Yı N - 2 14 NN A F a = Zageblatt Bi u an beider rn en Verfammfung der Naturforfcher und Werzte . Deutichlands ha BR, © herausgegeben unter der Direction der Gefchaftsführer. 8 we) ": u errlefiel G ir. ü Pr ö E nö Sena, am 18, September 1836. Ä Be "Bon didem Blatte werden hnähtend der Dauer der Berfammlung. tägihd 1—3 Nummern zu einem halben Bogen ausgegeben. Borläu- fig Kann el 16 Nımmern mit 12 gr: Preuß, pränumerirt werden. Ginzelne’ Blätter Eoften 4 ggr. Dieje Preife gelten jedod nur für Xena, a 22.0 iR Egedition ift Morgens von ki 8 bis 9 Uhr, in meinem Budladen- am Markte, 16 vie Blätter gegen Vorzeigung des Pränu- r . Gr. Frommann. PUTFDRTE PO; 69m. Baieck “ Be der. allge emeinen fowohl als der Sertiondfi igungen im Umeiffe, jebod) fo volftändig wieberzugeben, ald e3’im augen- der I: Be * Geräte Ka He Das Austührlichere wird der ‚fpäter a itfiche Be- . u ’ x % Cl 4 Aaaser gr M pi Bag ATTERSEE ET 4ı NE Ir» Bo Gi Ba 37 Sao M: is eg Hartzr Mu , at TEE, DR I c sel 4 ae in: Mr j Ban ii Allgemeine Tan ungen, ine DR auf die ausführlicheren Beflimmungen des Programmes beginnen wir mit Ai Eurzen Auf 1 Ahe der äußeren Vorbereitungen Hk die diesjährige Berfammlung. —- —- Unter den vielen nicht geringen Schwierigkei: ten, melde die hi jtefigen Verhältniffe: "einer würdigen: Anordnung der diesjährigen Berfammlung entgegenftellten, wat f lie: vorzüglichfte e Herftellung paffender und pinlänglich, geräumigen. Berfamimlungslofale, zumal’da'nad den fehon feit gerer Zeit von fern und nah eingehenden inmeldungen' eine bedeutende Frequenz der Verfammlung zu erwarten fand. E eß gelang es, durch. ‚einesanfehnliche Vergrößerung der afademifchen Aula im Collegiengebäude für! die allgemeinen 2 Sigungen ‚und ve den Anbau eines geräumigen Saales zu den afademifchen Gefellfchaftsfälen der eRofe für die Mit: . = und Abendsvereinigungen Angemeffene Lofalitäten zu gUBBBeR. — Außerdem. erfuhren A Lokale für die dee der Verfammlung geeignete Veränderungen: 1% ee an can 5 F ie ung 2 “ Schon feit längerer Zeit war neben den Gefhaftsführern, Geh. Hofr. Dr. Kiefer und Hıfrath Dr. 3enfer ferner eine eigne Logiscommifjion, Hr. Dr. Burkhard und Hr. Kaufmann Stark dafür thatig, den eintreffenden Fremden in Privathäufern Wohnungen zu verfchaffen und fie ift darin durch die Gaftfreundlich’eit der Bewohner Sena’s auf das Zuvorfommendfte unterftüst worden. Die nähere Einrichtung aber der diesjährigen Verfammlung machten die Gefchäftsführer irseinem eigenen in der Mitte des Auguft erfchienenen Programm bekannt, deffen wefentlichen Inhalt wir hier wiederholen. Nach den auf der erfien Verfammlung zu Leipzig im Jahre 1822 genehmigten und bis jegt unverändert gebliebe- nen Statuten der Gefellfchaft ift der Hauptzwed derfelben „den Naturforfchern und Aerzten Deutfchlanig Gelegenheit zu verfchaffen, fich perfönlic Fennen zu lernen." Die Zheilnahme auslandifcher Naturforfcher und Aerzte wird indefjen auch bei der diesjährigen VBerfammlung eben fo erwünfcht ald ehrend feyn. — Es wird jeder deutfche Shriftfteller im na- turwiffenfhaftlichen und ärztlihen Sache, wozu gehört, mehr als eine Inauguraldiffertation, alfoein Bud, ge: ichrieben zu haben, als ffimmfähiges Mitglied betrachtet. Außerdem aber haben alle diejenigen zı den Verfamm: lungen Beitritt, jedoh ohne Stimmfähigfeit, welde fic wiffenfchaftlich mit Naturkunde oder Mebdicin, theoretifch oder praktifch befchaftigen, namentlich eine felbftftändige bürgerliche Stellung einnehmen. — Außer diefen eigentlichen Mitgliedern werden noch als Zuhörer und Gäfte fowoh! zu den Berfammlungen als zu den gefelligen Vereinigungen alle Theilnehmer und Gönner der Naturwiffenfchaften eingeladen. Zur Aufnahme der fremden Naturforfcher und Xerzte, zur Anweifung der Wohnungen und zur Mittheilung der Eintrittskarten zu dem Sigungsfaale der allgemeinen Verfammlungen und zu den Mittagsverfammlungen an die Mitglie- der der Gefellfchaft ift ein befonderes Empfangs=-Bureau im Erdgefhoß des Großherzogl. Sclofjes errichtet. In diefem Bureau tragt jedes Mitglied feinen Namen, Stand, Wohnort und die Section, welcher & fi vorzugs- weife anzufchließen gedenft ein und erhält hierauf eine vothe Eintrittsfarte mit dem Grundriffe des Sigungsfaales, des ven Borzeigung ihn zur Zheilnahme an allen Sigungen, fo wie aud) zum Zutritt zu den wiffenfchaftlihen Samm: lungen und Inftituten der Akademie und ebenfp zur Theilnahme an den Mittags und Abendvereinigungen auf der Rofe berechtigt; die Nummer diefer Karte bezeichnet zugleich die Nummer des Plaßes in dem allgemeinen Sigungsfaale. An diefes Bureau haben fich auch die einheimifchen Mitglieder der Gefelfchaft zu wenden, um neben Einzeich- nung in die Lifte der Mitglieder jene rothe Karte einzulöfen. — In diefem Bureau werden ferner die Billette für die Wohnungen, mit Bezeihnung des täglichen Miethpreifes ausgegeben, weldhe, mit dem Policeiftempel ftatt der einge reichten Päfje von der Policeicommiffion verfehen, zugleich die Stelle von Sicherheitsfarten vertreten. Endlich find in dem Lofal diefes Bureau’s au) die eigens zu der diesjährigen Verfammlung von Angelica Facius geprägten Medaillen und das von Hofrat) Dr. Benfer herausgegebene topographifche Tafchenbuch zu erhalten. Alle fonftigen Zuhörer bei den allgemeinen Verfammlungen, — die Sigungen der einzelnen Sectionen find ge- fchlofjen — erhalten täglich die gelben Eintrittskarten im Haufe des erften Gefchaftsführers (Geheime Hofrath Dr. Kie- fer, am Eihplas,) Morgens von 7—8S Uhr. Eine grüne Karte, welche nur den Zutritt zu den Mittagsgefellfchaf- ten bezeichnet, wird eben dafelbft und zwar auch, für Damen abgegeben, — Für die Abendvereinigungen werden be= fondere weiße Karten für Herren und Damen von 5—6 Uhr Abends ausgegeben. j fi Die blauen Einladungsfarten, welde theils zu allen Vereinigungen, theild nur zu den Mittags - und Abendvereinigungen berechtigen, madyen diefe gelben, grünen und weißen Karten unnöthig. 1 Die allgemeinen Sigungen finden Statt in dem Collegiengebaude, in der zu diefem Behufe vergrößer- ten afademifchen Aula, am i9ten, 21ften, 23ften und I6ften Sept. Vormittags von 10,— 13 Uhr. — Der Sigungs- faal enthalt außer den. Ehrenfigen 400 numerirte Pläge und für 150 Zuhörer Sige im em Naume des Saales. Präfidenten: die Gefhaftsführer, Secretäre: Prof. Dr. Wadenroder und Dr. Hafer. $ # .f 2 Z r Mu Care a rm er a licht vermieden. — Borläufia find folgende Sectionen und Zofale beftimmt n w Schon feit längerer Zeit war neben den Gefchaftsführern, Geh. »x, ferner eine eigne Logiscommiffion, Hr. Dr. Burkhard und Hr. Kaufmann Star. Fremden in Privathäufern Wohnungen zu verfhaffen und fie ift darin durch die Gaftfreun.., Sena’s auf das Zuvorfommendfte unterftügt worden. 2. Die nähere Einrichtung aber der diesjährigen Verfammlung machten die Gefchäftsführer inseinem eigenen in der Mitte des Auguft erfchienenen Programm befannt, defjen wefentlihen Inhalt wir hier wiederlolen. Nac) den auf der erften Berfammlung zu Leipzig im Jahre 1822 genehmigten und bis jegt unverändert gebliebe- nen Statuten der Gefellfchaft ift der Hauptzwed derfelben „den Naturforfchern und Aerzten Deutfchlanid Gelegenheit zu verfchaffen, fich perfönlich Fennen zu lernen." Die Theilnahme ausländifcher Naturforfcher und Aerzte wird indefjen auch bei der diesjährigen Verfammlung eben fo erwünfcht ald ehrend feyn. — ES wird jeder deutfche Süriftfteller im na- turwiffenfchaftlichen und Avztlihen Sache, wozu gehört, mehr als eine Snauguraldiffertation, alfoein Bud, ge fchrieben zu haben, als ftimmfähiges Mitglied betrachtet. Außerdem aber haben alle diejenigen zı den Verfamm- lungen Beitritt, jedoh ohne Stimmfähigfeit, welche fich wiffenfhaftlich mit Naturkunte oder Mebicin, theoretifch oder praktifch befchäftigen, namentlich eine felbftftandige bürgerliche Stellung einnehmen. — Außer diefen eigentlihen Mitgliedern werden noch als Zuhörer und Gafte fowohl zu den Verfammlungen als zu den gefelligen Vereinigungen alle Theilnehmer und Gönner der Naturwiffenfchaften eingeladen. Zur Aufnahme der fremden Naturforfcher und Aerzte, zur Anweifung der Wohnungen und zur Mittheilung der Eintrittskarten zu dem Sigungsfaale der allgemeinen Verfammlungen und zu den Mittagsverfammlungen an die Mitglie- der der Gefellfhaft ift ein befonderes Empfangs=- Bureau im Erdgefhoß des Großherzogl. Sclofjes errichtet. In diefem Bureau trägt jedes Mitglied feinen Namen, Stand, Wohnort und die Section, welcher & fi vorzugS- weife anzufchließen gedenft ein und erhält hierauf eine rothe Eintrittsfarte mit dem Grundriffe des Sigungsfaales, de: ven Borzeigung ihn zur Zheilnahme an allen Sisungen, fo wie auch) zum Zutritt zu den wifjenfchaftlihen Samm: lungen und Inftituten der Afademie und ebenfp zur Theilmahme an den Mittags = und Abendvereinigungen auf der Rofe berechtigt; die Nummer diefer Karte bezeichnet zugleich Die Nummer des Plabes in dem allgemeinen Sikungsfaale. An diefes Bureau haben fih auch die einheimifchen Mitglieder der Gefelfchaft zu wenden, um neben Einzeich- nung in die Lifte der Mitglieder jene rothe Karte einzulöfen. — In diefem Bureau werden ferner die Billette für die Wohnungen, mit Bezeichnung des täglichen Miethpreifes ausgegeben, weldhe, mit dem Policeiftempel flatt der einge reichten Päffe von der Policeicommiffion verfehen, zugleich die Stelle von Sicherheitsfarten vertreten. Endlich find in dem Lokal diefes Bureau’3 aud) die eigens zu der diesjährigen Verfammlung von Angelica Facius geprägten Medaillen und das von Hofrat) Dr ZenFfer herausgegebene topographifche Tafchenbuch zu erhalten. Alle fonftigen Zuhörer bei den allgemeinen Verfammlungen, — die Sigungen der einzelnen Sectionen find ge- fhhloffen — erhalten täglich die gelben Eintrittskarten im Haufe des erften Gefchaftsführers (Geheime Hofrath Dr. Kie- fer, am Eihplas,) Morgens von 7— 8 Uhr. Eine grüne Karte, welche nur den Zutritt zu den Mittagsgefellihaf: ten bezeichnet, wird eben dajelbft und zwar au für Damen abgegeben. — Für die Abendvereinigungen werden be= fondere weiße Karten für Herren und Damen von 5—6 Uhr Abends ausgegeben. fi Die blauen Einladungsfarten, welde theils zu allen Vereinigungen, theils nur zu den Mittags - un Abendvereinigungen berechtigen, machen diefe gelben, grünen und weißen Karten unnöthig. Mi Die allgemeinen Sigungen finden Statt in dem Collegiengebaude, in der zu diefem Behufe vergrößer- ten afademifchen Aula, am 19ten, 2iften, 23ften und 26ften Sept. Vormittags von 105 — 14 Uhr. — Der Sigungs- faal enthalt außer den. Ehrenfißen 400 numerirte Pläge und für 150 Zuhörer Sige im hintern Raume des Saales. Präfidenten: die Gefchäftsführer, Secretäre: Prof. Dr. Wadenroder und Dr. Häfer. s " Ber Zu diefen Sigungen baben Zutritt a) Alle Inhaber der vothen Karte auf den numerirten Pläßen ; b) Alle diejenigen, welche eine blaue Einladungsfarte vorzeigen, auf den Ehrenpläßen ; ce) Alle Inhaber ver gelben Karte als Zuhörer im hintern Theile des Saales. Die Sectionsfigungen, zu welchen nur die mit der rothen Karte verfehenen Mitglieder Zutritt haben, beginnen Vormittags 8 Uhr, vorbehältlich der näheren Beftimmungen der Sectionen felbft. Collifionen werden mög= Lchft vermieden. — Borläufig find folgende Sectionen und Lokale beftimmt worden und die nachfolgend genann- ten Herren haben es übernommen, die Sectionsmitglieder in die Lokale einzuführen und die erften Gefchäfte bis zur Wahl der Sectionsprafidenten zu leiten: 1te Section für Phyfik, Mathematik und Aftronomie. Lokal: das Auditorium im Gollegienge- bäude, vecht3, unter dem allgemeinen Situngsfaale. — Herr Geheime Hofrath Fries. 2te Section, für Geognofie, Geographie und Mineralogie. Lokal: das fogenannte zoologifche Auditorium im Großherzogl. Schloffe 2 Treppen hoch. — Herr Hofrathb Bahmann. 3te Section, für Chemie. Lokal: in der Wohnung des Heren Hofrath Döbereiner am Neuthore. — Herr Hofrath Döbereiner. Ate Section, für Pharmacie. Lokal: in der Wohnung des Herin Profeffor Wadenroder am Markte. — Herr Profefjor Wadenroder. 5te Section, für Botanik. Lokal: in der Wohnung des Hern Hofgärtner Baumann im botanifchen Garten. — Herr Geheime Hofrath Voigt. 6te Section, für Anatomie, Phyfiologie und Zoologie. Lokal: das fogenannte phyfiologiiche Auditorium im Nebengebäude des Großherzogl. Schloffes, über der Keitbahn. — Herr Profeffor Hufchke. 7te Section, für Medicin, mit Chirurgie, Geburtshülfe u. f. w. Lokal: der große Sikungsfaal für die allgemeinen Berfammlungen. P Ste Section, für Zehnologie und Agronomie. Lokal: in dem Gollegiengebäude in der Nähe der Aula. — Herr Profeffor Fifcher. Jede allgemeine Sisung beginnt (außer der Eröffnungsrede des erften Gefchäftsführers und der Vorle- fung der Statuten der Gefellfhaft durch den zweiten Gefchäftsführer in der erften Sigung) mit der Anzeige der in der- felben zu haltenden, vorher bei dem erften Gefchäftsführer angemeldeten Vorträge; fodann werden in der zweiten Sigung die Protocollauszüge der Arbeiten der verfchiedenen Sectionen fo wie die bei den Sectionspräfidenten für die folgenden Tage gemeldeten Vorträge in den Sectionen mitgetheilt. Nachdem dann noch etwa eingegangene Schriften und fon- flige Notizen mitgetheilt worden find, folgen die Vorträge von der Rednerbühne. — Bor der dritten allgemeinen Sisung wird durch Abftimmung der ftimmfähigen Mitglieder der Drt der nächften Verfammlung gewählt. In der erften der Sectionsfigungen wählen die Mitglieder derfelben ihre Präfidenten und Secretäre, bleibend oder fir jede Sigung befonders. Die gemeinfchaftlihen Mittagsmahle finden in den Speifefälen im afademifchen Gefellfchaftslofal der Nofe Statt. Diefes enthält einen Raum von 6927 TFuE, welher Pla zu 600 Gededen darbietet. Die erfte folenne Mit- tagstafel ift am 19. September. Die VBorzeigung der rothen Eintrittskarte, fo wie der blauen Einladungsfarte bered- tigt zum Eintritt. Indeß erhalten auch andere Herren und Damen, welche fich für die Gefellfhyaft intereffiren durd) Abgabe einer bei dem erften Gefchäftsführer Morgens von 7 —8 zu erhaltenden grünen Karte das Recht zur Theil: nahme. — Die Mittagstafel beginnt täglih präcis 2Uhr. Der Eingang ift lediglich von der Seite des Grabens. Aehnliche Vereinigungen finden von 8 Uhr an auc Abends Statt. Außer den Mitgliedern dürfen an diefen 4 f auch die Perfonen Antheil nehmen, welche bei dem erften Gefchäftsführer Abends von 5—6 eine weiße Eintritts- Farte auf Verlangen erhalten haben. Bom 16. Septbr. an bis zum 30, Septbr. find fammtliche afademifche Inftitute und Sammlungen, mit ges fälliger Einwilligung der Herren Vorfteher derfelben, den Befigern der rothen Eintrittsfarte in den nachfolgend be= zeichneten Stunden frei geöffnet: Die afademifche Bibliothek und das Münzfabinet im afademifchen Gebaude (Bibliothekar: Herr Hofrathy Göttling), täglid Vormittags von 9— 12 und Nachmittags von 1 —3 Uhr. Das anatomifhe Kabinet und die anatomifch-pathologifhe Sammlung in dem Nebenge- bäude des Großherzogl. Schloffes (Vorfteher: Herr Profeffor Hufchke), in den zwifchen die allgemeinen Sigungen fallenden Tagen von 10— 12 Uhr. Das Kabinet für vergleihende Dfteologie, im Nebengebäude des Schloffes (Cuftos: Herr Farben), in den zwifchen die allgemeinen Sigungen fallenden Tagen von 8— 10 Uhr. Die Elinifhen Anftalten, — Großherzogl. Krankenhaus, ambulatorifche Klinif, Entbindungsanftalt, Serenanftalt. (Directoren: Herr Geheime Hofrath) Stark I. und Herr Geheime Hofrath) Sudow.) Die Klinik wird während der afademifchen Ferien Dienstags, Donnerstags und Sonnabends von 10—12 Uhr gehalten. Aus erdem find die Großherzogl. mebicinifch = praftifchen Anftalten Nachmittags von 3—6 Uhr offen und es ift der ber- malige Hülfsarzt, Herr Dr. Hofmann angemwiefen worden, denen, die fih an ihn wenden, die innere Einrichtung diefer Inftitute zu zeigen. Ueber die öfonomifche Einrichtung wird der Infpector, Herr Dr. Günther, auf Verlangen Auskunft geben. Das Großherzogl. mineralogifche und zoologifche Kabinet (Vorfteher: Herr Hofrath Bahmann), täglich von 9— 12 Uhr. Die Großherzogl. Lehranftalt für die demifhen Wiffenfhaften (Vorfteher: Herr Hofrath Do- bereiner), täglich Vormittags von 6— Bund Nachmittags von 4 — 6 Uhr. Der Großherzogl. botanifche Garten auf dem Fürftengraben (Director: Herr Geheime Hofrath Voigt), ift an allen Tagen und zu jeder Tagesftunde, ausgenommen die Stunden der allgemeinen Situngen, geöffnet. Das im Großherzogl. Schloffe befindlihe Kabinet der Thierarzneifhule (Borfteher: Here Profeffor Renner) wird an den zmwifchen die allgemeinen Sigungstage fallenden Tagen von 10— 12 Uhr geöffnet feyn. Die Thierarzneifchule unter demfelben Director ift zu jeder Zeit den Befuchenden geöffnet. Die Großherzogl. Sternwarte (Vorfieher: Herr Profeffor Schrön) täglich Nachmittags von 4—6 Uhr. Das phyfitalifhe Kabinet im afademifchen Gebäude (Vorfteher: Herr Geheime Hofrath Fries), ann, da ein Theil defjelben zur Vergrößerung der zu den allgemeinen Sigungen aptivten Aula verwendet wurde, für jest nicht geöffnet werben. Die medicinifh=ehirurgifche und ophthalmologifhe Klinik des Geheimen Hofraths Kiefer in deffen Wohnung am Eihplage, wird jeden Tag, auch Sonntags, von 12—2 Uhr gehalten. Das oftindifche Pflanzenhaus des Hofraths Zenker im Garten Ihrer Kaiferl. Königl. Hoheit, der Frau Großherzogin, fteht zu jeder paffenden Zeit den Befuchenden offen. Ueber die Benugung des pharmafologifhen Kabinets bes Herin Profefjors Wadenroder wird derfelbe den eintreffenden Herrn Pharmaceuten, Pharmafognoften und Chemifern das Nähere mündlid mittheilen. Mit gefälliger Bewilligung der Gefellfchaft des Lefemufeums wird das Lokal defjelben (in dem Kofen- gebäude, Eingang am Graben) jeven Tag und zu jeder Stunde zu freier Benugung der dajelbit vorhandenen Zeit: fchriften 2c. geöffnet feyn. T- RNIT: > zageblatt bei der Vierzehnten Berfammmung der Naturforicher und Werste Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 18. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Zitte der bis zum 17. September Abends 7 Uhr angemeldeten Naturforfcher und Aerzte, Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem * bezeichnet, |Zagt. Ein-| = | zeichnung. | September - #1: 12. dr. ©. Voigt. |D., Geheim. Hofr.u. Prof.) Sena. Botanik. \Schloßgaffe; eignes. Haus. Nro Name, Character. | Wohnort. | Section, | Wohnung in Sena, 9) — Soh. Chr. Stark. |D., Geheim. Hofr.u.Prof.| Sena. Medicin. |Leutragaffe; eignes Haus. — Bil. €. Fr. Sudow.|D., Geheim. Hofr. u. Prof.! Sena. Mebicin. |Löbdergaffe; eignes Haus. Zaver Schömann. |D., prakt. Arzt u. Privat] Sena, Medicin. |Röbdergaffe; Diesel, docent. Kürfchnermftr. *3, 4.| — 5: _ Fr. Wilh. Nittler. Hofapotheker. Sena. |Pharmacie, Markt; eignes Haus. 6. _ Fr. Wild. Theile. |D. u. Prof. der Anatomie] Bern. | Anatomie, |Prof. Fifher; Ehrhardt, Maurermitr, *.| — |orenz von. Pansner, D., Staatsrath. Arnftadt. |Mineralogie.Senergaffe; Hofr. Hand. 8. —_ Heinzmann. D., Hofzahnarzt. Sena. Mebicin. |Leutragaffe; Schnaubert, Sch. Juftiz - Räthin. Al, — Ernft Voigt. Kaufmann. Sena. Zechnologie.)Markt, Rath Paulfjen. *10. _ Buftav Sudow. D., Profeffor. Sena. Chemie. Löbdergaffe; Böhme, Zeugfhmidt. ze. 13. von Littromw. Peof., Director der & El Wien. DHyfik, |Senergaffe; GKR. Schott. ternmarte. *12., _ Hammerfchmidt. D. jur. Wien. | Anatomie. \Senergaffe; GER, Schott. 13. _ Zipfer, D. Profeffor. Neufohl, | Geognofie. Markt; Schladebadh. - Ungarn. 14. —_ von Kubiny. Gerichtstafelbeifißer. Lofchong, | Geoguofie. sie Schladebad. Ungarn, | Nro, a Name. Gparacter. September 15. 13. Starf. D., praktifcher Arzt. *16. -— Gräfe. D., Rektor. #17: _ Döbereiner. D., Hofrath u. Profeffor. +18. _ Brzosfa. D., Profeffor. 19. —_ Augufti. D., Conf. Direktor, 2. — Steinert. Rentamtmann. 1.1 — Bakhmann. D., Hoftath u. Profeffor. 22. — Dfann. Apotheker. 23. —_ | W. Koch. Kaufmann. 24. _ G. Kod. Dad rn 25. — |Fr. Frommann jun. Buchhändler. 26. —_ | Adermann. D. u. Arhidiaconus, *D7 — 2.8.8. Wolff. D. u. Profefjor. | — Martin. D. u. praft. Arzt. 2. —_ Ftommann sen. Buhhändler. +30 _ Staf II, D., Seh. Hofr. u. Prof. 31. _ Wedel. D. u. praft. Arzt. 32. 14. | I. B. Kal. er. a und 3| — | Hoffmann. D., Kranfenhausarzt. 34. ef Artus. D., Privatdocent. 35. _ | Mirus. Amtscommiffar. +6. — Fries. D., Geh. Hoft.,u. Prof. ka | Apelt. D. phil. 3| — Wald. DOberappellat.ger. Rath. 39. —_ | Fischer, D. u. Profeffor. 40. _ Mirbt. D. phil. u; Profeffor. *1. | — | Hufdfe, D. u. Prof. der Anatomie. Wohnort, | Section, Sena. Sena. Sena. Sena. Bonn. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Senä. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Sena. Mebdicin. Zoologie. Chemie. Geographie. Geographie. Mineralogie Pharmakie, Botanik. Wohnung in Iena. am Graben, Nektorats: Wohnung. am Neuthorz eignes Haus. Engelplaß; Pelzer. Ardhidiaconus Mirus. MineralogielRentamt am Graben. Markt; Buhh. Maufe. Markt; Hofapothefe. er Saalgaffe; eignes Haus. Graben; eignes Haus. Technologie. Markt; eignes Haus. Geognofie. Medicin, Medicin. Graben; Gerber Edart. Sigenplan; Uhrlau, Zuhr: | mann. Eihplaß; Kaufmann Len;. Technologie. Markt; eignes Haus. Medicin. Mebdicin. Sißenplanz eignes Haus. Hinter der Kirche. Technologie. Fürftengraben. Medicin. Chemie. Botanik. Phyfit. Phyfik. Phyfit. Krankenhaus. Leutragafie; Regierung. Neugaffe; eignes Haus. Leutragaffe; Luden, Geh. Hofrath. unter d. Markt, b.D.Bran. Eichplas, eignes Haus. Technologie.unter d. Markt, Ehrhardt, Poyfik. Anatomie. Maurermitr. Graben; Wuderei, Schloßgafje; Dir. Schulz. +46. *47. *49. „ |&agd. Ein- Name, zeihnung. en Stptember 14. Schwabe. Hufcke, GW. Schend. Nebel. Wilbrand. 15- Berger. Neeff. Körner. von Zilefius. Sudow; Seeligsberg. Baumann. von Bud). Buchner. Buchner, v. Thielau. Maebler. Mefferfhmidt. Dogel. Werneburg. Kraufe, Graf Münfter. Lichtenftein. Barth. Sacobi. Bud. Mekarsti von Menf. Character, D., Geh. Hoft. u. Leibarzt.| Weimar. D., Hofrath. Stadtrichter. D., Geheim. Medicinaltath u. Profeffor. D. u. Profektor. D., prakt, Arzt. D,, prakt. Arzt. D., Hofmedanifus. D., Hofrath. D, med; D., praft. Arzt. Hofgärtner, Kammerherr, Hofrath u, ordtl. Prof. d.) Münden. |Pharmakie, Mevicin. Affiftent am pharm, Snftit. Landesaltefter. D. med. D. D., prakt. Arzt. Hofrath. D. phil. Pfarrer. Regierungsrath. Geh. Med,-Nath u. Prof. Buchhändler. D. phil. u. Privatdocent. D., praft. Arzt. Wohnort, Section, Mebdicin. Meimar. | Medicin. Sena. Phyfik. Gieffen. | Mebdicin, Gieffen. | Anatomie. Coburg. | Mebicin. BeenEfunt Chemie. Sena. Phyfik. Leipzig. | Zoologie. Sena. Medicin. Kronadh. | Medien. Sena. Botanif. Berlin. Mineralogie München. | Pharmacie, Wohnung in Iena, Graben; halber Mond. Leutragaffez Cond. Schüß.| Leutragaffe; Cond. Schüß. Schhloßgaffe; v. Wahgen- beim, Minifter. am Graben; Demoif. Göß. Grietgafje; eignes Haus. unterdem Markt; Helmke, Zanzlehrer. e Löbdergafle; Sudow, Geh. Hofrath. Schloßgaffe; Pietich, Chi- rurg. Botan, Garten, Sonne. Neo. 25. Neo. 3. Lampersborf Technologie. Sigenplanz Uhrlau, Fuhr: mann, in Scälefien. Wien, Berlin. Mebicin. Naumburg. München. Hucderoda bei Eifenad. Zaupadel. Chemie. Phyfif. Baireuth. Berlin, Leipzig. Leipzig. Frankfurt. | Phnfik. Ebendafelbft. Aftronomie.\Markt; Apoth. Barthels. Medicin. |a.d. Kirche; Nadler Niftler. Prof. Weichard. Kaufmann Weimar. Botanik, Aktuar Kraufe- Geognofie. Graben; GRLH Schmid. Zoologie. |Präf. von Bier. Technologie. Löbderthorz Brzosfa. Technologie. Saaltyorz Ritter, Zim: mermeifter, Graben; Demoifelle Gob. Nro, *69. b b + D . b ee 0 20 Name. | Gharacter. | Wohnort. Section, Wohnung in Ten. Scptember, 17. Schulze. Hofrath u. Profeffor. Greifswald.) Anatomie. |Eihplagz Pofam. Meyer. — |Mr.d’Omaliusd’Hal- Darticulier. Halloy [Mineralogie Kanzleirath D. Kerl. Ioy. bei Lüttich, _ Paulffen. Das mie Kath u. DAG.-| Sena. Chemie. |E.H. Markt. ecretar, _ Meber, Eduard. D. u. Profektor. Leipzig. | Anatomie. |Schloßgaffe; Schwarz, r Superintendent, _ Weber. D. u. Profeffor. Göttingen. | Phyfil. |Ebendafelbft. _ Gruner, D. jur. u. SAGAdvorat.| SIena. Chemie. \Löbdergaffez;s Schäfer, WR Kaufmann. _ Meber. D. u. Profeffor. Leipzig. | Anatomie. am Markt; Buchh. Maufe. _ B. Cotta. D. phil. Tharand. Mineralogie/Kveuz; D. v. Gohren, } Rath. — Cotta. Borftinfpector. ew2 | = = |Kanzleivath D. Kerl. _ Gotta. Sberforftrath. ie = =. Eihplaß; KR. Hoffmann. e= | Böttger. Lehrer der Phyfil. ISrnf.a.M.| Phyfik. |Sohannisthor; Vogel, MWittive. _ Nitterich D. u. Profefor. Leipzig. | Medicin. Chirurg Zimmermann. mit Familie, — d’Dfeire. D., Geh. Hofr. u. Bruns] Bremen. | Medicin. |DAGR. D. Wald. i nenarzt. — Srtloff. D. u. DAGRath. Jena. Botanik. |E. H. Matt. Mocdau mit Familie, befißer, Baron dv. Bünan aufjRittmeifter u. Rittergutö- Trommödorf. Geh. Hofrath. Bley. \ Apotheker. Sikentfcher. technifcher Chemiker. Brauell. D., prakt. Thierarzt Sartorius. Baurath. | Weiß. | Profeffor. | Wolf: | Drofeffor. | Pohl. | Profefjor. hr a, Profeipn | Rittler. D. med., prakt. Arzt. von Struve, Excel. |Kaif. Ruff. wirkl. Staats: | rath und Gejandter, Leipzig. |Technologie.|Geh. Hofr. Kiefer. Erfurt. | Pharmacie. |Prof. Wadenroder. Bernburg. | Pharmacie. sit Chemie. Auftedt. | Anatomie. |Hofmaurer Zimler. Eifenah. Mineralogie Saalgaffe Ihm. Edardt. Berlin. Mineralogie Buchhändler Frommann. Berlin. Phyfit. ‚Sonne, Leipzig. Technologie. Poftmeifter Beder. Berlin. | Geognofie. Markt; Dmile Vogel. | Altenburg. | Mebicin. \Hofapotheke. Hamburg. Mineralogie Frau von Struve. zageblatt bei der witz = en u BZ vierzehnten Berfammlung der Naturforicher und Merzte Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 19, September 1836. Berlag von Fr. Frommann. Fortgefeste Lifte der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfher und Aerzte. Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem ” bezeichnet, ro, wag ». Ein- Name. Character. Wohnort, | Section, Wohnung in Iena. zeichnung. September > 95. An Friedrich. | CShemifer. eo: Chemie. |Mühlenbauinfpect. Keßler. 5 ertEd, +96. — | Renner. Prof. d. Thierarzneifunde. Sena. Anatomie. Mucherei. 9.| — von Groß. kart und Steuer] Weimar, | Geologie. |Leutragaffe; Cond. Schüß. ath. 8. — von Hoff. Geh. Konferenz-Rath. | Gotha. | Geologie. |Geh. Reg. Rath Müller. 9 — Kries. Profeffor. Gotha. Phyfik. . Erd 100. _ Lieberkühn. D. N Lehrer am Gym-| Weimar. | Phyfit, |Mufeumsfchreiber Farber. nanum. 101.| — Richter. Candidat. Roömhild. | Geologie. |Briefträger Zah. +02. | — Ukert. Bibliothekar u. Profeffor.] Gotha. |Beographie.|Buchhändler Frommann. 103. —_ Koft. D. u. Profeffor. Gotha. |Geographie.io. Wangenheim. +04.| — MWüftemann. D. u. Profeffor. Gotha. | Botanik. et *105. _ Hanfen. Prof. u. Direktor. Gotha. |Aftronomie. Kreuz; Hinkler , Drechs: < lermftr. *106. — Brandes. D., Hoftath. Salzufflen. | Chemie. Prof. Wadenrober. | | 107.7 = Geifeler. | D. u. %potheker. Königsberg | Chemie. Kaufmann Carl. . in d. Neumark, 108. | 18. Sifcher, Reg.: u. Medicinal:Rath.| Erfurt. | Medicin. |Reviforin Roft. 10 ; Character, Wohnort. nn Name. Section. Wohnung in Ten. September. *109. | 18. Hofmeifter. Buchhändler. Leipzig. | Botanik. Buchhändler Hochhaufen. 110.| — Sifcher. - Apotheker u. Bürgermfir.) Gahla. |Pharmacie. Markt; Seiler Böhme. 111. _ Sadj3. D., Profeffor. Königsberg.| Anatomie. |Buchbinder Baumann. 112.| — Sacobi. DCNath. Gotha. | Geognofie. \v. Wangenheim. 143.1. Märkel. Kantor. Wehlen. | Entomolog.!Bäder Hufeld. #444: 0 Dfann. D. u. Profeffor. Würzburg. | Chemie. |Hofapotheke. a u PS SI Bolfmann. D. u. Profeflor. Leipzig. | Anatomie. |Profeffor Hafe. 4 — en ee Mitglied deri Mudern. |Technologie.|Eichplas; Linke. *17.| — Ehrenberg. Profeffor. Berlin. Phyfit. [Chirurg Zimmermann. 182 sy Seideler. D. med. Moskwa. | Medicin. |Orgelbauer Poppe. +19.| — | Warburg. D. med., prakt. Arzt. | Hamburg. | Medicin. |Eichplas; Schuhm. Veit. 120. 2 Förg: D. med., praßt. Arzt. | Leipzig. | Medicin. |Eichplag; Pofam. Meyer. *121. - Hader. D. med., prakt. Arzt. = = s = PL, 7 192.1 — Kleefeld. ° D. med., Atzt. Eurland. | Mebicin. |Drgelbauer Poppe. 193. 4.7 Schmidel. D., Rittergutsbefiger. | Leipzig. |AUftronomie, |Marezoll. 12. | _ | von Soden, Particulier, | Kurland. | Chemie. |Schuhmader Beyer. 15.1 — Kuhf, D,, praftifher Arzt. Erfurt. | Medien. Markt; Schladebach. *126. | _ DPierer, Major. | Altenburg. | Phyfif. Kaufmann Köhler, *1297. | = Kunze, Profefior. Leipzig. | Botanik, |Zenker. 18.1: | ‚Keierkgin Gerichtsamtmann. Erfurt. |Entomolog.\D. Keferftein. 129. _ Hornung. Apotheker. Afcpersleb. |, Botanik, |Drgelbauer Poppe. *130. —_ Reichenbach. Hofrath. Dresden. | Zoologie, Zenfer. *31.| — | Dietrich. | D. Sena. Botanik. Bachgafle. +13 | Reum, D. u. Profefjor, Tharand. | Botanik. ‚Chirurg Zimmermann, | *133. | — .Cafp. son Seiembers, Präfid. des Muf: | Prag. Sonne. | 134. | — | San. | D. med., praft. Arzt. | Leipzig. | Mebdicin. Ben in D.Sochie 135. | 37m bh Hofe, D, med., prakt, Arzt. | Leipzig, | Medici, are) Gröpel, 11 Nro Tag d. Ein- Name, Gharacter. Wohnort. Section. Wohnung in Tena. zeichnung. *136. _ Bod. D. med., Privatdocent. | Leipzig. | Medicin. |Leutragaffez Sahr, Brief: träger. 137. —_ Srenzel. Apotheker. Erfurt. Chemie. |Löbdergaffe; Stark, Kauf: mann, 138. -- Plitt. D. med., prakt. Arzt. | Tharand | Mebicin. |Geh. Hoft. Fries. 1348 Kane. Profeffor. Dublin. | Chemie. |Eihplabz; Pofam. Meyer. 40.1 — Balentin. Profeffor. Breslau. | Mebdicin. |Leutragaffe; Hochhaufen, Buchhändler. *141. - Grob. D., Amtsphufikus. Noffen. | Medicin. B. Sohannisthor, Mad. Kirchheim. *149. _ Dietrich. Drofeffor. Eifenadh. | Botanif. Kaufmann Starf. mit Familie. 143. _ KRoffi. D. u. Hofmebicus. Schwerin. | Medien. |Sohannisthor; Vogel, Wittwe. 144. - ‚Müler. Gutsbefißer. Dldenburg. | Chemie. |Graben; Fr. Prof. Erf. 15.1 — Perceival Sohnfon Mitgl. der geolog. Gefellf.; London. Mineralogie unterm Markt; Helmke, | mit Familie. Univerfitätstanzlehrer. 146. | — R. Norton Wight. Kaufmann. London. |Zechnologie.\Ebendafelbft. *147. | _' Schmidt. D., Herausgeb. des Jour=| Leipzig. | Medien. am Markt; Buch. Walz. nals für in= u. ausl. Med. 148. _ Markwart. Gandidat. Sena. Phufiologie.am Markt; Vogel. 149. | — Weimar. Babrifant. Sena. |Zechnologie..Sohannisg.; eignes Haus. 150. — Scafer. Kaufmann. Sena. |Technologie.Löbdergaffe; eignes Haus. +51. — A Hofrath u, Profefjor. | Leipzig. | Medicin. Buchhändler Frommann. mit Familie, +152. — Plieninger. Drofeffor. Stuttgart, Mineralogie Senergaffez Ifr. Schilling. 153. a Thieme. D. u. Prediger. Alftedt. | Chemie. Arhidiaf. D. Adermann. Kusel + Tertor Hofr. u. Profeffor. | Würzburg. | Medicin. am Markt; Lucius. #155. — Fuchs. D. u. Profeffor. Würzburg. | Medien. |Ebendafelbft. 156. _ Tertor. | Privatgelehrter. Wirzburg.| Medicin. |Ebendafelbft. +57.) — Germar. D. u. Profeffor. Halle. Mineralogielam Markt; Frau Bäb. 158.| — Otto. Geh. MedRath. Breslau. | Anatomie. Fr. Kam.vwalt. Hengolot, a ! "Kaufm. Gerjtung. 15947 — Göppert. Profeffor. Breslau. | Botanik. Porzellanmaler Gruber. *160. — Brandt. Gollegienrath. Petersburg. | Zoologie. |Ebendafelbft. 161. | — Brüder. Vice » Kanzler. Gotha. Agronomie. Fr. Arhidiaconus Mirus. 162 v. Sroriep. D. u. Obermed.Rath. | Weimar, | Medicin. Frau ER. Schott. 12 zz ih e der bis zum 17. Sept. Abends bei der Großberzogl. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. Nro, Isa x Gin. Name, | Gharacter. Wohnort. | Wohnung in Iena. | zeichnung. September | 1. 16. Theodor Zange. Cand. theol. Dannheim. MWittwe Knabe, 14 Tage. 5. Hergt. Cand. theol. Weimar. Schuhmacher Beier, 8 Tage, aaa Sannholz. Cand, theol. Mühlhaufen.| Fleifcher Hein. Donat, 8 Tage. 4. _ Süde. Mahler. Meimar. Briefträger Sahr, 10 Tage. 5 pr Reichardt Regierungs = Advocat. Gera. D. Eduard Stark, nebft Familie. 14 Tage. 6. _ Meichardt. Buchhändler. Leipzig. Fr. Prof. Weichardt, 8 Tage. 7 _ Gräper. Cand. jur. Dldenburg. Fr. v. Knebel, 3 WVoden. 8. u Herold. Student. Streik. 3 Tage: Bu Paflavant Kaufmann, Sinff. a. M, Geh. Hofrath Voigt, \ und Familie, einige Zeit. . Kr7; Neumaärker. Cand. theol. Söllmnig. Kaufmann Martens, 8 Tage, Se — Merder. Stud. jur. Gehren, Student Merfer bei C. Tröbiß, Medlenburg. 3 Tage, joa Brenner. Stud. med. Göttingen. Kaufmann Carl, | 6 Tage, Bekanntmachungen. R Dentmünze auf die vierzehnte Verfammlung der Gefellfhaft der Naturforfher und Xerzte Deutihlands. — Die von Seiten der Univerfität Jena durch Fräulein Angelica Facius in Weimar geprägte und an alle ftimmfähige Mitglieder der Verfammlung verehrte Medaille fielt auf der Hauptfeite dar: Sybele und Hygien, Symbole der Natur > und der Heilkraft, jene am ber Mauerkrone und dem Lotosblatte in der Hand, diefe durch die Schlange Fenntlich, beide auf dem von vier Löwen gezogenen Zriumphwagen der erfteren, na hen fich dem Fefte. Die Dioskuren, Caftor und Pollur, durch die Mübe mit dem Stern bezeichnet, Symbole der polaren Urfräfte des Lebens, leiten die Löwen, die Symbole der Stärke. Die Eule der Pallas, Symbol der Weis- heit, fhmüdt den Triumphwagen. Auf der Kehrfeite ift die Infchrift: „Junctas arte deas‘ panegyri decima quarta consalutavit Universitas Literarum Jenensis. MDCCCXXXVI. Die durch die Wissenschaft vereinten Göttinnen begrüfst zum vierzehnten Feste derselben die Universität ü Jena. . 1836. Sie wird aud) an anderweitige Theilnehmer des Feftes und Liebhaber der Medaillentunde abgegeben, das Eremplar in Gold 50 Rthir., in Silber 3 Rthlr., in englifher Bronze 1 Rthir. preuß. Cour., und fie ift für diefe Preife im Empfangsbureau, fo wie bei Heren Buhbinder Bater in der Sohannis = Straße zu haben. Br 0 naeRerN " Am Mittwoch, den 2iften Septbr. Abends von 7—9 Uhr wird Hr. Mufikdiveftor Dueißer aus Leipzig eine Abendunterhaltung in den Rofenfälen geben. Das Nähere jagt der Concertzettel. — Zu verbeffern inRe, 2. &, 7: ftatt 64 I. "645 ftatt 77 1. "77. Zageblatt bei der vierzchnten Berfammlung der Naturforfcher und Merzte Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 20. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Ersfinungstede bei der Berfammlung der Naturforfcher und Aerzte Deutfchlands am 19 September 1836 gehalten vom erften Gefhäftsführer Geheimen Gofrath Dr. ficfer. Durdlaudtigfte Herren! Hochverehrtefte Herren! Hochzuverehrende Herren Gollegen ! Wenn in der früheren Zeit, bei den Indern, Aegyptern, Griechen und Römern die Kunftanf hauung der Belt das höchfte Erzeugniß des geiftigen Lebens war, und die Weltideen in den Kunftproduften plaftifch gefaltet, in den Zempeln verehrt und als die Welt beherrfihende Götter von den Völkern feierlichft begrüßt wurden, weil die Wiffenfhaft und die Erfenntniß der Weltideen noch) in der Kunft, als in ihrer Knospe, verfchloffen, namenlog und der. Fommenden Zeit harrend ruhtez — fo begrüßt die neue Zeit die Weltiveen im Geifte und in der Wahrheit: was die Kunft im Bilde geftaltete, erkennt die Wiffenfchaft in der Idee, und was dort bewußtlofe Offenbarung des Höchften war, wird jest wiffenfchaftliche Erfenntniß. Sie, meine Herren, die Männer der Wiffenfchaft und die Repräfentanten des geiftigen deutfchen Lebens der neuen Zeit, vereinigen fich jest zum vierzehnten Male, um fich zu gemeinfchaftlihem Wirken in dem, was Bedürfniß der Zeit ift, im der Förderung der Wiffenfchaft, zu Eräftigen und zu ftärfen, und mir ift der ehrenvolle Auftrag geworden, Sie feierlichft zu begrüßen, und in unfere, der Wiflenfchaft geweihete Mauern einzuführen. Zuerft alfo der herzlichfte Willtommen von Seiten des edlen Fürftenhaufes, deffen Ahnherr für die Freiheit des Willens fein Reich opferte, in deffen Krone die Pflege der Wiffenfchaft feit Saprhunderten als ftrahlendes Su= wel glänzt; — von Seiten der Univerfität, welche die verwandten Geifter freundlichft empfängt; — von Seiten der Stadt, die Ihre Wahl mit der fchönen Verpflichtung beehrt hat, Sie gaftlih aufzunehmen und Zeuge einer 14 zuvor nicht gefannten wiffenfchaftlihen Panegyris zu feynz; — von Seiten der ftubirenden Jugend, die das hohe Beifpiel zu edler Nacheiferung anfeuert. — Dürfte mein perfönliher Willfommen fich hier anreihen, fo Fünnte er nur zugleih den Dank ausfprechen für die Wahl des Vorfteheramtes, mit welcher Sie ein Menfchenalter des ern= fteften Strebens in der Wiffenfchaft belohnt haben. i Sollte ih nun ferner Sie einführen in unfere Stadt, Ihres Geiftes Schritte leiten für die wenigen Tage, die Sie uns fihenfen, fo müßte ich gedenken der Geifter, die vor Ihnen hier wandelten, die in unferem Sena fi) gebildet und in dem Maße wie fie fich einen Weltruhm erwarben, au auf die Wiege ihrer Bildung Ruhm zurkd geftrahlt haben. — Wohl zahlt die Univerfitätsftant Iena, unter ihren Schweftern eine der Kleinften im Umfange, noch nicht 6000 Seelen; aber da in dem Kalful der Wiffenfchaft nicht die Seelen, fondern die Geifter zahlen, die Wiffenfchaft nicht die Maffe, fondern die Idee wägt, fo darf jich Iena rühmen, auf der Wage des geiftigen Le- bens Feiner andern Univerfitätsftadt nachzuftehen. — Wenn andere Univerfitäten Deutfchlands und des Auslandes, durch Kaiferliche und Königlihe Munificenz begünftiget, in.die Breite fi ausdehnten, die größten Mufeen vereini- gen, die zahlreichften Bibliotheken aufftellen Fonnten; fo hat Jena von jeher die Beftimmung gehabt, in die Tiefe, im Innern des geiftigen Lebens zu wirken; was Andere fammelten, zu ordnen; das Gefeß zu finden, nad) weldem fi Alles Einzelne zum Ganzen geftaltet, und hierdurch die Univerfität nicht nur der Kenntniffe, fondern der Wifz fenfchaft zu feyn. Sena darf fi) rühmen, daß von ihr der Geift ausgegangen, ber in der neueren Zeit fich diber die ganze civilifirte Welt verbreitend, das. Chaos des einzelnen empirifchen Wiffens zu einem organifchen Ganzen geftaltet, und der in der Wiffenfhaft der Natur den Ausgangs= und. Endpunft alles wahren Wiffens findet, an welchen fortan fich jede particulare Wiffenfchaft anfhliegen muß, wenn fie fürder Wiffenfchaft bleiben will. Daher fendet denn auch Sena, die Univerfität. der begeifterten Sugend, das Seminarium der geiftigen Republif, nach allen Weltgegenden feine Söhne aus, die, der Wiffenfchaft geweiht, die Wilfenfchaft verbreiten und fürdern, und durch das geiftige Band uns ftetig verbunden, mit treuer Xiebe und fehnfüchtiger Anhänglichkeit der Pflanze f&hule ihrer Bildung gedenken. Wollte ich, hier einzelner Namen gedenken, der Geifter, die Sena erzeugte, ernahrte und vollendete, und die gegentheild Iena verherrlihten — was unnöthig erfcheint, da in der Gefchichte der Einzelne nur Neprafentant feiner Zeit und feines Volkes ift — fo würden die Namen der gefeiertftien Männer in allen Zweigen der Naturwifs fenfchaft, durch welche die Naturkunde in der neueren Zeit: zur wirklichen Wiffenfchaft geworden ift, meine Rede fhmüden. Ic; würde jenes, durch ein feindliches Gefhid der Zeit, wiberwillig uns entführten Mannes gedenken müffen, im-welchem vor mehr ald 40 Sahren der Geift dev Menfchheit zuerft jene Stufe der Entwidelung erreichte, auf welcher er, fich feiner felbft bewußt werdend, fich al$ den Culminationspunft des irdifchen Seyns erkannte, und fein Sch der Außenwelt gegenüber als das einzig wahrhaft Reale aufitellte; fo wie des Mannes, der diefe Trennung des pfochifchen Lebens am organifchen Leben der Welt zur Einheit auflöfend, beide in ihrer Zotalität aufs faßte, und, ein Eühner begeifterter Baumeifter, die erften Grundfteine legte, auf welche, oft felbft ihres Meifters füch nicht mehr bewußt, die Naturwiffenfchaft der ganzen folgenden Zeit ihr harmonifches Gebäude errichtete; ich müßte die Freunde nennen, die in der Bahn der Weltkörper, im unmeßbaren Aether des Himmels, wie in dem gleichfalls unmeßbaren Raume der Snfuforienwelt, im den dunfeln Ziefen des exftarıten Lebens der, Erde, wie.im ben leuchs tenden und belebten Produkten der organifchen Neiche, in den zerfallenen Nefiduen der gigantifchen Vorwelt, wie im der fchmeichelnden Pracht der Iebendigen Pflanzen und Thiere, in. dem Urelementen des Thieres, wie in ben Eranfhaften Metamorphofen des menfhlichen Leibes die gemeinjamen Gefege nachwiefen, welhe jener Meifter im Ganzen geahnet hatte: ich müßte des Mannes gedenken, des Stifters diefer Verfammlung, den meine Augen vergeblich, in Ihrem: Kreife fuchen, der zuerft, im dem Organismus des menfchlichen Leibes den Mikrofosmus. des 15 Weltalls erkannte, die Reiche der Natur und ihre Ordnungen in dem Zheilen des menfchlichen Körpers nachwieg, und fomit diefe erklärte und deutete; ich müßte des abgefchiedenen Geiftes gedenken, der, ein neuer Archimedes, in unfern Mauern den Lauf feines ruhmvollen Lebens begann, in welchem die Aequation des Menfchengeiftes und der Melt, die Ergrindung der Gefege des die Welt in fich aufnehmenden Geiftes, Ziel feines raftlofen Strebens war. Und wenn die Kunft nur dafjelbe geftaltet, was die Wiffenfchaft erkennt, fo begegnet uns auch hier, als Böglinge Sena’3 und als Sena befreundete Geftalten, das Schönfte und Höchfte, was Deutfhland, ja die Welt, in der neueren Zeit im Reiche der Poefie erzeugt hat, Die Namen der Heroen beuffcher Kunft find Sena eben fo wenig fremd, als die der Heroen deutfcher Wiffenfhaft, und das die ganze Kunftwelt erhellende Diosfuren- geftien der Achten deutfchen Poefie, in fihöner Harmonie fich wechfelfeitig tragend und ergänzend, hatte in Sena den Aufgangs= und Culminationspunft feiner glänzenden Laufbahn. Diefer Geifter im Reihe der Wiffenfchaft und der Kunft gedenken Sie, meine verehrtefte Herren, wenn Sie in unferen engen Mauern wandeln, wenn Sie die Gefhichte Sena’s überblidend, partielle und momentane Berdun- felungen beobachten, wenn Sie, verwöhnt durd) die Pracht und den Neihthum größerer Naturfchäge und Anftalten, bei uns manche Mängel und Lüden gewahren, und wenn Sie hier wiederum, auch in gefelliger Beziehung, mehr auf fich felbft befchranft werden. Gedenken Sie, daß das, was alle diefe Männer hier vereinigte, der Geift der Biffenfchaft, der aud Sie hieher leitete, auch noc) jet hier waltet, und ald Iena umfchwebender Schußgeift, wie er vor Jahren die Brandfadeln der Defpotie Löfchte und die Banntrahlen ableitete, fo aud) die Zerftörung drohen: den Stürme der neueren Zeit hat überwinden helfen; und im Namen diefes Geiftes, der, Allen unfichtbar, ung ‚Alle durchdringt, feien Sie denn nody einmal zur feierlichen Weihe begrüßt. Da die Sitte es heifcht, einen befondern Gegenftand zum Thema meiner Rede zu machen, fo ift mir der nächfte Sie felbft, meine hochgeehrteften Herren Collegen und Ihre weltgefchichtlihe Verfammlung zu einer großen ganz Deutfchland umfaffenden Gefellfchaft, Die, fid) alljährlich verjüngend und erneuend, altjährlich nach freier Mahl in verfchiedenen Orten wecjfelnd fich vereinigt. Der denfende Menfch fpaht gerne den Gründen einer bedeutenden Erfcheinung nad), er fieht fich felbft gezwungen, die außeren Momente derfelben auf deren innere Elemente zurüc- zuführen, aus welchen fie, durch innere Nothwendigfeit gedrängt, fich haben entwicern mürffen, und diefes Bedürf: niß der Forfhung nach den Grundgefegen, tritt um fo gebietender ein, jemehr diefe Erfcheinung, Meteorzartig entfte: hend, fchnell an Umfang und Größe, an Stärke und Kraft gewinnt, und je fehneller fie ihre Wirkung im Raume ausdehnt. — Wenn num die Gefchichte bemerkt, daß Ihre VBerfammlung vor 15 Iahren von nur 13 Männern be: ‚gonnen und in Deutfchland bamals Faum beachtet, nad; Verlauf von noch nicht 3 Luftren an dem Ießten Orte Sh- rer Vereinigung gegen 500 Mitglieder zählte, und aus allen Gauen nicht nur Deutfchlands, fondern auch des ent: fernten Auslandes, vom eifigen Norden wie vom glühenden Süden, ja felbft über das Weltmeer her, Mitgenoffen, Zheilnehmer und Freunde anziehtz — wenn Ihre Berfammlung, felbft geiftig fortzeugend, gleiche Verfammtungen in England, Frankreich, in den Niederlanden und in dem transatlantifchen Amerika hervorruft, die, wie ein geiftrei- cher Freund im Auslande fid) ausprudt, nur fruchtbare Töchter der Mutterverfammlung in Deuffchland find; — wenn fich, wie im Altertyum um die Götterfefte, fo jest Länder und Städte um die Ehre bewerbet, diefe deutfche Verfammlung in ihrer Mitte zu fehen, ja wen die Beherrfcher der größten Reiche Europa’s fie ehrend begrüßen ; —_ fo muß diefer in der Weltgefchichte neuen Erfcheinumg etwas zu Grunde liegen, das noch nicht da gewefen, weil fonft alle Zeiten diefe Erfcheinung aufgerufen haben würden. — Nun aber ift es nicht der Teiblide Gewinn, der Sie dem reifenden Kaufmann gleich zufammenführt, da Sie fogar Mühe und Koften, Entbehrung und Aufopferung anwenden um einige flüchtige Tage hier zu verweilen. Es ift nicht die eitle Ehre, auf dem Papiere die Züge Ihrer Handfihrift abgedrudt zu erbliden, noch die Freude der gefelligen Zifchgenoffenfchaft, die auch der heimifihe Heerd Ihnen bie: 16 ten Eonnte; es ift nicht die Sucht, politifche Ideen oder Träume geltend zu machen und auszufaen, um dadurch in das rollende Rad der politifch bewegten Welt einzugreifen; — fondern es ift- etwas fo Großes und Herrliches, daß ih es nur mit Schüchternheit und nur vor Ihnen auszufprechen wage, namlid das allmälig zum Bolksbewußt- feyn Eommende Gefühl der Bedeutung der Naturwiffenfchaft für das Leben der Zeit, weldes als leitender Stern Sie dahin führt, wo der Congreß ver Naturwiffenfchaft fich jährlich verfammelt. Sn diefer Bes ziehung, zur Erläuterung der großen Frage nach der Bedeutung ihrer gegenwärtigen Vereinigung, die vielleicht Man: cher außer unferem Kreife für müffig halten dürfte, deren Löfung aber allein das Räthfel der Erfcheinung Ihrer Zus fammenfunft fammt deren Folgen und Nachahmungen in andern Ländern Löfet, erlauben Sie mir, da Alles feine Ges fhichte hat, einige gefchichtliche Andeutungen aus der Sphäre der Entwidelung des Weltgeiftes im Menfchengefchlechte. Die Naturwiffenfchaft, an welcher die Medicin nur infofern Antheil nimmt, als fie fi, von jener geleitet, aus der Empivie früherer Sahrhunderte zur Wiffenfhaft erhebt, ift ein Kind der neuen Zeit im Gegenfaße der alten Welt Griechenlands und Rom’s. Wenn die frühere Zeit die Natur nur bruchftücweife und nur in einzelnen Erfchei- nungen darftellen Eonnte, aber noch nicht das Ganze umfaffen und das Einzelne in feiner Beziehung zum Ganzen wür- digen Eonnte (wie die Compendien der Naturkunde bei Griechen und Römern beweifen); wenn ferner dort, wo die Welt fi in der Kunft abfpiegelte, von einer Wiffenfchaft, als Nachweifung der allgemeinen Gefeße des Lebens im Befon- deren und Zurhdführung der befonderen Erfcheinung auf das allgemeine Gefeg, alfo der Erklärung der erfteren, fich nur Spuren vorfinden; fo beginnt erft mit dem Ende des Mittelalters, wie in der ganzen geiftigen Entwidelung des Men- ichengefchlechts alfo auch bier, die neue Aera einer die ganze Natur fowohl in ihrer Befonderheit als in ihrer Allheit zu umfaffen ftrebenden Erfenntnig — die Bafis der Philofophie der Natur — melde die Naturgefege im Innern, der höchften Geiftesfraft, in der Vernunft, offenbarend und abfpiegelnd, im Gegenfage der die gleichen Gefege nur ahnenden und in Kunftwerken plaftifch geftaltenden Inftinctanfchauung, fid) als Wiffenfchaft, im firengeren Sinne des Morts, darftelt. — Nach dem faft taufendjährigen Embryonenfhlaf des geiftigen Lebens der Menfchheit, welcher als Uebergangsperiode der alten Welt zur neuen, als die beiden Lebensalter der Menfchheit verbindendes Mittelalter er feheint, entwidelt nun die neugeborne Pfyche ded menfchlichen Geiftes ihre atherifchen Schwingen, und Feine Erfchei- nung der Natur als außer ihrem Kreife liegend betrachtend, und in unendliche Räume des Himmeld durch die begin nende Aftronomie fchauend, wie in unendliche Zeiten mit fefjellos gewordener Sprache durch die Buchdruderkunft wir Eend, firebt fie, wie äußere Form und Geftalt, fo inneres Maaß und Gefek der Naturdinge zu erfpähen, und wie fie. höchftes Produkt der ewig zeugenden Natur ift, diefe felbft in fi aufzunehmen und in der Wiffenfchaft wieder: zugebären. Seit dem 12ten Zahrhundert unfter Zeitrechnung zum höheren Leben erwacht, bildet der Menfchengeift nur in gefegmäßiger Entwidelung vom Niedern zum Höhern auffteigend die verfchiedenen Sphären der Naturwiffen- fchaft, zuerft im anorganifchen Reiche die Form und Geftalt erfennend, ja die Kräfte deffelben einfeitig felbit auf das für die Erfenntniß noch verfchloffene organifche Leben übertragend und diefes aus jenem zu erklären verfuchend; fodann den organifchen Leib zum Gegenftand des Forfchens nehmend und auch hier zuerft die Mannigfaltigkeit der Form im Reihe der Pflanzen und der Thierwelt, fpaterhin auch die Beziehung diefer mannigfaltigen Formen zu einander und deren innere Kräfte gewahrend; endlich auch den menfchlichen Körper und beffen wunderbaren Bau bes trachtend, und ald Culminationspunft des Wiflens auch fi) felbft und die Gefege des pfychifchen Lebens zu erfen- nen bemüht; — fo daß, wie der organifche Leib des Menfchen in feiner Fortbildung alle Stufen der Entwidelung des organifchen Lebens überhaupt durchläuft, auch die Wiflenfchaft von demfelben, als Produkt der Entwidelung der geiftigen Erfenntnißfraft des Menfchen, in ihrer Ausbildung eine gleiche Stufenfolge barbietet, während die Kennt- niß der äußern Natur in gleichem Maaße, fowohl in den Tiefen der Erde alö in den Höhen des Aethers, in dem unendlich Kleinen, wie in dem unendlich Großen fortfchreitet. 17 In gleicher Stufenfolge entwidelt fi) nun auc) die Wiffenfchaft im Volksleben, wie es fid) im Staate or- ganifch geftaltet, und in ihrer Beziehung zu demfelben. In der alten Welt hatte die Wiflenfchaft, noch mit der religiöfen Anfchauung des Göttlichen verfchmolzen, Feine befondere Stätte, in welcher fie, nur fi) angehörend und für fich fich entwidelnd, vom Staate ald eine befondere und nothwendige Form des öffentlichen Lebens anerkannt wäre, Erft in der neuen Welt fliftete der Staat die Univerfitäten als Fortpflanzungsanftalten der Wiffenfchaft, des ‚nen erft mehrere Sahrhunderte fpater, im 17ten Sahrhunderte, die Afademieen folgten; als höhere Potenz der erfteren, al Zeugungsanftalten der Wiffenfchaft, die nicht bloß, gleich den Univerfitäten, das Weberlieferte lehren, fondern fortzeugend die Wiffenfchaft ferner auszubilden berufen find. Wenn hier, fowohl in den Univerfitäten, als in den gelehrten Afademieen, die Naturwiffenfchaften, diejenigen Scienzen, in welchen fich dies Fortfchreiten der Snftitute der Wiffenfchaft vorzüglich offenbarte — wie ja die feit der Mitte des 17ten Sahrhunderts aufblühenden derartigen Anftalten vorzugsweife den Naturwiffenfchaften gewidmet waren, — fo fünnen wir den Grund diefer Erfcheinung nur darin finden, daß der Menfchengeift der neuen Welt in den Naturwiffenfchaften die Bafis alles Wiffens erkannte und verehrte. MWenn nun in unfrer an neuen Entwidelungen des geiftigen Lebens fo überreichen Zeit aus den Univerfitä- ten und aus den gelehrten Akademieen eine neue Form des geiftigen Lebens entfteht, welche gleichfam Fürperlos und nur als freie Bewegung des Geiftes erfcheintz; wenn Univerfitäten und gelehrte Afademieen aller deutfchen Länder, die politifche Trennung der Völker vergeffend und die Stammverfchiedenheit nichf achtend, ihre lebenskraftigften Söhne zu einer alljährlich wiederkehrenden Vereinigung gleihfam aller deutfchen Univerfitäten und Afademieen abfenden, wenn diefe Gefellfhaft, an feinen Drt bleibend gefeffelt, durch Feinen gelehrten Apparat der Bücher oder Inftrumente in ihrer Bewegung gehindert, und feinem Staate angehörend Feines Staates Befehle annimmt, fondern eine einzige freie Vereinigung der Geifter darftellt, und zu weldher, wie zu den VBolfsfeften der Alten, fo als zu dem geiftigiten Bolfsfefte der neuen Welt, felbft fremde Völker die Neprafentanten ihrer Wiffenfchaft deputiren; wenn diefe geiftigfte Berfammlung felbft von edlen Fürften begrüßt, befchüst und gefördert wird: — fo fiheint der Schluß nicht zu ges wagt, fie mit den Pflanzftätten und Pflegeftätten der Wifjenfchaft, mit den Univerfitäten und gelehrten Afademieen in Beziehung zu feßen, und fie als die höhere Entwidelung derfelben zu betrachten, durch welche die Wiffenfchaft und die Matrix derfelben ,. die Wiffenfchaft der Natur, fih von der Scholle, an welche fie in den ftabilen Univerfi= täten und Afademieen noch gebannt ift, losmacht, und, als Universitas universitatum, in freier Bewegung nur da einen momentanen, einen Zeitabfchnitt ihrer Gefchichte bezeichnenden Ruhepunft nimmt, wo der Wifjenfchaft auch in diefer Form ein gaftliher Aufenthalt geboten wird. Habe ich e5 wagen dürfen, in Ihrer Seele, meine verehrteften Herren Collegen, zu fprechen, und Gedanken in Worten auözudrüden, die einen Seden von Shnen hierher geleitet haben, und wollte ich nun näher entwideln, in welcher Beziehung die Wiffenfchaft der Natur zu andern Scienzen fteht, und wie fie, da die Natur nur das All des Lebens umfängt, als die Wiffenfchaft alles Lebens erfcheint, an welcher jede nicht todte oder abfterbende Wifjenfchaft nothwendig Theil nehmen muß; fo wide ic) theils Ihnen, den Männern der Wiffenfchaft nichts Neues vortragen, theild möchte eö, felbft jest noch, Manchem verwegen erfcheinen, mit jenem Weifen Großbritanniens, allen einzelnen Künften und Wiffenfchaften, felbft denen, die das Recht und die Sitte betreffen, jegliche Kraft und Tiefe abzufpre- hen, wenn fie nicht in der Wiffenfchaft der Natur wurzeln. Und wenn ich hier die Blüthe deutfcher Wiffenfchaft um mic) vereinigt fehe, und den Kreis hochverehrter, an unferer Vereinigung den Tebendigften Antheil nehmender Gäfte betrachte, fo möchte endlich diefe ganze Darftellung überflüffig erfcheinen, wo Ihre und der befreundeten Zu- hörer Gegenwart jede Behauptung des Gegentheils factifch widerlegt und befeitigt. Welches Volk hat aber die Idee des Lebens und der Wiffenfchaft früher begriffen, als das veutfhe? Wel- 15 ches Land ift die Geburtsftätte der Philofophie, welche die neuere Zeit forderte, und welche das All-der Welt um: faßt, als nur Deutfehland? — In welchem Lande herrfcht der Exnft der Wiffenfhaft, der fern von frivoler Mig- deutung wie von Herabwürdigung derfelben zu bloß praftifchen Iweden, fie bloß um ihrer felbft willen verehrt, gleich wie im deutfchen Lande? — So fhliege ich denn mit dem Wunfche, daß Deutfchland, wie vor Sahrhunderten im Reiche des Glaubens, fo aud im Reiche der Wifjenfchaft diefe Palme des Lebens fich bewahrend, ferner allen Böl- fern vorangehe! Möge unfre Berfammlung, wie fie auswärtigen Völkern zum wetteifernden Beifpiele geworden ift, auch in ihren Wirfungen den Ruf der deutfchen Wiffenfchaft bewahren; — dann wird die Weltgefchichte, wenn fie die Ihaten des Geiftes erzählt, aud unfrer Vereinigung gedenken, als eines Samenforns, deflen Früchte noch nach Sahrhunderten ein fegnendes Andenken der Gegenwart erzeugen. — Kraft meines Amtes, als Vorftand der Gefellfhaft, erkläre ich nun die Sigung eröffnet, Wachweifung der Wohnungen. Il. Der Gefhäftsführer. Gch. Hofrath Dr. Kiefer: Eichplas, Kaufmann Timmler, Hofrath Dr. Zenfer; Zohannisgaffe, Kaufmann Gerjlung. I. Der Mitglieder des Empfongsburenn, Profeffor Dr. Wadenroder: Markt, Witwe Bäs. Dr. Häfer: Sohannisgaffe, Kaufmann Gerftung. ‘Profeffor Dr. Luden: Leutragaffe, eignes Haus. Dr. jur. Burdhard: Eichplas, Kaufmann Timmler. Profeffor Dr. Wolff: Sisenplan, Fubrmann Uprlau. Fortgelehte Lite der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Aerzte. Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem * bezeichnet. Ne. Isag 2. ein] Name. Character. Wohnort. Scction. Wohnung in Qena. | zeihnung. | | September] | ; | “ns 163> |, 18. Bernhardi. | Drofeffor. Dreifig:e Mineralogie Poftmeifter Beder. | acer, | | | 164. _ | Keifig. D. med. , praft. Arzt. rn Medicin. ee ERaNeN) Witte, Nro, 165. 166. 7167. *168. *169. 170. *171. 172. *173. *174. 191. Tag d. Ein- zeichnung. September, 18. Name. von Feilisfch, von Planig. Krudenberg mit Familie. Schweiger. Wendt. Senft. Schmelzer. v. Zfchefffin. Unger. Maik. mit Familie, Laspe. v. Grün. v. Gutbier. Munde. Reich. Wangemann. Baumann. Sad. Stidel. Keßler. Brandt. Magnus. Geyer. Stodmann. Dreffel. Upeb. Kreger. 19 Gharacter. Nittergutöbefißer. Stendorf, Nittergutsbefißer. Neidfhüs. Profeffor. Halle. Profeffor. Tharand. Geheime Medicinalrath. | Breslau. Lehrer. Eifenad). Geh. Rath. Dir. d. Univ.) Halle, Halle - Wittenberg. General. Petersburg. Dir. d. Realfchule. Erfurt. Kammerrath. Altenburg. Kaufmann. Gera. Kammerrath. Graiz. Oberlieutenant. Zwidau. Seh. Hofrath. Heidelberg. Apotheker. Burg. Rath. Weimar. Apotheker. Altenburg. D. Halle. D. u. Profeffor. Sena. Mühlbauinfpekter. Sena. D. med. Altenburg. DProfefjor. Berlin. Defonomierath u. Nitter-|Langenrimme gutsbefiger. | Wohnort. | Section. Wohnung in Iena, | Nineratogie am Markt; Dmnlle Vogel. Aarau Sranke; Schriftgießer. . Schloßgarten. Saalgaffe; Tifchler Hinse. Botanik. Mebdicin. Technologie. Medicin. Botanik, |Sohannisgaffe; Weimar, Kaufmann. Botanik. Eichplag; D. Keferftein. Mineralogie Großherzogl. Schloß. Ponfil. Botanik. Kreußz Kaufmann Garl, Graben; Fr. Prof.. Erich. Mineralogie Markt; Vogel. Botanik. Markt; Wittwe Bas: Mineralogie Graben ; Tr. Prof. Erf. PHyfik. Pharmacie. Hofbäder Kaifer, Sohannisgaffez Gerfiung. Botanif, Sonne. Pharmacie. Hofbäder Kaifer. Mineralogielam Kreug; Schömamn.. Geographie.Marktz Buhh. Maufe. Technologie.Steinweg; Bridenmühle. Mediein. Graben; Fr. Prof. Erjch. Chemie. Technologie. Sonne. Medicin. Medien. Greif. Frau Prof. Erich. Sonne. Zoologie. Nittergutsbefißer. Zoegen. D. med. ' Burgftedt. bei Penig. Profeffor. Atenburg. Fabrifant, Salzungen. Chemie. |Leutragaffe ; Glafer Tacod.|| 20 Die am 19. Sevtember 1836 gebildeten Sectionen werden fein: 1) Section für Phyfik, Mathematik, Aftronomie vereinigt mit der Section für phufifalifche Chemie, von 8S— 10 Uhr Morgens am 21., 23. und 26. September; am 20. und 24. September von 10—12 Uhr. Prafident für Phnfit: Hr. Geh. Hofrat) Munde. Serretair: Hr. Hofrat) Dfann. Präfident fir phyfifal. Chemie: Herr Hofrat) Dö- bereiner. Secretair: Herr Profefjor ©. Sudow. 2) Section für Geognofie, Geographie und Mineralogie von 9— 105 Uhr. Präfident: Herr Graf Münfter. Secretair: D. Cotta. 3) Section Pharmacie: am 21., 23. und 26. Septbr.; von 4) Section Botanif, Anfang um 9 Uhr. Prafident Graf von Sternberg. Afifiirender Prafident: Hr. Geh. Hofrath Voigt. Secretair: Hofrath Reichenbach. 5) Section für Anatomie, Phyfiologie und Zoologie von 7—9 Uhr. Prafident: Herr Geheime Medicinalrath Lichtenftein (wechfelnd.) Beftändiger Secretair: Hr. Prof. Hufchte. 6) Section für Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe;z an 21., 23. und 26. September, von 6—8 Uhr Abends; am 20. und 24. September von 11 — 1 Uhr, Präfident: Freiherr von Zürkheim. Secretair: Profeffor Ulrich. 7 —8Uhr; am 20. und 24. Septbr. von 8— 10Uhr. | 7) Section für Zechnologie u. Agronomie; von 8—YUhr. Präfident: Herr Geh. Hofrat) Zrommsdorff. Serretair: Herr Hofrat) Brandes. DPrafident: Hr. Profeffor Schweizer. Secretair: Hr. Profeffor Pohl. Zu der Fahrt nach Belvedere werden die Wagennummern ferner am 20. Abends 6—7 Uhr im Empfangs- büreau ausgegeben. Nah Beihlug der mediciniihen Section haben die Herren Medicin Studivenden freien Zutritt zu den. Si: gungen diejer Section in der Aula. Das Nähere it bei dem Heren Depofitor Voigt zu erfahren. Die Heiren Sectetaire der verfchiedenen Sectionen erfuhe ich, Die Protocollauszüge und die für die nad)= fien Sectignsfisungen angefündigten Vorträge mir, wenn irgend möglich, jeden Abend bis 8 Uhr gefälligft einreichen zu wolen, D. D. ©. Kiefer. Berihtigung: In Nro. 2, diefes DBlatts jtatt 85 ift zu lejen "85 Nro. 6. vierzehnten Berfammfung der Naturforscher und Merzte Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Verlag von Fr. Frommann. Sena, am 21. September 1836. Fortgeleste Lifte der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Aerzte. Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem * bezeichnet, Neo. Be Tame, Sharacter. | Wohnort, | Section, Wohnung in Iena. September.) 192. 18 von Golowin. Gutsbefißer. Petersburg. |Beographie. Leutragaffe; Kallenbach, 193. R= Schmidt. D. med. Niederzim= | Anatomie, ee eher 194| — "., Damerow. Profeffor. Han, Medien. Schömann an der Kirche, 195. n Rofenberger. Profeffor. Halle. |Aftronomie.\Ebendafelbft. 196. — Hafe. Profeffor. Sena. Phyfit. |Eignes Haus. 197. — Kofenberger. Kreisphnfikus. Königsberg.) Mebicin, am Markt; Schömann. 198. — Ani Hofapotheferu.Canonicusl; Eutin. | Pharmacie, ud Gionlass Bädermftr. *199, _ Hoffmann. Kirchenrath. Sena. Geographie. Eichplas; Kaufm. Zimler, 200. —_ Kaupifch. Chemiker. . Erfurt. |Pharmacie. Markt; Wittwe Bas. 201. —_ Blehihmidt. Chemiker. Erfurt. . | Pharmacie, |Ebendafelbft. 202. _ Brehme. D. med., Privatdocent.| Sena. Medicin. \im Stadthaufe. 203. | — Hirt. D. med. Zittau. Mebicin. Markt; Rath Paulffen. 204. Fre Gleitsmann. D. phil., Rittergutsbefißer Wildenhain.) Chemie. Kämmereiverwalt. Fries, 205. —_ Hausmann. D. med. Stuttgart, | Mebicin, Drof. Sa, Unterlaueng. Nro. *206. 222. *293. *294. | ) i i Tag d. Ein- - Name, zeihnung. September 18. |Freih. von Zürkheim mit Familie, Wille, Schorm. Uli. Franke. KRaft. Doell. Hankel. Leupoldt. Schwabe. Miünz. Sonntag. Sladitfch. Kod. Garl. Schenf. Zantjcher. Brehm. Richter. Gonradi. Spyrbius. Zenfer. Dove. Bufd. Großheim mit $rau Gemahlin. Winkler. Schrön. 1 ER. Character, D. med., &.K. Hofrath,) Wien. Wohnort. | Section, Wohnung in Iena. D. med. Altenburg. Medicin. Saalgaffez Kaufm. Koch. Medicin. |Geh. Hofr. Stark. D., Dir. d. Zeichnenafad.| Weimar. u kl in +; - 9 Mebdicin. Mebicin. Technologie. Medicin. Botanik. Anatomie. Mebicin. Mebicin. Anatomie. Medicin. Technologie. Botanik. Technologie. Anatomie. Mineralogie Zoologie. Zoologie. Medicin, Medichn. Zoologie. Phyfik. Schloßgarten. Fräulein Ulrich. Eichplak. dr. Hofadv. Hochhaufen. Senergaffe;z Schramm. Gollegiengebaubde. Bachgaffe;z Helmrich. Graben; Nies. Actuar Zerbft. Sonne. Ebendafelbft. Bachgafje ; Helmrich. Kreuz. Bachgaffe; Sieglie. Sohannisthorz Weffelhöft. Löbdergaffe; Vogel. | Ebendafelbft. Geh. Hofrath Starf. Schloßg.; Chir. Piekfch. Wagnergaffe. Bahgaffe; D. Schent. Mevdicinalrath. Goblenz. Dber-App.ger.-Secretaiv.! Sena. D. med. u. prakt. Arzt. Zeiß. Hofgärtner. Eifenberg. D. med. Sena. DProfeffor. Erlangen. Phnfikus. Großrude- ftedt, Hofrath. Würzburg. D. med. u. prakt. Arzt. |, Gera. Kaufmann. Gera. Hofrath. Erlangen, Kaufmann. Sena. D. u. afad. Zeichenlehrer. Sena. Markjcheider. Großcams= dorf. Pfarrer. |Renthendorfi D. med. u. praft. Arzt. | Roda. Hofratl) u. prafc. Arzt. | Rudolftadt. D. med. u. prakt. Arzt. | Rudolftadt. D. phil. u. Erzieher. Sena. Profefjor. Berlin. Medicinalrath. Berlin. D. med. u. Xeibarzt. Berlin. Mebdicinalrath. | Altenburg. D. u. Profeffor. - Sena. Medicin. Bacgafle; Mad. Heiden: red, Medicin. Sohannisgaffe;z Ried, Po- ligei = Secretair, Medicin. Cöbdergaffe; Mad. Dtto. Phyfit. Sternwarte. 23 Neo, en Name. Character. | Wohnort. Section. Wohnung in -. September, #933. :.19. Schmid. D. u. Pfarrer. Br Mineralogie Bhh. — Balling. D. u. Brunnenarzt. | Kiffingen. | Medicin. Markt; Hofbäder Kaifer. 235. _ Granville. D., praft. Arzt. London. | Mebdicin. |Sonne. +936. —_ Richter. D., praft. Arzt. Dresden. | Botanik. Sohannisgafle ; Rentfch, 237. — Dswald. Hofapothefer. | Arnftadt. | Pharmacie, D en. 238. — Sdul;. D. u. Confervator. Leipzig. | Zoologie. Greif. +239.| — Gerutti. D. u. Profeffor. Leipzig. | Medicin. |Sohannisgaffe; Hufeld. 240. —_. Franf. Bergbeamter. Könis. Mineralogie Leutragaffe; Marezol. 241. _ | Nicolai. D. med., prakt. Arzt. | Arnftadt. | Medicin. ID. Beyer. 242. _ Döbling. D. phil., Privatgelehrter.) Sonders: | Phyfif. |Ebendafelbft. 243. En Purcas. Apotheker. Aenfiht, Pharmacite. Sohannisgaffe; Poppe. I44. _ ‚Franf. Naturalienhandler. |Amfterdam.| Zoologie. |Sonne. 32.3 Ufert. | Referendar. Naumburg.| Phyfit. |Buchhandl. Frommann. 246. im? Thomas. Apotheker. - Warmbrunn] Pharmacie. |Marezoll. 247. Zr) Ortmann. Landgeometer. Meiningen.| Phyfit. |Buchbinder Linke. 248.1 — von Holger. D. med., praft. Arzt. Wien. Chemie. im Baren. 249.) — Zemler. D. phil., Privatdocent, | . Sena. Phyfit, Wittwe Werner. 50. | — Nees v. Efenbed. Be ben P7 Sleue Breslau. | Botanik. Marezoll. Ba) = Kunze. D. u. Profeffor. Weimar. | Phnfil. Geh. Hof. Fries. we 5y3 — Stern. D. u. Privatdocent. | Göttingen. | Phyfil. am Markt; Kaufm. Carl. 253. _ Meierftein. Mechanikus. Göttingen. | Phyfif. |Ebendafelbt. 354.1 — Schufter. D. phil., Privatgelehrter. KRoda. Phyfil. lim Löwen. 255. TOM v. Hanftein. Kittergutöbefißer. Ober » Ellen) Chemie. |Seif. Tröbik a. d. Kirche. 256. — Hertel. Gerichtödirector. a Mineralogie Sonne. Beudhlingen. #257: _ Gefenius. Confiftorialrath u. Prof. Halle. |Geographie. Superint. D. Schwar;. +958. _ Mitfcherlich. Profeffor, Berlin, Chemie. Geh. Suftizrath Martin. "259. 20. Carus. Hof Mebicinalrath. | Dresden. | Mebicin. |Sigenplan; Start II. Geh. Hofrath. Neo ed he Kame. Character. | Wohnort, | Section, Wohnung in Iena. September. 260. 2. Ried, Polizeifecretair. Sena. Donfit. Sobannisgaffe; Roßtim- 961. | =. Bauer. Paftor. |Löberfhäg.| Botanik. |Saalgaffe; Kaufm. Koch. | — Grufius. D. u. Rittergutsbefts. |auf Sahlis. Technologie. | _ Böcmann. Chemifer. Darmftadt.| Chemie. |v.d. Sohannisthor; Zerbft, 264. _ Lange. Rentamtsacceffift. Sena, Technologie. Ksopannisgaffe; Regierung 2651| — | Bilkens. Referendar. Naumburg.| Botanik. im Bären. %.1 — | ‚ Günther. Mühlenmeiiter. Sena. |Zechnologie. Markt; eignes Haus. 2%.| — Reimann. D., prakt. Arzt. Weimar. | Medicin. \im Bären. 968. | — | Mor. Stark. D., prakt. Arzt. Meimar. | Medicin. Schloßgaffe; Hufchke, | — Loge. D., Hof=Roßarzt. | Weimar. | Mebicin. im Bien, 270: — | Hoffmann. D., Bergrath. | Weimar. |Pharmacie. im Bären. 271. _ Ulman. D., prakt. Arzt. Meimar. | Anatomie. im Bären. " er 10 ed | Enders. | .D. med. Eifenadh. | Mebicin. im Bären. Befanntmadhung. Diejenigen Herren Collegen, welde in den allgemeinen Sisungen Vorträge zu halten gedenken, erfuche ic, mich von demfelben baldigit in Kenntniß zu feßen. D. D. ©. Kiefer. Anzeige Die fo eben vollendete MondEarte von Beer und Mäpdler ift bei mir complett zu haben. Preis aller 4 Blätter 5 Thlr. Preuß. Sr. Stommann. Raturalien-Berfauf Unterzeichneter empfiehlt fi mit fehr feltenen europäifhen und erotifchen ausgeftopften Vögeln und. Vogel bälgen, ferner: feltene füddeutche Käfer und Schmetterlinge, zwei ausgezeichnet gut erhaltene Zähne von Maftos don ıc., und verfpricht die billigften Preife. Fr. Schulz, Confervator aus Leipzig. Logirt im Gafthaus zum Greif in Nr, 4. Beribtigungen. Die Verfammlung der botanifhen Section beginnt präcis halb 9 Uhr. In Nro, 2 ©. 7 diefes Blatts ift ftatt 56 zu lefen "56. bei der ageblatt dierzehnten Berfammfung der Naturforicher und Merste Dentichlands herausgegeben unter der Direcetion der Gefchäftsführer. Sena, am 21. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Fortgefcehte Lifte der bei der Großherzogl. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. Tagd. Ein- zeichnung. September 18. Name. Wirfing. Bauer. Eyring nebft ee Voigt nebft Familie, Edardt nebjt Familie, Sckorn. Zufcher sen. Kein. Schenfer. Hertel. D. Gerwib. Meinede. Ringe v. Wildenberg. Shüb. D. Klein. | Gharacter, | Wohnort, Wohnung in Zena, Suftizamtmann. Allftedt. D. Artus, 8 Tage Licentiat der Chirurgie. |Georgenthal. erutragafien, Ei Bauer, Tage. Kammer = Affefjor. Gera. Rath » « Paulffen, 8 Tage. Gutsbefiser. Görlis. Sonne, 2 Tage Secretärsfrau. Ludau. Sonne, 1 Zug. Hofrath. Weimar. | VBerw. Fr. Geh. Hofr. Voigt, einige Tage. Fabrifant, Naumburg. Nadler Niftler, einige Tage. Schulrath. Gera. Bis Walz, 2 Zage. Lehrer d. Mathemat, u. Phyfil. Dresden, Wittwe Knabe, 1 Nadt. Doctor. Apolda, Schriftfeger Hertel, f einige Tage, Superintendent. E D. Kirchner, N einige Tage. CGand. jur. Braunfhw. Brieftrager Sahr, k 14 Tage, Pharmaceut. Schafhaufen. nz zute, Amts = Actuar, Großrude: | Conbitor Sci. a. = Kirche, ftedt. 2 Tage, Kirchenrath und Hofprediger. | Eifenberg. Schramm, 6 Tage. Nro, |Tagd. Ein- Name. zeihnung. Fa SEE 11.57 RENT. 82, a Te . na, 28. „9. Hagen. 29. —_ Gerftenberger. | 30. — Voigt | nebft le 3.| — Ulrich. a —_ Gerlach. 33: — Wolf. 34. _ Fifcher nebjt Familie, 35. — v. Einfiedel. 36. -- Hidethier. 37. _ MWellbrad. 3.| — Sähufter. 39.| — Sohnize. 40. — Deutfbein. 41. — Dtto. 49, = Eihorius. 43. = Grafer. 4.1 — duß. 45.| — Bock. 46. = Kod. 47. = — D. v. Müller. | — Herger. | 49. | — Roltich, ‚26 Character, Hofbrauer. Kaufmann. ‚Gutöbefißer. Kaufmann. Profefjor. Kaufmann. Gutsbefißer. Kaufmann. z z D. med. Student. Geheimer Regierungsrath. Wundarzt. Geh. Rath und Kanzler. en Matunaijeniaft Befliffe: Babrikant, = \ m Bank] mm | am 5 [mom | mama Wohnort. | Eifenberg. Sebefee. Magdeburg. Erfurt. Berlin. Altenburg. Ohrdruf. Magdeburg. Bremen, Noda. Lauenbad). Halle. Berlin, Leipzig. Siebenbür- gen. Hermanns ftadt. Berlin. Freiberg. Meimar. Köftris, Klofterlaus- nis, Wohnung in Jena, Schramm, 6 Fur u. 2% N z Sonne, 2 Tage. EN 1 ET =" 4’ = a Due 7 RER Ei. Löwen 1 Tag Adler 1.78 Baren 1 = Gteif am Fiat ua Fe ME oe Seh. Suftigrath Dar, DBerw. Rasa effor Ko, Tage, Pe Müller, 8 Tage, Seifenf. zabie a. d. Kirche, Tage. . Sofanobee Tage. - "Li + 27 Auszug aus dem Protofolf der erfien allgemeinen Sieung. Die erfte allgemeine Berfammlung am 19. Sept. Vormittags 105 Uhr wurde dur) bie höchfte Gegenwart Seiner Königl, Hoheit des Großherzogs von Sachfen-Weimar-Eifenah, Seiner Königl, Hoheit des Großherzogs von Oldenburg, Seiner Königl. Hoheit des Erbgroßherzogs von Sahfen- Weimar: Eifenadhy und Seiner Durd)- " Taucht des Prinzen Eduard von Sahjfen » Weimar: Eifenach, beehrt. Nachdem die höchften Herrfchaften auf den Seffeln, die Ehrenmitglieder auf den Ehrenfigen und die übri= gen Mitglieder auf den numeritten, durch ihre Eintrittskarten bezeichneten, Pläßen fidy niebergelaffen hatten, betrat der erfte Gefchaftsführer die Rednerbühne, und fpracdy die in der vorigen Nummer bereits abgedrudte Eröffnungs- rede. Nach derfelben wurden die Statuten der Gefellfihaft durch den zweiten Gefchaftsführer dem Herfommen ge= mäß vorgelefen. — Hierauf gieng dev erfte Gefchäftsführer dazu über, über einige eingegangene Briefe und Ab- handlungen Bericht zu erflatten. Unter den erjteren verlas der Secretär ein Schreiben der Görliger naturforfchene den Gefelfchaft, in welcher diefelbe den Kaiferl. Nuffifhen Hofrath Ritter Zilefius von Zilenau erfuht, die dies- jährige Verfammlung in ihrem Namen zu begrüßen und fie bei derfelben zu repräfentiven. Unter den leßteren wurde ein Auffaß vom Profeffor Nebius in Stodholm tiber den Bau der Zahne und ein anderer vom Prof. Schüler aus ‚Sena über die geognoftifchen Verhältniffe Ungarns und Siebenbürgens an die betreffenden Sectionen abgegeben, und ein Eurzer Beriht aus einem Briefe des noch gegenwärtig in Ungarn befindlichen Prof. Schüler durch den Secre= tät vorgelefen. ® Demnäcft beftieg Dr. Mädler aus Berlin, dazu vom erften Gefchäftsführer aufgefordert, die Redner: bühne, um einen allgemein anfprechenden Vortrag „über den Naturbau des Mondes und die von ihm und Dr. Beer in Berlin herausgegebene Mondfarte zu halten," wobei diefe fo eben vollendete Mondfarte angezeigt wurde, In demfelben feste er vorzüglich die Verfchiedenheiten in dem Typus der Mond- Formationen von denen unferer Erde j auseinander , und machte namentlich auf die Anlage der Ninggebirge und die wahrfcheinliche Entftehung derfelben durch (nicht vulfanifche) Gaseruptionen aufmerkfam. Ferner hob er die Gefesmäßigkeit in der Anordnung der größes "ren und. Eleineren Kraterreihen hervor, und theilte namentlich noch mit, daß er eine durch den Krater Iyginus hin- - laufende Rille beobachtet habe, zuleßt erörterte er die Grundlofigkeit derjenigen Meinung, welche Wafferbehälter irgend einer Art auf dem Monde annimmt. — h derner trat Profeffor Göppert aus Breslau auf, um die Nefultate feiner VBerfuche über den Verfteine- tungsproceß mitzutheilen. Cs gelang demfelben vegetabilifche und thierifche Körper durch Impragnation mit Metall: und andern, vorzüglich Fohlenfauren, Salzen, und nachherige allmälige Verbrennung bderfelben in einen den natürli= hen VBerfieinerungen, wie dies auch die vorgelegten Präparate bewiefen, höchft ähnlichen Zuftand zu verfegen. Vorzüglich gut eignen fih zu diefen Derfuchen ftrauch= und baumartige Pflanzen, fo wie fettlofe Thiere und thierifche Theile, und Prof. Göppert ift der Meinung, daß der größere Neichthum an Kali bei den Frautarti- gen Pflanzen und an Fett bei den höheren Thieren das Nichtvorfommen von DVerfteinerungen der Iekteren bedinge. CHerr Profeffor_Göppert ift bereit, die Verfuche während feiner hiefigen Anwefenheit zu wiederholen). — Hierauf fprah Herr Hofrat) Ofann aus Würzburg über das periodifche Steigen und Fallen der Salz: quelle zu Kiffingen ‚ welches in 24 Stunden 10mal in regelmäßigen Zwifchenräumen fich wiederholt. Zugleich ift diefe Salzquelle merfwirrdig durch ihren Reichtum am freier Kohlenfäure, welcde diefelbe fortwährend 2 Suß hoch x 23 * bededt. Den von unten wirfenden Drud und das allmälige neue ber legteren Jieht Hr. Hofrath D. als die Urfache jener Periodicität an. — Ein vierter, Vortrag des Dr. Groh aus Noffen Fonnte aus Mangel an Zeit nicht mehr ftatt finden. — Nachdem hierauf die anwefenden höchften Herrfhaften den Saal verlaffen hatten, wurde die übrige Zeit auf die Bildung der Sertionen und die Einführung bderelben in ihre Lofale dur die interimiftiichen Herren Präfidenten verwandt. — Schluß der Sigung 1 Uhr. Sn diefen Lokalen wählten nun die einzelnen Sectionen ihre Prafidenten und Secretäre, und beftimmten die Zeit ihrer Sisungen, wie wir dies in ber vorigen Nummer bereitö angegeben haben. Aus den am 19ten Sept. eingefendeten Protofollen ergiebt fih, daß, außer den bereits oben Me Wahlen, in der pharmaceutifchen Section von Hr. Profeffor Wadenroder das Modell eines von Meurer vervollfommz neten, und von dem Zinnarbeiter Böhmer in Drespen verfertigten Beindorf’ihen Dampf= Kohapparates vorgezeigt und erläutert wurde, woran einige. Discuffionen fich anfchloffen. — vw . An demfelben Tage erging an die flimmfähigen Mitglieder und an eine große Zahl anderweitiger Theil- nehmer des Feftes eine ehrenvolle Einladung der Durdlaugtigiten Landesperrfhaft zu einem Diner in Belvedere für den 2ften September. 2 Angekündigte Vorträge Für die allgemeine Sißung vom 21. Sept. hat Hr. Dr. Hammerfchmidt aus Wien einen Vortrag ange Eimdigt: über artefifche Brunnen und eine neue Methode zur Bohrung derfelben. Für die phyfifalifhe Section am 21. Sept. Nachmittags 44 Uhr find Vorträge angekündigt vom Geh. Hofrath Fries zu Sena, Profeffor Mitfcherlih aus Berlin, Profeffor Weber aus Göttingen, Profefjor Kr aus Berlin, Profeffor Kane aus Dublin, Profefjor Dove aus Berlin, Profeffor Weber aus Leipzig. Protokollauszug der Section für Technologie und Agronomie am 20. September. \ Nach Aufforderung des Präfidenten Herrn Prof. D. Schweiger zu Vorträgen hielt der Hr. Paftor Kraufe aus Taupadel einen Vortrag: „über die Nothwendigkeit einer Vereinigung zu einem einfahen Syiteme und einer möglichft Furzen, genetifchen Benennung ber Getraidearten, als Mittel zur Beförderung der wifjenfchaftlihen Kennt- niß diefer erften öfonomifhen Gewächfe.” Zum Präfes für die Verfanmlung am 21. Septbr. wurde der Herr Prof. D. Reum gewählt. Zu Vorträgen meldeten fih Hr. Forftinfpector Cotta, Hr. Zeihmann aus Mudern und Hr. D. Artus. Die Berfammlung fol früh von 7 bis 9 Uhr gehalten werden. Profeffor Pohl, Secretair. inzeige Bis Mittwoch Abend ift in der Frommann’fhen Buchhandlung in Sena Ai haben: Facfimiles fämmtlicher, dermalen in Iena verfammelten Herren Naturforfher und Aerzte. Blatt 1— 8. Preis 6 gr. Die folgenden Blätter hiervon erfcheinen bis nachften Sonnabend. Diefe Facjimiles find Vorläufer des in Weimar erfcheinenden amtlichen Beriht3 von diefer gegenwärtigen Verfammlung. ä 1 zZageblatt bei der Vierzehnten Berfammlung der Naturforicher und Merzste | Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 22. September 1836. Verlag von Fr. Feonnian. Fortgefeste Lifte der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Xerzte. Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem * bezeichnet, Nro. Hl Name. Character. Wohnort. | Section. | Wohnung in Tena. September. | *273. 20. Vogel. D., Zeibarzt u. Hofrath.) Weimar. | Medicin, |Geh. Hofrath Stark I. 374. - Schellenberg. D. u. prakt. Arzt. [Meuft. a.D.) Medicin. Sonne. 2775| — | Aer. Sabloufoff. General=Major. Petersburg. Mineralogie Schloß. *276. _ Bürd. D. phil. Leipzig. Chemie. [Goldfhmidt Thorn. 297. — Zapf. D. med., prakt. Arzt. |! Dornburg. | Mebicin. — 278. u Bauer. prakt. Arzt. Georgenthall Medicin. |Cabifius. 279.19 — Huc=Mazelet. D. med. Zaufanne. | Medicin. |Marezoll. 280. _ Burgemeifter. |D., Profektor bei d. Zhier:] Sena. Anatomie. |Thierarzneifchule, 231. —_ | v. Gärtner. Sehe, Naumburg. [Seanofogfe: Sonne. "282.| — €. Hlawarzed. prakt. Arzt. Karlsbad. | Mebicin. Briefträger Iahr. 283. | — Wenzel. D. jur. Simenau. Mineralogie Sonne. 38.1 — Hagenbrud. Kaufmann. Weimar. |Technologie.|D. Adermann. 985. _ Graham. Profefjor. Glasgow. | Chemie. |Sonne. 286. _ Kraufe. Stadtrath. Eibing. Pharmacie, oennledafe; Bogel, 2 Nro. eg Name. 2 Gharacter. Wohnort. | Section. Wohnung in Zena. September 7987-1 920. Franfl. D. med., praft. Arzt. |Marienbad.| Chemie. Sonne. BB — Dulf Profeffor. Königsberg. Chemie. Prof. Weichardt. mit Familie. 289. _ Hecht. Geh. Regierungsrath. | Potsdam. | Botanik. Sohannisgaffe ; Dogel 290. _ Küttner. Bankoirektor.. Gotha. Shemie. a 291. _ v. Pifchke. Kaiferl. Ruf. Berglieute:! Freyberg. | Geognofie. Schloß. 292. —_ Dan;. en. u. Profeffor. Sena. Chemie. |Körner. 513: Ta I NER Kanolöt. | Apotheker. Großrudeft. | Chemie. |Leutrag. ; Glmftr. Jacob. *294. _ Trinius. Staatsrath. Deter.burg.| Botanik. am Markt; Frau Bäbß. 995. — Schroeter. Apotheker. Kahla. IPharmacie. ID. Körner. 296. E Winkler. ; D, med., prakt. Arzt. Mildenfurt. | Mebdicin. |D. Körner. 297. — Schmidt. D. med., prakt. Arzt. | Hohenleub.| Medicin. |Poftmeifter Beder. 298. _ Maurer. Sandgerichtsaffeffor. |Gräfenthal. | Botanik. Kaufmann Koch. 999, — Schönheit. Referendar. Grafenthal. | Botanik. |Ebendafelbft. 300. _ Böhfee. D. med., praft. Arzt, |Stadtberga.| Medicin. |Sonne. 301. Kaufmann. | Gutsbefiger, Berga. |\Zechnologie.\Ebendafelbft. 302. | _ | Hoeder. Ip; med., Amtöphpfifus.| Viefelbad. | Medicin. Hr. Rector Gräfe. Eu > Protofoll der zweiten Sitzung der phyfikalifch- chemifchen Section, (am 20. September). Herr Hofrath Döbereiner legte zunächft mehrere durch Fünftliche Sublimation beim Kupferfchmelzproceffe erhaltene, zu Drufen verfammelte, deutlich ausgebildete, aber nach dem Mittelpunfte hin eingefunfene, vctaedrifche Kıyftalle der arfenigen Säure zur genaueren Beobachtung vor. Sodann theilte er ein Schreiben des D. Windler (Wpothefers in Zwingenberg an der Bergftraße) über die von demfelben gewonnene Mandelfäure nebft Proben diefes aus gleichen Atomen Ameifenfäure und Benzoylwaf- ferftofffäure beftehenden Praparates den Mitgliedern der Section mit. Herr Profeffor Dulf hielt hierauf einen Vortrag über die Nefultate aus feinen Verfuchen mit der Bern: feinfäure und ihrer Feftigkeit fich mit 1, 2,3 und 4 Atomen Bafi$ und vielem Kryftallwaffer zu vereinigen. - Zus 31 gleich legte er auch mehrere der gewonnenen und von Neumann (in Königsberg) Eryftallographifh beftimmten Salze felbft mit vor. Endlid) fprach nod der D. Ritter v. Holger über die Methode, mittelft Vitriolathers den Gerbeftoff rein darzuftellen, fo wie über feine Analyfe der Zormentilwurzel und über einen aus diefer Wurzel gt ah eigen: thümlichen Stoff, welchen er auch befonders vorzeigte. Botanifche Section. Sisung vom 20. September. Die botanifhe Section begann ihre Arbeiten mit einem Vortrage des Profefjor Koch aus Erlangen: „Ueber die in der deutfchen Flora vorfommenden Arten der Gattung Sempervivum.“ — Profefjor Göppert aus Bres- lau fprach: „Ueber die Wärme - Entwicklung innerhalb der Blüthenftaude von Arum Dracunculus.“ Aus den an- geitellten und mitgetheilten Berfuchen ergibt fi, daß fich die höhere Wäarmeentwidelung vorzuglidy an der Stelle der Staubbeutelträger zeigte. Ueber den Grund der Erfcheinung müffen noch fernere Beobachtungen entfcheiden. Ferner zeigte Hr. Geyer aus Eifenberg ein durch fein Alter hiftorifch = merfwürdiges Herbarium vor, wel: ches ein gewiffer Hieronymus Harder in Uberchingen bei Ulm gefammelt und auf dem Titel mit der Sahrzahl 1574 bezeichnet hat. Medictwifche Section; Sisungen vom 20. Sept. (Morgens). Zuvörderft wurde auf den Antrag des Geh. Hofr. Kiefer befhloffen, die hiefigen Medicin =» Studierenden al3 Zuhörer zu den Sigungen der mebicinifchen Sertion zuzulaffen. Hierauf fprah Dr. Mefferfhmidt aus Naumburg über die durch die Aufcultation veranlaßten Srrthümer in der Diagnofie der Herzkrankheiten. In Folge der fich eröffnenden Discuffionen nahm Profeffor Sachs aus Königs: berg — Gelegenheit, -über die Ueberfchägung des Stethoffops in diagnoftifcher Hinfiht zu fprechen, dagegen wurde die mittelbare Aufcultation vom Profeffor Fuchs in Schuß genommen. Schließlich theilten der Präfident, und der Secretär Profeffor Sach3 einige intereffante Kranfengefchichten mit. Der Präfident verlas einen Brief des Dr. Biermann in Peine nebft einem Furzen Yus;uge aus einer Ab: handlung defjelben: „Ueber die Nothwendigkeit, die durch philofophifche Auffaffung der höchften Principien für Na= turwiffenfhaft und Heilkunde erzeugte Denfart zu erhalten.” Geheime Rath Wendt aus Breslau fpradı hierauf über die Heilung der Hernien durch narkotifche und fcharfe Balfame und ein fehr wirffames Geheimmittel diefer Art. Serner wurde der Antrag defjelben, für die Vorträge der Section im Voraus wichtige und bisher wenig erörterte Gegenftände zu beftimmen, einftimmig angenommen. — Geh. Hofrat Stark I. aus Iena zeigte mehrere intereffante Präparate von Knochenkrankheiten. — Hofrath Tertor aus Würzburg zeigte eine in Weingeift aufbewahrte regene- virte Kryftalllinfe, und fprad über Regeneration der Kryftalllinfe überhaupt. — Dr. Schwabe aus Großrudeftedt ftellte darauf einen 14jährigen Knaben mit Harnblafenfpalte vor, und verlas alsdann einen Auffas über Pustula maligna. SHieran fnüpften fi) Bemerkungen über denfelben Gegenftand von Profeffor Renner zu Sena und Vro: feffor Fu 3. 32 —_—___ Nachmittags). Geh. Rath Wendt fprad) über Phlegmasia alba dolens (nad) feiner Meinung Oedems acutissimum) und ihre Behandlung, woran fich, weitläufige Discuffionen Enüpften. Schließlic berichtete Geh. Rath) Bufcd aus Ber- (in über das Ergebniß der Section des verftorbenen Staatsraths Hufeland. S Herr Hofe. Renner aus Jena zeigte das injicirte trodene Präparat eines Pferdes vor, woran er die Ein: mindung eines beträchtlich gewundenen Rumphgefäßes in die Vena saphena nachweifen zu fünnen glaubt. 3oologitch - Anatomifche- Phyfiologifche Abtheilung. Erfte Sigung am 20. September: 7—9 Uhr. Präfident: Hr. Geh. Medicinalrath Lichtenftein, Gecres tair: Profeffor Hufdhke. Herr Paftor Brehm aus Renthendorf fpricht über mehrere Subfpecies von einheimifchen Vögeln Be Bor: tegung zahlveicher ausgeftopfter Exemplare. Herr D. Hammerfhmidt aus Wien zeigt im Auftrage des Hin, Prof. Berres in Wien die fehs er- » fchienenen Hefte von defjen Werk: Anatomie der miftoffopifchen Gebilde der Verfammlung vor. Here Prof. Ehrenberg aus Berlin zeigte ein fog. blutiges Wafler vor, was er am 18. Sept. bei Zies genhain gefunden und worin er zwei neue Infuforien entdedt hat, die er Monas Okenii und Ophidosoma jenense zu nennen vorjchlägt. ‚Herr Prof. Weber aus Leipzig halt einen Vortrag über die von ihm entbedte fichtbare Dekan: der Lymphe in den Saugadern des Schwanzes der Frofhlarven. Hr. Hofrat Schulz aus Greifswald legt einige auf dem Zakend bei Sena gefundene mine zur Beftimmung vor. Proviforifche Tagesordnung für den 23ften September. 1) X. v. Humboldt: Ueber die Berfchiedenartigkeit des Naturgenufjes und der wiffenfchaftlihen Entwides lung der Weltgefege. ' 2) Paftor Brehme, über das Betragen der männlichen Raubvögel gegen ihre Brut. 3) Dr. Schmidt aus Hohenleuben: Blide eines Arztes auf Germaniens frühere Bewohner. 4) Hofrat Reihenbadh, Blid in die natürlichen Verwandtichaften in der Pflanzenwelt. Mahl des Verfammlungsortes für 1837. ® Unzeige Für die Herren Naturforfcher zur Anficht und etwaigem Gebrauch) ift ein hier verfertigtes Ory-Hydro- gen-Gas-Mikroffop im Haufe des Hrn. Infpector Bifchoff nächft dem Schloffe aufgeftellt. Gütige Winfe der Kenner zu weiterer Vervolliommnung des Apparates würden als die angenehmfte Entree dankbar, angenommen werden. Sena, den 21. Sept. 1836. Wilhelm Zreunert. Nro. 9. BEN zageblatt bei der vierschuten Berfammfung der Naturforicher und Merste Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 23. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Fortgefehte Ziite der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Aerzte. Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem * bezeichnet. Niro, Isag d. Ein- Name. Character. Wohnort. Section, | Wohnung in Iena. | zeichnung. 0 [&eptember.| 303. | 21. Weilinger. Ober» Wundarzt und Ge) Weimar. | Medicin. |Adler. burtshelfer, 304. a Bohn. Sabrikant. Saalfeld. | Chemie. |Kaufınann Schäfer. 305.) — v. Peterfon. Kaif. Ruff. Midfipman. Petersburg. Mineralogie Großherzgt. Schloß. 36| — ‚Schmidt. Ds Beat Arzt u. Kreise] Erfurt. Medicin. noch unbeftimmt, pbnfikus. 307. „= Dufft. Hofapothefer. Rudolftadt.| Phrarmacie. Chirurg. Pietfh 308, ke: Falf. Hofthierarzt. Rudolftadt.| Medicin. |Ebendafelbft. *309. 1 — Dtto D., prakt, Arzt. Rudolftadt.| Medicin. |Ebendafelbft. 310.1 — Hartung. Oberwundarst. Rudolftabt.| Medicin. |Ebendafelbft. 311. _ Beder. Poftmeifter. Sena. \Zechnologie.Poft. Schwann, Miefcher, . D., prakt. Arzt. Berlin. |Phyfiologie.\Huffchmieb = Witte oge, D., praft. Arzt. Bern. |Phyfiologie.Briefträger Jahr. Particulier. Dublin. | Geologie. |Sonne. Soy jun. Zomb. 312. — Schubert. | D., Hofmedicus, Kahla. Mebditin, Unbeftimmt. | | Particulier. Dublin. | Geologie. |Sonne, „34 | gr Nro, |T9d- Ein- Name, Character, | Wohnort, Section. Wohnung in Jena. zeichnung. | Scptember. L 317: 21, Hirih. D., praft. Arzt. Berlin, Medicin. Frau Knabe. Beer Lorber,. Commiffionair. Sena. (Technologie. Neg am Markt. ' *319, == Kaifer. D., praft. Arzt. Geifa. Mebdicin. |Gerftung. 3%. —_ Tießmann. Hofapothefer. Meimar. | Pharmacie. |Sonne. 321. _ Daubeny. DPrefeffor. Orford. | Chemie. "Sonne, +392: _ Döbereiner. D. phil. Sena. Chemie. \Hofr. Döberemer. *393, —_—._ Buchholz. Apothefer. Erfurt, Chemie. |Raufmann Carl. *324. _ Aer. v. Humboldt |Mitglied der Akademie der| Berlin. | Geognofie. |Großherzogl. Schloß. Greell, Wiffenihaften, *325. _ Kunth. Profeffor. Berlin. | Botanif, \Ebendafelbft. Fortgelceste Rifte der bei der Großherzog. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. > — Nre Sag 3 ein Name, Eharacter. Wohnort, | Wohnung in Jena, zeichnung: | 50. |. 20, Klösner, Stud. jur. Eifenberg..: Buchbinder Hinkler, E 1 Tag. LT ee Hißbacı. Hoffirchner. Weimar, Conrector Höpfner, 2 einige Tage, 52, kun Geiniß. Stud. phil. Berlin, Buchbinder Hinkler, 8 Tage, 53.10 — Gerde, ; Stud. ‚phil. Berlin, Ebendafelbft, 6 Tage, Eh ee Wapler, Salinen= Affiftent. - Köfen. _ Rafenmühle, 1 Tag. 55. _ | Heun. Chemitfer, Köfen. Ebendafelbft. . 56. _ | Schenfer. Lehrer der Mathem. u. Phyfif.| Dresden. Mahler Fuche. 57. — Emmerich), Stud. phil. Meiningen. Halbemond,-2 Tage. 531 — Schulze, | Gonfervator, Leipzig. Greif 8 Zage. | 59. a. Queißer. Mufikvirector. Leipzig. Pr 60. — | Beer. k Student. Schindisfh. Be die | Se Beder. - Shindisfch. 2 u 62. —_ | Gutide, zu Halle. a | Nro, |zagv. Ein- Läglänung. | , 2.208... zeichnung. — [00 Pe | Name, Schede, Srants Hertel. D. Hom, Heumanıt. Bohn. Bohn. Duerndt. Biandıi. Duflot. Häßner, Beder. Sohn. Sranfl ker v. Schwarzen: Frohmwein. Bauer. Schumann. Ullman, v. Gerhardt, v. Berlepfch. Nagel. Klein. Köyr. Bubler. Lippert. Roöfel. =. Character, Wohnort. Wohnung in Iena, | Student. Halle. Greif, 1 Tag. Naturalienhändler, Amfterdam. Sonne, 2 Tage. Berihtsbirector. Schloß Bel Beidhlingen. Biürgermeifter. Stadtbürgel. Conditor Schuß, einige Tage, D. jur. Meimar. D. Kirchner, einige Tage, Kaufmann u. Fabrifant. Saalfeld. Kaufmann Schäfer. Achidiafonus. Saalfeld. Kaufmann Schäfer: Cand. theol. Krippendorf. Buhbinder Baumann Amtsactuar. Paulinzelle, Schneidermftr. Arfte. Doctor. Frankfurt. Fräulein Ulrich, b 1 Tag. Neferendar. Koöfen. Hofzahnarzt Heinzmanır, einige Tage. KNittergutöbefiker. Schindisfc. Ebendafelbft, 1 Tag. Secretaiw Arnftadt. Iohannisthor; Madam Vogel, einige Tage, Badearzt. Marienbad, Sonne. Geh. Regier.= Rath. Breslau. Some Daftor. Asmannss D. Gräfe, dorf. 1 Tag. Paftor. Loherfchüiß. Kod jun., einige Tage, D., Paftor. Dölken. ParoE Sriefez i Tag. D. u. pract. Arzt. Weimar. Ehriftian Eidam, einige Tage. | Erfurt. Sräulein Marezoll, einige Tage, Erfurt. Wittwe Mebel, | einige Tage. D., Hauptmann. Erfurt. Mittwe Mebdel, einige Tage. Paftor. Niedercroffen Polizeidiener Poßner, 1 Tag, D., Generalfuperintendent. | Weimar. Goldarbeiter Thorn. Paftor und Adjunct. Gutmanns: 2 > haufen. D. u. pract. Arzt. Lripzig. = E Lieutenant, Eisfeld. Halbenmond, 1 Zag. Niro, 90. 2 ABA |zag d; Ein- | zeichnung. pe a u He a a September 21. Name. Berder. Grufius. Böße. Gramer. Scmeller. Güngiber. dv. Kutfchenbad. dv. Wolzogen. Fig. Weber. Vogt. Günther. Engelhardt. Engelhardt. Brenner. Sicher. Ludewig. Bühl. Höder. Cahmann. Diejenigen Herven Abonnenten des Tageblattö, welche Sena vor Vollendung deffelben verlaffen, werden in Shrem eignen Intereffe erfucht, mir vor der Abreife anzuzeigen, auf welhem Wege und namentlih durd) welche 36 Character. Kaufmann. D. u. Rath. Doctor. Student. Maler. Cand. theol. Stubent. Generallieutenant. Student. Drofeffor. Landfammerrath. Auditeur, Paltor. Buchdruder. Apotheker. D. med. Gonrector, Kaufmann. D. med. Kaufmann. Bitte | Wohnort. | Ladenfiheidt. Leipzig. Neuftadt. Pabel, Weimar, Bern. GSreiß. Kalbsrieth. Hof. Meimar, Blankenhain Orlamünda. | Leina. Gotha. Blankenhain Zambadı. Eifenberg. Arnftadt. Viefelbach. Bella. Buchhandlung Sie die fpäter erfcheinenden Nummern zu erhalten winfthen. Wohnung in Iena, Sonne, 2 Tage: Pu FAR ck GStef, 1 = Re ER REN Baren, 2 = ErEHRE 0 RAD Geh. Hofrath Fries, 1 Zug. Stallmeifter Sieber, einige Tage. Kaufmann Ferrario, Tage. Schriftgießer Franke, einige Tage. Shriftgießer Franke, einige Tage. Mapteier Lange, Tage. Eiche Lindemann, Tage, Polizei: Secretair Ried, einige Tage. Student Höland, 2 Tage. Löwen, 1 Tag. Halbenmond, 1 Tag. Sriedrih Srommann,. Nro. 10. Br & E d g E b (a tt bei der vierzehnten ne der Naturforicher und Merzte Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am %4. September 1836. { Verlag von Fr. Frommann, Auszug aus den Protofollen der zweiten allgemeinen Sißung. E35 wurde vom erften! Gefchäftsführer angezeigt, daß fich zu den bisherigen Sectionen noch eine befondere entomologifche Section gebildet habe, deren Prafident Dr. Hammerfhmidt aus Wien, Secretär Hoftath Ger: mar aus Halle feyen. — Von eingefandten Schriften wurden unter andern vorgelegt: Pharmaceutifch = hemifche Unterfuhungen und Darftelungsmethoden. Mitgetheilt für Aerzte, Apotheker und Chemiker von Carl Stidel in Jena. — Gefchichte des Blinden =Unterricht3 und der Blinden = Anftalten. Bon Johann Wilhelm Klein. — Abhandlung von angeborenen Klumpfüßen von Heine. — Yerztz lihe Winke für Brunnen- und Babegäfte, von Dr. 3. Ad. Franfl. — Sfizzirte Andeutungen über will Eührlihe Drtöveränderungen in freien Welträumen von Victor Mekarsti Edlen von Menk — (Wurde am Ende der Sigung an die Mitglieder vertheilt). Eine andere der Gefellfchaft gewidmete Schrift: „Ueber die Nothwendigfeit eines Nomenclator generum anima- lium et plantarum, von Prof. E. A. Roßmäßler,” wurde an die Gefelfchaft vertheilt. — Ferner wurde der Gefellfhaft vom erften Gefhäftsführer eröffnet, daß Hofrath Dken in Zürich diefelbe in einem eigenen Schreiben freundlichft begrüße. — Ferner wurde eine fymbolifche Zeichnung des Hofrath Schottin in Köftiik den Magnetis- mus betreffend vorgelegt und zur näheren Befprechung der phyfikalifchen Section mitgetheilt. Dann erfolgte die An- zeige des Verkaufs der Linkifchen Naturalienfammlung zu Leipzig. Bei Gelegenheit der, Anzeige, daß in der nachften allgemeinen Sigung die Wahl des nahftjährigen VBerfammlungsortes ftatt finden folle, vereinigte fich die Gefelfchaft nach einigen Debatten dahin, daß diefe Wahl in der bisher gebräuchlichen Weife, auch unter dem Zutritt der nihtftimmfähigen Mitglieder zu bewirken fey- Vorträge. — 1) Dr. Grob: „über die Nothwendigkeit, die Agronomie und die Zechnologie mit den ge: jammten Natumwiflenfhaften innig zu verbinden und über die Organifation eines Iandwirthfchaftlichen Snftituts durch ganz Deutfchland.'' 2) Hofrat Carus aus Dresden: „über eine eigene unmittelbare Sinneswahrnehmung für barometrifche Höhenmeffung.” Derfelbe wies nad, daß es fi) im menfchlichen Ohre durch ein befonderes Gefühl Fund gebe, wenn der Menfch fi) bedeutend über das gewöhnliche Niveau erhebt und daß die Verbindung der Schwimmblafe der Fifhe mit dem Gehörorgane die Bedeutung habe, nächft der Bervolftändigung der Gehörempfindung auch als Maapitab für den Luftorud zu dienen, in welhem fi jedesmal das Thier in verfchiedenen Meerestiefen befinde. 38 3) Dr. Hammerfhmidt: „über eine neue Methode zur Bohrung artefifcher Brunnen, welche cin Zög- ling des Wiener Blindenerziehungsinftituts erfunden und durch ein von ihm felbft geferfigtes und vorgezeigtes finnz reiches Modell verfinnliht hat.’ 4) Profeffor Plieninger aus Stuttgart: „über artefifche Brunnen, vorzüglih über die Refultate der Bohrverfuche in den verfbiedenen Formationen Würtembergs.' 5) Profeffor Ehrenberg: „über Infuforien als Felsmafjen,” wobei er von denen von ihm in den Maffen mehrerer Schiefer und Feuerfteinarten gefundenen Infuforien und Infuforienfchalen Abbildungen vorlegte. — Sitzung der phyfikalifchen Section, (vom 20. September). 1) Geh. Hofr. Munde: „über den tellurifhen Magnetismus und den Einfluß der Bodenwärme des Mee- ces auf denfelben.” — 2) Prof. Dove aus Berlin zeigte feine Verfuche „über Circular=Polarifation des Lichtes durch Drud und Wärme. — 3) Hofr. Tilefiuss „über Land= und See: Tiphome.” Lestere find nah ihm die Wirkung vulfanifcher Eruptionen, welche auf dem Boden des Meeres ftatt finden. — Die Nachmittags - Si- gung wurde dazu verwandt, um mit dem Licht= Polarifations = Apparate des Prof. Dove Berfude anzuftellen. — Sitzungen der Section für Geognofie, Geographie und SKlineralogie A. am 20. September. 1) Geb. Conf.-Rath v. Hoff aus Gotha fprach über den geognoftifhen Bau derjenigen Gegend von Zhüs ringen, welche fi zunächft an den Thüringer Wald anfchließt, und zeigte mehrere interefjante Verfteinerungen, fowie Zeichnungen von foldhen vor. 2) Markfceider Tantfher aus Großeamäderf berichtete über die merfwürdigen Verrüdungen und Ber: fippungen des Gamsdorfer Rupferfchieferflöges durch einen Kupfererzgang, zu beren DBerdeutlihung er einige mark: icheiderifch genaue Zeichnungen, fowie eine Gebirgsartenfuite jener Gegend vorlegte. 3) Prof. Germar fprach zunächft über die Infeften des Soolenhofer Kalkfchiefers (der grafl. Münfter- fehjen Sammlung), dann über Infekten in der Braunkohle des Siebengebirges, welche fich den jest lebenden nahe anreihen laffen, obwohl fie nicht ibdentiidh damit find; und zeigte endlich einige fhöne Pflanzenabdrüde aus der Steinkohlenformation von Löbejün und Wettin vor. B. am 21. September. 1) Prof. Göppert aus Breslau erläuterte feine neuefte Entdeung über fünftlihe Nachbildung von Ber: fteinerungen durd) Erperimente und Vorzeigung ferfiger Präparate. I) Geh. Medicinalraty Dtto aus Breslau fprach über die wichtigften Verfteinerungen Schlefiens und zeigte viele fhöne Eremplare vor, worunter fi) mehrere ganz neue Arten, befonders ein intereffanter neuer Boophyt, fo wie Krebje mit wohlerhaltenen Schwänzen aus der Kreideformation befanden. 39 Für die dritte Sitzung der geognoftifch- geographifchifch- mineralogifchen Section am 23. September {ind folgende Vorträge angemeldet: 1) Dberlieutenant v. Gutbier, über einige Pflanzenabdrüde des Iwidauer Schwarzfohlengebirges (nebft Vorzeigung). 2) Dr. Berger, über Verfteinerungen aus der Gegend von Coburg (nebft Vorzeigung). 3) Prof. Plieninger, über einige Petrefatte aus Würtemberg (nebft Vorzeigung). 4) General v. Tfchefffin, über einige Formationen am Ural (nebft Vorzeigung). Protofoll der dritten und vierten Sitzung der phyfikalifch - chemifchen Section, (am 21. September). Nachdem Hofr. Döbereiner zuerft die zu den von Schwerd befchriebenen Lichtbeugungseriheinungen gehörigen Apparate den Mitgliedern der Section mitgetheilt hatte, as berfelbe eine ihm zugefendete Notiz vor, betreffend die von Uebertreibung nicht freizufprechenden Entdedungen des Herrn Croß über den Einfluß der Electri- cität auf Bildung von Kryftallen, fo wie auch eine auf diefen Gegenftand mit bezüglihe vom Dr. Neef aus der Londoner Zeitfchrift „„Athenaeum‘“ entlehnte, fehriftlich mitgetheilte Bemerkung, nämlich über die Umwandlung des gelben Kupferfulphurats in graues durch die Electricität. Sodann unterftüßte derfelbe die von ihm aufgeftellte Frage, ob nicht die Knallfäure eigentlich ein Salz fey, durch mehrere Argumente. Demnähft wies Dr. Böttger in einer Reihe von Verfuhen nad, wie fi) mehrere Legivungen darftellen laffen, nämlich die Legirung von Duedfilber und Ammonium, mittelft Duedfilbernatrium und Salmiafauflöfung, die dem Magnete folgende Legirung von Duedfilber und Eifen dur Quedfilbernatrium und fehr concentrirtem Ei: fendplorür, die Legirung von Duedfilber und Baryum oder Quedfilber und Strontium mittelft Quedfilbernatrium und Chlorbaryum oder Chlorfirontium, fo wie endlich die Legirung von Platin und Duedfilder im Conflicte von Duedfilbernatrium und Chlorplatin. Derfelbe zeigte auch fhöne würflihe Kryftalle des 2ten Sodquedfilbers und fprac endlidy noc) einige Vermuthungen aus über das Beftehen eines dritten, unter dem gelben Sodquedfilber fte- henden Sodquedfilbers. ’ Hierauf nannte Hofr. Dfann Methoden Ehlor vom Brom fo wie vom Jod zu trennen und gab dann nod den Kohlenfäurengehalt des Ludwigsbrunnens an (nämlich) 16 Unzen Waffer 40,9 Cubifzol Kohlenfäure ent- baltend). Sitzungen der pharmaceutifchen Section. Nach einer Einleitung des Präfidenten (Geh. Hofr. Trommsdorff) über den Nuen einer Trennung der pharmaceutifchen von der chemifchen Section, fanden folgende Vorträge flat. — Dr. Geifeler aus Königsberg i, d. N. über Reinigung des Zinfs von fremden Metallen. — Prof. Wadkfenroder nahm hierbei Gelegenheit, zu feinen befannten Erfahrungen über diefen Gegenftand. nachträgliche Bemerfungen, namentlich über die Verunreinigung 40 de3 Zinkoryds mit Blei zu liefern, und diefelben durch Verfuche zu belegen. Hieran veiheten fi) Bemerkungen von Dr. Buhner d. j. aus Münden und Mebicinalrath Fifher aus Erfurt; namentlich machte der Legtere noch auf die Anwendung des Fohlenfauren Zinforyds ald Heilmittel aufmerkfam. — Hierauf las Apotheker Stiel aus Zena eine Abhandlung über das Fufelöl, insbefonbere das der Senaifchen Weine. Hieran reihten fi, Bemerkungen des Hofr. Brandes und des Hofr. Buchner über das Zufelöl des Kornbranntweins. — Geh. Hofr. Trommsdorff über die wirkliche Eriftenz der von Runge entdekten Grünfäure und über die Eigenfchaft des Holzes der Goniferen, eine rothe Farbe, faft wie purpurfaures Ammoniaf anzunehmen, wenn man dafjelbe in Shlorwafferftofffäure taucht und dann über Dippel’ihes Del halt, (eine Eigenfhaft, welhe Zr. allen vegetabilifchen Stoffen zufchreibt). Medicinifche Section am 21. September. Hofrath Carus trug noch einige Bemerkungen über Phlegmasia alba dolens vor. Hofrath Heinroth hielt einen fehr ausführlichen Vortrag über den Unterfchied zwifchen Delirium und Vesania, gegen welchen fich die Profefjoren Dameromw, Leupold und Sachs erhoben. — Berner fprac Prof. Sachs Über Bleivergiftung. Für die Section am Freitag find folgende Vorträge angekündigt: 1) Hofratd Tertor — über Febris intermittens traumatica. \ 2) Geh. Medicinarath Bufh — über Krankheiten der Dvarien und deren Erftirpation. 3) Prof. Renner und Medicinalrath Ulrich — über Krankheiten der Nieren. 4) Prof. Fuchs — über die Erfheinungen bei unterdrüdter Harn= Se und Exeretion. Der entomologifhen Section, weldhe ihre erfte Sikung am 20. Sept. hielt, fhlofjen fi zunächft an Dr. Hornung, Prof, Plieninger aus Stuttgart, Prof. Apes, Hofrath Reichenbach, Prof. Kunze aus Keipzig, Dr. Wilbrand aus Gießen, Hofrath) Schulze aus Greifswalde, Dr. Safe, Dr. Schul& aus keip- zig, Gerichtsamtmann Keferftein aus Halle, Cantor Merkel. — Dr. Scähulß zeigte zuerft eine beträchtliche Parthie füdeuropäifcher Käfer und Schmetterlinge vor, die er zum Verkauf anbietet, fodann fprady Profefjor Plie- ninger über die Naturgefchichte des Baridius Chloris., — Ferner: über das Vorkommen von Filufien im Darm: Eanal der Raupe. von Liparis chrysorrhoea. — Dr. Hammerfchmidt vertheilte an die Gefellfchaft das Pro- aramım der entomologifchen Gefelfhaft zu London. Derfelbe zeigte zwei Bernfteinftüde, in deren einem ein Infekt von der Gattung Direaea, im andern ein dem Serro palpus verwandtes Infekt eingefchloffen if. — Hofrath Ger: mar aus Halle wiederholte ausführlicher feinen fehon in der mineralogifhen Section gehaltenen Vortrag über die vorweltlihen Infekten des Surakalkfteins und der Braunfohle. — Profefjor Kunze berichtete über die Ber- wüflungen, welche im vorigen Herbfte an mehren Drten Sadjiens durch die Larve des Elater segetis, der Staltica chrysocephala und der Agrotis segelum ftatt fanden. — Beribtigung. In Neo, 8. S, 30. 3. 1. v. u. ift ftatt Feftigkeit zu lefen: Fähigkeit. — Nro, 275. I. ftatt Sablonkof: Sabloufoff. In einigen Gremplaren von Nro. 9 ©, 34 bei Nro, "324 ift zu Iefen ftatt Stanteminifter Mitglied der Akademie der Wiffenfhaften. we _ „zageblatt bei der lie vierzehnten Berfanmmlung der Maturforicher und Merzte Deutschlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Verlag von Fr. Frommann. Sena, am 24. September 1836. Fortgefeste Ziite der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Yerzte, Die Namen der ftimmfähigen Mitglieder find mit einem ” bezeichnet. u | AROIRE. Character. Wohnort. Section, | Wohnung in Jena. 1 September] 3%. | 9. After. D., Hofrath. Neuft. a.D.| Phyfif. |Halbenmond, 397. _ | Klein. D., Kirchenrath. Eifenberg. | Phyfit. Schramm. 38.| — dv. Hardenberg. Senioratsherr. Schlöben. | Agronomie.|D. Gruner. 329. _ Srommelt. Gollaborator. Eifenberg. | Zoologie. |Bäg. 330. —_ Gitt. Stadtfchultheiß. Eifenberg. | Botanik. |Sonne. 331 _ Wittke. Kreisphnficus. Weißenfee. | Medicin. |Bären, Schwabe. D., praft. Arzt u. Stabt:]| Gölleda. | Medicin. |Ebendafelbft. 332. Shufter. u | Roda. Mineralogiel,Herzer am Markt. Schwarz. D., Regimentsarzt. |Merfeburg. | Medicin. |Sonne. 335. erh Bauerfachs. Apotheker. Sömmerda. | Pharmacie. Bären, 336. _ | Nupp. D. u. praft. Arzt. Sömmerda.) Medicin. |Ebendaferbft. 3.) — | 338.1 — 339 1 — Hahn, Apotheker. Merfeburg. | Pharmacie. Sonne. Rofenberger. D., Badearzt. Köfen, Medicin. \Schömann, Bran. oe. u. Nebacteur derr Jena. Geographie. Juftizrath v.. Gohren. inerva. Nre, 0 ABRBREM | 1 1 #1 Le Neo, 110. 111. 112. 113. 114. 115. zug d. Ein- zeihnung. 23. z : Name. KRoöfer. Sacobi. Göfhen. Raabe. Lömwel. v. Holleben. Engelhardt. Gredner. Dtto. Sade. v. Eihwald. Krank. Lord Soy. Boigt. >. N Character. | Wohnort. | Section. |, Wohnung in Iena. D. u. DOber-Medicinalrath.| Athen. | Mebicin. |Sahr. Profeffor.. - |Schutpforta| Phyfit. \Frommann. D. u. praft. Arzt. Göttingen. | Medicin. |Greif. Holzhandler. Dietharz. |Technologie.Zraiteur Bauer. Apotheker. Noda. | Pharmacie. |Mesold. Landjägermeifter. Rudolftadt. |Mineralogieigleifcherwittwe Beyer. Bergamtö= Verwalter. | Saalfeld. |Mineralogie Sonne. Berganıts = Affeffor. Gotha. Hofapothefer. Gera. \Pharmacie. Sonne. D. u. praft. Arzt. Weida. | Mebicin. Sonne. D., Prof.u. Staats-Rath.| Wilna. | Zoologie. Hofabv. Hochhaufen. Mineralogie|Sonne. Bergcandidat. Sreyberg. Lord ChiefBaron oflre-| Dublin. land and Privy Counsellor of his Britannic Majesty in Ireland. Hofbuchhandler, Weimar. Geognofie. |Sonne, Geologie. |Sonne. Mineralogie Ebentafelbft. Sortgefehte Liite der bei der Grofherzogl. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. xag vd. Ein- | zeichnung. 23- | Rame. | Character. | Wohnort, Wohnung in Tena, Emmerid): Stud. phil. Meiningen. Doctorin Schröter, 3 Tage. v. Wüftemann. Geh. Rath. Altenburg. Stadtrihter Schend, | unbeftimut, v. Braun. 2 z Altenburg. Stadtrichter Schend, “ unbejtimmt. Schwarb. Stud. med. Rudolftadt. Hofrath Göttling, 1 Tag. Beder. Magiiter. Weimar. Doctor Körner, 2 Tage. Schmidt, Borftgehülfe. Tambad. Zraiteur. Bauer, 3 zagı, 43 Sera, Tag. Ein- Name. Character. | Wohnort, ae Be] m | m | m | min Wohnung in Iena. zeihnung, FETT SE 5 TREE ET VuEraEEEr 13,27 0 LEGE ni 7 3 Ze en 116. | 23 Hermann. Geh. Rath u. BER Pra:| Altenburg. Ba Schend, fident. 2 Sage, 117. — Henkel. Stud. med, Breitenholz. REN Edardt, 3 Tage, 118. —_ Seidenftider. Doctor. Leipzig. a BUSEISOREREN age 119. —_ Mohnhaupt. Gantor, Wormitedt. amagrE Vogel. Tag. 120.1 — Graf Reuß. Köftrie. Sonne, 2 Tage, 1211.| — Striker. Stud. jur. SranWent Greif, 1 = 122. 1, Lüßer. Doxtor. Heubieen- Halbemond, 2 Zage- | dorf. 13.| — Leibe. Student. Erlangen, = 2 = 124. | — Beer. Stud. Göttingen. PEN Sahr, Tage. 135.| — ZTegeler, Bielefeld. riefräger Sahr, 4 Tage, 126. _ Kranz. Bergrath. Freyberg. Saga Fucius, 4 Zage. 127. — Schröder. Doctor. Gera, dleifher Donat, Saalgaffe einige Zagı. Ritterarifde Unzeige Auf Veranlaffung der VBerfammlung deutfher Naturforfcher und Aerzte in Sena ift bei $r. Frommann erfhienen und bis Ende diefes Monats noch für 1 Zhle. Preuß. zu haben, fpäter fir 12 Tpir. Historisch -topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher und medicinischer Beziehung herausgegeben von Dr. J. C. Zenker. Mit dem Plane von Jena und einem geognostischen Profile, Snhalt: I. Jena, Stadt und Univerfität. 1. Gefhichtlihes von Paftor €. Schmid. 7. Topographifdes von demfelben. 3. Wiffenfhaftlihe Sammlungen, Infiitute und Heilanftalten von Hofrathp Göttling, ga ' Prof. Shrön, Geh. Hoft. Fries, Hofr. Döbereiner, Prof. Wadenroder, Prof. Sudomw, Hofr. Zenker, Geh. Hoft. Voigt, Prof. Renner, Prof. Hufhke, Geh. Hofr. Starf IL, Geh. Hofr. Sudow, Geh. Hofr. Kiefer. I. Umgegend von Jena. 1. Topographifhes und Gefchichtliches von Paftor Schmid. 2. Klima von Prof. Schrön. 3. Mineralien und Gewäffer von Prof, Sudow. 4—6. Protogaea Jenensis. a. Architeftonik der jenaifchen Berge. b. Urmeltliche organifche Ueberrefte. c. Gedanken über Bildung der Erdfhichten und des Gaalthales mit feinen Nebenthälern. Flora Jenensis. Fauna Jenensis (zum Theil nad Mittheilungen von Paftor Brehm, Pajtor Kraufe und Prof. Thon) von Hofrath Zenker. 7. Allgemeiner Krankeitscharafter der Senaer Gegend vom Geh. Hofrath Kiefer. Anhang: Einiges über die in wiffenfchaftliher und praftifher Hinfiht wichtigen Großherzogl. Garten: anlagen in der Nähe von Weimar. Regifter von Paftor Schmid. Erläuterung des idealen Profils der jenaifchen Bergihichten von Hofrath Zenfer. Wenn fhon die Namen des Herausgebers und der Mitarbeiter hinlängliche Gewähr für ben Werth diefer zwar zunächft durd die in unfere Mauern verlegte Verfammlung veranlaßten, aber für eine bleibende Brauchbarkeit berechneten Schrift verbürgen, fo zeigt ein flüchtiger Blid auf das Snhaltsverzeichnig den Neihthum und die Man- nichfaltigkeit des darin Dargebotenen. Die mit Fleiß und Sorgfalt gearbeiteten hiftorifchen und topographifchen Ab: fehnitte haben für die Einheimifchen fowie für alle, die früher hier ftudirt haben oder no) hier fludiren, das größte Snterefie, wogegen die naturwiffenihaftlichen und medicinifchen Auffäge nad) dem Urtheile mehrerer der erften jest hier verfammelten Yitterarifchen Notabilitäten viele neue und wichtige Notizen, Zhatfachen und Bemerkungen enthalz ten, während das Ganze fi) Durch) zwedmäßige Anordnung und Gebrängtheit der Darfiellung auszeichnet. x Eoncertanzeige Unterzeichnete wird die Ehre haben, heute den 24. September, in dem Rofen- Saal ein Concert zu geben und darin Kompofitionen von Seb. Bad, Beethoven, Piris, Chopin und Herz vorzufragen. Die Anfchla- gezettel befagen das Nähere. Billets zu 8 gr. Pr. €. find zu haben beim Concertdiener Göge und beim Buch- binder Vater in der Sohannisgaffe. An der Caffe foftet das Billet 10 gr. Pr. G. Anfang halb 7 Uhr, Ende vor 8 Uhr. Clara Vied. Minerolien- Verkauf. Dornburger Eryftallificter Göleftin, feltene Eremplare, find bei Mann aus Dornburg, wohnhaft bei dem Kammmacher Rothe in der Collegiengaffe, zu haben. Neben dem Gafthaus zur Sonne im Haufe des Herrn Lucius in der erften Etage find eine Parthie cha= racteriftifcher Mineralien zum Anjchauen und zur befiebigen Auswahl fir billige Preife aufgeftellt. — Es find dies befonders die feltenern Specien vom Vefuv, von Eiba, von Ober-Stalien; ferner Produkte Sachfens, Böhmens, Baierns und Sibiriens. bei der viersehnten Verfammiung der Naturforfcher und Werzte Dentfchlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 25. September 1836. Verlag von Fr. Frontmann, \ Auszug aus dem Protofolle der dritten allgemeinen Sigung (am 23. Sept. 1836.) Die dritte allgemeine Sisung wurde abermals durch die hohe Gegenwart mehrerer fürftlichen Perfonen er- freut und beehrt. Es wohnten der Situng bei: Seine Königlihe Hoheit der Großherzog von Sachfen- Weimar: Eifenah, Seine Durhlaucht der Herzog von Sachfen= Altenburg, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Shre Durchlauchten der Prinz Georg von ©. Altenburg und der Prinz Eduard von Sachen - Weimar - Eifenad). Außerdem zählte die Verfammlung unter ihren Zheilnehmern die Großherzoglih Sachjfen » Weimarifch - Eife- nadifhen, und die Herzoglid) Sachen Altenburgifchen Herren Staatöminifter; jo wie mehrere Chefs verfchiedener Dikafterien. Nachdem die Sigung eröffnet worden, theilte der erfte Gefhäftsführer zuerft die eingelaufenen Schreiben mit. Ein Schreiben der Tandwirthfchaftlihen Gefelfchaft zu Zwäßen bei Sena, in welhem diefelbe die Berfamm- lung begrüßte und ihr zmwei Iandwirthfchaftliche Fragen, deren Beantwortung der agronomifchen Section überlafjen wurde, vorlegte; ferner ein Schreiben der naturforfchenden Gefellfhaft zu Bamberg, nebft den Statuten derfelben ; und endlic eine Zufchrift der britifchen Gefelfchaft der Wiffenfchaften nebft dem fünften Sahresbericht derfelben (Re- port of the fifth meeting of the British Association for the Advancement of Science, held at Dublin in 1835, London 1836.). An die legte wurde nach dem Vorfchlage des erfien Gefchäftsführers ein Danffagungsfchreiben zu erlaffen befchloffen. Opbfervanzgemäß wurde hierauf zur Wahl des nachften Berfammlungsortes gefchritten. Der Graf von Stern: . berg erfuchte die Gefellfhaft, ihre nächfte Berfammlung zu Prag zu halten; der Secretair las fodann zwei fo eben eingegangene Einladungen von der medicinifchen und philofophifchen Facultät zu Noftod und von der Univerfität Erlangen vor. Im der fi hierauf eröffnenden Discuffion fprach fih die Meinung des Kammerraths Mais aus Altenburg, des Kammerheren 2. von Buch und des Directors von Littrom aus Wien unbedingt für Prag aus. Prof. Leupoldt aus Erlangen erfuchte die Gefelfchaft wenigftens in Fünftigen Sahren der von der Univerfität Er- langen ergangenen Einladung freundlich zu gedenken. Als hierauf der erfte Gefchäftsführer an die Verfammlung die -drage ftellte: ob fie Prag alö den Drt der nachften Verfammlung erwähle, fprach fich die allgemeine Meinung für diefe Stadt aus. Es wurden hierauf zum Gefchäftsführer für das Fünftige Jahr Graf von Sternberg, zum Se- eretair Prof. Krombholz, und im Behinderungsfalle als Stellvertreter Prof. Koftelesfy in Prag erwählt. Vorträge: 1) Freiherr Alerander v. Humboldt: „Ueber die Verfehiedenartigfeit des Naturgenuffes und die wiffenfchaftlihe Entwidlung der Weltgefege.” — Diefer Vortrag wird in dem demnächft erfcheinenden amtlichen Berichte ausführlich mitgetheilt werden. — 2) v. Littrow: „Ueber meteorologifhe Beobadhtungen.” In der Einleitung grüßte v. Littrom die Ge- fellfhaft im Namen Herfcheld und theilte derfelben eine Eleine englifch gefchriebene Schrift mit, in welcher der erftere alle Naturforfcher auffordert, regelmäßige und genaue meteorologifhe Beobachtungen zu beftimmten Zeiten anzuftellen und fie in irgend einem Sournale mitzutheilen. Hierauf fprach derfelbe über das Bedürfniß eines allgemein gleich mäßigen Maaßes und Gewichtes. Da es hierzu einer Vergleichung aller bekannten deutfhen Maaße und Gewichte bedürfe, fo werde e3 zwedmäßig fein, mit der Vergleihung derfelben und der Herftellung eines Normalmaaßes eine eigene Commiffion im nächften Sahre: zu beauftragen. 3) Dber-Medicinalath Dr. Röfer aus Athen, Leibarzt Sr. Majeftät des Königs Dtto von Griechenland, begrüßte zuerft die Berfammlung im Namen der naturforfchenden Gefelfichaft der jonifhen Infeln, welde faft alle Aerzte des Drients zu ihren Mitgliedern zählt. Ferner legte er mehrere in antifen Sarfophagen gefundene thieri= fhe und menfchliche Knochen, fo wie fonftige intereffante Gegenftände ver alten Kunft vor. — 4) Dr. Schmidt aus Hohenleuben la3 einen Auffas vor: „Blide eines Arztes auf Germaniens frühere Bewohner.” Dr. Schmidt madıte e5 wahrfcheinlich, daß fich die alten Deutfhen weniger durch ihre Größe, welche 5 Fuß, wie viele neuere Meffungen beweifen, wenig überfchritt, als durc, ihre Körperftärfe auszeichneten. 5) Hofraty) Reihenbac aus Dresden fprach hierauf: „Weber die natürlichen Familien des Pflanzenreidhs und die Entwidelung der Pflanze überhaupt, mit vorzügliher Berüdfihtigung der allmählig gefteigerten Ausbildung der Keimgebilde." — 6) Die heutigen Vorträge befhloß Paftor Brehm aus Renthendorf mit einigen Bemerkungen: „Ueber das Betragen der männlichen Raubvögel gegen ihr brütendes Weibchen und die ungen.” — Schluß der Sigung 1% Uhr. Sitzung der phyfikalifchen Section am 21. September. 1) In einem vom Geh. Hoft. Fries der Section mitgetheilten Schreiben des Hofr. Schottin in Köffeig, worin derfelbe die Gefellfchaft begrüßt, fanden fich intereffante Mittheilungen über den Magnetismus eines eifernen, dur Bligfchlag magnetifc gewordenen Mörfers, woran berfelbe Bemerkungen über Magnetismus und Magnete überhaupt Enüpfte. Derfelbe theilte ferner einen Auffag des Prof. Gensler mit: „Ueber Anwendung der eleftriz ihen Kraft auf Mafchinen.“ In demfelben wird ein eleftrifcher Apparat befchrieben, welcher aus einem vertikal ftes benden meffingenen, um feine Are drehbaren, Nabe befteht, defjen. Zähne beim Drehen mit Abwecfelung einen Streifen Blattgold berühren; ein eleftrifcher Strom, der durch diefen Apparat geleitet wird, wird während deö Dre- bens fortwährend unterbrochen. Diefer Apparat ift ganz von derfelben Art, wie der von Neeff erfundene Bliger. “ Man fam allgemein darin überein, daß leßterer den Vorzug verdiene, 2) D. Mefferfhamidt läugnete darauf in einem Vortrage die Eriftenz der Abftoßung nz Pole und fuchte diefen Sag durch Verfuche zu beweifen. Man fand jedoch, daß die Erfcheinungen der von ihm ange- ftellten Berfuhe noch nad) der gangbaren Theorie der eleftrifchen Kräfte erklärt werden könnten und daß fie nicht berechtigten, jene Folgerungen daraus zu ziehen. Sitzung der phyfikalifch - chemifchen Section am 23. September. Hoft. Döbereiner begann. diefe Sikung damit, daß er Über einige. eingegangene Abhandlungen Bericht erftattete, namlich über eine Abhandlung, betreffend den Gold- und Silberverluft bei den Röftarbeiten, vom faiferl. x . . . nn 47 ruffifchen General: Major €. v. Tfchyefffin und über eine Abhandlung des. Hrn. v. Mon ‚‚Considerations sur les ethers et sur leurs composes,“ fo wie auch noch über zwei Manuferipte des Prof. Hünefeld zu Greifg: wald, nämlich 1) von diabetifhem Harne, von der Scheidung des Harnftoffs aus dem Zuder, von der qualitati= ven und quantitativen Beftimmung des Tebteren und feiner Umwandlung in Ameifenfäure, und 2) von der chemi- fchen Metamorphofe, der Pflanzenfarben. Hierauf theilte Apotheker Remer feine Erfahrungen mit über die Zerfeung des Glauberfalzes in Mine: ralquellen, über Auffindung des Selens in dergleihen Gewäflern, über den Gehalt der Mineralquellen an fohlen: faurem Eifenorydul und über die Farbung der Ereremente durch den Genuß der Mineralquellen. Hieran fchloß fi) ein Vortrag des Hofrath Brandes über den Gehalt der Mineralquellen an Kohlen- fäure und über Kohlenfäurebildung, fo wie über Erpanfion der Kohlenfäure. Sodann legte Prof. Mitfcherlidy der Verfammlung mehrere, verfchiedenen Mineralien analoge Kunftpro- ducte vor, nämlich Magneteifenftein, Zinfblende, Augit. Endlicy legte er auch nocy die fünftlichen Feldfpathkrnftalle vor, welche von der Sangerhaufer Kupferhütte flammen, und begleitete diefe Nachweifungen mit Beftimmungen der verfchiedenen Arten vulfanifcher Erfcheinungen, fo wie mit Anfichten über Kohlenfäurebildung auf nicht vulfani- fhem Wege (namlich über eine Bildung, die ihren Urfprung in ber aus der atmofphärifhen Luft in die Eroriffe gedrungenen: Kohlenfaure hat). Hieran fchloß er mehrere durch die Abbildungen unterftügte Erläuterungen des an der Eifel gelegenen, ohne Schmelzungen vulfanifirten Terrains. Sitzung der Section für Geognofie, Geographie und Mineralogie am 23. September. Schon nad 8 Uhr hatte fi ein Zheil der Sectionsmitglieder und darunter aud Alerander v. Humboldt in der Wohnung des General v. Zichefffin verfammelt, um einige prachtvolle fibirifche Mineralien, befonders Gold, Platin und Silbererze in Augenfchein zu nehmen. In der Sigung jelbft wurde zunächft Prof. Roßmäßlers Send- fihreiben über die Nothwendigkfeit eines Nomenelator generum anim. et plant. zur vorläufigen Durchficht, fo wie mehrere vom Geh. Medicinalvath v. Froriep mitgetheilte Cremplare einer Lithographie von Wogelfußtritten auf Schidtflähen des bunten Sandfteins an die Mitglieder vertheilt. ‚Ein eingegangenes Schreiben „Beitrag zur Geo- gnofie" von C..Wefthoff nahm der Sectionsfecretär Dr. Cotta zur vorläufigen Durhficht in Empfang. Bom Präfident Graf Münfter zum Vortrag aufgefordert, begann nun Dr. Berger einige Mittheilungen über Verfteinerungen aus der Gegend von Coburg. Unter. den vorgezeigten Eremplaren zeichneten fich befonders ein Ihwarzer Körper aus dem unteren Keuper, welchen Geh. Medicinalraty) Dtto unter Vorzeigung eines -ähnlichen Fleineren Eremplars für ein Gaumenftüd oder für. eine Schuppe von einem Fifh erklärte, fo wie die Ueberrefte eines. Saurierd aus, die Graf Münfter für dem Notosaurusı angehörig hielt. Kaufmann Laspe zeigte ein Stud von. dem am 13. Octbr. 1819 bei Gera gefallenen Meteorfteine, fo wie mehrere Verfteinerungen aus ber Zechfteinformation jener Gegend vor. , Darunter eine Pinna (?), wohl die erfte aus diefer Formation. Prof. Ehrenberg ließ nun während der folgenden Vorträge einzelne Mitglieder feine neueften Entdekun- gen über Infuforien durhs Mikroffop beobachten. Oberlieutenant v. Gutbier, über die gegenfeitige Lagerung, fo wie über die Pflanzenabdrüde des Roth: liegenden und des Kohlengebirges bei Imidau, mit Vorzeigung mehrerer Zeichnungen und natürlicher Gremplare; be- 7 = 5 ——— nn m — — —————— 48 fonders Ranularien mit Xeften und mit Befruchtung, Neuropteris mit anaftomofirenden Nerven (Dictyopteris v. Gutb.), Gicadeen u. |. w. Prof. Plieninger brachte in Auftrag Sr. Königl: Hoheit des Prinzen Paul von Würtemberg einen Schädel aus dem Süußwafferkalt von Steinheim zur Anficht, deflen zugehöriges Thier Säger Palaeomephitis Steinheimiensis zu nennen vorgefchlagen hat, und zeigte dann noch einige Verfteinerungen aus der Gegend von Stuttgart vor: Zähne von der Grenzfcheide zwifchen Mufchelfalf und Keuper, wulfts und nebförmige Körper aus dem Keuper, Knochen aus der Molaffe u. |. w. Pharmaceutifche Sitzung A. am 21. September. Zuerft foradh Apothefer Thomas aus Warmbrunn: „über die weiße ruffiiche Rhabarber und theilte Be: merkungen mit: „über die leichte Aufnahme von Kupfer im Quaffiaertracte.“ — Dr. Bley aus Bernburg theilte eine Analyfe von Coccionella septempunctata und die Nachweifung der Ameifenfäure auch in diefer Käferart, fo wie Bemerkungen über das ätherifche Drangenblüthenöl mit. — Hofapothefer Kind aus Eutin: „uber Bildung von Schwefelfohlenftoff." — Profeflor Wadenroder: Bemerkungen über unterfchweflihtfaure Salze, Vorzeigung von Corydalin und mehreren Verbindungen defjelben mit Säuren und tropfbarflüffiger Kohlenfäure. — Pro: feffor Dulf: „über Glaffification der fticftofffreien organifchen indifferenten Stoffe.’ B. vom 23. Septbr. Hofr. Brandes: „über die Anwendung der Deplacirungss Methode auf die Bereitung der Ertracte und die Vortheile diefer Methode für die Bereitung des Extracti Rhei aquosi.““ — Dr. Budıner d. j.: „über Dar: fiellung des Salappenharzes." — Dr. Geifeler: „über das aus den Salappenftengeln bereitete Salappenharz." — Hofe. Buchner: „über denfelben Gegenftand und über das Causticum Hahnemanni.“— Hofr. Brandes: „über die Tinctura ignis Hahnemamni.‘‘ Sitzungen der technologitch - agronomifchen Section, Am 21. Septbr. eröffnete Prof. NKeum die Verfammlung und fprad zunachft: „Ueber eine zmedmäßige Eintheilung der Kulturpflanzen.’ — Deconomie-Rath Geyer theilte feine Erfahrungen über das Legen ganzer wie zerftückter Kartoffeln mit. — v. Thielau aus Schlefien legte eine Tabafsforte (von Nicotiana mierophylla) vor, die er fehr empfahl. — Gutsbefiger Teihmann las einen Auffaß: „Weber die Sartraupe” vor und ftellte darauf Bezug habende Fragen. Am 23. Sept. fprad) Dr. Artus: „Ueber die Effigbildung mit Platinamohr." — Prof. Reum handelte: „Weber feine geglüdten VBerfuche im Pflanzen des Rapfes." — Prof. Plieninger: „Ueber die durch Snfeften veranlaßten Ballen an den Wurzeln der Rapspflanzen und forderte die Landwirthe auf, überhaupt ihre gemachten Bemerkungen zur Publicität zu bringen, als das befte Mittel, in der Infektenkunde fichere Fortfihritte zu gewinnen. Derfelbe lenkte die Aufmerffamfeit auf die Maikafer. — Deconomie-Rath Geyer gab VBorfchläge, durch Intelligenz. die Landwirthfchaft zu heben. — Prof. Plieninger befchrieb noch eine vortheilhaft eingerichtete Mahlmühle im Witr- tembergifchen. Man nahm hiervon Veranlafjung, eine in Jena vortheilhaft bekannte Mühle in Augenfchein zu nehmen. Nahriht: Die nachfte Nummer des Tageblatts erfcheint erfi Dinstag den. 27. September. 2er Zageblatt bei der 7 Vieescnten errkerie: Der Naturforicher und Merste Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 27. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Fortgefceste Liite der bei der Großberzogl. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. bee, Ye: 3 Name. Gharacter. | Wohnort, | Wohnung in Tena, September 37% 128. 2. Friedrich. Kaufmann. Altenburg. Snfpector Keßler, : mehrere Tage, 129.| — Heumann. Suftiz: Rath. Großrude- D. Kichner, } ftedt. einige Tage. 130. —_ v. Knobelsborf, Spbrift. Potsdam. | Legationsrath Dr. Weller, nebft Gemahlin, einige Tage. 1311.| — v. Roma. Secretair. Altenburg. Greif 2 Tage. 132. — Günzler. Gandidat. Bern. PL IP 133.1, — Grau. Apotheker. Drlamünda, Ale 1 = 134. _ Mesner. Babrifant. Kahla. FR 15. — Reif. Ä Kaufmann. Magdeburg. Sonne, unbeftimmt. 136. _ Dberländer. Ober = Bürgermeifter. Saalfeld. Seiler Weber. 8 Tage. 137. DER Uleich. Rathsacceffift. Rubdolftadt.] Schumacher David Veit, > einige Tage. 138. — Daniel. Kaufmann. Apfelftedt. Zuchhändier "Edartı, t R 2 Tage, 139. _ Lindemann. Kantor. Hochheim Zuchhändler Edartt, ! im Gothaifchen. 2 Tage. 140.| — Klein. Kirchenrath u. Hofprebiger. | Eifenberg. | Handlungspiener Völker, 3 Tage, 141.| — Frommelt. Gollaborator. Eifenberg. ar Völker, 3 Tage. ‚50 Kro, |wagd. Ein- Name. | Character. | Wohnort. Wohnung in Iena. zeichnung. September. | | 149. |7725; v. Holleben. Hauptmann. Rudolftadt. Sonne, 1 Tag. 143. | — Keyfer. Amtmann. | Gudlau. SE THUTE ' 14.| — vd. Dankelmann, Opriftlieutenant. | Saa;. Er IR DR, nebft Gemahlin. R 145. _ Berder. Kaufmann. Lüderfcheid. Sonne, unbeftimmt. 146. — Kaifer. Maler. Weimar. Leutragaffez Conditor Schüß, 3 Tage, 147. — |b. Braun, Ercellen;. | Minifter. Altenburg. Stadtrihter Schend. 3 Tage. 148. —_ v. Wüftemann. Geheime Rath. Altenburg. Ebendafelbft, 3 Tage. 149. | —_ Hermann. Geheime Rath. Altenburg. Ebendafelbft. j 3 Tage, 150. — Rubino. D., Profeffor. Marburg. Profefjorin Zimmern, 4 Woden. 151. _ Mooche. Gandidat der Theologie. Apolda. | Zraiteur Doppelmeyer sen. 2 Tage. Fettliche Begrüfsung in Belvedere. Donnerftag der vier und zwanzigfte September war den heiteren Feften geweiht, zu welchen die Huld des Großherzogihen Hofes die Verfammlung der Naturforfcher und alle Ehrengäfte derfelben nad) Belvedere und Weimar eingeladen hatte. Durch zwedmäßig getroffene Anordnungen war es möglid geworden, daß die ganze Gefelfchaft — nah an 300 Perfonen — früh genug in Weimar eintraf, um die Vormittagsftunden dem Befuch der diesjährigen Kunftaus- fiellung, fo wie der Großherzogl. Gemälde: und Kupferftihfammlung im Jägerhaufe, der Großherzogl. Bibliothek und anderer Sehenswürdigfeiten widmen zu Fünnen. Auh Goethe’s Manen wurde durch zahlreichen Befuc feiner Wohnungsräume und Sammlungen fromme Huldigung gebracht und jenes „Salve“ an der Schwelle fprach wie ein geiftiger Gruß zu Allen, die Ihm auf der Bahn großartiger Naturforfhung im Leben begegnet, oder fonft feinem Genius befreundet waren. Um 12 Uhr Mittags fand fich die ganze Gefelfhaft in Belvedere zufammen, wo die beiden Pavillons der DOrangeriee Gebäude zu ihrem Empfange zwedmäßig erweitert und aufs Heiterfte gefhmüdt waren. Bon da begaben fich die verfchiedenen Sectionen, eine nady der andern, unter Anführung ihrer Prafidenten, in den Saal des Großherzogl. Luftfchloffes und wurden hier Shro Königl. und Kaiferl. Hoheiten dem Großherzog. und der $rau Großherzogin-Großfürftin bei verfammeltem Hofe durch den erften Gefchäftsführer, Geheimen Hofrath D. Kiefer, einzeln vorgeftellt, Der ehrwürdige Veteran der Berfammlung, Graf Gaöpar von Sternberg und der Freiherr Alerander von Humboldt, waren fhon vorher von Ihro Königl. und Kaiferlichen Hoheiten in befonderer Audienz empfangen worden, reihten fich jedoch hier ihren verfchiedenen Sectionen wieder treulich ein. Der feftliche Kreis des Hofes fand ficy noch durch die Anwefenheit Shro Königl. Hoheiten des Prinzen und 51 der Prinzeffin Carl von Preußen, fo wie Shro Hoheit der Herzogin Bernhard von Sahfen- Weimar und Shresizweiten Sohnes, des Prinzen Eduard, zu allgemeiner Freude erweitert. Während dem hatte fi ein überaus zahlreicher Theil des Weimarifhen Publicums in den das Palmenhaus und die Orangerie umgebenden Gartenraumen eingefunden und es gewährte nun, nach vollendeter Präfentation, einen ganz eigenthümlich intereffanten Anblid, in Mitte diefer wogenden Menge fo viele der berühmteften wiffenfchaftlichen Zeitgenoffen traulidh umherwandeln, bald bei diefem, bald bei jenem blühenden Erzeugniß fremder Zonen und Erb- firiche prüfend und forfchend verweilen, bald aud um einen Humboldt, Sternberg, Lichtenftein, Nees v. Efenbed, Carus, Littrow u, f. w. in lebhaften Gefprächen fich gruppiren zu fehen. i Gleich) nad) 2 Uhr begann die Mittagstafel, zu der auch die gefammte höhere Staatsdienerfchaft eingeladen war und für welche die beiden, einander gegenüberftehenden großen Drangerie> Säle fehr zierlih und gefchmadvoll eingerichtet waren. Durch den ganzen HalbEreis jedes derfelben liefen die reichgededten Tafeln unter Drangebäumen hin und die hohen hellen Wände waren mit grünen Kränzen und Laubgehängen gefchmüdt. Shro Königl, Hoheiten der Großherzog und der Prinz Karl von Preußen geruhten an der einen Tafel, der Erbgroßherzog und der Prinz; Eduard an der andern Pla& zu nehmen. Eine trefflihe Tafel mufif erhöhte die Freuden des zwanglos feftlihen Mahles und als Se. Königl. Hoheit der Großherzog fich erhob und den Zoaft auf das Wohl fammtlich anmwefender werthen Gäfte, „die hier um fich vereint zu fehen, Ihm zu inniger Freude gereiche”' ausbrachte, fprah Graf Sternberg im Namen der ganzen Berfammlung den tiefgefühlten Dank für fo huld= und gemüthvolle Auszeichnung und Gaftlichteit aus, hinzufügend, wie glüdlich es namentlich ihn mahe — ihn, der fo lange Jahre fhon dem erhabenen Fürftenhaufe treu ergeben — all’ das Schöne und Preiswürdige, was glorreiche Borfahren und die edelften Geifter der Nation über ein halbes Jahrhundert hindurch in Weimar gegründet und ge= fhaffen, nun in fo treuer fürftlihen Pflege bewahrt, befhüst und großartig gefördert zu finden. k Gleichzeitig war an der andern Tafel von ©. 8. H. dem Erbgroßherzog der Gefelfchaft der Aerzte und Naturforfcher ein freundlicher Zoaft auf ihr Wohl und ihren fortwährenden $lor gebracht, und hierauf die dank: bare Empfindung der legtern durd den Geh. Medicinalrath Dtto aus Breslau, fo wie durch den Profeffor Ofann von Würzburg ehrerbietigft ausgefprochen worden. Bald nach aufgehobener Tafel verfügte fi die ganze Gefellfhaft nah Weimar in das Schaufpielhaus, wo die höchften Herrfhaften bei ihrem Erfheinen mit jubelndem Lebehoc begrüßt wurden. Die Theater -Intendanz hatte Goethe’s Taffo und zum Schluß Schillers Glode, (mach Goethe’3 dramati- fher Bearbeitung und mit mufikalifcher Begleitung), ausgewählt, um mit der Feier des Tages zugleich das Anden- fen an diefe beiden höchften Meifter würdig zu verbinden. Und von der tiefen Bedeutung folcher Auswahl Tebhaft ergriffen, fehien jeder Schaufpieler die gewohnten Leiftungen no in gleihem Maaße zu fteigern, wie durch ge= fhmadvolle, zum Theil ganz neue Decorationen und Goftüme für vole Befriedigung des Auges geforgt war. In einer folhen Verfammlung mußte jedes zartfinnige und inhaltfchwere Wort der verflärten Dichter äzweifachen Anklang finden, und raufchender Beifall lohnte vielfach ten Künftlern. Nach dem Zheater vereinigte fih ein großer Theil der Gefellfhaft noch bei dem Obermedicinalrath v. Froriep und fehrte erft fpat in der Nacht nach Sena zurüd. 92 Sitzung der Section für Geognofie, Geographie und Slineralogie, am 23. September 1836. Präfident Graf Münfter. Einer früheren Verabredung zu Folge hatte fih für diesmal die.botanifche Section mit der geognoftifchen vereinigt, um gemeinfchaftlih eine große Zahl von foffilen Pflanzen zu betrachten, deren Vorzeigung angefün- digt war. Prof. Ehrenberg theilte zunachft eine Abhandlung des Dr. Palliardi in Franzensbrunn mit: „uber die Kiefelguhr im Franzensbrunner Torfmoor," nebft Vorzeigung eines überjendeten Stüdes mit Avicula viridis. Prof. Göppert legte hierauf feine Monographie der foffilen Farrenkräuter vor, welche in den Bonner Arten erfchienen ift, und zeigte zugleich eine große Menge fhöner Abbildungen, welche für die fortgefegte Heraus: gabe feiner petrefaktologifhen Arbeiten beftimmt find. Graf Sternberg legte der Verfammlung einige für Heft VII und VII feiner Flora der Bormwelt be flimmte, trefflih gearbeitete Kupfertafeln vor, enthaltend unter andern: mehrere neue Arten Pecopteris und Lepi- dodendron, Equifetiten, Abdrüde von Cycadites Cordai mit deutlich erhaltener innerer Struktur, einen Gonife- tenzapfen aus Der Böhmifchen Kreide u. f. w. Hof. Reihenbad fprad über einige der Ihönften Petrefakte des Dresdner Mufeums und zeigte eine große Abbildung dihotomifch veräftelter MWülfte aus dem Sahfifhen Duaderfandftein vor, über deren Urfprung fich weitläufige Discuffionen entwidelten; ein Theil hielt fie für Alcyonen, ein anderer Theil der Anmefenden für Fucoideen. Aler. v. Humboldt gab auf den Wunjd des Prafidenten eine treffliche Handzeihnung einer Araucarie von Hrn. Rugendas entworfen zur Anfiht. 8, Gotta fprad über die Pflanzenabdrüfe aus dem unteren Duaderfandftein von Niederfhöna bei Frei- berg und zeigte einige dur Prof. Roßmäßler in Tharand entworfene Lithographien, fo wie natürliche Eremplare davon vor. Ueber Chiropteris obtusa Rossm., Haliserites Reichii Sternb. entftanden gegenfeitige Befpredhungen. Graf Münfter legte der Verfammlung mehrere ausgezeichnet fhöne von ihm für Sternbergs Flora der Borwelt beftimmte Abbildungen eines neuen foffilen Farrengefchlechts aus dem Keuper vor. Prof. Weiß fprach unter Vorzeigung über das mit gediegenem Gold vorfommende Pallad von Zilgerode, legte hierauf einige neue Gectionen der bei Schrapp erfiheinenden von 3. Hoffmann begonnenen, von v. Deden und Gumpre ct fortgefesten geognoftifhen Karte vor, theilte einige Bemerkungen über die ußtapfen im Sandftein von Hildburghaufen mit und flog endlich mit Vorzeigung und Erklärung der fogenannten bienenzelligen Echiniten. Prof. Göppert fprach noch einige Worte über die Fruktification foffiler Pflanzen, und zeigte mehrere fehr deutliche Eremplare mit Käschen von Alnus aus der Braunfohle von Salzhaufen vor. Kammerherr von Groß machte vorläufig auf eine von ihm aufgeftellte Platte mit Fußtapfen von Hildburg- haufen aufmerffam, über die er in der für den Nachmittag angefegten Sigung zu fprehen hoffte. Da die eigentliche Sigung bereits geihloflen war, fo entftanden hierüber jehr intereffante Discuffionen, und Aler. v. Humboldt hatte zulegt noch die Güte, mehreren der zurlcdgebliebenen Herren viele herrliche Zeichnungen und Stiche von Rugen- das und Andern über die Phnfiognomik der Gewächfe, der Erdoberfläche und der Gebirgsarten vorzulegen und die belehrendften und umfaffendften Bemerkungen daran anzufnüpfen. Beribtigung. In Nro. 2 5, 7 diejes Blattes it ftatt Nro, 43 u, 68 zu lejen '48 u, "68 zageblatt bei der en 7 an der Maturforicher und Werste Dentfchlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 29. September 1836. > von . Frommann. 2 Auszug aus den Protofollen der vierten allgemeinen Sisung. am 26. September. Der lebendige Antheil, mit welhem Se. Königl. Hoheit der Großherzog und Se. König. Hoheit der Erb: großherzog von Sachen Weimar - Eifenach die Beftrebungen der Berfammlung zu beehren geruhen, fprach fich in der auc an dem heutigen Tage wiederholten Iheilmahme Ihrer Königl. Hoheiten an der Sigung der Gefellfchaft aus. — Der erfte Gefchäftsführer eröffnete die Verfammlung mit der höchft erfreulichen Mittheilung des folgenden von Seiten des Herzoglih Sachen = Altenburgifhen Staatsminifteriums an die Gefchäftsführer erlafjenen Ben Mini: fterialreferipts: Den Herren Gefhaftsführern der vierzehnten Verfammlung deutfcher Naturforfcher und Aerzte haben wir das Bergnügen nachftehende officielle Eröffnung zu mad)en. } 1) Des Herin Herzogs Kofepb zu Sächfen-Altenburg Herzogliche Durchlaucht, von dem Wunfche befeelt, der. die Gefammt = Afademie Sena ehtenden Vereinigung deutfcher Naturforfcher und: Aerzte am Siße die: fer Akademie ein bleibendes dankbares Anerkenntniß zu widmen, haben die Entfchliegung gefaßt, dieß durch Stiftung einer naturwiffenichaftlihen Prämie für Studirende der Univerfität Iena zu bezeichnen. 2) Die Zinfen eines entiprechenden, der afademifchen Rentcaffe aus herrfchaftlichen Gaffen zu Altenburg über- wiefenen, Gapital& werden zu einer alle zwei Sahre zu vertheilenden Prämie von vierzig Thalern Gonventions - Geldes verwendet, welche als Preis einer Über naturwiflenfchaftliche Aufgaben zu liefernden Ausarbeitung ausgefeßt wird. 3) Die Prämie erhält die Benennung: „Naturwiffenfhaftlihe Pramie zur Erinnerung an die vierzehnte Berfamm: „lung deutfher Naturforfher und Yerzte zu Sena im Jahre 1836.“ 4) Die Bewerbung um die naturwifienfchaftliche Prämie wird jedem Studirenden der Univerfität 3 ena, ohne “ Unterfchied des Heimathlandes, unter der Vorausfegung eröffnet, daß demfelben zugleich ein günftiges Zeug- niß des afademijchen Senats über fittliche Würdigfeit zur Seite ftehe. 5) Die Stellung der Aufgabe aus irgend einem der naturwiffenfchaftlichen Fächer, fo wie die Beurtheilung der eingelieferten Arbeiten und Zutheilung der Prämie geht abwechfelnd von der medicinifhen und von der philofophifhen Facultät der Akademie Sena aus. 6) Die Verleihung der naturwiffenfchaftlichen Prämie erfolgt je nach zwei Jahren gleichzeitig mit der auf den — 54 dritten September fallenden Verleihung der übrigen afademifhen Pramien, unter jevesmaliger Bezugnahme auf die erfreuliche Veranlaffung der Stiftung in der üblichen Rede des Profefjors der Beredfamkeit. 7) Damit die erfte Prämienverleihung bereits im September 1837, als erfte Sahreserinnerung an die dieß- jährige anfehnliche Vereinigung der Naturforfcher und Aerzte am Sige der Afademie Sena vor fi gehen möge, wirb mit ‘dem Capital fofort ein voller Jahreszins an die afademifche Rentcaffe gewährt. 8) Für diefe erfte Prämienderleihung im September 1837 gebührt die Beftimmung der Aufgabe und Zuerfen- nung des Preifes den dießjährigen achtbaren Gefchäftsführern diefer Verfammlung. Sndem wir den Herren Gefhaftsführern anheimftellen, von diefer höchften Entfchliegung unfers Durchlauch- tigften Herzogs und Herrn der hochachtbaren Verfammlung Mittheilung zu machen, verfichern wir Diefelben unferer perfönlichen vollfommenften Hodhadhtung. Sena, den 26. September 1836. Auf Sr. Herzoglihen Durchlaudht zu Sachen: Altenburg höchften Special = Befehl. 5 von Braun. von Wüftemann. Hermann. Der erfie Gefhäftsführer fprach hierauf im Namen der Gefellfchaft den ehrerbietigften Dank für dies dauernde Denkmahl Fürftliher Hochfhäsung der Naturwiffenfchaften aus. Derfelbe theilte ferner einen vom Kaiferl. Ruff. General-Major Sabloufoff hiefelbft an ihn ergangenen Brief und die Befchreibung einer Mafchine mit, welche derfelbe der Aufmerkfamfeit ver Gefellfchaft empfiehlt. — Ferner wurde der Verfammlung eröffnet, daß fich in den legten Tagen unter dem Prafidium des Geh. Med. N. Nebel aus Gießen eine befondere thierärztliche Section gebildet habe. Eine eingegangene Schrift des D. Zawadzki: „die Pilfener Heilquellen in topographifcher, chemifcher und mebicinifcher Hinficht, wurde vertheilt; eben fo eine andere vom Kaiferl. Ruf. General- Major v. Tfhefffin: „über den Gold und Silberverluft bei den Röftarbeiten.” — Ferner eine Schrift von Edm. de Selys-Longchamps: „Essai monographique sur les Campagnols des environs de Liege‘ — und eine an: dere vom Kaiferl. Ruff. Staatsrath Cihwald: „Memoria clarissımi gquondam apud Vilnenses professoris Ludoviei Henrici Bojani ;““ nebft einem Verzeichniffe des Wilnaer Mufeums. Endlid) wurden die beiden erften Abtheilungen von den Annalen des Wiener Mufeums der Naturgefchichte, herausgegeben von, der Direction deffelben, vorgelegt. Der erfte Gefchäftsführer, Geh. Hof. Kiefer machte hierauf folgende Mittheilung: „Sch bin e3 der Ehre des Stifterd der Verfammlung fhuldig, über eine Nachricht in mehreren Zeitungen, daß feine Entdedung der Ber deutung der Schädelfnochen nicht ihm zuftehe, fondern entlehnt fey, folgende Erklärung zu Protokoll zu geben.” „Herr Hofraty DEen hat feine Entdedung im Jahre 1806 in meiner Wohnung unter wechfelnder Befpre hung in der Wiffenfchaft geweihten Stunden der Nacht mir demonfkrirt, als derfelbe bei Gelegenheit feiner Reife nad) der Infel Wangeroog mich, den damaligen Stadtphyfifus zu Nordheim bei Göttingen, längere Zeit befuchte. — Der von ihm hierzu eigens zerfprengte Schädel einer Schildfröte aus meiner Sammlung hat fid) glüdlicher Weife jest, nad) 30 Jahren, noch vorgefunden. Die einzelnen Wirbelfnochen des Schädels find von feiner Hand, die leicht Eennt- lich ift, bezeichnet; und ich freue mich, diefen das Eigenthum feiner Entdedung beweifenden Schädel hier vorzei- gen zu Eönnen. — Darauf im Sahre 1807, ald Dfen nad Sena berufen wurde, erfchien fein Antrittsprogramm: „Weber die Bedeutung der Schädelfnochen." — Dies ift Factum, für defjen Treue ich bürge." — Hierzu bemerkte Geh. Rath Lihtenftein, daß audh ihm Dfen die in Rede ftehende Entdedung im Sahr 1806 ausführlich mitgetheilt habe. — Borträge: 1) Geh. Rath, A. v. Humboldt: „Ueber zwei Befteigungen des Chimborazo." Cine aus: führlihe Mittheilung über die Schiefale und die Nefultate feiner am 23. Juni 1802 unternommenen Befteigung des Chimborazo und der abermaligen Befteigung defjelben von Boffingault am 12. Dechr. 1831. 2) Geh, Rath Lihtenftein theilte der Gefellfchaft ein vom Dr. Figinger zu Wien an den Grafen ae .— a 95 v. Sternberg gerühtetes Schreiben mit, in welchem derfelbe über eine zoologifche Entdedung des in Brafilien fich aufhaltenden Dr. Natterer aus Wien berichtet. Sie betrifft ein Thier, welches den vollfommenften Uebergang von den Reptilien zu den Fifchen darftellt und in feinem Habitus fo fehr der Familie der Muränen entfpricht, daß e8 von Dr. Natterer unbedingt für einen Fifch gehalten wurde, während Dr. dißinger geneigt ift, es für ein Reptil zu halten, das zunächfi an Garden’s Amphimna angränzet, und welches er Lepidosiren paradoxa nennt. (S. den nächften Band der Wiener Annalen.) 3) Medicinalvath Ulrich aus Coblenz: „über die Krankenpflege durch barmherzige Schweftern: — ein Vortrag, welcher diefen Gegenftand im vortheilhafteften Lichte zeigte. 4) Hofrath Zenker: „über die Nhilaghiri oder blauen Berge in Hindoftan.“ Nah Mittheilungen des Miffionarius Sch mid dafelbft. Am Ende diefes Vortrags fprach der leßtgenannte zweite Gefchäftsführer in einem Abfchiedsworte feine Gefühle bei dem Schluffe einer Verfammlung aus, die auc) in diefem Jahre wieder ihre hohe Wichtigkeit und in ihren Folgen unabfehbare Bedeutfamfeit auf das Erfreulichfte bethätigt habe. Sodann ftattete Prof. Plieni nger im Namen ber Gefellfepaft den Durchlauhtigften Befchügern und Beförderern der Gefellfchaft fo wie allen Gönnern und Freunden derfelben, insbefondere den Gefchäftsführern in einer befondern Schlußrede den Dank derfelben ab. — Hierauf erhob fi nody einmal der erfte Gefgäftsführer, um mit folgenden Worten die diesjährige VBerfammlung zu fchließen: „Sch habe nun nur nod) den tiefgefühlteften Dank auszufprechen, für die unfre Verfammlung auszeichnende fo ehrenvolle Theilnahme gekrönter Haupter; habe den Wunfch auszudrüden, daß die Naturwiffenfchaften ferner, wie bisher, blühen und fegensreic, auf alle Wiffenfchaften wirken mögen, und fhließe hiermit diefe vierzehnte Verfamm: lung der deutfchen Naturforfcher und Aerzte,” Medicinifche Section A. vom 23. Septbr. Geh. R. Bufch madte, nachträglich zu den Bemerkungen des Hoft. Heinroth über DVefania in der vo- tigen Eitung, darauf aufmerffam, daß die durch das Kindbettfieber herbeigeführte Vefania wohl immer organifchen Urfprungs fei, und dem gemaß behandelt werden müffe. Er felbft und darauf Baron v. Zürfheim theilten bier: her gehörige belehrende Fälle mit. — Hoft. Zertor: „über febris intermittens traumatica.“ Die Krankheit zeigt fih nach feinen Beobachtungen in den legten 6—8 Jahren, namentlic) im legten Winter (zu Würzburg) häuz figer als fonft, und dürfte in einer Entzündung der Venen und zunächft in der bei derfelben fattfindenden Ne- forption des Eiters ihren Grund finden. Das Uebel troßte faft jedesmal der Behandlung. Prof. Sachs zweifelte an der eigenthümlichen intermittirenden Natur diefes Uebel; Med. R. Bufch, welcher es 1813 nach großen DVer- wundungen oft beobachtete, halt es für einen Stellvertreter des Tetamus traumaticus. D.Med. R. Röfer aus Athen zweifelt ebenfalls an der Wechfelfiebernatur des Uebels; Prof. Fuchs feht es in Beziehung mit febris inter- mitt. heetica. Die Mehrzahl der Anmefenden war indeß geneigt, fi der Meinung des Hofr. Tertor, für wel: he, wie Dr. Warburg berichtete, auch die Erfahrungen im Hamburger Kranfenhaufe fprechen, anzufchließen. — €5 folgte hierauf ein ausführlicher Vortrag des Med. R. Bufch: „über die Krankheiten, namentlich die Sronifche Anfhwellung der Dvarien und ihre Behandlung.” B. vom 24. Septbr. (Vormittags). Sortfegung der Discuffionen über die Krankheiten der Ovarien. — Prof. Fuchs: „über bie Erfcheinuns gen bei befchränkter oder unterdrüdter Se= und Ereretion des Hames. Die Harnmetaftafen veduciven fi nad dem: felben auf folgende Formen: NTEEe RE wer Bi - « — rn ae m men, a ee En nn 56 4) $ormen auf der äußern Haut; a) Pruritus senilis,; (Epinyctis). b) Rupia escharotica , :vorz züglich bei Kindern. €) Fieberlofer chronifcher Pemphigus. (Pompholyx). d) Herpes esthiomenos, gewöhnlich von einem Nafenflügel ausgehend. €) Die oberflählihen Warzen, Krebs der Alten. y 9) Formen auf den Schleimhäuten. Epiphora senilis und Eetropium senile, — 3) Affectionen des Nervenfyftems; bald der Bewegungs, bald der Empfindungs=, vorzgtieh oft der Hirnnerven (Delirium mussitans oder monotonum, — Eflampfie). 4) Hydrothorax.“ Dbermed. R. Röfer: „uber die Fieber in der Levante," ein Vortrag, an welchen Prof. Sad)s einige Bemerkungen über den eigenthümlichen Charakter der SIntermittens in Griechenland und über die Indicationen des Chinins überhaupt, anfnüpfte. — Geh. Hofr. Stark I. jprad hierauf über einige Kranfheiten der Urinorgane, namentlich der Proftata und zeigte eine ungemein vergrößerte Profiata, fo wie einen großen Blafenftein in der Biale vor, welcher Ruptur des Ureters und den Tod verurfacht hatte. — Dr. Lentin theilte die Refultate feiner höchfit. glücklichen Verfuhe mit, das Kuhpodengift Dur Uebertragung von Kindern auf Kühe zu erneuern. — Geb. Hof. Sudow ftelte ein Mädchen vor, bei weldem ber dur) Amenorrhoe bedingte Herpes exedens (mel: cher jeßt gebeilt war) die ganze Naje, den Gaumen und die Oberlippe zerftört hatte. Derfelbe erinnerte hierbei an den Gebrauch der Plantago media bei Gefhwüren. Nachmittags.) 1 Baron v. Türkheim: „uber die Verwandtichaft des als Vorläufer der Cholera in Deftreich erfchienenen Typhus abdominalis mit der Febris intermittens und die günftigen Wirkungen des fchwefelfauren Chinins in der erftern Krankheit; ein Vortrag, der durch die Wichtigkeit feines Inhalts das allgemeine Intereffe erregte. — Ober: Medicinal:Rath v. Froriep: „über Lebensverficherungsanftalten, vom ärztlichen Standpunkte aus betrachtet." C, vom 25. September. Prof. Renner und Medicinal-Rath Ulrich befchrieben zuerft einige Fälle von Nierenkrankheiten, nament: lich Erweiterung der Ureteren bei Thieren und Menfhen. — Ein vom Prof. Hünefeld in Greifswald eingefendes ter Aufias: „uber die Vermittlung der Gegenfäge und Widerfprüche in der theoretifchen und praftifhen Medicin, mit befonderer Rüdficht auf die chemifchen Ergebniffe des legten Jahrhunderts," Eonnte wegen Mangel an Zeit nicht vor: gelefen werden. — D. Heinzmann aus Sena zeigte einige Zahne von ferofulöfen, fophilitifchen und arthritifchen Subjecten. vor. — D. Kaifer aus Geifa theilte einen Fall von Superfötation mit, welcher indeß, da der jüngere Fötus todtgeboren wurde, nicht als ein hinlänglich conftatirter betrachtet werden Eonnte. — Hofr. Brandes forach hierauf über das zu Meinberg flattfindende Ausftrömen großer Mengen von Kohlenfäure aus der Erde und ihre, in Mein: berg bereits realifirte, Benusung zu ärztlihen Iweden. — Endlich theilte Dr. Häfer aus Sena einige Aufforderungen des Geb. Hofr. Kiefer (welcher durch Gefchäfte der Gefellichaft an der Sigung Antheil zu nehmen behindert war) mit: 1) über die wahrfcheinliche Identität der Menfchenblattern, der Kuhpoden, der Schaafpoden, der Maufe und der Hundefeuche bei verfchiedenen Thieren Wechfelimpfungen anzuftelen, um diefen fo wichtigen bisher noch unerledig: ten Gegenftand ins Reine zu bringen. 2) Durch Beobachtungen und wenn möglich Verfuhe auszumitteln: ob die Viehfeuce, welche auf Menfchen übertragen, die Schwarze Blatter bildet, nicht vielleicht das Nervenfieber, und auch Veft und gelbes Fieber compenfire; fo daß die fchwarze Blatter ein gleiches Schugmittel gegen meer: Peft und gelbes Fieber fei, wie die Kuh: blattern gegen die Menfchenblattern. ° _ Der Vräfident, Baron v, TZüurfheim erklärte hierauf, nachdem er für das ihm bewiefene Zutrauen gedankt hatte, die medicinifchen Sectionsfigungen für gefchloffen. B zageblatt bei der Be ine der Naturforscher und MWerzte Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 29. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. Fortgeleste Lifte der in dem Empfangs- Bureau eingezeichneten Naturforfcher und Aerzte, Niro. äg Kb, - Name, | Character. | Wohnort. j Section, | Wohnung in Iena, September Zi 354. 26. Franz Scherpfinger. Rector. Eifenberg. 359. _ v. Holleben, Hauptmann, Rudolftadt. 356. — Schulze, Hofcommiffar. Eifenberg. 357.| — Bad. D., Hofadvocat. Eifenberg. 3581 — | Staade. Apotheker. Eifenberg. 359. | — Schwars. Geh. Hofrath. Rudolftadt, Hofrath Göttling. 360. | — [Baron de Weiteres Eonseilenäilunnele Heß, M.| Haag. Stabtältefter Böhme. nen de Tiellandt, Le Roi des Pays B PFortgeickte Lifte der bei der Großherzogl. Polizeicommiffion angemeldeten anderen Fremden. Nro. re Name. | Character. | Wohnort. | Wohnung in Jena, „ September.| | 132..10.26, Goldfhmidt. Pfarrer, Milda Prof. W. Güldenapfel, t bei Iend. 1 Zug. 153. _ Erdmann. Schullehrer, Sülzenbrü- GSlafer Facob, den. 1 ag, de 58 Nro, ae an Name, AN. Em Gharacter. j | Wohnort. Bofnung in Ina. [September. 154. | 26. Loffius. Pfarrer u. Adjunct. Niederzim: Madam Kirchheim, e mern. 1 Tag: 155.| — |. "Rufe. Re © Bechftedt: Madam Kirchheim, i e ftraß. 1 Tag. 156. —_ Bendleb 5 SR Gaberndorf. Madam Kirchheim, nebit Frau. 1 Zug. Er Peterfen. Stud. theol. Halle. Eonditor Bofe, 1 Tag. 158. |. — Graf v. Bredow. Wettin. Sonne, 2 Tage. 159. _ Engelhard. Mufikus. Weimar. s Dr: 160. —_ Montag. Mufikus. Meimar. Pi % 2 161. _ Herold. Kaufmann. | Saalfeld. A E 162. _ Eberwein. Kegier. -Advocat. NRudolftadt. RE NE 163. _ Zrinfner. | Kaufmann. Mainz. = RE 164. | _ Kade, Earl Student. " Dresden. Geif 1 = 165. —_ Kade, Dtto Student. Drespen. 2 Aaies 166. | — SYillbadh. Doctor. Neuft. a.D. ea: ka 167. _ Moepler. Cand. theol. Görlik. töwen 1 = ee v, Rankau. Sberftallmeifter. Schwerin. Sonne 1 >= Sitzung der zoologifch- anatomifch - phyfiologifchen ‚Section. ; A. am 21. September. Sher-Mebicinal-Rath v. Kroriep legte eine Tafel, die in Amerika gefundenen Spuren von Drnitholithen ent haltend, vor und theilte mehrere Eremplare diefes Steindruds unter die Verfammlung aus. Hierauf fprach Gollegien- vath Brandt aus Petersburg Über faugende Myriopoden und legte bie Zeichnungen zu feiner Monographie der Glo- meriden und zu der der Sulusarten, fo wie die Abbildungen zu den von Martens beobachteten Scheibenquallen und Seefternen vor, Er theilte ferner Bemerkungen mit über die Mofehusfpigmans und das Mofchusthier, über einige wenig befannte ruffifche Säugethiere, und einige neue erotifhe Vögel und mehrere neue ruffiide Scharben, über Scharben im Allgemeinen und über eine Monographie der Alcen. Endlich zeigte er das erfte Heft feiner Additamenta ad Zoographiam Rossiae vor. — Prof. Ehrenberg aus Berlin legte fein Werk über Infuforien vor, — Hof: Medicinal-Nath Carus redete Über die Vereinigung der Eileiter bei Chimaera arclica, die Gefchlehtsorgane und Eier der Sepien und die Abfonderung des Sperma auf Eiemenartigen Vorfprüngen im Hoden. Er zeigte ferner Abs bifdungen vor von Umbrella und dem Befeftigungsort des Dotterfads bei Onychoteuthis und ein Bild der colofjalen Büfte von Eupier. 39 Graf Münfter legte Abbildungen von neuen Gattungen und Arten foffiler Sepien vor. Hofe. Schulz aus Greifswald fprad über die Methode mitroffopifche Bewegungen zu meffen und zeigte einen Srofch mit einer dreifachen rechten vorbern Ertremität vor, B. am 22%. September. D. Sammerfhmidt fprach über die im lebenden Thiere fichtbare Bewegung der Spermatozoen von Branchiobdella astacorum und Argulus foliaceus und über die Anatomie der Bupreftislarven, namentlich B. ma- riana. — Geh. Medicinal-Rath Dtto zeigte Abbildungen von Viverra hermaphrodita, dem Zahnbau von Hal- maturus und bie zum neheften Heft feiner und Carus Tafeln für vergleichende Anatomie gehörigen Zeichnungen vor, Zeichnungen von den Gefchledtsorganen von Dipus, Centetes ecaudatus, Pieromys volans, Didelphis philander, Cercoleptes caudivolvulus und Phalangista ursina..— Geh. Medieinal-Rath Lichtenftein theilte der Gefelfchaft das Werk von Kaup über Dinotherium zur Anfiht mit, weldes dann an die geognoftifche Section abgegeben wurde. — Sodann redete Prof. Ritterich über die verfchiedbenen Verhältniffe der Form, Größe und Farbe der Choroidealdrüfe im Auge der Fifhe. — Prof. Valentin legte Gloger’s Tabelle zum natürlichen Syftem der Ihierwelt vor, fprach über die Refultate, einer von Werned und R. Wagner eingefchidten Abhandlung über. die Tertur der Kryftalltinfe und theilte hierauf feine Verfuche über Fünftlihe Verdauung mit. — Prof. Weber fprach über die Wirkung des Luftdruds auf verfgiedene Gelenke, befonders das Schultergelenf. Hieran Fnüpfte Prof. Hufchke die Beihreibung eines Analogon deö Ligamentum teres im Schultergelente des Menfchen. C. am 24. September. Hofr. Münz theilte einige Beobachtungen über feltene angeborne Bildungsfehler des Herzens mit und legte der Berfammlung die legten Zafeln feines Werkes über menfchlihe Anatomie vor. — Geh. Medicinal-NRath Lich tenftein theilte die Abbildungen zu Naßebug’s Forftinfekten, und MWienker’s erotifchen Schmetterlingen mit. — D. Shwann aus Berlin übergab der Berfammlung zur Anficht I. Müllers Werk über die arteriofen und venofen Wundernege an der Leber der Thunfiihe und machte dann Verfuhe über Fünftlihe Verdauung. — Hofr. Schulz zeigte einige Deformitäten des Herzens vor, erwähnte ferner eines zweiten beweglichen Dornfortfaßes an der Wir: belfäule einiger Säugethiere und legte Zeichnungen vor zur Erläuterung des Doppelfehens. — Hofr. NReihenbad redete über die Eier von Lacerta montana. — Ober» Medicinal-Rath v. Froriep theilte einige vom Prof. Leu- fard über Comatula eingefhidte Notizen mit und deögleichen Prof. Ehrenberg eine Beobachtung des Mechanicus Baumann in Stuttgart über Saäftebewegung in den Schuppen der Schmetterlinge. — Sitzung der Section für Geognöfie, Geographie und Mineralogie am 24. September. Zunächft wurden zwei eingegangene Sthriften vorgelegt: 1),von €. WefthHoff aus Roda, ein „Beitrag zur Geogonie” deffen Inhalt der Secretair Eur; andeutete. 2) vom Prof. D. Schüler aus Iena „Beiträge zur Geologie befonders im Bezug auf Un: garn und Siebenbürgen." Der Secretaiv verlas hierüber eine Furze Relation des bereits abgereiften D. 3ip: fer, weldhem die Schrift in der erften Sigung zu dem Ende übergeben worden war. Die Vorträge begannen hierauf, indem der Secretaiv D. Cotta die intereffanten Mittheilungen tiber einen Uerolithenhagel (1824 im Gouvernem. Drenburg gefallen) vorlas, die ihm von dem Staatsrat) v. Struve zu dem Ende übergeben worden waren. hin. 60 Kammerberr v. Groß begann fodann einen Vortrag über die Fußtapfen im Hildburghäufer Sandfteine, den er — von mehreren Anwefenden unterftügt — mehr für Keuper als für bunten Sandftein hielt. Zugleicd) zeigte er eine große Platte mit Fußtritten und mehrere Zeichnungen vor. Leopold v. Buch fpradh über die wefentlichen Unterfchiede zwifhen den Gefihlechtern Teerebratula, Spi- rifer und Orthis, indem er feine neue Abhandlung bierüber vorlegte. : Endlich berichtete noch D. v. Holger Über die Entftehung und den richtigen Fundort de$ Gurhoflang, wel- her nad) ihm vin umgewandelter Serpentin tft, Sitzung der phyfikalifchen Section A. am 21. Septbr. Nachmittags.) 1) Prof. Weber aus Göttingen, Tegte ein von ihm und feinem Bruder gemeinfchaftlich herausgegebenes Merk vor: „Mechanik der menfihlichen Gehwerkzeuge, nebft 17 Tafeln anatomifcher Abbildungen,” Göttingen bei Dietrich 1836. Daran Entipfte er Bemerkungen über den phyfikalifihen Theil diefes Werks. — 2) D. Neeff zeigte einen verbefferten Nerranderfchen Multiplicator an, Die Verbefjerung befteht darin, daß der Ning, um welchen der Draht gewidelt ift, völlig damit überzogen ift. Bei Anwendung gleicher Kraft gibt dies fer Multiplicator einen Ausfhlag von 82%, während der gewöhnliche Nerranderfche nur einen von 409 zeigt. Er zeigte ferner fein Blisrad vor, und fihloß mit der Bemerkung, daß die galvanifchen Zufungen ganz den magnetifch- eleftrifchen entfprechen, folglich der Zuftand des galvanifirten Körpers dem eleftromagnetifchen gleichftehe. B. am 23, Septbr, 1) Prof. Dove zeigte eine vom Mechanifus Bertling in Berlin genrbeitete Melloniihe Säule vor und machte auf die außerordentliche Empfindlichkeit derfelben aufmerkjam, 2) Geh. Hofr. Fries legte eine Schrift über das Steigen und Fallen der Waffermengen in Binnenfeen und ein Schreiben von Kinius, aftronomifchen Inhalts, vor, in welchem unter andern die Arenymdrehung der Sonne geläugnet wird, 3) Prof. Dove: „Über die Polarifation des Lichtes.’ A) Prof. Weber aus Göttingen; „uber die Möglichkeit, der Barometerfcale eine ahnlihe Einrichtung wie der des Thermometers zu geben, (Nachmittags.) 4) D. Werneburg zeigte die von ihm erfundene Zaflatur vor, Der Vortheil, den fie gewährt, befteht darin, daß die Taften in fünf Reihen über einander liegen, und daher der Uebergang aus einer Zonart in die andere leicht bewirkt werden Fam, 2) Prof, Bolfmann aus Leipzig: „über die Frage, in welchem Punkte die in das Auge kommenden Lichtftrahlen, welche den Gefichtswinfel bilden, fih fihneiden," 3) Geh. Hofr. Munde: „Über die Ungleihheiten im Niveau der mit einander verbundenen Meere." Er hält es fir wahrfcheinlich, daß das Mittelmeer 19— 14 Fuß höher liege, als die Nordfee. Nro, 16.17. a: EN R 1 g 6 pb la ft Dentichlands herausgegeben unter der Direction der Gefchäftsführer. Sena, am 30. September 1836. Verlag von Fr. Frommann. An den allgemeinen Sitzungen nahmen, aufser den Tchon früher angezeigten Mitgliedern, noch Antheil: Se. Königl, Hoheit, der Großherzog von S, Weimar - Eifenadh, Se. Königl. Hoheit, der Großherzog von Oldenburg. Se. Herzogl. Durdlaudt, der Herzog von ©. Altenburg. Se. Königl. Hoheit, der Erbgroßherzog von S. Weimar - Eifenad). ©. Herzogl. Durchlaudt, der Prinz; Georg von ©. Altenburg. Se. Herzogl. Durchlaudt, der Pring Eduard von ©, Meimar - Eifenad). Ferner befanden fich auf den Ehrenplätzen, aufser dem Prorector und den vier Dekan v. Beulwig, Obrift und Generaladjutant, aus Weimar. dv. Brandt, Dber-Reg.-Nath und Generalinfpector, aus Erfurt, v. Braun Ercellenz;, Staatsminifter, aus Altenburg. v. Conta, Viceprafident, aus Weimar. Breihere v. Fritfeh Ercellenz, Staatsminifter, aus Weimar, Sreiherr v. Fritfch Ercellenz, Geheimer Rath und Landjägermeifter, aus Weimar, Sreihere v. Gersdorf Ercellenz, Staatsminifter, aus Weimar, Hermann, Geheimer Conferenz=Rath, aus Altenburg. D. v. Müller, Geheimer Rath und Kanzlar, aus Weimar. Deucer, Oberconfiftorialdirector, aus Weimar, v, Pofed, Oberforftmeifter, aus Weimar, EEE DEE EDEL BL EEE an anna — en DE EEE IEREEEETEREEIREEEEEn ERSTER 62 v. Rankau, Dberftallmeifter, aus Bubioigslufl v. Rennefampf, Oberhofmeifter Sr. 8. Hoheit des Großherzogs von Dldenburg: D. Röhr, Generalfuperintendent, aus Weimar. ' Staf v. Santi, Kaif. Ruff. wirklicher Staatsrath, aus Weimar. 28 D. Schweißer Ercellenz , wirklicher Geheimer Rath, aus Weimar. v. Schwendler, Präfident, aus Weimar. v. Seebad Ercellenz, General und Oberjtallmeifter, aus Weimar. Freiherr v. VBisthum, Dberfchent, aus Meimar. r v. Wegner, Kammerherr, aus Weimar. Weyland, Präfident, aus Weimar. v. Wüftemann, Geheimer Rath, aus Altenburg. Freiherr v. Ziegefar, Dberappellationsgerichtsprafident, aus Sena. Sitzung der phyfikalifchen Section. A. am 24. Sept. 1) Geh. Hofr. Munde: „über die mittleren Barometer - Höhen unter verfchiedenen Breitengraden.' 9) Dr. Mädler: „uber den Einfluß des Mondes auf die Witterung.” 3) Prof. Magnus aus Berlin: „Uber die Temperatur, welche gemifchte Flüffigkeiten beim Kochen zeigen.“ 4) Prof. Weiß zeigte merfwürdige Eremplare von Bergkryftallen aus der Berliner Sammlung vor, welche das Ausfehen hatten, als wenn während ihrer Bildung eine drehende Kraft auf fie eingewirft hatte. x B. am 25. Sept. 1) Prof. Mitfherlich: „über die ungleiche Ausdehnung durch die Wärme, welche manche Ktyftalle langs ihrer Aren erfahren. 2) Prof. Dove: „über meteorologifhe Erfheinungen.“ C. am 26. Sept. 1) Prof. Weber aus Leipzig: „über den Einfluß der durch Magnetismus hervorgerufenen eleftrifchen Ströme auf den menfhlichen Körper.’ 2) Prof. Weber aus Göttingen: „über die eu kaed welde nöthig find, um fichere Refultate bei der Einwirkung eleftrifcher Ströme auf den Körper zu erhalten." Schließlich forderte Geh. Hofr. Munde die Mitglieder der Section auf, fich feinem Unternehmen gleich) zeitiger meteorologifher Beobachtungen an. verfchiedenen Punkten der Erde anzufhließen. — Hiermit wurden die diesjährigen Sisungen der Section gefchloffen. 63 ® Sitzung der phyfikalifch- chemifchen Section A. vom 24. September. Prof. Sudow eröffnete diefe Sisung mit Demonftrationen der Einrichtung eines zum großen Theil aus Meifing beftehenden, vom Mecanitus Braunau in Jena verferfigten Modelles einer in Bewegung gefebten Dampfmafcine von hohem Drude mit doppelt durhbohrtem Hahne. Demnadht theilte Hofr. Döbereiner no) eine Notiz des Dr. Neeff mit, welche die in einer früheren Sisung bejprochenen von Eroß in der Zeitfchrift „Athenaeum" erwähnten Verfuche betreffen, mittelft eines durch Waffer ein ganzes Jahr hindurch wirkfamen Eleftrometers fchöne Kryftallijationen zu erhalten, unter denen die Bil- dung von Quarzfiyftallen aus Fluorkiefelfäure die intereffanteften waren. Hierauf bezeichnete Prof. Göppert durch Verfuhe die Bedingungen zu Fünftlichen Verfteinerungen, wos rüber er früher, in der erften allgemeinen Siung, die genaueren Angaben ausgefprochen, befonders aber noch her- vorhob, daß möglichft concentrirte Salzauflöfungen angewendet und die Pflanzentheile einen ihrer Größe und Stärke angemefjenen Zeitraum hindurch) dem Einfluffe der Salzauflöfungen tberlaffen werden müßten. Prof. Kane nannte hierauf die Refultate aus feinen Verfuchen, welde darthun, daß 1) der von Liebig analyfirte Holzgeift und der von Dumas und Pelizot unterfuchte Holzgeift zwei unter fich verfchiedene Körper feien: 2) bei der Deftillation des von ihm unterfuchten Holzgeiftes ein Körper hervorgegangen, welcher aus 3 Meti- lenäther und 1 Ameifenfäure beftehe, weldhen er Bormal nennt. Endlich hielt no der Prof. Böttger einen Vortrag über das von Keir und Weglar beobachtete Verhalten des Eijens zu einer falpeterfauren Silberorydlöfung, und erläuterte das Gefagte durch eine Reihe von Derfuchen. B. vom 25. September. Prof. Mitfherlich machte auf eine große Reihe von Präparaten folher Stoffe aufmerkjam, welche auf der Grenze unorganifcher und organifher Verbindungen ftehen, namlich vor Allem auf Verbindungen von Schwefel- faure und Benzoefäure, von Schwefelfäure und Benzin, auf benzoefchwefelfaures Natron, auf faure benzoefchwefel- faure Schwererbe, benzilfchwefelfaures Kupferoryd; außerdem auch auf felenfaure Kalferde, felenfaures Kali, auf übermanganjaure Schwererde und übermanganfaures Natron und auf Doppelverbindungen von faurem weinftein= faurem und traubenfaurem Kali mit arfeniger Säure, entjprechend dem Antimonweinfteine, Zugleich verbreitete er fi über die Allgemeinheit der verfchiedenen Wirkungen, weldhe durch den bloßen Gontact verfchiedener Körper her- vorgebracht werden, 3. B. über den Verdauungsprozeß und Über die Functionen der Nieren. Sodann wurde no vom Amtsphufifus Dr. Grob die Bitte ausgefprochen, daß tüchtige Chemiker eine möglichft genaue Analyfe der Heide (Erica vulgaris) veranftalten möchten, weil diefe bis jet faft verachtete Pflanze nad den vorhandenen Erfahrungen fi als eines der wichtigften Heilmittel, namentlic gegen Flechten und gegen eine häufig vorkommende befondere Form der Lungenfuhht bewähren möchte. Sn der achten und legten Sigung der vereinten mathematifch=phufifalifhen und phyfikalifch = chemifchen Section fehlte es an Zeit zu Vorträgen über chemifche Gegenftände, welche fremde und einheimifche Gelehrte vor der Ver- fammlung zu halten die Abfiht hatten, und der Hofr. Döbereiner fonnte auch nur in aller Eile mit einigen all ° gemeinen Experimenten, Apparaten u. |. f. die Anwefenden befannt machen. Noch während der Sigung erhielt der: felbe vom Herrn v. Römer in Wien zwei intereffante chemifhe Praparate, fo wie ein auf höchft finnreiche Art - 64 > ausgeführtes Gafopyreon (Döbereinerfches Platinfeuerzeug) in Geftalt eines Spazierftodes. Gemäß des Wunfches feines Erfinderd wurde ed der Verfammlung noch vorgezeigt, durfte inbeß nicht zerlegt werben. Sitzung der geognoftifch- geographifch- mineralogifchen Section. A. am 25. September, Der Secretär fragt zunächft an, was auf Prof. Roßmaßlers Sendfihreiben gefhehen folle? Geh. Hof: rath Voigt erklärt, daß die botanifche Section einen Ausfhuß zur Berathung darkber bilden wolle, und daß fich hieran für das Feld der Petrefaftenkunde wohl einige Geologen anfchliegen Fünnten. Graf Münfter zeigt die Abbildung eines neuen Gefihlehtes vorweltlicher MWiederfäuer (Sivalherium, in the London and Edinburgh Philos. Magaz. N. 53. abgedrudt aus den Abhandlungen der Afiatifhen Gefelfchaft von Bengalen) vor, und erklärt zugleich, daß ed nicht, wie dort gefagt, das erfte vorweltlihe neue Genus von Wiederkäuern fei, da Herm. v. Meyer und er fehon längft 3 Arten Palaeomerix gefunden haben. Dr. Cotta berichtete hierauf über die bisherigen Refultate der bei Hohnftein in Sahfen auf Koften mehre: rer Freunde und Beförderer der Geognofie angeftellten Nachgrabungen. Woraus fid) unter andern mit Beftimmtheit ergiebt, daß dort der Granit gegen 1000 Fuß über den Sandftein hinwegragt (aufgelagert if). Zur Verdeutlihung werden mehrere Zeichnungen vorgelegt. Er fügt dann einige Worte Über die Verfteinerungen der Hohnfteiner Iwis ihenfhidten hinzu, weldhe auf das beftimmtefte der Suraformation angehören. Endlid) macht er auf einen Plan des Herm Godeffroi aufmerkfam, welcher dahin geht, geognoftifche Unterfuchungen, auf gemeinfchaftlihe Koften aller Freunde und Beförderer der Geognofie, in ganz Deutfcland anzuftellen. Graf Sternberg bringt ein von fhmalen Bafaltgängen durchfegtes Stud Granit vom Veitöberge bei Garlsbad zur Anficht. Dr. Sad zeigt einige Verfteinerungen aus der Grauwade von Donn in der Eifel vor. Prof. Plieninger legt der Verfammlung ein fonderbar gebifdetes Stud Kalktuff von Gannftadt in Wür- temberg vor, defjen durchgehende Röhren Graf Münfter und Graf Sternberg für infruftirte Charen halten. Prof. Zeune über allmählige Senkungen im Gebiet der Flößgebirge, nad) Beobachtungen von Ihirmen und Ortfchaften, die man von beftimmten Punkten aus früher nicht gefehen, die aber num immer mehr und mehr bervortreten. Mehrere Beifpiele werden angeführt, befonders aber zu fortgefesten Nahforfhungen und Beobachtun- gen aufgefordert. Prof. Göppert über die Struftur der Steinkohle. Aus feinen Beobachtungen fcheint hervor zu gehen, dag die meifte Steinfohle aus Dicotyledonenftammen entftanden ift, deren durdy hohen Drud breitgepreßte Sahrringe der jesigen Schieferfiruftur entfprechen. Cremplare von Steinkohle und von gepreßtem Holz werden als Belege vorgezeigt. Graf Münfter legt für mifroffopifche Beobachtungen geeignete, höchft dünne Schnitte von verfteinertem Holze vor, welche in dem Arbeitshaufe von Bayreuth angefertigt find. Prof. Weiß über gemundene Bergkryftalle. Er zeigt, unter Vorlegung von natürlihen Eremplaren und Modellen, daß diefes auffallende Phanomen im genaueften Zufammenhange mit dem Vorhandenfein der Trapezoeder- flächen fiehe, und durdy eine, während der Kryftallifation conftant fortwirfende Drehkraft hervorgebracht fein milffe. B. am 26. September. Stantsrath v. Eihwald Iegt der Verfammlung eine große Zahl zum Theil neuer Arten mikroffopifcher Zoophyten und viele Mufheln aus den Zertiärformationen Volhyniens und von den Ufern des Gaspijchen Meeres 65 vor, fo wie zugleich feine „naturhiftorifhe Skizze von Lithauen, Volhynien und Podolien (Wilna 1830). Auf die Aufforderung des Staatsrathes v. Pansner theilt er hierauf feine auf Erfahrung begründete An: fiht über die bisher zweifelhafte, nad ihm wirklich ftattfindende zweiarmige Ausmündung des Fluffes Amudarja (Herodot’3 Anares, Strabo’3 Drus) in das Caspifche Meer und in den Aralfee mit. Graf Münfter legt hierauf eine große Zahl neuer Gefchlechter und Arten foffiler Thiere vor: Gaumen: Enochen eines ganz, neuen Fifches aus dem Kupferfihiefer von Glüksbrunn, Nadiarien, Sepien, Fifhe und ähnliche Geftalten in ungemein wohlerhaltenem Zuftande aus dem Kalkjchiefer des Eichftädtifchen, trefflih abgebildet, "und zum Theil für die Bekanntmachung in den Bonner Acten beftimmt, Prof. Wadenroder erläutert endlich eine von ihm fehr forgfältig zufammengeftellte Gebirgsartenfuite der Umgegend von Sena, welche in feinen „Beiträgen zur Kenntniß der Formationen des Mufcel: EalEs und des bunten Sandfteins bei Jena“ bereits umftändlich befchrieben ift. Sitzung der entomologifchen HSectiom, A. vom 21. September. 1) Hofratb Germar ftellte die Frage, welche Infecten hauptfächlich die Kirfchen angreifen? Sm ber hier= auf folgenden Discuffion wurden als folhe genannt: Anthonomus druparum, Ortalis cerasi und die Larve von ‚Rihynchites Bacchus. D. Apeß erwähnte alS der Reineclaude feindlicy eine Larve von Tortrix Pomonae. Ganz tor Märfel nannte als dem Wein fhadlid) Otiorhynchus pieipes. Prof. Kunze hat in Zäunen aus trodenem Weinholge beobachtet Apate muricata, bispinosa, capillata, Callidium unifasciatum, Choragus Sheppardi etc. 2) D. Hammerfhmidt: „Bemerkungen über die Lebensweife einzelner Infecten, namentlid) 'Thymalus limbatus.““ sHieran Enüpften fi) Bemerkungen über die Gefhmads= und Geruhs= Empfindungen einzelner Infecten und über die Aehnlichfeit der Infectenfauna des Salzbovens des Mannsfelder See’s und mehrerer Salzanger mit der Fauna der Meerfalinen bei Trieft. 3) Ger. Amtmann Keferftein aus Halle zeigte die Tinea elutella vor, welche als Larve in gewölbten Brunnen lebt. 4) D. Hammerfhmidt theilte eine anatomifhe Unterfuchung der Larve von Buprestis mariana und die Entdedung eigenthumlic entwidelter Speichelgefäße bei diefer und mehreren anderen im Holze lebenden SInfecten= arten mit. 5) Hofr. Reihenbacd bemerkte, daß Chermes abietis in den fächjifchen Gebirgen die Nadelholzwalduns gen zerflöre. B. vom 23. September. 1) Eine von der agronomifhen Section durch den Gutsbefiger Teihmann überfendete, dem Kartoffel: fnolen und dem Naps fhädlihe Naupe wurde ald Agrotis segetum erkannt (f. das Protokoll der erften Sikung). 2) D. Hammerfhmidt zeigte die ihm vom Guftos Kollar in Wien mitgetheilten Abbildungen von Cecidomyia destructa, Ceraphon solitaritis Vill. und Ceraphon socialis Kollar, welche als Schlupfwespen in den Larven der Gecidomyien leben. 3) D. Apes theilte die Beobachtungen des Chemikers Friedrich aus Merico über Wanderungen von Pa: pilionen, welche dafelbft vorfommen, mit. Es Enüpften fi daran Discuffionen über die Manderungen der Infecten überhaupt und die Begattung derfelben. 66 °C. vom 24. September. Geh. R. Lichtenftein theilte das Programm eines vom D. Naskeburg zu Berlin ängeünbigten Mer: Ees: „die Forftinfecten oder Darftellung und Beichreibung der in den Wäldern Preußens und der Nachbarftaaten als fchädlich oder nüglich befannt gewordenen Infekten und deren Fraß fo wie die Vertilgung der fchadlichen," mit; ein Merk, von dem fich fr die Infectenfunde überhaupt und für die Kenntniß der Forftinfecten insbefondere die wich- - tigften Auffchlüffe erwarten laffen. Hieran Enüpfte D. Hammerfhmidt die Anzeige, daß ein ähnliches, nur eine mehr populäre Tendenz verfolgendes, Werk in Kurzem von der X. R. landwirthfchaftlichen Gefellihaft zu Wien un= ter der Nedaction des Cuflos Kollar erfcheinen werde. — Mit einem Vortrage Über einige Forftinfecten und des ten Larven befchloß derfelbe die heutige wie die diesjährigen Sigungen der Section überhaupt. Sitzung der botanifchen Section. A. am 22. September. Hofr. Reihenbach theilte die Flora Lembergs von Zawadzky, welche vom VBerfaffer eingefendet worden war, mit. : Buchhändler Hofmeifter aus Leipzig legte ReihenbadyS Agrostographia germanica vollendet in eis nem iluminieten Cremplare vor. Diefelbe enthält auf 110 Kupfertafeln alle in der Flora germanica des Spt fers befchriebenen Arten in fhönen, naturgetreuen Abbildungen. Geh. Hofr. Voigt legte die beiden erften Lieferungen von Dr. Rihhter’s Ausgabe des Systema vege- tabilium Linnei vor und übergab einen Brief von Dr. Frisfhe in ©&t. Petersburg nebft Abbildung. Hofr. Reihenbad las den erwähnten Brief vor und erläuterte durch denfelben die Abbil n, bie fortgefesten Beobachtungen des Dr. Frißfche über den Bau des Pollen von Larix, Pinus, u. |. w. enthaltend. Prof. Kunze legte die Kupfer zu feinem Werke „‚Analecta pteridographica‘‘ vor und erläuterte die neuen Gattungen und Arten, welche das Merk enthält, wobei interefjante Bemerkungen über die Verbreitung und über die Metamorphofe einzelner Arten zur Sprache famen. Derfelbe zeigte ein getrodnetes, viertheiliges Cremplar der Hydrora africana. vor, welches in den Garrofeldern bei Worcefter, wo es auf den dortigen großen Euphorbien fchmarost, gefunden worden war. : B. am 23. September. : Prof. Daubeny aus Drford übergab feine Schrift: on the action of light upon plants, and of upon the atmosphere aus den Philos. Transact. 2) Memorials of Oxford. » Hoft. Koch forach über die neueren Leiftungen des würtembergifchen botanifchen Reifevereins. Prof. Goppert wiederholte feine Verfteinerungs > und Metallificungsverfuche vegetabilifcher Körper. Dr. Richter fprach über die Gefege, nach denen man zu Werke gehen müffe, um die Werke Linne’s zu werftehen, und die von ihm befchriebenen Pflanzen Eritifch zu bearbeiten, über welden wichtigen Gegenftand fich alle Anwefenden befprachen. Hofr. Reipenbac legte das durch Paftor Schönheit in Singen eingefendete Pflanzenverzeichniß des in Erfurt beftehenden Taufchvereins vor und fprach über die Nüslichkeit diefes empfehlungswerthen Inftituts. Der- felbe legte Prof. Roßmäpler’s gedrudtes Sendfchreiben an die Verfammlung vor: „Weber die Nothwens digkeit eines Nomenclators generum animalium et plantarum,“* und fprad über die wünfchenswerthe Ausführung, worauf die Anerkennung der Anmefenden folgte, und diefelben fich über die Ausfichten für die Ars beit außerten. 67 C. am 24. September. (S. die Sigung der geognoftiihen an diefem Tage mit der botanifhen vereinigten Section). D. am 25. September. Diefelbe war der höhern philofophifchen Botanif gewidmet. Staatsrath Trinius hielt einen ausführlie hen Vortrag mit Demonftrationen an der Zafel „über den Bau der Gräfer.” Prof. Kunth fchloß Bemerkungen daran, nach denen feine Anfichten abwichen. Präfident Nees v, Efen- bed flimmte dem DVortrage befonters darin bei, die Bedeutung des Blattes der des Halmes homogen zu finden. Hofr. Reichenbach fprach über die anatomifche, phyfiologifche und morphologifche Verfchiedenheit der Ligular- und Stipulargebilde; erftere gehören nach ihm der Dberhautbildung und find auf die Spigfeimer befchrankt, Wiederho- lung der. Scheidengebilde des Keimlings, letere gehören der Rindenfhicht, finden fi nur bei den Blattkeimern und find GCotyledonengebilde, d. h. Wiederholung der Cotyledonen für die Achfelfnospe. Prof. Kunth zeigte noch eine monftröfe Blüthe von Teucrium Chamaedrys, welche regelmäßig und pen= taedrifch war, desgleichen eine Blüthe von einem Aconitum multiidum, weldhe regelmäßig -fünfblättrig war. = Geh. Hofr. Voigt referirte über eine merkwürdige Begetationshemmung von Wurzeln perennirender Ges wächfe bier im Bett der Saale durd 40 Iahre. Prafident Nees v. Efenbed legte Meyers Flora Hannoverana vor und Hofr, Reihenbac referirte nad Vorlefung eines Briefs, über den Inhalt und die Wichtigkeit diefes unübertrefflichen Werks, welches in jeder Hin- fiht als ein großes und wirklich bewundernswerthes Beifpiel vorliegt, und defjen Fortfegung zur Ehre feines Vater: landes fehr zu wünfchen ift. k E. vom 26. September. fr. Reichenbach legte die neuejten Hefte (10 u. 11.) der Genera plantarum florae germanicae von Sriedr. Nees v. Efenbed, Prof. in Bonn vor, deren hoher Werth die einffimmigfte Anerkennung fand. Prof. Kunth hielt einen zweiftündigen Vortrag „über den Bau der. Gräfer” von den erften Anfangsgrüns den ausgehend und die von ihm fogenannten phanerogamifchen Pflanzenfamilien vergleichend, womit die Arbeiten der botanifchen Section befchloffen wurden. Sitzung der pharmaceutifchen Section vom 24. September. Dr. Artus: „über die Darftellung des arfeniffreien Antimon’s," — ein Vortrag, an welchen fih Discuf- fionen über die Antimonpräparate überhaupt fnüpften. — Dr. Buchner jun.: „über das Arom der Blüthen." — Apotheker Thomas. von Warmbrunn: „Ueber Entwidlung eines Aroms aus Antirrhinum Linaria.“ — Hofrath Buchner: „Ueber die Pharmakopoeen in Deutfihland, und über Abdampfen mittelft durch die abzudampfenden Flüf- figkeiten hindurch geleiteter Luft." — Prof. Wadenroder: „Ueber die Vifitation der Apotheken und dabei zu benugende Protofollnege. « . Sitzung der zoologifch - anatomitch-phyfiologifchen Section. A. am 25. September. Prof. Bolfmann aus Leipzig redete über das Gefäßfpftem, den Kalfbeutel, die Eierftöde und die Augen- punfte von Asterias violacea, Prof. Theile aus Bern zeigte die Radfäge von Scheinlein vor und befchrieb ihre Anwendung. EZ ia "68 Prof. Hufchke legte Zeichnungen zu einer Bildungsgefgichte des Auges vor und fprac) UFER: üie die Entftchung der Thränenwerfzeuge und der Nekhaut. Hofr. Renner Jegte einige problematifihe ZThierfnochen vor und fprach dann, über bie Racenverfichenheiten des hinefifhen und gewöhnlichen Schweines und, des ungehörnten und des gewöhnlichen Nindes. n Staatsrath von Eihwald aus Wilna legte eine große Reihe von Abbildungen unbekannter oder ar Amphibien, Suche, Gruftaceen, Schneden und Mufcheln vor. : Stud. med. Haffenftein theilte aus feiner afademifchen Preisfchrift feine Beobachtungen über das Leu: ten der Augen und das Tapetum mit, welches bei den fleifchfrejlenden Thieren mit einem aus phosphorfaurem Kalt beftehenden pigmentum album bededt ift. ä er B. am 26. September. RZ Dr. E. Weber aus Leipzig fprach über die Neigung deö männlichen Bedkens und den Mechanismus des Kniegelenfs. : Hofr. Renner hielt einen, Vortrag über die Refpirationsmusfeln und einen eigenen, dazu gehörigen ab von den Lendenwirbeln entfpringenden Muskel bei verfchiedenen Säugethieren. Dr. Shwann theilte feine vorläufigen Unterfuhungen über die Gefege der SEIEN mit und foradh fodann über Generatio aequivoca. Prof. HüfchFe zeigte Präparate vor zur Berichtigung det gewöhnlichen Anfiht Über die Form der Euftadhi> fhen Trompete und befchrieb einen neuen Nafenfnorpel des Menfchen. Dr. Shillbad - die Zeichnung einer fehr großen der Unterlivpe, wahrfcheinlich Zelan- giectafie, mit. P Eheite gemacht und die mifroffopifchen Unterfuhungen über den Bau der Neshaut und des Hirns wiederho It. “ Bu e Riterarifhe EB AETR Mineralogifchschemifche Beiträge zur Kenntniß des Thtteingifchen Ss von r 5. Wackenröder, a € Honorar = Profeflor. 1. Heft. Unterfuhungen über die vorzüglicheren und wichtigeren Gebirgsarten und Mineralien aus den RE des Mufchelkalfs und.des bunten Sandfteins in den Umgebungen von Jena. — Sena, 1836. In vo Gröferfhen Buchhandlung. j a — Berbefferungen „19 ift ftatt Nro. 186 zu Tefen "186. ! a. De « . 21 ift ftatt Neo. 195 zu lefen "195. 39 3. 17 v. 0. lies Salzunger ftatt Ealz. 39 3. 26 v. 0. ift noch einzufhbalten: verjelbe zeigte aud wie das von Inglis angedeutete blaue Iedaueditiber auf eine enfalhe Beife dar- geftellt werden Fönne und. wies nad, daß diejes Präparat nar ein .Gemeng von Duedjüber und Quckiilberjodid fei, , 40 3. 5 v. u. jtatt Staltica I. Haltica. 42 bei Nr. 349 it ftatt Sabe zu lejen Sadie. 46 3. 9 v. u. 1. ftott der Bliser — das Blisrad md 3.8 U ftatt Testerer I. Ichteres 47 3.6 ©. 0.1. Dr. Frankt ftatt Apotheker Nemer, 48 3.1 v. 0. ft. NRanularien L. Annularien, 55 3. 9 v. 0. ft. Nhilaghiri 1, Nilagiri, re aan RRORERR 30 JUN 1887 Hierauf wurde noch auf dem anatomifhen Theater ein Verfuch mit der Radfäge von iR Prof. = A Mameforscher u. Artzte £ ER , ER N 4 ce zu Jena > “ ‚im September 1836. RT DNMTIALT TE 7 > = \1 er] BZ ZI | fl see] a ei AMTLICHER BERICHT ÜBER DIE VERSAMMLUNG DEUTSCHER NATURFORSCHER vn ÄRZTE ZU JENA IM SEPTEMBER 1836 VON DEN GESCHÄFTSFÜHRERN BEI DERSELBEN D. D. & KIESER up D. J. C. ZENKER. MIT FÜNF LITHOGRAPHIRTEN TAFELN UND DEN FACSIMILES DER MITGLIEDER DER VERSAMMLUNG. wETLMAR, DRUCK, VERLA& UND LITHOGRAPHIE VON BERNHARD FRIEDRICH VOIGT. 183%. Tmoıasa rar? Ns a * ara al Ku | a; 5 Dnvammaanav & HABA a i; “ De > E arsal arı. ANADE HOTRUTA ne “aaL UN... 4 Be wer aanuguuud, Mi. we BOSERB N N # h f = ; e Ri x r zer Bi 5 Y e) SE ER Re vassaenau, Er v ins jaartimharnı va ae, ANA er w ng much 3 0) Kr: I; re f Petra £ R ” + ” |, ‚® ji re nr array nad Sit are Re LEERE NUDE a 2 A . 7 ig ji ' AOIOT Wu ancre uns so, amasnaomı. ‘uns ah are Be: vor y er Rn, %r } nen ep > Fa en he | Yin 4 ee 2 Aee Mg gs ’ Uebersichtliche Vorerinnerung. W.. alles zu bestimmten Zeiten Wiederkehrende nach Zeit und Ort verschieden sich gestaltet, so auch die zum vierzehnten Male wiederkehrende Versammlung der deut- schen Naturforscher und Aerzte, als deren Vereinigungspunkt auf der dreizehnten Versammlung zu Bonn mit grosser Stimmenmehrheit die Universitätsstadt Jena gewählt worden war. Diese vierzehnte Versammlung zeichnet vor allen früheren sich dadurch aus, dass zum ersten Male regierende Häupter an den öffentlichen Sitzungen derselben wiederholten An- theil nahmen, zum factischen Beweise, dass die Naturwissenschaft nicht nur von der Volksstimme, sondern auch von den erhabenen Beherrschern der Staaten als die Basis aller künftigen Wissenschaft anerkannt, und die Pflege derselben als der höchsten Beschützung würdig geachtet wird, welche Pflege und Achtung sich auch im Verlaufe der Versammlung noch auf besondere und höchst erfreuliche Weise thatsächlich ausgesprochen hat. Sodann kann gerühmt werden, dass diese vierzehnte Versammlung in Jena auch den Character der Universität Jena in sich aufnahm, und dass dieselbe, zwar in der Breite und an Zahl der nächst früheren weichend — was jedoch zum Theil der höchst ungünstigen Witterung zuzuschreiben ist, indem viele angemeldete hoch gestellte Gelehrte durch dieselbe behindert wurden, zu erscheinen, — dennoch an Intensität und Tiefe gegen keine der frü- heren Versammlungen zurückstand; so dass Jena stolz sein kann, in den denkwürdigen Ta- gen vom achtzehnten bis sieben und zwanzigsten September 1836 die bei weitem grössere Mehrzahl der naturwissenschaftlichen Heroen Deutschlands in seinen Mauern begrüsst und beherbergt zu haben. Gleicherweise mag gerühmt werden, dass — nach dem Ausspruche aller 'Theilneh- mer — diese Versammlung sich vorzugsweise der wissenschaftlichen Mittheilung und Besprechung, * 2 ET der Darstellung neuer Entdeckungen und der wissenschaftlichen Forschung hingeneigt, und hiedurch jedem Einzelnen eine genugthuende Rückerinnerung der wenigen Tage einer ächt wissenschaftlichen Vereinigung gewährt habe,- in welcher die Heiterkeit des Lebensgenusses mit dem Ernste der wissenschaftlichen Erörterung abwechselnd einen anmuthigen Kranz bil- dete, welchem angehört zu haben Keinem gereuen dürfte. Die harmonischen Accorde der Wissenschaft, wie sie in Jena erklungen, haben bereits, auf den leichten Fittigen des Tagblattes verbreitet, in ganz Deutschland einen theilneh- menden Wiederklang gefunden; und die in diesen Tagen zu Jena ihr Fest feiernde höchste Poesie des Lebens, die der Wissenschaft, wird den Einwohnern Jena’s und des weimarischen Landes ein unvergängliches wohlthuendes Bild und Andenken für Mit- und Nachwelt zu- rücklassen. Die nachfolgenden Blätter mögen daher, wenn sie den Dagewesenen eine ange- nehme Erinnerung des Erlebten zurückrufen, auch dem Nichtdagewesenen sagen, was sich über dieses Fest hat aufzeichnen lassen; die Herausgeber aber, indem sie die erprobte gü- tige Nachsicht der Versammlung in Anspruch nehmen zu dürfen hoffen, wenn an den Ta- gen des Festes die Erwartung ihrer Committenten nicht ganz erfüllt und die That dem Willen nicht entsprochen haben sollte, legen mit dem Gefühle deutscher Beruhigung die letzte Hand an das ihnen übertragene Werk. Inhalt Uebersichtliche Vorerinnerung ‘ F 5 £ R Erster Abschnitt. Vorbereitung der Versammlung 5 - Zweiter Abschnitt. Die Versammlung selbst F - - x a Alphabetisches Verzeichniss der Mitglieder und Theilnehmer Verzeichniss der Mitglieder, nach dem Vaterlanude geordnet . Ö Verzeichniss der an die Versammlung eingesendeten Bücher, Zuschriften, Gedichte etc. Dritter Abschnitt. Inhalt der allgemeinen Sitzungen Vierter Abschnitt. Auszug aus den Protocollen der Sectionssitzungen Erklärung der Abbildungen Seite 116 149 -)i 4 ’ er - ''* r - ’ Be a BE 2 er Der Ari | a EB ei im er Er 3; re y 1 Dir Ü) H ee L 3 u a. 32 ö rs Pu aM a 92 7 } e h Au e a x J j R u I Ime.2 f HE Le 4 PB; i a. ! Bi R- a u t ; u = 2 Er Pe ne , Br; 7 r: Be re Pe EEE FERNEN | RER PR Fe er El ah i N - Dee ee A I RE © 45 2 1 0077 Marz vr: Amtlicher Bericht über die vierzehnte Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte = zu Jena im September 1836. Bi ri ZUR wi a BOERe* Dan ie 2 2 SESER, it Pe Erster Abschnitt. Vorbereitung der Versammlung. aa von den Geschäftsführern der 13ten Versammlung der Gesellschaft deutscher Na- turforscher und Aerzte, den Herren Geheimen Hofrath Harless und Oberbergrath Nögge- rath zu Bonn, unter dem 30. September 1835 Anzeige geschehen war, dass die Univer- sitätsstadt Jena mit einer Stimmenmehrheit von 108 Stimmen zum Orte der 14ten Versamm- lung, und zu Geschäftsführern der Geheime Hofrath Kieser und der Herr Hofrath Döbereiner gewählt worden seien, wendeten sich die Geschäftsführer am 20. October 1835 an Seine Königliche Hoheit, den Grossherzog von S. Weimar-Eisenach, mit dem unterthänigsten Ge- suche „um Genehmigung dieser, rein wissenschaftliche Zwecke im Auge habenden Versamm- lung,‘ und mit der ehrerbietigsten Bitte: „ihnen die zur würdigen Amtsführung erforderli- chen Mittel huldreichst angedeihen zu lassen;“ worauf am 31. Oct. 1835 nachfolgendes hohe Ministerialrescript an die Geschäftsführer einging: Seine Königliche Hoheit, der Grossherzog, haben aus dem Bericht der Herren Professoren Dr. Kieser und Dr. Döbereiner vom 20. d.M. mit Vergnügen vernom- men, dass die in diesem Jahre zu Bonn staitgefundene Versammlung‘ der Naturfor- scher und Aerzte Deutschlands die Stadt Jena zum Orte ihrer Zusammenkunft für das Jahr 1836 erwählt hat, indem diese Wahl der gedachten Universitätsstadt jeden- falls nur zur Ehre und zum Nutzen gereichen kann. Seine Königliche Hoheit er- theilen daher gern Höchst-Ihre Genehmigung zu der daselbst beabsichtigten Zusam- menkunft und sind bereit, die zu einer würdigen Aufnahme der Mitglieder der Ver- sammlung erforderlichen Mittel darzubieten, behalten sich jedoch die weitern Ent- schliessungen desshalb noch bevor. Weimar, den 27. October 1835. Grossherzoglich-Sächsisches Staats- Ministerium. C. W. Freih. v. Fritsch. Die Geschäftsführer machten hierauf unterm 8. November 1835 von der geschehenen Wahl und der eingegangenen Höchsten Genehmigung eine officielle schriftliche Anzeige so- wohl an den akademischen Senat, als auch bei dem Curator der Universität, Herrn Ober- appellationsgerichtspräsidenten Freiherrn von Zigesar, und bei dem Stadtrath, als den bei den Vorbereitungen zur Versammlung concurrirenden Behörden, und erhielten von dem Herrn Curator und von dem Stadtrath die schriftliche Versicherung, die Geschäftsführer nach Kräf- ten in ihrem übernommenen Amte zu unterstützen. ı* 4 Da eine der grössten zu beseitigenden Schwierigkeiten der würdigen Aufnahme der wissenschaftlichen Notabilitäten Deutschlands in der ihrem Umfange nach nicht grossen Uni- versitätsstadt Jena in der Bereithaltung der nöthigen Localitäten sowohl zur Beherbergung und Bewirthung der zu erwartenden zahlreichen Gäste, als auch zu den allgemeihen Sitzun- gen bestand; so gab die Anwesenheit des ersten Geschäftsführers, als Deputirten der Akade- mie auf dem weimarischen Landtage, zu Weimar. Gelegenheit, manches hierauf Bezügliche den hohen Behörden vorzuschlagen, die den Umständen gemässe beste Einrichtung zu be- sprechen und das ferner Nöthige vorbereitend einzuleiten. Um nun zuvörderst eine Uebersicht der zur Beherbergung der Naturforscher und Aerzte disponiblen Wohnungen zu, erhalten, wurde nach dem. Antrage. der Geschäftsführer und neben einer gleichzeitigen Aufforderung derselben in dem Jenaischen Wochenblatte an die Einwohner Jena’s, im Monate März 1836 von dem Stadtrathe zu Jena eine Liste der vom 12. bis 30. September zu erhaltenen Wohnungen entworfen;'ävelche Liste von der späterhin von den Geschäftsführern ernannten Logis-Commission als fördernde Grundlage ihrer Arbeit benutzt wurde. Diese Liste der disponiblen Wohnungen wurde noch vergrössert, indem Seine Königliche Hoheit, der Grossherzog von Sachsen-Weimar sämmtliche Zimmer im Jenaer Schlosse zur Disposition der Geschäftsführer stellten. Unterm 12. März 1836 ging hierauf folgendes hohe Ministerialreseript an die beiden Geschäftsführer ein, in dessen Folge auch die ferneren Vorbereitungen . thätigst eingeleitet und vollendet, und den Geschäftsführern durch die unausgesetzte treue Mitwirkung des Herrn Regierungskommissars, Oberappellationsgerichtspräsidenten Freiherrn von Ziegesar, die Last der Arbeiten sowohl vor als während der Versammlung: unendlich erleichtert wurde. Da es nunmehr wohl an der Zeit sein dürfte, zu der Versammlung der Naturforscher und Aerzte, ‚mit welcher die Universitätsstadt Jena im September d. J. beehrt und erfreut werden soll, Vorbereitungen zu machen, so haben Se. Königl. Hoheit der Gross- herzog 1) der Universität, der akademischen Finanz-Kommission, der Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst, der Landesdirection und dem Hofmarschall-Amte Höchst Ihren- Willen dahin eröffnen lassen, dass jenes Vorhaben in aller Weise unterstützt und gefördert werden möge; auch ist 2) die Kuratel der Universität entsprechend ihrer Stellung überhaupt und mit Rücksicht auf die Bedeutung des Vorhabens für die Universität als derjenige Centralpunkt bezeich- net worden, an welchen man sich in allen Fällen zu wenden hat, wo neben der amtlichen Thätigkeit der von der Vereinigung selbst gewählten Geschäftsführer, in , welche einzugreifen durchaus nicht in der Absicht liegen kann, eine Theilnahme und Mitwirkung von Seiten der Regierung nothwendig erscheint oder gewünscht wird. Indem das unterzeichnete Staats-Ministerium keinen Anstand nimmt, hiervon den Herrn Geheimen Hofratlı Dr. Kieser und den Herrn Hofrath Dr. Döbereiner in Kenntniss zu setzen, meint es, dass jene höchsten Verfügungen ganz geeignet sein werden, die von denselben verdienstlich übernommene Geschäftsführung zu erleichtern. Weimar, am 18. März 1856. Grossherzoglich-Sächsisches Staats-Ministerium. C. W. Freih.. v. Fritsch. > Nachdem nun die; Ueberzeugung gewonnen war, dass die Geschäftsführer ihr übernom- menes Amt mit Ehren zu Ende führen konnten, erliessen sie folgende amtliche Einladung in ‚den gelesensten deutschen so wie auszugsweise theils auf diplomatischem Wege, theils durch Vermittelung ausländischer Freunde in den englischen, französischen, russischen , italie- nischen, holländischen, belgischen, schwedischen und dänischen Zeitungen, sowie in Okens Isis. Die unterzeichneten Geschäftsführer der Gesellschaft der Naturforscher und Aerzte Deutschlands im Jahre 1836 beehren sich hiermit anzuzeigen, dass nach eingegange- ner Höchster Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Grossherzogs von Sachsen- Weimar-Eisenach, die 14te Versammlung der Gesellschaft zu Jena am 18. September dieses Jahres beginnen werde und vier öffentliche Sitzungen am 19., 21., 23. und 26. September stattfinden sollen. Indem sie hiermit alle Naturforscher und Aerzte Deutschlands und des Auslandes amtlich einladen, an dieser Versammlung Antheil nehmen zu wollen, erbieten sie sich, Bestellungen auf Wohnungen, welche sie spä- testens bis zum 1. September zu erhalten wünschen, bestens zu besorgen, und er- suchen alle diejenigen, welche in den öffentlichen Sitzungen Vorträge halten wollen, eine Anzeige des Inhalts derselben bis zum 1. September dem unterzeichneten ersten Geschäftsführer mitzutheilen. Vom 12. September an wird eine eigens dazu bestellte Kommission täglich versammelt sein, um die ankommenden Gäste zu empfangen, ih- nen Wohnungen anzuweisen und ihnen das Programm der näheren Einrichtung der Versammlung mitzutheilen. Jena, am 1. Mai 1836. Die Geschäftsführer der Versammlung der Natur- forscher und Aerzte Deutschlands zu Jena im September 1836. Dr. D. G. Kieser. J. W. Döbereiner. Als kurz nachher Herr Hofrath Döbereiner sich bewogen fand, sein Amt als Ge- schäftsführer niederzulegen, so wurde, gemäss $. 