“ v dar » 4%", ‘6 7 * PO hy RR ee ent “er re it POO * 4, 04% ee “| un » a6 wee POO + *. v fe ial od 4 A Fs ö ;; er iy Kar N ANATOMISCHER ANZEIGER CENTRALBLATT FUR DIE GESAMTE WISSENSCHAFTLICHE ANATOMIE AMTLICHES ORGAN DER ANATOMISCHEN GESELLSCHAFT HERAUSGEGEBEN VON Dr. KARL von BARDELEBEN PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT JENA 50. BAND MIT 174 ABBILDUNGEN IM TEXT UND 5 TAFELN JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 19171918 Inhaltsverzeichnis zum 50. Band, Nr. 1—24. I. Aufsätze. Adloff, P., Zur Frage der Konkreszenztheorie. S. 286—288. — , Einige Bemerkungen über das Problem der Entstehung der Zahn- form. S. 348— 354. Aichel, Otto, Ist Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Umwandlung der Zahnform sichergestellt? Mit 8 Abbildungen. Ss. 97—110. —, Zur Frage der Konkreszenzhypothese. S. 400—406. Altzinger, Joseph, Uber die quergestreifte Darmmuskulatur der Fische. Mit 6 Abbildungen. S. 425—441. Baum, Hermann, Die Lymphgefäße der Haut des Hundes. Mit einer Tafel. S. 1—15. —, Die im injizierten Zustande makroskopisch erkennbaren Lymph- gefäße der Skelettknochen des Hundes. S. 521—539. Böker, Hans, Die Entwickelung der Trachea bei Lacerta agilis. S. 452 —455. Bolk, L., Die „Bulla maxillaris“ des Gorilla. Mit 4 Abbildungen. S. 277—282. —, Über das kaudale Rumpfende eines Fetus vom Schimpanse. Mit 2 Abbildungen. S. 354—358. Broman, Ivar, Über rätselhafte endokrine (?) Drüsenhaufen in der Schnauze des Gürteltieres. Mit 3 Abbildungen. S. 217—222. —, Die Parotis der Myrmecophaga — eine Oberlippendriise. Mit einer Abbildung. S. 222 —224. —, Uber extrakapsulare Nasenhöhlendrüsen bei den Beuteltieren. Mit einer Abbildung. S. 283—285. ose 1V Fick, R., Zur Frage der Nervenversorgung des M. sternalis. S. 406 bis 410. y Forster, A., Zur Anatomie des Flexor brevis digiti quinti „proprius“ pedis und des Flexor brevis digiti quinti „interosseus“ pedis. Mit 12 Abbildungen. S. 129—146. —, Uber zwei Fälle einer seltenen Arterienvarietät an der Ansatz- sehne des Biceps brachii. Mit 7 Abbildungen. S. 193—204, Frederikse, A. M., Der Zusammenhang zwischen Mitochondrien und Bindegewebsfibrillen. Mit 3 Abbildungen. S. 393—400. Gerlach, Franz, Untersuchungen an der Epiphysis cerebri von Pferd und Rind. S. 49—65. Gräper, Ludwig, Eine sehr seltene Varietät des M. flexor digi- torum sublimis. Mit einer Abbildung. S. 80—84. —, Vorschläge zur Bezeichnung schräg im Körper liegender Ebenen und Linien. S. 387—389. Greschik, Eugen, Uber den Darmkanal von Ablepharus pannonicus Fitz. und Anguis fragilis L. Mit 6 Abbildungen. S. 70—80. —, Geschmacksknospen auf der Zunge des Amazonenpapageis. Mit 5 Abbildungen. S. 257—270. Grosser, Otto, Die Aufgaben des Eileiters der Säugetiere. Mit 2 Abbildungen. S. 489—510. Hermann, F., Über die Topik des Gefäßstranges am Halse. Mit einer Tafel. S. 302—309. Janda, Viktor, Neue Untersuchungen über die Regeneration der Ge- schlechtsorgane bei den Oligochiiten. S. 512—520. Keil, Oskar, Zur Anatomie und Histologie des Cyprinidenpankreas. Mit 3 Abbildungen. S. 361—379. Kolmer, Walter, Zur Histologie der Parathyreoidea und Thyreoidea. Mit 7 Abbildungen. S. 271—277. —, Über das Vorkommen stäbchenförmiger Centralkérper bei Primaten. Mit 5 Abbildungen. S. 309—312. Krasa, Franz C., Zur Anatomie der Arterien des Fußes bei den Sohlengängern. S. 252—256. —, Über Reste des dritten und vierten Viszeralbogenskelettes. Mit 2 Abbildungen. S. 480—484. Krizenecky, Jaroslav, Einige Bemerkungen zu Begriff und De- finition des Hermaphroditismus. S. 16—30. Lebedinsky, N. G., Ontogenetische Gestaltsveränderungen des MEoKEL- schen Knorpels der Sauropsiden. Mit 27 Abbildungen. 8. 313—339. v Lebedkin, S., Zur Frage der Entwickelung des Primordialeraniums beim Schwein (Sus scrofa). Mit 4 Abbildungen, davon 2 Mikro- photographien. S. 539 — 546. Lustig, Walter, Zur Rassendiagnostik eines menschlichen Femur- fragmentes aus dem Rheintaldiluvium. Mit 4 Abbildungen. S. 243 bis 252. Meves, Friedrich, Hine neue Stiitze fiir die Plastosomentheorie der Vererbung. Mit 2 Abbildungen. S. 551—557. Mijsberg, W. A., Die Homologie der Brust- und Bauchmuskeln der Primaten. S. 121—127. —, Die vermeintliche Homologie des Foramen sacrale superius (Var.) des Menschen mit der sakralen Arkade des Monotremen. Mit 5 Abbildungen. S. 441—452. Mossakowski, Jan, Ein neues Instrument zur Erweiterung des Brust- korbes an der Leiche (Thoracodilatator). Mit 2 Abbildungen. S. 40—43. Niedoba, Theodor, Untersuchungen über die Haarrichtung der Haussäugetiere. S. 178—192. S. 204—216. Nopesa, Franz, Baron, Über den Längen-Breiten-Index des Vogel- sternums. S. 510—512. Pichler, Karl, 500 Fälle von Sternalmuskel. Mit 3 Abbildungen. S. 339—347. Rosenstadt, B., Zellstudien. I. Bau der Epidermiszelle. S. 171 bis 177. Sandegren, Bertha, Beiträge zur Konstitutionsanatomie IV. Über die Anpassung der von Hammar angegebenen Methode der mikro- skopischen Analyse des Thymus an dem Thymus des Kaninchens. Mit 2 Abbildungen. S. 30-39. Schauder, W., Über den intraabdominalen Abschnitt der Vasa om- phalomesenterica des Pferdes. Mit 5 Abbildungen. S. 289—3802. Schreiber, Joseph, Doppelgriffige Raspatorien für anatomische Zwecke. Mit 2 Abbildungen. S. 44—45, Schumacher, Siegmund v., Eine „Pigmentdrüse“ in der Nasenhaut des Hasen. Mit 5 Abbildungen. S. 161—171. —, Über das Vorkommen von Schuppen an den Ohrmuscheln des Alpenschneehasen (Lepus Varronis Mill.). Mit 3 Abbildungen. S. 473—480. Schwerz, F., Tierreste aus La Töne. Mit 15 Abbildungen. 8S. 457 bis 472. VI Skoda, Karl, Untersuchungen tiber das Vorkommen eines Uterus masculinus bei einigen Wiederkäuerarten (Bos taurus, Bos bubalus und Ovis aries). Mit 2 Abbildungen. S. 111—120. Skoda, Karl, Eine seltene Anomalie: Verdoppelung eines Darm- abschnittes bei einem Rind. Mit 3 Abbildungen. S. 146—154. Strahl, H., Ein Corpus cavernosum uteri. Mit einer Tafel. S. 65—70. Studnicka, F. K., Über die Histogenese der Schmelzschicht der Säugetierzähne. Mit 10 Abbildungen. 8. 225—243. Veit, Rudolf, Über den inneren Bau der peripheren Nerven. Mit 2 Abbildungen. S. 379—387. Vonwiller, Paul, Eine seltene Varietät der Arteria iliaca communis sinistra. Mit einer Tafel. S. 155—158. Wassjutotschkin, A. M., Untersuchungen über die Histogenese des Thymus. III. Uber die myoiden Elemente des Thymus beim Menschen. Mit einer Tafel. S. 547—551. II. Literatur. Nr. 6/7, S. 1—16. Nr. 13/14, S.1—16 (17—32; s. Berichtigung S. 392). — Nr. 18/20, S. 33—48. III. Nachrufe. Heidenhain, Martin, Aucust von Frorıer 7. Mit Bildnis. S. 410 bis 424. Fick, R., Orro Fischer +. Mit Bildnis. S. 84—96. v. Waldeyer-Hartz, Ferpinanp Hein 7. S. 557—558. IV. Anatomische Gesellschaft. Beitragszahlungen. S. 47. Neue Mitglieder. S. 256. Quittungen. S. 486. Restantenliste. S. 96, 487. V. Personalia. Fick; Kallius, 8. 47. — Nusbaum-Hilarowicz, Joseph, S. 128. — Peter, Karl, S. 160. — Heidenhain, Martin; v. Möllendorff, S. 359. — v. Froriep; Held; Sieglbauer, S. 392. — Stieda; v. Meyer, S. 456. — Rabl; Böker; Hein, S. 487. — Gebhardt; Rauber, S. 560. all VI Sonstiges. An die Herren Mitarbeiter. S. 48, 488, 360, 560. Biicherbesprechungen. S. 46—47, 127, 128, 159, 160, 192, 359, 390 —391, 392, 424, 455—456, 485—486, 558—559. Eine Bemerkung. S. 557. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. canine! “Wo. 12 Innatt. Aufsätze. Hermann Baum, Die Lymphgefäße der Haut des Hundes. Mit einer Tafel. S. 1-15. — Jaroslav Kifzenecky, Einige Bemer- kungen zu Begriff und Definition des Hermaphroditismus. S. 16—30. — Bertha Sandegren, Beiträge zur Konstitutionsanatomie IV. Über die An- passung der von Hammar angegebenen Methode der mikroskopischen Analyse des Thymus an dem Thymus des Kaninchens. Mit 2 Abbildungen. S. 30—39. — Jan Mossakowski, Ein neues Instrument zur Erweiterung des Brust- korbes an der Leiche (Thoracodilatator), Mit 2 Abbildungen. S. 40—43. — Joseph Schreiber, Doppelgriffige Raspatorien für anatomische Zwecke. Mit 2 Abbildungen. S. 44—45. Bücherbesprechungen. K. Bızsarskı u. L. Mayer, S. 46. — FRIEDRICH MERKEL, S. 46—47. — Anatomische Gesellschaft. S. 47. — Personalia. S. 47. An die Herren Mitarbeiter. S. 48. Aufsätze. Nachdruck verboten. Die Lymphgefäße der Haut des Hundes. Von Hermann Baum. Mit einer Tafel. Aus dem Anatomischen Institut der Königl. Tierarztl. Hochschule in Dresden.) Nachdem ich in meinem Werke: Das Lymphgefäßsystem des tindes, Berlin 1912, die Lymphgefäße der Haut des Rindes be- schrieben habe, soll im nachfolgenden das Verhalten der Lymphgefäße der Haut des Hundes geschildert werden und zwar in gleicher Weise wie beim Rinde ihr makroskopisch nachweisbarer Verlauf. Von den makroskopisch verfolgbaren Hautlymphgefäßen des Hundes dürfte bis jetzt kaum etwas Genaueres bekannt sein. Die einzigen An- gaben, die bekannt sind, finden sich in der von ELLENBERGER und mir herausgegebenen Anatomie des Hundes, Berlin 1891; es sind aber nur allgemein gehaltene Angaben, die für die nachfolgende Schilderung kaum in Betracht kommen dürften. Anat. Anz, Bd, 50. Aufsätze, It Ein Vergleich der Schilderung der Lymphgefäße der Haut des Hundes mit der Beschreibuug der Lymphgefäße der Haut des Rindes wird ohne weiteres zeigen, daß das Verhalten der Hautlymphgefäße bei beiden Tierarten ein ganz verschiedenes ist, daß sich mithin die Schilderung der Hautlymphgefäße einer Tierart durchaus nicht auf die andere Tierart übertragen läßt. Es ist dies schon dadurch be- dingt, daß die Lymphknoten und Lymphknotengruppen bei den einzelnen Tierarten so verschieden nach Vorkommen, Zahl, Lage usw. sind, daß sich eine für mehrere Tierarten allgemein gültige Beschrei- bung gar nicht geben läßt, daß die Lymphknoten vielmehr bei jeder Tierart für sich untersucht und beschrieben werden müssen. Ich habe schon in dem oben erwähnten Werke auf Seite 5 und neuer- dings in einem Artikel über die Lymphgefäße der Leber des Hundes !) auf diesen Punkt hingewiesen und ihn ausführlicher besprochen, wes- halb auf dort verwiesen sei. Meine Untersuchungen der Lymphgefäße der Haut des Hundes und der Lymphknoten des Hundes haben die Richtigkeit dieses Satzes von neuem bestätigt. — Aber selbst in den Körpergegenden, in denen die Lymphknotengruppen mehr oder weniger überein- stimmen, finden sich sehr oft Verschiedenheiten im Verhalten der Hautlymphgefäße zwischen Rind und Hund. Nur einige Beispiele seien hierfür angeführt: Während die Lymphgefäße der Haut der Massetergegend beim Rinde sämtlich in die Lgl. parotidea und die Lgl. mandibularis einmünden, zieht beim Hunde, obgleich bei ihm diese Lymphknoten ganz ähnlich wie beim Rind, fast gleich sich verhalten, meist ein Teil dieser Lymphgefäße am Halse herab zu den Lgl. cervicales superficiales (wie es Abb. 1 zeigt). Beim Rinde münden die Lymphgefäße der Haut der Ohrmuschel ausnahmslos oder fast ausnahmslos in die Lgl. parotidea und die Lgl. retropharyngea late- ralis, also in Lymphknoten, die in direkter Nähe der Ohrmuschel liegen; beim Hunde verläuft stets der größere Teil dieser Lymphgefäße am Halse herab bis zu den Lgl. cervicales superficiales (Abb. 1). Die Lymphgefäße der Haut des beckenwirts von der Schulteroberarmgegend gelegenen Teiles der seitlichen Thoraxwand gehen beim Rinde zum größten Teil zur Lel. cervicalis superficialis und nur ganz vereinzelt zur Lgl. axillaris, beim Hunde zum größten Teil zu letzterer (s. Abb. 1). Die Lymphgefäße der Haut der Bauchwand (excl. Regio hypogastrica) münden beim Rinde in die Lel. subiliacae, beim Hunde teils in die Lgl. iliaca medialis, teils in die Lgl. inguinales superficiales. Von den Lymphgefäßen der Haut des ‘) Baum, Die Lymphgefäße der Leber des Hundes. Zitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 26. Jahrg., 1916, Heft 15. 3 Beckens und der Beckengliedmaße ziehen beim Rinde ein Teil zur Lgl. subiliaca und gar keine zu den Lgl. iliacae mediales, während beim Hunde umgekehrt keines dieser Lymphgefäße zur Lgl. subiliaca (die dem Hunde ganz fehlt) geht, wohl aber viele der Lymphgefäße die Lgl. iliaca medialis aufsuchen usw. Die Injektion der Lymphgefäße erfolete ausnahmslos durch die Einstichmethode in der von mir im „Lymphgefäßsystem des Rindes‘‘ beschriebenen Weise und mit der daselbst geschilderten Injektionsmasse. Für das allgemeine Verhalten der Lymphgefäße der Haut des Hundes haben die Untersuchungen einige Befunde ergeben, die teils mit den entsprechenden beim Rinde übereinstimmen, teils aber auch verschieden von ihnen sind. Zu der ersteren Gruppe gehört die Beobachtung, daß 1. von einer Einstichstelle aus mehrere Lymph- gefäße sich füllen können und sich in der Regel auch füllen; ihre Zahl läßt sich aber schwer angeben, weil die Lymphgefäße von der Ein- stichstelle aus alsbald (nächste Seite) beschriebenen groben Netze bilden ; immerhin mögen nicht selten von einer Einstichstelle aus bis 3, selbst 4 Lymphgefäße injiz’ert werden; 2. daß auch beim Hunde Haut- lymphgefaBe die Medianebene überschreiten und in Lymphknoten der anderseitigen Körperhälfte einmünden können. Es gilt dies in erster Linie für Lymphgefäße aus den median gelegenen Partien der Haut, sowohl an der dorsalen als ventralen Seite des Körpers. Immer- hin erfolgt das Übertreten von Lymphgefäßen der Haut über die Medianebene beim Hunde anscheinend viel seltener als beim Rinde, und der in Frage kommende, neben der Medianebene liegende Haut- streifen, von dem aus der Übertritt erfolgt, ist sehr schmal (bei kleinen Hunden höchstens wenige Millimeter, bei großen Hunden bis1 cm breit). 3. Weiterhin ließ sich übereinstimmend mit dem Verhalten beim Rinde feststellen, daß man nach der Zugehörigkeit zu gewissen Lymphknoten die Haut in gewisse Bezirke teilen kann. Von den Grenzgebieten zwischen den einzelnen Bezirken aus füllen sich sehr oft Lymphgefäße nach beiden Seiten hin (ef. in Abb. 1 die Lymph- gefäße der Haut der seitlichen und ventralen Thoraxwand, die Lymph- gefäße der Haut der seitlichen und ventralen Bauchwand, die Lymph- gefäße der Haut an der lateralen Seite des Oberschenkels usw.). Zu den Hautmuskeln verhalten sich die Hautlymphgefäße ganz ver- schieden. Meist liegen sie von der Einstichstelle aus eine Strecke weit auf dem Hautmuskel, um ihn dann allmählich zu durchbohren, so daß sie noch eine Strecke weit in ihm verlaufen und dann erst an seine Unterfläche 1 4 gelangen; sie können aber auch vom Muskel oder seiner Unterfläche aus wieder an die Oberfläche treten. Über das Verhalten der Hautlymph- gefäßezudenHautblutgefäßen läßt sich wenigBestimmtes sagen. Sicher ist, daß derin den Lehrbüchern aufgestellte Satz, daß die Hautlymphgefäße mit Vorliebe die größeren Hautvenen begleiten, auch für den Hund nicht gilt, wie schon ein Blick auf Abb. 1 lehrt. Daß ein Teil dieser Lymphgefäße mit den großen Hautvenen verläuft, ist selbstverständlich. Wenn es in der nachfolgenden Beschreibung öfter heißt, daß Lymphgefäße in Be- gleitung einer Vene verlaufen, so soll selbst damit nicht gesagt sein, daß diese Lymphgefäße dieser Vene alle direkt anliegen, es soll nur heißen, daß sie an der Vene oder in ihrer Nähe verlaufen. Verschieden gegenüber dem Rinde ist hingegen die Anastomosen- und Netzbildung der Hautlymphgefäße beim Hunde. Beim Rinde bilden die größeren Hautlymphgefäße nur realtiv selten durch Teilung und Vereinigung ihrer Teiläste Anastomosen und Netze. Die Anastomosen kommen bei ihm vorwiegend dadurch zustande, daß mehrere Lymphgefäße zu wenigen zusammenfließen oder sich vereinigen. (Vgl. Abb.1 und 25 in Baum, „Das Lymph- gefäßsystem des Rindes“.) Auf Grund dieses Befundes stellte ich im „Lymphgefäßsystem des Rindes‘‘ den Satz auf, daß man vermut- lich für die größeren Lymphgefäße und die Lymphgefäßstämmchen irrtümlich eine zu reichliche Anastomosen- und Netzbildung an- nimmt. Die Hautlymphgefäße des Hundes hingegen bilden in viel ausgedehnterem Maße in ihrem Verlauf zu den Lymphknoten grobe Netze, wie dies auch auf der Abb. 1 zum Ausdruck gebracht ist. Es ist ein ganz anderes Bild als beim Rinde, so daß selbst für einen so allgemeinen Punkt: ,,Anastomosen- und Netzbildung der Lymphgefäße‘‘ der oben aufgestellte Satz gilt, daß das Verhalten der Lymphgefäße bei einer Tierart sich nicht ohne weiteres auf die andere Tierart übertragen läßt. Die Lymphgefäße der Haut des Hundes (Abb. 1) mün- den in folgende Lymphknoten ein: 1. Lgl. parotidea (7), 2. Lgl. mandibulares (2, 2’, 2“), 3. Lgl. retropharyngea medialis, 4. Lgl. cervicales superficiales (3, 3°), 5. Lgl. axillaris und Lgl. axillaris acces- soria (4), 6. Lgl. iliaca medialis, 7. Lgl. inguinales superficiales, 8. Lgl. femoralis medialis (t) und 9. Lgl. poplitea (5). Die Lgl. parotidea (7) ist ein großer Lymphknoten, der dicht kaudal vom Kiefergelenk so liegt, daß er zum Teil von der Glandula parotis be- deckt wird, zum Teil diese aber auch in nasaler Richtung überragt. Die Lgl. mandibulares (2, 2%, 2°) bilden jederseits einen Haufen von 2—5 Lymphknoten, die kaudolateral vom Proc. angularis des Unter- ~ oO kiefers unter der Haut und dem Gesichtshautmuskel hegen und durch die V. maxillaris ext. in eine dorsale Gruppe (Lgl. mandibulares dor- sales) (2) und eine ventrale Gruppe (Lgl. mandibulares ventrales) (2‘, 2) geschieden werden. Die Lgl. retropharyngea medialis ist em langgestreckter, bis- weilen doppelter Lymphknoten, der jederseits dorsal an der Seitenwand des Pharynx und am M. longus capitis ventromedial vom Atlasflügel liegt und zum Teil von der Glandula submasxillaris, zum Teil vom M. sterno- und cleidomastoideus bedeckt ist. Die Lgl. cervicales superficiales (3, 3’) bilden jederseits eine Gruppe von 1—3, meist 2 Lymphknoten, die übereinander dicht vor (kranıal von) dem M. supraspinatus an der Seitenfläche des Halses ziemlich ober- flächlich, nämlich nur bedeckt von der Haut, der Fascia colli und der aus dem Hautmuskel (c), dem M. trapezius (d), M. brachiocephalicus (g) und M. omotransversarius (e) bestehenden oberflächlichen Halsmuskulatur, liegen. Die Lgl. axillaris stellt einen Lymphknoten dar, der an der medialen Seite der Schulter 2—5 em kaudal vom Schultergelenk an der medialen Seite des M. teres major liegt. Die Lgl. axillaris accessoria (4) ist ein kleiner, nur ausnahmsweise (in un- gefähr einem Viertel aller Fälle) vorkommender Lymphknoten, der 4—8 cm dorsal vom Olecranon am kaudalen Rande der Schulteroberarmmuskulatur in dem Winkel zwischen M. latissimus dorsi und M. pectoralis prof. auf der 3.—4. Rippe (meist im 3. Interkostalraum) liegt und nur von der Haut und dem Bauchhautmuskel bedeckt ist. Die Lgl. iliaca medialis bildet in der Regel jederseits einen lang- gestreckten Lymphknoten, der linkerseits seitlich an der Aorta, rechter- seits an der V. cava caudalis liegt und von der A. circumflexa ilium profunda bis zur A. iliaca ext. reicht. Die Lgl. inguinales superficiales bilden jederseits 1—3 Lymph- knoten, die beim männlichen Tiere am dorsolateralen Rande des Penis, zwischen diesem und der ventralen Bauchwand, dicht kranial vom Samen- strang in dem äußerst fettreichen subkutanen Bindegewebe liegen. Beim weiblichen Tiere befinden sie sich 2—4 cm kranial vom Pecten ossis pubis und ®/,—1 em seitlich von der Linea alba zwischen ventraler Bauchwand und Euter. Die Lgl. femoralis medialis (¢) ist ein kleiner, nur ausnahmsweise vor- kommender Lymphknoten, der an der medialen Seite des Oberschenkels und am distalen Ende des Schenkelkanals am M. pectineus oder adducter unter der Haut und der Faszie liegt. Die Lgl. poplitea (5) stellt einen Lymphknoten dar, der in der Kniekehle zwischen dem M. biceps femoris und M. semitendinosus (pf und g) an der kaudalen Fläche des M. gastrocnemius liegt und beide genannten Muskeln in der Regel etwas nach hinten überragt. Ad 1. Zur Lgl. parotidea (7) ziehen Lymphgefäße der Haut der hinteren (kaudalen) Hälfte des Nasenrückens, der Stirn, der Augen- 6 lider, der vorderen Hälfte der Scheitelgegend, der Gegend des Joch- bogens, der Massetergegend und der Haut des Ohres. Ad 2. In die Lgl. mandibulares (2, 2’, 2) münden Lymphgefäße der Haut der äußeren Nase, der Lippen, des Nasenrückens und der Seitengegend der Nase, der Backen, des Kehlganges, der Masseter-, Stirn-, Jochbogen-, Augenlider- und Parotisgegend und der kranialen Hälfte (Drittel) der Vorderhalsgegend. Ad 3. Zu der Lgl. retropharyngea medialis gehen nur vereinzelte Lymphgefäße der Haut der Ohrmuschel (Abb. 112). Ad 4. Die Lgl. cervicales superficiales (3, 3’) suchen auf: Lymph- gefäße der Haut des hinteren Teiles der Scheitelgegend und der Ohr- muschel, der Parotisgegend, der Nackengegend, der kaudalen Hälfte der Vorderhalsgegend, der Vorderzehen, des Metacarpus und Carpus und des Unterarmes, der Haut des größten Teiles der lateralen Seite der Schulteroberarmgegend und der medialen Seite der Oberarm- gegend, der Haut der Vorderbrust und des kranialen Teiles der Unter- brust, nicht selten auch Lymphgefäße der Haut der Massetergegend. Ad 5. In die Lgl. axillaris münden Lymphgefäße (13) der Haut der dorsalen, seitlichen und ventralen Thorax- und Bauchwand, soweit diese zwischen Schulteroberarmmuskulatur und einer durch die letzte Rippe gelegten Querebene sich befinden, und Lymphgefäße der Haut an dem dem kaudalen Rande der Schulteroberarmmusku- latur benachbarten Teile der lateralen Seite der Schulteroberarm- gegend und des Olecranon (13°) und der medialen Seite des Oberarmes und des Olecranon. Ist eine Lgl. axillaris accessoria (4) vorhanden, dann mündet ein Teil der letzterwähnten Lymphgefäße erst in diese ein. Ad 6. Zu der Lgl. iliaca medialis ziehen Lymphgefäße (14) der Haut der dorsalen Hälfte des Teiles der Bauchwand, der hinter (kaudal von) einer durch die letzte Rippe gelegten Querebene sich befindet, der Haut der Beckengegend und des Schwanzansatzes, vereinzelte Lymphgefäße der Haut der kranialen Hälfte der lateralen Seite des Oberschenkels und des Knies. Ad 7. Die Lgl.inguinales superficiales nehmen auf: Lymphgefäße (15) der Haut der ventralen Hälfte des Teiles der Bauchwand, der hinter (kaudal von) einer durch die letzte Rippe gelegten Querebene sich befindet, einschließlich der Lymphgefäße des Präputium, Scrotum und der Haut des Euters, ferner Lymphgefäße der Haut des kaudalen Teiles des Beckens und der Haut des Schwanzes (8°), der lateralen und z medialen Seite des Oberschenkels (8%, 87 und 17), der medialen Seite und der kranialen Hälfte der lateralen Seite des Knies, der me- dialen Seite des Unterschenkels und der kranialen Hälfte der late- ralen Seite des Unterschenkels einschließlich vorderem (kranialem) Rande desselben (88), der medialen, Beuge- und Streckseite des Tar- sus und des Metatarsus und der Zehen. Ad 8. Ist eine Lgl. femoralis medialis (£) vorhanden, dann mündet in der Regel ein Teil der Lymphgefäße der Haut der medialen Seite des Knies, Unterschenkels und FuBes in diese ein. Ad 9. In die Lgl. poplitea (5) münden Lymphgefäße der Haut der kaudalen Hälfte der lateralen Seite des Knies, der kaudalen Hälfte der lateralen Seite des Unterschenkels einschließlich hinterem (kau- dalem) Rande, der lateralen, Beuge- und Streckseite des Tarsus, der Haut des Metatarsus und der Hinterzehen. A. Die Lymphgetäße der Haut des Kopfes. Die Lymphgefäße der Haut des Kopfes (Abb. 1) münden zum größeren Teile in die Lgl. mandibulares (2, 2’, 2‘), zum kleineren Teile in die Lgl. parotidea (7) und in die Lgl. cervicales superficiales (3), und zwar suchen die Lgl. mandibulares auf: die Lymphgefäße der Haut des Kehlganges, der Unter- und Oberlippe, der Backe und der äußeren Nase, Lymphgefäße des Nasenrückens und der Seitengegend der Nase, der Masseter-, Stirn-, Jochbogen-, Augenlider- und Parotis- segend, wobei im Kehlgang oft Überschreitungen der Medianebene beobachtet werden. Zur Lgl. parotidea ziehen Lymphgefäße der Haut an der hinteren (kaudalen) Hälfte des Nasenrückens, der Stirn, der Augenlider, der vorderen Hälfte der Scheitelgegend, der Gegend des Jochbogens und der Massetergegend. In die Lgl. cervicales superficiales münden Lymphgefäße der Haut vom hinteren (kaudalen) Teile der Scheitelgegend, von der Parotisgegend und nicht selten solche von der Haut der Massetergegend. a) Die Lymphgefäße der Haut beider Lippen und der äußeren Nase ziehen alle nach den Lgl. mandibulares und zwar zu allen Knoten der Gruppe. Die Lymphgefäße von der Haut der Ober- lippe bilden zum Teil auf dem M. masseter große, kaudodorsal kon- vexe Bögen; ein anderer Teil überschreitet im Kehlgang die Median- ebene und mündet in die Lymphknoten der anderen Seite. Die Lymph- gefäße von der Haut der Unterlippe verlaufen größtenteils im Kehl- gange und kreuzen auch zum Teil die Medianebene. b) Die Lymphgefäße der Haut der Backengegend, der vorderen Hälfte der seitlichen Nasengegend und des Nasenrückens gesellen sich zu den Lymphgefäßen der Oberlippe, verhalten sich wie diese und ziehen mit ihnen zu den Lgl. mandibu- lares. In 5 genauer untersuchten Fällen ging von den erwähnten Gegenden zur Lgl. parotidea kein Lymphgefäß. c) Die Lymphgefäße der Haut des hinteren Teiles des Nasenrückens und der Seitengegend der Nase ziehen in erster Linie zur Lgl. parotidea, zum kleineren Teile mit den Lymph- sefäßen der Backengegend aber auch zu den Lgl. mandibulares.. d) Die Lymphgefäße der Haut des Kehlganges münden in die Lgl. mandibulares, überschreiten aber sehr oft die Medianebene. e) Die Lymphgefäße der Haut der Augenlider, der Stirngegend und der Gegend des Jochbogens suchen vor- wiegend die Lgl. parotidea auf, vereinzelt gehen sie auch zu den Lgl. mandibulares herab. f) Die Lymphgefäße der Haut der Scheitelgegend ziehen vom vorderen Teil der Gegend zur Lgl. parotidea, vom größeren hinteren Teile hingegen zu den Lgl. cervicales superficiales, indem sie sich zu den Lymphgefäßen der Haut der Nackengegend gesellen. Zu den Lgl. mandibulares ziehende Lymphgefäße konnten selbst vom vorderen Teil der Scheitelgegend aus nicht beobachtet werden, obgleich 6 Fälle daraufhin genauer untersucht wurden. g) Die Lymphgefäße der Haut der Massetergegend münden teils in die Lgl. mandibulares, teils in die Lgl. parotidea, vereinzelt gesellen sie sich aber auch zu den Lymphgefäßen des Halses und suchen mit ihnen die Lgl. cervicales superficiales auf. h) Die Lymphgefäße der Haut der Parotisgegend ziehen fast zu gleichen Hälften zu den Lgl. mandibulares und den Lgl. cer- vicales superficiales. In die Lgl. parotidea einmündende Lymphgefäße, die man wohl ver- muten muß, konnten nicht nachgewiesen werden, obgleich 6 Hunde genau daraufhin untersucht wurden. i) Die Lymphgefäße der Haut der Ohrmuschel münden zum größeren Teile in die Lgl. cervicales superficiales, zum kleineren Teile in die Lgl. retropharyngea medialis und die Lgl. parotidea, B. Die Lymphgefäße der Haut des Halses (Abb. 1). a) Die Lymphgefäße der Haut der Nackengegend münden in die Lgl. cervicales superficiales (3, 3°) und zwar so, daß sie von den einzelnen Einstichstellen meist in unregelmäßigem Verlaufe nach der Schulter hinziehen und nahe dem M. supraspinatus am dorsalen Rande des M. omotransversarius in die Tiefe zu den genannten Lymph- knoten treten. b) Die Lymphgefäße der Haut der Vorderhalsgegend suchen teils die Lgl. mandibulares (2, 2’, 2’), teils die Lgl. cervicales superficiales (3, 3’) auf. Zu den Lgl. mandibulares gehen sie im all- gemeinen von der kranialen Hälfte (Drittel) der Vorderhalsgegend, während sie zu den Lgl. cervicales superficiales von der kaudalen Hälfte bzw. den kaudalen zwei Dritteln der Vorderhalsgegend aus hinziehen. Diese letzteren Lymphgefäße gesellen sich zum Teil zur V. jugularis ext., begleiten sie bis nahe zum Brusthöhleneingang und treten dann unter dem M. brachiocephalicus hindurch oder über ihn hinweg zu den genannten Lymphknoten. Nur ein kleinerer Teil verläuft über den M. omotransversarius und biegt um dessen dorsalen Rand zu den Lgl. cervicales superficiales um. Sehr oft füllen sich Lymphgefäße von dem medianen Teile der Haut der Vorderhalsgegend nach den genannten Lymphknoten beider Seiten hin. C. Die LymphgefaBe der Haut der Schultergliedmaße (Abb. 1) ziehen zum größeren Teil zu den Lgl. cervicales superficiales (3, 3°), zum kleineren Teil zur Lgl. axillaris und eventuell zur Lgl. axillaris accessoria (4). In die Lgl. cervicales superficiales miinden die Lymph- gefäße der Haut der Zehen, des Metacarpus und Carpus und des Unterarmes, sowie Lymphgefäße der Haut des größten Teiles der lateralen Seite der Schulteroberarmgegend und der medialen Seite der Oberarmgegend. In die Lgl. axillaris münden Lymphgefäße der Haut an dem dem kaudalen Rande der Schulteroberarmgegend be- nachbarten Teile der lateralen Seite der Schulteroberarmgegend (13° und 8) und der medialen Seite der Oberarmgegend und des Olecranon; diese Lymphgefäße passieren, wenn eine Lgl. axillaris accessoria (4) vorhanden ist, zum Teil vorher diese. a) Die von den einzelnen Einstichstellen entspringenden Lymph- gefäße vereinigen sich vom Fuß und Unterarm aus zu 3—6 stärkeren Stämmchen, die, teils in Begleitung der V. cephalica antebrachii (/) — 10 > und der V. cephalica accessoria (1), teils an der vorderen, teils an der medialen Seite des Unterarmes in die Höhe steigen bis zur Beugeseite und der medialen Seite des Ellbogengelenkes und von hier aus teils in Begleitung des oberflächlichen Verbindungsastes der V. cephalica zur V. jugularis ext. weitergehen, teils auf dem oberflächlichen Brustmuskel, auf der Pars clavicularis des M. brachiocephalieus (g) und auf dem M. deltoideus (h) in die Höhe steigen und samt und sonders, indem sie am ventralen Rande des M. omotransversarius (e) in die Tiefe treten, in die Lgl. cervicales superficiales einmünden, und zwar wohl ausnahmslos in den ventralen Knoten der Gruppe (8°). Vom Fuß (Carpus, Metacarpus und Zehen) wenden sich die Haut- Iymphgefäße von der dorsalen (vorderen) Seite und den Seitenrändern aus fast alle direkten Weges nach der V. cephalica accessoria (/‘) hin. nur ein kleiner Teil (1—2 Gefäße) gesellt sich zu der an der medialen Unterarm- seite aufsteigenden V. cephalica antebrachii (/). Von der hinteren (volaren) Seite des Metacarpus und der Zehen gesellen sich die Lymphgefäße zu den vorerwähnten und zwar so, daß sie sich teils um die Ränder des Metacarpus auf dessen dorsale Seite umschlagen, teils durch die Metakarpalinterstitien (besonders das zwischen Mc.1 und Me. 2) hindurch auf diese Fläche treten (16). Am Unterarm verlaufen die Lymphgefäße an dessen beiden Flächen schräg kraniodorsal, so, wie das die Abb. 1 zeigt, nach der Gegend der V. cephalica antebrachii (2) und der V. cepha‘ica accessoria (/’) hin. Vom hinteren Rande des Unterarmes aus füllen sich dabei von einer E nstich- stelle aus nicht selten Lymphgefäße nach beiden Flächen hin (bei 9°). b) Von der lateralen Seite des Ellbogengelenkes ein- schließlich Olecranon und von der lateralen Seite der Schulteroberarmgegend verlaufen die Lymphgefäße so, wie es Abb.1 zeigt, unter der Haut nach dem kranialen Rande des M. supra- spinatus und treten etwas kraniodorsal vom Schultergelenk am ventralen Rande des M. omotransversarius in die Tiefe zu den Lel. cervicales superficiales. Nur von der dem hinteren (kaudalen) Rande der Schulteroberarmmuskulatur und des Ellbogengelenkes benachbarten Partie der Haut schlagen sich die Lymphgefäße (13° und $1) um den hinteren Rand der Schulteroberarmmuskulatur auf die mediale Seite um und ziehen mit den Lymphgefäßen der seit- lichen Thoraxwand (73) zur Lgl. axillaris und, falls eine Lel. axillaris accessoria vorhanden ist, zum Teil zu dieser. c) Von der Haut der medialen Seite des Oberarmes ein- schließlichEllbogengelenkes gehen die Lymphgefäße zum größten Teile auch zu den Lgl. cervicales superficiales, und zwar fast aus- 11 schließlich zum ventralen Knoten der Gruppe, indem sie in kraniodor- saler Richtung nach der Pars elavicularis des M. brachiocephalicus hin verlaufen und sich hier zu den Lymphgefäßen von Unterarm und Fuß und von der Unterbrust (9°) gesellen. Nur von einem kleinen Teile der Haut, der an der medialen Seite des Olecranon und an der medialen Seite des Oberarms nahe dessen kaudalem Rande (ungefähr ent- sprechend dem M. tensor fasciae antebrachii) liegt, wenden sich die Lymphgefäße, wenigstens zum Teil, direkt in die Höhe und münden in die Lgl. axillaris und, wenn eine Lgl. axillaris accessoria (4) zu- gegen ist, zum Teil in diese, indem sie sich zu entsprechenden Lymph- gefäßen der seitlichen Thoraxwand gesellen. D. Die Lymphgefäße der Haut der dorsalen, seitlichen und ventralen Thoraxwand, soweit diese beckenwärts von der Schulteroberarmgegend liegt (Abb. 1), münden in die Lgl. axillaris (13), zum kleineren Teil aber auch so, wie es Abb. 1 zeigt, in die Lgl. cervi- cales superficiales (3, 3°). Sie ziehen von den einzelnen Einstich- stellen aus konvergierend ungefähr nach der Mitte bzw. der Grenze vom mittleren zum ventralen Drittel des kaudalen Randes der Schulter- oberarmmuskulatur (bei 73) und liegen auf diesem Wege auf dem Bauchhautmuskel. Nahe der Schulteroberarmmuskulatur durch- bohren sie in Form von 2—3 stärkeren Lymphgefäßen den Haut- muskel, gelangen an den ventralen Rand des M. latissismus dorsi und um diesen herum an die mediale Fläche des Muskels, an der sie zur Lgl. axillaris ziehen. Ist eine Lel. axillaris accessoria (4) vor- handen, dann mündet ein Teil der Lymphgefäße erst in diese em. Das (Gebiet dieser Lymphgefäße schneidet mit der dorsalen Rückenlinie, ungefähr einer durch die letzte Rippe gelegten Querebene, der ven- tralen Brust- und Bauchlinie und fast mit dem kaudalen Rande der Schulteroberarmmuskulatur ab; nur der dem Rückenwinkel des Schulterblattes benachbarte Teil der Haut schickt seine Lymph- gefäße zu den Lgl. cervicales superficiales (3, 3°). E. Die Lymphgefäße der Haut der Unter- und Vorderbrust. Die Lymphgefäße der Haut der Unterbrust (Abb. 1), soweit sie beckenwärts vom Ellbogenhöcker liegt, ziehen mit den Lymphgefäßen der seitlichen Thoraxwand (s. oben) zur Lgl. axillaris (13); ist eine Lgl. axillaris accessoria (4) zugegen, passiert ein Teil der Lymph- 12 gefäße erst diese. Die Lymphgefäße der Haut des übrigen Teiles der Unterbrust und die der Haut der Vorderbrust münden in die Lgl. cer- vicales superficiales, zu denen sie, unter der Haut gelegen, auf den Brustmuskeln and dem M. brachiocephalieus in die Höhe steigen. Beim weiblichen Tier können Lymphgefäße speziell der Haut der kranialen 2 oder 3 Zitzen auch in die Brusthöhle treten und zur Lgl. sternalis (einem in der Brusthöhle dicht medial vom 2. Rippenknorpel oder dem 2. Zwischenknorpe raum an der A. und V. mammaria interna auf dem Sternum liegenden Knoten) ziehen; beim männlichen Tiere sind solche Lymphgefäße der Haut der Unterbrust nicht beobachtet worden. F. Die Lymphgefäße der Haut der dorsalen, seitlichen und ventralen Bauchwand (Abb. 1). a) Die Lymphgefäße des vor einer durch die letzte Rippe ge- legten Querebene gelegenen Teiles der Haut der Bauchwand ziehen zur Lgl. axillaris, indem sie sich zu den Lymphgefäßen der seitlichen Thoraxwand gesellen (s. vorige Seite). - b) Die Lymphgefäße von dem hinter (kaudal von) der genannten Querebene gelegenen Teile der Haut der Bauchwand münden teils in die Lgl. inguinales superficiales (15), teils in die Lgl. iliaca medialis (14); zu den ersteren Lymphknoten ziehen die Lymphgefa8e von der Haut an der ventralen Bauchwand und der ventralen Hälfte der seitlichen Bauchwand, zu dem letzteren Lymphknoten die von der Haut der dorsalen Bauchwand und der dorsalen Hälfte der seitlichen Bauch- wand, indem sie sich zu den Lymphgefäßen der Haut des Beckens ge- sellen (s. nächste Seite). G. Die Lymphgefäße der Haut der Beckengliedmaße und des Schwanzes (Abb. 1) münden in die Lgl. iliaca medialis, die Lgl. inguinales superficiales, die Lgl. femoralis medialis und die Lgl. poplitea. In die Lgl. ihaca medialis münden die Lymphgefäße der Haut von den kranialen zwei Dritteln bis drei Vierteln der Beckengegend und der Haut des Schwanzansatzes, ver- einzelt auch solche von der lateralen Oberschenkelseite (74). Zu den Lgl. inguinales superficiales ziehen Lymphgefäße der Haut des kaudalen Drit- tels bisViertels der Beckengegend, des Schwanzes, des ganzenOberschen- kels, der medialen Seite und der kranialen Hälfte der lateralen Seite der Knie- und Unterschenkelgegend und der medialen, plantaren und dorsalen Seite des Fußes (8°—88, 15 und 17, 17°). Die Lgl. poplitea (5) suchen Lymphgefäße der Haut der kaudalen Hälfte der lateralen 13 Seite der Knie- und Unterschenkelgegend und der lateralen, plantaren und dorsalen Seite des Fußes auf. Kommt eine Lgl. femoralis medialis (t) vor, dann nimmt sie Lymphgefäße von der Haut an der medialen Seite des Knies, des Unterschenkels und Fußes auf. a) Die Lymphgefäße der Haut des Beckens suchen die Lgl. iliaca medialis und die Lel. inguinales superficiales auf. Von den krania- len zwei Dritteln bis drei Vierteln der Beckengegend ziehen sie von den einzelnen Einstichstellen aus konvergierend nach dem kranialen Rande der Beeken-Oberschenkelmuskulatur und durchbohren dicht vor ihr die Bauchmuskeln (bei JZ), um in Begleitung der A. circumflexa ilium pro- funda zur Lgl. iliaca medialis zu gelangen. Die an dem Grenzgebiet des Beckens zum Oberschenkel entspringenden Lymphgefäße gesellen sich zu denen der Haut an der lateralen Seite des Oberschenkels (s. unten). Vom kaudalen Viertel bis Drittel der Beckengegend ziehen die Lymphgefäße (8°) zum Tuber ischiadicum und gehen mit solchen von der Haut des Schwanzes um den Sitzbeinhöcker herum an die mediale Schenkelfläche und münden in die Lgl. inguinales superficiales. b) Die Lymphgefäße der Haut des Schwanzes gehen vom Schwanzansatz mit denen der Haut des Beckens zur Lgl. iliaca medialis (14), vom übrigen Schwanze zu den Lgl. inguinales superficiales, indem sie um den medialen Teil (8°) des Tuber ischiadicum ventral umbiegen. ec) LymphgefaBe der Haut des Oberschenkels (Abb. 1). a) Laterale Seite. 1. Von der Haut an der kranialen Hälfte der lateralen Seite des Oberschenkels wenden sich die Lymphgefäße (87) nach dem kranialen Rande der Becken-Oberschenkelmuskulatur, schlagen sich um diesen um auf die mediale Seite oder treten erst noch eine Strecke weit auf die seitliche und ventrale Bauchwand, biegen dann kaudal um und münden in die Lgl. inguinales super- ficiales. 2. Von der Haut an der kaudalen Hälfte der lateralen Seite des Oberschenkels ziehen die Lymphgefäße (8°) ebenfalls nach den Lgl. inguinales superficiales und zwar so, daß sie zum größeren Teile um den kaudalen Rand des Oberschenkels nach der medialen Seite sich umschlagen, zum kleineren Teile zu den unter 1 beschriebenen Lymph- gefäßen sich gesellen. Nicht selten gesellt sich eines der Lymphgefäße der Haut an der lateralen Oberschenkelseite aber auch zu den Lymphgefäßen der Haut des Beckens, die in die Lgl. iliaca medialis münden (74); dies gilt besonders für die Lymphgefäße der Haut des Grenzgebietes des Oberschenkels zum Becken; es können solche Lymphgefäße aber selbst vom mittleren Drittel der lateralen Oberschenkelseite stammen. ß) Mediale Seite. Ihre Lymphgefäße (17) münden in die Lgl. inguinales superficiales und, falls eine Lgl. femoralis medialis (f) zugegen ist, zum Teil auch in diese. d) Lymphgefäße der Haut der Kniegegend. «) Laterale Seite. Die Lymphgefäße der Haut an der vorderen (kranialen) Hälfte der lateralen Seite des Knies (88) wenden sich um den vorderen (kranialen) Rand des Oberschenkels herum zu den Lgl. inguinales superficiales, die von der hinteren (kaudalen) Hälfte direkten Weges zur Lgl. poplitea (5). B) Mediale Seite. Die Lymph- gefäße der Haut an der medialen Seite der Kniegegend ziehen so, wie es Abb. 1 zeigt, mit denen der medialen Oberschenkelseite zu den Lgl. inguinales superficiales. In die Lgl. poplitea traten in mehreren genauer untersuchten Fällen keine Lymphgefäße ein. In einem Falle, in dem eine Lgl. femoralis medialis (£) vorhanden war, suchte ein Teil der Lymphgefäße diese auf. e) Lymphgefäße der Haut des Unterschenkels. x) Me- diale Seite. Die Lymphgefäße der Haut an der medialen Seite des Unterschenkels münden in die Lgl. inguinales superficiales, zu denen sie, teils in Begleitung der V. saphena magna, teils irregular verlaufend, geraden Weges aufsteigen (17). Zur Lgl. poplitea ziehende Lymphgefäße konnten in keinem Falle beobachtet werden, obgleich mehrere Fälle genau untersucht wurden. In einem Falle, in dem eine Lgl. femoralis medialis (¢) vorhanden war, trat ein Teil der Lymphgefäße in diese ein, in einem anderen Falle nicht. 6) Von der Haut an derlateralen Seite des Unterschenkels ziehen die Lymphgefäße teils zur Lgl. poplitea (von der kaudalen Hälfte, bzw. den kaudalen zwei Dritteln einschließlich kaudalem Rande [ö)), teils zu den Lgl. inguinales superficiales (von der kranialen Hälfte bzw. dem kranialen Drittel einschließlich kranialem Rande [8, 88}), indem sie sich um den kranialen Rand des Unterschenkels auf dessen mediale Seite umschlagen. f) DieLymphgefäße der Haut des Tarsus suchen teils die Lgl. poplitea (5), teils die Lgl. inguinales superficiales auf. Von der lateralen Seite steigen sie zur Lgl. poplitea, von der medialen Seite so, wie es Abb.1 zeigt, zu den Lgl. inguinales superficiales und von der Beugeseite und der Streckseite des Tarsus zu beiden Lymphknotengruppen auf. In einem Falle war eine Lgl. femoralis medialis (£) vorhanden, und es mündete ein Teil der sonst die Lgl. inguinales superficiales aufsuchenden Lymphgeläße in sie ein. In einem anderen Falle, in dem der Knoten auch vorhanden war, trat jedoch keines der Lymphgefäße in ihn ein. Anatomischer Anzeiger Bad. 5° Baum, Haut-Lymphgefäße des Hundes. Verlag von Gustav Fischer in Jena. 15 g) Die Lymphgefäße der Haut des Metatarsus und der Zehen münden zum weitaus größten Teile in die Lgl. poplitea, zum kleineren Teile in die Lgl. inguinales superficiales. Von der dorsalen und medialen Seite ziehen die Lymphgefäße zunächst zur Beugeseite des Tarsus; von hier aus geht der größere Teil dieser Lymphgefäße über die laterale Seite des Unterschenkels zur Lgl. poplitea (5); eines bis zwei dieser Lymphgefäße (bei 77’) wenden sich aber auch nach der medialen Seite des Unterschenkels und gesellen sich hier zu den Lymphgefäßen, die zu den Lel. inguinales superficiales aufsteigen. Ist eine Lgl. femora- lis medialis (¢) vorhanden, mündet in der Regel ein Teil der Lymph- gefäße erst in diese. Von der lateralen Seite aus steigen die Lymph- gefäße teils über den kaudolateralen Rand des Tarsus und des weiteren am Unterschenkel in Begleitung der V. saphena parva in die Höhe zur Lgl. poplitea (5), teils wenden sie sich nach der Beugeseite des Tarsus (8°) und gesellen sich zu den oben erwähnten Lymphgefäßen, so daß auch von der lateralen Seite des Metatarsus aus sich in der Regel 1—2 Lymphgefäße zu den Lgl. inguinales superficiales füllen. Von der hinteren (plantaren) Seite gesellen sich die Lymphgefäße teils zu denen der lateralen, teils zu denen der medialen Seite. Tafelerkärung. Abb. 1. Lymphgefäße der Haut des Hundes. 1 Lgl. parotidea, 2, 2, 2“ Lgl. mandibulares, 3, 3° Lgl. cervicales superficiales, 4 Lgl. axillaris accessoria, 5 Lgl. poplitea, 6 Lymphgefäße vom Zahnfleisch an der bukkalen Seite der maxillaren Zähne, 7 Lymphgefäße vom Zahnfleisch an der buk- kalen Seite der mandibularen Zähne, 8!—S* Lymphgefäße, die sich nach der medialen Seite des Schenkels wenden (die mit 8®—88 bezeichneten Lymphgefäße ziehen zu den Lgl. inguinales superficiales; es sind 8? und 8°, 8° und 8°, 84 und 84, dieselben Lymphgefäße), 91 Lymphgefäße von der Haut der Unterbrust, 9?—9 Lymphgefäße, die sich nach der lateralen Seite des Schenkels umschlagen; es sind 9? und 92, 9° und 9, 9 und 9, $ und 9 dieselben Lymphgefäße, 10 Lymphgefäß, das die Median- ebene überschreitet, 772 Lymphgefäße der äußeren Nase, 12 Lymphgefäß, das in die Tiefe zur Lgl. retropharyngea medialis tritt, 73, 13° Lymphgefäße, die zur Lgl. axil- laris ziehen, 14 Lymphgefäße, welche die Lgl. iliaca medialis aufsuchen, 15 Lymph- gefäße, die in die Lgl. inguinales superficiales einmünden, 16 Lymphgefäße, die von der volaren nach der dorsalen Seite hindurchtreten, 17, 17‘ Lymphgefäße, die zu den Lgl. inguinales superficiales ziehen; a Backenmuskeln, 5 M. masseter, c, c’ Halshaut- muskel, d M. trapezius cervicalis, e M. omotransversarius, f M. supraspinatus, g M. brachiocephalicus, A, Ah‘ M. deltoideus, i Caput longum und & Caput laterale des M. triceps brachii, 2 V. cephalica antebrachii, /’‘ V. cephalica accessoria, m Bauchhaut- muskel, n Kniefalte, o M. glutaeus superficialis, p M. biceps femoris, g M. semitendi- nosus, r V. saphena magna, s V.saphena parva, £ Lgl. femoralis medialis, « oberes und v unteres Augenlid. (Eingegangen am 14. September 1916). Nachdruck verboten. Einige Bemerkungen zu Begriff und Definition des Hermaphroditismus. Von JAROSLAV KRIZENECKY. (Aus dem Institut fiir allgemeine Biologie und experimentelle Morphologie an der medizinischen Fakultät der böhmischen Universitit in Prag. Vorstand: Ov_y Prof. Dr. Vian. RoZıcka.) Als Hermaphroditismus kann man eigentlich jedes Vorkommen von heterosexuellen Geschlechtsmerkmalen, d. h. Geschlechtsunter- schieden bei einem und demselben Individuum, bei Arten, bei welchen eine zweigeschlechtliche Differenzierung der Individuen besteht, bezeichnen. Dabei sollten alle Geschlechtsmerkmale in Betracht ge- zogen werden, also auch die sog. sekundären Geschlechtsmerkmale, unter welche alle jene Geschlechtsunterschiede zu rechnen sind, mittels welcher die beiden Geschlechter noch außer den eigentlichen Geschlechtsorganen, d. h. Keimdrüsen, untereinander differieren. Man faßt heute aber allgemein den Hermaphroditismus enger auf, und zwar beschränkt man sich dabei nur auf die Keimdrüsen, indem man in Fällen, wo die anderen Geschlechtsmerkmale hetero- sexuell entwickelt sind, nämlich bei rein eingeschlechtlicher Ent- wickelung der Keimdrüsen, vom Pseudohermaphroditismus spricht. Diese Auffassung des Hermaphroditismus hängt mit der älteren und heute noch allgemein anerkannten Lehre zusammen, daß dasGeschlecht eines Individuumseben und nur durch seine Keimdrüsen bestimmt wird, welche Lehre VIRCHOW in seinem Satze, daß ,,das Weib eben Weib ist durch seine Generationsdrüse“ zum Ausdruck gebracht hat und welche in neuerer Zeit in den Untersuchungen über die innere Sekretion der Gonaden eine mächtige Stütze gefunden hat; man sieht heute in den Keimdrüsen nicht nur den Grund des Geschlechtes, sondern auch die entwickelungsgeschichtliche Ursache für die übrigen Geschlechts- unterschiede, indem man diese in ihrer Entwickelung als von der inneren Sekretion der Gonaden abhängig, also ‚‚sekundär‘, auffaßt. In Konsequenz dieser Lehre sieht man in diesen sog. „sekundären Geschlechtsmerkmalen‘ nur untergeordnete Geschlechtsunterschiede url und in ihrer heterosexuellen Ausbildung keinen ‚echten‘, sondern einen „falschen“, ‚scheinbaren‘ Hermaphroditismus. Es ist keineswegs meine Absicht, an dieser Stelle die Richtigkeit dieser Auffassung des Hermaphroditismus, d. h. seiner Beschränkung auf die beidergeschlechtliche Ausbildung der Gonaden, und die Ent- gegenstellung von Hermaphroditismus verus und Pseudohermaphro- ditismus zu besprechen; dies würde mich zu weit führen, da es alles mit dem Problem des Zusammenhanges der Keimdrüsen mit den übrigen Geschlechtsmerkmalen in Verbindung steht. Stellt man sich übrigens bei der Unterscheidung der primären (d. h. der Gona- den) von den sekundären Geschlechtscharakteren auf den formalen Standtpunkt, so ist die Definition ja berechtigt, denn eben die Produk- tion von Mikrogameten (Spermien) entgegen der Produktion von Makrogameten (Hiern) gilt als erster und grundlegendster Geschlechts- unterschied, welchem wir als klar und zweifellos ausgeprägten schon an jenen Stufen des Tierreiches begegnen, auf welchen noch keine Spur von den sog. sekundären Geschlechtsmerkmalen vorhanden ist. Insoweit wir also die Worte „primär“ und „sekundär“ statisch, formal verstehen, ist die Beschränkung der Bezeichnung ,,Herm- aphroditismus‘ auf die Fälle mit beidergeschlechtlicher Ausbildung der Keimdrüsen vollkommen annehmbar. Es soll hier aber auf eine andere Frage eingegangen werden, die bei Betrachtung des Begriffes Hermaphroditismus — wenn wir diesen Namen in dem geläufigen Sinne benützen — sich vordrängt und die Definition desselben betrifft. Es handelt sich nämlich darum, was bei der geschlechtlichen Klassifikation und Determination der Keimdrüsen als entscheidend gelten soll: ob nämlich die Art der produzierten Gameten (Spermien — Eier) oder der anatomisch- morphologische Charakter der Keimdrüsen. Wie allgemein bekannt ist, unterscheiden sich die weiblichen und männlichen Keimdrüsen nieht nur durch die Art der produzierten Gameten, sondern auch durch ihre äußere, anatomisch-morphologische Ausbildung (abgesehen schon von ihrer topographisch-anatomischen Lage im Organismus), so daß man unter Ovarium nicht nur die Eier produzierende Keim- drüse versteht, sondern zugleich ein selbständiges Organ von be- stimmt anatomisch - morphologischem Charakter, ebenso wie sich auch die Definition des Hodens nicht auf seine spermienbildende Funktion beschränkt, sondern darunter ein Organ von bestimmt anatomisch-morphologischen Charakter verstanden wird. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 2 ae Was soll nun für die sexuelle Klassifikation und Determination einer Keimdriise als entscheidend betrachtet werden: die Art der in derselben produzierten Gameten oder ihr äußerer anatomisch- morphologischer Charakter? Die Beantwortung dieser Frage hat eine eminente Bedeutung für die genaue Begrenzung des Begriffes des Hermaphroditismus. Es sind nämlich Fälle bekannt, in welchen bei vollkommen normaler eingeschlechtlicher Ausbildung des äußeren Charakters der Keimdrüsen in diesen sich außer den zugehörigen auch die andersgeschlechtlichen Gameten entwickelt haben. So fanden z. B. Bucuner!) und Rerzıus?) beim Seestern Asterias glacialis in den Ovarien neben Eiern auch Spermien, VocT?) fand dasselbe bei einem Hering, Bourne?) dann bei einem Frosch. Und umgekehrt: Eier in vollkommen normalen Hoden fanden IsHrkawa?) bei der Krabbe Gebia major, DE LA VALETTE ST. GEORGE®) bei einem Flußkrebse, Kroun’‘) bei der Spinne Phalangium, Kopxc®) bei dem Schmetterlinge Lyman- tria dispar, nämlich in Hoden, die einer weiblichen kastrierten Raupe transplantiert wurden, welche Erscheinung es neuerlich GoLDSCHMIDT und PoPrPELBAUM?) experimentell durch Kreuzung Lymantria dispar 9 X Innenzucht — japonica & hervorzubringen gelang: unter den Vertebraten wurden Eier in Hoden bei Fröschen von FRIED- MANN?®°), BatBianr®), HorrMann?!®) CERRUTIO) Larrer?®) und von MitroPpHANOW!®) beschrieben, bei Triton eristatus gelang es mir un- längst, bei einem äußerlich als Männchen entwickelten Tier in den vollkommen normal ausgebildeten Hoden zahlreiche Eier zu finden, 1) BucHNeEr, P., Uber hermaphrodite Seesterne. Zoolog. Anzeiger Bd. 38. 1911. 2) Renzıus, G., Biologische Untersuchungen Bd. 19. Jena, Fischer 1911. 3) Cit. nach PLATE, L., Vererbungslehre. Leipzig, Engelmann 1913. S. 260. 4) Cit. nach PLATE, ]. c. 5) IsHIKAwA, C., On the Formation of Eggs in the Testis of Gebia major. Zool. Anz. Bd. 16, 1891. 6) DE LA VALETTE ST.GEORGE, Über innere Zwitterbildung beim Flußkrebs. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 39, 1892. 7) KroHn, A., Zur näheren Kenntnis der männlichen Zeugungsorgane von Phalangium. Arch. f. Naturgesch. Bd. 31, 1865. 8) KoPE(, STEPH., Über den feineren Bau einer Zwitterdrüse von Lymantria dispar. Zool. Anz. Bd. 37, 1911. 9) GOLDSCHMIDT, R., und POPPELBAUM, H., Erblichkeitsstudien an Schmet- terlingen. II. Ztschr. f. ind. Abst.- u. Vererb.-Lehre Bd. 11, 1914. 10) Cit. nach Hooxer, D., Der Hermaphroditismus bei Fröschen. Arch f. mikr. Anat. Bd. 79, 1912. 19 welchen Fall ich an einer anderen Stelle (Arch. f. Entwickelungs- mechanik 1917) genauer beschrieben werde; und endlich wurden auch beim Menschen in Hoden Eier gefunden und zwar von Basor?). Sind nun diese Fälle, in welcher alle zwar nur eingeschlecht- liche Gonaden im anatomisch-morphologischen Sinne vorhanden waren, aber in welchen doch Produktion von beidergeschlechtlichen jameten, resp. auch Produktion andersgeschlechtlicher Gameten herrschte, als Hermaphroditismus zu bezeichnen oder nicht? Die Beantwortung dieser Frage hängt eben davon ab, worauf man bei der sexuellen Klassifikation und Determination der Keimdrüsen das Hauptgewicht legt, ob auf die Art der produzierten Gameten oder auf den äußeren anatomisch-morphologischen Charakter der Gonaden, anders gesagt, was man für den Grund der sexuellen Differenzierung der Gonaden hält. 1) Basor, J. Fr., Ein Beitrag zur Geschlechtsmetamorphose. Verhandl. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1898. Dieser höchst interessante Fall, welchem meines Wissens bis heute kein paralleler zur Seite steht, ist leider in Vergessenheit geraten — wahrscheinlich deswegen, weil seine Beschreibung nur in Form einer leider sehr kurzen Mitteilung und der geläufigen medizinischen Literatur an viel zu weit stehender Stelle (näm- lich in Verhandlungen der k. k. zool.-botan. Gesellsch. in Wien) erschien. Infolge- dessen erlaube ich mir, hier die kurze Beschreibung dieses Falles nach BABOR wörtlich zu zitieren: „Ich habe“ — schreibt BaBor (S. 3des Separatabdruckes) — ,,die beiden Hoden von einem 93jährigen kräftigen Mann, der an beginnender Prostata- hypertrophie litt (an interessantem Lungenödem als Emphysematiker zufällig gestorben) untersuchen können und fand folgendes: Von verschiedenen Ver- änderungen an Blutgefäßen und Capillarenneubildung abgesehen, hat sich gezeigt: 1. hie und da normale Spermatogenesis mit reifen Spermatozoen; 2. verschieden- artige Degeneration im Epithel der Samenkanälchen, wie solche bei sehr alten Männern, bei Castraten, bei natürlicher oder experimenteller Ischämie des Hodens beobachtet wurde; 3. eine Wucherung und Neubildung des indifferenten Keimepithels, die an geeigneten Stellen Bilder liefert, welche nicht an die Histogenesis der tubuli seminiferi, sondern vielmehr an die PFLÜGER-VALENTIN’schen Schläuche erinnert, Zellstränge wie im fötalen Ovarium aufweist und in der Tat auch hie und da, mitunter gruppenweise, Primordialeier von Primitivfollikeln ent- hält. — Es handelt sich nicht um ‚Ureier‘ (= indifferente Urgeschlechtszellen) oder um die GERMANO’schen großen Zellen im embryonalen Hoden, sondern um junge Eier in Follikeln, die denen im Ovarium neugeborener Mädchen ganz ähn- lich aussehen; sie erinnern einigermaßen an die ‚Säulenzellen‘ (columnar-cells) GRIFFITHS (in Hoden der Greise), sind aber von einem deutlich einschichtigen platten Follikelepithel (Primärfollikel eingeschlossen.‘ 20 Die Art, wie heute der Begriff des Hermaphroditismus in der Pathologie aufgefaßt und definiert wird, würde es nicht gestatten, die zitierten Fälle als Hermaphroditen zu bezeichnen. Es herrscht nämlich heute fast allgemein die Kuess’sche Auffassung des Herm- aphroditismus vor, in welcher das Hauptgewicht auf den äußeren anatomisch-morphologischen Charakter der Gonaden gelegt wird, ohne Respektierung der Art der produzierten Gameten und man stellt als Hauptzeichen des Hermaphroditismus das Vorkommen von beider- geschlechtlichen Keimdrüsen (im anatomisch-morphologischen Sinne nämlich) bei demselben Individuum dart). „Unter Hermaphroditismus sensu strietiori “ — so heißt es bei TANDLER und Gross?) — ‚muß man wohl das Vorkommen der hetero- sexuellen Gonaden an einem und demselben Individuum verstehen. Das heißt, ein solches Individium müßte eigentlich im Sinne des männ- lichen und jenem des weiblichen Geschlechtes fortpflanzungsfähig sein. Dies könnte man als funktionellen Hermaphroditismus be- zeichnen. Im speziellen Fall können aber wohl auch beide Keim- drüsen vorhanden sein und alle morphologischen Kennzeichen der Geschlechtszugehörigkeit zeigen, ohne daß beide die spezifische Funktion ausüben können. Dies wäre ein morphologischer Herm- aphroditismus. Er ist es, der gewöhnlich als Hermaphroditismus verus bezeichnet wird.“ Es erhebt sich nun die Frage: Ist diese Auffassung der Herm- aphroditismus richtig oder nicht? Meiner Ansicht nach ist sie nicht richtig, da sie vom Standpunkte der Biologie nicht berechtigt ist. Wollen wir unter Hermaphroditismus eine ,,beidergeschlechtliche Aus- bildung derKeimdriisen‘‘ verstehen, dann müssen wir bei seinerCharak- terisierung eben von der Ursache der geschlechtlichen Differenzierung ausgehen, um zu erfahren, was fiir die geschlechtliche Determinierung und Klassifikation der Keimdrüsen als entscheidend zu betrachten ist. Und eben in diesem Punkte konveniert die Kregs’sche Auf- fassung des Hermaphroditismus nicht. Es handelt sich nämlich darum, daß für die sexuelle Klassifikation und Determinierung der Keimdrüsen nicht ihr äußerer anatomisch-morphologischerCharakter, 1) Vgl. hierüber KERMAUNER, F., Die Mißbildungen der weiblichen Ge- schlechtsorgane. (SCHWALBES Morphologie der Mißbildungen der Menschen und der Tiere, Teil III.) Jena, Fischer. 1909. S. 320. 2) TANDLER, J., und Gross, S., Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere. Berlin, Springer. 1913. S. 78. 21 sondern die Art der produzierten Gameten entscheidend sein muß. Will man unter Hermaphroditismus eine heterosexuelle Ausbildung der Keimdrüsen verstehen, dann muß man bei ihrer Definierung die grundlegendste Erscheinung berücksichtigen, diejenige nämlıch, welehe den primären Geschlechtsunterschied bedingt. Und das ist eben nicht die morphologisch-anatomische Ausgestaltung der Keim- drüsen, sondern die Art der produzierten Gameten. Die anatomisch-morphologische Ausgestaltung der Gonaden als Hoden oder als Ovarium ist keine absolut primäre Einheit, sowohl im anatomischen als auch besonders im physiologisch-morpholo- gischen Sinne, sondern die Einheit der Gonaden wird eben erst durch die Art der produzierten Gameten bedingt. Ich will hiermit sagen, daß der morphologisch-anatomische Charakter der Keimdrüsen eine sekundäre, durch die Art der produzierten Gameten — närnlich ent- wickelungsgeschichtlich —- verursachte Erscheinung ist. Dies geht aus dem folgenden hervor. Wenn wir z. B. nur die Amphibien betrachten, so ergibt es sich von selbst, daß es vollständig unmöglich wäre, daß hier die Hoden zur Produktion und Entwickelung von Eiern dienen könnten, und zwar, wie der Terminus lautet, aus ‚‚technischen‘‘ Gründen; und um- gekehrt wären wieder die Ovarien wegen ihren beträchtlichen Dimen- sionen zur Produktion von Spermien vollkommen überflüssig. Daß es in einigen Fällen (siehe oben) in Hoden zur Bildung von Hiern kommt, ohne daß dabei irgendwie ihre Ausgestaltung verändert wäre, ist nur dadurch erklärlich, daß die Eier hier im großen und ganzen nur spärlich (verhältnismäßig nämlich) an Zahl waren. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, daß die Eierproduktion, wenn sie im Hoden eine beträchtlichere wäre, sicher auch seinen äußeren morpho- logischen Charakter in einen ovarienähnlichen verändern würde; eine Andeutung in dieser Beziehung gibt der von MarsHaLı!) be- schriebene Fall des Vorkommens von Eiern im Hoden eines Frosches: es waren nämlich an der Oberfläche dieser Hoden schwarze Körner zu bemerken, welche den pigmentierten Eiern entsprachen, wodurch die Hoden in ihrem Aussehen ein wenig den Ovarien ähnlich wurden. Etwas ähnliches beobachteten auch GoLpscHmIpr und PoPrPEL- BAUM?) an den Eier enthaltenden Hoden ihrer experimentell er- 1) MARSHALL, A. M., On certain abnormal conditions in reproductive or- gans in the frog. Journ. of Anatom. and Physiolog., Vol. 18, 1884. 74) Th Cer 22 zeugten „Weibehenmännchen‘ von Lymantria dispar x japonica- Bastarden. In vielen Fällen waren hier nämlich die Hoden nicht glatt wie normale, sondern wiesen eine „‚traubenartige‘“ Ausgestaltung auf, was man gut als einen Anlauf zur Annahme der Ovariengestaltung betrachten kann. Was die Frösche betrifft, so ist bei ihnen auch während der embryonalen Entwickelung die Umwandlung der inter- mediären Keimdrüsen zu Ovarien nach KUSCHAKEWITSCHS Unter- suchungen!) ,,von der Veränderung der äußeren Gestalt begleitet“. Und überall kommt dieselbe erst nach der Entscheidung über die Art der Gametenproduktion zutage. Das zeigt sich klar bei dem Funktionswechsel der Keimdrüsen bei den succesiv-hermaphroditischen Schnecken, wo bei den protero- gynischen zuerst kleine, dunkle, Eier produzierende Gonaden er- scheinen, welche später eine große, blasse, Spermien enthaltende Form annehmen; bei den proterandrischen sind die Verhältnisse umgekehrt. Mit dieser Umwandlung der Gonade gehen Hand in Hand umfang- reiche Veränderungen des ganzen Geschlechtsapparates (der Aus- führwege und der akzessorischen Partien), indem zuerst die einen, später die anderen sich mächtig entwickeln. (Vgl. näheres bei BaBor?). Im Lichte dieser Betrachtung erscheint uns also der morpholo- gisch-anatomische Charakter der Gonaden als Hoden oder Ovarium als eine sekundäre Anpassung, und zwar aus grob technischen Gründen, an die Gestalt, Größe und die räumlichen Eigenschaften der produ- zierten Gameten, was auch für ihren inneren Bau, die Ausgestaltung der Ausführungsgänge usw. Geltung hat. Vielleicht wird diese ‚Anpassung‘ bei den Ovarien eine weiter- gehende sein, da sich diese nach allem bei ihrer embryonalen Ent- wickelung mehr von der ursprünglich embryonalen Gestalt ent- fernen müssen als die Hoden, da für die Produktion der kleinen Spermien eher die Struktur und die Dimensionen der embryonalen Keimdrüsen passen als für die Produktion von großen Eiern. Man kann also den morphologischen Charakter der Gonaden als eine „technische Anpassung‘ an die Gameten, also als ein sekundäres Merkmal im vollen Sinne dieses Wortes, nämlich sowohl im kausal- 1) KUSCHAKEWITSCH, S., Die Entwicklungsgeschichte der Keimdrüsen von Rana esculenta. RıcH. Hertwies Festschrift Bd. 2. Jena, Fischer. 1910. S. 190. 2) BABoR, J. F., Uber den Cyclus der Geschlechtsentwicklung der Stylom- matophoren. Verhdl. d. D. Zool. Ges., 1894. 23 entwickelungsgeschichtlichen als auch im zeitlichen Sinne, betrachten. Daraus geht aber zugleich auch hervor, daß dieser anatomisch-mor- phologische Charakter der Keimdrüsen für ihre sexuelle Klassifikation von keiner Bedeutung sein kann und infolgedessen auch hinsichtlich des Individuums bei seiner geschlechtlichen Bestimmung keineswegs als entscheidender Umstand in Betracht gezogen werden kann. Das Einzige, was das Geschlecht des Individuums bestimmen kann, ist die Art der in den Keimdrüsen produzierten Gameten: findet Produk- tion von Mikrogameten (Spermien) statt, dann ist das betreffende Individuum als „Männchen“ zu bezeichnen, und umgekehrt: findet Produktion von Makrogameten (Eiern) statt, dann ist das betreffende Individuum als ,,Weibchen‘‘ zu bezeichnen. Und nur die Art der produzierten Gameten kann als entscheidend betrachtet werden. Das eben Gesagte hat eine eminente Bedeutung für die Auffas- sung des Begriffes des Hermaphroditismus, besonders für seine Definition. Es ist evident, daß, wenn man unter Hermaphroditismus verus das Vorhandensein von beidergeschlechtlichen Keimdrüsen bei einem und demselben Individuum versteht, und wenn für die sexuelle Klassifikation und Determination der Keimdrüsen nur die Art der produzierten Gemeten und nicht ihr morphologisch-anato- mischer Charakter entscheidend sein woll, daß auch für die Definition des Hermaphroditismus nur die Art der produzierten Gameten als entscheidender Umstand in Frage kommen kann. Infolgedessen wird man den Hermaphroditismus verus nicht als das Vorhandensein beidergeschlechtlicher Keimdrüsen bei einem und demselben Indivi- duum definieren, sondern als die Befähigung zur Produktion beider- veschlechtlicher Gameten bei einem und demselben Individuum. Von dem Umstand, wo und wie die Bildung der heterosexuellen Gameten lokalisiert ist, kann man bei der Definition des Hermaphro- dıtismus verus vollkommen absehen, denn die anatomisch-morpho- logische Ausgestaltung und Lage der vorhandenen Keimdrüsen ist für die Anerkennung der biologisehen Tatsache des Herm- aphroditismus ohne weitere Bedeutung. Es kann zwar beim Herm- aphroditismus zu sehr mannigfaltigen Komplikationen in der ana- tomisch-morphologischen Ausgestaltung der Keimdrüsen in Be- ziehung zur Gametenproduktion kommen: Es kommen entweder in einem Individuum beiderlei Geschlechtsdriisen (Hoden und Ovarium) zugleich vor, jede in ihrer typischen Ausgestaltung, und zwar auf einer Seite die weibliche, auf der anderen die männliche (in welchem Falle 24 man von Hermaphroditismus lateralis spricht), oder auf jeder Seite je eine männliche und eine weibliche (in welchem Falle man wieder von Hermaphroditismus bilateralis spricht), oder endlich in einer äußer- lich (anatomisch-morphologisch) rein eingeschlechtlich entwickelten Keimdrüse die Bildung auch andersgeschlechtlicher Gameten. Und zwischen allen diesen drei Grenzfällen gibt es nun eine kontinuier- liche Reihe von Übergängen: es gibt z. B. Gonaden, die zum Teil Hoden, zum Teil Ovarien sind, wobei solehe an beiden Körperseiten oder nur an einer vorkommen können, was alles wieder unendlich mit verschiedener Größe der einzelnen Bestandteile kompliziert sein kann. Ich bitte den Leser nur, alle heute bekannten Hermaphroditen-Fälle bei Insekten, Fröschen und beim Menschen, wie sie für Insekten von MEISENHEIMER!), für Frösche von Hooker?) und für Menschen von SAUERBECK®) und besonders von NEUGEBAUER?®) übersichtlich zu- sammengefaßt worden sind, durchzumustern, um sich selbst zu über- zeugen, welche Zahl von Kombinationen hier möglich ist und wirklich auch vorkommt. Übrigens gibt es auch unter den Fällen des bei den niedrigen Tiergruppen zum Artcharakter gehörenden ‚normalen‘‘ Hermaphro- ditismus, den TANDLER und Gross?) als ‚physiologischen‘ bezeich- nen, keine Einheitlichkeit in den Verhältnissen der sexuellen Aus- gestaltung der Keimdrüsen im Zusammenhange mit der Art der pro- duzierten Gameten. Während es z. B. bei den Pulmonaten sog. „zwittrige‘‘ Keimdrüsen gibt, in welchen die Bildung von Eiern und Spermien nebeneinander stattfindet, kommen bei den Anneliden selbständige Hoden und Ovarien als voneinander isolierte Organe vor: Obzwar es unter allen diesen Kombinationen und Komplikationen — besonders hinsichtlich des sog. „pathologischen‘‘ Hermaphroditis- mus — beträchtliche, manchmal sogar recht große Unterschiede, sowohl vom morphologischen als auch vom topographisch-anato- mischen Standpunkte aus gibt, so erscheinen uns, entwickelungs- 1) MEISENHEIMER, J., Experimentelle Studien zur Soma- und Geschlechts- differenzierung. Erster Beitrag. Jena, Fischer, 1909, S. 111—131. 2) Hooker, D., Der Hermaphrodilismus bei Fröschen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 79, 1912. 3) SAUERBECK, Uber den Hermaphroditismus verus und den Hermaphrodi- tismus im allgemeinen vom morphologischen Standpunkte aus. Frankfurter Ztschr. f. Pathol. Bd. 3, 1909. 4) v. NEUGEBAUER, L. F., Hermaphroditismus beim Menschen. Leipzig 1908. BN 15 05 SS: 25 geschichtlich betrachtet, doch alle vollkommen gleich zu sem. In allen handelt es sich nämlich bloß um das einzige Gemeinsame, nämlich um die Produktion von beidergeschlechtlichen Gameten in einem und demselben Individuum. Ob dies in einer einheitlichen Keim- drüse geschieht oder in zwei solchen voneinander getrennten, von welehen eine den männlichen, die andere den weiblichen Typus be- sitzt, ist vom biologischen Standpunkt aus von sekundärer Bedeutung, was klar hervortritt, wenn man nur das folgende betrachtet. Wir können uns ganz gut vorstellen, daß in einer Keimdrüse, in welcher eine gemeinsame Bildung von Makrogameten und Mikro- gameten vor sich geht, wie dies z. B. bei den Pulmonaten zur Norm gehört!), und bei anderen Tieren als abnormale Erscheinung statt- finden kann, daß in einer solchen Keimdrüse eine räumliche Ab- sonderung der Mikrogameten- von der Makrogametenproduktion stattfindet, wobei in einem Teil die erste, im anderen die zweite sich lokalisiert; und findet dabei noch eine anatomisch-morphologische Metamorphose dieser beiden Teile je nach der Art der produzierten Gameten statt, so bekommen wir eine Keimdrüse, die zum Teil Ovarium und zum Teil Testis ist, was nun entweder auf beiden Seiten oder nur auf einer stattfinden kann. Alle diese Möglichkeiten finden wir nun, noch mit verschiedenen Entwickelungsgraden und Dimen- sionen der einzelnen Teile kompliziert, bei den bekannten Frosch- hermaphroditen realisiert (vergleiche hierzu die oben zitierte Zu- sammenfassung von Hooker). Bei Seesternen (Arterias glacialis) haben Buchner?) und Rerzius*) solcherweise hermaphroditisch zusammengesetzte Gonaden, von welchen eine Partie als Hoden, die andere als Ovarıum funktionierte, gefunden und beschrieben. Auch beim Menschen wurden zwei solche Fälle beschrieben, und zwar von GARRE®), hier handelte es sich um ein Individuum, bei welchem rechtsseitig eine Keimdrüse, zum Teil Hoden, zum Teil Ovarium, sich befand, und von BLACKER und LAwRENCE'), in welchem 1) Vgl. hierüber BuREscH, Jv., Untersuchungen über die Zwitterdrüse der Pulmonaten. I. Arch. f. Zellforsch. Bd. 7, 1912. 2) 1. e: 3)) I @ 4) GARRE£, Ein Fall vom echten Hermaphroditismus. Deutsche med. Wochen- schr., Jahrg. 1903. 5) Cit. nach HEnGGE, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynakol. Bd. 15, 1902, Seale 26 Falle die Geschlechtsdrüse der linken Seite aus 2 Teilen bestand, von welehen der erste Follikelbildung, der zweite Hodenstruktur zeigte. Solcherweise zusammengesetzte Keimdrüsen gehören übrigens auch zur normalen Organisation mancher hermaphroditischer Tiere. Wo end- lich die Gonaden aus mehreren voneinander abgetrennten Teilen zu- sammengesetzt sind, kann es geschehen, daß die Produktion von einem Gameten sich in einen, der anderen in andere von diesen Teilen sich lokalisiert; einen einschlägigen Fall hat GooprıcHa (1912) bei einem Amphioxus beschrieben, bei welchem eine von den 25 Go- naden an der linken Körperseite anstatt Spermatozoen, wie dies-in den übrigen 24 Gonaden der Fall war, ausschließlich Eier produ- zierte. Versorgen sich nun beide dieser Teile mit besonderen Ausfüh- rungsgingen und trennen sich dabei noch voneinander, so daß selb- ständige Hoden und selbständige Ovarien in ihrer vollkommenen Organisation entstehen, und findet dies zu beiden Seiten symme- trisch statt, so entsteht ein möglichst vollkommener Fall von Hermaphroditismus, in welchem zu beiden Körperseiten sich je eine männliche und je eine weibliche Keimdrüse sich befindet. Solche auch in morphologisch-anatomischer Hinsicht ‚vollkommene‘ Hermaphroditen sind meines Wissens nur von normalerweise herm- aphroditischen Tieren bekannt, z. B. zeigen die Anneliden eine solehe Organisation des Generationssystems. Unter den als Abnor- mitäten vorkommenden Hermaphroditen ist bisher kein einziger solcher Fall bekannt geworden. Nur der von GEORGE DE LA VALETTE bei Triton taeniatus beschriebene Zwitter könnte!) wegen der voll- ständig symmetrischen Entwickelung der Hoden und Ovarien zu beiden Körperseiten etwa hierher gerechnet werden, wenn die beiden Keimdrüsen nicht miteinander verwachsen gewesen wären und jede von ihnen einen besonderen Ausführungsgang besäße. Noch eine Möglichkeit liegt vor: daß nämlich an einer Seite sich die Gonade zum eiproduzierenden Ovarium, an der anderen zum spermienproduzierenden Hoden umbildet, wodurch ein Hermaphro- ditismus lateralis entstehen würde, wie solcher bei Schmetterlingen z. B. von Kuve, RUDoLPHI und STANDFUSs, bei Ameisen von ForEL und von anderen Autoren bei verschiedenen Krustazeen beschrieben 1) DE LA VALETTE St. GEORGE, Zwitterbildung beim kleinen Wassermolch (Triton taeniatus). Arch. f. mikr. Anat. Bd. 45, 1895. ID SI wurde!), bei einem Frosch von KuscHAKRWITSCH?), unter den Vögeln von Max WeEper®) beim Fink, von Porz?) beim Dompfaff; beim Schwein von Reuter (Verhandl. d. physik.-med. Gesell. zu Würz- burg, Bd. 19, 1886); vom Menschen gehören hierher die Fälle von Cramer. H. Mayer, KLEBs, SCHMORL, OÜBOLONSKY und anderen?). Wie aus dieser kurz entworfenen Skizze hervorgeht, gibt es unter den heute bekannten verschiedensten Typen von Hermaphro- ditismus verus nicht nur anatomisch-morphologischen Übergänge, sondern auch entwickelungsgeschichtlich ist es möglich, einen Typus von dem anderen unter fließenden Übergängen abzuleiten. Es ist nötig, zu bemerken, daß der erwähnte Entwickelungs- und Ver- änderungsvorgang des einen Typus in den anderen nicht der einzige ist, durch welchen die erwähnten Typen entstehen können; es liegt hier noch die Möglichkeit verschiedenartiger Modifikationen vor. Es ist z. B. eine embryonale Transplantation der Keimdrüsen, wie solche z. B. bei den Arthropoden oft stattfindet und zu verschiedenen Mißbildungen, z. B. dem Hervorwachsen einer Antenne am Fuße führt), auch vollständig möglich. Wird z. B. bei einem sich ent- wickelnden Hermaphroditismus lateralis ein Teil des Hodens auf das anderseitige Ovarıum transplantiert, so entsteht dadurch ein un- vollständiger Hermaphroditismus bilateralis; — als Beispiel führe ich Osnzws Fall beim Frosche an, in welchem rechts ein Hoden, links ein Ovarium und rudimentärer Hoden vorlag, welcher Fall meiner Ansicht nach eben auf diese Weise zu erklären ist’). Oder: es kann eine Zerspaltung der Keimdrüsenanlagen (entweder an einer oder an beiden Seiten) stattfinden, wobei die eine Hälfte sich zum Hoden. die andere zum Ovarium entwickelt, alle Anhänge werden 1) Vgl. hierüber MEISENHEIMER, Experimentelle Studien zur Soma- und Geschlechtsdifferenzierung. Jena, Fischer. 1909. S. 111—131. 2) KUSCHAKEWITSCH, S., Ein Fall von Hermaphroditismus lateralis verus bei Rana esculenta. Anat. Anz. Bd. 38, 1911. 3) WEBER, M., Uber einen Fall von Hermaphroditismus bei Fringilla coelebs. Zool. Anz. Bd. 13, 1890. 4) Porz, H., Zur Lehre von den sekundären Sexualcharakteren. Sitz.-Ber. d. Gesellsch. Naturfreunde in Berlin Nr. 6, 1909. 5) Vgl. hierüber NEUGEBAUER, |. c. 6) PRZIBRAM, H., Die Homoeosis bei Arthropoden. Arch. f. Entw.-Mech. d. Org. Bd. 29, 1910. 7) Ocnew, S. J., Ein Fall von Hermaphroditismus bei Rana temporaria. Anat. Anz. Bd. 26, 1909. dabei vollständig mitentwickelt. Nur auf diese Weise ist der von Knappe (Morph. Jahrb. 1886)!) beschriebene Hermaphroditismus bei Buffo vulgaris erklärlich, welche nicht nur gut entwickelte Hoden und vielfächerige Ovarien zu beiden Körperseiten besaß, sondern auch an jedem Hoden und an jedem Ovarium ein BIpper’sches Organ, also deren vier. Aber diese Komplikationen sind immer nur Komplikationen des skizzierten Entwickelungs- und Metamorphosentypus, aus welchem zweifellos hervorgeht, daß es zwischen den heute bekannten anato- misch voneinander recht unterschiedenen Hermaphroditen keine wesentlichen genetischen Unterschiede gibt. Allen diesen Fällen ist eines gemeinsam, nämlich die Produktion von beidergeschlechtlichen Gameten, welche entscheidend ist. — Wie sich die räumlichen Verhält- nisse ausbilden, ob nämlich in einer einzigen Gonade gemischt die Produktion vom Makro- und Mikrogameten zugleich stattfindet oder in voneinander abgetrennten Keimdrüsen, ist von nebensäch- licher Bedeutung, resp. wenn es sich um eine allgemeine Definition des Hermaphroditismus handelt, von keiner Bedeutung. Im Lichte dieser Betrachtung erscheint uns die bekannte, oben zitierte Kregs’sche Auffassung des Hermaphroditismus als nicht richtig, da sie vom allgemein biologischen Standpunkte nicht be- rechtigt ist. Nicht das Vorhandensein von Gonaden beider Geschlech- ter soll für den Begriff und die Definition des Hermaphroditismus maßgebend sein, sondern nur die Bildung von beidergeschlechtlichen Gameten. Und zwar soll dabei schon der Anlauf zu beider- geschlechtlicher Differenzierung der Keimzellen entscheidend sein, so daß zur Anerkennung des Hermaphroditismus, wie darauf mit vollem Recht unlängst Pick?) hingewiesen hat, worin ich ihm voll- kommen zustimme, nicht nur Mischung von schon entwickelten beidergeschlechtlichen fertigen und als solche scharf ausgeprägten Gameten, sondern schon Mischung von spezifischen Vorstufen der fertigen Sexualzellen — der Gametogonien oder Gametocyten — vollkommen genügt®). Eben der Vorgang der sexuellen Differen- 1) Cit. DE LA VALETTE ST. GEORGE, Arch. f. mikr. Anat. Bd. 45, 1895. 2) Pıck, L., Über den wahren Hermaphroditismus des Menschen und der Säugetiere. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 84, 1914. 3) Von diesem Standpunkt aus sind z.B. die Jungen, eben geworfenen Männchen von Mäusen, Katzen und "Meerschweinchen hermaphroditisch, denn in ihren Hodenkanälchen finden sich laut Harms Angaben (Experimentelle Untersuchun- 29 zierung der Keimzellen ist für die Auffassung des Hermaphroditis- mus ausschlaggebend und zwar von den ersten Spuren des Verschieden- werdens der in weiblicher oder männlicher Richtung sich entwickeln- den Keimzellen an. Wie weit dabei dieser Entwickelungsvorgang fort- geschritten ist, bleibt ohne Bedeutung, denn die entscheidende Haupt- sache ist, ob und daß die beidergeschlechtliche Differenzierung des indifferenten Keimepithels stattfindet, kurz gesagt, daß die Pro- duktion von Makrogameten und Mikrogameten in einem und dem- selben Individuum vor sich geht. Die einzige vom allgemein biologischen Standpunkte aus mögliche Definition des Hermaphroditismus verus ist also die folgende: Unter Hermaphroditismus verus ist Produktion von bei- dergeschlechtlichen Gameten in einem und dem- selben Individuum zu verstehen. Nur diese Produktion von beidergeschlechtlichen Gameten als ein Vorgang mit allen seinen Stadien ist bei der Auffassung des Hermaphroditismus in Betracht zu ziehen. Alles andere dann, ob nämlich diese Produktion in einer gemeinsamen oder in zwei von- einander getrennten und sexuell anatomisch-morphologisch differenten Keimdrüsen stattfindet, ist für die allgemeine Determination des Hermaphroditismus als solchen von keiner Bedeutung. Diese Auffassung des Hermaphroditismus ermöglicht, wie ich gezeigt habe, auch eine gemeinsame Betrachtung aller bisher be- kannten Hermaphroditismusfälle, sowohl bei Tieren als auch beim Menschen. Mit ihrer Anerkennung muß zugleich auch jede Kontro- verse um die Frage, ob es beim Menschen einen Hermaphroditismus verus — soweit man darunter die beidergeschlechtliche Differen- zierung der Gonaden versteht — gibt oder nicht, als beendet er- scheinen, indem diese Frage im Sinne der oben gegebenen Definition in positivem Sinne beantwortet werden muß. Das beweist schon gen über die innere Sekretion der Keimdrüsen und deren Beziehung zum Gesamt- organismus. Jena, Fischer 1914. S. 39—40) Riesenzellen, die oft dicht anliegende Follikelzellen besitzen und in deren Plasma deutlich ausgeprägte Dotterplättchen zu bemerken sind, was alles davon zeugt, daß es sich hier um in der Richtung der Eier sich entwickelnde Keimzellen handelt. Diese Zellen hat übrigens nach Harms schon Poporr (L’ovule mäle et le tissu interstitiel du testicule chez les animaux et chez ’homme. Arch. de biologie, Vol. 24, 1909) bei der Ratte, dem Igelund dem Schaf gefunden und dieselben treffend als „Ovules males‘ be- zeichnet. der oben angeführte, von BABor beschriebene Fall, denn schon die Produktion von Eiern in äußerlich, vom anatomisch-morphologischen Standpunkte aus typisch ausgebildeten Hoden — um welche es sich in diesem Falle handelte — ist im Sinne der ausgeführten Auffassung als Hermaphroditismus verus zu bezeichnen. Prag, Ende Oktober 1915. (Wegen Einberufung zum Heere Absendung verspätet; eingegangen am 16. Oktober 1916.) Nachdruck verboten. Beiträge zur Konstitutionsanatomie IV. Über die Anpassung der von HAMMAR angegebenen Methode der mikroskopischen Analyse des Thymus an dem Thymus des Kaninchens. Von BERTHA SANDEGREN. Mit 2 Abbildungen. (Aus dem Anatomischen Institut in Upsala.) Eine Methode, die Menge der Rinde und des Marks sowie die Anzahl und Größe der Hassatu’schen Körper des Thymus zahlen- mäßig festzustellen, ist von Hammar ausgearbeitet worden. Der fraglichen Methode, welche in der vorliegenden Form besonders die Verhältnisse beim Menschen berücksichtigt, werden vier an ver- schiedenen Stellen des Organs gelegte, möglichst umfangreiche Quer- schnitte, zwei von jedem Thymuslappen, zugrunde gelegt. Diese Schnitte werden bei genau festgestellter Vergrößerung abgezeichnet, wobei die Bezirke der Rinde, des Marks und des Zwischengewebes in Umrissen gezeichnet werden. Die relative Ausdehnung jedes dieser Bezirke wird entweder durch Umfahrung mit dem Planimeter oder durch Ausschneiden aus der Zeichnung und Wägen der beziiglichen Papierbezirke festgestellt. Bei Kenntnis des Frischgewichts des Organs läßt sich dann unter Berücksichtigung des spezifischen Ge- wichts!) und der Schrumpfung der Gehalt des Organs an Rinde, Mark und Zwischengewebe berechnen. 1) Das spezifische Gewicht des Thymusparenchyms, des Bindegewebes und des Fettgewebes des Kaninchens ist von JoNSON bestimmt worden. Dieselben Werte sind von HAMMAR auch für den Menschen in Verwendung gebracht worden. 31 Dieser Teil der Methode, welcher also die Ermittlung der Menge des Parenchyms und seiner Hauptkomponenten bezweckt, gibt nicht nur für den Menschen, sondern auch für das Kaninchen Ergeb- nisse von genügender Genauigkeit. Letzteres ist durch von RUDBERG angestellte, in Hammars Aufsatz ausführlich wiedergegebene Prü- fungen dargetan. Bei der Feststellung der Verhältnisse der Hassauu’schen Körper dienen die erwähnten vier Schnitte gleichfalls als Ausgangspunkt. Es werden sämtliche in denselben vorhandenen Körper bei geeigneter (100maliger) Vergrößerung konturgezeichnet, gezählt und gemessen und nach der Größe in verschiedenen Größengruppen protokolliert. Die Menge des in den fraglichen Schnitten vorhandenen Parenchyms bzw. Marks läßt sich bei Kenntnis der Schnittdicke (12 ») und der Flächenausdehnung des Parenchyms bzw. Marks in den Schnitten unschwer berechnen. Diese Daten werden unter Bezugnahme auf spezifisches Gewicht und Schrumpfung einer Berechnung der Menge der verschiedenen Größen Hassauu’scher Körper pro Gewichts- einheit, Parenchym (bzw. Mark) und im ganzen Organ zugrunde gelegt. Hierbei sind aber zweierlei Korrektionen noch nötig. Ein- mal bleiben beim Schneiden die Hassauu’schen Körper häufig nicht auf einen einzigen Schnitt beschränkt, sondern werden auf mehrere solche verteilt und zwar unter sonst gleichen Verhältnissen auf um so zahlreichere, je umfangreicher der Körper ist. Es muß also für jede Gruppe eine Reduktionszahl herausgefunden werden, welche eine Umrechnung der in den Schnitten gefundenen Anzahl HassAaur’scher Körper auf die tatsächlich im untersuchten Parenchymabschnitt vorhandenen ermöglicht. Zweitens werden die von einem und dem- selben Körper gegebenen Durchschnitte in der Regel nicht alle gleich groß. Da der größte Durchschnitt für die wirkliche Größe eines Hassauu’schen Körpers ausschlaggebend ist und es vielfach vor- kommt, daß ein Körper nicht durch diesen maximalen, sondern durch einen wesentlich kleineren Durchschnitt im untersuchten Schnitte vertreten ist, so muß eine zweckdienliche Größenkorrektion durch Versetzen einer gewissen Zahl Körper aus einer niederen in eine höhere Größengruppe bewerkstelligt werden. Bei der in vielfacher Weise verschiedenen Form der Hassauu’schen Körper erwies es sich nicht möglieh, die fraglichen Reduktions- und Korrektionszahlen mit genügender Genauigkeit theoretisch zu be- 32 rechnen, sondern sie wurden aus einer Anzahl menschlicher Thymen verschiedenen Alters auf empirischem Wege gewonnen. Es ist nun ersichtlich, daß die also am menschlichen Material gewonnenen Zahlen nur unter der Bedingung für ein tierisches Organ zu verwerten wären, daß die Form- und Größenverhältnisse der Hassarv’schen Körper in beiden Fällen dieselben wären. Was den Kaninchenthymus anbetrifft, so zeigt schon ein flüchtiger Vergleich der Organschnitte mit solehem von dem Thymus des Menschen, daß dies nicht der Fall ist. Gibt es doch in dem Kaninchenthymus gar keine so großen Formen, bis zu 500 p und mehr Durchmesser, wie sie in der menschlichen vorkommen; die mit geringerem Durchmesser als 25 » sind die weitaus häufigsten. Es müssen also für den Kaninchenthymus neue Reduktions- und Korrektionszahlen ausgearbeitet werden, wenn man die fragliche Methode für den Kaninchenthymus verwertbar machen will, was schon wegen der häufigen Inanspruchnahme des Kaninchens als Ver- suchstier wünschenswert erscheint. -Zu diesem Zwecke habe ich mutatis mutandis dasselbe Verfahren gebraucht, wie es HAMMAR ausführlich in der ‚Zeitschrift für angewandte Anatomie und Konsti- tutionslehre‘‘ beschrieben hat. Ich habe also unter Zuhilfenahme des beweglichen Objekttisches an Schnittserien Hassauu’sche Körper von Schnitt zu Schnitt verfolgt und in Umrissen gezeichnet, wo- durch sowohl die Gesamtzahl der Durchschnitte wie die Größe des maximalen Durchschnitts und die Größe sonstiger Durchschnitte für jeden untersuchten HassAaıv’schen Körper festgestellt werden konnten. Ich finde es unnötig, die Arbeitsweise näher zu detaillieren, sondern gebe nur in größter Kürze die Ergebnisse der Untersuchung an, indem ich den interessierten Leser für ein näheres Studium auf den Hammar’schen Aufsatz verweise. Nur an einigen Punkten nötigten die dem Kaninchenthymus eigenen Verhältnisse zu Ab- weichungen vom Hammar’schen Verfahren. So erstlich inbetreff der Schnittdicke. Aus nicht ersichtlichen Griinden hat es sich mit weit größeren Schwierigkeiten verknüpft erwiesen, aus dem Thymus des Kaninchens gleichmäßige Serien von 12 nu Paraffinschnitten zu erhalten, als es beim Menschen der Fall ist. Da nun Schnitte von zuverlässiger Dicke eine unerläßliche Vorbedingung der Methode sind, habe ich es für das Richtigste erachtet, die Standardgröße der Schnitte zu erhöhen und zwar bis auf 18 p. 33 Schon hierin lag ein Umstand, der zur Verwendung einer stärkeren Vergrößerung als 100 Mal aufforderte, um kleinere Formen von Hassauv’schen Körpern mit Sicherheit zu erkennen. Zu einer solchen Erhöhung der Vergrößerung lud auch an und für sich die größere Rolle ein, welche die kleinen Formen der Körper im Organ des Kaninchens spielen. Endlich mußten die Größengruppen der Hassauu’schen Körper beim Kaninchen anders abgegrenzt werden als beim Menschen. Nur ein paar Mal habe ich Hassauu’sche Körper gesehen, deren Durch- messer mehr als 60 u. betrug. Praktisch genommen kann man sagen, daß 60 ». das Maximum für die Größe der Hassauv’schen Körper des Kaninchens ist. Kleinere Körper als von 6 x Durchmesser habe ich nicht gesehen. Die Hassauv’schen Körper wurden deshalb in die folgenden fünf Gruppen eingeteilt: Gruppe I Gruppe II Gruppe III Gruppe IV Gruppe V 6-15 u 16—25 u 26-35 u 36-45 u 46-60 u Ich habe 13 Thymusdrüsen im Alter von 1,2,3, 4, 5, 6 und 10 Mo- naten untersucht. An Serienschnitten von 18 u Dicke habe ich mir Stellen mit relativ reichlich vorkommenden Hassaut’schen Körpern ausgesucht, diese in 200maliger Vergrößerung abgezeichnet und die Hassarı’schen Körper von Schnitt zu Schnitt verfolgt und ein- getragen. Die Gesamtzahl der also gezeichneten Körper betrug 865. Durch eine Division der Anzahl Hassarı’scher Körper durch die Zahl der Schnitte, in welchen sie vorkamen sind die Reduktionszahlen der verschiedenen Gruppen erhalten worden, wie sie aus Tabelle I ersichtlich sind. Tabelle I. Gr. 1 Gr. II Gr.IIL Gr. IV Gr. V Anzahl gezählter Hassaır’scher Körper .| 152 | 391 191 | 103 28 AnzahlSchnitte, worin sievorgekommensind | 158 | 488 307 | 217 | 74 Reduktionszah! . .:... =... .{ 096 | 0,80 | 0,62 | 0,47 | 0,88 Sderabeerundet Gor: te aces oes ef 1,0 | 0,8 0,6 | 05 0,4 Daß die Gruppe V so spärlich vertreten ist, beruht darauf, daß so große Formen überhaupt außerordentlich selten sind. In mehreren der Organe konnte ich trotz genauen Durchsuchens derselben an der Schnittreihe keinen einzigen Hassaun’schen Körper dieser Größe finden. In seinem Aufsatz: ‚Studien über die Thymusinvolution. Die akzidentelle Involution bei Hunger“, Arch. f. mikr. Anat., Bd. 78, gibt A. Jonson Zahlen für die Anzahlreduktion der Hassauu’schen Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 3 34 Körper in dem Kaninchenthymus an, welche er theoretisch berechnet hat. Er sagt, man müsse die Anzahl der Hassanv’schen Körper in Gruppe II durch 2, in Gruppe III durch 4 und in Gruppe IV durch 5 dividieren. Jonsons vierte Gruppe kommt meiner vierten und fünften gleich. Auch ist zu bemerken, daß er mit 6 u. dieken Schnitten ge- arbeitet hat — die Vergrößerung gibt er nicht an. Vergleicht man nun die theoretisch berechneten mit den empirisch gefundenen Reduk- tionszahlen, so zeigt es sich daß jene durchweg einen größeren Wert als diese haben, wie nachfolgende Zusammenstellung an die Hand gibt. GES Gre | Groh | Gr. IV | Gray Theoret. berechn. Reduktionszahlen .| 1 0,50 | 0,25 | 0,20 | 0,20 Empirisch gefundene Reduktionszahlen | 0,32 0,267 | 0,207 | 0,158 | 0,126 Zwar sagt Jonson, er habe keine Tangentialschnitte mitge- rechnet, wo hingegen ich die Hassauu’schen Körper so lange wie möglich in der Schnittreihe verfolgt habe. Dies kann aber kaum den Unterschied zwischen berechneten und empirisch gefundenen Zahlen ganz ausgleichen. Die Ursache wird wohl vielmehr darin liegen daß die Hassaur’schen Körper in dem Kaninchenthymus — ebenso wie in dem menschlichen — von keiner so regelmäßig sphärischen Form sind, daß sich Reduktionszahlen ohne weiteres berechnen lassen. Für die Größenkorrektion führe ich gleichfalls in größter Kürze das Ergebnis der verschiedenen Organe tabellarisch an. Tabelle II. Nr. Gr. V Gr. IV Gr. IH [Gr.II Primärzahlen in der ER hat gegeben der |hat gegeben der der der 2 le I |@r.111) IT | T |Gr.II) I |Gr.1|jGr. Vj) Te) eet :5 — 1-1 —-|-—]:- [047 =] 3,10) =] = 1 = 7 055.0 iain :7 — —| — -| — | — 1994| 2,48 0,62) — | — | 0,06 7,90 9,48 :10 SS Pale 1 0470er |. Oe ae :15-++ IV] 1,14 1,520,76/0,38) 7,05 — | — | 2,48 0,62} — | 2,20 4,09 14,47 4,24 :1 — Jl] - | -— | =) = F3,10/1,24|18,6 | —.| abana :2 — 0,88 — | —| 2,82 | 1,880,94| 2,48 0,62] 2,4 | 0,62 | 8,36 13.10 45,96 :3 — |— 0,38 —| 0,94 | 0,47) — | 3,72 |1,24) — | 0,62] 2,59) 4,98) 5,57 eb 2,28 3,80)3,42 0,38] 11,28 9,87 2,35] 9,92 1,24] 0,80] 5,12 28,78|55,92 33,41 :11 — 1 [1 | 21047 | — || 21% ner :1 se —_ | 121 094 91°— 0.47 —, 1.080]. ees eae :12 — 1-1-/1-1 — | 0,47 — | 1,86.0,62) — | — | 1,53111,52]) — :1 = 0,76,1,90| — 0,47 | 4,700,47| 9,30 |1,86] 4,80] 2,34 | 7,36/33,07 152,10 Summe | 3,42 |6,46/6,46/0,76] 23,50 |18,80|5,64|43,40 |8,06] 22,40 Gr. V Gr. IV Greil | Gr. 11 Nr. Hor ailiyinen hat an in.% hat gegeben in % ine, In Grol IB) IE | EG. | IE | 0. 16,200 de Gr... 1:5 N =~) 190.481 =. 14GB 16) es EES? —j/-|- | =e ze — |1566,67 | 31,89) 7,85| — FL: 10 - | |- 1 - EAA 34:41 34 1 587 T1T:154 IV | 51,81 |69,0934,54 17,27 |172,37 | — — | 17,13) 428) — IV:1 en eee a et = ee ee | 964 IV:2 — 161,29 — | —-] 88,78 |22,48] 11,24] 18,93) 4,73] 5,22 IV:3 si 161,29) -— | 3629/1815) — | 74,69%4,90| — IV:1l 44,53 |74,22/66,80 7,42] 39,19 34,29) 8,16] 17,74) 2.22] 2,39 V:11 a | as | a — 180,72 VI:1 ee sre hs thoes OCR Ts (eae VI: 12 N en == el 1615588 laa Et — [82,48181,20| — 6,39 |63,86| 6,39| 28,12) 5,62| 3,16 Durchschnittlich| 46,72 |62,84162,84/10,38| 45,39 36,34 1221| 26,53 5,28] 581 In der ersten Hälfte der Tabelle II wird also angegeben, wie viele Durchschnitte der Körper einer Gruppe so klein ausgefallen sind, daß sie innerhalb der Grenzen anderer, niederer Gruppen fallen. Um so viel höher sind durchschnittlich die bei direkter Messung und Zählung der Körperdurchschnitte gefundenen Primärzahlen der niederen Gruppen als die wirklich vorhandenen; die Primärzahlen der höheren Gruppen sind in entsprechender Weise niedriger als die wirklichen. Diese Primärzahlen sind von mir berechnet und rechtsin den ersten Abschnitt der Tabelle eingetragen worden. Im zweiten Ab- schnitt sind die Differenzen, in Prozente der betreffenden Primär- zahl umgerechnet, angeführt. Die hier unten stehenden Durch- schnittswerte geben also an, welches Prozent des Primärwerts einer höheren Gruppe von dem Primärwert einer niederen Gruppe sub- trahiert werden soll, um demjenigen der betreffenden höheren Gruppe hinzugefügt zu werden. Um die Durchschnittswerte der Prozentzahlen zu prüfen, habe ich anfänglich an 3 Organen im Alter von 3 und 12 Monaten 4 Schnitte in toto in 200maliger Vergrößerung mit dem Greıv’schen Projektions- apparate kontrugezeichnet und dann mit dem Asgr’schen Zeichen- apparate die Hassauu’schen Körper sowohl in ihrer im betreffenden Schnitte vorkommenden wie in ihrer maximalen Größe eingetragen. Beide Reihen von Zeichnungen wurden dann gemessen und gezählt. Das Protokoll der erstgenannten Reihe ergab also die Primärzahlen, das Protokoll der letztgenannten die wirklichen Zahlen. An den 3* EI Primärzahlen wurden die prozentuellen Korrektionen gehörig ange- bracht und das Resultat der Korrektion an der Hand der wirklich vor- handenen Werte geprüft. Aus der Tabelle III geht hervor, was durch die Korrektion gewonnen ist. Tabelle III. ve BE as Fehler in % der wirklichen I | TUT IV VIII IV Vp | I ee IIT: 13 |33|75 |27|11 | —| 40/80/22) 5 | —|+ 21,2 +6,7|— 185 — 54,5 = III:5 25 195) 98 18 5 |39 22570 7 | 3 |+56,0)4+ 15,4|— 28,6 — 61,1|— 40,0 XI1:6 | 38) 78/15) 2 —|44/79) 9| 1/—j+15,8| +1,3—40,0— 50,0) — Nach Korrektion Fehler in % der wirklichen I | II III ıV| v TS ea STERN V WEA 381221221100 1 0) Toro ange 1:5 [21 215/87 12 8 | 1604103 — 11,2 — 33,3/+ 60,0 XII:5 [3/8112 |- | +26] +38-26,7) +0 | — Im allgemeinen sind die Fehler beträchtlich vermindert, an 3 Stellen sogar ganz ausgeglichen, an ein paar Punkten aber auch ver- größert worden. Durch gewisse Änderungen der Korrektionszahlen können nun bessere Resultate erreicht werden, wenn man nämlich den Zuschuß der Gruppen IV und III zu niederen Gruppen etwas vergrößert, denjenigen der Gruppe II etwas verkleinert. Die so geänderten Korrektionszahlen sind: Gr. V zu Gr. IV zu Gr. IIT zu Gr. IE zu vonsEvdy 10) II me! TE EL I II ET if 45% | 60% | 65% | 10% 609.509 1, 109% 1) 74595 5% 99% Diese neuen Korrektionszahlen habe ich dann an zwei weiteren Thymusdriisen im Alter von 5 resp. 7 Monaten nach dem eben be- schriebenen Verfahren geprüft. Tabelle IV (S. 37) zeigt das Resultat der Verwendung der neuen Korrektionszahlen an den fünf Kontrolldrüsen. Es verdienen bei der Würdigung der Ergebnisse zwei Umstände besonders beachtet zu werden: der eine, daß die korrigierten Zahlen überall sowohl positive wie negative Fehler aufweisen, was in ge- wissem Maße für eine richtige Lage der Korrektionszahlen spricht; der andere, daß die größten Fehler nach den höheren Gruppen zu ver- ar) 37 Tabelle IV. Wirklich vor- Primär ge- , : Er Fehl % d kliel handene wonnene Zahlen N 200) enn PPE EE Oy) We EE IV VI IR | Tp away IIL: 13 33 75 97 11 — 0/80|22) 5 |-|+ 21,9) +6,7|- 18,5) —545| — 11:5 |25 195 98|ı8 5 |39 22570 7 3 + 56,04 15,4 — 28,6 — 61,1/— 40,0 XII:6 |38 78 | wee 2/—|44/79| 9 | 1 |—|+ 158 + 1,3) — 40,0) — 50,0 = VII:2 [41 18525! 1 | — |47 1187| 18 za 21,112 28,012 100.01 V:7 |[129375| 90 | 29/10 153/388) 70 | 19| 4 |+ 18,6] + 3.5|— 22,2) — 34,5 — 60.0 |266|908|255) 61 | 15 [23 959 189 32 | 7 [4 21,4] + 5,6/— 25,9] —- 47,5/— 53,3 Nach Korrektion Fehler in % der wirklichen Py PE LEUD EV en keh Tk pce aB IT | Sac, V 2|30)11| — aes ea lie a 23 |199| 99/14) 8 | —80|+ 21] | — 22,211 60,0 ie 2|—|+26 +0 133 SE a eee gaı188 88) = | 98716 ' +8,01 100,0 x 128|364) 91 140 |11 | —0,8| — 2,9| + 1,1) + 37,9-+ 10,0 1261/9011260] 67 19] — 1,9 — 0,8 | +20 +9,84 26,7 | — “1bo & oR & ite) schoben worden sind, wo die nach der Größenkorrektion vorzuneh- mende Anzahlreduktion dahin wirkt, den Gesamtbetrag des Fehlers beträchtlich zu reduzieren. Wenn also für den Thymus IIl:5 die Gruppe V einen so großen prozentuellen Fehler wie 60 Prozent auf- weist, so bedeutet dies schon vor der Anzahlreduktion im gegebenen Falle lediglich 3 Körper. Nach ausgeführter Anzahlreduktion beträgt das Zuviel nur 0,4 der 3 Körper oder 1,2 Körper! Wie sich die Berechnungen an den Kontrolldrüsen nach aus- geführter Anzahlreduktion im Ganzen ausnehmen, zeigt Tabelle V. Wirklich vorhandene Primärzahlen nach | Nach Korrektion und nach Anzahlreduktion Anzahlreduktion Anzahlreduktion I ne EEE SEELEN Veter OLE LITER | LV NV IIT: 13] 33 | 60 | 16,2) 55—|40 | 64 | 13,2) 2,5\—| 34 576 18 55— II:5 | 25 156 | 588] 9 2 | 39 |180 | 42 | 3,511,2| 23 |159,2| 59,4) 7 3,2 XII:6 | 38 924 9 1 |—| 44 682 5,4) 0,5.— | 39 | 62,4) 7811 j— VII:2 | 41 148 15 | 05\—] 47 149,6 108) — |—| 37 |150,4/ 16,2) — — V:7 [129 |300 | 54 [14,5\4 |153 |310,4| 42 | 9,5]1,6/128 |291,2) 54.620 4.4 266,0 726,4 153,0|30,5'6,0]323,0/767,2|113,4/16,0|2,8]261,0 720,8|156,0/33,5 7.6 2 Die Diagramme in Abb. 1 und 2 dürften das, was durch die an- gegebene Berechnungsweise gewonnen worden ist, noch augenschein- licherer machen. Die Ordinate gibt die Anzahl, die Abseisse die Größe der Körper der bezüglichen vier Schnitte an; die ausgezogene Linie zeigt die wirk- lich vorhandenen Werte, die punktierte Linie die unkorrigierten, die gestrichelte Linie die korrigierten Primärwerte an. Alle diese Daten sind an fixierten und paraffineingebetteten Organen be- rechnet, sollen aber für das frische Organ in Betracht kommen. Hammar hat die I. Ul Ws oT Se Sea Abb. 2. bei der Behandlung des Materials vorkommende Schrumpfung für Menschenthymus berechnet und ich nun dasselbe fiir den Thymus des Kaninchens an 4 parenchymreichen und 4 parenchymarmen Organen getan. Dabei bin ich zu Werten gekommen, die so nahe den HAMMAR- schen liegen, daß man sagen kann, daß diese auch der Schrumpfung des Kaninchenthymus entsprechen. Schrumpfung an parenchym- reichen Organen bzw. an parenchymarmen Organen: Mensch: arme en... „01.705 83.6% Kaninchen arten. ve 0000 .91,395 82,1% Sn ERS ange ED er Ee IT Le 39 Als Schrumpfungskoeffizient könnten hiernach für den Kaninchen- thymus gleichwie für den menschlichen folgende Zahlen benutzt werden: für parenchymreiche Organe 1,1; für parenchymarme Organe 1,3. Zusammenfassung. Die Hammar’sche Methode, den Thymusbau zahlenmäßig zu analysieren, ist unter Vornahme folgender Abänderungen für den Thymus des Kaninchens zu verwerten: daß die zu bearbeitenden vier Querschnitte, welche sonst nach den von Hammar gegebenen Anweisungen angefertigt werden sollen, 18 pv. dick geschnitten werden; daß die Abzeichnung der Hassauu’schen Körper bei 200 maliger Vergrößerung ausgeführt wird; daß die Hassauu’schen Körper, statt in die von Hammar (Seite 381) für den Menschen angegebenen, in folgende Größengruppen geteilt werden: Gr Gr. U Gr EI Gr IV Gr Vi 6—15 u 16—25 u 26—35 u 36—45 u 46—60 u, daß für die Größenkorrektion statt der von Hammar auf Seite 382 angegebenen Korrektionszahlen A. die folgenden verwendet werden: Gr. V zu Gr. IV zu Gr. III zu Gr. II zu von IV| III TE AE EE Sb E ul i I 45% 60% | 65% 10% 60% | 50% | 10% 45971:59%% 557 und daß für die Anzahlreduktion statt der von Hammar auf der letzterwähnten Seite angegebenen Reduktionszahlen B die fol- genden Verwendung finden: Gr. I Gr. II Gr. III Gr. IV Gr. V 1 0,8 0,6 05 0,4. Upsala, im September 1916. (Eingegangen am 12. Oktober 1916.) 40 Nachdruck verboten. Ein neues Instrument zur Erweiterung des Brustkorbes an der Leiche (Thoracodilatator). Von Dr. JAN MossaKkowskı, Assistent des Institutes. Mit 2 Abbildungen. (Aus dem Anatomischen Institut der Universität Warschau. Direktor: Dr. En. Lora.) Die Leicheninjektion mit Masse benötigt gewisser Vorbereitungen: das Sternum muß durchsägt und gespreizt werden, damit der Zutritt zum Herzen und der Aorta freisteht. Dazu ist menschliche Kraft notwendig. Um dieselbe zu beseitigen, konstruierte man eine ganze Reihe von Instrumenten, von denen alle jedoch den Fehler haben, daß sie ent- weder, wegen ihrer komplizierten Konstruktion, das Arbeitsfeld be- decken, oder nicht stark genug sind, um die nötige Eröffnung des Brustkorbes zu bewirken. Am zweckentsprechendsten ist das Instrument von TEICHMANN (1880), welches aus vier kleinen Metallhaken besteht. Man faßt mit zwei Haken beiderseits das durchgesägte Brustbein und bindet sie mit dicker Schnur an ebensoviele, daneben stehende, eiserne Stangen. — Diese mit Schraubengewinde, um das Ausgleiten der Schnur zu ver- hindern, versehenen Stangen sind in vertikaler Richtung in zwei dünne Bretter eingeschraubt. Die beiden Bretter werden zwischen den Präpariertisch und das Brett, auf welchem die Leiche zu liegen kommt, eingeschaltet. — Somit stehen die Stangen senkrecht beiderseits der Leiche und die dazu mit Schnur fest angebundenen Haken halten den Brustkorb eröffnet. Diese billige und einfache Art der Eröffnung übersteigt ohne Zweifel alle bis jetzt verwendbaren automatischen Instrumente da- durch, daß sie das Arbeitsfeld nicht verdeckt; sie hat jedoch den Nach- teil, daß sie eine Reihe von Vorbereitungen erfordert, um die nötige Eröffnung zu erreichen. 41 Andere Instrumente, wie schon gesagt, sind so gebaut, daß sie das Operationsfeld teilweise verdecken und bei der Arbeit hinderlich sind. Angeregt durch Dr. Lorn versuchte ich ein Instrument zu kou- struieren, welches die Nachteile der oben erwähnten Apparate be- seitigen würde. Auf den ersten Blick ähnelt es dem Mundöffner von HEISTER und entspricht vollständig den gestellten Vorbedingungen: es erzielt die nötige Weite der Öffnung, verdeckt das Gesichtsfeld nicht, versichert den beiden Händen des Arbeitenden Bewegungsfreiheit in der Brusthöhle und macht die mensch- liche Hilfe überflüssig. Das Instrument, wie aus den bei- gefügten Abbildungen 1 und 2 ersicht- lich, ist aus zwei langen Metallarmen (R) konstruiert, die durch eine Mittel- schraube (5) an eine querverlaufende Stange (B) beweglich befestigt sind. In der Mitte der Stange B ist eine Schraube mit Griff (K) eingelegt. Diese Schraube stützt sich auf eine zweite innere quergestellte Stange (O), die aus zwei durch ein Scharnier vereinig- ten Teilen besteht. Beim Drehen der Schraube stellen sich die beiden Teile der Stange in einen stumpfen Winkel und gleichzeitig rücken die beiden langen Arme des Instrumentes aus- einander, desto mehr, je kleiner der Winkel zwischen ihnen ist. — Die langen, an den Enden knieförmig ge- bogenen Arme stehen in Verbindung mit zwei beweglichen Léffeln (E), die die durchsägten Ränder des Brustbeins umfassen. Die Form und Beweglichkeit der Löffel ist den anatomischen Eigentümlichkeiten des Brustkorbes angepaßt. Wie bekannt, ist der Brustkorb in querer und sagittaler Richtung schwach gewölbt. ; Diesem Merkmal entsprechend sind die Löffel rinnenförmig ver- tieft, und mit der Konkavität seitwärts gerichtet in der Weise, dab 42 I sie genau die Ränder des durchgesägten Brustbeines umgreifen und ‘somit das Verschieben des Instrumentes nach oben und unten un- möglich machen. — Die Aushöhlung, die der größten Konvexität des Brustbeines in seinem Mittelpunkte angepaßt ist, erlaubt den Brustkorb in seiner oberen oder unteren Partie zu erweitern. Die Leiche wird, wie üblich, mit dem Rücken nach unten hori- zontal auf zwei Holzklötze gelegt, wobei der eine unter die Lenden- gegend, der andere unter den Brustkorb zu liegen kommt, damit der Kopf nach unten gerichtet wird. — Zwischen die Ränder des durch- gesägten Brustbeines schieben wir die Löffel des geschlossenen Instru- mentes ein; die langen Arme liegen dabei horizontal längs der Median- Abb. 2. linie des Körpers; die transversale Stange mit der Schraube wird kopfwärts gerichtet. Beim Drehen der Schraube wird der Brustkorb allmählich eröffnet. — Die maximale Weite, die erreicht werden kann, beträgt 15—20 cm und diese Schwankung ist vom Geschlecht, Alter und alien diesen Faktoren abhängig, die die größere oder geringere Blastizität des Brustkorbes bedingen. Meine Erfahrung hat gelehrt, daß verhältnismäßig die kleinste Weite auf Leichen von Frauen und jungen Männern wegen der rela- tiven Kürze des Brustkorbes erhältlich ist. — Die Weite der Er- öffnung vergrößert sich, wenn man noch den sternalen Teil des Dia- phragmas und den oberen Teil der vorderen Bauchwand durch- 43 schneidet, was ich jedoch, um die Leichen möglichst wenig zu be- schädigen, vermieden habe. — Die obenerwähnte maximale Spreizung des Brustkorbes ist jedoch niemals notwendig, manchmal sogar nach- teilig, da beim starken Erweitern des Brustkorbes die kleinen peri- pheren Gefäße platzen, wodurch Extravasate entstehen. Die Länge der horizontalen Arme des Instrumentes, die die Hälfte der Entfernung vom Ende des Processus xiphoideus bis zur Incisura jugularis, ein wenig übersteigt beträgt 16 cm, die quere Stange ist 10 cm lang, die Schraube 6 cm und der Griff 8 cm. Die Maße der Löffel betragen: Länge 9 cm, Breite 21/, em, die Länge der knieförmigen Ausbiegungen, die senkrecht zu den langen Armen ge- stellt sind, 41/, em. — Die Dicke der langen Arme und der queren Stange betragen 15 mm, der beiden Löffel 2'/. mm. Aus dieser Beschreibung und den beigefügten Zeichnungen ist ersichtlich, daß dieses Instrument nicht nur in den anatomischen Anstalten Verwendung finden kann, sondern auch in Instituten der gerichtlichen Medizin und pathologischen Anatomie — in Fällen, wo die vordere Brustwand nicht beschädigt werden soll, z. B. beim bal- samieren, sehr vorteilhaft sein kann. Zum Schlusse sei erwähnt. daß dieser Thorakodilatator nach meiner Zeichnung in der mechanischen Werkstätte der Firma Kocha- nowski & Co., Warschau, zum Preise von 35 Rubel angefertigt wurde. Gleichzeitig benutze ich die Gelegenheit, um Herrn Dr. Lorn für die Anregung zu dieser Arbeit meinen Dank auszusprechen; auch danke ich bestens meinem Kollegen, Herrn Dr. W. Kosmowsk1, für die photographische Aufnahme und Herrn stud. med. A. GROCHOLSKI für die Ausführung der Zeichnung. Literatur. MossakowskI, Dr. JAN, Przyrzad do rozwierania klatki piersiowej na zwıokach. Gazeta Lekarska. Nr. 18. 