzbar sind, angefertigt werden. Letzteres empfiehlt sich besonders für den Fischereisport mit •lachten, wo es wünschenswerth erscheint, den Apparat in einen kleinen Raum wegzustauen. An Stelle der Bügel (Klauen) setzt Herr De Caux Räder (wheels), welche leicht über den Meeresboden rollen. Der Netzrahmen ist so eingerichtet, dass der Baum durch eine leichte Verstellung der von der Radachse zu demselben führenden Stange in eine beliebige Höhe gebracht werden kann. 92 ürossbritannien. Das Schleppnetz ist inwendig mit einem kleineren Netz (funnel=Trichter) bekleidet, um noch wirksamer wie bisher das Entschlüpfen der Fische zu verhindern. Die Tasche (cod-end) wird anstatt dass man sie zuschnürt, durch Roller, welche die Fortbewegung über den Grund fördern, ausein- andergehalten. Durch das Auseinanderhalten bleiben die Maschen des Netzes offener und gestatten auf diese Weise den Ausgang von Schlamm- und Pflanzentheilen, sowie namentlich auch der jungen Fischbrut. Die Tasche ist an der Seite offen, durch welche Einrichtung man in Stand ge- setzt ist, das Netz weit stärker zu machen. Die oberen Theile des Netzes und der Trichter können mit Körken gebojet werden. Das Grundtau ist mit ei- oder birnenförmigen Rollern versehen, um die Bewegung auf dem Grunde hin zu erleichtern. Das Netz kann, wie gesagt, auf dem Grunde des Meeres vom Baume losgelöst und geschlossen werden. (Wie dies ge- schieht, soll der uns gewordenen Mittheilung zufolge aus dem vom Kaiser- lichen Patentamte in Berlin zu beziehenden Patent zu ersehen sein.) Das Fahrzeug selbst sollte mit Rollern zwischen den Rehlingsstützen versehen sein, um das Erhitzen des Taues zu verhindern und das Einholen des Netzes zu erleichtern. Herr de Caux bemerkt: „Ich habe durch Erfahrung ge- funden, dass dieser Schleppnetz-Apparat Segel- und Tauwerk des Fahrzeugs, sowie die Taue des Netzes sehr schont. Bei stillem WTtter hscht man mit demselben, wahrend andere mit dem gewöhnlichen Schleppnetz versehene Fahrzeuge vor Anker liegen. Bei Brise bedarf es nur der Hälfte der ge- wöhnlichen Segelkraft, um das Fahrzeug vorwärts zu treiben. Da das Netz beständig dicht auf dem Grunde sich hält, so fängt es mehr Fische als das gewöhnliche Schleppnetz und zweifle ich nicht, dass dieser Schleppnetz- Apparat binnen kurzem allgemein in Gebrauch kommen wird.’’ — Yarmouth ist bekanntlich seit Jahrhundei'ten der wichtigste englische Hafen für die Häringsflscherei in der Nordsee, welche auf ziemlicher Ent- fernung von der Küste im Juli beginnt und deren Hauptsaison vor der Küste (off shore) vom September bis November ist. Der Yarmouther Salz- flsch geht nach dem Orient und der leicht geräucherte (bloatered) Häring dient zum heimischen Verbrauch. Diese Fischerei, sowie der Makrelenfang der Ostküste waren in keiner Weise vertreten. Sehr bedeutend ist in neuerer Zeit der Frischflschfang von Grimsby geworden. Der Fang der Grimsbyer Flotte wird durch Dampfer der Great Grimsby Ice Company, deren jeder auf 7000 Lstr. zu stehen kommt und 3o Tons Eis führt, nach Fondon gebracht und zwar kann ein solcher Dampfer gegen 3ooo Kisten (die Kiste zu 72 Pfd. Gewicht) aufnehmen und innerhalb 3o Stunden den Weg vom Fischplatz zum Markte zurücklegen. Grimsby ist aber auch der wichtigste Platz für die Kabljau - Fangleinenflscherei und beschäftigte in diesem, dem nieder- ländischen ganz ähnlichen Betriebe 1872 72 Smacks. Zwar war auch dieser Betrieb nicht in der Weise, wie in der Collectiv- Ausstellung der Nieder- De CiUix's Schleppnetz. — Fischerei von Yarmoutli und Grimsby. — Das Bertlion-Hoot. 93 lande, vorgeführt, doch hatten wenigstens englische und schottische Angel- fabriken reichhaltige Collectionen von Seefisch-Angeln und überhaupt Angel- geräth ausgestellt. Wir nennen in dieser Beziehung: J. C. Climo, Po Ir u an, Cornwall; Angelgeräth; W. Bartl eet & Sons zu Abbey: Angelhaken, Angelgeräth, Angelruthen; Hearder &: Son, in Plymouth: Angelgeräthe, Böte, Angelschnüre; James Buchanan, Glasgow: Seefisch- angeln. Unter den verzinnten Kabljaustahlangeln verschiedener Grösse sind besonders die Best Spring Central Draft Eyed Tinned beliebt und gerühmt. Wir führen dieselbe in halber natürlicher Grösse von No. 12 hier vor. Sonstige Materialien der Fischerei, Netze und Schnüre, waren nament- lich ausgestellt von; Belfast Ropework Company, Belfast, Irland: Fig. 52. Verzinnte Kabljau-Angel, halbe natürliche Grösse. Aussteller: .lames Buchanan, Glasgow. getheerte und ungetheerte Manilataue; Peter Reid, Wiek, Schottland: Häringsnetze; Herbert& Hounsell, Pelican Twine and networks, Brid- port: Netze, Garn, Schnüre; John u. William Stuart, Musselburgh: Fischernetze und Netzgarn aus Hanf, Baumwolle und Flachs; William Hounsell & Co., Bridport; Netze, Schnüre, Garn. Das tragbare Boot der Berthon Boat Company zu London erregte bei den Fischern viel Interesse (s. den Bericht der Stralsunder Fischer im Circular No. 5 des Deutschen Fischerei -Vereins 1880); über einem zusammenzulegenden Holzgestell mit Scharnieren ist yvasserdichtes Segel- luch ausgespannt, welches, wenn das Gestell ausgebreitet ist, die Form eines Bootes hat und ausreichende Tragfähigkeit besitzt, um einen Mann sicher auf dem Wasser tragen zu können. Das zusammengeklappte Boot mit Riemen und anderen Geräthen kann bequem von einem Manne transportirt werden. Holmes’ marine life protection association in London hatte Noth- signale und Nebelhörner ausgestellt, die letzteren (in verschiedenen Grössen) bestehen aus zwei Metallcylindern, von denen der eine in dem anderen wüe ein Piston beweglich ist; der äussere Cylinder ist mit einem inneren Trompeten- rohr und einer doppelten akustischen Rohrpfeife versehen; der innere 94 Grossbritannieii. Cylinder dient zur Hervorbringung des erforderlichen Luftdrucks, wodurch ein Ton erzeugt wird, der so lange anhält, als Zeit zum Hineindrücken erforderlich ist, etwa fünf Sekunden oder länger. Die in den Nothsignalen enthaltenen chemischen Stoffe haben, wie der Specialkatalog berichtet, die Eigenschaft, sich sofort bei der Berührung mit dem Wasser zu entzünden und ein glänzendes Licht zu erzeugen. Die Rettungsbojensignallichter sind an den Rettungsbojen befestigt und müssen, ehe man sie über Bord wirft, an beiden Seiten durchstochen werden, so dass das Wasser in dieselben eindringen kann; sie strahlen dann für eine Zeit von vierzig Minuten ein glän- zendes Licht aus, welches während der ersten zwanzig Minuten auf eine Entfernung von drei und für die übrige Zeit auf eine Entfernung von zwei englischen Meilen sichtbar sein soll. Die andere Art von Signallichtern wird bei Schiffbrüchen als Nothsignal gebraucht und soll hei einer Höhe von 20 Euss auf eine Entfernung von 8 englischen Meilen zu sehen sein. Noch ist der Krabbennetze und des Krabbenfischerbootsmodells von William Förster zu Pittingtonhouse, Leigh, Essex zu gedenken. Für den Londoner Markt laufen täglich etwa 120 Böte zur Fluthzeit aus, um mit der nächsten Fluth zurückzukehren. Mit diesem Erwerbszweig sind etwa 3oo Personen, Männer und Knaben, beschäftigt. Die Krabben werden, zuweilen in Mengen von 3ooo Gallonen (i Gallone =4'/2 1) Nachts nach dem Markte Billingsgate gebracht, wo sie Morgens pünktlich eintreffen. Beim Betrieb des Krahbenfanges steht ein Mann am Steuerruder und lenkt das Boot, während ein zw'eiter sich mit den Netzen beschäftigt und ein Knabe das Focksegel bedient. .Te unvollständiger die englische Seefischerei vertreten war, desto mehr Anerkennung verdienen diejenigen, welche die Ausstellung beschickten. Die Helgoländer Fischerslup, das bekannte Fangfahrzeug jener Deutschland benachbarten Felseninsel, war durch ein sehr hübsches Modell in Vo der natürlichen Grösse veranschaulicht. Diese Slupen haben in der Regel eine Länge von 3o Fuss, eine Breite von 10 Fuss, eine Tiefe von 4V3 Fuss und fischen mit 4 Mann Besatzung bis auf q — 10 deutsche Meilen von der Insel. Zu Frühjahrs Anfang, etwa Mitte März, steht der Schell- tisch nordwestlich von der Insel in der erw^ähnten Entfernung, zieht dann bei zunehmender Wärme südlich herum in die Nähe der Insel und wird Ende Mai südöstlich von Helgoland vor der Mündung der Elbe angetroffen. Als Köder dient die Sandspiere (Arenicola pisc.), welche im Frühjahr aut der Düne mittelst eines Netzes gefangen wird und die man für die Herbst- fischerei in Salz legt. Dieser gesalzene Köder ist aber bei weitem nicht so wirksam, als der früher benutzte, nun aber, seit dem Aufhören des deutschen Wal- und Robbenfanges, nicht mehr zu beschaffende Abfall von Robbenfleisch. Herr Jaspers, dem wir diese Mittheilung verdanken, bemerkt in seinem Schreiben: Die Helgoländer Fischerei. 95 „Der Köder ist überhaupt ein Punkt, über welchen unsere Phscher sich Be- lehrung verschaffen sollten. Vielleicht wäre in der Berliner Ausstellung in dieser Beziehung ein Resultat zu erzielen gewesen, wenn man vermittelst einer Depu- tation diese Frage in Erwägung gezogen hätte. Leider ist es hierorts nicht allein schwer, die dazu nöthigen Mittel zu beschaffen, sondern man stösst auch auf’ verschiedene dem Insulaner angeborene Vorurtheile, von denen er sich so leicht nicht abbringen lässt. Das Stichwort bleibt immer; „wie es meine Vor- Fig. 53. Helgoländer Fischerslup. Aussteller: Paul A. Jaspers in Helgoland. eitern gemacht haben, dabei verbleibe ich!” Die Herbst- und Winter-Fischerei ist für unsere P’ischer einestheils viel leichter, anderntheils aber auch viel geiähr- licher, wie der FrUhjahrsfang. Leichter ist sie, weil der Schellfisch bei starker Kälte in der Nähe von etwa 2 bis 3 Meilen bei uns anzutrefien ist; gefährlicher, weil in dunklen Decembernächten der Fischer oft von Schneeböen überrascht wird und nur durch sein kundiges Auge und durch seine seemännische Behendigkeit dem Tode des Erfrierens entrinnt.” Die Ausrüstung der Slupen für die Fischerei auf Schellfisch besteht aus 2 5oo Faden Leine mit eben so viel Haken, 2 Leinenbojen und 9 Leinen- ankern. Zum Austernfischen führen sie: 2 Schleppnetze, 2 Leinen von je 6o Faden, i Davit, 2 Fussblöcke; zum Makrelenfang i Leine und Loth mit 2 Haken. Herr Regierungssekretär H. Gätke giebt die Zahl der jährlich durch die Helgoländer Slupen gefangenen Schellhsche auf 3 — 600,000 Stück an. Nach der Ansicht dieses Herrn konnte mit gehöriger Energie der Fang bedeutend ausgedehnt werden. Freilich fehle es zur Zeit an jedem Schutz durch einen Zufluchtshafen oder Molen, und es sei daher wohl der Rückgang der Helgoländer Fischerflotte, welche jetzt 3z Fahrzeuge zählt, zu erklären. Italien. Die italienische Seefischerei ist in mancher Beziehung eine so eigen- thümliche und zugleich eine so bedeutende und umfangreiche, dass die ße- iheiligung Italiens an der Ausstellung eine wahrhafte Bereicherung war. Da weder Frankreich noch die iberische Halbinsel vertreten waren, so bot allein die italienische Abtheilung ein Bild der Fischereien des Mittelmeeres. Dazu schien grade Italien besonders berufen, denn von allen Litoral- Ländern dieses Meeres ist es allein Italien, dessen Fischerflotten alle Theile desselben vom griechischen Archipel bis zu den Säulen des Herkules und vom Gallischen Meere bis zur grossen Syrte durchkreuzen. Die Classe II. der italienischen Abtheilung hatte im Katalog zwar keine lange Nummer- reihe, indessen umfassten einzelne Nummern ganze Serien von Objekten, welche Gemeinden und Handelskammern, das Landwirthschaftsministerium und Private eingesandt hatten. Die Vertretung der verschiedenen Zweige der italienischen Seefischereien war somit eine vollständige. Bezüglich des jetzigen Umfanges und Werthes der italienischen Seefischereien lässt uns die Statistik im Stich; umfassende Erhebungen liegen nur aus den Jahren 1869 und 70 vor. Damals betrug die Zahl der Seefischer über 3o,ooo; von diesen waren über 22,000 Küsten- und über 8000 Hochseefischer. Welche Rolle in der Ernährung des italienischen Volks der Fisch spielt, ergiebt eine Vergleichung der Einfuhr und Ausfuhr von Fischen aller Art nach Menge und Werth. Die Einfuhr betrug im Jahre 1877 35,900,800 kg im Werth von 20,902,400 Lire; im Jahre 1878 44,060,300 kg im Werth von 21,479,700 Lire. Diese Ziffern sind in dem sonst ausführlich und gut be- arbeiteten Specialkatalog nicht nach den Herkunftsländern specificirt; da nun aber die gedörrten und gesalzenen Fische die grössten Werth- und Sccfisclierei. 7 Italien. 98 Mengenziffern aufweisen, so wird man nicht irren, wenn man annimmt, dass Norwegen mit seinem Stockfisch, England mit gesalzenen Häringen, Spanien und Frankreich hauptsächlich mit gesalzenen Tunfischen den grössten Antheil an der italienischen Fischeinfuhr haben. Dagegen ver- schwinden die Ausfuhrzitfern: im Jahre 1877 28,800 kg im Werthe von 1,861,600 Lire und im Jahre 1878 3g,8oo kg im Werthe von 3,259,600 Lire. Für einzelne Bezirke enthält der Specialkatalog neue Daten; so lesen wir z. B., dass der Ertrag der Seefischerei von Chioggia ergieht: aus der eigentlichen Seefischerei 6,000,000 kg im Werthe von 2,100,000 Lire, aus der Lagunenfischerei 7,000,000 kg im Werthe von 200,000 Lire. Der Krabbenfang ist hierin nicht mit einbegriffen und erträgt jährlich 15,066,000 kg im Werthe von 2,485,800 Lire. Die Zahl der in Chioggia registrirten Fischereibarken ist 681, während Venedig nur 100 hatte. Indem wir zur Besprechung der wichtigsten Gegenstände der Aus- stellung übergehen, bemerken wir, dass man eine grosse und eine kleine Küstenfischerei zu unterscheiden hat, deren ersterer der Tun-, der Schwert- fisch- und der Anchovisfang angehort, w'ährend die Hochseefischerei haupt- sächlich im Korallenfang besteht. Fahrzeuge. Die eigentlichen Fischerböte führen den Namen Sandali. Cii, Batelli, Barche, Gozzi, Schifi oder Schifetti, Bragozzi und Paranze. Doch werden zur Seefischerei auch andere, sonst zum Transport ver- wendete Fahrzeuge benutzt. Die Sandali oder Cii werden ausschliesslich in den Lagunen verwendet; es sind Böte mit flachem Boden, von geringer Grösse bis i Tonnengehalt); sie haben eine Bemannung von i— 3 Leuten. Die Batelli, Barken (Barche), Gozzi, Schifi oder Schifetti (Kähne, Schiffchen), sind gekielt, haben bei 8— 12 m Länge eine Tragfähigkeit von 1—4 Tonnen und eine Besatzung von mindestens 3 Leuten. Einmastig und mit lateini- schem Segel, führen sie ein kleines Vorsegel, den pollaccone, der Bug ist spitz, das Heck stumpf; sie werden auch gerudert. Diese sowohl wie die mit 4—6 Leuten bemannten Palamiden bringen Reusen, Langleinen (Pala- miten) und Netze verschiedener Art aus. Diese Arten von Fahrzeugen waren vertreten durch das Modell eines Batello, ausgestellt vom Kgl. Landwirthschaftsministerium und durch das Modell eines Gozzo, ausgestellt von der Handels- und Kunstkammer in Trapani. Zu letzterem w'ar im Specialkatalog bemerkt, dass in Trapani jährlich 25 — 3o Gozzi’s gebaut werden, dass ihre Tragfähigkeit 1}^ — 5 Tonnen und der Herstellungspreis 5oo— 1000 Lire sei. Der Bragozzo, auch Schiletto (Ancona) genannt, ist eine von den Fischern von Venedig und Chioggia besonders auf hoher See gebrauchte Barke; sie hat eine Länge von 10 — 12 m, fasst 4—8 Tonnen, hat eine Be- satzung von 4 oder 5 Mann, 2 Masten und 2 Netzstangen, an denen die Statistisches der Italienischen Seefischerei. Die Fahrzeuge. 99 Sacknetze geschleppt werden. Zum Betriebe der Cocciatischerei werden 2 Bragozzen verwendet. Die Tartana di mare ist bis i6 m lang, vorn halb oder ganz gedeckt, zweimastig, hat eine Besatzung von 5 Mann und über 8 Tonnen Trag- fähigkeit. Die beiden letztgenannten Arten von Fahrzeugen waren int Modell ausgestellt von Ninni C. Alessandro in Venedig. Fig. 54. Fischerbarke des Golfs von Neapel (Modell). Ausgestellt von der Handelskammer zu Neapel. Die Paranza oder Paranzella ist ein grosses Kielschiff, hat einen Hauptmast mit grossem lateinischen Segel, Besansegel und den sogenannten Polaccone am Bug, die Tragfähigkeit ist 10 — 60 Tonnen. Ziemlich kurz im Verhältniss zur Breite, mit stumpfem Bug und geräumigen Hinterdeck, ist die Paranza ein zwar nur langsames, aber sicheres Fahrzeug auf hoher See. Torre del Greco und Barletto haben die grössten Paranzen. Diese Fahrzeuge werden hauptsächlich paarweise zum Ziehen der grossen Schlepp- netze verwandt. Die vorstehende Abbildung stellt eine Fischerbarke des Golfs von Neapel dar. Diese Fahrzeuge sind nicht so gross, wie die eigentlichen Paranzen, können aber auch hei zweien zum Ziehen der grossen Schleppnetze gebraucht werden. / 100 Italien. Zur Lagunentischerei dienen die Sardellara, die Caolina, die Bragagna und auch der oben erwähnte Batello. Die zum Corallenfang verwendeten Fahrzeuge sind zweierlei Art: Die grossen (grandi) i3,20 m lang, 3,25 m in der Mitte breit und 1,40 m tief mit 10 — 14 Tonnen Tragfähigkeit und die kleinen (piccole) von verschie- denen Dimensionen und einer Tragfähigkeit von 2 — 6 Tonnen. Die Gemeinde Torre del Greco hatte beide Arten ausgestellt, ferner veranschaulichte ein Gemälde von Avellino Antonio italienische Gorallen- barken aus drei verschiedenen Zeiträumen, dem Alterthum, Mittelalter und der Gegenwart. Zum Schwertfischfang werden Barken (Feluche) von 10—16 Tonnen mit einem sehr hohen Mast und mit je einem kleinen Boot (Batello) ver- wendet. (Siehe die Abbildung des Schwertrischfanges w. u.) Modelle der zum Schwertrischfang benutzten Fahrzeuge waren von der Handelskammer von Messina ausgestellt. Wir besprechen nun die ausserordentlich mannigfaltigen Fanggeräthe. Die Schleppnetze haben eine ganze Reihe von Bezeichnungen, nämlich: Tartana, Tartagna, Tartanone, Tartarone, Tartanella, Tratta, Sciabigha, Sciabighello, Bragagna (Chioggia), Pedaruolo (Ancona), Racchetta, Rezzuola (Porto Ferrajo), Sciabichesco (Cagliari). Diese verschiedenen Namen beziehen sich im Grunde auf dasselbe Netz in verschiedenen Grössen und an verschiedenen Orten, oder auf die Art und Weise der Auslegung desselben. Man vertauscht auch wohl den Namen der grösseren Netze mit demjenigen der sie handhabenden Barke oder umgekehrt. Das Modell aller dieser Netze ist die Tartana und zwar eine der grösseren; sie besteht aus zwei symmetrischen Theilen, den Flügeln oder Wänden (pareti oder staggi) und dem an sie anschliessenden Sack (sacco), der nach den Flügeln zu offen und durch Reifen ausgespannt gehalten, am Ende geschlossen ist. Sie ist also eine Art Zeese. Die Flügel beginnen mit je einer Holzstange, an der mittelst Tau- werk aus Rohr (mazzette, Gaeta) je ein starkes Seil aus Hanf (sagola, saula in Neapel, resta in Ancona) von 800 — 1000 m Länge befestigt ist, welches die Fischer in Händen haben. Die an die Holzstange sich anschliessende Netzwand besteht aus mehreren Theilen: der nächste hat sehr grobe und weite Maschen (von 2 dem Weite); dann folgt ein längeres, höheres und eng- maschigeres Stück (Realino, Neapel); sodann ein drittes noch längeres, mit abermals dichterem Maschenwerk (Realiello, Neapel); ein viertes (Castelletto, Neapel) und fünftes Stück (Mappitiello, Neapel), dessen Maschen etwa 3 cm Weite haben, Letzteres schliesst sich an den Sack an und dieser zerfällt wiederum in die manica, Handtheil, oder Lima (Gaeta) mit Maschen von ungefähr 001 5 m Weite und einem zweiten Theil (Capoghirlanda, Neapel) mit 0,012 m breiten Maschen und endet in dem Kronenstück (Corona, Die Fanggeräthe: Schlepp- und sonstige Netze. lOI Neapel, Portoferrajo) oder Schweif (Coda, Cova, Ancona), dessen Maschen noch enger sind. Von der Oeffnung bis zum Boden des Sackes unterschei- det man in Gaeta folgende Theile: Manica (Sackärmel) oder Lima 3,5o m breit. Petto (Brusttheil) 7 m, Sottovolo 6 m, Cannone 5 m, Sacco oder Boden 4 m. Benennungen und Grössen sind in verschiedenen Gegenden verschieden. Der Obersimm der Flügel ist mit Korkschwimmern (ima da corlici), der Untersimm mit Bleigewichten (ima da piombi) besetzt. Beim Ausbrin- gen des Schleppnetzes seitens einer Barke werden die Flügelenden an 2 Netzstangen, welche am Vorder- und am Hintertheil des Schiffes 10 — 12 m lang hinausragen, befestigt und das Schiff geht nun in schräger Richtung zu dem am Boden schleppenden Netz unter Segel. Die Coccia ist ein Netz von gleicher Art, nur mit dem Unterschied, dass die gesammte Länge der Flügel und des Sackes nur ungefähr 3o m, die des Sackes (cogollo) 5— 6 m beträgt; die Flügel werden durch ein System von Zugtauen (sferzine) von 80 m Länge an das Heck, den Mast oder eine Netzstange (spontero) von je zwei Tartanen oder Bragozzen befestigt. Diese bekannte Coccia-Fisch'erei ist Gegenstand vieler Beschwerden, da wohl mit Grund behauptet wird, dass sie den Fischbestand schädige. Die Venezianische Tartana ist nicht länger als 12 m, die Maschen des Sackes haben eine Weite von o,o3 m; die Tartanella hat 10 — ii m Länge. Der Tartarone oder Tartanone ist nicht immer eine grössere Tartana, sondern auch ein Netz von der Gestalt der Sciabigha (ein Netz für geringe Tiefe), mit Maschen, ähnlich denen der Menaida, welches von einer Barke ausgebracht wird, um dann von dieser vor Anker liegenden Barke aus, von 4 Männern und einem Schiffsjungen herangezogen zu werden. Diese Art von Netzen dient besonders zum Anchovisfang. Die Mazzonara, ein Netz der kleinen Strandfischerei, ist von der vorher- gehenden Art kaum verschieden. Die Rezzuola, Pedarola und Sciabigha sind kleinere Netze mit Sack und Flügel, welche in geringen Tiefen nahe dem Lande ausgebracht werden. Eine Sciabigha, deren Sack 4 m Länge, deren Flügel 20 m messen, wie in Spezzia, ist kaum noch unter die mittelgrossen zu zählen. Bei der Hand- habung der Sciabigha befestigen die Fischer das Ende des einen Flügels am Ufer, und bringen dann auf ihren Schultern oder in einer Barke das Netz hinaus, indem sie es nach und nach bis an den Sack entfalten. Dann kehren sie zurück um das Ende des anderen Flügels, und zwar in einem gewissen Abstand von dem ersten, ebenfalls an den Strand zu führen; zwischen dem Ufer und dem Netze bleibt dann ein Dreieck oder ein Halb- kreis eingeschlossen, welcher sich bei dem Anziehen der Flügel zum Lande hin mehr und mehr verengt, bis endlich auch der Sack aufgenommen wird. 102 Italien. Diese Art des Fischfangs beschäftigt meist nur alte Leute und zwar im Sommer des Morgens und des Abends. Indessen werden die Sciabighe von über loo m Länge und Flügeln von 4 m Höhe, wie man sie auf den Rheden von Portotorres, Alghero und Cagliari in Sardinien sieht, und solche von 400 m Länge, wie sie in Messina und Catania zur Verwendung kommen, durch Barken bis auf 2 oder 3 km vom Lande ausgebracht, um dann von dem verankerten Fahrzeuge aus aufgenommen zu werden. Hierzu waren ausgestellt von Ninni C. Alessandro in Venedig: Modelle der Sciabigha oder Tratta (Sabaga Dalmatien): Länge 188 — 120 m, Höhe 8—10 m; Cocchia, ßragagna, Tartana: Länge 20 m, Höhe 4 m; Tratta, Tratturi, welche den Grund nur leicht streichen, Länge 3oo m, Höhe 20 bis 5om; ferner von der Handels- und Kunstkammer der Provinz Trapani Modelle des Tartarone und der Tratta und von der Gemeinde von T arent Modelle der Sciabigha. Ungefähr in der Mitte zwischen den Schlepp- und Standnetzen steht das Netz zum Fang des Hornhechtes, die Agugliara (Neapel), welches, wie die Sciabigha aus zwei Flügeln und einem Sack be- steht; nur haben die ersteren gleich starke und weite Maschen, und der nicht sehr tiefe Sack wird schwebend, nicht über dem Boden des Meeres streichend, gehalten, ln nächtlicher Fischerei wird das Netz zwischen zwei Barken ausgespannt; man treibt dann die Fische mittelst Schlägen in’s Wasser — ganz eben so wie es in Dänemark bei dem Fang mit der Pulswade geschieht — zum Netzsack. Zwei senkrecht in einem Winkel gegen einen Sack convergirend aus- gespannte Netze mit einem unten horizontal ausgebreiteten Netze, welches man in einem gewissen Moment in der Art hebt, dass dessen Oetfnung durch die Hebung geschlossen wird, bilden die Lampara (Neapel), w'elche um i838 im Golf von Neapel erfunden und eingeführt worden sein soll. Der Giacchio oder Gaccio ist ein kreisförmiges Netz mit ausgedehntem Radius, welches an seiner Peripherie mit Bleigewichten beschwert, sich aus- breitend mit dem Saume so niederfällt, dass es sich fast glockenförmig ge- staltet. Mittelst eines in der Mitte befestigten Taues wird es von einem oder mehreren gewandten und kräftigen Fischern, nachdem es in kreis- förmiger Bewegung durch die Luft geschwungen, in's Wasser geworfen; im Fallen öffnet es sich. Allmälig, je mehr die Bleigewichte den Simm des Netzes im Wasser zusammenbringen, wird es mit der eingeschlossenen Beute wieder aufgenommen. Ein Zugnetz ist auch die Rete quadra oder das viereckige Netz, welches den Namen seiner Gestalt verdankt. Dieses wird indess von unten nach oben gezogen; es hat an den Rändern weite oder „klare” Maschen, welche nach dem Mittelpunkt, wo es auch sackförmig ist, dichter werden. Es trägt an jedem der vier Enden ein Tau und wird ausgespannt auf den Die Faiiggerüthe. 103 Grund niedergelassen , nachdem es mit Köder von schmackhaften und faulenden Stoffen, einer Lieblingsspeise der Fische, versehen worden ist. Sodann wird es, und zwar natürlich so, dass die Ränder und Enden eher als das Centrum aus dem Wasser kommen, mit den überraschten, im Sacke angesammelten Fischen herausgezogen. Die ßilancia oder Wage wird oft vom Ufer aus mittelst eines Strickes und eines an einen geneigten Schaft befestigten Ringes ausgespannt; sie ähnelt übrigens der Rete quadra und wird in gleicher Weise gehandhabt, indem man sie mit oder ohne Köder auf den Grund senkt und dann wieder aus dem Wasser zieht. Das viereckige Netz und die Wage (Rete quadra und Bilancia) werden oft unter die Standnetze gerechnet; sie arbeiten jedoch wie die Zugnetze, nur dass sie in verticaler Richtung, die Anderen dagegen mehr oder minder in einer dem Boden oder der Oberfläche des Wassers parallelen Richtung gezogen werden. Das Königl. Landwflrthschaftsministerium hatte das Modell einer Bilancia ausgestellt. Standnetze (reti di posta oder di parata) werden solche Netze genannt, welche, nachdem sie ausgebracht, ihren Ort nicht verändern, während die zu fangende Fischschaar gegen sie anschwimmt (italienischer Specialcatalog S. XLVll.). Als Type dieser Art kann die Menaida, Manaidozza, Signorella oder jedes der Stücke (Spigoni, in Neapel Goretti), aus denen sie besteht, gelten. Jedes Stück ist ein Vierecknetz von ungefähr 16 — 20 m Länge, während die Breite zwischen i,5o — 2 m schwankt (Livorno) oder von 3o und 35 m (Neapel), aus dreifach gedrehtem Flachszwirn (frese), daher sehr widerstandsfähig, und mit Maschen von i cm Weite. Der Untersimm wird durch an Schnüre befestigte Bleigewichte beschwert; an dem Tau des Obersimm’s sind in bestimmten Zwischenräumen Schnüre (Calomme) be- festigt, welche an auf der Oberfläche des Wassers schwimmenden durch Signalflaggen kenntlichen Korkscheiben das Netz senkrecht tragen und ver- kürzt oder verlängert werden können, je nachdem man das Netz höher oder tiefer stellen will. Die Anchovis-Menaide hat 28 Knoten auf den palmo, die Sardellen-Menaide hat deren 26, die Lagunen- oder Aehrenfisch- Menaide 36, die Boniten-Menaide noch weitere Maschen und stärkeres Maschenwerk, ebenso die zum Fang der Haifische dienende Squadrara (Quadratnetz). Wird die Menaide so gehandhabt, dass sie einen bestimmten Meeres- raum kreisförmig einschliesst, so heisst sie Vollaro (Neapel), mit welcher Sardellen und Meeräschen (Mugil, sp.) gefangen werden. Diese pflegen hei sich ihnen entgegenstellenden Hindernissen aus dem Wasser zu springen; um sie auch dann festzuhalten, umgiebt man das eigentliche Fangnetz durch ein zweites Netz, welches in horizontaler Lage rings um das erste mittelst 104 Italien. langer Stäbe gespannt wird, die unter sich eine Art Rohrgitterwerk (incan- nicciata) bilden. Den Meeräschenfang mit dem Vollaro beschreibt der italienische Spe- cialcatalog wie folgt: Am Tage des Fischfanges spannt eine Schaar Männer das Netz innerhalb des schon stark bevölkerten von einem grösseren Rohrnetz bereits umschlossenen Raumes aus und zieht es, indem es allmählig an den Seitenwänden abgetrieben wird, um einen kleineren Raum zusammen, an dessen Ende die Fische ohne Mühe mit einem über einen hölzernen Reifen gespannten kleinen Hamen oder mit der Hand herausgenommen werden. Nach beendetem Fange wird das grosse Netz an seinen ersten Stand zurückgeführt, um die inzwischen neu an- gelangten Meeräschen einzuschliessen. Zugleich verfolgen auch untertauchende Fischer die Fische, ergreifen sie mit den Händen, schlagen sie mit einer Art von hölzernem Hammer oder Schläger auf den Kopf und reihen die Getödteten und Betäubten am Maule oder Kiemen an ein Tau. Ein in solcher Weise betriebener Fischfang ist in seinem letzten Stadium eine wahre Massenvernichtung (mattanzai, zwar nicht so grossartig, wie die Tödtung der Tune in der Tonnara, aber aus- gezeichnet durch die ausserordentlichen Mengen und die wunderbare Schönheit der Fische, welche strahlend in Gold-, Silber- und Bronceglanz, noch in den Körben emporschnellen. Die Menaide ist das Hauptgeräth für den Fang von Anchovis und Sar- dinen (denen man übrigens auch mit Schleppnetzen nachstellt), .le nach- dem der Zug der Fische geht, stellt man sie im Winter tiefer, im Sommer höher. Die Istrioten und Chioggotten pflegen nach der Ausspannung des Netzes an der einen Seite desselben einen Pattume genannten Teig von gekneteten Krebsen auszuwerfen; aber auch ohne Köderung bleibt der gegen das Netz streichende Fisch an den Kiemen in den Maschen hängen. Die nebenstehende Illustration (Fig. 55) ist nach einem in der Ausstellung zur Schau gebrachten Bilde ausgeführt und stellt die Menaide des Golfs von Salerno dar. — Maassstab in Metern. Zu bemerken sind hier die grossen Saummaschen unten und an der Seite. Flierzu gehört ferner die von Ninni C. Allessandro ausgestellte Sar- dellera (Länge 3o — öom, Tiefe 8 m, Durchmesser der Maschen 20 mmi und das Modell des Saltarello, ein einfaches, perpendikulär in Form einer Spirale hängendes Netz und ein mit demselben verbundenes dreimaschiges Netz, das mittelst Korkstücken oder angebundenen Schilfrohrs auf der Wasser-Oberfläche horizontal schwimmt. Der Schetto oder Tramaglio (wörtlich Durchmaschennetz, das trammei- net der Engländer, der tremail der Franzosen), ist ein dreifaches Netz, welches, wie die Menaide, senkrecht ausgebracht wird. Mit einem mittleren Netze von 12 mm breiten Maschen, der senata, parallel laufend, werden zwei Lädderingsnetze (pareti) ausgebracht, deren Maschen 7 — 8 cm weit sind. Der kleine Fisch bleibt im Maschenwerk des mittleren Netzes ohne weiteres hängen; der grössere Fisch dagegen treibt das engmaschige Netz Die Fanggeräthe: Der Vollaro, die Menaide. los durch eine Masche der Läddering und ist dann ebenfalls, wie in einer Tasche gefangen. Ausgestellt im Modell vom Kgl. Landwirlhschafts- ministerium und in mehreren Grössen von Ninni C. Allessandro. Fig. 55. Menaida des Golfs von Salerno. Ausgestellt von der Handelskammer in Salerno. Die nachstehende Abbildung zeigt das Ende einer Aalreuse (Vertolino), welche zum Fang des Aales (Anguilla vulgaris) in Flussmündungen und Seeen an Pfählen aufgestellt wird. Näheres über die Dimensionen haben wir leider nicht in Erfahrung bringen können. Der Palangrese, auch Palamito genannt, ist eine Fangleine, deren Schnüre am Ende mit mehreren Angeln besetzt sind. Je nachdem sie auf den Grund reichen oder frei schweben soll, versieht man sie mit Bleistücken oder Schwimmern. Bemerkenswerth sind die Angelhaken und ihre Verbindung mit der Fischangellanze, an deren Ende die Schnurangel oder der Angelhund hängt. Dieser sogenannte filaccione besteht aus einem Bündel von Schnüren, deren io6 Italien. jede mit einem Haken versehen ist; die Schnüre sind aus weissem oder schwarzen Pferdehaar, oder aus weissem oder schwarzen Seidenzwirn (pelo, poil de Florence); je nach der Art des Fanges, mit Bleigewichten versehen oder nicht, ind die Angeln natürlich beködert. Fig. 56. Aalreuse (Vertolino). Ausgestellt von der Handels- und Kunstkammer von Neapel. ln Betreft der Tintentisch-Angel und Schnur, welche auf Wunsch eines der Herren Sachverständigen unter die Illustrationen aufgenommen wurde, haben wir leider keine nähere Auskunft erhalten können. Für den Fang des Rinkfisches im Golf von Neapel befestigt man den Fig. 5y. Tintenfisch- Angel. Ausgestellt von Giocondo Faggioni, Genua. Angelhaken an Schnüren aus Metalldraht, aul dass der Fisch mit seinen kräftigen Zähnen die Schnur nicht zerreissen könne. Für die Fischerei mittelst Leine und Angel werden theils die Palamida, (s. o.) theils andere Fahrzeuge verwendet. Die Palamida wird sowohl durch Ruder als durch Segelkraft getrieben. An Bord befinden sich 40 Kasten (casse), von denen 20 Die Fanggeräthe: Leinen und Angeln. 107 das Angelgeräth für den Fang grösserer Fische und 20 die Angeln für den Kleintischfang enthalten. Jeder Kasten enthält 5oo m Leine (Caluma) und jede Caluma hat i5o bis 200 beköderte Angeln. Die Angelhaken variiren in Form und Grösse in sechszehn verschiedenen Nummern. Die Neapolitaner unterscheiden noch besonders die Catalana und Valentiner nach Catalonien und Valenzia, wo die Angeln ursprünglich verfertigt wurden. Leinen und Angeln für die Seefischerei waren namentlich ausgestellt von Ninni C. Alessandro in Venedig: ein Parangölo, eines der 100— 3oom langen Taue, die an ^2 — 1 m langen Schnüren 100 — 3oo Angeln tragen und mit Steinen auf den Grund versenkt oder mit Körken auf der Oberfläche schwimmend erhalten werden. Von der Handelskammer von Messina: grössere Angeln zum Fang des Schwert- und Tunfisches. Das mächtigste Fanggeräth der italienischen Seeflscherei ist die Tonnara, eine im rechten Winkel unterseeisch und senkrecht aufgestellte am Meeres- boden vielfach verankerte gewaltige, aus starkem grossmaschigen Netzwerk bestehende Reuse mit Kammern und Armen, deren detaillirte Beschreibung wir hier nach den Angaben des Professors Targione Tozzetti im italienischen Specialkatalog folgen lassen, indem wir eine Abbildung des von der Handels- und Kunstkammer der Provinz Trapani eingesandten Modells voranstellen. Zu einem genaueren Einblick in die einzelnen Theile einer Tonnara würde freilich ein Grundplan gehören, den das Format dieses Berichtes nicht zu- lässt. Wir verweisen daher in dieser Beziehung auf Tafel III. in Achille Costa’s Werk: la Pesca nel Golfo di Napoli und bemerken zugleich, dass auch die Handelskammer von Trapani Zeichnungen der Tonnara ausge- stellt hatte. Ferner war die Tonnara durch Zeichnungen von Spadaro Pietro in Salerno veranschaulicht. Man unterscheidet die grossen, in Italien meistens gebräuchlichen Tonnaren nach Vorgebirgs- (T. di punta), und Küsten - Tonnaren (T. di costa), je nach ihrer Lage zum Festlande. Wegen ihrer grosseren Vereinzelung sind die ersten stets mächtiger als die zweiten. Die Tonnara besteht aus einem Hauptkörper (der isola oder Insel) und aus Nebentheilen. Die Isola zerfällt bei den kleineren in zwei (Neapel), bei andren in 5 (Provence), bei noch andren in 7 (Sardinien), sogar in 9 aufeinander folgende Abtheilungen, welche durch senkrecht kreuzende Scheidewände gesondert, aber doch untereinander in Verbindung stehen. Die beiden äussersten (camera di levante und corpo oder camera di morte, Todten- kammer) sind gegen jeden Ausgang geschlossen; die dritte und vierte, Foratico (Schlund) öffnet sich nach Westen durch einen breiten Gang, und dient als Zu- gang zum ganzen Innern des Baues. Auf der einen Seite und nicht fern von dem Foratico erstreckt sich die Isola mehr oder minder nach dem Lande zu durch ein senkrecht gestelltes Netz (coda, Schweif), welches oft in zwei Hälften, den oberen und den unteren Schweif (coda alta und coda bassa) getheilt ist und landwärts, selbst bis an die Küste reicht, so dass es zwischen der Isola (Insel) und der Küste jeden Durchgang versperrt, und die Tune durch dieses Hinderniss gegen den Eingang der Tonnare (foratico) zurückgedrängt werden; dasselbe io8 Italien. findet statt auf der äusseren Seite mit einem zweiten einfachen oder doppelten Netzflügel (coda), welcher gewöhnlich lothrecht gespannt wird, und in der Quer- linie so gelegt ist, dass er sich hier und da am äusseren Ende der Isola, doch mehr nach aussen als nach innen, verbreitert. Dieser „Schweif’ vergrössert das Feld der Tonnara, sperrt den Tunfischen den Durchgang, und bewirkt, indem er sie zwischen die Isola und das Land zurUcktreibt, dass sie sich nach und nach gegen den foratico begeben, wo sie bei ihrem Vordringen auf das Hinderniss des zweiten Flügels (coda) stossen, welches sie umzukehren zwingt um direct dem foratico zuzutreiben. b a coda bassa. b coda alta oder codardo. c foratico. d camera di morte oder carpo. Die Theile dieses Seitennetzes (coda) nennt man codardo oder corardo, auch campile. Die Lage der mehr von Nord nach Süd, als von Ost nach West gerichteten Tonnara bestimmt den Namen der verschiedenen Theile; so wird die land- wärts laufende hohe und tiefe Coda oder Flügelwand als Ostflügel, die des ent- gegengesetzten äussersten Endes Westflügel genannt (Coda di Levante und Coda di Ponente.) Von den inneren Abtheilungen der Tonnara ist der Foratico der centrale und geräumigste Theil; vor diesem stehen am genannten äussersten östlichen Theile die Ostkammer (camera di levante), die östlichen Verschlage (bardonale di lev.), der grosse Verschlag (bardonaro grande); zwischen der ersten und der zweiten befindet sich in Sicilien eine andere Abtheilung, welche Stephanskammer (camera di maestro Stefano) genannt wird. An der dem foratico entgegengesetzten Seite folgt der westliche Verschlag (bardonale di ponente) die Bastarde, die West- kammer (camera die ponente), in Sardinien der Rumpf (corpo) oder Todten- kammer (camera di morte); in Sicilien aber wird zwischen die vorletzte und letzte noch die Bastardella (Pfanne) eingeschoben. Beschreibung der Tonnara. 