17. der Statuten,.der Hofrath Zenker vom ersten, Geschäftsführer ersucht, dessen Amt zu übernehmen, und nach erfolgter Annahme den betreffenden Behörden davon Anzeige gemacht. Inzwischen war die Zeit herangerückt, die nöthigen Bauten zur Vergrösserung der vor- handenen Räume für die allgemeinen Versammlungen und für die Mittags- und Abendsver- einigungen zu beginnen. Nach mehrfächen Conferenzen zwischen den Geschäftsführern der Gesellschaft, den aka- demischen Behörden, der akademischen Curatel und der akademischen Finanzkommission (deren Chef, der Kammerpräsident Stichling in Weimar, vor Beginn der Versammlung, am 23. August abgerufen, die Frucht seiner 'Thätigkeit leider nicht mehr erlebte und an dessen Stelle der Herr Oberappellationsgerichtspräsident Freiherr von Ziegesar die begonnenen Geschäfte fortführte und beendigte) wurde auf gemachtem Vorschlage Höchsten Ortes unter Darreichung der nöthigen Mittel und unter Zusage jeglicher nöthig werdenden anderweitigen Beihülfe genehmiget: I. Dass die akademische Aula im akademischen sogenannten Collegiengebäude durch temporäre Hinzufügung des an dieselbe stossenden sogenannten physikalischen Auditoriums vergrössert, und nach der detaillirten Angabe des ersten Geschäftsführers für die allgemeinen Sitzungen der Gesellschaft eingerichtet werde; Il. dass die Gesellschaftssäle im akademischen Gebäude zur Rose durch Anbau eines neuen Saales von 58 Fuss Länge und 38 Fuss Breite vergrössert, und durch mehr- — fache andere neue Einrichtungen zu den Mittags- und Abendsvereinigungen hergestellt werden. Diese sämmtlichen Bauten wurden am 1. Juli begonnen, und mit Anfang Septembers voll- ständig beendiget, so dass in dem Sitzungssaale der Aula, wie der angefügte auf der Rück- seite der rothen Eintrittskarte für die Mitglieder der Gesellschaft befindliche Grundriss (Taf. I. Fig. 1.) ergibt, ausser den Ehrensitzen, gegen 400 numerirte Plätze für die eigentlichen Mitglieder der Gesellschaft, und ausserdem in dem nicht auf dem Grundrisse befindlichen Raume noch Sitze für 150—200 Zuhörer vorhanden waren, und in den auf gegen 7000 Qua- dratfuss berechneten Räumen der Rosensüle 550 Gedecke bequemen Platz fanden. Schon im März 1836 hatte der erste Geschäftsführer, durch den Königl. Preuss. Gene- ral-Wardein und Münzratlı Loos in Berlin veranlasst, dem akademischen Senate zu Jena vorgeschlagen, durch eine auf die bevorstehende vierzehnte Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands zu prägende und an die Mitglieder der Gesellschaft zu vertheilende Medaille sich und die Versammlung zu ehren, und ein bleibendes Andenken dieser denkwür- digen Vereinigung zu stiften; und da eine vaterländische Künstlerin, Fräulein Angelica Facius in Weimar, schon durch andere ähnliche Kunstwerke rühmlichst bekannt, sich bereitwillig erklärt hatte, den Stempel zu dieser Medaille zu schneiden, so wurden nach vorgenomme- ner Rücksprache mit mehreren Kunstfreunden und Kunstkennern zugleich mehrere Entwürfe dieser Medaille eingereicht. Der akademische Senat genehmigte diesen Vorschlag, wählte von den eingereichten Entwürfen den späterhin ausgeführten und übertrug, unter Bewilligung der Kosten des Stempels und einer bestimmten Summe. für die Prägung der Medaille aus der akademischen Ehrenaufwandskasse, dem ersten Geschäftsführer, in seiner Eigenschaft als Senator, die Ausführung dieses Kunstwerkes, und die Vertheilung der Medaillen in geeig- neter Weise. Diese Medaille, nach dem Urtheile der Kenner ein gelungenes Kunstwerk, wurde späterhin vom ersten Geschäftsführer an alle stimmfähigen Mitglieder der Gesellschaft als Andenken vertheilt und auch an andere Theilnehmer des Festes und Kunstliebhaber für den Preis von 1 Rthlr. pr. Cour. für das bronzene Exemplar, und von 3 Rthlr. für das silberne, sowie von 50 Rihlr. für das goldene abgelassen, und findet sich auf Taf. I. Fig. 2. abgebildet. Sie stellt auf der Hauptseite dar: Isis-Cybele und Hygiea, Symbole der Natur und der Heilkraft, jene an der Mauerkrone und dem Lotosblatte in der Hand, diese durch die Schlange kenntlich, beide auf dem von vier Löwen gezogenen Triumphwagen der ersteren, nahen sich dem Feste. Die geflügelten Dioskuren, Kastor und Pollux, ‚durch die Mütze mit dem Stern ‘bezeichnet, Symbole der polaren Urkräfte des Lebens, leiten die Lö- wen, die Symbole der Stärke. Die Eule der Pallas, Symbol der Weisheit, schmückt den Triumphwagen. — Die‘ Kehrseite der Medaille enthält die Inschrift: „luncetas arte deas“ panegyri decima quarta consalutavit Universitas Literarum Ienensiss MDCCCXXXVI N). Gleicherweise schon früher, zu Ostern 1836, war von Seiten der Geschäftsführung mit dem Hofrath Zenker die Verabredung getroffen, dem bisherigen Mangel einer voll- ständigen Topographie von Jena und der nächsten Umgegend, welcher bei der bevorstehen- den Zusammenkunft fühlbarer als je wurde, durch Bearbeitung und Herausgabe eines histo- *) Da noch keine Abbildung der ähnlichen, Porträte berühmter Mitglieder der Versammlung enthaltenen Medaillen er- schienen ist, so fügen wir nach dem Wunsche unseres thätigen Herrn Verlegers eine Abbildung der die Bildnisse der Her- ren A. v. Humboldt, Graf Sternberg, Oken, Kielmeyer und Cotta enthaltenden Medaillen auf Taf. I. u. II. bei, deren Beschreibung dieser Schrift angehängt ist. Be _ risch-topographischen Taschenbuches abzuhelfen. Unter Mitwirkung mehrerer hiesiger und auswärtiger der Jenaer Verhältnisse Kundiger wurde denn auch dieses Werk vollendet und konnte mit Beginn der Versammlung ausgegeben werden. Es führt den Titel; „Historisch- topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaft- licher und medieinischer Beziehung. Herausgegeben unter Mitwirkung der Herren Brehm, Döbereiner, Fries, Göttling, Huschke, Kieser, Krause, Renner, Schmid, Schrön, Stark IL, Succow Sen. et Jun., Thon, Voigt, Wackenroder u. A. von J.C.Zenker. Mit dem Plane von Jena und einem geognostischen Profile. Jena, Friedrich Frommann. 1836,“welches im späteren Ladenpreise 1 Rihlr. 16 Gr. kostend, an die Theil nehmer der Versammlung für 1 Rthlr. abgelassen wurde. Zur Rücksprache mit den Einwohnern Jena’s, welche sich zur Aufnahme der Gäste theils ohne, theils gegen Vergütung erklärt hatten und noch fortdauernd erklärten, ernannte die Geschäftsführung im Juni 1836 eine besondere Logis-Commission, bestehend aus den Herren Dr. jur. Burckhard und Kaufmann Stark, welche sich dem schwierigen Geschäfte bereitwilligst unterzogen, gegen 500 Wohnungen zu besuchen und die nöthige Rücksprache mit den Eigenthümern wegen der Miethpreise, die von 12 Gr. bis 1 Rthlr. täglich normirt wurden, zu nehmen, dadurch aber den Geschäftsführern die Gewissheit gaben, dass selbst die zahlreichste Versammlung ein anständiges Unterkommen finden werde. Die Institute und Sammlungen der Universität, welche grösstentheils unter der Grossherzog- lichen Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst stehen, waren schon früher durch die Sorgfalt des Chefs dieser Oberaufsicht, des Herrn GeheimenRathsDr. Schweitzer Excellenz, in den besten Stand gesetzt worden, so dass, wenn sie auch nicht an Ausdeh- nung und Reichthum mit den ähnlichen Sammlungen und Instituten in grossen Residenzen sich messen konnten, dennoch durch die vollständigste den Gebrauch derselben möglichst erleichternde Ordnung sich auszeichneten. Um über die Stunden, in welchen diese, so wie andere akademische Institute der Gesellschaft während ihres Hierseins zur freien Benutzung offen stehen würden, eine Uebereinkunft zu treffen, wurde mit den Vorstehern derselben schon im Monat Juni das Nöthige verabredet. In einer späteren Conferenz wurden die Her- ren Vorsteher derselben zugleich ersucht, die verschiedenen Sectionen der Gesellschaft in die Sectionslokale einzuführen und die Wahl der Sectionspräsidenten zu leiten. Gleicherweise wur- den hierbei diese Lokale selbst bestimmt, wie in dem nachfolgenden Programm angegeben ist. Um ferner das den Fremden bei ihrer Ankunft oft lästige persönliche Erscheinen im Policeibureau zur Verificirung der Pässe zu ersparen, erbot sich, auf geschehenes Ersuchen der Geschäftsführung, die Grossherzogliche Policeicommission in Jena bereitwilligst, im Em- pfangsbureau der Geschäftsführer durch einen Abgeordneten aus ihrer Mitte eine Policei- section zu bilden, welche in den zu dem Empfang der Fremden bestimmten Stunden die hieher fallenden Geschäfte besorge, die Pässe der Fremden gegen Stempelung der von der Logissection ausgegebenen Logiskarte in Empfang nehme und bei der Abreise derselben wie- der zurückgebe. Um auch hinsichtlich des leiblichen Genusses die zu erwartenden Gäste möglichst zu befriedigen, wurde von Seiten der Geschäftsführung mit dem Pachter des akademischen Ge- sellschaftsgebäudes der Rose, Herm Quensel, ein Contract abgeschlossen, in welchem die Bewirthung in den Mittags- und Abendvereinigungen, die Zahl der Gerichte an der Mittagsta- fel, die Auswahl der Weine, die Preise der Couverts und der Weine, die Bedienung und was sonst zur anständigen geselligen Vereinigung gehört, den Umständen und besondern Ver- hältnissen gemäss bestimmt wurde. Bi. Von Seiten des Grossherzoglich-Weimarischen Hofes wurden diese so wie die übrigen Anordnungen noch besonders unterstützt, indem nicht nur durch das Oberhofmarschallamt zur Besorgung der Küche einige Hofköche, und zur Oberaufsicht über die Kelluer und zur Er- haltung der Ordnung in den Speisesälen zwei erfahrene Männer aus der Hofdienerschaft den Geschäftsführern nach Jena gesendet, sondern auch zum Dienste in den Versammlungssälen, sowie zur Besorgung der Berichte etc. ein Detachement Ordonnanzhusaren zur Disposition der Geschäftsführung während der Dauer der Versammlung gestellt wurde. Als letzte Vorbereitung wurde das Empfangsbureau organisirt und die Geschäfte desselben unter der Oberaufsicht der Geschäftsführer unter mehrere thätige sich hierzu erbie- tende junge Männer vertheilt, so dass ausser der nöthigen Bedienung folgende Abtheilungen und Vorsteher derselben vorhanden waren: 1. Abtheilung, zur eigenhändigen Einzeichnung der Mitglieder in die zu den Acten der Gesellschaft gehörende Hauptliste und zur Besorgung der eigenhändigen Unterschriften mit chemischer Dinte in das diesem Berichte angefügte lithographirte Verzeichniss, se’ wie zur Aushändigung der Eintrittskarten, des Programmes und sonstiger zu vertheilender Druck- sachen: Herr Professor Wackenroder und Herr Dr. Häser. 2. Abtheilung. Zur Empfangnahme des Beitrags zu den Kosten und zur Austheilung der oben erwähnten akademischen Medaille nach zwei den Mitgliedern der Versammlung zur Einzeichnung vorzulegenden Listen: Herr Prof. jur. Luden. 3. Abtheilung. Zur Ausgabe der Logiskarten und Führung der vollständigen jeden Abend 8 Uhr zum Abdrucke in dem am folgenden Morgen erscheinenden Tageblatte an die Druckerei abzugebenden Liste der Naturforscher und Aerzte: Herr Dr. jur. Burckhard und Herr Prof. Wolff. 4. Abtheilung. Zur policeilichen Verificirung der Pässe, zur Stempelung und Signirung der Logiskarten, so wie zur Zurückgabe derselben bei der Abreise: Herr Policeisecretair Rieck. Zur Erhaltung der Ordnung bei den allgemeinen Sitzungen wurde folgendes Reglement entworfen, und am Eingange zu der Aula angeschlagen: Eingang für die Ehrenmitglieder (blaue Karte) und ordentlichen Mitglieder (rothe Karte): 1ste 'Thüre. Eingang für die Zuhörer (gelbe Karte): 2te Thüre am hintern Gange. Anweisung der Plätze der Ehrenmitglieder: Hr. Dr. Burckhard. Vorzeigung der blauen und rothen Karte oben am Eingange: Hr. Stud. Dietmar. Abgabe der gelben Karte am hintern Eingange: Hr. Stud. Nitzsche. Anweisung der Plätze an die Zuhörer: Hr. Professor Dr. Luden. Aufbewahrung vorzuzeigender Gegenstände: Hr. Professor Dr. Wackenroder. Besorgung und Aufsicht des schwarzen Bretes: Hr. Dr. Häser. Oeffnen des Sitzungssaales für die allgemeinen Sitzungen und für die medicinische Section: Hr. Depositor Voigt. Zur Regulirung der Mittags- und Abendvereinigung in den Gesellschaftssälen der Rose wurde folgendes Reglement in den Sälen angeheftet: Reglement für die Mittags- und Abendgesellschaften. Der Beginn des Mittagsmahles ist präcise 2 Uhr; der Abendgesellschaft von 8 Uhr an. , Die reservirten Plätze für die Ehrenmitglieder werden von den Herrn Tafelaufsehern angewiesen. Jeder Theilnehmer. wählt sich seinen Platz selbst, jedoch werden die einheimischen Herrn und Damen ersucht, sich zwischen die Fremden zu vertheilen. Der Name des Herrn Vorsitzenden an jeder Tafelreihe ist vor demselben aufgestellt. ‚Das bedienende Personal ist mit einem farbigen Bande im Knopfloche versehen. Wer während der Gesellschaft den Saal verlässt, hat am Eingange eine Contremarke zu nehmen und bei der Rückkehr abzugeben. ‚Die feierlichen Toaste werden von den Geschäftsführern ausgebracht. Ein Rauchzimmer ist in dem grösseren Seitenzimmer, hinter dem Weinzimmer, einge- richtet. Jedes Sammeln von Douceurs für die Kellner etc. ist untersagt. Zur Aufbewahrung der Mäntel, Oberröcke dienen zwei Garderobezimmer, links an der Treppe; das Iste Zimmer für No. 1—200, das zweite für No. 200500. Domestiquen dürfen die Säle nicht betreten. Dr. D. G. Kieser. Noch wurde eine Einrichtung vorbereitet, deren in Jena bei dieser vierzehnten Ver- sammlung zuerst versuchte Ausführung zwar, da zu derselben fast nur Stunden der Nacht ver- wendet werden konnten, manches Opfer von den durch die Tagesgeschichte Ermüdeten for- derte, welches aber im Interesse der Gesellschaft gerne gebracht wurde. Auf manchen der früheren. Versammlungen hatie man nemlich dem Bedürfniss, die Wohnungen der angekom- 'menen Mitglieder und anderer Fremden zu kennen, durch gedruckte Fremdenlisten abgehol- fen. Diese Einrichtung suchten die Geschäftsführer auch hier, jedoch in grösserer Ausdeh- nung und um auch anderweitig geäusserte Wünsche zu befriedigen, dergestalt auszuführen, dass sie mit dem Herr Buchhändler Frommann eine contractmässige Verabredung trafen, während der Dauer der Versammlung ein jeden Morgen um 8 Uhr im Druck vollendetes Blatt erscheinen zu lassen, welches theils die fortlaufenden Listen sowohl der angekomme- nen und bis Abends 3 Uhr im Empfangsbureau eingeschriebenen Naturforscher und Aerzte, als auch anderer Fremden enthalte, theils, wenn es auszuführen möglich, die Protocollaus- züge sowohl der allgemeinen als der Sectionssitzungen und die Tagesordnung des laufenden Tages mittheile, und überhaupt von den Vorgängen bei der Versammlung nicht nur die Theilnehmer derselben, sondern auch entfernte Freunde in schnelle Kenntniss setze. Es wurde auf 16 Nummern, jede zu einem halben Druckbogen in #., berechnet und auf Pränumeration für 12 Gr. pr. Cour. angekündiget, ausserdem aber jede einzelne Nummer für 1 Gr. abge- lassen. Diese Tagesschrift, deren Redaction der Herr Dr. Häser besorgte und deren ge- setzmässige Censur höchsten Ortes dem ersten Geschäftsführer übertragen wurde, führt den Titel: „Tageblatt bei der vierzehnten Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutsch- lands, herausgegeben unter der Direction der Geschäftsführer. Jena‘..... Sept. 1836. Ver- dag :von Fr. Frommann;‘ und es sind von demselben. in der Zeit voin 18. bis 30. Sept. 17 Nummern erschienen. Obgleich der 'Theil des Planes, sowohl von dem in den Sectio- nen: Geschehenen als Geschehenden Kunde zu geben, nur unvollkommen ausgeführt werden konnte, weil die erbetenen Berichte an den ersten Geschäftsführer nicht regelmässig. einlie- fen, so..hat sich doch der beabsichtigte Nutzen dieses Tageblatts schon durch den zahlrei- chen Absatz desselben, selbst in die entferntesten Gegenden Deutschlands, ja selbt des Aus- landes bewiesen, und es ist zu hoffen, dass bei künftigen gleichen Versammlungen von diesem 19 schnellen Commiünicationsmittel der geistigen Regung des deutschen Volkes ein gleicher Ge- brauch gemacht werde. Nachdem sämtliche Vorarbeiten durch das harmonische Zusammenwirken der höchsten und hohen Behörden und der Freunde der Naturwissenschaften, so wie der Jenaer Bürger beendiget wären, gaben die Geschäftsführer unterm 10. Aug. als Benachrichtigung für die ankommenden Gäste und als vorläufige Norm für den Gang der Geschäfte observänzmässig folgendes Programm in den Druck, welches jedem sich im Empfangsbureau Einzeichnenden übergeben, auch nahe und ferne versendet und an die Gasthäuser zu Jena und Weimar ver- theilt, so wie durch die Gefälligkeit des hiesigen Postamtes den benachbarten Postämtern zur Einsicht für die nach Jena Reisenden zugefertiget wurde. PROGRAMM. zur vierzehnten Versammlung der Gesellschaft der Naturforscher und Aerzte Deutschlands zu Jena vom 18. bis 26. September 1836. Jena, gedruckt bei Friedrich Frommann. Nach dem Vorgange bei den früheren Versammlungen der Gesellschaft der Naturfor- scher und Aerzte Deutschlands beehren sich‘ die unterzeichneten Geschäftsführer der Gesell- schaft, die nähere nach den Statuten der Gesellschaft und späteren Observanzen getroffene und mit den Lokalverhältnissen der Universitätsstadt Jena in Beziehung gebrachte Einrich- tung der Versammlung in Folgendem bekannt zu machen. $. 1. Nach den auf der ersten Versammlung im Jahre 1822 zu Leipzig genehmigten und bisher unverändert gebliebenen Statuten der Gesellschaft ist der Hauptzweck derselben ($- 2.) ‚den Naturforschern und Aerzten Deutschlands Gelegenheit zu verschaffen, sich per- sönlich kennen zu lernen.“ Die Theilnahme. ausländischer Naturforscher und Aerzte, wie diese dazu in öffentlichen Blättern bereits eingeladen sind, wird indessen auch bei der dies- jährigen Versammiung eben so erwünscht als ehrend sein. Es’ wird ferner, nach $.3. u. #, jeder Schriftsteller im naturwissenschaftlichen und ärztlichen Fache, wozu gehört, mehr als eine Inauguraldissertation, also ein Buch geschrieben zu haben, als stimmfähiges Mit- glied betrachtet. Ausserdem aber haben, nach $. 6., zu den Versammlungen alle diejeni- gen Beitritt, jedoch ohne Stimmfähigkeit, welche sich wissenschaftlich mit Naturkunde: oder Medicin theoretisch oder praktisch beschäftigen. . 2. Ausser diesen zu der Theilnahme an den öffentlichen Versammlungen berechtig- ten in- und ausländischen Gelehrten werden noch als Zuhörer und Gäste sowohl zu den Versammlungen als zu den geselligen Vereinigungeu alle 'Theilnehmer und Gönner der Na- turwissenschaften eingeladen und ihnen der Zutritt unter den späterhin anzugebenden Bedin- gungen verstattet. . 3. Um eine Uebersicht der zur Aufnalıme der fremden Theilnehmer der Gesell- schaft disponiblen Wohnungen zu erhalten und die täglichen Miethpreise, wo dieselben ver- langt wurden, zu verabreden, so wie um die Wohnungen in verschiedene Klassen zu ord- nen und in eine Liste einzutragen, ist eine besondere, von der Geschäftsführung ernannte Logiskomission, bestehend aus dem Herm Dr. Burckhard und dem Herrn Kaufinann Stark schon seit mehreren Wochen thätig gewesen, und wird diese Liste zur ferneren Ein- tragung disponibler Wohnungen noch ferner offen stehen. $. 4 Zur Aufnahme der fremden Naturforscher und Aerzte, so wie zur Anweisung der Wohnungen, zur Mittheilung der Eintrittskarten zu dem Sitzungssaale der allgemeinen Ver- sammlungen und zu den Mittagsversammlungen an die Mitglieder der Gesellschaft, ist ein 21 besonderes Empfangsbureau in dem grossen Saale des Grossherzogl. Schlosses, links am Ein- gange desselben, errichtet, in welchem sich die Geschäftsführer, so weit es die übrigen Geschäfte derselben erlauben, persönlich zum Empfang der Fremden einfinden werden. Dieses Bureau, in dessen Geschäfte sich die Herren Professoren Wackenroder und Luden und Hr. Dr. Burckhard getheilt haben, wird vom 12. bis 16. September Vormittags von 10—12 Uhr und späterhin von 7—8 Uhr Morgens und von 6—7 Uhr Abends geöffnet sein. In dem- selben. wird jedes Mitglied in eine täglich in den Druck zu gebende Liste seinen Namen, Stand, Wohnort und die Section, welcher er sich anzuschliessen gedenkt, einschreiben und erhält hierauf eine. rothe Eintrittskarte mit dem Grundrisse des Sitzungssaales im Col- legiengebäude, deren Vorzeigung ihn zur 'Theilnahme an allen Sitzungen, so wie auch zum Zutritt zu den wissenschaftlichen Sammlungen und Instituten der Akademie, und eben so zur, Theilnahme an den Mittags- und Abendsvereinigungen auf der Rose berechtigt; da- her jeder Besitzer einer solchen Karte ersucht ist, dieselbe stetig bei sich zu tragen. Die Nummer dieser Karte bezeichnet zugleich die Nummer des Platzes in dem allgemeinen Sitzungs- saale. $: 5. An dieses Bureau haben sich auch die einheimischen Mitglieder der Gesellschaft zu wenden, um, neben Einzeichnung in die Liste der Migglieder, die ebengen.unte rothe Karte einzulösen. $-6. Als Beitrag zu den Kosten der Versammlung wird von jedem Mitgliede, sowohl den stimmfähigen als auch den nach $. 6. der Statuten nur Beitritt habenden, 1 Thlr. 8 Gr. pr. Cour. bei Aushändigung der auch als Quittung geltenden rothen Karte bezahlt. Das von dem Hofraih Zenker herausgegebene historisch-topographische Ta- schenbuch (Jena, bei F. Frommann, 1836) ist ebenfalls daselbst käuflich zu haben. $- 7. Um die persönliche Meldung der Fremden zur Verificirung der Pässe im Bureau der Grossherzegl. Polizei-Commission zu ersparen, ist darch Uebereinkunft mit gedachter Polizei-Commission die Einrichtung getroffeu worden, dass ein in den $. 4. genannten Stun- den in dem Empfangsbureau gegenwärtiges Mitglied der Grossherzogl. Polizei-Commission die von der Geschäftsführung ausgegebenen rothen Karten mit dem Polizeisiegel stempelt, so dass diese Karten, welche gegen die von der Polizei bis zur Abreise der Fremden aufzube- wahrenden Pässe ausgetauscht werden, zugleich als Sicherheitskarten für die Dauer der Ver- sammlung gelten. $- 8. In diesem Empfangsbureau werden endlich auch die Karten für die Wohnungen der fremden Mitglieder, sowohl für die früher schon bestellten, als auch für die noch nicht bestellten, ausgegeben. Auf diesen weissen Logiskarten ist die Strasse und der Hausbe- sitzer bezeichnet und zugleich der Miethpreis, nach Tagen berechnet, angegeben; wobei je- doch, wenn nur für 1 oder 2 Tage die Wohnung gebraucht wird, Zahlung für + Tage, wenn 3—4 Tage, Zahlung für 5 Tage, wenn 5—6 Tage, eine ganze Woche in billigen Ansatz zu bringen den Wirthen erlaubt ist. 1 $- 9. Diejenigen, welche .weder stimmfähige, noch auch Beitritt habende Mitglieder der Gesellschaft sind, und dennoch den allgemeinen Versammlungen so wie den Mittagsver- einigungen beizuwohnen wünschen, haben bei dem unterzeichneten ersten Geschäftsführer in dessen Wohnung an jedem Tage Morgens von I—8 Uhr eine gelbe auf die Person und für den Tag geltende Karte abholen zu lassen, welche zur 'Theilnahme an jenen allgemei- nen Sitzungen als Zuhörer berechtiget, und ($- 17.) eine grüne Karte, welche nur den Zu- tritt zu den Mittagsgesellschaften bezeichnet. Diese letztere wird auch an diejenigen Damen, 2 * 13 welche an den Mittagsgesellschaften Antheil zu nehmen geneigt sind, mitgetheilt. Beide sind am Eingange abzugeben. 63 Für die Abendvereinigungen werden besondere weisse Karten ($. 19.) ausgegeben. Die Vorzeigung einer blauen Einladungskarte, welche theils zu allen Vereinigun-- gen, theils nur zu den Mittags- und Abendvereinigungen berechtiget, macht jedoch diese gelben, grünen und weissen Karten unnöthig. TR . 10. Die allgemeinen Sitzungen finden Statt in dem Collegiengebäude in der akademischen Aula am 19., 21., 23. und 26. September Vormittags von 1041—1! Uhr. Zu denselben haben Zutritt: di a) Alle mit der rothen Karte ($. 4. u. 5.) versehenen Mitglieder und Theilnehmer der Gesellschaft auf den numerirten Plätzen. \ b) Alle diejenigen, welche eine blaue Einladungskarte ($. 9.) vorzeigen, auf den Ehren- plätzen an der Estrade. 5 er c) Alle diejenigen, welche als Zuhörer für den hintern Theil des Saales eine gelbe Ein- trittskarte ($- 9.) erhalten haben. ö $. 11. Die Sectionssitzungen, zu welchen nur die Mitglieder, die die rothe Eintrittskarte ($. 4.) vorzuzeigenghaben, Eintritt erhalten, beginnen Vormittags 8 Uhr, vor- behältlich der näheren Bestimmungen der Sectionen selbst. Hierbei wird jedoch im Allge- meinen festgestellt, dass die Sectionssitzungen an den Tagen, an welchen keine allgemeine Sitzung Statt findet, bis 14 Uhr, an den Tagen der allgemeinen Sitzungen aber nur bis 10 Uhr dauern können, so wie dass die Stunden so eingerichtet werden, dass Collisionen der einzelnen Sitzungen möglichst vermieden und denjenigen Mitgliedern, welche mehreren Sectionen angehören, die Möglichkeit diese zu besuchen gelassen werde. u Vorläufig sind folgende Sectionen und Lokale bestimmt worden und die nachfol- gend genannten Herren haben es übernommen, die Sectionsnntglieder in die Lokale einzu- führen und die ersten Geschäfte bis zur Wahl der Sectionspräsidenten zu leiten: a 1ste Section, für Physik, Mathematik und Astronomie. Lokal: das Auditorium im Collegiengebäude, rechts, unter dem allgemeinen Sitzungssaale. — Herr Geheime Hofrath Fries. 2te Section, für Geognosie, Geographie und Mineralogie. Lokal: das so- genaunte zoologische Auditorium im Grossherzogl. Schlosse 2 Treppen hoch. — Herr Hofrath Bachmann. 3te Section, fürChemie. Lokal: in der Wohnung des Herrn Hofraths Döbereiner am Neuthore. — Herr Hofrath Döbereiner. 4te Section, fürPharmacie. Lokal: in der Wohnung des Herrn Professors Wacken- roder am Markte. — Herr Professor Wackenroder. Ste Section, für Botanik. Lokal: in der Wohnung des Herrn Hofgärtners Bau- mann im botanischen Garten. — Herr Geheime Hofrath Voigt. Be 6te Section, für Anatomie, Physiologie und Zoologie. Lokal: das soge- nannte physiologische Auditorium im Nebengebäude des Grossherzogl. Schlosses über der Reitbahn. — Herr Professor Huschke. fte Section, für Medicin, mit Chirurgie, Geburtshülfe u. s. w. Lokal: der grosse Sitzungssaal für die allgemeinen Versammlungen. Ste Section, für Technologie und Agronomie. Lokal: in dem Collegienge- bäude in der Nähe der Aula. — Herr Professor Fischer. 13 $. 12. In den allgemeinen’ Sitzungen, welche unter'dem Präsidio der Geschäftsführer gehalten werden, haben der Herr Professor Wackenroder und der Herr Dr. Häser die Führung des Protokolls und andere Secretariatsgeschäfte übernommen. $. 13. Diejenigen Herren, welche in den allgemeinen Sitzungen Vorträge halten wollen, werden ersucht, den Inhalt ihrer Vorträge wenigstens 'einige Tage vorher dem ersten Geschäftsführer 'schriftlich einzureichen, um. die Ordnung derselben bestimmen zu können. Nur’ ein allgemeines und zwar naturwissenschaftliches Interesse habende Gegenstände können in den allgemeinen Sitzungen vorgetragen werden und es ist zu wünschen, dass kein Vortrag sich soweit’ ausdehne, dass er anderen Vorträgen die Zeit wegnehme und die Un- geduld’der Zuhörer 'errege. — Für die Sectionssitzungen geschehen, die Anmeldungen bei den Sectionspräsidenten: g. 14 Jede allgemeine Sitzung beginnt (ausser‘ der Eröffnungsrede des ersten Geschäftsführers und der Vorlesung der Statuten der’ Gesellschaft durch den zweiten Ge- schäftsführer in der ersten Sitzung) mit der Anzeige der in derselben zu haltenden Vorträge; sodann werden (in der zweiten Sitzung) die Protokollauszüge der Arbeiten der verschiedenen Sectionen, so wie die bei den Sectionspräsidenten für. die folgenden Tage gemeldeten Vor- träge in den Seetionen mitgetheilt. Nachdem dann noch die eingegangenen Schriften an die Versammlung und sonstige Notizen mitgetheilt NER. folgen die Vorträge von der BRed- nerbühne. "8. 15: In der dritten allgemeinen Sitzung wird vor den Vorträgen die Wahl des nächsten Versammlungsortes durch absolute nennen unter den stimmfähigen Mitgliedern vorgenommen. „16. ‘In der' ersten Sitzung jeder der obengenannten Beotienien wird unter der Lei- tung der $. 11. genannten Herren der Präsident und der Secretär derselben gewählt, beide entweder "bleibend oder für jede; Sitzung ' besonders. Die das Protokoll führenden Herren Secretäre dieser Sectionen werden ersucht, jeden:Abend einen Protokollauszug der letzten Sitzung so wie eine Anzeige’ der für den ‘folgenden Tag bestimmten Vorträge dem ersten Geschäftsführer mitzutheilen, um beides in der nächstfolgenden allgemeinen Versammlung vorlegen ($. 14.) und späterhin für den ‘in. den Druck zu gebenden amtlichen Bericht be- nutzen zu können. Die nähere Einrichtung der Sectionssitzungen bleibt der eignen Bestim - mung; ‘der Sectionen überlassen. '$. 17. Die gemeinschaftlichen Mittagsmahle finden vom 19. Septbr. an in den hierzu besonders eingerichteten Speisesälen im akademischen. Gesellschaftslokal der Bose Statt. Jedoch ist die Einrichtung getroffen, dass schon an den vorhergehenden Tagen, am 16., 17. und 18. September daselbst in Gesellschaft gespeiset werden kann und ist es selbst wün- schenswerth, dass dies, ‘wozu einfache Bestellung: bei dem Speisewirth, Herrn Quensel, hinreicht, geschehe. — Der Eingang zu den Speisesälen ist lediglich von der Seite des Grabens, indem an den übrigen Eingängen‘ keine: Karten angenommen werden können. — Alle Mitglieder, und Theilnehmer der Gesellschaft sind ersucht, ; diese Mittagsvereinigungen Tezelmässig zu besuchen, damit der Hauptzweck der Gesellschaft ($- 1.) nicht verfehlt werde. Die Vorzeigung der rothen' Eintrittskarte ($. 4.) so wie der blauen Einladungs- karte ($. 9.) berechtigt zum Eintritt. Privateinladungen während der Dauer der Versamm- lung zu ertheilen oder anzunehmen, wird daher im Interesse der Geselischaff möglichst zu vermeiden gebeten, und um hier den Wünschen Aller entgegenzukommen, ist die Einrich- tung getroffen, dass auch anderen Herren und Damen, die sich für die Gesellschaft’ interes- siren, die Theilnahme an diesen Mittagsmalılen, ‘gegen Abgabe der schon früher ($. 9.) 14 bezeichneten des Morgens von 7—8 Uhr bei dem. ersten. Geschäftsführer zu erhaltenden grünen Eintrittskarte gestattet und zahlreiche Thheilnahme selbst gewünscht wird. Sollten einzelne Mitglieder für einzelne Tage behindert sein, an den gemeinschaftlichen Mittagsmahlen Theil zu nehmen, so sind sie ersucht, ‘dies den. Abend vorher dem Speise- wirth auf der Rose, Herrn Quensel, schriftlich anzuzeigen. ; 4a $. 18. Bei den Mittagsmahlen vom 19. Septbr. an kostet das Couvert 18 Gr. pr. Co der Wein nach der gedruckten Weinkarte. Die Bezahlung geschieht nach der Anordnung des Speisewirths während der Tafel au die dazu bestellten Personen. An jeder 'Tafelreihe von 30-40: Gedecken wird ein von der Geschäftsführung darum ersuchtes hiesiges Mitglied der Gesellschaft die specielle Aufsicht führen. Die allgemeinen und feierlichen Toaste. wer- den lediglich von den Geschäftsführern ausgebracht oder vorgeschlagen. $. 19. Für die Abendstunden wird eine gesellige Vereinigung der Mitglieder so- wohl als auch amd:er Gönner und Theilnehmer des Festes beiderlei Geschlechts in den Ro- sensälen von 8 Uhr an vorgeschlagen. Es wird dafür gesorgt sein, dass in einem der grös: seren Rosensäle nach der Karte bequem und billig gespeiset und die nöthigen Getränke vor- räthig gehalten werden. Die hierzu für die Nichtmitglieder der Gesellschaft erforderlichen auf die Person lautenden und am Eingange abzugebenden weissen Eintrittskarten sind von 5—6 Uli Abends in der Wohnung des ersten Geschäftsführers zu erhalten. $. 20. Vom 16. Septbr. an bis zum 30. Septbr. sind sämmtliche akademische Insti- tute und Sammlungen, mit gefälliger Einwilligung der Herren Vorsteher derselbeu, den Be- sitzern der rothen Eintrittskarte ($. #.) in den nachfolgen« bezeichneten Stunden frei geöffnet: Die akademische Bibliothek und das Münzkabinet im’ akademischen Gebäude (Bibliothekar: Herr Hofrath Göttling) täglich Vormittags von 9—12 und Nachmittags von 1-—3 Uhr. Das anatomische Kihinet und die anatomisch-pathologische Sammluug in dem Nebengebäude des Grossherzogl. Schlosses (Vorsteher: Herr Professor Huschke) in den zwischen die allgemeinen’ Sitzungen fallenden "Tagen von 10—12 Uhr. Das Kabinet für vergleichende Osteologie, im Nebengebäule des "Schlosses (Custos: Herr Färber) in den zwischen die allgemeinen Sitzungen fallenden Tagen von 8—10 Uhr. Die klinischen Anstalten, — Grossherzogl. Landes-Krankenhaus, ambulatorische Klinik, Landes-Entbindungsanstalt, Landes Irrenaustalt. (Direetoren: Herr Geheime Hofrath Stark I. und Herr Geheime Hofrath Succow.) ‘Die Klinik wird während der akademi- schen Ferien Dienstags, Donnerstags und Sonnabends von 19—12 Uhr gehalten. Ausserdem sind die Grossherzogl. medicinisch- praktischen Anstalten Nachmittags von 3—6 Uhr offen und es ist der dermalige Hülßarzt, Herr Dr. Hofmann angewiesen worden, denen, die sich an ihn wenden, die innere Einrichtung ‚dieser Institute zu zeigen. Ueber die ökono: mische Einrichtung wird der Inspector, Herr Dr. Günther, auf Verlangen Auskunft geben. Das Grossherzogl. mineralogische und zoologische Kabinet (Vorsteher: Herr Hofrath Bachmann) täglich von 9—12 Uhr. Die Grossherzogl. Lehranstalt für die chemischen Wissenschaften (Vor- steher: Herr Hofrath Dovebereiner) täglich Vormittags von 6—8 und Nachmittags von 4—6 Uhr. Der Grossherzogl. botanische Garten auf dem Fürstengraben (Direetor: Herr Ge- heime Hofrath Voigt) ist an allen Tagen und zu jeder: Tagesstunde, ausgenommen die Stunden der allgemeinen Sitzungen, geöffnet. 15 Das im Grossherzogl. Schlosse beändliche Kabinet der Thierarzneischule (Vor- steher: Herr Professor Renner) wird an den zwischen die allgemeinen Sitzungstage fallen- den Tagen von 19—12 Uhr geöffnet sein. Die T'hierarzneischule unter demselben Di- rector ist zu jeder Zeit ‚den Besuchenden geöffnet. Die Grossherzogl. Sternwarte (Vorsteher: Herr Professor Schrön) täglich Nachmit- tags von —6 Uhr. Das physikalische Klin im akademischen Gebäude (Vorsteher: Herr Geheime Hofrath Fries) kann, da ein 'Theil desselben zur Vergrösserung der zu den allgemeinen Sitzungen aptirten Aula verwendet wurde, für jetzt nicht geöffnet werden. Die medicinisch-chirurgische und ophthalmologische Klinik des Geheimen Hofraths Kieser, in dessen Wohnung am Eichplatze, wird jeden "Tag, auch Sonntags, von 12—2 Uhr gehalten. Das ostindische Pflanzenhaus des Hofraths Zenker im Garten Ihrer Kaiserl. Königl. Hoheit, der Frau Grossherzogin, steht zu jeder passenden Zeit den Besuchenden offen. Ueber die Benutzung des pharmakoloegischen Kabinets des Herrn | Professors Wackenroder wird derselbe den eintreffenden Herren Pharimäceuten, I IRBEI EBEN En und . Chemikern das Nähere mündlich mittheilen. $. 21. Mit gefälliger Bewilligung der Gesellschaft des Lesemuseums wird das Lo- kal desselben (in dem Rosengebäude, Eingang am Graben) jeden Tag und zu jeder Stunde zu freier Benutzung der daselbst ERRERNR RAIN Zeitschriften eteo. SERIEN sein. Jena, am 10. August 1836. Imer Dr. D. G. Kieser. Dr. Zenker. Eine Ausdehnung der im Programm angegebenen Zeit, in welcher das: Empfangsbureau geöffnet wurde, machte sich späterhin :nöthig, so dass vom 16—19. Septbr., ausser den Stun- den Morgens von 7—8 und Abends von 6—8, auch Vormittags von 10—12 Uhr das Bureaupersonal in demselben gegenwärtig war und die fremden Gäste inscribirt wurden. Die im Programm angegebene provisorische Eintheilung der Sectionen wurde späterhin in soweit verändert, dass sich die physikalische und die chemische Section vereinigten, so- wie die Sitzungen der anatomisch-physiologischen Section in dem Local der mineralogischen Section gehalten wurden; dagegen sich im Laufe der Versammlung noch eine entomologi- sche und eine thierarzneiliche Section bildeten, wie das Protokoll der allgemeinen Sitzungen ergiebt. Statt der rothen Eintrittskarte wurde die weisse Logiskarte ($. 8.) mit dem Polizei- stempel versehen, a se Zweiter. Abschnitt. Die Versammlung selbst. D. ersten der erwarteten Gäste trafen schon am 12. Septbr. ‘ein, aus Wien und aus Un- garn, deren Zahl an den folgenden Tagen, ungeachtet der höchst ungünstigen Witterung, welche keinen Tag frei von Regen liess, sich so bedeutend vermehrte, dass am 16. Septbr. ‚die erste gemeinschaftliche Mittagstafel auf der Rose gehalten werden konnte und die An- ‚zahl,;der am Tage ‘der solennen Eröffnung der Versammlung gegenwärtigen Mitglieder der Gesellschaft sich weit über 200 belief. Die erste allgemeine. Sitzung fand, da der 18. Septbr. als Somntag gefeiert wurde, am 19. Septbr. um 101 Uhr statt. Ausser den. Herren Staats-Ministern von Weimar, dem Pro- rector und den vier Dekanen, so wie mehreren eingeladenen hohen Personen auf den Eh- zenplätzen, beehrten diese Sitzung mit Höchst-Ihrer Gegenwart: Sr. Königliche Hoheit, der Grossherzog von S. Weimar-Eisenach; dessen fürstlicher Gast, Sr. Königliche Hoheit, der Grossherzog von Oldenburg; Sr. Königliche Hoheit, der Erbgrossherzog von S. Weimar- Eisenach; Sr. Herzogl. Durchlaucht, der Prinz Eduard von S. Weimar-Eisenach, Sohn Sr. Hoheit, des Herzogs Bernhard von S. Weimar-Eisenach. Da die Zahl der ordentlichen Mitglieder noch nicht alle numerirte Plätze einnahm, ‚so konnten an diesem Tage eine grössere Anzahl Zuhörer, als früher berechnet war, zuge- lassen werden, daher für diese an diesem Tage über 200 gelbe Karten ausgetheilt wurden, und in dem allgemeinen Sitzungsaale gegen 500 Personen versammelt waren. An der Mittagstafel um 2 Uhr nahmen mehrere der Grossherzogl. S. Weimarischen Herren Staats-Minister und überdem eine grosse Anzahl fremder Gäste aus der Umgegend Antheil, so dass an diesem und an den folgenden Tagen die Zahl der Mittagsgäste, Herren und Damen, sich auf 300 belief, an einzelnen Tagen aber gegen 400 war. Mit der herzlichsten Theilnahme wurden die festlichen Toaste von der ganzen in den 3 Hauptsälen vertheilten Gesellschaft aufgenommen: Sr. Königlichen Hoheit, dem Grossherzog von Sachsen-Weimar- Eisenach, dem erhabenen Beschützer der Wissenschaften, dem treuen Vater seines Volkes, dessen wohlwollender Fheilfahme wir die Freude des Festes verdanken. Ihrer Kaiserlichen Hoheit, der Frau Grossherzogin, der hohen Pflegerin der Künste und Wissenschaften, deren Name fern und nah mit Liebe und Verehrung genannt wird. Sr. Königlichen Hoheit, dem Erbgrossherzoge, der Freude der Gegen- wart, der beglückenden Hoffnung der Zukunft. Gleicherweise wurde der Fürstlichen Miterhalter der Universität und ihrem treuen Rä- then, der Universität zur Vorfeier ihres 300jährigen Jubiläums, der Stadt Jena, des entfernten 17 Stifters der Gesellschaft, so wie der gegenwärtigen hohen Freunde und Gönner, in den feierlichen Trinksprüchen gedacht. Andere Toaste an den folgenden Tagen sprachen den Dank der Gesellschaft für die ehrende Theilnahme der Weimarischen und Altenburgischen hohen Staats-Minister, das Wohl der anwesenden ersten deutschen Naturforscher, und nachdem Prag zum Orte der nächsten Versammlung gewählt worden war, die Wünsche der Gesell- schaft für das Wohlergehen des würdigen künftigen Geschäftsführers etc. aus. Die ungünstige an diesem und den folgenden Tagen fortdauernde Witterung, wie sie viele auswärtige Theilnehmer und Freunde der Versammlung 'zu erscheinen behindert hatte, erlaubte während der ganzen Zeit der Versammlung nur wenige Excursionen des Nachmit- tags in die Umgegend, um die besonders in geognostischer Hinsicht manches Interessante darbietende Formation des Jenaer Saalthales in Augenschein zu nehmen; dagegen wurde hierdurch zu den Sectionssitzungen auch in den Nachmittags- und Abendstunden unverkürzte Zeit gegeben. Am Abend vereinigte sich ein grosser Theil der Gesellschaft in den Rosensälen. Der zweite Tag der Versammlung, der 20. Septbr., war obseryanzmässig blos den Sectionssitzungen gewidmet, wie die Sectionsprotocolle ausweisen. Um den Wünschen der jüngeren Theilnehmer des Festes, so wie des schönen Geschlechts zu genügen, fand am Abend dieses Tages, nachdem die Zahl der im Empfangsbureau eingezeichneten Naturfor- scher und Aerzte sich bis über 300 vermehrt hatte, in den Rosensälen ein festlicher Ball statt, an welchem über 500 Personen Antheil nahmen, und welcher sich bis weit nach Mit- ternacht verlängerte. Gleicherweise vereinigte am 3ten Tage, am 21. Septbr., nach beendigten wissen- schaftlichen Arbeiten das ausgezeichnete Kunsttalent des Herrn Musikdirectors Queisser aus Leipzig, welcher in Verbindung mit mehreren weimarischen Virtuosen ein Ooncert gab, über 500 Personen in dem Gesellschaftslokale der Rose. Zum 22. Septbr. hatte die gastliche Huld des Grossherzoglichen Hauses zu Weimar die Gesellschaft von Jena entführt, indem schon einige Tage vorher sämmtliche stimmfähige Naturforscher und Aerzte, so wie die temporairen Ehrenmitglieder, die Mitglieder des aka- demischen Senats und des Stadtraths zu Jena, tınd alle ausserdentsche so wie andere ausge- zeichnete Theilnehmer der Versammlung theils durch den Herrn Regierungscommissair, theils durch den ersten Geschäftsführer im Höchsten Auftrage vermittelst besonders gedruckter Ein- ladungskarten nach dem 1 Stunde von Weimar entfernten, durch seine botanischen Gärten berühmten Grossherzeglichen Schlosse zu Belvedere zur Mittagstafel eingeladen waren. Um zur rechten Zeit die Gesellschaft in Belvedere zu vereinigen, den Mitgliedern der- selben alle Gelegenheit zu geben, auf dem Wege dahin die Kunst- und anderen Schätze Weimars in Augenschein zu nehmen — zu welchem Zwecke der Herr Obermedicinalrath von Froriep in Weimar Tags zuvor einen lithographirten Grundriss von Weimar als topo- graphischen Führer an alle Eingeladenen vertheilen liess, — so wie um die nöthigen Trans- portmittel zur Ueberfahrt der gegen 300 von Jena eingeladenen Personen darzubieten, und die Hinfahrt nach Belvedere und die Rückfahrt über Weimar nach Beendigung des Theaters zu ordnen, waren mehrfache Einrichtungen nöthig. In dieser Beziehung, nachdem aus Jena und den benachbarten Städten über 70 Wagen bestellt und von der Grossherzogl. Behörde zu Weimar denselbesı Chausseefreiheit nach Belvedere hin und zurück bewilliget worden, wurde neben der gedruckten Einladungskarte das nachfolgende Reglement an alle Eingela- dene vertheilt. 18 Rzese"] eumlern.t zur Fahrt der nach Belvedere und Weimar am 22. September 1836 eingeladenen Naturforscher und Aerzte. $. 1. Jeder der nach Belvedere eingeladenen Herren, der einen Platz in einem Wa- gen zu bekommen wünscht, wird ersucht, sich am 19. September Abends 6 Uhr im Empfangsbureau eine die Nummer des Wagens bezeichnende Karte holen zu lassen und für den Platz nach Belvedere hin und zurück inclusive Chaussee-Geld, Zehrung des Kutschers, Trinkgeld etc. 2 Thlr. pr. Cour. voraus zu bezahlen. $. 2. Die Abfahrt geschieht am 22. September in Jena um 9 Uhr, damit die Wa- gen um 12 Uhr in Belvedere sein können, wo die Präsentation um 121 ist und die Tafel um 2 Uhr beginnt. Diejenigen der eingeladenen Herren, welche nicht unmit- telbar nach Belvedere zu fahren wünschen, sondern vorher sich in Weimar umsehen, oder die Kunstausstellung daselbst besuchen wollen, werden um 7 Uhr abfahren kön- nen, und bezahlen 2 Thlr. 4 Gr. pr. Cour. $. 3. Zu dem Ende werden die eingeladenen Herren veranlasst, im Empfangsbureau am 19. Septbr. bei Lösung der Karte anzuzeigen, ob sie um 7 Uhr oder um 9 Uhr zu fahren gedenken, und sich sodann am folgenden Tage um die bestimmte Zeit auf dem Fürstengraben, wo die Wagen nach der Nummer auffahren und mit der- selben Nummer bezeichnet sind, mit ihrer diese Nummer enthaltenden Karte ein- zufinden. $. #+ Herr Dr. Wedel und Herr Rentamts-Accessit Lange werden auf dem Für- stengraben dafür sorgen, dass jeder Wagen die ihm bezeichneten Fremden erhalte. $. 5. In Belvedere versammeln sich die eingeladenen Herren in den Pavillons des Orangerie-Hauses und legitimiren sich daselbst durch Vorzeigung der ihnen zuzustel- lenden besonderen Einladungs-Karte, daher diese Karte nach Belvedere mit zu neh- men ersucht wird. $. 6. Zur Präsentation bei den Höchsten Herrschaften durch den ersten Geschäftsfüh- rer theilen sich die Herren Naturforscher und Aerzte nach den Sectionen ab, wie diese im Programme angegeben sind. $. 7. Nach der Präsentation ist Tafel in dem Orangerie-Gebäude, mit freier Aus- wahl der Plätze. $. 8. Die Abfahrt von Belvedere nach Weimar zum Theater, für welches jedem der eingeladenen Herren ein Billet präsentirt werden wird, geschieht präcise 5 Uhr. Die Wagen sind in derselben Reihe geordnet, wie bei der Abfahrt von Jena, daher Jeder den der Nummer seiner Karte entsprechenden Wagen leicht finden kann. $. 9. Ebenfalls in gleicher Ordnung geschieht die Abfahrt von Weimar nach Jena sogleich nach dem Theater. Die Wagen versammeln sich vor dem Schauspiel- hause in derselben Ordnung wie früher und Jeder der Herren Naturforscher und Aerzte nimmt wieder den seiner Karte entsprechenden Wagen ein. Nach der Abfahrt vom Schauspielhause steht es Jedem frei, sich noch in Wei- mar aufzuhalten oder direct nach Jena zurückzukehren. Jena, am 12. September 1836. Dr. D. G. Kieser. 19 Die nachfolgende Beschreibung des Festes zu Belvedere selbst entlehnen wir aus der Weimarischen Zeitung vom 1. October d. J. Nachdem am 19. v. M. eine Einladung der Durchlauchtigsten Landesherrschaft auf den 22. v. M. nach Belvedere an die stimmberechtigten Mitglieder der Ver- sammlung und andere 'Theilnehmer ergangen war, setzte sich nach zweckmässig ge- troffenen Anordnungen am Morgen des letztern Tages ein Zug von fast 300 Perso- nen nach Weimar in Bewegung, wo er noch zeitig genug eintraf, um einige Stun- den dem Besuche der Kunstausstellung, der Grossherzoglichen Gemälde- und Kupfer- stich-Sammlung, der Grossherzoglichen Bibliothek, dem Hause Göthe’s und andern Sehenswürdigkeiten zu widmen. In Belvedere selbst waren unter der Leitung des Ober Hofmarschalls von Spie- gel würdige, höchst gesehmackvolle Anstalten zum Empfange der Versammlung ge- troffen worden. Die beiden, im Halbkreise gebauten Orangerie-Häuser waren in fest- liche Speiseräume verwandelt, an deren Wänden sich die langen Bogen grüner Guir- landen hinzogen, während aus den Tafeln selbst die Orangen-Bäume emporstiegen und dem Ganzen ein eigenthümlich reizendes Ansehen gaben. An die beiden Flügel dieser Gebäude waren zwei geräumige Säle angereiht worden, welche zum Eintritt in die heitern Räume bestimmt waren; auch hier dufteten die schönsten Pflanzen, gleichsam als Genien der Wissenschaft, welche empfangen werden sollte, den Gästen entgegen. Die Tafeln selbst prangten mit fürstlichem Reichthum, und als nun ge- gen 12 Uhr die langen Reihen von Wagen ankamen, und die von flüchtigen Son- nenblicken beleuchteten Gärten sich mit Gästen füllten und ausserdem eine heitere Menschenmenge durch die Gänge wogte, und in den Männern des Wissens geehrt und ehrend bald diesen, bald jenen berühmten Namen nannte und das Bild dessen, der ihn trug, sich der Erinnerung einprägte — wer dachte da nicht: Die Kunst und Wissenschaft setzt sich bei Königen zu "Tisch, Die Pforten öffnen sich des Geisterreiches Bürgern; Wie ich sie ehre, zeigt mein Wort und meine That. Woher sie auch gekommen, ob aus Norden oder Süden, Ich kenne sie, in meinen Räumen ist kein Name fremd, Der in das Buch der Weisen sich gezeichnet. Und wie sie weiter zieh’n in leiblicher Erscheinung, Und, gleich dem Hauch, der ird’sche Gruss verweht: Sie bleiben hier, noch ihre Schatten birgt Ein gastlich Dach, das ihre Körper hat vereint. Nach 12 Uhr begaben sich die Gäste, in Sectionen geordnet, mit deren Präsi- denten an der Spitze, in das Grossherzogliche Sommerschloss und wurden hier dem Grossherzoge und der Frau Grossherzogin, K. K. Hoheiten, bei versammeltem Hofe durch den ersten Geschäftsführer: geheimen Hofrath Dr. Kieser, einzeln vorgestellt. Hier reihten sich auch der ehrwürdige Veteran der Versammlung, Graf Kaspar von Sternberg und der Freiherr Alexander von Humboldt, welche vorher von den höchsten Herrschaften in besonderer Audienz empfangen worden waren, ih- ren verschiedenen Sectionen wieder an. Der festliche Kreis des Hofes fand sich noch durch die Anwesenheit Ihrer Königlichen Hoheiten, des Prinzen und der Prinzessin 3 * zo Karl von Preussen, Ihrer Hoheit, der Herzogin Bernhard von Sachsen-Weimar und Ihres zweiten Sohnes, des Prinzen Eduard, erweitert. Nach 2 Uhr begann die Mittagstafel, zu welcher auch! die höhere Hof- und Staatsdienerschaft eingeladen war; an der einen Tafel nahmen der Grossherzog und der Prinz Karl von Preus- sen, K. K. Hoheiten, an der andern Se. Königl. Hoheit, der Erbgrossherzog und und Se. Durchlaucht, der Prinz Eduard, Platz. Als Se. Königl. Hoheit, der Grossherzog, sich erhob und den Trinkspruch auf das Wohl sämmtlich anwesender werthen Gäste ‚die hier um sich vereint zu sehen, Ihm zu inniger Freude gereiche‘* ausbrachte, sprach Graf Sternberg im Namen der ganzen Versammlung den tief- gefühlten Dank für so huld- und gemüthvolle Auszeichnung und Gastlichkeit aus, indem er hinzufügte, wie glücklich es namentlich ihn mache — ihn, der so lange Jahre schon dem erhabenen Fürstenhause ireu ergeben — all’ das Schöne und Preiswür- dige, was glorreiche Vorfahren und die edelsten Geister der Nation über ein halbes Jahrhundert hindurch in Weimar gegründet und geschaffen, nun in so treuer fürst- licher Pflege bewahrt, beschützt und grossartig gefördert zu finden. Gleichzeitig war an der andern Tafel von Sr. Königl. Hoheit, dem Erbgrossherzog, der Gesell- schaft der Aerzte und Naturforher ein freundlicher Trinkspruch auf ihr Wohl und ihren fortwährenden Flor gebracht, und hierauf die dankbare Empfindung der letz- tern durch den geheimen Medizinalrath Otto aus Breslau, sowie durch den Profes- sor Osann von Würzburg ehrerbietig ausgesprochen worden. Der Ausdruck unbefangener wahrer Freude bezeichnete das Festmahl. Nach der Tafel verfügte sich die Versammlung nach Weimar in das Grossherzogliche Schau- spielhaus. Mit bedeutungsvoller Auswahl waren von der Intendanz das Schauspiel von Göthe: Tasso und das dramatisirte Lied Schillers von der Glocke, mit Musik von Götze, für diesen Abend bestimmt worden. In der Grossherzoglichen Loge die Gegenwart der höchsten Herrschaften, die mit freudigem Zuruf empfangen wurden; auf der Bühne die Pracht der Erscheinungen und der Scenerie, der reine Geschmack, der alles beseelte, die Kunstsinnigkeit, welche ungewöhnlich den wechselnden Spie- gel der Welt, die Bühne, mit prangenden Blumen schmückte, das meisterhafte Spiel, welches unwillkührlich das gefüllte Haus, die vielbewanderten Gäste zu lauten Zei- chen des Beifalls hinriss, die ätherische Höhe des Dichter-Kunstwerks mit seiner Mu- sik der Sprache, die schöne Welt, die es aufschloss, die vielen Stellen, welche Deutung hatten und fanden — alles dies machte diese abendlichen Stunden zu einer Feier für Herz, Sinn und Geist, wie sie nur die beneidenswerthesten Augenblicke des Menschenlebens darbieten können. Nach diesen Vorstellungen, denen ein lauter Abschiedsgruss an das gastliche Grossherzogliche Haus aus dem Munde der zahlreichen Gäste folgte, versammelte sich die Gesellschaft zum Theil noch bei dem Ober-Medicinalrath von Froriep und kehrte dann in der Nacht nach Jena zurück. ; Am 23. Septbr., dem Tage der dritten allgemeinen Sitzung, wurde die Gesellschaft abermals durch die hohe Gegenwart mehrerer fürstlichen Personen beehrt. An der Sitzung nahmen Antheil Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Seine Herzogliche Durchlaucht der Herzog von Sachsen-Altenburg, Seine Königliche Hoheit, der Erbgrossherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Seine Herzogliche Durchlaucht, der Prinz Georg von Sachsen-Altenburg und Seine Herzogliche Durchlaucht, der Prinz Eduard von 1 Sachsen-Weimar-Eisenach. Ausserdem zählte die Versammlung unter ihren Theilnehmern, die Grossherzoglich Sachsen-Weimar-Eisenachischen und die Herzoglich Sachsen-Altenburgi- schen Herren Staatsminister, sowie mehrere Chefs verschiedener Dikasterien. In dieser Sitzung fand zuerst die Wahl des nächsten Ortes der Versammlung, wel- cher einstimmig nach der weltberühmten Stadt Prag verlegt wurde, statt; und nächstdem wurden mehrere höchst interessante Vorträge gehalten, von denen leider die Sitzungsproto- colle nur eine unvollkommene Darstellung geben können, indem, was den Vortrag des Freiherrn Alexander von Humboldt betrifft, dieser schon früher für ein Werk desselben bestimmt war, welches in dem Cottaischen Verlage zu Stuttgardt nächstens erscheinen wird. Die Zahl der Theilnehmer sowohl als der übrigen Gäste erreichte an diesem Tage ihren Culminations- punct, indem ausser den anwesenden Mitgliedern der Gesellschaft sich eine so grosse Anzahl einheimischer und auswärtiger Zuhörer zu der allgemeinen Sitzung meldete, dass, da gegen 300 Karten für Zuhörer ausgegeben waren, die den allgemeinen Sitzungsaal füllten, Mehrere, welche Antheil zu nehmen wünschten, aus Mangel an Raum auf die nächste Sitzung ver- tröstet werden mussten *). Nach dem Mittagsmahle fanden mehrere wissenschaftliche Excursionen statt: nach dem Hausberge, an welchem die Strata der Jenaischen Gebirgsformation am offensten zu Tage liegen und dessen sogenannter Fuchsthurm, der letzte Rest der drei frühern Raubschlösser desselben, zu diesem Feste mit einer neuen Treppe und Kuppenhäuschen versehen worden war; nach dem gegenüber liegenden Landgrafen, von welchem das Schlachtfeld des Jahrs 1806 erblickt wird; und in den Garten Seiner Königlichen Hoheit, in welchem das neuge- baute Pflanzenhaus des Hofraths Zenker durch eine grosse Menge neuer ostindischer Pflan- zen die Botaniker erfreute. Am folgenden Tage nach Beendigung der Sitzungen vereinigte das gastliche Haus des Herrn Oberappellationsgerichts-Präsidenten Freiherrn von Ziegesar auf gewohnte Weise eine grosse Menge Gäste beiderlei Geschlechts, vorzüglich solche, welche bei den allgemei- nen Sitzungen in der Aula aus Mangel an Raum nicht hatten gegenwärtig sein können. Sie wurden erfreut durch den geistvollen Vortrag des Herrn Freiherrn A. von Humboldt, welcher die Tags vorher in der allgemeinen Sitzung gehaltene Vorlesung auf wiederholte Bitten auch diesem Kreise zu wiederholen die Güte hatte. Der übrige Theil dieses Abends wurde durch ein Concert der berühmten Klavierspie- lerin, Fräulein Clara Wieck in den Rosensälen ausgefüllt. War der 22. September ein Festtag hoher Art gewesen, so war es nicht min- der der letzte Tag der Versammlung, Montag der 26. Septbr. Nicht nur beehrte zum dritten Male Seine Königliche Hoheit, der Grossherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach in Begleitung Seiner Königlichen Hoheit des Erbgrossherzogs von Sachsen-Weimar- Eisenach die allgemeine Sitzung, welcher auch die Weimarischen und Altenburgischen Herrn Staats- Minister heiwohnten, sondern Seine Herzogliche Durchlaucht, der Herzog von Sachsen- Altenburg, überraschte die Versammlung durch das nachfolgende Denkmal ächt fürstlicher Hochachtung und Förderung der Naturwissenschaften, welches, den Geschäftsführern kurz vor dem Beginne der allgemeinen Sitzung mitgetheilt, den erfreulichsten Introitus dieser Sitzung, und den schönsten Schluss der allgemeinen Vereinigung bildete, der die Jenaische *) Ein genialer Zeichner hat von dieser Sitzung eine flüchtige Zeichnung entworfen, welche, als eine freundliche Zu- gabe des Herrn Verlegers, auf der III. Tafel im Steindruck wiedergegeben ist. 23 Versammlung vor allen früheren auszeichnet und bis in die fernsten Zeiten den Namen des hohen Beschützers der Wissenschaften nicht nur der Universität Jena, sondern auch den naturwissenschaftlichen Zöglingen derselben in dankbarem Andenken erhalten wird *). *) Im Gefolge dieses Hohen Ministerialreseriptes machten die Geschäftsführer unterm 9. October folgendes Programm im Druck un durch das schwarze Bret bekannt: - PROGRAMM für die erste Ertheilung der Altenburgischen Naturwissenschaftlichen Prämie. Laut Inhalt eines hohen S. Altenburgischen Ministerialreseripts an die Unterzeichneten d. d. Jena‘, 26. Sept. 1836 (abgedruckt in Nr. 14. des „Tageblatts bei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands“) ist von Sr. Herzoglichen Durchlaucht, dem Herzoge JOSEPH zu Sachsen-Altenburg „zum bleibenden dankbaren Anerkenntniss der die Gesammtakademie Jena ehrenden Vereinigung deutscher Naturforscher und Aerzte“ eine alle zwei Jahre zu ertheilende „Naturwissenschaftliche Prämie zur Erinnerung an die vierzehnte Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Jena im Jahre 1836“ von 40 Thlr. Conv. Münze als Preis einer über Naturwissenschaftliche Aufgaben zu liefernden Ausarbeitung ausgesetzt, und für die erste durch fernere Huld schon im September 1837 statt findende Prämienverleihung die Bestimmung der Auf- gabe und die Zuerkennung des Preises den unterzeichneten Geschäftsführern dieser Versammlung übertragen worden. Da diese erste Preisertheilung nach anderweitiger höchster Bestimmung am 3. September 1837 statt finden wird, so beeilen wir uns zu diesem Zweck folgende Preisfrage auszuschreiben: Da die Untersuchungen über den Bau der Iris des Auges seit 30 Jahren vernachlässiget scheinen, so wird eine vergleichende Anatomie der Iris der verschiedenen Thierklassen gefordert, besonders der Fische, Amphibien, Vögel und Säugethiere, und vorzüglich in Beziehung auf das animalische und sensitive Sy- stem des Körpers. Die organische Verbindung der Iris mit den übrigen Theilen des Auges wird dann von selbst auf die Untersuchung der anderen Theile des Auges führen, welche bei den verschiedenen Thieren sich durch einen eigenthümlichen Bau auszeichnen, und hierdurch zur Vervollkommnung der vergleichenden Anatomie des Auges ein weiterer Schritt geschehen. Hinsichtlich der Bedingungen und der Form der einzusendenden Concurrenzschriften nehmen wir (unbeschadet der Bestimmungen der Concurrenz für die späteren Preisertheilungen durch die vereinte hochlöbliche medicinische und philosophische Facultät) unter allerhöchster Genehmigung für diese erste Preisertheilung folgende Bestim- mungen an. Neben dem Hauptpreise von 40 Thlr. Con. wird, wenn mehrere Concurrenzschriften einlaufen, ein Accessit ausgesprochen werden, für welches als. Preis die silberne von Seiten der Akademie auf die vierzehnte Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands geprägte Medaille ausgesetzt wird. Die Concurrenzschriften, in lateinischer Sprache verfasst und von fremder Hand geschrieben, müssen mit einem Motto versehen sein, welches auf dem versiegelten den Namen des Verfassers enthaltenden Zettel wiederholt wird. Nur hiesige Studirende aller Länder, und zwar von unbescholtener Sittlichkeit, können concurriren. Die gekrönten Abhandlungen bleiben Eigenthum der Verfasser, jedoch wird, wenn sie zurückverlangt werden, eine Abschrift derselben zu den Acten zurückgelassen; die nicht gekrönten Abhandlungen können ebenfalls zurückgefordert werden. Um unsern Studirenden Zeit zu geben, der ehrenvollen Stiftung würdige Abhandlungen einzuliefern, bestimmen wir für diese gegenwärtige Concurrenz als Termin, bis zn welchem die Concurrenzschriften an den mitunterzeichneten ersten Geschäftsführer abzugeben sind den 12. August 1837. Möge der edle Zweck des erhabenen Stifters dieses Preises durch entsprechenden Wetteifer unserer Studirenden er- füllt, und die ersten am 3. September 1837 zu krönenden Preisschriften die würdigen Heerführer aller folgenden werden; 23 Den Herren Geschäftsführern der vierzehnten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte haben wir das Vergnügen, nachstehende officielle Eröffnung zu machen. 1) Des Herrn Herzogs Joseph zu Sachsen-Altenburg Herzogliche Durchlaucht, von dem Wunsche beseelt, der die Gesammt- Akademie Jena ehrenden Vereinigung deutscher Naturforscher und Aerzte am Sitze dieser Akademie ein bleibendes dankbares Aner- kenntniss zu widmen, haben die Entschliessung gefasst, diess durch Stiftung einer naturwissenschaftlichen Prämie für Studirende der Universität Jena zu bezeichnen. 2) Die Zinsen eines entsprechenden, der akademischen Rentcasse aus herrschaftlichen Cassen zu Altenburg überwiesenen, Capitals werden zu einer alle‘ zwei Jahre zu ver- theilenden Prämie von vierzig Thalern Conventions- Geldes verwendet, welche als Preis einer über naturwissenschaftliche Aufgaben zu liefernden Ausarbeitung ausgesetzt wird. 3) Die Prämie erhält die Benennung: „Naturwissenschaftliche Prämie zur Erinnerung an die vier- „zehnte Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu „Jena im Jahre 1836.“ 4) Die Bewerbung um die naturwissenschaftliche Prämie wird jedem Studirenden der Universität Jena, ohne Unterschied des Heimathlandes, unter der Voraussetzung er- öffnet, dass demselben zugleich ein günstiges Zeugniss des akademischen Senats über sittliche Würdigkeit zur Seite stehe. 5) Die Stellung der Aufgabe aus irgend einem der naturwissenschaftlichen Fächer, so wie die Beurtheilung der eingelieferten Arbeiten und Zutheilung der Prämie geht abwechselnd von der medicinischen und von der philosophischen Facultät der Aka- demie Jena aus. 6) Die Verleihung der naturwissenschaftlichen Prämie erfolgt je nach zwei Jahren gleich- zeitig mit der auf den dritten September fallenden Verleihung der übrigen akademi- schen Prämien, unter jedesmaliger Bezugnalime auf die erfreuliche Veranlassung der Stiftung in der üblichen Rede des Professors der Beredsamkeit. 7) Damit die erste Prämienverleihung bereits im September 1837, als erste Jahreserin- nerung an die diesjährige ansehnliche Vereinigung der Naturforscher und Aerzte am Sitze der Akademie Jena vor sich gehen möge, wird mit dem Capital sofort ein voller Jahreszins an die akademische Rentcasse gewährt. 8) Für diese erste Prämienverleihung im September 1839 gebührt die Bestimmung der Aufgabe und Zuerkennung des Preises den diesjährigen achtbaren Geschäftsführern dieser Versammlung. damit an der nächsten Versammlung zu Prag vor den Repräsentanten des gesammten wissenschaftlichen Deutschlands ge- rühmt werden könne: dass der hohe Geist der weltgeschichtlich bedeutsamen Versammlung auch an unsern Studirenden nicht unfruchtbar vorübergegangen sei. Jena, am 9. October 1836. Die Geschäftsführer der vierzehnten Versammlung der Gesellschaft der Naturforscher und Aerzte Deutschlands. Dr. D, G. Kieser. Dr. Zenker. 4 Indem wir den Herren Geschäftsführern anheimstellen, von dieser höchsten Entschlies- sung unsers Durchlauchtigsten Herzogs und Herrn der hochachtbaren Versammlung Mitthei- lung zu machen, versichern wir dieselben unserer persönlichen vollkommensten Hochachtung. Jena, den 26. September 1836. Auf Sr. Herzogl. Durchlaucht zu Sachsen-Altenburg höchsten Special-Befehl. F. von Braun. von Wüstemann. Hermann. Mit diesem Tage schlossen die allgemeinen Sitzungen und gleicherweise die Versamm- lungen der verschiedenen Sectionen. An der letzten gemeinschaftlichen Mittagstafel erfreute das Auge eine Ausstellung der vorzüglichsten Exemplare aus der 1200 Nummern enthalten- den Sammlung von Georginen des Kunstgärtners Degen zu Köstritz, welcher sich die Er- laubniss erbat und erhielt, die ausgezeichnetesten Blumen mit den Namen gegenwärtiger Na- turforscher zu belegen. Eine grosse Zahl der Mitglieder der Gesellschaft verliess am fol- genden Tage Jena, mehrere, um bei dem nun günstiger gewordenen Wetter die entfern- tere Umgegend zu besuchen; und am 27. September hatten noch einmal mehrere der noch nicht abgereisten Naturforscher und Aerzte die Ehre, zur Grossherzoglichen Tafel nach Bel- vedöre eingeladen zu werden, welche Gelegenheit benutzt wurde, theils um den fürstlichen Gönnern den Dank der Gesellschaft für die erwiesene Theilnahme zu bezeugen, theils um einige in den Sitzungen vorgekommene wichtige wissenschaftliche Gegenstände sowohl in Belvedere als in Weimar ausführlich zu erörtern und darzulegen, Pr J der Alphabetisches Verzeichniss Mitglieder und Theilnehmer der 14. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Jena. Nach der eigenhändigen Eintragung in die officielle Liste des Empfangsbureau. A. K. Ackermann E. F. Apelt J. H. Apetz W. Artus Aster Augusti B. Ch. Bachmann Back F. A. Balling W. A. Barth Bauer A. Bauer Bauersachs Baumann SUVmwn- C. A. Becker Berger 18 |R. Bernhardi 19 |C. Beyer 20 |\Blechschmidt 21 |L. F. Bley 22 ID. C. Bock 23 E. Böckmann 24 |Böhsee 25 |R. Böttcher 26 C. Bohn 27 |F. Bran 23 C. F. Brand 29 J. F. Brandt 30 IR. Brandes 31 Brauell 32 |L. Brehm 33 |Brehme 34 |C. Brückner 35 Brückner 36 |G. Brzoska 37 |J. J. C. Buch 38 |L. von Buch 39 IA. Buchner Me fd je Ju fu je Jh jun SOC OSOS0 SI C. H. D. Baumann Character. Archidiakonus Jena Dr. Ph. Jena Gymnasialinspector Altenburg Dr. Ph. u. Privatdocent |Jena Hofrath Neustadt a. O. Th. Dr., Cons.Dir. u. Prof.|Bonn Hofrath u. Prof. Jena Hofadvocat Eisenberg Brunnenarzt Kissingen Buchhändler Leipzig Dr. M. Georgenthal Pfarrer Löberschütz Apotheker Sömmerda Hofgärtner Jena Apotheker Altenburg Postmeister Jena Dr. M. Coburg Professor Dreissigacker Oeconomierath Langenrinne Pharmaceut Erfurt Dr. Ph. u. Apotheker |Bernburg Dr. M. u. Privatdocent [Leipzig Chemiker Darmstadt Dr. M. Stadtberga Lehrer d. Physik u.Chemie|Frankfurt a. M. Fabrikant Saalfeld Dr. Phil. Jena Dr. Med. Altenburg K. R. Collegienrath St. Petersburg Hofrath u. Med. Rath |Salzufflen Thierarzt Allstedt Pfarrer Renthendorff Dr. M. u. Privatdocent |Jena Burgmüller Weimar Vicekanzler Gotha Professor Jena Dr. Med. Frankfurt a. M. K. Pr. Kammerherr Berlin Hofrath u. Professor München TE Wohnort. |Geognosie Physik Zoologie Chem., Pharmac., Mineral. Physik Geographie Mineralogie Technologie Mediein Technologie Mediein Botanik Pharmacie Botanik Pharmacie* Technologie, Agronomie Medicin, Mineralogie Geognosie Agronomie Pharmacie, Chemie Chemie, Pharmacie Anatomie, Medicin Chemie Mediecin Physik, Chemie |Chemie Geographie Mediecin Zoologie Chemie, Pharmacie 'Thierheilkunde Zoologie Medicin Technologie Agronomie Geographie Physik, Mineralogie Mineralogie Pharmacie, Medicin E Name K. A. Buchner F. €. Buchholz von Bünau A. Bürck W. Burckhard Burgemeister W. Busch C. F. Carl C. G. Carus L. Cerutti Conradi A. Cotta B. Cotta H. Cotta H. Credner W. Crusius D. H. Damerow Danz _ C. Daubeny Dietrich Dietrich F. Döbereiner J. W. Döbereiner G. Döbling W. Döll H. Dove C. F. Dressel C. Duft Dulk E. C. G. Ehrenberg E. Eichwald P. A. Enders W. Engelhardt F" F. Falk E. Falke F. von Feilitzsch F. ©. Fickentscher G. Fischer G. E. Fischer Fischer €. Frank G. A. Frank Franke si 6 Character Wohnort. Assistentd. chem.Instituts|München Apotheker u. Vicedirector|Erfurt Prosector Med. Rath u. Prosector Kaufmann Hof- u. Medicinalrath Professor Hof- u. Medicinalrath ‚Forstinspector Dr. phil. Oberforstrath Bergamtsassessor Mockau u. Leipzig Leipzig Jena Jena Berlin Jena Dresden Leipzig Rudolstadt Tharand Tharand 'Tharand Gotha Dr. jur.,Rittergutsbesitzer Leipzig Professor Professor d. R. Professor Professor u. Rath Dr. phil. Dr. phil. Hofrath u. Professor Erzieher d. Prinzen Hofgärtner Professor Dr. Med. Hofapotheker Professor Professor Staatsrath u. Professor Dr. Med. Bergamtsverwalter Cand. theol. Hofthierarzt Rittergutsbesitzer technischer Chemiker Halle Jena Oxford Eisenach Jena Jena Jena Sondershausen Eisenberg Berlin - |Burgstedt [Rudolstadt Königsberg Berlin Wilna Lengsfeld Saalfeld Jena Rudolstadt Stenndorff Rednitz Bürgermeister u.Apotheker'Kahla Professor Reg. Medicinalrath Bergbeamteter Naturalienhändler Accessist Jena Erfurt Könitz Amsterdam Jena > Mediein Mineralogie, Geognosie Section. Pharmacie, Chemie Pharmacie, Chemie Agronomie Chemie Medicin Anatomie Medicin Technologie Anatomie, Medicin Mediein Mediein Mineralogie Mineralogie, Geologie Mineralogie Mineralogie Technologie Medicin Chemie Chemie Botanik, Mineralogie Botanik Chemie Chemie Physik Botanik Physik Medicin Pharmacie Physik, Chemie Anatomie, Physiologie Zoologie, Geographie Chemie Medicin Mineralogie Chemie, Pharmacie Pharmacie Technologie u. Agronomie) Mediein Geognosie Zoologie Physik Name. Character. Wohnort. Section. Frankl Badearzt Marienbad Chemie Frenzel Apotheker Erfurt Chemie, Pharmacie 0. Friedrich Chemiker Mirador in Mexico |Chemie, Physik J. F. Fries Geh. Hofrath u. Professor| Jena Physik F. Frommann, sen. 'Buchhändler Jena Technologie F. J. Frommann [Buchhändler Jena Technologie M. Th. Frommelt |Collaborator Eisenberg " Zoologie L. F. von Froriep |Obermedicinalrath Weimar Zioologie,Geologie,Medic C. H. Fuchs Professor Würzburg Mediein @. von Gärtner Oeconom Sorna bei Auma Agronomie Geiseler Apotheker Königsbergi.d.Neum.|Chemie, Pharmacie E. F. Germar Professor Halle Zoologie, Mineralogie W. Gesenius Consistorialrath u.Prof. Halle Geographie ©. L. Gitt Stadtschultheiss Eisenberg Botanik Gladitsch Kaufmann Gera Technologie €. F. W. Gleitsmann Rittergutsbesitzer Wildenhayn Chemie, Physik J. von Golowin Edelmann St. Petersburg Geographie H. R. Göppert Professor Breslau Geognosie, Botanik, Med. Göschen Dr. M. Göttingen Medicin H. Gräfe Rector der Schule Jena Zoologie R. Graham Professor Glasgow Chemie A. B. Granville Dr. M. London Medicin €. F. Groh Amtsphysicus Nossen Mediein von Gross Kammerherr Weimar Mineralogie . E. Grossheim Regiments- u. Leibarzt |Berlin Medicin H. A. von Grün 1Kammerrath Graiz Botanik Gruner Dr. jur. Jena Chemie J. F. Günther Müller Jena Technologie A. von Gutbier Oberlieuten. u. Adjut. |Zwickau Mineralogie H. H. A. Hacker Dr. M. Leipzig Mediecin H. Häser Dr. M. u. Privatdocent |Jena Mediein Hagenbruch Kaufmann Weimar Technologie Hahn Apotheker Merseburg Pharmacie K.E.Hammerschmidt,Dr. jur. u. Kriegsagent |Wien | Anatomie , Physiologie G. Hanckel Dr. Med. u. Prosector |Jena Anatomie P. A. Hansen Prof. u. Dir. d. Sternwarte] Gotha Mathematik, Astronomie S. von Hanstein von Hardenberg G. N. Hartung Hase G. Hase M. Haussmann Hecht Heinroth Heinzmann H. A. Hertel S. Hirsch 2; Rittergutsbesitzer Senioratsherr Oberwundarzt Professor Dr. M. Dr. Med. Geh. Regierungsrath Professor Dr. u. Hofzahnarzt Gerichtsdirector Dr. M. Oberellen Chemie, Agronomie Meiningen Agronomie Rudolstadt Mediein Jena Physik A Leipzig Anatomie, Mediecin Stuttgardt Mediein Potsdam Botanik, Mineralogie Leipzig Mediein Jena Mediein Schlossbeichlingen [Mineralogie Berlin Mediein 4% H. Hirt Hlawaczeck Hoecker K. von Hoff A. G. Hoffman L. Hoffmann W. Hoffmann F. Hofmeister Ph. von Holger von Holleben von Holleben A. Huc-Mazelet A. von Humboldt E. Huschke Huschke J. Jacobi Jacobi . Jacobi E. Jörg P. N. Johnson H. Joy, jun. H . Joy K. R. Kane Kanold Kaufmann Kaupisch L. Kayser Keferstein J. B. Kerl Kessler D. G. Kieser H. H. Kindt C. Kleefekl H. W. F. Klein Koch €. Koch W. Koch F. Körner Krantz Krause J. W. Krause J. C. F. Kretzer Kries P. Krukenberg F. von Kubiny Küttner Kuhk Character. Dr. Med. Dr. Med. Amtsphysicus Geh. Conferenzrath Kirchenrath u. Prof. Bergrath Dr. M. u. Hülfsarzt Musikalienhändler Dr. th. et ph. Hauptmann Landjägermeister Dr. Med. Mitglied d. Acad. d. Wiss. Professor Hofrath Professor Dr. phil. u. Privatdocent Dr.ph. etth., Obercons.R. Dr. med. et ph. Mitgl]. d. geol.Gesellschaft Esquire Lord chief baron of Ireland Professor Apotheker Gutsbesitzer Pharmaceut Amtsphysicus ‚|Gerichtsamtmann Canzleirath Mühlenbauinspector Geh. Hofrath u. Prof. Hofapotheker Dr. Med. Kirchenrath u. Schlosspr. Hofrath u. Professor Zittau Carlsbad Viselbach Gotha Jena Weimar Jena Leipzig Wien Rudolstadt Rudolstadt Lausanne Berlin Jena Weimar Schulpforte Leipzig Gotha Leipzig London Dublin Dublin Dublin Grossrudstedt Berga Erfurt Geisa Erfurt Jena Jena Jena Eutin Curland Eisenberg Erlangen Dr. ph. u. Stadtger. Actuar| Jena Kaufmann Dr. ph. u. Hofmechanicus Bergcanditat Stadtrath Pfarrer Fabrikant Professor Professor Reichstafelbeisitzer Baudirector u. Syndicus Jena Jena Freyberg Elbing Taupadel Salzungen Gotha Halle Losontz in Ungarn Döllstädt Dr. M. u. 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Brunnenarzt|Bremen J.J.d’Omalius d’Hal-| Naturforscher 0. A. Rath Landgeometer Hofrath u. Professor Halloy Jena Meiningen Würzburg Section Botanik Botanik, Zoologie Mathematik, Physik Technologie Mineralogie, Chemie Medicin Mediein Medicin Zoologie Physik Physik Pharmacie Technologie Medicin Pharmacie Astronomie Astronomie, Geographie "|Entomologie Chemie Physiologie Medicin Botanik Medicin Medicin, Physik Mathematik, Physik Physiologie Physik u. Mathematik Botanik Chemie Physik, Chemie Geologie, Zoologie Anatomie, Physiologie Physik Mediecin Mediein, Physik, Chemie Botanik Medicin Mediein Mineralogie, Geologie Botanik \ Mathematik, Physik Physik, Chemie Name. K. Osann Oswald A. W. Otto C©. Otto W. Otto Ta L. Pansner Paulssen A. von Peterson Pierer N. V. Pieschke von Planitz Plieninger Plitt Pohl R F. F. Raabe Rast. G. Reich Reichenbach L. L. Reimann M. Renner J. A. Reum C©. G. Richter H. E. Richter R. Richter E. H. Rieck F. P. Ritterich A. Rittler W. Rittler Röser Rosenberger Rosenberger Rosenberger Rossi V. C. F. Rost Rupp S. A. Sabloukoff L. W. Sachs R. Sachse Sachse A. C. Sack H. von Sacken G. C. Sartorius Schäfer A. Schellenberg €. W. Schenk — Character. Apotheker Hofapotheker Geh. Med. Rath u. Prof. Dr. M. u. Custos Hofapotheker K. R. Staatsrath Dr. jur. Marinelieutenant Major Lieutenant Rittergutsbesitzer Professor Dr. M. Professor Fabrikant Dr. M. Apotheker Hofrath u. Professor Dr. M. Professor Professor Dr. M. Dr. M. Cand. med. Policeicommissionssecret. Professor Dr. med. Hofapotheker Obermedicinalrath Kreisphysicus Professor Dr. M. Leibarzt Professor Dr. M. Generalmajor Professor Dr. Med. Dr. M. Mineralog Naturforscher Mineralog Kaufmann Rath u. Physicus Stadtrichter | Wohnort. Jena Arnstadt Breslau Rudolstadt Gera Dorotheenthal be: Arnstadt Jena Petersburg Altenburg Freyberg Neidschütz Stuttgardt 'Tharand Leipzig Dietharz Zeitz Burg Dresden Weimar Jena Tharand Roda Dresden Römhild Jena - Leipzig Altenburg Jena Athen Königsberg in Pr. Halle Kösen Schwerin Gotha Sömmerda Petersburg Königsberg in Pr. Leipzig Weida Halle Curland Eisenach Jena Neustadt a. ©. Jena Section. Pharmacie Pharmacie Anatomie, Zool., Geogn. Mediein Chemie # Mineralogie Chemie Technologie, Mineralogie Physik, Chemie Geognosie, Chemie Botanik Geognosie, Zool.,Technol. Medic., Anat., Physiologie Agronomie, Botanik Technologie Medicin, Physiologie Pharmacie Zoologie, Botanik Medicin Anatomie, Medicin Botanik, Technologie Zoologie Botanik Zoologie, Geologie Physik Mediecin Medicin Pharmacie Mediein Medicin Physik Medicin Medicin Geographie Medicin Fechnologie u. Physik Anatomie, Physiol., Med. Zoologie, Medicin Medicin Mineralogie Physik, Chemie Mineralogie Technologie Mediecin Physik Name. E. Schenk F. Scherpfinger Schmelzer E. Schmid Schmidt Schmidt €. A. Schmidt Schmidt C. Th. Schmiedel X. Schömann Schönheit Schorn L. Schrön Schröter C. A. Schultze F. Schulz Schulze E. Schuster J. Schuster C. Schwabe F. W. Schwabe Schwabe Th. Schwann Schwartz Schwarz v. Schwarzenfels A. G. Schweitzer J. Seideler L. Seligsberg F. Senf Sonntag Staacke ©. W. Stark E. Stark J. C. Stark M. Stark Steinert M. Stern C. Sternberg, Gra J. G. Stickel F. Stockmann H. v. Struve G. Succow H. Succow W. €. F. Succow Syrbius T Tantscher h F. Teichmann 31 Character. Wohnort, Acad. Zeichenlehrer Jena Rector Eisenberg Director der Univ. Halle|Halle Pfarrer Jenapriessnitz Dr. M. Niederzimmern Dr. M. Hohenleuben Kreisphysicus Erfurt Dr. M. Leipzig Rittergutsbesitzer Leipzig Dr. M. u. Privatdocent |Jena Oberlandesg. Referendar|Gräfenthal Hofrath Weimar Professor Jena Apotheker Cahla Hofrath und Professor |Greifswald Conservator Leipzig Hofcommissär Eisenberg Dr. Ph. Roda Apotheker und Cämmerer|Roda Amtsphysicus Grossrudstedt Stadtphysicus Cölleda Geh. Hofrath Weimar Dr. M. Berlin Geh. Hofrath Rudolstadt Regimentsarzt Merseburg Geh. Regierungsrath Breslau Professor Tharand Dr. M. Mosqwa Dr. M. Cronach Lehrer der Naturgesch.|Eisenach Dr. M. Gera Apotheker Eisenberg Geh. Hofrath und Prof.|Jena Dr. M. Jena Geh. Hofrath und Prof.|Jena Dr. M. Weimar Rentamtmann Jena Dr. Ph. Göttingen K. K. Geh. R., Präsident|Prag des böhm. Museums Professor Jena Rittergutsbesitzer Zöpen K.R.Staatsr.u.Ministerres.|Hamburg Professor Jena Dr. M. Jena Geh. Hofrath und Prof.|Jena Stadtphysicus Rudolstadt Markscheider Grosscamsdorff Gutsbesitzer Section Anatomie Mineralogie Botanik Mineralogie Physiologie Medicin, Physiologie Mediein Medic., Anatom., Physiol. Astronomie Medicin Botanik Physiologie Physik Pharmacie, Chemie Anatomie, Zoologie Zoologie Technologie Chemie Mineralogie Mediein Medicin Medicin Physiologie Agronomie Medicin Technologie Technologie Mediein Mediein Botanik Medicin Pharmacie Anatomie, Physiol., Med. Mediein Mediein Mediein Mineralogie Mathematik, Physik Botanik, Mineralogie Geographie Agronomie, "Technologie Mineralogie Chemie Medicin Mediein Mediecin Geognosie, Geogr. Miner. Neumuckershausen |Agronomie bei Leipzig A. Temler Textor C. Textor F. W. Theile v. Thielow Thieme Thomas A. Tietzmann W. G. 'Tilesius v. T. Trinius’ J. B. Trommsdorff C. v. Tscheffkin G. Tomb v. Türkheim U. A. Ukert ‘ Ukert A. Ulrich E. Ulmann Unger V. Valentin A. Vogel Vogel B. F. Voigt E. Voigt F. S. Voigt Volkmann W. H. Wackenroder C. Waitz ©. W. Walch «| Wangemann Warburg E. Weber E. H. Weber W. Weber E. Wedel H. P. Weilinger Weimar Weiss Wendt F. Wenzel F. Werneburg Dr. Ph. Hofrath und Professor Dr. M. Professor Landesältester Prediger Apotheker Hofapotheker K. R. Hofrath Staatsr. u. Academiker Geh. Hofrath Chef d. Bergingenieurcps. Esquire Jena Würzburg Würzburg Bern Lampertsdorffi. Schl. Allstedt Warmbrunn in Schl. Weimar Leipzig St. Petersburg Erfurt St. Petersburg Dublin Wien Oberlandesg. Referendar[Naumburg Bibliothekar u. Professor|Gotha Medicinalrath Mitgl.d. k. Acad. d. Wiss. Geh. Hofrath u. Leibarzt| Weimar Hofbuchhändler Kaufmann Coblenz Weimar Erfurt Breslau München Weimar Jena Geh. Hofr. u. Professor!Jena Professor Professor Cammerrath 0. A. Rath u. Professor Geh. Medicinalr. u. Prof. Dr. jur., Rittergutsbes. Mitgl.d.Leop. Acad. d.W. Leipzig Jena Altenburg Jena Weimar Hamburg Leipzig jLeipzig Göttingen Jena Weimar Jena Berlin Breslau Ilmenau Hucheroda de Westreenen delConseiller d’Etat de S. M.|Haag Tiellandt R. N. Wight J. Wilbrandt le roi des Pays-Bas Kaufmann Dr. M. und Privatdocent Hamburg Giessen Mathematik, Physik Medicin Mediein Anatomie, Physiologie Technologie, Agronomie Physik, Chemie Physik, Pharmacie Pharmacie "Zoologie, Medicin Botanik Chemie, Pharmacie Geognosie, Chemie Medicin, Physiologie Physik Geographie Medicin Anatomie, Medicin Physik Med., Anatomie, Botanik Chemie Medicin Mineralogie Technologie Botanik Anatomie Chemie, Pharmacie Botanik Physik Botanik Medicin Anatomie, Physiologie ‚Anatomie Physik Medicin Medicin Technologie Mineralogie Medicin Mineralogie Physik, Mineralogie Mineralogie Technologie Anatomie, Physiologie Character. Wohnort. F. Wilckens Oberlandesg. Referendarı Naumburg Botanik Winkler Dr. M. Mildenfurt Medicin A. Winkler Medicinalrath u. Leibarzt| Altenburg Medicin €. Wille Dr. M. Altenburg Medicin Wittke Kreisphysicus Weissensee Mediecin Wolff Professor Berlin Chemie, Physik 0. L. B. Wolff Dr. Phil. und Professor |Jena Mediein E. F. Wüstemann |Professor Gotha Botanik 2. Zapff Amtsphysicus Dornburg Medicin G. Zenker Dr. Ph. Jena Zoologie J. C. Zeuker Hofrath und Professor |Jena Botanik, Zoologie Zeune Professor Berlin Geologie Zipser Professor I: Neusohl in Ungarn Geognosie, Mineralogie E. A. Hormnung Apotheker - lAschersleben Botanik, Zoologie Von diesen 370 Mitgliedern hatten sich in die verschiedenen Sectionen eingezeichnet. . Section. Physik, Mathematik, Astronomie, Chemie . : 88 . Section. Geognosie, Geographie, Mineralogie . - - 10.62 . Section. Pharmacie . - - > - - : - ...32 . Section. Botanik { : i : 2 . : } . 41 . Section. Anatomie, Physiologie, Zoologie . - - © a ah . Section. Medicin, Chirurgie, Geburtshilfe . ® 2 : ee . Section. Technologie und Agronomie ö - . : 4% 31 Verzeichniss der Mitglieder, nach dem Vaterlande geordnet. 1. Amerika: (1). Mirador in Mezico 2. Anhalt- Bernburg (1). Bernburg Heidelberg Friedrich. Bley. ö. Baden (1). Muncke. 4. Baiern (14). Münster, Graf. Seligsberg. Koch. Leupoldt. Balling. Buchner, A. Buchner, L. A. Vogel. Fickentscher. Fuchs. Münz. Osann. Textor. Textor, ©. 3. Belgien (1). Halloy d’Omalius d’Hal- loy. 6. Bremen (1) Bremen d’Oleire. 7. Frankfurt a. M. (3). Frankf. a. M. Böttcher. Buch. Neef. 8. Griechenland (1). Athen Röser. $. Grossbritannien (8). Dublin Glasgow London Joy, Lord. Joy. Graham. Granville. London Percival Norton Johnson. Oxford Daubeny. 10. Hamburg (3). Hamburg v. Struve. Warburg. R. N. Wight. 11. Hannover (4). Göschen. Meyerstein. Stern. Weber. 12. Grossherzogthum Hes- sen (3). Böckmann. Nebel. Wilbrand. 13. Holland (2). Frank. v. Westreenen v. Tiellandt. 14. Lippe (1). Salzuflen Göttingen Darmstadt Giessen Amsterdam Haag Brandes. 15. Mecklenburg - Schwe- rin (1). Rossi. Schwerin 16. Mecklenburg-Strelitz (1). Strelitz Marquart. 17. Oestreichische Staaten (8). Karlsbad Marienbad Prag Wien Hlawaczek. Frankl. Sternberg, Graf. Hammerschmidt. v. Holger. v. Littrow. Mekarski E. v. Menk. v. Türkheim. 18. Oldenburg (2). Eulin Oldenburg Kindt. Müller. 19. Preussen (67). Aschersleben Berlin Bonn Breslau Burg Coblenz Cölleda Elbing Erfurt Greifswald Hornung. v. Buch. Busch. Dove. Ehrenberg. Grossheim Hirsch. v. Humboldt. Kunth. Lichtenstein. Mädler. Magnus. Mitscherlich. Schwann. Weiss. Wolff. Zeune. Augusti. Göppert. Neesv. Esenbeck. Otto. v. Schwarzen- fels. Valentin Wendt. Reich. Ulrich. Schwabe. Krause. Blechschmidt. Bucholz. Fischer. Frenzel. Kaupisch. Keferstein. Kulhk Schmidt. Trommsdorff. Unger. Schultze. Grosscamsdor/f Tantscher. Halle Damerow. Germar. Halle Gesenius. Krukenberg. Rosenberger. Sack. Schmelzer. Königsberg in d.Neumark Geiseler. 1 Königsberg in Preussen Dulk. Rosenberger. Sachs. 1 Kösen Rosenberger. Lamperls- dorf v. Thielau. Merseburg Hahn. Schwarz. 1 Naumburg Messerschmidt. | Ükert. in Wilckens. 1 Neidschütz v. Planitz. 1 Potsdam Hecht. Schulpforte. Jacobi. Sömmerda Bauersachs. > Rupp. Stenndor ff v. Feilitzsch. Warmbrunn Thomas. Weissensee Wiitke. Zeitz Rast. 20. Reuss (6). Gera Gladitsch. Laspe. Otto. Sonntag. Graiz v. Grün. ]Hohenleuben Schmidt. 21. Russland (11). I Curland Kleefeld. f v. Sacken. Mosgwa Seideler. Petersburg Brandt. v. Gelowin. Lessig. ‚v. Peterson: Sabloukoff. v. Tscheffkin. Trinius. Wilna Eichwald. ‚122. Sachsen, Königreich (44). Burgstedt Dressel. Dresden Carus. | Cahla Dresden Reichenbach. Richter. Krantz. v. Pieschke. Frauk. Geyer. Barth. Bock. v. Bünau. Bürck. Cerutti. Crusius. Hase. Hacker. Heinroth. Hofmeister. Jacobi. Jürg. Kunze. Pohl. Ritterich. Sachse. Schmidt. Schmiedel. Schulz. Teichmann. Tilesius v. T. Volkmann. Weber, E. ‘Weber, E. H. Groh. Cotta, A. Cotta, B. Cotta, H. Plitt. : Reum. Schweitzer. Märkel. Gleitsmann. Hirt. Stockmann. v. Gutbier. Freiberg Könitz Langenrinne Leipzig Nossen Tharand Weehlen Wildenhayn Zittau Zöpen Zwickau 23. Sachsen-Altenburg (24). Altenburg Apetz. Baumann. Brandt. Pierer. Rittler. Waitz. Wille. Winkler. Fischer. Cahla Schröter. Schubert. ‚Back. Döll. Frommelt. Gitt. Klein. i Scherpfinger. | Schulze. } Staacke. Brehm. Löwel. Richter. Schuster. Schuster, J. 24. Sachsen - Coburg - Go- | tha (13). Berger. Eisenberg Benthendorff Roda Coburg Dietharz Raabe. Döllstedt Küttner. Georgenthal © Bauer. Gotha Brückner. Credner. Hansen. v. Hoff. Jacobi. Kries. Rost. UÜkert. Wüstemann. 25. Sachsen -Meiningen (9). Dreissigacker Bernhardi. Maurer. Gräfenthal Schönheit Meiningen v. Hardenberg. Ortmann. Römhild Richter. Saalfeld Bohn. Engelhardt. Salzungen Kretzer. 26. Sachsen-Weimar ang). Allstedt Brauell. | Thieme. | Beichlingen Hertel. Dornburg Zapff. Eisenach ‚Dietrich. Sartorius. Senff. Geysa Kayser. Grossrudstedt Kanold. 5 * Grossrudstedt Schwabe. Hucheroda Ilmenau Jena Werneburg. Wenzel. Ackermann. Apelt. Artus. Bachmann. Baumann. Becker. Bran. Brehme. Brzoska. Burckhard. Burgemeister. Carl. Danz. Dietrich. Döbereiner, F. Döbereiner, J.W. Falk. Fischer. Francke Fries. Frommann, F. Frommann, F. J. Gräfe. Gruner. Günther. Häser. Hanckel. ‚Hase. Heinzmann. Hoffmann, A. G. Hoffmann, W. Huschke. Kerl. ı „Kessler. Kieser. Koch, C. Koch, W. Körner. Lange. Lieberkühn. Lorber. Luden. Martin. Mirbt. Mirus. Ortloff. Osann. Paulssen. Renner. Rieck. Rittler. Schäfer. Schenk, C. W. Schenk, E. Schömann. Schrön. Stark, C. W. Stark, E. Stark, J. C. Steinert. Stickel. Succow, G. Succow, H. Succow, W.C.F. Tenler. Voigt, E. Voigt, F. S. Wackenroder. Walch. Wedel. Weimar. Wolf. Zenker, G. Zeuker, J. C. Jenapriessnilz Schmid. Lengsfeld Enders. Löberschütz‘, Bauer. Mildenfurth Winkler. Niederzimmern Schmidt. Neustadt an der Orla Aster. Schellenberg. v. Hanstein. v. Gärtner. Kaufmann. Böhsee. Krause. Hoecker. Sachse. Brückner. v. Froriep. v. Gross. Hagenbruch. Hoffmann. Huschke. Kunze. Lentin. Oberellen Sorna Stadt - Berga Taupadel Vieselbach Weida Weimar Lotze. Reimann. Schorn. Schwabe. Stark. Tietzmann. Ulmann. V ogel. Voigt. Wangemann. Weilinger. 27. Schwarzburg - Rudol- stadt (9). Conradi. Duft. Falk. Hartung. v. Holleben. v. Holleben. Otto. Schwarz. Syrbius. Weimar Rudolstadt 28. Schwarzburg - Sonders- “ hausen (9). Arnstadt _ Lucas. Nicolai. Oswald. Dorotheenthal Pansner. Sondershau- hausen Döbling. 29. Schweiz (3). Miescher. Theile. Huc-Mazelet. Bern Lausanne 30. Ungarn (2). Losontz Neusohl v. Kubiny. Zipser. 31. Würtemberg (2). Stutlgardt Haussmann. Plieninger. Sachsen- Altenburg 0 24 Sachsen -Coburg-Gotha 13 Sachsen - Meiningen e 9 Sachsen- Weimar . 119 Schwarzburg-Rudolstadt 9 Schwarzburg - Sondershau- sen Schweiz Ungarn Würtemberg Grossherzogthum Hessen Holland . Lippe . : . 5 Mecklenburg - Schwerin Mecklenburg -Strelitz Oesterreich & Oldenburg Preussen Reuss Russland Sachsen . Amerika 2 Anhalt -Beruburg Baden Baiern Belgien Bremen R Frankfurt am Main Griechenland . Grossbritannien Hamburg Hannover er) In EU - He >02 2 270 Ha 9 ID mb AD du pi pi Du Dh Dan | y E Aus den deutschen Staaten a i ' R 341 Aus dem Auslande . A e : A Kara 29 370 Verzeichniss der an die Versammlung eingesendeten Bücher, Zuschriften, Gedichte etc. Nach dem Beispiele des amtlichen Berichts der Breslauer Versammlung geben wir schon hier das Verzeichniss der an die Versammlung eingesendeten Bücher, Zu- schriften und Gedichte, indem manche derselben erst nach Beendigung der allgemeinen Sitzungen eintrafen und daher nicht mehr in denselben vorgelegt werden konnten. 1) Zuerst erwähnen wir einer Begrüssung der Gesellschaft von dem Stifter derselben, dem Hof- rath Oken in Zürich, in einem Briefe desselben an den ersten Geschäftsführer. 2) Die Görlitzer naturforschende Gesellschaft ersucht in einem Schreiben an den Hofrath Tilesius v. T. denselben, die diesjährige Versammlung in ihrem Namen zu begrüssen und sie bei dersel- ben zu repräsentiren. 3) Professor Retzius in Stockholm drückt in einem in der ersten Sitzung vorgetragenen Schreiben an den ersten Geschäftsführer sein Bedauern aus, nicht bei der Versammlung persönlich erschei- nen zu können, und sendet einen Aufsatz über den Bau der Zähne ein, welcher an die anato- misch-physiologische Section abgegeben wurde. 4) Gleicherweise gedachte Prof. Schüler aus Jena, gegenwärtig auf einer wissenschaftlichen Reise in den südöstlichen Ländern Europas befindlich, vermittelst eines Schreibens an den Hrn. Cura- tor der Universität, O. A. G. Präs. Freiherrn v. Ziegesar, der Versammlung, und sendet eine Abhandlung: „Beiträge zur Geologie, besonders in Bezug auf Ungarn und Siebenbürgen, ge- schrieben zu Nägy-Almäs in Siebenbürgen im August 1836,“ welche der geoguostischen Section übergeben wurde. 5) Die landwirthschaftliche Gesellschaft zu Zwätzen bei Jena begrüsst die Gesellschaft und stellt zugleich zwei Fragen aus dem agronomischen Fache auf, welche letztern der agronomischen Section übergeben wurden. 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 19) EN Die britische Gesellschaft zur Beförderung der Wissenschaften sendet durch den in Jena gegen- wärtigen Prof. Daubeny aus Oxfort ein Exemplar des Report of the first meeting of the British Association for the Advancement of Science; held at Dublin in 1835. London, 1836. 8. Auf den Vorschlag des ersten Geschäftsführers wurde beschlossen, der britischen -Schwestergesell- schaft in einem besondern Schreiben deren Theilnahme dankbar zu erwiedern. Hofrath Schottin in Köstritz sendet eine symbolische Zeichnung, den Magnetismus betreffend, welche zur nähern Besprechung der physikalischen Section übergeben wurde. Eine zum Vortrag bestimmte Abhandlung des Hofmedicus Dr. Biermann in Peine im K. Han- nover, überschrieben: „Dass eine in Deutschland durch philosophische Auffassung der ‚höchsten Prineipien für Naturwissenschaft und Heilkunde erzeugte Denkart für alle Zeiten unerschütter- lich herrschen müsse, und zugleich allein dienen könne, sowohl. das Gebiet der Erfahrung über- haupt, als die einzelnen Erscheinungen auf demselben richtig zu würdigen und dadurch ein ste- tes Fortschreiten der Wissenschaft zu sichern,“ wurde in der allgemeinen Sitzung vorgelegt, und da der Verf. behindert worden war, diese Abhandlung selbst vorzutragen, der medieinischen Section zum Vortrag übergeben. Ein Schreiben des bei der Versammlung gegenwärtigen K. R. Generalmajors Sabloukoff aus Petersburg, mit Uebersendung eines Manuscripts: „Beschreibung einer Maschine, die kürzlich in Russland eingeführt worden ist unter dem Namen: Pumpenwerk zur Hervorbringung eines un- unterbrochenen Luftzugs oder Ventilator, welcher dazu dient, die Luft zu reinigen, Dünste weg- zuschaffen, verschiedene Gegenstände zu trocknen und bei der Ausdünstung und Abkühlung ver- schiedener Flüssigkeiten gebraucht zu werden.“ Mit einer Tafel Abbildungen. Da diese Ab- handlung zu spät einlief, um noch in der allgemeinen Sitzung mitgetheilt zu werden, so geben wir sie als Auhang zu den allgemeinen Sitzungen. Ein Schreiben des Dr. J. G. Heine in Haag, seine ‚orthopädische Anstalt betreffend. J. G. Heine, Abschrift von einer Abhandlung über angeborene Klumpfussformen bei neugebor- nen Kindern etc. Bonn, 1836. 8. Ueber den Gold- und Silberverlust bei den Röstarbeiten. Der Versammlung der deutschen Na- turforscher zu Jena mitgetheilt von dem Chef des Stabs des Kais. Russ. Berg- Ingenieur - Corps, Generalmajor €. v. Tscheffkin im September 1836. ‚Aus dem Russischen übersetzt. Wei- mar, Albrecht, 1836. 8. Diese Schrift wurde auch von dem der Versammlung beiwohnenden Verf. in mehrern Exemplaren an die Mitglieder vertheilt und an die technologische Section abgegeben. Pharmaceutisch-chemische Untersuchungen und Darstellungsmethoden. Mitgetheilt für Aerzte, Apotheker und Chemiker von Carl Stickel in Jena. Leipzig, G. Wuttig, 1836 8. Geschichte des Blinden-Unterrichts und der den Blinden gewidmeten Anstalten in Deutschland, sammt Nachrichten von Blinden - Austalten in andern Ländern. - Von J.: W. Klein, k..k: Rath, Director des k. k. Blinden - Instituts in Wien etc. Wien,. A. Pichlers Witwe, 1837. 8. Anleitung zur zweckmässigen Behandlung blinder Kinder von der frühesten Jugend an in dem Kreise ihrer Familien und in den Schulen ihrer Wohnorte. Mit ‘einem fühlbaren Alphabet. Wien, im k. k. Blinden-Institut, 1836. 8. Nachricht von dem unter‘ Protection Sr. Kais. Hoheit Erzherzog Franz Carl- steheuden , Vereino zur Unterstützung erwachsener Blinden und für diese errichteten Versorgungs- und Beschäfti- gungs- Anstalt. Sammt Ausweisen über den Vermögens- und Personalbestaud im Jahre 1835. Wien, Strauss’s Witwe. 8. No 14—16 wurden von dem anwesenden Dr. Hammerschmidt aus Wien vorgelegt. Aerztliche Winke für Brunnen- und Badegäste. Von.J. Ad. Frankl, Dr. d. M. u. Ch., Mag. der Geburtsh., ausübendem Arzte zu Marieubad etc. Berlin, A. M. Schlesinger. Prag, Kron- berger und Weber, 1836. 8. Skizzirte Andeutungen über willkührliche Ortsveränderungen in ‚den freien, Welträumen, ‚als Pro- gramm eines über diesen Gegenstand ehestens erscheinenden Werks ete. Mit Erläuterungen und Anmerkungen versehen von V. Mekarski Edlen von Menk,.d. Heilk. Dr. u. Mitgl. d. löb- lich-med. Facultät zu Wien. Leipzig, 1836. 8. Wurde von dem Verfasser in der öffentlichen Sitzung in einer grossen Anzahl Exemplaren vertheilt. Ueber die Nothwendigkeit eines Nomenclator generum animalium et planlarum. Ein Send- schreiben au die Versammlung deutscher Naturforscher. und Aerzte in Jena, vom ‚Professor E. A. Rossmässler in Tharand. Dresden, gedruckt bei C. Ramming, 1836. 8. 20) Mit der Anzeige des für 6000 Rthir. beabsichtigten Verkaufs der Linkischen Naturaliensammlung wurde von dem Besitzer derselben, Apotheker Rohde in Leipzig, folgende Schrift in der all- gemeinen Sitzung vorgelegt: Inder Musaei Linckiani oder kurzes systematisches Verzeichniss der vornehmsten Stücke der Linckischen Naturaliensammlung zu Leipzig. 3 Thle. Leipzig, 1783 — 1787. 8. 21) Die Wasserheilkunde, oder pharmakologisch-therapeutische Darstellung des gemeinen kalten und erwärmten Wassers und der sämmtlichen Mineralwässer, mit besonderer Berücksichtigung der Carlsbader Mineralquellen. Von Dr. Eduard Hlawaczek, ausübendem Arzte in Carlsbad. Wien, Jos. Wenedikt, 1835. 8. 22) Die Pilsner Heilquelle, in topographischer, chemischer und medicinischer Hinsicht. Von Dr. A. Zawadzki, Prof. der Mathematik, Physik, Pädagogik ete. Lemberg, Schnayder, 1836. 8. 23) Essai monographique sur les Campagnols des environs de Liege eic., par Edm. de Selys- Longchamps. Liege, J. Desoer, 1836. 8. Mit 4 illuminirten Steindrucktafeln. 24) Memoria clarissimi quondam apud Vilnenses Professoris Ludovici Henrici Bojani quam .... recitavit D. Eduardus Eichwald, a cons. status etc. Accedit Icon Bojani lap. im- pressa. Vilnae, Th. Glücksberg, 1835. 4. 25) Catalogus Musaei zootomici imperaloriae Academiae medico-chirurgicae WVilnensis. Edidit etc. Dr. Eduardus Eichwald etc. Vilnae, Th. Glücksberg, 1835. 4. 26) Instructions for making and registering Meteorological Observations in soulhern Africa, and other countries in the soulh seas, and also at sea. By Sir John F. W. Herschel, K. H. F. R.S. London. 8. 27) Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte, herausgegeben von der Direction desselben. 1.Bd. 1. u. 2. Abth. Wien, Rohrmann u. Schweigerd, 1835, 1836. 4. Von Hofrath v.Schrei- bers in Wien der Versammlung und sodann für die Jenaische Universitäts-Bibliothek durch von Littrow übergeben. ö 28) De la classification des connaissances humaines, par J.J. d’Omalius d’Halloy. Bruxelles, Hayez, 1834. 4. 29) Medicinisch -practische Abhandlung über die asiatische Cholera etc., von J. Wagner, Med. Dr. u. pr. Arzte in Carlsbad. Prag, Kronberger & Weber, 1836. 8. f 30) Aphoristischer Versuch einer Hypothese über die Bevölkerung unsers Planeten, von Dr.K. Gräb- ner. Weimar, Sept. 1836. 8. Ist an die physiol. Section abgegeben. 31) Homöopathische Aphorismen und Paradoxen, unter der Ueberschrift: „Zum Pfingstfeste — un- serm homöopathischen (Lese) -Verein.“ Von Dr. J. Meyerhoff, pract. Mesmerisch - homöo- pathischem Arzte in Bremen. Wurde an die medic. Section abgegeben. 33) Tagebuch meiner Reise nach Griechenland, in der Türkei, nach Aegypten und Syrien, im Jahre 1834 bis 1835. Von Dr. J. Röser, fürstl. Hohenlohe- Waldenburg - Bartensteinischem Rath und Leibarzt. 2 Bände. Mit Kupfern. Mergentheim, neue Buch- und Kunsthandlung, 1836. 8. 33) Die medicinische und die philosophische Facultät der Universität Rostock ladet in einem von den Mitgliedern der genannten Facultäten unterzeichneten Schreiben die Gesellschaft ein, im nächsten Jahre ihre Zusammenkunft in Rostock zu halten. 34) Gleicherweise ladet die physikalisch-medicinische Gesellschaft zu Erlangen in einem Schrei- ben die Gesellschaft für das Jahr 1837 nach Erlaugen ein. Von Festgedichten theilen wir folgendes mit: Mein Jena Bei der Zusammenkunft der deulschen Naturforscher und Aerzte, im September 1836. Wohl mancher Stadt hört’ ich ein Lied erklingen, Wenn sie sich hoch zu Macht und Reichthum schwang; Ich aber will ein schön’res Ziel erringen: Dein Glück, o Jena, sei mein Preisgesang! Erhebe Dich in deinem stillen Thale, Tritt kühn und stolz in Deiner Schwestern Chor! Ob reicher, mächt’ger? — Deines Ruhmes Strahle Folgt heute gern ihr Blick zu Dir empor! 40 Von Dir, die treulich und mit ernstem Streben Jahrhunderte die Wissenschaft gepflegt, Wofür den Dank manch’ edles Werk im Leben, Manch’ hohes Werk der Kunst zur Nachwelt trägt: Von Dir erscholl ein Ruf in Deutschlands Gauen Den Priestern der Natur, dass sie vereint Am ew’gen Tempel muth’ger würden bauen, Weil hülfreich Eins dem Andern daun erscheint. Und weil ein Kreis, vom festen Band umschlungen, Das Lieb’ und Freundschaft um die Menschen webt; Noch stets das Höchste, Herrlichste errungen, Noch stets das Tiefverborgenste erstrebt. Auf solchen Ruf trat freudig er zusammen, Der Isis hoher, heil’ger Priester-Chor; Vereinigt lodern nun des Altars Flammen — Auch Dir ein Schmuck, mein Jena! — hoch empor! Doch immer sah’st Du nur in weiter Ferne Erglühn des neuen Bundes Morgenstrahl; Nicht führten freundlich ihn des Himmels Sterne In.Deine Hallen, Dein bescheidnes Thal. Denn Kaiserburgen, königliche Zinnen Und reiche Städte riefen ihn herbei, Und jede wollte gern den Preis gewinnen, Dass sie der Meister würd’ge Wohnung sei. Heut aber öffne freudig Deine Hallen, Heut schmücke Dich mit festlich-heitrem Kranz; Ich sehe sie von Nah’ und Ferne wallen, Dir bringend alten Ruhmes neuen Glanz. Die messend schreiten durch des Himmels Räume, Die suchend durch der Erde Klüfte gehn, Die sinnend hier des Lebens erste Keime, Dort seine höchsten, reinsten Formen sehn — Vor deren Blick das dunkle Reich erschlossen, Das nur des Geistes Sonnenblitz erhellt, Die, anderer Jahrtausende Genossen, Die Sprache kennen einer frühern Welt — Sie kommen heute! Mit des Wissens Schätzen Wirst, Jena Du! die Hochbegabten schau’n! Wirst sehen, wie nach ewigen Gesetzen Der Schöpfung sie am heil’gen Tempel bau’n! Am Tempel, dessen letzten Grund der Seher, Der erdgeborne, forschend nicht erringt, An dessen Säulen aber hoch und höher Der Geist sich auf zum Thron des Ew’gen schwingt. 41 Am Tempel, den die Sonnen all’ umrollen, Durch den das kleine Keuerwürmchen zieht; In welchem Preis dem Unnennbaren zollen Des Himmels Donner und der Lerche Lied. e Und Du wirst Zeugin sein, wie in die Tiefen Des Universums kühn der Priester steigt, Und Wunder, die Jahrtausende dort schliefen, Erweckt, enträthselt und dem Leben zeigt. Ein Tempel wirst Du selber sein den Weisen, Dem hohen Bund ein hochgeschmückter Saal! O möchten sie als würdig einst Dich preisen, Wie ehrend Dich erhoben ihre Wahl! Schon stehst Du ja umstrahlt von mildem Glanze, Gleich einer Braut, die des Geliebten harrt: Er kommt und fügt zum still-bescheidnen Kranze Noch eine Perle hoher, edler Art. Denn solche wird Dir das Gedächtniss bleiben Der Tage, welche Dir jetzt festlich nah’n; Mit goldner Schrift wirst Du den Enkeln schreiben, Was stolz und freudig einst die Väter sah’n. Und werden gütig Deine Gäst’ erkennen, Wie treu und innig Dich der Wunsch belebt, Dass freundlich sie „die Freundliche‘ dich nemen, Daun ist Dein Ziel, geliebte Stadt, erstrebt! Wilh. Treunert. Dritter Abschnitt. Inhalt der allgemeinen Sitzungen. 7) ir gehen’ nun zur Mittheilung der Protocolle der allgemeinen Sitzungen über, wobei wir, so weit es uns möglich gewesen, die in denselben gehaltenen Vorträge im Auszuge oder in exienso, je nach dem Wunsche der Vortragenden, hinzufügen. Erste allgemeine Sitzung. Montags, 19. September, Vormittags 104 bis 1 Uhr.# Als die anwesenden Höchsten Herrschaften auf den Sesseln vor der Rednerbühne, die Ehrenmitglieder auf den Ehrensitzen au der Estrade, und die übrigen Mitglieder auf den numerirten, durch ihre Eintrittskarte bezeichneten Plätzen sich niedergelassen hatten, betrat der erste Geschäftsführer die Rednerbühne und hielt folgende Eröffnungsrede: Durchlauchtigste Herren! Hochverehrteste Herren! Hochzuverehrende Herren Collegen! Wenn in der früheren Zeit, bei den Indern, Aegyptern, Griechen und Römern die Kunstan- schauung der Welt das höchste Erzeugniss des geistigen Lebens war, und die Weltideen in den Kunstproducten plastisch gestaltet, in den Tempeln verehrt und als die Welt beherrschende Götter von den Völkern feierlichst begrüsst wurden, weil die Wissenschaft und dieErkenntniss der Weltideen noch in der Kunst, als in ihrer Knospe, verschlossen, namenlos und der kommenden Zeit harrend ruhte; — so begrüsst die neue Zeit die Weltideen im Geiste und in der Wahrheit: was die Kunst im Bilde gestaltete, erkennt die Wissenschaft in der Idee, und was dort bewusstlose Offenbarung des Höchsten war, wird jetzt wissenschaftliche Erkenntniss. Sie, meine Herren, die Männer der Wissenschaft und die Repräsentanten des geistigen deut- schen Lebens der neuen Zeit, vereinigen sich jetzt zum vierzehnten Male, um sich zu gemein- schaftlichem Wirken in dem, was Bedürfniss der Zeit ist, in der Förderung der Wissenschaft, zu kräftigen und zu stärken, und mir ist der ehrenvolle Auftrag geworden, Sie feierlichst zu begrüssen, und in unsere, der Wissenschaft geweihete Mauern einzuführen. Zuerst also der herzlichste Willkommen von Seiten des edlen Fürstenhauses, dessen Ahnherr für die Freiheit des Wissens sein Reich opferte, in dessen Krone die Pflege der Wissenschaft seit Jahrhunderten als strahlendes Juwel glänzt; — von Seiten der Universität, welche die verwandten Geister freundlichst empfängt; — von Seiten der Stadt, die Ihre Wahl mit der schönen Verpflich- tung beehrt hat, Sie gastlich aufzunehmen und Zeuge einer zuvor nicht gekannten wissenschaftlichen Panegyris zu sein; — von Seiten der studierenden Jugend, die das hohe Beispiel zu edler Nacheife- 43 rung anfeuert. — Dürfte mein persönlicher Willkommen sich hier anreihen, so könnte er nur zu- gleich den Dank aussprechen für die Wahl des Vorsteheramtes, mit welcher Sie ein Menschenalter des ernstesten Strebens in der Wissenschaft belohnt haben. Sollte ich nun ferner Sie einführen in unserer Stadt, Ihres Geistes Schritte leiten für die weni- gen Tage, die Sie uns schenken, so müsste ich gedenken der Geister, die vor Ihnen hier wandel- ten, die in unserem Jena sich gebildet und in dem Maasse, wie sie sich einen Weltruhm erwarben, auch auf die Wiege ihrer Bildung Ruhm zurückgestrahlt haben. — Wohl zählt die Universitäts- stadt Jena, unter ihren Schwestern eine der Kleinsten im Umfange, noch nicht 6000 Seelen; aber da - in dem Kalkul der Wissenschaft nicht die Seelen, sondern die Geister zählen, die Wissenschaft nicht die Masse, sondern die Idee wägt, so darf sich Jena rühmen, auf der Wage des geistigen Le- bens keiner andern Universitätsstadt nachzustehn. — Wenn andere Universitäten Deutschlands und des Auslandes, durch Kaiserliche und Königliche Munificenz begünstiget, in die Breite sich aus- dehnten, die grössten Museen vereinigen, die zahlreichsten Bibliotheken aufstellen konnten; so hat Jena von jeher die Bestimmung gehabt, in die Tiefe, im Innern des geistigen Lebens zu wirken; was Andere sammelten, zu ordnen; das Gesetz zu finden, nach welchem sich Alles Einzelne zum Ganzen gestaltet, und hierdurch die Universität nicht nur der Kenntnisse, sondern der Wissenschaft zu sein. Jena darf sich rühmen, dass von ihr der Geist ausgegangen, der in der neueren Zeit sich über die ganze civilisirte Welt verbreitend, das Chaos des einzelnen empirischen Wissens zu einem organischen Ganzen gestaltet, und der in der Wissenschaft der Natur den Ausgangs- und Endpunkt 'alles wahren Wissens findet, an welchen fortan sich jede particulare Wissenschaft an- schliessen muss, wenn sie fürder Wissenschaft bleiben will. Daher sendet denn auch Jena, die Uni- versität der begeisterten Jugend, das Seminarium der geistigen Republik, nach allen Weltgegenden seine Söhne aus, die, der Wissenschaft geweiht, die Wissenschaft verbreiten und fördern, und durch das geistige Band uns stetig verbunden, mit treuer Liebe und sehnsüchtiger Anhänglichkeit der Pflanzschule ihrer Bildung gedenken. Wollte ich hier einzelner Namen gedenken, der Geister, die Jena erzeugte, ernährte und vol- lendete, und die gegentheils Jena verherrlichten — was unnöthig erscheint, da in der Geschichte der Einzelne nur Repräsentant seiner Zeit und seines Volkes ist — so würden die Namen der gefeier- testen Männer in allen Zweigen der Naturwissenschaft, durch welche die Naturkunde in der neueren Zeit zur wirklichen Wissenschaft geworden ist, meine Rede schmücken. Ich würde jenes, durch ein feindliches Geschick der Zeit, widerwillig uns entführten Mannes gedenken müssen, in welchem vor mehr als 40 Jahren der Geist der Menschheit zuerst jene Stufe der Entwickelung erreichte, auf wel- cher er, sich seiner selbst bewusst werdend, sich als den Culminationspunkt des irdischen Seins er- kannte, und sein Ich der Aussenwelt gegenüber als das einzig wahrhafte Reale aufstellte; so wie des Mannes, der diese Trennung des psychischen Lebens vom organischen Leben der Welt zur Ein- heit auflösend, beide in ihrer Totalität auffasste, und, ein kühner begeisterter Baumeister, die ersten Grundsteine legte, auf welchen, oft selbst ihres Meisters sich nicht mehr bewusst, die Naturwissen- senschaft der ganzen folgenden Zeit ihr harmonisches Gebäude errichtete; ich müsste die Freunde nennen, die in der Bahn der Weltkörper, im unmessbaren Aether des Himmels, wie in dem gleich- falls unmessbaren Raume der Infusorienwelt, in den dunkeln Tiefen des erstarrten Lebens der Erde, wie in den leuchtenden und belebten Produkten der organischen Reiche, in den zerfallenen Residuen der gigantischen Vorwelt, wie in der schmeichelnden Pracht der lebendigen Pflanzen und Thiere, in den Urelementen des 'Thieres, wie in den krankhaften Metamorphosen des menschlichen Leibes die gemeinsamen Gesetze nachwiesen, welche jener Meister im Ganzen geahnet hatte; ich müsste des Mannes gedenken, des Stifters dieser Versammlung, den meine Augen vergeblich in Ihrem Kreise suchen, der zuerst in dem Organismus des menschlichen Leibes den Mikrokosmus des Weltalls er- 6* 44 kannte, die Reiche der Natur und ihre Ordnungen in den Theilen des menschlichen Körpers nachwies, und somit diese erklärte und deutete; ich müsste des abgeschiedenen Geistes gedenken, der, ein neuer Archimedes, in unsern Mauern den Lauf seines ruhmvollen Lebens begann, in welchem die Aequation des Menschengeistes und der Welt, die Ergründung der Gesetze des die Welt in sich aufnehmenden Geistes, Ziel seines rastlosen Strebens war. Und wenn die Kunst nur dasselbe gestaltet, was die Wissenschaft erkennt, so begegnet uns auch hier, als Zöglinge Jena’s und als Jena befreundete Gestalten, das Schönste und Höchste, was Deutschland, ja die Welt, in der neueren Zeit im Reiche der Poesie erzeugt hat. Die Namen der Heroen deutscher Kunst sind Jena eben so wenig fremd, als die der Heroen deutscher Wissen- schaft, und das die ganze Kunstwelt erhellende Dioskurengestirn der ächten deutschen Poesie, in schöner Harmonie sich wechselseitig tragend und ergänzend, hatte in Jena den Aufgangs- und Cul- minationspunkt seiner glänzenden Laufbahn. Dieser Geister im Reiche der Wissenschaft und der Kunst gedenken Sie, meine verehrtesten Herren, wenn Sie in unsern engen Mauern wandeln, wenn Sie die Geschichte Jena’s überblickend, par- tielle und momentane Verdunkelungen beobachten, wenn Sie, verwöhnt durch die Pracht und den Reichthum grösserer Naturschätze und Anstalten, bei uns manche Mängel und Lücken gewahren, und wenn Sie hier wiederum, auch in geselliger Beziehung, mehr auf sich selbst beschränkt werden. Gedenken Sie, dass das, was alle diese Männer hier vereinigte, der Geist der Wissenschaft, der auch Sie hierher leitete, auch noch jetzt hier waltet, und als Jena umschwebender Schutzgeist, wie er vor Jahren die Brandfackeln der Despotie löschte und die Banustrahlen ableitete, so auch die Zer- störung drohenden Stürme der neueren Zeit hat überwinden helfen; und im Namen dieses Geistes, der, Allen unsichtbar, uns Alle durchdringt, seien Sie denn noch einmal zur feierlichen Weihe begrüsst. Da die Sitte es heischt, einen besondern Gegenstand zum "Thema meiner Rede zu machen, so ist mir der nächste Sie selbst, meine hochgeehrtesten Herren Collegen und Ihre weltgeschichtliche Versammlung zu einer grossen ganz Deutschland umfassenden Gesellschaft, die, sich alljährlich ver- jüngend und erneuend, alljährlich nach freier Wahl in verschiedenen Orten wechselnd sich vereinigt. Der denkende Mensch späht gern den Gründen einer bedeutenden Erscheinung nach, er sieht sich selbst gezwungen, die äusseren Momente derselben auf deren innere Elemente zurückzuführen, aus welchen sie, durch innere Nothwendigkeit gedrängt, sich haben entwickeln müssen, und dieses Be- dürfniss der Forschung nach den Grundgesetzen tritt um so gebietender ein, jemehr diese Erschei- nung, Meteor-artig entstehend, schnell an Umfang und Grösse, an Stärke und Kraft gewinnt, und je schneller sie ihre Wirkung im Raume ausdehnt. — Wenn nun die Geschichte bemerkt, dass Ihre Versammlung vor 15 Jahren von nur 13 Männern begonnen und in Deutschland damals kaum beachtet, nach Verlauf von noch nicht 3 Lustren an dem letzten Orte Ihrer Vereinigung gegen 500 Mitglieder zählte, und aus allen Gauen nicht nur Deutschlands, sondern auch des entfernten Auslan- des, vom eisigen Norden wie vom glühenden Süden, ja selbst über das Weltmeer her, Mitgenossen, Theilnehmer und Freunde anzieht; — wenn Ihre Versammlung, selbst geistig fortzeugend, gleiche Versammlungen in England, Frankreich, in den Niederlanden und in dem transatlantischen Amerika hervorruft, die, wie ein geistreicher Freund im Auslande sich ausdrückt, nur fruchtbare Töchter der Mutterversammlung in Deutschland sind; — wenn sich, wie im Alterthum um die Götterfeste, so jetzt Länder und Städte um die Ehre bewerben, diese deutsche Versammlung in ihrer Mitte zu sehen, ja wenn die Beherrscher der grössten Reiche Europa’s sie ehrend begrüssen; — So muss dieser in der Weltgeschichte neuen Erscheinung etwas zu Grunde liegen, das noch nicht da gewe- sen, weil sonst alle Zeiten diese Erscheinung aufgerufen haben würden: — Nun aber ist es nicht der leibliche Gewiun, der Sie dem reisenden Kaufmann gleich zusammenführt, da Sie sogar Mühe 45 und Kosten, Entbehrung und Aufopferung anwenden, um einige flüchtige Tage hier zu verweilen. Es ist nicht die eitle Ehre, auf dem Papiere die Züge Ihrer Handschrift abgedruckt zu erblicken, noch die Freude der geselligen Tischgenossenschaft, die auch der heimische Heerd Ihnen bieten konnte; es ist nicht die Sucht, politische Ideen oder Träume geltend zu machen und auszusäen, um dadurch in das rollende Rad der politisch bewegten Welt einzugreifen; — sondern es ist etwas so Grosses und Herrliches, dass ich es nur mit Schüchternheit und nur vor Ihnen auszusprechen wage, nämlich das allmälig zum Volksbewusstsein kommende Gefühl der Bedeutung der Naturwissenschaft für das Leben der Zeit, welches als leitender Stern Sie dahin führt, wo der Congress der Naturwissenschaft sich jährlich versammelt. In dieser Beziehung, zur Erläuterung der grossen Frage nach der Bedeutung ihrer gegenwärtigen Vereinigung, die vielleicht Mancher aus- ser unserem Kreise für müssig halten dürfte, deren Lösung aber allein das Räthsel der Erscheinung Ihrer. Zusammenkunft sammt deren Folgen und Nachahmungen in andern Ländern löset, erlauben Sie mir, da Alles seine Geschichte hat, einige geschichtliche Andeutungen aus der Sphäre der Ent- wickelung des Weltgeistes im Menschengeschlechte. Die Naturwissenschaft, an welcher die Mediein nur insofern Antheil nimmt, als sie sich, von jener geleitet, aus der Empirie früherer Jahrhunderte zur Wissenschaft erhebt, ist ein Kind der neuen Zeit im Gegensatze der alten Welt Griechenlands und Rom’s. Wenn die frühere Zeit die Natur nur bruchstückweise und nur in einzelnen Erscheinungen darstellen, aber noch nicht das Ganze um- fassen und das Einzelne in seiner Beziehung zum Ganzen würdigen konnte (wie die Compendien der Naturkunde bei Griechen und Römern beweisen); wenn ferner dort, wo die Welt sich in der Kunst abspiegelte, von einer Wissenschaft, als Nachweisung der allgemeinen Gesetze des Lebens im Be- sonderen und Zurückführung der besonderen Erscheinung auf das allgemeine Gesetz, also Erklärung der ersteren, sich nur Spuren vorfinden; so beginnt erst mit dem Ende des Mittelalters, wie in der ganzen geistigen Entwickelung des Menscheugeschlechts also auch hier, die neue Aera einer die gauze Natur sowohl in ihrer Besonderheit als in ihrer Allheit zu umfassen strebenden Erkenntniss — die Basis der Philosophie der Natur — welche die Naturgesetze im Innern der höchsten Geisteskraft, in der Vernunft, offenbarend und abspiegelnd, im Gegensatze der die gleichen Gesetze nur ahnenden und in Kunstwerken plastisch gestaltenden Instinctanschauung, sich als Wissenschaft, im strengeren Sinne des Worts, darstellt. — Nach dem fast tausendjährigen Embryonenschlaf des geistigen Lebens der Menschheit, welcher als Uebergangsperiode der alten Welt zur neuen, als die beiden Lebensalter der Menschheit verbindendes Mittelalter erscheint, entwickelt nun die neugeborne Psyche des menschlichen Geistes ihre ätherischen Schwingen, und keine Erscheinung der Natur als ausser ihrem Kreise liegend betrachtend, und in unendliche Räume des Himmels durch die beginnende Astronomie schauend, wie in unendliche Zeiten mit fessellos gewordener Sprache durch die Buch- druckerkunst wirkend, strebt sie, wie äussere Form und Gestalt, so inneres Maass und Gesetz der Naturdinge zu erspähen, und wie sie höchstes Produkt der ewig zeugenden Natur ist, diese selbst in sich aufzunehmen und in der Wissenschaft wiederzugebären. Seit dem 12ten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung zum höhern Leben erwacht, bildet der Menschengeist nun in gesetzmässiger Entwicke- lung vom Niederen zum Höheren aufsteigend die verschiedenen Sphären der Naturwissenschaft; zu- erst im anorganischen Reiche die Form und Gestalt erkennend, ja die Kräfte desselben einseitig selbst auf das für die Erkenntniss noch verschlossene organische Leben übertragend und dieses aus jeuem zu erklären versuchend; sodann den organischen Leib zum Gegenstand des Forschens nehmend und auch hier zuerst die Mamnichfaltigkeit der Form im Reiche der Pflauzen- und der Thierwelt, spä- terhin auch die Beziehung dieser mannichfaltigen Formen zu einander und deren innere Kräfte ge- wahrend; endlich auch den menschlichen Körper und dessen wunderbaren Bau betrachtend, und als Culminationspunkt des Wissens auch sich selbst und die Gesetze des psychischen Lebens zu er- 46 kennen bemüht; — so dass, wie der organische Leib des Menschen in seiner Fortbildung alle Stu- fen der Entwickelung des organischen Lebens überhaupt durchläuft, auch die Wissenschaft von dem- selben, als Produkt der Entwickelung der geistigen Erkemtnisskraft des Menschen, in ihrer Ausbil- dung eine gleiche Stufenfolge darbietet, während die Kenntniss der äussern Natur in gleichem Maasse, sowohl in den Tiefen der Erde als in den Höhen des Aethers, in dem unendlich Kleinen, wie in dem unendlich Grossen fortschreitet. In gleicher Stufenfolge entwickelt sich nun auch die Wissenschaft im Volksleben, wie es sich im Staate organisch gestaltet, und in ihrer Beziehung zu demselben. In der alten Welt hatte die Wissenschaft, noch mit der religiösen Anschauung des Göttlichen verschmolzen, keine besondere Stätte, in welcher sie, nur sich angehörend und für sich sich entwickelnd, vom Staate als eine be- sondere und nothwendige Form des öffentlichen Lebens anerkannt wäre. Erst in der neuen Welt stiftete der Staat die Universitäten, als Fortpflanzungsanstalten der Wissenschaft, denen erst mehrere Jahrhunderte später, im 17ten Jahrhundert, die Akademieen folgten, als höhere Potenz der ersteren, als Zeugungsanstalten der Wissenschaft, die nicht blos, gleich den Universitäten, das Ueberlieferte lehren, sondern fortzeugend die Wissenschaft ferner auszubilden berufen sind. Waren hier, sowohl in den Universitäten, als in den gelehrten Akademieen, die Naturwissenschaften diejeni- gen Scienzen, in welchen sich dies Fortschreiten der Institute der Wissenschaft vorzüglich offen- barte — wie ja die seit der Mitte des 17ten Jahrhunderts aufblühenden derartigen Anstalten vor- zugsweise den Naturwissenschaften gewidmet sind, — so können wir den Grund dieser Erscheinung nur darin finden, dass der Menschengeist der neuen Welt in den Naturwissenschaften die Basi® alles Wissens erkannte und verehrte. Wenn nun in unsrer au neuen Entwickelungen des geistigen Lebens so überreichen Zeit aus den Universitäten und aus den gelehrten Akademieen eine neue Form des geistigen Lebens entsteht, welche gleichsam körperlos und nur als freie Bewegung des Geistes erscheint; wenn Universitäten und gelehrte Akademieen aller deutschen Länder, die politische Trennung der Völker vergessend und die Stammverschiedenheit nicht achtend, ihre lebenskräftigsten Söhne zu einer alljährlich wieder- kehrenden Vereinigung gleichsam aller deutschen Universitäten und Akademieen absenden; wenn diese Gesellschaft, an keinen Ort bleibend gefesselt, durch keinen gelehrten Apparat der Bücher oder In- strumente in ihrer Bewegung gehindert, und keinem Staate angehörend keines Staates Befehle an- nimmt, sondern eine einzige freie Vereinigung der Geister darstellt, zu welcher, wie zu den Volks- festen der Alten, so als zu dem geistigsten Volksfeste der neuen Welt, selbst fremde Völker die Repräsentanten ihrer Wissenschaft deputiren; wenn diese geistigste Versammlung selbst von edlen Fürsten begrüsst, beschützt und durch ihre Gegenwart geehrt wird: — so scheint der Schluss nicht zu gewagt, sie mit den Pflanzstätten und Pflegestätten der Wissenschaft, mit den Universitäten und gelehrten Akademieen in Beziehung zu setzen, und sie als die höhere Entwickelung derselben zu betrachten, durch welche die Wissenschaft und die Matrix derselben, die Wissenschaft der Natur, sich von der Scholle, an welche sie in den stabilen Universitäten und Akademieen noch gebannt ist, losmacht, und, als Universilas universitatum, in freier Bewegung nur da einen momentanen, einen Zeitabschnitt ihrer Geschichte bezeichnenden Ruhepunkt nimmt, wo der Wissenschaft auch in dieser Form ein gastlicher Aufenthalt geboten wird. Habe ich es wagen dürfen, in Ihrer Seele, meine verehrtesten Herren Collegen, zu sprechen, und Gedanken in Worten auszudrücken, die einen Jeden von Ihnen hierher geleitet haben, und wollte ich nun näher entwickeln, in welcher Beziehung die Wissenschaft der Natur zu andern Scienzen steht, und wie sie, da die Natur nur das All des Lebens umfängt, als die Wissenschaft alles Lebens erscheint, an welcher jede nicht todte oder absterbende Wissenschaft nothwendig Theil nehmen muss; so würde ich theils Ihnen, den Männern der Wissenschaft, nichts Neues vortragen, theils möchte es, 47 selbst jetzt noch, Manchem verwegen erscheinen, mit jenem Weisen Grossbritanniens, allen einzel- nen Künsten und Wissenschaften, selbst denen, die das Recht und die Sitte betreffen, jegliche Kraft und Tiefe abzusprechen, wenn sie nicht in der Wissenschaft der Natur wurzeln. Und wenn ich hier die Blüthe deutscher Wissenschaft um mich vereinigt sehe, und den Kreis hechverehrter, an unserer Vereinigung den lebendigsten Antheil nehmender Gäste betrachte, so möchte endlich die ganze Darstellung überflüssig erscheinen, wo Ihre und der befreundeten Zuhörer Gegenwart jede Behaup- tung des Gegentheils factisch widerlegt und beseitigt. Welches Volk hat aber die Idee des Lebens und der Wissenschaft früher begriffen, als das deutsche? Welches Land ist die Geburtsstätte der Philosophie, welche die neuere Zeit for- dert, und welche das All der Welt umfasst, als nur Deutschland? — In welchem Lande herrscht der Emst der Wissenschaft, der fern von frivoler Misdeutung wie von Herabwürdigung derselben zu blos praktischen Zwecken, sie blos um ihrer selbst willen verehrt, als nur im deutschen Lande? — So schliesse ich denn mit dem Wunsche, dass Deutschland, wie vor Jahrhunderten im Reiche des Glaubens, so auch im Reiche der Wissenschaft diese Palme des Lebens sich bewahrend, ferner allen Völkern vorangehe! Möge unsre Versammlung, wie sie auswärtigen Völkern zum wetteifernden Beispiele geworden ist, auch in ihren Wirkungen den Ruf der deutschen Wissenschaft bewahren; — dann wird die Weltgeschichte, wenn sie die Thaten des Geistes erzählt, auch unsrer Vereinigung gedenken, als eines Samenkorns, dessen Früchte noch nach Jahrhunderten ein segnendes Andenken . der Gegenwart erzeugen. — Kraft meines Amtes, als Vorstand der Gesellschaft, erkläre ich nun die Sitzung eröffnet. Der zweite Geschäftsführer verlas hierauf, dem Herkommen gemäss, die Statuten der Gesellschaft, wobei eine Veränderung derselben weder beantragt noch beliebt wurde. Nachdem sodann die in dieser Sitzung zu haltenden Vorträge angekündigt, die einge- laufenen schon früher angegebenen Begrüssungsschreiben vorgelesen, und die der Gesellschaft übersandten Bücher und Manuscripte angezeigt und vorgelegt worden waren, folgten die Vorträge von der Rednerbühne. 1) Dr. Mädler aus Berlin gab, unter Nachweisung der beschriebenen Gegenstände auf der Mondkarte selbst, in freiem Vortrag „einige Andeutungen über den Natur- bau des Mondes mit Bezug auf die Mondkarte von Beer und Mädler*).“ Der uns vom Redner selbst mitgetheilte Inhalt dieses Vortrags ist folgender. Die nunmehr vollendete und der hochverehrten Gesellschaft vorgelegte Mondkarte stellt die Un- ebenheiten dieses Weltkörpers nach dem Lehmann’schen System, doch mit dem Unterschiede dar, dass ein langsamer wachsender Böschungsmassstab angenommen ist, so dass nicht 45°, sondern erst 90° durch volles Schwarz angedeutet worden. Sie enthält ferner die Lichttöne des Vollmondes nach ihren verschiedenen Nüancen; und gibt so eine in jeder Phase des Mondes brauchbare Dar- stellung. — Als allgemeinsten, dominirenden Typus sämmtlicher Mondgebilde kann der Kreis betrachtet wer- den. Er zeigt sich in den grössten Formen, wie dem Mare imbrium et serenitatis, durch alle Ab- stufungen der Dimensionen bis zu den kleinsten uns noch wahrnehmbaren becherförmigen Vertiefun- gen, gewöhnlich Crater genannt. Als Hauptcharakter dieser Gebilde tritt hervor: ein kreisförmig geschlossener Wall, sanft nach aussen, steil (oft weit über 45°) und concav nach innen, wo aus einer weit unter dem Niveau der umgebenden Ebene liegenden Tiefe in den meisten Fällen ein sogenann- ter Centralberg sich erhebt. Dieser ist isolirt und rings herum von einem Thale umgeben, das von dem Ringgebirge oft noch durch Terrassen oder kleine Ausläufer geschieden ist. Selbst in den kleinern, kaum 1 geogr. Meile im Durchmesser haltenden Ringgebirge ist oft noch in günstigen Momenten der Centralberg als feiner, aus der Nacht der innern Tiefe hervorglänzender *) Diese so eben vollendete aus 4 Sectionen bestehende Mondkarte kostet im Buchladen 5 Thir. P. C. 48 Lichtpunkt deutlich erkennbar. Die Ringgebirge senden oft bedeutende Bergarme nach aussen hin oder sie lehnen sich an grössere Bergkeiten, wie Eratosthenes an den Apennin. Auch einseitige, zu 1, 4, 4 geöffnete Ringgebirge finden sich vor, die meerbusenähnlich ein Hochland unterbrechen, wie Le Monnier den Taurus. Häufig zeigten sich im Innern der Ringgebirge oder auf ihrem Walle ähnliche kleinere Bildun- gen; ja dies geht oft noch durch mehrere Gradationen fort. So zeigt sich am Rande des Ptole- mäus das Ringgebirg Herschel, und auf dem Walle des letztern abermals mehrere kleinere Crater. Dieser Umstand, so wie die regelmässigere Form, so zu sagen, grössere Frische dieser kleineren Formen im Vergleich zu den grösseren, scheint sie als secundäre und tertiäre Bildungen zu be- zeichnen. Nicht neu ist die Ansicht, welche diese Ringgebirge durch einen Ausbruch aus dem Innern des Mondkörpers her entstehen lässt. Aber einer nähern Parallelisirung mit den Vulkanen unserer Erde stellen sich gewichtige Gründe entgegen, denn die nothwendigen Bedingungen der letztern, atmosphä- rische Luft und Wasser, fehlen dem Monde ganz oder doch so gut als ganz. Gleichwohl nöthigte uns der gewaltige Umfang und die grosse Tiefe (bis über 5 geogr. Meile) dieser Ringgebirge zur Annahme eines noch viel stärkeren Ausbruches als die stärksten vulkanischen unseres Planeten je- mals waren. Auch unterstützt eine umsichtige Kritik der frühern Beobachtungen die Meinung von Feuerausbrüchen keinesweges. Vielmehr hat es allen Anschein, als seien diese Gebilde die Wir- kungen blosser Gaseruptionen. Bei der Entstehung und allmäligen Ausbildung der Mondkugel haben sich Gase abgeschieden, und ihr Druck musste um so mächtiger wirken, als ein Gegendruck von aussen nicht vorhanden war. Denkt man sich die Mondoberfläche allmälig erhärtend und zu- gleich die Eruptionen mehr und mehr sich vereinzelnd und von rein lokalen Bedingungen abhängend, so erklärt sich das allgemeine Verhalten der Ringgebirge, wie es oben geschildert worden, auf eine sehr ungezwungene Weise. Und bedenkt man, dass die Massen der Mondoberfläche der ausbrechen- den Kraft — caeteris paribus — einen 6mal geringern Widerstand entgegensetzten als auf der Erde (denn die Fallhöhe in 1 Sekunde beträgt dort nur 2} Fuss), so sind auch die grossen Dimensionen, namentlich der frübsten Ausbrüche, nicht mehr unbegreiflich. Die gänzliche Zerstörung, welche der Mondboden an der Ausbruchsstelle erlitt, musste ihn be- trächtlich auflockern und künftige Ausbrüche begünstigen. Daher die später im Punkte des gering- sten Widerstandes emporgetriebenen Centralberge. Sie stehen an Umfang wie an Höhe den frühe- ren Bildungen nach. Merkwürdig ist die in mehreren Gegenden des Mondkörpers sich zeigende Gruppirung der Ring- gebirge in Meridianreihen. Drei derselben, jede 60 Längengrade von der andern entfernt und gegen den Erdkörper symmetrisch liegend, sind besonders augenfällig. Es ist 1) die vom Mare Crisium nach Süden zu streichende Reihe der Ringgebirge Langrenus, Vendelinus, Petavius, Furnerius und Frauen- hofer, unter dem 59° W. L.; 2) die mit Ptolemäus beginnende und über Alphons, Arzachel, Purbach, Regiomontanus und Walter, in gleichen Breiten mit der ersten Reihe und unter 0° bis 2° östl. L. streichende; 3) die weniger ausgedehnte, aber sehr eng verbundene Kette des Cavalerius, Hevel, Lohrmann und Grimald, unter 62° östl. L. Nirgends finden sich auf der uns zugewandten Seite Parallel- oder Diagonalreihen von ähnlicher Erstreckung. Kleinere Ringgebirge und Crater sind dagegen auch nach audern Richtungen hin zu Reihen verbunden. So der Bogen von sechs mit- telgrossen Ringgebirgen, der von Albategnius gegen Lacaille zieht; besonders aber die Perlenschnü- ren ähnlichen Reihen sehr kleiner, gleichgrosser, mit ihren Wällen zusammenhängender Crater, die sich vorzüglich schön zwischen Eratosthenes und Copernicus, ferner beim Ptolemäus, Clairaut, im Sasserides u. a. m. ©. zeigen. In den angeführten ist meistens noch jeder Crater einzeln zu erken- nen und von dem benachbarten durch einen obwohl schmalen Wall getrennt, aber in andem Reihen dieser Art fehlen diese Wälle und die Oeffnungen hängen "zusammen OQXXXTg wo man dann über die Zahl der Glieder oft zweifelhaft bleibt. Endlich zeigen sich eine ziemliche Anzahl lineärer Bil- dungen ohne Gliederung, zu denen also die vorhin erwähnten den Uebergang bilden — die soge- nannten Rillen; schmale, langgestreckte, wenig oder gar nicht gekrümmte Furchen mit parallelen 'Wällen. In manchen Gegenden des Mondes sind sie häufig, in andern erkennt man gar keine; sie sind fast sämmtlich schwer zu sehen. Eine der grösseren läuft so durch den Crater Hyginus, dass sie seinen Wall unterbricht, selbst aber mit ihren beiden Wällen ununterbrochen durch sein Inneres zieht — ein für die Zeitfolge der Mondbildungen wichtiger Umstand. \ 49 Durch ihre stark geschlängelte, flussbettähnliche Gestalt zeichnet sich die Rille beim Aristarch aus, die sich in eine grosse dunkle Tiefe (das Ringgebirg Herodot) mündet. Könnte man Wasser in ihrem Bette oder im Herodot wahrnehmen, so wäre die Analogie mit einem aus einer Thalschlucht kommenden, allmälig breiter werdenden, geschlängelten Flusse, der in einen Landsee ausmündet, voll- ständig. Doch weder hier noch sonst auf dem Monde zeigen sich Spuren einer Wasserbe- deckung. Den Rillen verwandt sind die breiteren, sanften geböschten Thalfurchen, die häufig (wie bei Pal- las und Ukert) parallel neben einander liegen, so wie endlich die einfachen Wälle, die oft mit einer wunderbaren Regelmässigkeit 10 — 20 Meilen lang fortzichen. Dahin gehören namentlich der mauer- ähnliche 18 Meilen lange, etwa } Meile breite und 160 Toisen hohe Wall bei Thebit, der am südli- chen Ende mit"einem kleinen Gebirge so zusammenhängt, dass er in günstiger Beleuchtung das An- sehen eines mit einem Hirschgeweih gezierten Stockes gewährt, nicht minder die quadratisch geord- neten Wälle beim Fontenelle. — Endlich scheinen in die Reihe dieser Bildungen auch die gradlinig- ten parallelen Ketten kleiner etwa gleich hoher Hügel zu gehören, wie sie sich vorzüglich schön und regelmässig beim Aristoteles zeigen. So erblicken wir selbst in den anscheinend verschiedenartigsten Bildungen deutliche Uebergänge, verkündend das Walten einer allgemeinen und grossen Naturkraft. Zugleich aber überzeugen wir uns, dass die Aehnlichkeit zwischen Erde und Mond sich fast nur auf das beziehe, was allen Kör- pern eines kosmischen Systems vermöge des Gravitationsgesetzes gemeinsam sein muss, dass dage- gen-im Einzelnen eine grosse Verschiedenheit der äusseren Lebensbedingungen obwalte, hinreichend, um jeden Gedanken an eine Uebereinstimmung der Organismen auf beiden Weltkörpern zu entfernen, und die Bemühung, zu den durch menschliche Kunst geschaffenen Werken auf unserm Trabanten Analoga aufzufinden, als eine vergebliche darzustellen. 2) Professor Dr. Goeppert aus Breslau „Ueber den Zustand, in welchem sich die fossilen Pflanzen befinden und über den Versteinerungsprocess ins- besondere.“ Der Begriff der Versteinerung ist von jeher in einem allzu ausgedehnten Sinne von allen fossi- len ehemals organischen Körpern gebraucht worden, während er doch nur einer geringern Anzahl der- selben zukommt. In den älteren Kohlen - und Uebergangsgebirgen trifft man in der Steinkohleund den Kohlenschiefern die Pflanzen zwar verkohlt, doch nicht immer die ganze Substanz derselben, sondern häufig nur den Rest des Vegetabil’s in Form eines sich leicht ablösenden Ueberzuges oder nur den Abdruck desselben an. Höchst selten sieht man es zwischen den Schieferplatten noch völlig bieg- sam und wie getrocknet. In diesem Augenblicke liegen mir zwei Exemplare dieses wenigstens in Schlesien äusserst seltenen Vorkommens zur Untersuchung vor. Das eine ist ein von dem Herrn Apotheker Beinert zu Charlottenbrunn in der dasigen zum Porphyrkohlenformation gehörende So- phiengrube entdeckte, Saamen, das andere ein neues zur Gattung Alethopteris gehörendes Farrenkraut, aus den Steinkohlengruben bei Kreuzburg in Oberschlesien in einem weisslichen Thon, welcher dort mit dem 'Thoneisenstein und Steinkohlen, Calamites cannaeformis und Sigillaria Organum und Ale- thopteris Ottonis von dem Kreisphysicus Herrn Dr. Meyer zu Kreuzburg mir zugestellt ward. Je- ner Saamen zeigt unter dem Mikroskop vollkommen zellige Struktur, doch vermag ich es noch nicht ihn näher zu bestimmen, das Farrenkraut aber nicht nur die gestreiften Gefässe der Blattnerven, das Ziellgewebe des Parenchyms, die netzförmige Oberhaut, sondern auch sogar Nomation, ganz so wie bei den Farren der Jetztwelt zu sehen ist. Nach dem Glühen bleibt noch ein aus Kali bestehendes Skelett zurück, wie des, nach meinen Beobachtungen, auch die Farren der Jetztwelt liefern, bei denen der gegliederte Ring der Sporangien ganz daraus besteht. Ein Tropfen Wasser zerstört die ganze Struktur und löst Alles bis auf einen sehr geringen aus Kieselerde bestehenden Rückstand auf. Jene Thatsachen sind auch in geologischer Hinsicht von Wichtigkeit, indem sie entschieden nachweisen, dass jenes Farrenkraut weder vor noch nach der Einschliessung in Thon unmöglich einer lang dauern- den Ueberschwemmung ausgesetzt gewesen sein konnte, da es sonst kein Kali, ein so leicht lösli- ches Salz, mehr liefern würde. Dass das Wasser, wenn es bei der Bildung der Kohle thätig ist, diese Wirkung hervorbringt, zeigen die Untersuchungen des Hrn. Karsten, welcher fand, dass die Asche des fossilen Holzes und der Braunkohle keine Spur eines feuerbeständigen Alkali’s mehr ent- 7 50 x hielt *#). Wenn man Farrenkräuter der Jetztwelt zwischen weiche Thonplatten bringt, im Schatten trocknet und dann langsam allmälig bis zum Glühen erhitzt, so kann man den fossilen Pflanzen täu- schend ähnliche Producte erhalten, Je nach dem verschiedenen dabei angewendeten Grade der Hitze erhält man die Pflanzen von dem blos getrockneten braunen, bis zum völlig verkohlten Zustande, seltener jedoch glänzend schwarz auf der Platte fest anliegend,. bei anhaltendem Glühen, nach voll- ständiger Verbrennung alles Organischen, auch nur den Abdruck oder das, was die ältern Litholo- gen mit dem Namen Steinkern bezeichneten. Es ist hierbei nicht uninteressant zu sehen, wie die geringe Menge Kohlenstoff, welche eine solche Pflanze erhält, auch noch die nächsten Thonlagen in grosser Ausdehnung schwärzt, woraus wir wohl schliessen dürfen, dass die schwarze Farbe des die Steinkohlen deckenden Schieferthons nicht etwa von destruirter, damit vermischter Steinkohle, sondern nur von den darin enthaltenen Pflanzen herrührt. Noch besser geräth der Versuch, wenn man den 'Ihon mit gepülverten Steinkohlen oder Asphalt vermischt. Doch zeichnet sich der Abdruck immer durch eine von der Umgebung verschiedene, meistens dunklere Farbe aus, woraus wohl her- vorgeht, dass der Kohlenstoff des 'Thones, wenn er selbst, wie wir vorhin anzunehmen geneigt wa- ren, nicht von der Pflanze herrührte, einen Einfluss auf die Umwandlung der Pflanze ausübt. Es ist also keineswegs Steinkohlenmasse, welche, wie man sonst glaubte, den Raum einnimmt, den früher die Pflanze erfüllte, sondern die in Kohle verwandelte, mehr oder minder erhaltene Substanz der Pflanze selbst, die man in den Abdrücken antrifft. Daher lässt sich auch begreifen, warum ver- schiedene, auf einer und derselben Schieferplatte befindliche Arten mit verschiedener Färbung und Glanz erscheinen, was also nicht von dem Steinkohlenüberzuge, wie Schlotheim namentlich frü- her behauptet, sondern von der Individualität der Pflanze herzuleiten ist. Die so eben beschriebenen Versuche gelangen jedoch nicht nur mit Farrenkräutern, sondern auch mit den verschiedensten Di- kotyledonen. Da ich nun wenigstens in den von mir in Schlesien und in dem Museum zu Berlin und Prag bis jetzt beobachteten fossilen Pflanzen aus der Kohlenformation nichts bemerkte, was auf eine durch Fäulniss veranlasste Destruction schliessen liess, so dürften wir wohl annehmen, dass alles das, was wir in diesen Formationen vorfinden, auch ein treues Bild der damaligen Vegetation lie- fert und nichts verloren ging. Man hüte sich daher, allzu viel aus dem immerhin interessanten Ex- perimente von Lindley auf die Zusammensetzung der Flora der Vorwelt schliessen zu wollen. Lindley liess eine grosse Anzahl von Pflanzen, an 173 Arten, aus den verschiedensten Gat- tungen über zwei Jahre im Wasser faulen und fand nun allerdings, dass die Arten, deren Analogie wir gewöhnlich in der Steinkohlenflora finden oder zu finden vermeinen, sich unter allen am besten erhalten hatten **). Zunächst ist nachzuweisen, ob wirklich Spuren von Destruction vorhanden sind und dann erst darf man zu Schlussfolgen eilen. Wenn man, wie schon oben erwähnt ward, die zwischen den Thonplatten eingeschlossenen Pflan- zen bis zur Verbrennung alles Organischen glüht, erhält man einen vollständigen Abdruck derselben, von der obern, wie von der untern Seite, ein Zustand, welcher demjenigen zu vergleichen ist, in dem wir wenigstens in Schlesien die Farren und andere Pflanzen in der Grauwacke, dem Kohlen- sandsteine, und die zahlreichen Dikotyledonenblätter in dem Quadersandsteine finden, denn auch letz- tere sind also nicht, wie es aber gewöhnlich geschieht, als versteinert, sondern nur als Abdrücke zu betrachten **#). Wiewohl es also durch Hülfe des Feuers gelingt, ähnliche Pflauzenproducte, wie die fossilen, zu erhalten, glaube ich doch, dass die Bildung derselben viel häufiger auf nassem, als auf trockenem Wege vor sich gegangen ist. Ich begreife wenigstens nicht, wie man sich, abgese- hen von den sehr trifftigen Gründen, die Hr. Reichenbach für diese Ansicht aufstellt 7), Kohle oder Stein, die in ein und demselben Stücke oft mit einander abwechseln, auf eine genügende Weise zu erklären vermöchte. Schon im. 16ten Jahrhundert beobachtete Balthasar Klein und Mat- thiolus j7) diese merkwürdige Erscheinung an einem Stück, welches theils in Kohle, theils in lapis armeniacus, wahrscheinlich Thoneisenstein, übergegangen war, In neuerer Zeit machte Hr. *) Archiv für Bergbau und Hüttenwesen. Herausgegeben von Dr. C. J. B. Karsten, 12, Bd. 1. Heft. Berlin 1826 Unters. über die kohligen Substanzen des Mineralreichs überhaupt und über die Zusammensetzung der in der preussischen Monarchie vorkommenden Steinkohlen insbesondere. S. 29. **) The fossil Flora of great Britain. IU. N. 17. Juli 1835. **) Wie sich die Fucoideen in der Juraformation verhalten, habe ich zunächst durch Beobachtungen an Ort und Stelle ncch nicht ausmitteln können. +) Poggendorff’s Annal. 31. Bd. S. 511. Tr) A. Matthioli epist. edit. Bahie. 3. p. 142. Lugd. 1564. 51 Link #) wieder darauf aufmerksam und meinte, dass die Steinkohlenbildung vielleicht auf ähnliche Weise, wie die Verwandlung thierischer Körper in Wallrath statt gefunden habe, Ansichten, zu de- nen auch Hr. Karsten auf dem Wege des Experiments in seiner ausgezeichneten Arbeit über die Steinkohlen (dessen Archiv, Bd. 12. S. 1 u. f.) gelangte. Um hierüber entscheidende Aufschlüsse zu erhalten, habe ich eine Reihe von Versuchen eingeleitet, die freilich wohl erst in längerer Zeit ein Resultat liefern dürften, wie ich überhaupt auf diesen wichtigen Gegenstand nach Beendigung einer die Steinkohlen Schlesiens betreffenden Untersuchung wieder zurück zu kommen gedenke. Die in der Braunkohle vorkommende Vegetation verdient oft nichts weniger als verkohlt, sondern eigent- lich nur getrocknet zu werden und in der That unterscheidet sich das fossile Holz im Aeussern oft nur wenig von dem, welches eine Zeit lang in Wasser gelegen hat. Der Begriff der Versteinerung bleibt also für die im Vergleich zu der grossen Zahl der Abdrücke geringe Menge von Holz oder Stämmen übrig, die wir in allen Formationen und noch häufiger entfernt von der ursprünglichen La- gerstätte als Geschiebe finden und sollte auch darauf nur allein beschränkt werden. Schon in den ältern Zeiten war man bemüht, diese Erscheinung zu erklären. Agricola **) liess dies durch ei- nen steinhaltigen Saft geschehen, der in die Zwischenräume der vegetabilischen und animalischen Körper eindrinugt und ihnen nach und nach ein steinartiges Wesen verschafft. Die ‘späteren Minera- logen, wie Scheuchzer, Walch, Schulze, Schröter kamen in der Annahme überein, dass, wenn ein Körper versteinern oder in Metall verwandelt werden sollte, müsse erst eine Exhalation vor sich gehen, durch welche er gewisse Theilchen verlöre, an deren Stelle erdige oder metallische treten, wodurch der Körper sich endlich in Stein oder Metall verwandele. .Das Mittel, welches bei den Thieren die Exhalation befördere, sei die Calcination, hei den Pflanzen die Vererdung. In der neueren hat, so viel mir bekannt ist, Niemand auf dem Wege des Experiments diesem interessanten Process nachzuspüren gesucht, weil man wahrscheinlich wohl meinte, eine zu lange Zeit zur Er- langung eines erwünschten Resultats zu bedürfen. So erwähnt Faraday in einem am Anfange die- ses Jahres in London gehaltenen Vortrage ***), dass es uns gänzlich an irgend einer Kenntniss über die Natur dieses Processes mangele, denn die Beispiele von Versteinerungen seien blosse Ue-. berzüge (Inkrustationen) von kalkigen oder kieselerdigen Stoffen, wo nicht an eine Erhaltung der organischen Form zu denken ist und wo man nichts von jenem schönern und unbegreiflichen Er- setzungsprocess bemerkte, welcher, indem derselbe unsere Bewunderung erregt, unserer Wissbe- gierde spottet. Schon längere Zeit war ich bemüht, auch hier die Wege zu erforschen, deren sich die Natur bei diesem Processe etwa bedient haben könnte. Zunächst versuchte ich es mit dem Ei- sen. Ich brachte Pflanzen in eine mässig concenirirte Auflösung von schwefelsaurem Eisen und liess sie darin, bis die Ausscheidung des Eisens an den äussern 'Theilen derselben die Sättigung mit die- sem Stoffe hinreichend erzeugte, oder weichte auch geradezu kleinere Pflanzentheile, Durchschnitte von Holz, in jene Auflösung mehrere Tage lang ein. Sie wurden dann abgetrocknet und so lange geglüht, bis sie sich im Volumen nicht mehr veränderten, oder jede Spur von organischer Substanz verschwunden war. Bei dem Erkalten fand ich das hierbei gebildete Eisenoxyd in der Gestalt der Pflanzen wieder. Ich nahm nun feine Vertikalschnitte von Pinus sylvestris, behandelte sie auf «leiche Weise und fand sie nach dem Glühen nur wenig im Volumen verändert und so wohl erhalten, dass die in dieser Familie eigenthümlichen punktirten Gefässe noch sichtbar erschienen. Eben so wohl conservirt zeigten sich die Sporangien der Farren, Pollen, Blüthenstaub (von Arum Dracunculus, Ricinus communis u. A.), Moose (Hypnum splendens und H. intricatum). Nach diesen gelungenen Experimenten wünschte ich auch mit einem Auflösungsmittel der Kie- selerde Versuche anzustellen. Vergebens wandte ich die Kieselflüssigkeit an. Wenn auch nach dem Glühen die Kieselerde in der Form der Pflanze zurückblieb, so zerfloss, wie begreiflich, schon die Masse beim Erkalten. Ein günstigeres Resultat erhielt ich, wenn ich die im Kiesellösung eingeweich- ten Stücke vor dem Glühen in eine flüchtige Säure (Essigsäure) tauchte, doch schied sich hierbei ein Theil der von den Pflanzen aufgenommenen Kieselerde und zwar so unregelmässig aus, dass hierdurch die Structur gänzlich unkenntlieh ward. Besser entsprach meinen Wünschen die nach der Vorschrift von Berzelius bereitete Kieselfluorwasserstoffsäure, indem sich die Fluorsäure verflüch- *) Reisen durch Auvergne, von Legrand. Umgearbeitet mit Anmerkungen und Zusätzen von H. F. Link. Göttingen. $. 85 **) Lib. II. de ortu et causis subterran. p- 507, in desselben Zib. FII. de natura fossilium, p. 639. **) The Lancett, 6. Febr. 1836. — Froriep’s Notizen, N. 1050, Nr. 16. Bd. 48. Mai 1836. S. 216— 247. zT x* 5% tigte und die Kieselerde in der Form der Pflanze zurückliess. Eben so verhalten sich auch die meisten übrigen Erden und Metalle, wozu ich immer Verbindungen wählte, deren Säure durch die Hitze leicht zersetzt ward, als essigsauren Kalk, essigsauren Baryt, essigsaure Thonerde, schwe- felsaure Magnesia, die sämmtlich in kohlensaure Verbindungen, salpetersaures Silber, salzsaures Gold und Platina, die in regulinisches Metall, essigsaures Kupfer in braunes, essigsaurer Nickel und saures chromsaures Kali in olivengrünes, essigsaures Blei in gelbes Oxyd, Mangan in metallisch elänzendes, Kobolt, Wolfram und Molybdän ebenfalls in Oxyde, aber immer mit mehr oder minde- rer Beibehaltung der pflanzlichen Structur verwandelt wurden. Je mehr Gefässe und je weniger Zellgewebe, namentlich weiches und saftreiches, ein Pflanzentheil enthält, desto vollkommnere Re- sultate liefern diese Experimente. Bei sehr zarten Theilen ist ein Einweichen von einigen Tagen, bei umfangsreichern eine längere Zeit erforderlich, worüber ich zunächst selbst noch nichts festsetzen kann, da ich erst vor einigen Wochen diese Thatsache entdeckte *). Um nun zu erfahren, welche Veränderung eigentlich die Organe der Pflanze hierbei erleiden, brachte ich die genannten Producte in's Wasser. Das Kaliskelett, welches sich bei den meisten Pflanzen nachweisen lässt #**), löst sich auf und ich glaubte anfänglich zu bemerken, dass von der metallischen erdigen Substanz nur die Gefässe wie.erfüllt oder ausgespritzt und ihre Wandungen durch die Einwirkung des Feuers vernichtet worden wären. Als ich jedoch mit mehrern und weniger an Alkali reichen Pflanzen auf die angegebene Weise experimentirte, sah ich z. B. bei den in Eisenlösung eingeweichten flügelähn- lichen Fortsätzen der Saamen von Pinus sylvestris, die Wände der hier so eigenthümlichen, faser- ähnlich gebildeten Zellen, und mit mir mein hochverehrter Freund Purkinje, wirklich in Eisen und bei einem in Kieselfluorwasserstoffsäure eingeweichten Vertikalschnitt von Pinus sylvestris die punktirten Gefässe in Kiesel verwandelt. Bei den in regulinisches Metall verwandelten sieht man dies Phänomen, wenn man das Glühen nur eine halbe Stunde fortgesetzt, sehr deutlich, bei länger dauernder Einwirkung jenes Wärmegrades sintert das Metall zusammen, wodurch der Zusammen- hang der Gefässe und des Zellgewebes etwas unterbrochen und nun, ich kann diese Bemerkung nicht unterdrücken, ohne eben etwas anderes daraus ableiten zu wollen, den haarförmigen Bildungen recht ähnlich wird, in welchen die oben genannten Metalle in gediegenem Zustande zuweilen vor- kommen. Je reicher aber an Kali und Zellgewebe eine Pflanze ist, ein Fall, der bei krautartigen Gewächsen eintrifft, desto unvollkommner gelingen jene Experimente. Zwar erscheint nach dem Glü- hen die angewandte Erde oder das Metall, wenn auch etwas im Volumen vermindert, in der Form der Pflanze, aber bei dem Uebergiessen mit Wasser löst sich fast alles auf und nur einzelne Ge- fässe oder Zellen bleiben zurück, was wir z. B. immer bei Farrenkräutern beobachteten. Wiewohl diese auch für die Pflanzenphysiologie manche Ausbeute versprechende Versuche noch grosser Ausdehnung fähig sind, so kann, die Resultate derselben zunächst auf den Versteinerungsprocess angewendet, schon jetzt wohl hieraus entnommen werden, warum man noch niemals krautartige, sondern nur immer baum- oder strauchartige Pflanzen in wahrhaft versteinertem Zustande antraf. Auch die letztern kommen gewiss seltener vor, weil sie zwar weniger Kali, als die krautartigen, aber doch mehr, als die baumartigen, nach dem Einäschern liefern, Wir wer- den also künftig, wenn wir auf diesem Wege fortfahren, in der Chemie ein wichtiges, zur Bestim- mung fossiler Pflanzen dienliches Hilfsmittel besitzen, indem wir nach obigen Versuchen mit Ge- wissheit zu behaupten berechtigt sind, dass kalireiche Pflanzen niemals versteinern können, was um so mehr erlaubt scheint, als das oben mit dem fossilen Farrenkraut (Seite 50) angestellte Experi- ment zeigte, wie auch in dieser Beziehung die Vegetation der Vorwelt mit der Gegenwart überein- stimmt. Ich bin im Begriff, die wichtigsten Familien des Gewächsreiches auf diese Weise zu un- tersuchen und hoffe durch diese synthetische Methode über die Analogie manches»noch zweifelhaften Bürgers der Vorwelt erwünschte Aufschlüsse zu erhalten. Auch thierische Theile, wie trockne, fas- rige oder rein fettlose Muskeln werden auf die angegebene Weise verändert, ob auch verwandelt, wage ich nicht zu behaupten, namentlich gelingt der Versuch mit Insecten, wie mit Fliegen, Mük- ken, deren zartere Theile, wie Flügel, Fühlfäden, wohl erhalten werden, den Muskelu des Krebses *) Die erste Mittheilung derselben machte ich am 6. Juli in der Sitzung der naturwissenschaftlichen Section der schle- sischen Gesellschaft zu Breslau. **) Ueber das Kieselskelett der Pflanze handelt die interessante Schrift von Struve (de Silicia in plantis nonnullis. Berlin 1835.), deren Resultate ich mehrfach zu bestätigen Gelegenheit hatte. Ein Kalkskelett liefern ebenfalls mehrere Pflanzen, wie z, B. Chara. 33 und auch mit sogenannten Infusionsthierchen. So sah ich ganz deutlich bei einer in Eisenlösung be- findlich gewesenen Daphnia-Art (aus einem halbfaulen Wasser einer Wassertonne) sogar die Füsse nach halbstündigem Glühen scheinbar in Eisen verändert. Wenn man also Infusionsthierchen, deren Skelett nicht aus Kieselerde besteht, in Kiesellösung bringt und sie dann glüht, wird man Berg- mehl, Trippel und Polierschiefer, deren Bestandtheile Hrn. Fischer’s und Hm. Ehrenberg’s überaus wichtige Entdeckung uns neuerlichst nachwies, auf künstlichem Wege zu bereiten im Stande sein. Offenbar wird auch hier der grössere oder geringere Inhalt der thierischen Organe an festen, im Wasser nicht auflöslichen Bestandtheilen (namentlich phosphorsaure Kalkerde) zum bessern Gelingen des Experiments von grossem Einfluss sein. Jedoch reichlich mit Fett versehene Theile setzen der Erhaltung der Form unübersteigliche Hindernisse entgegen: beim Glühen bläht es sich auf und verwandelt das Ganze in eine formlose Masse. Noch wird aber auch diese Reihe von Versuchen fortgesetzt; dem- ohnerachtet dürfte man in dem zuletzt angegebenen Verhalten vielleicht den Grund suchen, warum Thiere höherer Ordnung niemals versteinern können. Die vorstehenden Versuche scheinen mir auf den Versteinerungsprocess das wünschenswertheste Licht zu verbreiten. Mit Sicherheit geht hieraus hervor, dass der erste Act derselben mit Imprägna- tion begann und dann das Organische entweder durch hohe Temperatur oder wie viel wahrscheinli- cher ist, allmälig auf nassem Wege (s. Seite 49.) durch eine stille Verwesung entfernt ward. Das letztere scheint mir viel wahrscheinlicher und eben deswegen ist auch die grössere Festigkeit der versteinerten Hölzer erklärbar, welche ich bei dem von mir eingeschlagenen, etwas gewaltsamen Verfahren niemals erreichte. Hat sich auch die Natur zur Bildung der in Kiesel oder Chalcedon ver- wandelten Hölzer gewiss der von mir angewandten Säure nicht bedient, so ist doch die Möglichkeit der Nachahmung bewiesen, und es lässt sich hoffen, dass wir bald noch mehr Aufschluss darüber erhalten werden. Doch will ich nicht von dem Gelingen über die Versuche sprechen, die ich zur Erreichung dieses Zieles bereits eingeleitet habe, 8) Hofrath und Professor Dr. Osann aus Würzburg: „Ueber die in Pe- rioden fallende und steigende Salzquelle der Saline zu Kissingen.“ Seitdem der glückliche Gedanke Werner’s, die Erde zum Gegenstande einer Wissenschaft zu machen, auf eine so erfolgreiche Weise verwirklicht worden ist, dürfte die Untersuchung einer jeden auf der Oberfläche derselben statt findenden aussergewöhnlichen Erscheinung ein erhöhetes Interesse gewähren. Und zwar wird dies um so mehr erregt werden, wenn wir sie nicht unter der heissen oder kalten Zone aufzusuchen nöthig haben, sondern wenn sie sich schon in unserer Nähe darbietet, von welcher Art diejenige ist, welche in nachfolgendem beschrieben werden soll. In einem zwischen den Gradierhäusern der Saline zu Kissingen und der Saale gelegenen Hause befindet sich der Schacht, in welchem die Salzquelle emporsprudelt. Aus diesem wird das Salz- wasser mittelst der Kräfte des Werks durch bleierne Röhren gehoben und zu den Gradierhäusern geleitet. Die Oeflnung des Schachtes ist gewöhnlich durch Bretter, welche in der Art wie Thür- flügel mit einander verbunden sind, zugedeckt. Hat die Quelle ihren höchsten Stand, so vernimmt man sogleich beim Hineintreten in das Haus ein Getöse, welches von dem Sprudeln des Wassers herrührt. Wird der Deckel geöffnet, so gewahrt man eine Wassermasse, welche mit einer solchen Heftigkeit aufwallt, dass die Bewegung des kochenden Wassers nur einen schwachen Vergleich dar- bietet. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass diese ausserordentliche Bewegung des Wassers durch einen Gasstrom, welcher von unten heraufdringt, bewirkt wird. Der Gasstrom erhebt die Wassermasse in der Mitte des Schachtes, erzeugt fortwährend auf der Oberfläche Wogen und treibt schäumendes Wasser von der Mitte nach dem Umfang. Das sich entwickelnde Gas ist Kohlensäure, ob rein oder mit anderem Gas vermischt, ist meines Wissens noch nicht untersucht. Einige Fuss unter der Mündung des Schachtes befindet sich eine Seitenöffnung, durch welche das überflüssige Wasser sowohl, als auch ein Theil der über der Oberfläche des Wassers sich befindenden Kohlen- säure abfliesst. Trotz dieses Abflusses ist die Menge des kohlensauren Gases über dem Quellspie- gel so ausserordentlich, dass ein Raum von wenigstens 2 Fuss Höhe über derselben ganz davon er- füllt ist. Man kann im eigentlichen Sinne des Worts aus diesem Raum kohlensaures Gas schöpfen. Ein Hut, den man mit der Oeffnung nach oben hinein stellt, wird in einem Zeitraum von kaum einer halben Minute ganz davon erfüllt. Hält man ihn gegen das Gesicht, so fährt man unwillkührlich zu- rück wegen des stechenden Reizes, welchen die Kohlensäure in der Nase hervorbringt. rm Ausser dieser Erscheinung bietet die Quelle noch eine andere dar, welche die Aufmerksamkeit des Naturforschers für sie um ein Bedeutendes erhöht. Sie bleibt nämlich nicht immer von der Be- schaffenheit, von welcher ich so eben ein Bild gegeben habe, sondern sie verändert sich alle 24 Stun- den mehrere Male. Die Veränderung besteht darin, dass die Wassermasse bis auf den Grund des Schachtes sinkt und gleich darauf wieder bis zu ihrer frühern Höhe steigt. r i Da dies die merkwürdigste Erscheinung der Quelle ist, so will ich meine eigenen Beobachtungen hierüber mittheilen. Nachdem mir einer der Aufseher gesagt hatte, gleich nach 3 Uhr würde ich zur rechten Zeit kommen, um das Fallen und das Steigen der Quelle zu sehen, begab ich mich um diese Zeit dahin. Als ich anlangte, war die Quelle noch eben, es war Niemand gegenwärtig — ich öffnete daher selbst die Flügeldecken des Schachtes und hatte nun den Genuss, ungestört das ge- waltige Treiben und Wogen der Quelle beobachten zu können. Es dauerte noch eine halbe Stunde bevor die Quelle sich veränderte. Zu Ende dieser Zeit hörte ich bei angestrengter Aufmerksamkeit und völliger Ruhe dumpfe wie aus weiter Ferne herkommende Stösse, sogleich liess das Wogen der Quelle nach, und nach Verlauf von einigen Minuten hatte das Aufwallen aufgehört und der Wasser- spiegel war völlig eben geworden. So wie dieser Zustand der Quelle eingetreten war, fing sie so- gleich an zu sinken. Sie sank während eines Zeitraums von ungefähr 15 Minuten bis zur Oeflnung _ der hölzernen Röhre, aus welcher die Quelle in der Mitte des Schachtes hervorquillt. Als der Was- serspiegel daselbst angekommen war, fing sie sogleich wieder an zu steigen. Aus der Röhre sah ich das Wasser emporquellen und an dem Rand des Spiegels gewahrte ich deutlich das Steigen der Wassermasse. Hierbei trat noch der besondere Umstand ein, dass mit der grösseren Menge des Was- sers, mit welchem der Schacht sich erfüllte, auch die Geschwindigkeit zunahm, mit welcher das Wasser stieg. Der Brunnen erhielt seine jetzige Gestalt bei der Umarbeitung, welche der frühere im Jahr 1822 unter der Leitung des Oberberg- und Salinenraths Kleinschrod erfuhr. . Die geringe Ausbeute, welche diese Quelle damals gab, hatte ihre Umarbeitung veranlasst. Sie geschah mittelst Bohrversuchen. Sie fielen glücklich aus und gaben, als man 298' unter den Boden des Schachtes gekommen war, die dermalige Wassermenge. Das Wasser strömte mit Ge- walt empor und zeigte gleich anfänglich die merkwürdige Eigenschaft des Kommens und Ausblei- bens. In der ersten Zeit hielt sie sehr unregelmässige Perioden. Sie blieb oft halbe, ganze, ja mehrere Stunden aus, worauf sie mit der ihr eigenthümlichen Mächtigkeit wieder emporströmte. Im Jahr 1823 blieb sie zum nicht geringen Schrecken der Salineninspection ganze 18 Stunden aus. Merkwürdiger Weise hat sie seit 6 bis 7 Jahren diese, wenn ich vergleichungsweise reden soll, un- regelmässige Lebensweise verlassen und kommt und geht nun in gleichen Zeitabschnitten. Der Brun- nenschacht ist rund, 8 Fuss im Durchmesser und 25’ 9 tief. In der Mitte des Bodens befindet sich das 4 weite Bohrloch, welchem das Wasser entströmt. Sie quillt in jeder Minute 40 Kubikfuss oder 16 Eimer Salzwasser von 34 Grad. Nach Aussage eines Aufsehers steigt sie ohne die Saug- röhren, welche das Wasser zur Saline führen, in einer halben Stunde und fällt in derselben Zeit. Es ist hierbei nicht zu übersehen, dass die Höhe, bis zu welcher das Wasser im Schacht steigt, nicht die natürliche ist, sondern durch den Abflusskanal bewirkt wird. Bei der Gewalt, mit welcher das Wasser steigt, lässt sich erwarten, dass es ohne Abfluss eine sehr beträchtliche Höhe erreichen würde. Ich hoffe die verehrten Anwesenden jetzt hinlänglich mit den Erscheinungen dieser Quelle be- kannt gemacht zu haben, sehen wir jetzt zu, was sich von Seiten der Wissenschaft über sie sagen lässt. Zuvörderst erlaube ich mir die Bemerkung, dass, da die Quelle Perioden des Steigens und Fal- lens zeigt, sie nicht zu den intermittirenden, sondern zu den periodischen zu zählen ist. Zugleich springt in die Augen, dass die Erscheinungen derselben nicht einseitig blos in Beziehung des Stei- gens und Fallens des Wassers aufzufassen ist, sondern dass die ungeheuere Entwickelung des koh- lensauren Gases als ein wesentliches Element in Betracht kommt. Sehen wir uns ferner nach Ne- benerscheinungen um, welche als Fingerzeig zur richtigen Erklärung dienen können, so treten uns nachfolgende zwei entgegen. 1) Die Zeit, welche während den Perioden des Steigens und Fallens verstreicht, steht in un- mittelbarer Beziehung zu der Menge des Wassers, welche durch die Saugröhren zu dem Werk ge- führt wird. Sind mehrere im Gang, so ist die Zeitdauer kürzer, werden wenige angewendet, länger. Nach der Aussage eines Aufsehers ist die Zeitdauer zwischen den Veränderungen der Quelle, wenn zwei Stiefel in Gang sind, vier Stunden und bei Anwendung von sieben etwas über zwei Stunden. >> 2) Auf den Wiesen, welche das Brunnenhaus umgeben, befinden sich Stellen, an welchen eine Entwickelung von kohlensaurem Gas stattfindet. Sie machen sich dem Auge sogleich dadurch be- merkbar, dass fast kein Gras daselbst wächst und das wenige daselbst befindliche eine röthliche Farbe hat. Hat es geregnet, so sieht man an,diesen Stellen das kohlensaure Gas sich in Blasen entwickeln. Indem wir nun der zu lösenden Aufgabe näher rücken, stellen sich uns zwei Fragen dar, von deren Beantwortung die Erklärung der gesammten Erscheinung abhängt. Nämlich: ist die Quelle von der Art, dass ihr Wasser durch die Elasticität des kohlensauren Gases gehoben wird? und zwei- tens, was ist der Grund der Periodicität der Quelle? In Betreff de: ersten Frage zeigt uns die erste der beiden eben aufgestellten Thatsachen un- zweideutig, dass die Wassermasse durch die Elastieität des kohlensauren Gases gehoben wird. Denken wir uns eine Wassersäule, welche von unten durch die Elasticität eines Gases getragen und gehoben wird, so wirken zwei Kräfte gegen einander, der Druck der Wassersäule und die Ela- stieität des Gases. Das Gas hebt die Wassersäule und die Periode des Steigens und Fallens wird eintreten, wenn das Gas die ganze Wassersäule nach oben gebracht hat. Da wir nun keinen Grund haben anzunehmen, dass die Gasentwickelung unterbrochen werde, sie also als fortwährend anneh- men müssen, so wird die hebende Kraft steigen, während die drückende sich gleich bleibt. Die Folge hiervon wird sein, dass in gleichem Maasse, als die Menge des Gases zunimmt, die Wasser- säule nach oben gehoben wird. Wenn nun aber die Wassersäule durch die Saugröhren verringert wird, so wird hierdurch der Druck vermindert und die Wassermasse schneller nach oben kommen, als es ohne diese Hinwegnahme des Wassers der Fall sein würde. Man sieht hieraus, dass die unter 1) aufgestellte Thatsache eine nothwendige Folge der Ausicht ist, dass das Wasser in dem Brunnen durch die Elasticität des kohlensauren Gases gehoben wird und sie daher als entscheidend für diese Ansicht angesehen werden kann. Ich erlaube mir hierbei noch auf einen Umstand aufmerksam zu machen, welchen ich nicht blos bei dieser Quelle beobachtete, sondern welcher auch bei der‘ erst vor Kurzem von mir untersuchten des an Kohlensäure so reichen Ludwigsbrunnen in der Wetterau statt findet. Es besteht dieser darin, dass bei der Füllung des Schachtes das Steigen der Wassermasse mit vermehrter Geschwindigkeit geschieht. Diese Erscheinung lässt sich vollkommen genügend unter der Voraussetzung erklären, dass das kohlensaure Gas durch Druck in dem Wasser enthalten ist. Nehmen wir zuvörderst den Schacht wasserleer an und dass eben das Wasser in dem Bohrloch in die Höhe zu steigen beginne, so wird die in demselben befindliche Kohlensäure nur den atmosphärischen Druck zu überwinden haben und daher in grossen Blasen entweichen, der Schacht wird sich daher anfänglich um so weni- ger füllen, je mehr Luftblasen zugleich mit dem Wasser emporsteigen. Füllt sich nun der untere Kaum des Schachtes mit Wasser, so drückt dıeses zurück auf die Kohlensäure im Wasser und die Gasblasen werden in dem Maasse kleiner werden, als der Druck zunimmt. Je kleiner die Gas- blasen sind, um desto mehr Wasser wird iı derselben Zeit in den Schacht gelangen oder mit andern Worten, der Schacht wird sich um desto schueller füllen, je höher der Wasserstand in demsel- ben ist. i Aber woher kommt die ungeheure Menge des kohlensauren Gases, und wie ist aus dem Druck dieses Gases auf das Wasser die Periodieität der Quelle zu erklären? Was die erste Frage be- trifft, so können wir, da der Heerd der Entstehung des kohlensauren Gases ganz ausserhalb unserer Beobachtung liegt, nur im Allgemeinen darauf antworten, dass das kohlensaure Gas zu denen gehört, welche sich am häufigsten aus der Erde eıtwickeln, und dass demnach ein ganz allgemeiner Grund für die Erzeugung desselben vorhanden sein muss. Allgemein sind die Geologen darin übereingekommen, dass in vielen Gegenden die heutige Be- schaffenheit unserer Erdoberfläche durch vulkanische Eruptionen hervorgebracht worden ist. Nun hat sich ergeben, dass in denen, welche unmittelbar Spuren von frühern nunmehr erloschenen Vul- kanen tragen, sich jetzt Mineralwässer, reich an kohlensaurem Gas, vorfinden. Ja, es gibt sogar Ge- genden dieser Art, in welchen sich fortwährend aus Spalten der Erdrinde kohlensaures Gas entwik- kelt. Die einfachste Art, diese Erscheinung aufzufassen, dürfte wohl die sein, dass der Brand, der früher vor dem Erlöschen der Vulkane zu Tage ausging, noch im Innern der Erde fortdauert und die Kohlensäure erzeugt, welche mit den Wässern zugleich der Erde entquillt. Ich will hierbei nicht unterlassen, zu bemerken, dass unter diesem Brand nicht eine Verbrennung der Kohle zu Kohlensäure zu verstehen ist, sondern eine Ausscheidung derselben aus kohlensauren Salzen, wahrscheinlich koh- 56 lensauren Kalk durch die Hitze, welche noch im Innern der Erde vorhanden ist. Hat nun die Ge- gend unserer Quelle eine solche Beschaffenheit, dass sich in der Nähe erloschene Vulkane nachwei- sen lassen, so dürfte die Menge der Kohlensäure dieser Wässer wenigstens nichts besonders Auf- fallendes haben. Bezüglich dieser Frage brauchen wir uns nicht weit umzusehen, um sogleich That- sachen zu finden, welche auf's Entscheidenste die vulkanische Natur dieser Gegend darthun. Das nahe Rhöngebirge ist grösstentheils vulkanischen Ursprungs, was sich sowohl aus der Gestalt der Berge, als auch aus dem Gestein, woraus sie bestehen, ergibt. Ja es finden sich daselbst noch meh- rere erloschene Krater, in deren Nähe man die ausgeworfene Asche und die erstarrte Lava sehen kann, Als Beispiel mag der Krater dienen, welcher sich zwischen dem Euter und dem Pferdekopf befindet. Noch jetzt kann man sehen, dass die Spitze des Pferdekopfs ganz mit vulkanischer Asche bedeckt ist. Ebenso sind die beiden Gleichberge bei Rhömhild in der Nähe des Ursprungs der Saale als durch vulkanische Eruptionen emporgehoben zu betrachten, wenn sie nicht selbst früher, wofür mehrere Umstände sprechen, Vulkane waren, Unter der Voraussetzung, dass noch gegenwärtig unter der Erdoberfläche ein vulkanischer Heerd sich vorfindet, welcher fortwährend kohlensaures Gas ausgibt, will ich jetzt versuchen, die Periodi- cität unserer Quelle zu erklären. Man denke sich im Innern des Gebirges ein Basin, erfüllt mit Salzwasser und über diesem eine Wölbung von Steinmassen. Dieses Basin steht mit andern in Verbindung, aus welchen es alles Wasser, welches es verliert, wieder erhält. In diese Grotte enden zwei Kanäle, der erstere geht nach oben und öffnet sich in den Ausflussufer des Schachtes, der andere geht seitwärts und steht in Verbindung mit dem vulkanischen Heerd, welcher das kohlensaure Gas liefert. Der vertikale Kanal geht, bevor er im Schacht mündet, durch poröse Erdlage, durch deren Poren Gas seitwärts von dem Schacht entweichen kann. Die Ausmündungen dieser feinen Kanäle finden sich in einigen Entfernungen vom Brunnenhaus und sind die bereits oben erwähnten Stellen auf den Wiesen, aus welchen sich kohlensaures Gas entwickelt. Kehren wir jetzt zurück und sehen zu, wie die Elasticität des kohlensauren Gases diese Ma- schine in Bewegung setzt. Dieses strömt vom vulkanischen Heerd durch den Seitenkanal in die Grotte und drückt vermöge seiner Elasticität auf das Wasser. Dieses wird hierdurch gehoben und steigt durch den zweiten Kanal nach oben. Da nun die Kohlensäure den Druck der Wassersäule zu überwinden hat, so muss sie mit grosser Kraft auf das Wasser drücken und dieses wird in dem Maass mehr von diesem Gas aufuchmen, in welchem die Wassersäule in dem Kanal steigt. Das Wasser steigt demnach mit einem Uebermaass von kohlensaurem Gas in die Höhe und wird dieses entbinden, sobald es einem geringeren Drucke ausgesetzt ist. So erklärt sich die ausserordentliche Entwickelung des kohlensauren Gases, sobald das Wasser zu Tage kommt. Da nun aber in dem Verhältniss, in welchem Wasser durch den Kanal in die Höhe getrieben wird, der Wasserspiegel in der Grotte fällt, so wird ein Zeitpunkt eintreten, wo der Wasserspiegel so tief stehen wird, dass unmittelbar Gas in den Kanal dringen kann. So wie dieser eingetreten ist, wird nun Gas in dem Kanal nach oben steigen. Es wird sich eine Luftsäule bilden, welche die ganze Wassermasse im Kanal vor sich hertreibt. Sie muss die Luft wegen der auf ihr liegenden Wassersäule in einem äusserst comprimirten Zustand enthalten. In diesem wird sie sich erhalten, bis sie die Höhe er- reicht hat, in welcher sie mit den seitwärtsgehenden feinen Kanälen in Berührung kommt. Sobald sie hier angekommen ist, wird sie sich vermöge ihrer grossen Elasticität in diese stürzen. Durch diese Ausdehnung verliert sie an Elasticität, folglich auch an Tragkraft. Sie ist nun nicht mehr im Stande, die über ihr befindliche Wassersäule zu tragen. Diese fällt daher durch den Kanal herab in den Wasserbehälter, von woher sie kam. Wahrscheinlich bewirkt das Herabfallen des Wassers die dumpfen Stösse, welche man hört und wodurch sich das Ruhigwerden und Sinken des Wassers an- kündigt. Aus dem Wasser im Schachte kann sich jetzt kein Gas mehr entwickeln und zum unzwei- deutigen Beweise, dass die hebende Kraft hinweg ist, sinkt es. Sobald das Bassin wieder völlig mit Wasser erfüllt ist, hebt die Kohlensäure von Neuem die Wassermasse und das Wasser steigt in dem Schachte in die Höhe. In seiner Höhe erhält es sich so lange, bis der Wasserspiegel in der Grotte durch das kohlensaure Gas unter die Oeffnung des Kanals gedrückt ist, worauf Luft allein in den Kanal geht und die Veränderungen eintreten, welche wir bereits angeführt haben. Gegen die Annahme, dass das kohlensaure Gas es ist, welches die Wassermasse hebt, könnte folgende Einwendung- gemacht werden. Wir wissen, dass das kohlensaure Gas zu denen gehört, welche durch grossen Druck tropfbarflüssig werden. Bei einem Druck von 40 Atmosphären wird es 7 zu einer tropfbaren Flüssigkeit condensirt. Da nun die Wassersäule bis zu Ende des Bohrloches schon mit einem Gewicht von 10 Atmosphären drückt und das Wasser höchstwahrscheinlich aus beträchtlicher Tiefe kommt, so entsteht die Frage, ob bei einem so grossen Druck, den in dieser Entfernung das kohlensaure Gas erleiden muss, überhaupt noch von der Kohlensäure als Gas die Rede sein kann. Ist sie aber nicht mehr gasförmig, so kann sie auch nicht vermöge ihrer Elastici- tät drücken und unserer Hypothese fehlt der eigentliche Grund. Diese Einwendung lässt sich jedoch leicht und zwar mit Gründen beseitigen, welche nur vor- theilhaft für unsere Ansicht sind. Sie würde gegründet sein, wenn nicht ein Umstand vergessen wäre, welcher auf alle Erscheinungen, die unter der Erdoberfläche vor sich gehen, vom grössten Ein- fluss ist, ich meine die zunehmende Temperatur im Innern der Erde. Da nun die Elasticität der Gase mit der Temperatur wächst, so sieht man, dass die Erwärmung der Kohlensäure durch die Tempe- ratur der Erde ihrer Tropfbarflüssigwerdung entgegen wirken muss. Es ist jedoch nicht wahrschein- lich, dass diese Erwärmung der alleinige Grund ist, welcher die Kohlensäure gasförmig erhält, da die Temperatur im Verhältniss zum Druck, welchen die Was$ersäule ausüben muss, nur im gerin- gen Grade wächst. Wir werden daher zu unserer ersten Annahme geführt, welche die Kohlensäure auf vulkanischem Heerd entstehen lässt. In der "That können wir die Bildung der Kohlensäure in so grosser Menge nicht gut anders als auf pyrochemischem Weg vor sich gehend denken. Dann ist aber Erhitzung in einem bedeutenden Heerde vorhanden und die Elastieität gefunden, welche als bewegende Kraft die Erscheinungen unserer Quelle hervorbringt. Es sei mir erlaubt, diesen Aufsatz mit der Bemerkung zu schliessen, dass es mir gelungen ist, nach den hier aus einander gesetzten Principien einen Apparat zusammen zu setzen, mittelst welchen man die Erscheinung des Fallens und Steigens der Quelle vollkommen bei Anwendung von Wasser und kohlensaurem Gas nachahmen kann. Obwohl es nun keinem Zweifel unterworfen ist, dass die Natur gewiss noch andere Mittel besitzt, um Erscheinungen dieser Art hervorzubringen, so wäre jedoch jetzt theoretisch und praktisch nachgewiesen, wie möglicher Weise das Innere die- ses Brunnens eingerichtet sein kann. Nachdem hierauf die höchsten Herrschaften den Sitzungssaal verlassen hatten, forderte der erste Geschäftsführer die Gesellschaft auf, sich in die im $. 11. des Programms vor- läufig bestimmten Sectionen zu trennen, und unter Leitung der ebendaselbst genannten Her- ren sich in die Sectionslokale zu begeben und die Wahl der Sectionspräsidenten vorzuneh- men, womit die Sitzung um 1 Uhr geschlossen wurde. j ? “ m Zweite allgemeine Sitzung. Mittwochs, 21. September, Vormittags 10% bis 14 Uhr. Der erste Geschäftsführer eröffnete die Sitzung mit der Anzeige der für diese Sitzung angekündigten Vorträge und mit Vorlegung der ferner eingegangenen Zuschriften, Bücher etc.; bemerkte ferner, dass sich eine besondere entomologische Sitzung gebildet habe, als deren Präsident Dr. Hammerschmidt aus Wien, Secretär Professor Germar aus Halle gewählt seien, und dass in den übrigen Sectionen — von denen die chemische Section mit der phy- siologischen vereinigt worden — folgende Wahlen der Präsidenten und Secretäre statt ge- funden und folgende Stunden für die Sitzungen bestimmt worden: 1) Section für Physik, Mathematik, Astronomie, vereinigt mit der Section für physikalische Chemie, am 21., 23. und 26. September von 8 bis 10 Uhr Morgens; am 20. und 24. Sept. von 10 bis 12 Uhr. Präsident für Physik: Geh. Hofrath Muncke. Secretär: Hofrath Osann. 58 Präsident für physikalische Chemie: Hofrath Döbereiner. Secretär: Professor Succow. 2) Section für Geognosie, Geographie und Mineralogie, von 9 bis 104 Uhr. Präsident: Graf Münster. Secretär: Dr. Cotta. 3) Section für Pharmacie: am 21., 23., 26. Sept. von 7 bis 8 Uhr; am 20. und 24. Sept. von 8 bis 10 Uhr. Präsident: Geh. Hofrath Trommsdorf. Secretär: Hofrath Brandes. 4) Section für Botanik: Anfang um 85 Uhr. Präsident: Graf Sternberg. Assistirender Präsident: Geh. Hofrath Voigt. Secrefär: Hofrath Reichenbach. .„ 5) Section für Anatomie, Physiologie und Zoologie, von % bis 9 Uhr. Präsident: Geh. Medicinalrath Lichtenstein. - Secretär: Professor Huschke. 6) Section für Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe, am 21., 23. und 26. Sept. von 6 bis 8 Uhr Abends; am 20. und 24. Sept. von 11 bis 1 Uhr. Präsident: Freiherr von Türkheim. Secretär: Medicinalrath Ulrich. 7) Section für Technologie und Agronomie, von 8 bis ® Uhr. Präsident: Professor Schweitzer. 5 Seeretär: Professor Pohl. Hinsichtlich der von Vielen gewünschten und auch in dem Programm $. 14. berück- sichtigten täglichen Mittheilung der Protocollauszüge der Arbeiten der verschiedenen Sectio- nen, so wie der bei den Sectionspräsidenten für die folgenden Tage angemeldeten Vorträge in den Sectionen "bemerkte der erste Geschäftsführer, dass es ihm unmöglich‘ gewesen ei, diese Berichte aus den verschiedenen Sectionen vollständig zu erhalten, und dass, so wün- schenswerth auch diese Einrichtung sei, um jedem Theilnehmer der Gesellschaft in jeder allgemeinen Sitzung eine Uebersicht des in den Sectionen Geschehen und#Geschehenden zu verschaffen, er doch an der Ausführung derselben verzweifeln müsse. as ihm in dieser Hinsicht mitgetheilt werde, solle von ihm dem 'Tageblatte zum Abdruck übergeben werden. Eine durch den Obermedicinalrath v. Froriep eingegangene Einladung der Erholungs- gesellschaft zu Weimar an diejenigen Mitglieder der Gesellschaft, welche einen oder meh- rere Tage in Weimar zubringen würden, jene Erholungsgesellschaft zu besuchen, wurde be- kannt gemacht. Nachdem sodann der erste Geschäftsführer angezeigt hatte, dass der Herr A. v. Hum- boldt am 23. Sept. einen Vortrag in der öffentlichen Sitzung zu halten gedenke, und be- merkt hatte, dass observanzgemäss die Wahl des nächsten Ortes der Versammlung in der nächsfolgenden Sitzung statt finden werde, wobei, nach einigen Discussionen, die bisherige Art der Wahl und der Abstimmung beizubehalten beschlossen wurde, fanden folgende Vor- träge von der Rednerbühne statt. 1) Dr. C. Fr. Groh, prakt. Arzt und Physicus zu Nossen „Ueber die Or- ganisation eines landwirthschaftlichen Instituts durch ganz Deutschland.“ Eine Aufgabe, die drei Grundzweige der Oekonomie: Naturwissenschaft, Industrie und Gesundheitspflege, jetzt, nachdem sich im Laufe der Jahrhunderte jeder derselben zu einer 9 höchst respectablen Grösse herangebildet hat, so zu vereinigen und zu verschmelzen, dass daraus ein wirklich lebender Organismus sich gestalte, welcher zum Bewusstsein seiner selbst, zur hellen und deutlichen Vorstellung seines Zweckes gelangt und vom Staate als integrirender Bestandtheil, als Staatselement in und mit den übrigen Staatselementen anerkannt und sanctionirt wäre, diese „schöne Aufgabe ist noch nicht gelöst. Ich nenne die Aufgabe schön und gross, denn sie involvirt die Gründung dauerhaften Völkerglücks! } Erst jetzt in diesen wunderbar aufgeregten Tagen, erst heute, wo mit dem regen Leben in den Naturwissenschaften, mit dem fast unglaublichen Erfolge in allen Gebieten der Gesammt- industrie zugleich nach langen Missbräuchen der Gedanke an eine Gesundheits- und Wohl- fahrtspflege im Gegensatze zur zeitherigen Krankheits- und Armenpflege mächtig emporstrebt, scheint es sich aus der Zeiten Schoosse loswinden zu wollen, dieses Prineip aller ächten und wah- ren Nationalwohlfahrt. Oder sollte nicht diese Erscheinung, dieses rege Leben in den Naturwissen- schaften, diese Erfolge in der Industrie, diese Anstalten zur Wiedergeburt einer gesunden Staats- mediein, sollte das Alles nicht zu Gunsten einer endlichen Organisation der Oeconomie als Staats- element zu deuten sein® Es dürfte nicht zu viel gewagt heissen, diese Frage herzhaft mit Ja! zu beantworten, wenn nur die, an denen es ist, die Gebildeten und an Geist Hervorragenden einmüthig sich verbinden wollten gegen eine abermals Verderben drohende Richtung der Zeit, gegen jenes überwuchernde Merkantilsystem, welches, die Geschichte beweisst es, das Grab der eigentli- chen Nationalwohlfahrt, wo sie auch emporblühen wollte, jederzeit gewesen ist. Es braucht nicht bemerkt zu werden, dass hier nicht vom Handel an sich, als eines wesentli- chen Gliedes der Gesammtindustrie, als eines der wichtigsten und ehrenwerthesten, also ohnedies nicht antastbaren Instituts die Rede ist. Nein! es gilt nur dem Missbrauche desselben, dem nach Geld und nür nach Geld gierigen Merkantilsystem, das wie ein Riese aus der Unterwelt auftaucht, in unsere Mitte tritt und wieder und immer wieder alles Höhere und Wahrhaftmenschliche hinabzuzie- hen droht in das finstere Reich des Geldaristocratismus. Allerdings möchte es fast als ein überkühnes Wagestück erscheinen, sich der Richtung eines ganzen Zeitalters und zwar einer solchen Richtung entgegenzustemmen. Aber ist doch auch nicht die Rede von heute und morgen oder von dem ganzen Unternehmen auf einmal! Es wird hinreichend sein, wenn Sie für's Erste die Landwirthe in Ihre Mitte aufnehmen und in diesem ehrwürdigen Stande vor Allem nur den Sinn für die Naturwissenschaft wecken. Sind nur erst die Veteranen gewonnen, so wird es nicht fehlen, dass sie ihren Söhnen eine Erziehung zu geben bemüht sein werden, bei welcher vorzugsweise der Unterricht in den Naturwissenschaften, dieser Quelle alles gediegenen Wissens, berücksichtigt wird. Und was lässt sich von der zwei- ten und dritten Generation dann erwarten? : Erinnern Sie sich, meine Herren, an die kleinen Anfänge dieser Gesellschaft, welche nun Trium- phe feiert, wie vor ihr noch keine Institution. Gken, der hochherzige Stifter der Gesellschaft in Deutschland, heute leider nicht in unserer Mitte, äussert in dieser Beziehung ganz neuerlich: ‚‚das verdient aber offen bemerkt zu werden, dass wohl noch keine Art von Versammlung solch allge- meine Billigung gefunden hat, wie die der Naturforscher und Aerzte. Nicht blos die Völker drän- gen sich um dieselbe und klatschen ihnen Beifall zu; sondern auch die Regierungen und Fürsten le- gen bei diesen Gelegenheiten offen an den Tag, dass ihnen nicht alle Versammlungen zuwider und dass sie bereit sind, jede zu unterstützen, welche einen zeitgemässen und nützlichen Zweck hat.“ Welch zeitgemässeren und nützlicheren Zweck könnten sich aber diese Versammlungen vor- stecken, wenn nicht den der Verschmelzung der Naturwissenschaften mit den landwirthschaftlichen Gewerben und der Staatsarzneikunde ?“ Dazu bedarf es aber, um dies sicher und auf die Dauer für alle Zukunft zu erreichen, ausser den allgemeinen Versammlungen, noch einer bestimmten Anzahl stationärer Vereine, wo gearbeitet wird, wo landwirthschaftliche Unternehmungen in’s Grosse ausgeführt, wo Erfahrungen und Materia- lien gesammelt werden, zum Austausch bei den allgemeinen Versammlungen. Deutschland hat eiwen Flächeninhalt von 11,538 Quadratmeilen. Denke man sich nun Deutschland in Distrikte von je 50 bis 60 Quadratmeilen eingetheilt und in jedem dieser Distrikte einstweilen nur einen stationären land- wirthschaftlichen Verein, so gäbe das circa 200 solcher Vereine, die sämmtlich in Gegenden gestif- tet würden, wo in einem kleinen Umkreis viele gebildete Gutsbesitzer auf ihren Gütern wohnhaft sind. Eine Anzahl von 10 bis 20 der grössern, oder von 30 bis 40 der kleinern dieser Gutsbesitzer vereinigten sich nun nach bestimmten von ihnen zu entwerfenden Statuten zu gemeinschaftlichen Be- 8 * sprechungen, zu freien und offenen Austausch ihrer Erfahrungen und gemachten Beobachtungen in etwa monatlichen Zusammenkünften unter dem Vorsitz eines aus ihrer Mitte gewählten Präsiden- ten und unter der Geschäftsführung eines von der Gesellschaft fest angestellten technischen Che- mikers und Naturhistorikers, so wie eines von der Gesellschaft und der Regierung zugleich anzustellenden Staatsarztes oder Gesundheitsbeamten, der vorzüglich das Thierarzneiliche mit in's Auge zu fassen hätte. Hierdurch würde — und dies meine Herren — ist der Hauptpunkt meines ganzen Vortrags — die practische Naturwissenschaft und die practische Staatsarzneikunde in’s Leben einge- führt, wo sie in der That noch nicht, wenigstens nicht auf eine wirksame Weise existiren. Man sehe sich nur unbefangen um, wo gäbe es denn eine eigentlich praetische Chemie planmässig im Leben angewendet? Nirgends! Es ist bloser Zufall, wenn die Segnungen der practi- schen Chemie, dieses Kerns der Naturwissenschaft, jetzt in's Leben übergeführt werden, und guter Wille derer, die sie geben und derer, die sie nehmen. Das kann, das muss anders werden! Ein practischer Chemiker, was würde der einer Gesellschaft von Gutsbesitzern, wie wir sie eben in Vor- schlag bringen, nicht alles nützen! Aber auch die eigentliche Staatsarzneikunde existirt noch nirgends practisch ausgeführt. Die Staatsarzneikunde, Staatsmedicin, Gesundheitspflege, medieinische Policei und wie man sie sonst nennen mag, hat die Aufgabe, die Ursachen der Krankheiten in der Pflanzenwelt, im 'Thier- reiche, ja selbst im Mineralreiche urfl im Reiche der Elemente aufzusuchen und dahin zu trachten, dass deren Wirkungen möglichst überall verhütet und beseitigt werden. Ich habe in einer besondern Schrift, die nicht nur von der Leipziger medicinischen Gesellschaft mit Beifall aufgenommen und in der von derselben herausgegebenen Zeitschrift abgedruckt, sondern auch von der Königl. Sächs. ho- hen Staatsregierung und Ständeversammlung, der Berücksichtigung werth gehalten worden ist, die Mängel und Gebrechen des Physikatswesens und den gänzlichen Mangel einer wirksamen Gesund- heitspflege dargethan und kann mich auf diese Schrift hier der Kürze -wegen berufen. Seit dieser Zeit, es sind nunmehr gegen drei Jahre, ist unter meiner Mitwirkung nicht nur die Gesellschaft Sächsischer Landwirthe und Naturforscher (von dem grossen Vorbilde eine Nachahmung mit der oft erwähnten praktischen Tendenz), sondern auch in Hoffnung auf mehrere ein stationärer landwirth- schaftlicher Verein in Nossen entstanden, welcher letztere in diesem Jahre als ersten Anfang künf- tiger Unternehmungen eine Rübenzuckerfabrik errichten lässt, und dabei bereits einen geschickten Chemiker angestellt hat. Der Gang unserer Geschäfte ist ein leichter und fröhlicher. Alle Monate versammelt sich der Verein, der jetzt 44 Mitglieder, zum Theil aus der Freyberger, Dresdner und Meissner Gegend, grösstentheils aber aus der nahen Umgebung von Nossen zählt, an einem voraus bestimmten Tage. Ein kleines Protocoll erinnert die Gesellschaft jedesmal an die unmittelbar vorhergegangenen Ver- handlungen; es wird Meldung gethan von dem inzwischen Eingegangenen, gesprochen, gestritten, gegenseitig Erfahrungen und Beobachtungen ausgetauscht, neue Werkzeuge vorgezeigt und Expe- zimente aller Art gemacht, neu einzuführende Culturpflanzen vorgezeigt, kurz über das Ganze der landwirthschaftlichen Industrie freundschaftlich und lebhaft Berathung gepflogen. Dabei bietet sich nun für mich, dem Secretär und Geschäftsführer des Vereins, die mannichfaltigste Gelegenheit dar, die verschiedenen Ursachen der Pflanzen- und Thierkrankheiten, die schädlichen Wirkungen dieses und jenes Krautes, dieses und jenes Insectes, dieses und jenes Witterungseinflusses und Natur- ereijgnisses, dieses und jenes Kunstproductes und technischen Erzeugnisses, wie Bier, Branntwein, Essig, Wein u. dergl., in Erfahrung zu bringen, und von meinem Standpunkte, dem Gesundheits- polizeilichen, der Gesellschaft Aufschlüsse und Rechenschaft darüber zu geben. Dies Alles wird lebendig und nützlich in’s Leben treten, wenn nur die Regierungen dazu be- fähigte Kreisphysiker, die dann zugleich als Gesundheitsbeamte fungiren, anstellen will. Ein solcher anständig besoldeter Kreisphysikus hätte nun die Pflicht und wie es die Natur der Sache, das Erhebende, Angenehme und Nützliche des Geschäfts mit sich bringt, auch die Neigung, innerhalb--und mit seiner Gesellschaft insbesondere mit einem gleichgebildeten und je in seiner Branche gleichthätigen Landwirthe und Naturforscher nach einem zu entwerfenden Leitfaden systematisch für die Ausbildung und Vervollkommnung der landwirthschaftlichen Industrie thätig zu sein und noch überdem ausser seinen gerichtsarzneilichen Officien alles zu besorgen, was auf eine wirksame und lebendige Gesundheitspflege abzielt. 61 Dahin ist vorzüglich zu rechnen: die Erforschung epidemischer und endemischer Krankheits- ursachen und der Hilfs- und Vorbauungsmittel dagegen im Allgemeinen und insbesondere: die Re- visionen der Apotheken, Materialhandlungen, Bier-, Branntwein-, Essig- und anderer Fabriken und technischen Werkstätten, Gründung oder doch wenigstens Mitwirkung und Anregung zur Unterneh- mung, Anlegung und glücklichem Fortbestehen von Musteranstalten dieser Art, so wie aller und jeder Anstalten, welche auf Heranbildung und Beförderung der Gesundheit und Kraft der Staats- bürger abzielen, kurz das ganze herrliche Gebiet der medicinischen Polizei, wie wir es in den Schriften des unsterblichen Johann Peter Frank und einiger neuerer Autoren so erschöpfend als vortrefflich beschrieben, keinesweges aber irgendwo in einem Staate planmässig angewendet finden. Es springt in die Augen, dass ein einziger solcher Beamter, welcher als freundlicher Lehrer und Berather gerade im Mittelpunkie und Hauptstamme aller Gewerbe thätig ist, mehr wirken wird, als ein Heer von Polizeiagenten, deren beste Absichten durch ein unbesiegbares Misstrauen verei- telt werden. Die praktische Naturwissenschaft, welche die Lebens- und Nahrungsmittel, die Mittel zw einem fröhlichen und freudigen Dasein und Wirken kennen lehrt, die landwirthschaftliche Iu- dustrie, um welche sich, diese Mittel zu produciren, zu verarbeiten und in Umlauf zu bringen, alle übrigen Gewerbe wie um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt anreihen, und die Gesundheits- pflege, welche für die richtige und gedeihliche Anwendung dieser Mittel besorgt ist, diese drei sind augenscheinlich die naturgemässen Systeme eines Organismus, mit dessen Bildung der Geist der Zeit jetzt umzugehen scheint. Diesem Zeiterforderniss aber zu entsprechen, meine Herren, dies eben erscheint mir als die schönste und herrlichste Aufgabe der deutschen Naturforscher und Aerzte, eine Aufgabe, deren Lö- sung nicht nur Völker und Fürsten Beifall zujauchzen werden, sondern die unter den Segnungen auch diejenigen in ihrem Gefolge haben muss, dass diese Versammlungen selbst ihre wohlthätigen Rückwirkungen spüren werden! Denn während die Wandergesellschaft nur für einige Tage, an einem andern Orte, in einer andern Gegend sich ansiedelt, blos um Tauschhandel mit Gedanken und bereits gewonnenen Resultaten zu treiben, wird es dann stationäre Vereine geben, welche das Material zu diesem Tauschhandel liefern, also arbeiten, anhaltende Untersuchungen, Experimente anstellen, wozu noth- wendig Grund und Boden, Haus und Hof, ein Instrumenten-Apparat, mit einem Worte eine blei- bende Stätte gehört. Es ist schon früher auf die segensreichen Folgen solcher stehender und arbeitender landwirth- schaftlicher Vereine hingedeutet und unter andern behauptet worden, dass hierdurch die Einführung, der Naturwissenschaften in den Schulen, eines der wichtigsten Desiderate unserer Zeit, vorbereitet würde, indem wenn nur erst die gebildeteren Landwirthe, die grösseren Gutsbesitzer, die Vetera- nen gewonnen wären, die Väter den Söhnen die Bildung zu geben besorgt sein würden, die sie selbst nun nicht mehr in dem Grade sich anzueignen vermögen, als sie nach gewonnener Ueberzeu- gung wünschen müssen. : Denke man sich nun einige hundert solcher stationärer Vereine in Deutschland thätig und durck die jährlichen Wandergesellschaften in gemeinschaftlichen Verkehr zu einem grossen Volksver- bande vereinigt, so müsste ja wohl das Ganze der Oeconomie, d. h. die Haus-, Land- und Staats- wirthschaft, zu einer bewundernswürdigen Blüthe emporgetrieben und Alles, was zum physischen Interesse des Staats gehört, planmässig gehandhabt werden, so dass ferner Auswüchse nicht mehr zu besorgen ständen. Und wem es wahr ist, was alle Weisen aller Zeiten behaupten: dass die landwirthschaftliche Industrie der Grundstein alles Völkerglücks sei, so würde unter den glücklichen Staaten derjenige: der glücklichste sein, welcher zuerst mit dem Beispiele eines durchgreifend organisirten landwirth- schaftlichen Instituts: voranleuchten wollte. i 2) Hofrath und Medicinalrath Dr. €. G. Carus aus Dresden: „Ueber eine eigene unmittelbare Sinneswahrnehmung für barometrische Höheninessung.