1916. TEICHMAN, Dr. Lupwik, Kitt als Injektionsmasse. Sitzungsberichte d. mate- matisch-natur. Abteilung d. wissenschaftl. Akademie. Bd.7, H. 108. Krakau 1880, (Eingegangen am 14. August 1916.) Nachdruck verboten. Doppelgriffige Raspatorien für anatomische Zwecke. Von Tierarzt Dr. JOosSEPH SCHREIBER, Wien. Mit 2 Abbildungen. Die Gefälligkeit eines Gelenkpräparates ist wesentlich von der gründlichen Entfernung des Periosts abhängig. In dieser Hinsicht bietet die Bearbeitung der großen Objekte insbesondere in der Veterinäranatomie manche Schwierigkeiten, da die bisher gebräuchlichen Beinhautschaber vielen Anforderungen nicht ent- sprechen. Vor Jahren waren in unserm Institut Raspatorien in Verwendung, die mannig- faltige Formen aufwiesen: an einem ungefähr 25 cm langen Stiel war senkrecht ein Plättchen von sichel-, halb- mondförmiger, ovaler, kreisrunder, sphärisch-drei- und -viereckiger Gestalt mit entsprechenden Schnei- den angebracht. Diese Instrumente € erwiesen sich als sehr unzweck- , ia SS — TEE Eee mäßig, denn sie beanspruchten er- heblichen Kraftaufwand, gestatte- ten wenig Sicherheit im Ansatz, hatten trotz des Formenreichtums keine entsprechende Anpassungs- fähigkeit an die Oberfläche des Ob- jektes und bedrohten mit ihren 5 vielen freien Spitzen, Ecken und Schneiden die Präparatoren. AuBer- dem verzögerte der fortwährende Wechsel der verschiedenen Typen die Arbeit und wirkte ermüdend. & In den letzten Jahren ge- brauchten wir für die zarteren Ob- jekte den bekannten Universal- schaber (Abb. 1, a), ferner für die großen Flächen und zur Reinigung der Muskelansatzstellen den halbkreisförmigen Schaber (Abb. 1, c) und die aus der Chirurgie übernommenen S-förmigen Raspatorien (Schlingen- reißer; Abb. 1, b). Alle diese Instrumente sind eingriffig und besitzen deshalb auch teilweise die obenerwähnten Mängel: hohe Kraftbeanspruchung und wenig Ansatzsicherheit. Abb. 1 (Verkleinerung 4:1). 45 Um diesen Übelständen abzuhelfen, ließ ich von der Firma Reiner, Wien IX, die in Abb. 2 dargestellten Raspatorien anfertigen, die ein zweihändiges Arbeiten gestatten, auf diese Art einen stärkeren Krafteinsatz ermöglichen und trotzdem weniger ermüden, sowie das Abgleiten vom Objekt ausschließen. Die halbkreis- förmigen verwenden wir bei großen, glatten Flächen, die U- und V-förmigen bei grubigen Vertiefungen. Knochenspalten u. dgl. Die letztgenannten Typen ge- Abb. 2 (Verkleinerung 5:1). statten eine sichere Konzentration der gesamten Kraft auf einen Punkt und ent- fernen auf diese Weise auch die zäheste Bindegewebsfaser. Um mit der Schneide des Messerbogens bequem an alle Stellen des Präparates gelangen zu können, sind die Griffe schief nach aufwärts gerichtet. Aus Sicherheitsgründen ist die einschneidige Form der zweischneidigen vorzuziehen. Selbstverständlich muß das Objekt bei der Anwendung der doppelgriffigen Schaber vom Assistenten oder durch einen Präparatehalter vollständig fixiert werden. (Eingegangen am 13. Januar 1917.) Biicherbesprechungen. Die physiologische Sehnenverpflanzung. Von K. Biesalski und L. Mayer. Mit 270 zum großen Teil farbigen Abbildungen. Berlin, Julius Springer. 1916. XIV, 330 S. Preis geb. 36 M. Der Titel dieses schönen und wichtigen Werkes läßt den Inhalt kaum ahnen; es scheint und ist wohl zunächst auch für Praktiker, für Chirurgen, besonders Orthopäden, bestimmt, aber das Buch enthält in seinen mehr als die Hälfte (S. 1—188) einnehmenden ersten Abschnitten eine solche Fülle von neuen und auch theoretisch wichtigen anatomischen und physiologi- schen (dynamischen, kinetischen) Tatsachen, daß der Unterzeichnete sich veranlaßt sieht, die engeren Fachgenossen ganz besonders darauf hinzuweisen. Leo Mayer (Berlin) gibt zunächst eine allgemeine Anatomie und Physiologie der Sehnen, er beschreibt und bildet in schönen Bildern ab vor allem den „Gleitapparat“ der Sehnen, die Sehnenscheide, die Teile der Wandung: „Paratenon‘“, „Epitenon‘“ und „Mesotenon‘“, zusammen: „Exotenon “, im Gegensatze zu dem „Endotenon“ (= Peritenonium internum), — ferner die Blutversorgung der Sehnen, die ein „gut entwickeltes, charakteristisches“ Gefäßnetz besitzen. Wichtig ist auch die Unterscheidung einer einfachen und einer verdoppelten Falte in der Scheide. Die Physiologie der Sehne betrifft ihr Gleiten oberhalb und in der Scheide, den Mechanismus der Falten, des Mesotenon, ihre Spannung. — Es folgt die anatomische und physiologische Untersuchung der einzelnen Sehnen am Fuße, am Knie, an der Hand, an Ellenbogen und Schulter. — Der zweite Abschnitt (S. 18388—188) von Prof. Bıesatskı (Berlin) untersucht die Dynamik und den Synergismus sowie den Antagonismus der Fußmuskeln. Der Unterzeichnete möchte vom Standpunkte des Anatomen, gewiß im Sinne zahlreicher Fachgenossen, den Verfassern und dem Verlage, die hier ein so interessantes, bisher großenteils dunkles und dabei für die leidende Mensch- heit so wichtiges Gebiet in Wort und Bild, in so zahlreichen schönen und lehrreichen Abbildungen veröffentlichen, vorschlagen, die theoretischen ersten Abschnitte (S. 1—188) getrennt von dem praktischen Teil (S. 188 bis zum Schluß) herauszugeben. Der Preis würde sich dann für die Anatomen wesentlich niedriger stellen und eine sehr viel größere Verbreitung des Werkes bei uns ermöglichen. Der Praktiker müßte natürlich das ganze Werk besitzen, denn der praktische Teil (Operationslehre, klinische Erfahrungen) ist ohne die anatomisch-physiologische Grundlage unverständlich. Auf jeden Fall aber dankt die Anatomie den Verfassern wie dem Verlag für das viele Neue, das in so schöner, tadelloser Ausstattung geboten wird. Die Anatomie des Menschen. Mit Hinweisen auf die ärztliche Praxis. Von Friedrich Merkel. 5. Abt. Haut, Sinnesorgane und nervöse Zentralorgane. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1917. Text: VIII, 206 S.; Preis 7M. Atlas: II, 125 S.; 242 Abbildungen. Preis 10 M. Die 5. Abteilung des hier beim Erscheinen jeder Abteilung eingehend besprochenen MERkEL'schen Werkes enthält zunächst die Haut mit 25 Abbil- dungen, sodann die Sinnesorgane (Abb. 26—143) und zum Schluß das Central- 47 nervensystem (Abb. 144—147). Bei der Haut fehlt die Brustdrüse, die beim Weibe von den Praktikern zu den Geschlechtsorganen gerechnet wird (auch von Naget im Handbuche des Ref.), aber doch eigentlich zur Haut gehört. Und der Mann hat doch auch eine Brustdrüse! Über den Text und die Abbildungen ist nur Lobendes zu sagen. Die Bilder sind sehr zahlreich, sehr klar, künstlerisch schön, vorzüglich wieder- gegeben. Mehrere von ihnen sind in der Anatomie neu, ein Zuwachs unserer Kenntnis, so die beiden schematischen Schnitte des verlängerten Markes (EDINGER). In einer von der üblichen abweichenden Anordnung sollen „Herz nebst peripheren Nerven und Gefäßen“ in der 6. (letzten) Abteilung folgen. Auch bei dieser Gelegenheit sei hervorgehoben, daß der Weltkrieg das Erscheinen dieses hervorragenden Werkes mit seinen großen. technischen Schwierigkeiten zwar etwas verzögert, aber nicht verhindert hat. B. Anatomische Gesellschaft. Beitragszahlungen. Seit dem 19. Januar (s. Nr. 21/22 Bd. 49 d. Z.) zahlten den Jahres- beitrag für 1917 die Herren JACOBSOHN, ROSENBERG, R. KRAUSE, NEU- MAYER, STOSS, STUDNICKA, WEISSENBERG (15—17), BENDER, JOSEPH, VONWILLER, Fucus, KOLMER, STIEVE, BUJARD, VON SUSSDORF, HAMANN, HANSEN, BIELSCHOWSKY, JACOBSHAGEN, ROMEIS. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß laut Beschluß der Gesellschaft (Versammlung in Greifswald) vom 1. Februar jeden Jahres ab der Beitrag sich von fünf auf sechs Mark erhöht. In die Gesellschaft ist als lebenslängliches Mitglied eingetreten Dr. GRÄPER, Privatdozent und I. Assistent an der Anatomischen Anstalt zu Breslau. (Wohnung: Wilhelmsruh 19.) Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Berlin. An die Stelle v. WALDEYER’s ist RupoLr Fick in Inns- bruck berufen worden. Breslau. An die Stelle von Gaupp tritt E. Karnıus (Greifswald). 48 An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zuriickzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett) hervor- gehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der ScHhwALgE’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen: das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend frei gemachte Sendungen werden nicht angenommen. 6. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nieht ‚Anatomie‘; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 16. Februar 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. ox 28. März 1917. xe No. 3/4. Innatt. Aufsätze. Franz Gerlach, Untersuchungen an der Epiphysis cerebri von Pferd und Rind. S. 49—65. — H. Strahl, Ein Corpus cavernosum uteri. Mit einer Tafel. S. 65—70. — Eugen Greschik, Über den Darmkanal von Ablepharus pannonicus Fitz. und Anguis fragilis L. Mit 6 Abbildungen. S. 70—80. — Ludwig Gräper, Eine sehr seltene Varietät des M. flexor digi- torum sublimis. Mit einer Abbildung. S. 80—84. — R. Fick, OTTo FiscHEr +. Mit Bildnis. S. 84—96. Anatomische Gesellschaft. S. 96. Aufsätze. Nachdruck verboten. Untersuchungen an der Epiphysis cerebri von Pferd und Rind‘). Von Tierarzt Dr. Franz GERLACH, Assistent am patholog.-anat. Institut der k. u. k. Tierarztl. Hochschule in Wien. (Aus dem histologisch-embryologischen Institut der k. u. k. Tierärztlichen Hoch- schule in Wien. Vorstand: Prof. Dr. J. FiEBIeER.) Die Versuche, die bisher unternommen wurden, den Bau und die Funktion der Zirbel klarzulegen, sind überaus zahlreich. GaLenvs hielt die Epiphyse für den Sitz der Seele. Späterhin wurde die Ansicht geltend gemacht, daß es sich hier um ein Rudiment des parie- talen Scheitelauges niederer Tiere handle. Ob der Zirbel funktionelle Ver- richtungen zukommen, ist bis heute noch nicht sichergestellt, obwohl in 1) Angenommen vom Professorenkollegium als Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktor med. vet. über Referatder Professoren Dr. JOSEF FIEBIGER und Dr. Kart KELLER. Anat. Anz, Bd, 50. Aufsätze. 4 50 dieser Hinsicht verschiedene Meinungen verbreitet sind. Vielfach ist der Ausdruck ‚„Zirbeldrüse‘ gebräuchlich, der wohl darauf zurückzuführen ist, daß von GALLEoTTI in diesem Organ Sekretionsvorgänge beobachtet wurden. Auch die Möglichkeit einer Beziehung zur Körpertemperatur und zur Produktion und Zerstörung von Pigment in der Epiphyse wurden in Erwägung gezogen; neuere Untersuchungen stellen die Zirbel unter die Blutdrüsen. Nach Dexter scheint sie die Zu- und Ableitung der Cerebrospi- nalflüssigkeit nach dem Aquaeductus Sylviı zu regulieren. Irzına meint, daß der Epiphyse möglicherweise eine innere Sekretion zukommt, welcher Anschauung ich durch meine Untersuchungen stark zuneige. Weitaus besser unterrichtet sind wir über den histologischen Bau der Zirbel, wenngleich auch hier vielfach verworrene und sich widerstreitende Befunde vorliegen. Auf die noch nicht vollkommen geklärten Verhältnisse wurde ich durch Herrn k. k. Universitätsprofessor Dr. 8. v. SCHUMACHER zur Zeit, als er an der k. u. k. Tierärztlichen Hochschule in Wien als Vorstand der Lehr- kanzel für Histologie und Embryologie tätig war, aufmerksam gemacht und zur Sammlung und Untersuchung einer ausreichenden Menge von Zirbeln angeregt. Für diese Anregung sowohl wie auch für die Förderung meiner Arbeit durch Rat und Tat erlaube ich mir, Herrn Professor Dr. S. v. SCHUMACHER meines ergebensten Dankes zu versichern. Die Zahl der bisher durchgeführten -histologischen Untersuchungen ist eine außerordentlich große. In dem von mir zusammengestellten Ver- zeichnis der publizierten Arbeiten über die Anatomie, Histologie und Physiologie der Epiphyse habe ich 68 Autoren aufgenommen. Zur Zeit, da ich meine Untersuchungen begonnen habe, war es meine Absicht, diese Publikationen vollzählig meinen Untersuchungsergebnissen zugrunde zu legen. Der Ausbruch des Krieges hinderte mich an der Ausführung dieses Vorhabens, denn einen großen Teil der Literatur, namentlich der fremd- sprachigen, konnte ich mir nicht beschaffen. Somit mußte ich mich auf die mir zugängliche Literatur beschränken und da waren es namentlich die Arbeit P. Irzınes und das Handbuch der vergleichenden mikroskopischen Anatomie von ELLENBERGER, die es mir durch ihre Ausführlichkeit, sowie dadurch, daß sie die neuesten Forschungs- ergebnisse enthalten, ermöglichten, einen Überblick auch über vieles zu gewinnen, das mir im Original nicht zugänglich war. Beschaffung des Materials. Insgesamt habe ich 700 Epiphysen untersucht. Davon ent- fallen auf Pferde 300, auf Rinder 386 und auf Büffel 14 Stück. Die Rinder- und Büffelepiphysen sammelte ich mit gütiger Er- laubnis des Herrn Veterinär-Amts-Inspektors Anton HIMMELBAUER im Schlachthause Meidling der Gemeinde Wien. Ich gestatte mir, an dieser Stelle für die Überlassung dieses Untersuchungsmaterials verbindlichst zu danken. di Die Pferdeepiphysen wurden den Kadavern der an der Lehr- kanzel für Pathologie und pathologische Anatomie der k. u. k. Tier- ärztlichen Hochschule in Wien zur Sektion gelangten Pferde ent- nommen. Präparation und Technik. Die Epiphysen der Pferde entnahm ich dem Gehirne wie folgt: Das Schädeldach wurde lege artis durchsägt und abgehebelt. Die freigelegten, unverletzten Großhirnhemisphären drängte ich aus- einander und umschnitt nun die Epiphyse so, daß ein Teil der Corpora quadrigemina und die Pedunculi epiphyseos (Habenulae) erhalten blieben. Anschließend daran wurde eine eingehende makroskopische Untersuchung der Zirbeldrüse und unmittelbar darauf ihre Fixierung, Härtung und Einbettung vorgenommen. Ein analoges Auspräparieren der Rinderzirbeln im Schlachthause war nicht möglich. Beschädigungen des Gehirnes durch die Schlächter sind hier nahezu unvermeidlich. Beim Abheben der zerhackten Schädelknochen wird fast immer die Zirbel mit dem Tentorium cerebelli membranaceum aus dem Gehirn herausgerissen und hängt mit diesem frei am Tentorium osseum. Der Untersuchung habe ich nur völlig unverletzte Epiphysen zugeführt. Die Fixierung erfolgte in 4proz. Formaldehyd. Die Rinder- zirbeln wurden im lebenswarmen Zustande, die Pferdeepiphysen nach Möglichkeit ebenso, höchstens aber 10 Stunden post mortem, in die Flüssigkeit eingebracht. Es folgte dann die Hartung in 96 %igem und absolutem Alkohol und nach 24stündigem Verweilen in Äther- alkohol (aa partes aequales) die Einbettung in Celloidin. Die Schnitte legte ich in einer Dieke von durchschnittlich 10 ». an. Ich verfertigte eine Reihe lückenloser Serien, zumeist jedoch legte ich die Schnitte durch verschiedenste Partien der Epiphyse. Färbemethoden wurden folgende verwendet: protrahierte Fär- bung in stark verdünnten Haemalaun-Eosinlösungen, die Färbe- methoden nach Van GIEsoNn, HEIDENHEIN, MALLoORY und schließ- lich Färbungen mit Magentarot und Thionin. Makroskopische Untersuchung. Sie erstreckte sich, wie eingangs erwähnt, auf die Zirbel von Pferd und Rind. Innerhalb der gleichen Tierspezies bieten sich in Bezug auf Gestalt und Größe die mannigfachsten Variationen dar. 4* 52 Insbesondere die Epiphyse des Pferdes zeigt auffallende Form- verschiedenheiten: Zapfen-, Eichel-, Birnform, kugelig, ovoid, abge- plattet. In der Regel verjüngt sich sowohl das distale (apikale, freie), als auch das proximale (basale) Ende der Pferdezirbel, mitunter erscheint das proximale Ende umfangreicher. Die Zirbel des Rindes zeigt stets ausgesprochene Spindelform, ein stark verjüngtes distales und proximales Ende. ° Das reichliche Untersuchungsmaterial berechtigt mich zu der Behauptung, daß bei Pferd und Rind, innerhalb der Tierspezies, Körpergröße, Alter und Geschlecht auf die Dimensionen der Zirbel keinen Einfluß haben, ausgenommen die früheste Jugend, wo die Epiphyse noch im Wachstum begriffen ist. Ich konnte beobachten, daß z. B. sehr alte Kaltblutpferde von massigstem Bau im Verhältnis zu gleichalterigen oder sogar viel jüngeren, warmblütigen Pferden bedeutend geringer dimensionierte Zirbeln aufweisen. Desgleichen waren bei jungen bosnischen Rindern die Epiphysen viel stärker ent- wickelt, als bei manchen alten, sehr schweren Rindern. Beweisend für die Richtigkeit dieser Befunde halte ich die Ver- gleiche, die ich mit den Maßzahlen der Dimensionen sämtlicher Zirbeln anstellte. Ich habe alle Zirbeln nach drei Dimensionen (Länge, Breite und Dicke) gemessen. Die gefundenen 2100 Zahlenwerte konnte ich ebensowenig wie Umrißzeichnungen der Zirbeln veröffent- lichen, wenngleich diese beiden Zusammenstellungen am sinnfällig- sten meine Behauptungen bekräftigen; doch hätte ihre Einschaltung den engen Rahmen der Publikation bedeutend überschritten. So wie ich ursprünglich die Tabellen mit den Maßen der Zirbel- durchmesser und Zusammenstellungen von Umrißzeichnungen der Zirbeln anzuführen beabsichtigte, so wollte ich auch noch Gewichts- tabellen beifügen. Die Wägungen der Epiphysen habe ich dann nicht mehr durchgeführt, als ich schon beim Fehlen der Pedunculi der Zirbel oder nach Verlust eines kleinen Teiles der Zirbelbasis sehr emp- findliche Gewichtsdifferenzen zu verzeichnen hatte. Da durch grobe Wägungen der Endzweck nicht voll erreicht werden konnte, habe ich von der Aufstellung der Gewichtstabellen überhaupt Abstand ge- nommen. Im Verhältnis der drei Epiphysendurchmesser zueinander scheint insofern eine Gesetzmäßigkeit zu bestehen, als nach meiner An- schauung die kürzeren Zirbeln durch ihre Breite und Dicke imponieren, die längeren aber schmächtiger gebaut sind. 53 Einen Zusammenhang der Größe der Zirbel mit der individuellen Größe des Gehirns, der nach SOMMERING beim Menschen bestehen soll, konnte ich bei Pferd und Rind nicht nachweisen. Nach SöMmME- RING soll sich die weibliche Zirbel durch besondere Größe auszeichnen. In manchen Fällen traf ich auch bei den Stuten- und Kuhzirbeln auf auffallend große Exemplare. Da aber auch der entgegengesetzte Fall zu beobachten war, kann diese Ansicht für Stute und Kuh nicht geltend gemacht werden. Schließlich führe ich die Durchschnittsdimensionen der Zirbeln der einzelnen Kategorien von Pferd und Rind in Millimetern an: Kategorie Länge Breite Dicke leneost yes ow . 12,0 | 6,7 | 6,2 SiHE LES EI eee Ue ane 10,9 6,9 | 6,1 Wallach" maus W224. r, 11,2 6,7 | 6,1 SEIEESFE a a he 16,7 | 7,0 | 6,5 TE ge ay 3) ) Sey at sey x 16,1 | 6,9 6,0 IR 17,2 | 7,0 | 6,4 Buttelkul, ot +... . 8,8 9,3 | ce Butfelochse 1... 2). 9,0 al 7,2 Die Farbe der Epiphyse entspricht der Farbe der grauen Hirn- substanz. Die Rinderzirbeln führen häufig fleckenweise angehäuftes, schwarzbraunes Pigment (Stier, Ochse und Kuh). Die Pferdezirbeln führen fast immer solehes Pigment, entweder nahezu die ganze Epiphyse durchsetzend, oder in Form kleiner Flecken, oder aber nur in mikroskopisch wahrnehmbaren Mengen. Speziell alte Tiere sind durch eine starke Pigmentierung der Zirbel ausgezeichnet. Mit zu- nehmendem Alter bereichert sich die Epiphyse scheinbar immer mehr mit Pigment. Die Zirbeloberfläche ist niemals vollkommen eben. Es finden sich an ihr stärker oder schwächer entwickelte Furchen, in denen Blutgefäße verlaufen. Ich gelangte überdies noch in den Besitz von 14 Bütffelzirbeln, und zwar von acht Büffelkühen und sechs Büffelochsen. Dieses ge- ringe Material berechtigt mich nicht, charakteristische Merkmale für diese Tierspezies festzustellen. Doch fiel mir in erster Linie die ge- drungene, meist rundliche, blumenkohlähnliche Form auf, die helle Färbung (makroskopisch konnte ich kein Pigment wahrnehmen) und die reichliche Durchfurchung der Oberfläche. Die Größenverhält- 54 nisse dieser Zirbeln zeigen insofern Besonderheiten, als die Breiten- und Dickendurchmesser den Längendurchmessern numerisch kaum nachstehen, die Breitendurchmesser sogar des öfteren in dieser Hin- sicht die Längendurchmesser übertreffen. Mikroskopische Untersuchung. Bindegewebe. Die Epiphyse weist außer einer bindegewebigen Hülle auch im Parenchym verlaufende fibröse Faserzüge auf. Beim Pferd ist die Bindegewebskapsel am freien und am basalen Ende der Zirbel stets am mächtigsten entwickelt. In ihrem übrigen Verlauf verliert sie bedeutend an Stärke und repräsentiert sich stellen- weise nur als feinste Membran. Von der Umhüllung zweigen in das Parenehym an den verschiedensten Stellen Bindegewebsfaserbündel in Form von Trabekeln ab. Aber nicht nur in diesen peripheren Zirbelpartien, auch in den central gelegenen sind Balken von fibrösem Gewebe zu finden. Dieses interstitielle Gewebe der Epiphyse erreicht mitunter eine ganz kolossale Entwickelung, so zwar, daß in solchen Fällen die zelligen Elemente der Epiphyse stark in den Hintergrund treten. Durch dieses in die verschiedensten Richtungen ziehende, interstitielle Bindegewebe wird das Parenchym in mehr oder weniger rundliche Läppchen geteilt, die in mancher Hinsicht den Follikeln des eyptoblastischen Gewebes nicht unähnlich sind. Mit den Binde- gewebsfasern verlaufen schwächere und stärkere elastische Fasern, mitunter in recht ansehnlicher Menge. Auch beim Rind findet sich eine Bindegewebskapsel an der Epiphyse, die im Verhältnis zu der des Pferdes bedeutend dünner ist. Sie enthält gleichfalls elastische Fasern in variabler Menge. Wie beim Pferd ist das Bindegewebe an der Zirbelspitze am reichlichsten ent- wickelt. Die Kapsel umhüllt jedoch nur die spitzenwärtigen Anteile der Zirbel, endet dann in verschiedener Höhe am Corpus pineale und fehlt am basalen Teile vollständig. Die Bindegewebsfasern werden allmählich immer spärlicher und bilden schließlich nur noch einen feinsten, fibrösen Überzug, der sich auf die unteren Epiphysenteile nicht mehr fortsetzt. In einigen Fällen konnte ich beobachten, daß die Fibrillen der Kapsel an einer Stelle centralwärts abbiegen und daß dann die Kapsel als Trabekel, im Parenchym verlaufend, endigt. In anderen Fällen erfolgt die Endigung ganz unvermittelt an einer Stelle, wo die Bindegewebsfasern in noch relativ größerer Menge vor- handen sind. Das interstitielle Bindegewebe der Rinderzirbel ist nur sehr spärlich entwickelt, so daß man größere Trabekel vollständig vermißt. Es finden sich ausschließlich in verschiedener Riehtung kurz verlaufende, feine Bindegewebszüge. Aus diesem Umstande ergibt sich, daß es beim Rind auch zu keiner ausgesprochenen Läppchen- bildung im Parenchym kommt. Für das Bindegewebe der Biiffel- zirbeln fand ich die für die bindegewebige Hülle und das Interstitium der Rinderzirbel geltenden Eigenschaften. Vielleicht, daß beim Büffel das Bindegewebe noch spärlicher vorhanden ist als beim Rind. Kapsel und interstitielles Bindegewebe führen Blutgefäße und es scheint, wie Ivuıng bemerkt, als ob das Bindegewebe als Begleiter der Blutgefäße auftritt. Es ist eine deutliche Beziehung der beiden zueinander ersichtlich, da immer dort, wo Bindegewebe in großer Menge auftritt, auch sehr zahlreiche Blutgefäße verlaufen, anderer- seits aber in den spärlich entwickelten, fibrösen Bälkchen nur sehr wenige oder keine Gefäße vorhanden sind. So findet sich entsprechend der an der Zirbelspitze stark auftretenden Bindegewebsbildung an dieser Stelle auch eine große Menge von Blutgefäßen. Beim Rind und Büffel ist, wie vorhin erwähnt wurde, das Bindegewebe über- haupt nur in geringem Maße zur Entwickelung gelangt und es ist im Einklange damit die Vaskularisation eine ganz minimale. Die Blut- gefäße verlaufen vorwiegend in sagittaler Richtung und in oft außer- ordentlich komplizierten, sehr zahlreichen Windungen. Parenchym. Das Parenchym der Zirbel besteht zum großen Teile aus Neu- rogliagewebe, das namentlich unter der Bindegewebskapsel und in den basalen Zirbelpartien am besten nachweisbar ist (DıMITRoVA, ILLing, TRAUTMANN). Die Gliazellen weisen zahlreiche Fortsätze auf, die teils ungeteilt verlaufen, teils eine weitgehende, baumwurzel- ähnliche Verzweigung zeigen und sieh miteinander verflechten. Die Länge der Fortsätze variiert ebenso wie deren Dicke. Man kann deut- lich Lang- und Kurzstrahler unterscheiden. Die freien Enden dieser Fortsätze sind häufig konisch verdickt und inserieren an den Ge- fäßwänden (ÜIONNINI, DIMITROVA). In diesem intraparenchymatösen Faserwerk, das also von Binde- gewebe und den Fortsätzen der Neurogliazellen gebildet wird, liegen die Parenchymzellen. Inninc und TrAurTmann haben in eingehender 56 Weise diesbezügliche Untersuchungen vorgenommen. Meine Befunde decken sich nahezu vollständig mit denen der vorerwähnten Autoren. Die Parenchymzellen treten zu Gruppen (Follikeln) zusammen. Die Verteilung der Zellen erfolgt in der Weise, daß unmittelbar unter der Kapsel und in der Umgebung der Interstitien eine schmale, zell- ärmere, beziehungsweise zellfreie Zone entsteht. Iruıne hält diese für eine durch die Einwirkung der Fixierungsmittel und durch Schrump- fung entstandenes Kunstprodukt. So sehr naheliegend diese Ver- mutung ist, glaube ich nicht, daß sie zu Recht besteht, da ich bei ein- gehender Musterung Schrumpfungserscheinungen an anderen Ele- menten der Zirbel vollständig vermißte und es für ausgeschlossen halte, daß künstlich konstant an den gleichen Stellen, bald schwächer, bald stärker, die gleiche ‚Erscheinung hervorgerufen wird. In der Rinderzirbel sind diese zellarmen Partien viel weniger stark ausge- bildet als in der Pferdezirbel und oft habe ich sie hier auch ganz ver- mißt. Es müßte doch bei Entstehung von Artefakten, hier wie dort, ceteris paribus, das Produkt das gleiche sein. Demnach würde es sich hier nach meiner Meinung wahrscheinlich doch um präformierte, „perifollikuläre“ (,perilobuläre‘) und subkapsuläre Spalträume handeln. Im proximalen Teil der Zirbel sind die Zellen in viel spär- licherer Anzahl vorhanden als in den übrigen Partien. Der Menge nach variiert die Verteilung der Parenchymzellen außerordentlich. Innerhalb derselben Tierart finden sich beide Extreme: Epiphysen, die überaus zahlreiche, und solche, die nur relativ geringe Mengen von Parenchymzellen enthalten. Die Gestalt der Zellen ist eine sehr wechselnde. Es gelingt nur sehr schwer, die Zellgrenzen festzustellen, da das Protoplasma, das den Kern nur als sehr feine Hülle umgibt, im Gegensatz zum Zellkern, der ein starkes Tinktionsvermögen hat, sehr schwach gefärbt erscheint. Die Zellform ist oft eine ganz unregelmäßige, häufig auch kugelige, ovale, spindelförmige, kubische und zylindrische. Der Zellkern lagert im Protoplasma bald central, bald an irgendeiner Stelle der Peripherie (Basis, Spitze usw.). Mitunter ist das Protoplasma feinst granuliert und enthält in einzelnen Fällen, wie Dimrrrova beim Menschen fand, Ivzıng aber bei seinen Objekten vermißte und TRAUTMANN bei der Ziege feststellte, bei Pferd und Rind Vakuolen in der Einzahl, viel seltener deren zwei. Diese Vakuolen erreichen manchmal eine be- trächtliche Größe. 57 Der Zellkern ist sehr groß, durch eine deutliche Kernmembran und durch seine starke Färbbarkeit vom Protoplasma scharf abgesetzt. Manche Kerne sind ausgesprochen achromatophil. Man kann ver- schiedene Kernformen wahrnehmen: kugelige, ei-, kegel- oder pyra- midenförmige, zylindrische. Auf dem Schnitt ergeben sich dem- entsprechend Kreis-, Ellipsen-, Dreieck- und Rechteckformen. Auch Bohnen-, Birn-, Spindel-, Stäbchen- und Hufeisenformen und in Bezug auf Lappenbildung den Kernen der polymorphkernigen Leu- kocyten ähnliche Kerne sind zu finden. Neben den einkernigen Zellen findet man hier und da auch solche mit zwei Kernen. Der Um- stand, daß diese Kerne kleiner sind und daß man häufig anscheinend verschiedene Stadien der Amitose wahrnehmen kann, lest die Ver- mutung nahe, daß es sich bei diesen „binukleären‘ Zellen um solche handelt, die in der letzten Phase der direkten Kernteilung, also un- mittelbar vor der Abschnürung und Teilung des Plasmas stehen. Karyokinetische Figuren habe ich niemals gesehen. Der Kern enthält stets mehrere Granula, in manchen Fällen auch eine größere Vakuole oder kleine, tröpfehenförmige Einschlüsse (DimiTRovA, TRAUTMANN) in der Ein- oder Mehrzahl, die ich bei Pferd und Rind zu wieder- holten Malen deutlich beobachten konnte. Zwischen den Pferde- und Rinderzirbeln ergibt sich in Bezug auf das Parenchym nur insofern ein Unterschied, als beim Rind, wo bedeutend weniger Bindegewebe vorhanden ist, das Parenchym mächtiger entwickelt, somit die Menge der Parenchymzellen eine viel größere ist. Ependymzellen. Außer den bereits genannten Zellarten weist die Zirbel noch Zellen auf, die namentlich an der Zirbelbasis und mitunter als Aus- kleidung der in der Epiphyse vorhandenen Binnenräume zu finden sind. In ihrer Beschaffenheit stimmen sie mit den Ependymzellen des Centralnervensystems überein. Diese Zellen sind kubisch oder zylindrisch gestaltet, an ihrem freien Ende häufig mit Flimmerhaaren versehen. Der Kern erscheint oval, meist unregelmäßig begrenzt, granuliert. In ihrer Gesamtheit bilden diese Zellen ein einschichtiges, kubisches, beziehungsweise Zylinderepithel, das in Schragschnitten ein mehrreihiges Epithel vortäuschen kann. Meine an den Ependym- zellen gemachten Beobachtungen stimmen überein mit den von Iruıng erhobenen Befunden. 58 Ganglienzellen. Diese Zellart konnte ich niemals mit Bestimmtheit nachweisen. In einigen Fällen traf ich im Parenchym auf Zellen, die uni- und multipolaren Ganglienzellen nicht unähnlich waren, die ich aber nicht näher zu bestimmen vermochte. Nervenfasern. DimitrRovA und EDINGER vermissen in der Epiphyse das Vor- kommen von Nervenfasern. Durch die von mir angewandten Färbe- methoden konnte ich in keinem Falle das Vorhandensein von Nerven- fasern nachweisen, was im Gegensatze zu den Untersuchungsergeb- nissen mehrerer Autoren (ILLıng, TRAUTMANN u. a.) steht. Die Färbemethode nach RAMöN Y CAJAL, durch die ILLinG ein feines Nervennetz ersichtlich machte, wurde von mir nicht durchgeführt. Muskelfasern. DiımıtrovA und Nıcoras haben in der Zirbel von Kalb und Rind quergestreifte Muskulatur gefunden. Ich konnte in keinem der vielen Schnitte einen analogen Befund erheben. Dagegen habe ich, so wie ILLInG, zu wiederholten Malen in der Zirbel des Rindes, und zwar vornehmlich in den basalen Anteilen, glatte Muskulatur sicherstellen können. Die Zahl und Stärke der glatten Muskelfasern schwankt derart, daß man vereinzelte, wie auch zu mächtig ent- wickelten, dicht gefügten Bündeln vereinte Muskelfasern beobachten kann, die nach verschiedenen Richtungen hin, oft in beträchtlicher Länge verlaufen. Sicher bildet die glatte Muskulatur keinen inte- grierenden Bestandteil der Epiphyse, da sie nur gelegentlich zugegen ist. Auch Irrıne fand sie nur in wenigen Rinderzirbeln. Beim Pferd vermißte ich sie vollständig. Pigment. Das Vorkommen von Pigment in der Epiphyse bedingt schon äußerlich eine schwarzbraune Färbung, die mehr diffus oder auch fleckig auftritt und sich in gleicher Weise auch auf Längs- und Quer- schnitten durch das Organ kundgibt. Die Zirbel des Pferdes ist reich an solehem Pigment, aber auch beim Rind habe ich es oft gefunden. Im mikroskopischen Bilde ist die Verteilung des Pigments eine örtlich ganz verschiedene, da es in allen Zirbelpartien vorkommt. Die Pigmentanhäufungen betreffen sehr oft die bindegewebigen An- 59 teile der Epiphyse, sowohl das interstitielle Bindegewebe wie auch die Kapsel und die von ihr abgehenden Septen. Die darin enthaltenen Blutgefäße stehen mit diesem Pigment insofern in einer Beziehung, als häufig der Eindruck hervorgerufen wird, daß die Pigmentzellen mit den Gefäßen in die Zirbel zu kommen scheinen. Auffallend ist das reichiche Vorkommen von Pigmentzellen in der Adventitia der Gefäße. Das Pigment findet sich aber auch im Parenchym, so daß es im mikroskopischen Bilde teils zwischen den Parenchymzellen liegt, teils diese überdeckt. Was die Beschaffenheit des Pigments anbelangt, so ist solches in Zellen und freies, in Form feiner Granula auftretendes, zu finden. Die Farbe varnert zwischen gelbbraun und schwarzbraun. Die Pigmentzellen sind verschieden gestaltet : lang, bandförmig oder verzweigt, zuweilen an einer oder an mehreren Stellen kolbig verdickt, oder sie stellen kugelige oder unregelmäßig begrenzte Klumpen vor. Außer den Pigmentzellen sind im Parenchym verstreut Pigment- granula wahrzunehmen. Die Untersuchung des Pigments läßt sich gut an frischen Zupfpräparaten durchführen, da hier eine weitgehende Isolierung der oft außerordentlich dicht aneinandergedrängten Pig- mentzellen und Körnerhaufen möglich ist. Das Pigment ist in manchen Epiphysen, beim Pferd wie beim Rind, in so großer Menge vorhanden, daß solche Zirbeln davon nahezu vollständig durchsetzt werden, so zwar, daß dann in Schnitten die Parenchymzellen großenteils verdeckt sind. Konkremente. In der Zirbel des Rindes und des Büffels finden sich entweder im spitzenwärtigen Teil oder mehr im Centrum dieses Organs Konkre- mente, die mit dem Namen Acervulus cerebri, Hirnsand, bezeichnet werden. In den Rinder- und Büffelepiphysen habe ich sie in einer sehr großen Zahl der Fälle gefunden, beim Pferd in keinem einzigen Falle beobachtet. Beim Durchschneiden einer solehen Zirbel stößt das Messer auf einen starken Widerstand, bei dessen Überwindung ein knirschendes Geräusch hörbar wird. Auf der Schnittfläche gewahrt man eine gelb- lich gefärbte, körnige Masse. Mikroskopisch betrachtet setzen sich diese dem Parenchym ein- gelagerten, verkalkten Gebilde aus Gruppen von runden, meist un- 60 regelmäßig umrandeten Körnchen zusammen, die oft eine konzen- trische Schichtung erkennen lassen. Im Centrum dieser Hirnsand- körner liegen mitunter zellige Gebilde (z. B. Blutkörperchen). Das Centrum färbt sich gewöhnlich hell und zart, während die peripheren Teile eine intensivere Färbung annehmen. Diese Körner liegen teils einzeln im Parenchym, teils konfluieren sie miteinander. Man kann im Mikroskop die verschiedensten Übergänge dieser Verschmelzung erkennen, vom Aneinanderstoßen der peripheren, verkalkten Partien bis zum Vorhandensein ausgedehnter, total verkalkter Konkretionen. Je weiter die Verkalkung vorgeschritten ist, um so dunkler färben sich die gebildeten Schollen. An der Bildung des Hirnsandes scheinen die Parenchymzellen passiv mitzuwirken insofern, als man beobachten kann, daß stellen- weise im Parenchym normal gebaute Zellen fehlen, statt ihrer aber kleine, sehr dunkel gefärbte Zellrudimente dicht beisammen liegen, geradeso wie in der unmittelbaren Umgebung mancher Hirnsand- körner, wo diese deformierten, zum Teil zertrimmerten Parenchym- zellen (als solche sind sie oft noch deutlich zu erkennen) die Tendenz zeigen, in die verkalkende Zone zu gelangen. Solche Zelltriimmer kann man zuweilen in den verkalkten Massen nachweisen. Das Zell- gewebe in der unmittelbaren Umgebung der Konkremente erscheint zerstört (ILLING). Amyloide Körper. Lorp fand in der menschlichen Zirbel amyloide Körper. Ich habe in einem Falle in der Zirbel eines Pferdes ein Corpus amyloideum gesehen, das nahezu die ganze proximale Partie der Epiphyse einnahm. Blutgefäße, Hohlräume, Kolloid. Die Epiphyse des Pferdes und Rindes wird von Arterien und Venen in verschiedener Zahl und Größe durchzogen, die im inter- stitiellen Bindegewebe und in der Zirbelkapsel liegen und fast stets einen stark gewundenen Verlauf aufweisen. In vielen Blutgefäßen habe ich an Stelle des Blutes eigenartig zart gefärbte hyaline Massen gefunden, die das Lumen entweder vollständig ausfüllen oder von der Gefäßwand retrahiert sind. An der Peripherie dieser Massen, aber auch in deren Mitte, finden sich vakuolen- ähnliche, kugelige Gebilde, die sich entweder gar nicht oder nur schwach färben. Mitunter findet man diese hyalinen Massen samt 61 den erwähnten hellen Tröpfchen in dem den Blutgefäßen unmittelbar benachbarten Parenchym. Zu wiederholten Malen ergab die Untersuchung der intraparen- chymatös liegenden Binnenräume den ganz gleichen Befund, da auch in manchen von diesen ein solcher Inhalt vorhanden ist, der alle Eigenschaften des vorerwähnten besitzt. Ebenso habe ich diese hyalinen Massen in der nächsten Umgebung der Hohlräume zwischen den Parenchymzellen wahrnehmen und in einem Falle ein deutliches Zusammenfließen des im Binnenraum angesammelten Hyalins mit dem außen liegenden nachweisen können. Das Vorkommen eines so ungewöhnlichen Inhalts in den Blut- gefäßen legt die Vermutung nahe, daß es sich um veränderte Blut- bestandteile und um Vakuolen handeln könnte, auf deren künstliche Entstehung die Fixierung eingewirkt hat. Ich glaube, durch folgende Ausführungen dieses Verdachts- moment beseitigen zu können: In größeren Gruppen von Blutgefäßen findet sich normales Blut, in einem oder mehreren dieser Gruppe angehörenden Gefäßen findet sich der oben erwähnte Inhalt. Sollte es sich um Artefakte handeln, so müßte nach meiner Meinung die Veränderung eine allgemeine sein. Außerdem finde ich die gleichen Massen in manchen Binnenräumen und in deren Nachbarschaft, sowie in der Umgebung von Gefäßen. Ich finde nebeneinander Blutgefäße, die strotzend mit Blutkörper- chen gefüllt sind, solche, die die erwähnten Massen enthalten, Binnen- räume, die nur ein feinstes Fasernetz enthalten, in dem feinste, granulierte Massen suspendiert sind (möglicherweise Cerebrospinal- flüssigkeit), und Binnenräume, die Hyalin enthalten. IrLıngG erwähnt in seiner Arbeit, daß er in den Gefäßen der Zirbel ‚zuweilen, aber nur ausnahmsweise“ das Vorkommen kol- loidaler Massen beobachtete und weist auf eine Ähnlichkeit des Ge- fäßinhaltes der Zirbel mit dem Schilddrüsensekrete hin, weshalb er auch die Möglichkeit einer inneren Sekretion in der Epiphyse erwägt. Ich betone, daß ich nur in wenigen Fällen das Vorhandensein solcher kolloidaler Massen vermißte, daher eher geneigt bin zu glauben, daß es sich dann um Ausnahmefälle handelt, wenn der eigentümliche Gefäßinhalt fehlt. Die Ähnlichkeit dieser hyalinen Substanz mit dem Kolloid der Thyreoidea ist oft frappierend, namentlich dann, wenn sie die mit Ependymzellen ausgekleideten Binnenräume erfüllt. Nach meinen Befunden möchte ich annehmen, daß die Funktion 62 der Zirbel einerseits in der Produktion kolloidalen Sekrets von Seiten der Parenchymzellen und andererseits in der Ableitung desselben in und durch die Blutbahn besteht, wonach die Epiphyse den Organen mit innerer Sekretion zuzuteilen wäre. Untersuchungen über den Einfluß der Kastration auf die Zirbel von Pferd und Rind. Unter dem Titel ,, Uber die Beziehungen der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) zum Genitale. Aus dem neurologischen Institut der Univer- sitat Wien. (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. OBERSTEINER)‘“ veröffent- lichen Dr. P. BıacH und Dr. E. Hvrıes in der Wiener klinischen Wochenschrift 1912, Nr. 10, 5. 373, die Ergebnisse ihrer Unter- suchungen an den Epiphysen von neun kastrierten Katzen (sieben Männchen, zwei Weibchen) im Vergieich zu den Befunden an den Zirbeln der jeweiligen, nicht kastrierten Kontrolltiere. Die Alterationen des menschlichen Organismus, durch teratoide Neoplasmen der Epiphyse hervorgerufen, die vielfach beobachtet wurden, MARBURGS Hypothese vom Hypopinealismus, Hyper- pinealismus und Apinealismus, sowie die Ergebnisse zahlreicher Ver- suche, welche Beziehungen zwischen den ‚Blutdrüsen‘ und Keim- drüsen erwiesen haben, bewogen die beiden Verfasser, ähnliche Unter- suchungen, die Zirbeldrüse betreffend, durchzuführen, deren Re- sultat, die Erkenntnis einer Atrophie der Epiphyse nach Kastration, in folgenden Schlußsätzen zusammengefaßt erscheint: ,, Uberblickt man diese Befunde, so kann es keinem Zweifel unter- liegen, daß sie einen atrophischen Zustand der Zirbeldrüse bedeuten, welcher sich nicht nur in der gesamten Drüse, sondern auch in der ein- zelnen Zelle zu erkennen gibt. Es findet sich diese Atrophie sowohl bei den männlichen als bei den weiblichen operierten Katzen und es entbehrt nicht des Interesses, daß sie auch bei einem Tiere eintrat, an dem wir erst in einem Alter von drei Monaten, wo schon funktionsfähige Hodenzellen und vorgeschrittene Involution des Thymus bestehen, die Kastration vornahmen. Mit der bislang vertretenen Anschauung, daß sich die Zirbelfunktion nur auf die früheste Jugend beschränke, steht diese Beobachtung vielleicht in Widerspruch. Diese Untersuchungen zeigen also, daß die Ka- stration an der Zirbel Atrophie zur Folge hat.“ 63 Ich habe auf diese Befunde hin die mir zur Verfügung stehenden Wallachen- und Ochsenzirbeln auf das Vorhandensein einer Atrophie geprüft und bin hierbei zu folgenden Resultaten gelangt: Nach BıacH und Huutszs ‚stehen beim kastrierten Tiere die Zellen nur lose, die Zwischenräume zwischen ihnen sind unverhält- nismäßig größer, man sieht zahlreiche Lücken im Zwischengewebe, welch letzteres sonst überhaupt kaum zur Geltung kommt. Es hat den Anschein, als ob es sich um einen Ausfall von Drüsenzellen handeln würde.‘“ Ich vermißte diese Erscheinungen in sämtlichen Wallachen- und Ochsenepiphysen. Eine losere Fügung der Parenchymzellen findet sich sehr oft auch in den Zirbeln nichtkastrierter Tiere; Zwischen- gewebe ist beim Kastraten wie beim normalen Tiere immer wahr- nehmbar und ebenso können sich beim unkastrierten Tiere allerorts im Gewebe der Zirbel Stellen finden, die durch die spärliche Zahl von Zellen den Eindruck hervorrufen können, daß daselbst ein Ausfall von Drüsenzellen stattgefunden hat. Zu diesen Befunden gelangte ich durch den Vergleich der verschiedensten Zirbelpartien kastrierter und normaler Tiere, wobei ich nicht außer acht ließ, daß die beiden genannten Autoren empfehlen, „stets peripher gelegene Drüsen- anteile miteinander zu vergleichen“. Nach meinen Untersuchungen tritt demnach in der Zirbel des Pferdes und Rindes nach Kastration eine numerische Atrophie nicht auf. Auch die Einzelzelle selbst soll infolge der Kastration Verände- rungen, „wie wir sie nur an nicht intakten, geschädigten Zellen zu finden pflegen‘, zeigen. Nach der Ansicht der beiden Verfasser „sind Kern und Protoplasmasaum kleiner, letzterer mitunter fehlend, der Kern dunkler gefärbt, oft geschrumpft, die ganze Zelle verliert ihre normal meist rundliche Form und nimmt polygonal-unregel- mäßige Gestalt an“. Auch diese Befunde, eine so weitgehende Altera- tion der Einzelzelle betreffend, kann ich nach Sichtung der Epiphysen von Wallachen und Ochsen nicht bestätigen. Schon in der normalen Zirbel vermag man kleinere und größere Parenchymzellen zu unter- scheiden, der Protoplasmasaum der Parenchymzellen ist an und für sich schwer sichtbar, ebenso sind häufig neben rundlichen Zellformen unregelmäßig gestaltete zu finden. Schrumpfungen am Kern konnte ich nicht beobachten. Es stimmt somit nach meiner Meinung auch das Bild der Einzelzelle in der Zirbel des kastrierten und nichtkastrierten Tieres bei Pferd und Rind überein. 64 Die von mir an den Zirbeln durchgeführten vergleichenden Mes- sungen zeigen gleichzeitig, daß an den Epiphysen der Wallachen und Ochsen keine Volumenatrophie nachweisbar ist. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse. 1. Innerhalb der gleichen Tierart haben Körpergröße, Alter und Geschlecht keinen Einfluß auf die Dimensionen der Zirbel, eben- sowenig besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der Zirbel und der individuellen Größe des Gehirns. 2. Die Epiphyse von Pferd und Rind ist von einer bindegewebigen Hülle umgeben, welche Ausläufer in Form von Trabekeln in das Innere des Organs entsendet. Außerdem wird die Zirbel von mehr oder weniger reichlich entwickeltem, interstitiellem Bindegewebe durchzogen. 3. Das Zirbelparenchym besteht aus Neurogliagewebe, in dem eigenartige Parenchymzellen eingelagert sind. An der Zirbelbasis und mitunter als Auskleidung der in der Zirbel vorhandenen Binnen- räume finden sich Ependymzellen vor. 4. In manchen Rinderepiphysen ist glatte Muskulatur nachweisbar. 5. Die Epiphyse von Pferd und Rind führt Pigment in variabler Menge. Beim Pferd ist das Vorhandensein von Pigment nahezu ein konstanter Befund. Mit steigendem Alter des Tieres scheint die Pig- mentmenge zuzunehmen. 6. In der Rinderzirbel kommen beträchtliche Mengen von Hirn- sand vor. 7. Die im interstitiellen Gewebe und in der bindegewebigen Kapsel verlaufenden Blutgefäße der Zirbel führen außer normalem Blut eigentümliche hyaline Massen, die zuweilen auch in den Binnen- räumen der Zirbel und zwischen den Parenchymzellen vorhanden sind und die vielfach an das Kolloid der Thyreoidea erinnern. 8. Die Kastration hat beim Pferd und Rind eine Zirbelatrophie nicht zur Folge. Literatur. BracH u. Hues, Über die Beziehungen der Zirbeldrüse (Gl. pinealis) zum Geni- tale. Wien. klinische Wochenschaft 1912, Nr. 10. CHARPY (et POIRIERET), Traité d’Anatomie humaine, vol. III, fase. 5, S. 321, 1896. CREUTZFELD, HANS GERHARD, Über das Fehlen der Epiphysis cerebri bei einigen Säugern. Anat. Anz. Bd. 42, Nr. 20/21, S. 517. DEBIERRE, La moélle épiniére et l’encephale. Paris 1894. EDINGER, Zwölf Vorlesungen über den Bau der nervésen Zentralorgane. II. Aufl. 1889. 65 ELLENBERGER, Grundriß der vergl. Histologie der Haussäugetiere. Berlin 1908. III. Aufl. S. 224. ELLENBERGER-BAUM, Handbuch der vergl. mikroskopischen Anatomie, Bd. II, S. 169. ELLENBERGER-BAUM, Handbuch der vergl. Anatomie der Haustiere. FLescH, Uber das Scheitelauge der Wirbeltiere. Mitteilg. a. d. Naturforscherges. i. Bern. 1887. Jahresbericht f. Anat. u. Physiol. Bd. 16. FUNKQUIEST, Zur Morphogenie und Histogenese des Pinealorganes bei den Vögeln und Säugetieren. Anat. Anz. Bd. 42, 1912, Nr. 4/5. HENLE, Handbuch der systematischen Anatomie d. Menschen. Nervenlehre. 1871, Bd. III. HyrtL, Lehrbuch d. Anatomie. 20. Aufl. 1889. IrLinG, Vergleichende anatomische und histologische Untersuchungen über die Epiphysis cerebri einiger Säuger. Inaugural-Dissertation. Dresden 1910. KÖLLIKER, Gewebelehre d. Menschen. Bd. II. 1896. KÖLLIKER, Über das Scheitel- oder Zirbelauge. Münch. med. Wochenschrift Bd. 34, 1887. Koun, Uber die Pigmente in der Neurohypophyse. Archiv f. mikrosk. Anatomie. Lorp, Transaction of the patholog. Society of London. Vol. L, 1899. OBERSTEINER, Anatomie der nervösen Zentren. 1892. PAPPENHEIMER, Uber Geschwülste d. Corpus pineale. VIRCHOWS Archiv für pathol. Anatomie u. Physiologie Bd. 200. SAPPEY, Traité d’Anatomie descriptive. Vol. Ill. 1877. Totpt, Lehrbuch der Gewebelehre. 1888. (Hingegangen am 30. Dezember 1916.) Nachdruck verboten. Ein Corpus cayernosum uteri. Von H. Srranu, Gießen. Mit einer Tafel. Die ausgesprochen geflechtartige Anordnung der Venen des menschlichen Uterus ist seit langem bekannt. Ich erinnere an die Abbildung Hentxs (nach Savage) in dessen Handbuch der Anatomie (Bd. 3, Abt. 1, Abb. 156, S.369). Eine höchst eigenartige Darstellung von injizierten uterinen Gefäßen eines menschlichen Uterus gravidus aus dem 7. Monat der Gravidität gibt Tarranı in seiner Placentar- arbeit „Sulle condizioni uteroplacentari della vita fetale“ (Archivio della scuola d’anatomia patologica, Firenze 1886), so eigenartig, daß man Bedenken trägt, anzunehmen, daß alle die 1. c. Taf. VIi, Abb. 1 ge- zeichneten injizierten Räume auch tatsächlich Gefäße sind. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 5 66 Eine Allgemeineigenschaft der Uterusvenen in der Säugetierreihe ist diese Anordnung in Geflechten innerhalb der Muskelwand des Uterus jedenfalls nicht. Wir vermissen sie, wenigstens stärkere Grade ihrer Ausbildung, bei vielen Uteri. Bei einigen erreicht sie aber, wie ich neuerdings feststellen konnte, eine Ausdehnung, die mir weit über das vom Menschen Bekannte hinauszugehen scheint. In einer kurzen Mitteilung über den Bau der Placenta von Dasypus novemcinctus (Anat. Anz. Bd. 44, Nr. 18, 1913) habe ich auf Eigentümlichkeiten im Aufbau des uterinen Gefäßsystems hingewiesen, die dem Uterus dieses Tieres im Schnittbild ein höchst sonderbares Aussehen geben. Es handelt sich um eine Verteilung der venösen Gefäße innerhalb der Muskulatur, die ganz das Aussehen eines Corpus cavernosum liefert. Neuerdings fand ich die gleiche Anordnung der Gefäße auch bei einem anderen Gürteltier, das Herr Prof. Marscutn, dem ich dafür zu Dank verpflichtet bin, als Cabassous aff. unicinctus bestimmt hat. Des- gleichen in ganz ausgesprochener Form im Uterus von Myrmecophaga tetradactyla L. sowohl im nicht graviden wie im tragenden Uterus, so daß ich annehmen möchte, daß es sich hier um eine Allgemein- erscheinung mindestens des Edentatenuterus handelt. Mir war seit langem bei Untersuchung von Präparaten von Dasypus novemeinctus an Schnitten eine besondere Anordnung der Muskulatur in der Uteruswand aufgefallen. Die Muskelbündel erschienen in einer Weise unregelmäßig angeordnet, wie ich das von anderen Uteri, wenigstens in diesem Grade, nicht kannte. Im ganzen verhältnismäßig kleine Bündel, und diese nach allen möglichen Richtungen durch- schnitten, so daß man eine ganz ungewöhnlich starke Durchflechtung der Bündel annehmen mußte. Dazu kam, daß beim graviden Uterus gegen den oberen Rand der Muskelschicht hin, also gegen das Cavum uteri, sich die Bündel vielfach in ein außerordentlich feines Reiser- werk auflösten, das im Bereich der Placenta den intervillösen Raum an dessen Basis unmittelbar begrenzte. Erst weiterhin konnte ich feststellen, daß zwischen den Bündeln platte Räume vorhanden waren, die mit Endothel ausgekleidet sind und die an ihrem Inhalt sich als Bluträume bestimmen ließen. Ich bekomme das Untersuchungsmaterial, das ich hier verwenden kann, in konserviertem Zustande aus Brasilien; eine Injektion der Ge- fäße, die ja am ehesten über ihre Anordnung am ganzen Objekt Auf- schluß geben würde, war nicht möglich. Schließlich fanden sich aber 67 beim Durchsehen einer größeren Anzahl von Uteri einige, bei denen eine natürliche Injektion der Gefäße erhalten war. Diese gaben dann ein sehr gutes Bild von der Anordnung der fraglichen Gefäße, zu- nächst soweit sie unmittelbar unter der Oberfläche gelegen sind. Dasypus novemcinctus, Cabassous unicinctus und Myrmecophaga tetradactyla besitzen Uteri, die in ihrer Form dem menschlichen nicht ganz unähnlich, jedenfalls einfach sind. Ich bilde in Abb. 1 einen Uterus gravidus von Dasypus novemcinctus aus einem mittleren Gra- viditätsstadium in nahezu natürlicher Größe ab. Die Abbildung zeigt — besonders deutlich an den Seitenrändern des Uterus — ein mit Blut gefülltes venöses Gefäßsystem in ebenso regelmäßigen wie zier- lichen dunklen Linien, die vielfach untereinander anastomosieren: nach Schnitten kann man annehmen, daß die Anordnung der Gefäße in den mittleren Schichten der Muskulatur eine im ganzen ähnliche ist. Je weiter nach innen, desto auffälliger werden namentlich in späteren Graviditätsstadien, weniger in frühen, die Muskelbalken zwischen den Gefäßen dünner. Form und Weite der Lichtung der von ihnen be- grenzten Gefäße ist von der Füllung und wohl ausgesprochen vom jeweiligen Kontraktionszustand der Muskulatur abhängig. Das Netz- werk wird je weiter nach innenin der Muskelwand um so engmaschiger. An einem Uterus aus annähernd ähnlicher Entwickelungszeit wie der eben beschriebene, habe ich ein Fenster in die Außenschicht der Muskulatur gelegt (Abb. 2). Es erscheint dann das Bild der tiefen Muskellage, die in ein Balkenwerk von gröberen und feineren Zügen aufgelöst ist, die große ovale Räume — Bluträume — zwischen sich lassen. Nimmt man aus diesem Abschnitt der Uteruswand dicke Scheiben parallel der Oberfläche mit dem Rasiermesser heraus und färbt sie, so erhält man bei schwacher Mikroskopvergrößerung Bilder, wie ein solches in Abb. 3 dargestellt ist. Diese zeigt die Anordnung der Muskelfäden und die zwischen ihnen liegenden Gefäßräume, letztere als kleinere oder größere helle Lücken. Auch am Schnittpräparat senkrecht durch die Uteruswand ge- währen die Gefäße ein höchst eigenartiges Bild. Dasselbe wechselt nicht unbeträchtlich, je nachdem die Gefäße gefüllt oder leer, kon- trahiert oder klaffend sind. Aus einer großen Zahl von Schnitten wählte ich für die Dar- stellung hier einige aus, welche besonders deutlich sind. Zunächst einen Schnitt aus einem nicht graviden, vielleicht puerperalen Uterus von Tamandua tetradactyla. Der Schnitt zeigt die Muskulatur und oben 5* 68 einen kleinen Rand von Schleimhaut (Abb. 4). Die hellere Muskel- lage läßt schon erkennen, wie unregelmäßig die einzelnen Bündel an- geordnet sind; die nach der Serosa hin liegenden sind stärker, die unter der Schleimhaut schwächer. Sie sind im Schnittbild getrennt durch dunkle Straßen, und alle diese sind Bindegewebsbündel mit Gefäßen; diese sind entleert und die Muskeln kontrahiert, so daß die Lichtung nicht klafft. Ein anderes Schnittbild zeigt die Gefäße aus der Uteruswand von Dasypus novemcinctus so, wie sie sich präsentieren, wenn sie klaffen und gefüllt sind. Die Vergrößerung ist stärker als im vorausgehenden Bild; man erkennt ohne weiteres die Muskelbündel, die auch hier in verschiedensten Richtungen durchschnitten (Abb. 5), also stark ver- flochten sind. Zwischen ihnen liegt eine große Menge von venösen Gefäßen in Form von lichten Streifen mit ganz dünner, feiner Wand; zum großen Teil mit Blut gefüllt, sind sie trotzdem als hellere Straßen gut von den umgebenden dunkleren Muskelbalken zu unterscheiden. Sehr eigenartig ist das Schnittbild der Muskelwand des Uterus von Dasypus novemeinctus in vorgeschrittener Zeit der Gravidität. In dieser löst sich, wie schon die Flächenbilder der ganzen Uteri lehren, unterhalb der Placenta, also in der Unterwand des intervillösen Raumes, die Muskulatur in ein Flechtwerk allerfeinster Bälkchen auf, in dessen Lücken die Netze der uterinen Venen liegen. Die gleiche Anordnung der Gefäße ist auch in den sehr dünnen Abschnitten der Uteruswand neben der Placenta vorhanden. Die Schnittbilder, auch aus Graviditätsstadien, sind außerordent- lich verschieden, je nachdem die Gefäße klaffen oder in ihren Wan- dungen aneinander liegen. Im ersteren Falle kann man Bilder be- kommen, wie Abb. 6 ein solches von einem Uterus gravidus von Dasypus novemeinctus wiedergibt. Die Abbildung enthält den Durch- schnitt durch die Mitte zweier Embryonen; unter diesen liegt die Placenta mit ihrem intervillösen Raum, dann folgt die Muskulatur. Diese löst sich in eine Anzahl von feinen Bälkchen auf, zwischen denen schmälere und breitere Spalten liegen, die. nach außen in weite Gefäßräume übergehen. Daß es sich um ein durch die Struktur der Uteruswand und nicht etwa, woran man zunächst denken könnte, um eine Mazerationserscheinung handelt, lehrt.der Erhaltungszustand der Embryonen und der Vergleich mit den ganzen Objekten. Ein Schnitt durch eine ähnliche Stelle, stärker vergrößert, zeigt in den großen Gefäßstämmen überall die Endothellage (Abb. 7); er geht gerade durch das Grenzgebiet zwischen den großen Gefäßen und dem Netz der innen liegenden Venenräume mit den feinen Muskel- bälkchen, die diese begrenzen. Die gleichen Bilder bekommt man in mittleren und älteren Graviditätsstadien von Dasypus novemeinctus auch auf weite Strecken der Uteruswand neben der Placenta. Sowohl im graviden Uterus von Tamandua als in demjenigen von Dasypus novemeinctus kann man die Ausmündung dieser Gefäße in den intervillösen Raum, den diese Placenten entwickeln, leicht ver- folgen, oder besser gesagt, die Ausmündung des intervillösen Raumes in das subplacentare Venengeflecht. Ich habe natürlich auch auf die zugehörigen Arterien geachtet und fand bei einem nicht graviden Uterus von Cabassous an den Schnitten die Lichtungen dieser so angeordnet, daß es sich wohl nur um Spiralen handeln kann, ähnlich wie man sie an den Arteriae heli- cinae der Corpora cavernosa des Geschlechtsapparates sieht. Bemerkenswert an diesem Präparat ist ferner, daß die Elastica interna auch an kleineren Arterien auffällig stark ist und sich bis in die ganz feinen Verzweigungen der Arterien verfolgen läßt, viel weiter, als das sonst bei Arterien entsprechender Größe aus anderen Organen der Fall ist. Es handelt sich bei der beschriebenen Gefäßformation jedenfalls um eine ganz eigenartige Anordnung der venösen Gefäße und der glatten Muskulatur in der Uteruswand; eine Anordnung, die dem Auf- bau nach wenn auch nicht durchaus, so doch in den Grundzügen mit dem übereinstimmt, was wir vom Bau der Corpora cavernosa an anderen Stellen des Geschlechtsapparates kennen. Ich stehe deshalb auch trotz der Verschiedenhelten nicht an, hier von einem Corpus cavernosum uteri zu reden, wobei ich die Terminologie nach der morphologischen Anordnung und einstweilen ohne Kenntnis der Physiologie wähle. Eine Vorstellung von den physiologischen Verhältnissen der Zirku- lation an diesen cavernösen Körpern wird man sich freilich wohl erst machen können, wenn einmal Gelegenheit gegeben ist, die fraglichen Gefäße frisch oder auf dem Wege der Injektion zu untersuchen. Auf ihre Beziehungen zur Placenta und zum intervillösen Raum dieser komme ich an anderer Stelle ausführlicher zurück. Nicht unerwähnt mag aber bleiben, daß man eine Andeutung einer ähnlichen Geflechtbildung, nur in viel minder ausgesprochenem Mabe, auch an geeigneten Schnittpräparaten menschlicher Uteri finden kann. m In der mir zugänglichen Literatur, für die ich insbesondere WALDEYERS Darstellung (Das Becken, Bonn 1899) zu vergleichen bitte, finde ich dem oben Beschriebenen entsprechendes nicht. Auch meine zahl- reichen Schnitte von den verschiedensten Affenuteris zeigen von dem beschriebenen Bau nichts. Tafelerklärung. Abb. 1. Uterus gravidus von Dasypus novemcinctus aus mittlerer Graviditäts- zeit, Feten etwa 4,75 cm lang, welcher die Netze der oberflächlichen uterinen Venen in natürlicher Injektion zeigt. Vergrößerung etwa !/.. Abb. 2. Uterus gravidus von Dasypus novemcinctus aus mittlerer Graviditäts- zeit. Fenster in der äußeren Muskelwand, durch welches das Netzwerk der Muskel- balken und Gefäßlücken des Corpus cavernosum uteri inmitten der Muskulatur frei- gelegt ist. Vergrößerung etwa 1/;. Abb. 3. Dickenschnitt aus der Mitte des Corpus cavernosum uteri, Flächen- schnitt. Anordnung der Balken der glatten Muskulatur und der Gefäßlücken zwi- schen diesen. Abb. 4. Schnitt durch den tiefsten Teil der Schleimhaut und den oberfläch- lichsten der Muskulatur eines nicht graviden Uterus von Tamandua tetradactyla. Schleimhaut (am oberen Rand) dunkel, Muskulatur hell. Die dunklen Linien in der Muscularis sind Durchschnitte eines Venennetzes, dessen Lichtung nicht klafft. Abb. 5. Schnitt durch das Corpus cavernosum uteri eines Uterus gravidus von Dasypus novemcinctus; Venennetze klaffen als helle Straßen, z. T. mit Blut ge- füllt. V. Vene. Abb. 6. Uterus gravidus von Dasypus novemcinctus mit den Durchschnitten durch zwei Embryonen, die auf der Placenta liegen. Venen des Corpus cavernosum leer und klaffend; die ganze innere Muskelwand ist in ein Reiserwerk feinster Balken aufgelöst. M. Muskelschicht. Abb. 7. Schnitt durch die Muskelwand eines Uterus gravidus von Dasypus novemeinctus. Grenze der Außenschicht mit den gröberen Gefäßen (unten) gegen die Muskelbalken und Venennetze des Corpus cavernosum (oben). V. Venendurchschnitte. (Eingegangen am 21. November 1916.) Nachdruck verboten. Über den Darmkanal von Ablepharus pannonicus Fitz. und Anguis fragilis L. Von Dr. EuGEn GRESCHIK, I. Assistent. Mit 6 Abbildungen. (Histolog. Laboratorium des Kg]. Ung. Ornitholog. Institutes zu Budapest.) Unsere Kenntnisse über die Phylogenese der Ösophagealdrüsen der Sauropsiden sind seit dem Erscheinen des II. Teiles des OppEn’schen Lehrbuches (1897) fast gar nicht fortgeschritten. Besonders gilt dies für die Ösophagealdrüsen der Reptilien. Es sind noch wenig Ver- treter dieser Wirbeltierklasse daraufhin untersucht worden, und so Strahl, Corpus cavernosum utert. € eiger Bd. 50. Anatomischer An rin Jena. he ise tustay F ag von 6 Verl wissen wir auch heute nur, daß Ösophagealdrüsen außer bei gewissen Schildkröten, besonders bei Testudo graeca, noch bei Uromastix acan- thinurus, einer afrikanischen Eidechsenart, sicher nachgewiesen sind. Letztere Angabe verdanken wir Baum (1904). Es ist daher sehr natürlich, daß man, die Phylogenie der Ösophagealdrüsen der Vögel verfolgend, immer wieder auf die Schildkröten stößt. Um so bemer- kenswerter muß es daher erscheinen, daß in der Literatur Angaben vorhanden sind, wonach unter den Reptilien auch die Familie der Scincoideae Drüsen im Ösophagus besitzen soll. Nusspaum (1882) er- wähnt solche bei Anguis fragilis, und TescHLER (1885) bei Ablepharus pannonicus. Die Nusspaum’sche Angabe widerlegte bereits BiGuın (1904), die bei der Blindschleiche aus der Speiseröhre beschriebenen Drüsen gehören dem Magen an.. Nun blieb noch die Angabe von TESCHLER übrig, der in seiner Monographie über den Ablepharus in der Speiseröhre aus der Gegend gegen den Pharynx sehr viele kleine Drüsen erwähnt. Ließe sich diese Angabe bestätigen, so wäre dies von äußerster Wichtigkeit, nicht nur für die Phylogenese der Ösopha- gealdrüsen der Vögel, sondern auch für die der Säugetiere. Außer der eben erwähnten Frage sind jedoch auch in der Histologie des Darmkanales selbst der bereits öfters untersuchten Blindschleiche noch mehrere einander widersprechende Angaben vorhanden. Es schien mir daher der Mühe wert, sowohl Ablepharus wie Anguis einer neue- ren Untersuchung zu unterziehen. Die Tiere wurden im Laboratorium durch Decapitation getötet, der Darm rasch herauspräpariert und in kleine Stückchen zerteilt, in die Fixierungsflüssigkeit gelegt. Der Magen mußte aufgeschnitten und mit Igelstacheln auf Wachsplatten gespannt werden, sonst fixierten sich die Halszellen schlecht. Fixiert wurde in „Subtrie“ nach HEIDEN- HAIN, Sublimat-Eisessig, Sublimat-Osmium, Fremmrne’scher Flüssigkeit; die sublimathaltigen Gemische ergaben die besten Resultate. Ein- bettung durch Schwefelkohlenstoff in Paraffin. Die Schnitte wurden mit Eisenalaun-Hämatoxylin nach HerıpenHArmn behandelt und mit Thiazinrot, Benzolichtbordeaux oder Chromotrop nachgefärbt; außer- dem wurde auch mit DerArıenp’schem Hämatoxylin-Thiazinrot oder Eosin, Erkrıca-Bionpı, Karmalaun-Pikroblauschwarz, Thiazinrot-Tolui- dinblau, Fuchsin-S-Matnory, Azokarmin-Mattory, Thionin gefärbt Das osmierte Material wurde vor dem Färben mit 10 proz. Perhydrol nach HEIDEnHAIN behandelt Zur Darstellung der elastischen Fasern benutzte ich Karmalaun-Resoreinfuchsin WEIGERT-VAN GIESson. 72 Am gerade ausgespannten Darmkanal von Ablepharus kann man mit freiem Auge einen Schlund (Pharynx), hinter der Mundhöhle eine trichterförmige Erweiterung, Ösophagus, Magen, Dünndarm (die erste Schlinge hinter dem Magen mit der Bauchspeicheldrüse: Duodenum), ein rudimentäres Caecum und einen Enddarm unterscheiden. Zwischen Magen und Duodenum ist eine Pylorusklappe sichtbar. Bei Anguis fehlt ein Caecum vollständig, die übrigen Teile stimmen mit denen von Ablepharus überein. Im Innern bildet die Schleimhaut niedrige Längswülste. Diese Längswülste bekleidet im Schlund von Ablepharus Flimmer- epithel, reichlich mit Becherzellen untermischt. Zwischen diesen Zellen sieht man am Grunde noch kleinere Zellen, welche die Oberfläche nicht erreichen: die sogenannten Ersatzzellen. Es wäre daher das nf Visa: REED eg CL i \ He \ f 2 { | 9 aq Bud u Abb. 1. Abb. 2. Abb. 1. Partie aus dem Schlunde von Anguis fragilis mit großen Becherzellen. Vergr. 500 x. Abb. 2. Epithel aus der Speiseröhre von Ablepharus pannonicus. Vergr. 500 x. Epithel eigentlich ein zweireihiges. Bei Anguis sieht man unter den Becherzellen oft noch mehrere Reihen Kerne (Abb. 1), so daß man hier von einem geschichteten Epithel sprechen kann. Die Becher- zellen sind im Schlund groß. Drüsen kommen nicht vor. Die Propria der Schleimhaut besteht aus fibrillärem Bindegewebe, reichlich mit Blutgefäßen versorgt, besonders knapp unter dem Epithel. Auch Pig- mentzellen kommen in der Propria vor. Im Ösophagus finden wir einschichtiges Flimmerepithel mit Becher- und Ersatzzellen. Die Becherzellen sind an den Seiten und auf dem Grunde der im leeren Ösophagus weit in das Lumen hineinragenden Falten zahlreicher als auf den Spitzen, sie sind kleiner als im Schlunde (Abb. 2). Das Epithel sitzt bei Ablepharus einer feinen Basalmembran auf, welche von elastischem Typus ist. Bei Anguis fehlt diese Basal- membran; meine Beobachtungen stimmen hier mit denen BreuINS (1902) überein. Die Becherzellen färben sich mit DELAFIELD’schem FETTE WERE WERDET 73 Hämatoxylin, mit Resoreinfuchsin und mit Marrory-Blau, sezernieren also Schleim. Drüsen kommen im Ösophagus weder bei Ablepharus noch bei Anguis vor. Die Drüsen, welche TeschLer (1885) bei Ablepharus erwähnt, entsprechen dem Grunde der Falten. Die Schleim- haut des Ösophagus ist bei diesem Tiere mehrfach gefaltet, zwischen zwei höheren Falten kommt gewöhnlich eine niedrige vor, wodurch auf Querschnitten Bilder entstehen, welche eine Ähnlichkeit mit Drüsen haben. Das Epithel dieses Faltengrundes stimmt jedoch vollkommen mit dem übrigen Oberflächenepithel überein. Im Bindegewebe unter dem Epithel fand ich besonders bei Anguis Pigment. Von den Muskel- schichten tritt als erste die Ringschicht der Muscularis im Anfange der Speiseröhre auf, etwas weiter unten sind auch schon einige feinere Bündel der Längsschicht der Muscularis mucosae zu bemerken. Etwas oberhalb der Mitte der Speiseröhre beginnt die äußere Längs- schicht der Muscularis. So ist das Verhalten der Muskelschichten bei Ablepharus. Bei Anguis tritt die äußere Längsschicht der Muscularis bald nach der Ringschicht auf, während die Längsschicht der Muscularis muco- EN EN GRALEN sae etwas weiter nach unten in ziem- pets ice jeg oe je! lich starker Entwickelung erscheint. Alle 2 ei we 9 ry diese Muskulatur ist bereits im Oso- = = jr phagus glatt. An der Faltenbildung Abb. 3. Partie aus der unteren nimmt auch die Längsschicht der Mus- Sun won Anes Mel m" cularis mucosae teil. Das Bindegewebe der Propria tritt gegenüber dem Epi- thel und der Ringmuskelschicht gänzlich zurück; die Längsschicht der Muscularis bleibt bis zum Ende der Speiseröhre schwach ausgebildet. Eine Submucosa ist auch bei Ablepharus vorhanden, besonders aber bei Anguis; es kommen darin Pigmentzellen vor. Letztere sind auch im Bindegewebe zwischen den beiden Schichten der Muscularis und in der Adventitia zu treffen. Im weiteren Verlauf der Speiseröhre werden die Flimmerzellen spärlicher, es sind mehr Becherzellen vorhanden. Während aber bei Ablepharus neben den Becherzellen Flimmerzellen bis zum Übergang in das Magenoberflächenepithel vorkommen, verlieren sich die Flimmer- zellen bei Anguis schon weiter oben, so daß bei letzterer Tierart eine lange Strecke in der Speiseröhre nur von Becherzellen bekleidet wird. Diese Becherzellen sind von anderem Typ als oben (Abb. 3) und auch die ganze Schleimhaut hat ein anderes Gepräge. An einigen Stellen 74 erreichen sie den Grund des Epithels nicht, es sind unter ihnen noch i—2 Lagen kleinere, gewöhnlich polygonale Zellen mit großen, längs- verlaufenden Kernen vorhanden; das Epithel ist hier also eigentlich zwei- bis dreischichtig. Inhalt und ausgeflossenes Sekret der Becher- zellen sind meistens in Form von Granula sichtbar; die Zellen sind lumenseitig offen. Weiter unter bildet die Schleimhaut bei Anguis kleine Einsenkungen, Krypten, welche von lauter der eben beschrie- benen Schleimzellen ausgekleidet sind. Von diesen Krypten fand ich An- deutungen auch im Endteile des Ösophagus von Ablepharus. Sie sind als Vorläufer der hier fehlenden Ösophagealdrüsen zu betrachten. Vom Bindegewebe der Propria ist in diesem Teile kaum etwas zu bemerken. Die Ringschicht der Muscularis wird gegen das Ende der Speiseröhre zu bedeutend schwächer. Den Ösophagus makroskopisch von außen verfolgend, bemerkt man bald, daß eine Verdickung des Rohres auftritt. Man würde hierher die obere Magengrenze legen. Die mikroskopische Unter- suchung zeigt jedoch, daß der Magen bereits oberhalb, noch im makro- skopisch für den Ösophagus gehaltenen Abschnitt beginnt. Die Ober- fläche des Magens bildet stärkere, wellenförmig verlaufende Falten, auf welchen vom Magenepithel bekleidete kleine Erhebungen sitzen. Das Magenepithel besteht aus Cylinderzellen, welche mit dem sog. Schleim- pfropf versehen sind. Auf den Spitzen der Erhebungen laufen diese Zellen spitz ihrer Basis zu und besitzen einen länglichen Kern, an den Seiten sind sie mehr gleich breit, oben und unten, ihr Kern ist rundlich und befindet sich meist in der Mitte oder etwas gegen die Basis gerückt. Ihr Leib ist leicht gekörnt, die Körner färben sich etwas mit Eisenalaunhämatoxylin, während der Schleimpfropf den Lack nicht festhält, mit Marory sich aber dunkelblau bis lila färbt. Besonders knapp unter dem Schleimpfropf fand ich öfters eine mit Eisenhämatoxylin stärker gefärbte Zone Körner. Die Zellen besitzen Schlußleisten. Zwischen den Erhebungen der Magenschleimhaut münden die Magendrüsen. Nicht weit von der Stelle, wo die Speiseröhre in den Magen übergeht, findet man bei Ablepharus zwei bis drei alveoläre Drüsen, welche mucöse Zellen enthalten und allmählich in das Ober- flächenepithel des Magens übergehen. Sie entsprechen den Drüsen, welche Nusspaum (1882) aus dem Ösophagus der Blindschleiche be- schrieb. Bei letzterem Tier fand ich bezüglich dieser Drüsen große individuelle Verschiedenheiten. Bei einigen Exemplaren waren sie 75 vorhanden, bei anderen fehlten sie ganz. Statt ihrer fand ich am Anfange des Magens in größerer Entfernung voneinander aus zwei bis drei Alveolen bestehende Drüsen, welche granulierte Zellen ent- hielten. Ich fand weiter, daß diese Drüsen nicht auf allen Stellen des Magens in gleicher Höhe auftreten; dies scheint mit dem Auftreten des Magenepithels zusammenzuhängen, weil auch dieses nicht in gleicher Höhe erscheint. Die Granulierung dieser Zellen entspricht vollkommen derjenigen der weiter unten beschriebenen Fundusdrüsen. Da ihr Erscheinen außerdem direkt an das Magenepithel gebunden ist, sehe ich in ihnen nicht etwa Relikte einstiger Ösophagusdrüsen, sondern Vorläufer der Fundusdrüsen. Auf diese Drüsen folgen die Fundus- drüsen OPPELS, welche im Grunde gekörnte, weiter oben helle, sog. Halszellen besitzen und dann in das Öberflächenepithel des Magens übergehen (Abb. 4). Die Körner der Grund- zellen färbten sich mit Fuchsin S. MALLORY intensiv rot, mit Eisenalaunhämatoxylin schwarz. Die Zellen sitzen mit breiter Basis einer Basalmembran auf und haben Sekret- kanälchen. Der große rundliche Kern liegt gewöhnlich an der Basis und besitzt einen großen Nukleolus. Die Halszellen haben lumenseitig einen mit MarrLory sich bläulich färbenden Teil, die Partie um den Kern ent- Era enansdrise zus hält das Cyto plasma. Ihr Kern ist meist ab- dem Magen von Ablepharus geplattet und befindet sich an der Basis. Diese en Drüsen sind von alveolotubulösem Bau. Bei Halszellen, Magenepithel. Ablepharus münden neben einfachen Schläu- Yergr. 750 x. chen meist zwei Schläuche gemeinsam. In diesem Falle sind die Halszellen am Septum zwischen beiden Schläuchen gelegen, während öfters die entgegengesetzte Wand keine Halszellen besitzt. Die granulierten Zellen liegen nicht nur an der Basis, son- dern sind an manchen Stellen auch weiter oben zu finden. Diese Fundusdrüsen nehmen den weitaus größten Teil des Magens ein. Es ist in denselben an Schnitten selten ein Lumen zu bemerken, teil- weise weil sie gewöhnlich mit stark sich färbendem Sekret gefüllt sind. Bei Anguis fand ich gegen den Pylorus Fundusdrüsen, welche 76 fast aus lauter granulierten Zellen bestanden, sie hatten auch nicht so viel mit MarLory sich blau färbendes Sekret wie Ablepharus. Im allgemeinen werden die Fundusdrüsen bei beiden Arten gegen den Pylorus schlanker, ein Lumen wird besser sichtbar. Später vermindern sich die granulierten Zellen immer mehr und sind zuletzt nur noch vereinzelt zu bemerken; dies entspricht der intermediären Zone OPPELSs. Den größten Teil der Schläuche nehmen hier die Halszellen ein. Am Pylorusteil sind die granulierten Zellen gänzlich verschwunden: Pylorusdrüsenzone. In dieser Zone fand ich bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Drüsen der beiden Arten. Bei Ablepharus bilden die Pylorusdrüsen am Grunde gewöhnlich etwas erweiterte Schläuche. Nur im Drüsengrunde befinden sich einige Zellen, welche eine gewisse Ähnlichkeit mit den Halszellen der beiden vorher genannten Zonen besitzen. Sie enthalten nämlich im oberen Teile ein lichtes Sekret, welches etwas vom Blau der Matiory-Farbung annimmt, ihr Unterteil ist protoplasmatisch (Abb. 5). Drü- senhalszellen sind hier nur topographisch vor- handen, denn die oberhalb der Drüsengrund- zellen befindlichen Zellen unterscheiden sich cytologisch in nichts vom Oberflächenepithel. In diesen „Halszellen“ sind häufig Mitosen zu beobachten. Der Verlauf der Drüsen- schläuche ist nicht immer ein gerader, der Grund ist oft seitlich abgebogen, sie besitzen Abb. 5. Pylorusdrüse von ‘ ; Ablepharus pannonicus. Im ein deutliches Lumen. Knapp an der Pylorus- ATR eee grenze werden die Schläuche niedriger. Bei | : leisten. Vergr. 750 x. Anguis sind die Pylorusdrüsen mehr alveolar. Die ganze Alveole wird von glasigen, lichten Zellen eingenommen, in welchen man nur selten einen Kern, welcher völlig abgeplattet ist, bemerkt. | Da die Drüsen im Bereiche des Magens sehr dicht stehen und unterhalb ihnen bereits die Muscularis mucosae liegt, so ist vom Binde- gewebe der Propria wenig zu bemerken. Nur unter dem Oberflächen- epithel, zwischen den Ausmündungsstellen, sieht man etwas mehr kollagene Fasern der Propria. Am Anfang des Magens findet man bei Anguis eine Strecke ohne Drüsen; hier sieht man mehrere Leuko- cyten in der Propria, sie wird also eigentlich — von Lymphocyten- —— ee eo ae a) oe 77 anhäufungen im Pharynx, von PRENANT (1896) beobachtet, abgesehen — erst im Bereiche des Magens adenoid. Stellenweise sind in der Propria größere Blutgefäße vorhanden. Die Muscularis mucosae besteht im Magen aus zwei Schichten: einer inneren, aus ziemlich derben Fasern bestehenden Ringschicht und einer viel feinere Fasern enthaltenden äußeren Längsschicht. Unterhalb ist eine ziemlich kräftige Submucosa vorhanden, worauf die Ringschicht und Längsschicht der Muscularis folgen. Die Ringschicht der Muscularis ist gleich am Anfang des Magens sehr stark entwickelt, im weiteren Verlaufe wird sie noch etwas stärker und bleibt so bis zunı Sphincter pylori. Sie wird stellen- weise von größeren Blutgefäßen durchbrochen. Die Längsschicht der Museularis ist am Anfang des Magens gut bemerkbar, sie ist bedeutend schwächer als die Ringschicht und verschwindet gegen den Pylorus bei einigen Individuen von Ablepharus ganz, bei anderen sieht man an scharfen Marrory-Präparaten, daß sie nicht ganz verschwindet, sondern in einzelnen Zügen fortbesteht, welche direkt in die äußere Längsschicht des Duodenums übergehen. Die Längsmuskelschicht wird von einer Serosa nach außen begrenzt. Loénnpere (1902) will bei zahlreichen Eidechsen gefunden haben, daß zwischen der Pylorustalte und dem stark muskulösen Hauptteil des Magens eine dünnwandige Partie eingeschaltet ist, welche die Pylorusdrüsen trägt. Ich fand bei den Scincoideen, daß sich an dieser Stelle das ganze Magenrohr ver- engt, ohne daß die Wände dünner würden. Elastische Fasern sind im Magen spärlich vorhanden. Feine Fäserchen sind im Bindegewebe der Propria, in der Submucosa und in der Serosa zu bemerken. An der Grenze des Magens und Duodenums verengt sich ersterer, während letzteres als ein breites Rohr beginnt. Der Bau des Sphincters ist bei Ablepharus folgender: Eine trichterförmige Ringfalte wird magen- seitig vom Magenepithel, darmseitig vom Darmepithel bekleidet. Auch die Falten der Oberfläche sind am Ringwulst vorhanden, so daß man auf derselben Falte sowohl Magenepithel wie Darmepithel findet, da es eine Übergangszone nicht gibt. Außerdem nehmen am Aufbau des Sphincters magenseitig die beiden Schichten der Muscularis mucosae und eine obere Lage Muskelbündel der Ringschicht der Muscularis, auf der Darmseite das Bindegewebe der Propria und meistens noch die Ringschicht der Darmmuscularis teil, öfters ist aber auch die Längsmuskelschicht daran beteiligt. Die Ringschicht der Muscularis wird magenseitig knapp im Bereiche der Falte etwas dünner und schließt hier teilweise ab. te Auch im Duodenum und weiter im Diinndarm bildet die Schleimhaut bei Ablepharus nur wellenförmig verlaufende Falten, Zotten kommen nicht vor. Bei Anguis kann man jedoch einige Erhebungen im Dünn- darm als Zotten ansprechen. Bereits MEckEL (1817) und BUERGER (1819) beschreiben Zotten bei Anguis (zit. nach Oppen II). Das Epi- thel ist ein einschichtiges Cylinderepithel mit Schlußleisten, Stäbchen- saum und Becherzellen. LiEBERKÜHN sche Drüsen fehlen. Das Darm- epithel von Ablepharus ist voll von auf verschiedenen Entwickelungs- stadien stehenden Coceidien. Diese Parasiten treten gleich im Pylorus- wulste, wo das Darmepithel beginnt, auf. Eine Muscularis mucosae kommt im Dünndarm von Ablepharus nicht vor, nur die innere Ring- und die äußere Längsschicht der Muscularis ist vorhanden. Erstere ist gewöhnlich etwas stärker, je- doch bedeutend geringer als im Magen entwickelt. Die beiden Muskelschichten werden oft von Bindegewebe getrennt. Dieses und die Serosa enthalten ziem- lich viel Pigment. Das Epithel sitzt einer Basalmembran auf, darunter das Bindegewebe der Propria mit einigen glatten Mus- kelfibrillen. Elastische Fasern 3 kommen im Dünndarm sehr spär- Abb. 6. Hohes Cylinderepithel mit Becher- lich vor: sie sind ale toren N zellen aus dem Enddarme von Ablepharus ? pannonicus. Vergr. 600 X. nur der Basalmembran entlang und im Bindegewebe zwischen den beiden Muskelschichten anzutreffen. Bei Anguis ist in der unteren Gegend des Dünndarmes stellenweise eine feine Längsschicht der Mus- cularis mucosae zu bemerken. In der Höhe des rudimentären Cäcums ist bei Ablepharus die Ring- muskelschicht des Darmes gut entwickelt und auch die Längsschicht etwas stärker. Die Propria nimmt einen etwas größeren Raum als ober- halb ein. Der Bau des Cäcums gleicht dem des Dünndarmes vollkommen. Das Epithel besteht aus Cylinder- und Becherzellen, unter diesen Zellen kommen Leukocytenanhäufungen vor. DieCoceidien sind auch im Epithel des Cäcums anzutreffen. Unterhalb der Abzweigung des Cacums vom Darm ist eine kleinere Falte vorhanden, an deren Aufbau auch die Ringmuskelschicht bis zu einer gewissen Höhe teilnimmt. Im Enddarm werden die Falten der Schleimhaut niedriger, das Cylinderepithel dagegen höher (Abb. 6). Die Becherzellen werden gegen die Afteröffnung zu immer zahlreicher, im Bereiche der Kloake sind fast lauter Becherzellen oder Schleimzellen zu finden. Man findet hier auch kleine Einsenkungen in der Schleimhaut, welche gleichfalls von Schleimzellen bekleidet werden. Diese Schleimzellen gehen dann in das mehrschichtige Epithel der äußeren Haut über. Bei Anguis sind die erwähnten Hinsenkungen der Schleimhaut ausgeprägter, es kommt stellenweise zu Drüsenbildungen, wie solche auch vom End- darme verschiedener Schildkröten und vom Pseudopus bekannt sind, Die Ring- und Längsschicht der Muscularis ist gut sichtbar. Es ist auch eine Andeutung der Längsschicht der Muscularis mucosae stellen- weise zu bemerken. Im Bereiche der Afteröffnung erscheint quer- gestreifte Muskulatur, welche hauptsächlich zirkulär verläuft und einen abschließenden Sphincter bildet. Im letzten Abschnitt des Enddarmes fand ich die Coccidien nur mehr sehr vereinzelt. In der Serosa dichte Pigmentierung. Die elastischen Fasern sind im Enddarme schwach aus- gebildet. Literaturverzeichnis. Béeurn, F., Contribution a l’&tude histologique du tube digestif des Reptiles. Rey. 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SEILLER, Frh, v., Über die Zungendrüsen von Anguis, Pseudopus und Lacerta. Arch. f. mikroskop. Anat. Bd. 38, 1891. TESCHLER, Gy., Ablepharus Pannonicus Fitz. Math. és Természettud. Közle- mények. Bd. 20, 1885. (Eingegangen am 10. Dezember 1916.) Nachdruck verboten. Eine sehr seltene Varietät des M. flexor digitorum sublimis. Von Lupwic GRÄPER. Mit einer Abbildung. (Aus dem anatomischen Institut Breslau.) Bei einer kräftigen männlichen Leiche, deren Personalien nicht festzustellen waren, fand sich folgende sehr seltene Varietät am M. flexor digitorum sublimis der linken Seite: Bei der Präparation des Unterarmes war nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Der Bauch, der die Sehnen des dritten und vierten Fingers aus sich hervorgehen ließ, lag oberflächlich und nahm die radiale Seite der Muskelmasse ein mit dem Ursprung an dem Epicondylus medialis, dem Processus coronoideus ulnae und der Vorderfläche des Radius. Der Muskelbauch für den fünften Finger lag tiefer und entsprang ausschließlich vom Epicondylus medialis. Die Sehne für den zweiten Finger lag dicht über dem Handgelenk radial von den übrigen Sehnen, um sie weiter proximal in spitzem Winkel zu kreuzen und so dorsal von ihnen allmählich an die ulnare Seite des Unterarmes zu gelangen, wo sie in dem Muskelbauche des fünften Fingers verschwand. Somit entsprach der Unterarmteil des Muskels der häufigsten Erscheinungsform des Flexor digitorum sublimis. 81 In der Hohlhand war nun die zum Zeigefinger führende Sehne durch einen spindelförmigen Muskelbauch von etwa 12 mm Breite und geringerer Dicke unterbrochen, der sich von der Gegend des Ligamentum carpi transversum bis an das Ligamentum vaginale des Zeigefingers erstreckte. Zu der ulnaren Seite dieses Muskels zog ein sehr feiner, etwa 1 mm breiter Sehnenstreifen von der Gegend der Ursprungsstelle des M. lumbricalis an der Mittelfingersehne des M. flexor digitorum profundus. Die Endsehne war schwächer als sie gewöhnlich zu sein pflegt, teilte sich aber in zwei Zipfel und verhielt sich genau so wie eine gewöhnliche Sublimissehne. Die Innervation des ungewöhnlichen Muskelbauches erfolgte vom Nervus medianus aus, und zwar in der Weise, daß von dem für den Daumenballen be- stimmten Ramus muscularis ein sich in mehrere Fädchen teilendes Astchen an die radiale Seite des proximalen Drittels des Muskels herantrat. Über das Verhalten der Sehnenscheiden kann ich nichts Vollständiges mitteilen, da sie trotz Warnung von dem präparierenden Studenten zerstört wurden. Die distale verhielt sich jedenfalls normal, während die proximale, die ja schon normalerweise am Zeigefinger sehr kurz ist, wegen der großen Ausdehnung des von Sehnenscheiden völlig freien Muskelbauches ungewöhnlich kurz gewesen sein mub. Bei der präparatorischen Verfolgung der proximalen Sehne in die Muskelmasse des Caput commune der Beuger hinein sah man sie immer schwächer werden und am Epicondylus medialis mit einem zarten sehnigen Streifen entspringen. Dies läßt darauf schließen, dab auch der humerale Kopf des Gesamtmuskels einen Zug auf die Sehne auszuüben imstande war. Es handelt sich also um einen zweibauchigen Muskel. Besondere Erwähnung verdient, daß im übrigen alle Muskeln des Armes, insbesondere auch der M. lumbricalis des Zeigefingers, normale Verhältnisse zeigten. Soweit mir die Literatur jetzt im Kriege zugänglich war, habe ich keinen gleichen Fall in ihr finden können. Während an der Streckmuskulatur Abweichungen, insbesondere Bildungen von kurzen Streckern, öfter beobachtet sind, bewahrt die Beugemuskulatur eine viel größere Konstanz. Die Varietäten, die mit der vorliegenden in Ver- gleich gezogen werden können, sind die, bei denen die Zeigefingersehne einen akzessorischen Kopf entweder von dem Ligamentum carpi transver- sum oder vom Flexor digitorum profundus erhält. Eine derartige Varietät schien am rechten Arme des Individuums vorhanden gewesen zu sein, von dem die hier beschriebene Varietät stammte, leider waren hier die ab- Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 6 82 In der Hohlhand gelegener Muskelbauch des Zeige- fingerkopfes des M. flexor digitorum sublimis. Aus der Sublimissehne des Mittelfingers ist ein finger. langes Stück herausgeschnitten, um die Profundus- sehne und das von ihr zum Muskelbauch ziehende Sehnenbündelchen zu zeigen. normen Verhältnisse vom Präparanten mit großer Geschwindigkeit in „nor- male“ verwandelt worden. Vergleichbar sind ferner Fälle, die ich gelegentlich auf dem Präpariersaal ge- sehen habe, bei denen der Zeigefingerkopf sich leicht von der übrigen ihn be- deckenden Muskelmasse trennen läßt, mit einer lan- gen Sehne vom Epicondylus medialis entspringt und mit seiner Muskelmasse erheb- lich weiter distalwärts reichtalsdieanderen Köpfe. Es scheint somit der Muskelbauch des Flexor digitorum sublimis des Zeigefingers die Neigung zu haben, sich nach distal zu verschieben. Diese Nei- gung findet eine Parallele in der Innervation. Wäh- rend die übrigen Köpfe Nervenäste erhalten, die nahe der Ellenbeuge aus dem Medianus stammen, erhält der Zeigefingerbauch normalerweise einen be- sonderen Ast, der sich viel tiefer abzweigt und erst im unteren Drittel den Muskel erreicht. Im vorliegenden Falle ist das Extrem dieser Verschiebung erreicht und der Muskelbauch liegt in der Hohlhand. 83 Ks entsteht nun die Frage, ob diese Verschiebung einen Riick- schlag in frühere phylogenetische Entwickelungsformen darstellt, oder ein Zeichen fortschrittlicher Entwickelung ist. Wenn man zur Beant- wortung dieser Frage die Vorderarmmuskulatur in der Wirbeltierreihe durchsieht, so findet man nirgends ein der beschriebenen Varietät genau analoges Verhalten. Zunächst denkt man natürlich an die Amphibien, deren kurze Handmuskulatur so außerordentlich weitgehend differenziert ist, aber es findet sich hier nichts Ähnliches. Bei den kionokranen Reptilien und den Krokodilen entspringt der Flexor sub- limis, der im Verhalten der Sehnen gut dem menschlichen entspricht, da seine durchbohrten Sehnen an den mittleren Phalangen ansetzen, am Ligamentum carpi volare proprium; und bei den Vögeln entspringt ein naturgemäß sehr verändert aussehender entsprechender Muskel an dem Humerocarpalband. Nun sind wir gewohnt, uns unsere phylo- genetische Stammform mit mancherlei Sauriereigentümlichkeiten aus- gestattet vorzustellen und daher könnte das Vorkommen von solchen, einer menschlichen Varietät verwandten Organformen bei den Sauriern als ein Merkmal ihrer Primitivität angesehen werden. Im vorliegen- den Falle scheint doch auch die normale, am Unterarm liegende Finger- muskulatur des Menschen eine höhere Entwickelungsstufe darzustellen, da sie sehr viel zweckmäßiger ist als eine kurze. Man stelle sich beispielsweise eine Hand vor, an der sämtliche Fingermuskeln an den Fingern, oder auch nur im Bereiche der Hand lägen: sie würde ein unförmiges, als Werkzeug ungeeignetes Gebilde sein, während die Lokalisation der Muskelbäuche weit von der Stelle der Nutzbar- machung der Kraft, an der Hand, trotz ihrer schlanken, zum Werkzeug geeigneten Form ausgiebige Bewegungen mit großer Kraftentfaltung gestattet. Wenn somit mancherlei dafür spricht, daß im allgemeinen die langen Fingermuskeln einen weiter fortgeschrittenen Entwickelungs- zustand darstellen, so will es mir doch scheinen, daß gerade die hier beschriebene Varietät am Zeigefingerbeuger eine Andeutung fortschritt- licher Entwickelung ist. Zur Kraftentfaltung dient uns in erster Linie der Mittelfinger, während der Zeigefinger zu einem Präzisionsinstrument mit äußerst fein abgestufter Modulationsfähigkeit und großer Selbständig- keit der Bewegungen den anderen Fingern gegenüber ausgebildet ist, eine Rolle, die, nach dem Bau des Antithenar zu schließen, wohl früher dem fünften Finger zugekommen ist. Ein solcher Finger wird natür- lich besser von kurzen, zwar nicht so kräftigen, aber dafür von den anderen gut getrennten Muskeln versorgt als von langen, zwar kräftigen, aber mit den anderen verschmolzenen. 84 Daher möchte ich der Ansicht zuneigen, daß die offensichtliche Tendenz des Zeigefingerbauches des M. flexor digitorum sublimis, sich von der übrigen Muskelmasse loszulösen und distalwärts zu ver- schieben, eine fortschreitende Entwickelung anzeigt, vielleicht mit dem Endziele der Bildung einer völlig unabhängigen kurzen Zeige- fingermuskulatur. (Eingegangen am 21. Februar 1917.) Nachdruck verboten. OTTO FISCHER Y. Nachruf von R. Fick. Mit Bildnis. Ein Meister ist seiner Wissenschaft entrissen, Orro FIscHER, der Bahnbrecher auf dem Gebiet der anatomisch-physiologischen Mechanik, die gerade jetzt durch ihre Wichtigkeit fiir die Heilung der Kriegs- beschadigten zu hohen Ehren kommt, ist durch eine tiickische Krank- heit hinweggerafft worden. Gerne folge ich dem Wunsche des Herausgebers. dem Verstorbenen an dieser Stelle einen Nachruf zu widmen, um so lieber, als mich mit dem Dahingegangenen nicht nur die Gemeinsamkeit der wissenschaft- lichen Interessen, sondern auch herzliche Freundschaft verband und ich mich freudig als seinen dankbaren Schüler bekenne. O. Fischer wurde am 26. April 1861 zu Altenburg geboren, wo er eine sonnige Kindheit verlebte. Aus der höheren Bürgerschule wurde er dort unter Uberspringung einer Klasse in die neugebildete Realschule I. O. versetzt und besuchte sie bis zur Obersecunda. Die Prima, die der Altenburger Schule noch fehlte, vollendete er in der Realschule I. O. der Frankeschen Stiftungen in Halle a. S. auf den- selben Bänken, auf denen auch unser Generalfeldmarschall MAckKENSEN gesessen. Noch nicht 18 Jahre alt, legte er dort die Reifeprüfung ab und bezog zum Studium der Mathematik und Physik die Universität Jena. Das vierte und fünfte Semester studierte er in München, die letzten Semester in Leipzig. Hier fühlte er sich besonders durch den berühmten Mathematiker FrLıx Krem angezogen, dem er auch als Famulus und Bücherwart des mathematischen Seminars nähertreten durfte. Im Jahre 1885 erwarb er sich in Leipzig mit einer Arbeit über: „Konforme Abbildung sphärischer Dreiecke durch algebraische Funktionen“ die philosophische Doktorwürde Die Hauptergebnisse der Arbeit erachtete F. Kier für würdig, sie der K. sachs. Gesellsch. d. Wissensch. vorzulegen und in ihren Berichten zu veröffentlichen. 85 Es war ein gliicklicher Zufall, dafi zu dieser Zeit der Anatom WirHeLn Braune sich an F. Krem mit der Frage wandte, ob er ihm einen begabten Schüler empfehlen könne, der ihn bei seinen geplanten mechanisch-anatomischen Arbeiten unterstützen könnte. Kreın schlug ihm vor, es zu versuchen, seinen jungen Doktoranden OÖ. Fischer als Mitarbeiter zu gewinnen. O.Fischer, der den Arbeitsplänen W. BRAUNEs sofort lebhaftes Interesse entgegenbrachte, ging auf die Zusammen- arbeit ein und so kam es zu der für die Gelenk- und Muskelmechanik so bedeutsamen Verbindung dieser beiden hervorragenden Männer, der wireine ganze Reihe höchst wichtiger Arbeiten verdanken. Mit der ihm eigenen Gewissen- haftigkeit und Schaffensfreude brachte es O. FIscHER zuwege, sich trotz der Weiterverfolgung seiner mathematischen Studien und seines Gymnasiallehr- berufes doch auch in der Ana- tomie unter den Anatomen His und Brause, in der Physiologie unter C. Lupwies Meisterschaft gründlich auszubilden, um mit voller Sachkenntnis an den von BRAUNE unternommenen Unter- suchungen teilnehmen zu kön- nen. Eine Zeitlang bekleidete er auch eine Assistentenstelle an Braunss Institut, um sich ganz dem anatomischen Betrieb widmen zu können. Der schöne, so reiche Früchte tragende Bund der beiden Forscher dauerte von 1884 bis zu dem im Jahre ea». 2 1892 erfolgten Tod W. Braunzs. (Ho LET, er — Aber auch nach Brauxes Ab- leben blieb O. Fischer dem mit so großem Erfolg betretenen und ihm selbst liebgewordenen Arbeits- ‚gebiet treu, um so mehr, als ©. Lupwıs dem jungen Licht der medi- zinischen Physik und seinen Erfolgen das wärmste Interesse entgegen- brachte und ihm tatkräftigste Förderung in jeder Richtung angedeihen ließ und auch für die Zukunft solche verhieß. Leider sollte er auch C. Lupwies mächtiger Unterstützung durch dessen Tod bald beraubt werden. Im Jahre 1893 habilitierte sich O. Fischer in der philosophischen Fakultät für „physiologische Physik“ und las eine zweistündige Vor- lesung über: „Mechanik in Anwendung auf den tierischen Körper in 86 elementarer Behandlungsweise fiir Studierende der Medizin und Natur- wissenschaften“. Später hielt er durch einige Semester auch Vor- lesungen über den „Gang des Menschen“, über „Muskelmechanik“, über „allgemeine Gelenk- und Muskelmechanik im Anschluß an. die Vorlesungen von R. Fick bzw. W. SPALTEHOLZ*, über ausgewählte „Kapitel aus der Dynamik“, zeitweise auch „Physiologie des Gehörs, der Stimme und Sprache“ im Einverständnis mit E. Herine als Ergänzung zu dessen Vorlesung; ferner über „medizinische Physik“. Einen großen Hörerkreis erwarb er sich mit seiner Vorlesung: „Einführung in die mathematische Behandlung der Naturwissenschaften (Differential- und Integralrechnung) für Studierende der Medizin und Naturwissen- schaften“, die von allen Seiten größte Anerkennung fand und ihm durch die sich immer wiederholenden Dankesäußerungen seiner Hörer zu einer fortlaufenden Quelle der Befriedigung wurde. Ein namhafter Verleger hatte ihn dringend gebeten, die berühmte Vorlesung in Buch- form bei ihm erscheinen zu lassen, aber die große Arbeitslast hielt QO. Fıscher ab, dem Plane näherzutreten. Noch im Jahre 1896, nach weniger als dreijähriger Lehrtätigkeit, wurde er — ein Einzelfall in der Geschichte der medizinischen Fakul- tät —, trotzdem er nicht Doktor der Medizin war, zum a. o. Professor der Medizin ernannt. Vom Jahre 1887—1895 war er Hauptlehrer der Mathematik und Physik an der öffentlichen Handelslehranstalt, von da an Oberlehrer am Petri-Realgymnasium zu Leipzig und wurde 1912 zu dessen Rektor ernannt. Nur eine so willensstarke, kraftvolle Persönlichkeit wie O. FiscHER konnte sich einer solchen doppelten oder dreifachen Aufgabe gewachsen zeigen, konnte als Rektor, als Universitätslehrer und als Forscher zugleich Glänzendes leisten. Man fragte sich immer wieder, wie es nur möglich sei, daß O. Fischer neben seinem Schulberuf und den Universitätsvorlesungen noch die Zeit fand zu seinen tiefgründigen, ausgedehnten wissenschaftlichen Arbeiten. Die Erklärung lag in seiner Meisterschaft der Zeiteinteilung und raschen Auffassung. Wie rasch sein Geist arbeitete, erfuhr man, wenn man ihm wissenschaftliche Fragen vorlegte; oft sozusagen blitzartig kam ihm die Lösung auch bei verwickelteren Aufgaben. Und mit der ihm eigenen zähen Aus- dauer konnte er so auch ausgedehnte Vorwürfe vergleichsweise rasch, in einem Zuge durchführen. Niemand ahnte, daß diese eichen- starke Natur so rasch gefällt werden sollte: ein Magengeschwürdurch- bruch setzte nach wenigen Tagen des Leidens am 22. Dezember 1916, trotz eines chirurgischen Eingriffes, dem Leben des seltenen Mannes ein allzufrühes Ende. Wenn wir es hier versuchen, von den wissenschaftlichen Leistungen O. Fiscuers ein Bild zu entwerfen, so ist vorauszuschicken, daß in dem hier zur Verfügung stehenden Rahmen nicht viel mehr als nur Andeutungen gegeben werden können von der großen Fülle von Er- gebnissen seiner schöpferischen Geistesarbeit. Mit staunenswertem, rastlosen Fleiß und eiserner Schaffenskraft führte er seine Unter- RE ee ee ee AV 87 suchungen, die oft langwierige Rechnungen erheischten, in mathe- matischer Genauigkeit durch. Und darin liegt gerade der hohe, bleibende Wert der Arbeiten FiscHers, daß seine mathematisch-mechanischen Ausführungen in unseren medizinischen Fragen nicht nur ein äußerer Liebhaberaufputz sind, sondern auch vom rein mathematisch-mecha- nischen Standpunkt durchaus verläßliche, einwandfreie und unanfecht- bare mathematische Leistungen darstellen, die zum Teil sogar auch von Fachmathematikern als wesentliche Fortschritte anerkannt und für die Lösung rein mechanischer Fragen übernommen wurden. Die Arbeiten erschienen meist als Abhandlungen der k. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. in Leipzig, die ihn unmittelbar nach seiner Habili- tation — eine große Auszeichnung — zu ihrem außerordentlichen und im Jahre 1904 zu ihrem ordentlichen Mitglied wählte. Einige Arbeiten finden wir auch in Hıs-WALpevers Archiv für Anatomie und Entwickelungsgeschichte. Für die Mediziner ohne mathematische Schulung sind O. FıscHhers Arbeiten freilich gerade wegen ihrer mathe- matisch einwandfreien Darstellung nicht leicht verständlich, aber namentlich in den späteren Arbeiten trug er, durch Freunde und seine eigene Erfahrung in den Vorlesungen darauf aufmerksam ge- worden, diesem Mangel an Vorbildung der Mediziner dadurch Rechnung, daß er den schwieriger zu verstehenden Arbeiten leichtfaßliche Ein- leitungen und Schlußworte beifügte, die auch dem Nichtmathematiker einen Begriff vom wesentlichen Inhalt der Arbeit geben. Diese kurzen Überblicke über die Lösung oft sehr schwieriger Fragen sind geradezu Musterstücke klassischer Darstellung, wie auch seine einschlägigen Vorlesungen ganz unübertrefflich an Klarheit und Anschaulichkeit waren und daher auch von einer größeren Zahl von Kollegen der medizinischen und philosophischen Fakultät mit Bewunderung gehört und allgemein als hoher geistiger Genuß empfunden wurden. Sie waren in dem dafür in Betracht kommenden engeren Kreis ebenso geschätzt, wie die oben erwähnte allgemeinere Vorlesung im weiteren. Ich selbst habe das Glück gehabt, mehrere Semester hindurch diesen Vorträgen als Schüler folgen zu dürfen und verdanke ihnen für die Darstellung in meinem Handbuch der Gelenk- und Muskelmechanik so viel Anregung, daß ich den 2. Band, der die allgemeine Mechanik behandelt, neben A. Fıck niemand anderem widmen konnte, als O. Fischer, „dem Meister der Gelenk- und Muskelmechanik“. In der ersten, noch gemeinsam mit W. Braune angestellten Unter- suchung (1885) wird zum erstenmal eine Gelenkbewegung (und zwar die Bewegung der Speiche gegen die Elle) in streng mathematischer Weise untersucht: Es wurde nämlich der Weg von drei fest mit den betreffenden Knochen verbundenen (nicht in einer Ebene liegenden) Punkten in einem räumlichen, aus drei senkrecht zueinander stehenden, mit Millimeterpapier bespanntem Maßebenengerüst genau festgestellt, indem die jeweilige Lage der spitzen Enden von drei mit den bewegten Knochen befestigten Stäben in 17 bzw. 22 Stellungen genau bestimmt wurde. In entsprechender Weise wurde dann auch (1887) das Ell- 88 bogen-, (1888) das Schulter- und die Schultergiirtelgelenke untersucht. Beim Ellbogengelenk ergab sich, daß die Bewegung keine reine Scharnierbewegung um eine feste Achse ist, sondern daß sie um fort- während wechselnde Achsen erfolgt, die sich aber alle in der Mitte der Oberarmrolle schneiden. Die gewöhnlich angenommene „quere Ellbogenachse“ ist also streng genommen nur eine „Mittelachse“. Für die Oberarmbewegung zeigte sich u. a. die sehr bemerkens- werte Tatsache, daß das Schultereckgelenk (Akromialgelenk) für die Freiheit der Oberarmbewegungen belangreicher ist, als das Brust- Schlüsselbeingelenk, d. h. bei Feststellung des Schultereckgelenkes leidet der Bewegungsumfang des Armes mehr als bei Feststellung des Brust-Schlüsselbeingelenkes. Einen ganz neuen Weg der Gelenkuntersuchung schlug O. FiscHER (1891) beim Kniegelenk ein. Er ging dabei zur Untersuchung der Bewegung beim Lebenden über und benutzte dazu, ähnlich wie Margy, die Momentphotographie. Während aber Marry die lotrechte Abbildung nur auf einer Ebene vornahm, projizierte O. FiscHEr die Bewegung dreier mit dem Unterschenkel festverbundener leuchtender Punkte gleichzeitig auf zwei zueinander senkrechte Koordinatennetze, sodaß, allerdings auf ziemlich umständlichem Weg, die Bahnen der drei Punkte und damit der genaue Hergang der Bewegung berechnet werden konnte. Es fand sich dabei, daß die beiden untersuchten Männer die willkürliche Beugung des Unterschenkels bei festgestellten Oberschenkel und eingegipsten Fußgelenken fast in gleicher Weise ausführten und daß bei beiden mit der Beugung zuerst etwa 6° Pro- nation, dann etwa 6° Supination unwillkürlich verbunden waren. In derselben Arbeit brachten Braune und Fischer durch Versuche den für die allgemeine Gelenkmechanik höchst wichtigen Nachweis, daß die Knorpelüberzüge der Gelenke durch den auf ihnen lastenden Druck sich gegenseitig anpassen. Gelenkkopf und -pfanne dürfen daher bei den Bewegungen nicht als starre, aufeinander gleitende Körper an- gesehen werden, bei denen etwaige Ungleichheiten auf die Bewegungs- art einen störenden Einfluß ausüben können, sondern während der Bewegung werden durch den Zug der bewegenden Muskeln die Un- gleichheiten mehr oder weniger vollkommen ausgeglichen. Höchst bedeutsam ist auch die von Fischer (1887) festgestellte Tatsache, daß sowohl bei den Hand- als auch bei den Fingerbewegungen in den Grundgelenken, sowie bei den Ei- und Sattelgelenken keine willkürlichen Drehungen um die Längsachse, d. h. Pro-Supinationen, ausgeführt werden können und daß bei ihnen das sogen. Listine’sche Gesetz wie für die Augenbewegungen gilt, daß nämlich jeder Stellung der Hand oder eines Fingers usw. ein ganz bestimmter, willkürlich nicht zu ändernder Pro-Supinationsgrad entspricht. Beim ersten Hand- gelenk kann dieser Zwang ebenso wie bei sonstigen Ei- und Sattel- selenken anatomisch begründet sein, beim zweiten Handwurzelgelenk und den Fingergelenken ist er aber offenbar nur durch die Innervationsge- wohnheit bedingt, denn ein anatomischer Zwang liegt beiihnen nicht vor. 89 Die Grundlage fiir alle kinetischen (dynamischen) Abhandlungen O. FıscHers bilden seine noch mit BRAUNE gemeinsam angestellten klassischen Untersuchungen „Über den Schwerpunkt des menschlichen Körpers mit Rücksicht auf die Ausrüstung des deutschen Infanteristen“ (1889). Die Untersuchung wurde weit genauer, als es früher jemals geschehen war, an 4 hartgefrorenen entsprechend zerlegten Leichen mit Hilfe des Pendelns der Teile um Stahlnadeln, die möglichst weit vom vermuteten Schwerpunkt durchgeschlagen wurden, ausgeführt. Dabei stellte sich nun die für die Mechanik des Körpers und seiner Glieder höchst bemerkenswerte Tatsache heraus, daß der Schwerpunkt eines Gliedes immer in der Verbindungslinie der benachbarten Gelenk- mittelpunkte liegt und diese „Längsachse des Gliedes“ im Verhältnis 4:5 teilt, und zwar so, daß */, der Länge proximal, °/, distal vom Schwerpunkt liegen. Der Rumpfschwerpunkt liegt in der Geraden, die den Mittelpunkt der Verbindungslinie beider Hüftgelenkmitten mit der Mitte der oberen Kopfgelenke verbindet, und teilt die Rumpflängs- achse so, daß */, kopfwärts, °/, fußwärts von ihm liegen. Aus diesen Lageverhältnissen ergab sich die Möglichkeit, eine „Normalstellung“ für den aufrechtstehenden Menschen ausfindig zu machen, in der alle Schwerpunkte der Hauptkörperteile mit Ausnahme derer der Füße in einer einzigen Frontalebene liegen. Man braucht dazu nur die Mittel- punkte aller Hauptgelenke in eine Frontalebene einzustellen; der Ver- gleich dieser „künstlich“ erfundenen Stellung mit den Verhältnissen beim Lebenden zeigt, daß diese ,,Normalstellung* als eine durchaus natürliche gelten kann und deshalb vorzüglich als Ausgangsstellung für die Untersuchung der Bewegungen verwendet werden kann. In einer sich an diese Arbeit anschließenden Untersuchung (1892) wurden die Trägheitsmomente der verschiedenen Körperteile festgestellt und QO. FiscHErR ersann ein äußerst sinnreiches Modell aus Papp- oder Metallstreifen zur Veranschaulichung der Verschiebung der Glieder- und des Gesamtschwerpunktes, sowie solche für die Verschiebung der Trägheits- momente und auch der Drehungsmomente der Muskeln bei sagittalen Bewegungen der Glieder in den Gelenken. Der „Schwerpunktshampel- mann“, wie BRAUNE und FiscHEr das erstgenannte Modell scherzend nannten, erntete durch seine Zweckmäßigkeit und Anschaulichkeit bei allen, die ihn sahen, u. a. auch bei dem verstorbenen König Albert von Sachsen, der sich für die Schwerpunktsarbeit auch aus militärischen Gründen lebhaft interessierte, großen Beifall. Das Pappmännchen ar- beitet aber auch ganz überraschend „empfindlich“: schon bei gering- fügigen Bewegungen eines einzelnen Endgliedes erhält man eine deutliche Verschiebung des Gesamtschwerpunktes. Einen großen Fortschritt in der Mechanik bedeutete eine im Anschluß an die Schwerpunktuntersuchung verfaßte theoretische Ab- handlung (1893) über „die Arbeit der Muskeln und die lebendige Kraft des menschlichen Körpers“, in der Fischer zur Vereinfachung der mathematischen Behandlung der Körperbewegungen den Begriff der „Hauptpunkte“ einfiihrte. Er versteht darunter den Schwer- 90 punkt seines „reduzierten Systems“, bei dem man sich nämlich in den Gelenken, die das untersuchte Glied mit den Nachbargliedern verbinden, — die Massen aller Körperteile enthalten denkt, die durch das betreffende Gelenk unmittelbar oder mittelbar mit dem fraglichen Körperteil ver- bunden sind. Diese „reduzierten Systeme“ und „Hauptpunkte“ griff auch die technische Mechanik auf und verwendet sie mit großem Vor- teil zur Lösung ihrer Aufgaben. Einen weiteren wissenschaftlichen Glanzpunkt seiner kinetischen Arbeiten bildet seine Abhandlung: „Über die Wirkungsweise einge- lenkiger Muskeln“ (1895), in der er theoretisch und durch Versuch den Nachweis erbringt, daß die eingelenkigen Muskeln auch auf die Nachbargelenke wirken, die sie gar nicht überspringen. Er zeigt, dab z.B. der Armmuskel (m. brachialis) nicht nur das Ellbogengelenk beugt, sondern auch das Schultergelenk streckt. Die Untersuchung ergibt, daß das Größenverhältnis der Bewegung in beiden Gelenken, das er später „kinetisches Maß“ nannte, nicht von der Spannung des Muskels, wohl aber von etwaiger Belastung des einen oder anderen Gliedes abhängt. Wird z. B. die Hand oder der Unterarm belastet, so wächst die Wirkung des Armmuskels auf das Schultergelenk bis zur Hälfte der Ellbogenwirkung. Diese Ergebnisse wirkten geradezu verblüffend. Eigentlich war ja zwar schon nach der althergebrachten Beschreibung der Muskelwirkung, die besagt, daß ein Muskel bei seiner Zusammenziehung die beiden durch ihn verbundenen Glieder einander zu nähern strebt, klar, daß er nicht nur den „Ansatzknochen“, sondern auch den „Ursprungsknochen“ bewegen und also dadurch auch dessen Stellung zum nächsten Glied verändern muß. Niemand hatte aber diesen einfachen Schluß gezogen, das blieb dem scharf- sinnigen und schöpferischen Geist O. FiscHErs vorbehalten, ein wahres „Bi des Kolumbus“. Unter dem Eindruck dieser Leistung wurde O. Fischer von der Würzburger medizinischen Fakultät auf den An- trag von A. Fick zum Ehrendoktor der Medizin ernannt. Die größtangelegte Untersuchung O. FiscHErs ist die über den „Gang des Menschen“, die er noch mit W. BRAUNE im Jahre 1891 begann. Die Arbeit ist ein Muster mathematisch genauer Messung am lebenden Körper und wissenschaftlicher Ausdauer bei der um- ständlichen, äußerst mühsamen Auswertung der Ergebnisse. Die Unter- suchungsart war im Wesen dieselbe, wie die beim Kniegelenk erprobte: Momentphotographie mit den Gliedern festverbundener Lichtpunkte bzw. leuchtender Streifen auf zwei zueinander senkrechte Koordinaten- tafeln. An der Versuchsperson wurden nämlich 11 GEISsLERr’sche Röhren, die durch entsprechende schwarze Umwickelung zum Teil punkt-, zum Teil strichförmig leuchteten, angebracht und durch Auf- leuchten der Röhren im dunkeln Raum gelang es, den jeweiligen Ort des Scheitelpunktes des Kopfes, der beiden Schultergelenke, der Ell- bogengelenke, Hände, Hüft-, Kniegelenke und Füße während eines Doppelschrittes in 31 verschiedenen Stellungen genau photographisch abzubilden. Von der Mühseligkeit, allein der Vorbereitung der Ver- suche, der Schwierigkeit, die Röhren genau an den richtigen Stellen zu befestigen, ohne daß sie die Bewegungen im mindesten hinderten, der Sicherung aller elektrischen Abdichtungen usw., kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß ein einziger Versuch 10 bis 12 Stunden unausgesetzter Arbeit, die zur Sicherheit vollkommener Verdunkelung in der Nacht geschehen mußte, erforderte. Ebenso mühsam wie die Versuche gestaltete sich die Berechnung. Es galt zuerst, die Koordinaten der Lichtpunkte auf den Lichtbildplatten selbst zu messen, weil die Messung an Abdrücken zu ungenau gewesen wäre. Da es ein Meßwerkzeug für diesen Zweck nicht gab, so ließ O. FIscHER erst ein solches nach seinen Angaben bauen, mittels dessen die genaue Lage der Koordinatenpunkte mit dem Mikroskop bestimmt werden konnte. Dann galt es, die perspektivischen Koordinaten in die rechtwinkligen räumlichen umzurechnen. Das Ergebnis dieser langwierigen Arbeiten übertraf aber auch alle Erwartungen, denn es zeigte sich, daß die Koordinaten der im Versuch in zwei verschiedenen Aufnahmen bestimmten Körperpunkte bis auf Bruchteile eines Millimeters genau übereinstimmten, also ein Beweis für eine auf diesem Gebiet noch nie erreichte mathematische Genauigkeit. Auf die in sechs großen Abhandlungen niedergelegten Ergebnisse, denen O. FiscHEr noch weitere folgen lassen wollte, kann hier nicht näher eingegangen werden; sie betrafen hauptsächlich die Bahn des Gesamtschwerpunktes und der Gliederschwerpunkte, sowie die Entscheidung der Frage, ob die Schwingung des Beines eine reine Pendelschwingung ist, wie die Brüder WEBER behaupteten, oder durch Muskelkraft bewirkt wird. O. Fıschers Berechnungen lieferten den Beweis für das letztere. U. a. ergaben sich auch Asymmetrien der Bewegung beider Körper- hälften und die Tatsache, daß sich kein Punkt des Körpers beim Gang in einer Ebene bewegt. Um auch weiteren Kreisen die Ergebnisse der Untersuchung vorführen zu können, konstruierte O. FiscHER aus den 31 beobachteten Schritteilen ein außerordentlich anschauliches Modell (s. Hıs-WALDEYERS Archiv 1895), das den Schritt gerade in 10 Teile zerlegte und dabei die für den Gang besonders bedeutungs- vollen Augenblicke wiedergibt, in dem das Bein die Schwingung be- ginnt und in dem das Bein eben auf den Boden aufgesetzt wird usw. Das Modell wurde vom Mechaniker Zimmermann in Leipzig in ganzer und halber Lebensgröße in 3 Teile (Kopf-, Arm-, Beinpunkte) zerleg- bar ausgeführt. R Von den Einzelarbeiten möchte ich doch auch die Übersicht über „Physiologische Mechanik“ in der „Encyklopädie der mathema- tischen Wissenschaften“ (1903) erwähnen, weil sie seine Gewissen- haftigkeit auch auf dem bei den meisten Gelehrten recht unbeliebten Gebiet der „Anführung der Vorarbeiten“ zeigt. O. Fischer hat sich die Mühe nicht verdrießen lassen, nicht weniger als 465 Arbeiten über die physiologische Mechanik zeitlich zu ordnen und auch für die Verfasser eine nach Buchstaben geordnete Liste aufzustellen, die für alle Zeiten und für jeden Forscher auf diesem Gebiet von großem Wert bleibt. 