109 Die verschiedenen Kammern haben feststehende und geschlossene Netzwände, und nur die Scheidewände bieten in gewisser Hohe eine Oeffnung, welche die Tune beim Einzug überschreiten, um von dem einen Raum zum andern zu ge- langen; wenn sie dann sich dem Grunde nähern, finden sie keinen Weg zur Rückkehr. Die Todtenkammer ist ein Gelass wie die andern; sie ist aber aus einem sackförmig gespannten Netz gebildet, von welchem zur bestimmten Zeit die Ränder und der Boden in die Höhe gehoben werden, um die Tune an die Oberfläche zu bringen. In einigen Tonnaren hat indessen auch die Todten- kammer, wie die andern, festgeankerte Netzwände, und es wird dann im Augen- blicke des Fanges ein unten horizontal durchgezogenes Netz, welches Letto (Bett) oder Lavaria (Hebetuch) heisst, in die Höhe gebracht. Die Tonnara ist quer vor dem Zuge der Tune errichtet; diese drängen sich hinein und zerstreuen sich in die verschiedenen Abtheilungen. Die ersten kommen nicht zurück, andere folgen nach, und indem alle vorwärts treiben, sammeln sie sich in der vorletzten Kammer, von welcher aus sie, wenn Fische genug da, ein von dem Rais oder Fischmeister, in die Fischschaar geworfener, in ein Hammelfell gewickelter Stein sie erschreckt, oder wenn sie dazu durch seitliche Hebung eines zu diesem Zwecke bereitgehaltenen Netzes gezwungen werden, in die letzte Kammer flüchten; sobald der Eingang der letzteren geschlossen ist, giebt der Rais das Zeichen zur mattanza oder Vernichtung. Ausser dem obenerwähnten Modell und Zeichnungen waren von der Handelskammer von Palermo und von den Gebrüdern Pollette in Porto St. Stefano Zeichnungen, sowie von den letzteren der Theil eines Tunnetzes ausgestellt. Nach den Angaben des Prof. Targioni Tozzetti sind gegenwärtig an den italienischen Küsten 48 Tonnaren in Betrieb. Eine Statistik aus den letzten Jahren über die Erträge der Tonnaren giebt es nicht, doch sei aus dem Specialkatalog erwähnt, dass die 7 Tonnaren des Seebezirks Trapani (Italien hat im Ganzen 22 solcher Bezirke) jährlich im Durchschnitt 19,000 Tune fangen und dass das Durchschnittgewicht eines Tuns zu 120 kg. angenommen wird. Der Fang der Schwertfische (pesce spada, Xiphias gladius) wird theils in Tonnaren, theils in starken grossmaschigen Netzen, theils mit Angeln, theils endlich mit der Harpune oder Stechlanze (draffiniera) be- trieben. Letzterer, dem Walfang sehr ähnliche Betrieb findet hauptsächlich in der Strasse von Messina statt und ist die Fangzeit an der calabrischen Küste von Mitte April bis Ende Juni und für die sicilische Küste Juli bis September. Die nachfolgende Abbildung ist nach dem von der Handels- kammer zu Messina ausgestellten Modell angefertigt und führt uns den Moment des Werfens der Lanze vor. Der Stock der letzteren ist zwischen 3 und 4 m lang, die eiserne Harpune hat eine Länge von 20 cm; durch den beweglichen Widerhaken der Harpune wird das Festsitzen derselben im Fischkörper erleichtert. Mittelst eines an der Harpune befestigten, gegen 200 m langen Taues bleibt das Boot mit dem Fisch in Verbindung. Das Gewicht eines Schwertfisches beträgt im Durchschnitt 5o kg, -und I 12 Italien. eingesammelt, indem man zugleich den coppo, ein durch einen Reifen offengehaltenes Sacknetz, darunterschieht; sie wird bald mit einem grossen Handgriff (Manico) und einem i,5o m langen, 0,90 m breiten Reifen von Holz, bald mit einem kleinen Stiel und eisernen Reifen von 0,20 m im Durchmesser, gehandhabt. Zum Fang der Crustaceen, — der in Italien lange nicht so bedeutend ist, wie z. ß. an den atlantischen Küsten Frankreichs schon der Garneelen- fang, — bedient man sich der gewöhnlichen Schleppnetze (sciabigha, coppo). Wir wenden uns endlich zu der berühmten italienischen Korallen- fischerei, deren Geräthe, Werkzeuge und Fangweise durch Modelle und Fig. 61. Austenifaiigeräth (Ostreghcra). Ausgestellt von Ninni C. Alessandro in Venedig. Abbildungen ausgiebig vertreten waren, wie denn bekanntlich auch die Erzeugnisse dieser Fischerei, geschmackvoll durch die italienische Industrie verarbeitet, auf der Ausstellung reissenden Absatz fanden. Das wichtigste Geräth zum Korallenfang ist der ingegno. Es besteht aus zwei sich kreuzenden, 2 m langen Eichenstaben, an deren Kreuzungs- stelle ein Stein oder ein Stück Eisen befestigt ist. Die nach aussen schmäler werdenden Stäbe haben an ihrer Spitze eine Art Knopf, hinter welchem eine Rille das einzulegende Netztau aufnimmt. Nach der Beschreibung, welche der Specialkatalog im Allgemeinen von dem ingegno giebt, hängt in jeder Rille ein ungefähr 6 m langes Tau, welches, in Abständen von je I m, lose fallende, weitmaschige Netze trägt, während zugleich ein solches von der Kreuzung herabhängt. Auf der genau nach dem aus- gestellten Modell angefertigten Abbildung sind vier Taue mit Netzen da herabhängend dargestellt, wo die Stäbe an die Kugel anschliessen. Die Netze selbst waren an dem ausgestellten Modell in konischer Form zu- sammengelegt, während man sie sich beim Gebrauche sackartig ausgebreitet denken muss. Mit Schnüren sind sie an dem Taue befestigt. Sie haben eine Breite von i m bei 17 cm Maschenweite. Der ingegno wiegt etwa 2 Centner und wird an einem loo m langen Tau zu Wasser gebracht. Der Gebrauch erklärt sich von selbst: die Stäbe brechen die Korallen los, Korallenfiingsei'iitlic- i>3 Seefischerei. Fig. 62. Korallenfanggeräth (Ingegno, croce armato). Ausgestellt von der Handelskammer der Provinz Trapani. 8 Italien. II4 welche die Netze aufnehmen. Mittelst eines an Bord der Barke befindlichen Spills wird das Geräth wieder aufgewunden. Beim Auslegen des ingegno werden die Segel gestrichen. Die Construction des ingegno erleidet übrigens zahlreiche Abweichungen: bei den Genueser Fischern z. B. haben die Arme des Kreuzes eine Länge von 1,20 m und laufen in eine eiserne Harke aus, von welcher je 20 Bündel losen, grossmaschigen Netzwerks herabhängen. Die Länge der coscioni (Arme) variirt zwischen % und 4 m. Auch werden, besonders in der kleinen Korallenfischerei, den Netzen des ingegno Stücke dichteren und kräftigeren Netzwerks (rezzinielle) ange- hängt, welche dazu bestimmt sind, auch die kleineren Korallenzweige mitzunehmen. Die Spanier haben etwas verschiedene Werkzeuge; so bringen sie an der Kreuzung des ingegno eine mit aufwärts stehenden Eisenzinken be- setzte eiserne Krone und um den unteren Rand der Krone selbst ein Netz an. Zur Befreiung des etwa beim Schleppen in die Felsen geklemmten ingegno dient eine Art eiserner Harke (sbiro), welche von einer zweiten Barke gehandhabt wird. Man sucht auch wohl diese Befreiung durch eine hinabgelassene, etwa 100 kg schwere, in der Mitte mit einer 20 cm weiten Oeffnung versehene eiserne Scheibe zu bewirken. An den beiden Zweigen der Korallenindustrie, der Fischerei und der Bearbeitung des Fanges ist, wenn auch Torre del Greco mit seinen 27,i3o Ein- wohnern den Mittelpunkt bildet, doch der ganze Küstenstrich von Ischia bis Amalfi und weiter südlich betheiligt; ja die Stadt Torre del Greco er- bittet sich, um den Bestand der Korallenindustrie-Arbeiter vollzählig zu er- halten, von den Findelhäusern anderer Gemeinden Knaben zur Erziehung.*) (Aus dem Hause deH’Annunziata in Neapel wurden auf diese Weise in den IO Jahren 1870 — 79 223 Knaben in Torre del Greco aufgenommen.) ln der Gampagne (Saison der Korallenfischerei) von 1880 waren allein in Torre del Greco 200 Rheder mit diesem Betriebe beschäftigt, wobei übrigens zu bemerken ist, dass unter diesen „Rhedern” sich viele Personen befanden, die sonst mit dem Seegewerbe nichts zu thun haben. Gegen die vorher- gehende Campagne vermehrte sich die Zahl der von Torre del Greco aus in der Korallenfischerei beschäftigten Personen von 3559 auf 4147. Die Be- mannung einer Barke besteht aus dem Commandanten, zwei Bootsleuten (poppieri), sechs Matrosen und Fischern und einem Jungen. Im Durch- schnitt erfordert also jede für die Korallenfischerei ausgerüstete Barke eine Mannschaft von 10 Mann. Die Ausrüstungen beginnen Ende Februar und im October kehren die Barken zurück. Im Durchschnitt kann man für eine *) Diese und einige folgende Angaben sind der vor Kurzem erschienenen recht lesenswerthen Schrift von G. Mazzei-Megale: „L’industria del Corallo in Torre del Greco” entnommen. Koral I eil fan ggeräth e. II5 Saison die Einnahme des Commandanten auf 800, die des Bootsmanns auf 450, die eines Seemanns (Fischers) auf 35o, die des Jungen auf 170 Lire be- rechnen. Ganz ähnlich wie in manchen nordischen Grossfischereien herrscht ein System von Vorschüssen, so dass ein ansehnlicher Theil der Gagen schon bei Ausgang der Korallenflotte bezahlt ist. Die Zahl der in Torre del Greco jährlich für die Korallenfischerei ausgerüsteten Barken beläuft sich auf etwa 36o durchschnittlich. Für die Saison von 1878 wurden 3a3 Korallenbarken ausgerüstet; die Campagne von 1879 beschäftigte dagegen 356, und diejenige von 1880 402 Barken. Die Ausrüstung einer Barke kostet dem Rheder durchschnittlich 10,700 Lire, in welcher Summe jedoch die Gage der Be- mannung, die Verproviantirung und die Kosten der Fischereigeräthe einbe- griffen sind; der Herstellungswerth . einer Barke ist etwa 36oo Lire, die jährliche Ausgabe für Instandhaltung des Fahrzeugs etwa 400 Lire und nimmt man an, dass eine Barke ungefähr 12 Campagnen aushält. Wenn man alle dem Rheder bei der Ausrüstung jeder Korallenbarke zufallenden Ausgaben in Anschlag bringt, ergiebt sich, dass Torre del Greco jährlich für Korallenfischerei mit etwa 36o Barken ein Capital von ungefähr 3,852, 000 Lire in Bew'egung setzt. Jede der an den Küsten der Berberei den Korallenfang betreibenden Barken erbeutet durchschnittlich in jeder Campagne anderthalb Centner Korallen. Diejenigen, welche sich in die sardinischen oder corsischen Ge- wässer begeben, erfischen dagegen jede im Durchschnitt zwei, die sicilischen bis 12 Ctr. Da nun von der Durchschnittszahl von 36o Barken ungefähr 100 jährlich die Küsten der Berberei aufsuchen, i5o aber nach Sardinien, 3o nach Corsika und 80 nach Sicilien ziehen, so ergiebt sich als Gesammt-Ausbeute der Fischereien von Torre del Greco für jede Campagne eine mindestens 1470 Ctr. betragende Menge von Rohkorallen. Aussteller: Avellino Antonio, Livorno, ein Gemälde, welches die Barken in drei verschiedenen Zeiträumen darstellt. Lubrano Antonio, Livorno, Gemälde der Westküste von St. Jago (Cap Verden) und die Handels- und Kunstkammer der Provinz Trapani: Modell des ingegno und sbiro. Die italienische Schwammfischerei ist lange nicht so bedeutend, als die- jenige der griechischen Inseln. In welchem Umfange sich im Ganzen die italienischen Fischer an diesem Betriebe gegenwärtig betheiligen, darüber liegen keine statistischen Daten vor. Ausgestellt waren von der Handels- und Kunstkammer der Provinz Trapani die Geräthschaften dieses Betidebes, die Harpune und das sogenannte Wasserglas, ein etwa 40 cm langer Tubus aus Zinkblech, dessen untere Oelfnung mit einem Stück gewöhnlichen Glases geschlossen ist und mit Hülfe dessen man auf den Grund des Meeres sehen kann. (Näheres über die Schwammfischerei s. die Schrift von G. V. Eckhel über den Badeschwamm.) Italien. 1 16 Auch die verschiedenen rohen und verarbeiteten Materialien, aus denen die Fischereigeräthe (Netze, Reusen, Leinen, Schnüre) verfertigt werden, die Taue und Segeltuche waren durch verschiedene Aussteller gut vertreten. Wir heben in dieser Beziehung hervor: Taue und Garn (Libano und Filetto) aus Bast der Machrochloa tenacissima (Vulgär- name: Sparto, Spartgras, Espartogras und in Nordafrika Haifa) und von Arundo ampelodesmos (Vulgärname: Saracchio, Bindrohr?). Dieses Material war aus den Fabriken der Gebrüder Filippi in Trapani und Gebrüder Pollette in Porto S. Stefano ausgestellt. Die erstgenannte Fabrik producirt Jährlich 5ooo Ctr. Saracchio und Sparto sind die wichtigsten Stoffe für die Herstellung der Tonnaren. Ausserdem werden zur Anfertigung von Reusen noch benutzt: Arundo donax L., Pfeil- oder Pfahlrohr, Arundo phragmites L. cannuccia, gemeines Schilfrohr, Teichrohr, Rieth, Salix vitellina, Dotter- oder Goldweide, Salix viminalis L., Vetrice, gemeine Korbweide, auch Bandweide. — Zwei grössere Segeltuchfabriken hatten ihre Rohstoffe und Fabrikate ausgestellt, nämlich Casa Giuseppe in Genua und Carlo Giovanni und Niccolo Gerard in Sompierdarena, darunter befand sich hänfenes und baumwollenes Segeltuch in verschiedenen Sorten und ge- kochtes und gebleichtes Leinen. Die erstgenannte Fabrik beschäftigt 170, die andere 200 Arbeiter. Niederlande. Die in früherer Zeit durch die nordische Fischerei und heute durch den Häringsfang, die „groote Vischerij”, berühmten Niederlande waren würdig auf der Ausstellung vertreten. Durch den steigenden Bedarf Mittel- europa's an frischen Seefischen, deren Transport auf den Eisenbahnen jährlich umfangreicher und vielseitiger wird, haben der Frischfischfang und die Ausfuhr der Ergebnisse desselben in der letzten Jahresreihe zugenommen, während zugleich die Häringsfischerei sich bedeutend entwickelte, weil die Niederländer es verstanden, sich zur rechten Zeit die Fortschritte im Bau der Fahrzeuge, in der Anfertigung der Geräthe, überhaupt im ganzen Be- triebe zu Nutzen zu machen. Concurriren doch Jetzt die niederländischen Fischer in einzelnen Fällen mit den Engländern auf dem grossen Fisch- markt zu Grimsby! Den Aufschwung der niederländischen Fischerflotte be- zeichnet die Thatsache, dass in den letzten 25 Jahren die Zahl der grossen Kielschiffe von Nord- und Südholland von 8i auf 128, die der Bomschift'e von Scheveningen, Katwijk und Noordwijk von i34 auf 272 gestiegen ist. Die vor etwa 3o Jahren angebahnten Fortschritte bestehen hauptsächlich in der Ersetzung der, lange Zeit hindurch im Häringsfang verwendeten, in mancher Beziehung als unpraktisdi erkannten Hoeker durch die scharf gebauten, schnell segelnden Logger und Kutter, in der Verwendung baumwollener statt der bisherigen hänfenen Netze, in der Einführung des Partsystems an Stelle der festen Löhnung der Mannschaften, endlich in der Erhaltung der letzteren bei Verdienst und Thätigkeit durch Aussendung der Fahr- zeuge im Winter theils auf den Kabljau-, theils auf den Frischflschfang. Die Fahrzeuge der Hochseefischerei, sowie der Fischereien der Küsten, der Zuidersee und der Schelde- und Maassmündungen waren sehr gut ii8 Niederlande. durch viele Modelle vertreten; die in diesen verschiedenartigen Betrieben zur Verwendung kommenden, mannigfaltigen Geräthe waren in seltener Vollständigkeit vereinigt. Hervorzuheben ist namentlich, dass vielfach die Netze, sowie sie gebraucht werden, ausgestellt waren. Von ausgezeichneter Arbeit und Qualität, Dank der entwickelten Maschinenindustrie, wurden seitens der Sachverständigen namentlich die Netze gefunden. Zur Charakterisirung des Umfangs und Werthes der heutigen niederländischen Seefischereien führen wir an, dass der Gesammt- ertrag der niederländischen Häringsfischerei ungefähr i5o Milk Stück ist. Im Jahre 1879 betrug derselbe i63,3oo,ooo Stück. In dem ertragsreichen Jahre 1880 dürfte sich noch eine weitere Steigerung herausgestellt haben. Die jährliche Ausfuhr gesalzenen Härings betrug in den Jahren 1874 bis 1878 in runder Summe zwischen 68und 88,000 Tonnen, wovon bekanntlich der grösste Theil nach Deutschland geht, während von dem geräucherten Häring der grössere Theil nach Belgien ausgeführt wird (im Jahre 1878 24,435,000 St.). Der Gesammtwerth des von den Häringsfängern und einigen Slupen, welche nicht am Häringsfang betheiligt, betriebenen Kabljaufangs, war in den Jahren 1874 — 78 etwas über eine Milk Gulden (einigen Frischlischfang mit eingerechnet); bezüglich des Häringsfangs schwankt der ungefähre Werth der grossen und der Küsten- Fischerei in den Jahren 1869—78 zwischen 1,200,000 und 3,800,000 fl. in runder Summe. Bezüglich der Küstenhscherei auf frischen Fisch liegt keine genaue Statistik vor. Nach Prof. Buys’ An- gaben in Lindeman’s Seefischereien (S. 21) variirte der Ertrag der in dieser Beziehung wichtigsten Fischereiplätze Scheveningen, Katwijk und Noord- wijk in den Jahren 1869 — 78 zwischen Vs und ^ Milk fl. und die Ausfuhr (hauptsächlich nach Belgien, zum kleineren Theil nach Deutschland) in derselben Zeit zwischen 2% und nahezu 7 Milk kg, die Garneelenausfuhr nicht mit eingerechnet. Die heutige Zahl der Bemannung der niederlän- dischen Seeflscherflotte wird in der eben citirten Arbeit wie folgt an- gegeben: Zahl der Be- Fahrzeuge. mannung. Grosse Fischerei (Häring und Kabljau) 127 1886 Küstenfischerei (Häring, Kabljau und andere Fische) und Seeländische Fischereien 925 4335 Fischerei der Zuidersee (Häring, Anchovis, Schollen u.a.) 1282 3269 Fischereien der Provinzen Groningen und Friesland (verschiedene Fische) i83 524 25i7 10014 (Indem wir diese Zeilen zum Druck fertig stellten, erhielten wir den Bericht über die niederländischen Fischereien von 1879 (Verslag van den Staat der Nederlandsche Zeevisscherijen over 1879) und entnehmen dem- Statistische Uebersicht. — Die Fanggerätlie. II9 selben noch einige Zahlen. Im Jahre 1879 belief sich die Flotte der Pro- vinzen Süd- und Nordholland für die „grosse oder Salzhäringshscherei” auf 128 Fahrzeuge, von welchen 4 Hoeker, 10 Slupen, 114 Logger und Kutter waren. Angebracht wurden auf 419 Reisen durch diese Fahrzeuge 5579 Last Häringe (i Last - 14 Tons), zu einem Werthe von i85,475 H. Die Ausfuhr gesalzenen Kabljau’s betrug 1879: 895,000 kg., wovon ein Drittel nach Deutschland ging.) Die Ausfuhr von Austern auf den seeländischen Eisenbahnen betrug: 1876: 36,580,000 Stück, Werth 2,56o,ooo Gulden 18//. 9i^/9;200 ,, ,, 6/7,544 ,, 1878: 7,193,200 „ „ 5o3,524 1879: 11,116,000 „ „ ? „ Daneben wurden aus der Provinz Seeland auf der Eisenbahn an Muscheln ausgeführt im Jahre 1877: 2,648,000 kg, und im Jahre 1878: 1,755,000 kg. Wir besprechen zunächst die in den Niederlanden gebräuchlichsten Fanggeräthe im Allgemeinen. Es ist bereits bemerkt, dass im Häringsfang der Niederländer wie der Schotten die Hanfnetze durch die Baumwollennetze zum grossen Theile verdrängt worden sind. Das geringere Gewicht der letzteren ermöglicht es, eine weit grössere Anzahl Netze an Bord zu nehmen, als früher und so die Fangfähigkeit des Boots zu vergrössern. Für Schottland wird in dieser Beziehung in den ofhciellen Berichten angeführt, dass dort vor 20 Jahren ein Boot 24 Hanfnetze hatte, deren Jedes, bei 28 bis 29 Maschen auf die Yard, .^|0 Yards lang war, während die jetzige Netzvleet aus 5o bis 60 Baumwollennetzen, Jedes im Gewicht von 12 bis 14 Pfund, besteht; ähnlich in den Niederlanden. Die Hoeker konnten 45 bis 46 Netze, Jedes von 32 m Länge ausbringen, die Gesammtlänge der Vleet war somit 1450 m. Jetzt beträgt die Länge der Vleet der Logger 1800 m bei einer Verminderung des Gewichts gegenüber der früher hänfenen im Betrage von 95o Pfund (früher 23oo, Jetzt i35o Pfund). Die früheren Hanfnetze waren 720 Maschen lang und 220 Maschen tief, die Jetzigen Baumwollnetze haben bei gleicher Länge eine um looMaschen grössereTiefe. Die Jetzige in denNiederlanden gebräuch- licheHäringsnetzvleetbesteht,wiedieHerren Heuveil & Zoon inVlaardingen, Aussteller einer grossen Anzahl von Netzgeräthen, berichten, aus 65 bis 70 Netzen, Jedes 27 m lang und steigt die Zahl der Netze bei Fahrzeugen, welche die Vleet mit Dampfkraft einholen, sogar auf 100. Die nachstehende Abbildung zeigt ein Stück des Obertheils eines niederländischen Härings-Treibnetzes. Das Netz g ist ungefähr 16^2111 lief und hängt mittelst dünner Schnürchen, den Stalen f, an einer mit Korken (Vlooten) versehenen Leine, der sogenannten Sperreep e, welche wiederum durch stärkere Leinen, die 7^/2 m langen seijzings (deutsch: Zeisings) d an der Vleetreep c befestigt ist. Zwischen diesen ganzen 120 Niederlande. seijzings bringt man noch halbe seijzings h an, um ein Durchbiegen des Netzes zu verhindern. Das Vleetreep c und alles was daran hängt, wird durch eine grosse Anzahl leerer Tonnen, die vermittelst der ßreelleinen b an dem Vleetreep c befestigten ßreels a schwimmend erhalten. Die Seijzings, Sperrreepe, ßreelleinen von Manilahanf werden getheert oder gelobet.*) Fig. 63. Stück des Obertheils eines niederländischen Hiiringsnetzes. Etwas anders ist das Häringsnetz derZuidersee beschaffen. Es ist zwar auch ein Treibnetz, jedoch anders eingerichtet wie dasjenige der *) Genauer beschreibt eine in Emden 1874 bei F. Schiele erschienene Schrift: „Der Häring, dessen Fang, Behandlung und Sortirung nach holländischer Art“, das Häringsnetz der Niederländischen Hochseefischerei wie folgt: „Zu den Haupt- gegenständen der Fischerei gehören 70 Netze, je 720 Maschen lang und 260 bis 2()0 Maschen breit oder tief, eingefasst auf 16 Faden Länge und 8 Faden Breite oder Tiefe; dann 70 Stück Reepe, je i5 Faden lang und an einem Ende mit einem Auge, am andern Ende sowie in der Mitte mit einer je \\ Faden langen Zeise und ausserdem mit einer Anzahl Korkflösse versehen, welche Reepe zum Aus - sperren der Netze gebraucht und daher Sperrreepe genannt werden; ferner in einem starken Reep von 1200 Faden Länge und 4800 Pfd. Schwere, welches als die Seele oder als das Rückgrat der ganzen Netzvleet betrachtet werden kann und Vleetreep genannt wird. Dasselbe ist hergestellt durch Aufeinanderspleissung von 12 Stück Reepen, je 100 Faden lang und 400 Pfd. schwer. Auf dem einen Ende des Vleetreeps ist ein grosses Auge gespleisst und auf je Faden der ganzen Länge desselben befindet sich eine 2 Fuss lange Bekleidung (Haupt- Musing), sowie zwischen diesen in deren Mitte noch wieder eine kleinere Um- kleidung (Zwischen -Musing genannt). Ausserdem sind 70 Stück kleine Treib- tonnen (Breels) oder Bojen erforderlich, welche je mit einer Vj^ Faden langen Zeise versehen sind. Durch regelrechte Zusammenfügung dieser Gegenstände — der Netze, Sperrreepe, des Vleetreeps und der Treibtonnen — wird dann die sog. Netzvleet hergestellt”. Die Fanggeriitlie: die Häringsnetze, die beug. I2I Hochseefischerei.*) Zwischen zwei 4V3 Fuss von einander abstehenden Tauen (Simmen) befindet sich ein doppeltes grossmaschiges Netz (zu- sammen die Läddering) und zwischen diesen beiden Netzen das eigentliche kleinmaschige Häringsnetz. Das grossmaschige Netz hat zwischen den Tauen nur fünf Maschen, das engmaschige innere deren 86. Die etwa 10 bis i>2 Faden langen Netze werden durch 5o Korkschwimmer getragen, während an dem Untersimm Stückchen Blei befestigt sind. Das Netz ist ausserdem durch drei mit Stücken Blei versehene Trossen beschwert. Das ganze Netz trägt etwa 8V2 kg Blei. Für diese durch je zwei Fahrzeuge ausgeübte Fischerei besteht die Netzvleet aus 10 bis 12 Netzen. (Auf den Betrieb kommen wir weiter unten zurück.) Das Fanggeräth für den Kabljaufang in der Nordsee ist die beug (die Langleinen der Engländer). Es ist eine mit Fischhaken oder Angeln versehene dünne Leine aus Hanf, welche mittelst zehn kleiner dreggen (kleiner Anker) am Grunde festgelegt wird. Sie zerfällt in neun oder zehn bakken, und jede bak besteht wiederum aus zwanzig Leinen, jede yS m lang, und mit 23 feinen Angelschnüren ('^ m lang), den sirennen oder sneuven, an denen der Köder befestigt ist, versehen. Die ganze beug ist somit 1 5,000 m lang und trägt 4500 Angelhaken.**) (Die longline der Grimsbyer Kabljaufischer besteht nur aus etwa i5 Dutzend oder 180 Leinen, von je 40 Faden Länge, jede mit 26 Angelschnüren. Die Gesammtlänge der dort „string” genannten Leine ist somit 7200 Faden, die Zahl der Angeln 4680.) Um die Lage der beug zu bezeichnen, ist jede dregge mittelst eines Taues, der sog. „baaklijn”, mit einer auf der Oberfläche schwimmenden spitzen Holzboje, der joon, verbunden. Diese Bojen tragen kleine Flaggen und sind ferner auf ihnen die Anfangsbuchstaben des Namens und Orts des Schiffers, dem die beug gehört, angebracht, ja bei Nebel führen die joonen sogar Laternen. Das Hauptgeräth des Frischfischfangs der Küstenfischer ist das Sehr ob- netz (schrobnet), ein trichterförmiges i3 m langes Grundschleppnetz,- welches in einem von sehr starkem Garn verfertigten Sack, dem „kuil”, ausläuft. Die Oeft’nung des Netzes ist 12 m lang bei % m Breite. Quer vor der Oeffnung liegt ein an zwei schweren eisernen „Seitenstücken”, den ,,hoofden”, be- festigter hölzerner Baum, während an der Unterseite der Oeffnung die hoofden durch den sog. Loodpees, ein schlaff gespanntes Tau, welches Stücke von Blei und Eisen trägt, mit einander verbunden sind. In dem *) S. Dr. H. F. R. Hubrecht, De visscherijen in de Zuidersee in „Eigen Haard” 1878, S. 3o7 u. ff. **) .S. die Beschreibung einer Fischerfahrt des „Castor” in L. R. Koolemans Beynen, Leven en Streven door Charles Boissevain, Haarlem 1880, kürzlich auch in der D. F. Ztg. übersetzt. 1 22 Niederlande. engmaschigen Netzsack zählt man 26 halbe Maschen auf eine Yard, während die Maschenweite des Vordernetzes beinahe zwei Mal so gross ist. Um das über den Boden hinschleppende Netz vor Beschädigungen möglichst zu schützen, verkleidet man dasselbe an der unteren Aussenseite mit Segel- tuch oder altem Tauwerk. Durch zwei Taue, welche zusammen den Sprenkel bilden, und deren jedes 11 Faden lang ist, wird das Netz mittelst des sog. steeks, eines eisernen Ringes, mit der 90 Faden langen Fischleine verbunden, welche letztere zum Fahrzeug führt. Der Netzsack ist mittelst eines Taues geschlossen, welches wiederum durch das „Kuiltouw” mit dem steek verbunden ist. Die auf den Frischhschfang gehenden Logger bedienen sich des englischen trawlnet, dessen Oeffnung kleiner ist wie die des Schrobnetzes, wobei die hoofden, mehr als Schlitten eingerichtet, oben den schweren Baum tragen, während unten der loodpees befestigt ist. Für die Buttfischerei der Zuidersee bedient man sich vorzugsweise eines Schleppnetzes und in geringerem Umfange kleiner Standnetze. Die Schleppnetze sind wie die in demselben Fanggebiet benutzten Härings- netze eingerichtet, nur stehen die Simmen dichter bei einander und die Zahl der Korkschwimmer ist kleiner, auch fehlt hier die Trosse. Bei dieser Fischerei werden durch zwei Fahrzeuge acht aneinander befestigte Netze mit der Hälfte der Netzwand auf dem Grunde hingeschleppt. Die Standnetze für die Küstenfischerei der Zuidersee bestehen aus kleinen Seiden- garnnetzen, die nicht höher als i Fuss und 10 Faden lang sind. Diese Netze haben eine Läddering und bilden somit ein dreifaches Netz, von welchem die beiden äusseren Schichten aus sehr weiten, das innere seidene aus engeren Maschen besteht, so dass der Fisch beim Hineinschiessen in eine Art Sack (trammel-net der Engländer, tremail der Franzosen) geräth. Jedes Netz, deren je sechs mit einander verbunden, ein in der Richtung gegen den Strom aufzustellendes sogenanntes parkje bilden, ist unten an der Läddering mit einem Stück Blei und oben mit einem Kork versehen. Die Lage der Netze wird durch die Stöcke, an denen Lappen oder Flaggen befestigt, bezeichnet. Die Härings chakel ist ein Küsten -Standnetz. Von diesen 3 Faden langen Netzen werden je 20 unter einander verbunden, so dass die ge- sammte Netzlänge 60 Faden beträgt. Die Netze werden mit Stöcken und Ankern am flachen Strand aufgestellt und durch oben angebrachte Flaggen gekennzeichnet. Zwei Mal des Tages werden diese Netze durch kleine Fahrzeuge nachgesehen und die durch die Strömung besonders bei trübem Wetter herangeführten, meist sehr grossen Häringe herausgenommen. Das Anchovisnetz der Zuidersee, welches von zwei Fahrzeugen gehandhabt wird, ist ein spitz zulaufendes sackförmiges Netz, welches durch zwei Stöcke, die sog. „oorstokken”, in einer Breite von Rj m Die Fanggeriithe: Schleppnetze, Anchovisnetz. 123 offen gehalten wird. Die Maschen werden von der Oeffhung nach dem Ende zu stets kleiner. Mittelst der „oortowen” sind auf beiden Seiten an dem Netz je 20 Faden lange Taue befestigt, von denen das eine nach einem, das andere nach dem anderen Fahrzeuge hinführt. Bei dem Aus- legen des Netzes sind auch die Fahrzeuge, um den gehörigen Abstand zu erhalten, mittelst eines 17 Faden langen Taues mit einander verbunden. Den in der Frühjahrszeit, April und Mai, dicht an die Küste kommenden Häringszügen stellt man noch mittelst der sog. Fuiken nach. Von Böten werden die Fuiken, Flügelreusen, zu je vieren auf Untiefen von je 6—7 F. Wasser ausgesetzt. Endlich ist noch des Stint- (Spiering) - Netzes zu gedenken, eines 7 m langen Seidennetzes, von welchen je sechs im Winter unter eine im Eise gemachte Oeffnung eingelassen und mittelst Ringen an 4 Faden langen Stäben befestigt werden. Wir führen nun einzelne der ausgestellten Fanggeräthe besonders auf: W. Groon in Scheveningen: Kabljau- Angel. V. d. H oevell u. Sohn in Vlaardingen: Leinen und Reepen für den Kabljau- und Häringsfang, Stärke 5 — Zoll, Seijzingstrossen aus Manila- und anderem Hanf in zwei Sorten, Sperrreeptrossen aus Manila- und getheertem Hanf, Manila-Breeltrossen von 2^ Z. Stärke, ein Stück Netz wand u. A. H. Kikkert in Vlaardingen: Ein neu geöltes und gelohetes bauni wollenes Häringsnetz, 720 Maschen lang, 320 Maschen tief, mit Korken, Sperrreep, Seyzings und Breeltrossen zusammen der Häringsvleet eines einzigen Schiffes. Ein desgleichen, welches schon zum Fischen gebraucht worden ist. Ein desgleichen hänfenes; altes System. Eine Leine mit 22 Angeln, der ganzen Beug und eine Leine, mit 44 Angeln eng besetzt; Joon mit Stock, lose eiserne Geräthschaften der Winterfischerei. A. E. Maas in Scheveningen: Ein gebrauchtes Schleppnetz (Kurre, Kor) für Garneelen. A. E. Maas u. Söhne in Scheveningen: Eine Anzahl von Häringsnetzen, Angeln und Schnüren, die Häringsnetze aus weisser Baumwolle in schwerer und leichter Sorte, gelobet und geölt, Härings- netzgarn in verschiedenen Sorten, Stücke eines weissen kleinmaschigen Netzes für die Fischerei kleiner Häringe, welche als Köder für den Kabljaufang dienen, Stücke hänfener Garne für den Härings- und Makrelenfang, zwei Stück baum- wollener Sperrreeptaue, Kabljauangeln nach einem verbesserten Modell. Die Illustration Fig. 64 veranschaulicht in halber natürlicher Grösse diese ver- besserte, eiserne, verzinnte Kabljauangel des Herrn Maas. Maasse: Länge der ganzen Angel (a) 187 mm, oberer Theil der Angel bis zum Fisch (b) 73 mm, Länge des Fisches (c) 60 mm, A — B Breite des Fisches auf dem Rücken i3mm, Länge des Angelhakens von der Biegung bis zur Spitze (e) 64 mm. Weite der Oeffnung von der Spitze des Angelhakens bis zum Fisch (f) 69 mm, Länge des Widerhakens von Spitze zu Spitze (g) 35 mm. Weite des Winkels im Widerhaken )h) 1 1 mm, Stärke des Angeldrahts (i) 6 mm. 124 Niederlande. Eine andere Angel zeigte die ältere Form, deren Mängel hauptsächlich darin bestehen, dass der Fisch aus Blei und der Schaft zu kurz, auch der Fisch zu nahe der Angelbiegung angebracht war. An einer zweiten Form waren die Mängel einigermaassen gehoben, da der Fisch verzinnt ist und somit seinen Glanz behält; an einer dritten und vierten Form waren die Mängel ganz beseitigt: die hier abge- bildete Angel mit verzinntem Fisch, übrigens der Form nach sehr ähnlich der, in der isländischen Kabljau - Fischerei verwendeten französischen Angel, (s. F. M. Wallern, Om de franske Fiskerier, Christiania 1880 Fig. 7) ist besonders für die Fischerei in grossen Tiefen geeignet, darum stärker, dabei schärfer ge- bogen als die andere, welche in geringeren Tiefen gebraucht wird. Die schärfere Fig. 6.). Niederländi.sche Kabljau-Angel, halbe natürliche Grösse. Aussteller: A E. Maas in Scheveningen. Biegung bezweckt das Hin- und Herbewegen des gehakten Fisches, wodurch er leicht verloren gehen Itann, zu verhindern. Herr Consul Maas bemerkt uns betreffs dieser in geringeren Tiefen verwendeten Angel: „Die Erfahrung lehrt, dass mit derartigen Angeln fast die doppelte Menge Fische gefangen wird, als mit den Angeln älterer Form." Gesellschaft für Seefischerei in Maassluis (Director C. Maas). — Ein auf- gestelltes Trawlnetz mit Leine für den Sack des Netzes und Sprenkelleine, Leinen für den Kabljaufang, Joon mit Fahne (die auf der Oberfläche treibende Boje der Leine), Gooy oder kleiner Grundanker (zur Festlegung der Leine am Grunde), befischte Häringsnetze leichtester und schwerster Sorte, baumw. und Manila- Sperrrepen mit Flotten, Breels mit Tauen. Dr. F. P. L. Pollen in Scheveningen. Schrobnetz mit Zubehör. Die Fanggeriilhe: Kabljauangel. 125 M. Wuister. Gebrauchte Häringsnetze aus den Jahren 1874 — '879- Arntzenius,Jannink& Co. zu Goor, B. v. Gallen in Gouda, H o ogerwerf f & Co. in Alblasserdam und Vlaardingen, ausgezeichnetes Stahldrahttauwerk im Umfang von bis Zoll*). Holst und Kooy in Amsterdam und R. A. Fokker in Middelburg. HUringsnetze verschiedener Grösse, neu und befischt, d heile und Material (Grundstoffe derselben, theils geloht, theils geölt.**) Vorstand der Fischereien auf der Schelde und dem „Zeeuwschen Stroome.” Geräthe zum Austern- und Muschelfang. A. van Dorst in Bergen op Zoom. Vollständiger Apparat zum Fang der Anchovis und Butte auf der Schelde. J. Foppen, Fischer in Harderwijk. (Zuidersee.) i Häringsnetz, 17m lang mit 3 cm weiten Maschen und zwei Schnüren, von denen die obere mit Kork, die untere mit Blei versehen ist (ca. 8 kg). Diese Netze werden bei 10 oder 12 mit einander verbunden, durch zwei Fahrzeuge gehandhabt. Flundernetz 17 m lang, Maschenweite 5 cm. Je 8 dieser mit 9 kg Blei beschwerten Netze werden durch zwei Fahrzeuge geschleppt. K. F o p p e n, Hafenmeister daselbst. Seidenes Flundernetz, 17 m lang, 3ocm hoch, Maschenweite 5,5 cm und Stintnetz 6 m lang, 84 cm hoch, Maschenweite 1,8 cm, dessen Aufstellung und Handhabung oben beschrieben; Aalreuse, 54 cm lang, 54 cm weit, wird an einem Stock befestigt in den schlam- migen Boden gesetzt. W. Petersen in Harderwijk. 