‘“ Die eigenthümlich bewundernswerthe Gliederung und Entwickelung menschlicher Organisation, vermöge deren wir in ihr eine Welt im Kleinen, emen Mikrokosmos gewahr werden, zeigt sich uns ausser vielen andern auch darin, dass wir als gesund, rein und frei organisirte Menschen eine unmittelbare Schärfe der Sinneswahrnehmung besitzen, welche uns in den Stand setzt, über äussere elementare Erscheinungen mittels derselben oftmals eben so scharf und nicht selten sogar schärfer und richtiger zu urtheilen, als wir mittels künstlich geschaffener Apparate und besonderer Messin- strumente es sonst wohl zu thun vermöchten. Dabei sind dann diese Sinnesvermögen selbst noch einer unendlichen Perfectibilität fähig, so dass, wenn wir auch ganz im Allgemeinen wissen, wie weit die Entwicklung dieser ungefähr gehen kann, doch im Besondern niemals zu bestimmen sein wird, welches die höchste Schärfe irgend eines Sinnes im Menschen überhaupt sein könne, zumal da hier zuweilen ein Ausweichen in das Feld gewisser Sinneswahrnehmungen vorkommt, in welchem durchaus keine Art von künstlichen physikalischen Apparaten mehr’ nachzukommen vermag. Wir müssen nämlich wohl zugeben, dass mittels möglichst genauer Maasstäbe, Zirkel und Mikrometer- schrauben wir genauer messen als mit Getast oder Augen, wir müssen zugeben, dass wir mit den feinsten Waagen genauer wägen als durch das Gefühl, kurz, je massiger mechanischer der Gegenstand ist, desto mehr wird das nackte Sinnesorgan durch das physikalische Werkzeug übertroffen. Hingegen zeigt sich die höhere geistige, oder wenn ich so sagen darf, seelische Natur des Organismus so- gleich, wenn wir mehr auf die chemische oder dynamische Seite der uns umgebenden Elementarwelt gerichtet sind und zwar dadurch, dass die Sinneswahrnehmungen entweder mit gleicher oder mit weit höherer Schärfe in Bestimmung der Natur der Dinge hervortreten, als physikalische Werkzeuge dieser Bestimmung fähig sind. Es zeigt sich dies namentlich in den Wahrnehmungen des Geruchs und Geschmacks im Verhältniss zu Unterscheidungen durch chemische Reageutien. — Die Feinheit der Zunge des Weinkenners z. B. in Unterscheidung der geringfügigsten den verschiedenen Stand- orten und Jahrgängen der Weinsorten eigenen qualitativen Abweichungen wird alle Bemühungen des ihm mit chemischen Reagentien nachfolgenden Chemikers weit hinter sich lassen und eben so wenig wird die Wahrnehmung der immer noch für uns geheimnissvollen riechenden Effluvien von der Scheidekunst verfolgt werden können, denn welches Reagens vermöchte z. B. einen ein Zimmer er- füllenden feinen Moschusgeruch, den der Eintretende alsbald empfindet, nach chemischer Weise zu entdecken. Gehen wir aber nun noch weiter und denken wir an die Art und Weise, wie der Wilde an der Südspitze von Afrika oder an den Ufern des Amazonenstromes die Spur seiner befreundeten wie der ihm feindlichen Indianerstämme durch ein für uns unbegreifliches Witterungsvermögen auffindet, oder denken wir an die sonderbar gesteigerten Sinneswahrnehmungen, welche bei Rhabdomanten und Schlafwachenden von Zeit zu Zeit auch die unbefangensten Beobachter bemerkt haben, so erinnert uns dies endlich an jene in der Thierwelt vorkommenden Vermögen, gewisse Richtungen gewahr zu werden, aus einer Gegend in die andere vermöge eines unbewussten innern Zuges zu gelaugen und einen bisher unbekannten Weg nach einem bekannten Ziele zu finden, eine Gabe der Wahrnehmung, durch welche dasjenige vielseitig und unmittelbar geleistet wird, was die Magnetnadel dieses merk- würdigste und geheimnissvollste physikalische Instrument, in einem andern Sinne nur mittelbar und nur einseitig leistet. — Kurz, es würde zu den vielfältigsten Betrachtungen führen, wenn man die übrigens gewiss sehr interessante Aufgabe vollständig zu lösen versuchen wollte, zwischen physi- kalischen Hülfsmitteln zur Bestimmung gewisser Eigenschaften uns umgebender Elemente und zwi- schen der durch unmittelbare Sinneswahrnehmung zu erlangenden Bestimmung derselben eine verglei- chende Parallele zu ziehen; ja ich möchte fast hinzufügen, es sei die Lösung dieser Aufgabe um so mehr zu wünschen, damit man nie vergessen möge, wie viel der Mensch mit seinen gesunden frischen Sinnen allein zu unterscheiden und zu erfassen im Stande sei — damit der Werth ächter und wahrhafter Gesundheit des Sinnes recht deutlich erkannt und ihr bestimmter nachgestrebt werde — und damit man nicht allmählig in den Glauben falle, nur aus den künstlichsten physikali- schen Appäraten allein könne. der Baum ächter Erkenntniss erwachsen. — Doch alle den reichen Stoff, der sich hier darbietet, lasse ich für jetzt bei Seite liegen, um für einen einzelnen kleinen Beitrag zu künftiger Bearbeitung dieser Gegenstände eine kurze Aufmerksamkeit zu erbitten, um diese Aufmerksamkeit auf eine einzelne bis jetzt fast ganz unbeachtet gebliebene Sinneswahrnehmung zu lenken und um eine fernere Prüfung derselben hierdurch einzuleiten. Es darf übrigens diese Sin- neswahrnehmung vielleicht um so würdiger genannt werden, da sie dem wohlorganisirten Menschen ein Mittel au die Hand giebt von dem Grade der Höhe, in welcher wir uns über das Niveau des Meeres erheben, ohne alle physikalischen Hülfsmitel eine vielleicht selbst einer gewissen Schärfe fähige Schätzung zu erwerben und sogar dann zu erwerben. wenn wir zu dieser Höhe nicht durch eigene, sondern durch fremde Kräfte erhoben würden. Endlich aber möchte ich auch deshalb auf sie aufmerksam machen, weil sie auf eine besondere auch über das Thierreich sich verbreitende Geltung eines bedeutenden Simnesorganes ein neues Licht zu werfen allerdings im Stande ist. — Es haben nämlich über eigenthümliche Empfindungen, welche das Hinaufsteigen in sehr hohe eine feinere Luft haltende Regionen der Atmosphäre zu bezeichnen pflegen, freilich schon verschiedene Beobachter manches Wichtige aufgezeichnet und insbesondere hat Joseph von Hamel nach eignen und frem- den Wahrnehmungen sehr viel hierher Gehöriges gesammelt (s. dessen physiologische Bemerkungen über die Wirkung der dünnen Luft höherer Regionen auf den menschlichen Körper, in. ebendesselben Reisen auf den Montblanc 1821), ja er hat sogar der sogleich näher zu gedenkenden besondern Em- pfindung bereits beiläufig Erwähnung gethan, ohne jedoch die Bedeutung ihrer Wiederholung zu er- fassen; allein das Wesentlichste seiner Bemerkungen, gleich denen von Saussure, Parrot und Alex. v. Humboldt, bezog sich immer nur auf die Schwächung der Muskelkraft, Beschleunigung des Athmens, Schnelligkeit des Pulses, Austreten von Blut aus Augenlidern und Fingerspitzen und Ueblichkeit — alles Symptome, welche um so weniger dem Menschen ein unmittelbares Gefühl von zunehmender Erhebung über die Erdfläche geben, da sie 1) auch eben so unter manchen andern Be- dingungen vorkommen können und 2) alsbald bedeutend vermindert werden, sobald man, ohne die eignen Kräfte zu brauchen, auf grosse Höhen erhoben wird. — Nicht so verhält es sich dagegen mit derjenigen Sinneswahrnehmung, welche ich hier näher zu bezeichnen und zu weiterer Beobach- tung zu empfehlen die Absicht habe. Um dann sofort diese Wahrnehmung mit genügender Deut- lichkeit darzustellen, habe ich zuvörderst zu bemerken, dass die hier zu erörternde Empfindung je- nem Sinnesorgane angehört, welchem, weil das erste Mittel wahrhaft menschlicher Ausbildung, die Sprache, ganz durch dasselbe bedingt wird, überhaupt die höchste Bedeutung’ unter den Sinnen des Menschen zuzuschreiben ist, jenem Sinnesorgan, welchem schon die sehr dankenswerthen Versuche von Professor F. Heinr. Weber die bei weitem grösste Schärfe gegen Getast und Gesicht zuer- kannt haben — d. i. dem Gehörorgan. Schon Hamel erwähnt in der angezogenen Schrift: „Ausserdem, dass die dünne Luft auf hohen Bergen den Schall schlecht leitet, ist das Gehör geschwächt; man hat ein Summen oder wohl gar einen leichten Schmerz in den Ohren, weil beim Bergansteigen die jenseits des Trommelfells befindliche Luft sich ausdehnt, und dieses spannt, beim Herabsteigen aber die äussere Luft gegen dasselbe drückt. Im erstern Falle stellt sich von Zeit zu Zeit das Gleichgewicht von selbst durch die Eustachische Röhre her.“ — So führt er auch von Beaufoy, der mit Sadler im J. 1811 eine Luftreise machte, an: ‚er wusste sich die Empfindung in den Ohren nicht zu erklären. Er hielt das Klingen für den Lärm auf der Erde und die Taubheit schrieb er der von Aussen ins Ohr gekommenen Nässe zu.“ — Was nun mich betraf, so wurde ich schon längere Zeit, bevor mir diese Wahrnehmungen zu Gesicht gekommen waren, und zuerst bei Besteigung des Riesengebirges im J. 1820 auf eine gewisse Regelmässigkeit aufmerksam, mit welcher beim Bergansteigen das sich ins Gleichgewichtsetzen äusserer und innerer Luft im Höror- gan erfolgte. Ich nahm wahr, dass im Anfange des Bergsteigens eine bedeutende Höhe erstiegen werden musste, bevor das mit dem eignen Gefühl, als öffnete sich eine kleine Luftblase im Ohr, be- gleitete Herstellen dieses Gleichgewichts Statt fand und dass bei grössern Höhen dieses Gefühl sich in kürzern Pausen wiederholte, dass es hingegen nicht Statt fand, wenn ich aus grösseren Höhen wieder zur Ebene heräbstieg, dass vielmehr dann jenes Summen oder Klingen zuweilen, aber nicht immer eintrat, dessen Hamel in obiger Stelle ebenfalls gedenkt. Die Erscheinung hatte mir nicht ohne Interesse geschienen und als ich im folgenden Jahre 1821 die Schweitz bereiste, achtete ich fortwährend auf diese sonderbare Empfindung und überzeugte mich hier zuerst, dass das active Steigen ohne allen Einfluss darauf sei, indem es sich, als ich über die Gotthardsstrasse ritt, gerade eben so wiederholte als kurz zuvor, wo ich den Rigi zu Fuss erstiegen hatte. Eben so empfand ich regelmässig dasselbe, als ich später im J. 1828 über den Simplon fuhr und selbst in der neue- sten Zeit boten mir die meinem Wohnort benachbarten geringen Höhen der an Böhmen gränzenden Gebirge oftmals ‚Gelegenheit dar, das Phänomen wiederholt zu prüfen, so dass- ich nun hier ver- suchen kann, kürzlich die Resultate zu geben, die mir bis jetzt die Beobachtung darbot; ich be merke jedoch ausdrücklich, dass es bisher Zeit und Ort nicht gestatten wollte, die Beobachtung, durch genaue barometrische Messungen zu unterstützen und zu rectificiren, dass: man aber hierüber viel eher ins Klare kommen wird, wenn Mehrere die Sache einiger Aufmerksamkeit werth halten. Man beachte also Folgendes: 1) die unter der Form eines im Ohre sich öffnenden Luftbläschens vorkommende Empfindung von Gleichsetzung der Ausdehnung zwischen äusserer Luft und Luft m der Paukenhöhle pflegt bei mir während des Bergsteigens zum erstenmale, nachdem von der Fläche 64 aus, wo man vorher länger verweilte, mindestens eine Höhe von 800 bis 1000 Fuss erreicht ist, zu erfolgen. 2) Die Empfindung zeigt sich stets zuerst in einem, häufiger dem rechten Ohre und bald darauf bei fortgesetztem ‚Steigen im andern Ohre. 3) Es ist hierbei völlig gleich, ob ich diese Höhe zu Fusse erreiche oder ob ich hinauf reite oder fahre. 4) Die Empfindung wiederholt sich bei mir, je höher man steigt, mehreremale und dann in kürzern Zwischenräumen vielleicht von 800 bis 600 Fuss Höhe. 5) Ich kann daher, je nachdem ich diese Empfindung nur einmal oder mehrere- male bemerke, einen ungefähren Schluss auf den Betrag der erstiegenen Höhe machen und es dient sofort in diesem Falle das Ohr selbst als ein Organ für Messung verschiedener Luftdichtigkeit und folglich auch unter gewissen Modificationen (namentlich der Temperatur) als Organ für Höhenmes- sung. — 6) Der Eintritt dieser Empfindung ist bei verschiedenen Personen nicht gleich, sondern scheint sich mit seinem frühern oder spätern Eintritt nach der verschiedenen Schärfe des Organs zu richten. — (Als ich mit zwei erwachsenen Töchtern über den Kamm des Gränzgebirgs zwischen Sachsen und Böhmen fuhr, dessen mittlere Höhe etwa zu 1700 Fuss über Dresden und 2000 Fuss über der Nordsee sich erhebt, fand ich, nachdem ich beide anf diesen Vorgang zur Aufmerksamkeit angeregt hatte, dass die jüngere, welche mehr musikalisches Gehör und Talent für Musik besitzt, die Empfindung in beiden Ohren schon gehabt hatte, bevor sie bei mir im zweiten Ohre eintrat, wäh- rend die ältere, in welcher Talent zur Malerei vorherrschender ist, nur einmal und erst in grösserer Höhe die Empfindung bemerkte). 7) Wenn man von der Höhe sich in die Tiefe begiebt und die ‚dichtere Luft wieder durch die Eustachische Röhre in die Paukenhöhle eindringt, so habe ich dieses nie in einzelnen Perioden erfolgend empfunden, sondern es scheint dann ein unmerkliches Einströmen zu geschehen, welches wohl das Gefühl eines leichten Drucks, eines Klingens im Ohr veranlassen, aber nicht nach besondern Absätzen vernommen werden kann. Nimmt man nun diese Resultate zusammen, so darf man allerdings daraus weiter folgern, der ‚wohlorganisirte Mensch besitze an seinen Gehörwerkzeugen nicht blos ein höchst kunstreiches Ge- bilde zur Wahrnehmung des Schalls und Tones — sondern dieses höchst künstlich gebildete Organ habe ausserdem noch die Bedeutung, Jedem nach seiner besondern Individualität als eine Art von Messinstrument für veränderte Dichtigkeit der Luft zu dienen und er könne alsdann, wenn er durch wiederholte Vergleichung gefunden hat, mit welchem Grade der Dichtigkeit oder Verdünntheit der Luft dieses Gefühl in Parallele steht, gar wohl danach bestimmen, bis zu welcher Luftregion er sich eben erhoben habe. — Allerdings würde das Letztere, wenn es eine gewisse Genauigkeit ge- ben sollte, eine mamnichfaltige Wiederholung des Experiments, eine sorgfältige Vergleichung mit barometrischen Messungen und stete Berücksichtigung zufälliger, das Experiment etwa störender Ein- wirkungen voraussetzen — indess muss nicht auch aus barometrischen Messungen durch mannich- faltige Correction das rechte Höhenmaas der Luftregion gefunden werden? und müssen wir das Auge nicht ‚selbst durch die vielfältigsten Vergleichungen mit dem Getast erst sehen lehren, da es ohne solche Belehrung (wie wir dies bei operirten Blinden sehen) über die gewöhnlichsten Verhältnisse auf gänzlich verkehrte Weise urtheilt? — Jedenfalls also muss es aus dem Vorhergehenden einleuchten, dass die Beachtung dieses Vor- ganges dem Ohre ausser seiner Function zum Hören auch noch die Function der besonden Wahr- nehmung; der jedesmaligen Dichtigkeit der Luft aneignet und diese Berierkung ist es nun, welche, wie mir scheint, noch eine keinesweges uninteressante Anwendung auf die vergleichende Physiologie gestattet. — Es versteht sich nämlich von selbst, dass die Verhältnisse im Zunehmen der Dichtig- keit und des Druckes der Luft wesentlich keine andern sind, wenn wir sie von einer Alpe zum Meere niedersteigend oder wenn wir sie von der Meeresfläche bis auf den Meeresgrund in einer Taucherglocke verfolgen — stets ist ein Zunehmen dieser Dichtigkeit merklich, wenn wir uns der Erdmitte nähern und stets ist ein Abnehmen derselben fühlbar, wenn wir uns von der Erdmitte ent- fernen. Wie sehr dies dann auf Luftorgane in den Wasserbewohnenden Thieren wirken müsse, da- von geben die mit Schwimmblasen versehenen Fische sehr merkwürdige Zeugnisse. Die Luft dieser Sehwimmblasen muss in hohem Grade zusammengedrückt werden, wenn der Fisch zur Tiefe nieder- steigt und muss hinwiederum beträchtliche Ausdehnung erfahren, wenn der Fisch aus bedeutender Tiefe dem Wasserspiegel sich naht. Beweis davon giebt die schon von Biot und Alex. v. Hum- boldt gemachte Beobachtung, nach welcher die Schwimmblase in Fischen, welche aus grosser Tiefe durch ‚Aungelschnüre plötzlich heraufgezogen, häufig ein solches Aufschwellen erleidet, dass sie den Magen umstülpt und herauf in den Schlund drängt — einen Zustand, welchen ich selbst noch vor Kurzem an einer in.Weingeist aufbewahrten Trigla cataphracta, welche mir mit andern aus den Gewässern 65 von Nizza zugekommen war, vorfand. Bekanntlich dient nun bei diesen Vorgängen der im Schlund oder Darm sich öffnende Luftgang der Schwimmblase gleichsam als Ventil und Regulator, indem er, wo er vorhanden, der comprimirten oder übermässig angehäuften Luft einen Ausweg verschafft, allein selbst hierzu muss vorausgesetzt werden, dass dem Thiere zur Perception komme, in welchem Zustande der Compression die Luft der Schwimmblase sich jedesmal befinde, damit nach Befinden der Schliessmuskel des Luftganges sich öffne und eine solche Perception kann nur durch eine Ver- bindung mit einem Sinnesorgane gelingen. Sobald wir nun aber diesen Gesichtspunkt fassen, erhält allerdings sogleich die durch die schöne Untersuchung von E. H. Weber entdeckte Verbindung der Schwimmblase mit den Gehörwerkzeugen der Fische, in welcher man bisher immer nur eine Ver- vollständigung ihres Hörapparates annehmen konnte, noch eine andre durchaus verständliche Bedeu- tung. Es ist nämlich klar, dass überall, wo diese Verbindung existirt, zumal aber da, wo sie wie im Häring eine ganz unmittelbare wird, indem die in den Schädel hinauf dringenden blasigen luft- gefüllten Fortsätze der Schwimmblase sich unmittelbar an zwei ihnen genau entsprechende, blasige, mit Flüssigkeit gefüllte Fortsätze des Labyrinths anlegen, das Hörwerkzeug zugleich auf das Ge- naueste den Zustand der Compression der Schwimmblasenluft dem 'Thiere zur Perception bringen müsse, so dass dadurch mittelbar dem Thiere eine Empfindung davon entstehen wird, ob es in einer höhern oder’ tiefern Region des Meeres eben verweile. — Kurz, wir sehen, dass hier noch weit unmittelbarer als jene oben besprochenen Sinneswahrnehmungen im Menschen es zeigen, das Hörorgan die Stelle eines Barometers vertreten und dem 'Thiere unter vielen Verhältnissen ganz al- lein davon Kenntniss oder vielmehr unmittelbare Sinnesempfindung geben kann, ob es in einer höherr oder tiefern Region des Meeres verweile, ob es im Schwimmen sich senke oder ob es nach den Oberfläche des Wassers hinaufsteige. — Auch kann ich nicht umhin, noch darauf aufmerksam’ zu machen, dass, wenn schon Weber die in den Schädel eindringenden zum Labyrinth sich wenden- den Kanäle an der Schwimmblase des Härings den Eustachischen Tuben sehr naturgemäss ver- gleicht, es nicht unbeachtet zu lassen ist, wie nun, wenn im Menschen wieder das Hörorgan eine Empfindung von dem jedesmaligen der geringern oder weitern Entfernung von der Erdmitte angemes- senen Luftdrucke geben soll, es wieder gerade die Eustachischen Röhren sind, welche hier, indem sie zugleich die Function eines Luftganges der Schwimmblase mit übernehmen, durch Veranlassung einer besondern Empfindung von der Veränderung des atmosphärischen Luftdruckes eine Wahrneh- mung; gewähren! — Kurz, wir finden hier wieder ein überraschendes und schönes Beispiel, wie For- men und Functionen schon auf tiefern Stufen des Thierreichs ausgebildet in den höhern, ja den höchsten organischen Lebenskreisen noch einmal hervortreten und sich wiederspiegeln und es sollte sonach mich freuen, wenn es mir gelungen wäre, durch diese wenigen Betrachtungen, für welche ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, zu dem grossen Baue einer dereinstig vollende- ten vergleichenden und sinnigen Physiologie ein irgend brauchbares Bruchstück aufgefunden, beige- tragen und den Baumeistern übergeben zu haben, 3) Dr. €. E. Hammerschmidt aus Wien: „Ueber artesische Brunnen und eine neue Methode zur Bohrung derselben.“ ö Ich gebe mir die Ehre, die hochverehrte Versammlung: auf einen Gegenstand zu lenken, der in der neueren Zeit vielfältig besprochen, dessen allgemeine Ausführung jedoch noch. häufig an der Unvollkommenheit der Instrumente Hindernisse fand. — Die Nützlichkeit artesischer Brummen für Technologie, Landwirthschaft, ja selbst als Beförderungsmittel des Handels, hier zu besprechen, ist nicht der Ort, aber schon die wenigen Resultate, die man bisher erhalten, die äusserst wichti- gen und erfolgreichen Benützungen, welche an so manchen Orten von artesischen Brunnen wirklich schon gemacht wurden, berechtigen zu dem Ausspruche: dass die artesische Brunnenbohrerei ein national-öconomisches Interesse gewährt, welches die Vermehrung der Erwerbsquellen und hiedurch die Erhöhung der National-Wohlfahrt mächtig zu fördern vermag. Aus diesem Gesichtspunkte bitte ich mir zu erlauben, das gegenwärtige hier vorliegende Mo- dell, welches zum Bohren artesischer Brunnen dient und mir von Herrm Gabriel Hertelen dy ein- gesandt wurde, der verehrlichen Gesellschaft vorlegen zu dürfen *). Ich glaube mich zu dieser *) Die Abbildung dieser Vorrichtung ist auf Taf. IV. gegeben. 9 Bitte um so mehr berechtigt, als einerseits der Gegenstand an und für sich von Wichtigkeit ist, und andrerseits dieses Modell nach einem von den bisherigen artesischen Bohrern verschiedenem me- chanischen Prineipe eingerichtet erscheint und endlich, da die Erfindung und Ausführung von einem Blinden, ehemaligem Zöglinge der Wiener Blinden-Versorgungsanstalt, wovon ich Mitvorstand bin, herrührt, wodurch die Ausführung dieses Modells selbst um so merkwürdiger ist. Bei diesem letz-. ten Umstande glaube ich im Voraus eine gütige Beurtheilung erwarten zu dürfen „ wenn das Modell nicht auf künstlerische Ausstattung Anspruch machen kam. Die früher bekannten Arten „ artesische Brunnen zu bohren, kann man füglich auf zwei Hauptmethoden reduciren. 1) Mit dem Gestänge, nämlich mittelst auf einander gesetzter Eisenstangen ; 2) mittelst des Seiles. Nur durch die Anwendung von Gestänge konnte eine eigentliche Umdrehung des Bohrers, mit- hin eine eigentliche Bohrung hervorgebracht werden, die Bohrung mit dem Seile ist nur uneigent- lich eine Seilbohrerei, da die letztere Methode in der Regel nur stossweise wirkt. Durch die Vibrirung des Seiles wird zwar auf den daran hängenden Meisel oder Bohrer eine kreisförmige Be- wegung hervorgebracht, daher durch die Seilbohrerei wohl ein Stossen im Kreise, nicht aber eine eigentliche Bohrung oder regelmässige Umdrehung des Bohrers erzweckt werden kann. In der neuesten Zeit hat G. Bray aus Mailand, gegenwärtig zu Wien, eine dritte Art Seilboh- rung angewandt; indem durch den auf eine Schraubenwinde entstehenden Druck und rücksichtlich Fall eine kreisförmige Bewegung des Bohrers hervorgebracht wird, welche Methode er jedoch nicht beim eigentlichen Vorbohren, sondern nur zur Erweiterung des Bohrloches anwendet. Die vierte nunmehr bekannte Methode wäre nun die vorliegende, wo mittelst eines Seiles kein blosser Stoss, sondern durch wirkliche Umdrehung des Bohrers eine eigentliche regelmässige Boh- rung hervorgebracht werden kann. Die Details der Construction dürften für die allgemeine Versammlung zu ermüdend sein, ich beschränke mich daher hier blos dahin, die beiden von G. Hertelend y selbst verfertisten Modelle hiemit der hochverehrlichen Gesellschaft vorzulegen und die Anwendung derselben anzudeuten, bo- halte mir jedoch vor, in der betreffenden Sectionssitzung die allfällig gewünschten nähern Erör- terungen zu geben. Weit entfernt, die unbedingte Anwendbarkeit dieser neuen: Methode vertheidigen zu wollen, scheint doch der Gegenstand einer weitern Beachtung nicht unwürdig zu sein und vielleicht auf dem Wege allgemeiner Bekanntwerdung dazu beitragen zu können: dass diese Methode näher geprüft und versucht im Ganzen oder theilweise eine praktische Anwendung erhalte. #) Professor Plieninger aus Stuttgardt: „Ueber die Resultate der bishe- rigen Bohrversuche auf Wasser in den verschiedenen Gebirgsformationen Würtembergs.“ Nachdem die künstliche Aufschliessung von Wasserquellen durch den Bergbohrer in den letzten Jahrzehenden von Frankreich her eine erneuerte Anregung erhalten hatte, wurden seit den letzten 6 Jahren auch in Würtemberg zahlreiche Versuche dieser Art angestellt und zwar zum grössten Theile mit sehr günstigem Erfolge, sowohl durch Erzielung überströmender Quellen, als auch sol- cher Wasservorräthe , welche in der Bohrröhre zu einer hinreichenden Höhe anstanden, um das Ein- ziehen von Pumpen zu gestatten. Die Wichtigkeit, welche dieser Gegenstand ebensowohl in wis- senschaftlicher, ins Besondere in geognostischer Hinsicht, als auch in gewerblicher Beziehung dar- bietet, war für die königliche Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins in Würtemberg Veranlassung, nähere Notizen über die bisher angestellten Bohrversuche, sowohl der gelungenen als der misslungenen zu sammeln und die Resultate in ihrem Joumal (dem Correspon- denzblatte des landwirthschaftlichen Vereins in Würtemberg) zusammenzustellen; in der Absicht, um etwa mit der Zeit eine genauere Kenntniss der wasserführenden Schichten des Flözgebirges ‚ oder auch anderweitige Wahrscheinlichkeitsgründe für das Gelingen künftig anzustel- lender Bahrversuche auf diesem Wege möglicher Weise auszumitteln, jedenfalls aber ‚die aus den Bohrungen überhaupt sich ergebenden geognostischen Thatsachen zu sammeln. Zu diesem Behuf werden jedem Unternehmer von Bohrversuchen Formularien zur Beantwortung der hierher einschla- genden Fragen mitgetheilt und dieselben zur Einsendung der Bohrregister und von Suiten der Bohr- Späne veranlasst, welche letztere eine eigene Rubrik in den Sammlungen der Centrälstelle bilden. 67 Bei der Unsicherheit des Resultats, womit bis jetzt jeder Bohrversuch angestellt wird und bei der Mangelhaftiskeit aller bisher aufgestellten apriorischen Wahrscheinlichkeitsgründe für das Gelin- gen derselben dürfte es vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein, eine kurze übersichtliche Darstel- lung der Ergebnisse beizubringen, welche die bisherigen Bohrungen in Würtemberg darboten , wobei indessen nicht zu verkennen ist, dass den hier beigefügten Zahlenresultaten nur ein locales Moment oder ein relativer Werth beigemessen werden dürfte. Ich darf mir nicht erlauben, hier in ein technisches Detail einzugehen, nür das könnte vielleicht bemerkt werden, dass man bisher, wenn es sich darum hardelt, feste Gesteinsmassen zu durch- brechen, stets den Berg- oder Meiselbohrer vorzog, wobei die durch den Arbeiter bewerkstelligte Drehung des Gestänges keine Bohrung im eigentlichen Sinne, d. h. kein schraubenförmiges Eindringen des Bohrinstruments in die zu durchbohrenden Schichten, sondern nur die Auffindung neuer Bruch- flächen in dem Gestein beabsichtigt. Es wurden bisher 120 einzelne Bohrungen in den, wie bekannt ist, in Würtemberg vorzugsweise ausgebildeten Formationen des bunten Sandsteines, des Muschelkalkes, des Keuper, des Lias und des Jura angestellt, anfänglich um Trinkwasser zu erhalten, späterhin aber hauptsächlich in der Absicht, um bei der constanten Temperatur der Bohrquellen (von + 10° bis + 17°) mittelst dieses Wassers die Wasserräder zur Winterzeit vom Eise frei zu erhalten oder überhaupt Aufschlagwasser zur Ver- mehrung einer Wasserkraft zu erhalten, nachdem v. Bruckmaun in seiner bekannten Schrift über das Bohren artesischer Brunnen die Erreichung des erstgenannten Zweckes nachgewiesen, und die- sem Wasser sogar eine weitere merkwürdige Anwendung gegeben hatte, indem er die innern Räume der Heilbrunner Papierfabrik durch das in demselben auf passende Weise herumgeleitete Bohrwasser während des bisherigen harten Winters bis zu einer solchen Temperatur zu erwärmen im Stande ge- wesen war, dass die Arbeiter auch während des strengsten Frostes ungehindert fortarbeiten konnten. Im bunten Sandstein wurde bis jetzt nur ein einziger Bohrversuch gemacht in der bekann- ten Fabrikstadt Calw auf dem würtembergischen Schwarzwalde, welcher insofern gelungen 'zu nen- nen ist, als bei 104' Tiefe im festen geschichteten bunten Sandsteine eine, von den Veränderungen des Wasserspiegels in dem benachbarten Fluss Nagold unabhängiges, gegen 3' über der Höhe des Flusses anstehendes, in dieser Höhe selbst durch fortgesetztes Pumpen unverändertes, eisenhaltiges Wasser erbohrt wurde, welches nunınehr, da es durch letzteren Umstand für die beabsichtigte Anwendung zum Lohgerben untauglich war, einer kleinen Badeanstalt die Entstehung gegeben hat und auch in medicinischer Hinsicht wirksam zu sein scheint, wie dieses in dem Correspondenzblatt des würtem- bergischen ärztlichen Vereins angegeben ist. Die merkwürdigsten Bohrungen wurden aber in dem auf Muschelkalk auflagernden Süsswas- serkalke und Kalktuffe zu Canstadt ausgeführt. Ohne Zweifel ist der dortige stellenweise bis an 40‘ und darüber mächtige und sich gegen eine Meile durch das Neckarthal und in das Stuttgardter Thal herein sich erstreckende Süsswasserkalk ein Product des, durch eine Menge natürlicher Quel- len in der Thalhöhle des Neckarthals sich ergiessenden Sauerwassers, wie dies aus den noch jetzt, ähnlich «dem Travertinersteinen, sich bildenden eisenschüssigen Kalktuflablagerungen aus diesen Sauerwassern geschl- „sen worden war. Keiner von den in diesem Terrain gemachten 17 Bohrver- suchen misslang, alle lieferten mächtig überströmendes Sauerwasser, welches in allen Bohrquellen die nämlichen, nur in der Proportion sehr verschiedenen Bestandtheile an fixen Salzen und an Koh- lensäure zeigt. Die in dem Gesundbrunnen zu Canstadt und der Sauerwasserquelle bei dem be- . nachbarten Orte Berg näheren, natürlichen und Bohrquellen haben stärkeren, die entfernteren nach Maasgabe ihrer Entfernung einen schwächeren mineralischen Gehalt, so dass z. B. eine jenem Focus der Kohlensäure - Entwicklung zu Canstadt und Berg am entferntesten und zwar thalabwärts lie- gende Bohrquelle dem Geschmacke nach als süsses Wasser erscheinen könnte. Die erste, schon ım Jahre 1777 in Würtemberg vorgenommene Bohrung, lieferte die erstgenannte, sehr reich- liche, heutzutage als Curbrunnen für Canstadt so wichtige Quelle und leistete so einen reichen Er- satz für die unerreicht gebliebene Absicht, Salzsoole zu erbohren; die übrigen in Würtemberg vor- genommenen Bohrungen dagegen folgten erst in dem Zeitraume der letzten 6 Jahre. Dabei zeigte sich aber der merkwürdige Umstand bei den zu Canstadt und Berg vorgenommenen Bohrungen, dass mit den späteren Bohrungen die Wassermenge der früheren Bohrquellen und auch der natürlichen Wasserquellen sehr merklich abnahm, so dass jede künftige Bohrung von höherer Genehmigung abhängig gemacht werden musste, da sich diese Veränderung auch auf den Gesundbrunnen zu er- 9% 68 strecken schien; eine Beeinträchtigung, welche nunmehr durch bessere Fassung der Quelle wiederum. hinreichend ersetzt ist. Ein Seitenstück zu den Bohrungen zu Canstadt und Berg lieferte ein Bohrversuch im Oberamte Vaihingen; die Bohrstelle ist ein Wiesengrund in einem von einem Bache durchflossenen Seitenthale des Enzflusses, gleichfalls mit dem auf Muschelkalk auflagernden Süsswasserkalke als unmittel- baren Untergrund der Dammerde. Hier wurden in der Absicht, Aufschlagwasser für die Räder einer Mahlmühle zu erhalten,*etwa 20 Bohrlöcher, in Entfernung von 12—30' von einander und auf einer Tiefe von 30—40' abgetrieben, wovon etwa die Hälfte ein bis zu 1 Fuss überströmendes Wasser von geringerem mineralischen Gehalt lieferte. In dem, durch seine Schwefelquelle berühmten Badeorte Niederau, dessen Formation der Mu- schelkalk ist, wurde, nachdem ein Bohrversuch durch Brechen des Apparates misslungen war, bei dem Abteufen eines zweiten Bohrschachtes eine, in diesem bis auf 10’ unter Tag ansteigende Quelle von starkem Gehalt an Kohlensäure und ohne Spur von Schwefel-Wasserstoffgas aufgeschlossen, obgleich der Schacht in sehr geringer Entfernung von der Schwefelquelle befindlich ist. Dieses Sauerwasser wird nunmehr in Niederau curweise getrunken und durch Pumpen in das Badehaus ge- fördert. In Entfernung einer Viertelmeile von Niederau wurde etwa 100’ von dem Neckarufer ent- fernt, ein Versuch mit Graben an einer von den zahlreichen Stellen auf den, das Neckarufer be- gleitenden Wiesengründen gemacht, wo eine beständige Abwesenheit der Vegetation und der Um- stand, dass bei jeder Ueberschwemmung des Flusses stets Luftblasen an diesen Stellen durch das Wasser aufstiegen, die Anwesenheit eines gashaltigen Wassers in der Tiefe vermuthen liessen. In einer Tiefe von etwa 18° wurde eine stark Kohlensäure haltige Wasserquelle aufgeschlossen, welche weniger fixe Salze als z. B. das Canstadter Wasser enthält und bereits einer Brunnenanstalt die Entstehung gegeben hat, auch wegen seines angenehmen Geschmacks häufig in Krügen versendet wird. Das Nähere dieser, „Carlsquelle‘“ genannten Anstalt ist gleichfalls in dem medicinischen Correspondenzblatte mitgetheilt. Mehrere in andern Gegenden des Landes im Muschelkalke angestellte Bohrungen lieferten anste- hendes Wasser, oder misslangen hier nur durch Unerfahrenheit der Arbeiter. Im Ganzen waren es 39 einzelne Bohrungen an 7 verschiedenen Orten in der Formation des Muschelkalkes (wobei wir die erwähnten Bohrungen im Süsswasserkalke gleichfalls hierher zählen dürfen, sofern der letztere dabei durchsunken und der Muschelkalk mit der Bohrröhre mehr oder we- niger tief erreicht wurde). Von diesen Bohrungen lieferten 25 überströmendes, 2 lieferten anstehen- des Wasser und 1% können als misslungen betrachtet werden. Das Verhältniss der gelungenen Boh- rungen stellt sich daher = 25 :,39 = 2 : 3,1, d. h. von 3 Bohrlöchern lieferten 2 überströmendes Wasser. In Betreff der Bohrorte war das Verhältniss =3:!7=1: 2,3, d. h. unter 2 Bohrun- gen an verschiedenen Orten fand man einen, welcher überströmende Wasservorräthe zeigte. In Betreff der Bohrungen in den übrigen Formationen beschränke ich mich um so mehr auf blosse Angabe der Zahlenresultate, da dieselben keine besonders auszuhebenden Umstände darboten. In der Keuperformation wurden an 33 verschiedenen Orten 46 Bohrungen angestellt, wovon 23 ein, wiewohl zu geringer Höhe überströmendes Wasser gaben, 16 dagegen eben so viele Pump- brunnen die Entstehung gaben und 7 ganz misslungen sind. Das Verhältniss der gelungenen war demnach hier = 23 : 46 = 1 : 2, und in Betreff der 33 Bohrorte, wovon an 12 ‚überströmendes, an 4 durch Pumpen gefördertes Wasser erzielt wurde, = 12 : 33 = 1 ; 2,75. Zu bemerken ist, dass auch in dieser Formation der Süsswasserkalktuff eine Rolle zu spielen scheint, indem bei meh- rern von den hier gelungenen Bohrversuchen die Anwesenheit einer, wenn gleich nur wenig mächti- gen Lage von Süsswasserkalktuff auf das Vorhandensein von Wasservorräthen schliessen liess. Ei- nige in der Art misslungene Versuche fielen in dieser Formation vor, dass sie gleichsam nega- tive Quellen lieferten, indem durch die Ungeduld der Unternehmer, welche um jeden Preis über- strömendes Wasser haben wollten, das bereits erzielte, für Pumpen zugängliche Wasser bei dem Weiterbohren sich in Klüften verlor, was bei der zerklüfteten Beschaflenheit des Keupermergels leicht erklärlich ist. In dem Lias wurden an 11 Orten 13 Bohrungen unternommen, wovon 4 ein schwach überströ- mendes, theilweise Schwefelwasserstoffgas haltiges und 2 ein zur Pumpenhöhe ansteigendes Wasser gaben. Das Verhältniss der gelungenen war dennoch = 4 ! 13 = 1 } 3,25 und in Betreff der Bohrorte =4: 11 =1 : 2,75. Zu bemerken ist, dass auch mehrere in dieser Formation an der Kante des Plateau der Filder, von welchem das Stuttgardter 'Yhal sich herabzieht, vorgenommene Br. Einschnitte ein reichliches Wasser lieferten, welches gegen den Schichtenfall sich ergiesst und die Menge des Wasserzuflusses zur Hauptstadt auf eine erwünschte Weise vermehrt. Der Ab- hang des Hügels unterhalb der Einschnitte hatte gleichfalls schon früher Ablagerungen von Süss- wasserkalktuff unter der Dammerde gezeigt. , In der Formation des Jura wurden 18 Bohrungen an 13 Orten angestellt, wovon 4 in den Thal- höhlen der Donau und des Brenzflusses, 9 auf der Höhe der schwäbischen Alp liegen. Die letz- teren blieben alle erfolglos, theils durch Abbrechen des Gestänges, theils wiederum durch die Un- geduld der Unternehmer, welche das bereits zu Pumpenhöhe gestiegene Wasser bei dem Weiter- bohren wieder verloren, was sich gleichfalls aus der zerklüfteten Beschaffenheit des Jurakalkes hin- reichend erklärt. Die erstgenannten 4 Versuche lieferten Pumpwasser. Zu bemerken ist, dass auf der schwäbischen Alp eine schon früher bekannte Erscheinung sich constant bestätigt, indem man bisher da, wo sich der in mehrern Kuppen über die Juraformation er- hebende Basalt und Basalttuff bei den Brunnengrabungen zeigt, stets Wasser fand, so dass die Be- wohner der Alp, sobald sie auf dieses Gestein stossen, mit Sicherheit auf das baldige Erscheinen von Wasser rechnen dürfen. Eine Ausnahme von den ungünstigen Resultaten der in der Juraformation gemachten Bohrver- suche bilden einige, im Laufe dieses Jahres zu Oberdissingen im Donauthale gelungene Bohrungen ; dort beginnt schon die auf dem Jurakalke aufgelagerte Formation der Molasse, welche beinahe ganz Oberschwaben einnimmt. Diese Bohrungen wurden zunächst in dem ältern Süsswasserkalke vorge- nommen, welcher dort in ziemlich bedeutender Ausbreitung am südöstlichen Abhang und am Fusse der schwäbischen Alp abgelagert ist. Von 3 Bohrlöchern, welche bis zu einer Tiefe von etwa 104° und in das Gestein der Jurabildungen abgetrieben wurden, erhielt man ein reichliches, bis an 12‘ überströmendes Wasser. Indem ich die weitere Ausführung und nähere Darlegung dieser Verhältnisse und Resultate der in Würtemberg vorgekommenen Bohrungen auf Wasser für eine andere Gelegenheit vorbehalte, "er- laube ich mir blos noch einige hieraus etwa zu ziehende Schlüsse der geneigten Kenntnissnahme und Prüfung der hochverehrlichen Versammlung vorzulegen. 1) Die grösste Wahrscheinlichkeit für das Gelingen von Bohrversuchen auf Wasser scheint bis jetzt die Formation des Muschelkalkes in Würtemberg darzubieten; diese Wahrscheinlichkeit scheint in den übrigen Formationen abzunehmen mit zunehmender Höhe derselben. 2%) Das Vorhandensein des Süsswasserkalkes scheint ein ziemlich sicheres Anzeichen von un- terirdischen Wasservorräthen zu sein, welche durch Bohrungen oder durch Graben möglicherweise aufgeschlossen werden können. Eben so das Vorkommen des Basaltes und Basalttuffes in der Jura- formation der schwäbischen Alp. ’ 3) In zerklüfteten Formationen, wie namentlich in der des Keupermergels und des Jurakalkes ist es zwar nicht unbedingt wahrscheinlich, Bohrwasser zu erhalten, jedoch dürfte es hier gerathen sein, sich mit einem bis zur Pumpenhöhe angestiegenen Wasser zu begnügen, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, das bereits gewonnene Resultat durch Weiterbohren wieder zu verlieren; in- dem das Verstopfen der Bohrröhren oberhalb einer durch das Weiterbohren erreichten, wasserabfüh- renden Zerklüftung, und noch mehr das Einziehen einer, die Kluft abschliessenden Röhre nur einen unsichern Erfolg darbietet und in manchen Fällen unausführbar ist. 5) Professor Ehrenberg aus Berlin: „Die neuesten Fortschritte in der Erkenntniss der Infusorien als Felsmassen.“ Je mehr die Communication der Ideen durch Schnellpressen und Bahnenwege erleichtert wird, desto rascher wächst das Wissen. Das ausgesprochene Wort wird leicht überall, wo es erklang, fest und wiederhallt fast aufenthaltslos durch grosse Räume, aufenthaltslos schon fast über die ganze Erde. Sonst suchten die seltenen Pfleger der Wissenschaft das ganze Resultat ihres besonnen thä- tigen Lebens im spätern Alter in ungestörter Ruhe ihrer geläuterten Ideenfolge zusammenzufassen und als wohlgeordnete Systeme im Zusammenhange vorzulegen. Sie waren die Weisen ihrer Völ- ker. Jetzt gibt es solche Ruhe der Ideenfolge nicht, und ein absichtlich abgeschlossenes Vgrarbei- ten der erworbenen Kenntnisse führt nicht zu solchem Ziele. Jetzt regt sich die Mittheilung in rast- loser Hast überall wo es Menschen gibt. Die Menge des vorhandenen, aus allen Räumen und Rich- tungen zusammengebrachten Materials der Naturforschung erleichtert die Combinationen, an denen zo viele sich versuchen, so wie eine ausgebildete Sprache das Dichten erleichtert, ohne Dichter zu schaffen. Ein eigenes System, wie es sonst das letzte Ziel und der Ertrag des ganzen Lebens war, ist jetzt oft die erste Frucht der Selbstständigkeit. Dieselbe allgemeine Thätigkeit reiht Wiederho-. lungen des längst Bekannten, Uebereiltes,. Verfehltes, Neues, Festes und Herrliches in den tägli- chen Flugschriften und in paragraphen- und luxusreichen Bänden systemlos und unaufhaltsam an ein- ander. Auch dem bedächtigen Forscher ist Horazen’s: nonum prematur in annum jetzt selten mehr anzurathen. .Meist ist bald verkümmert, überwachsen, veraltet und nicht mehr interessant, was der Einzelne, selbst der Beste that. Baldige Mittheilung der einzelnen gewonnenen neuen Thatsa- chen nach vorhergegangener treuer und wiederholter Erkenntniss derselben in Verbindung mit Re- flexionen, ohne welche die Darstellung selten ansprechend und fruchtbar ist, oder nach vorherge- gangener Reflexion über das Bekannte in Verbindung mit erweiterter oder doch prüfender Beobach- tung und Bestätigung, ohne welche die Resultate der Reflexiön unsicher, fruchtlos und oft werthlos blieben, sind fast das alleinige Mittel desjenigen zum Ziele, - welcher jetzt überkaupt mitzutheilen sich im Stande und angeregt fühlt. Unberufene, nicht prüfende oder gar untreue, von Nebenabsich- ten geleitete Mittheilung wird, sie mag sich noch so sehr verstecken, doch meist bald erkaunt, ist weder zu halten noch zu hindern, aber zeichnet sich und rächt sich an sich selbst. So kehrt denn unsere Zeit, so sehr auch die Sachen die Personen zu verdrängen scheinen, dennoch theilnehmend, zu den Personen und zwar zu ihrer Urtheilsfähigkeit zach Erkenntniss und Absicht zurück. Diese Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte will neben der persönlichen Bekannt- schaft offenbar auch den Austausch neuer, durch Erfahrung geprüfter Ideen. Das ausgesprochene Wort pflanzt schneller und fester, als das geschriebene, sich in einen neuen, oft fruchtbareren Bc- den, als der war, aus dem es entkeinte. Die alte statuarische Auctorität des Einzelnen ist der nachgiebigen, rasch fortschreitenden Entwicklung bereits gewichen. Wenige suchen noch das End- ziel-der Wissenschaft, wo es bis vor wenig Jahren noch fast alle suchten, in einer Schule, in ei- nem’ darstellbaren Systeme und das wirkliche Natursystem gefunden zu haben, oder auch nur als: erreichbar zu suchen, fängt immer mehr an, aus wissenschaftlich ernstem Streben zu verschwinden. Auch das Zeitalter und System eines seing$ Zeit und eine lange Folge der Nachzeit beherrschenden Aristoteles, ja eines’noch kein Menschefalter von uns entfernten Linne kann, wie wir es erfah- ren, veralten, obwohl gerade solche Männer mit allen ähnlichen, welche Logik und eigene Erfahrung verbinden, als Stufen und Träger umsichtiger, naturgetreuer und selbst eingreifender menschlicher Entwicklung im hohen, nie vergessnen Ruhnme bleiben. Blicken wir nun auf die wahren und ärndte- reichen Coryphäen unserer vor allen früheren glänzend entwickelten Zeit, so liegt für Naturforschung wie für Arzneikunde das Verhältniss klar vor Augen, welches die Entwicklungsstufe unserer Zeit bezeichnet. Nicht diese Coryphäen sind es, welche deis fühlbaren Mangel der Vereinigung des gros- sen zerstreuten Materials durch ein gesetzartiges System abzuhelfen sich bemühen. Es ist das frei- willige oder kluge Unterordnen des kräftigen Individuums zu einer noch in voller Thätigkeit begrif- . fenen Gesammtwirkung vieler Kräfte, deren Richtung zweckmässig zu leiten sie sich augelegen sein lassen. In gegenseitiger Mittheilung und Selbstüberzeugung, so wie in möglichst einfacher, über- sichtlicher, aber system- und herrschaftsloser Anerkennung und Zusammenstellung aller sicher er- kannten, das Allgemeine berührenden Einzelnheiten beruht auch der Gesichtspunkt, welcher die rei- chen und reichsten an eigenem Stoffe doch mit in die Versammlungen Vieler zieht. Niemand be- wundert hier den dialektisch kunstreichen, oder den poetisch ergreifenden Systembau des Einzelnen. Alle leuken die gespannte Aufmerksamkeit auf den ernsten und tief begründeten Ideengang des Ge- schlechts. Jedes Individuum, das treu und kräftig wirkende in Segen bleibend, veraltet, wie die Geschichte lehrt, aber das Geschlecht der Menschen entwickelt sich in nicht blos nicht abnehmen- der, sondern in wachsender Jugendfrische bis zu unabsehbar hoher Kraft. So ist auch nicht die armselige, beängstigende Differenz’eines Muskels oder Knochens, sondern die reiche Möglichkeit und Wirklichkeit geistiger Entwicklung des Geschlechts der alleinige, durch die Geschichte aller Zeiten völlig klare und wohlthuende Unterschied des Menschen vor allen Thieren. Der vereinzelte Beitrag zum Ideengange unserer Zeit, die Darstellung der Infusorien als Felsmassen, welchei ich, er möge später immerhin in seiner Bedeutung und Anregung veralten und von immer lücklicheren Erkenntnissen verdrängt werden, hier mitzutheilen beabsichtige und mich hoch geehrt üble, ist nicht mein alleiniges Eigenthum, sondern wie fast jede neue Erkenntniss von Frühern, wenn auch unbewusst, mannichfach vorbereitet. u di Nachdem Otto Friedrich Müller, einer der achtungswerthesten Naturforscher, welche !je gelebt haben, die Bacillarien unter den Infusorien aufgezählt und in ihren Formen zuerst scharf be- grenzt hatte, erkannte Nitzsch, der intensiveste Ornitholog und treue Naturforscher unserer Zeit, vor nun 18 Jahren noch weit bestimmter, dass diese Körper eine prismatische, fast krystallartige Gestalt haben und sammelte sie zuerst in einer Gruppe der Bacillarien, welchen Namen Gmelin einer einzelnen Form gegeben hatte. Bory de St. Vincent, dessen lebhafter Geist hie und da fruchtbar eingesriffen, und besonders Agardh’s phantasiereiche fleissige Beobachtungen für Botanik bildeten mit Andern die Gruppe auf verschiedene Weise weiter aus. Bis zum Jahre 1830 war auch ich so glücklich, Stoff zu einigen Beiträgen selbst in fernen Erdgegenden zu sammeln und diese mit- zutheilen. Dieselben europäischen Gattungen und keine neuen in Arabien und Sibirien gefunden zu haben, war ein mich viel beschäftigendes Resultat. Man hatte bis dahin, von Müller’s Vorgange abweichend, zuletzt allgemein diese Körper zu den Pflanzen, den Algen, gestellt. Mannichfache, damals noch nicht so klare, aber schon anregende Details eigener Beobachtung bewogen mich, sie den Thieren, den Infusorien, wieder anzureihen. Bald darauf gelang mir die Beobachtung, dass sie aus einer harten, zweischaaligen, glasartigen Kapsel oder Schaale bestehen, welche beim Queer- durchschnitt sich nicht in zwei, sondern in vier Theile spaltet, mithin einer bivalven Muschel gleicht. Diess theilte ich im Jahre 1832 mit. Im Jahre 1833 beobachtete der damalige junge fleissige Apo- theker, jetzt Gymnasiallehrer Kützing, dass diese harten Körper, welche er als Algen sammelte und beschrieb, bei einer chemischen Untersuchung aus unschmelzbarer Kieselerde bestehen und mit Soda Glas bilden. Im Jahre 1834 theilte ich selbst viele neuere Untersuchungen über diese Thier- formen und auch die Beobachtung mit, dass einige von ihnen an jedem Ende feine Organe der Be- wegung hervorschieben Bald darauf in demselben Jahre beobachtete ich, dass die gelbe Substnz der torfigen Sümpfe und Quellen, welche ganz dasj Ansehn von Eisenoxyd hat, kein reines Eisenoxyd sei, sondern aus gegliederten Fäden bestehe, welche durch Glühen in ihrer Form nicht verändert werden, und wach dem Auslaugen des Eisens Kieselerde zurücklassen. Die grosse Fein- heit dieser Fäden erlaubte keine weitern Structurdetails zu erkennen, allein die ganze Form und obige Umstände machten sehr wahrscheinlich, dass dieser sogenannte Eisenocker ein Thierchen der Gattung Gaillonella sei. Im Jahre 1835 wiederholte ich diese Beobachtungen mit gleichem Resultat und liess die Form unter dem Namen Gaillonella ferruginea auf Tafel X. des Infusorien - Codex, welchen Hr. Leopold Voss in Leipzig in Verlag genommen und dessen 63 Tafeln in Folioformat jetzt vollendet sind, in Kupfer stechen. Da ich aus früheren Reisen mich erinnerte, dass derglei- chen eisenockerartiger Absatz besonders viel in den Mineralquellen um Eger vorkomme, so wurden meine Ideen auf die Mineralquellen im Allgemeinen und das Verhältniss von Infusorien zu ihnen leb- haft gelenkt. Ein Freund verschaffte mir meinem Wunsche gemäss eine Zusendung der frischen or- ganischen Niederschläge aus dem Carlsbader Sprudel durch die Gefälligkeit des Hrn. Fischer in Pirkenhammer und gleichzeitig erhielt ich durch die Gefälligkeit des Hrn. Geh. Oberbergraths Kar- sten die allmälige Zusendung aller Soolwässer der preussischen Monarchie. Zuerst brachte mir Hr. Fischer eigenhändig einige Fläschchen voll des Carlsbader organischen Sediments und die so- gleich angestellte Untersuchung erfreute mich mit einem unerwarteten Resultate. Ich fand nämlich in jenem so abgeschlossenen Bergwasser Formen bekannter Bacillarien - Seethiere von Havre in Frank- reich und der Ostsee. (Bericht der Berlin. Acad. der Wissensch. 25. April 1836, ausführlicher in Wiegmann’s Arch. für Naturg. 1836.) Die genaue Vergleichung der Formen wurde mir durch die vorher gewonnene und am 1. April 1835 in der naturforschenden Gesellschaft zu Berlin vorge- tragene Beobachtung *) erleichtert, dass die Zahl der Queerstreifen (inneren Rippen) diese Körper in einem genauen festen Verhältniss zur Körpergrösse der verschiedenen Arten stehe. Im Soolwas- ser von Colberg fand ich die Gaillonella ferruginea in grossen Massen. Die tiefen, schon festgestellten Organisations- und die Stoffverhältnisse der Infusorien im All- gemeinen, sammt diesen factischen auffallenden Verbreitungsverhältnissen, nahmen nun meine ganze Aufmerksamkeit gerade in Rücksicht der Quellen in Anspruch und ich erbat mir auch von der Güte des Hrn. Fischer neues Material aus Böhmen, so wie ich sorgfältig die allmälig bei mir eingehen- den Soolwässer von Artern, Dürrenberg, Kötzschau, Neusalzwerk, Schönebeck und Königsborn, für .”) Eine Anzeige der Vorträge in dieser Gesellschaft findet sich immer alsbald in der Haude und Spenerschen Berliner Zeitung. Vgl. 25. April. KL deren gefällige Besorgung ich auch vorläufig schon den Herren Beamteten meinen öffentlichen Dank sage, jedes mit einem besondern Gewinn für die Wissenschaft, den ich späterhin übersichtlich vor- Jegen werde, prüfte. Die neue Einrichtung der Moorbäder in Franzensbad hatte die Aufmerksamkeit der dortigen Bewohner intensiv auf die Bestandtheile jener Torferde gelenkt und Hr. Radig hatte die Beobachtung gemacht und mitgetheilt, dass in jener Torferde eine kieselguhrartige Masse knol- lenweis eingelagert vorkomme. Hr. Fischer fand nach seiner Rückkehr von Berlin diese Verhält- nisse einer microscopischen Analyse noch mehr werth und entdeckte, dass diese kieselerdige Masse aus naviculisähnlichen Körperchen bestehe, die durch Feuer gereinigt und durch Verbrennen des Moor- bodens zusammengehäuft schienen*). Zu einer Revision und weitern Bestimmung der Formen über- sandte mir derselbe, nebst neuen Carlsbader lebenden Infusorien, auch frischen Torf und Kieselguhr von Franzensbad. In meinem Ideengange schon ganz vorbereitet auf einen tiefern Einfluss der microscopischen auf die sichtbare Formenwelt, erfasste ich diese Mittheilungen lebendiger, als es wohl sonst geschehen wäre. Die liberale Gefälligkeit und Freundschaft des Hrn. Prof. Weiss in Berlin erlaubte mir eine microscopische Analyse und Vergleichung der verschiedenen Bergmehle und Kieselguhre des Königl. Mineralienkabinets und auch der von Klaproth chemisch analysirten classischen Stücke aus Santa- Fiora und Isle de France. Ich fand, dass diese ganzen erdigen Massen sammt der Franzensbader Kieselerde aus meist wohl erhaltenen und systematisch bestimmbaren Kieselpanzern verschiedener Formen von Infusorien der Bacillarien -Familie mit einigen Ueberresten von Spongien bestehen. Be- sonders auffallend war, dass die 28 verschiedenen Arten fossile. Infusorien, welche hierdurch ermit- telt worden waren, 8 verschiedenen jetzt noch lebenden Gattungen angehören und dass 18 Arten, also fast 2, sogar noch jetzt lebende Arten des süssen oder brackischen Wassers waren, die ich im vorigen Jahre bereits hatte in Kupfer stechen lassen. Diese Resultate theilte ich am 27. Juni die- ses Jahres der Academie der Wissenschaften zu Berlin mit, (Siehe Bericht, p. 51.) Die microscopische Analyse von Mineralkörpern hatte mich schon oft beschäftigt, immer ange- regt, aber nie befriedigt. Diese Beobachtungen gaben einen neuen Anstoss und es schien mir immer deutlicher nur am Beobachter zu liegen, wenn sich keine bestimmten Resultate ergäben. Von Neuem eingehend in diese Untersuchungen, überlegte ich nur, wo wohl mit grösserer Wahrscheinlichkeit ei- nes Erfolgs die Aufmerksamkeit intensiv zu verwenden sei. Der Umstand, dass mich im vorigen Jahre die Kieselhaut des Zguisetum und die Kieselspindeln der Spongilla lacustris beschäftigt hat- ten, deren speciellere Verhältnisse Hr. Dr. Struve auf mein Anrathen zu seiner interessanten In- augural-Dissertation wählte, erweckte, des Zguisetum (Schachtelhalmes) halber, die Vermuthung, dass wohl den Infusorien- Conglomeraten ähnliche Substanzen, wie Schachtelhalm, zum Poliren im technischen Gebrauche sein könnten. Diese Combination führte mich zur Untersuchung des Tripels und der Tripel zu der Beobachtung, dass alle Biliner Polirschiefer ein fast ganz oder völlig reines Infusorien-Conglomerat einer noch lebenden Gattung der Bacillarien-Familie sei. Diese Erfahrung theilte ich am 30. Juni dieses Jahres der Academie zu Berlin mit. (Siehe Bericht, p. 55.) Etwas übersichtlicher wurden die bisherigen Erfahrungen in Poggendorff’s Annalen der Physik dieses Jahres zusammengestellt. Je mehr diese neue Beobachtung die Anwesenheit der fossilen Infusorien aus der neuesten Erd- bildung auch in die Tertiärbildung überführte, desto mehr wuchs das Interesse weiterer Nachfor- schung. Vielerlei nach einande: scharf experimentirte Steinarten und Erdarten, welche ich der Theil- nahme des Hrm. Weiss verdankte, gaben zum Theil interessantere Resultate, als früher, allein keine deutlichen Spuren zum Grunde liegender Organismen. Es schien daher wichtig, die Aufmerk- samkeit auf die Verwandlung zu wenden, welche die erkannten fossilen Formen im Uebergange zu ganz unorganischen Massen erleiden. So ergab sich das Resultat, dass der sogenannte Saugschie- fer oder verhärtete Polirschiefer ein nicht mehr reines, sondern cämentirtes Infusorien - Conglome- art Sei. : ‚ Die grosse Güte und Theilnahme, welche ich so oft von Hm. v. Humboldt erfahren, förderte meine Bestrebungen und diese Erkenntnisse bald darauf ausserordentlich durch eine Nebenreise von *) Aus neuern freundlichen, sehr dankenswerthen Mittheilungen des Hrn, Fischer ergibt sich, dass die Ansicht, als habe er einen ausgeglühten Meeresboden gemeint, auf einem. Lesefehler des Mannscripts beruht, indem es ausgeglüh- ter Moorboden heissen sollte. a 3 Töplitz nach Bilin selbst. Ich erhielt durch ihn eine Sammlung Biliner Steinarten in allen Ueber- gängen vom Polirschiefer durch den Saugschiefer zum Halbopale und rücksichtlich des Vorkommens 80 speciell bezeichnet, dass es mich um so mehr zu weiterer Beobachtung antrieb und meine Unter- suchung rücksichtlich der Aufeinanderfolge und Umwandlung der Substanzen sehr erleichterte. Aus- ser der immer schärferen Erkenntniss, dass der Saugschiefer nur ein cämentirtes Infusorien - Conglo- merat derselben Gaillonella distans ist, welche den Polirschiefer bildet und dass) diese Erfüllung durch eine kieselige Cämentmasse auch seine grössere specifische Schwere und Härte bedingt, fand sich, dass die mieroscopischen Verhältnisse auch die allmäligsten Uebergänge des Saugschiefers in dem Halbopal erkennen liessen. Der Halbopal erscheint knollenartig in den Saugschiefer eingesenkt oder so frei in und auf die- sem ruhend. In den fein abgesprengten Theilen dieser an Härte zum Theil den Feuersteinen glei- chenden und feuergebenden Halbopale lässt sich auf das Deutlichste erkennen, dass sie ebenfalls nur ein Conglomerat von Infusorienschaalen und Kieselnadeln der Spongien sind. Die Gaillonella di- stans scheint oft deutlich durch ihre Auflösung die glasartige Cämentmasse geliefert zu haben, in welcher @aillonella varians mit Spongiennadeln so wohl erhalten eingesenkt sichtbar sind, wie In- secten in Bernstein. Es scheint bei dieser Umwandlung des Polirschiefers in Saugschiefer und Halb- opal ein ganz ähnlicher Process statt gefunden zu haben, wie der ist, wenn in Mehl eindringendes Wasser oder Dämpfe Teigklumpen bilden. Die gar nicht gestörte horizontale Schichtung, welche im Opal dieselße® wie im Polirschiefer ist, zeigt, dass der Process kein gewaltsamer, sondern ein sehr allmäliger 'göwesen sein mag. Ferner kann man sich beim Holzopal wohl denken, dass eine besondere Opalmasse an die Stelle der auflöslichen und allmälig ganz aufgelösten Holzsubstanz ge- treten sei und dass die allmälige, in der Zeit verschiedene Veränderung auch das Sichtbarbleiben der einzelnen Theile veranlasste. Die Umwandlung des kieselerdigen Polirschiefers und Saugschie- fers in Halbopal lässt sich auf diese Weise wohl kaum annehmen. Die eindringende Opalmasse würde hier die Kieselerce zu verdrängen haben, oder wenn sie diese umwandeln, sich assimiliren sollte, so würde der bereits so dicht erfüllte Raum des Saugschiefers wenig Raum für die neue Kie- selmasse gestatten. Leiehter scheint sich der Process so zu erklären, dass blosses Wasser oder irgend ein anderes nicht flusssaures Lösungsmittel den Halbopal aus den Kieselschaalen der abge- storbenen Infusorien so bilde, wie der Teig aus Mchl entsteht. Ungekneteter«Teig hat oft Mehl- streifen oder Mehlklumpen, Halbopal oft unveränderte Infusorienlagen oder Haufen in sich. Hydrate sind beide und Flusssäure ist im Halbopal analytisch nicht gefunden. Dass der Process nicht durch Feuer bewirkt sei, scheint sich dadurch ziemlich scharf. erweisen zu lassen, weil‘ 1) die zarte Schichtung oft geblieben ist und besonders 2) die gelben, eisenhaltigen Halbopale beim Glühen roth werden. Wären sie schon geglüht oder sehr erhitzt gewesen, so würden die gelben Steine den hö- hern Oxydationsgrad des Eisens, zumal da sie sich an der Oberfläche finden, schon an sich tragen. Gleichzeitig mit der Entwicklung dieser Verhältnisse erhielt ich durch die freundliche Vermitt- lung des Hrn. Weiss und die gütige Liberalität des Hrn. Freiesleben in Freiberg ein rücksicht- lich des Fundortes ganz sicheres Stück des Planitzer Polirschiefers und erkannte, dass auch das dortige Lager eine Anhäufung von Infusorienschaalen sei. Zwar gleicht das untersuchte Stück dem Biliner Saugschiefer und die kleinen rundlichen Schaalen der Gaillonella distans sind wohl durch ein Kieselcämeht erfüllt, angefressen una verbunden, was die Deutlichkeit etwas stört, allein ich glaube einzelne zu meiner völligen Ueberzeiigung gebracht zu haben. Vielleicht gibt es auch dort eine lockerere Masse, welche, dem wahren Poiirschiefer gleich, die organischen Formen scharf er- halten zeigt *). ‚ Ferner sandte mir Hr. Carus freundlichst aus Dresden ein Stück des Casseler Polirschiefers, worin er auch organische Formen erkannt hatte. Von demse,ben Fundorte fanden sich auch auf dem Königl. mineralogischen Museum einige Stücke mit Fischversteins"ungen des Leuciseus papyraceus. Später erhielt ich noch Proben des Casseler Gesteins vom. Habichtswa,Je durch die ausserordentliche üte des Hrn. Keferstein in Halle. In diesem Casseler Polirschiefer fanu ich 7 verschiedene Ar- ten von Panzer -Infusorien. *) Neuere Proben in allen Uebergängen der dortigen Gesteinmassen, welche mir in Jena durch Hrn. Dr. Cotta’s Güte übergeben wurden, machen das Planitzer Vorkommen doch wieder zweifelhaft, da ich die characteristischen Oeff- nungen der Gaillonella distans in den sonst aber freilich in Gestalt und Grösse sehr ähnlichen Körperchen noch nicht und noch keine zweite organische Form erkannt habe, 10 kZ.: Ausser diesen deutlichen organischen Verhältnissen in den Steinmassen der neuesten und Ter- tiärbildung fand ich noch die organischen, sehr verwandten Bildungen in den Halbopalen von Cham- pigny, in denen des Dolerits von Steinheim bei Hanau und in denen aus dem Serpentin von. Koss- witz in Schlesien. (Die in diese Steine eingeschlossenen, sehr deutlichen, kugelfömigen, zahlreichen, mieroscopischen Körper, die auch zuweilen als weisses Mehl noch frei äusserlich ansitzen, könnten zum Theil zur jetzt noch lebenden Gattung Pyzxidieula gehören und unterscheiden sich in ihrer Bil- dung sehr von den stalactitischen Formen des Achats.) . Der weitere Fortgang der Untersuchungen lenkte sich, durch die ganz verwandten Opalmassen geleitet, auf die Feuersteine der Kreide. Zwar schon oft waren sie von mir unter dem Microscope in kleinen Theilen vergeblich betrachtet worden. Die schwarzen und durchsichtigen Feuersteine ga- ben auch diesmal keine optischen Charactere. Eine Vergleichung der Bildungsverhältnisse des Halb- opals von Bilin machte mir aber wahrscheinlich, dass die sogenannten unreifen Feuersteine der Un- tersuchung besser zu Hülfe kommen würden und damit war der Schlüssel zu diesen Beobachtungen gefunden. Ich fand in den weisslichen und gelblichen opaken Feuersteingeschieben der Mark bei Ber- lin viele eingeschlossene spindel- und kugellörmige Körperchen, welche sich mit den Kieselnadeln von Spongien und mit Infusorienformen der Gattung Pyridicula der Bacillarienfamilie recht wohl ver- gleichen liessen. Ferner fand ich, dass in der weissen mehlartigen Rinde und Ausfüllung‘ der Klüfte der Feuersteine dieselben Kieselnadeln und Kugeln frei und wohlerhalten vorhanden, yaren, und dass dieses weisse Kieselmehl, welches keineswegs Kreide ist, sondern von Säuren Führe (wie auch /% schon andere beobachtet haben), unaufgelöst bleibt und nicht braust, der Primitivzustand der Feuer- steine sein möge. Gerade so mehlartig ist der Polirschiefer. Es lag also nahe, sich vorzustellen, dass bei der Bildung der Kreidelager während ihres noch lockern Zustandes die Schaalen und Frag- mente der Kieselerde ablagernder Pflanzen und 'Thiere, ihrer grössern specifischen Schwere halber, an Stellen, wo das Tiefersenken gehindert war, sich so in Nester und horizontale Lagen zusammenge- funden haben mögen, wie man bei senkrecht abgeschnitteneu alten Schuitbergen die verschiedenen Bestandtheile, Knochen, Porzellanscherben, Mörtel u. dgl. nach ihrer Eigenschwere in manchmal über- raschende horizontale Lagen geschichtet sieht. Eine eindringende, die Kieselerde auflösende oder umändernde Flüssigkeit konnte dann wohl in diesen Lagen, wie in Mehl eindringendes Wasser die Teigklumpen bildet? so jene nie gleichartig geformten Knollen der Feuersteine bilden, welche als ho- lothurien- und corallenähnliche Formen die Aufmerksamkeit der Geologen immer vor Neuem auf sich gezogen haben. Findlich erwähne ich noch die Resultate der Untersuchung des Edelopals von Khschau. Wie in A den Feuersteinen und einigen Halbopalen, so fanden sich auch in Fragmenten des gemeinen Opals der Serpentinbildung bei Koseyitz und des Edelopals aus dera Porphyr bei Koschau eingeschlossene N J runde Körper, welche an einen organischen Ursprung lebhaft erinnerten. Die grösste Masse der letz- tern Gesteine aber war innen homogen. Ich suchte dann nach, ob nicht das Muttergestein diesen Bildungen weitern Aufschluss gäbe und fand, dass eine steinmarkartige Masse die Opalknollen des Edelopals immer unmittelbar umgibt. Dieses Steinmark von Koschau hat nun unter dem Microscope allerdings wieder grosse Achnlichkeit mit der schon etwas veränderten, d. h. zum Theil aufgelösten Gaillonella distans, wie sie nicht im Polirschiefer, sondern im Saugschiefer von Bilin vorhanden, ist, und in dem noch etwas stärker veränderten Saugscbiefer von Planitz vorhanden Zu sein scheint. Ich habe des Auffallenden der Primärformation oder doch der frühern vuleanischen Periode hal- ber, zu welcher diese Bildungen gehören und der '"Xiefe halber, aus welcher sie hervorgetrieben sein mögen, diese und die ähnlichen Erscheinungen sit wiederholt geprüft und verglichen, und obwohl die vorgegangenen Veränderungen mit dem ursprünglichen Stoffe keine volle Sicherheit für Organisches geben, so ziehe ich doch vor, die in ”ır erweckten Ansichten auszusprechen, als sie zu verschwei- gen, werde aber die Untersuchune/en mit strenger Prüfung noch fortsetzen und die Resultate, gleich- viel wohin sie die Aussicht #nen mögen, wenn sie eine gewisse Reife erlangt haben, weiter mit- theilen. Je mehr die Zum Theil alten, zum Theil neuen Sätze: ‚ Omnis Calz e vermibus . Omnis Silex e vermibus = ex organicis Omne Ferrum e vermibus Wahrscheinlichkeit gewinuen könnten, desto nöthiger ist es, durch immer strengere Prüfung, welche freilich nicht das Werk einiger Tage sein kann, die Thatsachen von den Meinungen zu treunen und ch) erstere nicht durch Wolken zu umhüllen, sondern durch bedachtsame Beobachtung in den wahr- scheinlich erreichbaren Grenzen zu umschreiten, welche die Natur ihnen angewiesen hat. Als bisher ermittelte sichere 'Thatsachen sind anzusehen: H Kieselguhr { als neueste Formation 3. Polirschiefer 4. Saugschiefer als Tertiärgebilde 5. Die Halbopale des Polirschiefers bestehen ganz oder zum Theil aus den Schaalen von Panzer -Infusorien. Als sehr wahrscheinlich sich eben so verhaltende Steinarten sind erkannt worden: 6. Die Gelberde 7. Der Raseneisenstein \ als neueste Bildung ü 8. Die Feuersteine der Kreide als Secundärbildungen 9. Die Halbopale des Dolerits \ als mit primären oder ältern vul- 10. Die Halbopale, gemeinen und Edelopale des Porphyrs kanischen Bildungen in Ver- 11. Gewisse Arten von Steinmark bindung stehende Steinarten. So weit waren diese Beobachtungen gediehen, als,ich am 18. August der Academie zu Berlin einen kurzen noch nicht gedrucktn Bericht darüber abstattete, nach welchem ich eine Anzeige davon auch an Poggendorff’s Annalen der Physik abgegeben habe, wo es in dem noch nicht ausgegebe- nen im Druck begriffenen neuesten Hefte bald erscheinen wird. Seit diesen vier Wochen hat sich manch neues und nicht unwichtiges Resultat der weitern Nach- forschung für diese Verhältnisse ergeben. - Eine Untersuchung der Feuersteingeschiebe meiner Vaterstadt Delitzsch, zwischen Leipzig und Wittenberg, wo ich einige Tage verweilte, deren Boden aus mehr oder weniger Dammerde besteht, unter welcher eine mit vielen Feuersteinen, hie und da auch mit Quarz, Achat und Chalcedon ver- mischte Liehmschicht befiudlich ist, auf die abwärts ein sehr mächtiges Sandlager folgt, welches noch nicht durchsenkt worden ist, das aber in grösserer Tiefe auf dem bei Landsberg, Leipzig und Halle hervortretenden T'honporphyr zu ruhen scheint, dessen Fragmente sich auch hie und da unter den Geschieben der Oberfläche erkennen liessen, ergab neue und ganz besonders entscheidende orga- nische Verhältnisse. Bei weitem die Mehrzahl der Feuersteine von Delitzsch, in allen Farben und Gestalten, enthalten nämlich in ihrer Masse eine grosse Menge von Schaalen-Infusorien bekanuter Gattungen und fast ohne Zweifel noch jetzt lebender beiiannter Arten der ausgezeichnetsten Form. “Eine sehr verbreitete Form dieses ganzen Steinlagers, welches vorzugsweise der Kreide aunzugehö- ren scheint, deren Echiniten- Versteinerungen u. dergl. ah gar selten unter den Geschieben liegen, sind mehrere Arten der kletteuartigsen, kugelförmigen Thierchen der Gattung Xanfhidium aus der Bacillarien-Familie, deren auffallendste ich schon seit dem Jahre 1832 als bei Berlin lebend keine und als Xanthidium furcatum beschrieben (es hat ringsum gabelförmige Stacheln), auch auf den Tafeln des grössern Infusorienwerks seit einem Jahr schon abgebildet habe. Eine andere höchst auf- fallende, die Masse der dortigen Feuersteine zuweilen so sehr erfüllende Form, dass die Cäment- masse ganz untergeordnet erscheint, gehört nicht der Bacillarien-Familie der Infusorien an, wozu bisher alle fossile Formen gehörten, sondern der Familie der Kranzthierchen, Peridinäen. Es ist offenbar und völlig erweislich eine wohl erhaltene Art der. Gattung Peridinium selbst. Ja die Form hat so viel Aehnlichkeit mit den von mir als Leuchtthierchen der Ostsee bereits beschriebenen und abgebildeten Peridinium acuminatum oder Peridinium Michaelis, dass es nöthig wird, diese beiden Arten von Neuem zu prüfen, ob nicht die abweichenden Charactere der fossilen bei ihnen bisher blos übersehen worden sind. Mit diesem 'Thierchen gleichzeitig findet sich noch eine andere Art der Gattung Peridinium, bei welcher der Gattungscharacter, die Queerfurche des Panzers für den Wimperkranz, nicht so deutlich ist, aber doch auch vorhanden zu sein scheint. Sämmtliche In- fusorien- Formen liegen zwischen Ueberresten von zerfallenen oder fast aufgelösten Algen und See- pflanzeu, vielen Nadeln von Spongien und Flustren. Einige dieser Feuersteine enthalten gleichzei- tig Pentacriniten- und Echiniten- Abdrücke, einen auch fand ich mit einer deutlichen Catehipora, Die Infusorien-Formen, welche in den Feuersteinen von Delitzsch die Stelle der Gaillonellen im Halbopale von Bilin vertreten, lassen sich auf folgende Arten zurückführen: 10 * 76 4A. Aus der Bacillarien - Familie: 1. Xanthidium furcatum, noch lebend als Süsswasserthierchen bei Berlin, 2. —_ aculeatum, ebenso, 3. _ hirsulum, ebenso, . 4. _ delitiense, eine neue sehr ausgezeichnete Art mit mehrfach verästeten Sta- cheln, nur fossil in Delitzsch entdeckt. B. Aus der Familie der Kranzthierchen: 5. Peridinium pyrophorum n. sp. vielleicht Peridinium Michaelis der Ostsee, 6. — priscum, eine neue, vielleicht aber auch nur noch nicht lebend gefundene Form mit dunklerem, zelligem Panzer, dessen Queerfurche einen Stachel und dessen Hinter- oder Vordertheil eine kurze Spitze hat. Hieran schliessen sich noch einige andere neuere Beobachtungen. Kurz vor meiner Abreise von Berlin untersuchte ich das Geschiebe der Mark, welches von Hr. Klöden in seinen geognostischen Beiträgen 1834 als Schwimmstein aufgeführt worden ist. Dieser Schwimmstein besteht aus densel- ben freiliegenden Kieselspindeln und Kugeln (Pflanzen- und Infusorien-Resten), welche die Feuer- steingeschiebe der Mark in sich einschliessen. Dieser Schwimmstein verhält sich also offenbar zum Feuerstein der Kreide, wie der Polirschiefer zum Halbopal und er gehört der Kreide selbst an. Hier in Jena endlich erhielt ich durch die gefällige Theilnahme des Hrn. Hofrath Keferstein auch eine Probe des Polirschiefers von Be in der Auvergne. Eine sogleich vorgenommene micro- scopische Analyse hat erkennen lassen, das von microscopischen verschiedenartigen Organismen besteht, die nicht so wohl erhalten sind, als die Biliner und Casseler, aber besser, als die von »Planitz. Ich erkenne besonders zwei verschiedene Formen: 1) conische Stäbchen, welche ich für Kieselspindeln und deren Theile aus Spongien halte und 2) schr deutliche cylindrische Röhren, die ich für eine noch unbekannte Art von Gaillonella halten möchte, deren Glieder (Thiere) sehr lang gestreckt sind. Die characteristischen Oeffnungen lassen sich nicht erkennen, aber der schon in der Auflösung begriffene Zustand mag dies hindern. Es schien mir zuweilen, dass jedes Thier viele Oeffuungen (mehr als vier) besitze, was sehr cha- racteristisch wäre, aber erst weiter zu ermitteln ist. Es wäre denn hierdurch festgestellt, dass auch auf die Feuersteine der Kreide, mit- hin die Secundärformation der Erde, die Infusorien einen sichtlichen Einfluss ausgeübt haben, und dass dies in die Reihe der sichern Thatsachen aufzunehmen ist. Es sei mir überdies noch erlaubt, ganz kurz die Resultate einer andern Reihe von microscopi- schen Beobachtungen vorzutragen, welche gegen die so eben abgehandelten eine Art von Gegensatz bilden und die Wichtigkeit, microscopischefForschungen auch ausser dem Bereiche des Organischen bekunden dürfte. Folgendes sind nämlich Resultate einer microscopischen Analyse der anorganischen erdigen und derben Mineralien: 1) Alle Kreide, sowohl die weisse als farbige, besteht aus sehr regelmässigen platten ellipti- schen Körperchen oder deren Fragmenten, welche ‚4; — z!5 Linie im Durchmesser haben und aus eingekerbten (gegliederten) concentrischen Ringen gebildet werden. - 2) Die Porzellanerde von Aue und Calle besteht aus grössern, regelmässigern, jenen der Kreide ähnlichen, aber scheibeuförmigen, runden Körperchen und deren Fragmenten, die bis 3; Linie gross sind. i 3) Meerschaum und Bergleder bestehen aus mehr oder weniger locker und filzartig verflochte- nen, biegsamen Gliederfäden, deren Glieder eine beständige Grösse zeigen und man kann verfälsch- ten Meerschaum, der unregelmässigen, beigemengten Theile wegen, die meist feiner Quarzsand sind, leicht unterscheiden. 4) Alle Bergmilche und Kalkguhre bestehen aus sehr bestimmten, unbiegsamen und gera- = Gliederstäbehen, welche in Bündel vereinigt eine spiralförmige Anordnung der Glieder oder ornchen zeigen. Sy Ale "gemengte Stein- und Erdarten, besonders alle Thon- und Lehmarten, zeigen ihre dem blossen Auge nicht erkennbaren Bestandtheile noch deutlich unter dem Microscope und viele bisher, der äussern Charactere und der chemischen Bestandtheile nach, für ähnlich und gleich gehaltene auch diese Masse aus einer sehr deutlichen Anhäufung /m BR... Substanzen sind ihren nächsten wahren Bestandtheilen nach von einander sehr abweichend, und um- gekehrt sehr fern gehaltene sich sehr verwandt. 6) Selbst erystallisirter Glimmer und Quarz, sammt den meisten ähnlichen von mir untersuch- ten Mineralien zeigen, theils ohne weitere Vorbereitung, theils beim Erhitzen oder Glühen ein ge- körntes Ansehen von grosser Regelmässigkeit. ’ 7) Man kann endlich auf künstlichem Wege durch Glühhitze, und wie es scheint auch selbst unter Wasser, Kalk, Kiesel und thonerdige Substanzen (vielleicht durch eine Art von sogenannter Polarisirung der erwähnten körnerartigen Elementartheile) in Gliederstäbchen verwandeln. Dies ist der gewöhnliche Process beim Porzellan. Ich übergebe schmucklos diese treugepflegten Beobachtungen als die allmälig sich entwickeln- den Resultate langer und auf fernen mühe- und unheilvollen Reisen gepflegter Forschungen. Es ist die Entwickelung des durch Afrika und Asien verfolgten Einflusses der kleinsten Organismen auf die grössere Formenwelt. Möge der gewonnene Gesichtskreis, den ich den Repräsentanten deutscher Naturforschung, welche mir erlaubten, jetzt das Wort zu nehmen, als einen Beitrag zu ihrem ge- meinsamen höhern Streben hiermit überreiche, eine nachsichtsvolle Theilnahme finden. Ich schliesse mit der Bemerkung, dass ich die weitern Details dieser Untersuchungen den be- treffenden verschiedenen Sectionen anschaulich zu machen bereit und zu diesem Zwecke sowohl mit den Materialien, als einem guten Microscope von Pistor und Schiek in Berlin versehen bin. Dritte allgemeine Sitzung. Freitags, 23. September, Vormittags 10} bis 1} Uhr. In dieser am zahlreichsten besuchten und auch durch die Gegenwart der höchsten Herrschaften von Weimar und Altenburg und deren Staats-Ministerien beehrten Sitzung wurde, nachdem die Tagesordnung angegeben und die neuerdings eingegangenen Schriften etc. mitgetheilt worden waren, zuerst auf die Bemerkung des Grafen C. von Sternberg: dass auf allen bisherigen Versammlungen die Wahl des nächsten Ortes der Zusammenkunft im Anfange der Sitzung vorgenommen worden sei, beschlossen, auch in dieser Sitzung dies Geschäft zuerst vorzunehmen, wie dies auch schon vorläufig im Programme bemerkt worden. Nach geschehener Aufforderung des ersten Geschäftsführers, die Städte zu nennen, auf welche bei der Wahl die Aufmerksamkeit der Gesellschaft vorzugsweise gerichtet werden dürfte und nachdem derselbe zwei erst an diesem Tage eingegangene Schreiben hatte ver- lesen lassen, das erste von der medicinischen und philosophischen Facultät in Rostock, das zweite von der physikalisch-medieinischen Gesellschaft zu Erlangen, in welchem die Gesellschaft für das nächste Jahr nach Rostock und Erlangen eingeladen wurde, erhob sich der Graf C. von Sternberg und setzte aus einander, wie die Stadt Prag, welche schon mehreremale und namentlich für dieses Jahr in Vorschlag gewesen, nur durch unabweisbare Verhältnisse bisher behindert worden sei, die Gesellschaft in ihren Mauern zu sehen. Er fügte die Gründe hinzu, welche eine Versammlung in Prag, als der Hauptstadt Böhmens, welche mit Museen und Anstalten für die Naturwissenschaften "reichlich versehen sei und der Ankunft der Naturforscher und Aerzte Deutschlands mit Freuden entgegensehe, sehr wün- schenswerth und auch für die Gesellschaft annehmlich mache und schlug daher Prag zum Orte der nächsten Versammlung im Jahre 1837 vor. je... 2 Kammerrath Waitz stimmte für Prag und bemerkte, dass nach seiner Ansicht man bei dieser Wahl besonders auf solche Städte Rücksicht nehmen müsse, aus deren Mitte die Versammlung fleissig besucht worden sei. Kammerherr v. Buch erklärte sich gleichfalls für Prag, als einer Centralstadt; wel- cher Ansicht Director v. Littrow und Professor Zeune beistimmten. Nachdem hierauf Professor Leupoldt erklärt hatte, dass er mit seinem Wunsche, die Versammlung im nächsten Jahre in Erlangen zu sehen, bei der vielseitig ausgesprochenen Ansicht, Prag zu wählen, gerne zurückstehe und die Gesellschaft ersucht hatte, in der Folge auf Erlangen Rücksicht zu nehmen, wurde auf die Anfrage des ersten Geschäftsfüh- rers, ob Prag gewählt werden solle, die Stadt Prag durch Akklamation zum Orte der Zusam- menkunft im Jahre 183% bestimmt, dabei aber beschlossen, die Einladungen von Rostock und Erlangen durch von Seiten der Geschäftsführer zu erlassende Danksagungsschreiben freundlichst zw beantworten. Zum Geschäftsführer für 1837 wurde hierauf ebenfalls durch Akklamation der Graf C. v. Sternberg und zum Sekretair der Professor Krombholz, und wenn derselbe be- hindert werden sollte, als Stellvertreter desselben Professor Kosteletzky, beide in Prag, ernannt. ' ; Der Graf €. v. Sternberg dankte für die Ehre, welche die Versammlung der Stadt Prag erzeige und versicherte den freundlichsten Empfang im nächsten Jahre. Hierauf folgten die Vorträge von der Rednerbühne. 1) Freiherr A. v. Humboldt aus Berlin: „Ueber die Verschiedenartigkeit des Naturgenusses und die wissenschaftliche Entwickelung der Weltge- setze.“ Es thut uns leid, dass wir in der Hoffnung, diesen interessanten Vortrag, wie auch im Tageblatte angegeben, ganz mittheilen zu können, nicht einmal einen Protocollauszug desselben vor uns haben, indem aus früher angegebenen Gründen jener Mittheilung nicht statt gegeben werden kanı. 2) Director von Littrow aus Wien: „Ueber meteorologische Beobach- tungen.‘ Ken, In der Einleitung entledigte sich der Redner zuvörderst eines Auftrages des Astronomen Herschel, gegenwärtig auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, die Versammlung zu begrüssen und an die Astronomen und Physiker in derselben eine kleine Schrift zu erthei- len, in welcher derselbe alle Naturforscher auffordert, regelmässige und genaue meteorolo- gische Beobachtungen zu bestimmten Zeiten anzustellen, sie in irgend einem Journale mit- zutheilen, um hierdurch zu einer genauern Kenntniss der Meteorologie zu gelangen. Der Titel dieser Schrift ist oben S. 39. angegeben. Freiherr A.. v. Humboldt fügte dieser Aufforderung hinzu: dass die Kaiserlich- Russische Staatsregierung für einen grossen Theil Asiens diese meteorologische Beobachtung officiell anstellen lasse. Sodann sprach der Director von Littrow über das Bedürfuiss eines allgemeinen glei- chen Maasses und Gewichtes Besonders für Deutschland, wobei er die nachtheiligen Folgen der bisherigen Ungleichheit erwähnte. Da es hierzu einer Vergleichung aller bisher ge- bräuchliehen deutschen Maasse und Gewichte bedürfe, so werde es zweckmässig sein, für die nächste Zusammenkunft die bisher gebräuchlichen Maasse und Gewichte zu sammeln und kLl im nächsten Jahre eine eigne Commission mit der Vergleichung derselben mit Metern und Grammen und mit der Herstellung eines Normalmaasses zu beauftragen. 3) Obermedicinalrath Dr. Röser aus Athen, Leibarzt Sr. Majestät des Königs Otto von Griechenland begrüsste zuerst die Versammlung im Namen der zu Athen sich neu gebildeten medicinischen Gesellschaft, welche fast alle Aerzte des Orients zu ihren Mitgliedern zählt, so wie im Namen der naturforschenden Gesellschaft der joni- schen Inseln, indem er den Wunsch der griechischen Naturforscher überbrachte und aus- sprach, dass die deutschen Naturforscher sich mit den griechischen in freundschaftliche Ver- bindung setzen und durch Mittheilungen die Bestrebungen derselben zur Förderung der Wis- senschaften, von denen er eine kurze Uebersicht gab, unterstützen möchten. Dr. Carvela in Zante sei beständiger Sekretair der Gesellschaft der jonischen Inseln, und derselbe, so wie Dr. Brunner zu Cairo und Dr. Veit zu Jerusalem, erbieten sich, einen Naturalien- tausch und gegenseitige Mittheilungen zu besorgen. Er theilte sodann Bemerkungen und Beobachtungen mit über althellenische Knochenskelette und den anatomisch-archäologischen Werth dieser Forschung zur Bestimmung des Körperbaues der alten Griechen. Als Resul- tat seiner bisherigen Untersuchungen vieler althellenischer Gräber gab er an: 1) dass die neugriechische Nation als identisch mit der altgriechischen angenommen werden könne. 2) Dass die Skelette der alten Griechen klein, wenig über 5 Fuss hoch gewesen. 3) Die Lage der Knochen der menschlichen Skelette sei in allen Särgen dieselbe gewesen. 4) Das Sternum sei überall nach dem Boden herabliegend gefunden und die Lendenwirbel zersört, durch die wegen der tieferen Lage derselben daselbst am längsten zurückbleibende Flüssigkeit. 6) In dem Moder der Leichen finden sich stets kleine Conchylien, deren Ursprung unbe- kannt sei. Er zeigte dabei mehrere Gegenstände vor, als: Knochen von Opferthieren, wel- che in einem antiken Sarcophage mit Menschenknochen vermischt und zum Theil ange- brannt gefunden waren; eine Wallrathartige Veränderung (adipo-cire) eines in einer Cisterne auf der Akropolis gefundenen menschlichen Leichnames; einen menschlichen Unterkiefer aus einem antiken Grabe, durch Aufliegen eines dem Todten in den Mund mitgegebenen Obolos grün gefärbt; ein eigenthümliches Thränengefäss von Alabaster; endlich ein Fragment eines Basreliefs m Marmor, welches die Operation des Aderlasses darzustellen scheint und in der Gegend der Akademie in Athen gefunden war. Dr. Röser zeigte noch an, dass eine medieinische Zeitschrift in altgriechischer Sprache in Athen erscheine, welche ergmitzutheilen sich erbietet. 4) Dr. med. Schmidt, ppaktischer Arzt zu Hohenleuben: „Blicke eines Arztes auf Germaniens frühere Bewohner.“ Wenn der Arzt von der Stärke, Gewandtheit und riesigen Grösse*) unsrer Altvorden liesst, so glaubt er wohl, dass Beschäftigungen wie Krieg, Jagd und andere körperliche Uebungen, denen *) S. Strabo: L. I sagt von der Natur der Germanen: „supra Gallos procera.“ M. Manilius, L. IV: „flava per ıngentes surgit Germania partus.“ Pomponius Mela, de Germania: „qui habitant immanes sunt animis atque eorporıbus.““ Caesar, de bello gallico L. I: „ingenti magnitudine esse Germanos.‘“ Columella, Agrie., L. VI: „Germaniam decoravit natura altıssimorum hominum exercitibus.“ Egesippus, L. II: „(Germani) qui magnitudine eorporum, et contemtu mortis caeteris validiores.“ P.Salinus: „frequens Germania populis nummerosis et immanibus.* Taeitus, Annal., L. XX: „Germänos fluminibus suetos levitas armorum et proceritas eorporis attollit.“ Idem, de mor. Germ.: „in omni domo nudi ac sordidi in hos artus, in haee corpora, quae miramur, excrescunt.“ Herodianus: „ruda Germanorum in bello capita et praegrandia corpora.* Tacitus, vıta Agrie.: „mam rutilae Caledonum habi- tantium comae, magni artus, germanicam originem asseverant?“ Ein späterer Schriftsteller: Sidonius Apolina- ris nennt Carm. XIII Cap, XIX die Deutschen: „sepzipedes.“ Konring de habitus antiqui et novi rerporum Germa- so sie vorzugsweise nachhingen, die Kräfte stählen, die Glieder gelenk machen mussten; aber uner- klärlich findet er es, woher die Entartung rücksichtlich der Natur herrühren sollte. Ein, etwas, doch nur wenig milder gewordenes und als Folge von Ausrodung vieler Waldungen unbeständigeres Klima konnte dies unmöglich bewirken; ebensowenig die veränderte Lebensart. Ein milderes Klima wirkt wohlthätiger auf das Wachsthum ein als ein rauheres; und was das Leben der Deutschen an- belangt, so wich es im Mittelalter ja nur wenig von dem des Germanen in heidnischer Vorzeit ab und bis jetzt hat der grösste Theil unsres Volkes, derjenige der Landbauer, ein Leben geführt, was fast ebenso auf den Körper einwirken muss, wie das der frühern Germanen; nur dass es ihnen viel- leicht weniger Gewandtheit verleihen dürfte. Der Verweichlichung können wir cs, wie es gewöhu- lich geschieht, nicht zuschreiben. Sehen wir ja auch den verwöhnten Städter ebensolang als den kräftigen Landmann und es ist wohl selbst mit Quetelet *) anzunehmen: „‚‚dass die Städter im Allgemeinen grösser als die Dorfbewohner sind;‘“ indem zu anstrengende Beschäftigungen, wie sie die Landleute gewöhnlich haben, eher hemmend als befördernd auf das Wachsthum einzuwirken ver- mögen. Warum sollte auch die fortschreitende Kultur allein auf die Germanen in körperlicher Be- ziehung, verkleinernd eingewirkt haben, da wir dies doch keinesweges von andern Völkern abzu- nehmen pflegen? — Ebensowenig dürfte behauptet werden, dass dies eine Vermischung mit andern Nationen, als etwa eingewanderten Slaven, gefangenen Kelten etc. vermocht hätte. Vermischung mit letzteren hat gewiss in Deutschland nicht in dem Grade stattgefunden, dass sie einflussreich sein konnte; und beachten wir die Bewohner Deutschlands in Gegenden, wo fast reine Slaven oder Nachkommen der vermischten Slaven und Deutschen, desgleichen reine Germanen vorkommen, so finden wir wohl einen auffallenden Unterschied in der Gesichtsbildung, Beschaffenheit des Haares u. dergl., aber keinen rücksichtlich der Körpergrösse. — Es lässt sich auch die Kräftigkeit, Gewandtheit und Ausdauer bei körperlichen Anstrengungen, welche unsere Altvordern in so hohem Grade besassen, viel besser mit einem Körperbaue von mehr mittler Grösse als mit einem riesigen vereinbaren. Ein zu lang gesireckter Körper leidet in der Regel an Unbeholfenheit und Schlaffheit **) und ist weniger zur Behändigkeit der Gliedmassen und Ausdauer bei körperlichen Uebungen geschickt als einer von solcher Länge, die wir auch jetzt noch zu der mittelmässigen rechnen. Merkwürdig mit Obigem übereinstimmend sind die Resultate, welche die in jüngster Zeit so zahlreichen Durchgrabungen der germanischen Heidengräber lieferten. Nur eine Stimme ist über den kräftigen Bau der aufgefundenen Knochen unsrer heidnischen Vor- fahren. Die auffallend hervorstehenden Knochenvorsprünge und Kanten, selbst die kammförmige Entwickelung der bogenförmigen Linien des Hinterhauptbeins***), wie die ungewöhnliche Hervor- norum causis. Helmst. 1652. Cluverii, Germania antiqua B. IK. 13. Bohust Balbini, Miscell. hist. regni Bo- hemiae, Prag 1679 p. 114. (Enthalten Nachrichten von aufgefundenen Riesenknochen in Böhmen). Micraelius, Pom- mersche Geschichte B. II. S. 52. Rabner: de Germanorum statura, in dessen Amoenitates philolog. P.207. G.G.Hell- feld: „Bemerkungen über die ungeheure Körpergrösse und Stärke der ältern Bewolner Deutschlands. Langensalza 1804. Archiv der Geschichte und Statistik Böhmens 1792 giebt S. 604 Nachrichten von aufgefundenen riesenartigen Skeleften. Soeller: Wachsthum des Menschen. Hagens: bölmische Chronik. Er erzählt von aufgefundenen Riesengebeinen. Das Schienbein war 26 Fuss lang, den Schädel konnten kaum zwei Männer umklammern. Ballenstedt: Abhandlung der neuen Geschichte H. 2 S. 114: ,„‚Warum verlacht man denn solche Entdeckungen von Riesen? die Ureinwohner von Deutschland waren riesenhafte Menschen, wie ihre Werke zeugen.“ Kriegers Beschreibung des Alexisbades S. 188, . Erzählt von einem ungeheuren Menschengerippe, welches im Harze aufgefunden wurde. Schlenkert, Deutschland, ein historisches Gemälde. J. E. Heel, über einige in der Gegend von Erfurt gefundene Alterthümer; hält Ringe von 4 Zoll 3 Linien, 4Z.4 u. 42. 2L. R. M. im Durchmesser für Armringe und sucht dies durch die Körpergrösse der alten Deutschen zu erklären! — Henriette von Montenglant, im Freimüthigen 1821 No. 30 spricht von kolossalen Men- schenüberresten, welche auf Rügen gefunden wurden. F. Platens, medic. Beobachtungen, B. 3. Schmidt, deutsche Geschichte, Thl. I. S. 12. Geschichte des deutschen Yolkes von W. Menzel. Zürich 1835. B. I. Man sagt: „Die alten Deutschen sollen insgemein 7 bis 8 Fuss hoch gewesen sein und weit über die Römer und andre Völker hinausgeragt ha- ben; dazu waren sie untersetzt, breitschulterig und von ungemessenen Kräften.“ Luden, Geschichte des teutschen Vol- kes. Gotha, bei Perthes 1825. Thl, L. S. 448. „Die Römer wissen selbst kaum Ausdruck zu finden, um den Riesenleib und den schlanken Bau der langen und starken Glieder (der@ermanen) zu bezeichnen.“ LudensLieblingsausdruck über die alten Germanen ist daher auch: „die grossen Leiber.‘“ Blumenbach: de generis humani varietate nativa, 2. Aufl. p- 3, 4 u. 54 schreibt dies vorzüglich der klimatischen Beschaffenheit des alten Deutschlands zu. Handbuch der germani- schen Altertliumskunde von Klemm. Dresd. 1836, S. 28 u. f, *) S. Bibliotheque universelle 1831: „Ueber das Gesetz des Wachsthums der Menschen.‘“ **) Konversations-Lexicon, „unter Riesen.‘ - +) S. Fariscia, Greiz bei Henning 1829. B, 1. S, 61 u. f. si ragung von dessen Stachel, welche wir so häufig an ihnen finden, geben Zeugniss von der Mus- kelkräftigkeit unsrer Altvordern. Die schönen Zähne *), welche so häufig in Heidengräbern gefunden werden, deren trefflicher Schmelz fast nie durch Knochenfrass befleckt vorkommt, deuten darauf hin, dass unsere Altvordern einer unverdorbenen einfachen Kost sich bedienten und sich einer blühenden Gesundheit zu erfreuen hatten. Derb und kräftig ‘mag diese Kost wohl gewesen sein; auch mochten die alten Germanen sich des Messers weniger bedienen, als wir jetzt zu thun pflegen. Dies beweist die so häufig und in bedeutendem Grade vorkommende Abgeschliffenheit der Zähne, namentlich der vordern #*). Nicht minder geben uns die gut gebildeten Schädel, die meist schön gewölbten Stirnbeine unsrer heidnischen Vorfahren, wodurch eine edlere Gesichtsbildung und ein dem rechten sich sehr nähern- der Gesichtswinkel entsteht**#), ein freundliches Bild von ihnen. Es lässt sich daher wohl glau- ben, dass die bereits entarteten Römer. dieser unverdorbenen Kräftigkeit und dem durch treffliche Einrichtungen und Gesetze gehobenen Volksstamme der Germanen ihre Bewunderung nicht versa- gen konnien. Wo auch in neuester Zeit zahlreiche Nachgrabungen die Gebeine unsrer Altvordern zu Tage förderten, fanden sich nirgends die Riesenknochen vor, von deren Auffindung viele ältere Schrilt- steller faselten; man müsste denn mit gleicher Leichtgläubigkeit wie sie die mitbestatteten Pferde- knochen oder gar wie Plater die von Elephanten für Riesengebeine****) und wie Heel Hals- ringe für Armreife halten ***%**), Das Museum zu Jena giebt durch zahlreiche Schädel und Knochen, ja selbst durch ein zusam- mengesetztes Skelet, welche bei Kleinromstedt unfern Weimar Heidengräbern entnommen wurden, schöne Belege zu dem oben Angeführten }). Ebenso besitzt das Kabinet des Voigtländischen Alterthumsforschenden Vereins zahlreiche Kno- chen und besonders gut erhaltene Schädel aus verschiedenen, namentlich der Raniser Gegend, welche ausser den oben angegebenen Merkmalen und der vorzüglichen Schönheit der Schädelbildung nichts von bemerkenswerther Grösse nachweisen). Dieselben Resultate gaben die zahlreichen Nach- grabungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins in Thüringen, namentlich die von Wilhelmi und Bergner ji). Desgleichen die besonders in dieser Beziehung mit vorzüglicher Genauigkeit geführ- ten von Wilhelmi in Sinzheim, indem er eine bedeutende Anzahl von Heiden-Skeletten ausmaas ++). k *) Fariscia 1. S. 50. Börner sagt: ,‚Nie hat sich bei unsern Ausgrabungen um Ranis ein anbrüchieer Zahn ze- o- ’ o 4-3 o zeigt.“ In den Gräbern bei Kleinromstedt s. Göthe Kunst und Alterthum, waren die Zähne wohlerhalten. Kortum, K. H.: Beschreibung einer neu entdeckten alten germanischen Grabstätte. Dortmund 1804. S. 86 u. 87 sagt: „sie zeich- neten sich vorzüglich durch ihre schönen und völlig mit weissem Schmelze versehenen Zähne aus.“ Wilhelmi in Sinz- heim sagt dasselbe; s. Abendzeitung März 1828 S. 69. Schreiber, s. dessen „Neuentdeckte Hünengräber im Breisgau, Freiburg 1824 sagt: „Die Zähne waren im Ganzen unversehrt u. a. m. 21. “ **) | Variscia H. 1. S. 55. Popp: Abhandlung über einige alte Grabhügel, welche bei Amberg entdeckt wurden. Ingolstadt 1821. S. 16. Dr. Wagner: Aegypten in Deutschland. Leipzig 1833. S. 55. Wilhelmi: Beschreibung der 14 alten Todtenhügel bei Rüdesheim. Heidelberg 1830. S. 143. Ballenstedt: Archiv der Urwelt UL S.9 w f. Nachricht von bei Beckum etc. M. 1836. S. 19. +) S. Yariscia 1.8.51 u.f. GötheL. c. S. 138. Schreiber L.c. WilhelmiL. c. 142. *++*) S. Wagners schweiz. Naturgesehichte S. 149. HH) L,c. * +) S- Vulpius: Kuriositäten. Kruses Archiv B. 1. H. 2. S. 38. Göthe: Kunst und Alterthum H.1 u. 2. S. 138, Variscia H. 47. +} PYariscia, Lieferung 1. 2. u. 3. Pastor Weiner, welcher zuerst die Nachgrabungen leitete, berichtete hierüber Folgendes: ‚Nur die Hauptknochen oder Röhren und Schädel waren noch vorhanden, welche auf einen nicht gar grossen, aber starken Menschenschlag schliessen lassen; und dann Diak. Börner: „‚Die Schädel zeichnen sich gewöhnlich durch einen grossen Hinterkopf aus und sind zuweilen fingerdick. Die Knochenüberreste weisen keine andere Grösse auf, als die des jetzigen Menschengeschlechts.“ . ) S: Kruse’s Archiv B. 1. H. 2. S. 26—28. B. 2. H. 4. S. 83 u. u. 106. Yariscia L. 1. S. 49. Bergner, wel- cher eine lan®e Reihe von Jalıren Nachgrabungen leitete, spricht sich folgendermasen hierüber aus: „im wendelsteiner Forste auf dem. Siebenseidengrunde bei Lawitsch, bei Leisling, Rödchen, Grossjena u. s. f. fand ich nur immer heid- nische Knochen und Skelette von der Grösse unsrer jetzigen Generation. v +trr) L: e. S. 143 u. f.e W. maas 24 altgermanische Skelette: 1 Skelett maas 3/ 64 Rheinländisch 1 ee. meyRy.?] 24 ee — 41 gu -_ : 10 1- .— 5" bis 54 100 — 1 — — 6-6 101 — 1 - —- u - 181 Popp in Amberg fand dasselbe*). Dr. Erhards Bericht über Ausgrabungen eines Heidengrabes bei Beckum in Westphalen dürfte deswegen besondere Beachtung verdienen, weil sie wohl 1500 Ske- lette zu Tage förderten, welche wahrscheinlich von Männern, die in einer Schlacht gefallen waren, herrührten **). Ferner Dorow am Rhein ***); Danneil bei Winterfeld in der Altmark ****);; Kortum in Dortmund *****); Gatterer in Dänemark }); Kreisphysikus Dr. Wagner in der Schliebener Gegend 47); Dr. Schreiber zu Freiburg in der Schweiz; welcher mit der ausge- zeichnetsten Sorgfalt 280 Hünengräber öffnen liess und die Skelette ausmaas jj7); Braunmühl bei Landshut +77); Haas bei Scheslitz 5577); von Jasperson in Ostergarde !) u. a. m. 2). Wollen wir auch zugeben, dass die heidnischen Germanen etwas grösser waren als die dama- ligen Römer, so mochten doch die überall verbreiteten Sagen von Riesen und das Schrecken, wel- ches die kriegerischen Germanen den Römern einflössten, beitragen, * dass die Berichte der Römer über sie so Vieles, namentlich in Bezug auf Grösse und Rohheit, übertrieben. Denn auch von dem Kunstsinne und der Kunstfertigkeit unsrer Altvordern geben uns deren so zahlreich eröffnete Grab- hügel ein viel freundlicheres Bild, als man sich bisher von ihnen, namentlich nach den Berichten der -Römer, zu entwerfen pflegte. Wenn so manche schönere Kunstproducte, welche wir in den Gräbern unsrer Altvordern auf- finden, offenbar römischen Ursprungs sind, so ist dies gewiss nicht mit allen der Fall; bei vielen lässt sich mit ziemlicher Gewissheit nachweisen, dass sie, wenn auch oft nach römischen Mustern, in Deutshland gefertigt wurden. Genug, dass unser Volk damals auf einer solchen Kulturstufe stand, dass es Sinn für dergleichen Dinge hatte. Wie hierüber, so ist den Berichten der Römer nicht ganz über klimatische Beschaffenheit des alten Deutschlands zu trauen. Wo man soviel Waizen, Hirse u. dgl. Früchte bauete, wie heid- nische Opferplätze, namentlich in der Schliebener Gegend ®) nachweisen, musste gewiss ein gut kultivirter, milder Boden sein. - Man zermartere sich daher nicht, schwer glaubliche Angaben römischer Schriftsteller und ihrer Nachbeter über die riesige Statur unsrer Altvordern zu erklären; wohl gar, wie nicht sel- *) L. c. S. 14: „Der Körperbau war stark und fest ete. Arme und Fussknochen sind dick und stark, haben breite Flächen und sehr scharfe Kanten etc. Die Vergleichung mit Skeletten aus unsern Zeiten zeigte meistens eine und dieselbe Grösse.“* *) S. Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins. Halle 1836 2. B. 3. u. 4. H. Er sagt: „Die Knochen lies- sen wohl auf einen ansehnlichen, doch keineswegs riesenhaften Menschenschlag schliesseh.“ Nachricht von den bei Beckum entdeckten alten Gräbern von Dr. H. A. Erhard. Münster 1836. S. 20. **+*) Opferstätten und Grabhügel der Römer und Germanen am Rheine. Wiesbaden 1824. *+*) S. Mittlieilungen des Verf. 2. B. 3. H. S. 577: „Drei Skelette maasen 5‘ 6”; zwei waren noch kleiner.‘ *#*) L. c. S. 86 u. 87: „‚Die Vergleichung. die ich mit diesen Knochen anstellte, ergab das unvermuthete Resultat, dass sie durchgängig nicht grösser waren, als die Knochen eines Skelets aus unserm jetzigen Zeitalter und dies überzeugte mich, dass die alten Deutschen im mindesten nicht grösser von Statur des Körpers gewesen, als wir noch jetzt sind.‘ +) Allgemeine Welthistorie, Th. 32. S. 335. Er berichtet von dänischen Heidengräbern: ‚Die Knochen und Gerippe, die man jetzt in den nordischen Grabhügeln findet, zeigen, dass das Geschlecht der Vorfahren nicht anselnlicher und bes- ser?, wie der Stamm ihrer Nachkommen sei.“ ++) S.Jahresberfeht der deutschen Gesellschaft zu Leipzig 1828. S. 8. Dessen Aegypten in Deutschland. Leipzig 1830. S. 30. „Aus Fingerringen ergab sich nach ihm unsere Grösse und ein zusammengesetztes Skelet maas 6 Fuss.“ Die , Fingerringe gingen selbst kaum an eine starke Mannshand.“* ‚ ) S. Dr. Schreibers neuentdeckte Hünengräber im Breisgau. Freiburg 1824. Seine häufigen Messungen der Grä- ber und Knochenüberreste ergaben: Dass das in diesen Gräbern ruhende Geschlecht rücksichtlich der Körpergrösse das jetzt lebende nicht übertraf, Frauen selbst noch kleiner waren als die jetzigen.“ Die Männer maasen im Durchschnitt 51 Fuss; die Weiber 5 und nur eine 54-4. ++) S. Dr. Braunmühl, altdeutsche Grabhügel im Zöpelberge etc. Landshut 1826. fand die Skelette nur von mittelmässiger Grösse, +4) Haas: Die alten Grabhügel bei Scheslitz. Bamberg 1829. S. 13. H. bemerkt: „Das grösste .der gefundenen Schenkelbeine war nicht grösser als die von mehrern anwesenden Männern.‘ 5 e D S. Kruses Archiv B. 3 H. 1—2. S. 38 u. 39. J. sagt: „sie hatten eine Höhe unter 6 Fuss.“ (D. h. die elette). .2) S. Ballenstedts Urwelt S. 91. Krügers Geschichte der Urwelt. Quedlinburg 1821. Th. 2. S. 188. Eccardi de origine Germanorum p. 166. Vierter Jahresbericht der Pommerschen Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde S. 22. Archiv für Geschichte und Alterthumskunde des Obermainkreises. Baireuth 1832. S. 84. Mayer: über einige alt- deutsche Grabhügel im Fürstenthume Eichstädt. Eichstädt 1825, Blumenbach: de gen. etc. p. 54. u. 55. und dessen Handbuch der Naturgeschichte S. 547. 3) S. Tempel und Pyramiden etc. von Dr, Wagner. Leipzig 1828. i s3 ten geschehen, dieselben noch auszuschmücken, sehe mit eigenen Augen und berichtige darnach die Ansichten Fremder, die auch unser Volk mit fremden Augen ansahen. 5) Hofratliı Dr. Reichenbach aus Dresden: „Blicke in die natürlichen Verwandtschaften des Pflanzenreichs und die Entwickelung der Pflanze überhaupt, als Basis für die Classification des Gewächsreichs.“ Wenn der die Natur beschauende Forscher im Beginn seiner Forschung der Betrachtung des Einzelnen sich hingab, wenn er durch angeborne Neigung schon früher, oder später etwa durch Beispiel und Lehre, ja durch scheinbaren Zufall zum Schauen ermuntert — darnach strebte, die er- sten Eindrücke, welche einzelne Fossilien, Pflanzen oder Thiere auf ihn gemacht hatten, zu fesseln, das Bild ihrer Gestaltung aufzufassen und in seiner Erinnerung zu bewahren; wenn er bald wieder jene genannten Einzelnheiten in ihre Theile zerlegte, das einfachere Gefüge der Fossilien oder das viele Stufen der Ausbildung durchlaufende Gewebe der Pilanzen und des 'Thiers verfolgend, so wird er die grosse Mamigfaltigkeit der Theile, so wie den vielfachen Wechsel ihrer Verbindungen er- kennen, darin die Verhältnisse ahnend, welche die Mannigfaltigkeit der Naturkörper überhaupt zu bedingen vermögen. Diesen Anlauf beginnend, thut der Naturforscher den ersten Schritt auf der Bahn, die ihm vor- liegt, er gibt sich selbst hin an die Natur, er lässt sie auf sich wirken, noch geht von ihm keine Rückwirkung auf sie aus. In dieser Weise thut der Naturforscher das für seine Individualität, was die Gesammtheit der Forscher jenen verdankt, welche diese als die Schöpfer der Wissen- schaft ehrt — er beobachtet. r So wie aber alles Lebendige dem Gesetze der Eutwicklung unterworfen, dieser unter begünsti- genden Umständen auch zu folgen vermag und gewisse, durch Urgesetze bezeichnete Stadien einer vorgezeichneten Bahn 'zu durchlaufen sich bemüht, oft aber im Streben gehemmt wird, auf einer siedern Stufe beharrend, so beharıt auch von den Forschern ein Theil auf der Stufe der Beobach- tung, die Materialien für weitere Forschung einzeln entdeckend, aufsammelnd und bietend. — Un- heimlich angeregt fühlen sich Andre, die zerstreuten’ Beobachtungen musterud, welche zu ungere- gelten Massen sich anhäufend, widerstreben dem Gesetze der Ordnung, denn die Ordnung ist es, welcher der denkende Mensch nachstrebt, die Ordnung, welche schon der geregelte Bau der Thiere ihm vorbildet, als Leitstern des geselligen Lebens. . Der Naturforscher thut darum einen zweiten Schritt, wenn er das Zerstreute zur Ordnung verweist, wenn er das, was mehreren seiner beobachteten Naturkörper gemeinsam ist, aufsucht und dies Gemeinsame als verbindenden Character bei seiner Sonderung der Massen, bei seiner Gruppi- rung der Formen voranstellt. Auf diesem Schritte, in welchem der elassifizirende Geist sich bewegt, öffnet sich, so wie im Organischen immer zuerst eine Zweitheilung des Einfachen erkannt wird, die getheilte Bahn der Kunst und Natur. Das im Moment Aufgefasste giebt die Kunst wieder, sie beachtet die Natur in einem vorliegenden Abschlusse ihrer Entwicklung und fixirt de- ren Gestaltung in diesem Abschlusse. Die Aufgabe der rein natürlichen Erkenntuiss ist eine höhere, sie will das Bild von der Natur sehen, wie diese ist, wie sie entsteht, sich entfaltend emporstrebt und endlich vollendet wieder in den ewigen Cyelus alles Lebens, in der Auflösung sich wieder erzeugend hinabsinkt. So greift das Moment des Endes wieder ein in das Moment des Beginnens. Es ist hier nicht Ort und Zeit, die grossen Leistungen zu erwähnen, welche für Lösung so ge- wichtiger Räthsel des Lebens uns vorliegen. Was zur Erforschung dieser Probleme im Bereich einer natürlichen Classification der Pflanzenwelt der nordische Einzige that und bis an sein Ende thätig erstrebte, was Frankreichs celassificirende Geister unsterblich machte, was jener, auch deutsche Forschung und deutsche Geselligkeit hochachtende Britte durch unermüdlichen Fleiss gefunden und tief in den Annalen des Wissens begründet, was endlich im hochgebildeten Genf der Riesengeist eines der liebenswürdigsten Naturforscher geleistet, was der, dessen Abwesenheit wir Alle bekla- zen ‚ mit seinem Schöpfertalente selbstzeugend erschuf oder was anwesende Collegen und Freunde rosses gegeben, es ist bekannter als dass es Aufzählung erheischte, sie gaben es der Welt und die Welt ist's — welche kennt, was sie gaben! : Aber wenn ein von frühester Jugend an der Wissenschaft geweihetes Leben, wenn die Gele- genheit, reiche und grossartige Mittel für eigne Forschung zu benutzen, einigen Anspruch giebt, ihre Bahn verfolgen zu dürfen, sich anzuschliessen an ihr Streben nach Erforschung, nach Erkennt- : 11 * s4 niss der für Alle frei und offen sich selbst bietenden Schöpfung, so mag es auch ferner dem Ein- zelnen erlaubt sein, die Worte des unsterblichen Meisters, worin er bei seinem ‚Vorschlag zur Güte‘ Alle zur Mitwirkung auffordert, auf sich zu beziehen und bescheiden zu bieten, was er ge- sehen, was er erforscht und combinirend bedacht hat. x Erst wenn für die Kenntniss des Einzelnen so grosse Resultate vorliegen, wie die thätigwir- kende Zeit uns gegeben, kann davon die Rede sein, etwas Ganzes zu erfassen, an einen Zusam- menhang in der Beschauung zu denken, deun die Beachtung des Ganzen ist das erste Erfor- derniss, wo es gilt den Begriff der Systematik in’s Leben zu führen, welcher nur dem Universum gehört, dessen nothwendiger Zusammenhang das System selbst ist. Leider sehen wir diesen Begriff nur von Wenigen klar aufgefasst, im Allgemeinen strebt man nach Erforschung der Natur in einzelnen Gruppen und Sphären, ohne die Harmonie des Ganzen zu nehmen, ohne an den Ariadneischen Faden zu denken, der allein fähig ist, durch das Labyrinth der Formen eine Bahn uns zu sichern. In gleicher Weise kann es auch für die abgesonderte Betrach- tung einer Flora, des Inbegriffs der in einem geographisch oder topographisch beschränkten Erd- theile vorkommenden Gewächse kein besonderes System geben. Die allgemeinen tiefer liegenden Beziehungen kehren wohl auch in der theilweisen Betrachtung des Universums wieder, aber die sich mehr zum Besondern spaltenden Stufen verlieren sich immer mehr, wenn wir den Blick vom Gan- zen abwenden und dann stellt sich die neue Aufgabe: das Stückwerk, welches eine Flora immer sein muss, zusammenzuhalten, die nothwendige Beziehung zum Ganzen zu finden. So treten dann die geographischen Verhältnisse hervor, indem die Stufen, welche die natürlichen Familien bilden, mehr noch die der Gattungen, am meisten die der Arten sich zu besondern Gruppirungen ge- stalten, eidgehen zu eigenthümlichen Vereinen. So bereitet sich durch die Vergleichung und Zäh- lung jener Stufen die interessante — botanische Arithmetik, eine der edelsten Blüthen unse- rer Zeit. Widmen wir aber aber dem nothwendigen Zusammenhange des Ganzen einige Aufmerksamkeit, indem wir daran denken in die unabsehbare Masse der in unsere Zeit von Tag zu Tag mehr zer- splitterten Familien oder sogenannten Ordnungen, eine wirkliche Ordnung, einen verständigen, das Gleichgewicht fördernden, natürlichen Zusammenhang zu bringen, so erkennen wir das Bedürf- niss der Zeit, wir beachten vielleicht ein höheres Problem unsers Jahrhunderts, denn wir werden uns erst auf diesem Wege bewusst, dass es ein Prinzip der Einheit ist, welches wie in der Schöpfung der ganzen Natur, so auch in dem heiteren Reiche der Pflanzen aus sich die Formen entfaltet. Die ersten und allgemeinsten Beziehungen im Universum des Pflanzenreichs greifen durch alle Floren der Welt, die erste Entwicklung bei Keimung und Kuospung der Gewächse unterscheidet die vier bekamnten- Hauptstufen der Gewächsformen leicht. I. Nacktkeimer: Gymnoblastae. Sie entsprechen dem Innersten, was jede höher organisirte Pflanze im sich trägt, so wie überhaupt der Gang der Entwicklung in den Pflanzen — dem des 'Thieres hierin entsprechend — auf niedern Stufen immer früher das Innere erschafft, auf höheren Stu- feı dies später in dem Aeussern eingeschlossen gebiert. Diese Nacktkeimer sind die am einfachsten organisirten Gewächse, ihr Körper ist isolirter Schleimstoff oder an der Luft verhärtetes, faserıg bröckliges Mark, welches die Keimkörnchen umgiebt, gleich dem Marke und gleich den Hüllen des Keimlings der ausgebildeten Pflanze. Als solche Keimhüllen geben sie zur Zeit der Keimung die Keime, wassererfüllte Bläschen, nackt aus sich heraus und das Gerinnen des Wassers in die- sen bereitet die Keimung, welche dann durch Verlängerung und durch ein Zusammentreten vieler gleich- artigen Keimlinge vermittelt wird, um ein neues Gebilde hervorzurufen, eine neue Generation zu beginnen. Die Vielheit strebt also hier gemeinschaftlich darnach, durch Centration erst verschmel- zend, eine gemeinsame Individualität zu erlangen. Bunte Erdfarben characterisiren die äussere Erscheinung, an welcher das höhere Grasgrün noch fehlt. Ihre Scheinblätter sind selbst Mark, nichts als unmittelbare Fortsätze der Keimhülle und ihre Lebensfunctionen bethätigt nur feuchte Atmosphäre, Trockenheit unterbricht jene und versetzt diese Gewächse in Scheintodt. ' Hierher gehören zwei Classen, welche die Tafel in ihren beiden untersten Zonen erläutert. (Hierbei wurde die in Kupfer gestochene Wandtafel vorgezeigt und herumgegeben, welche zu des Verfassers Pflanzenreich gehört) *). *) Das Pflanzenreich in seinen natürlichen Classen und Familien entwickelt und durch mehr als tausend in Kupfer ee bildliche Darstellungen für Anfänger und Freunde der Botanik erläutert. Nebst zwei Heften Test. Leipzig, bei Wagner. s5 Erste Classe. Pilze: Fungi. Nur Keimkörnchen und Hüllen. — (Keine grüne Pflanzensubstanz oder Phytochlor, darum auch keine Knospung.) Sie sind unstreitig die allereinfachsten Gebilde des Gewächsreichs auf der allerniedrigsten Stufe der Organismen desselben verharrend, den innersten Saamengebilden der höhern Pflanze vergleichbar. Mangel alles dessen, was die excentrische Entwicklung der Pflanze erzeugt, insbesondere der durch- gängige Mangel des Grünstoffs (Phytochloron) sondert sie gänzlich von allen übrigen Stufen der Entwicklung dieses Naturreichs als niedrigstes Vorbild. Es ist die Ansicht, dass die Pilze als Kin- der einer fortgesetzten Schöpfung, nur Traumbilder von Formen einer höheren Pflanzenwelt, gleich- sam über die Erdfläche verstreute Staubbeutel und Fruchtknoten vorstellen, in einem Nachhall alter Naturkraft üppig emporschiessend; eine eben so geistreiche, als diejenige ein Missverstehen dersel- ben verrathen würde, nach welcher wir den Pilzen etwa am Ende des Ganzen ihre Stellung anwei- sen wollten, sie als einen Anhang des Gewächsreichs betrachtend. Die Natur hat sich durch ihre Theile nach und nach als Ganzes gestaltet, diese aber im Grundgesetze ihres Verlaufs nicht in ei= ner stetigen Reihe von Formen der Zeit nach entwickelt, sondern das, was sie zuerst geschaffen, wie die Thesis der Urkraft, durch Antithesen nach beiderlei Richtung vermitteli. So trat daun das Höhere auf wie das Niedere und wie im Thierreiche der Eingeweidewurm später erschaffen, als das Individuum, in dem er wohnt, so mag auch der Pilz später, als die höhere Pflanze, die ihn trägt und erzeugt, auf die Weltbühne getreten sein, aber wie diese niedern und alle Nachbarn den Urty- pen, so folgten- auch die höchsten Organismen erst der weitern Entfaltung der Schöpfung und so wie der Pilz durch seine Keime die Individualität erst erringen muss, so zeigt auch der Entozoen Gruppirung in der gemeinsamen Blase des Echinococeus und Coenurus, oder in dem gesonderten Gliedleben des Bandwurms das Bestreben aus der Aggregation die selbstständige Individualität zu erreichen, wie die Fortbildung der natürlichen Reihen beweist. Sonderung der allernächsten Ver- wandtschaften würde ein consequentes Verfolgen solchen Principes bedingen. Wollten wir versu- chen, mit den Algen das Gewächsreich zu beginnen und diese Grünpflanzen von ihren nächsten Ver-, wandten, den Moosen und Farren, durch Dazwischensetzung der Pilze zu trennen, so würde dies nicht mehr den Namen eines künstlichen Systems verdienen, es wäre nur — widernatürlich zu nennen. Zweite Classe. Flechten: Lichenes, Psorae. Keimkörnchen und deren Hüllen, nebst Phyto- chlorkörnchen im Innern verschlossen, welche die Hüllen durchbrechen und als Knospen her- vortreten können, eine untergeordnete Vermehrungsweise beginnend. (Zndo- s, Cryptochlo- rophylta. ) Die Flechten sind die-Pilze wieder, mit dem Zusatze von Phytochlorkömern, sie sind darum die ersten Gewächse, welche auf die zweite, dem Individuo gehörige Vermehrungsweise ge- winnen, sie haben — die Individualität der Pflanze erreicht! — So treten die Flechten auf als die Vermittler zwischen Pilz und Pflanze, als die natürlich verbindenden Glieder zwischen dem niedrig- sten Vorbilde des Gewächsreichs und zwischen seiner höhern — grünen Entfaltung. U. Zellkeimer: Cerioblastae. Die Zellkeimer sind wieder die Nacktkeimer, mit einem or- ganischen Zusatze, sie sind nämlich in ihrer Bedeutung wiederum das Innerste der Pflanze, mit der sich zum Splint gestaltenden Zell- und Fasersubstanz. In dieser Weise immer fähig, eine Sonde- rung aus zwei Differenzirten zu offenbaren, entwickeln sich auch beide Gefässsysteme und die die- sen entsprechenden Geschlechter treten in der ersten Andeutung auf. So, eine weibliche Sphäre: Saftgefässe: Pistill und eine männliche Sphäre deutet später an: Luft- oder Spiralge- fässe mit ihren Spaltöffnungen und Staubbeutel: - Ihr Keimling besitzt schon eine ihm ei- genthümliche zellige Hülle, welche aus der Pflanze mit ihm heraustritt und durch seine Keimung zersprengt wird, sie entfaltet sich weiter und ihre Erstgeburt ist ein mit Pflauzengrün erfülltes, zel- liges Zwischengebilde zwischen Keim und Gewächs, in Gestalt von Fäden oder von Blättchen, die sogenannten Cotyledonidien. Ganz analog dieser Keimung entwickelt sich auch die Knospe, welche eine schleierartige Hülle, hier und da als Knospenbeutel gestaltet, mehrere Knospen ein- schloss, durckbricht; oder ziegelschuppig liegende Blättchen aus einander drängt, um zum Lichte ge- langen zu können, also erstes Vorbild der Zwiebel. Die Gewächse dieser Classe entwickeln Blät- ter, welche mit ihrer Splintbildung. unmittelbar zusammenhängen und so wie ihre Früchte, aus die- ser gewebt sind. Dahin gehört die Dritte Classe. Grünpflanzen: Chlorophyta. In ihrer Gestaltung wiederholen sie niedere Vor- bilder von Pilzen und Flechten, bevor sie sich zu der ihnen eigenthümlichen Mannigfaltigkeit 85 und Vollendung von Formen erheben, welche in unzertrennlicher Gliederung ähnliche Typen verfolgen. So berühren sich die natürlichen Ordnungen der Algen, Moose und Farren N die höhern schon in der Keimung deutlich die niedern wiederholend und sich unzertremlich . zur Classe verbindend. Sie entsteigen dem Elemente des Wassers, so wie alles Höhere ursprünglich in Wasser sich zu bilden beginnt und eröffnen die Formen des höheren grünen Gewächsreichs. Die Conferve beginnt als Kugelbläschen und Fadenschlauch mit Farbe-, meist Grünstoff erfüllt und entbehrt der Gefässe, sie ist zum Theil selbst nur isolirtes Gefäss. Sie muss demnach auch der Befruchtungs- theile gänzlich entbehren, einzig und allein zur Knospung ‚befähigt. Diese Knospung führt noch einmal in den Zygnemen den Act der verschmelzenden Pilzspore rückdeutend vor unser Auge, denn es muss dieses individualitätsstreben auf dieser niedrigsten Stufe des höhern als physiologi- sches Bindeglied mit der sonst abgeschlossenen Sphäre der Nacktkeimer eintreten. Aber höher ge- steigerte Formen enthalten als Tange die Knospengebilde zu Sporenkapseln entwickelt und ihre ei- gene Bedeutung verkündend, treten vorgebildete Gliedergefässe dazu. Das Moos bietet, als Mit- telgebilde der Classe, die ersten Vorbilder von Pistill und Anthere und die Knospe geht nicht unter, das Laubmoos gliedert sie sprossend und in Beuteln und Bechern vereint bieten freigewordene Knospen der Lebermoose zierliche Formen. Das Farrenkraut endlich keimt als Conferve und setzt auf den nachgebildeten Thallus der Marchantie seinen eigenthümlichen Wedel, in immer fortgesetzt seit- licher Bildung. Die Knospe vereinzelt sich hier und wird frei aus dem Wedel geboren, auf und mit ihm wurzelnd oder losgegeben und selbstständig das Individuum theilend und fortpflanzend. Aber die Scheinanthere des Mooses geht wieder unter, nur Sporenkapseln ausser der Knospe erzeugend, tritt das Farrenkraut als Luftalge in die Categorie der Tange und erst Zamia und C'ycas vollen- den durch centrischen Abschluss die bisher einseitig gebliebene Gestaltung der Farren, schon durch den eingescheideten Herztrieb der Ophioglosseen vermittelt. Jene oft verkannten, vielfach gemiss- Geüteten Cycadeen zeigen den letzten Nachklang der klappigen Sporenkapsel von Botrychium in dem Gebilde, was man fälschlich bei ihnen, Anthere genannt hat und die Knospengebilde. bei Zu- mia in concentrischen Zapfen versammelt oder bei Cycas, wie bei den übrigen Farren aus dem We- del hervorbrechend, schliessen als Scheinfrüchte, richtiger als Zwiebelvorbild, die Antithese ge- gen die Mittelgebilde der Classe, die antherentragenden Moose, so wie die Conferve diese Antithese begann. Aber die Form ist nun durch die Cycadee morphologisch Carchitectonisch)) vollen- det, die Classe hat ihr Centrum wieder gefunden, ohne Zamia und Cycas müsste das Ende ihr feh- len, sie wäre ein kopfloses Monstrum. So bestimmt die Natur unwiderruflich die Integrität und den lebendigen Zusammenhang, also das organische System dieser Classe sich selbst *). II. Spitzkeimer: Acroblastae. Pflanzen mit Knoten- und Scheidenbildung. Zum Bau der vorigen Classe findet sich hier das Bast hinzugesetzt. Sie bringen es in der Entwicklung ihrer For- men so weit, dass aus der Bastschicht die ihnen eigenthümlichen Scheiden sich lösen, diese treten auf als Blätter und als Hüllen der Blüthen, im Gefüge und in Verbindung mit dem Stamme, dem Baste selbst analog. Beide in der vorigen Classe schon angedeutete Gefässsysteme und die diesen entsprechenden Geschlechtssysteme treten hier bestimmter auf und schliessen sich ab, beide Geschlechter unter vorwaltender Dreizahl, welche den peripherischen Abschluss um ein gegebe- nes Centrum zum erstenmale deutlich bestimmt.‘ Die Hüllen der Befruchtungstheile bleiben indessen meistens noch zweideutig, da ihre Entwicklung nur die Bastschicht in ihr Bereich ziehen kann. — Die ganze Entwicklung dieser Mittelgebilde des Gewächsreichs beruht auf der Vorbildung eines in sein Bast eingescheideten Urknoten, so tritt der Embryo auf — als Gegensatz dieses Ur- knotens tritt der ernährende Eiweisskörper hinzu, bis jener selbstständig .zu wirken vermag — von welchem Urknoten ausgehend das Wachsthum anfangs nach zwei Richtungen hinstrebt, nach unten und oben. Eine Ausgleichung in den Potenzen, welche die Pflanzen bei der Keimung nach unten und oben zu wachsen veranlassen, wird aber noch nicht gewonnen, darum erlischt das nach unten begonnene Wachsthum einer Pfahlwurzel. Diese verkümmert oder stirbt ab — wie bei der Zwiebelbildung deutlich ist — und in ihrem Umkreise sprossen nur Fasern heraus. welche später die einzigen Ernährer und Träger der Pflanze zu werden bestimmt sind. Kräftiger vorwärts schrei- tet unter des Lichtes magnetisch anziehender Kraft die Entwicklung der Pflanze nach oben; der Urknoten treibt als oberer Keim seine kegelförmige Spitze, lässt diese in Bastscheiden auflösen und *) Diese Stellung der Cycadeen nach eigener Untersuchung bereits im J. 1828 erläutert. 7 immer das Aeussere vom Innern durchbohren; eine unmittelbare Fortsetzung des Urknotens als Blü- thenträger bildet dann den Schaft; sind aber röhrenförmige Basteylinder auf den Knoten gesetzt, und der Wechsel zwischen Knoten und Bastceylinder wiederholt sich, so bestimmt dies den Halm, dichte Uebereinandersetzung und Verschmelzung von Knoten, mit Unterdrückung einer Zwischenbil- dung von Röhren, erhebt sich endlich als Stengel und Stamm. Soll eine Familie wahrhaft na- türlich sein, so muss sie uns, wie die Gräser thun, dies Fortschreiten der Entwicklung offenba- ren, jede Familie muss — wie die Rosaceen aus der Alchemille das Bild der Rose — imnerhalb ihrer Sphäre sich ihren Character selbst erst entwickeln, sie muss ihn aber auch besiegen. kömen, um über seine Begrenzung sich zu erheben, denn das ist der Sieg der Natur über die Kunst, dass sie den Character nur als Typus erkennt. Das Nichtahnen dieser Wahrheit, das Streben nach sich selbst immer mehr einengenden Characteren ist der Grund der Zersplit- terung der Natur und diese, ewig nur die Mutter einseitig willkührlich gruppirter, künstlicher Systeme, ohne innere Haltung des Ganzen, ‚wird bald die Gattungen alle zu Familien emporheben müssen. — Hier bei den Spitzkeimern- findet sich also stets nur. ein Wachsthum nach oben: Plantae acrogeneae, überwüchsige Pflanzen. Jeder jener Knoten kann ein Blatt aus sich entwickeln. Die Bildung von Treibknospen ist gleichfalls nur möglich am Knoten, seitlich achsel- ständig oder central. Der Knoten erscheint mit seiner Kuospe central als Knolle, Zwiebel- knolle und Zwiebel und setzt im ersten Falle seine Brut dann dem einfachen Knoten analog, an der Basis äusserlich an, oder er wiederholt sie, dem die Entwicklung dieser Classe leitenden akro- genetischen Gesetze (Pflauzenreich, S. 66.) zufolge, durch die Aufsetzung (wie bei @la- diolus und Crocus) oder im letztern Falle als Zwiebel, erscheint er aus vielen zusammengescho- benen Knoten im Zwiebelstuhl oder Zwiebelkuchen, welcher so viele Blatthüllen entwickelt, als Ur- knoten verschmolzen, und hier gewinnt er die Fähigkeit, in eben so vielen Achseln Brut zu erzeu- gen, so dass dergleichen Zwiebeln oft ganz in ihre Bruten sich auflösen. Hat sich jener hier als Zwiebelstuhl zusammengezogene Kmotenverein als Stengel entwickelt, so tritt hier wie bei der Ti- ger- und Feuerlilie die Brut aus den Achseln der wirklichen Blätter und Bracteen heraus, und die Kuospe löst sich vom Stengel und entwickelt sich frei wie der Saame, oder bei den Allien aus der Theilung der Dolde. Bei gewissen Pflanzen wächst auch jener Zwiebelstuhl als wurzelartiger Stamm unter der Erde fort und behält nur an seinem Eude die Zwiebelnatur. Die Spitzkeimer erscheinen als Centrum des Gewächsreichs nur eine Classe bildend, als: Vierte Classe. Scheidenpflanzen: Coleophyla. Sie gehen aus dem einfachsten, in naturge- mässer physiologischer Verbindung mit der vorigen Classe durch Wiederholung nach. erypto- gamischem Vorbilde der Knoten- und Scheidenbildung: Isoefes, hervor und repräsentiren in den Formen ihrer Entwicklung die Durchbildung des Stock- oder Stammsystems, weshalb durch sie die Natur dessen Entwicklung in den drei Stufen von Wurzel, Stengel und Blatt vor Augen legt, da jedes dieser drei Organenverhältnisse auf seiner Stufe vorwal- tend sich durchbildet und für diese Stufe sich abschliesst. Blüthe und Frucht können sich nur so hoch entwickeln, als der Typus jenes Organensystems zulässt, weshalb auch die Be- deutung der Blüthenhüllen ihre Gegeusätze nicht vollkommen zu erreichen vermag. Ein Kreis von drei umgewandelten Blättern bildet die Staubgefässe, Ligulargebilde hängen ihnen an als Corolle und eine Art von Kelchhülle tritt bei einigen aus umgestalteten Blättern oder deren Scheiden von aussen hinzu, im Centro- bildet ein dreiblättriger Kreis sich zur Frucht. . IV. Blattkeimer: Phylloblastae. Ihr Wesen besteht darin, dass sie zu dem Körper der vor rigen die Rindenschicht noch hinzusetzen und ihre Polarität, die Entwicklung nach zwei eutge- gengesetzten Richtungen, nach unten und oben vollenden, denn auch eine unterirdische Hälfte gibt als Pfahlwurzel einen Gegensatz gegen den Stamm, und in ihr wird die Fähigkeit gegeben, analoge Gebilde, wie die der obern Hälfte:’Blätter, Blüthen und Früchte aus sich zu entwickeln. (Wand- tafel des Pflanzenreichs, Fig. 5.) Das Hinzutreten der Rindenschicht des Stammes, deren Bastlage _ nun hier als cylindrisch ausgebreiteter Knoten der Spitzkeimer wiederkehrt, und deshalb auch hier wieder den Boden für die Entwicklung -und Einwurzelung der Knospen abgibt, bringt eine Umgestal- tung der ganzen Pflanze hervor, denn schon bei der Keimung öffnet sich diese Rindenschicht ge- wöhnlich in zwei Cotyledonen oder gegenüberstehende Saamenlappen, bei wenigen erscheint durch Verwachsung oder Verkümmerung nur einer, bei einigen auch drei und mehrere sternför- mig gestellt. Diese Cotyledonen, welche also die Theilstücke der Rindenschicht sind, so dass auf niederer Stufe kein ihnen gleichartiges Gebilde existiren kann, bergen ss zwischen sich das Federchen oder Knöspchen: die plumula, welche sich zum eigentlichen Sten- gel emporhebt und die wahren, späterhin durch Zusammenziehung der an ihrer Bildung theilnehmenden Rindenscohicht gelenkig ablösbaren Blätter hervorbringt. Das Fortwachsen dieser Pflanzen geschieht unter doppeltem Verhältniss nach zwei Richtungen, nicht nur nach unten und oben, sondern auch nach aussen und innen, indem ein neuer Holzcylinder um den schon vor- handenen innern herumwächst und eine neue Rindenschicht innerhalb der äussern sich ansetzt, so dass bei alten Bäumen sowohl Holz als Rinde die Fortschritte ihres Wachsthums im Queerschnitte durch Ringe andeuten. Diese Gewächse sind demnach naturgemäss Amphigeneen oder doppel- wüchsige Pflanzen: Plantae amphigeneae zu nennen, durch welches Wort die Erreichung ihrer Polarität, als ihr Wesen deutlich bezeichnet ist. _ (Vgl. Pflanzenreich S. 19 u. 77 und die Durch- schnittabbildungen der Wandtafel.) Auf ähnliche Weise, wie sich der Keim zum Pflänzchen ent- faltet, entwickelt sich auch die Knospe schon meist aus der Achsel eines die Rindenschicht öffnen- den Blattes, oder überhaupt da, wo die Bastschicht von ihrer Decke befreit worden ist. Rinden- blätter oder Schaalschuppen: sguamae, als Wiederholung von Cotyledonen, umgeben die erste Triebknospe von aussen, innerhalb deren unter dem Schutze von Deck- oder Ausschlagsschup- pen: fegmenta et ramenta, der Trieb sich entwickelt. Die Achselblätter oder stipulae sind daun die letzte Nachbildung der Cotyledonen in der analogen Sphäre der Knospung, sie sind gleichsam die Saamenlappen für die in der Blattachsel des entwickelten 'Triebes sich entfaltende Knospe, oft mit dem diese unterstützenden Blatte verwachsend, oder selbst zu Schaalschuppen für die entstehende Knospe sich umwandelnd. Ein Eiweisskörper im Saamen ist hier durch die Cotyledonen vertreten, sein Dasein nur als Wiederholung der Natur des Knotengebildes der Spitzkeimer zu betrachten, und damit hängt wieder die Knotenbildung des Stammes zusammen, damit auch Wiederholung von Schei- den- und Ligulargebilden der Spitzkeimer bei Rubiaceen, Polygoneen, Portulacaceen u. a. Die Bedeutung von Blüthen- und Fruchtbildung unter der Herrschaft des Rinden- systems wird der leitende Canon, den die Natur in dieser höheren Hälfte entfaltet, und vier Ver- hältnisse dieser Entfaltung treten hier uns als Classen entgegen. - Fünfte Classe. Zweifelblumige: Synchlamydeae. In ibnen zeigt die Natur ‚die Vollendung und das Vorwalten des höhern Blattsystems, sie erzeugt sich erst von Neuem das Urgebilde der Blattkeimer und schreitet weiter zur Geburt der Blüthe als unmittelbaren Blattgebildes der Pflanze. (Vgl. Pflanzenreich, S. 76.) — Sechste Classe. Ganzblumige: Synpetalae. Hier zeigt sich die Vollendung eines Gegensatzes zwischen Kelch und Blumenkrone zum erstenmale deutlich bestimmt, aber letztere noch unvollendet: verwachsen-blättrig: synpetala, eine Nachbildung des in seiner entgegen- gesetzten Vollendung verwachsenen Kelches. (Vgl. das Princip der weiblichen und männli- chen Sphäre. Pflanzenreich, S. 67.) Also hier ein Vorwalten des weiblichen Typus. Der Staubfadenkreis ist wieder ein umgewandelter Blattkreis, die Corolle immer als dazu ge- höriges, auch mit ihm sich verdoppelndes Stipulargebilde entstehend. (Vgl. Pflanzen- reich, S. 80.) Siebente Classe. Kelchblüthige: Calycanthae. Die Pflanze hat die durch die Blumenkrone — im Prineip der männlichen Sphäre — erstrebte strahlige Theilung erreicht, aber der ganze Kreis der innern Blume (Corolle und Staubgefässe) bleibt abhängig vom sie fesselnden Kelche, in sich selbst aber tritt er durchgebildet, vollendet hervor, es zeigt sich das Vorwalten des männlichen Typus, geboren im Bereich der weiblichen Sphäre. Achte Classe. Stielblüthige: Thalamanthae. Die Pflanze zeigt den schon vollendeten männli- chen Blüthenkreis frei geworden, unabhängig vom Kelch, und in dem nun erlangten Zustande der Freiheit aller Blüthenkreise durchläuft das durch den Vegetationsprocess erstrebte, durch das freie Zusammenwirken beider Kreise bedungene End- und Centralgebilde der Pflanze: die Frucht, das einfachste Beginnen wiederholend ‚ alle Stufen seiner Entwicklung und gelangt zur höchsten Vollendung, welche nach anatomischen, morphologischen und phy- siologischen, so wie nach den aus jenen drei Categorien des Baues, der Form und des Le- bens sich ableitenden methodischen Gesetzen durch dasselbe erreicht werden kann. Rückblickend auf die Entwicklung der Pflanze, erschliesst sich uns die Gliederung des Lebens und der Entfaltung im Organismus der Pflanze, wir erkennen die drei Abschnitte: Keimleben, Vegetation und Fructification. Nur der mittlere Zustand. gehört ihr selbst an, die beiden Endzustände gehören der Entfaltung der Welt. : Jeder dieser Zustände begreift Stfdien in sich, welche sy durch organische Gebilde repräsentirt werden. Das Ganze ‚ordnet sich deshalb in der lebendigen Na- tur folgendermassen: I. Keimleben I. Vegetation IH. Fructification oder oder , oder Vorbildung, Präformation: Stockbildung: Blüthen- und Fruchtbildung: —— IN em To Saame Knospe Wurzel, Stamm, Blatt, weibliche, männliche Sphäre Frucht I. I. II. IV. V. VI. VH, VIII. So dietirt uns die Natur den Canon für das Leben der Pflanze: sie ruht im Saamen|in der Knospe||wurzelt|stengelt|beblättert sich||blüht weiblich|männlich|trägt Frucht! — Diesen Canon der Natur fassen wir auf für die Methode der Beschauung des Ganzen, wir erkennen im ganzen Gewächsreiche die Hauptabschnitte des Lebens zur Bezeichnung der Stufen, die zunächst hervorgehenden Lebensstadien zur Bezeichnung. der Classen, so entwickeln sich drei Stu- fen, unter ihnen acht Classen als unmittelbarer Abdruck oder Reflex der Entwick- lung der einzelnen Pflanze im Bilde des vegetabilischen Universums — und das soll doch wohl ein System sein? — I. Faserpflanzen, II. Stockpflanzen, IH. Blüthen- und Fruchtpflanzen, Inophyta. ‚Stelechophyta. Antho- Carpophylta. LEE mm En u nn ET Em TE En Vene ee U N n Pilze Flechten Grünpflan- Scheiden- Zweifel- Ganzblu- Kelchblü- Stielblü- . zen pflanzen blumige mige thige thige I. I. III. IV. V. VI. VI. VII. en el Gymnoblastae, Cerioblastae, Acroblastae, Phylloblastae, Nacktkeimer. Zellkeimer. Spitzkeimer. Blattkeimer. Auf diesem Wege einzig und allein der Natur folgend, in keinem Momente ihr vorgreifend, gelangt man zu natürlicher Anschauung der fernern Gliederung der Classen, sie spalten sich in ihre rein natürlichen Ordnungen und Reihen, in die Familien, Gattungen und Arten und in consequenter Weise der Natur ruhig folgend, erhalten wir das Kesultat: endlich erkennen zu können, dass das Ganze, wie es durch einen rationellen Anfang sich begründet, auch ein ra- tionelles Ende uns darbietet; wir sehen, wie die in Hinsicht auf imnern Bau anatomisch, auf äussere Architektonik morphologisch, auf Stoffgehalt, Fruchtbarkeit, Vervielfältigung der Formen, Lebensdauer und Acclimationsfähigkeit unter Beibehaltung der Fruchtbarkeit, also auch physiolo- gisch am höchsten stehenden Gewächse, endlich die aus der Natur selbst entlelmte Folge der wirklich natürlichen Familien des Pflanzenreichs in ihrer Zunahme an edleren Stoffen, in ihrem Reichthum an tropischen Formen durch Vollendung der einzelnen Kreise und Sphären und durch de- ren harmonischen Einklang mit dem Bedürfniss des die Natur beschauenden Geistes, vor unsern Au- gen beschliessen. Unter den mamnichfaltigen Abstufungen aber, welche in der ferneren Classification der Pflanzen- welt erschienen, haben wohl alle, da eine — einzig und allein von Oken versuchte — Centralan- schauung des Ganzen, sie nicht geleitet, eine verschiedene Begrenzung erfahren, und wir sehen schon Genera mit dem Titel Classis und Ordo begrüsst. Indessen am meisten varüren die Grund- sätze bei Verfolgung der in der Classification sich bedingenden äussersten Spaltungen, die Begriffe von Gattung und Art. Bei der gäuzlichen, durch alle verunglückte Versuche bewiesenen Un- möglichkeit, diese Stufen für das Allgemeine philosophisch definirend zu umschreiben, genügt es nur zu sagen: dass sie solche bestimmte Classifications-Verhältnisse sind, welche auf den verschiede- nen Entwickelungsstufen der Natur, auch verschiedenen organischen Entwickelungs - Verhältnissen entsprechen und unter verschiedenem Werthe sich darstellen. Sie sind also, so wie alle Stufen der Natur nichts Abzuschliessendes, sondern etwas fortdauernd in sich selbst sich Entwickelndes, leben- dig fortschreitend sich Fortbildendes, in ihrer objectiven Erscheinung sowohl, als auch in der sub- jectiven Beschauung: der Zeit gehörig, in der sie bestehen. Das alte Stabilitätsprineip: „man vereinige alle diejenigen Individuen in eine Art, welche von den ursprünglichen Stammältern durch Saamen und Keime bis auf die neueste Zeit erzeugt worden sind,‘ würde unsere Beobach- tungsfähigkeit für diesen Generationsverlauf, unsere gleichzeitige Existenz mit den „ursprüngli- chen Stammältern“, so wie mit den „bis auf die neueste Zeit‘ abgestammten Individuen bedingen, um das Paradoxon jenes Urtheils einigermassen rechtfertigen zu können. Da aber die Bedingung unerfüllbar ist, so löst sich auch jenes Urtheil selbst in u Nichts auf. So gewiss aber 1 eine Vorzeit Jahrtausende lang ihre Organismen in das allgemeine Grab alles Lebendigen versenkte und so gewiss man heut zu Tage den Glauben an das Aussterben solcher Formen nicht mehr für gottlos hält, ebenso wenig darf man den Vorwurf der Gottlosigkeit fürchten, wenn man sich seiner Sinne bedient, die im wirklichen Verlaufe unsers Beobachtens neu entstandenen Formen zu sehen und wenn man als wahrscheinlich annimmt, dass auch die Nachwelt im Stande sein wird, noch manche nachgeschaffene Formen zu schauen. So wie aber jener Untergang lebendiger Wesen sich nicht durch allgemeine plötzliche Katastrophen bedingt hat, so arbeitet auch jetzt noch die schöpfe- rische Allmacht fort, in Vervielfältigung ihrer Formen sie vor unsern Augen langsam entfaltend und zwingt uns, die Charactere, die wir dennoch für ihre Unterscheidung als typischen Ausdruck festhalten müssen, immer mehr zu sondern und auflösend zu vermehren, denn hier ist der Ort, wo die Strahlenbrechung aller Classificationsstufen ihre höchsten Potenzen erreicht hat. So erhoben sich schon die in der Vorzeit als Arten betrachteten Stufen zur Dignität der Gattung, die Gattun- gen wurden Familien und jegliche Stufe ging in die Mannichfaltigkeit ihrer Formen aus einander. So werden jetzt die Getraidearten, die die Vorzeit kaum als Varietäten beachtet, in den neueren Schrif- ten auf die Stufe der Arten gestellt, so auch die allen Gartendirectoren bekannten Verbasca von Paris bis Petersburg, von Kopenhagen bis Neapel jährlich in Saamen versendet und unter allen Breiten Europa’s gleichartig wieder erzogen, viele von ihnen uns ursprünglich erweislich aus zwei Arten verschmolzen und unter begünstigendem Einfluss, der oft Jahrelang mangelt, dennoch frucht- bar geworden und stetig sich fortzeugend. So schuf aber auch neben jenen fortbestehenden Formen, zum Theil Erzeugnissen der Cultur, die freie Natur auf allen Stufen fortwährend neue Mittelgestal- ten und so ist, um aus Hunderten, ja Tausenden nur eins zu erwähnen: Rosa Wailziana eine solcheMittelart zwischen Rosa canina und pumila, von der Wurzel an bis zur Blüthe und Frucht, wie alle die seit dreissig Jahren in allen botanischen Gärten Europa’s immer wieder gleichförmig aus Saamen erzogenen Rosen, als Mittelart für genauere Beachtung erkennbar, als Varietät zu kei- ner — oder zu beiden ihrer Nachbarn gehörig! — Vorgelegte schöne Suiten einiger Vö- gel haben in der zoologischen Section gleichfalls die Zweifel von dem alten Stabilitätsprinzipe der Arten erneuert und klarer belehrt, wie entweder im Rückschreiten zum Alten der Begriff von Art auf den der heutigen Gattung reduzirt, oder das Fortbilden der Gattung in die immer sich ver- zweigend vervielfältigenden Arten anerkannt werden müsse. Nur eins von beiden könne hier cor- sequent sein, soll anders die Anschauung der Natur in Einklang treten mit der Natur selbst. So begegnet uns überall, wohin wir nur blicken die Fortbildung, der Art und der Gat- tung im Einklang mit der Fortbildung der Welt in all’ ihrer Beziehung. Art und Gattung ist so fortlebend und fortwachsend, wie das Individuum der organischen Welt, ihre Auffassung ist, die Blüthe jeglicher Zeit, und zwar so wie die Zeit sie gebar! Möchte auch unser sich segensreich für die Wissenschaft organisch fortbildender Verein diese Andeutungen, so gering sie sind, freundlich beachten, um auch aus ihnen dereinst Resultate für die Beschauung des Ganzen zu ziehen. Alle freundlich gesinnte, unbefangen Selbstdenkende sind zur Mitwirkung befähigt und ich wünsche und bitte im Geiste solcher Freunde fernerhin fort- leben zu dürfen, denn — wir haben es gestern Eenort — „wer nicht im Geiste seiner Freunde lebt, verdient nicht, dass die Welt von ihm erfahre“ *). — 6) Pastor Brehm aus Renthendorf beschloss der vorgerückten Zeit wegen die heutigen Vorträge mit einigen Bemerkungen „über das Betragen der männlichen Raubvögel gegen ihr brütendes Weibchen und die Jungen;‘‘ welcher Vortrag uns späterhin, wie folgt, mitgetheilt worden ist. Die Vögel zeichnen sich schon dadurch sehr vortheilhaft von fast allen andern Geschöpfen aus, dass die meisten von ihnen nicht nur in Einweibigkeit, sondern auch in geschlossenen, auf die Le- benszeit dauernden Ehen leben. Von den Schmetterlingen findet man nach den Beobachtungen des Entomologen Herr Friedrich aus Altenburg Papilio Teucer in Mexiko paarweise, was man bei audern bekanntlich nicht bemerkt hat. Die Vögel haben aber auch das Eigenthümliche, dass sich die Männchen fast aller in Einweibigkeit lebenden um die Brut bekümmern. Auch das ist etwas Be- "merkenswerthes. — *) Tasso. Bl! Bei den Säugethieren, den Menschen wie in Allem, so auch hierin ausgenommen, ist die Sorge für die Nachkommenschaft der Mutter allein überlassen. Das ist gewissermassen schon durch das Säugen bedingt; aber auch später, wenn dieses aufgehört hat, ist es die Mutter allein, welche die Jungen ernährt oder doch leitet. Der Vater kennt seine Kinder nicht einmal. — Bei den niedern Thierklassen,; den Geschöpfen mit oder ohne Wirbelsäule ‚ ist auch die Mutter von der Sorge für die Nachkommenschaft, sobald diese von ihr getrennt ist, eutbunden, bis wir bei den Insekten, welche wohl geordnete Staaten bilden, eine besondere Fürsorge und Pflese in Bezug auf die Brut wieder finden. Von dem Sechaseu, Cyclopterus lumpus, erzählt der leider viel zu früh verstorbene Faber, dass das Männchen sich vor die Eier setze und sie mit Vergnügen be- trachte. Allein was ist dies gegen die Sorgfalt, welche die meisten männlichen Vögel auf ihre Brut verwenden! Diese zeigt sich schon beim Nestbau. Die Männchen sind es, welche den Nest- platz hartnäckig behaupten. Man hat dieses ihrer Eifersucht wegen des Besitzes ihrer Weibchen zugeschrieben, aber mit zu grosser Ausdehnung. Allerdings dulden viele männliche Vögel in ihren Revieren ihres Gleichen nicht, aber die Männchen nicht die Weibchen kämpfen um den Brutplatz. Ein Staar hatte im Mai dieses Jahres vor meiner Wohnung in einem Kasten gebrütet. Kaum waren die Jungen ausgeflogen, so nahm ein Haussperlingspaar, welches schon früher fruchtlos um diese Wohnung gekämpft hatte, den Kasten in Besitz. In einigen Tagen waren die jungen Staaren so weit, dass sie die unausgesetzte Sorgfalt der Eltern nicht mehr nöthig hatten und jetzt erschien das Staarenpaar wieder bei dem Kasten. und schlug das Sperlingspaar in die Flucht. Den Kampf bestanden blos die Männchen. Der männliche Staar warf die von den Sperlingen in den Kasten getragenen Federn heraus und trieb das heftig zankende Sperlingsmännchen mit derben Bissen und Stössen vom Nestplatze weg. Den dritten Morgen hatte das Sperlingsweibchen ein Ei gelegt, das Staarenmännchen kam herbei, kroch unter heftigem Geschrei des Sperlingsmännchens in den Kasten, trug das Ei im Schnabel heraus und warf es vom Baume herab. Jetzt war das Sperlingsmännchen so wüthend, dass es, was es vorher nie gewagt hatte, auf das Staarenmännchen stiess ,„ von die- sem aber übel empfangen und weit weg getrieben wurde. Nur erst, als das Staarenmännchen sah, dass es sich*in Hinsicht der Umstände seines Weibchens, welches zu einer zweiten Brut nicht auf- gelegt oder nicht geschickt war, sehr geirrt hatte, überliess es die Wohnung dem Haussperlings- . paare, welches nun seine Brut in ihr besorgte. — ; Be Auf ähnliche Weise verhält es sich bei allen Kämpfen um den Nestplatz. Die Männchen sind es, welche sie mit männlicher Kraft bestehen und die Weibchen sehen mit weiblicher Sanftmuth geduldig zu. Jedoch es würde zu weit führen und die hochverehrte Versammlung langweilen, wenn ich das Betragen der Männchen aller von mir beobachteten Vögel auf diese Weise schildern wollte. Ich wende mich deswegen zu den Raubvögeln und werde kaum im Stande sein, das Hauptsäch- lichste hierher Gehörige über die Tagraubvögel in der kurzen mir zugemessenen Zeit mitzu- theilen. — Die Aas-, Kamm-, Stelzen- und eigentlichen Geier, Cathartes, Sarcorham- phos, Gypogeranos et Vultur kennen wir viel zu wenig, um über das Betragen der zu diesen Sip- pen gehörigen männlichen Vögel in Rücksicht auf ihre Brut etwas Genügendes sagen zu können. Auch über den Geieradler, Gypaetos, fehlen uns in.dieser Beziehung genaue Beobachtungen. Anders ist es bei den Adlern. Die grossen Seeadler, Haliaetos, schweben paarweise über dem Horste herum und füttern gemeinschaftlich die Jungen oder das Junge auf. Ja, das Männchen ernährt und führt die ausgeflogenen mit dem Weibchen so lange, bis sie sich selbst erhalten und vor Gefahren in Acht nehmen können. Ebenso verhält es sich bei den eigentlichen Adlern, Agila und den Flussadlern, Pandion; die Schlangenadler und Rauchfussbussarde, Circastos et Archibuteo, betragen sich wahrscheinlich auf ähnliche Weise. Ueber die Bussarde, Buteo, habe ich genaue Beobachtungen gemacht. Das Männchen füttert nicht nur das Weibchen, während dieses brütet, sondern nimmt sich auch der Jungen mit grosser Liebe an. Im Jahre 1834 fanden wir einen Horst dieses Vogels nahe an Renthendorf. Das Männ- chen war, so lange das Weibchen brütete, um dessen Nahrung sehr besorgt, allein als dieses nicht mehr auf dem Horste sass, bekümmerte es sich wenig um das Junge, weil nur eins im Neste war, das mit leichter Mühe fast ganz von der Mutter versorgt wurde. Am 4. Junius Nachmittags schossen wir diese. Wir warteten auf das Männchen noch 2 Stunden, aber-vergeblich. Des andern Morgens sassen wir wieder unter dem Horste. Früher kamen beide Bussarde hoch in der Luft herbei und stürzten sich in den Horst herab. Jetzt aber sahen wir Nichts von dem Männchen. Endlich erschien dieses, welches in der Nähe gelauert hatte, flog durch die dicht stehenden Bäume mit Geschrei herbei, uın zu kund- 12 * —B. ’ schaften und wurde herabgeschossen. Das bald ausgenommene Junge war diesen Morgen noch nicht gefüttert worden. Dieses Paar gehörte zu meinem Buleo medius. Das Männchen benahm sich mit so grosser Vorsicht, dass man deutlich sah, die Liebe zur Brut hatte es nicht blind gegen die Gefahr gemacht. In demselben Jahre brütete ein Paar von Buteo murum in der Nähe von Auma; das Männchen nahm sich nicht nur des Weibchens, sondern auch seiner beiden Kinder mit grosser Liebe an, fütterte äusserst fleissig, erschien, als das Weibchen erlegt war, bald bei dem Horste und wurde herabgeschossen. Ein drittes Paar Bussarde von meinem Buieo septentrionalis hatte in der Nähe von Weida gehorstet und 2% Junge ausgebracht. Das Männchen war bei ihrer Ernährung eben’ so thätig als das Weibchen und ihnen mit solcher Liebe zugethan, dass es sich sehr leicht, wie sein Weibchen bei den Jungen im Netze fangen liess. Das Wespenbussard- männchen (Pernis) zeichnet sich vor allen andern Raubvögeln dadurch aus, dass es nicht nur die Jungen sorgfältig mit gross zieht, sondern auch sein Weibchen beim Brüten ablöst. Der Herr Actuarius Mädel in Gotha schoss schon früher ein Männchen von den Eiern und vor einigen Wo- chen bekam ich eins von der grössten hier vorkommenden Gattung, welches einen solchen Brutfleck am Unterkörper hatte, dass ieh es für ein hahnfedriges Weibchen hielt, bis mich die Zergliederung eines Andern belehrte. Meines Wissens ist die Sippe Pernis, Wespenbussard, die einzige unter allen Raubvögeln, bei denen das Männchen brüten hilft und diese ohnehin höchst merkwürdigen Vö- gel werden dadurch noch merkwürdiger. Es bedarf nach dem Gesagten kaum der Erwähnuig, dass der männliche Wespenbussard seinen Jungen die mit den Larven angefüllten Wespennester, auch Raupen, Käfer und was er von Kerbthie:en erhaschen kann, ebenso Frösche, Mäuse u. dgl. fleissig zuträgt. Auch ist mir sehr wahrscheinlich, dass er wie das Weibchen die Insecten im Kropfe aufbewahrt und vor den Jungen auswirft. Das Männchen des Gabelweih, Milvus, Briss., sowohl das des rothen als das des schwarzbraunen beträgt sich gegen die Brut wie die an- dern Raubvögel, allein es verbindet mit seiner Liebe für die Nachkommenschaft eine wirklich be- wundernswerthe Vorsicht, welche zuweilen so weit geht, dass es bei Furcht vor Gefahr nicht zum Horste kommt, sondern in einer für einen Flintenschuss unerreichbaren Höhe über demselben herum- schwebend die Nahrung für die Jungen aus der Luft in das Nest herabfallen lässt. — , Die männlichen Edelfalken, Hierofalco, ähneln in ihrer Anhänglichkeit und ihrem Benehmen in Bezug auf die Brut den eigentlichen Falken, Falco, Linn. Obgleich das Männchen des Wanderfalken, Falco peregrinus, Linn., welcher nach mei- nen Beobachtungen in Falco peregrinus, cornicum, griseiventris ef cervicalis zerfällt, nur 3 So gross, als das Weibchen ist: so füttert es doch sein Weibchen, so lange dieses brütet, nicht nur, sondern hilft ihm auch die Jungen treulich aufziehen, ja es hat eine so grosse Anhänglichkeit an den Felsen seines Brutplatzes, dass es selbst dann, wenn ihm das Weibchen und die Jungen ge- tödtet sind, den Platz nicht verlässt. Ebenso beträgt sich das Männchen der Zwergfalken, Falco aesalon, Linn. Allein die Baumfalken, Falco subbuteo, Linn., haben viel Eigenthümli- ches in ihrem Wesen. Das Männchen füttert sein Weibchen auf den Eiern, allein es bringt ihm die’ Beute nicht in den Horst, sondern nur in die Nähe desselben. Wenn es einen Vogel gefangen hat, schwebt es mit einem fröhlichen Gli, gi, gli, gli um das Nest herum. Auf dieses Geschrei verlässt das Weibchen seine Eier oder zarten Jungen, fliegt dem Männchen auch mit ‘Geschrei ent- gegen, nimmt ihm die Beute ab, trägt sie in den Horst und verzehrt sie hier in aller Sicherheit und Ruhe. Es ist ein schönes Schauspiel, diese herrlichen Falken bei diesem zärtlichen Einanderent- gegenkommen zu beobachten. Bei den Jungen geht es auf ähnliche Weise zu Werke. Es ist sehr eifrig, Vögel und Insekten zu erhaschen. Hat es einen Fang gethan: dann schwebt es unter dem schon beschriebenen fröhlichen Geschrei so lange um den Horst herum, bis sein Weibchen herbei- kömmt, ihm den Vogel abnimmt und denselben den Jungen zuträgt. Nur dann, wenn das Weib- chen getödtet ist ‘und das Männchen, um den Jungen keinen Mangel leiden zu lassen, seine An- Strengungen verdoppeln muss, trägt es für diese die Nahrung zu dem Horst und füttert sie zum Theil sogar mit den im Kropfe aufbewahrten Insekten. Noch anziehender wird das Schauspiel, wenn es die ausgeflogenen Jungen zur Jagd abrichtet. Es fliegt dann mit diesen in der Luft herum und übergiebt ihnen die Beute während des Fliegens; haben sie diese geschickt in der Luft abnehmen gelernt: daun lässt es die Nahrung aus den Fängen fallen und nöthigt so die Jungen, hinter dem herabstürzenden Vogel drein zu fliegen und ihn während des Herabfallens zu ergreifen. Dieser Un- terricht dauert so lange, bis sie im Stande sind, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. 93 Ganz anders benehmen sich die Röthelfalken, die Gattungen der Sippe Cerchneis, Boje. Die Männchen dieser Sippe haben wie die derBaumfalken eine solche Anhänglichkeit an ihre Weibchen, dass sie auch nach der Brutzeit mit ihnen vereinigt bleiben. Sie wandern mit dem Weibchen aus unserm Vaterlande aus und kehren mit ihm zurück, aber zur Brutzeit benehmen sie sich noch anders. Schon ehe das Weibchen das erste Ei gelegt hat, beweist das Männchen Für- sorge für die Emährung desselben, es bringt ihm nämlich, besonders gegen Abend, weil es am Horste Nachtruhe hält, nicht selten eine Maus u. dgl. und lässt dann, wenn es mit der Beute im Neste angekommen ist, ein sehr zärtliches Geschrei, das vom Weibchen erwiedert wird, hören. Hat dieses zu brüten angefangen, dann kanu es um seinen Unterhalt ganz unbesorgt sein. Mangel leidet es gewiss nicht. Sein Männchen bringt ihm so viel es braucht mit Freuden. Mitjeder Beute, gewöhnlich mit einer Maus, am häufigsten mit Hypudaeus arvalis, kommt es herbei, fliegt rasch in das Nest und über- giebt sie seinem Weibchen. Dieses nimmt sie ihm unter zärtlichem Geschrei ab und das Männchen scheint sich über diesen, seinem Weibchen erwiesenen Liebesdienst so zu freuen, dass es oft ziemlich lange im Horste verweilt. Erst wenn sein Weibchen versorgt ist, denkt das Männchen an seine eigne Sättigung und wenn auch diese bewirkt ist, setzt es sich äuf die Zinne der Burg oder auf den Wipfel eines Baumes in der Nähe des Horstes, um bei seinem Weibchen Wache zu halten. Braucht dieses die Jungen nicht mehr zu erwärmen, dann thut das Männchen zur Ernährung der- selben eben so viel, als das Weibchen. Es wirft ihnen, wenn sie noch zart sind, das im Kropfe erweichte Fleisch vor und versorgt sie reichlich mit Nahrung. Bei keinem Horste ist so viel Le- ben als bei dem der Röthelfalken. Von den Baumfalken und Sperbern kommt gewöhnlich erst nach Verlauf von 2 Stunden eins von den Alten zum Neste; deswegen wird die Geduld des unter ihm auf die Alten Lauernden auf eine harte Probe gesetzt. Anders ist es bei den Röthelfalken. Haben diese fast flügge Junge, dann hat man das Vergnügen, nach Ablauf einer Viertelstunde eins der Eltern bei den Jungen zu sehen. Diese schreien auch weit mehr als alle andern jungen Kaub- vögel. Freilich erhalten sie bei einer Fütterung gewöhnlich nicht viel. Eine Maus ist in der Regel das grösste Thier, welches auf ein Mal gebracht wird. Oft bekommen die Jungen weit weniger. Schon wegen eines kleinen Molchs, einer kleinen Eidechse, ja sogar wegen einer grünen Heu- schrecke und Wolfsmilchraupe bemüht sich der alte Röthelfalke zum Horste. Daher das häufige Hin- und Herfliegen dieser Falken, bei welchem das Männchen ebenso thätig ist, als das Weib- chen. Kommt das Letztere um: dann vertritt das Erstere Vater- und Mutterstelle zugleich. Allein die ausgeflogenen Jungen verlangen von ihm bei Weitem nicht die Sorgfalt, welche die jungen Baumfalken und Sperber unumgänglich nöthig haben. Im Anfang des Julius 1835 schoss ich von einem Röthelfalkenhorste beide Eltern weg und liess ihn dann besteigen. Die schon ganz er- wachsenen Jungen flogen heraus und so weit weg, dass ich sie nicht auflinden konnte. Des andern Tages begab ich mich an den Brutort in der gewissen Ueberzeugung, dass das Hungergeschrei die Jungen mir leicht verrathen würde; allein ich hörte und sah Nichts von ihnen, ob sie gleich von einem Hirtenknaben in dichtem Gebüsch bemerkt worden waren. Später wurden sie hoch in der Luft öfters wahrgenommen. Sie hatten sich also wahrscheinlich von den im Sommer 1835 sehr häufigen Heuschrecken und Wolfsmilchraupen ernährt und waren ohne alle Beihülfe der Eltem, das erste Beispiel dieser Art, welches ich kenne, gross und zur Jagd geschickt geworden. Bei ihnen hätte also der Vater, wenn er am Leben geblieben wäre, wenig zu thun gehabt. Gewöhnlich führt und füttert dieser seine ausgeflogenen Kinder mit seinem Weibchen oder allein sehr sorgfältig und setzt sich gem hoch auf einen Wipfel, um die ihm und ihnen drohende Gefahr von Weitem zu be- merken. Er verkündigt dann diese der Familie durch lautes Kli, kli, kli, kli und ermuntert durch dasselbe, wie durch sein Auffliegen, alle die Seinen zum Aufbruche. Ueber die Fortpflanzung der Rothfussfalken, Zrythropus, wissen wir weiter nichts, als was uns mein Freund Petenyi in Ungarn mitgetheilt hat, nämlich dass sie in hohlen Bäumen und in ‚Elsternestern horsten und denen der Röthelfalken ähnliche Eier legen. Bei ihnen kann also vor der Hand von dem Betragen der Männchen gegen die Brut noch nicht die Rede sein. Noch weni- ger ist. uns von den Schwimmern, Zlanus, Sav., bekannt. Anders verhält es sich bei denHabichten, As/ur, und da die ausländischen, welcheich kenne, den europäischen sehr ähnlich sind: so glaube ich keinen Fehlschluss zu thun, wenn ich vermuthe, dass das diesen Eigenthümliche mehr oder weniger auch jenen eigen sein werde. Der männliche Habicht, sowohl der von Astur palumbarius, als gallinarius und brachyrhynchos, scheint zur Brutzeit seinen Character ganz zu ändern. Er ist ausser ihr ein wilder , unbändiger, ungeselli ger 94 sehr scheuer und vorsichtiger Vogel, welcher gegen seines Gleichen keine Liebe, aber grossen Hass gegen den Uhu zeigt. Ganz anders wird dies zur Brutzeit. Ist das Weibchen, mit welchem das Männchen früher vereinigt war, noch am Leben, dann verpaart es sich mit keinem andern, was man deutlich daran sieht, dass das Paar jedesmal den alten Brutort aufsucht, und wird mit einemmale ganz zärtlich und besorgt. Ob es gleich uur halb so gross, als sein Weibchen ist, versieht es doch dasselbe, so lange es brütet und die Jungen erwärmet, reichlich mit Nahrung und hilft ihm die Jun- gen grossziehen. ‚Ein Habichtpaar ist, wenn es Junge hat, eine wahre Plage für die Thiere der Um- gegend. Das kleine Habichtmännchen zeigt aus Liebe zur Brut eine Keckheit, welche in Erstaunen setzt. Es fängt das beissige Eichhorn, raubt den gut bewaffneten. Eichenheher, nimmt das brütende Feldhuhn mitten im Getreide von den Eiern, ergreift den jungen Hasen und stiehlt sogar dem Sper- ber und Röthelfalken die Jungen weg. Ausserdem schleppt es alle Vögel zusammen, welche es er- haschen und überwältigen kann. Die Knäckente auf dem Wasser ist vor ihm so wenig sicher, als die Haustaube auf dem Dache oder im Hofe, denn seine Kühnheit hat keine Grenzen. Dieser sonst so scheue Vogel füttert seine ausgeflogenen Jungen vor den Augen der Menschen und scheut selbst das Eisen nicht, welches für ihn aufgestellt wird. Weil er ein der Jagd sehr nachtheiliger Vogel ist, lassen die Jäger die Jungen nicht selten aus dem Horste nehmen, binden sie hinten in einer von Rin- den oder dichten Reisern gemachten schmalen Hätte, welche einen Gang bildet, fest und legen vor die vordere vorn offene Seite ein Tellereisen., Bei den Bussarden, welche doch ihre Jungen sehr lieben, ist diese Fangart unsicher, nicht so bei den Habichten. Sobald diese die hungrigen . Jun- gen schreien hören, kommen sie auf den Boden herab, um sie mit Nahrung zu versorgen und fan- gen sich, indem’ sie, um zu ihren Kindern zu kommen, über das 'Tellereisen wegschreiten. Nicht selten findet man das Männchen zuerst in dem Eisen, und selbst, wenn es sein Weibchen in ihm hat hängen sehen, geht es in dasselbe;, so gross ist seine Anhänglichkeit an die Jungen. Wer sollte nicht mit Bewunderung des Urgeistes erfüllt werden, wenn er ein hartes Habichtsherz von solcher augenscheinlichen Todesgefahr verachtenden Liebe zur Nachkommenschaft beseelt sieht! Vie] Eigenthümliches zeigen die Männchen von den 3 unserm Vaterlande angehörigen Sper- bergattungen, nämlich die von Nisus elegans, fringillarum et peregrinus. Das Versteckte und Hinterlistige, welches der Sperber in seinem ganzen Wesen hat, behält der männliche auch beim Horste bei und unterscheidet sich dadurch sehr von dem weiblichen. Dieser zeigt eine Keckheit bei den Eiern und Jungen, welche in Erstaunen setzt. Anstatt zu fliehen, wenn ein Mensch sich pem Horste nähert, fliegt er nicht selten auf den Feind aller Geschöpfe zu, setzt sich keck und frei vor ihm hin und stösst zuweilen sogar nach ihm. Ein Sperberweibehen würde mir einst die Mütze vom Kopfe genommen haben, wenn ich es nicht mit dem nach ihm hingeschobenen Flinten- laufe verscheucht hätte. So macht es das Männchen nicht. Es sorgt zwar für das brütende Weib- chen und versieht es auch so lange, als es die zarten Jungen erwärmt, mit Futter, allein auf eine sehr versteckte Weise. Man bekommt es, wenn es diesem die Nahrung an den Horst trägt, kaum, ausserdem gar nicht zu sehen. Wenn bei den andern Raubvögeln das vom Neste gescheuchte oder um dasselbe besorgte Weibchen schreit, erscheint das Männchen sogleich, stimmt in das Geschrei mit ein und ist mit ihm zur Vertheidigung der Brut bereit. Nicht so das Sperbermännchen. Sein Weibchen kann bei der Brut so kläglich schreien, dass man es weithin hört, sein Männchen kommt, wenigstens so lange die Jungen noch zart sind, nicht. Ich kann dies mit Gewissheit behaupten, da ich 5 Horste dieser Vögel ganz genau beobachtet habe. Nur wenn die Jungen grösser werden, und eine ungemein grosse Anstrengung von Seiten ihrer Eltern erfordern — 4 junge, im Flüggewer- den begriffene Sperber brauchen täglich 16 bis 20 kleine Vögel zu ihrer Sättigung — zeigt das Sperbermännchen eine grosse Thätigkeit. Man hört es dann nicht nur in der Nähe des Horstes schreien, sondern sieht es auch oft einen gefangenen Vogel herbeibringen. Wenn es gerade ausge- flogene junge Vögel gibt, sieht man alle Stunden — früher geschieht dies nur halb so oft — einen alten Sperber zum Neste fliegen. „Ja, wenn das Weibchen getödtet ist, verdoppelt das Männchen» seine Anstrengungen und fängt des Tages 12 bis 15 Vögel allein. Bei dem vorletzen Sperberhorste, den ich untersuchte, wurde das Weibchen Abends geschossen und ein Junger im Neste gelassen. Des andern Tages früh um 9 Uhr hatte das Männchen schon drei kleine Vögel, eine alte Rauch- schwalbe, einen jungen Haussperling und einen jungen schwarzkehligen Steinschmätzer, den letztern we- nigstens 4 Stunde vom Nestplatze — näher dabei gibt eskeine — gefangen und dem Jungen zugetra- gen. Allein auch hier bemerkte ich eine schon früher beobachtete Ungeschicklichkeit des Sperber- männchens. Die im Horste liegenden Vögel waren ganz schön gerupft, auch zum Theil angefres- sen — das alte Männchen hatte von allen die Gedärme, von zweien auch den Kopf, also das Schlech- 35 teste verzehrt; — allein das tölpelhafte Junge konnte, ob es gleich schon viele Federn hatte, nichts mit ihnen anfangen. Da nun das Sperbermännchen zwar zuträgt, aber nicht zerlegt und nicht .füt- tert und die jungen Sperber weit später als andere Raubvögel, z. B. die Röthelfalken, allein fres- sen lernen, so geht, wenn das Weibchen vom Horste weggeschossen wird, die Brut bei voller Ta- fel vor Hunger zu Grunde. Wir fanden früher in einem Sperberhorste, nachdem das Weibchen ge- tödtet war, die Jungen alle verhungert, obgleich 20, sage zwanzig gefangene Vögel im Neste la- gen. Uebrigens liebt das alte Sperbermännchen seine Jungen so sehr, dass es selbst einem 'ausge- stopften, welchen man in den Horst setzt, Nahrung zuträgt. Da es sich bei den Jungen gar nicht aufhält, wird es die Täuschung erst spät gewahr. Von den europäischen Tagraubvögeln sind nun nur die Weihen noch übrig, über welche ich, weil sie weit von meinem Wohnorte horsten, in Beziehung auf das Betragen der Männchen gegen die Brut nur wenig sagen kann. . Von den Rohrweihen weiss ich, dass das Männchen seinera Weibchen beim Aufziehen der Jungen, nachdem es dasselbe während des Brütens gefüttert hat, treulich ‚beisteht. Dasselbe. gilt von den Korn- und Wiesenweihen. Merkwürdig ist es, wie eifrig die Werbungen um ein Rohrweihenweibchen sind. Ich weiss ein Beispiel, dass in zwei Tagen drei Rohrweihenmännchen von einem Weibchen weggeschossen wurden. Es hatte sich also in dieser kurzen Zeit stets wie- der eins eingefunden. Das Kornweihenmännchen scheint sich ein Vergnügen daraus zu machen, sein brütendes Weibchen mit mancherlei Schwenkungen zu ergötzen. Wenn man im Junius ein Korn- weihenmännchen oft über einer Stelle herumschweben und sich‘ unter mancherlei Bewegungen her- umdrehen sieht, braucht man nur auf dem Boden sorgfältig nachzusuchen und man wird den Horst bald im Getreide, Grase oder niedrigem Gebüsche antreffen. Wenn die Weihen Junge haben, wird auch das Männchen sehr eifrig und dreist bei seiner Jagd, die es bis nach Sonnenuntergang fortsetzt- Vierte allgemeine Sitzung. Mittwochs, 26. September, Vormittags 10} bis 12 Uhr. ö Diese letzte allgemeine Sitzung wurde auf höchst erfreuliche Weise und unter der auf- merksamsten Theilnahme der Versammlung durch den ersten Geschäftsführer mit der Mit- theilung des schon oben S. 23. 24. angegebenen hohen S. Altenburgischen Ministerialrescript eröffnet, welches die Stiftung einer „Naturwissenschaftlichen Prämie zur Erinne- rung an die vierzehnte Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Jena im Jahre 1836“ enthält; worauf der erste Geschäftsführer vor den der Versamm- lung beiwohnenden S. Altenburgischen Herren Staats -Ministern im Namen der Gesellschaft den ehrerbietigsten Dank für dies dauernde Denkmal fürstlicher Hochschätzung der Natur- wissenschaften aussprach. Nachdem .sodaan die Geschäftsordnung der heutigen Sitzung vorgelesen und die seit der letzten allgemeinen Sitzung eingegangenen Zuschriften und Bücher vorgelegt worden, zeigte derselbe an, dass, nach einer schriftlichen Mittheilung des Professors Renner, Di- rector der 'Thierarzneischule in Jena, sich in den letzten Tagen eine besondere thierärzt- liche Section gebildet habe, bestehend aus folgenden Personen: Geheimer Medicinalrath Dr. Nebel, Dr. Lentin, Landthierarzt Falk, Hofrossarzt Lotze, Dr. Brauell und Pro- fessor Dr. Renner, von denen der erstgenannte das Präsidium, der letztgenannte das Se- creiariat übernommen habe. Die Verhandlungen würden für den letzten Bericht eingesendet werden. Der Geheime Hofrathı Dr. Kieser machte hierauf unter Vorzeigung eines Schildkröten- schädels folgende Mittheilung: 96 “ „Ich bin es der Ehre des Stifters der Versammlung schuldig, über eine Nachricht in mehreren Zeitungen, dass seine Entdeckung der Bedeutung der Schädelknochen nicht ihm zustehe, sondern entlehnt sei, folgende Erklärung zu Protocoll zu geben. Herr Hofrath Oken hat seine Entdeckung im Jahre 1806 in meiner Wohnung unter wechselnder Besprechung in der Wissenschaft geweihten Stunden der Nacht mir demonstrirt, als derselbe bei Gelegenheit seiner Reise nach der Insel Wangeroog mich, den damaligen Stadtphysieus zu Northeim bei Göttingen, längere Zeit besuchte — Der von ihm hierzu eigens zersprengte Schädel einer Schildkröte aus meiner Sammlung hat sich glücklicherweise jetzt, nach 30 Jahren, noch vorgefunden. Die einzelnen Wirbelknochen des Schädels sind von seiner Hand, die leicht kenntlich ist, bezeichnet; und ich freue mich, diesen das Eigen- ihum seiner Entdeckung beweisenden Schädel hier vorzeigen zu können. — Darauf im Jahre 180%, als Oken nach Jena berufen wurde, erschien sein Antrittsprogramm: „Ueber die Bedeutung der Schädelknochen.“ — Dies ist Factum, für dessen Treue ich bürge.‘“ — Hierzu bemerkte der Geheime Medicinalrath Lichtenstein: dass auch ihm der Herr Hofrath Oken die in Rede stehende Entdeckung im Jahre 1806 ausführlich mitge- theilt habe, ! Sodann forderte der erste Geschäftsführer die Secretaire der verschiedenen Sectionen auf, ihm die noch rückständigen Auszüge aus den Protocollen zur Mittheilung im Tag- blatte, so wie die Sectionsprotocolle selbst zum Abdrucke in den späterhin herauszugeben- den amtlichen Bericht über diese vierzehnte Versammlung, welcher noch im December die- ses Jahres erscheinen werde, und die in den Sectionen gehaltenen Vorträge zum Abdruck in der Isis baldigst zukommen zu lassen. Die nach Beendigung dieser vorläufigen Geschäfte stattfindenden Vorträge waren folgende: ü 'l) Freiherr Alexander von Humboldt: „Ueber zwei Besteigungen des Chimborazo‘“ mit ausführlicher Mittheilung über die Schicksale und die Resultate seiner am 23. Juni 1802 unternommenen Besteigung des Chimborazo und der abermaligen Bestei- gung desselben durch Boussignault am 12. December 1831. Nach Vorzeigung einer Abbildung des Chimborazo, auf welcher, nahe dem Gipfel desselben eine Schlucht von 1000— 1200 F. Tiefe bemerkbar ist und welche zugleich die Verhältnisse der Tempe- Fe und Vegetation des Berges auf seinen verschiedenem Höhepunkten versimnlicht, bemerkt der edner: Der höchste Punkt auf der Erde, zu welchem man gelangt sei, liege in Amerika. Der Mont- blanc sei kaum höher, als die Lage von Potosi und der Punkt des Chimborazo, bis zu welchem man gelangt sei, liege 3650 Toisen über dem Gipfel des Montblanc. Die Besteigung grosser Höhen sei von wissenschaftlicher Bedeuiung, obgleich jenseits der Schneegrenze unsre geognostische Kennt- niss kaum bereichert werde, da die Natur des Gesteins sich den Blicken entziehe, die Pflanzen- und Thierwelt aber sich noch weniger der Beobachtung darbiete. — Er bemerkt, dass es schwierig sei, den Chimborazo zu besteigen, und über diese Schwierigkeiten sei er nach seiner Rückkehr ER Europa häufig befragt worden. Die Geographie der Pflanzen am Chimborazo habe Kunth earbeitet. Aus seinem Tagebuche trägt nun der Redner (mit Verweisung auf die Einleitung zum 1. Bande seiner ‚‚astronomischen Beobachtungen“ und auf den „Atlas des Cordilleres‘“) Folgendes vor: Am 22. Juni 1799 war er am Krater des Pic von Teneriffa und am 23. Juni 1801 am Chimbo- razo, in einer Höhe, welche die des erstgenannten Standpunktes um 3600 F. übertraf. — Nach der Tradition der Eingebornen soll ein andrer Berg früher höher, als der Chimborazo gewesen sein. Der nackte Erdboden schadet der Vegetation wegen der während der Nacht stattfindenden Wärmeaus- strablung. Ganz nahe bei Calpi erhebt sich, südsüdöstlich vom Chimborazo ein anderer, von dem Trachytkolossc des letzteren getrennter, Hügel, welcher späteren Ursprungs ist und an dem sich “ 9 eine trichterförmige Einsenkung, offenbar ein früherer Krater bemerklich macht. Dieser Krater hat eine Tiefe von 150 F. und liegt nur 500 F. über Calpi. Nach alten Haudschriften ist der erste Aus- bruch des kleineren Berges (Ganaucu, schwarzer Berg) in der Mitte des 15. Jahrhunderts, gleich- zeitig mit einem Meteorfalle, beobachtet worden. — Die ganze Formation des Chimborazo ähnelt sehr dem Trachyt, wenn man von dem Mangel des Feldspaths und Eisens, wodurch sich das Ge- stein der Formation des Siebengebirges bei Bonn anschliesst, absieht. — Am Fusse des erstge- nannten Hügels liegt das Mundloch eines verfallenen Stollens, in welchem eine Luftströmung, ver- bunden mit dem Rauschen eines unterirdischen Baches, viel Getöse verursacht. — Von dem Chim- borazo selbst fallen äusserst wenige Bäche in die Ebene herab, und es ist wahrscheinlich, dass im Innern des Berges die Wasser auf Klüften niedersetzen. Einige Zeit vor dem Erdbeben vom 7. Fe- bruar 1794 entsprang in dem Dorfe Calpi ein Bach, der später wieder verschwand. : Die Reisenden brachten die Nacht vor der Besteigung im Dorfe Calpi (9700 F. über der Fläche des atlantischen Meeres) zu. Am folgenden Morgen begannen sie die Besteigung von der südsüd- östlichen Seite aus. Die Führer waren nie bis an die Schneegf@nze gekommen. — Der Chimbo- razo ist rings von Hochebenen umgeben, deren erste (Liano von Sisgund) 11,700 F. über dem Meere liegt und deren Fläche, ehemals Meeresboden, das abgelaufene Becken eines Alpensees gewesen sein mag. Diese ausgedehnten Grasflächen um den Chimborazo, welche sehr an die asiatischen Step- pen erinnern, sind sehr einförmig und ihre Flora ist weniger reich, als die der andern Gebirge um- her. Die Lufttemperatur ist in dieser 1600— 2000 Toisen hohen Region bei Tage 4° —16° Cels. und Nachts 0°—10° C. Die mittlere Temperatur ist ungefähr 9° C., mithin die von Lüneburg. Man wollte hier eine trigonometrische Messung des Chimborazo vornehmen; indess wurde sie durch die Nebel, welche den noch ungefähr 8500 F. entfernten Gipfel des Berges umgaben, vereitelt. Humboldt und Bonpland stiegen zuweilen von den Maulthieren, um Pflanzen zu sammeln. — Die Reisenden gelangten nun zu einer unterhalb der Schneegrenze gelegenen Höhe, die sich nach einer barometrischen Messung 13,500 F. über den Meeresspiegel und 150 Toisen über das erwähnte Meeresbecken erhob, auf welcher viel frischer Schnee gefallen war. Das an einzelnen Stellen nackt hervortretende Gestein war ein Augitporphyr, von dem einzelne 50—60 F. holie Säulen wie Baum- stämme in die Luft ragten. Der 'Trachyt war mandelsteinartig. Der Weg wurde von hier aus im- mer beschwerlicher und alle Führer, bis auf einen jungen Mestizen, verliessen die Reisenden und kehrten zurück. Der Weg führte auf einer kamm- oder gratartigen Eisfläche fort und der Berg musste mit Händen und Füssen erklimmt werden. An einzelnen Stellen war jener Kamm, neben dem sich jähe Abstürze von 800— 1000 Fuss Tiefe befanden, nur 8S—10 Zoll breit und eben so unsicher wurde der Weg durch die Bröckligkeit des Bodens. Oberhalb der Eisgrenze kann man auf keinen Führer unter den Eingebornen mehr rechnen, da dort nur Weisse’ auszudauern vermögen. Für v. Humboldt kam dazu die durch eine Wunde am Fusse entstehende Unbequemlichkeit. Als man auf einer etwas breiteren Stelle eine barometrische Messung vornahm, so ergab sich, dass man sich 17,300 F. über dem Gipfel des Meeres befand. Der Gipfel des Berges war unsichtbar, die Luft sehr feucht, der Sand und das Gestein nass. Die Lufttemperatur wurde zu + 2,8% C. gefunden, während die Temperatur des Erdbodens fast + 6° C. war, eine Differenz, die sich nur durch eine von unten heraufsteigende Luftströmung erklärt. Nach einer Stunde stellten sich Ekel und Schwin- del bei den Reisenden ein, von dem sie selbst, namentlich aber ihr Führer, sehr belästigt wurden. Aus dem Zahnfleische, aus den Lippen und aus der Conjunctiva der Augen trat Blut hervor. Für diesen Punkt wurden von v. Humboldt mehrere ähnliche Erfahrungen angeführt und zugleich be- merkt, dass das Auftreten dieser Blutungen und der Grad derselben von individuellen Verhältnissen sehr abhängig sei. Nach v. H. beginnen die Blutungen bei einer Standhöhe des Barometers von 14" — 15" 10. Gay-Lussac erlitt indess bei seiner Luftfahrt keine Blutung dieser Art, wahr- scheinlich weil er sich körperlich ruhig verhielt, mdem v. H. glaubt, dass die gleichzeitige active Bewegung an der Entstehung dieser Blutungen grossen Antheil habe. Wenn, sagt v. H., auch neuere Untersuchungen des Lufikreises dargethan haben, dass das Verhältniss des Sauerstoffs zum Stickstoff unter allen Verhältnissen stets ein und dasselbe ist, so sei doch die Quantität des Sauer- stoffs in der eingeathmeten verdünnten Luft auf jeden Fall vermindert und dies scheine das Entstchen jener Blutungen zu bedingen. Hierbei verweist v. H. auf Weber’s Entdeckung von der Wirkung des Luftdrucks auf die Gelenke. — Jetzt wurde auf einige Augenblicke ‘der Gipfel des.Chimborazo Sichtbar, aber mit ihm zugleich ein plötzlicher, 400 F. tiefer jäher Absturz des Kammes, der die Reisenden bis jezt geleitet hatte, und der, da er weder zu umgehen, noch ab=uKlimmen war, dio IE Fortsetzung des Steigens unmöglich machte. Es war 1 Uhr ‘Mittags, die Reisenden hatten (wie der Stand des Barometers, — 13 Zoll 11,2 Lin. — bewies) eine Höhe von 18,097 F. erreicht. Das Thermometer zeigte — 1,4 C. — La Condamine beobachtete nur einen Barometerstand von 15“. v. H. war in einer Taucherglocke einem Luftdrucke von 45" Barometerstand ausgesetzt, was, mit dem ersteren verglichen, den Unterschied von 31” Quecksilberhöhe, also mehr als den gewöhnlichen Luftdruck gibt. In dieser Höhe und Oede, wo es ganz windstill war und von welcher der Gipfel des Chimbo- razo nur noch 1220 F. entfernt lag, verweilten die Reisenden kurze Zeit. Bald trat wieder Nebel ein, der jede Aussicht verdeckte. Die Flora bestand aus einigen Steinpflanzen und anderen Moosen, namentlich Zicher geographicus. Kleinere Insekten, die sich zeigten, waren wohl nur durch Winde heraufgeführt worden. So sahen die Reisenden in einer Höhe von 15,000 F. einen Schmetterling, bei 16,000 eine Fliege. Bonpland sah bei einer ähnlichen Gelegenheit durch dieselbe Ursache Gras- halme von Filfa tenaeissima, einer Pflanze, die sich nur in tiefen Ebenen findet, heraufgeführt. Condore werden in diesen Höhen nicht mehr angetroffen. Da, wie bereits erwähnt, eine jähe Kluft das Weitersteigen unmöglich machte, so traten die Reisenden den sehr beschwerlichen Rückweg an. Bei einer Höhe von 17,400 F. fiel heftiger, tiefer, unten in Schnee übergehender Hagel, von dem einige Körner durch Rotation beträchtlich abgeplattet waren. — Um 2 Uhr Nachmittags kamen die Reisenden wieder -an der Schneegrenze, wo sie ihre Maulthiere zurückgelassen hatten, an; nachdem von dieser ab die Expedition 34,Stunden gedauert hatte. Während dieser ganzen Zeit setzten sich die Reisenden nicht nieder, um nicht von Ermat- tung, überwältigt zu werden. An der Schneegrenze mass nun v. H. den Kegel des Chimborazo mit einem Sextanten und fand die perpetuirliche Höhe der Schneegrenze zu 2470 Toisen über dem Meere. In den Gebirgen von Quito schwankt die Höhe der Schneegrenze auf verschiedenen Punk- ten um 38 Toisen. v. H. bemerkt hierbei, dass am Himalaya die Schnecgrenze auf der nördlichen Seite ebenfalls höher hinaufreiche, als auf der südlichen; dass aber dort überhaupt die Vegetation sich weiter hinauf erstrecke, als in Amerika. — Am 25. Juni erblickte v. H. den Chimborazo in seiner vollen Pracht. Am 12. Dec. 1831 bestieg Boussignault den Chimborazo zum zweitenmal, aber auf einem andern, jedoch eben so beschwerlichen Wege, der sich auf einem wenige Fuss breiten Kamme hin- zog, der mit leichtem Schnee, unter welchem sich eine harte Eiskruste befand, bedeckt war und in welche die Reisenden Stufen hauen mussten. Am Fusse des den Gipfel des Berges bildenden Tra- chytprisma kehrten die Reisenden, denen diese Expedition fast das Leben gekostet hätte, um. Die Höhe, welche Boussignault erreichte, betrug 3080 Toisen. Er fand auf derselben 13" 8,5“ Ba- rometerstand und + 8° C. Temperatur. R Um sich ein Bild des Ehimborazo zu entwerfen, denke man sich eine ungeheure, von mächtigen Strebepfeilern unterstützte, Schneemasse. — Eine wiederholte Besteigung des Chimborazo möchte wenig Nutzen bringen, obgleich die Höhe desselben noch immer nicht genau bestimmt ist. Indess schätzt sie v.H. auf 3350 Toisen. Die Höhe von Tapia beträgt 1482 Toisen (nachBoussignault 1474 T.). Der einzige bis auf „5; seiner Höhe genau gemessene Berg ist der Montblanc. Die älteste Nachricht, die wir über den Chimborazo besitzen, rührt aus dem Anfang des 16ten Jahrhunderts her (1505) und hat den Girolamo Benzoni zum Urheber. In Ansehung der geognostischen Beschaffenheit findet die Hebungstheorie von Leopold v. Buch bei dem Chimborazo ihre volle Anwendung. Das Gestein besteht nicht in eigentlichem Trachyt, da es nach Gustav Rose von Albit und Feldspath frei ist. Es besteht vielmehr aus Labrador und Augit, ist also eine Art Dolerit oder Augitporphyr, in welchem Hornblende vorkommt und ist also dem des Aetna und Kotopaxi analog. Bimsstein und Lava finden sich am Chimborazo nicht. Von einer Höhe von 18,000 F. am Chimborazo ist der Augitporphyr gelblich, löcherich, zuweilen sehr locker und Jeicht, und dieser ist auf Spalten herausgesehoben. Doch eigentliche Lavaströme haben sich hier, obgleich die ganze Hochebene von Quito ein grosser Kraterheerd ist, nicht ergossen. Häufig nehmen die Bewohner des Chimborazo (namentlich im Dorfe San Juan) im Innern des Ber- ges ein donnerähnliches Brauser wahr, welchem in der Regel Erdbeben folgen, vor denen sie sich aber sa wenig fürchten, wie bei uns vor einem Gewitter. 2) Der Geheime Medicinalrath Lichtenstein theilt der Gesellschaft folgendes von dem Dr. Leopold Fitzinger in Wien an den Grafen C. v. Sternberg gerichtetes Schreiben, — d. d. 19. Sept. 1836 mit, in welchem derselbe über eine höchst interessante zoologische Entdeckung des in Brasilien befindlichen Dr. Natterer vorläufig Bericht erstattet. Diese Zeilen, welche ich mir an Eure Excellenz zu richten erlaube, haben lediglich die erge- benste Bitte zum Zweck, die versammelten Zoologen zu Jena mit einer der interessantesten Ent- deckungen bekannt machen zu wollen, welche die neuere Zeit aufzuweisen hat, und die wir dem österreichischen Reisenden in Brasilien, Hrn. Dr. Johann Natterer zu danken haben. Es ist ein Thier, welches den vollkommensten Uebergang von den Reptilien zu den Fischen darstellt und in seinem Habitus so sehr der Familie der Muränen entspricht, dass es von Hrn. Natterer unbedingt für einen Fisch gehalten wurde. Ich muss offen bekennen, dass ich selbst längere Zeit angestanden habe, zu entscheiden, zu welcher von beiden Thierclassen es gehöre, bis ich mich durch eine ge- naue Untersuchung überzeugte, dass ich es mit einem Reptile. zu thun hatte, das zunächst an Gar- den’s Amphiuma gränzt, im dieselbe Abtheilung, mit bleibenden Kiemenlöchern gehört, in jeder Be- ziehung aber noch weit tiefer steht und fischähnlicher gebildet ist, als dieses schon so muränenartig gestaltete Geschöpf. Eure Excellenz werden sich wundern, wenn ich sage, ich wäre angestanden, mit Bestimmtheit die Thierclasse zu erkennen, zu welcher es gehöre. Wenn ich aber beifüge, dass’ die Abweichung im äussern Baue von Amphiuma und dessen Verwandten eben so gross sei, wie von den Muränen, und dass bei dem Mangel an Eingeweiden, die leider bei beiden Exemplaren, die hier vorhanden sind, ein Opfer der von Hrn. Natterer mit allzu grosser Leidenschafthchkeit be- triebenen Helminthenjagd geworden sind, — mir nur wenige Merkmale erübrigten, mit Bestimmtheit zu entscheiden, so wird man mir gern beipflichten, wenn ich die Lösung jener Aufgabe unter sol- chen Verhältnissen als eine schwierige erkannte; zumal ich keines der beiden Exemplare dem Mes- ser weihen durfte und die unterscheidenden Merkmale bei einem so merkwürdigen Mittelgliede eben so wechselnd sein konnten, als es-die äusseren waren. Die Communication der Nasenlöcher mit‘ der: Rachenhöhle und die Bildung der Rippen, wären die einzigen Kennzeichen gewesen, die mir erübrigt hätten, eine bestimmte Entscheidung zu fällen. Ich fand zwar allerdings kurze Rippen, doch waren’ sie im Verhältnisse weit länger, als bei Amphiuma und über eine viel grössere Anzahl von Wir- beln verbreitet. Die Nasenlöcher, welche nicht so wie bei den Muränen an der Aussenseite des Kopfes, neben den Augen, sondern an der Unterseite, und zwar auf der innern Fläche der Ober- lippe (also abweichend von. den verwandten Reptilien) liegen, gestatteten mir zwar ziemlich tief mit der Sonde einzudringen; doch konnte ich mich, da das enge Maul, welches aus sehr starken, mit ungeheuren, conisch abgestumpften Zähnen besetzten Kiefern gebildet ist, keine Oeffnung des Ra- chens gestattete, nicht mit Gewissheit von der Communication derselben mit der Rachenhöhle über- zeugen. Zum Glück erübrigte mir bei meinen Exemplaren noch der häutige Kehlkopf und ein Stück eines fleischig -zelligen Organes, das sich bei genauer Untersuchung, als der Rest einer wahrschein- lich ziemlich tief in den Leib erstreckenden Lunge darstellte und die Verbindung mit der häutigen Trachea erkennen liess. Das Thier ist also unbezweifelbar ein Reptil.:. Was seine äussere Form betrifft, so steht es, wie bereits gesagt, zwischen Amphiuma und Muraena in der Mitte. Der bei zwei Fuss lange Leib endet in einen wie bei den Muränen gebildeten, mit einer Flosse umsäumten Schwanz, welcher an beiden Seiten zusammengedrückt ist und dessen Flosse von keinen Knochen- strahlen unterstützt wird. Der ganze Leib ist mit ziemlich grossen, höchst eigenthümlich gebildeten und gleichsam aus vielen kleinen Schüppchen zusammengesetzten Schuppen allenthalben bedeckt. Eure Excellenz empfangen im Einschluss .einige dieser Schuppen zur geneigten Vertheilung an die versammelten Herpetologen. An den Seiten des runden Afters befinden sich zwei ziemlich grosse, in eine Spitze auslaufende Fussrudimente, welche vollkommen weich und biegsam sind und sicher durch keinen Knochen gestützt werden. Zwei ähnliche, jedoch ganz dünne, häutige Anhängsel be- finden sich dicht an dem hintern Rande des seitlichen Kiemenloches. :Sie sind ebenfalls spitz zu- laufend, aber vollkommen flachgedrückt und beinahe durchscheinend. Die Augen sind wie bei den verwandten Thieren von der Oberhaut überkleidet; die Zähne höchst robust und von unverhältniss- mässiger Grösse. So: viel nur einstweilen zu einer geneigten Mittheilung an die geehrten Collegen bei der Versammlung. Ich kenne dieses Thier erst seit zwei Tagen und hoffe in dieser Hinsicht über eine so oberflächliche Mittheilung Entschuldigung zu finden. Eine umständliche Bekanntmachung wird im nächsten Bande der Wiener Annalen folgen. Ich habe diesem so höchst merkwürdigen Thiere den Namen Lepidosiren paradoza gegeben. Ueber sein Vorkommen kann ich nichts weiter angeben, als nur dass beide Exemplare Hr. Natterer im- Amazonenflusse gefunden habe. 13 * 100 3) Medicinalrath Dr. Ulrich aus Coblenz: „Ueber die Krankenpflege durch barmherzige Schwestern. Da der Verfasser beabsichtigt, diesen Vortrag ausführlicher zu bearbeiten, so theilen wir nach seinem Willen nur folgenden Auszug mit. Die Krankenpflege durch barmherzige Schwestern (Soeurs de charitE), die schon seit länger als 200 Jahren in Frankreich gebräuchlich gewesen, hat sich stets als so erfolgreich und wohlthätig bewährt, so dass man seit einiger Zeit auch in Deutschland auf dieselbe aufmerksam zu werden be- gann. Dem Redner ward Gelegenheit, sie genau zu beobachten, da seit 10 Jahren das Bürgerspi- tal in Coblenz der Pflege von sechs aus Nancy dahin gerufenen barmherzigen Schwestern überge- ben worden, und das Ergebniss seiner Beobachtungen zeigte sich ihm als ein schr befriedigendes, um so mehr als er sich bewusst war, dieses katholische Institut mit strengem Blicke protestanti- scher Gesinnung geprüft zu haben, und durchaus nicht von günstigen, durch religiöse Ansicht be- stimmten Vorurtheilen dafür eingenommen gewesen zu sein. Seitdem jene Pflegerinnen walteten, ge- staltete sich in dem gedachten ‚Spital die. grösste Ordnung und Reinlichkeit, sowohl im innern Haus- wesen, als auch bei der Pflege der Kranken und Gebrechlichen, ja es gelang sogar, den widerspen- stigen und faulen Mitgliedern der milden Stiftung Lust zur Arbeit und Beschäftigung einzuflössen und so in wenigen Monaten eine Rotte von faulen, unzufriedenen Tagedieben in heitere, gesellige und gern, nach den ihnen gegebenen Kräften, thätige Menschen umzuwandeln. Alles dies war ein Werk der Sanftmuth und Milde, und die innigste Erkenntlichkeit von Seiten der Verpflegten gegen ihre Pflegerinnen die Belohnung. Nicht blos die leichter zu leitenden Greise, sondern auch die oft halsstarrigen ‘und eigensinnigen alten Frauen unterwarfen sich bald willig der neuen Ordnung und gewannen dieselbe so lieb, dass sie eifrig auf die Erhaltung derselben bedacht waren und später ein- tretenden Pfründnern es zur Pflicht machten, sie nicht zu stören. — h Ein noch grösseres Verdienst erwarben sich jedoch die frommen Jungfrauen um die Pflege der eigentlichen Kranken, deren jährlich ungefähr 600 im Spital aufgenommen werden. Dieselbe Schwe- ster, welche 30 bis 40 alte Männer verpflegt, besorgt zugleich sämmtliche in zwei an einander stos- senden Zimmern liegende Kranken, mit Ausnahme der Krätzigen und Venerischen, die in einem ab- gesonderten Nebengemache behandelt werden. Auf gleiche Weise verfährt eine andere Schwester mit den alten Frauen und den weiblichen Kranken. Andere besorgen mit grösster Pünktlichkeit die Wäsche, die Bereitung der Speisen u. s. w. Da die Superiorin des Ordens eine strenge Auswahl trifft und jeder Schwester nur den Beruf anweist, für den sie befähigt ist, so werden allein die ge- sündesten, kräftigsten und einsichtsvollsten Schwestern für die Krankenpflege bestimmt. — Sie er- langen dabei eine solche Sicherheit und Gewandtheit, und einen so praktischen Blick, dass sie den Arzt auf das Vortrefflichste in seinen Functionen unterstützen; und M. R. Ulrich erklärt, zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, dass die Krankenpflege durch barmherzige Schwestern die vollkommenste sei, die er je kennen lernen. In dieser Ueberzeugung war er durch das Ur- tbeil-sowohl vieler Männer vom Fach, als auch anderer das Spital in Coblenz, an welchem er als Arzt waltet, besuchender Personen bestätigt. -.. Nachdem M. R. Ulrich diese seine gewonnenen Erfahrungen ausführlich dargelegt, entwickelte er, wie wünschenswerth und wohlthätig. es sein würde, wenn sich eine solche‘ weibliche Kranken- pflege auch in unserem Vaterlande und zwar nicht blos in dem katholischen, sondern auch in dem protestantischen Deutschland allgemein verbreitete. Seiner Ansicht nach dürfte es nicht schwer sein, selbst in. den letztgenaunten Gegenden eine sclche Congregation zu bilden, ja es würde von dem grössten Nutzen für die Erziehung der Töchter aus allen Ständen werden, wenn Jungfrauen, nach- dem ihre allgemeinere Bildung vollendet und sie die gehörige Reife erlangt hätten, noch drei oder vier Jahre, thätig theilnehmend, in eine solche der Krankenpllege geweihte Anstalt träten; nirgends sonst, meint er, könnten sie sich so für ihren eigentlichen Beruf ausbilden, wackere Hausfrauen und Mütter im. ganzen Sinne des Worts zu werden, wie hier. — Einer solchen Theilnahme, fährt er fort, müssten endlich die deutschen Jungfrauen sich eben so gut unterwerfen auf eine gewisse Zeit, wie in. den meisten unserer, Staaten die deutschen Jünglinge der allgemeinen Wehrpflichtigkeit. Wenn endlich auch bei protestantischen Anstalten dieser Art kein so bindendes religiöses Element vorherrschend wäre, wie bei. den katholischen Instituten, so würden andere sittliche Kräfte die Stelle desselben vertreten und der Segen, der für unser gesammtes Vaterland in den mannigfachsten: Bezio- hungen daraus erhlühen könnte, wäre unermesslich.. — r 4) Hofrath Dr. Zenker bestieg hierauf die Rednerbühne und hielt folgenden Vortrag „über die Nilagiri oder blauen Berge in Hindostan,‘“ wobei er als zweiter Ge- schäftsführer am Ende desselben einige Abschiedsworte an die Versammlung. hinzufügte. Zu den interessantesten Entdeckungen der neuesten Zeit gehört unstreitig die Auffirdung oder vielmehr die nähere Kenntniss der den Küstenbewohnern von Malabar und Coromandel gewöhnlich mit bläulichem, duftigem Schleier umhüllt erscheinenden und daher sogenannten blauen. Berge (Nilagiri oder Neilgheries), worüber es mir gestattet sein möge, einige genauere Notizen mitzuthei- len, da sie noch immer weniger bekannt sind, als sie es: wohl verdienen. Sie stellen im Grunde den Südrand der Ghats der indischen Halbinsel dar, welche das Alpenland Mysore umschliessen, und liegen zwischen dem 11. und 12° N.Br., so wie zwischen dem 76. und 77° O.Br... Ihre Länge von ‘Ost nach West beträgt gegen 36 englische Meilen und die Breite 15 Meilen, indem sie ungefähr 469 DMeilen Flächenraums enthalten, wovon fast nur 14 gehörig angebaut wurden. Da sie sich stellenweis bis zu einer Höhe von 8000 bis 9000 Fuss über die Meeresfläche erheben, so konnten sie, zumal da sich an ihrem Fusse eine ausgebreitete Fläche hinzieht, nicht übersehen werden, aber dennoch nahm man von ihnen erst seit ungefähr 18 Jahren genauere Kunde. Dies lässt sich wohl insofern erklären, als diese Berge eine wahre Felseninsel bilden und von. dem übrigen Festlande durch eine für Kranke nur mit Lebensgefahr zu passirende Fieberzone abgetrennt erscheinen. Das allwärts herabströmende Bergwasser wurde nämlich daselbst aufgestaut und bildete Sümpfe, an de- ren Ufern die üppigste Vegetation sich entfaltete, indem namentlich mächtige Gräser, das 'Tiekholz, die Unzahl der tropischen Schlingpflanzen an und für sich gleichsam einen vegetabilischen Wall bil- deten, aber auch zugleich Gelegenheit zur Eutwicklung von schädlicher Sumpfluft gab, so wie überdem einer grossen Menge gefährlicher Thiere die Wohnstätte bereitete. Die englische Regierung staud mit den Bewohnern dieser Gebirge seit 1799 insofern in Beziehung, als dieselben alljährlich für ihre Rinderheerden eine Art von Steuer bezahlen mussten. Auch waren früherhin schon ein Paar Beamte bei Nachsetzung eines flüchtigen Indiers fast bis ein Paar Stunden vor Kotagiri gedrungen und hatten dergestalt selbst jene herrliche Alpennatur wahrgenommen, die dort oben auf eigenthümliche Weise waltet: allein eine genauere Kenntniss derselben datirt sich erst von dem Jahre 1819, wo der bekannte, damals in Pondichery sich aufhaltende französische Reisende und Naturforscher Le- schenault de la Tour, in Begleitung des Obersteuerbeamten von Coimbatoor, des Hm. Sulli- van und Dr. Jones, die, erste eigentliche Forschungsreise auf diese Gebirge unternahm... . Diese Exeursion wurde mit der reichlichsten Ausbeute belohnt. Kaum konnten sich die Reisenden von dem Erstaunen erholen, ' welches ihnen jenes paradiesische Clima mit seiner reichen Fülle eigenthünlicher @hier- und Pflanzenformen einflösste. Alles war ganz und gar von denjenigen Erscheinungen ver- schieden, die sie bis dahin auf dem indischen Flachlande beobachtet hatten, Pflanzen, Thiere und Menschen erschienen von noch nie gesehener Beschaffenheit. Vor allen wirkte die elastische, stärkende, würzige Bergluft höchst wohlthätig auf ihre Lebensgeister und schen damals ahndeten unsere For- ‚scher, was für einen Schatz ein solches indisches Alpenland für die Regierung werden kömte. Diese glückliche Entdeckungsreise lockte bald Nachfolger herbei und mehrere von ihnen waren ebenso wis- senschaftliche, als beredte Lobredner dieses herrlichen Berglandes. Namentlich legte Sullivan die Vortheile aus einander, welche eine sogenannte Gesundheitsstation oder Sanitarium auf diesen Ge- birgen für die Beamten der ostindischen Compagnie gewähren könnte. Dr. Young theilte sorgfältig angestellte meteorologische Beobachtungen mit, welche das günstigste Zeugniss für die Salubrität dieser Gegenden ablegten; Hough, welcher 15 Monate auf den Nilagiris verweilt hatte, gab eine Topographie derselben heraus, welche unwiderleglich jene bereits erwähnten Vortheile bekräftigte und manche interessante Zusammenstellung der physischen Verhältnisse gab, und Harkness machte uns zuerst genauer mit dem auf denselben wohnenden Urvolke bekannt, was zu den merkwürdigsten Völkern des Erdbodens gehören mag. Diese und viele andere für die Nilagiri hochbegeisterte Män- ner wirkten vereint, um die allgemeine Aufmerksamkeit darauf hinzuleiten. Iudess waren die Schwie- rigkeitei, um sie zugänglich und wirklich nutzbar zu machen, keine geringen. Denn nicht allein, dass die steilen Abhänge und Felsen grosse Hindemisse zu überwinden boten, waren Tiger, Ele- phantenheerden und gewaltige Schlaugen gar sehr hinderlich. Zu dem allen kamen nun noch die bös- artigen Miasmen, welche sich um die Sumpfregion lagerten und dadurch einen wahren Fiebergür- te] bildeten, dessen Durchdringung leicht mit dem Leben "bezahlt werden kenite. Alle diese und noch andere Hindernisse wurden endlich glücklich überwunden. . Ingenieur- Officiere mic der nöthigen 107 Mannschaft führten in den bisher ‘gleichsam verschlossenen unwegsamen "Bergdistrikt brauchbare Strassen und nichts, ward: verabsäumt, um denselben so zugänglich als möglich zu machen. Schon durch die daselbst arbeitenden Pioniers gründeten sich allmälig, kleine europäische Niederlassungen, als man ‘aber einmal die stärksten Abfälle zugänglich gemacht hatte, benutzten viele das indische Flachland bewobnende Familien die sich ihnen hierdurch bietenden Vortheile und siedelten sich da- selbst an. So kam:es denn, dass nach und nach europäische Civilisation und Cultur immer höher- in diese Berge drang und man immer mehr mit ihrer Naturbeschaffenheit bekannt wurde. Die dar- über öffentlich mitgetheilten Notizen hat Ritter in seinem trefflichen Werke über die Erdkunde lehrreich und sorgfältig zusammengestellt, daher uns nur noch eine geringe Nachlese geblieben ist, die vielleicht in naturhistorischer Hinsicht einiges Interesse gewähren dürfte, weshalb ich es wage, die Aufmerksamkeit der hochverehrten Anwesenden dafür in Anspruch zu nehmen, nachdem ich kurz angegeben habe, auf welche Weise ich zu solchen Nachrichten aus der sichersten Quelle gelangt bin. Zwei meiner Anverwandten, Söhne eines Predigers aus unserer Nähe, traten als. Missionäre, nachdem sie in Deutschland ihre akademischen Studien vollendet hatten, in Dienste der englischen Missionsgesellschaft und kamen auf diese Weise vor nun bald 20 Jahren nach Hindostan. Der jün-, gere fand in Calcutta seinen Wirkungskreis, wurde jedoch bald ein Opfer des Climas und seiner An- strengungen. Der ältere, Bernhard Schmid aber, früher auf der Südspitze Hindostans zu Tin- nevelly bei Palamcotta, unterlag wenigstens nicht, wenn schon sein Gesundheitszustand dergestalt , gelitten hatte, dass die Aerzte blos in einem längern Aufenthalte auf den Neilgheries sein: wirkliches, Heil zu sehen vermeinten. Dazu kam noch, dass seine ganze Familie unverkennbare Spuren der schädlichen tiefeingreifenden Wirkung des ostindischen Climas an sich trug. Er brach daher mit ihr von'seinem zeitherigen Aufenthaltsorte auf, umschiffte das Cap Comorin und gelangte über Cochin und Coimbatoor zu den blauen Bergen. Kaum lässt sich die Freude beschreiben, die sein ganzes Wesen erfüllte, als er eine Natur zu erblicken schien, die ihm alle die freundlichen Bilder seiner Ju- end wieder ins Gedächtniss rief. Wie kräftigend und erheiternd wirkte nicht, die balsamische Berg- luft und welch Erstaunen ergriff ihn, als er sich wie mit einem Zauberschlage aus der abgestorbe- nen vergifteten Natur der indischen verbramnten Kieselebenen in die paradiesischen, mit allen Reizen eines tropischen Alpenclimas prangenden Nilagiri versetzt sah! Neuer Lebensmuth und neue Le- bensfrische durchdrang nicht allein ihn, sondern seine sämmtlichen Familienglieder, die bleichgelbe Gesichtsfarbe machte immer mehr dem blühenden Roth auf den Wangen ‚Platz und Munterkeit trat an die Stelle völliger Abgeschlagenheit. Ja, das Wunderbarste dabei war, dass selbst ein junger tamulischer Seminarist, der sich in seiner Begleitung befand, dergestalt umgeändert wurde, dass ei- ner seiner kurz darauf nachgekommenen Kameraden ihn kaum wieder zu erkennen im Stande war. Schon früher hatte unser Freund hier in Jena der Botanik eifrige Studien geweiht, allein späterhin,, zogen ihn tausenderlei Amtsgeschäfte in Indien fast ganz von dieser. reizenden Wissenschaft ab. . Jetzt unter solchen Wundern erwachte die alte Liebe, die alte Neigung. Er glaubte sich in heimi- schen Fluren, wenn er auf dem grünen Rasenteppiche lustwandelte, wo Formen und Farben an Va- terländisches mahnten, . wie gross aber war seine Verwunderung, als die äussere Gestalt nicht dem innern Bau entsprach, sondern ganz andere Verhältnisse zeigte. Denn viele nilagirische Gewächse haben das Sonderbare, dass sie täuschend europäischen Pflanzenformen gleichen, bei näherer Ver- gleiehung aber merkwürdige Abbeugungen gewahren lassen. Dies brachte ihn zur Verzweiflung, denn weder die mitgebrachten europäischen botanischen Schriften, noch selbst Roxburgh's Flora indica vermochten ‚das Räthsel zu lösen. In dieser Trostlosigkeit glaubte er nun meine geringen botanischen Kenntnisse zu Rathe ziehen zu müssen und darum knüpfte er mit mir, dem ihm persön- lich Unbekannten, einen ununterbrochenen Briefwechsel an. Leicht aber war zu erachten, wie ge- ring die Aufschlüsse sein mussten, die ich ihm geben konnte und bald erhellte aus allen Beschrei- bungen, dass sich hier eine ganz neue Welt eröflne. Ich ersuchte ihn daher dringend, mir die Na- turalien. selber zu senden und mit Freuden sah ich schon nach einem Jahre eine Kiste gut getrock- neter Pflanzen hier anlangen. Meine frühern Vermuthungen steigerten sich nun zur völligen Gewiss- heit und wenn auch durch Wallich und De Candolle’s Bemühungen und neuerdings durch W al- ker-Arnott und Wight’s Arbeiten über die indische Flora Manches seitdem der Oeffentlichkeit mitgetheilt worden ist, so ‚blieb dennoch die reichlichste Nachlese, welche um so interessanter war, als von unserm Correspondenten die Pflanzen mit der grössten Umsicht und Vollständigkeit gesam- melt und mit gehörigen Nachweisungen ihres Standortes, ihrer Blüthe, ihres Nutzens u. s. w. ver- sehen sind. Auch setzten uns correspondirende Farbentabellen in den Stand, selbst zartere und so 103 leicht verwischbare Farbeinüancen mit grosser Genauigkeit wieder erkennen zu können. -Dergestalt kamen mir daun alljährlich mehrere Kisten zu, so dass sich die Auzahl der Arten weit über 1200 beläuft und ich jetzt schon so ziemlich vollständiges Material zu einer Flora der höchsten Spitzen der Nilagiri besitze. Doch war nicht blos die Pflanzenwelt ausschliesslicher Gegenstand der For- schung, sondern auch alle übrigen Reiche der Natur, selbst die Linguistik ‘meht ausgeschlossen, wozu unser Freund sehr viel Stoff sammelt, indem er darüber noch ein ausführliches Werk heraus- zugeben gedenkt. Mir aber sei es gestattet, in Folgendem eine kurze Skizze aller jener physischen Verhältnisse der blauen Berge zu entwerfen, ‚so‘ weit sich dieses aus jener Correspondenz und den bereits darüber vorhandenen Nachrichten thun lässt. _ Fr Betrachten wir zuerst die Physiognomie dieser Gebirge. Von Coimbatoor bis zu der'eine Tage- reise entfernten "und von der Regierung gegrühdeten‘Karavanserei oder öffentlichem Gasthause, Mai- tupaleiam, erstreckt'sich eine weit ausgebreitete kieselige, grösstentheils von Vegetation entblösste Ebene, ‘welche ehedem durch 'Reisfelder, Zuckerrohr, Betel »und'Bananen blühend in den jetzigen traurigen Zustand durch die 'späterhin daselbst wüthenden Kriege versetzt worden ist. . Man über- schreitet hierauf den -Bavani, oder wie ihn andere nennen, Bhovani und Bivani, einen Bergstrom mit etwa 6000 Gefälle auf 18 Stunden. Dann beginnt die von uns schon früher erwähnte Fieberzone, ausgezeichnet durch einen ‚sumpfigen Urwald aus den schönsten Bäumen, Schlingpflanzen und Kräu- tern zusammengesetzt, welche ebenso wie die pontinischen Sümpfe den Hauch ‘des Todes in sich trägt, und 'wo Niemand öhne Lebensgefahr die Nacht zubringen darf. Im Allgemeinen kann man die Breite derselben auf eine halbe deutsche Meile angeben. Ein sehr steiler Abfall des Gebirges mit mächtigen Felsenmassen und engen Schluchten, aus denen schäumende Bergbäche hervordringen, bil- det das festere Bollwerk ‚des Gebirgs. Herrlich duftende Sträucher schweben in üppiger Fülle von den Felsen herab und das lange Haar der Farrenkräuter wird'zum leichten Spiel der Winde. Weit imposauter noch ist das Gebirge von der Nordwestseite von Mysore her. Indess sind eigentlich nur an den äussersten Seiten der Centralkette hier und da nackte Felsen, welche gewöhnlich ihre star- ren Massen aus lieblichem Grün von Baumgruppen und Sträuchern hervorstrecken. Hat man einmal die vom flachen Lande aus sichtbaren ‚Gipfel überstiegen, so gelangt man z. B. bei Cumur auf eine Art von Tafelland, welches jedoch durch: die 'wellenförmigen 'Uebereinanderhäufungen unendlicher Bergreihen, so wie.durch mehr oder weniger tiefe, nach allen Richtungen hinlaufende Thäler sehr ungleich wird. ‚Ueberall bedeckt hier ‘fruchtbarer' Humus das Gerippe der Erde, reiche Grasmatten breiten sich aus und in jedem Winkel zweier Berge ‚oder höherer Hügel, namentlich da, wo eine Quelle hervorsprudelt, wohin der trockene kalte Wind des Novembers bis im Februar seine Macht nicht zu erstrecken vermag, oder was eben so viel sagt, bis wohiu der alle Vegetation hemmende kalte Regenwind des Junius bis in August nicht dringt, finden sich üppige Kräuter, Büsche und ganze Waldungen, während in den Tiefen der Thäler Moräste vorherrschen. Kaskaden, und die vie- len freundlichen einladenden Häuser europäischer Ansiedler verleihen dem grünen Rasenteppich und den herrlichen Hainen eine ebenso grosse Mannigfaltigkeit, als unaussprechlichen Reiz. Unter den europäischen Niederlassungen unterscheidet man besonders folgende: 1) Cunnur ‘oder pioneers Camp, ungefähr 6000 F. über dem Meere, begreift eine geringe Anzahl se BAREN, worin sowohl die Ingenieur und Wegbauer wohnen, als auch andere englische amilien. 