92 Außer den Einzeluntersuchungen verdanken wir O. FiscHER auch noch drei zusammenfassende Werke: Die Kinematik organischer Ge- lenke (1907), Theoretische Grundlagen für eine Mechanik der lebenden Körper (1906) und die Medizinische Physik (1913), von denen das erste am leichtesten faßlich geschrieben und vorzüglich geeignet ist, den Mediziner und Zoologen in die Gelenkmechanik einzuführen; es behandelt, dem Begriff der „Kinematik“ entsprechend, natürlich nur die Lehre von den Bewegungen, nicht auch die von den bewegenden Kräften. Uber die Wirkung der letzteren auf die drei- und n:gliedrigen ebenen, sowie n-gliedrigen räumlichen Gelenksysteme, sowie über die An- wendung auf den menschlichen Körper, also über die „Kinetik“ der organischen Gelenke, belehrt uns das zweite Werk. In ibm finden wir namentlich auch eine elementare Ableitung der „Bewegungs- gleichungen“, wobei wieder die ,,Hauptpunkte* der Gliedersysteme eine Hauptrolle spielen. Das letzte große, 70 Bogen umfassende Buch bringt vor allem eine Darstellung der theoretischen organischen Kinematik und Kinetik von einer Gründlichkeit und Klarheit, wie wir sie noch nicht besaßen. Der zweite Teil enthält die physikalischen Grund- lagen für die Lehre vom Gehör, Stimme und Sprache. Der dritte Ab- schnitt ist der Optik gewidmet und man findet in ihm eingehende Darlegungen über die Bilderzeugung durch Spiegel und Linsen mit besonderer Berücksichtigung der Brillen, Lupen, Fernrohre und des Mikroskops. Der Assge’schen Lehre, der Dunkelfeldbeleuchtung und der Ultramikroskopie, sowie auch der Untersuchungsarten mit polari- siertem Licht ist eine besonders ausführliche Besprechung gewidmet, die wohl unbedingt als die beste und namentlich für Mediziner brauch- barste Erläuterung dieser Gegenstände angesehen werden darf, die bisher erschienen ist. Auf die Elektrizitätslehre glaubte O. FiscHER nicht eingehen zu müssen, weil sie heutzutage in den physikalischen und physiologischen Vorlesungen und Übungen der Mediziner eine so große Rolle spielt, daß der Mediziner in ihnen wohl genügende Vor- bildung finden dürfte. Die Bedeutung O. FiscHers für die „physiologische Mechanik“ oder „medizinische Physik“ dürfte aus den vorstehenden Andeutungen über seine Hauptwerke wohl zu erkennen sein. Wie hoch seine Ar- beiten eingeschätzt wurden, bezeugten die Aufforderungen, die von verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften an ihn ergingen, über seine Untersuchungen vorzutragen, so u. a. der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte (Cassel 1903) und der Deutschen Gesellschaft für orthopädische Chirurgie in Berlin (1908). Auch sein ehemaliger Landesherr, Seine Hoheit der Herzog von Sachsen- Altenburg, ein Freund der Astronomie und Physik, zeichnete ihn durch Einladungen zu Vorträgen über sein Arbeitsgebiet aus, und große Verleger wie Hirzel, Teubner, Vieweg u. a. traten mit Verlagsanträgen mehrfach an ihn heran. Daß O. Fıschers Leistungen auch als Gymnasiallehrer und Di- rektor sich weit über das gewöhnliche Maß erheben, ist bei seiner 93 angeborenen hervorragenden Lehrbegabung und seiner ganzen Persön- lichkeit eigentlich selbstverständlich. Es herrschte ein geradezu vor- bildliches Verhältnis, sowohl zwischen ihm und der Lehrerschaft, als auch zwischen ihm und den Schülern; bei beiden stand er eben nicht nur in amtlichem Ansehen, sondern Lehrer und Schüler waren ihm in wahrer Hochachtung und Anhänglichkeit ergeben; „es war eine Lust, mit ihm und unter ihm zu arbeiten“, wie Herr Studienrat HERRMANN in seinem ganz vortrefflichen Lebensbild O. FıschErs sagt. Er war ein Mann von eisernem Charakter, von lauterster, durch und durch vornehmer Gesinnung und feinstem Taktgefühl, bei dem sich strengster Gerechtigkeitssinn mit Milde und ernsteste Pflichtauf- fassung mit jugendlichem Frohsinn und sonnigem Humor zu schönstem Zusammenklang paarten, ein treusorgender Familienvater und unbedingt zuverlässiger Freund, ein lebhafter, liebenswürdiger Gesellschafter. Er war kein Stubengelehrter, sondern liebte die Natur und betrieb, soweit es ihm seine anstrengende Berufstätigkeit erlaubte, auch später noch mit jugendfrischem Eifer die verschiedensten Sporte, war ein ge- wandter Eisläufer, Schwimmer, begeisterter Bergsteiger, Turner, Rad- fahrer und von seiner Burschenschafterzeit her ein guter Fechter. Darum drängte es ihn auch als ehemaligen Landwehroberleutnant bei Kriegsbeginn ins Feld hinaus: zweimal stellte er sich dem Militär zur Verfügung, aber beidemal erklärte ihn das Unterrichtsministerium, wie begreiflich, für durchaus unabkömmlich. Auch für die Kunst und Musik hatte O. Fischer lebhaftes Interesse, wenn ihn auch frei- lich die Arbeitsüberhäufung nicht mehr oft dazu kommen ließ, am Flügel bei seinen Lieblingen Bach, Beethoven, Schubert oder Brahms Erholung zu suchen. So war er geistig und körperlich eine besonders begnädete Natur und es ist klar, daß eine solche Persönlichkeit sich allenthalben begeisterte Liebe und Verehrung zu erwerben wußte, wie das vielfach bei Lebzeiten und auch am Grabe sprechend zum Aus- druck kam. Sein plötzlicher Tod war nicht nur für die Familie und die Freunde ein erschütterndes Ereignis, sondern erfüllte auch alle seine Amtsgenossen und Schüler mit tiefster Bestürzung und echtester Trauer. Mittelbar ist auch er ein Opfer des Krieges, denn unter dem Eindruck der mühseligen Beschwerden und Heldentaten unserer Feld- grauen an der Front glaubte er auch die eigenen Beschwerden, die Vorboten seiner tückischen Erkrankung, gering achten zu sollen, so kam die ärztliche Hilfe zu spät. Im Grunde ist natürlich die Haupt- schuld an seinem frühen Tod der Überanstrengung durch seinen zwei- fachen Beruf beizumessen. Doppelt bitter muß man es daher bedauern, daß er nicht längst eine vollständig unabhängige, wohlausgestattete Universitätsstellung erhielt, auf die er nach seinen außergewöhnlichen Leistungen unbedingt Anspruch hatte. Da im herkömmlichen Hoch- schulbetrieb eine solche Stellung für die medizinischePhysik leider nicht vorgesehen ist, so hätte sie für diese überragende Persönlichkeit eben unbedingt geschaffen werden müssen. Was die Familie, die Freunde, das Realgymnasium durch den 94 jähen, vorzeitigen Tod des seltenen Mannes verlieren, davon gaben die erhebenden Trauerfeiern genugsam Zeugnis. An dieser Stelle mag aber ausdrücklich ausgesprochen werden, daß auch die Wissenschaft sehr viel durch ihn verliert, da O. Fıscu£r ohne Zweifel noch gar manche wichtige Frage auf seinem Gebiet gelöst hätte. Aber die Wissenschaft hat ihm auch bisher schon unendlich viel zu verdanken, und was er in der eigentlich nur kurzen, ihm vergönnten Arbeitszeit geleistet hat, das genügt schon vollauf, um dem Namen O. FiscHErs in der anatomisch-physiologischen Mechanik dauernd einen allerersten Platz zu sichern. Innsbruck, Ende Januar 1917. (Eingegangen am 12. Februar.) Verzeichnis der Arbeiten von QO. FISCHER. O. Fiscuer, Note über konforme Abbildung gewisser sphärischer Dreiecke durch algebraische Funktionen. Kgl. sachs. Ges. d. Wissensch., Sitzungs- berichte math.-phys. Klasse 1884, vorgelegt von F. Krem, S. 17—81. — Konforme Abbildung sphärischer Dreiecke aufeinander mittels algebraischer Funktionen. Seiner Mutter gewidmet. Diss., Leipzig 1885. — Psychologische Analyse der stroboskop. Erscheinungen. Wunpt, Philos. Studien, Bd. 3, 1886. W. Braune u. O. Fischer, Die bei der Untersuchung von Gelenkbewegungen anzuwendende Methode, erläutert am Vorderarm des Menschen. Leipziger Abhandl.') 1885. — — Die Länge der Finger- und Metakarpalknochen an der menschlichen Hand. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1886. — — Untersuchungen über die Gelenke des menschlichen Armes. I. Teil: Das Ellbogengelenk, von O. Fıscuer. II. Teil: Das Handgelenk, von W. Braune und O. Fischer. Leipziger Abhandl. 1887. — — Das Gesetz der Bewegungen in den Gelenken an der Basis der mittleren Finger und im Handgelenk des Menschen. Leipziger Abhandl. 1887. — — Über den Anteil, den die einzelnen Gelenke des Schultergürtels an der Beweglichkeit des menschlichen Humerus haben. Leipziger Abhandl. 1888. — — Die Rotationsmomente der Beugemuskeln am Ellbogengelenk des Menschen. Leipziger Abhandl. 1889. — — Bemerkungen zu E. Fıcks Arbeit: „Über die Methode der Bestimmung von Drehungsmomenten. Arch. f. Anat u. Physiol. Anat. Abt., Suppl., 1889. — — Uber den Schwerpunkt des menschlichen Kérpers mit Riicksicht auf die Ausrüstung des deutschen Infanteristen. Leipziger Abhandl. 1889. — — Über eine Methode, Gelenkbewegungen am Lebenden zu messen. Verh. X. internat. med. Kongress. Berlin 1890. : — — Die Bewegungen des Kniegelenks, nach einer neuen Methode am lebenden Menschen gemessen. Leipziger Abhandl. 1891. — — Nachträgliche Notiz über das Kniegelenk. Anat. Anz. 6 (1891). O. Fiscuer, Mechanismus zur Bestimmung der Lage des Schwerpunktes des menschlichen Körpers und seiner Teile. Deutsche Math.-Ver., Katalog math. Modelle 1892. *) Unter dem Namen „Leipziger Abhandlungen“ ist zu verstehen: Ab- handl. d. k. sächs. Ges. d. Wissensch. Verlag von S. Hirzel, später B. G. Teubner, Leipzig. 2 ne ere tae CRA TROIS Bek ie} a re ne on FE RT 95 O. Fıscheß, Zwei Mechanismen zur Darstellung der Wirkung eines Muskels. Deutsche Math.-Ver., Katalog math. Modelle 1892. — Mechanismus zur Bestimmung der Trägheitsmomente eines Körperteils für alle Schwerpunktsachsen. Deutsche Math.-Ver., Katalog math. Modelle 1892. W. Braune u. O. Fischer, Bestimmung der Trägheitsmomente des mensch- lichen Körpers und seiner Glieder. Leipziger Abhandl. 1892, O. FıscHer, Die Arbeit der Muskeln und die lebendige Kraft des menschlichen Körpers. Dem Andenken Win. BRAunes gewidmet. Leipziger Abhandl. 1893. Der menschliche Körper vom Standpunkte der Kinematik aus betrachtet. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1893. Ein zweiter Mechanismus zur Bestimmung der Lage des Schwerpunktes eines Systems von in beliebiger Weise durch Gelenke miteinander ver- bundenen Körpern. Deutsche Math.-Ver., Nachtrags-Katalog math. Modelle 1893. Einige Gelenkmechanismen. Deutsche Math.-Ver., Nachtrags-Katalog math. Modelle 1893. Uber die Drehungsmomente ein- und mehrgelenkiger Muskeln. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1894. W. Braune u. O. Fischer, Der Gang des Menschen. I. Teil: Versuche am unbelasteten und belasteten Menschen. Leipziger Abhandl. 1895. QO. FıscHer, Beschreibung eines neuen Modells zur Veranschaulichung der Bewegungen beim Gange des Menschen. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 189. Die Hebelwirkung des Fußes, wenn man sich auf die Zehen erhebt. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1895. Beiträge zu einer Muskeldynamik. I. Abhandl.: Über die Wirkungsweise eingelenkiger Muskeln. Dem Andenken C. Lupwıss gewidmet. Leipziger Abhandl. 189. Beiträge zur Muskelstatik. I. Abhandl.: Über das Gleichgewicht zwischen Schwere und Muskeln am zweigliedrigen System. Leipziger Abhandl. 1896. Über Grundlagen und Ziele der Muskelmechanik. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abt. 1896. Beiträge zu einer Muskeldynamik. II. Abhandl.: Uber die Wirkung der Schwere und beliebiger Muskeln auf das zweigliedrige System. Leipziger Abhandl. 1897. Über die Gelenke von zwei Graden der Freiheit. Arch. f. Anat. u. Physiol., Anat. Abt., Suppl. 1897. Der Gang des Menschen. II. Teil: Die Bewegung des Gesamtschwer- punktes und die äußeren Kräfte. Leipziger Abhandl. 1899. Der Gang des Menschen. III. Teil: Betrachtungen über die weiteren Ziele der Untersuchung und Überblick über die Bewegungen der unteren Extremitäten. Leipziger Abhandl. 1900. Der Gang des Menschen. Selbstbericht. Deutsche Turn-Zeitung Leipzig 17. V. 1900, Nr. 20. Der Gang des Menschen. IV. Teil: Über die Bewegungen des Fußes und die auf denselben einwirkenden Kräfte. Leipziger Abhandl. 1901. Über die Bedingungen und den Beginn der Ablösung der Fersen vom Boden. Wvnpr, Philos. Stud. 19 (1902). Das statische und kinetische Maß für die Wirkung eines Muskels, er- läutert an ein- und zweigelenkigen Muskeln des Oberschenkels. Dem Andenken A. Ficks gewidmet. Leipziger Abhandl. 1902. Über die reduzierten Systeme und die Hauptpunkte der Glieder eines Gelenkmechanismus und ihre Bedeutung für die technische Mechanik. Zeitschr. Math. u. Phys. 47 (1902). Der Gang des Menschen. V. Teil: Die Kinematik des Beinschwingens Leipziger Abhandl. 1903. N O.FıscHer, Physiologische Mechanik. Verh. Ges. deutsch. Naturf. u. Arztein Cassel 1903. Auch Jahresbericht d. Deutsch. Math.-Ver. Bd. 13, 1904, und Arch. d. Math. u. Physik. III. Reihe, Bd. 7. Im Auszug: Umschau, 7. Jahrg. 1903, Nr. 45; Naturwiss. Rundschau 1903; Physikal. Zeitschr., 4. Jahrg. 1903. — Der Gang des Menschen. VI. Teil: Über den Einfluß der Schwere und der Muskeln auf die Schwingungsbewegung des Beins. Leipziger Abhandl. 1904. — Physiologische Mechanik (Bewegungslehre), Encyklopädie der mathe- mathischen Wissenschaften mit Einschluß ihrer Anwendungen, Bd. IV, 8 (1904). — Über die Bewegungsgleichungen räumlicher Gelenksysteme. Leipziger Abhandl. 1905. — Über die Wirkung der Muskeln. Zeitschr. f. orthopäd. Chir. 21 (1908). — Über die von Max Wien geäußerten Bedenken gegen die HELMHoLTzZ’sche Resonanztheorie des Hörens. Annal. d. Phys., 4. Folge, Bd. 25, 1908. — Theoretische Grundlagen für eine Mechanik des lebenden Körpers. Teubners Sammlung von Lehrbüchern auf dem Gebiet der math. Wissen- schaften, Bd. 22, 1906. — Kinematik organischer Gelenke. Heft 18 der Wissenschaftl. Sammlung naturwiss. u. math. Monographien 1907. Braunschweig, Vieweg & Sohn. — Über die optische Abbildung. Die Behandlung ihrer geometr. Theorie in der Schule. Leipzig, Teubner 1907. — Zur Kinematik des Listine’schen Gesetzes. 77S., 2 Taf., 32 Abb. i. Text. Leipziger Abhandl. 1909. — Uber die Asgr’sche Sinusbedingung. Arch. f. d. ges. Physiol. 1910. — Ferienkurse für wissenschaftliche Mikroskopie. Zeitschr. f. wissensch. Mikroskop. u. Technik 1910. — Methodik der speziellen Bewegungslehre in RoBERT TicErstepts Handbuch der physiologischen Methodik. — Medizinische Physik. S. Hirzel & Sohn, Leipzig, 1913. Anatomische Gesellschaft. Auf mehrfachen Wunsch folgt hier die Liste der Herren Mitglieder in Deutschland, Österreich-Ungarn und den neutralen, mit Deutschland in Post- verbindung stehenden Ländern, welche ihren Jahresbeitrag (vom 1. Februar an sechs Mark!) für 1917 oder frühere Jahre noch nicht bezahlt haben: ADLOFF, BoEKE, BOTEZAT, BRINKMANN, Cort (16), ECKSTEIN, ELZE, GÖPPERT, HAssEL- WANDER, HAuscHILD, KOELLIKER, LuBoscH, Marcus, v. MÖLLENDORFF, P£TERFI, PETERSEN (15, 16), PLexnGe, Rawirz, RıcHTER (Hans), RoscHER, Ruppricut (16), SCHILLING-TORGAU (15, 16), SIEGLBAUER, SPANDOW, WASSERMANN, Frhr. von WIESER. Ein großer Teil der Genannten befindet sich im Felde und hat vermutlich die um Neujahr versandte Zahlungs-Aufforderung nicht erhalten. Von den anderen Herren werden — falls bis Ende April keine Zahlung eingegangen ist — die Beiträge durch Postauftrag erhoben werden. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 15. März 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. — ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger“ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. >= 20. April 1917. Inuatr. Aufsätze. Otto Aichel, Ist Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Umwandlung der Zahnform sichergestellt? Mit 3 Abbil- dungen. S. 97-110. — Karl Skoda, Untersuchungen über das Vorkommen eines Uterus masculinus bei einigen Wiederkäuerarten (Bos taurus, Bos bu- balus und Ovis aries). Mit 2 Abbildungen. S. 111—120. — W. A. Mysberg, Die Homologie der Brust- und Bauchmuskeln der Primaten. S. 121—127. Biicherbesprechungen. WALTER ÖETTINGER, S. 127. — J. SOERENSEN und L. WARNERkRoSs, S. 128. Personalia. S. 128. Aufsätze. Nachdruck verboten. Ist Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Umwandlung der Zahnform sichergestellt? Von Prof. Orro AıcHzr in Kiel. Mit 8 Abbildungen. Die Konkreszenzhypothese sollte nach der Auffassung ihrer Be- gründer völlig ausreichen, um die phylogenetische Umwandlung des einfachen kegelförmigen Zahnes in kompliziertere Formen verständ- lich zu machen. Heute wird auch von den Anhängern der Konkres- zenzhypothese zugleich Differenzierung als Faktor angenommen. Die Vorstellung über den Vorgang, der sich bei der angenom- menen Konkreszenz abgespielt haben soll, ist derart abgeändert worden, daß man eine ‚moderne‘ Konkreszenzhypothese von einer „alten‘‘ unterscheiden muß. Die alte Konkreszenzhypothese, die ontogenetisch nachweisbare Konkreszenz annahm und aussagte, daß der Molar der Säugetiere Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 7 98 in einer gewissen Zeit der Entwickelung, entsprechend der Anzahl seiner späteren Höcker, aus der gleichen Anzahl kegelförmiger Einzel- zähne bestehe, die mit den kegelförmigen Zähnen der Reptilien übereinstimmten, wurde aufgegeben, weil ihr das Beweismaterial ent- zogen wurde. Bei vielen Zahnformen niederer Wirbeltiere, die durch Konkreszenz entstanden gedeutet wurden, konnte erkannt werden, daß tatsächlich Konkreszenz nicht in Betracht komme (JAEKEL 1394). Andererseits war man gezwungen, wirklich nachgewiesene Konkres- zenz in vielen Fällen als sekundär einsetzende Erscheinung anzusehen, die mit dem phylogenetischen Entwickelungsgang der Zahnform nicht in Beziehung gesetzt werden darf (Semon 1901). Mißlang der direkte Nachweis stattgehabter Konkreszenz, den man in phylogenetischen Erinnerungsbildern der Ontogenese er- wartete, so fanden auch indirekte Beweise der Hypothese keine An- erkennung. Eine Beweiskraft für phylogenetisches Geschehen mußte der von KÜKENTHAL bei Walen angenommenen Aufteilung komplizierter Zahnanlagen in eine Vielzahl einfacher Kegelzähne, wie dem ADLOFF- schen Nachweis bei Phocaena, daß im Zusammenhang mit Verringe- rung der Zahnzahl Formkomplizierung eintrete, abgesprochen werden. Die moderne Konkreszenzhypothese nimmt nun an, daß das Schmelzleistenmaterial, das bei den niederen Wirbeltieren eine ganze Reihe von Zahnserien lieferte, bei den Säugetieren zur Ausbildung von wenigen, aber formkomplizierteren Zähnen verwandt wird. Den Beweis für diese Annahme zu erbringen, erscheint a priori unmög- lich, doch glauben die Anhänger dieser Lehre, gewisse Befunde als Beweismaterial in Anspruch nehmen zu können, ja sie behaupten, die Konkreszenzhypothese sei bewiesen. Bei Bork lesen wir über die Entstehung der komplizierten Zahnform durch Konkreszenz: „Ich glaube im Laufe dieser Arbeit diese Entstehungsweise des Säugetierzahnes — denn sie gilt nicht nur von den Primaten — so fest begründet zu haben, daß in der Dis- kussion über Gebißprobleme nicht mehr die Frage, ob Konkreszenz eines Beweises harrt, sondern daß jetzt die prinzipiellen Gegner dieser Theorie den Beweis erbringen müssen, daß Konkreszenz nicht stattgefunden hat.“ ADLOFF sagt über den Nachweis der Konkreszenz als Faktor bei der Umwandlung der Zahnform: ‚Dieser Nachweis ist erbracht ee und druckt den Satz zur Bekräftigung gesperrt. 99 ÄADLOFF, KÜKENTHALS Schüler, formuliert seine Hypothese dahin, die heutigen Säugetierdentitionen entsprächen der ganzen Zahn- leiste, also den gesamten zahlreichen Zahnreihen tiefstehender Wirbel- tiere. An einer Stelle soll der Zusammenhang der zahlreichen Rep- tilienzahngenerationen unterbrochen sein, etwa in der Mitte, die eine Halite soll zum Aufbau der Milehzähne, die andere für das bleibende Gebiß verwertet sein. Nach Bonk ‚muß der Primatenzahn aus einer Konkreszenz zweier zu zwei verschiedenen Generationen gehörigen Reptilien- zähnen entstanden sein“. BoLK hat später seine Auffassung insofern geändert, als er nicht mehr von Konkreszenz, sondern von Konzen- tration spricht: das Bildungsmaterial zweier benachbarter Rep- tilienzahngenerationen soll die bukkale und palatinale Hälfte eines jeden Molaren im Gebiß liefern. Nach den Darlegungen der Autoren könnte der Eindruck ge- wonnen werden, lediglich in der Auslegung der ‚Tatsachen‘, welche die Konkreszenz beweisen, bestünden Meinungsverschiedenheiten, daß dagegen in der phylogenetischen Entwickelung stattgehabte Kon- kreszenz an sich als gesicherte Erscheinung zu betrachten sei. Für die Verbreitung dieser Ansicht liegen die Dinge doppelt günstig. Erstens muß der im ungeheuren Gebiet der Zahnformen nicht Bewanderte den Fleiß bewundern, mit dem Material zusammen- getragen wird, um die mit großer Sicherheit vorgetragene Hypothese auszubauen, wodurch gar leicht die Frage übersehen wird, ob die Grundlagen der Lehre auch genügend sichergestellt wurden, zumal unmöglich erscheint, daß auf unsicheren Unterlagen ein so großes, in seinen einzelnen Abteilungen genau ausgearbeitetes, Gebäude errichtet werden konnte. Zweitens wird teilweise von den Anhängern der Lehre jeder laut werdende, oft wohlbegründete Zweifel an ihrer Berechtigung mit einer dogmatischen Sicherheit abgefertigt, die manchen Gegner veranlaßt hat, die Diskussion zu beenden. Bei dieser Sachlage ist es notwendig, die nackten Tatsachen, welche die moderne Konkreszenzhypothese beweisen sollen, neuerdings einer Prüfung zu unterziehen. Die moderne, lediglich auf Zahnleistenmaterial fußende Kon- kreszenzhypothese dürfte die Tatsache, daß benachbarte Zähne verwachsen angetroffen werden können, eigentlich nicht mehr als Beweis in Anspruch dafür nehmen, daß Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Entwickelung der Zahnform eine Rolle gespielt q* 100 habe. Dies ist aber doch der Fall. So hebt ApLorr in seiner jüngsten Monographie (Verlag Meußer, Berlin 1916) hervor, das Milchgebiß neige besonders zur Verschmelzung in longitudinaler Richtung; er sagt: „Sollte hier nicht eine Reminiszenz vorliegen an frühere Ereig- nisse der Stammesgeschichte, während die moderne, bleibende Reihe jede Erinnerung daran verloren hat ?‘‘ Bei der Verwachsung benach- barter Milchzähne handelt es sich um Verwachsung der Anlagen typischerweise einzeln funktionierender Organe; diese Erscheinung ist etwa gleichzustellen der Verwachsung einzelner Finger der Hand, aus deren Vorkommen gewiß niemand den Schluß wagen würde, die (typischerweise nicht verwachsenden) Finger seien phylogenetisch durch Konkreszenz entstanden! In erster Linie kommen für die moderne Konkreszenzhypothese als Beweismaterial Zahnrudimente und Bildungen in der Umgebung der Zahnkeime in Betracht, die als Reste von Zahnkeimen gedeutet oder dahin aufgefaßt werden, daß einst stattgehabte Verschmel- zungen wieder sichtbar werden. Ich knüpfe an die Befunde bei Ornithorhynchus (Wırson und Hırt) an. Bei Ornithorhynchus wurden neben den Zahnkeimen der bei jugendlichen Individuen vorhandenen Zähne rudimentäre Zahn- anlagen gefunden, die teilweise als solche anzuerkennen sind. Der Lage nach entsprechen die Bildungen fehlenden Praemolaren und außerdem etwa jedem Höcker der funktionierenden Molaren; am vorderen Höcker der Anlage des zweiten Molaren waren zwei ,,rudi- mentäre Zahnanlagen‘ vorhanden. Die Entdecker der Befunde bei Ornithorhynchus und mit ihnen ApLorr glauben, daß die Rudimente „ohne Frage einen Beweis‘ dafür lieferten, daß die Molaren aus der Verschmelzung mehrerer Einzelzähne entstanden sind. Berücksichtigt man, daß die als Rudimente beschriebenen Bildungen teilweise nur Epithelnester darstellen, von denen einige in der Schmelzpulpa (!) liegen, so erscheint die Deutung aller Befunde als Zahnrudimente doch sehr zweifelhafı. Begreiflicherweise konnte das Untersuchungsmaterial bei dem Objekte nur ein sehr geringes sein, auch fehlen bei der Sonder- stellung des Tieres Vergleichsobjekte. Sehen wir aber von der durchaus fraglichen Natur mancher als Zahnkeime gedeuteter Gebilde ab, be- trachten wir sie versuchsweise alle als einwandfrei sichergestellte Zahnkeimrudimente, so „beweist“ die Tatsache, daß in der Um- gebung eines jeden funktionierenden Zahns mehrere Reste von Zahn- keimen liegen, noch nicht, daß der funktionierende Zahn durch Konkreszenz mehrerer Anlagen entstanden ist. Die Zahnzahl im funktionierenden Gebiß von Ornithorhynchus ist außerordentlich reduziert, andererseits beweist die Zahl der Höcker, daß die Molaren sich sekundär vergrößert haben. Wenn nun bei Zahnzahlreduktion und Vergrößerung der restierenden Einzelglieder des funktionierenden Ge- bisses Zahnrudimente sich in der Umgebung der Zahnkeime erhalten, so kann nicht auffallen, daß auf jeden funktionierenden Molaren mehrere Rudimente entfallen. Zu welcher Dentition die Rudimente zu rechnen sind, ist eine Frage, die der Beantwortung harrt; einen Fingerzeig auf stattgehabte Konkreszenz oder gar einen „Beweis“ für dieses Geschehen kann der Befund nur für den Forscher enthalten, der als Anhänger der Konkreszenzhypothese geneigt ist, wie ADLOFF sich Box gegenüber ausdrückt: ‚alles durch die trübe Brille seiner Theorie zu sehen‘. Das Vorkommen rudimentärer Zahnanlagen, eine bekanntlich nicht seltene Erscheinung, ist nun in breitester Form als Beweis für im Laufe der phylogenetischen Entwickelung der Zahnform statt- gehabte Konkreszenz benutzt worden. Nicht nur sicher erkennbare, auf verschiedener Entwickelungs- stufe stehende Zahnrudimente oder Zellhaufen, die ihrer Lage nach mit gewisser Wahrscheinlichkeit als Zahnkeimreste angesprochen werden können, auch Zellstränge, die vom Epithel der Mundbucht, von der Zahnleiste oder vom äußeren Schmelzepithel des Zahnkeims freiendigend ausgehen, und Epithelleisten, die den Zahnkeim mit der Zahnleiste oder auch mit dem Mundbuchtepithel verbinden, spielen als Beweismaterial für stattgehabte Konkreszenz eine Rolle. Lassen wir die allgemeinere Frage beiseite, ob die Existenz von Zahnrudimenten in Verbindung mit oder in der Umgebung von Zahn- anlagen funktionierender Zähne überhaupt als Beweis für stattgehabte Konkreszenz zu gelten hat. Zuzugeben ist, daß Reste untergehender Zahnkeime oder etwa atavistisch wieder auftauchende, jedoch rudimentär bleibende Zahn- keime nicht wohl anders in Erscheinung treten können, als in Form von Epithelsträngen und Epithelnestern, ist doch auch die erste Anlage der Zahnkeime eine Leiste, ein Epithelstrang, an welchen Einfaltung und Einstülpung erfolgt. Muß nun aber jedes Epithelnest in der Umgebung der Keime funk- tionierender Zähne, jeder Epithelstrang, jede Faltungzwischen Zalınkeim und Zahnleiste nur einzig und allein als Zahnrudiment gedeutet werden ? 102 Diesen Standpunkt nehmen die Anhänger der modernen Kon- kreszenzhypothese ein, ein einseitiger Standpunkt, der um so mehr klargestellt werden muß, als wohlberechtigte Einwände bisher ohne Einfluß blieben. AHRENS hat als erster Einspruch erhoben. Er erklärte, daß Faltenbildung zwischen Zahnkeim und Zahnleiste ihre genügende Hr- klärung in mechanischen Ursachen fände. Man darf nicht verlangen, daß ein Forscher dieser ER, ~ J“ §& J SZ, Auffassung ohne weiteres == een I Deren é d zustimmt, der den Stand- £ : < FR punkt vertritt: „Ich muß e 3] 3 Ws. gestehen, daßich von vorn- ay pie Bae af =“, herein Mißtrauen hege, Im AT og „Dem wenn ich bei Erörterung 3 j x os stammesgeschichtlicher a EN a 40; Probleme das Wort ,me- de \ Ye 2 < 7 = Ay chanisch’ lese“ (AnLorr), SU rung, die der Zahnkeim Br BR De —{ im Laufe der Entwicke- 2 2 p q lung der Zahnleiste gegen- Aik & 2 A 5 : A über erfährt, Faltenbil- cores Ne sei = : > Ye 5 dung an ZAahnleiste und re be MER 5 SE Schmelzorgan auftreten “ &F >“ kann. Auch die Möglich- ais u . 5 \ : keit der Entstehung von Abb. 1, a—u. Anlage des Pd, von Spermophilus Eoithalsatt RS leptodactylus nach ADLOoFF. pithemestern und Irel- endigender Epithelstränge als Folge der Ablösung des Zahnkeimes von der Zahnleiste ist nicht von der Hand zu weisen, da mit diesem Vorgang Untergang von Zell- material und zugleich vorübergehend lokale Zellproliferation ver- bunden ist. Wir werden also den Tatsachen gerecht, wenn wir einerseits mit der Möglichkeit rechnen, daß die hervorgehobenen fraglichen Bil- dungen rudimentäre Zahnkeime darstellen könnten, zugleich aber offen lassen, daß eine Beziehung zu untergegangenen Zahnkeimen nicht notwendigerweise zu bestehen braucht. Der Nachweis, daß jene Bildungen einzig und allein Zahnrudi- mente darstellen müßten, ist jedenfalls nicht erbracht, mithin sind auf dieser Annahme aufgebaute Schlußfolgerungen nur als Hypo- thesen zu betrachten. Hypothetisch ist mithin die Annahme einer prälaktealen Denti- tion und die Behauptung, Konkreszenz stelle einen Faktor für die Umwand- lung der Zahnform in der Phylogenese dar. Beschäftigt man sich nun mit den Gebilden, die als Zahnrudimente ange- sprochen werden, so zeigt sich, daß selbst in Fällen, die als ,,besonders beweis- kräftig“ bezeichnet sind, bei denen lückenlose Serien und plastische Rekon- struktion veröffentlicht werden, die Deutung der Serie und die Rekonstruk- tion von der als Tatsache hingenommenen Hypo- these geleitet wird: Deu- tung und Rekonstruktion sind subjektiv. eS 43 ah we Als Beispiel diene der Abb. 1, v—n. Anlage des Pd, von Spermophilus mehrfach von ADLOFF an- leptodactylus nach ADrorr. gezogene Fall eines Pd, von Spermophilus leptodactylus (auf S. 24, 25 u. 26 seiner Mono- graphie). Unsere Abb. la—z gibt die vollständige Serie nach ADLOFF wieder, Abb. 2 die Rekonstruktion. ApLoFF sagt: „Wir sehen, wie labial an der Anlage des Zahnes ein Epithelsproß entsteht, der nach Verlauf einiger Schnitte einen rudimentären kappenförmigen Schmelzkeim darstellt (m). Derselbe schwindet als solcher, während der labiale Epithelstrang im Bindegewebe liegen bleibt. Nach einigen 104 weiteren Schnitten entsteht neben derselben Anlage des Pd, ein weiterer kappenförmig eingestülpter Schmelzkeim (e), der mit dem Schmelzorgan schließlich verschwindet.‘ Vergleicht man die Serie mit der Rekonstruktion (Abb. 2), so er- gibt sich, daß die fraglichen Zahnkeimrudimente in der Rekonstruktion am Rande einer einheitlich dargestellten leistenartigen Erhebung ge- legen sind, während in Wirklichkeit die Faltung an verschiedenen Stellen eine Unterbrechung aufweist (bei h, g—u). | Auffallend ist, daß der Schnitt 2 eine Einsenkung aufweist, die den angeblichen rudimentären Zahnkeimen durchaus entspricht, aber in der Rekonstruktion fehlt. Die Rekonstruktion hätte also drei Zahnkeimrudimente aufweisen können, bei m, z und e. Schnitt n und o zeigt deutlich, daß die Basis des Zahnrudiments mit der Anlage des Pd, durch einen Epithel- strang verbunden ist, in der Rekon- struktion tritt dies nicht hervor. Ferner zeigt das äußere Schmelz- epithel mannigfache Unregelmäßis- keiten in Gestalt von Vorsprüngen, die ee in den Schnitten in verschiedenster Abb. 2. Rekonstruktion der in Abb. 1 = j A a—n dargestellten Serie nach ADLOFF. Richtung getroffen vorliegen (vgl. Schnitt e—p); die schwache Vergröße- rung gestattet kein Urteil darüber, ob hier Proliferation oder Rück- bildung vorhanden. Die Einstülpung nun, die einen Zahnkeim darstellen soll (Schnitt m—p), schließt sich diesen Bildungen eng an und läßt ebenso wie die zweite als Zahnrudiment gedeutete Einstülpung (Schnitt e) die Regel- mäßigkeit im Aufbau vermissen, die erwartet werden müßte. So ist die Wand der Einstülpung in Sehnitt n auf beiden Seiten verschieden stark, in Schnitt o erscheint sie zerzaust; eine Durchsicht der Schnitte a— stellt klar, daß der zweite sog. rudimentäre Zahnkeim in keiner Weise dem Bilde entspricht, das die Rekonstruktion darstellt. Die Unregelmäßigkeiten in Höhe und Stärke der Wandung der ,,Hin- stülpung‘‘ sind noch auffallender als beim ersten Rudiment. Stellt man außerdem fest, daß die Höhe der Leiste, welche die Ein- stülpungen tragen soll, in Schnitt « und % (dem Anfangs- und End- punkt des Keimes in der Serie) annähernd gleich, im Bereich der 105 fraglichen Einstülpung dagegen bei « größer, bei k geringer ist, so zeigt sich, daß die Bildung nicht mit einem durch regelmäßige Formverhält- nisse charakterisierten Zahnkeim verglichen werden darf, daß nicht kappenförmige Einstülpung, vielmehr unregelmäßige Lappung vorliegt. Einen ,,Beweis für vorhandene Zahnkeime kann man in den Bildungen mit bestem Willen nicht erblicken. Abb. 3a—q gibt eine Serie von Tapirus americanus nach ADLOFF (Monographie 8. 19) wieder. An der labialen Wand des Schmelz- organs (Pd,) soll ein kappen- = förmig eingestiilpterSchmelz- Er A a GE keim vorhanden sein. In Se NE 7 egeras = ae in, ao az ne Abb. 4 ist dieser nach ADLOFF ee Tr. 3 : & 7 Ser in starker Vergrößerung dar- c gestellt. „Daß es sich bei der in Frage stehenden Bildung um einen Schmelzkeim handelt‘‘, sagt ADLOFF, , nicht etwa um eine zufällige, einer Zahn- anlage ähnelnde Konfigu- ration des äußeren Schmelz- epithels, geht einmal daraus hervor, daß die Bildung auf beiden Seiten vorhanden ist, ferner aber auch aus der wichtigen Tatsache, daß eine besondere Differenzierung des Epithels innerhalb der kleinen Anlage deutlich er- Abb. 3. Anlage des Pd, von Tapirus ameri- kennbar ist. Durch die tief- ns un blaue Färbung desselben wird dieselbe wirkungsvoll aus der näheren Umgebung herausgehoben.“ Bei der Beurteilung kommt weniger eine wirkungsvolle Heraus- hebung durch den Farbstoff als vielmehr Zellform und gegenseitige Lagebeziehungen der Zellen in Betracht ; deutlich ersichtlich ist, daß am: Grunde des Dellenquerschnitts das Epithel niedriger wird, und weniger dicht gestellt ist (Abb. 4), während für einen Schmelzkeim charak- teristisch ist, daß das innere Schmelzepithel gleichartig erscheint. Berücksichtigt man ferner, daß am Zahnkeim des Pd, in der Um- DOT gebung des Gebildes Zellmaterial untergeht, daß bei diesem Vorgang auch Sprossen- und Zellnesterbildung vorkommt, so wird die Zahn- keimnatur des Gebildes sehr zweifelhaft. Hieran kann das Vorkommen der Bildung auf beiden Seiten (nur eine ist dargestellt, nur sie also zu beurteilen) nichts ändern, da auf beiden Seiten gleiche Faktoren Abb. 4. Der als Anhang der Zahnanlage in der Serie der Abb. 3 sichtbare angebliche Schmelz- keim in stärkerer Vergrößerung, nach ADLOoFF. Schnitt A der Abb. 3. wirken. Mit dem Hinweis, daß ein ähnlicher Befund bei Dugong von Küken- THAL ebenso gedeutet wur- de, wird die Deutung nicht sicherer gestellt. Die sog. Schmelzleisten nun, die als Zeugen der prä- laktealen Dentition ange- sehen werden und die Tat- sache stattgehabter Kon- kreszenz beweisen sollen, illustriere ich in den Abb. 5 u.6 durch Wiedergabe zweier ApDLoFF’scherSerien, welche die Anlagen des Id, und Id, von Cervus alces darstellen (Monographie 5. 16 u. 21). Zur Abb. 5 heißt es bei ApıorFr: ,,Labial der An- lage von Id, taucht ein Fortsatz auf, der direkt aus dem Mundepithel zu entspringen scheint, mit kolbig verdicktem freien Ende. Ent- Abb. 5. Anlage des Id, von Cervus alces nach ADLOFF. sprechend der immer mehr erscheinenden Anlage von Id, wird auch dieser Fortsatz größer und breiter und geht schließlich in dieselbe auf. Abb. 7f u. g!) zeigen deutlich, daß ein nicht unerheblicher Teil der Anlage durch ihn gebildet wird.“ 1) Abb. 5f und g dieses Aufsatzes. 107 Rekonstruiert man die Serie der Abb. 5, so zeigt sich, daß der Schmelzkeim eine breite, flächenhafte Verbindung mit der Zahnleiste besitzt und daß die verbindende Platte kuppelförmig gewölbt ist. In Sehnitt g ist der umwölbte Raum nicht getroffen, in Schnitt f und e angeschnitten. Da ein Schiefschnitt durch die Verbindungsplatte zwischen Zahnkeim und Zahnleiste vorliegt, ist in den folgenden Schnitten d, c, b, a auf der einen Seite die Gewölbebegrenzung nicht mehr voll getroffen. Das ist, was ADLOFF in der Weise beschreibt, daß ein Fortsatz auftauchen soll, der immer größer und breiter wird, um in die Zahnanlage aufzugehen. In Wirklichkeit liegt gar kein Fort- satz vor, sondern eine Faltung des Gewebes, das Zahnkeim und Zalın- leiste verbindet. Uber die Abb. 6 sagt Apnorr: ‚Bei dem unteren Id, von Cervus alces hängt aber in der Tat das Schmelzorgan schließlich mit drei Leisten zusammen, außer mit der generellen und der sog. lateralen Schmelzleiste noch mit einer dritten zwischen ihnen gelegenen“ usw. Abb. 6. Anlage des Id, von Cervus alces nach ADLorr. Rekonstruiert man die Serie der Abb. 6, so überzeugt man sich ohne weiteres, daß in diesem Fall die Verbindungsplatte zwischen Zahnkeim und Zahnleiste zwei von verschiedenen Seiten ausgehende Einbuchtungen, zwei Dellen, besitzt. Würde die Schnittrichtung parallel zum Epithel der Mundbucht geführt sein, so würde die Ver- bindung zwischen Zahnkeim und Zahnleiste einen s-förmig gekrümm- ten Strang dargestellt haben. Selbstverständlich ist, daß ein Schnitt, der durch eine s-förmig gebogene Platte so geführt wird, daß der Schnitt senkrecht zum s-förmigen Querschnitt geht und die einzelnen Biegungsabschnitte trifft, drei Plattenquerschnitte aufweisen muß. Der Id, von Cervus alces hängt also nicht mit drei Leisten zusammen, sondern mit einer einzigen, flächenhaften, die von entgegengesetzten Seiten dellenartig ausgebaucht ist. Da der Schnitt die Wände der Ausbauchungen getroffen hat, muß im Schnitt das Bild dreier Leisten entstehen, aber doch nur im Schnittbild! 108 Das einzig Merkwürdige, was die Serien ADLoFFs aufweisen, ist also eine Faltung des Verbindungsstückes zwischen Zahnkeim und Zahnleiste. Solche Faltungen, ob einfach oder doppelt vorhanden, können zunächst nur die Frage aufwerfen, welche Momente die Faltung ver- anlassen. Man ist berechtigt, die Möglichkeit zu diskutieren, ob die Faltungen als das Ergebnis einer Abänderung der Lagebeziehungen des Schmelzkeimes zur Zahnleiste passiv auf mechanischem Wege ent- standen, oder ob die Faltung als eine Zellproliferation der Zahnleiste selbst aufzufassen ist; endlich kann darüber gestritten werden, ob die Faltungen mit Zahnanlagen homologisiert werden dürfen. So viel ist sicher richtig, daß ,,der Beweis‘ nicht erbracht ist, die Faltenbildungen seien Zahnrudimente, noch viel weniger ist durch sie „bewiesen“, daß Konkreszenz bei der Komplizierung der Zahnform in der phylogenetischen Reihe eine Rolle gespielt hat. Nun hat Boux nachgewiesen, daß Faltung an Schmelzorgan und Zahnleiste als typische Erscheinung in bestimmten Entwickelungs- stufen des Schmelzorgans an jeder Zahnanlage nachweisbar ist. Bouk bezeichnet die Faltung als laterale Schmelzleiste und den von der Falte umschlossenen Raum als Schmelznische. Die laterale Schmelzleiste Boxxs ist identisch mit den sog. Resten der prälaktealen Dentition, die wir in den Abb. 5 und 6 kennen lernten. Nach Bork soll aber die laterale Schmelzleiste nur in der Einzahl auftreten und soll nicht als Rest einer prälaktealen Dentition (LECHE) angesehen werden dürfen. BorK sagt aus, daß die Zahnanlage ein terminales Produkt der Zahnleiste sei und im Laufe der Entwickelung immer mehr bukkal- wärts rückt, so daß später die Zahnleiste medial vom Schmelzorgan zu liegen kommt. Merkwürdig ist, daß BoLk angesichts der Tatsache, daß das Auf- treten seiner lateralen Schmelzleiste zeithch mit Ortsveränderungen zusammenfällt, die der Schmelzkeim erleidet, nicht vorgezogen hat, zwischen beiden Erscheinungen einen kausalen Zusammenhang als möslich hinzustellen, statt auf Grund einer, in einzelnen Entwicke- lungsstadien bei Reptilien und Primaten bestehenden gewissen Ähn- lichkeit, eine neue Hypothese zu entwickeln. Hierzu wurde Bot durch einen weiteren Befund verführt: durch Sein sog. Schmelzseptum. 109 In Abb. 7b ist nach Bork eine schematische Darstellung der Anlage eines Primatenzahnes gegeben. Aus dem Schema ergibt sich, was BoLK unter genereller und lateraler Schmelzleiste und unter Schmelzseptum versteht. Bouk vergleicht dies Bild mit der Darstellung einer Entwickelungs- stufe zweier Zahngenerationen von Varanus chlorostygma, Abb. 7a. BoLKk argumentiert nun folgendermaßen: Stellt man sich vor, daß eine Verwachsung der Zahnkeime des Reptils eintritt, so wird das Bild 7a unter Vereinigung der gegenüberstehenden Wände der beiden Schmelzkeime ein Bild abgeben, das mit dem Bilde 7b völlig übereinstimmen würde. Also sei das Reptilstadium ein phylogene- tisches Vorstadium für den Primatenzahn und habe als solches zu gelten! Die Existenz der lateralen Schmelz- leiste und des Schmelz- septums soll die Dop- pelnatur des Prima- tenzahnkeims be- weisen! BoLk kommt zu dem seiner Ansicht Abb. 7. Botxs Vergleich zweier schematisch dar- 5 gestellter Zahngenerationen von Varanus chlorostygma (a) nach nicht anfecht- mit einer schematischen Primatenzahnanlage. baren SchluB, er habe die Entstehungsweise des Säugetierzahnes fest begründet, „zwei Schmelzorgane sind identisch mit zwei Reptilienzähnen, also muß der Primatenzahn aus einer Konkreszenz zweier zu zwei verschiedenen Generationen gehörigen Reptilienzähne entstanden sein“. „Der Polyphyodontismus der Reptilien ist untergegangen in der Kompli- ziertheit der Zahnkrone der Säuger.‘“ Die Schlußfolgerungen Bonxs aus dem Vergleich von Bildern gewisser Entwickelungsstadien von Reptilien und Primaten würden berechtigt erscheinen, wenn die Verschmelzung bei Primaten einwand- frei klargestellt erschiene. Dies trifft nicht zu. AHRENS hat unabhängig von Bork die Bildung, die Bork als Schmelzseptum bezeichnet, ebenfalls beobachtet, aber mit dem Namen „Schmelzstrang‘ belegt, weil sie, in der Schmelzpulpa gelegen, kein „Septum‘“, keine Scheidewand darstellt, sondern einen einfachen 110 Strang. Mithin kommt das Schmelzseptum als Beweis dafür, daß der Schmelzkeim der Primaten ein zusammengesetztes Gebilde sei, in Wegfall. Auch Apuorr hat sich in diesem Punkt auf die Seite von AHRENS gestellt. Die Hauptstütze Bouks ist also völlig entwertet. Für die laterale Schmelzleiste (eine, mit gewissen, als Uberbleibsel einer pralaktealen Dentition beschriebenen Faltungen, identische Bildung) gilt das für diese Gesagte: Faltung zwischen Schmelzkeim und Zahnleiste kann als Folge des Ortswechsels des Zahnkeims gegen- über der Zahnleiste gedeutet werden. Bewiesen hat also BouLx die Doppelnatur des Zahnkeims der Primaten nicht, keine Rede davon ist, daß er die Entstehungsweise des ae durch Konkreszenz „test begründet‘ habe. Erwähnt ist schon, daß Box heute den Begriff der ‚Konzentration‘ an Stelle der Konkreszenz gesetzt hat. Zwei Zahngenerationen sollen nicht miteinander verwachsen, ‚sondern sie haben sich räumlich nicht voneinander getrennt“. ADLOFF bemerkt mit Recht, warum dann, bei der angenommenen Konzentration, überhaupt eine Trennung wieder sichtbar wird ? Auch Apuorr sind aber Schwierigkeiten bei der Erklärung des Vorkommens der sog. Reste einer prälaktealen Dentition in Form von Falten und Leisten am Schmelzorgan entgegengetreten. Er meint auffallenderweise, das Vorhandensein dieser prälaktealen Anlagen als Reduktionserscheinung deuten zu können: Wie jeder Zahn ursprünglich aus einer Verschmelzung von Anlagen verschiedener Dentitionen seinen Ursprung finden soll, zerfiele umgekehrt bei be- ginnender Rückbildung der Zahn wieder in seine Komponenten!! Die Lehre von der prälaktealen Dentition und die Dimerhypothese stehen in erbittertem Kampf. Beide Hypothesen setzen Konkreszenz voraus. Schon die grundsätzlichen Differenzen, die in beiden Lehren hervortreten, erweisen, daß ihre Grundlagen nicht in der Weise klar- gestellt sein können, wie ihre Anhänger annehmen. Die vorangehenden Erörterungen sollten die Frage, ob die ge- nannten Hypothesen berechtigt sind, nur insoweit berühren, als für die Frage der Konkreszenz von Interesse. Klargelest dürfte sein, daß auch der „modernen“ Konkreszenz- hypothese der Nachweis nicht gelungen ist, Konkreszenz habe im phylogenetischen Werdegang der Zahnform eine Rolle gespielt. (Eingegangen am 29. Januar 1917). 111 Nachdruck verboten. Untersuchungen über das Vorkommen eines Uterus masculinus bei einigen Wiederkäuerarten (Bos taurus, Bos bubalus und Ovis aries). Von Prof. Dr. Kart Skopa, Wien. Mit 2 Abbildungen. In mehreren älteren und auch neueren einschlägigen Werken finden sich teils einander widersprechende, teils nur ungenaue oder unklare Angaben über das Vorkommen eines Uterus masculinus als Überrest der Münzer’schen Gänge bei den Hauswiederkäuern, speziel beim Rind; in einigen anderen wird darüber überhaupt nichts erwähnt. Von den älteren Autoren schrieb z. B. Levu") über den Uterus mascu- linus der Haustiere: „Dieser Anhang der männlichen Genitalien steht durch eine, selten zwei, mehr oder minder feine Öffnungen mit der Harnröhre in Kommunikation. Man findet ihn bei sämtlichen Haus- tieren.“ FRANcK?) führte über dieses Gebilde folgendes an: „Es findet sich auch beim Rinde, Schafe, Ziege und Schweine in ver- schiedenem Grade entwickelt. Meist mündet es bei diesen Tieren mit zwei Öffnungen am Schnepfenkopfe, oder es verbinden sich die Aus- führungsgänge mit jenen der Samenleiter.‘“ Franz MÜLLER?) gab an: „Beim Rinde, Schweine, Hunde und der Katze findet man in der Vorsteherdrüse ein kleines Bläschen, das sich zwischen den beiden Ausführungsgängen in den Anfangsteil der Harnröhre am Schnepfen- kopfe öffnet, häufig aber blind geschlossen ist. Es ist dies eine An- deutung der männlichen Gebärmutter. Beim Rinde ist die Blase 15—16 mm lang, bouteillenförmig.‘‘ Diese mehrfach in die ein- schlägige Literatur übergegangene Angabe über das Rind, die mit meinen Befunden nicht übereinstimmt, entnahm Franz MÜLLER einer Abhandlung von F. WAHLGREN?), der über den Uterus maseulin us 1) Levu, Handbuch der Anatomie der Haustiere. Stuttgart 1839. 2) Franck, Handbuch der Anatomie der Haustiere. Stuttgart 1871. 3) Franz MÜLLER, Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Wien 1885. 4) F. WAHLGREN, Über den Uterus masculinus, WEBER, bei dem Menschen und den Säugetieren. Aus dem Schwedischen übersetzt von W. PETERS. J. MÜLLERS Archiv für Anatomie und Physiologie. 1849. 112 des Rindes, den er auch abbildete, folgendes schrieb: ,,Wir haben ihn sowohl bei dem neugebornen Tier, wie bei dem ausgewachsenen, auch kastrierten Tier gesucht und mit ein paar Ausnahmen, wo das Veru montanum abnorm gebildet war, immer gefunden.“ WAHLGREN betonte ferner, daß der Uterus masculinus des Rindes, der nach seiner Beschreibung ,,emer mit ihrem oberen Ende nach abwärts ge- wandten Bouteille gleicht und der 6—7 Linien lang und 1—2 Linien breit ist, mittels einer kleinen runden Öffnung am Colliculus seminalis mündet; ,,diese Öffnung ist oft so fein, daß nur eine Schweinsborste eingeführt werden kann“. Auch in Bezug auf das Schaf machte WAHLGREN positive Angaben über den Uterus masculinus und be- schrieb ihn als ‚eine gleich weite Höhle von 3—4 Linien Länge und 1 Linie Weite‘, die sich am Colliculus seminalis in die Harnröhre öffnet. Ich fand bei zwei Schafen — außer anderen Überresten der Müruer’schen Gänge — ein ähnliches Verhalten. Es sei nebenbei erwähnt, daß der von FRANZ MÜLLER!) bei dem einzigen von ihm im Jahre 1851 untersuchten, aus dem Bialowescher Walde stammenden Wiesentstier (Bison europaeus, vom Autor Auerochs genannt) gefundene kolossale, zweihörnige Uterus masculinus, den er in seiner Veröffentlichung auch abbildete — er besaß ungefähr die Größenverhältnisse und die Formen des Uterus einer erwachsenen Kuh —, allem Anscheine nach (trotz der entgegengesetzten Ansicht des Autors) keine normale Bildung darstellen dürfte. In neuester Zeit von KELLER und TANDLER durchgeführte, demnächst zur Veröffentlichung kommende Unter- suchungen über Genitalmißbildungen bei gewissen Rinderzwillingen sprechen auch für meine Annahme. Ich führe den Befund Franz MÜLLERS deshalb hier an, weiler als beim Bison normales Verhalten in die Fachliteratur übergegangen ist. Neuerdings wird von zwei Autoren?) *) angegeben, daß sich bei den Hauswiederkäuern ein Uterus masculinus nicht nachweisen lasse, beziehungsweise daß ein soleher noch nicht gefunden worden sei. Der eine der Autoren, SCHMALTZ, stellt sich hierbei in einen — in Bezug auf die Größenverhältnisse nach meinen Befunden berech- tigten — Gegensatz zu WEBER, der von Herrwıc®) als Gewährsmann 1) FRAnz MÜLLER, Bemerkungen über den Auerochsen. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde, II. Bd. Wien 1852. 2) SCHMALTZ, Die Geschlechtsorgane. Im II. Bd. des von ELLENBERGER herausgegebenen Handbuches der vergl. mikrosk. Anatomie der Haustiere. Berlin 1911. 3) H. J. Lenx, Zur Anatomie und Histologie der Harnblase und der Pars pelvina der Harnröhre der Haussäugetiere. Inaug.-Dissert. Dresden 1913. 4) Herrwig, Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der Wirbeltiere. Ferner: Elemente der Entwicklungslehre des Menschen und 113 angeführt wird. HErTwıG schreibt: ,,Beim Menschen außerordent- lich unscheinbar, gewinnt er bei manchen Säugetieren, bei Karni- voren und Wiederkäuern (WEBER) eine bedeutende Größe und sondert sich in ähnlicher Weise wie beim Weibe in einen Scheiden- und Ge- bärmutterteil.‘‘ HerrwıeG meint wahrscheinlich Ernst Heınkıca WEBER, der als erster (1836) den Uterus masculinus richtig deutete. WEBERS Angabe über die Wiederkäuer konnte ich nicht auffinden. Diese Divergenz in den Angaben und deren Unklarheit veran- laßten mich zu sorgfältigen, in dieser Richtung geführten Unter- suchungen des männlichen Genitales beim Hausrind — später er- gänzend beim Büffel und Schaf — und es gelang mir in der weitaus überwiegenden Mehrzahl der untersuchten Fälle, hohle Gebilde nach- zuweisen, die zweifellos als Uberrest der Münter’schen Gänge zu deuten sind. Die Ursache dafür, daß diese Gebilde bisher nicht ge- nügend beachtet wurden, ist wohl — abgesehen von ihrer Unschein- barkeit — in ihrer Lage zu suchen. Sie liegen nämlich nur selten dort, wo man den Uterus masculinus gewöhnlich zu finden pflegt, also nahe dem Colliculus seminalis, sondern meist ziemlich weit kranial davon, und zwar im Bereich jener in der Veterinäranatomie als Plica uroge- nitalis bezeichneten Bauchfellfalte, welche sich beim männlichen Tier, als Homologon des Ligamentum latum uteri quer von einer Seite der Beckenwand zur anderen ausspannt und die Enden der Harn- und Samenleiter zwischen ihre Serosablätter aufnimmt. Als Untersuchungsmaterial dienten zunächst Teile des Genital- traktes von 115 geschlachteten Stieren. Bei diesen Objekten konnte ich in 82 Fällen Überreste der MÜLLERrR’schen Gänge nachweisen, also in über 71 Prozent der Fälle. Möglicherweise hätte sich dieser Prozent- satz noch erhöht, wenn es den bei der Schlachtung beschäftigten Personen gelungen wäre, alle gelieferten Untersuchungsobjekte bei ihrer Entnahme aus dem Tierkörper in einem gleich guten Zustande zu erhalten; denn von den 33 Fällen mit einem negativen Befund waren nur zwölf für diese Untersuchungen in jeder Hinsicht geeignet, d. h. in Bezug auf die betreffenden Partien vollkommen unbeschädigt geblieben. Außer den Stieren untersuchte ich in der Folge auch noch 6 Büffelstiere und 8 Schafböcke, bei denen ich in allen Fällen die er- wähnten Gebilde fand. Alle untersuchten Objekte, die mir stets der Wirbeltiere. Das Zitat findet sich im gleichen Wortlaut in allen Auflagen beider Werke, darunter auch in der neuesten, fünften Auflage der Elemente. Jena 1915. Anat. Anz, Bd, 60. Aufsätze, 8 114 möglichst bald nach der Schlachtung übermittelt wurden, entstammten geschlechtlich vollreifen, normal gebildeten Tieren. Bei allen waren im Inhalt des Duetus deferens, den ich durch Ausstreifen entleerte, durch die mikroskopische Untersuchung zahllose Spermien — oft in lebhaftester Bewegung — nachzuweisen. Die Überreste der MÜLLER’schen Gänge bestanden bei 62 Rindern, bei allen untersuchten Büffeln und bei 5 Schafen aus je einem zwischen den beiden Serosablättern der Plica urogenitalis liegenden, gelb durehscheinenden, mit einer Flüssigkeit prall gefüllten Bläschen. Es lag in jenem, ein gleichschenkeliges, sphärisches Dreieck mit konkav geschwungenen Seiten darstellenden Teil der Plica urogenitalis, welcher kranial von deren freiem Rand und nach beiden Seiten von den kaudal divergierenden Samenleitern begrenzt wird (s. Abb. 1). Seine Lage wechselte jedoch hier in- sofern, als es, in verschiedener Ent- fernung vom freien Rande der Pliea, entweder median lag, oder nach einer der beiden Seiten’ von der Median- linie abgerückt war. Entsprechend seiner Lage zwischen den beiden Blättern der Plica war das Bläschen in dorso-ventraler Richtung etwas abgeplattet. Es ließ sich leicht frei- legen und nahm dann eine fast voll- kommene Kugelgestalt an. Sein Abb. 1. Bläschenförmiger Uterus Durchmesser schwankte in den ver- masculinus eines Stieres im Bereich schiedenen Fällen zwischen 1,5—9mm. a te oR vin. Bläschen mit einem geringeren Dureh- teiles der Plica urogenitalis. Inhalber messer als 2 mm waren in weitaus Natnreröße, überwiegender Zahl (in ungefähr vier Fünfteln der Fälle) vorhanden. Ihr Auffinden war wegen ihrer Kleinheit manchmal etwas mühsam. Vielleicht wurden sie deshalb bei einigen, nicht ganz tadellos erhal- tenen Untersuchungsobjekten, die als Fälle mit negativem Befund notiert wurden, ganz übersehen; darauf bezieht sich auch mein oben gemachter Hinweis auf die Möglichkeit einer Erhöhung des Prozent- satzes der positiven Befunde. Die von einer dünnen, aber ziemlich widerstandsfähigen Haut gebildete Hülle jedes Bläschens umschloß eine durchsichtige, gelbe Flüssigkeit von honigartiger Konsistenz. 115 Eine besondere Verbindung des Bläschens, oder eine sonstige Be- ziehung zu irgendeinem Teile der Nachbarschaft war nicht nach- zuweisen. Dieses Verhalten kann wegen der überwiegenden Haufigkeit seines Vorkommens als Regel angesehen werden. Von ihr wichen mehrere Fälle ab, vor deren Beschreibung der leiehteren Übersicht halber folgendes über das gewöhnliche Verhalten der Endteile der beiderseitigen Samenleiter zueinander in Kürze erwähnt werden soll: die Samenleiter des Rindes, Schafes und Büffels ziehen, nachdem sie sich während ihres Verlaufes zwischen den Blättern der Plica uro- genitalis bis zur Berührung genähert und allmählich ampullär ver- größert haben, eng aneinandergeschmiegt ihrer Mündung entgegen. Ihre Berührungsstelle bildet die kaudal gerichtete Spitze des Plica- dreiecks. Von dieser Stelle an sind die Ampullen der Samenleiter in ihrem kaudalen Verlauf eine Strecke weit durch lockeres Binde- gewebe verbunden. Noch weiter kaudal verbinden sie sich beim Rinde oft auch noch durch Muskelzüge, die sich aus ihrer äußeren Muskelhülle entbinden und in ziemlich unregelmäßiger Weise von einer Ampulle zur anderen ziehen. Nahe ihrer Mündungsstelle in die Urethra besitzen die Ampullen des Rindes ständig einen gemein- schaftlichen muskulösen Überzug, der auch auf den Mündungsteil der Samenblasen ausstrahlt. Die von mir gefundenen Abweichungen vom regelmäßigen Ver- halten bestanden in Änderungen der Lage, der Form und der Zahl der als Uterus masculinus aufzufassenden Hohlgebilde, beziehungs- weise auch in Kombinationen dieser Änderungen. Änderungen, die bloß die Lage betrafen, fanden sich in fünfzehn Fällen — davon vierzehn beim Rind und einer beim Schaf — vor. Sie bestanden darin, daß das Bläschen nicht im eigentlichen Plica- dreieck lag, sondern bereits im Bereich der bindegewebigen Ampullen- verbindung, wo es etwas dorsal zwischen die beiden Ampullen ein- geschoben war. Seine Form hatte sich an den Berührungsstellen mit den Nachbarteilen diesen angepaßt; freigelegt nahm es eine Kugel- gestalt an. Unter diesen fünfzehn Fällen befand sich das Bläschen siebenmal — darunter einmal beim Schaf — fast genau in der Längsmitte der Ampullen und fünfmal kranial davon. Es reichte hierbei an das dorsale Serosablatt der Plica heran und wölbte es etwas empor. Zweimal lag es weiter kaudal — ungefähr an der Grenze des mittleren und kaudalen 8* Ampullendrittels — und war von Muskelzügen überlagert, die die beiden Ampullen dorsal verbanden. Ein einziges Mal entsprach die Lage des Bläschens dem bei anderen Tieren gewöhnlichen Lage- verhältnis des Uterus masculinus, indem es sich ganz nahe dem kaudalen Ende der Samenleiter, knapp kranial vom Körper der Prostata vorfand. Von der Prostata war es durch Bindegewebe ge- trennt und besaß zudem noch eine besondere häutige Kapsel, aus der es sich leicht herausschälen ließ. In zwei Fällen wich der Uterus masculinus außer. durch die Lage auch durch seine Form von der Regel ab. Bei dem einen dieser beiden Fälle war statt des kugeligen Bläschens ein ihm geweblich gleichender, längsgerichteter, an beiden Ende zugespitzter Blindschlauch vor- handen, dessen Länge ungefähr 40 mm und dessen etwas ungleich- mäßige Dicke an der stärksten Stelle 4 mm betrug. Sein Kaudalende reichte bis fast 10 mm an das Ende der Samenleiter heran. Er lag etwas dorsal zwischen beiden Samenleitern — näher dem der rechten Seite — und war von den die Samenleiter verbindenden Muskel- zügen überlagert. Der zweite Fall zeichnete sich dadurch aus, daß sich der fast 50 mm lange Blindschlauch, dessen Lage der des eben be- schriebenen sehr ähnlich war, kranial in zwei nebeneinander liegende Äste gabelte. Der blasenförmig aufgetriebene rechte Ast war dicker, aber nur ungefähr halb so lang (10 mm) als der schlauchförmige linke. Endlich waren beim Rind in sechs, beim Schaf ın zwei Fällen Ab- weichungen von der Regel in Hinsicht auf die Zahl — neben Ande- rungen der Lage, bzw. Form — vorhanden. Beim Rind kamen viermal je zwei Bläschen vor, einmal ein Bläschen und ein Blindschlauch, ja einmal sogar drei Bläschen. Beim Schaf war in zwei Fällen außer einem Bläschen im Plicadreieck noch ein 5, bzw. 8 mm langer und etwas über 2 mm dieker Schlauch zu finden, der mit einer feinen, eben noch für eine Haarsonde durchgängigen Öffnung am Collieulus seminalis in die Harnröhre mündete. Diese Hohlgebilde lagen beim Rind und Schaf stets in der Längsrichtung hintereinander und standen nicht in gegenseitiger Verbindung. Beim Rinde glich keiner der sechs Fälle dem anderen. Sie seien deshalb im folgenden kurz einzeln charak- terisiert: 1. Ein Bläschen im Plicadreieck und ein zweites im Bereich der Längsmitte der Ampullen. 2. Ein Bläschen im Plicadreieck und ein zweites im Bereich des kaudalen Ampullendrittels. 117 3. Ein Bläschen im Plieadreieck, ein zweites im Bereich des kranialen und ein drittes im Bereich des kaudalen Ampullendrittels. 4. Ein Bläschen im Plieadreieck und ein Blindschlauch im Be- reich des kaudalen Ampullendrittels. 5. Ein Bläschen in der Mitte der Ampullenlänge und ein zweites ungefähr 40 mm kranial davon. 6. Zwei Bläschen knapp hintereinander in der Mitte der Ampullen- länge. Zur histologischen Untersuchung wurden vier Bläschen und ein Blindschlauch vom Rinde verwendet. Zur Fixierung dieser Objekte diente Formol, zur Färbung Hämatoxylin-Eosin. Die Schnitte wurden bei zwei Bläschen und beim Blindschlauch tunlichst in der Transversal- Abb. 2. Transversalschnitt durch die Wand eines (dem in Abb. 1 dargestellten Falle gleichenden) bläschenförmigen Uterus masculinus eines Stieres. Von innen nach außen: Schleimhaut mit niedrigem, einschichtigem Zylinderepithel und ohne Basalmembran ; *Muskelhaut mit innerer, drüsenhaltiger Zirkulärschicht und äußerer Longitudinalschicht; an die Muskelhaut anschließende, dichte, außen davon lockere Bindegewebshülle. richtung geführt, während bei je einem Bläschen die horizontale, beziehungsweise sagittale Richtung gewählt wurde. Die Wand aller fünf Objekte baut sich aus drei Schichten auf, die konzentrisch angeordnet sind (s. Abb. 2). Die Innenschicht besteht 118 aus einer Schleimhaut, die Mittelschicht aus einer Muskelhaut und die Außenschicht aus einer Bindegewebshülle, die an jenen Stellen, wo die Wand von der Serosa überkleidet wird, ohne Grenze in die Sub- serosa übergeht. Die Schleimhaut setzt sich aus einer sehr dünnen Propria und einem Epithelbelag zusammen. Eine Basalmembran ist nicht nach- zuweisen. Das Epithel ist einschichtig und besteht aus Zellen, deren Höhe nicht überall gleich ist. Infolgedessen geht das stellenweise kubische Epithel an vielen Stellen allmählich in ein zylindrisches über. Der Zusammenhang des Epithels dürfte ziemlich locker sein, weil es unter dem Einfluß der Vorbehandlung vielfach abgehoben und zerfallen ist. Auch spärliche, anscheinend tubulöse Drüsen sind vor- handen, die sich aus den gleichen Elementen aufbauen wie die Schleim- haut. Der Durchmesser der Drüsenlichtungen ist sehr ungleich, indem sie an einigen Stellen eng, an anderen wieder stark erweitert sind. Ihr Inhalt gleicht dem später zu beschreibenden der Bläschen. Die Drüsen erstrecken sich mit dem größten Teil ihres Körpers weit in die Muskelhaut hinein. Die aus glatten Fasern zusammengesetzte Muskelhaut ist sehr gut entwickelt, aber in ihrer Dicke und Schichtung ziemlich ungleich- mäßig. Bei zwei Objekten, einem Bläschen und dem Blindschlauch, ist sie in ihrem ganzen Umfang deutlich zweischichtig, wobei die äußere Schicht aus — im Sinne der Körperrichtung gedacht — longitudinal verlaufenden, die innere aus zirkulär angeordneten Fasern besteht. Stellenweise sind beide Schichten sogar durch eine schwache Lage lockeren Bindegewebes geschieden. In diesen Fällen reichen die Drüsen nicht über die innere Muskelschicht hinaus. Auch an der Muskelhaut der anderen Bläschen läßt sich, aber nur an wenigen kleinen Stellen ihres Umfanges und weniger deutlich, eine ähnliche Zweischichtigkeit erkennen. Ihr größter Teil setzt sich jedoch in ganz unregelmäßiger Art entweder aus zwei bis fünf, bloß durch die Riehtung ihrer Fasern gekennzeichneten und ohne eine deutliche Grenze inein- ander übergehenden Schichten zusammen, deren Zahl auch bei einem und demselben Bläschen an verschiedenen Stellen seines Umfanges wechseln kann; oder es ist überhaupt nur eine einzige Schicht vor- handen, deren Fasern aber keine einheitliche Riehtung aufweisen. Die Bindegewebshülle der Hohlgebilde besteht aus zwei Schichten, von denen sich die der Muskelhaut innig anlegende innere aus dichtem, gefäßarmem Bindegewebe aufbaut, während die aus ihr allmählich 149 hervorgehende äußere Schicht ein lockeres Gefüge zeigt und be- deutend mehr Gefäße sowie auch einzelne Nerven enthält. Der Lichtungsinhalt der untersuchten Objekte — auch ihrer Drüsen — zeigt an den Schnittpräparaten Erscheinungen der Schrump- fung, beziehungsweise Gerinnung. Er ist, mit Ausnahme einzelner Partien, die hin und wieder an dem Epithelbelag der Wand hängen geblieben sind, gegen die Mitte der Liehtung zusammengedrängt und besteht entweder aus einer diffus gefärbten, bei schwacher Vergröße- rung homogen, bei stärkerer fein granuliert erscheinenden Masse, oder aus klumpig geronnenen, grobkörnigen, intensiv dunkel ge- färbten Brocken von verschiedener Größe, die oft durch lichter ge- färbte, zarte Gerinnungsfäden verbunden sind. Ähnliche Fäden spannen sich an vielen Stellen in radiärer Richtung zwischen dem Epithel und den Gerinnungsmassen aus und erwecken beim flüch- tigen Hinsehen den Eindruck büschelartig verklebter Zilien. Außer- dem kommen an einigen Stellen blasenförmige, anscheinend homogene Gebilde von hellerer Farbe und verschiedener Größe vor, die sich von ihrer Umgebung gut abgrenzen und eine gewisse Ähnliehkeit mit den Corpuscula amylacea der Prostata aufweisen. Ein Überblick über die vorstehend geschilderten Befunde ergibt als Resultat, daß sich bei der Mehrzahl der von mir untersuchten Wiederkäuer im Verlaufe jener Strecke, welche der Lage der MÜLLER- schen Gänge beim Embryo entspricht, Hohlgebilde vorfinden, die außer wegen ihrer Lage auch noch wegen ihrer geweblichen Zusammen- setzung (Schleimhaut mit einschichtigem Epithel und ohne Basal- membran, Drüsen von gleichem Bau wie die Schleimhaut, geschichtete Muskelhaut) mit Bestimmtheit als — beim Rind und Büffel in keinem meiner Fälle mit dem Sinus urogenitalis im Zusammenhang ge- bliebener — Überrest der genannten Gänge, mithin als Uterus mascu- lus angesehen werden müssen. Sie variieren sehr häufig in ihrer Größe und manchmal in ihrer Form, Lage und Zahl. Bei meinen Befunden ist ein Umstand besonders bemerkenswert, der von mir schon öben als eine der Ursachen der bisher nicht ge- nügenden Beachtung des Uterus masculinus der Wiederkäuer hervor- gehoben wurde: daß er bei ihnen meist viel weiter kranial liegt, als bei jenen Säugerarten, bei welchen er bisher nachgewiesen worden ist. Dieses Verhalten läßt nur zwei Deutungsmöglichkeiten seines Ent- stehens zu: entweder eine embryonale Wachstumsverschiebung, die 120 den Uterus masculinus kranial verlagert, oder ein dauerndes Erhalten- bleiben von weit kranial gelegenen Anteilen der MÜLLER’schen Gänge und somit ein Abweichen von der Norm, die für die einen Uterus masculinus besitzenden Säugerarten sonst gilt. Für das Erhaltenbleiben kranialer Ganganteile und zugleich gegen eine Wachstumsverschiebung sprechen jene Fälle, bei welchen ich zwei — einmal sogar drei — selbständige, hintereinander liegende Überreste der MÜLLer’schen Gänge gefunden habe. Sie beweisen es wohl unanfechtbar, daß bei männlichen Tieren verschiedene, also auch kranial gelegene Abschnitte der Gänge persistieren können. Dies ist weiterhin deshalb bemerkenswert, weil bei den männlichen Tieren der untersuchten Wiederkäuerarten im Gegensatz zu den sonst bei Säugern gemachten Befunden?!) zumeist jene Anteile in unpaarer Form persistieren, welche bei weiblichen Embryonen dieser Tier- arten der im Kaudalteile der Gänge eintretenden Verschmelzung zu dem einheitlichen, unpaaren Uterovaginalkanal, aus dem sich später Corpus, beziehungsweise Cervix uteri und Vagina entwickeln, nicht mehr unterliegen, sondern paarig bleiben und sich zu den Cornua uteri heranbilden. Man muß demnach entweder annehmen, daß in diesen Fällen Überreste nur eines der beiden Mürtezr’schen Gänge vorliegen, oder daß bei den männlichen Wiederkäuer-Embryonen eine viel weiter kranial reichende Verschmelzung der sich bei ihnen sodann zum größten Teil rückbildenden Gänge eintritt als bei den weiblichen. Die erste Annahme erscheint mir wahrscheinlicher, denn für sie sprechen jene Fälle, in welchen der im Plicadreieck liegende Uterus masculinus mehr oder weniger weit von der Medianlinie entfernt bleibt, sowie jener Fall, bei welchem sich der Uterus masculinus kranial in zwei Äste gabelt. Aber auch die zweite Annahme ist wegen der häufig vorkommenden medianen Lage des Uterus’ masculinus im Plieadreieck, die man auf sie zurückführen könnte, nicht von der Hand zu weisen. Eine sichere Entscheidung darüber, welche von den beiden Annahmen die richtige ist und ob nicht fallweise beide Mög- lichkeiten gegeben sind, wird erst durch die Untersuchung an Embryo- nen gefällt werden können. 1) Vgl. W. Ferıx, Die Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane. Im II. Bd. des von KEIBEL und Matt herausgegebenen Handbuches der Entwick- lungsgeschichte des Menschen. S. 895: „es kommt deswegen beim Männchen über- haupt nicht zur Erhaltung von Uterusteilen, sondern nur zur Erhaltung der Vagina, die Bezeichnung Uterus masculinus ist deswegen sicher nicht richtig gewählt.“ (Eingegangen am 24. Januar 1917.) nn Nachdruck verboten. Die Homologie der Brust- und Bauchmuskeln der Primaten. Von W. A. Myspere, Amsterdam. Vor etwa anderthalb Jahren habe ich in einer Mitteilung an die „Koninklyke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam“ berichtet über den Bau der vorderen Bauchwand der Primaten!). Die phylo- genetische Entwicklung der Rectusscheide der Primaten ist damals dargelegt worden; es ergaben sich aus dieser Darstellung u. a. neue Anschauungen mit Bezug auf die Frage nach der Entstehungsursache der Linea semicircularis Douglasii; auch vermochte ich nachzuweisen, daß bei allen Affen, und, wie sich bei späteren Untersuchungen herausgestellt hat, auch bei den Halbaffen außer den drei breiten Bauchmuskeln noch ein viertes Element sich an der Bildung der Scheide beteiligt: zwischen dem M. obliquus externus und dem M. obli- quus internus findet sich nämlich eine Membran, von mir als Mem- brana abdominis intermedia bezeichnet. Genaue Prüfung ihrer ana- tomischen Merkmale führte zur Vermutung, daß sie das Rudiment eines Bauchmuskels darstelle, der bei Stammformen der Primaten zwischen dem äußeren und dem inneren schrägen Bauchmuskel läge. Die Bestätigung dieser Hypothese stellte sich heraus in den Ergeb- nissen der Zergliederung eines Siamanga syndactylus, bei welchem Tiere Muskelfasern in der Membran angetroffen wurden. Die Fasern, Reste des früheren Bauchmuskels, zeigten dieselbe Verlaufsrichtung als diejenigen des M. oblig. externus, welche über ihnen lagen; sie bildeten einen kleinen Muskel, welcher sich zwischen der Spitze der letzten Rippe und der Crista iliaca, dicht hinter der Spina iliaca ante- rior erstreckte. Die Fasern selbst entsprangen jedoch nicht von der Rippe, 3/, cm kaudal von deren Spitze zeigten sie sich in der Membran, welche an der Rippe zur Anheftung kam; auch schloß sich in medialer Richtung an das Müskelchen die Membran unmittelbar an. Aus der Vergleichung des Baues der vorderen Bauchwand der Primaten mit 1) W. A. MyYsBErg, On the structure of the muscular abdominal wall of Prima- tes. Proc. of the „Koninkl. Akad. van Wetensch. te Amsterdam“. 1915. Vol. 18. (Teil 23 der Ausgabe dieser Sitzungsberichte in niederländischer Sprache.) 122 demjenigen bei niederen Wirbeltieren, welcher namentlich durch die Arbeiten MAURERS!) genau bekannt geworden ist, ergab sich sodann, daß der M. obliquus externus der Primaten dem M. obliq. ext. super- ficialis der Urodelen, die Membrana intermedia dem M. obliq. ext. profundus, der M. obliquus internus und der M. transversus abdominis der Primaten den gleichnamigen Muskeln der Urodelen. homolog zu betrachten sind. Dem Menschen fehlt die Membr. intermedia und daher normaliter auch das letzte Rudiment des M. oblig. ext. profundus seiner Vorfahren; es kommen aber zuweilen Reste des Muskels als Variationen vor: die tiefen Ursprünge des M. obliquus externus ab- dominis, von Eisner?) beim Menschen beschrieben, dürfte man mit diesem Autor wohl als solche Reste betrachten; in diesem Zusammen- hange sei auch hervorgehoben, daß von verschiedenen Autoren (Tesrur’), Le Dousie*)| beim Menschen als Variationen kleine Muskeln beschrieben worden sind, welche zwischen den Mm. obliqui externus und internus liegen, von unteren Rippen entspringen und sich an der Crista iliaca, oder seltener am Lig. inguinale oder an der Rectusscheide inserieren, und welche mit verschiedenen Namen, vielfach als M. rectus lateralis, genannt worden sind. Diese Muskeln sind, den Beschreibungen nach, in so auffallender Weise dem von mir beim Siamang angetroffenen Müskelchen ähnlich, daß ich nicht daran zweifle, sie ebenfalls als Reste des während der phylogenetischen Entwicklung des Menschen verloren gegangenen M. obliq. ext. prof. auffassen zu dürfen. Im Anschluß an diese Resultate möchte ich hier den vielum- strittenen Fragepunkt nach der Homologie der Brust- und Bauch- muskeln des Menschen und der übrigen Primaten etwas näher ins Auge fassen. Die Homologisierung GEGENBAURS?) Bd. 1, S. 411 fußte 1) F. Maurer, Der Aufbau und die Entwicklung der ventralen Rumpf- muskulatur bei den urodelen Amphibien und deren Beziehung zu den gleichen Muskeln der Selachier und Teleostier. Morph. Jahrb. 18. Bd. 1892. — F. MAURER, Die ventrale Rumpfmuskulatur der anuren Amphibien. Morph. Jahrb. 22. Bd. 1894. — F. MAURER, Die ventrale Rumpfmuskulatur einiger Reptilien, eine ver- gleichend-anatomische Untersuchung. Festschrift zum 70. Geburtstage von CARL GEGENBAUR. 1896. 2) P. EISLER, Die Muskeln des Stammes. Jena 1912. 3) L. Testur, Les anomalies musculaires chez ’homme, expliquées par l’anatomie comparée, leur importance en anthropologie. Paris 1884. 4) A. F. Le Dove, Traité des variations du systeme musculaire de homme et de leur signification au point de vue de l’anthropologie zoologique. Paris 1897. 5) ©. GEGENBAUR, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. 7. Aufl. Leipzig 1899. 123 auf Übereinstimmung der Faserrichtung und nach dieser naheliegen- den Richtschnur homologisierte er die Mm. intercostales externi mit dem M. obliq. ext. abdom., die Mm. intere. interni mit dem M. obliq. int. und den M. transversus thoracis mit dem M. transversus abdominis. Gegen diese ihrer Einfachheit wegen so annehmbare Homologisierung ist von KoHLBRUGGE!) ein Einwand erhoben worden, dessen Bedeutsam- keit a priori nicht zu leugnen war. Seine Bedenken gründeten sich auf die Lagebeziehung der Intercostalmuskeln zum N. intercostalis, welcher Nerv nach der landläufigen Meinung zwischen äußeren und inneren Intercostalmuskeln dahinzöge. Er schreibt (l. c. S. 201): „Ganz wie RuGE nun die Schichten in der Fußsohle nach der Lage über oder unter dem R. profundus nervi plantaris trennte, so muß die Lage der Nerven an Brust und Bauch, wo die Seitenrumpfmusku- latur noch auf primitiver Stufe stehen blieb. einen noch weit höheren Wert zur Bestimmung der serialen Muskelhomologien haben. Sind nun alle diejenigen Muskelteile, welche auf den Intercostalnerven liegen (die Mm. intercostales externi), einander gleichwertig, und ebenso die, welche unter ihnen liegen (die Mm. intercostales interni), dann muß gleiches für die etwas umgeänderten Bauchmuskeln gelten. Da nun die den Nn. intercostales gleichwertigen Nerven der Bauchwand zwischen dem M. transversus abdominis und dem M. obliquus internus dahin- ziehen, so muß ersterer dem Intercostalis internus, letzterer dem Inter- costalis externus gleichwertig sein.“ Es ist nicht zu leugnen, daß KOHLBRUGGE recht hatte, als er sagte, daß eine Homologisierung, welche auf analoger Lagebeziehung zum N. intercostalis fußt, mehr wert ist als eine, die nur der Übereinstimmung des Faserverlaufes Rechnung trägt; jedoch seine Kenntnis der Topik des N. inter- costalis war falsch. Es ist das Verdienst Bouks?), diesen Fehler berichtigt zu haben, und die aus seiner Untersuchung hervorgehende richtige Lagebeziehung des N. intercostalis zu den Intercostalmuskeln erwies sich als eine Stütze der GEeENBAUR’schen Homologisierung eher als wie ein Einwand dagegen. Bok schreibt (I. c. S. 319): „Verfolgt man einen Intercostalnerven in einem Spatium intercostale, so findet man, daß ja stellenweise hier und dort dem Nerv die an- gedeutete Lagerung‘ (d. h. zwischen den Mm. interc. ext. und int.) 1) J. H. F. KoHLBRUGGE, Die Homotypie des Halses und Rumpfes. Eine vergleichende Untersuchung usw. Arch. f. Anat. u. Phys., Anat. Abt. 1898. 2) L. Bork, Die Homologie der Brust- und Bauchmuskeln. Morph. Jahrb. Bd. XXVII. 2. 1899. 124 „zukommt, aber derartige Stellen wechseln fortwährend ab mit solchen, in welchen der Nerv wie zwischen zwei Lagen des M. intercostalis internus gefaßt liegt. Ein nicht unansehnlicher Teil der Bündel des inneren Brustmuskels entspringt von der Rippe außerhalb des Inter- costalnerven. Freilich ist dies nicht in allen Spatia intercostalia in gleichem Grade der Fall. Es zeichnen sich besonders die oberen Intercostalräume beim Erwachsenen durch diese Eigentümlichkeit aus. Macht diese Lagerungsbeziehung also schon Eingriff auf die oben hervorgehobene allgemeine topographische Umschreibung, so ist dieses noch mehr der Fall bei dem ersten Intercostalnerv, welcher nicht selten sogar ganz visceral von dem M. intercostalis internus primus und von der ersten Rippe gelagert ist.“ Diese komplizierten Verhält- nisse wurden ihm verständlich durch das Studium der Topographie des Intercostalraumes beim menschlichen Fötus: „Hier‘‘ (d. h. bei einem Fötus aus dem 4.—-6. Monat) „liegt der Nerv nicht zwischen Muskel- bündeln eingefaßt, doch ist er in seinem ganzen Verlauf dem Auge direkt zugänglich, weil er von der Wirbelsäule bis nahe zum Sternum, der Innenfläche der Intercostalmuskeln angeschmiegt, verläuft.“ Bonk schließt daraus (S. 321), „daß der Intercostalnerv während und infolge des Dickenwachstums des M, intercostalis internus allmählich von diesem Muskel umwachsen wird unter gleichzeitiger Ausbildung eines Sulcus costalis im unteren Rande der Rippe (die embryonale Rippe entbehrt eines derartigen Sulcus). Nun wird es uns begreiflich, warum der Intercostalnerv beim erwachsenen Individuum noch streckenweise den inneren Brustmuskel durchsetzt; die außerhalb des Nerven von der Rippe entspringenden Muskelblätter sind noch die Zeugnisse des primitiven Verhaltens. Hat sich die Lagerung des Intercostalnerven also als eine sekundär zustande gekommene erwiesen, so folgt hieraus von selbst, daß alle Homologisierungen, wobei dieselbe als eine primäre aufgefaßt worden ist, verfehlt sind. Nimmt man für die Homologisierung den embryo- nalen Zustand als Ausgangspunkt, so resultiert daraus zwischen Bauch- und Brustmuskeln eine vollkommene Homologie. . Außerhalb der Nerven finden sich zwei Muskeln: Intercostalis externus und internus, resp. Obliquus externus und internus, innerhalb der Nerven nur ein Muskel, nämlich der Transversus abdominis resp. Transversus thoracis.“ Ich habe hier der Bouk’schen Untersuchungen ziemlich ausführlich Erwähnung getan, weil sie, wie sich zeigen wird, von großer Bedeut- ung sind für die richtige Beurteilung der Angaben EısLers über 125 die Anatomie des Intercostalraumes. Die Lage des N. intercostalis beim erwachsenen Menschen in der Masse des M. intercostalis internus führte EısLEr (1. ec.) zu der Annahme, daß in diesem M. intercostalis internus der Autoren zwei verschiedene Muskein vorlägen und er bezeichnete die auswärts vom Nerven liegenden Fasern als M. inter- costalis intermedius, die einwärts von demselben verlaufenden Fasern als M. intercostalis internus (sensu strietiore). Ersteren Muskel setzte er dem M. obliquus internus der Bauchregion, letzteren dem M. trans- versus abdominis homolog. Die Muskelschichten sind anatomisch nicht scharf voneinander gesondert, EisLEr selbst gesteht es ein, denn er schreibt (l. c. S. 524): „Entlang dem Gefäß- und Nervenbündel ist unter Umständen eine schmale prismatische Fettschicht abgelagert. Sonst berühren sich Ic. internus und intermedius, soweit sie über- einander liegen, mit breiter Fläche.‘ Aus der Vergleichung dieser Angaben mit den Boux’schen Ergebnissen stellt sich aber deutlich heraus, daß die Zweiteilung des M. intercostalis internus nicht aufrecht erhalten werden darf und daß die verschiedene Homologisierung der Teilstücke noch weniger berechtigt ist, denn die intramuskuläre Lage des N. intercostales ist eine sekundär zustande gekommene, und „alle Homologisierungen, wobei dieselbe als eine primäre aufgefaßt worden ist, sind verfehlt.“ Berücksichtigt man die primäre Lage des Intercostalnerven, so ist festzustellen, daß auswärts vom Nerven in der Thoracalregion die Mm. intercostales interni und die Mm. intercostales externi, in der Bauchregion der M. obliquus internus, die beim Menschen völlig ru- dimentäre Membrana intermedia und der M. obliquus externus liegen. Der M. obliquus externus ist jedoch nicht auf die Abdominalregion beschränkt, er erstreckt sich vielmehr bei allen Primaten mehr oder weniger weit über die Brustwand. -Auch die Membr. abdominis intermedia ist nicht ausschließlich ein’ Bestandteil der vorderen Bauchwand, denn sie läßt sich auf einer kleinen Strecke zwischen dem M. obliquus externus einerseits und den Rippen und den Spatia intercostalia andererseits verfolgen; bald aber verliert sie sich in das lockere Bindegewebe über den Mm. intercostales externi. Die Lage der Membr. abdominis intermedia, d. h. des M. obliquus externus profundus abdominis, zwischen den Mm. intercostales externi und dem M. obliquus externus abdominis (superficialis!), schließt die Mög- lichkeit aus, daß die beiden letzteren Muskelsysteme aus einer und derselben Schicht hervorgegangen sein könnten. Ein Homologon des M. obliquus externus abdominis (superficialis!) in Form eines inter- costalen Muskels findet sich nicht. In der Tat spricht manches zu- gunsten der Anschauung des M. obliquus externus abdominis als der Abdominal- sowie der Thoracalregion angehörend; namentlich bei den niederen Affen und bei den Halbaffen zeigt sich dies, denn bei ihnen sind die vorderen Fasern des Muskels viel weiter cranialwärts am Thorax angeheftet als beim Menschen: bei allen von Ruck!) unter- suchten Prosimiae entsprangen die vorderen Fasern von der ersten Rippe, auch bei einem von KOHLBRUGGE?) zergliederten Semnopithecus nasicus war dies der Fall. RuGE und SEYDEL möchten den Muskel als M. obliquus thoraco-abdominalis externus bezeichnen, und dieser Vorschlag wäre gewiß in Erwägung zu ziehen. Wenn man auf den M. obliq. ext. abdom. verzichtet, findet man in der Thoracalregion auswärts von den Nn. intercostales erst die Mm. intere. int, dann die Mm. interc. ext., in der Abdominalregion erst den M. oblig. internus, dann die Membr. abdom. intermedia (M. oblig. externus profundus). Es wird ohne weiteres klar sein, daß die Mm. intercostales interni dem M. obliquus internus, die Mm. intere. externi der Membr. abdom. interm. (M. obliq. ext. prof.) homolog zu betrachten sind. Die Faserrichtungen der Muskelschichten stützen diese Auffassung. (Es sei hervorgehoben, daß die Fasern des M. obliq. ext. prof. der Urodelen den des M. oblig. ext. superf. nahezu parallel verlaufen; und auch die Fasern des mehrfach erwähnten Müskelchens beim Siamang und die des M. rectus lateralis (Var.) beim Menschen weisen eine derartige Verlaufsrichtung auf.) Bei den Reptilien ver- mochte MAURER (lI. c.) eine entsprechende Verwandtschaft zwischen Intercostal- und Bauchmuskeln festzustellen. Die einwärts von den Nn. intercostales liegenden Mnı. transversus thoracis, subcostales und transversus abdominis sind gewiß einander homolog. Die Verwandtschaft der beiden Mm. transversi macht sich beim Menschen meistens in einem unmittelbaren Zusammenhang der Muskeln kenntlich. Die als Variationen beim Menschen beschriebenen Mm. supra- costales sollen nach EiIsLER (l. c.) dem M. obliq. ext. superficialis homolog sein; zu derselben Schicht rechnet dieser Autor die Mm. serrati 1) G. RuGe, Der Verkürzungsprozeß am Rumpfe von Halbaffen. Morph. Jahrb. Bd. XVIII. 2. 1892. 2) J. H. F. KOoHLBRUGGE, Muskeln und periphere Nerven der Primaten. Verh. Kon. Akad. v. Wet. Amsterdam. 2° sect. DI. V. No. 6. 1897. 197 postici. Ich habe mit Bezug darauf jedoch keine Untersuchungen angestellt, werde mich daher eines Urteils enthalten. Aus unseren Erwägungen hat sich ergeben, daß dem M. obliquus externus superficialis der Urodelen bei den Primaten homolog sind: der M. obliquus externus abdominis (und nach EisLER auch die Mm. supracostales und serrati postici); dem M. obliquus externus profundus der Urodelen bei den Primaten: die Membrana abdominis intermedia und die Mm. intercostales externi ; dem M. obliquus internus der Urodelen bei den Primaten: der M. obliquus internus abdominis und die Mm. intercostales interni ; dem M. transversus der Urodelen bei den Primaten: der M. transversus abdominis, der M. transversus thoracis und die Mm. subcostales. (Eingegangen am 23. Dezember 1916.) Bücherbesprechungen. Die Rassenhygiene und ihre wissenschaftlichen Grundlagen. Von Walter Oettinger. Berlin, Fischers med. Buchhandlung H. Kornfeld. 1914. (VII), 77 S. Preis 1 M 20 Pf. Der hier vorliegende Vortrag wurde am 29. Januar 1914 von dem Hy- gieniker W. OETTINGER in der Biologischen Gesellschaft zu Breslau vor Natur- forschern und Ärzten gehalten. Obwohl sich Verf. unter Verzicht auf neue Untersuchungen mit einer kritischen Übersicht begnügen mußte, hat er sich (März 1914) dazu entschlossen, den Vortrag zu veröffentlichen, da er in der von der Kritik bisher kaum gehemmten Ausbreitung der rassenhygienischen Ideen eine ernste Gefahr sieht! Diese der „Vorbemerkung“ entnommenen Worte sind bereits vor dem Kriege geschrieben; seitdem hat aber, wie all- gemein bekannt sein dürfte, die rassenhygienische Agitation immer weitere Kreise ergriffen, vor allem auch solche, deren „Urteil durch Sach- kenntnis nicht getrübt“ ist. Die Kapitel der für Anhänger wie Gegner der modernen „Rassen- hygiene“ gleich wichtigen Arbeit haben folgende Überschriften: 1. Führt Panmixie zur Entartung? — 2. Führt Hygiene zur Panmixie? — 3. Gibt es Beweise für eine fortschreitende Degeneration? — 4. Was lehrt die Anwen- dung der Menpeu’schen Regeln auf den Menschen? — 5. Was lehrt die Sta- tistik der Geisteskrankheiten? — 6. Die Rassenhygiene in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. — 7. Ist bei einzelnen Erkrankungen eine gesetz- liche Regelung der Fortpflanzung wünschenswert? — 8. Was kosten die schlechten Rassenelemente dem Staat und der Gesellschaft? Verf. ist ein Gegner der jetzigen Agitation. Er verlangt vor allem scharfe Kritik und „größte Widerstandsfähigkeit gegenüber der suggestiven Kraft populärer Schlagworte“. (Zur Besprechung eingegangen am 5. März 1917, besprochen am 8. März.) 128 Chirurg und Zahnarzt. Herausgegeben von J. Soerensen und L. Warne- kros. 1. Heft. Mit 81 Textabbildungen, 5 photogr. Tafeln u. 4 Bildnissen. Berlin, Julius Springer 1917. IV, 69 S. Preis 3 M 60 Pf. In der Sammlung „Chirurg und Zahnarzt‘ sollen in zwangloser Folge Arbeiter über das im Titel derselben angegebene Gebiet erscheinen. Das erste Heft bringt zunächst ein Vorwort des Zahnarztes WaRNEKROS, das sich vor allem auf die gegen früher sehr verbesserte Stellung der Zahnheilkunde und der Zahnärzte bezieht. Es folgen drei Bildnisse (KIRCHNER, VON WALDEYER- Hartz und Bier), sodann ein Aufsatz des Chirurgen SOERENSEN über Knochen- transplantation bei Unterkieferdefekten, darauf wieder ein Bild (GLuck), schließ- lich eine Arbeit von Warnekros über die Behandlung von Kieferbrüchen, insbesondere die Befestigung von Goldschienen unter dem Periost. Obwohl direktes Interesse für Anatomen nicht vorliegt, wird doch bei den innigen Beziehungen zwischen Chirurgie und Zahnheilkunde einer-, Anatomie andererseits die in ihrem ersten Heft vorliegende „Sammlung“ gewiß manches Wichtige auch für uns bringen und sei deshalb der Aufmerk- samkeit der Kollegen empfohlen. Erscheinungszeit, Preis und Umfang der weiteren Hefte ist noch nicht feststellbar; vermutlich werden aber im Laufe dieses Jahres noch zwei oder drei Hefte zur Ausgabe gelangen. Die Ausstattung des Heftes mit Bildern ist eine ebenso reichhaltige wie slänzende, der Preis ein auffallend niedriger. (Zur Besprechung eingegangen am 5. März 1917, besprochen am 8. März.) Personalia. Lemberg. Professor ord. Dr. phil. JosEPH NUSBAUM-HILAROWICZ ist am 13. März d. J. im 58. Lebensjahre gestorben. Der Verstorbene war Direktor des Instituts für Zoologie und vergleichende Anatomie der K. Universität, langjähriges Mitglied der Anatomischen Gesellschaft, ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, insbesondere auch eifriger Mit- arbeiter dieser Zeitschrift. Sein Andenken wird stets in hohen Ehren gehalten werden. Abgeschlossen am 3. April 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Ben oo eu ist anabhängie vom | Kalenderjahr. 50. Bd. >= 15. Mai 1917. x No. 6/7. Innatr. Aufsätze. A. Forster, “Zur Anatomie des Flexor brevis digiti quinti „proprius“ pedis und des Flexor brevis digiti quinti „interosseus“ pedis. Mit 12 Abbildungen. S. 129—146. — Karl Skoda, Eine seltene Anomalie: Verdoppelung eines Darmabschnittes bei einem Rind. Mit 3 Abbildungen. S. 146—154. — Paul Vonwiller, Eine seltene Varietät der Arteria iliaca com- munis sinistra. Mit einer Tafel. S. 155—158. Biicherbesprechungen. Ernst Gaupp (Duvar), S. 159. — E. KoRscHELT, S. 159. — N. LoEwENTHAL, S. 160. — Hanns GÜNTHER, S. 160. Personalia. S. 160. — Literatur, S. 1—16. Aufsätze. Nachdruck verboten. Zur Anatomie des Flexor brevis digiti quinti „proprius‘‘ pedis und des Flexor brevis digiti quinti „interosseus‘ pedis. Ein Beitrag zur Homologie des Kleinfinger- und Kleinzeheballens. Von Dr. A. FORSTER, Privatdozent und Assistent am anatomisch. Institut der Universität Straßburg. Mit 12 Abbildungen. Besonderen Reiz bot bekanntermaßen von altersher die Frage nach den Homologien der einzelnen Aufbauelemente an oberer und unterer Extremität der Wirbeltiere und im besonderen der Mammalia. Nieht zum wenigsten wurde in diesem Sinne das Muskelsystem Nach- forschungen unterzogen (EISLER, STIEDA)'!), und am ehesten, am 1) P. EıstLer, Die Homologie der Extremitäten. Abhandl. der Naturforsch. Ges. zu Halle, 1893—1895, S. 87—344. —, Die Homologie der Extremitäten. Biologisches Centralblatt, Bd. 16, 1896, S. 433—448. —, Zur Extremitäten- homologie. Biologisches Centralblatt, Bd. 18, 1898, S. 92—94. — L. STIEDA, Anat, Anz, Bd. 50. Aufsätze, 9 130 leichtesten waren dabei gleichwertige Bildungen an Hand und Fuß festzustellen. Speziell möchte ich an die Arbeiten von CuNNINGHAM!) und Brooks?) erinnern, ferner an McMvrricaHs?) Darlegungen über die palmare und plantare Muskulatur. Vor allem mag aber an dieser Stelle der Mitteilung CUNNINGHAMS®) aus dem Jahre 1887 gedacht sein, in welcher, wenn auch in Kürze, doch mit Präzision die einzelnen Muskeleinheiten des Daumenballens und des Großzeheballens in Opposition gebracht werden. Ein ähnliches Vorgehen scheint a priori in noch viel leichterer Art im Gebiete des Kleinfingers bzw. der Kleinzehe möglich zu sein insofern, als eine relativ einfachere Architektur jedenfalls beim Men- schen vorherrscht, einmal hinsichtlich der Stärkeentwiekelung der einzelnen muskulösen Komponenten, welche ja, wenn in Übergröße vor- handen, zu Verschmelzungen Anlaß nehmen können, und andererseits in Anbetracht des völligen Ausbleibens eines Elementes, nämlich des Con- trahentesabkömmlings (des Adductor digiti quinti niederer und höherer Über Homologie der Brust- und Beckengliedmaßen des Menschen und der Wirbel- tiere. Anat. Hefte, Bd. 8, 1897, S. 591—705. —, Über Homologie der Brust- und Beckengliedmaßen. Biologisches Centralblatt, Bd. 17, 1897, S. 756—768. —, Beantwortung der von Herrn EISLER gestellten Fragen in Betreff der Ex- tremitäten-Homologie. Verhandl. der Anat. Ges. in Kiel 1898. Anat. Anz., Er- gänzungsheft z. 14 Bd., 1898, S. 163—166. —, Einige Bemerkungen über die Homologie der Extremitäten. Biologisches Centralblatt, Bd. 18, 1898. S. 682 —687. 1) J. CUNNINGHAM, The intrinsic muscles of the hand of the Thylacine (Thy- lacinus cynocephalus), Cuscus (Phalangista maculata) and Phascogale (Phasco- gale calura). Journ. of Anat. and Phys. XII, 1878, S. 434—444. —, The intrinsic muscles of the mammalian foot. Journ. of Anat. and Phys. XIII, 1879, S. 1—16. —, Report on some points in the Anatomy of the Thylacine (Thylacinus cynoce- phalus), Cuscus (Phalangista maculata) and Phascogale (Phascogale calura) collected during the voyage of H. M. 8. Challenger in the years 1873—1876. Zool. Vol. V, 1882. 2) J. BRooxs, On the morphology of the intrinsic muscles of the little finger, with some observations on the ulnar head of the short flexor of the thumb. Journ. of Anat. and Phys. Vol. XX, 1886, S. 645—661. —, Short muscles of the pollex and hallux of the anthropoid apes, with special reference to the opponens hallucis. Journ. of Anat. and Phys. Vol. XXII, 1888, S. 78—95. 3) J. PLAYFAIR MoMURRIcCH, The Phylogeny of the palmar musculature. Amer. Journ. Anat. Vol. 2, 1903, S. 463—500. —, The Phylogeny of the plantar musculature. Amer. Journ. Anat. Vol. 6, 1906/07, S. 407 —437. 4) J. Cunntneuam, The flexor brevis pol'icis and the flexor brevis hallucis in Man. Anat. Anz. Bd. 2, 1887. S. 186—192. BI Säuger). So kennt die menschliche Anatomie an Kleinfinger- und Kleinzeheballen bloß einen Abductor, einen Flexor brevis und einen Opponens. Doch, wenn auch zunächst nach dem Gesagten die Gleich- stellung sich in diesem Muskelgebiete einfach zu gestalten scheint, nichts destoweniger entbehrt sie keineswegs der Schwierigkeiten, wenn man die morphologische Gleichwertigkeit einer näheren Prüfung unterziehen will. Nur ganz kurz möchte ich andeuten, daß ja mit den genannten drei Muskeln der Aufbau des Kleinfingerballens nicht erschöpft ist; und zwar meine ich dabei nicht den Abkömmling der Contrahentesplatte, welcher, wie gesagt, ein absolut ständiges Vor- kommen in der Reihe der Mammalien nicht beanspruchen kann. In einer Arbeit, welche demnächst in dem Archiv für Anatomie und Entwickelungsgeschichte erscheinen wird, habe ich die diesbezügliche graduelle Entwickelung nachgewiesen und hoffe anhangsweise, dies auch für den Kleinzeheballen tun zu können. Nein, ich habe die Schicht der Interossei, und zwar der Interossei volares im Auge, welche nur allzuoft bei den einzelnen Spezies der Säugetiere eine Einheit an dem ulnaren bzw. fibularen Rand des Metacarpale V resp. Metatarsale V abgibt. Ich verweise dafür, was die Verhältnisse an der Hand angeht, auf meine eben erwähnte, im Drucke sich befindende, größere Arbeit; was die Einzelheiten am Fuße betrifft, mögen hierfür vorerst die Ar- beiten von CUNNINGHAM!) und besonders von Rue?) in weitestem Maße Gewähr leisten. So zeigt es sich, daß auf Grund der größeren Anzahl von primi- tiven Aufbaukomponenten die Aufstellung der Muskelhomologien auch an Kleinfinger- und Kleinzeheballen nicht so absolut einfach ist, wie es auf den ersten Blick und speziell beim Menschen der Fall zu sein scheint. Wir haben nämlich prinzipiell mit fünf ursprünglichen Einheiten zu tun bei Einschätzung der Gleichwertigkeit: dem Ab- ductor, dem Flexor brevis, dem Opponens, dem Derivat der Con- trahentesplatte und dem Abkömmling der Interossei volares. Und nicht uninteressant ist es, zu erfahren, daß durchaus nicht die hergebrachte homologe Auffassung des Flexor brevis und des Opponens des V. Strahles an Hand und Fuß aufrecht zu erhalten ist. Selbstverständlich werden wir zum Beweise auch hier die Art der Nervenversorgung als Hauptfaktor bei der Aufstellung der Gleich- 1) J. CUNNINGHAMm, |. c. 2) G. RugE, Zur vergleichenden Anatomie der tiefen Muskeln in der Fuß- sohle. GEGENBAURS Morphologisches Jahrbuch Bd. 4, S. 644—659, 1878. 9* 132 wertigkeit bewerten, in anderen Worten : wir werden festzustellen haben, in welcher Weise der N. ulnaris und der mit ihm auf die gleiche Stufe zu stellende N. plantaris lat. die Muskeleinheiten des Kleinfinger- und Kleinzeheballens versorgt. An der Hand liegen nun die Verhält- nisse ganz anders wie am Fuße. Es gibt der N. ulnaris, bevor er sich zum eigentlichen Ramus profundus ausgebildet hat, schon vor seinem Durchtreten in die Tiefe der Vola zwischen den Ursprüngen Plantarfläche des linken Fußes Der Kleinzeheballen und die tiefen Muskeln des Mittelfußes sind auspräpariert. Die Abb. 1. eines menschlichen Neugeborenen. übrige Muskulatur ist abgesetzt. Der Verlauf des Nervus plantaris lateralis und seine Verteilung sind gut zu übersehen. Natürliche Größe. Abd.d.g. Abductor digiti quinti; Add.h. Beide Köpfe des Adductor hallucis; Fl.d.g. (inteross.) Flexor brevis digiti quinti inte- rosseus; Int. Stratum der Interossei; N.pl.l. Nervus plantaris lateralis; R.pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; R. sup. Ober- flächlicher Ast des Nervus plantaris lateralis. des Flexor brevis und des Ab- ductor die Versorgungsäste an diese Muskeln ab; erst nach dem Durchtritt werden die Inter- ossei versorgt. Dies gilt ganz allgemein, sowohl beim Menschen wie überhaupt bei den Säugern, falls überhaupt diese kontraktilen Einheiten integral vorhanden sind. Am Fuße dagegen sehen wir, daß beim Menschen (Abb. 1) bloß der Abductor digiti quinti von dem N. plantaris lateralis weit proximal versorgt wird, vor der Annahme der tiefen Lagerung, in dem Niveau unter den langen Beugern. Flexor brevis der Kleinzehe und Op- ponens (soweit ein solcher vor- kommt) erhalten viel weiter distal, nämlich von dem eigent- lichen Ramus’ profundus, die ihnen zukommenden Nerven- zweige, genau so wie die Inter- ossel, speziell deren plantare Schicht. So werden denn auch der Opponens und der kurze Beuger der Kleinzehe heutzutage als gleichwertig hingestellt mit den Einheiten der Interossei plantares, wobei ersterer einen sekundären Metatarsalansatz er- worbent). Natürlich liegt der Einwand sehr nahe, daß sekundäre, besonders gerichtete Umgestaltungen bei der Fußbildung (und viel- leicht auch bei der Handformation) von Einfluß seien, und die Nervenverteilung, wie sie sich beim Menschen darbietet, keine be- sondere Bedeutung beanspruche, da es sich ja nur um Äste eines und desselben Hauptstammes handele, genau wie auch die Differenz im Ursprunge der Muskeln zunächst keinerlei besondere Wert- schätzung erfordere aus eben derselben Ursache, nämlich der An- passung. Daß bei den Formen mit einer zum Gehen in der Haupt- sache gearteten hinteren freien Extremität die Verhältnisse genau in derselben Weise vorliegen wie beim Menschen, ändert an dem Zweifel durchaus nichts. Einen richtigen Aufschluß über den Tatbestand ergibt uns erst die Untersuchung von Spezies, bei denen der Fuß am weitesten handähnlich sich gestaltet, wo hauptsächlich das Greifen genau wie bei der Hand die Hauptrolle spielt, ganz abgesehen von phylogene- tischen Beziehungen. Da finden wir in der Tat Verhältnisse vor, welche nicht mehr den geringsten Zweifel lassen über die morphologische Gleichstellung des Flexor brevis, des Opponens der Kleinzehe bei den Formen mit einem mehr oder hauptsächlich zum Gehen gestalteten Fuß, sowie auch beim Menschen. Betrachten wir nämlich des genaueren die plantare Muskulatur bei Nyeticebus tardigradus (Abb. 2) so erkennen wir eine Disposition, welche nahezu unmittelbar in Parallele zu stellen ist mit der Anlage am Kleinfingerballen (der Hand). Von dem distalen und medialen Rande des nur wenig vorspringenden Höckers des Fersenbeines ent- stammt der gut charakterisierte Abductor digiti quinti, welcher sich mit langer Sehne lateralwärts an der Basis der Grundphalanx inseriert. Auf seinem Verlauf wird er plantarwärts in enger Zone von der Aponeurose der Fußsohle bedeckt, welche proximal schmal und band- artig an dem Tuber ealcanei befestigt ist. Distalwärts sich verbreiternd, liefert die Aponeurosis plantaris mit ihrem lateralen Rande die Ur- sprungsfläche für einen kleinen Muskelbauch, etwa in dem distalen Gebiete der Fußwurzel, nach dem Metatarsus zu. Die zarte kon- traktile Einheit, welche, in plantaro-dorsaler Richtung abgeplattet, 1) Diese Ansicht vertritt ja auch J. PuayrarR MCMURRICH in seiner Mit- teilung aus dem Jahre 1906/07, 1. c., S. 436, wenn er sagt: .,The flexor brevis quinti digiti is not equivalent to any portior of the flexor brevis hallueis, but is a portion of the flexor brevis profundus layer.