5o m langes Sacknetz der Anchovisfischerei zweier Fahrzeuge und zum Aal- und Garneelenfang mit einem Fahrzeug. — Häringsreuse mit 4 Reifen und 2 Flügeln, 5,25 m lang, 2,40 m breit am grössten Flügel. Länge der ganzen Reuse ohne Flügel 5,68 m, Durchschnitt der Reifen i,25 — 1,57 m. Diese Reusen werden, zu vier verbunden, vermittelst eines gewöhnlichen flachen Sperrnetzes ausge- spannt. — Häringsschakel (Häringsklebgarn). A. Kaars, Insel Marken (Nordholland), v. d. Kolk in Ysselmuiden, C. Kos in Huizen, van Sm irren in Vollenhoven, J. A. van Ekenstein in Groningen, C. G. Sluyter in Amsterdam, A. Decker in Grafhorst, J. van Dijk in Kämpen: *) lieber die Zusammensetzung ihres Stahldrahttaues sprechen sich die Fabri- kanten in einer Zuschrift an die deutsche Fischereizeitung, 7. Sept. d. J., Nr. 3g, S. 366, wie folgt aus; „Um einen Kerndraht aus Pflanzenfaserstoff werden 6 Cordein oder Litzen geschlagen. Jede Cordei besteht aus 12 galvanisirten, verzinkten Stahldrähten, welche derart um einen Kern von Pflanzenfasern geschlagen sind, dass dieser letztere vollkommen von den Drähten bedeckt wird. Der Umfang des Kernes, sowie die Stärke resp. Nummer der Stahldrähte werden bedingt von dem Umfange des herzustellenden Taues. Gutes Stahldrahttau enthält also 7 Kerne aus Pflanzenfasern und 72 verzinkte Stahldrähte. Die Kerne dürfen nicht zwischen den Stahldrähten hervortreten, und letztere müssen genau neben- einander liegen und in dieser Position bleiben, auch wenn man versucht, das Tau durch Ausdrehen zu kinken. Die Einführung dieser Art Taue in die nieder- ländische Fischerflotte datirt aus dem Jahre 1874 und zwar sind sie zu Anker- tauen, Mastreepen und Vleetreepen zu verwenden. Sie sind leichter, nehmen weniger Platz \veg und lassen sich besser handhaben als die Hanfdrähte.” Aus Bremerhaven wird uns berichtet, dass das Stahldraht - Tauwerk sich für Schlepp- trossen besonders gut bewähre. **) Ueber das zweckmässigste Verfahren beim Tannen und Oelen der Baum- wollennetze hat Herr Consul A. E. Maas in Circular IV., 1880 des deutschen Hschereivereins Rathschläge gegeben, auf welche wir verweisen. I2Ö Niederlande. Geräthschaften der kleinen, der Küsten- resp. der Zuiderseefischerei (Neunaugen-, Stint-Netze, Körbe für den Garneelenfang, Krabbenschöpfnetze, Sägenetze, Kleb- garne, Aalnetze, Reusen u. A.) Segeltuch in verschiedenen Mustern, theils Maschinen-, theils Handfabrikat, war u.A. ausgestellt von P.H. Kaars Sypesteijn in Krommenie und S. Planteijt daselbst. — C. J. Bottemanne in Bergen op Zoom hatte Geräthschaften für den Walfisch- fang, an dem sich die Niederländer jetzt bekanntlich nicht mehr betheiligen, J. A. Lind ne r in Amsterdam, Korksorten für Netze Klebgarn und ferner SchwimmgUrtel, die Gesellschaft für Seefischerei in Maassluis das Modell eines der Neunaugenkasten, in denen die als Köder benutzten Neunaugen an Bord durch Drehung einer das Wasser in steter Bewegung erhaltenden Kurbel lebend erhalten werden, J. J. van Poetere n zu Maassluis verschiedene Sorten Proviant für Schiffe der Härings- und Kabljaufischerei, J. und A. Le Poole in Leiden Flaggen- und Fahnentuch in verschiedenen Farben ausgestellt. Die Fahrzeuge: Hocker und Logger. 127 Die verschiedenartigen niederländischen Seefischerei fahrzeuge waren in grosser Zahl durch Ganz- und Halbmodelle oder Abbildungen vertreten. — Unsere Illustrationen zeigen einen Kutter - Logger (nach dem von A. E. Maas in Scheveningen in V20 der natürlichen Grösse ausgestellten Modelle)*), ferner einen Hoeker oder Holker, die ältere Form des Härings- Aussteller: Yzermans & Co. in Vlaardingen. fangfahrzeugs (nach der von Yzermans in Vlaardingen ausgestellten Zeichnung). Die Hoeker sind zweimastige Fahrzeuge von ziemlich unbehülHicher Form mit einer Tragfähigkeit von 80 — 100 Tons, bemannt mit 14—15 Leuten (Schiffer, Steuermann, 7 oder 8 Matrosen und 4 oder 5 .lungen**). Lang- *) Die seemännisch nicht ganz richtige Segelstellung bei diesem, wie bei verschiedenen anderen Bildern ist belassen, um zugleich einen Ueberblick über Deck zu gewähren. **) Consul A. E. Maas- Scheveningen theilte uns am 7. Aug. v. J. mit, die Bemannung eines Loggers, Kotters, Schooner-Sloop oder Hoekers bestehe aus 12 Mann. 128 Niederlande. same Segler, treiben sie doch sehr gut während des Fanges. Die Logger sind scharf gebaute, leichte Fahrzeuge von nur 60—80 Tons Tragfähigkeit; sehr geeignet, um mit einer leichten Vleet, wie es das jetzige Häringsnetz ist, zu treiben, besitzen sie zugleich ein grösseres Segelvermögen als die Hoeker. Meist sind sie jetzt zweimastig, während man sie anfänglich drei- mastig baute; der dritte Mast wurde als überflüssig, ja unter Umständen lästig und unnütze Kosten verursachend, beseitigt. Die zweimastigen Logger (Maaskotter) haben gewöhnlich eine Länge von 66 F. im Kiel. Die eigentliche Segelkraft hängt vom Vorder- mast (groote mast), der eine grosse lose Stenge führt und dem verhältniss- mässig langen Bugspriet ab. Der kleine Besanmast .steht dicht vor dem Achtersteven. Das Fahrzeug führt 5 Segel: die grosse und kleine Fokke, das Grosssegel, Besansegel und Topsegel. Während des Fanges werden alle Segel bis auf das Besansegel entfernt. — Die Einrichtung auf allen diesen Schiffen ist ziemlich gleichmässig. Vorn ist das Volkslogis und hinten das Logis des „skippers” und „stuurmans”. Der Raum enthält Netze, Segel, Tauwerk, Bojen, Proviant, ausserdem eine Anzahl Abtheilungen mit besonderen Lukenöffnungen zur Aufbewahrung der Häringstonnen (bis 320). Bei der Ausfahrt sind diese Tonnen theils mit Wasserballast, theils mit Salz gefüllt. Hinten auf dem Verdeck steht ein Gangspill, mit welchem über Rollen, die an jeder Seite auf der Verschanzung angebracht sind, die Netze eingezogen werden. Auf beiden Seiten des Schiffes neben den Netz- kojen befindet sich ein grosser offener Kasten (Krippe), in welche zunächst der Fang aus den Netzen geschüttet wird und die auch zur Aufnahme des soge- nannten steurt-haring dienen, eines Fisches geringerer Qualität, der aus den Tonnen wieder herausgestürzt wird, wenn spätere Fänge bessere Qualitäten lieferten und diese dann in den so wieder geleerten Tonnen ihren Platz finden. Die grosse Segeltüchtigkeit der Logger gegenüber den älteren Fahrzeugen befähigt sie, wie bemerkt, durch schnellere Reisen die Fischzeit mehr aus- zunutzen. Die deutsche Enquete- Commission von 1871 wies namentlich auch darauf hin, dass die Logger bequeme Seeschiffe sind und wenig Windfang haben. Diese Eigenschaften besitzen die Logger in vollem. Maasse. Im Vergleich mit den hohen Hoekers ragt der Rumpf des Schiffes nur wenig aus dem Wasser hervor; die Hauptsache liegt aber in der Ein- richtung, dass der Vordermast (bei den dreimastigen Loggern auch der Grossmast) gestrichen werden kann. Das kleine Besansegel des Hinter- mastes genügt vollständig, um das Schiff beim Fischen manövrirfähig zu erhalten. Die Logger liegen dann wie grosse Böte zu Wasser; sie strape- zieren ihre Netze wenig und können ihre Aufgabe auch noch bei schlechtem Wetter, das die Hoeker zur Einstellung ihrer Arbeit zwingt, erfüllen. Modelle von Loggern Avaren ausgestellt von: A. E. Maas in Scheveningen, von E. J. Bok u. Sohn in Amsterdam, von Hoogervverff u. Co. in Alblasser Falirzeuge. 129 dam und Vlaardingen (zwei Halbmodelle), von J. u. K. Smit, Kinderdijk (Modell und Zeichnung eines eisernen Fischloggers mit Hülfsdampfkralt). Die auf den Härings- und Kabljaufang gehenden Slupen (Schooner- Slup’s) sind nach dem Gutachten der deutschen Enquete-Commission 1871 fast in demselben Maasse als die Hoeker für die Anwendung der baum- wollenen Netze zu schwer. Erstens ist das absolute Gewicht dieser Fahr- zeuge weit grösser als das der Logger, da sie ungemein starke Hölzer haben. Ein massiver eiserner Bord führt um das ganze Schiff. Zw'eitens haben sie bei einer grossen Breite nur einen geringen Tiefgang, unbeladen vorn 5 F., hinten 7(| F., wodurch abermals die Anforderungen an die Nelzvleet erhöht werden. Die Gesammtanschaffungskosten, einschliesslich der Fischgeräthe, rechnete man 1871: für einen Logger (Maaskotter) . . . auf 20,000 fl., „ eine Slup „ 24,000 „ „ einen Hoeker „ 2 5,ooo „ Herr Consul A. E. Maas in Scheveningen theilt uns mit, dass gegenwärtig der Bau eines Loggers, Kotters, einer Schooner- Slup oder eines Hoekers 12— [4,000 fl. beanspruche. Auf die Ausrüstungskosten sind 6 — 7000 fl. zu rechnen. Für einen eisernen Logger mit Ausstattung wird die Summe von 40 000 fl. als erforderlich bezeichnet. Die Häfen, welche des Sommers die grosse Häringsflscherei auf der Nordsee betreiben, namentlich Scheveningen, Katw'ijk und Noordwijk, suchten früher ihre Fischer in Winterszeit auf denselben Fischplätzen und mit denselben Fahrzeugen durch den Kabljaufang mit Leine und Angel zu beschäftigen; allein es scheint, dass dieser Betrieb vielfach nicht ein- träglich gewesen ist, wenigstens ist er in Scheveningen ganz eingestellt und an seine Stelle sowohl hier wde zum Theil in den andern genannten Häfen der Frischfischfang mittelst Schleppnetzes mit denselben Leuten und Fahr- zeugen getreten. Immerhin sind die Ergebnisse der Kabljau-Leinenfischerei im .Tahre 1879 besser gewiesen als 1878. Bemerkenswerth ist, dass jetzt die Häringsfischer im Winter mehr und mehr dem Garneelenfang mit Böten an den Küsten, der recht gute Resultate ergeben soll, obliegen. Erfolgreicher als von den Loggern wird aber die Kabljau-Leinenfischerei von eigens zu dem Zweck gebauten Fahrzeugen, welche z. B. die vor vier Jahren in Nieuwediep gegründete Seefischerei- Gesellschaft „Neptun” aussendet, betrieben. Ein in der Ausstellung verbreitetes Expose' theilte hierüber u. A. Folgendes mit: Es sind vier Schooner, „Castor”, „Rhea”, „Pollux” und „Saturn” (die letztem beiden in Modell ausgestellt). Als Schnell- segler haben sie sich bei jedem Sturm bewährt. Durch feste „Liegung” machen sie es möglich, dass die Fischer auch bei hoher, unruhiger See die 1 5,000 m lange Angelleine aus 40 Faden Tiefe herausholen. Sie haben eine grosse Wasserbünge, welche 1000 Kabljaue fassen kann, und Eisraum. Scelisclierei. , Q j^o Niederlande. Gegenstand des Fanges sind: Kabljau, Leng, Schellfisch und Heilbutt. Von October bis Ostern werden die Fische frisch angebracht und zwar in der ersten Zeit nach Grimsby, später nach Nieuwediep, während die in der Zeit von Mai bis September gefangenen Fische, nach Vlaardingen ge- führt, gesalzen in den Handel nach Deutschland und den Mittelmeerländern gebracht werden. Nach dem Expose' bringt ein Schiff des „Neptun” meistens nach 8 tägiger Abwesenheit sechs Mal so viel Fische an den Grimsbyer Markt, als ein englischer Angelleinenfischer. — Als Köder dienen von October bis Februar lebende Neunaugen, später in Eis gehaltene Häringe, sodann auch Hornhechte. Die Schooner sind bemannt mit je 12 Leuten (Schiffer, 7 Matrosen und 4 .Tungen), die vorzugsweise aus dem Dorfe Pernis hei Schiedam an der Maas stammen. Die trefflichen Eigen- schaften dieser Seeleute und Fischer werden rühmend hervorgehoben. Die Fischer fahren auf Antheil und zwar wird Weihnachten, Ostern und zwei Mal im Sommer abgerechnet wie folgt: das Schiff . . . . . 72 Theile vom Reingewinn, der Schiffer . . . . 16 ff V f") Matrose . . . . . . 12 ff ff ff Junge ff V ff ft • • 7 fl ^>f ,, 1 • • • • . . 5 r> ff fl 0 If ff ff Als erklärendes Beispiel werden zwei Abrechnungen des „Saturn” für die Zeit von October bis Weihnachten 1879 und von Neujahr bis 14 Tage nach Ostern 1880 gegeben; dieselben sind in der Note abgedruckt.*) *) Nach Abzug von Eis, Kuder und kleinen Kosten, machte „Saturn” in fünf Reisen auf Grimsby für seinen Fang 4540 fl. Ivosten entstanden 1141 fl. 91 cts. und zwar aus Victualien, Hafengeld, Miethe der Fischereigeräthschaften, Verlust ^•on 8000 Angelschnüren mit Angeln (wenn der Kabljau die Angel in den Magen bekommt, muss die Schnur abgeschnitten werden). Folgendes ist die specificirte Kostenrechnung: Hafengeld u. Miethe für Angel- leinen fl 00 0 b 0 Per Transport fl. Bier „ 617.20 36.00 Zimmermann 42-75^2 Diverse (Fracht, Kleinigkeiten) „ 23.98 Maler „ 38.09 12 gebrauchte Leinen . . . „ 1 2.60 Seiler 3 1.55 Arbeiter und Wache . . . „ 37.80 Kupferschmied 9.40 Terpentin, Petroleum, Oel . „ 62.35 Diverser Proviant „ r22.3q Genever, Essig, Branntwein . „ 72.12 Talgkerzen, Fett, etc. . . 22.10 Kosten, Neunaugenholen, etc. „ 29.88 Diverser Proviant .... 97.75 Depeschen, T annen,Reisekosten „ 30.48 Schmied 37.67)^ Schwefelhülzchen, Korke, etc. „ 10.35 Diverses 24.25 Boot- Miethe 10 Wochen . . „ 25.00 Bäcker „ 42.79 8000 Angelschnüre mit Angel ,, 126.00 Idampfschiff „ 28.00 Tafelgeld, Steinkohlen, etc. . „ 34.30 Kartoffeln „ 40.45 Schiffsreinigung, etc. . . . „ 23.85 Transportiren fl. 617.20 ff. 1141.91 Die Kabljaufisclierei mit Leine und Angel. I3I Das Fischereigehiet bilden die grossen Banken der Nordsee, namentlich die Doggersbank, die zwischen dem 54. und 56. Gr. n. Br. und dem 1. bis 4. Gr. östl. L. von Greenwich, in der Richtung von SSW. nach ÜNO. gelegen ist, und deren Tiefe von W. nach O. von 9—28 Faden zunimmt; die westliche Hälfte ist der breitere Theil. Tiefer ist die weiter nördlich gelegene grosse Fischerbank (26—40 Faden). Ein hervorragender Theil des Innern des Schiffes ist die auf der Illustration deutlich erkennbare Bunge, ein grosser, zum Theil durch die Seiten des Schiffs selbst geformter Behälter, in welche durch zahlreiche kleine Oeffnungen das Seewasser einströmt, so dass letzteres im Behälter ebenso hoch steht, wie das Fahrzeug zu Wasser liegt. Ganze Länge über Steven 85 F., der Spiegel reicht noch 6 F. hinaus. An Netto -Verdienst bleiben fl. 3398.09. Dieses Schifl' hatte nur sechs Matrosen an Bord, und stellte sich die Theilung, wie folgt: Schifl' 72 Schiffer 10 Sechs Matrosen ä 12 72 Junge 10 „ " 8 ,, 5 i85 Theile — fl. j8.36 circa, fl. 1323.41 „ 293.7Ö ,, 220,32 „ 220.32 „ 220.3a „ 220.32 „ 220.3a „ 220.32 „ i83.6o „ 1 4C.88 91.80 „ 36.72 fl. 3398.09 Von Weihnachten bis Ostern machte man fl. 6880.35. Kosten fl. 1448.68- Zur Vertheilung konnten also kommen fl. 5431.67. Durch einige Veränderungen in der Equipage bekamen die Matrosen per Kopf fl. 329.64. Sie verdienten also, plus die Weihnachts-Theilung von fl. 220.3a, die hübsche Summe von fl. 549.96, in circa 24 Wochen. Dabei erhielten Schiff, Schiffer, Matrose bis zum letzten Jungen in den i3 Reisen circa 5o fl. an „Kibbelgeld”, je nachdem nämlich der Fang grösser oder kleiner war, "werden 2 bis 5 fl. pro Person und Schiff von der Brutto Summe des Verkaufs vertheilt zur Befriedigung kleiner Bedürfnisse und um die Leute nicht in Versuchung zu führen. mithin Schiff „Saturn” . . . Schiffer L. v. Velen Matrose B. Barendrecht „ A. Hordijk . L. V. d. Steen „ B. Visser . . „ J. Koster . . „ C. Zwanenburg Junge M. V. Velen . „ J. Troost . . „ H. de John . „ B. Verschoor 9’ 132 Niederlande. Grösste Breite, quer über Deck gemessen, 2o\ F. a Kabelgat, 9 F. 2 Z. lang; b Volkslogis, 14 F. lang; c Segelraum vor dem Schott 4 F. 3 Z.; d ßünge, 27 F. lang; e Luke zum Fischraum; f Fischraum; g Eiskammer; h Kajüte mit Eingang, 17^ F. lang; i Spiegel. Die Maasse sind im Amsterdamer Fuss genommen; ein Amsterdamer Fuss II Zoll rheinl. (3,19 Fuss rheinl. = i mk Fig. 67. Sclninerslup „Rhea” (Modell, Liingsdurchsclinitt) zum Kabljaufang in der Nordsee. Aussteller: „Neptunus” Gesellschaft für Seefischerei in Nieuwediep. Hinter der Bünge behndet sich die Eiskammer zur Aufnahme der todten Fische. Das Ausbringen der Leine (achter an Steuerbord) geschieht in der Morgenfrühe und nimmt drei Stunden in Anspruch, worauf das Schilf zu der Stelle, wo die erste Bakke ausgebracht wurde, zurücksegelt und die Leine mit dem Fange allmählich aufnimmt. (Die Gesellschaft „Neptunus” hatte eine Zeichnung, die „Rhea” auf dem Kabljaufang mit Angelleinen, ausgestellt.) Im Winter währen die Reisen 10—14 Tage, im Sommer bis zu 5 Wochen.*) *) s. die citirte Biographie von L. R. Koolemans Beynen, S. 219. Die SIups und Bomschift'e. Die niederländischen Bomschiffe oder Pinken, von welchen die Gesellschaft ,,Neptunus” ein Modell ausgestellt hatte und deren äussere Erscheinung durch die Strandbilder der niederländischen Maler weit und breit bekannt, haben keinen Kiel, statt dessen Schwerter, da es den sogenannten Seedörfern (Scheveningen, Katwijk, Noordwijk u. A.), welche diese Fahrzeuge ausrüsten, noch immer an einem Hafen fehlt und die Schiffe daher einfach flach auf den Strand gesetzt werden. Mit scharfem Steven versehen, sind sie trotz ihrer schwerfälligen Form gute Segler. Ihre Tragfähigkeit ist 28 — 3o Tons, einzelne bis zu 40 Tons. Sie führen einen grossen Mast aus einem Stück, beim Fischen, bei der Aus- und Rückreise wird ein kleiner Besanmast aufgesetzt. Die Bünge ist ein auf dem Boden des Schiffs frei -stehender Behälter von etwa i m Höhe und strömt das Wasser durch Oeffnungen im Boden ein, die heim Härings- fischereibetrieb nach Beseitigung des Behälters, um Raum zu gewinnen, verstopft werden. Das Logis für Schiffer und Mannschaft liegt vor dem Mast, dann folgen der Lagerraum, die Bünge und das Spill; hinter diesen der Raum für die Häringsreepen. Das Segelwerk weicht nicht sehr ab von demjenigen der Logger (5 Segel); die Bemannung besteht für den Häringsfang aus 9 Köpfen (Schiffer, Steuermann, 4 Matrosen und 3 Jungen).*) Meist werden 45— 5o Häringsnetze an Bord genommen. Die Scheveninger ßommen machen gewöhnlich 4 — 5 Reisen auf den Häringsfang und liefern hauptsächlich für den Handel den Pökelhäring. Das Fanggebiet ist das- selbe wie das der Logger und Hoeker. 27 Fahrzeuge (Bommen) von Egmond aan Zee, welche im November und December den Kabljaufang betreiben, beschäftigen sich in der übrigen Zeit des Jahres mit dem Frischfischfang mittelst des oben beschriebenen Schrobnetzes. Das Fischereigebiet ist im späteren Frühjahr das sogenannte binnenlek, der innerhalb des Feuers von Texel fallende Theil der Küsten- gewässer, wo gewöhnlich auf 6 bis 7 Faden gefischt wird; im Januar bis Mai wird auf entfernteren Gründen (dem „Steeg”, den „breiten Vierzehn” u. a) gefischt. Die Fischer fischen wie beim Häringsfang auf Antheil. (Auch einige Logger fischen jetzt statt auf Kabljau auf Frischfisch und zwar mit dem englischen trawl- oder schrob-Netz.) Es wird gleichzeitig mit zwei Netzen gefischt, wobei die Netze in der Weise vorn und hinten ausgebracht werden, dass das hinten ausgebrachte Netz um 2 m mehr vom Schiffe ab schleppt als das vordere. Die Dauer einer Reise auf den Frisch- tischfang ist je nach der Jahreszeit und dem grösseren oder geringeren Bedarf des Marktes 8 bis 14 Tage. Die Botter (Buttfang- Schiffe, Butt-Ever) betreiben mit den oben ge- *; s. die oben erwähnte Abhandlung von H. F. R. flubrecht, S. u6 u. ff. 134 Niederlande. schilderten Geräthen den Härings-, Anchovis-,*; Butt- und Aalfang in der Zuidersee, haben einen schwachen Kiel, sind 34 Fuss lang und ihre Trag- fähigkeit ist jz6 Tons. Sie sind einmastig mit 2 bis 3 Segeln, haben eine sehr geräumige, in drei Abtheilungen geschiedene Bringe und sind nur von zwei Leuten bemannt. (Das Modell eines Volendamer Botters war von ' der Gesellschaft „Neptunus” ausgestellt.) Die Schokker (von Urk, Vollen- hoven, Kämpen und a. O. der Zuidersee) sind kleiner als die Botter, im ' übrigen ähnlich wie diese eingerichtet. Der Frischhschfang mittelst Botter’s wird auch von Nieuwediep von einer Gesellschaft „den Helder” durch vier Fahrzeuge betrieben, und dass dies Geschäft einträglich sein muss, beweist die Bildung einer neuen Gesell- schaft „Triton” mit 112,000 fl. Grundcapital. Zu dem von der Gesellschaft „Neptunus” ausgestellten Modell eines Urker Schokkers wird im General- Katalog bemerkt: . . . „wird gebraucht für Schrobnetzflscherei zum Härings- und Anchovisfang in der Zuidersee, so wie auf der Nordsee zum Fang von Schellfisch und Kabljau mit der Angelleine und betreibt auch in der Nordsee Schleppnetzfischerei.” Durch Schokker wurde im Jahre 1879 ein auf 600 Reisen erzielter Werth von 40,000 fl. an frischen Fischen zu Rotterdam an den Markt gebracht. Nach dem oben erwähnten offi- ciellen Berichte über ciie Seefischerei im Jahre 1879 scheint man daran zu denken, nach dem Vorgänge Frankreichs (Arcachon und Boulognel und Englands (Tynemouth) die Dampfschifffahrt in den Frischfischereibetrieb einzuführen, sei es nun, dass man Dampfer zum Abholen des Fanges, wie die Jager bei der Häringsfischerei, verwendet, sei es, dass man die Fischerei selbst durch Dampfer betreiben lässt. Das erste hat bei der niederländischen Fischerei insofern einige Schwierigkeiten, als die einzelnen Fangfahrzeuge mehr zerstreut und vereinzelt fischen, wie z. B. die Grimsbyer Fischer. Schliesslich wird es nicht ausser dem Bereich unserer Berichterstattung: liegen, des niederländischen Austern- und Muschel-, sowie des Garneelenfanges zu gedenken, wenn auch die auf der Ausstellung so glänzend vertretene Austernzuchtanstalt von Bergen op Zoom als zur Classe III gehörig an einem andern Orte zu besprechen ist. Die einst so: berühmten Austernbänke von Texel und Wieringen sind nahezu erschöpft? doch denkt man daran, nach den Erfolgen von Bergen op Zoom und Yersecke in der Ooster - Schelde, ähnliche Einrichtungen für die Züchtung von Austern auch auf Texel zu treffen. Bemerkenswerth ist der *) Der Anchovisfang der Zuidersee, der die beliebten Sardellen liefert, is( grossen Schwankungen unterworfen, beispielsweise ergab er im Jahre 187^ S5,ooo Anker, im Jahre 1876 40,000 Anker, dagegen im Jahre 1877 6000, irr Jahre 1878 1400 und im Jahre 1879 3ooo Anker. Auch im Jahre 1880 ist ei schlecht ausgefallen. 1 Die Botter und Schokker. Austern-, Muscliel- und Garneelenfang. 135 Fang von Muscheln auf Texel, namentlich der in England so beliebten Periwinkles. Von Harlingen wurden im Jahre 1879 theils nach Hüll, theils nach London 9,750,000 kg Muscheln verführt, die zum grossen Theil als Köder in der englichen Seefischerei benutzt werden. Auch gekochte Garneelen werden von da nach England ausgeführt. Die Garneelen- fischerei beschäftigt an der Wester-Schelde nicht weniger als 76 Fahrzeuge und betrug die Ausfuhr dieser Crustaceen von Arnemuiden 460,000 kg (hauptsächlich nach England). Das beim Fang der Garneelen, Austern und Muscheln hauptsächlich verwandte Fahrzeug ist der Hoogaarts, ein der amerikanischen rundseitigen Dory sehr ähnliches, schnellsegelndes und sicheres Boot von verschiedener Grösse. Die zu dem oben genannten Betrieb verwandten kleineren Hoogaartse haben bei zwei bis drei Mann Besatzung 22 Fuss 8 Zoll Länge oben, 17 Fuss 2 Zoll Länge im Boden und 6 Fuss 5 Zoll grösste Breite.*) Die grösseren Hoogaartse, mit fünf Mann besetzt, fischen bis auf 10 bis 12 engl. Meilen vom Lande mit Zug- oder Schleppnetz auf Frischfisch. *) Vergl. Artikel und Abbildung eines Hoogaarts in der Deutschen Fischerei- zeitung No. 47 vom 2. November 1880. Norwegen. Mit Recht bezeichnet man den norwegischen Gross-Fischereibetrieb als den ältesten in Europa und den verhältnissmässig grössten in der ganzen Welt. An den norwegischen Meeresufern, deren Länge ausserhalb der aitssersten Schären 25oo km beträgt*), giebt es wohl kaum eine grössere Strecke, von der aus keinerlei Fischfang betrieben würde. Die Bewohner jener unwirthlichen Felsenküsten und Inseln waren von der Natur auf den über ausgedehnten Gründen in reichem Maasse sich bietenden Fischfang als einziges Mittel des Erwerbs, der Existenz angewiesen. An der Fischerei entwickelten sich Norwegens Kauffarteifahrt und Seehandel, die schon frühe in den Bergenfahrten und den hanseatischen Niederlassungen zu lebhaftem Verkehr mit Deutschland führten. Auch heute noch hat der Gesamml- ausfuhr der Fischereierzeugnisse Norwegens — dem Werthe nach ge- rechnet — Deutschland zum Ziel. Den grossartigen, vielseitigen Seefischereibetrieb veranschaulichte die Norwegische Abtheilung nach allen Richtungen. Das Arrangement hatte den verhältnissmässig engen Raum trefflich ausgenutzt und für übersicht- liche Anordnung gesorgt. Alle Arten von Fahrzeugen, Netzen, Angeln, Wurfgeschossen, wie sie in dem mannigfaltigen Arbeitsgebiet; an den stürmischen Küsten, in den ruhigen Fjorden, wie im oft'enen Meer, von ■lan Mayen bis hin zum Samojedenlande verwandt werden, waren in natür- licher Grösse, in Modellen oder in Abbildungen ausgestellt. Wir wenden uns zunächst zur grossen Winter-Kabljau- (Dorsch-) Fischerei. Als Küstenfischerei wird dieselbe bekanntlich theils mit Netzen *) Die Fjorde sind hierbei nicht mitgerechnet; die Länge ihrer Ufer beträgt das Doppelte, 5ooo km.; Fjorde, Inseln und Festlandsküste haben nach der Angabe des norwegischen Commissars, Herrn F. M. Wallern, eine Länge von reichlich .^00 geographischen Meilen. Nonvegen. 138 in offenen Ruderhöten, die bei einer Länge von etwa 12 m, einer Tiefe von 0,9 m, einer Breite von 2,7 m mit nur einem Mast und einem grossen viereckigen Segel versehen, demnach eine Takelung wie solche auf unten- stehender Figur dargestellt, dabei sechs Mann Besatzung haben, theils mit Leinen oder Handschnüren und Angeln in kleineren, von drei bis vier Mann besetzten Böten an der Lofoten- Inselgruppe, zwischen 68® 36' und 67“ 25' n. Br. während der Monate December bis März, — durchschnittlich an zwei Tagen der Woche betrieben, ein uraltes Gewerbe voll Gefahren. Mühsal und Entbehrungen, die eigentliche Hochschule des norw’egischen Fischers. Die Haupt - Fanggebiete sind Bänke längs der Ausscnseite der Lofoten, an der Westseite der grossen Inseln Andö und Langö (Wester- aalen) und eine an dem Eiland Rost bis zur Meerenge Raft (Raftsund) sich erstreckende breite Bank. Bootsmodelle, Leinen, Schnüre und Netze dieser Fischerei waren in grosser Zahl ausgestellt: die ersteren vom Bergener Museum, in einer geographisch von Nord nach Süd geordneten Serie von Fahrzeug-Modellen, ferner von A. C. Dahl in Ringholmen, von der Handels- vereinigung in Aalesund, vom Stavanger Museum, während die Fanggeräthe besonders durch Fagerheim’s Netzfabrik in Bergen, Aalesunds Slyngefabrik in Aalesund und Drontheim, M. J. Lyseknappen in Manger bei Bergen, Nydalens Compagnie in Christiania, H. E. Schjött in Bergen u. A. vertreten waren. Der Schnüre (Handschnüre) bedienen sich *) in der Regel nur die Fischer, welche nicht die Mittel zur Anschaffung der kostspieligen Leinen und Netze besitzen, und es ist der Ertrag dieser Fischerei, wenn auch an sich oft > *) S. die auf der Ausstellung vertheilte Schrift eines Sachverständigen, H. B., über die Fischerei-Industrie Norwegens. 2. deutsche Ausgabe. Bergen 1880. ' Die Nordlandsböte. Kabljau- (Dorsch-) Fang bei den Lofoten. 139 reichlich, doch im Verhältniss zum Ganzen ein geringer. Das Werthergehniss desselben war nämlich im Durchschnitt der .Tahre 1876 — 78 jährlich i, 633, 000 Kronen (i norwegische Krone - . i M. 12V2 Pl-)? während die Werthziffer der Netzfischerei sich auf 17,891,000 Kr. und diejenige der Leinenfischerei auf 11,017,000 Kr. belief. Ein für die Leinenfischerei ausgerüstetes Boot muss wenigstens sechs Back oder 24 Leinen haben, jede mit 120 Angeln, welche 3 bis 4 Ellen norw. Elle — 0,627 m) von einander entfernt an feinen Strängen aus Hanf oder Baumwolle von 16 bis 20 Zoll (i norw. Zoll = 2,6i5 cm) Länge befestigt sind. Als Köder bei der Schnur- (Handschnur-) und Leinenfischerei dienen frische oder gesalzene Häringe, gesalzene Tintenfische, Muscheln ;Mytilus edulis) und eventuell Stücke Dorsch oder Dorschrogen. Je nach der Zahl der Mannschaft und den lokalen Verhältnissen werden die Leinen in Strängen von 5oo bis 2400 Angeln ausgeworfen und zwar in der Regel des Nachmittags zu der Zeit, welche an jeder Fischerstation die Behörde vorschreibt, und auch nur an den angewiesenen Stellen. Wenn der Fisch sich vom Meeresgründe erhebt, werden auch die Leinen durch gläserne Flösse in die Höhe .der Fischzüge gehoben. Am folgenden Morgen werden die Leinen aufgenommen. Ist der Fisch nahe der Küste, so fischt man auch am Tage. Die Ausbeute der Leinenfischerei ist natürlich sehr ver- schieden. Als Durchschnittsertrag nimmt man 5o bis 60 Dorsche für die Back täglich an. Art, Beschaffenheit und Anwendung von in der norwegischen See- fischerei benutzter Angeln, Leinen und Schnüre, die, wie bemerkt, zahl- reich von verschiedenen Ausstellern eingesandt waren, veranschaulichen näher die nachstehenden Mittheilungen und Erläuterungen zu den betreffenden Ausstellungs - Gegenständen der Aalesunder Slyngefabrik (Schnürefabrik) von Gebrüder Kraasby. Wir verdanken dieselben der Gefälligkeit der genannten Fabrik, welche sie uns auf unser Ersuchen einsandte. Bei der Uebersetzung aus dem Norwegischen haben wir die technischen Ausdrücke so gut als möglich zu verdeutschen gesucht. Aiigelgeräthfabrik von Aalesund, Angeln, Leinen und Schnüre für Dorschfang. Handschnüre für Dorschfischerei. Dazu sind erforderlich: Fig. 69. a) 160 m dreischlägige oder sechsdräthige Hanfleinen von der Stärke von 40 mm, wie in Fig. 69, in den Reepschlägereien hergestellt; 140 Norwegen. Fig. 70. b) ein Stück Blei von 2 kg Gewicht, wie Figur 70, in länglicher, an beiden Enden spitz zulaufender Form, von 270 mm Länge und von 5o mm Stärke in der Mitte. Sie werden von den norwegischen Fischern hergestellt; Fig. 71. c) ein Fortömme (Vorfach?), 2 m lang, aus viergeflochtenen Hanf- dräthen oder auch Baumwollengarn, von 3o mm Stärke (in der Fabrik hergestellt), wie Figur; Fig. 72. d) 4—6 Fläringe aus Blech, wie vorstehend, 100 mm lang; Fig. 73. e) eine grosse Angel, Ryk genannt, mit angelöthetem % kg Blei Fig. 7II; X Fig. 7-1 • f) eine Gabel (Sule) aus Holz, zum Aufwinden der Schnur, Figur obenstehend; Fig. 75. Fig. 76. g) ein anderer „ Vadben” genannter Holzstock (Fig. 76), dessen eines Ende in ein im Bootrand beflndliches Loch gesteckt wird, während das andere Ende eine Gabel bildet, ln dieser befindet sich eine bewegliche Rolle, über welche die Schnur beim Fischen auf- und niederläuft. Die letztere wird mit einem kräftigen Zug über die Rolle gezogen, so dass die Angel in den sich nahenden Fisch eingeschlagen werden kann. Figuren obenstehend. Leinenfischerei auf Kabljau (Dorsch). I4I Die Handschnur für die Dorschtischerei gestaltet sich demnach so wie hier dargestellt: ■t 5 Fig. 77. I Sule oder Holzgabel mit Schnur. 2 Blei. s'.Vorfach. 4 Blechfische. 5 Angel mit Blei (Ryk). Diese Handschnüre werden ohne Köder gebraucht, da die Blechhäringe als Lockmittel dienen. Sie werden durch kräftige Züge bis gegen 2 m — wonach sie jedes Mal ebenso viel sinken, — von den Fischern über die Rolle des in den Rand des Bootes eingesteckten „Vadbens” gezogen (vergl. auch unter Dänemark das Pilk genannte Angelgeräth). Die Handschnüre werden hauptsächlich von den Ottringsböten (Böten mit 7 Mann Besatzung) und zwar in einzelnen Theilen der norwegischen Fischereidistrikte gebraucht, während man auf andern Stellen derselben Distrikte Netze verwendet, die wie Wände auf den Grund des Meeres oder einige Meter höher gestellt werden, und 60—70 m lang, 2 — 4 m tief sind und Maschen von 80 mm von Knoten zu Knoten gemessen haben. Das dritte Fischereigeräth zum Dorschfang ist die Leine; sie wird hauptsächlich auf kleineren Fahrzeugen mit 5 Mann Besatzung und auf Schüten (Deckfahrzeugen) gebraucht, welche Je nach der Grösse 6 — 14 Mann Besatzung haben und i — 2 Fangböte führen. Die Leine wird bald höher, bald niedriger in's Wasser gelegt und muss man, wie die Figuren 78 und 79 veranschaulichen, oft mittelst Glaskugeln die Leine vom Boden frei zu halten .suchen. Diese Kugeln haben einen Durchmesser von i3o mm und sind 142 Norwegen. mit Schnüren umwunden. Ein Boot mit 5 Mann Besatzung legt in See looo — 2000 Angeln aus, eine Schute mehrere Tausende. Eine Dorschleine von loo m Länge führt etwa loo Angeln (No. 7 Länge des Schaftes bis zur Biegung 5o mm, Weite der Biegung von der Angelspitze bis zum Mg. Si. Fig. 82. Fig. 8?. Fig. 8ö. Fig. 87. Fig. 88. Schaft 20 mm); sie wird, nachdem der Köder an den Angeln befestigt, in eine Balje oder Gefäss (Line-trouget) von der hier dargestellten Form ge- legt. Beim Aufnehmen der Leine aus der See läuft dieselbe über eine Rolle (Linerullen) wie Figur, welche vorn im Boot auf der Bordkante befestigt ist. Nach beendigter Fischereisaison wird die Leine auf Klammern (Klani) oder Gabeln aufgerollt, wie vorstehende Figuren zeigen. Zur Leng- und Brosmen-Fischerei werden Leinen verwendet, welche ebenso beschaffen sind wie die Dorschleinen, nur ist die Leinenschnur Leinen- und Netz-Fisclierei auf Labljan (Dorsch). H3 doppelt so stark und das Vorfach doppelt so lang; die Angeln haben 57 mm und 23 mm. Dies gilt hauptsächlich für die grossen Schuten mit 10 — 14 Mann Besatzung, die theils bis auf i5 Meilen von der Küste, theils in Böten nahe der letzteren fischen. Die Schüten pflegen meisteniheils über der Angel auch an die Vorfächer Schwimmer von Glas oder Kork, von der hier dargestellten Form (Fig. 89 und 90), anzubinden. Die Leine wird ebenso wie bei der Dorschfischerei gezogen und aufgerollt. Für den Fang mit Netzen führen die Böte 80 — 100 Stück, deren Breite und Länge eine sehr verschiedene, bei einer zwischen 70 und 90 mm variirenden Maschenweite ist. fln Norwegen giebt es keine gesetzliche Fig. 92. Vorschriften in Beziehung auf die Maschenweite der Netze für die See- fischerei, dagegen bestehen solche für den Lachs- und Forellenfang.) Die Netzfabrik von Fagerheim in Bergen, welche, vor 7 Jahren errichtet, mit 14 Maschinen und einigen Hülfsmaschinen arbeitet und Jährlich 85,ooo kg Netze aller Art im Werth von etwa 400,000 Mark producirt, hatte z. B. ein fertiges Dorschnetz aus Hanf ausgestellt, das 3om lang und 5,7 m tief war. Baumwollnetze werden selten zur Dorschfischerei gebraucht. Die zu 3o bis 35 zusammengebundenen Netze werden, getragen von Flössen aus dunkelfarbigem Glas — eine Erfindung des Kaufmanns Ch. Faye in Nor- wegen, die jetzt versuchsweise in der Fischerei der kurischen Küsten laut gefälliger Mittheilung des Königl. Oberfischmeisters zu Memel, Herrn von Mare' es, an Stelle der bisher verwendeten Flotthölzer eingeführt werden soll — oder aus Kork, zu Wasser gelassen und gewöhnlich am folgenden Morgen wieder gehoben. Die Netzfischerei beschäftigt bei den Lofoten nach den statistischen Erhebungen für 1879 weitaus die grösste Zahl der Fischer, nämlich 14,322 Mann mit 2532 Böten, während auf den Fang allein mit Leinen 2119 Böte und 8564 Mann kommen und 2670 Mann sich auf i3i Böte mit Leinen und Schnüren und auf 827 Böte mit Schnüren ver- theilen. Welchen Verkehr diese Lofoten-Fischerei hervorruft, erhellt z. B. 144 Norwegen. daraus, dass laut dem Bericht der Aufsichtsbehörde von 1879"^) Jie Zahl der an den 12 Stationen der Gruppe aufgegebenen und empfangenen Telegramme von 3o,i34 im Jahre i8/5 auf 41,709 im Jahr 1878 stieg, die Zahl der abge- sandten Briefe von 81,400 im Jahr 1872 auf 202,100 im Jahr 1877 sich ver- mehrte und endlich, abgesehen von der weit grösseren Zahl verkehrender Segelschiffe, die Zahl der auf der Fahrt nach Norden oder Süden während der Fischzeit 1879 an der Gruppe anlegenden Dampfer io3 war. Für Unter- richt, Seelsorge, Krankenpflege sind Vorkehrungen von der Aufsichtsbehörde getroffen. Der Kabljau- (Dorsch-) Fang Norwegens hat aber noch ein anderes fast ebenso bedeutendes Gebiet und zwar an den Küsten Finnmarkens (die Karte des Herrn O. Holmboe veranschaulichte dasselbe trefflich). Gegen Ende Februar beginnt hier zunächst der Fang der Lodde (Mallotus villosus), die als Köder für den Kabljaufang dient und zwar hauptsächlich in Buchten mittelst Sperrnetzen. Daran schliesst sich der bis Ende Mai währende Kabljaufang. Von Jahr zu Jahr an Bedeutung wachsend, beschäftigte er 1879 4^00 Böte mit i6,5oo Mann. Ein dritter Grossbetrieb derselben Fischerei findet hauptsächlich in der Zeit von Ende Januar bis Mitte April auf den Bänken zwischen Kap Stat und dem Drontheim-Fjord, durch etwa 2000 Böte mit etwa i5ooo Mann Besatzung statt. Diese auch offenen Böte sind stärker, für die Fahrt auf hoher See gebaut und haben bei ähnlichen Dimensionen wie die Lofotenböte acht Mann Besatzung. Ihr einziges Segel ist so be- schaffen und gestellt, dass sie dem Winde sehr nahe liegen und so selbst bei widriger Luftströmung das Land am Abend des Fischtages noch er- reichen können. An der von den Fischplätzen am weitesten entfernten Küste von Söndmör gehen die Fischer gewöhnlich um 3 Lhr Morgens in See, werfen ihre Netze aus, kehren am folgenden Morgen zurück, ziehen sie . dann auf, entnehmen ihnen die darin befindlichen Dorsche, beginnen die Arbeit von Neuem und kehren endlich mit ihrem Fange an’s Land zurück, wo sie selten vor 5 Uhr Nachmittags ankommen.