2) Cotagiri oder Kotagherry, eine ganz ähnliche Station, welche sehr genau mit Dimhutty verbun- den ist und nur wenig höher als Cunnur liegt, da sich das am tiefsten liegende Haus 6330 F. über dem Meere befindet. Das nahe Orangenthal erstreckt sich nicht. weit davon abwärts nach dem Fusse des Berges zu und hat seinen Namen von einer Art kleiner sauren Orangen, welche hier wild wachsen. 3) Utacamund, d. h. das Dorf Otei, bildet die Hauptstation der Europäer und liegt, ungefähr 7400 englische Fuss über dem Meere. In einem Thale dabei hat man einen kleinen See durch Dämme künstlich gebildet, welcher den Krümmungen des Thales folgt, jedoch fast nur die Breite unse- rer Saale erreicht. Kleine Gondelu dienen zu Wasserspazierfahrten und beleben selbst hierdurch nicht wenig dieses Eldorado Indiens. Noch verdient das Landgut eines Engländers, was Billical heisst und von Utacamund unge- fähr 2 Stunden entfernt ist, gegen Nordwest abwärts, liegend, einer besondern Erwähnung; weil hier: schon manches Phänomen getroffen wird, was an das Flachland erinnert. . 104 Uebrigens befindet sich Utacamund in einem Kessel von ringförmigen Bergreihen fast regelmässig umschlossen und der gleich daneben im Osten liegende höchste Gipfel, welcher von Utacamund aus ‚erechnet gegen 1300 Fuss hoch sein mag, heisst Dodapetta (oder auch Dodabetta), worüber der steil abfallende Weg nach Cotagiri führt. Stellenweis wird er mit kleinen Waldungen bedeckt und nährt eine Menge eben so seltener, als schöner Gewächse. ‚ Kommen die Kranken aus den Niederungen auf diese Höhen, so geschieht dies ganz allmälig, damit sie sich nach 'und nach an das kältere Clima gewöhnen, wozu die so eben angegebenen stufen- weis höher liegenden Stationen sich vorzüglich eignen. e . Endlich wollen wir an dieser Stelle der Bergstürze (wie die Avalanche) gedenken, welche auch hier nicht ‚ungewöhnlich sind. Was .das Clima anlangt, so findet sich vorzüglich eine ziemlich gleichförmige Temperatur ohne solche Extreme, wie sie in unseren Gegenden so gewöhnlich sind, und diesem Umstande ist sicher- lich auch die Salubrität dieser Hochgebirge vorzugsweise beizumessen. ‚Siebenjährige Beobachtun- gen zeigten, dass die Lufttemperatur zu Utacamund vor Sonnenaufgang selten über 8° R. beträgt, ‚wesshalb die Nächte so erfrischend wirken, auch steigt das Thermometer während des Tages selten über 19°. Die Luft ist im Allgemeinen trocken und ausserordentlich rein, wie namentlich vom März bis im Mai, wesshalb die Himmelskörper nicht nur mit weit intensivern Lichte strahlen, sondern auch der Schall in kaum glaubliche Ferne dringt. j Nur die sogenannten Munsun’s bringen einige Störungen in diese Gleichförmigkeit. Vom Junius bis September dauert der westliche Munsun mit einem halben Monat Unterbrechung, wo dann schö- nes heiteres Wetter eintritt, während in diesen Monaten in der übrigen Zeit ein beständiger kalter, ziemlich starker Westwind weht, ‘zuweilen mit starken, wohl eine Woche lang anhaltendem Re- een. Meist .erscheint jedoch nur düsteres Gewölk, welches die höheren Bergspitzen umlagert und dann täglich mit stundenlanger Unterbrechung Sprühregen sendet. Dodabetta und die angrenzenden Bergreihen pflegen überhaupt die Macht des Munsun’s zu brechen, indem die Wolken meistens da- selbst hängen bleiben und Cotagiri, so wie Cunnur nur wenig Regen erhält. Desto heftigere von Madras herkommende Regengüsse treten’ im September bis zum November ein, obschon der eigent- liche vollkommen südöstliche .Munsun zu Ende Octobers beginnt und bis: Anfang Decembers dauert. Indess wird gewöhnlich auch hier seine Macht an.dem Dodabetta gebrochen, wornach dann vom October bis März oder Mai in Utacamund fast ununterbrochen heiteres Wetter herrscht. Im December wird jedoch die Luft so kalt und trocken, dass alle Vegetation fast gänzlich aufhört und sich Nachts " Eis bildet. Da ferner diese trockenen Winde bis zum Mai dauern, so ist auch noch späterhin die Entwick- lung der Pflanzen sehr gehemmt und der Botaniker findet fast nur an den Baumblüthen Stoff zur Un- tersuchung. Vom Junius bis September ist die eigentliche Zeit für Flechten und Moose. Aus der grossen Trockenheit der Luft erklärt sich auch leicht, dass man, obgleich es, wie an- gegeben, zu Zeiten reift und friert, doch auf den Nilagiri noch keinen Schneefall beobachtet hat. Betrachtet man blos die äussere kegelförmige Gestaltung so mancher Gipfel, so könnte man leicht zur Annahme verleitet werden, dass die Grundmasse zum Trappgebirge gehöre, indessen sind, wiewohl die höchsten Gipfel durch Grünstein gebildet werden, Granit und Gneus die hauptsächlich- sten Felsarten. Zu dem findet man an verschiedenen Stellen grosse Massen von Milchquarz, be- sonders in.der Nachbarschaft von: Felsen. Die Verwittrung des Gneuses und Granits geht daselbst ungemein schnell von statten, besonders stellt der verwitterte Feldspath eine sehr verbreitete weisse Masse dar, womit die Leute ihre Häuser weissen, denn Kalk wird hier weit und breit nicht getrof- fen, indem man nur an dem Fusse des Gebirgs eine Art von Uebergangskalk beobachtet haben will. Das in dem Granit, Syenit etc. enthaltene Eisen färbt bekanntlich nach Verschiedenheit der Oxyda- tionsstufen sehr verschieden, daher‘man allerlei farbige Erden .antrifft. Gewöhnlich ist die Erde um Utacamund roth, lehmartig und hat hie und da eben jene weissen feldspatherdigen Einmengun- gen, ausserdem finden sich noch Eisenerde und Ocherquellen. Ueberhaupt enthält der Boden viel bei- gemengten Magneteisenstein. Der in Spalten vorkommende Graphit scheint wenig brauchbar zu sein. Noch trifft man verhärteten Thon, Blutstein, Walkererde etc., jedoch nicht gar häufig, wogegen schöne Rergkrystalle nicht so selten'sind. :Schiefer, Steinkohlen, Salz und Petrefacten könnten durch- aus nicht aufgefunden werden. Dagegen versprechen die häufigen Adern von Brauneisenstein ete. noch manchen Gewinn, und dass auch Gold vorkanden sein müsse, beweisst der Umstand, dass man Goldkörner in den von den Nilagiri sich ergiessenden Strömen findet. 105 Was die inlagirischen Pflanzen anlangt, so glaube ich mich in dieser Beziehung um so kürzer fassen zu können, als sie in einem von uns herauszugebenden Werke, wovon bereits 2 Decaden erschienen (Plantae indicae, quas in montibus coimbaturicis coeruleis, Nilagiri s. Neil- gherries dictis, collegit Rev. Schmidius. Illustravit Zenker. Jenae et Paris 1835—36. Fol.) aus- führlicher beschrieben und abgebildet werden sollen. Doch sei es mir vergönnt, auf die interes- sante Mischung von gewöhnlich mehr im Norden vorkommenden Gattungen mit Tropengewächsen aufmerksam zu machen. So finden sich hier baumartige Farrn, Palmen, Passifloren, Melastomeen, Magnoliaceen und Myrtaceen neben Gentiaueen, Rhododendren , Caprifoliaceen, Parnassien, Ranun- culaceen u. s. w. Als Nahrungspflanzen verdienen insonderheit Myrtus tomentosa, welche dort Sta- chelbeerbaum heisst, weil sie wie Stachelbeeren schmeckende Früchte trägt, Berberis Lesche- naultii Wall. wegen essbarer Beeren, Fragaria villosa n. sp. eben deshalb vorzüglicher Erwähnung. Die Früchte von ZHlaeocarpus (oblongus) und Elaeagnus werden gleichfalls genossen, auch pflegen die Eingeborenen die Wurzelknollen von Ceropegia pusilla und Cirsium argyracanihum als Nah- rungsmittel zu benutzen. Von den Kornarten bauen die Urbewohner eine und die andere Art von Panicum, sowie noch Sorghum u. 8. w. Als Ergebniss der phytogeographischen Forschungen darf man. den Satz aufstellen, dass zwar die nilagirische Flora der europäischen sehr gleiche, auch mit der nepalischen ungemein überein- stimme *), durch ihre tropische Lage und gleichmässigere Temperatur aber mehr ausdauernde und daher auch viele mehr entwickelte Gewächse enthalte. Dergestalt hat sich hier gleichsam die ne- palische Flora mit der hindostanischen vereint, und so eine ganz eigenthümliche Formenmischung hervorgebracht, wobei jedoch die verschiedene Höhe und Beschaffenheit der Standörter deutlich ab- gespiegelt wird®*). Die aus Europa dahin versetzten Gewächse gedeihen zum Theil ausserordentlich. So wird der ‚Gemüskohl neben Zaurus Tamala in den Gärten fast mannshoch. Aehuliches kann man von Kohl- rabis, Kartoffeln, Möhren und allen übrigen Küchengewächsen sagen, doch kommen die Samen nur mit Mühe zur Reife. Von den europäischen Obstbäumen finden aber eigentlich nur die Pfirsiche ihr Gedeihen und unser Correspondent sah keine andern von Europa eingeführten Obstbäume als diese, auch keinen Wein, obschon man diesen als auf den Nilagiri eingebürgert in den Schriften aufge- führt findet. Eine Art von Hirse, Gerste, Linsen, Kichererbsen, eine Art Senf, Mohn u. dgl. wird gebaut, allein der Reis gedeiht nicht. Ueber die nilagirische Fauna wurden schätzbare Mittheilungen gemacht*®*). Elephantenheer- den kommen nur am Fusse des Gebirges vor, woselbst auch die Tiger, -wie wir schon früher an- deuteten, ihre Hauptlager haben, indess sieht man Einzelne bis auf die höchsten Spitzen dringen. Noch vor 1} Jahren schrieb mir mein ostindischer Correspondent, dass ein Tiger 300 Schritte vor seinem Hause eine indische Frau zerrissen habe. Sie machen daher, obgleich sie in diesem kältern Klima viel von ihrer Wildheit und Grausamkeit verloren zu haben scheinen, doch bisweilen die Wege sehr unsicher, kommen aber jetzt zum Glück doch nur höchst selten so weit herauf. Als Sullivan das erstemal diese Höhen besuchte, haussten um Otei (Utacamund) fast eben so viel Tiger, als Buffalo’s, wie er selber unserm Freunde erzählte. Eine Art von Leoparden (cheeta’s) beherrscht die Wälder um Utacamund, und eine wieselartige schwärzliche hier und da bräunlich gestreifte Katze mit spitzi- ger Schnauze **##) "findet sich gezähmt am Fusse des Gebirges gegen Matupaleiam zu, was um s0 merkwürdiger ist, als sonst kein Hausthier auf diesen Gebirgen gehalten wird. Dann wird noch ein dem Marder ähnliches Thier und ein PaarKatzen (pole cat und Toddy-cat) erwähnt. Schakals und schnellfüssige schöne wilde und, wie Baikie meint, noch nicht systematisch beschriebene Hunde, *) So ähneln die nilagir. Grammitis cuspidata Zenk. der nepalischen G. involuta Don., das nilag. Aspidium anomo- phyllum Z. dem nepal, 4, caryotideum Wall., Berberis Leschenaulti Wall. der B. nepalensis DC., Rhododendron nilagiricum Z. dem Rh, arboreum auffallend, sind aber bei näherer Betrachtung nicht identisch. ud *#) Von fast sämmtlichen Pflanzen sandte mir mein Freund hinlänglichen Samen und der Gnade Ihrer Kaiserlichen Königlichen Hoheit, unserer Allerdurchlauchtigsten Frau Grossherzogin, Maria Paulowna, verdanke ich die Errichtung eines blos zur Zucht nilagirischer Gewächse bestimmten Pflanzenhauses, woselbst schon jetzt eine fröhliche Saat ergrünt und noch die reichsten Blüthen verheisst. 5 **+) Man vergleiche noch das seltene Buch: Observations on the Neilgherries, including an account of their Topo- graphie, soil and productions, and the effects of the Climate on the European Constituon with Maps of the, Hılls, Edited by W. H. Smoult, Esquire. Calcutta 1834; worin über die Thiere der Neilgherries gute Bemerkuvsen von Dr. Baikie beigebracht werden. Pe : N; e Nach einer späteren Mittheilung des Herrn Geheimen Medicinal-Raths Lichtenstein w.ärscheinlich Felis jubata L. 7 14 . 106 (ob dieselben, welche auch in Nepal‘ und überhaupt: in Hindostan getroffen werden?) heulen des Winters (December und Januar) in ganzen Heerden um die Häuser herum, auch jagen sie vereint andere Thiere. Ausserdem finden sich noch schwarze wenig. gefährliche nur gereizt sehr ‚wüthende sich besonders von ‚einer Art von grossen braunen. Käfern und Wurzeln näh- rende Bären, Hyänen, wilde Schweine, dunkelgefärbte ungemein schmackhafte Hasen, herr- liche Hirsche in ganzen Rudeln, welche zu Cervus Aristolelis Cwvier. gehören sollen und treffliches Leder liefern, ein wildes, ungemein flinkes, Antilopenähnliches sogenanntes Wald- schaf, was sowohl dem Cervus Muntjak als auch dem C. moschatus nach Baikie in man- cher Hinsicht ähnelt, wilde schöne Ziegen, die der Capra caucasica nahe zu kommen scheinen, Fischottern am Peicarra- (Pycarra-) Flusse, Maulwürfe mit ziemlich grossen Augen, grosse Fler dermäuse (3 Arten) und ganz schwarze Aflen von der.Grösse eines mittelgrossen Hundes. Eich- hörner ‚scheinen nur am Fusse des Gebirgs in den Wäldern zu wohnen. Unter allen diesen Thieren verdient jedoch der Ochse (Zs? der Tudas) von kleiner Statur und vorzüglich der Büffel (Buf- falo, Err der Tudas) eine besondere Erwähnung, weil es ein ganz auderes grosses, starkes und herrliches Thier ist, als das, was in den Niederungen lebt, woselbst es sich fast den ganzen Tag in Sümpfen aufhält. Er macht den Hauptreichthum der Tudas oder Toder aus und erhält eine Art von göttlicher Verehrung, auch ist die Büffelkuhmilch das Heiligste, was den Göttern geopfert wird. Ueberdem dienen Büffel zu 'Todtenopfern. Im Allgemeinen gibt es wenig Singvögel, die mit ihrer süssen melodischen Stimme jene pa- radiesischen Haine und Bergtrifften erfüllten, keine Nachtigallen, wenn schon dies Einige behaup- ‘tet haben, doch finden sich Lerchen, Amseln, mehrere sperlingsartige Vögel, Grasmücken, Schwal- ben u. dgl. von eigenthümlichen Formen. In den Wäldern eine Art grosser Hühner, Pfauen, ess- bärer Rebhühner, Waldtauben, Enten, Kibitze, Krähen, Raben, Eulen, besonders viel Geier und Adler. Nur einmal glaubte Schmid in morgendlicher Dämmerung einen Colibri beobachtet zu haben. Papageien kommen erst abwärts von Billical vor. Sehr regelmässig erscheinen die Schnepfen und ihre Jagd gehört zu den Hauptvergnügen der daselbst weileuden Europäer. } j Eine 11—12 Zoll lange und im Verhältniss dicke, dunkelbraune, fast schwarze Giftschlange mit spiessförmigem Kopfe hat ihren Hauptaufenthalt im. Orangethal *). Ä Ausserdem sollen noch ungefähr 5 andere giftige Arten gefunden werden und sogar die berüch- tigte Cobra Capello bis herauf kommen. . Von den 2—3 unschädlichen Schlangenarten ist die eine gelblich, während die andere ein mehr grünliches Colorit wahrnehmen lässt. Zahlreich stellen sich Frösche, Landeidechsen und auch selbst Wassereidechsen ein, allein we- der Molche noch Schildkröten, noch Krokodile wurden bisher gesehen. In den kleinern Seen beobachtet man 3 Arten von Fischen. Die Landplage des Flachlandes, die Moskitos, drang noch nicht bis herauf zn diesen Höhen. a fliegenähnliches oder schi:ackenähnliches grünliches Thier ist zwar sehr häufig, aber ganz unschäd- lich. Die einheimischen Johanniswürmchen fliegen weder so hoch, noch sind sie so lebendig, als die europäischen. Man kennt 5 Arten wilder Bienen. Eine wespenähnliche bereitet nicht so süssen Honig, als unsere Honigbiene, allein ihren giftigen Stachel musste selber unser Freund an sich er- fahren. Von Ameisen sind bis jetzt 3 Arten, eine weisse termitenähnliche, rothe und eine schwarze aufgefundeu worden, allein nur bei Billical bemerkt man einige Thürme sogenannter weisser Ameisen (Termiten), die ausschliesslich in der heissesten Temperatur sich wohl befinden. In Kotagiri giebt es sehr schöne, grosse, roth und schwärzlich gepanzerte Heuschrecken, obschon nicht in grosser Menge, auch finden sich nicht gar häufig Hausspinnen, welche weit grösser als eine Tarantel sind, wie- wohl sie nicht giftig zu sein scheinen. Landkrabben halten sich besonders am Fusse des Gebirges auf und Wasserkrabben beobachtet man in allen Bächen. Einige sehr interessante Baumwanzen er- hielt ich zufällig mit den getrockneten Pflanzen. Der Leibarzt des Gouverneurs von Madras, Dr. Renza, welcher sich mit seinem Gebieter eine längere Zeit in Utacamund aufhielt und sich vorzüglich mit Entomologie beschäftigte, behauptete, dass die Käfer und Schmetterlinge auf den Neilgherries fast dieselben wären, welche man um Madras beobachtete, was um so beachtungswer- ther scheint, als die Vegetation eine so total andere ist. Es gibt sowohl Land- als Wasser- “ .*) Einer von »«. Magdougald's (dem wir diese Nachricht verdanken) Jagdhunden packte sie an, als sie kaum die Kinnlade des Hundes Dusche haben mochte, strauchelte derselbe, übergab sich und verendete fast augenblicklich. 10% schnecken mit verschiedenen Gehäusen, und auch Nacktschnecken wurden entdeckt. Selten sind je- doch in den Gewässern zweischaalige Muscheln. ‘Die Menschen-Stämme, welche die Neilgheries bevölkern, bieten nicht minder Merkwürdiges als die Pflanzen und Thiere. Sie bilden gleichsam die Repräsentanten der verschiedenen Regionen, die sie bewohnen. Es lassen füglich 5 solcher Tribus sich unterscheiden, die wir jetzt etwas näher: be- trachten wollen: 1) Die Zrular, oder bei Buchanan Zriligaru, und bei Hough Yirrelurs,- was soviel als Barbaren heissen soll, haben sich gleich unten am Fusse des Hochgebirgs angesiedelt, sprechen ziemlich reines Tamulisch, mögen aber kaum 1000—1200 Mann ausmachen. Sie sind die niedrigsten, ärmsten und im Elende fast untergegangenen, welche in den kläglichsten Hütten wohnen. Merk- würdig ist der Umstand, dass nur sie allein unter allen übrigen Völkern in der ungesunden Fieber- zone ausharren können, wiewohl die Einwirkung der Sumpfluft keinesweges auch an ihnen zu ver- kennen ist. Sie gehen keine geschlossenen Ehen ein und gehören überhaupt zu den uncultivirtesten. Ihre Hauptbeschäftigung besteht in etwas Feld- und Gartenbau, indem sie namentlich etwas Gctreide, Erbsen, Bananen und Orangen cultiviren. In einem Garten dieser Leute fand Schmid Nerium Olean- der, Caesalpinia pulcherrima, Crataeva religiosa, sowie noch einige Capparis-Arten, (besonders Cap- paris horrida L.) und Phyllanthus Niruri, welches sie mit einer Art von heiliger Scheu warteten. Sie besitzen einen gemeinschaftlichen Begräbnissplatz, sollen eine Ackergöttin verehren und auch, wie Dr. Young berichtet, den Rangaswami, an dessen Fusse sie wohnen, anbeten. 2) Die Kurumbar (das Wort bedeutet im Tamulischen die Halsstarrigen; Mullacorumburs nach Young) während sie bei den Tudas Curbs, d. h. Schluchtenbewohner heissen, wohnen et- was höher als die Erular , ja kommen sogar zerstreut bis bei Katagiri herauf, obschon sie eigent- lich weit tiefer unten ihren Hauptsitz haben, namentlich ziehen sie sich gern in Thäler und Schluch- ten zurück. Auch sie haben eine kleine Statur, sind schwarzbraun mit dünnem Kopfhaar, dicklei- big und sehr schwächlich. Ihre elenden Hütten, welche aus Baumzweigen bestehen, bilden eine Art von Dörfern. Sie sind ungemein roh, unwissend ohne Sorge für die Zukunft und ihre einzige Be- Schäftigung besteht in dem Ackerbaue, indem sie schlechte Getreidearten, Hirsen und Bananen cul- tiviren. Ausserdem nähren sie sich von Wurzeln und sammeln Honig und Weihrauch. Letzteren pflegen sie zu verkaufen. Ueberhaupt bemerkte man an ihnen noch manche Gebräuche der Hindus und ihre Sprache soll ein Gemisch von Tamulisch, Carnatac und Mayalim sein, wozu noch Manches von den Tudas aufgenommen wurde *). ° 3) Weit höher schon von 3000—6000 Fuss Berghöhe wohnen in einzelnen Dörfchen zerstreut die Cottars bei Young, welche auch Kohata oder Gohata, d. h. Kuhschlachter (Kothurs nach Hough) heissen, während sie die Twdas Cuvs, d. h. Handwerker oder Künstler, nennen. Sie schlaehten die Kühe, was die übrigen Bewohner der blauen Berge nicht thun und üben allerlei Künste und Handwerke. So sind sie Gerber, Schmiede, Holzarbeiter, Töpfer u. dgl. Zugleich sind sie die Musikanten, welche bei keinem Feste der Bergbewohner fehlen dürfen. Ihre Instrumente bestehen besonders in emem Horn, einer Pfeife und dem Tantam. Obgleich sie meist einen schönen Wuchs und kräftigen Körper besitzen, so wird doch ihre Gesundheit durch übermässigen Opiumgenuss leicht zerstört. Die Todten werden bei dem allgemeinen Todtenfeste verbrannt und in jedem ihrer Dörfer sollen sie 2 heilige Hütten besitzen. Sie sprechen ein verdorbenes Canarese mit Tamulisch gemengt. 4) Einen Mittelstamm zwischen den Cottors und Tudas stellen die Buddagar, Vaduger , Badu- ger, Budger oder Burgder dar, welche ursprünglich aus dem Carnataka-Lande abstammen sollen, wie sie denn auch wirklich die einzigen sind, welche etwas von ihren Ahnen wissen, doch gehen darüber selbst einige ganz verschiedene Sagen. Harkness gibt die Anzahl dieser Menschen auf 10000 an, während Hough weit weniger nennt, welche ungefähr in 35 Dörfern leben und in der That nicht allein die zahlreichsten, sondern auch begütertsten Bergbewohner ausmachen, obschon sie die Tudas als ihre Herren, oder doch wenigstens als die ursprünglichen Bigenthümer der Nilagiri betrachten. Ihre Farbe ist heller als die der dunkelbraunen Tudas; auch sind sie weit kleiner, schmächtiger, ohne Frische und Leben. Das turbanmässig um den Kopf geschlungene Tuch ausge- *) Die Kurumbar werden von den andern Stämmen als Zauberer sehr gefürchtet; als daher vor einiger Zeit (der diese Nachricht enthaltende Brief meines Correspondenten ist vom 13. Juni 1836 datirt) das Vieh vieler andern Borgbewohner starb, vereinigten sich ganze Schaaren derselben und erschlugen die Einwohner eines ganzen Kurumbar’seb-« orfes, weil sie dieselben für die Anstifter ihres Unglücks hielten, E- 24 ’ genommen, gleichen sie in ihrer Kleidung sehr den Tudas, obschon sie schmutziger und lumpiger sind, auch pflegen sie den Nacken und die Arme zu punktiren. Ihre Häuser sind in den Dörfern reihenweis gebaut und haben eine Art von gegen den Berg gekehrter Vorhalle. Da nur das Licht durch die Thür einfällt und in der Mitte der Heerd ohne Rauchfang ist, so kann man leicht ermes- sen, wie düster und räuchrig diese Hütten sind. Rings um die Hütte pflegt eine Art von Tenne zum Dreschen zu sein. Sie leben vom Ackerbau und Viehzucht, indem die Weiber die häuslichen Arbeiten verrichten. Abends versammelt sich die ganze Familie um die heilige Lampe und sagt Gebete her, Priester aber haben sie, soviel bekannt, nicht. E 5) Die Tudas endlich, (welche bei Leschenault Todders, bei Young und Hough Toda- wer oder Todawar heissen), sind nun die eigentlichen Gipfelbewohner und verdienen den sich selbst zuertheilteu Namen Tuda, d. i. Männer, in jeder Beziehung. Dieser schöne Menschenschlag ist ungemein kraftvoll, schlank, gross, alle bis 6 Fuss hoch, kühn, gewandt, von einem edeln Aeussern und vortrefflicher Haltung. Sie erweisen sich als ein ganz eigenthümliches Urvolk, was allerdings noch eine etwas kaukasische Physignomie. mit angenehmen Zügen, schönen Augen und weissen Zähnen an sich trägt.‘ Doch scheint ihre Anzahl nicht sehr bedeutend, denn wenn auch Harkness offenbar im Irrthume ist, wenn er nur ungefähr 400 Männer angibt, so geht doch aus allen Nachrichten hervor, dass sie nicht sehr zahlreich sein müssen. Es sind Rinderhirten, welche in kleinen Dörfern, sogenannte Morrts (Heimathen), leben, wovon 3 ganz nahe bei Ulacamund . liegen. Ein besonderes nicht ohne grosse Sorgfalt errichtetes Milchhaus, was grösser als die übrigen Hütten ist, findet sich in jedem Dorfe und darf weder von einem Fremden, noch selbst von ihren Frauen betreten werden, weil sie es entweihen und die Gottheit zümen würde. Hier wird nur von den Männern die Milchwirthschaft ‘betrieben, indem die Frauen andere häusliche Arbeiten verrichten, namentlich Flechtwerk und Näherei verfertigen. Auch bei diesem körperlich grossen Volke sind die Hütten nur niedrig, da sie kaum 7 F. hoch und 12—18 F. ins Gevierte halten; als Thür dient ein gegen drittehalb Fuss hohes Loch. Rings um die ‚Hütte ist, ein Hofraum von 40—50 Schritt im Durchmesser und mit einer Art von Steinwall aus locker zusammengelegten Steinen um- schlossen, worein die Heerde des Nachts getrieben wird. Dergleichen Morrts, wie wir sie so eben beschrieben, liegen ungemein malerisch an Waldsäumen, auf Alpenmatten und an.den Abhän- gen der Berge neben Bächen und Quellen und dienen nicht wenig zur Belebung der Gegend. Ackerbau und Gartenbau treiben die Tudas nicht, sondern ihr einziges Sinnen und Trachten ist auf ihren Viehstand gerichtet. Diesem widmen sie Tag und Nacht ihre Sorge, ohne dass man sie,als roh bezeichnen darf.. Sie führen auch durchaus keine andere Waffe als eine Art von Schä- ferstab und haben nicht einmal einen Hund zur Bewachung ihres Viehes. Dieses besteht, wie wir schon angegeben haben, ausschliesslich in Büffeln und von 10000 bezieht die Regierung Abgaben (von jedem 3 Rupie). Uebrigens herrscht bei ihnen Polyandrie, was aus dem Umstande zu erläutern ist, dass man die meisten eben geborenen weiblichen Kinder zu tödten pflegte, indess haben einige men- schenfreundliche Männer, wie Sullivan, mit allen Kräften dahin gearbeitet, dass dieser Gebrauch ab- geschafft und darum das ‚gehörige Verhältniss der Population wieder hergestellt werde. Die Hauptnahrung besteht in Buttermilch und Butter, sowie einer Art von Getreide. Unred- lichkeit und Unwahrheit gelten als grosse Laster und Diebstahl kennt man kaum, da sie jedes Frem- den Eigenthum als etwas Unantastbares betrachten. Die Sonne wird göttlich verehrt und ihre Religion weicht gänzlich sowohl vom Buddhismus als vom Islam ab, ja kaum möchte ein einziger Glaubensartikel beiden gemein sein. Auch glauben sie an ein Leben jenseits des Grabes. Ihre Todten werden verbrannt und dann eine Art von Sündenwit- ter geschlachtet. Besonders bezeigen sie den Rindern ihre Dankbarkeit. Sobald bei einbrechender Nacht die Heerde in den Hofraum getrieben worden ist, so verneigt sich die ganze Familie vor der- selben, daun wird die Lampe angebrannt und Alles legt sich zur Ruhe. Ihre kräftige Constitution und das paradiesische Clima überheben sie fast aller Krankheit, so dass Dr. Young behaupten konnte, nirgends ‘auf der Erde seien so wenig Krankheiten zu finden als hier. ‚Auch fand Schmid, dass sie, obgleich umgeben von den würzigsten, heilkräftigsten Kräu- tern, doch deren Kräfte nicht kannten, da sich zu ihrer Prüfung keine Gelegenheit geboten hatte. .„_ Da man ihre Kleidung mit einer römischen Tunica und einem römischen Mantel verglich und ihre Nasen sogenannte römische sein sollten, sich überdem einige, wie lateinische Vocabeln klin- gende Wester in ihrer Sprache befinden, so gaben einige Schriftsteller der Annahme Raum, dass dieses Volk zu den Arämmlingen der Römer gehöre, was man jedoch bereits mit Recht wieder aufgegeben hat. Hinsichtlich ihrer Sprache behauptet Alexander Johnson bei Gelegenheit der Feier des zwölften Jahrestages der asiatischen Gesellschaft, dass in der südlichen Halbinsel 4 verschiedene Sprachen geherrscht hätten, welche die Grundlage des Tamil, Telugu, Malayalma und Canari (Sprache des Carnatik) bildeten. Sondere man aus diesen letzteren alle darin befindliche Sanskrit- worte aus, so bleibe genau die Sprache, welche noche hutigen Tages die jener Urbewohner sei. Indessen scheint diese Hypothese nur vorzüglich für die Buddagar zu gelten, da Andere die Eigen- thümlichkeit der Tudassprache in Schutz nahmen. : Für die Benennung mancher Pflanzen glaubte ich, wie auch Wilh. v.Schlegel meinte, füglich die Urnamen, welche ihnen die Tudas beigelegt haben, benutzen zu können ‚und bat daher meinen Cor- respondentei, diese Namen jeder Pflanze beizuschreiben. Indess kam ich bald davon zurück, in- sofern oft eine und dieselbe Pflanze mehrere Namen trägt und die Tudassprache Laute hat, die we- der deutlich geschrieben, noch durch ungeübte Organe hinlänglich ausgedrückt werden können. Die vielen Nasen - und Gaumenlaute, die halbverschluckten Buchstaben, während die ganzen Worte tief aus Kehle und Brust hervortönen, machen es unmöglich, die Worte gehörig auszusprechen. So heisst die Weide Koppurg *); die Myrtus tomentosa Tavut, eine Dodonaea Par shors eine Art Thymus Kinneroch de skelki. Uebrigens gehen ihnen Schriftzeichen gänzlich ab, auch haben sie keine Hieroglyphen, soviel bekannt wurde. Aus dem Allen aber glaube ich einer Hochansehnlichen Versammlung den Beweis geliefert zu ha- ben, dass nicht allein die Lage und Beschaffenheit der Nilagiri, sondern auch ihre Pilanzen, Thiere und Menschenstämme höchst eigenthümlich seien und darum keine geringe Theilnahme erregen kön- nen, weshalb ich Verzeihung zu erhalten hoffe, wenn mein Vortrag sich länger ausdehnte, als es. billig sein dürfte. ‚ Schliesslich sei es mir erlaubt, noch eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen. Es ist nämlich meines Amtes , Ihnen hochverehrte Herren Collegen, die Sie uns durch Ihre Gegenwart erfreuten und beglückten, im Namen Ihrer hiesigen Freunde das Abschiedswort am Schlusse der letzten öffent- lichen Sitzung nachzurufen. Indem ich mich anschicke, dieses zu thun, werde ich von den herz- lichsten Gefühlen der Dankbarkeit für die mannichfachen Beweise literarischer und freundschaftlicher Theilnahme auf’s Tiefste bewegt, wodurch Sie sich, geehrteste Collegen, in unsern Gemüthern, in unserer Stadt, selber das schönste Denkmal gestiftet haben. — Erreicht ist das Ziel, erfüllt der Versammlung schöner Zweck und nicht ohne Segen ist der Fleiss geblieben. Preiswürdiges und Vortreffliches wurde aus den Schachten der Natur ans Tageslicht gefördert und welch’ erfreulicheres Resultat könnte noch gewonnen werden? Männer der Wissenschaft boten sich wechselsweise zu gemeinschaftlicher Arbeit die Hand, wirkten durch Austausch ihrer geistigen und materiellen Schätze begeistigend und ermuthigend auf einander, lernten sich auch als Menschen näher kennen und schätzen, und so wurde mauches Band geknüpft, das sich sicherlich für's ganze Leben segensreich erweist, manches Samenkorn geräuschlos gestreut, was sich vielleicht erst späterhin zum Nutz und From- men nicht blos für die Wissenschaft, sondern auch für das praktische Leben schön entfaltet. — ‚ Möge das heitre Thüringen mit seinen Bewohnern, Bergwäldern und lachenden Fluren, möge Weimar mit seinem edlen Fürstenhause, möge unsre Universitätsstadt und ihre Durchlauchtigsten Erhalter in Ihrem Gedächtniss, hochverehrte Bollegen ‚ein freundliches Bild zurücklassen, was nicht so- bald verwischt werde. Wenigstens darf ich hoffen, dass wenn: herzlicher Empfang und freudige Sorge für die theuren Gäste manche Mängel übersehen lassen, mein Wunsch nicht ganz unerfüllt bleiben werde. Als ich das Amt eines zweiten Geschäftsführers übernahm, so geschah dies mehr aus Pietät gegen meine theuren Lehrer und Collegen und aus dem ‚besten Willen, unseren lieben Gästen möglichst nützlich sein zu wollen, als aus dem Gefühle meiner Kraft, indem ich nur zu wohl fühle, dass mein Können dem guten Willen durchaus nicht gleicht, und darum bitte ich um freund- liche Nachsicht, wenn ich nicht in Allem genügte. — Wunderbar mischen sich in diesem feierlichen Augenblick die Gefühle, welche mein Innerstes bewegen. Alle meine Pulse schlagen höher, wenn ich daran denke, wie ich unmittelbar aus dem — *) Die letzten durch den Druck ausgezeichnet in di i © Namen bei der Kubirfächic wat Yerschinein, gezeichneten Sylben werden in diesem, so wie in den folgende» i Munde solcher Coryphäen der Wissenschaft des Gehaltvollen, Tiefgedachten und Erforschten so vie vernahm und wie sich die Bewundrung bis zur Liebe, zur Verehrung steigerte. Dagegen ergreift mich Wehmuth, wenn ich jetzt das Lebewohl allen den verehrten Gästen zurufen muss, deren An- wesenheit das Leben verschönerte und erheiterte und unsre:stille Stadt mit Freude und Wonne erfüllte. Nur der Gedanke tröstet einigermassen, dass wir nächstens in Prag den alten Bund froh erneuen werden, und dazu verleihe Gott seinen Segen, der auch Sie, theure Collegen und Freunde, jetzt in die Heimath fort geleite. Da hiermit die den allgemeinen Vorträgen gewidmete Zeit verflossen war , so hielt der Professor Plieninger aus Stuttgardt die nachfolgende Schluss- und Dankrede: Es sei mir vergönnt, der bisherigen Sitte gemäss im Namen der frühern Geschäftsführer am Schlusse dieser Versammlung noch einmal das Wort zu ergreifen, um mit Freude und Wehmuth Dank und Lebewohl zu sagen; — nicht als ob.es derNächste in der Reihe der Würdigen wäre, dem dieses ehrenvolle Geschäft auch diesmal, als Stellvertreter der hierzu Berufenen zu Theil wurde, sondern weil Diejenigen unter uns, welche auch hier die Nächsten waren, da sie die Vordersten sind, wo Ruhm und Ehre Glanz verbreiten, einem hier so ferne Stehenden mit Erfüllung dieser Pflicht zu be- auftragen für gut finden. — Hätte der Verein deutscher Forscher auf den Gebieten der Natur- und Heilkunde auch keinen andern Massstab, um den Werth seiner Arbeiten und seiner Erfolge zu ermessen, so müsste die Aufnahme und die Anerkennung, deren er bei seiner. vierzehnten Zusammenkunft gewürdigt wurde, ihm die Ueberzeugung geben, dass seine Zwecke nicht eitel, seine Wirksamkeit nicht erfolglos seien. Wir sahen uns mit Freuden in einem Lande aufgenommen, wo von alten Zeiten her deutsche Wissenschaft und Kunst, gepflegt und geschützt von hoher Hand, die herrlichsten Blüthen entfal- teten, wo vorzugsweise das hochverehrte Fürstenpaar, welches heutzutage den Thron dieses Landes ziert, diese Blüthen mit unter den Schmuck seiner Fürstenkrone rechnet; ‘wo unsere Versammlun- gen uns zum Feste gemacht wurden durch die herablassende Theilnahme, deren sie der gefeierte Landesherr zu würdigen geruhte, gleich wie uns der Festtag, der uns in die unmittelbare Nähe des erhabenen Fürsten brachte, zur reichen Quelle des schönsten, geistigen Genusses gemacht wurde, womit ein hoher Sinn für das wahrhaft Schöne selbst diejenigen Genüsse zu würzen und zu ver- edeln wusste, welche sonst blos die Sinne zu ergötzen bestimmt sind. Eine Stadt versammelte uns in ihre Mauern, wo seit drei Jahrhunderten deutscher Fleiss und deutsche Gründlichkeit im Forschen auf den mannichfachen Gebieten der Wissenschaft eingebürgert war; in die ehrwürdigen Hörsale, von welchen so oft,ein geistiges Licht über Deutschland ausging, in welchem einst die Geister so mancher Heroen der Wissenschaften walteten und, verjüngt in der See Generation, fortfahren im Reiche der Wahrheit und des Wissens mit ungeschwächter Kraft zu wirken. So sind uns diese nur allzu schnell entschwundenen Tage zu einer ununterbrochenen Reihe der willkommensten Anstrengungen und der heitersten Erholungen für Geist und Gemüth geworden: durch die huldvollen Gewährungen fürstlicher Gnade, durch die bereitwilligen Förderungen der hohen Be- ämten des Landes, durch das gastfreundliche Entgegenkommen der Bewohner dieser Stadt, durch den unermüdeten Eifer und den ordnenden Sinn, womit unsere verehrten Geschäftsführer, gestützt auf die stets bereite Mitwirkung der hochverehrten Männer, welche das Land und diese Stadt mit Freuden an der Spitze der Anstalten für Wissenschaft und Kunst und Landeswohl erblickt, und un- terstützt durch das Zusammenwirken ..so vieler anderer würdigen Männer, in Schrift und Wort und That Alles zu einem harmonischen Ganzen zu vereinigen wussten. ‚ Und für Alles dieses, dessen Aufzählung den Raum dieser wenigen noch übrigen Augenblicke weit übersteigen müsste, — genügt wohl hiefür das Einzige, womit ich es im Namen aller hocher- freuten und hochgeehrten Theilnehmer zu erwiedern im Stande bin: das einfache Wort des ehr- furchtsvollsten, des innigsten Dankes, das, wenn auch die Gesinnung, von der es begleitet ist, eine wohlwollende Würdigung. findet, doch weit hinter dem zurückbleiben muss, wodurch es hervorge- rufen wurde. ö ; ., Nun so wird, was nicht stark und kräftig genug in diesen Augenblicken dargethan werden kann, sich desto gewisser durch die Dauer bewähren. Ein dankbares Andenken begleitet die Scheidenden in ihre Heimat, und es wird dauern und sich stets erneuern, so oft sich unser Verein zu neuen 1 Arbeiten und zu neuen Genüssen zusammenfindet. Das freundliche Andenken an dieses schöne Land, wo an derselben Stelle, da vor Jahrzehenden ein Riesengeist in seinen Zerstörungen mächtig war, nun ein milder Geist des Friedens seine.-Segnungen ausstreut und in stiller Wirksamkeit sich einen Tempel des Glücks in deu Herzen des Volkes aufbaut; wo ein hochverehrter Fürst mit Kraft und Milde seinen Scepter führt und ein edler Stamm der deutschen Nation mit altbewährter Treue die Sorgen des Beherrschers für seine Wohlfahrt erwiedert; wo eine edle und geliebte Fürstin ebenso wohl durch jede ihrer hochherzigen Unternehmungen die Abkunft aus einem erhabenen Herrscher- hause bewährt, in welchem es zur Regel geworden ist, das Gute gross und das Grosse güt zu wollen und zu vollbringen, wie es Hochdieselbe dadurch, dass sie das Mutterglück, womit der Him- mel sie gesegnet hat, in dem Glücke der Landesmutter ihres deutschen Volkes wiederholt zu er- blicken wünscht, nicht ‚vergessen lässt, dass sie durch Abkunft wie durch Gesinnung zugleich ei- nem vielgeliebten deutschen Fürstenstamme angehöre. Eine dauernde Erinnerung haben sich die ho- hen Anerkennungen gegründet, womit ein erhabener Fürstensinn sich so vielfach kund gegeben hat und selbst durch eine eigene Veranstaltung dieser unsrer vierzehnten Zusammenkunft auf dieser Aca- demie zu verewigen bedacht war. So wird denn auch ein unvergängliches Gedächtniss in den An- nalen unseres Vereins diese vierzehnte Versammlung bezeichnen, da die erhabenen Fürsten dieser Län- der, umgeben von den erlauchten Gliedern ihresHauses und gefolgt von den Würdeträgern des Staa- tes, Sich herabliessen, durch Ihre hohe Gegenwart in unserer Mitte und durch die höchsten Beweise der Gnade die Wissenschaft in ihren Pflegern zu ehren. Ein 'dauerndes Andenken nehmen wir zurück in den mannigfachen Aufschlüssen und Belehrun- gen, welche so Viele der Edelsten und Besten der deutschen Nation aus der reichen Fülle ihrer Forschungen über die unermesslichen Gebiete der Natur ertheilten, wohin nur immer der unermüdete Wanderer seine Schritte in bisher unerreichte Weiten und Höhen richten konnte, oder wo aus den nächtlichen Tiefen der Erde die wunderbaren Gestaltungen versunkener Geschlechter vor dem er- staunten Blicke auftauchen, oder so weit die Sinnesschärfe, geleitet durch den Geist der edelsten Wissbegierde und verstärkt durch die Hülfsmittel der Wissenschaft selbst, in die unendlichen Fer- nen des Himmels, . wie in die kleinsten Räume belebter Schöpfungen sich Bahn zu brechen ge- wusst hat. r Wenn sich nun aber in diese freudigen Erinnerungen unwillkührlich ein trübes Gefühl mischt bei dem Abschiede, den wir in dieser Stunde, von den zuruckbleibenden, von den weiter ziehenden Freun- den und Genossen nehmen, wenn die Erinnerung,.an so manche Edle sich aufdrängt, welche aus die- sem Kreise geschieden sind, um nicht wieder zurückzukehren, und die Trennungsstunde auch heute dem Gedanken Raum gibt, dass: es vielleicht der Genius mit der umgestürzten Fackel sei, welcher den scheidenden Freund jenseits der Pforten erwarten könute, durch die er von dannen zieht; so ist es dagegen wiederum die Betrachtung der Natur in ihrem ewigen Walten und Schaffen, in welchem nur Veränderung, und nirgends Vernichtung zu erblicken ist, was die tröstende Gewissheit gibt, dass das Werk, für welches wir uns vereinigten, nicht untergehen werde, dass auch dieser Verein, gleich jener unsterblicheu Schaar, in stets verjüngter Kraft sich erneuen und ergänzen werde, wenn auch die Reihen der Vordersten sich mehr und mehr lichten. Und.so schöpfen wir denn aus unsern Forschungen selbst den schönsten Gewinn, womit sie sich selbst belohnen, eine Bestätigung der hohen Wahrheit, dass auch jene grosse Veränderung, die Jedem bevorsteht, uns diesem von uns erwählten Schauplatze des Wirkens, den wir in dem grossen Worte Natur begreifen, nicht ent- rücken könne, und dass der Genius der Menschheit, wenn er auch für uns die Fackel senken mag, sie nicht verlöschen, sondern nur reinigen will, damit sie, aufs Neue erhoben, in desto schönerem Glanze leuchte. Der erste Geschäftsführer schloss sodann die diesjährige Versammlung mit folgenden Worten: Ich habe nun nur noch den tiefgefühltesten Dank auszusprechen für die unsre Versammlung auszeichnende so ehrenvolle Theilnahme gekrönter Häupter; habe den Wunsch auszudrücken, dass die Naturwissenschaften ferner, wie bisher, blühen und segensreich auf alle Wissenschaften wirken mögen, und schliesse hiermit diese vierzehnte Versammiung der deutschen Naturforscher und Aerzte. 113 Anhang. Beschreibung einer Maschine, die kürzlich in Russland eingeführt worden ist unter dem Na- men Pumpenwerk zur Hervorbringung eines ununterbrochenen Luftzugs oder Ventilator, welche dazu dient, die Luft zu reinigen, Dünste wegzuschaffen, verschiedene Gegenstände zu trock- nen und bei der Ausdünstung und Abkühlung verschiedener Flüssigkeiten gebraucht werden kann; vom K. R. General-Major Sabloukoff. (Mit Abbildung auf Taf, V.) > Diese Maschine hat die Eigenschaften einer beständig arbeitenden Luftpumpe, da in einem ihrer Theile ein beständiges Saugen oder Ausziehen der Luft aus dem Orte statt findet, an dem man sie wirken lässt, während an dem anderen ein beständiger Druck der ausgezogenen Luft statt findet. Dies bewirkt man durch die Centrifugal-Bewegung der Luft, welche durch die schnelle Rotation ei- nes mit Flügeln versehenen Rades entsteht, und dieses steht in einer cylindrischen Einfassung, de- ren Seiten und Zugröhren hermetisch geschlossen sind, und deren Umkreis gänzlich offen ist, oder verschlossen sein kann mit einer Oeffnung, um die Luft heraus zu lassen. Der Unterschied dieser neuen Maschine von allen anderen, die nach dem Princip gebaut sind, die Luft durch Räder mit Flügeln heraus zu bringen, besteht darin, dass diese blasen, und den Um- kreis verschlossen, aber an den Seiten Oeffnungen und ein Mundloch besitzen, während der neue Apparat die Seiten hermetisch an die Zugröhre angepasst haben muss und auf seinem ganzen Um- kreise offen sein kann. Diese Maschinen können nach Belieben von verschiedenen Dimensionen sein. Sie sind sehr einfach, nicht kostspielig und einer Störung durch sich selbst beinahe gar nicht unter- worfen. Die Kraft eines Menschen genügt, eine Lufterneuerung von 500 Cubikfuss in der Minute hervorzubringen, und die von zwei Menschen nahe an 1200 Cubikfuss. Dieser Apparat kann unter zwei verschiedenen Umständen mit gleichem Effect gebraucht wer- den, nämlich ausser dem Orte, wo man operirt, oder in dem Orte selbst. Im ersteren Falle braucht der Umkreis der Maschine nicht geschlossen zu sein und man hat nur durch die Zugröhre die Sei- ten der Maschine mit dem genannten Orte zu verbinden, im zweiten Falle muss man, nachdem die Aspirationsverbindung hergestellt ist, die Luft durch eine Röhre herausführen, welche auf die Ein- fassung des Umfanges passt. Die Zugröhre muss auf jeden Fall von einem soliden Material sein, um dem Drucke der Luft zu widerstehen; aber die Ausführungsröhren können auch von einer bieg- samen Substanz sein. Im Allgemeinen ist die Wirkung um so genauer, je hermetischer die Röhren und andere Theile der Maschife zusammengefügt sind. Eben so wird der Effect um so correcter sein, je mehr das Zugmundloch von den Oeffnungen entfernt ist, durch welche die frische Luft ein- dringt. Es ist aber immer gut, dass das Gebäude oder der Ort, welcher der Operation unterworfen sein soll, so hermetisch, als möglich, verschlossen ist, damit die äussere Luft nur durch die Oefi- nungen eindringen kann, welche gerade zu diesem Zwecke angebracht sind. sie Wenn man die schlechte Luft durch eine reine, mehr oder weniger heisse Luft zu ersetzen wünscht, muss mau die Luft der Atmosphäre durch einen Erwärmungs- Apparat führen und von da in den Ort bringen, den sie erfüllen soll. Man muss hier bemerken, dass das Schürloch des Wär- mungs-Apparats sich nicht in dem Orte der Operation befinden darf; denn die Gewalt des hervor- gebrachten Luftstroms würde das Brennen des Ofens verhindern und Flamme und Rauch in's In- nere treiben. So bewirkt man die Luftreinigung, Dunstentziehung und Abtrocknung verschiedener Gegenstände mit einer Schnelligkeit, Genauigkeit und Ersparung des Brennmaterials, die fast ohne Gleichen sind. Um “ie Ausdünstung der verschiedenen Flüssigkeiten zu verstärken, muss man das Aspi- rationsrohr mit dem Raume oder dem Deckel gerade über dem Geräthe, worin die Flüssigkeit sich befindet, vereinigen. Kür Geräthe von grossem Umfange wäre.es passend, oben einen geränmigen 113 hermetischen Mantel anzubringen, in den die Zugröhre mündet. Die so herausgeführten Dünste wer- den denjenigen Platz machen, die ihnen folgen. Hierdurch entsteht eine Druckverminderung auf der Oberfläche, die nothwendig die Operation beschleunigen wird. Durch diese Maschine kann man auch die Abkühlung verstärken, entweder dadurch, dass man einen verstärkten Zug kalter oder feuchter Luft um das Gefäss herumführt, welches die Flüssigkeit oder die zu verdichtenden Dämpfe enthält, oder dadurch, dass man den Luftzug in die Flüssigkeit selbst hineinbringt.. Man erreicht dieses, indem man die Zugröhre auf den Deckel des Gefässes aufpasst, in dem die Flüssigkeit sich befindet und indem man durch diesen Deckel eine andere Röhre durchführt, die an beiden Enden offen ist, deren eines aussen bleibt, das andere in die Flüssigkeit getaucht wird. Wenn die Maschine in Bewegung gesetzt wird, strömt die Luft oberhalb der Flüs- sigkeit ab und ersetzt sich wieder durch atmosphärische Luft, welche in der ganzen Flüssigkeits- masse eine starke Bewegung hervorbringt, die dem Sieden ähnlich ist. Eine Maschine nach diesen Principien gebaut, dient auch zur Reinigung eines Wassers, das ungesund geworden ist, weil es lange der Berührung mit frischer Luft beraubt. Durch dieses Ver- fahren wird das Wasser wieder frisch bis auf die Farbe. Die beiliegende Zeichnung (Taf. V.) wird die Construction der Maschine noch mehr verdeutlichen. Was den Gebrauch dieser Maschine betrifft, so ist er ausserordentlich verschiedenartig. Wir wollen nur die wichtigsten Arten desselben erwähnen. " In den Bergwerken kann man reine Luft sowohl an die entlegensten als jedes Circulations- mittels entbehrenden Orte bringen und sie mit einer gewünschten Menge erwärmter oder unerwärm- ter Luft versehen. Um diesen Zweck zu erreichen, ist die beste Einrichtung, dass man den Ap- parat auf die Oberfläche des Bodens stellt und die Saugröhre so unmittelbar als möglich mit dem Orte in Verbindung bringt, wo sich die verdorbene Luft oder die schädlichen Gasarten befinden. Die Maschine pumpt dieselben unmittelbar heraus und bewirkt auf diese Weise eine gelinde Luft- strömung in den übrigen Theil der Grube. Wenn diese mehrere Verästungen hat, so kann man mit Mülfe von Thüren oder auch nur Vorhängen die Luftströmungen nach Gutdünken leiten, Ein klei- ner Ofen oder Erwärmungs-Apparat an der Oeffnung angebracht, durch welche die atmosphärische Luft in die Grube eindringen soll, wird zur Erwärmung derselben dienen. Während des Winters ist die Anwendung dieses Mittels sehr zu empfehlen, weil sonst die Luft in der Grube zu kalt werden möchte. WVielfache Versuche haben erwiesen, dass eine Maschine von 42 Zoll Durchmesser und 12 Zoll Breite, durch zwei Menschen in Bewegung gesetzt, indem dieselben 40mal in der Mi- nute die Kurbel umdrehten, wodurch die Flügel der Maschine 400 Umschwünge erhielten, eine Luft- erneuerung von mehr als 1000 Cubikfuss in der Minute bewirkte. Die 300 Fuss lange Saugröhre hatte im Durchschnitt 100 Cubikzoll und der mittlere Durchschnitt der Gallerie betrug ohngefähr 35 Cubikfuss. Die genau beobachtete Wirkung bewies, dass die Luft in der Röhre 22 Fuss in der Secunde durchlaufen habe und in der Gallerie 35 Fuss während einer Minute vorgedrungen sei. Also ergab sich in der Praxis ein gleiches Verhältniss der Schnelligkeit zu den Räumen oder Sectionen. Am Ende einer Gallerie oder eines vollkommenen Sackganges wurde ein Kochofen er- richtet, — ein Experiment, welches vollkommen gelang, denn der Rauch wurde durch die Wirkung der Maschine unmerklich entfernt und gerade diese Stelle der Grube war dadurch noch trockener und angenehmer, als die anderen geworden. Es lässt sich hoffen, dass man vermittest dieser Me- thode künftig dahin gelangen könne, in Minen jeder Art zu verweilen und zu arbeiten, ohne schäd- lichen und entzündlichen Dünsten ausgesetzt zu sein, und dass man durch eine wohl geregelte Cir- eulation endlich allen so verderblichen und so häufigen Explosionen zuvorkommen könne. Was die Marine betrifft, so hat die Erfahrung bewiesen, dass eine durchaus reine Luft in allen, selbst den verschlossensten und unzugänglichsten Theilen eines Schiffes vermittelst der be- schriebenen Maschine erhalten werden könne. Bis zur Einführung dieses Apparates war man noch nicht dahin gelangt, Lufferneuerung in diesen Räumen bewirken zu können. Hieraus entspringt ein höchst wesentlicher Vortheil, sowohl für die Gesundheit der Mannschaft, als die Erhaltung der La- dung, noch mehr aber für die Erhaltung des Schiffes selbst. Eine Maschine von mittlerer Grösse, die ein Mensch nur einige Mal des Tages leicht in Bewegung setzt, reicht zu diesem Zwecke vollkommen hin. Die Maschine wird gewöhnlich unmittelbar unter dem Verdeck angebracht; aber es kann auch über demselben geschehen und die Saugröhre muss bis an den Ort hinunter gehen, aus welchem man das Wasser pumpt. Wermittelst der Verzweigung der Röhren ;sc man nun im Stande, abwechselnd in jedem beliebigen Raume des Schiffes die Luft zu erneuern. Ein wesentlicher 15 114 Umstand ist endlich noch die oben erwähnte Möglichkeit, das Wasser am Bord der Schiffe zu rei- nigen, um ihm seine Zuträglichkeit wieder zu geben. In den Manufakturen und Fabriken, in welchen man genöthigt ist, verschiedene Gegen- stände und Stoffe in grossen Massen mit möglichster Schnelligkeit und mit sorgfältiger Schonung der Farben zu trocknen, werden 'Trocken-Anstalten, die nach diesem Princip eingerichtet sind, weit vortheilhafter sein, als jene, die auf dem Princip einer sehr hohen Temperatur beruhen; denn ein starker Strom temperirter Luft oder ein beständiger Luftwechsel trocknen besser, als eine sehr hohe Temperatur und sind überdies bedeutend wohlfeiler. Die Erfahrung hat in Hospitälern und andern öffentlichen Anstalten sehr oft bewiesen, dass 3000 Stück Wäsche in einem Zeitraume von 12—15 Stunden und zwar in einem Lokale, wo man nur 500 Stück auf einmal aufzuhängen im Stande war, getrocknet werden konnten. Eine Ersparung von # des Brennmaterials war das Resultat und die Wäsche, anstatt zu vergelben und den Seifengeruch beizubehalten, verliert den letzteren vollkom- men und wird gänzlich weiss. — Ein in einer Gerberei, in welcher man während des Winters die Arbeit fortsetzen: wollte, angestelltes Experiment hat dargethan, dass die stärksten Sohlenhäute nach dem gewöhnlichen Waschen binnen 7 Tagen vollkommen getrocknet wurden, um für die wei- tere Behandlung tauglich zu sein. In einem kalten Klima muss: man während des Winters zu einem Wärmungs-Apparat seine Zuflucht nehmen, um die Luft bis zu einem gewissen Grade zu erwär- men, was: jedoch in einem gemässigten Klima nicht nöthig ist. Ein wesentlicher Vortheil wird für jede- Manufaktur daraus entspringen, wenn die Operation des Trocknens gleichmässig und genau ist und nach Willkühr geleitet werden kann. Eben so empfehlenswerth ist ein Apparat dieser Art in einer Buchdruckerei, ‘denn er hat neben der Schnelligkeit und der Ersparung des Raumes noch den Vor- theil, dass die Bogen, besonders: bei Zeitungen, welche rascher geliefert werden müssen, den un- angenehmen Geruch gänzlich verlieren, den sie haben, wenn sie feucht aus der Presse kommen, In den Fabriken,. wo. das:Sieden eine Hauptoperation und eine starke und reichliche, von un- angenehmen und. ungesunden Gerüchen begleitete Ausdünstung oft eine unvermeidliche Folge des- selben ist, wird. man sich ebenfalls dieses Apparates mit Nutzen bedienen können, um das Lokal frei von Dünsten zw erhalten: und so den schnellen Verfall der Gebäude zu verhindern. Dieser Ap- parat. wird: ferner noch dazu beitragen, die Verdunstung zu beschleunigen, besonders wenn man ihn so anwendet, dass man die Dünste unmittelbar über der Flüssigkeit extrahirt, wie das bereits oben bemerkt worden. Die Erfahrung hat bewiesen, dass in einer Zuckersiederei, auf deren Boden ein solcher Apparat angebracht worden, nicht allein alle vier Stockwerke vollkommen trocken gemacht wurden,. sondern dass auch die Verdickung des Syrups um 4 beschleunigt wurde, obgleich deı Deckel nicht genau geschlossen hatte. Hauptsächlich wird diese Weise der Verdunstung sich in den Salinen: als, höchst nützlich bewähren und ohne Zweifel in sehr hohem Grade zur Ersparung des Brennmaterials: und zur Erhaltung der kostbareu Werkzeuge beitragen. — Bei den Destillations-, Verdichtungs-- und Kühlungs-Prozessen verspricht dieser Apparat Resultate, die nicht ohne Inter- esse sein: werden.. In den Töpfereien, Ziegelbrennereien und ähnlichen Gewerken wird man, diese Maschine anwendend,. sowohl durch die Trocknung der Gegenstände in einer gleichmässigeren und willkührlich bestimmbareren Weise, als auch durch Ersparung an Brennmaterial gewinnen. Wenn z.B. ein Ofen bis: zum Glühen. erhitzt ist und man ihn abkühlen will, so. treibt man die Hitze in einen anderen schon gefüllten. Ofen, den. man zu heizen. beabsichtigt.. In den-Spinnereien und anderen Ge- werken dieser Art,. wo ein sehr feiner Staub: die Luft erfüllt und die Atmosphäre verdorben ist durch die starke Ausdünstung des. Oeles, dessen man: sich zum Schmieren der Spindeln bedient, wird eine beständige Reinigung der Luft bedeutend zur Erhaltung, der Gesundheit der Arbeiter, besonders deı unerwachsenen, beitragen. In den öffentlichen Anstalten,. wo eine grosse Anzahl Individuen in einem engen Raum eingeschlossen siud,, wird dieser Apparat beitragen, die Luft rein zu erhalten und an Heizungs- material zu ersparen, hauptsächlich dann, weun man die Einrichtung desselben: analog mit der Con- struction der neuen Gebäude macht, d.. h.. wenn: man: die Verästungen der Röhren in den Mauern selbst anbringt, wodurch: die Baukosten durchaus: nicht erhöht werden. Man wird dadurch eine be- deutende Raumersparniss. bewirken, indem man nicht genöthigt ist, um der Gesundheit willen das Lokal zu sehr auszudehnen. „In den Oertern, wo: sich eine grosse Anzahl von Menschen auf kürzere Zeit versammelt, z. B. in den. Kirchen, und es sehr schwer ist, eine angenehme Temperatur nach Wunsch zu erhalten, 115 wird dieser Apparat auch sehr nützlich sein, indem man rasch und nach Willkühr eine Lufter- neuerung bewirken kann. Hauptsächlich wird er aber in den Theatern ausserordentlich nützlich sein, denn ausser den bereits erwähnten Wirkungen trägt er auch dazu bei, den Aufenthalt angenehmer zu machen, indem er durchaus jede Zugluft verhindert, die gewöhnlich aus den Corridors in das Innere des Saales dringt; dadurch wird man denn auch in ailen Theilen des Hauses jedes Wort der Schauspieler besser verstehen können. Indem man eine hinreichende Anzahl von Apparaten mittle- rer Grösse in den Gängen und Corridors nach der Fagade oder dem Haupteingange aufstellt, wird man die Luft von der Seite der Bühne anziehen — welche, anstatt sich rasch nach dem Plafond zu drängen, um unter dem Kronleuchter, der sie seinerseits eben so sehr anzieht, zu entweichen, jetzt den Ton direct dem Publicum zuträgt. "Bei der Landwirthschaft kann der Apparat ebenfalls häufig angewendet werden; z.B. in den Kellern und anderen Gährungslokalen kann man eine gleichmässige, mit der Procedur analoge Tem- peratur erlangen, indem man die Zugänge jederzeit frei erhält, was wegen der Entwickelung schäd- licher Gasarten oft sehr schwierig ist. Auch bei der Trocknung des Getreides, selbst in den Ach- ren, vorzüglich aber des Heues, ist die Maschine von grossem Nutzen; denn man kann, ohne sich um .das Wetter zu kümmern, das noch nicht ganz reife Gras mähen und so die landwirthschaft- lichen Arbeiten, die sich um diese Zeit häufen, desto besser vertheilen. — Eine Menge anderer Anwendungen werden sich noch darbieten, sobald der Apparat einmal die allgemeine Aufmerksam- keit auf sich gezogen hat, um so mehr, da er sehr einfach, wohlfeil und dadurch Jedem zugäng- lich ist. Als ich mich während dieses Sommers in Karlsbad aufhielt, habe ich die Construction dieses Apparates einem Tischlermeister gelehrt, um die Einführung desselben in Deutschland zu erleichtern. Er ist so einfach, wie möglich, aber höchst genau gebaut, um die vollkommenste Wirkung her- vorbringen zu können. Der vollständige Apparat von mittlerer Grösse, 2 Fuss im Durchmesser auf 6 Zoll Breite, fähig, eine Wirkung von ungefähr 300 Cubikfuss hervorzubringen und leicht in Be- wegung gesetzt durch einen Knaben von 13—14 Jahren, kostet 60 fl. Conv. mit der Emballage in Kisten. Man kann ihn sich um diesen Preis verschaffen, indem man sich an die Herren Bernhard Gottl und Sohn oder an den erwähnten Tischlermeister Joseph Steinsdörfer. (auf. der alten Wiese No. 350) in Karlsbad wendet. Vierter Abschnitt. Auszug aus den Protocollen der Sectionssitzungen. Ven den uns von den Secretären der verschiedenen Sectionen mitgetheilten Sitzungs- protocollen der letzteren lassen wir nun einen Auszug folgen, indem, wie bisher geschehen, die ausführlichen Protocolle und die in den Sectionen vorgetragenen Abhandlungen in Oken’s Isis erscheinen werden. 1. Auszug aus den Sitzungsprotocollen der physikalischen Section. Jena den 19. September 1836. Gleich nach Beendigung der ersten allgemeinen Sitzung traten die Mitglieder der physikalischen und chemischen Section zusammen und beschlossen ihre Sitzungen gemeinschaftlich beim Hofrath Döbereiner zu halten. Für die physikalische Section wurde Geh. Hofrath Munke zum Präsiden- ten, Hofrath Osann zum Secretär, beide für immer gewählt, und die Zeit der Sitzungen früh von 10— 12, und an dem Tage der allgemeinen Sitzung von 8— 10 bestimmt. Erste Sitzung den 20. September. Der Präsident hielt einen Vortrag über den tellurischen Magnetismus und den Einfluss der Bo- denwärme des Meeres auf denselben. - Prof. Dove zeigte seine Versuche über Circularpolarisation durch Druck und Wärme. Prof. Tilesius sprach über Land und Dr. Tiphoone nach eigner Erfahrung und japanischen Berichten. Zweite Sitzung Nachmittags um 5 Uhr. Prof. Dove zeigte den von ihm geordneten Lichtpolarisations- Apparat, mit dem sich alle Ge- setze der Brechung und Polarisation erläutern lassen, und stellte eine schöne Reihe von Versuchen damit an. Dritte Sitzung den 21. September. Geh. Hofr. Fries theilte mit den durch Hofr. Schottin in Köstritz ausgesprochenen Gruss der osterländischen Gesellschaft und machte dann aufmerksam auf die Zeichnungen, welche H. Herger aus Köstritz der Gesellschaft vorlegte. Diese stellen die Indifferenzpunkte und die Curven gleicher Richtung kleiner Magnetnadeln dar, die in der Nähe einer magnetischen Axe durch den Conflict ihres Magnetismus mit der tellurischen gebildet werden. Ferner theilte er mit eine Einsendung des Prof. Gensler aus Bern, worin ein Apparat beschrieben ist, um die Wirkung schnell auf einander fol- gender Unterbrechungen galvanischer Ströme auf das Galvanometer zu beobachten und zu messen, 117 auch einige Reihenfolgen von Beobachtungen mitgetheilt werden. Man fand Dr. Neef’s Blitzrad zu diesem Zweck vorzüglicher. Dr. Messerschmidt sprach über eleetrische und magnetische Anziehung und Abstossung. Vierte Sitzung Nachmittags 4 Uhr. Prof. Weber aus Göttingen war eben im Begriff, das (nun erschienene) mit seinem jüngeren Bruder, dem Prosector in Leipzig, ausgearbeitete Werk: Mechanik der menschlichen Gehörwerk- zeuge, herauszugeben. Die dazu gehörenden Kupfer legte er vor und gab einen Vortrag, iu wel- chem die grossentheils neugefundenen Grundgesetze dieser Mechanik aufgestellt und erläutert wurden. Dr. Neef zeigte vor und erläuterte einen von ihm geordneten Nervanderschen Multiplicator, bei dem die Windungen über den ganzen Ring geführt sind, wodurch gegen den gewöhnlichen die Wir- kung verdoppelt wird. Er empfiehlt ihn zu Beobachtung der Luftelectricität. Bei der Discussion hierüber wurde er gebeten, die Wirkung seines Blitzrades zu zeigen, welches ihn besonders zu der Bemerkung führte, dass die genau entsprechenden galvanischen und electro- magnetischen Zuckun- gen die Gleichheit des galvanischen und electro- magnetischen Zustandes der Körper beweise. Fünfte Sitzung den 23. September. Prof. Dove zeigte eine vom Mechanikus Oertling in Berlin gearbeitete ausserordentlich em- pfindliche thermo-magnetische Säule aus 28 Paaren Wismuth und Antimonstangen verbunden, mit einem Nervanderschen Multiplicator vor. Geh. Hofr. Fries legte eine eingesendete Schrift des Obristlieutenants von Stranz über die Wassermengen in Binnenseen und ein Schreiben von Kinius vor. Prof. Dove zeigte ein neues Unterscheidungsmittel für rechts und links gewundene Krystalle. Analysirt man einen in cireular einfallendem Lichte betrachteten Bergkrystall circular, so erhält man, wenn eine eben so betrachtete Kalkspathplatte die Ringe mit dem schwarzen Centralfleck zeigt, ein Ringsystem mit zwei schwarzen, die Peripherie des einen Kreises inwendig berührenden Flecken, ea bei rechts oder links gewundenen Krystallen in senkrecht auf einauder stehenden Durchmes- sern liegen. Einachsige Krystalle werden von zweiachsigen besser durch Circular- als durch Linear-Polari- sation unterschieden. Der Amethyst verhält sich da, wo seine rechts und links polarisirenden Theile in einander über- gehen, wie ein einachsiger Krystall. - Prof. Weber aus Göttingen. Versieht man ein Barometer mit einer gläsernen Scale, die in ih- rer halben Breite mit Spiegelfolie belegt ist, so kanı man durch den durchsichtigen Theil unmittel- bar beobachten. Das Bild des Auges im Spiegel lässt den richtigen Stand des Auges beurtheilen und die Spiegelung der Scale dient gerade wie ein Vernier. Sechste Sitzung Naehmittags. Dr. Werneburg wies die von ihm erfundene Tastatur vor und erklärte sie. Prof. Volkmann aus Leipzig zeigte ein von ihm erfundenes Instrument, um den Durchschnitts- punkt ‚der Lichtstrahlen im Auge zu bestimmen. Er findet ihn im Mittel 0,//466 hinter der Vorder- fläche der Hornhaut und 0,4353 vor der Netzhaut. Geh. Hofr. Munke über die Ungleichheit des Niveau»mit einander verbundener Meere. Er schätzt das Niveau des Mittelmeers 12 bis 14 Fuss höher, als das der Nordsee. Siebente Sitzung den 24. September. „Der Präsident über mittlere Barometerhöhen unter verschiedenen Breitengraden, besonders in Be- ziehung auf die Frage, ob der Stand unter dem Aequator oder unter den Polen am höchsten sei. Dr. Mädler über den Einfluss des Mondes auf die Witterung. Aus 16jährigen Berliner Beob- achtungen ergab sich der Barometerstand im Mittel im Apogeum 0,2 Linien höher, als im Perigeum, eben so das Thermometer um 0,2 Grad. Für die Phasen war im Barometerstaund Miuimum 3 Tage 118 nach dem ersten Viertel, Maximum im Neumond, Unterschied 0,979 Linien; im Thermometerstand Min. 3 T. vor dem letzten V., Max. 2 T. vor dem ersten, Unterschied 1 Grad. Dabei die wahr- scheinliche Unsicherheit der Beob. 0,/42 und 0,°22. Aus 4jährigen Barometer- Beobachtungen in Chri- stiansberg in Guinea ergab sich aber fast gar kein Unterschied. Prof. Magnus über die Temperatur gemischter Flüssigkeiten beim Kochen. Gegen die Ansicht von Gay-Lussac fand er die Temperatur der sich entwickelnden Gase niedriger, als die der ko- chenden Flüssigkeit. Steht eine flüchtigere Flüssigkeit über einer andern, so’ kocht sie für sich al- lein. Bei chemischen Verbindungen der Flüssigkeit haben die Dämpfe die gleiche Temperatur mit der Flüssigkeit. Der Siedepunkt steht höher, als das Mittel für die Bestandtheile ergibt und die - Dämpfe haben geringere Spannkraft. Das Aufstossen beim Kochen entsteht durch die ungleiche Tem- peratur in den verschiedenen Lagen der Flüssigkeit, daher wird es durch Eintauchen von Platina oder Eisendraht verhindert. Prof. Magnus theilte noch seine Beobachtungen der Temperatur in einem artesischen Brunnen bei Magdeburg mit. Jede 50 Fuss Tiefe gaben 0,°5 Reaum. mehr. Prof. Weiss aus Berlin zeigte merkwürdige Bergkrystalle der Berliner Sammlung, bei deren Bildung eine die Axe drehende Kraft gewirkt zu haben scheint. Optisch untersucht verhielt sich jede einzelne Stelle wie ein gewöhnlicher Bergkrystall. f Achte Sitzung den 25. September. Prof. Mitscherlich über den Einfluss der Wärme auf ungleiche Ausdehnung der Krystalle mit entschiedenen Axen. Er erklärte hieraus die Erscheinungen beim Erkalten von chromsaurem Kali. Ferner zeigte er sein Instrument zur Messung dieser ungleichen Ausdehnung und gab die Theorie desselben. Prof. Dove erklärte aus der Verbindung der Axendrehung der Erde mit der ungleichen Erwär- mung ihrer Oberfläche nicht nur die Passatwinde, sondern auch das Gesetz der Drehung der Luft- ströme beim Wechsel der Windrichtungen. Neunte Sitzung den 26. September. Prof. Heinr. Weber aus Leipzig über physiologische Wirkungen der electrischen Ströme am magnetischen Inductor, nach Versuchen von ihm und seinen Brüdern. Führt man die beiden Enden des Drahts der Inductionsrolle z. B. im Munde an die Backen, so zeigt sich beim schnellen Ver- schieben der Inductionsrolle eine Lichterscheinung, welche das Gesichtsfeld nicht ausfüllt und gleich- sam immer,au der berührten Stelle empfunden wird, wohin man auch die Augenaxe richtet. Am Kinn, an den Lippen, an .den Ohren verhielt es sich eben so, an andern Stellen des Körpers, als am Gesicht, erfolgte hingegen keine Wirkung, selbst wenn die Oberhaut weggenommen worden: Ferner, bringt man das eine Ende an die Oberlippe, das andere an die Unterlippe, so fühlt man ei- nen Stoss, aber nur an der ‚Seite .der positiven Ausströmung. ! Prof. Weber aus Leipzig über Sicherheit der Beobachtung. bei den Einwirkungen electrischer Ströme auf den menschlichen Körper. Sein jüngerer Bruder hat dabei schon gefunden, dass der menschliche Körper der Leitung genau eben so, wie eine gleiche Wasserschicht von derselben Tem- peratur widerstehe, also hier nur das Wasser wirke. Die Leitungsfähigkeit des Wassers fand er dabei zwischen 0° und 100° C. um das Vierfache vermehrt. Am besten. sei zu diesen Versuchen Magnetelectrieität. Rücksichtlich der Frage, -ob .eleetrische Ströme im menschlichen Körper vorhan- den seien, -hielt .er die Abweichungen,der Magnetnadel für das beste Prüfungsmittel. Beim Sitzen auf einer Eisenstange hat .er so ‚Strömungen beobachtet, jedoch auf unregelmässige Weise. Sie könnte leicht nur thermo-magnetischen Ursprungs sein. Hofr. Osann legte in Auftrag von Prof. Weiss zwei schöne Bergkrystalle der hiesigen Samm- lung ‘vor, ‚an denen sich .die oben erwähnte Drehung zeigte. Der Präsident ‚erinnerte an ein Unternehmen für gleichzeitige meteorologische Beobachtungen an verschiedenen Orten, zu welchem er schon vor geraumer Zeit mit dem verstorbenen Brandes zu- BR sei und sprach den Wunsch aus, dass .dies von Neuem wieder aufgenommen wer- en möge. Sodann erklärte er für dieses Jahr.die Sitzung .der physisch- chemischen Section für geschlossen: 119 2. Auszug aus den Sitzungsprotocollen der physikalisch-chemischen Section. Präsident: Hofrath Döbereiner. Secretär: Prof. Succow. Erste Sitzung. Dienstag, den 20. Sept. von 10—1 Uhr. Nachdem Hofrath Döbereiner mehrere, in einem Hochofen am Harze beim Kupferröstprocesse des Kupferkieses und des arsenikhaltigen Schwefelkieses durch Sublimation gewonnene, zu Drusen versammelte, deutlich ausgebildete, aber nach dem Mittelpunkte hin eingesunkene, octaedrische Kry- stalle der arsenigen Säure zur genaueren Betrachtung vorgelegt hatte, theilte derselbe ein Schrei- ben des Dr. Winkler (Apothekers in Zwingenberg am der Bergstrasse) mit, in welchem der Verf. theils die durch Salzsäure aus der Bittermandelmasse erhaltenen Zersetzungsproducte, nämlich Sal- miak, Benzamid und Mandelsäure näher angiebt, theils: die chemische Constitution der letzteren als eine Verbindung aus 1 Atom Benzoylwasserstoff und 1 Atom Ameisensäure (in Krystallen noch mit 1 Atom Wasser) bezeichnet, so wie die Bedingungen ihrer Bildung und Zersetzung und die Liebig’- sche Methode, sie mittelst Manganhyperoxyds, so wie seine Methode, sie unter Mitwirkung des salpetersauren Silberoxyds und des Sonnenlichtes zu analysiren nennt. Prof. Dulk hielt hierauf einen Vortrag über die Resultate aus seinen Versuchen mit der Bern- steinsäure und ihrer Fähigkeit, sich mit 1, 2, 3 und 4 Atomen Basis und vielem Krystallwasser zu vereinigen. Zugleich legte er auch mehrere der gewonnenen und von Neumann (in Königsberg) krystallographisch bestimmte Salze selbst mit vor. Zuletzt sprach Dr. v. Holger über eine Methode, mittelst Vitrioläthers den Gerbestoff rein darzustellen, so wieüber seine Analyse der Tormentillwurzel und über einen aus dieser Wurzel ge- wonnenen Stoff, welcher auch noch vorgelegt wurde- Zweite Sitzung. Mittwochs, den 21. Sept. von 8—10 Uhr Vormittags. Hofrath Döbereiner theilte zuerst die zu den von Schwerd neuerdings beschriebenen Licht- beugungserscheinungen gehörigen Apparate den Mitgliedern der Section zur Ansicht mit, las hierauf eine ihm zugesendete Notiz vor, welche sich auf die von Uebertreibung nicht freizusprechenden Ent- deckungen des Herm Cross über den Einfluss der Elektricität auf Bildung von Krystallen bezie- het und machte zugleich auf eine diesen Gegenstand mit betreffende, vom Dr. Neef aus der Lon- doner Zeitschrift: „Athenaeum‘* (1836, No: 461): entlehnte, schriftlich mitgetheilte Bemerkung auf- merksam, in welcher die von Fox mittelst Galvanismus in ‘einem durch Thon in zwei gleiche Theile getheilten Gefässe bewirkten Umwandlung des gelben Kupfersulphurets in graues bezeichnet ist, eine Umwandlung nämlich, bei welcher sich auf dem die Kette sehliessenden Zinkstreifen aus dem Ku- pfersulphurete deutliche Krystalle von gediegenem Kupfer bildeten. Sodann unterstützte derselbe die von ihm aufgestellte Frage: ob nicht ein fulminirender Salz- zeuger (Fulmin) oder eine Verbindung von Cy 0+0 vorhanden sei, durch mehrere Argumente. Hierauf sprach er noch 1) über die Darstellung eines polychromatischen Vulkans auf mieroche- mischem Wege; 2) über mehrere neue Platinverbindungen, namentlich über das blaue Platinoxydul, das Platinoxyrrhophor, über die Producte aus dem nach L. Gmelin’s Methode aus Kaliumplatin- cyanür mittelst salpetersauren Quecksilberoxyduls erhaltenen Niederschlags, nämlich über das Platin- eyanür, Quecksilberplatineyanür und über die Cyanplatinwasserstoflsäure; 3) über das merkwürdige electrische Verhalten des Zinkamalgams im Contacte mit Säuren und Platin oder Eisen, Und hieran schloss sich eine Reihe chemischer, vom Dr. Böttger angestellter Versuche über die Darstellung mehrerer Legirungen und zwar 1) der Verbindung des Quecksilbers mit Ammoniak mittelst des Quecksilbernatriums und eiuer Salmiakauflösung; 2) der dem Magnete folgenden Ver- bindung, des. Quecksilbers mit Eisen, durch Quecksilbernatrium und sehr concentrirtem Kisenchlorür; 3) der Verbindung des Quecksilbers mit Baryum oder des Quecksilbers mir Strontium, mittelst 120 Quecksilbernatriums und Chlorbaryum- oder Chlorstrontiumauflösung, so wie endlich 4) der Verbin- dung des Platins mit Quecksilber, im Conflicte von Quecksilbernatrium und Chlorplatin. Ausserdem legte derselbe auch schöne würfliche Krystalle des 2ten Jodquecksilbers vor und zeigte, wie das von Inglis angedeutete blaue Jodquecksilber auf eine einfache Weise könne dargestellt werden, wobei er nachwies, dass dieses Präparat nur ein Gemieng von Quecksilber und Quecksilberjodid sei. Zuletzt sprach noch Hofrath Osann über das verschiedene Verfahren, Chlor, Brom und Jod von einander zu trennen und quantitativ zu bestimmen. Nachdem er gezeigt hatte, dass die bisher üblichen Methoden, Brom vom Chlor zu scheiden, ungenügend seien, gab er selbst ein neues Ver- fahren an, in welchem das verschiedene Verhalten des Chlor- und Bromsilbers gegen das Somen- licht beachtet wird. Nämlich die Flüssigkeit, welche Brom- und Chlorsalze enthält, wird durch Schwefelsäure zersetzt und die Flüssigkeit destillirtt, wobei man von Zeit zu Zeit die Tropfen der übergehenden Säure auffängt, in welcher man durch eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd' eine Trübung veranlasst. Da die Hydrochlorsäure flüchtiger ist, als die Hydrobromsäure, so geht jene zuerst über und man kann nun leicht durch das verschiedene Verhalten der gewonnenen: Nieder- schläge gegen das Licht den Moment auffinden, in welchem die Hydrobromsäure überzugehen an- fängt. Man unterbricht daher zu dieser Zeit die Destillation und behandelt die in der Retorte zu- rückgebliebene Flüssigkeit mit salpetersaurem Silberoxyd. Die Verschiedenheit in dem Verhalten des Chlor- und Bromsilbers besteht darin, dass letzteres später anfängt seine Farbe zu ändern, als er- steres und nach einiger Zeit ein dunkelgraulich-schwarzes Colorit erhält, während das Chlorsilber bekanntlich schmutzig-violett wird. Auch für die Abscheidung des Jods vom Chlor und Brom gab er ein neues Verfahren an, welches darin besteht, dass man ebenfalls die salzhaltende Flüssigkeit durch Schwefelsäure zersetzt und destillirt. Das Destillat wird dann mit Kali gesättigt und bis auf einen gewissen Grad abgedampft. Man fügt nun der Flüssigkeit arsenige Säure (etwa arsenigsau- res Ammoniak) hinzu und dampft sie ganz ab, erhitzt den Rückstand über der Weingeistlampe und löst die Masse in Wasser auf, wobei sich indess nur ein Theil ganz auflösst. Das. Zurückblei- bende ist eine unauflösliche Verbindung von arseniger Säure und Jodkalium. Sie wird in Wasser gebracht und hierauf durch Schwefelwasserstoflgas zersetzt. Nach dem Filtriren hat man Schwe- felarsenik und eine Auflösung von Jodkalium. 2 Zum Schlusse gab er noch den Kohlensäuregehalt des Ludwigsbrunnenwassers an, welches nämlich in 16 Unzen 40,9 Cub. Zoll Kohlensäure enthält. Dritte Sitzung. Freitags, den 23. September von 8 bis 10 Uhr Vormittags. Hofrath Döbereiner begann die Verhandlungen dieser Sitzung damit, dass er einige eingegan- gene Abhandlungen zur Ansicht vorlegte, nämlich eine Abhandlung „über den Gold- und Sil- berverlust bei den Röstarbeiten“ vom Kais. Russ. Gen. Major C. v. Tscheffkin, so wie: eine Abhandlung des Hrn. v. Mons „Considerations sur les eihers et sur leurs composes.‘“ Aus- serdem theilte. er auch noch zwei Manuscripte des Prof. Hünefeld in Greifswalde mit, nämlich 1) die Fortsetzung eines bereits im Druck erschienenen Aufsatzes von dem diabetischen Harne, von der Scheidung des Harnstoffes aus dem Zucker, so wie von der qualitativen und quantitativen Be- stimmung des letzteren und.seiner Umwandlung in Ameisensäure; und 2) ein Beitrag ‚‚zur Chemie der Metamorphose der Pflanzenfarben,‘“ welcher sich ebenfalls an bereits Bekanntes anschliesst und vorzüglich Versuche enthält über das chemische Verhalten der blauen Pflanzenfarbe gegen Sauer- stoff, Wasserstoff, Kohlensäure, feuchter atmosphärischer Luft, zur Electrieität, so wie über das Verhalten der Pflanzenauszüge aus blauen Pflanzen gegen Wärme, Brunnenwasser, Natronbicarbo- nat, Aetznatron, Actzammoniack, Natroncarbonat und Ammoniackcarbonat, eben so das Verhalten der blauen Blüthen zu Weingeist, Gümmi, Schleim, Zucker, Extractivstoffen, Galläpfelsäure, Ger- bestoff, Suceinauflösung, neutralen Alkalisalzen, Eisen- und Zinnsalzen, Bleisalzen, salpetersauren Quecksilberoxydul, zu oxydirenden und desoxydirenden Substanzen, unter Anderm mit der Schluss- bemerkung, dass die Feuchtigkeit auch bei allen diesen Processen die Hauptrolle spielt. Hofrath Tilesius sprach hierauf über submarine Vulkane. Dı, Frankl theilte sodann seine Erfahrungen mit über die Zersetzung des Glaubersalzes in Mi- neralquelien, über Auffinduug des Selens in dergleichen Gewässern, über den Gehalt der Mineral-- quellen an kohlensaurem Eisenoxydul und über die Färbung der Exeremente durch den Genuss des Mineralquellwassers. 131 Fermer legte Prof. Mitscherlich der Versammlung mehrere verschiedenen Mineralien analoge Kunstproducte vor, nämlich Magneteisenstein, Zinkblende, Augit (zu Paris vom Prof. Mitscher- lich und Berthier dargestellt), Chrysolith in grossen und gut ausgebildeten Krystallen, welche auch rücksichtlich der physikalischen Eigenschaften mit den natürlichen Individuen genau überein- stimmen. Ausserdem zeigte er künstlichen Glimmer, welcher bei einem Kupferschmelzprocesse ent- standen; derselbe zeichnet sich durch leichte Schmelzbarkeit aus und enthält statt der Thonerde das isomorphe Eisenoxyd. In optischer Beziehung ist dieser Glimmer ein einaxiger. Endlich legte er auch noch die künstlichen Feldspathkrystalle vor, welehe von der Sangerhäuser Kupferhütte stam- men und begleitete diese Nachweisungen mit Bestimmungen der verschiedenen Arten vulkanischer Erscheinungen, so wie mit Ansichten über Kohlensäurebildung auf nicht vulkanischem Wege (näm- lich über eine Bildung, die ihren Ursprung in der aus der atmosphärischen Luft in die Erdrisse ge- drungenen Kohlensäure hat). Und diese Ansichten begleitete derselbe noch mit mehreren durch Ab- "bildungen unterstützten Erläuterungen des au der Eifel gelegenen, ohne Schmelzungen vulkanisir- ten Terrains. Hieran schloss sich endlich noch ein Vortrag des Hofr. Brandes über den Gehalt der Mineral- quellen au Kohlensäure und über Kohlensäurebildung, so wie über Expansion der Kohlensäure. Vierte Sitzung. Sonnabends, den 24. September von 10 bis 1 Uhr. Prof. Suckow eröffnete die Reihe der Verhandlungen mit Demonstrationen der Einrichtung ei- nes zum grossen Theil aus Messing bestehenden, vom Mechanikus Braunau in Jena verferligten ‚Modells einer in Bewegung gesetzten Dampfmaschine von hohem Drucke mit doppelt durchbohrtem Hahne, deren Effect mit einer Menschenkraft zu vergleichen ist. Demnächst theilte Hofrath Döbereiner noch eine Notiz des Dr. Neef mit, welche die von Cross angestellten und im ‚‚Athenaeum‘‘ (No. 462. S. 632) beschriebenen Versuche betrifft, in wel- chen Cross durch seinen blos mit Wasser erregten und ein ganzes Jahr fortwährend wirksamen Electromotor schöne Krystallisationen erhalten, wovon die interessanteste die Bildung ‘von Quarzkry- stallen aus Fluorkieselsäure war, welche man allmälig entstehen sehen konnte. Erst bildete sich ein Sechseck auf der Matrix, alsdann strahlten Linien vom Mittelpunkte aus, hierauf bildeten sich neue Linien, welche die Conture der Säule bezeichneten, wodurch das Individuum immer dicker wurde. Und indem ein zweiter Krystall auf dem ersten ihn durchschneidend entstand, wurde das Wachsthum des ersten unterbrochen. Hierauf bezeichnete Prof. Göppert durch Versuche die Bedingungen zu künstliehen Versteine- rungen, .worüber er früher, in der ersten 'allgemeinen ‘Sitzung, die genaueren Angaben ausgespro- chen, aber noch besonders hervorhob, dass möglichst concentrirte Salzauflösungen angewendet und die Pflanzentheile einen ihrer Grösse und Stärke angemessenen Zeitraum hindurch dem Einfiusse der Salzauflösungen überlassen werden müssten. & Prof. Kane nannte sodann die Resultate aus seinen Versuchen, welche darthun, dass 1) der von Liebig analysirte Holzgeist und der von Dumas und Peligot untersuchte Holzgeist zwei unter sich verschiedene Körper seien; 2) bei der Destillation des von ihm untersuchten Holzgeistes ein Körper hervorgegangen, welcher aus 3 Atom. Mathylen- Aether und 1 At. Ameisensäyre be- stehe, also = 3 MIO + Fo0, sei, welchen-er Formal nennt. ... Endlich wies Dr. Böttger nach, dass sichs bei den Keir'schen und Wetzlar’schen Versuchen hin- sichtlich des Verhaltens des Eisens zu einer Auflösung des salpetersauren Silberoxyds nicht um rei- nes Eisen, sondern um ein übersilbertes Eisen handele, was durch sehr elegante und einfache Ver- suche auf electro-chemischen Wege zur Evidenz gebracht wurde. Dabei sprach derselbe die Ver- muthung aus, dass wohl kein absolut einfacher, metallischer Körper, dessen Oberfläche eine voll- kommen homogene Textur zeigt, im Stande sein dürfte, aus einer Metallsalzauflösung das Radical der Basis zu präcipitiren, noch auch von einer Säure angegriffen zu werden; wäre dies aber den- noch der Fall, so müsse man annehmen, dass der metallische Körper nach Art eines Volta'schen Elements wirke und dann entweder rauhe oder glatte, oxydirte oder nicht oxydirte, legirte oder nicht legirte Stellen zeige. Zur grösseren Versinnlichung dieses vorläufig nur hypothetisch ausgesproche- nen Satzes wurden einige Versuche angestellt, welche zu Gunsten dieser Hypothese ausfielen: ! 16 837 Fünfte Sitzung. Sonntags, den 25. September von 8 bis 1 Uhr. Prof. Mitscherlich machte auf eine grosse Reihe von Präparaten solcher Stoffe aufmerksam, welche auf der Grenze unerganischer und organischer Verbindungen stehen, nämlich vor Allem auf Verbindungen von Schwefelsäure und Benzo&säure, von Schwefelsäure und Benzin, auf benzoe- schwefelsaures Natron, auf saure benzo@öschwefelsaure Schwererde, benzilschwefelsaures Kupfer- oxyd, ausserdem auch auf selensaure Kalkerde, selensaures Kali, auf übermangansaure Schwererde und übermangansaures Natron und auf Doppelverbindungen von saurem weinsteinsaurem und trau- beusaurem Kali mit arseniger Säure, entsprechend dem Antimonweinsteine. Endlich verbreitete er sich über die Allgemeinheit der verschiedenen, der von Döbereiner zuerst nachgewiesenen Platin- thätigkeit analogen Wirkungen, welche durch den blosen Contact verschiedener Körper hervorge- bracht werden, z. B. über den Verdauungsprocess, über die Functionen der Nieren. \ Sodann wurde noch vom Amtsphysikus Dr. Groh die Bitte ausgesprochen, dass tüchtige Che+- miker eine möglichst genaue Analyse der Heide (Erica vulgaris) veranstalten möchten, weil diese bis jetzt verachtete Pflanze nach den vorhandenen Erfahrungen sich als eines der wichtigsten Heil- mittel, namentlich gegen Flechten und gegen eine häufig vorkommende besondere Form der Lungen- sucht, bewähren möchte. 1 \ = Und hiermit schloss sich die Reihe der eigentlichen Vorträge der physikalisch - chemischen Section. Zu anderen Vorträgen über chemische Gegenstände, welche fremde und einheimische Gelehrte vor der Versammlung zu halten die Absicht hatten, fehlte es an Zeit und der Hofraih Döbereiner konnte auch nur in aller Eile auf einige noch eingegangene Schriften (auf L. A. Buchner’s Be- trachtungen über die isomerischen Körper, so wie über die Ursachen der Isome- rie, Nürnberg 1836; Kane Researches on Ihe action of Ammonia on the Chlorides and ozides of mercury, Dublin 1836; und Pansner’s tabellarische Uebersicht von Russlands Mün- zen, Leipzig 1836), so wie auf einige allgemeine Experimente und mehrere von ihm erfundene Ap- parate und andere Gegenstände dieser Art die Anwesenden aufmerksam machen. Noch während der Sitzung erhielt derselbe vom Hrn. v. Römer in Wien zwei interessante chemische Präparate, so wie ein auf höchst sinnreiche Art ausgeführtes Gasopyreon (Döbereinersches Platinfeuerzeug in Gestalt eines Spazierstocks.. Gemäss des Wunsches seines Erfinders wurde es der Versamm- lung noch vorgezeigt, durfte indess nicht zerlegt werden. ey 3. Auszug aus den Protocollen der Section für Geognosie, Geographie und Mineralogie. Präsident: Graf Münster. Secretär: Dr. Bernh. Cotta. E Erste Sitzung den 20. September Vormittags 9 bis 11 Uhr. Vorlegung eingegangener Schriften von Schüler (Beiträge zur Geologie, besonders in Be- zug auf Ungam und Siebenbürgen) und von Tinius (über den jüngsten Tag nebst einem Send- schreiben). ; .. Geh. Conferenzrath v. Hoff erörtert den geognostischen Bau des sich zunächst an den Thü- zingerwald anschliessenden Thüringischen Terrains im Gothaischen, indem er nicht allein die Verhält- nisse der Oberfläche, sondern. auch die Aufeinanderfolge der einzelnen Flötzgebirgssehichten erläu- tert. Mehrere vorgelegte interessante Muschelversteinerungen des Keupers liessen es zweifelhaft, ob, man sie als Product des Meer- oder Süsswassers zu betrachten habe. Andere Zeichnungen stellten interessante Pflanzenversteinerungen aus derselben Formation, so wie die Ueberreste eines grossen Reptils aus den zunächst über den Pflanzenabddrücken befindlichen Schichten vor. Ganz ähnliche Lagerungsverhältnisse fand noch Graf Münster bei Bayreuth und Professor Plinin- ger legte ein-ähnliches Gestein mit ähnlichen Knochenresten aus dem Keuper Würtembergs vor. 123 In den tertiären Gebilden jener Gegend (in den Torflagern von Langensalza) war, wie v. Hoff berichtete, auch ein Fichtenstamm mit Spuren eines Sägeneinschnitts aufgefunden worden. Einige Abbildungen von Elephantenzähnen, die man mit Hirschgeweihen (von Cereus Elaphus) zusammeu- liegend bei Tona gefunden, gaben zu Discussionen Veraulass, da diese Zähne v. Hoff noch jetzt existirenden Arten zuschrieb, während Andere sie zu E. primigenius rechmeten. Als zur jüngsten Formation betrachtet der Vortragende die bis an die Vorhügel des Thüringer- walds hinreichenden nordischen Geschiebe. Markscheider Tantscher spricht über die Verrückung des Kupferschiefers durch den Kupfer- erzgang ‚Kronprinz‘ bei Cammsdorf und zeigt eine Suite von Gebirgsarten jener Gegend, so wie markscheiderisch genaue Zeichnungen dieses interessanten Verhältnisses vor. Prof. Germar berichtet über die versteinerten Insecten des Juraschiefers von Sohlenhofen aus der Graf Münsterschen Sammlung. Meist kommen dort Süsswasserinsecten (Libellula, Agrion, Aeshna, indess mit einer an Myrmeleon erinnernden Körperbildung, Nepa, Gerris und Pygolampis) vor. Die übrigen Insecten gehören grösstentheils zu den Phyllophagen, wie Zocusta, Mantis (durch Sprungbeine an Zocusta augrenzend), Cercopis, Sphinz, so wie einige Dipteren und Hymenopteren, Alle diese Formen deuten auf ein warmes, jedoch nicht gerade tropisches Clima. Die in der Braunkohle des Siebengebirgs befindlichen und im Bonner Universitäts- Museum auf- bewahrten Insecten sind meist Dunginsecten, namentlich Xylophagen. Sie zeigen keine fremden Ge- stalten und wurden wahrscheinlich durch Fäulniss im Wasser defect. Graf Sternberg bemerkt, dass ähnliche Verhältnisse hinsichtlich der Vegetabilien dieser Braunkohlen- Formation obgewaltet ha- ben müssten, auch gehören die genera noch jetzt existirenden Gattungen an, die Arten seien jedoch meist neu. Prof. Göppert macht noch auf die Verschiedenheit der Braunkohle der Rheingegenden von der des nordöstlichen Deutschlands aufmerksam. Zuletzt zeigte Germar sehr instruetive Exemplare aus der Steinkohlen -Formation von Löbejün und Wettin, wobei sich ergab, dass Volkmannia gracilis Sternb. (Steruberg Flora d. Vorw. V. und VI. F. 3,.mit Ausschl. von Fig. 1 und 2) die Aehre von Sphenophyllites Schlotheimii Broun sei und dass eine andere grosse Aehre wahrscheinlich einer neuen Art von Sphenophyllites angehöre. Exemplare von Asterophyllites equisetiformis bewiesen die Achnlichkeit mit den Sphenophyllen, und eine andere fucusähnliche Pflanze zeigte durch deutliche Adern und Fruchtknoten an den Blattspitzen die Annäherung an Farren. Eine ähnliche ohne Früchte hat v. Gutbier in seiner Beschreibung der Zwickauer Pflanzenabdrücke abgebildet. . Zweite Sitzung den 21. September Vorm. 9 bis 10 Uhr. Prof. Göppert wiederholte und erläuterte seine Versteinerungs - Experimente. Geh. Med. R. Otto hielt einen Vortrag über schlesische Petrefacten: a) aus dem Ueber- gangskalke, worin zwei auch v. Buch als sehr merkwürdig bezeichnete Ammoniten, Fischschup- pen, Fucoideen (bereits von Göppert in den Bonner Acten beschrieben) und ein neues in der Re- gel Felsspitzen überziehendes Röhrenkorall vorkommen; b) aus dem Oolith des Muschelkal- kes eine neue Avicula (die jedoch nach Gfaf Münster einer Varietät der Avicula inaegxistriata sehr gleicht), so wie ein neuer gelappter Zoophyt (wovon eine ähnliche species, nicht dieselbe, aus Italien dem Grafen Münster bekannt war); c) aus dem Pläner einige von Otto zü Ca- leanassa anligua gerechnete Krebse; d) aus dem rothen Sandsteine von Ruppersdorf die bei- den schon bekannten Palasoniscus- Arten dieser Formation, welche jetzt durch Nachgrabungen auch auf preuss. Seite aufgefunden worden sind. Anwesende erklärten die aus demselben Gestein erhaltenen rundlichen , theilweis’ aus ‘Opal bestehenden Körper für Coprolithen. 5 Prof. Göppert erwähnt, dass in den Kohlen des Quadersandsteins von Wenig-Raikwitz ne- bem Stammstücken von Ooniferen auch’ Bernstein gefunden worden sei. Schliesslich ‘zeigt er noch schöne von Weitz in Breslau gefertigte Abgüsse von Pflanzenversteinerungen vor. 5 he Dritte Sitzung den 23. Sept. Vorm. 8 bis 10 Uhr. re ° “General v. Tscheffkin zeigt prachtvolle sibirische Mineralien , hamentlick schöne Gold- und. Platinkrystalle aus den Schiefergebirgen, die, weil sie’ ihre Krystallkantcn noch vollkommen erhalten hatten, auf die Nähe ihrer ursprünglichen Bildungsstätte schliessen “Rn * 124 Vorläufige Durchsicht des Rossmässler’schen Sendschreibens (über die Nothwendigkeit ei- nes nomenclator generum animal. et plant.), so wie Vertheilung mehrerer vom Ob. M. R. v. Fro- riep mitgebrachter Abbildungen von Orithichniten (Vogelfussabdrücke) des bunten Sandsteins am Connecticutflusse. Dr. Berger verbreitet sich über die Versteinerungen aus der Umgegend von Coburg, nament- lich über Schuppen und Blattspitzen von Cycadeen im Keupersandstein,. über. einen schwarzen fünf- zackigen, mit hautähnlicher, aber fester Oberfläche versehenen Körper aus dem untern Keuper, den Otto für einen Gaumentheil oder Schuppe eines Fisches hält, und über ein Stück eines Saurierkopfs aus dem untern Keuper, das Graf Münster für den Theil eines Nothosaurus erklärt. | Kaufmann Laspe zeigt ein Stück des am 13. October 1819 bei Gera gefallenen und 2} F. tief eingeschlagenen Aerolithen vor, aus der Zechsteinformation von Gera. eine neue Pinna, einen Spon- dylus, mehrere Productus- Arten, einen Orthis,. einen Fischabdruck (den einzigen, der zeither in dieser Gegend aufgefunden worden ist) und ein versteinertes Coniferenholz. aus der Braunkohlen- formation. : Von Gutbier spricht über die gegenseitige sehr gesonderte Lagerung, so wie über die gänz- lich von einander abweichenden Pflanzenabdrücke des Rothliegenden und der Kohlenformation: der Ge- gend von Zwickau. . Prof. Plieninger brachte im Auftrag Sr. K. H. des Prinzen Paul von Würtemberg einen Schädel des Palaeomephitis Steinhemiensis Jäger. aus dem Süsswasserkalke von Steinheim zur Ansicht. Die damit vorkommenden Süsswasserschnecken, welche Plieninger für Paludina multi- formis hält, erklärt v. Buch für eine Valvala. Ausserdem: zeigte er noch vor die Sprungbeine ei- nes Wiederkäuers aus der Molasse von Scheer, eine zwischen Muschelkalk und Keuper bei Stutt- gart aufgefundene Conglomeratschicht mit vielen kleinen schwarzen Zähnen auf der Unterfläche und verästelte rundliche Körper (Wülste) auf den Schichtflächen des schwäbischen Zias, welche Dr. Cotta mit den fast in allen Flötzformationen vorkommenden ähnlichen Gebilden für am meisten ver- ae und mit den von Webster aus der englischen Kreide abgebildeten Alkyonien übereinstim- mend hält. Während dieser Sitzung demonstrirte auch Prof. Ehrenberg seine neuesten Entdeckungen der Infusorien als Felsmassen unter dem Microscope. Vierte Sitzung den 24. Sept. Vorm. 9 bis 11 Uhr, für welche sich die geologische Section mit der botanischen vereinigt hatte. » Prof. Ehrenberg theilt eine Abhandlung des Dr. Palliardi in Franzensbrumen: über die Kieselguhr im Franzensbrunner Torfmoor mit und zeigt die dabei übersendete und fast nur aus Avicula viridis bestehende Kieselguhr selber vor. Prof. Göppert präsentirte seine in den Bonner Acten erschienene Monographie der fossilen Far- renkräuter, so wie eine Menge schöner Abbildungen zur Fortsetzung seiner petrefactologischen Ar- beiten. Bei Gelegenheit der Erwähnung eines eine kleine Jungermannia enthaltenden Bernsteinstücks fragt A. v. Humboldt, ob Göppert bei dem Bernstein feine, den Usneen ähnliche Wurzelgebilde bemerkt hahe, wie solche in Ostpreussen beim Bernstein gefunden worden seien. Göppert erinnert sich dessen nicht, erwähnt dagegen bei Muskau Bernstein mit einem deutlichen Coniferenstamm ver- bunden gefunden zu haben. — Cotta’s Gattung Calamitea hält Göppert für einer unsern jetzi- gen Piperaceen analogen Pflanze zugehörig und legt Abschnitte eines noch jetzt existirenden Pipera- eeenstammes vor, welche allerdings grosse Aehnlichkeit damit zeigen. Cotta bemerkt, dass dann auch die Calamiten (Abdrücke) dazu gerechnet werden müssten, weil, wie er sich noch neulich über-: zeugt habe, Calamitea und Calamites zusammengehören. ‚Graf Sternberg. erklärt einige-für Heft 7 und 8 seiner vorweltlichen Flora bestimmten trefl-i lichen Kupfertafeln, welche unter andern: darstellten: neue ‚Pecopteris-Arten, einen völlig runden: aufrechten Zepidodendron-Stamm, der beim Zerschlagen im Innern mit lauter nicht dazu gehörigen Pflanzenabdrücken erfüllt war, neue Equisetiten aus der Kohlenformation.mit auffallenden Gelenkflä- ehen (wie bei Eguisetum hyemale), Cycadites Cordai , als Abdruck und doch mit stellenweis deut- licher innerer Structur und Coniferenzapfen aus. der böhmjschen Kreideformation. . ‚Zuletzt zeigte er noch die eben jetzt erschienene Pieridographia von Presl, deren Benutzung ‚die Kenntniss- fossiler! Farrengewächse zu erleichtern. verspricht. u 1A er 125 Hofrath Reichenbach sprach über einige der schönsten Petrefacten des Dresdner Museums (Stamm eines Dicotyledonenbaums, Megadendron saronicum, Rchb., ungemein grosse Staarsteine, ein Stamm aus dem Steinsalzgebirge bei Krakau, 2 Fuss im Durchmesser, vom Bau des Blüthen- zapfens einer Cycadee) und zeigte eine grosse Abbildung dichotomisch verästelter Wülste, welche bei Welschufen in der Gegend von Dippoldiswalde im Quadersandstein aufgefunden worden sind. Einige hielten sie für Fucoideen, andere für Aleyonien. Cotta macht aufmerksam, dass Web- ster viele ganz ähnliche Körper von der Insel Wight in’ den Geological Transactions, Vol. II. 1814 abgebildet und wohl mit Recht zu den Alcyonien- gerechnet habe. Bei vorliegendem Fall schienen: auch die granulirten Oberflächen für ein Alcyonium zu sprechen, worin ihm Graf Münster:bei- stimmte. . Dr. Cotta verbreitet sich: über Pflanzenabdrücke ( einer Credneria und Haliserites, Reichiüi, Sternb. aus dem untern Quadersandstein (Wealden Formation) von Niederschöna bei Freiberg und: legte einige durch Prof. Rossmässler in Tharand entworfene Lithographien, so wie natürliche Exemplare davon: vor. Dass’ letztere Art wirklich‘ eine Fucoidee sei, schien den Meisten wahr- scheinlich. Graf Münster legt ausgezeichnete, für Sternberg’s vorweltliche Flora bestimmte Abbildun- gen einer neuen fossilen Farrengattung (Plebopteris) aus dem Keuper vor. 3 Prof. Weiss spricht über das mit gediegenem Gold vorkommende Pallad von Tilgerode am Harz; und legt unter andern eine kleine Platte desselben vor. Ausserdem macht er noch auf einige neue vorliegende Sectionen der bei Schropp erscheinenden, von F. Hoffmann’ begonnenen und von v. Dechen und Gumpreeht fortgesetzten bekannten geognostischen Charte aufmerksam, theilt einige Bemerkungen über -die urweltlichen Thierfährten bei Hildburghausen mit, wobei er die Abbil- dung eines in’ jenem Sandstein gefundenen Rippenknochens vorlegte und zugleich berichtete, dass sich diese Fährten wirklich in mehreren über einander liegenden Schichten vorfänden (was auch: Bernhardi als bei Harras beobachtet bestätigt) und schloss mit Vorzeigung der sogenannten bie- nenzelligen Echiniten. Diese Zellenformation entsteht nach ihm durch einen Ueberzug der inneren. Höhlung der Echiniten mit Kalkspath-Krystallen und späterer Ausfüllung mit Quarzmasse, welche bei der endlichen Zerstörung der Schaale allein übrig bleibt. : Prof. Göppert entwickelt die Geschiehte der Auffindung von fossilen Blüthen. Früher hielt man Vieles unrichtig für Blumen und Früchte. Erst Ad. Brongniard fand die erste einer Grasart zugehörige wirkliche Blüthe im Keuper und mehrere später in der Braunkohle und in den Sehichten des Monte Bolca. Keferstein beschrieb unter dem Namen von Valeriana Salzhausiensis, aus der Braunkohle von Salzhausen, einen Pflanzenrest, den Kunth zuerst für eine Amentacea, unseren Alnusarten ähnlich, hielt und was Göppert völlig bestätigte. Auch zeigt er’ den Pollen derselben: unter dem Microscope. N A. v.Humboldt erläutert schöne Abbildungen von Rugendas, die Physiognomik der Gewächse,. der Erdoberfläche und der Gebirgsarten betreffend. Hieran knüpften sich noch die belehrendsten Be- merkungen über die physikalischen Beobachtungsstationen zwischen dem 38. und 40° N.Br., über die asiatische Hochebene, welche man gewöhnlieh viel zu gross angibt, über die Höhe des Caspischen Meeres, über den Zweck und die zweekmässigste Ausführung geognostischer Darstellungen durch , Zeichnung, über die Aufnahme der Länder (durch aus Höhenwinkeln bestimmte Standlinien),,. über die, Abkühlung des atmosphärenlosen Monds und dessen eigenthümliche Vulkanität Beaetion: des: In- nern gegen das Aeussere), über das eigenthümliche Gestein der Anden (_Andesit v. Buch’s und. Elie de Beaumont’s), über Erklärung der sogenannten magnetischen Gewitter (Nadelschwan- kungen) durch unterirdische Wärmeströmungen u. s: w. Fünfte Sitzung den 24. Sept. Nachm. 4 bis 5 Uhr. J34 x u s.Der:Seeretär referirt "den Inhalt des von ©. Westhoff eingegangenen Sehreibens: Beitrag: zur Geogonie. [& di Derselbe verliesst die vom bereits abgereisten Dr. Zipser verfasste Relation über Prof. Schü- ler's Beiträge zuriGeologie,besonders in Bezug aufUngarn und Siebenbürgen, des- sen Begutachtung dem Dr. Z. von der Section aufgetragen worden war. er . -«Derselbe‘trägt ferner die interessanten, vom Staatsrath" v. Struve: gemachten Mittheilungen: über- den.;Aerolithenhagel©1824: im: Gouvernement Orenburg vor- i - Ft 126 Kammerherr von Gross glaubt in einer besondern Vorlesung den Hessberger Sandstein mit den urweltlichen Fährten als Keupersandstein ansprechen zu müssen, was der Bergamtsverwalter Engelhard durch eine geoguostische Skizze zu erhärten sucht, wobei auch Dr. Bernhardi sich beilällig erklärt, wogegen sich jedoch Prof. Weiss entschieden erklärt, insofern er jene Schichten aufs Bestimmteste für bunten Sandstein hält. - L. v. er zeigt die smmmlchen Sneak zwischen den Gattungen Terebratula, Spirifer und Orthis und legt seine neueste darüber erschienene Abhandlung (Zrplication d de Spirifer et d’ Örthis) vor. eg nr WERE Dr. v. Holger berichtet über die Entstehung und den richtigen Fundort des Gurhofian’s, den er für einen umgewandelten Serpentin hält, wogegen L. v. Buch erinnert, dass ein einfaches Mi«: neral doch unmöglich aus einem zusammengesetzten entstehen kaun, indess beruft sich v. Holge r auf einen chemischen Beweis. \ Sechste Sitzung den 25. September Vormittags 11 bis. 1 Uhr. Die botanische Section will einen Ausschuss. bilden, dem. sich einige Geologen anschliessen. sollen, um über Rossmässlers bekanntes Seudschreiben weiter zu berathen. _ on Graf Münster zeigt die Abbildung einer neuen Gattung urweltlicher Wiederkäuer vor, näm- lich ‚Sivatherium giganteum (the London and Edinburgh philos. Magaz. N. 53, abgedruckt aus) den: Abhandlungen der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen) und erklärt zugleich, dass es nicht, wie dort gesagt, das erste vorweltliche neue genzs von Wiederkäuern sei, da Herm. v. Meyer und er schon längst 3 Arten Palaeomeryz aufgefunden habe. E ' Dr. Cotta berichtet über die bisherigen Resultate der bei Hohnstein in Sachsen auf Kosten mehrerer Freunde und Beförderer der Geognosie angestellten Nachgrabungen, welche die Entblös- sung der Granit-Sandsteingrenze zum Zweck haben und woraus sich unter anderen mit Bestimmtheit ergibt, dass dort der Granit gegen 1000 Fuss über dem Quadersandstein hinwegragt. Graf Sternberg spricht über einen von schmalen Basaltgängen durchsetzten Granit vom Veits- berge bei Carlsbad. Dr. Sack zeigt einige Grauwackenversteinerungen, von Daun in der Eifel vor. Prof. Plieninger legt Kalktuff von Canstadt vor, welchen Graf Münster und Graf Stern- berg für inkrustirten Charen erklären. Prof. Zeune verbreitet sich über allmälige Senkungen im Gebiete der Flötzgebirge, wobei er Beispiele von Ulm, Naumburg und Jena anführt. Prof. Plieninger und Oberforstrath Cotta fü- gen andere Beispiele. aus eigener Erfahrung; bei. Schliesslich fordert er zu. fortgesetzten möglichst genauen Beobachtungen dieses Phänomens auf. - 2 Prof. Göppert entwickelt seine Ansichten über die Structur der Steinkohle. Schon Witham fand darin die Structur der Coniferen und er glaubt nachweisen zu können ‚.dass die meisten Stein- kohlen aus Dicetyledonen oder Coniferenholz entstanden und dass die schiefrige Structur derselben eine Folge der durch grossen Druck zusammengepressten Jahrringe sei. Er selbst hat mit Hülfe einer Wasserpresse vielerlei Holzarten breit gequetscht und legt einige davon vor, die allerdings einige Aehulichkeit mit den zugleich vorgezeigten Schieferkohlen von Löbejün zeigen. Aus diesen ir folgert er besonders, dass. breit gequetschte Stämme ‚deshalb nicht hohl zu sein’ rauchen. . Graf Münster legt für mikroskopische Beobachtungen geeignete höchst dün i . reuther Arbeitshause gefertigte Schnitte von versteinerten Dean ee ı Prof. Weiss erläutert die gewundenen Bergkrystalle durch natürliche Exemplare und Modelle und weisst nach, dass dieses- Phänomen im genauesten Zusammenhange, mit dem; Vorhandensein der Trapezoidenflächen stehe und durch eine während der Krystallisation constant fortwirkende Drehkraft hervorgebracht sein müsse. Er folgert daraus zugleich, dass auch bei.den 'Zwillingsbilduigen eine wirkliche Drehkraft auf die einzelnen Individuen gewirkt habe. »)502002 1 Siebente Sitzung den 26. September Vormittags 9—101 Uhr. - 1 sr gun A usa Staatsrath v; Eichwald: legt eine grosse Zahl zum Theil ‚neuer ‚Arten. we e ” . . Er phyten und viele Muscheln aus den Tertiärformationen, Volhyniens und ne nr re 127 schen Meeres, sowie zugleich seine: naturhistorische Skizze von Litthauen, Volhynien und Podolien (Wilna 1830) vor. Ueberdem bietet er petrefactolegischen Tauschhandel an. Auf die Aufforderung des Staatsraths v. Pansner theilt er hierauf seine auf Erfahrung begründete Ansicht über die bisher zweifelhafte, nach ihm wirklich stattfindende zweiarmige Ausmündung des Flusses Amudarja (welcher sicher Herodot's Arazes und Strabo’s Ozus ist) in das Caspische Meer und in den Aralsee mit. | Graf Münster erläutert eine grosse Menge neuer Gattungen ‘und Arten organischer Fossilien, theils durch schöne für die Bonner Acten und Agassiz Werk für fossile Fische bestimmte Ab- bildungen, theils durch natürliche Exemplare. Unter diesen heben wir besonders hervor: a) aus dem Kupferschiefer von Glücksbrunn der Gaumenknochen eines ganz neuen Fisches, wo- von einen Theil v. Schlotheim früher für einen Trilobiten hielt. Otto erklärt ganz ähnliche Exemplare aus dem Kupferschiefer von Mannsfeld in Germar’s Sammlung zu Halle und im Natu- ralienkabinette zu Dresden gesehen zu haben. 5) Aus dem Eichstädtischen Jurakalkschie- fer: Sepia obscuru, linguala, regularis, gracilis, venusta, hasliformis, anliqua, eaudata; Lo- ligo subhasiata; Onycholteuthis cochlearis, speciosa, lata, sagiltala, tricarinala, subovala, an- 'gusta, inlermedia und Ferrussacci (letztere mit den Fangarmen und allen feinern Häckchen daran); Belanostomus (sonst Aspidorhynchus) sphyraenoides, tenuirostris, tabulatus, ventralis, brachy- somus und Munsteri, lauter Fische, welche sämmtlich von Agassiz benamıt sind; Undina peni- cillata und Plerodactiylus longipes. Aus einigen vorliegenden Exemplaren von Onyechoteuthis ergibt sich, dass das zweifelhafte genus Belemnosepia nichts weiter als ein zufälliges Zusammenliegen von Onycholeuihis mit einem Alveolkegel von einem Belemniten ist. c) Aus dem Keuper von Bayreuth Reste eines neuen Sauriers mit doppelter Zahnreihe. Prof. Wackenroder erklärt eine von ihm mit grosser Sorgfalt zusammengestellte Gebirgs- artensuite der Umgegend von Jena, welche er bereits in seinen „Beiträgen zur Keuntniss der Formation des Muschelkalkesund des bunten Sandsteins bei Jena“ ausführlich be- schrieben hatte. Ey Auszug aus den Protokollen der pharmaceutischen Section. Präsident: Geheime Hofrath Dr. Trommsdorff; Sekretair: Hofraih Dr. Brandes. Eıste Sitzung den 19. September. Nach der Wahl des Präsidenten und Sekretairs für diese Section wurde noch in der heutigen Sitzung von Prof. Wackenroder ein vollständiges und sehr genaues Modell“eines Dampfkochungs- Apparates vorgezeigt und erläutert. Dieser Apparat ist der ursprünglich Beindorf'sche, welcher aber von Dr. Meurer in Dresden vervollkommnet ist und zu verhältnissmässig billigem Preise von dem Zinnarbeiter Boehmer in Dresden angefertigt wird. Zweite Sitzung, den 20. September. Der Präsident zeigte zuerst in einer Anrede an die zahlreich versammelten Mitglieder, wie er- freulich es sei, dass sich hier in Jena zum ersten Male eine eigne pharmaceutische Section ge- bildet habe und diese auch vorläufig, gleich den übrigen Seetionen der Versammlung deutscher Na— turforseher und Aerzte, in dem Programme angekündigt worden sei. Es sei sehr zu wünschen, dass diese Einrichtung auch in Zukunft beibehalten werde, damit auch den speciellen pharmaceutischen Wissenschaften die genügende Aufmerksamkeit könne gewidmet werden. Dr. Geiseler sprach hierauf von der Darstellung eines Zinkoxyds aus essigsaurem Zinkoxyd, welches durch langsame Zersetzung des essigsauren Bleioxyds mit überschüssigem Zink erhalten worden. Hieran reihete Prof. Wackenroder eins mit Versuchen bogleitete Mittheilung seiner; auch schon in mehreren Zeitschriften bekannt gemachten Methode, das Bleioxyd in den flor. Zinch per zalcinationem aufzufinden, ‘welches, seiner Erfahrung zufolge, immer darin enthalten ist. Ins- besondere erläuterte. derselbe durch Versuche, 1) dass das schwefelsaure Bleioxyd zwar ziemlich leieht in Salpetersäure aufgelöst, aber.durch. eine hinreiehende Menge von Schwefelsäure wie- der gefällt werde; 2) dass das schwefelsaure Bleioxyd, wenn es in Salpetersäure oder Salz- säure aufgelöst, oder auch nur in stark sauren Flüssigkeiten suspendirt ist, von Schwefelwas- serstoff nicht geschwärzt werde; 3) dass beim Kochen eines Gemenges von Zinkoxyd und Bleioxyd mit kohlensaurem Natron das Bleioxyd aufgelöst werde und dann in der Flüssigkeit leicht zu ‚erkennen sei. Nachdem nun auch das Wesentlichste über die Darstellung eines reinen Zinkoxyds. auf nassem Wege angegeben worden, führte Dr. Buchner jun. an, dass auch Witt- stein in mehreren Zinksorten Baierns und Tyrols, so wie in den daraus bereiteten Zinkblumen ebenfalls Blei gefunden habe. Regierungs-Medieinalrath Fischer erinnert an den tkierapeutischen Unterschied, den man hinsichtlich des auf nassem und trockenem Wege bereiteten Zinkoxyds öfters gemacht hat und erwähnt die Anwendbarkeit des kohlensauren Zinkoxyds in der medieinischen Praxis. Stickel trug in einer Vorlesung seine Versuche über das Fuselöl vor, welches er aus der Hefe des Jenaischen Weines erhalten hatte. Er glaubt, dass dieses Oel aus einem ätherischen Oele und den durch die Gährung und Destillation aus fetten Oelen erzeugten Producten bestehe, und dass man eigentlich nur das bei der Gährung sich abscheidende fette und ätherische Oel als praetxisti- rend betrachten könne, sewie auch dass hiervon die Blume der Weine abhängig sein dürfte. Auch berichtete Stickel die Versuche von Büchner über das Feermentol, von welchem auch Dr. Bley eine Auflösung in Wasser vorzeigte. In Bezug auf das Fuselöl im Kornbranntwein führte Hofrath Brandes dagegen Gründe an, welche die Präeexistenz dieses Oeles in den Cerealien höchst glaub- haft machen, Hofrath Buchner theilte seine Erfahrungen in Betreff des Fuselöls aus Kartoffel- branntwein mit und stimmt der Ansicht bei, dass unter den verschiedenen Arten des Fuselöls ein Unterschied bestehe; . Geh. Hofrath Trommsdorff erwähnt der von Runge früher anfgestellten Grünsäure. Diese Säure existire wirklich und er habe sich mit der Darstellung derselben, namentlich aus der Scabiosa succisa beschäftigt. Auch fand er die Erfahrung 'Runge’s bestätigt, dass das mit Salzsäure be- netzte Holz der Coniferen im Dunste des Dippelschen Oeles sich dunkelpurpurroth färbe. Diese Färbung nahm aber jedes Holz an, z.B. Althäawurzel, was durch Versuche anschaulich gemacht wurde. Dritte Sitzung den 21. September. Apotheker Thomas bezweifelt nach erhaltenen Mittheilungen die Existenz der weissen rus- sischen Rhabarber, wogegen Hofrath Buchner und Professor Dulk dieselbe bestätigen und Geh. Hofrath Tromsdorff anführt, dieselbe in dem Reisekasten des Kaisers Alexander in Erfurt selbst gesehen zu haben. — Thomas führt an, dass *: eztractum ligni Quassiae seines starken Salzgehaltes wegen bei der Bereitung sehr leicht kupferhaltig werden könne, — Dr. Bley führte die Resultate seiner Analyse der Coc-ionellae septem punclatae au. Er fand: gelbes, fettes Oel, Osmazom, Eiweiss, gelbbraunes Harz, braunen Farbestoff, ätherisches Oel, Ameisensäure, thierischen Faserstoff und Wasser. Die früher so gerühmten Arzneikräfte dieses Käfers dürften abhängig sein von dem flüchtigen Oele und der Ameisensäure, welche man bereits in sehr vielen anderen Käfern angetroffen hat. Hofapotheker Kindt theilte seine Erfahrungen über eine eigenthümliche Bildung von Schwefel- kohlenstoff mit. A Prof. Wackenroder sprach über die Vorzüglichkeit des salpetersauren Quecksilberoxyds, des- sen Auflösung in Wasser von Kochsalz völlig neutralisirt wird, als Reagens für mehrere Säuren, wie dieses in seiner „Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse‘ angegeben worden ist. Es wurden von ihm mehrere Versuche angestellt zur Bestätigung des Verhaltens dieses Reagens gegen unterschwefligsaure Salze, über deren Bildung bei mehreren pharmaceutisch-chemischen Operationen ein Mehreres hinzugefügt wurde. Derselbe legte mehrere Proben von Corydalin und seinen Salzen 'vor, unter denen das in bü- schelförmigen Nadeln kıystallisitte salzsaure Corydalin sich besonders auszeichnete. Hofrath Buchner wies darauf hin, dass dieses Alkaloid alle Beachtung der Aerzte verdiene. 139 Prof. Dulk sprach über die Classification der indifferenten stickstofffreien organischen Bestand- theile, welche nicht sowohl als Subalkaloide, sondern als Extractivstoff aufzuführen seien. Diese Bezeichnung hielten aber die meisten Anwesenden nicht für passend. Vierte Sitzung den 23. September. Hofrath Brandes sprach über die Vortheile der Deplacirungs-Methode bei Bereitung der offieinellen Extracte. Insbesondere wird das ewziract. rad. rhei erwähnt, welches nach dieser Methode dargestellt und dann auf seimen Gehalt an Rhabarbersäure untersucht wurde. Mehrere der Anwe- senden theilten ebenfalls ihre dieser Methode günstigen Erfahrungen mit und Geh. Hofrath Tromms- dorff zeigte auch die Vortheile derselben bei dem Ausziehen des Zuckers aus den Runkelrüben. Dr. Geiseler warf eine Frage auf, betreffend das Harz aus den sogenannten Jalappenstengeln Hofrath Buchner erwiederte, dass dieses Harz von dem aus der Wurzel verschieden sei, aber doch häufig in der Veterinärpraxis angewendet werde. Nach Widnmann enthalte übrigens die Wurzel der Jalappa Purga neben einem bernsteingelben Harz auch Mannit. * Dr. Buchner jun. sprach über die beste Methode zur Darstellung eines reinen Jalappenharzes Die Harze im Allgemeinen betreffende Discussionen folgten hierauf und Apotheker Thomas er- wähnte eines in seinen Sammlungen sich befindenden Exemplars eines ächten Si/yrar in granis. Hofrath Buchner hielt einen Vortrag über das Causticum Hahnemanni, welches durch Destillation von ätzendem Kalk mit etwas zweifach schwefelsaurem Kali und Wasser dargestellt wird. Seinen Versuchen zufolge ist dieses so gerühmte Heilmittel nichts anderes,.als Wasser mit einer Spur von Ammoniak. Ueber die Bildung des Ammoniaks in diesem Destillat, so wie über die finctura ignis Hahnemanni entspannen sich einige Discussionen, die dann aber auf andere rationelle Heilmittel über- gingen. Insbesondere betrafen diese die Opiumtineturen. Es ward der allgemeine Wunsch ausge- sprochen, dass zur Erreichung einer Gleichmässigkeit dieser Präparate die Vorschriften der Phar- macopoea borussica für dieselben allgemein möchten angenommen werden. Fünfte Sitzung den 24. September. Dr. Artus handelt von der Darstellung eines arsenikfreien Antimons, das man nach ihm, wie bereits auch Andere schon empfohlen haben, aus dem Algarottpulver gewinnen kann. Hofrath Buchner, Dr. Geiseler und Prof. Wackenroder sprachen über denselben Gegenstand und Eirner legte mehrere Proben von Antimonmetall vor, das nach verschiedenen Methoden dargestellt worden. Dr. Buchner jun. sprach von der Darstellung des Aroms der Blüthen von Philadelphus coro- narius, Reseda odorata und Tilia europaea vermittelst Schwefeläthers. Aus den ersten nur kounte ein reines ätherisches Oel gewonnen werden. Indessen gaben doch auch flores Tiliae, aus Con- stantinopel durch Landerer in Athen erhalten, schon bei der Destillation mit Wasser etwas äthe- risches Oel. Geh. Hofrath Trommsdorff wies zugleich auf ‘die alte Methode hin, das Arom mancher Blüthen zu fixiren durch eine Extraction derselben mit Zuckersyrup oder fettem Oel. Nach Thomas sollen auch die Blumen von Antirrkinum Linaria, einige Zeit in der Hand gehalten, einen angenehmen Geruch entwickeln, den sie bekanntlich unter deu gewöhnlichen Umständen nicht be- sitzen. Hofrath Brandes führt kürzlich von ihm gemachte ähnliche Erfahrungen in Betreff der weissen Lilie’ an, aus denen mittelst Aethers das Arom ausgezogen werden kann. Es scheint, dass diese Blumen ihren Geruch verlieren, wenn man die Antheren ausschneidet. Ueber Darstellung der ätherischen Oele überhaupt werden Mittheilungen gemacht. ' Hofrath Buchner redete hierauf über die schon öfter zur Sprache gebrachte Emführung einer Pharmacopoea universalis oder nur einer Ph. germanica. Der Redner erklärt, dass er seine in die- ser Beziehung schon in Stuttgardt ausgesprochene Ansicht auch jetzt wiederholen müsse und wel- che gegen die Einführung eines solchen Arzneigesetzbuches sei; denn es liege klar vor, dass Ge- wohnheit und Bedürfniss in den verschiedenen Theilen Deutschlands einen oft gauz abweichenden Arzneischatz verlange. Und sollte es auch wirklich möglich gemacht werden, dass für den Augen- blick der Arzneischatz jedem deutschen Lande anbequemt werde, so dürfte doch schon nach ein Paar Jahren die Unbequemlichkeit wieder hervortreten. Dieser Ansicht konnten auch Tromms- 17 130 dorff, Dulk, Geiseler, Kindt u. A. ihre Beistimmung nicht versagen und insbesondere be- merkte Brandes, dass ihm von Oberdörffer in Hamburg ungefähr dasselbe in Bezug auf die neu erschienene Hamburger Pharmakopoee geantwortet worden sei und dass die so eben berührten Ungelegenheiten auch nach der Einführung der Pharmacopoea gallica hervorgetreten seien. Dessen ungeachtet glaubte jedoch Hofrath Buchner, dass hinsichtlich mehrerer Puncte eine völlige Gleich- heit und Uebereinstimmung in allen deutschen Pharmakopoeen nicht nur möglich, sondern auch höchst wünschenswerth und nothwendig sei. Zunächst solle man sich vereinigen 1) zu einer glei- chen Nomenclatur; 2) zu einer Gleichheit in den Vorschriften für die Galenischen Präparate, während dieselbe bei den rein chemischen natürlich unnöthig sei; 3) zur Annahme ein und desselben Medicinalgewichts. Alles dieses werde sich durch Commissionen um so leichter erreichen lassen, als die Pharmacopoea borussica ihrer grossen Verbreitung wegen zur Norm dienen könne, welche Ansicht denn auch von der Versammlung beifällig aufgenommen wurde. Prof. Wackenroder reihete hieran einen. Vortrag über die Visitation der Apotheken und legte die kürzlich von ihm in Druck gegebenen Protokoll-Netze zu Apothekenvisitationen, welche eine allgemeine Anwendung gestatten dürften, den Anwesenden zur Begutachtung vor. Hofrath Buchner knüpfte daran seine Erfahrungen über die Vortheile, welche das Abdampfen der Extracte mittelst hindurchgeleiteter Luft gewährt. Sechste Sitzung den 26. September. Hofrath Brandes sprach über Verfälschungen von Arzneimitteln und namentlich über mehrere ihm in neuerer Zeit vorgekommene von Castoreum sibiricum. Prof. Wackenroder zeigte hierauf Apparate und Sammlungen des pharmaceutischen Instituts vor, wovon hier nur auf Einiges aufmerksam gemacht werden kann. In der sehr reichhaltigen Sammlung pharmaceutisch-chemischer Präparate machte sich u. A. bemerklich das in Nadeln kry- stallisirte Eisenchlorid, welches durch Hineinleiten von Chlorgas in eine Auflösung von Eisenchlorür und durch Abdampfen der Flüssigkeit über concentrirter Schwefelsäure auf eine sichere und leichte Weise dargestellt wurde. Dann ist ein schön krystallisirter, aus dem Rückstande von der Dar- stellung des Schwefelwasserstoffes bereiteter, ganz neutraler Eisenvitriol zu erwähnen. Es wurde durch Versuche gezeigt, dass dieser Eisenvitriol durch Schwefelwasserstoff eine deutlich schwarze Trübung erleidet und essigsaures Eisenoxyd eine sehr copiöse schwarze Fällung, Eigen- thümlichkeiten dieser Salze, welche bisher ganz übersehen worden sind. Ein noch nicht quantitativ analysirtes Doppelsalz von schwefelsaurem Eisenoxydul und schwefelsaurem Kalk und mehrern Arten von reinem kohlensaurem Kali sind zu erwähnen. Prof. Wackenroder führt dabei an, dass das aus Weinstein durch Calcination bereitete kohlensaure Kali jederzeit Kalk und Spuren von Kieselerde enthalte. Das aus rohem Weinstein dargestellte Salz enthalte, wie bekannt, immer Cyankalium, aber eben so auch, obgleich weniger, das aus Salpeter und Kohle gewonnene. Das aus Weinstein mit Salpeter dargestellte enthalte entweder Salpetersäure, oder, wenn starke Glühhitze und ein hessischer Schmelztiegel angewendet werde, Kieselerde. Als eine an kohlensau- rem Kali sehr reiche Asche wird die der Früchte von Pinus sylvestris vorgelegt. Bei Betrachtung der Alkaloiden-Sammlung wird von Wackenroder besonders erwähnt, dass, wenn Narkotin in Eisenchlorid aufgelöst und die Flüssigkeit sogleich mit rothem Cyaneisenkalium versetzt werde, erst allmälig eine grüne, dann blaue Färbung eintrete; Morphium gebe unter denselben Umständon sogleich einen Niederschlag von Berlinerblau. — Die pharmakognostische Sammlung des Instituts nimmt eine ausgezeichnete Stelle unter den pharmakognostischen Kabinetten ein. Zu erwähnen sind nur beispielsweise die verschiedenen Arten von Moschus, Castoreum , die verschiedenen Arten von Balsamen, Harzen und Gummi-Harzen, dann von rad. Filicis, Sarsaparillae, Hellebori nigri, Rhei, Ipecacuanhae, cort. Chinae und Hölzern, bei welchen sämmtlich auch auf die Verwechselung mit anderen Droguen besondere Rücksicht genommen worden ist. 131 2. “ Aus zug aus dem Protokolle der botanischen Section. Präsident: Graf Ca sp ar von Sternberg und als dessen Stellvertreter Geheime Hof- rath Voigt. Secretair: Hofrath Reichenbach. Erste Sitzung den 20. September. Hofrath Koch sprach zuerst über die Semperviva der Flora Deutschlands. Er bemerkte, wie die Arten vorzugsweise an den Blattrosetten unterschieden werden könnten, zeigte frische und ge- trocknete Exemplare vor, und gab an, wie sich seit der Entdeckung des S. Funckii und Brauniü noch eine neue, dem S. Zirtum und soboliferum ähnliche, aber schlankere Art gefunden habe, die er S. arenarium nannte. Hofrath Reichenbach bemerkte, dass dieser Fall ein schönes Beispiel für die von ihm oft angedeutete Fortbildung der Gattungen durch ihre Arten abgebe und wie namentlich hier wahrschein- lich sei, dass die neuerlich bekannt gewordenen, zwischen früher bekannt gewesenen mitten inne ste- henden Arten ihre Entstehung einer Bastardzeugung zu danken gehabt und dann durch die Rosetten- triebe sich vervielfältiget hätten. Präs. Nees von Esenbeck und GHR. Voigt fanden dies um so wahrscheinlicher, als auch eine Menge von Fettpflanzen anderer Gattungen in unsern Gärten vorkommen, welche ähnlichen Ursprung nachweisen liessen und sich durch Wurzeltriebe oder Stecklinge, endlich auch durch Saa- men gleichförmig fortpflanzten. Prof. Kunze fügte den Wunsch hinzu, dass man versuchen möchte, die Semperviva durch Entnehmung von Rosettentrieben zum Saamentragen zu zwingen, um zu erfahren, ob sie denn lau- ter gleichartige Individuen erzeugen, oder nach Art fruchtbarer Bastardpflanzen, so lange sich die- selben nicht zu Species erhoben haben, solche von verschiedener Gestaltung und Färbung hervor- bringen würden. “Hofrath Reichenbach setzte hinzu: es schiene ihm, dass der Einfluss der Bastardzeugung auf Hervorbringung bestehender Formen noch lange nicht gehörig genug beachtet sei und dass eben dieser Weg derjenige sein möchte, dessen sich die Natur für die Fortbildung der Gattungen bediene, da die grosse Anzahl der jetzt fortbestehenden, anfangs anerkannten plantae hybridae, ihre Dauer nur solchen günstigen Momenten verdankten. Eine unzählige Menge, wohl fälschlich sogenannter Varietäten müsse als auf diesem Wege entstanden, betrachtet werden, es wären dieselben Mittel- formen und mit keiner ihrer Nachbararten vereinbar, sondern nothwendigerweise zwischen diesel- ben zu stellen. Sie wären die Typen der festgesetzten Schöpfung, an welcher heut zu Tage kein Naturforscher mehr zweifele, welcher die Typen der untergegangenen Schöpfung vor Augen sähe. Geyer aus Eisenberg legte ein durch sein Alter historisch merkwürdiges Herbarium vor. Prof. Göppert sprach über die Wärmeentwickelung in den Blüthentheilen von Arzın Dracun- culus. Er sahe eine Temperaturdifferenz von 14° und hatte seine Beobachtungen in der Versamn- Jung in Wien mitgetheilt. Verletzung der Pflanze verminderte den Wärmegrad, doch ohne ihn gänzlich zu vernichten. Die Wärmeentwickelung beginnt in der Zeit, wo der Kolben sich von der Scheide löst und ist dann von dem bekannten aashaften Geruche begleitet. Die Temperatur steigt allmählig bei der zuletzt angestellten Beobachtung in der funfzehnten Stunde auf ihr Maximum, nemlich diesmal 13°, verweilt in diesem Verhältniss eine Stunde lang und nimmt bis auf 32 Stun- den hinaus wieder ab, wo der Kolben bis zur Temperatur der Atmosphäre wieder herabsinkt. Der Pollen entwickelt sich um diese Zeit durch freies Heraustreten. Eine Entfernung der ganzen Spathe liess das Phänomen um drei Tage später bemerken, wobei die Steigerung um zwei Grade geringer blieb als an einem zugleich beobachteten, unverletzten Exemplare. Um auch den Sitz der Wärm e- entwickelung genau zu ermitteln, wurden verschiedene kleine Kugelbarometer auf die verschiedenen Theile des Blüthenstockes eingesteckt. An der Stelle, wo die Staubgefässe (männliche Blüthen) sich befinden, zeigte sich der Wärmegrad am höchsten entwickelt und er von da aus bei Unter- 132 suchung der übrigen Theile wieder ab. Nachdem der Kolben in fünf Theile zerschnitten worden, zeigte sich bei Verbindung dieser Theile mit dem Thermometer, dass in demjenigen, welcher die männlichen Organe enthielt, der Wärmegrad achtzehn Stunden lang bestand. "Zweite Sitzung den 21. September. Präsident: Geheime Hofrath Voigt. Secretair: Hofrath Reichenbach. Hofrath Reichenbach legte einige eingesandte Gegenstände vor. 1) Al. Zawadzky Flora der Stadt Lemberg. — 2) Dr. H. E. Richter: Caroli Linnaei systema etc. s. Codex botani- cus Linnaeanus. Lips. 1835, welchem werthvollen Werke gebührende Anerkennung zu Theil wurde. Der selbst anwesende Herausgeber erbat sich für eine der folgenden Sitzungen die Erlaub- niss, seine ihn hierbei leitenden Prinzipien entwickeln und zur Discussion unter den Anwesenden einladen zu können. Der anwesende Buchhändler Fr. Hofmeister aus Leipzig legte vor: L. Reichenbach Agro- stographia germanica etc. Lips. 1834—36, die auf 110 Kupfertafeln die sämmtlichen Gräser der deutschen Flora in 401 Abbildungen enthält. Die Vorzüglichkeit der Ausführung fand allgemeine Anerkennung, sowie sie auch den anderen Werken des Verf. zu Theil geworden. Ref. fügte hinzu, dass diese Centurien sowohl als elfte ‚der Iconographia botanica, als auch, nachdem jene durch ihre zehn Centurien mit 1000 Kupfertafeln ein geschlossenes Werk für die F/ora europaea bilde, mit dieser gegenwärtigen eine neue, blos der Flora germanica gewidmete Reihe von Bänden begönne, welche in höchster Compendiosität alle Gewächse, welche der Verf. in seiner Flora germanica be- schrieben habe, bildlich darstellen werde. Prof. Dietrich aus Eisenach sprach hierauf über die Farben der Blumen und bemerkte, dass es ihm mit zuerst geglückt sei, blaue Hortensien zu ziehen. Prof. Kunze legte 1) die schönen Kupfertafeln zu seinem Werke: Analecta pteridographica vor, welches nächstens bei Voss in Leipzig erscheinen wird. Die Ausführung der Tafeln liess er- kennen, dass dieses Werk auch in artistischer Hinsicht sich an ähnliche des Auslandes anschlies- sen wird. Nur neue oder noch nicht richtig abgebildete Arten sollen aufgenommen und richtigere Charactere, wo sie nöthig, aufgestellt werden. Der Verf. theilte hierauf noch verschiedenes Inter- essante aus dem Inhalte dieses Werkes mit. 2) Zeigte derselbe ein getrocknetes Exemplar von Hydnora africana, jener merkwürdigen Asarine vor, welche im Carro bei Worcester auf grossen Euphorbien schmarotzend wächst. ‚ Hofrath Reichenbach referirte über die fortgesetzten Untersuchungen des Dr. Fritzsche in Petersburg über die Pollen, welche dieser zur Mittheilung eingesandt hatte. Derselbe begrüsste die Versammlung in einem Schreiben, woraus Folgendes der wesentliche Aus- zug: Ungeachtet Mohl's treffliche Untersuchungen diesen Gegenstand schr bereichert hätten, habe er ihnen doch noch viel Neues hinzuzufügen, namentlich über die Structur und Textur der äusseren Haut der Pollen, welche jener entweder gar nicht berücksichtiget, oder doch sehr mangelhaft be- handelt habe. So unter anderen namentlich bei Zariz europaea und zum Theil Pinus sylvestris. Alle von F. bis jetzt untersuchte Coniferen haben nemlich drei Pollenhäute, eine Beobachtung, welche M. zuerst an den mit kugelförmigem Pollen versehenen machte, die nun aber weiter ausge- dehnt wird. Die einfachste Form sei die von Thuja, Cupressus, Taxus und Juniperus. Eine bei- gelegte colorirte Zeichnung erläuterte zugleich die in dem Briefe mitgetheilten Untersuchungen. Dritte Sitzung den 23. September. Nach Eröffnung derselben durch den Geheimen Hofrath Voigt, legte Prof. Daubeny aus Oxford seine zwei Schriften: on the action of light upon plants and of Plants upon the almosphere, und Memorials of Oxford etc. vor. Hofrath Koch referirte über die neuesten Lieferungen, welche durch den würtembergischen Reiseverein gemacht worden. Prof. Göppert stellte in Beziehung auf einen in der ersten allgemeinen Sitzung gehaltenen Vortrag die denselben erläuternden Experimente dar. Er zeigte die Axe aus einem Zapfen von N 133 Pinus balsamea, welche sich seit einigen Wochen in emem Gläschen mit Kalkauflösung befunden hatte, sodann noch ein Stück Weidenholz in Eisenauflösung. Von beiden schnitt er ein Stückchen ab, legte es auf einen kleinen eisernen Löffel und setzte es durch diesen der offenen Flamme einer Spirituslampe aus, um die organische Substanz zu zerstören. Unterdessen sprach: Richter über die Gesetze der botanischen Critik in besonderer Rücksicht auf Linne. Er bezeichnete als den Zweck seines heutigen Vortrags: eine Discussion unter den Ver- sammelten anzuregen über die Mittel und Wege, um die von Linne gegebenen Pflanzennamen für bestimmte Pflanzen zu fixiren, um so den Schwankungen, welche in dieser Beziehung in der neueren systematischen Botanik herrschen, ein Ziel zu setzen. Auf seine Auseinandersetzung folgte eine allgemeine Besprechung, die jedoch zu dem Resultate führte, dass hier nichts entschieden werden, und sich zumal die Versammlung nicht als ein Gericht erklären könne. Prof. Göppert zeigte sodann die während dieser Verhandlungen vollendeten künstlichen Ver- Steinerungen vor. Hofrath Reichenbach legte das Duplettenverzeichniss des botanischen Tauschvereins in Er- furt vom J. 1835 —36 vor, und begrüsste die Gesellschaft im Namen des Einsenders, Pastor Schön- heit. Derselbe fügte noch die Anzeige bei, dass er Draba praecor Stev. Rchb. oder Dr. spathu- lata Lang, aus Saamen erzogen, und ihm kein Zweifel geblieben sei, dass sie eine von D. verna verschiedene Species ausmache. Das Hauptkennzeichen: siliculae turgidae utringue in dissepimenti marginem contractae, circa slilum retusae, gehe aber beim Pressen verloren. Hofrath Reichen- bach bestätigte diese Bemerkungen und verwies dabei auf seine Kupferwerke. Derselbe vertheilte auf den Wunsch des Verf.: Ueber die Nothwendigkeit eines Nomenclator generum animalium et plantarum, ein Sendschreiben an die Versammlung d. N. u. A. zu Jena von Prof. E. A. Rossmäsler in Tharand. — Man kam überein, sich in der nächsten Sitzung hierüber zu besprechen. Die vierte Sitzung am 24. September ward im Lokale der Section für Mineralogie, Geognosie und Geographie gehalten, die sich für heute mit der botanischen vereinigt hatte. In Bezug auf Botanik legte Prof. Göppert seine Monographie der fossilen Farrenkräuter vor. Graf v. Sternberg legte der Versammlung einige für Heft VII. und VII. seiner Flora der Vorwelt bestimmten. Kupfertafeln vor. Hofrath Reichenbach sprach über die Petrefacten des Dresdner Museums, unter andern über das Megadendron saronicum. Baron Al. v. Humboldt legte die Handzeichnung einer Araucaria, von Rugendas in Brasi- lien verfertigt, vor. Dr. Cotta sprach über die Pflanzenabdrücke aus dem untern Quadersandsteine von Niederschöna bei Freiberg, und zeigte Lithographieen von Rossmässler, nebst den Originalen dazu, vor. Hofrath Reichenbach wies die Kupfer zu seinem, alle deutschen Algen enthaltenden, neu er- schienenen Botanisirbuche, in Bezug auf das obige, vor. Prof. Göppert zeigte Blüthenkätzchen einer Alnus-Art aus der Braunkohle vor. Zum Schluss entfaltete noch Al. v. Humboldt den Inhalt seines reichen Portefeuille’s und er- läuterte denselben. Fünfte Sitzung am 25. September. Präs.: .Graf Sternberg; G. H. R. Voigt. Secr.: H. R. Reichenbach. Staatsrath Trinius gab eine Relation über seine vieljährigen Arbeiten für Genera et species graminum, und theilte dann seine Grundideen über den Bau der Gräser mit. Die typische und ab- solute-Alternation scheine auf eine auffallende Weise das Grundgesetz für die Bildung und die Eut- wickelung des Grasorganismus zu bieten. Auch das Blatt, als Wiederholung des Halmes, wieder- holt am Ende seiner‘ Scheide die härtere Bildung des Knoten, und ein Exemplar von Glyceria ner- vala zeige nicht nur diese Erscheinung, sondern auch an der Zamina oder dem eigentlichen Blatt eine abermalige Wiederholung solcher Bildung an der Endspitze:; eine verkümmerte Aufsetzung eines neuen Blattes. Auch der Blüthenstand wurde erläutert. 134 Prof: Kunth warf ein, dass hier das Blatt eine Wiederholung des Halmes genannt worden sei, während ıman es bisher immer unter die appendices zähle und den Stengel als Axe betrachte. Die ligula erklärte er der stipula analog. Präs. Nees von Esenbecck meinte, die Analogie des Hal- mes und des Blattes sei doch nicht zu läugnen; Hofrath Reichenbach bemerkte, wie Ligu- lar- und Stipularbildung scharf zu trennen seien. Jene sei vorzugsweise den Spitzkeimern, diese den Blattkeimern eigen. G.H.R. Voigt machte auf die Consequenz beider Darstellungen der erstgenannten Botaniker aufmerksam. d Prof. Kunth gab hierauf eine Erläuterung der Cyperaceenblüthe. Diese Familie stehe höher, als die der Gräser, da sie einen Kelch habe, und die Frucht sei eigentlich die einer Zuzula. Dem-. nach seien die Cyperaceen den Junceen verwandter. Ferner zeigte er ein Exemplar von Teucrium Chamaedrys vor, wovon die unterste Blume re- gelmässig pentandrisch war, und hierauf noch eine regelmässige pentandrische Blüthe von Aconitum multifidum. Geh. Hofr. Voigt erzählte ein merkwürdiges Beispiel zurückgehaltener Vegetation unter der Erde von mindestens vierzig Jahren. Hofr. Reichenbach referirte auf den Wunsch desPräs. Nees v. Esenbeck über W. Meyer Flora hannoverana, wovon ein Heft vorlag. Derselbe erklärte sich im höchsten Grade lobend über dieselbe sowohl in artistischer, wie scientifischer Hinsicht, und bezeichnete es, alle ähnliche Lei- stungen des Auslandes weit hinter sich lassend. Sechste Sitzung am 26. September. Präs.: Graf Sternberg und Geh. Hofr. Voigt. Scer.: Hofrath Reichenbach. Geh. Hofr. Voigt bat die Anwesenden, sich über Prof. Rossmäsler’s Anfrage aussprechen zu wollen. Die Ansichten der Sprechenden gingen darauf hinaus, dass der Gegenstand sehr wich- tig, die Ausführung wünschenswerth, die Mitwirkung für die Section aber sehr schwierig sei. Es, wurde dabei der nun schon seit zehn Jahren gleichfalls in Vorschlag gebrachten Herausgabe des Pli- nius Erwähnung gethan, die noch immer unerfüllt geblieben u. s. w. Hofr. Reichenbach legte vor: Chr. F. L. Nees ab Esenbeck genera plantarum Florae germanicae, Fasc. X. XI, und machte auf die treffliche Ausführung aufmerksam. Prof. Kunth hielt einen sehr ausführlichen Vortrag über den Bau der Gräser. Das Re- sultat dieser geistreichen Darstellung war, dass man mit den Vielblüthigen beginnen müsse. Die Stellung der eigentlichen Blüthentheile der Gräser sei so zu fassen, dass drei Pistille und sechs Staubgefässe, diese aber in zwei Kreisen angenommen werden müssten. Ein Gras mit dieser Zahl müsste demnach das vollkommenste sein. Da indess die meisten dreimännig sind, so ist ein Kreis ihrer Staubfäden verkümmert. In den meisten Fällen bildet sich auch nur das eine, oberste Ova- rium aus, wie die Furche beweist. Die drei Staubgefässe scheinen aber zwei Kreisen anzugehören, so dass sich eines derselben früher, der Axe gegenüber, entwickelt, die beiden andern später, der Axe zunächst, und kleiner bleibend. Nur jenes einzelne gehöre dem äusseren Kreise an. 6. Auszug aus den Protocollen der zoologissch- anatomisch-physiologischen Section. Präs.: Geh. Med. Rath Lichtenstein, Ob. Med. Rath v. Froriep, Geh. M. R. Otto, Prof. Weber aus Leipzig, Prof. Ehrenberg, Hofr. Münz. Secer.: Prof. Huschke. Erste Sitzung den 20. Sept. von 9—9 Uhr früh. ‚Pastor Brehm sprach über die grosse Verwandtschaft der Subspecies der Vögel und legte zur Erläuterung sechs Reihen aus den Gen. Curvtrostra, Motacilla, Budytes, Cyanecula, Linaria etc. vor. 135 Dr. Hammerschmidt aus Wien zeigte Prof. Berres’s in Wien Anatomie der mikroskopi- schen Gebilde etc. im Auftrag des Vf. vor. Prof. Ehrenberg sprach über zwei neue Infusorien, die er auf einer Excursion nach Ziegen- hayn bei Jena am 18. Sept. 1836 in einem sogenannten blutigen Wasser entdeckt hatte, nämlich eine rothe Monade und eine Panzermonade, wovon er die erste Monas Okenii, die zweite Ophidomonas je- nensis zu nennen vorschlägt. Prof. Weber aus Leipzig hielt einen Vortrag über die von ihm entdeckte sichtbare Bewegung der Lymphe in den Saugadern des Schwanzes der Froschlarven. Am Schwanze dieser Thiere sieht man ringsum die durchsichtigen kleinen Venen, einen durchsichtigen Raum, worin keine Blutkügel- chen, sondern nur Lymphe und runde Lymphkörnchen von 0,003 bis 0,0054 par. stossweise fliessen, aber wenigstens 10 mal langsamer, als die Blutkörnchen. Hofr. Schulz aus Greifswalde zeigte einige Versteinerungen aus der Umgegend von Jena vor. Hofr. Renner legte das trockene Präparat einer injieirten Extremität von einem Pferde vor, woran er auf die Einmündung eines beträchtlichen und stark gewundenen Lymphgefässes in die vena saphena aufmerksam machte. Zweite Sitzung den 21. September. Ob. Med. R. v. Froriep sprach über die Spuren von Ormitholithen, die neuerdings in Amerika gefunden worden, und theilte lithographirte Abbildungen derselben unter die Gesellschaft aus. Collegienrath Brandt aus Petersburg 1) über eine neue Ordnung der Myriapoden, nach welcher diese Thiere, so wie Insecten und Crustaceen bald kauen, bald saugen, in Manducantia und Suclo- ria zerfallen. Zu den ersten gehören die Chilopoda und Chilognatha Latr., zu den letztern Polyzo- nium germanicum und noch zwei andere neue Genera; 2) legte er die Abbildungen zu seinem Pro- dromus der Glomeriden vor; ebenso 3) die Tafeln zu einer Monographie der Juliden; 4) ebenso zu einer Monographie der Onisciden; 5) desgleichen die Tafeln zu den Mertens’schen Scheibenquallen und Seesternen; 6) seine monographischen Arbeiten über die Gattungen mehrerer Schwimmvögel, na- mentlich Uria, Phaleris, Mormon, von denen er einige als neue Gattungen (Synthliborhamphus, Bra- - chyrhamphus, Ptychorhamphus) absondert, dann Materialien zur Monographie der Scharben, der Sturmvögel und Aptenodyles; 7) Abbildungen des sibirischen Steinbocks, Canis alpinus, Felis Manul, Erinaceus hypomelas, Enhydris marina, zur Naturgeschichte der Phoken; 8) Zeichnungen des Mo- schusthiers und von dessen Bau, namentlich einer eigenthümlichen Drüse am Schienbein; 9) Abbil- dungen eines neuen Knöchelchen auf dem vordersten Ende des Jochbeins bei den Auhinga’s und Schar- ben und eines andern am Thränenbein gelegenen bei der Fregatte, den Albatros und Bassiris; 10) das se Heft seiner Descriptiones et Icones Animalium novorum vel minus rite cognitorum Faunae ossicae. Prof. Ehrenberg legte sein Werk über die Infusorien vor. Geh. Med. Rath Carus theilte zootomische Bemerkungen mit a) über die Art des Uebergangs der Eier aus den Ovarien in die Tuben. Bei Chinaera arctica vereinigen sich die Eileiter an der Grenze der Bauchhöhle in Eine Mündung, ebenso bei Octopus; b) über die Analogie der Absonde- rungsorgane mit den Athemorganen. Bei Octopus erfolgt die Absonderung des Sperma nicht in Ca- nälen, sondern auf kiemenartigen Vorsprüngen im Innern des Hodens; c) über die Lage des Dotter- sacks in der Nähe des Trichters bei Onychoteuthis. Endlich zeigte er eine Abbildung, von Umbrella vor, so wie von der colossalen Büste von Cuvier und fragt bei der Versammlung an, ob Jemand der Anwesenden Salmo villosus und dessen Haare gesehen habe. Dr. Hammerschmidt zeigte an, dass sich eme entomologische Section constituirt habe. Graf Münster legte eine grosse Reihe Abbildungen vor von fossilen Onychoteuthis, Loligo, Se- pia, Sepiolithes. . Hofr. Schulz erläuterte a) seine Methode, die Schnelligkeit einer mikroskopischen Bewegung mit einer an das Ohr gehaltenen, halbe Secunden schlagenden Uhr zu messen; b) zeigte er eine Miss- geburt von Rana temporaria mit einem dreifachen rechten Vorderfuss. Die beiden überzähligen Füsse eg am Rumpfe fest, wie bei Doppelmissgeburten, sondern an der verdreifachten Extremi- at selbst. 136 Dritte Sitzung den 23. September, Geh. Med. Rath Otto theilte die Schrift des Prof. Rossmäsler, Nomenclator ete., unter die Versammlung aus. Sie soll zur Berathung des Gegenstandes einer besondern Comite übergeben werden. Dr. Hammerschmidt theilte seine Beobachtungen aus der Enthelmintholögie mit, namentlich über Branchiobdella astacorum, welche die Bewegungen von Spermatozeen im lebenden Thiere zeigt, ferner über die Spermatozoen von Argulus foliaceus. Ex zeigte ferner die Vollendung, seiner Anato- mie der Bupirestis-Larven (B. mariana) und sprach noch über Acridium bigutlatum, Hypulus bifas- ciatus und Tipula peclinicornis. h Geh. Med. Bath Otto legte eine Abbildung von Viverra hermaphrodita vor, ferner Zeichnungen von Halmalurus (dessen Eckzahn bei jungen Exemplaren constant ist, aber in der Haut sitzt und bald ausfällt) und die zum nächsten Heft seiner und Carus's Tafeln für vergleichende Anatomie (die Geschlechtstheile enthaltend). _Es wurden besonders herausgehoben die zwei grossen Penisknochen bei Dipus, die grosse Länge der Eichel bei Centetes ecaudatus,, der lange gedrehte Kuochen an der Spitze des Penissbei Pleromys volans, der bis zur Wurzel gespaltene Penis von Didelphis philan- der, die Lage des Hodensacks vor dem Penis bei demselben Thiere, der Hymen des Lama u. s. w. Geh. Med. Rath Lichtenstein legte die gestern vom Vorstand überwiesene Abhandlung von Kaup in Darmstadt über Dinotherium vor. Sie gründet sich auf ein neuerlich aufgefundenes voll- ständiges Exemplar des Schädels und widerlegt die Achnlichkeit desselben mit dem Tapir und er- weist dagegen eine nähere mit den Faulthieren und Gürtelthieren. Die Abhandlung wird an die geologische Section abgegeben. Prof. Ritterich über die Gestalt, Farbe und Zahl der Choroidealdrüse im Auge der Fische. Prof, Valentin legte Gloger’s Tabelle zum natürlichen System der Thierwelt vor und theilte den Inhalt einer vom Prof, Wagner und Dr. Werneck eingesandten Arbeit über die Structur der Kıystalllinse mit. Dann sprach er über seine Versuche über künstliche Verdauung. Der eigenthüm- liche Stoff im Magen (Laabium ) löst Eiweiss und Faserstoff auf und befördert die Fäuluiss. Alle Säuren verdauen in Verbindung mit Schleim, ausser Benzoösäure. Der Galvanismus wirkt auch wie eine Säure. Die Galle inhibirt selbst in sehr kleinen Dosen die Verdauung, ein Paar Tropfen der- selben hemmen plötzlich die Wirkung des Laabs. Uebrigens sondern die Drüsen des ganzen Darms Laab ab, eben so die Harnblase ete. Prof. Volkmann fand andere Resultate und Dr. Schwann erbot sich für die nächste Sitzung zu Versuchen über künstliche Verdauung. Prof. Weber, Bemerkungen über das Schultergelenk des Menschen. Es wird durch die näm- liche Kraft in seiner Lage erhalten, wie das Hüftgelenk, durch den Luftdruck, so auch das Meta- carpo-Phalangalgelenk. Prof. Huschke theilte sich hieranschliessende Bemerkungen mit über die Existenz eines Analo- gon des Lig. teres des Hüftgelenks im Schultergelenke des Menschen, ausser der Sehne des Caput longum Biecipilis. Vierte'Sitzung den 24. September. Hofr. Münz erklärte einige Beobachtungen über angeborne Bildungsfehler des Herzens und macht sie durch Abbildungen anschaulich, Er theilt die angebornen Bildungsfehler des Herzens 1) in die des frühen Embryolebens, 2) in solche des Foetallebens und 3) in gemischte, bei welchen ganz ab- norme F'ormen erscheinen, die in keiner Periode der natürlichen Entwicklung des Herzens vorkommen. Geh. Med. Rath Lichtenstein bringt zur Kenntniss der Section das von Prof. Ratzeburg in Neustadt-Eberswalde jetzt herauszugebende Werk über die Forstinsecten und legt die ersten 12 Tafeln desselben vor. Ferner die ersten 5 Tafeln der vom Maler und Kupferstecher Wieuker in Berlin herauszugebenden Hefte: Abbildungen der bisher noch nicht bekannt gewordenen Arten exo- tischer Schmetterlinge aus der Insectensammlung der Universität zu Berlin, Dr. Schwann aus Berlin legte das kürzlich erschienene Werk von Joh. Müller, über die ar- teriösen und venösen Wundernetze an der Leber der Ühunfische im Auftrage des Vf. vor und macht dann Versuche über künstliche Verdauung. . Er zeigte frische und $ Jahr alte, mit ‘Salzsäure bereitete Verdauungsflüssigkeit und ‚geronnenes Eiweiss aus verschiedenen Perioden der Verdauung. vor und bewies durch einen Versuch, dass auch durch ein Minimum. von. Verdauungsflüssigkeit der Faserstoff bei mässiger Erwärmung in Zeit von einer Viertelstunde aufgelöst wird, während er in verdünnter Säure blos aufgequollen war. Er zeigte ferner ihre Fähigkeit, Milch zum Gerinnen zu bringen, und 13% zugleich den Verlust dieser Fähigkeit, sobald die Verdauungsflüssigkeit gekocht wurde, mag diese künstlich bereitet oder aus dem Magen eines in der Verdauung begriffenen Thieres genommen sein. — Prof. Valentin und Volkmann fügten noch bestätigende oder modificirende Bemerkungen hinzu. h Hofr. Schultze beschrieb einen beweglichen Dornfortsatz an der Wirbelsäule mehrerer Säuge- thiere, der zur Befestigung des Nackenbandes dient. Sodaun legte er drei Fälle vom Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer und der Lungenpulsader aus der linken von Kindern vor ‚ ferner das Herz eines 14jährigen blausüchtigen Knaben mit Fehlern des sepfum ventriculorum und der grossen Pulsadern und endlich einige Zeichnungen zur Erläuterung des Doppelsehens. Hofr. Reichenbach theilte seine Entdeckung der Eier der Zacerta vivipara”J acg. mit und legte sodann den ersten Band seines neuen zoologischen Werkes vor: Regnum animale iconibus aeneis specierum et characteribus generum illustratum. Compendium cum commentario succincto editum Vol. I. Mammalia Pars I. Ferae iconibus DOXXXIII. repraesentatae. Lipsiae libr. Wagneri MDCCCXXXVI. Das Werk enthält eine möglichst vollständige Sammlung guter Abbildungen aller hinreichend bekannt gewordenen Species, eine grosse Anzahl nach dem Leben und gut ausgestopf- ten Exemplaren von geschickten Künstlern gefertigt, die weniger bekannten nach den besten vor- handenen Abbildungen wiedergegeben, so dass die Bequemlichkeit für diejenigen, welche alles dahin Gehörige zum Handgebrauch beisammen zu haben wünschen, einleuchtet. ‘Dieser Band enthält die Raubthiere: Carnivora und Insectivora Cuv. und zwar für Felis 113 Abbild., Canis 160, Hyaena 9, Proteles 2, Viverra 20, Bassaris 2, Mephitis 19, Herpesies, Crossarchus, Rhyzaena 14, Cynictis 1, Paradozurus 4, Cryptoprocta 1, Mustela 44, Lutra 13, Enydris 1, Otaria 11, Phoca 28, Tri- checus 5, Ursus 17, Meles 4, Mydaus 2, Arctomyz 1, Ratelus 2, Gulo 6, Melogale 1, Procyon 4, Nasua 8, Arctitis 2, Aclurus 1, Cercoleptes 2, Tupaia 3, Erinaceus 4, Centetes 3, Gymnura 1, Macroscelides 1, Myogalea 2, Condylura 2%, Chrysochloris 4, Scalops 1, Talpa 6, Sorexz 30. Die Gattungscharactere folgen am Schlusse der Klasse, der Text enthält die lateinische Diagnose, Citate und Synonyme als Nachtrag zu Fischers synopsis, Nachweisung des Museums, woraus die Ab- bildungen gefertigt oder deren sonstigen Ursprung, die Maase und das Vaterland. Zuletzt theilte Obermedicinalr. v. Froriep briefliche Notizen vom Prof. Leuckard über Coma- tula etc. und Prof. Ehrenberg eine Beobachtung von Baumann in Stuttgardt über die Bewegung einer Flüssigkeit in den Schüppchen des Schmetterlingsstaubes aus einem Briefe des Dr. Jäger in Stuttgardt mit. Nach geschlossener Sitzung begaben sich mehrere der Anwesenden auf das anatomische Thea- ter, um gemeinschaftlich mikroskopische Beobachtungen über mehrere in den Sitzungen vorgekom- mene und andere anatomische Gegenstände anzustellen, namentlich über die Form der Nervenröhr- chen im Gehirn und der Netzhaut, über die Textur der Jacobschen Haut, über einige Enthelminthen und die vom Prof. Retzius in Stockholm eingesendeten Zahnpräparate, sowie Monas Okenii und andere Infusorien und die Flimmerbewegung. Fünfte Sitzung den 25. September. Prof. Volkmann eröffnete die Sitzung mit einem Vortrage über das Gefässsystem der See- sterne. Beim violetten Seestern finden sich 3 Gefässkreise, der erste unmittelbar um den Mund herum, der zweite als Auskleidung der innern Seite des den Mund umgebenden Kalkrings, der dritte an der Decke der Bauchhöhle. Das Herz beginnt in der Höhle der Kalkscheibe auf dem Rücken des Thieres und übergiebt das Blut dem ersten Kreisgefässe, von da aus läuft es in die Strahlen und bis in die Höhlen der contractionsfähigen Füsschen, welche es dem zweiten Kreise zutreiben und aus diesem steigt es nach oben in den dritten, aus welchem es zurück ins Herz gelangt. — Der Steinkanal entspringt im zweiten Kreise, durchbohrt das Herz, ist hier mit 2 Drüsen ver- sehn und endet in der Höhle der Kalkscheibe. — Die Ausführungsgänge der Eierstöcke öffnen Ei an der Bifurkation der Strahlen. — Die Augenpunkte bestehn aus Längenfasern und rothem igment. Prof. Huschke legte Zeichnungen vor zu einer nächstens herauszugebenden Bildungsgeschichte des Auges und sprach insbesondere über die Entwicklung der Thränenwerkzeuge und die Textur der Jacob’'schen Haut (wird in der Isis erscheinen). . 8 1 138 Prof. Theile aus Bern zeigte die Kreissäge des Mechanieus Scheinlein in München vor und beschrieb deren Anwendung. = Hofr. Renner zeigte das Bruchstück der Ellenbogengröhre eines Fohlens von ungewöhnlicher Ferm und mehrere andere problematische Naturgegenstände vor und sprach hierauf über Racenver- schiedenheiten des chinesischen und des gewöhnlichen Schweins, von dem jenes sich durch Wöl- bung des Schädels, 6 Lendenwirbel und ein Gelenk zwischen dem Processus spinosus Epistrophei und Aflantis auszeichnet und über die des gewöhnlichen und des ungehörnten Rindes, welches letztere eine Erhöhung am Scheitel hat. f Staatsrath v. Eichwald aus Wilna theilte Abbildungen mit von mehreren neuen Amphibien und andern Thieren, namentlich vom Skelet von Psammosaurus, von Boa tarlarica, Trigonophis iberus, Tyria najadum; Botryophis, Coluber eremita, fugar, sauromales, Tropidonotus persicus, alter, lantalus, sisyphus, hydrus etc., Tomyris oziana, Trigonocephalus caraganus, Bufo colchicus, Rana cachinnans, Oyprinus persa, Solpuga arachnoeides, Cancer iberus, Sygnathus nigrolinealus, caspius, Benthophilus macrocephalus , Paludina erigua, Crassatella etc. etc. Stud. Med. Hassenstein von Jena theilte Beobachtungen aus seiner med. Preisschrift über das Leuchten der Augen bei verschiedenen Thieren mit. Bei vollkommener Finsterniss sah er auch bei der stärksten und mamnichfaltigsten Aufregung der Thiere durchaus kein Leuchten und hält dies Phänomen für Reflexion, meistens vom Tapetum, bei den Kakerlaken von der gauzen Choroidea, bei den Eulen von der rothen Iris. Die verschiedene Farbe des refleetirten Lichtes rührt meist von der verschiedenen Beschaffenheit des Tapetum her. Namentlich entdeckte er ein eigenes aus phosphor- saurem Kalk bestehendes aber nicht krystallisirtes weisses Pigment im Tapetum der Ferae. Daun tragen zur Farbe des Lichts noch die durchsichtigen Medien des Auges bei, welche ihre gelbliche Farbe mit der blauen des Tapetum verbinden"und so das grüne Licht bewirken; das rothe Leuchten der Hundeaugen leitet er von einer plötzlichen Anfüllung der feinen Blutgefässe des Tapetum mit Blut her, das grüne Licht derselben Thiere aber von einer plötzlichen Compression des Augapfels durch die Augenmuskeln ab, wodurch das Blut aus jenen Gefässen getrieben wird. Nach der Sitzung wurde auf dem anatomischen Theater vom Prof. Theile die Kreissäge von Scheinlein zur Eröffnung des Wirbelkanals an der Leiche eines Erwachsenen versucht und ihre Anwendung gezeigt. Sechste Sitzung den 26. September. Prof. Huschke theilte der Versammlung zuerst ein eingegangenes Schreiben des Prof. Retzius in Stockholm mit über die röhrige Bildung der Zähne nebst dazu gehörigen Präparaten; "ferner eine Abhandlung des Dr. Richter in Roda über die Anwendung der Schwefelblumen zum Ausstopfen- der Thiere, die von Pastor Brehm bestätigt wurde; ferner eine von Dr. Gräbner eingesandte Druck- schrift (Frietionstheorie, über die Ursache der Entstehung der Weltkörperatmosphären, deren Ver- schiedenheit in Ausbrechung ihrer Lichtentwicklung ete. Weimar 1832) und eine geschriebene Ab- handlung von demselben (Aphoristischer Versuch einer Hypothese über die Bevölkerung unsers Pla- neten) und endlich einen Doublett und Desideraten-Verzeichniss der omithologischen Sammlung des Obristen Frey-Heros& in Aarau, was dieser zur Kenntnisshahme der Herrn Omithologen bei der Versammlung eingeschickt hatte. Hierauf legte y Dr. Eduard Weber, Prosector in Leipzig, ein von ihm gemeinschaftlich mit seinem Bruder Wilhelm Weber herausgegebenes Werk vor: Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge nebst 17 Tafeln anatomischer Abbildungen. Göttingen bei Dietrich 1836 und hob aus demselben besonders hervor 1) die Untersuchung über die Neigung des Beckens. Er fand den Neisungswinkel des untern geraden Durchmessers bei 15 Männern — 16,05 und den des obern geraden Durchmessers — 65,5. Rücksichtlich der Beckenneigung findet kein Unterschied zwischen beiden Geschlechtern statt. 2) Seine Ansicht über die Lage und Bestimmung der Ligamenta terelia. 3) Eine neue Untersuchung ‚des Kniegelenks und dessen Mechanismus. Hofr. Renner spricht über die Respirationsmuskeln und besonders über einen eigenen vom Querfortsatze des ersten Lendenwirbels entspringenden und zur untersten Rippe heraufsteigenden Muskel beim Pferde, Büffel, Waschbär, der Katze, Fledermaus, dem Hunde etc. Beim Menschen ersetzt ihn der Ouadratus lumborum durch seine Stärke. Mehrere der Anwesenden fanden im Zig. 139 aponeurolicum costae ultimae beim Menschen ein Analagon desselbeu und Prof. Weber fügt Be- merkungen ‚hinzu über die Art der Bewegung der untersten Rippen. Prof. Huschke beschrieb zwei von ihm entdeckte Nasenknorpel des Menschen, von denen er den einen Vomer cartilagineus, den andern Spina nasalis cartilaginea zu nennen vorschlägt und sprach über die spirale Drehung der Eustachischen Trompete beim Meuschen. Von beiden Gegen- ständen wurden die Präparate vorgelegt. Dr. Schwann theilte seine Untersuchungen über die Gesetze der Muskelkraft mit und macht Versuche an den Scheukelmuskeln eines Frosches. Die Kraft eines Muskels nimmt mit jedem stär- kern Grade der Contraction ab und zwar ist sie in dem Verhältniss grösser, als der Muskel noch von dem Maximum seiner Contraction, welches er erreicht, wenn er kein Gewicht.zu tragen hat, entfernt ist. Seine Kraft auf jedem einzelnen Puncte der Contraction steht in geradem Verhältniss mit der Stärke des angewandten Reizes, so dass, wenn er mit einem bestimmten Puncte der Zu- sammenziehung bei Anwendung eines emzeluen neizes z. B. 6 Loth trägt, er mit demselben Puncte der Contraction bei einem doppelten Reize 12 Loth trägt. — Dr. Schwann iheilte ferner Versuche über Generatio aequivoca mit. Er zeigte eine mit einer organischen Infusion und grössteniheils mit Luft gefüllte Glaskugel, die gekocht und zugeschmolzen worden war. Er hatte bis jetzt noch keine Infusorien darin beobachtet und schliesst daraus auf die Nichtexistenz der Generatio aequivoca. Die Herren Otto, Renner, Sachs, Huschke sprachen Zweifel aus über den Schluss, den man aus diesem Versuche auf die Nichtexistenz einer Generatio aeguivoca überhaupt machen zu können scheine. ‚ Dr. Schillbach aus Neustadt legte die Zeichnung von einer sehr beträchtlichen Geschwulst an der Unterlippe eines Mannes vor (Aneurysma per anastomosin), — bei welcher Gelegenheit sich eine Discussion zwischen den Herren Otto, Sachs, Münz über Fungus medullaris und kaemato- des entspann. T. Auszug aus den Protocollen der entomologischen Section. Präsident: Dr. Hammerschmidt. Secretair: Prof. Germar. Erste Sitzung den 20. September. Schulz aus Leipzig zeigt eine beträchtliche Anzahl südeuropäischer Käfer und Schmetterlinge und bietet sie zum Verkauf an. Prof. Plieninger trägt die Naturgeschichte des Baridius chloris vor, worüber sich einige Discussionen entwickeln. Derselbe über die in der Raupe von Ziparis chrysorrhoea in grosser Menge vorkommenden Filarien. Dr. Hammerschmidt legt die zwei ersten Hefte der von der entomologischen Gesellschaft zu London herausgegebenen Zeitschrift vor. a ai zeigt zwei Bernsteinstücke mit Thiereinschlüssen (Hispa und eine Dircaea oder Serro- alpus). R Port. Germar führt seinen bereits in der mineralogischen Section gehaltenen Vortrag über ur- weltliche Insecten noch weiter aus. Prof. Kunze macht aufmerksam auf die durch Larven von Zlater segetis, Haltica chrysoce- phala und Agrotis segetum verursachten Verwüstungen von Culturpflanzen. Zweite Sitzung den 21. September. Prof. Germar erregt eine Discussion über dic die Kirschen angehenden Insecten. Prof. Apetz spricht über die die Reineclauden verwüstenden Insectenlarven. 18 * 140 Cantor. Märkel über den die Weinstocksknospen ausfressenden Otiorkynchus picipes. ’ Prof. Kunze theilte Bemerkungen über das Vorkommen, von Insecten in der Gegend von Mai- land mit. ” i Dr. Hammerschmidt erläutert die Lebensart verschiedener Insecten, wodurch Prof. Ger- mar sich veranlasst findet, gleichfalls manches hierher Gehörige zu erörtern. Keferstein zeigt die Tinea elutella vor, deren Larve in gewelkten Birnen lebt. ‚Dr. Hammerschmidt spricht über die Speichelgefässe einiger Insecten. Hofr. Reichenbach macht auf die Zerstörungen der Nadelholzwaldungen durch Cherrues abietis aufmerksam. Dritte Sitzung den 23. September. In der von der ökonomischer Section übersandten die Kartoffelknollen anfressenden Raupe wird die Raupe von Agrotis segetum erkannt. Dr. Hammerschmidt zeigt die Abbildungen der Cecidomyia destructor Say (Hessian fly), des Ceraphon solitarius Vill. und ©. socialis Kollar vor. Prof. Apetz erzählt von wandernden Schmetterlingen Mexikos, worüber sich eine lebhafte Discussion entspann, die noch zu manchen andern interessanten Mittheilungen führte. Vierte Sitzung den 24. September. Geh. Med. Rath Lichtenstein theilt Ratzeburg’s Programm über das Werk: Die Forst- insecten, oder Darstellung und Beschreibung der in den Wäldern Preussens und den Nachbarstaaten als schädlich oder nützlich bekannt gewordenen Insecten und deren Frass, sowie die Vertilgung der schädlichen, sowie mehrere dazu gehörige schöne Abbildungen mit. Das beiliegende Schreiben enthielt viele interessante Beobachtungen‘, woran die Anwesenden (namentlich Hammerschmidt) ihre eigenen Erfahrungen knüpften. 8. Auszug aus den Sitzungsprotocollen der medicinischen Section. Präsident: Baron v. Türkheim. Secretär: Med. Rath Dr. Ulrich. Erste Sitzung am 19. September Abends 6 bis 8 Uhr. Auf den Antrag des Geh. Hofrath Dr. Kieser wurde zuerst beschlossen, die Studirenden der Mediein als Zuhörer zu den Sitzungen der medicinischen Section zuzulassen. . Hierauf eröffnete Dr. Messerschmidt aus Naumburg die Reihe der Vorträge mit Bemerkun- gen über die durch die Auscultation veranlassten Irrthümer in der Erkenntniss der Herzkrankheiten und führte einen an sich selbst beobachteten Fall an, wo die Herzsymptome mit einer heftigen rheu- matischen - Affection des Kopfes wechselten. — Prof. Sachs aus Königsberg erwähnte ähnlicher Beobachtungen von Louis u. A., fügte einige kritische Bemerkungen über die mitgetheilte Krank- heitsgeschichte so wie über den Missbrauch des Sthethoscops zur unbedingten Fest- stellung der Diagnose bei Herzkrankheiten bei. — Baron v. Türkheim schreibt unbe- denklich der Percussion höheren diagnostischen Werth als der Auscultation zu. — Nachdem Prof. Fuchs aus Würzburg: die Vertheidigung der mittelbaren Auscultation unternommen, Geh. Med. Rath Wendt aus Breslau dagegen angeführt hatte, dass die Herzbeutelwassersucht durch das Stethoscop nicht mit Bestimmtheit erkannt und namentlich mit Verwachsung des Herzbeutels leicht verwechselt werde, führten Med, Rath Ulrich, Gel. Hofr. Succow und Geh. Hofr. Stark I. aus Jena, so wie Baron v. Türkheim Fälle an, wo alle Zeichen der Zikisis pulmonalis durch verschiedene 2 Herzfehler (Verengerung des ostium venosum; der Arteria püulmonalis mit Erweiterung beider Arterien) und in einem Falle (v. Türkheim) selbst durch Krankheit der linken Niere mit »vielew: grossen Steinen im erweiterten Nierenkelche hervorgebracht wurden. — Hieran schlossen sieh: Discussionen über gestörte Nierenfunction und Mittheilung eines Falles durch Baron v. Türkheim, wo. neben Krankheit des Pancreas, Pylorus und Duodenum die enorm erweiterte Gallenblase 2 Pfund Galle enthielt. Schliesslich theilte Prof. Fuchs eine Beobachtung über eine Krankheit des Pancreas mit. Zweite Sitzung den 20. September Morgens 11 bis 1 Uhr. Nachdem der Präsident einen kurzen Auszug aus einer an die Versammlung eingesandten Ab- handlung von Dr. Biermann in Peine: „Ueber die Nothwendigkeit, die durch philoso- phische Auffassung der höchsten Principien für Naturwissenschaft und Heilkunde erzeugte Denkart zu erhalten‘ mitgetheilt hatte, sprach Geh. Med. Rath Wendt über Heilung der Hernien durch Bruchbalsame u. s. w., namentlich über ein nach seinen Erfahrungen sehr wirksames Geheimmittel der Art (Tenzer’scher Balsam, zu haben bei J. A. Berger, quiescirter Kreis-Siegelamts-Offieiant in Augsburg.) Med. Rath Ulrich versprach weitere Versuche anzustellen. — Nach einem Vorschlage des Geh. Med. Rath Wendt wurde beschlossen, zu Ende jeder Sitzung sich über die am nächsteu Tage zu besprechenden Themata zu vereinigen. — Geh. Hofrath Stark I. zeigte mehrere interes- sante Präparate von Knochenkrankheiten, namentlich einen Fall von Knochenauftreibung und Höh- lenbildung an der Tidia und Fibula vor, den Hofrath Münz aus Würzburg gegen die Meinung vie- ler andern Mitglieder, die ihn als expansio ossium ansprachen, für fungus ossium erklärte. — Aus- serdem theilte Geh. Hofrath Stark I. noch mehrere andere interessanfe Abbildungen und Präparate von Kuochenkrankheiten und Fungus durae matris mit. Hofrath Textor aus Würzburg legte eine in Weingeist aufbewahrte regenerirte Krystall-Linse vor. — Dr. Schwabe aus Cölleda stellte einen 14jährigen mit Harnblasenspalte, vollkommener Trennung der ossa pubis und einer Hemie der lin- ken Seite behafteten Knaben vor. — Derselbe verlas einen Aufsatz: „über pustula maligna.‘“ In vielen Fällen sei die Uebertragung von Milzbrandgift nachzuweisen; die Krankheit entstehe schwer- lich durch den Genuss des Fleisches von milzbrandkranken Thieren; Ansteckung durch Schafe er- zeuge eine gelindere Form der Krankheit. Die vorzugsweise örtliche Behandlung bestehe in Scari- ficationen, Salzsäure, später balsamischen Mitteln. — Diese Bemerkungen wurden im Allgemeinen vom Prof. Renner aus Jena bestätigt und durch Zusätze des Prof. Fuchs vermehrt. Dritte Sitzung den 20. September Abends. Angekündigter Weise sprach Geh. Med. Rath Wendt zuerst über Phlegmasia alba dolens, nach ihm Oedema acutissimum, selten tödtlich und aus Milchversetzung entstehend. Zur Heilung dienen Blutegel, selten Aderlässe, später Infus. Digital. mit Nitrum; nie wendet jetzt W. mehr Calomel und Ungt. mercuriale an. Die Krankheit verläuft in 2—3 Wochen. Wiederherstellung der Milch- secretion versucht W. nicht. — Geh. Hofrath Vogel aus Weimar sah die Krankheit bei ungestör- ter Milchsecretion. — Med. Rath Busch aus Berlin sieht die Krankheit als eine Form der Febris puerperalis an und behandelt sie dem Charakter der Epidemie gemäss mehr oder weniger antiphlo- gistisch, mit Blutentziehungen, Oelemulsion und Brechweinstein; Calomel nur in kleinen Dosen; da- bei Beförderung der Haut- und Milchkrise. Verlauf 3 Wochen, Ausgang seltner ungünstig als bei Kindbettfieber. Dies ist die Regel. Zuweilen verläuft die Krankheit m 36—18 Stunden tödlich, dann fand sich Phlebitis. Zuweilen durch Anfangs unpassende Behandlung chronischer Verlauf mit Lähmung und Verkrümmung. Oft bleibt sehr hartnäckiges Oedema pedum zurück. — Prof. Sachs hält mit Rob. Lee die Phlegmasia alba für Phlebitis eruralis, wenn auch zuweilen der Grad der Entzündung gelinder ist. Für die Behandlung empfiehlt er Wiederherstellung der (nicht immer) ge- störten Milchsecretion, Blutentziehungen und Calomel bis zur Salivation. — Dagegen bemerkt Med. Rath Busch, dass in 3 vom Prof. Froriep in Berlin untersuchten Fällen keine Phlebitis zu ent- decken war. — Prof. Fuchs erzählt einen Fall, wo die Phlegmasia alba in Brand überging. — Baron v.. Türkheim schliesst ‘sich der Meinung des Prof. Sachs an und rühmt ausserdem noch das strumpfbandförmige Zugpflaster. — Med. Rath Busch beobachtete die Phlegmasia alba in der 142 Regel erst am ?ten Tage nach der Entbindung, da andere Puerperalkrankheiten gewöhnlich schon am ?2ten bis 3ten Tage beginnen. 5 Schliesslich erzählte Med. Rath Busch noch das Ergebniss bei der Section des Staatsraths C. W. Hufeland in Berlin. Vierte Sitzung den 21. September Abends. Zu dem gestrigen Vortrage über Phlegmasia alba fügte Hofrath Carus aus Dresden noch einige Bemerkungen über die Genesis des Uebels. Es sei wahrscheinlich, dass in den meisten Fällen eine individuelle Anlage zu der Krankheit vorhanden sei, z. B. eine Entartung der Ovarien oder eines andern 'Theils der Geschlechtsorgane. Hierauf sprach Hofrath Heinroth aus Leipzig über den Unterschied des Delirium von In- sania, von denen er das erstere lediglich von Störungen des organischen Lebens, diese aus Miss- verhältnissen des: persönlichen Lebens, namentlich aus einer Schwächung oder Unterjochung der per- sönlichen Freiheit durch heftige Leidenschaften herleitete. Deshalb findet bei dem Delirium im All- gemeinen eine somatische, bei der Insania eine physische Behandlung Statt. — Prof. Leupoldt aus Erlangen, Prof. Damerow aus Berlin und Prof. Sachs suchten das Einseitige einer solchen Tren- nung; somatischer und physischer Zustände darzuthun, Nach Beendigung der weitläufigen Discussionen über diesen Gegenstand sprach Prof. Sachs über akute und chronische Bleivergiftung. Bei der letzteren geht die Wirkung langsamer vom Unterleibe aus und pflanzt sich allmälig auf das Rückenmark fort; bei jener bedingt das pri- märe- Ergriffenwerden des Gehims den schnelleren Verlauf und die grössere Gefahr. Die giftige Wirkung wird vorzüglich durch.die Beziehung des Bleies zum Eiweisstoff bedingt, indem sich Blei- Albuminat bildet. — Prof. Leupoldt erinnert, dass er einen ähnlichen Gedanken schon früher durch Mumisiren der Nervensubstanz ausgedrückt habe. — Prof. Sachs fand bei mit Blei vergifteten Kaninchen eine sehr bedeutende Erhärtung des Gehirns. — Hofrath Carus schreibt die Gefahr der Bleivergiftung: vorzüglich der- Erhörtung, der eigentlich ernährenden feinsten und keine Blutkügelchen führenden Gefässe des Gehirnmarks zu und gedenkt hierbei der perlschnurförmigen Röhren Ehren- berg’s. Fünfte Sitzung den 23. September Abends. Med. Rath Busch bemerkt, dass die Insania puerperarum wohl immer rein somatischen Ur- sprungs und demgemäss zu behandeln sei. — Baron v. Türkheim theilte den Fall einer Frau mit, e in jeder Schwangerschaft wahnsinnig wurde und in der letzten sich mit ihrem Sohne das Leben nahm. Hofrath Textor aus Würzburg: „über Febris intermittens traumatica““ Die Krankheit ist seit 6—8 Jahren häufiger gewesen; namentlich im letzten Winter. Den Grundzustand suchte T. zuerst in einer Entzündung der Venen, vielleicht veranlasst durchResorption des Eiters. Der Typus ist sehr irregulär, das Gemüth nicht stets sehr ergriffen. Am häufigsten entsteht das Uebel nach grossen Verwundungen, Amputationen etc., zuweilen auch bei Verletzungen ohne Zaesio continui. Nur in einem Falle fand sich in vielen Venen Eiter, in den meisten blos in der Nähe der Wunde, in manchen Fällen blos Entmischung des Blutes. Alle angewendeten Mittel, Moschus, Opium, Kampher, China, Wiedereröffnen und Aetzen der Wunde, Antiphlogistica, Brechmittel, Purganzen blieben fruchtlos. — Prof. Sachs stellte die Frage, ob die Krankheit wirklich als eigne Species der Febris intermitlens zu betrachten sei. — Einer Frage des Med. Rath Busch gemäss bemerkte Hofrath Textor, dass die meisten Fälle nach Amputationen wegen Caries und Tumor albus vor- kamen und dass einmal Phthisis pulmonum tubereulosa, einmal Vereiterung der Nieren gleichzeitig gefunden wurde. — Med. Rath Busch hatte früher Gelegenheit, die Krankheit nach Verletzungen von grobem Geschütz im Kriege zu beobachten. Jede Behandlung war erfolglos. In einem Falle entstand die Krankheit, nachdem ungeschickter Weise mit der Carotis der Nervus vagus unterbunden war. Das Leiden scheine dem bei Te/anus traumaticus analog zu sein; eine Meinung, der sich auch Hofrath Textor anschloss. — Ober-Med. Rath Röser aus Athen ist nach seinen Beobachtungen, nach denen Verwundungen in Gegenden, wo Wechselfieber endemisch ist (Morea) nicht Febris in- term. traumatica erzeugten, geneigt, die Krankheit nieht für Wechselfieber zu halten. — Prof. Fuchs 143 sah das Uebel bei Vereiterung in Gehirn entstehen und glaubt es mit Febris intermittens hectica in Beziehung setzen zu dürfen. — Hofr. Textor erklärte sich nach seinen Beobachtungen gegen diese Meinung und Prof. Sachs erinnerte an die Warnung von P. Frank, die Frostanfälle bei inneren Vereiterungen nicht mit Febris intermittens zu verwechseln. — Nach mehreren Erfahrungen in der Charite scheint oft der frühe Tod nur durch die heftige Erschütterung des Nervensystems bedingt zu werden. — Die Erfahrungen im Hamburger Krankenhause sind nach Dr. Warburg denen des Hofr. Textor entsprechend. Hierauf hielt Med. Rath Busch einen ausführlichen Vortrag über Krankheiten der Ovarien und ihre Behandlung, namentlich über die steatomatöse Entartung derselben. Er verwirft im Allgemeinen die Exstirpation, da die Kranken oft 20 Jahre mit dem Uebel erträglich leben. — Eben so hält er im Allgemeinen die Exstirpation fibröser Gewächse im Uterus, . welche meistens durch Blutungen in Zeit von 3—4 Monaten tödten, für gewagt; — eine Ansicht, welcher Hofr. Textor beistimmt. — Geh. Hofr. Stark I. aus Jena bewirkte in einem Falle Verkleinerung eines steatomatösen Eierstocks, indem er von der Scheide aus einen Troicart in die Geschwulst einstiess und in die Wunde alle zwei Tage eine mit Kali causticum getränkte Wieke einführte. — Med. Rath Busch empfiehlt die- ses Verfahren zur Beachtung. — Prof. Fuchs erinnert hierbei an den Nutzen der Adelheidsquelle und Med. Rath Ulrich an die höchst kräftige Kreuznacher Salzquelle. Sechste Sitzung den 24. September Vorm. Nachträglich zu den gestrigen Verhandlungen bemerkte Baron v. Türkheim, dass er vorzüg- lich häufig bei Klosterfrauen Krankheiten der Ovarien beobachtet habe. Häufig wurde zur Erleich- terung der Kranken bei Hydrops ovarii die Punction angewandt und in einem Falle dieselbe sogar 114 Mal wiederholt. Carlsbad leistete nichts, in einem Falle Jodeinreibungen eiwwas; Malfatti wendet äusserlich 02. Crotonis an. Operative Eingriffe sind zu verwerfen. — Eben so fügten noch Med. Rath Ulrich, Dr. Messerschmidt, Hofr. Textor, Prof. Fuchs die Erzählung einiger Krankengeschichten bei. ö Hierauf sprach Prof. Fuchs über die Erscheinungen bei beschränkter oder unter- drückter Se- und Excretion des Harnes. Die Harumetastasen reduciren sich nach ihm auf folgende Formen. 1) Formen auf der äussern Haut: a) Prurigo senilis (Epinyeltis). b) Rupia escharotica, vorzüglich bei Kindern. c) Der fieberlose, chronische Pemphigus (Pompholyz). d) Der Esthiomenos (nicht zu verwechseln mit Zupus oder syphilitischen Ausschlägen), fres- sende Flechte. . e) Der oberflächliche Wangenkrebs alter Leute. 2) Formen auf den Schleimhäuten: a) Epiphora senilis und Ectropium senile. 3) Affeetionen des Nervensystems. Bald sind die Beweguungsnerven leidend, bald ist Delirium. monotonum, mit Wiederholung derselben Worte, vorhanden. Alle starben soporös. Bei Kindern entstehi Eklampsie ohne Hirnsymptome. — In keiner Leiche fand sich Congestion nach dem Hirn oder Rückenmark, oft aber Ergiessung eines sehr salzigen Wassers, zuweilen auffallende Trok- kenheit der Hirnsubstanz. 4) Zuweilen entsteht Brustwassersucht. — Die Erscheinungen im Nervensystem tre- ten vorzüglich daun auf, wenn die Hautformen unterdrückt wurden. Behandlung: Terpentinöl und Canthariden. mit ‚sorgfältiger Hautkultur; in manchen Fällen wendet der Blasenstich schnell die dro- hende Gefahr ab. Die Frage des Prof. Fuchs, ob ein Mitglied je diesen der Kürze wegen Typhus urinosus zu nennenden Zustand mit Glück behandelt habe, wurde verneint. — Med. Rath Busch beobachtete häufig zugleich auffallende Röthung der Schleimhaut der Zunge und des Mundes. In dem darauf folgenden Vortrage des Ob. Med. Rath Röser aus Athen: über die Fieber in. der Levante, traten vorzüglich Bemerkungen über den biliös- entzündlichen Character dieser Fieber, ‚über die häufige Nothwendigkeit der Aderlässe, die bedeutenden, selbst mit dem Paroxysmus zu- und abnehmenden Anschwellungen der Milz, die auf der Insel Spezzia, namentlich bei Kin- dern, auch ohne vorhergegangene Intermitiens endemisch sind; über die Hauptfieberform in Griechen- 144 land, die noch jetzt dem Causus des Hippocrates ähnlich sind und Kavsıs (im Volke Karca) heissen; über die häufige Nothwendigkeit, vor dem F'roste grosse Dosen Chinin (bis zu 3 Drachmen in 24 Stunden) zu geben, hervor. Zur Herbeiführung der Krisis eignet sich vorzüglich’ Kampher. Recidive verhütet vorzüglich rein vegetabilische Diät. — Prof. Sachs zweifelt an der Nothwendig- keit sehr grosser Gaben des Chinins; dagegen stimmt Geh. Hofr. Succow aus Jena vorzüglich für die Darreichung des Chinins vor dem Frostanfalle. Hierauf sprach Geh. Hofr. Stark I. über einige Krankheiten der Urinwerkzeuge, namentlich der Prostata, zeigte eme sehr vergrösserte Prostata vor und theilte unter anderm einen Fall mit, wo nach der Punction der Blase der Kranke ohne Beschwerde eine Canüle vier Jahr lang trug. Femer zeigte derselbe ein sehr merkwürdiges Präparat von einem Blasensteine in der Blase vor, der die Mündungen der Ureteren völlig verschloss und wo in Folge einer Ruptur des ei- nen Harnleiters der Tod eintrat. Hofthierarzt Dr. Lentin aus Weimar berichtete hierauf über Versuche, das Kuhpocken- gift von Kindern auf Kühe zu übertragen. Die Kühe waren höchstens vier Jahr alt und wurden sechs Wochen nach der Geburt des letzten Kalbes geimpft. Der Impfschnitt muss tief sein. Am öten Tage zeigten sich kleine Pusten, am 8ten Tage hatten dieselben ihre Acme erreicht, am l4äten Tage Abtrocknung, gegen den 24sten Tag Abstossung des Schorfes. Behufs der Aufnahme der Lymphe muss man die ganze Decke der Pocke abtragen. Am besten impft man mit der noch warmen Lymphe. .Varioloiden entstehen aber auch hier. — Prof. Sachs erinnert, dass die Ver- suche des Dr. Carganico in Lithauen dasselbe Resultat geliefert haben. Geh. Hofr. Succow stellte ein Mädchen vor, bei dem ein Herpes exedens die Nase, den Gau- men und die Oberlippe zerstört hatte. Die Heilung war durch Merc. praecip. rub. und Sarsaparille . gelungen. Derselbe erinnert zugleich an den Gebrauch der Plantago media bei Geschwüren. — Siebente Sitzung den 24. Sept. Abends. Baron v. Türkheim spricht über die Verwandtschaft des als Vorläufer der Cholera in Oester- reich erschienenen Typhus abdeminalis mit der Febris intermittens. Die ungemeine Remission der Krankheit gegen Morgen und eine feine Bemerkung Quarin’s, dass intermittirende Fieber oft wie remittirende aussehen, brachte ihn auf den Gedanken, das Chinin zu versuchen und der Erfolg war äusserst günstig. Von einer grossen Anzahl von Kranken starben nur zwei, die sehr spät in die Behandlung kamen. v. T. rettete drei seiner eigenen Kinder durch das Mittel von der Krank- heit. Er gab dasselbe unter allen Umständen, bald Chinin sulph., bald Chin. muriatioum (in grösse- ren Gaben), wenn nach dem ersteren Druck im Magen entstand. Zuweilen kalte Kopfumschläge. — Prof. Sachs erklärt, dass er zwar nicht gegen die Anwendung des Chinins bei noch vorhandenen gastrischen Symptomen sei, dass aber bei denselben die Wirkung des Chinins weniger sicher sei. S. gibt ferner das salzsaure (chininreichere) Präparat in kleineren Gaben, 2 von der des Chin. sulph., welches übrigens die ganze Chinarinde nie ersetzen könne, wo es auf roborirende Wirkung ankomme. Zu den Bemerkungen des Ob. Med. Rath Röser über den Causus erimert Prof. Sachs nach- träglich, dass in vielen Fiebern eine dem Gebrauch des Chinins vorhergehende antigastrische Be- handlung unerlässlich sei. — Ob. Med. Rath Röser rechtfertigt die grossen Dosen des Chinins durch die in vielen Gegenden von Griechenland herrschende Malaria. Nachdem hierauf Med. Rath Ulrich auf die Wichtigkeit der durch Baron v. Türkheim mit- getheilten Resultate über den Nutzen des Chinins im Typhus abdominalis aufmerksam gemacht hatte, sprach Ob. Med. Rath v. Froriep aus Weimar: über die Lebensversicherungen vom ärzt- lichen Standpunkte aus betrachtet. Derselbe machte in diesem Vortrage unter anderm vorzüglich darauf aufmerksam, wie wünschenswerth es sei, auch Kranke, deren wahrscheinliche Le- bensdauer nach genau anzustellenden Beobachtungen über die durchschnittliche Verkürzung des Le- bens durch einzelne Krankheiten zu bestimmen sei, zu versichern, wie es bereits in England ge- schehe. (London Asylum Life office N. 70 Kornhill No. 5 Waterloo- Place.) Seine hierauf fol- genden Bemerkungen über die Grundsätze, nach denen solche Anstalten, wie sie in Preussen und Oesterreich im Werke sind, einzurichten seien, empfiehlt v. Fr. dem Baron v. Türkheim in je- ner Hinsicht zur gefälligen Beachtung. — Prof. Sachs erwähnt noch der musterhaften Genauigkeit der Quetelet’schen Berechnungen. 145 Achte Sitzung den 25. Sept. Vormittags. Baron v. Türkheim bemerkt noch nachträglich in Beziehung auf den Typhus abdominalis, dass er beim Beginn der Krankheit anfänglich ohne Erfolg Brechmittel angewendet habe. Prof. Renner zeigt ein Präparat von einem Schwein vor, dessen Ureter enorm ausgedehnt und die Niere in eine höckerige Blase verwandelt ist. Die Krankheit befand sich in beiden Nieren und R. glaubt, dass sie durch Absorption der Nierensubstanz entstanden sei. Hieran knüpfte Med. Rath Ulrich die Mittheilung eines Falles, bei welchem in Folge einer Harnröhrenstrietur sich in der um das Vierfache ausgedehnten Blase vier Taschen befanden, die Ure- teren bis zur Weite des Dünndarms ausgedehnt und die Nieren, namentlich die Nierenbecken und Nierenkelche, enorm ausgedehnt waren. — Prof. Sachs fügte einige kritische Bemerkungen über die Krankheiten der Nieren und das Verhältniss derselben zu manchen Lungenkrankheiten bei. Eine von Prof. Hünefeld aus Greifswalde eingesendete Abhandlung: „über die Vermittlung der Gegensätze und Widersprüche in der theoretischen und practischen Medicin, mit besonderer Rück- sicht auf die Ergebnisse des letzten Jahrzehends‘“ wurde zu den Acten genommen, da sich zur Vor- lesung derselben keine Zeit fand. Hofzahnarzt Dr. Heinzmann aus Jena zeigte einige kranke Zähne von scrofulösen, rhachi- tischen und syphilitischen Personen vor und bewies dadurch, dass die Zähne gleichzeitig mit dem ganzen Knochensystem leiden. - ; Med. Rath Ulrich, im Auftrage des Prof. Valentin, und Ob. Med. v. Froriep suchten die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Versuche des Dr. Schwann aus Berlin über die Ver- dauung hinzuleiten. \ Dr. Kaiser aus Geisa theilte einen Fall von Superfötation mit, den indess Prof. Sachs und Ob. Med. Rath v. Froriep deshalb als nicht völlig stringent gelten lassen wollten, weil der jün- gere Fötus nicht lebend geboren wurde und folglich vor der völligen Entwicklung des älteren abge- storben sein konnte, ohne zu verwesen. Hierauf sprach Hofr. Brandes aus Salz-Uflen „über die Benutzung der in Meinberg aus der Erde ausströmenden Kohlensäure zu ärztlichen Zwecken.“ Jener Kohlen- säurequell erhob sich in der ersten Zeit 70 Fuss über die Erdfläche, sank später und fliesst jetzt nur mit geringer Erhebung über den Erdboden fort. Es entwickeln sich jetzt aus dieser einen von den vielen Kohlensäuregasquellen der Gegend von Meinberg in der Minute 20 Kubikfuss des Gases. Es wird zu den Brunnenhäusern hingeleitet und namentlich zu Gasbädern und zur Verbesserung ei- ner nahen, an fixen Bestandtheilen dem Ragozi sehr ähnlichen Quelle benutzt. Endlich theilte Dr. Häser aus Jena einige Aufforderungen des Geh. Hofr. Kieser (welcher durch Geschäfte der Gesellschaft an der Sitzung Antheil zu nehmen behindert war) mit: — 1) Ue- ber die wahrscheinliche Identität der Menschenblattern, der Kuhpocken, der Schafpocken, der Mauke und der Hundeseuche bei verschiedenen ’Thieren Wechselimpfungen anzustellen, um diesen so wich- tigen, bisher noch unerledigten Gegenstand in’s Reine zu bringen. — %) Durch Beobachtungen und wenn möglich Versuche auszumitteln, ob die Viehseuche, welche, auf Menschen übertragen, die schwarze Blatter bildet, nicht, vielleicht das Neryenfieber und auch Pest und gelbes Fieber compen- sire; so dass. die schwarze Blatter ein gleiches Schutzmittel gegen Nervenfieber, Pest und gelbes Fieber gebe, wie die KuhBlattern gegen Menschenblattern. Der Präsident, Baron v. Türkheim, erklärte hierauf, nachdem er für das ihm bewiesene Zu- trauen gedankt hatte, die diesjährigen Sectionssitzungen für geschlossen. 9. Ans zu 8 i aus den Sitzungsprotocollen der thierärztlichen Section. Präsident: Geh. Med. R. Nebel. Secretär: Professor Renner. Erste Sitzung den 23. September. Es wurde zuerst die Hufgelenklähme der Pferde auf Veranlassung des Hofrossarztes Lotze besprochen und der Umstand hervorgehoben, dass sie so oft verkannt und für Buglähme gehalten wird. 19 146 Hofrossarzt Lotze sowohl, als der Secretär theilten mehrere darauf bezügliche Fälle mit. Der Präsident warf die Frage auf, ob die Hufgelenklähme in Folge der Rehe (Fussentzüudung) und sonst metastatisch entstehen könne, welche der Secretär nach einem Falle, von welchem sich das Präparat in der ihm anvertrauten Sammlung befindet, zu bejahen glaubte. Es fanden sich nämlich Folgen der Rehe, Hufgelenklähme und chronischen Mauke an einem und demselben Fusse. i Hofrossarzt Lotze theilte den Fall eines wegen unaufhörlich wiederkehrender Anfälle von Fall- sucht unbrauchbar gewordenen Pferdes mit, welches durch enorme Gaben von Belladonnaextract (ein Pfund in sehr kurzer Zeit) geheilt wurde. Mit Aufhören der sehr heftigen Zufälle der Belladonna- vergiftung trat dauerhafte Genesung ein. Gegen jene war bloss eine Blutentziehung angestellt worden. Diese Mittheilung veranlasste den Secretär auf den grossen Nutzen aufmerksam zu machen, welchen die Extracte der Belladonna und des Stechapfels in gehörigen Gaben von einer halben bis zu einer ganzen Unze gegen Krampfkoliken und krampfhafte Krankheiten der Blase leisten, aufmerk- sam zu machen, bei welcher Gelegenheit er eines tödtlichen Falles von Krampfkolik eines jungen Pferdes erwähnte, dadurch merkwürdig, dass das Ende des Krummdarms beinahe bis an das Ende des Blinddarms als Volvulus umgekehrt eingedrungen und incarcerirt war. Eine unverkennbare Lie- nitis schien die Krämpfe des Darmcanals veranlasst zu haben. Dr. Brauell sprach noch über die verschiedene Bereitung der narcotischen Extracte und die davon abhängende verschiedene Wirkung. Zweite Sitzung den 24. September. Ausser den erwähnten Mitgliedern, von welchen indessen der Landthierarzt Falke schon abge- 'reis’t war, wurden noch Geh. Hofrath Dr. d’Oleire und Leibarzt Dr. Röser veranlasst, der Sitzung "beizuwohnen, weil Dr. Lentin einen auch für Aerzte höchst interessanten Aufsatz über Impfung von Kühen mit Schutzpockenmaterie angekündigt hatte. Einstimmig aber wit dem Vortrageuden hielt die ‘Section es für- besser, denselben der medicinischen Section anzutragen, ia welcher derselbe auch noch am nämlichen Tage vorgelesen wurde. : Dr. Röser”s Klage über die häufigen Todesfälle unter den orientalischen Pferden des Marstalls zu Athen, welche durch innere Entzündungen veranlasst werden, gab dem Secretär Veranlassung, ‘sich über den Umstand auszusprechen, dass bei diesen edeln 'Thieren und ihren Nachkommen der “entzündliche Character meistens eine solche Heftigkeit erreicht, dass nur eine zeitig und kräftig an- gewendete entzündungswidrige Behandlung Hülfe gewähren kann, eine Behandlung, deren Maas nicht "immer nach der Art, wie sie bei gemeinen Pferden anzuwenden wäre, -abgemessen werden darf. "Das Clima Griechenlands scheint diesen Umstand noch wichtiger zu machen, indem es der Entste- ‘hung entzündlicher Krankheiten unter den Menschen so günstig ist. N Diese Sitzung musste wegen bevorstehender Abreise der meisten’Mitglieder die letzte sein. 10. . Auszug aus den Sitzungsprotocollen der agronomischen und technologischen Section. ” Präs.: Prof. Schweitzer und Prof. Reum. Secr.: Prof. Pohl. "Erste Sitzung den 20. September. Pastor Krause aus Taupadel hielt einen Vortrag über die Nothwendigkeit einer Vereinigung zu einem einfachen Systeme und einer möglichst kurzen genetischen Benennung der Getreidearten, als Mittel zur Beförderung. der. wissenschaftlichen Kenntniss dieser wichtigsten ökonomischen Ge- wächse. Seine Vorschläge wurden besonders _lebhaft durch Professor Reum aus 'Tharand be- Stritten. 147 7 weite Sitzung den 21. September. - » Prof. Reum sprach zuerst über eine zweckmässige Eintheilung der Culturpflanzen; dann zeigte er, sich auf mannigfaltige Versuche berufend, wie die Kartoffelknollen durch die Art, die Saatkar- toffeln zu legen, verbessert werden könnten. Hr. Oekonomierath Geyer aus Langenrinne wurde hierbei veranlasst, seine reichen Erfahrungen über den Kartoffelbau mitzutheilen. Er wies besonders nach, wie nachtheilig das Legen von Kartoffelstücken, statt ganzer Kartoffeln, und das Abschnei- den des Kräutigs sei: i Landesältester v. Thielau aus Schlesien legte eine Probe von einer Tabakssorte (Nicotiana ‚microphylla) vor und empfahl sie sehr. Prof. Reum ergriff diese Gelegenheit, über den Anbau des Tabaks ausführlich zu sprechen. Er beschrieb das in der Gegend von Wasungen befolgte Verfah- ren und zeigte, dass es sehr empfehlenswerth sei. Als die Düngung der Tabakspflanze zur Sprache kam, rieth Dr. Gleitsmann, sich dazu der Braunkohle, mit Kalien zersetzt, zu bedienen. Rittergutsbesitzer Teichmann hielt endlich einen Vortrag über die Saatraupe (_Agrotis sege- tum, auch Noctua segetum), welche in verschiedenen Gegenden Sachsens während des letzten Som- mers häufig vorgekommen sei und bedeutenden Schaden angerichtet habe. Dritte Sitzung den 23. September Vorm. Dr. Artus aus Jena sprach über die Bildung der Essigsäure aus Platinmohr und erbot sich zu einem Versuche am folgenden Tage. Professor Reum beschrieb ein von ihm mit Glück angewendetes Verfahren bei der Verpflanzung des Rapses, über welchen Gegenstand Rittergutsbesitzer Dr. Crusius gleichfalls seine Erfahrungen mittheilte. Professor Plieninger aus Stuttgart lenkte zunächst die Aufmerksamkeit auf die Ballen an den Wurzeln der Rapspflanzen, die, nach seiner Meinung, durch die Larven eines Rüsselkäfers verur- sacht würden, der von dem Insect verschieden sei, welches die Blüthe des Rapses zernage. Fer- ‚ner sprach er über die Verbreitung des Maikäfers, so wie über die Zeit seiner Bildung und knüpfte daran die Aufforderung an die Landwirthe, ihre Beobachtungen über schädliche Insecten häufiger bekannt zu machen, als es bisher geschehen, wodurch die Fortschritte in der Insectenkunde sehr erleichtert werden möchten. Oeconomierath Geyer stellte hierauf die Frage: Welche Richtung muss die Landwirthschaft nehmen, um zeitgemäss fortzuschreiten und dem lange fühlbaren Nothstande. derselben abzuhelfen? Nach seiner Ansicht komme es vorzüglich darauf an, dass man durch geschickte Anwendung der Mittel, welche die Fortschritte in der Wissenschaft darböten, möglichst wohlfeil zu produciren suche; dass einem verschiedenartigen Anbaue von Handelsgewächsen die gewinnreichste Ausdehnung gegeben werde; endlich dass man solche fabrikartige Unternehmungen, welche landwirthschaftliche Producte in Masse verarbeiten, mit aller Kraft in’s Leben rufe. Bei der Auseinandersetzung der Mittel, durch welche dieser Zweck am besten erreicht werden möchte, hob er besonders hervor, dass eine auf Erfahrungssätze gegründete, den Umständen genau entsprechende Anordnung der wirthschaftlichen Verhältnisse (z. B. des Körnerbaues zum Futterbaue, der Kopfzahl des Viehes zu einer bestimmten Futtermenge etc.) noch keineswegs so allgemein berücksichtigt werde, als es nothwendig sei. In der ausführlichen Besprechung über diesen Gegenstand bemerkte Dr. Crusius, wie sehr der Mangel an Intelligenz zu dem gegenwärtigen Nothstande der Landwirthschaft beitrage, und beschrieb die landwirthschaftlichen Comiteen, welche man im Königreich Sachsen zur Abhülfe jenes Mangels einzuführen beabsichtige; Professor Plieninger erwähnte, wie die Zwangsverhält- nisse der kleinen Wirthschaften den Verbesserungen vorzüglich im Wege ständen; endlich machte Professor Fischer aus Jena darauf aufmerksam, dass die Intelligenz der kleinen Wirthe durch die landwirthschaftlichen Vereine noch zu wenig gefördert werde. f Zum Schluss dieser Sitzung beschrieb Professor Plieninger eine Verhesserung der Mühlen, welche man in Würtemberg an verschiedenen Orten vorgenommen habe, und Lieutenant Stock- mann machte einige Mittheilungen über denselben Gegenstand. 