‘ 134 im ganzen die Gestalt eines gleichschenkligen Dreieckes mit schmaler Basis an der Fußsohlen-Aponeurose besitzt, heftet sich kurzsehnig, genau wie der Abductor digiti quinti, an dem lateralen Rand der Grundphalanx der Kleinzehe fest, etwas nach innen vom letzteren. Beide Muskeln innerviert der N. plantaris lat. Es läßt sich nämlich unzweideutig nachweisen, daß kurz bevor sich der oberflächliche Ast von dem Hauptstamme loslöst, letzterer zunächst dem Abductor digiti quinti einen kleinen Zweig abgibt, während der Ramus superfie. selbst sodann, distalwärts weiterziehend, an den eben skizzierten, mit der Plantaraponeurose in Ursprungsbeziehung stehenden Muskel einen Versorgungsfaden gelangen läßt. Abb. 2. Plantarfläche des linken Fußes von Nycticebus tardigradus (ausgewachsenes Exemplar). Die oberflächlicheMuskulatur der Gegend der Fußwurzel und des Metatarsus ist auspräpariert. Der Nervus plan- taris lateralis ist in seinem Verlauf und in seiner Verteilung gut zu übersehen. Natürliche Größe. A. pl. Aponeurosis plantaris; Abd. d. q. Abductor digiti quinti; Abd.h. Abductor hallucis; Fil.d.g. (propr.) Flexor brevis digiti quinti proprius; Fl. h. br. Flexor hallucis brevis; Fl.t. Flexor tibialis; N.pl.T. Nervus plantaris lateralis; R. pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; R.sup. Oberflächlicher Ast des Nervus plantaris lateralis; T. p. Tibialis posticus, Die sensible Portion, der Hauptteil des oberflächlichen Astes, geht dagegen selbst in dem freien Raume zwischen den beiden Muskel- einheiten distalwärts weiter, zur Er- reichung des Verteilungsbezirkes. Dem- gegenüber senkt sich der Ramus pro- fundus des lateralen N. plantaris, welcher dem oberflächlichen Ast von der Fußwurzel bis in das Gebiet des Metatarsus dicht angeschlossen ist, in dem gleichen Zwischenraum in die Tiefe und legt sich der plantaren Fläche der Interosseilage an, deren Versorgung er in toto übernimmt. In dieser Eigen- schaft innerviert er auch die von ge- nanntem Stratum an die Kleinzehe gehenden Komponenten, und zwar eine mediale ebenso wie eine laterale, welch letztere auch zum Teil an dem Mittel- fußknochen V Befestigung findet. Verglichen mit den Verhältnissen am menschlichen Fuße zeigt diese Schilderung großen Unterschied speziell insofern, als der N. plantaris lat. ja beim Menschen am Kleinzeheballen nur den Abductor innerviert und dann am late- ralen Rand der so mächtig aufgebauten Plantaraponeurose den Ramus super- 135 ficialis heraustreten läßt in Form eines sensiblen Stammes. Der tiefe Ast zeigt sich dagegen vollkommen gleichwertig in seinem Verhalten beim Menschen und bei Nycticebus tardigradus (vgl. Abb. 1). An der menschlichen Hand dürfte aber zweifelsohne die prinzipielle Homo- logie zwischen dem Verteilungsbezirk des N. ulnaris und dem Ramus superficialis des N. plantaris lateralis bestehen. Neben dem Abductor di- giti minimi wird hier noch eine von der Palmaraponeurose entspringende Muskelmasse versorgt, welche wir in Flexor brevis resp. Opponens, je nach ihrem Ansatze an der Grundphalanx bzw. am Metacarpale des V. Strahles gliedern, erst dann wird der Ramus profundus in die Tiefe weitergeleitet. In anderen Worten: wir haben bei Nycticebus tardigradus an dem Kleinzeheballen neben dem Abductor einen oberflächlichgelagerten Muskel, welehen wir ohne weiteres als Flexor digiti quinti bezeichnen können (innerviert von dem » Ramus * super- ficialis n. plant. lat.), welchen ich mit dem präziseren Namen flexor brevis digiti q quinti pedis proprius“ Abb. 3. Kopie aus J. Murız and G. Mivarr, On Bee rh a peer he Lames, Urata of Gn oo lest am Kleinzehe- the plantar surface of the foot of Nycticebus tardigradus, ballen noch ein weite- + Show the small muscles of the hallux and fifth digits, the interossei, and the lumbricales attached to the rer (von dem Ramus outwardly dragged flexor tendons. Originalgröße. profundus n. plant. lat. versorgter), und zwar von den Interossei (plantares) sich ableiten- der Muskel vor, fibularwärts an dem Metatarsale V, welchen wir in der gewöhnlichen Nomenklatur gleichfalls als Flexor digiti quinti auffassen, und von welchem wir einen Abschnitt als Opponens ab- sondern, soweit nämlich der Ansatz nicht an der Grundphalanx, sondern an dem Mittelfußknochen V stattfindet. Passend wäre es und sachgemäß, diesem kontraktilen Komplex die Qualifikation 136 „interosseus‘ beizufügen als ,,Flexor brevis digiti quinti pedis inter- osseus“ und ,,Opponens interosseus“. Daß auf diesem Wege die morphologische Differenz beider Flexoren ohne weiteres klargelegt ist, dürfte meiner Schätzung nach vieles für sich haben. Interessant ist, daß die geschilderte Eigentümlichkeit des Klein- zeheballens, bei aller Wertschätzung, welche ihr zukommt, von Abb. 4. Abb. 5. Abb. 4. Kopie aus AH. Burmetster, Beiträge zur näheren Kenntnis der Gat- tung Tarsius, 1846, Taf. V, Abb. 10. Muskulatur am (rechten) Fuß in anderthalb- maliger Vergrößerung. Originalgröße. 25 Peroneus primus; 26 Peroneus secundus; 29 Plantaris; 30 Tibialis posti- cus; 44 Flexor brevis hallucis profundus; 45 Transversus pedis inferior; 48 Ad- ductor digiti minimi; 49 Adductor digiti secundi; 50 Interossei interni; X Ligamen- tum plantare longum. Abb. 5. Kopie aus J. Murıe and G. Mivart, On the Anatomy of the Le- muroidea, Transact. of the Zool. Soc. of London, Vol. VII, 1869, Pl. VI, Fig. 30. Enlarged plantar surface of left foot of Galago crassicaudatus — the elongated tar- sus being thus well diployed and the short muscles and interossei better defined. Originalgröße. Ab. h. Abductor hallucis; Ab. m. d. Abductor minimi digiti (dragged out); Ab. o. m. 5. Abductor ossis metacarpi quinti (dragged out); Ad. h. Adductor hallu- eis; F. b. h. Flexor brevis hallucis; F. 6. m. d. Flexor brevis minimi digiti; J, J, I, I Four pairs of double interossei; I.s.!, ].s.2 First and second superficial single inter- osseous muscles; LD. p. J. Long plantar ligament; 1, 2, 3, 4, 5 Digits, four of them being shown only as far as the proximal phalanx. Murıe und Mmwarr, denen wir eine eingehende Beschreibung der Myologie der Halbaffen verdanken, nicht hervorgehoben ist. Aller- dings liefern in dem Werke die Lemuriden die Grundlage der Dar- stellung, bei denen, wie ich jetzt schon hervorheben möchte, ein Flexor digiti quinti proprius am Fuße nicht vorkommt; doch findet sich dabei der Verhältnisse bei Nyeticebus tardigradus vielfach sehr eingehend Erwähnung getan. Vergeblich suchen wir aber eine klare Auseinandersetzung über den Kleinzeheballen bei dieser Form, welche die Eigenarten der kurzen Beuger zeigen könntet). Etwas mehr bietet vielleicht die beigegebene Figur, welche ich in Abb. 3 wieder- gebe. Man kann einen dem eben charakterisierten Flexor brevis proprius vielleicht homologen Muskel erkennen, doch fehlt die Dar- stellung der Nervenversorgung vollständig, so daß man der Abbil- dung keine wesentliche sachliche Unterlage zuschreiben kann. Ganz genau dieselbe Disposition wie Nycticebus tardigradus liefert auch Perodicticus potto im muskulösen Aufbau des Klein- zeheballens. Auch hier ein M. flexor digiti quinti proprius, welcher von dem Ramus superf. des N. plantaris lat. versorgt wird, welch letzterer sich ganz genau in der geschilderten Weise verhält. An den Flexor brevis interosseus der Kleinzehe geht ein Ast des Ram. prof., welcher an sich den gleichen Verteilungsbezirk inne hat. Es decken sich selbst im einzelnen die vorliegenden Verhältnisse sehr genau, so daß von einer bildlichen Wiedergabe abgesehen werden konnte. Wenn wir nun die Fußgestaltung bei Galago Garnetti (Abb. 5 u. 6) einer näheren Untersuchung würdigen, wo gleichfalls die Greif- funktion stark ausgeprägt ist, so kann auch da sehr leicht wahr- 1) Mortis, J. and MIVART, G., On the Anatomy of the Lemuroidea, Trans- act. Zool. Soc. London, 1872, Vol. VII, Part I, 8. 87: ,,Flexor brevis minimi digiti. — A muscle of moderate size, which arises from the base of the metatarsal bone of the fifth digits, and is inserted into the base of the first phalanx of that digit. The muscle named in Cuvrers ‘Recueil’ ,adducteur minimi digiti‘ pl. 70, fig. 3 &, is in all probability really the flexor brevis.“ — In der Tat gebraucht Cuvier die Bezeichnung .,Abducteur du petit doigt“, und zwar beim „Maki vari“. — ,,Figured in Galago crassicaudatus (Pl. II, Fig. 3 and PI. VI, Fig. 25. F. b. m. d. — es ist wohl die Abb. 30 gemeint —) and in Nycticebus tardigradus (woodcut, fig. 21). Itis the same in Cheiromys and Tarsius as in Lemur catta: but BURMEISTER calls it M. adductor minimi digiti, p. 88, tab. 5, fig. 10, No. 48." — Tatsächlich kommt der in dieser Weise bezeichnete Muskel bei Tarsius als Flexor der Kleinzehe gar nicht in Betracht, indem er ja am inneren Rande der Grund- phalanx ansetzt (vgl. Abb. 4). 133: genommen werden, daß Eigentümlichkeiten besonderer Art in der Zusammensetzung der Kleinzeheballenmuskulatur bestehen. Be- sondere Entfaltung kommt zunächst dem Abductor digiti quinti zu insofern, als ein besonderer Abschnitt desselben an dem proximalen Ende des Metatarsale V heranzieht und eine abgetrennte Portion lateralwärts an die Grundphalanx gelangt, wie so oft in der Säuge- tierreihe. Hine weitere Aufbaukomponente entspringt von dem lateralen Rande der Aponeurosis plantaris, genau wie bei Nycticebus tardigrad. und Perodicticus potto, nach dem Metatarsus zu. Auffallend ist da- bei, daß, während der Abductor digiti quinti eine relativ größere Entfaltung und einen spezialisierten Aufbau an- genommen hat, dem eben erwähnten Muskel relativ verminderte Entfaltung zukommt. Muriz und Mrvart!) beschreiben die kontraktile Einheit nieht und führen als Flexor brevis der Kleinzehe lediglich den Interosseus plant. fibularis V an (vgl. Abb. 5). Abb. 6. Plantarfläche des linken Fuße von Galago Garnetti (ausgewachsenes Exemplar). Die oberflächliche Muskulatur der Gegend der Fuß- wurzel und des Metatarsus ist auspräpariert. Der Nervus plantaris lateralis ist in seinem Ver- laufe und in seiner Verteilung gut zu übersehen. Natürliche Größe. A. pl. Aponeurosis plantaris; Abd.h. Abductor hallucis; Abd. d.g. Abductor digiti quinti; FV. d.q. (inteross.) Flexor brevis digiti quinti interosseus; FV. d. g. (prop.) Flexor brevis digiti quinti proprius; Fl. ¢. Flexor tibialis; N. pl. 7. Nervus plantaris lateralis; R. pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; R. sup. Oberflächlicher Ast des Nervus plantaris lateralis; 7. p. Tibialis posticus. Die ganze Anlage ist in der Tat (vgl. Abb. 6) eine zarte, nur durch wenige quergestreifte Muskelfasern repräsentiert, welche sich im übrigen, ähnlich wie bei Nycticebus tardigr. und Perodicticus potto, zu einer in plantaro-dorsaler Richtung abgeplatteten Einheit ange- ordnet finden. Auch die äußere Form der muskulösen Bildung ist im Prinzip die gleiche wie oben geschildert und ähnelt einem äußerst 1) MurIE, J. and MIVART, G., |. c., S. 87, und diese Mitteilung, S. 137. 139 schmalen gleichschenkligen Dreiecke. Im besonderen bietet die Basis am Ursprung nicht unerhebliches Interesse insofern, als die einzelnen kontraktilen Elemente nur zum geringsten Teil der plantaren Fläche der Fußsohle-Aponeurose entstammen, die größere Zahl derselben da- gegen der dorsalen Seite. Daß es sich bei dem sekennzeichneten Muskel um einen Flexor brevis digiti quinti mit dem Attribut ,,proprius‘‘ handelt, liegt nach der Art der nervösen Versorgung unmittelbar auf der Hand. Es gibt nämlich der oberflächliche Ast des N. plantaris lateralis, welcher auch hier in dem freien Raum zwischen der in Frage stehenden Muskeleinheit und dem Abductor der Kleinzehe distalwärts zieht, der- selben einen motorischen Ast ab, bevor er zur Hautversorgung der Zehen (V u. IV) schrei- tet. — Offenbar ist der Zustand der Reduktion Abb. 7. Plantarfläche des linken Fußes vonLemur mongoz (ausgewachsenes Exemplar). Die oberflächliche Muskulatur der Gegend der Fußwurzel und des Metatarsus ist auspräpa- riert. Der Nervus plantaris lateralis ist in seinem Verlaufe und in seiner Verteilung gut zu übersehen. Natürliche Größe. A. pl. Aponeurosis plantaris; Abd. h. Abductor hallucis; Abd. d. q. Abductor digiti quinti; Fl, d. q. (inteross.) Flexor brevis digiti quinti interosseus ; Fi. h. 1. Flexor hallucis longus; Fl. t. Flexor tibialis; N. pl. l. Nervus plantaris lateralis; R. pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; R. sup. Oberflächlicher Ast des Nervus plantaris lateralis; 7. p. Tibialis posticus. das eigenartige Moment an dem Flexor digiti quinti proprius von Galago Garnetti, worauf auch die Art des Ursprunges hinweisen dürfte. Die Plantaraponeurose, welche in dieser Spezies Hand in Hand mit der weitgehenderen Umformung der freien Extremität im Sinne der Fußgestaltung relativ stärker ausgebildet ist, hat durch 140 Verbreiterung lateralwärts das Ursprungsgebiet des Muskels nach dieser Richtung hin verschoben, verändert. In demselben Sinne ist wohl auch zu erklären, daß bei noch weiterer Modifikation zu gleich- artigem Ziele der Flexor brevis digiti quinti proprius vollkommen verschwinden kann. So ist bei Lemur mongoz keine hierher gehörende Bildung zu erkennen. Dies ist aus der Abb. 7 ohne weiteres ersichtlieh; nur der Abductor der Kleinzehe liegt vor als einziger Muskel des lateralen Ballens, welcher von dem N. plantaris lat. versorgt wird, vor Abgabe des tiefen Astes. Andererseits erhellt auch auf diesem Wege, auf welche Weise wir uns die Bildung des akzessorischen Ursprunges dieses Muskels, des Abductor digiti quinti, von dem Meta- tarsale V wohl zu erklären haben, welcher beim Menschen Abb. 8. Kopie aus J. Cunninena, Report on some points in the Ana- tomy of the Thylacine (Thylacinus cynocephalus), Cuscus (Phalangista maculata) .. . Report on the scientific results of the Voyage of H. M. 8. Challenger, Zool., Vol. V, 1882, Pl. VII, Fig. 2. The feet of the Koala: The right pes dissected so as to show the superficial and deep intrinsic muscles. 4/, Originalgröße. a. m. Abductor ossis metatarsi minimi digiti; e. Plantar cartilage forming the true heel; d.1 Abductor hallucis; d.6 Two parts of abductor minimi digiti; f Flexor brevis hallucis; 7° t. Tibial head of flexor brevis minimi digiti; 7. Levator muscle of the heel; o.c. Os calcis; 0. m. Opponens minimi digiti; p.1 Adductor hallucis; p.* and p.? Adductor of the medius and index; p.* Adductor of the minimus. gelegentlich vorkommt. Sehr nahe liegt nämlieh, daß die lateralwärts verbreitete Aponeurosis plantaris, welche mit dem genannten Skelett- stück in enge Verbindung tritt, auch die Ursprungsfläche des Flexor brevis digiti quinti proprius gewissermaßen in gleiche Riehtung verschob und schließlich in Zusammenhang brachte mit dem proxi- malen Ende des fünften Mittelfußknochens! 141 Die danach bei Halbaffen, Primaten und beim Menschen an Fuß- und Handballen des fünften Strahles aufzustellenden Muskel- homologieen wären also folgende: Fuß Hand Nervenversorgung Muskeleinheiten Muskeleinheiten Nervenversorung ae I. Abductor digiti V A aipeicy By antaris 12 =: (Calcaneus - Ursprung) N. ulnaris vor keiner | II Abductor digiti V *) cen itwickelung z. oe (Metacarpal-Ursprung) Flexor brevis (proprius) ee . profundus | #3 Flexor brevis proprius es ee i ‘t iG er 2 > org ey undus = digiti V (+ Opponens digiti V) IH. Flexor brevis digiti V ) TETORHeDR | Er ( Interosseus volaris roland ß | ulnaris digiti V amus profund. +Opponens interosseus Ramus profund plantaris la- ea P { IV. Interosseus plantaris Interosseus volaris ra- N. ulnaris teralis u u tibialis digiti V dialis digiti V V. (Adductor digiti V)?) — (Adductor digiti V)?) Es dürfte nun weiterhin durchaus nicht bedeutungslos sein, hervorzuheben, daß es auch in einer weiteren Säugetiergattung, nämlich bei den Marsupialiern, gelingt, einen Flexor brevis digiti V pedis proprius ohne weiteres darzutun. Ebenso wesentlich wie das Vorkommen an und für sich ist die Art der Ausbildung der Muskel- einheit, speziell die Form des Ansatzes, von hohem Werte. Auch mag wohl diese Eigentümlichkeit die Ursache sein, weshalb CUNNINGHAM, weleher die Muskelbildung sowohl bei Didelphys virginiana als bei Cuscus und bei Koala fand ®), sie nicht nach ihrem morphologischen Wert vollkommen richtig beurteilte. Ebenso fragt es sich, ob Young) bei der Beschreibung der Muskein der Fußsohle bei Phascolarctos cinereus vollständig sachgemäße Auffassung einhält insofern, als die Darstellung ganz die von CUNNINGHAM gegebene Schilderung wieder- spiegelt und die feineren Details der nervösen Versorgung außer acht 1) Diese speziellere Differenzierung ist nur bei den Prosimiern Nyeticebus tardigradus, Perodicticus potto, Galago Garnetti durchführbar. 2) Die in Klammern stehenden, besonders vermerkten Muskeleinheiten kommen beim Menschen nicht vor. 3) J. CUNNINGHAM, I. c. 4) A. H. Young, The muscular anatomy of the Koala (Phascolarctos cinereus). Journ. of Anat. and Phys. Vol. XVI, 1882, S. 217 — 242. 142 läßt. CUNNINGHAM nennt den Muskel „which“ — bei Koala — , Springs from the outer margin of the plantar cartilage and is inserted into the shaft of the fifth metatarsal bone‘‘!) bald einen Opponens der Kleinzehe (vgl. Abb. 8), wie auch bei Cuscus?) (vgl. Abb. 9), bald einen Abductor minimi digiti (im Text Adductor minimi digiti) bei Didelphys virginiana (vgl. Abb. 10)%); Young bezeichnet die- selbe Muskeleinheit bei Koala als Opponens‘). Nähere Erforschung gestattet zweifellos die Behauptung, daß es sich sowohl in der einen wie in der anderen Form tatsächlich um den Flexor digiti V proprius handelt. Jedenfalls, was Didelphys virginiana angeht (vgl. Abb. 11), läßt sich ohne weiteres dartun, daß bloß besondere Aneinanderfügung der Muskelfasern einen gewissen Unterschied gegenüber dem oben für die Prosimier (Nycticebus tardigrad., Perodicticus potto und Galago Garnetti) geschilderten Typus bewirken. Wir erkennen nämlich in dieser Spezies einen mehr viereckigen, trapezförmigen Muskel, welcher in breiter Zone von dem lateralen Rand der Plantaraponeurose entspringt, im Gebiete des Metatarsus etwa, und mit nur leicht schräg zu der Längsachse des Fußes gerichteten und nur wenig voneinander divergierenden Fasern an den lateralen Rand der Basis der Grundphalanx und weiterhin 1) J. CUNNINGHAM, Arbeit aus dem Jahre 1882 in The Voyage of H. M. S. Challenger, S. 66. 2) J. CUNNINGHAM, ebenda, S. 59: „In the foot of the Cuscus an opponens minimi digiti is also to be found. It is a strong quadrate muscle, placed obliquely in the pes, which arises from the outer margin of the plantar cartilage, and is inserted into the whole length of the fibular margin of the metatarsal bone, and also by a few fibres into the outer aspect of the base of the first phalanx of the minimus.‘ Vgl. auch Arbeit aus dem Jahre 1878 in J. of Anat. and Phys. Vol. EM, 28.87. 3) J. CUNNINGHAM, Arbeit aus dem Jahre 1882 in the Voyage of H. M. 8. Challenger, 8. 68: ,,The adductor minimi digiti (d’?t and d5f)‘‘ — soll wohl Abductor digiti minimi heißen, wie ein Vergleich mit der Tafelerklärung zeigt — „arises by two distinct heads. Of these one springs from the outer surface of the os caleis and consists of a fusiform muscular bundle, ending in a long tendon, whilst the other, fleshy throughout, takes origin from the lower border of the annular ligament. Both heads are inserted into the fibular side of the base of the first phalanx of the minimus.“ 4) A. H. Young, |. c., S. 238: „There is an abductor ossis metatarsi minimi digiti, and the little toe is furnished with an opponens. A more complete account of these muscles, both in the Koala and in the Opossum with illustrations, will, however, be included in Dr. D. J. CUNNINGHAM’s report on the Marsupialia of the ‚Challenger‘ expedition.“ 143 des fünften Mittelfußknochens gelangt. Die ganze Bildung ist, ebenso wie früher angegeben, sehr abgeplattet in plantaro-dorsaler Richtung und erscheint nach innen dem gut abgesetzten Abductor digiti quinti angelagert. Die Innervation, welche aus dem Ram. superficialis des N. plantaris lat. abgegeben wird, ist für die Homologie vollkommen bezeichnend, ebenso wie bei den erwähnten Halbaffenspezies. — Aus der Abbildung von CUNNINGHAM, betreffend die Anlage bei Cuscus, geht dies nicht ohne weiteres so deutlich hervor (vgl. Abb. 9). — So ist denn die Bezeichnung ÜUNNINGHAMS ,,Adductor mi- nimi digiti“ völlig fallen zu lassen, indem durch dieselbe unmittelbar die Zugehörigkeit des Muskels zu der Contra- hentesschicht suggeriert wird. Dasselbe gilt, wenn die andere Bezeichnung Geltung haben soll: „Abductor minimi digiti“, durch welche ja eine gleich- falls ganz unnatürliche Genese dargetan wird. Viel richtiger ist dagegen schon der Name Abb. 9. Kopie aus J. CunnineuaM, Report on some points in the Ana- tomy of the Thylacine (Thylacinus cynocephalus), Cuscus (Phalangista maculata) .. . Report on the scientific results of the Voyage of H. M. 38. Challenger, Zool., Vol. V, 1882, Pl. VI, Fig. 5. Dissection of the intrinsic muscles of the right foot of the Cuscus. The plantar cartilage (p. c.) has been divided and the outer portion thrown outwards along with the opponens minimi digiti (op). Originalgröße. d.t Abductor hallucis; d.5, d.6', d.6' The three adductores of the minimus; f.‘ Flexor brevis hallueis; 75 Flexor brevis minimi digiti; op. Opponens minimi digiti; p.! Adductor hallucis; p.* Adductor annularis; p.> Adductor minimi digiti; p. c. Plantar cartilage; p. t. Plantaris tendon; r. Raphe; 1 Nerve to hallux; 2 Ex- ternal plantar nerve; 3 Superficial division of the external plantar; 4 Deep division of external plantar. „Opponens“ (bei Koala und bei Cuscus gebraucht), selbst verstind- lich aber nicht in der gewöhnlichen Auffassung wie beim Menschen am Fuße, wo ein Derivat der Interossei plantares, speziell des Interosseus plantaris fibularis V, gemeint ist. Die Innervation, welche den maßgebenden Faktor darstellt bei der Beurteilung von kontraktilen Einheiten (Ruce), läßt uns vielmehr den Muskel in die oberflächliche Schicht als Flexor brevis proprius des Kleinzehe- ballens genetisch einreihen mit teilweiser Verschiebung der Insertion proximalwärts auf den fünften Mittelfußknochen. Einmal mehr zeigt es sich, wie die muskulösen Bildungen ihre Lagerung wechseln können bei notwendig werdender Anpassung. Nieht zum wenigsten von Interesse mag schließlich nach dieser Richtung der Befund bei Dasyurus Maugei (Abb. 12) hier aufgezähli werden. Anpassung und An- passungsfähigkeit werden da besonders beleuchtet, und nur durch den Vergleich mit ein- fachere Verhältnisse dartuen- den Formen entgeht man ge- radezu der falschen Auffassung. Wichtig ist zunächst, daß bei dieser Spezies, welche die Greif- funktion an der hinteren Ex- tremität völlig eingebüßt hat, insofern, als die Großzehe bei- nahe vollständig, bis zu einem kleinen, völlig unscheinbaren Abb. 10. Kopie aus J. CunninGHAM, Report on some points in the Anatomy of the Thylacine (Thylacinus cyno- cephalus), Cuscus (Phalangista macu- lata)... Report on the scientific results of the Voyage of H. M. S. Challenger, Zool., Vol. V, 1882, Pl. VII, Fig. 4. Superficial dissection of the intrinsic muscles of the left foot of the Virginian Opossum. Originalgröße. a. m. Abductor ossis metatarsi minimi digiti; d.! Abductor hallucis; d.? First dorsal interosseus; d. f. and d.5 t. Two parts of the abductor minimi digiti; fi}, f.’, f° Flexores breves; p.1 Adductor hallucis; p.2 Adductor indicis; p.4 Adductor annu- laris; p.° Adductor minimi digiti. ye Stummel verschwunden ist, ein Flexor brevis digiti quinti proprius überhaupt nachweisbar erscheint. Als ein feinstes, graziles Muskel- bündelehen kennzeichnet sich diese Bildung. Sie entspringt an dem lateralen Rand der ebenfalls sehr dünnen Plantaraponeurose in dem Gebiete der Fußwurzel, nach dem Metatarsus zu. Die sehr zarten kontraktilen Fasern gehen sehr bald in eine lange feine Sehne über, 145 - deren Insertion an der Basis der Grundphalanx zu suchen ist, dicht nach innen von dem genau so leicht gebauten Abductor der Klein- zehe. — Abgesehen von dem Vorkommen der Muskeleinheit als solehem, ist nun weiter die Art der Innervation von großer. Bedeutung. Ich bin nämlich durchaus nicht imstande, bei Dasyurus Maugei die bisher immer wieder auftretende Art und Weise des Abganges des motorischen Astes von dem Ramus superf. des N. plantaris lat. nach- zuweisen. Der Hauptstamm, der N. plantaris lat., bleibt gewisser- maßen einheitlich, und es lösen sich. von demselben einerseits die sensiblen Hautäste, andererseits die Muskelzweige ab, ohne daß es möglich wäre, irgendwie eine Besonderheit zu bestimmen zwischen den mehr proximal zu dem Abductor und dem Flexor brevis digiti “Abb. 11. Abb. 12. Abb. 11. Plantarfläche des linken Fußes von Didelphys virginiana (ausge- wachsenes Exemplar). Die oberflächliche Muskulatur der Gegend der Fußwurzel und des Metatarsus ist auspräpariert. Der Nervus plantaris lateralis ist in seinem Verlauf und in’ seiner Verteilung gut zu übersehen. Natürliche Größe. A. pl. Aponeurosis plantaris; Abd. d. g. Abductor digiti quinti; Add. h. Ab- ductor hallueis; FV. d. q. (propr.) = Opp. d. q. Flexor brevis digiti quinti (proprius) — Opponens digiti quinti; Fl. f. Flexor flbularis; FJ. t. Flexor tibialis; N. pl. 1. Nervus plantaris lateralis; R. pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; R. sup. Oberflächlicher Ast des Nervus plantaris lateralis; 7. p. Tibialis posticus. Abb. 12, Plantarfläche des linken Fußes von Dasyurus Maugei (ausgewachse- nes Exemplar). Die oberflächliche Muskulatur der Gegend der Fußwurzel und des Metatarsus ist auspräpariert. ‘Der Nervus plantaris lateralis ist in seinem Verlauf und in seiner Verteilung gut zu übersehen. Natürliche Größe. ate ee Abd. d. gq. Abductor digiti quinti; Fl. d. q. (propr.) Flexor brevis digiti quinti proprius; Fl. t. Flexor tibialis; N. pl. J. Nervus plantaris lateralis; R. pr. Tiefer Ast des Nervus plantaris lateralis; 7. p. Tibialis posticus. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 10 146 quinti proprius abgehenden Ramifikationen und den zu den Kom- ponenten des Interosseistratums sich wendenden Fäden, abgesehen von der groben Lagerung. Jedenfalls mag die besondere Umformung der hinteren freien Extremität zur Fußgestaltung die Ursache für die geringere Differenzierung der nervösen Versorgung abgeben insofern, als die freie Beweglichkeit der einzelnen Zehen, speziell auch die- jenige der äußeren, außerordentlich vermindert ist und diese Ab- nahme der Mobilität der einzelnen Strahlen statt besonderer Auf- spaltung vielmehr eine engere Aneinanderlagerung der zugehörigen Nervenelemente zur Folge haben wird. Auf ganz ähnlichem Wege erklären sich ja auch die Differenzen, welche beim Menschen im Bereiche der Innervation des Kleinzeheballens bestehen!), wohl in letzter Instanz lediglich sekundäre Erscheinungen, entstanden auf Grund der Anpassung der freien hinteren Extremität zum so aus- geprägt charakterisierten Gehfuß. Straßburg i. E., den 25. Dezember 1916. (Eingegangen am 2. Januar 1917.) Nachdruck verboten. Eine seltene Anomalie: Verdoppelung eines Darmabschnittes bei einem Rind. Von Prof. Dr. Kart Sxopa, Wien. Mit 3 Abbildungen. Verdoppelungen eines Darmabschnittes bei einem sonst nor- malen Wirbeltier gehören zu den großen Seltenheiten?). Ich fand bei der Durchsicht der so überaus umfangreichen Literatur über Mißbildungen, soweit ich sie überblicken konnte, nur drei solche Fälle von Kırr?®) angeführt, die alle bei Wiederkäuern vorkamen. 1) G. SCHWALBE, Lehrbuch der Neurologie, Bd. 2, 1881, S. 977: „Der laterale Nerv — N. plantaris lateralis digiti minimi — der kleinen Zehe gibt einen Muskelzweig ab, der die Musculi flexor und opponens digiti minimi, sowie die Musculi interossei des vierten Intermetatarsalraumes versorgt. Es entspringt aber dieser Nerv auch sehr häufig aus dem Antange des Ramus profundus.“ 2) Die paarigen Blinddärme der meisten Vogelarten kommen hier selbst- verständlich nicht in Betracht. 3) Kirt, Tu., Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haustiere, Bd. 2. Stuttgart 1911. 147 Der erste von Kırr erwähnte Fall, ein Präparat der Münchener Sammlung, stammt von einem Rind und betrifft das Ileum, das ,,in mehr als meterlanger Strecke vor dem Eintritt in den Blinddarm als doppeltes Rohr parallel verläuft“. Beide Darmschläuche haben ein gemeinsames Gekröse und senken sich beide in das Caecum ein. Der zweite Fall wurde von Horrtzuaver!) in einer auch mir vor- liegenden kurzen Mitteilung ebenfalls beim Rind beschrieben. Die Ver- doppelung umfaßt außer dem an seinem Ende auf einer Strecke von 10—15 em gabelig geteilten Ileum auch noch den Dickdarm. Jeder der beiden Ileumäste mündet nämlich in ein selbständiges Caecum, das sich wieder in ein selbständiges Colon fortsetzt. Gegen das Ende des Colons erfolgt äußerlich eine Vereinigung, im Innern bleibt aber die Trennung durch eine Scheidewand bestehen, die sich bis in das Rektum erstreckt und erst dieht an der Afteröffnung endet. Als dritten Fall führt Krrr eine Verdoppelung des Blinddarmes bei einem geschlachteten Schaf an, die im Münchener Sammlungskatalog er- wähnt ist. Diesen Fällen reiht sich nunmehr eine von mir untersuchte Darmverdoppelung bei einem Rind an. Um eine übersichtliche Dar- stellung des Falles geben zu können, mußte ich, weil leider nur zwei Teilstücke des Darmes vorhanden sind, sein Verhalten gleichsam rekon- struieren und deshalb eine viel genauere Untersuchung von Einzel- heiten vornehmen, als es beim Vorliegen des intakten, mit den benach- barten Teilen zusammenhängenden Darmes nötig gewesen wäre. Vor der näheren Beschreibung der Mißbildung sei noch berichtet, wie sie in meinen Besitz gelangte. Der Wiener städtische Tierarzt Herr Dr. TH. NIEDOBA, der früher als Assistent an dem mir unterstehenden Institut tätig war, sandte mir aus dem Rinderschlachthaus zu St. Marx ein über zwei Meter langes Darmstück (Abb. 1a). Als Erläuterung wurde vom Boten angegeben, es sei die Verdoppelung eines Darmes. Ich ließ das Darmstück aufblasen und sah tatsächlich zwei dicht nebenemander liegende Rohre von fast gleicher Stärke, die ihrer ganzen Länge nach innigst ver- bunden waren. Durch den Nachweis von Zotten an der Schleimhaut beider Rohre — an einem war auch eine Follikelplatte vorhanden — ließ sich fest- stellen, daß Dünndarmstücke vorlagen. Da die beiden Enden des Doppel- rohres in gleicher Weise quer abgeschnitten waren, konnte ich keine Vor- stellung darüber gewinnen, wie es sich zum übrigen Darm verhalten habe. Denn am ganzen Dünndarm des Rindes besteht kein einziger Abschnitt, in dessen Verlauf benachbarte Teile auf einer Strecke von zwei Metern ihrer Länge nach nebeneinander liegen. An ein solches Nebeneinanderliegen mußte ich jedoch zunächst denken, da mir die Annahme einer wirklichen Darmverdoppelung zu gewagt erschien. Ich glaubte deshalb, daß eine außergewöhnlich lange, als Anomalie zu deutende Jejunumschleife mit dicht nebeneinander gelagerten Schenkeln vorliege, deren Verbindungs- 1) HoLTzHAuER, F., Ein Fall von Doppelbildung des Dickdarmes bei einem zweijährigen Bullen. Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilkunde, Bd. 11. Berlin 1885. 10* ee stellen mit dem übrigen Darm ebenso wie ihr Scheitel quer abgeschnitten . wurden. Um mich darüber aufzuklären, ersuchte ich Herrn Dr. NIEDOBA, dem: ich hier meinen besten Dank für seine Bemühungen ausspreche, um nähere Auskunft und erhielt folgenden Bericht: Einem Darmwischer!) war bei der gewerbsmäßigen Zubereitung von Därmen eine Darmpartie aufgefallen, die sich durch ihre größere Breite und durch die Länge ihres Gekréses von den sich vor und hinter ihr anschließenden Partien unter- schied. ' Die Länge dieses breiteren, an seinen beiden Enden ‘sich gleich- mäßig wieder zu den gewöhnlichen Dimensionen verschmälernden Darm- abschnittes betrug schätzungsweise mindestens sechs, vielleicht sogar acht Meter.. Der Darmwäscher löste in gewohnter Weise den Darm seiner ganzen Länge nach vom Gekrösansatz mit dem Messer ab und schnitt aus Neu- gierde den ihm durch seine Breite auffallenden Darm ungefähr in seiner Längsmitte quer durch. Hierbei kam er erst darauf, daß der Darm dort aus zwei Rohren bestehe. Diese Merkwirdigkeit wollte er später dem Amtstierarzte zeigen und schnitt deshalb ein Stück davon ab. Die übrigen Teile kamen mit großen Massen von Därmen anderer Rinder zur weiteren gewerbsmäßigen Behandlung. Als Dr. NIEDOBA nach einiger Zeit hinzukam, wurde ihm das herausgeschnittene Darmstück vorgewiesen, worauf er es mir zusandte. Der Fall schien mir nach Erhalt dieses Berichtes so merkwürdig, daß ich sofort eine Belohnung für das Auffinden irgendeines anderen Stückes des angeblich verdoppelten Darmes, womöglich dessen Anfang oder Ende, am besten beides, aussetzte. Ich heste zwar keine große Hoffnung, daß sich unter den riesigen Massen von Därmen, die sich bei ihrer Bearbeitung in einem Großstadtschlachthaus, faßweise eingesalzen, anhäufen, etwas vom Gesuchten finden werde. Aber ich dachte anderseits, die aurl sacra fames, die ja so vieles zustande gebracht hat, könnte sich auch in diesem Falle bewähren. Dies traf auch, wennschon leider nicht ganz vollkommen, so doch teilweise zu, denn bereits am nächsten Tage brachte ein glücklicher Finder ein über 30 cm langes Darmstück, das den Anfang — oder das Ende — der Anomalie bildete (Abb. 1b). An diesem Stück ließ sich er- kennen, daß tatsächlich eine streckenweise Darmverdoppelung vorliege, von der nunmehr ein Vorstellungsbild zu gewinnen war, das vielleicht nicht in allen Einzelheiten, aber doch im großen und ganzen mit dem wirklichen Verhalten übereinstimmen dürfte. Von den beiden vorhandenen Teilstücken der Mißbildung ist das eine, das der Angabe nach ungefähr aus ihrer Längsmitte heraus- 1) Die sogen. Darmwäscher sind Leute, die den Fleischern die Därme der geschlachteten Tiere abkaufen, um sie gewerbsmäßig weiter zu bearbeiten. Es wird ihnen von jedem Schlachttier das ganze Darmkonvolut nach Ab- trennung von Magen, Leber und Milz übergeben, worauf sie das Darmrohr seiner Länge nach durch Abschneiden der meist stark fetthaltigen Gekröse isolieren. Hierbei ziehen sie den Darm mit großer Behendigkeit quer über die nach oben gerichtete Schneide eines auf einer Tischplatte festgehaltenen Messers. Das abgelöste Gekrösefett wird an die Fleischer zurückerstattet, während der Darm gründlich mit Wasser ausgespült (gewaschen) und in Fässern eingesalzen wird. 149 geschnitten ist, 209 cm lang, während das andere, das ihren Anfang oder ihr Ende bildet, eine Länge von 34 em besitzt. Beide Stücke zeigen an ihrer Schleimhautoberfläche bei der Betrachtung unter der Lupe Zotten, das eine auch eine große Follikelplatte, gehören demnach dem Dünndarm an. Das erste Stück (Abb. 1a und 2) besteht aus zwei parallelen, sich ihrer ganzen Länge nach mittels einer überall annähernd 20 mm breiten Berührungsfläche an- einanderlegenden Darmrohren, deren Weite sich in ihrem gan- zen Verlauf nicht wesentlich ändert. Beim Aufblasen bilden sie mehrere gleichmäßige Win- dungen von der Art, die man bei langen, einseitig mit einem Gekröse versehenen Därmen findet. Nachdem dies beim Rind nur für das ım Mittel 30—40 m lange Jejunum zu- trıfft, so muß das Darmstück einen Teil von ıhm bilden. Voll- kommen aufgeblasen weist das eine Rohr einen Dickendurch- messer von 33—36, das andere von 29—32 mm auf. An beiden Rändern der Be- rührungsfläche verläuft je eine durch das gegenseitige Anein- anderlegen der Rohre zwischen ihnen entstandene Längsfurche. Der Grund der einen Furche ist ihrer ganzen Länge nach von einem schmalen Fettstreifen belegt. Das Bauchfell bekleidet den Darm derart, daß es sich auf jener Seite des Doppel- rohres, auf der sich die mit Abb. 1. Lichtbild der aufgeblasenen Darmverdoppelung. a) Uber zwei Meter langes Stück aus ihrem Verlauf, b) Tei- lungsstelle: an einem Ende ein einfaches, am anderen ein doppeltes Rohr. dem Feitstreifen versehene Furche befindet, von einem Rohr zum anderen hinüberziehend, in diese 150 Furche einsenkt, wobei es den Fettstreifen deckt. Weiter überzieht es den Darm ringsum, bis es auf der anderen Seite des Doppel- rohres in einer Entfernung von ungefähr 2 cm jederseits von der dort befindlichen zweiten Zwischenfurche mit einem scharfen Schnittrand aufhört und so einen durchschnittlich 4 em breiten Streifen der Darm- wand freiläßt, in dessen Längsmitte die Zwischenfurche verläuft. An der Muskelhaut, die hier freiliegt, haften in diesem Bereich hier und da Fettreste. Die beiden Schnittränder des Bauchfelles entsprechen den Ansatzlinien der beiden hier auf den Darm übertretenden Platten des Mesojejunums, zwischen denen, was ja die Regel ist, jedenfalls Fett eingelagert war, worauf auch die erwähnten Fettreste der Muskel- haut hindeuten. Es waren demnach bei der gewerbsmäßigen Zube- reitung des Darmes die an ihrem Darm- ansatz durch Fett- massen auseinander- gedrängten Gekrös- platten der ganzen Länge nach samt dem Fett abgeschnitten worden. Unter Be- rücksichtigung der parallel gerichteten Schnittränder des Bauchfelles läßt sich Abb. 2. Querschnittsschema der Darmverdoppelung. die eigentliche An- en Mau Ser catalina dos Gols Gekroseplatten ; 6 Fettstreifen in der ventralen Zwischen- bestimmen: sie ver- a le sey ee autora ae rungsflichen ; 8, 8‘ verdickte Streifen der Längsmuskel- ihnen und entspricht schicht in beiden Zwischenfurchen. somit dem Verlauf der zweiten, nicht mit einem Fettstreifen versehenen Zwischenfurche des Doppelrohres. Durch die Bestimmung der Ansatzlinie des Gekröses ist aber auch die Lage des Doppelrohres zum Teil festgestellt: jene Seite, an der sich das Gekröse ansetzt, muß, mit einem normalen Darm verglichen, als dorsale, die entgegengesetzte als ventrale Seite aufgefaßt werden. Damit stimmt auch das Verhalten der oben erwähnten Windungen des Doppel- rohres insofern überein, als ihre Konvexität — dem Verhalten bei 151 normalen Fällen entsprechend — an der als ventral, ihre Konkavität an der als dorsal bestimmten Seite des Doppelrohres gelegen ist. Hierbei ist hervorzuheben, daß die Berührungsfläche der Darmrohre, durch deren dorsale und ventrale Berührungslinie begrenzt, dorso- ventral orientiert ist, daß sie demnach mit der — hier natürlich im Sinne der embryonalen Entwickelung des Darmrohres gedachten — Medianebene übereinstimmt, daß infolgedessen die beiden Darmrohre eigentlich rechts und links von dieser Ebene nebeneinander liegen und daß somit eine in sagittaler Richtung erfolgte Teilung des einfachen Darmrohres in zwei Rohre vorhanden ist. Die Muskelhant der Darmrohre läßt die gewöhnliche Scheidung in eine äußere Längs- und eine innere Kreisfaserschicht deutlich er- kennen. Die Längsschicht wird gegen die beiden Berührungslinien zu dichter und dicker und bildet dort, wie sich bei der Lupenpräparation nachweisen läßt, je einen im Grunde jeder der beiden Zwischen- furchen liegenden tänienartigen Streifen, der in der ventralen Furche von dem früher erwähnten Fettstreifen bedeckt ist. Zwischen die Berührungsflächen der Rohre erstreckt sich die Längsschicht nicht, sondern sie zieht im Grunde der Furchen von einem Rohr zum anderen hinüber. Die Kreisfaserschicht umhüllt dagegen jedes der beiden Rohre im ganzen Umfang, also auch an den Berührungsflächen. Dort erfolgt aber eine recht innige Verbindung durch den Austausch vieler Faserbündel, die sich aus der Kreissschicht des einen Rohres ent- binden und in die des anderen einsenken. Infolgedessen kann eine vollkommene Trennung der Rohre nur unter Durchschneidung dieser Bündel durchgeführt werden. Das zweite Teilstück des Doppeldarmes (Abb. 1b) ist für die Be- urteilung des Falles viel wichtiger, denn es läßt die Teilung eines ein- fachen Schlauches in zwei Rohre deutlich erkennen, indem sich an einem Ende ein einfaches, am anderen ein doppeltes Lumen zeigt. Der Diekendurchmesser des vollkommen aufgeblasenen Darmes, der eine Ähnliche, aber wegen seiner Kürze weniger ausgeprägte Krüm- mung zeigt wie das erste Teilstück, beträgt an seinem einfachen Teil 38—40 mm, während die Diekenmaße des Doppelteiles mit jenen des erstbeschriebenen Darmstückes übereinstimmen. Bei der äußerlichen Betrachtung zeigt der einfache Teil von seinem abgeschnittenen Ende an bis auf 26 em seiner Länge — außer einer noch zu erwähnenden Besonderheit seiner Längsmuskelschicht — niehts, was ihn von einem gewöhnlichen Dünndarm unterscheiden 152 würde. Dann tritt jedoch an zwei einander gegenüberliegenden Stellen seines Umfanges je eine seichte Längsfurche auf, die, sich rasch vertiefend, nach einem Verlauf von 1,5 em ihre größte Tiefe erreicht, die sie von da an bis zum anderen Ende des Darmstückes, also in einer Länge von 6,5 em, nicht mehr ändert. Diese beiden Zwischen- furchen stimmen hier vollständig mit jenen des erstbeschriebenen Darmstückes überein; in der einen ist sogar auch ein schmaler Fett- streifen vorhanden, der ihren Grund bedeckt. Die Untersuchung des Bauchfellüberzuges bei diesem Darmstück ergibt keine verwert- baren Resultate, denn er ist infolge der gewerbsmäßigen Bearbeitung des Darmes in größerem Umfang und ganz ungleichmäßig beseitist!). Die dorsale; dem Gekröseansatz entsprechende, und die ventrale Seite des Darmrohres lassen sich infolgedessen hier nur unter Berück- sichtigung der Krümmungsrichtung des aufgeblasenen Darmes be- stimmen. Hierbei ist festzustellen, daß — wie beim erstbesehriebenen Teilstück des Darmes — jene Seite, deren Zwischenfurche einen Fett- streifen enthält, eine konvexe Krümmung zeigt und somit, in Überein- stimmung mit dem ersten Darmstück, als ventrale Seite anzusehen ist. Die Muskelhaut ist an dem einfachen Teil des Darmstückes da- durch ausgezeichnet, daß sich ihre Längsschicht sowohl dorsal als ventral zu je einem deutlich hervortretenden, etwa 4 mm breiten, diekeren Längsstreifen verdichtet, der tänienartig aussieht. Jeder dieser beiden Streifen senkt sich an der Stelle, wo die Teilung des einfachen Rohres in ein Doppelrohr durch das Auftreten der Zwischen- furchen erkennbar wird, ohne Unterbrechung in den Grund der ihm ent- sprechenden Furche ein und bildet dort jene verdichtete Partie der Längsfaserschicht, die beim erstbeschriebenen Darmstück erwähnt wurde. Die Kreisfaserschicht verhält sich am doppelten Teil des Rohres so, wie jene beim ersten Darmstück. An der Übergangsstelle wurde sie nicht präparatorisch untersucht, um das zu konservierende Objekt zu schonen. An der Schleimhaut erstreckt sich die Verdoppelung weiter in den außen einfach erscheinenden Teil hinein, als es bei der äußeren Untersuchung erkennbar ist. Die Schleimhautfläche besitzt nämlich schon vom abgeschnittenen Ende des einfachen Rohrteiles an zwei 1) Die ungewohnte Form des mißgebildeten Darmstückes hat hier offen- bar den Darmwäscher beim regelmäßigen Fortschreiten der sich sonst mit einer förmlich automatenhaften Gleichmäßigkeit abspielenden Arbeit des Ab- trennens des Darmes vom Gekröse gestört. en zarte Längsfalten, deren eine genau dem Verlauf der dorsalen, die andere dem der ventralen tänienartigen Verdickung der Längsmuskel- schicht entspricht. Die dorsale Falte ist am Schnittende des Rohres 12, die ventrale 4 mm hoch. Beide nehmen allmählich an Höhe zu und vereinigen sich, indem sie einen konkaven Rand bilden, nach einem Verlauf von 14 cm zu einer das einfache Rohr in zwei neben- einanderliegende Rohre teilenden Scheidewand. Sie ist zart und durch- scheinend und enthält, wie sich nach der Umstülpung des Darmes er- kennen läßt, bis zu jener Stelle, wo die Verdoppelung des Rohres auch außen erkennbar wird, keine Muskelfasern. Erst von dieser Stelle an ist zwischen die beiden Schleimhautblätter, aus denen sie besteht, Kreismuskulatur eingelagert, und zwar sofort in der ungefähr gleichen Stärke wie an der Berührungsfläche des erstbeschriebenen Teil- - Stückes des Doppeldarmes. Ob das zweite Teilstück den Anfang oder das Ende der Ver- doppelung darstellt, ist nicht zu erkennen, da sich gar kein Anhalts- punkt für eine Lösung dieser Frage bietet. Ich | pS glaube aber, daß dies für E die Beurteilung des Falles ae i Be {[)7 x 3-7 ty kaum besonders in die Ep 4 Bee Wagschale fallen wird; \ een ie denn man darf wohl ohne . ee ed / - weiteres annehmen, daß ER mae! Mer? zwischen dem Anfang und dem Ende der Ver- doppelung im großen und ganzen kein bedeu- tender Unterschied be- standen haben wird. Die beschriebenen Untersuchungsbefunde ermöglichen es, von der Darmverdoppelung ein Vorstellungsbild (Abb. 3) zu gewinnen, das von der Abb. 3. Skizzenschema eines Übersichtsbildes der Darmverdoppelung. Die zahlreichen Windungen des Jejunums wurden der besseren Übersicht halber weggelassen. In der Längsmitte ist ein Stück des Darmes nebst einem keilförmigen Teil des Meso- jejunums herausgeschnitten gedacht, um die Ver- doppelung und den Gekröseansatz, der an ihrer Zwischenfurche erfolgt, zu veranschaulichen. Die dorsale Kontur des vom Beschauer entfernter gedach- ten Rohres ist jederseits, soweit es durch das Gekröse verdeckt wird, bis zur Verdoppelungsstelle durch eine unterbrochene Linie angedeutet. 1,1’ einfacher Anfangs- und Endteil; 2,2’ Beginn und Ende der Verdoppelung; 3, 3’ Mesojejunum, das bei 3’ gegen die Verdoppelung zu verlängert ist. Wirklichkeit kaum wesentlich abweichen dürfte: das Jejunum — das beim Rind zahlreiche Windungen bildet, die an einem ziemlich lang herabhängenden, mit dem sog. Grimmdarmlabyrinth (Darmscheibe) verbundenen Gekröse angeheftet sind und in ihrer Gesamtheit die Form einer Girlande darstellen — ist im Bereich einer Strecke von mehreren (angeblich sechs bis acht) Metern durch eine mediane Scheidewand in zwei nebeneinander verlaufende Rohre geteilt, deren gemeinsames Gekröse sich entlang der dorsalen Zwischenfurche der Rohre anheftet und (angeblich) länger ist als das des übrigen Jejunums. Die embryonale Entwickelung des Darmrohres bietet gar keinen Anhaltspunkt für die Entstehungsart der beschriebenen Darm- verdoppelung, an der der Entoblast, der das Epithel liefert, und jene Mesenchymkeime beteiligt sind, aus denen die Kreismuskelschicht des Darmes hervorgeht. Wäre der Darm paarig angelegt, so ließe sich eine Verdoppelung leicht als ein Stehenbleiben auf einer früheren Entwickelungsstufe erklären. Da dies aber nicht der Fall ist, so liegt zwar nur noch die Möglichkeit einer streckenweisen Spaltung der ein- fachen Darmanlage vor, aber eine Erklärung der sich hierbei ab- spielenden Vorgänge ist damit nicht gegeben. Jedenfalls muß jedoch die Entstehung der Verdoppelung in eine frühe Zeit der embryonalen Entwickelung fallen, und zwar wahrscheinlich in jenes Stadium, in dem sich der Mitteldarm gestaltet, nachdem er sich unter Bildung des Darmnabelblasenganges!) von der Nabelblase abgeschnürt hat. Ob etwa dieser Abschnürungsvorgang bei der Entstehung der Ver- doppelung eine Rolle spielte, entzieht sich der Beurteilung, doch möchte ich dies nicht ausschließen, da hierbei immerhin an eine dorsal . gerichtete Einrollung der seitlichen Abschnürungsränder und eine darauffolgende Aneinanderlagerung der an diese Ränder grenzenden Außenflächen des Darmrohres in dessen Medianebene gedacht werden könnte, womit dann die Grundlage zur Ausbildung einer medianen Scheidewand im ursprünglich einfachen Darmrohr: und zu dessen Teilung in zwei nebeneinander gelagerte Rohre gegeben wäre. 1) In seltenen Fällen bleibt ein Teil des Nabelblasenganges als sogen. Mecker’sches Divertikel zeitlebens bestehen und stellt dann einen schlauch- förmigen, mit der Darmhöhle kommunizierenden, an seinem freien Ende blind geschlossenen Anhang; des Dünndarmes dar. Daß die von mir beschriebene Darmverdoppelung nicht etwa ein solches, in ganz besonderem Grade ent- wickeltes Gebilde darstelle, ist wohl auf Grund ihrer Beschaffenheit und vor allem deshalb auszuschließen, weil sich ein Divertikel stets nur an der Ventral- seite des Darmes befinden kann. (Eingegangen am 14. Februar 1917.) Nachdruck verboten. Eine seltene Varietät der Arteria iliaca communis sinistra. Von Prosektor Dr. med. et phil. Paun VONWILLER. Mit einer Tafel. (Aus dem anatomischen Institut der Universität Würzburg.) Im Winter 1916/17 wurde auf dem Präpariersaal des anato- mischen Instituts der Universität Würzburg an dem Präparat des cand. med. RÜscHEN ein außergewöhnlicher Verlauf und ungewöhn- liche Verzweigung der linken Arteria iliaca communis festgestellt. Beim Nachsehen der Literatur wurde klar, daß es sich um eine sehr große Seltenheit handelt, indem nur ein einziger Fall, der entfernte Ähnlichkeit bietet, genauer bekannt geworden ist. Außerdem geben einzelne Lehrbücher ganz beiläufig kurze Notizen über ähnliche Vorkommnisse. Das Präparat stammt von einer erwachsenen männlichen Leiche. Die rechte Seite bot keine Abweichungen. Die Teilung der Aorta in die beiden Iliacae communes erfolgt zwischen viertem und fünftem Lendenwirbel. Die Zweiteilung der linken Ihaca communis in Iliaca externa und hypogastrica fehlt. Statt dessen steigt das Gefäß in einem Bogen tief ins kleine Becken herunter, biegt sich am oberen Rand des Musculus pyriformis zwischen Austritt des ersten und zweiten Sacralnerven auswärts, und hinter dem vereinigten Nervus lumbalis 5 und sacralis 1 aufsteigend, wendet es sich zur Lacuna vasorum, um von dort ohne weitere Abweichungen den Verlauf der Arteria femoralis zu zeigen. Während dieses außergewöhnlichen Verlaufes gibt sie eine Reihe von Ästen ab, und zwar in folgender Reihenfolge: 1. Iliolumbalıs; 2. einen gemeinsamen Stamm für Glutaea inferior und sacralis lateralis; Glutaea superior; 4. einen gemeinsamen Stamm fir Pudenda, Haemorrhoidalis media, eine Vesicalis und die Umbilicalis; Seo 156 5. einen gemeinsamen Stamm für Epigastrica inferior und ob- turatoria; 6. Cireumflexa ilium interna. Die Gesamtlänge des Gefäßes beträgt von der Zweiteilungs- stelle der Aorta bis zur Abgabe der Circumflexa ilium interna 25 em. Die Abzweigung der liolumbalis erfolgt 2!/, cm von der Zweiteilungsstelle der Aorta. Vom Abgang der Iliolumbalis verläuft das Gefäß unverzweigt 10 cm weit bis zur Abgabe der Glutaea inferior, dann 2 em weit bis zur Abgabe der Glutaea superior, von hier wieder 2 em weit bis zum Zweig der Umbilicalis usw. Der Radius des nach oben geöffneten Bogens im kleinen Becken beträgt 2 em. Die Abgangsstelle der Glutaea superior findet sich hinten an diesem Bogen, etwa der Stelle entsprechend, wo der vereinigte Nervus lum- balis 5 und sacralis 1 vorn die Arterie bedecken. Suchen wir in der Fachliteratur nach ähnlichen Fällen, so finden wir folgendes: LuschkA (1864) schreibt: „Eine äußerst merkwürdige, in ihrer Art bis jetzt vielleicht einzig dastehende Varietät wird in der anato- mischen Sammlung zu Gießen aufbewahrt. Hier nämlich fehlt auf einer Seite der Stamm der Hypogastrica gänzlich und es setzt sich die Iliaca primitiva unmittelbar in die Iliaca externa fort. Allein die Ader bildet an der oberen Grenze der Incisura ischiadica major eine in die Höhle. des kleinen Beckens hereinragende Schlinge, aus welcher die sonst aus dem Zerfalle der Hypogastrica entstehenden Arterien direkt entspringen“ (Bd. 2, II. Abt., 5. 152). Eine eingehendere Beschreibung und genaue bildliche Wieder- gabe dieses selben Präparates gab 1868 EcKHArD. Auf diese beiden Beschreibungen weist Krauss im Hrxte’schen Handbuch der Gefäßlehre 1876 in seinem Verzeichnis der Arterienvarietäten hin (Hente $. 300 u. 307). Bemerkenswert ist an diesem Fall, daß die Zweiteilung der Aorta schon am zweiten Lendenwirbel stattfindet; die linke Iliaca communis bildet eine vollständige Schlinge, welche der Linea innominata aufliegt und die sonst aus der Arteria hypo- gastrica kommenden Äste einzeln abgibt. Das Präparat stammt von einer männlichen Leiche. Außer der ausführlichen Beschreibung dieses seltenen Falles finden sich nur zerstreut in einigen Lehrbüchern vereinzelte Angaben. RausBer-Kopsou (X. Auflage, Abt. 3, 1914) weist auf die Selten- heit des Vorkommens hin. Da nach gütiger brieflicher Mitteilung 157 von Herrn Professor KorscH die Arterienvarietäten dieses Lehr- buchs in Anlehnung an Krause besprochen werden, hat bei diesem Hinweis also offenbar der Fall Luscuxa-EoxHarp vorgeschwebt. Bei Testur (1905, Bd. 2, S. 211) finden sich kurze Angaben, die in Übersetzung so lauten: Der Stamm der Hypogastrica kann fehlen (Htnis, ECKHARD); ihre Zweige kommen dann von der Iliaca externa. Endlich erwähnen SHarPEY und Exuis in Quaıns Elements of anatomy (1856, Bd. 2, 5. 331) folgendes: In einem Fall fehlte die Hypogastrica auf der linken Seite. Die Iliaca externa dieser Seite war ins Becken heruntergebogen und lieferte die Eingeweideäste in Vertretung des fehlenden Arterienstamms. Das Präparat befindet sich im University Coll. Museum London. POIRIER zitiert. den Fall von LuscuKa (Bd. 2, 5. 812, 1902). Uberblicken wir unseren Gegenstand, so ergibt sich, daß außer unserem Fall nur ein Fall ähnlicher Art genauer bekannt geworden ist, bei dem aber Angaben über das Verhalten der Nerven und Weich- teile. fehlen (Fall Luscuxa-Ecxnarp). Die übrigen Angaben sind nur sehr dürftig. Infolgedessen lassen sich nur wenige Vergleichspunkte auf- finden. Im Fall EcKHArD und im unsrigen handelte es sich um Präparate von männlichen Leichen. Bemerkenswert ist vielleicht auch, daß in den Fällen, welche. Angaben über die Seite geben, es sich immer um die linke handelt (QuAın-SHARPEY-EuLtIis, ECKHARD, VonwirLer). Im Fall EckHArD waren auch andere Varietäten neben der beschriebenen vorhanden, im unsrigen nicht. Über das Verhalten des Plexus lumbosacralis zu der abnormen Arterie ist nur in unserem Fall etwas bekannt. Das: Präparat der Gießener Sammlung besteht, wie mir Herr Professor STIEDA jüngst nach erneuter Untersuchung mitteilte, nur aus Knochen und Arterien. Aus der EckHarvD’schen Abbildung möchte man schließen, daß dort keine näheren Beziehungen zum Plexus bestanden haben. Auffallend ist an unserem Fall, daß die Glutaea inferior (und sacralis lateralis) vor der Glutaea superior abgegeben wird, was bei der Hypogastrica wohl sonst nicht vorkommt. Wie dieser abweichende Verlauf zustande kommt, darüber lassen sich vorläufig nur Vermutungen anstellen. Bei dem wiederholt beobachteten Vorkommen nur auf der linken Seite könnte man vielleicht an eine ungewöhnliche Lagerung der Bauch- eingeweide beim Fötus, etwa des Colon sigmoideum, denken, wo- durch die normalen Arteriae iliacae externa und interna nicht zur Ausbildung gelangen können und dann der Blutstrom ausweicht und auf einem kollateralen Weg die beschriebene Kurve benutzt. Es würde sich empfehlen, in künftigen Fällen besonders auch auf folgende Punkte zu achten: Geschlecht, Seite, Reihenfolge der Ab- gabe der Äste, Verhalten zu den austretenden Nerven des Plexus lumbosacralis und zu den Eingeweiden, um den Weg zu einer Er- klärung dieser seltenen Varietät zu finden. Meinem hochverehrten Vorgesetzten, Herrn Professor Dr. O. ScHULTZE, danke ich aufs herzlichste für die Überlassung des seltenen Falles und für seine liebenswürdige Unterstützung bei meiner Arbeit. Ferner bin ich verpflichtet für mündlichen und brieflichen Rat den Herren Professoren Dr. LuBoscH, KorscH und STIEDA, sowie Herrn cand. med. RÜSCHEN für treue Mitarbeit. Die Abbildung wurde von Herrn Universitätszeichner FREYTAG nach meinem Entwurf ausgeführt. (Abgeschlossen am 27. Januar 1917, eingegangen am 14. März 1917.) Literatur. ECKHARD, Mangel der Art. hypogastrica. Ztschr. f. rat. Med. Bd. 31, S. 408—409. 1 Tafel, 1868. HENLE, J., Handbuch der Gefäßlehre des Menschen. Gießen 1876. LvscHKA, H., Anatomie des Menschen. Tübingen 1864. POIRIER, Traité d’anatomie humaine. 1896/98. Quatn, J., Elements of anatomy. 6. edit. (Sharpey and Ellis). 1856. RAUBER-KorscH, Lehrbuch der Anatomie. X. Auflage. 1914. TestutT, L., Traite d’anatomie humaine. Paris 1905. 159 Bücherbesprechungen. Dovars Grundriß der Anatomie für Künstler. Deutsche Bearbeitung von Ernst Gaupp. Vierte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 4 Tafeln und 108 Textabbildungen. Ferd. Enke, Stuttgart 1917. XII, 321 S. Preis geh. 8 M, geb. 9,40 M. Gaupps Bearbeitung von Dovats Grundriß erlebt bereits die vierte Auf- lage, nachdem 1901 die zweite, 1908 die dritte Auflage erschien. Leider hat der Herausgeber diese vierte Auflage nicht mehr vollenden können, da er bekanntlich am 23. November 1916 plötzlich in der Blüte der Jahre der Wissen- schaft durch den Tod entrissen wurde. R. WIEDERSHEIM hat deshalb das Werk zu Ende geführt. Die neue Auflage hat durch Einfügung von 20 neuen Bildern sowie durch Vermehrung des Textes eine wesentliche Vermehrung und Verbesserung erfahren. So darf man wohl mit WIEDERSHEIM hoffen, dali dem Werke auch in seiner neuen Form nicht nur der alte Freundeskreis treu bleiben, sondern daß es sich auch neue Freunde erwerben werde. Die Namen GAuPpP und WIEDERSHEIM einerseits, die des Verlages Enke andererseits bürgen dafür, daß hier nur Vorzügliches in Wort und Bild geboten wird. (Eingegangen und besprochen am 20. März.) Lebensdauer, Altern und Tod. Von E. Korschelt. Mit 44 Abbildungen im Text. Jena, Gustav Fischer, 1917, (Abdruck aus „Beiträge zur pathologi- schen Anatomie“, begründet von ZIEGLER, herausgegeben von L. AscHOFF.) VII, 170 S. Preis geh. 5 M. KorscHELT gibt hier eine Zusammenstellung und Besprechung des über die Lebensdauer, das Altern und den Tod bei Tieren und Pflanzen in der Literatur Bekannten, dem er eigene Erfahrungen auf diesem fast unüberseh- baren Gebiete hinzufügt, das für alle Biologen und über die Kreise der Biologen hinaus stets von dem größten, allgemeinsten Interesse gewesen ist und bleiben wird. Verfasser beginnt mit den Angaben über die Lebensdauer der Tiere, mit den Beziehungen zwischen dieser und der Körpergröße, der Tragezeit (bei Säugern) und dem Eintritt der Geschlechtsreife; er bespricht die Lebensdauer bei sämtlichen Wirbeltierklassen wie bei den Wirbellosen. — Der zweite Abschnitt ist der Lebensdauer der Pflanzen gewidmet, der dritte den verschiedenen Todesursachen. — Fernere Abteilungen behandeln die Lebensdauer der Einzelligen, Protozoenkolonien, Zellenstaat, Rückbildung und Untergang von Zellen beim normalen Lebensprozeß, Beschränkung der Zellen- zahl in den Organen, das Altern von Zellen im Zellenverband, Altersverände- rungen von Organen, Verjüngung von Zellen und Geweben, Ruhezustände und Lebensdauer, Fortpflanzung und Lebensdauer, andere die Lebensdauer be- stimmende Faktoren, allgemeine Fragen der Lebensdauer und Todesursachen, endlich Schlußbetrachtungen. (Literatur, Namen- und Sachverzeichnis.) Wie man sieht, ist der Inhalt des Werkes ein alle hierher gehörenden Fragen und sämtliche Organismen umfassender, wie ihn nur ein auf allen Gebieten der Tier- und z. T. auch der Pflanzenbiologie so erfahrener Forscher wie der Marburger Zoologe vorführen kann. Eine besondere Empfehlung des Werkes dürfte also überflüssig sein. Die Ausstattung ist, wie stets bei G. Fischer, tadellos. 160 Nouvelle contribution & l’&tude des glandes de l’orbite. Par N. Loewenthal. Avec 1 pl. et 9 fig. Geneve, Georg & Co. 1916. 63S. 6 fr. Der Lausanner Histologe, den Lesern dieser Zeitschrift durch eshaie Arbeiten über die Orbitaldrüsen bei Säugetieren bekannt, veröffentlicht hier in Form einer kleinen Monographie neue Untersuchungen über die Glandula orbitalis externa (neben der Parotis) und die Gl. suborbitalis („Augendrüse“) bei der Ratte, der Maus, der Feldmaus (Arvicola) und dem Maulwurf. Die neuen Forschungen sind sowohl histologischer als embryonaler Art, unter Rücksicht auf die vergleichende Anatomie dieser noch wenig bekannten Ge- bilde Eine Reihe von Abbildungen im Text und auf einer mit Hilfe der Photographie hergestellten Doppeltafel erläutern die Darstellung. Das Mikroskop und seine Nebenapparate. Entwicklung, Bau und Era habung. .Von Hanns Günther. (Handbuch der mikroskopischen Technik, herausgegeben von der Redaktion des „Mikrokosmos“. I. Teil.) Mit 107 Abbildungen. 1917. Geschäftsstelle des „Mikrokosmos“: Franckh’sche '"Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. 94 S. Preis’geh. 2 M 25 Pf., geb. 3 M. Nicht nur für das &roße Heer der mit: dem‘'Mikroskop arbeitenden biologischen Laien, sondern auch für wissenschaftliche Kreise, für Histologen, — besonders für solche, die mit der Mathematik und Physik (Optik) auf mehr oder weniger gespanntem Fulle stehen, diirfte diese eingehende und sehr ver- ständlich geschriebene Darstellung des Mikroskops ‘und seiner Nebenapparate (für Messen, Zählen und Zeichnen) eine höchst erwünschte praktische An- weisung, ah mit dem Bau und der Behandlung des Mikroskops vertraut zu machen, darstellen. Sie enthält alles Wissenswerte für- den Unterricht (mikroskopischen Kurs, Laboratorium) und das Selbststudium, ist mit über hundert (107; ‘auf ‘dem Umschlag steht irrtümlich: 108) klaren und lehrreichen Abbildungen ausgestattet und en) u B. Parssnälia, Greifswald. Der a. o. Professor und Abteilungsvorstand Karn PETER ist zum ordentlichen Professor und Direktor der Anatomischen Anstalt hier ernannt worden. : Abgeschlossen am 3. Mai 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. Vonwiller, Arteria iliaca. Anatomischer Anzeiger Bd. 50. | epuopnd 'Y wnpoy A siequiny ° N 1 i} 0 1 N ' 1 ' 1 svosd "WI snrIoyranggo "N , J0119Jul ! wovyys “VW sıuLlopyItd W IT Sıpgaous "N Joqaraspequuny "A B14STUIS SIUNWUWOD TOBIT “VW aoradns "proynloumeu "V sızunuopg® BJ1OY Verlag von Gustav Fischer in Jena. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. ox 1. Juni 1917. x No. 8. Ix#aLt. Aufsätze. Siegmund v. Schumacher, Eine „Pigmentdrüse“ in der Nasenhaut des Hasen. Mit 5 Abbildungen. S. 161—171. — B. Rosen- stadt, Zellstudien. I. Bau der Epidermiszelle. S. 171— 177. — Theodor Niedoba, Untersuchungen über die Haarrichtung der Haussäugetiere. 8. 178—192. Bücherbesprechung. Emit VILLIGER, S. 192. Aufsätze. Nachdruck verboten. Eine „Pigmentdrüse“ in der Nasenhaut des Hasen. Von SIıEGMUND v. SCHUMACHER in Innsbruck. Mit 5 Abbildungen. Schon seit längerer Zeit mit der Untersuchung des jahreszeit- lichen Farbenwechsels unseres Schneehasen (Lepus variabilis Patt.) beschäftigt, konnte ich einige Nebenbefunde erheben, deren einen ich in der vorliegenden Mitteilung kurz niederlegen möchte; schon des- halb, weil ich die Hauptuntersuchung infolge der Schwierigkeit der Materialbeschaffung kaum in nächster Zeit zum Abschlusse werde bringen können. Da G. Schwanger!) erwähnt, an der Nasenspitze des Winter- hermelins reichlichere Pigmentierung gefunden zu haben als beim Sommerhermelin, unterzog ich selbstverständlich auch bei den mir bisher zur Verfügung stehenden Schneehasen die Nasengegend einer 1) Über den Farbenwechsel winterweißer Tiere. Ein Beitrag zur Lehre vom Haarwechsel und zur Frage nach der Herkunft des Hautpigments. Morphol. Arbeiten, Bd. 2, 1893. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 11 162 eingehenden mikroskopischen Untersuchung. Dabei konnte ich einen ganz gesetzmäßig wiederkehrenden Befund erheben. Bei allen fünf untersuchten Schneehasen findet sich in der Haut des Nasenrückens, etwa 5 mm von der Nasenspitze entfernt, genau in der Medianebene eine stark pigmentierte grubenförmige Vertiefung. Am Grunde der Grube erkennt man an Sagittaldurchschnitten schon makroskopisch einen etwa hirsekorngroßen, nahezu schwarz erscheinenden Körper. Bei Lupenvergrößerung (Abb. 1) zeigt sich im Bereiche der grubenförmigen Vertiefung eine örtliche mächtige Verdiekung der Epidermis, die durch ihren außerordentlichen Reich- tum an Pigment auffällt und sich von der nicht oder nur schwach pigmentierten Um- gebung scharf abhebt. Von der verdickten Epidermismasse drin- gen alveoläre, gleich- falls stark pigmen- tierte Fortsätze in das darunterliegende Co- rıum ein, so daß das ganze Gebilde wie cine verzweigte alveoläre Drüse erscheint und, Abb. 1. Nasenhaut des Schneehasen vom 2. XII. abgesehen ae Ee Formol, Hamatoxylin. NS Nasenspitze; P Pigment- mentreichtum, einer driise. Vergrößerung 10 fach. Talgdrüse ähnelt. In der Grube finden sich stets in größerer oder geringerer Menge abgestoBene Epidermis- massen, die zum Teil so stark pigmentiert erscheinen, daß sie den Eindruck von kompakten schwarzen Pigmentklumpen oder -schollen erwecken, an denen keine Zellgrenzen mehr zu erkennen sind. Haare fehlen im Bereiche der Pigmentgrube vollkommen und treten erst in einigem Abstand von dieser auf. Wir haben es demnach mit einem epidermalen Gebilde zu tun, das seiner Form nach einer verzweigten alveolären Drüse entspricht, wobei die Alveolen ähnlich wie bei den Talgdrüsen vollständig mit Epithelzellen erfüllt sind; letztere zeigen aber nirgends Zeichen der Verfettung und unterscheiden sich haupt- sächlich nur dadurch von den benachbarten Epidermiszellen, daß sie außerordentlich reich pigmentiert sind. Pigment wird mit den in SR - 2-7 163 lebhafter Abstoßung begriffenen Epidermisschuppen in großer Menge nach außen befördert und wir dürfen demnach das fragliche Gebilde wohl als ,,Pigmentdriise“ bezeichnen. Das Pigment entsteht sicher an Ort und Stelle in den Epidermiszellen selbst, da sich nirgends in der Umgebung der Pigmentdriise im Corium pigmentierte Zellen oder freie Pigmentkörner finden. Aus der Betrachtung der verschiedenen Pigmentdrüsen ergibt sich, daß die Epidermisabstoßung hier eine viel lebhaftere sein muß, als an anderen Stellen der Oberhaut. Die verhornten und meist dicht mit Pigment erfüllten Zellschuppen pe Abb. 2. Pigmentdrüse des Schneehasen vom 8. XI. Formol, Hämatoxylin. PC Pigmentcyste. Vergrößerung 40 fach. lösen sich in größeren Fetzen und Klumpen ab, die auch in Form von „Epithelperlen‘“, ähnlich wie bei einem Plattenepithelkrebs, auf- treten können (Abb. 4, E). Wie es scheint, kommt es in den tieferen Schichten auch ziemlich häufig zur Bildung von Cysten (Abb. 3 und 4, RC), in denen die Verhornung und Abstoßung des Epithels den höchsten Grad erreicht, so daß von allen Schichten der Epidermis nur die basale Zellage, das Stratum cylindricum, erhalten bleibt, das hier allerdings nicht mehr in Form einer zylindrischen, sondern einer ganz plattgedrückten Zellschicht erscheint. Diese Abplattung 11* 164 der basalen Epithellage und die kugelige Auftreibung der Cysten spricht dafür, daß zugleich mit der Abstoßung der Epidermismassen auch eine Ausscheidung von Flüssigkeit erfolgt, so daß bei behindertem Abfluß eine Drucksteigerung im Inneren zustande kommt, die zur hochgradigen Abflachung der noch vorhandenen Reste des Epithel- belages führt. Erst nachdem sich der Inhalt dieser Retentionseysten einen Ausweg durch die vorlagernden Epidermismassen gebahnt hat, dürfte es zur Ausstoßung der abgelösten Epidermismassen und zur ES N ER, haat a $e SE be Fs he tat ER eT 3% 5 Abb. 3. Pigmentdrüse des Schneehasen vom 24. X. Formol, Hämatoxylin. RC Retentionscyste. Vergrößerung 40 fach. Regeneration des Epithels kommen. In Abbildung 2 ist eine kleine in Entstehung begriffene Pigmenteyste (PC) in der Tiefe eines Epider- miszapfens zu erkennen, die bei weiterer Vergrößerung schließlich zu einer Cyste, wie wir sie in Abbildung 3 und 4 sehen, würde heran- wachsen können. Kugelige Zusammenballungen von hochgradig pigmen- tierten Zellen zu „‚Epithelperlen‘‘ kann man an verschiedenen Stellen einer Pigmentdrüse finden, und zwar sowohl in den oberflächlichen Zellagen wie auch in der Tiefe der alveolären Epidermissprossen. FE We Das Pigment der Pigmentdrüse unterscheidet sich nicht wesent- lich von dem Epidermispigment an anderen Körperstellen, nur daß es, wie schon gesagt, hier in außerordentlich großer Menge auftritt. Im allgemeinen ist es feinkörnig und findet sich in mäßig stark pigmen- tierten Zellen hauptsächlich in der unmittelbaren Umgebung des Zellkernes, diesen an allen Seiten gleichmäßig umgebend, und zeigt nur stellenweise die Lagerung in Form einer distal dem Kern auf- ir. > ES JS : Abb. 4, Pigmentdrüse des Schneehasen vom 12. XII. Formol, Hämatoxylin. RC Retentionscyste. Vergrößerung 40 fach. sitzenden Kappe. Die stark pigmentierten Epidermiszellen erscheinen wie Pigmentklumpen, indem sich nicht mehr die einzelnen Pigment- körner unterscheiden lassen. Im allgemeinen sind die basalen Epider- misabschnitte stärker pigmentiert als die mittleren Lagen des Stratum spinosum. Die stärkste Pigmentierung zeigen in der Regel die in Ab- stoßung begriffenen Epidermisschuppen, so daß sie vielfach in Form 166 von schwarzen Pigmentklumpen und -schollen auftreten, die weder Zellgrenzen noch einzelne Pigmentkörnchen erkennen lassen. Chroma- tophoren finden sich weder im Bereiche der Pigmentdrüse noch in deren Umgebung. Als ich die Pigmentdrüse das erste Mal bei einem Schneehasen vom 8. November sah, der nahezu vollständig verfärbt war, also im wesentlichen schon das pigmentfreie Winterkleid trug, glaubte ich ein Organ gefunden zu haben, dem eine regulatorische Bedeutung für die Gesamtpigmentierung des Schneehasen zukommt. Es lag zunächst der Gedanke nahe, daß die Gesamtmenge des Pigmentes, die in der Epidermis gebildet wird, während der verschiedenen Jahreszeiten annähernd dieselbe bleibe und daß nur die Verteilung des Pigmentes während des Sommers und Winters eine verschiedene sei. Es erscheint nämlich nicht ohne weiteres erklärlich, weshalb die Pigmenterzeugung zur Zeit des Überganges vom Winter- zum Sommerkleide um so viel erheblicher sein sollte als zur Zeit des Über- ganges vom Sommer- zum Winterkleide. Sind derartige jahreszeit- liche Verschiedenheiten in der pigmentbildenden Kraft der Epidermis anzunehmen, so müßten wohl auch ziemlich hochgradige Unter- schiede im Gesamtstoffwechsel der Schneehasen während des Früh- jahres und Herbstes bestehen, wofür sich aber, soweit unsere Kennt- nisse reichen, keine rechten Anhaltspunkte finden lassen. Die Nah- rung und auch die übrigen Lebensbedingungen dürften während beider Übergangsperioden so ziemlich dieselben sein. Die weißen Haare des Winterkleides haben ihre Funktion, als ‚„Pigmentspeiche- rungsorgane‘‘ zu dienen, verloren und es wäre daran zu denken, daß bei gleichbleibender Pigmenterzeugung kompensatorisch sich der Farbstoff an anderen Stellen in größerer Menge ansammelt, bezie- hungsweise ausgestoßen wird — eine Möglichkeit, die auch schon ScHWALBE in Erwägung zog. Beim Schneehasen kämen hierfür zunächst die auch im Winterkleide schwarz bleibenden Spitzen der Ohrmuscheln in Betracht; eine stärkere Pigmentierung scheint aber beim Winterhasen hier nicht aufzutreten. So vermutete ich, in der Pigmentdriise der Nasenhaut ein Pigmentspeicherungs- und -aus- scheidungsorgan gefunden zu haben, dem die Aufgabe zukommt, das in den Winterhaaren nicht zur Ablagerung kommende Pigment auszuscheiden. Sollte diese Annahme zutreffen, so wäre zu erwarten; 1. daß sich nicht nur an der erwähnten Stelle, sondern auch in anderen Gegenden 167 derartige Pigmentdrüsen finden, da bei seiner verhältnismäßig ge- ringen Größe dieses Organ wohl kaum ausreichen würde, die gleiche Menge von Pigment, welche wir in den Haaren des Sommerkleides aufgestapelt finden, zur Zeit des Überganges zum Winterkleide zu erzeugen und auszustoßen, und 2. daß die Abscheidung des Pigmentes in der Pigmentdrüse beim Winterhasen (oder wenigstens zur Zeit des Auftretens des Winterkleides) eine ungleich regere sein muß als beim Sommerhasen. Bezüglich des ersten Punktes kann ich nur angeben, daß es mir trotz eingehender Untersuchung des ganzen Balges nicht gelungen ist, an irgendeiner anderen Körperstelle eine ähnliche Pigmentdrüse aufzufinden Bei der Dünnheit des Balges genügt es, denselben im durchfallenden Lichte zu durchmustern, um sich von dem Fehlen von Pigmentdrüsen zu überzeugen; an manchen Stellen ist wohl ein vorheriges Abscheren der Haare angezeigt. Ich glaube mit Be- stimmtheit behaupten zu können, daß eine Pigmentdrüse nur an der erwähnten Stelle der Haut des Nasenrückens vorkommt. Es mag vielleicht die Lokalisation der Pigmentdrüse gerade an dieser Stelle bis zu einem gewissen Grade mit den Schnüffelbewegungen des Hasen zusammenhängen. Es scheint nämlich das fragliche Organ gerade am Übergange des beweglichen Teiles der Nasenhaut in den unbeweglichen zu liegen und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die häufigen Schnupperbewegungen rein mechanisch eine lebhaftere Ab- stoßung der oberflächlichen Epidermisschichten bedingen, als dies an anderen Körperstellen der Fall ist, somit die Pigmentausscheidung begünstigen; daß aber das Zustandekommen der Pigmentdrüse einzig und allein auf diese rein mechanische Ursache zurückzuführen ist, scheint nicht wahrscheinlich, da man sonst wohl auch an anderen Stellen, die in ähnlicher Weise beansprucht werden, wie z. B. an den Beugefalten der Extremitäten oder an der Basis der Ohrmuschel, auf ähnliche Bildungen stoßen würde. Zur Beantwortung der zweiten Frage, ob nämlich die Pigment- bildung, beziehungsweise -ausscheidung, zu verschiedenen Jahres- zeiten eine verschiedene ist, reicht allerdings mein bisheriges Material nicht vollkommen aus und ich hoffe, später die diesbezüglichen Beob- achtungen ergänzen zu können. Derzeit verfüge ich über Schnee- hasenbälge vom 4. X., 24. X., 8. XL, 2. XII. und 12. XII. Bei dem noch im wesentlichen das Sommerkleid tragenden Schneehasen vom 4. X. ist der Pigmentgehalt der Drüse verhältnis- Er mäßig gering, die Abstoßung von pigmentierten Schuppen scheint ebenfalls mäßig zu sein. Der Schneehase vom 24. X. befindet sich mitten 1m Übergang vom Sommer- zum Winterkleide, er ist scheckig. Hier erscheint die Pigmentierung und auch die Abstoßung stärker als beim vorigen Hasen (Abb. 3), außerdem findet sich in der Tiefe der Pigmentdrüse eine mächtige Retentionscyste, deren abgestoßener Inhalt allerdings nicht sehr viel Pigment enthält. Die größten aus- gestoßenen Pigmentmassen finde ich in der Grube der Pigment- drüse des Schneehasen vom 8. XI. (Abb. 2), auch die Pigmentierung der Zellen in der Tiefe der Drüse ist hier am stärksten ausgebildet. Der Hase ist schon nahezu vollkommen verfärbt und zeigt nur noch vereinzelte dunkle Haare. Etwas schwächer, etwa so wie beim Schnee- hasen vom 24. X., zeigt sich die Pigmentierung beim vollständig verfärbten Schneehasen vom 2. XII. (Abb. 1), und am schwächsten erscheint die Pigmentierung beim Hasen vom 12. XII. (Abb. 4). Allerdings findet sich auch hier eine mächtige Cyste, die auf eine leb- hafte Abschuppung schließen läßt, aber die die Cyste erfüllenden, in Lamellen sich ablösenden Epidermismassen enthalten nahezu kein Pigment; auch die an der Oberfläche der Drüse abgestoßenen Epider- misfetzen sind verhältnismäßig pigmentarm. Wenn es überhaupt gestattet ist, aus der kleinen Zahl von Fällen einen Schluß auf die Pigmentbildung und -ausscheidung in der Pigment- drüse zu ziehen, so läßt sich höchstens sagen, daß zur Zeit des (herbst- lichen) Farbwechsels am meisten Pigment gebildet und ausgestoßen zu werden scheint, jedenfalls mehr als beim Winterhasen. Immerhin ist zu berücksichtigen, daß aus einzelnen Durchschnittsbildern wohl kaum mit Sicherheit ein Überblick über die Menge des in einem bestimmten Zeitabschnitte nach außen beförderten Pigmentes zu gewinnen ist. Es mögen in dem einen Falle die abgestoßenen Pigment- massen längere Zeit in der grubenförmigen Vertiefung liegen bleiben und sich in größerer Menge ansammeln, während dieselben in anderen Fällen, vielleicht infolge lebhafterer Schnüffelbewegungen, rascher weiterbefördert werden. Auch die Möglichkeit einer schubweisen Pigmenterzeugung und -abstoßung ist ins Auge zu fassen. Sollte die Pigmentdrüse als regulatorisches Organ für die Pig- menterzeugung und -ausscheidung dienen, so wäre zu erwarten, daß auch bei nahe verwandten Arten des Schneehasen, deren Sommerkleid sich in der Färbung nicht wesentlich vom Winterkleid unterscheidet, dieses Organ fehlt. Ich hatte leider vorläufig nur mehr Gelegenheit, ae einen einzigen, Ende Januar erlegten Feldhasen (Lepus vulgaris L.) daraufhin zu untersuchen. Auch hier fand ich genau an derselben Stelle wie beim Schneehasen die Pigmentdrüse wieder. Letztere unterscheidet sich in keinem Punkte von der des Schneehasen, sie zeigt dieselbe Größe, die gleiche Lappung und erscheint in dem einen Fall mäßig stark pigmentiert, etwa wie die des Schneehasen vom 2. XII., und auch in der Grube liegen abgestoßene Pigment- schollen in mäßiger Menge. Nachdem ich die Pigmentdrüse beim Feldhasen gefunden hatte, durchmusterte ich natürlich auch die betreffende Stelle beim Kanin- chen (Lepus cuniculus L.). Bei dem zuerst untersuchten weißen (nicht albinotischen) Kaninchen fand ich nichts von einer Pigment- drüse. Allerdings fertigte ich von der Nasenhaut keine Schnittreihe an, sondern besah nur während des Schnei- dens von Zeit zu Zeit immer wieder einen (ungefärbten) Schnitt unter dem Mikroskope. Wäre eine stark pigmen- tierte Epidermis- stelle von ähnlichem Bau und Ausdeh- Abb. 5. Pigmentdrüse eines schwarzen Kaninchens. Alkohol, Hämatoxylin. Vergrößerung 40fach. nung wie beimHasen vorhanden gewesen, so würde sie mir bei dieser Art der Kontrolle sicher nicht entgangen sein. Mit Rücksicht auf den beim zweiten Kaninchen erhobenen Befund scheint es mir nachträglich allerdings nicht ganz ausgeschlossen, daß auch hier wenigstens eine Andeutung der Pigmentdrüse bestand, diese von mir aber übersehen wurde. Bei einem zweiten, schwarzen Kaninchen fand ich genau an der entsprechenden Stelle wie bei den Hasen eine haarfreie, nur wenig vertiefte Stelle, in deren Bereich die Epidermis die gleiche Anordnung zeigt wie in der Pigmentdrüse des Hasen (Abb. 5). Auch hier erscheint die Epidermis wesentlich ver- diekt und sendet alveoläre Sprossen in die darunterliegende Lederhaut. 170. Die Lappung der Epidermis ist aber weniger hochgradig als beim Schnee- und Feldhasen und namentlich dringen die Epidermissprossen viel weniger tief in das Corium ein, so daß hier das ganze Gebilde wesentlich kleinere Ausmaße besitzt. Der Hauptunterschied gegenüber den Hasen besteht aber darin, daß das fragliche Gebilde beim Kanin- chen nahezu unpigmentiert erscheint, ja weniger Pigment enthält als die unmittelbar benachbarte Epidermis und namentlich von den sehr stark pigmentierten Haaren durch seme Pigmentarmut absticht. Auch die in der seichten Grube gelegenen Epidermisschuppen erscheinen nahezu frei von Pigment. Zusammenballung von Zellen zu Epithelperlen oder Cystenbildung, wie sie beim Schneehasen gefunden wurde, fehlt hier vollkommen. Es verdient demnach das Gebilde beim Kaninchen eigentlich nicht die Bezeichnung ,, Pigment- drüse“, da sicher an dieser Epidermisstelle nicht mehr, sondern im Gegenteil eher weniger Pigment ausgestoßen wird als an anderen Stellen. Trotzdem unterliegt es keinem Zweifel, daß wir es nach Lage und Bau mit einem der Pigmentdrüse des Hasen entsprechenden (Gebilde zu tun haben, das beim Kaninchen allerdings nur in rudimen- tärer Form entwickelt erscheint, vielleicht auch ganz fehlen kann. Weitere Untersuchungen müssen erst zeigen, ob nicht auch beim Kaninchen das Gebilde in bezug auf Größe, Lappung und namentlich Pigmentgehalt größeren Schwankungen unterliegt. Ob das Vorkommen der Pigmentdrüse sich auf die Familie der Leporiden beschränkt oder ob sie sich auch bei anderen Nagern findet, wurde bisher nicht festgestellt. Aus dem Gesagten ergibt sich somit, daß es derzeit nicht möglich ist, über die Bedeutung der Pigmentdrüse etwas Näheres auszusagen; nur das eine läßt sich mit Sicherheit feststellen, daß beim Schnee- hasen und Feldhasen Pigment in verhältnismäßig großer Menge gebildet und abgeschieden wird. Ob aber die Pigmentdrüse als (viel- leicht nur örtlich) regulatorisches Organ für die Pigmenterzeugung und -ausstoßung in Betracht kommt in dem Sinne, als bei geringer oder fehlender Speicherung des Pigmentes in den Haaren um so mehr Pigment durch das fragliche Organ ausgeschieden wird, läßt sich vor- laufig nicht entscheiden. Es wäre schließlich auch die Möglichkeit ins Auge zu fassen, daß es sich in der „Pigmentdrüse“ um ein rudi- mentäres Organ handeln könnte. Mir ist nicht bekannt, daß bisher eine in ähnlicher Weise modifi- zierte Epidermisstelle, die sich bei einer Säugerart normalerweise 171 stets an derselben Stelle findet, beschrieben worden wäre. In dem zusammenfassenden Bericht über die Hautdrüsen der Säugetiere erwähnt BRINKMANN!), daß Talgdrüsen melanotisches Pigment aus- scheiden können (GRIMM, WEBER, Beccarr). Namentlich finden sich derartige Talgdrüsen bei verschiedenen Antilopenarten im Antorbitalorgan. Bei Nesotragus moschatus enthalten sie nach BRINKMANN Pigment in solchen Mengen, daß Drüsen wie Sekret pechschwarz aussehen. Nach BRINKMANN und BEccARI wird das Pigment nicht in den Drüsen selbst gebildet, sondern stammt aus Chromatophoren. Diese wandern mit Melanin beladen an die Talg- driisenaiveolen, schieben sich zwischen die Drüsenzellen hinein und geben das Pigment an letztere ab. Wenn auch das von mir beschriebene Organ der äußeren Form nach eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Talgdrüse besitzt, so darf es doch keineswegs als solche aufgefaßt werden; denn nirgends findet man die für Talgdriisen kennzeichnende Verfettung der Zellen. Auch insofern unterscheidet sich die Pigmentdrüse der Hasen von den pigmentierten Talgdrüsen der Antilopen, als niemals in der Um- gebung der ersteren Chromatophoren gefunden werden konnten. Das Pigment entsteht hier ebenso wie auch an anderen Stellen der Epidermis sicher innerhalb der Epidermiszellen selbst. Innsbruck, den 30. März 1917. 1) Die Hautdrüsen der Säugetiere (Bau und Sekretionsverhältnisse). Ergebn. d. Anat. u. Entwicklungsgesch. Bd. 20, 1911. (Eingegangen am 2. April 1917.) Nachdruck verboten. Zellstudien. I. Bau der Epidermiszelle. Vorläufige Mitteilung!). Von B. RosENSTADT. Diese Untersuchungen erstrecken sich auf folgende Objekte: Die Schnabel- und Eizahnanlage des Hühnchens vom siebenten Be- brütungstag, die Anlage der Schweinsklaue von Embryonen von 7, 11, 12, 16 und 18 cm Rumpflänge, verschiedene Stellen der menschlichen Epidermis sowie menschliche Embryonen von verschiedener Länge. 1) Die ausführliche Arbeit erscheint im Archiv für mikroskopische Anatomie. 172 Die am meisten bekannten Bestandteile des Protoplasmas sind die sog. Protoplasmafasern, obwohl ihre histologische Dignität bis jetzt nicht genügend geklärt ist. Dagegen liegen über die sog. Interfibrillarsubstanz nur ganz unzulängliche Angaben vor. Das rührt zum großen Teil daher, daß die Interfibrillarsubstanz homogene, ziemlich lichtbrechende Bestandteile des Protoplasmas bilden, die in Kanadabalsam untersucht, sich nahezu ganz unserer Beobachtung entziehen und dadurch zu ganz verfehlten Deutungen Anlaß gaben. Ich habe daher den Einschluß der Präparate in Balsam stark eingeschränkt und verwende statt dessen eine 5prozentige Glycerinlösung, in der sich einwandfreie Bilder erzielen lassen. Farbt man Schnitte, in welchen die Protoplasmafasern beispiels- weise längs getroffen sind, nach WEIGERT-KROMAYER, so kommt es nicht selten vor, daß die ganze Schnittfläche der Zelle von dicht nebeneinander angeordneten longitudinalen Fasern bedeckt ist, so daß von einer Interfibrillarsubstanz eigentlich nichts zu sehen ist. Dasselbe Bild erhält man auch dort, wo die transversalen Fasern getroffen sind. Bei näherer Untersuchung solcher Präparate findet man eine gewisse Ungleichmäßigkeit, mit der die Fasern das Methylviolett auf- nehmen. Intensiv mit dem Farbstoff gefärbt ist nur eine geringe Anzahl von Fasern, die übrigen nehmen den Farbstoff nur ganz schwach auf oder bleiben ganz ungefärbt. Es ist das keineswegs eine zufällige Ungleichmäßigkeit; man findet konstant eine mit Methyl- violett gefärbte Faser, die rechts und links von je einer ungefärbten umgeben ist. Ich habe dieses Verhalten bei allen von mir unter- suchten Objekten gefunden. Das weist jedenfalls auf eine gewisse Differenz zwischen den beiden Faserarten hin. Noch instruktiver kommt dieser Unterschied in ungefärbten und in Glycerin einge- schlossenen Präparaten dadurch zur Geltung, daß die in der Mitte befindliche Faser sich optisch von beiden umgebenden, die homogen und lichtbrechend sind, unterscheidet. Außer diesen zwei Faser- arten läßt sich im Protoplasma kein Bestandteil mehr nachweisen, so daß man gewissermaßen in Verlegenheit kommt, was wir eigentlich als die Interfibrillarsubstanz der Autoren anzu- sehen haben. Schnitte, in welchen die Fasern quer getroffen sind, geben uns darüber Aufschluß. Man findet oft intensiv mit Methylviolett gefärbte Granula, die von einem homogenen, liehtbreehenden Hof umgeben 173 sind, der den Farbstoff gar nicht aufnimmt, und den wir in Trocken- präparaten ganz undeutlich als „Hohlräume“, ,,Netze‘* zu Gesicht bekommen. In Glycerinpräparaten zeigt es sich aber, daß der Hof kein einheitliches Gebilde darstellt, sondernaus mehrcder weniger deutlichen drei aneinanderstoßenden Teilen von feste- rem, kolloidalem Aggregatzustand zusammengesetzt ist, von welchen jeder ungefähr dem Durchmesser einer ungefärbten Faser entspricht. Rekonstruieren wir nun diese Querbilder, so ergibt das eine in der Mitte mit Methylviolett gefärbte Faser, die aber von drei un- gefärbten Fasern umgeben ist und nicht von zwei, wie wir das an longitudinalen und transversalen Schnitten sehen konnten. Aus solchen Fasergruppen wird nun das ganze Protoplasma aufgebaut. Es zeigt sich somit, daß die Interfibrillarsubstanz der Autoren ebenfalls einen deutlichen Faserbau aufweist. Jetzt fragt es sich: Bilden die Fasergruppen tatsächlich die Grund- lage des Protoplasmabaues der Epidermiszellen ? Schon in Trockenpräparaten macht es den Eindruck, daß beide Faserarten keine einheitlichen Bildungen darstellen. In‘ Glycerin findet man tatsächlich, daß beide Faserarten aus einer Anzahl von hintereinander gelegenen Teilen zusammengesetzt sind, die die Form eines rundlichen oder länglichen Granulums haben. Diese Bilder sind außerordentlich variabel, und es lassen sich oft in einem Prä- parat eine ganze Reihe von Übergangsstadien feststellen, die ge- wissermaßen zur Bildung einer einheitlichen Faser führen. Es handelt sich hier nicht etwa um Bildungsstadien von Fasern, sondern um Dehnungs- und Kontraktionszustände, denen die Epidermiszellen, resp. ihr Protoplasma beständig ausgesetzt ist. Jede Fasergruppe besteht somit aus einem Multiplum von vier- teiligen Einheiten, die in der Mitte ein mit Methylviolett gefärbtes Granulum haben, welches innig mit den drei sie umgebenden un- gefärbten zusammenhängt. Diese Einheiten, die ich als Tetrasomen bezeichne, bilden die Grundlage der Ar- chitektonik des Protoplasmas. Die zwei Granulaarten spielen da die Hauptrolle. In chemischer Hinsicht scheint zwischen beiden keine auffallende Differenz zu bestehen, wenigstens verhalten sie sich einer ganzen Reihe von chemischen Reagentien gegenüber ganz identisch. In optischer Hinsicht findet man jedoch, daß die umgebenden liehtbrechender sind als das mittlere, welches 174 auch basischen Farbstoffen mehr zugänglich ist. Die einzelnen Granula, aus welchen die Tetrasomen aufgebaut sind, bezeichne ich als Plasmosomen. Die Tetrasomen im optischen und tatsächlichen Querschnitt erinnern ganz an die Bilder, die BürscHLı in seiner Schaum- und Wabentheorie anführt. Nun will ich aber gleich feststellen, daß im Protoplasina der Kpidermiszelle an zwei miteinander nicht mischbare flüssige eiweißhaltige Substanzen nicht einmal zu denken ist. Die beiden Granulaarten selbst im lebenden Zustand untersucht, weisen einen festeren kolloidalen Aggregatzustand auf. Die Wände bestehen keineswegs aus einem zähen Hyaloplasma und der Inhalt ist kein flüssiges Enchylemma. Wie ich schon früher gezeigt habet), läßt sich eine Membran in der Epidermiszelle nicht nachweisen. Nachdem das ganze Proto- plasma aus zwei Faserarten, resp. aus den sie bildenden Tetrasomen zusammengesetzt ist, so dürfte man schon von vornherein annehmen, daß auch die äußere Zellgrenze einen ähnlichen Bau aufweisen wird. Und in der Tat bildet die äußere Zellgrenze eine Lage von Fasernz deren Zusammensetzung aus einzelnen Plasmosomen, namentlich in den jüngeren Zellen, sich deutlich nachweisen läßt. Den Intercellularraum habe ich früher in Übereinstimmung mit anderen Autoren als einen Lymphraum gedeutet und gezeigt, daß die im letzteren verlaufenden Brücken nichts anderes als direkte Fortsetzungen der Protoplasmafasern der Autoren darstellen. Ich zeigte ferner, daß die sog. ‚„Knötchen‘‘ keine Verdickungen der Brücken darstellen, daß sie überhaupt keinen Bestandteil der letzteren bilden und daß ihr Vorkommen äußerst unregelmäßig ist. Auf Grund des von mir ermittelten Faserverlaufes konnte mit Sicherheit fest- gestellt werden, daß die Knötchen nichts anderes als vom Sehnitt getroffene Fasern darstellen. Nach der Feststellung des Protoplasmabaues wäre es nun von Interesse, zu ermitteln, welche Fasern eigentlich die Brücken bilden. In den nach WEIGERT-KroMAYER gefärbten Trockenpräparaten findet man die mit Methylviolett gefärbten Brücken, rechts und links von denselben ist anscheinend ein leerer Raum vorhanden. Untersucht man aber ein ähnliches Präparat in Glycerin, so sieht man, 1) Rosenstapt, B., Über die Protoplasmafasern. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 75, 1910. Ferner: Über d. Histogenese d. Eizahns. Ebenda Bd. 79, 1912. NT: 175 daß jede gefärbte Brückenfaser rechts und links von einer stärker licht- brechenden umgeben ist, die entweder ganz übersehen oder un- richtig gedeutet wurde. Wir finden somit im Intercellularraum beide Faserarten resp. ganze Protoplasmaabschnitte wieder, so daß der vor 50 Jahren gemachte Ausspruch von C. Heıtzmann, daß das Protoplasma hier ein Continuum bildet, jetzt erst seine volle Bestäti- sung findet?). Wir können somit keineswegs den Intercellularraum als einen leeren, nur für die Ernährung bestimmten Raum (Lymphraum) an- sehen. Die Ernährungsflüssigkeit zirkuliert hier genau so wie im Cyto- plasma selbst. In etwas breiteren Intercellularräumen kann man sich leicht überzeugen, daß die Brückenfasern genau so gebaut sind wie die Protoplasmafasern. Ist meine frühere Annahme richtig, daß die Fasern nach drei Rich- tungen verlaufen, so müßte man auch im Intercellularraum auf tat- sächliche oder optische Querschnitte von Tetrasomen stoßen?). Man findet oft Intercellularräume, in welchen die Brücken scheinbar fehlen und an ihrer Stelle nur die Knötchen bestehen. Untersucht man aber solche Präparate in Glycerin, so sieht man, daß jedes Knötchen von einem lichten homogenen Hof umgeben ist, der genau so beschaffen ist wie im Proto- plasma. Es ergibt sich somit, daß wir auch im Intercellular- raum dasselbe Tetrasom finden, wie wir es ım Proto- plasma kennen gelernt haben. Dadurch erscheint die Dig- nität der Knötchen, über die eine ganze Menge von Ansichten vorliegen, vollständig geklärt. Meine frühere Ansicht, daß die Knötceben keine selbständigen Bildungen darstellen, daß es sich nur um quergetroffene Fasern handelt, findet Jetzt ihre volle Bestätigung. Das Protoplasma der Epidermiszellen besteht somit aus zwei Faserarten, welche in eine Anzahl von Einheiten zerfallen, die ich als Tetrasomen bezeichne. Jedes Tetrasom besteht aus vier Granula: in der Mitte ein mit Methylviolett sich färbendes, welches von drei ungefärbten umgeben ist. Also zwei Granulaarten werden zum Aufbau des Protoplasmas verwendet. 1) Herramann, C., Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wisser.- schaaften. 1867. 2) ROSENSTADT, B., |. c. 176 Bau des Kernes. Unsere diesbezüglichen Kenntnisse sind noch ziemlich mangelhaft. Die färberische Richtung, die in den letzten Jahren stark überhand genommen hat, hat den erwünschten Erfolg nicht gebracht. Wir unterscheiden bekanntlich im Kerne folgende Bestand- teile: 1. die Membran; 2. die Kerngerüste: Chromatin, Linin; 3. die Kernkörperchen und 4. den Kernsaft. Versuchte ich, diese Bestandteile mit den beliebten Anilinfarb- stoffen darzustellen, so war ich immer in Verlegenheit, was ich vor mir hatte. Hatte ich längere Zeit differenziert, so erhielt ich Bilder, die bei kürzerer Differenzierung ganz anders ausfielen. Die Bilder von Oxy- und Basichromatin wechselten außerordentlich. Von der Existenz eines Kernsaftes oder von Linin habe ich niemals eine klare Vorstellung gewinnen können. Ich habe nach jahrelangen Versuchen die Anilinfarbstoffe nahezu ganz aufgegeben und bin zu den älteren Karmin- und Hämatoxylinfärbungen zurückgekehrt. Die Membran. Untersucht man die Epidermiszelle beim Hühn- 7.—11. Bebrütungstag, so läßt sich absolut gar keine Membran nachweisen. Der ganze Kern wird von einem Kranz von miteinander zusammenhängenden Tetrasomen um- geben, die genau So gebaut sind wie im Protoplasma. In den älteren Stadien werden sie lichtbrechender, gedrungener als im Protoplasma. Dieselben Verhältnisse sieht man auch bei Schweine- embryonen. Beim Menschen finden wir mitunter den Kern wie von einer Membran umgeben, namentlich in Trockenpräparaten; in Glycerin dagegen zeigt es sich, daß die vermeintliche Membran aus einzelnen Tetrasomen besteht. Zwischen Kern und dem Proto- plasma besteht keine scharfe Trennung. Chromatin. Ich war immer der Meinung, daß das Chromatin, das während der Zellteilung die regelmäßigsten Formen und An- ordnungen zeigt, auch während der Ruhe irgendeine bestimmte Form zeigen muß. Aber meine Versuche, mit den Anilinfarben zu irgend- einem Resultat zu gelangen, waren vergebens. Ich bin mit der Zeit zu der Ansicht gekommen, daß viele Anilinfarbstoffe entweder falsche Reaktionen geben oder für das Chromatin nicht allein charakteristisch sind. Färbe ich aber die Kerne mit Boraxkarmin, Alaunkarmin, Pekrokarmin, Hämatoxylin in progressiver Weise, so erhalten wir eine Übersicht über die Verteilung und die Form des Chromatins. chen vem Überall färbt sich nur eine Anzahl von mehr oder weniger runden BIN mE Granula, die zunächst miteinander in keiner Verbindung stehen. Kein anderer Bestandteil des Kernes färbt sich mit diesen Farb- stoffen. Also diese Körner allein, wie ich das noch weiter zeigen werde, stellen das Chromatin des Kernes dar. Die Zahl derselben ist eine relativ geringe, vielleicht aber eine konstante. Wie verhalten sich nun diese Chromatingranula zu dem sog. Linin und dem Kernsaft? In Glycerinpräparaten findet man, daß jedes Chromatingranulum von einem Hof umgeben ist, der genau so beschaffen ist wie der von den Protoplasma- tetrasomen, also aus drei Teilen zusammengesetzt ist, die ich als Karyosomen bezeichnen will. Sie sind lichtbrechend, stellen weder Hohlräume noch Maschen eines Netzwerkes dar, sie sind sicher kon- traktile Gebilde von festerem Aggregatzustand. Bei einer ganzen Reihe von mikrochemischen Versuchen zeigen sie das gleiche Verhalten wie die Plasmosomen, mit denen sie sicher identisch sind. Wir sehen somit, daß auch im Kern das Tetrasom die morphologische Einheit bildet, aus welcher er auf- gebaut wird. Nur das mittlere Granulum des Kerntatrasoms unterscheidet sich von demjenigen des Plasmatetrasoms. Nachdem aus ihm die Chromosomen des sich bildenden Kernes hervorgehen, möchte ich dasselbe ebenfalls als ein Chromosom bezeichnen. Das Kerntetrasom besteht scmit aus dem mittleren Chromo- som, welches von drei Karyosomen umgeben ist. Im ruhenden Kern ordnen sich die Chromosomen nicht regel- los an, sondern haben immer die Tendenz, eine faserartige Richtung einzunehmen. Kommt es zur Teilung, so vergrößern sich die Chromo- somen auf Kosten der umgebenden Karyosomen, rücken immer mehr aneinander, bis endlich ein typisches Chromosom entsteht. Außer den Chromosomen und den Karyosomen ist im Kern gar keine Substanz mehr nachzuweisen. Spezi- fisch im Kern sind nur die Chromosomen. Über die Kernkörperchen sind unsere Kenntnisse noch sehr mangelhaft. In jedem Kernkérperchen finde ich in der Mitte ein kleines Granulum von der Größe eines Chromosoms und um das- selbe herum eine stark lichtbrechende strukturlose Masse, welche sich durch besondere Dicke und Festigkeit auszeichnet. Nach meinem Dafürhalten dürfte es sich um modifizierte Kerntetra- somen handeln. (Eingegangen am 8. März 1917.) Anat. Anz. Bd. 49. Aufsätze. 12 Nachdruck verboten. Untersuchungen über die Haarrichtung der Haussäugetiere?). Vorläufige Mitteilung. Von Tierarzt Dr. THEoDoR NIEDOBA. (Aus dem Anatomischen Institut der k. und k. Tierärztlichen Hochschule in Wien. Vorstand: o. 6. Professor Dr. Kart Sxopa.) Die Haare sind bei jeder Säugetierart mit einer gewissen Regel- mäßigkeit angeordnet, die sich nicht nur auf eine gesetzmäßige Ver- teilung der einzelnen Haararten (Deck-, Fühl-, Wollhaar usw.) in den einzelnen Gegenden des Körpers beschränkt, sondern auch in einer bedeutenden Konstanz der Haarrichtung zum Ausdruck kommt. Die weitaus meisten Haare, besonders die Deckhaare, sind schief in der Haut eingepflanzt, d. h. sie schließen mit der Hautoberfläche einen mehr oder weniger spitzen Winkel ein. Durch die Größe dieses Winkels und die Richtung, nach der er sich öffnet, wird die Richtung des Einzelhaares bestimmt. Diese läßt sich z. B. bei sehr dichtem Haarwuchs nicht in jedem Fall ohne weiteres erkennen: Die Haare sind ja meist nicht starr und deshalb an den von der Haarpapille ent- fernteren Partien leicht durch Abbiegen aus ihrer Richtung zu bringen; ferner verlaufen sie oft nicht geradlinig, sondern gebogen oder gar spiralig, so daß ihr freies Ende, speziell wenn sie etwas länger sind, nach einer ganz anderen Richtung zeigen kann als ihr Ursprungsteil, der naturgemäß für die Bestimmung der wahren Haarrichtung einzig und allein maßgebend sein muß. Man wird deshalb in manchen Fällen erst durch Kurzscheren der Haare ihre Richtung feststellen können. Sind die spitzwinklig eingepflanzten Haare einer Körperstelle zueinander nahezu parallel, so nennt man diese Anordnung den ,, Haar- strich“. Dieser kann stellenweise verschieden sein und infolgedessen in seiner Kontinuität Unterbreehungen erleiden, die als „Störungen“ bezeichnet werden können. Solche Störungen äußern sich in mehreren Arten, die hier kurz angeführt werden sollen. 1) Die Gesamtarbeit wurde als Dissertation vom Professorenkollegium über Referat der Herren Professoren Hofrat Dr. Jon. Struska und Dr. Karu KELLER angenommen. 179 Escuricut (2) sagt hierüber folgendes: ‚Ich habe versucht, die Richtung der Haare unter dem Bilde einer Strömung anschaulich zu machen. Als Ausströmungspunkte betrachte ich solche Stellen, denen alle Haare ihre Wurzeln zukehren. Unter einem Strom verstehe ich aber eine doppelte Reihe von krummen Bögen, die an der einen Seite aneinander liegen. Sind es hier die Haarwurzeln, die von beiden Seiten aneinander geneigt sind, so nenne ich den Strom divergierend; sind es die Haarspitzen, konvergie- rend. Von einem Ausströmungspunkte können also nur divergierende Ströme ausgehen. Ein Kreuz nenne ich eine viereckige Stelle, wo zwei diver- gierende Ströme senkrecht aufeinander stoßen und verschwinden, während von den anderen beiden Ecken neue, aber konvergierende Ströme ausgehen.“ Die Bezeichnung der Ausströmungspunkte mit dem Worte ,,Haar- wirbel (Vortex) ist allgemein eingeführt, obwohl SchwAuse (9) hierfür das Wort Spirale vorschlägt und diese nicht als Ausströmungspunkt, sondern bloß als Störung innerhalb des Haarstriches auffaßt. Vorer (3) dehnt diesen Begriff insofern noch aus, als er das Zentrum des divergierenden Haar- wirbels nicht nur als Punkt, sondern auch als gerade oder krumme, ge- wohnlich kurze Linie annimmt, wie z. B. den inneren Augenwinkel samt Lidspalte und den äußeren Gehörgang. Die Ausströmungslinien aus solchen Wirbeln werden (Voıer) nach kürzerem oder längerem Lauf oder erst am Ende divergierend, und so entstehen längere oder kürzere divergierende Ströme. Beim punktförmigen Zentrum eines divergierenden Wirbels ist noch zu unterscheiden, je nachdem die Haare im Sinne des Uhrzeigers oder umgekehrt spiralenförmig sich richten, die sog. „Wende“; man spricht dann von rechtswendigen oder linkswendigen Wirbeln. Vorer sagt 8. 2 seiner Abhandlung weiter: ,,Konvergierende Ströme finde ich überall da. wo die aus dem Zentrum kommenden Haarströmungslinien, sei es nur eines und desselben Wirbels, wie an den Extremitäten oder zweier Nach- barwirbel, schief aufeinanderstoßen; mithin bilden dieselben in der Regel die Grenze zweier Wirbel.“ In diesen Scheidelinien sehen wir die Haar- spitzen zueinander gekehrt und innerhalb dieser Linien oder an ihren Enden oft eine andere Art von Wirbel, die sich vom divergierenden da- durch unterscheidet, daß die Haarwurzeln nicht zueinander, sondern von- einander gekehrt sind, die Haarspitzen also zusammenstreffen und sich überkreuzen. Man bezeichnet diese Haarstrichstörung als konvergierenden Wirbel und glaubt, seine Entstehung als sekundäre Bildung konvergierender Ströme auffassen zu können; wir zählen hierzu auch den konvergierenden Nabel-, Penis- und Schweifwirbel. Da für die Beschreibung der Haarrichtungen diese besprochenen Haar- strichstorungen die besten Anhaltspunkte geben, so wären die Begrifie, nämlich divergierende und konvergierende Wirbel, besonders festzuhalten, wobei die divergierenden und konvergierenden Ströme — präziser Linien genannt — unterstützend für größere Flächenbeschreibung in Betracht kommen und in der Folge kurz als ,,Divergierende“ oder „Konvergierende“ bezeichnet werden. In der neueren Literatur finden sich noch viele andere Bezeichnungen für die beobachteten Haarrichtungsanomalien, wie z. B. Vortex simplex, 12* 180 V. contortus, Haarscheitel, Haarkamm, Haarfeder usw. Ich glaube aber, daß die von Escuricut und Vorer angegebene Nomenklatur für die mensch- lichen Haarrichtungen sich auch auf die Tiere ausdehnen läßt und auch vollständig, wenigstens für den Rahmen dieser Untersuchungen, ausreicht. Die Autoren auf diesem Gebiete, welche man in die alten (OstanpEr [1], Escuricut [2] und Vorer[3] und in die neueren (des letzten Jahrzehnts) einteilen könnte, beschäftigen sich zumeist mit der Erforschung der Ur- sachen der Haarrichtungen. Während die alten Autoren an menschlichen Feten ihre Studien machten, wurden von Kipp (5) und Bosc# (6) Säugetiere herangezogen, Rast (7) sucht unter anderem die Ursache der Haarwirbel- bildung beim Pferd zu erklären, SchwALse (9) studiert die Richtung der Haare bei Affenembryonen und gibt auch die besten Angaben über die Ursachen der Haarrichtungen. Außer den Fragmenten bei den obigen Forschungen hat Sızger (4) die Haarrichtungen bei mehreren Hunden unter- sucht; da er jedoch die Ausführungen Vorerts, die mir als Grundlage für meine Untersuchungen der Haustiere gedient haben, nicht anführt, dem- nach dessen Einteilung der Behaarungsweise in konvergierende und diver- gierende Ströme und Wirbel, welche mir am zweckmäßigsten erscheint, nicht anwendet, mußte ich auch das Untersuchungsobjekt SIEGELS, den Hund, nochmals, und zwar nach dem Vorer’schen Schema, behandeln. Der Mangel einer bildlichen Darstellung und systematischen Beschreibung der Haarrichtungen unserer Haustiere und Angabe der vorkommenden Anomalien lassen es wünschenswert erscheinen, dieses interessante Material zu verarbeiten. Die Vorteile bei der Beschreibung der Tiere gegenüber der Haarrichtung beim Menschen sind große, doch lassen die vielen Mannigfaltigkeiten, namentlich bei unseren größeren Haustieren, keine Aufstellung eines in jedem Falle zutreffenden Haarrichtungsgesetzes zu; es kann bloß zum Teile ein durch alle Haustierklassen zutretfendes Gesetz bezüglich des ständigen Vorkommens der ventralen divergierenden vier Ausströmungspunkte aufgestellt werden. Zur Untersuchung gelangten neben den Haustierarten: Pferd, Esel, Maultier, Rind, Büffel, Schaf, Ziege, Hund und Katze, auch noch das Meerschweinchen und das Kaninchen. Die Beobachtungen wurden nicht nur an erwachsenen, sondern auch an Jungtieren und Feten angestellt, wobei auch die verschiedenen Haustierrassen Berück- sichtigung fanden. Nebenbei sei bemerkt, daß Darwın, der die Arbeit Escuricuts kennt, und auch Vorer glauben, daß die Haarrichtung während des ganzen Lebens konstant bleibt. Wenn man von den Veränderungen durch das Wachstum des Körpers absieht, bleibt z. B. ein Haarwirbel in der Tat das ganze Leben hindurch an einer und derselben Körperstelle, weshalb man durch Festlegung dieser Punkte — 0,6) =< mittels Messung ein Mittel zur Feststellung der Identität (siehe v. ScHhoupp&[10]) gefunden hat. Bei Doppelwirbeln dagegen konnte ich in einigen Fällen dennoch Abweichungen innerhalb mehrerer Jahre von der Medianlinie und auch beim menschlichen Scheitelwirbel, was den gegenseitigen Abstand voneinander anbelangt, feststellen. Eine Erklärung dieser Erscheinung wage ich nicht anzugehen, da be- kanntlich die Anlage der Haarrichtungen, noch ehe das Haar sichtbar wird, vorhanden ist. Um die Haarrichtungen anschaulicher zu machen, wurden nach dem Grundsatze, daß die genaueste Beschreibung das Bild nicht zu ersetzen imstande ist, zumeist Photographien von den be- schriebenen Körpergegenden angefertigt und schematisch auf Paus- papier eine Skizze zur leichteren Orientierung darübergelegst. Da die Drucklegung der vorliegenden Arbeit durch die Reproduktion dieser zahlreichen Lichtbilder jedoch in Frage gestellt wurde, habe ich mich entschlossen, die photographischen Aufnahmen und die Orientierungs- skizzen erst in einer späteren Publikation zu veröffentlichen. In Vorets Abhandlung sind die Beobachtungen über die Haar- richtung beim menschlichen Fetus niedergelest; er fand hierbei in den einzelnen Körpergegenden Haarrichtungen, die sich auch zum Teile in den betreffenden homologen Gegenden der Tiere finden. Bei regelmäßiger Bildung kommen folgende ausgebildete divergierende Wirbel beim Menschen konstant vor: 1. ein Kopf- oder Scheitelwirbel (auch doppelt), 2. zwei Augen- oder Gesichtswirbel, 3. zwei Ohrwirbel, 4. zwei Achselhöhlenwirbel, 5. zwei Leistenwirbel. Mit dieser Aufzählung ist aber sicherlich nicht alles erschöpft, denn wie ich mich einerseits beim Menschen und anderseits bei den Haustieren überzeugt habe, kommen in gewissen Körpergegenden so- wohl divergierende Wirbel eingestreut, als auch konvergierende Wirbel innerhalb konvergierender Ströme vor. Daß sich die divergierenden Wirbel am häufigsten innerhalb divergierender Linien bilden, ist nach den von mir gemachten Beobachtungen als Gegenstück zur Bildung konvergierender Wirbel mit großer Wahrscheinlichkeit anzu- nehmen, und schließe ich mich auch den Beobachtungen ScHWALBES bei der Entstehung des Scheitelwirbels der Affen an. Die größten Varia- tionen in der Lage zeigen besonders die divergierenden und konver- gierenden Linien. VorerT sagt beispielsweise (S. 6) vom menschlichen 182 Scheitelwirbel: ,,Der Rest der Ausströmungspunkte des Scheitel- wirbels läuft rückwärts über das Hinterhaupt in den Nacken und zerfällt in zwei seitliche und einen mittleren Strom.