**) Diese Böte, Söndmör- Böte genannt, (s. die Illustration w. u.) sind schnell, sicher, sehr beweglich ; und leicht zu steuern, sie suchen den Fisch -auch im offenen Meer auf***)- . Der Kabljau und andere Gadus-Arten werden übrigens bekanntlich , ■ *) Lofotfiskeriet 1879. Kristiania, Ch. Schibsted. **) Die Fischereiindustrie Norwegens. S. i5. ***) Nach einer geff. Mittheilung des Herrn Dr. Mohn in Christiania, lieferte im Jahr 1879 der Winter- und Frühlingsdorschfang im Ganzen 64)2 Milk Stück Fische, 1 zu einem Gesammtwerth von 14h Milk Kronen bei 84,000 Theilnehmern. Hiervon ■ kamen auf Lofoten und Westeraalen 33 Milk Stück Fisch, mit einem Gesammt- werth von 8 Milk Kronen bei 3 1,000 Theilnehmern und auf Finnmarken (ein- ' schliesslich der Loddefischerei) 19)3 Milk Stück Fisch, im Werth von 2% Milk Kronen , bei 19,700 Theilnehmern. , Kabljaiifans: mit Sperrnctzen Haringsfang mit Treibnetzen. 145 das ganze Jahr hindurch in grosseren oder kleineren Mengen, längs der ganzen Küste gefangen und zwar ist dieser Sommerfang besonders für das an ßodenprodukten arme Finnmarken wichtig, dessen Bewohner von den Russen für die im Slavenreich so gesuchte Fasten-Fischspeise Mehl und Hanf im Tauschhandel erhalten. Auch die Fahrzeuge und Geräthe der Norwegischen Häringsfischerei waren in der Collectiv-Ausstellung sehr vielseitig vertreten. Dieser im Laufe der Zeit durch das unregelmässige Erscheinen der Fischzüge und den Wechsel der Laichplätze mannichfachen Schwankungen unterworfene Betrieb zerfällt in den Winter- (Waar-, Frühjahrs-) und den Nord-Härings- fang. Das Hauptgebiet des ersteren war und ist theilweise noch die Küsten- gegend von Kap Lindesnaes bis Kap Stat, vom 58“ bis 62“ n. Br., hier näherte sich gegen Ende Januar der Fisch den Küsten, um zu laichen. Während der Fang von 1870 — 1877 jährlich abnahm, zeigten sich im Jahre 1878 wieder zahlreiche Fischzüge und 1880 zählte man nicht weniger als 10,000 Fischer, die zum grössten Theil mit dem Treibnetz, einzeln mit dem Sperrnetz und versuchsweise auch mit dem amerikanischen Beutelnetz fischten. Der Hauptertrag des Nordhäringsfangs, welcher in der ersten Hälfte der 60er Jahre dieses Jahrhunderts, in den Monaten September bis December, begann, um in der Mitte der 70er Jahre, in Folge des Ausbleibens der Fische, schon wieder aufzuhören, wurde mit dem Sperrnetz erzielt. Dieses und das Treibnetz sind auch die Geräthe des Sommer- oder Fetthärings- fangs. Für den Sommerhäringsfang werden neben den Hanfnetzen häufig Baumwollnetze gebraucht. Die norwegischen Treibnetze für Häringsfang sind, wie uns der Gom- missar mittheilte, kleiner, als die schottischen, und werden auch nicht zu einem so langen Netzgeschirr zusammengereiht, wie dort. Die Norweger treiben selten und nur mit wenigen Fahrzeugen weit von der Küste. Fagersheim hatte i5 Häringsnetze aus verschiedenem Material: Flachs, Baumwolle, Hanf, theils galvanisirt, theils gegerbt mit Birkenborke oder mit Catechu (terra japonica), in verschiedenen Dimensionen, von i5 bis 46 m Länge und 7 bis 1 1 m Tiefe ausgestellt. Wir verweisen ferner in dieser Richtung auf die Ausstellungen von Dahl, die Aalesunder Handels- vereinigung und Nydalens Compagnie. Der Norwegischen Fischerei eigen- thümlich ist der Fang mit dem Sperrnetz. Die erwähnte Schrift über die Norwegische Fischereiindustrie beschreibt ihn folgendermassen; „Die Aus- rüstung für diese Art von Häringsfang besteht aus einem grossen Netze von 100 bis i5o Faden Länge und 20 bis 3o Faden Höhe, aus einem mittleren von 80 bis 100 Faden Länge bei i5 bis 20 Faden Höhe und aus einem kleinen von 35 bis 40 Faden Länge' und 8 — 10 Faden Höhe. Zu jedem dieser Netze nebst Tauw'erk, Bojen, Ankern und Bedeckung gehört ein Seefisclierei. IO Norwegen. 146 grosses Boot, dazu kommen noch einige kleine Böte und gewöhnlich ein Wohnungsfahrzeug für die aus 20 bis 25 Personen bestehende Mannschatt. Die Kosten der Netze mit Böten zusammen können auf 6 bis 8000 Reichs- mark angeschlagen werden. Eine solche Ausrüstung wird Notebrug ge- nannt, den Befehl führt der Notebas. Der Haringsfang mit Sperrnetzen geschieht in folgender W^eise. Sobald die Häringszüge in eine engere Bucht, in welcher das W^’asser nicht zu Fig. 93. Modell eines Listen Boots (aus Lister bei Christiansand) für den Härings- und Dorschfang. Aussteller: H an d el s v e re i n i gu n g, Aalesund. Die Lister Böte sind durchschnittlich lo m lang, 3 m breit, 1,2 m tief. tief ist, entweder zum Laichen oder von den Walfischen und Seifischen (Kabljauart) gejagt, eindringen, wird an der einen Seite der Mündung der Bucht oder so nahe derselben, als es die Länge des grossen Netzes er- laubt, das eine Ende am Land befestigt und das andere durch das Boot sofort an die andere Seite geschleppt, um es dort zu befestigen, so dass es eine Wand bildet. Steht der Häring ganz nahe an einer Küste, welche keine Bucht bildet, so wird das grosse Netz in einem Halbkreis hinaus- gerudert. Gewöhnlich drängen sich die eingesperrten Häringsmassen gegen das Netz, um auszubrechen, und man muss immer darauf achten, dieselben wegzujagen, was dadurch geschieht, dass man unauthörlich weisse Bretter längs der inneren Seite des Netzes sinken lässt und wieder aufhebt. Sobald der Häring eingesperrt ist, wird das kleine Netz ausgeworfen und werden Häringsfang mit Sperrnetzen. Das Lister Boot. Makrelenfang. 147 die Fische damit nahe an’s Land gezogen, wo sie mit Sacknetzen, welche an einer Stange befestigt sind, herausgehoben werden. Als Modell eines Norwegischen Häringsboots kann das scharf gebaute Lister Segelboot dienen. Letzteres wird übrigens auch zum Kabljaufang verwendet. Das Gebiet des Makrelenfanges sind die Fjorde und Küstengewässer an der schwedischen Grenze bis zum Kap Stat; die Gegend um den Selbo- fjord ist eine Art Centrum (s. Mohn’s Karte in Lindeman’s Seefischereien). — Gegen Ende Mai pflegen die Makrelenzüge näher der Küste zu er- scheinen; man stellt ihnen in Böten und in gedeckten Fahrzeugen von 10— 12 Tons Tragfähigkeit und zwar je nach der Jahreszeit und Oertlichkeit mit dem Treib-, Stell-, Zug- und Sperrnetz, endlich auch mit Schlepp- schnüren nach, doch wiegt die Benutzung des Treibnetzes vor. In neuester Zeit ist auch das amerikanische Beutelnetz zur Anwendung gekommen. Die Böte gehen des Nachmittags in See und werfen ihre Netze in „Satzungen” von 40 Stück aus. Jedes Netz, aus feinem Hanf-, Flachs- oder Baumwollzwirn, hat eine Breite von 20 — 3o Faden und eine Tiefe von 80—120 Maschen, die eine Weite von 38 — 40 mm haben. Ein Makrelennetz aus Baumwolle, 35,8 m lang und 5 m tief, mit Catechu gegerbt, war von F agersheim au.sgestellt. Solche Netze kommen jetzt öfter neben den hänfenen in Gebrauch. Als Modell eines Makrelenfang- Fahrzeuges war das Lootsen- und Fischerboot ('/20 der originalen Grösse) aus dem Christianiafjord von dem Schiffsbauer C. Archer in Laurvik be- zeichnet. Die Makrelennetze werden mittelst Flössen von Kork an der Oberseite getragen und sind an der Unterseite mit kleinen Steinen beschwert. Die Böte machen nur kurze Fahrten; die gedeckten Fahrzeuge bleiben oft längere Zeit in See. Den Umfang und Werth der Norwegischen Makrelen- fischerei ersehen wir aus den Angaben Dr. Mohn’s. Darnach war der jährliche Werthertrag dieser Fischerei im Durchschnitt der Jahre 1869 bis 1878: 734,000 Kronen und im Durchschnitt der Jahre 1876 — 78 die Zahl der Fischer 3269, diejenige der Böte 961, von welchen letz- teren 884 mit Treibnetzen ausgerüstet waren. Die Vogteien Jarlsberg, Mandal, Lister, Jaederen haben die einträglichsten Makrelenfischereien. Der Fisch bildet einen bedeutenden Consumartikel des Landes; neuerdings wird er auch ausgeführt und zwar in Eiskisten, jede mit i5o — 200 Stück gefüllt. Der Antheil dieser Ausfuhr an dem Gesammt-Export von Fischerei-Erzeugnissen ist i,i ®/o- In jedem Hafen sind jetzt Eismagazine errichtet, deren allwinterliche Füllung aus benachbarten ■ Süsswasserseen keine besonderen Schwierigkeiten macht. Zum Transport frischgefangener Fische, die bald in den Consum übergehen sollen, werden Fahrzeuge mit ßüngen benutzt. Das Stavanger Museum hatte das Modell eines solchen ausgestellt. IO* 148 Norwegen. Ein eigenthümliches Geräth der norwegischen Seefischerei ist der Wassergucker, ausgestellt von Mikkel J. Lyseknappen und von dem Museum zu Bergen, ein etwa 82 Z. langes, sich verjüngendes ßlechrohr, in dessen \veitere Oeffnung gewöhnliches Glas eingelassen ist. Durch diesen Wassergucker sieht der Fischer in die Tiefe. Auf den ßahamainseln bedienen sich die Schildkröienfischer eines ähnlichen Instruments, auch die griechischen Schwammfischer haben einen Wassergucker. Fig. 94. Söndmör-Fischerboot (Modell). Ausgestellt von Carijolians Vaerns Werft zu Horten. Die vor- und nachstehenden Abbildungen führen noch zwei charakte- ristische Formen norwegischer Fischerfahrzeuge vor: Das Söndmür-Fischer- boot (durchschnittlich 12, 5 m lang, 2,8 m breit und 0,9 m tief) und das etwas grössere Fischerboot von Ranen. Auch der Hummer, dessen Fang hauptsächlich an der Südwestküste bis beinahe zum 64° hinauf oder nach H. ß’s. Schrift bis 62® 20' zum Moldefjord betrieben wird und w'egen der geringen Auslagen besonders der ärmeren Küstenbevölkerung Beschäftigung giebt, bildet jetzt, seitdem in England in Folge des übermässigen Fanges an den dortigen Küsten dieses beliebte Schalthier nicht mehr in den für den Bedarf genügenden Mengen von der einheimischen Fischerei geliefert werden kann, einen verhältniss- mässig nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel, namentlich nach Grossbritannien durch Vermittelung der in Norwegen vertretenen englischen Handelshäuser, Die Böte von Söndmör und Ranen. Hummerfaiig. 149 welche gegenwärtig für Hummer von mindesten 21 cm Länge 35 Pf. zahlen. Nach der Statistik des Jahres 1879 sind Bergen, Christiansand und Stavanger die wichtigsten Plätze lUr die Hummerausfuhr. Grossbritannien empfing 532,000 St., Dänemark 173,000 St., Hamburg und Altona 180,000 und Belgien Fig. g5. Fischerboot von Ranen, Helgoland (Modell). Ausgestellt von der Handelsvereinigung zu Drontheim. 109.000 Stück. Im Ganzen betrug die Ausfuhr in runder Summe 1879 1.019.000 Stück. Der norwegische Hummerkorb (Aussteller: Handelsvereinigung Aale- sund und G. Monsen, Tananger) unterscheidet sich nicht wesentlich von dem Fig. 96. Norwegischer Hummerkorb. Ausgestellt von G. Monsen zu Tananger bei Stavanger. an den britischen und französischen Küsten angewendeten. Aus Stäben oder Flechtwerk, mit durchlöchertem Boden, wird der Korb auf 3 bis 4 Faden mittelst Steinen auf den Grund gesenkt; Holzflösse bezeichnen die Stelle. Herr Monsen theilt uns mit, dass der Hummerkorb (Humertynen) 150 Norwegen. 2 norwegische Fuss (i norw. F. = o,3i3 m) lang sei und, rund, einen Durch- messer von 12 Z. habe. Als Köder dienen kleine Häringe oder andere Fische. — Der Durchschnittsertrag des norwegischen Hummerfangs war in den Jahren 1876 — 78 jährlich 1.073,000 Stück und giebt Dr. J. N. Mohn den Werth des Fanges nach den an den Fangplätzen bezahlten Preisen im Durch- schnitt der Jahre 1869—78 auf 280,000 Kronen an. Der Transport der Hummer (lebend) geschieht in Büngen mittelst Segel- oder Dampfschiffen. Auch in Norwegen hat man in neuerer Zeit eine Abnahme der Hummer bemerkt und es ist jetzt eine Schonzeit vom i 5. Juli bis i. November ein- geführt, sowie als Minimalmass des zu fangenden und an den Markt zu bringenden Thieres 21 cm bestimmt. Auf den Krabben-, Garneelen- und Austernfang nur kurz hinweisend, wenden wir uns schliesslich zur Eismeertisch er ei, die Norwegen jetzt noch neben Schottland und den Küstenbewohnern des weissen Meeres be- treibt, während Deutschland, die Niederlande und englischen Häfen aus diesem jetzt nicht mehr so reichen Gewinn wie früher abwerfenden Betrieb ausgeschieden sind. Tromsö und Hammerfest im Norden und Tönsberg*) im Süden sind die Häfen, von denen die Fangfahrzeuge ausgehen. Die Art und Weise des Betriebes ist bekannt. Die Fanggebiete jener beiden nördlichen Häfen sind die Meeresgebiete um Spitzbergen und Nowaja Semlja, während die Tönsberger Robbenfänge!' in den Frühjahrsmonaten die jungen Robben auf dem Treibeis bei der Insel Jan Mayen aufsuchen. Walfang- und Eismeerhöte waren in verschiedenen Modellen zur Schau gebracht, namentlich von A. C. Dahl in Ringholmen (Walfängerboot von einer speciellen Construction), von Feddersen und K. Nissen in Hammer- fest (Modell eines Bootes für den Fang im Eismeere, complet ausgerüstet mit Rudern, Lanzen, Harpunen, Eisanker, Fernglas, Wasserfässern etc.), von dem Handelsstand in Tromsö (eben solches). Die eigenthümlichen Geräthschaften dieses Fanges: Harpunen, Lanzen, Speckmesser, Beile, der Warpanker, mit welchem das Schiff im Treibeise befestigt, resp. vorwärts ge- zogen wird, waren durch die Aussteller Feddersen und Nissen in Hammer- fest, P. Flood in Bergen vertreten. Die Harpunen-Wurfgeschütze, mittelst deren von Vadsö durch Herrn Svend Foyn des Sommers der Finnwal- fang erfolgreich betrieben wird, hauptsächlich des Thranes und der Fisch- düngerfabrikation wegen, waren nicht ausgestellt. Im Jahre 1878 wurden i3o Finnwale getödtet und wurde der Werth dieses Fanges auf 263,3oo , Kronen angegeben. Die deutsche Fischereizeitung vom 28. September 1880 ^ *) Man schreibt uns aus Norwegen unterm 16. August 1880: „lieber die Erträge i des Tönsberger Seehundsfangs bei Jan Mayen seit 1874 lassen sich statistische I Mittheilungen nicht machen. In den Jahren 1879 und besonders 1880 sind die Resultate sehr günstig gewesen und ist eine Ausdehnung dieses Betriebes zu , erwarten. I Die Eismeerfisclierei Norwegens. 151 berichtet aus Christiania vom 21. September: dass der von Vadsö aus im Sommer 1880 durch Herrn Svend Foyn betriebene Fang im Ganzen 85 Wale ergeben habe, der Nettoertrag wenigstens 25, 000 Kr. sei. Neben den Robben, Walrossen und Weisswalen ist in neuerer Zeit auch der Eishai (Scymnus borealis), welcher längs der Küsten des west- lichen Norwegens, namentlich auf i5 bis 20 Meilen vom Lande entfernten Bänken in Mengen angetroffen wird, Gegenstand eines regelmässigen Fanges seitens der norwegischen Küstenbewohner geworden. Die erwähnte Broschüre: Die Fischereiindustrie Norwegens von H. ß., beschreibt diese wenig bekannte Fischerei wie folgt: „Die Grösse der mit Verdeck versehenen Fahrzeuge, welche von Häfen der Distrikte Finnmarken und Tromsö ausgehen, übersteigt selten 3o Tons, ihre Besatzung bilden 5 bis 6 Mann. Das gewöhnliche Fanggeräth ist die Schnur von ungefähr i cm im Durchmesser, welche mittelst eines Senk- bleies von 3 bis 4 kg rasch zum Sinken gebracht wird. Als Vorfach dient eine ungefähr 3 Faden lange, verzinnte eiserne Kette, da die scharfe Haut des Thieres hänfene Schnüre sofort beschädigen würde, wenn es sich darin verwickelte. Die Angeln sind aus starkem Eisen oder Stahl, fast i cm im Durchschnitt. Sobald die Fahrzeuge die Bänke erreichen, wird Anker ge- worfen und die Schnur hinuntergelassen, nachdem man eine durchlöcherte Kiste mit verfaultem, stark riechenden Robbenspeck zwei Faden oberhalb der Angel befestigt hat. Dieser Köder fliesst nun aus den Löchern heraus, wird durch die Strömung verbreitet und bewirkt, dass das Thier heranzieht, worauf es gern die Angel, die mit Robbenspeck beködert ist, verschluckt. Der Fischer hält die Schnur in der Hand, wie dies beim Dorschfange mit der Handschnur geschieht. Merkt er, dass das Thier die Angel erhascht hat, so macht er eine kräftige Bewegung mit der Hand, um den Haken ins Fleisch eindringen zu lassen. Sobald der Scymnus sich gefangen fühlt, rollt er sich in die Kette ein, und der Fischer zieht jetzt die Schnur aus allen Kräften auf; zuweilen nimmt er zu einer kleinen Winde Zuflucht, die fast alle Fahrzeuge an Bord haben. Wenn das Thier an der Oberfläche er- scheint, wird es mit grossen Haken festgehalten und getödtet, der Magen geöffnet und die Leber herausgenommen, nachdem man zuerst die Schwimm- blase mittelst eines ßlaserohres mit Luft gefüllt hat, damit der Körper nicht sinke. Dann wird letzterer an dem Hintertheil des Schiffes befestigt. Bis- weilen folgen dem gefangenen Thiere andere auf der Oberfläche, und diese werden dann mit grossen Haken ergriffen und festgehalten, bis man ihnen die Leber ausnehmen kann. Wenn die Fahrzeuge eine Bank verlassen, befestigt man gewöhnlich eine Boje an jedem Fischkörper, damit er auf der Oberfläche bleibe und nicht sinke; er würde sonst von seinen lebenden Gefährten verschlungen und dadurch ihre Gefrässigkeit dermassen befriedigt werden, dass sie den Köder an den Angeln verschmäheten.” 152 Norwegen. „Man trifft den Scymnus nicht ausschliesslich auf den Bänken im offenen Meer; bisweilen, namentlich im Herbst und im Winter, besucht er die Fjorde und die Küste von Finnmarken, und wird daselbst sowohl mit Schnüren als mit Leinen verfolgt. Diese Leinen haben gewöhnlich 3o Angeln, welche 6 — 7 Faden von einander angebracht sind und durch gläserne Flösse über dem Meeresgrund gehalten werden.” „Der jährliche Ertrag des Scymnusfanges kann auf 8 bis 10,000 Tonnen Leber im Werthe von i5o bis 200,000 M. angeschlagen werden.” „Durch Dampf geschmolzen, liefert diese Leber ein feines Brennöl. Die nicht aufgelösten Theile der Leber werden zu braunem Gerberthran gekocht.” Der Polarfahrer Lamont schildert in seinem interessanten Werk: „Yachting in the arctic seas” diesen norwegischen Eishaifang bei Hornsund (S. W. Spitzbergen) sehr anschaulich. Bemerkenswerth ist die Leichtigkeit, mit welcher der Fang des gefrässigen Thieres vor sich geht. Der Güte des Herrn Dr. J. N. Mohn verdanken wir noch die nach- stehenden statistischen Daten für 1879 über die hier zuletzt besprochenen Fischereien der Distrikte Tromsö und Finnmarken: a) Eismeerffschereien von Walrossen, Robben u. A. Eahrzeuge 55, Tons 1740, Besatzung 345 Personen. Fang: 535 Stück 56i5 „ ■55 „ 102 „ 80 . „ Gesammtwerth: 160,000 Kr., wovon auf den Distrikt Tromsö 64,000 Kr., auf den Distrikt Finnmarken 96,000 Kronen kommen. Walrosse . Robben . . Weisswale Eisbären . Renthiere Flaume von gefangenen Vögeln 1400 kg. Die meisten dieser Fahrzeuge trieben auch Dorschhscherei in den Fjorden Spitzbergens; Fang: 5g5,ooo gesalzene Fische und 758 Tonnen Leber, Werth zusammen 66,000 Kr., wovon aut Tromsö 49,000 Kr., auf Finnmarken 17,000 Kr. kommen. Einige der in Tromsö ausgerüsteten Fahrzeuge gehörten südlicheren Landestheilen an. b) Eishaifang. 19 Fahrzeuge, 27 Böte, Ertrag: 4105 Tonnen Leber, W'’erth: 62,000 Kronen. c) WYüfang im Waranger Fjord. Fang von Svend Foyn 83 Stück im Wierthe von der Gesellschaft Jarfjord 40 St. 166.000 Kr. 64.000 „ 23o,ooo Kr. Russland. Die Abtheilung Seefischerei der russischen Collectivausstellung, enthielt im Katalog nur 4 Nummern, nämlich: verschiedene Netze aus Finnland, Modelle von Fischereigeräthen der unteren Wolga und eine reiche Sammlung von Zeichnungen*) mit erläuterndem Text, welche die mannigfaltigen Fische- reien der nördlichen KU.sten, Meeresbuchten und Flussmündungen von Euro- päisch-Russland, ferner des Kaspischen und des Schwarzen Meeres ver- anschaulichten. Beide sind den nachstehenden Mittheilungen zum Grunde gelegt, unter Hinzufügung einiger anderweit uns gewordener Informationen. Die murmanische Küste (die Eismeer-Küste der Halbinsel Kola) wird allsommerlich von 3ooo Fischern besucht und zwar von 1000 Norwegern und Finnen und 2000 Russen und Lappen. Die Norweger kommen zum Theil selbst von Brönö**), und legen diese 800 Seemeilen lange Strecke in ihren offenen Böten zurück. Es giebt im Ganzen 41 Fischerstationen an der murmanischen Küste, welche zum Zweck der Fiacherei in 4 Districte, den westlichen, den Kola-, den Mittel- und den östlichen District getheilt ist. Die wichtigste Fischerei ist der Kabljaufang, welcher einen Monat später als im nördlichsten Norwegen beginnt. Ferner sind Gegenstand des Fanges: der Schellfisch (G. aeglehnus), der Köhler (G. virens), die Brosme (G. Brosme), der norwegische Schellfisch (Sebastes norvegica), der Seewolf (Anarrhichas lupus), der Heilbutt (Pleuronectes hippoglossus), der Butt, die Kliesche, die Lodde und der Sandaal. Die letzteren beiden werden als Köder gebraucht. Der Eishai besucht die Gewässer der ganzen murmanischen Küste; der Häring erscheint in grossen Zügen an der Küste von Russisch-Lapp- land und im Weissen Meere. Im Allgemeinen kann man sagen, dass alle diese Fischereien noch lange nicht so ausgebeutet werden, wie sie es könnten, wenn man verbesserte Methoden und Geräthe einführte. Immer- hin sind die dortigen russischen Geräthe originell und sinnreich. *) Die nachfolgenden Illustrationen geben die betreffenden Original- Zeich- nungen in Vs ihrer Grösse wieder. **) Küste von Norrland, etwas nördlich von Drontheim. 154 Kiissland. Meerstint fang unter dem Eise mit dreiwändigen Stellnetzen im Weissen Meeie. Auf Untiefen, meist in der Nähe von Flussmündungen, stellen die Ufer- bewohner des Weissen Meeres dreiwändige Netze (ßatalnizy) für den Fang der Meerstinte (Osmerus eperlanus) vom October bis Mitte December. Ein solches Netz ist 20 Faden lang und 4 Arschin (t Arschin = 71 cm') hoch. Fig. 97 a. Meerstiiitfang mit Stellnctzen im weissen Meere. (Bild.) Aussteller: das kaiserlich russische Ministerium der Feichsdomänen zu St. Petersburg. Jeder Fischer stellt 5 bis 10 Netze nebeneinander in gerader Finie aus, und besichtigt diese Netzreihe täglich, verändert aber den Fangplatz während der ganzen Fangzeit nicht. Fig. 97a zeigt die ausgestellte Netzreihe, gehalten vermittelst der Stricke i,' welche an Querstöcke gebunden sind, sowie das Herausziehen des Netzes. Fig. 97b zeigt die Einrichtung des Netzes, die Maschenweiten A ß und CD, in V3 der natürlichen Grösse. Die Mittelnetzwand c ist aus feinem Garn gestrickt, mit V2 Quadratwerschok (i Werschok = ca. 4V3 cm) grossen Maschen von welchen 7 auf das Schnürchen h aufgereiht werden, welches man an die obere Nctzeinfassung d anknotet; dadurch hängt das Netz iri Meerstint- und Hüringsfaiig im Weissen Meere. 155 Falten. Kleine ausgehöhlte, cylinderförmige Holzschwimmer f sind zwischen zwei Knoten des Schnürchens h auf die obere Netzeinfassung aufgereiht, während an der unteren Netzeinfassung e als Senker kleine, längliche, mit Kieselsteinen angefUllte Leinsäckchen g sich befinden. Die beiden Seiten- netzwände a und b (Läddering) haben sehr weite Maschen, von denen nur eine einzige, auf das Schnürchen h gesetzt ist. A B V3 der natürlichen Grösse der Maschen in den Seitenwänden, CD — in der Mittelnetzwand. (Dieselbe Fischart, sowie die Navaga genannte Gadus-Art, wird in grossen Mengen vor den Mündungen der Flüsse Dwina und Ssuma mittelst beköderter Angeln gefangen.) Winterhäringsfang im Weissen Meere mit ausgestellten Zugnetzen und Setzkörben (Rjuschi). Der Häring des Weissen Meeres — clupea harengus — wird im süd- lichen und südwestlichen Meerestheile, namentlich in der Bucht von Soroka, Fig. 98. Winterliäringsfang mit Zugnetzen im Weissen Meere (Bild). Aussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomäneu zu St. Petersburg. und vor den Dwina-Mündungen beim Dorfe Mudjtiga von Mitte November bis Ende Februar zahlreich gefangen. Fig. g8 zeigt das Einstellen und Herausholen der Setzkörbe und Zug- netze. a b c Eislöcher; d Körper des Setzkorbes, e Flügel desselben; f Seite der Netzflügel, h das Seil zum Anbinden des Setzkorbes an die Stange, k Steine, die den Apparat am Boden halten; 1 die Stange, welche ihn aufrecht hält; p gabelförmige Stange, zum Fortschieben der am langen Stricke q befestigten Stange n von einem Eisloch zum anderen; o haken- törmiger Stock zum Herausheben der Stange n aus den Eislöchern; r Sack des Zugnetzes; s Flügel des Netzes. Fang der Köhler (Gadus virens) mit Hebenetzen an der Küste von russisch Lappland. Die kleine Kabljauart Köhler wird in den Monaten Juli und August an der murmanischen Küste des nördlichen Oceans zahlreich gefangen und zwar mit 17 Faden langen, quadratförmigen Hebenetzen, die mit ihren ’Vj Quadratzoll (von Knoten zu Knoten) grossen Maschen an einer bald einfachen, bald doppelten Netzeinfassung hängen. An jedem Ende des *) I Zoll = zyj cm. 156 Russland. Netzes ist ein langes Tau befestigt. Für jedes Netz sind vier Böte mit je drei Ruderern und einem Steuermanne erforderlich. Der Steuermann hält das lange Tau. Sobald der Fischschwarm durch fortwährendes Hervor- springen einzelner Fische aus dem Wasser und die ihn umkreisenden Möven- schaaren sich bemerkbar macht, rudern die Fischer demselben entgegen, werfen das Netz aus, und suchen es gewandt unter den Fischschwarm zu bringen, worauf sie auseinander rudern und die Taue zugleich mit dem , Netze ausspannen. Dann beginnt von den Böten aus ein Schreien, Pollern und Steinwerfen, wodurch der aufgeschreckte Fischschwarm in die Meeres- tiefe geht, und in das Netz geräth. Sofort werden von allen 4 Böten zu- gleich die Taue aufgewunden, wobei kräftig gerudert werden muss. Die Böte vereinigen sich in dieser Weise wieder und heben gemeinschaftlich das Netz mit dem Fange aus dem Meere. Kahljaufang mit Leinen (Jarusi) am lappländischen Ufer des nörd- lichen Oceans. Die murmanische Küste wird alljährlich von Pomoren, Uferbewohnern des Weissen Meeres, aus den Kreisen Kern und Onega, besucht, die von ' April bis Mitte August im nördlichen Ocean den Fang von Kabljau und Heilbutt in ähnlicher Weise, wie es in der Nordsee geschieht, betreiben. Die Leine hat 35 Faden Länge, die Schnüre sind i 'A Arschin lang und 3' j Arschin von einander entfernt. Die Haken haben eine kleine Seitcn- ausbucht und werden immer beködert, entweder mit kleinen Fischen: Lodde und Sandaal, oder mit dem „grossen Wurme” (Arenicola piscatorum). Diese Angeln werden in England angefertigt und in Norwegen von den Russen zu 10 Rubeln das Tausend gekauft. Kabljaufang mit Hand angeln im Busen von Kandalakscha am lapp- ländischen Ufer. In der sehr tiefen und von Felsenufern eingeschlossenen Bucht von Kandalakscha (westlicher Theil des Weissen Meeres) fängt man zur Sommerzeit eine kleine Kabljauart, gadtis callarias, russisch pertuja, mittelst einer Art Handangeln. An beiden Enden eines 16 Zoll langen, etwas ge- bogenen, dünnen Eisenstäbchens hängen i Arschin lange Schnürchen mit beködertem Haken. Eine 2 Arschin lange Schnur ist in der Milte des Eisenstäbchens angeknotet und trägt einen eisernen, fast i Pud (i6,38kg) schweren Senker, an welchem ein langer Strick, den man auf einen Stock aufwickelt, befestigt ist. Als Köder dienen Würmer, Schnecken oder Stücke Häringe. Robben jagd an der Weisse-Meer-Küste der Halbinsel Kola. ! An dieser Küste, dem sogenannten Terski’schen Ufer, versammeln sich! in der Zeit vom Ende Februar bis 25. März, an der Mündung des Ponoi-! flusses etwa 3oo Robbenjäger aus den benachbarten Dörfern, um auf dem' Eise Robben (phoca groenlandica) zu erlegen. Die Jäger sind zu Genossen-’ Kabljaufang und Robbenjagd im Weissen Meere. 157 schäften, Artels, vereinigt, und besteht jedes Jägerartel aus dem „Wirthc”, der für Wohnung, Proviant und Jagdutensilien sorgt, und aus drei Ge- hülfen, welche einen gewissen Antheil an der Jagdbeute erhalten. Früh Morgens verlassen die Genossen des Artels die Hütte, und fahren in von Renthieren gezogenen Schlitten dem Meeresufer entlang, bis Robben auf dem Eise sichtbar werden. Einer der Jäger bleibt nun mit seinem Schlitten anr Ufer, stellt einen Signalstock und Flagge auf, und beobachtet die Ge- fährten, welche mit Schneeschuhen in ausserordentlicher Geschwindigkeit auf der weiten Schnee- und Eisfläche dahingleiten, bis sie die Robben er- Fig 99 a. Fig. 99 b. Robbenfang im Weissen Meere (Bild). Aussteller; Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. reichen. Der Wirth hat die Führung, das Gewehr auf dem Rücken, und mit einem zugespitzten Stabe die Sicherheit des Eises fortwährend unter- suchend; ihm folgen die beiden andern, ein kleines, Pud schweres Boot nach sich ziehend. Robben, welche auf Waken schwimmen, werden vom Wirthe geschossen, während die Gefährten sogleich das Boot in’s Wasser schieben, zu den erlegten Robben rudern, und diese mit Haken ins Boot ziehen. Die Robben werden theils harpunirt, theils geschossen, und die im Wasser getödteten Thiere werden mit Haken herausgezogen. Am nächsten Morgen beginnt die Jagd von Neuem. Ist dieselbe erfolgreich, so kann sie im Ganzen etwa 6000 Robben feile und 20,000 Pud Th ran erzielen. Fig. 99a zeigt die Robbenjäger auf dem Eise: b Robbenjäger, c Stab, a Ziehleine. 158 Russland. Fig. 99b Illustration des Boots und der Fangapparate: A Längsdurch- schnitt des Boots: ab Vor- und Hintersteven, cc Ruderdollen, B das Boot von oben geseFen: a Bug, c Heck, cc Ruderdollen, d Rippen. C. Quer- durchschnitte: d Rumpf, e Aussenplanken. E Harpune: a Schaft, b Spitze, cc Vorläufer und Leine. F. Schleppriemen für ausgeweidete Robben, ab Riemen, cde Hakenring und Anschluss des Riemens, f. Robbe. (Maassstab in Arschinen). Fang des Weisswals (Delphinapterus leucas) an den Nordküsten von Europäisch-Russland. Der Weisswal (Delphinapterus leucas) wird im Weissen Meer zur Sommerzeit zunächst mittelst mächtiger Zugnetze, die von 8 Böten aus gehandhabt werden, eingeschlossen und sodann mittelst Harpunen getödtet. Vor der Petschoramündung, sowie in den Meeresbuchten von Mesen und Kandalakscha wird der Weisswalfang in ähnlicher Weise mit 4 Böten oder auch mit Stellnetzen betrieben. Lachs fang mittels Zugnetzen an der Küste des Weissen Meeres. In den Herbstmonaten stellt man auf seichten Stellen in der Nähe von Elussmündungen für den Lachsfang i5o Faden lange, an Stangen be- festigte Zugnetze. Stör fang mit Stellnetzen im Kaspischen Meere. Im nördlichen und nordöstlichen Theile des kaspischen Meeres tischt man auf Tiefen von 2 bis 4 Faden Störe und Sewrjugen (Scherg, Acipenser stellatus) mit 12 Faden langen, 4 Arschin breiten, aus 5 dräthigem Garn ge- strickten Stellnetzen, welche 4 Quadratzoll grosse Maschen haben. Ge- wöhnlich werden 20 bis 40, oft aber auch 80 bis 120 Netze in gerader Linie neben einander gestellt. Gleich nach dem Eisgänge segelt eine ganze Fischerflotte aufs Meer zu diesem Fischfänge auf stark gebauten, langen, mit einem Deck versehenen Segelböten, kussowaja lodka genannt. Die Böte liegen auf den Fangplätzen vor Anker und sind Fischerstationen, in denen auch die Bereitung der Fischproducte: des Caviars u. A. stattflndet. 4 bis 6 Arbeiter fahren von hier in kleinen Böten aus, um Netze auszu- stellen, nachzusehen, oder zum Trocknen herauszunehmen. Fig. looa zeigt: A das grosse Boot vor Anker liegend, B das kleine Boot, C. die aufgestellte Netzreihe, aq Oberfläche des Meeres, cp Durchschnitt des Wassers, fd Meeresgrund, a obere Netzeinfassung, b untere Netzein- fassung, c Holzschwimmer, d Stöcke an jedem Netzende von Stricken e festgehalten zwischen beiden Netzeinfassungen, f langes Seil, welches die Stricke e zweier neben einander stehenden Netze mit dem kurzen Holz- 1 stock g, der zugespitzt ist, verbindet; dieser Holzstock ist in den Meeres-, grund eingeschlagen und hält das Netz am bestimmten Platze; — h Ziegel- steine unten bei den Holzstöcken befestigt, k auf Stangen gesetzte Rohr-' büschel bei der aufgestellten Netzreihe. Stör- und Hausenfang im Kaspischen Meere. 159 Fig. loob zeigt die aufgestellte Netzreihe; Fig. looc das Stellnetz im grosseren Maasstabe; Fig. lood zeigt in % der natürlichen Grösse die Netz- maschenweite. Hausenfang unter dem Eise im Kaspischen Meere mit ausgelegten Haken. Die Seehundsjäger, welche auf der Insel Tschetschen (nahe dem west- lichen oder cis-kaukasischen Ufer) oder auf der Insel Kulali (am Ostufer Fig. 100 c. Fig. 100 d. Störfang mit Stellnetzen im kaspisclien Meere (Bild). Aussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. vor der Halbinsel Mangischlak) im Kaspischen Meere überwintern, fangen den Hausen unter dem Eise, mittelst grosser Haken, die mit Robbenspeck beködert sind. Fig. loia zeigt die ausgestellten Haken, aq die gefrorene Wasserfläche, cp den Durchschnitt des Wassers, a ein 25 bis 3o Faden langes Tau, dessen eine Hälfte ins Meer hinabgelassen wird, dessen andere Hälfte b aber, kreisförmig zusammengelegt, auf dem Eise liegt, und vermittelst eines dünnen, leicht zerreissharen Schnürchens f befestigt ist an einer Stange d, welche quer über dem Eisloche e liegt. Der grosse eiserne Haken g wird mit Seehundsspeck beködert. Sobald der Hausen nach diesem Köder schnappt, dringt die scharfe Hakenspitze in seinen Rachen, das Schnürchen f i6o Russland. zerreisst und das auf dem Eise liegende Tau b, dessen Ende an der Stange d befestigt ist, gleitet ins Meer, aus welchem dann der gefangene Hausen hervorgezogen wird. Fig. loib zeigt in % der natürlichen Grosse: das Seil a, an welchem der Haken hängt, und den Haken g von verschiedenen Seiten. Nicht selten werden Hausen von 6o Pud Gewicht und einer Länge von 5o Fuss gefangen. Von solch einem Rogner erhält man i5 — 20 Pud Hausenfaiig im kaspischen Meere (Bild). Aussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. Kaviar. Hausen von 40 Pud sind gewöhnlich 35. F. lang. In der Wolga und in den nördlichen Meerestheilen sind Hausen von 3—4 Pud Gewicht ganz gew'öhnlich. Hausenfang mit Leinen im Kaspischen Meere. Im mittleren Theile des Kaspischen Meeres, nahe der kaukasischen Küste, fangen astrachanische Fischer auf Tiefen von 70 bis 100 Faden den Hausen mit Leinen, welche stärker und grösser gemacht sind, als die für den Stör- lang gebrauchten. (Das Tausend Haken muss 3 Pud wiegen, während das 'Pausend Störhaken für die Fischerei in Flüssen für die Meeresfischerei aber 2 Pud wiegt). Die Böte sind gewöhnlich mit Je vier Matrosen be- Hausenfang mit Leinen. l5l mannt. Die Haken werden mit kleinen, lebenden Fischen (einer Plötzen- Art) beködert, welche die Wolga liefert und die in 'einer Bünge mit je 6000 Stück durch Einpumpen frischen Wassers lebend gehalten werden. Fig. 102 a zeigt: die Ansicht einer ausgelegten Leine und das Heraus- nehmen derselben aus dem Meere; a Oberfläche des W'assers, cp Durch- Fig. 102 b. Hausenfang im Kaspischen Meere (Bild). -Vussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen in St. Petersburg. schnitt desselben, fd Meeresgrund. A grosses Segelboot vor Anker, A' das Segelboot bei der Besichtigung der Leine, C eine Leinenreihe, e das 80 bis 100 Faden lange Haupttau, an welchem 1V4 Faden von einander, Faden lange Schnüre g, mit Haken h hängen; i Oesen der Leine, k Taue, n Anker, an welchem die Leine befestigt ist, o Ankertau, p kleine Boje, q das Tau, welches Boot und Leine verbindet, r, den als Köder am Haken befestigten lebenden Fisch, M die grosse Boje. « Steine, ß Stange, 7 ein Bündel Holzschwimmer, e) Mattenstücke. Fig. 102b zeigt die Leine in grossem Maasstabe (die Buchstaben haben gleiche Bedeutung mit den Buchstaben in Fig. 102a.) Fig. 102c zeigt in 'h natürlicherürosse drei Haken: h einen geraden Haken. Seefischerei. I I IÖ2 Russland. h' einen zur Seite gebogenen Haken, h" den krummen Haken von unten betrachtet, e das Hauptleinentau, g die an dem Taue befestigten Schnüre. Stör fang im Kaspischen Meere mit Leinen. Vor den Wolgamündungen und in dem nordöstlichen Theile des Kaspi- schen Meeres, auf Tiefen von i bis 3 Faden, werden in ausserordentlicher Menge Leinen, d. h. Setzangeln, namentlich für Störe, Sewrjugen und Starn- hausen ausgelegt. Störfang mit Leinen im kaspischen Meeie (Bild). Aussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Keichsdomänen zu St. Petersburg. Fig. io3a zeigt; die ausgelegte Leinenreihe, zusammengesetzt aus i5 bis 25 Leinen. Jede Leine besteht aus einem lo Faden langen, fingerdicken Taue e, an welchem scharf zugespitzte, unbeköderte Haken h hängen, ver- mittelst i5 Zoll langer, federkieldicker Schnüre g, die von einander 12 Zoll entfernt sind. Holzschwimmer f und f' halten die Leine aufrecht, kleine dicke, unten zugespitzte Stöcke 1, in den Meeresgrund f d eingeschlagen, 1 ziehen sie nach der Tiefe vermittelst des Taues k, welches sowohl am Stocke 1, als auch an der Leinenöse i befestigt ist. An jedem Ende der Leinenreihe steht eine Boje M. Diese besteht aus einer mit einem Bündel , Störfang mit Leinen und Wurfnetzfischerei im kaspisclien Meere. Schwimmhölzer y oder Binsenmatten d bedeckten Stange ß, die unten mit Steinen « beschwert, vermittelst des Taues k auch mit der Leinenose i vereinigt ist und oben mit einem Büschel (D) endigt. Das grosse vor Anker liegende Segelboot A entsendet kleinere Bote B, welche die Leine entweder ausstellen, nachsehen, oder zum Lohen und Trocknen aus dem Meere ziehen. Der Fisch nähert sich der Leine und sucht durch den freien Raum zwischen den Haken durchzugehen, bleibt aber an den Haken hängen. Fig. io3b zeigt eine Leinenreihe. Fig. io3c zeigt einzelne Theile der Leine in ',3 der natürlichen Grösse. I Wurfnetze für den Fang kleiner Schuppenfische am Süduter I des kaspischen Meeres. Fig. 104. Wurfuctz zum Fang kleiner Fische im kaspischen Meere (Bild). -Vussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. Im südlichen Theile des kaspischen Meeres, hei Lenkoran und Enseli, ■ sind auf seichten Stellen aus Seide gestrickte Wurfnetze hei den Tartaren und Persern für den Fang kleiner Schuppenfische sehr gebräuchlich. Ein I solches Netz besteht aus einem rund gestrickten Netzstück, welches von einer Schnur eingekantet ist, an der Senker, 6 Z. lange Bleiröhren, befestigt I sind. Nach der Mitte des Netzes hin nimmt die Maschenzahl jeder Maschen- reihe ab. ebenso auch die Grösse der Masche. An dem mittelsten Theile ' ist ein langes Tau befestigt, welches das Netz hält. Auf dem Boden aus- : gebreitet, liegt das Netz wie eine Scheibe oder Teller; hebt man es ver- ' mittelst des Strickes empor, so nähern sich die Senker einander, und das 1 j ] * i I I i I Rüssland. 