19 * 148 Vierte Sitzung den 23. September Nachm. Die am Ende der vorigen Sitzung abgebrochene Unterredung über die Verbesserung der Müh- len wurde fortgesetzt. Die Einrichtung der Marktmühle in Jena, welche man inzwischen in Au- genschein genommen hatte, erläuterte der Besitzer derselben, Günther, ausführlich und beschrieb zugleich eine eigene Art von Reinigungsmaschine, deren er sich bedient. Rittergutsbesitzer Teichmann veranlasste sodann eine Besprechung über den Branntwein, als Mittel gegen die Drehkrankheit der Schafe. Professor Reum sprach über das wechselseitige Verhältniss zwischen den Naturwissenschaf- ten .einer Seits und der Landwirthschaft, Forstwirthschaft und dem Gartenbau anderer Seits, und bemerkte, dass von den Naturforschern die Erfahrungen der Laud- und Forstwirthe, so wie der Gärtner, viel zu wenig berücksichtigt würden. Professor Schweitzer entwickelte seine Ansicht über das Wesen, der laudwirthschaftlichen Versuche und deutete ihre gewöhnliche Unvollkommenheit an. _ Hierauf wurden der Section zwei von dem landwirthschaftlichen Verein zu Zwätzen an sie ge- richtete Fragen vorgelegt. Die eine bezog sich auf die Entstehung der Made, welche sich im Herbst in den abnormen Knoten an den Wurzeln des Rapses und Rübsens vorfindet; man verwies sie an die entomologische Section. Die andere Frage lautete: Welche Fütterungsart ist den Hausthie- ren am zuträglichsten, diejenige, welche der Natur am nächsten kommt, oder diejenige, welche durch Zersetzung verdaulicher wird? Professor Schweitzer beantwortete diese Frage da- hin, dass: das grüne Futter am natürlichsten und zuträglichsten sei; das dürre müsste daher so viel als möglich durch künstliche Bereitung in den Zustand des grünen zurückgebracht werden. Dies geschähe durch das sogenannte Abdämpfen, was er ausführlich beschrieb und seine Nützlichkeit aus eigener Erfahrung bewies. Prof. Reum theilte zum Schluss ein durch zehnjährige Versuche von ihm erprobtes Verfahren mit, wodurch man ein baldiges Blühen und Fruchttragen der Obstbäume bewirken könne. Fünfte Sitzung den 24. September. , ‚ Zuerst zeigte Apotheker Bauersachs aus Kahla eine neue Art von Percussionsgewehren vor, erläuterte ihre Einrichtung und nannte als ihren Erfinder den Mechanicus Dreyse in Sömmerda. Sodann beschrieb Gen. Maj. v. Sabloukoff aus Petersburg eine neue Luftreinigungsmaschine, von der man in Russland einen sehr vielfachen und erfolgreichen Gebrauch gemacht habe. (S. oben S. 112.) . Zum Schlusse theilte derselbe eine von ihm ersonnene Stellung des Sechs am Pfluge mit, wo- durch das Ziehen sehr erleichtert werde, und machte diese Vorrichtung durch eine Zeichnung an- scha ulich . 6 Pr Erklärung der Abbildungen. Die Abbildung vor dem Titelblatt gibt eine Ansicht des Sitzungssaales am 23. Sept. (S. oben S. 21.) Wir überlassen es dem Scharfsinne des Beschauers, die zum Theil sehr wohl ge- troffenen Portraite der a dieser Versammlung herauszufinden. Taf. I. Fig. 1. stellt den Grundriss des Sitzungssaales der allgemeinen Versamm- lungen in der zu diesem Zweck vergrösserten academischen Aula dar, welcher Grundriss auf der Rückseite der rothen Eintrittskarte (s. oben S. 11.) abgedruckt war. Nur der Theil .ist dargestellt, welcher die numerirten Sitze für die Mitglieder enthält. Der gegen 200 Sitze für die Zuhörer eut- “ haltende Theil bei € ist des Raumes wegen weggelassen. Fig. 2. gibt die Abbildung der von Seiten der Academie Jena der vierzehnten Versamm- Jung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands gewidmeten, von Fräulen Angelica Facius in Weimar geschnittenen, und an alle stimmfähigen Mitglieder der Versammlung vertheilten Medaille, deren Beschreibung S. 6. gegeben ist. Fig. 3. stellt die das Bildniss des Hofraths Oken enthaltende, von Loos in Berlin geprägte Medaille dar. Hauptseite: das Bild mit der Umschrift: Laurentius Oken Ortenaviensis. Unten: nat. d. II. m. Aug. MDCCLXAÄIX. Kehrseite: Isis, Osiris und Harpocrates — die drei Symbole der Natur — halten die ver- schlungenen Nilschlüssel als Symbol der Vorsehung. Alle drei stehen auf der Lotusstaude, dem Stellvertreter des Pflanzenreichs, aus welchem das Thierreich hervorsteigt. Harpocrates sitzt auf der Frucht; die Blume ist gegen Osiris mit dem Zauberstabe — Symbol der Kraft und der, Wis- senschaft; das eingerollte Blatt gegen die Isis, mit dem Sistrum — Symbol des Gefühls und der Kunst — geneigt. Die Eltern sitzen auf Stühlen und diese stehen auf Würfeln oder vieimehr Rhomboidal-Dode- caedern, welche das Mineralreich darstellen, das auf dem Wasser ruht, aus dem es entstanden ist. Die löwenartige Sphinx verzehrt einen Menschen und im kugelwalzenden Käfer regen sich schon die Flügel des Vogels und die Köpfe der Säugethiere. Im Wasser die Fische; auf dem Kopfe der Isis die Schlange und Schnecke, auf dem des Osiris der Vogel und der Polyp; auf dem des Har- pocrates die jungfräuliche Lotusblume, in welcher das Thierreich noch schlummert. Auf den Schiffs- schnäbeln Sonne und Mond. Unterschrift: Ordines Corporum Organis Aequavit. Unten: Scrutatores Naturae Consociavit. . Taf. II. Fig. 1. gibt die Abbildung der Medaille, welche die Verehrer des Freiherm Alexan- der v. Humboldt bei Gelegenheit der im Jahre 1828 zu Berlin von ihm gehaltenen Vorlesungen schlagen liessen. / Hauptseite: dessen Bilduiss, mit der Umschrift: Alexander ab Humboldt. Kehrseite: Unten rechts sitzt Terra, ein Füllhorn haltend, neben ihr der Löwe; links Ocea- nus, das Ruder über die rechte Schulter gelehnt, den linken Arm auf eine Ume gestützt, aus wel- cher Wasser fliesst, neben ihm ein Scedrache. Ueber beiden wölbt sich der Thierkreis, und über 150 diesem erhebt sich Helios auf einer Quadriga, deren Vorderseite zwei an»einem Candelaber stehende Greife schmücken. Umschrift: Illustrans totum radiis splendentibus orbem. Unten: Berolini MDCCCXXVIIT. Fig. 2. stellt die Medaille mit dem Bildnisse des Grafen C. v. Sternberg dar, geprägt von -Loos in Berlin. i Auf der Hauptseite das Bildniss, mit der Umschrift: Casparus Comes Sternberg, nat. Pragae VI. Jan. MDCCLAT. r Auf der Kehrseite in einem Blumenkranze: Naturae et florae utriusque Scruta- tor indefessus. . Fig. 3. zeigt die zum 50jährigen Lehrer- Jubiläum des Oberforstraths Cotta in Tharand im Auftrage seiner Verehter vom Hofmedailleur König in Dresden geprägte Medaille. Hauptseite: das treue Bildniss mit der Umschrift: Heinrich Cotta, geb. am 30. Oct. 1763. Kehrseite: Ein Eichenkranz umschliesst die einfachen Worte der Widmung: Nach 50jäh- rigem Lehren der Forstwissenschaft. Oben und unten: Tharand am.20. Aug. 1836. Von seinen Verehrern und Freunden. i Fig. 4. die, zu Stuttgart im Jahre 1834 vertheilte Medaille, gleichfalls aus der Berliner Officin, mit dem Bildniss des Staatsraths Dr. C. F. Kielmeyer. Hauptseite: das Bildniss mit der Umschrift: Carol. Fried. Kielmeyer,snat. Beben- husae 22. Oct. 1765. — Kehrseite: ein aus Eichenlaub und den Blüthen und Blättern der Kielmeyeria rosea ge- wundener Kranz, mit der Umschrift: Physicorum Germaniae Pietas. In der Mitte des Kran- zes steht: 11. Febr. 1793, der Tag, an welchem Kielmeyer die Rede „über die Verhältnisse der organischen Kräfte“ gehalten hatte; und unter dem Kranze: M. Septembr. 1834., Taf. IV. gehört zu dem Vortrage des Dr. Hammerschmidt aus Wien. (Oben S. 65.) Fig. I. IV. V. Der eigentliche Bohrer in seiner ganzen Zusammensetzung. AA der Eisen- klotz, wodurch der nöthige Druck auf den Bohrer ausgeübt wird, und worin die beiden Nebenseile sich bewegen. 1. Der Hauptstrang, 2. die beiden Nebenseile, welche sich auf der Rolle III. auf- winden; 3. Einpassung auf den Gegenhalt Fig. VI., welche mit Schrauben mit dem Eisenklotz Fi- I. A verbunden wird; 4. innerer hohler Spielraum für die beiden Nebenseile; 5. Schrauben, wo- mit das Bohrwerk Fig. III. und IV. an das Gewicht festgehalten wird. ri Fig. I. A. Der eigentliche Sitz der Gegenwirknng, welche die Drehung des Bohrers Fig. V. hervorbringt, und mittelst der Schrauben 5 an den Eisenklotz Fig. I. AA festgemacht ist. Fig. II. B. Dasselbe in schiefer Richtung. In das viereckige Loch 6 im Mittelpunkte passt die Haltbüchse Fig. II. C der Spiralfeder, worauf dann oberhalb die Schraubenmutter Fig. II. D sitzt. Die beiden Seitenäste 7 geben der Haltbüchsen-Kapsel die nöthige Festigkeit. Durch die beiden Löcher 8— 8 laufen die beiden Nebenseile aus der Höhlung des Eisenklotzes Fig. I. A auf die Rad- spindel Fig. IH. Fig. IH. €. Die Halibüchse. Mittelst des viereckigen Zapfens 9 wird dieselbe unbeweglich in dem viereckigen Loche 6 erhalten. An der runden Scheibe 10 ist die Spiralfeder 11 an einem Ende festgeniacht und windet sich darauf auf. Das andere Ende der Spiralfeder ist an der Radspindel II. AB festgemacht, so dass sich die Scheibe 10 in dem Loche 14 der Radspindel III. B dreht und dadurch die Feder 11 auf- und abgespannt wird. Fig. II. D. Die Schraubenmutter, welche ein sehr starkes Gewinde haben muss, da hiedurch das Bohrwerk Fig. IV. und V. mit Fig. II. AB verbunden wird, indem diese Schraubenmutter mit- telst des Gewindes 20 den Zapfen 19 der Bohrerwalze von Fig. II. B durch das Loch ‚der Feder- Haltbüchse Fig. II. C gehend anzieht. Fig. II. A. Die Seilrolle, welche auf dem Zahnrade III. C ‚in dem inneren Rande .der Scheibe IV. A 15 läuft. t An die 2 Haken 12? — 12 sind die beiden Nebenseile 2—% festgemacht, welche sich in entge- gengesetzter Richtung auf'der Rolle Fig. II. aufwinden. Die Zähne 43 der Seilrolle greifen in das Fallzüngelchen 16 von Fig. IV. A ein, wodurch‘ die Seilrolle gehindert, wird vorwärts zu laufen, während sie rückwärts durch: die ‚Spiralfeder 11. getrieben, leer läuft, die beiden Enden der Stränge 2 aufwındend. Im innern hohlen Raume 14 bewegt sich die Haltbüchse Fig. III. A 10 mit der aufge- wundenen Spiralfeder 11. 151 Fig. IV. A. Ist in Verbindung mit Fig. III. A die Bohrerwalze. In dem innern aufwärts ste- henden hohlen Raume 15 bewegt sich die Seilrolle Fig. III. dergestallt, dass die Zähne 13 in das Fallzünglein 16 einfallen und hiedurch die Rolle am leer vorwärts laufen gehindert wird. Durch das Anziehen werden die beiden Nebenseile der Rolle abgewunden und hiedurch die ganze Bohrwalze Fig. IV. nebst dem Bohrer Fig. V. umgedreht. Durch die Feder 17 wird das Fallzünglein 16 an die Zähne 13 angedrückt. Fallzünglein und Feder sind durch die Schrauben 16a und 17a bei Fig. IV. € festgemacht. Um den Zapfen 18 läuft die Rolle Fig. III. A —C, wodurch diese ganze Vorrichtung mittelst des Zapfens 19, der durch das Loch der Federhaltbüchse Fig. II. C 9— 10 geht, vermöge des Gewindes IV. 20 und der Schraubenmutter II. D an den Gegenhalt II. B 6 angehalten wird. Fig. IV. B und C. In dem dünneren nach abwärts stehei:den Ansatz 21 wird der Bohrer Fi- gur V.— 28 in das viereckige Loch 22 eingesetzt und durch die Niete 23 festgehalten. Fig. V. A—C. Der eigentliche Bohrer. Ueber der Spitze 25 steht die schraubenartig gestellte Schaufel 24. Sie wühlt sich bei der Umtreibung in das Erdreich ein und nimmt durch die schrau- benartige Höhlung 26 das Bohrmehl in den zwischen der Schaufel um den conischen Stiel 27 sich bildenden hohlen Raum auf. Mittelst des viereckigen Zapfens 28 und die darin befindliche Oeffnung wird der Bohrer mit Fig. IV. € 22—23 in Verbindung gebracht. Fig. VL Aufsatzrohr auf den Eisenklotz Fig. I. AA, welches mit den Schrauben 3— 3 fest- gemacht wird. . In dem inneren Raume 29 wird durch Anziehen des am Hauptstrange 1 sich befindenden Kno- tens 30 — das Eisenklötzchen 31 bis zum conischen Rande 29 aufgehoben, wodurch die beiden starken Spitzen 32, welche am Ende einer Feder 33 sitzen, durch die in der Wand des Aufsatzroh- res befindliche Oeflnungen zurückgezogen werden. — Wird das Seil nachgelassen und hiedurch der Bohrer gedreht, so dringen die Spitzen 32 durch die Feder 33 und die natürliche Schwere des Ei- senklötzchens 31 getrieben in die Seitenwände des Bohrloches und verhindern so die Rückbewegung des Gewichtes, wenn der Bohrer einen zu grossen Widerstand findet, der durch die gewöhnliche Schwere des Gewichts Fig. I. A nicht überwunden würde, Fig. VII. dient zur Heraufhebung einzelner "Theile, falls der Hauptstrang abreisst. Oberhalb mit dem Kolben 33, unterhalb mit dem Springhaken 34, welcher in die Oeffnung des Eisenklotzes des Ansatzrohres etc. ‚eingreift. Taf. IV. (irrig Taf. V. bezeichnet ) gehört zu der Abhandlung des Gen. Maj. v. Sabloukoff. (S. oben 8. 38. 112.) Druckfehler. u . Nota, statt auf der II. Tafel, lies vor dem Titel. — 26. No. 46. statt Prosector ist zu lesen Professor. — 31. fehlt Schubert, Hofmedicus, Cahla, Medicin, und die S. 30. fehlende No. 232. ist dadurch auszufüllen. — 32. No. 317. ist zu lesen v. Thielau. — 33, No. 370. ist durch Undeutlichkeit der Handschrift irrig unter Lit. Z. gekommen. — 63. Nota, statt Taf, IV. lies Taf. I. Bei dem Verleger diefes amtlihen Berichts find no erjchienen: Ch. 2, Brehm, Naturgefchichte aller Bögel Deutjchz lands, worin nach den forgfältigften Unterjuchuns gen und genaueften Beobachtungen mehr als 900 einheimifche Se attungen zur Begründung eis ner ganz neuen neh und Behandlung ihrer Na- turgefchichte vollftändig befchrieben find. Mit 47 ganz treu nach der Natur ee und Funft- voll ilum. Kupfertaf., welche mehrere 100 Vo: gelarten vorftellen. gr. 8. geb. 1O NHL. od. 18 fl. Die Hallefche Litztg. 1832, Nr. 232 — 235 würdigt diefes Werk eines 4 Bogen langen Auszug: nach feiner ganzen Wichtigkeit und fagt: „Man Eann nicht umhin, zu bemer- Een, daß der Verleger, ohnedies als einer der thatigften Buchhändler Deutfcylande bekannt, ficy durch Diefes Unter: nehmen um das Vaterland verdient gemadjt hat, indem ein Werk diefer Art allerdings Höchft wunfchenswerth war, da das Naumannfche wegen feines hohen Preifes nur Wenigen zugänglich ift. Wer irgend Wögel Iebend beobachtete, wird Defien Handbuch für den 2 geftehen müfjen, daß man felten fo wahr die Stellung und ganze Haltung gezeichnet findet. Der Stich ift fehr gelun- gen und die Sllumination vortrefflich, fo wie der Druck und das Papier fehr fehon. Der Preis für 72 Druckbogen und 47 illum, Kupfertaf, in gutem Einband ift Außerft billig.“ 3 ven Liebhaber der Stuben-, Hans: und aller der Zähmung werthen Bögel, ent: baltend die genaueften Befchreibungen von 200 europäischen Vögelarten und eine gründliche, anf vielen neuen Beobachtungen beruhende Anweifung, die in= und ausländischen Vögel zu Fangen, einzu- gewöhnen, zu füttern, zu warten, fortzupflanzen, Yor Krankheiten zu bewahren und von denfelben u heilen. Unter Mitwirkung des Herrn Selig, rafen von Gourcy: Droitaumont. Mit S ganz treu und forgfältig nach der Natur. AurIdMEREn illum. Rupfert. or. 8. re eh. 3 thl. od. 5 fl. 2ATr. Bed’s Repert, 1832. II. 3 fagt: „Bekanntlich hat Nr. 235 räumt demfelben viele Vorzüge vor Bechftein ein, Pitztg, 1832, Nr, 186 fagt: „„Diefe Schrift befchäftigt fih nennt die Rupfer vorzüglich, den Drud und das Papier fehr befonderg mit den Präparaten, welche der Pharmaceut von ut und den Preis von 3 REHl. Außerft billig. ,, Grimdli- dem Droguiften zu beziehen pflegt, Alfes ift mit großer eres fei feit Bechftein über diefen Gegenftand nichts _er- Sorgfalt und Sachkenntnig Hehanvdelt und fann Kine diefe erfchienen.“ Die Leipz. Litztg. 1833. Nr, 189 fagt: u Der Anleitung den pothekern und Aerzten als Hand uch bei Berf., der fich Ländfi als ein eiftiger und überaus feiner Prüfungen recht fehr empfohlen werden, 4 DOrmitholog bewährt hat, Tiefert bier ein Werk, daß wir mit Dr. 9. Eng, Handwörterbuch der Chemie nach Vergnügen gelefen aben und welches durch das Neue, was den Ntenejten Theorien und nach ihrer praktischen en fo belehrend, als durch die anmuthige Er- Anwendung auf Künfte, Gewerbe und Fabrifen, 'hlung der Sitten der Vögel unterhaltend ift. Die Ab- fo wie auf Pharmacie, Medicinzc, Mit inficht L tniffes der einzelnen Theile, als auch in Hin icht des Funde, Nach Brismontier, Le Coq et Bois- Stiches und der Suumination Tehr gut dargeftellt,« duval bearbeitet und mit den nenejten Entdeckun- EB, Trinius Aufl. Hofr. u. Nitter), Clavis gen, ingleichen mit der lat,, franz. und engl. No- Agrostographiae, antiquoris, Ucherficht menclatur, 8, 2 Athl. vd. 8 fl. 36 fr. Die Sanz des Zuftandes der Agrojtographie bis auf Linne, delögeit. 1828, Nr, 125 tühmt die große Brauchbarkeit die- und Verfuch einer Neduetion der alten Synonyme fed Wörterbuchs bei aller feiner Gedrängtheit, Berrs Rep. der Gräfer auf die Hentigen Zrivialnamen. Mit 1829, 1. 2 fagt: fo. viele und fo große hemifche Mörter- 1 Steindruck, 9% 8 era 21 Kan Dd. 4 fl. bücher wir au "befigen, fo wird diefes doch befonderg +5 igen 2 feinen Fundamentis Agrostograpliiae, Vienn, 1520 be£annte buch gehört zu den beffern Erzeugniffen neue: Herr Berf, übergibt Hier dem Publikum eine Gefchichte der ter Zeit.“ Die Hall, Litztg, 1829, Nr, 35 fügt: „Die Dun ogeaphie von Bdeopptaft bis auf Einne, fo volljtandi Verf, und der Ueberf. diefes Mörterbuche haben Alles ge- ei * yo hal Nethoden jener vor: Einneanifchen Zeit, von abernnemontan fände mit Deutlichkeit zu behandeln, und es befonders durch bi6 Micheli, dur, ‚die Umtaufchung der alten generifchen Be- Beifügung der englifchen, feanzöfifchen und lateinifchen No- Nennungen gegen die heutigen in ein vollfommen £lares Licht menclatur gemeinnüßig gemacht, Die medicin, Annalen gefegt, fondern auch beinahe deitthalbtaufend Synonyme der 1830 fügen: Diefes compendiäre Werk ift ;® Ueberfegum „wird ed aber um endlich gleichfam ing Leben gefest und brauchbar gemacht wor- Mr, M,, Weinhoi, Handbu der pharmaceutifch- den, leuchtet jedem Pflanzenforfcher, dem e8 um gründliche mathematischen Shoe und Chemie, Zum Sel ft- Kenntni zu thun ift, von felbft ein, Sehr ehrende Anerken- tudium für angehende Chemifer, Aerzte und App- nung fand Diefes Werk in Bec’s Nepert. 1822, I. 1, wo eker, 9 ebjt einer verfchiebbaren chemischen Me: 8 beißt, daß fich die Wiffenfchaft der Botanik zu demfelben guivalentenfcale und 28 fabellarifchen Weberfich- Tue wünfchen Eonne, daß fie dem Verf. viel zu verdanken en, fämmtlich mit den nöthigen Erläuterungen z ds: und Nußungs- eldeö gegeben fei, Noch ru mlicher ift es beurt eilt: Hall. art verfehen. gr. 8, 2 NthL od, 3 fl. 36 fr. Die en, er. a Bi ir 1, a ö ih N h r. E& Migue as Kreofo in phnfifcher chemis nen eignen höchft swedmäßigen Weg ein efchlagen, die Ma- fcher, pharm genfifcher, medicinifcher, technifcher thematiE in Fer Anwendung auf Henie und pop vor- und Pfonomifcher Ziehung; oder Darjtellung der ältfragen und dabei eine Mannichfaltigkeit entwickelt, daß Gefchichte des SKreofots, feiner Phnfifchen und ‚ches fein Ei gar nicht imerreicht bleiben Eann, Kühn darf mifchen Gigenicha en und Verbindungen ‚feiner der Verf, behaupten, dag in Eeinem a feet be£fannt ge= ei Ben chen Wirkung, belegt nr vorzüglichz det, als in dem feinigen. Daffelbe ift eine wahre Bereiche- und auf die aushaltung. eberfekt, nach dem und Papier find qut, Dreudfehler Eommen nur wenige ifenjchart bearbeitet finnentftelfende aa keine vor.“ Die Niüenb, Handlztg. 1832, und mit einem uhang. über eofothaltige Mit: t, 25 fagt unter manchem andern Nühmlichen von diefem tel und Surrogate des Kreofots Yaleben, von Puhje: „Gewiß wird es Vielen willfommen fein, indem e8 zrartiny. gr.8, Preisıa Hr. od, 54 fr, einen Gegenftand behandelt, den man in Lehrbüchern der ©. F. 6. Mo enhawer (Doctor und Apotheker Chemie und felbft in analytifchen Merken gar nicht oder zu Frankfurt 4. d. Der), &hemifche Nea entien, unvolftändig findet,“ Benz Rep. 11.3 von 1832 fagt: Dder: ivie rare man einen Körper auf? ie „Ein folches Buch, wie diefes, war wohl für alle, denen ce n t dem. Titel nach beftimmt ift, fehr nöthig „ insbefondere den zum Gebran Apotheker = Behrlingen.“ „Die Altenb, medic. ‚Annalen 1832 Athl. 09, 1 fl. 21 Er, Die Nürnd, Bandlztg, 1831, und zeitgeimaßes. allen Denen empfehlen, wel e in der Sr. 8 empfiehlt Diefe Schrift als gut und beguem einge: chemifchen Mathematik als junge bier ma ver- richtet ımd ; ei Rep, Aumte Vorbereitung no nachzuholen haben, und meiftens 1830, IV, 3 fagt: „‚Diefe Fursgefaßte, aber geindliche und Bene die Elare und verftändliche Sprache rühmen, in der Aus den vorzuglichften Werken und eigner tfahrung-ge- allediefe fchwierigen Segenftände erleichternd dargefkeit find," De. TIheod. Thon, die Botanik in ihrer practifchen Amverdung auf Gewerbskuude, Pharmacie, Tori: Eologie, Defonomie, Forjtcnltur und Gartenbau. Eine Anleitung zurfienntniß derjenigen Gewächfe, welche für Küngtler und Hanowerfer, für Aerzte, Hpotheter und Detonomen, Yorjtmänner, Gart: ner, Kräuterfammler und für Liebhaber der Ge- wächstunde überhaupt hinsichtlich ihres Nutens ger Schadens, Chrer Anwendung oder fonjt merk- wirdigen Eigenfchaften wichtig find. Frei nach dem Franz 8 13Nthl. od. 3jl. DBed’s Rep. 1. 2 1825 erkennt an, daß der Hr. Verf. die franz. Werke, nad denen ev gearbeitet, bei weitem übertroffen habe. Man fet ihm für diefes Bud) Dank fchuldig, das der Rec. „als ein recht nüglidhes und viel enthaltendes“ allgemein empfichlts Die Litztg. 1830, Erg. Bl. Nr. 30_ jagt: „Was diefem Buche einen befonderen Werth gibt, tft, Daß dabei Syrengel’s natürliches Pflanzenfyftem zu Grunde ge: legt ift, Bag Andere immer no) Linne’s Syftem bei- behalten,” ‚Bergl. auch Hall, Litztg. 1833, Nr. 284. Dejien Handbuch für Naturalienfammiler, od. gründ= liche Anweifung, die Naturförperaller drei Heiche zu fammteln, im Naturalienfabinet aufzuftellen und anjzubeivahren; wamentlichz Ihiere aller Art, Säugetbiere, Vögel, Reptilien, Fische, Eonchy= lien, Erujtaceen, Infeeten, Soophyten und Ein- geweidcwürmer auszuftopfen, zuzubereiten und zu verjenden, jo wie Prlanzen zu trocknen, Derbas zien, Nruchtkabinette, Holzbibliothefen und Mines ralienfammlungen anzulegen, einzurichten und in vollfommener Schönheit zu erhalten. Frei nac) Dem yranz. bearbeitet und vervollitändigt. Mit 38 Figuren. 8. 3 Nthl. od. 3 jl. 36 fr. Giünftig beurtheilt in Bec®5 Rep. 1825. I. 2, wo, es unter andern beißt: Man findet hier alles das Vorzüglichfte beifammen, was aus vielen Werken mußte zufammengetragen werden. — In der Leipz. Litztg, 1828. Nr, 202 heißt es: „Rei. muß geftehen, daß unter den vielen im Drud erfchienenen Uns weifungen Eeine fo vollftändig und ausführlich ift, als dies fes Handbuch, welches wir Daher. als fehr brauchbar und ganz feinem med entfprechend empfehlen Eonnen,‘ 9.5. Dietmar Foren: in Berlin), Meteorif oder Witterung: und Werterfumde zur Grläuterung alltäglicher Erfcheine im Dunjt£veije und deren Boransjicht. Aus dem Franz. überjest und nach den tellur. Gründen und neuejten p hiiichen Anz fichten bearbeitet. Mit 32 erläuternden Zeich- nungen und color. Plane zu einem Wetter Tele: graphen. 14 Rthl. od. zjl., 24 fr. DNubuijion de Voijins, Lehrbuch der Geognofie, oder Darjtellung der Bensigen Kenntnijje von der phnfitel. und mineralog, Befchaffenheit des Erd: Zörpers. Im Auszuge überj. von E. Hartmann. 2 Theile mit Gebirgsprofilen. 2 Nthl. od 3 jl. Nächftens erfcheint bei Demfelben: 36 fr, ke ir in der Teipg. Litztg. 1833, Net, 208 be: fonders Allen empfohlen, die fich mit dem gegenwärtigen Standpunkte der Geognofie bekannt machen wollen.) Dr. E. 5. Hartmann, N ash der practifchen Petallur ie, oder Daritellung der Gewinnung und Verarbeitung der in den Künften und Gewerben nugbaren Metalle. Nebit einem Anhang über die Anfertigung der Eifenbahnfchienen. Für Berg- und Hüftenlente, Künjtler und Gewerbtreibende jeder. Art, EERSRSELE aber Alle, welche in Metall arbeiten. 2 Bde, Mit 15 Iith. Taf. in Fol. 8. 3: Nthl. vd. Gil. € fehlte bisher gänzlich an einem metallurgifchen Werk, welches nicht allein den Berg» und Hüttenmann, fondern aud den Künftler. und Handwerker berudfidtigte und welches bei möglichfter Gedrängtheit und ur Daducd) zu erreichender Mohlfeilheit eine volljtändige und völlig practi- fche Ueberficht von der Gewinnung und Verarbeitung der Me: tale nad) dem jesigen Stande der Wiffenfhaft und Kunft gibt. Daß diefer Aufgabe ‚hierdurch Ducch den genannten, als hüttenmännifhen und technifhen Schriftjteller bereits fo riihm= lich bekannten Verf. entfprochen wird, empfiehlt diefes Wberk jedem Kenner ohne weitere Anpreifitng fchon von felbft. Defien Tafchenbuch für reifende Geologen, Mtine: ralogen, Berg- umd Hüttenleute durch die Haupt- gebirge Deutichlands und der Schweiz. Mebft ei: nem Atlas von SO lith. Taf. mit illum, Gebirgs- durchjchnitten und Karten. 8. eleg. in Wachstaf: fet geb. mit FSutteral. (1. d, Preije) Dejien Mineralogie in 26 Vorlefungen. Ein Lehr: buch für Berg, Forft:, Neal: und polytechnijche Schulen, Gummaken und zum Selbjtjtudinm, Mit 358 Holzjchnitten. gr. 8. 3 Nthl. od. 5 fl. 24 fr. Bes Nepertor. 1829. I, 2 fagt: „Diefes Lehrbuch entz Spricht feinem Iwed fo gut, daß es dem mineralog. Pus blitum fehr empfohlen werden ann u. das größte Lob ver- dient.“ Die Ien. Litztg. 1329. Nr. 180 rühmet die Verdienfte des Verf. um die deutfch- mineralog. Literatur überhaupt amd namentlich die, die er fich durch diefes Werk erworben hat, insbefondre u. fagt: „Wir finden darin das Ganze der Oryctognofie zweckmäßig geordnet, felbft die neueiten Entdeungen nicht ausgefchloffen u. fo vorgetragen, Daß £eine große Gelehrfamfeit, dazu gehört, um Alles zu ver ftehen u. fich in einer Wiffenfchaft einzuftudiren, die in fo mancdjer Hinficht Nugen gewährt, u, gewiffermaßen das Leben erheitert. — DaB die Kryftallfiguren dem Terte ein- gedruckt find, ift fehe Löblih, da hierdurd) das Studium dem Anfänger Außerjt erleichtert wird,“ Das zu Paris er: fcheinende Bulletin des sciences par Ferussac fagt unter andern Belobungen: ' „,.Cet ouvrage, remarquable par sa concision et sa elaret@, contribuera beaucoup a propayer les connaissances mineralogiques: d&ja si repandues sur le sol de l’Allemagne.‘* ; 4 Synopsis plantarum ad modum Persooniü elaborata 5 sistens enumerationem "systematicam -specierum hujus- coginitarum auctore Dr. Dav. Dietrich, '8. maj. 1837. Bei Aug. Schulz u. Comp. in Breslau ift erfchienen: Amtlicher Bericht über die Verfammlung deutfcher 1833, erjtattet von den damaligen Getchäftsführe yerbin Sammlung eigenhändiger Namenszüge ? mn u + dus Nraturforjeher und Zeigt zu Breslau im September und U, 28. Dtto. , Mebjt einer litho= rn SI. Üben H P) der "Sheilne mer. (32 Seiten Teyt und, 19, Seiten ac similes, in gr- Quart, auf fein VBelinpap. geh. 14 Nthl.). | WO ERENT, Peg Alec fe: MR 7 fl Kar Aed RLEETE Am. Ex; En a en ip z Rd TR DR ep en a Ey EBERLE: er en, er Ma hp Ba er. en ars Br peflpeiifign er EI PP er = En ae Dre la Der Fern wur em Arien u. 2 Bailg>r 5 rue | a I I WAL pr Arte a gear rind Aa 3 2 Petr Aue Dfschbentg Lan KR ERR ar a u AM fpbe Ay ne. le En. le nee Ps. RR Adb 7 ker TLLtr Le: Un ge SE en EEE ERFTLG Pt ze De. EN Wiek. gen 0 a eV 0 SAW? Sofa se0 Gl E4 DE > A Dr: Pe ee a 4. I.p-, arm on. Ba WGT lorsiect 3 Ta Mann a BEE DEN BA acer > 7: Beh: a a rd. 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I Pas air Ahriaar 3 N ball BE &ır Ei FE Apr ur Zah a PATE. & 1 En Hay Ya Ka: Zn KISF 7 SEL. a An han Ann. Ä \ Hu Lacar Gegeben L Krull ?: AR EEE I Fan nr 0743 ed DR MERK Ku RE Re Pong er A IR he lesen Er IE Ei Dim Me Ä An eg 44 al Bi nun Gentech Hal da hs Bl Pleren EHRE EIER ER or. Aha ianze a IB "eye nn Meer ld a AR Fe, LA Dar FR BER eu Fe. Lahr Honteoe „2 Dede RNDENSIEERRE,, TRGS, 5% ge Ale Batch. Fb. Guiepe a Er ei a 60047207, Ir AÄyfh K, c. ee, ): ; E hate Kb 5: Su Se Auen DEREN TER 1 Fa H. m VLER ag» ee IE. ) ERER A SR AN 2 Hl Z6! ct RE Be Sa F Be ee ze re a . BJ ec FUN rei 2 nA ee re a, UNE RE Dengg En ze 3A ER a | a DO. "handen en: BA 2 Com bo Famn. BA wage RM. a Cm8 er Wenyd wet GE INORS e Ag ae | Denn En Meran Parzus une Oben 2: BL , Zee ge. Er, Be er ea. 4, Phiehre Br 2.57 De Gr Une Aanındsurter & Sa PER | AL & BRZZAP> A Ag Bag Ballen m Face PN | Kenadt bBteRer a Goa Trace re. | 120 = Dec: Srtrcndem ri una Feen | ni re IA Se | 78. * ee re ee Er Be ä he) San ee Ben Lad perl re: NEE, en | > Fe ii TORE ehr 1.22 ag, y% FE VMalzag ee SRH fe Felt A: Ei GL. ER da: SEEN Pesfs Ze RER up helle A a ur en 2 Sr lLH ey Ge Ant uch Fr Cini | a ii fa re TEE CR AH eure De <_ FON het, REIT REN, a, perdeft al Sm Gau Rage HG 4 RR. I | | Arfuuudg nd Mydgutige Fr aca, 224 eo ec hd ea CE ALIAS gast TB u | | INA Amypfig 3 ME RL Sande Sl. if L CoMedn. 230 SE fer, BeMah - EEE 0 Hboe er. 7 Ge Fig 27 Huyt EZ BAREN et, Arsenbelöse n Wo sen Sfr A NEL DIE Dr Gel Phyeay z AR, n ARE: 2 ar: — ALL I hd el ee hl Ef Zach „1... 7.00% FG AD Dh Dim GR Dean nn & 2 dan) nr er Dr ne Ernhe 22494 LL4r DC. Gh BEN Yardabr Go 4 Grfanl” Falaaht ee A Pantdurticksue nen. NT Ver Le Mon du Qashuu A EL S FE ae ee ie Me BETEN „ta r Ai z. ’ Mm x 2 E - - =" - . * > u > Er er : | j 4 x ; een en 7 ee Lan eu Pe : g j Ra FR en? Y r Rt, a % 2 ne Kap ae So ne > ar a a TR w ER Por rn Ye ae er ” “ .. u; N N Ba Rn. q h .» % - 2 er A HER, MEN Wera er ie a nn. EP a ö j . " 4 i # gr " ß j 2 - “ Ss Er, u Au; a | re 2 a Ti u SER! a ie i « a EN u Ber SS8 U. x . or re - Kr Zr ur Ka Pa 2 h » 4 Be ws 2 “ r 1. Sitze fir dee Mitglieder. BEhrerplätze. (Sitze für dee Kuhörer. Der Eingang für dıe Mitglieder ıst ın dem Hofe des academischen Gebuudes dee erste Thire rechts; far dıe kuborer: dıce Ihure un huntern Gange. IVNCTAS ARTE REN NPANEGYRIDECIMA QVARTA CONSAINTAVIT VNIVERSITAS LITERARVM IENENSIS MDCCCXXXVI. ee u 2 m Taf H z / & DES: eo VTRIVSQVE i | % | SCRVTATOR ar | INDEFESSVS \ % 9] Taf m. el TI Un IN II N 76 II. I a ee Be a 0 17 I a Zu u) 2 Lauf c $ [2 chl von DDEN. Durchkschmilt I% Anmk. Das Schiffen . ‚gegeben. 1 ‚gemacht. so gross 5, fi Trug nach h Kohre, um die Luft abzuleıten ;sie ist der LE. infassung des Umjanges angepasst. © Ave oder Welle mıt + Armen, die an dıb Flöigel U befes, ug sind, w.an deren einem Erde eine Bollem 25t, dee erat Rene hat. 2 Iarne von Messing mit Oclbehältern und canım Deohel, um das Eindringen des Staubes zu verhindern. 0 Seil, das vom Schmwungrode an die kleine Rolle geht und dee Asce un Bervegung setzt. © 2tdie Odfjmung, durch melche die Luf£_vermuitelst der Saug. rohre un dıe Maschine geleitet wird. ‚Ansıcht von der Serte. , ZEN: ) 7 Panpen nel UHR Hola =” [ZZIZ RUN, d l N = ä\ Durchschnitt. \ An E 2 7 [2 ‚Ansicht von vorn. u, Fl 7 2a Anmk. Das Schmungrad vst auf "dieser Ketchnung nicht an, ‚gegeben. Es wırd ın der bekannten Werse von Holz ‚gemacht. Der Durchmesser desselberı muss IO mal so gross sein, als dte mit m bexerchnete Rolle, und much mat einer Rinne, mie diese Rolle. | 72? Kys,, | I 07 | \ | \ z A EN iS P | | | { f © | air A r EZ 5 \ — Id x x ı 2 ; Or) z\f x Z S FR | Koh —— el —L- a | £ | \ * a 1 e L | ı D | F | @ | FE a HEN] h | u Sn < Seejler= —. ® ca ———— ) Ike = = — I — e —_ _ 1 En 7 Haasıstab im englischen (reg F Kal = mm + R —— —_ et a und b Holstäcke, welche dazu dienen, dıe einzelnen Haschinenthede zusammen zu halten. ce eserne Bolzen, um dee Holzstüche zu verbinden. d Seitenwände der Haschmne, ganz von Lrsenblech gemacht, ungefahr 10 zoll deck. e Einfassung des | mmfanges, ebenfalls von dinnem Eısenblech. / Holshranz, der an ae Serten angepasst ıst durch Schrauben oder Wetnägel, ar welche dıe Einfassung des Umjanges angeschraubt ist. ‚9 Saugröhre, welche sich theilt und die Naschine von beiden Saten umfasst, um den Lufixug nach dem Mittefpunkte derselben sat fuhren. h Höhre, um dte Luft abzuleıten ‚sie ıst der Einfüssung des Umjanges angepasst. © Ave oder Welle mit 4-Armen, die an dıo Flügel I brfes. Legt sind. u.an deren eınem Ende eine Koll m ıst, dıe an Ranne hat. rn Pfanne von Messing mat Oclbehaltern und eınem Deckel, um das Eindringen des Staubes zu verhindern. 0 Sei. das vom Schmwungrade an .dıe kleine Rolle geht und dee Axe ın Bervegung setzt. x zsraie Ocffrung, durch roelohr die Luft vermeitelst der Saug. rohre ın dıt Maschine geleitet wird. In Hi NE, ® u 4 N Pa 4 s TAN EA hr Te N N & 8 N N S N RN IN 3 WEIMAR 18937. Bericht über die :VERSAMMLUNG deuischer Naturforscher und Aerzte BERICHT über die VERSAMMLUNG deutscher Naturforscher und Aerzte Prag im September 1837 von Grafen Kaspar Sternberg und Professor 3. V. Edl. v. Krombholz. Prag. Druck und Papier von Gottlieb Haase Söhne, 1338. NIE: N | | N a TH9OIAUE © er er F IE sih, 1odis ’ | : .onyImm AT. | vIDINMA@eEHHuY. zadsalnsh FR 938109A bau sadsasotlınis A | si | SERr 1dınsıqaa mi 911 mov en gısdaısi® sgasM m 91510 hau i “ j4 | sioddsuoıal vw IHM .7 Lroaasioıd R andnd nina. desinokr mer vi14nT bau Jam E ever he I:n:ha:ht Erste Abitheilung. Einleitungen zum uBaRdr der Gesellschaft . .... (8 $. 1. Allerhöchste reihen und Begünstigung der 15. Versanımlung. $. 2. Ermittlung und Einrichtung der Versammlungs-Lokalitäten. $. 3. Einladung an die Mitglieder. — Förderung der Versammlung durch dashohe Ministerium. $ 4. Unterstützung von Seite der k.Kk. Hofkammer und desk.k. Landespräsidiams. $. 5. Beistand des Magistrats und der k. k. Stadthauptmannschaft in Aufnahms- und Wohnungs-Angelegenheiten. $. 6 Aufnahmsaet. — Instruetionen für die Mitglieder. — Protokolle disponibler Wohnungen und Fahrgelegenheiten. — Mittag- und Abendzusammenkünfte. — Be- such der Anstalten. — Unterhaltung. $. 7. Verzeichniss der Mitglieder der 15. Versammlung. Zweite Abtheilung. Allgemeine Versammlungen. I. Verhandlungen. der ersten‘ allg. Versammlung . .°... (8. 14-53.) 1. Eröffnung der Versammlung. 2. Vorlesung der Statuten. 3. — 5. Vorträge. 6. Festsetzung der Sectionen, Wahl der Präsidenten und Bestimmung der Stunden. II. Verhandlungen der zweiten allg. Versammlung: » 2....... (8. 56—81,) $. 1. Wahl des nächsten Versamm- lungsortes und der Geschäfts- leiter. $. 2. — 7. Vorträge: $. 8. Verlautbarungen. 1II. Verhandlungen der dritten allg, Versammlung V. 0.2 ......(68. 82—103.) $- 1. Vorlesung der Protokolle sämmt- licher Seclionen, S. 2. Vortrag, $- 3. Bericht über Zuschriften und Einsendungen, $. 4. — 5. Abschiedsworte. Dritte Abtheilung. Sitzungen der. einzelnen -Sectionen. I. Physicalisch-chemische Section : A. Physicalische Verhandlungen '; . 8.104 — 111 1. Sitz. 8.105 ($. 1 — 2)] 5. Sitz. 8.106 ($. 10 — 12) 2. — 5 — (3 — 6)] 6. — ,, 107 (Chemie) 3. — „106($. 7 — 8)|7. —', .— (9.13 — 20) 4. — ,0- (8.9) 8 — ,„ 110($, 21° — 23) S.1—13.) D000 B. Chemische Verhandlungen (8. 111 — 126.) 1.8itz.8.111($. 24 — 28)|5. Sitz, 8.118 ($. 38 — 44) 2. — „ 112(Physik)ı [6 126%. 45 — 46) 3.— ,„, 1121$. 29 -- 30)7. Gemeinschaftl, Fabri- A.— 5, 115 ($. 31 — 37), kenbesichtigung 8.123. * "8. 8t2.8.124($. 48 — 52) II. Pharmaceutische Sestion . (S. 126-129.) 8: Sitz. 8.126. ($..1 — 2)| 4. Sitz. 8.127 (9.12 — 16) 23 —.,. tg Hos)| sine 13u4284$.172- 225 3. —., 127 (&. 6 —11)| 6.).29,,.129 (9. 281:28) II. Mineralogische, geognostische und geographische Section '.' (S.'429—150,) 1. Sitz. S. 129 (8. 1 — 81]5. Sitz. 8.144 ($. 29 — 35) 2... — 5 133($- 9 —15)|6- ı— 35: 148.(9: 365 42) 3... 5 13718.16 — 18) 7. 0— 5,149. ($:.43 — 44) 4. — ,, 138($.19 — 28)\Besichtigung.d. Uibergangs- kalks bei Kuchelbad 8.148. IV. Botanische Section . ; (8. 150-173.) 1.8it2.8.150($. 1) 5.Sitz, 8. 164($. 31 — 44) 2.— ,,153(6,1.— 916.05 1678.45 = 50) 3. — ), 152. 9 — 21)|7. — ,, 1698.51: 89) 4, — „161 ($.22 — 30)|8. — ,, 171 ($. 60 — 72) Besuch des gräfl. Salm-Reifferscheid’schen Gartens, » S. 157, 166. Besichtigung des g" Hetanischen "Universi- tätsgartens 4 8. 161. Excursion in den fopau Lobkowitz’ schen nn Garten und,auf den Laurentiusberg , _ » 169. V, Anatomisch-physiologisch-zoologische Section. A. Anatomisch-physiolog. Verhandlungen (8.173—185) 1. Sitz. 8.173 ($. 1 — 7)]A. Sitz, 8.177($. 16 — 20) 2. — „ 176 (8. 8 — 11)]5. — ,, 182($. 21 — 26) 3. — „176 (8.12 — 15) B. Zoologische Verhandlungen . (S. 185—190.) 1. Sitz. 8.185 19. 27 — 28)]4.8itz.8.189 (8.136 — 45) 2. — , 186(8. 29 — 30)|5..— ,,.190($. 46 — 47) 3.0), 1187 (82131: 135) €. Entomologische Verhandlungen . (8. 190-192.) 1. Sitzung S. 190 ($. 48 — 57) Ze 5192. Ss une VI. Medieinische Section . (8. 193-206.) 1. Sitz.8.193 ($. 1 — 3)]4.8itz.8.197($. 14 — 16) 2. — „194(%. 4 — 8)|5. — „199($. 17. — 25) 3. — „195 ($. 9 — 13)|6. ,— ‚,, 204. (6. 26 — 35) VII. Landwirthschaftliche und tech- ah nologische Section . . (S. 206—219.) 1.Sitz. 8.206 ($. 1 — 10)[5- Sitz. 8.215 ($. 46 — 50) 2. — „2078.11 — 16)l6. — ,, 217($. 51 —,63) 3. — 3.208 (9.17 — 28) Besiöhtigung von Fabriken, 4. — 5, 211(9.29 — 45)| Werkstätten und Natur- erzeugnissen s. $$. 2, 22 — 28, 32, 35 — 45, 49. Vierte Abtheilung. Theilnahme der Regierung und des Publikums an der Ver- sammlung (8.220226 ) Anhang: Haodimilim von Handschriften: der vereammelten Mitglieder. Verz’eichniss der bei den Sitzungen abgehandelten Gegenstände. Allgemeine Vorträge. Akademien (naturhistorische) - » > Ss. 70. MUT EINEN © uenle wel m ee eng 56. Naturgeschichte. Ihre Entwicklung . „ 82. Naturwissenschaften, Geschichte ihres Studiums in Böhmen . . » vs... 00» 14. Selbstmord und uncheliche Geburten . 64. Weltreise Baron Hügel's . ..- Fe Physicalische Vorträge- ect. E. «4.) (NB. Die Zahlübezeichnet den Paragraph des Ab- satzes in der betreffenden Section.) Beobachtungen (astronomische) v.Schimko. Nr.1. Blei. Dessen Ausdehnung durch Wärme. Nr. 23. Dampfluftschiffe Wenke's- Nr. 18. Eleetromagnetismus. Apparat von Ettings- hausen’s. Nr. 4. — Apparat Hessler’s. Nr. 5. — Erscheinungen des Electromagnetismus. Nr. 16. Funke (eleetrischer). Nr. 21. Gase. Ausdehnung derselben, Nr. 9. Gewitter (ein merkwürdiges). Nr. 22. Kometenkerne.Durchsichtigkeit derselb. N. 13,14. Meteor v. 13. Novemb. Nr. 10. Physik. Urgeschichte derselben mit Beziehung auf den Kreis des Osymanthias. Nr. 17- Selenographie. Määler’s., Nr. 2, Schwingungs-Apparat Reich’s. Nr. 7. \ Stalilgeläute als Ersatz für Glocken. Nr. 15. Stermsehnuppenbeobachtungen. Verein zur Arstellung derselben. Nr. 19, Sternverzeichniss (grosses) v.Weisse. Nr, 20. Temperatur d. Jahres. Ihr stündlicher Gang.N.11. Thau. Theorie desselben. Nr. 12. Thermograph Morstadts. Nr. 6. Chemische Vorträge. (Section IE. B) Arragonitkrystalle. Künstliche Bildung dersel- ben. Nr. 26,.27, 28. Bleioxydhydrat als Prüfungsmittel von Kohlen- säure. Nr. 46. Bleioxydhydratlösung als Reagens. Nr. 51. Cyan-Metalle. Nr. 42, Eisenoxyd von fossilen Infusorien. Nr. 49. Eisenoxydul in Verbindung mit Wasser. Nr. 48. Erdharz (Ceigenthümliches) in Ungarn als Wagen- schmier benützt. Nr. 36. ase. Gattungen und Arten derselben. Nr, 38. e$vin, cine neue ‚Pflanzenbase. Nr. 52. olz krystallinischen Ansehens. Nr. 32, 33, Idrialin. Nr. 35. Infusorien (lebende fossile). Nr. 49. Jod-Antimon. Nr. 41. Kalium. Dessen Einwirkung auf organ. Stoffe, Nr. 31. Kalkspathkrystalle (künstliche). Nr. 26, 27, 28. Kieselerde von fossilen Infusorien. Nr. 49. Krokonsäure. Nr. 29. Pigmente organischen Ursprungs. Deren Mischungs- verhältnisse. Nr. 30. Präparate (chemische) d.hies. Laboratoriums. N.45. Rhodizonsäure. Nr. 29, Schwefel inverschiedenen Temperaturgraden. N.40, Stannate oder Verbindungen des Zinnexydes. N.44. Vanadin. Nr. 50. Pharmaceutische Vorträge. (Sect. IX.) Aether, Apparat zu dessen -Bereitung. Nr. 15. Antimonium diaphoreticum ablutum. Dessen’ Darstel- lungsmethoden. Nr. 23. Arsen- und Arsenichtsäure. Auflöslichkeit dersel- ben in fetten Körpern. Nr. 14. Berberitzenwurzel. Verflüchtigung ihres Färbe- stoffes. Nr. 5. Bestandtheile organischer Körper. Nr. 19. Bleioxyd (essigsaures) und Bleioxydhydrat. Re- action desselben auf das Terpentinöl, Nr. .4. Blutegel-Teiche. Nr. 6, Calliatourholz, Nr. 26, Calomel. Dessen Läyigirung. Nr. 10. Chlor und Chlorwasser: Reaction desselben auf Chinin. Nr. 11. Kopaivbalsam. Art, dessen Verfälschung mit Ri- cinusöl zu entdecken. Nr, 21. Krystalle von Benzoösäure in Aetheröl. Nr. 18. Legismalogie Batka’s. Nr. 22. Orangenblüthenwasser mit zimmetbraunem Bodensatz. Nr. 7. Pendel-Tarirwage. Nr. 17. Qucecksilberpräparate. Darstellung derselben im Grossen. Nr. 2». Salpetergehalt der Kamille. Nr. 1. Sandelholz. Nr. 26. Sarsaparilla. Nr. 27. Schwefelkrystalle ausSchwefelkohlenstoff. N.13. Sphaerococcus confervoides. Nr. 20. Nineralogische und geognostische Vorträge. (Section A421.) Baumstamm (fossiler) mit Rinde, aufrecht stehend in den Kohlengruben Buschtiehrad’s. Nr. 39. Bevölkerungsverhältnisse v. Böhmen, N. 8. Branderz mit Idrialit: Nr. 21. Calamit. Nr. 24. Chalcedon (geschliffener) ‚mit räthselhaftem Ein- schluss. Nr. 5. Dinoiherium giganteum. Nr. 4. Diorit von Kattowice. Nr. 15. Erdrinde. Durchschnittskarte derselben zur Erklä- rung ihrer geognostischen Bildung. Nr. 6. Erhebungs-Kratere. Band ihres innern Zusämmen- hangs. Nr. 26. Gase cexplodirende) in Erdhöhlen mit Bezug auf die Erdbeben. Nr. 31. Gold (gediegenes) in körnigem Bitterkalk. Nr. 20. von Eule. Nr. 3. Golderz (neues) aus Szara-Dorna. Nr. 38. Höhenbestimmung Een und Dresden’s Nr.1. Karpathen. Zeuschner’s rofil derselben. Nr. 36. Karte (geognostische) von Böhmen, Nr. 13, 32. _ _ v. PragsUmgebungen. Nr. 10. _ — v. Sachsen. Nr. 11, Korund (rhomboedrischer). Nr. 22. Krystalle verschiedener Mineralspecies, regel- mässig verwachsen, N. 30. Krystallographie in ihren Beziehungen zur Chenie. Nr. 29. — System derselben nach blosser Betrachtung der Flächen und ihrer Durchschnitte. Nr. 12. er Labrador. »Dessen chemische Zusammensetzung und Farbenspiel: Nr. 33, Mastodonsaurus 'salamandroides. Dessen Zähne: in Gypsalgüssen. Nru. 25, Meeresströmungen,. Nr. 9. Mineralspecies (zwei neue). Nr, 14. Opal (Edler) von Czerwenitza. Nr, 42. Opalin-Allophan (untheilbarer). Nr, 21. Pflanzenabdruck (seltenerjaufStinkschiefer.N.18. Pyrops. Vorkommen, desselben in Böhmen. Nr. 37. Teplitz’s geognostische Verhältnisse. Nr 2, 16. Thierfährten in der Keuperformation. Nr. 7. Tyrol. Nr. 19. Vegetabilien. Veränderung derselben in Erden und Metalle. Nr. 17. Fe Versteinerungen..aus dem Quadersandstein der Grafschaft Glatz. Nr. 23. Zinkerze aus Oberschlesien. Nr. 43. Botanische Vorträge. ’(Section IV.) Algen. Metamorphose derselben. ‘Nr. 9, 11,49, Antheren der Fleischschwämme; Nr! 20. Arum campanulatum. Nr. 40. Blüthenversteinerungen. Nr.'23. Bryopsis Balbisiana. Nr. 17. Cireulation der Säfte bei Pflanzen. Nr. 59, Codex Linneanus. Seine Wichtigkeit. Nr. 61. Cucurbitaceen. Nr. 25, 36. Echium. 15 Formen desselben aus Prag’s Umgebun- gen Nr. 66, Erica. Neue Gliederung ihrer Gattung, Nr. ‘55. Familien (natürliche) der Pfanzen.' Bildung | der- selben. Nr. 3. Farrenkräuter (fossile). Nr. 23, 45. Flora Böhmen’s (ökonomisch-teehnische). Nr. 60. Flora Gallieiae. Neue Zusätze zu derselben. Nr. 42, Flora (kryptogamische) Oesterreichs. Nr, 68. Georginen. Ihre verschiedenen Formen, Nr. 38. Hydrodiction einer'neuen Art. Nr. 18. Jahresberichte (botanische) aus dem Schwedi- schen übers. v. Beilschmied. Nr. 47. Iris bohemica Fieberi. Nr, 59, N Isop der Bibel. Nr. 65. "Laubmoose. Nr. 14. Leguminosen-Familie. Nr. 2. Linnee’sches System. Popularisirung desselben "durch bildliche Darstellung. Nr. 4. Meerbälle. Ihre Entstehung. Nr. 58, Meneghini's conspectus algologiae euganeae. Nr. 70, Mercurialis annua. Nr. 6. Microloa. Neue: Gattung derselben. Nr, 12, Mutterstamm. Sein Einfluss auf das Edelreis. Nr. 27, 56. Nelumbium speciosum mit gereiften Früchten. Nr. 8. Nicotiana rustica. Ihre Blattbewegung. Nr. 28, Nomenclator ‚botanicus. ‚Nr. 60, Papayaceen, Nr. 37. Pflanzen-Tausch od. Verkauf. Nr. 13, 29, 32, 33, Pflanzen-Skelcte, Nr. 69. Pilze. Neues System derselben. Nr. 34, 53. Placenlatio parietalis. Nr. 26. Plantaginceen. Nr. 41. Rafflesia patma. Nr. 5, 15. Reichenbach’s botanische Arbeiten. Nr. 62, 71. Rhizobotrya Nr. 54. Samenthiere. der Pflanzen. Nr. 1. 8. 151. Spiralfaserzellen im Haargeflechte der Trichien. Nr. 22, Vegetations-Verhältnisse Böhmens. Nr. 63. verbreitung (geographische) der Pflanzen. Nr. 43, 48. — Nothwendigkeit ihrer Beobachtung. Nr. 64, Weidemarten an den’ Zipser Karpathen.. Nr: 24. Zahlenverhältniss in der Pflanzenwelt sichtbar. Nr. 46, i Anatomisch-physiologische und zo6olo- gische Vorträge. (Sect. V. 1& B.) Acephalie eines, Schafes. Nr, 10, Anencephalus (merkwürdigen). Nr.;24. Athmungsprozess. Nr. 20. Biber (böhmischer). Nr. 33, Blut (menschliches). Nr, 20. ei Conservirung menschlicher und thierischer Kör- per. Nr. 8. 2 ‘ Cornea. Nerven derselben: !Nr./25, Dinotherium Giganteum. Nr, 35. Fische. Brust derselben. Nr. 7. ‚Kopfkreis .dersel- ben. Nr. 19. — von! Kaschmir: Nr. 30. Flügelader-Vertheilung,, als Unterscheidungs- zeichen der Lepidopteren, Nr. 45; Gastropoden«fnackte), deren Entwicklung. Nr, 25. Gelenkmuskeln. Nr. 12. Glaskör per. Canalodarin.'Nr. 13, Hautskelete. Präparation’derselben. Nr; 43, Hermaphrodisie. Nr..3. Herzpolypen. Nr. 9. Katze. Späte Einführung derselben in ‚dem nörd- lichen Europa. Nr. 42. Kohlensäuregehalt des Blutes. N. 23. Kreosotwasser als Conservirungsmittel, ‚Nr. 31. Lepidosiren parado.xa (Caramourou). Nr: 47. Lumnitzers Tafeln zur Veranschaulichung natur- historischer Gegenstände. Nr. 40. Macrobiotus Hufelandi..Nr: 31,132. Magendrüsen. Ihr Bau. Nr. 6. Membrana' capsulo-pupillaris: Entdeckung derselben. Nr. 4. Missgeburt von einer Küh. Nr, 11. Mollusken des Landes und‘ Süsswassers. Nr. 34. Natterers Skizzen brasilischer Fische ‚und Repti- lien. Nr. 41. Nerven. Ihre Bildungsverhältnisse. Nr. 18. Nerven--und Hirn-Anatomie Purkinje’s. Nr, 16, Neuholländer in Abbildungen. Nr, 29,,. . Niere (menschliche), ihre mikrosKop..Bauart. Nr. 5, Nieren. Ihre Entwicklung bei Salamandıa maculosa. Nr. 2. N Nierenknäule. Deren Entwicklung 'und physiolog. Bedeutung. Nr 1. 19 Orang-Utang (ostindischer). Nr. 29, Orycteropus capensis. Nr. 46. p Palaeosaurus Sternbergii. Nr. 39. Plexus choroidei. Ihr körniger Uiberzug. Nr, 17. Pulslosigkeit (zweiwochentliche). Nr. 22. R'hin ocerosiunicornis. Nr. 37, 38. Salamandra maxima, Nr, 27. Säugethier-Blut. Tödtlichkeit-der Transfusion ‚desselben in-die Venen der Vögel: Nr. 15. Schleimhaut. "Bildung derselben an d w. Ge- - schlechtsth. Nr. 14. ei A Schulbe trieb .der med, Wissenschaft mit Anwen- dung der neuern physinlog. und höhern :anatom. Untersuchungen. Nr. 21. Tritonia« Ascanii. Ihre Fortpflanzung. Nr. 28, Verdauung(künstl.). N:26. Verdauungsprozess.N.6. Vultur californianus Latham. Nr...44.:: Zoologie (deseriptive). Vorschlag zu einen .beson- dern. Section für’ dieselbe, Nr. 36. A = Entomologische Vorträge. (Sect. V. €.) Argynnis Aglaja um Prag. Nr. 55. Chlosoiha.Sybophantaı »Missbildung derselben. Nr. 6T. Ciinreidenv Nesstl wo) intläd i N Coleoptern. Nr. 48, 52. ‚ob. Copal.(aufgelöster) zur layolvirung v. Insecten. N,59. Inseeten (vorweltliche), imSclücterstein. N.58. Insecten-Physiognomieen. Nr. 48, 49. Journal für Entomologie. Nr. 53, 54. Nickerl’s Tagfalter Böhmens. 'NF, '56. Pselaphier. Nr. 57- che ; Rhynchoten (neue). Nr. 60. Scydmanus Motschoulskyi. Nr. 57. 3 Medicinische Vorträge. (Sect. VI.) Abdominal-Typhus. Nr/11s Aneurismen-Operationi: Nr. 10. Augenphantome, (bewegliche). Nothwendigkeit solcher. Nr. 26. Berathungen über Krankheitsfälle. Nr.'35. Blut. Neue Ansicht seines'Kreislaufs: Nr. 4, Blutungen (traumatische).ı Niy 16 „; 17,,18. Brüche (eingeklemmte).' Das Beponiren derselben. Nr. 21. ern Cholera. Nr. 30. — Cholera+Epidemie ; in Breslau. Nr) 15€ —s\Prophylactische‘'Massregeln > gegen dieselbe in Baiern. Nr..& . i (all Gaumennath. Nr. 10, ea j Herzpolypen. Nr. 27. 4 Herzstoss. Sskodas Theorie: desselben. Nr 20. Hypertrophie.des Gehitns.! Nr. 2,19. Kaiserschnitt‘Nr. 17. li > | Katheter"(metallene) beiHarnröhr-Strieturen wohl= angewandt. Nr. 22. nt mu Klumpfuss. -Durchschneidung: der‘ » Achillessehne bei demselben. 'Nr. 10, 24. on Klumpfussmaschine..Nr. 9 } 1 Lähmung:der untern Extremitäten in frühem Alter. Nr, 3. j f Mädchen (sechsthalbjähriges); mit einem unvoll- kommen ausgebildeten Fötus. Nr. 28, | j Monteggia’s Biographie. Nr. 33. Nevermann’s geburtshilfliche Instrumente. Nr. 23, Noma genitalium, Nr. 31, = Operationen 'schlecht'»geheilter! Knochenbrüche. Nr. 5,.6 .ı Pathologie. : Nothwendigkeit einer Umarheitung derselben, Nr.‘ 1. — (naturgemässere)) der chro- nischen Krankheiten. Nr. 29. - Pest:(orientalische). Nr. 12, . Phallus esculentus. Giftige Eigenschaft desselben. Nr. 32. Y Typhus. Nr. 25. ‚Untersuchung und Operation eines interessanten Krankheitsfalles auf der prager Klinik. Nr. 8, 13. Urin, Kritischer Bodensatz desselben. Nr. 7. Zwerchfellsbruch (angeborner). Nr, 33.) Oekonomische und technologische Vorträge. (Sect, VIE.) Ackerwerkzeuge. Nr. 28, 43, 46, Bamberger’s Scheere zur Traubenlese, Nr. 29. Darmstich bei.der Windkolik der Pferde. Nr. 13. Drillsaaten, Nr. 38. Eisen- und Stahlerzeugung mit Ersparniss an Brenn- materialien. Nr. 11. z Erwerbsquellen. Nothwendigkeit ihrer Vermeh- rung. Nr. 18. | Fichtenscheibe aus dem Böhmerwalde. Nr. 32. Flachs. Wohlfeilere Gewinnung desselben. Nr. 52. Flüsse. Nothwendigkeit ihrer Untersuchung. Nr. 55. Getreidearten.)Versuche in ihrer Acclimatisatio und Classification, Nr. 30, f Herbarium,(önologisches) von Dietrich, N, 63. Holzzuwachs im Hochwalde. Nr. 34. Insectenlarvem. Nr..33, 51. Kuhpocken. Nr. 59. Lehmschindeldächer..Nr. 15, Löserkrankheit der Rinder. Nr, 14. Lolch. Bedingte Schädlichkeit desselben, Nr,, 58. Marmor fass von,.3000 ıEimern. Nr, 6. Maulbeerbaum (vielstielichter). Nr. 9. M erismo-Heerde,; Nr. 42. Mo1dau-Wasserstände. Nr. ‚56. Pflanzenwachsthum (Hauptgrundsätze dessel- ben). Nr; 10; | Reben (fremde).. Vortheile ‚ihrer Verpflanzung auf die Lobositzer, Weingebirge. Nr. 12. Rebschuben. Beschränkter Nutzen derselben. Nr.5. Schaf-Wäsche, 'Vortheil: derselben. Nr. 53. i Seidenbau im Deutschland, Nr. ‚31. — Vortheile des Seidenbaues für Böhmen. Nr. 48. — Seiden- bau in Mähren. Nr. 17. Strohdächer. Nr. i6. Torflager (grosse) Böhmens. Nr. 54,62. ' Wandergesellschaft deutsch.,Landwirthe. Nr. 8. Wechselwirkung der Naturwissenschaften und der‘, Landwirthschaft: Nr, 4. Weinhau (sächsischer und böhmischer); Geschichte desselben. Nr. 19, ; Wein-Prohen (böhmische). Nr. 12, 35. Weiss-Fichte. Erziehung, derselben. Nr. 57. Zuckerfabrication..Nr. 21, 26, 46. Berichtizungem 1 91 lies; Bureaux. 8.2 2, 9 v..io. st. Bureaus », .hinlängliche. 1 no gt », 28 35 40, 3350, hnlängliche PPuE: 5 PP BEPRBRER /TE »» Io. db. 9 „37 5» 1 » 5, verwikelten ., verwickelten, 3 N yl derselben ,„, derselben. 3» 83.5 1%135 | 55 Molluskengehäussen lies: Mol- luskengehäusen. „» knüpfte lies: ‚knüpfe. »150 5:32 2391505, brauche „glaube. „151 „34 ,„.., liesen », liessen. | „155 1,5, 2&. „,: », Mimoseen 3; Mimosaceen, S.158 Z.10 v. o.st. Derselbe lies: 10) Derselbe. 3» 163 3.30 , 3, + „» Horticultura-Society lies: Hor- Dual “ tieultural-Soeiety. „Cueurbitaceenlies: Cucurbitaceen. „ Gesson’s 3, Gerson’s, „an Jena „ an Jene. 5, bestch4 „, besteht, „ berwährt ; ,, bewährt, „, Knoshengeschwulst lies: Kno- chengeschwulst, '„ urch lies: durch. „» 165» 9.5 „ 176 „20 ,„ „191 „25 ,„ 193, 10, 7, 194.0, 32, 5 „14, 4 „ 3200 5.18, Fehlende 'oder unrichtige Zahlenbezeichnungen der Paragraphe und Sectionen sind durch das Inhalts- Verzeichniss ‚berichtigt, Erste Abtheilung. Einleitungen zum Empfange der Gesellschaft. $. 1. Nachdem von der vierzehnten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, welche im September 1836 in Jena Statt gefunden, Prag einhellig zum Orte der nächsten Zusammenkunft, die Berichterstatter zu Geschäftsleitern derselben, und Professor Kosteletzky — für den Verhinderungsfall des zweiten — zu dessen Stell- vertreter ernannt worden, ward von dem ersten der Referenten von Jena aus der Bericht hievon an das hohe Ministerium zu Wien erstattet. Se. k. k. Majestät geruhten über die sonach gestellten allerunterthänigsten Gesuche der ernannten Geschäftsleiter mit allerhöchster Entschliessung vom 17. April 1837 nicht nur diese Versammlung zu genehmigen , sondern auch eine namhafte Summe zur Bestreitung der vorkommenden Auslagen aus dem Kameralärar huldvollst zu bewilligen. Ungesäumt waren zum Empfange der Mitglieder wie zur Unterkunft der Fremden die nöthigen Einleitungen getroffen, wobei den Referenten die von Sr. Durchlaucht dem Herrn Haus-, Hof- und Staats-Kanzler Fürsten von Metternich schon im Jahre 1832 den Herren Geschäftsführern der Wiener Versammlung ertheil- ten Weisungen, auf höchst erspriessliche Art zur Norm dienten, während Ihre Ex- cellenzen: der Herr Oberste Kanzler und Präsident der Studien-Hofkommission, Graf von Mittrowsky, der Herr Präsident der obersten Polizeihofstelle, @raf von Sedlnicky und der Herr Präsident der allgemeinen Hofkammer, von Eichhoff, huldvoll für das Beste der Gesellschaft zu wirken geruhten, und Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf, Karl Graf von Chotek, die Güte hatten, den Referenten nicht blos bei ihren mehrma- ligen Einschreitungen vor den höchsten Behörden Vermittler zu seyn, sondern auch jede ämtliche Unterstützung angedeihen zu lassen. 1 2 $. 2. Eine Berathung mit dem akademischen Senate über die für die Versammlung geeigneten Lokalitäten gab den erfreulichen Aufschluss, dass die Räume des Univer- sitätsgebäudes (Carolinums) zur Herstellung und Benützung für diesen Zweck ver- wendbar seien, so .wie eine Uibereinkunft mit der k. böhm. Gesellschaft der Wissen- schaften das Begehnins zur Folge hatte, dass der in demselben Gebäude befindliche Sitzungssaal der Gesellschaft mittelst Durchbrechung einer Thüre als Vor- oder Gar- derobezimmer der Aula benützt werden könne. Hieraus floss für die Mitglieder der bedeutende Vortheil, dass das genannte Universilälsgebäude — die nöthigen Bureaus, den Saal (aula) für die allgemeinen Ver- sammlungen und eine Menge grosser Säle für die Abtheilungsversammlungen in sich vereinigend — den Gelehrten bei jeder Witterung und ohne Zeitverlust den leichten Zugang von einer Sections-Sitzung zur andern gewährte, zumal da die in der Folge getroffene Wahl der Stunden den Besuch aller Abtheilungs-Sitzungen an einem Vor- mittage wirklich möglich machte. Es wurden’ demnach auf Kosten des von Seiner Majestät ertheilten Fondes und nach einem, von der hohen Landesstelle genehmigten, Entwurfe durch die k. k. Ober-Baudirection die zweckmässigsten Herstellungen, mit dankenswerthem Eifer für die gute Sache, ausgeführt. Der im ersten Stockwerke des Universitäts- oder Karolin- gebäudes befindliche, kleine Promotions- und Sitzungssaal wurde als Aufnahms- oder Einschreibebureau und Conversationssual, ein Zimmer des Erdgeschosses zunächst der Einfahrt als Kanzlei für Fahrgelegenheiten eingerichtet, und die geräumigen Hörsäle der beiden Stockwerke des 1. Hofes, nebst. dem neu errichteten Gebäude für Chemie und Pharmacie im 2. Hofe erhielten durch Beseitigung der Lehrstühle, durch Anbrin- gung zahlreicher Sitze, Bänke, Tafeln und Tische die zur Aufnahme der Sections- Versammlungen erforderliche Umgestaitung- Der grosse, im 1. Stock gelegene Versammlungssaal (aula), welcher für die allgemeinen Zusammenkünfte bestimmt war, erfuhr jedoch die beträchtlichsten Aende- rungen. Hier ward eine mit aufsteigenden gepolsterten Bänken ‘versehene Tribune errichtet, welche in schräger Richtung mit ihrer obersten Stufe sich an die untere Gallerie lehnte, mit der untersten aber an die Estrade stüzte, und — gleich den Doctorsstühlen (den Stallis) an beiden Seiten des Saales — zur Aufnahme der Mit- glieder und Gäste diente, während auf der Es/rude, und zwar in der Mitte, ein Tisch für die Geschäftsleiter, und hinter diesem auf einer Erhöhung Stuhl und Tisch für den Vortragenden, zu’ beiden Seiten aber die Sitze für die Notabilitäten der Civil- ünd Militär-Behörden angebracht waren, und die beiden @allerien im Hintergrunde des Saales den Damen vorbehalten blieben. — Bei dieser Einrichtung vermochte der Saal 770 Personen zu fassen. $. 3. Schon im Verlaufe dieser Vorbereitungen hatten die Geschäftsführer noch folgendes Einladungsprogramm in die Prager, in die allgemeine und andere Zeitungen eingeschaltet. : (‚Prag den 11. Mai 1837. „Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. k. k. Majestät wird die fünfzehnte Ver- „sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte im Jahre 1837. in Prag Statt haben.“ „Die Sitzungen beginnen am 18. September, an welchem Tage sich zugleich „die Sectionen konstituiren, die Präsidenten und Sekretäre von ihnen selbst gewählt „werden, und enden am 26. desselben Monates.“ „Jene Herren Mitglieder, welche sen zu bekommen wünschen „werden ersucht, die Unterzeichneten längstens bis 1. September davon in Kenntniss „zu setzen; dienen von ihnen aber, welche in den öffentlichen Sitzungen Vorträge „zu halten ya werden eingeladen, den Geschäftsführern bis zum vorerwähnten „Zeitpunkt eine kurze Anzeige des Inhaltes derselben mitzutheilen, und geneigtest zu „berücksichtigen, dass mit Einführung der Seetionen im Jahre 1828 diesen alle spe- „eielle Vorträge der einzelnen Naturwissenschaftszweige zugewiesen werden, wäh- „rend die allgemeinen, für ein gemischtes Publikum geeigneten, den öffentlichen Ver- „sammlungen vorbehalten bleiben.“ „Zur Aufnahme und Einschreibung der Herren Mitglieder wird eine eigene „Commission täglich — vom 12. September beginnend — Vormittags von 9 bis 12, „und Nachmittags von 4 bis 6 Uhr im Sitzungssaale des Carolingebäudes, Altstadt „Nro. C. 541, versammelt seyn, den ankommenden Gästen die Aufenthalts- und Ein- „trittskarten Marölgeh, und sie mit den disponiblen Wohnungen, wie mit den nähern „Einrichtungen der Veg bekannt machen“ Die Geschäftsführer Graf Caspar Sternberg, J. V. v. Krombholz. Dasselbe Programm ward zu mehrer und sicherer Verbreitung überdies auf einzelne Blätter abgedruckt, und auf die Bitte der Geschäftsleitung von Sr. Durch- laucht dem Herrn Haus- Hof- und Staatskanzler Fürsten von Metternich den in Wien anwesenden Herren Gesandten und Botschaftern zur Versendung an die auswärtigen Universitäten und gelehrten Gesellschaften auf’s Gütigste zugemittelt. Dankbar müssen überhaupt die Geschäftsleiter hier jener Humanität huldigen, womit ihnen die hohen und höchsten Behörden die bereitwilligste Unterstützung in diesen vielverzweigten Geschäften angedeihen liessen. Se. Excellenz der Herr Oberste Kanzler, Graf von Mittrowsky, förderte das Wohl der Gesellschaft durch gnä- Jdige Einbegleitung der Gesuche bei Sr. Majestät. Se. Excellenz der Herr Präsident der obersten Polizei-Hofstelle, Graf von Sedinicky, erliess an die Geschäftsleitung in einem Schreiben ddo. Wien den 23. April 1837, die wohlwollendsten Anerbietungen zur Förderung der Zwecke dieser erg $. t. Das Gesuch des ersten Geschäftsleiters an den Herrn Präsidenten der allge- meinen Hofkammer um Erlassung der angemessenen Befehle an die Gefällsbeamten, 1 * 4 wodurch allen Unannehmlichkeiten an der Gränze des Landes und an den Thoren der Stadt vorgebeugt, und den ankommenden Naturforschern und Aerzten eine, mit dem Zwecke der Zollanstalten verträgliche Erleichterung gegönnt werden möchte, erfreute sich der gütigsten Erledigung. Das hohe Landespräsidium leistete den Geschäftsleitern durch Rath und "That ununterbrochen gnädigen Beistand. $. 3. Auch dem löbl. Magistrate und der löbl. k. k. Stadthauptmannschaft fühlen sich dieselben für die Zutheilung überaus thätiger und einsichtsvoller Beamten auf’s Innigste verpflichtet. Der Magistratsvorstand, Herr Appellationsrath Rilter von Sporschil stellte über Ansuchen der Gesehäftsführer den Herrn Magistratsrath Kaudelka zur Vormerkung und Untersuchung der Wohnungsanträge auf, welche über eine An- kündigung *) der Geschäftsleiter von den Haus- und Wohnungsinhabern in der Konskriptions-Kanzlei und in der Wohnung des zweiten Geschäftsleiters abgegeben wurden, und wobei der genannte Beamte die Evidenz auf ähnliche Art, wie bei der Krönungsfeierlichkeit im Jahre 1836, zu erhalten angewiesen war. Zu diesem Be- hufe nahm man nicht nur jene Anträge in ein Protokoll auf, sondern verfügte sich auch in die betreffenden Quartiere, um über die Annehmbarkeit des Antrags zu entscheiden. Gleich nützlich war den Geschäftsführern die Zutheilung eines Polizei- beamien, welcher durch seine Anwesenheit im Aufnahms -Bureau den Fremden die persönliche Stellung bei der k. k. Stadthauptmannschaft erliess, und ihrer Karte durch Aufdrückung des Amtssiegels die Kraft des Aufenthaltscheines gab. Nicht minder wohlwollend bezeugten sich die Vorsteher der öffentlichen und Privatinsti- tute, welche über einen an dieselben ergangenen hochlandesstelligen Auftrag unge- säumte Berichte über die zum Besuche ihrer Anstalt geeigneten Stunden erstatteten. $ 6. In Betreff der Aufnahme der Mitglieder genügen nachstehende Bemerkungen: Der im Bureau versammelte Aufnahms-Comite fand folgendergestalt seine Beschäf- tigung: Graf Sternberg als erster, Professor Krombholz als zweiter Geschäftsführer leiteten unter thätiger Beihilfe des Prof. Kosleleizky das Aufnahmsgeschäft und die Ausfolgung der Karten; der Herr kais. Rath Heyde drückte den letztern das Aufent- *) In dieser Ankündigung , welche die bemitteltern Bürger zur entgeldlichen Viberlassung entbehrlicher Wohnungsbestandtheile für den Zeitraum vom 15. bis letzten September einlud, und welche von Prags Einwohnern, bei dem Abgang der hier nicht üblichen Börsen oder Studentenquartiere und bei der um diese Zeit gewöhnlichen Uiberfüllung der Gasthöfe wohlwollend berücksichtiget ward, hatten die Ge- fertigten ausser dem Nutzen des Naturstudiums und des gelehrten Verkehrs besonders den Zweck dieser Versammlung besprochen, wesshalb sie sich der weitern Anführung enthalten. 5 haltssiegel bei, und Herr Magistratsrath Kuudelka hatte, in Gemeinschaft mit dem zweiten Geschäftsleiter, die Wohnungsauskünfte übernommen, während mehrere andere Kanzlei-Individuen die Schreibgeschäfte besorgten. Die Theilnehmer der Versammlung schrieben sich in ein eigenes Aufnahms- Buch ein, die wirklichen Mitglieder schrieben ihre Namen überdiess mit chemischer Tinte auf besondere Bögen, wovon im Anhange die Fucsimilia zu sehen. Sie erhiel- ten hierauf nebst den in der unten stehenden Anmerkung abgedruckten Notizen *) und dem vom zweiten Geschäftsleiter herausgegebenen topographischen Taschenbuch von Prag ein allgemeines, für den Zutritt zu allen Sitzungen und Zusammenkünften, und — wenn sie Fremde waren — zugleich als Aufenthaltskarte giltiges Billet, wäh- rend blosse Gäste oder Zuhörer — nach dem Vorgange Wiens — mit speciellen, für Seklions- oder allgemeine Versammlungen oder für gemeinschaftliche Mittagsmale *) Zur Aufnahme aller, welche an der diesjährigen 15. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte theils statutenmässig als wirkliche Mitglieder, theils als Zuhörer in den allgemeinen oder Sektions- Sitzungen Theil nehmen wollen, ist ein eigenes Bureau im Carolinum (eine Treppe hoch, rechts die erste Thüre) eingerichtet, woselbst, vom 12. September an, die Geschäftsleiter, und zwar die drei ersten Tage von 10 — 12 Uhr Vormittags, die drei letzten Tage aber sowohl von 9 — 12 Uhr Vormittags, als von 4 — 6 Uhr Nachmittags anwesend seyn werden, um dieselben zu empfangen, ihre Namen in die Listen einzutragen, ihnen die Aufnahmskarte (welche bei den Fremden zugleich als Aufenthaltskarte gilt) zu übergeben, und über die disponiblen Wohnungen, so wie über Alles, was sie sonst zu erfahren wünschen, Auskunft zu ertheilen. Zum Behufe des zu entwerfenden Verzeichnisses werden die geehrten Mitglieder die Güte haben, daselbst ihre Namen in ein besonderes Buch einzutragen, und dabei auch die übrigen Rubriken des letztern auszufüllen. Auch werden sie ferner ersucht, ihre Namen noch auf einen andern bereit liegen- den Bogen mittelst chemischer Tinte zu schreiben, um diesen sodann später auf Stein abdrucken lassen zu können. Zur geschwindern Vermittlung der Befreundung zwischen den fremden und einheimischen Mit- gliedern werden die beiden Lokale des Aufnahms -Bureaus Gelegenheit darbieten.. Die allgemeinen Versammlungen werden in dem grossen Promotionssaale des Carolins und zwar am 18., 22. und 26. September abgehalten; sie beginnen jedesmal um 11 Uhr und enden um 2 Uhr. Am Schlusse der ersten Versammlung verfügen sich die einzelnen Sektionen in die für sie eingerichteten Säle des Caro- linums, und wählen daselbstihre Präsidenten, so wie ihre Sekretäre, welchen letztern, zur Erleichterung ihrer Geschäfte und Mittheilung örtlicher Auskunft, einheimische Mitglieder beigegeben werden sollen. Vor der Hand theilt sich die ganze Versammlung in folgende 7 Sektionen: 1. Physik, Chemie, Astronomie, Mathematik. 2. Pharmaeie. - Mineralogie, Geognosie, Geologie und Geographie. . Botanik. . Anatomie , Physiologie und Zoologie, . Heilkunde im ganzen Umfange. so 0 mw . Agronomie, Pomologie, Technologie und Mechanik. Sollte jedoch die Zahl der Mitzlieder in jenen Sektionen, welche mehrere Fächer umfassen, gross genug seyn, um eine Trennung derselben wünschenswerth zu machen, so werden für diesen Fall noch mehrere Lokalitäten im Carolinum bereit stehen. 6 und Abendunterhaltungen geltenden Einiriliskarten betheilt wurden Für die Frem- den lag überdiess ein, aus den eingegangenen Anträgen abgefasstes Quarlierprotokoll zur Einsicht vor, um ihnen über die beziehbaren Wohnungen umständliche Nachricht zu geben. Diesem Protokolle ward — nach der von den Fremden getroffenen Wahl — in der betreffenden Quartierrubrik, zur Evidenzhaltung der Parteien und ihres Auf- _ enthaltsortes der Name des Einquartirten einverleibt. *) Uibrigens diente das Auf- nahms-Bureau zur Ertheilung jeder nöthigen Auskunft und zur Ausfolgung der ge- Die Sektions-Sitzungen können um jede beliebige Stunde, deren Feststellung den Sektionsmit- gliedern überlassen bleibt, beginnen, und an den Tagen, wo keine allgemeinen Sitzungen Statt finden, auch bis zur Speisestunde fortgesetzt werden, müssen jedoch an den Tagen allgemeiner Versammlungen vor 11 Uhr endigen. Damit es aber den Mitgliedern möglich sei, an demselben Tage an zwei, drei oder mehreren Sektionen Theil zu nehmen, erscheint es wünschenswerth, dass sich die Herren Sektionspräsi- denten über die zu wählenden Stunden gegenseitig-ins» Einvernehmen setzen. Die Herren Sekretäre der Sectionen werden gefälligst die Protokolle ihrer Sitzungen am 21. und 25. September Abends den Geschöftsleitern übergeben, damit selbe am 22. und 26. in den allgemeinen Versammlungen vorgelesen und sämmtliche Theilnehmer von den Arbeiten der Mitglieder in Kenntniss gesetzt werden können. Zu den allgemeinen Versammlungen werden auch Gäste durch Zusendung eigener Karten einge- laden. Dieselben nehmen Platz auf der Estrade zu beiden Seiten der Katheder. Für die Mitglieder ist die Mitte des Saales mit Einschluss der Doktorstände bestimmt, wo sie ihre Plätze nach Belicben wäh- len, doch so, dass die Gänge frei bleiben. Im hintern Raume des Saales und der Tribune nehmen die übrigen Theilnehmer an der Versammlung, werden, Platz; die obere und untere Gallerie, zu welcher der Eingang im zweiten Stockwerke sich befindet, wird ausschliesslich den Damen vorbehalten. Das gemeinschaftliche Mittagsmal wird vom 18. bis 26. September in dem grossen Saale auf der Färberinsel um 2!,, Uhr Statt finden. Das Couxert kostet 1 fl. 10 kr. €. M., und wird beim Eintritte in den Saal, bei Vorzeigung der rothen, oder bei Abgabe der weissen Einladungskarte bezahlt. Die Weine sind beim Wirthe nach dem vorliegenden Weintariffe zu haben. Die Walıl des Platzes bei der Tafel bleibt jedem Mitgliede überlassen, doch werden an jedem Tische einheimische Mitglieder ihre bestimmten Plätze haben, um die Bewirthung besser leiten zu können. Sämmtliche Mitglieder werden ersucht, an dieser Mittagstafel Theil za nehmen, während der Dauer der Versammlung keiner andern Privateinladung zu folgen, und überhaupt ihre Gegenwart der Gesellschaft nicht zu entziehen. Sollten jedoch einzelne verhindert seyn, dabei zu erscheinen, so wollen denen zu jeder solchen eigene Eintrittskarten ertheilt #) Die Einrichtung des Logisprotokolls ist aus nachstehendem Formular ersichtlich. = Br Zahl der Preis = Slate HE reis des ns 4 Name und zZ 5 3 |Gasse VERS > Preis | Mit oder |. Ist ver- 5 Charakter des| £ 2 > Zimmers des] 3 Wohnungs |7|2 |odr)|) $ = sammt -Früh- ohne |geben an = u 2 [2] 5 5 £ 3 inhabers E = | 2 | Platz E = Bett Ra stückes | Equipage|den Herrn 5 = =} [7] = SQ jeinen Tag = il BaBE 7 druckten Tugelisten, wodurch man die Mitglieder in steter Kenntniss der Ankom- menden zu erhalten suchte; ein Zweck, der durch die in der Correktur unterlaufene Ungenauigkeit nur unvollkommen erreicht werden konnte, wesshalb auch bloss 6 Blätter erschienen waren. Zu den geselligen Mittagstafeln und Abendunterhaltungen ward — wegen der überiwieyenden Vortheile des Lokals — der grossartige, 100 Fuss lange, 30 Fuss hohe und 45 Fuss breite, mit allen Bequemlichkeiten versehene, von geschmackvollen Speise- und Toilettezimmern, Garderoben und dergl. umgebene Saal der Fürber- insel gewählt, den überdiess der Vortrag ausgezeichneter Musikstücke durch zwei abwechselnde Orchester belebte. sie dieses gefälligst den Tag vorher oder früh Morgens in dem Aufnahms-Bureau im Carolinum mel- den, um die Anzahl der bei Tische Erscheinenden wissen zu können. Dieselbe Meldung ist auch in Beziehung auf eine etwaige frühere Abreise von hier wünschenswerth. Den die fremden Mitglieder begleitenden Damen sowie den hiesigen, die es wünschen sich auch bei dieser Gelegenheit an der Gesellschaft zu erfreuen werden (den letztern für einzelne Tage, soweit es der Raum gestattet) Eintrittskarten, die beim Eingange abzugeben sind, von den Geschäfts- leitern ausgetheilt werden, Die bei Tische auszubringenden T'oaste werden nur von den Geschäftsführern ausgebracht oder veranlasst. ; Zu den abendlichen Zusammenkünften ist derselbe Saal auf der Färberinsel bestimmt, in welchem Mittags gespeist wird. Jedes Mitglied kann daselbst mit allen nöthigen Erfrischungen, Speisen und Getränken nach der Karte bedient werden. Die für die Naturforscher und Aerzte wichtigen, sowie alle andern zeissenschaftlichen und Kunstsammlungen oder sonstige Anstalten werden nach dem freundlichen Zuyorkommen der Herren Vorsteher oder Besitzer auf folgende Weise dem Besuche geöffnet seyn. 1. Die k. k. Universitätsbibliothek täglich von 8 bis 1 Uhr. 2. Die Bibliothek des Prämonstratenser-Stiftes Strahof täglich von 9 bis 10 Uhr Vormittags. 3. Das vaterländische Museum täglich von 11 bis 1 Uhr, an den Tagen allgemeiner Versamm- lungen Nachmittags von 4/), — 6%, Uhr. 4. Die Gemäldesammlung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde täglich zu jeder beliebigen Stunde. 5. Die Gemäldesammlung des Grafen Erwin Nostitz ist den Fremden stets geöffnet. 6. Das anatomische Museum 7. Das zoologische Kabinet täglich zu jeder beliebigen Stunde, mit Ausnahme 8. Das mineralogische Kabinet jener, wo die betreffenden Sektions- Versammlungen 9. Der botanische Garten \ Statt finden. 10. Das chemische Laboratorium 11. Das physicalische Kabinet täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags. 12. Die Sternwarte täglich von 8 bis 12 Uhr. - 13. Die Kabinete des polytechnischen Instituts täglich von 12 — 2 Uhr. 14. Das allgemeine Krankenhaus 15. Die Irrenanstalt 16. Die Entbindungsanstalt 17. Das Siechenhaus 18. Das Spital der Elisabethinerinnen 19. Das Spital der barmherzigen Brüder r täglich zu jeder beliebigen Stunde. 8 Endlich ward von dem Präsidenten des ständischen Theater- Ausschusses für eine zweckmässige Wahl der im ständischen Theater auszuführenden Stücke und für die Sicherung einer entsprechenden Anzahl von bequem gelegenen Sperrsitzen und Logen für die allenfalls erscheinenden Mitglieder dieser Versammlung aufs Gewo- genste Sorge getragen. Unter diesen Zubereitungen nahte der zur Eröffnung der Versammlungen be- stimmte Termin, und die Geschäftsleiter nahmen die gebührenden Einladungen an die ersten Notabilitäten der Stadt, den hohen Adel und die Chefs der Behörden vor. 20. Das Taubstummen-Institut täglich von 8 bis 12 Uhr. 21. Das Waisenhaus bei Johann dem Täufer täglich zu jeder Stunde, 22. Das italienische Waisenhaus ebenso, 23. Das Armenhaus bei St. Bartholomäus täglich von 9 — 2 Uhr. 24. Das Blindeninstitut täglich von 8 — 12 Uhr. 25. Die Beschäftigungsanstalt für Blinde von 9°), Uhr an den ganzen Tag. 26. Die fünf Kleinkinderbewahranstalten täglich von 9 — 11 Uhr Vormittags mit Ausnahme des Sonntags, und bei der israelitischen, des Sabbaths. 27. Die Sammlungen des Vereins zur Ermunterung des Gewerbsgeistes täglich von 8 — 12 Uhr Vormittags. 28. Die Anstalt zur Unterstützung und Beförderung weiblicher Kunstfertigkeit täglich von 10 — 12 | Uhr Vormittags. 29. Das Provinzial-Strafhaus täglich von 8 — 11 Uhr Vormittags, von 3 — 6 Uhr Nachmittags. | 30. Das Correktionshaus täglich von 8 — 11 Uhr Vormittags, und 3 — 6 Uhr Nachmittags. Zur grössern Bequemlichkeit der Mitglieder wurde Sorge getragen, dass stets eine hinreichende Zahl von Wagen bereit stehe, in welchen dieselben nicht nur zu den täglichen Mittagstafeln, sondern auch zu allen Anstalten, Sehenswürdigkeiten in und um Prag fahren können. Die zur Fahrt auf die | Färberinsel bestimmten Wagen sind in der Nähe des Carolinums, am Obstmarkte, sowie bei dem ehemaligen Gallikloster aufgestellt. Für weitere Fahrten beliebe man die Bestellung in der hiezu bestimmten Kanzlei, in der Einfahrt des Carolinums links, woselbst ein billiger Tariff *) über alle Fahrten zur Einsicht vorliegen wird, zu machen, für einen für die Sitz im ganze Kutsche||Gesellschafts- Wagen für einen Eine Person zahlt für die Fahrt Sitz in der Kutsche Carolinum Färberinsel Ebenda Hradschin do. Baumgarten do. Sternthiergarten 9 $- 7- Verzeichniss der Mitglieder der 15. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Name | Character Abich, Herrm. Albers, Heinrich Ammerling, Carl Amman, Joh, Ch. Andre, Emil Baader, Jakob Bachmann, E. F. Baer, Jos. von Bakowsky, Graf Balling, Carl Bamberger, Jak Barthels, Fried. Baumgartner, And de BeaumontElie Beilschmied, Carl Friedrich Bentham, Georg Berg, Ernst v. Bernhardi, Alex. Berres, Jos. Betschler, Franz Biasoletto,Barth. Bischof, Edler v. Altenstern Ign. Rud, Bischoff, Theod. Bittner, Adam Batka, Wenzel Blasius, Ernst Bochdalek, Vinz. Böhn, Aug. P, Brachf, Albert Brandes, Rud, Braun, G. Jos. Breithaupt, Aug. Brenner, Fr. Buch, Leop. v. Buchner, A. Buchner, F, A, Bujanowics, Eduard von Dr. d. Phil. Doct. M. Dr. K.k. Comptabili- täts- Prof. Wirthschaftsr. M. Dr. Geh. Hofrath u. Prof. M. Dr. Prof. d. allg. u. techn. Chemie Geschäftsleiter d, pomolog, Vereins Zooloy K.k. Neg. Rath Professor Apotheker Sekretär d. Hor- tikultur - Societät Gutsbesitzer M. Dr. K.k. Prof. Professor Phil. Dr. k.k. Bath,Stanbs- Feldarzt u, Prof, Protessor Prof. der prakt. Mathematik am techn, Instit Arzneiwaarenh. Prof. d, Chir. M. Dr. NM. Dr. u. Pri- märarzt Oberpostamts- kontrolleur Dr. d. Phil.u.Pr. Professor K.k. Oberlieut. Hof-u. Med.Rath M.et Chir.Dr. Prof. u. Dr. Doikap-. u. Prof K. preuss. Kam- merherr Univers. Prof. Assistent au der Universität Comitats - Asses. | Heimat Braunschw. Bremen Prag Prag! Prag Win Jena Prag Dresden Prag Prag Breslau Wien Paris Ohlau London Neuenkircha in Mecklenburg- Strelitz Altenburg Wien Breslau Triest Wien Heidelberg Prag Prag Halte Prag Prag Zara Salzburg Helsinplors Mailand Salzuffeln Fürth bei N. in Baiern Freiberg Bamberg Berlin München München Habsan Section Mineralog. u. Geognosie Anatomie und Medizin Mineral, Bot. Zoolog. Geognos med. Phys. Ockonomie Ockonomie Mineralogie Mineralogie Medicin Oekonomie Chemie Oekonomie Agronomie Phys. u.Math. Geologie Botanik Botanik Botanik Medicin Anatomie Medicin Bot. u. Phar. Mediein Anatom. Phy- siolog. u. Zoologie) Physik Chem.Pharm. Mediein Anatomie Mediein Mineral. Bot. Mathematik Chem. u. Min. Botanik Cliem.u.Phar. Medicin Mineralogie Naturgesch. Geognosie Pharmacie Pharmacie Agronomie Name Burchard, Aug. Burckhard, Wilh. Brydges, P.J. Jones Carral, Claud. (de Chaufepie Heinrich Cerutti, Fr. Pet. Corda, A, J. Coste Viet. Cotta, Aug. Cotta, Bern. Cotta, Heinr, Csauss, Martin Czermak, Joh. Czermak, Jos. Dalberg, Freih,v, Freih. van der Decken, Friedrich Denkstein, Jos. Diaubalik Diebl, Franz Diesing, Karl Dietrich, Ewald Dlask, L. A. Doleialek ‚Aut. Doppler, Christ. Dreysuss, Ben. Edlenbach, Jos.v. Ehrmann, M. F. Ehrmann, Xav. Eiselt, d. N. Embowidi Engel, Jos. Estreicher, Hein. Ettingshausen, Andreas von Feldt Fenzl, Eduard Fieber, Frauz Fiedler, J. Character Prakt. Arzt und Privatdocent a.d, Univ. Sitadtschultheiss u, Stadtrichter Partikulier M.Dr. M., Dr. Prof. der Med. Custos am vaterl, Museum Professor Forstinspektor Dr. d. Phil. Oberforstrath M. Dr. und Prof. der Anatomie M. Dr. Dr. u. Prof. d.M. K.k. Kämmerer, Leopoldordensritter Fürst. Schwar- zenberg’scher Forst- dirigent Dr. u. Prof, der Philosophie M. Dr. Spit. Arzt bei den Elisabeth. Prof. d, Naturg. M.Dr.u.Adjunkt am k.k,Hofnaturalienk, M. Dr. Professor Direkt. d. ungar, National- Blinden- Institutes Prof d. Mathem, M. Dr. Grossherz. tosk. Hofr. u, Güter-Inspekt, Prof. a.d. Univer. Prof. d. Med. M. Dr. und k.k. Kreis- Physikus Apotheker Dr. u. Prof.d.M. Dr. u. Prof. der Naturgeschichte Prof. d. Physik und Dr, der Phil. Professor Custosu.Adjunkt am k. k. Hof-Natura- lien -Kabinet k.k. Staatsbeant. Professor Heimat Breslau Waida London Paris Hamburg Leipzig Prag Paris Tharand Tharand Tharand Pesth Prag Wien Wien Worlik Linz Prag Brünn Wien Dresden Prag Pesth Prag Strassburg Prag Olmütz Jena Tabor Oppeln Prag Krakau Wien Braunschw. Wien Prag Leobschütz Section Mediein Botanik Zoologie Med. Chirurg, Anat. u.Physiol Medicin Medicin Botanik Anatomie Mineralogie Mineralogie Mineralogie Anat. Phys. und Med, Mediein Anat. Phys. und Med, Mineral, Bot. Botanik Mathematik Prakt. Med. Zoologie Zoologie Pomologie Mineralogie Mineralogie Physik Mediein Agronomie Chemie und Technologie Medicin Med, u. Zool. Chemie,Phar- macie Mediein Botanik Physik Phys. u.Math. Botanik Bot.u.Zoolog. Mathenm. und Physik 10' Name Charakter | Heimat Section | Name Firbas, C. Fürstl. Schwar- |Prag Agronomie |/IIyrtl, Jos. zenberg’scher Hofrath Hlawaezek, Ed. Fischer, Jos. Professor Prag Medicin Hochmüller, Jos, Fischer, Wilh. |Königl. sächs. Freiberg Mineralogie Bergmeister 2 Hofmeister, Flögel, Joh. M.Dr.u. Prof. |Salzburg Mediein Friedrich Frankenheim, Universit. Prof. |Breslau Physik und ||Hofstätter Mor. L, Technologie Holger, Philipp Frankl,Lud.Aug.|M. Dr. Wien Medicin Ritter von Frank, J. Ad. |M. Dr. Marienbad |Medicin Hoppe, D. H. Frick, Georg M. Dr. Baltimore Zoologie Hoser Friese, Joh. M.Dr.u.Prof. |Innsbruck Prakt. Med. Y Fritz, Ignaz eg ie der [Prag Chirurgie Hügel, Carl Bar. prakt, Chirurgie Fürnrohbr, A. |Dr.d.Phil.u.k. |Regensburg |Botanik Hunt, Jos. Lyceal-Docent 4 Geituer, D. Mediciner Schneeberg |Med. u.Chem. Jablonowski, Gerbe, Zeph. Zoolog Paris Zoologie Pe = c Gerle, W. A. Professor Prag Geographie BEI Germar, T. F. |Dr.u.ord. Prof. |Halle Min. u. Zool. Jäger, Carl deeiNmprel 77 H Jaudera, Joseph Gintl, Jul. Wilh. | Prof. d. Physik |Grätz Physik eg Girl, Math, Med. et Chir. Dr. |Lindau Med.u. Chem. Jeitteles, Isak Göppert, Heinr. |Prof, d. Med. Breslau Med., Botanik ||$ellachich, Fr. v. Robert m. Mineralogie N os, Tos, Kud Götz, Franz Dr.d.Geburtsh. |Grätz Medicin Jun An A # Götz, Joseph M. Dr. Wien Mediein en e e n . Grabowsky , Apotheker Oppeln Botanik Wilhelm = Heinrich . Fi . Grün, Heinr, von |Kammerrath Greiz Botanik Blue pihras Grünwald, Rit.v.|M. Dr. Prag Prakt. Med. |fanka, Johann Gumprecht, J. E.| Partikulier Berlin Mineralogie Hackel, Joh. Prof.der Laud- |Leitmeritz Landwirth- ||KatzenbergerAd. wirthschaft schaft u. Natur- ||Kaudelka, Ant, geschichte, Killiches, Ignaz Haidinger, Wilh.|Fabriks- Inhaber |Elbogen Mineralogie | kjimko, J E Harless, Geh. Hofrath u. |Boun an und 9% 2OR« Christ. F. Professor ysiologie oe ei Hasner, Leop. K.k. Gub. Ban Prag Ockonomie Klipstein, Ad. v. = Ba Geis Kobell, Fr. von Hasse, J. L. |K. sächs. Berg- |Schneeberg |Chemie und ||Kodweiss, Fried. werkszehnter und Technologie h. Inspektor Köhler, Jos. Hayue, Ant. K.k. Prof. am Wien Mediecin Thier-Arznei-Instit, ._ Heidler, Carl Jos.|M. Dr. u.k.k. [Marienbad Mediein Koller, M. Rath S Heine, Max. M. et Chir. Dr. |St. Petersb. |Medicin Kolletschka, G. Heinrich, Albert |Prof. u.Museums- |Brünn Geognosie u. ||Kopetz, W.Gust. Custos Mineralogie von Held, Joh. Theod.|M. Dr. Prag u SEEN: Heller, Joh. Flor.| Dr. d-. Chemie Prag en Kosstka, Joh. Heneis, J. R. K. Prof. Augsburg sehen: ‚0 Bemigex Jos. |K.k. Käm.u. Prf. |Prag Geographie Kostelenkgs aron on i m “ Herrich Schäffer,|K. bair. Kreis- u. |Regensburg |Mediein und Baal wätzer August Stadtgerichts - Arzt Entomologie RR AL Hessler, Ferd. |Pruf. d. Physik [Prag Bhysz Techn. gye;] Jos En u. emie ’ Jos. k. k. Rath und Bot. u. Miner. Bean = Stadthauptm. Adjunkt Drag Kreuzberg, K.J. Hirschmann, Fürstl. Schwar- |Prag Ockonomie Alois zenberg. Hofratlı Kreysig, Fr. Lud. Character | Heimat M.Dr.u. Prof, [Prag M, Dr. Carlsbad Professor Salzburg Lehrer d. Botan.|Leipzig Apotheker Linz M. Dr. Wien Prof.d. Naturg. [Regensburg Hofr. bei Sr. k. |Wien Hoh, d. Erzh, Carl K.k. Rittmeister| Wien in der Armee Oberlehrer am |Leobschütz Gymnasium M. et Chir. Dr. |Krakau Prof. und Ober- |Stuttgart Med, Assessor M, Dr. Wien K.k. Rath und [Prag Prof, d, Matlıem. M. Dr. Prag Dr. u. Prof. Kasan Chemie Dr. Wien Professor Prag Suppl. Prof. der|Prag Veterinärkunde J. U, Dr. Prag J. U. Dr. u. Lan-|Prag‘ des - Advokat M. Dr. Prag Magistratsrath |Prag M. et Chir. Dr. |Brüx Cam. Physikus n.|Pesth ord. Arzt im Filiale III, Prof. «. Mineral. |Giesen Professor München Dr. Phil. Prag Prof. d. Vorbe-|Prag reitungswissens, für Wundärzte Prof, d. Phys. u.|Kremsmünst. Dr, der Mathem, M. Dr. Wien K.k.Gub. Rath u.| Prag Prof. d, Rechte Chirurg. Prof. |Prag Conceptsprakt.d.| Wien k. k. Hofk. im Münz- und Bergwesen M. Dr. u. Prof. |Prag M. Dr. Pesth Privutgelehrter |Dorpat Graf Lazanskys.|Prag Wirthschaftsrath Chemiker Prag K. sächs. Leiba, ‚|Dresden Hof- u, Med, Rath Section Medicin Mediem Botanik und Physiologie Botanik Chem., Phar. Chemie Botanik Medicin un! Mineralogie Geogr. Bot. u, Zoologie Naturgesch. Mediein Med. u.Miner, Medicin Mathematik u. Physik Medicin Mediein Chem.u.Phys. Medicin Zool. u. Med. Ockonomie Oeckonomie Mediein Oekonomie Mediein Mediein Mineral. u, Geologie Mineralogie Chemie und Technologie Phys-u.Chem, Phys.u.Astr. Mediein Ockonomie Med. u. Chir. Mineralogie Bot. u, Med. Mineralogie Naturgesch. Agronomie Chemie und Technologie Medicin 11 Character Heimat Section | Name | Character Heimat Section Krombholz, Jul. |M. Dr. u. Prof. |Prag Heilkunde |Monte Dego, Fr. |Dr. d. Philos. u.'Oten Physik und Vinc, von Alb. von Adj..d, Sternwarte Astronomie Krutsch, K, E. |Professor Tharand Mineralogie ||Morstadt, Jos. |K.k. Gub. Cone, Prag Plıysik und # u. Geologie Mathematik Kudernatsch,Jos,|K. k, Probirer Pribram Chemie Mosewius, Joh, AUUSIE ER EIOE u.|Breslau Physik Rü - |K.k. Be ist- |Kuttenb Mineralogi Lehrer der Tonkunst aber 2: nt Fr ER Moth, Franz K,k.Prf.d.Math.|Li Physik Kulik, Jak. Phil. |Prf. d.h.Mathem. [Prag Math. Phys, ||Mählwenzl, Fr. |Professor Technologie Mechanik Müller, Alex. Partikulier Arnsdorf, Geolog:, Bot. Kummer Prakt, Arzt Medicin Otto von Görlitzer Kr. a, Entomologie g Müller, Heinr. - |Dr. u. Prof. Breslau Chem., Pk ysık Kurrer, W.H.v. |M. Dr. Ockonomie u. u. Mineral. am Chemie „|[Müller, Louis Dr. d. Philos. |Breslau Bot. Mineral. Kurzak, Franz |M. Dr. und k. k. Anat, Physik Münchmayer, M. Dr. Lüneburg: Mediein Kreisphysikus „ £ u. Medicin Ernst Heinrich N Lang, A. F. Apotheker Neutra in Bot. u. Chem. Müuchmayer, M. Dr, Hletzaker im |Med. u. Chir. Ungarn RM Carl Aug. Adalbert Hannöverschen Langbein, W. E. am u. Stadt- |Theresienstd, |Medicin Münz, M. Hofr. u. Prof. | Würzburg Physikus Lehmann, A. K. bot. Gärtner |Dresden Botanik Munke, G. W. |Geh. Hofrath Heidelberg Leitenberger,Ed.|Fabrikant Reichstadt |Chemie Nadherny,Ign. v,|M. Dr. k.k. Gub.|Prag Mediein Leithner, Freih.v.|k.k. Aerar-Fabri- [Wien Chemie und Rathu. Portomedikus ken - Direktor Technologie ||Natterer, Joh, |Cust., Adj. d.k.k.| Wien Zoologie Lenhossek, k.k.Stadthalterei- |Ofen Anat. Physiol. Naturalien -Kabinets Michael von Rath, Präses der med, und Med. Naumann, Carl |Professor Freiberg Min. u. Geog. Fakult. u, Protomed, Friedrich N Leupold M. Dr u. Prof. [Erlangen Anat. u. Med.|Neesy. Esenbeck |Präsidentu.Prof.| Breslau Botanik Lichtenstein, H, |Geh. Med, Rath [Berlin Zoologie und||Nemes, Joh. K.k, Einfahrer |Nagaya in |Min. u. Geog. Toy und Prof, Physiologie Siebenbürgen Liebich, Christ. |Forstrath Agronomie Nentwig, Amand |M. Dr. Baier.Reinerz|Med., Chirur, Loewig, Karl Prof. d. Chemie ü Chemie Anat. u, Physiol. Lonicer, Adolph |Apotheker Chemie und ||Nessel, Franz Prf.d. Zahnheilk.) Prag Mediein Pharmacie Nestler, Joh.Carl|Phil. Dr, u. Prof. | Olmütz Landwirth- Lose Assist. d. Physik li Chem.u.Plıys. schaft, Naturge- ELumbe, Jos. Professor y Agronomie Dei. g schichte u. Techn. Lumnitzer, Joh. |Superinten.l. der ü Zool. u. Bot. ||Neuber, Jos, Partikulier ‚Wien Physik Georg evang, Gem, in Mähren Neumann, K. A. |K.k, Gul,, Rath|Prag Chemie R und Schlesien 2 Nieard, Hippolit |Zoolog Paris Zoologie Mädler, I, H. EUNUEDE Dr. u. ru u.lNickerl, Franz |Mediciner Prag Zoologie gronom ysi \ - a GS% ? 3 pi i Mäckl, Fr. Cantor St. Wehlen |Entomologie a = er Prag Aezpponie bei Pirna I Hofrath Mattersdorf,Her,|Prakt. Arzt und |Berlin Mediein Noeggerath, Jak.|Dr. Prof.u.Ober-| Bonn Miner., Geog. . Geburtshelfer & r bergrath u. Physik du Menil Durand, | Botaniker Versailles Botanik Nostitz,Jos.Gr.y. |Geschäftsleit. am|Prag Mineralogie Gaston L ul vaterländ. Museum Metzler, F.J. von Mm von] k.k. |Prag Mediecin Nowak, Wilh, |[Gutsbesitzer und|Suchomast Botanik Pe Forstii kt Meyer,E.Jul.Jak. DE, Au Dar: Dresden Medicin Nusshardt, Fr. M. Dr m Prof. Prag Medicin u. prakt, Arzt i.k v ie Mianowski, Jos. |Hotr. u. Prof. ‚Wilma Mediein er RR EIE Aysoppmie Michael, Aug.Em. |K.k. Prf, d. Med, |Inusbruck Med. u. Pbys.|OchsenbauerJoh.| Wirthschaftsr. Prag Oekonomie Mikan, J: M.Dr.u.emerit. et Dot. u. Zoolg. d’ Oliere Heinr. GehiBofr , Prof. Baad Neudors |Mediein Professor P , r EN, = = Milde, Carl Aug. |Fabriks-Besitzer |Breslau Chemie Pe Se lurgehr BaEH 2 Geologie Mile, Johann M. Dr. u. Prof. an [Warschau Physiologie Opitz, Phil.M. |Cameral - Forst- [Prag Oekonomie, ‚ i der ehemal Univ, 3 hr Concipist Techn, u. Bot, Bnneriuchy, Gutsbesitzer Berlin Iipt-, ERysık Oppelt, A. Z. |Wirthschaftsr. |Prag Ockonomie Se ler ? ne Orrigoni, Eug. N.|Proprietär Moskau Mineralogie Mitis, 1g.Ritter v.|K.k. Nied. «ter. |Wien Physik Ortmann, Ant. |Apotheker Carlsbad Botanik ständ. ir: o 1d, Ferd Abotliek Ocl Mi cı Mohr, Fried. Dr, d. Phil, Coblenz hemie un Bw ald, Narerd. > |EEpDsheNer eis in. u, Chem. x re 5 Otto, A. W. Geh. Med. Rath |Breslau Anatomie u. Mobs, Fried. [K.k. Bergrath | Wien Mineralogie || , und Prof, 2 Zoologie Molitor, Jak. K.k. Rath und |Prag Medicin d’ Outrepont,Jos.|Professor Würzburg |Medicin Krankenhausdirektor d’ Outrepont, Candidat Würzburg |Physik und Ludwig Geognosie Pape, Franz Partsch, Paul Pauli, Carl Ad. Peters, Carl Petrwal, Jos. Pfliger, Ant. Philippow,Fedor Pleischl, Adolph Plieninger Plücker Pöschmann, Joh, Character M, Dr. Cust.d.k.k. Hof- Naturalienkabinets M. Dr. Fürstl. Lobko- witzischer Hofrath Prof. d. höheren Mathematik Apoth. u.Münzm, M. Dr. K.k, Professor Professor Professor M. Dr. «]Professor Preininger, And, Preissler, Jos. Presl,K.Boriwog Prinz, Gustav Purkinje, Joh. Quadrat, Jos. Quenstädt Radius, Justin Ramisch, Fr. X. Rammelsberg, ©. Ranniger, J.L. Redtenbacher, Joseph Regnoli, Georg Reisich, Jos. Reswoy, Modest von Richter, Ant. Riecke, Adolph Rilke, Wenzel Professor K.k. Professor Chemiker Physikus u. Spit. ns usu. Spi K.k, Beamter K.Kk.Fiskal-Adj. Professor d. allg. Naturgeschichte Prof. d. Naturg. k. k. Bergmeister k. bair. Prof. M. Dr, Prof. d. Physiol. Pıakt. Arzt Professor Dr. und Prof. der Medicin M. Dr. Dr. Philos. Partikulier M. Dr. u. Assist. an der Univ, Prof. der Chirur. und Med. Professor Dr. der Philos. Hofrath, Dr. der Med, u, Prof. der Naturgeschichte M. Dr. Colleg. Assessor Med. Dr. und Brunnenarzt Fabrikant M. Dr. M. Dr. M. Dr. Forstmeister M. et Chir. Dr. 12 eikant | Section Name Berlin Wien Warschau Prays Wien Solothurn St. Petersb. Prag Stuttgart Bonn Carlsbad Berlin Breslau Prag Prag Prag Prag Prag Prag Prag Zbirow Augsburjz Niederorke im Grossherz. Hessen Breslau Prag Tübingen Leipzig Prag Berlin Altenburg Wien Pisa Freiberg Blansko Dresden Prag St. Petersh. Bilin Königsaal Stuttgart Prag Reichstadt Königsaal Prag Medicin Mineralogie Medicin Agronomie Mathematik Chemie und Technologie Medicin Chem.,Pharm. Physik Plys.u. Geog; Phys. u. Math. Agronomie Phys. u.Chem. Physik Mediein Chemie und Pharmacie Medicin. Chem. u. Min. Botanik Botanik Mineralogieu. Zoologie Entomologie Mineralogie Physiol.Anat. Anatomie Medicin Geognosie u. Mineralogie Mediein Mediein und Naturgeschichte Chemie Botanik Phys-u.Chem. Med.u. Chir. Phys. u.Min. Chem. u. Min, Zoolog.u.Bot. Mediein Geologie Med. u. Min. Chemie Med. Anatom. u, Physiologie Medicin Medicin Agronomie Medicin Ritgen, Ferd. A. Ritterich, Friedr, Phulipp Reum, Joh. N. Bössler, Gustav Rohde, Carl Rohrer, Rud. Roller, Christ. Roser, von Rose, Heinr. Rosshirt, Eugen Rossmässler, Emil And, Roux, Phil. Jos. Ruchinger, Jos. Rumpelt, Werd. Rumpf, Lud. Ryba, Jos. Ernst Rymarkiewicez, Michael Sack, A. L. Salm, Reichsalt- graf zu, Fr, Salzmann, Ernst Sars, Michael Sauwan, Lud. Schaflgotsch, Gr. Schauer Chr. Heinrich Schauer, Conr. Schirmer, Leop. Schimko, Gott. Schlieben, Wilhelm von Schmidl, Ad. Schmidt, Joh. F. Schneider, Eugen Schömann, XKav. Schönberger, Basil Schreiber, Joh. Schreiter, Fr. Schrötter, Fr. Schroff, K. D. Schultschik, Jos. Schwabe, Heinr. Schwägrichen, Friedrich Schweigger Schweitzer, A. Seidensticker, Carl Seidl, Benno ‚Character | Geh. Med. Rath Dr. und Prof. Professor Conceptsprakt. d, k. k. Hofkammer Apotheker Buchdruckerei- Besitzer Irrenhaus Direkt. Geh. Legations- Rath Professor Dr. u. Professor Professor, Dr.u. Med. Rath Prof. d. Med. Arzt Professor Physikus der k. ständ, Augenheilanstalt Gutsbesitzer Mineralog K.k.geh. Ratl u. Kämmerer Forstrath Dr. d. Philos. M. Dr. Partikulier Dr. Philos. Dr. Philos. M. Dr. Med. Dr. und Stadtphysikus Kammerrath Professor K.k. Appell.Rath M. Dr. u. Prof. Dr.u. Prf. d.Med. Professor Med. et Chir. Dr. Primärarzt u. suppl. Prof, d. Klinik Med. et Chir. Dr. und Kreisphysikus Professor Dr. und Prof. Wirthschaftsr, Hofrath Dr. und Prof. Professor Professor Amtsassessor Staatsbuchbhal- tungs - Rechn. Official Heimat Giessen Leipzig Tharand Wien Leipzig Brünn Heidelberg Stuttgart Berlin Erlangen Tharand Paris Prag Dresden Würzburg Prag Berlin Halle Prag Gotha Bergen in Norwegen Warschau Berlin Jena Breslau Prag Olmütz Dresden Eisenberg Prag München Jena Kremsmünst, Prag Königgrätz räz Wien Prag Dessau Leipzig; Halle Tharand Nordheim Prag Section Physiologie Medicin Botanik Min. u. Geog. Chemie und Pharmacie Med. Chirurg. Anat, u. Physiol Medicin Med. u. Forst- wissenschaft Mineralogie Medicin Phys. u.Bot. Mineral. Botanik Oekonomie Pharm. und Mineralogie Geographie u. Mathematik Mediein Chem., Min. Mediein Oekonomie Bot.u. Astron. Bot. u.Min. Phys.u.Chem. Min.u, Geol. Technologie Botanik Name | Character Seidl, Michael Sennoner, Kaj. Sikora, Jos. Skoda, Jos. Smetana, Jos. Smoler, Fr. Flor. Sommer, Joh. Gottfried Stelzig, Fr.: Sternberg, Kasp. Graf von Stolz, Joh. Ant. Strantz, Carl F, F., Freih. von Streinz, Wenzel Stumpa, J. Szackmasy, S.v. Szabö, Joh. Tausch, Ig. Fr. Teichmann, Friedrich Textor, Carl Textor, Kristen Thaulow, J. Thun, Jos. Math. Graf Tilesius, Wilh, Gottlieb T. von Tomaschek, Joh. Türkheim, Freih. von Tuwar, Wenzel Ulrich, Aug. Unger, F. de Vergani, An- gelo Maria Voigt, Fr. S. Wachs, Carl Wagner, Jos. Wagner, Martin Waitz, Carl 1. Section: 2. Section: 3. Section: 4 Section: 5. Section: 6. Section: 7. Section: Wirthschaftsr, Mineralog Sekretär d. Hrn. Grafen Kaunitz Sekundärarzt Prof. d. Physik Forst- Controllor Professor Med. et Chir. Dr. k. k. Polizei- und Gerichts -Arzt K.k. geh. Rathu. Kämmerer M. Dr. u. Badear. K.preuss. Obrist- lieutenant Med. et Chir. Dr., k. k. Regierungsrath u. Protomedikus M.Dr. u. ehemal. Prof, d. Mathem, K. ungar- Berg- Beamte Doctor Ausserord. Prof. der Botanik Rittergutsbesitz, M. Dr. K.Hofr, u. Prof. Assist. d. Chem. an der Universität K.k.geh. Kämm. K. russ. Hofrath, Naturfarscher d. kru- senstern'schen Erd- umseglung K.k. Forstrath M.Dr. und k. k. Hofrath M. Dr. Med. Rath Prof. d. Botanik und Zoologie Zahnarzt Geh. Hofrath Doctor M. Dr. Gutsbesitzer Kammerrath Heimat Prag Wien Prag Wien Pilsen Nassaberg Prag Prag Prag Teplitz Breslau Linz Teplitz Nagybänya in 063 „Ungarn Pesth Prag Mukern Würzburg, Würzburg Christiania Prag Leipzig Prag Wien Prag Coblenz Grätz Wien Jena Leipzig Carlsbad Prag Alteuburg Uebersicht der für die einzelnen Sectionen vorgemerkten Anzahl der wirklichen Mitglieder: Physik, Chemie, Astronomie und Mathematik Pharmacie . Rt . . . Mineralogie, Geognosie, Geologie und Ge Botanik . . ALLER . . Anatomie, Physiologie und Zoologie Heilkunde . - . uw ana. Agronomie, Technologie, Pomologie und Mechanik 13 Section Mathematik u. Oekonomie Mineralogie Botanik Mediein Physik Agronomie Geographie Mediecin Min, u. Bot. Min. u. Med. Geologie Mediein Medicin Min. u. Geog. Chemie und Physik Oeckonomie Med.u. Zool. Agronomie Med.u. Zool. Bot.u, Physik Medicin Botanik Med,u. Anat. Med.u. Bot. Oekonomie Botanik ographie j Name | Character Waniek Weartensleben Graf Wehle, Herrm. Weissvon Weis- senheim, Franz Weisse Max. Weitenweber, w. Weitlof, Job. Welwitsch, Friedrich \WVendt, Joh. Wenke, Carl Werner, Fr. Wersin Carl Westphalen,Jos, Graf von 'Wharton, Th. Jones Wiesenfelil, C.v. Wilbrand, Joh. Bernard Wilbrand, Jul. Wokurka, Wzl. Wolf, Gustav Wolfram, Carl Woydt, H, von Wünsch, Fr. Wünsch, Wzl. Wunder, Fr. Zachariae, E. Zawaski Zeis, Eduard Zeuschner Zellner,Ferd,W. Zenneck, Lud. Ziegler, Jos. Zimmermann, Fr. Zippe, Franz Xaver M, Zobel, Joh. W ırthschaftsr. Med. et Chir. Dr. K. k. Hauptmann Direktor der Sternwarte M. Dr. Gutsbesitzer Gräfl. von Traut- mannsdorf'scherLeibar, K. preuss, gel. Rath u, Professor Beamter bei der k.k. Oberbandirektion M. Dr. Prof. der Physik und Mechanik K.preuss. Obrist- lieutenant Chirurg Prof. d. Baukunst am polytechn. Instit. Geh. Med. Ratlı Prosektor Wirthschaftsr. M.Dr. J.U.Dr.undk.k. Rath Berj;sfaktor M.Dr. Grossherzog]. Toskan’scher Hofr, Domkapitular Dr.J. und Privat- Docent Partikulier M. Dr. M. Dr. Fürstl. Pless’sch. Hofapotheker Prof. d. Chem, u. Naturgeschichte Fabrikant Wirthschaftsr. Custos am vaterl. Museum M. Dr. u. Assist. bei der Lehrkanzel der Botanik Heimat Prag Prag Prag Prag Krakau Prag Prag Janmitz Breslau Prag Prag Prag Kulm London Prag Giessen Giessen Prag Prag Prag Dresden Prag Prag Bamberg Heidelberg Warschau Dresden Krakau Pless Tübingen Solothurn Prag Prag Prag Section Oekonomie Ockonomie Mediecin Mathematik Mathematik u. Minera logie Med.u.Bot. Agronomie Medicin u. Botanik Medicin Physik Medicin Physik und Mechanik Agronomie Med. Anat.y. Physiologie Physik Anatomie Physiol, Bot, Physiologie Oekonomie Chemie Agronomie Chem. Techn. Medicin Agronomie Physiologie Physik Bot. Oekon. Medicin Geologie Chem. u. Min. Technologie Oeckonomie Mineralogie Botanik Bei Aufführung dieser Mitglieder, deren Totalsumme sich auf 392 Personen beläuft, muss man jedoch das Bedauern ausdrücken, dass manche der Ausge- zeichneten theils durch ihre Stellung in Staatsdiensten, theils durch anderweitige Reisen und Beschäftigungen von unserer Versammlung abgehalten wurden. Demungeachtet würde die Anzahl unserer willkommenen Gäste wohl grösser gewesen seyn, hätte nicht das gleichzeitige Jubelfest der Universität Göttingen uns einen Theil von Gelehrten abgelockt, und hätte nicht das, selbst durch öffent- liche Blätter verbreitet gewesene, falsche Gerücht vom Ausbruche der Cholera zu Prag ‚— die Besorgniss der Familien hierwegen, oder das zu Berlin wirklich wieder erstaudene, in Breslau kürzlich verschwundene Ungethüm einen andern Theil derselben von uns zurückgeschreckt oder abgehalten, 14 Zweite Abtheilung. Allgemeine Versammlungen. Erste allgemeine Versammlung. Montags, am 18. September. $. 1. Nach dem Eintreffen der Herren Mitglieder und einer ansehnlichen Krone von Gästen, zu denen auch Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf, ein grosser Theil des hohen Adels und die Chefs der Landesbehörden gehörten, eröffnete der erste Geschäftsleiter um 14 Uhr Vormittags die Sitzung in der grossen Aula Carolina mit folgender Anrede: Die heute beginnende Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in diesem ehrwürdigen Musen-Sitze leitet uns auf zwei, eben so merkwürdige als erfreuliche Betrachtungen, Wir sehen auf den Bänken der alten Carolina, die einst den Schülern der vier Nationen ‘‘) gewidmet waren, um die Anfangs- gründe der, selbst kaum aus der Asche wieder auflodernden Natur- und Arznei- kunde zu erlernen, — die Meister aus Deutschlands verschiedenen Hochschulen und Naturforscher von entfernten Punkten Europas versammelt, nicht um zu lernen oder zu lehren, sondern um das Erlernte und Erfahrene als ein Gemein- gut mit uns zu theilen, sich an dieser Verbreitung des Wissens zu erfreuen, und wie einst Plato das Schöne zum Guten, hier das Gule zum Gemeinnützigen zu wenden. Sie seien uns herzlich willkommen an der Wliawa Strand! Willkommen in der alten geschichtlichen Praga! Willkommen in der nahe 500jährigen Carolina! *) Die Studierenden an der Prager Universität waren in vier Nationen getheilt, die böhmische, bairische, sächsische und polnische; eine jede hatte ein eigenes Collegium, in welchem mehrere wohnten, und Handschriften abschrieben.‘ Das böhmische Museum besitzt einige Handschriften des Aristoteles aus dem Anfange des 15ten Jahrhunderts, von Schülern im collegio bohemico geschrieben. 15 Derselhe Gegensatz, der sich uns bei Vergleichung des Ehemals und Jetzt in dieser Versammlung dargeboten, wird uns eben so deutlich entgegen treten, wenn wir den Zustand der Natur- und Arznei-Wissenschaften im Jahre der Gründung der Universität 1348 mit jenem des Jahres 1&37 vergleichen. Dadurch werden jedoch die Verdienste des ersten Stifters um das Vaterland und die Wissenschaften nicht geschmälert. Was in seiner grossartigen Denk- weise gereift war und ausgeführt wurde, hat reichliche Früchte getragen. Jede geistige Entwikelung ist durch die Zeit und die vorwaltenden Umstände in derselben bedingt, wird oft auf indirektem Wege mehr gefördert als durch die getroffenen Vorkehrungen und Anstalten, Kaiser Karl IV., von dem gelehrten Abt Roger erzogen, war mit seinem Vater, König Johann, in Paris. Das wissenschaftliche Treiben an der hohen Schule, welches er dort gewahrte, scheinet in dem Gemüthe des jungen König- sohnes einen tiefen Eindruck zurück gelassen zu haben, der ihn bis zu der späteren Ausführung seines Planes nie verliess. Er wurde von seinem Vater als Statthalter in Mailand gerade in der Zeit eingesetzet, als die aus dem Orient nach Europa flüchtenden Wissenschaften sich zu entwickeln und zu verbreiten begannen; er kam hier in Berührung mit wichtigen Zeitgenossen, worunter auch Petrarca gezählt wird; die berühmten Aerzte, Mathaeus Sylvaticus, der in Mailand lebte, Jacob von Dordis u. a.m. werden ihm nicht unbekannt geblieben seyn; die Werke von Petrus de Crescentiis, der sich mit dem Land- und Weinbau so viel beschäftigte, haben wahrscheinlich darauf eingewirkt, dass er sich in der Kolge mit der Verbreitung des, schon lange bestehenden Weinbaues in Böhmen so viel beschäftigte. Das viel bewegte Leben König Johanns liess jedoch seinem Sohne wenig Zeit, sich in dem zu ergehen, was ihn besonders ansprach: er musste seinen Vater bei seinen öfteren Ritterfahrten begleiten. Jene gegen die Heiden mit dem Hochmeister Werner von Orseln, wo Markgraf Karl mit den ausge- zeichnetsten Männern des deutschen Ordens und der zugezogenen Fürsten und Ritter Deutschlands zusammen traf, zu gleicher Zeit aber Völkerschaften kennen lernte, bei denen das Christenthum die rauhe Schale der allein vorwaltenden physischen Kraft noch nicht abgestreift, eine wissenschaftliche Bildung noch keine Civilisation vermittelt hatte, mag ihm den Contrast mit Frankreich und Italien nur noch schärfer bezeichnet haben. — König Johann, seinem Charakter treu, kam nach F'rrankreich, sein Leben auf dem Schlachtfelde zu enden; er liess sich, obschon alt und ganz erblindet, in der Schlacht von Crecy in das 16 grösste Getümmel bringen, wo er sammt den treuen böhmischen Edlen, die ihm aus persönlicher Anhänglichkeit und Kampflust in eine ihnen und ihrem Lande ganz fremde Fehde gefolgt waren, das gewünschte Ziel erreichte. Markgraf Karl kam verwundet zurück nach Böhmen, bestieg den Thron, und wenn er gleich nach dem Geist jener Zeit das Schwert nicht ablegeu konnte, so beschäftigte er sich doch ganz besonders mit den innern Einrich- tungen des Landes; die Errichtung einer Universität in Prag blieb sein vor- herrschender Wunsch, Er scheinet die geistvolle Idee schon in seiner Jugend aufgefasst zu haben: es sey das Verhältniss religiöser und wissenschaftlicher Intelligenz der moralische Nilmesser der Civilisation und der Hebel des Ge- deihens der Staaten, die durch innere Ruhe, Kraft der Gesetze, und Liebe der Völker blühend erhalten werden können, Ein günstiges Ereigniss beschleunigte die Erfüllung seiner Wünsche, Sein ehemaliger Lehrer, Abt Roger, hatte den päbstlichen Stuhl unter dem Namen Clemens der VI. bestiegen. Der König, glücklicher als sein Vorfahr König Wenzel II. ”), der schon auf Einführung einer Hochschule gedacht hatte, — nachdem er alle Hindernisse, die bei seinem Vorgänger im eigenen Lande er- schwerend eingewirkt hatten, behoben, reiste sogleich nach Avignon; der lang gehegte Wunsch ging in Erfüllung, die Bullen wurden ausgefertigt, die Uni- versität ‚errichtet und dotirt, Handschriften in Avignon angekauft, Professoren angestellt, und eine unerwartete Menge wissbegieriger Jugend drängte sich heran, Belehrung zu erhalten. Für das Studium der Theologie und Rechtswissenschaft war es leichter, sich mit Professoren und Handschriften zu versehen; die Naturgeschichte war aber damals nur ein Theil des medieinischen Studiums. Es hatten zwar Griechen und Römer auch hierin wichtige Schriften hinterlassen ; sie waren aber weniger bekannt, die Manuscripte nur mit Gold aufzuwiegen. Am fleissigsten wurde Aristoteles nachgeschrieben. Dioscorides, Hippokrates, Galenus waren seltener als die Araber, und wegen der kurzen Beschreibungen der Naturkörper schwer zu verstehen. Bei dieser Dürftigkeit an Hilfsmitteln traten Compendien an die Stelle, die sich als Auszüge und Essenzen von dem Besten, was die Gelehrten der Vorzeit geliefert hatten, in pomphaften Titeln oder Einleitungen geltend #) König Wenzel II. hatte sich mit Verbesserung des Unterrichtes und der Gesetzgebung viel beschäftigt, fremde Rechtsgelehrte nach Prag berufen, eine neue Berggesetzgebung veranstaltet; er wünschte eine Hochschule in Prag zu errichten, fand aber in der verschiedenen Stimmung und Partheiung der geistli- chen und weltlichen Stände so viele Schwierigkeiten zu überwinden, dass er am Ende diesen Wunsch aufgab, oder früher, als er ihn durchsetzen konnte, von der Welt abgerufen wurde. 17 machten. Thomas Cantapritanus und Bartholomaeus Anglicus haben sich ganze ‚Jahrhunderte hindurch in diesem Ruhme erhalten. Handschriften ohne Zahl, selbst als Prachtwerke mit den wunderbarsten illuminirten Abbildungen finden sich in vielen Bibliotheken. *) Kaiser Karl hat alles gethan, was in seiner Zeit möglich war, die Wissenschaften zu fördern, zu ihren Studien aufzuregen. Er war von wissen- schaftlichen Männern umgeben; sein Leibarzt Magister Gallus, den sein Collega Ambrosius de Praga optimum physicum et astronomum aulicum, Doctorem in Strahow elaustro nennet, war selbst Schriftsteller. **) So lange dieser König lebte, waren die Professoren thätig und der Raum der Schulen musste erwei- tert werden. Das Gleichniss von dem Säemanne in dem Evangelium ist für die Ver- . breitung der wissenschaftlichen Lehre eben so giltig, als für jene des Christen- thums: der ausgestreute ‘Samen muss auf guten Boden fallen, nicht unterdrückt oder bedrängt werden, wenn er reiche Ernten bringen soll. Es zeigte sich zwar König Wenzel im Anfang seiner Regierung eben- falls der Universität und den Wissenschaften geneigt. Seine beiden Leibärzte, Albik, Lehrer an der Universität, Dr. der Rechte von der Universität in Padua, Arzt, später Erzbischof in Prag, und nachdem er dem Erzbisthum entsagt, Probst auf dem Wissehrad, — und COhristann von Prachatic, Rector der Universität, Mathematiker, Theolog und Arzt, haben beide ärztliche und andere Schriften ) Den Hofapotheker, Sohn des Angelus de Florentia, der die- hinterlassen. ° *) In der k. öffentlichen Bibliothek ist ein solches Prachtexemplar mit illuminirten Abbildungen, nebst mehren von geringerer Schönheit vorhanden ; einige Abschriften ebenfalls in dem Museum. *#) Von diesem Magister Gallus findet man Manuskripte in der k. öffentlichen Bibliothek, sin jener des Stiftes Strahow und in der Lobkowitz’schen in Raudnitz. Seine eigenen Werke sind ein Regimen sanitatis ad Carolum Imperatorem, ein Tractatus de urinis und Excerpte aus andern Werken, die er zu seinem eigenen Gebrauche zusammengeschrieben hatte, über verschiedene Krankheiten des Menschen und der Thiere, besonders der,Pferde. In diesem Manuskripte werden die beiden böhmischen Aerzte Ambrosias de Praga und Nicolaus de Bohemia angeführt. Dass die Recepte von ihm sich lange Zeit im Rufe er- halten haben, geht aus einem Receptenbuche vom Ende des 15ten Jahrhunderts in der Brzeznitzer Bibliothek des Grafen Johann Kolowrat hervor, in welchem die Vorschriften des Magister Gallus gegen Verhärtungen des Unterleibes und Brustbeschwerden ‚ganz besonders angerühmt ‘werden. Siehe Stern- bergs Abhandlung über die Pflanzenkunde in Böhmen, Prag 1817, p. 19. ®##) Christannus de Prachatitz hat mehrere ärztliche Schriften über das Aderlassen und andere Gegenstände hinterlassen; das wichtigste ist sein Herbarius, der den dritten Theil seiner Schriften ausmachte. Das älteste Manuskript v. J. 1416 war in der Cerronischen Bibliothek in Brünn. Spätere Abschriften sind nicht selten. Das Medicinale Hagistri Albiei, Manuskript v. J. 1438 war auch unter dem Titel Vetula- 3 N A selbe. Stelle hei Kaiser Karl vertrat,“ hats ‚er - mit here Diplomen begnadigt, damit er den Apotheker-Garten (die botanischen Gärten jener Zeit) hortus An- gelicus genannt, unterhalte und mit wohlriechenden Gewächsen bepflanze. ') Die so sehr. erfreuliche. erste. ‚Epoche: der . ‚neuen Universität wurde aber bald durch Zwiespalt über religiöse Meinungen getrübt. Hefüge und hartnäckige Vertheidigung oder Bekämpfung derselben entzweiten stets die Gemüther und störten die „zum ‚Studium nöthige ‚Ruhe, ; Die fremden” "Studenten verliessen. schaarenweise die beunruhigte Stadt; die einheimischen traten in Parteien schroff gegen einander; die nach Wissen strebenden zerstreuten sich in ganz Deutsch- land; der aufgeregte Geist suchte Befriedigung; ‚aus den Brüchtheilen der Prager Universität entstanden neue.-Hochschulen; die Geistesbildung.. schritt mit der Zeit vorwärts, konnte. selbst in Böhmen durch. Feuer ‚und Schwert‘ nicht verdrängt werden! i . So gewiss es aber iufeh immer seyn mag, .dass'-errungene Kenntnisse und ein höherer Grad .von wissenschaftlicher Bildung nicht leicht ganz zu ver- tilgen sind; so kanu. doch die fortschreitende Entwiklung zeitweilig gehemmt, gleichsam eingeschläfert werden; sie bedarf. alsdann eines ‘neuen Anstosses, 'um wieder rege.und thätig zu werden, und ein solcher erscheint oft unerwartet durch einzelne Menschen ‘im Stillen vorbereitet, ohne des ungeheuren Effectes bewusst zu seyn, der aus ihren stillen Kammern hervor gehen werde, - Deutsche Männer waren es, ein @uttenberg, ein Faust und Schäfer, die das Mittel erdachten, die Thaten' wie die Gedanken der Menschen festzu- halten, hundert-, und tausendfach..zu vervielfältigen, und’ Jedermann zur Kennt- uiss zu bringen. Diess war der ‚Wendepunkt, der die Wissenschaften für ewige Zeiten gesichert hat; kein Herostrat vermochte mehr, ihnen mit dem, Feuerbrand entgegen zu treten: denn was in einem Tage hundertmal vervielfältigt und ver- breitet worden, vermag. die Zeit selbst nicht’ leicht: ganz zu vertilgen. Keine Erfindung hat sich je mit einer solchen. elektrischen Geschwindigkeit verbreitet, wurde von allen Nationen so. dankbar aufgenommen. und unterstützt, als diese. Allenthalben entstanden Druckoffieinen oder wanderten von Stadt zu Stadt bei- rius bekannt, und wurde als Tiractatus. de regimine hominis. im J. 1484 in Leipzig gedruckt. "Das Manuskript befindet sich in dem böhmischen Museum. Sternberg 1.'c. p- 54 et seq. > Hetbarius von Christann von Prachatitz T. 2. p. 11 et seg. *) Urkunden König Karls und Wenzels IV. 1360 und 1373, 1409, in welcher: letzten der König die Frei- heiten, die sein Vater bereits ertheilet, bestätiget und neue hinzufügt mit den Ausdrücken: hortum pro speciali consolatione nostra commisimus per ipsum Ludovicum diversis redolentibus ‚et aromaticis herbarum radicibus excoli et plantari. — Verhandl. des ‚böhm., Museums 1823 p. 65 et %3. WERTE A | 5 au ..49 nahe so schnell als die gedruckten Werke selbst. Auch in Böhmen war bereits im Jahr 3468 eine Buchdruckerei in Pilsen, später in Prag, bewegliche in " Winterberg, Kuttenberg, u. a. Orten. Die naturhistorischen Werke kamen im allgemeinen etwas später an die Reihe und wie man erwarten musste, waren es die bekannten Compendien: das Buch der Natur (Cantapritan) bei Bäunler i in Augsburg 1475, mit Holzschnitten ; der Herbarius von Cuba bei Faust und Schäfer in Mainz 14®5, in Padua dasselbe Jahr und 1488 bei Schönsperger in Augsburg, *) Man sieht aus den schnell auf einander folgenden Auflagen, wie. begierig diese Bücher gesucht wurden. Der grösste Gewinn für die Wissenschaften ergab sich aber dadurch, dass eine Menge Werke, welche als Manuscripte unbekannt oder selten geblieben ‘waren, nun vervielfältiget in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. - In dieser glücklichen Erfindung schneller Darstellung. und Verbreitung aller neuen Entdeckungen und Beobachtungen lag auch schon der Keim eines neuen Impulses, ‘der sich am Ende des XV. Jahrhunderts entwickelte, als Christoph Columb durch die Erfindung des See-Compasses ermuthiget, mit un- erschütterlichem Muthe ‘und unzerstörbarer Beharrlichkeit die Bahn gebrochen, die längst geahnte neue Welt zu entdecken, zu erobern, und eine Menge gold- lustiger Abenteuerer mit und nach ihm in die unbekannten Fluthen zu reissen. Denn ohne dieses Mittel der Verbreitung der Wissenschaften würden den Schiff- fahrern manche astronomische Hilfsmittel gemangelt haben und ihre Entdeckungen nur langsam und unvollständig zur allgemeinen Kunde gelangt seyn. ‘Die geistige Aufregung, die sich fast allgemein im XVI. Jahrhunderte entwickelte, muss Stäunen erregen. Mit einer fast unbegreiflichen Hast drängten sich die Menschen nach den unbekannten Ländern. Die-Schifffahrer bevölkerten die Meere mit neuen Inseln und Continenten, die ein jeder Nachsegelnde suchte und gefunden zu haben glaubte, wenn sie auch nirgends vorhanden waren; die Geographen in ihrer Studierstube trugen sie auf ihre Charten, wo sie oft von einer Stelle zur andern wandern mussten. Die Inseln Antillia, jene des heiligen Brandans, und die zehn Städte, Brazil oder Brazier, die Hand des Satans (Man de Satanasso) wurden lange in den Welten herumgetrieben, bevor sie einen festen Punkt gewannen oder ganz aus den Charten verschwanden. *) Sowohl das Buch der Natur als der Herbaruis sind mit Holzschnitten versehen, zwar roh, aber wenn sie Walıres abbilden, doch immer zu erkennen; melre Abbildungen sind aber ganz erdichtet, — (Im böhm. Museum.) 3* 20 Aus dem Wunderlande Chitay, Katoge und Kadilla, welches Colomb vergeblich suchte und gefunden zu haben glaubte, hatte Marco Polo und Pietro della Valle die auffallendsten Nachrichten über die Naturerzeugnisse und Menschen in die Welt gebracht, die in dem XVI. Jahrhunderte, wo das Wunderbare mehr noch als das’ Wahre beliebt war und Glauben fand, sich leicht geltend machen konnten. Dadurch machten Jdie Erzählungen von Mandeville sich besonders beliebt. Die Frucht, die, wenn sie in das Wasser geworfen wird, sich in einen Vogel verwandelt, die kürbisartige Frucht, in deren Mitte, wenn man sie er- öffnet, ein Lämmchen gefunden wird, woraus in der Folge die fabelhafte Lamm- pfanze Barometz (Beranec) entstand, deren Namen Linne zum ewigen An- - denken in dem Polypodiunt Barometz erhalten hat, waren ganz in dem Geiste der Zeit hinein gedichtet. *) Diese Pflanze erinnert uns an unsere Knaben-Jahre, wo wir Brüder uns hoch erfreuten, wenn uns von den Eltern Hochbergs adeliges Land- und Feld- leben zur Bilderschau gereicht wurde, wo diese Pflanze abgebildet und ganz im Erust als eine tatarische Pflanze beschrieben ist. Wir ‚bewunderten dieses mit dem Nabel -auf der Spitze des Stängels angewachsene Thierchen, und verfehlten nie, wenn wir Schäfchen auf der Weide sahen, uns nach den Pflanzen umzusehen, auf denen sie gewachsen waren. So wie sich die älteren Handschriften durch den Druck verbreitet hatten, wurden sie auch in das Böhmische übersetzt: Petrus de Crescentiis über die Landwirthschaft, Marco Polo, Mandeville, Lerias Reise nach Brasilien. ““) Der erste böhmische Herbarius von Claudian und Czerny erschien im Jahre 1517, wurde aber, der Holzschnitte wegen, in Nürnberg gedruckt, #) Von Marco Polo und Mandeville sind Manuskripte in böhmischer Sprache im Museo vorhanden. In, dem Kap. 100 jenes von 1484 werden die beiden auffallenden Geschichten erzählt; jene der Frucht, die wenn sie auf die Erde fällt, verfault, wenn sie aber in das Wasser geworfen wird, sich in einen Vogel verwandelt, hat so gläubige Leser gefunden, wie die Pflanze Baromez, die das 18te Jahrhundert er- reichte, wo sie in Hochbergs adelichem Land- und Feldleben T. I. p. 760 sorgfältig abgebildet und als eine tatarische Pflanze treuherzig beschrieben wird. Wolle und Gespinnst aus derselben wurde in der Schatzkammer Swammerdams in Amsterdam aufbewahrt. Sternb. L. eit. T. II. p. 5. et seq. **) Die böhmische Uibersetzung des Petrus de Crescentiis im böhm. Museo ist nach der Strassburger Ausgabe von dem J. 1486 gefertist, der Uibersetzer hat sich nicht genannt. Die Uibersetzung von Lerias Reise nach Brasilien vom J. 1590 findet sich in der fürstl. Fürstenbergischen Bibliothek in Prag, sie wurde in Znaim von Paul Nowak und Mathäus Cyrill geschrieben, und Herrn Bohuslaw Berka von Duba und Lippa gewidmet. Der Herbarius von Claudian und Czerny unterscheidet schon das Ornitho- galum Bohemicum von dem gewöhnlichen. 21 Den erfolgreichsten Impuls zur Verbreitung der Naturwissenschaften in Böhmen haben wir dem Erzherzog Ferdinand, Sohn Kaiser Ferdinand I. und sein Statthalter im Königreich Böhmen, zu verdanken, Er darf mit Recht unter die ausgezeichnetsten Männer seiner Zeit gezählt werden. Er vereinigte mit der grössten Gewandtheit in allen ritterlichen Uibungen den Uiberblick eines geübten Staatsmannes und eine grosse Vorliebe für die Naturwissenschaften, besonders Botanik und Bergbaukunde, welche die Mineralogie jener Zeit ge- nannt werden kann; und diese ermunternde Vorliebe für die Naturwissenschaf- ten hat sich zu unserer höchsten Freude in unserem Herrscherstamme bis in unsere Tage vererbet, Der berühmte Dr. Petrus Mathiolus, sein Leibarzi, stand mit den mei- sten Naturforschern und Aerzten seiner Zeit in Briefwechsel. Der Erzherzog unterhielt einen eigenen Maler bei der kaiserl. Gesandtschaft in Constantinopel, um die orientalischen Pflanzen für die Herausgabe der Prachtauflage der Com- mentare über den Dioscorides von Mathiol malen zu lassen. Die Abbildungen des Hyacinthus orientalis, des Lillac und vieler anderen Pflanzen, die Mathiol zuerst herausgab, sind ihm von Constantinopel zugeschickt worden, Der wohlriechende Eleagnus angustifolia erhielt den Namen böhmischer Oelbaum (Olea bohemica), weil er schon damals in vielen Gärten Böhmens vorhanden war. Um ein böhmisches Herbarium mit grossen Holzschnitten herauszugeben, welches der Arzt Thaddaeus Hagek nach Mathiol bearbeitet hatte, verschaffte der Erzherzog dem Dr. Mathiolus einen Beitrag von 250 Schok böhmischer Groschen oder 500 Thaler, welche die böhmischen ‘Stände zu diesem Zwecke auf dem Landtage 1558 bewilligten. Die grossen Holzschnitte wurden in Prag geschnitten, und Mathivl benützte sie später zu seiner Prachtauflage von dem Jahre 1565 bei Valgries in Venedig, früher aber wurden sie. für den deut- schen Herbarius von Handsch verwendet. Die beiden Auflagen des Herbarius, so wie die Briefe Mathiols sind sämmtlich in Prag bei Melantrich 1552 lo- benswerth abgedruckt. ”) Will man sich einen- richtigen Begriff von dem da- *) Von der böhm. Herausgabe des Hagek, in welcher die Wappen der ständischen Mitglieder, die das Unternehmen besonders unterstützten, abgebildet sind, findet sich eim wahrscheinliches Geschenk- Exemplar mit Goldschnitt und zierlichem Einband mit dem Kinskyschen Wappen vortrefflich erhalten, im böhm. Museo. Die Holzschnitte sind naturgetreu und vorzüglich für jene Zeiten. 22 "maligen Drange nach Wissen und von der schnellen Verbreitung der Wissen- schaften durch den Druck’ machen, so darf man bloss das Beispiel von den Werken des Petrus de Crescentüis und von Mathiols Commentaren anführen, die in ‚verschiedenen Sprachen 33 Auflagen zu 1000 Exemplaren erlebten. ‚Die wissenschaftliche Aufregung im XVI, Jahrhunderte drang durch alle Stände; die Souveraine zogen Gelehrte und Künstler in ihre Umgebung; au die 'Stelle der Astrologen waren die Astronomen getreten, Tycho Brahe und Keppler hatten Observatorien ‘in Prag aufgestellt. > Die Sitte des Adels, fremde Länder. zu. bereisen, jene der Professoren, die italienischen Universitäten zu be- suchen, ‚hatte sich erhalten. Der Adel begünstigte die sich entwickelnden Ta- lente;‘ Bohuslaw Lobkowiez, der die auserlesene Bibliothek in Raudnie ge- sammelt, selbst Schriftsteller, war als Mäcen allgemein verehrt. Der Bergbau hatte sich durch die Entdeckung der Bergwerke Budweis, Rudolphstadt.- und Joachimsthal wieder gehoben; die vorzüglichen Stufen, die - sich allenthalben hervorthaten, führten auf den Gedanken, sie zu sammeln, und auch hier.finden wir‘ den Erzherzog Ferdinand als den ersten, der, nach der Ter- minologie jener Zeit, eine: Sammlung von Handsteinen (Mineralsammlung) auf- stellte, die später mit ihm nach "Tyrol wanderte, und in ‘dem Schloss Ambras aufbewahrt ‘wurde. Mit Erlaubniss des Erzherzogs wurde eine ähnliche Samm- lung von böhmischen ‚Handsteinen von dem Bergmeister Hölzel von Sternstein in Budweis errichtet: die reichste und werthvollste war jene Kaiser Rudolphs im Prager‘ Schlosse, der Jahre lang zwei Edelstein-Sammler unterhielt, und in allen Bergwerken die ‘schönsten Stufen erkaufte. Leider ist nur wenig von diesen drei Sammlungen der gegenwärtigen Zeit gerettet worden. '- ‚Die Docimasie in den Bergwerken hatte zwar noch keine grossen wissen- schaftlichen. Vorschritte gemacht; dagegen eulminirte in diesem Jahrhundert die Alchimie.‘. Gold und Silber durch die Anwendung der rothen oder weissen Tinetur versprechend,: wurde sie allenthalben wohl aufgenommen; durch sie wurden ‘chemische Kenntnisse erobert, verbreitet, und auf indirectem Wege das Gold und das Silber, welches die Adepten für ‚die Tinetnren den Einzelnen abgenommen, dem Allgemeinen. wieder reichlich ersetzt, Ihr verdanken wir . die einheimische Erzeugung des Alauns und Vitriols in Kuttenberg, die ein ähnlicher Adept Namens Essen von Kempten dort eingerichtet, und die sich schnell im ganzen Lande verbreitete, so dass in wenig Jaliren dieses Material auf so ‚geringe Preise herabliel, dass Venedig, welches Jahrhunderte hindurch , 23 den Alleinhandel behauptet hatte, die Concurrenz nicht mehr aushalten konnte. Von mehreren alchimischen ‘und ehiromantischen Werken sind auch böhmische Uebersetzungen in Manuscripten vorhanden, ) Die inländische Industrie ‚wurde auch dadurch gesteigert, dass der Gebrauch der m .eralischen Kohle, wenn auch anfangs nur sparsam, eingeführt wurde. Die Lundwirthschaft {rat “ebenfalls in die Reihe rationeller Bekandlung: Obrigkeiten ertheilten ausführliche Instructiönen an ihre Beamten; es erscheinen gedruckte Schriften. über den Feldbaü, die Schafzucht, das Pfropfen der Obstbäume in böhmischer Sprache. ® = *) : Die Aerzte und Naturforscher der hiesigen Hochschule, die sich injener Zeit ‘durch. ihre Schriften hervorthaten, gleich wie jene überhaupt, welche die Kenntnisse der ‚Vorzeit in den Bereich der Gegeuwart zurückführten, und mit. dieser ‘in Ver- bindung brachten, brauche ich in dieser Versammlung nicht namentlich anzuführen. Es war die Periode vom Ende des XV. bis.in- den Anfang des XV. Jahrhunderts das Zeitalter der Suchenden. Und wahrlich sie haben gefunden, wenn auch nicht immer was sie gesucht, — auch nicht bloss Länder ‘und Inseln, Sterne am Himmel, Thiere, Pflanzen und. Steine auf der Erde: aber vieles, was mau ihnen nicht zutraute, zum Theil nicht anerkannte und nicht glaubte, weil schon eine grosse Summe des Wissens dazu gehört, um. die Erzählungen der Thatsachen und die daraus gezogenen Schlüsse und darin verborgenen neuen Entdeckungen zu sondern urd aufzufassen. Alexander von Humboldt, der ‘sich mit dem Geist Christoph Columbus gleichsam. identifieirt, hat aus seinen Be- richten und Briefen weit mehr naturhistorische und reiche Entdeckungen hervorgehoben, als jemals darin geahnet wurden. Seine Apologie des XVI. Jahr- hunderts macht alles überflüssig, was hier noch gesagt werden könnte.* ") Marco Polo, gegen dessen Beicbenchte Misstrauen herrschte, ist erst in.der neuesten _ Zeit wieder zu Ehren gekommen; Beschreibungen von Naturkörpern aus *) Antonia x Florencie Alchimie, Manuskript auf Pergament von 1475. Bernhard Grafen von der Markt hermetishe Philosophie, böhmisch emendirt ‚von Bawor Rodowsky von Husticäan 1575, und dieses letztern philosophische Reden (im böhm, Museo). **) Die Instruktion von Florian Griesbek von Griesbach an seine Beamten, eine ähnliche‘ von Adalbert von Pernstein (böhm. Zeitschrift des Museums im J. 1835). Haspodar oder der Landwirth von Johann Brtwin von Ploskowitz,, Prag 1535 und 1540 ; dritte Auflage von Weleslawina 1587; in das Deutsche übersetzt in Nürnberg 1749. Jobst von Rosenberg, o Stepowänj, vom Pfropfen der Bäume 1598. Eine landwirthschaftliche Anluitung von Nikolaus Öernobeyl 1597 u.a. m. *+*) Alexander von Humboldt kritische Untersuchungen über die Entwicklung Singranlicker, Kenntnisse von der neuen Welt etc, übersetzt von’ Ideler. Berlin 1837, 4 . 24 Aristoteles und Plinius wurden nun- erst verständlich ,„ als man dieselben wieder gefunden hatte; eine kritische Untersuchung von allem, was die von uns bezeichnete Epoche für die Naturwissenschaften geleistet, in dem Geiste der kritischen Untersuchungen über die geographischen Kenntnisse jener Zeit- epoche von Alexander von Humboldt, würde die Welt in Verwunderung setzen. Sind auch in der Folge der Zeit Perioden eingetreten, welche zeitweilig oder örtlich zurückhaltend oder störend eingewirkt haben: die Summe des Wissens ist ungetrübt durch alle Begebnisse immer sich mehrend hindurch gegangen, der Draug nach -newen Entdeckungen und Erfahrungen in den Wissenschaften hat sich bei allen civilisirten Völkern erhalten, und jedes Jahrhundert hat hervor- ragende Gelehrte erzeugt, die mächtig darauf einwirkten; mit dem XVH, Jahrhundert lässt sich aber keine Rpoche vergleichen als die gegenwärtige, in welcher durch die neueren Erfindungen und Verbesserungen der Schnellfahrten zu Wasser und zu Land, die Entfernungen gleichsam verschwinden, das kaum möglich Gedachte erreichbar wurde. Auch haben wir seit 25 Jahren von dem damals entdeckten neuen Welttheil mehr erfahren und erhalten, als in den vergangenen drei und einem halben Jahrhundert. Kin fünfter Welttheil, der seitdem hinzu gekommen, hat die Sammlungen und die Wissenschaften mit den seliensten Naturalien bereichert; wenig besuchte Länder sind durch die neuesten Reiseuden durchforscht worden; ein deutscher Marco Polo, der seine sechsjährige Reise durch die entferntesten, zum Theil noch wenig besuchten Länder glücklich vollbracht, und mehr als 32000 Exemplare aus allen Reichen und Zweigen der Naturwissenschaften und die seltensten ethnographischen Ge- genstände nach Europa herübergebracht hat, befindet sich in unserer Mitte. Der Fall, dass von einem naturhistorischen Werke in Folioformat 33000 Exemplare abgesetzt werden, dürfte wohl schwerlich mehr eintreten: dafür erscheinen aber in einem jeden Jahre so viele Werke von dem grössten Folio- format bis zu dem kleinsten Duodez, dass nur noch wenige Bibliotheken hin- reichend .dotirt sind, um sie anzuschaffen. Die. Verbreitung der gedruckten Werke ist auf die mannigfaltigste Weise erleichtert; der Austausch der Mei- nungen, die Mittheilung neuer Entdeckungen und Erfahrungen wird durch unsere Versammlungen gefördert, — Vortheile, die dem XVI. Jahrhundert nicht zu Ge- bute standen. Wenden wir nun noch einmal den Blick auf die flücktig durchlaufenen Jahrhunderte zurück; erwägen wir, wie schwer es geworden, die wissenschaft- EEE RE ge; 25 liche Bildung eivilisirter Völker der Vorzeit auf andere Nationen in einer Zeit zu übertragen, deren Geist, Gesetzgebung, Sitten, Gebräuche durch Weltbegeben- heiten eine andere Richtung angenommen hatten; bleiben wir aufmerksam, wie nur stufenweise sich der Drang nach Wissen entwickelt, aber trotz allen re- tardirend einwirkenden äusseren Umständen mit geringen Hilfsmitteln dennoch vor- geschritten ist; folgen wir der Geistesbildung überhaupt, und dem Vorschreiten der Naturkunde bei vermehrten Hilfsmitteln und aufgeregtem Geistestrieb durch alle Phasen der Jahrhunderte bis zu unserer Zeit; vergleichen wir diese wechselnden Perioden mit dem gegenwärtigen Standpunkt der Naturwissenschaften, und blicken nun auf den Kreis, der hier versammelt ist, um in seinem inneren Verkehr diesen Standpunkt näher zu bezeichnen, wie er es bereits durch 14 Jahre bethätiget hat: so dürfen wir, ohne den Vorwurf einer Uiberschätzung zu besorgen, auch die Versammlungen der Naturforscher und Aerzte aller Nationen, die sich an Deutsch- lands Beispiel angeschlossen haben, als Zeugen eines unaufhaltsamen Vorschreitens in den Wissenschaften aufrufen. War es mir auch nicht möglich, in einer Versammlung solcher Zuhörer efwas vorzutragen, was ihnen, meine Herren! unbekannt geblieben wäre, bin ich auch, wie es des Alters Brauch ist, als ein laudator temporis acti aufge- treten; so werden Sie mir doch darin Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass ich bloss Thatsachen an einander reihend der Vergangenheit wie der Gegen- wart gleiches Recht habe widerfahren lassen. Ehre wem Ehre gebührt! Die XV. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte ist eröffnet! $. 2. Nach diesen Worten folgte das übliche Vorlesen der Statuten der Versammlung durch den zweiten Geschäftsführer: STATUTEN der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte. . $. 1. Eine Anzahl deutscher Naturforscher und Aerzte ist am 18. September 1822 in Leipzig zu einer Gesellschaft zusammengetreten, welche den Namen führt: „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte.‘ $. 2. Der Hauptzweck der Gesellschaft ist, den Naturforschern und Aerzten Deutschlands Gelegenheit zu verschaffen, sich persönlich kennen zu lernen. 4 26 $. 3. Als Mitglied wird, jeder Schriftsteller im naturwissenschaftlichen und ärztlichen Fache betrachtet. _ $. 4. Wer nur eine Inaugural-Dissertation verfasst hat, kann nicht als Schrift- steller angesehen werden. $. 5. Eine besondere Eenenuunge zum Mitgliede findet nicht Statt, und Diplo- me werden nicht ertheilt. $. 6. Beitritt haben Alle, die sich wissenschaftlich mit Naturkunde oder Me- dizin beschäftigen. $. 7. Stimmrecht besitzen ausschliesslich die bei den Versammlungen gegen- wärtigen Mitglieder. $. S. Alles wird durch Stimmenmehrheit entschieden. $. 9: Die Versammlungen finden jährlich, und zwar bei offenen Thüren Statt, fangen jedesmal mit dem 18. September an, und dauern mehrere Tage. $. 10. Der Versammlungsort wechselt. Bei jeder Zusammenkunft wird der- selbe für das nächste Jahr vorläufig bestimmt. $. 11. Ein Geschäftsführer und ein Sekretär, welche im Orte der Versamm- lung wohnhaft seyn müssen, übernehmen die Geschäfte bis zur nächsten Versammlung. $. 12. Der Geschäftsführer bestimmt Ort und Stunde der Versammlung, und ordnet die Arbeiten, wesshalb jeder, der etwas vorzutragen hat, es demselben an- zeiget. $. 13. Der Sekretär besorgt das Protokoll, die Rechnungen und den Brief- wechsel. $. 14. Beide Beamte unterzeichnen allein im Namen der Gesellschaft. $. 13. Sie setzen erforderlichen Falles, und zwar zeitig genug, die betrefien- den Behörden von der zunächst bevorstehenden Versammlung in Kenntniss, und machen sodann den dazu bestimmten Ort öffentlich bekannt. e $. 16. In jeder Versammlung werden die Beamten für das nächste Jahr ge- wählt. Wird die Wahl nicht angenommen, so schreiten die Beamten zu einer andern, auch wählen sie nöthigenfalls einen andern Versammlungsort. $. 17. Sollte die Gesellschaft einen der Beamten verlieren, so wird dem übrigbleibenden die Ersetzung überlassen. “Sollte sie beide verlieren, so treten die Beamten des folgenden Jahres ein. $. 18. Die Gesellschaft legt keine Sammlungen an, und besitzt, ihr Archiv ausgenommen, kein Eigenthum. Wer etwas vorlegt, nimmt es auch wieder zurück- $. 19. Die vielleicht Statt. habenden geringen Auslagen, werden durch Bei- träge der anwesenden Mitglieder gedeckt. $. 20. In den ersten fünf Versammlungen darf nichts an diesen Statuten ge- ändert werden. Leipzig, am 10. Oktober 1822. ® 27 $. 3. Hierauf übernahm Herr Ober-Bergrath Nöggerath den Vortrag einer Ab- handlung des durch Krankheit an der persönlichen Erscheinung verhinderten Herrn Professors Bischoff aus Bonn, in welcher dieser seine Theorie der Wärme, bezüglich der Abnahme der letztern in unserem Planeten, erläuterte, und woraus hervorging, dass die Wärme seit der frühesten Periode der Erdbildung bis zu einem gewissen Punkte sich allmählig vermindert habe, gegenwärtig aber stationär geworden, und keiner fernern Abnahme unterworfen zu seyn scheine. Sein Vortrag war folgender: Bemerkungen über die Abkühlung unserer Erde. Es dürfte wohl eine Frage von allgemeinem Interesse seyn, ob in historischen Zeiten eine merkliche Abnahme der Temperatur auf der Oberfläche der Erde statt ge- funden habe. Diese Frage steht im genauesten Zusammenhange mit den Hypothesen über die Entstehungsart unserer Erde. War sie in der Schöpfungsperiode eine Kugel, welche dieselbe Temperatur hatte, wie ihre Umgebung, d. h. der Weltraum, in dem sie sich bewegt: so musste sie sehr kalt gewesen seyn. In diesem Falle würde sich die Temperatur der Oberfläche nach und nach durch die Wirkung der Sonne bis zum gegenwärtigen Grade erwärmt haben. Es lässt sich aber leicht zeigen, dass dieser Fall nicht statt gefunden haben könne; denn da die Erwärmung der Erde von Aussen nach Innen hätte erfolgen müssen: so müsste sich von Aussen nach Innen eine Tem- peratur-Abnahme zu erkennen geben; statt dessen zeigt sich aber gerade das Gegen- theil. Alle bis jetzt in Bergwerken und in Bohrlöchern angestellten Beobachtungen haben übereinstimmend dargethan, dass die Temperatur von der Oberfläche nach dem Innern zunehme. Eben so zeigen sich die Quellen um so wärmer, je tiefer sie aus dem Innern der Erde kommen. Uiberhaupt kann man die Wärme der Thermen, die Temperatur-Verhältnisse in dem Meere und in den Seen, das Abschmelzen der Gletscher an ihrer untern Fläche schwerlich auf andere Weise, als aus der Temperatur-Zunahme nach dem Innern erklären. Ebenso erklären sich die vulkanischen Erscheinungen am Einfachsten aus einer bis zur Glühehitze gesteigerten Temperatur-Zunahme nach dem Innern. Ich beziehe mich, was alle diese Erscheinungen betrifft, auf das, was ich hierüber in meiner eben erschienenen Wärmelehre des Innern unserer Erdkugel, ge- sagt habe. Dürfen wir die Temperatur- Zunahme nach dem Innern als ein vollkommen constatirtes Factum betrachten, so beseitigt sich also von selbst die Annahme, dass die Erde in ihrer Entstehungs-Periode eine kalte Kugel gewesen seyn könne; viel- mehr führt uns dieses Factum zur entgegengesetzten Annahme, dass die Erde zur Zeit der Schöpfung eine heisse Kugel gewesen sei, dass sie sich nach und nach ab- gekühlt habe, dass diese Abkühlung von der Oberfläche nach dem Innern fortgeschritten sei, und dass sie noch in ihrem Innern diejenige hohe Temperatur bewahre, welche ihr in der Schöpfungsperiode in ihrem ganzen Masse eigenthümlich gewesen ist. 4% 28 Physikalische Gründe führen uns also zu derselben Ansicht von der Entstehung unserer Erde auf plutonischem Wege, welchem bei weiten die Meisten und die Ersten unter den jetzt bekannten Geologen zugethan sind. Und in der That, das Studium der fossilen Pflanzen, ihr Vorkommen in den verschiedenen Formationen, und die Vergleichung derselben mit den noch jetzt lebenden, führt unwiderleglich zur Annahme einer höhern Temperatur in den früheren Perioden unserer Erde, wie Graf von S/ernberg, Adolph Brorgniart und Andere, auf eine so überzeugende Weise nachgewiesen haben. Nur darin scheinen die Ansichten getheilt zu seyn, ob eine stete Abnahme der Wärme unserer Erde von ihrer Schöpfungs-Periode bis auf die heutige Zeit nach irgend einem Gesetze statt gefunden habe, oder ob, in irgend einer frühern Zeit, eine plötzliche Erkaltung der Erde erfolgt sei. Cuvier neigte sich, um das Vorkommen der Elephanten und Rhinocerose am Ausflusse der Lena und an den Ufern des /Iilhwi zu erklären, zu der Ansicht, dass eine plötzliche Erkaltung der Erde zu der Zeit ein- getreten sei, wo diese Pachydermen in den angeführten Fundorten ihr Grab gefunden haben. Alexander von Humboldt zeigt aber mit überwiegenden Gründen, dass die Annahme einer plötzlichen Erkaltung der Erdkugel durchaus unnöthig sei. Nach physi- kalischen Gesetzen kann auch nur eine allmälige Abkühlung unserer Erde, nach irgend einem bestimmten Gesetze, gedacht werden; es sei denn, dass wir zu den wenig wahr- scheinlichen Hypothesen unsere Zuflucht nehmen: dass einstens eine plötzliche Ver- änderung in der Neigung der Erdaxe statt gefunden habe, oder dass unser ganzes Planetensystem bei seiner Bewegung im Himmelsraume plötzlich in eine Region von sehr niedriger Temperatur gekommen sei: eine Hypothese, welche neuerdings von Poisson aufgestellt worden ist. Hatte die Erde zur Zeit der Schöpfung eine hohe Temperatur, so ist, wie schon Mitscherlich gezeigt hat, damit sehr wohl vereinbar die Existenz des Wassers auf derselben, indem zwar ein grosser Theil desselben in luftförmigem Zustande die Erde umgeben musste, gleichwohl aber unter dem starken Drucke einer solchen Wasser- dampf-Atmosphäre Wasser im liquiden Zustande, wenn auch bis zum Glühen erhitzt, vorhanden seyn konnte. Eine solche Wasserdampf- Atmosphäre konnte natürlich nur in der Nähe der erhizten Erdoberfläche bestehen; entfernt von ihr in den höheren Regionen des kalten Weltenraums musste dieser Wasserdampf eine beständige Conden- sation erleiden. Die Erde musste also eingehüllt gewesen seyn in einen dicken Nebel, und unaufhörlich mussten wässerige Niederschläge erfolgen, welche, kaum die Erd- Oberfläche erreichend, auf Kosten der hohen Temperatur, derselben wieder in den Gas- zustand zurückkehrten. In dieser Nebel-Umhüllung verblieb die Erde, bis ihre Tem- peratur unter den Siedpunkt des Wassers d. i. unter 80’ R. herabgekommen war. Während dieser gewiss sehr langen Periode konnte sich durch die, für das Licht fast undurchdringliche Umhüllung keine merkliche solare Wirkung äussern, und es existirte also gleichsam in dieser Periode für die Erde keine Sonne. Wir haben also hnlängliche Gründe zur Annahme, dass von der Erschaffung der Erde an, bis dahin, woihre Oberfläche bis unter 80° herabgekommen war, die Abnahme der Temperatur 29 —— auf der ganzen Erdoberfläche ganz gleichförmig erfolgte, und dass somit in dieser Periode, zu jeder Zeit, eine gleichförmige Temperatur unter dem Aequator wie unter den Polen statt fand. Hatte in der Zeit, wo die Temperatur der Oberfläche unter den Siedepunkt herabgekommen war, die Erdachse ihre gegenwärtige Neigung gegen die Erdbahn: so mussten sich allmälig die davon abhängigen klimatischen Verschiedenhei- ten herausstellen; denn nun, wo sich die undurchdringlichsten Nebel zerstreuten, trat die Wirkung der Sonne auf die Erdoberfläche ein, und unter dem Aequator, wo durch diese Wirkung mehr Wärme erzeugt wurde, wie unter den Polen, musste die Abküh- lung der Oberfläche langsamer fortschreiten, als unter denletztern. Es ist indess leicht einzusehen, dass die, von der Neigung der Erdachse abhängigen klimatischen Verschie- denheiten erst nach und nach den Umfang erreichen konnten, wie er in der gegenwärti- gen Zeit statt findet. Es gab also eine Zeitin dieser zweiten Periode, wo gewissermassen ein gleichförmiger Frühling auf der ganzen Erdoberfläche herrschte, die Temperatur derselben aber natürlich viel höher war, 'als sie dermalen in den heissesten Theilen unserer Erde ist. Indem die Erde in ihrer Erkaltung, nachdem ihre Temperatur unter 80° R. herabgekommen war, fortschritt, musste diese Erkaltung in den Polarländern schneller, als unter den Tropen erfolgen, als Folge der solaren Wirkung, wodurch jene Länder in einer kältern Umgebung sich befanden, wie der Aequator. In den höhern Breiten musste daher die Temperatur früher bis zu dem Punkte herabsinken, wo das organische Leben beginnen konnte, als in niedern Breiten. So entfalteten sich also zuerst Organismen in jenen höhern Breiten, in denen jetzt das organische Leben auf einer niedern Stufe steht,. oder, wie wahrscheinlich unter den Polen selbst, ganz unterdrückt ist. Von den Polargegenden schritt nach und nach die Organisation gegen den Aequator fort, wo sie sich am spätesten entfaltete, Mit diesen Ansichten, oder vielmehr mit diesen Schlüssen, stimmt sehr gut überein das Vorkommen von fossilen tropischen Pflanzen und Thieren in höhern Breiten, die nur zu einer Periode entstanden und untergegangen seyn konnten, wo in diesen Ge- genden ein Tropen-Klima herrschte. Vielleicht ist man geneigt, dagegen die Erinnerung zu machen, dass die Identität der Versteinerungen in den sekundären Gebirgs- For- mationen auf gleichzeitige Bildung und Zerstörung dieser organischen Uiberreste in den verschiedenen Breiten schliessen lasse. Ja, der verstorbene Hoffmann behauptete geradezu, dass bis jetzt noch nirgend eine Thatsache bekannt sei, welche uns nöthigen könnte, in allen früheren Perioden der Erdbildung irgend einen gleichzeitig bestehenden Unterschied in der organischen Schöpfung, ähnlich dem, ihrer gegenwärtigen Verthei- lung auf der Erdoberfläche, vorauszusetzen. Eben so ist @öppert in seinem vortreff- lichen Werke über die fossilen Farrenkräuter geneigt, aus dem Umstande, dass die Pflanzenabdrücke im älteren Steinkohlengebirge in beiden Hemisphären, wenn auch nicht immer der Art, doch dem Gattungs-Charakter nach durchaus dieselben sind, auf ein gleichförmiges, damals über die Erde allgemein verbreitetes Klima zu schliessen. Durch diese Mittheilungen, deren Quellen bei Göppert zu finden sind, dürfte aber noch nicht der Beweis geführt worden seyn, dass auch alle die von ihm angeführten Kohlen- >. DR lager als gleichzeitig mit der Kohlen- und Grauwacken-Gruppe zu betrachten sind. Indem sich @öppert auf die allerdings sehr gewichtige Autorität des Grafen von Sternberg stüzt, muss erinnert werden, dass dieser ausgezeichnete Forscher keines- wegs behaupten wollte, als habe überall auf dem Erdboden ein ganz gleicher Ther- mometerstand statt gelunden; sondern bloss, dass allenthalben, woher uns bisher fossile Pflanzen bekannt geworden, isotherme Pflanzenpunkte vorhanden gewesen, auf welchen entweder ganz dieselben, oder wenigstens sehr verwandte Pflanzen gedeihen konnten, und dass die Temperatur dieser isothermen Punkte wenigstens jener ähnlich oder noch höher seyn musste, als sie gegenwärtig in den Tropenländern herrscht; weil die vor- gefundenen Analogen der fossilen Pflanzen der ersten Vegetation nur in den Tropen- ländern anzutreffen sind, mehrere Familien aber in keiner späteren Formation mehr vorkommen. Doch selbst dann, wenn sich eine gleichzeitige Bildung der Steinkohlen- Formation unter den Tropen und in höhern Breiten, vom geognostischen Standpunkte aus nachweisen liesse: so wäre damit noch immer nicht der Beweis einer gleichzeitigen Gleichheit des Klima’s in so entfernten Punkten geführt. Denn es war gewiss ein sehr grosser Zeitraum ‚erforderlich zur Anhäufung so beträchtlicher vegetabilischer Uiberreste, wie wir sie selbst in den minder mächtigen Kohlenflötzen finden, und über- dies wiederholte sich die Zerstörung und Vertheilung von Pflanzenmassen in einigen sehr oft. Alle Erscheinungen in den Lagerungs-Verhältnissen der Steinkohlen-Flötze tragen Beweise, dass die Ursachen, welche 'sie hervorbrachten, unregelmässig wirkten und dass ihre Bildung äusserst langsam erfolgte. Ganz besonders sprechen hiefür die Untersuchungen des Bergwerksdirektors Gräfer in Eschweiler-Pumpe, welche ich der gütigen Mittheilung meines Freundes Nöggerath verdanke, und deren weitere Aus- einandersetzung in meinem vorhin angeführten Werke sich findet. ‘Wenn nun die Bil- dung jedes der verschiedenen über einander liegenden Kohlenflötze, (wovon z. B. die Eischweiler-Steinkohlenmulde nur allein 44 bauwürdige enthält, andere Kohlen-Reviere eine noch viel grössere Zahl) einen sehr langen Zeitraum umfasst, wenn nach Ab- lagerung eines Kohlenflötzes wieder eine neue Vegetation begann, welche erst in einer viel spätern Zeit abermals zerstört wurde, und zur Bildung eines jüngern Flötzes Ver- anlassung gab: so ist leicht zu begreifen, dass während einer langen Zwischenzeit eine bedeutende Veränderung in dem Klima des Orts, als Folge der stets forıschrei- tenden Abkühlung der Erdoberfläche, eintreten konnte. Ja es ist denkbar, dass die Zerstörung einer gewissen, während eines langen Zeitraums sich behaupteten Vege- tation gerade durch die Verminderung der Temperatur oder Verschlechterung des Klima’s erfolgte. So können wir also selbst in zwei auf einander folgenden Flötzen sehr verschiedene Pflanzenüberreste finden, und die Vergleichung derselben in ver- schiedenen Breitengraden kann eine Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit zeigen, ohne dass man aus der Aehnlichkeit auf gleichzeitige Bildung zu schliessen berechtigt wäre. Ich übergehe, um nicht zu sehr in’s Specielle einzugehen, noch andere Facta anzu- führen, welche keineswegs zu Gunsten eines gleichzeitig gleichartigen Klima’s auf unserer ganzen Erde, während der langen Periode, wo sich die secundären und ter- u 2 31 tiären Formationen bildeten, sprachen. Ich bemerke nur noch, dass die schönen Unter- suchungen des jüngern Brongniart ebenfalls zu dem Schlusse geführt haben, dass vom Beginn der Vegetation auf der Erde bis zur gegenwärtigen Zeit, die Temperatur und die Grösse der Meere fortwährend abgenommen haben, woraus von selbst folgt, dass während dieser ganzen Periode niemals eine ganz gleichförmige Temperatur über die Erde verbreitet gewesen seyn konnte, obgleich der Natur der Sache nach die Temperatur-Differenz zwischen dem Aequator und irgend einem Punkte in den höhern Breiten um so geringer war, je mehr sich die Temperatur der Erdoberfläche der Sied- hitze näherte. Nach diesen vorausgesandten allgemeinen Betrachtungen komme ich zur Mit- theilung der Resultate einiger Versuche, welche ich angestellt habe, um das Gesetz der Abkühlung unserer Erde von der Schöpfungsperiode bis auf unsere Zeit zu finden. Dem unsterblichen Newion verdanken wir zwar schon das Gesetz der Abküh- lung erwärmter Körper, wornach diese Abkühlungen nach einer geometrischen Reihe erfolgen, wenn die Zeiten eine arithmetische bilden. Allein mehrere frühere Natur- forscher besiritten die Richtigkeit dieses Gesetzes, während andere durch eigene Ver- suche es bewährt gefunden hatten. Dulong und Petit folgerten aus ihren trefllichen Untersuchungen über die ‘Gesetze der Abkühlung, dass Newion’s Gesetz nur in den niedern Temperaturen Gültigkeit habe, dass es sich aber um so mehr von der Wahr- heit entferne, je höher die Temperatur erhitzter Körper sei. Meine eigenen Versuche habe ich in einem möglichst grossen Massstabe an- gestellt. Ich liess auf der Sayner-Hütte eine Basaltkugel von 2 Fuss Durchmesser in eine Form von Lehm giessen, überliess sie dann der freien Abkühlung und beobach- tete, nachdem die Temperatur der Oberfläche auf 240° R. herabgesunken war, ihre Abkühlung, in den ersten 74 Stunden stündlich, am vierten bis sechsten Tage, wo erst in grösseren Zeit-Abschnitten die Abkühlungen merklich wurden, täglich einige Male. Die Zeit der Erkaltung dieser 700 bis SOO Pfund schweren Basaltmasse vom Schmelz- punkte des Basalts bis zu einem Temperatur-Uiberschuss von Yo’ R. betrug 6 Tage 20 Stunden. Aus diesen Beobachtungen ergab sich nun mit völliger Evidenz, dass Newton’s Gesetz innerhalb der Temperaturen meiner Beobachtungen allgemeine Gül- tigkeit habe. Als Beweis hiefür führe ich an, dass die grösste Differenz zwischen den aus dem Gesetze berechneten Abkühlungen und den beobachteten nur 1° R. beträgt, was um so weniger in Anschlag kommt, da während der sechstägigen Dauer der Beobachtungen die Temperatur der die Kugel umgebenden Luft unmöglich constant erhalten werden konnte, vielmehr dieselbe durch die glühend heisse Kugel anfangs bedeutend erwärmt wurde, und mit der abkühlenden Kugel ebenfalls nach und nach sich etwas abkühlte. { Worin liegt nun der Widerspruch in den Behauptungen Dulong’s und Peti’s? — Diese Physiker wandten zu ihren Untersuchungen Körper von so kleinen Dimen- sionen an, dass für jeden Augenblick eine gleiche Temperatur in allen ihren Punkten vorausgesetzt werden konnte. Newton erhitzte hingegen ein hinlänglich starkes Stück 32 Eisen bis zum Glühen , und beobachtete die Abkühlungen auf der Oberfläche. Hier, wo die Oberfläche beständig Wärme aus dem Innern empfing, waren also die Umstände wesentlich verschieden von denen, unter welchen die französischen Physiker ihre Versuche angestellt hatten. Und merkwürdiger Weise haben sie selbst auf diesen wesentlichen Unterschied aufmerksam gemacht. Der ganze Widerspruch liegt wohl darin, dass sie in dem falschen Wahn waren, als hätte Newion das Gesetz «a priorö bestimmt. Hätten sie Newion’s Abhandlung nicht bloss eitirt, sondern auch gelesen, so würden sie eines Bessern belehrt worden seyn. Bei dem Gusse der erwähnten Basalt-Kugel wurde die Form so eingerichtet, dass drei Kanäle von der Oberfläche nach dem Innern an verschiedenen Stellen ge- bildet wurden, wovon der erste 2 Zoll tief, der zweite 7 Zoll und der dritte bis zum Mittelpunkte reichen sollte. Diese Kanäle waren zur Aufnahme von Thermometern bestimmt, um ebenfalls den Gang der Temperatur im Innern der Kugel kennen zu lernen. Dieser Zweck wurde aber nur unvollständig erreicht. Indem jedoch die beim Gusse dieser Kugel gemachten Erfahrungen benützt wurden, gelang es bei dem Gusse einer zweiten 27°, Zoll dicken Basaltkugel, von der Oberfläche bis zum Mittelpunkte in gleichen Abständen 6 Kanäle zu bilden, in welche harmonirende Thermometer ge- steckt wurden, und so der Gang der Temperatur in diesen verschiedenen Tiefen wäh- rend.der Abkühlung der Kugel bestimmt werden konnte. Gleichzeitig mit dieser Kugel, wurde noch eine zweite Basaltkugel von 9‘, Zoll Durchmesser gegossen, und die Abkühlungen beider Kugeln beobachtet. Als Resultat dieser Untersuchungen ergab sich: 1. Die abermalige Bestättigung des Newion’schen Gesetzes. 2. Die Zunahme der Temperatur in den erkaltenden Kugeln von Aussen nach Innen erfolgt nach einer geometrischen Progression, deren Exponent‘nur um ein un- merkliches grösser, als Eins, ist, so dass also diese geometrische Progression sehr nahe einer arithmetischen kommt. 3. Die Abkühlungen der. beiden Kugeln in gleichen Zeiten und von gleicher Temperatur, vom Uiberschüssen an gerechnet, verhalten sich genau umgekehrt wie die Durchmesser. Dieses letztere Gesetz setzt uns in den Stand, die Abkühlungszeit jeder Basalt- kugel von beliebigem Durchmesser von der Schmelzhitze dieses Gesteins bis zu irgend einem Temperatur-Uiberschuss zu berechnen. Nehmen wir nun an, unsere Erde habe in der Schöpfungsperiode die Schmelzhitze des Basalts gehabt, und in ihrer Masse dieselbe Wärme-Capaeilät, wie der Basalt, so lassen sich die Zeiten ihrer Erkaltung von irgend einem Temperatur-Uiberschuss bis zu einem andern geringern berechnen. Halten wir uns innerhalb der Temperaturen, in welehen die Abkühlungen an unsern Basaltkugeln wirklich beobachtet wurden: so dürfen wir um so weniger be- fürchten, bedeutende Fehlschlüsse zu thun. In den höheren Temperaturen, wo der allmählige Uibergang der geschmolzenen Masse aus dem flüssigen in. den festen Zu- stand erfolgt, erleidet nämlich das Gesetz ganz bestimmt eine Störung als Folge der durch das Festwerden der geschmolzenen Masse frei werdenden Wärme, Meine 33 Beobachtungen an der zweiten grossen Basaltkugel zeigen dieses auch. Sechs Stunden nach dem Gusse war nämlich die Erkaltung auf der Oberfläche in einer Stunde 11°, in der ten Stunde 4°, und diese Erkaltung hielt 15 Stunden lang mit geringen Ab- weichungen an, ja, 22 Stunden nach dem Gusse betrug sie sogar noch 4°,,°. In der 6ten Stunde nach dem .Gusse war die Kugel 9 Zoll tief unter der Oberfläche oder 6 Zoll tief im Basalt noch ganz flüssig, und die Periode der Erstarrung fällt also in die Periode der gleichbleibenden Abkühlung auf der Oberfläche. Aehnliche Beobachtungen haben bekanntlich Rudberg und Marx bei der Erstarrung des Blei’s, Zinn’s, Wismuths und Schwefels gemacht. Ich werde, sobald es meine Gesundheit erlaubt, womöglich das Gesetzmässige in diesem Verhalten zu ermitteln suchen. Ich beabsichtige nämlich, eine 2 Fuss dicke Kugel von Blei giessen zu lassen, und durch Einsenkung von verschiedenen Thermometern bis zum Mittelpunkte die Temperatur in jeder dieser Tiefen unmittelbar nach dem Gusse bis zur Erkaltung zu bestimmen. Nach la Plaece’s Berechnung hat sich seit Hipparch’s Zeiten die Rotation der Erde noch nicht um '/,;. Sec. verändert; es kann sich daher die mittlere Wärme un- serer Erde seit dieser Zeit noch lange nicht um *®/,,° R. vermindert haben. Berechnen wir die Abkühlung für diesen Zeitraum von 1977 Jahren nach dem oben mitgetheilten Gesetze, so finden sich ohngefähr ®,000° B- d. h. seit 1977 Jahren hat sich die mittlere Erdwärme nur um eine so unbedeutende Grösse vermindert. Ist nach den heiligen Büchern das Alter des Menschengeschlechtes 5840 Jahre, so würde sich seit Adam die mittlere Temperatur am Aequator erst um '/,.,° vermindert haben. Man sieht hieraus, dass die oft wiederholten Behauptungen, als habe in der historischen Zeit die Wärme der Erde abgenommen, das Klima sich verschlechtert, zu den Fabeln gehören. Bekanntlich ist diese Meinung namentlich in den Alpen verbreitet. In einer 1820 von der Schweizerischen gelehrten Gesellschaft gekrönten Preis- schrift ist aber aus einer grossen Menge von Thatsachen schon der Beweis geführt worden, dass die mittlere Temperatur in der Schweiz seit Jahrhunderten keineswegs abgenommen habe. Bei griechischen und römischen Autoren finden sich Stellen über grössere oder geringere Strenge des Winters zu ihren Zeiten, über das Zufrieren der Flüsse, der Seen und der Meere, woraus man ebenfalls schliessen kann, dass seit jenen Zeiten das Klima sich nicht verschlechtert habe. Endlich hat @uy-Lussa durch Zusammenstellung neuerer Nachrichten gezeigt, dass das Klima der Provence während eines Zeitraumes von 1400 Jahren sich nicht merklich verändert habe. Damit soll aber nicht behauptet werden, dass nicht hier und da durch locale Ursachen das Klima verändert, hier rauher dort milder geworden ist. Nur die allgemeine Vermin- derung der Temperatur auf der ganzen Oberfläche der Erde in historischen Zeiten müssen wir gänzlich in Abrede stellen. Wir wollen es nicht versuchen, das Alter unserer Erde aus ihrer Abkühlung zu berechnen; denn wir würden unsichere Zahlen erhalten, da wir die gewiss ungeheuern Zeiträume, innerhalb welcher die Erdoberfläche eine fast gleich bleibende Temperatur 6) 34 behauptete, nicht kennen. Ich beziehe mich nämlich auf die schon gemachte Bemer- kung, dass durch das im Innern fortschreitende Festwerden der ursprünglich ge- schmolzenen Massen der Erde, und die dadurch bewirkte Entwicklung gebundener Wärme die Erdoberfläche hinlänglichen Ersatz für den Wärme-Verlust durch Ab- kühlung erhielt. Wir wollen aber den Zeitraum berechnen, der verfloss, als in unserem Deutschland die Temperatur von 22° auf 8° herabsank. Unter der Voraussetzung nämlich, dass die vegetabilischen Uiberreste in der Steinkohlenformation in einem Tropen-Klima gewachsen sind, würde die damalige mittlere Temperatur von Deutsch- land 22° R gewesen seyn. Nehmen wir für die dermalige mittlere Temperatur von Deutschland 8° an, so findet sich für unsere Steinkohlenformation ein Alter von 9 Millionen Jahren. Be- rechnen wir endlich die Abkühlungszeit unserer Erde von einem Temperaturüberschuss von 230° bis zu dem von "/,.,° über die Temperatur des Weltenraumes, was für eine gänzliche Erkaltung anzunehmen ist, so erhalten wir 353 Millionen Jahre. Wenn man bei Berechnungen dieser Art, die ihrer Natur nach nur approximative Werthe haben können, auf so grosse Zahlen kommt, welche frühere Schätzungen von dem Umfange gewisser Erdperioden bei weitem übertreffen, so ist es nöthig, die zum Gründe gelegten Voraussetzungen etwas näher zu beleuchten. Die erste Voraussetzung ist, dass die Erde in ihrer ganzen Masse, oder viel- mehr im Mittel aller ihrer Bestandtheile dieselbe Wärme besitze, wie die Basalt- kugeln, womit ich meine Versuche anstellte. Sollte die Erde, wie ihre mittlere Dichtigkeit vermuthen lässt, aus einem metallischen Kern bestehen, so würde ihr Leitungsvermögen grösser seyn, als das unserer Basaltkugeln, und in diesem Falle wären die obigen Abkühlungszeiten zu gross gefunden worden. Zweitens musste bei meinen Berechnungen eine Grösse für die Temperatur des Weltraums, in welcher die Erde sich bewegt, gesetzt werden. Ohne Zweifel kann diese Temperatur nicht höher seyn, als die grösste Kälte, welche in den Polargegenden beobachtet worden ist. Die grösste, bis jetzt und zwar unter 62'/, n. Br. beobachtete Kälte war aber nach Kapitän Back 45°”, unter Null. Arago schliesst hieraus, dass die Temperatur des Himmelsraumes unfehlbar unter 45", liegen müsse. So höchst wahrscheinlich diess ist, so habe ich doch, um keine ganz willkührliche Zahl anzunehmen, nur diese Temperatur für die Temperatur des Himmelsraumes gesetzt. Fällt aber diese Zahl noch unter 45° '/,, so musste in den angenommenen Perioden die Erkaltung schneller erfolgen, und in diesem Falle wären die obigen Erkaltungszahlen ebenfalls zu gross gefunden worden. Drittens wurde bei diesen Berechnungen vorausgesetzt, dass die Oberfläche der Erde während der angenommenen Perioden nur Wärme verliere, keine aber zu- rückerhalte. In der ganzen grossen Periode, welche die Erde in ihrer Erkaltung von 80° an durchlief und vielleicht noch durchläuft, empfing sie Wärme von der Sonne 35 und von den Sternen, die'natürlich ihren Wärmeverlust zum Theil compensiren mussten. Die Abkühlungen erfolgten daher langsamer, als die Berechnung sie ergeben hat. In dieser Beziehung sind daher die obigen Abkühlungs-Zeiten zu klein gefunden worden. Endlich musste der schon mehrmals erwähnte Umstand, das Freiwerden von Wärme inFolge des von Aussen nach Innen fortschreitenden Festwerdens der ursprüng- lich geschmolzenen Massen der Erde die Erkaltung der Oberfläche ebenfalls retardiren. So haben wir also zwei Ursachen gefunden, welche, wenn man sie dem Calcül unterwerfen könnte, die obigen Erkaltungszeiten wahrscheinlich vermindern würden. Die beiden andern Ursachen aber würden, wenn man sie dem Calcül unterwerfen könnte, nicht bloss mit Wahrscheinlichkeit, sondern mit Gewissheit jene Werthe er- höhen. Wir sind nicht im Stande, beides gegen einander abzuwägen, nur so viel ist zu bemerken, dass die Ursachen, welche die gefundenen Werthe erhöhen, sehr mächtig wirkende sind, und dass wir daher nach Wahrscheinlichkeitsgründen die gefundenen Abkühlungszeiten eher für minima, als für maxima nehmen können. Schon Fourier hat darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Erde nothwendig einmal in einen stationären Temperaturzustand kommen müsse, in welchem ihr Wärme- Verlust durch Abkühlung vollständig compensirt werde durch die solare Wärme-Er- zeugung auf ihrer äussersten Kruste. Er berechnet, dass die jetzige Temperatur der Oberfläche den Werth nicht um ,,° R überschreitet, welchen sie zuletzt erreichen wird. Ich habe mehrere Gründe für die Vermuthung, dass unsere Erde jetzt schon in jenem stationären Zustande sich befinde. Es mag aber das Eine oder das Andere seyn; so viel ist unumstösslich gewiss, dass nach Eintritt dieses stationären Zustandes von einer weitern Erkaltung keine Rede mehr seyn könne. Und so kommen wir zu dem Resultat, dass, so lange die Sonne am Himmel steht, das organische Leben auf Erden nicht untergehen wird. Wirkungen ganz anderer Art müssten auftreten, wenn jemals das organische Leben vernichtet werden sollte. Es ist leicht einzusehen, dass mit dem Eintritt des mehr erwähnten stationären Temperatur-Zustandes unserer Erde das bis dahin von Aussen nach Innen fortgeschrittene Festwerden seine Grenze erreichen müsse; denn wenn nach der Voraussetzung die in ihrer Temperatur veränderliche äusserste Erdkruste genau dieselbe Wärme von der ‚Sonne wieder zurückempfängt, welche sie an den Weltraum abgiebt: so bildet sie gleichsam eine undurchdringliche Hülle für die von Innen nach Aussen zu entweichen strebende Wärme. Könnte man z. B. einem Hochofen die durch die Gicht, durch das äussere Gemäuer etc. entweichende Wärme auf irgend eine Art von Aussen wieder zuführen: so ist klar, dass die im Innern enthaltenen geschmolzenen Massen so lange im Flusse bleiben würden, als diese reciproke Wirkung dauerte. Gerade so ist das Verhältniss unserer Erde in ihrem stationären Zustande, und so gross als der innere flüssige Erdkern, beim Eintritte desselben war oder seyn wird, wird er bis in die entferntesten Zeiten bleiben. 5* 36 Schliesslich ist indess noch zu bemerken, dass es mehrere Ursachen giebt, welche dem Invern der Erde Wärme entziehen, die nimmermehr dahin zurückkehrt. Bis jetzt kennen wir folgende: 1. Das Aufsteigen warmer Quellen, oder der Thermen überhaupt; 2. das Abschmelzen derjenigen Gletscher an ihrer untern Fläche, welche an Orten liegen, deren mittlere Bodentemperatur über Null ist; 3. die erwärmten aufsteigenden Wasserströme in See’n und im Meere, und die davon zum Theil abhängige Verdunstung des Wassers auf der Oberfläche; 4. die vulkanischen Wirkungen, Ergiessung von Lavaströmen, und endlich 5. die Gas-Entwicklungen aus dem Innern der Erde, vorzüglich die Kohlen- Säuregas - Exhalationen. Ich muss mich jedoch, um meine hochverehrten Zuhörer nicht zu sehr zu er- müden, begnügen, diese Ursachen nur namhaft gemacht zu haben. Ausführlicher habe ich diesen Gegenstand in meiner schon angeführten Wärmelehre des Innern unsers Erdkörpers abgehandelt. $. 3. Nun gab Herr Baron Karl von Hügel einen kurzen lebhaft ansprechenden Abriss seiner in den J. J. 1830 bis 1836 unternommenen Weltbereisung , wie folgt: Durch eine mehrjährige Reise von Europa entfernt, war es mir unmöglich, an einer der frühern Versammlungen der Naturforscher Theil zu nehmen. Je wärmer jedoch der Antheil ist, welchen ich an diesen Versammlungen nehme, um desto leb- hafter fühle ich, wie wenig gerade mir die Ehre zukommt, Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Weit Wichtigeres für die Wissenschaften, weit Wissenswertheres als dasjenige ist, was ich den ausgezeichneten, hier versammelten Gelehrten jedes Faches mitzutheilen im Stande bin: könnte in derselben Zeit besprochen werden, welche mein Vortrag einnimmt. Ich habe dabei nur die Entschuldigung, dass ich den Wunsch meines hohen Gönners erfülle, welcher zu unserer Aller Freude die Versammlungen leitet, und welcher glaubt, dass die Reise, welche mich 6 Jahre von Europa entfernt hielt, der gelehrten Welt-hinlänglich bekannt sey, um deren hier anwesende Abge- ordnete mit den vorzüglichsten Momenten jener langen Zeit während einer halben Stunde zu beschäftigen. Meine Reise wurde in keiner wissenschaftlichen Beziehung unternommen. Mit allen Zweigen der Naturkunde mehr oder weniger bekannt — ist dennoch keiner der- selben mein Fach, welchem zu Liebe ich das schwierige Unternehmen einer ausser- europäischen Reise begonnen hätte. Meine Reise sollte die merkwürdigsten und dennoch weniger bereisten Länder der Welt in sich begreifen. Was mich dazu bewog, ist nicht mit Einem Worte aus- zudrücken. Der Mensch in der verschiedenartigen Ausbildung seiner Familien und gesellschaftlichen Verhältnisse von der niedrigsten Stufe seiner thierartigen Existenz v. 37 bis zu jener verwikelten und oft unnatürlichen der höchsten Civilisation, hatte für mich mit einem Male ein hohes Interesse bekommen. Ich wünschte zu erfahren, was den ersten verhinderte, emporzustreben, und was bei den letztern die Bedingung der besondern Richtung in der Anordnung ihrer Verhältnisse gewesen sei. Ich hatte mich früher mit dem beschäftigt, was Natur und Kunst, Wissenschaft und Literatur einem bewegten und beweglichen Geiste darzubieten vermochte: nur der Mensch selbst als solcher war in viel geringerm Masse der Gegenstand meiner Betrachtungen ge- wesen. Europa bot wenig Stuff zu meinen Beobachtungen dar. Nur Spielarten der- selben Art, wie es bei Pflanzen der Fall ist, gehören unsere verschiedenen europäischen Völker durch Religion, Sitte und Gewohnheit gleichsam zu derselben Familie. Ihre Mitglieder verfolgen denselben Zweck, ihre gesellschaftlichen Verhältnisse sind gleich gestaltet, und die grössere Verbindung zu einem Volke folgte bei Allen ähnlichen Ent- wickelungs-Gesetzen. Wie anders dachte ich mir es in der ausser-europäischen Welt, wo unter einem andern Himmel von uns verschieden gestaltete Menschen einem andern Glauben angehören. Ich besass Unabhängigkeit des Geistes und des Vermögens, Kraft und Jugend; die Aussicht, mich von Europa zu entfernen, jahrelange Einsamkeit zu tragen, schreckte mich eben so wenig, als irgend eine Gefahr, die mir von allen Seiten und in den verschiedenartigsten Formen auf meinem langen Wege entgegen treten mussie, und so war mit dem Beginn des Jahres 1830 mein Plan eben so rasch entworfen, als mein Entschluss gefasst, ihn auszuführen. Von Frankreich, und zwar von Toulon, sollte meine Reise beginnen: Griechenland wollte ich nur berühren, daun Cypern, Syrien und Palästina besuchen. Ein Aufenthalt von 5 Monaten in dem nörd- lichen Africa, sollte mir das Delta, Ober-Egypten und Nubien zeigen. — Dann dachte ich die vorzüglichsten Punkte des rothen Meeres zu besuchen, und in Bombay den indischen Boden zu betreten. Dieses von den Bewohnern des Festlandes von Europa so wenig bereiste Land wollte ich so viel, als es mir möglich sey, durchwandern. Dazu gab das riesenhafte Reich der Engländer, welches erst in den letzten 25 Jahren zu dieser Grösse angewachsen ist, einem Europäer die Möglichkeit, und gewährte überdies den Vortheil, dass die durch ihre Macht weniger eifersüchtige eng- lisch-ostindische Compagnie keine Hindernisse dem Reisenden in den Weg legt, welcher mit der Politik und der Frage, wem Indien gehöre, nichts zu thun hat. So hoffte ich ohne Anstand vom Cap Cumorin bis zum Himelaya, von der Mündung des Indus bis zu jener des Ganges und bis zu dessen Ursprung, das ungeheure Land durchreisen zu können. Von dem Festlande Indiens gedachte ich die herrlichsten Inseln der Welt, Ceylon, Penang, Sincapur, Sumatra, Java, die Philippinen zu besuchen, auf meinem Wege dahin Malacca zu berühren, und mit China meine Reise in Asien zu beschliessen. Es lag in meinem Plane, in den verschiedenen englischen Colonien in Neuholland und Van Dumins Land einen längern Aufenthalt zu machen, und in dem südlichen Continente überhaupt ein volles Jahr zuzubringen, um die verschiedenen Jahreszeiten beobachten zu können. Nach diesem wollte ich die Insel Norfolk besuchen, welche in der südlichen Hemisphäre, wie Senang in der nördlichen das Kleinod der See ge- 38 nannt wird. Dann sollte mich mein Weg nach Neu-Zeeland, nach Tonga und Taiti führen, von da gedachte ich in Valparaiso zu landen und America zu betreten, durch den südlichen Theil dieses Continents nach Buonos Aires zu gehen, Rio-.Janeiro, Cuba und Jamaica einen kurzen Aufenthalt zu widmen, und über Nord-America nach London zurückzukehren. Die ganze Reise sollte 5 Jahre dauern. Naturhistorische Sammlungen waren nicht der Zweck meiner Reise, allein ich dachte sie dennoch nicht zu vernachlässigen. Obgleich selbst kein Fremdling in den verschiedenen Zweigen der Naturgeschichte, fürchtete ich dennoch mit meinen eigenen Kräften, und wohl auch mit den 24 Stunden jedes Tages, nicht auszureichen, um Gegenstände jeder Art und aus jedem Lande, durch das mich meine Reise führen sollte, zu sammeln. Desswegen gesellte ich mir einige Herren zu, welche für meinen Zweck geeignet waren, und um dem mehr Nützlichen auch das Angenehme hinzuzufügen, forderte ich einen ausgezeich- neten Maler auf, mich zu begleiten. So sollte denn meine Reise den grössten Theil unserer Erde in sich begreifen, und von jedem Lande gedachte ich ein neues Bild in Worten und Farben, und eine Sammlung von Allen dem in mein Vaterland zu senden, was Kunst und Natur daselbst hervorbringt: ich war mit Instrumenten zu mannich- faltigen Beobachtungen ausgerüstet, ich war mit allem Nöthigen versehen, um die Sammlungen, welche ich beabsichtigte, anzulegen, ieh darf wohl nicht der in 72 Kisten verpackten zahllosen Kleinigkeiten sowohl als grösseren Gegenstände, Geschenke, Bücher und vieler anderen Dinge erwähnen, welche ein so ausgedehnter Reise-Plan nöthig machte. Vier Herren, nämlich ein Arzt, ein Chirurgus, ein Mahler, ein Natur- forscher, ferner ein Kammerdiener begleiteten mich, und am 2. Mai 1831 lichtete das französische Kriegs-Schiff D’assas, welches mich nach Osten führen sollte, in der Rhede Touion’s die Anker. Ich besuchte vor Allem den Hafen, in welchem nicht eine ehrliche Schlacht, sondern das furchtbarste Gemetzel der neuern Zeit statt fand, ich meine Navarin. Noch sah ich die Trümmer der verbrannten und gescheiterten Schiffe über dem immer ruhigen Wasserspiegel der herrlichen Bay empor ragen, noch bedeckten die Gebeine der Erschlagenen die blühenden Ufer Arcadien’s: was geschehen war, lag deutlich vor meinen Augen, doch Griechenland zeigte mir noch nichts, was es rechtfertigte. Alles frühere lag in Trümmern: wie Dorf und Stadt, war auch die menschliche Gesellschaft, waren alle Verhältnisse verstört: und über dem Schutte der neuern Städte ragten, allein, erhebend für den Geist, die Ruinen des längst unter- gegangenen Griechenlands, die Denkmale der vergangenen Jahrtausende empor. Ich durchzog einen Theil Arcadiens, schiffte mich dann nach Nauplia ein, verliess hier das Kriegsschif, um es im Pyrhäus wieder zu finden, und um Argos, Korinth, Eleusis und Aihen zu besuchen. — In der zweiten Hälfte Juni war der D’ussas in Kreta und vor Ende des Monates warf erin dem alten Hafen Alexandriens Anker. Ich miethete hier ein englisches Kaufartheischiff, welches mich nach dem reichgeschmückten Cypern brachte. Diese schöne Insel mit den schönen Menschen zog mich unbeschreiblich an: es liegt in dem Namen Cypern, in dem griechischen Paphos, in dem türkischen Lurnica, in dem christlichen Nicosia, und vor allen iu Famagosia, dem Ruhme der ac 39 Templer und der Schande der Venetianer, ein Zauber für die Phantasie, welcher noch jetzt in der gegenwärtigen Hauptstadt den Reisenden in voller Wirklichkeit ergreift. In Lalakia, dem alten Laodisea, betrat ich Asiens Boden. Ich besuchte von hier Antiochia, Sucdie, Torlosa und Hons in der Wüste, um Palmyra zu besehen. Allein die jährliche Caravane kehrte eben mit den Pilgern von Mecca zurück, und hatte, wie dies immer der Fall ist, eine grosse Menge von Beduinen des Raubes wegen in ihre Nähe gelockt, welche mir es unmöglich machten, meinen Plan aus- zuführen, die merkwürdige Ruinenstadt zu besuchen. Es ist nämlich der Gebrauch, dass man, um Soleyra zu besehen, einen Vertrag mit einem Beduinen-Häuptling ab- schliesst, welcher mittelst Geisseln, die in Homs bleiben, sich um eine bestimmte Summe anheischig macht, den Europäer unversehrt nach Soleyra und wieder zurück zu bringen. Ich liess mehrere Häuptlinge zu mir rufen, um diesen Vertrag abzu- schliessen, allein keiner der 28 Häuptlinge, welche mit ihren Horden um Homs waren, fühlte sich stark genug, einen Reisenden gegen seine 27 Kameraden zu beschützen. In 14 Tagen, hiess es, seyen die Räuber aus dieser Gegend verschwunden; diese Zeit wollte ich benutzen, um Balbek, den Libanon, Bescharrä und Tripolis zu be- suchen, und dann nach Homs zurückgekehrt, Palmyra, Damaskus und Jerusalem besehen. Ich blieb fürs Erste vier Tage in Homs,-um die Caravane zu sehen. Der Eindruck, welchen sie auf mich hervorbrachte, wird unvergesslich bleiben. Es waren nicht die wunderbaren Gestalten, die eigenthümlichen mahlerischen und prachtvollen Trachten der Levante, nicht die endlosen Züge von Kamelen, Reitern und Fuss- gängern, welche sich so tief in meine Seele einprägten, sondern es war der Ausdruck des Entsetzens, der sich auf den Zügen der Ankommenden mahlte, jener der Ver- zweiflung, welcher nur zu deutlich in den finstern Blicken der der Karavane ent- gegen gezogenen Bevölkerung von Homs zu lesen war, dessen ich immmer ein- gedenk seyn werde. Es hatte sich nämlich bei dieser Zusammenzunft der Pilger aus allen mahomedanischen Ländern in Mecca die Cholera in der heiligen Stadt ge- zeigt, und die Caravanen brachten sie nach allen Richtungen der Welt mit sich. Nicht ein Drittheil der von Homs abgegangenen Pilgrime kehrte dahin zurück — die andern waren der furchtharen Heimsuchung Gottes erlegen. Noch waren die Todes- fälle häufig und das Andenken der überstandenen Leiden, die Furcht vor dem nahen Tode in so grässlicher Gestalt war eben so deutlich in den Zügen der Ankömnlinge ausgesprochen, als die Trostlosigkeit in jenen der ihren Lieben entgegen gezogenen Bewohner Homs, welche statt der Erfüllung der Hoffnung, sie ans Herz zu drücken, die Nachricht ihres Todes erhielten. Ich besah die riesenhaften Ruinen Balbeck’s, überstieg die höchste Spitze des Libanons, schlief unter den Cedern, und verfolgte meinen Weg durch das reitzende Thal Beschurr@’s, als mich und meinen Kammerdiener die Krankheit überfiel. Mit der grössten Mühe erreichten wir Tripolis. Er starb, ich genas — doch sehr langsam. Nach drei ewig langen Wochen, welche ich in Tripolis zubrachte, schiffte ich mich nach Berut ein, wurde jedoch hier von einem Rückfall ergriffen, der mich 14 Tage 40 aufhielt. — Ich fühlte mich bis in mein innerstes Leben zerstört, meine Kraft war gebrochen, und nur von zwei Menschen geführt konnte ich mich bewegen, als ich mein Schmerzenslager verliess. Dennoch dachte ich nicht an die Rückkehr. Mein Entschluss war unumstösslich gefasst, nur durch meinen Tod meinen Reiseplan uner- füllt zu lassen. Mit einem gemietheten österreichischen Kauffahrer segelte ich nach Sidon, Tyrus und Akon, verliess das Schiff hier, um Nazurelh, den Galiläischen See, den Berg Tabor, die Ebene Eisdrael, Sumarilania, Kanaea, Jerusalem — Belhlem, Jericho zu besuchen — schiffte mich in Jaffa ein, und erreichte Alexandrien von da in 44 Stunden. Ich würde fürchten, zu ermüden , wollte ich über jeden Abschnitt meiner Reise sprechen. ‘Drei meiner Gefährten blieben in Egypten zurück, zwei derselben starben, und so befand ich mich, 18 Monate nachdem ich Europa verlassen hatte, allein in Indien. Jemehr sich jedoch die Arbeit häufte, desto mehr wuchs meine Thätig- keit, und ich fand bald, dass ich Allem, was früher von meinen Gefährten besorgt worden war, gewachsen seyn könne. Nicht Mangel an Zeit war es, wenn ich manch- mal (und es geschah oft) etwas vernachlässigte: allein es giebt Stimmungen, in welchen es dem einsamen Reisenden unmöglich ist, zu arbeiten. Es ist nicht Ermü- dung des Körpers, die ihn verhindert, sondern Abspannung des Geistes. In Indien begann das grosse Feld für den Zweck meiner Reise. Indien, welches von der südlichsten Spitze, wo es einst die Adamsbrücke mit Zeyland verband, bis zum weissen Haupte Himatschal’s, von den Urwäldern Arakan’s bis zu der Wüste, in welcher der Indus seine trüben Fluthen rollt, Ein Volk enthält, und dessen eigen- thümliche Bildung wie aus einem Gusse geformt ist. Religion und Denkungsart, die Eintheilung des Volkes und die Verhältnisse des einzelnen Menschen zum Staate, sind sich in diesem ungeheuern Lande überall gleich, und die Eroberer haben in dieser Hinsicht auf den Indier keinen Einfluss gehabt. Wie verschieden auch die indischen Stämme sind, an Sprache, Tracht und Gebräuchen, wie verschieden auch der Boden ist, den sie bewohnen, wie verschieden auch immer das Klima und die Lage des Landes ist: so athmet dennoch derselbe Geist in jenem Indier, welcher sich an dem ewigen Schnee des Himelaya’s durch angestrengte Arbeit eine kümmerliche Erndte verschaft, wie in jenem, welcher unter dem glühenden Himmel Malabar’s durch die Palmen- bäume arbeitslos seine Nahrung erhält. Indien gehört, wie Europa, Einer Volksbildung an. Wie die wilden Stämme‘ unseres Welttheils durch die von Süden‘ vordringende Civilisation und die Annahme der christlichen Religion ein übereinstimmendes Ge- präge erhielten, so wurde in Indien ein noch viel'gleichartigerer Stempel allen in die von Norden gegen Süden fortschreitende Civilisation aufgenommenen Stämmen auf- gedrückt, welehe ihre Bedingung in der Braminen-Religion fand; und eben so wie durch sie der rohe Geist der indischen Völker zu einem edlen Streben geweckt wurde, eben so drang der Geist des Sunscrit in die ungebildeten Sprachen der Urbewohner Indiens. \ 41' Der Urstamm Indiens war eine schwarze Menschen-Rage von den Papua Borneo’s, wie von den Negern Afrika’s, verschieden, und jenen unglückseligen Men- schen gleich, welche nun in Neuholland ihren angeerbten Boden dem schönsten Men- schenschlage in seinen grässlichsten Repräsentanten, ich meine Englands Verbrechern, räumen müssen. Dieser Umstand, dessen ich später ausführlicher erwähnen werde, von kleinem, unansehnlichen, schwachen Körperbaue, auf der niedersten Stufe der Menschheit, war wohl einst über das ganze wärmere Asien und über die ostindischen Inseln verbreitet. Ich fand selbst in den Wäldern Indiens, auf Salsel,' in den Ge- birgen Malabars, in Oberindien, in Malacca und auf Lugon Uiberreste desselben. Allein dieser Urstamm ist in Indien bis auf die Bevölkerung der Andemans, welche ohne Beimischung eines andern Stammes aus dieser Menschen-Race besteht, fast gänzlich ausgestorben , oder durch die Vermischung derselben mit den Eingewander- ten unter diese aufgenommen: worden. Es ist eine Eigenthümlichkeit dieser Rage, dass sie in viele Stämme, wenn sie auch dasselbe Land bewohnt, zertheilt ist, deren jeder eine eigenthümliche Sprache besitzt. So bestehen auf der Insel Lugon allein @ Sprachen, welche bei der Besitznahme durch die Spanier von einer Bevölkerung, welche kaum ein paar Tausend Seelen betrug, gesprochen wurden. So enthält das kleinere Celebes 4 eigenthümliche Sprachen. In Neuholland hat diese Sonderbarkeit den höchsten Grad erreicht, und die Zahl der verschiedenen Sprachen ist endlos. In Indien drang der Geist der Sprache der Braminen in die Idiome der Bevölkerung Indiens, er modifieirte und veredelte sie, allein dennoch bestanden und bestehen die verschiedenen Sprachen fort. Obgleich die Mohamedaner während fast eines Jahrtausends Indien beherrsch- ten, so muss diess dennoch nicht in dem Sinne verstanden werden, mit welchem man in Europa eine Eroberung bezeichnet. Bis auf einige Provinzen, in welchen eine dennoch erst durch Acber eingeführte regelmässige Verwaltung aufgestellt war, liessen die Mohamedaner das übrige Indien unter ihren eingebornen Fürsten, und be- gnügten sich, entweder einen bestimmten Tribut zu fordern, oder die Länder, welche jenen ‘gelassen wurden, regelmässig zu plündern. Den meisten Mohamedanischen Herrschern war die Verbreitung des /s/ums nur Vorwand zu ihren Raubzügen: Gold und Schätze waren es, was sie von der indischen Bevölkerung forderten, ohne sich um die Bildung oder Bekehrung zu bekümmern. Ich kann nicht umhin, mir hier eine Bemerkung zu erlauben, welche eine irrige, ziemlich allgemein verbreitete An- sicht betrifft, als sei das grösste Reich der vergangenen Jahrhunderte, das Mogolische in Indien, durch den Fanatismus zerstört worden, welchen der übelberechnete Glaubens- eifer der Mohamedanischen Herrscher in den für ihre Religion glühenden Hindu ent- zündete. Zwar ist nicht zu läugnen, dass unter dem fanatischen Alumgier die Moha- medanische Macht durch den Marutta-Räuber Sivajie den ersten Stoss erhielt. Allein es war nicht Glaubenseifer, sondern Hang nach weltlichem Gut, welcher ihn und seine Maratten zu Thaten, welche man gross oder schlecht nennen kann, verleitete. 6 42 Der Einfluss der Mohamedaner auf die Hindu-Civilisation war nur gering, dennoch findet sich ein bedeutender Unterschied in Gebräuchen und Gewohnheiten der Bewohner des nördlichen und jener des südlichen Indiens, welcher durch sie hervorgebracht wurde. Auf die Sitten und die Denkungsweise derselben haben die Europäer bis jetzt so wenig Einfluss gehabt, dass bei der ganzen Bevölkerung Indiens auch nicht Ein europäischer Gebrauch, nicht Eine europäische Idee Eingang fand, und dass, während von den Mohamedanern eine Sprache herrührt, die Hindostanische, Urdu der Ein- gebornen, welche den damit Vertrauten fast durch ganz Indien führt, die europäischen Sprachen nur wenig verbreitet sind, die Portugiesische am Meisten, und die Englische am Wenigsten. Die jetzigen Beherrscher Indiens, die Engländer, welchen in diesem Augenblicke Indien als volles Eigenthum gehört, stehen überhaupt von dem Volke, über welches sie herrschen, vollkommen getrennt da, und sie haben auf die Menschen, welche ihre Unterthanen sind, in moralischer Rücksicht nicht den mindesten Einfluss gehabt, oder auch nur haben wollen. In dem Indier lebt ein anderer Geist als in dem Europäer. Er denkt und fühlt nicht wie wir; es ist ein Ernst über sein ganzes Wesen ausgebreitet, welcher ihn stets den grossen Zweck des Lebens oder den täglichen vor Augen haben lässt. Kaum ein Kind verläugnet diese Eigenthüuwlichkeit, und nur selten wird man es spielen sehen. Die Familienverbindungen, die Verhältnisse der einzelnen Mitglieder unter einander. die Bande, welche die verschiedenen Klassen zu einem Volke vereinigen, die gegen- seitigen Verpflichtungen des Staats gegen den Unterthan und der Einwohner gegen den Staat, sind anders gebildet als bei uns, die menschliche Gesellschaft selbst ist dort von der unsern verschieden. ! Ich fand inIndien keine Schwierigkeit zu reisen, als die des Klima’s, welches noch keinen Europäer, der es wie ich zu besuchen beabsichtigte, verschont hat: davon sprechen Moorkroft, Gutheri, Trubeck, Lechenault, Duvaucel, Christie, Jacquemont, Henderson, Reisende in Indien während der letzten 15 Jahre, welche sämmtlich in der indischen Erde ruhen. Uiberall ward ich von den Engländern mit beispielloser Gastlichkeit und Zuvorkommenheit empfangen. Ich begann meine Reise im Innern mit dem höchsten Punkte der nördlichen Gattan: Mahableschwar, auf welchem erst kürzlich ein Sanitarium errichtet worden war. Ein Neuling in Indien, scheute ich die Sonne nicht, und stieg täglich von der kühlen Höhe in die 5,000 Fuss unter mir liegenden Thäler, in welchen, (es war Ende Mai und Anfang Juni) — eine wirklich grässliche Hitze herrschte. Die herrliche Natur lockte mich in die Tiefe. Wie sonst fast nirgends in Indien breiten sich hier die majestätischen Pflanzenformen in dem beständigen Thau der zu Staub aufgelösten Wasserfälle in wundervoller Schönheit aus, und beherbergen sonderbare Vögel und Thiere. Meistens lockte mich die herrlich geschmückte Natur in die Schluchten: allein manchmal galt mein beschwerlicher Weg einer Hyäne — manchmal zog mich ein Eber oder Bär, manchmal die gefährlichere Panther- und Tigerjagd oder die gefähr- 43 lichste von allen, jene auf den wilden Stier der Gattan in die Thäler hinab. Ich wurde von allen Engländern gewarnt, meiner Kraft und der Sonne Indiens zu miss- trauen; — allein ich verfolgte meine Lebensweise — bis mich das gefährliche Wald- Fieber Indiens ergriff, dem selten ein Europäer entschlüpft. Doch ich genas und setzte meinen Weg fort. Puna, Ahmednagger, Aurängebad und Ellora hatte ich er- reicht, in der Absicht, durch Mittel-Indien nach Calcufla zu reisen, als mir an der Godavery ein Unfall zustiess. Der colossale Hund eines Bekannten fiel mich an; ob- gleich ich das Thier auf mich zukommen sah, und meine Doppelflinte in der Hand hielt, so dauerte es mich, den schönen Hund zu tödten — ich dachte seiner auch ohne dies Herr zu werden: dies wurde ich zwar, allein erst nachdem ich aus vielen Wunden blutete. Der Unfall war unbedeutend ansich, allein ich lag einige Wochen krank darnieder: die Regenzeit, welche das Fortkommen in Indien fast unmöglich macht, hatte unter- dessen begonnen. Ich musste meinen Plan, nach Calculta auf diese Weise zu reisen, aufgeben, und kam mit Mühe nach Puna zurück. Ich musste einen neuen Reise- plan entwerfen. Ich muss gestehen, dass ich es nicht erwartete, lange in Indien dem Einflusse des Klima’s zu widerstehen: das Fieber und der letzte Unfall hatten meine Kräfte sehr herabgebracht; deshalb dachte ich mir, dass es wohl besser sey, wenn ich zuerst nach Süden gehe, dessen Volksbildung nach meiner Meinung um so viel reiner von allem Fremdartigen als der Norden dastehen müsste; weil die Mohamedaner den Süden kaum berührt hatten, und daher indische Sitten und Gebräuche in ihrer vollen Originalität bestehen mussten. So durchwanderte ich den grössten Theil des Deckhans: Sallara, das durch seine grossartigen Denkmale berühmte Bijapur, Gokak, Belgaom, stieg dann nach dem schönen @o« hinab: kehrte wieder auf die Höhe zurück, um Darwar, die Wunder Bynagger’s, Bellari, Baugalore, Seringapatam und Meysor zu besehen. Dann erstieg ich die majestätischen blauen Berge (Nilgheri) und blieb drei Wochen daselbst: dann verfolgte ich meinen Weg über Coimbalor und Palghat- scheri nach Tritschindor an die Küste Malabar, und besuchte Kotschin, Alepie, Guui- lon und Travankor mit seinen schönen Frauen. Endlich erreichte ich das Süd-Cap Indiens Camorin, und schiffte von dem durch seine Perlenfischereyen berühmten Tutti corin nach Ramiseram an der Adam-Brücke und nach Manar. Uiber fünf Monate verweilte ich auf der reitzenden Insel Zeyland: es nach allen Richtungen von Norden nach Süden und von Westen nach Osten durchziehend. Ein von dem Hindu verschiedenes Volk fand ich im Innern, nämlich die Sing- halesen, deren Volksbildung sowohl als ihre heilige Sprache das Paü mit der durch die Braminen hervorgerufenen Civilisation gleichen Ursprung hat. Jetzt sind jedoch die beiden Völker gänzlich von einander verschieden. Von Zeyland kehrte ich nach Indien, und zwar an die Küste Koromandel, zurück. Nachdem ich die dänischen Niederlassungen in Tranguebar, die französischen in Ponditschery und Carical besucht, blieb ich in Madras während 4 Wochen. Ein Zufall veranlasste mich, meinem ursprünglichen Plane untreu zu werden, wonach ich die Reise in Asien beenden wollte, ehe ich Neuholland besuchte. Der Capitain Lum- 6* 44 bert, welcher die Fregatte Aligafor eommandirte, trug mir an, seine Cajüfe mit mir zu theilen, um die ostindischen Inseln, Neuholland 'und die Südsee-Inseln zu besuchen, welches Anerbieten ich mit Freuden annahm. Im Oktober 1833 lichteten wir die Anker auf der Rhede von Madras, und landeten zuerst in Sincapur. Die jetzigen Bewohner und äuch Besitzer der meisten Inseln des grossen in- dischen Archipelagus bilden eine grosse Volksmasse mit gleichem Glauben, gleicher Sprache und gleichen Sitten. Es ist der Malaische Volksstamm. Zwar befinden sich noch im Innern Sumalras und Borneos manche wilde Horden, zwar sind die Phi- lippinen durch die Spanier zu dem katholischen Glauben bekehrt, allein der bei Weitem grösste Theil der Bewohner der zahllosen Inseln dieses Archipelagus wurde zu der Mohamedanischen Religion bekehrt, welche sich jedoch hier weit von dem reinen Deismus entfernte, welcher eigentlich dem Glauben Mohameds zum Grunde liegt. Dieser Volksstamm, der am Weitesten verbreitete und zerstreute auf unserer Erde, ob- gleich mit den verschiedensten Sitten, Gewohnheiten und Religionen, erstreckt sich von der westlichen Küste Sumafras südlich und östlich durch das ganze stille Meer bis zur Westküste America’s, und es ist sicher eine der auffallendsten Erscheinungen, dass, während in Neuholland in demselben Continente zahllose verschiedene Sprachen bestehen, die einzelnen zerstreut liegenden Inseln, welche manchmal nicht mehr als kaum zu findende Punkte in der endlosen Wüste des stillen Oceans bilden, dieselbe Sprache besitzen. Von den unglücklichen Bewohnern Neu-Hollands ein Bild zu entwerfen, ist für den Menschenfreund eine traurige Aufgabe. Von der Natur ist wohl kein Thier grausamer als diese armen Menschen behandelt worden. Ihr Körper ist hässlich und unförmlich, ihre Züge sind Abscheu erregend: der Ausdruck ihres Gesichtes ist gräss- lich: es ist ein Mittelding zwischen jenem eines Creiin’s und eines Betrunkenen. Wenn man in ihre Augen sieht — so findet man den eigenen Blick bald wie an einer Mauer abprallen: es ist nichts, was sich im Innern des Auges zeigt, keine Frage, keine Neugierde, kein Erstaunen, kein Gedanke: kein Geist bewegt sich darin — mit einem Worte: es ist seelenlos. Ihr Auge trügt nicht, — es ist leider der treue Spiegel ihres Innern. Wie bei einem Thiere, hat die Seele des Neu-Holländers keinen Aufschwung; nur mit dem physischen Leben ist er beschäftigt, nur mit dem, was sein Körper be- darf. Hat nun die Natur diese ihre Stiefkinder einerseits nur auf die seelenlosen Freuden des Körpers angewiesen, so hat sie ihnen anderseits nicht die Möglichkeit gegeben, ihre Wünsche zu befriedigen, kaum ihren Unterhalt zu finden, ja, nicht ein- mal den Instinkt der Vorsicht, wie es bei manchen Thiergattungen der Fall ist, welche sich Vorräthe anlegen. Und wie nöthig wäre dies gerade hier; denn Neuholland er- zeugt keine essbare Frucht, keine Pflanze, welche zum Gemüse tauglich wäre, keinen essbaren Samen, keine. Körnerfrucht, kein essbares Knollen-Gewächs, welche zum Anbau tauglich wären; kein vierfüssiges Thier, das als Hausthier zu gebrauchen wäre, keines, welches Milch giebt, kein sich schnell vermehrendes, kein Huhn. Schöne und wunderbare Pflanzen, ausserordentliche Thier-Formen, — allein nichts für die Bedürf- a 45 nisse des Menschen berechnet. Geschmückt wie der herrlichste Garten, in welchem der Gärtner jede Pflanze sich zum Liebling erkohren hat, breitet sich das Land unüber- sehbar vor dem staunenden Fremdling aus: kräftig und unberührt von Menschen und Thieren ist Wald und Flur: kein Fusspfad schlängelt sich durch den bunten Teppich der Wiesen, keine Spur des Wildes erspäht der Blick. Es: ist, als sey Neuholland nur für die Pflanzenwelt geschaffen. Ihre Formen sind dort edel und schön; — von Menschen und Thieren hat die Natur dort nur Zerrbilder geliefert. Nach dieser Schilderung brauche ich wohl nicht zu erwähnen, dass für meine Beobachtungen das Urvolk Neu- hollands kein Feld darbot. Die Familien-Bande sind unter ihm lose, und keine grössern Verbindungen existiren, als die einer Horde. Wie ein Rudel wilder Thiere durchziehen die Neuholländer in der jeder Horde gehörigen Gegend das Land, ohne ein Dorf, oime ein Haus, ohne eine Hütte, ohne ein Zelt zu besitzen. Keine Höhle, keine Grube schützt sie gegen das Wetter — nicht einmal Kleidung: von keinem Anbau, keiner Heerde — ist die Rede: — auf einer sehr niedern Stufe der Menschheit steht der Neuholländer, und dennoch! sollte man es glauben? ist es noch ein Schritt weiter, bis der Uibergang des Menschen zum Thiere unmerklich ist. Diese niedrigste Men- schen-Gattung bewohnt manche Gebirgsgegend Indiens: es ist jener Urstamm, dessen ich erwähnte, und welcher unstreitig zu derselben Race, wie die Neuholländer, ge- hört: allein jener Indiens hat es nicht bis zu der Bildung einer Horde gebracht, kaum eine Familie findet man vereinigt; — Mann und Frau leben einzeln, und flüchten affen- ähnlich auf die Bäume, wenn man ihnen zufällig begegnet. Der Volksstamm von Van Dumensland ist von dem Neuhollands verschieden: er gehört wohl der Race von Neu-Guinea (Papua) au, — er ist von den Engländern beinahe ausgerottet worden. Er stand durch geistige Fähigkeiten weit höher, als der Neuholländische Volksstamm. Ich sah einen Knaben von 13 Jahren, welcher in einer englischen Schule in der Mathematik bedeutende Fortschritte gemacht hatte, unser Sonnensystem deutlich erklären konnte, und überhaupt der ausgezeichnetste Kopf der ganzen Schule war. Bis jetzt war es noch nicht möglich, einen Neuhol- ländischen Knaben zu bewegen, auch nur für kurze Zeit in einer Schule zu bleiben. War jedoch das Urvolk Neuhollands eine traurige Erscheinung für den Men- schenfreund,, so war es desto erfreulicher, die aufstrebenden Kolonien zu beobachten, welche ursprünglich durch den Auswurf des Menschengeschlechtes gebildet wurden. Jetzt sind freie Eingewanderte in grosser Anzahl daselbst angesiedelt, und das Ganze, aus einer Mischung des Edeln und Grässlichen bestehend, zeigt dennoch ein har- monisches Gebilde, welches gemeinschaftliches Interesse fest zusammenhält. Die mo- ralische Uiberlegenheit der Eingewanderten flösst selbst den Schlechtdenkenden Ehr- fureht ein, und gibt jenen, welche in geringer Anzahl gegen ‚die Sträflinge dort einzeln leben, dennoch das Uibergewicht. Die Sträflinge) trauen zu wenig einer dem andern, um einen gemeinschaftlichen Plan auszuführen, Die Bevölkerung Neu-Seelands gehört dem Malayischen Volksstamme an. Hier gab ich den Plan auf, weiter nach’ Osten zu gehen. Die schändliche Bevöl- 46 kerung dieser an Gräuelthaten reichen Insel hatte mir Abscheu gegen die wilden Stämme eingeflösst, welcher schon in Neuholland begonnen hatte. — Auch hatte ich es nicht, wie erwähnt, so einrichten können, die Philippinen, China und den nördlichen Theil Indiens vor meiner Reise nach Neuholland zu sehen, und von Indien eine zweite Reise nach der Südsee zu unternehmen, um die Menschen in einem rohen Zustande zu sehen, dazu war mir meine Zeit zu kostbar. Durch den stillen Ocean trat ich nach einem Jahre Aufenthalts in der südlichen Halbkugel, meine Reise nach Manila an. Höchst erfreulich für den Reisenden war es, das Lugon zu betreten: hier, wo sich Natur und Religion vereinigten, den Men- schen zu beglücken. Macao und Canion besuchte ich nun, dann Bengalen, den Himelaya und Kaschmir bis zu den Grenzen Thibels. Von da folgte ich dem Flusse Ihitum bis Mazufferabad, überstieg dann die Gebirge nach dem Indus, und kehrte von Alock über Luhor und Lodiana nach Dehli zurück. Ich erreichte Bombay, durch wenig besuchte Gegenden ziehend, gerade 4 Jahre, nachdem es mein Kuss zum ersten Male betreten hatte, und nach einem kurzen Aufenthalte am Cap und in St. Helena landete ich in Portsmouth, etwas über 6 Jahre, nachdem ich Wien ver- lassen hatte. Ich wage es kaum, diesem 'langen Vortrage noch etwas hinzuzufügen. Den- noch wünschte ich einige Worte über das Resultat dieses Unternehmens zu sagen. Nur durch einen Vergleich mit einer andern Sammlung ist es möglich, einen An- haltspunkt zu gewinnen, und das so reiche k. k. naturhistorische Kabinet zu Wien ist zum Mass-Stabe gerichtet worden. Meine Sammlungen enthalten: 120 Stücke Saugthiere in 61 Arten, worunter 30 Arten in dem k. k. Kabinete nicht enthalten sind, 205 Amphibien, 1410 Vögel in 674 Species, worunter 1 neue Gattung und 24 neue Arten enthalten sind: von den Vögeln fehlen 285 Species im k. k. Kabinet. 