“ Der mittlere Strom, der nach seiner Zeichnung längs der Medianlinie zieht und im konvergierenden Steißwirbel endet, ist aber nicht immer median ge- legen; man kann sich hiervon leicht nach den Ausläufern des Kopf- haares in der Nacken- und Halsgegend überzeugen, die oft in eine feine Haarspitze auslaufen, welche rechts oder links zu liegen kommt. Weiter ist die Haargrenze auf der Stirn des Menschen öfter ungleich- mäßig; die Haarspitzen zeigen nicht nach vorn, sondern sind ge- sträubt und zeigen nach oben, rückwärts, was auf ein divergierendes Zentrum oberhalb der Augenbogen schließen läßt. Tatsächlich konnte ich mehrere Fälle des Vorkommens eines deutlich divergierenden Haarwirbels seitlich auf der Stirn innerhalb der Haargrenze feststellen. Bei den einzelnen Haustieren konnten folgende divergierende Haarwirbel respektive divergierende Ausströmungspunkte gefunden werden: Beim Kaninchen und Meerschweinchen: 1. ein Nasenzentrum, 2. zwei Augen-, 8. zwei Ohren-, 4. zwei Brust- und 5. zwei Leisten- zentren. Beim Angorameerschweinchen in verschiedener Anzahl am tiicken symmetrisch, ventral, auch unregelmäßig angeordnete, deut- lich divergierende Wirbel. Bei Schaf und Ziege: 1. ein Nasenzentrum, 2. zwei Augen-, 3. zwei Ohren-, 4. ein Hinterhaupts- (beim Schaf undeutlich), 5. zwei Brust-, 6. zwei Leistenwirbel. Beim Schwein: 1. ein Nasen-, 2. zwei Augen-, 3. zwei Ohren-, 4. zwei Brust-, 5. zwei Leistenwirbel (beide rücken sehr zusammen), 6. ein oder zwei Rückenwirbel (selten). Katze: 1. zwei Nasen-, 2. zwei Augen-, 3. zwei Ohren-, 4. zwei Leisten-, 5. zwei Brustwirbel. Hund: 1. ein Nasen-, 2. zwei Augen-, 3. zwei Ohren-, 4. ein oder zwei Hinterhaupts- (selten), 5. ein oder zwei Hals-, 6. zwei Brust-, 7. zwei Leistenwirbel. Rind und Büffel: 1. ein Oberlippen-, 2. ein oder zwei Stirn-, 3. eben- so Hinterhaupts-, 4. mehrere Rückenwirbel (beim Büffel 3 und 4 ver- lagert), 5. zwei Brust-, 6. zwei Leistenwirbel (2 und 4 könenen fehln). Pferd, Esel und Maultier: 1. ein Oberlippen-, 2. ein Unterlippen-, 3. ein oder mehrere Stirn-, 4. ebenso Kamm-, 5. zwei Brust-, 6. zwei Leistenwirbel. Beim Esel fehlten 2 und 4. 183 Als allgemeiner Grundsatz kann der Umstand gelten, daß auf einem beliebigen konstanten Haarwirbelfelde, sei es auf der dorsalen oder ventralen Körperseite, eine Verdoppelung dieses betreffenden divergierenden Haarwirbels zustande kommen kann; hierbei wird die Entfernung der beiden Zentren häufig eine große Dimension an- nehmen. Von diesem Phänomen ist der eingestreute Haarwirbel zu unterscheiden; man sieht solche außerhalb der konstanten Haar- fluren manchmal in die ihn umgebenden Ströme übergehen, oft aber auch gänzlich isoliert und inselförmig abgegrenzt (Büffel und Pferd). Der Übergang zweier verschiedener Haarriehtungen ineinander ist bei den Haustieren nicht wie (nach Voter) beim Menschen durchwegs durch Bildung konvergierender Linien, sondern es findet in der Regel ein allmählicher Übergang statt, wobei die resultierende die beiden verschiedenen Ströme gleichrichtet (siehe Flanken des Pferdes). Die Lage und Anzahl der konvergierenden Wirbel und Kreuze ist sehr großen Schwankungen unterworfen; unsere Aufgabe wäre daher in erster Linie, die divergierenden Zentren festzustellen, ihren Ausdehnungsbezirk zu suchen und Grenzen mit benachbarten Feldern eventuell in konvergierenden Linien anzugeben. Die Reihenfolge bei dieser Beschreibung ist durch die sich steigernde Mannigfaltigkeit, die wieder durch die Anzahl der Haarwirbel bedingt ist, gegeben. I. Nagetiere. Kaninchen. Die Haarrichtungen des Kaninchens zu beschreiben, ist vielleicht etwas schwieriger als bei den kurz behaarten Tieren, denn je dünner und länger das einzelne Haar ist, desto verwischter erscheint uns seine Richtung; andererseits ist das ganz dünne und kurze Härchen für unsere Beurteilung fast unbrauchbar. Zur Kon- trolle des Haarstriches streicht man in irgendeiner Richtung und sieht an der Sträubung oder am glatten Strich die richtige Stellung. Dabei läßt sich einiges finden, das den Voier’schen Angaben be- treffs des Menschen entspricht. Die fronto-oceipitale Richtung des Kopfhaares wie des ganzen Körpers deutet auf ein Ausströmungs- zentrum auf der Nase hin. An den in einem stumpfen Winkel zu- sammenstoßenden Nasenlöchern und dem medialen Oberlippen- spalt entstehen Haarströme, zu denen sich noch solche von der Mund- spalte hinzugesellen. Der dorsale, über die Nase und zwischen die Ohren, auf den Hals und Rücken ziehende divergierende Strom der Medianlinie wird vom Augenfeld und indirekt vom Ohr aufgehalten. 184 Die Divergierende vom seitlichen Nasenloche in den medialen Augen- winkel endet im Augenkreuz, das deutlich sichtbar ist. Die kurze Divergierende vom Augenwinkel ist gut ausgebildet, die ganze Augen- spalte ist auch divergierend, da die Harchen einen spitzen Winkel mit ihr bilden; die Spitzen zeigen am oberen Lide, besonders in der vorderen Partie, nach oben, die des unteren nach unten und hinten. Der kaudale Augenstrom verschmilzt sanft ohne Störung mit dem Gesamtstrom, weil beide dieselbe Richtung haben. Im medialen Oberlippenspalt bemerkt man eine Divergenz nach beiden Seiten; die Härchen sind fast parallel zur Mundspalte gestellt. Die Haar- richtung auf den Wangen wird übrigens auch durch die langen, bart- formigen Sinushaare angedeutet; man findet sie auch noch über dem oberen Augenlide und vereinzelt auch am unteren. Auf die äußere Ohrmuschel geht der Stirnstrom in Form einer Divergierenden durch die Mitte über, wobei die Haare zur Ohrachse parallel gerichtet sind; eine kurze Konvergierende wird manchmal hinter und unter dem Ohr gebildet. Die innere Ohrmuschel ist spärlich mit Haaren be- setzt; ihre Richtung deutet auf ein Zentrum im Ohre hin, der Ohr- rand trägt somit eine konvergierende Linie. Über dem Rücken bis in die Schwanzgegend sind die Haare des Felles so gelagert, daß sie mit der Rückenlinie parallel sind. In der Schulterblattgegend legen sie sich parallel zum Oberarm; der Oberschenkel und Teile des Unter- schenkels werden vom Rumpfstrom mitgenommen. Der Unter- schenkel zeigt dann weiter wieder die parallele Richtung zur Extremi- tätenachse. Legt man den kurzen Schwanz ventralwärts, so sieht man, daß sich auf ihm der Rückenstrom fortsetzt. Die ventrale Körperhälfte des Kaninchens bietet wie die dorsale keine besonderen Mannigfaltigkeiten dar; das Erkennen der Haar- richtung kann nicht einwandfrei geschehen. Der divergierende Strom der Unterlippe setzt sich auf den Hals, Brust und Bauch fort; die Haare stehen zumeist senkrecht eingepflanzt und ändern erst in der Nabelgegend ihre Richtung, wo scheinbar eine Störung von der Leistengegend auftritt, die den Strom aufhält. Auf der dorsalen Fläche der vorderen Extremität ist eine divergierende Linie nach- zuweisen, die aus der Achselhöhlengegend geht; ebenso bemerkt man eine solche aus der Leistengegend über das Kniegelenk und die dor- sale Fläche des Unterschenkels ziehen. Die Läufe sind auf der Boden- fläche mit dieht gekräuselten Haaren besetzt, die senkrecht in die Haut eingepflanzt zu sein scheinen. Der Strom der Zehenglieder- 185 behaarung ist parallel zur Knochenachse. In der After- und Genital- gegend sind einige Teile haarlos; hier sieht man die Einpflanzungen der Haarwurzeln am haarlosen Rande senkrecht zur Körperachse nach beiden Seiten ziehen. Dieser Strom setzt sich auch auf die ventrale Schwanzfläche fort, sein Ursprung scheint in der Leisten- gegend zu sein. Die Haarrichtung des Kaninchens ist somit ziem- lich einfach und gleichmäßig. Auch die verschiedenen Kaninchen- rassen bieten keine Besonderheiten dar. Meerschweinchen. Auffallende Haarrichtungsanomalien beim Angorameerscheinchen gaben Veranlassung, auch das Meerschwein- chen der Untersuchung zu unterziehen. Das gewöhnliche Meer- schweinchen bietet eigentlich nicht viel mehr als das Kaninchen, denn am Kopf, Hals und Rumpf sind die Haare ähnlich gerichtet. Die Nase ist auch hier das Zentrum des dorsalen über den ganzen Körper hinziehenden Stromes, welcher das Augen- und Ohrenfeld einschließt. Die Divergierende des medialen Augenwinkels ist deut- lich, ebenso das Augenkreuz. Der Ohrwirbel schickt geringe Mengen nasalwärts, die Härchen der Ohrmuschel zeigen vom Ohre weg. Die Wange, der kurze Hals, die äußere Ohrmuschel sind von dem fort- laufenden Nasenstrom versorgt. In der Schultergelenkgegend ist undeutlich das Zentrum des Achselhöhlenwirbels vorhanden; Stö- rungen sind, wie beim Kaninchen, nicht sichtbar. Es läßt sich ebenso eine Divergierende aus dieser Gegend auf das Dorsum der vorderen Extremität nachweisen, die sich dann auf die vier Zehenglieder ver- teilt. Die Härchen auf der Brust- und Bauchfläche sind mit nach rück- und abwärts gekehrten Spitzen besetzt. Die Mamma gibt das Zentrum für den kleinen divergierenden Leistenwirbel ab; von hier zieht eine Divergierende über die dorsale Fläche des Oberschenkels über das Sprunggelenk und verteilt sich auf die drei Zehenglieder. Auf der volaren und plantaren Extremitätenhälfte wird eine leichte Konvergierende angedeutet, die über dem Ellbogen resp. Sprung- gelenk beginnt. In der After- und Genitalgegend ist die Haarrichtung wie beim Kaninchen. Die Verhältnisse beim Angorameerschweinchen sind — be- sonders was die Rücken- und Bauchfläche anbetrifft — ganz andere. Das Augenzentrum ist genauer ausgeprägt, der Kopf und Hals wie beim gewöhnlichen, glatt behaarten Meerschweinchen. Von hier kaudalwärts beginnt das inkonstante Feld. Man sieht sowohl auf der seitlichen Brust-, Bauch- und Beckenfläche als auch auf der ventralen an Seite bei verschiedenen Tieren in verschiedener Anzahl (zwei bis vier) deutlich divergierende Haarwirbel ausgebildet. Die dorsalen sind in der Regel symmetrisch angeordnet, so daß auf der dorsalen Median- linie eine Konvergierende mit mehreren Kreuzen zustande kommt. Vom letzten kaudalen Haarwirbel bleibt der Haarstrich nach rück- wärts gekehrt. Den Eindruck, den eine solche Behaarungsweise macht, ist der auffallend kranial gekehrte Haarstrom, die Haar- kammbildung am Rücken in der Konvergierenden und die Vertie- fungen um das divergierende Haarwirbelzentrum. Die ventrale Körperhälfte enthält zwischen den deutlicheren Brust- und Leisten- zentren ähnliche Haarfiguren wie die dorsale; sie unterscheiden sich jedoch durch ihre unsymmetrische, oft nur eingestreute Lage; die An- zahl ist sehr variabel, die Konvergierenden des Rückens findet man nicht immer auf der Bauchfläche fortgesetzt. Die Extremitätenenden verhalten sich bis an die Zehenglieder ähnlich den bereits beschriebe- nen; auf der vorderen zeigen die zwei mittleren und auf der hinteren alle drei Zehenglieder dorsal eine Störung, indem ein kleiner Teil der Härchen proximal den Strom aufhält, während der Rest wieder den normalen Verlauf nimmt. II. Kleine Wiederkäuer. Schaf und Ziege. Bei beiden findet man ähnliche Haarrich- tungen, wenn man von jenen Körpergegenden beim Schafe absieht, die mit Wolle bedeckt sind; es sind dies bei den verschiedenen Schaf- rassen verschieden große, teils mit farblosen (weißen) oder gar schwarz pigmentierten Haaren besetzte Flächen, die scharf von dem eigent- lichen Wollhaar abgegrenzt sind. Bei englischen Schafrassen ist am Kopfe bloß das Maul bis hinter den Mundspalt und bis oberhalb der Verbindungslinie der Augenwinkel und eine ellipsenförmige Fläche um die Augen mit Kurzhaar besetzt. Die kurzhaarigen Ziegenrassen bieten auch nichts Besonderes auf dem großen Rumpffelde, es bleiben mithin der Kopf und die Brust- und Leistengegend als eigentliches Ziel der Beschreibung übrig. Am Kopfe sieht man ähnlich wie beim Kane um die Nasen- löcher und den Oberlippenspalt Haarströme fortziehen; die Diver- gierende über dem Nasenrücken endet im Stirnkreuz. Eine zweite Divergierende läßt sich konstruieren seitlich zum medialen Augen- winkel vom Nasenrücken hinziehend, woselbst das übliche Augen- kreuz entsteht. Zum fortlaufenden Strom auf den Wangen kommt der 187 Unterlippenstrom ventral hinzu; dieser kann auch als Fortsetzung vom Oberlippenfeld aufgefaßt werden, indem man sich die Mund- spalte übersprungen denkt. Der Bart der Ziege und die Berlocken sind von den Ausläufern der seitlichen Ströme versorgt. In der Genickkammgegend — beim Schaf mehr nasal — ist ein neues diver- gierendes Zentrum vorhanden, nämlich der Hinterhauptswirbel. Bei der Ziege ist er ganz deutlich wahrnehmbar; im Stirnkreuz stößt er mit dem Nasenfeld zusammen, die Konvergierende endet in der Konvergierenden des divergierenden Augenstromes. Letzterer ist beim Schaf kleiner und auch nicht so deutlich wie bei der Ziege aus- geprägt. Die Ohren werden von den Ausläufern des Hinterhaupt- zentrums versorgt. Über den Hals, Rücken bis auf den Schweif zieht, bei der Ziege dentlich, beim Schaf undeutlich sichtbar, ein divergierender Strom vom Hinterhauptswirbel, der sich dann auf Brust, Bauch und die äußeren Extremitätenflächen fortsetzt. Beim Schaf sind diese Felder mit Wollhaar besetzt; ausgenommen sind die Extremitätenenden und auf der ventralen Seite die Achselhöhlen und Leistengegend. In diesen Feldern sind die Zentren der entsprechenden divergierenden Wirbel zu finden. Bei der Ziege liest der Achsel- höhlenwirbel in der Ellbogengegend und schickt einen Strom auf die dorsale (vordere) Extremitätenfläche; in der Brustbeinmitte entsteht durch das Zusammentreffen der Brustfelder eine Konvergierende. Am Ende des Brustbeines hört sie im Brustkreuz auf, da hier von rück- wärts die mediale Konvergierende der Leistenwirbelfelder kranial- warts ihren Lauf beschließt. Zu beiden Seiten des Brustkreuzes ziehen ebenfalls sichtbare konvergierende Linien, welche in einen hier und da gut ausgebildeten konvergierenden Wirbel endigen. Zwischen dem dorsalen und ventralen Feld entsteht hier auch eine kurze Konver- gierende. Bei beiden Tieren sind die Leistenzentren undeutlich aus- geprägt; zwei Divergierende, die eine in der Mitte und die andere auf der dorsalen Fläche der hinteren Extremität ziehend, sind nach- weisbar. Beim Schaf ist dieses Zentrum in der Gegend der Mammar- taschen zu suchen. Die Extremitäten sind bei beiden Tieren fast gleich behaart, die Haarspitzen zeigen bodenwärts; volar und plantar sind leichte Konvergierende angedeutet. Am Euter resp. Hodensack ist keine abnormale Haarrichtung sichtbar, die mediale Konvergierende ist undeutlich. Die angeführten divergierenden Zentren und Linien kommen bei beiden Tieren konstant vor. Anomalien wurden beim Schaf 188 außer der Doppelwirbelbildung nicht gefunden. Bei der Ziege sind dagegen in der Nabel- und Genitalgegend öfter medial gelegene divergierende Wirbel mit kleinen Ausdehnungsbezirken angetroffen worden. III. Suiden. Hausschwein. Untersucht wurden englische, ungarische und polnische Rassen, wobei keine eigentlichen Rassenmerkmale in der Haarrichtung zu finden waren. Oberhalb der Rüsselscheibe, die spärlich mit fast senkrecht eingepflanzten Haaren besetzt ist, wurde — in der Medianlinie gelegen — ein Zentrum gefunden, welches manch- mal sehr deutlich wahrnehmbar ist (besonders bei ungarischen Schwei- nen); die Wende ist hierbei verschieden. Gewöhnlich ist dieses diver- sierende Zentrum undeutlich, die Divergierende zieht längs der Median- linie und endet in der Schweifspitze. Die Unterlippe enthält ebenfalls einen divergierenden Strom vom Mundspalt bis zum Kehlkreuz. Zum divergierenden Augenfeld, welches beim Schwein gut ent- wickelt ist, kann man sich je eine divergierende Linie gelegt denken (vom obigen Zentrum), die im Augenkreuz endet. Das äußere Ohr wird von den divergierenden Strömen der Medianlinie bedeckt, wobei die Haare eine Riehtung annehmen, die auf der Ohrspitze einen konvergierenden Wirbel entstehen läßt. Zu beiden Seiten, am Ende oder etwas unterhalb der Unterkieferäste findet man ebenfalls häufig je einen konvergierenden Wirbel. Zwischen den Ohren sind bei manchen Schweinen die langen Borsten sehr gesträubt, d. h. sie sind, obwohl divergierend, steiler in die Haut eingepflanzt. Auf der seit- lichen Brust- und Bauchgegend ist die Haarrichtung — indem die Divergenz zunimmt — derart, daß die Spitzen der Borsten nach unten und rückwärts zeigen. In der Gegend der Kniefalte ist eine Tendenz zur Bildung eines konvergierenden Wirbels sichtbar. Bei vielen Ferkeln konnte eine interessante Anomalie der Haarrichtung am Rücken längs der Divergierenden beobachtet werden, welche Abweichung auch Durst (siehe Bosch [6]) wahrgenommen hat. Während nämlich die Haarspitzen hier in der Regel nach rückwärts zeigen, fanden sich ein bis zwei deutlich ausgebildete divergierende Haarwirbel vor, die zwar keine Wende zeigten, aber trotzdem eine längere oder kürzere Divergierende kranialwärts schicken, mit Bildung eines Rückenkreuzes. Die Lage dieser Zentren wurde von der Kruppe bis vor die Widerristgegend angetroffen. 189 Die Haarrichtung auf der ventralen Körperhälfte ist beim Schwein ziemlich mannigfaltig. Die divergierenden Brustzentren sind zumeist in der Mitte am Brustbein gelegen und schieken vier Divergierende aus, und zwar eine kranial und eine kaudal und je eine in einem schön geschwungenen Bogen auf die dorsale Fläche der vorderen Extremität. Die ersterwähnten zwei enden im Kehl- und Bauch- kreuz. Die kraniale Konvergierende ist deutlich bogenförmig und endet in den genannten seitlichen konvergierenden Wirbeln der Kieferäste; die kaudale ist nicht so deutlich, sie fließt zu beiden Seiten in die Begrenzungskonvergierende des dorsalen und ventralen Strom- gebietes. Konvergierende Wirbel sind in der erwähnten Kniefalten- gegend etwas Gewöhnliches. Das kaudale Zentrum, der Leistenwirbel, ist ebenfalls in die Medianlinie zusammengerückt. Im ganzen konnten drei Divergierende beobachtet werden, wovon die eine längs der ventralen Medianlinie kranial zieht und die beiden anderen gegen das Kniegelenk verlaufen. Es resultiert die Haarrichtung des Schlauches, der Mamma und des Hodensackes entsprechend diesem Ausbreitungs- modus. Die Hinterbacken zeigen die Ausläufer des divergierenden Rückenstromes. Auf der vorderen Extremität sieht man besonders deutlich die Divergenz der Borsten nach außen, später zeigen sie bodenwärts. Eine Konvergierende ist hier immer anzutreffen, die über dem Ellbogengelenk mit dem konvergierenden Ellbogenhöckerwirbel beginnt und erst tief unten endet; sie liegt mehr lateral; auf der hin- teren Extremität ist sie nicht immer sichtbar. IV. Fleischfresser. Katze. Bei der Katze kommen konstant mehrere divergierende Haarwirbel vor, welche mehr oder weniger gut ausgebildet sind, und zwar je zwei Augen-, Ohren-, Nasen-, Achsel- und Leistenwirbel. Die Grenzen zwischen den einzelnen Feldern sind nicht gut sichtbar, was durch die Beschaffenheit des Haarkleides bedingt ist. Am Kopfe sind es die Augenwirbelströme, die das größte Ausdehnungsgebiet umfassen; der mediale Augenwinkel stellt das Zentrum dar, von welchem man zwei divergierende Linien, ohrenwärts die eine und nasenwärts die andere, bemerkt. Letztere endet im seitlichen Nasen- kreuz, erstere ist auch kurz und endet im lateralen Ohrkreuz. In der dorsalen Medianlinie des Kopfes konvergieren die Augenströme über dem Nasenrücken deutlich, oral werden sie parallel; in der Mitte wird das Nasenrückenkreuz gebildet. Die parallele Haarrichtung mit 190 der Medianlinie am Hinterhaupte setzt sich über den ganzen Rücken und auf den Schweif fort. Das Zentrum des Nasenwirbels ist der laterale Winkel des fast dreieckigen Nasenloches; die feinen Härchen der dorsalen Haargrenze am Nasenspiegel haben die Spitzen nasal gekehrt und konvergieren. Eine kurze Divergierende ist in der Mitte auf der Oberlippe, sie sendet Ströme nach beiden Seiten aus, deren Haare zum Mundspalt fast parallel sind. Die ventrale mediane Divergierende der Unterlippe zieht bis zum Brustbein und endet im Brustkreuz. Der divergierende Ohrwirbel hat eine beschränkte Aus- dehnung; fingerbreit nasal endet die Divergierende vom Augenstrom im Ohrkreuz. Die übrigen Anteile versorgen die innere Ohrmuschel; die Haarwurzeln sind sämtlich, auch längs des Ohrrandes, dem inneren Ohre zugekehrt. Die Wangen und der Hals in seinem ganzen Umkreis werden von den Fortsetzungen der beschriebenen diver- sierenden Haarströme bedeckt, deren Spitzen schwanzwärts zeigen. Die langen und starken Sinushaare der Oberlippe sind in ungefähr vier zur Mundspalte parallelen Linien angeordnet; andere Sinus- haare sind noch über dem oberen Augenlide, dann vereinzelt an den Wangen und ganz dünne Langhaare auch am Kinn. Die Richtung dieser Haare ist überall der der Deckhaare homolog. Die Haarrichtungen an den ventralen Körperflächen und an Teilen der Extremitäten werden durch die divergierenden Achsel- und Leistenwirbel bedingt. Das deutliche Zentrum des Brust- oder Achselhöhlenwirbels ist, wie der Name sagt, entweder auf der Brust oder auch mehr in der Achselhöhle, ja manchmal in der Gegend des halben Oberarmes gelegen. Die Wende ist unbestimmt. Diese Ströme bedecken die vorderen Extremitäten dorsal vom Ellbogen abwärts, die Seitenbrust, den Bauch bis in die Verbindungslinie der Knie- gelenke. Es entspringen zwei Divergierende, wovon die eine zur Brust- beinspitze und die andere auf die vordere Extremität dorsal zieht. Konvergierende sind zu finden: 1. halbbogenförmig von einem Bug- selenk zum anderen — in der Medianlinie das Halskreuz enthaltend —, 2. beim Zusammentreffen beider Brustwirbelfelder in der ventralen Medianlinie bis zum Bauchkreuz, 3. im eigenen Felde auf der volaren Seite, am Ellbogenhöcker beginnend, bis zum Anhangsballen. Die dista- len Extremitätenenden zeigen nichts Auffallendes; die Haarspitzen zeigen bodenwärts, die Krallen und Zehenballen der Pfoten einsäumend. In der Leistengegend findet sich das Zentrum des zweiten ven- tralen Haarfeldes; es ist undeutlich, doch die Divergierende, die bis 191 zum Knie auf der dorsalen Fläche der hinteren Extremität wahr- nehmbar ist, läßt das Zentrum finden. Es dehnt sich nach vorn bis zum Bauchkreuze aus und bedeckt auch die Genital-, Mittelfleisch- und Aftergegend. Die kaudale Divergierende ist undeutlich, sie endet zwischen After und Sitzbeinhöcker. In der ventralen Medianlinie ent- steht ebenfalls eine Konvergierende, die am Bauchkreuz beginnt, bei männlichen Tieren den konvergierenden Peniswirbel enthält und auch ein Hodensackkreuz formt. Vom Sprunggelenkhöcker bis fingerbreit vor die Pfoten zieht auf der plantaren Seite eine schwach angedeutete Konvergierende. Sonst verhalten sich die hinteren Extremitäten wie die vorderen; in der Mitte zwischen den Zehengliedern finden sich oft divergierende Haarwirbelzentren, wobei auch entsprechend kurze konvergierende Linien entstehen. Hund. Die von SIEGEL (4) zwecks Beschreibung der Haarrich- tungen untersuchten Hunde ergaben kein eigentliches Rassenmerkmal; auch ich konnte kein solches finden, vermißte aber die Unterscheidung von konvergierenden und divergierenden Wirbeln bei SIEGEL, die, nebenbei gesagt, schon von Voter definiert wurden, und ziehe seine Beschreibungsweise vor, um noch einige Anomalien anzugeben, die mir aufgefallen sind. Das Zentrum des divergierenden Nasenwirbels liegt — manchmal deutlich sichtbar — in der Medianlinie über der Nase. Von hier aus geht eine breite Divergierende am Nasenrücken, von welcher die Haare über die Oberlippen, Wange und die Augenbögen lateral ziehen. Innerhalb dieses Feldes ist zunächst der divergierende Augenwirbel eingeschaltet. Das Zentrum ist auch hier der mediale Augenwinkel; eine kurze Konvergierende ist stets vorhanden. Die Ströme des unteren Augenlides gehen in den divergierenden Nasenstrom mit Bildung eines kleinen Kreuzes vor dem medialen Augenwinkel über. Der divergierende Unterlippenwirbel, oft gut entwickelt, mit deut- liehem Zentrum, schickt Ströme parallel zur ventralen Medianlinie und verschmilzt, hie und da eine kurze Konvergierende im lateralen Mundwinkel bildend, mit den Wangenströmen, um auf den Hals überzugehen, woselbst mehrere Störungen vorkommen, darunter ventral manchmal der divergierende Halswirbel, der selbst bei Tieren eines und desselben Wurfes bezüglich Vorkommens und Lage variiert. Das Ohrenzentrum ist herausgerückt; es findet sich vor dem Ohre; seine Strahlen formen nasal eine gebogene konvergierende Linie (siehe Katze); die oralen Ströme gehen in das eigentliche Ohrwirbel- 192 feld über, bedecken das innere Ohr, treten aber auch auf die seitliche Halsfläche, woselbst sie wieder zur Bildung konvergierender Linien Anlaß geben, die eine verschiedene Lage haben können, oder fehlen auch, wenn der untere Halsstrom mehr in der Richtung des Halses zieht. Das Ohrkreuz ist nicht immer gut sichtbar. Am Hinterhaupte in der Atlasgegend, zu beiden Seiten treten beim Hunde manchmal divergierende Hinterhauptswirbel auf; sie gehen in den Halsstrom über. Die dorsomediale divergierende Linie setzt sich auf dem Hals und Rücken fort; man kann sich mehrere divergierende Linien aus ihr entsprungen denken, und zwar eine Augen-, eine Ohren- und eine Halsdivergierende. Ausläufer der ventralen medialen Divergierenden bilden am Halse mit der Halsdivergierenden das seitliche Halskreuz in einer verschieden gelagerten Konvergierenden, die mitunter auch fehlen kann. (Schluß folgt.) Bücherbesprechung. Gehirn und Rückenmark. Leitfaden für das Studium der Morphologie und des Faserverlaufes von Emil Villiger. 4. Auflage. Mit 253 z. T. farbigen Abbildungen im Text. Leipzig, Wilhelm Engelmann. 1917. VII, 318 S. Preis geb. 14 M. In der soeben erschienenen vierten Auflage des vortrefflichen Werkes von VILLIGER in Basel sind im zweiten Hauptabschnitt (Faserverlauf) wesent- liche Änderungen gegen die früheren Ausgaben (zweite: 1910; dritte: 1912) vorgenommen worden. Einzelne Kapitel, eigentlich das gesamte Central- nervensystem mit Ausnahme des Großhirns, wurden vollständig umgearbeitet, andere (Bau der Hirnrinde, Rückenmark, Übersicht der Hauptbahnen) er- weitert. Neu aufgenommen wurde ein Abschnitt über das sympathische System. Besondere Berücksichtigung fanden ferner wichtigere pathologische Verhältnisse bei der Besprechung einzelner Hirnnerven und bestimmter Leitungsbahnen. Die Abbildungen wurden um 21 vermehrt, außerdem einige durch neue ersetzt. Die Ausstattung ist wie in den früheren Auflagen eine ausgezeich- nete, der Preis ein angemessener. Das Werk des Baseler Neurologen wird für Anatomen wie Praktiker ein klarer und zuverlässiger Leitfaden in dem Labyrinth des menschlichen Centralnervensystems sein. Jena, 1. Mai 1917. B. Abgeschlossen am 11. Mai 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. — 50. Bd. sx 20. Juni 1917. x | No. 9. Innatt. Aufsätze. A. Forster, Über zwei Fälle einer seltenen Arterien- varietät an der Ansatzsehne des Biceps brachii. Mit 7 Abbildungen. S. 193 bis 204. — Theodor Niedoba, Untersuchungen über die Haarrichtung der Haussäugetiere. (Schluß) S. 204--216. — Ivar Broman, Uber rätselhafte endokrine (?) Drüsenhaufen in der Schnauze des Gürteltieres. Mit 3 Abbil- dungen. S. 217—222. — Ivar Broman, Die Parotis der Myrmecophaga — eine Oberlippendrüse. Mit einer Abbildung. S. 222—224. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über zwei Fälle einer seltenen Arterienvarietät an der Ansatz- sehne des Biceps brachii. Von Dr. A. ForsTERr, Privatdozent und Assistent am anatom. Institut Straßburg i. E. . Mit 7 Abbildungen. Die Feststellungen von Varietäten der Art. brachialis und deren sachgemäße Beschreibungen sind so zahlreich in der Literatur vor- zufinden, daß ein jeder Fachgenosse sich gewissermaßen überreichlich über jede besondere sich immer wieder darbietende Modalität in der Bildung orientieren kann. Ich brauche bloß an das Tafelwerk von TIEDEMANN!), an dasjenige von QuAın?), an die Monographien von DUBREUI®) und GRUBER®) zu erinnern, an die Dissertation von 1) TIEDEMANN, FR., Tabulae arteriarum corporis humani. 1822. 2) Quaıs, R., The anatomy of the arteries of the human body, mit Atlas, 1844. 3) DUBREUIL, J. M., Des anomalies artérielles, mit Atlas, 1847. 4) GRUBER, W., Neue Anomalien als Beiträge zur physiologischen, chirur- gischen und pathologischen Anatomie. 1849. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze, 13 194 BaADer!), an die sachlichen Untersuchungen AscHorrs?), Ruczs3), Bavers?) und schließlich an die Arbeiten von JOESSEL?), G.SCHWALBE, PFITZNER®), ZUCKERKANDL?), EH. SCHWALBE®), GOEPPERT®) und Erık MULuER?!°); so wird es vielleicht überflüssig erscheinen, den Gegenstand zu berühren, um so mehr als Strepa14) in allerjüngster Zeit zusammenfassend und von weiterem Gesichtspunkte aus die häufigeren eigenartigen arteriellen Bildungen an Oberarm, Unterarm, und Hand zugleich im Hinblick auf die Homologie mit der unteren Extremität in ihrem Wesen dartut. Immerhin dürfte die Beschreibung eines Falles besonderer arterieller Organisation am Oberarm und in der Ellbogenbeuge hier einige Zeilen beanspruchen insofern, als dieselbe, abnorm auch im Sinne STIEDAS, gewissermaßen in den pathologischen Formenkreis hineinspielt oder doch mindestens zu krankhaften Bildungen eventuell Anlaß hätte geben können. So werde ich mich dem Verdacht entziehen, 1) BAADER, Über die Varietäten der Armarterien des Menschen und ihre morpholog. Bedeutung. Inaug.-Diss. Bern. 1866. 2) ASCHOFF, H., Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Arterien beim menschlichen Embryo. Morph. Arbeiten, Bd. 2, S. 1—36. 3) Rugz, G., Beitrag z. Gefäßlehre des Menschen. Morph. Jahrb., Bd. 9, 1884, S. 329—388. 4) BAYER, L., Beitrag zur vergleichenden Anatomie der Oberarmarterien. Morph. Jahrb., Bd. 19, 1893, S. 1—42. 5) JOESSEL, G., Lehrbuch der topogr.-chirurg. Anatomie. Erster Teil. 1884. 6) SCHWALBE, G., und PFITZNER, W., Varietäten-Statistik und Anthro- pologie. 1. Mitteilung. Anat. Anz., 1889, S. 705—714. —, Varietäten-Statistik und Anthropologie. 2. Mitteilung. Anat. Anz., 1891, S. 573—590. —, Varietäten- Statistik und Anthropologie. 3. Mitteilung. Morph. Arbeiten, Bd. 3, 1894, S. 459 —490. 7) ZUCKERKANDL, Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Ar- terien des Vorderarms. I. Teil. Anat. Hefte, Bd. 4, 1894, S. 1—98; II. Teil ebenda, Bd. 5, 1895, S. 157—207. 8) SCHWALBE, E., Beitrag zur Kenntnis der Arterienvarietäten des mensch- lichen Arms. Morph. Arbeiten, Bd. 8, 1898, S. 1-47. 9) GOEPPERT, E., Die Beurteilung der Arterienvarietäten der oberen Glied- maße bei den Säugetieren und beim Menschen auf entwickelungsgeschichtlicher und vergleichend-anatomischer Grundlage. Ergebnisse der Anat. und Entwicke- lungsgesch., Bd. 14, 1904, S. 170—233. 10) MÜLLER, E., Beiträge zur Morphologie des Gefäßsystems. Anat. Hefte, Bd. 27, 1905, S. 71—242. 11) STIEDA, L., Die Varietäten der Arterien der Extremitäten des Menschen. Anat. Anz., Bd. 49, 1916, S. 535 —549. 195 die so reiche Kasuistik der Arterienvarietäten am Arm ohne triftigeren Grund belastet zu haben. Es handelte sich um die rechte obere Extremität eines an Leber- cirrhose gestorbenen, 57jährigen Mannes, welche in diesem Winter- semester auf dem Präpariersaal verarbeitet wurde. Die Arterien waren gut mit derüblichen Wachs- Os masse injiziert. An dem Präparat | (Abb. 1), welches im übrigen mehrere in ihrem Wesen nur un- bedeutende Eigentümlichkeiten der Schlagaderverteilung darbot, ließ sich nun weiterhin eine beson- dere, stark ausgebildete arterielle Schlinge erkennen, welche in ganz ungewöhnlicher Weise um die Bi- cepssehne gelegt war, dicht ober- halb ihres Ansatzes an der Tube- \ rositas radii. Verfolgte man den f Stamm der Oberarmarterie von f der Achselhöhle ab in distaler Richtung, so kam man zunächst, etwas nach unten von dem freien Rande des Pectoralis major, im mittleren Drittel des Oberarmes, auf eine Brachialis superficialis inferior(SCHWALBE), welche sich als Art. radialis weiter fortsetzte. Sie oe EN REN ee Fie nt “ ses: ii ys >» x eaters > |; Be ao Hy --A.br. sup. inf. a ater erm ikl Pr Spree a Ses a u \ > or } me) 2) o > Abb. 1. Rechter Arm eines 57 jährigen Mannes in Vorderansicht. '/, natürliche Größe. Die oberflächlichen Muskeln sind ausprapariert. Der Lacertus fibrosus ist an seiner Basis abgesetzt. Der M. brachio- radialis ist lateralwärts abgezogen. Die Arterienverteilung ist gut zu übersehen. a Arterielle Schlinge um die Bicepssehne; A. br. prof. Art. brachialis pro- funda; A. dr. sup. inf. Art. brachialis superficialis inferior; A. rad. Art. radialis. war medial gelegen von der eigentlichen Art. brachialis prof. und von dem N. medianus, was (nach Hanus und Krauss) gegenüber der late- ralen Lagerung das seltenere Verhalten ist. In ihrem Kaliber erschien sie 13* 196 dabei eher ecwas schwach, unbedeutender als die weiterziehende Art. brachialis profunda, doch nicht besonders reduziert, als daß immediat auf eine weitere Eigenart in der Bildung geschlossen werden konnte. Dicht an der Ellbogenbeuge, in dem Niveau des oberen Randes des Epi- condylus medialis humeri fand sich nun eine weitere Teilung der Art. brachialis profunda, deren Kaliber in ganzer Länge von der Abgangs- stelle der Art. brachialis sup. inf. bis dahin nur wenig verändert war. Die zwei aus der Spaltung resultierenden Teiläste waren annähernd Abb. 2. Kopie aus R. Quam, The anatomy of the arteries of the human body, 1844. Taf. 34, Abb. 2. Two large branches, into which the brachial artery divided, are connected by a short branch at the elbow. 1/, Originalgröße. g Biceps; i Brachialis internus; k Inner condyle of the humerus; / Pro- nator teres muscle; m Supinator longus. 2 Brachial; 5 Radial; 57 Radial below the end of the elbow; 77 A short com- municating branch between radial and ulnar; 8 Ulnar. gleich stark. Der eine mediale zog als Art. brachialis (Art. cubitalis STIEDA), die Richtung des Haupt- stammes weiterführend, distal- wärts; der andere ging in nahezu rechtem Winkel radialwärts ab zwischen der Vorderfläche des M. brachialis (internus) und der dor- salen Seite der eigentlichen Biceps- sehne; um deren lateralen Rand bog er sich alsbald um, gelangte weiterhin auf die Vorderfläche der- selben in querem Verlaufe bis zum oberen Rand des M. pronator teres, um hier in freie anastomotische Verbindung mit der zur Art. ra- dialis gewordenen Art. brachialis superficialis inf. zu treten. Auf- fallend war vor allem die starke Ausbildung dieses besonderen arte- riellen Bogens, von welchem zahl- reiche Muskeläste für die Nachbar- schaft neben der Art. recurrens radialis entstammten. Das starke Kaliber tat sich speziell noch darin kund, daß die Art radialis distal- wärts vonihrer Anastomose stärker war als in ihrem proximalen Ab- schnitt. In anderen Worten, der Hauptteil des zur Art. radialis geführten Blutes passierte den arte- riellen Arcus um die Bicepssehne, welcher, was besonders zu notieren 197 ist, durch keinen Sehnenbogen irgendwelcher Art geschützt war vor der mechanischen Einwirkung dieser letzteren. — Der geringere Zufluß stammte direkt aus der Brachialis superficialis inf. — So war denn auch der hinter der Bicepssehne gelegene Abschnitt des mit Wachsmasse injizierten Arcus arteriosus bei der Streckstellung des Armes ganz plattgedrückt in ventrodorsaler Richtung. So mögen in ähnlicher Weise immer wieder im lebenden Zustande an dem Individuum Zirkulationsstörungen in diesem Arterienast bestanden haben, bei jeder Streckung des Armes, schon bei passivem Herun- terhängen des Vorderarmes. So dürfte sich die Annahme ohne wei- teres Geltung verschaffen, daß die Bildungsanomalie in früheste Ent- wickelungszeit zurück zu verlegen sei, zu einer Epoche, wo die Beuge- stellung des Armes die dauernde Haltung darstellt. Daß durch die in späterer Entwickelungsphase immer wiederkehrende Compression der Arterienwand eine Usur der- selben, mit eventuell nachfolgendem Aneurysma, hätte entstehen können, sei nur angedeutet. Tatsächlich er- schien an der Druckstelle der Quer- schnitt der Wand etwas verdünnt gegenüber den angrenzenden Teilen. — Was den Modus der Entwicke- lung des eigenartigen Arterienbogens anbetrifft, so erscheint die Erklärung am zwanglosesten gegeben durch die Annahme einer Anastomose eines Ramus medialis der Art. recurrens radialis mit einem zum unteren Ende des Biceps bzw. zum Bra- chialis (internus) gehenden Muskel- Abb.3. Kopie aus R. Quaın, The anatomy .... Taf. 34, Abb. 3. The brachial artery a its commencement di- vides into two branches. These reunite and form a single trunk, which speedily gives the radial and ulnar branches in the usual way. 1/, Originalgröße. d Latissimus dorsi; f coraco-brachi- alis muscle; g Biceps; h Triceps; 7 Bra- chialis internus; & Inner condyle of the humerus. 1 Axillary; 27, al, Two bra- chial arteries which unite at the bend of the elbow; 5 Radial; 7 Reunion of the two parts of the brachial artery ; 8 Ulnar. aste der Art. brachialis profunda, bei Bestehen einer Art. brachialis superfieialis inf. — Auf diesem Wege dürfte sich ja wohl auch, 198 nebenbei bemerkt, der radiale tiefe Verlauf der „hoch abgehenden‘ Radialis in Begleitung des N. musculo-cutaneus veranschaulichen lassen [LaNGER!), Henue?), Porrrer’)|. Daß im übrigen quer verlaufende arterielle Verbindungsbrücken beim Auftreten von Brachiales superficiales, beim „hohen Abgang“ der Ulnaris bzw. der Radialis, in der Ellbogenbeuge vorkommen, ist eine gut bekannte Erscheinung. TIEDEMANN®) bildet eine solche transversale Gefäßkommunikation ab. QuAın bringt in seinem Atlas zwei schöne Fälle zur Abbildung (vgl. Abb. 2 u. 3)5). DuBre&uvır$) gibt in gleicher Weise eine typische Darstellung solcher Verbindung, 1) LAngER im Protokoll der Sektionssitzung f. Physiologie und Pathologie vom 7. Februar 1881, Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1851, Bd. 1, S. LXXIV: „Herr Prof. Dr. LANGER besprach eine seltene, von ihm bis jetzt noch nicht beobachtete Varietät der Art. brachialis. Der Stamm dieser Arterie teilt sich nämlich hoch oben am inneren Rande des M. coraco-brachialis; die daselbst entstandene Art. radialis ging unter diesem Muskel durch nach außen . und verlief im Sulcus bicipitalis externus in den Ellbogenbug, von wo an ihr Ver- lauf normal war. Die Bicepssehne wurde somit nach beiden Seiten hin von Ar- terien begrenzt, und zwar nach innen vom Hauptstamm, nach außen von der Art. radialis.‘ 2) Hentz, J., Handb. der Gefäßlehre des Menschen, 1868, S. 261. 3) POIRIER, P., Traité d’anatomie humaine, 1902, T. II, S. 734. 4) TIEDEMANN, FR., Tabulae arteriarum corporis humani, 1822, Taf. XV. 5) Quaın, R.,1. c., S. 264—265: „The arteries resulting from the premature division of the trunk‘ — gemeint ist die Arteria brachialis — „remain in most cases distinct and independent, one of the other, to their ultimate distribution; but a communication is occasionally found to be established between them. The communications usually occur near the bend of the arm, and they are various in their kind. In one case the connexion is effected by a short intervening artery; in another, actual reunion of the branches takes place. Only a single example of reunion of the branches has come under my immediate observation. In it the brachial artery separated near its commencement into two parts, which again become united at the lower part of the arm into a single trunk, which, after a short course, divided in the ordinary manner of the brachial. See plate 34, figure 3. This conformation of the vessels was first described by Dr. QuAIn, from a case which he observed; and another example of it has been referred to in a former part of this work. — Connexion of the branches by an intervening artery. — In all the examples of this particularity that I have observed (the number of those recorded in the table is nine), the connecting artery extended from the larger (ulnar-interosseous) branch to the radial or the radial recurrent. Its form varies- being in one instance a short, thick, straight branch; in an other of greater length and giving small offsets; in a third, curved and winding round the tendons of the biceps muscle.“ 6) DUBREUIL, J. M., |. c., Taf. VII, Abb. 3. 199 welehe auch im Hexte’schen Handbuch Eingang fand. In neuerer Zeit teilt LAWRENCE!) einen derartigen Fall mit, unter Hinweis auf die spezielle Literatur. Sehr selten dürfte dagegen die in unserem Falle vorliegende arte- rielle Schlingenbildung um die Bicepssehne sein. Einzig und allein in ihrer Art .steht sie allerdings nicht da, was ja wohl a priori bei dem Grade der Variabilität des Arteriensystems zu erwarten ist. So reiht sich die von GALINOS und FARABEUF?) be- schriebene Varietät unserem Befunde wür- dig und ebenbürtig an. Die Art. brachialis pro- funda teilte sich bei einem muskelstarken Manne in der Ellbogen- beuge (vgl. Abb. 4) in zwei nahezu gleich starke Äste. Der eine, 6 mm breit, wurde nor- mal zur Art.ulnaris, der andere von 5 mm Quer- durchmesser verlief schräg lateral- und distalwärts hinter der Bicepssehne, zwischen Abb. 4. Kopie aus Gauinos et FARABEUF, Anomalie des arteres du membre supérieur, Bulletins et mémoires de la Société anatomique de Paris, 1907, LXXXII. année, S. 154. !/, Originalgröße. 1) LAWRENCE, T. W. P., High division of the Brachial Artery with Reunion of Branches. Proceed. of the anat. Society of Great Brit. and Ir. Journ. of Anat., Bdge, 190T, p: XX, Tr Fıg. 2) GaLinos et FARABEUF, P., Anomalie des artéres du membre supérieur. Bull. et Mem. de la Soc. anatom. de Paris, 1907, LX XXII. année, 8. 153—155. 200 dieser und dem Brachialis (internus) und ging an deren lateralem Rand als Radialis auf den Vorderarm weiter, nachdem er als Zuwachs eine dünne Brachialis superficialis superior aufgenommen, welche ihrerseits, unter dem Lacertus fibrosus hervortretend, die Vorderseite der echten Bicepssehne passierte. Die arterielle Schlinge um diese letztere war außerordentlich typisch, ge- nau wie in dem von uns be- schriebenen Präparate. Ein vollständig _unwesentlicher Unterschied lag darin, daß die Brachialis superficialis als „superior“ über der Medianus- schlinge entstammte und im ganzen etwas sehr dünn war, wie es aus der Abbildung un- mittelbar zu entnehmen ist. GALINOos und FARABEUF fan- den auch keinen schützenden Sehnenbogen hinter dem Bi- ceps, heben im Gegenteil die Anwesenheit eines kleinen Schleimbeutels hervor! Auch ihnen erscheint die Varietät Abb. 5. Kopie aus R. Quart, The anatomy .... Taf. 35, Abb. 3. The “vas aberrans” joins the radial. The latter has an unusual course behind the tendon of the biceps muscle. The arrangement may be stated to be this: namely, that the radial artery has a double origin, one (the ‘‘vas aberrans’’) from the axillary, the other from the brachial. 1/, Originalgröße. e Biceps; f Triceps; g Brachialis anticus; 4 Inner condyle of the humerus; i Upper part of the pronator teres; & Supinator longus. 2 Brachial; 3 “Vas ab- errans”; 4 Radial; 5 Ulnar. äußerst selten, gewissermaßen unbeschrieben. Doch den sorgsamen Forschungen des vorigen Jahrhunderts konnte sie wohl nicht ent- gangen sein! In dem bereits oben erwähnten Tafelwerk von QUAIN finden wir nämlich in der Tat zwei eigenartige Arterienbildungs- 201 formen wiedergegeben, welche sich an unseren Befund unmittelbar anschließen lassen (HEentLE hat dieselben in seiner umfangreichen Reihe der Arterienvarietäten nieht übersehen). Das Charakteristische an den beiden Fällen von QuAIN ist, daß sich die ar- terielle Schlinge als ein ge- ringer Ast darbietet; daß von einer Spaltung der Art. brachialis profunda zur Bildung der auffallenden Formation nicht die Rede sein kann. In dem einen Falle (Abb. 5) findet sich der Abgang des hinter dem Biceps verlaufenden dünnen Ramus von der Art.brachia- lis profunda noch etwas weiter distalwärts als an unserem Exemplar. Die Verbindung mit der „hoch abgehenden‘“ Art. radialis tritt prinzipiell in ganz ähn- licher Weise ein, mit dem Unterschied, daß das ge- nannte Gefäß verhältnis- mäßig sehr dünn ist und von Quaiın deshalb als ‚, Vas aberrans‘‘ bezeichnet ist. Abb. 6. Kopie aus R. Quaıs, The anatomy... Taf. 34, Abb. 4. The two arteries, into which the brachial divides (radial and ulnar), are brought into communication by a branch which pursues a circuitous course round the tendon of the biceps muscle. !/, Originalgröße. f Coraco-brachialis muscle; g Biceps; h Triceps; k Inner condyle of the humerus; 2 Pronator teres muscle. 2 Brachial; 5 Radial; S Ulnar; 10 Median. Bedeutsam ist weiterhin der Umstand, daß infolge der Lagerung des ,, Vas aberrans‘‘ ausgesprochen lateral von der Arteria brachialis pro- 202 funda die Schlingenbildung an sich viel unvollständiger ist und die ventrale Bicepsseite kaum berührt wird. Von noch geringerer Be- deutung, d. h. Entwickelung, erscheint das die arterielle Schlinge dartuende Gefäß in dem zweiten Falle von Quaın (vgl. Abb. 6). Die im unteren Drittel des Oberarmes sich entwickeln- ss, den, annähernd gleich star- EIERN. ken Art. ulnaris und Art. ST, eG Ra RN radialis sind ganz tief distal, —— i, in der Ellbogenbeuge durch ein verhältnismäßig sehr zar- tes von der dorsalen Seite der Bicepssehne um deren late- ralen Rand auf die Vorder- fläche sich umschlagendes Ge- fäß in anastomotischer Ver- bindung. Hier ist die Schlin- genbildung viel ausgepragter, ganz ähnlich wie in unserem Falle, um so unansehnlicher dagegen das Kaliber. Der Zufall wollte es nun, daß ich in allerletzter Zeit eine ganz ähnliche Dispo- sition, wie zuletzt geschil- dert, zu Gesicht bekam. An Abb. 7. Linker Arm einer 62- jährigen Frau in der Vorderansicht. 1/, natürl. Größe. Die oberfläch- lichen Muskeln sind auspräpariert. Der Lacertus fibrosus ist an seiner Basis abgesetzt. Der M. brachio- radialis ist lateralwärts abgezogen. Die Arterienverteilung ist gut zu übersehen. a Arterielle Schlinge um die Bicepssehne; A. br. prof. Art. brachialis pro- funda; A. dr. sup. sup. Art. brachialis superficialis superior; A. rad. Art. radialis. dem linken Arm einer 62jährigen an Ösophaguskarzinom verstorbenen Frau fand ich eine arterielle Verteilung, die mit dem eben von QuAın charakterisierten Fall unmittelbar zu vereinbaren ist. Von a der Art. brachialis profunda ging (vgl. Abb. 7) in der Ellbogenbeuge in der Höhe des Epicondylus medialis humeri ein kleines Gefäß schräg distal- und lateralwärts ab, welches der hinteren Fläche der Biceps- sehne zunächst angelegt war, sich um deren lateralen Rand ventralwärts umbog, auf die Vorderseite der Sehne gelangte und in die Art. radialis einmündete. Von dem arteriellen Bogen gingen mehrere Äste ab an die Umgebung, speziell spaltete sich auch die Art. recurrens radialis von demselben ab. Genau wie in dem oben von mir beobachteten Fall entstammte die Art. radialis weit proximal am Oberarm von der Art. brachialis profunda, hierselbst von der Art. axillaris durch Vermittelung der Art. brachialis superficialis superior, die an sich gut entwickelt war. Jedenfalls war distalwärts von der Anastomose eine besondere weite Zunahme des Lumens nicht bemerkbar (wie oben, Fall 1). Im übrigen verlief die Art. brachialis superficialis lateral von dem Hauptgefäßstamm und wie oben (Fall 1) unter dem Lacertus fibrosus hindurch. Die Bedeutung dieses zweiten Falles liegt in der Hauptsache darin, daß die um die Bicepssehne gelegte arterielle Schlinge nicht die oben bereits geschilderte hohe differenzierte Speziali- sierung angenommen hatte insofern, als das Kaliber nicht so groß war und den Entwickelungsvorgang deutlicher aufwies; offenbar aus einer Anastomose der Art. recurrens radialis mit einem von der Art. pro- funda brachii an die Hinterfläche des Biceps bzw. an die Vorder- seite des Brachialis (internus) gehenden Ast (wie oben angenommen). Interessant war, daß auch in diesem Falle die Kompression auf die hinter der Bicepssehne gelegene Portion der arteriellen Schlinge nach- weisbar war. Die Wandung war durch Druckwirkung etwas verdünnt. — Andere auffällige Erscheinungen waren aber nicht vorhanden. Daß im übrigen am Ansatze des Biceps noch anderweitige Besonderheiten arterieller Art vorliegen, dürfte nicht unbekannt sein. Ich habe hier nicht den oberflächlichen Verlauf der Art. brachialis superfieialis über dem Lacertus fibrosus im Auge, so interessant er ja an sich auch in praktischer Hinsicht sein mag, ich meine die Durehbohrung dieser ulnaren Bicepsinsertion durch ein arterielles Gefäß insofern, als auch in diesem Falle eine mechanische Störung in Frage kommen kann. DuUBREUIL!) 1) DUBREUIL, 1. c., S. 161: ,,Au pli du bras la radiale traversait Paponévrose du biceps pour devenir sous-cutanée ... Sur un autre sujet, et toujours 4 droite, la radiale rudimentaire, venant du tiers inférieur de Phumerale, s’engageait dans une ouverture annulaire spéciale de P’expansion aponévrotique du tendon du biceps“ (pl. VII, fig. 1). 204 und W. GRUBER!) zählen solche Fälle in der Mehrzahl auf und bilden sie ab. In Brimxs?) kasuistischem Beitrag ist ein Fall beschrieben und bildlich wiedergegeben. Insbesondere legt GRUBER großen Nach- druck darauf und detailliert sehr. — Bei der Art der Entwickelung des Lacertus fibrosus ist jedoch das Auftreten solcher Gefäßeigenarten ohne weiteres verständlich im Falle ungewöhnlicher proximaler Los- lösung der Vorderarmarterien (Radialis und auch Ulnaris) von dem Hauptgefäßstamm. — Ich wollte nur bei der Aufstellung des Bildes der arteriellen Varietäten am Bicepsansatze auch dieser an sich höchst interessanten, jedenfalls in frühester Entwickelung erworbenen Form gedenken, speziell mit dem Hinweis auf eventuelle konkommitierende Diffikultäten in der Blutströmung durch die ungewöhnliche Gefäßbahn. Straßburg, den 15. Februar 1917. 1) GRUBER, W., l. c., S. 37—38. 2) BREME, G., Kasuistischer Beitrag zur Kenntnis der Anomalien der Arm- arterien. Ztschr. f. Morph. u. Anthropol., Bd. 1, 1899, S. 490. — In einem zweiten Fall durchbohrte die Art. mediana den Lacertus fibrosus. (Eingegangen am 26. Februar 1917.) Nachdruck verboten, Untersuchungen über die Haarrichtung der Haussäugetiere. Vorläufige Mitteilung. Von Tierarzt Dr. THEODOR NIEDOBA. (Aus dem Anatomischen Institut der k. und k. Tierärztlichen Hochschule in Wien. Vorstand: o. 6. Professor Dr. Kart SKoDA.) (Schluß.) Während der Rücken und ein großer Teil der lateralen Körper- flächen von den dorsalen Zentren versorgt werden, sind die ventrale Körperfläche und Teile der medialen und lateralen Flächen der vorderen Extremität in das Gebiet der divergierenden Brustwirbel einzureihen. Der divergierende Brustwirbel ist leicht auffindbar und hat gewöhnlich eine deutliche Wende. Drei divergierende Linien kann man hier entspringen sehen, und zwar eine medianwärts, die zweite kranial und die dritte auf die Extremität hinziehend. In der ven- tralen Medianlinie vom Brustbein bis zum After läßt sich eine Scheide- grenze zwischen den Behaarungsfeldern der beiden Körperhälften nach- 205 weisen. Auf der Brustbeinspitze befindet sich dureh Beihilfe der konvergierenden Linie, die das Gebiet des Brustwirbels gegen den ventralen Halsstrom abgrenzt, ein konvergierender Wirbel. Innerhalb dieser medialen Konvergierenden ist noch ein zweites Halskreuz zu finden, ebenso ein solches in der Mitte am Brustbein. Der Strom der medialen Extremitätenfläche schlägt sich in der Ellbogengegend auf die dorsale Seite um. Der mediale und laterale Strom bilden ellbogen- abwärts eine Konvergierende, wobei in der Ellbogengegend ein eben- solcher Wirbel entsteht. Hinter dem Brustkreuz zeigen die Härchen eine verschiedene Lage zur Medianen und werden erst auf der Bauch- fläche, längs des Rippenbogens ungefähr, einerseits vom Rückenstrom, mit dem sie hinter dem Ellbogen verschmelzen, anderseits vom Strome, der hier kraniale Ausläufer hat (Leistenstrom), in einem Bogen mitgerissen. In der Nabelgegend findet sich ein konvergieren- der Wirbel. Das Leistenzentrum ist undeutlich ausgeprägt; seine Ausdehnung erstreckt sich kranial in die Nabelgegend, kaudal bis an den After. Meist sind drei divergierende Linien sichtbar. Die kraniale endet mit einem Kreuz in der Kniefalte, die mittlere versorgt die mediale Fläche der hinteren Extremität und schlägt sich ebenfalls auf die dorsale Seite um. Kaudalwärts endet die dritte Divergierende oberhalb des Sprunggelenkhöckers in einer kurzen Konvergierenden mit Bildung eines Kreuzes. Von der dritten Konvergierenden zieht noch ein Ast schwanzwärts und endet in der Mittelfleischgegend oder neben dem After. Der Strom des Rückens, der hinteren Extremität und der letztgenannten divergierenden Linie verursachen in der Regel auf den Sitzbeinhöckern einen beim Hunde charakteristischen kon- vergierenden Wirbel. Die Mannigfaltigkeiten in der Haarrichtung des Hundes sind aus dieser kurzen Skizze ersichtlich ; die Anzahl und Lage der divergierenden Zentren und Linien, ebenso der konvergierenden Linien, ist sehr großen Schwankungen unterworfen. V. Große Wiederkäuer. Rind. Die Haarrichtungen an Kopf und Hals des Rindes werden durch mehrere divergierende Wirbel bedingt. Die größte Ausdehnung nehmen der Hinterhaupts- und der Stirnwirbel ein. Dieser ist in Bezug auf seine Lage meist medial, aber auch rechts oder links gelegen; oft kommt es zur Doppelwirbelbildung. Wenn in dieser Region kein divergierender Wirbel vorhanden ist, so bemerkt 206 man aus einem oder beiden medialen Augenwinkeln einen kräftigen Haarstrom unsymmetrisch dieses Zentrum ersetzen; es kann aber dieser Haarstrom aus einem in der Nähe des Augenwinkels oder von einem in der Zwischenhorngegend liegenden Wirbel stammen. Vom normalen divergierenden Stirnwirbel strahlen vier divergierende Linien aus; die orale wird vom Hinterhauptswirbel aufgehalten, die Konvergierende, die hier entsteht, hat in der Mitte ein Kreuz. Rechts und links sind es die divergierenden Augenwirbel, die zu beiden Seiten symmetrisch eine Konvergierende bilden; das Augenkreuz ist vorhanden. Die Lidspalte resp. mehr der mediale Augenwinkel bildet das Zentrum der beiden Augenwirbel. Die Augenwimpern sind mehr nach unten gekehrt, jedoch zeigen die Haare des oberen Augen- lides zunächst in der Richtung oral, während sie sich vor der Orbita mehr zur Stirn hin wenden, um mit dem Stirnstrom eine Konver- gierende zu bilden, innerhalb welcher öfter ein konvergierender Wirbel anzutreffen ist. Nasal verschmelzen die Ströme der Augen- und Stirnwirbel vollständig, bis knapp vor dem lateralen Rande der Nasenlöcher eine kleine Konvergierende den Strom mehr ventral richtet; die Wange wird bis unter das Ohr auf diese Weise bedeckt. Das Gebiet des Oberlippenwirbels ist sehr klein; kaum ein bis zwei Finger breit vom Flotzmaul hört esin einem Kreuze der Divergierenden des Stirnwirbels auf. Die Nasenlöcher scheinen ebenfalls divergierende Zentren zu sein, denn bei Rinderfeten bemerkt man noch innerhalb des Flotzmaules divergierende Haarströme von hier wegziehen. Auf der Unterlippe ist das Wirbelzentrum sehr undeutlich ausgeprägt, obwohl die Haarströme nach allen Seiten hin — ungefähr von einem Punkte in der Medianlinie — am Lippenrande verlaufen. Unter den beiden Mundwinkeln treffen Wangen- und Unterlippenstrom zu- sarımen und bilden hier eine kurze Konvergierende, die bald ver- schwindet, da diese beiden Ströme sodann die Unterzungen- und Trielgegend bedecken. Ausnahmsweise findet man zwischen dem Gebiet des Hinterhaupts- und Stirnwirbels ein schmales Haarfeld zwischen den Hörnern gelegen, welches als ein verdoppelter Stirn- oder Hinterhauptswirbel gehalten werden kann, der hier verlagert wurde. In der Gegend des Hinterhauptbeines treffen wir immer einen oder zwei divergierende Wirbel an, wovon zumeist der rechte rechts- und der linke linkswendig ist. Nasal bilden die Ströme, nachdem sie einen kräftigen Schopf zwischen den Hörnern formen, die beschriebene Haargrenze mit dem Stirnfeld. In dem Winkel, wo der Stirn-, Augen-, 207 Hinterhaupts- und Bruststrom zusammenstoßen, wird manchmal ein konvergierender Haarwirbel gebildet, der ungefähr an der seitlichen Halsfläche mehr kopfwärts verschieden deutlich sichtbar ist und dem konvergierenden Halswirbel des Menschen entspricht. Die äußere Ohrmuschel partizipiert am divergierenden Strome des Hinterhauptes; der innere Ohrwirbel schickt vier bis fünf Divergierende auf die hier vorhandenen Knorpelleisten (auch bei der Ziege) aus. Unterhalb der Ohrmuschel zieht eine kurze Konvergierende, welche nicht immer gut sichtbar ist. Die divergierenden Ströme des Hinterhauptes bedecken die beiden Seitenflächen des Halses und schicken längs des Kammes medial eine Divergierende aus; in der Widerristgegend hört diese auf, da sie die kranialen Ausläufer des Rückenwirbels hier aufhalten, wodurch ein schönes Kreuz entsteht. Fast alle Rinder haben auf dem Rücken, ungefähr in der Median- linie, einen oder zwei Haarwirbel, die das Rückenwirbelfeld aus- machen. Die Ausdehnung dieses Feldes ist am größten. Ist dieser Wirbel doppelt, so kann er auch rechts und links von der Median- linie liegen, jedoch nur in kurzer Distanz. Die kranialen Ausläufer gehen, eine Divergierende in der Medianen bildend und auf diese Weise die beiden Rumpfhälften versorgend, bis über die Schulter; sie enden sichtbar am Widerristkreuz, während am Schulterblatt sonst keine Haargrenze mit den Halsströmen entsteht. Die kaudale Diver- gierende zieht bis in die Gegend des Schweifansatzes, wo sie sich teilt. Auf der Schweifrübe entsteht auf diese Weise median eine scharfe Konvergierende, öfter auch ein konvergierender Wirbel. Die ventrale Grenze des Ausdehnungsgebietes des divergierenden Rückenwirbel- feldes liegt ungefähr in der Linie, die vom Ellbogenhöcker zur Knie- falte zieht; selten ist hier eine längere Konvergierende sichtbar, da- gegen bemerkt man öfter konvergierende Wirbel. Ventral finden sich die zwei konstanten Zentren, nämlich der divergierende Brust- und Leistenwirbel, vor. Man sieht hier eine mediale konvergierende Grenze vom Brustbein bis in die Scham- gegend undeutlich ausgebildet. In der Gegend des Schultergelenkes liest der divergierende Brustwirbel, der fast durchwegs doppelt vor- kommt ; der zweite liegt an der Seitenbrust und ist schon am stehenden Tiere wahrnehmbar. Die kranialen Ausläufer der Brustwirbel bilden in geringer Entfernung mehrere Kreuze mit den Hals -und Rücken- strömen, so daß man mehrere variable Divergierende aus diesen Zentren konstruieren könnte. Die mediale Seite der vorderen Ex- ee tremität ist überhaupt bis unter das Ellbogengelenk in manchen Fällen bunt mit Haarfiguren versehen, denn es treffen hier die ge- nannten drei divergierenden Ströme aufeinander. In einfachen Fällen ziehen die Ausläufer an die dorsale Fläche der vorderen Ex- tremität, so daß bloß längs der Hautfalte am Ellbogen eine kurze Konvergierende entsteht. Die vorderen Extremitäten haben also die Haarrichtungen lateral mehr vom Rücken- und medial vom Brust- felde beeinflußt. Die Leistengegend wird vom divergierenden Leisten- wirbel versorgt. Es sind hier gewöhnlich ein oder zwei rechts- oder linkswendige Wirbel, die dadurch charakterisiert sind, daß sie eine kurze, sehr deutliche Divergierende aus ihrem Zentrum ausschicken. Die kraniale bildet in der Kniefalte eine konvergierende Linie mit einem Kreuz, die andere Hälfte zieht nabelwärts. Hier stoßen die beiden großen ventralen Felder verschiedenartig aneinander, Kreuze und Konvergierende bildend (auch eingestreute divergierende Wirbel neben dem Schlauch); der kaudale Strom teilt sich in zwei Teile, indem der eine längs der medialen Fläche der hinteren Extremität verläuft und der andere zur Medianlinie sich wendet, hier das Euter oder den Hodensack zu versorgen. Die Haarströme der beiden Leisten- gegenden treffen in der Medianlinie in einer leichten Konvergierenden zusammen, ziehen bei der Kuh hinter der Eutergegend analwärts und werden in mannigfaltigster Weise vom Strom, der aus der Anal- gegend kommt, früher oder später geteilt oder aufgehalten, indem es manchmal zur Bildung von konvergierenden Wirbeln kommt. Die Exterieuristen nennen dieses Haarfeld den Milchspiegel. Relativ genommen, ist das Stromgebiet des Brustwirbels größer als das des Leistenwirbels. Die Haarrichtung auf der hinteren Extremität unter- scheidet sich von der der vorderen dadurch, daß in der plantaren Gegend des Sprunggelenkes eine Konvergierende entsteht, oft mit Bildung eines Wirbels; hoch über dem Sprunggelenk, etwas medial, ist ein konstantes Kreuz zu sehen; vom halben Mittelfuß ist das Haar in der erwähnten Linie mehr rumpfwärts gerichtet (bei Jungtieren besser sichtbar), im restlichen Teil zeigen die Haare wieder boden- wärts; zwischen den Afterklauen ist manchmal (bei Kälbern deutlich) ein divergierender Wirbel vorhanden. In der Aftergegend sind zu beiden Seiten die Divergierenden des Rückenzentrums und wird auch die Hinterbacke entsprechend versorgt; die Mittelfleischgegend wird von einem abwärts gerichteten Analstrom bedeckt, der bekanntlich in den kaudalen Leistenströmen sein Gegenüber findet. 209 Relativ selten ist beim Rinde ein Stirnwirbel nicht vorhanden, ebenso nicht ein Rückenwirbel; fast konstant sind jedoch die Hinter- haupts- und durchweg konstant die ventralen Zentren. Büffel. Die Anordnung der Haarrichtung ist mit der des Rindes nicht identisch. Ziemlich konstant ist die Stirn-, Rücken-, Brust- und Leistenregion. Der divergierende Stirnwirbel kommt meistens gedoppelt vor und dann symmetrisch zu beiden Seiten etwas tiefer als beim Rinde. Die nasalen Ausläufer sind in der Mitte parallel zur Medianlinie, divergieren dann immer mehr, je weiter der Strom lateral fließt; sie stoßen auf das kleine, dem Rinde ähnliche Oberlippenfeld. Der orale Strom dehnt sich hier etwas weiter hinaus, bis über den Genickkamm, so daß die Haarspitzen hier im Gegensatz zum Rinde nach hinten zeigen. Diese Erscheinung ist bedingt durch das Fehlen des Hinterhauptswirbels, resp. bei dessen normaler Lage durch die geringe Ausdehnung dieses Feldes nach vorne. Zu beiden Seiten wird der Stirnstrom durch die Augenfelder unterbrochen. Die Haare gehen vom medialen Augenwinkel nach oben gekehrt und werden nach und nach bis zum lateralen Augenwinkel mehr der Augenlidspalte parallel. Am unteren Augenlide sind die Haare regelmäßiger angeordnet, indem die Haarwurzeln fast alle nach dem Augenmittelpunkte zeigen. Die Konvergierende mit der Stirnregion ist unbedeutend; ein Augen- kreuz ist an dem gewöhnlichen Orte zu finden. Lateral vom Nasen- loche ist die Haarrichtung nach außen gerichtet bis in die Gegend des Mundwinkels, wo eine kurze Konvergierende mit dem Unter- lippenfeld zustande kommt. Das Unterlippenfeld entspringt aus keinem deutlichen Punkt, sondern mehr aus einer Linie, die der Mund- spalte entspricht; oft findet sich auch ein Unterkieferwirbel vor, der kurze Ausläufer nasal abgibt. An den medialen Flächen der Ohr- muschel findet man einen divergierenden, rechts- oder linkswendigen Wirbel vor, der scheinbar dem Hinterhauptswirbel entspricht und von dem aus die äußere Ohrmuschel versorgt wird; es gehen keine langen Ströme von ihm aus, denn eine scharfe Konvergierende mit dem Stirn- und Rückenfelde hält ihn auf. Die Wangen werden von den Fortsetzungen der Nasenströme, der lateralen Stirn- und Augen- ströme überzogen und gehen in den Unterkieferstrom über; unterhalb der Ohren und am Halse (median) treten konvergierende Wirbel eben- falls auf. Den Büffel charakterisieren mehrere divergierende Wirbel- zentren auf dem Rücken. Besonders hervorzuheben ist ihre Lage, welche nicht wie beim Rinde in der Medianlinie ist, sondern zumeist im Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 14 210 oberen Drittel der Brust- und Lendengegend, also weit lateral. Zwei Behaarungstypen wurden beobachtet; entweder werden die gesamten Ströme des Rückens diesen Zentren angepaßt oder es sind diese ge- nannten lateralen Haarwirbelfelder klein und nur eingestreut in dem großen Haarfelde eines Riickenwirbels. Die kranialen Aus- läufer enden im Genickkamm und bilden ein Kreuz, da auch hier längs des Nackens die Haare von der medialen Linie divergieren. Längs des Rückens wird bei regelmäßiger Bildung die Medianlinie nicht eingehalten, die spärliche Behaarung der alten Tiere läßt uns hier Haare beobachten, die scheinbar ohne Regel aus der Haut ent- Springen. Der divergierende Brustwirbel liegt in der Ellbogengegend und verhält sich wie der des Rindes. In der Mitte stoßen beide Seiten jäh aneinander; am Brustbein entsteht öfter ein konvergierender Wirbel, von dem eine konvergierende Linie kaudalwärts zieht. Der diver- gierende Leistenwirbel verhält sich nur selten wie beim Rinde, seine kranialen Ausläufer bilden beiderseits Kreuze mit dem Rückenstrom und gehen nach und nach in diesen über, zu dem sich auch die Brust- region hinzumischt. Die lateralen Ströme versorgen die mediale Fläche der hinteren Extremität; die hier gebildete Konvergierende setzt sich von der Sprunggelenkgegend bis zum Mittelfuß fort. Sonst ziehen aber die seitlichen Brust- und Bauchströme auch bis in die Leistengegend hin, wenn der Leistenwirbel nur angedeutet ist. Nachteilig bei der Beurteilung der Haarrichtungen beim Büffel ist die spärliche Behaarung der alten Tiere, weshalb sich nur Jung- tiere und Feten zur Untersuchung eignen. VI. Einhufer. Pferd. Das Pferd weist mit Rücksicht auf die Haarrichtung die größten Mannigfaltigkeiten auf. Rassenmerkmale ließen sich je- doch nicht nachweisen. Auch das Geschlecht spielte keine Rolle; sehr häufig wurde aber bei Verdoppelung auf irgendeinem diver- gierenden Felde auch gleichzeitig eine solche auf einem anderen beobachtet. Am Kopfe besitzt, ähnlich wie beim Rinde, der Stirnwirbel das größte Ausdehnungsfeld. Die Wende ist sehr verschieden; es wurden bis fünf Wirbel hier gefunden. Nasal reicht dieses Gebiet bis zwischen die Nasenlöcher, wo der oral ziehende divergierende Ober- ee 211 lippenstrom feine Ausläufer aussendet und in einer unregelmäßigen Konvergierenden mit einem Kreuz endet. Zu beiden Seiten der Backen ziehen die Haare senkrecht auf die Unterkieferäste, um ven- tral die nasale Richtung einzuschlagen. Das Augenkreuz ist nicht in der Verlängerung des medialen Augenwinkels, sondern, wenn über- haupt vorhanden, über dem oberen Augenlide mehr nach vorn gelegen. Oral ist an der Einpflanzungsstelle der Schopfhaare noch ein kleines divergierendes Feld zu finden. Die Unterlippe kann ebenfalls wie die Oberlippe als eine eigene Haarflur bezeichnet werden, da hier auch manchmal ein divergierender Wirbel anzutreffen ist; am Kinn ist häufig ein konvergierender Wirbel. Die Langhaare auf diesen Haut- partien bilden einen stumpfen Winkel mit der Haut und sind nicht entsprechend gelagert. Für die Haarrichtungen des lateralen Nasen- loches könnte ebenfalls ein divergierendes Zentrum angenommen werden, welches lateral Ausläufer sendet. Eingestreute divergierende Wirbel kommen am Kopfe z. B. in der Ganaschengegend vor. Zwi- schen den Unterkieferästen und am Kehlgang ist die Richtung der Haare nasal, da die Divergierende vom Hinterhauptswirbel im Hals- kreuze den Hinterhauptstrom in zwei Teile teilt. Die Mähne ist als konvergierende Linie aufzufassen, nämlich als Scheidegrenze zwischen den auf jeder Seite konstant vorkommenden Hinterhauptswirbel. Ihre Zahl ist verschieden, ebenso ihre Lage; ich halte auch die längs des Kammes vorkommenden Wirbel für Abkömmlinge des Hinter- hauptswirbels. Dieses Gebiet ist das größte, indem die eine Diver- gierende an die beiden Seitenflächen des Halses zieht und weiter, je eine andere Linie, kaudal längs des Rückens und bis in die Schweif- gegend sich nachweisen läßt. Der kraniale Strom bedeckt die äußere Ohrmuschel, auf der lateral in der Gegend des halbringförmigen Knorpels die Haare herabziehend sich auf die Ganasche fortsetzen. Direkt ragt das Leistenwirbelfeld hinein, welches beim Pferd eine typische Lage hat, da es in der Kniefalte beginnt und immer die Divergierende mehr als zwei Drittel der seitlichen Bauchfläche hinauf- reicht; es kommt hier zu einem Stromausgleich, der bei keinem anderen Tiere in dieser Weise stattfindet. Die Divergierende des Rückens gibt einen Ast in der Lendengegend ab, wodurch das Lenden- kreuz entsteht. Der Vorderhals und die Brustflächen sind für Haar- richtungsstörungen sehr disponiert; man findet hier die buntesten Anomalien, wie eingestreute divergierende Felder, konvergierende Wirbel (untere, mittlere und obere Halswirbel) mit Kreuzbildung usw., 14* vor. Verursacht werden diese durch das Zusammentreffen mehrerer konstanter divergierender Felder, wobei noch das Brustzentrum eben- falls eine atypische Lage aufweist. Die seitliche Abgrenzung der Rückenfelder findet allmählich ohne Bildung von Störungen statt. Die ventrale Körperfläche des Pferdes ist wegen der von den anderen Tieren so abweichenden Lage der Brust- und Leistenwirbel ziemlich variierend. Der Brustwirbel ist von der ventralen Fläche mehr nach außen und vorne gerückt; man findet ihn in der Gegend des ober- flachlichen Brustmuskels. Wie beim Rinde — aber seltener — kommt auch hier auf der Seitenbrust ein Wirbel vor. Die halswärtige Diver- gierende ist verschieden lang; beide Felder verschmelzen oft zu- sammen, im entgegengesetzten Falle sind sie durch Halsströme ge- trennt (oder durch Konvergierende). Symmetrie ist oft vorhanden, aber nicht die Regel. Die zweite Divergierende zieht auf die dorsale Fläche der vorderen Extremität, entsprechend der Lage des Zentrums, indem zunächst die mediale Ellbogengegend passiert wird. Die Haarrichtungen sind hier mehr parallel zur Extremität. In der Ell- bogengegend fließt jedoch ein Teil mehr senkrecht auf die Achse und es können hier konvergierende Linien entstehen. Auf der volaren Seite ist zunächst keine Konvergierende anzutreffen, erst am distalen Ende des Hauptmittelfußes und sehr deutlich im Fessel konvergiert das Haar, um sich in der Ballengegend aufzulösen. Um das Saum- band sind die Haare parallel zu den Hornröhrchen gerichtet. Von den kaudalen Ausläufern des Brustwirbels bis in die Nabelgegend sind die Haarspitzen nach rückwärts gekehrt, von hier bis in die Genital- gegend treten wieder divergierende Einschübe auf. Der lateral in der Kniefalte liegende Leistenwirbel schickt außer der erwähnten Divergierenden ebenfalls wie bei allen anderen Tieren eine Divergierende auf die dorsale Fläche der hinteren Extremität. Die plantare Konvergierende ist hier besser ausgebildet als auf der vorderen, sie beginnt schon deutlich unter dem Sprunggelenkhöcker, verschwindet dann manchmal im Hauptmittelfuß und erscheint wieder wie auf der vorderen Extremität. Zwei Divergierende lassen sich von diesem Zentrum medialwärts konstruieren. Zu beiden Seiten des Nabels findet man je einen konvergierenden Wirbel fast regelmäßig; es werden hier, ähnlich wie beim Rind, die Brust- und Leistenströme auf diese Weise ohne Bildung von konvergierenden Linien aufgelöst. Eingestreute divergierende Wirbel findet man in der ventralen Median- linie in der Nabelgegend recht häufig. a pnts 213 Auf der dorsalen Schweiffläche setzt sich der Rückenstrom fort; ventral ist eine dreieckige Stelle nur ganz fein behaart. Längs der beiden gleichen Schenkel des Dreiecks sind die Haare so angeordnet, daß sie bei Verlängerung in einem 80—90 gradigen Winkel zusammen- stoßen; schweifspitzenwärts wird dieser Winkel immer kleiner, bis die Richtung parallel ist. Die konstant vorkommenden größeren divergierenden Haar- wirbelfelder des Pferdes wären mithin der Stirn-, Brust-, Leisten- und Hinterhauptswirbel. Esel und Maultier. Bei diesen Tieren sind trotz der sonstigen anatomischen Gleichheit mit dem Pferd in Bezug auf die Haar- richtungen dennoch kleine Unterschiede gefunden worden. Zunächst ist die Mannigfaltigkeit beim Esel und Maultier eine viel geringere als beim Pferd. Der Stirnwirbel liegt bei beiden Tieren viel tiefer; die Hinterhauptswirbel fehlen öfter. Beim Maultier ist das Stirnzentrum höher als beim Esel und tiefer als beim Pferd. Der Brustwirbel des Esels tritt zwar auch hervor, der Leistenwirbel da- gegen schickt nur eine ganz kurze Divergierende aus. Beim Maultier ist ebenfalls die Flankenfeder kürzer als die des Pferdes, aber länger als die des Esels. Vergleicht man die geschilderten divergierenden Zentren und Linien, die das Resultat von genaueren Untersuchungen an mehr als 300 Tieren sind, so läßt sich feststellen, daß jede einzelne Haustierart typische Haarrichtungen hat mit Rücksicht auf die Lage, die Zahl, den Ausdehnungsbezirk und die Art der Begrenzung des einzelnen divergierenden Wirbelfeldes. Zieht man zu diesem Vergleich noch die von Voret angegebenen Haarrichtungen des Menschen herbei, so ergibt sich dann einerseits eine gewisse Homologie und anderseits wird der Unterschied zwischen Mensch und Tier in dieser Hinsicht ebenfalls recht deutlich wahrzunehmen sein. Das konstant vorkommende Augen- und Ohrenzentrum ergibt keine Besonderheiten außer der verschiedenen Größe. Die Ähn- lichkeit der Haarrichtungen bei den Nagern ist in die Augen springend, ausgenommen natürlich das Angorameerschweinchen. Die kleinen Wiederkäuer zeigen schon einen weiteren Schritt nach vorwärts, indem nämlich bei der Ziege ein deutliches Hinterhauptszentrum auftritt, also die fronto-occipitale Behaarungsweise durch diesen 2 _ Einschub eine Störung erleidet. Der Brust- und Leistenwirbel ist hier und bei den folgenden Tieren schon ganz deutlich wahrnehmbar und ihm entsprechend die divergierenden Linien. Beim Schwein konnte kein Hinterhauptswirbel gefunden werden, das Auftreten der selbständigen Zentren jedoch auf der Nase und gelegentlich in der Divergierenden am Rücken erinnert an die großen Wiederkäuer. Von den Fleischfressern zeigten die Katze und die katzenartigen Raubtiere auf der Nase Haarrichtungen, die den Verhältnissen beim Menschen andeutungsweise ähnlich sind; der Hund zeigt ebenfalls schöne Haarfiguren; ab und zu treffen wir bei ihm auch einen Hinter- hauptswirbel. Bei den großen Wiederkäuern endlich wird das gesamte Kopf- und Rückenfeld durch mindestens vier Zentren beeinflußt; es sind dies der Oberlippen-, Stirn-, Hinterhaupts- und Rückenwirbel. Bezüglich der Lage der einzelnen divergierenden Wirbel kann hier genauer kein Punkt angegeben werden, bloß die Bezeichnung der Körpergegend ist möglich. Bei Doppelwirbelbildung auf einem Wirbelfelde sind die Lagen entweder ganz knapp nebeneinander oder aber weit voneinander entfernt anzutreffen. Den doppelten Stirn- wirbel sieht man sowohl neben- als auch untereinander oder beide . seitlich von der Medianlinie gelegen. Das Angorameerschweinchen, das Schwein, der Hund, die großen Wiederkäuer und das Pferd zeigen im Vergleiche zu den anderen Nagern, den kleinen Wiederkäuern und der Katze die größere An- zahl von divergierenden und konvergierenden Wirbeln. Sowohl bei den paarigen als auch bei den unpaarigen Zentren können Verviel- fachungen auftreten. Die Ausdehnungsbezirke der divergierenden Felder sind bei den Haustieren untereinander ziemlich ähnlich. Ein Unterschied von der menschlichen Haarrichtung besteht nur nach den Voier’schen An- gaben. Hier zieht, kaum einige Finger breit, der Scheitelstrom in der Medianlinie über den Rücken; die restliche Rückenfläche wird von den Achselhöhlen- und Leistenwirbelausläufern bedeckt, so daß diese beiden weit größere Anteile am Körper haben, da sie auch Brust und Bauch versorgen. Bei den Tieren beschränken sie sich bloß auf die ventralen Körperflächen und nehmen auch die lateralen Ex- tremitätenhälften teilweise mit. Nach meinen Beobachtungen sind 215 jedoch die Rückenströme auch beim Menschen gelegentlich breiter und sprechen hierfür die eingangs erwähnten Ausläufer der Haare am Halse. (Siehe darüber auch SchwaLBE[9], der die EscHhrıcHT’schen Bilder für richtiger hält als die Voter’schen.) Es bleibt mithin als größter Unter- schied zwischen Mensch und Tier das Vorhandensein des erweiterten großen, unpaarigen, dorsalen divergierenden Rückenfeldes, welches bei den kleinen Haustieren an der Nase bzw. am Hinterhaupte, bei den großen am Hinterhaupte oder Rücken seinen Ursprung hat. Zwischen Pferd und Rind besteht ein Unterschied in der Lage der Brust- und Leistenwirbel, da bei jenem schon am stehenden Tiere beide sichtbar sind; auf der dorsalen Medianlinie des Pferdes habe ich nie Rückenwirbel, wie sie das Rind aufweist, gefunden. Für das Auftreten der Anomalien kann nach den gemachten Er- fahrungen folgendes angegeben werden: Unter einer Anomalie wäre zu verstehen einerseits das unregelmäßige Auftreten von konver- gierenden Wirbeln und Linien außerhalb eines konstanten Zentrums, andererseits eine unregelmäßige Lage, Form und Länge der sekundären Gebilde der konstanten divergierenden Zentren. Für erstere sind am meisten disponiert die ventrale Medianlinie (bekanntlich konver- sierend) und hier die Nabel- und Genitalgegend; die letzteren weisen außerdem auch Einschübe auf, so daß, allgemein gesprochen, in konvergierenden Gebieten die meisten Haarrichtungsanomalien zu finden sind. Ein besonderes Interesse würde die Untersuchung der Haar- richtung bei Eltern und Nachkommen verdienen, und zwar wegen der Möglichkeit der Vererbung der Haarrichtung. Es scheint dieser Um- stand von den Erforschern der Ursache der Haarrichtung gänzlich außer acht gelassen worden zu sein. Die Erklärung für die Doppel- wirbelbildung wäre dann vielleicht plausibler zu finden als durch die bisherigen Theorien, die eine Erklärung dieses Phänomens nicht zu geben imstande sind. Schlußfolgerungen. 1. Die Anordnung der Haarrichtungen in divergierende und konvergierende Ströme nach Escuricut und Voıcr läßt sich auch an allen unseren Haustieren feststellen. 2. Jede Spezies hat im allgemeinen charakteristische Haar- richtungen mit Rücksicht auf die Ausdehnung und Art des Zusammen- treffens der einzelnen divergierenden Zentren. 216 3. Individuen derselben Art weisen, abgesehen von den konstant vorkommenden Haarwirbeln, noch sehr mannigfaltige Variationen auf. 4. Das Alter, die Rasse und das Geschlecht des Tieres spielen keine besondere Rolle in der Haarrichtung. 5. Enge Blutsverwandtschaft bedingt oft gleiche Haarrichtungen, doch weisen auch Tiere aus einem Wurf Verschiedenheiten auf. 6. Die Ähnlichkeit der Haarriehtungen beim Menschen und Affen (SCHWALBE) und der Vergleich der Haussäugetiere, die ein er- weitertes dorsales Rückenfeld besitzen, mit dem Menschen lassen auf einen gesetzmäßigen Zusammenhang vom entwickelungsgeschicht- lichen Standpunkt aus schließen. Zum Schluß spreche ich Herrn Professor Dr. Karı Sxona für das meiner Arbeit entgegengebrachte Interesse und die vielfachen Anregungen meinen besten Dank aus. Literatur. 1. OSIANDER, Commentationes societatis reg. scient. Goettingensis (Vol. IV, adıa, 1816): . ESCHRICHT, Über die Richtung der Haare am menschlichen Körper. MÜLLERS Archiv für Anat. u. Physiologie. 1837. 3. VoIGT, Abhandlung über die Richtung der Haare am menschlichen Körper. Denkschriften der kais. Akad. d. Wissenschaften in Wien. 1857. 4. SIEGEL, Anatomische Untersuchungen über die äußere Haut des Hundes. Dissert. 1907. 5. Kipp, Certain habits of animals traced in the arrangement of their hair. The direction of hair in animal and man. London 1908. 6. BoscH, Untersuchungen über die Haarwirbelbildung bei den Haustieren mit besonderer Berücksichtigung des Gesichtswirbels und dessen praktische Bedeutung für die Beurteilung und Leistung der Haustiere. Jahrb. f. wis- sensch. u. prakt. Tierzucht. 1911. . RAST, Studien über das Haarkleid, den Haarwechsel und die Haarwirbel des Pferdes. Dissert. 1911. 8. FRIEDENTHAL, Beiträge zur Physiologie d. Behaarung. Beitr. zur Natur- geschichte des Menschen. 1908. 9. SCHWALBE, Über die Richtung der Haare bei Affenembryonen und die Ur- sache der Haarrichtung. Wiesbaden 1911. 10. von ScHOUPpPE, Die Haarwirbel beim Pferde, ein Mittel zur Feststellung der Identität. Zeitschr. f. Tiermed. 1910. bo ~I (Eingegangen am 21. Dezember 1916.) u" Nachdruck verboten. Über rätselhafte endokrine (?) Drüsenhaufen in der Schnauze des Gürteltieres. Vorläufige Mitteilung. Von Prof. Dr. [var Broman, Lund, Schweden. Mit 3 Abbildungen. Beim Suchen nach einer der Glandula nasalis infraseptalis!) der Nagetiere entsprechenden Drüse fand ich neulich bei einem 47 mm langen Tatusiaembryo?) eine Drüsenanlage, welche teilweise dieselbe Lage (unterhalb der vordersten Partie des knorpeligen Septum nasi) wie jene hatte (vgl. Abb. 3). Größtenteils dehnte sich aber diese Drüsenanlage in der vorderen Schnauzenspitze (nach vorn von der knorpeligen Nasenkapsel) aus (vgl. Abb. 2). Trotzdem glaubte ich anfangs, hier eine der Glandula nasalis infraseptalis der Nager entsprechende Drüse gefunden zu haben, denn bei gewissen Nagern (z. B. beim Meerschweinchen?) dehnte sich diese Nasendrüse auch sehr weit nach vorn aus. Indessen zeigte eine nähere Durchmusterung der lückenfreien Schnittserie sofort, daß es sich beim Gürteltier gar nicht um eine Nasenhöhlendrüse handelte. Kein Ausführungsgang war nämlich in . die Nasenhöhle zu verfolgen. Ich fing daher an, nach den anderen Richtungen hin zu suchen. Aber zu meinem größten Erstaunen war trotz mehrmaligen Suchens kein einziger Ausführungsgang zu entdecken. Ich stand also vor einer bisher unbekannten ausführungsganglosen Driise. Handelte es sich aber hier um eine Abnormität oder um eine Normalbildung? Und im letzteren Falle: War der Ausführungsgang verloren gegangen, weil die ganze Drüse sich in regressiver Metamorphose befand, oder handelte es sich um eine neue endokrine Drüse? 1) Vgl. Broman, Über eine bisher unbekannte infraseptale Nasenhöhlen- drüse bei den Nagern. Anat. Anz. Bd. 49, S. 170. ; 2) Diesen Embryo verdanke ich Herrn Prof. W. Lecur, Stockholm. 3) Vgl. Broman, Om gnagarnas Glandula nasalis infraseptalis och dess utveckling. Svenska Läkaresällskapets Handlingar 1916, S. 717. 218 Um diese Fragen zu beantworten, war selbstverständlich ein größeres Untersuchungsmaterial vonnöten. Nachdem ich vergeblich versucht hatte, solches durch Naturalienhandlungen zu bekommen, wurde mir vom Kgl. Zoologischen Museum in Berlin geholfen, dessen Direktor, Herr Geheimrat BRAUER, die Güte hatte, zwei Tatuembryonen (33 mm bzw. 65 mm lang) zu meiner Verfügung zu stellen. Der ältere Tatuembryo (von 65 mm Scheitelsteißlänge) zeigte, im großen gesehen, ganz ähnliche Verhältnisse wie der schon beschriebene Mediane Hautdrüse Nr. 11 | Mediane Hautdrüse Nr. 10 Laterale Hautdrüse Rechte Nasenhöhle Vorderrand des “Septum carti- lagineum nasi Rechtes Nasenloch Abb. 1. Querschnitt durch die Schnauzenspitze eines 33 mm langen Tatu- embryos, die beiden hintersten medianen Hautdrüsen zeigend. Vergrößerung 50 mal. Die mediane Hautdrüse Nr. 11 ist an der Ausgangsstelle vom Hautepithel, die Drüse Nr. 10 dagegen in der Nähe des freien Endes vom Messer getroffen. — Die laterale Hautdrüse ist ganz und gar in diesem Schnitte zu sehen. 47 mm lange Embryo. Nur hatten sich die Drüsen stärker verzweigt und deutlich vergrößert. Ausführungsgänge waren aber hier ebenso wenig wie beim 47 mm langen Embryo zu entdecken. Bei dem 33 mm langen Tatuembryo war dagegen die ausführungs- ganglose verzweigte Drüsenmasse offenbar noch nicht gebildet. Hier fanden sich aber einige Hautdrüsen, welche schon beim 47 mm langen Embryo wie verschwunden erschienen. 219 Diese Hautdrüsen des 33 mm langen Tatuembryos sitzen nicht regellos, sondern bilden drei Hauptgruppen, eine unpaare, mediane und zwei paarige, laterale. Die unpaare Drüsengruppe besteht aus einer medianen Reihe von 11 unverzweigten Drüsenanlagen, deren Länge meistens etwa 45 p. beträgt; drei Drüsen sind aber länger (60—75 y.) und zwei kürzer (nur 15—30 p.). Diese Drüsenreihe fängt in der Mitte der vorderen Schnauzenspitze an und dehnt sich von hier ab nach der oberen Seite der Schnauze hin aus. Die betreffenden Drüsen gehen mit fast regelmäßigen Zwischenräumen (von etwa 60 1.) vom Hautepithel ab und ziehen alle schief nach hinten unten, um in dem Mesenchym vor der knorpeligen Nasenscheidewand zu endigen. Die paarigen, lateralen Drüsengruppen sind jederseits oberhalb des Nasenloches lokalisiert. Sie bestehen je aus etwa 10 kleineren (15—20 u. langen) Drüsenanlagen, die weniger regelmäßig als die medianen Drüsen von dem Hautepithel abgehen. In Abb. 1 sind zwei mediane und eine rechte laterale Drüsen- anlage vom Messer getroffen worden. Wenn man von diesem Entwickelungsstadium zu dem 47 mm langen Embryo zurückkehrt und die letztgenannte Schnittserie noch einmal und genauer durchmustert, so ergibt sich bald, daß die aus- führungsganglosen Drüsenmassen von den soeben beschriebenen Haut- drüsen abstammen müssen. In der Medianebene liegen in fast regelmäßigen Entfernungen nicht weniger als sieben Epithelperlen, welche weder mit dem Haut- epithel noch mit den Drüsenhaufen Verbindung haben, aber eine Mittellage zwischen diesen einnehmen. Ich deute sie als abgeschnürte Partien der ehemaligen Ausführungsgänge von sieben medianen Haut- drüsen. Ähnliche Epithelperlen kommen auch oberhalb der Nasenlöcher vor, obwohl hier nur sehr vereinzelt. In dieser Gegend sind auch neuerlich abgeschnürte Hautdrüsen zu erkennen (vgl. Abb. 2*). Die Drüsenhaufen stellen keine einheitliche Bildung dar, sondern bilden voneinander abgegrenzte Drüsenmassen, welche verschieden weit entwickelt sind; und zwar sind die medianen Drüsenmassen viel stärker verzweigt und entwickelt als die lateralen, oberhalb der Nasen- löcher gelegenen (vgl. Abb. % u. 3). Die letztgenannten werden jeder- seits von mehreren kleineren Drüsenhaufen gebildet, die noch keine besondere bindegewebige Hülle haben. Auch die median gelegenen Drüsenhaufen stellen Aggregate von 220 mehreren Drüsen dar. Diese sind aber hier zu drei Hauptgruppen, einer oberen, einer mittleren und einer unteren kombiniert, welche je eine bindegewebige Kapsel ausgebildet haben. Die obere Drüsenhaupt- gruppe erscheint am größten, weil sie sich stark lateralwärts aus- breitet, so daß größere Partien derselben gleichzeitig vom Mikrotom- messer getroffen worden sind (Abb. 2). Diese Drüsengruppe liegt in der Höhe der obersten Partie des knorpeligen Septum nasi und breitet Obere mediane Drüsengruppe - Kapsel derselben ._ Laterale Drü- sengruppe FT Mittlere me- ; diane Drüsen- ~ —* gruppe HEUER: = ce ou Kapsel der- _.—~— selben Rechtes Br Nasenloch Tinkes Nasenloch Abb. 2. Querschnitt durch die Schnauze eines 47 mm langen Tatuembryos. Die beiden Nasenlöcher sind an ihren Vordergrenzen vom Messer getroffen worden. * Neulich abgeschnürte laterale Hautdrüse. Vergrößerung 40 mal. sich am vorderen Rande des knorpeligen Nasenhöhlendaches lateralwärts so stark aus, daß sie die oben erwähnten lateralen Drüsengruppen berührt. Die mittlere mediane Drüsengruppe ist etwa von derselben Größe wie die obere. Mit ihrer Hauptmasse liegt sie unmittelbar nach vorn von dem Septum cartilagineum nasi (Abb. 2), dehnt sich aber mit der hinteren unteren Spitze auch unterhalb dieses Septums aus (Abb. 3). 221 Die untere, mediane Drüsengruppe ist am kleinsten. Sie liegt unterhalb der mittleren und ist mit ihrem hinteren Hauptteil eben- falls infraseptal (Abb. 3). Die jetzt gegebene nähere Beschreibung über die verschiedenen Drüsenhaufen des 47 mm langen Tatuembryos läßt sich auch für den Laterale, hin- tere Partie der oberen medla- —---> nen Drüsen- a gruppe Neulich abge- 7 schnürteHaut- drüse ~~ Laterale Drü- sengruppe Linkes Nasenloch u Hintere Partie —=--.___ der mittleren, medianen Prii- sengruppe Bi. Untere, me- “~*"diane Drüsen- gruppe Abb. 3. Querschnitt durch die Schnauze (0,34 mm weiter nach hinten) des- selben (47 mm langen) Tatuembryos. Die beiden Nasenlöcher sind etwa in ihrer Mitte vom Messer getroffen worden. Vergrößerung 40 mal. 65 mm langen Tatuembryo verwenden, wenn wir davon absehen, dab die untere mediane Drüsengruppe in zwei kleinere Drüsengruppen gesondert ist. 222 Von großem Interesse wäre es natürlich, das weitere Schicksal unserer Drüsenhaufen bis zum entwickelten Tier hinauf zu verfolgen; ebenso nachzuforschen, ob ähnliche Drüsenbildungen auch bei anderen Tierarten (vor allem bei den mit den Gürteltieren nahe verwandten Tierarten) vorkommen können. Ich selbst habe bisher nur Gelegenheit gehabt, die Schnauze eines 20 cm langen Fetus von Myrmecophaga tetradactyla in dieser Beziehung zu untersuchen. Es zeigte sich hierbei, daß eine mächtige Drüsenmasse die ganze Schnauzenspitze ausfüllte. Von dieser Drüsen- masse ab waren aber zahlreiche Ausführungsgänge bis zum Hautepithel zu verfolgen. Ob aber außerdem ausführungsganglose Drüsen hier vorhanden waren, war mir zu entscheiden leider unmöglich. Bis auf weiteres muß ich mich also damit begnügen, aus meiner Untersuchung folgende Rückschlüsse zu ziehen: daß bei etwa 3 cm langen Tatuembryonen mehrere Hautdrüsen in der Schnauzenspitze entstehen, die sich normalerweise bald vollständig abschnüren, aber trotzdem wenigstens bis zum Stadium von 6,5 em Länge progressiv weiterentwickeln, und daß es also wahrscheinlich erscheint, daß wir hier vor einer bisher unbekannten endokrinen Drüse stehen. Daß eine solche aber aus Hautdrüsen hervorgeht, macht den Befund noch merkwürdiger; denn so viel ich weiß, waren endokrine Drüsen, die von Hautdrüsen stammen, bisher noch nie beobachtet worden. (Eingegangen am 18. April 1917.) Nachdruck verboten. Die Parotis der Myrmecophaga — eine Oberlippendrüse. Von Prof. Dr. Ivar Broman, Lund, Schweden. Mit einer Abbildung. Die Parotis der Chiroptera mündet, wie ich voriges Jahr in dieser Zeitschrift mitgeteilt habe), nicht (wie bei den Säugetieren im all- gemeinen) in der Bukkalgegend, sondern an der Oberippe etwa gegen- über dem Eckzahn. Diese Beobachtung war mir anfangs eine große Überraschung, weil nach der allgemeinen Auffassung die unklare Stammesgeschichte der Parotis „jedenfalls nicht auf Drüsen am oberen Mundrand“ zurückwies?). 1) Vgl. Broman (1916), Die Parotis der Chiroptera — eine Oberlippen- drüse. Anat. Anz. Bd. 49, S. 65. 2) Vgl. WIEDERSBEIM, Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. Jena 1906, S. 408, Ductus parotideus Rechte Oberlippe Rechte Unterlippe 223 Die große Mundöffnung und relativ kurze Bukkalpartie der Fleder- mäuse könnte vielleicht als eine Ursache der eigenartigen Mündungs- stelle der Parotis betrachtet werden. Durch Untersuchung von Ves- pertilioembryonen bekam ich aber die Auffassung, daß die wichtigste Ursache darin zu suchen sei, daß die Parotis der Chiroptera wahr- Ductus naso-lacrimalis Rechte Nasenhöhle Querschnitt durch die Schnauze eines 20 cm langen Fetus von Myrmecophaga tetra- dactyla. Mikrophotographie, die rechte Seite der Mundspalte zeigend. Vergr. 15 mal. scheinlich nicht mit derjenigen der Katze z. B. oder des Menschen homolog ist, sondern aus einer weiter nach vorn gelegenen Ober- lippendrüse hervorgeht. Diese Auffassung wird durch einen neuen Fund von Oberlippen- mündung der Parotis gestützt, den ich neulich bei einem 20 cm langen 224 (die Schwanzlänge nicht mitgerechnet) Fetus von Myrmecophaga tetradactyla L. habe machen können. Wie die Abbildung zeigt, mündet hier der Parotisgang an der Oberlippe, obgleich bei diesem Tier die Mundspalte zu einer minimalen Öffnung reduziert und die Bukkal- gegend gewaltig in die Länge gezogen worden ist. Es schien mir jetzt, als ob die Parotis vielleicht bei den Xenarthra im allgemeinen an der Oberlippe mündete. Die Durchmusterung einer Frontalschnittserie von einem 6,5 cm langen Gürteltierfetus?) zeigte aber bald, daß diese Vermutung unrichtig war. Die Parotismündung befand sich hier, obgleich die Mundspalte relativ viel größer und die Bukkalgegend bedeutend. kürzer als bei Myrmecophaga war, an der gewöhnlichen Stelle in der Bukkalgegend. Diese Beobachtungen an den beiden untersuchten Xenarthra scheinen mir, besonders wenn wir gleichzeitig die Verhältnisse bei den Fledermäusen ins Auge fassen, in mehr als einer Beziehung interessant zu sein. Sie zeigen nämlich: 1. daß die relative Größe der Mundöffnung im Verhältnis zu derjenigen der Wange, obgleich sie selbstverständlich nicht ohne Einfluß auf die definitive Lage der Parotismündung ist, doch darauf nicht absolut bestimmend ist; 2. daß auch verwandte Tiergattungen verschiedene Mündungsstellen der Parotis haben können, und daß 3. also ähnliche Lebensweise (mit Bedürfnis von Speichel in der Mundöffnung) wahrscheinlich mehr als Verwandtschaft für die Ent- stehung einer labialen Lage der Parotismündung bestimmend ist. * * Ich finde es jetzt sehr glaubhaft, daß die Fledermäuse und Myrmecophaga nicht die einzigen Säugetiere sind, deren Parotis auf die Oberlippe mündet. Wer Material von solchen Säugetieren besitzt, welche trockene Insekten fressen, die sie mit Hilfe ihres Mundspeichels einfangen, wird wahrscheinlich darunter wenigstens noch einzelne Arten finden, deren Parotis eine ähnliche labiale Mündung besitzt. Daß auch die frugivoren Chiroptera eine labiale Parotismündung besitzen, ist wohl dadurch zu erklären, daß sie dieselbe von ihren insektivoren Vorfahren geerbt haben. 1) Dieser wurde mir vom Direktor des Kgl. Zoologischen Museums zu Berlin, Herrn Geheimrat A. Braver, zur Verfügung gestellt. (Eingegangen am 18. April 1917.) Abgeschlossen am 31. Mai 1917. Is Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ; ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der ,,Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. oz 2. Juli 1917. & No. 10. Innatt. Aufsätze. F. K. Studnitka, Uber die Histogenese der Schmelz- schicht der Säugetierzähne. Mit 10 Abbildungen. S. 225—243. — Walter Lustig, Zur Rassendiagnostik eines menschlichen Femurfragmentes aus dem Rheintaldiluvium. Mit 4 Abbildungen. S. 243—252. — Franz C. Krasa, Zur Anatomie der Arterien des Fußes bei den Sohlengängern. S. 252—256. Anatomische Gesellschaft. S. 256. Aufsätze. Nachdruck verboten. Uber die Histogenese der Schmelzschicht der Säugetierzähne.') Von F. K. StupxıckA, Brünn. Mit 10 Abbildungen. Die Ameloblasten des Schmelzorganes liegen zuerst, wie man es noch am Rande des in Entwickelung begriffenen Zahnes beobachtet, direkt dem Oberflächensaum der Zahnpapille an, der aus Grund- 1) Ich beschäftigte mich vor einigen Jahren mit Untersuchungen über die Histogenese der Schmelzschicht und berichtete damals über die Ergebnisse, zu denen ich gekommen bin, auf dem 5. Kongresse der böhm. Naturforscher und Ärzte in Prag im Jahre 1914 (vgl. ,,Véstnik V. sjezdu éeskych pfirodozpyteüv a lekatfü v Praze‘‘, Prag 1914, S. 592; dann in der Ztschr. „Zubni lekafstvi“, Jg. 1915). Es war meine Absicht, das Thema weiter zu bearbeiten und die Resultate, zusammen mit denen meiner Untersuchungen über das Zahnbein, in einer größeren Arbeit zu veröffentlichen. Diesen Gedanken mußte ich vorläufig (1914—1917!) aufgeben, und ich veröffentliche jetzt, nach einer nochmaligen Revision meiner Präparate, die bisherigen Resultate. — Die Untersuchungen wurden an in Ent; wickelung begriffenen Zähnen der neugeborenen Kätzchen ausgeführt und zur Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 15 226 substanz mit Radialfibrillen (die man an den diesmal untersuchten Präparaten nur undeutlich sehen kann) und einer diese außen be- deckenden Membrana limitans (‚‚terminans‘‘ nach MERKEL) besteht. Später, nachdem da eine Prädentin- und dann die Dentinschicht aus dem Oberflichensaum entstanden ist, grenzen die größer gewordenen Ameloblasten an die Oberflächen dieser Schicht, mit welcher die Membrana limitans jetzt wie verschmolzen ist. Zu dieser Zeit gibt es da noch keine besondere, das ist zusammenhängende, Substanz zwischen der Papillenoberfläche und der Schicht der Ameloblasten, dagegen sieht man da sehr zahlreiche feine, zellbrückenähnliche Protoplasmafidchen, welche beide Schichten untereinander ver- binden. An allen Präparaten, bzw. an allen Stellen derselben, sieht man sie nicht gleich deutlich. Manchmal, und dies gilt von den jüngeren Stadien, berühren die Ameloblasten mit ihren Endflächen unmittelbar die Membrana limitans der Zahnpapille, doch an anderen Stellen sah ich die feinen stäbchen- oder stachelartigen Ameloblasten- fortsätze sehr deutlich, besonders dort, wo sich das Schmelzorgan von der Papillenoberfläche etwas abgezogen hat und wo die zerrissenen und an den Ameloblastenkörpern haftenbleibenden Fortsätze frei in die Lücke zwischen den beiden Geweben hineinragen. (Vgl. Abb.1, Abb. 2 links.) Es handelt sich darum, womit sich diese Zellfortsätze an der Papillenoberfläche verbinden. In dem allerersten Entwickelungs- stadium, kurz bevor da noch die Prädentinschicht vorhanden ist, besitzen schon die oberflächlichsten Zellen der Zahnpapille, die künftigen Odontoblasten, besondere Fortsätze, die durch den Ober- flächensaum, dabei sich verzweigend und verdünnend, hindurch- treten. Stellenweise sieht man deutlich, daß sich wenigstens einige dieser Fortsätze mit den jungen, der Papillenoberfläche zu dieser Zeit noch dicht anliegenden Ameloblasten verbinden und somit wirk- liche Cytodesmen vorstellent). Daß sich auch die späteren, sehr zahlreichen, feinen Ameloblastenfortsätze auf diese Weise mit den Kontrolle dienten mir Präparate von anderen Objekten, Erinaceus z. B. — Die Objekte wurden mit der FLEmMInG’schen, der ZENKER’schen Flüssigkeit und mit Sublimat-Eisessig fixiert und mit Eisenhämatoxylin — Nachfärbung mit Säure- fuchsin oder Bordeau-R. — gefärbt. 1) Ich sehe dort, wo sich die Ameloblastenschicht von der Papillenober- fläche abgezogen hat, auf der unteren Seite der ersteren hier und da feine Fäd- chen, die ich für zerrissene Cytodesmen dieser Art halte. 227 Enden der jetzt wohl auch schon in größerer Anzahl da vorhandenen Odontoblastenfortsätze!) verbinden würden, wage ich nicht zu be- haupten; den direkten Zusammenhang sah ich jetzt schon nirgends und auch das Aussehen der Fortsätze ist übrigens ein anderes. Ver- binden sich die feinen Fortsätze nicht mit den Enden der Odonto- blastenfortsätze, müssen sie sich, da man ja an einen Zusammen- hang mit den Fasern der v. Korrr’schen Systeme des Prädentins und Dentins nicht denken kann, an die die Papille außen bedeckende Membrana limitans ansetzen, die ihrer Anlage nach ebenfalls proto- plasmatisch ist, wie alles übrige, was wir in diesen Entwickelungs- stadien im Präparate sehen. Gäbe es da trotzdem einen Zusammen- hang mit den feinen Enden der Odontoblastenfortsätze, müßten solche Cytodesmen jedenfalls den Grenzsaum der Papille durch- brechen. Unmöglich wäre es schließlich nicht, da ja die von SCHUBERG entdeckten Epidermis-Koriumverbindungen auch die Limitans durch- brechen, doch eher als mit solehen kann man die feinen Fortsätze, um die es sich da handelt, mit den Haftfasern der Basalzellen des Fpithelgewebes vergleichen. In jedem Falle gibt es da anfangs eine Kontinuität des Protoplasmas. Schon zu dieser Zeit erreichen die Ameloblastenkörper jene Größe undGestalt, die sich dann während der ganzen Zeit ihres Funktionierens erhält: Es sind das (vgl. Abb. 6) lange, zylinderförmige Zellen, die an ihren Seitenflächen mittels zahlreicher Cytodesmen untereinander zu- sammenhängen. Diese sind fadenförmig, hier und da gibt es ganze Bündel von solchen, und es scheint, als obessich hierund da auch um Cytodesmennetze handeln würde. Eine Kittsubstanz, welche einige Autoren erwähnen?), gibt es da ganz entschieden nicht. An ihren oberen, das ist der Schmelzpulpa zugewendeten Enden, die sich alle genau in demselben Niveau befinden, sind die Zellen durch diehtliegende, mit- einander verschmelzende Cytodesmen, das sind vielleicht die Kittleisten, die man da sieht, untereinander verbunden. Diese machen zusammen mit der etwas dickeren und festeren Außenwand der Zellen den Ein- druck, als ob sich da die Zellen an eine besondere, festere Membran ansetzen würden®). An der basalen, das ist der Zahnpapille zuge- 1) Der Tomes’schen Fasern, wie man sie seit der Zeit, wo sich da das Prädentin und das Dentin zu entwickeln anfängt, nennen kann. 2) v. EBNEr, 1902, S. 118, 1891, S. 247. 3) Die glänzende Außenwand der Ameloblasten erwähnt z. B. v. EBNER (1902) und er erwähnt auch die von mir ebenfalls gefundenen Zellbrücken, mittels 15* 228 wendeten Endfläche sind die Ameloblastenkörper mittels der schon von Coun?) beobachteten Kittsubstanzleisten verbunden. Vielleicht handelt es sich auch bei diesen, dies ist meine Ansicht, um ehemalige Cytodesmen, in denen sich eine festere Substanz abgelagert hat. Soweit man nach den Präparaten beurteilen kann, sind daher die engen Interzellularlücken der Ameloblastenschicht sowohl gegen das übrige Gewebe des Schmelzorganes, wie auch gegen die enge Lücke zu, die sich zwischen diesem Organ und der Papillenoberfläche befindet, abgeschlossen. Auch diese ,,basalen‘‘ Seiten der Ameloblasten machen meist den Eindruck, als ob sie von einer besonderen Basalmembran bedeekt wären?). In der Tat ist es nur die Schicht der Kittleisten, dann die Zellmembran und die Form der Zellen, welche es bedingen. Uber das Niveau der Kittleisten reichen da nämlich — bei den voll- entwickelten Zellen — besondere hügelförmige Fortsätze der Amelo- blastenkörper, die erst die schon im vorangehenden erwähnten, an einen Stabchensaum erinnernden feinen Zellfortsätze tragen (vgl. Abb. 2—4, 7—8). Eine wirkliche Kutikular- oder Grenzschicht befindet sich daher weder an der oberen noch an der unteren Seite der Ameloblasten. Besondere Verdichtungen des Protoplasmas in der Achse der Zellen, wie sie WALKHOoFF (1901, $. 