164 Netz zieht sich heutelförmig zusammen. Das Netz wird entweder vom Ufer, oder vom Boote aus geworfen. Es kann nur da gebraucht werden, wo der Meeresgrund eben und steinfrei ist. Zur Anlockung der Fische wirft man entweder glänzende Steinchen, oder mit Würmern vermengte Lehmkügelchen in’s Wasser. Das Auswerfen des Netzes erfordert eine grosse Geschicklichkeit. Mit aller Kraft wirft der Fischer das Netz auf die Stelle, wo Fische sich zahlreich versammelt haben; das Netz breitet sich aus und, von den Senkern auf den Meeresgrund gezogen, bedeckt es sogleich die Fische, dann aber zieht der Fischer rasch das Netz aus dem Wasser, wobei die Senker Zusammenkommen, und die Fische wie in einem Beutel gefangen sind. Die Abbildung Fig. 104 zeigt diesen Fang in seinen verschiedenen Phasen, a. Wurfnetz, b. Reisig zur Begrenzung des Fischplatzes. Fig. io5. Binsenmatte zum Fang der .MeerUsche im Schwarzen Meere iBild). Aussteller: Das kaiserlicli russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. Makrelenfang in der Bucht von Balaklawa. | Ein eigenthümlicher Fangapparat, Sawod genannt, ein System von Netzen, das in seinen Einzelheiten ohne die Hülfe einer Abbildung sich nicht gut beschreiben lässt, wird von der griechischen Fischerbevölkerung Balaklawa’s in der kleinen aber bis ii Faden tiefen Bucht dieses Namens zur Makrelenfischerei verwendet. Die Fische sammeln sich zuletzt in einem mächtigen Sack, aus welchem sie mit Wurf- oder Handnetzen herausge- hoben werdem. Diese im Herbst betriebene Fischerei liefert im günstigen Falle eine Ausbeute von 36o,ooo Makrelen. Fang der Meeräsche (Mugil cephalus) mit Binsenmatten (Rogoschi) an der taurischen Küste des Schwarzen Meeres. (Fig. io5 und 106.) Diese originelle Fangart betreiben Griechen, namentlich in dunklen Herbstnächten bei Fackelschein. Eine gewisse Anzahl Binsenmatten von 1V2 Faden Länge und 2 Faden Breite befestigt man der Breite nach an einander, und biegt den Rand an den Längenseiten auf 2 Werschok auf- wärts, wodurch das ganze Mattennetz eine Rinnenform erhält. Kurze Schnürchen halten den Rand aufrecht und sind einige Arschin von einander in der Mitte der Matte befestigt, von wo sie zum Mattenrande führen. Die ' ganze Länge des Mattennetzes beträgt gewöhnlich 5o bis 70 Faden. An jedem Netzende hängt ein langes Tau, welches in den Händen des Fischers bleibt, wenn das im Meere zwischen zwei Böten horizontal aus- 1 Makrelen- und Meeräsclieiifang im Schwarzen Meere. 165 gebreitete Netz gegen den in der üfernähe hedndlichen Fischschwarm schwimmt. Vorsichtig und geschickt ziehen die Fischer das Netz unter den Fischschwarm, der nahe dem Meeresspiegel sich hält und von Möven- schaaren umkreist wird, bis er. vom Fackelschein geblendet, in die Meeres- tiefe sich hinablässt und auf diese Weise in das Netz gelangt, welches rasch gehoben und ans Ufer gerudert wird. Fang der Meeräsche (Mugil cephalus) mit Hebenetzen bei Schachlar an der taurischen Küste des Schwarzen Meeres. i Am Meeresufer stehen aut hohen Pfählen zwei Wächterhäuschen, bei i jedem derselben behndet sich eine Winde, vermittelst welcher die Taue, i an denen das sackförmige Netz hängt und letzteres zu Wasser gebracht und aus demselben wieder aufgewunden wird. Das Netz bildet ein Rechteck, dessen jede Langseite 20 Faden misst. Die beiden, dem Ufer parallel gehenden Netzseiten stehen einige Fuss über dem Meeresspiegel und werden von Tauen und Stangen gehalten. Die Stangen sind am Fusse mit grossen Steinen beschwert, die beiden Endstangen werden ausserdem noch durch Ankertaue kräftiger befestigt. Die beiden andern Netzseiten sind vermittelst der Taue in die Meerestiefe hinabgelassen und werden sogleich heraufge- wunden, sobald ein Fischschwarm in das sackförmig ausgestellte Netz hineingeräth. Dann stehen alle vier Netzseiten gleichmässig aus dem Wasser hervor, und die gefangenen Fische können, wie aus einem Sacke, in die Böte herausgeschöpft werden. Die Fangzeit ist in den Monaten August bis October einschliesslich. Fig. 106. Fang der Meeräsche im Schwarzen Meere (Bild). -Vussteller: Das kaiserlich russische Ministerium der Reichsdomänen zu St. Petersburg. A'-^l Schweden. Die schwedische Seehscherei ist mehr Küstenhscherei als die norwegische. Auch fehlen hier so reiche Fischbänke, wie sie in Norwegen in einer ge- wissen Entlernung von den Küsten vorhanden und endlich spielen die Süss- wasser-Fischereien der zahlreichen Ströme und Landseen eine weit be- deutendere Rolle als dort. Der nach verschiedenen Richtungen sehr orientirende Specialkatalog ‘•^) hebt die verschiedene ßeschaft'enheit der Meere hervor, welche die 25oo km langen Küsten Schwedens bespülen. Während die Gewässer der Westküste, das Skager Rak und Kattegat, eine ausgeprägte Meeresnatur zeigen, verschwindet diese immer mehr in der Ostsee und der nördliche Theil der letzteren, der bottnische Meerbusen, ist sowohl durch seinen geringen Salzgehalt, wie durch die Fauna und Flora mehr ein Land- seebecken. Eine bedeutende Anzahl von Fischarten, welche eigentlich dem Süsswasser angehören, kommen zahlreich in der Ostsee vor; hier sind die Fischereien eine Mischung von Meeres- und Landsee- Fischerei, während der Betrieb an der Westküste den reinen Charakter der Meereshscherci trägt. Die verschiedenartige Beschaffenheit der Ostküste, — im Norden buchtenreich und mit einem Gürtel von Inseln, im Süden, in Schonen, ohne Schären und seicht — bedingt einen verschiedenartigen Fischereibetrieb Ohne uns auf eine Besprechung der dem Katalog beigegebenen trefflichen Fischereikarte des Näheren einzulassen, sei nur erwähnt, dass die Gebiete der Häringsfischereien rund um die Küsten von der norwegischen Grenze bis Haparanda reichen. Der Lachsfang in der See ist an der Südküste und vor den Mündungen der zahlreichen Elfen (Flüsse), welche sich in den *)Weitere Mittheilungen machten uns auf unser Ersuchen in freundlichster Weise der Intendant der schwedischen Fischereien, Herr Rudolf Lundberg, sowie die schwedischen Commissare zur Ausstellung, die H. H. Professor F. A. Smitt und F. Trybom. i68 Scliweden. bottnischen Meerbusen ergiessen, am stärksten. Die mannigfaltigste See- fischerei aut Dorsch, Schellfisch, Makrele, Flunder, Heiligbutt u. A. hat die- Westküste aufzuweisen. Wir besprechen zunächst die Fanggeräthe der verschiedenen Fischereien. Dieselben waren fast alle in der Ausstellung vertreten. Die Fischerei auf Häring, resp. die Ostseeform derselben, den Strömling, wird theils mit Zugnetzen (notar) längs der Küste und in den Buchten, theils mit mehr oder weniger tiefen feststehenden Netzen (skötar) bei den Schären, auf den Bänken und Untiefen im offenen Meere, theils endlich, an der Südküste, mit Treibnetzen betrieben. Die Fischer begeben sich mit Haushalt und Familie im Frühjahr auf die Schären, um in den dort zu dem Zwecke errichteten Hütten, fortwährend auf den Fang bedacht, bis zum Herbste zu verweilen. Der Fang mit Zugnetzen am Ufer und inner- halb der Inseln währt gewöhnlich bis in den Juli hinein. Die Grösse der Zugnetzc wechselt nach den örtlichen Verhältnissen bedeutend. Die „skötar” sind gewöhnlich 20— 3o Faden (35,5 — 38,5 m) lang, 12 — 20 Fuss {3,5 — 5,9 m) tief; die Maschen halten 16 — 17 mm. Sie werden theils aus leinenem, theils aus baumwollenen Garne gefertigt und kosten gewöhnlich 20 — 3o Kronen (22,5—33,6 Reichsmark). Diese Netze werden entweder in gerader Linie nach einander oder mit einer oder zwei Einbiegungen des äussersten Netzes aufgestellt. Bei letzterer Aufstellungsweise werden ent- weder gewöhnliche „skötar” benutzt, welche dann zu einem Ganzen vereinigt werden, drei der Länge und zwei der Tiefe nach, nebst einem ,, Landarm”; oder auch besondere Tief-„skötar”, welche 30—42 Fuss (8,9 — 12,5 m) tief sind. Von einer Landspitze aus wird die Netzreihe aus- gesetzt und werden dabei die tieferen Netze am weitesten vom Ufer gestellt. Genaue Kenntniss der Stromverhältnisse ist zum erfolgreichen Fischen dieser Art noihwendig; aber unter günstigen Verhältnissen kann man in einer solchen Netzreihe mit einem einzigen Male einen guten Fang (etwa 10 — 13 hl.! machen. An der Südküste Schwedens bis nach Helsingborg verwendet man theils Zug-, theils Treibnetze. Die Treibnetzfischerei beginnt im März und währt den ganzen Sommer hindurch bis in den Spätherbst. Die Treibnetze, von denen z. B. ein Blekinger Kahn je 60—100 führt, sind 21 Faden (3",5 m i lang, 21—24 Fuss (etwa 6—7 m) tief und haben eine Maschenweite von IQ- 22 mm. Der Spezialcatalog beschreibt diese Fischerei wie folgt: „Die Fischer segeln so zeitig aus, dass sie in der Dämmerung an dem Fischplatz angelangt sein können. Vor dem Auslegen der Garne werden die Masten heruntergenommen und die Böte in der Richtung des Windes gerudert. Die Treibnetze haben bekanntlich ausser der gewöhn- lichen Oberschnur noch eine ähnliche, etwas gröbere, an der die Flösse befestigt sind, und welche mittelst feinerer, kürzerer oder längerer Quer- schnüre („Seisingar”) mit der Oberschnur verbunden ist, und den Zweck P’anggeräthe für Häring. 169 hat, das Netz beim Aufnehmen vor Reibung gegen die ßootkante zu schützen. Die Netze werden beim Auslegen mittelst für diesen Zweck an- gebrachter Oesen zusammengebunden; damit sie fliessen sollen, wird ausserdem an jedem Netze ein „Wakare” oder „Klabb” (Boje) angebracht; diese sind an längeren -oder kürzeren Tauen („ Wakareband”) befestigt, je nachdem die Netze mehr oder weniger tief gesenkt werden sollen. Die ganze Netzreihe wird mit einem gröberen Taue, der Treibleine, am vorderen Ende des Bootes befestigt. Als Senker werden Steine benutzt, die entweder jedes Mal beim Auslegen angebunden werden, oder bisweilen (z. B. auf Gottland) beständig an den Netzen befestigt sind. Die Netze werden gegen Morgen aufgenommen, worauf die Fischer mit dem Fange nach Hause segeln. Sie fahren oft 5o— 60 km ins Meer hinaus, müssen sich aber, da ihre Böte nicht gedeckt oder sonst so beschaffen sind, dass sie einen mehr- tägigen Aufenthalt in See gestatten, jedesmal mit dem Fange ans Land begeben.” Die Hauptfangzeit des Härings im Sund ist von Mitte August bis October. Nördlich von Helsingborg tischt man mit feststehenden Netzen, wogegen die Treibnetzfischerei auf Gottland fast die einzige Betriebsweise ist. (Während auf dieser Insel die Fischerei eine Haupterwerbsquelle der Bevölkerung bildet, ist sie auf Oeland unbedeutend). Im Sund (Schonen) benutzt man Treibnetze wie die Dänischen oder sogenannte „Närdingar”. Letztere unterscheiden sich von den gewöhnlichen Härings -Treibnetzen dadurch, dass die Maschen der Netzwand nicht direkt mit der „Oberschnur“ verbunden sind, sondern längs einer dünneren Schnur, der „sime”, laufen, welche die ganze Netzwand einfasst. Die sime ist an jeder 4. Masche an die Oberschnur befestigt und wird so eine skod (Dänisch skud) gebildet; auf jede 6. skod kommt ein an der Oberschnur doppelt befestigter Kork. Durch Oesen sind die Netzstücke unten und oben vereinigt. Die „Närdingar” sind von verschiedenen Dimensionen. Die grössten im Fischerdorfe Räa, sind 56 Faden lang, in drei Stücken, 260 Maschen tief. Man benutzt die „Närdingar” theils als Treibnetze, theils als „Bottennärdingar”, indem man sie mit zwei Steinen (Kulor) am Meeresgründe festlegt. Nördlich von Helsingborg benutzt man nur „Botten-närdingar”, welche indessen doch mit dem Strome am Meeresgründe treiben. Die Fischer in der Gegend von Kullen fischen mit solchen Netzen im Kattegat und längs der Küste von Halland und versehen dieselben, um sie jederzeit finden zu können, mit Bojen (Wakare). Die Treibnetze, mit welchen man hauptsächlich im Sunde tischt, sind von verschiedener Grösse. Im Fischerdorfe Räa (bei Helsingborg) z. B. hat man Häringstreibnetze von etwa 100 m Länge und etwa 5 — 5,5 m Tiefe, bei 2 cm Maschenweite. Jedes dieser langen Netze besteht aus 2 Halben, die man bei dem Auslegen aneinander knüpft. Ein Boot ist mit drei Mann und einem Jungen besetzt. In der Umgegend von Malmö sind die Schweden. 170 Netze kleiner, etWct 71 m lang und gewöhnlich etwa 3 m tief. Sie werden von kleinen Tonnen getragen (Kayzor), welche bald an der Oberfläche, bald einige Faden unter der letzteren treiben. Der Spezialkatalog enthält eine Tabelle über den jährlichen mittleren Ertrag der schwedischen Härings- flscherei in der Ostsee und im Sund, welche als Gesammtsumme 258,927 hl im Werthevon 3,547,3o3 M. ergiebt. Die Lüne Wester-Norrland, Gefleborg, Stockholm, Blekinge und Gottland haben dem Werthe nach die bedeutendsten Fischereien. Die Häringsflscherei von Malmohus Län (Südküste) beschäftigte 1879 Fischer und lieferte einen Bruttoertrag von 273,750 M., diejenige von Kristianstad (Westküste) hatte bei 740 Fischern einen Bruttoertrag von 147,189 M. Das Gebiet des Makrelenfanges bilden hauptsächlich die Küsten- gewässer von Bohuslän und Hailand, Skager Rak und Kattegat, wo dieser Fisch in den Monaten Mai bis September erscheint. Im August und September geht die Makrele in die Buchten und Strassen des Schärengürtels und wird dann mit Zugnetzen gefangen, während der Fang mit Treibnetzen haupt- sächlich in den Monaten Juni, Juli und August stattflndet. Die Makrelen- Treibnetze von Bohuslän haben verschiedene Dimensionen, gewöhnlich sind sie 17 Faden lang und 170 — 180 Maschen tief (jede Masche misst i'/s QZoll). Ein Boot (s. u.) führt je nach seiner Grösse 3o — 60 Netze. Sowohl in Bohuslän wie in Hailand betreibt man den Fang auch mit Handschnüren (jede zu zwei mit Hautlappen der Makrele versehene Angeln; und zwar oft von kleinen offenen Böten aus im Juni bis Mitte Juli, auch ausserhalb der Schären. Ende Mai bis Mitte Juli finden sich Makrelenzügc auch im Sund und hier bedient man sich zum Fange der Närdingar als Treibnetze, zu zwei Stücken (stumpar) beim Auslegen vereinigt. Das ganze Netz ist 60 Faden lang und 60 Maschen tief; es kommen nur 2 Maschen auf jede skod. Im Jahre 1878 zählte man in Bohuslän 373 Makrelenböte von zusammen 3480 Tons Tragfähigkeit, bemannt mit 1456 Leuten. Der Ertrag des Fangs war 1,346,000 Stück Makrelen. Die Lachsfischerei in der Ostsee nahe den Flussmündungen und iin offenen Meere an den Küsten von Blekinge und Schonen bezeichnet der schwedische Ausstellungskatalog als sehr einträglich. Die Zeit für diese letztere Fischerei ist der Herbst und Winter bis Ende Mai oder Anfang Juni; am ergiebigsten ist der Fang gewöhnlich im November und December. An der weit hinaus seichten, sandigen Südküste Schonens, von der Land- spitze bei Sandhammar aus bis zur Gegend von Falsterbo, wird Lachs vom März oder April bis Ende Mai mit Zugnetzen gefangen. Sonst be- nutzt man sowohl hier wie in Blekinge hauptsächlich fliessende Lachsleinen, deren eines Ende vermittelst eines Steines verankert wird; der letztere ist an einem der Tiefe des Wassers entsprechend langen Taue befestigt, das Fanggerütiie für Makrele und Lachs. andere Ende lässt man frei mit dem Strome treiben. Als Köder dient Häring. Eine Lachsleine ist 45 — 53 m lang und hat 5 — 10 Angeln aus ver- zinntem Stahldraht No. 3 der englischen Angeln. Ausser den genannten Gerüthschaften werden auch Treibnetze von dreidrahtigem Hanfgarn, 35 m lang, 5 m tief und mit einer Maschenweite von j5 mm verwendet. (Special- katalog 1. S. 3i.) Der Specialkatalog bespricht den Lachsfang in den Strom- mündungen und den Strömen selbst in seiner zweiten Abtheilung, welche ,,die Süsswasserhschereien” überschrieben ist. Danach können die Geräth- schaften für diese Lachsfischereien in folgende Hauptklassen getheilt werden; feste Eischbauten, Pfahl- oder Netzbauten, Wathen oder Zugnetze, Netze, Hamen und Stechgabeln. Unter den festen Fischbauten gehören die „Tinbygnader” und die Lachsminen, ferner die Pata’s, die Wathen, Zug- garne und Hamen zweifellos nicht in den Bereich dieses Berichts, welcher nur die Fischerei in der See, an wfer Küste und in den Mündungsgebieten der Ströme zu behandeln hat. An der Küste in der Nähe der Fluss- mündungen und auch in den Flüssen selbst wird eine Art von groben Lachsnetzen benutzt, welche an Pfählen befestigt sind, die in gewissen Ent- fernungen von einander stehen und durch schwere Steine verankert sind. Das äusserste Ende des Netzes ist winkelförmig zurückgehogen, und dieser Haken wird „Juta” oder „Mocka” genannt. Wenn der Lachs, dem Land- arm folgend, in die Juta hineinkommt, stösst er beim Versuche zurückzu- kehren mit dem Schwänze gegen den kürzeren, zurückgebogenen Theil des Netzes, erschrickt dadurch, vertieft sich noch mehr in den Haken und bleibt hängen. Von diesen Netzen giebt es zwei Arten; „Skatanät” oder „Mockor”, welche hauptsächlich an der Küste benutzt werden, und „Stakagärdsnät”, sowohl an der Küste wie in den Flüssen gebräuchlich. Die Abbildung zeigt den äusseren Theil eines feststehenden Lachshofnetzes (Stakagärdsnät) oder „Laxgärdsnät” von der Mündung des Umeä-elf in Westerbotten. Fig. 107, Schwedisches Lachshofiietz (vorderer Theili. Aussteller; Die schwedische Ausstellungscommissioii 1/2 Schweden. Wie das „Skatanät", so wird auch dieses Laxgärdsnät an durch schwere Steine verankerte Pfähle befestigt und zwar in der Weise, dass es an hori- zontal aut den paarweise aufgestellten Pfählen ruhenden Stangen aufgehängt ist. a b b in Fig. 107 bedeuten Flösse. Nach dem Uter hin folgen noch 4—6 Paare von Pfählen, die hier nicht mit dargestellt sind. Der Lachs wird auch hier in dem äusseren gebogenen Ende des Netzes gefangen. Diese Lachshofnetze werden besonders an Stellen, wo eine Strömung statt- iindet, aufgestellt, und sind nicht in dem Maasse, wie die „Mockor” im Ge- brauch. Das Lachshofnetz hat eine Länge von 62 — 72 m und eine Tiefe von q — lom. Die Maschenweite von Knoten zu Knoten ist etwa qcm. Das Netz ist aus vierfachem groben Werggarn verfertigt. Die Geräthe für den Aalfang sind Reusen, Angelschnüre und Aal- •stccher, das erstgenannte Geräth liefert den besten Fang. Diese grossen Reusen oder „Hommor” sind an den verschiedenen Küstengegenden von abweichenden Dimensionen, ln ßlekinge und an der Ostküste Schonens, l'i,:; lo.S. .Valroiiso von Schonen. Aussleilcr: I’. Joiinsson, Kivik Schonen. WO die umtangreichste Aalhscherei betrieben wird, sind die „Flommor" 16 — 24FUSS (5 — 7 mi lang und mit einem grösseren, 60 — 80 Fuss (18—24. ml langen, und einem kürzeren, 20 — 3o Fuss (6 — 9 m) langen Arme versehen. Sie werden vom Ufer aus — mehrere (oft 3o — 40 Stück) nach einander — ausgesetzt. An der Ostküste wird die Mündung immer so gekehrt, dass der Aal von Norden in die Reuse hineinkommt. Im Sund, wo auf der schwedischen Seite der Aalfang erst in der Gegend von Helsingborg be- ginnt, werden die Reusen umgekehrt gesetzt, weil der Aal dort in ent- gegengesetzter Richtung, von Süd nach Nord, vordringt. Der Fang findet in dunklen Nächten von Mitte August bis November, hauptsächlich aber im September und October, statt. Die Reusen werden jeden Morgen an den Leinen aufgezogen und geleert, 30—40 „Hommor” liefern mitunter 75o — 85o kg Fisch in einer Nacht. Im .Tahre 1879 waren in den Länen von Kristianstad und Malmö an 21 Fischerplätzen 436 Fischer mit dem Aalfang beschäftigt, dessen Bruttowerth 168,796 M. betrug. Die Dorsch- und Flunderfischerei bildet in den südlichen Theilen Fanggeräthe für den Aal. Das Grundnetz. 173 Schwedens bis zu den Stockholmer Schären für die Küstenbevölkerung eine nicht unwesentliche Nahrungsquelle. Die Fische werden theils mit Netzen, theils mit Angel-Schnüren oder „Leinen“ gefangen. Bezüglich der „Leinen-“ (Backor-) Fischerei wurde uns von Seiten der schwed. Ausstellungscommission bemerkt, dass im Allgemeinen die Leinen und Angeln, welche schwedische Ficher im Sunde verwenden, den dänischen gleich sind; immerhin giebt es dort wie in Bohuslän verschiedene „Backor“. ln Bohuslän haben die Leinen, welche zur Fischerei in grösseren Tiefen gebraucht werden, nicht mehr als 80 Angelhaken, einige nur qä. Dieselben sind aus Hanf und haben einen Umfang von 3 cm. Die ungefähr i m langen Angelhakenschnüre aus Leinengarn sind je 3,5 — 4,5 m von einander entfernt, an der Leine befestigt und w'erden durch Flösse aus Pappelrinde getragen, sodass die Angel mit dem Köder etwas mehr als Hi m über dent Meeresgründe schwebt. Diese Fischereigeräthe waren in grosser Zahl ausgestellt und zwar von 18 Ausstellern aus Brantevik (Cimbrishamn), Kuggaboda (Listerby), Stock- holm, Lysekil (Malmön), Arildsläge (Schonen), Karlskrona, Borstahusen (Schonen), Raus, Raa (Schonen); Dorschangeln, deren Köder nicht am Grunde liegt, sondern mittelst Flösse etwas über dem Grunde gehalten wird, ausgestellt von Höganäs , Barsebäck (Schonen), Örö (Misterhult). Bezüglich der Dimensionen einzelner Angeln ist folgendes zu notiren: Dorschangelhaken von Messing, 5oo— 600 Stücke an einer Leine, Vor- fach 25 cm, Entfernung i5ocm; Grossschnüre („Storbackor”) für den Dorschfang, Vorfach 120 cm, Entfernung 140 cm.; Flösse aus leichtem, aus- ländischem Holz, in Wachs getränkt, Haken i3 cm lang. Von der Ausstel- lungscommission zu Stockholm: Haken 60 mm lang, 25 mm breit, Vorfach 80 cm, Schnur und Holzflösse sehr stark. Das an der dänischen Küste gebräuchliche Grundnetz wird auch an der schwedischen Küste des Sundes zum Fang des Hornhechtes und anderer Fische benutzt. Diese grossen, vom Ufer ausgehenden Pfahl- und Netz- bauten (bottengarn) bestehen wie dort aus einem langen Netzarme („Raden”) an dessen Ende ein runder Raum (Hufvudet”) sich beflndet, in welchem der Fisch gefangen wird. Der Boden und die Wände dieses Raumes be- stehen aus zusammenhängenden Netzen, die Pfähle werden durch Draggen aufrecht gehalten. Fig. 109 zeigt das an der Küste von Schonen gebräuchliche auf der Ausstelllung durch ein Modell vertretene Grundnetz. Noch ist des Zugnetzes für den Fang des Tobiasfisches, welcher haupt- sächlich bei Cimbrishamn im Juli und August stattflnde, zu gedenken. Dasselbe ist klein und besteht der Sack aus Gewebe. Diese „Tobiswad” war von der Ausstellungscommission und von C. .T. Malmsten in Cimbrishamn ausgestellt. 174 Schweden. 1 Das Zugnetz für den Sprottenfang in Kalmar Län war durch ein Modell in Va der wirklichen Grösse, ausgestellt von Carl Larsson in Kräkvik,- vertreten. In Bohuslän fängt man die Sprotten mit Waden von 5o — 55 Knoten auf eine schwedische Elle ( i schwed. Elle = 5q cm). Der Humm erfang wird überall längs der Westküste besonders im nörd- lichen und mittleren Schärengürtel von Bohuslän und bei Laholm betrieben. Seit der Berliner Ausstellung iSjS kam der Hummerhandel mit Deutschland in Schwung, doch nimmt leider der Hummer an Zahl und Grösse beständig ab (vergl. G. v. Yhlen, die Fischerei der Westküste Schwedens. Stock- holm i88o, S. 52). Das Fanggeräth, ein Hummerkorb, war von C. I. Christiansson, Lysekil (Malmön) ausgestellt. Diese Hummer-„tinor” sind etwa i m lang, bei einem Durchmesser von 35 cm, die beiderseitigen koni- schen Eingänge sind je 25 cm lang, dieWeite der inneren Oeffnung ist lo — 1 1 cm. Ueber das aus 7 Langstäben, die von 3 Reifen zusammengehalten werden. l-'i,?. 109. Schwedisches Bottensarii ^üruiidiictz) von Schonen. Aussteller: Die sclnvedisclie Ansstelluiiascommission. bestehende Fleehtwerk, wird ein Netz aus Baumwollengarn, acht- bis zehn- drähtig, mit Maschen von 3o — 35 mm Weite gespannt. Diese Körbe werden auf 2 — i5 Faden Tiefe am Fusse der Klippen ausgelegt und täglich einmal nachgesehen. In Bohuslän beschäftigen sich an 1400 Leute mit dem Hummerfang. Garneelen werden im Sunde mit Hamen oder mit Reusen iRäkrusori ’ gefangen. Ausgestellt von .1. Magnusson in Raus und von der schwedischen A u s s t e 1 1 u n g s c o m m i s s i o n. Die in Schweden zum Austernfang benutzten Geräthe waren von der schwedischen Ausstellungscommission eingesandt. Sie sind viererlei Art; Austenifansgeräthc. 1/5 Austernschleppnetze (Ulk), und zwar i) der „Bonn’ Ulk” (Boden -Ulk) für ebenen Grund, und 2) der Engelsman (Engländer) oder Eisen-Ulk für felsigen Boden. Diese „Ulkär” sind Schrap -Eisen mit einem Messer und einem groben Netzsacke; die Weite der Oeftnung ist etwa 3 F. Während hei dem Bonn’ Ulk nur Bogen und Messer aus Eisen, die Schenkel des drei- eckigen Netzrahmens aber aus Holz sind, finden wir bei dem Eisenulk auch die letzteren aus Eisen. Ein drittes Geräth ist der Austernkratzer, ein gleiches Netz, welches aber nicht geschleppt, sondern mittelst einer 3o— 36 F. langen Stange gehandhabt wird. Dieses Gerathes bedient man sich im Winter, wenn man wegen Eises die Schleppnetze nicht zu Wasser bringen kann. Endlich benutzt man noch eine Austernzange, die, wie hier abgebildet, beschaffen ist (Fig. 110). Das Gebiet des Austernfanges ist die Bohuslünische Küste südwärts hinab bis Marstrand. — Fig. 1 1 1 stellt ein gottlandisches Robbenschlagnetz dar. Dieses schon in Linne’s „Gottländska Resa 1741” beschriebene und da „Liggnät” genannte Netz wird rings um einen grossen flachen Stein Fig. HO. Schwedische Austernzaagc. .Vusgestellt von der schwedischen Aiistellungscommissioii Fig. in. Schlagnetz für den Robbenfang, Gotlland. Aussteller: Die schwedische Ausstellungs - Commission. Schweden. 176 nahe dem Ufer auf dem Boden ausgelegt. Nähert sich ein Seehund dem Stein, so wird das am Netz befestigte Tau angezogen und der Seehund durch das Netz, tvelches dann in die auf der Abbildung dargestellte Lage kommt, eingeschlossen. Ein anderes Seehundnetz war von der Künigl. Landwirth Schaftsgesellschaft Westerhottens Län ausgestellt und l'ig. 112. BlcUingcv FisclierUahn (Seitenansicht und IJechriss). Aussteller: Die schwedische Ausstellungs-Commission. ist bei Umeä in Gebrauch. Dasselbe ist aus Flachs (vier sehr grobe Zwirnen), hat eine Maschenweite von 17cm und ist ungefähr gm tief. Bei der Aussetzung desselben wird ebenfalls ein Stein von 160 — 200 Pfd. an einer Fangleine von genügender Stärke auf den Meeresgrund gesenkt. Das an dieser Leine befestigte Netz wird durch Schwimmer aus Holz („Dobbar”) in Je 2 Faden EntfernuiLg von einander und durch kleine Steine Robbenfangnetz. Die verschiedenen Arten von Fischerfahrzeugen. 1/7 am Untersaume des Netzes in senkrechter Lage gehalten. Diese Fischerei wird nur zur Herbstzeit bei abnehmendem Monde betrieben. Ergiebiger scheint die im Winter von Böten oder vom Eise aus — wohl ebenso wie von der gegenüber liegenden Küste Finnlands — mittelst Robbenschläger oder Schusswatfe betriebene Jagd auf Robben zu sein. Schliesslich ist hier noch auf das ausgestellte Material zur Verfertigung von Netzgeräthen (C. J. Christiansson, Lysekil, Malmön) und baum- wollenes Segeltuch (Kampenhofs Spinnerei-Actien-Gesellschaft, Uddevalla*), sowie auf die Werkzeuge zur Verfertigung von Fischerei- geräthen von Nils. N. Björk in Raus und August Flygare in Karls- krona hinzuweisen. Das baumwollene Segeltuch tvurde von Fachmännern besonders gerühmt. Wir gehen nun zu den Fahrzeugen über, deren eine grosse Zahl in Modellen, namentlich von der schwedischen Commission, ausgestellt war, und folgen dabei wiederum den auch mit einigen Illustrationen aus- gestatteten Darstellungen des Katalogs. Das Fischerboot aus den Schären von Piteä, Provinz Norrbotten, ist ein offenes Kielboot mit zwei Spriet- segeln. Der Blekinger Kahn war in zwei Modellen ausgestellt. Es ist ebenfalls ein offenes Kielboot mit Besan-, Gross-Segel, Stag- und Klüverfock. Der Specialkatalog rühmt die Eigenschaften des „Blekinger- kahns”, welcher gut das Meer vertrage und besonders beim Segeln in hoher See vorzüglich sei. Die Grösse ist verschieden und richtet sich selbstver- ständlich darnach der Preis (200 — 5oo Kronen). Die grösseren Blekingkähne haben gewöhnlich 3 — 5 Mann Besatzung. Für die Fischerfahrzeuge der Westküste von Schonen kann das von N. Bose Olsson ausgestellte Modell eines Fischerfahrzeuges von Raa als typisch angesehen werden. Es ist ein gedecktes, kutterartig getakeltes und mit einer Bünge versehenes Fahrzeug. Die Böte der Ostküste von Schonen (Modell der Ausstellungscommission) sind offen, haben einen Kiel und an Segeln: Grosssegel, Besan-, Spriet-, Topsegel, Stag- und Klüverfock. Ihre Bemannung besteht gewöhnlich aus 3—4, bisweilen aus 6—7 Mann; sie führen 60 — 70 Häringsnetze. Die auf den Häringsfang mit Treibnetzen gehenden Gottländischen offenen Kiel- böte sind zwar weniger stark gebaut als die Blekinger und Schonener, in- dessen durchaus seefähig. Sie sind verhältnissmässig schmal und führen zwei Sprietsegel und Stagfocke. Die grössten, die sogenannten „Tremän- ningar” (Böte mit einer Besatzung von 3 Mann) sind 26 Fuss (7,7 m) lang und nahe 6 Fuss (1,8 m) breit. Jedes Boot führt eine Besatzung von 3 Mann *) Die genannte Gesellschaft schreibt uns: „dass baumwollenes Segeltuch viel dichter als solches aus Hanf ist, und deshalb Segelschiffe schneller vorwärts treibt. Ferner hält sich Baumwolltuch, wenn es richtig behandelt wird, viel besser gegen Fäulniss als Hanftuch und ist auch verhältnissmässig billiger als das letztere.” Seefischerei. 1 2 Schweden. 178 und gewöhnlich 3o Häringsnetze. Die schwedischen Fischereifahrzeuge des Sundes sind iheils gedeckte, theils offene Böte; jene, die grösseren, haben gewöhnlich eine Länge von 26 Fuss (7,7 m) und eine Breite von 9,5 Fuss (2,82 m), sind aus Eichenholz gebaut, und mit einem Maste, einem grossen Fig. 113. Makrelenboot von Bohusliin (Modell). Aussteller: Die schwedische Ausstellungscommission. Segel, einer Focke und einem Klüver getakelt. Der Preis ist i3oo Kronen (etwa 1570 M.). Die kleineren Böte kosten gewöhnlich 400— 5oo Kronen und sind etwa 18 Fuss (5,3 m) lang. Die Makrelen- oder Garnböte von Bohuslän, welche hier veranschau- licht werden, haben verschiedene Dimensionen; ihre mittlere Länge ist 24 — 28 F. im Kiele bei 5 — 8 Tonnen Tragfähigkeit. Die grösseren haben IO Tonnen. Sie haben zwei Masten, Gross-Segel, Klüver- und Topsegel, auch Besansegel. T79 # Die verschiedenen Arten von Fisclierfaiirzeugen. Das von der Königl. landwirthschaftlichen Gesellschaft von Westerbotten ausgestellte Modell eines Boots für den Robbenfang im bosnischen Meerbusen stellte im Massstab von Vio der wirklichen Grosse ein Flachboot dar. Die Robbenjäger gehen mit diesen Böten Ende des Monats Februar in See und kehren erst dann zurück, wenn das Meer wieder eisfrei geworden ist. Zu dem Ende wird das Boot zur Wohnung auf dem Eise dadurch. eingerichtet, dass ein dichtes Dach aus Segeln darüber gespannt wird. Vereinigte Staaten von Amerika. Es war wohl das erste Mal, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika an einer europäischen Fischereiausstellung betheiligten. Sowohl der Umfang dieser Collectivausstellung als, wir möchten sagen, die Ueher- füile der ausgestellten Gegenstände erregten die Bewunderung aller Be- schauer. Seit der Philadelphiaer Ausstellung waren die gewaltigen Fort- schritte der amerikanischen Industrie, in England wohl schon früher be- kannt, auch auf dem europäischen Continent, und vornehmlich in Deutschland durch die Berichte der Augenzeugen aller Welt offenbar geworden. Hier lernten wir die Leistungen der Amerikaner im Fischereigewerbe zum ersten Mal durch Augenschein kennen. Was nun speciell die Seefischerei betrifft, so bot dieselbe an Fahrzeug-Modellen, Geräthen und Materialien eine Fülle des Interessanten. Die Section G des erst einige Zeit nach der Eröffnung der Ausstellung ausgegebenen Specialcatalogs (Bulletin of the United States National Museum, Nr. ig. — Exhibit of the Fisheries and Fish Culture of the United States of America, made at Berlin in 1880, prepared under the Direction of G. Brown Goode, Deputy Gommissioner), welche unter dem Titel „means of pursuit and capture“, Mittel des Betriebs und Fanges un- gefähr dem Gegenstand dieses Berichts entsprechen würden, wenn nicht zugleich die Süsswasserfischereien mit einbegriffen wären, füllte über 80 Seiten des Specialcatalogs. Wir müssen uns daher auf die Erörterung des Wichtigsten beschränken, indem wir einige allgemeine Bemerkungen über die amerikanischen Seefischereien voranschicken. An der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten und Canada’s (ver- tragsmässig bis auf 3 miles von der Küste) bilden die verschiedenen Makrelen-, Plattfisch- und Seebarscharten, der bluefish, (Temnodon saltator, zur Familie der Carangiden gehörig), Heilbutt, Kabljau und Menhaden die Hauptgegenstände des Fanges, dessen Gebiete bei und vor der Küste, in den Baien und auf den grossen Banken bei Neufundland i82 Vereinigte Staaten von Amerika. belegen sind (s. die Besprechung der amerikanischen Fischercikarien unter Literatur). An der pacifischen Küste der Vereinigten Staaten, wo ja Cultur und Besiedlung durch die anglo-sächsische Race kaum ein halbes Jahr- hundert alt sind, ist die Seefischerei noch wenig entwickelt; hervorragend ist hier nur die mit Hülfe der Indianer betriebene Lachsfischerei in den Mündungen der grossen Ströme; im Uebrigen liegt die Seefischerei grossen- theils in den Händen von Nicht-Amerikanern (Chinesen, Italienern, Griechen, Spaniern und Portugiesen). Neben dem Frischfischfang für die Märkte der Städte, hat sich in neuester Zeit der von Californien aus im Beringsmeer und im ochotskischen Meerbusen betriebene Kabljaufang entwickelt. Sehr bedeutend ist der Austernfang an der atlantischen Küste, vor- nehmlich in der Chesapeake-Bai und in der Bai von Newyork. Am Walfang betheiligen sich die Amerikaner noch immer am zahl- reichsten, vornehmlich bezüglich derjenigen Walarten, die in den Meeren der wärmeren Zone leben. Die Statistik der amerikanischen Seefischereien beruhte bisher grossentheils nur auf Schätzungen und Ermittlungen im Privatwege, officielle Erhebungen fanden nur bei einzelnen Fischereien, wie z. B. beim Walfang, dessen Erträge namentlich in New-Bedford und San Franzisko registiirt wurden, statt, doch dürfte die nachfolgende Uebersicht der durch die amerikanischen Seefischereien im Jahre 1876 ei'zielten Mengen und Werthe, die wir der kürzlich veröffentlichten trefflichen Monographie des Professor Brown Goode über den Menhaden (Newyork 1880) entnehmen, im Grossen und Ganzen das Richtige treffen. Es lieferten im Jahre 1876 die Menhadenhscherei „ Kabljaufischerei „ Makrelenfischerei „ Lachsfischerei im Columhiafluss . . . ,, Heilbuttfischerei „ Shad- (Alose, Maifisch) Fischerei, Schätzun „ Walüscherei der Austernfang die Häringsfischerei zum grossen Theil in brittischen Gewässern „ übrigen Fischereien Menge in Pfd. W'erlli in Doll. 462,000,000 1,657,790 21 5,000,000 4,825,540 49,000,000 2,375,262 3o, 000,000 2,5oo,ooo 22,000,000 1,546,240 lg 20,000,000 1,000,000 2,85o,ooo 25,000,000 27,933,500 507,977,000 22,i55,000 1,992,000 Bei den Censuserhebungen des Jahres 1880 soll, wie wir hören, auch auf die Seehscherei Rücksicht genommen worden sein und demnach ist eine vollständigere Statistik zu erwarten. Die nachstehenden specielleren Angaben entstammen Berichten der amerikanischen Tagespresse und einigen Privatmittheilungen; sie beziehen sich hauptsächlich auf den für den Frisch- Statistischer Ueberblick über die Seefischereien. 