279 Stück Fische in 136 Species, wovon 107 Species im k. k. Kabinete fehlen, hierunter sind 2 neue Gattungen und 17 neue Arten, 1860 Arten von Insekten in 6438 Stücken, wovon 1093 Arten nicht im hiesigen Kabinet enthalten sind, 851 Crustaceen. Die Conchilien-Sammlung zu katalogisiren, war bis jetzt noch nicht möglich. Es fehlte die Zeit dazu: es ist jedoch von allen Sammlungen, die ich ge- macht habe, die grösste, und diejenige, auf welche ich die meiste Sorgfalt verwen- dete. Die Pflanzen-Sammlung beträgt an 20,000 Exemplaren in 7112 Arten nebst 3000 Arten Sämereien: die Mineralien-Sammlung, eine grosse Anzahl von Verstei- nerungen aus dem Himelaya, Neuholland und der Insel Perim enthaltend, besteht aus 1250 Nummern. Die Münzen-Sammlung beträgt 1249 Stück, meistens indische, worunter 258 Baktrische, und 122, welche den Uibergang der Baktrischen zu den Hindu-Münzen bilden. An eihnogrophischen Gegenständen sammelte ich 928 Stück, welche in 24 Abtheilungen zerfallen: unter diesen sind 63 /dole und 'Tempelgeräthe von Silber, Bronce und Elfenbein, 40 musikalische Instrumente, 171 Waffen, 49 Stück indische, Kaschmir- und chinesische Stoffe, 168 Stück indischer und chinesi- ‘ scher Schmuck, zum Theile in Juvelen u. s. w. Die Sammlung enthält 433 Gegenstände 47 aus Egypten: ferner einige Hundert Zeichnungen und Oelgemälde , kostbare Ma- nuseripte und Briefe — endlich an 12,000 Blätter Tagebücher und Notizen, mit Be- obachtungen mancherlei Art. — Die erste Abtheilung meiner Reise, Kaschmir und das Punjab betreffend, liegt zum Druck bereit. Es hängt von der Aufnahme derselben ab, was später erscheinen wird. Meine Sammlungen enthalten viel Neues, wie vielleicht meine Tagebücher, allein es frägt sich, ob das Ungesehene das Auge nicht mehr anspricht, als den Geist das Ungehörte: jenes ist Uns nahe — dieses bei einer Reise, wie die meinige, ist dem Lesenden so fern. Durch eine Entschuldigung, dass ich so lange von mir gesprochen, müsste ich besorgen, meine Fehler nur noch zu vergrössern, $. 4. Diesem liess Herr Professor Göppert aus Breslau eine Abhandlung über die Bildung der Pflanzen-Versteinerungen auf nassem Wege unter Vorzeigung verschie- dener Exemplare folgen. Im vorigen Jahre machte ich Versuche bekannt, welche zeigten, wie man Vege- tabilien, welche in verschiedenen metallischen oder erdigen Lösungen gewesen sind, durch Glühen und Verbrennen des Organischen in Erden und Metalle mit Beibehaltung ihrer Struktur zu verwandeln vermöchte. Später fand ich, dass der anorganische bald aus Kiesel, Kali oder Kalk, oder aus einem Gemisch von allen drei Stoffen bestehende Rückstand, welchen jede einzelne Zelle und jedes einzeine Gefäss nach dem Verbrennen liefert, nebst den in dieselben aufgenommenen ‚anorganischen Stoffen dies vorzugsweise vermitteln. Je mehr also von den letztern Stoffen die Pflanzen aufnahmen, um so besser wird sich die Form er- halten. Man kann sich davon sehr leicht überzeugen, wenn man mehrere mässig dünne Vertikalschnitte eines Holzes in konzentrirte Auflösung von schwefelsaurem Eisen- oxydul bringt, und sie in verschiedenen Zeiträumen, also das eine etwa 6, das andere 12 Stunden oder längere Zeit darin liegen lässt, sie später glüht, und diese Produkte ebenfalls mit den durch’s Glühen erhaltenen Resten eines nicht imprägnirten Stückchen Holzes von gleicher Grösse vergleicht. Von letzterem, welches nur in zarten Um- rissen der früheren Gestalt des Holzstückes entspricht, kann man durch erstere, die stufenweise sich verbessernde Erhaltung der äussern Gestalt verfolgen; die dasjenige natürlich am besten bewahrt haben wird, welches man am längsten in jener Auflösung liegen liess. Da nun alle Pflanzen, ja auch die zartesten Theile derselben, einen unverbrenn- lichen, der frühern organischen Form mehr oder minder entsprechenden Rückstand, vielleicht desswegen nicht mit Unrecht Skelet genannt, zurücklassen, sind die von mir beschriebenen Versuche auch noch einer grossen Ausdehnung fähig, werden aber, da 48 jene Rückstände immer nur eine sehr geringe Festigkeit besitzen, selten sehr haltbare Produkte liefern, wenn man die Substanzen auf längere Zeit, vielleicht Jahre lang, einweichte. Nur einige Pflanzen, wie Blüthen von Erica medilerranea und Clavaria coralloides Bull, welche ein Jahr lang in konzentrirter Auflösung des salpetersauren Silbers sich befunden hatten, waren nach dem Glühen mit Erhaltung der Form in zu- sammenhängendes, regulinisches biegsames Silber verwandelt. *) Man kann sie also wohl mit den wahren Versteinerungen d. h. mit den in Kalk, Kiesel oder Eisen scheinbar verwandelten Vegetabilien vergleichen, indem auch hier die Gestalt bei gänzlich veränderten Bestandtheilen unverändert blieb; doch dürfte sich die Natur, wie ich schon im vorigen Jahre bemerkte, zur Bildung der durch ihre Festigkeit so ausgezeichneten Versteinerungen wohl kaum eines so gewaltsamen Weges, wie des Feuers, bedient haben. Indem ich nun weiter mich bemühte, erhielt ich durch meinen geehrten Freund Herrn Oberforstrath Colfa in Tharand, und später durch Herrn Kaufmann Laspe in Gera Stücke von einer Eiche der Jetztwelt, die von dem letztern in einem Bache bei Gera gefunden worden war, und sich theilweise in einem unbekaunten Zeitraume in kohlensauren Kalk verwandelt hatten, bedeutende Festigkeit zeigten, und selbst Politur annahmen. Noch merkwürdiger erscheint mir ein ebenfalls vom Herrn Cotta mitge- theiltes Stück Buchenholz aus einer alten, wahrscheinlich römischen Wasserleitung im Bückeburgischen. Die Versteinerung hat sich auf einzelne der Länge nach durch das Holz sich erstreckende cylinderförmige Stellen beschränkt, so dass man bei oberfläch- lichen Untersuchungen wohl meinen könnte, es; seien dort Risse oder durch Fäulniss entstandene Lücken gewesen, die von dem Kalke ausgefüllt worden wären. Von Fäulniss ist aber an dem diese Stellen umgebenden Holze keine Spur wahrzunehmen, und bei mikroskopischer Untersuchung sieht'man auf den verkalkten Theilen dieselbe Struktur wie auf dem benachbarten Holze. Nach dem Auflösen der versteinerten Stelle in Säuren ‘blieb noch 'sämmtliche organische, noch Gerbestoffe enthaltende Substanz zurück, die aus Holz und punktirten Gefässen bestand, welche keineswegs etwa ver- kohlt, sondern noch mit der eigenthümlichen Farbe und im Zusammenhange unter- einander erschienen. Ein gleiches Verhalten beobachtete ich nun auch bei den vor- weltlichen in Kalk verwandelten Hölzern, wie z. B. in dem, schwarzen Marmor ähn- lichen Holze aus dem Uibergangsgebirge bei Hausdorf in der Grafschaft Glatz, also der ältesten, Versteinerungen führenden Formation, bei dem aus dem Lias bei Banz und Bamberg, so wie won Aidaniel aus der Krinna und dem berühmten Stamm von Cxaigleith in Schottland, welches erstere mir Herr Dubois, letziere Herr L. C. Tre- viranus zur literärischen Benützung mitgetheilt hatten, Aus einer ebenfalls im Uiber- *) In ler vereinigten geognostisch - botanischen Section am 21. September zeigte ich sowohl den Versuch, als mehrere andere im weitern Verlauf dieses Vortrages erwähnte Experimente, oder legte die Resul- tate derselben vor. 49 gangsgebirge von Hausdorf in Kalk verwandelten Sligmaria ficoides, über deren Structur man so lange zweifelhaft war, schied ich auf diese Weise noch vollkonımen erhaltene Treppengefässe. — Bei dem aus der Grafschaft Glatz betrug die Menge der die Structur von Coniferen zeigenden, keineswegs verkohlten, sondern nur schwach gebräunten, vollkommen biegsamen Fasern noch 5 — 7 p. EC. Auch schied sich hier noch Oel aus von brenzlichem Kreosot- ähnlichen Geruche, welches also eben so, wie oben im Eichenholze der Gerbestoff in die Versteinerung mit übergegangen war, oder wohl vielleicht richtiger sich während des Versteinerungsprocesses aus dem ätherischen Oel der Coniferen entwickelt haben mochte. Am Vollkommensten erhält man die Fa- sern noch im Zusammenhange, wenn man recht zarte Splitterchen mit sehr verdünnter Salzsäure übergiesst; weil bei der concentrirten nicht nur die Säure selbst, sondern auch die durch die rasche Entwicklung der Kohlensäure bewirkte Erschütterung auf den Zusammenhang derselben zerstörend einwirkt. Nachdem ich mich durch Versuche überzeugt hatte, dass mässig concentrirte Flusssäure auf die vegetabilische Faser nicht zersetzend einwirkte, bediente ich mich derselben, um die Kiesel- und Chalcedon- hölzer in Beziehung auf ihren Gehalt an organischen Fasern zu untersuchen, und fand, dass auch in der festesten, auf dem Stahle Funken gebenden Masse, z.B. in den Stämmen von Buchau in Schlesien, von Kiffhäuser, von Ilmenau, und in mehreren Geschieb- hölzern noch wohlerhaltene Gefässe vorhanden sind, die nach Entfernung der Kiesel- erde zurückbleiben, und in den meisten noch vollkommen hinreichen, um auf die Gat- tung des Holzes schliessen zu lassen. Es werden sich hierin allerdings wohl noch manche Verschiedenheiten hinsichtlich der Quantität der organischen Substanzen er- geben, worauf ich eben später noch zurückkomme; da ich alle versteinerte Hölzer nicht nur nach ihrer Structur, sondern auch nach dem hier angeführten chemischen Verhalten untersuche. Doch können Arbeiten dieser Art nur langsam vorschreiten; weil ausser den geringen Vorarbeiten in diesem Felde auch noch die Zubereitung der Hölzer zur Beobachtung, wie das Schleifen, welches man am Besten nur selbst besorgt, viel Zeit und Mühe erfordern. In den Hölzern, welche nur sehr wenig or- ganische Substanz enthalten, ist dieselbe offenbar erst nach der Versteinerung theils durch Verwesung unter fortdauernder Einwirkung von Wärme und Feuchtigkeit, theils wohl auch durch Einfluss des Feuers vernichtet worden. Jedes Gefäss und jede Zelle war aber gewissermassen als ein Steinkorn zu betrachten, daher also auch diese Hölzer, wie z. B. sehr viele der weissen glasartigen ungarischen Opalhölzer , die offenbar theilweise der Einwirkung des Feuers ausgesetzt gewesen sind, ihre Structur noch bewahrten. Um mich von der Richtigkeit dieser Annahme zu überzeugen, setzte ich in einem kleinen Schmelztiegel feine, geschliffene Quer- und Längenschnitte der ver- steinerten Hölzer von Buchau in Schlesien und Chemnitz drei Viertelstunden lang der Weissglühhitze eines Sefström’schen Ofens aus. Die verschiedenartig holzähnlich gefärbten Fossilien waren milchweiss geworden, zeigten noch ganz deutlich die frühere die Coniferen charakterisirende Structur. Ein Paar Stücke , welche sich unmittelbar mit den Kohlen in Berührung befunden hatten, waren offenbar durch die Einwirkung 7 50 des in denselben enthaltenen Kalis an ihrer Oberfläche glasartig. Da ich nun bis jetzt noch niemals fossile Hölzer mit solehem Uiberzug erhielt, wiewohl es ihnen nicht an Gelegenheit fehlen konnte , mit Kali in Berührung zu gelangen, so dürfte auch dieser Versuch in geologischer Hinsicht vielleicht zeigen, wie selten das Feuer hiebei thätig gewesen seyn mag. Nur unter den Opalhölzern aus Ungarn besitze ich mehrere Stammstückchen, deren Aeusseres vollkommen mürbe, und milchweiss erscheint, wäh- rend der innere Theil noch sehr viel organische, nach Entfernung der Kieselerde durch Fluss-Säure darstellbare Fasern enthält. Durch Glühen wird auch der innere Theil vollkommen entfärbt und mürbe, woraus wohl hervorgeht, dass diess der Ein- wirkung des Feuers, aber erst nach der Versteinerung ausgesetzt gewesen seyn mag. Bei einigen, wie z. B. bei manchen Hölzern aus der alten Steinkohlenformation Löbgün, bei Halle, Neurode in der Grafschaft Glatz, Radnitz in Böhmen: (aber auch aus der Braunkohle) Bilin, von Meissner) erhält man nach Entfernung der Kieselerde reine, kohlige Masse, welche Fossilien also entweder vor der Verkoh- lung oder nach derselben von dem kieselhaltigen Fluidum durchdrungen wurden. Die ältern Naturforscher bezeichneten sie im Ganzen sehr richtig als versteinerte Holz- kohle. Bei andern Hölzern sieht man ganz deutlich an den destruirten Zellen, dass sie im Zustande der Fäulniss von der versteinerten Flüssigkeit erfüllt wurden. Auf gleiche Weise verhielten sich nun auch die in silberhaltiges Kupferoxyd verwandelten Hölzer von Frankenberg in Hessen, und die in Thoneisenstein veränderten, durch ihre Festigkeit so ausgezeichneten Stämme, wie z. B. die von Schlackenwerth oder Ellbogen, eigenthümlich die Schwefelkieshölzer. Entfernt man nämlich durch Glühen den Schwefel, so bleibt das Eisenoxyd, und nimmt man durch Salpetersäure das Eisen hinweg, der Schwefel in der Form der Pflanzengefässe, zuweilen auch noch unverwandelte or gani- sche Substanz zurück. Abgesehen davon, dass wir vermittelst dieser Methode in manchen Fällen das bisher der Untersuchung der fossilen Hölzer so störend entgegenstehende Schleifen entbehren können, ergeben sich hieraus wohl nicht unwichtige Aufschlüsse über die Beschaffenheit und Bildung der Versteinerung überhaupt. Es scheint nun nicht mehr unerklärlich, dass wir in den meisten Fällen bei den versteinerten Hölzern die einzelnen Abtheilungen derselben, Rinde, Holz, Splint, Mark und die einzelnen Jahresringe nicht blos wohlerhalten, sondern oft noch mit den natürlichen Farben oder wenigstens doch scharf von einander getrennt erblicken. Die versteinernden Flüssigkeiten durchdrangen zuerst die Wände der Holzzellen und Gefässe, später wurden die Höhlungen derselben selbst ausgefüllt. Je gleichförmiger und ruhiger dies geschah, um desto wohlerhaltener erscheint die Struectur und der Durchmesser der Gefässe. Es geht auch hieraus hervor, wie richtig im Allgemeinen die ältern Naturforscher von Agricola bis auf Walch, Schulze und Schröter den Vorgang der Versteinerung nicht als einen Ersetzungs- oder Substitutions-, sondern als einen Im- praegnationsprocess ansahen. Auch vermuthete schon Schulze (von den versteinerten Hölzern S. 5. Halle 177 und S. 24) gegen Bondaroy von den versteinerten Hölzern in den mineralischen Belustigungen Thl. 5. 8. 438, und Toourelle (Schrölers lithol. sl Journal, Thl. II. S. 275) dass man bei Versuchen, wie sie Carl in seiner Docemasia ossium fossilium mit versteinerten Theilen von Thieren angestellt, deutliche Merk- male sowohl einer vegetabilischen Grunderde, als anderer mit selbigen innigst ver- bundenen, und von einem natürlichen Holze noch rückständigen Theilen beobachten könnte. Nach Wallerius (Ej. Systema mineral. Thl. II. Viennae 1778 p. 398) soll jedes wahre vegetabilische Peträfact dureh Destillation oder Caleination ähnliche Bestandtheile (acidum et phlegma) wie Pflanzen der Jetztwelt liefern. Auch lässt sich auf diese Weise leicht erklären, wie man halb versteinerte Hölzer antrifft, wie man mehrere dergleichen theilweise verkieselte, verkalkte und vergypste besitzt. *) Was nun die versteinernden Flüssigkeiten selbst betrifft, so war es offenbar die Koh- lensäure, die.die Auflösung des Eisens, des Kupfers und des Kalkes, und das blosse Wasser, welches die der Kieselerde vermittelt, welches, wie bekannt, diese Erde, wiewohl nur in geringer Menge, auflöst. Doch dürften diese Auflösungen auch nur von geringer Concen/ralion seyn, weil sich sonst Viberzüge oder Incrustate bilde- ten, und «ann das Organische, völlig abgeschlossen, sich wohl zu erhalten, aber nicht zu versteinern vermochte. Man sieht also hieraus, welcher lange Zeitraum zur Erzeugung derselben er- forderlich war. Eisenstein, nämlich Eisenoxydhydrat bildet sich auch durch das oben genannte Auflösungsmittel aus vermoderten Pflanzen bekanntlich noch vor unseren Augen, und vermag auch gegenwärtig noch Vegetabilien zu versteinern, wenn sich dazu günstige Gelegenheit darbiethet. Ein solches merkwürdiges Beispiel fand ich im Herbste vorigen Jahres auf der Bibliothek zu Gotha, dessen Mittheilung ich dem leider für die Wissenschaft viel zu früh verstorbenen Herrn von Hoff verdanke, Es ist, eine Fassdaube, welche in den Tiefen des Schlossbrunnens nachweislich 150 Jahre gelegen hat und nun theilweise, namentlich an den Stellen, wo die ganz oxy- dirten eisernen Streifen sich befanden, mit festem Eisenoxyd imprägnirt und so fest geworden ist, dass es sich an mehreren Stellen schleifen lässt. Dass sich Kalkver- steinerungen noch zu unseren Zeiten bilden können, beweisen die oben erwähnten Beispiele von der Eiche und Buche; es fehlt also gegenwärtig nur noch eine Kiesel- versteinerung, um den für die gesammte Geologie gewiss nicht unwichtigen Satz, dass Versteinerungen sich noch heute, also noch fortdauernd, und nicht bloss zu gewissen Katastrophen bildeten, unbestreitbar nachzuweisen. Die älteren Naturforscher führten mehrere Beispiele dieser Art an. *) Und ich bin überzeugt, dass, wenn *) Von diesem in @yps verwandelten Holze, welches nebst dem in Kalk verwandelten am Seltensten vor- kommt, wurde vor zwei Jahren ein 4 Zentner schwerer Stamm in den Gypsgruben von Dirschel in Oberschlesien entdeckt, welches Holz ich der hiesigen Universität übergab. **) Siehe Walchs bekanntes Werk: Naturgeschichte der Versteinerungen. Thl. 3. Seite 32, und daraus in Schröters vollst. Einleitung in die Kenntniss der Geschichte der Steine und Versteinerungen Thl. 3. S. 209, 1178; wo alle bis zu dieser Zeit bekannten Erfahrungen dieser Art gesammelt sind. Ob das. kürz- lich in der Seine mit einem Schiffsanker gefundene Holz, welches Herr Becqueree in der Sitzung der Akademie (d. 6. Novb. d. J.) als versteinert bezeichnete, hieher gehört, werden wohl spätere Berichte näher entscheiden. fe: 32 wir aufhören werden, ihre Angaben als Täuschungen und Irrthümer zu betrachten, die von ihnen gemachten Beobachtungen nicht lange allein stehen werden. Jedoch nicht bloss auf analytische, sondern auch auf synthetische Weise lässt sich die Bildung dieser Versteinerungen auf nassem Wege anschaulich machen. Auflösung des Eisens in kohlensäurehaltigem Wasser würde nur sehr langsam zum Ziele führen. Da ich nun durch Versuche fand, dass man auch innerhalb des Pflanzengewebes die Oxryde von metallischen Lösungen mittelst geeigneter Stoffe niederschlagen kann, so benützte ich das Verhalten, um eine möglichst grosse Quantität Eisenoxyds (durch Imprägnation mit schwefelsaurem Eisenoxyde und Niederschlagung mittelst kohlensauren Natrums oder Ammonium) in die Pflanzen zu bringen, so, dass das Holz binnen wenigen Wochen ganz das Aussehen des in Eisen veränderten Holzes erhielt, doch war es noch nicht sehr fest; weil, wie sich bei näherer Betrachtung ergab, erst die Wan- dungen und noch nicht die Lumina der Gefässe ausgefüllt waren, wozu offenbar län- gere Zeit erforderlich ist. Dasselbe kann man auch mit dem Kalk, und wie eine erst in den letzten Tagen gemachte Erfahrung lehrt, ohne Zweifel auch mit der Kiesel- erde erreichen. Gewöhnlich schlägt sich die Kieselerde aus ihren Auflösungen in Alkalien durch Säuren in Pulverform nieder. Als ich aber vor °, Jahren in sehr engen Gefässen eine sehr concentrirte, durch organische Stoffe etwas braungefärbte Lösung von Kiesel in Kali mit concentrirten mineralischen Säuren vermischt, hatte sich im Laufe der Zeit auf dem Boden eine feste Masse von muschligem Bruche be- deutender, das Glas ritzender Härte gebildet, die sich ganz wie Feuerstein verhielt. *) Da die Niederschlagung der Kieselerde auch innerhalb der Pflanzengefässe Statt findet, darf man hoffen, auch feste, künstliche Kiesel-Versteinerungen bereiten zu können. Auf ähnliche Weise, wie die vegetabilischen Versteinerungen, ging nun auch wohl die Bildung der thierischen, wie der Knochen, vor sich. Ein Theil der Gallerte ward durch Eiuwirkung des Wassers entfernt, deren Stelle nun, und die dadurch entstandenen Lücken in dem phosphorsauren Kalk, oder dem Gerüste der Knochen: kohlensaurer Kalk oder Eisenoxyd ausfüllten, die als specifisch schwerere nnd dichtere Masse den Knochen die grössere Dichtigkeit und Schwere verliehen. Durch Imprägnation mit metallischen Substanzen und nachheriges Glühen werden die Knochen niemals schwe- rer, obwohl die metallischen oder erdigen Substanzen bis in die feinsten Kanälchen verbreitet erscheinen. Die. weichen thierischen Theile konnten aber eben so wenig, wie die krautartigen saftigen Theile der Vegetabilien mit in die Metamorphose ge- *) Mit welcher der Säuren, ob mit der Schwefel-, Salz- oder Salpetersäure, dies am Besten gelingt, ver- mag ich in diesem Augenblicke selbst. nicht anzugeben, da das Gewonnene durch Versehen aus den drei verschiedenen Fläschchen zusammengeschüttet wurde. Anfangs waren die Stückchen noch sehr spröde und sehr weich, dass sie beim Glühen in Pulver zerfielen; als ich sie aber nach 4 Wochen wieder auf diese Weise prüfte, hielten sie das Feuer sehr gut aus. Es erinnert dies an die, wenn ich nicht irre, in Frankreich gemachte Beobachtung, wo man noch weiche, kieslige Masse entdeckte, die erst später an der Luft erhärtete. Ich habe jene Versuche wiederholt, und hoffe zu bestätigen, was ich früher mehr zufällig als absichtlich auffand. 53 zogen werden; weil bei der geringen Concentration der versteinernden Flüssigkeiten und bei der leichten Zersetzbarkeit ihrer Struetur 'sie weit früher verfaulten, bevor sie sich mit einer hinreichenden Menge imprägniren ‚oder nur verhärten konnten. Krautartige Pflanzen vermochten sich in der Regel nur in Form von Abdrücken oder auch in Substanz, abgeschlossen von Licht und Luft, unter Zutritt von Wasser zu er- halten, wodurch sie vielleicht allmählig sich in Braunkohlen, oder vielleicht selbst in Steinkohlen ähnliche Substanzen verwandelten. ‘Ob sie immer nur auf nassem Wege ohne Zuthun des Feuers entstanden, will ich durchaus ‘nicht behaupten, indem ich nicht glaube, dass sich jemals ein geologisches Gesetz auf alle Verhältnisse anwen- den liesse, aber in sehr vielen Fällen mag’ es wohl so geschehen seyn. Dass sich Bitumen auf diese Weise bilden könne, habe ich oben bei Erwähnung des in Kalk verwandelten Holzes aus der Grafschaft Glatz bemerkt, und noch mehr sprechen da- für die in der ältern Kohlenformation zwischen dem Schieferthon gefundenen, noch völlig biegsamen, und nur schwach gebräunten Vegetabilien, die gewiss nicht so selten sind, als man bisher anzunehmen geneigt war. So besitze ich allein in meiner Sammlung aus der älteren Kohlenformation fol- gende, auf die erwähnte Weise erhaltene fossilePflanzen oder deren Theile: von FYalden- berg in Schlesien mehrere mir zunächst ihrer Abstammung nach noch unbekannte Samen, aus Kreuzburg in Oberschlesien ebenfalls Samen, das unter dem Namen Alethopteris Ottonis beschriebene und abgebildete Farrenkraut, ein Lycopodites, ähnlich unserem Lycopodium undulalum (die Blättchen lassen sich bei beiden noch in 3 Schichten zer- legen, und gewähren natürlich vollkommene Einsicht ihrer Structur); aus Zwickau eine ähnlich erhaltene Neuropteris und ein Farrenkraut mit Sporangien, an denen man noch den gegliederten Ring deutlich wahrnimmt, als das erste Beispiel dieser Art in der älteren Kohlenformation besonders interessant. Unstreitig ist bei der Verkohlung auf nassem Wege auch die Wirkung des Druckes mit in Anschlag zu bringen, wie der ganz einfache Versuch des Zusammenpressens frischer Blätter und Pflanzen lehrt, die sich sehr bald unter Einfluss von Wärme und Feuchtigkeit bräunen, was offenbar wohl nur als ein beginnender Verkohlungsprocess zu betrachten ist, während dieselben Vegetabilien in blossem Wasser unter ähnlichen Verhältnissen mit Ausnahme der Ein- wirkung des Druckes viel länger sich erhalten. Unverändert bleiben sie fast, wenn man sie hermetisch verschliesst, namentlich vom Schimmel unberührt, der vorzugsweise, wenigstens zum Unkenntlichmachen derselben beiträgt. Auf diese letztere Weise be- wahre ich mehrere Vegetabilien (die Blüthe einer Citrone, junge Erbsen- und Linsen- pflauzen, Sedum rupestre) seit 1”/, Jahren in Glasröhren hermetisch verschlossen auf, ohne dass sie eine merkliche Veränderung, ausser einer gelblich-grünen Färbung, die aber bald, in den ersten acht Tagen nach dem Einschliessen, eintrat, bis jetzt erlitten hätten. *) Eine Anzahl anderer Vegetabilien, Blätter von Acrostichum aleicorne, *) Am 1. August d, J, schloss ich einen Frosch und eine Kröte, jedes besonders, in ein hinreichend weites Cylinderglas so vorsichtig ein, dass sie von der zum Zuschmelzen des Glases erforderlichen hohen Tem- 34 Tectaria coriacer Lk. Adianlum älhiopicum, Pleris argufa , Asplenium frichomanes, Aspidium molle, Juncus squarrosus, Blätter von Thaliclrum minus, Chaerophyllum hirsulum, Equisetum palustre, Pinus sylvestris legte ich am 12. August 1836 zwischen Thonplatten, und senkte sie in einer offen stehenden Glaskrause in das Beet des sechs Fuss hoch mit Wasser angefüllten Grabens im hiesigen botanischen Garten. Als ich sie am 20. August d. J., also nach 12'/, Monaten wieder herausnahm, so fand ich sie im Ganzen hinsichtlich der Form sehr wohl erhalten, aber stark gebräunt, namentlich die Tectaria, Aspidium molle, Juncus squarrosus, die Kieferblätter fast noch grün. Wenn diese Versuche auch zunächst kein erhebliches Resultat lieferten, so setze ich sie doch fort, weil die von mir beobachtete Verfahrungsart, wenn ich nicht irre, vielleicht dem Vorgange in der Urzeit, in welchem sich Abdrücke jener Art bildeten, am Meisten ähneln dürfte. Ich habe daher die oben genannten Pflanzen wieder zwischen Thon gehüllt, auf ähnliche Weise versenkt, um sie erst in einigen Jahren an das Tageslicht zu ziehen. Welche Veränderungen zusammengehäufte Vegetabilien unter Zutritt der atmosphärischen Luft erleiden, zeigen die sehr interessanten Versuche des Herrn A. F. Wiegmann, durch die er nicht nur die Nachbildung von Torf, sondern auch der Braunkohle bewirkte. *) (Uiber die Entstehung, Bildung und Wesen des Torfes von Dr. A. F.Wiegmann, Professor in Braunschweig 1837. S. 60. uf.) Ich schliesse diesen Vortrag mit der Bitte: dass man ihn an dem Orte, von welchem einst die Gestaltung der Flora der Vorwelt als Wissenschaft ausging, freundlich aufnehmen möge, für deren Begründer wir Alle, das Inland, wie das nahe und ferne Ausland, wünschen, dass er bis an das späteste Ziel des menschlichen Alters der Wissenschaft und seinen zahlreichen Verehrern erhalten werden möge. $. 6. Hierauf schlossen die Vorträge, und die Versammlung schritt, über Auf- forderung des ersten Geschäftsleiters, zur Festsetzung der Sectionen, welche so- peratur nicht berührt wurden. Wie vorauszusehen war, traten bald heftige Respirationsbeschwerden ein, die dem Leben dieser, Thiere ein Ende machten. Den Frosch bewahre ich noch auf. Seine äussere Gestalt ist jetzt, indem ich diese Abhandlung zum Druck überschicke, noch eben so natürlich, wie jene der Pflanzen. *) Während meiner Anwesenheit in Prag zeigte mir der Dr. Jur. Herr Ritter Kalina von Jäthenstein, der sich viel mit der Untersuchung der heidnischen Opfer- und Begräbnissplätze Böhmens beschäftigt, und bereits auch ein interessantes Werk im vorigen Jahre darüber publieirte, Reste der ausgehöhlten Baum- stämme, in welchen die Urbewohner dieses Landes ihre Todten zu begraben pflesten. Wiewohl die Knochenreste derselben, und alle andere Verhältnisse keine Spur von Einwirkung des Feuers zeigten, fand ich doch dieses den Coniferen angehörige Holz in glänzend schwärzliche, die Holzstructur noch deutlich zeigende Braunkohle verwandelt. Ich führe dieses Beispiel nur an, um die Aufmerksamkeit der Forscher auch auf ähnliche Fälle zu leiten, in denen sich oft die Einwirkung eines Momentes wird näher bestimmen lassen, den wir leider nur in geringem Maass-Stabe anwenden können, ich meine die Zeit, 55 gleich ihre eigenen Präsidenten, Secretäre und Stunden für die wissenschaftlichen Zusammenkünfte und Verhandlungen wählten. Die für die Sectionssitzungen bestimm- ten Localitäten wurden durch offene Anschläge an den Eingängen bekannt gegeben. Sowohl die gewählten Präsidenten und Secretäre, als die bestimmten Stunden er-. scheinen im gegenwärtigen Bericht an der Spitze der einzelnen Sectionen, wodurch ihre Anführung hier als überflüssig entfällt. Nach Constituirung der Sectionen verfügte sich die Gesellschaft um 2'/, Uhr zum gemeinschaftlichen Mahle in den Saal der Färberinsel. 56 Zweite allgemeine Versammlung. Freitags, am 28. September. 6,4 Der erste Geschäftsleiter eröffnete im Beiseyn Sr. Excellenz des Herrn Oberst- burggrafen und vieler andern durch Rang und Würde ausgezeichneten Personen die Verhandlungen um die 11. Vormittagsstunde mit der Aufforderung zur Wahl des Ortes und der Geschäftsführer für die sechszehnte Versammlung. Die Städte Freyburg (im Grossherzogthum Baden), Erlangen (im Königreiche Bayern) und Rosiock (im Grossherzogthum Mecklenburg-Schwerin) hatten schriftliche Einladungen eingesandt, und jede von ihnen den Wunsch ausgedrückt, bei der Wahl vorzugsweise berück- sichtigt zu werden. Lange blieb es unentschieden, ob Freyburg, wohin Oken, der Stifter dieser Versammlungen , der Nähe wegen zu kommen versprochen, oder ob Erlangen vorbegünstigt sei, nnd es musste zur Erzielung einer entscheidenden Wahl zur Abstimmung mittelst namentlichen Aufrufs der Mitglieder nach den Einschreibe- listen geschritten werden, wobei Freyburg 125, Erlangen 85 und Rosiock 9 Stimmen erhielt. Herr Geh. Hofrath Beck ward zum ersten, Herr Professor Leuckart zum zweiten Geschäftsleiter, und für den Verhinderungsfall des ersten Herr Professor Baumgariner zum Stellvertreter ernannt. 8.2. Hierauf leitete Herr M. D. Chaufepied aus Hamburg die Vorträge mit fol- gender Abhandlung über den Einfluss des Branntweins auf Gesundheit, Glück und Moralität ein. Gern wünschte ich diese hochverehrte Versammlung mit einem Gegenstande zu unterhalten, der ein allgemeines, vielseitiges Interesse gewährt. Die Aufgabe ist nicht so ganz leicht, einen solchen zu finden, und ich bitte um Nachsicht, wenn ich vielleicht einen unpassenden gewählt habe. Möchten die verehrten Zuhörer nur nicht besorgt werden bei der Benennung des Gegenstandes; es soll nicht so schlimm werden, und nicht so Jange dauern. Mein Thema heisst, erschrecken Sie nicht, der Branntwein — ein Gegenstand, 57 worüber sich viel sagen lässt; doch wird die geehrte Versammlung erlauben, dass ich die Bereitung desselben, die verschiedenen Materialien, die Einrichtungen der Brennereien, die Vortheile, die der Staat davon zieht‘, kurz das Oekonomische und Technische mit Stillschweigen übergehe und ihn nur von der Seite betrachte, die für die Menschheit ein psychisches und physisches Interesse gewährt. Das Geschichtliche der Erfindung ist etwas dunkel, und ich habe wenig Data auffinden können. Ganz so alt, wie die des Weines, ist sie nicht; aber sie gibt viel- leicht Aufschluss über den satanischen Antheil der Erfindung, den der Teufel, zu Folge der Meinung alter Rabiner, bei der des Weines gehabt hat. Es heisst nämlich, dass, wie der Herr Zebaoth die Altväter Noah und Loth den Bau und die Zubereitung des Weines gelehrt habe, Satan darüber entrüstet gewesen sei, und um dieses Götter- geschenk den Menschen verderblich zu machen, gerathen habe, zur Bedüngung Lamns-, Pferde- und Schweine-Blut zu nehmen. Diess habe die Folge gehabt, dass der, welcher ein Glas Wein trinke, heiter und freundlich, wer zwei zu sich nehme, muthig und wild, und wer drei und mehrere geniesse, zum Schwein selbst würde. Ganz ohne Satan’s Einfluss mag demnach die Geburt des geistig- teuflischen Getränkes wohl nicht gewesen sein. Wahrscheinlich ist die Erfindung des Branntweins als spirilus vini doch schon sehr alt; denn man hat Gefässe mit einer spirituösen Flüssigkeit bei ägyp- tischen Mumien gefunden. Und es ist mehr wie wahrscheinlich, dass er, zwar in anderer Gestalt, wie die nicht erreichte Kunst Gold zu machen, von den Arabern zu uns gekommen. Wahrscheinlich, dass er von diesen aus Wein bereitet, zuerst von arabischen Aerzten als Arznei gebraucht wurde, und dass wir Europäer ihn aus arabi- schen Schriften kennen lernten; wenigstens war seine Bereitung im 13. Jahrhunderte nur den Alchymisten als eine geheime Kunst bekannt. Alexander Tassori erzählt, dass zu Ende des 15. Jahrhunderts die Madenses bei einem sehr ergiebigen Weinjahre zuerst Branntwein aus Wein gemacht und ver- handelt hätten, und der starke Verbrauch die Venetianer aufgefordert habe, dieses Product nachzumachen. Zuerst hätten sich deutsche Bergleute an dieses Getränk ge- wöhnt, und der meiste Absatz sey nach Deutschland gegangen. Es gibt noch zwei alte deutsche Schriften, die eine von Michael Schrich v. J. 1483, und die andere von Max Ayrer v. J. 1487, die aus 3 Blättern, ganz in Holz geschnitten, besteht, und ein Gedicht über den Branntwein enthält; eine Schrift, die schon über den Gebrauch und die Wirkungen des Branntweins etwas Bestimmtes sagt. So schreibt Michael Schrich z. B. „1. der geprannte Wein ist gut für die „Gicht damit bestrichen. 2. Wer heyser sey, der bestreiche sich mit geprannten „Wein umb den Hals und trinke ihn Morgens nüchtern. 3. Wer alle Morgen trinkt „in halben Löffel nüchtern, der wird nimmer krank. 4. Wenn eins sterben soll, so „giesst man ihm ein wenig geprannten Weins in den Mund, so wird er reden vor „seinem Tod. 5. Wer auch geusset des Weines in einen Todten, der faulet und „erstinkt nimmer auf der Erden noch darunder. Was Fleisch man damit bestreichet, „es sey roh oder gesotien, das faulet und erstinket nit.“ — Und so empfiehlt er 8 58 besonders noch den Gebrauch gegen Blasenstein, Herzwurm, Husten, Wassersucht, äusserlich bei kranken Augen, Schwerhörigkeit und als Schönheitsmittel. Schon im 16. Jahrhunderte war der Gebrauch des Branntweins ziemlich allgemein, und es würde zu weit führen, die ganze Geschichte der Verbreitung dieses Getränkes über alle Welttheile durchzugehen; daher ich um die Erlaubniss bitte, nur noch einige allgemeine Bemerkungen und Eiwas über den Nutzen und den Nuchtheil desselben beifügen zu dürfen. — Also ins Dunkle der Kunstgeschichte verliert sich die Entdeckung des Branntweins, und stammt höchst wahrscheinlich aus Arabien, von wo die Kunst Gold zu machen, und so viele nützliche, und so manche selbst verloren gegangene Erfindungen ausgegangen sind. Merkwürdig bleibt es, dass drei wichtige Entdeckungen so nahe zusammen treffen, Entdeckungen, die für die Menschheit und für die Weltgeschichte so wichtig geworden sind. Es sind dieses die Buchdrucker- Kunst, das Schiesspuiver und der Branntwein. Wie unähnlich sind diese drei göttlichen Gaben ihrer Natur und ihrer An- wendung nach! zu welchem erhabenen, göttlichen Gebrauch haben wir die eine, — zu welchem schreeklichen, zerstörenden Gebrauch die beiden andern benutzt! Fast muss man glauben, dass bis dahin eine gütige und weise Vorsicht das Menschen- geschlecht nicht für reif genug gehalten habe, um es mit diesen nützlichen, gefähr- lichen und schrecklichen Dingen bekannt zu machen. Gross, erhaben und beglückend ist der Nutzen, den uns die Buchdruckerkunst schafft; unserm Geist und Herzen ge- währt sie Nahrung, unsere Kenntnisse vermehrt sie, und sichert uns ihren Besitz für die Zukunft. Mit dem Schiesspulver ahmen wir Gottes Blitz und Donner nach, zerstören wie dieser, und oft noch fürchterlicher, als er, erschüttern den Erdboden gleich einem Erdbeben. Mit dem Branntwein, diesem spirilus vilae, erhebt sich der Muth, die Fröhlichkeit, die Geistesthätigkeit und die Kraft; und mit dem nämlichen Mittel sinkt der Mensch zum Thiere herab, und wird leblos. Ja ich kenne kein Mittel, das so merkwürdigen Einfluss auf den psychischen und physischen Men- schen hat, wie dieses, das so schnell den moralischen wie den körperlichen Zustand zu verändern vermag. Lassen Sie uns unter vielen nur Ein Beispiel wählen! Nehmen Sie den muthlosen, traurigen, geschwächten, an allem Glück verzweifelnden Men- schen, denken Sie sich ihn 'ohne Nahrung, ohne nöthige Bekleidung und Wohnung, entblösst von Allem, was dem Leben Reitz und Annehmlichkeit verleiht, und geben Sie diesem Unglücklichen kleine Gaben dieses Lebensgeistes, und schon in einer Viertelstunde ändert sich sein Zustand. Seine gesunkenen Kräfte heben sich, andere Gefühle bemächtigen sich seiner, er wird muthig, heiter, vergisst seines Unglücks und seiner Lage, vermisst nichts, wird ein Fürst, ja ein Gott! Und dieser nämliche Mensch nimmt zu viel von diesem Lebensgeiste, und Alles ist verschwunden; seine Kräfte nehmen ab, leb- und bewusstlos liegt er da, und von den hohen Vorzügen, die den Menschen wesentlich vom Thiere unterscheiden, ist keine Spur mehr vorhanden. Gewiss gehört die Erfindung des Branntweins zu den wichtigsten und erfolg- reichsten, die der Mensch gemacht hat, und wohl darf man sie ihres Einflusses wegen 59 der der Buchdruckerkunst, des Schiesspulvers, der Magnetnadel, der Aörostaten, Dampf- maschinen und Eisenbahnen zur Seite stellen. Zu weit würde es führen, wenn wir einzeln den Einfluss und die Einwirkung anführen wollten, den diese Erfindung auf so mannigfaltige Gewerbe und Künste,.auf die Lebensart, auf die Gesundheit und Glück- seligkeit der Menschheit gehabt hat. Aber gedenken wollen wir doch, dass sie viele neue Künste, Fabriken und Gewerbe geschaffen, und manche gekannte verbessert hat; die Physik, die Chemie und Mediein kann sie nicht entbehren; denn sie hat dem Che- miker neue Auflösungs-, dem Naturforscher neue Untersuchungs- und dem Arzte neue und schätzbare Arzneimittel geliefert. Sie hat unter dem verführerischen Namen von Lebenswasser uns angenehme Getränke undMittel verschafft, wodurch auch der Aermste eine Zeit lang seine Noth und Sorge vergisst. Sie hat den Fürsten und Staaten grosse Einnahme verschafft, und mit dem Branntwein macht man Armeen mobil, führt man ungeheure Bauten aus, und errichtet Monumente, die der Ewigkeit trotzen, überwindet Schwierigkeiten, die: die Alten nur durch Maschinen und Menschenzahl zu Stande bringen konnten, erobert neue Welttheile, und unterwirft sich die uncultivirte Mensch- heit, wie man das wilde Vieh bändigt. Gross ist aber auch die Schattenseite dieser Erfindung. Welches namenlose Elend hat sie der Menschheit gebracht, und wie zerstörend sind ihre Wirkungen für die Gesundheit und das Glück so vieler Familien geworden! Wahrlich, der Brannt- wein hat manche Menschen vernichtet und getödtet, wie das Schiesspulver! Unter eben dem verführerischen Namen von Lebenswasser hat sie ein langsam wirkendes Gift bereitet, welches das Leben verkürzt, die Gesundheit untergräbt und das Glück der Menschen zerstört, und den, der sich dem Genusse des Branntweins ergeben hat, bis zum Vieh herabwürdigt. Sie ist eine Quelle von Lastern, Verbrechen und Scheuss- lichkeiten geworden, die die Menschheit entehren, und die sich durch Entdeckung und Aufklärung über alle Welttheile verbreitet hat. Sie hat den Europäern die Mittel ge- geben, wodurch sie gelernt haben, jene rohen Völker durch Anlockung, Bezähmung und Entkräftung zu bekämpfen, zu besiegen, und zu Sklaven zu machen, die dadurch erst recht unglücklich geworden sind. Sehr schnell hat sich die Liebe zu diesem Getränke über alle Welttheile verbreitet, und selbst die rohesten Völker, welche weder lesen, schreiben, noch zählen können, haben nicht nur die Kunst der Bereitung begriffen, sondern auch Witz genug gehabt, ihn aus ihren einfachen Producten zu gewinnen. Auf die Moralität und Mortalität hat nicht leicht eine Entdeckung grössern und tiefern Eindruck gemacht; das können Aerzte, Seelsorger und Polizei- behörden bestätigen. Wie oft trifft nicht hier das Schiesspulver mit dem Branntwein zusammen, und wenn der vom Branntwein bis zum Vieh gesunkene Mensch nicht mehr weiter kann, so hilft ihm der schwarze Bruder über die Barriere weg, die das Diesseits vom Jenseits: scheidet. Um diese Erfindung noch nachtheiliger für die Gesundheit zu machen, hat man in neuerer Zeit eines der nützlichsten und wohlthätigsten Producte, die Kartoffeln, zu seiner Bereitung angewandt. Nicht allein, dass man dadurch seine Quantität 8* 60 unendlich vermehrte, sondern man hat auch dadurch seine Qualität unendlich ver- schlimmert. Kennten alle Fabriken die Mittel, das giftige Prineip, das Solanin, was vorzüglich der Schale der Kartoffeln beiwohnt, davon zu scheiden, und es gänzlich unschädlich zu machen, würden sie stets gute und gesunde Waare, und nicht oft das Schlechte und den Ausschuss dazu wählen, liessen sie ihr Product lagern, und alt werden: so würden manche Nachtheile für die Gesundheit wegfallen. Denn der junge Kartoffelbranntwein ist eben so ungesund, wie der junge Rum, den man in den Co- lonien den Negermörder nennt, und dessen Ausschank bei hoher Strafe verboten ist. Der milde, angenehme Geschmack, der wohlfeile Preis ist aber zu verführerisch, und der schnelle Debit ist oft so gross, dass die beliebten Fabriken kaum so viel ver- arbeiten können, als zum Verbrauche und zum Verschicken verlangt wird. Wahr- scheinlich ist jener eigenthümliche Wahnsinn, worein alte Trinker verfallen, das De- lirium tremens, das in neuerer Zeit so häufig vorkömmt, eine Folge des jungen und schlechten Kartoffelbranntweins. Wenigstens erinnere ich mich im Anfange meiner über 40 Jahre geführten Praxis nicht, und ich berufe mich auf das Urtheil meiner ältern Herren Collegen, dass diese Form des Wahnsinns früher nicht so oft vorge- kommen sei, wie jetzt. Freilich gibt es in Europa noch Länder, wo der Gebrauch des Branntweins und seine Nachtheile sehr beschränkt sind; selbst die deutschen Staaten kennen ihn wenig; bei ihnen heisst es: der FVein erfreut des, Menschen Herz. Sachsen ge- braucht ihn wenig; in Baiern trinkt man Bier; Italien, Frankreich, Spanien und Por- tugal bedürfen seiner fast nicht, und geniessen ihre köstlichen Weine; aber England verbraucht schon mehr, obgleich der Engländer sein köstliches Bier auch zu schätzen weiss, und den Branntwein, mehr mit Wasser verdünnt, als Grog zu trinken gewohnt ist. Nur Russland, Pohlen, Schweden, Dänemark, Holland und Nord-Deutschland können ihn nicht entbehren, und in diesen Ländern hat man Gelegenheit genug, das Unglück und die Nachtheile kennen zu lernen, die dieses Lieblingsgetränk über ihre Bewohner verbreitet. Freilich macht das Klima, die Lebensweise und in vielen Fällen die Armuth seinen Genuss nothwendiger, unschädlicher und auch wohl verzeihlicher. Denn bei so manchem Armen, der schlecht genährt und gekleidet ist, dessen Woh- nung alles Nöthigen ermangelt, und oft einem Viehstalle gleieht, der halb erfroren und entkräftet zur Tagesarbeit gehen soll, um seinen täglichen Unterhalt zu verdienen: bei diesem muss der Schnaps alles ersetzen, und ihn zur Arbeit fähig machen, und er wiederholt die Gabe, so oft ihm die Kräfte ausgehen. Sollte es wohl eine Sünde seyn, einem solehen Unglücklichen einige Kreuzer selbst zum Branntwein zu geben? Haben wir Deutsche doch eine Redensart, die fast allen Sprachen fehlt, das Wort Trinkgeld, das freilich nur in Folge seiner Bedeutung noch gebraucht wird. Aber sollte es unmöglich seyn, dieses unglückbringende Getränk unschädli- cher zu machen, oder wohl gar zu vernichten? Ich glaube und hoffe, dass es möglich und ausführbar seyn werde, da schon in manchen Ländern das Beispiel dazu gegeben worden ist, wie z. B. in Amerika, England, Schottland, Holland und in einigen Ge- Der 61 genden Deutschlands. In einigen Provinzen Amerika’s, wo das Laster der Trunken- heit den höchsten Gipfel erreicht hatte, wird kein Branntwein mehr getrunken, und wir sehen von dorther Schiffe in Hamburg ankommen, wo der Matrose alle Gefahren der See ohne Murren erträgt, und die schwersten Arbeiten folgsam leistet. Wenn es der ernstliche Wille wäre, die Branntweinpest auszurotten, so müss- ten die Regierungen, die Gesetzgeber, die Volks- und Schullehrer, die Fabriksherren, die Zunftmeister, die Herrschaften, welche Dienstboten halten, und vorzüglich die Vorsteher der Armenanstalten das Ihrige redlich dazu beitragen; so müsste die Trun- kenheit nicht die Strafe des Verbrechens mildern; so müssten die Mässigkeits-Vereine errichtet werden, die durch gute Einrichtungen und Beispiele dem Laster der Trun- kenheit Schranken setzen könnten. Möge es den Edlen und Menschenfreunden der verschiedenen Staaten Europa’s gelingen, diese Geissel der Menschheit, die das Glück, den Frieden und die Gesund- heit so vieler Einzelnen wie ganzer Familien vernichtet, unschädlich zu machen, oder gar auszurotten; und möchten vielleicht von dieser geehrten Versammlung aus einige wohlthätige Massregeln ergriffen werden, um diesen grossen Zweck zu erreichen: so würden diese wenigen, zu Ihnen gesprochenen Worte eines segenvollen Erfolges sich erfreuen. Doch genug vom Branntwein. Schon zu lange habe ich diese hochverehrte Versammlung mit einem so unästhetischen Gegenstande unterhalten. Ich danke für Ihre Nachsicht, und bitte um Verzeihung,, wenn ich Ihrer Geduld zu viel zugemuthet habe. Die Art der Zubereitung überlasse ich den Oekonomen und Fabrikanten, den Staatsvortheil, den er bringt, den Financiers, den moralischen Nachtheil und die Sünden, zu denen sein Genuss führt, den Theologen, die Verbrechen, zu denen er Veranlassung gibt, den Juristen und der Polizei, und die Krankheiten, die er erzeugt, den Aerzten. Damit aber der Branntwein nicht ganz leer ausgehe, so habe ich noch einen guten Rath zum Schluss zu geben. Dem schönen und zarten Geschlechte empfehle ich den Branntwein in grossen Massen; aber nur für ihre Hände, und äusserlich zu gebrauchen, damit das Zarte stark werde. Dem männlichen, starken Geschlechte rathe ich, kleine Gaben innerlich zu nehmen, damit das Starke nicht zu stark und endlich schwach werde. — Den Schluss mache der aus der Erfahrung geschöpfte Satz, von dem ich übrigens weder das Kapitel noch den Vers kenne: Meine Herren und Damen, ein Schnäpschen kann nicht schaden. Amen. $. 3. Ihm folgte auf allgemeines Verlangen Herr Professor von Ellingshausen aus Wien, nachdem derselbe über die rapiden Fortschritte im Gebiete der Physik ge- sprochen, mit einem geistreichen, bereits in der physikalischen Section abgehaltenen Vortrage über den Elektromagnelismus unter Beifügung überraschender Versuche 62 mittelst des von ihm kürzlich erfundenen elektromagnetischen Apparates, wovon in den Sectionsverhandlungen die Rede seyn wird. S. 4. Dann besprach Herr Protomedikus und k. k. Stadthaltereirath von Lenhossek aus Ofen die Wulhkrankheit, und brachte einen von ihm selbst ausgesetzten Preis zur Kenntniss, Indem ich diesen, der Wissenschaft, der Natur- und Heilkunde geweihten Platz betrete, ist es keineswegs meine Absicht, Ihnen, hochverehrte Herren, eine ge- lehrte Abhandlung vorzutragen, neue Erfahrungen und Entdeckungen vorzulegen, die das unermessliche Gebiet der Naturwissenschaft bereichern, zweifelhafte Dinge auf- hellen, unbekannte zur geistigen Anschauung bringen könnten; — ich will bloss Ihre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand hinleiten, der das Wohl und die Sicherheit der menschlichen Gesellschaft so nahe berührt, dass er kaum von irgend einem andern an Wichtigkeit übertroffen werden dürfte, Unter allen Uiheln die den Menschen treffen können, ist wirklich keines so fürchterlich, als die seit Jahrhunderten bekannte, — aber leider noch nicht erkannte Wuthkrankheit. — Wer kennt das schauerliche Bild, die Entsetzen erregenden Er- scheinungen dieser Krankheit nicht? und wo ist der Arzt, den das Missgeschick traf, mit diesem Uibel kämpfenden Menschen beizustehn, der sie aber unter martervollen Lei- den, aller angewandten Mittel ungeachtet, dahin sterben sah, ohne in seinem Innersten erschüttert worden zu seyn? — Je grösser dieses Uibel ist, desto schrecklicher muss es uns erscheinen, wenn wir die traurige Uiberzeugung haben, dass wir bis zur Stunde noch keine Heilmethode, kein Mittel gefunden haben, das bereits tiefer in den mensch- lichen Organismus eingedrungene Wuthgift zu beschwichtigen, seine das Blut- und Nervenleben zerstörende Kraft zu hemmen, dem unglücklichen Kranken, der mit Be- wusstseyn unter entsetzlichen Qualen seinem gewissen Tole entgegensieht, Trost und Hülfe zu leisten! — Viele der Umstände sind mit diesem Uibel, wie ich in meiner vor Kurzem er- schienenen Schrift „die Wuthkrankheit nach bisherigen Beobachtungen und neuern Erfahrungen palhologisch und Iherapeulisch dargestelll“ ausführlich nachzuweisen mich bestrebte, die sich der wahren Erkenntniss desselben bisher entgegenstellten. — Bei den besten Absichten und Bestrebungen der Aerzte und mancher Regie- rungen, die namhafte Opfer brachten, wurden Verirrungen herbeigeführt, die das er- wünschte Ziel beinahe immer weiter rückten; — man haschte nach specifischen Mit- teln, die unselige Gewinnsucht von Quacksalbern eilte herbei, und früher oder später kam man erst zur Erkenntniss, dass man unnütze, wohl auch schädliche Geheimmittel zu theuer bezahlt habe. Wohl ist es nicht zu verkennen, dass es dem erhellten For- schungs- und Beobachtungsgeiste unserer Zeit gelungen ist, viele der bisherigen Irr- 63 thümer zu zerstreuen, und manche Momente, die sich auf erwähnte Krankheit beziehen, zu beleuchten; — allein weit sind wir noch davon entfernt, eine genügende Pathologie und rationelle Therapie der Wuthkrankheit aufzustellen. — Noch wissen wir nicht, wie wir die Quelle des Wutheontagiums ersticken sollen; da uns weder die Anlage, noch die einwirkenden Ursachen der Wuth bei dem Hundsgeschlecht bekannt sind; — wir können die scheinbare von der wirklichen Gefahr nicht unterscheiden; indem die zuverlässigen Zeichen der Hundswuth noch nicht gehörig hervorgehoben wurden; — die Prophylaxis gegen diese Krankheit dürfte bei unbekannter Natur des Wuthgiftes noch manche Berichtigungen erhalten; — ferner ist uns die Pathogenie und die eigent- liche Natur der Wuthkrankheit, ohne welche wir nie zu einer rationellen Therapie gelangen können, unbekannt. Ich glaube aber, der günstigste Zeitpunkt zur wahren Erforschung dieses Uibels sei schon herbeigeführt; — indem wir wissen und erkennen, was wir bestimmt wissen und nicht wissen. — Wir müssen also diesen so hoch wichtigen Gegenstand möglichst zu verfolgen suchen; durch Aufmunterungen zu fernern Beobachtungen zu weitern Aufschlüssen zu gelangen, uns bestreben. — Meiner Uiberzeugung nach dürften aber derlei Aufmunterungen, wenn sie von dieser gelehrten Versammlung ausgehen, vom besten Erfolge seyn. — Zu diesem, die Vervollkommnung der Heilkunde und das Wohl der Menschheit beabsichtigenden Zweck will ich nun nach meinen geringen Kräften bei- tragen; — indem ich nachfolgende Preisfrage mit einem Prämium von 100 Stück k. Dukaten zu honoriren, mich verpflichte: 1. Welche sind die vorzüglichsten Ursachen und die zuverlässigsten Zeichen der ursprünglichen Wuth bei dem Hundegeschlecht? 2. Welche sind die pathognomonischen Symptome der durch das mitgetheilte Wuthgift hervorgerufenen eigenthümlichen Wuthkrankheit bei dem Menschen ? 3. Welche sind die zuverlässigsten prophylaktischen Mittel gegen die Wuth- krankheit? sind nebst der örtlichen Behandlung verdächtiger Wunden und durch den Wuthgeifer verunreinigter Hautstellen, auch allgemeine, auf die Blutmasse, das Nerven- und Lymphsystem wirkende Mittel erforderlich? welche sind dieselben, und worauf gründet sich ihre Indication? 4. Welches Heilverfahren, und welche Mittel kann man bei bereits ausge- brochener und vollkommen entwickelter Wuthkrankheit des Menschen mit wahrschein- lichem Erfolg anwenden? welche sind die begründenden Anzeigen derselben, und kann man über alle Zweifel erhabene glückliche Behandlungen dieser Art nachweisen ? Das erwähnte Prämium von 100 Dukaten für eine durchaus genügende , auf zuverlässige und wiederholte Erfahrung gegründete Beantwortung obiger Fragen werde ich bei der medieinischen Facultät zu Pesth hinterlegen; — dieser überlasse ich auch die erste Beurtheilung der eingesandten Beantwortungen. — Mein Wunsch ist aber, dass jene Abhandlungen, welche vor der Hand für preiswürdig gehalten werden, den nächstfolgenden fünf Versammlungen der Naturforscher und Aerzte in der Zeit- folge ihrer Einsendung zur nähern Beurtheilung vorgelegt werden, — dass daher die 64 Zuerkennung des Preises von dieser gelehrten Versammlung ausgesprochen werde. Die Preiswerber haben ihre, mit einem Motto bezeichneten, in deutscher oder latei- nischer Sprache verfassten Abhandlungen an die medicinische Facultät zu Pesth porto- frei einzusenden, und ihren Namen, Charakter und Wohnort in einem versiegelten, mit gleichem Motto bezeichneten Zettel anzudeuten. Die Concurrenz für diese Preisfrage bleibt durch fünf Jahre, bis 1842 incl. offen. Theilweise Beantwortungen dieser Fragen können wohl belobt, aber nicht ho- norirt werden; da keine Zerstücklung des Prämiums Statt findet. Die gekrönte Preisschrift bleibt Eigenthum des Preisausstellers, und die nicht honorirten Abhandlungen werden den Verfassern auf Verlangen zurückgestellt. Möge dieser Vorschlag eine günstige Aufnahme finden, Nacheiferung bewirken, und glückliche Resultate herbeiführen! — Indem ich meine geringe Gabe auf den Altar der Humanität niederlege, wünsche ich nichts mehr, als die Uiberzeugung, Gutes gewollt zu haben, mit mir zu Grabe nehmen zu können. — 8. 5. Diesem schloss sich ein medieinisch-statistischer Vorirag des Herrn Kammer- Raths Schlieben aus Dresden über die unselige Zunahme des Selbsimordes wie der unehelichen Geburten an. j Es ist gewagt, dass ich mir als nur Dilettant in den Naturwissenschaften auch das Wort erbitte, und mir erlaube, Ihre kostbare Zeit mit Anhörung eines, wenn auch nur kurzen Vortrags in Anspruch zu nehmen, besonders da ich Ihnen nichts Neues und nichts Erfreuliches mitzutheilen vermag; inzwischen da ich mich zufällig an der Spitze einer Behörde im Königreiche Sachsen befinde, wo Nachrichten der Art, von denen ich mir die Ehre geben werde, Ihnen Kunde zu ertheilen, im höchsten Grade beglaubigt zusammenfliessen: so schien es mir wohl entschuldigend, wenn ich über Gegenstände, die auch ein naturhistorisches Interesse, und gewiss auch Ihre Aufmerk- samkeit bereits oftmalen schon in Anspruch genommen haben, meine in obiger Beziehung gesammelten statistischen Beobachtungen und Erfahrungen Ihnen vorzulegen mir erlaube, und wenn ich mir gestatte, an dieses kurze Resum& einige unmassgebliche Vorschläge zu knüpfen. Die in so mancher Hinsicht höchst besorgliche Kunde der Zunahme der Selbst- morde ist es, über die ich mir zunächst einige Worte zu äussern erlaube. Es ist in Wahrheit merkwürdig, dass unser Zeitalter, das sich einer grössern Aufklärung, eines regern Bewusstseyn von Pflichtgefühl zu erfreuen meint, dass unser Zeitalter, wo man Rechte und Pflichten scharf abwägt, dass dieses über einen Gegen- stand ganz gleichgültig hinweg zu sehen scheint, der in einer eigenthümlichen kranken Geistesrichtung einzelner Individuen unserer Zeit seinen Ursprung zu haben scheint. Ich bin nicht befähigt, auch ist es hier keineswegs mein Zweck, den Weg u 65 anzugeben, der einzuschlagen sein dürfte, um diesem Uibel genauer und sorgfältiger, als es zeither geschehen ist, auf die Spur zu kommen; nur scheint es mir nicht nur persönlich, sondern auch örtlich bedingt, und durch Lebensweise, Sitten und Ge- bräuche moduliret zu werden. Der statistische Verein im Königreiche Sachsen hat seit einer Reihe von Jahren alle ihm auf ofliciellem Wege zugekommenen Nachrichten über stattgefundene Selbstentleibungen genau verzeichnet, und so weit es die Unterlagen nur immer er- laubten, die von den Untergerichten vermerkten Ursachen sorgfältig geschieden; er hat ferner über Geschlecht, Alter, Religion, Nahrungszweige und häusliche Ver- hältnisse der Selbstmörder die möglichst zuverlässigsten Nachrichten einzuziehen ge- sucht, und es hat sich hierbei manches höchst merkwürdige, manches höchst nieder- schlagende Resultat herausgestellt. Im Allgemeinen scheint es sich leider zu bestä- tigen, dass in einer Reihe von 20 Jahren, von Jahr zu Jahr die Anzahl der Selbst- mörder zugenommen hat. Dem Geschlecht nach dominiret ‘besonders das männliche, und es ist hauptsächlich dasjenige, was so auffallend im Wachsen ist. In Berück- sichtigung des Alters findet man, dass Personen in den sogenannten mittleren Lebensjahren in der Mehrzahl vorkommen; aber auch die Extreme zeigen sich leider nicht selten; Knaben zwischen 12 und 14 Jahren, und Greise in hohen Siebzigern, wo die Natur ohnedies die Rechnung bald schliesst, trifft man in den Listen ver- zeichnet. Nimmt man die häuslichen Verhältnisse jener Unglücklichen nach den vom statistischen Verein gesammelten Nachrichten wahr, so dürfte sich hier vielleicht ein Fingerzeig allgemeiner Selbstvernichtungsursachen darbieten. Es hat sich nämlich ergeben, dass in den wenigsten Fällen grosse Noth und schwere Sorgen, Armuth und körperliche Leiden die Triebfedern der Selbstvernichtung sind, auch nur bei einer geringen Anzahl von Individuen, gekränktes Ehrgefühl; in grosser Menge kommen aber solche vor, die theils einer durch Uibersättigung bis zum Uiberdruss gesteigerten Lebensindolenz anheim gefallen sind, theils solche, die als Opfer der Trunksucht sinken, und endlich solche, die von Jugend auf die erhabenen Regeln der Religion, besonders den Glauben an ein zukünftiges Leben mit Indifferen- tismus betrachtet haben. Endlich muss ich auch noch der Anzahl derer gedenken, die von dem Schwindel nach einem schnellen und leicht zu erringenden Reichthum befallen sind, und Alles, sogar ihr Leben auf’s Spiel setzen, um Alles zu gewinnen. Die Anzahl dieser Unglücklichen ist gleichfalls in neuerer Zeit nicht unbeträchtlich. Ich übergehe hier die Erwähnung der so auffallenden Thatsache, dass in einem nachbarlichen grossen Reiche Verbindungen von Personen sich gezeigt haben, mit dem Vorsaze, binnen einer gewissen Frist sich selbst das Leben zu nehmen, was auch leider bis auf den lezten Mann zur Ausführung gekommen ist, da dieser Gegenstand bereits in Druckschriften abgehandelt und erwogen worden ist. Um aber zuverlässige statistische Resultate über einen so wichtigen Gegen- stand aufzustellen, genügte es jedoch dem statistischen Verein in Sachsen nicht, die 9 66 im Verhältnisse doch immer noch beschränkte Zahl solcher Fälle seines Vaterlandes ins Auge zu fassen; sondern man bemühte sich auch aus dem Auslande eine Reihe von Jahren durch, sorgfältig geführte Listen der Selbstmörder zu erlangen, die auch aus Nahe und Fern, aus dem Norden und Süden, dem Vereine, wenn auch nur in Bruchstücken, vorgelegen haben. Man sonderte sie nicht allein nach den früher an- gegebenen Rubriken, sondern auch nach den klimatischen Verhältnissen, nach Stadt und plattem Land, besonders aber nach den Beschäftigungen und Erwerbszweigen, und hieraus ergab sich nun erst eine gewisse Bestätigung des traurigen Verhältnisses, nämlich das Wachsen der Zahl der Selbstmörder mit folgenden Hauptverschiedenhei- ten, die ich mir hier der Kürze halber in einfachen Zahlen auszusprechen erlaube: 1. Seit ungefähr 10 Jahren ist die Anzahl der Selbstmörder, auch bei Be- rücksichtigung der Zunahme der Bevölkerung, um fast mehr als Y, gewachsen. 2. Selbstentleibungen kommen in den grösseren Städten besonders jetzt häufi- ger vor, als früher, und leider liefert hiezu unser anufgeklärtes Deutschland mehr als einen Beweis, aber auch auf dem platten Lande, hauptsächlich in den soge- nannten Fabriksorten, zeigen sich dergleichen {raurige Erscheinungen häufig; nicht unbeachtet darf bei diesem Raisonnement die Beobachtung gelassen werden, dass in Orten, die sich von unmiltelbarem Bergbau nähren, derartige Fälle unter die seltenen gehören. 3. Die Neigung zum Selbstmorde bei Jünglingen und Alten, wie sich selbe in der neueren Zeit manifestiret, ist früher, soweit Nachrichten reichen, fast ohne Beispiel. Weiche Veranlassungen hier obwalten, verdient gewiss die aufmerksamste Erörterung. > 4. Eine fast mehrfach wiederkehrende Erscheinung ist, dass der Selbstmord, man möchte sagen, erblich in Familien, in 2 bis 3 Generationen sich zeigt. Dem Referenten ist eine sehr geachtete Familie bekannt, die sich nach Aussen und Innen in anerkannt glücklichen Verhältnissen befindet, und aus 30 theils nach, theils gleich- zeitig lebenden Individuen bestehet , und worunter 6 Selbstmörder gezählet werden. 5. Als angebliche, oder zu subsumirende Tödtungsursache hät sich herausgestellt: dass zum Theil ein frühes Erwachen und Schwelgen in sinnlichen Leidenschaften, die ungezügelte Sucht schnell und ohne grosse Anstrengung, lediglich durch kühne Wagnisse zu grossen äussern Glücksumständen zu gelangen, ein Missverstehen einer wahren, auf Grundsätze basirten Aufklärung und der trotz aller Mässigkeitsvereine immer noch ausserordentlich überhandxenommene und überhandnehmende Genuss von Spirituosen , und insbesondere durch den immer weiter sich verbreitenden Kartoffel- branntwein, diesen oft sehr frühen, ofi sehr merkwürdigen Lebensüberdruss mani- festiren. Wenn ich nun aber einen Blick auf die hier zum Grunde liegenden Angaben werfe, die trotz alles Bestrebens, richtige Zahlenelemente zu erlangen, dennoch man- ches Unzuverbürgende enthalten mögen; wenn ich ferner bedenke, wie viel Selbhst- mörder unter den in den ämtlichen Anzeigen als verunglückt Aufgeführten, sich be- 67 finden können; wie viele aus Familienschonung und andern Rücksichten, unter den auf gewöhnliche Weise Gestorbenen erscheinen; endlich bei wie vielen die Neigung zum Selbstmorde vorhanden seyn mag, und es nur einer leisen Anregung von Aussen bis zur That selbst bedarf: so scheint mir das Uibel weit grösser zu seyn, als zur Zeit die Register aussprechen. Sollte es daher nicht der Mühe lohnen, noch sorgfältigere und geprüftere Auf- zeichnungen der einzelnen vorkommenden Selbstentleibungen sich zu unterziehen, als dies zeithero hat geschehen können? und sollte nicht die medieinische Polizei den statistischen Zusammenstellungen zu Hülfe kommen, und ihnen die wesentlichsten und erfolgreichsten Dienste leisten können ? Unter meinen geehrten Zuhörern finde ich eine Anzahl so ausgezeichneter, gewiss mit dem besten Willen zur Verfolgung der Entdeckung und Begegnung der Ursachen einer so traurigen Erscheinung ausgerüsteter Aerzte, dass ich das unbedingte Vertrauen habe, es wird jeder der Herren in seinem Wirkungskreise dem Gegenstand eine vorzügliche Aufmerksamkeit schenken, und besonders den wahren, sey es nun physiologischen, sey es psychologischen Ursachen zu solchen schrecklichen Wirkungen nachspüren. Der statistische Verein im Königreich Sachsen hat, wie ich bereits zu erwähnen die Ehre hatte, Vielfältiges schon in dieser Hinsicht gesammelt, und es dürfte gewiss nicht unzweckdienlich seyn, wenn sich daran noch Mehreres, noch Gediegeneres anreihen könnte. Für den Fall also, dass Ihnen, meine geehrten Herren, kein geeigneteres Organ zur Vereinigung und Parallelisirung der einzelnen Beobach- tungen und der Kritik ihrer Ergebnisse zu Gebote stehet; wird es der sächsische Verein nicht allein gewiss sehr gern übernehmen, sondern auch stets mit dem schul- digsten Danke anerkennen, wenn man ihn würdigen wollte in seinen allgemeinen sta- tistischen Mittheilungen das, was Ihre ferneren Beobachtungen und Bemerkungen er- geben haben, recht bald zur Oefentlichkeit zu bringen. Ich gelange nun zu einem zweiten Ihnen vorzutragenden Gegenstand, und dies betrifft das gewiss in seinenFolgen zu grossen Befürchtungen Anlass gebende PVucnsen der Zahl unehelich geborner Kinder. Mag man auch die Ehe aus einem Gesichtspunkte betrachten, aus welchem man will, so ist doch gewiss nicht zu verkennen, dass sie zu einer gesunden, ich meine zu einer an Geist und Körper gleichkräftigen Erziehung der Kinder am geeignetsten erscheint; ich erlaube mir nun die Frage: Wohin wird es führen, wenn durch das so starke Mehren der unehelich Gebornen, sowohl in Vergleich der ehelichen, als auch der gesammten Bevölkerung eines Landes, diese in einer weisen Einrichtung liegende Wohlthat immer weniger und weniger beachtet wird? Doch, meine geehrten Herren, ich mag das Bild eines Staats, dessen Bewohner ohne älterliche Pflege und Verant- wortung heranwachsen, nicht weiter hier ausmalen, sondern siatt dessen das mir vor- liegend Factische Ihnen mittheilen. Im Allgemeinen habe ich gefunden, dass das Wachsen der Zahl dieser unglücklichen Kinder in Frankreich, England, den deutschen 9*+ 68 Staaten, Schweden und auf der italienischen Halbinsel sich gleich auffallend zeigt, und zwar, wie wohl zu bemerken, erfolgt dieses Wachsen der unehelich Gebornen nicht in gleichem Verhältnisse der gesammten Bevölkerung, sondern schreitet dieser immer vor. Nimmt man in den deutschen Staaten die uns hier vorzüglich nahe liegenden Kirchennachrichten, die 100 und mehr Jahre zurück gehen, zur Hand, so wird man im Durchschnitte finden, dass in grösseren Städten früher die 7te bis Ste, in kleineren die 10te bis 12te und auf dem platten Lande die 1Ste bis 20te Geburt erst eine unehe- liche war. Jetzt, wie gestaltet sich dieses: Ich habe ausser den vorzüglichsten Ort- schaften des deutschen Staatenbundes, die neuesten Kirchenzettel von Rom und Neapel, von Paris und London, von Stockholm und Petersburg vor Augen, und gewiss die ernstesten Berücksichtigungen erheischt es, wenn man angegeben findet, dass in den grösseren Städten schon die 4te Geburt eine uneheliche ist, und dass man es ver- gleichungsweise noch als ein sehr günstiges Verhältniss betrachten muss, wenn die unehelichen Geburten eines gesammten Landes '/,, der gesammten Geburten betragen; wenn 12 der grössern Städte Europens in obiger Beziehung ein Mittelverhältniss wie 1 zu 4 und leider sich auch eines, wie 1 zu 1 herausstellt. Aber wie gedacht, nicht allein die grösseren Städte zeigen dieses bedenkliche Wachsen, auch das platte Land schreitet darinnen vor, und höchst niederschlagende Erfahrungen weisen nach, dass auch die Sittenlosigkeit und eine gewisse Ehescheu auf dem Lande immer mehr und mehr um sich greift. Sehen wir nun aber auf die Folgen, die dieses Vermehren der unehelichen Geburten hat, so darf vor allen Dingen der Statistiker nicht unberücksichtiget lassen, dass unter ihnen die Todtgebornen sich weit häufiger zeigen, als bei den ehelich Gebornen. Wenn man im Allgemeinen und nach den Ergebnissen eines summarischen Durchschnittes auf 19 eheliche Geburten eine Todtgeburt reshnet, so kommen schon auf 8 uneheliche Geburten eine Todtgeburt; es ist demnach das Verhältniss hier bei den unehelichen Geburten mehr denn doppelt so gross, als bei den ehelichen. Ver- schiedene Ursachen mögen dieses herbeiführen. Die uneheliche Schwangerschaft, oft verborgen, besonders im Anfange, ist stets umgeben von Furcht und Sorgen, sowohl während ihrer Dauer, als bei der Entbindung. Nur in seltenen Fällen ist bei unehe- lichen Geburten der Vater öffentlich bekannt, oft sogar der Geschwängerten unbekannt. Der eigentliche Versorger und Erhalter des Kindes fehlt also. Die Mutter, gemeinig- lich aus der niedern dienenden Klasse, ist so dürftig, dass sie kaum vermag, das Dringendste für ihr Kind zu thun. Diese unglücklichen Wesen kommen demnach der Hauptzahl nach in sogenannte Ziehanstalten, oder in öffentliche Kinderversorgungs- häuser. Ich zweifle nicht, Sie, meine geehrten Herren, werden die Masse solcher sich besonders an grosse Städte anlehnenden Privat-Ziehanstalten, diese pädagogischen Pesthäuser, kennen, wo Tausende von Kindern gemeiniglich entweder frühzeitig an Körper und Geist verkrüppeln, oder, was der am Häufigsten vorkommende Fall ist, schon nach Jahr und Tag ihr elendes Daseyn wiederum aufgeben. Ich habe zur Zeit nur Gelegenheit gehabt, das Aufwachsen der unehelich gebornen Kinder einiger Ort- 69 schaften bis zu ihrem sechsten Jahre etwas genauer zu verfolgen, und es ist wirklich schauderhaft zu bemerken, wie unter diesen armen Kindern der Tod würgt. Täuschen mich meine Nachrichten und Beobachtungen nicht, so ist bis zum 6ten Jahre kaum das vierte uneheliche Kind noch am Leben geblieben. Leider besitze ich nicht ärztliche Kenntnisse, um würdigen und classifieiren zu können, in welchem erbärmlichen Zu- stande der traurige Rest dieser Unglücklichen in’s Jünglings- und Mädchenalter übergehet. Nehmen wir aber auf die moralische Seite der Masse der Unehelichgebornen einige Rücksicht, so wird das an und für sich düstere Gemälde noch dunkler. Mit einem von der Mutter nur zu oft verwünschten Daseyn, an das tiefste Elend von der Geburt an gekettet, wird so ein armes Wesen schon zu der Zeit, wo es der sorg- lichsten Hülfe bedarf, nur auf sich selbst und den Zufall verwiesen; es nimmt nicht Theil an den kindlichen Freuden und lernt nicht die zärtliche Anhänglichkeit besorgter Eltern kennen. Das Familienleben, worinnen eine so mächtige Stütze des Staats liegt, von diesem ist es ausgeschlossen. Sein Isolirungsverhältniss erzeugt in reiferen Jahren nicht selten einen auffallenden Egoismus, und so sehen wir in den von Jahr zu Jahr sich mehrenden unehelichen Geburten einer Generation entgegen, die von mehr als einer Seile Bekümmernisse erregt. Es dürfte wohl nicht hieher gehören, die Ursachen des Uiberhandnehmens der unehelichen Geburten zu bezeichnen; auch dürften wohl die Ansichten hierüber sehr getheilet seyn; noch weniger würde man erwarten dürfen, die Mittel zu vermerken, — wenn es überhaupt welche giebt, — diesem Uibel zu begegnen; aber gewiss höchst wichtig, und ich sollte auch glauben verdienstlich würde es seyn, reichhaltige, mög- lichst zuverlässige Erfahrungen hierüber zu sammeln. Es ist dies eine Aufgabe der medieinischen Statistik, die ich wohl nicht glauben darf, aus diesem Kreise ganz ent- fernt zu sehen. Der Einzelne wird nur einseitige Resultate erlangen, durch das Forschen Mehrerer kann man zuverlässigeren Ergebnissen entgegensehen. Die Herren Aerzte, welche Findel- und Waisenhäuser, Kinderbewahranstalten, und besonders diejenigen, welche die Armenpraxis zu besorgen haben, diese können, insofern sie sich der Mühe unterziehen wollen, die zuverlässigsten Materialien sammeln, sie nur können der medieinischen Statistik die erforderlichen Unterlagen liefern und Verbürgungen da bewirken, wo zeithero nur Vermuthungen stehen. Mögen daher die Worte, die ich mir über den Gegenstand erlaubt habe zu sagen, Gelegenheit geben, ihn von mehreren Seiten sorgfältig zu beachten, und es würde mich gewiss nichts mehr freuen, als zu erfahren, dass meine Ansicht nicht die richtige sey, dass die Befürchtungen, die ich hege, nicht zu erwarten stehen, und dass das Vollkommnere und Bessere dennoch den Sieg davon tragen wird. ra) 8. 6. Herr Professor Schweigger aus Halle trug hierauf eine Aphandlung über die Bedeulsankeit nalurhistorischer Akademien im Sinne eines Leibnilz vor, und erör- terte die Wichtigkeit einer in Wien zu gründenden Akademie der Wissenschaften für die Verbreitung der Naturwissenschaften im Orient. Es scheint mir schicklich, dass in der Versammlung der Naturforscher zu Prag ein Wort der Freude und der Theilnahme gehört werde, bei der, wie öffentli- che Blätter melden, zu hoffenden Begründung einer wissenschaftlichen Akademie in Wien. Denn, sobald nur einmal die Begründung einer Akademie der Wissenschaften zu Wien in ernstliche Erwägung kommt, was doch mindestens aus jenen Zeitungs- nachrichten zu schliessen ist, so dürfen wir mit Zuversicht hoffen, dass schon allein die von naturwissenschaftlicher Seite sich darbietenden Gründe obsiegen werden; besonders, wenn wir erwägen, auf welche ausgezeichnete Weise, wie wir hier in Prag es vor Augen haben, die Naturwissenschaften in den österreichischen Staaten begünstigt werden. Ohnehin sind es ja unstreitig die Naturwissenschaften, welche die bedeutendsten Akademien nenerer Zeit in’s J,eben riefen. Ja die Londoner könig- liche Societät, die erste Akademie, in neuerem Sinne dieses Wortes, bezieht sich noch jetzt, gleich der unmittelbar sich ihr anschliessenden academia nalurae curioso- rum, einzig und allein auf Naturwissenschaften; und in der Pariser Akademie, so wie in den meisten andern, nach deren Vorbild begründeten, hat die naturwissen- schaftliche Klasse stets sich vorzugsweise durch rühmliche Thätigkeit ausgezeichnet. In der That war der Sieg der Naturwissenschaft, welcher erst vollständig in der Periode der Begründung jener oben genannten Akademien errungen wurde, viel schwerer zu erkämpfen, als man gegenwärtig sich vorzustellen im Stande ist. Denn die ganze ältere Geschichte der Naturlehre ist, um es mit einem Worte zu sagen, eine Geschichte mannigfacher Hemmungen und Verfolgungen. Nicht blos das Mittelalter habe ich im Sinn, indem ich solches ausspreche. Nein ganz vorzüg- lich führte mich zu dieser Uiberzeugung das Studium der Mysterien des Alterthums, die unstreitig mit einer vorhistorischen Naturkenntniss zusammenhängen, worüber meine „Einleitung in die Mythologie auf dem Standpunkte der Nalurwisseuschaft” umständliche Nachweisungen gibt. Durch vorhistorische naturwissenschaftliche Uiberlieferungen, welche jedoch Religionsheiligkeit in dem Grad erlangt hatten, dass, den bestinmtesten Nachrichten zufolge, selbst alte medieinische Bücher in Aegypten als heilige gelten, von deren Vorschriften bei Todesstrafe nicht abgewichen werden durfte — durch solche in In- dien bis auf den heutigen Tag mit tyrannischer Gewalt herrschende vorhistorische, zum Theil auf alte astronomische Formeln sich beziehende Uiberlieferungen hatten die im höchsten Grade tyrannisch gewordenen Mysterien des Alterthums gleichsam den Schlüssel in den Händen zu mehreren bedeutsamen Naturgeheimnissen, gingen 1 aber selbst nicht auf nähere Untersuchungen ein, und hinderten auch andere, darauf einzugenen. Denn „so viel höher“ sagt Pausanius ‚„‚standen selbst in Griechenland die Mysterien als die Volksreligion, wie Götter höher sind, als Heroen“ und in solchem Zusammenhange kann man es verstehn, warum noch bis auf die neueste Zeit in In- dien es als ein Verbrechen galt, auch von natürlichen Dingen etwas auf andere Weise lernen zu wollen, als aus dem Munde der Priester. Dem nicht genugsam zu rühmenden siegreichen Streite des Christenthums gegen die Mysterien des Alterthums haben wir es zu verdanken, dass endlich nach mehr als tausendjährigem Kampfe das grosse von Gott für Alle geschriebene Buch der Natur vor den Völkern aufgeschla- gen werden durfte. Diess ist ein nicht genugsam gewürdigtes hohes Verdienst des Christenthums, ja, man kann sagen, ein nicht selten sogar völlig verkanntes Verdienst. Denn allerdings war, durch den Kampf gegen die naturwissenschaftlichen Mysterien des Alterthums, eine Erbitterung gegen die Naturwissenschaft selbst, obwohl im Widerspruche mit dem Geiste des Christenihums, während der Periode des Mittelalters herbeigeführt worden, eine Erbitterung, welche erst in späterer Zeit wieder beseitigt ward, als man im 16., 17. und noch zu Anfange des 18. Jahrhunderts sah, welche grosse Siege für das Christenthum in Indien, China, und Japan vorzugsweise durch Mitwirkung der Mathematik und Naturwissenschaft gewonnen wurden. Und diess ist die Periode, in welcher zuerst die zuvor mannigfach beschränkten und niedergehaltenen Naturwissenschaften es wagen durften, das Haupt zu erheben, in der Art, dass zuletzt Akademien im neueren Sinne dieses Wortes entstanden, und solche als Zierden ihrer Hauptstädte zu begründen sich Könige zur Ehre erachteten. Diess ist die Periode, in welcher die Londoner königliche Societät, die Pariser Aka- demie, die academia nalurae curiosorum, reicher als irgend eine mit kaiserlichen Privilegien geschmückt, und bald darauf die unter Mitwirkung eines Leibnils begrün- dete Berliner Akademie entstand. Der Blick auf das, was anderthalb Jahrhunderte lang im Oriente durch Naturwissenschaft geleistet worden war, rief zuletzt diese be- deutenden Akademien in kurzer Zeit, in der Periode eines einzigen Menschenalters, hervor. Man versteht nun, wie zeitgemäss es war, was Montucla in seiner Geschichte der Mathematik hervorhebt, dass in der ersten Periode der Pariser Akademie kaum irgend ein französischer Missionär nach dem Orient reiste, ohne Instruction der Aka- demie, und ohne mit Büchern und Instrumenten von derselben reichlich unterstützt worden zu seyn. Bekanntlich verdanken wir den gelehrten Missionarien der damaligen Zeit die erste Kenntniss der indischen Astronomie und der eine so reiche und schöne Literatur darbietenden Samsecritsprache. Im gleichen Geiste war der vorzüglichste Begründer der Londoner Soecietät, Robert Boyle, zugleich der erste Stifter einer der Kirchenreformation sich anschliessenden Missions-Ansalt, welche noch jezt besteht, und im Geist ihres Stifters einen wissen- schaftlichen Charakter behauptet. Derselbe Geist Robert Boyle’s hat auch in neuerer 72 Zeit sich nicht unbezeugt gelassen bei der Londoner Societät, an welche gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Calcutta- Sociely sich anschloss, die zur Verbreitung besserer Erkenntniss in Indien so vorzugsweise bisher gewirkt hat. Ganz in demselben Geiste betrachtete es Leibni/z als ein Hauptziel der Berliner Akademie, dass sie auf den Orient durch Verbreitung besserer Erkenntniss wirke. Und dieser Plan eines Leibnitz erhielt damals königliche Sanction, ja es wurde sogar eine eigenthümliche Klasse bei der Berliner Akademie begründet für orientalische Wissenschaft und Mission. Und warum führe ich diess alles an? — Nach dem Muster des gehaltvollen Vortrags, womit unsere Versammlungen eröffnet wurden, werfe ich einige Blicke zurück auf die Vergangenheit, um die Beziehung zur Welt im Grossen und Ganzen und namentlich die Beziehung zum Orient hervorzuheben, welcher die bedeutendsten Akademien ihre Entstehung verdanken; zum Oriente, worauf alle Blicke hingerichtet waren, in jener Periode eines Robert Boyle, eines Newion, eines Leibnilz, wo die neu auflebenden Akademien in erster schöner Begeisterung, die einen Aufschwung der Naturwissenschaften veranlasste, ihre Blicke richteten jenseits der Meere, um wissenschaftliche Pflanzschulen zu begründen, und durch Verbreitung der Wahrheit auf die Menschheit zu wirken, — während nun unsere gelehrten Akademien sich be- gnügen, in den ohnehin durch Literatur verbundenen Ländern ihre Correspondenten zu suchen. — Leibnitz knüpfte Correspondenz an mit den gelehrten Missionarien, welche die katholische Kirche in den Orient gesandt hatte. Namentlich schrieb er mehrere Briefe nach Peking, um die dortigen Missionarien zur Begründung einer an die europäischen sich anschliessenden Akademie der Wissenschaften zu veranlassen. Die damalige Lage der Verhältnisse schien ganz dazu geeignet, diesen Plan ins Leben zu rufen. In neuerer Zeit war Ostindien günstiger zur Ausführung dieses Plans, wo in den letzten Decennien (wie schon erwähnt) eine Pflanzschule der Londoner Akademie sich bildete, und die Calcutlla-sociely entstand, unter deren Mitwirkung sich ein Ramo- hun-Roy durch europäische Wissenschaft bildete, und das erste in der Welt-Ge- schichte bis dahin einzige Beispiel uns vor Augen stellte, dass ein durch europäische Wissenschaft erleuchteter Brahmine (vermittelst, besserer Auslegung der heiligen Schriften der Indier selbst) den Polytheismus zu bekämpfen strebte, und eine Kirche stiftete, welche in Hinsicht auf Einfachheit des Gottesdienstes der christlichen sich anschliesst. Derselben gelehrten Gesellschaft zu Calcutta ist die wissenschaftliche Ausbildung noch mehrerer anderer Brahminen zu verdanken, welche mit ungemeiner Freigebigkeit bedeutende Stiftungen machten, und noch machen zur Anlegung so- wohl gelehrter Schulen, als auch der zur allgemeinen Volksbildung nothwendigen Vorbereitungsanstalten. Hier haben wir vor Augen, was Leibnitz beabsichtigte, als er den Plan zur Begründung der Berliner Akademie entwarf. Leibnitz wünschte nach denselben Prineipien, die bei der Berliner Akademie königliche Sanction erhalten hatten, auch auf Begründung einer Akademie in Dresden 73 und in Wien hinzuwirken, um alle christliche Kirchen in heilbringender Wirksamkeit auf den Orient durch wissenschaftliche akademische Thätigkeit auf eine: streitlose Weise zu vereinigen. Denn wir Naturforscher sind dazu berufen, im Bunde mit den Mathematikern erhaben. zu seyn über allen Streit; da die Natur gleichsam “durch göttliche Stimme jede Streitigkeit entscheidet, und jede neu hervortretende bedeutende Naturwahrheit uns !ergreift als eine neue Offenbarung Gottes, in welchem Sinne man sagen kann, dass ein wahrhaft katholisches, allgemein gültiges, über alle Zwistigkei- ten weit hinweghebendes Princip in den Naturwissenschaften enthalten sei. Im Namen eines Leibnitz müssen wir uns also freuen, dass sein Wunsch, eine Akademie der Wissenschaften in Wien begründet zu sehen, nun nach länger als einem Jahrhunderte zur Ausführung gelangen soll. Und welche glückliche Vorbedeutung ist es, dass, wie öffentliche Blätter melden, der berühmte Orientalist, Herr von Hammer, an die Spitze dieses Unternehmens treten wird. Es ist nun höchst wahrscheinlich nicht umsonst, dass ein durch seine Reisen in dem Orient hinreichend bekannter Ge- lehrter, dass Seelzen, einen zu Cairo in Aegypten im Jahre 1808 geschriebenen Aufruf an alle europäischen und amerikanischen Akademien und gelehrte Gesellschaf- ten zur Begründung einer wissenschaftlichen Propaganda — dass Seetzen diesen seinen Aufruf zunächst nach Wien an Herrn von Hammer sandte. Zufällig kam ich ‚in den Besitz des ersten Entwurfes dieser Abhandlung von Seetzen’s Hand geschrie- ben. Sogleich auf der ersten Seite steht die Randbemerkung: ‚Eine an vielen Stellen verbesserte und vermehrte Copie von diesem Aufsatze habe ich an Herrn von Hammer nach Wien gesandt, und nur in dem Falle, dass jene verloren ginge, könnte von diesen Blättern Gebrauch gemacht werden.“ Seetzen in Kahira, den 4. Julius 1808. Die Abhandlung Seetzens enthält einen Reichthum schöner Bemerkungen, um zu zeigen, wie leicht es sei, lehrend und lernend zugleich auf den Orient zu wirken, und wie eine solche wissenschaftliche Propaganda fast ohne alle Kosten, ja, auf eine sehr bald Gewinn bringende Weise begründet werden könne. Aber Seeizen wollte dergleichen wissenschaftliche Pflanzschulen an die Stelle des freilich eine Zeit lang ausgearteten, mehr unsere theologischen Streitigkeiten, als die Religion der Liebe und Eintracht in fremde Länder verpflanzenden Missionswesens setzen. Offenbar viel besser war der Plan eines Leibnitz, solche wissenschaftliche Pflanzschulen mit den reli- giösen Hand in Hand gehen zu lassen, und durch ‚das Demonstrative den Sinn zu wecken für das, was höher ist, als alles Demonstrative, oder, um den Ausdruck eines Leibnitz zu gebrauchen, „den Glauben durch Wissenschaft zu verbreiten.“ Da in der katholischen Kirche das Missionswesen nicht einzig und allein Privat- gesellschaften überlassen, sondern als Angelegenheit der Kirche betrachtet und be- handelt wird, ganz so, wie es sich ziemt: so ist dieser grossartige Plan eines Leibnitz in Katholischen Ländern um so leichter ausführbar. Die katholische Kirche wird nie ihres Gregors XII. vergessen, welcher jene berühmte Gesandtschaft aus Japan : 10 4 erhielt, wodurch auf’ eine recht ‘Augenfällige. Weise sich bewährte, was schon Roger Baco Steich nach der Periode der Kreuzzüge an Clemens IV. eikrieheng dass die _ Feinde des Christenthums nicht. mit kriegerischen Waffen, sondern mit den Waffen des Geistes und der Wissenschaft zu besiegen seien. ' Daher wurde auf Veranlassung desselben Papstes, Gregor XII., unter. Mitwirkung des Cardinals Ferdinand von Medici, eine Druckerei mit orientalischen Lettern zu Rom angelegt, in der Absicht, solche orientalische Schriften zu drucken, welche dazu dienen könnten, die Volker des Orients zu unterrichten, und sie wieder auf den Weg: des Heils zurückzuführen, wie Tiraboschi sich’ausdrückt. Man druckte zu diesem Zweck im Jahre 1594 einen arabischen Euklid zw Rom. Und: 'nach ‚deimselben-Plane wirkt noch heut zu Tage. ‚der nur zu 'wenig be- kannte, höchst achtbare Orden der Mechitaristen fort. Wirklich veranstaltet dieser geist- liche‘ Orden, der vorzugsweise aus " Armeniern besteht, so‘ ‘eben zu Wien. die Uiber- setzung eines der vorzüglichsten neuern deutschen Lehrbücher der Physik in’s Armenische. Der Orden erhält: sich. zum Theile ‘durch diese Art der ‚Thätigkeit‘; „weil. dergleichen Schriften im'Oriente sehr leicht Abnehmer finden. Und hierauf eben gründet sich - der vun Seetzen aus Aegypten an Herrn von Hammer - im Jahre‘ 1808: ‚gesandte Plan einer‘ wissenschaftlicheh Propaganda, der im ı Ortente' yerdspemiaen. sich ‚von Ben ihm äufdrang Ar, ! . ER Ieh führe. "diene Alles an, um zu zeigen, dass "diene Plan. Seetzen’s und der frühere, mit noch grossärtigerem Sinn 'aufgefasste ‚eines Leibnitzsieh an, ‚etwas an- schliesst; was sich schon bewährt hat-in der’ katholischen Kirche, ja. ,„ von. welthisto- rischer Bedeutung ‚geworden ist, so dass -die Erinnerung an das, was vormals im Oriente durch Naturkeisächächäflen: gewirkt ‚wurde, sogleieh‘ ‚wieder lebendig vor die Seele'tritt, sobald nur der Gedanke an eine: Ser ar in an zu. Inirimdelige Akademie ausgesprochen wird. " ca RR Durch diese neue, in Wien, das mit dem. Orient: wi so: riöifacher Berähring steht, zu begründende Akademie EN also , wofür ‚schon‘ der Name eines Herrn von Halıner sichere Gewährleistung darbietet, auf- eine: ‚grossartige Weise ausgeführt werden, was ich bei nur allzuernster‘ Veranlassung wenigstens, zu versuchen ' wagte; zu versuchen wagte bei dem „Vereine zur Verbreitung von Nälurkenntniss und ' höherer sich anreihender Wahrheit“ Es hat diesem Vereine, für, welehen namentlich die Petersburger Akademie auf eine höchst achtbare Weise sich‘ interessirte, auch in unserm Vaterlande nicht ganz an Theilnahme gefeblt, wenn sie gleich, wie es im Leben öfters zu’ geschehen pflegt, nicht selten von anderer Seite kam, als wo ich zu- nächst sie erwartet hätte; und es gereicht mir gegenwärtig zur Yorsmefiichen Befrie- digung,; zwei für diesen Verein erfreuliche Ereignisse aus neuerer Zeit hervorheben zu können, welche zunächst a et die hier versammelten RER Natur- forscher- zu interessiren. N ! Ich wünsche nämlich die Aufmerksamkeit hihkaleikeit auf einen. jungen Mans) welcher durch gründliches Studium der gesammten Naturwissenschaften, das er in Bonn machte, sich zu einer gelehrten naturwissenschaftlichen Reise in den Orient vor- 73. bereitete, und im Herbste vorigen Jahrs, zuni Theile ‚durch Actien, zum Theile ‚aber auch durch die Liberalität. der königlich preussischen Regierung unterstützt, näch Java ab- gereist ist... Wahrscheinlich-ist der Reisende, denn ich meine, Herr Hasskarl, schon. Einigen von‘ den Anwesenden. bekannt, die. vielleicht selbst dazalı genommene Actien ‚seine. Reise beförderten. “Während ‚der. Vorbereitung, dazu ‚wurde derselbe von Seiten der Barmer Missiousgesellschaft mit den. nöthigen Schriften zum, Studium ‚der ‚malayi- Fr schen ‚Sprache unterstützt. - ‚Zugleich interessirte‘ ‚sich‘ derselbe: für jenen‘. ‘vorhin er- _ wähnten, am Gräbe. meines. ‚Bruders begründeten ‚Verein, welcher. die Naturwissen- schaften als ein F rieden' ‚bringendes: ‚Prineip bei‘ dem Sireite der verschiedenen Mis- sionsanslalten im 'Sinne-.eines Leibnitz zu "benützen ‘wünscht: Hier‘. genügt’ es, dies Einzige hervorzuheben, ‚dass jener junge Reisende, indem er seinen Blick über die mineralische, vegetabilische und animalische‘ Natur hinaus ‚erweitert‘, dadurch seinen nächsten Zwecken als Sammler nicht ‚Jinderlich,. sondern vielmehr "förderlich wird. Denn was kann in jenen. fernen Ländern diesen Sammlerzwecken günstiger, seyn, .als Einheimische in’s Interesse zu ziehen: für Naturwissenschaft,. um verständige, Corre- ‚spondenten zu gewinnen, von:denen- Nachsendungen, ‚oder späterhin gewünschte spe- ziellere Mittheilungen über Einzelnheiten zu ‘erhalten sind? Solches aber wird allein. möglich durch -Anlegung . naturwissensehaftlicher ‚Pflanzschulen im Leibnitz’schen Sinne, ganz so, wie Kämpfer und Thunberg es in. Japan gemacht haben: „Die .Erin- nerung an diese Naturforscher,“ sagt. von Siebold in seiner im Jahr 1824 zu Batavia herausgegebenen Schrift über den Zustand der Naturwissenschaften in Japan, „die Erinnerung an diese alten Naturforscher, ist noch, ganz neu in Jäpan bei den. Enkeln “ihrer Schüler, und unglaublich. ist der: Eifer, welcher durch diese beiden Männer ‘bei’ den gebildeten Japanesen für Naturforschung erweckt wurde,“ Siebold führt:in dieser Beziehung‘ mehrere erfreuliche Einzelnheiten an. — - Und. eben jene: beiden Männer, einen Kämpfer- und Thunberg, . hat jener-neuere Reisende, Herr Hasskarl, sich zu Vor- bildern gewählt.. ‚Ich halte es daher für Pflicht, auf diesen jungen Mann die.deutschen Nalürforscher aufmerksam zu mächen, um so mehr, da ich von ‚demselben auch sonst viel: Gutes durch einen mir bewährten. Freund von Bonn aus ' gehört. habe‘ Noch 'ein speeielleres Interesse aber hat vielleicht für‘ die versammelten Na- ‚turforscher,, was ich aus gleichem Standpunkte beizufügen habe. Es hat nämlich ein höchst achtbarer ostindischer Missionar, Herr Bernhurd' Schmid, der schon früher an Herrn Professor ‚Zenker in Jena: botanische. Sendungen aus Ostindien' gemacht, — wie mehreren Anwesenden bekännt ‚seyn. wird, ‘welche der letzten’ Versammlung der Natur- forscher in .Jena beiwohnten — derselbe verdiente Missionar hat'nun für: den von mir ‚gestifteten Verein zur Verbreitung. von ‚Naturkenntniss und höherer Wahrheit eine - werthvolle zoologische‘ Sammlung ‚aus Madras mitgebracht, die einer seiner Freunde in Ostindien, Herr King, ‚veranstaltet, ‚der in ‚Madras‘ Lehrer ‘mehrerer. junger Leute aus.den besten Familien ist.. ‚Herr. ‚King: bietet. sich, den europäischen Nalurfor- schern freundlich zu Aufträgen an, die zum: Theile selbst von einigen Seiner unter- richteten. Zöglinge, die er ‘zu :naturhistorischen Wanderungen veranlasst, ausgerichtet 10* 76 werden können. Seine Sammlung ist recht gut erhalten angekommen, und enthält 500 Exemplare von Thieren aller Art, doch vorzugsweise Vögel. Unser ausgezeich- nete Hallische Zoolog, der leider uns so eben auf eine schmerzhafte Weise durch den Tod so schnell entrissene Professor Nitzsch, hat ein Verzeichniss entworfen, welches ich mit Vergnügen denjenigen Naturforschern vorlegen werde, die sich da- für interessiren. Späterhin wird dieses Verzeichniss, nebst der zum Theile von je- nem verewigten ausgezeichneten Zoologen, dessen freundliche Gefälligkeit ich nicht genugsam rühmen kann, gemachten Preisbestimmung, gedruckt an alle Museen versandt werden, denen es zur Bereicherung ihrer Sammlungen von Nutzen seyn kann. Was durch den Verkauf dieser werthvollen Sammlung zu gewinnen: ist, wird nicht bloss zur Entschädigung des Sammlers ausreichen, sondern auch, dem Zwecke seiner Sendung gemäss, 'einen zu ostindischen Missionszwecken brauchbaren Uiberschuss darbieten: Denn der von mir gestiftete Verein hat nie einen andern Zweck gehabt, als auf nalurwissenschaftlichem Wege sich nützlich zw machen dem oslindischen Missionswesen, wofür in Halle alterthümliche, unter Rechnung auf die Mitwirkung der Universität gemachte Stiftungen ‚von vierzig Tausend Preuss. Thalern vorhanden sind. Man sieht aus diesem Beispiele, wie leicht das orientalische Missionswesen durch Naturwissenschaft wieder Selbstständigkeit (ohne beständiger Colleeten zu be- dürfen) auf dem von Leibnitz und Seetzen bezeichneten Wege in ähnlicher Weise, wie im XVI. und XVII. Jahrhunderte, gewinnen kann. Was ich unter gegebenen, keines- wegs günstigen Verhältnissen im Kleinen versuchte, wird nun grossartiger in Wien bei der unter Leitung eines Herrn von Hammer begründeten Akademie der Wissen- schaften auf eine, dem wahren Begriff einer Akademie, und der vorhin nur flüchtig bezeichneten Entstehungsgeschichte der bedeutendsten Akademien gemäss, erstrebt, und bei den wichtigen Beziehungen, in welchen Wien zum Oriente von jeher stand, gewiss auf eine glänzende, zugleich der Welt und der Wissenschaft nützliche Weise erreicht"werden. Darum Heil und nochmals Heil der in Wien neu zu begründenden Akademie der Wissenschaften ! $. 7. Enulich theilte Herr Professor Zippe aus Prag, nachdem der erste Geschäfts- führer von einer erst unlängst in Böhmen gemachten Entdeckung eines aus ver- schlacktem Gesteine bestehenden Walles benachrichtigt hatte, im Auftrage desselben darüber das Nähere mit. Vor zwei Jahren wurden dem hochverehrten Herrn Präsidenten unserer Ver- sammlung, Herrn Grafen Caspar Sternberg, einige Stücke eines, theils porösen, theils blasigen und schlackigen Gesteines gebracht, welches in der Gegend zwischen Pilsen und Plass auf der Kuppe eines Berges vorkommen sollte, und welches seinem An- 77 sehen nach vorläufig für blasigen Basalt oder eine lavaähnliche Abänderung dieses Gebirgsgesteines gehalten wurde, wie solche Abänderungen des Basaltes am Wolfs- berge bei CZernoschin, am Kammerbühl bei Eger und an andern Basaltbergen des westlichen Böhmens in grosser Mannigfaltigkeit bekannt sind. Der Fund wurde vor- läufig in der Sammlung des vaterländischen Museums niedergelegt. Das frische Ansehen des Gesteines, die mehr glasarlige, fast bimssteinähn- liche Beschaffenheit, die grössere Härte und Sprödigkeit, das Abweichende der Farbe liessen nun wohl eine Verschiedenheit desselben von eigentlicher Basaltbildung ver- muthen, doch konnte darüber aus der blossen Untersuchung der gebrachten Haud- stücke, welche sämmtlich einander gleich waren, nicht mit Bestimmtheit entschieden werden. Dieses, so wie der Umstand, dass in der angegebenen Gegend die Fels- arten des Uibergangsgebirges und die der Schwarzkohlenformation die allein herr- schenden Gesteine bilden, und dort Uurchaus Nichts von einer basaltartigen Gebirgs- masse, weder als festanstehendes Gestein, noch als Gerölle bekannt ist, liess eine Untersuchung dieses Fundes an dem Orte seines Vorkommens wünschen, da nicht wohl anzunehmen war, dass diese Steine von den viel weiter westlich und nördlich im pilsner Kreise hervortretenden Basaltmassen abstammen können. Diese Untersuchung konnte erst vor Kurzem von unserem hochverehrten Herrn Präsidenten vorgenommen werden, welchen ich dabei zu begleiten die Ehre hatte. Sie führte zu dem merkwürdigen Resultate, dass diese räthselhaften Gesteine nach den Verhältnissen ihres Vorkommens sowohl, als ihrer Lagerung und Verbreitung, nicht für eine geologische, sondern für eine historische Erscheinung zu erklären seien. Zu diesem Schlusse führte nun auch die Beschaffenheit des an Ort und Stelle in grösserer Menge und Mannigfaltigkeit aufgefundenen. Gesteines- Der Ort des Vorkommens dieses Gebildes ist eine mit Wald bewachsene Berg- kuppe am rechten Ufer der Mies, unweit des Dorfes Bukowetz, eine Meile N.O. von Pilsen, der Schafberg genannt. Die Bergkuppe fällt N.W. und S. ziemlich steil gegen das Flussthal der Mies und in ein kleines, hier in dasselbe einmündendes Seiten- thal ab. Zum Theile sind die Gehänge beraset, zum Theile felsig und mit losen Stein- brocken bedeckt, von derselben Beschaffenheit, wie sie der fest anstehende Fels des Berges zeigt. An der Ostseite verläuft sich die Kuppe in das Plateau, welches das Dibergangsgebirge in dieser Gegend bildet; sie erhebt sich nur unmerklich von dieser Seite. Die obere Platte der Kuppe ist fast eben, und somit der ganze Berg eigentlich nur Vorsprung der Hochebene gegen die Thalgehänge. Das feste Gestein der letztern, so wie die zahlreichen Gesteintrümmer, welche sie stellenweise bedecken, zeigen eine von den vielen Abänderungen der Schieferbildung, an welchen die schiefrige Siructur gänzlich oder grösstentheils verschwunden ist, welche somit einen Uibergang aus dem Grauwakkenschiefer in ein dichtes, der Grundmasse eines Porphyrs ähnliches Gebirgsgestein andeuten, und welche auch wohl mit den Benennungen Feldstein und Aphanit bezeichnet werden; doch kommen auch deutlich, wiewohl nicht vollkommen schiefrige Abänderungen mit den dichten untermengt vor; es scheint, dass Feldspath Lä=) von verschwindender Zusammenseizung in dem innigen Gemenge des’ Gesteines den vorwaltenden Bestandtheil bilde. Die obere Platte der Kuppe ist’ an’ ihrem, Rande fast ringsum mit einer Art von Wall. eingesäumt,‘ - gleichsam wie mit einem’ Kränze umgeben, welcher. sich. bei: der- Untersuchung als ein Werk, von.Menschenhand ge- macht, sehr bald kund gibt. "Diese 'wallartige, 3 bis 4 Fuss hohe, ‘und in. der Basis. gegen 2 Klafter dicke Einfassung, bildet ein unregelmässiges ölyean: mit theils ge-. raden, theils sanft gekrümmten Seiten, zum Theile mit stumpfen, einspringenden Win- keln. Diese unregelmässige Figur ist in der grössten Ausdehnung 90 Klafter lang und 50 Klafter breit; sie richtet sich ganz nach der Figur des. Randes der Berg-. platte, welchem sie angepasst ist. In der Entfernung von 90 Klafter findet ‘sich an der N.O. Seite, da wo die Bergplatte in die Hochebene verläuft, ein. anderer wall- artiger Aufwurf, welcher von einem Gehänge des Berges bis zum andern reicht, und ‚ vor welchem eine grabenartige Vertiefung sichtbar ist. Beide Wälle, besonders. der’ äussere Abschnitt, sind- ziemlich mit Rasen’ und Dammerde bedeckt. Der innere" Wall oder das Hauptwerk besteht aus. zusammengetragenen losen Gesteinen, keine Vereini- gung derselben, durch eine Art, von Kitt oder. Mörtel, nichts einer anderweitigen Maurerärbeit Aehnliches ist daran wahrzunehmen. Dieser Wall ist es aber, in. wel- chem diese lava- oder bimssteinähnlichen Bildungen vorkommen, jay er besteht fast grösstentheils daraus; nur 'an einigen Stellen bemerkt man Gesteine, welche den am. Gehänge. des Berges umherliegenden, und der festen Grundmasse desselben gleich sind. Eine genaue: Untersuchung und Vergleichung der Gesteine des .Walles selbst zeigt ferner, dass es eben . diese Zusammengetragenen Gesteintrümmer des ‚Berges selbst sind, welche hier an Ort. und Stelle durch Feuer verändert, zum Schmelzen gebracht, und in die blasige oder poröse, 'schlackige: Masse umgeändert wurden; denn man findet alle Uibergänge von der, einem glasigen' Bimssteine ähnlichen Minerale substanz bis zu dem frischen. unveränderten Gebirgsgesteine, ja, man findet: die An- deutungen zu.diesen Uibergängen oft an einem und dem nämlichen -Gesteineklumpen. Ausserhalb- des Walles findet ‚sich Nichts von solchem verschläckten ‚Gesteine, eben so wenig in.dem Raume innerhalb des Walles; vielmehr führte . eine auf Verensiäle “r tung Sr. Excellenz des Herrn Grafen Sternberg, gemachte Nachgrabung im ‚innern Raume sehr bald auf die. unveränderte Felsmasse. des Berges, . woraus. zur. Genüge hervorgeht, dass diese verschläckten. Gesteine nicht durch Wirkung eines. unterirdi- schen Ködens gebildet ‚worden «sind: ‘Auch. lehrt der Augenschein an Ort‘ und Stelle, dass diese Gesteine. des Walles. nur lose zusammengetragene Felsbrocken von dem. - Gehänge. und der’ Platte des’ Berges seien, und dass sie mit dem festen- "Untergründe . Nicht weiter "zusammenhängen. Eben so sieht man bei der Untersuchung sehr bald, dass diese, ‚schlackigen Massen nicht als solche zusammengetragen, ‚sondern .dass sie ‚dort, wo sie. sich gegenwärtig. befinden, gebildet’ wurden, denn sie hängen. oft unter‘ einander: zusammen, "greifen ‚gleichsam in. einander ii und. bilden . so grössere zusammengebackene ‚Klumpen und stellenweise ziemlich ansehnliche Massen, "wel- ches nicht .der Fall seyn könnte, wenn sie. als bereits fertige Schlacken zusammen- u 79 getragen worden wären, da diese vielmehr , vermöge ihrer Sprödigkeit , bei’ dieser Arbeit‘ihren Zinmeihalh verloren haben würden. Um über den Untergrund des Walles und über den Zusammenhang der Schlacken- gesteine mit demselben noch mehr in’s Klare zu kommen, als es durch blosse Besich- "tigung von Aussen möglich ist, wurde eine Durchgrabung des Walles an einigen Stellen veranstaltet, und das Ergebniss derselben war eine Bestätligung ‘der Vermuthung, dass das Gestein an Ort: und Stelle diese .Umänderung:in Schlackenbildung ‘erlitten ‚habe; denn zwischen dem -Walle und dem Untergrunde fand sich ganz unerwartet eine 2 bis 3 Zoll starke Lage von Holzkohlen, dem Anscheire nach Buchenkohle. . Somit ist denn - dieses merkwürdige Gebilde auf eine Weise, welche jeden Zweifel beseitigt, als ein Werk:von Menschenhand, als ein Kunstproduet nachgewiesen. Sole möchte es seyn, über den Zweck und die Zeit der Bildung dieses verschlackten Walles, wie wir, ihn benennen wollen, etwas Bestimmtes auszusprechen, so. wie über den Umstand, ; .ob diese Verschlackung eine absichtliche oder zufällige. gewesen sey.: Obwohl nun . die Beantwortung dieser Fragen. nicht mehr in däs Gebiet des Naturforschers, sondern in.das des Geschichtsforschers und. Archäologen gehört, sö 'sey es ‚doch erlaubt, vor ‚der hochansehnlichen Versammlung aueh darüber, als:über einen Gegenstand von all- gemeinerem Interesse, einige Vermuthungen äussern zu dürfen, um so mehr, als ähn- liche Untersuchungen schen mehrere Male von Geologen ‚gemacht, und zur Sprache gebracht worden sind, und als in "Böhmen, einem Lande, welches sowohl dem Natur-, als dem Geschichtsforscher so manches Räthselhafte, Unerwärtete und früher Unbe- kanhte geliefert hat und noch liefern wird, vielleicht Erscheinungen dieser Art noch öfter vorkommen dürften, welche vielleicht auch auf. dem übrigen europäischen Con- finente nicht ganz fehlen werden, almabk unseres Wissens ‚noch Nirzends eiwas darüber kund Aajrorden ist. » A: ee In der Nerösninhang deutscher Naturforscher und: Mdratp; zu. Fieidöfherz, am 19. September 1829, las Herr Hofrath von Leonhardt ' "eine Abhandlung über. die in Schottland an mehreren Orten vorkommenden, ‚verschlackten oder ‚verglasten Burg- mauern; zugleich wurden Belegstücke vorgezeigt, an welchen ‚sowohl: ‚Verschlackung als‘ yersfaeitig deutlich erkennbar waren. Diese wallartigen Gebäude, welche mit Währscheinlichkeit für Vertheidigungswerke gehalten werden, liegen Jenseits der Ge- schichte nnd der Tradition; man weiss nicht, welchem: yorgeschichtlichen Urvolke. sie zuzuschreiben sind: Einwirkung. des Feuers ‚liegst am Tage; es-bleibt aber räthselhaft, ‘ob. diese Einwirkung: hei ihrer‘ Erbauung stätt fand, acer. bei ilirer Zerstörung. Es ' sind mehrere kleine Schriften in England darüber erschienen, unter andern eine sehr “ ausführliche Abhandlung von Mac: Culloch, im:2ten Bande def Transactions .of.the geological Society. Mehrere Ansichten. und Vermuthungen sind darüber ausgesprochen worden. Hofrath von Leonhardt hat sich ‘darüber, mit folgenden Worten geäussert: i „Der Verglasungs- und Verschlackungsprocess unserer : Burgen dürfte, fasst man „alles darüber Gesagte zusammen, auf die Art‘ bewirkt worden seyn,‘ dass .die „Mauern in zweckdienlicher Weise mit einem Erd- oder Räsenwalle umgeben, der s0 „Zwischenraum mit Brennmaterial angefüllt, und Füllung und Verbrennung so oft „wiederholt wurden, bis die Absicht erreicht war.“ Sollte die Verschlackung oder Verglasung eines solchen Burgwalles oder einer Mauer beabsichtigt worden seyn, so möchte eine solche Vorrichtung, wie sie hier angenommen worden, allerdings den Zweck erreicht haben ; nur dürfte dann die Flamme an dem obern Rande, wo sie mit der Atmosphäre in Berührung kam, stär- ker auf das Gestein gewirkt haben, als unten, wo sie durch die äussere Wand ge- deckt war. Es ist aber nirgends durch Versuche von Durchgrabung solcher Stein- wälle bis auf ihren Untergrund nachgewiesen, ob die Verschlackung oben und unten in gleichem Grade Statt gefunden habe. Auf Kohlplätzen werden Steine, welche sich zufällig darauf befanden, nicht verschlackt gefunden; ‘wohl aber schmilzt eine Schieferplatte in freier Flamme, obwohl das kaum als Beweis für die mögliche Ver- glasung einer Mauer angeführt werden dürfte; da eine Schieferplatte von etwa 8 Linien Dicke wohl leichter zu verschlacken seyn mag, als stärkere Gesteinstücke. Eine absichtliche Verschlackung möchte bei unserem Walle kaum anzunehmen seyn; denn ähnliche Bauwerke, wie das beschriebene, finden sich mehrere in Böhmen, theils yon grösserem, theils von geringerem Umfange. Um nur einige anzuführen, so findet sich ein solcher Wall seitwärts von Aufinowes, bei der Kirche Sct. Mathias, und ein anderer auf dem Berge Hradischt bei Bräezina, dem Wohnsitze unseres ver- ehrten Herrn Präsidenten auf seiner Herrschaft Radnitz. Hier sind die Steine, aus welchen der Wall zusammengehäuft wurde, Quarzfels, die Felsart des Berges selbst, welche, so wie bei Bukowetz, in zahlreichen Trümmern an den Gehängen umherliegt. Bei Set. Mathias aber sind die Steine Plänerkalkstein, welcher dort nicht an Ort und Stelle vorkommt, sondern aus grösserer Entfernung herbeigeschafft werden musste. Nicht alle Gesteine sind durch Feuer einer Verschlackung oder Verglasung fähig; der Plänerkalkstein würde aber eine solche sehr leicht eingegangen seyn, wenn sie von den Erbauern beabsichtigt worden wäre. Der Quarzfels am 'Walle des Hradischt würde wenigstens eine Frittung, welche noch wahrnehmbar seyn würde, erlitten haben, wenn Feuer auf ihn eingewirkt hätte. Der Wall am Schafberge bei Buckowetz ist das erste Beispiel der Verschlackung eines solchen Bauwerkes, welche nach den Geschichtsforschern Böhmens sämmtlich aus vorslavischer Zeit herrühren sollen. In Beziehung auf die Verschlackung scheint er mit den schottischen verglasten Burgen überein zu kommen; aus den im Grunde des Walles gefundenen Kohlen aber, und aus dem Umstande, dass andere ähnliche in Böhmen, und wahrscheinlich auch in anderen Ländern des Continents von Europa vorkommende vorgeschichtliche Bauwerke nicht verschlackt gefunden werden, scheint hervorzugehen, dass hier die Verschlackung nicht beabsichtigt, sondern durch Zufall herbeigeführt wurde. Wahrscheinlich waren diese Bauwerke grösstentheils von Holz errichtet, und die Steine wurden nur zu ihrer grössern Festigkeit, gleichsam zur Beschwerung, darin aufgehäuft, und diese wurden dann bei zufälliger oder feindlicher Zerstörung des Bauwerkes durch Brand verschlackt. Dass nicht alle solche Bauwerke durch Feuer zerstört wurden, die meisten vielmehr sı einem allmähligen Untergange durch den Zahn der Zeit im Verlaufe. vieler Jahrhun- derte anheim fielen, mag das Vorkommen der nicht verschlackten Wälle erklären, welche ihrer übrigen Beschaffenheit nach gewiss denselben Ursprung haben und ihrer Entstehung nach in dieselbe Zeitperiode fallen. \ $. 8. Den Beschluss machte der erste Geschäftsleiter mit Verlautbarung der von Sr. Excellenz dem Herrn Oberstburggrafen an die Mitglieder gerichteten Einladung zum Gastmale in der k. k. Burg, und mit Bekanntgebung der von dem hierortigen Magistrate zum Andenken dieser Versammlung veranlassten Münzprägung und Ver- theilung des Medaillons, welche Gegenstände in einem spätern Abschnitte besprochen sind. a] 11 82 Dritte allgemeine Versammlung. Dienstags, am 26. September. $. 1. Vor Eröffnung dieser Versammlung, welche gleichfalls um 11 Uhr Statt fand, ward den hohen Landesbehörden so wie den betreffenden Obrigkeiten der Stadt von den fremden Herren Mitgliedern durch eine Depulation für das vielfach bethätigte Wohlwollen gedankl. Die Versammlung ward in Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Obersiburggrafen und mehrerer hohen Personen mit der Vorlesung der Protokolle Bämmtlicher sieben Sectionen durch die Herren Secretäre der letztern eröffnet, wo- durch den Anwesenden ein Uiberblick des während der Versammlungszeit Bespro- chenen ermöglicht ward. 8.2. ‚ Bei der Fülle des Gegebenen und der Kürze der Zeit konnte diesmal von den zum Öffentlichen Vortrag bestimmten Aufsätzen nur die folgende Abhandlung des Herrn Hofraths und Professors Reichenbach aus Dresden über die Enlwicklung und den heutigen Standpunkt der Nalurgeschichle zur Sprache kommen. Wenn im Laufe der Zeit ein fortgesetzter Umgang mit der lebendigen Natur oft neue Seiten für deren Beschauung geboten und neue Bahnen der Forschung er- öffnet, und wenn das Resultat solchen Forschens nach Innen, dann auch wieder nach Aussen, der Naturgeschichte eine Anerkennung geworden, wie nur wenige Zweige des menschlichen Wissens in der Gegenwart wirklich gefunden, so mag es an der Zeit seyn, zu fragen: wo wir nun in der Gegenwart sind, wenn es darauf ankommt, einen Blick auf die Resultate zu werfen, welche die verschiedenen Bahnen der Forschung für das Ganze geboten, die Möglichkeit zu ahnen, einen allgemeinen Gesichtspunkt, einen Zusammenhang in der Naturanschauung wieder zu finden. Einzelne grosse Ergebnisse der Naturforschung schweben als Entdeckungen der neueren Zeit unserer Erinnerung vor, welche im Stande sind, jenes Ineinander- greifen der Momente des Naturlebens klar vor unserer geistigen Anschauung zu ent- falten. So war es erst die lebende Generation, welcher es gelang, die Lehre von "3 der Bildung unseres Erdkörpers tiefer zu begründen: die frühere Ahnung einer Er- hebung der älteren Gebirgsmassen wuchs so aus der Wahrscheinlichkeit fast zur Uiber- zeugung heran, und jener grosse Geist, in dem sie geboren worden, wurde assimilirt von der ganzen forschenden Welt, und so wurde durch ihn die Basis des Naturlebens zum Object einer klaren Beschauung. Dieselbe Zeit war es, welcher es gelang, das Beginnen und Fortbilden einer frühern organischen Schöpfung nun wahrscheinlicher nach ihren Erscheinungsperioden zu ergründen, jene zahlreichen und zum Theil in titanischer Urkraft kolassal emporgewachsenen Formen einer Pflanzen- und Thierwelt der Vorzeit vor unser lebendes Auge in die Idee lebendig wieder zu führen, denn es vermöglichte sich dem unermüdeten Eifer hochgeachteter Forscher, die Lösung der Aufgabe, aus den versteinerten Mumien jener Wesen jene Hieroglyphen zu entziffern, welche ihnen die Elemente darboten, eine Flora und Fauna der Vorwelt zu entwickeln, welche in klarem System alle ihre Klassen und Ordnungen, ihre Familien, Gattungen und Arten sehr wohl angereiht, sich parallelisirt mit dem Systeme der‘noch lebendigen Schöpfung. Eine noch neuere Zeit war es dann, welche die Erforschung jener vor- weltlichen Organismen durch mikroskopische Beschauung noch tiefer ergründet, welche uns Gebirgsmassen selbst, als Aggregate von zertrümmerten Molluskengehäussen und von Panzern fast unsichtbarer Infusorien kennen gelehrt, welche die Erzeugung des Eisens zum Theil aus dem Thierreiche nachwies, welche im lebendigen Thiere, wie in der lebendigen Pflanze einen reichen Heerd für Mineralienbildung aufschloss, und mannigfaltige Krystalle, aus den Zellen der Pflanzenblätter, wie aus dem Gehörorgane der Kröte und aus dem Gehäuse der Schnecken entwickelt, und selbst den Hautpanzer von Rhinocerossen, in versteinerten Schildern bewahrt, wieder an’s Licht zog, mit den Hauischildern anderer Säugethiere sie systematisch vergleichend. Anderwärts ergründete fleissige Beobachtung der natürlichen Vorgänge den Process der Verstei- nerung genauer, und vollführte vor unseren Augen die Enträthselung dieses grossen Geheimnisses des immer thätigen Naturlebens, im Kleinen ihn nachahmend. Ein anderes Moment unserer vielfach thätigen Zeit führte uns weiter und tiefer hinein in das or- ganische Werden und Wachsen, entdeckte Schmarozerthiere in allen Theilen höherer, lebender Körper, sogar im sehenden Auge des Menschen, zeigte uns das räthselhafte ‘Doppelleben der Polypenschaar und ihres mineralischen, doch organisch aus ihnen und mit ihnen fortwachsenden Coralienstammes, wie er sich zu Klippen und Inseln erhebt, für Pflanzen, Thiere und Menschen wieder Wand und Häuser und Festungen bietend. Es lenkte ferner die Zeit das schöne, Jahrtausende lang ungesehene Bild einer Um- drehung der Embryonen in den Eiern der Schnecken und Muscheln, und die Bewegung der Säfte in den Gewächsen vor das sehende, sehnende Auge. Wir sind jetzt nahe daran, seit Kunih’s lichtvoller Entdeckung der Embryonenlage in den Cruciferen vor der Reife des Samen, auch in den Gewächsen die Umdrehung des Keimlings vor seiner Reife nachweisen zu können, und alle Forschung leitet uns auf die Bahn, zu ahnen, wie das organische Leben aus einem ersten Urpunkte, im Bereich des Chemismus, vielleicht durch elektro-magnetische Schwingungen erweckt wird, welche den Gesetzen 11* 84 des’ Makrokosmos folgend, eine Axe für ihre Bewegung fixirt finden. So schwingt sich aber im Charakter des activ in die Welt hinausstrebenden Thieres, in rastlosem Wirbel, der Keimling in den Eiern der Muscheln und Schnecken, und so neigt sich langsam im passiven, bewusstlosen Ahnungsleben der Pflanze, ihr sich nach Licht selinender Keimling, bevor er zum Genusse des Lichtes gereift war, und so wie die schönen Tage, welche wir in diesem Vereine beisammen verlebten, an Döbereiners grosses Platinphänomen und an Oerstedt’s Versuche erinnern, durch welche Magne- tismus und Elektrieität in ihrer innern, tiefern Beziehung erkannt wurden, so boten uns die jüngst verflossenen Tage die Fortbildung. dieser. grossen Entdeckung, während sich die tiefsten Räthsel des Eilebens lösten, und der wahre Grund des Lebendig- gebärens, durch Costes geistvolle Beschauung der Zoogenese, sich aufklärte. Fernbleibend von einem Eingehen in Einzelnes, mag nur erlaubt seyn zu glauben, dass kein Zeitalter so reich gewesen an Aufhäufung von speciellen Objecten, wie an dergleichen Resultaten seiner Forschung über das erste Werden und Bilden, über das Schaffen und Wachsen in der Natur, als das unsrige, und manche Fragen wurden wirklich gelöst über Gestaltung und Belebung, welche seit lange als Problem unlös- lich geschienen, wenn auch das wahre Wesen des Lebens, 'als rein göttliches Ur- moment, der menschlichen Zukunft für immer als Urproblem unlöslich verbleibt. Solcher Forschung und solchen Resultaten verirauend, senden wir aber jetzt ruhiger unsere Blicke hinaus in die Urzeit, verfolgen die Beebachtung der vor Jahr- tausenden versteinerten Pflanzen, bis zum Blüthenstaube ihrer Antheren, wie zum Fruchtstaube der Farrenkräuter, die der damals thätigen Thierwelt durch alle Klassen hindurch, und sehen auch unter ihnen den Aufschlüssen der Geschichte ihrer indivi- duellen Entwicklung entgegen. Aber in Allem, was wir entdecken und finden, was wir beobachten und gründ- lich erforschen, erkennen wir zugleich wieder, wie in der noch lebenden Welt, jenen urgesetzlichen Kampf der Antithesen, welcher vom Anbeginn an gewaltet, und auf seiner Bahn immer zum Frieden dahin führte; denn die schöne Tendenz in der Natur ist der ruhige Abschluss in Raum und Zeit, die gegenseitige Selbstbestimmung von Materie und Leben; sie erscheint überall als das Ziel des immer thätigen Waltens und göttlichen Schaffens, jener Entfaltung und Vollendung, welche unablässig vorwärts schreitet zum Höheren, und immer wieder vorbereitend sein Fortleben in der Zukunft begründet. Die Polarität in der Natur bedingt die Momente aller Erscheinung, sie bedingt das Still-Leben der Pflanzen und ihrer zhnenden Blüthe, wie das Leben des Thieres in seinen Instinkten und Trieben, und das höhere Geistesleben im Menschen; sie bedingt die Stufen seines Alters und die Stadien seiner Krankheit, wie sie im lebendigen Organismus ihre Akme entfaltet und glücklich besiegt. Jenem passiven Pflanzenreiche entgegengesetzt, steht das active Thierreich, losgerissen von seinen irdischen Fesseln und freiwandelnd auf der Erde wie im Wasser, und jenes Reich der willenlosen, gefesselten Pflanzen vernichtend, endlich in sich selbst seine Gegensätze wieder entwickelnd und gegenseitig sich selber vernichtend. 85 So standen bereits in der Vorwelt zwei Gruppen von Thieren einander gegenüber, unter der Herrschaft feindlicher Prineipien einander bekämpfend. In der ganzen Or- ganisation jener Thiere sprechen sich im Aeussern und Innern Gegensätze aus, welche auffallend sind im Bau und in der Weise des Lebens. Das pflanzenfressende Säug- thier, vielleicht sobald nach der Schöpfung der Pflanzenwelt auf den. Schauplatz ge- treten, lebt in geselliger Einigkeit, wenig bekümmert um die übrige Thierwelt, sucht sich seine Kräuter, und verdaut diese mühsam wiederkäuend, bis durch vielfache Zubereitung und Durchwirkung der Pilanzenstoff fähig geworden ist, in dem langen Darmkanale sich zu zersetzen und die für die Ernährung ‘passenden Stoffe zu sondern. Die sanften, gutmüthigen 'Thiere ‚sind, wie wir sie nun in unserer. Zeit kennen, scheu und flüchtig und zähmbar, dann zutraulich gegen den Menschen‘, und werden nur durch ungeheure Vermehrung schädlich für das Gedeihen der Pflanzen. Das fleisch- fressende Raubthier dagegen überrascht aus dem sicheren Hinterhalte ‘im wüthenden Sprunge die Heerde jener sorglos grasenden Thiere, reisst sein Opfer nieder mit den gewaltigen Klauen oder Fängen, sättigt sich in seinem Blute, und geniesst gierig die edleren Theile, das Uebrige den seine Spur verfolgenden kleineren Raubthieren übrig lassend, und ‚schnell, ohne Beschwerde die seinem eigenen Körper gleichartige 'Nah- rung verdauend, bereitet es bald wieder zu neuem Raube sich’vor. Und der Mensch verfolgt dann in seiner Zeit wieder das Raubthier, und dessen Ausrottung setzt er sich ganz ernsthaft zum Ziele, So bewegt sich aber ewig der Cyclus des Lebens in der Natur, und räthselhaft -dünkt uns dabei, wenn wir in diesen Erscheinungen sie auffassen wollen, die Nothwendigkeit des Raubthieres im Kreise der Schöpfung, und wir müssen auch hier, wollen wir einer Erklärung uns nähern, zum Anfang der Er- scheinung rain; denn das Ganze genetisch EN tritt uns das Bild erst deutlich vor den forschenden Blick. Bevor der Mensch die Natur sah, begann sie formlos, dräprin glich mit sehr einfachen Wesen und nur im PETE SEHE, Mutterslemente des Wassers bevölkert, bis die Eilande vom Wasser entblösst wurden, und. nach ‚schwächeren Vorbildern ie ge- waltigen Ichthyosauren und: der Saurier altes und reiches Geschlecht überhaupt, als Mittelwesen zwischen Fisch und Crocodil, aus den Sümpfen herauftauchten, sie als die ersten Raubthiere der Scene, die Kernairung der zahlreich gewordenen Wasser- thiere und Sumpfbewohner begrenzend. Es wurden dann, bei. fortschreitender Ent- wicklung der Erdschichten, die Thiere des Festlandes geschaffen, und auch unter ihnen war Friede, denn sie genossen die nicht widerstrebende Pflanze, wie sie auf den schon mehr ausgedehnten Flächen grünte und blühte, und ungeheure‘ Heerden von Elephanten, Nashörnern , Nilpferden und Tapiren wohnten um jene Gewässer, und Antilopen und riesenartige Hirsche weideten ungestört auf den Steppen des Orients, wie auf den Bergen und Waldwiesen des deutschen Vaterlandes, friedlich sich mehrend, und blieb ihr Treiben ungehemmt, so musste wohl die. progressiv-ungeheure Vermeh- rung dieser Kräuter und Blätter fressenden Thiere die Erde nach und nach ihres heiteren Schmuckes, ihres vegetabilischen Kleides berauben, vorzüglich in den Niederungen, 86 welche diese Riesenheerden des Wassers wegen bewohnten. Die Schöpfung sollte sich aber mit ihnen nicht abschliessen, denn noch fehlte ihr Schluss-Stein — der Mensch. Vorbereitende Glieder mussten desshalb vorausgehen, den Boden für ihn zu säubern, die ungeheure Vermehrung jener pflanzenfressenden Thiere wieder zu zügeln, und darum erschienen wohl zuerst jene Vielfrasse, jene kräftigen Bären, jene tückischen Hyänen und gewaltigen Katzen, wie Löwen und Tieger, und unter Heerden von Füchsen und Wölfen auch ein gigantischer Hund, der den epirotischen Molossus an Grösse wohl noch übertroffen. Solcher Verein von Kräften war aber nothwendig, für den Men- schen das Terrain zu bereiten, ihm die bewachsenen, fruchtbaren Niederungen be- wohnbar zu erhalten. Als aber endlich der Beherrscher der Erde selbst auftrat, fühlte er sich mit Vernunft begabt und mit Mitteln versehen, von jenen Räubern, die un- bewusst ihm gedient hatten, und von Zeit zu Zeit, für ihn aber immer zu oft, noch ferner ihren Tribut holten, sich wieder befreien zu können. Auf diese Stufe hat sich der Mensch in allen von ihm cultivirten Ländern wirklich gestellt, und erkannte die Raubthiere als Geschöpfe, welche bei seinem Erscheinen ihre Rolle ausgespielt hatten, und er fühlte sich zum Vergelter ihrer 'Thaten bestellt, zum Richter über das Gleich- gewicht in der lebendigen Schöpfung. Wie weit der Mensch in Ausführung dieses seines Auftrages gediehen, das dürfen wir nicht unbekannt nennen, wenn wir wissen, dass Britannien seine Inselländer von ihren Wolfsheerden gänzlich befreit hat. Auch Deutschland hat fast seine Bären und Wölfe vertilgt, und mit ihnen sind seine Elend- thiere und Auerochsen zur äussersten Grenze geflohen; seine wilden Schweine, und die im Schweizerlande schon unbekannten Hirsche erscheinen im übrigen Deutschland bereits als Zwergbilder ihrer riesenartig kräftigen Voreltern, und Afrika, welches noch dem Julius Cäsar vierhundert männliche Löwen sendete, um sie zur Belusti- gung des römischen Volkes im Cirkus kämpfen zu lassen, schafft jetzt vielleicht schwieriger so viele Löwen, als die Menagerien Europas enthalten, und deren Anzahl, so wie die der Tieger Bengalens, wird noch jährlich vermindert, da die Spur eines einzigen solchen Thieres Tausende von Menschen in Bewegung setzt, welche vor Verlangen brennen, den Triumph seiner Vertilgung zu feiern. Immer und überall weicht die kräftige Thierwelt dem sie feindlich verfolgenden Menschen, und schon im Leben des Einzelnen lehrt oft die Erfahrung das Abnehmen der Arten und Indi- viduen und Distrieten, in denen der Mensch seine Hütten gebaut hat. So sind die Dasyuren und Känguruh’s auf Neuholland schon nach der kurzen Ansiedlung‘ der Engländer diesseits der blauen Gebirge kaum mehr zu finden, da deren lustige Jagden jene sonderbar hüpfenden Thiere vertilgten, und das Riesenelendthier lebte noch vor wenigen Jahrhunderten in Europa, ist aber denselben Weg gewandelt, den seit Menschengedenken die Dronten der Maskarenen, Nordafrika’s Elephanten und die, Thessalien bevölkernden Löwen genommen; nur die Urkunden ihrer Existenz bewahrt noch hier und da ealeinirt und versteinert jener mütterliche Boden, welcher uns da- durch die Geschichte ihres Erscheinens bestätigt. In dieser Weise erfüllte sich aber auch hiernieden im historischen Erscheinen «7 der Organismen das Gegenwirken der Kräfte, das Gesetz des polaren Verhaltens in der Natur, das g osse Urgesetz, welches am tiefsten eingreift in alle Erscheinung in Form oder in Zeit, die Aufilhese als Bedingung stellend für die Erhaltung und Fort- bildung der Welten, und dessen, was in ihnen ist. So wie nun aber die pflanzen- und fleisch(ressenden Thiere fortschreiten in ihren natürlichen Reihen zu solchen, welche dann aus beiden Reichen der Natur ihre Nahrung aufzunehmen befähigt, auch in der Organisation ihres Gebisses und ihrer Därme die Eigenthümlichkeiten jener Antithesen wieder friedlich vereinen: so führt auch die Natur in der Aufzählung ihrer Formen alle ihre Gegensätze zur Synthesis hin, und erreicht immer den Ruhepunkt in der Ver- söhnung des Differenten, was Anfangs sich feindlich bekämpfte. Die grösste und auf die Bearbeitung der ganzen Naturgeschichte unserer Zeit einflussreichste, von diesem Gesichtspunkte ausgegangene Entdeckung, die Anschauung der Melamorphose der Pflanze, verdankt unser Jahrhundert dem Ende des verflossenen, und in G@ölhe’s an sich unbedeutend scheinender Metamorphose der Planze liegt eine klare Andeutung jener gesetzlichen Folge der Entwieklung aller Formen und alles Lebens, durch An’ithesen vermittelt, verborgen; in ihr jenes genetische Princip klarer erläutert, welches schon die Forschungen der Alten so glücklich geleitet, in der Folge- zeit bei dem Bestreben, die Natur immer nur an ihrer vollendeten Seite fassen und nur Entdeckungen ohne klaren Zusammenhalt häufen zu wollen, wieder einschlummernd, aus dem Gesichtskreise einiger Forscher verschwand. Wunderbar ergoss sich dagegen für das allgemeine Bestreben, seit jenem Lichtpunkte einer Wiederbelebung der Meta- morphose in Deutschland, durch Oken’s schaffenden Geist für das Thierreich und durch Nees von Esenbeek’s tief empfundene, klar beleuchtende Forschung im Reiche der Pflanzen, über die Bahn der Naturgeschichte der organischen Wesen wieder jener Segen, welcher sie allein auf eine bewusste Weise zu ihrem Ziele dahinleitet. Denn nicht minder sprang ihre Wirksamkeit über aus ihrem zunächst ihre Wurzel fesselnden Boden in das verwandte Reich der frei beweglichen Thiere, in deren Wirbelbildung die erste Analogie mit der sich gliedernden Pflanze erwachte. Die Entdeckung der Bedeutung der Schädelknochen und die Anerkennung einer höheren Potenzirung der Wirbelbildung in ihnen, gab das grosse Signal zur Umgestaltung der Zootomie, für welche von da an alle selbstdenkende Geister, wie mit einem Zauberschlage durch das genetische Prineip kräftig belebt wurden. Einer der ersten, in denen es klar wurde, für Anordnung der ganzen Natur jenes obwaltende Princip der Genesis durchführen zu müssen, war unser Oken, dessen Riesengeist mit strenger Consequenz seine Natur schuf, und darin eben das für alle Zeiten unyergängliche Verdienst sich erwarb, dass er sich als Systematiker selbst bewusst wurde, ein in der Natur selbstliegendes, ihr Wesen klar abspiegelndes Prineip für Classifikation befolgen zu müssen. Oken gab den ersten Anklang für die neue Richtung der Zeit. Seine Systematik wurde ein neuer Gegensatz gegen jene, ihre Abtheilungen isolirenden Gruppirungssysteme, indem in seiner Anschauung die Idee des organischen 88 * Fortwachsens hindurchging; er beherrschte wieder die Natur und zerfällte das höchste Individuum , um dieser Zerfällung entsprechend, das. Ganze aus dem Einzelnen sich eonstruirend, heraufwachsen zu sehen. Oken, war es, welcher den besseren Weg ein- schlug und durchführte. Er verliess die eingewöhnte Sitte, von dem subjectiven Selbst ausgehend, sich herablassend, die Natur in ihre, letzten Glieder zu verfolgen, wobei freilich der ermattete Geist diese letzten, schwächeren Productionen kaum noch zu beachten vermochte. Bei diesen niederen, einfachen Gebilden begann er, mit frischem Geiste das geheime Daseyn dieser Urthiere im Tropfen ‘des belebenden Urelementes zu erforschen; von da aus vorwärts und immer nur vorwärts schreitend, gelangte er höher hinauf, und immer mehr dem Bekannten sich nähernd, bauten sich die Organismen der Thierwelt aus ihren Organen zu ihrem höchsten Vorbilde zusammen; aus der stufen- weise entfalteten, treulich und vielfach geläuterten Metamorphose des Thieres, entstieg endlich, als Schlussstein der organischen Welt, der Mensch, und zeigte sich wieder als leiblicher Inbegriff der lebendigen Thierwelt, Der weitere Schritt zur Systematik der Natur, die Mitbeachtung von Seele und Geist, ist tief im Wesen dieses Prineipes der Steigerung bedungen; alles Walten im irdischen Leben beginnt als Resultat einer gleichzeitigen Zusammenwirkung von Körper und ursprünglich bewusstloser Seele; keines von beiden ist früher und keines folgt später, im Urmomente beide mit einander beginnend, und vom Einfachen beide fortschreitend zur weitern Entwicklung in Raum und in Zeit, bis die Seele, durch das Leben im Bereich der Antithese des Körpers, der Instinkte und Triebe geläutert, zum höhern Leben einer Selbstständigkeit des Geistes gereift ist. Und was in dieser Sphäre der Systematik gelöst oder in ihr, als der göttlichen, vielmehr nur bescheiden andeutend zu lösen versucht worden, das liegt gleichfalls vor in den zahlreichen Schriften geehrter Collegen. . Ich würde unbescheiden die hohe Versammlung ermüden, ra ich davon einen Abriss geben, wie in der ganzen lebendigen Schöpfung. formell und geistig jene Thesen sich beginnend gestalten; wie dann ihre Antithesen beschränkend und hemmend hereintreten, und beide dann zur Synthese sich freundlich, und Höheres schaffend, ver- söhnen. Ich würde nur Bekanntes wiederholen, wollte ich darauf hindeuten, wie. jener ariadneische Faden durch die Natur der Organismen sich hindurchschlingt, von dem wir glauben dürfen, ‘dass es jener sei, den der unsterbliche Linnee schon 'geahnet, während er die wenig bedürfende, wenig verlangende Zeit einführte, in ein künstlich geschaffenes Gebäude, :um erst antithetisch aus ‘dem endlos scheinenden Chaos seiner Zeit eine vorbereitende Verkettung zu finden, welche sich unablässig und unausgesetzt an deren lebendiges Fortschreiten anknüpft, das,er selbst in tieferer Seele verfolgte. Sie wurde dann durch Jussieu und Cuvier subjeetiver beherrscht, bis endlich die Metamorphose von Goethe eine klar objective Beschauung leichter vermittelt. Ein Blick in die Pflanzenwelt erläutert das Verketten der Momente auch hier. Es ist uns bekannt, wie aus dem Siaubpilze, aus dem Urtypus des Gewächskeimes, und dem darum auch im Leben der Zeit immer und immer wieder als Moment neu- geschaffenen und fortgebildeten Urkeime, durch Vermehrung seiner Hüllen ein inneres 89 Gefüge ‘ermöglicht wird, und endlich die Sphärie und der Hutpilz hervortritt, alle aus den Segmenten .der organischen Urkugel formell sich entfaltend, ‚gefesselt noch im Erdleben, auch hier das ‘beginnende Moment der Existenz der höhern Pflanze, ihr Samenleben und Aufquellen noch vor der Bildung eines pflanzlichen .Keimes, vordeu- tend stabilisirend. f Dieser schlummernden Pilzwelt folgt dann der Flechten isch erdfarbig buntes Scheinblätterwesen, und pilzähnlich sich ausbreitend‘ oder emporhebend, tritt diese Stufe noch weiter, heraus aus. der Beherrschung der Urkugel, wuchernd.und nur in feuchter Atmosphäre belebt, in ihren Antithesen sich weiter entfaltend. Denn’in ihrem Innern ist die. Flechte der, die höhere Pflanzennatur schon schlummernd ahnende Pilz, denn jener Grünstoff, welcher die höhere Pflanze. belebt, entsteht in ihrem Innern, und so tritt die Flechte durch diesen’ ihren Typus zwischen die Pilze, und mit dem in ikr verborgenen Grün, (als Cryptochlorophyt) wird sie zur Grünpflanze das ver-. mittelnde Glied. Gleichwie aber im Leben des Menschen der Traum im Bereich der Ideenwelt oft eine wichtige Folge für. Natur und Leben entwickelt: sv mag auch dieser unbedeutende Traum- der Flechte, die Erscheinung der Knospung aus sich erwecken und durch die ganze Welt der Pflanzen hindurch sich ausbreitend weiter entfalten. Diese innere Antithese gegen das einfache Pilzleben versöhnt 'sich jetzt mit dem Ganzen, und aus dieser Biere erblüht, ı uns das höhere Reich der grünenden, Pflanze. LE Es ist. zuerst : die Anh welche das, seines Grüns sich Hewi Leben der : Pilanze im Wasser beginnt. Sie breitet: sich aus vor unsern Augen, wo wir in der Natur sie öffnen wollen, zum Schauen dessen, was uns umgiebt. Wir gewahren eine grosse, herrliche Welt, wir staunen über die Mannigfaltigkeit in der Entwicklung eines Niederen zum Höheren, wenn wir sehen, wie diese anfänglich zarten Wassergewächse den idealen Punkt in mikroskopischen Kugeln realisirend erschliessen, Pilzfäden nach- bilden, Gallertmassen wiederholen, als Diatomeen die frei bewegliche Thierwelt be- rühren, ja selbst-in diese hinüberschreiten, sich dann wieder wurzelartig zu zarten Gebilden entfalten, in der Vorahnung des Blattes ‚sich gefallen, endlich, in Riesen- gestaltung auseinanderstrebend, die Meere beherrschen. Denn bald lassen sich überall, wo das l.eben dieser eigenthümlichen Wassergewächse beginnt, im gleichartig schim- mernden Grün jene mikroskopischen Kugel- und Spindelgestalten,. jene Fadengebilde und Zweiglein kaum ahnen, ‚bald bedecken sie hier mit schön grünem Filzteppich die Flächen unserer Wässer, den Spiegel der Landseen und Teiche, bald wandelt sich das bescheidene Grün in das-herrlichste Roth, und mit Rosetten geziert, schmückt in Vorahnung einer Blüthe Delesseria rhodantha die, die Insel Mauritius ümgebende See; bald fluetuiren sie wieder dort in zwanzig und mehr Fuss Länge von der vielarmigen Wurzel ausgehend und breiten Bändern gleich, als Laminarien-umgürten sie die Schollen und Eisinseln; bald ersireckt sich im nördlichen. atlantischen Ocean C’horda filum zu einer-Ausdehnung von 30 — 40 Fuss; bald vereint und verwirrt der Sargasso west- lich’ von den kanarischen Insein, sich selbst zu schwimmenden Inseln von 160 See- 12 90 meilen verwickelnd und ausbreitend, durch welche die durch eine Alge besorgt ge- machten Beschiffer des stürmenden Oceans mit dem Beile sich Bahn hauen; bald end- lich scheint im stillen Meere Mucrocystis pyrifera, selbst über die Macht des Ele- mentes hinausgreifen zu wollen, in Tausend Armen zur Länge von fünfhundert, ja fünfzehnhundert Fuss von ihrem Ursprunge aus in die weite Umgebung dahinstrahlend. Wer sollte aber nach einem solchen, obwohl nur flüchtigen Blicke auf die lebendigen Algen in seinem Enthusiasmus für die natürliche Besehauung der Natur ‚nicht über- zeugt werden, dass solch’-eine Welt, solch’ eine grossartige Pflanzennatur nicht in der Systematik herabsteigen dürfe unter die noch träumende Flechte, tiefer als der noch im Erdgeiste schlummernde Pilz® — In der That, es scheint nur wenig natür- liche Anschauungsgabe dazu zu gehören, in der Erscheinung dieser Algen, wie sie aus dem Einfachen herauftauchen, wie sie in ihrem Sauerstofflleben endlich schon legal sanctionirt, das heitere Grün der höheren Pflanzennatur bereits offenherzig darbieten und in die höchste Färbung, die diesem Grün urgesetzlich zu folgen vermag, wieder es umbilden, in diesen lieblich friedlichen Algen, wie sie in ihrem ungeheuren Ele- mente in Zonen sich abtheilen, und gesellig durch die sanften Uibergänge dieser Zonen sich fortbildend, zu Licht und Luft immer höher emporsteigen, endlich das Ganze be- lebend beherrschen, oder wie sie in ihrer formellen Entfaltung überall anstreifen, überall hinzielen, und wie sie, Höheres vorausdeutend, endlich in ihrem geistigen Zurufe an uns, in ihrer wohlgefälligen Schwärmerei uns fast zwingen, jene ausserordentliche Ouvertüre zu hören, welche den Traum der Flechte zum pflanzlich- bewussten Wachen erweckt hat, ‚die grosse, göttliche Harmonie des ganzen Gewächsreiches zum ersten- male dem, für solche Musik empfänglichen Erdkreise verkündend. Während so das grüne, höhere Pflanzenreich aus dem Wasser, als neue Thesis in der Alge erwachte, so setzt sich als Antithese das Moos, zur Luftpflanze werdend, mit seinen Staubbeuteln zum erstenmale in der Pflanzenwelt ihr, der urweiblichen, knospenden Alge, männlich entgegen. Die reiche ‚Entwicklung der Farrenkräuter nimmt die Keimung und Knospung der Algen wieder auf, entfaltet sich in wunderbarer Wedelgestaltung als Luftalge, und von einem Wurzelblattleben ausgehend, concentrirt sich das ganze Gebilde aus der Knospe und der ihr entgegengesetzten Anthere, in immer seitlicher Abschweifung bis wieder zur Gewinnung einer centrischen Knospung und scheinbar schon doppelartigen Blüthe sich synthetisch versöhnend. Von hier aus beginnt ein Bilden im Centrum der Pflanze, zuerst sich entfaltend aus der Urknospe der Spitzkeimer:; Isoötes. Aber der Knoten theilt sich und wieder- holt sich, und Zwischenstücke dehnen als Glieder sich aus zum Stamme, und Scheiden als Blätterphantome entsteigen dem Knoten, und Männliches wieder gebiert sich aus und für sich; das Pistill und die Scheiden gewinnen ihr Ziel, und verkünden, in einer Blüthe endlich, nach dem Schwanken in der Zweizahl, die Norm dieser Spitzkeimer, im Urgesetze der Dreizahl, als erste’ Gliederung zur Synthesis, aus den Antithesen eines weiblichen und männlichen Prineipes versöhnend geschaffen. So gestalten sich im Sumpfe die Laichkräuier, und so erheben aus ihm die Alismen und Aroideen und u ee De ee u 91 die Nymphäen ihre Blüthen, bis die indische Nelumbo ihre Frucht zum Throne des Amydas bereitet. Auf dem Lande aber wächst, unter diesem Gesetze der Natur klarer geworden, das Gras, und schafft uns die nordischen Wiesen, und aus demselben Ge- setze der Dreizahl entblühen dem Süden seine Lilien und Schwerteln, während die Tropen unter ihren Palmen erglühen. Auch ihr Nachbild, die ‚Frucht, verfolgt treulich der Blüthe Gesetz, und der Samen bewahrt bereits um den Keimling wieder den Ur- knoten, das Eiweiss. - So von dem, noch einmal ähnlich der Alge, im Wasser schwim- menden Seegras, bis zur edlen Gewürzlilie und Palme hinauf, steigert sich die Ent- faliung der Organen-Elemente, welche die Klasse der Spitzkeimer geboten, und. diese Palme, an äusserer Würde so reich, wie an Dauer und innerem Gehalte überlegen, stellt sich als Führerin der grossen spitzkeimenden Pflanzennatur Allem entgegen, was vor ihr gewesen und was nach ihr‘geworden; sie wird so die allgemeinste Antithese gegen die ganze Welt der Gewächse. Neues Schaffen und Gestalten erwächst auf der neuen, grösseren Bahn der blattkeimenden Pflanzennatur , nachdem das Blattgebilde in diesen Blattkeimern durch abfallende vollendete Blätter selbst zum Organe geworden, in dieser Weise sich freigemacht und sich selbst einen Gegensatz durch sich, bei der Keimung, gestellt hat. Und was früher aus Knoten und unmittelbar anhängenden Scheiden geboren, das . sehen wir von jetzt an Alles nur aus der jährlich sich neu erzeugenden Stamm- schichte entspringen, welche sich zuerst die Cotyledonen bereitet, und die Knospen aus den Achseln der Blätter wirken wieder mit, die äussere Stammschichte immer neu sich zu schaffen, in dieser Weise,eine Sphäre in der andern, eine für die andere alljährlich einander gegenseitig erweckend, belebend, Aus niederen Anklängen an Algen und andern da gewesenen Formen bilden zuerst die Synchlamideen, zweifelblumig noch, im einfachen Blattleben der Blüthe sich fort aus den niedern Gestalten der Hornblattgewächse und Bärlappe, Equiseten, Cypressen und Nadelbäume, durch Kätzchenblüthen und Nesseln bis zum edlen Lor- beer- und Zimmtbaum. Die Blumenkrone tritt dann auf, Anfangs nur als einfaches, inneres und zar- teres Nachbild des Kelches, und aus den niedern Formen der Scabiosen und Syn- genesisten beginnend, veredelt der Typus der Synpetalen sich fort, bis in die viel- gestaltigen Formen der Heidegewächse und Sapotaceen. Die Blumenkrone folgt aber dem Rufe der männlichen Sphäre, und mehrblättrig sich theilend,, strebt sie hinaus über die Tendenz des immer mehr mit der Frucht verschmelzenden, sie selbst noch fesselnden Kelches. Diese kelchblülhigen Pflanzen, aus den Dolden und schmetterlingsblüthigen Gewächsen geschaffen, durchlaufen ihre Reihen durch Cactusgewächse und Rosen, und finden ihren endlichen Abschluss als Amygdalaceen und Melastomeen abermals in der tropischen Welt. Die Frucht ist aber der Endzweck des pflanzlichen Lebens; sie muss sich befreien, und, frei von allen umgebenden Kreisen, selbstständig sich durchbilden: so will es die Idee der Pflanzennatur, denn die Frucht ist wieder die Verschmelzung 12* 92. oder Synthese, für die thetisch weibliche und antithetisch männliche Sphäre. Die in sich am höchsten vollendete, freie Frucht der Orange bestimmt die höchste Gruppe der Pflanzen. Wie hier aber anatomisch und morphologisch die Momente in einander greifend sich steigern, so steigert sich auch physiologisch das Fortschreiten der Dauer von einjährigen Kräutern und von Stauden zu Sträuchern und tausendjährigen Bäumen; ‚so steigert sich dann der Gehalt an Stoffen, an Gummen und Harzen und ätherischen Oelen; so steigert sich endlich die Verbreitung von der nördlichen Erde bis hin unter den tropischen Himmel, Alles einem einzigen Canon folgend, den ich im verflossenen Jahre in unserer cheat in Jena zu eitwickeinn mir Ver erlaubt habe. *) Aehnliche Beziehungen einer organischen Steigerung, nach” bestimmten Ge- setzen materieller und geistiger Entwicklung, bieten wieder die Klassen im Reiche der Thiere. So wie es scheint, dass in diesem Reiche der. Empfindung und Bewe- gung die in sich selbst und in der Thieridee noch am tiefsten. schlummernden, in dem von ilinen- bewohnten, ihnen wirthlichen Organismus geborenen, und so im äussern Weltbewusstsein gehemmten oder stabilisirten Eingeweidewürmer, eben darum, weil sie die tiefsten in der Natur der Thierseele sind, auch nur von den ‘Sperma- tozoen und Hydatiden naturgemäss ‚beginnen, da diese eben nur Nebenproducte des Reproductions-Systems eines höheren Organismus sind, durch die sich anschliessen- den Reihen :hindurch, sich dann weiter als Entozoen höher entfalten: so tritt als zweites Moment. in der Bildung das Heer der Mollusken erst wirklich heraus 'in die. Welt, und im Urelemente des Wassers, wie dort im Pflanzenreiche die Alge, wird hier das, Anfangs -auf den Corallenstamm vegetabilisch 'fixirte, blumenartig centrisch gestaltete Thier mit seiner gehemmten Willkühr ‚geboren; indem die übri- gen Strahlthiere, ein höheres Thierleben träumend, von den Fesseln sich frei machten. In:jenen Entozoen, welche der Mensch in sich selbst trägt, waltet nur das tiefere vegetabilische,, in der Fortbildung der Organisation als das tiefste bedungene, sexuelle Princip vor, theils urweiblich ohne Befruchtung durch Ureier und vegetabi- lische Theilung sich vermehrend, dann hermaphroditisch, dann endlich mit sexueller Antithese männlich. und weiblich, so schon hier anders als im Reiche .der Pflanzen sich anreihend, im Canon der animalischen Sphäre gegliedert. Die Mallusken wiederholen diese Entfaltung des ersten, auf die Fortzeugung in der Zeit berechneten. organischen Systems, und vollenden ein zweites, bereits in seiner Einfachheit bei den Entozoen angedeutetes System der Verdauung, zum ersten- male durch. die Antithese eines Magens, noch weiter. Hier und da deutet schon auf den Stufen der Mollusken eine‘ Metamorphose in’ der EEE des Ganzen auf ein *) Handbuch des natürlichen Pflanzensystems — enthaltend eine vollständige Charakteristik und Ausführung . der natürlichen Verwandtschäften der Pflanzen. Dresden und Leipzig bei Arnold, 1837, 93 Streben nach höherer Gestaltung, und in dieser Metamorphose das Niedere. wieder- holend, ja sogar als Schaalthiere in der. Jugend erscheinend, und. manche Gattung der Gasteropoden nach einem Verlässen der Schale zur freien Molluske, wie Sars durch seine schönen Beobachtungen, die er am Strande der Nordsee Eng uns. überraschend belehrt hat. Die Gliederthiere beginnen, und äh in meh ist die Rekkhrorphose des Indi- viduums bestimmend für die Gliederung des Systems; allgemeiner erkennt man jetzt die-Anneliden, Lernäen, Crustaceen und Arachniden innig an einander sich ‚anschliessen. _ Bei allen ist das Hautsystem als klar gewordener Gegensatz ‘gegen den Darmkanal durchgebildet und fähig geworden, das Phänomen der Häutung vermitteln zu können. DieAthmung durch Stigmen ist das-höchste, was die Klasse der re in “den Achseln und Arachniden erlangt. | aa Dasselbe wunderbare Ereigniss, meist.mit Toiaigsriitiering: begleitet uns durch. die Klasse der. Insecten, deren sinnliche Wahrnehmung mit der’ freieren Willkühr im Einklang, diese Luftgeschöpfe auf die höchste Stufe dr wirbellosen Thiere erhebt. -Wie bei den mit Wirbeln versehenen Thieren jenes System 'des sexuellen Ver-- hältnisses in den Fischen wieder vorwaltet und ein Zurückdrängen der übrigen Systeme, das ganze Thier als Repräsentant einer Durchbildung der Sexualität wieder erscheint, wie dann die Amphibien aus der Fischnatur im Vorwalten eines Verdauungssystemes sich ‚hinaufbilden, der ‘Vogel als das höchste Respirationsthier alles. Gestalten und Leben auf die Function der Athmung bezieht, das Säugelhier endlich, in der höchsten Harmonie sinnlicher Wahrnehmung Leib und Seele vollendet, das liegt zu nahe, um hier weiter berührt werden zu können. - i Wenn aber auch. alle Ordnungen in den Klassen: jenen Hauptmomenten. der j Klässen selbst entsprechen müssen, in diesen. wieder die Familien ‚die Gliederung der Ordnungen andeuten sollen, so tritt zunächst die Frage ein: 'was die nafürliche- Familie sei, oder was sie sein solle. Man hat sich bei deren Bestimmung vielleicht. biewöilen zu sehr an einzelne Momente gehalten. Fleissige-Zootomen verfolgten z. B. die Aufsuchung des imerk- würdigen Singmuskelapparates in .der Klasse der Vögel, ihn als Charakter für die Singvögel' bestimmend. Sie‘ fanden denselben MR bei den Schwalben, und Systematiker nahmen die Schwalben unter die Singyögel auf. Die Singmuskeln fehlen aber. den Mauer- und Nachtschwalben, und dieselben Systematiker sahen sich um des von ihnen unischriebenen Charakters willen genöthigt, diese von den übrigen Schwalben als gesonderte Familien trennen zu müssen: So zerreisst sich aber hier, wie in Tau- senden von Beispielen, die innigste, in der Natur unzertrennlichste Verwandtschaft, wo man verkennt, dass die Natur ihr natürlich Verwandtes nur durch Entwicklung eines Typus verbindet, und dass jeder Charakter innerhalb der Grenzen seiner Stufen sich ernst entfaltet; und wie er oft schon im Niedern sich andeutet, in höheren Fami- lien dann sich wiederholt. Eine natürliche Familie in beiden organischen Reichen, aus diesem Principe gewonnen, erscheint uns dann als ein von der. Natur selbst gegebenes D 94 Object; sie ist nicht mehr das ideale Product einer individuellen Anschauung, sondern dessen, was nothwendig in ihr und wirklich so ös/, nicht dessen, was wir aus der Natur uns gemacht haben, wenn sie, die natürliche Familie, auftritt: als ein Aggregat von Gallungen, welches durch den Zusammenhang in sich einen Typus durchbildet, welcher durch den Zusammenhang des Ganzen, als ein dem Entwicklungsgange dieses Ganzen entsprechendes Glied bedingt ist. Schon aus der Vergangenheit leuchtet uns diese Wahrheit entgegen, aber die Wahrheit ist’s wieder, die wir in der Gegenwart suchen, und der wir selbst uns, so lange unser Tag währt, wieder widmen. Aber die Wege, auf denen wir sie suchen, sind verschieden, und eben so verschieden die Resultate, die wir finden, und als Wahr- heit erfassen. So wird auch für alle Zeiten, so wie die Wissenschaft in ihrem Laufe sich gestaltet hat, erstens: einfache, treue Beobachtung des Einzelnen, zweitens: künst- liche Klassifikation nach umschriebenen Charakteren, den innern, tieferen Zusammen- hang der Natur auflösend, drittens endlich: die Reflexion über die in der Erscheinungs- weise des Ganzen bedungene Gliederung und Gruppirung des Einzelnen, Hand in Hand parallel fortwandeln, und das alte Gesetz der Polarität, auch sogar im Wirken der Naturforscher fortherrschen, so wie zu allen Zeiten sich dasselbe bewährt hat im Schaffen, im Gestalten und Leben in der Natur selbst. Von der Wichtigkeit solcher Anschauung der Naturforschung unserer Zeit und von der Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit der dritten reflectirenden Richtung für eine klarere Systematik der Natur, insbesondere für Erläuterung mit fasslicher Lehre unserer praktischen Studien, von der Lehre insbesondere, wie die Formen und Stoffe in rein natürlich verwandten Pflanzen und Thieren sich fortbilden, und wie nun die anatomischen, physiologischen und morphologischen Charaktere zur Hervorrufung einer Methode sich innig vereinen, überzeugt, wagte ich es, diese Worte vor Ihnen zu sprechen. Ich that dies aber hier in Prag mit um so freudigerem Gemüthe, als diese Anschauungsweise in dieser ehrwürdigen Stadt schon seit lange theilnehmend geachtet, und bis in die formelle Exposition der natürlichen Verwandtschaften in den Museen und in der leben- digen Natur im botanischen Garten der Universität ihren Anklang gefunden. Die grossen botanischen Arbeiten eines Krembholz, Kosteleizky, Presl, Corda und Tausch folgen alle dem vom Schöpfer einer Flora der Vorwelt gegebenen Vorbilde, jener praktisch treffenden Anschauungsweise aus dem Gesichtspunkte des genetischen Prineipes, wie - es uns Gölhe gelehrt hat; sie alle geben die grosse Natur objecliv; sie folgen ebenso wie die tief eindringenden zootomischen Vorträge, welche wir hörten, ‚diesem gene- tischen praktischen Wege zur Wahrheit. | Und wenn die Universität Sachsens, welcher ich die Leitung meiner wissen- schaftlichen Bildung verdanke, in der fernen ‘Vorzeit durch eine Antithese mit Prag sich gestaltet, so sahen wir seit lange schon „ wie die alles’ heilende Zeit auch diese Antithese versöhnt hat, und wenn in. den: seit: jener Zeit verflossenen Jahrhunderten das gleiche Streben nach wissenschaftlicher Wahrheit in beiden Universitäten sein Ziel streng ins Auge gefasst hat; wenn jetzt die ehrwürdige Praga die Naturforscher 95 aus fast allen Ländern Europa’s im geistigen Schwesterbunde wohlwollend und gast- lich festlich empfängt: so fühlt unter ihnen auch der Vortragende heute insbesondere hoch sich beglückt, dem es vergönnt war, noch ein kleines Moment gegeben zu haben zur Synthesis beider physisch und wissenschaftlich benachbarten Länder, zur alten Versöhnung Lipsia’s, der dankbaren sächsischen Tochter, mit Praga, der hochwür- digen Mutter. $. 3. Die Geschäftsleiter berichteten hierauf über die von auswärtigen gelehrten Gesellschaften, Universitäten und einzelnen Gelehrten eingegangenen Schreiben, zur Prüfung vorgelegten Gegenstände und eingesandten literärischen Geschenke. Verzeichniss der an die Versammlung eingesendeten Bücher, Abhandlungen, Zuschriften, Gedichte, u. a. m. A. An die Versammlung wurde eingesandt: B. An die Sections-Versammlungen sind ein- 1. Ein Begsrüssungs- und Glückwünschungs-Schrei- gegangen: ben der naturforsch. Gesellschaft des Osterlandes 11. Dopplers Abhandlung über die wahrscheinliche zu Altenburg; ein ähnliches der naturforschend. Ursache der Elektrieitäts - Erregung durch Be- Gesellschaft zu Görlitz. rührung und der elektrischen Spannung. (Manuse.) 2. Eine Zuschrift der physik.- med. Societät zu 12. Desselben Beitrag z..Parallelen-Theorie. (Manusc.) Erlangen, ddo, 12. September 1837, worin die 13. Fischers Abhandlung über das von ihm erfundene hier anwesenden Naturforscher und Aerzte ein- neue Verfahren zur Untersuchung der Metalle geladen werden, Erlangen zum nächsten Ver- auf nassem Wege, sammt den dazu gehörigen sammlungsorte zu wählen. Gleiche Einladungen Metallstäbchen. (Drei gedruckte Blätter aus den kamen auch von Freiburg und Rostock. Schriften der schlesisch. physik. Gesellschaft.) 3. Ein Gedicht von D. Dietrich aus Pirna, 14. Kukla’s Abhandl. über verbesserte Bereitung des 4. Eines von M. D, Ludw. Aug. Frankt. Kaliums, mit der Zeichnung des hiezu nöthigen 5. Von Dr. Rumy aus Gran ein lateinisches Bewill- " _ Apparates (Manusec.), und kommungsgedicht. 15. über die vortheilhafte Anwendung des Schwe- 6. Ein Gedicht vom Herrn Strasser. feläthers bei der Bereitung mehrerer, in demsel- ?. Vom Dr. Tausch aus Dresden ein deutsches Ge- „ben löslichen Alkalien. (Manuse.) dicht: ‘Die Würde der Naturforschung. - 16. Löwig über die Mineralquellen von Baaden im 8. Ein Gedicht vom Herrn Jos. Tyl in böhmischer -. Cant. Aargau. Zürich 1837. (In mehreren Exem- Sprache, nebst deutscher Uebersetzung vom Hr. plaren.) Prof. Wenzig. 17, Messerschmidt’s Abhandl. über die Falschheit 9. Die am Schlusse dieses Berichts ihrem ganzen des von den Physikern: aufgestellten Natur- Inhalte nach mitgetheilten Gedichte von den gesetzes: dass die gleichnamigen Elektrieitäten, Professoren Müller, Mikan und Swoboda. so wie die gleichnamigen magnet. Pole sich ver- 10. Ein poetischer Nachruf vom Herrn Bibliothekar möge einer, ihnen von Natur eigenen dynamischen und fürstlich Fürstenberg’schen Hofrathe Karl Kraft gleichsam feindlich abstossen sollen. Zeitz Egon Ebert. 2 1837. 18. Desselben Abhandlung über die Frage:.Sind die Aeusserungen der höhern geistigen Thätigkeit bei Menschen bloss Wirkungen seiner vollkom- meneren Organisation, oder eines mit diesen in 19. 20. 21. 22. 26. 27. Verbindung lebenden unsterblichen geistigen Wesens, auf dem einzig sicheren Wege der Naturforschung beantwortet. Zeitz 1837. Müllers Dissertation: Comment. de Isomerismo, Metamerismo et Polymerismo. Vratisl, 1837. ‘(In mehreren Exemplaren.) Neumann, Vergleichung ‚der ‚Zuokerfabrikation aus den in Europa einheimischen Gewächsen mit der ‘aus Zuckerrohr in Tropenländern, mit Bezug auf Staats- und Privatwirthschaft. Prag 1837. (In mehreren Exemplaren.) Osanns neue Versuche über die Natur des elek- trischen Funkens, (Manusc.) Pleischels ‚Beiträge zu einer med. Topographie Prags, dann seine chemische Untersuchung der Prager Wässer. Prag 1336. . Plieningers eilfter Jahrbericht, über die Wittte- rungsverhältnisse in Würtemberg i. J. 1837, . Prudlos Abhandlung über das Monochordon oder Einsaiter, Breslau 1834.. (In mehreren Exempl.) . Desselben Höhemessungen in Schlesien beider Antheile. Bresl. 1837, (In mehreren Exempl.) Wenke, die Natur, der Mensch und sein Wissen; Leipzig 1837. Wiesners Begründung der Parallelen-Theorie auf den ohne Beihülfe der Parallel-Linien geführten . Beweis, ‚dass die Winkelsumme eines jeden be- 28. 29. 33. 34, . Prüdlos Bergaussichten. Bresl. liebigen. Dreiecks zwei rechten Winkeln’ gleich sei. Jena 1837. (In 100. Exemplaren.) Wildt’s gedruckte Tabelle über die Zahlenzeichen der Griechen, als BERRLNUNE der Töne ihrer Musik. Zennek’s Abhandlung über das Reich der Gase. (Manusec.) . Kefersteins Abhandl. über die geognost. Beschaf- - fenheit der Gegend von Teplitz , mit besonderer Rücksicht auf die Verhältnisse der Braunkohlen- und Kreideformation. (Manusec.) Maiers geognost, Karte eines Theiles der südl. und mitt, Gegend Böhmens. (Manusc.) 1837. (In meh- reren Exemplaren.) Zawadskysandte einige Mineralien u.Petrefacta ein. Corda’s ‘Abhandl. über die Spiralfaserzellen in dem Haargeflechte der Trichien, Prag 1837, 35. . Heidler’s naturhist. ie Fieber’s Beschreibung und Abbildung der Iris bohemica , Fieberi, und Aunganjos KANEPerTEhN aus Sturms Flora.) . Göppert, Commentalio botanica de An in ‚statu fossil. Marienbads, 2 Rn 1837. 4 . Eeydolts Abhandl. üb. die Plantagineen. Wien 1837. . Noe’s » Doubletten - Verzeiclmiss verkäuflicher - Pflanzen. (Manusc.)- P 45. 46. 56. 57. . Kohen’s Alhandl.. . Nickerl’s Abhandl, . Opiz Nomenclator botanicus, Prag 1831. . Desselben eryptogam, "Gewächse Deutschl, nach ihren natürlichen Ständorten geordnet. Prag 1816. . Ramisch’s Beobacht; über die Samenbildung ohne ‚Befruchtung am Bingelkraut. Prag 1837. . „ Rumy’s Verzeichniss von Weidenarten, unter und auf den Zipser in. Ungarn. Ola- nuseript.) . Tausch, über die Gattung Erica. (Aus der Flora der bot. Zeitung. Jahrg. 1837.) . Zuccarinis Linnee’sche Litanei ‚nach den 24 Klassen des Linn.. Pflanzensyst. (gedruckt.) Ammon’s (v.) Alhandl. der Physiologia. tenoto- "miae. Dresden 1837. 2 Fitzinger’s, Abhandlung über den Paläeosaurus ‚Sternberg. (Manusc,) . Kahlerts Abhandl. über den böhm. Biber und a Biebergeil. (Manusc.) über einen Kranken, welcher zwei Wochen ohne Puls lebte. (Manusc.) Krombholz’s Abhandl. ‚über einen Anencephalus (a. d.’ Acten der böhm, Gesellsch, d; Wissen- schaften, Prag 1830). Abbildung der Salamandra maxima von Schlegel in Leyden. über die Tagfalter, (An 50 Exempl.) Prag 1837, ; . Schulze’s Schreiben über den Macrobiotus Hu- .felandi und 4 andere Species dieser Familie, und über.die conseryirende Kraft des Kreosotwassers. (Manusc.) . Sechs und fünfzig Stück prager ee Halte, Dissertationen der neuern Zeit, . Betschler’s Abhandl: über Gebärmutter-Blutflüsse der Wöchnerinnen. Bresl. 1837. Burchard de tumore cranii recens natorum san- ‚guineo symbolae. Vratisl. 1837. J. Ad. Frankel’s Heilquellen v. Marienb. Prag 1837.. 97 58. Halla, Conspeclus typhorum ann. 1836 in clinico 71. Hasse’s Recension über sein Werk: Die Eisen- prag. observat. Prag 1837. (In mehreren Exempl.) erzeugung Deutschlands. (Abgedruckt aus der 59. Heidler’s alte Gründe für den neuen Ruf von ökonom. Zeitung. Jahrg. 1833.) Marienbad. Prag 1837. 72. Kreutzbergs Uebersicht des gegenwärt. Standes 60. Kiwisch, Conspectus morb. in clinico prag. prim. und der Leistungen von Böhmens Gewerbs- und semest. ann. 1836 tractat. (In mehreren Exempl.) Fabriksindustrie in ihren vorzüglichsten Zweigen. 61. Krombholz’s Beobachtung zweier Fälle von in- Prag 1833. nern Brüchen, der Versammlung deutscher Aerzte 73. Nestler’s Abhandlung: Aushilfe in der Noth um und Naturforscher zu Prag gewidmet. Prag 1837. Mütter) und Dünger. IsCAhkedr ke ild;iKiandwirkh- 62. Monteggia 8 Leben. und Studium, aus dem Ital. v. schafts-Kalender für 1837 und 1838 der Brünner a ökon. Gesellschaft.) ‚63. Schreiben des Dr. Nevermann mit einer von ihm erfundenen Kopf- und Wendungszange. (Manuse,) 64. Schimko’s homöop. Heilmethode in mathemat.- u. chemisch-geologischer Hinsicht. Teschen-1829. 74. Seidels Abhandl.; üb, Holzzuwachs im Hochwalde, und üb. Ertragstafeln. (abgedruckt a. d. Schrif- ten der ökon, Gesellsch. in Böhmen, 5 B, 2 Heft, 65. Sporers Schreiben aus Klagenfurt, um auf die Prag 1837.) Ä Nothwendigkeit aufmerksam zu machen, für die 75. Wiebeking’s Sendschreiben an die zu Prag ver- Gegenstände der öffentlichen Medicinalpflege und sammelten Naturforscher, (in mehreren Exempl, der Volkskrankheiten eine eigene Section zu vertheilt) und 'der:3, Band seines Werkes: Von begründen. (Manusc.) dem. Wissenswürdigsten und. Nützlichsten der 66. Wagners Beobacht., über Karlsbad. Prag 1838, Wasserbaukunde, München 1837, 67, Desselben ‚Dissertation über die asiat. Cholera, 76, Wiesenfeld’s Tableau. der'am: Normale ‘der. alt- Prag 1836. x städter Mühlen in Prag bemerkten Moldauwasser- 68. Eine Klumpfussmaschine vom Instrumentenmacher stände, (In mehreren Exempl.) x Kunde in Dresden. 69. Bamberger’s Abbildung einer Scheere zum Lesen der Trauben. (In mehreren Exempl.) %0, Bosch’s Fortsetzung seiner (im Correspondenz- 277. Scham’s Aufsatz aus der Zeitschrift für Wein- bau und Weinbereitung in Ungarn, I, Heft, Ofen 1836. (In mehreren Exempl.) blatte des k. Würtemb. landwirthschaftl. Vereins, 8. Facsimilien aus dem lib. decanorum der prager Jahrg. 1835 u. 1836 vorkommenden) Abhandl. philos. Facultät v. Biblioth. Spirk, über den Einfluss des Mutterstockes. auf das 79. Eine Abbildung der hiesigen Domkirche vom Edelreis bei der Pfropfung.' (Manusc.) Herrn Canonicus Pesina. (In vielen Exempl.) 8.8. Nach diesen Verlautbarungen sprach der zweite Geschäftsführer folgende Worte: Sitte und Neigung fordern mich auf, am Schlusse der gemeinschaftlichen Ver- handlangen das Wort zu ergreifen, um all den Verehrungswürdigen, welche aus der Ferne unserer Einladung freundlich entgegen gekommen, so im eigenen als im Namen meiner Collegen und Mitbürger, den Tribut froher Erkenntlichkeit, aufrichtiger Hoch- achtung, und vertrauensvoller Freundschaft darzubringen. Erwägen wir, wie viel des Guten im Gebiete der nützlichsten Forschung durch diese Ihre wohlwollende Annäherung, durch Ihr belehrend Wort, durch Ihren bildenden Umgang für uns angeregt und gewonnen ist, so dass Sie überdies die Mühe einer beschwerlichen Reise, eines unbequemen Aufenthaltes nicht gescheut haben, um sich 13 98 uns zu befreunden: so wird es uns zur Pflicht, Ihnen, Hochschätzbarste! den wärmsten Dank aus vollem Herzen auszusprechen. Wenn wir überdies erwägen, dass nur unbedeutend die ki ld wissen- schaftlicher Aufklärungen sei, welche Sie von uns für so manches Opfer, das Sie diesem Besuche gebracht, lloEhRion konnten — da mehrere unserer wichtigsten. In- stitute, unserer nützlichsten natur-historischen und medieinischen Sammlungen, theils erst im Entstehen,’ oder doch in sehr jugendlichem Wachsthume begriffen sind, theils einer gänzlichen Umstaltung und einem zweckmässigen Umbau ihrer Localitäten ent- gegenreifen, — erwägen wir, dass demnach die Anstalten noch nicht viel des Interes- santen (wenigstens in ihrer gegenwärtigen Verfassung) dem Kenner bieten mochten: so können wir nicht umhin, Ihre schonende Güte, Ihre freundschaftliche Nachsicht dafür anzusuchen, Sollten Sie sich also vorläufig bewogen finden, uns das Zeugniss des guten EVillens, des aufrichligen Emporsirebens zu dem Bessern zu geben: dann werden wir alle zufrieden, die Geschäftsleiter aber, welche Ihrer Nachsicht von. Amiswegen doppelt bedurften, sehr beruhigt. seyn. Möchte es mir vergönnt seyn, bei dieser Gelegenheit der kräftigen Einwirkung Sr. Excellenz, des Herrn Grafen von Siernberg, welcher das Gänze gelenkt, dankbar zu gedenken, und öffentlich zu erklären, dass ohne seine Förderung, ohne die gefällige Beihülfe meines Freundes, Professors Kostelelzky, ohne die ausgezeichnete Gewandt- heit, Einsicht und Sorgfalt der uns von Seiten der löblichen Behörden beigegebenen Beamten, es mir unmöglich gewesen wäre, den vielseitigen Verpflichtungen eines Ge- schäftsleiters nur einigermassen zu genügen. So angenehm uns indess die Erfüllung dieser Dankespflicht vorkam, und so innig wir auch das Ehrenvolle des Besuchs so ausgezeichneter Gelehrten zu schätzen wissen, die wir zugleich als Freunde lieb gewonnen; so hoffen wir zugleich, dass Ihre Humanität uns jeden weitern Ausdruck, den die Trennung von so aaa verehrten Gästen in uns hervorruft, hier freundlich erlassen ‚werde! Mögen Sie denn, Verehrteste Freunde! im Genuss unverkümmerten Wohlseins Ihre heimathlichen Gauen erreichen, und noch lange zum Segen der Menschheit den fruchtreichen Samen Ihrer wissenschaftlichen Forschung ausstreuen! Mögen Sie sich auch späterhin Ihrer hiesigen Verehrer und Freunde mit Zu- neigung erinnern, denen Ihr Andenken unvergänglich geworden! Mögen Sie endlich auch auf unsere Collegen, welche in der Folge etwa in Ihre Nähe gelangen dürften, durch freundlichen Rath, durch gütige Belehrung den erwärmenden Strahl Ihres bie- dern Wohlwollens fortwirken lassen, das so ganz unsere Neigung und Freundschaft für immer gewonnen hat! 99 $. 5. Schliesslich erhob sich der k. preussische Oberbergrath und Professor Herr Noeggeralh aus Bonn in Vertretung unserer horkupnabrten Gäste, und sprach folgenden Dank aus: Hochgeborner Herr Oberstburggraf! Hochverehrte Autoritäten des Landes und der Stadt, würdigste Vorsteher, unsere Mitgenossen und lieben Freunde! So nahet die Stunde, wo wir, Jeglicher seinem Berufe folgend, Prag verlassen, zur Heimath zurückkehren sollen, — und mir, als jüngstem anwesenden, vorletzten zweiten Vorsteher dieser Gesellschaft, liegt die angenehme Pflicht ob, die Gefühle an diesem Orte auszusprechen, welche die Mitglieder beim Scheiden empfinden. Eine schöne süsse Pflicht, deren Erfüllung die angenehmste Wirksamkeit meines hiesigen Aufent- haltes ist, die aber zugleich eben so schwer mir wird; da ich nicht entfernt zu er- reichen vermag, ihren grossen Umfang im Sinne aller meiner Comittenten zu erfassen, weil mir die Gewandheit der Rede mangelt, die zahlreichen Fäden tiefer Empfindungen aus eines jeden Einzelnen Brust und Herz zum mächtig 'sich ergiessenden Strome zu sammeln. Seine Majestät der hochherzige Kaiser Ferdinand vernahm, durch das DE unserer verehrten Herren Vorsteher, nicht allein willfährig unsern Witiäpk, zum zweiten- male uns in Seinem Staate versammeln zu dürfen, sondern Sie als Schützer und Schirmer der Wissenschaften, bewilligte. Er die Mittel, welche das Unternehmen erleichtern, begünstigen, zur grossartigsten Ausführung fördern möchten. Der Landeschef Böhmens, Seine Excellenz der Herr Oberstburggraf, Graf von Chotek, den Prag und ganz Böhmen als den wirksamsten, einsichtsvollen, humanen Beförderer alles Guten, Schönen und Nützlichen mit so grossem Rechte rühmen, war in: seiner umfassenden Sphäre erfolgvoll bemüht, die Erreichung unserer Zwecke vorzubereiten, und nachhal- tig dafür thätig zu seyn; Er nahm ıms allesammt in seinem Hause auf, wohnte selbst als Kenner und Freund der Naturforschung unsern allgemeinen ‚und besondern Ver- sammlungen bei- Und die hohen Behörden des Königreiches und der Stadt, alle folgten nicht bloss aus Pflichtgefühl, sondern aus innerem Impuls, aus Anhänglichkeit für die Sache, dem schönen Beispiele ihres Chefs. Die Vorsteher unserer Gesellschaft, der im Leben und in der Wissenschaft hochgestellte Altmeister der Naturforscher, Herr Graf von Siernberg, und der verdienstvolle Priester Aeskulaps, Herr Professor von Krombholz, aus vieljähriger eigener Erfahrung bekannt mit demjenigen, was eine Ver- sammlung wie die unsrige, an äusserer und örtlicher wissenschaftlicher Zuthat zur Erreichung tieferer Einsicht in die Natur bedarf, liessen während des Laufes eines ganzen Jahres es nicht fehlen an Vorbereitungen und Bemühungen einer jeden Art, um 13* 100 uns den Weg zu bahnen, das leisten zu können, was die Zeit und unsere intelleetuellen Kräfte zu leisten vermögen. Letzterer unterzog sich sogar der Mühe, unter Beihülfe hochkundiger Männer ein nützliches und anziehendes Werk auszuarbeiten, welches durch Guttenbergs wohlthätige Erfindung vervielfältigt, uns in Prag als Wegweiser und Leitfaden bei unserm hiesigen Aufenthalte diente. Die Stadt Prag liess uns ein schönes ehrnes Gedenkzeichen prägen, das uns immer, und unsern Enkeln noch eine freudige Erinnerung der Tage sein wird, welche wir genussreich in der Wissenschaft, wie im Leben, in ihren Mauern zubrachten. Und der allehrwürdige Kaufmannsstand der Czechenhauptstadt gab uns seine Theilnahme an unsern Bestrebungen zu erkennen durch einen splendiden Ball, der unserm Auge das Schönste der Natur, die Frauen und Jungfrauen zeigte, die Frauen und Jungfrauen Prags, von längst her, unter allen Deutschen gerühmt, durch edle Gestalt und Anmuth, welche hier noch der anziehende deutsche Tanz erhöhte. Selbst der Kaiser erzeigte uns die höhe Gnade, durch Seinen höchst stehenden Wortführer uns in sein Haus einzuladen, und Namens Seiner uns auf das. Gastlichste und Kostbarste bewirthen zu lassen. Und überall wurden wir von den Einwohnern Prags, uns persönlich oder wissenschaftlich befreundet oder nicht, mit gleicher Zuvorkommenheit und Gastlichkeit empfangen, aufgenommen, bewirthet. 'Der wissenschaftliche Genuss, der uns in Prag, von Prag aus, eben so freundlich darge- boten wurde, war von keinem geringen Umfange. Die Universität, berühmt durch ihr hohes Alter, durch grossartige Leistungen in mannigfachen Perioden ihres langen Daseins, durch die Universitäten Leipzig, Ingolstadt und Rostock, deren Mutter 'sie war, durch die zahlreichen bedeutenden Namen, die hier lehrend wirkten, durch ihr erfolgreiches Streben der heutigen Zeit, stellte uns in Personen und Sachen, in ihren zahlreichen Instituten, Sammlungen und Bibliotheken, so viel Lehrreiches, Beschauens- und Untersuchungswerthes dar, dass leider die kurze uns zu Gebote gestandene Zeit nicht entfernt hinreichen konnte, den Nutzen daraus zu ziehen, der bei der grossen Liberalität, womit einladend die Zugänglichkeit ‘bereitet war, in grösserer Musse davon zu ziehen stand. Das grossartig schöne Institut des vaterländischen Museums, dessen Präsident auch unser allverehrte Präsident ist, welches im Laufe weniger Jahre, durch die Freigebigkeit, die Einsicht und umfangsreichen Kenntnisse seines Vorsitzenden und anderer Vaterlandsfreunde zu einer bewunderungswerthen Vollstän- digkeit herangewachsen ist, lieferte unsern Forschungen das reichste, ein unerschöpf- liches Feld Die zahlreichen, praktisch nützlichen Anstalten, der. ausübenden Heil- kunde ganz oder theilweise angehörig: das allgemeine Krankenhaus,' das Gebärhaus, die Strafanstalt, das Irrenhaus, das Siechenhaus, die Taubstummenanstalt, und andere, die ich aus meinem abgesonderten Standpunkte nicht alle zu nennen weiss, waren uns geöffnet, und boten unsern Mitgliedern das reichste Feld der Beobachtung, der Untersuchung, das Beispiel zur Vorbereitung in andern Theilen des weiten deutschen Landes dar. Die reichen und prächtigen Gärten, begünstigt von einem ganz vor- trefflichen Klima, und von den Besitzern uns freundlichst aufgeschlossen, gewährten köstlichen Genuss für Botanik und Geschmack. 101 Auch die Genüsse der Kunst wurden uns dargeboten 'in mehr ‚als ..einer Form; Gemäldesammlungen von grosser Bedeutung waren uns zugänglich, die Musik, von jeher heimisch auf böhmischem Boden, war unsere. freundliche Geleiterin an allen Orten, welche dem Leben, und nicht. bloss der Wissenschaft, bestimmt waren. Der unsterbliche Mozart weilte täglich wirkend in unserer Nähe; den weiss Prag zu ehren und zu würdigen, wie keine 'Stadt in der Welt. Aber auch Beethoven, egoistisch wage ich es auszusprechen, ‚mein nächster Landsmann, findet hier eben so sehr und seiner würdig zahlreiche Priester und Verehrer. Es möge mir erlassen seyn, all’ das noch zu nennen, was uns hier noch dargeboten wurde in Liebe und Freund- schaftlichkeit. Es ist zu viel, um es mit Einem Blicke, der hier nur vergnügt seyn kann, zu. überschauen. Das ergriffene, von. dem grossen ‚Eindrucke hingerissene Gemüth vermag es nicht, in anatomische Zergliederung des zahllosen Grossen, Guten und Schönen einzugehen: dazu bedarf es der ruhigen Recapitulation in der: heimath- lichen Stube. Herzuzählen, was wir dagegen für die Wissenschaft ‘gethan, und ge- wirkt haben im innern Kreise unserer Thätigkeit, dürfen wir nicht,wagen. Möge die Versicherung genügen, dass jeder nach Kraft und Lage sein Schärflein: beigetragen hat zur nähern Erkenntniss der Natur, ihrer Producte und Kräfte. Ob das-Bestreben erfolgvoll war, kann die Zeit nur lehren, ‚und wenn die nächste ‘dies auch nicht überall in grossen schlagenden ‚Resultaten ‚zu.erkennen gibt, so möge Grösse des Gesammtbaues ins Auge gefasst werden, den wir unternommen, an dem ‚der Aufbau der einzelnen Steine nicht sobald erkennbar seyn kann, und: dass Vieles nur von uns empfangene Keime sind, welche lange Zeiträume. erfordern. mögen, ehe sie sich der Welt, in ihrer Nutzbarkeit'ausgebildet, darstellen können. So, vermögen wir denn unsere Anerkennung des hier ‚Geleisteten nicht ‚dureh ‘den Werth unserer‘ Leistungen zur Stelle zu bethätigen, und schwer wird es, mir. daher, den Ausdruck des Dankes zu finden für so Vieles und Alles, was uns in der alten Praga dargeboten wurde, was für und an ‚uns geschehen. ist.., Eine, viel‘ beredtere Zunge. wünschte ich dazu mit einer laut sprechenden Stimme | vereinigen-zu können. , Zunächst Dank, den aller- unterthänigsten und aus des Herzens. Fülle dargebrachten, Sr, Majestät. dem hoch- herzigen Kaiser und. König. Ferdinand für ‚die vielseitige Beförderung unsers .an- spruchlosen Wirkens! Möge der Allmächtige Ihm und Seiner Allerhöchsten ‚Familie dafür Gesundheit und Wohlergehen auf lange, lange Jahre, verleihen, — möge Sein väterliches Scepter noch viele Decennien das Land regieren, welches, unter, Ihm in vollem Masse sich glücklich fühlt, möge Sein glorreiches Haus wachsen und ge- deihen immerdar! Dank ferner, Dank, den ‚gehorsamsten ‚und. innigsten,, dem, hoch- gestellten Herrn Oberstburggrafen von Böhmen, für. die grossen Aufopferungen jeder ‘Art, welche ser der Gesellschaft dargebracht hat; möge: er, sich ‚lange, der. fortwäh- renden, ihm so gerne vom In- und Anuslande gezollten Anerkennung, erfreuen,; die sein rastloses, erfolgvolles, nützliches Streben schuf. " Weitern Dank. den hohen. Behörden, des Landes, die, wirkend, zum Zwecke, sich an den hochverehrten Chef ‚anschliessen; Dank der alten Praga,, selbst in ihren 102 Autoritäten mit der Versicherung, dass in unsern Herzen noch tiefer das freundliche Andenken an die Stadt eingeprägt 'steht, ‘als das Rathhaus auf der uns geweihten Medaille im ehrnen Relief sich erhebt. Möge die Stadt, welehe im Laufe der Zeiten die furchtbarsten Schicksale zu bestehen hatte, sich fernerhin ‘immerdar der genuss- reichsten Ruhe erfreuen, — Dank der Universität, Ihren Lehrern und Institutsvorstehern allen, für die zahlreichen Bemühungen, für die freundliche Begegnung und Aufnahme, welche uns durch sie zu Theil ward. Möge die Hochschule grünen und blühen noch Jahrhunderte lang, noch länger lebendig frisch in der Geschichte vorwärts schauen, als sie derselben bereits angehört. Dank allen Vorstehern und Besitzern von Instituten, Seisklängän; Bibliotheken jeder Art, welche uns zugänglich waren, deren Beschauung und Benützung wir uns zu erfreuen hatten. Immer vorwärts! des alten Blüchers Wahlspruch ist es, den wir als Wunsch für euch aussprechen wollen. Dank dem allehrwürdigen Kaufmannsstande Prags für die liebreich freundliche Bewirthung in Terpsichorens Tempel. Möchten unsere Bestrebungen mit dahin führen, Erfindungen zu erzeugen, welche den Gewerbs- und Handelsstand befördern können, möchte die Blüthe davon dem Kaufmannsstande die- ser Stadt als Lohn seiner Gastlichkeit zu 'Theil werden. — Dank allen biedern Bewoh- nern der von Libussa gegründeten Stadt, die uns freundlich aufnahm und beherbergte. Den zartesten Dank Euch, den edlen Frauen und Jungfrauen Prags, für die freundlichen Blicke, mit denen Ihr die fremden Männer begrüsst habt, und deren Auf- enthalt in hiesiger Stadt Ihr auf’s Freundlichste gestalten halft. Euch ergehe es wohl im Kreise glücklicher Familien; uns bleibt nur das Bedauern, nicht länger Zeuge der Anmuth seyn zu können, womit Ihr Euere Umgebung zu beglücken gewohnt seyd. Und endlich bleibt mir hiemit auch übrig, gegen zwei Männer einen ganz be- sondern Dank auszusprechen, ungeachtet sie selbst zu den Unsrigen gehören, und uns in wissenschaftlicher Beziehung enge verbunden sind. Namen brauchte ich in der That nicht zu nennen, wenn es gilt, die Beiden zu bezeichnen, welche wahres Hochverdienst um unsere Versammlung in Prag sich erworben haben. Dir, Graf Sternberg! Dir, Du Schöpfer der Flora sublerranea; Du Eingeweihter ersten Ranges in die Fülle der. Mysterien der Natur, Dir, auf den wir eben so stolz sind, als Böhmen mit voll- gegründetem Rechte Deinen höheren Patriotismus hoch verehrt, Dir sei der Wunsch geweiht, dass Dir noch viele Jahre das Glück blühen möge, der innig Vertraute der Natur zu seyn; denn Dir bekennt sie Geheimnisse, welche Jahrtausende der dichteste Schleier verbirgt. Genehmige das persönlich Wohlwollende dieses Wunsches und ver- zeihe dem Egoismus in ihm, da die Verwirklichung, uns 'und der ganzen Menschheit den grössten Genuss bringt. Aber der-Gedanke an Graf Sternberg lässt sich von dem an tüchtige erfolgvolle Naturforschung nicht trennen. Möge die nothwendige Combi- nalion Jahrhunderte laug noch im Gedächtnisse unserer Nachkommen verbleiben! Dank Dir, Du verdienstvoller. Hochlehrer von Krombholz. Erfreue auch Du noch lange die Welt mit dem Worte deiner Lehre, geschöpft aus gereifter Erfahrung ; fahre eben so fort, der Menschheit Leiden erfolgvoll zu heilen, erfreue Dich des 103 : Segens Deiner Familie. Doch die Worte verstummen in der Tiefe der Empfindungen; erlasst uns Ferneres, Ihr hochgeehrten Männer; beide erkennt des Gefühles Macht in den Wogen unserer Herzen. Aber schon zuckt der Stundenweiser, um den Augenblick des Abschiedes anzudeuten. So lebt denn wohl, Ihr Männer, Ihr Frauen und Jungfrauen insgesammt, die Ihr uns wohlwollet in Prag. Wehmuthsvoll werden unsere Blicke nach der Vielgethürmten gerichtet bleiben, bis sie ihnen entschwin- det, und dann bleibt noch das Andenken auch immer an Euch. Auch wir Wissen- schaftsgenossen und Freunde vertheilen uns nach allen Divergenzen der Compasrose. Jedem von Jedem einen deutschen Händedruck ‘beim Scheiden! Nach Jahresfrist treten wir. wieder zusammen nahe dem Strande des Vaters Rhein, dort, wo sich mein liebes Siebengebirge im stattlichen Kaiserstuhl wiederholt. Frei ist die Burg, die wir beziehen wollen, frei für unser Gewerbe — für Forschungen und Ermittlungen der Wahrheit. im schuldlosen Wirken ‘der allmächtigen Isis. Möge dann kein theures Haupt fehlen, uns vom unerbittlichen Tod entrissen. An das Schöne unserer Ver- sammlungen vom Jahre 1837 knüpfte sich der Anfang für 1838 wieder an. Aber Eins noch beim Schlusse, lieben Freunde! lasset mit mir leben hoch den hochherzigen Kaiser, König Ferdinand, und zum zweitenmale hoch, und zum dritten- male hoch!!! u er ur 104 Dritte Abtheilung. Versammlungen der einzelnen Sectionen. I. Physicalisch-chemische Section. Der grösste Theil der anwesenden Physiker und Chemiker hielt es für wünschens- werth, Eine Section zu bilden, und die Pharmaceuten fanden für gut, sich täglich eine Stunde (von 8 — 9 Uhr) mit rein-pharmaceutischen Gegenständen zu beschäftigen, um dann von 9 bis 11 Uhr den Verhandlungen der physicalisch- chemischen Abtheilung beiwohnen zu können. Die Anwesenden wurden ersucht, die Gegenstände, über welche sie Vorträge zu halten gedächten, anzuzeigen, und auf das bereit liegende Papier zu schreiben. Es wurden hierauf Verzeichnisse entworfen, in denen zugleich die bei- läufige Dauer der Vorträge bemerkt war, und zwar eines für physicalische, und ein zweites für chemische Gegenstände. Aus diesen ununterbrochen fortgesetzten Ver- zeichnissen wählten die Präsidenten immer Tags zuvor die am folgenden zum Vortrag kommenden Gegenstände. Diese Vorkehrung machte es möglich, durch ein an der Thüre des Abtheilungssaales angeheftetes Verzeichniss jene Gegenstände täglich anzu- zeigen, welche Einrichtung auch andere Sectionen nachahmten. — In den übrigen Stunden Vormittags und nach Tische besuchten die Mitglieder dieser Section unter Leitung ihrer Sekretäre das k. k. physicalische Cabinet im Clementinum, das physi- ealische Cabinet des k. ständ. technischen Institutes, die Sammlungen des böhmischen National-Museums, die chemische Fabrik des Herrn Brosche, welche Herr Popp leitet; das chemische Laboratorium und die Packfongbereitung des Herrn Balka, und seine Sammlang physicalischer, chemischer und pharmaceutischer Apparate und Einrich- tungen, die Cattonfabrik des Herrn Jerusalem, Porges etc. 105 A. Physicalische Verhandlungen, Präsident: Dr. und Prof. Schweigger. Secretär: Prof. Ferdinand Hessler. Erste Sitzung am 19. September. 1. Dr. Schimko las einen Theil vom Auszug aus seinem astronomischen Manuscripte, und übergab dasselbe zur weitern Einsicht für alle competenten Mitglieder in’ die Hände des Secretärs. 2. Dr. Mädler legte der Section ein Exemplar seiner Selenographie vor, und gab umfassende Erläuterungen über den dem Entwurfe seiner schönen und grossen Mondkarte in‘ Quadranten auf vier Blättern, die er ebenfalls vorzeigte, zu Grunde gelegten Beobachtungs- und Messungsplan. Die Selenographie enthält einen allge- meinen Abriss über die physische Beschaffenheit des Mondes, Bemerkungen über Mond- und Sonnenfinsternisse, über die.Atmosphäre des Mondes, über seinen Einfluss auf die Witterung, und eine specielle Topographie des Mondes. Zweite Sitzung am 20. September. 3 D. Mädler sprach über Lohrmanns Mondkarte, welche mit seiner eigenen gleichzeitig und genau nach demselben Plane, nur in einem viel kleineren Massstabe, aufgenommen worden. Er legte der Section die Karte vor. 4. Prof. von Eltingshausen wies der Section einen von ihm gebauten, sehr kräftigen magneto-elektrischen Rotationsapparat vor, gab die Erklärung seiner Ein- wirkung und Wirkung, und machte letztere durch sehr eclatante Versuche anschaulich. 9. Auf Ansuchen von Seite des Professors von Ellingshausen lieferte zu einem Theil der angestellten Versuche Professor Hessler einen von ihm construirten elektro- magnetischen Apparat, dessen Einrichtung er auch erklärte, und bei welchem von Eltingshausen’s magneto- elektrischer Apparat die Stelle eines kräftigen Volia’schen Elementes vollkommen ersetzte. 6. Nach beendigter Sitzung zeigte Morstad! mehreren Sektionsmitgliedern einen neuen, von ihm gebauten Thermographen. Die wesentlichste Einrichtung dieses In- strumentes besteht aus zwei Bestandtheilen; nämlich aus einem thermometrischen, mit Quecksilber gefüllten, in einen hohlen Cylinder auslaufenden Gefässe vom schwächsten Stahlblech, mit verhältnissmässig sehr grosser Oberfläche; dann aus der um einen Cylinder von 5 Zoll im Durchmesser gewickelten Scale, auf welcher in horizontaler Richtung die Wärmegrade, und senkrecht auf diese, die Stunden und Abtheilungen der Stunden verzeichnet sind. — Während das Gefäss mittelst einer supportartigen Vorrichtung einen Bleistift nach ‘der jedesmaligen Temperatur hebt oder senkt, wird die Scale unter der Spitze des Bleistifts von einem Uhrwerk fortgeschoben, und auf diese Art von ‘dem Bleistift eine Wärmenkurve beschrieben, aus welcher zu jeder beliebigen Zeit der Stand des Thermometers entnommen werden kann. Die lithogra- phirte Scala wird alle 24 Stunden gewechselt. sr 14 106 Dritte Sitzung am 21. September. -#, Prof. Reich‘ beschrieb die Einrichtung und den Gebrauch eines Schwin- gungs-Apparates, dessen er sich bei der von ihm vorgenommenen Wiederholung der Versuche zur Bestimmung der Dichtigkeit der Erde nach Cavendish’s Beobachtungs- methode: bediente; und welcher von .den störenden Einflüssen ‘der. Luftströmungen un- abhängig, und dnrehoden Poggendorf’schen Spiegelapparat zu genauen Beobachtungen geschickt gemacht, als Mittel aus 14 sorgfältig corrigirten Beobachtungen eine Dich tigkeit»der Erde von 5,44 nachwies, welche von jener durch Cuvendish aufgefundenen 5,48 nicht namhaft verschieden ist. 8. Von Eltingshausen setzte die Versuche mit seinem magneto-elektrischen Apparat fort, und zeigte insbesondere, wie. man es bei diesem Apparate ganz in seiner Macht habe, die Stärke der Wirkung. des elektrischen Stromes auf den Organismus vom geringsten bis zum grössten Grad zu steigern, und wie sich somit sein Apparat ganz vorzüglich zum medieinischen Gebrauch eignen dürfte. Vierte Sitzung am 22. September. 9, Prof. Poggendorf theilte die neuesten Versuche Rudbergs in. Upsala über die Ausdehnung ‚der Gase durch die Wärme mit, welche das Resultat lieferten, dass die Ausdehnung, wie sie Gay-Lussac ‚angab, unrichtig, sei , und sich vielmehr innerhalb des Fundamentalabstandes im Verhältniss wie 1000.:1365 ändere. Rudberg richtete bei diesen vielfach wiederholten Versuchen seine besondere Aufmerksamkeit auf die ‚vollkommene Austrocknung der .den Versuchen, unterworfenen Luftmengen und auf die nöthigen Correctionen wegen der, Ausdehnung des Glases u, s. w. Arbeitete er mit weniger, genau ausgetrockneter Luft, so erhielt er genau das Gay-Lussac’sche Resultat. a. N Fünfte Sitzung am 23. September: 3015 „Diese ‚Sitzung, beehrten Se. Exc.\.der. Herr Oberstburggraf,; Cark Graf von Chotek und. Se. Exc. der, Herr Graf, Caspar, von Siernberg mit ihrer Gegenwart. 1. .n.. 10».Morsiadt ‚sprach über, das ‚periodische, vom 13.. auf. den, 14. November sichthar ‚gewesene, Meteor, ‚suchte, die „bisher bestehenden; ‚Hypothesen. hierüber zu widerlegen „und vertheidigte ‚endlich. die Ansicht, dass die Ursache dieses .Meteors Planetenwolken sind, ‚welche. ihren Ursprung. dem Bielaschen Cometen, verdanken; indem ‚zur, Zeit der Sichtbarkeit dieses Meteors die Erde auf ihrer Bahn um. die Sonne in, der, ‚klei ten Entfernung von der. Biela’schen Kometenbahn, — nicht. . weit -vom niedersteigenden Knoten, —, sich, befindet. ... Re u brot Inddofe, Brandes. machte, einige ‚Mittheilungen. ‚über ‚den ‚stündlichen ‚Gang der Wärme, des, Jahres , darunter über ‚die gefundene, Bestätigung der ‚Muthmassung, Brewstens,; dass das „Mittel aus ‚Temperaturen, zweier gleichnamigen; Stunden (des Tages und der Nacht) jedes Tages eine, von der. wahren mittleren Tagestemperatur, bi 107 nieht viel verschiedene ‘Grösse sei; "und vertheilte gleichzeitig Tabellen über»den Gang der Wärme unter’ die. Herren -Sectionsmitglieder. | -| 12. Von Bonsdor/f theilte Versuche und Bemerkungenvals Beiträge zur Theorie des Thaues mit, '»us:'welchen folgen würde, dass der 'Fhauy' welcher bei Abkühlung einer im ‘geschlossenen Raume befindlichen, mit Feuchtigkeit‘ gesättigten Atmosphäre sich niederschlägt, vorzugsweise an negativ elektrischen Körpern’ sich 'ansetze. Die zu‘diesen Versuchen gebrauchten Apparate wurden in der''Sitzung' vorgezeigt.'" Auch im‘ Freien'angestellte Versuche sollen an negativ elektrischen Körpern eine 'grössere Menge abgesetzten'’Thaues nachgewiesen haben. Bonsdor/f zieht hieraus den Schluss, dass die aus ‘der Luft niedergeschlagenen Thautropfen freie positive Elektrieität ent- halten. ‚Auf die dagegen gemachte Bemerkung: dass die’ Ursache"dieses Phänomens vielleicht nicht so sehr in dem elektrischen Zustande, als in dem Wärmeleitungs- vermögen der Körper liege , erwiederte v.' D., dass dieser Einwurf auf experimen- talem Wege widerlegt werden könne. In der sechsten Sitzung am 24. September wurden bloss chemische Gegenstände verhandelt. Siebente Sitzung am 25. September. 13. Prof.,Doppler sprach über die scheinbare Durchsichtigkeit der Kometen- kerne, welche nicht selten Fixsterne verschiedener. Grösse mit ungeschwächtem Lichte durchschimmern. lassen, -und über die, blitzenden Sternen. ähnlichen Liehtpunkte, welche zuweilen auf .der Nachtseite ‚des Mondes und‘ vom‘Rande entfernt, kurze Zeib hindurch sichtbar sind, und erklärte beide anscheinend so verschiedene Erscheinungen von einem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte aus, als Ergebnisse einer und derselben optischen Täuschung. Er hält nämlich sowohl die durch‘die Kometenkerne sichtbaren Fixsterne als die Lichtpunkte am Monde für die optischen Bilder von den, hinter dem undurchsichtigen .Kometenkern und Mond befindlichen Fixsternen, erzeugt durch die Brechung der von ‚diesen Fixsternen ausgehenden Lichtstrahlen in der Dunsthülle der Kometenkern- und: in der Mondatmosphäre nach: der Richtung gegen das Innere des Kometenkernes und des Mondes zu. Er argumentirt hiebei ungefähr so: ‚Dass die. Kometen mit einer mehr ‚oder weniger ausgedehnten Dunst- oder Nebelhülle um- ‚geben sind, lehrt, der : Augenschein, und dass diese 'Dunsthüllen nach Innen dichter werden, ‚erscheint. bei, Vorausetzung; eines Kometenkernes als nothwendige Wirkung der Gravitation. Bis jetzt kennt man ferner keine Materie , welche schief auffallende, und aus einem. heterogenen Mittel kommende Lichtstrahlen: ungebrochen durchliesse. Man. kann daher auch‘ diesen Dunst-) oder Lufthüllen das Vermögen, das Licht zu brechen, nicht absprechen... Wie klein aber ‚auch'immer das‘ Brechungsvermögen dieser ‚Hüllen sein-mag, so müssen dennoch die parallel in diese Hüllen fallenden Lichtstrahlen, | welche von einem hinter dem Kometen befindlichen Fixsterne' kommen; nach Innen. zu ‚gebrochen, und; ungeachtet des undurchsichtigen Kernes zu einem 14* 108 Bilde vereinigt werden, welches von einem genugsam entfernten Beobachter in der Mitte des bekränzten Kometenkernes erblickt wird. ,— Rücksichtlich‘ des anderen Phänomens: ist es nicht zu läugnen, dass die grosse Nähe des Mondes, und seine jeden- falls dünne Atmosphäre im ‚ersten Augenblicke wenig Hoffnung ‚darbieten, obiges Er- klärungsprineip auch auf die leuchtenden Punkte im Monde anwenden zu können. Allein eine genauere Betrachtung der Sache und angestellte Berechnungen zeigen, dass’ es zur Hervorbringung der Erscheinung hinreiche, die, Mondesluft' 5 — 6mal dünner, als jene unserer Erde, anzunehmen. Dieser erforderliche Grad von:Dichte der Mondesluft ‘weicht aber noch immer von jener gewöhnlichen. Meinung so‘ sehr ab, dass man sich veranlasst findet, den Gründen nachzuspüren, welche »für eine so un- gemein grosse Dünnheit der Mondesluft sprechen sollen, Dabei zeigt sich nun, dass sämmtliche gewöhnlich angeführte Gründe nicht sowohl für ihre Dünnheit, als viel- mehr für ihre ungemeine Reinheit and ausserordentliche Durchsichtigkeit sprechen, also etwas ganz Anderes, und somit in fraglicher Beziehung eigentlich‘ gar nichts beweisen. Es liegt jenen Schlüssen die völlig unerwiesene und unerweissliche Vor- aussetzung zu Grunde, dass die Mondesluft nur verdünnte Erdenluft sei. Wenn aber diese Voraussetzung nicht richtig ist, mit welchem Rechte schliesset man sodann von der Durchsichtigkeit und Reinheit eines Mittels auf seine Dichte oder gar auf sein Brechungsvermögen? Die Erfahrung zeigt vielmehr, dass zwischen dem Brechungs- vermögen oder der Dichte 'eines‘Mittels, und seiner ns _ Reinheit keine nachweisbare Beziehung sich'auffinden lässt. 14. Zu dieser ‘Erklärung machte Dr. Maedler 'einige Bemerkungen und Ein- wendungen, welche keine augenblickliche Erörterung’ gestatteten. 15. Prof. Wiesenfeld theilte die Resultate seiner Untersuchungen mit, ob und in wie fern Stahlgeläute als Ersatz für grössere Glocken‘ausführbar und entsprechend sei: Um seine Arbeiten nur auf: vollkommen sichere Prämissen zu 'basiren', und vorzüglich, um für den beabsichtigten Zweck die absoluten Tonwerthe der grösseren Stahlstäbe und -Cylinder: kennen 'zu lernen, unternahm er’eine Reihe von Versuchen, wodurch viele bekannte‘ akustische Sätze sich ‚bestätigt zeigteny wobei sich "aber auch neue Sätze ergaben, und manche eine allgemeine Anwendung gewannen. Be- merkenswerther ist Folgendes: Die Tonhöhe 'gleichgestalteter Cylinder ‘oder Stäbe nimmt in der Ordnung der aufzuzählenden Metalle: Messing, Stahl, Silber Glas ete. zu. Das Tonverhältniss der verschiedenen Seiten eines parallelepipedischen Stabes entspricht umgekehrt genau den Dicken des Stabes. Die Stirnseite gibt, wenn sie geschlagen wird, den Ton der breiteren Seite, sonst bei ziemlich- quadratischem Querschnitte soft» nur ein Gemische. — "Unter verschiedenen Winkeln gebogene Metallstäbe‘ geben eine unter allen Winkeln constante' Erhöhung um eine Quinte und eine Verstärkung und Verschärfung des Tones ; Krümmungen verursachen einen um so ‚höheren‘ Ton , je kleiner der Halbmesser der Krümmung ist. — Das’ von Chladni und ‚anderen Physikern: ausgesprochene Gesetz: ‘dass''bei gleichem 'Quer- schnitte zweier Stäbe ‘die Töne sich verhalten : wie umgekehrt‘ die "Quadrate der 109 Längen, wollte sich niemals bestätigen. Wiederholte ‚Versuche ‘mit ‘Stahl, Eisen, Messing, Holz und Glas zeigten übereinstimmend, dass sich die Töne verhalten, 'wie umgekehrt die Kubikwurzeln der Längen. — Die Erforschung der Ton-Gesetze für hohle Cylinder und dergleichen , obwohl im Allgemeinen interessant, ‘gaben für den vorgesetzten Zweck. keine anwendbaren Resultate. — Zur Messung der Intensität oder Stärke des Tones hat W. einen mit einer sehr feinen‘ Membrane geschlossenen, Metalltrichter, und ein, die Membrane in der Mitte berührendes frei hängendes Gummi- Kügelchen in Anwendung gebracht, und erlangte wenigstens ein relatives Mass. Als praktisches Resultat seiner Versuche stellte W. mit geringen Kosten aus Stahl- Cylindern von 15 — 20 Pfund Schwere ein Geläute zusammen, das mit angenehmen Klange auf 1000 — 1200 Schritte, selbst auf jener Seite, von wo ein gelinder Wind wehte, gut‘ hörbar war, also mehr leistete, als alle bisher ‘in Deutschland aus- geführten und beschriebenen Stahlgeläute; und er gewann die'Ueberzeugung, dass es nicht leicht möglich ist, durch Stahlstäbe in ähnlicher Art, wie sie bis jetzt ge- braucht worden sind, grössere Glocken, als höchstens von 7% ©tr. nur einigermassen gut zu ersetzen 16. Prof. Schweigger machte einige Mittheilungen über elektro-magnetische und magneto-elektrische Erscheinungen, über die Rotation eines Magnetes um seine Axe unter dem Einfluss eines elektrischen Stromes, über die Anregung eines secun- dären Stromes, durch Einschiebung eines Magnetpols, in eine. Spirale aus Kupfer- streifen, und über eine sich an den letzten Versuch anreihende physicalische Zeichen- sprache, die Richtung des secundären elektrischen Stromes ‚und die Ablenkung der Magnetnadel durch denselben betreffend. — Beides erläuterte er nach beendeter Sec- tionssitzung durch einen Versuch im physicalischen Laboratorio der k. k. Universität. 17. Derselbe machte einige Bemerkungen über die Urgeschichte der Physik mit specieller Beziehung auf den Kreis des Osymanthias. 