39) erwähnt, konnte ich nicht beobachten. In einem etwas späteren Entwickelungsstadium, das ist an einer weiteren Stelle am Rande des in Entwickelung begriffenen Zahn- scherbchens, ist die Lücke zwischen der Zahnpapille und den schon vollentwickelten Ameloblasten gleich deutlich und sehr gut sieht man auch jetzt die feinen Ameloblastenfortsätze. Diese Fortsätze ver- binden sich jetzt in gewisser Entfernung von den Zellen, ganz nahe der Zahnpapillenoberfläche, quer untereinander, und es entsteht da eine von der Membrana limitans der Zahnpapille vollkommen unab- hängige, später an einigen Präparaten (vor allem den Sublimat- präparaten!) sogar sehr auffallende Schicht im Inneren der Lücke, die den Eindruck einer vollkommen kontinuierlichen Lamelle macht (vgl. Abb. 2, 10). Wie sie angelegt wird, konnte ich nicht feststellen, doch ich kann mir ihr Entstehen nicht anders erklären als so, daß da deren die Ameloblasten mit den kleinen Zellen Cer auf sie folgenden Schicht des Schmelzorganes zusammenhängen. 1) Verhandl. d. phys.-med. Ges. Würzburg Bd. 31, 1897. Coun beschreibt da auch Centriolen aus Ameloblasten. 2) v. EBNER erwähnt (1891) einen „schmalen Cuticularsaum“ an den Zellen. 229 zuerst aus den fadenférmigen Ameloblastenfortsätzen Queräste aus- wachsen, die sich zu einem Netz verbinden, aus dem schließlich die Lamelle entsteht. Daß ein solcher Prozeß nicht unmöglich ist, beweist das Verhalten der Cytodesmen im Chordagewebe von Belone, auf das ich unlängst!) aufmerksam machte. Die feinen, büschelartig ver- einigten Ameloblastenfortsätze verbinden die Membran mit den Ameloblastenkörpern, und sie bleibt an ihnen haften, wenn es da, was sehr leicht geschieht, zu einer Unterbrechung des Zusammen- hanges zwischen dem Schmelzorgan und der Papillenoberfläche kommt. Mit dieser letzteren ist sie offenbar mittels der auf der anderen Seite gebliebenen Partien der zellbrückenähnlichen Ameloblastenfort- sätze verbunden, doch müssen diese sehr fein und weich sein. Meist sieht man nach Abreißen der Membran bzw. der jungen Schmelz- schieht nur Reste von ihnen, die an der Papillenoberfläche haften bleiben. Auch diese Schicht, die offenbar der Membrana praeformativa von Huxuey (1854—57) entspricht?), ist ihrer Anlage nach proto- plasmatisch; sie besteht, wie es ihre Färbbarkeit und ihr Verhalten beweisen, aus verdichtetem Protoplasma, Exoplasma. Es ist das im wahren Sinne des Wortes eine ,,Membrana praeformativa substantiae adamantinae‘‘ — ,,Membrana adamantinae‘‘ der älteren Autoren. Von ihr und nicht von den Körpern der Ameloblasten geht die Bildung der Schmelzschicht aus. Diese Schicht ist daher einer Kutikularschicht nicht unähnlich, und man kann wirklich behaupten, daß sich bei der Schmelzbildung eine Art Kutikulargewebe an der unteren Seite des Epithels, statt, wie in anderen Fällen, an der äußeren, bildet. Auf die Analogie mit der Kutikula wurde bekanntlich öfters hingewiesen. Anfangs ist die in Betracht kommende Zwischenschicht im ganzen glatt, sehr bald sieht man jedoch an ihr, überall da, wo sich die einzelnen Büschel der Ameloblastenfortsätze an sie anheften, grübchen- förmige Vertiefungen. Die betreffenden Ameloblastenfortsätze können wir von jetzt an mit dem Namen der ‚„Tomzs’schen Fortsätze‘‘ bezeich- nen. In der Literatur wird dieser Name nach dem Vorgange von WAL- DEYER (1864/65, 1871) in der Voraussetzung angewendet, daß es sich da um einfache, dicke Fortsätze der Ameloblastenkörper handelt, was, wie 1) Anat. Anz. Bd. 48, 1906, 8. 402, Abb. 4—8. 2) Nicht der von v. EBNER (1891, 1902) erwähnten Schicht, denn diese stellt nur den Grenzsaum der Ameloblastenkörper vor. 230 wir sahen, nicht der Wirklichkeit entspricht!). Einzelne Autoren mach- ten schon darauf aufmerksam, daß ein solcher einheitlicher Fortsatz, den sie erwähnen, eine faserige Struktur besitzen soll (z. B. FıscHEr, Abb. 1—5 nach Präparaten, die mit Sublimat-Eisessig fixiert wurden. Abb. 6 u. 7 nach mit der Zenker’schen Flüssigkeit, Abb. 8 u. 9 nach mit der FLemmine- schen Flüssigkeit fixierten Präparaten. Färbung in allen Fällen mit Eisenhämatoxylin. Vergrößerung: Zeiss, Homog.-Immers. !/j,, Komp.-Ok. 12: Felis domestica. 1909), und v. EBxEr spricht (1902) von einer „Neigung zur Aufsplitte- rung in Nadeln‘, doch in der Wirklichkeit sind die ‚„Tomzs’schen Fort- 1) Wenn man nämlich den Tomzs’schen Fortsatz nicht bloß in dem über die Kittleistenschicht hinausragenden Teile des Ameloblasten erblicken will! _ 231 sitze‘ dieselben büschel- bzw. pinsel- artigen Bündel von feinen Zellfort- sätzen, die wir davon Anfang ansehen. In jenen Stadien, um die es sich da bisher handelte, waren also alle Teile des Gewebes protoplasmatisch ; entweder „‚protoplasmatisch‘ im engeren Sinne des Wortes oder ,,exo- plasmatisch“. Es handelte sich um die Körper der Zellen, dann um ihre Fortsätze und schließlich um die quer zu diesen entstehende ,,Membrana praeformativa‘“, die man ohne weite- res als eine Schicht ,,extrazelluliren Protoplasmas‘t) auffassen kann. Im folgenden Entwickelungsstadium kommt es zu Veränderungen dieses Zustandes, und zwar werden da be- stimmte organische, dann anorgani- sche Substanzen, ,,Bausekrete‘‘, ab- gelagert. Diese Sekrete lagern sich, wie ich annehmen muß, nicht frei in die Lücken des Gewebes ab, sondern teils in die protoplasmatische Mem- brana praeformativa, teils in die pro- toplasmatischen Netze hinein, die sich, nach meiner Voraussetzung, jetzt hinter ihr befinden, die ich jedoch auf keinem der Präparate deutlich zu übersehen vermag?). So entsteht jetzt auf der Grundlage der Membrana praeformativa bzw. im Anschluß an sie die „Präemailschicht‘“. 1) Vgl. meine Abhandlung über das „Extrazelluläre Protoplasma‘‘ im Anat. Anz. Bd. 44, 1913, S. 561; dann Anat. Anz. Bd. 48, 1915, S. 396. 2) Da sie entweder durch die Bausekrete verdeckt oder nur in der Form geschrumpf- ter Reste im Präparate sichtbar sind. Abb. 10. Schematische Abbildung zur Histogenie der Schmelzschicht: links das Zahnbein, rechts die End- partien der Ameloblasten mit Sekret- tropfen an ihren Körpern und da- zwischen. In der Mitte die Fortsätze der Ameloblasten und die quer zuihnen entstehende Membrana praeformativa. Links von dieser Membran die Prä- emailkappen und -Wälzchen mit den Prismenanlagen. Zwischen ihnen Plasmaverbindungen und Vakuolchen. 232 Die organische ‚adamantogene‘“ Substanz, die hier ausge- schieden wird, ist ein Produkt der Ameloblasten. Es ist das eine Substanz, deren Gegenwart sich, wie vor Jahren 'v. Spex (1887) zeigte, an mit Osmium enthaltenden Flüssigkeiten fixierten Präparaten feststellen läßt. Ich selbst fand Tropfen dieser Substanz an Präparaten, die mit starker FLemmın@’scher Flüssigkeit fixiert wurden (Abb. 8), doch Reste davon fand ich hier und da auch an denen, die ich mit der Flüssigkeit von ZENKER fixierte (Abb. 6). Sonst fand ich an diesen und an den Sublimatpräparaten vielfach leere große Vakuolen in den Zellen und zerrissene Partien in der oft bedeutend geschrumpften Schmelzanlage. Wie schon v. SpzE angibt, befinden sich die oft be- deutend großen vereinzelten Tropfen jener Substanz in den basalen Partien der Ameloblasten, doch findet man sie auch zahlreich in den Interzellularliicken, wo die Tropfen oft netzartig zusammenfließen (Abb. 8). Vielleicht befindet sich hier die betreffende Substanz zuerst in den Cytodesmen. Zwischen den einzelnen Teilen der „Tomzs’schen Fortsätze‘“ fand ich sie nicht, und doch muß man annehmen, daß jene Substanz aus der Ameloblastenschicht in die Membrana praefor- mativa hineingelangt, hinter der sie sich ablagert, das Protoplasma, das sich hier befindet, imprägnierend. Aus dieser mit Protoplasma verbundenen Substanz entstehen jetzt im Niveau der Membrana praeformativa, eigentlich gleich hinter derselben, besondere, zuerst niedrige, etwa kappenartige (Abb. 9, 10), dann höhere, walzenförmige Gebilde, die gegenüber den Körpern der einzelnen Ameloblasten, dicht an der auch jetzt sich erhaltenden Membran!) liegen. Offenbar sammeln sich die Produkte jeder ein- zelnen Zelle, das ist die von ihr ausgeschiedene adamantogene Sub- stanz, ihr gegenüber, an der dabei wohl auch nicht passiv bleibenden Membrana praeformativa, und zwar zuerst rings herum um jene Stelle, wo sich die büschelartigen Tomus’schen Fortsätze an die Membran anheften. Nur so erkläre ich mir die früher vielfach schon beobachteten Bilder, an denen die noch minimal dünne ‚Präemail- schicht‘ wie perforiert erscheint. ,,S0 erscheint der von den Zellen befreite Schmelz an seiner Anbildungsfläche wie eine Honigwabe, von zahlreichen Gruben durchsetzt, zwischen welchen eine homogene 1) Die man jedenfalls nicht an allen Präparaten gut beobachten kann. Be- sonders die Sublimatpräparate beweisen, daß die „Membrana praeformativa“ auch jetzt noch vorhanden ist; an anderen Präparaten läßt sie sich von anderen Strukturen nicht so gut unterscheiden. 233 gebräunte Masse die Scheidewände bildet‘, sagt z. B. v. EBNER (1902, S$. 118). Auch Apzorr erwähnt neuestens (1914) diese Bilder, die jedenfalls auch schon durch Ablagerung von Kalksalzen an den Stellen gegenüber den Ameloblasten mitbedingt sein können (vel. unser Schema Abb. 10). Die Schilderung, die ich da von der ersten Anlage der Schmelz- schicht gebe, unterscheidet sich wesentlich von der bekannten Deutung, welche die Schmelzprismen, deren Vorgänger man ja in den ‚Kappen‘, und ,,Walzchen‘‘ vor sich hat, für veränderte Teile der während der Schmelzbildung in die Länge wachsenden Zellkörper hält!), oder von jener, die sie als Umwandlungsprodukte der Tomzs’schen Fortsätze der Ameloblasten bzw. ein in diesen abgelagertes Sekret deutet?). Am nächsten noch steht sie, abgesehen von der Sekretionslehre von KoELLIKER, der Lehre von Wıruıams, 1895. — Nach meinen Be- funden, die ich im folgenden weiter beschreiben werde, wären da also zuerst besondere, auf Grundlage des Protoplasmas entstehende organische Substanzablagerungen, die sich ungefähr in der Ver- längerung der sog. Tomzs’schen Fortsätze bzw. diesen Namen tragen- den Stäbehenbündel, also den Ameloblastenkörpern gegenüber, bilden, und in diesen kommt es zur Kalkablagerung, hiermit zur Bildung der eigentlichen Schmelzprismen. Vielleicht so, daß diese „Präemail“-Anhäufungen eine kalkbindende Substanz enthalten. Es ist nun klar, daß an Präparaten, an denen die Lücke zwischen den Ameloblasten und der die Prismenanlagen bedeckenden Mem- brana praeformativa, bei gleichzeitiger Schrumpfung der Tomzs- schen Fortsätze, verdrängt wird, sehr leicht der Eindruck von kon- tinuierlichen Gebilden: Ameloblastenkörper und Präemailwälzehen, entsteht. Auf der anderen Seite ist es klar, daß man mit Rücksicht auf diese Genese der Schmelzschicht ihre Eigentümlichkeiten (Kitt- substanz, Kortikalsubstanz, Lage der Prismen usw.) nicht von Einzel- heiten im Baue der Ameloblastenschicht ableiten darf. An Präparaten, die mit der Fremming’schen Flüssigkeit fixiert wurden, wenigstens an einigen davon, kann man jetzt, mit Rück- sicht auf die Präemailkappen und -Wälzchen, zweierlei Bilder beob- achten (vgl. Abb. 8). Sehr oft sind hier die mittels einer dunkel ge- 1) Die Deutung von Tomes und von WALDEYER. Vgl. in der neueren Litera- tur z. B. die Lehrbücher von FıscHEr, 1909, und von FÜRBRINGER-GEGENBAUR, 1909, S. 424, Abb. 179. - 2) Vgl. v. EBNEr, 1891, S. 247, 1902, S. 118. 234 färbten Substanz untereinander verbundenen und wie zu einem Ganzen verschmolzenen Kappen bzw. Wälzchen, zusammen mit den an solchen Präparaten übrigens wenig deutlichen Membrana prae- formativa, von der Ameloblastenschicht abgerissen. Dann sieht man in der Lücke zwischen beiden sehr deutlich die an den Ameloblasten- körpern haften gebliebenen Tomzs’schen Fortsätze. An anderen, selteneren Stellen wurden dagegen aus der zusammenhängenden Schmelzschicht hier und da einzelne Kappen bzw. Wälzchen aus- gerissen, und man sieht dann Ameloblasten, die an ihrer Basalseite hinter einem kurzen Hälschen, das dem Bündel der Zellfortsätze (Tomzs’scher Fortsatz) entspricht, eine dunkel mit Osmium ge- färbte Kappe bzw. längeres Wälzchen tragen!). Letztere machen den Eindruck, als ob es sich da um Teile der Ameloblasten selbst handeln würde, und frühere Autoren haben sie wirklich auch auf diese Weise gedeutet. Die letzteren Bilder beweisen sehr deutlich, daß hier die Kappen, später Wälzchen, wirklich als selbständige Gebilde vorhanden sind. Man kann sie auch an den mit ZENKER- scher Flüssigkeit fixierten Präparaten, wo ebenfalls die Basalmembran als besondere Schicht nicht besonders auffallend ist, beobachten (vgl. Abb. 6, 7), dagegen sieht man sie an Sublimatpräparaten und auch an den früher erwähnten im älteren Entwickelungsstadium schon nicht mehr deutlich. Die Gebilde, um die es sich handelt, enthalten schon Kalksubstanzen, auf die ich sogleich besonders zu sprechen komme, und platzen meist beim Fixieren der Präparate. Es bleiben dann von ihnen oft nur zerrissene, zerdrückte Reste übrig (Abb. 8, 4), doch auch in diesem Falle läßt sich manchmal ihre ur- sprüngliche Form und Anordnung erkennen. Eigentümlich ist es, daß an solehen Präparaten die zwischen den in Betracht kommenden Gebilden sich befindenden Substanzmassen, die sie an den Osmium- präparaten noch verbinden, wie aufgelöst werden. — Die Kappen, aus denen sich bald längere Wälzehen entwickeln, sind die eigent- lichen Bildner und Behälter der sog. Schmelzprismen. Von welcher Seite in verschiedenen Entwickelungsstadien die zum Aufbau der Schmelzprismen notwendigen Kalksalze in die wachsende Schmelzschicht hinein gelangen, läßt sich schwer be- stimmen. v. EBNER sagt?), daß die Ameloblastenfortsätze bereits 1) Vgl. die Abbildungen bei v. EBNER, 1902, S. 114, Abb. 935, Bk. 2) 1902, S. 118. 235 verkalkte Substanz enthalten, ich beobachtete es nicht, aber schließ- lieh ist es klar, daß die Prismen von der Außenseite zuwachsen, und es ist somit wahrscheinlicher, daß während der Zeit, in der der Zahn wächst, die dazu notwendigen Stoffe von außen, das ist vom Schmelz- organ, stammen. Später ändert sich selbstverständlich die Lage, und die Zahnbeinkanälchen stellen dann allein die Wege, auf denen die zur Ernährung, eventuell auch zum Wachstum, notwendigen Stoffe in die Schmelzschicht gelangen können. Die Kalksalze lagern sich in der Form von biokristallinischen Massen im Zentrum der Präemailanhäufungen gegenüber der Stelle, wo sich an die Membrana praeformativa die Ameloblastenfortsätze anheften, gleich nach dem Entstehen der „Kappen“, und die „Kappen“ und ‚„Wälzehen‘“, von denen wir bisher sprachen, haben eigentlich den Wert von Säckehen. Es sind das zuletzt dünne, die Schmelz- prismen allseitig umschließende Scheiden, welche sich an die Mem- brana praeformativa anschließen und untereinander und mit der Oberfläche der Zahnpapille mittels Protoplasmanetzen, in denen — wie die Osmiumpräparate beweisen — wieder die Prädentinsub- stanz abgelagert ist, zusammenhängen. An ZENKER’schen Präparaten sah ich vielfach kleine Vakuolchen und zellbrückenähnliche Ver- bindungen zwischen benachbarten Schmelzprismenscheiden (vgl. Abb. 7). Besonders gut sah ich die Scheiden dort, wo sie sich in einer bei Entkalkung mazerierten jungen Schmelzschicht voneinander abgetrennt haben. Auf einem der von mir untersuchten Präparate (Erinaceus) sah ich das relativ ältere entkalkte Schmelzgewebe vollkommen zertrümmert und es entstand da ein Gewirre von in verschiedenen Richtungen sich durchkreuzenden und verflechtenden langen Röhren, eben den ,,Prismenscheiden‘‘, von denen wir oben sprachen. Es sei da darauf hingewiesen, daß auch die anorganischen Skelettgebilde der Evertebraten manchmal im Inneren von be- sonderen protoplasmatischen Säcken!) entstehen. Die Untersuchung des sich anlegenden und des jungen Schmelz- gewebes zeigt also, daß die Schmelzprismen wirklich von besonderen Prismenscheiden begrenzt werden, die miteinander nicht verschmolzen sind, sondern zwischen denen sich wieder ‚etwas‘, eine organische, leicht sich lösende Substanz (imprägnierte Protoplasmaverbindungen und Netze) befindet. Es gibt da also sowohl „Scheiden“ wie auch eine „Kittsubstanz‘, falls man es so benennen darf. 1) Vgl. Haecker, 1908, Jahrheft d. Ver. f. vaterl. Naturk. Württemberg. 236 Man muß jetzt auch das Verhalten der Prismenscheiden der jungen Schmelzschicht an ihren beiden Enden berücksichtigen. An der basalen, das ist gegen die Papille zugewendeten Seite sieht man die Prismenscheiden bzw. die Prismen selbst sich allmählich verengen und sie endigen schließlich mit abgerundeten dünnen Enden. Selbstverständlich liegen diese engen Enden weiter von- einander als sonst die Seitenflächen der Scheiden, und wieder muß man fragen, womit der Raum zwischen den Enden ausgefüllt ist). Leer ist er, wie die Osmiumpräparate beweisen, nicht, doch an anderen Präparaten sieht man da höchstens spärliche Koagulate, und viel- leicht handelte es sich da um feine Protoplasmanetze, die mit der sich leicht lösenden Präemailsubstanz imprägniert wurden. An den oberen, das ist gegen die Ameloblasten zugewendeten Enden ver- schmelzen die Scheiden mit der Membrana praeformativa. Die Schmelzprismen endigen da mit breiten, ebenen Endflächen, die, je nach der Lage der Prismen, meist schief zu der Oberfläche der ganzen Schicht liegen und es zeigt da die Schmelzschicht an Querschnitten oft einen sehr charakteristischen, stufenartig gezahnten äußeren Rand. Die Ameloblastenfortsätze verbinden sich mit der organischen Substanz, soweit man zu erkennen vermag, eher in den Interstitien zwischen den einzelnen Prismen, und überhaupt müssen, wie schon Wiıruıams 1895 behauptete, die fertigen Prismen nicht genau gegen- über den einzelnen Ameloblasten liegen (Abb. 5). Es handelt sich jetzt um die Frage, auf welche Weise die einmal angeleste, von Anfang an zellfreie Schmelzschicht zunimmt. Die Ameloblasten, streng genommen ihre Fortsätze, legten zusammen mit der Zahnpapille die Membrana praeformativa adamantinae an, sie bildeten mit der Hilfe des von ihnen ausgeschiedenen Sekretes gegenüber ihren Körpern die Präemailkappen, in denen es sogleich zur Kalkablagerung — Prismenbildung — kam. Unter Mitwirkung der die nötigen Stoffe liefernden Ameloblastenkörper wachsen jetzt die in besondere Säcke eingeschlossenen Schmelzprismen in die Länge aus, und sie stellen zu der Zeit, in der die Tätigkeit der Amelo- blasten beim Durchbruch der Zähne aufhört, sehr lange fadenförmige Gebilde vor. Wird die Schmelzschicht, wie es einige ältere Autoren annahmen, auch dann noch dicker, so könnte es nur durch Eigen- 1) Vgl. die Abb. 915 bei v. EBNER, 1902, S. 86, die sich jedenfalls auf die fertige Schmelzschicht bezieht. ENT 2 t 287 wachstum der Schmelzprismen möglich sein, und dieses wäre in Anbetracht des Umstandes, daß zwischen den Prismen des jungen Schmelzes relativ große Mengen organischer, darunter auch lebender, Substanz vcrhanden sind, ganz gut denkbar. Neuestens bestreitet man jedenfalls die Möglichkeit eines solchen Eigenwachstums der Dentinschicht!), doch es gibt andere Beweise, welche dafür sprechen, daß die Schieht doch nicht in allem von den Ameloblasten abhängig sein kann. Schon in sehr jungen Entwickelungsstadien, wo die Pris- mensäcke noch ganz kurz sind, beobachtet man, daß sie sich von der auf die Schmelzoberfläche senkrechten Richtung entfernen, sich dabei partienweise einmal auf die eine, ein anderes Mal auf die andere Seite neigend (vgl. Abb. 7). So wird sehr früh die bekannte Anordnung der Schmelzprismen bestimmt. Die Prismen wachsen nicht einfach in die Länge aus, sondern sie verflechten sich dabei gesetzmäßig untereinander und so entsteht die bekannte Struktur der Schmelzschicht, für die man die parallel liegenden Ameloblasten nieht verantwortlich machen kann. Es handelt sich um eine Struktur, die die Festigkeit der ganzen Schicht mitbedingt, besonders, wie Grasset (1891) bemerkt, auch dadurch, daß sich bei dieser Anord- nung der Prismen der auf die Schmelzoberfläche wirkende Druck immer auf eine größere Partie des Gewebes verteilt. Auch an der Oberfläche der Schmelzschicht sieht man Eigentümlichkeiten in der Anordnung der Prismen, die hier in eine andere Richtung einbiegen?). Solange man in den Prismen nur Fortsetzungen der Ameloblasten- körper erblickte, konnte man für diese Strukturen die lebende Sub- stanz dieser Zellen verantwortlich machen, jetzt muß man dagegen unbedingt mit einer gewissen Vitalität, einem ,,formativen Leben“ der Schmelzschicht rechnen. Die wachsende Schmelzschieht hat offenbar eine gewisse Autonomie bei ihrer Entwickelung, und sie wächst und formt sich so, wie es die Funktion des Gesamtgebildes verlangt. Trotzdem ist die Schmelzbildung von der Gegenwart der Ameloblasten so abhängig, daß man sich z. B. das Flächenwachstum ohne die Gegenwart der Ameloblasten nicht vorstellen kann; es geschieht offenbar nur durch Apposition neuer Prismen an den Rand des Zahnscherbchens, in einer Gegend, wo sich noch die ursprüng- liche Membrana praeformativa adamantinae erhält. Es gibt wenig- 1) Kantorowicz 1913 z. B. 2) Vgl. FiscHer, 1909, S. 264. 238 stens, soviel ich beurteilen kann, keine Anzeichen, welche dafür sprechen würden, daß sich die alten Schmelzprismen durch Teilung vermehren, oder daß zwischen ihnen junge durch Neubildung ent- stehen könnten. Auch hier erblickt man also dieselbe Abhängigkeit von der Ameloblastenschicht, wie man sie schließlich auch an einer Kutikularschicht mit Rücksicht auf die Hypodermis beobachten kann. Mit Untersuchungen der fertigen Schmelzschicht habe ich mich nicht genauer beschäftigt, trotzdem will ich da, im Anschluß an den histogenetischen Teil, einige Betrachtungen über dieselbe hin- zufügen, da sich eben im Lichte der Histogenese manches besser deuten läßt, als es bisher möglich war. Den Hauptbestandteil des fertigen Schmelzgewebes stellen die Schmelzprismen vor, dann soll da, nach den Angaben einiger Autoren, eine besondere interstitielle oder ,,Kittsubstanz‘‘ zwischen den Prismen vorhanden sein und schließlich gibt es da noch besondere, fibrillar differenzierte Schmelz- lamellen, ,,Fibrillenschichten‘‘ und ‚Fibrillenbüschel‘“. Die fertigen Schmelzprismen beschrieb man früher als regel- mäßig sechsseitige Gebilde, die mit ihren Flächen direkt aneinander stoßen, doch SMRECKER (1905) zeigte, daß es ziemlich unregelmäßig gestaltete Gebilde sind, die an einer Seite besondere flügelartige Fortsätze besitzen, mit deren Hilfe die Prismen der einen Reihe zwischen jene der darauffolgenden eingekeilt sind. Nach der Ätzung sieht man an ihnen die bekannte Querstreifung, die sich kaum anders als durch das Avpositionswachstum der Prismen bei ihrem Längen- wachstum erklären läßt. Was die Zwischensubstanz betrifft, so sind die Ansichten geteilt: WALKHOFF!) bestreitet das Vorhandensein einer solchen und er läßt zu, daß die Prismen eine besondere Kortikal- schicht besitzen. Dagegen wird von v. EBNER und seinen Schülern das Vorhandensein einer wirklichen interstitiellen ‚Kittsubstanz“ in der Schmelzschicht angenommen; ihm schließt sich von den neueren Autoren z. B. Aputorr (1914) an. Unsere Untersuchungen an der in Entwickelung begriffenen Schmelzschicht haben ganz deutlich das Vorhandensein einer ‚interstitiellen‘‘ Substanz nachgewiesen, die sich unter Umständen auflöst, worauf dann die von besonderen Scheiden umgebenen Prismen isoliert werden können. Zwischen den jungen Prismen ist überhaupt viel organische Substanz vor- handen, und es ist ganz gut denkbar, daß sich Reste davon auch im 1) Vgl: z. B. 1901. 239 fertigen Schmelz zwischen den Prismen befinden. Daneben können sich jedenfalls die Anhänger der Lehre von einer besonderen ,, Kortikal- schicht‘‘ der Prismen auf unsere ,,Prismenscheiden‘‘ berufen und in ersterer einfach die Prismenscheiden, vielleicht als eine Schicht, welche da zuletzt verkalkt, erblicken. Wahrscheinlicher ist jeden- falls, daß auch die Prismenscheiden zuletzt zur ‚„Kittsubstanz“ werden. Nach den Angaben der Schule von v. EBNEr soll es sich in der größtenteils noch unverkalkten Kittsubstanz um eine Substanz han- deln, welche eine elastische Verbindung der einzelnen Prismen unter- einander besorgt, und SMRECKER (1905) hat ihre Gegenwart durch Fär- bung dünner Schliffe mit Fuchsin besonders deutlich nachgewiesen. Neben den Prismen und der Kittsubstanz gibt es im fertigen Schmelzgewebe noch besondere ‚Fibrillenschichten‘“ und ,,Fibrillen- büschel‘‘: BoEDEKER (1909) untersuchte die Anordnung der orga- nischen Substanz im fertigen Schmelzgewebe an Präparaten, die er nach Zelloidineinbettung entkalkte, und an denen infolgedessen die sehr feinen Strukturen, die da in Betracht kommen, in ihrer Lage blieben. Er beschreibt besondere organische ,,Schmelzlamellen“, die quer oder schief durch die ganze Dicke der Schmelzschicht, von der Dentin-Emailgrenze angefangen, verlaufen und den Strukturen der Schliffpräparate entsprechen, die man bisher für Risse in der Schmelzschicht hielt. Neben diesen gibt es in der Emailschicht noch besondere von der Dentin-Emailschicht entspringende büschel- artige Strukturen (,,biischelartige Fortsätze‘‘, ,,Biischel‘‘), die sich ebenfalls als organische Strukturen erwiesen. Beide beschreibt noch genauer neuestens GorTTLıEB (1915), und zwar nach mit alizarin- sulfosaurem Natrium gefärbten Schliffen, die er unter dem Mikroskope vorsichtig entkalkte. Er findet, daß es sich in diesen beiderlei Struk- turen um Fibrillen handelt, die, von der Dentin-Emailgrenze ent- springend, die Schmelzschicht quer durchtreten: ,,Schmelzlamellen”, oder sich in der Schmelzschicht büschelartig verbreitern: ,,Schmelz- biischel‘‘, ‚Fibrillenschichten‘ und ,,Fibrillenbiischel‘‘, wie ich sie nennen würde. Die sogar sehr zahlreich in der Schmelzschicht vor- handenen Faserstrukturen stellen vielleicht Tonofibrillen (‚‚Schmelz- fibrillen‘‘ würde ich sagen) vor, die zur Festigung der Schmelzschicht und, wie wir gleich hören werden, zu deren besserem Verbinden mit der Zahnbeinschicht dienen. ‚Mangelhaft verkalkte Schmelzpris- men“, für welche sie KantorowıtscH (1913) und andere halten, sind es ganz bestimmt nicht. Die Entwickelungsgeschichte, welche 240 uns belehrt, daß sich da von Anfang an eine protoplasmatische Zwi- schensubstanz zwischen den Prismen befand, zeigt uns, daß das Vorhandensein von solchen Schmelzfibrillen auch vom theoretischen Standpunkte aus erklärbar ist. Schließlich noch einige Worte über den Zusammenhang der Schmelzschicht und des Zahnbeins im Lichte der Histogenese: Die Dentin-Emailgrenze der fertigen Zähne hat von jeher die Auf- merksamkeit der Histologen auf sich gewendet. Seit langer Zeit ist es z. B. bekannt, daß die Enden der Tomzs’schen Fasern des Zahn- beins stellenweise wirklich bis in die Schmelzschicht hineinreichen, wo sie oft mit kolbenförmig angeschwollenen Enden endigen, und zwar reichen hier und da einige davon sogar sehr weit ins Schmelz- gewebe. Diese Tatsache beweist wieder, wie innig beide Gewebe miteinander zusammenhängen, und wieder läßt sie sich, wenn man sich an den primären Zusammenhang des Protoplasmas in beiden Geweben erinnert, im Lichte der Histogenese gut erklären. FISCHER (1909) behauptete unlängst, daß diese bis in die Schmelzschicht hineinreichenden Tomzs’schen Fasern hier in den oben erwähnten büschelartigen Strukturen ihre Fortsetzung finden. Er versucht auf diese Weise den Zusammenhang der Gewebe zu erklären und er will so die Wege, auf denen die Gewebe ernährt werden, entdeckt haben. So einfach ist es, wie später KantorowıtscH (1913) zeigte, nicht. Die .‚Schmelzlamellen‘‘ BoEDEKERS, an die man da in der ersten Reihe denken müßte, verlaufen in anderer Richtung als die Enden der Tomzs’schen Fasern, und die neuesten Befunde von GortLieg (1915) sprechen ebenfalls gegen die Deutung von FISCHER. GOTTLIEB beobachtete, daß die von ihm gefundenen Fibrillenbündel stellenweise schon unter dem Niveau der Dentin-Emailgrenze ent- springen, und erst dann in die Schmelzschicht hineingelangen; auch er spricht sich gegen jene Deutung aus. Wahrscheinlicher wäre nach meiner Überzeugung ein Zusammenhang der Schmelzfasern mit den radialen Dentinfasern, die sich nach meinen Untersuchungen vom Jahre 1907 in der oberflächlichsten Partie der Zahnbeinschicht be- finden. Diese wären es vielleicht, die den Zusammenhang der Schmelz- schicht und des Zahnbeins besorgen, doch auch dies ist nur eine Hypothese, und es wäre durch weitere Untersuchungen festzustellen, ob diese Deutung wirklich berechtigt ist. Auf den Zusammenhang mit den Enden der Tomzs’schen Fasern des Zahnbeins braucht man sich nach meiner Überzeugung, wenn man die Anlage der ganzen 241 © Schmelzschicht auf der Grundlage des Protoplasmas kennt, auch sonst nicht viel zu berufen; es genügt wohl, wenn die Grundsubstanzen beider Gewebe miteinander zusammenhängen. Eshandelt sich schließlich darum, ob die fertige Schmelzschicht wirk- lich, wieich da zuletzt angedeutet, eine lebende Schicht vorstellt ; um die Frage wenigstens, ob man die Ursache hat, auch im fertigen Schmelz- gewebe einen gewissen Grad des Stoffwechselvermögens anzunehmen; um die Feststellung der Wege, auf denen eventuell Nährstoffe in die Schmelzschicht hineingelangen könnten. Diese Fragen werden gerade in der neueren zahnärztlichen Literatur sehr lebhaft diskutiert. Kantorowıtsch (1913) bestreitet vollkommen, daß in die Schmelzschicht hinein Nährstoffe gelangen könnten, und er hält die Schicht für nicht lebend, WALKHoFF (1913) sagt direkt: „Nach dem Zahndurchbruch ist der Schmelz tot.‘‘“ KanrorowitscH gelang es nicht, bei Injektionsversuchen gefärbte Flüssigkeiten von der Seite der Zahnpulpa bis in die Schmelzschicht hineinzudrängen, dagegen führten die späteren Versuche von Gortuieg (1913) zu günstigen Resultaten. GoTTLIEB gelang die Färbung der Schmelz- schicht bei Tieren, die er mit Rubia tinctorum fütterte, und er hat das Eindringen von Alizarinsulfonatrium, das er den Tieren unter die Haut oder in die Venen einspritzte, bis in das Schmelz hinein verfolgt. Daraus muß man schließen, daß auch die Nährstoffe bis in die Schmelzschicht hinein gelangen können. Die Schmelzprismen stellen jedenfalls die nichtlebenden Substanzpartien der Schmelz- schicht vor, die interstitielle Substanz, von der wir im vorangehenden zeigten, daß sie in letzter Reihe aus extrazellulärem Protoplasma entsteht und keine reine Sekretschicht (wenn sie auch Bausekrete enthält) vorstellt, behalten jedoch, wie z. B. GOTTLIEB zuläßt, offenbar eine Art Leben, ,,formatives Leben‘, wie ich diese Art des für die Bausubstanzen charakteristischen Lebens nennen würde!). 1) Man muß ‚neben der Kittsubstanz die Lamellen und die Büsche] als die Haupttrager der Lebensvorgänge betrachten“ sagt GorTLıEg (1915). Von anderen Autoren, die neuestens die Vitalität der Schmelzschicht anerkennen, nennt er MORGENSTERN, BOEDEKER, EULER, FISCHER und FEILER. Vgl. auch FEILER (1913), in dessen Arbeit besonders auf das Vorhandensein eines Kalksalz- stoffwechsels hingewiesen wird. — Ich selbst bespreche die Frage der ‚Vitalität‘ der Bausubstanzen neuestens in einer ausführlichen Abhandlung: ‚Die Über- einstimmung und der Unterschied in der Struktur der Pflanzen und der Tiere“ (Sitzungsber. d. Kgl. Ges. d. Wiss. in Prag, u -nat. re an Nest "in Kommission bei F. Rionaté — 8. 48ff.). ® Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 16 242 Literatur. ADpLorF (1914), Zur Frage der Kittsubstanz der Schmelzprismen. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. Bd. 32. BoEDEKER (1909), Vorläufige Mitteilung über organische Gebilde im mensch- lichen Zahnschmelz. Anat. Anz. Bd. 34. BoEDEKER (1911), Nutrition of the enamel of the human teeth. Dental Cosmos. v. EBNER (1891), Histologie der Zähne mit Einschluß der Histogenese. SCHEFFS Handb. d. Zahnheilk. Bd. 1, Wien. (Dasselbe, 2. Aufl., 1909.) v. EBNER (1902), Von den Zähnen. KOoELLIKERS Handb. d. Gewebelehre des Menschen Bd. 3, 6. Aufl., Leipzig. v. EBNER (1905), Uber die histologischen Veränderungen des Zahnschmelzes während der Erhärtung. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 67. FEILER (1913), Beiträge zum Stoffwechsel der Zähne. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. Bd. 31. FiscHer (1909), Bau und Entwickelung der Mundhöhle. Leipzig. FÜRBRINGER (1909), GEGENBAURS Anatomie des Menschen. Bd. 1, 8. Aufl., Leipzig. GANZER (1906), Die physiologische Injektion zum Studium der Histogenese des Schmelzes. Anat. Anz. Bd. 28. GoTTLIEB (1913), Verhandlungen der 85. Versammlung der deutschen Natur- forscher und Ärzte in Wien 1913. GOTTLIEB (1915), Untersuchungen über die crganische Substanz im Schmelz menschlicher Zähne. Öst.-Ungar. Vierteljahresschr. f. Zahnheilk. Bd. 31. GRASSET (1891), Recherches sur la distribution mathématique des prismes de l’email dentaire. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Phys. Bd. 8. Huvuxrey (1854, 55, 57), Quart. Journal of microsc. Science. (Nach WALDEYER, 1871, und v. 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Abgesehen von den vielen Bronzegegenständen aus vorrömischer Zeit, wird unsere Aufmerk- samkeit auf die zutage geförderten Knochen längst ausgestorbener Tiere — wie Mammut, Nashorn und Riesenhirsch —, besonders aber auch auf menschliche Skelettreste gelenkt. Im Mai 1914 wurde in einer zwischen Altrip und Waldsee ge- legenen Kiesgrube eine größere Anzahl tierischer Knochen aus- gebaggert, unter denen sich auch ein menschlicher Oberschenkel- knochen befand. Diesen hielt Dr. SPRATER, der Konservator des Historischen Museums der Pfalz, ‚seiner ganzen Beschaffenheit nach, insbesondere nach seiner Schwere und Färbung‘, für diluvial und sandte ıhn mir freundlichst zur Untersuchung zu. Das Ergebnis der- selben teilte ich bereits im 48. Band dieser Zeitschrift mit. Im nächsten Band derselben Zeitschrift wandte sich Prof. BIRKNER aus München gegen mein Resultat und verwies auf eine später erscheinende Arbeit, in der er diesen Fund zugleich mit einem weiteren in der anthro- pologischen prähistorischen Sammlung des Staates in München befindlichen, ebenfalls bei Baggerarbeiten im Rhein bei Ludwigs- hafen geborgenen, eingehend behandeln wolle. 16* 244 Da nun nach meiner Veröffentlichung weitere sehr wichtige Aufschlüsse gewonnen wurden, die für die Richtigkeit meiner Unter- suchungen von außerordentlicher Bedeutung sind, da ferner dieser Fund den ersten direkten Beweis liefert für das Vorhandensein des Neandertalmenschen am Oberrhein, so halte ich es für angebracht, in Kürze nochmals auf dieses wichtige Skelettstück zurückzukommen. Es handelt sich um ein Fragment eines rechten menschlichen Oberschenkelknochens, an dem die beiden Epiphysen fehlen, was deutlich auf den Abbildungen in meiner diesbezüglichen ersten Ver- öffentlichung zu sehen ist. In Übereinstimmung mit SPRATER und KLAATScH, der während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Heidel- berg die in großer Anzahl im Rheintaldiluvium gefundenen Tierreste genügend kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und unter Hinweis auf die Skelettreste aus der Grotte La Rochette glaube ich, daß die beiden Epiphysen von Raubtieren abgenagt worden sind. Zu dieser Ansicht brachte mich die Form der von Raubtierzähnen herzurühren scheinenden Einkerbungen an beiden Enden des Skelettrestes. Diese Erklärung scheint mir naheliegender als die BIRKNERS, der die Ober- flächenverletzungen teils auf rein chemische, teils auf pflanzliche Wirkungen zurückführt, obwohl ich natürlich nicht das Gegenteil beweisen kann. Es ist nur merkwürdig, daß diese chemischen oder pflanzlichen Veränderungen nicht im Bereich des ganzen Fragmentes vorhanden sind. Auf die Rassendiagnostik des Skelettstückes übergehend, will ich nur die Hauptpunkte beleuchten, während ich im übrigen auf meine frühere Publikation verweise. Inseinerhochgradigen Platymerie, d.h. also in dem starken Überwiegen des transversalen Durchmessers gegenüber dem sagittalen am proximalen Ende der Diaphyse, ähnelt das Ludwigshafener Femur mit einem Index von 70,3 sehr dem hyperplatymeren Ober- schenkel aus der Spy-Höhle und den Neandertalfemora, während der Homo Aurignacensis und die Australier höhere Indices aufweisen. Wenn nun BIRKNER sich gegen die Verwertung dieser Eigentümlich- keit zugunsten der Neandertalzugehörigkeit ausspricht, indem er sich auf die Untersuchungen von LEHMANN-NITSCHE, der unter 127 Femora alter Bayern (Bajuvaren) 28,3% hyperplatymer fand, stützt, so kann ich nur darauf erwidern, daß ich es nie in Abrede gestellt habe, daß selbst bei heutigen Europäerknochen Charakteristika prähistorischer Menschenrassen sich finden. Bei den Rezenten 245 schwankt der Index platymericus sehr stark. So hat z. B. BUMÜLLER bei seinen Studien über das menschliche Femur unter 410 Exemplaren als Minimum einen Index von 56,4 und als Maximum einen solchen von 113,8 gefunden. Die große Variation müssen wir auf die ver- schiedene Zusammensetzung eines Volkes zurückführen. Mit der Platymerie in engem Zusammenhang steht die Pilaster- bildung (Broca), d. i. die Kammform des Oberschenkels. Besonders aus den Untersuchungen von LEHMANN-NITSCHE, BUMÜLLER und SCHWERZ wissen wir, daß bei zunehmender Platymerie der Pilaster- index abnimmt. Wegen der großen Wichtigkeit dieser Tatsache bringe ich hier zwei kleine Tabellen, die diese Erscheinung deutlich veranschaulichen. Nach LEHMANN-NITSCHE. Index platymericus | Index pilastricus | im Durchschnitt | X 889 (32%) | 70,40 | 90— 94,9 (98%) 76,28 | 95— 99,9 (114%) | 75,80 es 100—104,9 (34,8 %) 78,07 ‚1127 Femora 105—109,9 (20,1%) | 83,52 | von Bajuvaren 110—114,9 (10,9 %) | 86,50 | 115—119,9 (32%) 93,17 | 120—X ( 6,6 %) 89,49 1) | X— 889 (58%) | 69,07 1 90-- 94,9 (35%) 75,06 95— 99 (70%) | 79,24 gemessen an 86 100—104,9 (23,3 %) 77,51 || Femora von 105—109,9 (29,1 %) | 79,07 | Schwaben und 110-1149 (244%) | 82,95 | _ Alemannen 115—119,9 (46%) | 84,21 | 120—X ( 2,3 %) 86,00 Auch F. Schwerz?) bestätigt diese Beobachtung. An rund 500 Femora konnte er die Korrelation zwischen Pilaster und Platymerie nachweisen und bringt dies in folgender Tabelle anschaulich zum Ausdruck. 1) Ohne Bedeutung, da nur aus 5 Zahlen gewonnen. 2) F. Scuwerz, Die Völkerschaften der Schweiz von der Urzeit bis zur Gegenwart. Stuttgart 1915. Verlag von Strecker und Schröder. 246 - Die Häufigkeiten sind in Promillen berechnet, Index pilastricus die Maxima sind fett gedruckt X—89 9 9 5 2 2 2 — — 50—94 2 12 35 14 5 2 _ = 95—99 2 7 3 21 16 7 5 — 100—104 5 21 65 98 81 49 19 2 105—109 5 2 28 33 44 23 16 2 110—114 2 7 26 23 37 30 30 9 115—119 — 2 12 12 Io E07 21 9 120—X | — 2 2 5 14 | 30 9 12 Index platymericus X—69|65— 69|70—74|75—79|80—84 85—89|90—94| 95—XK Auch bei dem Ludwigshafener finden wir entsprechend seiner starken Platymerie einen niedrigen Index pilastrieus — nämlich 90,3. BIRKNER hält die von mir gewählte Stelle der Messung — worauf ich noch später zu sprechen komme — zu Unrecht für willkürlich, und schlägt eine 7!/, cm tiefer gelegene vor. Daß selbst an dieser Stelle die große Neandertalähnlichkeit zum Vorschein kommt, während der Homo Aurignacensis stark hierin abweicht, zeigen deutlich folgende Zeichnungen. ~ = S Abb. 1. Abb. 2. Abb. 1. Querschnitt durch die Femurmitte von Neandertal und Ludwigshafen. (Beim Ludwigshafener Femur gezeichnet an der von Birkner vorgeschlagener Stelle.) Abb. 2. Querschnitt durch die Femurmitte von Aurignac und Ludwigshafen. (Beim Ludwigshafener Femur gezeichnet an der von Birxner vorgeschlagenen Stelle.) In Abb. 1 u. 2 bedeutet -- Ludwigshafener Femur. Wenn ferner BIRKNER den von BUMÜLLER bei einigen Hundert Bayernfemora gefundenen Mittelwert des Pilasterindex, den letzterer übrigens in der Mitte des Schaftes und nicht an dem am meisten hervor- tretenden Punkte der Linea aspera maß, zum Vergleich heranzieht, um die Berechtigung des von mir gezogenen Schlusses abzusprechen. so muß ich ihm auch hierin widersprechen. Nach BuMmÜLLer |. ce. 247 schwankt der Pilasterindex bei den von ihm untersuchten Femora, die teils von modernen Münchnern, teils aus der Gruft eines ehemaligen Münchner Klosters, teils aus dem 10.—12. Jahrhundert stammten und in Lindau gefunden wurden, so stark, daß er den Unterschied zwischen beiden Extremen als den größten bezeichnet, der je gefunden wurde. Nun kann man doch nicht den Mittelwert zweier so weit auseinanderstehenden Zahlen bei einem gemischten Volke mit Werten vergleichen, die charakteristisch sind für eine bestimmte Rasse und deren Variationsbreite gering ist. Aus einem solchen Mittelwert kann man höchstens und auch nur annähernd erkennen, zu einem wie großen Prozentsatz sich diese oder jene Eigentümlichkeit erhalten, resp. welche die Oberhand behalten hat. Und umgekehrt ist aus dem Vorhandensein solcher Formen bei Rezenten, die wir als spezifisch für eine bestimmte Menschenrasse ansehen, der Schluß zu ziehen, daß sich eben diese Zustände bei einem Teil der jetzt lebenden Bevölke- rung bewahrt haben. Obwohl — wie gezeigt — bei dem an der von BIRKNER Vor- geschlagenen Stelle gemessenen Pilasterindex die Neandertalähn- lichkeit des Ludwigshafener Femurs aufrecht erhalten bleibt, halte ich den von mir gewählten Ort der Messung für richtiger. An dieser Stelle geht die Form des Schaftes noch hinaus über die uns bekannten Exemplare der Neandertalrasse, und hierin erblicke ich eine Konvergenzerscheinung zu Anthropoidenzuständen (siehe die Abbildungen in meiner ersten Veröffentlichung). Wenn wir uns der vorhin erwähnten Korrelation zwischen Pilaster und Platymerie erinnern, so paßt zu einem Index platymericus von 70,3 ein Pilasterindex von 90,3 besser als ein solcher von 100, wie groß er nach Birkner bei dem Femurfragment sein würde. Ob- wohl ich auf eine derartige Beweisführung keinen allzu großen Wert legen möchte, da es sich hier doch nicht um ein mathematisch genau aufgebautes Material handelt, bei dem die morphologische Betrach- tung ganz außer acht gelassen werden könnte, so will ich dies dennoch nicht unerwähnt lassen. Wenn BiRKNER weiter schreibt: „LustıG nimmt an, daß das untere Ende des Ludwigshafener Femurs die für Neandertalfemora charakteristische Trompetenform besaß“, so muß ich, um jedes Mib- verständnis zu vermeiden, den bedauerlichen Irrtum Brrxners dahin berichtigen, daß 248 1. dem Neandertaler nicht die Trompeten-, sondern die Tubenform des distalen Femurteiles eigentümlich ist; 2. ich für das Ludwigshafener Femur eben diese Tubenform, die plötzliche Verbreiterung des distalen Teiles, annehme. = | , 3. von Spy, W. Lustre phot. ders, 2. von Moustier p ) Von vorn gesehen. 4. eines Australiers, 5. von Neandertal, 6. von Aurignac. Abb. 3. Von links nach rechts: die Femora 1. eines rezenten Euro In der Abbildung sehen wir bei Spy, Moustier, Neandertal, Aurignac und dem Australier die Tubenform, die wir als primitives, beiden Urrassen gemeinsames Merkmal aufzufassen haben, während 249 das Europäerexemplar eine allmähliche Verbreiterung des unteren Endes, die Trompetenform, zeigt. Das untere Ende unseres Skelettrestes kann nicht mehr weit von der distalen Epiphyse entfernt sein, daß man berechtigt wäre, auf eine allmähliche Verbreiterung des distalen Schaftteiles zu schließen. BIRKNER nimmt für das fehlende Stück des Ludwigshafener Femurs noch 10—13 em an. Bedenkt man, daß das Fragment als solches 370 mm mißt, dann bekämen wir, ohne noch den proximalen Teil des Skelettrestes zu ergänzen, eine Länge von 500 mm. Ein Blick auf Abbildung 4, in der ich das Ludwigshafener Femur zwischen dem 423 cm langen (Trochanteren-Femurlänge) Neandertal- und dem ca. 410 em langen Aurignac-Oberschenkel abgebildet habe, zeigt uns die große Unwahrscheinlichkeit der BIRKnEr’schen Annahme. Gleichzeitig veranschaulicht uns diese Photographie auch die Krümmung des Femurs in sagittaler Richtung. Das Nähere darüber findet sich in meiner früheren Arbeit. Hier möchte ich nur noch auf die Zeichnung in der BIRKnERr’schen Arbeit hinweisen. Das vorhin Ausgeführte und ein Vergleich mit Abbildung 4 lassen deutlich die unriehtige Stellung des Ludwigshafener Femurs bei der von BIRKNER vorgenommenen Modifikation meiner Zeichnung erkennen. In Ab- bildung 17 meiner Arbeit (l. e.) könnte die Achse beim Ludwigs- hafener Femur sogar noch einige Millimeter nach vorn gelegt werden, so daß sie den Knochen noch früher verläßt. Gerade auf diesen Punkt möchte ich besonderen Wert legen, da eine Krümmung der Diaphyse, wie wir sie beim Neandertaler sehen, höchst selten beobachtet wird. Für die Neandertaler charakteristisch ist auch die bei dem Ludwigshafener Femur sich findende schwache Ausbildung der Linea obliqua. Wenn BiRkNEr auch die Heranziehung dieses Neandertalmerkmales verwirft, und nur deshalb, weil es auch bei modernen Europäerknochen vorkommt, so kann ich auch hier nicht diesen Grund als ausschlaggebend anerkennen. Die Erscheinung der Variabilität tritt uns zwar in der gesamten organischen Natur mit einer solehen Regelmäßigkeit entgegen, daß wir gewöhnt sind, sie als fundamentale Eigenschaft der lebenden Wesen anzusehen, jedoch müssen wir versuchen, einen Einblick in die Gesetze der Variation zu bekommen, um die Gründe für diese Erscheinung zu erklären. Wie wir dies uns bei den Europäern vorzustellen haben, habe ich früher wiederholt erwähnt. 250 Daß ich dieses Skelettstück für fossil halte, wird mir von BIRKNER als unbegründete Voraussetzung vorgeworfen. Nun war es kurz nach der Veröffentlichung meiner Untersuchung Herrn Dr. SPprATER möglich, wertvolle stratigraphische Anhaltspunkte für das hohe gshafen, 4. Aurignac, W. Lusrie phot. py, 2. Neandertal, 3. Ludwi Von der medialen Seite aus gesehen. Abb. 4. Von links nach rechts: die Femora 1. von 5. u. 6. eines Australiers. Alter des Knochens zu gewinnen. Aus den an dem Menschenknochen noch vorhandenen Resten konnte er schließen, daß er aus einer Schicht eines grünlichen, tonigen Sandes stammt, in der auch ein großer Teil gleichzeitig geborgener Tierknochen gelegen hat. Denn an 251 letzteren, die auch die gleiche Färbung und Schwere wie der mensch- lische Oberschenkelknochen aufwiesen, waren Reste der gleichen Erde zu sehen. Dieser grünliche, tonige Sand mit viel Quarz und Glimmer findet sich nach den Angaben der Gebr. Marx auf der Sohle der Baggergrube, 9 m unter dem Wasserspiegel. Das Niveau dieser Kno- chen entspricht auch nach Begutachtung von Dr. FREUDENBERG!) im normalen Diluvialgebiet des Rheingebietes der Basis der jüngeren Lößformation, wie sie sich in Achenheim mit rohen Mousteriengeräten sefunden hat. Die gleichzeitig geborgenen Tierknochen wurden von Dr.FREUDEN- BERG bestimmt, der mit den diluvialen Tierknochen des Rheintales seit vielen Jahren vollständig vertraut ist. Er stellte Knochen von folgenden Tierarten fest: 1. Mammut (Elephas primigenius); 2. woll- haariges Nashorn (Rhinoceros tichorhinos); 3. Bison (Bison priscus); 4. und 5. Wildpferde — Equus Przewalskyi und Equus germanicus Nehring; 6. Edelhirsch, große Rasse; 7. Riesenhirsch. Es handelt sich also um Tiere der jungdiluvialen Mammutfauna. Dabei ist die Tatsache wichtig, daß von keinem wärmeliebenden Tier, wie Rhino- ceros Merkii oder Elephas antiquus, Reste gefunden wurden. Ebenso fehlen rezente Tierknochen der Postglazialzeit mit Ausnahme eines „rostig gefärbten, sehr viel leichteren Humerus eines postglazialen Wildpferdes“. Damit aber ergibt sich eine vollständige Parallele mit dem Neandertalmenschen, der sich bereits im Tertiär von Afrika über das ganze Nordland, über das jetzige Frankreich und Deutsch- land hinaus, bis auf den Nordwestkontingent ausbreitete, der mit Amerika zusammenhing; dann mußte er die furchtbare Katastrophe des Hereinbruches des Nordlandeises und das Versinken von Fest- landmassen überleben und hatte während mehrerer Jahrtausende unter vielen mißlichen Bedingungen in den Glazial- und Interglazial- zeiten zu leiden, bis er dann mit der aus Osten kommenden Aurignac- rasse einen neuen Kampf aufnahm und sich besiegt einerseits nach dem Norden, andererseits in die Alpentäler zurückziehen mußte. So kann man auch durch SprATERS und FREUDENBERGS Aus- führungen die Behauptung BIRKNERS, die ,,Fundumstinde seien hier überhaupt unsicher‘, als unbegründet zurückweisen. 1) Sprater, Ein neuer pfälzischer Fund aus der Eiszeit. Pfälzisches Museum, Jahrg. 32, Heft 10, 11, 12. 252 Das jungdiluviale Alter des Menschenknochen entspricht den unabhängig von meiner Untersuchung auf stratigraphischen und palä- ontologischen Wegen gefundenen Ergebnissen. So halte ich denn auch voll und ganz meine Behauptung aufrecht, daß die Möglichkeit der morphologischen Verwertung selbst eines solchen Fragmentes ein deutliches Zeichen ist für de Vervollkommnung unserer Methodik, und gerade im Interesse der Bewertung der deutschen Methodik fühlte ich mich berechtigt, noch einmal über diesen Skelettfund das Wort zu ergreifen. Gern nehme ich Gelegenheit, meinem hochverehrten anato- mischen Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Hasse, meinen ver- bindlichsten Dank auszusprechen für das Interesse und seine Unter- stützung bei meinen anatomischen Studien. (Eingegangen am 6. April 1917.) Nachdruck verboten. Zur Anatomie der Arterien des Fußes bei den Sohlengängern. Von Dr. Franz C. Krasa, Assistent. (I. anatomische Lehrkanzel in Wien.) Gelegentlich der Sektion eines Melursus ursinus (Ursus labiatus) ergaben sich folgende, von der Darstellung E. ZUCKERKANDLS in seiner Schrift „Zur Anatomie und Morphologie der Extremitätenarterien“ (Sitzungsber. d. kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien, Bd. 116, 1907) abweichende Verhältnisse der Arterien des Unterschenkels und des Fußes. Die kräftige Arteria saphena gibt in der Mitte des Unterschenkels eine sehr zarte Arteria dorsalis pedis superficialis ab und bildet dann die primäre Arteria tibialis postica. Diese teilt sich auf der Fußsohle in eine starke Arteria plantaris medialis und eine schwache Arteria plantaris lateralis. Die Arteria plantaris medialis bildet plantar von den Sehnen der Zehenbeuger einen oberflächlichen Bogen, von dem vier Arteriae meta- tarseae plantares abgehen. Der Bogen endet lateral in einer dünnen Anastomose mit der Arteria plantaris lateralis. Diese bildet an der Basis der Mittelfußknochen einen Arcus plantaris profundus, der teil- weise von den Mm. interossei bedeckt ist und durch einen das Inter- 253 stitium metatarseum secundum passierenden Ramus perforans mit dem Arcus dorsalis in Verbindung steht. Die vom tiefen Sohlenbogen ab- gehenden Gefäße erschöpfen sich teils in der benachbarten Muskulatur, teils vereinigen sie sich mit den Arteriae metatarsales dorsales. Die Arteria dorsalis pedis profunda wird von der sekundären Arteria tibialis anterior gebildet. Sie gibt knapp unterhalb des Sprung- gelenks einen Zweig ab, der den Fußrücken überkreuzt und über den lateralen Fußrand wegziehend, mit dem tiefen Sohlenbogen in Ver- bindung tritt. An der Linie des Tarsometatarsalgelenkes bildet die Arteria dorsalis pedis profunda einen Bogen, von dem die Arteriae metatarseae dorsales abgehen. Diese vereinigen sich mit den Arteriae metatarseae plantares des oberflächlichen Bogens zu den Arteriae digi- tales communes, von denen die Arteriae digitales propriae abgehen. ZUCKERKANDL beschreibt a. a. O. eine rudimentäre Arteria saphena, die schon in der Haut des Unterschenkels endigt. Die sekundäre Tibialis posterior teilt sich in der Fußsohle in zarte Aa. plantares medialis und lateralis. Die sekundäre Tibialis anterior ist sehr stark, ihre Fortsetzung, die Dorsalis pedis profunda, verläuft zum Interstitium metatarseum secundum, hierauf im Bogen nach außen zum Interstitium metatarseum quartum. Von dieser Gefäßarkade zweigen vier Arteriae metatarseae dorsales profundae ab, sowie entsprechend dem zweiten Zwischenknochenspalt ein Ramus perforans, der in der Planta pedis die zweite bis vierte Arteria metatarsea plantaris entsendet. Diese gabeln sich entsprechend den Zehen in je zwei Aa. digitales propriae. Ein ähnliches wie das eingangs bei Melursus ursinus beschriebene Verhalten der Gefäße des Unterschenkels und Fußes beschreibt ZUCKERKANDL bei Cercoleptes caudivolvulus. Bei Lutra vulgaris wird die primäre Tibialis posterior zu einer starken Plantaris media, die die Zehenarterien entsendet. Bei Procyon lotor beschränkt sich ZUCkKER- KANDL auf die Angabe: Die Arteria saphena spaltet sich am Unter- schenkel in die Dorsalis pedis superficialis und die primäre Tibialis posterior, deren plantare Fortsetzung die Zehenarterien entsendet. Auch bei Ursus maritimus wird die Arteria saphena zur primären Tibialis posterior. Diesen stehen Arctitis Binturong und Heliarctos malaicus gegen- über, bei denen die Versorgung der Fußsohle einer sekundären Tibialis posterior zufallt. Bei Arctitis entsendet diese einen oberflächlichen (A. plantaris medialis) und einen tiefliegenden Zweig (A. plantaris lateralis), beide formieren ein zartes Arteriennetz, von dem feine Arteriae 254 digitales communes abgehen. Bei Heliarctos teilt sich die Arteria tibialis posterior in eine starke Arteria plantaris medialis, deren Zweige die Arteriae digitales communes bilden, und in eine sehr zarte Plan- taris lateralis. ZUCKERKANDL erwähnt also einen oberflächlichen und einen tiefen Sohlenbogen ausdrücklich nur bei Cercoleptes. Doch finden sich in seinen Arbeiten noch folgende Angaben über einen oberflächlichen Bogen: Seite 709: Die Arterien der Fußsohle lassen wie jene der Vola manus ein oberflächliches und ein tiefliegendes Netz unterscheiden. Das erstere (Aa. plantares) folgt der Verzweigung der Nn. plantares, das letztere (Ram. perforans art. dorsalis pedis profundae, Ram. pro- fundus art. plantaris lateralis) dem tiefen Ast des lateralen Sohlennerven. Außerdem in der Arbeit: „Zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte der Arterien des Unterschenkels und des Fußes“ (Ana- tomische Hefte 1895) auf Seite 257: Die oberflächliche Sohlenver- zweigung der Tibialis postica ist kräftig entwickelt bei den Marsu- pialiern, Edentaten, Nagern, Insektivoren und Halbaffen, rudimentär dagegen bei den Affen und dem Menschen. Wir sehen demnach, daß in den meisten Fällen die kräftige Entwickelung der Aa. plan- tares an die Gegenwart einer primären Tibialis postica gebunden ist. Der Arcus plantaris profundus ist mächtig bei den Carnivoren, beim Schimpansen und beim Menschen. In diesem Falle werden die Zehen vorwiegend vom Bogen versorgt. Zur Klärung des differierenden Befundes bei Melursus ursinus und zum Zweck des Studiums der Sohlenarterien der Plantigraden überhaupt, wurde je ein Exemplar von Procyon lotor, Arctitis Bin- turong, Paradoxurus fasciatus und Meles taxus untersucht. Hierbei ergaben sich folgende Abweichungen bzw. Ergänzungen zu ZUCKER- KANDLS Darstellung. Bei Arctitis Binturong, bei dem der tiefe Bogen das Hauptgefäß der Fußsohle darstellt, ist ein sehr zarter oberflächlicher Bogen nach- zuweisen, der über den Sehnen der Zehenbeuger gelegen ist und von der dünnen Arteria plantaris medialis abstammt. Ähnlich verhalten sich die Gefäße von Paradoxurus. Bei Procyon lotor finden sich folgende Verhältnisse. Die Arteria saphena teilt sich im oberen Drittel des Unterschenkels in einen zarten subkutanen Ast, der neben dem Nervus saphenus weiterzieht, und in die subfasziale primäre Arteria tibialis posterior. Der subkutane Ast teilt sich in der Höhe des Sprunggelenkes in die Arteria dorsalis 255 pedis superficialis, die die vordere Fläche des Musculus tibialis anterior kreuzt, und in die Arteria dorsalis pedis distalis, die zwischen dem medialen Fußrand und der Sehne des erwähnten Muskels durchzieht. Sie verzweigt sich auf der Dorsalseite des Tarsus und anastomosiert über den medialen Fußrand sowohl mit den Ästen der Art. plantaris medialis als auch mit der Arteria dorsalis pedis profunda. Diese wird von der sekundären Arteria tibialis anterior gebildet und schickt einen starken Ast durch das Interstitium metatarseum secundum zur Fußsohle. Die primäre Art. tibialis posterior gibt in der Höhe des Sprung- gelenkes mehrere Äste ab, die größtenteils die Muskulatur der Fuß- sohle versorgen. Einer von diesen Ästen zieht als Arteria plantaris lateralis in den Sulcus plantae lateralis und bildet mit dem durch den zweiten Zwischenknochenraum abgehenden Ramus perforans der Ar- teria dorsalis pedis profunda den tiefen Sohlenbogen. Der Hauptteil der Arteria tibialis posterior geht aber als Arteria plantaris medialis weiter und bildet plantar von den Sehnen der Zehenbeuger einen mächtigen Arcus plantaris superficialis, von dem die vier Arteriae metatarseae plantares abgehen. Er anastomosiert lateral mit einem dünnen Ast der Arteria plantaris lateralis. Dieselbe Gefäßverteilung findet sich auch bei Meles taxus. Es ist also bei den beschriebenen Arten, die durchwegs Sohlen- gänger sind, jedesmal ein oberflächlicher Plantarbogen nachzuweisen, der, unabhängig davon, ob er von der primären oder sekundären Arteria tibialis posterior gebildet wird, entweder wie bei Melursus, Procyon, Heliarctos, Meles und vermutlich auch bei Ursus maritimus das Hauptgefäß der Fußsohle darstellt, oder wie bei Arctitis und Para- doxurus gegenüber dem tiefen Bogen an Bedeutung verliert. B. ASCHNER berichtet in den Anatomischen Heften Bd. 27 über das Vorkommen des oberflächlichen arteriellen Sohlenbogens beim Menschen. Er fand bei der Untersuchung von 50 Extremitäten von Kindern und Erwachsenen sechsmal einen wohlausgebildeten ober- flächlichen Bogen, in allen anderen Fällen deutliche Reste desselben. Außerdem konstatierte er bei zehn Extremitäten von Neugeborenen und Feten das konstante Vorkommen des Arcus superficialis. Er schließt daraus, daß die Rückbildung des Arcus superficialis noch ontogenetisch vor sich geht, und nimmt als mechanische Ursache für diese noch intra vitam nachweisbare Reduktion das Gehen auf der ganzen Sohle mit den daraus sich ergebenden fortwährenden Insulten auf oberflächliche Gefäße an. 256 Das regelmäßige Vorkommen eines oberflächlichen Sohlenbogens gerade bei den Sohlengängern scheint gegen diese Theorie zu sprechen. Allerdings muß man sich bei der Beurteilung dieser Frage vor Augen halten, daß die Belastungsverhältnisse der Fußsohle beim Stand und bei der Abwickelung bei den plantigraden Quadrupeden und beim Menschen verschiedene sind. Über die Ursache der ontogenetischen Rückbildung des Bogens beim Menschen läßt sich mit Bestimmtheit nichts angeben. In der Tatsache erblicken wir nur einen Beweis dafür, daß der oberflächliche Sohlenbogen das phylogenetisch ältere Gefäß der Sohle darstellt. (Eingegangen am 23. April 1917.) Anatomische Gesellschaft. In die Gesellschaft ist eingetreten Dr. GERRIET KREDIET, Professor der Anatomie und Vorstand des anatomischen Laboratoriums der Reichs- Tierarzneischule zu Utrecht, Frederik Hendrikstr. 82. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 18. Juni 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der ,,Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. >= 28. Juli 1917. = No. 11. In#aLt. Aufsätze. Eugen Greschik, Geschmacksknospen auf der Zunge des Amazonenpapageis. Mit5 Abbildungen. S. 257—270. — Walter Kolmer, Zur Histologie der Parathyreoidea und Thyreoidea. Mit 7 Abbildungen. S. 271— 277. — L. Bolk, Die „Bulla maxillaris“ des Gorilla. Mit 4 Abbildungen. S. 277—282. — Ivar Broman, Über extrakapsulare Nasenhöhlendrüsen bei den Beuteltieren. Mit einer Abbildung. S. 283—285. — P. Adloff, Zur Frage der Konkreszenztheorie. S. 286—288. Aufsätze. Nachdruck verboten. Geschmacksknospen auf der Zunge des Amazonenpapageis. Von Dr. EUGEN GRESCHIK, I. Assistent. Mit 5 Abbildungen. (Histolog. Laboratorium des Kgl. Ungar. Ornitholog. Institutes zu Budapest.) Bereits die alten Anatomen betrachteten die Zunge der Vögel mehr oder weniger als Organ des Geschmackssinnes. Ganz besonders aber wurde die Zunge der Papageien für die Trägerin des Geschmackssinnes gehalten. So schreibt z. B. der Landshuter Anatom und Zoologe F. TIEDEMANN (1810): ,,Die Zunge ist dick, fleischig, mit einer weichen Haut bedeckt, und überhaupt der Zunge des Menschen und der Affen sehr ähnlich bei den Papageys, welche den feinsten Geschmack haben, und die Stimme des Menschen und der Tiere am leichtesten nachahmen können.‘‘ Nebenbei möchte ich hier bemerken, daß die bis in die neueste Litera- tur überall wiederzufindende Bezeichnung: fleischig für die Papageienzunge gar nicht paßt. Dieses Organ fühlt sich vielmehr wegen der starken Hornschicht auf der Oberfläche ganz lederartig an, wovon man sich leicht durch Betasten der Zunge der kleineren, fingerzahmen Papageienarten überzeugen kann. Bereits Lupwic FERDINAND, Prinz von Bayern, erwähnt in seinem Monumentalwerk Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. Ee 258 (1884) bei der Beschreibung der Vogelzunge, daß der Ausdruck ,,fleischige Zunge“ für diese Tiere vermieden werden sollte, da eine Muskulatur (Binnenmuskeln) nur bei den Papageien und der Wachtel reichlich vorkommt. Aber auch bei den größeren sprechenden Papageien, zu welchen in erster Linie auch die zahlreichen Arten der Amazonenpapageien gehören, ist trotz dieser Binnenmuskulatur die Zunge, wie erwähnt, mehr von lederartiger Beschaffenheit. Nachdem F. E. ScHuLzeE (1863) die becherförmigen Organe Levvıgs bei den Süßwasserfischen als Geschmacksorgane ansprach und dadurch die Ge- schmacksorgane der Wirbeltiere eigentlich entdeckte, wurden Geschmacksknospen bei den Säugetieren 1867 von Lovén und SCHWALBE gleichzeitig gefunden. Bei den Amphibien schon früher, bei den Reptilien etwas später als bei den Säuge- tieren bekannt, wollte es viele Jahre nicht gelingen, die Geschmacksknospen auch in der Klasse der Vögel aufzufinden. Alle darauf hinzielenden Versuche fielen negativ aus und man tröstete sich bereits mit der Annahme, daß der ziemlich starke hornige Überzug der Vogelzunge zur Ausbildung von Geschmacksknospen ungeeignet sei. Einige in der Literatur hier und da auftauchende Angaben waren eben bloß Vermutungen; so meinte GApDow (1879), daß die Papageienzunge neben Tastpapillen auch viele Geschmackspapillen besitze, und JAQUET dachte in dem Lehrbuche von Voer und Yune (1894), daß den Tastkörperchen der Vogelmundhöhle bei der Geschmacksempfindung eine gewisse Rolle zukomme. MERKEL spricht sich über diesen Gegenstand in seinem Werke „Über die Endi- gungen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbeltiere‘‘ (1880) folgenderweise aus: „In der Klasse der Vögel habe ich vollkommen vergeblich nach Endknospen gesucht. Auch bei solehen Arten, wo weiche Zungen vorkommen, wie bei den Schwimmvögeln, gelang es nicht, die kleinen Organe zu finden. Ich muß daher glauben, daß in dieser Wirbeltierklasse die Endknospen überhaupt fehlen.“ Den histologisch negativen Befunden widersprachen aber die Beobachtungen der Vogelliebhaber, die an ihren gekäfigten Vögeln die Erfahrung machten, daß die- selben gewissen Futterarten den Vorzug geben. Man beobachtete, daß Papageien die ihnen dargereichten Zuckerstiickchen mit wahrem Wohlbehagen verspeisten, woraus man bei diesen Vögeln sehr wohl auf einen ausgeprägten Geschmackssinn schließen konnte. Im Jahre 1904 gelang es endlich BoTEzAT beim Verfolgen der Endver- zweigungen von Nerven mit Hilfe einer modifizierten GoucI’schen Methode, später auch mit Methylenblau, Geschmacksknospen bei einer Reihe von Vögeln nachzuweisen. Er fand die Endknospen in den Schleimhäuten der Mundteile, hauptsächlich in der Rachengegend der Vögel. ,,An gewisse Papillen sind sie nicht gebunden, sondern finden sich in der ungefalteten weichen Haut der hinteren Zungenpartien, auf der Oberseite, dem Rande und der Unterseite der beiden hinteren Zungenflügel, ferner um den Schlund herum und im weichen Gaumen.“ Wie aus diesem Zitate hervorgeht, spricht BoTEZAT bereits in seiner ersten Mit- teilung von Endknospen aus den hinteren Zungenteilen. Papageien wurden von BOTEZAT nicht untersucht. 1906 erschien dann eine ausführliche Arbeit von Baru, der mit histologischen Methoden die Geschmacksorgane einer größeren Anzahl von Vögeln und auch von Crocodilus niloticus Laur. und Aligator mississi- piensis (Daud.) untersuchte. Uns interessiert hier, daß BATH auch zwei Papageien: Melopsittacus undulatus Gould. und Palaeornis rufirostris (L.) in die Reihe seines 259 Untersuchungsmateriales aufnahm. Er fand weder bei den Papageien noch bei den übrigen von ihm untersuchten Vögeln Geschmacksknospen auf der Zunge, obwohl ihm die Zunge des Wellenpapageis nicht ungeeignet für dieselben schien. Er schreibt diesbezüglich: ... „bei den Papageien ist eine große fleischige Zunge entwickelt, die, obwohl nur in ihrem vorderen Teile stärker verhornt, keine Ge- schmacksorgane aufweist und bei ihrem großen Reichtum an VATER-PAcınT schen Körperehen nur zum Tasten zu dienen scheint. Der Hauptsitz des Geschmacks- sinnes ist die Schleimhaut des Oberschnabels, in der diese Endorgane außer- ordentlich zahlreich vorkommen, und die allernächste Umgebung der Epiglottis. Schon die große Zahl der Geschmacksknospen, welche die der anderen Vögel be- deutend übertrifft, läßt auf einen hochentwickelten Geschmackssinn schließen.‘ Bald darauf erschien die Hauptarbeit BoTEzZATs (1906), in welcher er über die Geschmacksknospen der Vogelzunge erwähnt, „daß sie in keinem Teile der vorderen Zungenpartien, ebensowenig wie im vorderen harten Gaumen zu finden sind. Erst auf der oberen Seite der weichen hinteren Zungenpartie, dort, wo bei manchen Vögeln die seitlichen, nach hinten sich zuspitzenden Zungenflügel vom eigentlichen Zungenkörper abzweigen, konnte ich vereinzelte Endknospen vorfinden.“ In einer im Jahre 1910 in dieser Zeitschrift erschienenen Arbeit kommt Borezat nochmals auf die Geschmacksorgane der Vögel zurück und betont, daß er diese auch im von verhornenden Epithelzellen bedeckten harten Gaumen junger Sperlinge beobachtete und führt zur Bekräftigung seiner früheren Angaben betreffs der Geschmacksknospen der hinteren Zungenpartien an, daß er solche nun besonders im hintersten, weichen, drüsenreichen Zungenabschnitte bis zum Eingang in die Luftröhre zahlreich fand. Aus dieser Literaturübersicht geht deutlich hervor, daß das alte Problem über die anatomische Grundlage der Geschmacks- empfindung der Papageienzunge, auch nachdem die Geschmacks- knospen bei diesen Tieren endlich gefunden waren, noch immer zu keinem positiven Ergebnis kam. Mit histologischen Untersuchungen der Mund-Schlundkopf- höhle der Rotbugamazone (Androglossa aestiva Lath.) beschäftigt, dachte ich gleich an die Anatomen und Vogelliebhaber schon so lange interessierende Frage: ob wohl die Papageienzunge nicht doch Geschmacksknospen besitzt ? Mein Material stammt von einem männlichen, sprechenden Exemplar mit gelber Iris. Es muß also schon lange in der Gefangen- schaft gelebt haben, da junge Vögel eine braune Iris besitzen (ein in Papageiliebhaberkreisen wohlbekanntes Unterscheidungsmerkmal der jungen von den alten Vögeln beim Einkauf). Da das Material auch für andere histologische Untersuchungen ausreichen sollte, mußte darauf bei der Behandlung Rücksicht genommen werden. Mir war es im voraus klar, daß man Sicheres nur durch die Serien- Id 260 schnittmethode erfahren könne. Ich schnitt daher die ganze Zunge bis zum Aditus laryngis heraus und fixierte sie in toto in 100 ccm Sublimat-Trichloressigsäure-Essigsäure, mit welcher Flüssigkeit ich schon an vielen kompakten und mit einem harten Epithel bekleideten Organen durchaus gute Erfahrungen machte. Sie durchdrinet auch relativ große Stücke vollkommen; meine Erfahrungen stimmen hier mit HEIDENHAIN, dem wir diese Flüssigkeit verdanken, überein. Die in 96proz. Alkohol gebrachte Zunge wurde dann mit Jodjod- kaliumlösung behandelt, in 5proz. wässeriger Salpetersäure das Zungenbein entkalkt, in 5proz. Natriumsulfat nachbehandelt, griind- lich gewässert und stufenweise in Alkohol gebracht. Die so behandelte Zunge schnitt ich im 96 proz. Alkohol genau der horizontalen Median- linie nach in eine obere und untere Hälfte, um das immerhin große Organ besser schneiden zu können. Hierauf bettete ich sie in Zelloidin- Paraffin nach ApAtuy ein. Diese Einbettungsart gibt bei kompakteren, srößeren Objekten, wie auch bei solchen, wo infolge von Hohlräumen Verschiebungen einzelner Teile möglich sind, weitaus sicherere Resul- tate als bloße Paraffineinbettung, sie bewährte sich auch diesmal. Die Schnitte wurden mit Fuchsin S-MArnory, Azokarmin-MALLoRY, Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN, allein oder mit Chromotrop- Nachfärbung, und mit DerrArıELp’schem Hämatoxylin-Thiazinrot gefärbt. Besonders Eisenhämatoxylin und die MArrorvy-Färbung ließen die Geschmacksknospen deutlich hervortreten. - Die Zunge des Amazonenpapageis ist gedrungen gebaut, dick und von ansehnlicher Höhe, sie füllt fast den ganzen kurzen, von den beiden unteren Kieferästen gebildeten Raum des Unterschnabels aus. Da die Bezeichnungen der einzelnen Zungenpartien der Vögel in den bisherigen Beschreibungen sehr schwankend sind und zu unliebsamen Mißverständnissen Anlaß geben können, wäre es einmal Zeit, auch für die Vogelzunge allgemeingültige Bezeichnungen einzuführen. Ich unterscheide an der Papageizunge ein abgerundetes Vorderende, die Zungenspitze (Apex linguae), einen Zungenrücken (Dorsum linguae), an beiden Seiten je einen Seitenrand (Margo lateralis linguae), je einen Zungenflügel (Ala linguae), eine freie Unterfläche (Facies inferior linguae) und einen Zungengrund oder eine Zungenwurzel (Radix linguae). Dieser letztere Teil zieht sich von der hinteren Grenze der beiden Zungenflügel bis zum Kehlkopfeingang. Der Zungenrücken trägt wie bei vielen anderen Papageien einen sog. „Löffel“, welcher bis zur Zungenspitze reicht. Es ist darunter eigent- 261 lich eine an der Spitze sich verbreiternde mediane Längsfurche zu verstehen, wie MarsHarı (1895) treffend bemerkt. Die Innenfläche dieser nach hinten etwas steil aufsteigenden Längsfurche zeigt feine, linienartige Längsfalten, aber keine makroskopisch sichtbaren Schleim- hauterhebungen, Papillen. Rachenwirts gerichtete Papillen be- ginnen erst, wo die beiden Zungenflügel vom eigentlichen Zungen- körper sich abzweigen, sie sind von ziemlicher Größe. Am reich- lichsten sind sie an den hinteren Rändern der Zungenflügel, ganz besonders aber im mittleren Teile des Zungengrundes vertreten. Die Abb. 1. Längsschnitt durch die Mitte der oberen Hälfte der Zunge des Amazonenpapageis, um die topographische Lage der Geschmacksknospen (auf der Abbildung schwarze Flecken) zu zeigen. D Drüsenschläuche der oberen Zungendrüse, F' die bereits makroskopisch sichtbare Falte der Schleimhaut, @ Graben. Abb. 1. Der Zungengrund ist nicht abgebildet. Vergr. 7fach, um '/, verkleinert. Abb. 2. Die hintere obere Partie der Abb. 1 stärker vergrößert. D obere Zungendrüsen mit den Ausführungsgängen, E Epithel, in den oberen Lagen verhornt (schwarz), @ Graben, Gk Geschmacksknospen. Im Bindegewebe unter dem Epithel lymphocytäre Anhäufungen mit Noduli. Vergr. 28, um !/, verkleinert. Zunge ist von grauschwarzer Farbe; die abgerundete Unterfläche sieht glatter aus wie die Oberfläche und besitzt eine tiefschwarz ge- färbte Partie, welche mit Ausnahme des Löffels die Zungenspitze ringförmig umfaßt, mit einem kurzen Fortsatz nach hinten. Die Zunge wird von mehrschichtigem Epithel bedeckt, welches besonders an der Spitze und Unterfläche sehr stark verhornt ist. lch fand die Geschmacksknospen im hinteren Teil des Zungen- rückens, dort, wo die beiden Zungenflügel sicb abzuzweigen beginnen. 262 Die Oberfläche der Zunge wird hier zerklüfteter, was durch eine stärkere Faltung der Schleimhaut bedingt wird. Besonders eine stärkere Faite ist schon makroskopisch gut bemerkbar. Diese und eine etwas höher gelegene hintere Partie, welche, einen stumpfen Winkel mit dem Löffel bildend, gegen den Zungengrund ziemlich steil hinabsteigt, bildet einen Graben, welcher in der mittleren Zone des hinteren Zangenriickens eine Strecke weit quer zu verfolgen ist. Am Grunde dieses Grabens und weiter hinten münden die Aus- führungssänge der oberen Zungendrüse (Abb. 1). Der Graben und die hinter diesem liegende höhere Partie beherbergen die Geschmacks- knospen (Abb. 2). Diese sind also in der Papageienzunge direkt an die Ausmiindungsstellen der oberen Zungendrüse gebunden. Die Verhornung des Epithels ist in dieser Zungengegend bedeutend schwächer wie in den vorderen Partien, aber sie fehlt nicht. Ent- gegen Batu ergaben also meine Untersuchungen, daß verhorntes Epithel das Vorkommen der Geschmacksknospen zwar nicht aus- schließt, aber doch insofern beeinträchtigt, daß im sehr stark ver- hornten Epithel auch in der Papageienzunge keine Geschmacks- knospen vorkommen. Diesbezüglich ist Abb. 2 sehr instruktiv. Man sieht, daß die vordere Wand des Grabens bedeutend stärker verhornt ist (in der Abb. schwarz) als die hintere. In der vorderen Wand finden wir daher nur unten, wo die Verhornung kaum mehr bemerkbar ist, eine Geschmacksknospe, während die gegenüber- liegende kaum etwas verhornte Wand und ebenso weiter hinten schon deren mehrere aufweist. Borezat betont zwar, daß er auch im „harten Gaumen‘ beim Jungen Sperling, welcher eine nicht geringe Lage von verhornen- den Zellen besitzt, Geschmacksknospen in erheblicher. Anzahl fand. Meinen Erfahrungen nach scheint es mir aber, daß dieser Fund Borezats eben nur für ,,junge‘‘ Vögel Gültigkeit hat, denn ich fand dort bei alten Sperlingen keine Geschmacksknospen, sondern meistens in der Nähe der Munddachspalte. Die Verhornung ist im vorderen Munddache bei alten Vögeln bedeutend stärker wie bei jungen Tieren. Man kann aus diesem Verhalten darauf schließen, daß die Geschmacks- knospen bei ihrer Einwanderung von der Körperoberfläche in die Mund- höhle bei höheren Wirbeltieren eine weichere, noch wenig verhornte Schleimhaut bevorzugten. Da diese bei jungen Vögeln eine weit größere Verbreitung besitzt, so kommen Geschmacksknospen bei diesen auch dort vor, wo sie bei älteren Individuen, eben durch die stärkere Verhornung verdrängt, fehlen. 263 Neben der Verhornung scheint mir aber noch ein anderer Faktor von ausschlaggebender Bedeutung für das Vorkommen der Ge- schmacksknospen in der Mund-Rachenhöhle der Vögel zu sein, und dies ist der Umstand, daß nach meinen Erfahrungen die Geschmacks- knospen der Vögel an die Drüsen gebunden sind. Mag man einzelne Knospen auch außer dem Bereiche der Mundhöhlendrüsen antreffen, die Tendenz der Hauptmasse der Knospen ist aber unverkennbar die, in der Nähe der Ausmündungsstellen der Drüsen Platz zu nehmen. Und dies ist physiologisch nach unseren heutigen Vorstellungen über die Funktion der Geschmacksknospen nur natürlich. Auf der stark verhornten, lederartigen Papageienzunge fanden die Geschmacks- knospen erst im hinteren, weniger verhornten Teile des Zungen- rückens, in der Nachbarschaft der oberen Zungendrüsen eine geeignete Stelle, um ihrer Aufgabe entsprechen zu können. Das Sekret dieser Schleimdrüsen hält die Umgebung feucht. Die Amazone schmeckt auch hier neben den Geschmacksknospen, welche ich an beiden Seiten der Munddachspalte fand, ihre Nahrung. Auch wenn wir vom phylo- genetischen Standpunkte die Frage über Geschmacksknospen und Drüsen betrachten, finden wir, daß die Geschmacksknospen in der Umgebung von Drüsen ihren Platz einnehmen. lch möchte hier nur an unsere Eidechsen erinnern. Bei der Mauereidechse sehe ich z. B., daß die Geschmacksknospen auf der Zunge nur seitlich von den vielen mit Schleimzellen bekleideten Buchten, außerdem aber besonders diesen Buchten gegenüber auf dem Munddache vertreten sind und so vom Sekret dieser Buchten, welche physiologisch Drüsen gleichartig funktionieren, beständig befeuchtet werden. Borzzar (1910) schreibt zwar, daß die Geschmacksknospen bei den Vögeln unabhängig von der Anwesenheit der Schleimdrüsen sind, gewinnt aber in derselben Arbeit zwei Seiten weiter den Ein- druck, „daß die Endknospen in driisenreichen Schleimhautepithelien ihrer Mehrzahl nach an die Drüsen gebunden sind“. Diejenigen Ge- schmacksknospen, welche den Drüsenausführungsgängen unmittel- bar anliegen, nennt Borzzar Drüsenknospen, während die übrigen in geringerer oder größerer Entfernung von Drüsen vorkommenden als solitäre Knospen bezeiehnet werden. Er gibt für die Drüsen- knospen — da seine Einteilung Barn nicht gelten lassen wollte — folgendes Kriterium: ‚Die eigentlichen Drüsenknospen, und zwar gleichviel, ob sie im weichen Gaumen oder an der Zungenbasis liegen, stehen mit dem Zellgewebe des Ausführungsganges in direktem 264 Kontakt, indem sich zwischen dem einschichtigen Drüsenepithel und den Elementen der Knospe keine anders gearteten Zellelemente vorfinden. Ja, die Drüsenzellen sind an diesen Kontaktstellen, soweit meine Erfahrungen reichen, recht klein und werden gegen die Mün- dung hin immer kleiner.‘“ Ich kenne diese ‚„Drüsenknospen‘‘ aus der Mundhöhle von Passer domesticus aus eigener Erfahrung und kann die Beziehung dieser Gebilde zu den Drüsenausführungsgängen, wie sie BotEzar beschreibt, bestätigen. Ich glaube aber kaum, daß die Einteilung BoTEZATS in solitäre und Drüsenknospen für alle Vögel Gültigkeit hat. Bei der Amazone fand ich z. B. nicht eine einzige Knospe, welche im Sinne Borzzars als Drüsenknospe angesprochen werden konnte, und doch sind meine hier gefundenen Knospen an die Drüsen gebunden. Die Zahl der Geschmacksknospen ist auch auf der Amazonen- zunge gegenüber der bei Säugetieren eine geringe zu nennen. Ich fand auf einem Schnitte höchstens acht Geschmacksknospen. Be- merkenswert ist es, daß sie hier nur auf einem so beschränkten Raume vorkommen. Weiter hinten im Zungengrunde, wo das Epithel sehr zerklüftet, mit vielen Papillen versehen ist, fand ich keine Geschmacks- knospen, auch Drüsen nicht. Die freie Unterfläche der Zunge besitzt ebenfalls keine Geschmacksknospen. Der vordere, freie Teil der Zunge ist drüsenlos. Hinter der Anheftungsstelle der Zunge an die Schleimhaut des Unterkiefers beginnt unten an beiden Seiten je eine symmetrisch angeordnete, in der Längsrichtung gelegene Drüsen- gruppe, welche ich im Gegensatz zu der oberen Zungendrüse untere Zungendrüsen nenne. Sie münden ihrer Lage entsprechend seitlich nach außen. Die obere unpaare Zungendrüse zeigt auf Querschnitten die Form eines mit abgerundeten Ecken versehenen, nach unten schauenden Dreiecks, wiederholt also den Querschnitt der Zunge und liegt in der Mittellinie des hinteren Zungenrückens. Diese letztere ist es, an deren Miindungsstelien die Geschmacksknospen vorkommen. Beide Drüsen bestehen aus mehreren Schläuchen, um einen centralen Kanal gruppieren sich schlauchförmige, besser tubuloacinése, Drüs- chen. Öfters bemerkt man, daß mehrere Centralkanäle verschiedener Schläuche in einen zusammenfließen. Alle diese Drüsen sezernieren Schleim. Die Gestalt der Geschmacksknospen fand ich meistens birn- förmig (Abb. 3), die Basis breit, von dort dem Grübchen spitz zu- laufend. Einigemal fand ich auch schlanke, mehr der Spindelform 265 sich nähernde Geschmacksknospen (Abb. 4) auf der Zunge des Ama- zonenpapageis. Sie weichen also durchaus von denen ab, welche Batu vom Wellensittich beschrieb und abbildete. Ich möchte hier bemerken, daß die Gestalt der Geschmacksknospen der Vögel keines- falls einen so konstanten Typus aufweist, wie man dies den Unter- suchungen Barus zufolge anzunehmen geneigt wäre. Im allgemeinen ist zwar ein Grundtypus vorhanden, aber es kommen nicht selten auch abweichend gestaltete Geschmacksknospen vor. Auch von Abb. 3. Abb. 3. Birnförmige Geschmacksknospe von der Zunge des Amazonenpapageis. Geschmacksporus, Geschmacksgrübchen, herantretender Nerv, subgemmales Geflecht. Vergr. ca. 500. Abb. 4. Schlanke, der Spindelform sich nähernde Geschmacksknospe. Vergr.310. einer regelmäßigen Gestalt kann nicht immer die Rede sein. Das Bindegewebe unter dem Epithel bildet in der Papageienzunge sehr hohe und schmale Papillen, welche oft die untere Grenze des ver- hornten Epithels erreichen. Diese schmalen Bindegewebspapillen zerteilen die unteren Partien des Epithels zu oft sehr schmalen, meistens aber diekeren, abgerundeten Epithelzapfen. Die Geschmacks- 266 knospen der Amazonenzunge sitzen nun gewöhnlich mit ihrer Basis in einem solchen Epithelzapfen, oft aber auch seitlich. Ihre Gestalt muß sich also der Ausdehnung dieser Zapfen anpassen und man sieht oft, daß sie in denselben förmlich eingeengt sind. Nur wenn sie seit- lich zwischen diesen Epithelzapfen liegen, nehmen sie ihre eigentliche birnförmige Gestalt an. Die Zellen des Stratum Malpighi des Epithels, welche die Binde- gewebspapillen begrenzen, beengen die Knospen oft derart, daß sie an einer Stelle ganz eingedrückt erscheinen (Abb. 3). Man könnte fast von den „Hüllzellen‘ Barus spre- chen, was aber hier nicht der Fall ist, wie ich mich überzeugen konnte. Ich fand im Epithel der Amazonen- zunge auch zweiporige Geschmacks- knospen (Abb. 5), worüber weder BoTE- zat noch Batu bei Vögeln etwas er- wähnen; bei den Säugetieren aber, z. B. aus der Papilla foliata des Kaninchens, ist es bekannt, daß Knospen oft in Mehr- zahl miteinander in nähere Beziehung treten. Die Größe der Geschmacksknospen fand ich sehr variabel, Länge: 0,0912 “ bis 0,19608 mm; Breitet): 0,01824 bis 0,07296 mm; die meisten hatten eine ie Lange von 0,18224—0,14592 mm und Arc: eine Breite von 0,03 192—0,04 104 mm. schmacksknospe. Vergr. 310. Batsx gibt für Melopsittacus undulatus folgende Maße an: Länge: 0,04 bis 0,05 mm; Breite: 0,033—0,043 mm; für Palaeornis rufirostris: Länge: 0,049—0,066 mm; Breite: 0,041—0,053 mm. Die Geschmacksknospen der Amazonenzunge sind also bedeutend länger wie diejenigen von Melopsittacus oder Palaeornis, die Breite stimmt schon mehr überein. Die Länge der Geschmacksknospen der Amazone würde daher nur noch von der Gruppe II Barus übertroffen, welche die Wildente, Löffelente und den Flamingo umfaßt. Sie gehören zu den größten bekannten Geschmacksknospen, übertreffen z. B. unter den Säugetieren selbst 1) An den breitesten Stellen der Knospe gemessen. 267 die des Ochsen. Breitere Knospen als die von mir gemessene größte Breite 0,07296 mm sind bloß von der Haustaube und Steppenweihe bekannt. Einigemal fand ich an beiden Seiten eines Epithelzapfens Ge- schmacksknospen, deren Grübchen gegeneinander konvergierten. Diese scheinen zu den zweiporigen Knospen hinüberzuführen. Ich komme nun auf die Zellen, welche die Geschmacksknospen aufbauen, zu sprechen. Borzzar und Baru unterscheiden Stütz- zellen und Geschmackszellen, auch Sinneszellen oder Neuroepithel- zellen genannt. Baru will an den Sinneszellen der Vogelknospen einen Unterschied von denen der übrigen Vertebraten darin gefunden haben, daß der Kern der Vogelsinneszellen meist im oberen Teile der Zellen liegt, während er bei den anderen Vertebraten im basalen Teile zu finden ist. Bereits Borzzar konnte nachweisen, daß diese An- sicht unbegründet ist, ich kann hierin BorEzar nur beipflichten. Koımer (1910) zeigte vor nicht langer Zeit in dieser Zeitschrift, daß aus dem Umstande, daß einen kontinuierlichen Zusammenhang zwischen Nervenfaser und den sog. Sinneszellen noch niemand nach- weisen konnte und daß Stützfibrillen sowohl in den sog. Stützzellen wie in den Sinneszellen vorkommen, man es eigentlich in den Geschmacks- knospen bloß mit einer Zellart zu tun habe. Daß man immerhin dünnere und dickere Zellen unterscheiden kann, hat seinen Grund in verschiedenen Alters- oder Funktionszuständen. Dieser Ansicht Koımers schlossen sich Rerzıus (1912) und Heıpen#aAın (1914) an. Meine Erfahrungen an Sauropsiden stimmen mit denen KoLMERS überein. Einen tiefgreifenden Unterschied zwischen beiden angeb- lichen Zellarten kann ich ebensowenig an den von m’r untersuchten Geschmacksknospen wie erwähnte Autoren an anderen Objekten angeben. Auf diesem Standpunkt stehend, fallen auch alle weit- läufigen Beschreibungen Bars über Isolation, so daß ich darauf hier nicht weiter einzugehen brauche. Der Verlauf der Geschmacksknospenzellen ist nicht immer ein gerader, sondern oft ein gewundener, auch gehen diese Zellen an der Basis der Knospe gewöhnlich breit auseinander. Ihr Kern ist ziemlich groß, rund und färbt sich in den schmalen Zellen, wie diese selbst, dunkler als in den breiteren. In einigen Geschmacksknospen beob- achtete ich auch Basalzellen, ich möchte sie als Zellen des Stratum Malpighii des Schleimhautepithels ansprechen. 268 Die Geschmacksknospe endigt auf der Oberfläche des Schleim- hautepithels mit einem Geschmacksgriibchen, man kann auch einen Geschmacksporus in v. Esner’schem (1897) Sinne unterscheiden. Dieser letztere ist auf der Amazonenzunge ein oft langer Kanal, während das Knospengrübchen meist nur von kleinem Umfange ist. In dieses Knospengrübchen ragen die sog. Sinnesstiftehen der Ge- schmacksknospenzellen, welche hier sehr kurz sind. Die Zunge dieses Papageis ist sehr reich an starken Nerven- ästen. An mit Eisenhämatoxylin nach HEIDENHAIN behandelten Präparaten konnte ich einigemal deutlich den an die Geschmacks- knospe herantretenden Nervenast und das von demselben gebildete subgemmale Geflecht beobachten (Abb. 3). Für die Theorie, daß unter anderem auch die Sinneszellen der Geschmacksknospen wie Drüsenzellen funktionieren, d. h. eine Substanz sezernieren, wodurch der Nerv gereizt wird, konnte ich an ~ meinen Präparaten keine Stütze finden, glaube vielmehr, daß das im Knospengrübcehen gelegentlich gefundene Sekret nicht das Produkt der Zellen der Geschmacksknospe ist, sondern von den Drüsen her- stammt. Das Knospengrübchen mit seiner Gestalt scheint mir sehr geeignet, geringe Mengen von Feuchtigkeit festzuhalten, um Stoffe immer lösen zu können. Batu beschrieb mit Ausnahme der Papageien bei den Geschmacks- knospen der übrigen Vögel „Hüllzellen“. Diese fand ich bei der Amazone nicht. Borzzar (1910) ist der Meinung, daß Aquivalente dieser Hüllzellen eigentlich auch bei den Endknospen an der Ober- fläche der Papillae fungiformes, Pap. circumvallatae und Pap. foliatae der Säuger vorkommen und sieht in denselben einen Rückbildungs- prozeß von Endknospen. Die Hüllzellen wären also als Abkömm- linge dieses Prozesses zu betrachten, welche durch lebhafte Wuche- rung ,,zellenreiche Epithelzapfen‘‘ entstehen lassen. ,,Augenschein- lich gehen mit dem Verschwinden der Endknospen innere Faltungen der Epidermis parallel, indem zellenreiche Epithelzapfen entstehen. Tatsächlich sind die vorderen Partien der Mundschleimhaut bei Vögeln und Säugetieren am meisten gefaltet, d. i. mit den zahl- reichsten Epithelzapfen und gleichzeitig mit Coriumpapillen ver- sehen.“ Der Anschauung, daß wir in den Epithelzapfen der Mund- schleimhaut rückgebildete Endknospen vor uns haben, kann ich mich nicht anschließen. Meine Untersuchungen der Papageienzunge be- 269 lehrten mich, daß diesen Epithelzapfen eine ganz andere Rolle zu- kommt. Ich fand sie am meisten in der Zungenspitze entwickelt. Man sieht hier, wie sich mehrere Zapfen im Bindegewebe mit ihren Enden verbinden, oft lange Strecken im Bindegewebe durchlaufen, sich mehrfach verzweigend, ein wahres Gerüst bilden; andere strahlen aus einer gemeinsamen Basis im Epithel fingertörmig ins Binde- gewebe hinein, ihre Dicke ist nicht geringen Schwankungen aus- gesetzt. Sie bilden förmlich eine Art Stützgerüst mit dem sie um- gebenden Bindegewebe zusammen für die mechanisch ohne Zweifel sehr stark in Anspruch genommene Zungenspitze. Außerdem dienen die Epithelzapfen aber noch anderen Aufgaben. Dort, wo sie am meisten entwickelt waren, fand ich auch die oberen Lagen des Epithels am stärksten verhornt. Es scheint, als ob an solchen Stellen das Stratum Malpighii seinen gewöhnlichen Platz nicht behalten konnte, sondern sich in die im Bindegewebe gelegenen und daher besser geschützten Epithelzapfen zurückzog. Diese Zapfen sind daher einesteils als Regenerationsherde des mehrschichtigen Epithels zu betrachten. Eine andere Eigentümlichkeit der Papageienzunge sind die bereits erwähnten hohen Bindegewebspapillen zwischen den Epithel- zapfen. In denselben steigen Kapillargefäße empor, welche das Epithel mit Blut versorgen. Außerdem zeigte gerade auch Borzzart, daß in diesen Papillen Nervenendigungen vorkommen. Den Epithel- zapfen zufolge kann also das Epithel besser mit Blutgefäßen und Nerven versorgt werden. Da überall Epithelzapfen vorkommen, so ist daran nichts Außergewöhnliches, daß man meistens auch die Ge- schmacksknospen in denselben antrifft, daß sie aber auch seitlich von ihnen vorkommen können, zeigte ich bereits oben. Diese Gründe, glaube ich, sprechen entschieden gegen die Auffassung BoTEZATs, sie findet auch bei auf phylogenetisch niedrigerer Stufe stehenden Wirbeltieren keine Stütze. BEcKER (1908) meint, daß die Geschmacksknospen der Vögel den Geschmacksknospen der Pilzpapillen der Säugetiere homolog wären. Die topographische Lage der Knospen auf der Zunge des Amazonenpapageis erinnert eher an das Verhalten in den Wall- papillen der Säugetiere, sie zeigen jedenfalls dadurch, daß sie sich bier in einen Graben hineinzuziehen beginnen, eine höhere Stufe der Entwickelung und sind daher wohl mit Recht als Trägerinnen eines höheren Geschmackssinnes wie die bis jetzt von Borzzar und Bats untersuchten Vogelgeschinacksknospen zu bezeichnen. 270 Literatur. Batu, W., Untersuchungen über Geschmacksorgane einiger Vögel. Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde Berlin Bd. 10, 1905. Batu, W., Die Geschmacksorgane der Vögel und Krokodile. Arch. f. Biontologie Bd. 1.719068: BECKER, J., Über Zungenpapillen. Ein Beitrag zur phylogenetischen Entwicke- lung der Geschmacksorgane. Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. 43, 1908. BOTEZAT, E., Geschmacksorgane und andere nervöse Endapparate im Schnabel der Vögel. Biol. Centralbl. Bd. 24, 1904. 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Die von einem embryonalen Epithel abstammenden Zellen liegen bei manchen Tieren in strangförmiger, bei anderen in haufenförmiger Anordnung. Ihre Beziehungen zu- einander und die Lagebeziehungen zu den anderen Geweben, welche die Drüse bilden, wie Bindegewebe und Gefäße, sind nicht klar zu erkennen. Da es nicht leicht ist, die Lagebeziehungen der Zellen während der Ausbildung des Organs zu verfolgen, ist es kaum möglich, über die Polarität dieser bald polygonalen, bald kubi- schen Elemente ein sicheres Urteil zu gewinnen. Deshalb lauten auch die Angaben der verschiedenen Autoren über die Stellung und Lagerung der Zellen noch etwas unbestimmt, trotzdem auch in neuerer Zeit orientierende Strukturen wie Mitochondrien beschrieben wurden. Einzelne Autoren bemerken ausdrücklich, daß es sich manchmal um eine synzyzienartige Anordnung der Elemente handle, die sich von- einander gar nicht recht abgrenzen lassen. Eine Abbildung der Centrosomen oder des Netzapparates dieser Zellen, die befriedigen würde, ist mir in der mir zugänglichen Literatur nicht untergekommen. Untersuchen wir. bei den verschiedenen Tieren das Epithel- körperchen, von dem wir ja heute mit Sicherheit annehmen, daß es ein Organ mit innerer Sekretion ist, so können wir uns deshalb schwer einen Begriff machen, nach welcher Richtung hin diese Sekretion von den Zellen aus angenommen werden muß, da wir die Polarität der Zelle, besonders dort, wo das Bild eines Zellhaufens vorliegt, den Gefäßen oder Gewebsspalten gegenüber, die wir wohl als Lymphspalten werten dürfen, nicht erkennen. Auch mangeln Bilder einer Sekretion in be- stimmter Richtung. 272 Die Darstellung des Netzapparates durch die Uran-Silbermethode von Ramon Y CAJAL, die nicht zu schwer in den Zellen des Epithelkörper- chens gelingt, ergibt nun Anhaltspunkte für die Orientierung des freien Zellpoles. Während durch NEGrI und durch KoLstEr der Netzapparat der Thyreoidea untersucht wurde (wenn auch letzterer davon bisher keine Abbildung gegeben hat), haben diese Autoren anscheinend die Parathyreoidea nicht beriicksichtigt. Wie beistehende Abbildung zeigt, finden wir in den relativ sehr kleinen Zellelementen einen gegen einen Zellpol lokalisierten ziemlich einfachen Netzapparat. Dieser stellt einen ganz kleinen rudimentiiren Ring dar, von dem (er ist meist horizontal nahe tiber dem Kern gelegen) zur Zellober- fliche wie neben den Kern herunter kleinste Dornen ausgehen. In seltenen Fällen zeigt die Substanz des Ringes mehrere kleine Auf- hellungen, die möglicherweise als kleinste Hohlräume aufgefaßt werden können. Man gewinnt dadurch den Ein- druck, daß es sich, was sonst nicht zutage VE, \ tritt, um kubische bis zylindrische Epi- BIT OR: | „bis zylindrische ve v8 -%& 0thelien handelt, die fast immer zylinder- A it) } za _ epithelartig mit den gleichen Polen parallel Se nebeneinander stehen, oder mit freiem Pol Abb. 1. Darstellung des Netz- gegen freien Pol reihenweise einander en gegenübergestellt sind. Auch dort, wo das Tagealten Hundes. Zeiss-Apochr. Organ als Zellhaufen erscheint, tritt die 2mm, 1,40 Complanat-Okul.4 Entstehung der Häufung durch kompli- zierte Faltungsvorgänge einer Epithel- lamelle hervor und wir erkennen, daß das scheinbar regellose Zell- mosaik durch diese Faltungserscheinungen zustande kommt. Eine Zwischensubstanz oder Kittsubstanz scheint aber fast gar nicht vor- handen zu sein, im Gegensatz zu anderen epithelialen Bildungen, und das erklärt, warum man das Verhältnis der Zellen zueinander so schwer erkennen kann, ganz im Gegensatz zum Gewebe der Thyreoidea. An Stellen, wo Thyreoidea und Parathyreoidea aneinander stoßen, zeigt sich deutlich die durchgreifende Verschiedenheit der Gewebs- elemente beider Organe auch auf Grund des Netzapparates. Das soll jenen Darstellungen gegenüber betont werden, welche eine Metaplasie von Schilddrüsengewebe aus Epithelkörpergewebe für möglich halten. Es muß betont werden, daß die Netzapparatsubstanz in beiden Geweben bei guter Darstellung einen überraschend großen Anteil der Zelle her- stellt und wohl auf ein Viertel des gesamten Zellvolums geschätzt 273 werden darf. Es wird eine sehr lohnende Aufgabe sein, die physio- logische Rolle, die ein so voluminöser Bestandteil aller Gewebszellen und somit des ganzen Körpers spielt, aufzuklären. Wie so häufig, stellt auch hier die Uran-Silbermethode von CaJaL manchmal am gleichen Objekt, allerdings nicht an derselben Zelle, anstatt des Netzapparats die Chondriosomen elektiv dar. Diese von verschiedenen Autoren er- wähnten Mitochondrialstrukturen entsprechen den Darstellungen mit anderen Verfahren. In der Parathyreoidea eines jungen Elefanten, die ich zu unter- suchen Gelegenheit hatte, ist mir ein Objekt in die Hand gekommen, das die Aufbauverhält- nisse des Organs in be- sonders klarer Weise erkennen läßt. Trotz- dem das Material nicht absolut frisch war, war es mir möglich, noch halbwegs cytologisch verwertbare Bilder zu erhalten, und es gelang auch die Darstellung der Diplosomen in den Zel- len, wie nebenstehende Abbildung zeigt. Ich fand an der recht volu- Abb. 2. An einen Thyreoideafollikel angrenzendes + as : ae Parath yreoideagewebe desselben Hundes, ebenfalls mit mıno ] sen Schilddriise des nach Casa dargestelltem Netzapparat. Zeiss 3 mm, Ok. 4. vorliegenden, neun Mo- nate alten weiblichen Tieres ein dicht unter der Kapsel gelegenes, offenbar äußeres Epithel- körperchen (eine genaue Durchmusterung nach dem Vorhandensein eines zweiten war aus äußeren Gründen nicht möglich). Dieses Epi- thelkörperchen zeigte eine rundliche Form, war erbsenartig flach- gedrückt, von ca. 6 mm längstem Durchmesser. Dicht unter der Kapsel gelegen, war es auch von der Substanz der anliegenden Schilddrüse durch zartes Bindegewebe getrennt, nirgends direkt mit letzterer ver- bunden. Ein kleines lymphoides, aber der Struktur nach nicht als branchiogener Thymuskörper zu deutendes Körperchen lag dem Epithel- körperchen dicht an. Daneben fand sich der Querschnitt eines mit Plattenepithel ausgekleideten Ganges, in dem das Epithel vakuolisiert Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 18 274 und zum Teil abgeschilfert erschien. Es dürfte sich um einen Kiemen- gangrest handeln, wie derlei von verschiedensten Autoren schon bei anderen Tieren gefunden wurden. Solche Hohlräume, die dann in Form von Gängen oder Cysten mit Flimmerepithel oder Plattenepithel ausgekleidet sind, finden sich neben oder in dem Epithelkörperchen. Wenigstens für das äußere Epithelkörperchen des neugeborenen und jungen Hundes scheint mir dieses Verhalten, nach eigenen Präparaten zu urteilen, ein fast konstantes. In seinem Aufbau zeigt das Epithelkörperchen des Elefanten eine sehr deutliche Lappung, welche durch die zahlreichen, eindringenden, ziemlich mächtigen Bindegewebs- züge bedingt ist, die dann im Innern des Organes wieder schwächere Trabekel abgeben. Ferner dringen ziemlich mächtige Arterien und Venen in das Organ ein, welche die Läppchen aus- einander drängen. Die gröberen Lappen werden durch die Binde- gewebszüge ähnlich wie beim Menschen in kleinere Läppchen aufgelöst, die im allgemeinen rundliche Kontur haben. Die Epithelzellen sind in den einzel- nen Läppchen häufig in deut- lichen, girlandenartigen Reihen angeordnet und zeigen eine kurz- zylindrische Form, einen rund- lichen Kern und ein schief gegen die Oberfläche zu meist Abb. 3. Querschnitt durch das äußere beret in einer Ecke des oberen Zell- Epithelkörperchen des jungen Elefanten, 3 bei a cystischer Gang. Vergrößerung 10. poles angeordnetes Diplosom. Die feinere Protoplasmastruktur war nicht mehr erkennbar. Die Blutgefäße sind relativ weite Kapil- laren, welche so angeordnet sind, daß sie von der die kleinsten Läppchen abschließenden Bindegewebsmembran rippenartig von außen zwischen die Zellen des Läppchens hineinragen, niemals aber frei zwischen den Zellen verlaufen. Wenn gelegentlich ein Gefäß schein- bar im Innern eines Läppchens gelegen ist, so sieht man immer, 275 besonders nach Mallory-Färbung, einen feinen Bindegewebstrabekel, der das Gefäß dorthin begleitet, so daß von hier aus die Membran des Läppchens eingestülpt erscheint. Die im vorliegenden Fall vor- handene natürliche Hyperämie zeigte zumeist weite, für mehrere Abb. 5. Abb. 4. Ein kleines Läppchen der Parathyreoidea vom Elefanten. Zeiss 8 mm, Ok. 4, Abb. 5. Reihenförmig angeordnete Epithelien des vorigen Objektes mit den Diplosomen. Zeiss 3 mm, Ok. 4. Abb. 6. Lamellenkörperchen aus der Mitte des Epithelkörperchens vom 6 Mo- nate alten Hund. Zeiss 16 mm, Ok. 4. Blutkörperchen nebeneinander durchgängige Kapillaren, und man ‘gewann durchaus den Eindruck, daß die komplizierte girlanden- artige Anordnung der Zellen in den kleinsten Läppchen die Folge einer komplizierten Einfaltung der ursprünglich flächenhaft angeord- neten Parenchymelemente durch die einwachsenden Blutgefäßele- mente ist. Bezüglich der Nerven der Parathyreoidea konnte ich einen bisher unbekannten Befund er- heben, indem sich im Inneren, fast im Centrum des Organes, bei einem 6 Monate alten Hund mitten im Gewebe gelegene Lamellenkörperchen mit typischen Innenkolben fanden. Ich konnte deren drei in 15 10 yp. dicken Schnitten einer Serie nachweisen, was darauf schließen läßt, daß sie in dem Objekt nicht selten waren. Ich möchte vorläufig noch nicht entscheiden, ob es 18% 276 sich um ein bei älteren Hunden konstantes Vorkommen handelt, da ich bei mehreren ganz jungen Tieren diese Körperchen nicht nach- weisen konnte. In der Nähe der Körperchen fanden sich nur kleine Gefäßchen, so daß man von einer direkten Lagebeziehung zu den Ge- fäßen, wie v. SCHUMACHER sie für derlei Bildungen angenommen hat, nicht mit Sicherheit sprechen kann. Auch ich selbst habe derartige Bildungen in inneren Organen mehrfach sonst in der unmittelbaren Nachbarschaft von Arterien angetroffen. In den bisherigen Unter- suchungen über die Nerven der Parathyreoidea, insbesondere den Ar- beiten von TRAUTMANN und den neuesten Untersuchungen von RHINEHART, werden derlei End- körperchen nicht erwähnt. Auch die gelegentlich bei dem eingangs erwähnten Silber- verfahren sich ergebende pracht- volle Bindegewebsdarstellung gibt einen vorzüglichen Einblick in den Aufbau des Organs, speziell an der Schilddrüse des Meer- Abb. 7. Bindegewebsfasern der Follikel- schweinchens war es mir mög- kapseln der Thyreoidea vom Meerschwein- ij : 3 Bud chen, durch Casars Uran-Silbermethode dar- ich, zwei Kategorien von Binde- gestellt. Zeiss 4 mm, Ok. 4. gewebsfasern damit gutzu unter- scheiden. Während die einzelnen Follikel durch dicke Züge gröberen Bindegewebes getrennt sind, die gewöhnlich nur einen lichtbraunen Farbenton annehmen, zeigen sich die kugelförmigen Hüllen der Follikel aus einem äußerst feinfaserigen, echt argentophilen schwarzgefärbten Bindegewebe aufgebaut, das äußerst zierliche, in einer Kugelfläche liegende Körbe bildet. Mit der Immersion erkennt man, wie jede Gewebsmasche wieder durch immer feinere und feinere Fasermaschen ausgefüllt ist, so daß diese Struktur geradezu an die Fasernordnung in elastischen Membranen erinnern kann, und man sich bei der Betrachtung im unklaren ist, wo die den Follikel- zellen bekanntlich so dicht anliegenden Kapillaren Raum hätten, zwi- schen den membranartig angeordneten Fäserchen hindurchzutreten. Es ist möglich, daß diese Bindegewebsfaserlagen dasjenige darstellen, was dort beobachtet wurde, wo einzelne Autoren im Gegensatz zur allgemeinen Meinung vom Vorhandensein einer Membrana propria der Schilddrüsenfollikel sprechen. Wien, 28. April 1917. (Eingegangen am 2. Mai 1917.) 277 Literatur. Biept, Innere Sekretion. 3. Auflage. Berlin, Urban & Schwarzenberg, 1915. Deınexa, Beobachtungen über die Entwicklung des Knochengewebes mittels der Versilberungsmethode. Anat. Anz. Bd. 46, S. 97. Koun, Die Epithelkörperchen. Ergebn. d. Anat. u. Entwicklungsgesch. Bd. 9, 1900. KoLMER, Über einige durch Ramon y Cayars Uran-Silbermethode darstellbare Strukturen und ihre Bedeutung. Anat. Anz. Bd. 48, S. 506. Kotster, Uber die durch Goteis Arsenik- und Casaus Urannitratmethode dar- stellbaren Strukturen. Verhandl. d. anat. Ges. Greifswald 1913. Lusena, Anat. Anz. Bd. 15. Neer, Verhandl. d. anat. Ges. Pavia 1906. Pruicke, Epithelkörperchen. Handb. d. vergl. mikr. Anat. von ELLENBERGER. RHın£HaRT, The nerves of the thyreoid and parathyreoid bodies. Amer. Journ. of Anat. Bd. 13, S. 91. Riviere, Zitiert nach Soporta. v. Scuumacuer, Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Funktion der La- mellenkörperchen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 77, S. 157. Soporra, Die Schilddrüse. Handb. d. Anat. von BarDELEBEN 1915 (neueste ausfiihrliche Literaturzusammenstellung). TRAUTMANN, Über die Nerven der Schilddrüse. Dissertation Halle 1895. Nachdruck verboten. Die ,,Bulla maxillaris“ des Gorilla. Von Prof. L. BoLk, Amsterdam. Mit 4 Abbildungen. Gelegentlich einer vergleichenden Untersuchung über die Struktur des Gesichtsskelettes der Primaten traf ich am Schädel des Gorilla eine eigentümliche Einrichtung, die in der vorliegenden Abhandlung kurz beschrieben werden soll. Ich habe derselben den Namen „Bulla maxillaris“ beigelegt. Die Ursache, daß ich hier eine besondere Be- schreibung derselben gebe, ist dadurch gegeben, daß die Bulla ein Differenzmerkmal zwischen dem Schädel vom Gorilla und jenen der beiden anderen großen Anthropoiden darstellt. Die Bedeutung der- selben geht daher wohl über die Grenzen einer rein vergleichend ana- tomischen Untersuchung hinaus, greift ins Gebiet der Systematik über und es verdient daher die Bulla wohl eine kurze besondere Beschrei- bung in einer leicht zugänglichen Zeitschrift. 