183 fischfang wichtigsten Hafen der OstkUste, Gloucester. Die EischereiHotte von Gloucester zählte im December 1879 429 Fahrzeuge, von w'elchen 338 in Gloucester zu Hause waren. 104 Schuner von Gloucester waren be- ständig in der Georgesbank-Fischerei aufKabljau beschäftigt, viele von ihnen machten wohl 12 Fahrten dahin, 48 fischten dort nur im Winter, während sie im Sommer und Herbst andere Fischereien, namentlich den Makrelen- fang, betrieben. iSz Fahrzeuge landeten in Gloucester 23,144,000 Pfd. Kabljau und 995,500 Pfd. frischen Heilbutt; 82 Fahrzeuge von Gloucester waren das ganze Jahr hindurch mit der Bank-Fischerei beschäftigt, einige machten i oder 2 Reisen zum Kabljaufang und viele betrieben auf 5 bis 10 Reisen während der Saison die Heilbuttfischerei. 3z Fahrzeuge, die in Gloucester und ii die in anderen Häfen zu Hause waren, machten eine oder mehrere Bankreisen während der Saison. Die Bankfischereiflotte von Gloucester zählte i25 Schuner, welche über 5oo Reisen machten und in Gloucester 13,247,000 Pfd. Kabljau und 1 1,717,400 Pfd. Heilbutt landeten! — Die Küsten-Kabljauflscherei beschäftigte während eines Theils des Jahres 47 Fahrzeuge von Gloucester und 47 in anderen Häfen registrirte, somit im Ganzen 94 Fahrzeuge, welche etwa 200 Reisen machten und 3,742,000 Pfd. Kabljau landeten. — Die Statistik der übrigen Fischerei von Gloucester ist mangelhaft. Der grösste Theil der südlichen Makrelenflotte und ein Theil der „off-shore fleefl‘ (vor der Küste fischende Fahrzeuge) betrieb die Markt- fischerei und brachte ihren Fang frisch oder gesalzen nach Newyork und Boston. In Gloucester wurden im Ganzen 54,210 Barrels Makrelen nach Schätzung der Inspection gelandet. Die Bay St. Lawrenceflotte zählte 2 5 Schiffe und etwa 100 andere Fahrzeuge von Gloucester; 3o Fahrzeuge, die in anderen Häfen registrirt, gingen meistens für Rechnung von Gloucester auf den Makrelenfang an der Küste aus und landeten dort z5o Schiffs- ladungen. Es kamen hierzu eine Anzahl Schiffe, die an den Küsten von Grönland Heilbutt fingen, andere, die bei Neufundland die Lodde, den Köderflsch für den Kabljau, suchten, und wiederum andere, die bei Eastport, Grand Menan und in der Fundy-Bai den Häringsfang betrieben. Alles in Allem wurde die durchschnittliche, wöchentliche Einfuhr von Seefischen in Gloucester für das Jahr 1879 auf reichlich i Million Pfd. geschätzt. Man nimmt an, dass die Fischereien von Gloucester ihrem Umfange und Werthe nach ungefähr Vi der Seefischereien der Neuenglandküste, von Eastport bis nach Newyork, ausmachen. Durch ein Versehen ist die nachfolgende in eine andere Classe gehörige Abbildung eines Gloucester-Eischerei-Lagerhauses und Landeplatzes auf- genommen worden und mag nun hier folgen. Eine besondere Erwähnung verdient die grossartige Fischerei des Menhaden (einer Häringsart, welche wenigstens 3o Vulgärnamen hat, deren Vereinigte Staaten von Amerika. 184 wissenschaftlicher Name aber „Brevoortia tyrannus” ist), welche im Sommer längs der atlantischen Küste der Staaten von Maine bis Florida, haupt- sächlich aber im Hochsommer an der Küste der Neuenglandstaaten statt- hndet. Um diese Zeit zieht der Fisch in zahllosen Mengen längs der Küste. In erster Linie wird er des Thranes wegen gefangen und wurden aus dem Menhaden im Jahre 1878 234,168 Gallonen Thran gewonnen; es bezifl'erte sich der Fang in diesem Jahre auf 118,309,200 Stück Fische. Im frischen Fig. 114. Modell einer Fischerei werft. Aussteller: Higgins & Gifford in Gloucester. Zustande ist der Menhaden in manchen Theilen der Vereinigten Staaten ein Speisehsch, gesalzen wird er vielfach nach Westindien ausgeführt, um dort den Negern der Plantagen als Nahrung zu dienen, ansehnliche Mengen werden, in Oel conservirt, versandt, Menhaden wird ferner als GeflUgelfutter und Dünger benutzt und spielt endlich als Köder in der Makrelen- und Kahljaußscherei eine grosse Rolle. Verfasser dieses hat selbst Gelegenheit gehabt, im Sommer 1872 auf Long Island die enormen Erträge dieser Fischerei zu sehen und eine der grossen Thranpressen zu besuchen. Bezüglich der Fischereien, welche an der paci fischen Küste der Vereinigten Staaten betrieben werden, lässt sich nur anführen, dass die Grosshscherei auf Kabljau im Beringsmeer i3 Franciscoer Fahrzeuge von je 100 — 400 Tons Tragfähigkeit beschäftigte. Der Umfang des Lachsfanges allein im Columbiafluss wird durch die in obiger Tabelle des Professors Statistisclier Ueberblick über die Seefischereien. 185 Goode enlhaltene Ziffer illustrirt. Prof. W. H. Dali schätzt den Jahres- consLim in Alaska auf mindestens 12 Millionen Stück und der Bericht der Fischereicommission des Staates Californien giebt an, dass im Jahre 1879 47 Lachshereitungsanstalten von Oregon, British -Columbia, und Alaska 604,570 Büchsen Lachs im Werth von 3,264,678 Dollars, zum Versand geliefert worden. Sehr bedeutend ist der amerikanische Austernfang; derselbe con- centrirt sich hauptsächlich in der ausgedehnten Chesapeake-Bai, welche die günstigsten Naturbedingungen für das Gedeihen der Auster bietet und sodann in den Baien der Umgebung von New-York. Eine genaue Statistik der grossartigen amerikanischen Austernhschereien gab es bisher nicht. Im Sommer des Jahres 1880 hat indessen der Redacteur des „Baltimore Journal of commerce”, Herr Richard H. Edmonds, sehr umfassende Erhebungen über diesen Betrieb, so weit er die Chesapeake- Bai betrifft, angestellt, und das Ergebniss der mühevollen Arbeit, in einer Reihe von Artikeln der genannten Zeitung niedergelegt, ging uns durch die Güte des amerikanischen Commissars zur Fischerei- Ausstellung, Herrn Professor Brown Goode, noch rechtzeitig zu, um einige speciellere An- gaben in dieser Richtung unseren weiter unten folgenden Erläuterungen zu den ausgestellten Austernfang- Fahrzeugen und Geräthen hinzulügen zu können. Hier möge nur gesagt sein, dass in der letzten Fangperiode (1879,80) die Zahl der Fahrzeuge der beiden Uferstaaten sich belief: für Maryland auf 3070 und für Virginien auf 6798, somit im Ganzen 8873 war und dass die Gesammt-Menge des Fanges betrug: für Maryland .... 10,669,012 bushel (ä 36,24 1) „ Virginien 6,837,320 „ somit im Ganzen 17,406,332 Bushel. Die Ausfuhr von Austern (in Schalen und conservirt in Büchsen) nach Europa scheint im Wachsen. In den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts hatte der amerikanische Walfang seine höchste Entwickelung erreicht, von den Süd- bis zu den Nordpolargewässern im atlantischen, indischen und grossen Ocean kreuzten in zahlreichen Flotten die „Nomaden des Meeres” und brachten reiche Fänge nach den heimischen Gestaden der Neuenglandsküste. Seitdem ist dieser Betrieb gewaltig zurückgegangen, theils weil der F'ang immer schwieriger wurde, theils weil die Preise des Thranes und der Barten zurückwichen. Der Bestand der amerikanischen Walerflotte war am 1. Januar 1880: 119 Schiffe und Barken, ii Briggs und 48 Schuner mit einer Gesammttragfähigkeit von 3g,433 Tons; davon kamen allein auf New- Bedford 106 Schiffe und Barken, 5 Briggs und 14 Schuner von zusammen 61,899 Tons Tragfähigkeit, auf Edgartown 4 Barken, i Brigg und 1 Schuner i86 Vereinigte Staaten von Amerika. mit zusammen 1209 Tons Tragfähigkeit, auf Provincetown i Brigg und 18 Schmier mit 1787 Tons Tragfähigkeit, auf New-London 2 Schiffe und Barken und 8 Schmier von zusammen 1661 Tons Tragfähigkeit. Der Rest Fig. ii5. Amerikanischer Schuner für die Bankiischerei. Ausgestellt von der U. S. Fish -Commission. vertheilte sich auf acht andere Häfen. Diese Waler fischen bekanntlich im Winter in den tropischen und subtropischen Gewässern den Pott- und den Buckelwal und des Sommers im Eismeer den Polarwal. Die nord- pacifische Walerfiotte zählte im Jahre 1879 18 Fahrzeuge, deren Betrieb 17,101 Barrels Thran lieferte. Diese mannigfaltige und grossartige Arbeitsthätigkeit veranschaulichte zunächst die reiche Sammlung von Schiffs- und ßootsmo dellen, welche das rohe ßirkenrindenkanoe der Nordwestküsten-Indianer und die Walfisch- barken, Schuner und Slups der Ostküste, endlich die vielbesprochenen Die verschiedenen Arten von Fischereifahrzeugen. 187 Dories in den verschiedenen Grössen und anderen Modiheationen ihrer Bau- art, vorführte. Die ausgestellten Modelle versuchen wir hier mit einigen Bemerkungen über die Verwendung der betreffenden Fahrzeuge zu classificiren. „Bankers” heissen die 40 Fahrzeuge, welche bei Neu-Foundland auf der Grand- und Western-ßank mit Schleppleine vom März bis November Kabljau hschen; sie haben 75 = 100 Tons Tragfähigkeit, 14 Mann Besatzung unrl führen 6 Böte. Ausgestellt z. B. von der U. S. Fish Commission durch das Modell des Schuners „Mayor Rogers”. Ferner führen diesen Namen 40 Fahrzeuge von Gloucester, welche das ganze Jahr hindurch dem Heil- buttfang obliegen. Die in der Bank-Fischerei mit Dories und Handleinen beschäftigten Fahrzeuge, die sogenannten „Hand-liners” gehen hauptsächlich von anderen Häfen, nicht von Gloucester aus, sie führen Je nach der Grösse des Fahrzeugs, 8—17 Dories und 10 — 20 Leute, auf jede Dory kommt ein Mann. Ein George’s man (Fahrzeug für die Fischerei auf der George’s-bank) hat eine Tragfähigkeit von 5o — 80 Tons und ist mit 9—12 Leuten bemannt. Die Fischer bedienen sich der Handleine, welche eine Länge von i5o Faden hat, auf Tiefen von 5o — 80 Faden Wasser und ist die Dauer einer jeden Reise 2—3 Wochen, die der Saison 9 Monate. Als Köder für diese Fischerei dienen im Sommer und Herbst Menhaden und Häring, sodann Makrelen und in geringem Maasse alewives (Häringsart.) Ein sogenannter George’s man nimmt gewöhnlich 18,000 Häringe als Köder auf jede Reise mit. Die Häringe werden zu dem Zweck im gefrorenen Zustande hauptsächlich an der Küste von Neu-Braunschweig, sodann auch in Neufundland gekauft und nach Gloucester als Köder, nach Boston und New-York zum Fischmarkt gebracht. Ausgestellt z. B. von U. S. Fish Commission durch ein Modell. Eine andere Art von George’s men sind die Marktböte (market boots) von Gloucester. Im Sommer fischen sie mit dem Beutelnetz Makrelen, im Winter Schellfisch mit Schleppleinen; ihre Tragfähigkeit ist 45-— 80 Tons, ihre Bemannung 12—14 Leute. Sie bringen ihren Fang nach dem Markte von Boston. Die Makrelenfänger („mackerel catcher” oder „mackerel seiner”) haben 70 — 100 Tons Tragfähigkeit, 14 — 17 Mann Besatzung und sind in verschiedenen Häfen zu Hause. Ihre Zahl ist im Ganzen 35o. Ein solches Fahrzeug kann bis zu 5oo Barrel Makrelen aufnehmen. Ihre Fischerei- gebiete sind I — ^3o miles von der Küste, oft wird aber auch bis auf i5o miles vom Lande gehscht. Die besten Gründe sind gewöhnlich 5 — 25 miles in See. Als Geräth dient, wie schon der Name andeutet, das Beutelnetz. Der Fang wird im Frühjahr frisch, in der übrigen Zeit gesalzen zu Markte gebracht. Diese „Makrelenfänger” sind ausserordentlich schnelle Segler. i88 Vereinigte Staaten von Anierka. Die Smack’s haben eine Tragfähigkeit von 25 — 3o Tons und 6 — 8 Mann Besatzung, fischen mit Handleinen alle Arten von Fischen, namentlich auch blue fish und Kabljati für die Märkte von New-York, New-London und andere Plätze. Fig. 1 16. Glouccster Makrelensclniner Mary Oddell, Aussteller; J. O. Procter Gloucester Mass. Die Smacks waren in 3 Modellen ausgestellt; von W. H. Chase in Boston, von Johnson &: Young daselbst und ein zweites Modell von Capt. Chester (Smack von Noank.) Die Küstenfischerei-Fahrzeuge gehen in einem Tage aus und ein. Ausgestellt durch ein Modell des Noman Land pinkie-boat; Aussteller: Capt. W. Cleveland, Vineyard Haven, Mass. Die Hummersmacks sind von 2 — 4 Leuten bemannt und führen ge- wöhnlich 5 Segel; sie haben eine Tragfähigkeit von 35 — 40 Tons und werden zum Transport der Hummer von der Fangstelle zum Markte verwendet. Die Austernfangfahrzeuge der Chesapeake-Bai sind dreierlei Art: dredging boats, scrap boats und canoes. Die gewöhnliche Form der Austernböte ist die eines schuner- getakelten Fahrzeuges mit überfallendem Vor- und Hintersteven; sie haben 35 F. Länge und 12 F. Breite in der Mitte. Einige sind länger, aber ein guter Theil, die canoe’s, sind kleiner. Die verschiedenen Arten von Fiseberfahrzeugen. 189 Die grössten Böte haben ein breites Heck, gewöhnlich ist letzteres aber spitz. Die Tragfähigkeit variirt zwischen i5— 35 Tons. Die Bemannung der grösseren Fahrzeuge besteht aus drei bis 8 Leuten, die eines Canoe’s Fig. 117. Schuner- Smack von Maine. Aussteller: Cpt. H. T. Chester i. Noank Conn. aus einem Mann und einem Jungen (s. w. unter „Austernfanggeräthe“). Die nachstehende Abbildung (Fig. 118) führt das Modell eines Austerntang- fahrzeugs mit stumpfem Heck vor. Die slupgetakelten (cat rigged) Böte, welche zur Leinenfischerei gebraucht werden, sind 18 — 35 F. lang, haben i — 3, zuweilen auch 4 Mann Besatzung und führen gewöhnlich i, zuweilen auch 2 Segel. Es giebt ver- schiedene Arten von diesen Böten, namentlich: das Nantucket centreboard (Kielschwert mit kantigem Heck), führt i Segel, segelt und manövrirt igo Vereinigte Staaten von Amerika. schnell, ist besonders für seichtes und ruhiges Wasser geeignet. Das Block- Island, das Noman’s Land und das Eastport-boot sind dem obengenannten sehr ähnlich. Sie haben ein spitzes Heck, sind im Allgemeinen klinket gebaut, breit und tief, wohl geeignet zur Fahrt in rauher See. Sie sind sehr sicher und segeln schnell. « i I Fig. ii8. Austernfangschuner der Chesapeake-Bai. Aussteller; T. B. Ferguson, Maryland Fish -Commission. Diese Fahrzeuge waren in 5 Modellen; von der Fundy-Bai (Aussteller Capt. Hallet, Eastport), vom Providence-Fluss, Aussteller J. Southwick, Newport, von Martha’s Vineyard, Aussteller W. Chase, von .lohnson & Young in Boston und von der United - States Fish - Commission, vertreten. Die Menhadenfischerei - Dampfer haben die früher in diesem Betrieb verwendeten Schuner grossentheils verdrängt, ihre Zahl ist etwa 6o, Die verschiedenen Arten von Fischerfahrzeugen. I9I die Länge derselben ist von 60— 1 5o F. Sie haben, ähnlich wie die europäischen Grönlandsfahrer, einen grossen tank (Behälter), in welchem der Fang auf- bewahrt wird. Als Fangfahrzeuge dienen grosse Böte und Dories; das Geräth ist das Beutelnetz, welches kleiner ist, als das Makrelen-Beutelnetz (s. die Beschreibung des Beutelnetzfanges w. u.). Diese Dampfer waren Fig. ug. Walfangbark für die arktische Fischerei. Aussteller: Die U. St. Fish- Commission. in 4 Modellen (ein von Joseph Lawlerin Bristol Maine und drei von der Portland-Compagnie) und durch eine Photographie veranschaulicht. Die Fahrzeuge für den Walfang sind von verschiedener Grösse: Barks, Briggs und Schuner. Die vorstehende Abbildung zeigt eine für den arktischen Walfang verwendete Bark. Die Einrichtung und der Betrieb sind oft geschildert; auf die ausser- ordentlich mannigfaltigen Geräthe zum Walfang kommen wir weiter unten zurück und erwähnen hier nur, dass die Besatzung eines Walfängers, welcher 4 Fangböte führt, aus mindestens 35 Personen besteht. — 192 Vereinigte Staaten von Amerika. Die eigentlichen Fischerböte, unter ihnen die vielgenannte Dorv, welche an der ganzen Ostküste und in den Neufundland-Fischereien ge- braucht wird, waren sowohl in Modellen, als in natürlicher Grösse, wohl so ziemlich vollständig vertreten. Man rühmt von amerikanischer Seite an dieser Art Böten, die sämmtlich einen flachen Boden haben und hie und da hei geringen Abweichungen Localnamen, wie sharpy und dingey führen, dass sie erstens billig sind, zweitens an Bord des Schiffes wenig Raum in Anspruch nehmen, da sie, den Boden nach oben, eins auf das andere ge- schichtet (nested) werden können, drittens, weil sie leicht und sicher am flachen Ufer auflaufen und fest dastehen, wo ein Kielboot sich seitwärts legt*). Viertens wird hervorgehoben, dass die Dory ein ausgezeichnetes Seeboot sei und verhältnissmässig viel Raum habe. Treffliche Dienste leiste die Dory namentlich bei dem der nordamerikanischen Seefischerei eigenthümlichen Fange mit dem Beutelnetz. Ausgestellt waren: i. Modelle der Nantucket - Dory, Aussteller W. A. Chase, gebraucht zum Fang der Clam-Muscheln als Kabljauköder; Neuengland-Dories, Aussteller Starling &: Stevens, Ferryville Maine und Cpt. Chester Noank Conn. 2. Dories in natürlicher Grösse, deren Aussteller nicht im Specialkatalog verzeichnet, nämlich: a. eine Dory von der Süd- seite des Cap Cod, für Handleinenfischerei, für Bank- und Küstenfischerei, im Boden 12% F. lang und 29 Z. breit, b. Dory von Gloucester, für die Küsten- und Bankfischerei, i3 F. lang, 3o Z. breit, c. Dory zum Makrelen- fang mit Beutelnetz, hauptsächlich dazu eingerichtet, um rasch gerudert zu werden; Länge 14 F., Breite 3z Z. d. Dory von Gloucester und Boston, für den Winter-Schellflschfang mit Schleppleine. Zum Transport grosser Lasten stark gebaut und nicht auf Schnelligkeit berechnet; 14)^ F. lang, 36 Z. breit, e. Bank-Dory, wird mehr als irgend eine andere von Bankfischern und Heilbuttfängern benutzt; das Boot ist nicht so breit und tief, als die 14^ F. lange Dory, für den Schelltischfang, es ist auch mehr zum Rudern gebaut, da bei dieser Fischerei die Dorie’s oft miles weit zu den ankernden Schiffen hinrudern müssen (s. Abbildung und Text der deutschen Fischereizeitung vom IO. Aug. 1880); Länge i5 F., Breite 35 Z. f. Dory von i5)a F. Länge und 35 Z. Breite, vorzugsweise von den französischen Kabljaufischern auf der Bank von St. Pierre benutzt und dahin verschifft, sehr stark gebaut. Nach Aufzählung dieser verschiedenen Dory-Arten, wird im amerika- nischen Specialcatalog folgendes bemerkt: es giebt noch viele andere Arten von Dories, doch sind diese nur an einzelnen Orten in Gebrauch, so *) Vergl. deutsche Fischereizeitung vom 10. Aug. 1880, welche auch eine Abbildung der Dory giebt und darauf hinweist, dass die unter 3 erwähnte Eigen- schaft der Dory eine grosse Bedeutung für die Wattenmeere habe. Damit in Uebereiiistimmung steht die Verwendung des der Dory ähnlichen Hoogarts an der niederländischen Küste, s. o. Niederlande. Die Dorie’s. 193 die rundseitige gedeckte Dory, die von den Fischern zu Rockport, Pigeon Cove, Lanesville und rund um das Cap Ann zur Winter- und Sommer- tischerei gebraucht wird; sie hat sog. wash-boards, Setzborde und ist bei grosser Tragfähigkeit als Schnellsegler gebaut. Fis. 120. Amerikanische Doiy zur Kiistcnlischcrei. Aussteller nicht genannt. Die hier dargestellte Dory wird zur Küstenfischerei mit trawl (Schlepp- leine, entspricht der europäischen Langleine) gebraucht, wobei das Fahr- zeug noch an demselben Tag zurückkehrt. Niemals bedient man sich der Lang- und der Flandleine zugleich, vielmehr wird während eines Theiles der Saison nahe der Küste über felsigem Grunde mit der Handleine und zu anderen Zeiten über Sand- oder Kiesgrund mit der Langleine gefischt. Die Fischereigeräthe bestehen aus folgenden Gegenständen : Seefischerei. l3 ■ 194 \'ereinigte Staaten von Amerika. a. black ball, schwarze Kugel, welche an dem Bojenstock befestigt wird, um das Ende der Leine zu bezeichnen. b. Boje. ,Te eine wird an jedem Ende der Leine, zuweilen auch eine oder mehrere an den mittleren Theilen der letzteren befestigt. c. Behälter (Bütte) mit Leinen. Schnüren und Angeln; Angeln 40 Z. von einander, Schnüre 22 Z. lang. 5oo Angeln in einer Bütte, 2 — 4 Bütten auf eine von einem Eischer bemannte Dory. d. Kid oder parting board {Scheideplanke); ferner eine solche unter k der Dofte. (Der Raum zwischen beiden Scheideplanken, also in der Mitte, ist der Standing room; hier steht der Handleinen-Fischer und wirft den Fisch hinten nnd vorne in’s Boot.) e. water-jug (Wasserkrug), hat seinen Platz auf der von Seite zu Seite reichenden Köder-Dofte. f. Ködereimer. g. eine der Handleinen auf der Winde. h. eines der Ruder. i. Fischgabel. j. Schleppleinenrolle. k. Dofte, auf welcher der Fischer rudernd und fischend seinen Platz hat. Die Fischer-Fahrzeuge der pacihschen Küste der Vereinigten Staaten, vornehmlich die yawls (Kutter mit einem kleinen Hintermast) waren durch 5 Modelle (Aussteller Herr Livingston Stone) vertreten; charakteristisch ist an diesen Böten, welche sämmtlich ein lateinisches Segel führen, die Aehnlichkeit mit den Feluken des europäischen Mittelmeeres. Die zum Waltischfang und überhaupt zur Seefischerei gebrauchten Canoe’s der Indianer der Nordwestküste und Alaska's veranschaulichten 4 Modelle (Aussteller das U. S. National - Museum, Dr. G. Suckley, Dr. .1. B. White und G. Gibbs), ein Bild, ausgestellt von W. H. Dali, Washington und ein Canoe natürlicher Grösse, Aussteller U. S. National- Museum; ebenso waren die Kajaks der nordamerikanischen Eskimos in 3 Modellen von Kodiak, Alaska und Nord-Grönland und in einem iS^iFuss langen Kajak aus Sitka, Aussteller: W. Burling und endlich auch durch ein Umiak, Aussteller: R. Mac Farlane, vertreten. Schliesslich weisen wir noch auf die zum Theil sehr sinnreich construirten tragbaren Böte (Länge 10—12 F.) hin, welche in 2 Modellen und 4 Originalen ausgestellt waren, nämlich: Hegeman portable folding boat, Aussteller: die so be- zeichnete Compagnie in Ballston. Spa. N. Y. Bond’s verbessertes National boot. Aussteller: U. S. Fish Commission. Fenner’s tragbares Boot. Aus- steller: C. A. Fenn er Mystic River, Connecticut. Osgood’s tragbares Das Beutelnetz. 195 und zusammenlegbares Segeltuch-Boot. Aussteller: Osgood & Chapin Battle Creek, Michigan. Wir wenden uns zu den Geräthen der Seefischerei und zwar zunächst zu den Netzen. Das Beutelnetz, welches nach der Angabe des Prof. Brown Goode in seiner Geschichte des Menhaden im Jahre i837 von einem Fischer aus Maine erfunden sein soll und für den Massenfang (zuerst der Makrele, später auch des Menhaden) eine grosse Bedeutung erlangt hat, war theils in Modellen (Aussteller: die American Net and Twine Company, Böston, und George Merchant, Gloucester, Mass.) theils in natura (Aus- steller: die U. S. Fish Commission) ausgestellt. Auch veranschaulichten einige Gemälde (Aussteller: J. G. Ryder, Boston) die Fischerei auf Menhaden mit diesem Netze. Bei dem grossen Interesse, welches dieses, versuchsweise bereits in Norwegen eingefUhrte Netz jetzt auch in Europa beanspruchen darf und bei der Unmöglichkeit, dasselbe in den verschiedenen Manipulationen der Fischerei auf der Ausstellung zu zeigen, schien es angemessen, in diesem Bericht eine ausführliche, durch Illustrationen unterstützte Beschreibung nicht allein des Netzes, sondern auch der Fischerei mit demselben zu geben. Das Material hierzu boten uns mündliche und schriftliche Mittheilungen des Herrn Capt. J. W. Collins von der amerikanischen Ausstellungscommission, sowie die beiden trefflichen Aufsätze des Herrn Candidat Juris Frederick M. Wallern: „Om de amerikanske Fiskerier“ und „Den amerikanske Posenot“.*) Für die Vorlagen zu den nachstehenden Illustrationen des Beutelnetzes sind wir Herrn Schiffsbauingenieur G. L. Ab egg in Glasgow, welcher dieselben auf Grund der Beschreibung entwarf, zu grossem Dank verpflichtet. Das Beutelnetz könnte im Vergleich zu den Zug- und Stellnetzen auch Auswerfnetz heissen. Leichtgetheertes Baumwollengarn wird zum Netz selbst, dünnes Manila-Tauwerk zur Einfassung der Leichtigkeit wegen benutzt. Die Grössen Verhältnisse von 200 Faden (36o m) Länge X 3o Faden {54m) Tiefe geben folgendes Bild des Netzes: *) Der wesentliche Inhalt dieses Aufsatzes wurde auch schon früher in der deutschen Fischereizeitung vom 2. und 16. ,Sept. 1879 mit Abbildung veröffentlicht. 196 Vereinigte Staaten von Amerika. Seiten-Tiefe od. Flügel. C a. il '73 o rr - o w ? 'TI u o. II 'TI P P* ro •|3ii'.n.-rp0 3d3!l-U3JI3S C Oberer Simm mit den Schwimmkorken. Das Beutelnetz. 197 Der obere Simm, der untere Simm (Grundtau) sowohl wie die Flügel des Netzes haben doppelte Borten aus dünnen Manila-Tauen, welche, je gegen und mit der Sonne geschlagen, das sogenannte Kinken verhindern. Aul' die dem Netz nächstliegende Borte wird das Netzwerk aufgereiht und nur jede dritte bis vierte Masche befestigt. Um das Netz möglichst beutelartig zu gestalten, reiht man der Länge nach oben und unten in der Mitte, wo die kleineren und stärkeren Maschen sind, auf 12 Faden Borte = 18 Faden Netz, dann 16 Faden und an den Flügeln nur i5 Faden Netz auf 12 Faden Borte; der Tiefe nach reiht man noch mehr Maschen auf und zwar auf 10 Faden Borte 20 — 3o Faden Netzwerk, wobei auch nur der vierte Theil der Maschen befestigt wird. — Fig. 121. Ansicht der beutelartigen Form des Netzes Demnach würde das Netz im Plane (horizontal) gedacht dieser und im Schnitte (vertical) einer noch mehr beutelartigen Form gleich kommen. Ein Netz von 200 Faden Länge und 3o Faden Tiefe würde also in der Mitte etwa 4000 Maschen der Länge nach haben, während die Seiten je nur etwas mehr wie die Hälfte Maschen, theils durch grössere Weite, theils durch nicht so dichte Aufreihung zählen würden. — Rechnen wir die dichtgereihten Maschen der Netztiefe, so erhalten wir im ganzen Netz über 10 Millionen Maschen, welche Zahl die Netzgrösse vergegen- wärtigen hilft. Am oberen Simm sitzen die Körke k (etwa 800), alle 6 — 10 Maschen ein Kork, in der Mitte des Netzes, die durch schwarz gemalte Körke ge- Fig. 122. Ansicht des oberen Simms, kennzeichnet, sitzen die Körke, an den Flügeln unten die Bleistücke dichter; beides zum handlicheren Zuschnüren des Netzes, wie unten näher be- schrieben. 198 Vereinigte Staaten von Amerika. Je zwei Korkschnitte zusammengenäht bilden einen Kork (K), der also bei IO cm Durchmesser eine Dicke von 12 bis i3 cm hat. Fig. 123. Durchschnitt der Korkschnitte, ä 6 cm Dicke bei lo cm Durchmesser Am unteren Simm, Grundtau, — und zwar an der Netzborte (der Borte, auf welcher die Netzmaschen aufgereiht) — sind die Bleistücke in ähn- lichen Entfernungen, wie oben am Netz die Korke, nur hat hier die Mitte des Netzes fast gar keine und haben die Flügel desto mehr Bleistücke. Es sind etwa 8 — 900 Bleistücke im Ganzen, ä kg schwer, 3 cm lang bei 2 cm Durchmesser. PPP Bleistücke an der Netzborte. R R Ringe am unteren Simm (Grundtau) mit der durchgezogenen Schnürleine S S. ** An der so bezeichneten Stelle fehlt ein Faden Netz, an welcher der nachstehend beschriebene Wirbel sitzt. Das Beutelnetz. 199 Der Wirbel (swivel) hat den Zweck, das Kinken der Schnürleine zu verhüten und bezeichnet — wie die schwarzen Korke oben — unten die Fig. 135. Mitte des Netzes. In vorstehender Figur sind R R die Ringe mit durch- gezogener Schnürleine S S, die in den Wirbel a gespleisst ist. Am unteren, Grundtau, sitzen alle 2 Faden Metallringe aus einer Legirung von Blei, Zink und Ve Antimon; etwa 40 Ringe von 12 cm Höhe und 9 cm Breite; Dicke oben i3 mm X i3 mm (wo sie mit Bendsei am Tau befestigt), unten i3 mm X 33 mm (wo die Schnürleine durchfährt), so vertheilt, dass die Netzfiügel auf etwa i5 Faden ohne Ring bleiben. — Das Netz erschiene uns also ungefähr wie eine Riesenhängematte, welche man, indem man die Leinen der beiden Flügel (obere Leine, Grund- leine und Schnürleine) in den Händen behält, vertical in’s Wasser versenkt. K Schwarzer Kork, aa Obere Leine. hb Grundleine, cc Schnürleine. 200 Vereinigte StiUiten von Amerika. Zum Gebrauch dieses Netzes werden gewöhnlich benutzt: ein Schuner A von etwa loo Tons, i Netzboot ß, das während der Fahrt meistens ge- geschleppt wird, und verschiedene kleinere Dielenschiffe (Dories) C, welche im Verhältniss ihrer Grösse sich wie die Figuren darstellen. — Während das walbootartig gebaute Netzboot, worin der später erwähnte Davit a mit den Blöcken b b, Belegklampen c c und Netzschnürleine d d projectirt, lang und schmal aussieht, erscheint die Dory kurz und breit; es werden mehrere Dories an Bord des Fischerschuners gehalten und schachtelartig in einander gestellt, um Platz zu sparen. Fig. 128. Netzboot. Fig. 129. Dory. Fischerei mit dem Beutelnetz. 201 S zeigt die Stellung des Steuermanns an; N den Platz, wo das Netz gestaut wird; der Davit a steht vertical in der Dollbord auf der Steuer- bordseite des Boots, wahrend die Blöcke b b sowohl, wie die Beleg- klampen c c auf der Backbord-Dollbord sitzen. Diese Einrichtung dient zur Conterbalancirung; wie denn auch die Fischer selbst, wenn das an den Schnürleinen dd hängende Netz zu schwer ist, sich, um das Boot vor’m Kentern zu schützen, auf die Backbords - Dollbord setzen müssen. Ehe zur Beschreibung und Illustration des Fanges selbst übergegangen wird, muss in Bezug auf das Beutelnetz noch bemerkt werden, dass die Eigenthümlichkeiten dieses Netzes, nämlich: die Leinen, Ringe, Eintheilung der Korke und Bleigewichte, sowie die verschiedene Grösse des Netzes, der darin enthaltenen Maschen und die Aufreihung derselben auf die Borten, stets kleinen Veränderungen und Verbesserungen seitens der Fischer nach bestem Dafürhalten fast in jeder neuen Saison unterworfen werden; die Norweger fangen auch schon an, Netze aus Hanf anstatt aus Baumwollen- garn herzustellen. Der Fischerschuner kreuzt, verschiedene Dories an Bord und das Netzboot im Schlepptau, bis den Fischerleuten bekannte Zeichen im Wasser, durch verfolgte kleinere Fische, andeuten, dass Beute in Aussicht steht. Das Netzboot enthält das auszmverfende Netz und 8 — 12 Fischer, so dass 4 — 6 Mann rudern können, von deren Geschicklichkeit es zunächst abhängt, den Fang zu sichern. Unter ihnen befindet sich der Kapitän (skipper), welcher steuert, während — die Zahl von g Leuten angenommen — 6 rudern und 2 das Netz ausbringen. Die Sorge für den Schuner bleibt einzig dem an Bord zurückgelassenen Koch. Ein bis zwei Dories mit je i oder 2 Fischern an Bord werden als Begleiter dem Netzboot mitgegeben. In der Nähe des entdeckten Fischzuges angekommen, erhält eine der Dories zunächst die Leinen (obere Leine und Grundleine mit der Schnürleine) des einen Netzflügels und während sie damit an demselben Ort verw’eilt, rudert das Netzboot, worin 2 Leute das Netz nach und nach ausstecken, mit grösster Geschwindigkeit (stets Steuerbord Ruder gebend durch den mit langem Ruder steuernden Skipper hinten) in einem Kreise von etwa i3o m Durchmesser von rechts nach links der eben verlassenen Dory wieder zu, auf solche Weise die Fische in 2 — 4 Minuten zu um- zingeln trachtend. Auf die Geschwindigkeit und die Geschicklichkeit dieses Manövers vom Moment des „stosst ab!“ „shove oft!“ an, wo die Leute rudern, als ob ihr Leben davon abhänge, bis zum Schliessen des Kreises und der Vereinigung der Netzflügel hängt der Erfolg des Fanges ab. 202 Vereinigte Staaten von Amerika. Diese Figur zeigt das ausgeworfene Netz c horizontal; während der obere Simm sich durch die Korke schwimmend erhält, sinkt das Grundtau mehr und mehr durch die angesteckten ßleistücke bis auf etwa 5o m Tiefe unter die Oberfläche des Meeres. In der folgenden Figur sehen wir den wartenden Schuner in der Ferne in dem Moment, wo das Netzboot sich der Dory wieder nähert; das Fischerei mit dem Beutelnetz . 203 Grundtau mit der Schnürleine zeigt sich unter Wasser in der Projection schon als Beutel ß B mit dem Grundtau G G; sobald nun die beiden Böte bei einander, übergiebt die Dory ihre Leinen dem Netzboot und nun be- ginnt die Zuschnürung, welche schnell, in 10 bis i5 Minuten bewerkstelligt werden muss. Der obere Simm, der schwimmend die Oberfläche des Meeres begrenzt, giebt vorläuflg nur einigen Fischen, die einen Sprung wagen, Gelegenheit zum Entkommen, und bleibt derselbe einstweilen unberücksichtigt; die meisten der überraschten Fische suchen nach unten zu entfliehen. Während deshalb einige Fischer die lose herunterhängenden Netzflügel B ß aufholen, setzen die andern den früher erklärten Davit mit den Blöcken ein. Die letzteren sind sogenannte Fussblöcke (Snatchblocks) mit an der einen Seite oflenem Einschnitt (a in obenstehender Fig. iSz.) und kann die inzwischen schon etwas eingeholte Schnürleine rasch in diesen geworfen, das ganze Netz unten zusammengeschnürt und so hoch als möglich aufgeholt werden. Danach kann man sich also das Netz wie eine riesige schwimmende Waschschale denken, wie Fig. i33. Jetzt gilt es, den Fang zu sichern; während die Fischer im Netzboot, wie auf der nach- folgenden Skizze dargestellt, beschäftigt sind, den schwimmenden Beutel Fig. i32. Fig. i33. S Schnürleine. a Oberer Simm, c Flügel mit Grundtau. 204 Vereinigte Staaten von Amerika- immer kleiner und sicherer zu machen, auch zu dem Ende den oberen Simm mit den Korken zusammenholen und gleich dem zusammenge- schnürten Grundtau auf die Dollborte ihres Bootes zu bringen suchen, rudert die Dory dem Schuner zu. Herr Kapitän Collins schreibt uns hierüber: „Die Leute arbeiten mit einer Hast und einem Eifer als ob ihr Leben davon abhinge, je ein Theil holt an jedem Ende des Bootes das Schnür- Tau ein, bis der Boden des Netzes aulgenommen und der Beutel (pursings) aur- und an die Seite des Bootes gebracht ist Die Fischerleute haben in dieser Arbeit (to „dry-up“ the net) eine solche Hebung erlangt, dass sie dieselbe mit last unglaublicher Schnelligkeit vollziehen; in einzelnen Fällen soll das Ausbringen und Aufnehmen des Netzes in 7 Minuten vollzogen sein, 10 Minuten ist nichts Ungewöhnliches.“ Der benachrichtigte Schuner kommt unter voll gehaltenen Segeln in die Nähe des Bootes und wirft von Bug und Stern dem Boote Leinen zu, welche die Fischer an zusammengenommenen Buchten des Obersimms befestigen. Der Schuner nimmt auf diese Weise, durch Einholen der Leine, das Netz auf die Rehlings und bringt somit das Netzboot langseits. Während das Netzboot die zusammengeschnürte Grundleine mit den Bleistücken und den beiden Flügelenden des Netzes am Bord behält, holt der Schuner den oberen Simm, wie hier verdeutlicht, auf seine Rehling, Fischerei mit dem Beutelnetz. 205 SO dass, wenn das Netzboot langseits liegt, der Schuner gewissermassen eine Netz wand seiner ganzen Länge nach im Wasser hängen hat, welche mit dem übrigen am Bord des Netzboots befindlichen Theile des Netzes ilen grossen Beutel mit den gefangenen Fischen bildet. Dieser Beutel Fig. i?3. hängt jetzt zwischen den Fahrzeugen und werden nun die gefangenen Fische mit Hilfe eines Hamens von der Grösse einer etwa i’/2 Barrels hal- tenden Buttertonne ausgeschöpft, bis der Netzbeutel selbst leicht genug geworden ist, um an Bord des Schuners geholt zu werden. Umstehend ist der Schuner und das Netzboot im Durchschnitt dargestellt: h der mit langem Stiel und Hahnenpfoten versehenen Hamen und B der mit den Fischen gefüllte Beutel. 