18. Wenke sprach über die Ausführung seiner Erfindung von Dampfluft- schiffen, in welchen er die Vortheile der Geschwindigkeit und eines willkührlichen vertikalen und horizontalen Fluges mit jenen der Grösse und praktischen Anwendbar- keit der Seeschiffe vereinigen zu können hofft und verspricht. Die Bewegung dieser Luftschiffe soll auf dem Principe der Reaction eines frei ausströmenden elastischen Fluidums beruhen. Seit dem Sommer 1835 ist er, seiner Angabe zufolge, mit der praktischen Ausführung dieses Unternehmens beschäftigt, und die Theilnahme Seiner Excetlenz des Herrn Oberstburggrafen , Grafen von Chötek, und einer Gesellschaft gemeinnützige Unternehmungen thätig fördernder C'hevaliere, setzte ihn in den Besitz der'zum Bau eines kleinen Luftschiffes nöthigen Hilfsmittel. Auf die Resultate seiner bisherigen Versuche gestützt, sprach er die feste Uiberzeugung der praktischen Lös- lichkeit des sich gestellten schwierigen Problems aus, und setzte bei: dass, da die zum Betriebe der Schiffe nach dem Reactionsprineipe erforderliche Kraft viel grösser sei, als jene der Dämpfe nach der bisherigen Art ihrer Anwendung als Bewegungs- mittel, und daraus die Nothwendigkeit hervorgehe, Naturkräfte in Anwendung zu 110 bringen, gegen deren Grösse die Kraft des Wasserdampfes verschwindet, dies begreif- licher Weise die Fortschritte seines schwierigen Unternehmens PRRSHBBER ar ohne jedoch den Erfolg seiner Bemühungen zu gefährden. > | - dazu 19. An demselben Tage Nachmittags, traten. einige Freunde der Astronomie in einer eigenen Sitzung zusammen, und bildeten einen correspondirenden Verein zu Sternschnuppen-Beobachtungen. Es wurden die Nächte vom 11. auf“den 12., vom 12. auf den 13., und vom 13. auf den 14. November jedes Jahres dazu bestimmt; weil diese Nächte nach den Erfahrungen der letztern Jahre immer durch häufige Sternschnuppen- Erscheinungen ausgezeichnet waren. Die‘aus den berechneten Be= obachtungen erhaltenen Resultate sollen jedesmal öffentlich bekannt gemacht werden. 20. In derselben Separatsitzung sprach Prof. FVeisse über sein grosses Sternverzeichniss, das in St. Petersburg auf Kosten der k. Akademie der: Wissen- schaften gedruckt wird. Drei Bände sind bereits dem Drucke übergeben, und ents halten mehr als 24000 ‘verschiedene Sterne. Zur Bestimmung 'der Genauigkeit der Beobachtungen wurden fast 6000 Beobachtungen sowohl in Rectascension als Deeli- nation der Methode der kleinsten Quadrate unterworfen, und daraus wurde der wahr- scheinlichste Fehler einer Rectascension gleich einem Zehntel einer Zeitseeunde, und einer Declination gleich einer Bogensecunde gefunden. 'Im Laufe des Jahres 1838 wird das ganze Verzeichniss, mehr als 30000 verschiedene Sterne enthaltend, in vier Bänden beendigt seyn. nich Achte Sitzung am 26. September. 21. Prof. Hessler las einen vom. Prof. Osann aus Würzburg zu münd- licher Mittheilung eingesendeten Aufsatz: „Einige neue Versuche über die Natur des elektrischen Funkens,“ und ein. an die physikalische. Section gelangtes, Schreiben, des Prof. Zawadsky aus Premysl: „über ein merkwürdiges Gewitter und über Siernschnuppenbeobachtung.“ Im ersteren Aufsatz führt Herr Professor Osann Ver- suche an, aus denen er nachstehende Folgerungen zieht: Die Elektrieitäten ziehen einen längeren Weg einem kürzern, auf welchem sie Widerstand finden, vor. —, Man hat sich den elektrischen Funken, so wie er in der Luft, oder in »einem andern iso- lirenden Medium erscheint, nicht als ein dynamisches Product beider entgegengesetzten Elektricitäten zu.denken. — Der elektrische Funke, sowohl der positive, als negative, nimmt seinen eigenen Weg, wenn das Mittel, das er passirt, ihm keinen, oder nur einen sehr geringen Widerstand entgegensetzt, beide Funken aher fallen, in einen zusammen, wenn die .gut isolirende Eigenschaft, = Mittels, z. B. der Luft, jedem. ein- zelnen Funken auf seinem separaten Weg einen grossen Widerstand bietet, so, dass es mit geringerem Widerstande verknüpft ist, an einer ‚als an, zwei Stellen, durchzu= brechen. — Die Abneigung beider Funken zu einem zusammen-zu fliessen, ist ‚grösser, als der Widerstand, welchen,eine Flüssigkeit als Halbleiter ihnen entgegensetzt. Durch diesen Satz findet Osunn alle Schwierigkeiten der bisherigen Theorien der Zersetzung 111 der‘ Flüssigkeiten durch) die Elektrieitäten:behoben; ‚denn gehen zwei von einander getrennte elektrische Ströme durch. .die Flüssigkeiten, so kann man sich die Zerlegung der letztern. grade so denken, wie die Trennung eines Gemenges aus Schwefel- und Schmaltepulver auf einem Harzkuchen durch beide, Elektricitäten, ‚bei welchem Ver- such sich die Schwefeltheile um die—-E und die Schmaltetheile an die— E gruppiren. — Andere in demselben Aufsatze besprochene Versuche beziehen sich auf das Durch- schlagen elektrischer Funken. durch Staniolblätter, und ‚auf die Verschiedenheit der Wirkung des positiven und negativen elektrischen Funkens dabei. | 22. Zuawadsky’s Schreiben schilderte ein sehr heftiges Gewitter, welches sich am. 30. Aug. 1836 über Tarnopel in Galizien entlud, nachdem es beim Hinziehen über den an die Stadt gränzenden Teich, denselben in eine dem Sieden ähnliche, mit einem ganz eigenthümlichen starken Schall begleitete Bewegung versetzt hatte. Es schüttete 14 Minuten hindurch eine ungeheuere Menge Schlossen von dreierlei Grösse, von 1—3 Zoll Durchmesser, und die meisten von 18 — 20 w. Lth. im Gewichte nieder. Ihre Oberfläche war MR) und jene der mittleren Grösse waren an Gestalt den gekerbten Paradiesäpfeln (Solanum Lycopersieum) ähnlich. Schiüsslich theilt Zawadsky mit, dass die Nacht vom 8. auf den 9. Sptb. 1837 sich durch viele Sternschnuppen aus- zeichnete. — Von 9 — 2 Uhr beobachtete er 75, alle von nordwestlicher Richtung. 23. Von Bonsdorff theilte einen Versuch über die Ausdehnung des Bleies durch die Wärme mit, aus dem sich ergab, dass diese bei einer Temperaturveränderung von’ — 30° bis — 30°,0,0015 der Länge des Bleies bei — 30° betrage. Er erläuterte die Methode, deren er sich bediente, um diese Ausdehnung zu messen und auschaulich zu. machen, und! rieih, ‚dieser bedeutenden Ausdehnung wegen, welche das Blei in der Wärme erleidet, dasselbe nie im Sommer, auf Dächern, Balkonen etc., sondern im Winter oder noch besser bei mittlerer Temperatur des Ortes, als Bedeckung anzubringen; weil sonst die Bleiplatten im der Winterkälte zerreissen würden. Er bemerkte zuletzt, dass man sich vielleicht der Methode, nach welcher er die Ausdehnung des Bleies mass, und welche darin bestand, dass eine Bleistange von etwa 1%, Fuss Länge auf ein Brett von Holz te zwei Nägeln in. der Kälte befestigt, und die bedeutende Biegung dieser Bleistange bei erhöhter Temperatur genau gemessen wurde, auch zur Bestimmung der Atısdehnung einiger anderer Metalle bedienen könne. 5 he ya B. Chemische Verhandlungen. ee Präsident: D. und Prof. H. Rose; Secrelär: D. Prof. Pleisch. 1. = Erste Sitzung am 19. September. till 0 sh 24 Proßa; Aekiteinden eröffnete diese Sitzung mit Worten des Dankes für seine, Wahl zum Präsidenten, und mit der Entwickelung des Begriffs der persön- Gehen Bekanntschaft. „die, statutenmässig zum Zweck der Versammlungen gemacht 112 sei. Er erinnerte hierbei, vor vielen Jahren hierorts eine ihm sehr lehrreiche Be- kanntschaft mit Prof. Steinmann gemacht zu haben, und er halte auch gegenwärtige Zusammenkunft für ein zu wechselseitigem Lehren und Lernen dargebotenes Mittel. Schliesslich erwähnte er, von Prof. Freyssmuth gehört zu haben, dass Kieselerde als Milch-beförderndes Mittel vom Volke gebraucht werde, und wünschte hierüber nähere Auskunft. | 25. Prof. Pleischl bemerkte, dass er auf seine Erkundigungen eine ver- neinende Antwort erhalten habe, förderte jedoch die zahlreich anwesenden Herren Apotheker auf, sich hierüber auszusprechen, worauf einer mit der Erklärung aufstand, dass gepulverte Bergkrystalle zuweilen, obwohl höchst selten, vom gemeinen Volke verlangt würden. 26. Prof. Rose sprach über künstliche Bildung von Kalkspath- und Arragonit- krystallen durch Fällung kalter oder heisser Lösungen von Kalksalzen mittelst kuhlen- sauerer Alkalien. Bringt man nämlich beide Flüssigkeiten bei der gewöhnlichen Tem- peratur zusammen, und untersucht den erhaltenen weissen Niederschlag, so findet man in ihm die Form des Kalkspathes; fällt man aber kochend heiss, so zeigen die ein- zelnen Kryställchen unter dem Mikroskop die Form des Arragonits. 27. Pleischl bemerkte, dass er schon vor mehreren Jahren nach Zoega’s Methode bei gewöhnlicher Temperatur Arragonit- ähnliche Kalkkrystalle erhalten hatte, dass er desswegen einigen Strontiangehalt in ihnen vermuthete, der geringen Menge der Krystalle wegen aber die Vermuthung nicht zur Gewissheit erheben konnte. 28. Zeller bemerkte, dass er in Arragonit - ähnlichen Kalkkrystallen wohl Bittererde, aber nicht Strontianerde gefunden habe. In der zweiten Sitzung am 21. September wurde die ganze Zeit physikalischen Gegenständen gewidmet. Dritte Sitzung am 21. September. 29. Dr. Heller sprach a) über die von ihm entdeckte Rhodizonsäure im All- gemeinen, über ihre Bildung und Darstellung, ihre chemische Zusammensetzung, ihre Eigenschaften und ihre Salze; zeigte die Säure selbst vor, mehrere ihrer Salze mit mineralischen und. organischen Basen, und vertheilte seine Abhandlung: „Uiber die Rhodizonsäure, eine.neue Oxydationsstufe des Kohlenstoffes, und über die Krokonsäure und die Salze.“ Er sprach ferner über die Wichtigkeit der Rhodizonsäure im Pflanzen- und Thierreiche, und machte das Gesagte durch einige Versuche anschaulich. — Er behauptete; 5) dass die rothe Farbe im Blute des Menschen und der Thiere von Rho- dizonsäure herrühre, dass er die Rhodizonsäure bereits im Blute nachweisen könne; dass sie sich während des Athmens und des Kreislaufes. ‘des Blutes bilde, und darin in Verbindung mit Faserstof, Alkali und Eisenoxyd vorhanden sei. Er brachte wohl 113 ausgewaschenen thierischen Faserstoff in Rhodizonsäure, der darin bald roth wurde. — c) Stellte er eine Verbindung der Rhodizonsäure mit Eiweiss aus Vogeleiern dar, und zeigte die Analogie mit dem natürlichen Eigelb (Eierdotter), welches sogar, wenn es hinlänglich mit Rhodizonsäure gesättiget, und eine Weile gestanden ist, rothe Aderchen an sich bemerken lässt, und so dem Dotter eines im Bebrütungsprozesse begriffenen Eies ähnlich wird. Er zeigte ferner, dass von allen Verbindungen der Rhodizonsäure mit thierischen Stoffen, diese die Einzige gelbe ist; alle übrigen sind roth. — d) Machte er bekannt, dass er den gelben und rothen Farbestoff der Vogelfedern unverändert ge- trennt habe, welche sich wie krokonsaure und rhodizonsaure Verbindungen verhielten, in denen wahrscheinlich die Hornsubstanz und der Faserstoff die elektropositiven Be- standtheile (die Basen) sind. — Auch aus andern hornartigen und häutigen Auswüchsen der Thiere z. B. aus den rothen Häuten bei den Augen der Auerhähne, der Birkhähne, Rebhühner, und anderer ähnlichen, ist es ihm gelungen, den rothen Farbestoff zu extrahiren, der sich so wie jener der rothen Federn verhielt. — e) Eben so sei es ihm gelungen, auf eine einfache, leicht ausführbare Weise die Farbe der verschiedenen Blumen, Blätter, Früchte u. s. w. unverändert zu trennen, auf analoge Weise, wie die der Vogelfedern, wobei die Blumen u. s. w. ungefärbt zurückbleiben, welche aber entweder mit ihrem eigenen, oder auch mit fremdem Pigmente wieder gefärbt werden können; und zeigte, dass sich die rothen Farben wie rhodizonsaure, und die gelben, wie krokonsaure Verbindungen verhalten. Er erklärte die Veränderungen der Blätter im Herbste u. m. Er erklärte ferner in Kürze die mögliche Entstehung der Rhodizon- und Krokon-Säure in den Pflanzen durch die Respiration derselben auf ähnliche Weise, wie die Entstehung der Rhodizonsäure im Blute während des Athmens und: des Kreis- laufes, und eben so ihre Veränderungen durch dieselbe. Uibrigens sollen diese den thierischen und vegetabilischen Organismus betreffenden Thatsachen in eigenen Ab- handlungen erscheinen. # 30. Hierauf trug Gub. Rath Neumann neue Ansichten der Mischungsverhält- nisse von Pigmenten organischen Ursprungs, und deren Abhängigkeit von Kohlen- stoffoxyden vor. Nach Bezeichnung der Substanzen, welche Pigmente genannt wer- den, und der Bemerkung, dass Pigmente organischen Ursprunges |unbeachtet der Uibereinstimmung ihres Verhaltens mit dem: der Alkaloidsalze, noch immer als ge- setzlose Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff betrach- tet würden, und, so lange in denselben nicht zwei differente Producte — Säure — und Base — nachzuweisen waren, nicht anders augenommen werden konnten, machte der Vortragende Thatsachen bekannt, wodurch bewiesen werde: „Pigmente organi- schen Ursprunges seien keine gesetzlosen Zusammenhäufungen, sondern, wie die mineralischen Salze, secundäre Verbindungen der genannten Grundstoffe.“ Die man- nigfaltigen Färbungen organischer Pigmente seien von verschiedenen Oxyden des Kohlenstoffes, und damit verbundener differenten Producte abhängig, in denselben seien aus zwei elementaren Stoffen nach bekannten Mischungsgesetzen zusammenge- setzte differente Stoffe — Säuren und Basen — vorhanden, und durch das Verhalten 15 114 zweier neuer‘ Säuren des Kohlenstoffes nachgewiesen. Die von L. Gmelin entdeckte, von Liebig und Lötig untersuchte Krokonsäure, und die von Heller entdeckte und untersuchte Rhodizonsäure bestünden lediglich aus Kohlenstoff und Sauerstoff, und seien unverkennbar Prineipe gelber und rother Pigmente. Jene bilde mit allen als Basen bekannten Stoffen ‘gelbe, diese rothe, oder mit Nüancen dieser Farben er- scheinende Salze. Diese beiden Säuren seien in Verhältnissen gemischt, nach welchen sie in der Reihe der Koblenstoffoxyde wahrnehmbare Lücken ausfüllten. Diese und andere Thatsachen deuteten an, dass es noch Kohlenstoffoxyde von unbekannten Mischungsverhältnissen gebe, welche, wenn die allgemein angenommenen Atomen- gewichte des Kohlenstoffes und des Sauerstoffes in kleineren Zahlen als gewöhnlich zu Grunde gelegt würden, mit den bereits bekannten eine den Mischungsgesetzen entsprechende Reihe bilden, die der Vortragende durch ein Schema angab. Basen der organischen Pigment-Salze seien vegetabilischer Faserstoff und andere ihm nahe verwandte organische Producte, welche die Färbungen derselben modifieirten, hellere oder dünklere Nuancen verursachten; Modificationen, wie solche an mineralischen Salzen durch die Basen ebenfalls verursacht, und vielfältig wahrgenommen würden. Auch die Abhängigkeit weisser, blauer und schwarzer Pigmente organischer und mineralischer Körper von der Eigenthümlichkeit noch unbekannter Kohlenstoffoxyde und differenter Basen, sei durch zahlreiche Thatsachen angedeutet, zu deren Fest- stellung aber noch weitere Untersuchungen erforderlich wären. Die beim Verbrennen des Diamants schon vor 70 Jahren von pariser Akademikern wahrgenommenen Er- seheinungen, so wie die durch chemische Analysen in Mineralien, insbesondere in Fossilien und organischen Kohlen nachgewiesenen Quantitäten Sauerstoff zeugten deutlich, dass es Oxyde des Kohlenstoffes gäbe, welche die dunklen und schwarzen Farben dnber Körper verursachen. Die Mischungsgesetze der Grundstoffe seien für alle Reiche der Natur — für Mineral-, Pflanzen- und Thierreich — gleich, die Ver- schiedenheit ihrer Bildungen nur in ie Eigenthümlichkeit der verwandten Grund- stoffe und der Zahl ihrer Verbindungsverhältnisse gegründet, die grosse Zahl ver- schiedener organischer Producte, aus nur 3 oder 4 Grundstoffen ‘gebildet, sei nur erklärbar, wenn die Mischungsverhältnisse der in denselben vorkommenden Grund- stoffe genauer und zahlreicher, als'bisher, nachgewiesen wären. Alle bis jetzt be- kannten organischen Stoffe seien secundäre Verbindungen des Kohlenstoffes , Sauer- stoffes und Wasserstoffes, und in vielen des Stickstoffes auf gleiche Art gebildet; so wie Metalle und Sauerstoff nach bestimmten Mischungsgesetzen, mit einem dritten Grundstofe die mannigfaltigsten Körper, — Salze u. a. darstellen, so bildeten auch Kohlenstoff und Sauerstoff in zum Theil noch unbekannten Verhältnissen mit Wasser- stoff oder Stickstoff die verschiedenartigsten organischen Produete aus zwei differen- ten Stoffen, die so wie mineralische Salze, sauer basisch oder neutral erschienen. Die nähere Erörterung der diese Ansichten beweisenden Thatsachen, und die An- wendung (derselben auf die Erklärung vieler in der chemischen Farbenlehre vorkom- menden Anomalien, will der Vortragende in einer eigenen Abhandlung mittheilen. 115 Vierte Sitzung am 22. September. 31. Prof. Löwig, über die Einwirkung des Kaliums auf verschiedene orga- nische Stoffe. Man hat in Anbetracht der Eigenschaft mehrerer organischen Körper, gleich dem Alkohol mit Schwefelsäure eigenthümliche Producte zu liefern, dieselben dem Weingeist analog zusammengesetzt geglaubt, und sie überhaupt Alkohole ge- nannt, wohin unter andern der Holzgeist, Brenzessiggeist, fette Oele, Indigo u. a. gehören müssten. Doch hält diese Analogie nicht Stich, da sie nur dort bestehen kann, wo die einzelnen kleinsten Bestandtheile (Atome) auch nach demselben Princip an einander gelagert sind. Diese Aneinanderlagerung oder Zusammensetzung zu be- stimmen, könne die Einwirkung des Kaliums auf diese Stoffe dienen. Man betrachtet den Alkohol entweder als ein Oxyd des Kohlenwasserstoffes oder äls ein Hydrat des Aetherins, eben so den Aether. Ist der Alkohol ein Hydrat, so muss Kalium Hydrogen daraus entwickeln, so wie in allen organischen Hydraten durch Kalium Wasser- zersetzuug eingeleitet wird, was also bei allen Alkoholen der Fall wäre. Bringt man absoluten Alkohol mit Kalium zusammen, so erfolgt unter Wärmeentwicklung, Ausscheidung von dem reinsten Hydrogen und Bildung einer krystallinischen Masse; die weitere Einwirkung des Kaliums auf den Weingeist verhindernd (dabei muss der Apparat abgekühlt werden, weil da sonst die Erhitzung zu hoch steigen würde). — Diese krystallinische Masse (mit Natrium hat sie ein mehrblättriges Ansehen) gibt, wenn man sie für sich destillirt, Weingeist, wobei ein lockerer weisser Körper zu- rückbleibt, der in Wasser gebracht, abermals augenblicklich Alkohol bildet. Was geschieht? und was ist diese Masse für eine Verbindung? Einer höheren Temperatur ausgesetzt, hält sie lange Stand, ohne sich zu verändern oder zu zersetzen, aber noch höher erhitzt — erfolgt Zersetzung, man erhält im Rückstande eine lockere pyrophorische Masse; einer trockenen Destillation ausgesetzt, dann mit Säuren über- gossen, entwickelt selbe kaum etwas Kohlensäure, und daraus schliesst Löwig, dass jene weisse lockere Masse eine Verbindung von Aetherin mit einem Atom Wasser und einem Atom Kalium und ausserdem kein Sauerstoff darin vorhanden sei, und dass bei Zusatz von Säure das Atom Wasser zersetzt werde. Man muss zu die- sem Versuche vollkommen wasserfreien Alkohol nehmen, sonst bildet sich zu viel Kali, was auf den Weingeist zersetzend wirkt, wobei sich die Masse zuerst gelblich färbt, dann bräunt, und bei der trockenen Destillation alsdann Essigsäure gebildet wird. Ueberdiess muss der Versuch auch sehr schnell beendigt werden, er darf nur 4— 5 Minuten dauern. Doch glaubte L. nicht, dass derselbe genüge, darzuthun, dass der Alkohol und Aether Oxyde seien. Mehr spricht für die Natur des Aethers als Aetherinhydrats das Verhalten des Alkohols und Aethers gegen Fluorborgas. Dieses ist in Alkohol in grosser Menge löslich; destillirt man eine gesättigte Lösung des- selben, so erhält man Aether. Bringt man Aether damit in Einwirkung, so erhält man nie Kohlenwasserstoff. — Die zweite Reihe der Versuche, die L. anstellte, be- zogen sich auf die Frage, ob der Holzgeis! und Brenzessiggeis! dem Alkohol analog Ba 15* 116 seien® Er fand, dass sich der vollkommen wasserfreie Holzgeist, wie ihn Dumas beschrieb, gegen Kalium ganz anders als Alkohol verhalte. Löwig’s Versuche zeigten, dass Dumas ihn richtig beschrieben habe, und Löwig bereitete sich ihn in grosser Menge aus dem gewöhnlichen Holzgeiste. Er entwickelt sich jedoch nach seinen Erfahrungen auch bei anderen trockenen Destillationen. Mit Kalium erfolgt hier durchaus ohne Entwickelung von Hydrogen eine bedeutende Wärmeentbindung und Bildung einer ölartigen Substanz, während das Kalium sich oxydirt, so, dass man den Holzgeist wirklich für ein Kohlenwasserstoffoxyd anzunehmen berechtiget sei. Uibri- gens bemerkte L., dass alle Versuche Dumas mit diesem Körper richtig und leicht anzustellen seien. Eben so verschieden vom Weingeist ist der Holzgeist in seinem Verhalten gegen die Schwefelsäure. Während Weingeist, damit in Berührung gesetzt, in Aether übergehet, erleidet der Holzgeist schon von wenigen Tropfen Schwefel- säure eine dunkle Färbung und allmälige Verdiekung, welche letztere, wenn gleiche Theile Säure und Holzgeist genommen werden, nach einigen Stunden schon einen solchen Grad erreicht, dass ein Glasstab darin stehen bleibt. Ein Theil Holzgeist, mit 6 — 7 Theilen Schwefelsäure erwärmt, entwickelt anfangs schwefelige Säure, später Kohlenwasserstoffgas, endlich viel Holzäther; während sich die Masse auf- blähet, entwickeln sich brennbare Gase, und als Rückstand bleibt eine Masse, wie sie’Dumas beschreibt. Mit dem Holzäther geht die Schwefelsäure eine neutrale Ver- bindung ein; 10 — 12 Theile Schwefelsäure, mit einem Theile Holzgeist behandelt, giebt eine ölartige Flüssigkeit. ‘Bringt man diese mit’benzo&äsauren, ameisen - oder essigsauren Salzen zusammen, so erhält man schwefelsaure Salze. Mit Kleesäure bildet der Holzgeist eine feste, krystallisirte Verbindung; Holzgeist, mit Schwefelsäure und Kleesäure destillirt, gibt kleesauren Holzäther, von dem zwei bis drei Unzen, mit Kalium zusammengebracht, augenblicklich kleesaures Kali, aber keinen Holzgeist geben. Wahrscheinlich ist daher Dumas Holzäther ein Zersetzungsprodukt des Holzgeistes, und vethält sieh zu diesem nicht so, wie der Aether zum Alkohol. : Brenzessiggeist mit Kalium giebt, analog dem Holzgeiste, eine ölartige, gelbgefärbte Substanz, welche dem Kohlenwasserstoff und dem Aetherin analog zusammengesetzt ist, weshalb der- selbe ein Oxyd dieses Kohlenwasserstoffes sein dürfte. Baldriansäure (10 C + 20 H + 30) zeigt, mit Kalk destillirt, Aehnlichkeit mit Fettsäure und mit Essigsäure, und giebt eine ölartige ätherartig riechende Flüssigkeit (9 C + 18H + 10) von geringerem speeifischen Gewichte als Wasser, während ein Karbonat zurückbleibt. Mit Kalium verhält sich diese Flüssigkeit wie der Holzgeist, und wie das Aceton, welches sich in seiner Zusammensetzung davon nur durch grösseren Oxygengehalt (9 € + 18H + 3 0) unterscheidet. Lässt man Kalium längere Zeit darauf ein- wirken, so entzieht ihm dasselbe sein Oxygen völlig, wornach reiner Kohlenwasser- stoff zurückbleibt. Schliesslich bemerkte L., dass aus diesen Versuchen wohl folge, dass der Weingeist eine eigenthümliche, dem Holz- und Brenzessiggeist durchaus nicht analoge Substanz sei. 32. Bar. v. Leithner zeigte ein Stück Holz vor, welches in einem Torfmoore s 117 bei Redwitz in Baiern von Fickenscher gefunden wurde, welcher Moor 4 — 5’ mächtig auf einem Thonlager, und dieses auf Glimmerschiefer liegt. Man findet dort Reste von Föhren und Fichten, an deren Oberfläche und Spalten sich eine krystiallinische, dem Paraffin dem äussern Ansehen nach ähnliche Substanz vorfindet. 33. Die vorläufigen Versuche, welche Hr. Prof. Pleischl mit dieser Substanz vornahm, hatten folgendes Ergebniss: Sie fühlt sich nur sehr wenig fettig an, ist ohne Geschmack, schmilzt sehr leicht, und ist im flüssigen Zustande. farbenlos und durch- sichtig. Sie ist im Wasser beinahe unauflöslich, wässriger Alkohok löst sie in der Wärme auf. Alkohol von 0,830 gibt eine gelbe Lösung, aus welcher sich weisse Krystalle, und eine braune in Tröpfchen am Glase hängende Substanz ausscheiden. Die krystallisirte Masse wurde von Schwefelsäure mit roihbrauner Farbe aufgelöst, welche nach einigen Tagen in Violett überging. Salzsäure war ohne Einwirkung darauf; Salpetersäure färbte sie gelb, während sie selbst auch gelb wurde. In einem Kölbehen erhitzt, schmilzt sie sehr leicht, es sublimirt sich @in Theil, während der Rest sich bräunt. Auf Papier macht sie einen Fett-Fleck. — Obschon diese Versuche nur sehr unvollständig sind, so folgt aus ihnen doch, dass die fragliche Substanz von Parafiin, von dem Schererit, von dem Idrialin u. s. w. verschieden sein dürfte. 34. Prof. Schrötter versprach eine Elementäranalyse; doch soll, wie Buchner jun. bemerkte, Trommsdorf schon diesen Körper untersucht und analysirt haben. 35. Schrötier: Uiber das Idrialin und ein Erdharz. — Das Idrialin befindet sich in dem Quecksilberbranderz; indem alle Branderze .Gemenge aus Idrialin, Zinnober und erdigen Theilen darstellen. Das Lebererz verdankt sein fettiges Anfühlen der Gegenwart von Idrialin. Es ist noch nicht gelungen, das Idrialin ganz und rein zu gewinnen. Durch Destillation erhält man nur einen geringen Theil, während der Rest zerstört wird; da es bei der Temperatur, wo es flüchtig ist, auch schon zum Theile zersetzt wird. Ein geeignetes Auflösungsmittel kennt Schr. noch nicht; indem das nach seiner Ansicht bisher noch beste, das destillirte Terpentinöl, nie ganz von dem aufgelösten Idrialin zu trennen ist, und sich zum Theile mit demselben verharzt. Mit der Schwefelsäure bildet es eine dunkelblaue, der Weinschwefelsäure analoge eigen- thümliche Säure. Er zeigte ein Idrialin, welches aber noch mit Quecksilber verunrei- niget war. ' 36. Schrölter zeigte ferner ein Erdharz von eigenthümlichem Geruche, das auf einer Wiese in der Nähe mächtiger Steinkohlenlager mit Wasser aus der Erde quillt, und in Ungarn seit langer Zeit als Wagenschmier benutzt wird. Es bestehet aus 3C + 11 H-+2 0. Ob vielleicht us 5 C +7 H—+ 2 Ag ist nicht zu er- mitteln, eben‘ so unentschieden, ob Paraffin darin enthalten sei. (Die Braunkohle der- selben Gegend bestehet aus 5C +5 H-+ 20.) In Alkohol ist es schwer, aber doch ganz löslich, aus welcher Lösung kleine Krystalle anschiessen. Mit Schwefel- säure mengt es sich vollkommen. Mit der Sfachen Menge Schwefelsäure destillirt, giebt es schweflige Säure, Wasser und Schwefel, wie der Theer, aber kein Paraffin. Mit weniger Schwefelsäure destillirt, bekömmt man ein Oel von dem ‚gleich geredet 118 werden wird. Aetherische Oele,‘ Mineralsäuren, Alkalien, Essigsäure lösen es auf. Chlor wird davon absorbirt, ‘geht jedoch‘ keine wirkliche Verbindung damit ein, und ist leicht wieder davon zu trennen.» Die Destillation der Erdharze wurde meist ‚bei hoher Temperatur vorgenommen, wobei'der Siedpunkt natürlich nach ‚und nach fast bis zum Glühen stieg, da bei.der Destillation’ der Körper eine chemische Zerlegung erleidet, Wasser sich bildet, und Oel bildendes Gas entweichet, was auf die’ Tem- peratur nothwendigen Einfluss nimmt, ‘wesshalb der. wirkliche Siedpunkt nicht auch der wahre ist, und das Sieden wohl eine blosse Zersetzungserscheinung sein dürfte. Desshalb sind auch die Erscheinungen in ‘den verschiedenen Zeiträumen des. Siedens verschieden. ‘Schr. hat daher einen anderen Weg bei’ der Destillation dieses Erdharzes eingeschlagen. Das Erdharz bis90° €. erhitzt, giebt’ selbst im Wasserbade'ein wasser- helles Oel, bei welcher Temperatur man es bis auf einen kohligen Rückstand erschöpfen kann, ohne dass es sich zersetzt, und ohne dass sich ölbildendes Gas. entwickelt. Dieses Oel ist geruchlos, und oline Rückstand: destillirbar. Schwefelsäure verändert es nicht, und schwärzt es nur in der Hitze: Diese Probe giebt bei der Temperatur von -+ 100 — 160 ein fettes Oel wie bei d. Erhitzt man dagegen das Harz rasch bis zum Sieden,’ so erfolgen andere Erscheinungen unter Schäumen, Wasserbildung und Entwicklung von ölbildendem Gase, «) der Uibergang einer angenehm riechenden flüchtigen, sehr leichten aetherartigen Flüssigkeit (dem Eupionanalog), welche über Schwefelsäure ohne Schwärzung destillirt werden kann, und die man durch Destil- lation aus jeder Naphta erhält. ‚Schrötter schlägt für diese Substanz den, Namen Naphta vor. '.b)' Später‘ geht bei weiterer Erhitzung ein: anderer ölarliger Körper ‚über, der schwach riecht, weniger flüchtig, und spezifisch schwerer als der vorige ist, Fett- flecke verursacht, und von Schwefelsäure nur:in höherer. Temperatur geschwärzt wird. Alkohol und 'Aether lösen ihn auf. Chlor‘ wird davon besonders. bei Lufteinwirkung rasch verschluckt, ohne dass sich Salzsäure bildet; die Flüssigkeit wird dabei gelb, dick, und schwerer als Wasser, im Dunkeln wird sie.grünlich, dann blau. Sie hat dahei 2 Atome Chlor aufgenommen. :c) Bei weiterer Destillation. geht ein Harz über. 37. Graf Caspar von Sternberg nahm hierbei Veranlassung, die Chemiker zur weiteren sorgfältigen Untersuchung der Steinkohlen, und zur Ausmittlung,; der, Gesetze ihrer Bildung aufzufordern. | Fünfte Sitzung am 23. September 1837. An diesem Tage beehrten Se. Excellenz Hr. PEN EA Graf von Chotek die Sektion mit ihrer Gegenwart. 38. Prof. Zenneck sprach über das Reich der Gase. Ein Reich der Gase? Was sind Gase? Allerdings nur gewisse Körper, in’ einem elastisch flüssigen Zustande, die von einer bestimmten Temperatur, und’ von’ einem: bestimmten äusseren’ Drucke ab- hängen. Welche Körper gehören alle hieher? Man'sieht, ‘dass, wenn sie-auch kein so mächtiges für sich abgeschlossenes Ganze bilden, wie die Pflanzen- und Thierwelt und 119 das Mineralreich, sich deren Anzahl doch seit Kurzem von weniger als 20 bis auf 700 gesteigert hat. Die Pro und Conlras wurden abgewogen, ob sie ein eigenes Reich bilden; das Resultat dieser Erwägung war: dass eine Pneumalologie sehr zu wünschen ist..— Z. entwickelte einen Abriss dieser Lehre, nach welcher die Gase in zwei Hauptsektivnen zerfallen. ‘A. Ungemengte, oder naturhistorisch' einfache Gase (gasige Elemente). B.,Gemengte Gase. Alle Elemente zerfallen in drei Hauptgruppen, und zwar, 1) in solche, die wie der Wasserstoff, das Chlor und mehrere andere Metalloide, nicht nur für sich selbst in Glasgestalt vorkommen, sondern auch anderen nicht gasigen Elementen bei ihrer Verbindung mit ihnen, diesen Zustand mittheilen; 2) in Elemente, die nach Art des Schwefels, des Phosphors und mehrerer andern Metalle zwar für sich selbst in Gasgestalt darstellbar sind, aber mit’ anderen an sich nicht gasfähigen Stoffen keine gasartige Verbindung liefern können; 3) endlich in solche Elemente, welche wie z. B. das Carbon, das Boron, das Siliein, und viele Metalle diesen gasigen Zustand durch Verbindung mit anderen Elementarstoffen oder zusammengesetzten Körpern erhalten, ihn also gleichsam von den Körpern, mit denen sie in Verbindung treten, entlehnen. Wir erhalten demnach drei Hauptgruppen: A. Stamm- gase: Metalloide; B. Halbgase: Metalle und Metalloide; C. Lehngasse: Metalle und Metalloide. ‘Diese drei Gruppen bilden demnach fünf Klassen. 7 Klasse: Stammgase. Sie begreifen sieben Elemente: Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Chlor ete. 2. Kl.: Metalloid-Halbgase. Sie enthalten fünf Elemente: Schwefel, Selen, Tellur, Phosphor und Arsenik. 3 Kl.: Melallhalbgase. Zu ihnen gehören 13 Elemente: Kalin, Sodin, Zink, Kadmin, Quecksilber, Stibium, Zinn, Blei ete. 4 Kl.: Metalllehngase. Zu ihnen sind 15 Elemente zu rechnen: Kupfer, Nickel, Kobald, Eisen, Chrom, Magnesia, Molybdän ete. 5 Kl.: Metalloidlehngase. Sie bestehen aus drei Elementen: Silicium, Boron und Kohlenstoff. ‘Hr. Prof. Zennek hat jede Klasse nach bestimmten Charak- teren in eine gewisse Zahl von Ordnungen abgetheilt, und zwar in die Ordnung der: Te es anne neu area SlIERee TA Ara ac 3. Thiochiode. schwefelartige » . . 32 „ Metalloide- f 4. Scordosmode nach Lauch riechende 24 „ Halbgase 36 „ 5. Hydropyre Wasserzünder ... . 16 „ Metäll- 3. Cl. | 6. Diopyre Luftbremer . . 2%. 42 „ Ans e 66 ’ 7. Dyopyre Schwerbremner . SE ) EM 2 8. Baside a RS TR EPT DE RPIEL DER 77 Metall.- MR IeReididehha Bet Lehngase 24 ,„ s.0 (10. Amaurode. Dir er Du Er er Metalloid- 7ER AN Carbonide tin BE NEE 76 50577 Lehngase 480. „ Zn .. » 700 Arten 700 Arten Sie kommen A. natürlich vor, oder werden B. künstlich erzeugt. Schliesslich zeigt Z. noch die Wichtigkeit der Pneumatlologie für Physik, Chemie, Pharmacie Mediein u. s. w. 120 39. Gub.-Rath Neumann theilte seine Tabelle über die mittleren Temperaturen unserer Atmosphäre aus. 40. Prof. Frankenheim sprach über Schwefel und Selen. Das merkwürdige Verhalten des Schwefels bei den verschiedenen Temperatursgraden, von seinem Schmelzpunkte bis zu seinem Siedpunkte, und während seines nachherigen Erkaltens sind der Gegenstand des Vortrages. Der Schwefel zeichnet sich in dieser Hinsicht‘ augenscheinlich vor andern Körpern aus. «a. Geschmolzener Schwefel bleibt lange im flüssigen Zustande, wenn auch die Temperatur schon weit‘ unter seine Schmelz- temperatur gesunken ist, besonders in dünnen Schichten, bei kleinen Mengen, — und wenn der Zutritt der Athmosphäre einigermassen abgehalten wird; so sehen wir ge- schmolzenen Schwefel in den Schmelzgefässen weit unter seine Schmelztemperatur von + 110° € erkaltet, ja bis zur Temperatur von + 100° und auch wohl bei -+ 90° noch flüssig. Wird aber ein Tropfen geschmolzenen Schwefels zwischen 2 Glasplatten eingeschlossen, und der Luftzutritt abgehalten, so sehen wir denselben mit Beibehal- tung seiner bräunlichen Farbe, und seines flüssigen Aggregationszustandes selbst noch viel niedrigere Temperatur, ja die gewöhnliche Sommertemperatur der Atmosphäre erleiden, ohne dass er gestehe, welches aber augenblicklich und unter bekannter Aende- rung seiner Farbe von Braun in Gelb durch Berührung mit einem Schwefelkrystalle er- folgt, wobei man deutlich das Coaguliren, oder vielmehr das Anschiessen der Schwefel- krystalle im Tropfen sieht. — b) Geschmolzener Schwefel, der vollkommen flüssig ist, wird in höherer Temperatur nicht nur nicht flüssiger, sondern sogar consistenter, — ja klebrig und beinahe fest, und erstin sehr hoher Temperatur von + 250 — 260° € wieder flüssiger. Er ist also nur in den zwei Zeiträumen des Schmelzpunktes und des Siedpunktes ganz flüssig, in den dazwischen liegenden Temperatursgraden aber klebrig. Frankenheim bemühte sich durch Versuche die Ursache dieser Erscheinung aufzufinden. Das wahrscheinlichste Hinderniss, das die Versuche nicht beweisend ausfallen lässt, liegt in der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit des Schwefels, welcher ein so schlechter Leiter ist, dass mit dem Thermometer die 'Temperatur der Masse zu gewissen Zeiten fast gar nicht bestimmt werden kann;-indem die Temperatursunterschiede, die das Thermometer in ein und derselben dem Schmelzen unterworfenen Masse zeigt, wohl 100 Grade betragen, die doch in den oft. auch: nur einige Linien von einander ent- fernten Stollen von dem Thermometer ‚angezeigt werden. Zum Theil wird diesem Uibelstande abgeholfen, wenn man die auf ihre Temperatur zu prüfende erhitzte Schwefel- masse in dünne Schichten, z. B. zwischen zwei. Glasplatten, bringt, in welchem Falle diese Temperatursunterschiede geringer, aber doch immer bedeutend sind. — c) In dünnen Schichten erhitzt, wird der Schwefel anfangs weiss, dann gelb, später auf einen kurzen Moment 'grüön, und endlich braun und schwarz, wobei deutlich zu be- merken ist, dass die einzelnen Nüancen allmälig in einander übergehen, was man jedoch nicht bei dem Uibergang von gelblich Grün in Braun beobachtet; denn dieser Uiber- gang geschieht plötzlich; — daher ist zu vermuthen, dass hier dem Schwefel andere Eigenschaften mitgetheilt werden. Worin selbe bestehen, welche es sind, hat Fr. 121 noch nicht ermitteln können. d. Nicht weniger interessant ist der Einfluss, den die schmelzende und siedende Schwefelmasse auf das Thermometer ausübt; — denn so- wohl bei dem Schmelzen als beim Sieden desselben bemerkt der genaue Beobachter einen Stillstand. Der bis zum Schmelzen des Schwefels allmählig steigende Hitzegrad hält beim Schmelzpunkte von 112° C. augenscheinlich still, ja, das Thermometer sinkt um einige (4 bis 5, ja noch mehr) Grade, wenn die allmählich zerfliessende Masse des Schwefels ein gleiches Niveau anzunehmen strebt. Bei fortgesetztem Erhitzen steigt das Thermometer ebenso proportional, wie früher, ganz gleichförmig, während des Breiigwerdens des Masse, bis man beim zweiten Flüssigwerden bei + 250 bis —+- 260° C. wieder ein fast stationäres Verhalten beobachtet, während schon Destil- lation und Sublimation des Schwefels erfolgt. 41. Hofr. Brandes über Jod-Antimon. Der Redner hat vielfältige Versuche mit Jodmetallen angestellt. Jod und Antimon verbinden sich nach Brandes leicht zu einem Jodid, wenn Joddämpfe mit erhitztem Antimon in Berührung kommen. Das vorgezeigte Antimon-Jodid war starr und hochroth. Ein einzigesmal bemerkte Br., als er nämlich beide Elemente in grösserer Menge, und zwar in äquivalenten und supplementären Verhältnissen zusammenbrachte, eine Lichterscheinung, welches ihm jedoch ein zweitesmal nie mehr gelingen wollte. 42. Dr. Rammelsberg über Cyanmetalle. Er sagt, seine Arbeit sei wohl mehr Wiederholung des bereits Bekannten gewesen, doch habe er hiebei über manches Cyanur Neues und noch nicht Beschriebenes erfahren. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dem Verhalten der Metalleyanüre gegen Cyankalium. Das Kupfercyanür vermengt sich in verschiedenen Verhältnissen mit Cyau-Kalium; das Cyankadmium ist sehr auflöslich im Gegensatze zu dem ganz unlöslichen Zinkeyanür, während beide mit dem Cyankalium bestimmte isomorphe Verbindungen geben. Das Goldeyanür wird von ihm als farblos angegeben, und beim Zusammenbringen mit Kaliumeyanür erhielt er ein Doppel-Cyanür nach bestimmten Gesetzen. Die Farben der Cyan- Metalle sind sehr verschieden, nicht constänt, und mit den sonstigen Farben der Salze nieht correspondirend; denn er hat farblose, rothe und grünliche Cyanüre erhalten, bei Metalloxyden, die anders gefärbte Salze geben. Am Schlusse berührte er in Kurzem den Vorgang bei den Analysen und gab: a) Kochen mit Schwefelsäure, b) Behandlung der Doppelcyanüre mit Chlor, und c) mit Hydrothionsäure, als die gewöhnlichsten an. Er vertheilte auch Exemplare seiner Inauguraldissertation: De Cyanogenii connubüs nonnullis. Berolini 1837. 43. Hofr. A. Buchner machte auf die Nothwendigkeit einer neu einzuführen- den Nomenclatur in der organischen Chemie aufmerksam, und forderte die Ver- sammlung zu vereinten Bemühungen hinsichtlich dieses Gegenstandes auf. 44. Von Bonsdorjf theilte einige Bemerkungen über Stannate oder die Ver- bindungen des Zinnoxydes mit mehreren Basen mit. Die Stannate von Kali und Natron bekommt man in schönen rhombischen Prismen , mitunter auch in Octaedern durch das Abdampfen in trockener Luft über Schwefelsäure. Die Stannate erhalten sich 16 122 unverändert an der Luft. Die Zusammensetzung derselben ist nach Moberg’s Analysen so wie folgende Formel andeutet: " &KSa + 5 Ag) Zinnoxyd . .. 49 Kali 2120731588 Wasser‘, 4.2.7 18,176 Natron. . . -. .98, 94 Zinnoxyd . - . 56 Natron . - » -,23, 9 WASSER” er EAU "99,7. Sechste Sitzung am 24. September. 45. Prof. Pleischl zeigte der Versammlung mehrere interessante chemische Präparate, die theils durch ihre Grösse, Schönheit, Seltenheit oder Neuheit bemer- kenswerth waren, als: Schöne Schwefelkryslalle, und schöne, aus feinen Schwefel- fäden gewundene Kränze von Lukawitz, Jod und Brom aus dem karlsbader Wasser; Boron, Siliein, grosse Mengen von Kalin und Sodin, ersteres mit dem schönsten Me- tallglanz, krystallisirtes Kalin, Sodin mit krystallinischer Textur, welche P/. schon vor mehreren Jahren bemerkt hatte, — schön krystallisirtes Wismuth (künstlich), Antimon und Blei, durch einen Blitzschlag vergoldetes Fensterblei, das seine Form unverändert beibehielt, und an welchem keine Spur von Schmelzung zu bemerken ist, — Mangan mit schönem Metallglanz, Titan, Uran, — eine grosse Menge flüssiges Schwefelcarbon (Lampadius’s Schwefelalkohol), — schöne Krystalle eines neuen Schwefelsäurehydrats, schöne und grosse, künstlich erhaltene Krystalle von Kochsalz, von Quecksilberdeutero- chlorid @Aetzsublimat), von Protochlorid und Quecksilberdeuterojodid. Ferner ausge- zeichnet schöne und grosse Krystalle von salpetersaurem Natron, von schwefelsaurer Talkerde, von schwefelsaurem Zinkoxyd (Zinkvitriol), von schwefelsaurem Kupfer- oxyd (Kupfervitriol), von’saurem , chromsaurem Kali, von schwefelsaurem Kali und Chromoxyd, von Antimon-Natriumsulfurid, von essigsaurem Lithion, von weinstein- saurem Kali-Natron, von weinsteinsaurem Antimonoxydkali, von essigsaurem Morphium, von Saliein und Zucker. Schliesslich zeigte derselbe chemisch reinen Indigo, und einige andere Präparate. Pl. bemerkte dabei, dass ein grosser Theil des Vorgezeigten Magisterien sind, d. h. solche Präparate, von denen jeder Pharmaceut, ehe er zur strengen Prüfung zugelassen wird, in dem chemischen Laboratorium zwei darstellen muss. Ferner erklärte Pl. die neue Einrichtung des Kalinofens und des Apparates zur Kalinbereitung, machte auf die Durchlöcherung der Schmiedeeisenflaschen auf- merksam; bewies, dass sie durch Blasenbildung entstehe, und behauptete, dass die bei Platingeräthschaften entstehenden Blasen, und die zuweilen vorgekommene Durch- löcherung der Platintiegel derselben Ursache zuzuschreiben sei, und nicht dem ver- 123 meinten Gehalt an Arsen. Als Beweis für seine Meinung führte er das analoge Ver- halten beider Metalle, des Eisens und des Platins, bei höherer Temperatur an, wo sie nur weich ‘werden, und an. einander sintern. Die umständlichere Durchführung wird in einer chemischen Zeitschrift erscheinen. Endlich’ zeigte Pl. die übrigen zur che- mischen Lehranstalt gehörigen Räume in dem anstossenden Nebengebäude, den Plan zum neuen Handlaboratorium und den Boden, und die mit Kupferblech gedeckte Platt- form zur Sonnenkrystallation, (wovon’er einige in schönen Krystallen bereits erhal- tene Proben vorwies) — zur Aufsammlung von Regenwasser, Schnee, Schlossen, zum Bleichen , Trocknen, Abdampfen u. s. w. bestimmt. 46. Von Bonsdor/f über Bleioxydhydrat, als Prüfungsmittel auf sehr geringe Mengen von Kohlensäure. Wird Bleifeile in destillirtes Wasser gestreut, so erfolgt nach der grösseren oder geringeren Reinheit des Wassers früher oder später (bei ‚dem reinsten Wasser schon in ”, Minute, bei unreinem'später) eine weisse Trübung, welehe‘ von dem auf Unkosten des Sauerstoffes der umgebenden, und im Wasser enthaltenen : Luft gebildeten Bleioxydhydrat 'herrührt: Dem Wasser beigemengte Salze schwächen diese Reaction beträchtlich. So ist 0,005 3% schwefelsauren Salzes, 0,05% Kochsalz hinreichend, diese Reaction gänzlich zu‘ vernichten; wo hingegen selbst 0,5% salpetersaure Salze die Reaction nicht stören. ‘Das Bleioxydhydrat löst sich im Wasser auf, und bildet ein 10mal empfindlicheres Reagens auf Kohlensäure, vermöge dessen es v. B. gelang, darzuthun, dass die matte Schichte, womit sich me- tallisches Zink an: der atmosphäerischen Luft überzieht, nicht Zinksuboxyd, sondern kohlensaures Zinkoxyd sei. V. Bonsd. bereitet die Bleioxydhydratlösung in einer einhälsigen, mit einem durchbohrten Stöpsel. versehenen Flasche, dureh welchen er einen offen gehaltenen Welterschen Trichter, der in seiner doppelten Krümmung, mit trockenem Aetzkali (zur Absorbtion der mit der atmosphärischen Luft zugleich zu- tretenden Kohlensäure) gefüllt ist, in.den Luftraum der;Flasche, die bis zu °%, ihres Raumes, mit; destillirtem Wasser gefüllt wird, einbringt. Alle Fugen werden mit einem luftdichten Lutum, am besten mit Talg, verschlossen. 47. Am 25. September machte. ein, grosser Theil der Physiker, der meisten Chemiker und Pharmaceuten, denen ‚sich; Mitglieder aus andern Sectionen anschlossen, um % Uhr Morgens einen Ausflug nach Königsaal, um die dortigen ehemischen Fabriken zu besuchen. Um alles genau ‚besichtigen zu können, theilte, sich die ganze Gesellschaft, zu Königsaal an- gelangt, in zwei And oder Züge, ‘von denen ‚der eine sich zuerst in die Fabriksgebäude ‘des Herrn Fürsten Oetlißgen-Prallerstein begab, um dort die Vor- kehrungen und Vorrichtungen zur Bereitung des Zuckers aus Runkelrüben, und das Bräuhaus in, Augenschein zu nehmen, wo Hr. Oberförster ‚ Rieisch die Gefälligkeit hatte, Alles auf das Bereitwilligste zu zeigen und zu erklären. Die zweite Abtheilung begann: ihren Besuch bei dem Fabriksinhaber Hrn. Richter, der sie auf das Freund- schaftlichste aufnahm, und mit grösster Bereitwilligkeit alles Nöthige anordnete, um 16* 124 seinen Gästen zu willfahren. Er selbst bot sich einem Theile der Naturforscher als Führer an, einen andern Theil übergab er dem Hrn. FFinter, und einen dritten dem Hrn. Schnabel, welche beide Magister der Pharmacie, und Dirigenten einzelner Fabrikszweige bei Hrn. Richter sind. Auch hier traf man Alles in grösster Thätig- keit, mit den Vorbereitungen zur Rübenzuckerfabrikalion beschäftiget; man sah die in grossem Massstabe angelegte, und sehr zweckmässig eingerichtete Zuckerraffinerie, staunte über die sehr grossen Luftpumpen, von einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt zur Concentration des Zuckers im luftverdünnten Raume, und besah die Al- koholbereitung aus der Melasse, und überzeugte sich, dass man hier sogleich fusel- freien Alkohol gewinnt. Man besuchte die Kreosotbereitungsanslalit, und überzeugte sich von der Reinheit des durch Hrn. FVinter hier bereiteten Kreosotes; besah die Bleizuckerfabrikation, die Schrottgiesserei und die Seifensiederei, womit zugleich die Darstellung des aus Glaubersalz gewonnenen kohlensauren Natron’s, wovon un- geheuer grosse Krystalle in Krystallisationsbotichen angetroffen wurden, — verbunden ist. — Der Weg nach Königsaal führte am linken Moldauufer bei den sehr interessan- ten Kalksteinbrüchen hinter Slichow vorbei, in denen bituminöser Kalk in grossen Massen vorkommt, und eine untergegangene Wesenreihe von Trilobiten, Orlhokera- üiten, Enkriniten, Carditen u s. w. begraben liegt, wovon man sich an Ort und Stelle überzeugte; indem gerade damals ein an solchen Producten sehr reichhaltiger Fels im Bruche stand. Mit nicht minder Aufmerksamkeit und Interesse betrachtete man den Dioril, Grünstein, bei Kuchelbad, der den berühmten Leopold von Buch zu Betrachtungen und Forschungen veranlasste, welche eine gänzliche Umgestaltung der geologischen Ansichten herbeiführten. Achte Sitzung am 26. September. 48. Von Bonsderff theilte mehrere Bemerkungen in Beziehung auf die Ver- bindung des schwefelsauren Eisenoxyduls mit Wasser mit, welche in Folgendem be- standen. Es giebt ausser der gewöhnlichen bekannten Verkinduiige aus 1 At. FeS+7 Ay noch drei andere, wovon die zweite = 1 FeS + 4 Aq, die dritte noch unentschieden, die vierte =1 Fe S+ 2Ag. Man gewinnt diese einzelnen Körper, wenn man eine concentrirte Lösung von Eisenvitriol in kaltem Zustande allmählig und ohne die Tem- peratur bedeutend zu steigern, so weit mit Schwefelsäure versetzt, dass die Flüssig- keit ein spez. Gewicht von 1,33 erhält, und unter einer Glasglocke mittelst Schwefel- säure evaporirt. Hiebei bilden sich nach und nach alle vier Verbindungen. Wenn die Flüssigkeit das spezifische Gewicht von 1,345 erreicht hat, schiessen zuerst Krystalle, von Nro. 1 an, später, wenn ungefähr =, der Masse er niit sind, jene von Nro. 2, welche chrysoprasgrün erscheinen, dann Nro. 3 in weissen ade farbenlosen Be stallen, endlich Nro. ’k, letzteres jedoch ohne bestimmte Form, obwohl krystallinisch, und dunkelgrün, meist körnig. Giesst man nun die Flüssigkeit in ein offen stehendes Glas, so scheiden sich bei Wasseranziehung aus der Luft abermals Krystalle von Nro.3 aus. Macht man das Ganze umgekehrt, giesst zu einer concentrirten Lösung von 125 Eisenvitriol Schwefelsäure bis zum spezifischen Gewichte von 1,50 zu, und lässt das Ganze offen stehen, so schiesst zuerst Nro. 3, dann Nro. 2, endlich Nro. 1 an, wäh- rend Nro. 4 sich gar nicht bildet. Für die Verbindung Nro. 3 ergab die Analyse S=4532= 48 Fe = 28,38 = 1 Fe Aq=%5,97 = 3 Aq, was man auch als 3 FeS-+S Aq 3 betrachten kann. Diese Verbindung ist im Wasser schwer löslich, beinahe ganz geschmaklos, hat ein blättriges Gefüge, so dass sie sich fast gänzlich wie Gyps verhält. 49. Prof. Rose: über Kieselerde und Eisenoxyd von fossilen, und noch lebenden Infusiorien, mit Beziehung auf Ehrenberg’s Abhandlung über verschiedene Species fossiler Infusiorien, die noch jetzt, obwohl nicht in so grosser Menge, lebend vorkommen. Ehrenberg hat dargethan, dass der Biliner Polirschiefer, der ein Lager von 16 — 18 Mächtigkeit bildet, aus den Panzern fossiler Infusiorien besteht, welche grösstentheils aus Kieselerde gebildet sind, und dass solche Infusorien noch jetzt lebend gefunden werden. So fand Ehrenberg in dem Schlamme der neuen Kanäle des Thiergartens bei Berlin, bevor noch Vegetabilien darin keimten, eine ungeheuere Menge solcher Infusiorien, aus denen er künstliche Polirschiefer erzeugte. Man erhält diese Kiesel- erde rein aus diesem Schlamme, nachdem der Sand davon durch Schlemmen getrennt worden ist, durch Ausglühen, Waschen mit Salzsäure, abermaliges Ausglühen etc. — Wenn die Vegetation in den Kanälen überhand nimmt, nehmen diese Infusiorien an Zahl ab, so wie sie sich überhaupt nur da vorfinden, wo die Vegetation fehlt, wie es hauptsächlich im vulkanischen Boden der Fall ist. Eine andere Art von Infusions- thierchen, deren Panzer zum allergrössten Theile aus Eisenoxyd bestehet, findet man in solchen stehenden Gräben, deren Wasser einen Eisenocherabsatz bildet. Reinigt man sie von Sand, so findet man darinnen dieselben Bestandtheile, welche der Rasen- eisenstein enthält, so dass man verleitet wird, diesen als aus einem solchen Sediment gebildet anzunehmen. Kolirt man das von solchen Thierchen manchmal ganz rothe Wasser, so bleiben die Thierchen zurück, welche durch Schlemmen und Glühen ge- reiniget, 75°, Kieselerde, und übrigens Kalkerde und phosphors. Eisenoxyd zurück- iassen. Von solchen Thierchen kennt man zwei Species. Lässt man sie allmälig troknen, so erhält man nach und nach durch desoxydirende Wirkung des organischen Eisen- protoxyd. Digerirt man sie mit Salzsäure, so wird das Eisenoxyd ausgezogen, und die Kieselerde bleibt in der Form der Thiere zurück. Ehrenberg hat dargethan, dass das Eisenoxyd nicht bloss ein zufälliger Gemengtheil, sondern wesentlich ist. Die jetzt im 'Thiergarten bei Berlin in grosser Menge vorfindlichen Thierchen leben nach dem Schlemmen selbst im halbtrockenen Zustande fort, und werden, selbst nach einem halben Jahre in. Wasser gebracht, wieder munter, Vollständiges Trocknen jedoch tödtet sie. 50. Schröller theilte seine Entdeckung von Vanadin in den Eisenschlacken der Werke von Dreibach in Kärnthen mit, worauf er durch die intensiv rothe Farbe 126 des Schwefelmangans, das er nach Ausscheidung von Eisen’ erhielt, geleitet wurde. Es ist somit ein dritter Fundort des Vanadins nachgewiesen: 51. Von Bonnsdorff. machte einen Versuch. auf die Empfindlichkeit .der. Blei- oxydhydratlösung als Reagens, auf freie Kohlensäure; indem er ein mit der Lösung gefülltes Gläschen anhauchte. Zum Schlusse sprach 32. Rose über eine neue Pilanzenbase. Simon in Berlin fand in der Wurzel des Helleborus albus und Veratrum album eine eigenthümliche Pflanzenbase. Er stellt sie dar, indem 'er das alkoholische Extrakt der Wurzel mit’ salzsaurem Wasser: digerirt und auskocht; mit reinem kohlensauren Natron fällt, Gwobei Veratrin aufgelöst bleibt) den Niederschlag in Alkohol, ‘oder besser in Essigsäure auflöst, nochmals durch kohlen- saures Natron fällt, den Niederschlag auspresst, mit’ Alkohol angerührt, abermals aus- presst, wodurch das Veratrin abgeschieden wird.‘ ‚Mit Schwefelsäure geht die neue Base eine durch ihre Schwerlöslichkeit im: Wasser 'charakteristische Verbindung ein. Simon gab der neuen Base‘ den Namen Fein. II. Pharmaceutische Section. Präsident: Hofr. Dr. Buchner ; Sekrelär: Hofr. Dr. Brandes. Erste Sitzung am 19. September. »'41.\Dr., Joss isprach:über einen zufällig) bemerkten ‚grossen Gehalt von Salpeter in der Kamille (Hatricaria Chamamilla), der’in dem Extracte ‚aufgefunden wurde, und in 30 Pfund Kamillen fast,1 Pfund betrug. ‘Es ergab sich nach näherer Erkun- digung, dassdie- Kamillenin frisch gedüngter Gartenerde ‚gewachsen waren, und der bedeutende. Salpetergehalt‘' daher aus’ dem Boden abzuleiten: ist. ..Das ‚von Joss vor- gezeigte Salz war völlig’ weiss: und»sehr. schön krystallisirt, und die Trennung des- selben von’den,extraetiven Materien: wurde am. besten durch Spiritus von 40 Procent Alkohol bewerkstelligt. 2. Es knüpften sich hieran aionen über. den'Einfluss des Badent auf..die Bestandtheile.der Bilonzen. Zweite ER am 20. September. 3. Hofr. ‘Brandes sprach "einige Worte zum Andenken an den kürzlich ver- storbenen, für Wissenschaft und. Leben "so hoch verdienten Trommsdorff, der’ so’ oft eine Zierde dieser Versammlung war)" und noch im vorigen Jahre in Jena PurE der pharmaceutischen Section präsidirte. 4. Derselbe sprach hierauf über eine merkwürdige Reaction, welche das basisch- essigsaure 'Bleioxyd und Bleioxydhydrat auf das rohe Terpertinöl ausüben. Dieses wird nämlich dadurch in kurzer Zeit dunkelroth gefärbt. Weder Bleiglätte noch Men- 127 nig, noch ein anderes Metalloxyd: bewirken diese Färbung. Auch wird‘ dasselbe nur mit dem rohen Oele hervorgebracht und nicht mit dem rectificirten, weshalb sich diese Reaction sehr gut eignet, um schnell und ohne Mühe, das rectifieirte Oel vom rohen zu unterscheiden. 5. Hofr. Buchner theilte eine Bemerkung mit über die Verflücht/gungsfähigkeit des Färbestoffes der Berberitzenwurzel, , die sich schon dadurch zu erkennen. gibt, wenn Weingeist über das Extract der Berberitzenwurzel abdestillirt wird, der dann mehr oder weniger gelb gefärbt übergeht. Dritte Sitzung am 21. September. 6. Apoth. Rohde hielt einen Vortrag über Blutegelteiche, in Bezug auf deren Anlage, und über die Feinde der Blutegel. Aus den Beobachtungen, welche Rohde bei seinen oft mit einer halben Million und darüber besetzten Bassins anzustellen Gelegen- heit hatte, ergab sich, dass die Schnecke, Planorbis cornea, die Larve von Ditiscus piceus. (Hydrophilus piceus) und der Käfer Ditiscus marginalis wüthende Feinde der Blutegel sind, und in kurzer Zeit eine sehr grosse Menge derselben, tödten und verzehren. 7. Joss machte eine Mittheilung über Orangenblüthenwasser, worin ein zimmet- brauner Bodensatz sich gebildet hatte, der aus Eisenoxydhydrat bestand, vermengt mit schleimigen Theilen. Das Eisenoxyd rührte von den Blechflaschen her, worin das Wasser versandt wird. — Apoth. von Heily und Balka aus Prag haben dieselben Er- fahrungen gemacht. 8. Dr. Ehrmann bemerkte, dass in Wien Orangenblüthenwasser” vorkomme, welches etwas Bleioxyd aufgelöst enthalten habe, aber kein Zinn. 9. Apoth. Laurentius aus Zwickau führte an, dass in Sachsen kein käuflich bezogenes Orangenblüthenwasser in den Oficinen dispensirt werden dürfe, sondern zu diesem Behufe selbst dargestellt werden müsse. - 10. Joss theilte eine von Fürbass. jun. gefundene Methode mit, um auf eine leichte Weise den Calomel zu lävigiren. 11. Brandes hielt einen Vortrag über die Reaction, welche Chlor und Chlor- wasser ohne Anwendung von Wärme auf Chinin hervorbringen. Die Producte dieser Reaction sind je nach den Umständen ein grünlicher, im Wasser schwer löslicher, oder ein smaragdgrüner, im Wasser sehr leicht löslicher Körper. Beim Abdampfen einer Auflösung dieses letztern geht derselbe in einen violettrothen Färbestoff über, der im Wasser löslich ist, und in einen dunkelbraunen Körper, der sich wie Humus- Säure verhält. Vierte Sitzung am 22. September. 12. Brandes machte eine Mittheilung über die neuen Einrichtungen, welche nach Vereinbarung des Direetoriums des Apothekervereins im nördlichen Deutschland und des Vorstandes in Erfurt mit der Unterstützungsanstalt für würdige invalide 128 Apothekergehülfen getroffen worden sind: wodurch diese Anstalt als die Gehlen- Bucholz-Tromsdorf’sche Stiftung eine vermehrte Wirksamkeit erhalten hat, und der Fond der Anstalt gegenwärtig 18000 Thir. preuss. Cour. beträgt. 13. Apoth. Berndt legt ausgezeichnet schöne Krystalle von Schwefel vor, die aus Schwefelkohlenstoff sich ausgeschieden hatten. Derselbe führt die Bemerkung an, dass ein Aufguss von Digitalis nach einiger Zeit eine dickliche Beschaffenheit annehme, ‘wenn demselben eine Auflösung von essigsaurem Kali zugesetzt wird. 14. Dr. Buchner jun. theilte einen Bericht mit über die in München unternom- menen Versuche über die Auflöslichkeit der Arsen- und der Arsennichtsäure in fetten Körpern. Diese zeigen keine merklichen Unterschiede, jedoch weicht das Ricinusöl insofern davon ab, als es eine weit grössere Menge der Arsensäure aufnimmt, als die übrigen Fette. In allen Fällen erleiden diese keine Veränderung durch die ge- nannten Säuren, und diese werden nur mechanisch davon aufgenommen. 15. Dr. Mohr beschrieb einen neuen Apparat zur Bereitung des Aethers. Der Zweck dieses Apparats betrifft eine schnelle Darstellung eines reinen Aethers. Dieses hat Mohr erreicht durch die Feststellung eines dem bisherigen vorzuziehenden Ver- hältnisses von Alkohol und Schwefelsäure, und eines Kühlapparates, der auf dem Systeme der sogenannten warmen Abkühlung beruht. 16. Ehrmann beschrieb einen ähnlichen Apparat, der schon seit längerer Zeit in einer Fabrik in Oesterreich angewendet wird. Fünfte Sitzung am 23. September. 17. Apoth. Lang legte die Zeichnung und Beschreibung einer Pendel-Tarir- wage vor, deren Zweckmässigkeit sich durch einen mehrjährigen Gebrauch documentirte. 18. Ehrmann zeigte eine grosse Flasche mit Aetheröl von Kirschlorbeer vor, welches aus Genua bezogen ward, worin sehr grosse und viele Krystalle von Benzoe- säure sich befanden; derselbe legte mehrere sehr schöne Exemplare von böhmischem Castoreum vor, das man von denen, auf den, dem Fürsten von Schwarzenberg ge- hörenden Herrschaften Frauenberg, Wittingau’ und Krumau vorkommenden Bibern er- halten hatte. 19. Derselbe sprach ferner über die Darstellung der Bestandtheile organischer Körper und die systematische Eintheilung derselben. <0. Es wurde eine Mittheilung vorgelegt vom Dr. Biasoletlo, über den im Golf von Venedig sehr häufig wachsenden Sphaerococeus confervoides, den Brera für geeignet hielt, dort statt des Caragheen angewandt zu werden, was durch die chemischen Versuche, die Biasolel/o mit gedachtem Fucus vornahm, sich als völ richtig herausstellte. 21. Rohde theilte nun ein einfaches Verfahren mit, um die Verfälschung des Kopaivbalsams wit Ricinusöl zu entdecken. Lässt man Kopaivbalsam auf einer Glas- platte verdampfen, so bleibt ein glatter, firnissartiger Uiberzug zurück, wenn der Balsam ächt war; im Gegentheile ein unebener, blasiger. 129 22. Batka,legte aus; seiner noch ungedruckten: Lepismalögie: die Beschreibung und Sammlung einiger offiieinellen. Rinden vor, und theilte dabei die‘ Resultate seiner neuesten Nachforschungen über mehrere derselben mit, namentlich über Cort. adslringens, Cort. Halambo ;‚Cort. Coran. , Cort.,Geoffroya- Surinamens: und Jamaicens.' Cort. Winlerunus u, 8. w. Sechste Sitzung den. 24. September, 23. Apoth.., Storch ‚sprach über die, verschiedenen Darstellungsmethoden des Antimonii diaphorelici abluli. Es wurde die Vorschrift, der. k. 'preuss. Pharmakopöe hervorgehoben ,.alsı die, nach welcher am meisten Antimonsäure erhalten‘ werde; — diese Methode hat, Storch zum Gegenstande. seiner Versuche gemacht. 24. Hofr., Buchner bemerkte,; dass das Anlimon.. diaphorelicum. ablutum der ursprünglichen Vorschrift keine Antimonsäure sei, sondern 'saures, antimonsaures Kali, und,wohl anders wirken möchte, als das Präparat, welches reine Antimonsäure ist. . 23. Popp sprach über die Darstellung der. Quecksilberpräparate im Grossen und legte ausgezeichnete Exemplare ‚von Quecksilberchlorid: vor, ferner von Queck- silberchlorür, und Jodquecksilber, ferner von Weinsteinsäure und salpetersauerm Blei. 26. Batka ‚theilte der Section die Resultate seiner neuern Nachforschungen über .das Sandelholz und das, sogenannte Callialourhols mit;. das letztere kömmt aus Afrika, und soll von Baphia nitida, abstammen. , Ein. anderes Sandelholz, unter dem Namen ‚Barwaod. in England bekannt, stammt,von Pferocarpus Santalinoides. u.) 2%. ‚Balka theilte noch ‚über die Sarsaparilla, einige Bemerkungen mit, und legte der Section noch eine Reihe italienischer Farben und Droguen vor. 28. Der Präsident der Section bemerkte, dass die folgenden. Tage, welche die Gesellschaft, noch in Prag zubringen werde, der Besichtigung mehrerer Fabriken gewidmet würden, und daher die Arbeiten der Section zu beendigen seien, worauf er die Sitzung mit herzlichen Worten an die anwesenden Mitglieder schloss, die der Section so, sehr ihre. Theilnahme bewiesen, und insbesondere durch die Discussionen über die verhandelten Gegenstände Nenselhen in so mannigfacher. Beziehung interessant gemacht haben. KIN. Section für Mineralogie, Geognosie und Geographie. hob Wi Präsident: Oberbergr. Nöggerath, 2. Präsiden!: Prof. Breilhaupt, esyunıll c Präsident; Prof. Naumann. Sekrelär:' Prof. Zippe. "Erste Sitzung am 19. Een 4. Prof, ‚Soonmer, sprach über die Ungewissheit, ‚welche noch in EL der ‚Meereshöhen von Prag und Dresden | Statt findet. ; Die,;von Prag, (Moldauspiegel an.der Brücke) wird seit.längerer Zeit-zu 82,77 par. 'Toisen angenommen, und alle übrigen Höhen in; Böhmen! sind in Bezug auf Prag bestimmt. , Wenn man:aber die Höhe von Dresden,' wie, sie, durch Lohrmann bestimmt 17 130 worden (52,16 par. Teisen), damit vergleicht, so scheint die prager Bestimmung zu niedrig; denn Herrnskreischen an der sächsischen Grenze würde demnach, wie Hallaschka‘ berechnet hat, nur 45,03 par. T. hoch liegen, also niedriger als Dresden, was unmöglich: ist. ''Nach :Neuber soll Dresden (die -Elbe) nur 43,66 p. T. hoch liegen, aber diese Angabe scheint wieder zu niedrig. Es sei daher zu wünschen, dass sowohl die Höhen von Dresden als von Prag neu berechnet werden. — Kammerr. v. Schlieben .bemerkt am Schlusse dieses Vortrages, dass eine solche neuerliche Höhenbestimmung von Seite Dresdens keine Schwierigkeiten Bee: ‘werde, und dass er sehr gerne das Nöthige dazu einleiten werde. 2. Dr. Reuss über die geognostischen Verhältnisse von Teplitz. Nach einer kurzen Andeutung dessen, was seit v. Humboldt’s, Freyesleben’s und seines Vaters, des verstorbenen Dr. Fr. A. Reuss Arbeiten in neuerer Zeit durch Naumann, v. Leonhard, v. Klipstein, Gumprecht u. A. über diese interessante Gegend bekannt gemacht worden, folgt eine Schilderung der Gegend und ihrer geognostischen Ver- hältnisse. ' Die Gegend von Teplitz lässt sich schon durch den Anblick in drei, auch geognostisch deutlich getrennte Parthieen sondern, nämlich das Erzgebirge im Norden, das. Mittelgebirge im Süden und Osten, und das zwischen beiden verbreitete Thal. Das vorherrschende Gestein des Erzgebirges ist Gneus. Sein Streichen ist O., mit Ab- weichungen nach N., das: Fallen unter ziemlich scharfen Winkeln meist N., auch $., es ist nur in den Thälern und an wenigen Punkten bemerkbar. Die Structur ist ver- schiedenartig, mit Uibergängen in Glimmerschiefer und auch in Granit, so im Tel- nitzthale. 'Porphyrartig durch eingeschlossene Feldspathkrystalle erscheint der Gneus bei Eisenberg. Fremde Gemengtheile sind hie und da Turmalin, und bei Kulm. Granat. Gänge von Quarz mit verchiedenen Blei- und: Silbererzen streichen bei Niklasberg und Klostergrab. Bei Graupen enthält er schmale Lager, welche von Gängen durch- setzt werden, auf welchen Zinnerz, Flussspath u. s. w. vorkommen. Basaltkuppen im Gneuse erscheinen bei Kulm, am Strobnitzberge und bei Straden. Phonolith bei Oberleutensdorf. Im Telnitzthale enthält er eine mächtige Masse von syenitartigem Granite, welche an zwei Stellen vom Basalte durchsetzt wird; dieser 'Basalt enthält unter andern Gemengtheilen auch Feldspath und Granitstücke; er wird-durch Conglo= merate an einer Stelle deutlich vom Granite geschieden. (Noch andere Granitmassen und ihre Verhältnisse werden auf dem höheren Gebirgsrücken angeführt.) . Grosse Porphyrmassen finden sich im: Schönbachthale, ‚bei Graupeny,Nollendorfz\die mäch- tigste oberhalb Eichwald,- wo der: rothe Porphyr. ein grosses ‚Stück.des Abhanges bis an den Kamm hinauf bildet, welches sich von’ Klostergrab und Niklasberg bis hinter Jüdendorf bei Graupen erstreckt. Auch in diesem Porphyre finden sich basal- tische Massen. Die Grenze zwischen Gneus und Porphyr ist nur'oberhalb 'Niklasberg wahrnehmbar, und hier zeigen sich ebenfalls Conglomerate.‘' Der Porphyr 'des Erz- gebirges‘steht im Zusammenhange mit dem bei’ Teplitz, die Trennung‘ beider ist nur oberflächlich, ‘durch muldenförmig eingelagerte 'Braunköhlengebilde. Der ‘Porphyr stösst in mehreren Knppen zwischen Teplitz’ und dem Erzgebirge "hervor. In den 131 Umgebungen von Teplitz bildet er nackte klippige Hügel, welche von Plänerkalk um- lagert sind. (Es werden nun die Varietäten dieser Gesteine, die Petrefaeten des Pläners und die Verhältnisse dieser Felsarten zu einander ausführlich erörtert, und es wird dargethan, das der Pläner von jüngerer Bildung sei.) Der südliche Fuss des Erzgebirges ist grösstentheils vom Braunkohlengebilde bedeckt; nur an drei Punkten findet man Quadersandstein auf Gneus aufgelagert ; ersterer zieht sich von der grossen Masse seiner Formation im östlichsten Theile des Erzgebirges längs dem Fusse die- ses Gebirgszuges bis tief in den saazer Kreis fort, wird aber meist von der Braun- kohlenformation bedeckt. Auch der Plänermergel tritt in der Gegend von Teplitz an mehreren Stellen inselartig hervor, bis er sich südlich am Mittelgebirge als zusammen- hängendes ausgedehntes Flötzgebirge ins mittlere Böhmen verbreitet. Im Südosten von Teplitz beginnen die Kuppen des Mittelgebirges, welches bei Kulm mit dem Erzgebirge zusammenstösst. Die zur Formation des Mittelgebirges gehörenden Basalt- und Phonolithkuppen finden sich in der Gegend von Teplitz noch vereinzelt. (Diese Kuppen werden nun nach ihrem Gesteine und den vorkommenden Mineralien weiter charakterisirt; dabei wird dargethan, dass das als Keratitporphyr angesprochene Ge- stein des bekannten Hügels bei Wistherschan zur Phonolithbildung gehöre.) — Das Thal zwischen dem Erz- und Mittelgebirge wird durch die weitverbreitete Braun- kohlenformation ausgefüllt, welche aber hier durch die hervortretenden Porphyre, die Plänerkalkformation und die Basalte sehr eingeengt ist. Das Liegende derselben ist ausser Zweifel die Quadersandstein- und, Plänerkalksteinformation, wie solches unter andern im tiefen Stollen bei Klostergrab sichtbar wird, welcher durch die Braunkohlenformation, den unterliegenden Q uadersandstein bis in den Gneus des Erz- gebirges getrieben ist; ferner bei Hochpetsch unweit Bilin, wo Braunkohlensandstein deutlich auf Plänerkalkstein abgelagert ist. (Es wurden nun die Glieder dieser For- mation in der Gegend von Teplitz genauer beschrieben und ihre Verbreitung, bezeich- net.) Von den Produeten der Erdbrände,. welche so häufig bei Teplitz vorkommen, wurde erwähnt, dass’ sie sich hauptsächlich an der ‚Grenze des Braunkohlenterrains in der Nachbarschaft des Basaltes finden. Aus diesem Umstande und aus ihrer, im Vergleiche zu den heutigen Erdbränden ganz unverhältnissmässigen. Ausdehnung sei es nicht unwahrscheinlich, dass die Emporhebung. der Basalte einen, grossen. Antheil an der Entstehung der Erdbrände und ‚ihrer Producte genommen habe. Die, so ‚häufi- sen Sandsteinblöcke, treue Begleiter der Braunkohle, dürften allem, Anscheine nach die Ueberreste einer zerstörten, der Braunkohlenformation angehörigen Sandstein- ablagerung seyn, sie finden sich nie anstehend. ' Am Schlusse werden noch die ‚in, der Gegend von Teplitz häufig: vorkommenden Alluvial- und Diluvialgebilde erwähnt, Der Vortrag wurde durch eine sehr ausführliche geognostische Charte der Umgebun- gen von Teplitz. belegt. 3. Dr. Stollz zeigte einige Exemplare von gediegenem Gold ‚von Eule, aan Vorkommens. Es wird dabei benierkt, dass dieser .altberühmte Bergbau gegenwärtig wieder in Betrieb gesetzt wird. 17%* 132 - 4: Dr. v. Klipstein theilt nachträgliche Bemerkungen des Dr. Kaup zu ihrer gemeinschaftlichen Abhandlung über das Dinolherium giganteum mit: Die eigentliche systematische Stellung dieses vorweltlichen Riesenthieres sei noch nicht zu entscheiden, da ausser den Kopfknochen mit Zuverlässigkeit’ keine anderen Theile des Seelettes bekannt sind, es können aber nach der Verwandtschaft in der Bildung der Backen- zähne trotz der sonst sehr stark abweichenden: Bildung des Kopfes als die niedrigste Form der Familie der Tapire, parallel dem Hippopotamus zu betrachten seyn. Kaup stinme der Meinung des Hrn. von. Blainville und Strauss von Türkheim bei, dass es nach dem hoch gelegenen Conayli für den Atlas und dem stumpfen Winkel, welchen das’ Hinterhaupt mit der Stirne bildet, währscheinlich immer im Wasser lebte, glaube aber nicht, dass es ein Meerthier wie Dugong ohne hintere zn war, dass es vielmehr nur im süssen Wasser lebte. 5. Nöggerath zeigte einen räthselhaften Einschluss in einem geschliffenen Chaleedone von 'Oberstein und eine vergrösserte Zeichnung desselben. — Graf’ Casp. Sternberg bemerkt, dass ähnliche Dinge unter'den Pflanzenversteinerungen vorkommen, und dass der Einschluss grosse Aehnlichkeit mit einem Equisetum habe; 'er gleiche nämlich einem hohlen Stengel oder Schaft, an welchem jedoch die wirtelförmig ge- stellten Blättchen sich zu einem runden, vom Schafte durchwachsenen Blatte vereinigen. Mehrere Anwesende sind jedoch der Meinung, dass diese sich mehrmals in gleichen Zwischenräumen wiederholenden runden Blättchen auch Risse im Chalcedone seyn können. Etwas Bestimmtes sei nicht zu entscheiden. 6. Derselbe lest einen von ihm entworfenen idealen Durchschnitt der Erdrinde zur Erklärung ihrer geologischen Bildung vor, welcher ‘demnächst mit erläuterndem Texte im Buchhandel erscheinen werde. Alle Mitglieder der Section sprachen sich sehr beifällig über diese schöne gelungene Arbeit aus, und waren der Meinung, dass sie sich vorzüglich für öffentliche Vorträge"an Lehranstalten eigne. 7. Prof. Plieninyer spricht über Thierfährten, welche er kürzlich in der Keuper- formation in den Umgebungen von Stuttgart aufgefunden hatte; er-legt eine'Zeichnung derselben vor. Diese Thierfährten unterscheiden sich wesentlich von den bei Hessberg im Hildburghausischen im bunten Sandsteine aufgefundenen, sowohl durch: ihre‘ Figur und ihre gegenseitige Stellung, als auch durch die gänzliche Abwesenheit der bei letzteren vorkommenden net2förmigen Bildungen. Sie stehen stets zu zweien, die eine hinter der änderen alterniren in ‘zwei'parallelen Reihen 'so, dass, die in der rechten Reihe befindlichen bei gleichem Umrisse die entgegengesetzte Stellung gegen die in der linken Reihe zeigen. Solcher Parallelreihen zeigt die etwa 5‘ lange und 2%‘ breite Platte zwei, wovon die eine sechs Paar Fährten und noch zwei einzelne, die andere Reihe vier Paar und eine einzelne enthalten. Bei den einzeln stehenden fehlt die correspondirende zweite Fährte entweder durch den Bruch der Steinplatte oder durch Verwitterung. Dabei zeigen die auf einander folgenden Fährten genau ihre gegenseitigen Entfernungen 'von fünf bis sechs Zoll. Eben diese Entfernung haben auch die einander gegenüberstehenden, so dass je vier der’ zunächst stehenden, d. h« 133 zwei in der rechten und zwei in der linken Reihe durch gerade Linien mit einander verbunden, vollkommen einen Rhombus bilden, woraus zu schliessen, dass, wenn diese Erhöhungen wirklich von Ausfüllungen von Thierfährten durch die Gesteinmassa her- rühren, diese Fährten einem Thiere angehören mochten, bei welchem der Abstand der Vorderfüsse von einander so wie der Hinterfüsse von einander, dem Abstande je eines Vorderfusses von einem Hinterfusse gleich war. Dieser Umstand, so wie die Umrisse - der deutlichsten Spur eines Vorderfusses, bei welchem die ganz über die Fläche ‘der Platte hervortretenden Spuren von vier Zehen oder Klauen in einer beinahe geraden Reihe neben’ einander stehen, würden auf ein Schildkrötenähnliches Thier schliessen lassen. Auch zeigen die Spuren der Hinterfüsse eine solche Bildung, woraus zu ver- muthen, dass sie durch einen über den Schlamm hingleitenden Schritt entstanden wären, wie diess von Buckland bei ähnlichen, nach seiner Ansicht von Schildkröten herrüh- renden Fährten, welche in England gefunden worden waren, nachgewiesen worden ist. Die Steinplatte, welche die fraglichen Fährten enthält, gehört der Calamiten- führenden Schichte des Keupers an. Am Schlusse dieses Vortrages wurden vom Hrn. Grafen €. Sternberg noch einige Zweifel über die angenommene Erklärung der Thier- fährten von Hessberg angeführt, welche bei dem Besuche des Steinbruches nach der Versammlung in Jena von einigen Geognosten angeregt worden seien; namentlich wurden die Umstände bemerkt, dass man trotz aller Bemühungen keiner Schichte hab- haft werden könne, in welcher sich ‘die Hohleindrücke dieser Thierfährten finden, welche auf den Steinplatten stets erhaben erscheinen,: wie auch, dass die Klaue oder der Nagel an den Zehen, welcher als Abdruck auf der Steinplatte hervorragen müsse, sich nicht finde. Prof. Quensiedt bemerkt, in Beziehung auf den letztern Umstand, dass auf vielen Steinplatten an der Stelle, wo sich der hervorragende Nagel zeigen müsse, deutlich frischer Bruch wahrnehmbar sey, und dass diese kleine Hervorragung beim Brechen der Steinplatten wahrscheinlich abspringen möge. 8. Dr. Stelzig spricht über die Bevölkerungsverhältnisse von Böhmen vor und nach der Einführung der Vaccination. T Zweite Sitzung am 20. September. 9. C. Sieber aus München liest einen Auszug aus einem‘ grösseren noch un- gedruckten Werke; über Meeresströmungen. 10. Preininger legt eine geognostische Charte der Umgebungen von Prag vor, und bemerkt, dass die nöthige Erklärung dazu in dem, den Mitgliedern der Versamm- lung mitgetheilten topographischen Taschenbuche von Prag, vom Prof. v. Krombholz (S. 44) enthalten sei. Die in der Gegend von Prag bei Kuchelbad und anderwärts (auch in grösseren Entfernungen) vorkommenden Blöcke von festem eisenschüssigem Conglomerate glaube Pr. für Uiberreste der alten rothen Sandsteinformation erklären zu können. Prof. .Zippe wendet gegen diese Ansicht ein, dass die alte rothe Sand- steinformation (Old red). in Böhmen nicht vorhanden sei, dass ihre Ausgeh-Enden 134 zwischen der Steinkohlenformation und dem Uibergangsgebirge nirgends anzutreffen seien, wo sie doch vor der Zerstörung durch spätere Veränderungen der Erdoberfläche bei der Bildung der Thäler durch die aufgelagerte Steinkohlenformation geschützt, noch anzutreffen sein müsste; er glaube daher diese losen Conglomeratblöcke für Uiberreste der härtern Schichten der Quadersandsteinformation bestimmen zu dürfen; denn diese Formation enthalte solche härtere Schichten, welche der Zerstörung hart- näckig widerstehen, und welche sich daher bei der Zertrümmerung der Formation während der Bildung der Thäler erhalten haben konnten. 11. Prof. Naumann legt eine Section der geognostischen Charte von Sachsen, welche von der Bergakademie zu Freiberg herausgegeben wird, und zwar die Um- gebungen von Dresden, vor, und giebt einige Erläuterungen darüber. Diese treffliche, in sehr grossem Massstabe ausgeführte Arbeit, von welcher bereits einige Sectionen erschienen sind, übertrifft nach dem Urtheile der Sachkenner in Beziehung auf Ge- nauigkeit und Ausführlichkeit Alles, was bisher in diesem Fache geleistet worden, und erregte hier um so mehr Aufmerksamkeit, als aus der Auseinandersetzung des Planes hervorging, dass sie nicht bloss Sachsen, sondern auch einen beträchtlichen Theil von Böhmen, vemlich den Elbogner, Saazer und Leitmeritzer Kreis bis zur Eger um- fassen werde. 12. Dr: Quensiedt entwickelt die Anfänge der Krystallographie. nach einer Methode, nach welcher er bloss von der Betrachtung der Flächen und ihren wechsel- seitigen Durchschnitten ausgeht; er bediente sich dabei einiger Modelle und Linien. Er zeigt zuerst den Unterschied zwischen krystallographischen und mathematischen Flächen. Jede Fläche an einem Krystalle habe eine parallele, und zwei, solche pa- rallele Flächen sammt dem Raum zwischen denselben bilden eine krystallographische Fläche, welche zwei unendliche und eine endliche Dimmension habe. Durch Bestim- mung der mathematischen Fläche werde die Lage der krystallographischen Fläche bestimmt. Zwei krystallographische Flächen müssen auf zwei mathematische reducirt werden, die Reduction geschehe, indem man den Raum zwischen den parallelen, oder die endliche Dimmension der krystallographischen Fläche verschwinden lasse. Der Durch- schnitt zweier krystallographischen Flächen führe zu dem Begriffe der Kanten und Kantenwinkel; dadurch werden vierseitige Säulen gebildet, welche nach ihren Kanten verschieden seien. Durch Verbindung von drei Flächen entstehen sechsseitige Säulen, ferner Hexaide. Jeder Krystall bestehe aus vierseitigen Säulen, jeder Krystall be- stehe aber auch aus Hexaiden. Durch Combination von vier Flächen entstehe die sechsseitige Säule mit schiefen Endflächen, ein Körper von vier Zonen, ferner ein Oktaid, ein aus acht Dreiecken zusammengesetzter Körper; mit diesen fange der Be- griff der Axen an, und damit sei die Krystallographie beendigt. Andere Körper, z.B. das Dodekaid, seien Verbindungen der vorhergehenden, eines Oktaid’s mit einer vier- seitigen Säule, eines Hexaids mit einer sechsseitigen Säule u. Ss. w. 13. Ziphe legt die geognostische Charte von Böhmen vor. «Er machte "darauf aufmerksam, welche Vermehrungen in der geognostischen Kenntniss des Landes sich 135 seit der Wiener Versammlung der Naturforscher im J. 1832 ergeben haben, und welche Lücken in der damals von ihm vorgelegten Charte bis jetzt ausgefüllt worden seien. Durch seine Reisen im östlichen und im westlichen Böhmen sei nunmehr die Ausdehnung der Flötzformationen, ihre Begrenzungen unter einander und mit dem Granit- und Schiefergebirge vollständig bekannt, so wie auch die Zusammensetzung und die wechselseitigen Verhältnisse der Letztern. Als merkwürdige Erscheinung glaube er erwähnen zu dürfen, dass im chrudimer Kreise das Schiefergebirge (Gneus und Thonschiefer) durch zwei grosse Granitparthieen unterbrochen sei, und dass an dem Fusse des Gebirges der Plänerkalkstein, welcher das vorherrschende Glied der Kreide- und Grünsandformation bildet, an die Schiefergesteine unmerklich angelagert sei, so, dass bei der sanften Verflächung des Gebirges die Grenze zwischen den Formationen oft schwer aufzufinden sei, von dem Granite aber sei das Flötzgebirge durch ein längs dem Fusse des erstern verlaufendes Thal geschieden, ünd dieses er- hebe sich jenem gegenüber wallartig, mitunter mit steilen Wänden. Uebrigens sei das Wesentliche der geognostischen Verhältnisse dieser Gegenden in Sommer’s Topo- graphie von ihm bekannt gemacht worden, nämlich in den Bänden, welche den königgrätzer und chrudimer Kreis enthalten. Im westlichen Böhmen sei nunmehr auch die westliche Begrenzung der Steinkohlenformation mit dem Uebergangsgebirge bestimmt, zugleich aber eine vorher noch unbekannte isolirte Ablagerung der alten Flötzformation auf das Schiefergebirge aufgefunden worden; sie finde sich auf den Herrschaften Manetin, Preitenstein, Luditz und Weseritz verbreitet, hestehe blos aus grobkörnigem, sehr festem Conglomerate, und führe keine Kohlen. Das Nähere dar- über so wie über die geognostischen Verhältnisse der anderen Formationen werde in der Topographie des pilsner Kreises, welche bereis bearbeitet wird, bekannt ge- macht werden. 14. Dr. Heller sprach über zwei neue von ihm entdeckte Mineralspecies, die er vorzeigte. Das eine Mineral, dessen Fundort Pribram in Böhmen ist,,ist eine Ver- bindung von Selen, dann Schwefel, mit Antimon und Blei. (Nach Hellers Analyse.) Dieses Mineral hat ein doppeltes Interesse; ersiens, da es die erste bisher bekannte Mineralspeeies ist, in welcher das Selen in Verbindung mit Anlimon vorkömmt; und zweilens, indem dieses das erste Vorkommen des Selens in Böhmen ist, als in einer eonstanten Verbindung. Die Krystalle gehören dem tesseralen System an, und sind theils Oktaöder oder Kubooktaeder, theils Zwillingsgestalten. Es besitzt schönen Metallglanz und die Farbe des Antimons. — Das zweile Mineral kam bei Iglau in Mähren im Gneus vor. Es gehört zu den Edelsteinen, und befand sich in einer Kugel von der Grösse eines Hühnereies, welche im Gneus, von diesem ringsum eingeschlossen, gefunden wurde. Diese kugliche Hülle liess sich nach und nach abblättern, und in der Mitte befand sich das Mineral, als ein schön runder Kern, von der Grösse einer Flintenkugel, Seine Farbe ist zeisiggrün, es ist durchsichtig und klar, seine Ober- fläche ist runzlicht; innen, nahe der Oberfläche, ist eine Blase sichtbar, wie sich solche öfter auch. im Obsidian finden; es ist härter als Quarz, und hat ein spec. Gewicht von 2,135. 136 15. Dr. Zeuschner sprach über den Diorit von Kattowice in Oberschlesien. — Durch die vortreffliche Schilderung des Baues des oberschlesischen Kohlengebirges von Oeynhausen ist es bekannt, dass ein Theil der Kohlenflötze südlich, der andere aber nördlich fällt. Auf der seinem Werke beigefügten Charte ist die Linie angegeben, von welcher sich die Flötze nach beiden Seiten neigen. Dass die Ursache, die solche Veränderungen hervorgebracht, tief im Schoose der Erde liege, kann wohl nicht be- zweifelt werden, denn Emporhebungen ganzer Landstriche können nicht von partiellen Wirkungen abhängen, und sind nur Folgen grossartiger plutonischer Kräfte. Herr von Oeynhausen glaubte, dass der inselartig aus Jurakalke im krakauischen Gebiete hervorragende rothe Porphyr diese Emporhebung bewirkt habe, so ist es aber nicht. Durch die Aufdeckung eines neuen Steinbruches in der Nähe der Hohenlohe-Hütte bei Kattowice, einem 2 Stunden von Mystowice und 1'/, von Königshütte entfernten Dorfe zeigt sich Grünstein; dieser hat das Oberschlesische ‘und pohlnische Kohlengebirge gehoben. In Folgendem sindsdie Beweise dafür. — Der Kohlensandstein von Ober- schlesien ist im unveränderten Zustande von graulichweisser Farbe, feinkörnig, seltener grobkörnig mit Quarzgeschieben von Faustgrösse. Das thonige Bindemittel sondert sich durch grössere Anhäufung aus, und. der Sandstein wird schiefrig, geht selbst in Schieferthon über. In der Regel ist das Dach der Kohlenflötze Schieferthon, welcher in der Mächtigkeit von 1 Fuss bis zu 6 Lachter abändert. Selten ist auch die Sohle thonig. In dem Steinbruche von Kattowice zeigen sich diese Gesteine gänzlich ver- ändert. Der Sandstein ist mehr oder weniger gefrittet, in dichten Quarzfels ver- wandelt, wird weiss, durch Eisenoxyd stellenweise roth gefärbt, und diese Färbung findet sich in parallelen Streifen vertheilt. Es kommen auch Sandsteine von blaulich- grauer Farbe vor, welche etwas ganz eigenthümliches Sehlackiges zeigen. Die Schieferthone sind roth gebrannt, selten violett, in Porzellanjaspis verwandelt. Schiefrige Abänderungen von Sandstein sind aufgebläht in der'Richtung der schief- rigen Structur, und die abgesonderten Theile erhalten ein geschmolzenes Ansehen, oder sind in kleine Stücke gebrochen, gebrannt, und mit einer schwärzlichen , glän- zenden Rinde von Grünstein überzogen; diese wird öfters dicker, blasig, ja sogar schlackig, und kittet die losen Sandsteinstücke zusammen. Für gewöhnlich bildet der Diorit 1 bis 5 Zoll mächtige Gänge im Sandsteine, ist von so feinkörnigem Gefüge, dass man die Gemengtheile nicht bestimmen kann, und folglich auch das Gestein nicht nach den von G. Rose angegebenen Sonderungen. Die Farbe des Diorites ist dunkelgrün, und geht stufenweise in’s Schwärzlichgraue über. Die den Sandstein durchsetzenden Gänge steigen nicht nur in die Höhe, sie nehmen vielmehr alle mögli- chen Richtungen an, stellenweise anastomosiren sie vollkommen. Nicht nur die Gänge sind mit Diorit ausgefüllt, sondern auch in die Schichtungsabsonderungen des Sand- steines dringt er hinein, mengt sich mit diesem, färbt ihn schwarz, und verliert sich bei grösserer Entfernung. vom Gange. Dasselbe Phänomen wiederholt sich hier im Kleinen, das sich im Grossen in‘der blauen Kuppe bei Eschwege: beim Basalt und bunten Sandstein zeigt. Die ganze Masse des Sandsteines erleidet auch auf eine 137 andere Art eine Umänderung, sie wird nämlich gefrittet, und von Diorit durchdrun- gen, und erhält so eine lauchgrüne Farbe. Wäre nicht die Ursache dieser Verände- rung in der Nähe, so würde das Gestein sehr problematisch erscheinen. Von Aus- sonderungen metallischer Substanzen finden sich hier keine Spuren, nur auf den Ab+ sonderungsflächen des gefritteten Sandsteines zeigt sich weisser Hyalith als rinden- artiger Ueberzug. "Die Stellung der Schichten im Bruche von Kattowice gibt ein Bild der Zerstörung, sie neigen sich in alle Weltgegenden, im Allgemeinen fallen sie gegen Norden; der Winkel ist auch verschieden und schwankt zwischen 10° — 40°, Die zerrissenen Stücke des Sandsteines bindet Diorit zusammen, und daher hat man noch jetzt das Bild, wie der durch unterirdische Kräfte gehobene Sandstein zerborsten und zerfallen war. Nicht nur bei Kattowice finden sich Veränderungen im Sandsteine, sondern noch an vielen anderen Punkten, namentlich sind dicht an der neuen Strasse, welche von Kattowice nach Königshütte führt, zwei Punkte, wo der Schieferthon roth, zum Theile auch dunkelbraun gebrannt ist. In der Hedwigsgrube, einer im Walde bei Königshütte liegenden Kohlengrube, erlitt der Schieferthon die merkwür- digsten Umänderungen. Er verwandelte sich theils in rothen Porcellainjaspis, theils in ein homogenes Gestein, welches sich vom grünen Bandjaspis nicht unterscheiden lässt. Im rothen Porcellainjaspisse finden sich prächtig erhaltene Sphaenopteris — Pecopteris — Bechera — Abdrücke mit erhaltenen feinsten Nerven. Es ist wohl glaublich, dass die verschiedenen vorhistorischen Kohlenbrände in Oberschlesien, als in der Fannigrube bei Michalkowice, in der Louisengrube bei Kabre, im Hranikflötz Jaworno, im Freistaat Krakau, von diesem plutonischen Processe herrühren. Aus dem Vorgetragenen folgt: 1. Dass der Grünstein, indem er zu Tage kam, feurig flüsssig war. 2. Dass der Sandstein und Schieferthon von ihm gebrannt wurden. 3. Dass die Hebung des oberschlesisch-polnischen Kohlengebirges der Grünstein bewirkte. — Naumann bemerkte am Schlusse dieses Vortrages, dass man noch kein Beispiel kenne, dass Grünstein und Porphyr Veränderungen in der Beschaffenheit des durchbrochenen Sandsteines wahrnehmbar machte. Zippe erwähnte einer solchen Frittung der fein- körnigen Grauwakke durch Porphyr, welche sich in der Nachbarschaft von Drahno- augezd und Wegwanow im berauner Kreise wahrnehmen lässt. Dritte Sitzung am 21. September. 16. Zippe liest eine vom Hofr. Keferstein aus Halle eingeschickte Abhandlung über die geognostische Beschaffenheit der Gegend von Teplitz mit besonderer Hin- sicht auf die Verhältnisse der Braunkohlen- und der Kreideformation. Nach dem Schlusse der Abhandlung, welche hauptsächlich zu beweisen suchte, dass die Ab- lagerung der Braunkohlenformation älter sei, als die der Kreideformation, wider- sprachen von Buch und Nöggerath dieser Ansicht, und führten Beispiele an, wo aus der Lagerungsfolge das jüngere Alter der Braunkohlenformation dargethan wird. Dr. Reuss führte solche Verhältnisse selbst aus der Gegend von Teplitz an. 18 138 17. Hierauf vereinigte sich die botanische Section mit der: mineralogischen, und Dr. Göppert zeigte die auf seinen Vortrag in der ersten allgemeinen Sitzung Bezug habenden Experimente. Er erwähnte zuerst seiner frühern Versuche über die Veränderung der Vegetabilien in Erden und Metalle mit Beibehaltung ihrer Structur, und bewiess dies, indem er Pilze, welche früher in Auflösungen von Eisen und Silber gelegen waren, durch Verbrennen in Eisenoxyd und in regulinisches Silber verwandelte, welches letztere künstliche Product vollkommen fest erschien. Dem- nächst zeigte er durch Auflösung von in Kalk und Kiesel versteinertem Holze in Säuren die Anwesenheit der organischen, noch vollkommen erhaltenen nicht ver- kohlten Holzfaser, und legte überhaupt die als Belege zu seinem Vortrage in der allgemeinen Sitzung dienenden Materialien vor, wie auch diejenigen, welche zur Erläuterung der Bildung von Bitumen und Kohle auf nassem Wege dienen können, als: die ein Jahr lang, mit Ausschluss von Luft und Licht, aber unter Zutritt des Wassers aufbewahrten, so wie die 1'/;, und 2 Jahre blos in Stöpselgläsern erhaltenen Vegetabilien. (Blüthen von Nymphaea, Passiflora u. dgl.) Dabei erwähnte er auch noch, dass er mehrmals Frösche und Kröten in Gläsern hermetisch verschlossen habe, dass sie aber jedesmal, namentlich die Kröten, unter heftigen Respirations- beschwerden alsbald starben. Doch behalten sie fortdauernd ihre äussere Gestalt, weil Fäulniss in jenem abgeschlossenen Raume nicht möglich sei. Es sei nicht zu zweifeln, dass sie sich in demselben eine vielleicht nicht zu berechnende Zeit un- verändert erhalten können. Göppert schloss mit der Bitte, seine Arbeiten über ver- steinte Hölzer durch Mittheilung recht vieler Beiträge unterstützen zu wollen. 18. Prof. Friese zeigte einen seltenen Pflanzenabdruck auf Stinkschiefer von Häring in Tyrol. ; Vierte Sitzung am 22. September. 19. Prof. Schmiedel legt ein Heft seines grösseren Werkes: Sialislik von Oesterreich betitelt, und zwar das Heft: „Tyrol und die Tyroler“ vor, und sagt auf Aufforderung des Präsidiums, Einiges über den Plan des Werkes, welches auch auf Geognosie und Naturbeschaffenheit Rücksicht nimmt. 20. Von Bonsdor/f zeigt ein Exemplar von gediegenem Gold in körnigem Bitterkalk, welches im Kirchspiel Kemi unweit Torneo in Finnland, ungewiss ob in losen Blöcken oder anstehend, gefunden wird. Ferner zeigte er Gypskrystalle, welche er durch sehr langsames Verdampfen von Seewasser erhalten hatte. 21. Schrölter zeigte Exemplare von Branderz mit deutlich ausgeschiedenen Parthieen von Idrialit; ferner machte 'er'auf eine neue, zuerst vom Prof. Zippe ent- deckte Mineralspecies aufmerksam, deren Beschreibung und Untersuchung er in Baumgartners Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften bekannt gemacht habe. Er hat dem Minerale den Namen ‚„untheilbarer Opalin-Allophan“ gegeben. 22. Haidinger zeigte Exemplare von rhomboedrischem Korund, welche von Sr. kaiserl. Hoheit dem Erzherzoge Johann von Oesterreich im verflossenen Sommer 139 am Gängehäusel bei Petschau in Böhmen gefunden, und ihm zur Untersuchung und Bestimmung übergeben worden waren. Es sind rothe, stark durchscheinende Körner in Kyanit, welcher von diesem Fundorte schon seit langer Zeit bekannt ist. Das Vor- kommen des Korundes, welcher sich als solcher durch Härte, 'Theilungsrichtungen u. s. w. bestimmen lässt, ist an sich in dieser Verwachsung mit dem Kyanit sehr interessant, und weder hier noch sonst irgendwo früher beobachtet worden. 23. Prof. Otlo legte eine bedeutende Anzahl trefflicher Abbildungen von Ver- steinerungen aus dem Quadersandstein der Grafschaft Glatz, dem Muschelkalke in Oberschlesien, dem rothen Todtliegenden und dem Uebergangskalke in Schlesien vor, welche er gesammelt, und demnächst zur Herausgabe bestimmt habe. Mehrere darunter seien wahrscheinlich, einige auch zuverlässig neue Arten. Als vorzüglich merkwür- dig wurden hervorgehoben: Eine wahrscheinlich neue Art von Osirea aus dem Quadersandsteine; eine neue Art von Leuciscus aus dem Mergel, welcher mit Gyps bei Katschau vorkömmt; Kiefern eines Reptils aus dem Muschelkalke von Kopitz; ein Zuophyt aus der Gattung Eschara, dann ein Fragment einer Osirea aus demsel- ben Muschelkalke; eine gute Abbildung von Palaeoniscus PVratislawiensis, welchem der Beinahme nunmehr mit grösserem Rechte zukomme, als seit der Bestimmung und Benennung dieses Fisches bei der Versammlung der Naturforscher zu Breslau derselbe auch wirklich in Schlesien, und zwar bei Neudorf gefunden worden sei. (Agassiz habe den Namen in Beziehung auf die Breslauer Versammlung und in der Meinung gegeben, dass die dort vorgezeigten Exemplare aus Schlesien seien; ‚sie waren aber von Ruppersdorf bei Braunau in Böhmen.) Olto zeigte eine Reihe von Abbildungen dieses Fisches mit grossen Verschiedenheiten in dem Verhältnisse ihrer Dimensionen, und machte darauf aufmerksam, dass man leicht verleitet werden könne, die Extreme dieser Reihe für verschiedene Species zu halten. Prof. Heinrich be- merkte, dass er diesen Fisch auch auf der Kolonie Nepomuk bei Landskron gefunden habe. Eine Abbildung eines trefllichen Exemplares' von’ Pulaeoniscus lepidurus von Ottendorf bei Braunau in Böhmen; eine Art von Euomphalus, eine von Sygarelhus, beide vielleicht neu, aus Uebergangskalk, dann eine Fucoidee in rothem Marmor aus der Grafschaft Glatz; viele Terebrateln, worunter 3° Arten vielleicht neu, 2 Ammo- niten,, von welchen Herr Leopold von Buch den einen als einen Gonyaliten mit sehr breitem Rücken und scharfen Kanten auch in den ältesten Schichten des Ueber- gangskalkes im Bayreuthischen vorkommend, den andern als planorbiformis bestimmte. 24. Prof. Germar über Calamiten. Die Biegungen, welche häufig in den Längsstreifen vorkommen, seien nicht als Merkmale besonderer Species zu betrach- ten, sie finden sich auch mit umgebogenen Streifungen zusammen, so bei Calam. undulatus. Ein Absatz finde sich immer nach dem neunten Gliede. Er habe auch die Blätter der Calamiten gefunden; aus diesen gehe hervor, dass die im Keuper- sandsteine vorkommenden Equiseten seien, nicht aber die der Steinkohlenformation. Die Knötchen an den Calamiten seien Ueberreste der Blattwurzeln, und alle Calami- ten seien blos Steinkerne, daher die Blätter äusserst selten. @öppert hält dafür, dass 18* 140 diese Knötehen mehr den Aesten der Calamiten als blossen Blattansätzen entsprechen dürften. Dr. Jäger aber äussert, dass diese Calamiten mit Knötchen zu Plerophyllum gehören dürften. Prof. Germar schliesst mit der Bemerkung, dass man unter den Calamiten wahrscheinlich mehrere Gattungen werde unterscheiden müssen. 25. Prof. Jäger zeigt Gypsabgüsse von Zähnen von Maslodonsaurus sala= mandroides, und macht Bemerkungen über die vorher getrennten beiden Species, welche nunmehr unter dem angeführten Namen in eine einzige vereinigt werden. Ferner zeigt er Gypsabgüsse von Zähnen aus der Molasse, welche nach Vergleichung mit den Zähnen der Lebenden wahrscheinlieh dem Wallrosse angehören. Daun theilte er Beobachtungen mit, welche er in Beziehung auf die merkwürdigen Absonderungen in der Structur des Keupersandsteines gemacht habe. Die Sandsteine brechen in Parallelepipeden, deren Ecken zuweilen abgestumpft seien: Die merkwürdigen Ab- sonderungen der Massen wiederholen sich regelmässiger, und seien viel häufiger, als bei dem bunten Sandsteine, welcher sonst in mehreren Beziehungen mit dem Keuper- sandsteine übereinkomme. Hierauf zeigte derselbe Flugsand aus der lybischen Wüste, welcher nebst anderen Mineralien vom Cap, aus Neuholland und China durch Dr. Ludwig nach Stuttgard gebracht worden sei. Dieser Flugsand besteht bloss aus Quarzkörnern ohne andere Beimengungen, von graulich weisser Farbe , halbdurch- sichtig, die Körner fast von der Grösse eines Hirsekornes, und darin ziemlich gleich. (Bei der Versammlung der Naturforscher in Wien wurden Parthieen von Sand aus der lybischen, nubischen und arabischen Wüste vorgelegt, welche Ritter Prokesch von Osten mitgebracht hatte; sie unterscheiden sich wesentlich durch Farbe und Grösse der Körner; der Sand der nubischen Wüste ist fast ochergelb, und der arabische ist viel gröber. Untersuchungen mit dem Mikroskope zeigten damals an der etwas matten Oberfläche der Körner durchaus keine Spur von Bruchflächen, auch scheinen sie ihre rundliche Gestalt nicht der Abreibung zu verdanken, sie scheint eine ursprüngliche. Es wurde damals die Bemerkung gemacht, dass der Wüstensand in geologischer Hinsicht vorzüglich auch desshalb wichtig sei, weil er die ausge- dehnteste Formation der Erdrinde bilde.) 26. Dr. Abich spricht über Erhebungs-Kratere und das Band eines innern Zu- sammenhanges, welches in der Richtung bestimmter Linien, räumlich oft weit von einander getrennte vulkanische Erscheinungen und Gebilde zu ausgedehnten Zügen unter einander vereinigt. Er legte topographisch- geognostische Charten und erläu- ternde Ansichten von der Linie vor, welche von der Insel Ischia über den Vesuv in nordöstlicher Richtung über die Appeninen bis zur See läuft. Er sprach dann von der Natur des erloschenen Vulkanes Vultur in der Provinz Basilicata und nannte diesen als eine besondere Modification eines deutlichen Erhebungskraters. Einige Notizen des verewigten Brocchi waren die Veranlassung zur Reise in das vulkanische Gebiet des Vultur, welcher in der oben angegebenen Linie liegt. Der Weg ging durch die Campagna über Cisterna nach Monte Forte und Avellino. Auf diesem etwa 20 bis 21 Miglien weiten Wege erregt zuerst das mächtige Auftreten eines Leuzitgesteines 141 bei Cisterna Interesse; es ist dem den Monte somma zusammensetzenden ähnlich, die Entfernung vom Somma beträgt vier Miglien; es findet sich hier unter Bedeckung von lockeren Schichten von Bimssteintuff in bedeutenden Steinbrüchen. Da ähnliche Massen auch in der Campagna di Roma und am Vullur erscheinen, so lassen sie auf einen’ gangartigen Durchbruch dieser Massen schliessen. In dem engen Thale, welches von Mugnano nach dem Monte forte hinauf zieht, zeigen sich Ablagerungen von Bims- steintuff, welcher sich in dieser Richtung tief in die Appeninen hinein erstreckt. Die- selben Massen bedecken den Boden des weiten Thales, in dessen Mitte Avellino liegt und lehnen sich an den Fuss der Kalkgebirge. Weisser Bimssteintuff lässt sich bis zum Gipfel des Monte Vergine (6012 par. Fuss über dem Meere) verfolgen. Der Weg führte weiter von Avellino über Mirabella nach Frigenlo zu den berühmten Mofelten in Thale Ansante. Bei Mirabella zeigt sich noch die Fortsetzung der vul- kanischen Tuffe, welche sonst jenseits der Wasserscheide der Appeninen nicht erscheinen. Von der Höhe von Frigento (3092 par. Fuss) überschaut man die östliche Seite des Gebirges, welches mit Ausnahme der Erhebung des Vullur sich als ausgedehntes Hochland gestaltet, über welches sich der genannte Berg von hier aus gesehen in der Form eines flachen stark abgestumpften Kegels erhebt. Das Thal und der See von Ansante liegt drei Miglien von Frigento in südlicher Richtung, 2260 par. F. Meeres- höhe. Noch heute entspricht die Oertlichkeit der Schilderung, welche Virgil von dieser Gegend macht, wo er die Furie Alecto zur Unterwelt hinabsteigen lässt. Es ist ein Kesselthal mit sanften Abhängen, welches gegen Westen in eine enge Schlucht aus- läuft, Vade mortale genannt. Von den beiden Hainen, welche zu Virgils Zeiten den Eingang in dieses Thal beschatteten, ist erst zu Murats Zeiten der eine umgehauen worden. Der See im Grunde dieses Thales hat ungefähr 25 Meter im Durchmesser, das Wasser ist schmutziggrau und schlammig. Kohlensäure und Schwefelwasserstofl- gas entbinden sich fortwährend, und erhalten den See in einer Art von kochender hef- tiger Bewegung, so dass die aufsprudelnde Flüssigkeit an mehreren Stellen zu einigen Fuss Höhe getrieben wird. Auch dem Boden des Thales im Umkreise des See’s ent- strömen diese Gasarten, so dass das ganze Thal mit einer Schicht von Kohlensäure bedeckt ist, und nur wit Vorsicht und bei bewegter Luft betreten werden kann. Merk- würdig sind die Veränderungen und Umwandlungen, welche die Gesteine im Thale durch die Einwirkung dieser Mofetten erlitten haben. Der bläuliche schiefrige Kalk- stein mit Zwischenlagern von Conglomeraten ist in kalkigen und thonigen Mergel und Gyps umgeändert, welcher in zahllosen grössern und kleinern Krystallen in den Halden zerstreut ist, welche der blaue Thon um die trockenen Mofetten bildet. Auch die Schwefelbildung fehlt hier nicht, besonders in dem Thone auf dem Grunde des Thaler. Die trockenen Gasquellen fand Abich um 8 Uhr früh 19,5° Cent. bei 18,50° Cent. Luft- temperatur. Die Differenz des Psychrometers war in der Gasquelle 2 Y,, in der Luft aber 5. Die Temperatur am Boden des Thales war 24°, die des See’s 24 — 25° und die Psychrometerdifferenz 2, ausser dem Bereich der Gasemanationen blieb sie 5, ein Beweis der Wasserdampfmenge, die zugleich mit der Kohlensäure aufsteigt. Auch 142 eine ausgezeichnete Mineralquelle findet sich eine halbe Stunde von Lago Ansante am äussersten Ausgange des Vado morlale in der Nähe von Villa maina. Dieser Ort liegt auf einem mässigen Hügel, und ist ungesund geworden, seitdem der ihn früher‘ vor den mephitischen Ausdünstungen des Sees schützende Hain umgehauen worden. Die Quelle ist schwefelhaltig, und ihre Temperatur 27,5 Cent. Mit der grösseren An- näherung an das Gebiet des Vultur verliert sich der Plateau-Charakter der Landschaft immer mehr, die tief eingeschnittenen Thäler des Clusiento und Ofanio mit ihren nakten Gehängen geben der Gegend das Gepräge einer wahren Gebirgsnatur. Von der Höhe von Monte verde übersieht man das Gebiet des Vultur in seiner ganzen Ausdehnung. Majestätisch überragt seine obere Masse die vorliegende Hügelreihe jenseits des Aufiduo. Seine Gestalt verträgt sich allerdings mit der Vorstellung eines abgestumpfien Kegels, dessen dem Beschauer zugekehrte Seite eingestürzt und fort- geführt zu seyn scheint, und in dessen Innern man Spuren eines Ernptionskegels zu erkennen glaubt. Verführt durch die Umrisse dieser Gebirgsmasse ist man geneigt, sie für ein zerstörtes Analogon des Somma zu halten, und steigt in dieser Voraus- setzung den steilen Abhang zum Flussbette des Ofanio hinab. Doch zeigt sich keine Spur einer vulkanischen Gebirgsart, nur abgerundete Geschiebe der Appeninenformation zeigen sich hier, und in den beinahe 'undurchdringlichen Waldungen an seinen Abhängen sieht man nur Appeninen-Kalkstein mit Feuersteinnieren, überall mit verworrenen und zugleich aufgerichteten Schichten. Erst nachdem man 1", Miglien vom Ofanto am sanften Abhange hinangestiegen, treten plötzlich senkrecht anstehende Massen eines Augitporphyrgesteines entgegen, doch nur gering ist seine Verbreitung, denn noch in bei weitem grösserer Höhe lässt sich der aufgerichtete Flötzkalk verfolgen. Endlich zum Innern des Berges gelangt, sieht man ein konglomeratartiges Gestein mit einer grossen Menge von Augit- und Hornblende-Krystallen, welches hier herrschend wird, durchaus ohne bestimmte Lagerungsverhältnisse. Die ganze Basis des Vultur hat einen Umfang von 20 Miglien; er wird durch ein Aggregat mehrerer aneinander gereihter Berge gebildet, deren höchster Punkt St. Michele 2468 p. F. über Melfi und 4156 F. über dem Meere erhoben ist. Die Abhänge dieser Berge fallen nach Innen zu unter verschiedenen Winkeln steil ein, nach Aussen ziehen grosse, sanft gewölbte Rücken hinab, die Form des Berges wechselt sehr stark, je nachdem man sich ihm von verschie- denen Seiten nähert. Das erwähnte Conglomerat mit Augit und Hornblende bildet unter verschiedenen Modifikationen die herrschende Felsart. Im innern Raume des . gekrümmten Bergwalles finden sich regellos gruppirte Erhebungen des. als Grundgestein bezeichneten festen Conglomerates. Weiter gegen Süden, wo das Aufhören dieser Massen zugleich eine grosse Abstufung des Terrains bezeichnet, findet sich auf der zweiten Stufe eine grosse kreisförmige Weitung, welche zwei mit einander in Ver- bindung stehende See’n umschliesst. Keine Tuffe, keine Auswürflinge. Alles deutet auf einen Einsturz. Das feste Conglomerat auf der einen Seite und auf der andern in nicht grosser Entfernung die ‚aufgerichteten Kalksteinschichten. Die See’n sind 2093 p-F. über dem Meere und 286 Fuss über denselben findet sich an einem steilen 143 Abhange ein Capuzinerkloster. Der grösste dieser See’n hat ungefähr zwei Miglien, der kleinere, unmittelbar unterhalb des Klosters gelegene aber nur eine Miglie im Um- fange, die Tiefe beider beläuft sich auf ungefähr 100 Palmi. An wenigen Stellen am Rande bemerkt man schwache Entwickelung von kohlensaurem Gase, das Wasser ist übrigens rein und klar und die See’n enthalten gute Fische. (In den J. 1810 und 1820 entstand in den Sommermonaten nach lange anhaltenden Regengüssen an meh- reren Stellen der angeschwellten See’n eine so starke Bewegung im Wasser durch die vermehrte Gasentwickelung, dass es an mehreren Punkten in Sprungquellen ähn- lichen Strudeln bis zu 14 und -416 Fuss empor getrieben wurde. Brocchi hat eine Be- schreibung dieser, 23 bis 24 Tage anhaltenden, von unterirdischem Dröhnen begleiteten Erscheinung der Akademie in Neapel mitgetheilt.) Auf den Abhängen des Gebirges, dessen Kern aus den genannten Conglomeraten und Basaltmassen besteht, findet sich eine Ablagerung basaltischer Tuffe, deren Verbreitung jedoch nur örtlich ist. Eine trachy- tische Formation tritt östlich von Melfi am nördlichen Fusse des Berges an den Ufern des Flüsschens auf; man sieht deutlich ihr Forferstrecken #nter den Augit- und Leuzit- gesteinen nach dem Innern des Berges. Dieser Trachyt ist hauptsächlich durch ein- gemengten schwarzen Haüyn (?) ausgezeichnet; auch giebt es hier Abänderungen, welche durch die Grösse der Feldspathkrystalle dem Trachyt des Drachenfels am Niederrhein gleichen. Auch der Kern des Berges, auf dessen flachem Rücken die Stadt Meifi liegt, besteht aus einem Gestein, in welchem Haüyn einen vorwaltenden wesentlichen Gemengtheil bildet, ausserdem aber auch Leuzit, sowohl fein eingesprengt, als auch in. grossen kuglichen Massen ausgesondert, stets von glasiger Beschaffenheit. So wie der Pyroxen den Augitporphyr, so charakterisirt die schwarze Varietät von Haüyn diese Felsart als eigenthümliches Gebilde, welchem man den Namen Haüyn- porphyr beilegen könnte. Seine entsprechenden Conglomerate und Tuffe sind besonders mächtig im angrenzenden Tuffhügel des Monte Taborre entwickelt, und vermengen sich mit denen der vorhergehenden Formationen auf eine. schwer zu in schantinde Weise, Am Fusse des südöstlichen Bergabhanges ist bei dem Städtchen Asella eine mächtige Ablagerung von Bimssteintuff, aus welchem eine kräftige Mineralquelle entspringt, merkwürdig; auf dem Tuff findet sich eine Süsswasser - Kalksteinbildung abgelagert. Aus den Lagerungsverhältnissen der hier berührten Formationen und ihren Beziehungen zu.den mit'ihnen in Berührung tretenden Gliedern der Appeninenformationen ergiebt sich, dass von der Bildung des Berges bis zu seiner jetzigen Gestalt theils allgemeine, theils besondere, blos local wirkende Kräfte in mehreren Perioden thätig waren, wovon der letzte Akt die energische Wirkung einer gewaltigen Erhebungs-Ursache gewesen seyn mag. Dieselbe Kraft, welche unter dem gleichförmigen Drucke des Meeres den vollkommensten Typus eines Erhebungskraters hervorzubringen vermag, wird im Innern des Festlandes stets mehr und weniger Störungen in der regelmässigen Entwickelung ihrer Gebilde erfahren, und es ist bemerkenswerth, wie bei dem Erhebungskrater des Vultur eine grossartige Spaltenbildung in der Längendimension seiner Hauptzüge deutlich ausgeprägt ist, während ein regelmässiges Aufrichten gleichgeneigter Massen um ein 144 gemeinschaftliches Centrum nicht wahrzunehmen ist. Eben deshalb zeigt sich aber der Vultur als ein höchst interessantes verbindendes Glied in der Reihe analoger, bereits bekannter und doch rücksichtlich des inneren Baues so sehr von ihm verschiedener Gebilde; er dürfte dem Cantal und Mont d‘Or an ähnlichen Beziehungen,näher stehen, als alle übrigen, bisher bekannt gewordenen Erhebungskratere. 27. Apoth. Oswald zeigte einige von ihm chemisch untersuchte schlesische Mineralien, und gab deren Bestandtheile an. 28. Hofr. Tilesius zeigte Abbildungen von ethnographischen Gegenständen, welche er auf seiner mit Krusenstern gemachten Reise um die Welt gesammelt hatte. Fünfte Sitzung am 23. September. 29. Frankenheim spricht über einige Beziehungen der Chemie zur Krystallologie, von Messungen der Krystalle mit dem Mikroskope und von der Bestimmung der Lage , von Krystallen,. welche dufch Abdampfung aus einer Auflösung auf einer krystal- linischen Unterlage erhalten werden, in Beziehung auf diese Unterlage. Die krystal- lisirenden Körper äussern ein Bestreben nach paralleler Stellung gegen ihre krystal- . linische Unterlage; dieses gehe so weit, dass sich bei einigen nicht nur ihre gewöhn- liche Krystallform, sondern zuweilen auch das Krystallsystem ändere. So erscheine Jodkalium, dessen gewöhnliche und so zu sagen konstante Krystallform das Hexaeder sey, in der Gestalt von Oktaedern, wenn man es auf Glimmer krystallisiren lasse; eine Fläche des Oktaeders sey dann immer der vollkommenen Theilungsfläche des Glimmers parallel. Das Krystallsystem des Salpeters, bekanntlich ein prismatisches, ändere sich in ein rhomboedrisches, dem Kalkspathe isomorphes um, auf einer Unterlage aus einem Minerale dieses Krystallsystemes. Lasse man salpetersaures Natron auf Kalkspath krystallisiren, so haben beiderlei Krystalle entweder eine Seite, oder auch eine Seite und eine Diagonale gemeinschaftlich. Die Temperatur, Concentration, fremde Bei- mengungen haben keinen Einfluss auf die Krystallform, wohl aber die Unterlage, auf welcher sich die Krystalle bilden. Innerhalb der Flüssigkeit bilden sich die Krystalle in der Kernform; Combinationen entstehen durch andere Umstände. 30. Prof. Breilhaupt spricht über regelmässige Verwachsungen von Krystallen zweier und dreier verschiedener Mineralspecies. Er erwähnt einiger, bereits bekann- ten, hieher gehörigen Beispiele nur beiläufig, und zeigt ähnliche regelmässige Ver- wachsungen am Quarz und Feldspath; eine solche sei der bekannte Schriftgranit. An ausgebildeten Krystallen dieser Mineralien zeigte Hr. B. die Stellung der beiderlei Krystalle; eine Fläche der Pyramide des Quarzes ist nämlich parallel einer Fläche des vertikalen Prisma des Feldspathes; zugleich haben beide Krystalle zwei bestimmte Kanten ebenfalls parallel. Ein anselmlicher Feldspathkrystall erschien auf diese Art regelmässig mit Quarzkrystallen besetzt, welche bei ihrer Durchwachsung mit dem Feldspathe Schriftgranit bilden. An Pseudomorphosen von Quarz nach Kalkspath seien die Flächen des Quarzrhomboeders parallel den Flächen des Rhomboeders von m _ halben Axenlänge des Kalkspathes. Der hexaedrische Eisenkies sitze mit den Hexae- derflächen auf den makrodiagonalen: Flächen des prismatischen Eisenkieses. Als ein Beispiel von regelmässiger Verwachsung von drei verschiedenen Mineralien zeigte Hr. B. den sogenannten gesirickten Asbest von Sterzing, welcher aus zarten Amphi=- bolkrystallen besteht, die in einer solchen Stellung regelmässig mit Rautenspath ver- wachsen sind, dass ihre vertikalen Kanten den Polkanten der Rhomboeder des Rauten- spathes parallel sind. Zuweilen finden sich noch Blättchen von Chlorit so mit diesen beiden Mineralien verwachsen, dass die vollkommene Theilungsfläche der Chlorit- krystalle senkrecht auf der Axe des Rhomboeders des Rautenspathes stehe, und in ihrer Lage solchergestalt der Fläche O R. (der Endfläche) entspreche, dann seien auch die Rhomboederflächen der Chloritkrystalle in paralleler Stellung mit den Rhom- boedern des Rautenspathes. 31. Freih. v. Siraniz über die grossen Wirkungen der explodirenden Gase in Erdhöhlen und Höhlenverband, mit Beziehung auf die Erdbeben. In einer Zeit, wo man in der Geologie so bemüht ist, alle vorkommenden Erscheinungen möglichst zu erklären, muss uns daran liegen, keinen Gegenstand der Forschung aus dem Ge- biete anderer Wissenschaften unberücksichtigt zu lassen. Es dürfen mithin die Kriegs- wissenschaften, insofern sie das Gebiet der Physik und Chemie berühren, nicht da- von ausgeschlossen werden, zu deren Vervollkommnung viele kostspieligen Versuche im Grossen Statt finden, welche die Mittel eines Privatmannes übersteigen. Versuchen wir daher die Theorie des unterirdischen oder Minenkrieges für unsere Studien, zu benützen: -Das Schiesspulver äussert bei seiner Entzündung in einem eingeschlossenen Erdraume eine Expansivkraft, gleich den vulkanischen Ausbrüchen, hier als Mine, und zwar vorzugsweise nach der mindesten Widerstandslinie, darunter auch die Minen- tiefe verstanden wird. Diese Widerstandslinie findet bei einem wagrechten Boden zu Tage wirkend, senkrecht, bei einem Berge, nach Lage des Minenofens, bisweilen auch seitwärts ausgehend Statt, gleich den Seitenausbrüchen bei vulkanischen Kegel- bergen, wodurch Erdtrichter entstehen, auf die wir weiterhin zurückkommen werden. Wir wissen ebenfalls, dass eine Reihe von Minenöfen,, bei doppeltem Abstande ihrer Widerstandslinie neben einander gelegt, eine gemeinschaftliche Zündung zulassen, und dass mittelst diesem Lauffeuer auf grossen Strecken successive Wirkungen her- vorgebracht werden, die mit den Erdbeben unserer vulkanischen Zone zu vergleichen sind, wo nach Verhältniss des Widerstandes der Erddecke, Erschütterungen oder Explosionen entstehen, sich endlich neue Vulkane ergeben, oder alte, welche bisher geruht, von Neuem wieder in 'Thätigkeit kommen. Was nun das Streichen der vul- kanischen Zone betrifft, so fällt dieses mit den Gebirgen der Continente sowohl, als mit den untermeerischen Gebirgen zusammen. Wir erkennen mithin hier Hebungen, mit Zurücklassung hohler Räume in grosser Tiefe, meist verbunden durch Kanäle, nämlich hier den Luftzug befördernde Spalten, dergleichen Höhlen auch mit einer Centralhöhle in Verbindung stehen dürften, aus welcher die vulkanischen Stösse sich periodisch entwickeln. Es sprechen mithin die Erdbeben für einen solchen Höhlen- 19 146 verband , indem sie unter den Gebirgen , ‘oder längs ihrem Fusse streichen, der noch weiter unter die Tiefebenen, und selbst unter dem ‚Meere fortziehen kann. Gienge die Kraft vom Mittelpunkte der Erde aus’, würde sie, der mindesten Widerstandslinie folgend ‚'vorzugsweise gegen die Tiefländer, den Ocean insbesondere sich äussern, ein Fall, der jedoch umgekehrt Statt findet. Wir wissen. ferner, dass man sich keine Versenkungen ohne Raum zur Aufnahme jener Massen denken kann, dass die mulden- artigen oder kesselartigen Vertiefungen, so wie die Seiten des: stärksten Abfalles eines Gebirges, wenn Längenthäler oder Meere seinen Fuss begrenzen, für Senkun- gen zeugen, wogegen. alle Rund- oder -Wassergebirge unbedingt Hebung erkennen lassen, indem hier die Aufrichtung der Schichten darauf hindeutet. Betrachten wir näher die expansiven Wirkungen, insofern sie einen Krater oder grosse Versenkungen hervorbringen. Eine Pulvermasse auf eine gewisse Tiefe als Mine gelegt‘, bildet bei ihrer Explosion, indem sie die Erde durchbrechend zu Tage geht, einen Erdtrichter, kegelförmigen Auswurf, der durch das Zurückfallen der Erde zum Theile wieder ausgefüllt wird; dabei nach Grösse der Ladung und‘ Tiefe der Mine einen Durch- messer der doppelten bis sechsfachen mindesten Widerständslinie hervorbringt; ausser- dem: noch eine Seitenpressung von gleichem ‚Radius des Trichters, nämlich‘ Erd- Erschütterung, Auflockerung und Quetschung der Nebengallerien (oder damit zu ver- gleichenden Nebenhöhlen) bewirkt. Die Erfahrungen, in so weit wir davon Grund- regeln ableiten, erstrecken sich indess bei den Kriegs-Minen nur zu 24 Fuss Tiefe, und. 500 Centner an Pulverladung. So z. B. erhielt: man 1762 bei der Belagerung von.Schweidnitz mit 500 berl. Cir. (5500 berl. Pfund). Ladung und 15 rheinl. Fuss Minentiefe, einen Erdtrichter von 84 — 94 Fuss, dagegen bei gleicher Ladung aber 24 Fuss Tiefe nur von einigen 60 — %0 Fuss-im‘,Durchmesser. ‘Ein Mehreres be- darf es für unseren Zweck nicht. — Aehnliche ‚Erdtrichter kommen: bisweilen in der Natur vor, wo augenblickliche Explosionen: Statt ‚gefunden haben, die von Manchen für 'eingegangene Vulkane ‚angesehen werden. Eben so denken ‚wir uns Jauch das Entstehen. der. vulkanischen Seen. Zur Erklärung eines gleichzeitigen . Einsturzes mehrerer Berge dienet ebenfalls die Theorie jener mindesten Wiederstandslinie, indem wir uns-die Expansivkräfte innerhalb eines Erdgewölbes denken, dem andere Höhlen zur Seite liegen , oder im Umkreise umgeben, wo alsdann die Zwischenwände, wenn sie an Mächtigkeit der Erddecke nachstehen, bei dieser Explosion eingeworfen wer- den, mithin einen gemeinsamen Einsturz veranlassen. Unter einem solchen Falle be- greifen wir jenen, mit dem Erdbeben zu Lissabon 1755 verbundenen Einsturz einer Felsenkette,, von dort bis Magador. Einzelne Bergeinstürze können aber auch durch Zu grosse Spannung ihres) Gewölbes, und eben: so im Verlaufe der Zeit durch Ver- witterung hervorgebracht werden. Endlich können noch ‚chemische Veranlassungen partielle - Einstürze im Innern, auch grosse Erdbeben veranlassen. , Rücksenkungen kännen gleich nach Erhebung "einer Bergmasse ‘durch Nachlass jener mechanischen Kräfte, .oder auch. ‚durch‘ Uibergang der Körper aus dem flüssigen im concreten Zustand Statt finden, in letzterem Falle bei den aufgelagerten Schichten der Gebirgs- 147 massen sich Berstungen ‚ergeben, welche die Vertikalthäler bilden. — Was Herr von Carnall in neuerer Zeit Beachtungswerthes über: Hebungen und Senkungen gesagt, stimme ich in Allem bei, äls diesem mehrere meiner Betrachtungen sich anschliessen. Schliesslich glaube ich noch von den Naturerscheinungen, die sich in unsern Tagen ‘ereignen, bemerken zu müssen: „dass häufig Senkungen im Grossen Statt finden, während die Hebungen im Grossen. noch manchem Zweifel‘ unterliegen, diese’ als erwiesen, insularisch zerstreut nur im: Kleinen vorkommen‘; woran sich manche Be- trachtungen anknüpfen lassen, welche aber hier zu weit führen dürften. 32. Sekretär. legie der Section ‘die vom: Hrn. Maier, k. k..Hofr. in Wien, eingeschickte geognostische Charte eines Theiles des südlichen und mittleren Böhmens vor, und. liest die dazu gehörigen Erläuterungen und Bemerkungen. - Diese Charte umfasst das Uibergangsgebirg im KaurZimer, Berauner, Rakonitzer, Pilsner und Klattauer. Kreise, das Granit- und Gneusgebirge des südlichen und: südwestlichen Böhmens, und die auf die ältern Formationen aufgelagerten Flötzgebirge, nämlich die Ablagerungen des älteren -Flötzgebirges von Budweis, und zwischen KaurZim 'nun Böhmischbrod, und die in den Bereich der Charte fallenden Ablagerungen der jüngeren Flötzformation. Mehrere Durchschnitte zur Versinnlichuug der Lagerungsverhältnisse waren der Charte beigefügt. Der Wunsch, ‚dass eine so umfassende Arbeit recht bald bekannt gemacht werden möge, wurde von allen anwesenden Geognosten laut ausgesprochen. 33. Von Bonsdorff a über die chemische Zusammensetzung des Labra- dors und die Ursache seines Farbenspiels. Diese ‚sei in einem Uiberschuss von 5. — 6 p- C. Kieselerde zu: suchen, welche vielleicht sehr fein und gleichförmig einge- mengter Quarz sei. Der nicht farbenspielende Labrador enthalte 52,0. Kieselerde, 30,0 Thonerde, 13,0 Kalk und 4,0 Natron, und gebe eine genaue chemische Formel, während die farbenspielenden Varietäten 57,0 und darüber Kieselerde enthalten, welcher Mehrbetrag nicht in die Formel gebracht, und somit als beigemengt betrachtet wer- den könne. .Breithaupt bemerkt zu dieser Mittheilüng, dass die farbenspielende Varietät ein anderes spez. Gew. besitze, als die übrigen, und Haidinger theilt die Beobachtung mit, dass die Farbenwandlung von Punkten ausgehe, welche in gehöriger Richtung unter dem Mikroskope betrachtet, eine regelmässige Figur zeigen, welches. eine Einmengung ‚von. fremdartiger Substanz in bestimmten Richtungen. wahrscheinlich ‚mache. Von Bonsdor/f spricht dann weiter über das Austreiben der Kohlensäure aus kohlensaurem Kalke durch Wasserdampf, und gründet darauf eine Theorie über den Ursprung der Kohlensäure in Mineral-Wässern, welche dem Zutritte von Wasser zu dem im Innern der Erde im glühendheissen Zustande vorhandenen kohiensauren Kalke zuzuschreiben sei. Er findet eine Bestätigung dieser Theorie in dem constanten Gehalte benachbarter Mineral-Wässer an kohlensaurem Kalke hei sonst veränderlichen Verhältnissen der übrigen Bestandtheile. 34. Zippe legt Pläne der in seinem Vortrage in der allgemeinen Sitzung er- wähnten vorhistorischen. Wälle, und die verschlaekten Gesteine des Bukuwetzer 19* 148 Walles vor. Dr. Cotfa macht hiezu die Mittheilung, dass sich in dem von Wenden bewohnten Theile der Lausitz eine‘ bedeutende Zahl solcher Wälle finde, dass man jedoch blos 3 gefunden habe, in welchen solche verschlackte Gesteine vorkommen. 35. Batka zeigte Krystallmodelle der Edelsteine von farbigem Glase (soge- nannter Composition, mit welcher in Böhmen bekanntlich alle farbigen Edelsteine auf das täuschendste nachgeahmt werden); sie fanden sowohl wegen ihrer Richtigkeit und Nettig- keit des Schliffes, als auch wegen der Schönheit der Farben den verdienten Beifall. Am 24. September machten die Geognosten unter Führung des Sekretärs der Sektion eine Exkursion nach Kuchelbad, auf welcher Strasse am linken Ufer des Moldauthales ein äusserst in- teressantes Profil einiger Glieder des Uibergangsgebirges entblösst ist. Die mannig- faltigen und seltsamen Windungen der Schichten des Uibergangskalkes, welche ihre Gestaltung wahrscheinlich der mächtigen Grünsteinmasse im Liegenden des Kalkge- birges verdanken, die interessanten Versteinerungen, welche dieser Kalkstein enthält, und wovon auch-manche Exemplare gefunden wurden, so noch manche Erscheinungen im schönen Moldauthale beschäftigten aıf eine belohnende Weise die Aufmerksamkeit unserer wackern Gebirgsforscher, von welchen einige diese Parthie schon in früheren Zeiten gesehen hatten, sie aber dennoch eines nochmahligen Besuches werth fanden. Sechste Sitzung am 25. September. 36. Dr. Zeuschner legt ein von ihm entworfenes Profil der Karpathen vor, welches sich von dem von Pusch und Boue gegebenen wesentlich unterscheidet. Das Urgebirge zeigt nicht blos Gneusgranit, sondern auch Glimmerschiefer, dann Talk- schiefer mit Gängen, auf welchen die Schmölnitzer Bergwerke umgehen. Er spricht dann über die Flötzgebirge in den Karpathen, unter welchen bekanntlich die geog- , nostische Stellung des Karpathensandteines noch unentschieden ist. Die Stellung des Tatrischen Kalksteines sey noch unsicher. Die Versteinerungen des Klippenkalkes, welcher in Karpathensandsteine eingelagert ist, kommen im mittleren Jura und im Coral-Rag vor, auch zeigen sich Kreidepetrefakte, welche jedoch nach Beobachtungen von L. von Buch ebenfalls in der Juraformation vorkommen. Einige Schichten führen die Petrefakten des unteren Oolith, daher sey der Karpathensandstein zur Juraforma- tion gehörig. Im Sandsteine des Trentschiner Comitates komme Gryphaea Columba vor; die Ablagerung dieses Sandsteines erstrecke sich von Pressburg bis in die Wal- lachey auf 100 Meilen Länge bei 15 Meilen Breite; der Karpathensandstein dürfe demnach in die obere zur Kreide, und in die untere zum Oolith gehörige Formation zu trentien seyn. Die Salzablagerungen an den Karpathen sollen. nach der allgemeinen Annahme tertiär seyn. Nach seinen Beobachtungen sind die Salzniederlagen in Thon mit Hornstein u. s. w. bei Dobromil ron Karpathensandstein bedeckt, die Salzablage- rungen am nördlichen Abhange der Karpathen bilden daher das Liegende des Kar- pathensandsteines. Nach den Versteinerungen von Wielicäka sei Nichts zu bestimmen und über Ablagerungen am südlichen Alhange derKarpathen wisse man nichts Gewisses. 149 37. Dr. Reuss liest eine Abhandlung über das Vorkommen des Pyrops in Böhmen überhaupt, besonders aber über die merkwürdigen geologischen Erscheinungen in den Granatgruben von Meronitz. (Diese Abhandlung, welche nicht wohl einen Auszug gestattet, wird demnächst in Karstens Archive erscheinen.) 38. Zippe legte einige, vom Prof. Zawadsky in Präemysl an Se. Excellenz den Hrn. Grafen von Sternberg eingeschickte Mineralien und Petrefakte vor. Nro. 1 das neue @o/derz, welches in Szara Dorna in der Bukowina im J. 1836 entdeckt wurde, welches 8 p. €. reines Gold (im Schlich?) liefern soll. Es wurde für ein dichtes Hornblendegestein mit reichlich, aber fein eingesprengtem Eisenkies erkannt, welches daher wahrscheinlich goldhallig seyn- mag. Von gediegenem Golde kein Spur. Nro. 2 Salmiak von Jablonow in österreichisch Podolien, welcher in kugel- förmigen Massen, in einem tertiären Sandsteine, der Tremblower Sandstein genannt, vorkömnt. Das überschickte Exemplar ist ganz rein und frei von fremder Beimengung, derb, dünnstänglich zusammengesetzt und ganz dem in Fabriken durch Sublimation bereiteten, Salmiak ähnlich. Es wurde jedoch die Bemerkung gemacht, dass unter den Varietäten des natürlichen Salmiaks in vulkanischen Gegenden ebenfalls mitunter solche reine Parthieen vorkommen. Nro. 3 ein Petrefakt, welches im Dniester in österreichisch Podolien gefunden, und dort Diabli palec (Teufelsfinger) genannt wird. Es ist ein Orthoceratit mit sehr engen Concamerationen, welcher vermuthlich aus Uibergangs- kalkstein stammt. Es ist merkwürdig, dass auch bei Uns der gemeine Mann die Orthoceratiten mit dem angeführten Namen belegt. Nro. 4 kömmt auf der Oberfläche des Flugsandes, welcher 6 Meilen von Präemysl grosse Strecken bedeckt, sehr häufig vor. Ist keine Versteinerung, sondern eine röhrenförmige Sandconcretion, wie sie in Sandablagerungen verschiedener Gegenden oft vorkommt. 39. Hofr. v. Ediembach zeigt ein Stück des in den Kohlengruben von Busch- tiehrad stehenden fossilen Baumstammes mit der Rinde, in welcher deutliche Kohlen- theilchen ausgeschieden erscheinen. 40. Abich zeichnet, nachträglich zu seinen am 22, gemachten Mittheilungen, ein Profil der Appenninen mit Höhenangaben und spricht über die merkwürdigen Tufi- ablagerungen in diesem Gebirgszuge. 41. Prof. Rossmässler spricht über Klippen im Bodensee mit theilweise ein- geschlossenen Paludinen. Es sey zweifelhaft ob diese räthselhafte Bildung als eine gegenwärtige anzusehen sey. 42. Zeuschner spricht über: die Gruben des edlen Opales von Czerwenitza. Man finde gegenwärtig den edlen Opal in blaulichgrauen Trachytphophyr eingeschlossen. Sehr merkwürdig sey das Vorkommen einer milchartigen Substanz, welehe getrocknet kreideartig werde. Sie bestehe aus Kieselerde, vielleicht aus Infusorienpanzern. Sitzung.am 26. September. 43. Hofapoth. Zellner zeigt eine interessante Reihe von Zinkerzen aus Ober- schlesien, ausgezeichnete Exemplare von prismatischem und von rhomboedrischem Zink- 150 baryt, sowohl krystallisirt als derb und durch Beimengungen verunreinigt, nebst einigen anderen Mineralien, von welchen .er die Resultate seiner eRSaaRelEn Untersuchungen mittheilte. ; 44. Sekretär legte ein Bruchstück einer Platte von Gusseisen mit halherhabenen Figuren vor, welche im Dorfe Kalmswiese auf der Herrschaft Tetschen, nach dem deshalb ämtlich aufgenommenen Protokolle angeblich inmitten eines Bruchsteines von Sandstein gefunden, und als ein Curiosum vom Herren Grafen Franz v. Thun-Hohen- stein an die geognostische Sektion überschiekt worden war. Vom Sandsteine war ein Stück beigelegt; bei diesem, obwohl nicht gauz mit Gewissheit angegeben werden konnte, dass er von dem nämlichen Bruchsteine sey, zeigte sich das. Bindemittel eisen- schüssig. Aus dem Protokolle war ersichtlich, dass die Bruchsteine vör sehr langer Zeit mochten gebrochen worden seyn, da sie einem alten’Steinhaufen entnommen wurden. Die Platte mochte durch ihre Verrostung ‘wahrscheinlich selbst das Cement gebildet haben, welches sie vermöge ihrer ee Ines zwischen zwei Steinblöcken mit diesem zusammenkittete. ' IV. Section der Botanik. 1. Präsident: Prof. Nees von Esenbeck; 2. Präsident: Prof. Schbagren 3. Präsident: Prof. Reichenbach ; 'Sekretäre:. Forstconcip. Opitz u. Dr. PVetwitsch. Erste Sitzungam 19. s Bu une rn Beobachtungen über die Saamenthiere der Pflanzen. 1. Prof, Unger hielt an an % | Die Lehre von der Befruchtung der Pflanzen, so wie von ven Entwicklung des Pflanzeneies als Folge jenes Vorganges hat in neuester Zeit vor vielen andern schwierigen Gegenständen der Pflanzenphysiologie eine glückliche Erweiterung ‚ge- funden. In diese so geheimnissvolle Wirksamkeit der Natur ist durch mehrseitige- Bemühungen ausgezeichneter Naturforscher so viel Licht gekommen-, dass man schon jetzt mehre bisher ganz unverstandene Erscheinungen, welche mit dem Befruch- tungsacte in nothwendiger Verbindung stehen, mehr oder weniger umständlich zu er- klären im Stande ist.: Unstreitig spielt: bei diesem Vorgange des reproductiven Lebens der befruchtende Stoff eine der wichtigsten Rollen. Ihm habe ieh durch längere Zeit meine Aufmerksamkeit geschenkt, ihm wünschte ich auch bei dieser Gelegenheit, wo so viele scharf prüfende Kenner versanimelt sind, das Wort zu sprechen. Ich brauche nicht in das Gedächtniss rufen zu’ müssen, a widerstreitenden Ansichten man, noch bis auf den heutigen Tag, über die Natur jenes Stoffes ausgesprochen hat, und vielleicht noch gegenwärtig hegt; war man auch. über. seine physikalischen. und chemischen Eigenschaften zum Theil im Einklange, so offenbarte sich doch in. Bezug 151 auf seine vitalen Eigenschaften eine desto grössere Meinungsverschiedenheit, die man sogar bis auf die Geschlechtigkeit der Pflanzen ausdehnte, und diese einerseits eben so zu vertheidigen, als sie anderseits abzustreiten suchte. Als ich vor mehren Jahren in. der Befruchtungs- Feuchtigkeit des Torfmooses mit Hilfe sehr starker Ver- grösserungen Wesen erkannte, welche mit einem Leibe und einem spiralig gedrehten Schwanze -oder Rüssel versehen sind, deren Bewegungen selbstständig erschienen, _ und die nach allen Eigenschaften ‘eine nicht zu verkennende Analogie mit den Samen- z thieren der Thiere und des Menschen zeigten:.so glaubte ich zu. dem Schlusse be- rechtigt, die Feuchtigkeit, welche diese offenbar thierischen Wesen enthielt, und die in.den sogenannten: Befruchtungsschläuchen enthalten war, in nächster Beziehung mit der Samenfeuchtigkeit der Thiere zu stellen, und so der wahren Bedeutung dieses Stoffes am nächsten auf die Spur gekommen zu seyn....Die Analogie liess keinem Zweifel Raum, auch in der fovilla des Pollens der vollkommeneren Pilanzen dieselbe Natur des befruchtenden. Stoffes anzuerkennen. - Fortgesetzte Beobachtungen haben die ersten Angaben nicht 'nur. bestätiget, sondern noch Manches über die anatomische 'Structur der Moosantheridien und die Beschaffenheit und Lebensbedingungen ihrer Sa- menthiere hinzugefügt. In diesen Beobachtungen, welche ich vor nicht langer Zeit der Akademie der Naturforscher mitzutheilen die Ehre hatte, sprach ich[ mit Zuversicht die Hoffnung aus, die genannten Samenthiere, die ich bisher nur in der Gattung Sphagnum mit Sicherheit zu erkennen im Stande war, ohne Zweifel auch noch in andern Gattungen der Moose, und selbst der Lebermoose aufzufinden. Mit Beginn des letzten Frühlings, als die Blüthenzeit dieser Gewächse heranrückte, war ich bedacht, diesen Gegenstand weiter zu verfolgen. Wirklich habe ich mich in meinen Erwartungen nicht getäuscht, denn nicht nur in den ‚mir. blühend vorgekommenen Moosen,, sondern auch in den Lebermoosen wurde die Existenz der Samenthiere in dem männlichen Befruchtungs- organe ausser Zweifel gesetzt. Ich‘habe die Ehre, Ihnen hier die Resultate dieser letzteren Untersuchung in möglichster Kürze vorzulegen. Für -Polylrichum commune, einer der ‚gemeinsten diclinischen Moosarten, schien mir die letztere Hälfte des Monats Mai der geeignetste Zeitpunkt zu seyn, um’ in Bezug. auf, obige Gegenstände erfolg- reiche Untersuchungen anzustellen. Die länglichen gelben Pollinarien dieses Mooses hatten hei den meisten Blüthen sich ihres Inhaltes wirklich noch nicht.entledigt, waren nicht‘ eingefallen: sondern geschlossen und strozend. Vom Blüthenboden gelöset, und unter das Wasser gebracht, bersteten sie an der Spitze, wahrscheinlich nach der grössern oder geriugern Reife, sogleich oder weniger schnell, und liesen einen trü- ben , grumosen Inhalt stossweiss ‚herausfliessen. Dieser bestand bei genauerer Be- trachtung keineswegs aus einer dickflüssigen Substanz, wie‘ man glauben könnte, son- dern aus sehr kleinen. anschliessend hexaödrischen Zellen mit abgerundeten Kanten, welche durch. eine homogene Schleimmasse mehr oder weniger innig mit einander verbunden , welche letztere besonders dort deutlich wahrzunehmen war, wo die ab- gerundeten, ‘meist 'äuch etwas verschobenen Kanten der, Zellen zusammentrafen. ‘In jeder einzelnen dieser hexaödrischen Zellen von sehr.zarter Membran gebaut, befand 152 ich ausser einem klaren flüssigen Inhalte noch ein Körper, an dem ein verdicktes Ende mit einem dünnen spiralförmig gewundenen Fortsatze deutlich unterschieden werden konnte. Meistentheils erschienen diese Körperchen, wovon in jeder Zelle immer nur ein einziges vorhanden war, unbeweglich, indess andere eine zitternde Bewegung mit dem vorderen Ende des dünnen Fortsatzes hervorbrachten, andere endlich absatzweise sich sogar um ihre Achse zu drehen anfingen. Mit den Samenthier- chen der Pollensäcke des Torfmooses hatten diese Thierchen die grösste Aehnlichkeit. Der Körper war, wie bei diesen, etwas in’s grünliche spielend, nur war die Form mehr oval. Die Windungen des rüsselförmigen Fortsatzes mochten 1’ bis 2mal in einander greifen. Bei Ruhenden konnte ich den Durchmesser der Spirale messen, er betrug 0,004”. Nur wenige sah ich frei von ihrer Hülle, die beim Ausstossen zerrissen wurden; aber sie bewegten sich nicht drehend, sondern man konnte nur eine zitternde oscillirende Bewegung des Rüssels wahrnehmen. Dass hier, wie bei andern Polli- narien der Moose, eine besondere homogene Membran als Epidermis die Zellenschichte überzieht, welche die Höhlung derselben enthält, lässt sich beim Bersten deutlich er- kennen, indem sich hier mehrere Chlorophylibläschen enthaltende Zellen trennen, und in der Fovilla einzeln fortgestossen werden, während die durchsichtige Epidermis rings um die Oeffnung im Zusammenhange mit den übrigen Zellen bleibt. Ganz dieselbe Beschaffenheit des Pollinariums und der Samenthiere fand ich auch im Polytrichum juniperinum, urnigerum und alpes!re, die ich zu verschiedenen Zeiten untersuchte; ebenso konnte ich auch in Funaria kygromelrica, Bryum cuspidalum und punctalum durchaus nichts entdecken, was auf eine Verschiedenheit in der Form oder in den Lebensäusserungen dieser thierischen Wesen hindeutet. Mit Ungeduld erwartete ich die ersten reifen Antheridien der gemeinen Marchantia polymorpha. Auch hier fand ich das, was ich erwartete, die in denselben eingeschlossenen Pollen- säcke verhielten sich ganz so wie die von Polytrichum und der übrigen Moose; die fovilla bestand auch hier aus einer zelligen Masse, wie sie schon Wirbel in seiner trefflichen Abhandlung über die Marchantia polymorpha richtig darstellte; doch ent- hielten die einzelnen cubischen Zellen nicht ein oder’ mehrere unregelmässige Körner, wie er in der oben genannten Abhandlung Fig. 55, 56, 57 angibt, sondern ganz solche thierische Wesen, wie in den Moosen. Bei vollkommener Reife der Pollinarien scheinen. diese Zellen oder auch Eihäute eben so absorbirt zu werden, wie die Membran der Mutterzellen, welche die Pollenkörner höherer Gewächse einschliesst; wenigstens findet man in dem milchigen Safte, der sich durch Zusammendrücken der Antheridien an den in denselben eingesenkten Pollinarien ergiesst, keine Spur solcher Zellresiduen. Be- sonders gut gelang es mir bei Marchantia, die Form der Thiere, welche sie beim Schwimmen im Wasser annehmen, zu beobachten; auch konnte ich wahrnehmen, dass dabei der Rüssel, welcher nun eine schwache Spirallage annimmt, und also mehr als der übrige "Theil des Körpers ausgestreckt ist, in einer äusserst schnellen Bewegung begriffen ist. Ruhend und in sich gewunden, mass der Durchmesser der Spirale hier 0,003. Auf Glas eingetrocknet nahmen sie folgende Form (Fig. 4) an, woraus her- 153 vorzugehen scheint, dass der hintere Theil der Spirale, welcher den Körper und einen Theil des Fortsatzes enthält, stärker und steifer. sein muss, als der vordere rüsselför- mige Theil. Einmal eingetrocknet, kommen sie durch Befeuchtung nicht mehr zum Leben.. Ausser der Marchantia polymorpha sah ich gleiche Samenthiere noch in Grimaldia hemisphaerica, doch hat es mir bei den Jungermannien noch nicht glücken wollen, sie zu finden; die Aehnlichkeit indessen der Pollinarien dieser Pflanzen mit jenen der Moose und vorzüglich der Sphagnaceen, ihre Grösse, Structur und der Inhalt, so lange sie ihre vollkommene Reife noch nicht erlangten, lässt keinem Zweifel Raum, dass sie auch in diesen noch werden aufgefunden werden. Cust. Corda äusserte hierauf seine Zweifel an der thierischen Natur dieser Körper; indem bekanntlich jeder fein vertheilte Körper in eine mehr oder minder regelmässige Bewegung versetzt werden könne, der jedoch das characteristische Merkmal der thierischen Bewegung, die Will- kührlichkeit, fehlt. Zugleich machte er aufmerksam auf die Unterschiede animaler und molekularer Bewegung. Derselbe zeigte endlich durch Kreidenzeichnung die hexaädrische Zelle, so wie die Bildung der Spiralfasern, und verglich sie mit gleichen Spiralfaser- zellen in den fruchtbildenden Organen anderer Kryptogamen. Nees v. Esenbeck glaubte, dass der Organismus des Thieres noch mehr, als die willensfähige Bewegung, für das Dasein der Thierheit spreche. Hofr. Reichenbach bemerkte hierbei, dass auch für das systematisch- genetische ein Urpunkt angenommen werden müsse. Die Be- antwortung der Frage: wo die Grenze zwischen Thier und Pflanze anzunehmen sei, erscheine so schwierig, dass zu vermuthen stehe, die Grenze werde nie gefunden werden. Sitzung am 20. September. Präsident: Prof. Schwägrichen und Hofr. Reichenbach; Sekretäre wie früher. 1. Prof. Schwägrichen eröffnete die Versammlung mit einigen Dankworten wegen seiner Erwählung, und deutete zugleich auf die Wichtigkeit der gegenwärtigen Versammlung in Prag. 2. Hierauf sprach Bentham über seine bereika im Drucke befindliche Schrift über die Familie der Leguminosen. Da de Candolle seit 12 Jahren den zweiten Theil seines Podromus vollendet habe, sei eine Menge, hauptsächlich tropischer und antarktischer Leguminosen zur Anzahl der Bekannten hinzugefügt worden, dass die Summe der schon bekannten Gattungen verdoppelt worden ist, und überdiess die reichen Sammlungen unbestimmter brasilianischer, australischer und ostindischer Arten hinzukommen, welche in den Herbarien aufbewahrt werden; so fand derselbe eine neue Bearbeitung zur Aufhellung des Zweifelhaften nothwendig. Unter den vorzüglichsten Werken über diese grosse Pflanzenfamilie , welche seit de Candolle’s erwähntem Werke erschienen, wurde besonders der „Prodromus florae Indiae orienlalis von Wight und W. Arnott“, die „Enumeratio plantarum Africae australis von Eicklon und Zeyher‘“ und die „Commentaliones de plantis Africae ausiralis von Ernst 20 154 Mayer,‘ nebst den in verschiedenen Werken zerstreuten Beschreibungen neuer Arten und Gattungen von Guillemin, Desvaux, Hooker, Wallich, Lindley u. a. erwähnt. — Was Dr. Eisengrein’s Werk über Schmetterlingsblüthen betrifft, so scheine ihm dieses Werk zu viel aus blos philosophischen, nicht immer fest begründeten Beobachtungen zu bestehen. Derselbe erwähnte auch der Arbeiten Vogl’s in Berlin, worauf eine kritische Uibersicht der vorgenannten Werke folgte, in welcher Beniham bemerkte, mit de Candolle nicht ganz übereinstimmen zu können. — Er fügte bei, er sei be- müht gewesen, neue schwankende Arten zu blossen Varietäten zu reduciren; indem er die Wandelbarkeit der Varietäten besser aufzufassen versuchte. In Hinsicht der feinen Gattungsverschiedenheiten, welche de Candolle von der Lenkung oder Rich- tung des Würzelchens herleitete, glaubte derselbe nicht steten Gebrauch zu machen. B. bemerkte, dass die ganze Abtheilung der Papilionaceen eine grosse natürliche Pflanzenfamilie bilde; dass er gesucht habe, deren Gattungen in solche Gruppen zu vertheilen, deren Kennzeichen von einer Combination von Merkmalen verschiedener Organe entlehnt sind. Ein bedeutendes Materiale hierzu habe er in seinem eigenen Herbarium in London niedergelegt; seitdem habe er auch die reichen Sammlungen von Wien und München durch seine Freunde Dr. Endlicher und Hofr. von Martius benützt (gegen 7000 Species). — Bentham entwickelte nun die Grundsätze für die Unterabtheilung der Familien, worüber er sich weitläufig aussprach. Dann folgte die Diagnose der Unterfamilien oder Tribus und sämmtlicher Gattungen und Arten, wor- unter sich eine bedeutende Zahl neuer befindet. 3. Durch diesen Vortrag nahm Hofr. Reichenbach Anlass, über die Bildung natürlicher Familien im freien Vortrage zu sprechen; indem er sich, wie auch schon Bentham bemerkte, vorzüglich dahin aussprach, dass bei Aufstellung natürlicher Familien überhaupt, und ihrer Gliederung unter sich, nicht irgend ein einzelnes Organ in Betracht gezogen, sondern immer und überall die ganze Organogenese wohl berücksichtigt und erwogen werden müsse. Bei Aufstellung natürlicher Familien müsse das Be- wusstsein der Eigenheiten derselben leitend erscheinen. Diesen Zweck zu erreichen, könne man zwei Wege betreten; den subjectiven und den objectiven. De Candolle’s Eintheilung erscheine, wie Beniham bereits ausgesprochen, willkührlich; derselbe wiederholte das Schwankende der Merkmale, die von einem einzigen Organe her- genommen, und führte als Beispiel die Bestimmung der Caryophyllaceen nach einem embryo curvalus (nach Lindley) an; da in dieser Umschreibung Dianthus selbst keine Caryophyllacea seyn dürfte, und bemerkte: Bentham habe bewiesen, dass die Ra- dicula nicht zur natürlichen Abtheilung der Familien geeignet sei. Das einfache Zusammenkrümmen des Embryo sei bloss die niedere Stufe der Entwicklung; subjeetiv könnten keine dergleichen Charaktere vorgeschrieben werden; die innere Gliederung der Familien sei eine der schwierigsten Aufgaben. Mir müssten mehr der Natur, ihrem Erscheinen und Wirken folgen, und überall deren Urgeselze zu erforschen streben. Jede Familie müsse einen Urpunkt zeigen, von dem aus die Bildung gehe; sie müsse zeigen, wie sie sich gestalten wolle, und von welchem Organe aus sie 155 beginne. Die vegetative Vollkommenheit in der Organisation schreite von Norden nach dem Aequator hin, sich ausbildend, eben so geographisch zunehmend an Formen und sich weiter ausbreitend, fort, wie ihre Organe sich entfaltend gestalten. — Die Papilionaceen anbelangend, liege der Urpunkt im Trifoliium. Aus den Gegensätzen der weiblichen und männlichen Organe des G@ynaeceum’s und Androceum’s — ent- wickele sich die ganze Familie. Die Sippen der Papilionaceen beginnen und seien die Trifolieen, Genisleen, Hedysareen, — bei welchen das Fortschreiten aus dem ulriculus zur Antithese des ulriculus circumscissus, Zegumen, und endlich wieder aus der einfachen Frucht von Onobrychis zum gegliederten Lomentum die höchste Voll- kommenheit der Bildung zeige. Analog erscheine die Entwicklung der Corolle bei Trifolium, nämlich als eine corolla tubulosa mit tiefster Andeutuig eine corolla papi- lionacea werden zu wollen, dann bei andern zum Theil sich lösend, endlich vier- blättrig, bei den Cassiaceen normaler fünfblättrig werdend, endlich bei den Mimo- saccen ganz regelmässig und höchst vollendet. Analog erscheine auch die geogra- phische Verbreitung der Familien, welche im innigen Verhältnisse mit dem Morpholo- gischen stehe. Die Zrifolieen erscheinen in nördlicher Richtung, südlicher die @e- nisteen; tropisch, am reichsten die Hedysareen. Dasselbe Verhältniss wiederhole sich in den Cassiaceen sich andeutend. Das männliche sei bei den Trifolieen am niedrigsten, welche als Diadelphisten erscheinen, höher bei den Genisiteen, welche Monadelphisten sind, die Decandristen andeutend. Hierauf ging er wieder auf Ben- tham’s Satz von dem Nichtzureichen einzelner Charaktere über, worin er mit ihm gänzlich übereinstimmte. Auch die Cassiaceen schreiten vorwärts, wie die Papilio- naceen; das Streben oder die Ausstreckung des Embryo bei den Cassiaceen und Mi- moseen sei die höchste Vollendung. — Die wahre Bedeutung der Papilionaceen — Blumen scheine noch zur Zeit nicht gut erklärt, obwohl ihre Entwicklung aus drei Stipularpaaren (nicht aus einem Fiederblatte) augenfällig sei, und diese Zusammen- stellung in der Gestaltung, oft sogar in der Bekleidung sich deutlich verrathe. 4. Superint. Lumnitzer bezeichnete den Standpunkt, aus welchem die Ver- suche einer grössern Popularisirung der Naturgeschichte mittelst seiner bildlichen Darstellung des Linee’schen Systems betrachtet werden möchte. Sein Streben sei dahin gegangen, nicht nur die jugendlichen Gemüther für diese schöne, bei der Er- ziehung leider noch immer nicht ganz nach ihrem vollen Werthe erkannte Wissen- schaft empfänglicher zu machen, sondern auch dem Lehrenden selbst ein sysiema- tisch geordnetes Kupferwerk in die Hände zu geben. Er zeigte hierauf die Tafeln selbst vor, und bemerkte, dass zwar als Repräsentanten der Gattungen vorzüglich einheimische Gewächse gewählt, aber auch solche ausländische nicht übergangen wurden, die sich durch ihren Nutzen empfehlen oder durch ihre Schädlichkeit aus- zeichnen; auch habe er Pflanzen aufgenommen, die ausgezeichneten Forschern zu Ehren benannt sind. Zum Schlusse bemerkte derselbe, dass durch die Schnellmalerei Originalzeichnungen zum Vortheile der Wissenschaft leicht vervielfältigt werden können,wovon er eine Probe vorlegte. 20* 156 5. Nees v. Esenbeck übergab der Section im Namen des. Geheimr. v. Lichten- siein aus Berlin eine Knospe der Rafflesia Palma zur Untersuchung. 6. Hierauf theilte Prof: Ramisch seine Beobachtungen über die Samenbildung ohne Befruchtung, die er an Mercurialis annua machte, mit. Eine ähnliche Be- obachtung machte zwar Prof. Rudolphi an Mercurialis odula, fand jedoch, dass die Samen nicht keimten; Ramisch behauptete dagegen, dass derlei Samen von Mercu- rialis annua nicht. nur reiften, sondern auch keimten. Er bemerkte,: dass Schkuhr zwar an Mercurialis: Zwitterblumen beobachtet haben wolle, allein er selbst habe dies nicht finden können, sondern blos, dass an den eihlichen Pflanzen wohl männ- liche vorkommen, welche derselbe jedoch sogleich beseitigte, die mithin keinen, Einfluss auf die Befruchtung nehmen konnten. Dass reife Samenkörner sich auch ohne Befruch- tung bilden könnten, dies habe schon Agardh gesagt. Van diesen Samenkörnern können sich nun, nach Ramisch, Pflanzen durch mehrere Generationen vermehren, und gegenwärtig habe derselbe schon Pflanzen der 5. Generation erzogen. Im Pflan- zenreiche wäre nun das Analogon der Blattläuse aufgefunden, wo die Befruchtung f durch mehrere Generationen fortwirkt. Derselbe vertheilte sodann seine hierauf be= zügliche Abhandlung unter dem Tittel: „Beobachtungen über die Satmenbildung ohne Befruchtung am Bingelkraut“ an die Mitglieder der Section. 7. Schwägrichen machte hierauf bekannt, dass die geognostische Seotion für einen Tag die Vereinigung mit der botanischen TE und es wurde beschlossen, sich am nächsten Tage schon um @ Uhr zu versammeln, um sodann die Zeit von 9 bis 10 Uhr in der genannten Section anwesend sein zu können. 8. Am Schlusse theilte Baron v. Hügel der Versammlung. mehrere Bemerkungen über Nelumbium speciosum mit, da so eben in dem, an seltenen Gewächsen reichen Garten Sr. Excellenz des Hrn. Altgrafen v.Salm-Reifferscheidjmehrere Früchte dessel- ben zur Reife gekommen waren, und der Sectionsversammlung vorgewiesen wurden. Bar. Hügel erwähnte zuerst, in Bezug auf das Vaterland der in Rede stehenden Pflanze, dass er dieselbe am häufigsten in stehenden Wässern Ostindiens beobachtet habe; dass es allerdings wahrscheinlich sei, ‘dass sich diese Pflanze einst, wenn auch eben nicht häufig, in Egypten vorgefunden habe, dass sie aber gegenwärtig dort nicht mehr gefunden werde. — Was die in mehreren Schriften vorgekommene Angabe über den häufigen Genuss der Samen von Nelumbium anbelangt: so erklärte Hügel jene Angabe grösstentheils für unrichtig und fabelhaft, mit dem Beisatze, dass hierzu wahrscheinlich die Verwechslung des Nelumbiums mit einer Nymphaea Veranlassung gegeben haben möge, von welcher aber nicht der Same, wohl aber die Wurzeln genossen werden. Uibrigens fand er bei seinem längern Aufenthalte in Ostindien mehrmals Gelegenheit zu der interessanten Beobachtung, dass das Nelumbium spe- ciosum in der Mythologie der Indier eine ähnliche Rolle spiele, wie der Regenbogen. in der Religion der Israliten, indem die Pflanze vermöge der grossen Ausdehnbar- keit der Blattstiele bei niedrigem und hohem Wasserstande ihre Blätter immer auf der Oberfläche des Wassers schwimmend erhalte. — Die vorgezeigte Rafflesia Paima a a wurde Hrn. Unger zum, Aufweichen übergeben, um später Untersuchungen über die- sen merkwürdigen Parasiten anstellen. zu können. Nach Beendigung der’ Sitzung begab sich der grösste Theil der Sections- gesellschaft in den ausgezeichneten Garten Sr. Excellenz des Hrn. Altgrafen v. Salm- Reifferscheid, wo sie mit zuvorkommender Freundlichkeit von dem edlen Herrn Be- sitzer empfangen, sich besonders an der ausgezeichneten Sammlung der Cacteen, so wie der Ericaceen erfreuten, welche der sorgsamen Pflege des ausgezeichneten Obergärtners Birnbaum anvertraut sind, und sich hier, gleich den übrigen seltenen Gewächsen, wegen der naturgemässen Behandlung in einer lebenskräftigen Fülle entfalten. i Sitzung am 21. September. BBnEN?. Hofr. Reichenbach und Nees v. Esenbeck; Sckr etäre wie früher. : 9. Dr. Biasoletto las: „Uiber die Meier phose der Algen.“ — Er nahm die Reste kleiner Algen, z. B. Spor ochnus, Calothrix, Exillaria, besonders die Exillaria truncala Grev. und Früsiulia altenuala Kütz. aus dem Meere, that sie. in ein weit geöffnetes: Glas mit destillirtem Wasser, und liess sie gegen zwei Monate an einem Orte stehen, wohin die Sonne öfters scheinen konnte, bei einer Temperatur von.15 bis 20° R. Das Glas war mit einem Porzellanteller bedeckt, welcher mit seinem Rande gut schloss. Auf jener Seite, wo die Senüenstrahlen durch das Glas auf das darin enthaltene Fluidum dringen konnten, bildete sich zuerst eine Art Zone von grasgrüner Farbe, welche die Alge’ früher nicht hatte; die grüne Farbe erstreckte sich nur so weit, als die Sonnenstrahlen eingedrungen waren, und dies in einem Halbkeise bis zur Hälfte des Glases. Wo das Sonnenlicht stärker wirkte, wurde die Zone stärker, brei- tete sich allmählig bis auf den Boden, dann den Rand des Glases aus, und endete an der entgegengesetzten Schattenseite auf der Flüssigkeit, aber "heller und ganz klar werdend. Auf der Oberfläche erschien sie nur durchscheinend, von einer blauen, in’s Violette spielenden oseillirenden Farbe, welche derselbe für identisch mit dem von “ Nees von Esenbeck in Bonn entdeckten neuen Prineip Saprocyanin oder Saprochrom erkannte. Auf der Oberfläche der Flüssigkeit fand derselbe zwischen dieser oscillirenden Farbe einige kleine, olivengrüne Flecke, wie eine sehr feine Haut, welche derselbe sorgfältig auf Glimmer ausbreitete. MitErstaunen fand er nun in dieser feinen Mem- bran unter dem Microscope eine Tetraspora, die von der T. lubrica sich, wegen ihrer olivengrünen Farbe und grösseren Dichtigkeit in ihrer Textur verschieden zeigte, auch weniger zerrissen war. Derselbe nannte sie Teiraspora olivacea. Der gras- grüne Theil war unter dem Microscope nichts anderes als Palmella bolryoides Ag. — Am Boden derselben Flüssigkeit um das Glas, fand er auch die Fruslulia hyalina Ag. in grosser Menge. Die Frustulen derselben hatten eine schwache Bewegung, in dem Absatze selbst war aber die Frustulia Ulna Kütz. (Bacillaria Una Nitzsch.) — Uiberdies seien in der Flüssigkeit verschiedene Infusorien- gewesen. Bei gleichen 158 Versuchen war er nicht mehr so glücklich, das Saprocyanin oder Suprochrom zu er- halten. Er suchte noch weiters durch die Auflösung der Meeresalgen mit destillirtem Wasser in einem Glase, welches gut schloss, mit Bryopsis plumosa Versuche anzu- stellen. Auf dieselbe Art wie früher, stellte er auch dieses Glas an die Sonne. Nach einem Jahre zeigten sich auf der, der Sonne zugekehrten Seite hier und da grüne Flecke, die gegen die Mitte immer dichter wurden; zwischen diesen waren 2 — 8 kleinere Flecke, die eine dunkel gelbliche Farbe hatten. Die grasgrüne Alge war nichts als Palmella botryoides wie früher, die dunkelgelbliche Frustulia hyalina. Die , in das destillirte Wasser gebrachte Bryopsis ist so frisch geblieben, wie sie es früher war. — Derselbe zeigte sodann die Abbildung einer neuen Hyngrocrocis vor. Sie war aus einem Abgusse von Sphaerococcus confervoides, welchen derselbe frisch aus dem Meere genommen hatte, entstanden; den Rückstand dieses Sphaerococcus that er am 15. Februar d. J. in eine kleine Flasche von grünem Glase, mit zwei Unzen destillirttem Wasser und vier Tropfen Silberglättessig. Auch diese Mischung brachte er auf einen mehr oder weniger sonnigen Ort, in eine Temperatur von 9 — 12° R. Nach einiger Zeit wurde das Fluidum trübe, später milchig, dann bildeten sich nach und nach kleine Wolken, welche sich zuvor im Fluidum zeigten, wo sie auch etwas dichter waren. Anfangs Mai brachte er sie unter das Mikroscop und fand seine Hygro- crocis moniliformis. — Gleichzeitig machte Biasolelto eine andere Mischung, nur nahm er statt destillirten Wassers, gemeines Brunnenwasser.-. Das Brunnenwasser enthält gewöhnlich etwas kohlensauren Kalk mit Spuren von Magnesia und Salzsäure, die letzte als Ausdünstung des Meeres. Diese Mischung wurde früher trübe als die andere, hatte mehrere über einander gelagerte Wolkenschichten, ohne dass diese jedoch unter einander eine Verbindüng gehabt hätten, die von oben nach unten stufenweise immer ‚dünner und kleiner wurden. Die oberste Schichte hatte eine materia malricalis, die etwas dichter als die andere und schwärzlich war. In der zweiten Flasche war die Zersetzung mehr vorgerückt, die Fäden der Wolken an der Oberfläche waren weiss- lich und unter dem Mikroscope konnte er sie folgends diagnosiren: Fiä arliculali, arliculi etongato-ellipliei, diametro ter qualerve majores, alii vero primis aller- nanles, rolundalo-sphaerici, diametro aequales. Sie geben das Bild einer Kette mit zweierlei Ringen. — Die zweite Wolke, gleich unter der obersten zeigte unter dem Mikroscope Fäden, welche ästig, walzenförmig waren, mit deutlichen Sporen und Glie- derungen, und die in den Fäden selbst stecken sollten; etliche waren auch ungleich entfernt. — Die dritie Wolke zeigte fili ramosi, bald flexuosi und curvali, irregu- lares; sie waren dann und wann von Abtheilungen unterbrochen, als wenn sie Glieder von Confervoideen wären, meistens zwei neben einander, mit kleineren Gliedern als die andern; die maleria malricalis war aus dem Fleischfarbigen in das Braune spielend. — Die vierte kleinere Wolke, nicht so dicht als die andern, hatte ihre Materia matri- calis als eine sehr feine Haut von rosenrother Farbe; die Fäden waren unter dem Mikroscope sehr dünn, röhrig, einfach, an den Enden spitzig; hier und da hatten sie Spuren von runden Gliederungen, welche viel länger und ungleicher waren als an en + 159 Hygrocrocis moniliformis. Die in der Nähe des Stoffes, von denen der Abguss ge- macht wurde, befindliche Alge, hatte keine Materia malricalis, war ganz gleich mit der beschriebenen Hygrocrocis moniliformis, milchweiss, in’s Fleischfarbige spielend. Der Sphaerococcus, von dem der Abguss gemacht ward, hatte beinahe nichts von seinem ersten Ansehen verloren, nur dass die Fäden etwas weicher geworden waren. Zu gleicher Zeit machte derselbe Versuche mit den Aufgussrückständen von Sphaero- coccus ohne Silberglättessig. Nach zwei Jahren fand er in der dritten Mischung eine kleine Wolke , welche sich gegen den Boden zog und aus einer Calolhrix, mit einer Frusiulia Ag. gemischt, bestand. Da ihm beide Arten neu schienen, so be- schrieb er sie. Ob sie jedoch Formen, Arten oder Varietäten sind, überliess derselbe der Beurtheilung. 11. Hierauf sprach Hofr. Reichenbach über die Wichtigkeit der Beobachtung dieser einfachen organischen Gebilde (der Algen), woraus Schlüsse der grössten Wich- tigkeit für die ganze organische Natur abgeleitet werden könnten, und ermunterte Hrn. Biasoletlo zu weitern Forschungen auf der schon länger betretenen Bahn, damit diese Phytogenese auch von andern fortgesetzt werden könnte. Besonders wichtig seien diese Beobachtungen bei Beantwortung der Frage über die Entstehung der Species, und’ was Varietät zu nennen sei- Die erste Erscheinung der Individualität finde sich hier, — die Formbildung erscheine abhängig von den chemischen Verhältnissen des Wassers, in welchen sie sich befänden. Biasoletto habe bewiesen, wie die Glieder nach dem verschiedenen chemischen Fluidum, in welchem sie sich befanden, in den verschiedenen Gestalten erschienen sind. Wie in den unorganischen Körpern die che- mischen Verhältnisse die Gestaltungen bewirken, erscheinen dieselben auch für die Bildung der organischen Körper von hoher Bedeutung. 12. Biasoletto sprach noch über seine neue Gattung Microloa. 13. Dr. Fenz! legie zwei Paquete von einer verkaufbaren Sammlung getrock- neter Pflanzen vom Gebirge Taurus, aus Griechenland, Unteregypten und Syrien vor, welche Hr. Th. Kotschy, der als Botaniker der Expedition östr. Montanisten, zur Auf- suchung nutzbarer Fossilien im Gebiete des Vicekönigs von Egypten angeschlossen war, auf diesen Reisen sammelte. Im Laufe des Jahres 1836 hatte Koischy Griechen- land berührt, hierauf Unteregypten bis Cairo durchforscht, und war endlich, nach einen kürzeren Aufenthalte in Syrien, zum Gebirge Taurus vorgedrungen, wo er auf den Höhen, so wie in den vorliegenden Thälern, zwei sehr günstige Sommermonate zubrachte, und eine reichliche Ausbeute von seltenen und neuen Arten in einer bedeu- tenden Anzahl und sorgfältig getrocknet nach Wien sendete. Der grösste Theil der- selben — darunter die Labialen durch die Güte des Hrn. Bentham — ist bereits be- stimmt; das Fehlende wird im nächsten Winter nachgetragen und mit Bemerkungen zur öffentlichen Kenntniss gebracht werden. — Zugleich wurde bemerkt, dass Kotschy sich gegenwärtig in Nubien und Abyssinien befinde, 'und seinen Rückweg über Arabien nehmen werde. Eine Sendung aus diesen Gegenden werde nächstens erwartet, Von den Pflanzen vom Taurus, aus Griechenland, Egypten und Syrien ent- 160 halte das Exemplar drei Oeuturiei, die Centurie zu 15 fl. C.M. — Die mitgebrachten Sammlungen wurden als Proben den Sectionsgliedern zur Durchsicht vorgelegt. 14. Prof. Hoppe wurde nun eingeladen, seine Pflanzen :vorzuzeigen, und der- seibe erfreute die Sectionsversammlung mit der Vorzeigung von Laubmoosen, welche in ästhetischer Hinsicht schönen Bildern gleich, einen angenehmen Eindruck bei dem 'Anschauer hervorbrachten. Die ausgezeichnet schönen Rasen’ und die regelmässige Vertheilung derselben in ihrer Ausbreitung, bei scharfer Presse und: Farbenerhaltung, sind allerdings geeignet, eine sehr gute Wirkung hervorzubringen. Er berührte zu- gleich, dass ihm einige die scharfe Presse vorgeworfen hätten, wodurch nianche Cha- ractere für die weitere Untersuchung entgehen. Er gebe dieses zwar zu, allein die scharf gepressten Gewächse, glaubt derselbe, seien besser gegen Insectenfrass geschützt, und wer weniger gepresste Pflanzen zur Untersuchung benöthige, könne nebst dieser Sammlung auch noch zur Belehung der Sinne eine ästhetische anlegen. 15. Unger übergab die gestern zur Aufweichung erhaltene Rufflesia. Palma. Ein Querdurchschnitt wäre gut gewesen, um die Anheftung auf Cissus zeigen zu können. Derselbe machte ‘auf seine bereits gedruckte Abhandlung über Parasiten auf- merksam; die Parasitenwurzel bilde sich im Mittelgebilde der Pflanze, auf welcher dieselbe vorkömmt; bei Aphyteja Hydnora sei sie einer Wurzel gleich. Hierauf wies er die von ihm herausgegebene Analyse der Parasiten vor. — Hofr. Voigt erwähnte, er habe die Bemerkung gemacht, dass die Parasiten aus dem Körper der Pflanzen selbst entstehen. Unsere Parasiten kommen nach Unger von Aussen, selbst die tru- pischen, an aufgeritzter Rinde, wo eine Reaction entstehet, welche die Bildung her- vorruft. Viscum mache völlige Wurzeln, — auch bei der Anwurzlung entstehe eine Reaction. — Hofr. Reichenbach warf die Frage auf, wie der Same in die Wurzeln gelange? — Nees v. Esenbeck war dagegen der Ansicht, das Keimen des Parasiten- samens finde nur auf der Oberfläche, nicht aber im Innern statt. Kammerrath Waitz fügte hinzu: die Gattung Lathraea habe eine Art Altraction, sie sauge sich gleichsam an. — Hierauf bemerkte Unger, dass es ihm noch nie gelungen sei, Parasiten durch die Aussaat zu erziehen. 16. Hofr. Reichenbach machte auf eine Sammlung getrockneter Pflanzen, so wie auch von Insecten aus Java aufmerksam, welehe durch Herrn Grafen von Hof- mannsegg aus Dresden veranlasst worden ist. 17. Prof. C. Bor. Pres! las hierauf, ersucht ‘vom Prof, Meneghini in Padua, des letztern Abhandlung: „De fruetificatione .Bryopsidum ;“ worin’ der Verf. die von ihm in dem Meerbusen von Genua gemachte Entdeckung der fructificirenden Bryopsis Balbisiana bespricht, die Fortpflanzungstheile derselben in einer beigegebenen Abbildung deutlich macht, und diesem zu Folge bemerkt: dass die Gattung Bryopsis unter die Gruppe der Vaucheriaceen zu stellen sei. Pres! wurde hierauf vom Präs. der Section aufgefordert, dem Verf. dieser interessanten Abhandlung den Dank der Gesellschaft und zugleich den allgemein ausgesprochenen Wunsch bekannt zu geben: dass der Verf. diese seine Abhandlung recht bald in irgend einer geeigneten Zeitschrift veröffentliche. PREr- HT" I Fr | | | Dre . zu 161 - 18. Biasolelto zeigte noch eine Abbildung einer neuen Art Hydrodyclion vor, die er H.' granulatun nennt, welchen Namen sie ihrer ‚Gestalt wegen auch verdient. Es ist eine Süsswasseralge aus einem Teiche bei Rovigno in Istrien. 19. Hierauf wurde Prof. Hoppe vom Hofr. Reichenbach für die nächste Sitzung zum Präsidenten vorgeschlagen, und dieser Vorschlag: vonder ganzen Versammlung mit dem lautesten' Beifalle aufgenommen. 20. Corda machte den Antrag am 22. September Morgens um 7 Uhr, da ihm eben frische Fleischpilze "zu Gebote stehen, mit seinem Mikroscope den Mitgliedern der Versammlung die Antheren der Fleischschwämme zu zeigen. 21. Die botanische Section verfügte sich nun zu der geognostischen Section, um, mit dieser vereint, Prof. G@öpper!’s Vortrag über Versteinerungen, künstliche Petri- fication, und die, ‚daraus hervorgehenden Discussionen zu hören, seine so lehrreichen Experimente zu sehen, und die erzeugten und vorliegenden künstlichen Petrificate, so wie andere fossile Pflanzen zu prüfen. Dann wurde am Schlusse des Vormittags die Fahrt in den k. botanischen Uniyersitäts-Garten unternommen, der in der letzteren Zeit durch die unermüdete Thätigkeit Prof. Kosteletzky’s eine völlige Umstaltung erfuhr, nachdem ‚durch die allerhöchste Munificenz des Landesfürsten dieser Garten auch eine bedeutende Erweiterung ‚durch Ankauf eines anstossenden Gartens erhalten hatte, — um sich mit dessen Reichthümern und Eigenthümlichkeiten bekannt zu machen. Sitzung am 22. September. Präsidenten: Hoppe; Nees v. Esenbeck; Schwägrichen und Reichenbach ; Sekreläre wie früher. Die Sitzung wurde von dem für diesen Tag erwählten Präsid. Prof. Hoppe mit Worten des Dankes für diese Auszeichnung eröffnet. 3 22. Corda legte seine Abhandlung über Spiralfaserzellen in dem Haargeflechte der Trichien vor. — In den Pilzen war bisher die Spiralfaserzelle gänzlich unbekannt. Corda entdeckte jedoch die Spiralfaser als Haargeflechte oder Sporenträger der Haarstäublinge (Trichia), und ihre Analogie mit den Schleuderern der Lebermoose erkennend, fand er eine neue interessante Verknüpfung der Erscheinungen in den Zellen höherer Pflanzen mit denen einer so tief gestellten Familie, wie die der Pilze und namentlich der Myxogaslres. Die Spiralfaserzelle der Haarstäublinge bildet das Haargeflechte dieser Pilze, und besitzt mithin wohl dieselbe Bedeutung, wie der Schleuderer der Lebermoose. Sie ist, gleich jenem, zwischen den geballten Sporen- massen gelagert, und von spindelförmiger Gestalt, bald einfach aus einer, bald doppelt, aus zwei parallel gewundenen Spiralfasern gebildet. In den Jungermannien und Murchantien ist die, zwei parallele Fasern führende Schleudererform überwiegend, während die Haarträger der Trichien 5 — 11 parallel gewundene Fasern besitzen. Die Haut der, diese Fiebern umschliessenden Zelle ist einfach und undurchsichtig; oft ist sie an einer Seite mehr verdickt, glatt, gefaltet oder mit Wärzchen besetzt, 21 162 welche’ manchmal bei’der Sporenreife verschwinden. Die normalseinfache Spiralfaser- zelle verästelt sich »öfters, und zeigt" dann die gleichen Anomalien, die. C. bereits früher bei Verästung der Schleuderer von Blasia N ERREDEE in» Sturm’s deutscher Flora ‚dargestellt hai. "231 G@öppert sprach über sein Werk: ‚Die fossilen Farrenkräuter“ änd »de floribus in stalu fossili‘“. — Er bemerkte, bei Salzhausen Blüthenkäzchen im fossilen Zustande gefunden zw haben, im welchen selbst der Pollen 'noch: gesehen werden könne, » und "in Bernstein befindliche Dicotyledonen, am nächsten den Rubiaceen. — Bruchstücke mit dem’Antheren und Pollenkörnern des Alnites wurden "unter dem MUkKuseU ge von Corda, gezeigt. ‘24. Das Verzeichniss von Weidenarten unter und auf den Zipsor-Eötpathän in Ungarn, welches vom Prof. Rumy in Gran eingesandt war, wurde nz Es enthielt 24 Arten. 25. Dr. Fenzl hielt einen Vortrag über die Cucurbifaceen, den‘ er join wegen seines Umfangs für heute nur bis zur Hälfte las, und mit RR auf der Tafel‘ erläuterte. as 26. Durch diesen Vortrag veranlasst, sprach Hofr. Aäichenbäch im Allge- meinen über ‘diesen Gegenstand, insbesondere über die Placentatio panrietalis. Die Familie'der Cucurbitaceen sei allerdings von hohem Interesse — besonders sei sie für die Metamorphose von der höchsten Wichtigkeit. In der letzten Klasse der Frucht- pflanzen — Thhalamanthae-— werde die Fruchtbildung klar. Bald fänden sich in den Systemen jene Familien mit Placenlalio parietalis getrennt von einander, bald mit ein- ander vereinigt. Dieser Weg sei aber nicht jener, den die Natur gehe. — Die Cru- ciferen verfolgen die Zweizahl. 1. Thesis (Thylachocarpicae). Die Siliqua sei das einfachste ‚Ergebniss aus; der Einheit als Nucamextum. — Die zweiklappige; Siliqua sei ein analoger Fortschritt wie bei den Papilionaceen; denn auch hier müsse, sie die Gliederschotte, schliessen: Frucht sei die Umhüllung des Samens; — sie, müsse ver- gehen, damit ‚der: Same seine Vollkommenheit erreiche. Derselbe_ setzte hierauf den Unterschied, zwischen Placenlalio parielalis und centralis‘ aus, einander. ‘Das Männ- liche,,sei excentrisch, das Weibliche concentrisch. — 2. Als Antithesis. (Rchizocar- picae) erscheine‘.die Zerfällung der Frucht bei den Ranunculaceen, Rutaceen, Euphorbiaceen ,. Sapindaceen, Malvaceen, Geraniaceen, Oxalideen. — Durch Vermittlung ‚der Theaceen lasse sich die Fortbildung nachweisen. Die Tiliaceen seien. das Höchste der Ordnung Jdiocarpicae oder (3.) der Synthesis; wo das Männliche hervortrete,' Hypericeae,; das Höchste der Fruchtbildung in den Aurantiaceen. Diese Familie ae in. anatomisch-physiologisch-morphologisch-geographischer Hinsicht .die höchste Vollendung. ‚Die Aurantiaceen haben wie der Mensch die höchste Fähigkeit, sich zu akklimatisiren, das höchste chemische Produkt als aetherisches. Oel, sie haben die längste Dauer, das langsamste Wachsthum, sie seien an fast alle Klimate ‚ge- wöhnt, die Samen seien mit mehreren Keimlingen versehen ‚ — wahrlich eine. merk- würdige Synthese! — Die Cucurbitaceen gehören unter die Sympelalae, ‚eine tiefere ii» a, 163 Verwandtschaft mit den Campanulaceen, als Gegensatz. zwischen Synanlhereen und den letztern. G@ronovia gehöre unter die Loasaceen, da die Cotyledonen‘ einwärts gebogen sind. — Die Cueurbitaceen theilen sich in die Nhandirobeen, Cucurbiteen, Papayaceen. Im Fortschreiten der Frucht erscheine ein germen superum, als Ge- gensatz von dem beginnenden germen inferum, wie in den Suzxifrageen. — Die Campanulaceen seien eine Wiederholung der Lobeliaceen, Synanthereen, Goode- niaceen mit Corollenbildung der Cucurbitaceen. — Unter den Campanulaceen seien Michauxia und Canarina ‚auffallende Beispiele, der Rückbildung u. s. w.' Diese Wiederholung ist dergestalt verkettet, dass sich-darin‘ die natürliche Verwändtschaft begründet: —''was derselbe in seinem so eben erschienenen Handbuch des natür- lichen Systems»auseinandergesetzt hat. 1527. Jaeger überreichte eine Abhandlung von Bosch: ‚„‚Uiber den Einfluss des Mutterstammes ‚auf ‚das Edelreiss, und bat um Mittheilung ‚desselben an die agrono- mische Section: mittelst eines Referenten , wozu Reum bestimmt ward. 28. Zugleich machte Jaeger auf eine Beobachtung an der Nicotiana rustica aufmerksam. Diese: von ihm’in den Garten gesetzte Pflanze ‚habe die Blätter Abends immer‘ über die Blüthenzweige: hinübergelegt, — welches Hinüberlegen aber stets minder auffallend war, je mehr sich'die Blüthe»entwickelte. Sie scheinen däher''zur Beschützung der ‚obersten Blüthen' bestimmt. — Bei Lupinus, den’ er früh‘ in’s Land setzte, habe er ein Bleichsüchtigwerden nach 'Spätfrösten bemerkt, bei jenen Zwei- gen, welche Blüthen trieben, ‚überdies eine‘ wirkliche Verschiedenheit‘ der Blätter beobachtet. Es scheine daher eine Rückwirkung der Blüthe auf die Pflanze Statt zw finden. ı Diese allgemeinen Lebenserscheinungen der Pflanzen ‘wären daher noch’ ge- nauer zw beobachten. „ 29. Bentham theilte hierauf Nachrichten von mehren Pflanzensammlungen mit, weöleb wohl im Verkaufswege, als im Tausche zu‘ erhalten .sind: Hunemann nehme Mteiungen auf Pflanzen an: Aus Nordamerika: Von Drumond; — Hooker habe noch: Sammlungen von demselben, die Centurie zu 20 fl. C. M.; — aus Amerika von Santa Fe, die Centurie zu 7 Dollar — durch Hooker zu bestellen; aus Mexico: Hartieg, welcher für die Horticultura-Sociely sammelte. Diese Pflanzen seien durch Hunemann:und die Sociefy zu beziehen, die Centurie zu 20 fl. C.’M. Zu Kentuky wünsche‘ Dr. Short‘ zu tauschen, aber nur Prachtexemplare nach der Hoppeschen Methode: zu erhalten. — Schomburg sei von der ‘geographischen Gesellschaft 'nach Guinea ‘geschickt worden, und verkaufe eine Centurie zw 26 fl. €: M. Mechius Pflanzen aus Peru, eine Centurie zu 20 fl. C. M. Gadner in Brasilien, eine Samm- lung von ‚den Orcaden und Rio-Janeiro. Thuidee, ein Gärtner in Buenos-Ayres, verkaufe Sammlungen von Pflanzen, die Centurie zu 10 f. €. M. ‘Cumming, eine Sammlung von Pflanzen‘ und nn aus Peru und Chili, eine Centurie zu 25 fl. C.M. Itzt'sei:derselbe nach den Philippinen gegangen. br 30: Die Einladung von Hasse zu einer Besprechung über eine, allgemeines Interesse erregende' RN die darin bestand, auf welche Weise die Erzeugung 21* 164 eines ‘guten Eisens bei ‚wenigerem 'Brennmaterial-Aufwand möglich ‘seyn dürfte, — wurde (den'Mitgliedern bekannt. gemacht. | Sitzung am 23. September. Präsident :Kammerrath Waitz, Prof. Nees von Esenbeck, Hofr. Reichenbach; j Sekretäre wie früher. 31: Wailz eröffnete die Sitzung mit einer Dankrede. 32. Zobel) legte das vom Dr. No& aus Fiume neu eingegangene Doubletten- Verzeichniss 'verkäuflicher Pflanzen aus Istrien‘ vor. Die Pflanzen befinden sich im - k. botanischen Garten, und können daselbst besehen und ausgewählt werden. al 33. Opiz trug seine Ansichten und den Zweck der von ihm begründeten und nun. fast 20 Jahre bestehenden Pflanzentauschanstalt vor, deutete ‚auf die Zweck- mässigkeit dieses ‘Unternehmens, 'so wie auf die ‚Ausdehnbarkeit' desselben auf alle Botaniker der ‘Erde: hin. 34. Corda sprach hierauf über eine neue Gliederung des natürlichen Systems der Pilze. Das Reich der Pilze zeige die Entwicklung der freien, selbstständigen‘ Zelle: Derseibe wies mit der Kreide in der Hand nach, wie. die Natur von der sphärischen ‚freien Zelle durch Verlängerung, Abtheilung, Aneinanderreihung, Zu- sammensetzung ‘und stete ‘Wiederholung der mannigfaltigsten Combinationen jene ungeheuere: Form-Masse bilde, und dem Naturforscher zur Beobachtung ; darbiete, welche die Pflanzenwelt in sich fasst, und wodurch 'es klar werde ‚.dass die. ge- nauere Kenntniss der niedersten Organismen das grösste Licht über die Bildung der übrigen Pflanzen zu verbreiten im Stande sei. Das Leben der Pilze bestehe gleich dem Leben aller Organismen in Entstehung, Ernährung und Fortpflanzung durch Keime oder Samen, Sporen genannt. Die tiefststiehende Pilzspore sei eine'hohle Zelle, die als 'selbstständiges Pilzorgan durch keine Wände geschieden sei. Die Combination höheren’Ranges entstehe durch rosenkranzartiges Aneinanderketten dieser ersten Form, und als Kettenglied erscheine das Obere älter als das ‘Untere. Die: Sporen bleiben bis: zur ‚Erreichung‘ der: Keimfähigkeit beisammen. Hier entwickelte :C. alle Glieder aus: Familien'mit' einfachen Sporen, so ihm bekannt, und: parallel die ihnen entspre- chenden und opponenten Glieder der Familien, deren einfache Sporen rosenkranzartig gereihet sind, und ging dann auf die Hauptformen ‘der ihm bekannten Sporen über. Alle Pilzfamilien können mit Hilfe des Sporenbäues nach ihren Gliedern eingetheilt werden. Er.ging hierauf alle Formen des Sporen- und Trägerbaues der'Coniomyceten und Hyphomyceten durch, und nachdem er durch. Combination der Spore und des Trägers ‚die Entwicklung der Gattungen, ihre Verwandtschaft, ihre. Opposition, ‚ihre progressive und retrograde, Entwicklung gezeigt, ‚ging er: auf..die andern: Familien der Pilze über, und verweilte vorzüglich‘ bei den Gasteromyceten,, deren Gattungs- gliederung ‚er ‚ einerseits. aus. »Sporenbau und Genesis, andererseits,''als ‘den er- steren nothwendig entsprechend, aus (dem Baue. der: 'suffultorischen Organe und dem = 165 Totalhabitus darstellte. — Dann sing: en zu‘den Reihen: der nlseiinegen, Polyporideen, Agaricinen über. / 35. Hierauf wurde die Vorsaiimling durch die hohe Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Oberstburggrafen Grafen‘von“Chotek beehrt, und dieser von Sr. Excellenz dem ‚Herrn Präsidenten der ‚Versammlung: Grafen‘ von Semlbra empfangen. 1» © 36: Fenz!‘ wurde 'nun:neuerdings' zur Fortsetzung ‘seines am vorigen‘ Tage nicht beendeten Vortrags ,‚Uiber die ‚Cxcurbitaceen‘ aufgefordert: 'Derselbe hatte mit einer ausführlichen anatomischen Darstellung der Frucht von Cucumis salivay, der er vergleichend: die-Früchte.der übrigen Cucur bitäaceen folgen liess, 'seinen'ersten Vortrag hegomnen.. Aus‘ diesen Untersuchungen ging hervor, dassi die äussern Zellgewebs- und Gefäss-Schichten' höchst wahrscheinlich dem erweiterten und ausgehöhlten Frucht- stiele angehören‘, welcher zunächst: jenen ‚Gefässdiseus, umschliesst, der‘ dem ‘Quirl der Blüthenorgane angehört , auf welchen ein‘dritter verticaler Gefässkreis folgt, der mit den, in der«Zahl den: Fruchtfächern entsprechenden Bündeln das Skelet des Car- pellenkreises darstellt. » Er zeigte ferner; dass’ diese centralen Bündel an ihrer Basis in den peripherischen Gefässtheil der Carpellen übergehen, oder‘ besser, aus dem- selben entspringen, somit“ dem‘ Carpophylle,; und keiner freien Achsenverlängerung des Fruchtstieles angehören, daher nur als Seitennerven der eingeschlagenen Carpo- phylle zu betrachten seien, was sich durch ihre. Verbindung mit den Gefässen der Carpelle und der Production ‘der. Placentargefässe erweisen lasse. ‘Die Placentar- gefässe zeigten 'keineswegs Verbindung ‘mit den Gefässen des Carpellarrückens, mit Ausnahme von Cucurbita, beivwelcher sich. einige ‚der letztern an’ den beiden «End- theilen ‚der Placenta einwärts krümmen;, und zu .Eiersträngen 'umbilden.‘:Die' Placen- ten selbst würden durch höher entwickeltes Zellgewebe gebildet, das sich. zwischen die, gegen den Carpellarrücken einwärts gekrümmten Carpellarrandgefässe fortsetzt, und. als verticale Platten verscheine , die zur. Leitung‘ der befruchtenden‘'Pollen- feuchtigkeit zu den, Eichen dienen,. und scheinbar Zwischenwände bilden, die ‘später vertrocknen.: Die Placentation sei daher keine wahre,‘ sondern nur eine scheinbare Wandplacentation, und sei, in. ihren Grundzügen ganz dieselbe, wie»man sie z.B. bei den Campanulaveen, Solaneen und.andern häufig findet, wobei‘ derselbe nur bemerkt wissen will, dass deshalb an eine natürliche Verwandtschaft mit: gedachten. Familien noch keineswegs zu denken sei..,,Eine ausführliche Darstellung. ‘des Baues und der Affinitätsverhältnisse dieser Familie wird in den „Novis actis nuirthndie euriosorum ;‘ erscheinen. 37. Reichenbach nahm durch diesen Vortrag Anlass, über Carica pa und die Papayaceen im‘ Allgemeinen zu. sprechen, ‚und zu bemerken, ‘dass er der ‚Ver- muthung des Dr..Fenzl, dass das ‚äussere Zellgewebe und die Gefässschichten : der Frucht höchst wahrscheinlich. dem Fruchtstiele angehören, : beitrete.: ‚Derselbe ‘hob mehrere, Momente ‚heraus, welche auf. die Bestättigung dessen hindeuteten, so wie der- selbe über die anatomische Verwandtschaft des Blüthenstieles und der Frucht sprach: Carica gehöre, noch den Cueurbilaceen. an; sie zeige .den Fortschritt: der Bildung, 166 denn'ein germen inferum werde: zum germen:superuniz mithin stelle'sie,die Vollendung der Cucurbilaceen dar. Nur die Placentatio sei verschieden, die Syntlıesis für den Typus. der Cucurbitaceen ; das dritte ‚Glied (derı@ueurbilaceen:seien die Papayaceen. 38. Lumnitzer lasıhierauf: „Uiber ‘die, verschiedenen Formen 'der Georginen,* welche er .auf.‚acht-Hauptformen zurückzuführen: wünschte. ı@oeppert erinnerte, |dass Gerhard: in ‚Leipzig ‚auch «die Formen ‘derselben: ‘systematisch bearbeitet habe, und MWaitz fügte bei,,\dass sich’ .dieser rer wohl mehr für»die‘ Blumistik als für die Botanik eigne. 39. Tausch, meldete: nun‘ den: Dank Sr. Exec. ‚dei Herrn Altgrafen von Salm= Reifferscheid für die Aufmerksamkeit, die seinem ‚Garten geschenkt wurde , mit dem Beisatze,. derselbe -habe..die: Veranstaltung; getroffen, dass die Mitglieder im-gräflichen Hause die reiche Samnilung: von sehr schönen, zum Theil von Ihrer: Exec. der Frau Gräfin Salm 'selbst; \in’Oel' gemalten Blumen- und Obststücken ‘sehen könnten, welcher gütige- Antrag mit dem’ gebührenden Danke: nicht nur Jängenommen, Sondern auch) so= gleich nach aufgehobener Sitzung, vereint mitı'einem 'nochmaligen Besuche: dieses schönen. Gartens, 'benützt, wurde. | 40. Derseibe zeigte auch ‘eine natundihlene Abbildung: Fi Arum cumpanulatum vor, welches in dem gräfl. Salm’schen Garten im Frühjahre »geblüht: hatte, was um so: erwünsehter sein musste,.da die ‚bisherigen Abbildungen: nicht‘ganz' naturgetrew waren. 41. Zobel überreichte eine vom Freiherrn von Jacguin aus Wien für die Section eingesendete Abhandlung von D. \Leydoit: über die‘ Plantagineen.' Eine Arbeit‘ von vielem «Interesse, welche diese ‘einander so'sehr‘ verwandtenFormen, mit Benützung der reichen kais. Sammlungen Wiens, besonders durch die ' "beigefügten Tafeln näher beleuchtet. | 42. Ferner: wurde von demselben ein an Prof. Kosteletzky, gerichtetes Schrei- ben 'vom. Prof. Zatudsky ‚aus: Premysl überreicht. Derselbe meldete folgende: neue Zusätze'zur FLORA GALICIAE: Chura flezilis: L., Zunnichellia palustris L., Vero- niedısusalilis L. und Buxcbaumi Tene, Scirpus Böotlhrion) L: und caricinus Schrad., Eriophorum Iriquelrum Hop., Phleum nodosumiL., Avenuwlpesiris: Host.,'Scabiosa lon- gifolia WV,. et K., Cornus 'mascula L., Anchusasochroleuca M. B., Phyteuma pauei- florum L., Lycium barbarum L., Gentiana bucövinensis Herbich, Laserpitium FFink- leri Herbich, Aspäaragus sylbwalicus W.\et:K.,' Muscari racemosum W., Luzula: su- delicu Dee. undvAlthii Herbich:, Suxifragu luteo=purpureavSternb., Silene langi- flora Ehrh., Stellaria multicaulis W., Sedum saxatile W., Agrostema coronaria L., Ceruslium 'villosim ;Baumg. /Euphorbian umbigua Wet K.,, Genardiana Jacq., Prunus chamaecerasusL:s’Potenlidla pilosa»W. et P.-rund crocea. Lehm.) Rubus hirlus var: et rubiginosus’Herbich,; Glaucium luleum-Scop:s' Nuphar sericeum Sm., 'Ranun- eulus' carpalicus' Herbich, Peeidularis iecmosa Lu) Linderniw pyzidariaL., Coch- leariavigrönlandicu' Sm., Thlaspi perfoliatum‘ L.; Erysimum'repandum VL. ,"Phaca alpina: Jürg, Lactuca strichwW. et K. ‚ Hieracium denüdatım Schuit, H. Halleri Vill, , Cirsium: pauciflorum Spr:,' Senecio macrophyllus M. B.,’Orchis variegata, 167 Jacg., Carex capillarisL. ‚sneunescens D., ©. nemorosa Lumn:, Salix. silesiaca WW. Der‘ grösste‘ Theil: wurde vom Dr. Herbich in:der Bukowina' gefunden." 7 u j 483: Wehoitschspraeh'ihierauf :* „Uiber ‘die geographische. Verbreitung der Pflanzen.“ 'Derselbe bemerkte, dass die äussern Einflüsse sehr viel auf die Metamor- phose. der Pflanzen.leinwirken. Das! geographische) Studium der Pflanzen sei’ daher sehr wichtig, und habe: noch 'ein:besonderes Interesse, weil man! sehr 'viel seheh'müsse; hierdurch werde‘die, Phytogenese: immer mehr erleuchtet. Hierauf\überging‘ derselbe zur Schilderung der unterirdischen’ kryptogamischen Vegetation der Adelsberger Grotte: Interessant: sei’ die«Rlora der: Vorwelt, aber: ebem'so interessant die Flora ‘der Unter- welt, von. der er mit’lebhaften Farben die Beschreibung‘ und’ die Beweise durch’ die Vorzeigung sehr schöner‘ Schwanmgebilde lieferte. — Die’ unterirdische Vegetation jeder ‚Grotte könne nüur‘immer Pilze vorweisen.‘ Derselbe überging hierauf'zur pitto= resken Beschreibung‘ der ‚Grotte in: Bezug auf die Schwammweltz'er ‘bemerkte, 'dass schon beim Eintritt in die Grotte sich ein schwammarliger Geruch kundgebe, welcher von: den in Fäulniss übergehenden Pilzen herrühre. Durch die’ weissen Gestalten, z.B. von‘ Himanlia, Xylostroma, werde man überrascht, ‘allein nur'mit Mycelien versehen sei es ein Polyporus. — Er wies eine Reihe von Sphaerid Hypoxylon und bemerkte, die geringste Formentwicklung' habe die meisten Früchte; wo die ‚Vegetation‘ vor- schreite,' werde: die Frucht: unterdrückt; ferner T’helephora hirsula , in fingerförmiger Vertheilung, und auch in sehr langen Stücken; Himantia sulphurea, bloss‘als' Myces lium eines’Pilzes. ‘Indem tieferen: Grunde der Grotte fänden sich‘die' weissen Gebilde häufiger — hierunter eine; Olavaria, die wohl:eine Pseudomorphose ‘anderer Pilze seil Ferner eine Torula. Eine interessaute Anamorphose der Entwicklungsreihe aller Formen von! Polyporus medula, zuerst. als: Himantia, —.dann'Himanlia radicans mit Bildung von Pölyporus,‘ferner Polyporus Vaillantii (Corda: glaubte jedoch, es sei Polyporus medula panis), ferner Xylostroma giganleum., —@öppert erinnerte bei’dieser'Gelegen- heit, dass auch sin:dem' Bergwerke zu‘ Wieliczka sehr lange Polypori vorkämen. — Die Metamorphiosei:einer Chaelophora ‘fribergensis sei der Uibergang in’ Daedalea abielina. . Eine Myeena, welche! wahrscheinlich nen sein dürfte. Rhizophora pinnala! Phacorrliza; swelchesan' der’Decke -der Grotte vorkomme, dürfte einineues genus sein. (Corda erinnerte: hiebei, dass Eintophyla clavala in ihrer verschiedenen Entwicklung die Gattung: Phacorrhiza 'vertauschen dürfte). Die rc (der ganzen ‚Grotte werde durch Ozonium stiposum gebildet. 44. Für. den'nächsten Tag wurde @öppert zum Präsidenten "gewählt, und so- dann!zu‘einer botanischen Excursion auf den Laurenzberg der Vorschlag von Opiz Bee um die, Waldvegetation Bern der Ringmauern Prags kennen zu lernen. a5 Ar ’ Sitzung am 24. September. N f | ins olb mn Präsident: Prof."@öpperl; Sekretäre wie früher.' "45. Göppert legte seine‘ ‚Originälabbildungen der Farrenkräufer vor, und ‚ben sprach zugleich see bereitä"erdchtenähe Arbeit: „Uiber die fossilen Farrenkräuter,; glol ılaie 168 bemerkte auch, dass in (den Steinkohlenwerken 'Schlesiens fossile Farrenkräuter mit Früchten vorkommen.'\-Dureh,die Unterstützung der Naturforscher 'habe er wieder so viele «neue Arten, dass er: bald ein neues. Supplement‘ zu: dem bereits erschienenen Werke liefern könne‘; zugleich legte er sein Werk über’ diesen Gegenstand vor.‘ In den Steinkohlen fänden sich entweder noch‘die Reste der Farrenkräuter selbst, oder blosse Abdrücke derselben. ‘Die von demselben vorgezeigten Abbildungen stellten. vor: ein Analogon für /Polypodium aureum, einen »Stammvon Davallia canariensis-Poly- podium ‚aureum. ‚Einen vaufrechten Stamm mit 8 in einer Spirale ' gestellten Kanten.: Eine fossile ‚Neuropteris mit Früchten, Neuropteris: conferta. ‘Vom Rhein Cheilan- thites acanlhifolia,; an, dieser habe’ es; ihm aber nicht glücken wollen, reife Früchte zu finden.’ Ein Farrenkrauti von Baireuth, in den verschiedenen Entwicklungsperioden, welchem noch die Früchte nebst dem Sporangium und dem Annulus vorhanden waren. Diese Früchte wurden durch’s Mikroscop gezeigt, und die Anschauung bestättigte das eben: Bemerkte. Dr 46. .Wailz. sprach üher! das Zahlenverhältniss, SPEER in der Pflanzenwelt deutlieh ‚zu ‚sehen ist: -Opiz benierkte aus diesem‘Anlass, dass auf diese Verhältnisse bereits Abbe Dobrowsky, ein scharfsimiger slavischer Sprachforscher Böhmens, schon im, Jahre 186%, ein eigenes Zahlensystem «gegründet, und anonym unter ‘dem "Titel „Entwurf eines, Pflanzensystems nach‘ Zahlen und Ver Wältlissch); ;* bekannt ge- sche habe. 47. Beilschmied sprach über die von berkaht aus dem Sohwsarsekeh übersetzten. und mit vielen Zusätzen herausgegebenen botanischen’ Jahresberichte, so wie über seine Uibersetzung von Walson’s neuestem phiytogeographischen Werke. Die Bota- niker Italiens, Frankreichs, Spaniens, Englands und Dänemarks bittet B., ihm solche Dissertationen, die nicht in den Buchhandel kommen, wo möglich auf dem Buchhändler- wege mitzutheilen; sie sollen auf Verlangen nach Durchsicht remittirt werden. @öppert bemerkte, dass Beilschmied’s Uibersetzung dieser Jahresberichte mehr eine Uibersicht der ganzen Literatur, als eine blosse Uibersetzung sei. -- B. gedachte eines Umstandes, der. ihn oft, in Verlegenheit gebracht, nämlich ‘der Frage: ob bei Uibertragung und Weiterverbreitung von Namen, welche besonders von Ausländern (Franzosen etc.) grammatisch falsch gebildet worden, einige Besserung derselben erlaubt sei. Bessere man:nicht, so komme man in Verdacht, es nicht besser zu wissen; ©. Sprengel besserte alles Falsche. Respect vor den Autoren könne vielleicht"davon abhalten; nicht jeder Autor habe Zeit und Gelegenheit gehabt, die Grammatik und das Lexikon nachzu- schlagen, oder einen Philologen zu befragen, doch wäre: solches Fragen sehr wünschens- wertl, — Manche Namen seien gar nicht zu entziffern, und unverbesserlich. Indess sei es in der Botanik doch noch nicht so schlimm, wie in der Chemie; dem Botaniker sei es aber eben so wenig wie andern zuzumuthen, falsche Namen naefimbäteh: Göppert bemerkte: schon Linnee'habe manche falsche Namen gegeben; möchte man die unrichtig eingeführten Namen verbessern, so müsste die philologische Synonymie die Namen nur noch vermehren. — Wailz, meinte jedoch, man müsse Linne’es Lehren mehr, als seinem Beispiele folgen. 169 48. Welwitschibesprach Ungers‘ Aufsatz: ,„Uiber geographische Verbreitung der Pflanzen auf Kalk-, dann: Grauitgebirgszügen.“ Es sei ihm der Vorwurf gemacht worden, er habe Pflanzen als einem oder dem ‚andern Gebirgszuge angehörend ‚an- geführt, die ‚auch: auf beiden Gebirgszügen: vorkommen.: Unger habe aber schon bei Grätz' gefunden, dass sich in den-Häuptgebirgszügen oft gewisse Einlagerungen ‚von Kalk in Granit und‘umgekehrt fänden; welche dieses plötzliche Erscheinen ‚der Kalk- flors veranlässten; auch könne ja,die Auflösung des Erdreichs von einer andern Ge- birgsart hieran‘ Antheil haben. Er führte ‚mehrere Gewächse an, die er.der weitern Beobachtung zusunterziehen ersuchte , die nieht‘ ‚auf Kalk vorkommen: Prunella. vul- garis ;: Cistus Heliunlhemum, Daphne Mezereum, Euphorbia Cyparissias., Orobus vernus;' Fagus sylvalica, Pinus.ı — Die‘ auf Kalk vorkommen: Asier Amellus , Co- ronilla. minima;\Seseli ıglaucum, Serapias rubra,Cnicus Erysithales, Daphne Cneo- rum Alyssum\saxalile,,G@eranium 'sanguineum.'— Das Gedeihen der eultivirten Pflanzen in ieiner 'Erde"von«nicht entsprechender Gebirgsart könne ‚nicht als‘ ‚Norm angenommen werden ,. weibbhier ‘die Pflege «des, Eultivateurs ihren nöthigen Einfluss übe, bei wildgewachsenen Pflanzen sei es etwas Anderes. Am beständigsten seien die Lichenen-der verschiedenen Gebirgsarten.. Zwischen‘,Budweis und .Gmünden habe er Erica vulgaris und Ledum palustre in Torfmooren: gefunden, und. zwar, von. der erstern| eine varielas'villosi.) Die Ursäche. dieser Behaarung leitete ‚derselbe davon " weil am «Ufer der Boden sandig /und! trocken, war. ‚049. Biasoletlo. legte noch‘mehrere.neue,iAlgen ‚vor, als; Alimeda mullicaulis aan taiberaider, welche man''sonsti\zwiden’ Zoophyten rechnete,, diever.jedoch in das Pflanzenreich zu reihen glaubt, Zonaria, aureolala var. und Hydrodiction ‚granulatum. 50. Es wurde ‘sodann die‘ gemeinsehaftliche ‚botanische Excursion ‚in den fürstl. Lobkowiz’schen Garten, um die Alpenflor. des, Gartendirektors Skalnjk zu be- sehen, dann’auf den Laurenzberg ‚unternommen. las 11921 Sitzung am 25. September. 19m19R 0 Präsident: Benthan, Hofr. Reichenbach u Nees von Esenbeck ; Sekretäre wie früher. las Tosli Benihani eröffnete. die Sitzung. mit, einer Dankrede.. für die Erwählung zun Präsidenten.. »192.: Lang: nude der Beckian, any er er.noch,einige Exemplare des von ihm und’S8zovils ‚herausgegebenen Heshugitiins, ‚florae rulhenicae, vorräthig, und diese ‚bei dervk: botan.| Gesellschaft zu ‚Regensburg deponirt.‚habe.,,. Zugleich ‚machte er. allen Freunden der Flora bekannt, dass er für, Jeden, bereit, .sei,aus; seiner, bei 2500 Arten, rein aus der ungänischesi Flora: enthaltenden, sehr reichen. Doubletten-Sammlung das abzugeben; 'wasvdie'Bvtaniker wünschen, und erbak, sich desshalb die Einsendung der Desideratverzeichnisse. — we 53. Corda setzte hierauf die vollständige oki, seines "Pilzsystems, welches durch Combination der verschiedenen einfachen Formen, beinahe ein mathe- 22 170 matisches genannt werden könnte, mit der Kreide in der Hand fort, und wies sehr umständlich nach, wie sowohl die Pilzgattungen als auch'die Familien der Kryptoga- men gegliedert sind, und indem er die Formen der Sporen und des Trägers den algebraischen Zeichen einer gegebenen Combinationsreihe interponirte, zeigte er die schematischen Entwicklungen der Gattungen, und bezeichnete diejenigen Combinations= glieder, denen bisher noch keine Gattung entspricht, als die noch auszufüllenden Lücken. Er wendete dieselben mathematischen Formeln gleich noch auf die Licher nen und Algen an. Derselbe bemerkte, dass die Organogenesis mehr: in die syste- matische Botanik, als in’ die Pflanzenphysiologie gehöre, und dass die Entstehung der Spore bei allen Familien in Betracht zu‘ ziehen sei, und daher künftig kein Pilz, bei welchem sich die Sporenbildung nicht nachweisen lasse, aufgenommen werden solle, 54. Tausch legte die genaue .Beschreibung.einer neuen Pilanzengattung, nebst Abbildung vor, welche Sieber unter der Draba stellata, aus den Alpen: mitbrachte, die mit Eudema verwandt ist, und sich durch ihre Samenbildung unterscheidet; indem sie eine radicula laleralis hesitzt; er nannte sie Rhizobairya', die Species aber A, alpina. \ 55. Hierauf theilte derselbe noch seine, in der HVora bereits erschienene neue Gliederung der Gattung Erica mit. 56. Reum gab sein Referat über die Frage des Öbergärtners Bosch ab: „Ob der Mutterstamm einen Einfluss auf das Edelreis ausübe?‘‘ welches er insofern zugab, als die Erfahrung dafür spreche; doch glaubte derselbe, dass eine Circulation der Säfte nicht Statt finde, und dass jedes Gefäss für sich die Säfte bereite, 57. Corda suchte sodann mit Hilfe"der Kreidenzeichnung insbesondere ‚den Umstand genau zu erklären, dass’ wirklich‘eine Circulation der Säfte. bei den Elauger auf ähnliche Art wie beiden Thieren Statt finde. 58. Mikan zeigte Meerbälle (Pilae'marinue) ; die er:an der Küste des, Golfs von Neapel gesammelt hatte, und erklärte ihre Entstehung aus den;Wurzeln, Stengeln und Blättern der Zostera marina, welche, im Meere macerirt, durch das Rollen seiner Wellen nach und nach eine Kugelform, erhalten, was auch durch das, Vorzeigen der Uibergänge erläutert wurde. Er legte zugleich Klein’s Abhandlung über diesen Ge- eng vor, um zu zeigen, dass dieser: aufmerksame Beobachter schon vor mehr als 100 Jahren die richtige Ansicht von der Entstehung dieser Meerbälle aus Zostera marina hatte. Er bemerkte schliesslich, ‘der Grund, warum diese Meerbälle nach irgend einer neuen Angabe, von einer ‘Art Caulinia herzuleiten seien, mag wohl in der‘Veränderung der generischen' Namen von Zostera und Caulinia liegen, wobei jedoch immer dieselbe Pflanze verstanden -wird. il 59. Fieber legte sowohl die'Beschreibungen als Abbildungen: von Iris bohe- mica I. Fieberi und hkungäarica vor, mit JassinnÄnpeienNg der FerFüglecheign Kenn- zeichen, so wie pie der Iris inhent: Yuihai y% Id misssie NIG9 * 171 Sitzung am 26. September. Präsident: Hofr. Reichenbach und Prof. Nees von Esenbeck; Sekreläre wie früher. 