278 Die hier zu beschreibende anatomische Besonderheit des Gorilla- schädels besteht darin, daß bei dem genannten Affen die Kieferhöhle sekundär durch eine andere, vom unteren Nasengange ausgehende Höhle ersetzt wird. Wenn man den Schädel eines Gorilla median halbiert, dann fällt in der seitlichen Wand des unteren Nasenganges sofort eine mehr oder weniger ausgedehnte Öffnung auf. Ich hatte dieselbe schon öfter gesehen, wie sie auch wohl von anderen Forschern schon oftmals be- merkt sein wird, widmete ihr aber keine besondere Aufmerksamkeit, dachte, es sei ein während der Maceration und Säuberung entstan- dener Defekt. Die Ausdehnung dieser Öffnung bei einem noch jungen, Abb. 1. Abb. 2. aber schon erwachsenen Schädel ist aus Abb. 1 ersichtlich. Sie dehnt sich nach hinten bis zum Vorderrande des Os palatinum aus. Bei der Betrachtung derselben kann auch der Gedanke auftauchen, es habe sich beim Gorilla ein ganz besonderer Zustand eingestellt, daß der Zugang zur Kieferhöhle bei diesem Affen in den unteren Nasen- gang verlegt worden ist, infolge einer sekundären Durchbrechung der Seitenwand. Diese Ansicht findet dann Stütze durch die bekanntlich auch beim Menschen bisweilen auftretende stellenweise Atrophie dieser Wand. Wie ein frontaler Schnitt aber sofort lehrt, ist auch diese Deutung gänzlich verfehlt. Der wahre Sachverhalt ist dieser, daß schon im jungen Alter die laterale Wand des unteren Nasenganges beim Gorilla sich in die Kieferhöhle einzustülpen anfängt. Dadurch formt bald, wie aus Abb. 2 ersichtlich, die laterale Nasenwand eine blasenförmige Vorwölbung in der Kieferhöhle, und da die Wand der- 279 selben ausschließlich vom Maxillare gebildet wird, schien mir der Name Bulla maxillaris als zutreffend. Der Zugang zu dieser Einstülpung ist, wie eine Untersuchung an jungen Schädeln zeigte, von Anfang an sehr geräumig. Wir haben es hier mit einem Zustand zu tun, der nicht unähnlich ist jenem, welchen man beim Menschen anzutreffen vermag, wenn eine Cellula ethmoidalis sich in den Sinus frontalis eingestülpt hat. Die Bulla ist bei jugendlichen Individuen noch klein, aber zeitlebens scheint sie sich fortwährend zu vergrößern. Die Wand bleibt aber intakt, und bei sechs median halbierten er- wachsenen Schädeln, die ich daraufhin untersuchte, fand ich kein einziges Mal eine direkte Kommunikation zwischen Bullahöhle und Sinus maxillaris. Aber, wie gesagt, die Bulla vergrößert sich zeitlebens immer mehr, die Kieferhöhle wird in gleichem Maße eingeengt und schließlich tritt die Bullawand mit der seitlichen und oberen (orbitalen) Wand des Sinus maxillaris in Berührung. Diese Berührung führt zu einer Ver- wachsung eines Teiles der knöchernen Blasenwand mit der seitlichen und oberen Wand des Sinus maxillaris, so daß an gewissen Stellen eine Durchbohrung der seitlichen Wand der Maxilla nicht in den Sinus maxillaris, sondern in das Cavum bullae führt. Gleiches ist der Fall mit dem vorderen Abschnitt des Bodens der Orbita. Wenn man bei alten Schädeln seitlich vom Eingang zum Ductus lacrimalis (siehe unten) durch den Orbitalboden dringt, dann gelangt man in das Cavum bullae, und nicht in den Sinus maxillaris. Diese gewaltige blasenförmige Auftreibung der seitlichen Wand des unteren Nasenganges hat eine besondere Bedeutung für die ana- tomischen Verhältnisse des Ductus naso-lacrimalis. Denn anfänglich mündet natürlich der Tränengang unter der unteren Muschel in die Nasenhöhle aus. Wenn nun der betreffende Abschnitt der Nasenwand sich in die Kieferhöhle einzustülpen anfängt, wird der Ductus naso- lacrimalis in diesen Prozeß mit hineingezogen und wird allmählich kürzer, da Eingangs- und Ausgangsöffnung einander immer mehr nähern. Und wenn schließlich das Dach der Bulla mit dem Boden der Orbita verwachsen ist, kann man nicht mehr von einem Ductus naso-lacri- malis reden. Und tatsächlich fehlt dann auch den älteren Individuen von Gorilla dieser Kanal vollständig, es besteht nur ein Foramen in dem Boden der Orbitalhöhle, durch das man aus dieser Höhle sofort in das Cavum bullae gelangt. Das wird durch Abb. 3 näher verdeutlicht. Dieser Schnitt wurde durch den Schädel eines ziemlich alten Gorilla angefertigt (es ist zur 280 Raumersparung nur eine Hälfte dargestellt). Der Schnitt geht gerade durch das Orificium lacrimale der Orbita. Man sieht, wie das Cavum bullae die ursprüngliche Kieferhöhle fast vollständig ausfüllt, die Ver- wachsungslinie mit dem Boden der Orbita ist nicht mehr zu erkennen, und seitlich ist die Bullawand in der Mitte mit der Seitenwand der Kieferhöhle verwachsen, ober- und unterhalb dieser Verwachsungsstelle finden sich noch Reste der ursprünglichen Kieferhöhle Ein Tränen- nasengang fehlt, es ist nur ein Foramen übrig geblieben, das eine Kommunikation zwischen Orbita und Cavum bullae darstellt. Das Abb. 3. : Abb. 4 Querschnittbild der Schnauze vom Gorilla ist dadurch ein besonders einfaches geworden. Es hat dazu noch ein zweiter Umstand beigetragen, der ebenfalls aus Abb. 3 zu ersehen ist. Wie aus Abb. 1 u. 2 ersichtlich, fängt die Entstehung der Bulla im oberen Teil der Seitenwand des unteren Nasenganges an. Es bleibt daher der untere Abschnitt der genannten Seitenwand noch während einiger Zeit als eine Abgrenzung zwischen Nasen- und Kieferhöhle bestehen. Aber auch dieser Teil der seit- lichen Nasenwand verschwindet vollständig. Und so geht bei älteren Tieren die nasale Gaumenfläche unmittelbar in den Boden der Bulla- höhle über. Dies ist aus Abb. 3 leicht ersichtlich. Infolge der Entwickelung der Bulla maxillaris verstreicht somit beim Gorilla die Kieferhöhle immer mehr. Soweit ich aber habe fest- 281 stellen können, wird das Antrum niemals vollständig von der Bulla ausgefüllt. Auch bei sehr alten Individuen war noch immer der hintere Abschnitt anwesend. Das ist aus Abb. 4 ersichtlich. Dieser Medianschnitt ist nach dem Schädel eines sehr alten Männchens an- gefertigt, und es ist die Muschel ihrer Ansatzlinie an der Seitenwand entlang abgetrennt worden. Die obere und mittlere Concha haben nur eine gemeinschaftliche Insertionslinie, was man sich so vorstellen kann, daß die — immerhin wenig entwickelte — obere Concha ihre Ansatzlinie ganz auf die mediale Fläche der mittleren verlegt hat. Diese gemeinschaftliche Ansatzlinie ist hakenförmig gebogen und in dem durch beide Schenkel gebildeten Winkel findet sich der Eingang zum Sinus frontalis. Unterhalb der letzteren und etwas mehr nach vorn liegt der spaltförmige Eingang zum Rest des Sinus maxillaris. Wie durch die Pfeilchen angedeutet wird, dehnt derselbe sich nach oben und unten hinter der Bulla maxillaris aus. Es erreicht der Sinus auch noch den Boden der Orbita, und zwar seitlich von dem Sulcus und Canalis infraorbitalis. Unterhalb der unteren Concha liegt der geräumige Eingang zur Bulla maxillaris. In diesem offenbar definitiven Zustand darf man eigentlich nicht mehr von einer Offnung in der seitlichen Nasenwand reden, wie bei dem noch unvollendeten Zustand in Abb. 1 wiedergegeben. Denn durch das Verschwinden des unteren Abschnittes der ursprünglichen Seitenwand des unteren Nasen- ganges setzt sich, wie schon gesagt, die nasale Fläche des Gaumens unmittelbar in dem Boden der Bulla fort. Und da die Seitenwand der Bulla mit der Außenwand der Maxilla verwachsen ist, bildet ge- wissermaßen letztere teilweise die laterale Begrenzung der Nasenhöhle. Diese topographischen Verhältnisse müssen in Betracht gezogen werden bei einem Versuch, sich über die Bedeutung dieser so interessanten Erscheinung beim Gorilla eine Auffassung zu bilden. Beim Durchsehen der Literatur, ob sich schon Hinweise oder Bemerkungen die Bulla maxillaris betreffend darin finden, fand ich nur eine kurze Bemerkung von SEYDEL in seiner Untersuchung über die Nasenhöhle der höheren Säugetiere und des Menschen), Dem genannten Autor stand ein jugendliches Exemplar mit noch unvoll- ständigem Milchgebiß zur Verfügung, und offenbar hatte die Ausbuch- tung der Nasenseitenwand hier schon angefangen. Denn der Autor sagt (I. ec. S. 82): „Der Sinus maxillaris nimmt nur den hinteren Teil 1) Morph. Jahrb. Bd. 17. 282 des Oberkiefers ein, der vordere wird erfüllt durch eine höhlenartige Ausweitung des Tränennasenganges, welche hinten gegen den Sinus durch eine dünne Knochenlamelle abgegrenzt ist.“ Das ist somit der Eindruck, der bei ganz jugendlichen Individuen erweckt wird: die Bulla maxillaris sei eine Ausbuchtung des Ductus lacrimalis. Nun will es mir scheinen, als ob die anatomische Beziehung der Bulla zum Tränennasengange bei sehr jugendlichen Individuen nicht maßgebend ist für die Bedeutung der Bulla, als sollte der Zweck dieser Entstehung einfach eine Erweiterung jenes Kanals sein. Denn wir haben gesehen, daß die Vergrößerung der Bulla noch fortschreitet, nachdem der Schädel schon erwachsen ist, und daß dadurch der ganze Tränenkanal schließ- lich verschwindet. Ich glaube, daß das Verstreichen dieses Kanales nicht das Endziel der Entstehung ist, sondern eine einfache Be- gleiterscheinung. Was die Bedeutung anbetrifit, haben wir, glaube ich, vor allem die Beziehung der Bulla zum unteren Nasengange, im Verband mit der Funktion des letzteren, ins Auge zu fassen. Jener Gang ist speziell mehr als der Anfangsteil des Luftweges aufzufassen. Und die beiden Bullae sind mithin als ausgedehnte seitliche Ausbuchtungen unmittelbar hinter der Eingangsöffnung zum Atmungswege zu betrachten. Welchen Zweck erfüllen sie hier? Das eben ist schwer zu sagen, und man darf darüber nur Vermutungen äußern. Ist ihre Bedeutung eine rein physische? Sind es z. B. einfache Resonanzhöhlen, welche bestimmte Geräusche zu verstärken imstande sind, oder sind sie entstanden, damit eine starke Oberflächenvergrößerung der Schleimhaut des unteren Nasenganges erreicht wird? Hat diese Schleimhaut eine besondere Struktur, oder bringt sie eine spezielle Art von Drüsen zur Entwicke- lung? Das sind, wie ich meine, die meist vor der Hand liegenden Fragen, welche sich bezüglich der Bedeutung der Bulla maxillaris beim Gorilla hervortun. Ich muß mich aber begnügen mit einer einfachen Hervorhebung dieser Gesichtspunkte. Eine Untersuchung der Weich- teile der betreffenden Nasenregion erscheint mir sehr erwünscht. (Eingegangen am 21. April 1917.) 283 Nachdruck verboten. Uber extrakapsulare Nasenhohlendriisen bei den Beuteltieren. Von Prof. Dr. Ivar Broman, Lund, Schweden. Mit einer Abbildung. In einer schwedisch geschriebenen Arbeit!) über die von mir so genannte Glandula nasalis infraseptalis?) der Nagetiere habe ich die Vermutung ausgesprochen, daß die größte Aussicht, eine entsprechende Drüse bei anderen Säugetieren zu finden, wohl bei den nagetierähn- lichen Beuteltieren vorhanden sei. Meine bisher gemachten Beobachtungen hatten es nämlich wahr- scheinlich gemacht, daß es die Entstehung des medianen Raumes zwischen den die Alveolen der beiden Nagezähne bildenden Zwischen- kieferpartien war, die die primäre Ursache der extrakapsularen Lage dieser Nasenhöhlendrüsen bildete. Leider ist es mir noch nicht gelungen, Untersuchungsmaterial von nagetierähnlichen Beuteltieren zu bekommen. Dagegen habe ich jetzt Gelegenheit gehabt, Feten und Junge von anderen Beuteltieren zu untersuchen. Zu meiner Überraschung zeigte es sich hierbei, daß diese alle extrakapsulare Nasenhöhlendrüsen besaßen, welche insofern der Glandula nasalis infraseptalis entsprachen, als ihre Ausführungs- gänge etwa dieselbe Mündungsstelle in der vorderen Partie der Nasen- höhle und auch dieselbe Durchtrittsstelle durch die Nasenkapsel wie diese zeigten. Dagegen hatten die Drüsen selbst eine ganz andere Lage als die Glandula nasalis infraseptalis, indem sie lateralwärts um- bogen und in den Tasthaarwülsten eingelagert waren (vgl. die Abb.). Das jüngste von mir untersuchte Entwickelungsstadium war ein Beuteltierembryo (leider unbestimmt) von 13 mm Scheitel-Steib- länge. Bei diesem fand sich nur linkerseits eine Glandula nasalis extracapsularis. Dieselbe war noch unverzweigt, ging von der late- ralen Nasenwand aus, verlief, dem Ductus naso-lacrimalis folgend, bis 1) Om gnagarnas Glandula nasalis infraseptalis och dess utveckling. Svenska Läkaresällskapets Handlingar 1916, S. 717. 2) Vgl. Broman, Über eine bisher unbekannte infraseptale Nasenhöhlen- drüse bei den Nagern. Anat. Anz. Bd, 49, S. 170. 284 an die Außenseite der knorpeligen Nasenkapsel und endete hier mit einer kolbenförmigen Verdickung. An der rechten Seite ging an der entsprechenden Stelle ebenfalls eine Drüsenanlage von der Nasen- schleimhaut aus; dieselbe war aber bedeutend kleiner und noch voll- ständig intrakapsular. Glandula nasalis lateralis . _ en Nasenscheide- Rechte Nasenhöhlle - - - — A wand Ductus naso- lacrimalis dx. ~ 7 7 Tasthaar - - - Glandula na- _* salis extra <—-— - - Zahnanlage capsularis Querschnitt durch die rechte Hälfte der Schnauze einer 50 mm langen Phalangista vulpina. Vergrößerung 20 mal. Bei einem 33 mm langen (Scheitel-Steißlänge) Exemplar von Didelphys dorsigera waren jederseits 4—5 Glandulae nasales extra- capsulares zu sehen. Dieselben verliefen alle zusammen bis in den Tasthaarwulst der betreffenden Seite und verzweigten sich hier, eine gemeinsame Drüsenmasse bildend. Bei einer 50 mm langen (Scheitel-Steißlänge) Phalangista vulpina waren jederseits etwa zehn ähnliche Drüsenanlagen bis in den Tast- 285 haarwulst hinein zu verfolgen. Eine ähnliche Richtung hatten außer- dem 5—10 kürzere Drüsenanlagen. Bei einem 75 mm langen Halmaturus dorsalis waren ebenfalls mehrere sowohl längere wie kürzere extrakapsulare Nasenhöhlendrüsen vorhanden. Die Mehrzahl dieser Drüsen öffnete sich an der lateralen Nasenhöhlenwand in unmittelbarer Nähe des Nasenloches; einzelne Drüsen mündeten sogar in die obere Begrenzung des Nasenloches selbst. Die von den längeren Drüsen gebildete, in dem Tasthaarwulst eingelagerte Drüsenmasse war noch nicht besonders groß. Nach vorn wurde dieselbe durch einzelne Drüsen verstärkt, welche von der unteren Begrenzung des Nasenloches kamen und eine ganz und gar extrakapsulare Lage hatten. * * Die oben kurz erwähnten Beobachtungen von extrakapsularen Nasen- höhlendrüsen bei Beuteltieren scheinen mir besonders dadurch interessant zu sein, weil sie geeignet sind, unsere Auffassung von der Phylogenese der Glandula nasalis infraseptalis der Nagetiere bedeutend zu modifizieren. Ich halte es nämlich für möglich, daß die extrakapsularen Nasen- höhlendrüsen der Beuteltiere den infraseptalen Nasenhöhlendrüsen der Nagetiere ebenso gut entsprechen, wie die letztgenannten bei verschie- denen Nagern unter sich vergleichbar sind. Solchenfalls müßten wohl die Glandulae nasales infraseptales der Nagetiere als phylogenetisch viel ältere Bildungen betrachtet werden, als ich ursprünglich angenommen habe. Der Fund von extrakapsularen Nasenhöhlendrüsen bei den Beutel- tieren macht es meiner Ansicht nach bedeutend glaubhafter als früher, daß ähnliche Drüsen außer bei den Nagern auch bei anderen Säuge- tieren vorkommen können, die eine große Drüsenmasse für ihre Nasen- schleimhaut brauchen. Zuletzt möchte ich nur noch hervorheben, daß ich die extra- kapsularen Nasenhöhlendrüsen bei allen von mir bisher untersuchten Beuteltieren gefunden habe, und daß also diese Drüsen für die Beutel- tiere charakteristisch erscheinen !). 1) Anmerkung beim Korrekturlesen: Nachdem dieses geschrieben war, habe ich Gelegenheit gehabt, zwei Exemplare (30 mm bzw. 61 mm lang) von Didelphys cancrivora zu untersuchen, bei welchen ich vergeblich nach extra- kapsularen Nasenhöhlendrüsen gesucht habe. Diese Drüsen kommen also nicht ausnahmslos bei allen Beuteltieren vor. (Eingegangen am 18. April 1917.) 286 Nachdruck verboten. Zur Frage der Konkreszenztheorie. Von P. ADptorr. In Nr. 5 dieses Bandes erörtert Aıcmer von neuem die Frage, ob Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Umwandlung der Zahn- form sichergestellt ist. Da die Arbeit sich im wesentlichen gegen mich richtet, so könnte mir aus dem Titel eine Ansicht über die Bedeutung von Konkreszenz- erscheinungen zugesprochen werden, die ich gar nicht habe. In meiner letzten Arbeit habe ich noch ausdrücklich erklärt, daß meiner Auffassung nach Konkreszenz für die Entstehung der Zahnformen der Säugetiere nur beschränkte Bedeutung gehabt, daß sie vielmehr bei der Heraus- bildung der Säugetiergebisse im ganzen, vor allem bei der Entstehung der beiden Dentitionen eine Rolle gespielt hat. Sie hat, wie ich dort aus- führte, nur die Grundlage geschaffen, von der aus die weitere Differen- zierung vor sich gegangen ist. Bork hat allerdings Konkreszenz in viel weiterem Sinne in Anspruch genommen, wogegen ich mich ausdrücklich er- klärt habe. Diesen Unterschied möchteich von vornherein festgehalten wissen. AIcHEL wendet sich zunächst gegen den von mir ausgesprochenen Gedanken, daß das häufigere Vorkommen von Verschmelzungen benach- barter Zähne im Milchgebiß vielleicht eine Reminiszenz an ähnliche Ereig- nisse der Stammesgeschichte bedeuten könnte. Mir ist die Entrüstung ganz unverständlich, in die Arc#er über diese bescheiden und hypothetisch vor- getragene Annahme geraten ist, die er an anderer Stelle als ,,allerwildeste Spekulation‘ bezeichnet. Sie ist nur dadurch erklärlich, daß er offenbar das Wesentliche meiner Ausführungen gar nicht erkannt hat. Sein Ver- gleich mit der Verwachsung einzelner Finger der Hand und die daraus gezogenen Schlüsse sind nach keiner Richtung hin zutreffend. Nicht die Verschmelzung an sich ist das Wichtige, sondern die Tatsache, daß die Neigung resp. die Fähigkeit hierzu im primitiveren Milchgebiß größer zu sein scheint als in der bleibenden Reihe. Ich wüßte nicht, daß sich gegen diese Auffassung irgendwelche Einwendungen machen ließen. Auch habe ich dieser Tatsache keineswegs eine solche Bedeutung beigelegt, daß ihre Erwähnung an erster Stelle gerechtfertigt war. In zweiter Linie wendet sich AtcHeL gegen die wichtigen Unter- suchungen von Wırsox und Hırr, die gezeigt haben, daß bei Ornithorhyn- chus neben der Anlage je eines funktionierenden Molaren mehrere rudimen- täre Zahnanlagen vorhanden sind, die von ihnen als die noch nicht ver- schmolzenen einzelnen Vorgänger der multituberkulaten Mahlzähne gedeutet worden sind. AtcHet zweifelt den Befund an, weil die als Rudimente beschriebenen Bildungen teilweise nur Epithelnester darstellen, von denen einige in der Schmelzpulpa liegen. Besonders letzteres Moment hebt Aıc#Eu durch ein Ausrufungszeichen besonders hervor, er hält diese Tatsache also scheinbar für sehr auffällig. Nun liest die betreffende rudimentäre Anlage nicht in der Schmelzpulpa, sondern noch in der Zahnleiste. Eine derartige Lage 287 kommt aber auch sonst vor und ergibt sich ungezwungen aus der Passivität der zurückgebildeten Anlage, die in den Bereich des wachsenden Keimes des funktionierenden Zahnes gelangt ist. Ich selbst habe nachgewiesen und gezeigt, daß bei N agetieren die rudimentären ersten Schneidezähne als bereits verkalkte Zähnchen in der Zahnleiste dieht über dem Schmelz- organ liegen, ganz ebenso wie es bei Ornithorhynchus der Fall ist. Im übrigen handelt es sich auch bei Ornithorhynchus nicht allein um Epithel- nester, sondern ebenfalls um bereits verkalkte Dentinkappen. Der Gedanke nun, daß es sich um rückgebildete Zähne derselben Dentition handeln könnte, ist so naheliegend, daß Wırsox und Hırr ihn wohl ebenfalls erwogen haben werden. Da sie diese Möglichkeit gar nicht erörtert haben, ist anzunehmen, daß sie denselben nicht für diskutabel ge- halten haben. Lage und vor allem Anzahl der Anlagen sprechen auch gegen diese Annahme. Wenn daher Wırson und Hırr, die durchaus nicht im Banne der Konkreszenztheorie stehen und als gewissenhafte und kritische Forscher auf dem Gebiete der Zahnentwickelung gelten dürfen, in diesen Befunden einen Beweis für diese Theorie erblicken, so sehe ich keinen Grund, diese durchaus begründete Auffassung nicht zu akzeptieren. Im übrigen habe ich stets ohne weiteres zugegeben, daß der Nachweis von Verschmelzungen hintereinander gelegener Zähne bisher nicht so erbracht ist, wie derjenige nebeneinander liegender Zähne verschiedener Dentitionen. Die Gründe hierfür habe ich schon mehrfach auseinandergesetzt. AICHEL zweifelt nun aber auch Konkreszenz in transversaler Richtung an, indem er die Natur der von mir als Rest prälaktealer Anlagen beschriebe- nen labialen Differenzierungen der Zahnleiste als rückgebildete Zahnanlagen bestreitet. Er stellt die Frage: „Muß nun aber jedes Epithelnest in der Um- gebung funktionierender Zähne, jeder Epithelstrang, jede Faltung zwischen Zahnkeim und Zahnleiste nur einzig und allein als Zahnrudiment gedeutet werden?‘ Die Antwort auf diese Frage, die ich ebenfalls schon mehrfach gegeben habe, kann natürlich nur durchaus verneinend lauten. Ob eine Bildung der Zahnleiste als rudimentäre Zahnanlage zu deuten ist, ergibt sich aus der Form, der histologischen Differenzierung und den besonderen Umständen, die richtig zu beurteilen und einzuschätzen allein Sache der Erfahrung ist. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Möglichkeiten, die AıcHEL für das Entstehen solcher Epithelleisten anführt, von jedem Untersucher in erster Linie ebenfalls erwogen worden sind und daß in der Tat viele solcher Bildungen vorkommen, die mit Zahnanlagen nichts zu tun haben. Das gilt aber nicht für die Reihe von Befunden, über die ich in meiner letzten Arbeit berichtet habe. AıcHeu kritisiert einige von ihnen, deren Abbildungen er wiedergibt. So bemängelt er bei der Anlage des Pd? am Spermophilus, daß der Schnitt z eine Einsenkung aufweist, die den angeblichen rudimentären Zahnkeimen durchaus entspricht, aber in der Rekonstruktion fehlt. Die Rekonstruktion hätte also drei Zahnkeimrudimente aufweisen müssen, bei m, z und e. Diese Äußerung ist mir nicht verständlich. Ein Schnitt von 10 « gibt doch nicht in der Rekonstruktion eine Zahnanlage. In Wirklichkeit entspricht die erste rudimentäre Zahnanlage den Schnitten g—p, die zweite, größere, den Schnitten z—¥#. Ebensowenig begründet sind die Einwände A1cuets gegen die anderen Befunde. Wenn er zu Abb.5 sagt: „In Wirklichkeit liegt gar kein Fortsatz 288 vor, sondern eine Faltung des Gewebes, die Zahnkeim und Zahnleiste ver- bindet‘, so habe ich gar nichts dagegen, da das, was auf dem einzelnen Schnitt zunächst als Fortsatz auftritt, nachdem sich derselbe späterhin mit der Anlage vereinigt hat, in der Tat auch als Falte bezeichnet werden kann. $ Wenn er dann weiter sagt: „Das einzig Merkwürdige, was die Serien Aptorrs aufweisen, ist also eine Faltung des Verbindungsstückes zwischen Zahnkeim und Zahnleiste‘, so bin ich auch hiermit einverstanden; und wenn er weiter zugibt, daß man berechtigt ist, die Möglichkeit zu diskutieren, ob die Faltungen auf mechanischem Wege entstanden oder ob dieselben als eine Zellproliferation der Zahnleiste selbst aufzufassen sind oder ob schließ- lich die Faltungen mit Zahnanlagen homologisiert werden dürfen, — die letzten beiden Möglichkeiten fallen natürlich zusammen —, so gebe ich auch dieses zu, glaube aber, daß letztere Deutung die weitaus wahrschein- lichere ist, da sie allein uns eine ausreichende Erklärung für die in Frage stehenden Bildungen, ihre Form, ihre histologische Differenzierung und ihre Lagebeziehung zur Zahnleiste und zur funktionierenden Anlage ab- gibt, während es Aıc#er schwer fallen dürfte, ihr Auftreten an bestimmten, bei verschiedenen Tierformen aber stets verschiedenen Stellen auf mecha- nischem Wege zufriedenstellend zu erklären. In einer Besprechung meiner gegen Boxxx gerichteten Arbeit sagt Lecue über diese Frage folgendes: „Daß in einzelnen Fällen manches als prälakteale Dentition beschrieben worden ist, was diesen Titel nicht ver- dient, kann wohl nicht bestritten werden; ganz verfehlt aber ist es, den vor- liegenden Befunden gegenüber die Wirklichkeit einer solchen Dentition überhaupt in Abrede stellen zu wollen.“ Dieses Urteil ist um so bemerkens- werter, als Lecur keineswegs ein Anhänger der Konkreszenztheorie ist. Mit der Anerkennung der prälaktealen Dentition muß meines Er- achtens aber auch die Berechtigung der Konkreszenztheorie zugegeben werden. Ich würde es daher für zweckmäßig halten, diese Frage vor- läufig für erledigt zu erklären, wenigstens solange als nicht neue wichtige Befunde eine andere Deutung verlangen. Theoretische Anzweifelungen und Erörterungen, zumal sie gar nichts Neues bringen, können das Problem gewiß nicht fördern. Eine andere Frage ist es allerdings, welche Bedeutung Konkreszenz für die Entwickelung des Säugetiergebisses gehabt hat. Hier- über können die Ansichten wohl auseinandergehen. (Eingegangen am 30. Mai 1917.) Abgeschlossen am 28. Juni 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie, Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes’ von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. == 20. August 1917. * No. 12, Innatt. Aufsätze. W. Schauder, Uber den intraabdominalen Abschnitt der Vasa omphalomesenterica des Pferdes. Mit 5 Abbildungen. S. 289—302. — F. Hermann, Über die Topik des Gefäßstranges am Halse. Mit einer Tafel. S. 302-309. — Walter Kolmer, Über das Vorkommen stäbchen- förmiger Centralkörper bei Primaten. Mit 5 Abbildungen. S. 309—312. Aufsätze. Nachdruck verboten. Über den intraabdominalen Abschnitt der Vasa omphalo- mesenterica des Pferdes. Von Dr. W. SCHAUDER, Assistent des veterinär-anatomischen Instituts der Universität Gießen, z. Z. im Felde. Mit 5 Abbildungen. Gelegentlich der Eröffnung der Bauchhöhle zahlreicher Pferdefeten des veterinär-anatomischen Instituts zum Zwecke der Untersuchung der Darmentwickelung des Pferdes, deren Ergebnisse demnächst in einer Dissertation veröffentlicht werden, sowie bei den Untersuchungen über den Ortswechsel der Hoden wurde gleichzeitig auf das Verhalten des intraabdominalen Teiles der Vasa omphalomesenterica geachtet, zu- mal sich Befunde ergaben, die bisher größtenteils nicht bekannt sind und zum Teil eine Berichtigung, zum Teil eine Bestätigung der spär- lichen, in der Literatur gefundenen Angaben, gestützt auf ein reiches Untersuchungsmaterial, liefern. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 19 290 Die Lehr- und Handbücher der vergleichenden Entwickelungs- geschichte, der Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Haustiere, sowie der tierärztlichen Geburtshilfe beschränken sich vorwiegend auf die allgemein für den Menschen und die Säugetiere geltenden Angaben über diese Gefäße. Es wird gewöhnlich kurz angeführt, daß die Vasa omphalomesenterica — eine Arterie und eine Vene — frühzeitig, doch später als der Ductus omphaloentericus der Rückbildung anheimfallen. Die Arterie entspringe in der Nähe der vorderen Gekrösarterie, die Vene münde in die Pfortader. Eine Sonderabhandlung über die Nabel- blasengekrösgefäße beim Pferd ist nicht vorhanden. Die wenigen gelegentlichen Angaben, die sich auf das Pferd besonders beziehen, seien erwähnt, wobei auch jene über das Vorhandensein bzw. Schwinden des Nabelblasendarmganges (Nabelblasenstiel) berücksichtigt werden sollen, da sie gleichzeitig zu berichtigen sind. Die einzigen bildlichen Darstellungen der Vasa omphalomesenterica finden sich in dem GurLT’schen Atlas der anatomischen Abbildungen der Haustiere (1829) (Tafel 81 und 82) und zwar bei Pferdefeten von ungefähr 13 Wochen, 17 Wochen und 157 Tagen (221/, Wochen), bei denen die Bauchhöhle eröffnet ist. Bei diesen drei Feten sind die Vasa omphalomesenterica infolge der Eröffnung der Feten und des seitlichen Hinauslegens der Darmschlingen als geradegespannte, feine Fäden eingezeichnet; ihre Lagerung zueinander und dem Darmknäuel ist deshalb nicht zu erkennen. Im Textband zu den Abbildungen ist vermerkt: „Die Nabelgekrösvene führt das Blut aus der Nabelblase in die Pfortader; die Nabelgekrösarterie ist hier, wie bei den anderen Tieren, einfach, nur bei der Katze (Abbildung hiervon auf Tafel 79) ist sie doppelt.“ Aus den Zeichnungen ist zu entnehmen, daß die Arterie von der Nähe der vorderen Gekröswurzel zum Nabel, die Vene vom Nabel dorsal verläuft und etwa unter dem Blinddarmkopf verschwindet. Ein Ductus omphaloentericus ist nicht eingezeichnet. In dem Handbuch der vergleichenden Anatomie von GURLT ist an- gegeben: „Der zu einem Faden geschwundene Nabelblasendarmgang ist bis zur 9. Woche vorhanden, aber die Nabelblasengekrösgefäße bleiben bis zur 36. Woche sichtbar.“ Abgesehen von seinen mit Vorsicht hinzunehmenden Angaben über Gefäßbildung bei seinen jüngsten Pferdeembryonen, führt Haus- MANN |1| (1840) von einem 81 Tage nach der Begattung gewonnenen Pferdefetus an: „In der Bauchhöhle des Fetus zeigten sich die Vasa omphalomesaraica von der Stärke eines mäßigen Zwirnsfadens, etwas 291 nach rechts zur Basis des Blinddarms verlaufend, wo sich eins in das Blinddarm-, das andere in das Dünndarmgekröse verlor.“ Bei einem 16 Wochen (112 Tage) alten Fetus beschreibt er: „In der Bauch- höhle des Fetus konnte man die Nabelgekrösvene in das Blinddarm- gekröse und die Nabelgekrösarterie in das Gekröse des Hüftdarms ver- folgen.“ Schließlich gibt Hausmann bei Besprechung der „Fruchthäute zur Zeit der vollendeten Trächtigkeit* an: „In der Bauchhöhle des Füllens finden sich meistens nur noch Spuren als feine Fäden von den früheren Nabelgekrösgefäßen; auch mögen in der Regel diese Spuren bei der Geburt schon geschwunden sein.“ Nach Franz MÜLLER [2] (1849) trifft man beim Pferdefetus die Nabelblasengekrösgefäße „als blutführende Organe ... selbst noch bei 41/, Monate alten Embryonen an, wo man sie noch durchaus sehr leicht bis zur Einmündung in die Gekrösgefäße des Embryo verfolgen kann“. Bei einem offenbar jungen Pferdefetus (Alters- bzw. Größen- angabe fehlt) mit einem „Nabelbläschen, von etwa 31/, Zoll Länge und 1 Zoll im Durchmesser“ ist nach Franz MüLLer „der Nabel- blasendarmgang schon geschwunden“. C. Mürter [3] (1879) gibt den Hüftdarm als Ursprungsstelle des Ductus omphaloentericus an: „Dieser wandelt sich jedoch bald in einen dünnen, soliden Strang um, welcher nach und nach immer kürzer wird und in der 9. Woche der Trächtigkeit ganz verschwindet“ (Zeitangabe wohl nach GURLT zitiert). „Aus der Aorta in der Nähe der vorderen Gekrösarterie oder aus dieser selbst entspringt‘ die A. omphalo- mesenterica; die V. omphalomesenterica „mündet in die Pfortader“. „Beide Gefäße obliterieren im weiteren Verlaufe der Entwickelung und in der 36. Woche der Entwickelung sind sie ganz geschwunden.“ L. Franck [4] (1871) gibt die entsprechenden Schilderungen nach GURLT. R. Bonnet [5] (1889) hat dagegen bei 4!/, Monate alten Pferde- feten die Vasa omphalomesenterica stets schon obliteriert gefunden. Im Gegensatz zu den Angaben obiger Autoren über das Schwinden des Nabelblasendarmganges stehen die Ausführungen GmELIns [6] (1891) bei Besprechung der „Eigentümlichkeiten im anatomischen Bau des Nabels beim neugeborenen Fohlen“. „Von dem Nabelbläschen ist zur Zeit der Geburt beim Fohlen nur noch ein Rest vorhanden, welcher als feines, fadenförmiges Gebilde bis zu 10 cm Länge frei in die Bauchhöhle hineinragt. Bei Sektionen findet man diesen fadenförmigen Fortsatz scheinbar entspringend an der rechten Seite der Nabelvene, 19* 292 unmittelbar da, wo dieselbe den Bauchring verlassen hat und sich nach vorne wendet. Eine weitere Bedeutung hat dieser Rest des Nabel- blasendarmganges nicht.“ GMELIN gibt seiner Arbeit eine halbschemati- sche Abbildung bei, die in seiner Abhandlung über die Krankheiten des Nabels [7] (1899) wiederholt ist. In dieser Zeichnung ist, wie oben von ihm beschrieben, ein feines, leicht geschlängeltes, frei vom Nabel in die Bauchhöhle aufsteigendes Fädchen als „Rest des Nabel- bläschens“ eingetragen. Daß dieses Gebilde keinesfalls ein Rest des Nabelbläschens sein kann, ist selbstverständlich, denn die Nabelblase liegt nicht intra-, sondern extraabdominal, sogar im Allantoisteil des Nabelstranges. Es könnte sich also bei GMELINS Befundangabe und Zeichnung allenfalls um einen Rest des Nabelblasenstieles handeln; aber auch das ist nicht der Fall. Das von ihm beschriebene Fädchen ist das Rudiment eines Nabelblasengekrösgefäßes (s. am Schluß). Bei Besprechung des „Diverticulum [verum| MECKELI sive congeni- tum Ilei“ des Pferdes schreibt Kırr [8] (1911): „Bis zur Geburt hat eine Rückbildung des Ganges (Nabelblasendarmganges) stattgefunden und ist nur mehr ein solider, bindegewebiger Faden als Rest desselben vorhanden (beim neugeborenen Fohlen vom Ileum als feines Fädchen bis zu 10 em Länge frei in die Bauchhöhle herabhängend [Gmertin]).“ Diese Angabe über das Fädchen am Illeum unter Bezugnahme auf GMELIN ist wohl irrtümlich, denn dieser sagt nichts von einem solchen am Ileum, sondern nur von einem solchen am Nabel. Schließlich sei noch die anscheinend der allgemeinen Embryologie entnommene Beschreibung von CHAUVEAU und ARLOING [9] (1903) an- geführt, daß beim sehr jungen Fetus der Einhufer (Alter nicht ge- nauer angegeben) sich der Nabelblasendarmgang bis in die Bauchhöhle verfolgen läßt, wo man ihn sich am Endabschnitt des Dünndarms inserieren sieht. Für meine Untersuchung standen 48 Pferdefeten im Alter von etwa 5 (6)—46 Wochen bez. 3,2—89 cm S.-S.-L., sowie drei neugeborene Fohlen und ein fünf Tage altes Fohlen zur Verfügung. Für die gütige Überlassung des Materials danke ich auch an dieser Stelle meinem hochverehrten Chef, Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Marri, und Herrn Geh.- Rat Prof. Dr. Srranui ergebenst. Soweit erforderlich, wurden mikro- skopische Untersuchungen vorgenommen. Um von vornherein die Literaturangaben über die Zeit des Schwindens des Ductus omphaloentericus beim Pferde richtigzustellen, sei hervorgehoben, daß bei keinem Objekte meiner Untersuchungsreihe 293 irgendein Rest des intraabdominalen Abschnittes des Nabelblasendarm- ganges weder am Nabel noch am Hüftdarm vorhanden ist. Die Rück- bildung und der Schwund des intraabdominalen Nabelblasendarm- ganges geht also beim Pferde schon vor der 5. Woche vor sich. Die Literaturangaben, daß der Ductus bis zur 9. Woche vorhanden sei, dürften den Befunden beim menschlichen Fetus ohne Nachprüfung entlehnt sein, bei dem um diese Zeit der Ductus omphaloentericus schwindet. Für die Untersuchung bis zu diesem Alter lagen mir sechs Objekte vor. Kurz erwähnt sei, daß dagegen der extraabdomi- nale Abschnitt des Nabelblasenstieles im Amnionteil des Nabelstranges nach meinen Untersuchungen [10] bei einem 4,8 cm großen, etwa sieben Wochen alten Pferdefetus noch vorhanden, wie die Nabelblase mit einschichtigem Pflasterepithel ausgekleidet ist und am Übergang in die Nabelblase noch eine Lichtung von 35—40 p. hat. Bei älteren Feten ist er dagegen nicht mehr im Nabelstrang nachweisbar. Gegen- über der beträchtlichen Entwickelung der Nabelblase beim Pferde- embryo und der starken Ausbildung einer Nabelblasenplazenta bildet sich demnach der Ductus omphaloentericus sehr früh zurück, während z. B. beim Menschen zuweilen noch in der reifen Nabelschnur Reste von ihm, wenn auch nur auf einzelne Strecken, zu finden sind (Tuomas) [11]. Gleichwohl können sich offenbar auch beim Pferde Reste des Ductus omphaloentericus am Hüftdarm gelegentlich erhalten und zur Bildung der MEcker’schen Divertikel führen, wie solche von CREPIN, GURLT, Fucus, BRUCKMÜLLER, Haim, Kirr u. a. beschrieben worden sind. Auf den ersten Blick könnte bei vorsichtiger Eröffnung von Pferde- feten der dritten und vierten Trächtigkeitsperiode es so erscheinen, als sei außer der A. und V. omphalomesenterica der rudimentäre Ductus omphaloentericus noch vorhanden. Denn es wurde festgestellt, daß bei diesen jungen Feten noch ein drittes, äußerst dünnes Fädchen vom Nabel aus gleichlaufend mit den beiden stärkeren Vasa omphalo- mesenterica in das Darmknäuel hineinzieht. Jedoch wird diese An- nahme bei weiterer Untersuchung des Verlaufes dieses dritten Fäd- chens hinfällig, denn es tritt an die Blinddarmspitze heran. Demnach kann es sich nicht um den Ductus omphaloentericus handeln, der nach der allgemein gültigen Lehre der embryonalen Darmentwickelung vom Scheitel der primitiven Darmschleife, und zwar an dem dem späteren Hüftdarm entsprechenden Abschnitt abzweigt. Da der Nabelblasen- darmgang, wie erwähnt, selbst bei meinen jüngsten Objekten bereits 294 geschwunden ist, muß als Beweis dafür, daß auch für das Pferd diese Angabe der allgemeinen Entwickelungslehre gültig ist, das Vor- kommen Meckev'scher Divertikel am Hüftdarm als Folge teilweisen Bestehenbleibens des Ductus omphaloentericus angesehen werden. Die Wiedergabe der Einzelbefunde bei einigen jungen Pferdefeten meiner Reihe dürfte wegen des bisher unbekannten Vorhandenseins eines solchen dritten Fädchens, das zur Blinddarmspitze verläuft, sowie wegen des immerhin sel- tenen Untersuchungsmaterials aus den früheren Entwickelungs- stadien des Pferdes angebracht sein, während die ähnlichen Be- funde bei älteren Feten zusam- es mengefaßt und nur die Daten phalomesenterica und Rückbildungserscheinungen angegeben werden sollen. hehe Vorweggenommen sei, daß Aa. umbili- das dritte Fädchen, da, wie oben gesagt, eine Identität mit dem Abb. 1. Fetus 3,2 cm §S.-S.-L. Nabelblasendarmgang ausge- schlossen ist, nur ein drittes Vas omphalomesentericum sein kann. Es ist ja das Vorhandensein einer Mehrzahl von Vasa omphalomesenterica auch u. a. beim Men- schen (3—5) (Tuomas), bei der Katze (3) (Gurr) beschrieben. — Fetus von 3,2 cm S.-S.-L., etwa 5—6 Wochen alt (Abb. 1): An dem frisch eröffneten Fetus ist unter dem Präpariermikroskop zunächst festzustellen, daß ein embryonaler Nabelbruch nicht mehr vorhanden ist. Man sieht beim leichten Anheben der Nabelgegend von ihr aus drei dünne Fädchen zwischen den Einschnitten des mittleren Lappens der sehr umfangreichen Leber in das noch sehr kleine, annähernd kegelförmige Darmknäuel dicht nebeneinander hineinziehen. Die weitere Untersuchung ergibt, daß das zarteste Fädchen, welches ohne optische Hilfsmittel kaum noch erkennbar ist, an die Blinddarmspitze verläuft. Der Blinddarm, zwar noch sehr klein, jedoch in seinen ein- zelnen Abschnitten bereits ausgebildet und mit, als wulstige Leisten erscheinenden Tänien ausgestattet, ist wohl ohne Krümmung dorso- ventral gerichtet und annähernd in der Medianebene gelegen. Von der ventralen Bauchwand ist die Blinddarmspitze durch die Leber Blinddarm mit _ medialer Tänie 3. Vas omphalo- mesentericum 295 und Dünndarmschlingen getrennt und mit dem Nabel durch das dritte Vas omphalomesentericum verbunden. Dieses verläuft, 3,5 mm lang, in gleicher Richtung wie die Blinddarmachse, dorsoventral, und senkt sich in die trichterförmige Vertiefung des Bauchnabels zwischen ~ V. umbilicalis einerseits und rechter A. umbilicalis andererseits ein, um als extraabdominaler Abschnitt in den Amnionteil des Nabelstranges einzutreten. Es ist wohl möglich, daß die zunächst noch dorsoventrale Achsenrichtung des Blinddarmes durch das dritte Vas omphalomesen- tericum mit bedingt ist. — Die beiden anderen Fäden — je eine A. und eine V. omphalomesen- terica — verlaufen dicht neben- einander und neben dem drit- ten Vas, stehen aber miteinan- gasthlinddarm der nirgends in Verbindung. Eskitse Sie sind stärker, wechselnd 0,4—07 mm dick. Sie treten nicht an den Blinddarm, son- dern das sich nach den weiteren Untersuchungen als A. om- phalomesentericaergebendeGe- 3. vas omphalo- A.u. V. om- fäß kommt von der kranialen "terieum mesenterica Gekröswurzel, verläuft frei zwi- schen Leerdarmschlingen und deren Gekröse ventral und tritt = neben dem dritten Vas in den ‘alk ----, %€ a Bauchnabel ein. Die V. om- ige phalomesenterica, aus derselben trichterförmigen Nabelvertie- Abb. 2. Fetus 4,4 cm S.-S.-L. fung kommend, zieht zwischen | Schlingen des Dünndarmknäuels, kraniodorsal etwas abbiegend, zur Pfortader. Die mikroskopische Untersuchung der drei Vasa omphalomesen- terica ergab folgendes: Während in den Präparaten am Blinddarm, Urachus, den Aa. umbilicales und der Bauchwand deutliche Muskel- fasern erkennbar sind, ist ein Aufbau der Wand der Vasa omphalo- mesenterica aus einer Muskelfaserschicht nicht festzustellen. Die Arterie ist dickwandiger als die Vene; Wandstärke zwei- bis dreimal so groß; ihre Wand enthält zwar kreisförmig angeordnete Zellen, die jedoch keine spezifischen Eigenschaften der Muskelzellen zeigen. Die Zell- 296 kerne sind groß, kugelig bis oval und gut tingiert. In der Venen- wand ist die Zwischensubstanz reichlicher. Das dritte Vas omph. läßt nirgends mehr ein Lumen erkennen; es ist also schon auf so früher Entwickelungsstufe obliteriert. Nur an einer einzigen Stelle findet sich im Zentrum noch eine Ablagerung von gelbbräunlichem Pigment als Blutresiduum. Die Zellkerne sind meist nur schwach gefärbt oder haben gleichmäßig den Kernfarbstoff angenommen, die feinere Struktur der Zellkerne tritt nicht mehr hervor. Die Grund- substanz ist z. T. schollig. Es sind also in der Wand des obliterierten Gefäßes auch bereits starke Degenerationserscheinungen vorhanden, und die Feststellung, ob es sich um eine Arterie oder Vene han- delt, ist nicht mehr möglich, zu- mal der Verlauf des dritten Vas in der Blinddarmwand oder seine Abzweigung aus einer Blinddarm- arterie oder -vene nicht mehr zu ermitteln ist. Die äußere Um- | os und V.om. Püllung der Vasa omphalomes. “phalomesenterica besteht aus einschichtigen, noch gut tingierten, flachen Bauchfell- epithelien. Bei einem 6—7 Wochen alten Fetus von 4,4 em S.-S.-L. (Abb. 2) ist der Befund im wesentlichen der gleiche. Entsprechend der Größenzunahme des Fetus und der Abb. 3. Fetus 4,8 cm S.-S.-L. beträchtlichen Leberentwickelung, während der Blinddarm seine Länge und Lage noch annähernd beibehalten hat, besitzt das dritte Vas in Anpassung hieran eine Länge von 7—8 mm. Seine Stärke mißt im proximalen Abschnitt etwa 0,15 mm, während es distal nur noch etwa !/, so stark ist. DBetreffs der anderen Angaben, auch für A. und V. omph., gilt das gleiche wie beim ersten Fetus. In dem dritten Vas ist auf Quer- und Längsschnitten kein Lumen mehr festzustellen; in letzterem ist Längsanordnung der Bindegewebszellen teilweise noch erkennbar, im übrigen finden sich dieselben Rückbildungszeichen. Einige Abweichungen finden sich bei einem 4,8 cm langen, etwa 7 Wochen alten Fetus (Abb. 3 u. 4). Das dritte Nabelblasendarm- Blinddarm mit __ medialer Tinie 3. Vas omphalo- mesentericum > 297 gefäß ist nur noch etwa 0,05 mm stark und es sind an ihm zwei spindelförmige, ziemlich scharf abgesetzte, gallertige Anschwellungen vorhanden. Die größere liegt blinddarmwärts, ist 0,1:0,3:0,4 mm groß, etwa von der Form eines Leinsamenkorns und sitzt wie mit einem kurzen Stiel der Blinddarmspitze auf. Jedoch zweigt das Fäd- chen nicht mehr wie bei den früheren Objekten unmittelbar an der Blinddarmspitze ab, sondern ein wenig mehr dorsal davon und seit- lich am Auslauf der medialen Tänie, was auf die Blinddarmausdehnung zurückzuführen ist. A. und V. omphalomesente- Eee rica im wesentlichen wie Eh bei dem ersten Objekt. -.. Linke Von geringen Maß- a unterschieden abgesehen, ist der Befund bei 7,4, 7,7, 9, 19,5 und 10,6 cm ne großen (S.-S.-L.), etwa schlingen 8—10 Wochen alten y Feten ähnlich, bei denen = wee -~-- Blinddarmspitze ebenfalls wie auf einem | kurzen Stiel ein spindel- formiger, 1,7:0,3:0,4 mm grofer, gallertiger Zapfen 3. Vas omphalo- 1 A. und V. omphalo- mesentericum Ai u mesenterica == _ Urachus am Blinddarm, nahe der V. umbilicalis ___ x —=// Aa. umbilicales Spitze, etwa gegenüber ee dem Ansatz des Hüft- ; blinddarmgekröses hängt, Abb. 4. Fetus 4,8 cm 8.-8.-L. der sich peripher in ein an der Grenze der makroskopischen Sichtbarkeit stehendes Fädchen ver- jüngt. Es senkt sich in den rechten, kranialen Nabeltrichter ein. — Von den beiden anderen Vasa omph., 0,4—0,5 mm stark, kaudomedial vom Hüft- und Blinddarm hinziehend, verläuft die Arterie, kaudolateral von der Vene gelegen, frei bis an den Kaudalrand der kranialen Gekröswurzel, während die Vene, kaudal einer Hüftdarmschlinge verlaufend, schon 4—6 mm ventral von der kranialen Gekröswurzel in die Gekrösblätter eintritt. Die Abzweigung der Arterie von der vorderen Gekröswurzel und die Einmündung der Vene sind bei diesen Objekten, wie auch bei den älteren, keine konstanten Stellen, wie derartige unwesentliche Verschiedenheiten ja bei Gebilden mit nur vorübergehender Funktion 298 häufig sind. Auch beim Menschen kommen nach Naumann (zitiert nach Hin.) (12) derartige individuelle Verschiedenheiten vor, wonach „der Ursprung der Vasa omphalomesenterica bisweilen aus tief ge- legenen, dem Gebiete der A. resp. V. ileocolica angehörigen Ästen der Mesenterialgefäße stattfindet“. Die eigenartige Abzweigung eines sich früh zurückbildenden Omphalomesenterialgefäßes von der Blinddarm- spitze bzw. von einem Blinddarmgefäß ist beim Pferde dagegen nichts Gelegentliches, sondern Konstantes. — Die an obigen Objekten vor- handene gallertige Anschwellung am dritten Nabelblasengekrösgefäß ist nicht etwa als ein Novum in der Entwickelung desselben anzusehen, vielmehr sind die dünnen Stellen des Gefäßes in ihrer Rückbildung stärker fortgeschritten, während die spindelige Anschwellung offenbar die Folge einer reichlicheren Durchtränkung mit Gewebsflüssigkeit (daher das gallertige Aussehen) ist, die durch Stauung der Zirkulation der Gewebsflüssigkeit infolge der Schrumpfung der nachbarlichen Ge- fäßabschnitte bedingt wird. Hierfür spricht auch der mikroskopische Befund. Im peripheren geschrumpften Teil finden sich Anzeichen von Degeneration der Zellen, zwischen denen nur noch wenig Zwischen- substanz liegt, während die gleichfalls bereits in Entartung begriffenen Zellen der spindelförmigen Anschwellung in reichlicher Menge (ähn- lich wie im Gallertgewebe) von teils homogener, teils scholliger Grund- substanz eingebettet sind, die sich aber mit Plasmafarbstoffen ziemlich stark färbt. In dem kurzen zentralen Stiel der Anschwellung dagegen sind die Zellen noch nicht degeneriert und das Gewebe hat festeres Gefüge. Schon nach diesen makro- und mikroskopischen Befunden schreitet also die Rückbildung des dritten Vas omphalomesentericum vom Nabel her gegen den Blinddarm hin fort. Daß Verschiedenheiten im Grade der Rückbildung auch dieses rudimentären Organes vorkommen, zeigt der Befund bei einem 11,2 cm großen, etwa 11 Wochen alten Fetus, wo im zentralen wie im peri- pheren Abschnitt mehrere spindelförmige Verdickungen des im ganzen noch etwas stärker entwickelten dritten Nabelblasengekrösgefäßes fest- zustellen sind. Seine Gesamtlänge beträgt, dem Größenwachstum des Fetus entsprechend, 21 cm. Es war das dritte Vas omphalomesen- tericum bei diesem als größtem bez. ältestem Fetus der Untersuchungs- reihe in seiner ganzen Länge von der Blinddarmspitze bis zum Bauch- nabel vorhanden. Bei einem ebenso alten, 11,3 cm großen Fetus steht es nicht mehr mit dem Nabel in Verbindung. Sein centrales Rudiment ist 299 aber noch in 11 mm Länge erhalten und zeigt eine klöpfelförmige, bis 2 mm große, gallertige Anschwellung nahe der Blinddarmspitze. Am Nabel ist nichts mehr von dem Gefäß erhalten. — Das gleiche gilt von einem 12 cm und einem 12,5 cm großen Fetus, bei denen der Rest des 3. Vas zwar noch ein gleichlanges Fädchen ist, das central aber nur noch 0,2 mm stark ist und spinngewebsdünn aus- läuft. — Die A. und V. weisen bei den letzten Objekten keine Ab- weichungen auf, abgesehen von geringen individuellen Verschieden- heiten bez. Stärke (0,4—0,7 mm), Ursprung und Mündung. Sie sind noch blutführend. Die Wand der A. ist stärker, enthält kreisförmig angeordnete Muskelzellen, jedoch ist keine geschlossene Tunica media ausgebildet. Die Intima ist stark gefaltet, eine Membrana elastica interna ist vorhanden. Stärker ist die Rückbildung des dritten App. 5. Fetus 15,5 cm S.-S.-L. Nabelblasengekrösgefäßes bei Feten von 13 cm und 15,5 cm S.-S.-L., etwa 13 bez. 14 Wochen alt, geworden (Abb. 5). Es ist nur ein 1,2 mm langer, bis 0,6 mm dicker, galler- tiger Klöpfel zu sehen, der auf verjüngter Basis nahe der Blinddarm- spitze hängt. Ein Fall, bei dem das dritte Vas omphalomesentericum eine in- dividuell langsamere Rückbildung erfahren hat, findet sich bei einem 18,5 cm langen, etwa 16 Wochen alten Fetus, wo noch ein 8 mm langes Fädchen mit leichten Anschwellungen, frei von der Blinddarm- spitze herabhängend, erhalten ist. Auch in der trichterförmigen Ver- tiefung am Bauchnabel zwischen V. umbilicalis und rechter A. umbili- calis ist noch ein sehr dünner, 2,5 mm langer Rest davon vorhanden. Die beiden anderen Nabelgekrösgefäße verhalten sich wie bisher. Bei einem 19,5 cm langen Fetus ist der Rest des dritten Vas ein nur noch 0,8 mm langes, spitz auslaufendes Zipfelchen an der Blind- darmspitze. Bei 20 und 21 cm großen Feten ist der Befund derselbe wie bei den 13 bez. 15,5 cm großen beschrieben, jedoch ist der Anhang nicht mehr gallertig, sondern derb. Das mikroskopische Bild dieses Rudiments läßt erkennen, daß es aus einer Anhäufung von jugend- lichen Bindegewebszellen (Fibroblasten) besteht, die von der Blind- darmwand aus in dieses Rudiment einwachsen und die restliche Obli- teration und Resorption (Schwund) desselben und damit den schließ- lichen Ausgleich mit der benachbarten Blinddarmwand veranlassen. In der Darmwand ist central nichts von dem dritten Vas nachweis- 300 bar, mithin die etwaige Abzweigung von einem Blinddarmgefäß nicht festzustellen. Die in der aufsteigenden Altersreihe nun folgenden Objekte bis 35 cm 8.-S.-L. (17—22 Wochen) lassen nahe dem Auslauf der medialen Tänie nur noch eine kuppelförmige Verdickung von 0,3—0,7 mm basalem Durchmesser und bis 0,4 mm Höhe erkennen; die Vorwölbung erscheint etwas heller als die nachbarliche Blinddarmwand. Für die A. und V. omphalomesenterica ist der bisherige Befund zu erheben. Mit Ausnahme eines Fetus von 27 cm, etwa 19 Wochen alt, wo die Vasa omphalomesenterica bereits obliteriert waren, fand ich sie bei den bis zu 22 Wochen alten Objekten (35 cm S.-S.-L.) stets noch blutführend. Bei dem 27 cm großen Fetus ist dagegen bereits deutliche Degeneration an den Zellen der Wandung, ähnlich wie bei dem dritten Vas, vorhanden. Bei dem 35 cm großen Fetus sind noch Blutzellen und sich gut färbende Kerne der Intima nach- weisbar. Aber in der Wand beider Gefäße hat die Zwischensubstanz bereits ein scholliges Aussehen angenommen, während die Zellkerne sich noch gut tingieren. Von dem Rudiment des dritten Vas omphalomesentericum ist zum erstenmal in®der aufsteigenden Reihe meiner Objekte bei einem 38 cm großen, 22—23 Wochen alten Fetus nichts mehr zu erkennen, was auch für die folgenden gilt — mit Ausnahme von drei Feten (43 cm, 52 cm, 53 cm 8.-S.-L.), bei denen an der ursprünglichen Abzweigungs- stelle, nahe der Blinddarmspitze, noch ein scharf umschriebenes, helleres, narbenähnliches Fleckchen auffällt. Die A. und V. omphalomesenterica weisen bei den 38—49 cm großen, etwa 22—27 Wochen alten Feten keine wesentlichen äußeren Unterschiede auf, jedoch sind nur bei einigen die Gefäße noch blut- führend, teils enthalten sie nur streckenweise noch Blutresiduen. Es ist mithin die Obliteration dieser Gefäße auch eine individuell ver- schiedene. Zum erstenmal ist bei einem anderen, 49 cm großen Fetus die Arterie im peripheren Drittel durchtrennt; es findet sich von ihr am Nabel ein 5,5 mm langes, 0,3 mm starkes Fädchen und von der kranialen Gekröswurzel hängt ein ebensolches von 2 cm Länge herab, das wechselnd stark (0,5—2,0 mm) ist, wie geschrumpft aussieht und sich peripher verjüngt. Die obliterierte Vene ist dagegen noch in ihrem ganzen freien Verlauf erhalten. Der gleiche Befund wurde bei einem 50 cm großen Ponyfetus erhoben. 301 Während bei 4 Feten von 53—60 cm S.-S.-L. (28—32 Wochen alt) beide Gefäßstränge noch vorhanden sind, ist bei einem anderen 60 cm und einem 64 cm großen, 33—34 Wochen alten Fetus von der Arterie nur noch ein 2 cm langes, 0,7 mm starkes, stellenweise durch Fettgewebe verdicktes Fädchen an der Gekröswurzel erhalten, dessen freies Ende kuppelförmig abgerundet ist und narbig erscheint. — Bei einem 70 cm (35 Wochen) und einem 89 cm (46 Wochen) großen Fetus durchziehen dagegen noch beide Vasa omphalomesenterica als geschrumpfte, solide Fäden die Bauchhöhle, ebenso auch bei dem einen neugeborenen Fohlen. Bei den beiden anderen neugeborenen und dem 5 Tage alten Fohlen sind nur noch spärliche centrale Reste der Vasa als wechselnd starke, geschrumpfte, etwa 2 cm lange Fäden vorhanden und bei dem einen neugeborenen Fohlen-ist auch am Nabel ein ebensolches Rudiment noch erhalten; ein solches dürfte wohl von Gwen als Rest des Nabelblasenstiels angesehen worden sein. Es schreitet auch bei der A. und V. omphalomesenterica, wie bei dem dritten Vas, die Rückbildung vom peripheren Drittel central fort, wobei die Zeit der Obliteration und endlichen Rückbildung individuell recht verschieden ist. Sie bleiben aber, entgegen den Angaben in der Literatur, gewöhnlich länger als bis zu 4!/, Monaten blutführend und weit länger als bis zur 36. Woche rudimentär bestehen, wie aus den Einzelbefunden ersichtlich ist. Erwähnt sei noch, daß C. Hann (13) bei Beschreibung eines Divertikels am Hüftdarm des Pferdes angibt, es bilde sich „durch die Obliteration der Vasa omphalomesenterica ein Ligamentum omphalo- mesaraicum.“ Die Divertikel entstehen nach ihm durch Retraktion dieses Bandes, wobei der Darm mitgezogen wiirde. Nach meinen Objekten bildet sich aber niemals ein solches Ligamentum omphalo- mesaraicum und niemals treten die Vasa omphalomesenterica in Ver- bindung mit dem Hiiftdarm selbst. Diese mechanische Erklärungs- weise der Entstehung des Hiiftdarmdivertikels diirfte demnach un- zutreffend sein. Literaturverzeichnis. 1. Hausmann, U. F., Uber Zeugung und Entstehung des wahren weiblichen Eies bei den Säugetieren und Menschen. Preisschrift. Hannover 1840. . MÜLLER, Franz, Über das Verhalten des Nabelbläschens bei Pferdeembryonen. Arch. f. Anat., Physiol. u. wiss. Med. 1849. 3. MÜLLER, CARL, Anatomie und Physiologie des Pferdes. 1879. 4. Franck, L., Handbuch der Anatomie der Haustiere. 1871. bo 302 5. Bonnet, R., Die Eihäute des Pferdes. Verh. d. anat. Ges. a. d. Vers. in Berlin 1889. 6. Gmetin, Eigentümlichkeiten im anatomischen Bau des Nabels bei neu- geborenen Fohlen. 1891. 7. GmELIn, Die Krankheiten des Nabels. Handb. d. tierärztl. Chir. u. Geburtsh. LIT "2. 91899: 8. Kirr, Lehrbuch d. pathol.-anatom. Diagnostik. II. 1911. 9. CHAUYEAU et ARLOING, Anatomie comparée des animaux domestiques. 1903. 10. ScHAuDER, W., Untersuchungen über die Eihäute und Embryotrophe des Pferdes. Arch. f. Anat. u. Physiol., Anat. Abt., 1912. 11. THomas, W., Uber die Histologie der menschlichen Nabelschnur. 1.-D. Berlin 1900. 12. Naumann, zit. nach Hırı, Über Residuen des Dotterganges in der Darm- wand. I.-D, Gießen 1901. 13. Hann, C., Magenähnliches Divertikel am Hüftdarm. Arch. f. wiss. u. prakt. Tierh., Bd. 3, 1877. (Eingegangen am 13. Juni 1916.) Nachdruck verboten. Über die Topik des Gefäßstranges am Halse. Von Prof. Dr. F. HERMANN. Mit einer Tafel. (Aus dem anatomischen Institute in Erlangen.) Wohl von keiner Seite wird der Anatomie der Vorwurf gemacht werden, daß sie bei ihren systematischen und topographischen Be- schreibungen das nötige Maß von Akribie vermissen lasse. Unter diesen Umständen mag es auffallen, daß ein Anatom heutigentages Stellung zu einer Frage nimmt, die, wenn ich so sagen darf, seit Großvaters Zeiten in völlig befriedigender Weise beantwortet und ab- geklärt zu sein scheint. Scheint, sage ich; denn dürfen die gebräuch- lichen anatomischen Lehrbücher als Niederschlag der Lehrmeinungen betrachtet werden, so läßt sich de facto behaupten, daß deren Angaben über die Topik des Gefäßnervenstranges, verglichen mit den tatsäch- lichen Verhältnissen, keineswegs als ganz richtig betrachtet werden können, oder zum mindesten nicht ganz eindeutig sind. Von alters- her wird an der Seite des Halses eine dreieckige, ganz leicht ein- gesunkene, von bekannten Muskelrändern umrahmte Region als Regio 303 carotidea (Trig. caroticum, Fossa carotidea) beschrieben und durch die Wahl des Namens zum Ausdruck gebracht, daß der vornehmste Inhalt dieser Gegend eben in der Carotis und ihren Begleitgebilden gegeben sei. Darin herrscht unter allen Autoren völlige Übereinstimmung, und ich kann mich daher damit begnügen, die Angaben, die MERKEL in seinem Handbuche der topographischen Anatomie macht, hierher zu setzen. MERKEL schreibt (S. 117): „Der Gefäßstrang kommt in der Gegend der Cart. cricoidea über dem schief zurückweichenden Kopf- wender, der jetzt an seiner lateralen Seite liegt, hervor. Da er nun bloß vom Bindegewebe gedeckt ist, kommt es, daß man bis hinauf über das Zungenbein den Puls der Arterie nicht allein fühlt, sondern auch meist durch die Haut sieht“ und an späterer Stelle (S. 125): „Bezüglich der topographischen Lage des Anfangsteils der beiden Carotiden (externa und interna) ist zu bemerken, daß dieselbe wegen des Zurückweichens des Kopfwenders, wie schon bekannt, eine aufer- ordentlich oberflächliche ist.“ Diesen übereinstimmenden Angaben entsprechen denn auch die zahlreichen bildlichen Profildarstellungen der Regio carotidea und es wird höchstens da und dort angegeben, daß der vordere Rand des Kopfwenders durch Muskelhaken etwas zurück- gezogen sei. Nun besteht aber auch nach einer ganz anderen Richtung eine völlige Konkordanz der Ansichten: alle publizierten Querschnitte durch den Hals, und zwar in allen Höhen bis zum oberen Rande des Schildknorpels (0. Schürze), zeigen auf das deutlichste die Carotis an der Medialfläche des Kopfwenders gelegen und lassen erkennen, daß dessen Vorderrand sich in mehr wie Querfingerbreite vor der Carotis befindet. Auch meine eigenen Schnittpräparate stimmen damit völlig überein. Zwischen beiden Darstellungen, zwischen den Resul- taten der präparatorischen und der Schnittmethode, herrscht also eine weitgehende Inkongruenz, nur eines aber kann richtig sein, und - nach welcher Seite das Richtige zu suchen sei, mag schon jetzt durch den Satz, daß Schnitte nicht zu lügen pflegen, angedeutet werden. Und es begegnet auch keinen besonderen Schwierigkeiten, beide Bilder in völligen Einklang zu bringen, man hat nur nötig, bei der präpara- torischen Darstellung gewisse Kautelen walten zu lassen. Es genügt auch bei unserem gewöhnlichen Seziersaalmaterial völlig, wenn man die Präparation auf Fensterausschnitte beschränkt, die bedeckenden Teile lediglich in der der Breite des Kopfwenders entsprechenden Ausdehnung entfernt und aus diesen selbst dann ein Fenster aus- schneidet. Noch weit bessere Bilder aber gewähren Formolpräparate. 304 Es sei mir gestattet, hier einige technische Notizen über die Formol- methode beizufügen. Diese wird wohl häufig genug in unseren ana- tomischen Instituten angewendet, aber, soweit ich darüber orientiert bin, werden meist zu schwache Lösungen benutzt. Seit einer langen Reihe von Jahren verwende ich pro Leiche 6—10 Liter reines, un- verdünntes Formol — d. h. also eine ca. 40 proz. Formaldehydlösung, die innerhalb eines oder zweier Tage bei einem Druck von 1—1,5 Meter aus einem Irrigatorgefäße in die Schenkelarterie durch eine T-Kanüle injiziert wird. Bei einer Leiche von 70 Kilo Gewicht werden also 7 Liter Formol injiziert, so daß demnach unter der bekannten Annahme eines ca. 70 proz. Wassergehaltes des menschlichen Körpers das Formal- dehyd in annähernd 6proz. Lösung einwirkt. Nach der Injektion wird die Leiche in einem Kasten trocken aufbewahrt und kann nach ca. 2—3 Wochen in Arbeit genommen werden. Auf diesem Wege gewonnene Präparate besitzen dann einen solchen Härtungsgrad, daß eine Verschiebung der Teile ganz ausgeschlossen ist, und bieten auch sonst Vorteile, die gerade für die Darstellung topographisch- anatomischer Präparate ganz besonders ins Gewicht fallen. Nerven und Gefäße, auch wenn sie in ihrem Verlaufe mehrfache Krümmungen und Windungen zeigen, schnurren, aus ihrer Ruhelage gebracht, ohne weiteres, als wären sie von Gummi, wieder in diese zurück; das gleiche gilt auch von dünnen Bindegewebsmembranen (Fascien, Apo- neurosen) und von derberen Organen, z. B. Därmen, die im einzelnen und in toto ihre Gestalt so bewahren, daß sie auch mit ihren Schnitt- flächen wieder aneinander gefügt werden können. Gerade für topo- graphisch-anatomische Zwecke erhält man so wahre Idealpräparate, die sich wie zerlegbare Modelle benutzen lassen, denen gegenüber sie aber den Vorteil all der Feinheit der Natur voraus ‚haben. Freilich ist das Arbeiten mit so relativ konzentrierter Formollösung nicht nach jedermanns Geschmack; der beißende Geruch des Formaldehyds und seine ätzende Wirkung auf die Schleimhäute sind recht störende Bei- gaben, die Hände sehen nach längerem Arbeiten fürchterlich aus, da die derbe Härte der Präparate auch den ausschließlichen Gebrauch der Pinzette verbietet. Nun lassen sich ja diese unangenehmen Wir- kungen durch Beträufeln der Präparate mit stark verdünnter Ammoniak- lösung nahezu ausschließen, aber ich möchte dem dringend widerraten, da durch die Einwirkung der letzteren jene doch etwas notleiden. So muß man eben nolens volens diese Unannehmlichkeiten mit in Kauf nehmen; wird man doch diese energische Formalinbehandlung 305 nur für die Herstellung einzelner Demonstrationspräparate heranziehen, da sie von vornherein für die Zwecke des praktisch-anatomischen Unterrichtes ausgeschlossen ist. Nach einem solchen Formolpräparate ist nun auch die Tafel- zeichnung auf Grundlage eines Photogramms angefertigt. Begleitende Worte dürften sich wohl erübrigen, die Hauptsache, die sie zeigen soll, ist, daß der ganze Stamm der Carotis communis, ihre Teilungs- stelle, sowie die Carotis interna, wie dies ja auch die Froschschnitte erkennen lassen, gedeckt von dem Kopfwender emporziehen. Nur die Carotis externa verläßt auf ihrem Zuge zum Schädel die Regio sternocleido-mastoidea und liegt auf einer Wegstrecke, die kaum mehr wie 11/, cm beträgt, direkt hinter der Spitze des großen Zungenbein- hornes, in dem alleräußersten oberen Winkel der sog. Fossa carotidea, um dann unter der Brücke des hinteren Biventerbauches unter- zutauchen. Die Fossa carotidea selbst stellt eine verhältnismäßig wenig ausgedehnte und, da sie von größeren arteriellen Gefäßen lediglich die obere Schilddrüsenarterie beherbergt, auch vom Standpunkte der chirurgischen Anatomie ziemlich bedeutungslose Muskellücke dar. Nun bilde ich mir selbstverständlich keineswegs ein, mit diesem Hinweise einen „neuen Befund“ erhoben zu haben, keineswegs. So zählt auch Corntna die Carotis den der Regio sternocleido-mastoidea zugehörenden Gebilden bei und weist ebenfalls darauf hin, daß der Gefäßstrang von dem Kopfwender bedeckt sei. Freilich schwächt er diese Aussage wieder durch die Bemerkung ab, daß dies nur dann der Fall sei, wenn der Muskel breit und kräftig entwickelt sei, und in der beigegebenen Abbildung 147 wird die Carotis communis, ihre Teilungsstelle und die Carotis interna in der üblichen Weise wieder, als vor dem Sternocleido gelegen, dargestellt. Ganz eigentümlich aber muten die einschlägigen Bemerkungen BROESIKES in dem Ergänzungs- bande (1909) seines Lehrbuches der normalen Anatomie an. Bei der Schilderung der Regio sternocleido-mastoidea bemerkt BROESIKE aus- drücklich (S. 93): „Das mittlere Drittel des M. sternocleido-mastoideus bedeckt seitlich die großen Gefäße des Halses, d. h. die V. jugularis int. und Carotis comm.“; blättert man aber einige Seiten zurück, so erfährt man auf S. 77 mit gleicher Bestimmtheit, daß die Carotis frei in der Fossa carotidea gelegen sei. Man wird kaum behaupten können, daß diese beiden Angaben sonderlich gut zusammenstimmen, und der Leser dürfte vielleicht in die Versuchung kommen, die bekannte Frage zu stellen: Was ist Wahrheit? Anat. Anz, Bd. 50. Aufsätze. 20 306 Nun pflegt man in unseren anatomischen Lehrbüchern wohl auch auf die technischen Hinweise der Chirurgen zur Unterbindung der Carotis hinzuweisen. Halte ich mich aber dabei an die bekannte Operationslehre KoCHERs, dessen anatomische Hinweise sich durch besondere Zuverlässigkeit vorteilhaft auszeichnen, so wird hier aus- drücklich bemerkt, daß zur Freilegung der Gefäße der vordere Rand des Kopfwenders mit stumpfem Haken nach außen gezogen werden soll. Vor allem aber möge berücksichtigt werden, daß der Chirurg zur Unterbindung der Gefäße seitlich von vorne einzudringen pflegt, während die anatomischen Abbildungen der Gegend reine Profilbilder darstellen. Weiterhin wird für die Freilage der Carotis in der Fossa carotidea von der Anatomie ganz allgemein der Umstand ins Feld geführt, daß man beim Lebenden in jener Grube den Carotidenpuls fühlen und auch sehen könne. Das gilt doch für die weit kleinere Radialarterie auch, trotzdem sie unter der beim Lebenden elastisch gespannten Fascie verborgen ist, und in gleichem Maße auch für die Schenkelarterie unter dem Leistenbande. Aber abgesehen davon, der. Schiefwulst, den die Reliefanatomie als Kopfwender deutet, entspricht dem eigentlichen, der Hauptsache nach scharf ausgezogenen Vorderrande dieses Muskels keineswegs, da er sich, namentlich in dem mittleren, für unsere Frage in Betracht kommenden Drittel seines Verlaufes bei dem Lebenden durch die Haut hindurch kaum markiert. Dieser Hinweis führt mich nun weiter zu der Frage, warum uns die Lehrbuchanatomie die Topik des Gefäßstranges zu dem Kopfwender immer wieder in, meiner Ansicht nach, nicht richtiger Weise dar- zustellen pflegt. Der Grund scheint mir zunächst in der nicht immer ganz zutreffenden Anschauung über den Verlauf des M. sternocleido- mastoideus gegeben zu sein. Nur zu häufig begegnen wir der An- gabe, daß der Vorderrand dieses Muskels durch eine den Warzen- fortsatz mit dem Sternoklavikulargelenk verbindende Linie gegeben sei. Deutet man diese Linie, wie es nahe liegt, als eine Gerade, so ist damit schon das Verhältnis unrichtig dargestellt. De facto bildet der Vorderrand des Kopfwenders keine gerade, sondern vielmehr eine leichte Konvexlinie nach vorne. MERKEL zitiert eine alte Angabe von Ricuet, der zufolge sich der Kopfwender aponeurotisch mit dem Unter- kieferaste in Verbindung setze. Nun, um eine aponeurotische Bindung handelt es sich freilich nicht, denn wir wissen unter anderem durch MERKEL, dessen Ansichten über die Halsfascie ich mich voll und ganz anschließe, daß es diese, und zwar jener Teil derselben ist, der, die 307 äußere Wand der Parotiskapsel darstellend, auf die Außenfläche des Kopfwenders ausstrahlt. Jedenfalls wird dadurch der Vorderrand dieses Muskels bogenförmig nach vorn gezogen und dadurch dem Kiefer- winkel sehr genähert, ohne ihn freilich, wie Richer meint, völlig zu berühren. Auch dem Chirurgen KocHEr ist dieses Verhältnis wohl bekannt, wenn er schreibt: „Der Rand des Muskels läuft viel gerader herauf, als man gewöhnlich darstellt; die Fascie zieht ihn nach vorne gegen den Kieferwinkel heran.“ Aber auch weiter noch abwärts, vor allem in der Höhe der unteren Kehlkopfpartien, wird der Muskelrand nach vorne gezogen. Das mittlere Drittel des Kopfwenders ist nämlich durch sein Perimysium mit der den Gefäßstrang bedeckenden Aus- breitung der Halsaponeurose MERKELS verwachsen, seine vordersten Fasern werden dadurch in dünner Lage nach vorne ausgebreitet, und der vordere Sternocleidorand wird so fast messerscharf ausgezogen, wie dies an jedem Querschnitte durch den Hals zu sehen ist. Wird nun ohne besondere Kautelen der Rand des Kopfwenders „säuberlich“ freigelegt, so ziehen sich die dünn ausgebreiteten Randfasern um fast 1 cm zurück, der Rand wird mehr oder minder wulstig gerundet. Dies geschieht zunächst einmal durch die elastische Spannung, die ja bekanntlich auch dem Leichenmuskel eigen ist, in gleicher Weise, wie wir das ja bei anderen Muskeln (M. sartorius, rectus abdominis usw.) direkt durch Messung ihrer Breite nachweisen können. Dazu kommt noch, daß wir an den Seziersaalleichen durch unter den Rumpf gelegte Blöcke den Kopf in geradezu unnatürlicher Weise dorsalwärts über- fallen lassen; dadurch wird der freigelegte Kopfwender erst recht nach hinten verschoben, sein Vorderrand verläuft dann wirklich in einer den Warzenfortsatz und die Incisura juguli verbindenden Linie, der Gefäß- strang liegt dann mehr oder minder frei und damit kommt die Fossa carotidea der Schulanatomie mit ihrem wichtigen Inhalte lege artis zum Vorschein. Nebenbei möchte ich darauf hinweisen, daß die oben erwähnte bindegewebige Verwachsung des M. sternocleido-mastoideus mit der Halsaponeurose auch für die Flotterhaltung des Venenstromes am Halse von Bedeutung ist. Nicht nur der M. omohyoideus vermag die Vena jugularis zu spannen und offen zu halten, auch weiter nach oben, bis fast in die Gegend des Zungenbeins, übt der Kopfwender den gleichen spannenden Einfluß auf sie aus. Höher oben freilich kommt die Jugularvene außerhalb der Machtsphäre des Kopfwenders, da dieser um seinen Ansatz am Warzenfortsatze zu seitlichem Ab- 20* 308 weichen gezwungen wird, so daß sich ein bindegewebiger Lückenbüßer zwischen Vene und Muskel einschiebt. Aber auch hier wird die Vene dadurch, daß sie mit jenem Verdickungsstreifen der in der Retromandi- bularbucht gelegenen Fascien, den wir Lig. stylohyoideum nennen, in Verbindung steht, wenigstens noch einigermaßen spannend beeinflußt. Daß aber dadurch eventuelle Rückstauungen des Blutes nicht ganz verhindert werden, lehrt jene bulböse Erweiterung der Vena jugularis, die unmittelbar unter ihrer unnachgiebigen Knochenpassage nach meinen Erfahrungen zwar sehr häufig, aber durchaus nicht regelmäßig vorzukommen pflegt. Wenn ich im obigen die Ansicht vertrete, daß der Gefäßstrang des Halses von dem Kopfwender bedeckt wird, und daß dement- sprechend eine Fossa carotidea, wenigstens in voller Bedeutung dieses Namens, nicht existiert, so soll damit nicht geleugnet werden, daß bei Bewegungen des Halses, namentlich in rotatorischem Sinne, eine gewisse Verschiebung der beiden Gebilde erfolgt; ob sie so umfangreich ist wie allgemein (DELITZIN u. andere) angegeben wird, möchte ich bezweifeln, und ist das auch von vornherein schwer zu eruieren, da aus naheliegenden Gründen eine Kontrolle an der Leiche nicht in Frage kommen kann. Die Hauptsache scheint mir zu sein, daß man bei der, namentlich bildlichen Darstellung der Topik des Gefäßstranges, wie überhaupt der ganzen Topographie des Halses, an einer ,,Normalstellung“ festhält, und als solche sollte die reine Profilstellung mit bei horizontaler Blickrichtung direkt nach vorne eingestelltem Kopfe gewählt werden. Und wenn dabei eine Halsregion, deren peinliche Darstellung stets als eine besonders wichtige Aufgabe des praktischen Unterrichts betrachtet wird, an Bedeutung verliert, so scheint mir der Schaden kein großer zu sein. Immer wieder an ihr festzuhalten, kann nur als Zeichen dafür betrachtet werden, daß ein gewisser, wie ich glaube, unnötiger Konservatismus unserer Schulanatomie nicht fremd ist. Und an dieser Auffassung der Dinge vermöchte mich auch der eventuelle Einwurf nicht irre zu machen, daß unseren Praktikanten bei der üblichen Seziersaaltechnik das Bild stets so entgegentritt, als läge die Hals- arterie frei im sog. Carotidendreieck, und man dürfe, um Verwirrung zu vermeiden, dieses Bild nicht korrigieren; denn dann müßten wir ja in letzter Linie auch die direkt falschen Verhältnisse, die uns Lungen und Herz nach der üblichen Eröffnung des Thorax zeigen, als Normal- bilder auffassen. Anatomischer Anzeiger, Bd. 50. Hermann, Halsgefäss-Strang. J. B. Obernetter, München, reprod. F. Hermann del. Verlag von Gustav Fischer in Jena. 309 Tafelerklärung zu Hermann, Topik des Gefäßstranges am Halse. 1. M. sterno-cleido-mastoideus; 2. M. omo-hyoideus; 3. M. sterno-thyreoideus; 4. M. sterno-hyoideus; 5. Parotis; 6. Fettpfropf; 7. Vena jugularis int.; 8. Carotis comm.; 9. Carotis ext.; 10. Carotis int.; 11. N. vagus; 12. Ram. dese. hypoglossi; 13 A. et V. thyreoidea sup.; 14. N. hypoglossus; 15. N. accessorius; 16. V. jugu- laris ant. (Eingegangen am 7. Mai 1917.) Nachdruck verboten, Uber das Vorkommen stäbchenförmiger Centralkörper bei Primaten. Von WALTER KOLMER. Mit 5 Abbildungen. (Aus dem Institut für Anatomie und Physiologie der Hochschule für Bodenkultur in Wien.) Es ist das Verdienst ZIMMERMANNS, zuerst stäbchenförmige Cen- triolen in manchen Zellen des Menschen, so in der Tränendrüse, den serösen Drüsen der Zungenwurzel und im Harnleiterepithel nach- gewiesen zu haben. Die Länge solcher stäbchenförmiger Centriolen war etwa doppelt so groß wie ihre Breite. Seither wurden bei Pri- maten und Säugern überhaupt, soweit mir die Literatur bekannt ist, diese Gebilde nicht besonders erwähnt, und auch Angaben über solche stäbehenförmigen Gebilde bei Wirbeltieren überhaupt sind außer den bekannten Untersuchungen von A. und K. E. SCHREINER über die Spermatogenese bei Myxine und den Untersuchungen von v. KORFF sehr selten. Im Gegensatz dazu sind solche Centriolen vielfach bei Wirbellosen, insbesondere Insekten, Schmetterlingen und Käfern, nach- gewiesen worden; auch bei Würmern sind solche dargestellt worden. TSCHASSOWNIKOW, der in letzter Zeit die diesbezügliche Literatur zu- sammengestellt hat, sieht immerhin in dieser Formation eine auffallende seltenere Erscheinung, die bei Wirbellosen sich besonders in den Ge- schlechtszellen vorfindet. Ob die von Mrves in den Spermatogonien von Cavia beschriebenen hantelförmigen Centriolen mit den stäbchen- förmigen Gebilden der gleichen Zellen von Myxine direkt vergleichbar sind, erscheint mir nach eigenen Präparaten beider Objekte etwas zweifelhaft. 310 Gelegentlich einer ausführlichen Durchmusterung von Präparaten der Nebenniere von zahlreichen den verschiedensten Säuger- ordnungen angehörigen Typen machte ich die merkwürdige Beobach- tung, daß in der innersten Schicht der Zona reticularis von Hylobates syndactylus sämtliche Zellelemente mit zwei auffallend großen, deutlich stäbchenförmigen Centrosomen versehen sind. Es fanden sich stets in den verhältnismäßig großen, sehr gut fixierten Zellen der Reticularis dieses Tieres diese beiden stäbchenförmigen Centriolen in der Mitte einer hellen, vollkommen homogenen Sphäre in der Nähe des Kernes, rings umgeben von einem dichten Hof von mit Eisenhämatoxylin färb- baren Granulis und Pigmentkörnchen. Die Stellung der beiden Ge- bilde ist eine recht wechselnde und natürlich sehr stark von der Abb. 1. Abb. 2, Abb. 1. Zelle der innersten Reticularisschicht von Hylobates syndactylus. Neben dem Kern in der Sphäre die etwa 3 u langen stäbchenförmigen Centriolen, um- geben von einem Kranz von Sekretgranulis. Mikrophotogramm, Zeiss, Apochromat 2 mm, 1,40 Ap.-Komplanatokular Winkel 4. Abb. 2. Eine andere Zelle der innersten Schicht desselben Tieres. Richtung, in welcher die Zelle getroffen wurde, abhängig. Manchmal stehen die Stäbchen im senkrechten, häufiger im spitzen Winkel zueinander, zuweilen stehen sie auch parallel. Zumeist sind beide Stäbchen gleichlang und können bis über 3 u lang werden (Abb. 1 u. 2). Wie gesagt, finden sich in der genannten Schicht ausnahmslos je zwei solche Gebilde in jeder Zelle, während in den äußeren Schichten der Nebennierenrinde entweder, wie übrigens bei den meisten der von mir untersuchten 70 Säugerarten, nur punktförmige, runde, winzige Centriolen, wenn überhaupt, nachweisbar sind. Es ist ganz auffallend, wie ähnlich dies Gebilde denen in den Spermatogonien von Myxine sind. Für ihre Auffassung als Centriolen u. 311 ist auch noch besonders maßgebend, daß in den häufigen Fällen von Zweikernigkeit der Reticulariselemente immer, wenn die Kerne der Zelle nahe beieinander liegen, zwischen beiden etwa in ihrer Sym- metrieebene vier solcher Stäbchen gefunden werden, oder wenn beide Kerne in der Zelle weit auseinandergerückt sind, in der Nähe jedes Kerns ein Stäbchenpaar in den verschiedensten Lagen angetroffen wird (Abb. 5). Mitosen in dieser Zellschicht beobachtete ich bei keinem Sauger, dagegen alle Stadien der amitotischen Kernzerschnürung. Auch in der entsprechenden Zellschicht einer etwas weniger gut fixierten (ZENKER) Nebenniere des Schimpanse konnte ich die stäbchenförmigen Abb. 3. Abb. 4. Abb. 3. Eine entsprechende Zelle vom Schimpanse. Gleiche Vergrößerung. Abb. 4. Zwischenzelle aus dem menschlichen Hoden. In der Nähe des Kerns ia einer dunklen Sphäre kurze stäbehenförmige Centriolen, daneben die hellen Räume, welche die entfärbten Reıske’schen Kristalloide umschließen. Zeiss 3 mm, sonst wie 1. Centriolen nachweisen (Abb. 3); in einer nicht vollkommen frisch konservierten Nebenniere eines Orang-Utan sah ich ähnliche Bilder. Bei beiden genannten Anthropoiden sind aber die Stäbchen etwas kürzer als bei Hylobates. Dagegen ist mir beim Menschen der Nachweis entsprechender Gebilde niemals gelungen, allerdings konnte ich kein vollkommen entsprechend frisches Material von Erwachsenen zu Gesicht bekommen. Die mit außerordentlicher Deutlichkeit bei jüngeren und älteren menschlichen Feten und einigermaßen noch beim Neugeborenen darstellbaren Centriolen, die, wie ich an anderer Stelle ausführlicher auseinandersetze, als Centrum der sekretorischen Tätig- keit der Fasciculosa- und Reticulariszelle beim Menschen erscheinen, sind punktförmig rund. Dagegen konnte ich beim Menschen stäbchenförmige Centriolen in den nach sehr verschiedenen Methoden sehr gut fixierten Zwischen- zellen des Hodens (das Organ war in lebhaftester Funktion) bei 312 einem 60 jährigen Individuum nachweisen. Um hier Verwechslung mit den in den Zellen vorhandenen Reınke’schen Kristalloiden zu ver- meiden, war die Differenzierung so weit getrieben worden, daß diese in den Präparaten vollständig entfarbt waren. Sie waren übrigens bei dem genannten Individuum überall von .einer ganz anderen Br Größenordnung wie die Centrio- ae e len, auch lagen letztere immer in n 2 < .. = = ED der Nähe des Kerns in einer deutlichen, vom übrigen Zellproto- plasma abgrenzbaren Sphäre und blieben lange Zeit gefärbt, wenn die Abb, 6 Zossen aoneel: gen fone ua u SEE kerniger Zellen aus der innersten Reticu- längst entfärbt waren. Allerdings larisschicht von Hylobates. In beiden sind ‘hier diese stäbchenförmigen zwei Gruppen der stäbchenförmigen Centro- : : as : somen zwischen den Kernen. Zeichnung, Bildungen nicht sehr häufig, die a poe Abb. 4. Avse'scher oroße Mehrzahl der Centriolen ist en: rund. Doppelkernige Zellen sind nicht leicht unter den Zwischenzellen zu finden, so daß ich das dies- bezügliche Verhalten der Centrosomen nicht prüfen konnte (Abb. 4). Literatur. M. HEIDENnHAIN, Plasma und Zelle, S. 206. von Korrr, Weitere Beobachtungen über das Vorkommen V-förmiger Central- körper. Anat. Anz. Bd. 19. Meves, Über Struktur und Histogenese der Samenfäden des Meerschweinchens. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 54. A.u. K. E. SchREINER, Über die Entwickelung der männlichen Geschlechts- zellen von Myxine glutinosa. Arch. de Biol. Bd. 21, 1904. TscHassownIkow, Uber die stäbchenförmigen Centralkörperchen bei den In- sekten. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 81, II, S. 73. ZIMMERMANN, Beiträge zur Kenntnis einiger Drüsen und Epithelien. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 52. (Eingegangen am 23. Mai 1917.) Abgeschlossen am 28. Juli 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. = 15. September 1917. xe No. 13/14. Innatt. Aufsätze. N. G. Lebedinsky, Ontogenetische Gestaltsverände- rungen des Mecker’schen Knorpels der Sauropsiden. Mit 27 Abbildungen. S. 313—339. — Karl Pichler, 500 Fälle von Sternalmuskel. Mit 3 Abbildungen. S. 339—347. — P. Adloff, Einige Bemerkungen über das Problem der Ent- stehung der Zahnform. S. 348—854. — L. Bolk, Über das kaudale Rumpf- ende eines Fetus vom Schimpanse. Mit 2 Abbildungen. S. 354—358. Bücherbesprechungen. H. BruxtscaLı u. K. ZEIGER, S. 359. — DIETRICH BARFURTH, S. 359. — Personalia. S. 359. An die Herren Mitarbeiter. S. 360. — Literatur. S. 1—16. Aufsätze. Nachdruck verboten. Ontogenetische Gestaltsveränderungen des MECKEL’schen Knorpels der Sauropsiden. Von Priv.-Doz. Dr. N. G. LEBEDINsKY. Mit 27 Abbildungen. (Aus der Zoologischen Anstalt der Universität Basel.) Vor einigen Jahren fielen mir während der Untersuchung der Entwickelungsgeschichte des Vogelbeckens (1913) bei durchsichtig gemachten, mit Methylgrün durchgefärbten jüngeren Vogelembryo- nen eigenartige Auskrümmungen des Mecker’schen Knorpels auf, ohne daß ich damals Zeit gehabt hätte, dieser Tatsache genauer nach- zugehen. In der einschläsigen Literatur finden sich nur spärliche und zudem weit zerstreute Angaben über diesen Gegenstand, und darum schien es von Interesse, die bis jetzt wenig beachteten Ver- hältnisse einer speziellen Untersuchung zu unterwerfen. Ich habe mir in der vorliegenden Mitteilung die Aufgabe gestellt, einen Beitrag Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 21 zu dieser Frage zu liefern und eine ausführliche Darstellung der merk- würdigen Gestaltung des Mercker’schen Knorpels bei Sauropsiden, wenn auch vorerst an Hand eines relativ kleinen Materials, zu geben. Es stellte sich bald heraus, daß die Krümmungen der embryonalen Mandibularknorpel nicht zufälliger Natur sind. In jedem gegebenen Entwickelungsstadium einer und derselben Spezies kommen vielmehr immer wieder die gleichen, für dasselbe charakteristischen Biegungen vor, die eine eigene typische Ontogenie durchmachen. Bevor ich jedoch auf eigene Untersuchungen näher zu sprechen komme, sei zuerst einiges über die angewandte Methode und das Material mit- geteilt. Sämtliches Material wurde mit Sublimateisessig (wässerige, kalt- gesättigte Sublimatlösung + ca. 5% Eisessig) oder mit Zenker’scher Flüssig- keit fixiert. Viele Embryonen lagen, bevor sie verarbeitet wurden, verhält- nismäßig lange; Zeit (bis vier Jahre) in Zedernholzöl, welcher Umstand von keinem weiteren Einfluß auf ihre Brauchbarkeit für die gewählte Untersuchungsmethode war: Es wurde nämlich das Durchsichtigmachen ganzer Embryonen nach Srarrenorz (1911) mit voraufgehender Durch- färbung mit Methylgrün nach Luypvatr (1905) angewendet, welches Ver- fahren sich für Untersuchungen solcher Art Torzualich eignet. Ich verdanke einige der in der nachstehenden Liste angeführten Embryonen der Liebenswürdigkeit der Herren Dr. W. Knorruı, Zürich, sowie Dr. B. Pryer, Schaffhausen, denen auch hier mein bester Dank aus- gesprochen sei. Die beigegebenen oti pualsncanemear sowie jene der vorläufigen Mitteilung (Anat. Anz. 1916) wurden vom Zeichner des veter.-anatomischen Instituts der Universität Zürich, Herrn E. Erne, mit Hilfe der Lupe und des Assr’schen Zeichenapparats ausgeführt. Je nach Bedarf wurden schwächere oder stärkere. (acht- bzw. zwölfmal) Lupen genommen, stets jedoch darauf geachtet, daß sämtliche Stadien einer und derselben Spezies unter der ce Vergrößerung wiedergegeben werden. Wenn in der Ab- bildungserklärung nichts anderes bemdrkt ist, stellen die Abbildungen die Mxoxet’ schen Knorpel in der Ventralansicht dar. Im ganzen habe ich für die vorliegende Arbeit 67 Embryonen ver- wendet und folgende Arten und Stadien untersucht!): Vögel. Haushuhn (rebhuhnfarbige Italienerrasse). Entwickelungs- stadien vom 5. bis 11. Tage. Hausente. 10, 13 und 15 Tage alt. 1) Bei der Altersangabe halte ich mich beim Haushuhn und der Haus- ente an die Zeit der Bebrütung, bei anderen Vögeln und Reptilien an die größte Kopflänge, welche von der Schnabel- bzw. Nasenspitze bis zum Scheitel gemessen wurde. nn 315 Haustaube. Kopflänge 6,5 mm; 11 mm. Rabenkrähe (Corvus corone). Kopflänge 7 mm; 9 mm; 13,5 mm. Haussperling (Passer domesticus). Kopflänge ca. 6 mm; 7,5 mm; ca. 8,5 mm. Goldammer (Emberiza citrinella). Kopflänge 9 mm. Lachmöve (Larus ridibundus). Kopflänge 8 mm. Silbermöve (L. argentatus). Kopflänge 6 mm; 12 mm. Wasserhuhn (Fulica atra). Kopflänge ca. 6,5 mm; 6,5 mm; 9 mm; 10 mm. Reptilien. Zauneidechse (Lacerta vivipara). Kopflinge 3 mm; 3,5 mm; 41/, mm; 4,5 mm; 5,5 mm. Schildviper (Vipera aspis). Kopflänge ca. 4,5 mm; 4°/, mm; ca. 5 mm; 5 mm; 5,5 mm; 6 mm. Literaturübersicht. Die Ontogenie des Mecker’schen Knorpels hat sich bisher nur eines geringen Interesses zu erfreuen gehabt. Wohl liegt eine große Anzahl Arbeiten über die Entwickelung des Kopf- bzw. Hyobranchial- skeletts vor; bei näherer Betrachtung findet man jedoch, daß die Entwickelungsgeschichte der Meckeu’schen Knorpel darin fast aus- nahmslos entweder gar nicht, oder nur nebenbei berücksichtigt worden ist. In der weiter unten gegebenen Literaturübersicht werden nur die für uns wesentlichsten Angaben hervorgehoben, und darum macht sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Fische. Die Bemerkungen über den Mecker’schen Knorpel, die PARKER in seinen Arbeiten über die Entwickelung des Schädel- skeletts von Salmo (1874), Accipenser (1882) und Lepidosteus (1882) macht, geben keinen einheitlichen Begriff der Umwandlungen jenes Skeletteils, da sie bloß auf gelegentliche Notizen beschränkt sind. Daraus geht jedoch so viel Ubereinstimmendes hervor, daß die MECKEL- schen Knorpel kurz, stäbehenförmig, gerade oder kommaartig ge- bogen angelegt werden, um sich allmählich zu den mehr oder weniger schlanken, langen Knorpelstäben, welche in ihrer Krümmungsart der Wölbung des Mundhöhlenbodens, sowie dem Verlaufe des Unter- lippenrandes folgen, auszubilden. Die von WınsLow (1898) beschriebenen, in Abb. 30 seiner Arbeit dargestellten Mecken’schen Knorpel von Protopterus annectens besitzen nur eine einfache seitliche Krümmung. Ein schönes Modell des Primordialeraniums nebst Kieferbogen und Hyomandibula eines 25 mm langen Embryo von Salmo salar bildet Gaupp (1905) im 21* 316 Hertwie’schen Handbuch, §. 665, Abb. 841, ab. In beiden Fällen handelt es sich jedoch leider um für unsere Zwecke zu alte Stadien. Amphibien. Über die Gestalt des Mecrkv’schen Knorpels bei Gymnophionen besitzen wir die Angaben von PETEr (1898, Abb. 1, Taf. 19) und WınsLow (1898). Danach stellt dieser bei Ichthyophis elutinosus im vorgeschritteneren Embryonalzustande einen dünnen, lansen Stab dar, der fast gerade von hinten seitlich nach vorn und, in sehr spitzem Winkel, nach innen zieht. Vorn verlaufen die gegen- seitisen Enden noch eine Strecke weit parallel nebeneinander. Urodelen wurden von PARKER (1877 — Siredon, 1882 — Sala- mandra, 1885 — Lissotriton punctatus), Pharr (1898 — Necturus), Winstow (1898 — Amblystoma Jeffersoniana) und Drtner (1903 — Siredon) untersucht. Nach diesen Arbeiten kann etwa folgendes Bild der Entwickelung des primordialen Unterkiefers’ entworfen werden. In den jüngsten der in Frage kommenden Stadien stellen beide Knorpel kleine, gerade, von oben vorn lateral nach unten hinten medial gerichtete Stäbchen dar. Während des fortschreitenden Wachstums krümmen sie sich mehr und mehr, werden kommaförmig und verwachsen später mit ihren distalen Enden, einen seichten, nach vorn konvexen Bogen bildend. Dieser Bogen wird immer größer und zugleich tiefer und erreicht so schließlich die normale Krümmung des adulten knöchernen Unterkiefers. Einen abweichenden Entwicke- lungsmodus repräsentiert offenbar Amblystoma Jeffersoniana. Bei einer Larve von 39 mm Länge sind die MeckEv’schen Knorpel bereits gut entwickelt. Sie verlaufen von der Gelenkfläche für das Quadra- tum an nach vorn, anfangs nur schwach miteinander konvergierend, dann biegen sie sich am Ende des zweiten Drittels ihrer Länge stark medialwärts um und richten sich also zugleich gegeneinander. An der Stelle, wo ihre distalen Abschnitte einander erreichen, krümmen sich die Mrcxern’schen Knorpel abermals, jedoch in der der ersten Krümmung entgegengesetzter Richtung, und ihre Enden legen sich dicht aneinander; sie laufen allmählich nach vorn spitz aus. Am eingehendsten unter den Amphibien wurde die Ausbildung des Mecxkzv’schen Knorpels bei den Anuren untersucht, da über- haupt von jeher die mit einer Metamorphose begleitete Entwickelung der Batrachier ein großes Interesse der Forschung beanspruchte. Der Unterkiefer der Anurenlarven wird von fünf Bestandteilen, die anfänglich homokontinuierlich (Gaupp) ineinander übergehen, 317 zusammengesetzt. Hier sind zwei MecKEL’sche Knorpel oder Mandibu- laria und zwei, in der Medianebene durch ein fünftes Stück, ein un- paares Plattchen (Copulare Gaupp), miteinander vereinigte Unter- lippenknorpel, Rostralia, vorhanden, die zusammen einen hufeisen- ähnlichen, transversal stehenden Bogen bilden. Von den angeführten Bestandteilen kommen für unsere Übersicht selbstredend nur die Mandibularia in Betracht. Als wichtigste Arbeiten seien genannt: PARKER (1872, 77, 82 — Bufo vulgaris, chilensis, lentiginosus, Rana temporaria, clamata, pipiens, Dactylethra capensis, Pseudis para- doxa, Cygnathus ocellatus, Camariolus tasmaniensis, Cyclorhamphus culeus, Discoglossus pictus, Calyptocephalus Gayi, Acris Pickeringii, Hyla sp.?, Nototrema marsu- platum), Scwunze (1892 — Pelobates fuscus) und GAUPP (1893 — Rana fusca). In den Arbeiten PARKERS ist man größtenteils bezüglich der Entwickelung der MECKEL- schen Knorpel auf die beige- gebenen Abbildungen angewie- sen, da die Beschreibungen, wenn überhaupt vorhanden, zu kurz gehalten sind. Bei den jüngsten in Frage kommenden Larven erscheinen die MECKEL- Abb. 1. Globiocephalus melas. Embryo, ‘sean Knorpel fast immer See a ee Unterkiefer, kurz, dick und von zylindrischer oder keulenförmiger Gestalt. Bei einigen Arten jedoch sind sie von Anfang an entweder flaschen- oder kegelförmig oder ähneln einer Phalanx. Am distalen Ende ist der Meckkv’sche Knorpel immer etwas dicker und verbreitert sich oft, um mit dem unteren Lippenknorpel der entsprechenden Seite sieh zu verbinden... Sein proximales Ende verjüngt sich dagegen merklich und wird so zum Processus artieularis posterior. Die beiderseitigen Knorpel verlaufen von der Gelenkungsstelle mit dem Quadratum anfangs dorsal-, medial- und zugleich schwach kaudalwärts, bis sie auf die Vorder- rander der unteren Labialknorpel stoßen. Nur auf einer der ParKER- schen Abbildungen (1882, Taf. 30, Abb. 9) begegnen wir einem anderen Zustand: bei Hyla sind die Meckev’schen Knorpel entgegen der all- 318 gemeinen Regel nach vorn gerichtet und konvergieren nur sehr schwach miteinander. Die Biegung der Meckenr’schen Knorpel ist bei verschiedenen Arten von gleicher Natur, und zwar sind sie meistens anfangs nur gnaz leicht und, einer einfachen Kurve folgend, gebogen. Während der weiteren Ent- wickelung gewinnen sie an Länge, verän- dern nach und nach ihre Verlaufsrichtung, werden schlanker und erreichen schließlich die typische Bogen- form des Anuren- unterkiefers. Der obige Schil- derung ist noch hin- zuzufügen, daß der MEckEL’sche Knorpel der jungen Kaulquap- pen von Rana fusca (14 mm Gesamtlänge) transversal gestellt und S-förmig ge- krümmt ist, „so daß in seinem lateralen Teile die Konkavität, in seinem medialen die Konvexität der Abb. 3. Abb. 2. Gallus domesticus. Embryo, 7 Tage alt. one x Abb. 3. Gallus domesticus. Embryo, 9 Tage alt. Krümmung nach ab wärts sieht‘ (GauPP). Reptilien. Unsere Kenntnisse über die Entwickelung des Mecxet’schen Knorpels bei dieser Klasse stützen sich auf Unter- suchungen von W. K. Parker (1878 — Tropidonotus natrix; 1880 — Lacerta agilis, viridis, vivipara; 1880 — Chelone viridis; 1885 — Crocodilus palustris), Gaupp (1900 — Lacerta agilis) und PEYER (1912 — Vipera aspis). Nach Abb. 2, Taf. 28 der Parker’schen Tropidonotus-Arbeit zu urteilen, stellt der MEeckev’sche Knorpel eines 1?/, Zoll langen Ringel- 319 natterembryos einen in der Horizontalebene des Unterkiefers seicht S-förmig gebogenen starken Knorpelstrang dar, der vorn in der Nähe der medianen Sagittalebene gerade kaudalwärts sich zieht, sich in seiner mittleren Partie lateralwärts krümmt, um weiter, im hinteren Abschnitt, dem Rande der Unterlippe folgend, wiederum gerade zu verlaufen. — Bei einem Krokodilembryo von 3,5 Zoll Gesamt- länge fand PARKER die Mecken’schen Knorpel bereits lang aus- gestreckt und fast in ihrer ganzen Länge schwach nach außen gebogen, während sie vorn, gegen die Spitzen hin, konvergieren. Ihre Distalen- den sind eine Strecke weit verwachsen, biegen sich jedoch ganz vorn lateralwärts ab und werden hier durch eine selbständige knorpelige Platte (Basimandibulare PARKER) untereinander verbunden. — Ein ähnliches Basimandibulare fand PARKER auch bei Chelone viridis. Nach Gaupp (1900) konvergieren die Mecker’schen Knorpel beim 31 mm langen Embryo von Lacerta agilis spitzwinklig mitein- ander. „Die vordersten Enden der beiderseitigen Knorpel legen sich eine Strecke weit in der Mittellinie aneinander und sind durch eine ausgedehnte Symphyse verbunden.‘‘ — PEYER gibt für Vipera aspis an, daß bei einem Embryo von 70 mm Gesamtlänge der Unterkiefer „in sanft S-förmiger Biegung von hinten außen nach vorn innen“ sich zieht. ,,Die vorderen Enden stoßen in der Medianebene nicht zu- sammen, sondern sind noch durch einen weiten Zwischenraum ge- trennt.“ Später treffen die Meckeu’schen Knorpel in der Median- ebene aufeinander, ohne jedoch zu verwachsen. Bekanntlich erfolgt dies bei Schlangen überhaupt nicht. Vögel. Der chronologischen Reihenfolge nach sind hier die Arbeiten von W. K. PARKER (1870 — Gallus domesticus), T. J. PARKER (1892 — Apteryx), ScHENk (1897 — G. domesticus), TONKOFF (1900 — G. domesticus) und Sonıes (1907 — Anas boschas, Gallus domesticus) Zu nennen. Bei vier Tage alten Hühnerembryonen sind nach PARKER die Meckeu’schen Knorpel bereits ,,very distinct and solid“. „These Meckelian rods are very short in proportion to their thickness, are gently curved forwards, and nearly meet at the line by rounded ends.‘“ Die auf Abb. 12, Taf. 81 bei Parker (1870) abgebildeten Meckeu’schen Knorpel eines ca. 6 Tage alten Hühnerembryos be- sitzen eine deutliche, wenn auch schwache §-férmige Auskrümmung. Auf dem viel älteren Stadium (10 Tage 18 Stunden) befindet sich, 320 . wie am Tonkorr’schen Modell zu ersehen ist, bei jedem Knorpelstab eine etwas kaudalwärts von der Symphyse gelegene, lateralwärts konvexe kurze Auskrümmung. — Auch bei Sonres finden sich nur kurze Angaben über unseren Gegenstand. Bei 16 mm langen Enten- embryonen und 15—16 mm langen Hühnerembryonen, schreibt er, „hat sich der Meckev’sche Knorpel S-förmig gekrümmt‘‘; bei 20 mm langen Embryonen haben die Cartilagines Meckelii sich als gerade, dicke Stäbe gestaltet, deren vordere Enden sich sehr nahe aneinander angelest haben, doch niemals knorpelig zusammenfließen. Der jüngste der von W. K. PARKER in seiner berühmten Monographie beschriebenen Apteryxembryonen weist keine Krümmung der MECKEL- schen Knorpel mehr auf. Offenbar ist dieses Stadium für unsere Zwecke bereits zu alt. Am TonKorr’schen Modell des auf der Höhe seiner Ausbildung stehenden Chondrocraniums von Gallus domesticus (Embryo von 65 mm Fadenlänge, 10 Tage und 18 Stunden alt) sind die MEoKEL- schen Knorpel vorn bereits verwachsen. Etwas kaudalwärts von dieser Verwachsungsstelle befindet sich an jedem Knorpelstab eine deutliche, kurze, bogenförmige Auskrümmung, die lateralwärts konvex erscheint. Säugetiere, Außer der Untersuchung von Macrrot et Rosin (1862), die hier bloß geschichtlichen Interesses wegen erwähnt sein möge, kommen für uns die Untersuchungen von Jacosgy (1895 — Mensch), Levi (1900 — Mensch), Vorr (1909 — Lepus caniculus), Gaupp (1908 — Echidna aculeata) und diejenige von SCHREIBER (1916) in Betracht. Nach Levi nimmt der Mecxert’sche Knorpel beim 14 mm langen (nach Hıs’schen Tafeln zu urteilen, ca. 37—88 Tage alten) Menschen- embryo seinen Ursprung aus der Mitte der horizontalen Basis; er ist in diesem Stadium ein rundlicher Stab, der eine kurze Strecke lang nach vorn und abwärts verläuft und sich dann nach außen und end- lich nach einer rechtwinkeligen Knickung nach innen wendet. Später (Embryo von 17 mm größter Länge, nach His’schen Tafeln von etwa 42—45 Tagen) verläuft der Meckev’sche Knorpel von der Labyrinthkapsel ab ‚eine ganz kleine Strecke lang nach vorne, dann beschreibt er einen rechten Winkel; von da aus wird er knorpelig und geht horinzontal nach innen; in seinem weiteren Verlaufe fällt er senkrecht abwärts, endlich mit einer sanften Steigung nach innen, 321 unten und vorne, bis er nicht weit von der Mittellinie endigt‘“. Beim Embryo von 28 mm größter Länge (nach Hıs — zwischen 58 und 68 Tagen) steigt der MEcKen’sche Knorpel von hinten nach vorn ver- laufend, steil gegen das Innere bis fast zur Mittellinie ab, ohne die Kniekungen, welche jüngeren Stadien eigen sind, zu bilden. ‚Die beiden Mzck&eu’schen Knorpel verbinden sich in der Mittellinie und Abb. 4. Gallus domesticus. Embryo, 10 Tage alt. werden nur durch eine Perichondriumschicht voneinander getrennt.“ In diesem Stadium ist bereits die knöcherne Unterkieferanlage vor- handen. Ein nur wenig älteres Stadium (30 mm Scheitelsteißlänge) untersuchte JAcoßY. Hier ziehen die Mecker’schen Knorpel ‚nach unten und ventral und verbreitern sich am distalen Ende zu je einer knorpeligen Scheibe. Mit den so verbreiterten Enden legen sich die beiden Knorpel dicht zusammen und werden nur durch eine dünne Schicht von Bindegewebe voneinander getrennt“. Ahnlichen Ver- hältnissen begegnen wir noch in einem viel älteren Stadium, wie dies aus dem Herrwig’schen Modell des Kopfskeletts eines Embryo von 80 mm Scheitelsteißlänge hervorgeht. 322 Über den Mucxzn’schen Knorpel des 45 mm langen Kaninchen- embryos drückt sich Vorr folgendermaßen aus: „In bekannter Weise in Abb. 5. Abb. 6. steht in den vorliegenden Stadien der Hammer in homokontinuier- licher Verbindung mit dem vorderen stabförmigen Teil des MEckrr’schen Knorpels. Dieser zieht, zunächst absteigend, dann mehr horizontal nach vorn und innen; so konver- gieren die beiden MEcKEu’schen Knorpel, legen sich dicht aneinander und verschmelzen zu einem einheit- lichen Stück, das noch eine Strecke weit nach vorn sich fortsetzt.“ In Abb. 13, Taf. 71 seiner Echidna- monographie bildet Gavupp den primor- dialen Unterkiefer eines unlängst ge- borenen Beuteljun- gen ab. ‚Die bei- Abb. 5. Anas boschas domestica. Embryo, 13 Tage alt. Abb. 6. Anas boschas domestica. Embryo, 15 Tage alt. den MrcKeEt’schen Knorpel“, schreibt er, „ziehen als rund- liche Knorpelstäbe von der Seite der Ohrkapsel aus, zu- nächst etwas abstei- gend, dann mehr ho- rizontal, nach vorn und innen, kommen so konvergierend mit ihren rostralen Enden einander sehr nahe und werden hier eine Strecke weit durch eine 323 mediane Synchondrose untereinander verbunden. Die vordersten Enden ragen frei über dieselbe rostralwärts vor.“ Auf der erwähnten Abbildung sehen wir den linken Mecker’schen Knorpel in seiner ganzen Länge von den Knochen befreit. Er folgt in seinen Auskriimmungen einer seichten S-förmigen Krümmung, während sein distales Ende sich schwach lateralwärts abbiegt. Neuerdings finden wir bei SCHREIBER (1916) eine interessante Bemerkung über den Meckeuv’schen Knorpel eines Walembryos (Globiocephalus melos). Dieser Knorpel zieht sich hier danach ,,zu- erst in scharfem Knick medial abbiegend unter dem vorderen Teil der Ohrkapsel, allmählich mehr nach vorn sich wendend, um etwa senkrecht unter dem Carotisforamen, wo er am breitesten und dorso- ventral stark abgeplattet ist, parallel der Schädelbasis als wagrechter Stab nach vorn zu verlaufen; dieses gerade Stück wird kurz vor seiner Verschmelzung mit der anderen Hälfte durch eine medialwärts gehende Ausbuchtung unterbrochen. Unter dem Rostrum biegt er nach medial um und vereinigt sich mit dem Knorpelstab der anderen Schadelhalfte (vgl. hierzu Abb. 1). Fassen wir nun die bisherigen Erfahrungen über die Entwicke- lung des Meckev’schen Knorpels zusammen. — Bei allen Wirbel- tieren entwickelt er sich innerhalb der ersten Schlundbogen aus zwei selbständigen, beiderseits gelegenen Verknorpelungszentren, wächst im Laufe der Entwickelung in proximal-distaler Richtung, der die Vorderenden seiner beiden Hälften trennende Abstand wird so immer kleiner, bis diese aufeinander treffen und schließlich miteinander ver- wachsen. Eine Ausnahme hiervon bilden Schlangen mit zeitlebens getrennt bleibenden MEckev’schen Knorpeln. Bei Fischen, Amphibien und Säugetieren kommen, wenn über- haupt vorhanden, meistens nur ganz einfache bogenförmige Krüm- mungen vor, die fast immer dem Verlaufe des fleischigen Unterkiefer- randes folgen. Nur bei Ichthyophis glutinosus und Amblystoma Jeffer- soniana, und unter den Säugern bei Echidna sind S-förmige Auskriim- mungen bekannt, die an die, wenn auch viel komplizierteren Biegungen der embryonalen Mecker’schen Knorpel der Sauropsiden erinnern. Was die merkwürdige mehrfache Krümmung des primordialen Walunterkiefers (SCHREIBER) anbetrifft, so kann sie wegen ihrer Eigenartigkeit mit keinem der mir aus der Literatur oder auf Grund eigener Beobachtungen bekannten Fälle analogisiert, geschweige denn homologisiert werden, 324 Die auffallenden Auskrümmungen der Mandibularia bei Anuren- larven interessieren uns hier, da sie eine spezielle Anpassung an das selbständige, freie Larvenstadium darstellen, weiter nicht. Bei jungen Embryonen von Gallus domesticus, Vipera aspis und Tropidonotus natrix sind wechselnd starke, in der Frontalebene gelegene, S-förmige oder noch kompliziertere Krümmungen bekannt. Damit wollen wir unseren Literaturüberblick abschließen und zur Mitteilung der eigenen Befunde übergehen. Im einzelnen sollen Abb. 7. Abb. 7. Passer domesticus. Embryo, Schnabelspitzescheitel- y lange 7,6 mm. Abb. 8. - Passer domesticus. Embryo, Schnabelspitzescheitel- lange 8,5 mm. Abb. 8. die Literaturangaben, soweit erforderlich, 1m Verlaufe der Beschrei- bung berücksichtigt werden. Die Hauptresultate der vorliegenden Untersuchung wurden be- reits als vorläufige Mitteilung im Anat. Anz. (1916) veröffentlicht. Die Bezugnahme auf die Abbildungen in der genannten Mitteilung geschieht hier stets mittels der Abkürzung (Anat. Anz. Abb. x). Eigene Untersuchungen. Gallus domesticus. Embryo 6 Tage 1 Stunde alt (Anat. Anz. Abb.:1). In diesem Stadium ist das Knorpeleewebe noch sehr jung, mit noch schwachem Gehalt an Interzellularsubstanz; darum erscheint auch der primordiale Unterkiefer in durchsichtig gemachten,. mit Methylgrün durchge- mn 325 färbten Präparaten von hellgriiner Farbe und von seiner Umgebung nur undeutlich abgesetzt. Wie aus der Abb. 1 der vorläufigen Mitteilung (Anat. Anz.) zu sehen ist, verlaufen beim sechstägigen Hühnerembryo die beider- seitigen Mucxen’schen Knorpel von der Gelenkungsstelle mit Qua- drata an als drehrunde Körper eine beträchtliche Strecke einander parallel, wenden sich dann mit ihren vorderen Abschnitten gegen die Medianebene, um schließlich durch eine der ersten entgegengesetzte Krümmung ihren Distalenden wiederum eine der Sagittalebene des Abb. 10. Abb. 11. Abb. 9. Corvus corone. Embryo, Schnabelspitzescheitellänge 7 mm. Abb. 10. Corvus corone. Embryo, Schnabelspitzescheitellänge 9 mm. Abb. 11. Corvus corone. Embryo, Schnabelspitzescheitellange 13,5 mm. Körpers parallele Verlaufsriehtung zu geben. In soleher Weise ent- steht eine $-förmige Krümmung, durch welche die Distalenden beider Knorpel einander parallel zu legen kommen. Embryo 7 Tage alt (Abb, 2). Die von ihrer Umgebung bereits deutlich abgegrenzten und dunkler als auf vorigem Stadium gefärbten Meckkr’schen Knorpel haben eine schlängelnde Gestalt erhalten. Ihre stumpf abgerundeten distalen Enden sind vorwärts und gleich- zeitig gegeneinander gerichtet und bereits viel näher zueinander ge- rückt. Dieses Stadium entspricht annähernd dem sechstägigen 326 PARKERS, nur erscheinen dort alle Biegungen etwas ausgestreckter als hier. Embryonen 8 und 9 Tage alt (Anat. Anz. Abb. 2, sowie Abb. 3 dieser Arbeit). Diese beiden Stadien können gleichzeitig besprochen werden, da sie sich bezüglich der MEeckeu’schen Knorpel fast auf der gleichen Entwickelungsstufe befinden. Die beiden Knorpel zeigen sich gegen früher stark verlängert und sind weit kräftiger geworden. Auch hier behalten sie eine im allgemeinen von außen hinten nach innen vorn gehende Richtung bei. Vorn ist der Abstand der Distal- enden viel kleiner geworden. Die Biegungsart ist in der Hauptsache dieselbe wie beim siebentägigen Embryo, nur an der hinteren Partie hat sich eine Veränderung vollzogen, indem hier den früheren Bie- gungen noch eine weitere, medianwärts zu konvexe hinzugetreten ist. Die stark verlängerten Vorderenden liegen eine größere Strecke weit einander parallel und verhältnismäßig näher zueinander als bei- Jüngeren Stadien. Mit zunehmendem Alter werden alle Auskrümmungen immer seichter, welcher Vorgang bereits zwischen dem acht- und neun- tägigen Stadium einen deutlichen Unterschied herstellt. Außerdem rücken beim neuntägigen Embryo die distalen Enden noch näher gegeneinander. Embryo 10 Tage alt (Abb. 4). Der Streckungsprozeß ist noch weiter fortgeschritten. Die fast ganz geraden Mzcker’schen Knorpel legen sich vorn mit spitz abgerundeten, distalen Enden aneinander, ohne schon eine Symphyse zu bilden. Auch bei 11 Tage alten Embryo- nen sind die Mecken’schen Knorpel noch nicht miteinander ver- wachsen. Sr ae Anas boschas domestica. Embryo 10 Tage alt. Beim zehntägigen Entenembryo (Anat. Anz. Abb. 8) treffen wir bereits gut entwickelte MucKen’sche Knorpel an. Durch vier Kriimmungen sind sie in fiinf ungleich groBe Ab- schnitte zerlegt. Von der Gelenkungsstelle mit Quadratum an ziehen sie nach vorn, anfangs schwach divergierend. An der Grenze des hinteren und mittleren Drittels ihrer Gesamtlinge neigen sie sich in sanftem Bogen gegeneinander und verlaufen eine Strecke weit stark nach vorn konvergierend, bis eine der ersten Kriimmung entgegen- gesetzte Biegung diese Konvergenz in eine schwächere des dritten Ab- schnitts umwandelt. Der dritte Abschnitt weist seinerseits eine ce 327 leichte nach außen gerichtete Krümmung auf, kann somit in zwei sanft ineinander übergehende Schenkel zerlegt werden. Ganz vorn ändern beide Knorpel ihre Verlaufsrichtung zum letztenmal, indem sie sich lateralwärts biegen, so daß ihre Distalenden schwach nach außen gerichtet sind. Diese Enden sind bereits ein wenig verbreitert und erinnern dadurch an die eigentümliche Form des adulten knöcher- nen Entenunterkiefers. Da, wo die vorderste Biegung sich vorfindet, kommen die beiderseitigen Knorpel am nächsten gegeneinander zu liegen — ihr Abstand hier gleicht ihrer Dicke an dieser Stelle. Embryo 13 Tage alt (Abb. 5). Wesentlich das gleiche Verhalten wie im vorigen Stadium. Die Mxcker’schen Knorpel sind gegen früher etwas kräftiger und länger, ihre Biegungen merklich schärfer geworden. Durch den letzten Umstand tritt die Abgrenzung ein- zelner Abschnitte deutlicher hervor, was insbesondere für den Über- gang des zweiten in den dritten Abschnitt zutrifft. Erwähnenswert ist außerdem, daß der erste distale Abschnitt jetzt viel kürzer er- scheint, während der zweite an Länge zugenommen hat: Die distalen Enden sind jetzt gleich dunkel gefärbt wie der übrige Knorpel, setzen sich also aus einem wohlentwickelten Knorpelgewebe zusammen. Embryo 15 Tage alt (Abb. 6). Der Streckungsprozeß hat große Fortschritte gemacht. Die Meckeu’schen Knorpel zeigen sich gegen früher sehr stark verlängert. Bei näherem Zusehen erkennt man, daß die ganze Längenzunahme fast ausschließlich auf die drei ersten Absehnitte zurückzuführen ist. Dies steht im Einklang mit der fort- schreitenden Umwandlung des Vorderabschnitts der kurzen, abge- rundeten Unterlippe zum größeren Teil des adulten Unterschnabels. Alle Krümmungen sind viel seichter ‚geworden, nur die ‚medialwärts konvexe, auf der Grenze zwischen dem zweiten und dritten Abschnitt gelegene Krümmung ist noch etwas rückständig geblieben. An ihren Vorderenden sind die sonst stabrunden Mecker’schen Knorpel in dorso-ventraler Richtung spatelförmig abgeplattet; ihre stumpfen distalen Ränder erscheinen gegen das umgebende Gewebe nur unscharf abgegrenzt. Passer domesticus. Embryo von ca. 6 mm Kopflänge. Ein für unsere Zwecke etwas zu altes Stadium. Die Mucxxt’schen Knorpel gut ausgebildet; sie konvergieren stark nach vorn, so daß ihre distalen Enden sehr nahe aneinander zu liegen kommen. Von hinten nach vorn verjüngen sich 328 die Knorpelstäbe ganz beträchtlich. Was ihre Krümmungen anbe- trifft, so erinnern sie in dieser Hinsicht am ehesten an jene der sieben- tägigen Hühnerembryonen. Auch beim Sperling also begegnen wir einer schlängelnden Biegungsart, nur sind hier alle Auskrümmungen viel sanfter, sowie weniger regelmäßig auf die Länge verteilt als dort. Am stärksten entwickelt ist die a ungefähr in der Mitte der beider- y ; . seitigen Knorpelstrange gelegene, A N nach außen konvexe Auskrüm- uni : mung. Abb. 12. Embryo von 7,5 mm Kopf- länge (Abb. 7). Alle Biegungen der Mrcxet’schen Knorpel sind fast völlig verschwunden. Nur die Vorderenden krümmen sich gegen- einander bzw. gegen die Median- ebene noch stärker als vorher. Embryo von ca. 8,5 mm Kopf- länge (Abb. 8). Der primordiale Unterkiefer ist viel größer gewor- den. Der Streckungsprozeß hat seinen Höhepunkt erreicht, so daß beide Knorpel jetzt völlig gerade, dicke Stäbe darstellen; nur ihre l Vorderenden sind schwach sichel- Abb. 18. förmig, labialwärts konvex ge- Abb. 12. Columba livia. Embryo, Krümmt. Auch hier berühren sich Sohnabelapizescheite) ange? me Bae ihre abgerundeten Spitzen noch Schnabelspitzescheitellinge 11 mm. — nicht. Emberiza citrinella. Embryo von 9 mm Kopflänge (Anat. Anz. Abb. 4). Dieses Stadium gleicht im wesentlichen jenem des 7 Tage alten Hühner- embryo. Alle Biegungen der Meckzr’schen Knorpel sind gleich- mäßiger ausgebildet, als in den oben geschilderten Fällen. Dabei sind die Biegungen so stark entwickelt, daß vorn durch beide Knorpel- stränge eine rhombische Figur gebildet wird. Ganz vorn verlaufen die Distalenden einander und der Medianebene parallel; hierin ähneln sie dem Zustande, dem wir beim älteren Hühnerembryo begegnet sind. 329 Corvus corone. Embryo von 7 mm Kopflänge (Abb. 9). Die Gesamtform des Mecker’schen Knorpels ist genau dieselbe wie beim Sperlings- embryo von ca. 6 mm Kopflänge. Entsprechend einem entwickelungs- geschichtlich jüngeren Stadium ist hier jedoch eine schwache, lingual- wärts gerichtete Ausbiegung des vorderen Abschnitts noch vor- handen; darum wenden sich auch die nur schwach gefärbten Enden beider Knorpel leicht vorwärts. Nach vorn verjüngen sich die Knorpel- stränge merklich und laufen ziemlich spitz aus. Embryo von 9 mm Kopflänge (Abb. 10). Die Mecker’schen Knorpel haben stark an Dicke zugenommen und besitzen ein massiges, kräftiges Aussehen. Die kurzen, immer noch hell gefärbten Distal- enden sind wie die der Entenembryonen von 13 Tagen von hinten medial nach vorn lateral gerichtet. Der ganze, durch eine starke Krümmung vom Distalende sich absetzende, dahinterliegende Ab- schnitt wendet sich in einem schönen kreisförmigen Bogen lateral- und nach weiterem Verlaufe kaudalwärts und zieht, vom Ende dieses Bogens an seine Verlaufsrichtung abermals ändernd, in lateral- kaudaler Richtung bis zur Gelenkungsstelle mit dem Quadratum. Der vordere Bogenabschnitt übertrifft die übrigen Abschnitte merklich an Dieke. Der vordere Abstand der beiden Knorpelstränge beträgt etwa die Hälfte des Durchmessers ihrer Distalenden. Embryo von 13,5 mm Kopflänge (Abb. 11). Die Mecker’schen Knorpel sind viel länger und dünner geworden (nicht nur relativ, sondern überhaupt). Ihrer Form nach entsprechen sie derjenigen des Sperlingsembryos von ca. 8,5 mm Kopflänge, so daß wir uns ihre Beschreibung ersparen können. Columba livia. Embryo von 6,5 mm Kopflänge (Abb. 12). Die Mecker’schen Knorpel verhalten sich in bezug auf ihre Form wie die des sieben- tägigen Hühnerembryos. Ihre Distalenden sind noch ganz hell gefärbt. Embryo von 11 mm Kopflänge (Abb. 13). Die Streckung ist weit fortgeschritten. Der primordiale Unterkiefer besteht aus zwei langen, geraden, von hinten nach vorn spitzwinklig konvergierenden Knorpel- stäben. Ganz vorn ändern sie durch eine medianwärts konvexe Krümmung ihren geradlinigen Verlauf, so daß ihre Distalenden ein- ander parallel zu liegen kommen. Diese Enden berühren sich noch Anat. Anz. Bd 50. Aufsätze. 