206 Vereinigte Staaten von Amerika. Anstatt des hölzernen Hamens h wird auch wohl ein grosser Netz- beutel, der wie ein grosses Schmetterlingsnetz aussieht, gebraucht. Zuweilen werden ausserordentlich reiche Fänge gemacht und wenn das Netz nicht reisst, so können 5 — 600 Barrels Fische gefangen werden. Fig. i3(). Bei so grossen Fängen erfolgt eine Vertheilung aut verschiedene Fahrzeuge. 100 Barrels gelten als ein guter Fang. Die Grösse des Beutelnetzes ist verschieden; für Makrelen werden Netze von 2 — 3oo Faden Länge bei 20 — 3o Faden Tiefe, für grössere Häringe solche von i5o— 200 Faden Länge und 10 — 25 Faden Tiefe, für Menhaden Fischerei mil dem Beutelnetz. Angeln und Leinen. 207 I oder 2 kleinere Netze verwendet. Nach der Grösse des Netzes richtet sich auch die Weite der Maschen. Ein grosses Makrelennetz kostet nach Herrn Wallem’s Mittheilung etwa 750 — 800 Species (;i4’/2M.); ein Häringsnetz mit kleineren Maschen und verhältnissmässig mehr Gewicht kostet entsprechend mehr. Ausser zu Makrelen- und Menhadenfang werden Beutelnetze auch zur Härings- Hscherei bei Neufundland, Neu-Braunschweig, Labrador u. a. O. und zwar dort als Zugnetze gebraucht. Zu bemerken ist noch, dass die Bischer die Netze meist nur dann aus- werfen, wenn sie die Fischschaaren an der Oberfläche des Wassers spielen sehen, die Häringsflscher dagegen bringen ihre Netze auch dann zu Wasser, wenn sie die Fischschaaren in der Tiefe erblicken. Das Auswerfen auf gut Glück geschieht wenig. Eine grosse Zahl von Netzen der American Net and Tw'ine Comp., Boston und New-York, die theils als Treib-, theils als Stellnetze dienen, hatten die verschiedensten Dimensionen : Tiefe bis 100 Maschen bei einer Maschenweite von 2^ bis 6 Zoll. Lädderings-Netze wendet man in Amerika hauptsächlich in Süsswasser- Fischereien an. Das englische Baumschleppnetz hat dort keine ausgedehnte Anwendung; die Zugnetze sind die Englischen. Angeln und Leinen. Die gewöhnliche Länge der Schleppleine (trawl line) zum Fang von Kahljau ist 1000 — 1400 Faden mit 1000— i5oo Angeln, welche, 5 — 6 F. von einander entfernt, mittelst 3 F. langer Schnüre an der Leine befestigt sind; nur Wenige brauchen längere Leinen. Die Heilbutt- Schleppleine ist i5oo Faden lang mit 600 Angeln, die i5F. von einander entfernt an 6 F. langen Schnüren befestigt sind. Die sogenannten Grundleinen wiegen je 32 Pfd. auf 3oo Faden, die Kabljau- Schleppleine je 20 Pfd. auf 3oo Faden. Die gewöhnliche Länge der Schellfisch -Schleppleine ist i665 Faden mit 2000 Angeln, die Schnüre sind 22 Zolllang; 6 Schleppleinen kommen auf ein Schilf. Die Handleinen haben verschiedene Längen, je nach der Oertlich- keit, wo sie gebraucht werden, aber alle haben immer nur 2 Angeln an einer Leine. Während die Grösse der Angeln der amerikanischen Schlepp- leine nicht so sehr von der europäischen abweicht, ergab sich, dass die amerikanischen Angeln mehr gebogen sind, da die sogenannte centre draught-Form allgemein im Gebrauch ist. (Die sogenannten Kirby bend werden zum Heilbuttfang gebraucht.) Dies gilt auch für die Handleinen- angeln. Der Specialkatalog zählte aut mehreren Seiten die in grosser Zahl aus- gestellten Angeln für See- und Süsswasserflscherei und Leinen aller Art 208 Vereinigte Staaten von AmeriUa. auf. Wir besprechen hier noch zwei als Beispiele ausführlich. Man unter- scheidet besonders 2 Arten von Handleinen für Kabljau: grossere, welche auf den Aussenbänken benutzt werden, und die den Namen deep-sea- oder bank-, zuweilen auch Georges -gear führen, und kleinere, shore- oder ground- lines, welche in der Küstenfischerei verwendet werden. Das Blei, welches 5 bis 8 Zoll lang und rund ist, wiegt zwischen 2^ bis 9 Pfund ( i Pfund = 0,453 kg). Die grösseren Bleie werden da, wo die Strömung stark ist, ver- wandt. Dem Blei entsprechend sind auch die Leinen, Angeln, Wirbel und die Länge der Schnüre. Die in der Illustration dargestellte Leine und Angel gehört der grösseren Art an und zwar dem Georges- Fischzeug. l'ig. i'iy. 'J'ielsce-Georges-Aiigel und Leine. Aussteller: Bradford & Anthony, Boston. welche allein von den Gap-Ann-Fischerleuten geführt wird. Die Leine dieses Fischzeuges ist izS — i5o Faden bei 7, « Z. Stärke. Sie ist aus getheerter Baumwolle und jede 25 Faden wiegen 1% Pfund. Diese Leine wird ge- wöhnlich in einem Tubben, der aus einem Stücke eines Mehlfasses gemacht ist, aufgerollt. (Ein Tubben war ebenfalls ausgestellt. S. o. die Dory), a be- zeichnet den Tubben, b das Blei, c den Wirbel, genannt der horse-swivel, d den Spreiter, (spreader auch sling ding genannt); derselbe ist aus Eisen- draht, zuweilen galvanisirt, '/^ — 7,5 Zoll stark und von 1V3— 2V4 Fuss Länge, mit Oesen an jedem Ende, durch welche Bindfaden zur Befestigung an die Schnüre c d gezogen wird. Diese haben Vg der Stärke der Hauptleine und sind bei grossem Zeuge 12 — 15 F. lang, e sind die Schnüre-Wirbel (ganging swivels), bekannt unter dem Namen Bottrop’s-patent. Die Wirbel, welche an den Angeln (f) sich befinden, haben eine Länge von 12 — 18 Z. Die Angeln, sogenannter centre-draught, haben bei grossen Fischzeugen eine Länge von 4)^ Z. und eine Stärke von 7„-, Z. Die Angeln sind immer schwarz; bei den kleinen Fischzeugen für die Küstenfischerei sind die Angelhaken oft nicht länger wie 2’i bis z'A Zoll und die Stärke ist im Verhältniss. Der steife Draht an der Spitze des Bleis ist von 6— 10 Zoll Kabljau-Angcln. 209 Länge und führt den Namen „the taiN, und das steife Tau oder Drahtwerk, welches am Grunde befestigt wird und gewöhnlich i F. lang ist, hat den Namen „the horse.“ Dieses wird immer steif gemacht, um die Angelhaken von der Leine frei zu halten, wenn das Blei zu Boden sinkt. Die zweite Illustration zeigt eine Leine und Angel für den Kabljaufang, die etwas anders eingerichtet und ebenfalls auf den Georges Bänken verwendet wird. Dieser Apparat kommt, wie uns berichtet wird, immer mehr in Auf- Fig. i38. Kabljau-Angeln und Leinen für die George's Bank-Fischerei. Aussteller; Die U. St Fisli-Commission. nähme. (Erfinder ist L. D. Lothrop.) a ist das Blei im Gewichte von 2| bis 81^ Pfund, Länge — 7 Z., Stärke am breiten Ende 1V3— 2V2 oder F/a bis 2\ Zoll, resp. 1/4—2 Z. b der Spreiter ist je nach der Grosse des Bleis ver- schieden, von — 2^ F. Länge und von Vt — % Z. im Durchmesser, c Wirbel, etwa 2 Z.lang bei grossen Fischzeugen, i V2 Z. bei kleinen, d Vorfächer ebenso, ee Angelhaken, ebenso, f Schnüre; diese haben je nach dem Gewicht des Bleis und anderen Umständen 6 — 15 F. Länge und wiegen Vo—iVt Pfund auf je 25 Faden, g „the horse“; bei kleinem Fischzeugen 6 Z., bei grösseren i F. lang, wird aus verschieden starkem Tauwerk und auch aus Vj Zoll starker Weisseiche, oder aus galvanisirtem Messingdraht, Vs Z. stark ver- fertigt. h „tailing“ aus Draht, Messing oder Eisen ist von denselben Dimen- sionen. Die Leinen des kleineren Fischzeuges sind natürlich nicht so lang als die des grösseren. Die kleineren sind gewöhnlich 5o — "5 Faden lang und im Gewichte von i — iVt Pfund auf je 25 Faden, sie werden ge- wöhnlich auf viereckige Rollen aufgewunden, also nicht in einem Tubben zusammengerollt. Die Bluefish-Angel verdient eine besondere Erwähnung. Sie hat einen langen, schweren Schaft aus Elfenbein oder Metall, in Form eines Fisches oder ist mit Aalhaut oder buntem Tuch überzogen; durch das Glitzern dieser beim Zug wie ein Fisch rasch dahinschiessenden Angel wird der Bluefish angelockt. ' Auf die zahlreichen übrigen Gegenstände aus dem Gebiete der See- fischerei kann hier mit wenigen Ausnahmen nur summarisch hin- gewiesen werden. Die Zahl der Aussteller von Seefischereiangeln und Ge- Nl'L'fi'clK’l'ci, I |. 210 Vereinigte Staaten von Amerika. räth belief sich über loo; über 5o Aussteller hatten Fischereileinen aus Hanf, Baumwolle, Seide, Seehunds- und Walrosshaut, Fischbein, See- gras etc. ausgestellt. Nicht minder umfassend war die Ausstellung von Angel-Rollen, Wirbeln, Schnüren, Senkern etc. In Menge waren ausgestellt die verschiedenen beim Fang von Kabljau, Makrelen, Bluefish, Muscheln etc. gebrauchten Schneidewerkzeuge, das ge- sammte Gera th zum W alfang , darunter dreierlei verschiedene W alfischkanonen und Harpunen von C.C. Brand und E.Pierce; Freeman’s und Brand’s Bomben- lanze. Brand's Walfischgeschütz wird wie eine Flinte abgeschossen, es schleu- dert ein spitziges Geschoss in den Fisch, das beim Eindringen in das Fleisch explodirt. Pierce's und Freeman’s Harpunengeschosse (harpoon guiVsj sind am Ende des Harpunenstocks befestigt und werden mit letzterem aus der Hand gegen den Wal geworfen. Das erstere setzt im Augenblick, wo es in den Fisch eindringt, einen Drücker in Bewegung, der das Springen der Bombe im Fisch bewirkt; bei Freeman's Harpunengeschoss ist die Spitze hohl und explosiv. Ferner erwähnen wir: Speere und Keulen zum Pödten von Fischen, namentlich die Lachskeule der Indianer der Nordwest- Küste, die Heilbuttkeule, die Schwerthschlanze, die Walfischlanze dn drei Exemplaren, darunter die eiserne Handlanze der älteren Zeit ausgestellt von Wk H. Cook & Co. in New-Bedford). Die Seehundsfanggeräthe der Eskimo’s des arktischen Amerika (Aussteller W. H. Dali, Washington und Reverend Mc. Farlane, Anderson river.) Eine ganze Collection von Fischspeeren und Harpunen aus Grönland und Nordwest- Amerika, Har- punenschwimmer aus Holz und Seehundsfell, Bojen der Walhschleinen etc. Viel Interesse unter den Fachleuten erregten die auf einer europäisehen Ausstellung wohl noch nicht früher gesehenen amerikanischen Austern- fanggeräthe. Die von den früher geschilderten Schunern mittelst Tauen geschleppten Scharrnetze waren in mehreren Exemplaren, namentlich von der American Net and Twine Company, Boston und New-York, ausgestellt. Diese Eisen sind an beiden Seiten mit Messern und das Untermesser mit zehn Zinken versehen. Der Sack besteht aus kleinen eisernen Ringen und wird mittelst einer Winde an Bord eingeholt. Die nachstehende Abbildung zeigt einen etwas anders, mit einem Seitennetze, construirten Apparat, welcher wie es scheint, vom Ufer aus gehandhabt wird. Neben dem gewöhnlichen Schleppnetz (dredge) wird noch ein kleineres (scrap) verwendet, welches ein kurzes aus Tau geknotetes Obernetz hat. Nach dem Bericht der Gommissare der Marylander Fischereien von i88ü haben die Austernscharrnetze der Chesapeake-Bay vorn eine Weite von 2 bis 4 Fuss bei 8 — 16 Zinken. Die gewöhnliche Weite ist 3 Fuss bei 12 bis 14 Zinken, das Gewicht ist jedoch ein sehr verschiedenes. In der Mitte des Obernetzes befindet sich ein starker Ring, von welchem eine Leine nach Aiistenifangseräthe. 21 1 einer auf der Oberfläche des Wassers schwimmenden Boje führt. Bricht das Schlepptau, so wird das Geräth an der Bojeleine gehoben. Ausserdem halt die Boje das schwere Obernetz vom unteren frei; andernfalls würden beide zu fest aufeinanderliegen und ein Hineingleiten der Austern bei nur schwachem Winde hindern. ;Vergl. D. Fisch. Zeit. v. 25. Mai 1880.) Das dritte Geräth, die Austernzange, war ebenfalls in mehreren Exem- plaren ausgestellt (von S. Salisbury, Providence, Rhode Isl. und Wilcox Crittenden & Co. Middletown, Gönn.) Die eigentliche Zange besteht aus einem Geflecht von Eisendraht; Stangen und Griffe sind aus Holz. Die Länge der Zange (tong] betrug nach Schätzung 5o— 60 cm, die Breite 35 cm und die Höhe 3o cm. Die Länge der Stangen war etwa 4 m. Diese Zangen werden vom offenen Bote (canoe) aus in geringen Tiefen (bis zu 4 Fuss Wasser) benutzt. Der Fischereicommissar von Maryland, Herr Ferguson, theilt uns mit, dass diese Zangen in grossem Umfange verwendet werden und dass ihre Verwendung eine sehr willkommene sei, da die Austern- lager dabei mehr geschont würden, als bei der Schleppnetzfischerei, welche letztere in Tiefen bis zu 6 Fuss Wasser stattfindet. Jedes Fahrzeug führt 2 Schleppnetze und 2 Winden; an jeder Winde arbeiten 4 Leute. Ein Schleppnetz kann bis zu 2 — 3 Bushel Austern fassen. Das Herauslesen der Austern aus dem übrigen Inhalt des Netzes iculling) geschieht nur am Tage. Die Ausdehnung der Austernhänke der Chesapeake-Bay wird auf Grund der im Eingang dieses Abschnitts erwähnten neuesten statistischen Erhebung auf i5oacres angegeben. Die Bemannung für jedes Schleppnetz- Fahrzeug, durchschnittlich 8 Mann, besteht meist aus sehr herunter- Fig. i3g. Model! eines Austernfangnetzes mit Winde, Aussteller: C. S. Bel bin, Baltimore. 212 Vereinigte Staaten von Amerika. gekommenen Leuten, entlassenen Sträflingen u. A. Gewöhnlich werden sie mit Monatsgage bezahlt, durchschnittlich mit 1 1 Dollar im Monat, doch findet auch das Fischen auf Antheil statt. Eine Austernfangreise währt lo — 13 Tage. Im Winter 1879-80 fischten in Maryland etwa 700 grössere Fahr- zeuge, bemannt mit 56oo Leuten und wird der Tonnengehalt jener Fahr- zeuge auf 1 6,366 veranschlagt. Die Grösse der Fahrzeuge variirt von 5 bis 75 Tons, ihr Herstellungspreis von 5oo bis 10,000 Dollar. Die Zahl der kleineren Fahrzeuge (scraping boats) von Maryland, welche mit kleineren Schleppnetzen im seichten Wasser fischten und durchschnittlich eine Besatzung von 4 Mann führen, belief sich im Winter 1879 — 80 auf 220. Dies waren jedoch nur die mit Erlaubnissscheinen ver- sehenen. Da nun aber nach der Schätzung noch 33o Böte ohne Erlaubniss- schein fischen, so ergiebt sich als Gesammtzahl 55o Böte mit 2,200 Leuten. Dem Fang von Austern in seichtem Wasser (tonging) liegen ferner in Maryland 6148 Leute mit 1826 Ganoes ob und zwar gehören diese Fischer einer besseren Classe der Bevölkerung an, als die „dredger”. Diese mit Zangen arbeitenden Fischer geben ihren Fang gewöhnlich an in der Nähe der Fangplätze ankernde Fahrzeuge, die sogenannten runners ab, deren man im Staate Maryland 200 mit einer Besatzung von 800 Leuten zählt. Im Ganzen sind im Staate Maryland 13,748 Menschen mit Austern- fang beschäftigt und ihre Gesammteinnahme aus diesem Betrieb in einer Saison wird auf 2,538, 000 D. geschätzt. Die Zahl der Handelshäuser an verschiedenen Plätzen Maryland’s, welche das Geschäft des Verpackens der Austern in Büchsen betreiben, beläuft sich auf 98 und der Werth der in der Periode 1879—80 in Mary- land in Büchsen verpackten Austern wird auf 3,993,848 D. geschätzt. Im Staate Virginien beläuft sich die Zahl der grösseren Austernfang- fahrzeuge auf i3i7, die der kleineren auf 4481 mit einer Bemannung von im Ganzen 14,236 Leuten. Ausserordentlich anschaulich waren die nach der Natur von Henry W. Elliott aufgenommenen Farbenskizzen des Pelzrobbenfanges auf St. Paul’s Island, ausgestellt von der Alaska Commercial Company in S. Francisco. St. Paul ist bekanntlich eine der Pribylowinseln (im Berings- meer, nördlich von den Aleuten) und findet dieser Fang alljährlich im Frühjahr statt. (Näheres in den Artikeln über die Aleuten, deutsche geographische Blätter, Jahrgang 11., Seite 98 u. folg.) Capitän J. Wk Collin’s, Gloucester, Marine drag (Modell 7s der natür- lichen Grösse) erinnert an die früher in der europäischen Seefahrt be- nutzten schwimmenden Anker. Zu nachstehenden Skizzen bemerkt uns der Aussteller: „Der Zweck ist ein beiliegendes Schiff im starken Sturme zu unterstützen, wenn andere Mittel sich als fruchtlos erweisen sollten. Es handelt sich darum, das Schiff etwa vier oder fünf Strich mit der Nase Collin's schwimmender Anker. 213 in den Wind zu halten, sodass es sich in den Seen leicht hebt, anstatt die Breitseite dem Sturm zu bieten, wodurch die Gefahr des Kenterns entstehen 1 il.i L'* ii. tji' i in Pli 'hi ■ i - W i.i" 11 \\Pj kii, fl! iid iilitiii «i in-l Fig. MO. oder wenigstens schwere Seen überstürzen würden. Der Drag (schwim- mender Anker) ist aus zwei Planken gemacht, wie in Figur 140 ersichtlich ist. Der Grund, weshalb zwei Planken statt einer breiteren genommen, Fig. 141. 214 Vereinigte Staaten von Amerika. besteht darin, dass diese, wenn nicht benutzt, auseinander genommen und weggestaut werden können; sie sind mit Löchern in den Ecken versehen, durch welche dünne eiserne Ketten gezogen sind. Durch diese Ketten- schlingen sind Eichenholzstäbe an der Innenseite der Planke gezogen, wie Fig. 142. Figur 141 zeigt. Wie der Drag benutzt wird und zu Wasser kommt, zeigt die folgende Figur. Die Kette wird entweder an eine dicke Trosse oder an eine Ankerkette befestigt, wovon 60 — 70 Faden ausgeworfen werden. Das Ende wird um das Spill oder an dem Bug des Schiffes festgemacht. Wenn das Schiff' so verankert ist, setzt man hinten ein kleines Segel aut und das Schiff' treibt leewärts, wie das Bild zeigt”. China. Einen nicht geringen Reiz der Ausstellung bildete die chinesische Ab- iheilung. Zwar war nur eine Provinz, die in ihrem Haupttheil vom 28. bis 3o. Gr. n. Br. und vom 118. bis 122 Gr. östl. L. sich erstreckt, ver- treten. Allein grade in dieser Provinz, Ningpo, deren Küsten zahlreiche Baien und Fjorde haben, und mit Gruppen von grösseren und kleineren Inseln besetzt sind, die gleichsam die ßetriebsstationen bilden, sind die See- lischereien sehr bedeutend. Der von dem Generalzollinspector Herrn Robert Hart in Peking herausgegebene, sorgfältig bearbeitete Spezialkatalog zählte allein in der Klasse II 100 Nummern und wurde die Anschauung, welche die chinesische Ausstellung gewährte, durch die dem Specialkatalog in drei Sprachen (deutsch, französisch und englisch) beigefügte Beschrei- bung der Fischereien von Ningpo unterstützt und bereichert. Ningpo, eine Stadt erster Ordnung, liegt an dem tiefen Yungstrom, welcher sich 12 Meilen unterhalb der Stadt in das Meer ergiesst. Nordöstlich von der Mündung dieses Stromes erstrecken sich eine Reihe grösserer und klei- nerer Inseln, unter welchen die ausgedehnteste und zunächst dem Festland gelegene Tscheu-schan ist. Diesem Archipel schliessen sich in nordöstlicher Richtung die an Austernbänken reichen Saddleinseln an. Der Hafen von Tschinkiamen an der Südküste von Tscheu-schan ist der Sammelpunkt für die grosse Fischerei und der einzige Zufluchtsort für die Fahrzeuge bei Stürmen. Der Specialkatalog entwirft ein hübsches Bild der Sitten- und Lebensweise der Fischer, und schildert die Gewinnung des für die Con- servirung des Fisches so wichtigen Salzes durch Sieden oder Verdunsten des Seewassers, sowie die Einrichtung der Eishäuser, deren es allein in der Umgebung von Ningpo 3oo giebt. Im Tscheu-schan-Archipel werden jährlich mehr als 10,000 Böte für den Fischfang auf hoher See ausgerüstet und gegen eine kleine Gebühr bei der Behörde registrirt. Die Seefischer 2i6 China. bilden eine Gilde und ihre Böte tragen dreieckige Flaggen. Die Netze (aus der Flanfart urtica nivea) werden hauptsächlich in zwei Dörfern süd- lich von Ningpo angefertigt; seidene Netze bilden eine Specialitüt der Stadt Schaohsing. Das Material der Taue und Stricke besteht aus Jute, Hanf, Cocosfasern und Bambu. Letzterer liefert vielfach auch für die Fischfallen, Körbe und Reusen das Material. Sechs Modelle stellten die ' verschiedenen Formen der Seefischereifahrzeuge des Ningpodistricts dar. Es kommen hauptsächlich vier Arten von Böten zur Verwendung: i) Das Furch’ uan oder „Fangschiffes zur Fischerei mit Netzen und Angeln aller Art. Es bleibt gewöhnlich vom Frühjahre bis zum Herbst auf See; seine Tragfähigkeit ist 5oo Picul ii Picul gleich 60,476 kg), seine Mannschaft besteht aus 10 Köpfen, Boot und Ausrüstung kosten ungefähr ySo D. Dem Ningpodistrict gehören 700 solcher Böte an. 2) Die grossen Paarschiffe Ta-tui ch’ uan, so genannt, weil sie immer zu Paaren ausgehen, und das grosse Netz zwischen sich schleppen. Während der Wintersaison gehen diese Böte gewöhnlich in See, sie sind von 3oo Piculs Tragfähigkeit und kosten einschliesslieh der Ausrüstung 900 D. 5oo solcher Böte sind in Ningpo registrirt. 3} Die Hsiao-tui ch’ uan oder kleinen Paarschiffe sind von 5o Piculs Tragfähigkeit und haben 11 oder 12 Mann an Bord. Bau und Ausrüstung kosten 5oo D. 5o Böte sind in Ningpo eingeschrieben und weitere 200 werden an anderen Küstenplätzen der Provinz und auf den Inseln ausgerüstet. 4) Die Wu-tsei ch’ uan oder Tintenfischböte nehmen auch an dem grossen Fischfang Theil, halten sich indessen mehr an der - Küste; sie sind von geringerer, meist nur von 3o Picul Tragfähigkeit und haben nur fünf oder sechs Mann an Bord, Bau und Ausrüstung eines 1 solchen Bootes kosten nur 160 D. Nach dem Specialkatalog geben wir hier eine nähere Beschreibung des im rvlodell ausgestellten Tintenfischbootes. Es ist 17 m lang und 2V> m breit und ruht auf einem doppelten Kiel, eine Eigenthümlichkeit fast aller chinesischen Fahrzeuge. Zwei Masten, die im Vordertheil des Schiffes angebracht, tragen die ' Segel, die von Laudah’s oder „Segelmeistern“ gehandhabt rverden. Das Deck besteht aus beweglichen Planken; der Raum, in den die Phsche bis zur Rückkehr in den Hafen gestaut werden, ist in Abtheilungen getrennt. Eine Abtheilung, gewöhnlich die erste im Vorderraume, dient als Süsswasserbehälter, eine andere i als Küche. Ein Theil des Deckes ist mit Matten belegt und mit einem Holzdach versehen; der so geschaffene Raum dient der Mannschaft während der Nacht zum ' Aufenthalt. Sechs Matrosen machen gewöhnlieh die Mannschaft eines Tinten- fischbootes aus. Das Hauptsegel ist in zwei ungleiche Theile, die durch Bam- , bustricke miteinander verbunden sind, getheilt. Um die Segel gegen den Ein- , fluss der Witterung zu schützen, werden dieselben mit Mangelbaumrinde gefärbt, | Bei Windstille wird das Boot durch Ruder, Yuloh’s genannt, fortbeAvegt. Der Anker des Tintenfischbootes wie aller anderen chinesischen Segelböte ist aus hartem Holz angefertigt. Die Masten können ausgenommen und auf Deck weg- gestaut werden. Auf jeder Seite des Vordertheils des Schiffes^ ist ein Auge ge- j Die Scelischereifahrzeuge. 217 mait, das nach dem Aberglauben -des Volkes den Weg linden und das Fahrzeug vor Unglück bewahren soll. Der Tintenfischfang wird bei Tag und Nacht be- trieben. Während der Nacht wird auf Deck ein grosses Feuer angezündet, um durch den Schein der Flammen die Fische an die Oberfläche des Wassers zu locken. Im Jahre 1873 wurde die Zahl dieser Böte, so weit sie in Flotten aus- gehen und zurückkehren, auf gooo mit einer Besatzung von 54,000 Mann geschätzt. Daneben hschen noch eben so viele Böte einzeln und giebt der Tinienhschlang allein in dem hier in Betracht kommenden Bezirk 80,000 Mann Beschäftigung. Der Specialkatalog enthält eine Tabelle über die Ausfuhr von Tintenfischen in fremden oder chinesischen nach fremdem Muster gebauten Schiffen für die Jahre 1861 — 1879 einschliesslich. Darnach betrug dieselbe z. B.: Menge im Jahre 1877 1878 „ 1879 17,270 Piculs 22,769 „ 33,973 „ Werth 140,882 Tael 204,346 „ 190,099 ,, (ein Tael gleich ungefähr 6 Rmk.) Die Ausfuhr in Dschunken ist hierin nicht mit begriffen und beträgt wohl ungefähr eben so viel. Ganz ähnlich dem annamitischen Geh Täh (siehe unter Annam Text und Abbildung) sind die 8 m langen und 40 cm breiten Böte für den Nacht- Fischfang eingerichtet. Auf der einen Seite des Bootes ist ein weiss be- maltes Sprungbrett, das mit der Oberfläche des Wassers einen stumpfen Winkel bildet, angebracht, an der gegenüber liegenden Seite ist ein Netz senkrecht ausgespannt. Während heller Mondscheinnächte gehen die Fischer in diesen Böten aus. Das Sprungbrett, durch den Mond hell be- leuchtet, wird von den Fischen als ein natürliches Hinderniss betrachtet, das sie bewältigen müssen; sie springen über das Brett, fallen in’s Boot, und sind gefangen. Das Netz verhindert ihr Entkommen an der entgegen- gesetzten Seite. Auf den grossen Umfang des Austernfanges ist bereits hingewiesen; im Wattenmeer an der Mündung des Nimrodsunds sind ausgedehnte Bänke, auf denen durch Ableitung des Seewassers mittelst Gräben die Austern gepflegt werden. Ebenso bedeutend ist die Cultur verschiedener anderer Arten von Seemuscheln, sowie der Fang von Krabben und Garneelen. Von den ausgestellten Netzen und Geräthen der Seefischerei des Ningpo- districts besprechen wir hier nach dem Specialkatalog die wichtigeren: i) Das grosse Netz oder Viermonatsnetz (Ta wang, Ssu-yüeh wang) aus Hanfgarn angefertigt, 100 m lang und mit Mangelbaumrinde gefärbt. Es wird zwischen zwei Böten über den Meeresboden geschleppt und dient 2I8 China. theils zum Fange des Tintenüsches (während des 4. und 5. Monats), theils zum Fange von Karpfen in den Flüssen. Unmittelbar nach dem Fange wird der Fisch aufgeschnitten, am Ufer der Inseln ausgebreitet und gedörrt. Ein anderes zu demselben Betriebe und in der gleichen Weise gehand- habtes Netz besteht aus einem ungefähr 10 F. tiefen, kegelförmigen Sack, dessen Oeffnung 6 F. weit und dessen Simm mit hölzernen Rollen und Ringen aus Thon eingefasst ist. 2) Das Umfriedigungsnetz (Ch’ung wangj besteht aus einer Anzahl einzelner 4 m. langer und 2 m hoher oblonger Netze, deren jedes an zwei entgegengesetzten Seiten an zwei ßambustäben befestigt ist. Bei Fliith- zeit werden die Stäbe in den Schlamm gesteckt, und die Netze so gelegt, dass sie ein grosses Gehege bilden. Beim Eintritt der Ebbe werden die Fische gesammelt und in Böte oder Körbe geworfen. Das Umfriedigungs- netz wird besonders während des sechsten, siebenten und achten Monats gebraucht. Da es aus getrennten Stücken zusammengesetzt wird, kann es eine beliebige Ausdehnung erhalten. Es ist auch für die Flussfischerei im Gebrauch. Die Maschen sind 25 mm weit, so dass nur die allerkleinsten Fische hindurchschlüpfen können. 3) Das gewöhnliche Sacknetz ('Hai- che chang wang) hat, wie schon der Name andeutet, die Gestalt eines langen Sackes und ist aus starkem Hanfgarn gemacht. Das Netz wird zwischen zwei Böten gezogen und besonders während des sechsten, siebenten und achten Monats zum Quallen- fang gebraucht. Dimensionen: Umfang der Oeffnung 20 m; Tiefe des Sackes i3m. 4) Das grosse Spannnetz (Pan tseng) misst 8 Quadratmeter, und ist aus starkem Hanfgarn gemacht. Die Maschen sind weit am Simm, aber werden allmälig feiner nach der Mitte zu, die sich in eine breite Tasche öffnet; das Netz ist gewöhnlich mit Mangelbaumrinde gefärbt. Der Pan tseng wird vom Bug eines Bootes, oder vom Ufer aus unter Wasser getaucht. Die Ecken des Netzes sind an vier Bambustäbe befestigt, deren andere Enden zusammengefasst und an die äusserste Spitze einer langen vom Boote über das Wasser ragenden Stange gebunden sind. Ein an das obere Ende dieser Stange befestigter Strick rollt über ein kleines Rad an Bord, mit dessen Hülfe das Netz leicht gehoben werden kann. Vom dritten bis zum neunten Monat wird der Pan-tseng viel auf See gebraucht. 5) Ein langes Sacknetz (T’a-hsieh wang) hat die Form einer Tasche, 1 ist an ein Bamburohr befestigt und wird vom Bord eines Bootes zum ' Schvvimmen ausgeworfen. Die Maschen sind 25 cm weit und aus starkem i Hanfgarn gefertigt. Während des neunten, zehnten, elften, zwölften und ' ersten Monats gebrauchen die Fischer dieses Netz. Dimensionen: Umfang der Oeffnung 2,3 m; Tiefe des Sackes 3,3 m. ; Netze und andere Gerätlie der Seefischerei. 219 6) Ein halbkreisförmiges Streichnetz (T'ien-chi wang) wird in seichtem Wasser viel gebraucht. Es ist aus Hant'garn gemacht, und wird auf einen halbkreisförmigen Rahmen gespannt, der an einem langen Grift' befestigt ist. Es wird senkrecht in das Wasser getaucht, und dann die Schnur, welche die Mitte des Rahmens mit dem Ende des Griffes verbindet, gelüst. Der Mann, der das Netz leitet, hält den Griff in der linken Hand, während er mit einem hölzernen Hammer, den er in der Rechten hält, auf den Grund schlägt, und so die Fische und Muscheln, die er gerade trift't, in das Netz treibt. Weite des Netzes 1,2 m, Tiefe 0,70 m. 7) Ein Garneelennetz (Hsia wang) ist aus dünnem Hanfgarn gemacht. Die Maschen sind so eng, dass selbst sehr kleine Fische und Garneelen, wenn einmal gefangen, nicht entschlüpfen können. Das Netz wird auf ein leichtes Bambugestell in der Gestalt einer abgestumpften Pyramide aus- gebreitet. Der Fischer sitzt entweder in einem Boot oder watet im Wasser, indem er das Netz untertaucht, sobald er sich vorwärts bewegt. Höhe 0,70 m, Breite 0.70 m, Länge i m. 8) Das Netz mit Klappern (Kan tseng) unterscheidet sich nur wenig von den eben erwähnten. Der Fischer schlägt das Wasser mit einem hölzernen Stabe, auf welchem Rollen angebracht sind; das Klappern dieser Rollen erschreckt und scheucht die Fische auf, und dann treibt der Fischer sie mit Hülfe des Stabes in das Netz. Wie das vorgenannte, so wird auch das Netz mit Klappern entweder von einem Boote aus gehandhabt, oder der Fischer watet damit einfach durch’s Wasser. Durchschnittliche Dimen- sionen: Höhe 0,35 m, Breite o,5o m, Länge 1,2 m. 9) Die geölten Seidennetze (Yu-ssü wang), in sechs Exemplaren aus- gestellt, werden auf Seen, Flüssen und Kanälen, aber auch an der Küste, wo die Strömung nicht zu stark, viel gebraucht. Bambustangen werden in den Schlamm gesteckt und an diese werden die Netze gebunden. Die Fische verwickeln sich in den Maschen und können nicht entkommen. Von Zeit zu Zeit zieht der Fischer seine Netze ein, und sammelt die Fische in einer Abtheilung seines Bootes. Die Netze sind an den Kanten mit Bambuschnüren versehen, mit denen sie an die aufgerichteten Stangen gebunden werden. Einen zw’eifachen Vortheil haben diese Seidennetze: sie sind sehr haltbar und können kaum im Wasser gesehen werden. Holzöl ist die Substanz, die zum Färben und zur Erhaltung der Netze gebraucht wird. Die Dimensionen der Maschen variiren von 2 — 4 cm; die Länge der Netze beträgt 5o m. Die leichten kleinen Eil- oder Fussböte, (so genannt, weil sie mit dem Fusse fortbewegt werden), die man so oft in den Ge- wässern von Ningpo antrilTt, haben häufig feine seidene Netze über Bord hängen, und so versucht der Bootführer, ohne die Schnelligkeit seines Fahrzeuges zu beeinträchtigen, das Gewerbe des Fischers auszuüben. 220 China. 10) Der Muscheltangapparat (’Ho-pang tou) ist ein dreieckiges Sieh, mit einem dreifüssigen Gestell verbunden. Es wird zum Sammeln der Muscheln in seichtem Wasser gebraucht. Der Apparat wird an einem Boote hängend auf dem Grunde fortgezogen. Mit einer hölzernen Schaufel schafft der Fischer den Schlamm in das Sieb; wenn das Letztere in die Höhe gehoben, sortirt er den Inhalt. 11) Das grosse Krabbennetz (To-hsia wang) hat die Gestalt einer grossen Tasche und hängt an einem Bamhurohr. Eine schwere Kette von Thonrollen umgiebt die Oeffnung der Tasche, um dieselbe zu senken. Das untere Ende des Netzes ist mit einer Strohmatte bedeckt, die zum Schutze des Netzes dient. Das T'o-hsia wang ist aus starkem Hanlgarn verfertigt, und wird von einem Boote aus gezogen. Dimensionen: Oeff- nung der Tasche etwa 3 m im Umfang, Tiefe 0,70 m. 12) Muschelkratzer mit einer doppelten Reihe von je 7 Zinken, in ähnlicher Weise auch im südlichen Europa gebräuchlich. Fig. 143. Musclielkratzer. Aussteller: Die kaiserlich chinesische Regierung. 13) Schöptnetze (Lo wang) sind kleine Sacknetze aut Gestellen von Bambu. Man verwendet sie zum Herausnehmen der Fische aus grossen Netzen oder Behältern. 14) Die grosse Bambukelle (Liao lan) ist ein Korb aus Bambu mit einem langen Stocke; dient zu dem gleichen Zwecke wie die vorgenannten. 15) Das Schleppnetz (Nei-’ho t’o wang) ist aus Hanfzeug gemacht, rechteckig, 3 m hoch und 4 m breit. Man lässt es von einem Boot herab- hängen und breitet es mittelst Stricken aus, die an den Seiten angebunden sind und von Leuten am Ufer stramm gezogen werden. Die zahlreichen verschiedenartig construirten Fischfallen und Angeln gehören zumeist nicht in das Gebiet dieses Berichtes und weisen wir zum Schluss noch auf folgende Gegenstände hin: Bambunadeln und Scheeren zum Anfertigen der Netze, roher Hanf und Hanfgarn, Spinnräder, Mangel- baumrinde, Apparat zum Ausspannen der Netze und Ofen mit Kessel, in I Netze und andere Geriitlie der Seefischerei, 221 welchem die Netze in einer Auflösung von Mangelhaum rinde gefärbt werden; Schildkrötenspeer (ein eiserner Dreizack mit einem langen Griff aus Bambu) siebenzinkige Fischlanzen. (Ein Theil der chinesischen Fischereigeräthe, besonders aus Bamburohr gefertigte, sind dem deutschen Fischereiverein überlassen worden und von dem Ausschuss des letzteren wiederum an die Fischer von Stralsund üherwdesen, welche, wie Flerr Landesökonomierath Amtsberg uns mittheilt, Versuche mit den Geräthen im Frühjahr i88i anstellen wollen.) Japan. Der schöne, lichte Raum, welcher der japanischen Collectivausstellung angewiesen war, bot einen äusserst interessanten Anblick. Die Wände zierten seltsame Bilder, welche Scenen der Fischerei und Meeresgötter vor- llihrten. Eine grosse Karte von Japan zeigte die kartographische Ge- staltung des Inselreichs und seiner Küsten und Eilande. Die Japaner sind ein Fischervolk, und der Fisch die wichtigste Speise von Arm und Reich. Die von dem Commissar, Herrn Matsubara und Prof. Hilgendorf auf das Glücklichste geordnete japanische Collectivausstellung zerfiel in zwei Abtheilungen, nämlich diejenige des japanischen Ministeriums des Innern, Abtheilung für Landwirthschaft, und die des kaiserlichen Departements für Colonisation. Die Letztere umfasste nur Gegenstände aus dem Nord- bezirke, nämlich von der Insel Yeso und den Kurilen. Während in der ersteren die Gegenstände der SüsswasserHscherei besonders zahlreich ver- treten waren, überwog in letzterer die Seefischerei, welche im nördlichen Japan das Hauptgewerbe bildet. Zu allgemeinen Bemerkungen über die japanischen Seefischereien fehlt das Material, wohl aber wurden die einzelnen Gegenstände durch einen sehr eingehenden Specialkatalog trefflich erläutert. Mit Hilfe dieses Special- katalogs geben wir die folgenden Mittheilungen. i) Ausstellung des kaiserlich japanischen Ministeriums des Innern. Fahrzeugmodelle und Geräthe. Hier ist zunächst das Nekosai- ami (Radialnetz) zu nennen, welches im Modell zugleich mit Modellen der zur Handhabung desselben erforderlichen sechs Böte ausgestellt war. Der Specialkatalog giebt folgende Beschreibung dieses Netzes und der Fahrzeuge: 224 Japan. Es bildet einen 940 F. (i Japan. Fuss = o,3o3 m) langen Sack, der an der Oberfläche des Meeres und an dem einen breiteren Ende offen ist. Das schmale Ende ist an einem Floss befestigt; es ist engmaschig (etwa ^1 Z.i und aus ge- gerbter Hanfschnur hergestellt; nach dem offenen Ende zu werden die Maschen des Netzes immer weiter bis zu 3 F. (nach japanischer Bezeichnungsweise 6 F., weil dort die Länge der längsgezogenen Masche gemessen wird) und das Material ist Reisstroh; die Dicke der Fäden steigt bis zu 5'" 1' japan. = 10" jap.-- 100"' jap.i Durchmesser. Zur Festlegung des Netzsackes dient jederseits ein Tau, das von ■ dem Floss ausgeht (Seitentau), mit Schwimmern aus Bambu und durch Säcke voll Steine am Grunde festgeankert. Besonders ist das freie Ende jedes dieser beiden Seitentaue mit einem gewaltigen Schwimmer versehen (Bambu- stangen von 2" Durchmesser und 12' Länge zu einer Rolle von 3' Durchmesser vereinigt), der durch zwei Taue mit je 33 Steinsäcken fixirt wird (jeder Sack besitzt immer ein Gewicht von etwa ijil Centner, i Centner gleich 5o kg.). Diese beiden Schwimmer sind etwa 200' von einander entfernt, und durch ein Tau verbunden, die Netzbreite beträgt hier etwa 600'. Die 36 Schwimmer der Seitentaue sind 10' lang, haben 10" Durchmesser, und die gleich zahlreichen Ankertaue haben je 172 — igo Steinsäcke. Das Floss aus drei 1)6' dicken und Uber 3o' langen Stämmen von Hinoki (Nadelholz, Chamaecyparis) hergestellt, und mit einem vierten höher liegenden Längs- balken, von dem das Netz ausgeht, versehen, ist durch g Taue verankert, deren zwei je gg Säcke, die andern i3 Säcke tragen. In der Verlängerung des einen Seitentaues wird dem Netze noch als Flügel eine Wand angefügt, welche gleichfalls etwa 1000' lang, je nach der Tiefe des Meeres verschieden, etwa 7—22 Faden hoch ist und eine Maschenweite von 3' besitzt. Die Ankertaue gehen abwechselnd senkrecht und schräg auswärts zum Meeresgrund. Zur Fischerei gehören sechs Böte, von denen das der zwei Obertischer mit einem Gerüst versehen ist und seinen Platz dicht an der Seite des Sackes nimmt; es hat auf den Eintritt der Fische aufzumerken. Die anderen 5 befinden sich am Eingang des Netzes und heben, wenn das Commando- boot das Zeichen gegeben hat, den Rand des Sackes an fünf Leinen vom Meeresboden in die Höhe, so den Fischen den Ausgang versperrend. Sie rücken dann den Raum immer mehr verengend und das Netz stets hebend in geschlossener Linie gegen das Floss hin vor, bis zuletzt dicht bei diesem die Fische auf dem engmaschigen Theile von den Böten aus mit Hacken und Kätschern gefangen werden. Jedes der Böte ist mit 5 -7 Fischern bemannt. Der Fischfang mittelst des Nekosai-Netzes wird von Mitte März bis. Ende August betrieben, und zwar werden hauptsächlich Iwashi (Häringe),; Saba (Makrelen), Katsu-uwo, Maguro (Tunfisch) und Adzhi (Stöcker) da-i bei erbeutet. Die Anwendung des Nekosai-Netzes ist vorläufig auf zwei Bezirke! ! I Fahrzeuge und Fanggeriithe. 