60. Opiz legte vor: @) das'erste Heft seines Werkes: Nomenclator botanicus, welcher die Absicht hat, nur aus den Quellen zu: schöpfen, die Priorität des ersten Entdeckers zu sichern, die alten und neuen Synonymen; so wie die kryptogamischen und phanerogamischen Gewächse in einer alphabetischen Reihe folgen zu lassen, und gleichzeitig die neuen Entdeckungen zu publiciren. :b) Die ökonomisch- technische Flora Böhmens, nach einem ausgedehnten Plane hearbeitet, vom Grafen v. Berchtold; im Botanischen von Seidl, später von Opiz. F 61. Reichenbach sprach über die Wichtigkeit des von Richier herausgege- benen ‚Codex Linneanus,“ und wie nothwendig es sei, Linnee’s Arbeiten zu kennen. 62. Hierauf überging Hofr. Reichenbach zu seinen Unternehmungen: „Gattun- gen kryptogamischer Gewächse Deutschlands als Kupfersammlung für Botaniker‘ und »Wandtafeln des Pflanzenreichs;‘ zu diesen wurden ein Paar Hefte Erläuterungen gegeben. ,‚Handbuch des natürlichen Pflanzensystems nach allen seinen Familien,“ das eine vollständige Auseinandersetzung der Verwandtschaften der Pflanzen enthält. 63. Opiz las Einiges über die Vegetationsverhältnisse Böhmens, welcher Auf- satz mit 3 pyramidenartigen Tabellen versehen war, in welchen 1. die Vertheilung der Pflanzengattungen auf den verschiedenen ‘natürlichen Standorten, 2. die Darstel- lung der Verhältnisse der natürlichen Familien nach Hrn. Hofr. Reichenbachs System, endlich 3. die Verhältnisszahlen der Pflanzen-Gattungen Böhmens hervorgehoben waren. Derselbe bemerkte: dass, wenn Böhmen auch keine Alpen aufzuweisen ver- möge : so erhebe sich dennoch der höchste Gebirgszug des Riesengebirges zu einer Höhe von 811 Klafter über die Meeresfläche bei Hamburg. Da Böhmen noch immer einen bedeutenderen Waldstand als die Nachbarländer besitzt, so zähle die Wälder- Flora 111 phän. Pflanzengattungen, die Gewässer 83, die Hügel und Berge 73, die Aecker 43, die Wiesen 59, das Hochgebirge 35 Gattungen. Die einzige, Böhmen eigenthümliche Pflanzengattung sei Coleanthus Seidl; die in seinen Materialien zur Flora Böhmens aufgenommenen Pflanzen betragen 3645 Arten, hievon die Kryploga- men mit 1447, so ergebe sich für die Phanerogamen die Summe von 2198. Aus- gezeichnet sind im Riesengebirge die nordischen Pflanzen, Rubus chamemorus und Saxifraga nivalis. Die Kryptogamie erwarte noch täglich durch die unermüdlichen Forschungen des Hrn Prof. Edlen v. Krombholz und Hrn. Cust. Corda Bereicherung. Das Verhältniss ‘der Phanerogamen zu den Kryptogamen werde wohl aller Wahr- scheinlichkeit nach wie 1 : 2 erscheinen. Der grösste Artenreichthum finde sich in der Schwammwelt; Mann’s Lichenologia bohemica zähle 362 Lichenen auf. Die Moose zählen 313 Arten. Compositae zählen 220: Arten, machen ', der Gesammt- vegetation, in ganz Deutschland Y;. — Die Papilionaceen: 170 Arten, machen '/,., in’ Schlesien bloss ',,. Die Gramineen: 168 Arten, daher "/,,, in Deutschland gleich- falls ”/,,. Die Rosaceen: 146, mithin ”/,,. Die Lubiaten: 138, mithin 4, Amen- 232* 172 laceen und Personalae: 100 Arten; mithin "/,* Die Teiradynamae: 91 Spec., daher Ya, in Lappland auch '4,. Cyperoideae: 86 Arten Y,,, in Frankreich V,,. Umbel- liferae: %6 Arten /,,, in Schlesien '/,,- Orchideae: 61 Arten ",,, in Schlesien "/4s. Caryophyllaceae: 58 Arten Y,, — !,3.: Caprifoliaceae: 50 Arten Y,,. Die Phanero- gamen Böhmens zeigen nach Reichenbachs System das; folgende Verhältniss: Acroblaslae 46 Species, Cuulo-acroblastae 271 Spec., Phylio-acröblastäk 138 Spec., Synpetalae 694 Spee.,; Phyllo-blastae 161. Spee., Calycanthae. 492 Spec., Thalamanthae 396 Spec.. Zusammen obige 2198. Die Gattung Salix zählt: 72, Mentha: 50,’ Hieracium 44, Carex:37: Arten. 64. Hofr. Reichenbach nahm hievon Anlass, ,Uiber die Nothwendigkeit der Beobachtung der geographischen Verbreitung von Pflanzen“ zu sprechen. Eine’ gleiche Behandlung: der einzelnen Familien sei nur nach’ einem genetischen Princip möglich. 65. Landau las einen Aufsatz',,‚Uiber den Isop der: Bibel.“ 66. Fieber legte nun die 15-Formen von Echium aus der Umgegend Prags vor, die er durch die Auffindung von Echium Wierzbicki veranlasst, im Laufe. des tobziäh Sommers sammelte. Zausch bemerkte hiebei),; Echium Wierzbickü wäre zu Echium dalmaticum -zu ziehen, und hält es für eine blosse Varietät von Echium vulgare. Fieber äusserte sich, es stehe dem Echium rubrum nahe; er ersuchte um genauere Beobachtung von Echium auch in andern: Gegenden, und: erbot sich, in diesem Jahre vollständige Exemplare: von diesen verschiedenen Formen, deren Unter- schiede derselbe bereits in skizzirten:Handzeiehnungen aufgefasst hatte, ‚mitzutheilen, 67. Reichenbach bewies hierauf, wie diese Auflösung. der:Species in Formen, und die Beachtung dieser Entwicklung des Urtypus. Demjenigen gleichzustellen wäre, was Brehm: bei den Vögeln beobachtet) habe, wo zwischen den .-Urtypen »die »For- men beinahe ununterbrochen vorkommen, und eine: schärfe Begränzung niehtıgefunden werde. In der Naturanschauung müsse: man ganze Suifen: beobachten, — alle Gränzen würden 'hiedurch ‚aufgehoben, die Typen würden: sich alle; untereinander verbinden, wenn von;allen Seiten‘ die Gliederungsreihen verfolgt würden.: ‘Die’ Kultur gebe’ Auf- schluss’ über die strahlenförmige Ausbreitung der Reihen. Diesen Weg zu ne sei nothwendig, um die Natur in ihren Schritten: zu belauschen. 68. Welwitsch sprach über die Fortsetzung der ‚kryptogamischen Flora de österreichischen Kaiserstaates. Die Phanerogamen desselben:seien schon genau bekannt, ‚eine ‚gleich günstige Behandlung fordere daher auch die Kryptogamie.. Seit.6. Jahren ‚habe er vorzugsweise in kryptogamologischer Hinsicht gearbeitet, und schon seit dem J. 1835 die Synopsis der kryptogamischen österreichischen Flora bearbeitet. In Auf- forderung .des«Präs. Nees ®. Esenbeck: und von Martius habe derselbe in einer Zeit- schrift Farren, Moose und Lebermoose geliefert. Von seiner „Synopsis Nostochinearum Austlriae inferioris“ vertheilte derselbe Exemplare unter die ‚anwesenden: Mitglieder. Die Süsswasseralgen würden demnächst die Presse verlassen, 69. Göppert „Uiber Pflanzenskelete.* Struve habe eine Abhandlung „de siclicia in plantis“ geliefert. Die Equiselaceen:hätten einen: grossen Antheil Kieselerde; nach _173 dem»Verbrennen der Pilänze\ ‘bleibe 'ein’Skelet derselben zurück. » Durch: Abbildungen werde dieses nachgewiesen;» dieser Angaben seien vollkommen'‘gegründet, auch'die Blüthentheile liessen sich durch «das» Glühen ‘auf dieselbe Art erhalten. Auf .diese Art habe er auch ‘andere Pflanzen, selbst die‘ zartesten Theile, derselben, untersucht,: Selbst die ‘Schleuderer hätten durch das Glühen' ihre äussere Form’ 'zum Skelet: verwandelt gezeigt; das Skelet\ bestehe aus Kali, Kalkerde, Kieselerde. "Diess: führe .zur Ent- scheidung der Frage: ob, 'sie diese ‚Stoffe erzeugen oder aufnehmen?” Um: die ‚anor- ganischen Theile in:den organischen aufzufinden, "untersuchte»er:dieselben; indem er sie in einen»Mörser warf,und zerstiess. ‘Die verschiedenen: Theile .der Pflanzen ent- halten ‚auch verschiedene’ Bestandtheile in’ den »verschiedenen 'Lebensepochen. ‘Jene Theile, welche sich-im Wasser auflösen, enthielten Kali; bleibe ein Rückstand, so sei (dies Kalk oder’ Kieselerde. Diesen Rückstand: prüfe man mit Salzsäure — Kalk werde aufgelöst; — bleibe noch ein Rückstand, so sei: dies Kieselerde. Selbst: Secretions- und Assimilationsorgane könnten gezeigt werden. : Sykora bemerkte, dieselben Be- obachtungen'auch an der Kohle: von Pinus abies gemacht 'zu haben. Göppert fügte bei, auf diesem Wege liessen'sich die Mono-, dann Dicolyledonen am besten unterscheiden. — Grabowsky; meinte, wenn. die Epidermis«der Pflanzen blos aus’Kali bestände, wäre die Ausbeute: an Kali sehr gering. 70. Boitiwog Presl: verlas Dr: Meneghini’s „Conspectus algologiae euganeae*, welcher mit: Abbildungen ‚der neuen ‚Arten versehen ist, und inwelchem ‘eine neue ‚Gliederung dieser interessanten Familie versucht wird. 71. Reichenbach theilte Nachricht von seiner’ „Flora germanica exsiceala* mit. 72. Schliesslich: folgten! Worte des Abschieds, gesprochen von dem würdigen Präsidenten Nees:v. Esenbeck, in welchen sich derselbe dahin aussprach, dass noch bei keiner Versammlung‘ der Naturforscher in.‚der botanischen’ Section soviel: des In- teressanten verhandelt‘ worden! sei, als in: der gegenwärtigen. .. W. Anatomisch- physiologisch - zoologische Section. Zufolge einer Uibereinkunft der Mitglieder dieser Section bildeten sich zwei Unterabtheilungen, deren eine die rein anatomisch - -physiologischen Gegenstände, die andere die rein zoologischen unifasste, — die erste in der ‘Stunde von 11 bis 12, die zweite in der von 12 bis 1’ Uhr verhandelt, unter abwechselndem Vorsitze. - j A. Anatomisch-physiologische Verhandlungen. Präsident: Geh: Rath von Lichtenstein. Seoretär: Prof. Hyrtl. Erste Sitzung am 19. September. 1. Prof. Czermak sprach über die Entwicklung und‘ physiologische Beu- lung der Nierenknäule. 2. Derselbe zeigte Abbildungen über den Entwicklungshergang der Nieren bei Salamandra maculosa, und deren Verhältniss zum Schwinden der Jakobson’schen Körper. 174 3.\Er theilte einige Bemerkungen über Hermaphrodisie mit, und zeigte ein interessantes Präparat über diese Missbildungsform an einem Neugeborenen: 4. Derselbe vertheidigte sein Anspruchsrecht auf die Priorität der Entdeckung der sogenannten Membrana capsulo-pupillaris, und rechtfertigte sie durch eine Ab- bildung dieser Haut, die er im Jahre 1830 machen liess, aber nicht: veröffentlichte: 5. Hierauf sprach Prof. Berres über die mikroscopische Bauart der mensch- lichen Niere, ünd vertheidigte die Anastomosen der kleinsten Harnkanälchen mit dem intermediären Gefässnetze, gegen die stehende Müller’sche Behauptung des Gegentheiles. 6. Prof: Purkinje sprach über den Bau der Magen-Drüsen und über die Natur des Verdauungsprocesses. Seinen Untersuchungen zu Folge’ besteht die Schleim- haut des Magens bei Wiederkäuern (im Laabmagen), bei Fleischfressern und im Menschen aus einer Schichte dicht an einander gedrängter einfacher Drüschen. In’ jedem dieser Drüschen findet sich nun ein eigener körniger Inhalt (Enchym), dessen Körnchen an den Wänden concentrisch geordnet sind, und gegen die Extremität der Drüse grösser werden; zuletzt zeigt sich nur eine aus homocentrisch gestellten Fäserchen bestehende Substanz. Gegen die Achse des Drüsenschlauches hin lassen diese Körner einen freien Raum für:den flüssigen Theil des Inhaltes zurück. Jedes Körnchen ist durchscheinend mit zugerundeten Ecken, und zeigt in seinem Innern einen kleinern, von derrumgebenden Substanz verschiedenen Kern. Zwischen den einzelnen Körnchen ist noch eine eigene Punktmässe 'ergossen, deren Körperchen (unmessbar) braunsche Bewegung zeigen. *) Das aus diesen Drüschen hervordringende Secret besteht selbst auch ‘aus ‚ähn- lichen. Körnchen: mit mehr oder weniger schleimiger Bindemasse verbunden. Dieses Secret, im gehörigen Verhältnisse mit wässeriger Salzsäure gemischt, ist. der natür- liche Magensaft. Nimmt man dagegen die ganzen Drüschen sammt: ihrem Inhalte, und ‚mischt sie auf gleiche Weise mit wässeriger Salzsäure, so.hat man: den von Eberle zuerst in Anwendung gebrachten künstlichen Magensaft: «Hier ist'nun der Glanzpunkt der Eberleschen Entdeckung, dass die Masse der Drüse mehr oder weniger gleich sey dem Seeretionsproducte. Diesen Satz wendete er weiter auf andere Drüsen an, und fand ihn mehr oder weniger physiologisch und chemisch bestätiget. — Das eigen- thümliche körnige Enchym der einfachen Magendrüschen führte nun zur analogen Untersuchung, bei andern Drüsen, ob nicht auch hier in den Drüsenschläuchen und Canälen ein eigenthümliches Enchym als Material des Secretionsproductes sich finden lasse? Die Analogie bestätigte sich auf mannigfaltige Weise in allen Drüsen voll- kommen. Die letzten Reiserchen der Leber bestehen aus ziemlich grossen, röthlich- braunen, stumpf-eckigen-Körnchen mit Centrälkern; eben so finden sich Körner in den letzten Schläuchen der Speicheldrüsen, des Pankreas, der Schleimdrüsen, der Ohren- *) Fig.;1 ist einysenkrechter Durchschnitt der Drüsenschichte des“Magens ‚des Menschen. . Fig. 2 ist die Ansicht der Mündungen der Drüschen an der inneren Magenwand, Fig. 3 und 4 sind quere Durchschnitte aus ‚der Mitte und gegen das äussere Ende der Drüsenschichte. Fig. 5 und 6 sind guere Durchschnitte einzelner Drüsenschläuche mit den enthaltenen Enchymkörnern, Fig. % ist die Längeänsicht eines solchen körnigen Drüsenschlauches. f Fig. 8 sind einzelne Enchymkörner. Purkinje's ınikrose. Unterfichungen 7, (Fig. 1_8) — 1850. (Fig.9 20) Zur Seite 174 13. Zur Seite 177 Fa Eee a Me Er De 2 u Pe ER SEE NG =, ee EEE RE a N En IE . che en nz Yu urn ne Baer. wenn» De 0225 wu; RN % ER EN IR OR ; IE u) ug ie ee en vr as De r) ' EL Be LE ac vE Pr wa Pr Be Du en 12 RE ii Yemen 1 175 schmalzdrüsen, Nieren, Hoden u. s. w.: ‚In den Nebenhoden zeigt sich ausserdem eine dicke Schichte homocentrisch nach Innen gestellter, äusserst zierlich geordneter Cylin- derchen, welehe Schichte ganz’ ianalog' der Schmelzmembran, welche die Fasern des Zuahnschmelzes 'aussondert, ' organisirt ist, und wahrscheinlich 'auch hier für irgend einen plastischen: Zweck (vielleicht zur Bildung der Cercarienschwänzchen)) bestimmt ist. Wenn man nun bedenkt, dass die gesammte Epidermis und die Epithelien; der Schleimhäute, so wie ,auch.die Flimmermembranen des respiratorischen und Uterinal- systems, aus‘ discreten Körperchen von: verschiedener Gestalt und Grösse zusammen- gesetzt sind, so führt uns dieses) mit’ der:schon früher geltenden Analogie der Schleim- membranen und der Secretionscanäle auch nun zu der Erkenntniss einer Analogie zwischen dem Enchym der Drüsen und ‚dem.Enchym der, Membranen, und so wäre hiemit eine neue Bestätigung und Erweiterung jener ältern Analogie mit allen ihren Consequenlien gegeben. Aber auch die nicht nach aussen offenen Drüsen, Milz, Thymus, Schilddrüse , Lymphdrüsen , bestehen grösstentheils aus einer Masse von Körnchen eigenthümlicher Beschaffenheit und Grösse, und diese ihre Enchyme scheinen in nächster Beziehung zur Bildung des Blutes und derLymphe zu stehn. Somit redu- eirt sich der thierische Organismus fast ganz in drei Elementar -Hauptformen; die flüssige, die körnige, und die faserige. Die körnige Grundform dringt wieder eine Analogie mit der Pflanze auf, welche bekanntlich beinahe ganz aus Körnern oder Zellen zusammengesetzt ist. Wie hier nun jedes Zellchen seine vila propria hat, und aus dem allgemeinen Safte sich seinen spezifischen Inhalt bereitet, und durch dessen Ver- mittlung wieder in den eigenen Saftbehältern eigenthümliche Stoffe abgesetzt werden: so könnte man sich auch den Enchymbildungs- und Entbildungsprocess vorstellen, Uiberhaupt führt gegenwärtige Auffassung über das körnige Enchym des thierischen Organismus wieder zu einem strengern, Studium der Pflanzenphysiologie, so wie die dadurch gewonnene Möglichkeit der reinen Darstellung specifischer Enchyme der Thierchemie zu weitern .schnellern Fortschritien reichliches, Material liefern wird. Nachträglich wird bemerkt, dass man es nicht als allgemeinen Satz betrachten müsse, dass alle Enehyme aus Körnchen zusammengesetzt seien.'' Schon unter den Drüsen findet sich bei’ den Nieren 'hur in den Canälchen der Rindensubstanz körniges Enchym; in denen der Marksubstanz ein gallertiges; eben so ist schon frühe von den Enden’ der Magendrüschen ein Aehnliches erwähnt Noch mehr gilt dieses’ von den ganz abge- ‚schlossenen' Enchymen, dem Fett, der Krystallinse, der Knorpel-, Muskel- und Nerven- substanz, die bei einer so allgemeinen Ansicht sich nicht füglich ausschliessen lassen. Es ist nun zu erwarten, dass die specielle Betrachtung der körnigen Enchyme, sobald sie nur weiter fortgeschritten seyn wird, auch in der Entwicklungsgeschichte des Embryo und in der’ Pathögenie‘der Entzündung, der Eiterung und der Pseudoplasmen manchen Lichtblick gewähren werde, *) '*) Beiliegende Abbildungen’ erläutern: das: Gesagte. Fig, 1 ist der Entwurf eines senkrechten Durchschnittes der Drüsenhaut des Magens des Menschen; Fig, 2 'ist eine Parthie Mündungen' der Magendrüschen an 176 7. Geh. Med. Rih. Wilbrand hielt einen ‚Vortrag: über die:Frage:-„Haben die Fische‘ eine Brust, ' oder haben sie’ keine, und: was: ist insbesondere! von’ den soge- nannten Zungenbein-Knochen der Fische, so ‚wie von ‘ihren Schulterknochen zu halten? Er zeigte, dass die’ zu dem Kiemen-Apparat gehörigen Knochen sämmtlich die wahren Brustknochen seien, dass: insbesondere das seitliche Zungenbein Meckels das ‘erste Rippenpaar darstelle, dass das mittlere innere Zungenbein Meckels das: Brustbein, dass‘die Kiemenbögen die weitern wahren 'Rippen, und 'däss“endlich: die ‚obern' und untern Schlundkopfknochen als unächte Rippen, die sonstigen am — der Fische vorhandenen Rippen als Bauchrippen zu betrachten seien: } j Zweite Sitzung am 20. September. Präsident: Prof. Purkinje; Sekrelär wie früher. 8. Med. Rath Ollo trug die Resultate der von ihm seit einem Jahre auf höheren Auftrag angestellten Versuche über Conseryirung ‚menschlicher und thierischer Körper nach der von Gannal empfohlenen Methode vor, und sprach darauf über einige sehr seltene ‚rhachitische und malakische Beckenformen, deren Abbildungen er zeigte. 9. Hofr. Münz sprach über Herzpolypen, den Unterschied zwischen ‚sogenannten wahren und falschen, und zeigte ein Präparat hierüber vor. 10., Derselbe u eine Acephalie eines ausgetragenen Schäfes.. 11. Hofr. Lenhossek theilte der Section die Beschreibung einer Missgeburt v; von einer Kuh mit, wovon bereits Dr. Schroeiler in ‚Gessons Magazin Bd. 13._Pag. 487 eine Anzeige en hat. Dritte Sitzung am 21. September. ‚Präsident: = Nalterer; Sekretär wie früher. rer 42: Prof. Berres ar üben .die Elek Muskeln; ‚die an las A bit sonders häufig und stark 'am Knie- und en vorkommen, und für die Span- nung. der Synovialkapseln, bestimmt.,sind.., »-..)- ; 13.. Er \berührte ferner; die Existenz eines/von ihm i im Glaskörper aufgefundenen Canals,- welcher,idierArterie ‚und: Vom des ER zu nälsern BPONSER REES] es leitet.ı Hierauf. sprach ‚er | leo 14. über: die Bildungsverhältnisse der Schleimbaut dar Foshfoken Baschienhieg theile.; ı Durch. mikroskopische, Untersuehungen: wird. .dargethan, dassıdie ‚Schamlefzen und.-zwar,.die kleinen, an- allen Punctep, ‚die, grossen ‚aber.‚nur,nach innen, der Kitzler; der innern Wand eines Schweinmagens; Fig. 3, 4, 5 Querdurchschnitte- der Drüschen- eines Schwein= magens; Fig...6 / 7. Darstellungen des, körnigen Enchyms ;- Fig; 8; einzelne : Körnchen! a en: Fig. 9: Enden, der ‚Drüsenschläuche, des ‚Schweinmagens« .lnaun N aah ansas sol Jun \ 177 der Vorhof und die innere Fläche der Scheide, endlich der Gebärmuttermund mit einer ungemeinen Anzahl langer Tastwarzen, welche das intermediäre Schlingennetz durch- dringen, versehen; der Hals der Gebärmutter aus einem grossen Paquet von Haufen- drüsen, welche ihre einzelnen Ausführungsgänge im Raume zwischen den Falten des Lebensbaumes ausmünden , und die allenthalben an ihren Wandungen ein starkes intermediäres Maschennetz besitzen, zusammengesetzt seien; die Gebärmutterhöhle aber ein der Schleimhaut des Dickdarms ähnliches punctirtes Ansehen besitze, welches vom Daseyn isolirt stehender einfacher Drüsen und ihrer Ausmündungen ergänzt wird. Hier umwebt das intermediäre Maschennetz sowohl die in die Gebärmutterhöhle ra- genden als auch die Fläche der Wandungen ‘der einfachen Drüschen. Diese Haut- verlängerungen der Gebärmutter sind es, welche mit der Placenta vorherrschend sich verbinden; hier ‚wurzeln die vorzüglichsten Gefässe, und da scheint der lebhafteste Verkehr zwischen der Mutter und der Frucht Statt zu haben. Die Wand des Tuben- canals umgiebt ein einfaches Maschennetz; am Abdominalende der Trompete erblickt man jedoch Körper, die als Zotten und Falten dem unbewaffneten Auge sich darstellen, in ihrem Innernaber bezüglich des Baues zwischen den Strahlenfortsätzen des corp. ciliare und den Darmflocken in der Mitte stehen, daher ein starkes venöses Centralgefäss (d. i- in jeder Flocke und kleinen Falte) in der Achse und über ihren Scheiteln und Körpern das inlermediaere Gefässnetz ausgebreitet darbieten. 15. Prof. Th. Bischo/f berichtigte seine früher ausgesprochene Meinung über die tödtlichen Folgen der Transfusion. des Säugethierblutes in die Venen der Vögel dahin, dass dieses nur für die Transfusion des venösen Blutes: gültig sei. Vierte Sitzung am 23. September. Präsident: Med. Rth. Ollo; Sekrelär wie zuvor. 16. Purkinje theilte seine neuesten Untersuchungen aus der Nerven- und Hirn- anatomie mit, und zwar zuvörderst: Uiber die scheinbar canalicwlöse Beschaffenheit der elementaren Nervencylinder. Bei sehr feinen durchscheinenden Querdurchschnitten durch die Nervenbündel eines frischen Nerven gelang es ihm, die Lumina der elementaren Nervenfädchen zu Gesichte zu bekommen. Es zeigte sich an der äussersten Peripherie eine kreisförmige Doppellinie, entsprechend der umhüllenden Membran des Nerven- eylinders, welche gefässartig das Nervenmark enthält; dann folgte nach innen zu ein dickerer Kreis, die Schichte des Nervenmarks, und im Centrum eine meistens mehreckige vollkommen durchsichtige Stelle, die man als den innern Kanal des Nervenmarks ansehen konnte. Da jedoch solche gelungene Schnilte nur vom seltenen glücklichen Zufalle abhingen, nahm derselbe 'gehärtete Nerven zur Untersuchung, wo die feinsten und durchsichtigsten Querdurchschnitte jedesmal mit aller möglichen Sicherheit gelingen. Auch hier'zeigten sich im /umen jedes Nervenfadens gerade dieselben Umrisse (Fig. 9). Wenn man einen dünnen Längenschnitt des gehärteten Nerven betrachtete, so zeigte sich hier mitten im Nervenmarke ein‘dünner durchsichtigerer Streifen. Aehn- 23 178 liches sah man an den, aus den Schläuchen der ‚Elementarfäden durch Quetschung hervordringenden eylinderischen Markfäden (Fig. 10). Nochmals ‘wurde P. wieder zweifelhaft über die. Consitanz dieser Differenzen im Nervenmarke; indem er nach Burdachs Methode frische Nerven unter lauem Wasser untersuchte, wo sich die innere Substanz des elementaren Nervenfadens sehr limpid zeigte, und keine Spur von einem innern Canälchen zu sehen war. Demohngeachtet weisen jene Beobachtungen auf eine organisch angelegte Structur im Innern des Markes des elementaren Nervencylinders hin, und es ist kaum anzunehmen, dass diese Structurverhältnisse bloss durch die Wirkung der Verhärtungsmittel herbeigeführt worden wären. Ferner sprach P. über die Fortsetzung des nervus sympathicus in die Cerebralarterien. ' Diese Nerven haben schon Laneisi, Wrisberg, Sömmering und andere bemerkt. Man kann sie .theils von den Intervertebralarterien, theils von der ophlhalmica an die grossen Arterien der Hirnbasis, und mit Hilfe der Vergrösserung bis in die zweiten Ramificationen der Ar- terien der fossa Sylvii und des corpus callosum verfolgen. Man muss sich bei dieser Untersuchung jedoch sehr hüten, Fäden der Arachnoidea, welche sich allenthalben nach innen gegen die Gefässhaut fortsetzen, und besonders die grössern Arterien- eylinder reichlich umspinnen, mit jenen zarten Nervengeflechten zu verwechseln. Es macht nicht geringe Schwierigkeiten bei der Kleinheit und Zartheit dieser Nerven- fädchen, sich über ihren Nervencharakter mikroskopisch zu versichern. Es liegen hier die Elementarcylinder fast nackt zu Tage, und entbehren des festen Neurilems, welches die Bündel anderer Nerven umspinnt. In Fig. 11 ist ein solches Nerven- geflecht, welches die Arterien der Varolsbrücke etwas vergrössert umspinnt, dargestellt; Fig. 12 ein Stück eines Nervenzweigchens dieses Geflechtes mit seinen Elementar- eylindern und eigenen Blutgefässen. Es ist merkwürdig, dass ein in physiologischer und pathologischer Hinsicht gewiss höchst wichtiges Nervengeflecht wie dieses bis jetzt in den anatomischen Compendien entweder ganz mit Stillschweigen übergangen, oder nur im. Vorbeigehn erwähnt wurde. Es ist zu wünschen, dass das erhöhte In- terresse ‚unserer Zeit für die Untersuchung des Organismus ‚auch der Erforschung dieser Gefässnerven sich zuwenden möchte. 1%. Purkinje erwähnte schon vor einem Jahre in einer brieflichen Mittheilung (einen Auszug davon siehe in Müllers Archiv) eines körnigen Uiberzugs, welcher die plezus choroideos aller Hirnhöhlen beim Menschen und wohl bei allen Klassen der Rückgrathsthiere umgibt. Die Körnchen desselben sind halb durchscheinend mit einem Körnchen differenter Substanz an ihrer Oberfläche, haben ein rundliches, aus der Körnerschichte nach aussen frei hervorstehendes und ein spitziges Ende, womit sie an,einer zarten, höchst expansibeln Membran, welche die Gefässe des pleexus unmittelbar umgibt, nach innen zu befestigt sind. Siehe Fig.13 ein Stückchen der Plexusmembran aus den Seitenventrikeln des Menschen; Fig. 14 solche Körner isolirt; ‚F2g. 15 ein Zöttchen des plexus aus dem vierten Ventrikel.des Menschen. Diese Körnchen scheinen epidermidaler Natur zu seyn; Flimmerhärchen sind durchaus nicht anihren freien Enden zu entdecken, , Ihre limpide Beschaffenheit könnte verleiten, sie für nervenartig 179 zu halten; da sie jedoch mit wirklichen Nervenfädchen weder in Berührung noch in irgend einem offenbaren Zusammenhange zu stehen scheinen, so ist dies wohl für jetzt nicht anzunehmen. — Ferner sprach P. über die gangliöse Natur bestimmter Hirn- theile. Schon vor 6 Jahren beobachtete P., dass die sogenannte schwarze Substanz der Schenkel des grossen Gehirns aus dunkelbraunen, schon mit dem blossen Auge unterscheidbaren Flocken zusammengesetzt sei. Als durch Ehrenbergs Untersuchun- gen zuerst die den Nervenganglien eigenthümlichen Ganglienkörner bekannt wurden, fand P. bald die Analogie dieser mit denen in der schwarzen Hirnsubstanz gefunde- nen, und er unternahm es, die ganze Topographie dieser gangliösen Körperchen, in- sofern sie im Gehirn gefunden werden, zu bearbeiten. Hier mögen vorläufig die Haupt- resultate seiner Untersuchung ihren Platz finden. a) Die wesentlichen Charaktere eines gangliösen Körperchens sowohl in den Nervenganglien als im: Gehirn sind: eine kornförmige, theils kuglige, theils rundlich eckige Gestalt mit oder ohne Fortsätze, die Substanz ist härtlich, durchscheinend, besteht aus freier, wahrscheinlich nervöser Punktmasse, und widersteht dem Drucke und chemischer Reagentien länger, als andere Nervensubstanzen; das wanglienkorn ist im Vergleiche mit andern mikroskopischen Gebilden gross zu nennen, von 8 — 30 800 einer Wiener Linie; im Innern enthält es einen runden, in einer sphärischen grössern Hülle eingeschlossenen, etwas durchsichtigeren Kern, dessen Grösse mit der Grösse des ganzen Ganglienkorns im Verhältnisse steht; in den Nervenganglien haben diese Körner eigene zellige oder gar fasrige Hüllen, die sie nur nach dem stärksten Drucke verlassen; solche Hüllen zeigen sich nicht an den gangliösen Körperchen des Gehirns, an vielen Ganglienkörnern im Hirn- und Nervensystem zeigen sich Pigmentflecke von verschiedenen Nüancen des Braunen, und von verschiedener Verbreitung; meist lassen sie an der Seite oder ihrer Mitte eine durchsichtige Stelle frei, durch welche der Centralkern hindurchscheint; das Pigment selbst besteht wie anderwärts aus sehr kleinen Körperchen mit Braun’scher Bewegung. b) Uiber den Zusammenhang der gangliösen Körperchen mit: den elementaren Nerven- und Hirnfäden konnte noch nichts Bestimmtes ausgemittelt werden. c) Die Topographie der gangliösen Körperchen im Gehirn und Rückenmark ist nun folgende: Am auffallendsten zeigen sie sich ‘in der schwarzen Substanz der Grosshirnschenkel, in der rostfärbigen Substanz, in den vordern Winkeln der vierten Hirnhöhle. Dort haben sie vielfache Fortsätze, welche die abentheuerlichsten Ge- stalten zeigen (siehe Fig. 16); ihr Pigment ist dunkelbraun, und bei manchen Indi- viduen sehr angehäuft, bei andern, besonders jüngern, ziemlich sparsam. In der vierten Hirnhöhle sind die Körperchen 'rundlich ,„ zeigen selten deutliche Fortsätze, ihr Pigment ist heller und rothbraun. Ferner zeigen sich gangliöse Körperchen an verschiedenen Stellen, in der Substanz der Sehhügel und der ccorpora geniculata. Hier sind sie meistens sehr weich, rundlich, und die Körner ‘ihres Pigmentes heller braun, und verhältnissmässig gross (Fig. 17). Ferner zeigen sich kleine, tetraedrische 23* 180 gangliöse Körperchen mit Fortsätzen und schwachen Pigmentflecken in einer eigenne grauen Schichte der gerollten Spiralplatte des Ammonshorns. Im hintern Lappen des grossen Gehirns in der Nähe der gelben Substanz innerhalb der Märksubstanz findet man gleichfalls gangliöse, längliche, feigenförmige Körperchen mit Fortsätzen an dem dünnen Ende. Aehnliche Körperchen in grosser Anzahl und reihenweis die. gelbe Substanz umgebend, zeigen sich allenthalben in den Blättern des kleinen Gebirns: Jedes dieser Körperchen ist mit dem stumpfen, rundlichen Ende nach Innen gegen die gelbe Substanz gekehrt, und zeigt in seinem Kolben deutlich sammt seinem Hofe den centralen Kern: das andere schwanzförmige Ende ist nach Aussen gerichtet, und ver- liert sich mit meist zweien Fortsätzen in der grauen Substanz bis nahe an die äussere Peripherie, wo diese mit der Gefässhaut umsponnen ist. (Fig- 18.) Achnlich be= schaffen ist die graubraune Substanz, welche als Schale den Olivenkörper des ver- längerten Markes umgibt. (Fig. 19.) Endlich hat auch der Hirnknoten oder die Va- rolsbrücke die Bedeutung eines Ganglions durch die grosse Menge rundlicher, mit grauem Pigment bedeckter Ganglienkörperchen, welche in den, mit faserigen abwech- selnden Lagen von grauer Masse dieses Knotens eingestreut sind. d) Ausser diesen gangliösen Körperchen gibt es noch andere Gebilde im Hirn, welche keinen Centralkern enthalten, und zu ganz verschiedenen Klassen gehören. So allenthalben grössere, aus Punktmasse bestehende graue, weisse Körner, in der grauen Substanz der Windungen des grossen Gehirns. Ferner eine eigene Gattung klar durchsichtiger runder oder rundlich eckiger, dem Ansehen nach den Amylon- körnern ähnlicher Körperchen von wachsartiger Consistenz (Fig. 20), welche die lamina cribrosa vor dem chiasma nervorum oplicorum und die Hornstreifen zu beiden Seiten der /halami reichlich besetzen. _ Eine andere Gattung kleiner sehr gleich- mässiger Körnchen constituirt nebst elementaren Hirnfasern die gelbe, mittlere Substanz des kleinen Gehirns, e) In Bezug auf die Bedeutung der gangliösen Körperchen wäre zu bemerken, dass sie wahrscheinlich Centralgebilde sind, wofür ihre ganze, dreifach eoncentrische Organisation spricht, und die sich zu den elementaren Hirn- und Nervenfasern wie Kraftcentra zu Kraftleitungslinien, wie Ganglien zu Gangliennerven, wie die Hirn- massen zum Rückenmark und Hirnnerven sich verhalten möchten. Sie wären Sammler, Erzeuger und Vertheiler des Nervenorgans. — 18. Prof, Berres trug seine Ansicht über die Bildungsverhältnisse der Nerven vor, Hier wurde erwähnt, dass zur Zeit der Entdeckung Ehrenbergs die Organisation der Nerven dem Sprecher ebenfalls schon bekannt war, dass aber, da der Gegen- stand in seinem ganzen Umfange noch nicht im Klaren stand, die Veröffentlichung erst später geschah. Ferner sprach derselbe über die durch fortschreitendes Alter des Menschen bedingte Umwandlung der Formen der Darmflocken. 19. Prof. Hyrt! sprach über den von ihm gefundenen Kopfkreis der Fische, über die Bedeutung der Nebenkiemen, die sinusartige Beschaffenheit der Aorta bei Tinca, Leueiscus und Cyprinus, und die Lungen-Gefässe bei den Ophidiern, und wies Präparate und Zeichnungen hierüber vor. 181 20. Dr. Heller sprach: a) über das Blut des Menschen und der rothblütigen Thiere, und über die von ihm entdeckte Rhodizonsäure (eine sauere Oxydationsstufe des Kohlenstoffs) als Bestandtheil des Blutes, und die einzige Ursache der rothen Farbe desselben, welche durch die Rhodizonsäure in Verbindung mit Faserstoff und Alkali, dann mit Eisenoxyd bewirkt werden soll. b) Sprach er über die Natur des Athmungsprocesses, und erklärte die Bildung der Rhodizonsäure und Kohlensäure während des Athmens und des Kreislaufs, so wie die Ausscheidung des im Blute aufgelöst erhaltenen Stickgases durch das Ausathmen. Ferner sprach er über die Umwandlung des venösen Blutes in arterielles, und des letztern in ersteres, und die Art der Verschiedenheit beider. c) Machte er mehrere Bemerkungen über verschiedene Veränderungen und Processe im thierischen Organismus, womit das Frühere nach seiner Ansicht im Zu- sammenhange steht. d) Zeigte er, dass das Eigelb eine Verbindung von Rhodizonsäure mit Eiweiss sein dürfte. Er bereitete auch diese Verbindung ex iempore, welche von dem natür- lichen Eigelb scheinbar nicht zu unterscheiden war. Auch stellte er einige Ansichten über die Verwandlung des Eies während des Bebrütens auf. e) Erwähnte derselbe, dass es ihm gelungen ist, die Farbstoffe der rohen und gelben Federn und Haare mancher Thiere vollkommen und unverändert zu trennen; und es verhielt sich der rothe Farbestoff gegen Reagentien, wie rhodizonsaure und der gelbe wie krokonsaure *) Verbindungen. Er zeigte‘ mehrere rhodizonsaure und krokonsaure Salze vor, welche den schönsten farbigen Metallglanz besitzen; z. B. die rhodizonsaure Baryterde ist schön karminroth, und zeigt bei auffallendem Lichte (oder mit einem glatten Körper gestrichen z. B. Achat) einen schön papageigrünen Metall- glanz; das rhodizonsaure Kali oder Natron ist blutroth, und besitzt einen blaugrünen Metallglanz, so wie Pfauenfedern, u. s. w. Das krokonsaure Kupferoxyd, Kobaltoxyd, Eisenoxyd sind braun, bei auffallendem Lichte schön blau metallisch glänzend, u. a. m. Hieraus zieht er die wahrscheinlichen Folgerungen, dass auch die braunen, schwarzen, grünen und blauen Federn und die dunklen Haare, ferner die Flügeldecken der Coleop- teren und anderer Insecten durch ähnliche, bisher noch unbekannte Oxydationsstufen des Kohlenstoffes, die so wie jene durch die Respiration gebildet werden konnten, und mit einem thierischen Stoffe z. B. Hornsubstanz, Faserstoff und anderen in Verbindung ihre Farbe erhalten haben können. Ebenso zog er aus andern hornartigen Körper- theilen der Vögel und anderer Thiere den Farbestoff z. B. aus der rothen Haut, die sich bei den Auerhähnen, den Fasanen, den Birkhühnern u. a. neben den Augen findet, ferner aus der gelben Haut der Füsse mancher Raubvögel u. a., endlich aus den Häuten mancher Reptilien. *) Die Krokonsäure ist, wie Heller zuerst zeigte, ein Product freiwilliger Zersetzung der Rhodizonsäure, 182 Fünfte Sitzung am 25. September. Präsident: Hofr. Lenhossek ; Sekretär wie früher. 21. Hofr. Lenhossek eröffnete die Sitzung mit einem Vortrage über die An- wendung der neueren Resultate physiologischer und höherer anatomischer Unter- suchungen auf den Schulbetrieb der medieinischen Wissenschaften, und äusserte seine Meinung dahin, dass die subtile wissenschaftliche Polemik, aus den öffentlichen Vor- lesungen zum Schulunterrichte, wie auch aus den gewöhnlichen Handbüchern ausge- schlossen bleiben möge, bis sie durch wiederholte Erfahrung hinlänglich. bestätiget sind, und zu allgemein gültigen Resultaten führen, welche einer wissenschaftlichen Anwendung sich erfreuen. 22. Prof. Hyrti referirte über eine von Dr. Kahen eingesandte Kranken- geschichte: „Di un malato, che visse due setlimane senza polsi, e della irrilabilita delle arterie“, und fügte seine bisher an der Wiener anatomischen Anstalt gemachten Be- obachtungen über den anomalen Verlauf der arleria radiulis hinzu, in wie ferne ihr Vorkommen, bei der Exploration des Pulses, Berücksichtigung verdient. 23. Prof. Bischoff sprach über den Vortrag des Dr. Heller in der letzten Sitzung. Er erwähnte seiner neuesten Versuche, die er in Beziehung auf den Kohlen- säuregehalt des Blutes anstellte, und erwähnte, dass er freie Kohlensäure im Blute gefunden habe, welches auch Magnus bestätiget, welchen Kohlensäuregehalt Heller bei seiner Athemtheorie nicht in Betrachtung zog. 24. Prof. Krombholz liess seine Abhandlung über einen Anencephalus ver- theilen, und legte das Präparat zur Einsicht und Vergleichung vor. Ausser dem Ge- hirn fehlen: Herz, Lungen, Luft- und Speise-Röhre, Magen, Pankreas, Leber, Milz; Milchbrustgang und fast das ganze Lymphsystem; das Venensystem ist unvollständig. 25. Dr. Bochdalek sprach über die von Schlemm entdeckten Nerven der Cornea, nahm ihre Existenz gegen die von Arnold gemachten Einwürfe in Schutz, und wies Zeichnungen über den Verlauf dieser Nerven im Ochsenauge vor. 26. Purkinje theilte die Hauptresultate seiner in Gemeinschaft mit Dr. Poppen- heim unternommenen Versuche über künstliche Verdauung mit. Veranlasst durch die neuesten höchst wichtigen Beobachtungen und Entdeckungen Beaumont’s und Eberle’s und die fernern Untersuchungen Müllers und Schwanns. über den Verdauungsprocess, unternahmen die Genannten im Sommer 1836 und 37 eine Reihe Versuche über die künstliche Verdauung. Die ganze Arbeit theilte sich in vorbereitende, charakterisirende und in Nebenversuche. — Zu den vorbereilenden Versuchen gehörte: 1. Gewinnung und nähere Bestimmung des Verdauungsstoffes, oder um einen specifischen Namen zu haben, des Laabs. Das l.aab ist die in den Schläuchen der Drüsenschichte des Magens, bei Wiederkäuern ausschliesslich des Laabmagens, ent- haltene körnige Substanz. Es wird gewonnen durch Abstreifen der Drüsenschichte von der innern Fläche des Magens mit einem stumpfen Messer, wobei das zellige Ge- webe grösstentheils' zurückbleibt. Das Abgestreifte wird kurz ausgewaschen, bis es 183 nicht mehr sauer reagirt, dann auf dicken Glasplatten ausgebreitet, schnell getrocknet, gepulvert und zum fernern Gebrauche in Gläsern mit weiter Mündung verschlossen: Am ausgiebigsten sind die Magen des Pferdes, Rindes und Schweines. Auch das Alter, die Lebenskraft, und die Stellen innerhalb des Magens zur Gewinnung des Laabs sind nicht gleichgültig, so ist das Laab des Pförtnertheils weniger wirksam, als das der andern Stellen. Das Laab des Embryo verdaut fast gar nicht. Zum Gebrauche wird dann die angemessene Quantität des Pulvers abgewogen und ferner verwendet. 2. Als Gefässe dienen Glasnäpfchen von etwa 1%, Zoll Durchmesser, und 1 Zoll Höhe, denen man als Deckel runde Glasscheiben anpasst, die am Rande mit Diachylon bestrichen, die Gefässchen luftdicht verschliessen. Uibrigens ist die Ge- stalt des Gefässes gleichgültig. Das bestimmende Moment ist'hier die Leichtigkeit, mit der man die Veränderungen des Eiweisses bemerken kann. 3. Zur Erhaltung der gehörigen Temperatur, welche die Brutwärme ist, wählt man eine gut construirte Brutmaschine. ‘Sonst findet noch bis zu bedeutend (auf 60 — 70°. R) gesteigerter Temperatur Verdauung Statt. 4. In Bezug ‘auf das normale Verhältniss von Jaaay, Säure und Wasser zur Bildung einer wirksamen, künstlichen Verdauungsflüssigkeit des hartgekochten Ei- weisses ergab sich, dass auf 2 Drachmen destillirten Wassers 3 gr. Laab und 2 — 3 Tropfen concentrirter Salzsäure kommen müssen. Dieses Ergebniss findet sich erst aus mehrfachen Versuchsreihen mit steigender Laab- und Säuremenge bei constanter Quantität des Eiweisses und des Wassers. So muss auch durch vergleichende Ver- suche mit verschiedenen Säuren die geeigneteste Säure ausgemittelt werden. Diese ist nun die Salzsäure, wie auch die direete Analyse des Magensaftes lehrt. Weniger entschieden lässt sich die Quantität des Wassers bestimmen. 9. Um reine und entscheidende Resultate zu erlangen, ist das hart gekochte Eiweiss am geeignetesten. Man vermeide die Chalazen, welche jederzeit unverdaute Flocken zurücklassen; am besten dienen frischgekochte Eier; doch kann man auch Eiweisswürfel, einige Zeit in wohl verstopften Gläsern aufbewahrt, vorräthig halten. Man nimmt bei oben angegebenen Verhältnissen der Verdauungsmischung.3 gr. Bi- weiss, wo dann bei sonst normalen Umständen die Schnelligkeit der Verdauung be- messen werden kann, die in der Regel auf 3 Stunden sich beläuft. — Charakterisi- rende Versuche: Diese beziehen sich zunächst auf die Ermittlung der wesentlichen Eigenschaften des Laabs oder des Verdauungsstoffes, und auf den Process der. Ver- dauung selbst. Die Eigenschaften des Laabs sind entweder physiologisch oder che- misch; erstere theils anatomisch, theils functionell. Mit Uibergange der anatomischen ist von den functionellen ‚zu bemerken: x 1. Das Laab bringt bekanntlich die Milch zum Gerinnen, um dann den aus- geschiedenen Käsestofi durch eigentliche Verdauung weiter zu verwandeln. Diese Gerinnung ist nichts Abnormes, sondern gehört wesentlich zum Processe als erstes Glied desselben. 2. Das Laab für sich mit Wasser, ohne Beimischung von Säure unter mässig 184 erhöhter Temperatur, kommt schnell in Fäulniss, und versetzt auch thierische Sub- stanzen schnell in denselben Process. Wahrscheinlich ist diese Eigenschaft der Grund der so schnellen Fäulniss im Dickdarme. Laab ohne Beimischung der Säure, wie. dies beim Mangel an Nahrung der Fall ist, mag nun den Fäulungsprocess im Orga- nismus prävalirend machen, wie dies die Erscheinungen der Hungerkrankheit zeigen. Technisch wäre dies zu anatomischen Macerationen zu gebrauchen. 3. Die wesentlichste Eigenschaft des Laabs ist die eigentliche Verdauungs- lösung organischer, besonders thierischer Substanzen. Diese findet nur unter Bei- mischung einer Säure, zumeist der Salzsäure, Statt, und braucht hier, als am meisten untersucht, nun eine Erwähnung. 4. Schon Beaumont hat bei seinen Versuchen die Bemerkung gemacht, dass der Speichel die Verdauung eher hindere, als befördere, und dass derselbe zunächst nur zur Bildung des Bissens bestimmt sei. Die künstliche Verdauung bestättigt gleich- falls diesen Satz. Wenn man statt der Portion Wasser Speichel in das Gläschen bringt, so wird das Eiweis langsamer und meist unvollständiger verdaut. Dass die Bestimmung des Speichels nicht sei, die Stelle des Wassers, wie es scheinen könnte, bei der Verdauung zu substituiren, geht auch schon daraus hervor, dass der Magen- saft während der Verdauung schon für sich flüssig abgesondert wird. 5. Ein eigenes auffallendes Verhältniss zeigt die Galle gegen den Magensaft. Die Galle scheint unter andern die Bestimmung zu haben, den Auflösungsprozess der Verdauung, der nun auf die Magenhöhle beschränkt seyn sollte, absolut sogleich zum Stillstande zu bringen, sobald der Speisehrei in den.Raum des Zwölffingerdarms ge- langet ist, wo wieder andere Veränderungen desselben vorgehen sollen. Diese Sistirung des Verdauungsprocesses erfolgt schon zum Theil dadurch, dass die Magensaftsäure dureh das Alkali der Galle neutralisirt wird, theils aber wirkt das Gallenprineip direct hindernd ein. 6. Merkwürdig sind auch die schon vor einem Jahre mitgetheilten künstlichen Verdauungsversuche mit Hilfe des galvanisch- elektrischen Einflusses, wobei letzterer am Sauerstofispol die Stelle der Säure vertritt, wenn man.ihn in. ein Gläschen mit gewöhnlicher Verdauungsmischung, wobei die Salzsäure ausgelassen worden, hinein- leitet, und dieses Gläschen mit einem andern am basischen Pol, mittelst eines nassen Baumwollfadens in Verbindung setzt. Der elektrische Einfluss macht jedesmal aus dem Laab so viel Säure frei, als nöthig ist, um die Auflösung des Eiweisses zu Stande zu bringen. Es würde daraus hervorgehn, dass auch im Magen eine Art elektrischer Einfluss mittelst der Nerven zu jedesmaliger gelegenheitlicher Entwicklung der Säure thätig sei, was, wenn wir auch von den Versuchen Philipps und anderer abseben, auch darum nicht widersinnig erscheint, da man nervös elektrische Verrichtungen auch anderwärts (bei den elektrischen Fischen) bemerkt, und da für eine. eigene Abson- derung der Säure durchaus kein Organ im Magen zu finden war, auch kaum zu finden sein wird, da die Säureentwicklung hier wie auch andeı wärts, nur von einem erhöhten Nervenreize abhängig zu sein scheint. 185 7. Zu den physiologisch-chemischen Arbeiten Schwann’s ist hier die Bemerkung beizufügen, dass das Verdauungsprineip durch Alkohol durchaus nicht zerstörbar sei, und dass sein Hauptlösungsmittel das reine oder mässig gesäuerle Wasser sei. Sein Hauptkriterium wird wohl noch lange, wenn nicht für immer, das bleiben, dass es in Verbindung mit Säure die Auflösung des, Eiweisses zu Stande bringt. Die Wirksam- keit der Niederschläge aus der Laabsolution durch neut. essigsaueres Blei, salpeter- saures Quecksilberoxydul (auch durch Galläpfelsäure) bestätigen sich auch in ge- genwärtigen Versuchen, und geben die Aussicht, dass das Verdauungsprincip oder Pepsin in reinem Zustande sich wird darstellen lassen. B. Zoologische Verhandlungen. Erste Sitzungami19. September. Präsident: Hofr. v. Lichtenstein; Sekretär: Prof. Swatopluk Presl. 27. Prof. Schlegel aus Leyden übersendet eine Abbildung der salamandra maxima in natürlicher Grösse. Von Lichlenslein, welcher dies Thier lebend in Leyden gesehen hat, bemerkt, dass es ein sehr starkes Gebiss besitze, und bloss im Wasser lebe. Hofr. Reichenbach fand auch eine Aehnlichkeit der Füsse mit den Fährten, welche im Sandstein in Hessen gefunden worden, wodurch die zuerst ausgesprochene Ansicht des Hrn. Hofr. Carus bestätiget wird. 28. Sars sprach über die Entwicklung der nackten Gastropoden, Aeolidia, Tritonia ascanii, Doris von der Westküste Norwegens; dann über die Fortpflanzung der Tritonia ascanii, welche er selbst beobachtete. Er fand, dass der Luich aus einer ungeheuern Anzahl von Eiern besteht, spiralförmig aufgewunden, und mit einer Schleimhülle umgeben ist. Die einzelnen Eier sind oval, die Eihaut oder Chorion umschliesst mehrere Dotter (5 — 11); die ‚Dotter sind kugelförmig, und mit der Purkinjeschen Blase versehen, die aber schon am 2. Tage zu verschwinden anfängt. Im Anfange des 2. Tages theilt sich der vitellus in 2 Theile, am Ende desselben Tages schon viele in 4, am 3. Tage sind alle in 4 getheilt, und viele schon in 8. So geht es nun mit den Theilungen fort, bis der vitellus am 10. oder 11. Tage an seiner Oberfläche die feinste Granulation zeigt. Am 12. oder 14. Tage zeigt sich ein Einschnitt in dem nun zum Embryo umgestalteten vilellus, welcher theils von der Her- vorwachsung des runden Lappen, theils von der Conchylie bewirkt wird. Dieses wird aber erst am 17. oder 18. Tage recht deutlich. Jetzt wachsen am Rande der 2 Lappen Cilien, mittelst welcher einige Embryonen anfangen, sich langsam im Kreise zu drehen. Am 25. oder 26. Tage werden diese Bewegungen recht lebhaft, wo die Embryonen äusserst rasch in allerlei Richtungen durch einander laufen. Die Schale, in welcher der Embryo enthalten, ist Anfangs schuhförmig, später (am 23. — 26. Tage) nautilusartig. Der Embryo liegt noch überdies in einem sackförmigen, durchsichtigen Mantel, — besitzt einen völlig ausgebildeten Darm, einen, von einer leber- 24 186 artigen, kugelförmigen, undurchsichtigen Masse umgebenen Magen. Er streckt das Fussrudiment hervor, welches mit einem Deckel zum Schliessen der Schale versehen ist, und die beiden mit; vibrirenden Cilien besetzten Lappen aus, und schwimmt so in dem Eiweiss. Am 30. — 31. Tage haben die Embryonen im Ei keinen Platz mehr. Die 'Eihaut platzt zuletzt; sie treten hervop, und‘ schwimmen rasch mittelst ihrer Cilien herum. Das’ Herausschlüpfen' geht aber sehr. langsam fort; denn erst, am 38. Tage war die ganze Eischnur aufgelöst. Nun wurde‘ die vorhin weiche Schale hart, hornartig, glänzend, und einer Nautilusschale ähnlich. Die Jungen blieben noch eine Woche lebendig in dem täglich erneuerten Seewasser, dann aber starben sie, ohne eine weitere Metamorphose gezeigt zu haben. Die weichen Theile lösten sich auf, und die Conchylien schwammen zu Tausenden auf des Oberfläche des Wassers. Von Lichtenstein machte hiebei die Bemerkung, dass vielleicht viele von den festen Panzern, welche Elirenberg in der Kieselguhr , in dem Polir- und Klebschiefer ge- funden hat, von ähnlichen Thieren herrühren könnten. Sars beobachtete auch die Eulsichne der Aeolidia bodoensis und der Doris muricala, welche beide eine sehr ähnliche Entwicklung haben. Zweite Sitzung am 20. September. Präsident: Prof. Purkinje; Sekrelär wie früher. 29. Staatsrath Tilesius gibt Nachricht von einem Theile der zoologischen Be- obachtungen, die er während der Erdumseglung Crusensterns gemacht hatte. — Durch die Abbildung des alten Männchens von einem ostindischen Orang-Utang , welchen Schlegel aus Leyden eingeschickt hatte, und welche zwar die richtige Stellung der Daumen, keineswegs aber die Stellung und den Charäkter in der Physiognomie des Thieres ausdrückte, veranlasst, legi er auch seine Zeichnungen von diesem merk- würdigen Thiere vor, das sich von allen andern Affenarten durch seine Bewegungen, durch seinen komischen Ernst und verkehrte Richtung seiner fuchsrothen Haare und durch seine intellectuellen Fähigkeiten unterscheidet. Er machte besonders auf den Bau der Hände, auf ein Sepien-Gemälde von dem Innern ‘der Händfläche, und auf den Rüssel aufmerksam, den es auffallend verlängern kann. Tilesius hat einen Monat lang dieses Thier im Garten des Portugiesischen Gouverneurs von Macao be- obachtet, und mehrere Stellungen von ihm gezeichnet. Uiberdies zeigte Tilesius eine Reihe höchst interessanter Abbildungen von Fischen, die er auf seinen Reisen näher kennen lernte: Durch Bar. v. Hügel’s Abhandlung über die niedere Stufe der Neu- holländer veranlasst, zeigte Tilesius einige stupide Physiognomien dieses - dünnbeini- gen wilden Stammes in Abbildungen vor, sprach über die Mischung desselben mit Kaffern ünd Hottentotten, und fragte Hrn. Geh. Rath Lichtenstein um Rath, ob die Bemerkung, die er mit Rosenmüller mächte, dass ein Glied an den Fingergelenken fehlte, allgemein gültig beim Hottentotfenstamme sei, oder ob sie "blos eine Ausnahme bei einem einzigen Hottentotten war, und’ob Barrows Erklärung von der Entsteliung ‘der Hottentotten en ee 187 aus den Chinesen und Aethiopiern seinen Beifall: erhalten habe. Die abweichende Kräuselung des Wollhaares, und seine aufallende Trennung und Absonderuug, in ein- zelne Quasten scheint er wohl ganz allein von den Aethiopiern angenommen. zu, ha- ben. Die mongolische Physiognomie aber hat wirklich einige Aehnlichkeit mit\der chinesischen, wenigstens nach den Individuen, die Barrow als Beleg seiner Behaup- tung abbilden liess. 30. Freih. v. Hügel übergab ein Probeheft von seinem Werke: „Fische von Kaschmir, beschrieben von Jakob Heckel, mit 12 Kupfertafeln.“ Es sind Süsswasser- fische aus dem Flusse 'Tschilum oder Ilydaspes der Alten, und den mit ihm in Ver- bindung stehenden Landseen. Dritte Sitzung am 21. September. Präsident: Custos Natterer; Sekretär wie früher. 31. Czermak las ein an Se. Excellenz den Hrn. Präsidenten Grafen Sternberg vom Hofr. Schulze in Greifswalde gerichtetes Schreiben vor: 1. Uiber den Macrobiotus Hufelandi und noch vier andere Species dieser merkwürdigen Krusterfamilie.. Zwei davon sind mit Fühlhörnern, eine mit zwei, die andere mit vier, und mit Fressspitzen versehen, welche, sowohl die Fühlhörner als Fressspitzen, der Gattung Macrobiolus fehlen. Das mit zwei Fühlhörnern versehene Thierchen dürfte das von Schrank be- schriebene Arcliscon lardigradum seyn; auch legt dieses Thier seine Eier (7 — 11) immer in die abgelegte Haut, was der Macrobiolus niemals thut. Hr. Hofr. Schulze hat ein kleines Päckchen Sand, welcher diese Thierchen enthält, eingesendet, den er seit sechs Monaten trocken aufbewahrt hat, worin gewiss einige Exemplare dieses Arcliscon durch Benetzung mit frischem Regenwasser oder destillirtem Wasser werden sich beleben lassen. Ausserdem sind viele Furcularia rediviva und wahrscheinlich auch ein Paar Macrobioti darin. Das Wiederbeleben lässt sich am besten beobachten, wenn man von dem Sande so viel, als eine Erbse oder ein Kirschkern beträgt, auf einen grossen Objectträger thut, mit 5 -—- 6 Tropfen Wasser benetzt, und den Brei dünn ausbreitet, so dass man ihn mit einer mässig starken Vergrösserung, 50 — 7Omal im Durchmesser, beobachten kann; man entdeckt dann bald die sich ausstreckenden Thiere. 2. Uiber die conservirende Kraft des Kreosotwassers, welches die sehr flüchtigen Farben kleiner Fische, Insekten etc. besser aufbewahrt, als der Spiritus oder die Gannalschen Flüssigkeiten. 32. Purkinje macht die Mittheilung, dass man die Entstehung des Macrobiotus und ähnlicher Thiere in seiner Gewalt habe. Man braucht nämlich Sand mit Wasser zu benetzen und stehen zu lassen, wö dann nach einigen Tagen solche Thiere sich zeigen. 33. Dr. Kahlert sprach über den böhmischen Biber, über die Biberkolonien bei Krumau in Böhmen, und bewies, dass das böhmische Cas/oreum eben so wirksam sei, als das russische. 24# 188 834. Rossmässler zeigt seine von ihm herausgegebene Monographie der euro- päischen Land- und Süsswassermollusken, und sprach über die geographische Ver- breitung derselben. Von den 150 Arten der Clausilia leben wenigstens ”, in den südöstlichen Ländern des österreichischen Kaiserthums. Nerii'ma hat 10 — 12 Arten in der östlichen Gegend von der Donau, während in ganz Deutschland nur eine Art lebt. Eine grosse Anzahl von Arten der Unio wird in Nordamerika gefunden. Der Einfluss des Bodens äussert sich so evident bei den Mollusken; sie sind streng “ an eine Bodenart gebunden. Gneus und Granit geben eine arme Ausbeute. Die Kalk- gebirge sind dafür ausserordentlich reich. Der Einfluss des Bodens auf die Decke der Schale ist sehr bedeutend. Die Mollusken leben auf besondern Pflanzen, was mit Beispielen belegt wurde. 35. Geh. Med. Rth. Olfo las einen Brief des Prof. Kaup über das Dinotherium giganteum vor. In der Versammlung der Naturforscher zu Berlin 1829 stellte er nach dem kurz vorher aufgefundenen Unterkiefer des Tapirus giganteus, das Geschlecht Dinotherium auf, welches er zwischen Tapirus und Hippopolamus einzureihen ver- suchte. Später glaubte er in dem Nägelgliede, nach welchem Cuvier die Manis gi- ganlea bildete, einen Theil des Dinolherium zu sehen, und publieirte ausser diesem ein zweites Fingerglied, ein Schulterblatt, die er sämmtlich diesen Thieren zuschrieb. Hiernach hielt er das Dinotherium für ein grabendes Thier, und stellte es in die Classe der Edentaten. Später stellte Prof. Buckland in den Jahrbüchern von Leonhard und Bronn die scharfsinnige Bemerkung auf, dass das Dinolherium ein Wasserthier sei. Als Anfangs dieses Jahres der bei Eppelsheim aufgefundene Schädel der Pariser Akademie producirt wurde, gab er zu lebhaften Discussionen Veranlassung und v. Blainville bemühte sich zu beweisen, dass das Dinotherium ein der Halicore verwandies Thier sei. Von seinem Fehler, dass die Kollenphalanx nicht dem Dinotherium gehöre, brachten ihn Blainville und Laurillard zurück; indem sie ihm einen ähnlichen zeigten, welcher in Gesellschaft eines Backenzahnes gefunden wurde, die sprechendste Aehn- lichkeit mit Orycieropus hat. In diesem Punkte, dass das Dinotherium kein grabendes Thier sei, pflichtet er Blainville vollkommen bei. Was jedoch dessen eifrig verthei- _ digte Meinung betrifft, als sei Dino/h. ein Verwandter von Dugong, so kann er nicht umhin zu bemerken, dass dieser Gelehrte von einer vorgefassten Meinung eingenommen sei. Im Sinne der frühern Meinung, dass das Dinolherium ein Pachyderm sei, machten Kaup und von Biainville in einer spätern Sitzung der Akademie ihre Einwürfe, und suchten namentlich in der Textur der Knochen, der Zahnbildung ete. dasselbe zu be- gründen. Laurillard und Valenciennes stimmten diesen Gründen bei. Was die Lebens- art betrifft, die Buckland zuerst angab, stimmt Kaup, v. Blainville, Strauss und von Türkheim vollkommen bei, nemlich, dass das Dinotherium seinen hochgelegenen Condyli nach am Atlas — und dem stumpfen Winkel nach, welchen das Hinterhaupt mit der Stirne bildet, beständig im Wasser lebte; allein er kann nicht glauben , dass es ein Meerthier ohne hintere Extremitäten wie Dugong gewesen sei. Uiberhaupt glaubt Hr. Kaup fest überzeugt zu seyn, dass es nur im süssen Wasser lebte. Es könnte 189 demnach das Dinotherium für die niedrigste Form der Familie der Tapire, parallel dem Hippopotamus, betrachtet werden, obgleich bis jetzt zur Begründung dieser Meinung ausser der Verwandtschaft in der Bildung der Backenzähne, keine Uibergänge auf- zufinden seien, die die enorm abweichende Bildung der übrigen Kopfbildung auszuglei- chen im Stande wären. Derlei Zweifel werden so lange dauern, bis andere Skelet- theile von diesem Thiere werden aufgefunden seyn. Es wurden Abbildungen von Tapirus priscus, Dinolherium giganleum von Eppelsheim, und vom Schädel eines Wie- derkäuers, welcher eine Mittelgattung zwischen Moschus und Cervus, vorgelegt. Dr. Diesing zeigte Abbildungen neuer Gattungen brasilianischer Binnenwürmer (Eniozoen) vor, und erläuterte in Kürze ihren äussern und innern Bau. Vorgezeigt wurden die Gattungen aus der Ordnung der Rundwürmer, und zwar: Cheiracanlhus gracilis D. aus dem Darmkanal von Sudis gigas, und Cheiracanthus robusitus D. aus dem Magen von Felis concolor. — Ancyracanthus peclinatus D. aus dem Darmkanal der Podoe- nemys ecpansa, und Lobocephalus heterolobus D. aus dem Magen des Manatus au- siralis. — Aus der Ordnung der Säugewürmer: Aspidocolylus cechleariformis D. aus dem Darmkanal von Cafaphractus N. 150, und endlich noch nachträglich drei neue Arten von Amphistoma ; nämlich Amphistoma fabaceum D., aus dem Darmkanal des Manalus australis, Amphistoma pyriforme D. und Amphistoma asperum D. beide aus dem Darmkanal des Tapirus americanus. Vierte Sitzung am 25. September. Präsident: Hofr. Lenhossek; Sekretär wie früher. 36. Geh. Rath Lichtenstein proponirt, für die nächste Versammlung in Frei- burg eine besondere Section für die descriptive Zoologie zu gründen, welche jedoch ihre Sitzungen zu einer Zeit vornehmen müsste, in welcher sie mit der botanischen und anatomisch-physiologischen Section nicht collidire. 37. Lumnitzer sprach über die Ausmessungen des Rhinoceros unicornis. Er glaubt, dass das Horn zu gewissen Zeiten abgeworfen wird. 38. Als Zusatz zu diesem Vortrag bemerkte v. Lichtenstein, dass die von Sello aus Brasilien eingeschiekten und vom Prof. FVeiss in den Verhandlungen der Berliner Akademie beschriebenen Schilder, einem Rhinoceros angehören, und dass sie mit der Haut des ostindischen Rhinoceros übereinstimmen. 39. Dr. Fitzinger überschickte eine Abhandlung über den Palaeosaurus Sternbergii. 40. Lumnitzer spricht über seine Tafeln, womit er naturhistorische Gegenstände ' anschaulich zu machen suchte, und legte eine Tafel mit Affenabbildungen vor. 41. Natterer zeigt Skizzen von verschiedenen Fischen und Reptilien vor, die er in Brasilien gesammelt hat. 2 42. Prof. Jäger berichtet, dass die Katze in England und im nördlichen Europa spät eingeführt wurde. In neuerer Zeit hat man auf der schwäbischen Alp mehrere 190 Knochen von Bären gefunden. Kurz vorher hat man auch Knochen eines Bären ge- funden,, welcher mit dem itzt lebenden europäischen übereinstimmt; auch vom Luchs. Sie sind ebenso incrustirt, ‘wie die Knochen des ursus speelaeus. Er glaubt auch, dass es von Wichtigkeit wäre, die Umstände zu untersuchen, unter welchen ver- schiedene Thiere verschwunden sind, von welchen man Uiberreste gefunden hat, wie z. B. der Biber, die Mäusearten, die Ratte, welche in Stuttgart itzt fast ganz 'ver- schwunden sind. 43. Dr. Ammerling sprach über die geeigneteste Art der ERRTRRENU und Aufstellung der Hautskelete zu wissenschaftlichen Forschungen. 44. Von Lichtenstein hat die Abbildung des Vultur californianus Latham vorgezeigt. 45. Prof. Swatopluk Pres! gab kund, dass er die Vertheilung der Flügelader der Lepidopteren zur Unterscheidung und Feststellung der Gattungen derselben benützt und darüber dem Publieum Mittheilungen machen wird. Fünfte Sitzung am 25. September. Präsident: Med. Rth. Ollo; Sekretär wie früher. 46. Von Lichtenstein macht auf die Schrift „Anatomische Untersuchung des Oryeteropus capensis“ von Fried. Jaeger aus Stuttgart (erschienen zu Stuttgart 1837) aufmerksam, und bemerkt, dass die Angaben, welche Hr. Jaeger aus Bur- chel entlehnt hat, falsch sind, = dass sich das Thier nicht von Ameisen, sondern von ‚Termiten Erushre, 47. Naiterer gab die PRARTEH von Lepidosiren paradoxza (Caramourou), und zeigte die Abbildung davon vor. a) Entomologische Verhandlungen. Präsident: Prof. Germar; Sekrelär: Fieber. Erste Sitzung am 19. September. 48. Preyssler las eine Abhandlung über Physiognomie der Insecten, ins- besondere der Coleoptern zur künftigen Bestimmung und Prüfung der vorhandenen Sippen nach dem Rippenverlauf der Flügel (alae), um aus ihm nicht nur auf einem leichten Wege die Sippen zu erkennen, sondern auch in Verbindung einer Beschrei- bung aller zur Bestimmung eines Individuums nothwendigen äussern Theile den Nexus derselben anschaulich darzustellen, und legte die auf diese Abhandlung Bezug ha- benden Zeichnungen vor. 49. Herrich Schäffer war hierüber der Meinung, dass Querins Abhandlung über den Flügelrippenverlauf berücksichtigt, seine Nomenclatur der Flügelrippen bei ı91 ‚den Hymenoptern zum Grunde gelegt, und bei Anwendung dieses Systems zur Be- ‚stimmung der Insecten-Sippen der Uibereinstimmung wegen nur die Unterflügel be- rücksichtigt werden müssten. 50. Germar und Herrich Schäffer wollten jedoch 'kein zu grosses Gewicht auf den Werth des obigen Systems bei Bestimmung der verschiedenen Insecten-Sippen gelegt wissen; da es wohl bei mehreren Ordnungen anwendbar sei, nicht aber mit Bestimmtheit durchgeführt werden könne, da der Mangel der Flügel (alae) hei meh- reren Insecten-Gattungen ein Hinderniss in den Weg lege. 51. Der Sekretär sprach hierauf über seine: Eintheilung der Cimiciden. in Familen, nach dem Flügelrippenverlauf. 32. Preyssler legte mehrere seiner vortrefflichen Malereien von Coleopiern und ihren Zergliederungen zur Ansicht vor. 53. Germar ‚stellte der Versammlung vor, wie nützlich und nothwendig das Bestehen eines Journals für Eniomologie in Deutschland sei, forderte die Anwesen- den auf, ihre. wissenschaftlichen Leistungen diessfalls zu vereinen, sprach ferner über die Ursachen, welche die Fortsetzung seines Magazins für Enlomologie und jenes von Illiger hemmten, setzte endlich die Bedingungen auseinander, unter welchen die Beiträge zu diesem Werke einlangen, und dasselbe erscheinen solle, nämlich: 1. Dass sämmtliche Beiträge der "Mitglieder — für, dieses RL unter dem Titel: „Leistungen der naturforschenden Gesellschaft Deutschlands“, erscheinen müssten. 2. Dass die Mitglieder auf jedes Honorar für ihre Beiträge verzichten, und sich mit der Betheilung jener Hefte, in welchen ihre Arbeiten vorkommen, begnügen. 3. Dass sie dieses Unternehmen durch Erzielung eines grössern Absatzes in ihrer Umgebung nach Kräften fördern; dass 4. die Redaction der verschiedenen Abhandlungen an Jena übertragen werde, die sich mit den betreffenden Insecten-Ordnungen befassen; 3. dass nur solche Aufsätze und Original-Arbeiten in diese Hefte aufgenommen werden, — welche wirklichen wissenschaftlichen Werth und besonderes Interesse haben. 6. Dass die Beigabe von Kupfern oder Lithographien, so viel als möglich, ver- mieden werde, um die Kosten der Anschaffung zu vermindern. 7.,.Dass, wenn ja Abbildungen zu einer Abhandlung erforderlich wären — für die Zeichnungen keine Vergütung gefordert, sondern diese von den Auforen auf ihre Kosten besorgt, und dem Manuscripte beigegeben werden. Dieser Vorschlag wurde von den anwesenden Mitgliedern — die zugleich erklärten, bereit zu seyn, ein so nützliches und nothwendiges Werk zur Veröffentlichung naturhistorischer Aufsätze nach Kräften zu fördern — beifällig aufgenommen; Hr. Prof. Germar aber einstimmig ersucht, die Redaction der Beiträge zu diesem Werke allein zu übernehmen. 34. Germar versprach, das Nöthige zur Begründung dieses Werkes zu besorgen, und die Redaction desselben zu übernehmen. 55. Nicker! sprach über die Unterschiede einer von ihm bei Prag entdeckten Spielart vonArgynnis Aglaja, die derselbe Argynnis Aglaja var. obscura nennt, und 192 über eine Spielart der Deilephila Euphorbiae, deren Raupe Nicker! auf der Insel Lydo im österr. Littorale auf Euphorbia Paralias entdeckte, die derselbe mit Deile- phila Euphorbiae var Paralias bezeichnet. 56. Derselbe vertheilte unter die Anwesenden 15 Exemplare seiner syste- matischen Uibersicht der „Tagfalter Böhmens“, in welcher als Anhang obige Spiel- arten beschrieben und abgebildet sind; übergab ferner 30 Exemplare desselben Werk- chens zur Vertheilung in der Section für Zoologie. 57. Der Sekretär legte hierauf die Disseriation des Dr. Herm. Schmidt über die Pselaphier zur Ansicht vor, und zeigte eine Abbildung des Scydmanus Motschoulskyi Schnidt aus Laibach. Zweite Sitzung am 20. September. 38. Germar sprach über die im Schieferstein vorkommenden vorweltlichen In- secten — namentlich die Libellulinen, und über verschiedene Insectenarten im Bernstein. 59. Findeli äusserte sich über die vorgenommenen Versuche der Flüssigmachung und Schmelzung des Bernsteins, und über die Verfälschungen, die mit aufgelöstem Copal Behufs der Involvirung von Insecten vorgenommen werden, führte dann einige Fälle hierüber an.. 60. Der Sekrelär legte hierauf die Zeichnungen mehrer neuen Rhynchoten zur Ansicht vor, sprach über einige neue Gattungen der Rhynchoten, die derselbe im 1. und 3. Hefte der „Beiträge zur Natur- und Heilkunde“ des Dr. Weitenweber beschrieb, und über die Unterschiede der neuen Arten Leptopus Preyssleri und Cydnus Küen- burgi (beide aus Böhmen) von ihren Verwandten Lepiopus echinops L. Duf. und Cydnus bicolor’; endlich machte derselbe die Versammlung aufmerksam auf die vom W. L. Seidl im 2. Hefte desselben Journals, wie oben bezeichnet, beschriebenen Orthoptern Böhmens. 61. Graf Küenburg sprach über eine Misshildung bei Calosoma Sycophanta, die an einer Hinterschiene drei Tarsen neben einander habe. — Die ferneren Be- sprechungen über Gegenstände der Enfomologie geschahen bei Besichtigung der verschiedenen Insecten-Sammlungen. Es wurde über dieselben kein förmliches Pro- tokoll aufgenommen, da die Resultate davon in dem verabredeten, „Journal für Entomologie‘“ deutscher Naturforscher vorkommen werden. “193 VI. Section für Heilkunde im ganzen Umfange. Präsident: Geh. Rath Harless; Secretär: Primärarzt Rilke. Erste Sitzung am 19. September. 1. Der Präsident eröffnete die Sitzung mit dem Vorschlage, bei jeder Ver- sammlung einen interessanten und wichtigen Gegeustand aus dem Gebiete der Heilkunde insbesondere ins Auge zu fassen, und darauf die Aufmerksamkeit der Sectionsmit- glieder hinzuleiten. Für diesmal brachte er den gegenwärtigen Stand und die Lage der Pathologie zur Sprache 'und erklärte, dass eine Revision und Umarbeitung der- selben dringend nothwendig sei, indem die Pathologie, wie sie gegenwärtig fast all- gemein besteht, zu speciell sei, und von mehreren Pathologen eigentlich nur patho- logische Anatomie gelehrt werde. 2. Med. Rath Münchmeyer sprach über Hypertrophie des Gehirns. Zum Charakter derselben rechnete er absolutes und relatives Uiberwiegen des Umfanges und der Masse. des Gehirns nach seinem 'besondern Parenchym ; ohne ‚auffallende Veränderung der eigenthümlichen Structur desselben und ohne Hinzutreten ‚eines be- stimmten krankhaften Productes. Er fand die Beobachtung Sim’s bestätigt: ‘dass sich die Hypertrophie nur im: grossen Gehirn, nie im kleinen finde. Seiner Ansicht zu Folge entsteht Hypertrophie des Gehirns, wenn die vegetative Tendenz schon im Keime oder durch Einwirkung in der ersten Lebensperiode mehr hervorgehoben und über den Zeitpunkt der normalen Dauer verlängert ist; ferner, wenn die anderweiti- gen allgemeinen Verhältnisse nicht kräftig genug sind, um in jener Vegetation des Gehirns die sonstigen nun erforderlichen dynamischen Richtungen hinreichend hervor- zurufen, wodurch die Vegetation in ihre gehörigen Schranken gesetzt seyn würde. In dem ersten Lebensalter und im geringern oder mittlern Grade bedingt nach ihm die Gehirnhypertrophie nur eine sehr ‘bedenkliche Disposition zu vielen der gefähr- lichsten Kinderkrankheiten, vorzüglich zur hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht und zum chronischen Wasserkopf. Zu den Erscheinungen, durch welche sich die Gehirn- hypertrophie vom ersten Augenblicke der Geburt einigermassen kund gibt, zählte M. folgende:; eine eigenthümliche Bildung des Kopfes, eine auffallende Stellung der Augen'mit einem eigenthümlichen, matten, glanzlosen Blicke, eine voluminöse Zunge, die häufig hervorgestreckt wird, unbeweglich zwischen den Lippen länger bleibt und den Mund‘ fast ganz ausfüllt, späteres Auftauchen des Gehörs- und Gesichtssinnes und der Aufmerksamkeit auf äussere Gegenstände, grosse Nahrungsgier mit wenig Aeusserung eines unterscheidenden Geschmacksinnes, starke : Neigung ‘zu, profusen partiellen Schweissen und verschiedenen Ausschlägen und Absonderungen am Kopfe, 23 194 einen eigenthümlichen tiefen und rauhen Ton beim Schreien ohne durchdringende Kraft, verzögerte Entwicklung der Zähne und der Sprache, mangelhafte und ver- zögerte Ausbildung der ganzen animalischen Sphäre, unbeweglich starres, anscheinend bewusstloses Hinbrüten mit starren, unbeweglichen Augen und unterbrochener, ein- förmiger automatischer Bewegung, mehr oder weniger mangelhafte Haltung des Kopfes , schwankenden und unsicheren Gang. In Bezug auf die Therapie erklärte M. die Prophylaxis und daher eine angemessene diätetische Leitung für das Wichtigste. Beim Eintritte der schon mehr in das Gebiet des positiven -Erkrankens gehörigen Zufälle sei die Behandlung nach dem Charakter derselben zu modificiren. Im Allge- meinen sprach sich M. dahin aus, dass eine gemässigle iunere Behandlung nach den nothwendigen Richtungen hin, und ein kräftiges äusseres Heilverfahren durch Ab- leitungen mit Exutorien passender Art, vorzüglich durch Anwendung des Brechwein- steins an verschiedenen Stellen des Kopfes bis: zu’ starker Eiterung,, in einzelnen Fällen auch Moxen, kalte Umschläge und Sturzbäder anhaltend fortgesetzt, in jenen Fällen, wo Heilung möglich sei, solche am besten herbeiführen. 3. Prof. Blasius legte eine Anfrage über einen Fall von Lähmung der einen untern Extremität bei einem 13jährigen Mädchen im Auftrage: der Eltern derselben der Versammlung vor. — Es wurde einstimmig erklärt, dass über diesen Fall kein vollkommen begründetes Urtheil abgegeben werden könne, da: die vorgelesene Krank- heitsgeschichte, wie Blasius angab, nicht einmal gewiss von einem Arzte abgefasst, und es überhaupt unmöglich sei, über Fälle‘ dieser Art, ohne genaue Untersuchung des Kranken, richtig zu urtheilen. Einige der Sectionsmitglieder waren des Erachtens, dass mit der fraglichen Kranken doch ein Heilversuch in einem orthopädischen Insti- tute, wozu das von Heine in Würzburg sich vorzugsweise eignen möchte, vorzu- nehmen sei. Zweite Sitzung am 20. September. Bei dieser Sitzung beehrte Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf von Chotek die Versammlung mit seiner hohen Gegenwart. 4. Prof. Schneider sprach über die prophylaktischen Massregeln der k. bair. Regierung gegen die Cholera und deren glücklichen Erfolg. Unter den bekannten Massregeln dieser Art hob er besonders die ärztlichen Besuchanstalten hervor, von denen er behauptete, dass sie sich im Vereine mit den übrigen Massregeln als das beste und sicherste Prophylakticum berwährt hätten. — Auf diesen Vortrag erwiederte Geh. Rath Wendt, dass dieselben Massregeln fast in allen Staaten, wo ‚die Cholera zum Ausbruche kam, durchgeführt worden seien, und Baron von Türkheim fügte die Bemerkung bei, dass Oesterreich in dieser Beziehung die Schule durchgemacht habe, dass aber das Resultat aller diesfälligen Versuche dahin gegangen sei, dass die Cholera wüthe, und ohne Rücksicht auf unsere Bemühungen 'in sich selbst ersterbe. Dieser Ansicht war auch Protomed, von Lenhossek. 195 5. Prof. Korzeniewsky beschrieb in lateinischer Sprache eine Operation, durch welche eine ausserordentliche Entstellung des Unterschenkels, durch schlechte Heilung eines Knochenbruchs bedingt, gänzlich behoben wurde. Nachdem der eine harte und feste Knoshengeschwulst bildende Kallus mittelst einer Säge entfernt worden war, wurde das Wadenbein gebrochen, und später durch behutsames Ausdehnen der Muskel und einen passenden Verband dem Gliede eine entsprechende Form wiedergegeben. — Einen ähnlichen Fall sah Protom. v. Lenhossek auf der Klinik des Prof. Blasius; was auch dieser bestätigte. - 6. Prof. Blasius theilte zwei Fälle mit, wo eine ähnliche Operation, wie die von Korzeniewsky angegebene mit gutem Erfolge unternommen wurde. 7. Dr. Schimko erörterte die Frage: Soll man den kritischen Bodensatz im Urin leicht oder schwer nennen ? 8. Der Geh. Med. Rath Ritgen theilte das Resultat der Untersuchung eines interessanten Krankheitsfalles auf der hiesigen chirurgischen Klinik mit, worüber Geh. Rath Harless, Prof. d’Outrepont, Betschler, Berres und Rosshirt ikre An- sichten bezüglich der Diagnose aussprachen. Hierauf wurde beschlossen, sich am folgenden Tage früh bei der in diesem Falle vorzunehmenden Operation einzufinden. Dritte Sitzung am 21. September, Präsident: Hofr. Kreysig; Sekretär wie früher. 9. Dr. Zeis legte eine vom Instrumentenmacher Kunde in Dresden erfundene Klumpfussmaschine vor. Dieselbe ist eine Art Stiefel, mit welcher der Kranke gehen kann, und zeichnet sich nach Zeis’s Angabe vorzüglich dadurch vor andern Maschinen ähnlicher Art vortheilhaft aus: dass sie sehr leicht ist, und dass aller Druck, den sie ausübt, nur Federdruck ist, welcher somit nicht so unerträglich wird, und nicht so leicht Exkoriationen verursacht, als permanenter Druck. Die Maschine bewegt den innern Fussrand nach unten, zieht die Spitze des Fusses nach Aussen, und treibt die Ferse herab. — Prof. Fritz erklärte, dass diese Maschine nichts anderes sei, als ein modifieirter Scarpa’scher Schuh, den er in ähnlicher Art schon seit vielen Jahren anwende. Dieser Meinung war zum Theil auch Dr. Schreiber, welcher jene Maschine bloss für eine Vereinigung des ersten und zweiten Scarpa’schen Schuhes hielt, und gegen dieselbe einwendete, dass die Fersenschraube nicht ertragen würde. Dagegen behauptete jedoch Prof. Blasius, dass die in Rede stehende Maschine sich vom Scar- pa’schen Schuh wesentlich unterscheide, und dass das Herabziehen der Ferse beim Klumpfusse nach seiner Erfahrung recht wohl ertragen werde. Dieser Gegenstand führte weiter zu einigen Erörterungen über die Durchschneidung der Achillessehne, wobei Blasius diese Operation zur Heilung des Klumpfusses für unzureichend, Fritz geradezu für überflüssig erklärte. 10. Prof. Roux sprach in französischer Sprache über die Durchschneidung der Achillessehne beim Klumpfusse,, des sternocleido-masloideus beim collum obsli- Ra” 196 pum, über Gaumennath, Operation der Aneurismen, und belegte sämmtliche Operationen mit interessanten Fällen aus seiner Praxis. 11. K. k. Rath Bischof von Altenstern erörterte den Begriff des Abdominal- iyphus. Nach der Auseinandersetzung des Begriffs, welchen man von Hippokrates angefangen mit dem Namen Typhus überhaupt verbunden hat, nach einigen Bemer- kungen über den exanthematischen Typhus erklärte M., dass die Benennung Abdo- minaltyphus unpassend sei, indem T'yphus oder Betäubung wohl im Gehirne, nicht aber im Darmkanal Statt finden könne. Seiner Ansicht nach ist dieser sogenannte Abdo- minaltyphus im Anfange ein gastrisches Fieber, das späterhin von Symptomen der Betäubung und Geschwüren im Ileum begleitet ist. Die Peyerschen Drüsen, die man in den Leichen der an der Cholera und am Abdominaltyphus Verstorbenen findet, er- klärte er für ein krankhaftes Produkt, und berief sich in dieser Beziehung auf münd- liche Mittheilungen des Hofr. Seiler in Dresden. Das Wesen der Krankheit besteht nach seiner Ansicht in einer dyskrasischen Entzündung des Ileums, daher er auch für sie den Namen: Jleifis ulcerosa für passender erklärte. 12. Dr. Heine, welcher in dem letzten russischen Feldzuge in der Türkei die orientalische Pest zu beobachten Gelegenheit hatte, las einen Aufsatz über diese Krankheit. Er beschrieb zuerst das Bild eines Pestkranken, und zwar auf folgende Art: Der sonst gesunde Mensch fühlt allmählich einen Schwindel unter Begleitung von Kopfschmerzen, theils mit Neigung zum Erbrechen, theils mit wirklichem Er- brechen; zu diesem gesellt sich ein unbeschreibbarer Schwächezustand his zum Nie- dertaumeln, wobei es charakteristisch bleibt, dass das Individuum dagegen mit einer krankhaften Energie anzukämpfen strebt, so dass es dadurch den Anschein gewinnt, als ob es betrunken wäre. Das wichtigste und unverkennbarste Zeichen des ver- pesteten Menschen gibt der Ausdruck der ganzen Physiegnomie, besonders der Augen. Wenn auch mit den Betrunkenen das Gesicht und der Blick Aehnliches darweiset: so beweist das anfangs geröthete, schnell aber ins Bleiche zusammenfallende, matte, traurige Antlitz das tiefere Leiden, besonders des Gehirns. Calor mordax und un- löschbarer Durst fehlen selten. Auch so charakteristisch ist der röthliche Strich in der Mitte der Zunge, der nach den Seiten milchblau verläuft, und allmählich schwärzer wird. Kurz vor dem Tode ist die Zunge meistens schwarz. Schnell brechen nun uuter der Achsel, in der Inguinalgegend u. s. w. Bubonen aus, oft von ungewöhn- licher Grösse , welche im Falle der Genesung lange Zeit eine schwarzblaue Narbe zurücklassen. An den übrigen Stellen des Körpers zeigen sich Carbunkeln, anthraces, Petechien, die schnell in Brand übergehen, Der Tod erfolgt meistens plötzlich binnen 4 — 5 Tagen. Vor 18 Stunden und später als dem 11. Tage hat Heine keinen Pestkranken sterben gesehen. Die Pest entstand übrigens auch seinen Erfahrungen zufolge allzeit durch Mittheilung. Nur durch das Brod wurde das Pest- gift niemals weiter fortgepflanzt. Obgleich die eigentliche Quarantaine für Menschen auf 40 Tage festgesetzt ist; so war H. doch der Meinung, dass der menschliche Organismus das schrecklichste aller Kontagien nicht wohl so viele Wochen ohne . q N 197 Ausbruch in sich bergen könne. Er erklärte eine Quarantaine von 21 Tagen für hin- reichend. Den Ausbruch der Pest sah er meistens den 4., 7., 10., höchstens 13. Tag der Quarantaine erfolgen. Er hatte Gelegenheit, zweimalige Ansteckung selbst zu beobachten, und wusste von einem Falle, wo ein Individuum binnen 2 Jahren dreimal die Pest überstanden hat. Seinen Erfahrungen zufolge hlieben mit Syphilis, Krätze oder bedeutender Flechte Behaftete von der Pest verschont, dagegen wurden skrophulöse Individuen ein schneller Raub der Krankheit. Fontanelle gewährten keinen Schutz gegen die Krankheit. In Bezug auf die Behandlung erklärte er, dass nur die Oeleinreibungen als das einzige Schutz- und theilweise auch Heilmittel sich bewährt haben, wenn die Patienten nach dem Gebrauche derselben in einen reichlichen Schweiss verfielen, und das Mittel gleich anfangs recht oft, anhaltend und bis zur gänzlichen Genesung fortgesetzt wurde. Zum Schlusse stellte H. noch nachstehende Sätze auf: a) dass die Pest eine Krankheit des Iymphatischen Systems sei; b) dass die Ansteckung durch das fixe Kontagium örtlich geschehe, und sich so über den ganzen Organismus verbreite; c) dass eine Ansteckung durch die Lungen, überhaupt per distans nicht Statt finde; d) dass die Pest zu allen Jahreszeiten und in allen Klimaten sich fortpflanzen könne; e) dass nicht febris pestilentialis.bubonaria, sondern pestis orienlalis der bezeichnendste Ausdruck für diese Krankheit sei, da sowohl Fieber, als Bubonen nicht zu dem Wesen der Pest gehören; f) dass kaltes reines Wasser zu den besten desinfieirenden Mitteln gehöre. 13. Prof. Ritgen beschrieb die Operation, welche bei jenem Krankheitsfalle, dessen bei der 2. Sitzung Erwähnung geschah, vom Prof. Fritz in Gegenwart meh- rerer Sectionsmitglieder vorgenommen wurde, Da dieser Fall und die vorgenommene Operation sammt dem weitern Resultate in einem Journale ausführlich beschrieben werden wird: so. kann hier jede weitere Mittheilung darüber füglich übergangen werden. Vierte Sitzung am 23. September. 14. Zuerst setzte Hofr. Kreysig eine neue Ansicht über den Kreislauf des Blutes auseinander. Er ging hiebei von dem schon früher von ihm aufgestellten Gesetze aus: dass sich die erste Entzweiung der Kraft des thierischen Lebens in dem Blute selbst als solchen, und in dem Mark des Nervensystems manifestire, und dass durch unmittelbare Wechselwirkung dieser beiden Agentien alle Funktionen, Ernährung, Absonderung, Muskelthätigkeit, Turgor zu Stande kommen, ja, dass Bildung, Wachs- thum, Ernährung eines Theils und Function des Organs andern Theils in einen und denselben Act zusammenfallen, und dass erst dann, wenn feste Organe durch Blut und Mark geschaffen worden sind, die Organe anfangen, eine, obschon relativ unter- geordnete Rolle in dem Zustandekommen der Functionen mitzuübernehmen. Durch die Entdeckung dieses Gesetzes der thierischen Haushaltung (wie er es nannte) in Verbindung mit der Geschichte der Bildung des Huhns aus der Eifeuchtigkeit, wo das auf der Oberfläche des Eies gebildete Blut bald nach dem Mittelpunkte des so 198 eben auch gebildeten Anfangs des künftigen Rückenmarks hinströmt, und 'von' da, ehe man eine Spur von einem Herzen und Gefässe wahrnehmen kann, wieder in allen Richtungen zurückgetrieben wird, glaubt K. seine Idee: dass der Kreislauf ursprünglich auf Anziehung und Abstossung der beiden obersten Fakloren des Lebens, des Nervenmarkes und Blutes beruhe, ganz bestätigt. Zur Begründung die- ser Ansicht suchte er den Antheil, den das Herz an sich an dem Kreislaufe hat, und die Bedeutung des Herzens in der thierischen Oekonomie überhaupt zu würdigen, überging dann zur Betrachtung der Blutgefässe und des lebendigen Blutes und seiner Wechsel-Verbindung mit dem Marksystem, welche letztere er besonders an den charakteristischen Zufällen bei den organischen Herzfehlern und deren wahren Be- deutung nachwies. 2 15. Geh. Rath Wendt gab eine kurze Schilderung der Choleraepidemie, welche am 24. Mai 1837 in Breslau ausbrach, nachdem die Seuche durch viele Monate in wenigen Dörfern des Breslauer Reg. Dep. und zwar nur in einzelnen Häusern sich eingenistet, und alle Bewohner derselben getödtet hatte. Die Sterblichkeit stieg in den heissen Tagen des August so hoch, dass Breslau, welches sonst 40 bis 45 Todes- fälle hatte, in einer Woche deren 192 zählte, worunter 112 angemeldete Cholera- fälle waren. Es haben während dieser Epidemie in Breslau gegen 30000 Menschen an Durchfall gelitten, und sind im Ganzen 600 an der Cholera exquisila gestorben. Nach den Beobachtungen FVendt’s herrschten in dieser Epidemie (was in den frühern nicht der Fall war) neben der Cholera ‚besonders gastrische Formen. Die Tendenz der herrschenden Form war entschieden zur Cholera paralytica. Den Uibergang von einer scheinbar blühenden Gesundheit zum Tode hat FU. in wenig Stunden, die wirkliche Genesung bei der ausgebildeten Form niemals vor dem 11. bis 14. Tage erfolgen gesehen. Einzelne Zufälle haben sich in dieser Epidemie ganz besonders bösartig gezeigt. Wenn die Kranken wieder warm wurden, sich mit zähem Schweisse bedeckt anfühlten, und dabei pulslos blieben: so starben sie gewiss. So lang der Kranke ruhig, apathisch, und um Alles, was um ihn vorging, unbekümmert da lag, war auch bei sehr schweren Zufällen nicht zu verzweifeln, Wurde aber der Kranke auch bei scheinbarer Milderung der Zufälle unruhig, so, dass er nicht liegen mochte, sondern sich immer aufzurichten strebte: so war der Tod sehr nahe und gewiss. In Bezug auf die ursächlichen Momente bemerkte W., dass bei der Cholera ein miasma- tisches Verhältniss im strengsten Sinne der Schule wohl unläugbar sei, dass aber diese Epidemie den unwiderlegbaren Beweis geführt habe, dass auch die Uibertragung der Krankheit unter gegebenen Umständen und dem Vorhandenseyn einer in somati- schen Verhältnissen oder diätetischen Einflüssen gegebenen Disposition Statt finde. Aufmerksame Sorge auf die Thätigkeit der Haut hatte bei dieser Epidemie einen weit entschiedenern Einfluss auf die Prophylaxis, als die Wahl der Nahrung. In Bezug auf die med. polizeilichen Massregeln gegen die Cholera theilte W. die Ansicht der- jenigen, welche die Sperren im Grossen für unausführbar halten, erklärte jedoch 199 strenge Cernirung der infieirten Orte, wenn sich die Seuche für längere Zeit auf ein oder zwei Dörfer beschränkt, für unumgänglich nothwendig. 16. Hofr.. Textor machte auf, das verschiedene Verhalten der traumatischen Blutungen, insbesondere der Nachblutungen aufmerksam, und warf, nachdem er mehrere diesen Gegenstand: betreffende Thatsachen angeführt hatte, die Frage auf: Warum und unter welchen Umständen entstehen Nachblutungen, und wie können sie vermieden werden? — Von Lenhossek schlug, auf physiologische Gründe gestützt, zur Verhütung von Nachblutungen aus den grossen Gefässen vor, dieselben nicht mit dem Messer zu durchschneiden, sondern wo möglich mit einer stumpfen Scheere zu durchkneipen. In Bezug auf die Nachblutungen aus den kleinen Gefässen war L. der Meinung, dass sie ihren Grund wahrscheinlich in einer Desorganisation des ganzen Muskelgebildes und der Gefässe hätten, und deshalb kaum zu verhüten seyn würden. Inder Voraussetzung, dass sich. bei den meisten, die einer grössern Operation ent- gegensehen, in Folge der Furcht und Traurigkeit, häuslichen Kummers, schlechter Nahrung, des Mangels an Bewegung u. s.' w. eine skorbutische Anlage ausbilde, welche die oft so schwer zu stillenden Blutungen ‚bei und nach der Operation bedinge, rieth Dr. Schimko zur Begegnung dieser Blutungen der Operation. eine leichte anti- skorbutische Behandlung vorauszuschicken, zu welchem Behufe er insbesondere den Gebrauch des frisch ausgepressten Citronensafts empfahl; Fünfte Sitzung am 24. September. Präsident: Geh. Rth. Wendt; Sekretär wie zuvor, Der Präs. theilte mit, dass ihn Präs. Rust ersucht habe, der Versammlung seinen herzlichen Gruss zu melden, und sein Bedauern auszudrücken, dass er ver- hindert worden sei, bei der Versammlung zu erscheinen. 17. Geh. Rath Rifgen theilte aus Anlass der Erörterungen in Betreff der Blutungen bei der vierten Sitzung seine Beobachtungen und Erfahrungen über die Blutungen beim Kaiserschnitte mit. Er unterschied drei Arten von Blutungen, näm- lich: atonische, syntonische oder spastische und diatonische, welche letztere er solche nannte, bei denen sich das Gewebe erweitert. Bei vier von ihm vorgenommenen Kaiserschnitten traten in zwei Fällen diatonische Blutungen ein; so oft nämlich Wehen sich einsiellten, erweiterte sich die Wunde und erfolgte Blutung, welche so lange dauerte, als die Wehen anhielten. 18. Hofr. T’ezior erklärte, dass der bei der gestrigen Sitzung gemachte Vor- schlag des Protomed. ». Lenhossek: grosse Gefässe zur Vermeidung der Nachblutung mit, der Scheere zu durchschneiden,, schwer ausführbar sei, und den Zweck nicht erfüllen würde, auch könne eine Degeneration des Muskelgewebes nicht als die Ur- sache der Nachblutungen aus kleinen Gefässen angesehen werden, indem, diese auch bei: ganz gesunden Individuen, bei denen von einer Entartung des Muskelgewebes 200 nicht die Rede seyn könne, vorkämen, dagegen bei dyskrasischen Subjecten nicht immer beobachtet würden. 19. Med. Rath Münchmeyer stellte der Versammlung ein Kind mit Hyper- trophie des Gehirns vor. 20. Dr. Skoda theilte seine Theorie des Herzstosses, der Herz- und Arterien- töne mit. Der Herzstoss beruht auf einem bekannten physikalischen Gesetze: Jede Flüssigkeit übt auf die Wandungen des Gefässes, in dem sie enthalten ist, einen an allen Punkten gleichen Druck aus. Hat das Gefäss eine Oeffnung, durch welche die Flüssigkeit abfliesst, so ist an der Stelle der Oeffnung kein Druck, während er an der dieser Oeffnung gegenüberstehenden Parthie der Gefässwand vorhanden ist. Dieser einseitige Druck ist Ursache, dass sich Jas Gefäss, falls es beweglich ist, in einer der Ausflussöffnung entgegengesetztenRichtung bewegt. Daraus erklärt sich bekanntlich die Bewegung des Segner’schen Rades, das Stossen der Schiessgewehre etc. und auch das Anschlagen des Herzens gegen die Brustwand. Während nämlich das Herz seinen Inhalt austreibt, wird es in der den Ausflussöffnungen entgegengesetzten Richtung gestossen. Nur nach dieser Ansicht über den Herzstoss lassen sich alle Verschieden- heiten, die im Herzstosse beobachtet wurden, erklären, während jede andere Ansicht urch Beobachtung widerlegt wird. So ist es z. B. klar, dass derjenige, welcher die Krümmung der Herzspitze als die Ursache des Herzstosses betrachtet, das Anschlagen des Herzens in einer grossen Ausdehnung — in mehreren Zwischenräumen der Rippen und in der Herzgrube nicht erklären kann. Zur Erklärung der sogenannten Herzlöne wurden bisher grösstentheils Beobachtungen bei Vivisectionen benützt, und es kann darum nicht auffallen, dass keine der über diesen Gegenstand bekannt gewordenen Ansichten im Stande war, die Verschiedenheiten zu erklären, die diese Töne im nor- malen und kranken Zustande ‘des Herzens und der Arterien zeigen. Wer sich die Mühe nimmt, recht viel Gesunde und Kranke zu auscultiren; der wird sich die Uiber- zeugung verschaffen, dass die in Frage stehenden Töne nicht im Herzen allein ent- springen, und dass es auch richtig sei, wenn man den ersten bloss im Herzen, den zweiten bloss in den Arterien entstehen lässt. Er wird vielmehr einsehen, dass sowohl der erste als zweite Ton ebenso im rechten und linken Herzen als in der Aorta und Pulmonalarterie erzeugt werden könne. Er wird nämlich Fälle finden, wo in der Ge- gend des Herzens gar keine Töne vernehmbar sind, während sie doch über dem Herzen der Lagerung der Pulmonalarterie oder der Aorta entsprechend recht deutlich sich hören lassen. Ebenso werden ihm Kranke vorkommen, bei welchen er in der Gegend der Aorta die beiden Töne vermissen wird, da sie doch in der Gegend der Pulmonal- arterie, in einem-oder in beiden Ventrikeln sich vorfinden. Das Vorkommen von Ge- räuschen: Blasebalg-, Raspel-, Sägegeräusch etc. an bestimmten Gegenden des Thorax z. B. in der Gegend der Aorta, der linken oder rechten Kammer, bei gleichzeitig vor- handenen beiden Tönen in der Pulmonalarterie und an den übrigen Stellen, wo kein Geräusch vorkommt, so wie die nicht seltene Erscheinung, dass im linken Ventrikel die Töne anders sind, als im rechten und in den Arterien, und endlich die Thatsache, 201 dass bei einiger Energie des Herzens der Accent in den Arterien auf den zweiten Ton fällt, während er im Herzen jedesmal auf dem ersten ruht, lassen keinen Zweifel übrig, dass die Behauptung über die Erzeugung beider Töne in jedem Ventrikel, und in jeder grossen Arterie begründet sei. Dies Resultat ist ein von den bisher durch Vivisectionen erlangten ganz verschiedenes; denn man liess den Beobachtungen bei Viviseetionen zu Folge die Töne entweder bloss im Herzen, oder wie Charles FFillianıs den ersten Ton im Herzen, den zweiten aber in der Aorta und Pulmonalarterie entstehen. Die Entstehung des ersten Tones in der Aorta und Pulmonalarterie scheint kaum anders als durch die plötzliche Spannung, in welche die Arterienhäute während der Systole des Herzens versetzt werden, erklärbar. Der zweite Ton wird: durch das Anschlagen der Blutsäule gegen die Semilunarklappen während der Kammerdiastole erzeugt. So- bald nämlich die Triebkraft vom Herzen nachlässt, bewegen sich die Blutsäulen in der Aorta und Pulmonalarterie, von den elastischen Wandungen gepresst, gegen das Herz und verursachen einen Stoss gegen die Semilunarklappen, welcher diese sowohl als die Arterienwände iu Schwingungen versetzt. Als Beweis, dass der zweite Ton in den Arterien auf die beschriebene Art entsteht, dienen die Fälle, wo die Klappen der Aoria durch Krankheit so verändert sind, dass sie den Rücktritt des Blutes aus der Arterie in die linke Kammer nicht hemmen. In solchen Fällen lässt sich in der Gegend der Aorta statt des zweiten Tones ein Blasebalg- oder Sägegeräusch vernehmen, wäh- rend in der Pulmonalarterie, wo die Klappen normal sind, der zweite Ton fortbesteht. Um die Entstehung der Töne im Herzen auffassen zu können, muss man eine klare Vorstellung über die Structur und Function der zwei- und dreispitzigen Klappe haben. Die sehnigen Fäden, welche von den Papillarmuskeln entspringen, inseriren sich theils in der Mitte der gegen die Kammer gekehrten Klappenfläche, theils aber näher gegen den Rand und selbst bis am äussersten Rande der Klappe. Wenn man durch Anziehen der Papillarmuskeln die Klappe spannt, so bemerkt man, dass sich auf diese Weise nicht alle sehnigen Fäden auf einmal anspannen lassen, dass folglich nicht die ganze Klappe gespannt wird. Beim Anziehen der Papillarmuskeln werden nämlich nur die Fäden gespannt, welche sich in der Mitte‘ der Klappenfläche inseriren, während alle Fäden, die sich näher gegen den Klappenrand und an diesem selbst inseriren,, auch bei dem stärksten Zuge erschlafft bleiben. Aus diesem Grunde wird durch das Anziehen der Papillarmuskeln der freie Rand der Klappe niemals gespannt, und lässt sich, wenn man dagegen bläst, ringsherum wie ein Segel aufblähen. Diese Eonstruction der zwei- und dreispitzigen Klappe macht es möglich, dass diese Klappen während der Kammersystole den Rücktriti des Blutes aus der Kammer in die Vorkammer verhüten. Es wird nämlich durch das eindringende Blut der nicht gespannte Theil der Klappe wie ein Segel aufgebläht und durch dieses Aufblähen die Communication zwischen Kammer und Vorhof geschlossen. Man sieht daraus, dass der Rücktritt des Blutes aus den Kammern in die Vorkammern auf eine ähnliche Weise verhindert wird als der Rücktritt des Blutes aus den Arterien in die Kammern. Der Bau der Vorhofsklappen ist aber von jenem der Arterienklappen wegen Verschiedenheit der Oefinungen ein 26 202 verschiedener. Die sehnigen Fäden sind an der zwei- und dreispitzigen Klappe offen- bar aus dem Grunde vorhanden, um zu verhüten, dass diese Klappen während der Kammersystole durch das Blut in die Vorkammern zurückgedrängt werden. Es frägt sich noch, welchen Zweck die Papillarmuskeln haben. Zum Schliessen und Oeffnen der Klappen wären sie offenbar unfähig und überflüssig; diess geschieht vielmehr durch das Blut selbst. Der Zweck der Papillarmuskeln ist die Länge der sehnigen Fäden der verschiedenen Capacität der Kammer während der Systole und Diastole anzupressen. Damit nämlich die sehnigen Fäden das Heraustreten der Klappe in den Vorhof während der Kammersystole verhindern, können sie nicht unbestimmt lang seyn; sie müssen eine gewisse Länge haben, und es muss die Länge dieser Fäden wenigstens so gross seyn, dass dadurch die Ausdehnung des Herzens nicht gehemmt wird. Es ist somit klar, dass diese Fäden während der Kammersystole kürzer seyn müssen als während der Diastole, und diess istnur dadurch erreichbar, dass sie mit Muskeln zusammenhängen, welche sich während der Systole verkürzen, während der Diastole verlängern. Es wird nun zugleich klar, dass die sehnigen Fäden, welche sich in der Mitte der Klappen- fläche inseriren, niemals erschlaffen. Während der Systole werden sie durch den Druck des Blutes in Spannung erhalten, und durch die vom Klappenrande sich an ihnen in- serirenden zartern sehnigen Fäden gegen das Centrum des sehnigen Kegels gezerrt, folglich gekrümmt; während der Diastole springen sie aus der gekrümmten in die grade Richtung über, indem sie nicht so lang seyn können, um zu erschlaffen , weil eine solche Länge nicht bloss überflüssig, sondern dem Eindringen des Blutes aus dem Vor- hofe in die Kammern selbst hinderlich wäre. So wie das Anschlagen der Blutsäule gegen die Semilunarklappen in den Arterien einen Ton — den zweiten — erzeugt, eben so muss das Anschlagen des Blutes gegen die zwei- und dreispitzige Klappe während der Kammersystole einen Ton — den ersten Herzton — geben. Dieser wird aber nicht bloss von dem Schlag des Blutes gegen die Klappe, sondern auch durch die dadurch in Spannung versetzte Klappe, so wie durch die gleichzeitig gespannten sehnigen Fäden hervorgebracht; und indem elastische Fäden forttönen, so lange in der Spannung Veränderungen stattfinden, so ist es erklärbar, dass der erste Herzton während der ganzen Dauer der Systole anhalten kann. Wenn die zweispitzige Klappe durch Krank- heit so verändert ist, dass sie den Rücktritt des Blutes aus der Kammer in die Vor- kammer nicht zu hindern vermag, so hört man in der linken Kammer keinen ersten Ton, statt dessen aber ein Blasebalg- oder Sägegeräusch, während doch in der Gegend der rechten Kammer der erste Ton fortbesteht. Diese Erscheinung ist ein Beweis für die Richtigkeit der gegebenen Erklärung des ersten Herztones. Der zweite Herzton wird durch den Uibergang der sehnigen Fäden aus der gekrümmten in die grade Richtung erzeugt, und man hat Grund, diese Erklärung des zweiten Herztones anzu- nehmen, weil jeder gespannte Faden beim plötzlichen Uibergange aus der gekrümmten in die gerade Richtung einen Ton giebt. 21. Prof. Fritz suchte darzuthun, dass das Reponiren eingeklemmter Brüche ohne vorausgegangenen Schnitt nicht das vermeintliche Verdienst der Chirurgen sei. 203 _ Auf Beobachtungen gestützt, sprach er seine Ansicht über die Reponirung der Brüche aus: dass diese immer nur durch vermehrte peristaltische Bewegung und durch Zu- sammenziehung der vorgefallenen Gedärme zu Stande komme. Daraus folgerte er, dass es bei eingeklemmten Brüchen Aufgabe des Chirurgen sei, die peristaltische Bewegung, jedoch nicht durch mechanische, sondern durch medicinische Mittel zu befördern, um auf diese Art den Bruch zurückzubringen. 22. Dr. Schreiber sprach über die von ihm in 8 Fällen mit glücklichem Er- folge geübte und erprobte Anwendung metallener Katheter bei Stricturen der Harn- röhre. ‘Die Art und Weise, wie er vorging, stimmt mit der von dem Wundarzte Mayor in Lausanne angegebenen in der Wesenheit überein, nur mussten die Kranken, bevor zum Katheterismus geschritten wurde, 10 bis 20 laue Bäder brauchen. 23. Prof. Jungmann legte zwei von Dr. Nevermann erfundene geburtshilfliche Instrumente vor, nämlich eine Kopfzange und eine Wendungszange; die letztere ist bereits in Busch’s, Ritgen’s und d’Outrepontis Zeitschrift B.,IV. 1836 beschrieben. 24. Med. Rath Ullrich sprach über die Durchschneidung der Achillessehne beim Klumpfusse. In drei Fällen sah er keine schlimmen Zufälle nach dieser Ope- ration entstehen, jedoch war dieselbe auch für sich nicht hinreichend, den Klumpfuss zu heben; sie erleichterte und beschleunigte blos die Heilung desselben; ferner theilte U. seine Erfahrungen über die Operation des Varicocele mit. Bei einem sehr grossen Varicocele nahm er die Unterbindung nach Fricke’s Methode vor; am 3. Tage nach der Operation entstand eine sehr heftige Reaktion, es bildeten sich später Abscesse, und der Kranke war nach 5 Wochen geheilt. Auf diese Mittheilung entgegnete T'extor, dass er diese Operation, jedoch nicht nach der von Ullrich angegebenen Methode schon vor 16 Jahren dreimal vorgenommen habe, dass hiebei die nächsten Zufälle äusserst unbedeutend, die Reaction sehr gering, die Operation aber auch ohne Erfolg gewesen sei: Auch Girl versicherte nach der Unterbindung keine bedeutende Reaction be- obachtet zu haben. Dagegen sah jedoch Blusius seiner Angabe nach eine heftige Phlebitis nach derselben entstehen , ohne ‘dass vollkommene Heilung des Krempfader- bruchs darauf erfolgte. 25. Den Schluss der Sitzung machte ein Vortrag des Geh. Raths Harless über Typhus. Er machte auf die Nothwendigkeit einer genauern Bestimmung des Begriffs des iyphus genuinus und der pathologischen Verhältnisse desselben zu andern, ihm mehr oder weniger verwandten, oder auch nur ähnlich scheinenden fieberhaften Krankheiten aufmerksam. Zu diesem Zwecke sei vorerst iyphus verus s. idiopathicus zu unterscheiden von febris Iyphodes oder von jedem solchen Fieber, welches an sich nicht typhös ist, sondern erst im fernern Verlaufe durch dahin wir- kende Einflüsse den Charakter eines Typhus (7. secundarius) annimmt. Es sei zweitens zu bestimmen, wodurch ein Typhus genuinus als solcher entsteht und be- steht. Es sei hier zunächst auf eine eigenthümliche Alteration in dem vitalen Sen- sations- und besonders Reaktionszustand. des Nervensystems, des Hirns sowohl als des Gangliensystems gegen das irritable und Blutsystem, namentlich gegen das arte- 26* 204 rielle Rücksicht zu nehmen. Seiner Ansicht nach wird im Typhus durch die speeifische Einwirkung eines eigenen äussern Stoffes oder Stoffgemisches auf Hirn und Ganglien die vita propria, und somit der vitale Antagonismus zwischen Nerven-, Muskel- und Blutsystem eigenthümlich umgeändert, gestört, aufgehoben, das Hirn-, und Nerven- leben geschwächt, paralysirt, ohne dass. dadurch eine gleichmässige! Abweichung und Zersetzung des Nervenlebens- in seinem ganzen Umfange bedingt wird; vielmehr kann eben in dieser Hinsicht der idiopathische Typhus bald mehr ein proprie cerebralis, bald mehr ein gangliaris seyn. Nach dem hauptsächlichen Herde: unterschied H. für die Therapie folgende 4 Hauptarten des /yphus genuinus: 1.Typhus 'erelhico- sanguineus s. subinflanmalorius (in primo stadio); 2. T. proprie nervosus 'Casthe- nicus et paralylicus in seiner Ausbildung) sowohl @) als cerebralis, als b) als gun- gliaris; 3. T. seroso-sanguineus a) calarrhalis, b) putridus; 4. T. Iymphatico- glandulosus — proprie et speeifice conlagiosus — als dessen höchste und eigenthümliche Stufe und Form mit der bestimmtesten Reproduction eines specifischen Contagiums die orientalische Pest besteht. Sechste Sitzung am 26. September. 26. Prof. Fischer zeigte, nachdem er über die Nothwendigkeit beweglicher Augenphantome zur Uibung in den Augenoperationen gesprochen hatte, ein solches Phantom vor, welches der Prager Techniker Boschek unter seiner Leitung verfertigt hat. Dieses Phantom zeichnet sich nach Fischer’s Meinung vor allen übrigen: bisher erfundenen dadurch aus, dass man sich ohne Beihilfe eines Assistenten üben kann, dass die Bewegungen desselben naturgemäss sind, und unerwartet wechseln. Mit diesem Phantome steht ein künstliches Auge in Verbindung, fan dem man die, zwei ersten Momente der Extraction, die Skleronyxis mit Reclination, die Keratonyxis und die verschiedenen Arten der künstlichen Pupillenbildungen vornehmen ‘kann. Zu letzterem Zwecke bedient sich F. als Stellvertreter der Iris’ des dehnbaren, blau- gefärbten Gewebes der Phaluena Tinea evonymella oder padella. Die Hornhäute für das künstliche Auge werden aus Ichthyocolla bereitet. Ferner legte F. ‚einige Proben künstlicher Darstellungen der Krankheitsformen des Auges zur Ansicht und Beurthei- lung vor. Er liess nämlich einige Krankheitsformen des ‚Sehorgans von dem Med. Cand. Paulus auf künstliche Augen von Glas malen. 27. Hof. Bar. v. Türkheim theilte zwei von ihm beobachtete Fälle von wahren Herzpolypen mit. Beide Kranke waren mit Gicht behaftet. Der‘eine,, welcher sich viel mit Handlungsspekulationen befasste, litt an oft wiederkehrendem Husten, zu dem sich endlich des Nächts Athmungsbeschwerden gesellten, ' zugleich stellten sich Gichtschmerzen ein, der Kranke schwitzte bedeutend, der Puls wurde sehr be- schleunigt. Nach plötzlich eingetretener Neigung zum Erbrechen: stellte sich grosse Engbrüstigkeit mit Angst und Erstickungsgefahr ein, der Kranke klagte über Zu- sammenzichung in der Herzgrube, hatte einen sehr kleinen schnellen Puls, und gab, 205 nachdem sich die 'Zufälle stündlich vermehrt hatten, bei vollem Bewusstsein den Geist auf. Nebst andern pathologischen Erscheinungen in der Brusthöhle fand sich bei der Section in der rechten Herzkammer ein’ mit der Muskelsubstanz fest ver- wachsener, jäher, fibröser, 6 Zoll. langer und 4 Zoll breiter Polyp vor. In dem zweiten Falle stellten sich einige. Monate vor ‚dem 'Tode alle‘ Zeichen einer Brust- wassersucht ein. Als die Kranke einmal nach demvam Boden stehenden Nachttopfe langen wollte, starb sie augenblicklich. Bei der Section zeigte sich in der rechten Herzkammer ein Polyp, welcher von der Spitze bis gegen ‘die Mitte der Scheidewand dieser Höhle mit mehreren Wurzeln sich fest anheftete, hier im Durchmesser einen Zioil betrug, von da sich allmälig verschmälerte, und bis in die Theilung der Lungen- schlagader in der Dicke eines Federkiels sich frei fortsetzte. 28. Dr. Lumbe stellte ein 5, Jahr altes Mädchen mit einem unvollkommen ausgebildeten Fötus vor, und theilte das Geschichtliche dieses Falles mit. 29. Der k. k. Rath Heidler theilte nach einer kurzen Hindeutung auf eine naturgemässere Pathologie der chronischen Krankheiten oder die von ihm sogenannte grosse Krankheit im Menschengeschlechte nachstehende Beobachtungen mit, die eı bei dem Aufsuchen der Materialien zur Bearbeitung jenes Gegenstandes in den Dörfern und Hospitälern mehrerer Städte zu machen Gelegenheit hatte. «) Im gemeinen Volke begegnet man — das wahre Podagra vielleicht allein ausgenommen — häufig genug allen Krankheitsformen, welche in den höhern Ständen vorkommen, und bei diesen gewöhnlich Ursachen zugeschrieben werden, die in den Dörfern kaum existiren; b) Das gepriesene Glück einer dauernden Gesundheit unter dem Landleuten bezieht sich höchstens auf das Sommersemester; im Winter, besonders nach Weihnachten, er- frägt man unter ihnen eben so schwer ein ganz gesundes Individuum, wie unter den Stadtbewohnern fast Jahr aus, Jahr ein. c) Die Leinweber, Schneider , Schuhmacher und auch die Schullehrer, welche mehr Wasser als Bier trinken, wird man mit we- nigen Ausnahmen ziemlich sicher nach dem blossen Aussehen von den übrigen Bauern in allen jenen Dörfern zu unterscheiden vermögen, wo der Feldbau die ausschliessliche Beschäftigung ist. d) Gicht und Rheumatalgien kommen in der gemeinen Klasse am seltensten in Glasfabriken und Eisenhämmern vor. e) Die Hämorrhoidalkrankheit und die mit derselben zusammenhängenden Beschwerden sind die häufigsten in. jeder Menschenklasse, in jedem Klima, und bei jeder Lebensart. An diese Beobachtungen knüpfte H. noch einige Bemerkungen über krankhafte Venosität. 30. Dr. Frankl theilte einige Notizen über die Cholera mit. 31. Dr, Heine erzählte einen Fall von. Noma. genilalium. 32 Prof. Mianowsky erwähnte der giftigen Eigenschaft des phallus esculentus, welche derselbe, wenn die Bäume zu grünen anfangen, äussert, während er vor dem Monate April ohne Nachtheil genossen wird. — Wendt erinnerte, dass dies nicht nur beim phallus esculenlus, sondern. auch bei andern Schwämmen ar Fall sei. 33. Prof. Krombholz vertheilte seine Beobachtungen über einen angebornen Ziwerchfellsbruch und eine Netzdarmeinschiebung, wie auch Monteggia’s Biographie. 206 34. Nach der Kundmachung einiger an die Versammlung gelangten Zuschriften, welche die Section für Heilkunde betrafen, 35. forderte der Präsident die Anwesenden auf, sich am folgenden Tage zur Berathung über zwei Krankheitsfälle einzufinden, worauf er in freundlichen Worten Abschied nahm. Zu der erwähnten Berathung am 26. Sept. traten Chaufepie, Czermak, Harless, Ritgen, Rumpelt, Textor und Türkheim zusammen. Der eine Fall, über wel- chen Rumpelt referirte, betraf einen Kranken mit chronischer Rückenmarksentzündung, der andere das von Dr. Lumbe bei der 6. Sitzung vorgestellte Mädchen, über das insbesondere Rifgen und Teextor ihre Meinung bezüglich der vorzunehmenden Opera- tion aussprachen. VII. Landwirthschaftliche Section mit Einschluss der Pomologie, Technologie und Mechanik. Erste Sitzung am 19. September. Präsident: Prof. Schweitzer; Sekreläre: Prof. Nestler u. Dr. Kalina v. Jälhenstein. 1. Schweitzer eröffnete die Reihe der Sitzungen mit einem kurzen Vorworte. 2. In Folge einer früher unter mehreren Sectionsgliedern gepflogenen Verab- redung schlug derselbe belehrende Ausflüge in benachbarte landwirthschaftliche und industrielle Anstalten, wo irgend möglich, ohne Unterbrechung der Sitzungen, für alle jene vor, welche auf ausgelegten Bogen dafür subseribiren würden, und zwar, jedesmal mit der Abfahrt um 7% Uhr früh. Die Vorschläge wurden nach gegebener Versicherung angenommen, dass ein- zelne, in Prag wohnende Mitglieder den Eigenthümern der Besuchsorte die Bitte der Section um Zutritt bereits vorgelegt, und die offenste Gewährung bewirkt hätten. 3. Nestler vertheilte unter die Anwesenden eine Anzahl Exemplare von der ersten Abtheilung seiner nicht für den Buchhandel bestimmten Abhandlung: „Aushilfe in der Noth um Futter und Dünger,“ oder: Zeitgemässe Winke über Ersatz- und Verbesserungsmittel der Futter- und Düngerstoffe. 4. Bujanowiez aus Ungarn begann die Reihe der Vorträge mit Ansichten „über die Wechselwir kung der Nalurwissenschaften und der Landwirthschaft“ 5. Derselbe sprach über den sehr beschränkten Nutzen der Rebschulen und der Versuche in der Classifikation und Benennung der Traubensorten. 6. Derselbe besprach hierauf den gelungenen Versuch des Hrn. C. von Mayerffy zu Ofen mit einem Marmorfasse von 3000 Eimern in sechs gleichen Abtheilungen, das dieser vor 10 Jahren mit gewöhnlichem Tischweine füllte, und seitdem die Er- bauung eines zweiten Marmorfasses von 4200 Eimern in 12 Abtheilungen zu 350 Eimern veranlasste. 7. Ferner sprach derselbe über einen ganz misslungenen Versuch mit einem Marmorfasse in kleinerem Massstabe von drei Abtheilungen, gefüllt mit Tokaier Tafel- Wein, Masslasch. und Ausbruch des Jahres 1827. us Fe nn an, 207 8. Derselbe beleuchtete auch mit lobender Anerkennung den Eifer der ausser alle Verbindung mit der Gesellschaft deutscher Naturforscher gebrachten neuen Wandergesellschaft deutscher Landwirthe, deren Zweckmässigkeit er jedoch — zu- mal bei der letzterwähnten Scheidung — in Zweifel zog. Alle diese Theile seines Vortrages führte der Sprecher auf die Hauptidee zurück: dass die Naturwissenschaf- ten und die Landwirthschaft einander wechselseitig nützlich werden. 9. Nowak las über seine am vielstielichten Maulbeerbaume gemachten Beobach- tungen, und über zwei auf seinem Gute eultivirte Abarten desselben. 10. Derselbe las „Uiber die Hauptgrundsätze des Pflanzenwachsthumes und deren Anwendung auf den Land- und Gartenbau.“ Zweite Sitzung am 20. September. Se. Excellenz Herr Caspar Graf von Sternberg verherrlichten die ganze Sitzung, und Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf Carl Graf von Chotek die letzte Hälfte der Sitzung durch ihre Gegenwart. 11. Inspect. Hasse gab einen einleitenden Vortrag als Einladung zu einer Rücksprache über die Lösung der Aufgabe: „Wie kann mit einem geringeren Aufwande an Brennmaterialien die Erzeugung des Eisens und Stahls in erforder- licher Güte um billige Preise erhalten, und dem jetzigen täglich steigenden Bedarf angemessen, in allen Ländern Deutschlands, wo es an guten Mineralien dazu nicht mangelt, auf ausdauernde Weise vermehrt werden?“ Diese Besprechung fand, nachdem Hasse seinen Einladungsvortrag bei Haase Söhne hatte abdrucken, und in einigen Exem- plaren durch die Vorstände in jeder Section vertheilen lassen, mit Genehmigung des Ver- sammlungs-Präsidenten Excellenz Caspar Grafen von Sternberg den 27. Sept. um 12 Uhr Mittags, und zwar in dem fürstl. Fürstenbergischen Palais bei Hrn. Hofr. Nittinger Statt, unter dessen Oberleitung die ansehnlichen Eisenwerke zu Pürglitz stehen. Von einer wünschenswerthen Verbindung der betreffenden Chemiker und Techniker, im Sinne und zu dem Zwecke des Insp. Hasse, ist der Section keine weitere Mittheilung geschehen. 12. Hof. Fürbass sprach ohne Bezugnahme auf die obige Meinung des Hrn. v. Bujanowiez (sieh. 6.) über die Vortheile, welche die Verpflanzung fremder Reben aus dem Rheingau, von der Mosel, und aus Burgund in die fürstl. Schwarzenberg. Weingebirge um Lobosiz von jeher, und insbesondere in neuerer Zeit gebracht haben; zugleich wurden Proben von Lobositer rothen und weissen Weinen aus den Jahren 1811, 26, 27, 34, gräfl. Schönborn’sche weisse Weinproben von dem Gebirge Kosstial bei Tlaschkowiz vom Jahre 1811, dann Proben vom fürstl. Lobkowitzischen Melniker Weine vom Jahre 18141 und 1834 zur Beurtheilung vorgelegt. Weinkenner aus Deutschland, Ungarn und Mähren erkannten diese Weine für vorzüglich; zwischen den zwar beiderseits vorzüglichen Weinen — dem rothen Lobosizer und dem Melniker glaubte man den Unterschied zu bemerken, dass erster mehr adstringirend und kräftiger, letzterer an Zuckerstof reicher sei. 208 13. Hayne hielt einen freien :Vortrag über den von ihm mehrmals mit grosser Verlässlichkeit ausgeführten, und mit dem besten Erfolge gekrönten Darmstich bei der Windkolik der Pferde, über die Beschaffenheit des dabei verwendeten Troicar’s - und über die Art der sehr einfachen Operation 14. Derselbe sprach sich, nach erhaltener Frage: „Welche Hoffnungen die Landwirthe auf die Behandlungsart der löserkranken Rinder nach den Angaben des Hrn. Barons von Ehrenfels setzen könnten?“ nicht günstig aus, und rieth, die diess- fälligen, in der Wiener Zeitung und anderen Blättern darüber bekannt gemachten gün- stigen Berichte mit der Erklärung des Protomedicus in Nied. Oesterreich Dr. Knolz, in der Augsburger allgemeinen Zeitung und anderen Blättern zu vergleichen. 15. Teichmann deutete auf seine im J. 1833 bei Baumgärtner in Leipzig ver- legte, und in demselben Jahre wiederholte, für die Landleute abgekürzte Schrift: „Uiber Lehmschindeldächer,“ welche in. den österreichischen Staaten unter dem Namen der Habanerdächer schon bekannt sind: Er widerlegte die gegen diese Bedachungs- art gemachten Einwendungen im freien Vortrage, und berief sich hierüber auf seine eigene achtjährige Erfahrung. Einen anderen sprechenden Beweis für die Vortheile dieser Lehmschindeldächer konnte 7. selbst nicht anführen, da er ihn als Anerkennung seiner Verdienste um den Gegenstand in einer, ihm. von der sächsischen Regierung ertheilten Verdienstmedaille an der Brust trug. 16. Nestler sprach zu dem früher angemeldeten Vortrag Teichmann’s ein einleitendes Vorwort über die Bestimmung des Daches überhaupt und über den be- ziehungsweisen Werth der dazu verwendeten Materialien. Er hob insbesondere den grossen Werth des Strohdaches für die Landwirthe heraus, wies auf ältere Versuche demselben seine Entzündlichkeit zu.benehmen hin, und mahnte an die Nothwendigkeit, die Landleute sowohl hierbei als in der Verbesserung der ländlichen Gebäude durch Trennung und Unterbrechung derselben mittelst dazwischen gelegter Gärtchen oder auch unbedachter Einfahrten werkthätig zu unterstützen. Dritte Sitzung am 21. September. Wegen Leitung der Excursion nach Königssaal durch den Seetions-Präsid. Dr. Schweitzer unter Begleitung des Sekretärs Nestler wurde für die Sitzung der übri- gen in Prag zurückgebliebenen Mitglieder Kalina. von Jälhenstein zum Präsidenten und Prof. Dieb! zum Sekretär erwählt. 17. Diebl berichtete in einem ausführlichen Vortrage über die älteren und neuesten Anfänge des Seidenbaues im Mähren, als Mittel zur Beschäftigung der grösseren und ärmeren Volkszahl. Er sprach über seine eigenen, durch Rangheri aus Prag, Riekl aus Hohenheim unterstützten Versuche, und erwähnte mit Recht auch der grossartigen Anfänge in der Culiur des weissen Maulbeerbaumes auf den Altgräflich Salm’schen Herrschaften Rais und Blansko in Mähren. 18. Dieser Vortrag gab Gelegenheit zu einer Besprechung zwischen Hrn. J. M. Grafen v. Thun, Ritter M. F. v. Riese, Ritter v, Jäthenstein, J. Oppelt und 209 den Wirthschaftsräthen Seid! und Kreil über die Nothwendigkeit auf Vermehrung der Beschäfligungs- und Erwerbsquellen für die bang machende, starke Volkszahl zu denken. Insbesondere hat Jälhenstein in einem freien Vortrag nachgewiesen, dass seit dem J. 1762 die Bevölkerung in Böhmen von 1,600,000 bis auf 4,100,000 angewachsen sei, und in eben diesem Massstabe noch zunehmen dürfte; dass dieser Bevölkerungszuwachs meistens bei der unbefelderten armen Volksklasse eintrete, welcher die Landwirthschaft allein zureichende, nährende Beschäftigung zu bieten bald ausser Stand seyn dürfte. Er führte die wichtigen Ursachen dieser grossen Volkszunahme an, so wie er auch zu erklären suchte, warum ungeachtet der in 74 Jahren verdoppelten Bevölkerung die Getreidpreise im Lande nicht gestiegen sind. Er behauptete, dass der Werth und Absaz des Getreides sich nur dann bessern könne, wenn die zahlreichen, unbefelderten, nur von der Handarbeit lebenden Landleute mehr Arbeit und Verdienst finden werden. Er erwarte dies letztere von den im Lande sich‘ vermehrenden 'verschiedenartigen Fabriken, und vorzüglich von der Einführung der Seidenzucht, wenn sie, in der Hütte des unbefelderten: Landmanns im Kleinen betrieben, zur Nationalbeschäftigung sich erheben‘ würde. 19. Dietrich, der sich seit 'Längerem mit der Oenologie beschäftigt, und zu diesem Zwecke die Weingebirge Böhmens in den letzten Jahren wiederholt be- suchte, sprach'über Alter und Schicksal des sächsischen und böhmischen. Weinbaues. Er führte den Weinbau der Sachsen nach Urkunden bis auf das Jahr.981, Kalina vı Jälhenstein aber jenen der Böhmen mit Urkunden auf die Jahre 993 und 1097 zurück. Er hielt dann dem Churfürsten Augus! in Beziehung auf .Sachsen und Carl dem IV. in Beziehung auf Böhmen, als Beförderern der Weinkultur, eine gerechte Lobrede. Insbesondere wies er nach, wie der Sachsen- und Böhmen-Weinbau der ursprünglichen und später oft wiederholten Verpflanzung der Reben aus Burgund, von der Mosel und vom Rheine seinen Werth zu verdanken habe. 20. Nestler, der mit den Exeurrenten gegen die Mitte des Tages zurück- gekommen war, schloss die Verhandlung dieses Tages mit der Anrühmung des; lehr> reichen Ausflugs und der allseitigen guten Aufnahme in den Anstalten. 9 21. Derselbe referirte über die grossartige Zuckerraffinerie der Hrn. Kolb und Richter, deren Betriebsapparate zum Abdampfen und Austrocknen des wässrigen ‘oder flüssigen ‘Zuckers bereits für das Einfüllen in die Formen arbeiten, und wovon zwei andere: gerade in'der Aufstellung begriffen sind. ‚Sie‘ ist schon dermal auf die Ver- arbeitung von 30,000 Centnern Rohzucker eingerichtet, zu dessen Erzeugung in Kurzem näch dem Aufhören der Zufuhren aus’Westindien, ‘die Wirthschaften der .Umgegend 600,000 Centner Runkelrüben , oder etwa den. daraus bereiteten Syrup mit Freuden liefern werden), wenn), wie nicht zu zweifeln ist,‘ die Besitzer der Raffinerie Patrio- tismus genug besitzen,‘ den Landwirthen 'an die-Hand zu gehen‘, ‘und 'annehmliche we für den: Syrup. oder für die Rüben zu beantragen. 1af "22. Er berichtete‘ ferner, dass die Gesellschaft "bei (der MEIUEIEIRERNEN (des Chöland Schröder’schen Piltrir-Apparates auf ein ‚Gewebe :aus'' Hanf gestossen si, 27 210 das, der Angabe nach, in dieser Güte und Haltbarkeit vom Innlände nicht erzeugt werden könne, und desshalb aus ‘der Fremde bezogen werden müsse. Nach der Meinung des Referenten N. liegt der Grund davon in dem Mangel des Schleisshanfes’; oder jener festen spinnbaren Faser, welche aus dem, von Ochsenbauer bei der Ein- gangssitzung' gezeigten Riesenhanfe, durch Abziehen der breiten: bandartigen Faser mit der Hand und einem stumpfen Messer von den gerösteten Stengeln gewonnen, und nach Bedarf weiter raflinirt wird. — Da dieser sinnreiche Filtrir-Apparat unver- kennbare Vortheile gegen andere gewährt, und daher dessen Bedarf an dem Gewebe mit der Zunahme der Runkelzuckerfabriken steigen muss, so empfahl Referent N. jenen, welche kommendes Jahr so glücklich seyn werden, Freiburg und ‘dem Rheine, als Heimat des Riesenhanfes, nahe zu kommen, sie möchten sich dort über ‚die Röstung, Zugutmachung und Raffinirung des Schleisshanfes auf praktischem Wege: Belehrung verschaffen. 23. Auch referirte derselbe über die Verarbeitung der süssen Abgänge aus der Raffinerie in einem Seitenflügel des Gebäudes, und zwar in getrennten Gemächern zur Erzeugung von Weingeist, und zur Erzeugung von Schnellessig in besonderer Güte. 24. Er schilderte hierauf die in den nächst anstossenden Räumen beobachtete Verwendungsart des gewonnenen Schnellessigs zur Erzeugung eines sehr schönen Bleizuckers , und der nebenbei getroffenen, theils ruhenden, theils thätigen Vorrich- tungen zur Erzeugung von mancherlei Salzen und anderen chemischen Producten, wie zur Gewinnung der englischen Schwefelsäure, des Creosotes, des Paraffins aus dem Holztheer etc. etc. 25. Uiberdies besprach er die vorgefundene Fabrikation von mehreren Sorten sehr guter gemeiner Seife, einer Natron- und Oelseife, so wie auch über die vor- gefundene Erzeugung sehr vollkommener sogenannter englischer Bleischrotte. Hiebei ward bemerkt, dass alle von Nr. 23 — 27 bezeichnete industrielle Anstalten Eigenthum der HH. Kolb und Richter sind, wozu ein schon vorhandenes, ehemaliges Kloster- Gebäude: verwendet, und wobei daher der kostspielige Aufwand für ein neues Gebäude erspart worden. 26. Er verbreitete sich über die Besichtigung des sehr reinlich gehaltenen Locales, und der noch ruhenden Apparate und. Spindelpressen für die angrenzende Fabrik von Runkelzucker ‚aus selbst erbauten Rüben, Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Oetlingen-Wallerstein gehörig, und unter der Leitung des Fabrikdirektors Dr. Kodweis stehend. ’ 27. Zudem referirte er über das ausnehmend grosse Interesse, welches die Gesellschaft an dem Besuche der ‚von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Oettingen- Wallerstein ‘für die bessere Ausbildung‘ der Handwerksleute in Königsaal gegrün- deten und :unterhaltenen, an Sonn- und Feiertagen geöffneten Gewerbsschule 'ge- nommmen hat, worin dermal 33 Handwerker, theils Meister, theils Gesellen und Lehrlinge 'von zwei besoldeten ‚Lehrern in dem, ihr Fach betreffenden Theile der Mathematik und: Zeichnungskunde,, und zwar mit einem (wie augenblicklich vorge- 211 nommene Prüfung und Einsicht in die zahlreichen Zeichnungen lehrte) sehr lobens- werthen Erfolge in beiden Landessprachen ‚Unterricht erhalten, und den schlagenden Beweis liefern helfen, dass Böhmen, welches sehr oft mit der (Gründung neuer 'Real- und Gewerbsschulen in den verschiedenen vielen Städten des Landes auftritt, und welches, wie der Augenschein lehrte, dieselben: sogar schon auf Markiflecken von wenig mehr als hundert Häusern ausdehnt, in dem .Besitze und in der Vermehrung ‘ realer Bildungsmittel keinem Theile Deutschlands nachstehen will. 28. Derselbe erstattete auch über die Besichtigung der, in einem nahen, dem Fürsten v. Oettingen-Wallerstein gehörigen Meierhofe aufgestellten sehr verschiedenen, theils älteren, theils neueren Ackerwerkzeuge Bericht, und sprach seine alte Uiber- zeugung aus, dass es Böhmen (wie auch Mehlers Werk über die Ackerwerkzeuge dieses Landes darthut) nie an Studium der Ackergeräthe fehlen liess, und hierin eine Abwechslung darbietet, wie sie nicht leicht eine andere Provinz Deutschlands zeigen kann. Vierte Sitzung am 22. September. 29. Bamberger (Verfasser des Unterrichtes in der Weinbereilung, welcher im Jahre 1833 auf Kosten der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft erschien,) legte, in Folge dieses Unterrichtes, eine Scheere zum Lesen der Trauben vor, welche nicht nur die Fehler des Weinmessers im Abstossen ‘und Verzetteln‘ der Beeren bei dem Abschneiden der Trauben ganz beseitigt, sondern auch nach dem Schnitte ‘ohne Beihilfe der linken Hand die Traube am abgeschnittenen Stiele noch so’ lange ein- zwängt und festhält, bis sie in das bereits gehaltene Sammlungsgeschirr ohne allen Verlust an Beeren, eingeworfen wird. Er vertheilte hierauf viele Exemplare einer Abbildung und Erklärung dieses nützlichen Werkzeuges. 30. Prof. Lumbe gab einen freien Vortrag über seine Versuche in der Aceli- matisation, in der Erforschung der Constanz, in der Classification und systematischen Benennung der verschiedenen Getreidearten und berief sich dabei auf die ausgestellten Proben. Der Vortrag gab Veranlassung zu einer weitläufigern Verständigung über den beziehungsweisen Nutzen solcher Versuche, und endete mit der Aufforderung zur Vor- nahme und Fortsetzung derselben auch in anderen Gegenden und Provinzen, 'und zur Bekanntgebung des Erfolges. 31. Forstr. Liebich hielt einen Vortrag über‘ die Einführung des Seidenbaues in Deutschland. Er zeigte aus Erfahrung die Nothwendigkeit, den Maulbeerbaum gleich einem Obstbaum zu pflegen; ihn in einen vorbereitefen, gelockerten, und um den Stamm locker erhaltenen Boden zu pflanzen; ihn lieber als Strauch durch Messer und Scheere niedrig, und zur früheren Benützung bequem zu ziehen; ihn nie ganz, -sondern zur Beförderung ‘der Holzreife und zur Beseitigung der Frostschäden nur theilweise zu entlauben; durch den Messerschnitt mehr auf Erzeugung vielen Laubes als blattarmen Holzes hinzuwirken. Er warnte: vor zu früh veranlasstem Auskriechen der Raupen aus den Eiern, als welcher dem Ertrage des Baumlaubes, und dadurch RT* 212 dem Ertrage der Seidenzucht besonders nachtheilig sei. » Er warnte vor dem Nach- äffen» der »Raupenzueht im Freien, und wies ‚auf ‚den «von ihm ebenfalls 'erprobten Vortheib'der Raupenzucht in künstlicher Stubenwärme: hin, wodurch es in unserem Klima’ allein möglich werde, 3 bis 4 Raupenzuchten im Verlaufe ‘unserer Sommer sehr glüeklich durchzuführen. Er: erwähnte, dass er: seiner Maulbeer-Pilanzung in Malleschitz seit Anfang März d. J. eine Ausdehnung von 31 W. Metzen gegeben habe, und diese nach und nach auf 668 W. Metzen zu steigern bemüht seyn wolle. 32. Wirthschaftsr: Seid! machte die Mitglieder auf eine von dem Oberförster Schonauer 'aus dem Urgebirge des Böhmerwaldes eingeschiekte Fichtenscheibe auf- merksam, die in dem Locale der patriot. ökon. Gesellschaft vorhanden ist. Auf die- ser Scheibe lässt sich das Alter dieser Fichte erweislich auf 535 Jahre schätzen. Sie hatte die Länge von 190 Fuss Wiener Mass, und ihr Umfang am Boden betrug 200%, Zoll, daher nahe 5 '), Fuss im Durchmesser. Die solide Holzmass wurde auf 1358,85 Kubik-Fuss, oder 22,6 Klafter a 60 Kubik-Fuss berechnet. Die auf- fallende Grösse und Altershöhe dieser Fichte ist es jedoch nicht, was sie vorzüglich auszeichnet; weit merkwürdiger ist der Umstand, dass dieselbe in den ersten 257 Jahren einen kaum 9 Zoll grossen Durchmesser, und etwa eine Höhe von 60 Fuss erreicht hatte. Die Jahresringe in dieser Periode sind so fein, dass sie mit unbe- waffnetem Auge kaum zu erkennen sind. Sie muss daher in einer Verdämmung ge- standen haben, wodurch ihr Wuchs früherhin unterdrückt worden. Erst nach dieser Periode begann sie stark zuzusetzen, und wuchs binnen den letzten 278 Jahren zu dieser ungewöhnlichen Grösse an. Der Nestor unter den heutigen Forstmämern, der rühmlichst bekannte Oberforstrath Cofla, der eben die Section mit seiner Gegenwart beehrte, und diese Fichtenscheibe in Gesellschaft vieler andern. Mitglieder dieser Section besichtigte, nahm an dem Gegenstande solches Interesse, dass er um ein Exeniplar der Beschreibung dieser Fichte ersuchte, das ihm mit der grössten Bereit- willigkeit abschriftlich erfolgt ward. 33. Wirthschftsr. Waniek legte der Section zwei Arten von Insectenlarven vor. Die eine, etwas über 6 Linien lang, ', Linie diek, mit glattem, härtlichen, licht- gelb gefärbten, in zwölf Glieder getheilten, mit 6 kleinen vorn angebrachten Füsschen versehenen Leibe, war einem mit Krapppflanzen oder Färberröthe (Rubia linelorum) besetzten Versuchsfelde von 9 Metzen Land so nachtheilig geworden, dass eine ganze Strecke von 3 Metzen vollkommen einging. Die andere ist etwa 9 Linien lang, 1% Linie diek, hat zwölf Glieder oder Ringe an dem lichtfarbigen, mit 6 Füssen vorn be- setzten Leibe, und hat auf jedem Ringe des Oberleibes einen dunkelbraunen Streifen. Sie war'den Roggensaaten im letzten Herbste und Frühjahre, durch das Abfressen der Wurzelblätter und jungen Triebe sehr nachtheilig geworden. Beide Insekten kamen auf der Gräflich I. M. Thun’schen Herrschaft Schuschitz vor, auf deren Feldern der Anbau der Färberröthe zum ersten Male versucht worden. Plieninger übernahm die Insekten, um sich über deren nähere Bestimmung mit mehreren Entomologen der z00- logischen Abtheilung zu besprechen. Ice 34. Seidel vertheilte seine, für die Schriften der ökon! Gesellschaft bearbeitete und bisher nicht öffentlich erschienene Druckschrift: „Uiber Holzzuwachs im Hoch= walde und über ‚Ertragstafeln“ unter \die,anwesenden "Mitglieder; weil diese Ab- handlung der darin vorkommenden algebraischen Formeln wegen nicht leicht zu einem mündlichen Vortrag geeignet ist. Die’ von den bisherigen Zuwachsberechnungs-Methoden abweichende Behandlungsart des Verfassers ist ganz auf Erfahrungssätzen, ‚nämlich auf periodisch wirklich ‘erhobenen Holzmassen gegründet, aus welchen mittelst der einfachsten und hier zweckmässigsten Interpolirungs-Methode alles, was dem Forst- manne über diesen Gegenstand zu wissen nöthig ist, abgeleitet wird. Es ergibt sich aus dieser Untersuchung, dass man. der Wahrheit am nächsten kömmt, und für die praktische Anwendung vollkommen genügende Resultate erhält (denn mathematische Gewissheit ist hier durchaus ‘nicht zu erreichen), wenn die Holzmassen durch eine arithmetische Reihe des dritten Ranges dargestellt werden; woraus folgt, dass der jährliche Zuwachs eine arithmetische Reihe des zweiten Ranges bildet, und durch eine Curve der zweiten Ordnung besorgt wird. Auf diese Art können nicht nur die jähr- lichen Holzmassen und der jährliche Zuwachs erhoben werden, sondern es folgen auch einfache Formeln für den Durchschnittszuwachs jedes Zeitraums, also auch des- jenigen daraus, in welchem der jährliche, der Durchschnittszuwachs und die Holzmassen am grössten werden u. s. w. 25 Mitglieder der Section machten am 23. September um 7 Uhr Morgens eine Fahrt nach (Jungfer-) Brezan (welches zwei Stunden von Prag, dem Ritter von Riese gehörig). 35. Es wurden daselbst mehrere vorgelegte Proben von weissen und rothen Tischweinen aus dem Ritter von Riese’schen Weingebirge Pustei-Berg bei Leitmeritz von den J. 1796, 1834, dann aus dem Weingebirge Lissek bei Bohnilz ausgezeichnet gut befunden. Riese zeigte ferner Proben von sehr gelungenem schäumenden Pustei- berger Wein, also von einem böhmischen Champagner. 36. Die Gesellschaft machte einen weiten Gang in das Freie. V. Riese zeigte die gedrillten Rapssaaten, und hob die, von mehreren Seiten bestätigte Bemerkung heraus, dass der Raps in der Umgegend von Prag fast durchgängig, selbst von den Bauersleuten, gedrillt werde. Auf einem der Rapsfelder zeigte er die Bearbeitung des gedrillten Rapses durch ein in Bewegung gesetztes Zugwerkzeug. Dies gab Ver- anlassung zur Besprechung über die ökonomischen Vorzüge des gedrillten Rapses im Gegensätze des ungedrillten, bei der sich R. v. Riese nach seiner Erfahrung, und mit ihm die Mehrzahl, zu Gunsten der Drillsaat aussprach. 37. R. v. Riese führte seine Gäste auf die ebenfalls durchgängig schon seit Jahren gedrillten grossen Luzerne-Schläge', auf deren einem zwei einspännige Züge die Bearbeitung des Bodens in den schmalen Zwischenräumen zeigten. Langjährige Erfahrung leitet ihn darauf, von der gedrillten Luzerne in der Folge zur breitwürfigen Saat überzugehen. 38. R. v. Riese führte seine Gäste auf den so eben in voller Bestellung be- griffenen Weizen-Schlag. Derselbe ist wohl seit Jahren der stärkste Drillwirth, den 214 Deutschland je gehabt hat, und vielleicht haben wird. Die ganze Wintersaat von 600 W. Metzen Weizen wurde bisher immer und ganz mit den Fellenbergischen Säe- maschinen reihenweise gedrilli. H. v. Riese erklärte mit der edelsten Offenheit, dass er nach so vielen, mit grosser Beharrlichkeit durchgeführten Erfahrungen in Zukunft von der Drillsaat des Weizens in gewöhnlichen Fällen zur breitwürfigen Aussaat zurück- kehren werde. 39. Bei derselben Weizenbestellung fand die Gesellschaft die Kainz’sche Saat- harke mit neun kleinen, an einem schief gestellten Rahmenbalken befestigten Scharen von der Form des erst durch Kainz selbst in dem grössten Theile von Böhmen, und um so mehr anderswo, bekannt gewordenen Pfluges von Opotschno (Ruchadlo), wodurch der Samen allerdings besser und schneller als durch Egge und Pflug bedeckt wird. 40. Auf einem Sommerfelde war der sogenannte Opotschner Pflug, welchen Kainz mit. Verbesserungen bekannt machte, jedoch mit der Abänderung einer eisernen Pilugsohle und Pflugsäule im Gange. Der Pflug, der in der ersten darüber gedruckten Nachricht (Oecon. Neuig. von Andre, 1833, N. 79. S. 631) in der Umgegend von Prag noch ein neuer heisst, und ohne Kainz, Löhner und Seid! noch lange unbekannt geblieben wäre, ist nun nicht nur in’ seinem Vaterlande, sondern auch über dessen Gränze hinaus ein celebres Werkzeug geworden. Nester sprach hier mündlich, wie schon anderswo schriftlich, für das seinem Vaterlande geschenkte vortreffliche Werk- zeug einige Worte des Dankes an die anwesenden Böhmen. 41. Auf dem Rückwege zeigte v. Riese der Gesellschaft einen ansehnlichen, vortreflich gediehenen Esparselt-Schlag, und lieferte damit den nicht gar häufigen Erfahrungsfall, dass unter günstigen Umständen in einem kleinen Umkreise alle vier Hauptkleearten, TZrifolium pratense und repens, Medicago sativa und Hedysarum onobrychis dem Landwirthe zu Gebote stehen. 42. Es ward der Gesellschaft eine Mutterheerde von Merinos entgegen ge- trieben, über deren Wollwerth sich dermal freilich kein hältiges Urtheil fällen liess, die aber schon durch den schönen Bau und die gute Haltung des ausgezeichneten grossen Körpers bewies, dass sie den Eigenthümer eine reichliche Schur feiner und beziehungs- weise ausgeglichener Wolle erwarten lasse. 43. Der Rundgang ward mit der Besichtigung eines ganzen landwirthschaft- lichen Artillerie-Parks von aufgestellten alten und neuen Ackerwerkzeugen und Saat- maschinen beschlossen. Bei der auf allen fünf herrschaftlichen Meierhöfen stark be- triebenen, ja, in Ansehung des Rapses sogar unter den Bauern heimischen Drillkultur wird es erklärbar, warum die dazu nöthigen Geräthe in so vielfacher Anzahl auf- gestellt waren. Mitunter kam auch manches in dem industriellen BreZan selbst geborne Werkzeug vor, wie z. B. die Säemaschine für die schwierige Aussaat der gelben Rübe oder Möhre. — Einzelne Mitglieder blieben in BfeZan, um die Fabriks - Anlage auf Runkelzucker noch zu besehen, die übrigen eilten Prag zu, um auf dem Rückwege durch das Carolinenthal in einigen dortigen Fabriks- Anstalten Notizen einzusammeln, oder Meinungen auszutauschen. 2153 44. Die Gesellschaft nahm die durch ‚alle vier Stockwerke von 'einer Dampf- maschine in Betrieb gesetzte \Kunstwerkstätte des Hrn. Eduard Thomas in Augen- schein, welcher den Bau: von Dampfkesseln, Dampfmaschinen, wie von allen Maschinen und Bestandtheilen für grosse Spinnereien auf Baum-+ und Schafwolle, Kammgarn- Spinnmaschinen etc. “übernimmt, 45. Zuletzt fuhr die ‚Gesellschaft in die neu errichtete, und. bereits in vollen Betrieb gesetzte, den -H. H. Forchheimer gehörige Spinnfabrik von Kammgarn aus Schafwolle. Fünfte Sitzung am 24. September. 46. Gub. Rth. Neumann vertheilte mehrere Exemplare einer Vibersicht der gefundenen Resultate über den erforderlichen Aufwand an Land, Saft, Holz u. a. Materiale, und der Erzeugungskosten oder Verkaufspreise von 100 Wiener Pfund Zucker an den Erzeugungsorten; abgedruckt aus seiner Druckschrift: Vergleichung der Zuckerfabrikation aus in ’Europa einheimischen Gewächsen mit der aus Zucker- rohr in Tropenländern mit Bezug auf Staats- und Privatwirthschaft. Prag 1837. 47. Hr. Wirthschaftsr. Seid! hielt einen freien Vortrag über landwirthschaftl. Maschinen, und besonders über den Pflug. Er sprach sein Befremden aus, dass von dieser ältesten und nützlichsten landwirthschaftlichen Maschine noch keine nach mathe- matisch- statischen Grundsätzen bearbeitete Theorie vorhanden ist, während doch alle übrigen Maschinen vom Keil an bis zur Dampfmaschine theoretisch abgehandelt sind. Die Ursache hievon dürfte wohl keine andere sein, als dass den Landwirthen, die über den Pflug geschrieben haben, (so ausgezeichnet sie auch als solehe waren, und in dieser Beziehung unsere grösste Achtung verdienen,) die hier unumgänglich nöthigen mathematischen Kenntnisse mangelten, und dass Mathematiker diese Maschine vielleicht zu wenig achteten, um sich damit zu befassen. Da sich der Vortragende seit lange mit diesem Gegenstande beschäftiget, so trafer bei diesen Untersuchungen auf Gegen- stände, über welche noch mehrere selbst der gebildetsten Landwirthe nicht die rich- tigen Ansichten haben. Der beschränkten Zeit wegen konnten nur die folgenden drei zur Sprache gebracht werden: «) die Reibung ist bei allen Maschinen dem Gewichte des reibenden Körpers proportionirt, sie ist nach Verschiedenheit der reibenden Flächen ein kleinerer oder grösserer Theil dieses Gewichtes. ‘Die Grösse der Fläche des rei- benden Körpers kömmt hier nicht in Betracht; die Zugkraft wird, wenn das Gewicht dasselbe bleibt, durch die Vergrösserung der Fläche nicht vermehrt, und durch die Verminderung derselben nicht vermindert. Diese durch vielfältige Versuche erprobte und von allen Mathematikern anerkannte Erscheinung wollte jedoch auch hier Meh- reren nicht einleuchten. 5) Mehrere Schriftsteller stellten den Saz auf, dass die Zug- linie beim Pfluge von der Brust der Zugthiere an die Spitze der Schar gehen müsse; dass diese Zuglinie durch das Vordergestell bei Räderpflügen unterbrochen, und da- durch die Zugkraft wesentlich vermehrt werde. Die Unrichtigkeit dieses Sazes ward 216 durch mechanisch- statische Grundsätze und aus der Erfahrung nachgewiesen. c) Die ausgezeichnetsten Landwirthe aller Länder haben häufige comparative Versuche mit Pflügen gemacht, um die beste Construktion dieser Maschine’ zu ermitteln. Allein bei genauer Erwägung dieser Versuche zeigt sich, dass dieser Zweck bisher, und zwar aus dem einfachen Grunde noch nicht erreicht ist; weil man die verschiedenen Wider- stände, welche dabei der Zugkraft entgegenwirken nicht ‘gehörig unterschieden, und immer nur nach dem ganzen Kraftaufwand geurtheilt'hat.. Es wurde gezeigt, dass’ die grössten dieser Widerstände gar nicht von der Construktion des Pfluges abhängen, mithin auch der relative Kraftaufwand bei comparativen Versuchen nicht über eine zweckmässige Construktion entscheiden könne. 48. Rangheri sprach über die Vortheile, welche sich für Böhmen aus der Seidenzucht erwarten lassen. ‘Er hält dieselben den. meisten Gegenden des Landes ohne Beeinträchtigung des Wein- und Obstbaues, besonders für manche Stände, aus- führbar. Er gab eine Uibersicht der Schicksale der Seidenkultur in Böhmen von: ihren ersten Anfängen im J. 1749 bis auf unsere Zeit, woraus hervorging, wie sein Vater, und mittelst des letztern er selbst durch Kaiserliche :Gnade.das Recht erlangt hätten, die Reste der alten Maulbeerbäume in: den Prager Stadtgräben zur Seidenzucht zu benützen, und zu vermehren. | Seine Angabe, 'dass im J.:1789, inıBöhmen 40 Centner rein gesponnene Seide erzeugt worden sei, erregte Aufmerksamkeit. Nach seiner Be- rechnung liesse sich die Seidenzucht sogar noch durch bezahlten Taglohn mit Vortheil treiben, und im Durchschnitt der-Baum mittleren Alters bei den ungünstigsten-Seiden- preisen noch auf 1 fl. €. M. benützen. Er legte der :Gesellschaft als Erzeugniss des 3.1837 31%, Pfund vierfädig gehaspelte reine Seide 'vor; und erinnerte, dass er im I. 1836 ebenfalls 30 ‚Pfunde Erzeugniss ‚Sr. Majestät bei der Gewerbsausstellung unterlegt habe. 49. Den 25. Septb: fanden sich am frühen Morgen 26 Sectionsglieder auf dem, Hrn. Martin Wagner gehörigen Dominium: Girna zusammen, um der Verabredung ge- mäss, unter der Leitung des Hrn. FVeinrich, Inspektor und Chemiker, ‚die dortige blos auf Erzeugung von Runkelzucker berechnete Fabrik ‘in allen Theilen zu: besichtigen. Ungeachtet es noch gar nicht an der Zeit war, in welcher die Campagne der Zucker- fabrikation aus Runkeln gewöhnlich beginnt, hätte ‚dennoch Hr. ‚Wagner ‘der Wiss- begierde der Gesellschaft das; grosse Opfer gebracht, die, ökonomisch betrachtet, noch nicht reifen Rüben für einen vollständigen Versuch im Grossen aus dem Felle zu nehmen, und die Fabrik in allen ihren 'Theilen so in Betrieb zu setzen, ‚dass die Ge- sellschaft durch‘ alle Manipulations-Zweige bei dem Vorwärmen der ungewaschenen Rübe im warmen Wasser, bei’dem Schneiden in dünne Scheiben, ‚bei der Maceration derselben in kaltem Wasser, 'beivder Arbeitin den Defecations oder'Läuterungskesseln, bei’ dem Abdanipfen,: Filtrirem, Kochen, Füllen und '‘Ausnehmen der Formen ‚gegen- wärtig seyn»komhte, "Als Techniker: wollten»die Anwesenden; über «den Vorzug. der Macerations-Metlode vor ‚dem‘ Gewinnen des Saftes durch ‚Reiben und: Pressen nicht rechten:‘ Die Zeit wird vielleicht in der nächsten Zuckercampagne schon entscheiden, 217 ob die Macerationsbottiche oder die Reibmaschinen das Feld räumen müssen. Als Landwirthe dagegen haben dieselben gegen die Macerationsmethode die Verschlech- terung der Rübenschnitte zu Viehfutter, die Gefahr des baldigen Verderbens und daher die Unmöglichkeit längerer Aufbewahrung einzuwenden. Das Abdampfen des geläu- terten Zuckers geschieht hier durch den bekannten Gurtenapparat, das Filtriren durch das Dumont’sche Beutelfilter. Für das letzte Kochen des Zuckers, und als Ersatz der in Königssal gesehenen Howard’schen Apparate ist itzt durch Hrn. Mathias, Civil- Ingenieur aus Paris, ein Deyrand’scher Apparat zum Abdampfen des schon mehr con- centrirten Zuckers aufgestellt. Beide Apparate haben denselben Zweck; sie sollen nämlich durch das Kochen des flüssigen Zuckers im luftdüanen Raum bei einer Tem- peratur, die nie 60 bis 65° R übersteigt, die Bildung der vielen Melasse durch Zer- setzung oder Umänderung des krystallinischen Zuckers verhüten. Der Kochapparat von Degrand hat den Vorzug von jenem Howard’s, dass er zur Erzeugung von der nöthigen Luftdünne oder Luftleere der Luftpumpe ganz entbehrt, und dazu blos zuge- führter und durch Abkühlung wieder tropfbar gemachter Wasserdämpfe bedarf; über- dies, einmal luftleer gemacht, es den ganzen Tag über bleibt, so dass die, an sich sehr schnellen Kochungen ununterbrochen auf einander folgen können. Sechste Sitzung desselben Tages von 9 —% Uhr Nachmittags. 51. Professor Plieninger berichtete über die, ihm in der Sitzung am 22. vom Wirthschftsr. Waniek übergebenen zweierlei Insectenlarven. Prof. ‚Germar und Legat. Rih. Rose, als auch er selbst hielten das, in der Wurzel der Färberröthe vor- gekommene Insect für die Larve des Springkäfers, das andere aber für eine Species der Gattung des Laufkäfers. Besondere Mittel zu deren Bekämpfung, wären ihnen nicht bekannt; Vertilgung der Ackerraine und oftmaliges Beunruhigen im Boden durch fleissiges Umarbeiten desselben wären gegen alle Gäste dieser Art anwendbar. 52. Diebl handelte über wohlfeilere Gewinnung und Herstellung des, für die Beschäftigung der zahlreichen Berg-Bewohner äusserst wichtigen Flachses durch namhafte Ersparungen bei der Anschaffung und Reinigung des Leinsamens bei dem Jäten und Erndten, bei dem Rösten und Zugutmachen desselben durch das Brechen und Schwingen. Er sprach unter den nöthigen Abänderungen des bei dem Hanfe üblichen rohen Verfahrens der Wasserröste, als der schnelleren, verlässlicheren, grossen Verlusten vorbeugenden Methode, das Wort; widerrieth dagegen die langweilige und zweifelhafte Thauröste, und empfahl zur Abkürzung der mühsamen, der Flachsfaser nicht immer günstigen Brechmethode auf den Handbrecheln, die Anwendung der, in Mähren schon mehrfach in das Grosse ausgeführten, von Wasserkraft betriebenen Brechmaschinen, wobei vier Menschen, worunter nur zwei erwachsen zu sein brauchen, die Arbeit von 20 Brecherinnen vollkommen, und dies noch mit einem Mehr- gewinn an Flachs, ersetzen. 28 218 53. Barlels besprach die Vortheile der Schafwäsche im warmen Wasser, an eine bessere Verpackungsart der Schafwolle für den Handel. 54. Mühlwenz! theilte sehr entsprechende Erinnerungen an seine unter- nommene Bereisung Böhmens, an die grossen Torflager im Westnorden und Südosten dieses Landes mit; sprach auch über die Gewinnung und Benützung dieses Brenn- stoffes in den fürstlich Auersperg’schen Alaunwerken zu Lukawetz, zum Betrieb der Frischfeuer als Torfkohle in Verbindung mit Holzkohle in den fürstlich Dietrichstein’schen Eisenwerken zu Ransko, dann auf der Herrschaft C'hlumelz, budw. Kr., zum Betrieb des Bräuhauses, zur Erzeugung von dreierlei Arten von Schwarz (Russ), mit neben- seitiger Gewinnung von Torftheer zu gewöhnlicher Verwendung, aber gewiss auch zur vortheilhaften Substitution des nicht überall vorhandenen Steinkohlentheers bei Anfertigung der Dorn’schen Dächer. 55. Es wurde eine Anzahl Abdrücke von Wiebekings Sendschreiben an die Versammlung der Naturforscher vertheilt, in welchem er, nebst Anempfehlung seines, mit dem 3. Bande nun vorgelegten Werkes: „Vier Bücher des Wissenswürdigsten der Wasserbaukunde“ die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf die Eigenschaften unserer Flüsse und auf die nothwendigen Erhebungen darüber für den Zweck der Wasserbaukunde im weitesten Sinne zu leiten bemüht ist. 36. Prof. ZViesenfeld liess eine Anzahl Exemplare von seinem lithographirten Tableau der am Normale der altstädter Mühlen in Prag bemerkten Moldau-Wasser- stände, während der, ziemlich die Extreme darstellenden Jahresreihe von 1828 bis incl. 1832 unter die Sectionsglieder vertheilen, worin als Resultat bemerkt ist, dass die gewöhnliche Zeit der grössten Wasser zu Ende Februar und Ende Juni eintrete, und dass beim Normalstande per Secunde circa 2000 Cubikfuss Wasser abfliessen dürften. 57. Graf v. Bakowski sprach über die Erziehung der Weissfichte in Dunkel- schlägen von Eichen. 58. Nestler handelte von der bedingten Schädlichkeit des Lolches (Lolium temulentum), und über seine mit 22 Wiener Metzen Lolch an Pferden, Kühen und Vögeln durchgeführten Fütterungsversuche unter Beziehung auf die, den Einfluss des Lolches betreffende Stelle in der sehr willkommnen neuesten Schrift: Oeconomisch- technische Klora Böhmens von P. T. F. Grafen von Berchtold und Seidl. 59. Derselbe erinnnerte zuletzt in einem kurzen Vortrage, dass, nachdem der unvergessliche Dr. Jenner seine unschätzbare Schutzimpfung aus der Schule der Landwirthe entnommen habe, es für diese eine ehrende Erbverpflichtung geworden sei, nicht nur auf das jeweilige Vorkommen der Kuhpocken in den Ställen den grössten Werth zu legen, und das allenfallsige Vorkommen auf dem schnellsten Wege den nächsten Impf- und Kreisärzten anzuzeigen, sondern diesen noch hilfreich an die Hand zu gehen, wenn Verabredungen derselben zur Regeneration des Impfstockes mit Sorgfalt ausgeführt werden sollen. 60. Dr. Schweitzer hielt bei seinem Abireten von der Geschäftsleitung der Section eine kurze Dankrede, in welcher er allen jenen, die den Zweck der ge- 219 meinschaftlichen Bestrebungen, entweder ausser den gewöhnlichen Sectionsarbeiten auf den instructiven Ausflügen, oder in den Sitzungen selbst mit der rühmlichsten Bereitwilligkeit und unter nicht unbeträchtlichen Opfern fördern geholfen, den herz- lichsten Dank aussprach. Nebstbei machte er allen Mitgliedern der Abtheilung, insbesondere aber den wackeren Böhmen, zu der nahe bevorstehenden Versammlung der Wandergesellschaft von Landwirthen in Dresden seine Einladung. 61. Der Verabredung gemäss kam die Section nochmals den 26. September um 10 Uhr Morgens zusammen, theils um zu untersuchen, ob die Section das von den Mitgliedern in Bereitschaft gehaltene Material aufgearbeitet habe, theils um sich gegenseitig das Abschiednehmen zu erleichtern. Es zeigten sich eine Menge Nach- träge und Rückstände; besonders waren, aus sehr löblicher Rücksicht für die Gäste, die einheimischen Mitglieder und die ihnen verwandten Mährer nur immer bei der Reserve, welche, da sich Freiwillige in Menge vorfanden, nur hie und da zufällig an dem geistigen Treffen Antheil nahm. Als Rückständige wurden demnach angeführt: Dr. Kahlert mit einem Vortrage über den Biber und Gewinnung des Biber- geils in Böhmen. Diebl, a) über die Mittel, durch das landwirthschaftliche Gewerbe zu einem höheren Wohlstande zu gelangen; 5) über die Fehde der Cultur gegen die Natur um die Veredlung und Erhaltung ihrer Gebilde, und über die Nothwendigkeit für den Landwirth, sich mit den Naturforschern zu diesem Kampfe zu verbinden; c) über Mahnungen der Zeitumstände an die Landwirthe. Wirthschaftsr. Zimmermann hatte zwei Vorträge ohne Angabe der Materien schon in den ersten Sectionen angemeldet. Wirthschaftsr. Ochsenbauer hatte einen ausführlicheren Vortrag über die Culturgeschichte des auf der Herrschaft Zittolib gezogenen Riesenhanfes vorbereitet. Kalina von Jäthenstein: ,„Winke über den Zustand der Landwirthschaft Böhmens in der vorhistorischen Zeit.“ | Nestler hatte für den, obwohl ganz unwahrscheinlichen Fall des Bedarfs, aus seinem Portefeuille 29 Iandwirthschaftlich-technische Gedanken ausgelesen , und für die Versammlung zur Debatte bereit gehalten. 62. Mühlwenzl belegte seinen, in der letzten Sitzung gehaltenen Vortrag über den Torf mit Proben des ganz rohen Naturproductes, der daraus gewonnenen Kohlen, Theer- und Russsorten. 63. Dietrich zeigte den Freunden der Oenologie sein önologisches Herbarium. RE* 220 Vierte Abtheilung. Theilnahme der Regierung und des Publikums an der Versammlung. Das allgemeine Vergnügen über die Anwesenheit und das gesellige Wirken so ausgezeichneter Gäste sprach sich nicht allein in Gedichten *) und Begrüssungen voll des herzlichsten Wohlwollens, sondern auch durch mancherlei Feste aus, die bei äusserem Glanze das Gepräge der zuvorkommendsten Freundlichkeit trugen. So bot sich schon am 20. Septbr. der Versammlung unserer naturforschenden Freunde ein eben so schätzbarer als seltener Kunstgenuss im Hause Sr. Excellenz des Herrn Obersiburggrafen dar. Hochderselbe hatte nämlich mit Schreiben vom 18. Sptbr. sämmtliche Mitglieder der Versammlung mit ihren Frauen und Angehörigen in seinem und seiner Gemahlin Namen durch den ersten Geschäftsleiter zu einer Abend- unterhaltung einladen lassen, um — wie jene gütige Zuschrift sich ausdrückte — unsere schätzbaren Gäste persönlich kennen zu lernen. Nebst der wohlwollendsten Ansprache Sr. Excellenz, dem die Herren Mitglieder und Damen vorgestellt wurden, fanden die Gäste auch das Vergnügen eines gewählten Conceries, unter Mitwirkung der Zöglinge des hiesigen Conservaloriums. War die Musik an sich.geeignet, einen frohen. Abend zu bereiten: so zeigte. die allgemeine Stimmung der Gäste, dass das Concert, welches um halb eilf Uhr endete, den, Zweck der Unterhaltung nicht verfehlt ‚habe. Das ge- wohnte Feuer und das präcise Zusammenwirken: der Zöglinge des Conservatoriums unter der Leitung des hochverdienten Directors dieser Anstalt, Herrn F. Dionys FVeber, wie der seelenvolle Vortrag der jugendlichen Polyhymnia Miss Adelheid. Kemble aus London, welche bei ihrer nur allzukurzen Anwesenheit zu Prag, in mehreren Gesangs- partieen aus Gefälligkeit mitzuwirken ‚die Güte hatte, musste an diesem Abende die Theilnahme unserer Freunde in hohem Grade in Anspruch nehmen, die sich auch in dem einhelligen Beifall auf das Deutlichste aussprach. Am 23. Sepibr. fand die Tags zuvor bei der allgemeinen Versammlung ange- kündigte Vertheilung einer in Bronce ausgeprägten Medaille an alle wirkliche Mit- *) Siehe das Ende des Berichts. 221 glieder Statt. Die Bürger Prags hatten durch die Anfertigung dieser Medaille ihre Verehrung für die anwesende Gesellschaft auszusprechen gesucht. Gleich anfangs, als noch die Vorkehrungen zum Empfang unserer verehrten Gäste gemacht wurden, hatte der löbliche Magistrat den Geschäftsleitern im Namen der Stadtgemeinde den Wunsch an Tag gelegt, der Gesellschaft ein besonderes Merk- mal ihrer Achtung geben zu können. Da man auf eine so gefällige und schmeichelhafte Anfrage die Bemerkung machte, dass in mehreren Städten Deutschlands bei dieser Gelegenheit Medaillen ge- prägt wurden, so traf man fortan Anstalt, diesen Gedanken zu realisiren. Nachdem nun Se. k. k. Majestät die Verwendung der nöthigen Kosten aus der Gemeindekassa bewilligt, und Se. Durchlaucht der Staatskanzler den von den Geschäftsleitern ge- machten Entwurf bekräftigt hatte, wurde die Ausführung den Referenten überlassen, und die Medaille von dem hierortigen k. k. Münzamte in sechshundert Exemplaren ausgeprägt. Die Vorderseite stellt den ältesten Theil des altstädter Rathhauses, die Kehrseite den Schlangenreif mit der Inschrift: Praca Coxsorrir . Meumor dar. Der Rand hat die Umschrift: Coxcront XV. Nartun. Scrutar. er Mevıcor. Germanse 1837. In der Vignette des Titelblattes dieses Berichtes findet man die Münze in ihrer wirklichen Grösse abgebildet. Am 24. Septbr. um 2 Uhr ward im spanischen Saale der Hofburg ein feier- liches Gastmahl abgehalten, wodurch Se. k. k. Majestät den deutschen Naturforschern und Aerzten das Allerhöchste Wohlgefallen über ihren dieser Hauptstadt abgestatteten Besuch zu bezeugen geruhten, und wozu von Sr. Excellenz dem Herrn Oberstburg- grafen die Einladung durch den ersten Geschäftsleiter an sämmtliche wirkliche Mit- glieder und deren Gemahlinnen und Töchter bei der zweiten Versammlung ergangen war. Treppen und Gänge waren mit rothem und weissem Tuche (den Wappenfarben des Landes) belegt, mit Orangebäumen und blühenden Gewächsen die Seiten besetzt, und längs des grossen Corridors paradirten in zwei Reihen die Grenadiere des Bürger- corps; die innern Räume der Säle waren geschmackvoll ausgeziert, und die Fenster mit exotischen Pflanzen besetzt. Die Ankommenden wurden von Sr. Excellenz dem Herrn Oberstburggrafen und einer ansehnlichen Zahl von Personen hohen Ranges im deutschen Saale empfangen. Als die Stunde des Mahles erschienen, öffneten sich die Pforten des anstossenden spanischen Suals, und die Gäste traten in Begleitung jener Dignitäre in diese kolossale, festlich prangende Halle, in der vier wohl servirte Tafeln parallel an eine fünfte, quer- über stehende, hinliefen, an welcher letztern Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf, als Stellvertreter des Monarchen, und der erste Geschäftsleiter in der Mitte Platz 222 nahmen, während sich die anwesenden hohen Personen aus dem Adel-, dem Geistlichen-, Civil- und Militär-Stande ihre Plätze beliebig unter den Gästen wählten, und nach dem Vorbilde Sr. Excellenz des Landes-Chefs wetteiferten, durch zuvorkommende Auf- merksamkeit die treuen Organe der kaiserlichen Huld zu seyn. Der erste Toast, der aus überströmenden Herzen von den anwesenden Gästen ausgebracht wurde, galt Sr. Majestät dem Kaiser, und Ihren kaiserlichen Hoheiten, den Erzherzogen Oesterreichs, worauf Se. Excellenz der Herr Oberstburggraf ein wiederholtes Lebehoch zu Ehren der fremden Herren Naturforscher und Aerzte aus- brachte. Von Seiten dieser erschollen sodann den gesammten Böhmen , ihrem huma- nen Landes-Chef die herzlichsten Toaste. Die heitere, wahrhaft herzliche Stimmung der Anwesenden wurde durch die Musik einer trefllichen Kapelle erhöht und unterhalten, bis spät Abends die Tafel aufgehoben wurde, die einen Anziehungspunkt mehr für die Fremden sowohl als Einheimischen gebildet hatte. n An die Stelle einer Lustfahrt in den sogenannten Baumgarten, welche der ungünstigen Witterung wegen unterbleiben musste, trat am Abende des 24. Septem- bers ein ansehnlicher Ball, den der hierortige Handelsstand zu Ehren unserer Gäste im Saale der Färberinsel veranstaltete. Zahlreicher Zuspruch, gute Ordnung und prachtvolle Decorirung der Lokalität zeichnete ihn eben so günstig aus, als die Ge- fälligkeit der Herren Ausschussmänner, von denen die Gäste in der mit auserlesenen Pflanzen und Blumen geschmückten Vorhalle das Geschenk elegant gedruckter Tanz- ordnungen und zierlicher Tanzkalender empfingen. Die freundliche Uiberraschung, welche der Eingang verursacht hatte, ward nun durch den Eintritt in den glänzenden, von einer gut gewählten Musik belebten Saal überboten. Geschmackvoll eingerichtete Toilettzimmer gewährten den Tanz- und Schaulustigen anständige Erholung, und die gastlichen Speisesäle jede Erfrischung. Auch das k. ständische Theater bot den anwesenden Naturforschern und Aerzten in seinem hellen und geräumigen Schauplatze durch die anziehendsten Vor- stellungen manchen schönen und genussreichen Abend dar- Gedichte: Prag an die deutschen Naturforscher und Aerzte. Im Jahre 1837, Willkommen hier zum schönsten aller Feste, Cybele’s und Hygiea’s Priester-Schaar ! Prag feiert beim Erscheinen solcher Gäste Ein lang ersehntes, freudenvolles Jahr. 223 Es breitet Böhmen freudig seine Gaben Vor Euern tiefen Kennerblicken aus; Beschaut,, beurtheilt Alles, was wir haben, Und nehmt davon ein freundlich Bild nach Haus. Den Freund der Flora wird die Flur entzücken, Wie sie sich zeigt in selt’ner Farbenpracht Auf der Sudeten wolkennahem Rücken, Der rings die Berge riesig überwacht; Und wo in tiefen, wild verwachsnen Gründen, Durch Felsentrümmer aus der Erde Schooss’, Die Elb’ und Iser fluthenreich sich winden, Da wuchern Pilze, Farrenkraut und Moos. Und wessen Geist durch Wein sich lässt beflügeln, Wem Frohsinn er für trübe Stunden schafft, Dem reift auf Czernosek’s, auf Melnik’s Hügeln Der edlen Rebe labungsreicher Saft. Doch Form und Farbenschmuck herrscht auch im Dunkeln, Wo niemals hin die liebe Sonne blickt, Wo das Metallreich durch sein lockend Funkeln Den zu Verweg’nen in Gefahr verstrickt. Von oben, wo die Blüthenwelt ihm lachte, Führt zu den Gnomen ihn sein muth’ger Sinn ; Hier holt er aus deni tief getriebnen Schachte Sich Silber !), Blei ?), dort Eisen °) und da Zinn °). Und seine Königskrone schmücket Böhmen Mit Edelsteinen aus dem eignen Schooss; Dem Fels entrissen von den wilden Strömen, Bedarf es oft des äms’gen Suchens bloss. Auch Gold °) errang sich Böhmen einst als Beute, Vom Berggeist, der — vergönnend den Gewinn — Mit neu erwachten Hoffnungen noch heute Belebt des fleiss’gen Bergmann’s kühnen Sinn. Die Moldau, die vom Böhmerwald sich senket, Wo noch der Bär aus ihren Quellen trinkt, Die leck’re Gaumen mit dem Lachs beschenket, Birgt Muscheln auch, woraus die Perle winkt. Doch Schätze von weit höherm Werthe quellen Aus nie erforschten Tiefen hier empor, Genesung bringend sprudeln ihre Wellen Da heiss ©), dort kalt ”) an’s Tageslicht hervor. Wie fühlt sich, ach, so arm! der reichste Kranke, Zeigt sich als Schmerzensziel ihm nur das Grab, Ein Hoffoungsfünkchen schon entflammt zum Danke — Zum muth’gen Greifen nach dem Wanderstab’. 224 Aus weiter Ferne kommt er hergezogen, Vertrauend naht er sich dem Segens-Ort’, Und sieh, sein Hoffen hat ihn nicht betrogen, Mit Dankgebet’ und Jubel zieht er fort. Nicht kümmern ihn die Kräfte, deren Walten Geheimnissvoll die Wunderquellen schuf, Wenn ihre Heilungsmacht sie nur entfalten, Genügt es ihm, zu künden ihren Ruf. Den Forscher aber drängt es, abzuringen Der räthselhaften Sphinx der Deutung Wort, Und kann er auch nicht in das Inn’re dringen, So baut er doch auf kühnen Schlüssen fort. Wo hier Neptun sich und Vulkan bekämpften, Bald zeugend, bald verderbend eine Welt, Wo Wasserfluthen Feuermeere dämpften, Da sind noch Kampfeszeugen aufgestellt. Die Häupter heben sie, als Siegesmale, Vom Kammerbühl’ °) bis zum Biliner Stein ?), Als Thermen laden sie, im Egerthale Und dem der Biela, Euch zur Forschung ein. Und Reste von längst ausgestorbnen Thieren, Wie nur die Vorwelt lebend sie gekannt, — Von Pflanzen, die noch Blatt und Blüthe zieren, (Nicht von Linne und Buffon noch benannt), Sie, die Jahrtausende verborgen lagen, Hat hier, zum Theil enträthselt schon als Art, Aus grauer Vorzeit his zu unsern Tagen Dem Forscher die Natur selbst aufbewahrt 1°). Was alle Welten schuf, die ringsum prangen, Und durch dieselbe Schöpfungskraft erhält, Was zu erkennen sehnlichst wir verlangen, Ist ew’ge Liebe, sie beseelt die Welt. Auch unsern Kreis soll Liebe fest umschlingen, Durch sie gewinnt erst Leben die Natur, Zur Freude leih’ uns Liebe jetzt die Schwingen, Und scheiden möget Ihr in Liebe nur! Dr. 3. Wikan, emeritirter Professor an der Prager Universität. Anmerkungen. 1) 2) In Kuttenberg, Joachimsthal, Prezibram ete. — 3) Zbirow, Horzowis etc. — 4) Zinnwald, Schlackenwald, Schlackenwerth, Graupen etc. — 5) Bei Eule, ehemals sehr ergiebig, jetzt neuerdings eifrig betrieben, — 6) Karlsbad, Teplitı. — 7) Ma- rienbad, Fransensbrunn, Liebwerda, das laue Johannesbad, die weithin verführten Bitterwässer von Püllna uud Saidschis} der Biliner Sauerbrunn, vieler Anderen nicht zu gedenken, — 8) Vorzüglich bekannt geworden durch Männer, wie Leopold von Buch, v. Göthe, Alex. v. Humboldt, Graf Kasp. v. Sternberg, durch dessen Eifer jetzt auch das Innere dieses Hügels der Forschung zugänglich wird, — 9) Diesen in geognostischer Hinsicht höchst merkwürdigen Fels-Koloss, der auch Borzen heisst, hat schon der gelehrte Reuss zum Gegenstande gründlicher Untersuchung gemacht, — 10) Hier darf die „Flora der Vorwelt des Grafen Kasp, v. Sternberg und die betreffende Sammlung im vaterländischen Museum nicht ungenannt bleiben, 225 Zum Willkomm der deutschen Naturforscher und Aerzte bei ihrer 15. Versammlung zu Prag - im September 1837. Der Wahrheit Perle, die der kühne Denker Aus tiefem Dunkel holt zum gold’nen Licht, Er sucht sie nicht, das eig'ne Haupt zu schmücken, Er schmelzt die reiche Stufe nicht für sich, Die mühsam er bei seiner Lampe brach. Die Blume selbst, die er im Hain des Wissens Lustwandelnd pflückte, legt er dankbar nieder Auf den Altar der Menschheit, der sie blühte, Und preiset Gott, der ihn vor Tausenden Durch regen Trieb und Geisteskraft erhob, Um Tausenden die Schätze seines Wissens Zu ihrem Heil und Frommen zu erschliessen. Euch fiel dies schöne Loos! — Seyd uns willkommen In di@sen Räumen, wo das Licht der Weisheit Den Morgenstralil auf uns’re Heimath goss, Und, was im Keime schlief, zur Frühlingsblume, Zum Blüthenhain erweckte und zur Frucht. Zwar lagerte, kaum dass es aufgegangen,,,, Sich eine Donnerwolke vor das Licht; Doch, der dem ersten Tag sein „Werde!“ rief, Er führte sie vorüber; und, was sonst Die Geister schied, der gleiche Trieb und Zweck, Er hat Euch brüderlich vereint. — Seyd uns willkommen, Die ihr, was Euer Geist erfand und prüfte, Den gleichgesinnten Freunden freundlich bietet, Auf dass es ein Gemeingut Aller werde Zu Rath und Trost und fröhlichem Gedeih’n, Prof. Anton Wüller. Alma Mater Carolina Doctis naturae scrutatorum coetibus, Pragam 1837 visentibus. Optata regi quondam atavo dies Nondum Bohemis inradiaverat, Regisque caesä stirpe nox jam Altius hie residere visa est. At alma dudum regna per Itala, Et duriori prospera Galliae Lux jam refulsit, laude tellus ® Utraque personuit Camoenae. 29 226 Rex, quem Bohemi — si memori viget Avita virtus peetore — laudibus Non desinent efferre, quemque Concelebrant Patriae Parentem, Rex in Bohemas Castalidum choros Adlexit oras, qui docilem gregem Artes beatas edocerent, Discuterentque procul tenebras. Regisque nutü sol nitidus statim Ubique sparsit viviicum jubar, Turbae frequentes undequäque Conveniunt liquidos anhelae Haurire fontes. — Hinc generosior Fervere ludo ludus Olympio, B Austerus horror mitigari, Semina prospera pullulare : Perenne nil mortalibus exstitit Dextris creatum, mole ruunt su& Humana quaevis; sed ruinis Ecce salus rediviva prodit, Sol, hisce qui tum splenduerat plagis, Labare coepit dissidio gravi, Sinügwe matris dissolutae En procul evolitare stellae. Quas nox premebat, coeligenä ut face Luxere terrae lumine tum novo, Novique soles exstitere Omnia luce novä beantes. Propulsa dudum matris ab ubere Nunquam est amoris solieiti immemor Proles, et horas laeta Spectat, Tuta manü tenerae parentis Quando vigebat. Nec genetrix potest Suo profeetam progeniem sinü, Et Colcha partum non amare Non potis est proprium genetrix. Hinc alma mater, quae — Caroli genus — Omni Camoenas tempore foverat, Hinc laeta vos coetüs vyirorum, Ceu reducem sobolem, salutat. Salvete, coeli lucida sidera Lustrare, rerumque abdita lumine Solerter .acri perspicari, " Et cupidis aperire doecti! Natura quidquid, strenuus aut lahor Hic sistit, aequis visite mentibus, Et matris in: dexträ fideles j Perpetuun sociate dextras, Mn Prof, W. Swohboda. x m nut 0% = On BE ' a enere Er ee Kg ER $ ir a Dana Be / A 15 Zr EIERN A 0 mie Are Zur Seite 22 > Elektro _ magnetifcher Apparat von Prof.v. Ettingshaufen . ee a a 227 Nachtrag zu Seite 61 $. 3 und Seite 105 $. 4. Uiber die Einrichtung und den Gebrauch der magneto- elektrischen Maschine, welche den im September 1857 zu Prag versammelten Naturforschern und Aerzten vorgezeigt wurde, von Andreas v. Ettingshausen, Professor der Physik an der Universität zu Wien. Faraday’s. glänzende Entdeckungen im Gebiete der Elektricitätslehre, welche seit dem. Jahre: 1832 die Aufmerksamkeit der: Freunde der Physik im hohen Grade in, Anspruch nehmen, haben nicht bloss den Schatz der an das Tageslicht geförderten Thatsachen vermehrt, sondern zugleich ‘neue und ‘unerwartete Hülfsmittel zur Er- regung elektrischer Ströme veröffnet. Unter diesen-Hülfsmitteln behauptet, in Hinsicht auf die Bequemlichkeit und Sicherheit, ‚mit welcher sich’ ‚elektrische Ströme .hervorbringen ‚lassen, . wie auch rücksichtlich ‚der. Grösse des Effectes, «die Einwirkung eines Magnets auf einen ge- schlossenen Elektrieitätsleiter unstreitig den vorzügliehsten Rang. Die Form, unter welcher das so eben genannte Hülfsmittel ins ‚Werk: gesetzt werden 'kann, lässt sich mannigfaltig; abändern ; wir wollen uns hier lediglich-auf die Angabe derjenigen be- schränken, welche der Einrichtung der zu beschreibenden magnelo-elektrischen Ma- schine. unmittelbar zum Grunde liegt. Wenn man: ein: Stück . weichen Eisens von solchen Dimensionen, dass es als Anker eines: hufeisenförmigen Stahlmagnets dienen kann, mit Kupferdraht, welcher mit Seide übersponnen ist, in gedrängten Lagen 'schraubenförmig umwickelt, und die Enden: der so ‚entstandenen Drahtspirale, deren‘ Windungen unter einander und von dem; weichen Eisen ‚durch‘ den Seidenüberzug isolirend getrennt sind, mit den Zu- leitungsdrähten eines so weit entfernten Galvanometers oder Multiplicators, dass der Hufeisenmagnet ‚auf.die Nadel desselben nicht merklich einzuwirken vermag, in lei- tende Verbindung bringt; so‘gibt ‘sich in dem’ Augenblicke, in welchem der Anker an ‚den Magnet ‚angelegt; wie auch in jenem, in welchem der Anker von dem Magnete, getrennb wird ,ı jedesmal das Auftreten eines elektrischen Stromes zu 31 228 erkennen. Diese Ströme sind von sehr kurzer Dauer, denn, lässt man den Anker an dem Magnete unverrückt liegen, so findet man an der Galvanometernadel nach dem bei dem Anlegen des Ankers erfolgten ersten Ausschlage derselben keine An- deutung der Fortdauer des elektrischen Stromes, da dieselbe nach Vollbringung der gewöhnlichen Anzahl Schwingungen in ihre ursprüngliche Gleichgewichtslage zurück- kehrt. Ein Gleiches zeigt sich auch nach der Trennung des Ankers von dem Magnete. Allein die Richtung des elektrischen Stromes, welcher bei der Annäherung des Ankers an den Magnet in der Drahtspirale entsteht, ist, wie man aus der Gegend sieht, nach welcher die Galvanometernadel abgelenkt wird, der Richtung des Stromes, welcher. bei der Entfernung;des Ankers vom Magnete sich‘ einstellt, entgegengesetzt. Der Beschaffenheit nach sind diese. elektrischen Ströme denjenigen ähnlich, : welche durch Volta’sche Apparate erhalten werden. Sieht man nun als Richtung Sen elektri- schen Stromes in einem gewöhnlichen geschlossenen Volta’schen Elemente, im Ein- klange mit dem herrschenden Sprachgebrauche der Physiker , selbst derjenigen, wel- che das gleichzeitige Vorhandenseyn zweier entgegengesetzten Ströme in einem sol- chen Elemente sich vorstellen, diejenige an, welche im metallischen Contacte vom Kupfer zum Zink, mithin im flüssigen Leiter vom Zink zum Kupfer führt: so lässt sich die Richtung des in der Drahtspirale des Ankers eines Magnets bei dem so eben erwähnten Versuche entstehenden elektrischen Stromes leicht angeben: Denkt'man sich nämlich den Magnet über den Anker gestellt, ferner letztern gleichfalls - hufeisen- förmig. gebogen, und! das; Drahtgewinde bis an die Enden ‘der aufwärtsgekehrten Schenkel desselben in einem Zuge fortgesetzt, so geht der elektrische Strom in der vordern, d. h. dem Beobachter zugewendeten Hälfte jeder Windung der Drahtspirale auf dem Ankerschenkel, welcher dem Nordpole des Magnets entspricht; bei’ dem An- legen des Ankers an den Magnet, von der Linken gegen die Rechte, — dagegen bei dem Trennen des Ankers vom Magnet, von der Rechten gegen die Linke. Zur Bildung der elektrischen Ströme in‘ der Drahtspirale wirken’ mehrere Umstände zusammen, deren jeder für sich betrachtet, das Entstehen solcher Ströme zu veranlassen vermag: Diese: sind: 1. Die unmittelbare Einwirkung des Magnetes auf das den Anker umgebende Drahtgewinde; 2. die Einwirkung des Magnetismus, welchen der Anker, weil er aus weichem Eisen besteht, bei der Annäherung an den Magnet erlangt, und bei dem Entfernen von ihm verliert, auf die Drahtspirale; 3. die Einwirkung des in jeder einzelnen Windung entstehenden Stromtheiles auf die übri- gen Windungen...Der Leitungswiderstand, welchen das Material des Drahtes dem elektrischen Strome entgegensetzt, und welcher sich um so grösser zeigt, ‘je länger und je dünner der Draht ist, modificirt offenbar den; aus den genannten en ent- springenden Totaleffect. Die Erzeugung. eines elektrischen ‘Stromes in’ einem, Drahtgewinde durch 'un- mittelbare Einwirkung ‚eines Magneis auf dasselbe bei dem Annähern oder Entfernen des einen von dem andern, lässt sich durch Färaday’s ‚leicht zu‘ wiederholende Ver- suche erweisen. Man hat zu diesem Ende bloss ‘einen mit: Seide übersponnenen 229 Kupferdraht um einen 'hohlen Cylinder'von Holz zu wickeln, ‘die Enden des, Drahtes mit dem Galvanometer zu verbinden, und einen Magnetpol in die Höhlung des Cylin- ders rasch‘ einzuführen),; oder den‘ bereits "eingeführten Pol rasch zu entfernen. Je nachdem ein: Nord- oder ein Südpol in: die Spirale ein- oder austritt, entstehen in jeder dieser: Beziehungen einander ‚entgegengesetzte Ströme, so dass also ein:in die Spirale eintretender ‘Nordpol dieselbe Wirkung hervorbringt, wie ein aus der Spirale heraustretender: Südpol, und umgekehrt. ' Die Einwirkung der in den einzelnen Windungen einer Drahtspirale vor- handenen Stromtheile, bei ihrem Entstehen ‘oder Verschwinden, auf die benachbarten Windungen lässt sich gleichfalls durch directe Versuche rechtfertigen. Entladet man nämlich ein Volta’sches Element durch einen langen Schliessungsdraht, so kann man bei ‚Unterbrechung des Stromes selbst dann noch einen Funken erhalten, wenn dieses Element durch einen kurzen Draht von derselben Dicke und materiellen Beschaffenheit entladen‘ keinen: Funken zu geben vermag; allein diese Wirkung eines längeren Schliessungsleitersi erscheint bedeutend verstärkt, ‘wenn derselbe mit Seide bekleidet und; zu einer Spirale «mit dicht an einander liegenden Windungen umgebildet wird. Die Einführung von :‘Stäben aus weichem Eisen’ in diese Spirale steigert den Effect noch mehr. Unter den genannten Umständen, welche ‘die Entstehung elektrischer Ströme indem Drahtgewinde eines Ankers, bei: seiner Annäherung; an einen Magnet, oder bei dessen Entfernung vom Magnete ‚bedingen, hat die‘unmittelbare Einwirkung des Magnetes auf das Drahtgewinde augenscheinlich den geringsten Antheil. Sehr: we- sentlich dagegen ist das plötzliche Entstehen und Verschwinden des Magnetismus des Ankers selbst,' wie auch: die wechselseitige Action. der einzelnen Windungen der Drahtspirale.. Es ist demnach zur Hervorbringung einer möglichst intensiven Wirkung bei gegebener:Kraft des Magnets‘ (denn dass der Effect grösser ausfällt, wenn der Magnet kräftiger ist, versteht‘ sich von selbst)‘ auf die Weichheit des Eisens des Ankers ‚und auf zweckmässige Wahl ‘des 'Materiales und. der damit, zusammen- hängenden Länge: ‚und Dicke ‘des zur Spirale‘ zu‘ verwendenden Drahtes zu sehen. Wegen der Kostspieligkeit ‘des Silberdrahtes ist‘ man bei. derlei Versuchen: lediglich auf den Gebrauch des; Kupferdrahts beschränkt, mit welchem sich, wenn gleich seine Leitungsfähigkeit für, bewegte’ Elektricität bedeutend ‚geringer ist als jene des Sil- berdrahtes ‚ dennoch völlig befriedigende Resultate erhalten lassen. Die magnelo-eleklrische Maschine, zu deren näherer Betrachtung wir jetzt übergehen, stellt'sich‘lediglich‘ alsein Apparat dar, 'mittelst dessen der so eben be- sprochene’ Versuch'zuroununterbrochenen Erzeugung kräftiger ‚elektrischer Ströme auf eine bequeme. 'Weise benützt werden! kann. Anstatt nämlich einen mit einer isolirten Kupferdrahtspirale umwickelten hufeisenförmigen Anker fortwährend an einen Stahl- magnet anzulegen, und von demselben wieder abzuziehen, wird dieser Anker, wel- chen wir in der Form, die er an unserer Maschine an sich trägt, den Iuduclor nennen wollen, in der Nähe eines hinreichend starken Maguetes in drehende Bewegung ver- 30 * 230 versetzt, so dass seine Schenkel an: den Magnetpolen in steiem‘ Wechsel vorüber- gehen: lan) i Die Figuren 1 und 2 zeigen die ganze Einrichtung der magneto-elektrischen Maschine, in so fern bei derselben dieivolle magnetische Kraft in Anwendung gebracht wird, mit: welcher sie von ihrem Verfertiger in Wien, dem Mechaniker Johann Michael Ekling, ausgestattet zu werden pflegt, und welche vollkommen 'hinreicht, elektrische Ströme von der Stärke zu erzeugen, wie selbe: die Volta’schen Apparate darbieten, deren sich Physiker und Aerzte gewöhnlich bedienen, so dass die magneto-elektrische Maschine als ein bequemes und wirksames Surrogat für Volta’sche Apparate empfohlen werden darf. | ABC (Fig. 1 und 2) ist das aus zwei, horizontalen Holzplatten, welche durch vertikale Verbindungsstücke mit einander zusammenhängen, gebildete 'Gestelle, innerhalb dessen das Rad D sich "befindet, ‘welches (durch ‚eine an’ seiner) Axe über der obern Gestellplatte angebrachte Kurbel E in rotirende‘ Bewegung versetzt wer- den kann, und mittelst einer Schnur ohne Ende, welche um den: Winkel I der Spindel des Induetors herumgeht, diesen in rasche Rotation bringt: 'Um diese Schnur anspan- nen und nachlassen zu können, ist die:Axe des‘ Rades-D in ‘einen ‚Schlitten F''@ ein- gefügt, welcher in einem Falze zwischen den beiden Gestellplatten läuft, und mit Hilfe der Schraube H vor- und rückwärts geschoben‘ werden: kann. Die obere Platte des Gestelles der Maschine‘trägt ein 'auf fünf starken Füssen ruhendes und dadurch mit ihr unveränderlich verbundenes:Tischehen zur Aufnahme der magnetischen Batterie. Diese besteht aus einer längeren Hufeisenlamelle L;, welche auf dem Tischchen liegt, und aus’ sechs kürzeren Lamellen P, welche auf ersterer in der Gegend ihrer Pole stehen. »Sämmtliche Magnete kehren einander ‚die gleich- namigen Pole zu. Der blosse Anblick der Figuren 1 und 2 wird genügen,‘ ersicht- lich zu machen, wie die vertikalen Lamellen P untereinander und auf der Grund- lamelle L mittelst der Presse N festgehalten werden, deren horizontaler auf der Grundlamelle liegender Ansatz durch die Schrauben Rund S auf die Tischplatte nie- dergedrückt wird. Um die gemeinschaftlichen Pole der Magnetbatterie (dem rotirenden Inductor RK so nahe als möglich zu bringen, ruht die Tischplatte, welche die Magnete trägt, nicht unmittelbar auf den Tischfüssen, sondern auf vier Stellschrauben x, welche durch eine von diesen Füssen getragene Platte gehen, wodurch die Stellung der obern Tischplatte, und mit ihr jene der Magnetbatterie gegen die Schenkel‘ des. Inductors, nach Belieben regulirt werden kann. *) Die Volta’schen Apparate, welche bei physikalischen. 'Versuchen: in Anwen- dung kommen, sind entweder einzelne Zinkkupfer- Elemente von grösserer Oberfläche oder vielplattiige Säulen. Grossplattige Elemente liefern glänzende Glühphänomene und *) Die Möglichkeit, jeden beliebigen Magnet in Anwendung bringen und die Pole desselben auf die vor- theilhafteste Weise benützen zu können, ist eine Eigenthümlichkeit der hier beschriebenen Maschine, welche keiner bisher bekannten ähnlichen zukömmt. ; 231 kräftige magnetische Wirkungen des elektrischen Stromes; bei vielplattigen Säulen finden’ 'kräftige’physiologische Wirkungen, z. B.- Erschütterungen 'des menschlichen Körpers Statt, auch gehen dabei chemische Zersetzungen gut vor sich. ‘In den Wir- kungen grossflächiger Elemente waltet die Quantität, in jenen der‘ Säulen die Intensität des elektrischen Stromes vor. Beide Arten von Wirkungen lassen sich nicht wohl mit Einem rotirenden Inductor ‘erreichen. Die magneto - elektrische Maschine ist daher mit zwei Inductoren versehen, welche‘ leicht gegen einander ausgewechselt werden können, wenn man die das Rad C umgebende Schnur nachlässt, und die Flü- gelschrauben, welche die eine Hälfte des Lagers der Inductorspindel an dem Vorder- theile des Gestelles halten , hinwegnimmt. Jeder dieser Inducioren, deren Gestalt durch die Figuren 3 bis 6 ersichtlich gemacht wird, besteht aus einer eisernen Spindel ab, welche eine Platte cd von weichem Eisen trägt, worauf in gleichen Abständen von dem Einfügungspuncte 5b der Spindel in die Platte, zwei massive Cylinder e, f, gleichfalls von weichem Eisen sitzen, welche zur Aufnahme der Drahtgewinde dienen. An der Spindel ab steckt zunächst unter der Platte cd ein hohler Eisencylinder g, welcher durch einen unter- geschobenen Holzeylinder von der Spindel isolirend getrennt ist. Unter diesem befin- det sich an der Spindel ein zweiter, der Hauptform nach cylindrischer Eisenkörper A Er ist mit der Spindel und daher auch mit der Platte cd in leitender Verbindung. An seinem untern Rande ist ein Ausschnitt angebracht, welcher die Hälfte des Um- fanges hinwegnimmt; an seinem oberen Rande befinden sich einander gegenüber zwei grubenartige Vertiefungen, über deren Zweck das Folgende Aufschluss geben wird. Der Bequemlichkeit der Rede wegen soll der Inductor, dessen Wirkungen jenen eines einzelnen grossflächigen Volta’schen Elementes entsprechen, der Quanli- täts-Inductor, und der andere, welcher zur Hervorbringung der Wirkungen einer vielplattigen Volta’schen Säule dient, der Intensiläls-Inductor heissen. Zwischen diesen beiden Inductoren waltet folgender Unterschied ob. ‚Die zur Aufnahme der Drahtgewinde bestimmten Eiseneylinder e, f sind am Quantitäts-Inductor kürzer und dicker, als am Intensitäts-Inductor ; ferner ‚sind. die- selben ‚jan dem, ersteren mit diekerem Kupferdrahte in wenig Lagen, hingegen an dem letzteren mit dünnerem Drahte in vielen Lagen umgeben; auch ist der'wohl mit Seide besponnene Draht unmittelbar auf die. Cylinder des Quantitäts-Inductors gewickelt, während er für den Intensitäts-Inductor auf hölzerne Spulen aufgetragen ist, welche über ‚die Cylinder e, f gesteckt werden. Die Erfahrung. hat gelehrt, dass die Anwen- dung ‚metallener, Spulen zu diesem Behufe der Energie der Wirkungen Eintrag thut. Die beiden. Enden des Drahtgewindes, sind das eine Ende an der Platte ed, das andere an das isolirte Stück g geklemmt. Bei dem! Quantitäts-Inductor‘ besteht aber jedes. der die Cylinder umgebenden Drahtgewinde für sieh, d. h. es ist ein Ende eines jeden an die Platte cd und das andere an das Eisenstück g geheftet, während bei, dem, Intensitäts-Inductor nur das Ende des einen Drahtgewindes an die Platte 232 ediund nur das Ende des: anderen an den Eisenkörper g geht und die) beiden übrigen Enden mit einander verbunden sind, sodass hier die Spirale des einen.Cylinders'als die, Fortsetzung der Spirale des anderen erscheint. Es ist jedoch dabei wohl zu. be- achten, dass bei dem: Quantitäts-Inductor die in den zwei Drahigewinden entstehen- den ‚elektrischen Ströme. an. derselben ‚Stelle eintreten. und an ‚derselben: austreten, ferner. die. |Ströme am Intensitäts-Inductor ıbeide Drahtgewinde ‚in ‚demselben ‘Sinne durchlaufen, weil sich sonst die Wirkungen beider Drahtgewinde gegenseitig. tilgen. Bedenkt man, dass die in den Spiralen an beiden Schenkeln des Induetors sich ein- stellenden ‚ elektrischen Ströme nothwendig entgegengesetzte Richtungen haben, so wird man leicht einsehen, dass bei dem Quantitäts -Inductor, | wenn die. Spirale des einen Schenkels rechts, die des anderen links gewunden ist, die äusseren Enden der Spiralen an ‚denselben Punkt z. B. an g, und die inneren Enden. wieder an denselben Punkt z. B. an die Platte cd zu klemmen sind; hingegen, wenn, beide Spiralen rechts oder beide links aufgetragen würden, stets ein äusseres Ende der einen. mit einem inneren Ende der anderen ‚zugleich an dem nämlichen Punkte anzuheften wäre. Aus demselben Grunde müssen bei dem Intensitäts-Inductor, wenn beide Spiralen in dem- selben Sinne gewickelt: sind, zwei gleichnamige Enden derseiben miteinander ver- bunden, und die übrigen Enden an die Platte cd und den Eisenkörper g geklemmt werden; sind aber die Spiralen auf beiden Cylindern in entgegengesetztem Sinne .ge- wunden, so gehören ungleichnamige Drahtenden (ein inneres und ein äusseres) zu- sammen, und die übrigen an die Anheftungspunkte. Auf diese Weise wird bei dem Quantitäts-Inductor die, möglichst grösste Quantität, bei dem Intensitäts-Inductor die möglichst grösste Intensität für die Elektrieität gewonnen, welche während der Ro- tation des Inductors unter dem Einflusse der Magnetbatterie in Bewegung tritt. Ein elektrischer Strom kann jedoch in dem Drahtgewinde nur in so fern zu Stande kommen, als die Enden desselben in leitender Verbindung stehen. Wird diese durch irgend einen Zwischenkörper bewerkstelligt, so ist derselbe der Einwirkung des elektrischen Stromes ausgesetzt. Zur bequemen Schliessung der Kette und Lei- tung des Stromes stehen zu beiden Seiten der Inductorspindel Säulen aus Messing m und n, deren jede vier Löcher 1, 2, 3, 4 trägt, in welche Metallfedern, deren Be- stimmung ist, an g und h zu greifen, gesteckt und mittelst Klammschrauben festge- halten werden können. Stets muss eine Feder an g, eine zweite an h greifen; bei gewissen Versuchen greifen sogar zwei Federn zugleich an 'h. Es ist klar, dass zwei Federn, die an derselben Säule stecken, mit diaaulfer in leitender Verbintaitk stehen. Jedes Loch an m und % entspricht dem gegenüber- liegenden Theile der Induetorspindel. ‘Eine Feder in das Loch 1 gesteckt‘, "hät daher an das von der Spindel isolirte Eisenstück g zu greifen. Eine Feder in 2 soll das Stück } an dem oberen Dritttheile berühren, jedoch während dieselbe über ‘die Vertiefungen gleitet, während jeder Umdrehung zweimal, einen Augenblick lang’ daran. gehindert werden. Eine Feder in 3 hat die Bestitihuh än das Mittelstück von h zw greifen, daher % fortwährend zu berühren. Eine Feder in 4’steht mit A'nur während 233 der einen Hälfte der Umdrehung des Inductors in: Contact; während der zweiten Hälfte der Umdrehung ist die Verbindung unterbrochen. Zur Herstellung einer genügenden Verbindung ‘der genannten Theile der Ma- schine in Betreff der vollständigen Leitung des’ elektrischen Stroms ist ein leiser Druck der Federn hinreichend; ja man kann, der Schliessung der Kette unbeschadet, zur Verminderung der Reibung an die Spitzen derselben Oel bringen. Die Anwen- dung von Quecksilber um einen guten Metalleontact herzustellen ist daher völlig überflüssig. Die Säulen m, n sind von gleicher Gestalt, was den Vortheil gewährt, den Inductor in einem oder dem andern Sinne sich drehen zu lassen. Hier wird jedoch stets vorausgesetzt, dass die Kurbel E (Fig. 1 und 2) links gedreht werde, mithin das Rad D, wie es der in Fig. 2 darauf gezeichnete Pfeil angibt, sich bewege. Bei dieser Anordnung sind für alle Experimente an der Säule n drei Klemmschrauben hinreichend, welche in die Löcher 1, 2 und 4 gehören, und stets daselbst bleiben, während an der Säule m eine Klemmschraube im Loche 1, und eine zweite bald im Loche 3, bald in 4 sich zu befinden hat. Wir gehen,nun zur Andeutung einiger der vielen Versuche über, welche sich mit, der, magneto - elektrischen Maschine, und zwar mit grosser Leichtigkeit und Sicherheit ausführen lassen. Versuche mit: dem Quantitäts-Inductor. I. Glänzende Funken. Hiezu steckt man eine Messingfeder in n, 1 und eine zweite in n, 2. Diese Stellung der Federn zeigt Fig. 3. So oft die Feder in 2 über eine Vertiefung des Eisenstückes h hinweggleitet, erscheint der stark sprühende Funke, an dem man die ungemein feinen brennenden Theilchen_der Metalle von dem blauen Kerne leicht unterscheidet. Eine andere Anwendung der Federn zur Darstellung. der, Funken zeigt Fig. 4, wobei eine Feder in m, 1, die zweite in n, 2 steckt, und überdiess die beiden Säulen durch einen in m, 4 und nz, 4 eingeklemmten Draht in leitender Verbindung stehen. II. Glühen eines dünnen Plalindrahles. Hiebei werden. die Federn in n, 1 und m, 3,— die Enden der mit Seide besponnenen Drähte, zwischen welchen der Platin- draht «sich: befindet, in m, 1 und n, 2 eingesetzt... Die Anordnung des Versuches zeigen übrigens Fig. 1 und 2. Der Platindraht ist wvo.; Wird derselbe dünn und kurz genommen, so geräth ver. in lebhaftes Weissglühen, welches: bis zum ‚Schmelzen. des Drahtes gehen kann. '' Dünner: Eisendraht an, die Stelle. des, Platindrahtes gebracht, sehmilzt augenblicklich, ‚selbst wenn! die Leitungsdrähte für den elektrischen Sirom eine: bedeutende Länge haben, Es lässt-sich auf diesen Versuch eine einfache Methode gründen, Schiesspulver in grosser Entfernung mit Schnelligkeit zu entzünden, zum Behufe ‚des: Sprengens u. dgl. 234 III: Elektromagnelische Versuche, als Magnetisiren von Nadeln, Darstellung eines magneto-elektrischen Electromagnets, die Rotation des Barlow’schen Rädchens, des Karaday’schen Pendels, eines in Quecksilber schwimmenden: Magnets, um den Zuleiter, des elektrischen Stromes oder um seine eigene Axe, u.,dgl. werden leicht mit, Hülfe: der dazu dienlichen Apparate ausgeführt, indem die magneto- elektrische Maschine. die Stelle des dazu nöthigen Volta’schen Elements vertritt. _Da jedoch während jedes Umlaufes des Inductors in seinem Drahtgewinde nach einander zwei Ströme von entgegengesetzter Richtung Statt finden, genannte Erscheinungen aber die Anwesenheit eines Stromes von unveränderter Richtung erfordern, weil sonst der eben eintretende Effekt gleich wieder aufgehoben würde; so ist es nöthig, nur jenen Strom zu, Stande kommen zu lassen, welcher einer Hälfte der Umdrehung des Induc- tors entspricht, den entgegengesetzten Strom aber auszuschliessen. Diess wird da- durch geleistet, dass man eine Feder in die Oefinung 1 der Säule n, die andere Feder in die Oefinung 4 der Säule m, die beiden Zuleitungsdrähte für den auszu- führenden elektromagnetischen Versuch in die Oefinungen m, 1 und n, 2 oder auch 2, 4 einsetzt, wie selbes Fig. 5 zeigt. Die in m, 4 befindliche Feder verlässt während einer halben Umdrehung das Eisenstück A, wegen des an selben ange- brachten Ausschnittes, wodurch nun die Hälfte der einen Umdrehung des Inductors entsprechenden elektrischen Strömungen zu Stande kommen kaün. Damit jedoch wirklich nur ein Strom von Einer Richtung Statt finde, ist es wesentlich, dass die Unterbrechung des Contactes der Feder in m, 4 mit der Spindel des Inductors ge- rade in dem Augenblicke erfolge, in welchem der Stromwechsel eintritt. Dieser ereignet sich erst, nachdem die Schenkel des rotirenden Inductors die Magnetpole bereits verlassen haben; bei beträchtlicher Kraft der Magnetbatterie und schneller Rotation erst, wenn die Drahtgewinde um 45° von den Magsnetpolen entfernt sind. Hierauf ist bei der Anwendung der Gestalt der Feder in m, 4 Rücksicht zu nehmen. Es ist leicht einzuschen, dass wenn diese Feder richtig gestellt wurde, ihre Stellung sich nur auf eine bestimmte Umdrehungsgeschwindigkeit des Inductors und auf eine bestimmte Richtung seiner Rotation bezieht, mithin der Rotation in RUN LOBEN EEE Richtung nicht mehr entspricht. Versuche mit dem Intensitäts-Induetor. ce 1. Einfache Erschütterungen. Hiezu kommen die Federn .in a, ‘1 und m, 35) die Zuleitungsdrähte, welche in diesem Falle mit Handhaben versehen werden), in: m, 1 und rn, 4. Diese Erschütterungen sind, wenn die Magnetbatterie kräftig istz und die Handhanen mit nassen Händen ergriffen werden, sehr fühlbar. II. Heflige Erschülterungen, selbst bei Autröirkuig einer "einzigen RreN schwächeren Magnetlamelle und mit trockenen Händen, verspürt man,‘ wenn mam bei der Anordnung des so eben beschriebenen’ Versuches die metallenen Handhaben einander bis zur Berührung nähert, und sodann den Contact’ derselben unterbricht.‘ 235 So oft diess geschieht, erfolgt ein heftiger Stoss. Viel besser ist es aber, noch eine Feder in 2, 2 einzusetzen, wodurch man der Mühe, die Conductoren einander zu nähern, überhoben wird. So oft nämlich die Feder in n, 2 über eine der am Eisen- körper h angebrachten Vertiefungen hinweggleitet, erfolgt eine Erschütterung des- jenigen, welcher die Handhaben der Leitungsdrähte hält. Die Anordnung dieses Experiments ist in Fig. 6 dargestellt. Durch Auflegen eines Ankers auf die ange- wendete Magnetlamelle und Verschieben desselben kann man die Stösse innerhalb gewisser Gränzen beliebig ändern. Sie fallen um so schwächer aus, je näher der Anker an die Magnetpole gelegt wird, und können, wenn die Magnetlamelle nicht zu kräftig ist, durch Anlegen des Ankers an diese Pole unmerklich gemacht werden. Rückt man den Anker gegen die Biegung der Magnetlamelle hin, so wächst die Stärke der Erschütterungen allmählig, und erreicht, wenn der Anker gänzlich ent- fernt wird, die grösste Intensität, welche die gewählte Magnetlamelle darzubieten vermag. Dieser Theil der Leistungen der magneto - elektrischen Maschine dürfte Aerzien besonders wichtig erscheinen , welche dieselbe bei Heilversuchen in Anwen- dung zu bringen Gelegenheit haben. II. Für Zersetzungen des Wassers, welches durch etwas Schwefelsäure oder Salpetersäure leitender gemacht worden ist, des Jodkaliums, essigsauren Blei- oxydes u. dgl. dient die durch Fig. 5 dargestellte Disposition des Apparates; denn hier ist ebenfalls ein Strom von bestimmter Richtung nöthig. CBR a j j 'onis dvon..tada 24 dei mazad it j BP MN sta Iylolra Jiılshiyasy araib No oA un. 1bagnis, mriotnuhned ‚sib. sank. 1ob uam dosmbore „nostseunain San wiisubol ; -19eid ms aah sig Hadd S.ai 19bo Hi dailmän No-af .briw andemndi. ‚md ’ -aalı gansuüdpert 3ni9 Yzlohis., ‚tatiolgavwnid. noyowoihoV asılassdagus A quad - enraib anuahrenA ill rl. Stlüsbayumio.L Tab uadsnbasH sib. zadalow -uayinaf og, gib ds aıslnh aaa nogollsk darin Alloleoyuch ® ‚zit ni dei ainpminsgafl ‚eedzsuni gmmölR, ib aa mu nadtozeoh. nadaiılaana 7 bus sllonsliouzaM. "Hahnsw asb lin Si, nz yaıloämloe ‚02 uns‘ ‚uallsl. sie. abi zioilad ‚nosahır). Tosuiuusg ns Adoin ollamsitony oM sib uam ‚aannög: hau „bei igaloy, sloglangul nih.ne wodnA aabıse Idosımoz dailhroasn slod si, 16, ade oh. uyy9lah. iloınb: ‚dei. yilärd sib teilaiw or mil otlomalonn. si. zb zus sib. aaa ich ob rn ar 19 doilsußz. 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De en a zur ar a: E a e x ee: En & PL r “ ; sl: Eigenhändige Unterschriften der Herren Mitglieder der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Prag im September 18357. ———— Mit Umdruck aus der Lithographie des F. E. Sandtner. nsitrıdsarsial) ogibaidasgiil ı3b SBunlamasersa 7 19b 1oBstlgiiT usTısHt ssdo=trezsh h 5 2: je Er a en 2 "z 93a ra A Dun T9ad22an ep 44 I EA .TCHE Bdunsıgse mi ger 7 > ne 5 ; ER ER en 2 e & Tor WR S. nF Harte fs A en je Mauro Aainrnd Iustar Paßeilır PR | | 0000. RES. U Brelend = Auer ees Her Lore, al an, BI Yfal KHaLg Chemie Fey N r= = DR Pa gJEk / 2 Scheer say r er EB ein GEN. =, Men. 2 Saas 4 font Gi) WERE re “is Astıeser / EEE Mac m iu lin #: Al Bis 2 aan BZ ee 60 Bi Pe a ung SWL F eG er 9 | ARE Ibn, » Hicbar ve Hp0 Mreichenbark EN , | 2, ar Auch Ir phh. 2 Ieaumschnieg EI OD Des. we 7 re > ya. pe hs Maag da ec, LAT acc Aa An Ari a EEE a Ve naher, ER Ra, ME rm fg u Wem EEE u Ara BEIDE er2,, TE Dr. MaE. 2 Gwen RENTEN LEN a Aalen pen yprra ana A 9. 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