225 beschränkt, wo es ebenfalls erst seit kurzer Zeit, etwa seit 5o Jahren in Gebrauch ist. Dzhibiki-ami. Zugnetz, Häringsgarn. Für den Fang der Iwashi. Zwei Böte von 46' Länge mit Je 3o — 87 Mann fahren auf die See hinaus und spannen an einer fischreichen Stelle das Netz. Dieses besteht aus einem Sack von 3o — 5o Klaftern (i jap. Klafter 6 Fuss, jap. 1,818 m) Länge mit einer Maschenweite von 2 — 4"'; die einzelnen Netzstücke sind so schmal, dass 20 — 24 zusammengefügt werden müssen. Die Flügel werden gebildet von 3 hintereinander folgenden viereckigen Stücken, zusammen 5o Klafter lang, 12 breit, und mit einer Maschenweite von 5"'. Jedes einzelne Stück besteht aus 4— 5 schmaleren Netzstücken. An diese drei Stücke des Flügels schliesst sich als viertes ein dreieckiges, das aber nicht wie die andern aus Hanfschnur ^mit Saft von Diospyrus kaki gegerbt), sondern aus Stroh ge- flochten ist und weite Maschen hat. Es ist 5o Klafter lang und 12 Klafter breit. An der Spitze des Dreiecks wird das Zugtau befestigt. Der Sack wird durch zwei zusammengekoppelte eimerförmige an der Oberseite der Mündung angebrachte Schwimmer offen gehalten. Die Schwimmer der Flügel sind aus dem sehr leichten Holz Paulownia imperialis (Kiri) oder von Chamaecyparis obtusa (Hi-no-ki) angefertigt. Wenn die Böte das Netz weit genug dem Lande genähert haben, vollenden die am Lande stehenden 40 — 5o Männer und Frauen mit Gürten vor das Zugtau sich anspannend die Landung des Fangs. Die Fischer in den Böten treiben indess durch Schreien und indem sie in das Wasser schlagen, die Fische in den Sack hinein. Mit Kätschern werden dann die Iwashi an’s Ufer gebracht und dort in Haufen aufgestapelt. Oefter ist das Netz so voll, dass der Sack platzt, weswegen die Fischer zwei Reserve-Säcke in Bereitschaft zu halten pflegen. Mitunter werden die Netze auch auf offenem Meer in die Böte entleert. Gegen hundert verschiedene Sorten von Angeln, grösstentheils aus Stahl, einzelne aus Messing zeigten die sehr verschiedenartigen in Japan gebräuchlichen Formen und Grössen dieses Fischereigeräths. Unter ihnen heben wir hervor: Die Angel für Katsu-uwo (Thynnus pelamys) Tunfisch. Die Ruthe der gewöhnlichen Angel ist über 20' lang mit ebenso langer Hanfschnur, ohne Schwimmer und Senker. Der Haken ist von Stahl, nicht mit einem Bart versehen. Als Köder wird der Iwashi benutzt. Die Fischer fahren in einem Boote, das ähnlich den zur Iwashi-Fischerei benutzten, aber grösser ist, in’s Meer bis 20 Meilen weit hinaus; bei weiteren Ent- fernungen müssen sie über Nacht auf dem Meere bleiben, sonst kehren sie Abends zurück. Um die Katsu-uwo herbeizulocken, streut man zunächst frische Iwashi aus, dann wirft man die Angeln, der ganzen Seite des Bootes entlang, aus. Wenn die Fische so zahlreich anbeissen, dass für das Auf- stecken des Köders nicht Zeit genug übrig bleibt, so nimmt man zu einer Seolisclierei. 1 5 22Ö Japan. anderen Angel mit künstlichem Köder seine Zuflucht. Dieser besteht in der Nachbildung eines Tintenrisches durch ein Stück Horn mit 2 Lappen von Fugu (Igelfischart) oder Haiflschhaut an dem Hakenende; statt der Hautstreifen kommen auch Federn in Gebrauch. Die Ruthe ist kürzer als bei der andern Angel und die Schnur nur wenig über einen Fuss lang. Diese Angelmethode heisst Tsuno-dzuri (Horn- Angeln.) Zur Aufnahme der gefangenen Fische dient ein Raum im mittleren Theil des Bootes, in den das Meerwasser durch Löcher Zutritt hat, also eine Bünge. Der Katsu- Liwo wird in dieser Weise von März bis Dezember geangelt. Angeln für Tintenfische. An einer 4—5' langen starken Ruthe ist die sehr lange, dicke Hanf- schnur befestigt, die an ihrem Ende einen künstlichen Fisch von dunkel- farbigem Holz trägt, ln der Brustgegend sind als Senker einige Bronce- münzen radartig beweglich eingesetzt; die Flossen werden durch Pferdehaare ersetzt und der herabgebogene Schwanz endet in einem Kranz von Haken. Ein Stück Bambu dient beim Transport als Futteral für den Fisch. Eine andere in Fig. 144 abgebildete Art wird wie folgt beschrieben: Aus einem länglichen Bleistücke gehen am untern, dickem Ende kreisförmig geordnete Haken (a) hervor. Die Schnur besteht aus einem langen starken Hanffaden. Unter den Reusen ist besonders das in Modell (Yeoo natürlichen 1 Grösse) ausgestellte Yeri oder grosse Reusensystem, von welchem die Abbildung eine Anschauung giebt, hervorzuheben. Das Yeri wird in dem durch einen Abfluss mit der Bucht von Hiogo in Verbindung stehenden : Biwa-See angewendet und bleibt vom Frühjahr bis Herbst stehen. Es hat drei Quertheile: der erste, grösste Theil ist aus Bambustreifen von 18 bis ei Fig. 144. Japanische Tintentisch-.\ngel. .\ussteller: Das Kaiseilicli Japanische Ministerium des Innern. Fanggerätlie; Angeln und Reusen. 227 21 mm Breite hergestellt, die mit dicken Strohseilen dnrchflochten werden. Es fangen sich hierin grössere Fische: Karpfen, Goldfische und andere. Der mittlere Theil hat ßambustreifen von i5— 18 mm Breite, die durch Strohseile geringerer Stärke vereinigt sind. In der dritten Abtheilung, Fig. 145. Yeri, grosses Reusensystem. Aussteller: Das kaiserlich Japanische Ministerium des Innern. deren Bambustreifen nur 3 — 4'" Breite messen, während die dazwischen geflochtenen Seile aus Fasern der Palmblätterscheiden bestehen, fängt man die kleinen Fische. Hierbei werden Körbe aus Bambustäben mit einer Kehle benutzt. Unter den Werkzeugen zur Bearbeitung von Rohstoffen für Fischerei- geräthschaften sind die Filetnadeln aus Bambu zu erwähnen, welche in der Form den europäischen ähneln. Die Maschen werden über Brettchen geschürzt, deren Breite der halben Länge einer ausgezogenen Masche 228 Japan. entspricht. Das Material für die Netze (ami) ist hauptsächlich Hanl, ferner Stroh und Seide. Zu starken Tauen werden öfter die Fasern der Blatt- scheiden der japanischen Palme (Chamaerops excelsa), die den Stamm überkleiden, benutzt. Die Knotung der Netze weicht von der in Europa üblichen nicht ab, sowohl der einfache als der sogenannte Maschinen- knoten sind gebräuchlich. Die Netzstücke sind meist schmal, 2—3' lang und werden der Länge nach zu grossem Stücken vereinigt. Da Kork von den Japanern überhaupt nicht gebraucht wird, sind auch die Schwimmer nie aus diesem. Material, sondern aus Holz oder ßambu. Die Schnüre be- stehen aus Hanf, Seide oder Pferdehaaren. Eig. 146. hvashi-liiki-ami. Netz für Iwashi. Im Modell ausgestellt vom kaiserlich japanischen Ministerium für Colonisation, Schliesslich sei noch auf die drei Modelle von Böten für den Walfisch- fang, welcher früher in grösserem Umfang, jetzt nur noch schwach von der östlich der Krusensternstrasse belegenen Insel Firato aus betrieben wird, sowie auf das Modell eines japanischen Fischerboots hingewiesen, welches Herr Kapt. zur See Paschen ausgestellt hatte. 2) Ausstellung des kaiserlich japanischen Departements für i Colonisation, Dieselbe umfasste Geräthe und Fahrzeugmodelle, sowohl der auf der Insel Yeso und den Kurilen ansässigen Japaner, als der den^ Norddistrict bewohnenden Aino’s. Hier sind besonders hervorzuheben: Das Modell eines Netzes für Iwashi hier abgebildet. Der Specialkatatog giebt von diesem Netze folgende Beschreibung: | „Es ist ein Sack mit zwei Flügeln; jeder Flügel ist der Länge nach in tünt’ Stücke von 25' Länge getheilt, jedes Stück wieder der Höhe nach aus sechs 1 Netzstücken, (Bahnen) 100 Maschen breit, und einer oberen und unteren grob-! maschigen Kante zusammengesetzt. Die Maschenweite im Sack beträgt 2^"', in' dem benachbarten Theil des Flügels 2^4'" und wächst allmählig bis zum Flügelendej auf 2)^". Die Zahl der aneinandergefügten Netzstücke wird mitunter auf i5 ver-, mehrt. Das Gewicht der Netzstücke schwankt vom engsten bis zum weitesten von 1260 zu 3ooo Gramm. Ferner verzeichnen wir: ein feststehendes Netz oder Reuse für den Fang von Häringen; ein Häringsklebnetz (die Häringe werden in Massen Fanggeräthe; Häringsiictz und Tintenfischangel. 229 sowohl mit Hülle dieser Fangapparate, als mit Zuggarn von Ende Marz bis Anfang Mai an allen Küsten des Norddistricts gefangen und sowohl zur Nahrung wie zum Dünger benutzt); Harpune für Delphine und grössere Ohrenrobben, Grundangeln mit zahlreichen Haken für den Fang von Dorschen. Ein eigenthümliches Schleppnetz für den Fang von Seewalzen welches der Specialkatalog wie folgt beschreibt: ,,Ein Holzbalken von 4' Lange trägt 4 nach unten gerichtete Holzstücke, deren Spitzen mit Eisen beschlagen sind; durch die Spitzen ist ein Riemen vom Fig. 147. Tintenfischangel aus dem Nordbezirk von Japan. Ausgestellt von Kaiserlich japanischen Departement für Kolonisation. Fell der Ohrenrobbe gezogen, welcher die Seewalzen vom Meeresboden abstreift, die sich dann in den 3' langen Netzsack mit Maschen von iV^'" Weite hinein- schieben. Vor der Mündung ist an jedem der beiden Mittelhölzer ein Bügel aus Weinrebe angebracht; er umspannt einen Stein von 12 Pfund Gewicht, der das Netz gegen den Boden zu drücken hat. Beide Bügel werden vorn durch ein Holzstück auseinander gehalten und tragen die Zugleine, deren Länge sich auf 30—40 Klafter beläuft. Die Seewalzen liefern bekanntlich den in China als DelL catesse so sehr gesuchten Tripang, in Japan Iriko genannt. Die Angelhaken haben einen cylindrischen oder spindelförmigen künstlichen Köder aus Blei, Holz oder Horn, der öfter noch mit Summe (getrocknetem J'intenfisch) oder Schollenhaut umwickelt wird. Die Kaken stecken kranzförmig 230 Japan. umgeordnet am Unterende. Das Vorfach ist meist von Tegusu, der ausgezogenen Spinndrüse einer Seidenraupenart, gearbeitet. Gewöhnlich sind zwei Haken an einem Bügel gemeinschaftlich befestigt, an jedem Ende einer; in der Mitte be- findet sich die Schnur, mit welcher die Angel herabgelassen wird, und ein Senker von Blei oder Stein.“ Abgesehen von dem nächsten Interesse für die Fischerei bot die Aus- stellung aus dem japanischen Nordbezirk in ethnographischer Beziehung vieles Neue; hierzu gehörte namentlich auch die von Herrn Oberstabsarzt Müller in Berlin ausgestellte bildliche Darstellung des Fischfangs bei den so wenig bekannten Aino’s. Niederländisch Indien. Es würde den Raum dieses Berichtes weit überschreiten, wollten wir die so ausserordentlich reichhaltige, überaus anziehende Collectiv-Ausstellung von Fischerei-Geräthen und Fahrzeugen aus Niederländisch-Indien auch nur innerhalb der Grenzen dieses Berichtes, also in Bezug auf die See- ßscherei in der Weise besprechen, dass alle von den einzelnen Oertlich- seiten ausgestellten Gegenstände in ihrer Eigenthümlichkeit und ihrem Gebrauche, näher erläutert würden. Wir beschränken uns vielmehr nach einigen allgemeinen Bemerkungen auf die kurze Beschreibung einer Anzahl besonders charakteristischer Objecte. Der insulare Character von ganz Niederländisch Indien, der Reichthum des Meeres an geniessbaren Seethieren, die Sitten und Lebensweise vieler malayischer Stämme, endlich das Geschick des Malayen zum Seegewerbe wirken zusammen, um die Fischerei zu einer, zahlreiche Kreise der Be- völkerung ausschliesslich oder doch wesentlich beschäftigenden Thätigkeit zu gestalten. Im Gegensatz zur chinesischen Abtheilung, wo nur eine Provinz vertreten war, stammten die niederländisch-indischen Gegenstände aus 20 verschiedenen Oertlichkeiten des ausgedehnten Archipels und, soweit es die Räumlichkeit gestattete, tvar die Aufstellung und Anordnung so be- wirkt worden, dass die sämmtlichen Gegenstände von einem Orte auch zu- sammen gruppirt waren. Die meisten Objecte laut Specialkatalog, der gegen 45o Nummern zählte, bestanden in einer Sendung des Departements van Onderwijs resp. des Directors des Unterrichtes, Cultus und der Industrie in Batavia, Herrn W. Stortenbeker; ergänzt wurde diese reiche Sendung noch durch Fahrzeugmodelle aus Singapore und Djohore, welche der Maha- radscha von Djohore, Abu Bakar, durch Fischereigeräthe von der Insel Labuan, der englischen Colonie an der Westküste von der Borneo, welche der stellvertretende Gouverneur Herr William Hood Treacher und durch Modelle aus dem Sulu-Archipel, welche Herr Schift'skapitän L. H. Schück 232 Niederläiidiscli Indien. in Jolo eingesandt hatte. Im Ganzen waren namentlich folgende Theile der ostindischen Inseln vertreten: Molukken: Amboina, Bandanera, Ter- nate; Sumatra: Atschin (Nordwestküste), Palembang (Südtheil) und Ost- kUste; Inseln Bangka und Blitong (Billiton); Rio: Inseln Bintang, S. O. der Halbinsel Malakka; Djohore (auf Malakka) und Singapore; Borneo (Band- jermassing, Südostküste, Pontiänak, Westküste und Labuan, Nordwestküste); Suluarchipel; Java (Batavia, Surabaya, Nordküste der östlichen Hälfte, Banjuwangi, Ostprovinz; Nachbarinseln Madura und Bali); Cele'bes(Makassar, Südwestküste und Menado, Nordostküste); Insel Timor. Statistische Ueber- sichten über Umfang und Werth der Seefischereien von Niederländisch Indien giebt es nicht, doch finden sich in verschiedenen Reisewerken und namentlich in der trefflichen Monographie des Professors Veth über Java (Harleni iSpS) mancherlei Angaben über die in den verschiedenen Theilen des Archipels betriebenen wichtigeren Fischereien. Sehr umfangreich ist besonders der Fang der verschiedenen Makrelenarten, der Haie, Seebarsche, der Schildkröten, Perlmuscheln und der Seewalzen (zur Bereitung des Tri- pangs.) Die grosse Mannigfaltigkeit der ausgestellten Geräthe (Netze der verschiedensten Art und Beschaffenheit, Angeln, Haken, Kratzer und Harpunen, endlich und vor allem der Reusen) zeigte den erfinderischen Sinn des für den Industriebetrieb überhaupt so anstelligen Malayen. Da war z. B. das Pukat von Atschin in V-,o der natürlichen Grösse, ein Riesennetz, welches am untern Rande mit Steinen beschwert im Halbkreise vom Strande ausgeworfen und wieder an Land gebracht wird; der Drache, Sakarawang, aus einer Rio genannten Pflanze verfertigt, den der Fischer an einer Leine steigen lässt und in dessen aus Lianen bestehenden Enden eine Spinnewebe befestigt ist, welche mit dem Köder auf der Oberfläche des Wassers hin- gleitet, ferner: ein Stück des aus Baumwollen- oder Arakangarn gefertigten „Umzinglungsnetzes” der Molukken; da waren zahlreiche Sero’s oder Reusen in Modellen; das grosse Wurfnetz von Madura; die grossen Angel- apparate mit Hühnerfedern eben daher. Vielerlei Scheeren-, Senk- und Schöpfnetze zum Fange, namentlich auch der kleineren Seethiere, Körbe der verschiedensten Art u. A. Nicht minder vollständig waren die Fahr- zeuge in Modellen und einzeln auch im Original vertreten. In erster Linie ist hier das grosse Fischerboot von Madura 12 m lang, breit und beinahe i m tief zu erwähnen; es ist aus einem Baumstamm verfertigt, hat zwei Ausleger aus Bambu und sind die Bordränder durch Planken erhöht. Es wird hauptsächlich zum Fang der Makrele (Kembang) verwandt. Die mit 3 Fischern bemannten Böte begeben sich meilenweit in See auf die ihnen bekannten Sammelplätze der Makrelen. Um sie zu fangen, wenden die Fischer einen Kunstgriff an. Sie bringen grosse Mengen Cocosblätter auf die Fischplätze, verknüpfen sie mit einander und bilden gewissermaassen künstliche grüne Bäume (Ondjem), die sie mit 3oo F. langen Tauen an grossen Steinen estmachen. Die Fische sammeln sich unter dem Schatten der Palmenblätter. | Fahrzeuge. 233 werden durch das Netz umzingelt und flüchten hinein, wenn das Ondjem hoch gezogen wird. Ohne diese List fängt man keine Fische. Die Fischer bleiben oft mehrere Tage in der Nähe des Ondjem liegen, um eine günstige Gelegenheit abzuwarten. Auch auf einem Bambugestell sitzt ein Mann und hält vor dem ausgespannten Netze ein kleines Ondjem, 4 Faden tief, in das Wasser, um die Fische anzulocken. Nur von Juni bis September und allenfalls October findet Kembang-Fischerei in grösserem Maasse statt; während der übrigen Monate liegt die Prau auf dem Lande, in der Nähe des Dorfes, wohl unter Dach, frisch kal fatert und gekalkt. Es ist ein gutes Seeboot, schnell, und wegen der Ausleger selbst bei starkem Winde sicher. Bei einem Fange beläuft sich der Gewinn einer Fig. u8. Söppe von Celebes zum Fang von Holothurien (Tripang), Schildkröten und Fischen ausgerüstet. Im Modell ausgestellt vom Departement van Onderwys in Batavia. Prau auf 3o— 80 Gulden; er geht gewöhnlich in 7 Theile: 2 für den Eigenthümer des Bootes und Netzes und i für jeden Mann. Ist einer der Fischer zugleich Eigenthümer, so erhält er 3 Antheile an Allem, was gefangen wird. (Sp. K.) Der Kembang bildet, mit Salz, Turmerik (Curcuma) und Betelpfeffer eingekocht, in irdenen Töpfen eingemacht, unter dem Namen Pindang in Ostjava einen ansehnlichen Handelsartikel. Unter den Fahrzeugen nennen wir ferner drei weitere Modelle von Madura, Modelle von Frauen von Cele'bes, Amboina, von Batavia (haupt- sächlich zur Aufstellung der Sero’s dienend), von Rio, Sumatra, Surabaya und Ternate. Die Abbildung zeigt eine Söppe' von Celebes. Das Fischervolk der To-ri-djene, d. i. Wassermenschen, wie man sie in Makassar nennt, lebt immer auf diesen Söppe s, die nur einen Mast haben und deren Gehalt selten mehr als 7 bis 8 Koyau’s (ein Koyau — 234 Niederländisch Indien. I 3o Pikul, etwa i85o kg) beträgt. Jede Söppe dient in der Regel nur einer Familie als Aufenthalt und Wohnsitz. Für die grösseren Reisen, welche dieses Fischervolk zum Zweck des Tripang-Fanges unternimmt, werden grössere Paduakan’s von lo— 15 Koyau’s und mit 20—40 Leuten bemannt, benutzt. Fig. 149. Sampan pamiikat, kleineres Fahrzeug zum Trubukfang mit Sügenetz in der Brouwer-Strasse. Ausgestellt von Director t\'. Stortenbeker in Batavia. Der Fang der Trtibuks, einer Alosenart, geschieht in der grossen Saison, September bis November und in der kleinen Saison, Februar bis April; es ist eine seit Jahrhunderten bestehende Fischerei, an welcher sich gegen 5oo Fahr- zeuge betheiligen und deren jährlicher Ertrag auf 7—8 Millionen Fische geschützt wird. Die Netze sind 36—42 Faden lang. Der Rogen bildet ge- salzen einen wichtigen Handelsartikel, der fast ganz in den Händen der Chinesen von Singapore liegt. Die Abbildung Fig. 149 zeigt eines der bei dieser Fischerei verwandten Fahrzeuge. Die nebenstehende Abbildung Fig. i5o zeigt ein Fischerboot von Amboina. Es ist aus sehr dauerhaftem Holze gemacht, 12 — 14 m lang, 2‘/2m breit und mit i3 Leuten (einem Steuermann und 12 Ruderern) bemannt. Das baum- wollene Fischernetz dieser Böte hat gewöhnlich eine Länge von 260 m bei einer Breite von 24 m in der Mitte und 9 m an den Enden; es wird im Tiefwasser der Bai von Amboina ausgelegt und geht der Ertrag in drei Theile: '/j für das Fahrzeug, V3 für das Netz, '/3 für die Fischer, sodass der Besitzer des Netzes, welcher gewöhnlich auch Eigenthümer des Bootes ist, 2/3 des Gewinnes erhält. Ein Paisal, Amboina, ist meist nicht über 4 m lang, 3 Hand breit und kostet etwa 3 Gulden. Es trägt nur einen Mann, der gewöhnlich in der Mitte des Kahnes seihst Platz nimmt. Nur sehr geübte Fischer können damit in See gehen (jeder andere würde damit Umschlägen); diese aber wagen sich selbst bei schlechtestem Wetter weit in’s Meer hinaus und fischen mit zwei rechts und links aus dem Boote hinausragenden Angeln, Fahrzeuge. 235 die mit feinen Kupferdrähten, statt mit Schnüren, versehen sind. Als Köder dient eine am Angelhaken befestigte Hühnerfeder, die bei der schnellen Fahrt nur die Oberfläche des Wassers streift. Das Paisal dient nur zum Tjankolofange (Tjankolo, Tjankolon, Tjankolong, vermuthlich - tjikalang, Thynnus pelamys, Bonit). Bei sehneller Fahrt durch einen Schwarm dieser Fische kommt es vor, dass an jeder Angel zugleich ein F'isch anbeisst. Am Strande angekommen, nimmt der Fischer seinen Kahn auf die Schulter und trägt ihn gemächlich nach Hause, Fig. i5o. Orembui djariii, Fischerboot von Amboina. Ausgestellt vom Departement des Unterrichts in Batavia. Von den Geräthen besprechen wir hier noch einige, die allgemein in Gebrauch sind oder die sich durch besondere Eigenthümlichkeiten aus- zeichnen. Die Sero’s werden bis zu 10 ja 20 m Länge hergestellt, und beträgt ihre Höhe über dem Wasser bis zu 272 m. Es sind einfach kolossale Reusen. Gewöhnlich werden sie nur aus Bambustäben angefertigt, wobei die Ver- bindung mit Rotang*) oder öfter Gemuti-Tau bewirkt wird, welches letztere *) Der Rotang, besser rotan, Niederländisch rotting ist bekanntlich der oft ausserordentlich lange Stamm oder Stiel der Rohrpalme, die in endlos verschie- denen Arten in den tropischen Wäldern vorkommt. Sie gehört zur Familie der Palmen und wird jetzt von den Botanikern in zwei Geschlechter geschieden, Calamus und Daemonorops. Der Handel unterscheidet die Rotang-Arten in Hand- 236 Niederländisch-lndien. aus der haarigen Bekleidung der Stämme der Arenga Saccharifera her- gestellt wird. Die ganze Länge der ßambustäbe ist etwa 8 — 9 m. Die Länge und Form der Sero’s hängt von den vorhandenen Mitteln und der Bodenbeschaffenheit ab. Die Anfertigung einer Sero ist ziemlich kostspielig: man berechnet in Ternate die Herstellungskosten einer Sero im Durch- schnitt auf etwa 400 Gulden, während die Betriebskosten jährlich etwa 3oo Gulden betragen. Gewöhnlich hält sie sich nur 8 Monate, da sie vom West- Monsun meistens so sehr mitgenommen wird, dass sie gänzlich er- neuert werden muss. Da jedoch der W^erth der in einem Jahre mit Hülfe einer Sero gefangenen Fische auf etwa 1000 — 1200 Gulden angenommen werden kann, so wirft sie immer noch einen Gewinn von 5oo Gulden ab. Fifi. i5i. Sero, von Palembang, Reusengestell aus Bambu, für Ebbe und Fluth. Ini Modell ausgestellt vom Departement des Unterrichts in Batavia. Die äussersten Flügel lassen sich öffnen und schliessen, so dass die Fische bei abfliessendem Wasser von der einen, bei steigendem Wasser von der anderen Seite in die Reuse gerathen. Diese Sero von Palembang hat die gewöhnliche Form, wie man sie, freilich mit manchen Abweichungen, überall in Niederländisch Indien findet. Die Sero von der Insel ßlitong dagegen, welche in Fig. 162 veranschaulicht wird, unterscheidet sich durch ein, über dem Ende der Reuse angebrachtes Dach von anderen Sero’s. Diese Vorrichtung wird, wie uns Herr Professor Veth mittheilt, nur an den Sero’s des bekannten malayischen Seevolkes der Orang laut, auf Celebes Tu ri-djene oder ßajo’s genannt und der Bantiks, eines bisher räthselhaften Stammes, der sich in der Nähe von Menado an- Rotang und Rinde-Rotang. Erstere umfasst die Stämme, welche als Spazierstöcke dienen können, und daher grösseren Werth haben; aber die langen, dünnen, biegsamen Stiele der gewöhnlichen Rotang- Arten sind unendlich viel nützlicher, da sie ein ausgezeichnetes Bindemittel sind, welches den Eingeborenen nicht nur zur Verpackung, sondern auch zum Hausbau dient. Die Verbindung des Bambu geschieht im indischen Hausbau gewöhnlich durch Rotanstricke. Sie eignen sich sehr gut auch als Bindemittel bei Anfertigung der Sero’s, wenngleich, wenigstens im östlichen Archipel, dazu vorzugsweise das Gemuti-Tau gebraucht wird. (Be- merkung des Herrn Prof. Veth.) Fanggeräthe; die Sero's etc. 237 gesiedelt hat, angetroffen. Ein Stamm der Wassernomaden der Orang laut, Orang Sekoh, hat sich auf Veranlassung der niederländischen Regierung auf der Insel Blitong niedergelassen und treibt auch dort neben dem Landbau mit Vorliebe die Fischerei. Das Dach hat den Zweck, die im Ende der Reuse sich ansammelnden Fische vor den Sonnenstrahlen zu schützen und ist mit einer Klappe versehen, welche geöffnet wird, wenn die Fische herausgenommen werden. Fig. i52. Sero von der Insel Blitong. Ausgestellt vom Departement des Unterrichts in Batavia. Die nachstehende Abbildung endlich führt den Apparat zum Fischen von Perlmutterschalen, welcher im Sulu-Archipel gebraucht wird, vor. Fig. i53. Modell eines Apparats zum Losbrechen von Perlmutterschalen im Sulu-.\rchipel. Ausgestellt von Kapitain L. H. Schück in Jolo. 238 Niederländisch Indien. Die Kugel dient als Senker; im Uebrigen erklärt sich das Bild von selbst. Die Maasse des Originals haben leider nicht ermittelt werden können. Tuwas, Gestell zum Fischfang, nur bei den Malayen im Gebrauch. Es ist etwa sieben Faden hoch, und wird in der See an Stellen mit starker Strömung errichtet; die Oeffnung ist dem Lande zugekehrt. Zwei Fischer nehmen unter dem Dache Platz, lassen das grosse schaufelförmige Geflecht Fig. 154. Tuwas, Gestell zum Fischfang. Modell ausgestellt vom Departement des Unterrichts in Batavia. nieder und binden sein Hintertheil fest, damit der vordere Rand be- wegungslos auf dem Seeboden aufliege. Hat die Strömung eine hin- reichende Menge Fische und Krabben in die Schaufel geführt, so steigen die Fischer hinab, binden das Hintertheil los, stellen sich darauf und heben durch ihr Gewicht, wie bei einer Wippe, die Schaufel mit ihrem Inhalte in die Höhe. Das Boot ist grade unter dem Sitzplatz der Fischer so auf- gestellt, dass der untere Rand des Hintertheils der Schaufel auf seinem Rand zu liegen kommt. Die Schaufel wird dann mit Stricken vorn hoch- gezogen, hinten geöffnet und ihr Inhalt fällt in das Boot. Brasilien, Samoa-Inseln, Annam, Madagascar. Brasilien war auf der Ausstellung im Fache der Seefischerei recht gut vertreten, vornehmlich durch die reiche Sendung des Generaldirektors des National- Museums zu Rio de Janeiro, Herrn Dr. Ladislau de Souza Mello E. Netto, sowie durch einige Fahrzeuge in Modellen und Origi- nalen, welche die Kaiserlich deutschen Consuln Haupt in Rio und La p orte in Bahia überschickt hatten. Die umstehende Abbildung zeigt das an der Küste von Bahia zum Walfang verwendete Fahrzeug, die Lancha. Die Lancha hat eine Länge von 64 Falmos (i Falmo — 9 Z.) und ge- hören zu jeder Lancha 10 kleine Böte, von welcher aus die Wale harpunirt werden. Gegenwärtig beschäftigen sich bei Bahia mit dem Walfang 10 bis 16 Lanchas. Der Ertrag dieser Fischerei wird auf 35 — 40,000 Canadas (eine Canada — 7,1 5 1.1 angegeben. Bemerkenswerth ist, dass das Fleisch der Wale der Bevölkerung als Nahrungsmittel dient, während sonst der Walfang nur des Thranes und der Barten wegen betrieben wird. An Fahr- zeugen waren ferner ausgestellt drei Jaganda’s, zwei Modelle und ein Original, (Fischerflösse), deren eines in der Abbildung vorgeführt wird; das Modell einer Montaria mit vollständiger Ausrüstung für die nächtliche Fischerei des Pirarucü (Arapaima gigas, zu der Familie der Weichflosser gehörig), welche bei Fackelschein mittelst Harpunen betrieben wird; endlich das Modell eines Fischercanoe’s mit Ausrüstung aus der Bai von Rio. Zahlreiche Modelle von Spiessen, Harpunen, Pfeilen, Lanzen zeigten, dass die Wurfgeräthe beim Fisch- und Schildkrötenfang an der brasilianischen Küste eine grosse Rolle spielen. Die nachstehende Abbildung veranschau- licht einen Corral, Fischzaun, wie er bis vor drei Jahren an der Küste von Brasilien noch gebräuchlich war und wie er an ausgedehnten Küsten tropi- scher und subtropischer l^änder (Chile, Philippinen) noch heute in An- 240 Brasilien, Samoa-Inseln, Annam, Madagascar. Wendung kommt, obgleich die zerstörende Wirkung desselben auf den Fischbestand auf der Hand liegt. Dr. Martin berichtet in Lindeman’s Seefischereien über die chilenischen Corrals: Fig. i55. Boot zum Walfang an der Küste von Brasilien. Aussteller; Consul F. Laporte in Bahia. Fig. i56. Brasilianische Jaganda (Fischerboot). Ausgestellt von Consul Haupt in Rio. „Ein Corral wird hergestellt, indem eine seichte Stelle am Strand bei tiefer Ebbe durch Stäbe, welche man in den Schlamm treibt und mit Ruthen verbindet, abgezäunt wird. In manchen Gegenden der Insel Chiloe be- Fischerböte und Kanoes. 241 trägt der Unterschied zwischen Ebbe und Fluth mehr als 23 Fass. Da braust denn mit furchtbarer Macht die Fluth hinein und strömt nach Ausgestellt vom Generaldirector des Nationalmuseums zu Rio, Dr. Sou za Mello E. Netto. 6 Stunden wieder reissend ab. In dem Corral bleibt also Alles zurück, was mit der Fluth hineingerieth.” Fig. i5S. Brasilianischer Fischzaun (Corral). Ausgestellt vom Generaldirector des Nationalmuseums zu Rio, Dr. Souza Mello E. Netto. In der Bai von Janeiro ist die Anwendung des Corrals seit 1877 verboten. Seefischerei. l6 243 Sanioa-Jiiseln. Samoa-Inseln. Verschiedene Fischereigeraihe der Samoa -Inseln waren durch das Kommando Sr. Majestät Schiff „Ariadne” ausgestellt, nämlich: i) Modell eines Bonito-Kanoes, Angel mit Schnur zum Fang grösserer Fische. Länge des Kanoes 10 m, Länge der Ruder etwa 1 m, Länge der Fig. i5g. Bonito-Kanoe mit Ausleger. (Samoa-Inselii.) aus Bamhu bestehenden Angelruthe 10 m. iHiernach ist im Verhältniss zum Kanoe die nachstehend abgebildete Angelruthe um die Hälfte zu klein dargestellt.) Das Material des Kanoe’s ist Brodfruchtbaum ; bei der Fischerei wird die Angelruthe in die dafür im Kanoe befindliche Gabel gelegt und Fig. 161. Bonito-Angel und -Angelschnur (Samoa-Inseln). Ausgestellt vom Commando Sr. Majestät Schiff „Ariadne“. zwar vorn heraus. Die Leute rudern nun vorwärts, so dass der aus Perl- mutter bestehende Angelhaken wie ein fliegender Fisch auf dem Wasser tanzt. Die Leine der Angel besteht aus Cocos- Bastfasern. 2) Wurfnetz (natürliche Grosse), Material Cocos-Bastfaser. Fangobject kleine Fische. Art des Gebrauchs: Der Mann steht in flachem Wasser, das Netz in der Hand zum Wurf bereit. Sobald er Fische sieht, wirft er das Boiiito-Fang. Das Aiinamitisclie Gell Tiili. 243 Neiz über dieselben, springt hinzu und fängt die Fische in der Weise, dass er einen nach dem andern durch einen Biss in den Kopf tödtet. Hat er sich auf diese W’eise aller Fische versichert, dann hebt er das Netz und sammelt den Fang ein. 3) Zwei Handnetze (natürliche Grösse). Das aus Cocos-ßastfasern ver- fertigte Netz dient an einem Stock zum Fang grösserer Fische, welche Nachts bei Fackelschein auf tiefem Wasser vom Canoe aus gefangen werden. Das Netz mit zwei Stöcken wird von Weibern benutzt, um in Bachern W^asser kleine Fische zu fangen, ln jeder Hand einen Stock, watet die Fischerin in das Wasser, das Netz dicht auf die Oberfläche des letzteren haltend, und hebt es dann mit den Fischen heraus. 4) Zwei Fischspeere (^natürliche Grösse). Sie dienen zum Fang von Fischen in flachem Wasser. Der Fischer steht w'urfbereit und wirft den Speer gegen den Fisch, welcher natürlich nur stark beschädigt zu er- langen ist. Zum Angeln grösserer Fische verwendet der Samoaner als Köder entweder den matt-w'eissen Korallenstein zur Darstellung einer Garneele, oder dunkelschillerndes Perlmutter zur Darstellung eines Fisches. Annam. Die Herren Carl Ethe und Bruno Köver zu Saigon (Cochinchina) hatten eine Reihe annamitischer Fischereigeräthe ausgestellt, von welchen aus dem Gebiete der Seefischerei die folgenden Gegenstände nähere Be- sprechung verdienen. 1) Modell eines Bootes zum Fangen von Fischen, Krebsen und Krabben im flachen Wasser, annamitischer Name Geh Täh, aus einem Stamme ge- fertigt; gewöhnlich 2;^ — 3 m lang, m breit. Eigenthümliches System. Der Fischer sitzt hinten und rudert mit einem kurzen Handruder. Das Boot wird durch einen grossen Stein vorn fest auf der Wasserlinie niedergehalten und lehnt auch etw’as nach rechts, so dass das weisse Brett mit dem Rande auf dem Wasser liegt. Die rechts an der Seite durch’s Wasser streifende Harke scheucht die Thiere auf, die, durch das weisse Brett getäuscht, aus dem Wasser in’s Boot springen Um ein zu weites Springen über das Boot hinweg zu verhindern, ist links ein Netz am Boote angebracht, welches die guten Springer auffängt, so dass sie in’s Boot zurückfallen. Im Boot ist Wasser, w'eshalb es innen mit Oel gestrichen ist, und darüber sind Zweige von Pflanzen gedeckt, welche die Thiere verhindern, wieder herauszuspringen. Der Fischer hat also nur zu rudern und die Fische nachher aus dem Boote zu nehmen. 2) Modell eines anderen, Geh-Rö genannten Fischerboots mit Modell des dazu gehörenden Hebenetzes. Madai;ascar. 244 Fig. 1Ö2. Geh Tiih. Annamitisches Fischerboot. Ausgestellt von den Herren C. Ethc und B. Köver zu Saigon iCochinchina). 3) Modell eines für 8 Ruderer bestimmten Bootes zum Transport der ; Seefische. 1 4) Abschnitte von Rotang und Cocosfasertauen. 1 Madagascar. i Die Fischereien von Madagascar und benachbarter Inseln (Mauritius, | Reunion, Comoren, Aldabra etc.) veranschaulichten neun von dem bc- j kannten Madagascar- Reisenden Francois Pollen eingesandte colorirtc Bilder. Die dortigen Küstengewässer und namentlich der Canal von Mo- zambique sind sehr fischreich, doch wird die Fischerei noch auf sehr primitive Weise und nur an den Küsten betrieben. Hauptsächlich sind! Makrelen-, Tun- und Härings-Arten, Lippfische, Haie, Rochen und Schild- kröten Gegenstand des Fanges, der in Piroguen (aus einem Baumstamm verfertigten, von 2 — 3 Leuten bemannten, etwa 8 ni langen, (4™ breiten und ’/g m tiefen Fahrzeugen), mit Leinen und Angeln, mit sehr geschickt gehandhabten Harpunen, ferner am Ufer mit Fischkörben, mit Zugnetzeni aus Cocosbastfaser bei 7 cm Maschenweite von Knoten zu Knoten, endlich j mittelst halbkreisförmig aufgebauter Felsendämme (parcs de röche) betriebenj wird, in deren eingeschlossenen Raum die Fische durch den Ebbestrom geführt werden. Bemerkenswerlh ist der nächtliche Haifischfang mittelst grosser mit Aas beköderter Angeln, die an Ketten hängen, während diese letzteren wiederum mit langen, starken, am Ufer festgelegten Tauen ver- bunden sind. ! Berlin, Druck von W. Biixenstein. Verlag- von PAUL PAREY in Berlin SW., 91 Zimmerstr. Von der Direction der Internationalen Fischerei-Aus- stellung zu Berlin 1880 mit dem Verlage der Amtlichen Berichte über dieselbe betraut, hat die Verlagshandlung geglaubt, der Sache am meisten zu dienen durch eine Veröffentlichung in einzelnen Theilen, deren Jeder einem bestimmten Interessenten- Kreise entspricht und einzeln verkäuflich ist. Es ergab sich daraus die folgende Anordnung: FISCHZUCHT VON M. VON DEM BORNE. H. HAACK. K. MICHAELIS. (Im Anhänge: DIE ANGELFISCHEREI von M. v. d. BORNE.) SEEFISCHEREI VON Dr. M. LINDEMAN. III. SUSSWASSERFISCHEREI VON Dr. A. METZGER. (Im Anhänge: DIE PERLENFISCHEREI von Dr. H. NITSCHE.) IV. FISCHEREI-PRODUCTE VON Dr. H. DOHRN. WISSENSCHAETLICHE ABTHEILUNG VON J. ASMUS. E. PRIEDEL. Dr. O. HERMES. Dr. P. MAGNUS. Dr. E. VON MARTENS. Dr. E. THORNER. Dr. L. WITTMACK. Die Schwierigkeit der Anfertigung einer grossen Zahl von Abbildungen und namentlich der Umstand, dass die Herren, welche — Jeder für ein specielles Gebiet — die Berichte ver- fassten, an verschiedenen Orten domicilirt sind und vielfach mit einander, sowie mit Ausstellern im In- und Auslande zu correspondiren hatten, erklärt das späte Erscheinen der Berichte, deren Gründlichkeit und Zuverlässigkeit dadurch aber nur ge- wonnen haben wird. Die Verlagshandlung glaubt, dass diese Berichte den Nutzen, welchen die Ausstellung selbst schon in hohem Masse gestiftet hat, noch nachhaltiger gestalten werden. Theil I. und II. sind erschienen; die weiteren drei Theile erscheinen im Herbst d. J. Rßrlin. Druck von W. Büxenstein.