22 330 nicht. Dieses Stadium erinnert durch den geradlinigen Verlauf der Mecker’schen Knorpel an Sperlingsembryonen und Krähen von 8,5 bzw. 13,5 mm Kopflänge, während es durch die Auskrümmung Abb. 14. Abb. 15. £ Abb. 17. Abb. 18. Abb. 14. Larus ridibundus. Embryo, Schnabelspitzescheitellange 8 mm. Abb. 15. Larus argentatus. Embryo, Schnabelspitzescheitellange 6 mm. Abb. 16. Larus argentatus. Embryo, Schnabelspitzescheitellänge 12 mm. Abb. 17. Fulica atra. Embryo, Schnabelspitzescheitellänge 6,5 mm. Abb. 18. Fulica atra. Embryo, Schnabelspitzescheitellange 9 mm. der Vorderenden mehr den Zuständen bei Hühnerembryonen von 8 und 9 Tagen gleicht. Larus ridibundus. Embryo von 8 mm Kopflinge (Abb. 14). Einer ähnlichen Bie- gungsart sind wir bereits beim Haushuhn (von 7 Tagen) und der Haustaube (von 6,5 mm Kopflänge) begegnet. Erwähnenswert ist hier nur die Ausbildung der Vorderenden. Wie aus der beigegebenen Zeichnung ersichtlich, hören die beiderseitigen Knorpel vorn in ziem- 331 licher Entfernung voneinander auf; hier setzen sie sich in sehr hell gefärbte, distalwärts und zugleich einander parallel ziehende, vor- knorpelige Stränge fort. Diese vorknopeligen Distalenden weisen vorn keine deutliche Abgrenzung auf, sondern gehen allmählich in das umgebende Gewebe über. Larus argentatus. Embryo von 6 mm Kopflänge (Abb. 15). Die Meckeu’schen Knorpel verhalten sich im wesentlichen wie bei Larus ridibundus und wie beim Corvusembryo von 7 mm Kopflänge. Ihre dicken, zylinderförmigen Vorderenden erscheinen nach innen konvex ge- bogen. Ganz allmählich geht vorn das Knorpelgewebe in den Jung- knorpel über, welcher, wenn auch nur schwach gefärbt, sich von der Umgebung scharf abgrenzt. Embryo von 12 mm Kopflänge (Abb. 16). Dieses weit vorgerückte Stadium entspricht etwa dem Entwickelungszustand des neun- tägigen Hühnerembryo, sowie des Taubenembryo von 11 mm Kopf- länge. Die dicken, fast geraden, nach vorn konvergierenden MECKEL- schen Knorpel laufen in zwei einander parallele Distalenden aus. Von der Grenze ihres mittleren und letzten Drittels an bis kurz vor der Gelenkungsstelle mit dem Quadratum erscheinen die Knorpel- stäbe dünner als im übrigen Verlauf, wenn wir von den Vorderenden absehen. Fulica atra. Embryo von 6,5 mm Kopflänge (Abb. 17). Die vordere, etwas weniger als die Hälfte der ganzen Länge des MEckeu’schen Knorpels betragende Partie ist etwas heller gefärbt als der übrige Knorpel und weist eine sensenförmige Auskrümmung auf. Die kurzen, einander parallel verlaufenden distalen Enden sind auf einen Durchmesser des hinteren Abschnitts des Mecker’schen Knorpels voneinander entfernt. Vorn geht das Knorpelgewebe allmählich in den Vorknorpel über. Embryo von 9 mm Kopflänge (Abb. 18). Dieses Stadium zeigt uns einige wichtige Neuerungen; sie äußern sich in der Zunahme an Dicke in kaudal-rostraler Richtung, ferner in starken Biegungen der vorderen Hälfte des Meckeu’schen Knorpels und endlich in auf- fallender Kürze sämtlicher durch diese Biegungen markierter Ab- schnitte. Bereits die erste (von vorn an gerechnet) Krümmung ist 22* 332 sehr stark; in noch höherem Maße ist es die zweite Krümmung, welche man richtiger Knickung nennen sollte, da ihr medialer Rand einen spitzen Winkel bildet. Diese zweite Krümmung liegt nicht mehr in der Horizontalebene des Unterkiefers, sondern in einer zwischen Frontal- und Sagittalebene liegenden Fläche. Darauf komme ich noch beim nächsten Stadium zurück. Die dritte Krümmung ist ebenso stark wie die zweite, besitzt aber eine regelmäßige Bogenform. Embryo von 10 mm Kopflänge (Anat. Anz. Abb. 5 und 6). Die Meckev’schen Knorpel sind gegen früher schlanker und länger ge- Abb. 19. Abb. 20. Abb. 21. Abb. 19. Vipera aspis. Embryo, Nasenspitzescheitellänge ca. 5 mm. Abb. 20. Vipera aspis. Embryo, Nasenspitzescheitellange 5 mm. Abb, 21. Vipera aspis. Embryo, Nasenspitzescheitellänge 5,5 mm. worden und bieten auch sonst in allen ihren Teilen ein abweichendes Verhalten gegen früher. Der ganze Knorpelstab ist hier in zwei verschieden starke Ab- schnitte geteilt, in einen dickeren hinteren und in einen dünneren vorderen. Kurz hinter der Vereinigungsstelle beider Partien ist der Knorpelstab eine Strecke weit stark angeschwollen, und zwar nur an seiner lateralen und ventralen Seite. Medial und dorsal ist an der entsprechenden Strecke eine leichte Konkavität vorhanden. Durch die eingetretene Streckung der vorderen heller gefärbten Partie sind alle ihre Biegungen seichter und ihre Abschnitte länger geworden, und so erinnert jetzt die ganze Krümmungsart mehr an die Zustände anderer Arten (z. B. Corvusembryo von 9 mm Kopf- länge) als an das vorige Fulicastadium. Eine weitere Eigentümlichkeit des Wasserhuhnembryos besteht in der zweiten sichelförmigen Auskrimmung des Meckeu’schen 333 Knorpels, die in der Mitte zwischen Sagittal- und Horizontalebene verläuft und so mit diesen beiden einen ca. 45 Grad großen Winkel bildet. Durch ihre verschiedene Dicke, sowie durch die erwähnte Verlagerung in eine andere Ebene grenzt sich diese vordere Partie vom übrigen Knorpelstrang so scharf ab, wie wir es in dieser Weise bis jetzt bei keiner Vogelart gesehen haben. In diesem, ähnlich wie im vorigen Stadium sind die Vorderenden einander und der Sagittal- ebene parallel und laufen, ohne vom umgebenden Gewebe deutlich abgesetzt zu sein, vorn allmählich aus. Sie sind noch ziemlich weit voneinander entfernt. Vipera aspis. Embryo von 4,5 mm Kopflänge (Anat. Anz. Abb. 7). Direkt an das eben beschriebene Fulicastadium knüpft sich der Bau des pri- mordialen Unterkiefers bei meinen jüngsten Viperembryonen (Vipera aspis) an. Die bereits gut entwickelten Mecker’schen Knorpel weisen die typischen Krümmungen in höchster Ausbildung auf. Die Distalenden verlaufen von hinten medial nach vorn lateral und er- innern so an das Verhalten der Hausente (Embryonen von 10 und 13 Tagen) und der Krähe (von 9 mm Kopflänge). Gegen die Spitze hin werden sie etwas breiter und laufen vorn aus, ohne deutlich von der Umgebung abgegrenzt zu sein. Der nächste Abschnitt zieht sich unter dem geraden Winkel lateral- und kaum merklich kaudalwärts, um später unter Bildung einer starken Krümmung in den dritten, genau sagittal gelegenen Abschnitt überzugehen. Diese durch die zwei ersten Biegungen verursachte, ‚„bajonettförmige‘‘ Partie ist durch eine nur schwache, lateral betrachtet, konkave Biegung vom übrigen, kaudalwärts sich erstreekenden Knorpel abgesetzt. In weiterer Über- einstimmung mit den uns beim Wasserhuhn begegneten Verhält- nissen verläuft die zweite, sichelförmige Krümmung in der Mitte zwischen Sagittal- und Transversalebene. Darum ist auch hier diese Krümmung, von der Seite betrachtet, deutlich sichtbar. Embryo von 4?/, mm Kopflänge. Wesentlich noch dasselbe Verhalten wie vorher, nur sind alle Biegungen etwas schwächer ge- worden, auch der Abstand der Distalenden hat sich vermindert. Die Übergangsstelle des ersten Abschnitts in den zweiten springt medialwärts etwas vor. Wie wir sehen werden, entwickelt sich daraus ein Fortsatz. 334 Embryonen von ca. 5 mm und von 5 mm Kopflänge (Abb. 19, 20). Die beiden Stadien, die einen nahezu gleichen Entwickelungszustand darbieten, weisen wesentliche Fortschritte in der Ausbildung des geradlinigen Verlaufs auf. Die wichtigste Veränderung gegen früher besteht darin, daß die zwei vorderen Biegungen fast völlig verschwun- den sind, ja beim größeren Embryo sind sie bereits nicht mehr fest- zustellen. Der Vorderabschnitt ist länger geworden, läuft spitz zu, ohne vorn gegen die Umgebung abgegrenzt zu sein. Er richtet sich schwach von hinten lateral nach vorn medial, und zwar beim älteren Embryo deutlicher als beim jüngeren. Dieser Vorderabschnitt ist Abb. 22. Abb. 23. Abb. 24. Abb. 22. Lacerta vivipara. Embryo, Nasenspitzescheitellänge 41/, mm. Abb. 23. Anguis fragilis. Embryo, Nasenspitzescheitellänge 3 mm. Abb. 24. Anguis fragilis. Embryo, Nasenspitzescheitellänge 3,5 mm. sensenförmig, nach außen konvex gebogen. Einer ähnlichen Aus- bildung des Vorderabschnitts sind wir bei den Corvusembryonen von 8,5 mm und 13 mm Kopflänge, sowie beim Sperlingsembryo von 7,5 mm Kopflänge begegnet. An der Übergangsstelle des Vorderabschnitts in den zweiten erhebt sich medialwärts ein kurzer stumpfer Fortsatz, den ich Processus medialis nennen möchte!). Der primordiale Unterkiefer am Pryer’schen (1912, Abb. 2 Taf. 14) Schädelmodell von Vipera aspis von 70 mm Gesamtlänge weist, wie wir schon gesehen haben, eine nur schwache S-förmige Krümmung auf. Dies entspricht ungefähr dem Entwickelungszustand eines Embryos von etwas mehr als 5 mm Kopflänge. 1) Ich muß die Frage, ob dieser Processus vielleicht sein Homologon in jenem Fortsatze besitzt, der, nach Vorr’schem Modell zu urteilen, am MEckEL- schen Knorpel des 45 mm langen Kaninchenembryo sich vorfindet, vorläufig offen lassen. Der kurzen Entfernung beider Fortsätze vom Vorderende des Unterkiefers nach könnte dies zutreffen. Der fragliche Auswuchs liegt beim Kaninchen dagegen nicht auf der medialen, sondern auf der dorsalen Seite des Meck£r’schen Knorpels. 335 Embryo von 5,5 mm Kopflänge (Abb. 21). Der Streckungs- prozeß hat seinen Höhepunkt erreicht — keine der typischen Bie- gungen ist mehr vorhanden. Der Processus lateralis springt, auch relativ genommen, noch stärker lateralwärts vor. Der Vorderabschnitt ist noch länger geworden und verjüngt sich jetzt nicht mehr wie früher nach vorn; er ist hier auch an seinem distalen Ende deutlich von der Umgebung abgesetzt. Embryo von 6 mm Kopflänge. Jede Hälfte des primordialen Unterkiefers stellt einen schlanken, nach vorn hin sich verjüngenden und spitz auslaufenden Knorpelstrang dar. Vorn biegen sich beide Knorpel schwach gegeneinander ohne sich zu erreichen. Hier wie auch in ihrer ganzen Ausdehnung folgen sie dem Verlaufe des fleischigen Unterkieferrandes, und entsprechen durch ihre Biegungsart der- jenigen des adulten knöchernen Unterkiefers. Lacerta vivipara. Embryonen von 3 mm und 3,5 mm Kopflänge. Bei den jüngeren Eidechsenembryonen (Anat. Anz. Abb. 8) erinnert der primordiale Unterkiefer durch seine Krümmungs- art an den oben beschriebenen Gold- ammerembryo. Je- doch besteht zwi- schen beiden Arten auch ein deutlicher Unterschied: der dünne und lange Knorpelstrang des Reptils ist in der Mitte seiner Län- 8° zu u Abb. 25. Schema der Auskrümmungen des primordialen stark geknickt, wo- Unterkiefers der Sauropsiden. durch die hinter dieser Biegung liegenden Abschnitte einen stark lateralwärts ge- richteten Verlauf einschlagen. Der ganze knorpelige Unterkiefer erscheint relativ viel kürzer und breiter als bei allen anderen Arten. In der relativen Größe einzelner Abschnitte gleicht unser Lacertaembryo am meisten dem Fulicaembryo von 10 mm Kopf- a 336 lange. Die spitz auslaufenden Vorderenden der Meckeu’schen Knorpel sind noch etwas heller als der übrige Knorpel gefärbt. Embryo von 4!/;, mm Kopflänge (Abb. 22). Ein weit fortgeschrit- tenes Stadium. Der Streckungsprozeß beinahe abgeschlossen; nur an der Stelle der oben erwähnten starken Knickung ist eine seichte Krümmung vorhanden. In ihrer ganzen Form und Verlaufsriehtung gleichen die Meckeu’schen Knorpel jenen bei Viperaembryonen von 5 mm Kopflänge. Die Distalenden berühren sich noch nicht. Embryo von 4,5 mm und 5 mm Kopflänge. Auch hier berühren sich vorn die MEcker’schen Knorpel noch nicht. Anguis fragilis. Embryo von 3 mm Kopflänge (Abb. 23). Die Biegungsart, sowie die Verlaufsrichtung der MEckeEu’schen Knorpel sind völlig mit den- Abb. 26. Abb. 27. Abb. 26. Limnoscelis paludis. Unterkiefer und Schädel in Ventralansicht. Nach Wıruiston, aus VersLuYs, 1912 (etwas schematisiert). Abb. 27. Paraiasaurus Baini. Unterkiefer in Ventralansicht. Nach SkELErY und nach Woopwarp, aus VersLuys, 1912 (etwas schematisiert). jenigen bei Mövenembryonen von 8 mm Kopflänge (vgl. Abb. 14) identisch. Der einzige hier freilich bedeutungslose Unterschied be- steht darin, daß, während bei den erwähnten Mövenembryonen die Vorderenden noch vorknorpelig sind, sie bei Anguis bereits aus Knorpelgewebe bestehen. ac u 337 Embryo von ca. 3,5 mm Kopflänge (Abb. 24). Die Knorpel- stäbe bereits stark in die Länge gewachsen. Ihre Biegungen sind entweder sehr schwach geworden oder auch ganz verschwunden. Die spitzauslaufenden Distalenden liegen jetzt sehr nahe beieinander. Embryo von 5 mm Kopflänge. Die distalen Enden legen sich bereits aneinander, ohne miteinander zu verwachsen. Zusammenfassung. Während der Embryonalentwickelung kommen bei Vögeln und Reptilien mehrfache „schlängelnde“ Auskriimmungen der MECKEL- schen Knorpel vor. Es handelt sich dabei in höchstem Ausbildungszustand um vier verschieden weit voneinander entfernte, alternierend medial- bzw. lateralwärts gerichtete (vgl. das nebenstehende Schema Abb. 25) und meistenteils in der Frontalebene des embryonalen Unterkiefers gelegene Biegungen, die, soweit bekannt, nur bei den Sauropsiden vorkommen. Mit zunehmendem Alter gleichen sich die embryonalen Krüm- mungen nach und nach aus, so daß schließlich die Mecker’schen Knorpel die einfache Krümmungsart des adulten Sauropsiden- Unterkiefers erreichen. Im großen ganzen gleichen sich die Krümmungen bei allen daraufhin bis jetzt untersuchten Sauropsiden. Andererseits sind, sowohl für verschiedene Arten, als auch für verschiedene Entwicke- lungsstadien einer und derselben Art, gewisse Eigentümlichkeiten in der Stärke und der Verteilung einzelner Biegungen charakteristisch. 7 * Wenn auch einerseits die Tatsache des gleichzeitigen ontogene- tischen Vorkommens der uns interessierenden Erscheinungen bei den Vögeln und Reptilien infolge ihrer nahen Verwandtschaft nicht weiter verwunderlich ist, so geben uns andererseits spärliche bisherige paläontologische Befunde vorderhand keinen genügenden Aufschluß über die phylogenetische Bedeutung unseres Phänomens. Diese liegt vielmehr noch ganz im Dunkeln. Immerhin verdient in diesem Zusammenhange erwähnt zu werden, daß solche, den Urreptilien nahestehende Formen, wie die zu den Cotylosauriern gehörenden permischen Limnoscelis (Abb. 26) 338 und Paraiasaurus (Abb. 27) eine unseren ‚„schlängelnden‘“ Aus- krümmungen ziemlich ähnliche Biegung des Unterkiefers aufweisen. Literatur. (Vgl. auch das Literaturverzeichnis der vorläufigen Mitteilung, Anat. Anz. 1916, Bd. 49, S. 40.) 1862. Maeirot, E. et Rosin, Cu., Mémoire sur un organe transitoire de la vie foetale désigné sous le nom de cartilage de MEck£EL. Annales des sciences naturelles. 4. série, Zoologie. T. 18. 1872. PARKER, W. K., On the Structure and Development of the Skull of the Common Frog (Rana temporaria). Phil. Trans., Vol. 161. 1874. PARKER, W. K., On the Structure and Development of the Skull in the Salmon (Salmo galar L.). Phil. Trans., Vol. 163. 1877. PARKER, W. K., On the Structure and Development of the Skull in the urodelous Amphibia. Part 1. Phil. Trans., Vol. 167. — Part 2. 1877. Parker, W. K., On the Structure and Development of the Skull in the Batrachia. Part 2. Phil. Trans., Vol. 166. — Part. 2. 1882. PARKER, W. K., On the Development of the Skull in the Lepidosteus osseus. Phil. Trans., Vol. 173. — Part 2. 1883. Parker, W. 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Im Februar 1903 habe ich bei einer abgezehrten Rückenmarks- kranken meinen ersten Sternalmuskel am Lebenden gesehen; über die ersten sechs Fälle habe ich in der Sitzung des Vereins der Ärzte Kärntens am 8. Juni 1903 berichtet!); im April 1911 hatte ich bereits 182 Fälle am Lebenden beobachtet, welche ich an dieser Stelle?) zusammengefaßt habe. Wie ich damals auseinandersetzte, habe ich vom März 1906 ab jeden Kranken beiderlei Geschlechts, welcher in meine Abteilung aufgenommen wurde, auf diesen Muskel hin geprüft; 1) PIcHLER, Österr. ärztl. Vereinszeitung, 27. Jahrg., 1903, S. 311. 2) PıcaLer, Anat. Anz. 1911, Bd. 39, S. 155. 340 auch nach Abschluß der fünf Jahre, welche dieser Arbeit zugrunde lagen, bin ich der Suche nach dem Sternalis treu geblieben, trotzdem in den Kriegsjahren die Behandlung der oft überreichlich zuströmen- den Kranken (kriegsseuchenkranke Soldaten) wiederholt meine Arbeitszeit und -kraft stark beanspruchte. Nur bin ich in den letzten Jahren zum Nachweise des Muskels meist so vorgegangen, wie ich dies im Vorjahre?) für den Achselbogenmuskel angegeben habe (vgl. die Bemerkung §. 316). Der Zeitaufwand für die Sichtbarmachung des Sternalmuskels ist durch die tausendfältige Übung des Verfahrens ein so geringer ge- worden, daß meine Berufsarbeit am Krankenbette durch diese Untersuchung nur einen äußerst geringen Aufschub erleidet. So verfüge ich denn heute über volle 500 Fälle von Ster- nalisträgern, und will ich da- her im folgenden eine Über- sicht über dieselben geben und eine Art Nachlese halten zu meiner früheren Mitteilung. Um Wiederholungen zu vermeiden muß ich auf diese Abhand- lung (2) ausdrücklich verweisen. Zunächst führe ich drei Bilder von Sternalmuskeln vor; ich kenne nur zwel, von unse- rem Muskel am Lebenden angefertigte Bilder; beidesmal handelte es sich um doppelseitiges Vorkommen. Das erste (eine Zeichnung) stellt Manprancs*) zweiten Fall vor, den zweiten überhaupt am Lebenden gesehenen oder beschriebenen Muskel. Diese Zeiehnung ist nicht besonders gelungen. Besser ist entschieden Apacuts®) Lichtbild, wenn es auch, wie A. selbst betont, nicht alle Einzelheiten wiedergibt. 3) PIcHLER, Anat. Anz. 1916, Bd. 49, S. 310. 4) MarBranc, Zeitschr. f. Anat. u. Entwicklungsgesch. 1877, Bd. 2, S. 310. 5) Anacuı, Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. 1904, Bd. 7, S. 133. 341 Wie ich schon in meiner Achselbogenarbeit (3) berichtet, miß- langen mir anfangs die Lichtbildanfnahmen des Sternalmuskels; er trat wenig deutlich hervor; erst im Vorjahre erhielt ich einige brauch- bare Bilder, von welchen ich drei auch für die Wiedergabe im Druck genügend scharf erachte. MALBRANG bildet seinen Mann ab mit den wagerecht und seit- wärts gestreckten Oberarmen, welche in dieser Stellung von fremder Hand festgehalten werden, während der Träger die Arme bauchwärts (nach vor- warts) bringen will. ADAoHı, bei dessen Japaner die Ster- nalmuskelsehnen in die des Kopfnickers der Gegenseite übergehen, bringt durch steife Kopfhaltung die nö- tige Muskelspannung zu- stande; anscheinend (eine ausdrückliche Erläuterung gibt er nicht) läßt er auch die Arme absichtlich so anspannen, wie ich es für meine Aufnahmen gleich beschreiben werde. Meinerseits fand ich als die zweckmäßigste Hal- tung der Versuchsperson, wenn ich diese sitzend, die im Ellbogen in Mittelstel- lung und mit geballter Faust gehaltenen Arme etwa in Nabelhöhe krampfhaft verschränkt halten, allenfalls noch gegen Widerstand wirken ließ. Abb. 1, den rechtsseitigen Sternalmuskel eines älteren Mannes darstellend, erheischt, glaube ich, keine weitere Erläuterung. Man sieht, daß der verhältnismäßig starke Muskel aus mehreren getrennten Bündeln sich zusammensetzt. Die Sehne endet in der Höhe des zweiten Rippenknorpels; am Bilde scheint sie in der Mitte zwischen dem zweiten und dritten aufzuhören. Ich verdanke die Aufnahme Herrn Magister v. BELLSCHAN. Abb. 2. 342 In Abb. 2, den rechtsseitigen Muskel einer durch Krebsleiden abgezehrten Frau darstellend, sieht man, daß die mittelständigen, tiefer unten entspringenden Fasern bereits in der Höhe des zweiten Rippenknorpels am Brustbeine sich ansetzen, während die Sehne der kürzeren seitlicheren erst oberhalb der Längenmitte der Handhabe sich in zwei Teile gabelt, welche mit dem Ursprunge des jederseitigen sroßen Brustmuskels verschmelzen. In Abb. 3 von einem jüngeren, schwer herzleidenden Mädchen sieht man die Sehne des wiederum nur rechts entwickelten Muskels über die obere Grenze der Brust- beinhandhabe emporziehen und dort sich gabelig spalten; die Endsehne verschmilzt mit den mittelständigen Fasern der Brust- beinköpfe des Kopfnickers. Die Gabel hebt die Haut in einer weit höheren Falte empor als dies sonst am Kopfnicker sich findet; außerdem ist der Sehnen- winkel (das Ende der Gabel) kopfwärts vom Brustbeinrande gelegen, je nach der Atemstellung verschieden weit; in tiefster Ein- atmung beträgt die Entfernung fast 3 cm. Die Fortsetzung des Muskelbauchs nach abwärts ist über den zweiten Rippenknorpel herab nicht deutlich, da das Brustbein am Ansatze der dritten Rippe stark gekielt ist. Nun zu den Zahlenverhältnissen! Hatte ich (siehe 2) von 1906 bis 1911 rund 4000 Männer und 3000 Weiber auf den Muskel hin geprüft, so beläuft sich die Zahl für die vorliegende Beobachtungs- zeit (März 1911 bis Juni 1917) auf 7000 Männer und.auf 3500 Weiber. Für die erste Reihe hatte ich eine Auslese der Fälle in Kärntner und Niehtkärntner vorgenommen und für die einheimische Kärntner Bevölkerung den Hundertsatz für Sternalmuskelträger berechnet; er stellte sich auf 21/, vom Hundert für das männliche, auf 1,55 vom Hundert für das weibliche Geschlecht. Diesmal stelle ich nur für die Weiber eine solche Verhältniszahl auf; ich hatte unter den 3500 weib- Abb. 3. 343 lichen Untersuchten rund 3000 Kärtnerinnen mit 59 Sternalisträge- rinnen, fand demnach bei ihnen den Muskel fast bei jeder Fünfzigsten, also annähernd in 2 vom Hundert der Fälle. Für die Männer unterlasse ich diesmal eine solche gesonderte: Berechnung; wie ich (siehe 3) schon auseinandergesetzt habe, hat nämlich der Weltkrieg in der Zusammensetzung meiner männlichen Krankenhauspfleglinge eine völlige Umwälzung herbeigeführt; sie waren aus allen Völkerstämmen Österreichs und Ungarns, weiters aus: Angehörigen feindlicher Staaten, ich möchte sagen, zusammen- gewürfelt; die Kärntner darunter bildeten nur ein kleines Häuflein. Ich bemerke nur, daß ich unter den 7000 männlichen Pfleg- lingen 220 Sternalisträger!) auffand, also in 31/, vom Hundert. Die diesmal höhere Verhältniszahl für die weiblichen Kärntner führe ich einerseits auf die „mageren‘“ Kriegsjahre zurück, anderer- seits auf das geschärftere Auge. In meiner Mitteilung über die 182 Fälle hatte ich den Muskel bei Männern bei Weibern zusammen TERBIB os nae ren a 3: 64 mal 38 mal 102 mal ee) eee) ae RS ea DAS 1, Ban. BewWerseits 6. as. 295 ;; 14: ;; 43 ,, Damme... . 117 mal 63 mal 180 mal gefunden; in zwei Fällen hatte ich die Seite, auf welcher der Muskel. sich fand, in meinen Aufzeichnungen nicht gebucht. Diese beiden Männer habe ich seither nachuntersuchen können. Füge ich dieselben zu meiner zweiten Reihe, so umfaßt diese 320 Personen; ich fand darunter den Sternalmuskel bei Männern bei Weibern zusammen FOCHi 8.4 0 ae 122 mal 36 mal 158 mal aka Se Meee rey tes 537: Ir5, TO. beiderseits 34... 2r., 65:5, D2, 875; HET. 20: 245 mal 75 mal 320 mal Hatte ich in meiner ersten Reihe von 180 Sternalmuskeln das Verhältnis von 1) Wenn ich (s. später) für meine zweite Beobachtungsreihe im ganzen 245 männliche und 75 weibliche Personen mit Sternalmuskeln ausweise, so- entfällt der Rest auf Beobachtungen außerhalh meiner Abteilung. 344 567/,% für das rechtsseitige, 24 % ,, ,, beiderseitige, 191/,% » » linksseitige Vorkommen unseres Muskels aus meinen Zahlen berechnet, so stellt sich bei den 500 Sternalmuskelträgern das Verhältnis auf 260 = 52 vom Hundert für das rechtsseitige, 130 Ion sf » >, beiderseitige, 1102 22008 = » x linksseitige Vorkommen. | Aus der guten Übereinstimmung meiner Verhältniszahlen glaube ich das Recht zur Behauptung ableiten zu dürfen, daß der Sternal- muskel des Menschen beiderseits und links ungefähr gleich häufig sich findet, daß er aber doppelt so oft nur rechterseits ent- wickelt ist!). Karu v. BARDELEBEN hat in seiner Zusammenstellung der bis dahin bekannten Sternalmuskeln (Zeitschr. f. Anatom. u. Entwicke- lungsgesch. 1876, 1. Bd., 8. 442) 102 mal Angaben über das Vor- kommen nach Körperseiten gefunden; es heißt: rechts 86 mal, links 20 „ beiderseits 43- -,; einseitig (welche?) 3 ,, Apacut (s. oben), welcher an der Leiche und am Lebenden zusammen 51 Sternalmuskelträger zusammenstellte, fand ihn gleich mir linkerseits am seltensten (14 mal); seine Zahlen für rechts (19) und für beide Seiten (18) stimmen dagegen fast überein. Le Dovste (s. später) hat an der Leiche 38 Fälle (Träger) gefunden; davon war 20mal beiderseits ein Muskel, also in mehr als der Hälfte der Fälle. Über die 18 einseitigen Muskeln heißt es: 7 reehterseits, 6 linker- seits; einer verlief quer über das Brustbein; 4 waren „rudimentär“. WENZEL GRUBER®), unser österreichischer Landsmann, welcher so viele Jahre in Petersburg gewirkt hat, hat unseren Muskel in einer für GRUBER mit seinen sonstigen Riesenzahlen bescheidenen Anzahl von etwa 50 Leichen gefunden; über 19 Fälle hat er genauere Aufzeichnungen; er zählt 9 doppel- seitige, 6 rechts-, 4 linksseitige Muskeln. (Auch Gruser’s Hundertsatz für Russen (5) gründet sich nur auf Untersuchung von 100 Personen, die er allerdings binnen sechs Wochen zergliederte.) 1) Für den Achselbogenmuskel habe ich (s. oben) aus meinen großen Zahlen ein anderes gesetzmäßiges Vorkommen nachgewiesen, das Überwiegen der doppelseitigen und der linksseitigen Formen, 345 Der wirkliche Hundertsatz für die doppelseitigen Formen ist wohl eher etwas höher anzusetzen, als ich ihn ausweise, da ein schwacher Muskel am Lebenden dem Nachweise entgehen kann (vgl. hierzu meine erste Mitteilung). Le Dovzre hat unter 20 Leichen mit doppelseitigem Sternalmuskel 14mal den linken länger, breiter oder dicker gefunden als den der rechten Seite. Er knüpft daran (S. 280) folgende Bemerkung: „Darf ich daraus auf das konstante Überwiegen des linken Sternalmuskels über den rechten schließen? Keineswegs. Eine Statistik muß, um unanfechtbar zu sein, auf einer erheblichen Zahl von Fällen beruhen. In der ‚normalen‘ Anatomie nimmt man an, daß die rechtsseitigen Muskeln die der linken Seite vom statischen wie vom dynamischen Gesichtspunkte aus übertreffen. Sollte in der ‚abnormalen‘ Anatomie das Umgekehrte bestehen? Ich begnüge mich, diese Frage zu stellen und darauf die Aufmerksamkeit aller zu lenken, welche ein Messer führen.‘ Ich selbst habe (siehe oben) am Lebenden 129 mal einen doppel- seitigen Sternalmuskel nachgewiesen. Von diesen war wiederholt der Muskel der einen Seite unverkennbar stärker ausgebildet; oft aber war kein nennenswerter oder, sagen wir, sicherer Unterschied zwischen den beiden Muskeln zu erkennen. Ich habe nur zweifellose Fälle gebucht, leider auch nicht jedesmal diese Eintragungen vor- genommen, da ich Le Dovsues Fragestellung erst später zu Gesicht bekam. Verzeichnet finde ich in meinen Blättern den Sternalmuskel rechts stärker in 29 Fällen, links a a eemae Die Zahlen scheinen mir zu klein, um über die Sache absprechen zu können; ich teile sie nur mit, falls jemand die bei den einzelnen Forschern zerstreuten Angaben hierüber sammeln wollte, wozu mir erstlich die Möglichkeit fehlt, andererseits die Mühe sich kaum lohnen würde. Über die Häufigkeit des Sternalmuskels bei den verschiedenen Geschlechtern liegen von der Leiche die Zahlen LE DouBLes vor (S. 279); er fand bei 408 Personen männlichen Geschlechts den Muskel bei 20, bei ebensovielen Personen weiblichen Geschlechts den Muskel bei 16, also im Verhältnis von 5: 4. oder bei Männern rund in 5, bei Weibern in 4 vom Hundert. L. D. erwähnt noch, daß für SCHWALBE und PritzNeR (Elsaß) die bezüglichen Zahlen 3!/; bzw. 3 ergaben. Woop fand 5 Männer, 2 Weiber als Sternalisträger, TURNER 6) GRUBER, W., Petersburger Akademieberichte 1861, 7. Reihe, Bd. 3, S. 15. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 23 346 7 Männer, 11 Weiber; Le DouBLe, dem ich diese Zahlen entnehme, erwähnt aber keine Verhältniszahlen. Meinerseits habe ich am Lebenden in beiden Beobachtungs- reihen für das männliche Geschlecht eine größere Häufigkeit im Sternalisvorkommen vermerkt; doch lasse ich die Frage offen, ob nicht beim weiblichen Geschlechte der Muskel verhältnismäßig öfter, wegen der stärkeren Fettlage, dem Nachweise entgangen ist. Über die einzelnen Formen der Muskeln habe ich mir keine be- sonderen Aufzeichnungen gemacht; in einem Falle habe ich dieselben eigentümlichen Bogenbündel gefunden, wie sie EIsLER?) auf Abb. 71 brinst; es fanden sich zwei (auch bei mir rechts, aber weit schmäch- tiger entwickelte) Muskelbündel, welche den Bogen (die Konvextiät) seit(lateral)wärts richteten, deren gemeinsame Endsehne sich vor dem Brustbeinkörper in die Membrana sterni verlor. Wenn mich J. Frank®) „wohl den derzeit besten Sternalis- kenner am Lebenden‘ nennt, so muß ich dieses schmückende Beiwort mit der Einschränkung versehen, welche ADAcuI (siehe oben, Fußbemerkung §. 139) über seine Sternalismuskeln des Lebenden gemacht hat: ,,Dieselben zeigen Ursprung und Ansatz natürlich nicht so genau; sie sind deshalb im allgemeinen kürzer als die an der Leiche dargestellten. Doch kann man immerhin ziemlich deutlich beob- achten.‘‘ Noch mehr gilt dies von der bildlichen Wiedergabe, siehe ADACHI und meine obigen Bemerkungen zu Abb. 1 u. 3. Die Platte liefert eben leider kein Bewegungsbild! Wie in meiner ersten Arbeit, möchte ich auch heute betonen, daß mir die Zuteilung des Sternalmuskels zu einer bestimmten Körper- hälfte nie schwer fiel; des Mukelbauches Seite wurde vermerkt. Einen der seltenen Fälle, wie Le DousrE (siehe oben) einen beobachtet hat, in welchen das Sternalmuskelbündel das Brustbein in schiefer Richtung kreuzt, habe ich nicht beobachtet. Le DOUBLE führt außer seinem eigenen noch drei Fälle solcher Art in seinem Buche §. 277 an. Für die von NıcorAs in einem Falle beobachtete Erblich- keit (Sternalmuskel bei Mutter und Zwillingskindern) konnte ich trotz Nachsuchens in zahlreichen Familien kein Seitenstück finden. 7) EısLeß, Muskeln des Stammes in v. BARDELEBENS Handb. d. Anat., S. 472; Fischer, Jena, 1912. 8) Frank, Anat. Anz. 1914, 46. Bd., S. 648. 347 Auch für die von EısLER an Sternalisträgern hervorgehobene Verbreiterung der Brustbeinanteile der ersten Zwischenrippenräume kann ich keinen Beitrag meinerseits liefern. Ich möchte noch hervorheben, daß ich meine, im Vcrjahre (siehe 3) veröffentlichte Angabe, es lasse sich in einer Massenunter- suchung am Lebenden (4200 Fälle) kein Beweis für einen innigeren (ursächlichen) Zusammenhang zwischen Sternal- und Achselbogen- muskel erbringen, da beide nicht häufiger zusammen sich finden, als die Wahrscheinlichkeitsrechnung auch für völlig unabhängige Eigen- schaften verlangt, auch für die seither beobachteten 2100 Fälle bestätigt fand. Ich fand 88 Sternalmuskelträger, 174 Achselbogen- muskelträger; da unter den 2100 Personen nur sechs beide Muskeln in sich vereinten, blieb die Zahl hinter der rechnerischen Mindestzahl von 7 sogar zurück! Die Angaben Apacuis (siehe meine erste Mitteilung), daß der Muskel bei Japanern so auffallend oft sich finde, regten die Suche nach ihm bei anderen nichtkaukasischen Völkerstämmen in mir an. Da ich selbst dazu keine Gelegenheit fand, so habe ich meinen Schüler, Dr. GEORG WEINLANDER, der 1918 als Schiffsarzt des österreichischen Lloyd nach Ostasien reiste, angeeifert, diesbezüglich dort zu forschen. W. hatte in längerer Tätigkeit auf meiner Krankenabteilung mein Verfahren, den Muskel am Lebenden ansichtig zu machen, kennen- gelernt und darin eine ziemliche Übung erworben. Er berichtete mir nun, daß er an 243 Indern (sämtlich Männern) keinen einzigen Ster- nalisträger entdecken konnte, bei 164 männlichen Chinesen deren fünf (davon drei rechterseits, je einen beider- und linkerseits). Aus diesen Zahlen glaube ich, selbst wenn ich Dr. WEINLÄNDERS Kunst und Eifer geringer einschätzte, als er dies nach meiner Erfahrung verdient, schließen zu dürfen, daß bei den Chinesen und Hindus unser Muskel im Gegensatze zu den Japanern nicht sonderlich häufig vorkommt; seine Rasseneigentümlichkeit bei dem letzteren Volke wird dadurch noch klarer. Man könnte dem Sternalmuskel bis auf weiteres den Beinamen japonicus verleihen statt des noch öfter (so bei Le DouBLE) zu lesenden brutorum. (Eingegangen am 3. Juli 1917.) — 348 Nachdruck verboten. Einige Bemerkungen über das Problem der Entstehung der Zahnform.') Von P. Aprorr, Greifswald. Im Anschluß an meine Ausführungen zur Konkreszenzfrage, die von AtcHEL erneut angeschnitten worden ist, möchte ich mir im Hinblick auf eine neueste Arbeit desselben in der Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, „Die Beurteilung der rezenten und prähistorischen Menschen nach der Zahnform‘, noch einige weitere Bemerkungen erlauben. Die Stellungnahme Arcnets schreibt sich bekanntlich aus dem Um- stande her, daß er selbst im Archiv für Anatomie auf Grund von Unter- suchungen der Zähne des Flossenstachels von Doras eine neue Theorie publiziert hat, die die Entstehung der Zahnformen rein mechanisch er- klären soll. Aıch£eL nimmt drei phylogenetische Entwickelungsperioden an. In der ersten wäre der einfache Kegelzahn entstanden, in der zweiten durch mechanischen Einfluß der Umgebung auf den sich entwickelnden Zahnkeim Höckerzähne mit verschiedener Höckerzahl ohne Zwischen- stufen der Entwickelung, in der dritten hätte infolge lokaler Abänderung der Wachstumstendenz der den Zahnkeim zusammensetzenden Grund- gewebe eine Umwandlung der Höckerzähne stattgefunden durch Reduktion einerseits, Höckerneuerwerb und Faltung andererseits. An der Spitze des Problems der Entstehung der Zahnform hat der Satz zu stehen: Nicht die Nahrung beeinflußt die Zahnform, sondern die Zahnform beeinflußt die Wahl der Nahrung. Ich habe schon, ebenfalls im Archiv für Anatomie, diese merkwürdige Theorie kritisch besprochen. Insbesondere habe ich darauf hingewiesen, daß es mir ganz unzulässig zu sein scheint, die Resultate dieser an den funktionslosen Flossenstachelzähnen angestellten Untersuchungen ohne weiteres auf das Zahnsystem der Säugetiere zu übertragen und, weil bei jenen durch mechanische Einwirkungen Höckerbildungen ohne Einhalten einer Reihenfolge auftreten, zu schließen, daß auch die stammesgeschicht- liche Entwickelung der Säugetierzähne regellos vor sich gegangen und die Trituberkulärtheorie, die doch auf der tatsächlichen Feststellung einer allmählichen, gesetzmäßig verlaufenden Differenzierung beruht, lediglich eine fromme Täuschung aller der Forscher gewesen ist, die sich mit diesem Problem beschäftigt haben. Ich habe dort auch bereits ausführlicher 1) Um schnelles Erscheinen des ersten Teiles zu ermöglichen, wurde der Aufsatz in zwei Teile getrennt (s. Nr. 11 d. Ztschr.). Der Herausgeber. 349 erörtert, welche weiteren Folgerungen sich aus dieser Auffassung ergeben, möchte bei dieser Gelegenheit aber noch einige ergänzende Worte hin- zufügen. AıcHeL beanstandet meine Annahme, daß die Zähne der Säugetiere zweckmäßig gebaut sind und daß diese Zweckmäßigkeit durch funktionelle Anpassung entstanden ist, als teleologisch. Er meint: „Die Zweckmäßig- keit hat bei einem kausalen Problem nur für den Forscher eine Bedeutung, der dem Geschehen eine Finalität zuschreibt.‘“ Ich möchte diesem Satz entschieden widersprechen. Ich habe stets nur solche Einrichtungen als zweckmäßig bezeichnet, die dem angenommenen Zwecke zu entsprechen scheinen, die also für das betreffende Tier vorteilhaft sind. Hiergegen läßt sich wohl auch vom mechanistischen Standpunkt aus nicht das ge- ringste emwenden. Um so befremdender wirkt es aber, wenn A1cHEL selbst den Standpunkt vertritt, daß die Zahnform ‚die Wahl‘ der Nahrung beeinflußt. Ich wüßte wirklich nichts, was teleologischer wäre als diese Annahme. Nach AıcHeL sind im Beginne der phylogenetischen Entwickelung, also wohl in seiner Periode II, auch im Kiefer mechanisch nicht zu ver- wertende Zahnformen und zahnlose Kiefer entstanden. Nun habe ich schon darauf hingewiesen, daß, wenn der Zufall regiert und nur diejenigen Tierformen übriggeblieben sind, deren Zähne für diese oder jene Nahrungsweise so ausgezeichnet angepaßt waren, wie die vor- handenen Säugetierzähne es sind, dann in der Tat unzählige Massen von Tieren mit nichtpassenden Gebissen untergegangen sein müssen, von denen auch nicht das geringste bekannt ist. Dann sollte man auch annehmen, daß, wenn die Tiere mit mechanisch nicht zu verwertenden Zahnformen als nicht angepaßt untergingen, dieses Schicksal erst recht die zahnlosen Formen getroffen haben müßte. Nun gibt es aber zahnlose Tiere, die, wie z. B. die Myrmecophagidae, trotz ihrer Zahnlosigkeit ausreichende Ernähruhgsmöglichkeit gefunden haben. Außerdem: Was sind überhaupt mechanisch nicht zu verwertende Zahn- formen ? Auch die Wale besitzen keine Zähne, da die verkalkten Zahnanlagen bereits in utero resorbiert werden. Wie erklärt Ascher letztere Tatsache und wie erklärt er überhaupt die ausgefallenen und immer noch embryonal angelegten Zahnanlagen vieler Tierformen ? Ebenso dürften die Fälle, in denen das Gebiß zwar noch vorhanden, aber entsprechend der Lebensweise rudimentär geworden ist, wie bei Bradypus, Tatusia, Proteles, einer Erklärung Schwierigkeiten bereiten. Allerdings sagt AıcHer gerade bezüglich des Erdwolfs, ob ich der Ansicht sei, daß die Backzähne dieses hyänenartigen Tieres sich zurückgebildet hätten, weil das Tier angefangen habe, neben Fleischkost Termiten zu knacken. Ich halte diese Ansicht in der Tat für wahrscheinlicher als die Annahme Aıchers, daß die rudimentären Zähne durch Mutation ent- standen sind und hiernach das Tier seine Nahrung gewählt habe. Noch viel unwahrscheinlicher ist die Annahme, daß bei Tieren, die mehr oder minder bis zur Vollkommenheit dem Wasserleben angepaßt sind 350 (Pinnipedia, Cetacea), allein das ebenfalls der Nahrung vollständig ent- sprechende Gebiß (allmählicher Übergang des heterodonten zum homoio- donten Gebiß bis zur Zahnlosigkeit) keine Anpassungserscheinung, sondern zufällig entstanden sein soll. Ich habe ferner noch besonders auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die die Entstehung des Nagetiergebisses der Theorie bereitet und die AıcHer bisher nicht behoben hat. Nehmen wir wirklich den schon von vornherein sehr unwahrscheinlich klingenden Fall an, den AtcHEL an- führt, daß bei einer insektivoren Tierform bei einer genügenden Anzahl von Individuen durch Mutation auf einmal schmelzhaltige Nagermolaren ent- standen sind, so ist gar nicht einzusehen, wie die Tiere, die an animalische Nahrung gewöhnt waren, auf einmal darauf gekommen sein sollten, Pflanzen- nahrung zu „wählen“. Man sollte doch eher annehmen, daß hiermit zu- nächst eine für das Tier nicht verwertbare Zahnform entstanden war, infolgedessen dasselbe als nicht angepaßt dem Untergange geweiht war. Für den plötzlichen Nahrungswechsel fehlt doch jeder plausible Grund, wenn wir nicht dem Tiere eine besondere Überlegung zuschreiben wollen. Auch setzt der Fall ja voraus, daß gleichzeitig Variationen auftraten, bei welchen einerseits die Nagezähne vorhanden waren, andererseits die übrigen Schneidezähne, Eckzähne und Prämolaren fehlten, während gleichzeitig auch das Kiefergelenk und die Kaumuskulatur eine übereinstimmende Änderung erfahren mußten. Ich finde, diese Kombination von Vorgängen stellt an die Vorstellungskraft so ungewöhnlich hohe Ansprüche, daß die Annahme von vornherein schon als recht unwahrscheinlich bezeichnet werden muß. Ist es nicht viel einfacher, anzunehmen, daß die Vorfahren der Nager aus irgendwelchen äußeren Gründen zu ihrer eigenartigen Ernäh- rungsweise, die ihnen auch unter ungünstigen Verhältnissen ein Fort- kommen ermöglichte, gezwungen wurden, und daß durch funktionelle An- passung und Selektion der Kauapparat in bestimmter Richtung immer weiter vervollkommnet wurde, bis der heutige Zustand erreicht war? Mir erscheint diese Annahme, so hypothetisch sie im Grunde ge- nommen ja natürlich auch ist, immerhin doch noch den Vorzug zu ver- dienen vor der ,,kausal-mechanischen Erklärung Aıcners. Sie beruht allerdings auf der Voraussetzung, daß die Zahnform durch die Funktion beeinflußbar ist. Hiermit entstehen allerdings gewisse Schwierigkeiten, auf die auch ich verschiedentlich hingewiesen habe. Die Zähne werden im Kiefer ausgebildet und erscheinen bereits fertig in der Mundhöhle, so daß eine direkte Abänderung durch die Wirkung des Ge- brauchs zunächst wenig wahrscheinlich erscheint. Ebensowenig ist auch eine Erklärung durch Selektion allein möglich, da das Gebiß aus vielen Einzelgliedern besteht und es für die Funktion ohne Bedeutung ist, ob sich vielleicht an einem Zahne die Bildung eines neuen Höckers vorbereitet, es auch außerordentlich schwer sein dürfte, die gleichzeitige Abänderung so vieler einzelner Komponenten auf diese Weise zu erklären. Aıcnen lehnt die Möglichkeit der funktionellen Selbstgestaltung 351 des Gebisses vollständig ab aus denselben Gründen, die auch ich aner- kenne, in denen ich wohl Schwierigkeiten, aber keinen prinzipiellen Hinde- rungsgrund erblicke. Mir scheint vielmehr die funktionelle Anpassung die einzige Erklärung abzugeben für die zweckmäßige Gestaltung des Gebisses bei den einzelnen Tierformen, wenn wir auch heute noch nicht wissen, auf welchem Wege die Umformung durch die Wirkung des Ge- brauches vor sich geht. Ascher geht aber von vornherein von falschen Voraussetzungen aus. Er behauptet, daß der Schmelz in der Gebrauchsperiode keine Zellen mehr besitze und ihm mithin jede Reaktionsfähigkeit und die Fähigkeit der Selbstgestaltung fehle. In seiner letzten Arbeit führt er diese Ansicht noch weiter aus, indem er untersucht, ob zwischen Funktion und Zahnbein- produktion ein kausaler Zusammenhang besteht. Er gibt wohl zu, daß bei Zähnen mit offener Pulpa, also bei den sog. immerwachsenden Zähnen, eine Einwirkung der Funktion auf die Zahnbeinbildung möglich ist, fährt dann aber fort: „Bei Wurzelzähnen aber liegt die Pulpa so geschützt in den Hartsubstanzen, daß bei der federnden Aufhängung des Zahnes gewib auf die Schieht der Odontoblasten durch mechanische Beanspruchung des Zahnes keine direkten Reize vermittelt werden können. Daß eine indirekte Übertragung auf dem Umwege des Nervenzentrums stattgefunden hätte, ist nicht anzunehmen. Übrig bliebe also nur noch die Möglichkeit, daß der Reiz direkt bei der Abnützung des Zahnes durch die freigelegten Zahn- beinkanälchen übertragen würde. Gegen alle diese möglich angenommenen Wege der Übertragung der Reize spricht die Tatsache, daß die Ablagerung von Zahnbein ganz regelmäßig und dauernd erfolgt. Wäre ein Einfluß der Funktion vorhanden, so müßte sich nachweisen lassen, daß bei einem ab- genützten Zahn von dem Augenblick an, in dem die Zahnbeinschicht frei- gelegt ist, die Zahnbeinproduktion verstärkt auftritt, dieses ist aber nicht der Fall. Selbst bei Karies ist nicht nachweisbar, daß entsprechend dem Vorschreiten des Prozesses durch den Reiz an der entsprechenden Stelle eine Zunahme der Zahnbeinproduktion stattgefunden hat.“ Hierzu wäre folgendes zu bemerken: Es ist nicht angängig, zwischen Zähnen mit offener Pulpa und zwischen Wurzelzähnen in dieser Be- ziehung einen prinzipiellen Unterschied zu machen. Der Unterschied ist kein prinzipieller, sondern nur ein gradueller. Es ist auch nicht zutreffend, daß der Schmelz keine Reaktionsfähigkeit besitzt, im Gegenteil: jeder Reiz wird zur Pulpa weitergeleitet und lebhaft empfunden. Auch ist es bekannt, daß durch den Reiz der Kaufunktion die Odontoblasten während des ganzen Lebens ihre Tätigkeit fortsetzen und eine ständige Gestaltsveränderung der Pulpa herbeiführen. Daher ist es auch nicht notwendig, daß von dem Augenblick an, in welchem bei einem Zahn durch den Gebrauch die Zahn- beinschicht freigelegt wird, die Zahnbeinbildung verstärkt auftreten muß. In demselben Grade, in dem die Abnützung vor sich gegangen ist, ist Ja bereits von der Pulpa aus neues Zahnbein gebildet worden. Ebensowenig ist es richtig, daß die Ablagerung von Ersatzdentin ganz regelmäßig und dauernd erfolgt; sie setzt vielmehr stets am intensivsten da ein, wo der stärkste Reiz die Odontoblasten trifft. So ist z. B. von FıscHEr gezeigt 352 worden, daß bei Karnivoren eine lokalisierte Schutzdentinbildung in der Pulpa gerade an der Stelle auftritt, die der Bißfläche gegenüberliegt, während bei Herbivoren die Bildung von Ersatzdentin entsprechend der Kaubewegung mehr flächenhaft erfolgt. Auch hätte sich AıckkrL in jedem Lehrbuch überzeugen können, daß bei Zahnkaries in der Tat an der ge- fährdeten Stelle eine vermehrte Produktion von Zahnbein erfolst, ja FıscHer hat sogar experimentell an einem gesunden Hundezahn die Bil- dung von Schutzdentin hervorgerufen, indem er eine Zahnhöhle künst- lich anlegte. Innerhalb vier Wochen hatte die Pulpa einen Wall von Schutz- dentin aufgebaut. Die Behauptung von Aıcker, daß die Funktion keinen Einfluß auf die quantitative Ablagerung von Zahnbein besitzt, ist also nicht richtig und alle Schlußfolgerungen, die AıcHEL aus dieser Annahme zieht, sind nicht zutreffend. Dann können wir uns aber wohl vorstellen, daß im Laufe der Genera- tionen durch die Wirkung der Funktion unter Vermittelung der Pulpa, die vielleicht die Reize zu den Keimzellen weiterleitet, eine Umformung auch der äußeren Zahnform eintreten kann. Durch Verstärkung der Reize im allgemeinen würde Größenzunahme, durch Lokalisation an bestimmten Punkten Höckerbildung erfolgen, während Verringerung der Kaufunktion Größenabnahme und Vereinfachung!) herbeiführte. 1) Als Beweis hierfür kann wohl das Gebiß des Menschen gelten, das sich offenbar in rückschrittlicher Entwickelung befindet, indem teils Größenabnahme, teils Vereinfachung durch Verlust einzelner Höcker stattfindet. Daher erscheint mir auch die Ansicht, die AıcHEL in seiner letzten Arbeit vertritt, daß der dreihöckerige Molar des Oberkiefers und der vierhöckerige untere Molar als primitiv angesehen werden müssen, als verfehlt. Ich halte die bis jetzt allgemein vertretene Auffassung, daß es sich hierbei um Reduktionserscheinungen handelt, für die allein richtige. Sie steht durchaus in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der ver- gleichenden Anatomie und Paläontologie, sie erklärt auch allein die Tatsache, daß vierhöckerige obere und fünfhöckerige untere Molaren bei tieferstehen- den Völkern überwiegen, während dreihöckerige obere und vierhöckerige untere Molaren besonders häufig vorkommen, wenn das Gebiß auch sonst Rückbildungserscheinungen aufweist. Die besondere Häufigkeit drei- höckeriger oberer Molaren bei Eskimos erklärt sich aus der vorwiegenden Fischnahrung, die, wie wir auch bei Tieren sehen, eine Verringerung der Höcker herbeiführt. So kann ich auch nicht der Annahme zustimmen, daß der hintere (vierte) Innenhöcker der oberen und der hintere (fünfte) Außenhöcker der unteren Molaren Neubildungen sind, die noch heute entstehen. Wenn AıcHeL meint, die Wissenschaft sei zu der Behauptung, daß der vier- höckerige obere und der fünfhöckerige untere Molar primitiv seien, nur gedrängt infolge der Hypothese, der Mensch stehe zum Menschenaffen in abhängiger verwandtschaftlicher Beziehung und diese Hypothese sei die einzige Stütze dieser Behauptung, so ist dieses eine außerordentliche Ver- 353 Es könnte aber noch ein anderer Weg in Frage kommen. Ich habe schon im Archiv für Anatomie darauf hingewiesen, daß wir gar nicht wissen, ob nicht die Zähne auch während der Gebrauchsperiode noch Veränderungen unterliegen. GEBHARDT hat nachgewiesen, daß das Zahnbein durchaus nach mechanischen Gesetzen aufgebaut ist; und zwar sind die leimgebenden Fibrillen für die Zugfestigkeit und Elastizität, die verkalkte Kittsubstanz für den Druck und die Biegungsfestigkeit von Bedeutung. Wenn wir in dieser Tatsache nicht schon allein den Ausdruck der funktionellen Selbstgestaltung des Zahnes erblicken wollen, so beweist sie zum mindesten ebenfalls, daß der Schmelz nicht reaktionslos sein kann, kennung und Unterschätzung des vorliegenden Beweismaterials, das in ganz anderer Richtung zu suchen ist, vor allem aber in der Tatsache, daß die einzelnen Höcker einwandfrei zu homologisieren sind. Daher ist auch die weitere Behauptung Arcuets, daß der fünfte Höcker entweder zwischen den beiden bukkalen oder zwischen den beiden distalen Höckern entsteht, ganz unbegründet; er befindet sich vielmehr unabänderlich an derselben Stelle zwischen dem hinteren Außen- und dem hinteren Innenhöcker, bald mehr nach außen, bald mehr nach innen gerückt. Auch das Carasetur’sche Höckerchen ist sicher kein Neuerwerb, sondern ein sehr primitiver Bestandteil. Atcuet kritisiert dann noch meinen Ausspruch, daß man nicht ohne weiteres das Gebiß des altdiluvialen Menschen mit den degenerierten Kauwerkzeugen irgendeines beliebigen Kultureuropäers vergleichen darf. Er fragt, auf welchem Wege die Kultur einen derartigen degenerierenden Einfluß auf das Gebiß ausgeübt haben soll. Von seinem Standpunkt aus gibt es degenerierte Kauwerkzeuge des Kulturmenschen nicht, da die Kultur keine Abänderung der Zahnform bewirken kann und der Zahn des Kulturmenschen in seinen Formverhältnissen keine Sonderstellung gegenüber den sog. „primitiven“, d. h. in diesem Falle „auf niedriger Kulturstufe stehenden“ einnimmt. Gewiß, die Kultur an sich ruft keine Abänderung hervor, aber ihre Begleiterscheinungen: unzweckmäßige Nahrung und infolgedessen Mangel an Gebrauch, unnatürliche Lebensführung, Krankheiten aller Art und nicht zuletzt das Fehlen der Auslese bedingen eine progressive Verschlechte- rung des Kauapparats, die sich nicht allein in dem gehäuften Auftreten der Zahnkaries äußert, sondern auch eine allgemeine Größenabnahme der Zähne zur Folge hat, die außerordentlich beträchtlich sein kann. Hier- auf allein beziehen sich meine Worte, die nur darauf hinweisen sollten, daß bei einem Größenvergleich der Zähne desaltdiluvialen mit denen desrezenten Menschen nur normale Gebisse verwandt werden dürfen, eine Forderung, die eigentlich selbstverständlich, aber trotzdem nicht immer beachtet worden ist. Daß übrigens der ,,primitive Mensch keine Sonderstellung gegenüber dem Kulturmenschen‘“ einnimmt, ist ebenfalls selbstverständlich, auch von mir nie behauptet worden, da es sich um Begriffe handelt, die gar nicht miteinander vergleichbar sind. 354 denn wäre er das, dann würde dieser zweckmäßige Aufbau der Hartsub- stanzen ganz unerklärlich sein. Ich habe nun schon vor vielen Jahren einen Fall beschrieben, in welchem offenbar infolge Raummangels durch Pressung der Zähne anein- ander eine deutliche Gestaltsveränderung eingetreten war, und ich habe schon damals diesem Nachweis, daß selbst die Zähne, dieser Typus des Starren und Festen, mechanischen Einwirkungen nicht unzugänglich zu sein scheinen, besondere Bedeutung für das Problem der Entstehung der Zahnform zugesprochen. AıcHEL zweifelt denselben neuerdings an, indem er meint, daß die Ab- änderung noch vor dem Durchbruch der Zähne eingetreten sein kann. Mir scheint dieses wenig wahrscheinlich, da die innerhalb des Kiefers liegenden, vom Zahnsäckchen geschützten Zahnkeime niemals einen der- artigen Druck aufeinander ausüben können, wie es in diesem Falle not- wendig gewesen sein müßte. Es scheint mir daher keineswegs unvorstellbar zu sein, daß auch während des individuellen Lebens ganz unmerkliche Abweichungen rein mechanisch zustande kommen können, die im Laufe angemessener Zeit- räume auf dem Wege über die Pulpa zu einer allmählichen Umwandlung der Form führen konnten. Jedenfalls liegt durchaus kein Grund vor, für das Gebiß die Wirkung des Gebrauchs prinzipiell auszuschließen. Ich glaube vielmehr, daß nur auf Grund der Annahme der funktionellen Anpassung die Entwickelung der Gebißformen befriedigend zu erklären ist. Immerhin ist zuzugeben, daß hierüber die Ansichten verschieden sein können. Dagegen halte ich die Behauptung Aıcners, daß die Zahnform die „Wahl“ der Nahrung bestimmt, für verfehlt. (Eingegangen am 30. Mai 1917.) Nachdruck verboten. Über das kaudale Rumpfende eines Fetus vom Schimpanse. Von Prof. L. Bork, Amsterdam. Mit 2 Abbildungen. Vor einiger Zeit gelangte ich in den Besitz eines weiblichen Fetus vom Schimpanse. Indem die ausführliche Beschreibung dieses seltenen Objektes später folgen wird, wünsche ich hier kurz die Auf- merksamkeit auf einige Besonderheiten zu lenken. die an dessen kaudalem Rumpfende zur Beobachtung kamen. Es gehören Feten vom Schimpanse wohl zu dem seltensten Primatenmaterial, und vollständige Beschreibungen sind mir aus der Literatur nicht bekannt. Auch von 355 SCHWALBE wird in seiner Arbeit über die Richtung der Haare bei Affenembryonen von einem Schimpansefetus keine Erwähnung getan. Bezüglich des Entwickelungsgrades des Objektes sei nur mitge- teilt, daß die durch das Bandmaß bestimmte Länge zwischen Scheitel und Anus, über den Rücken gemessen, 22 cm betrug. Nur der beim Menschen behaarte Teil der Kopfhaut trug längere Haare, sonst war der Körper ziemlich nackt, nur sehr kurze Haare tragend, wodurch sich das Objekt vorzüglieh für eine Untersuchung über die Haarrich- tung eignete. Vom Rücken aus betrachtet, sah der Fetus außerordentlich menschlich aus. Am abweichendsten ist die Hautfarbe. Die ganze Haut war leicht ockerfarbig. Diese Farbe wurde jedoch an gewissen Stellen durch eine mehr dunkle, schieferblaue abgewechselt. Sehr interessant war es nun, daß an der Stelle, wo beim mensch- lichen Kinde die sogen. Mongolenflecke am häufigsten auftreten, auch bei diesem Schimpansenfetus wenig scharf abgegrenzte, tiefblau gefärbte Felder sich fanden. Bei genauerer Beobachtung (bei Lupen- vergrößerung) war ersichtlich, daß diese Farbe durch ein in der tieferen Schicht der Haut liegendes Pigment verursacht wurde und daß die blaue Farbe eine Interferenzerscheinung war. Das ist also ganz in Übereinstimmung mit der Natur der Mongolenflecke, wie uns dieselbe durch die Untersuchung von Apacui!) bekannt geworden ist. Diese Flecke kamen beiderseitig vor und entsprachen ungefähr dem oberen Rand der Darmbeinschaufeln. Die sogen. Mongolenflecke kommen mithin nicht ausschließlich beim Menschen vor. Beim Schimpanse werden sie wohl bald durch die mehr oberflächliche Pigmentierung der Haut verloren gehen. Eine zweite Stelle mit intensiverer Färbung dehnte sich zwischen dem Steißbeinhöcker (siehe unten) und dem Hinterrande der äußeren Genitalien aus. In Abb. 1 ist die Ausbreitung dieses Gebietes durch feine Punktierung angegeben. Diese Region hat die Farbe, die mit jener der Mongolenflecke übereinstimmt, und auch hier war mit Lupen- untersuchung leicht festzustellen, daß die Farbe durch die Anwesen- heit eines tiefer liegenden Pigments bedingt war. Wie aus Abb. 1 ersichtlich, entspricht dieses Feld jenem, welches sich bei gewissen nie- deren Affenarten durch seine intensivere Färbung unterscheidet. Nur die unmittelbare Umgebung des Anus war viel heller gefärbt. 1) B. Apacu1, Hautpigment beim Menschen und bei den Affen. Zeitschr. f. Morph. u. Anthr. Bd. 6, 1903. 356 Besondere Aufmerksamkeit verdient die eigentliche Steißbein- region. Zunächst fällt die scharfe Abgrenzung dieser Region von der infrakaudalen auf. Dieselbe war hergestellt durch eine transversal gerichtete Vertiefung, die nach unten durch eine wenig erhabene Falte scharf begrenzt war. Diese Grube zum Teil ausfüllend, ragt in der Mittellinie der Steißbeinhöcker noch frei hervor. Ob dieser Höcker nur ein Hautknoten war, oder ob sich in demselben wirklich das knorpelige Ende des Coccygeum findet, konnte nicht entschieden werden. Das freie Hervorragen des Steißbeinhöckers kommt in älteren Phasen der fetalen Entwickelung unter den Anthropomorphen nicht nur bei Schimpanse vor, sondern ria ist auch bei Orang kon- Pe ee al statiert worden. In seiner u Arbeit über die Haarrich- tung der Affenembryonen (zehnte Lieferung von SELENKAS Menschenaffen) leitet SCHWALBE seine Be- sprechung von Simia sa- tyrus mit folgender Be- merkung ein: „Zuvor sei aber noch bemerkt, daß, _ während beim Gibbon das Abb. 1. rudimentäre Steißbein bei keinem der verschieden- alterigen Embryonen einen Vorsprung bedingt, ein solcher bei den jüngsten Orangembryonen außerordentlich deutlich ist“ (Tafelabb. 63 u. 64). Mein Fetus vom Schimopanse mit seiner Scheitel-Anuslänge von 22 cm war aber entschieden älter als der älteste von ScHwALBE untersuchte Orangfetus mit einer Scheitel-Steißlänge von 177 mm. Oberhalb des Steiß- beinhöckers fand sich ein etwas besonders geartetes Hautfeld. Die Haut war hier zart, sehr hell, und es fehlten auf derselben noch frei hervor- tretende Härchen. Die Abb. 1 orientiert leicht über Lagerung und Ausdehnung dieses Feldes. Es erschien in der Mitte wie narbig eingezogen, und ein System von Einziehungsfältchen zeichnet die Mitte dieser Region aus. Von einem solchen Feld wird durch Scuwa be bei Orangembryonen keine Erwähnung getan. Auch nicht durch DExıkEr in seiner ausführlichen Beschreibung eines Fetus vom Gorilla, der einzigen, welche bisher von diesem Anthropomorphen in der Literatur 357 vorliegt!). Bei diesem Objekt fehlte auch der frei hervorragende Steiß- beinhöcker, der von SCHWALBE bei Orang. von mir bei Schimpanse konstatiert ist. Der Entwickelungsgrad dieses Gorillafetus scheint mir ein wenig gegen den meines Schimpansefetus zurückzustehen. DENIKER sagt nur von der bezüglichen Region, daß man oberhalb des Anus durch das Gefühl leicht das Steißbein abzugrenzen vermag und daß die Haut an dieser Stelle zehr zart ist (l. c. S. 15). Die äußeren Genitalien unseres Fetus erregten natürlich das Interesse wegen der immer noch nicht einstimmig beantworteten Frage, ob die Antropomorphen im Besitze von Labia majora sind oder nicht. Bekanntlich ist diese Frage zuerst durch Biscuorr?) in den Vordergrund gestellt worden. In dieser Arbeit kommt der Untersucher zu dem Schlusse: „Es besitzen weder die Weibchen der Anthropoiden noch der übrigen Affen einen Schamberg, große Schamlippen und stärkeren Haarwuchs an den äußeren Genitalien. Nur der Orang- Utan hat vielleicht eine schwache Andeutung großer Schamlippen“ (1. c. S. 61). Mit dieser Auffassung Bischorrs sind nun nicht alle späteren Autoren einverstanden. So sagte z. B. Symineton?), in bezug auf ein Schim- panseweibchen, daß die Labia majora rudi- mentär wären und die kleinen Schamlippen Abb. 2. die Clitoris nicht bedeckten. Auch der ; Mons veneris sei in rudimentärem Zustand anwesend. SPERINO behauptet in seiner monographischen Bearbeitung des Schimpanse®) ebenfalls die Anwesenheit von Labia majora bei diesem Anthropo- morphen. Er beschreibt dieselben als zwei Erhabenheiten, durch Fett- gewebe gebildet und mit zerstreuten Haaren besetzt. Die Farbe war eine mehr bräunliche im Gegensatz zu der mehr schwarzen des übrigen 1) J. Denker, Recherches anatomiques et embryologiques sur les singes anthropoides. Thése. Paris 1886. 2) T. L. W. v. Bıschorr, Vergleichende anatomische Untersuchungen über die äußeren weiblichen Geschlechts- und Begattungsorgane des Menschen und der Affen. Abh.k. bayr. Akad. d. Wiss. II. Kl. Bd.13. München 1879. 3) J. Symineron, On the Viscera of a female Chimpanzee. Proc. Royal Physical Society. Vol. 10. 1889. 4) G. Sperino, Anatomia del Chimpanzé. Torino 1897. 358 Körpers. Nach vorn fließen sie mit dem Schamberg zusammen. Was nun meinen Fetus betrifft, so ist es wohl sicher, daß sowohl ein Schamberg als auch Labia majora vorhanden sind. Dieselben sind aber nicht scharf voneinander zu unterscheiden; es fließen die die Labia darstellenden Wülste nach vorn mit der als Mons veneris zu deutenden Erhabenheit zusammen. In Abb. 2 ist das äußere Geni- talium skizziert. Die Clitoris ragt sehr stark hervor und besitzt an ihrer unteren Fläche eine mediane, ziemlich tief einschneidende Furche. Diese Fläche ist nackt; das Präputium überkleidet die dorsale Seite nun derart, daß die ganze breite stumpfe Spitze noch frei ist. Der Eingang zur Vagina wird von den beiden sehr dicken, wulstig hervor- ragenden Labia minora begrenzt. Dieselben sind, wie die Clitoris, von leichtgelber Farbe, vollständig unbehaart. Das von Clitoris und Labia minora gebildete Ganze wird nun von einem hufeisenförmigen Feld umschlossen. Dasselbe ragt aus der ventralen Medianlinie vor der Symphysis ziemlich stark hervor; mehr nach hinten, seitlich der Clitoris und Labia minora wird es allmählich flacher. Das ganze Feld ist heller gefärbt als die anstoßende Haut der Extremitäten, etwas dunkler aber als jene, welche die Labia minora überzieht. Besonders wenn die beiden hinteren Extremitäten in ihrer natürlichen Stellung parallel aneinander gebracht werden, ragt das ganze Feld stark hervor und umzieht wie ein in die Länge ausgezogener Halbring die Clitoris und Labia minora. Auch wenn man beide Extremitäten stark abduziert, in welcher Stellung die Abb. 2 angefertigt ist, bleibt das Feld durch eine Furche begrenzt. Es ist wohl nicht zweifelhaft, daß in der beschriebenen Bildung das Homologon von Schamberg und Labia majora des Menschen er- bliekt werden muß. Zwar ist dasselbe nicht so kräftig entwickelt als beim menschlichen Fetus von übereinstimmendem Alter, aber die stark entwickelten, wulstig angeschwollenen Labia minora tragen auch wohl dazu bei, über den Entwickelungsgrad der Labia majora einen nicht ganz richtigen Eindruck zu erlangen. Allerdings aber muß ich mich auf Grund meiner Befunde auf die Seite jener stellen, welche, ent- gegen der Meinung BıscHhorrs, Schamberg und Labia majora nicht als ausschließlich menschliche Bildungen betrachten. (Eingegangen am 12. Mai 1917.) 359 Bücherbesprechungen. Topographische Anatomie der Gliedmaßen in Bildern zum Gebrauche im Felde für Studierende und Ärzte. Von H. Bluntschli und K. Zeiger. Über 100 anatomische Bilder in Feldpostkartenformat. 1. Karte: Der Arm. 2. Karte: Das Bein. München, Verlag von Ernst Reinhardt. 1917. Preis 50 und 70 Pf. Diese Karten sind für Studierende und junge Ärzte im Felde bestimmt, die keine Lehrbücher mitnehmen können und doch ihre anatomischen Kennt- nisse auffrischen und befestigen möchten. Weitere Reihen sind in Vorberei- tung, so daß in Kürze ein vollständiges Repetitorium der Anatomie in Post- kartenform vorliegen wird. Auf vier zusammenfaltbaren, in sich zusammen- hängenden, je 15:12 cm großen Karten sind mehr als 100 Bilder der topo- graphischen Anatomie der Gliedmaßen vereinigt — Bilder, die zwar nicht groß, aber deutlich gezeichnet und zweckmäßig bezeichnet („beschriftet“) sind, daher auch weitergehenden Ansprüchen genügen dürften. Nach Ansicht und Absicht der Verfasser würden diese Karten am besten ihren Zweck erfüllen, wenn sie von den Universitäten oder ihren Anstalten oder auch medizinischen Gesellschaften als „Liebesgabe“ ins Feld gesandt würden. In größeren Mengen liefert der Verlag billiger: 50 Stück zu 1 Mark. Die Arbeit der Universität Rostock im Weltkriege. Ansprache beim Antritt des Rektorats der Universität Rostock am 1. Juli 1917 von Dietrich Bar- farth. Rostock 1917, Verlag von H. Warkentins Buchhandlung. 20 S. Preis 60 Pf. BARFURTH veröffentlicht seine beim Antritt des Rektorats gehaltene Ansprache, die er den Rostockern im Heer und in der Heimat widmet. Sehr lesens- undnachahmungswert! Sämtliche deutschen Universitäten — die wohl alle in demselben Geiste und mit demselben Erfolge wie Rostock sich betätigt haben — sollten ihre Berichte gleichfalls der Öffentlichkeit zugängig machen, vielleicht aber besser erst nach dem Kriege? B. Personalia. Tübingen, Professor Aucust v. Froriep tritt in den Ruhestand; als sein Nachfolger ist Professor Martin Herpennain zum ordentlichen Professor und Direktor ernannt worden. Greifswald. Privatdozent Dr. W. v. MöLLENDoRFF wurde zum Abteilungsvorsteher und 1. Prosektor am Anatomischen Institut er- nannt. 360 An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zurückzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett) hervor- gehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der SchwaAuge’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen; das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend frei gemachte Sendungen werden nicht angenommen. 6. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nicht ‚„‚Anatomie‘‘; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 30. August 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. 31 Oktober 1917. se No. 15. Innatt. Aufsätze. Oskar Keil, Zur Anatomie und Histologie des Cyprinidenpankreas. Mit 3 Abbildungen. S. 361-379. — Rudolf Veit, Über den inneren Bau der peripheren Nerven. Mit 2 Abbildungen. S. 379--387. — Ludwig Gräper, Vorschläge zur Bezeichnung schräg im Körper liegender Ebenen und Linien. S. 387—389. Biicherbesprechungen. RıcHarp N. Weener, S. 390. — Wit G. Lange u. Wıraeım Rovx, 3%20—391. — Ausust von Frorigp, S. 391. — E. NEUMANN, S. 391— 392. Berichtigung. S. 392. — Personalia. S. 392. Aufsätze. Nachdruck verboten. Zur Anatomie und Histologie des Cyprinidenpankreas.') Von Tierarzt Dr. Oskar Ket. Mit 3 Abbildungen. (Aus dem Institut für Histologie und Embryologie an der k. u. k. Tierärztl. Hochschule, Wien. Vorstand: Prof. Dr. J, FıEB1GEr.) Unter den Fragen, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts an die Naturforscher herantraten und ihnen reichlich Gelegenheit zu heftigen Fehden gaben, tauchte auch die nach der Existenz eines Pankreas bei den Fischen auf und es ist noch nicht gar lange her, daß sie, und zwar nur mit Hilfe des Mikroskops, endgültig bejaht werden konnte. So spricht Cuvier noch im Jahre 1810 den Fischen mit Ausnahme der Selachier das Pankreas ab, ebenso RupoLpHi (1828). Selbst im Jahre 1868 zweifelte man noch, ob ein Pankreas allen Telrostiern zukomme 1) Dissertationsschrift zur Erlangung der Doktorwürde der Veterinär- medizin, angenommen vom Professorenkollegium über Referat von Prof. Dr. JoseF Fırsiser und Prof. Dr. Kari Sxopa. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 24 362 (WIEDERSHEIM). Vielfach glaubte man auch in den Appendices pyloricae einen Ersatz für das Pankreas zu sehen (MECKEL und andere). Erst ein- gehendere mikroskopische Untersuchungen, wie sie namentlich von ALES- SANDRINI, BROCKMANN, KRUKENBERG, SIEBOLD und STANNIUS durch- geführt wurden, brachten etwas mehr Klarheit in diese Verhältnisse. BROCKMANN und STANNIUS wiesen bei zahlreichen Knochenfischen Appen- dices pyloricae und Pankreas zugleich nach, wodurch die Ansicht von der Aquivalenz der beiden Organe widerlegt war. KRUKENBERG schlug für die Leber vieler Fische wegen der zahlreichen von ihr eingeschlossenen Pankreas- schläuche den Namen Hepatopankreas vor. Die umfassendste Arbeit lieferte jedoch P. LEGou1s, der bei seinen Untersuchungen von den Beobachtungen ausging, die WEBER 1828 an der Karpfenleber gemacht hatte. WEBER fand nämlich daselbst zweierlei aus- führende Systeme, von denen nur das eine Galle führt; beide münden mittels zweier eng miteinander verlöteter Gänge in den Darm. Daraus zog WEBER den Schluß, daß die Leber des Karpfen nicht vollkommen gleichwertig sei der anderer Wirbeltiere, sondern zugleich die Funktionen der Leber und des Pankreas zu versehen habe. LEGOUIS nun wies nach, daß das zweite ausführende System, das keine Galle enthält, nichts anderes darstelle als die Ausführungsgänge des Pankreas. Dasselbe ist bei allen Knochenfischen vorhanden, aber in sehr verschiedener Weise verteilt: teils kompakt, teils diffus und teils disseminiert. Die letztere Form findet sich besonders aus- geprägt bei vielen Cypriniden, wo es die zahlreichen Venen, die aus dem Darm in die Leber ziehen und somit dem Pfortadersystem entsprechen, scheidenartig umhüllt. Seine Untersuchungen wurden, hauptsächlich in histologischer und embryologischer Richtung, von E. LAGUESSE ergänzt. Auch STÖHR machte Studien über die Entwickelung des Pankreas bei der Forelle und fand, daß es aus einer dreifachen Anlage hervorgeht. Über die intertubulären Zellhaufen der Fische existieren nur wenige Abhandlungen, so von DIAMARE, MASSARI und OPPEL, die sich zumeist mit den Muräniden befaßt haben. : Nun hat aber die Mehrzahl der erwähnten Forscher als Untersuchungs- objekte Meeresfische benutzt — so LAGUESSE die Crenilabridae, Scorpenidae, Blenniidae und Syngnathidae, SCHIEFFER für seine histologischen Unter- suchungen ebenfalls die Crenilabridae, ferner die Pleuronectidae und Clupeidae — und hat die für uns wichtigsten Nutzfische, die Cypriniden, erst in zweiter Linie berücksichtigt. Hauptsächlich ‚über den feineren histologischen Aufbau, ferner über die Ausführungsgänge und die inter- tubulären Zellhaufen des Cyprinidenpankreas existieren in der Literatur nur spärliche Angaben. Diese Lücken so gut als möglich zu füllen, war der Zweck der vor- liegenden Arbeit; die Anregung dazu verdanke ich meinem geehrten In- stitutsvorstande, Herrn Professor Dr. J. FIEBIGER. Es ist mir nun eine angenehme Pflicht, Herrn Professor FIEBIGER an dieser Stelle dafür sowohl als auch für seine liebenswürdige Unterstützung durch Rat und Tat meinen wärmsten Dank auszusprechen. Material und Untersuchungstechnik. Meine Untersuchungen erstreckten sich hauptsächlich auf zwei Ver- treter der Cypriniden, nämlich Karpfen (Cyprinus carpio) und Schleie 363 (Tinea vulgaris), und auf den Schlammpeitzger (Cobitis fossilis) aus der verwandten Familie der Acanthopsiden. Zum Studium der anatomischen Verhältnisse war ich oft genötigt, die Präparation mit Zuhilfenahme der Lupe vorzunehmen. Auch das Binokulärmikroskop leistete mir in Zweifelsfällen oft gute Dienste. Für die histologische Untersuchung zog ich in erster Linie die Methode der Zupfpräparate heran: die Objekte wurden in frischem Zustande in physiologischer Kochsalzlösung zerzupft, zum Teil auch mit den gebräuch- lichen Reagenzien, wie Essigsäure (verdünnt und konzentriert), Kalilauge (konzentriert), Brunnenwasser u. a., weiter behandelt. Auch Essigsäure- Bismarekbraun gab schöne Bilder. Zur Anfertigung von Schnitten wurden die Objekte in ZENKER’scher Flüssigkeit oder Formalalkohol (SCHAFFER) fixiert; zur Einbettung ver- wendete ich ausschließlich Zelloidin. Für die Färbung von Schnittserien benutzt ich die Hämatoxylin (DELAFIELD)-Eosinfärbung. Einzelne Schnitte färbte ich teils ebenso, teils nach MALLorys Methode (MALLorys Binde- gewebsfärbung), die, abgesehen von den Bindegewebsfibrillen, auch die Plasma- und Kernstruktur der eigentlichen Pankreasdrüsenzellen sowohl, als auch der Inselzellen außerordentlich klar wiedergab. Weiters bewährten sich die Färbung nach van GIESON und die mit HEIDENHAINS Eisen- hämatoxylin, welch letztere die Zymogenkörnchen am schönsten zur Ansicht brachte. Dem gleichen Zwecke diente die Färbung mit Parakarmin. Die Darstellung elastischer Fasern mittels Orzein oder Resorzin-Fuchsin wollte jedoch bei keiner Fixierung gelingen. Dagegen vermochte ich mit Hilfe der Methode von BIELSCHOWSKY intertubuläre Bindegewebsfibrillen sehr wohl nachzuweisen (auch Gitterfasern in der Leber). Anatomie. Nachdem die Existenz eines Pankreas bei den Fischen so lange Zeit ein Gegenstand des Zweifels gewesen ist, wäre man vielleicht versucht zu glauben, daß das Pankreas der Fische, speziell der Cypri- niden, verschwindend klein und nur mit Hilfe der Lupe und des Mikroskops auffindbar sei. Dem ist aber keineswegs so. Im Gegen- teil, das Pankreas nimmt ebenso wie die Leber bei diesen Tieren, denen ja bekanntlich die spezifischen Magendrüsen in der Regel fehlen und die daher ganz besonders auf die Sekrete dieser beiden Anhangsdrüsen angewiesen sind, einen relativ größeren Raum in der Bauchhöhle ein als bei den Säugern. Wenn wir uns durch Abtragen der seitliehen Bauchwand die Baucheingeweide eines Karpfens zur Ansicht bringen, so finden wir bei aufmerksamer Betrachtung zahlreiche grauweiße Stränge zwischen den Darmschlingen und an den dem Darme anliegenden Rändern der Leberlappen, Stränge, die sich bis tief in die Lebersubstanz hinein verfolgen lassen. Wie ein einfaches Zupfpräparat lehrt, haben wir es hier mit Gefäßen zu tun, die mit einem Mantel, bestehend aus Pankreas- 24* 364 schläuchen und Fettgewebe in wechselnder Menge, umkleidet sind. Besonders reichlich finden sie sich an der den Darmschlingen zu- gekehrten Seite der Leberlappen, wo sie ein dichtes Netzwerk bilden und die Lappen gleichsam an die Darmschlingen anheften. In der Leber selbst bedingen diese Gefäße mit ihren Pankreasscheiden, die sich auch hier mit der Lupe ganz gut wahrnehmen lassen, eine förm- liche Lappenzeichnung. Solche Stränge lassen sich auch in die Milzsubstanz hinein ver- folgen; hier sind sie jedoch bedeutend spärlicher und dringen nicht so tief ein. Aber auch außerhalb des Bereiches der Leber und Milz finden sie sich, und zwar am Enddarme entlang bis zur Kloake hinziehend. Diese Verteilung des Pankreas in der ganzen Bauchhöhle, die dem Pancreas disseminatum P. Lecovis’ entspricht, bietet schon an und für sich dem Pankreas eine enorme Ausbreitungsmöslichkeit. Es finden sich jedoch auch kompaktere Drüsenmassen, namentlich in der Umgebung des Gallenblasenhalses. Bei der Schleie liegen die Verhältnisse bezüglich der Verteilung von Pankreasgewebe im Peritonealraume im großen und ganzen ähnlich wie beim Karpfen. Als Unterschied wäre nur hervorzuheben, dab die Pankreasscheide mit den Gefäßen auch zwischen die beiden quergestreiften Muskellagen des Darms eindringt. Beim Schlammpeitzger liest die- Hauptmasse des Pankreas dorsal vom Magen, gedeckt vom rechten Leberlappen. Auch hier dringen Pankreasschläuche mit den Venen in die Leber ein, jedoch nicht in die Darmwand und nur wenig in die Milz. Auch breiten sie- sich hier nur im vorderen Anteile der Bauchhöhle, soweit eben die Leber reicht, aus. Von den Ausführungsgängen des Pankreas lassen sich makrosko- pisch nur zwei bis drei der größten eine Strecke weit verfolgen. Sie sind äußerst dünn, zeigen aber einen starken, seidenartigen Glanz (Guanin). Sie verlaufen teils entlang des Luftganges, teils zwischen Magen und Gallenblase. Dort, wo die grünlich gefärbte Gallenblase scharf abgesetzt in den Ductus eysticus und weiterhin in den Ductus choledochus übergeht, setzen sie sich zu einem geräumigen, ampullen- artig erweiterten Stamm zusammen, der sich eng an den Ductus choledochus anlegt und mit ihm scheinbar verschmilzt (WEBER’sche Gänge). Die Einmündungsstelle der beiden Duetus (Duetus pancrea- ticus und Ductus choledochus) liegt ca. 1 em hinter dem Zwerchfell 365 und präsentiert sich am aufgeschnittenen Darme als ein etwa steck- nadelkopfgroßes Wärzchen, das in den Schleimhautfalten förmlich verschwindet und sich nur durch seine etwas blässere Färbung von der Umgebung abhebt. Mit der Lupe kann man an der Kuppe des- selben zwei feine, längliche Öffnungen feststellen, aus deren einer sich bei Druck auf die Gallenblase Galle entleert. So verhält es sich beim Karpfen. Bei der Schleie tritt die Mün- dungspapille weit deutlicher hervor und stellt dort einen förmlichen Zapfen dar. Beiin Schlammpeitzger pflanzen sich ebenfalls die vereinigten Ductus pancreaticus und choledochus (Ductus bilio-pancreaticus) von rechts oben her in den Darm ein. Die Mündungspapille ist aber nicht wie bei den anderen beiden Arten schräg nach vorn gerichtet, sondern erscheint bei einem von mir untersuchten Exemplare nach hinten umgebogen. Was die intertubulären Z lIhaufen betrifft, so lassen sich die größeren von ihnen — sie err.::hen beim Karpfen Durchmesser bis zu 2mm und darüber — mit freiem Auge wohl feststellen, doch ist dies wegen ihrer wenig distinkten Färbung nicht gerade leicht und man läuft oft Gefahr, sie mit Fettklümpchen und anderen Gebilden zu verwechseln. Hier muß eben das Zupfpräparat entscheiden. Man kann sie aber leicht zur Ansicht bringen, wenn man aus der kompakten Pankreasmasse am Gallenblasenhalse ein Stückchen mit der Schere herausschneidet, dasselbe auf dem Objektträger leicht zerzupft und das Präparat dann mit der Lupe betrachtet. Man findet dann häufig Stücke von größeren Pankreasgängen ganz besät mit rötlich schimmernden, halbkugeligen Warzen, an deren Basis zuweilen kleinere Gänge abzweigen. Bei stärkeren Vergrößerungen kann man dann auch eine deutliche Kapsel außen und zahlreiche Kapillaren im Innern dieser Zellhaufen feststellen. Bei der Schleie erreichen die intertubulären Zellhaufen bei weitem nicht die Größe wie beim Karpfen. Sie lassen sich höchstens als kleine, weiße Pünktchen, am besten noch auf der dunkelgefärbten Gallenblase, feststellen. Beim Schlammpeitzger findet sich ein solehes Körperchen von ziemlicher Größe (1,5 mm) in die Pankreasmasse zwischen Vorder- darm und rechtem dorsalen Leberlappen eingebettet. 366 Histologie. Das Pankreas stellt bei den Cypriniden eine Drüse von aus- gesprochen tubulösem Charakter dar und besteht aus langen, viel- fach verzweigten Schläuchen. Anastomosen, wie sie LAGUESSE bei den Crenilabriden und anderen Familien beschrieben hat, konnte ich bei keiner der untersuchten Arten, weder im frischen noch im Schnittpräparat, zweifelsfrei feststellen. Der Durchmesser der einzelnen Schläuche wechselt je nach dem Sekretionszustande der Zellen von 22—80 p. Die Drüsenzellen be- sitzen eine zylindrische oder stumpfkegelförmige Gestalt; ihre Höhe beträgt beim Karpfen 10—16 p, die Breite 8—12 p, also etwas mehr als bei den Säugern (bei den Haussäugetieren nach ELLENBERGER 11—13 p, bzw. 8—11 p). Bei Schleie, Schlammpeitzger und Rot- auge (Leuciscus rutilus) nähern sich diese Klasse mehr denen der Säugetiere (8—12 p, bzw. 6—9 p). Der Zellkern dagegen weist keine so beträchtlichen Größenunterschiede auf, sondern besitzt ziemlich konstant einen Durchmesser von 4—6 up. Die Drüsenzelle des Cyprinidenpankreas ist ganz analog gebaut wie bei den höheren Vertebraten. Auch hier lassen sich die beiden Zonen, die R. HEIDENHAIN als typisch für die Pankreaszelle bezeichnet hat. nachweisen: die scheinbar homogene Außenzone, die aber nur einen kleinen Teil der Zelle (ungefähr 1/, bis 1/g) einnimmt, und die stark gekörnte Innenzone. Der Kern liegt in der Außenzone, reicht jedoch zum Teil in die Innenzone hinein. Die Fädchenbildung, die HEIDENHAIN in der Außenzone fand, konnte ich in Übereinstimmung mit Lacguzsse bei den Fischen nicht konstatieren. Dagegen zeigen die Zellen alle von HEIDENHAIN an- gegebenen Reaktionen. Bei Wasserzusatz quillt die Außenzone und die Zymogenkörnchen verschwinden. Bei Zusatz von Alkalien werden die Zellkonturen unscharf und alsbald lösen sich die Zellen zu einem formlosen Detritus auf. Bei Zusatz von verdünnter Essigsäure er- scheint die Außenzone nieht mehr homogen, sondern körnig; nimmt man stärkere Konzentrationen, so verschwinden die Zellgranula, auch die Zymogenkörnchen der Innenzone, und der Zellkern tritt deutlich hervor. Die Zymogenkörnchen füllen den größten Teil der Zelle aus, verdecken sogar sehr häufig den Zellkern und bewirken, daß das Pankreas im frischen Präparat schon bei schwacher Vergrößerung 367 von dem übrigen Gewebe in Form von dunklen Schläuchen sich ab- hebt. Sie färben sich besonders schön mit HEIDENHAINS Eisen- hämatoxylin (tiefschwarz), ferner mit Safranin, Eosin und S-Fuchsin (rot); nach van GIEsons Methode nehmen sie eine sattgelbe Farbe an. Die Zymogenkörnchen der Cypriniden sind im allgemeinen etwas gröber als bei den Säugetieren (bis 1,5 p). Sie finden sich auch in kleineren und größeren Ausführungsgängen noch zum Teil er- halten. Der Zellkern ist ausgesprochen kugelig und zeigt in der Regel einen deutlichen, gut mit Hämatoxylin und Fuchsin färbbaren, fast genau zentral liegenden Nukleolus, der in einem feinen, aus gekörnten Chromatinfäden bestehenden Netze aufgehängt ist. Selten finden sich zwei oder mehrere, teils basophile, teils oxyphile Kernkörperchen (Karyo- und Plasmosomen Ogéatas), am meisten noch bei Leuciscus rutilus, der überhaupt sehr variable Kernformen und -strukturen (bezüglich Pankreas) aufweist. Die Kernmembran ist sehr deutlich und färbt sich gut mit Hamatoxylin. Nebenkerne, wie sie NussBAum bei Salamandra maculata be- schrieben hat, finden sich bei den von mir untersuchten Objekten nicht. Mitosen konnte ich nur äußerst selten feststellen. Das Drüsenlumen ist, wenn überhaupt sichtbar, sehr schmal, spaltförmig und zeigt einen gewundenen Verlauf, indem einzelne Zellkuppen stärker nach innen vorspringen. An Querschnitten ist das Lumen, weil mit Sekret und Granulis erfüllt, ebenfalls nur selten wahrzunehmen. Ein solcher Querschnitt durch einen Tubulus ist unregelmäßig rundlich, da stets einzelne stärker gefüllte Zellen sich peripherwärts vorwölben. Interzelluläre Sekretkapillaren werden schon bei gewöhnlicher Hämatoxylin-Eosinfärbung zuweilen sichtbar; sie wurden jedoch von Laeusss& bei Crenilabrus auch noch eigens mittels der Goxer- Methode nachgewiesen, ebenso die mit feinen Knöpfehen endigenden intrazellulären Sekretkapillaren. Zentroazinäre Zellen finden sich verhältnismäßig selten, am häufigsten noch bei der Schleie. Eine Membrana propria in Form eines äußerst dünnen, struktur- losen Häutchens ist vorhanden; ferner ließen sich Bindegewebs- fibrillen zwischen den einzelnen Schläuchen mittels der BIELSCHOWSKY- Methode nachweisen. Ich möchte nun an dieser Stelle noch einige Details bezüglich der Verteilung von Pankreasgewebe in der Bauchhöhle und in den ein- zelnen Baucheingeweiden anführen. Die Pankreasschläuche begleiten, wie bereits erwähnt, die ein- zelnen Venenstämme des Pfortadersystems, und zwar verlaufen sie, wie ich sowohl an frischen Präparaten als auch an Schnitten konsta- tieren konnte, entlang dieser Gefäße teils gestreckt und paralell mit denselben, teils verschieden stark geschlängelt. Indem nun zahl- reiche solche Schläuche um die stärkeren Venen sich herumschlingen, zeigen sich diese an Querschnitten fast immer von einem scheinbar geschlossenen Ringe der ersteren umgeben. In Wirklichkeit besteht dieser Ring aber stets aus mehreren schräg gekappten Schläuchen, die sich eng aneinander legen, so daß sich die Grenzen nur schwer feststellen lassen. Es finden sich jedoch in dem lockeren Bindegewebe und Fett- gewebe, das den Darm umgibt, häufig auch vereinzelte Schläuche, die nicht an die Gefäße gebunden sind, sondern nur mehr Ausläufer der Pankreasscheide derselben darstellen. Andererseits liegen an vielen Stellen zahlreiche Pankreasschläuche dicht aneinander gedrängt beisammen und bilden so eine zusammen- hängende Drüsenmasse, Übergänge zum Pancreas compactum. Bezüglich der Verteilung von Pankreasgewebe in der Leber konnte ich bei allen vier von mir daraufhin untersuchten Arten (Karpfen, Schleie, Rotauge und Schlammpeitzger) folgendes kon- statieren: Die Pankreasschläuche dringen, wie bereits mehrfach erwähnt, ‘mit den Venen des Pfortadersystems in die Lebersubstanz ein. Da nun die größeren Gallengänge und Arterien sehr häufig von Venen begleitet werden, sieht man öfters diese drei Gebilde von einer gemein- samen Pankreasscheide umhüllt in einem von der Lebersubstanz gebildeten Tunnel. Wo sie jedoch voneinander isoliert auftreten, umscheidet das Pankreas nur die Venen, und zwar bis zu ihren feinsten Verästelungen. Dabei liegt aber das Pankreasgewebe niemals dem Leberparemehym direkt an, sondern ist von einer Endothelschicht überzogen; desgleichen wird der Tunnel, der von der Lebersubstanz formiert wird, von einem Endothel ausgekleidet. Zwischen diesen beiden Endothelien befindet sich ein verschieden weiter Raum, der unter Umständen auch scheinbar fehlen kann; er ist in der Regel mit roten und weißen Blutkörperchen, mit Fibringerinnseln und einer körnigen, mit Eosin rot sich färbenden Masse mehr oder weniger 369 angefüllt. Dieser Austritt von Blutkörperchen dürfte wahrscheinlich ein Kunstprodukt darstellen. Dort, wo kleinere Venen einmünden, erscheint der freie Raum von denselben überbrückt und der Pankreasmantel an dieser Stelle durchbrochen. Dasselbe Verhalten schildert Lacuesse‘ bei Crenilabrus; er konnte die beiden Endothelien durch Versilberung zweifellos nach- weisen. Auch er leugnet einen direkten Kontakt zwischen Pankreas- und Lebersubstanz. Ganz ähnlich sind die Verhältnisse in der Milz. Auch hier schieben sich die Gefäße mit ihrer Pankreasscheide in das Milzparenchym hinein; auch hier die durch einen perivaskulären Raum getrennten beiden Endothelblätter, die Pankreas- und Milzgewebe scheiden. Die innere Wand dieses Pankreasmantels wird ebenso wie in der Leber nur von der dünnen Venenwand, der die Schläuche direkt an- liegen, gebildet. Bei der Schleie treten, wie erwähnt, Pankreasschläuche auch in die Darmwand ein. Sie dringen mit den Gefäßen an verschiedenen Stellen der Peripherie zwischen die Bündel der äußeren longitudinalen quergestreiften Muskelschicht ein und breiten sich ab und zu auch zwischen dieser und der inneren quergestreiften Kreismuskulatur aus. Feinerer Bau der Ausführungsgänge. Als Anfänge des ausführenden Systems der Bauchspeicheldrüse finden wir im Cyprinidenpankreas, ähnlich wie bei den Säugetieren, zentroazinäre Zellen im Lumen der Drüsenendstücke. Diese Zellen bilden eine Fortsetzung der äußerst dünnen und dünnwandigen Schaltstücke, deren Epithel aus langgestreckten, sehr niedrigen (2—8 p) Zellen mit ebensolehen Kernen besteht; diese stehen mit ihrer Längsachse in der Längsriehtung des Ganges. Außer diesem Epithel besitzen diese kleinsten Gänge nur noch ein dünnes Binde- gewebshäutchen als äußere Umkleidung. Oft kann man jedoch sehr lange Drüsenschläuche ohne eine Spur von zentroazinären Zellen oder von Schaltstücken bemerken, woraus zu schließen ist, daß das Sekret auf weite Strecken hin durch die Tubuli selbst abgeführt wird. Die Schaltstiicke lassen sich oft weithin verfolgen, obwohl ihr Lumen dabei so eng bleibt, daß es kaum sichtbar ist. Sie gehen end- 370 lich in kleine Sekretgänge über, ohne vorher Sekretröhren zu bilden, die ja bekanntlich auch dem Pankreas der Säugetiere fehlen. Der Übergang von Schaltstücken in Sekretgänge erfolgt teils allmählieh, indem das Epithel höher wird und das Lumen sich etwas erweitert, teils scharf abgesetzt an Verzweigungsstellen. Die Sekretgänge besitzen ein kubisches bis niedrig zylindrisches Epithel, dessen Kerne sehr unregelmäßig geformt sind und ein bis drei Kernkörperchen aufweisen. Die Höhe des Epithels variiert zwischen S und 30 p, je nach dem Kaliber der Gänge. Auch die Stärke der bindegewebigen Wand nimmt allmählich zu; in den größeren Sekret- gängen mit einem Durchmesser von 200—800 u finden wir bereits einige glatte Muskelfasern mit zirkulärem Verlaufe zwischen die Bindegewebslamellen eingestreut. In der Nähe des Gallenblasenhalses findet man, wie bereits im anatomischen Teile erwähnt, eine verschieden große Zahl (meist drei) von größeren Stämmen, in die von allen Seiten zahlreiche kleinere und größere Sekretgänge einmünden. Das Epithel dieser großen Aus- führungsgänge ist einschichtig und besteht aus hohen, schlanken Zylinderzellen (30—40 y). Der Kern dieser Zellen ist groß, länglich- oval (10—15 p) und zeigt 1—8 deutlich färbbare Nukleolen. Häufig, aber nicht immer bemerkt man bei der MALLORY-, zuweilen auch bei der Hämatoxylin-Eosinfärbung, am lumenseitigen Rande der Epithel- zellen einen dunklen Streifen, der diese Gänge, abgesehen von der srößeren Höhe der Gallengangsepithelien, von den Gallengängen unterscheiden läßt. In der Wand dieser großen Stämme ist die glatte Muskulatur bereits stärker ausgebildet, und zwar überwiegen die zirkulär verlaufenden Fasern; stellenweise treten auch kleinere innere und äußere Longitudinalbündel auf. Eine eigentümliche Erscheinung ist, daß sich zwischen den Bindegewebslamellen der Wand des öfteren Zellen angehäuft finden, die in Aussehen und Gruppierung ganz den intertubulären Zellhaufen entsprechen; auch zahlreiche kleine Ganglien kann man daselbst bemerken. Die erwähnten drei größeren Stämme legen sich dort, wo die sroßen Gallengänge in den Ductus choledochus einmünden, eng an denselben an, bleiben aber von ihm durch Bindegewebe und glatte Muskulatur getrennt und vereinigen sich ungefähr 0,75 cm vor der Einmündung in den Darm zu einer geräumigen, aber dünnwandigen Ampulle, deren Durchmesser den des ihr unmittelbar anliegenden 371 Ductus choledochus bei weitem übertrifft. Die Wand dieser Ampulle besteht aus einer Schleimhaut mit verhältnismäßig hohem Zylinder- - epithel (40—50 p), die in ihrer Propria, besonders auf der Höhe der Falten, zuweilen scharf umschriebene Pankreasinseln aufweist, ferner aus einem Ringe glatter Muskulatur. Dieser Ring besteht aus der Hauptsache nach zirkulär verlaufenden Fasern und ist, wie der des Ductus choledochus, vollkommen geschlossen; die beiden Muskelringe sind, abgesehen von einigen Verbindungsfasern, voneinander voll- ständig isoliert. In das lockere Bindegewebe an der Peripherie sind zahlreiche Ganglien eingebettet. Weiter oral wird die Ampulle wieder enger und die Muskulatur bedeutend stärker. Der so gebildete Ductus pancreaticus zieht nun parallel mit dem Ductus choledochus, mit dem er auch fernerhin eng durch glatte Muskulatur und Bindegewebe verlötet bleibt, der gemeinsamen Mündungspapille zu, ohne daß jedoch eine Kommuni- kation der beiden Lumina an irgendeiner Stelle bestünde. Dabei liegt stets der Ductus pancreaticus dem Darme näher als der Ductus choledochus, solange sich die beiden noch nicht in die Darmwand eingepflanzt haben. Der Ductus bilio-pancreaticus, wie man die beiden auf die an- geführte Art verbundenen Gänge heißen könnte, legt sich nun im vorderen Anteile des „‚Magen‘‘ benannten vordersten Darmabschnittes allmählich an denselben an. Bald beginnt er jedoch die Bündel der Magenmuskulatur, zuerst die der Längsmuskulatur, dann die der Kreismuskulatur nach innen einzudrücken und schließlich die Bündel in ihrer Längsrichtung auseinanderzudrängen. Mit dem weiteren Eindringen in die Wand schließen sich die Muskelschichten (an Schnittserien betrachtet) wieder hinter ihm. Besonders schön läßt sich dies Verhalten an der quergestreiften Kreismuskulatur verfolgen, die zuerst einen nach innen (gegen das Magenlumen) vorspringenden Bogen bildet, später einen weit größeren, der den Ductus bilio-pan- creaticus peripher umgibt. Schließlieh durchbricht der Ductus bilio-pancreaticus auch die Schleimhaut und ragt in Form einer schräg oroventral gerichteten, mit Darmschleimhaut überzogenen, verschieden weit verspringenden Papille in das Lumen des Magens. Das bisher über das ausführende System Gesagte gilt, von ge- ringfügigen Abweichungen abgesehen, für alle drei untersuchten Arten in gleicher Weise. Im Verhalten der genannten Mündungspapille dagegen lassen sich größere Unterschiede konstatieren. 372 Beim Karpfen verschmächtigt sich die Papille ungemein rasch. Bei einem mittelgroßen Exemplar betrug ihre Länge 4 mm, ihr Querdurchmesser an der Basis (Durchtrittstelle durch die Darm- muskulatur) 3 mm, an der Spitze nur mehr 0,5 mm. Sie ragt hier auch nicht frei in das Lumen des Magens, sondern wird von den hohen Falten der Magenschleimhaut noch überwölbt. Die rasche Verjüngung erklärt sich zum Teil dadurch, daß beide Gänge an der Basis stark aufgeknäuelt sind, während sie gegen die Spitze zu gestreckt verlaufen, zum Teil auch durch die rapide Abnahme der glatten Muskulatur. Diese geht soweit, daß die äußere Wand der Papille gegen das Ende hin nur mehr von der etwas verdichteten Propria der Magenschleim- haut gebildet erscheint, in der spärliche glatte Mukelfasern eingestreut sind. Zwischen den beiden Ductus, die bis zum Ende getrennt ver- laufen, ziehen die glatten Muskelfasern jedoch bis zur Spitze. Das Epithel des Ductus pancreaticus erreicht eine Höhe von 60—70 pz, bleibt aber einschichtig; zwischen den Epithelzellen finden sich zahl- reiche Wanderzellen, am Übergange in das Darmepithel, der an der Spitze in ziemlich scharfem Absatze erfolgt, ab und zu auch Becher- zellen. Bei der Schleie besitzt die Papille eine mehr zapfenförmige Gestalt. Bei einem 25 cm langen Exemplare betrug die Länge der Papille 4 mm, die Dicke an der Basis 1,3, an der Kuppe 1,1 mm. Sie ist gleichfalls mit Darmschleimhaut überkleidet, wird aber von den benachbarten Falten derselben nicht überwölbt wie beim Karpfen, sondern rast frei in das Lumen des Darmes. Die Wand des Zapfens wird von mächtigen Zügen glatter Muskulatur gebildet, die außen schöne Spiralen beschreiben, innen jedoch in longitudinaler Richtung die beiden Ductus begleiten. Diese verlaufen getrennt bis zu ihrer Mündung an der Kuppe des Zapfens; das Epithel des Ductus pan- creaticus erreicht bei weitem nicht die Höhe wie beim Karpfen, sondern ist höchstens 30—40 yp. hoch. Bezüglich des Verhaltens der Darmmuskulatur zur Papille wäre noch zu bemerken, daß bei Karpfen und Schleie die glatte Kreis- muskulatur des Darmes an der einen, weniger geneigten Seite der Papille eine Strecke weit emporzieht, während dies auf der anderen Seite nicht der Fall ist. Beim Schlammpeitzger finden wir ganz ähnliche Verhältnisse wie bei der Schleie. Auch hier stellt die Mündungspapille, an deren Kuppe die beiden Ductus getrennt münden, einen von Darmschleim- oer haut überzogenen, größtenteils aus glatter, teils spiralig, teils longitu- dinal verlaufender Muskulatur bestehenden Zapfen dar. Nur rast derselbe nicht über die Schleimhaut vor. Das Epithel des Ductus pancreaticus ist von sehr wechselnder Höhe (40—60 p) und enthält im letzten Abschnitt etwas reichlicher Becherzellen. Intertubuläre Zellhaufen (feinerer Bau). Zwischen die Drüsenschläuche des Pankreas eingestreut finden sich bei allen Arten, die ich untersuchte, an Schnitten zahlreiche hellere Stellen, die sich mit den gebräuchlichen Farbstoffen weniger intensiv färben als das umgebende Pankreasge- webe und die man deshalb sowohl als auch wegen inres Reichtums an weiten Kapillaren in Analogie setzen muß mit den Pan- kreasinseln (LANGERHANS- schen Zellhaufen) der Säugetiere. Über diese Gebilde ist bezüglich der Fische noch verhältnis- mäßig wenig bekannt, ins- besondere was die Cypri- niden angeht. STANNIUS hat eigen- tümliche Körperchen in der Bauchhöhle mehrerer Teleostier beschrieben, die Abb. 1. Pankreas und Pankreasinsel (inter- DIAMARE nachuntersucht tubul. Zellhaufen), Karpfen, Zexker, Matiory. und alas Pankeroasinaeln PS Pankreasschläuche; PZ Pankreasinseln (mit hellen und dunklen Zellsträngen); Bl Blutgefäße; gedeutet hat. Ferner S$,$' Sekretgänge des Pankreas. schildert LaneurssE bei Crenilabrus und Massarı bei Anguilla intertubuläre Zellhaufen. An meinen Schnitten erscheinen die Pankreasinseln als rund- liehe, helle Stellen, die namentlich dort in größerer Zahl und Aus- dehnung auftreten, wo die großen Ausführungsgänge des Pankreas zusammentreten, also in der Nähe des Gallenblasenhalses. 374 Sie gehen nirgends in das umgebende Pankreasgewebe über, sind von ihm vielmehr stets durch eine mehr oder weniger deutliche bindegewebige Kapsel getrennt. Am stärksten fand ich dieselbe beim Schlammpeitzger, wo sie bei einem größeren Zellhaufen förmlich den Eindruck einer Tunica albuginea macht. An einigen Schnitten von der Schleie sah ich in die Inseln Pankreasschläuche eingesprengt, aber stets scharf abgegrenzt und zum Teil mit den die Inseln umgebenden Pan- kreasschläuchen zusam- menhängend. Oft ziehen sich an der Innenseite der Kapsel auf weite Strecken hin Kapillaren, die Zweige ins Innere entsenden; ferner finden sich sehr häufig innerhalb der Kapsel kleine Pankreasausfüh- rungsgänge, Schaltstücke und kleinere Sekretgange, die einerseits der Kapsel unmittelbar anliegen, an- dererseits von den Insel- zellen nur durch ein dün- Abb. 2. Pankreas, Schleie, Zenker, Heren- "°S Häutchen sieh ab- Haıns Hämatox.-Eisenalaun. P Pankreasgewebe; grenzen. Größere Sekret- rn ER pinglegen dagen mi tubuläre Zellhaufen; Ag großer Pankreasaus- außerhalb der Kapsel. re kleiner Ausführungsgang; Ar Ar- Ferner finder man häufig zwischen den Bindege- webslamellen, unterhalb, ja selbst innerhalb des Epithels dieser Gänge kleinere und größere Gruppen von Zellen, die man nach ihrem Aussehen als Inselzellen ansprechen muß. Selbst in der Ampulle und im Ductus pancreaticus konnte ich solche Zellgruppen knapp unter dem Epithel noch feststellen. An längsgetroffenen Sekret- gängen und Schaltstücken kann man nicht selten, besonders an Ver- zweigungsstellen, bemerken, daß sich der Gang in einem solchen Zellhaufen scheinbar verliert, wobei die äußeren Bindegewebs- 375 lamellen der Wand des Ganges direkt in die Kapsel der Pankreas- insel übergehen (siehe Abb. 1). Die Zellen der Pankreasinseln sind, wie auch MassArı und DIaAMARE bei mehreren Muraeniden schildern, verschieden stark färbbar, so daß man helle und dunkle Zellstränge unterscheiden kann, wobei meist die dunklen überwiegen. Diese Zellstränge sind aus ein bis Abb. 3. Schematischer Längsschnitt durch den Ductus biliopancreaticus des Karpfens. M Mucosa des Darmes; Z Zirkuläre glatte Darmmuskulatur; LZ Longi- tudinale glatte Darmmuskulatur; D.ch. Ductus choledochus; D.p. Ductus pancrea- ticus; A Ampulle; G.g. Gallengänge; P.g. Pankreasgänge; @.b. Gallenblase. drei Zellreihen zusammengesetzt und werden von zahlreichen, sehr weiten Kapillaren umspült. Oft sieht man ein größeres Gefäß von der Peripherie her ins Zentrum des Zellhaufens ziehen, wo es sich in Kapillaren auflöst. Während die Inselzellen bei den Säugetieren kleiner sind als die Drüsenzellen, ist dies bei den von mir untersuchten Objekten umgekehrt, indem ich Durchmesser von 10—25 y feststellen konnte. Die Zellen sind unregelmäßig polygonal; die Zellgrenzen sind nicht 376 scharf ausgeprägt, besonders in den dunklen Zellsträngen. Dagegen erscheinen die Grenzen zwischen dunklen und hellen Zellen natur- oemäß bedeutend schärfer. Der Zelleib ist bei den dunklen Zellen ziemlich gleichmäßig mit feinen Granulis erfüllt, die sich bei der Hämatoxylin-Eosin- und MArzory-Färbung rotviolett, mit HEıpen- HAINS Hisenhimatoxylin aber nur wenig intensiv färben. In den hellen Zellen sind die Granula viel spärlicher und gruppieren sich hauptsächlich um den Kern herum. Dieses verschiedene färberische Verhalten der beiden Zellarten läßt sich nach meinen Erfahrungen am besten durch die Matnory-Farbung darstellen. Ich schließe mich aber vollständig der Ansicht DIAMARES an, wenn er diese verschiedene Färbbarkeit, die er gleichfalls bei zahlreichen Teleostiern beobachten konnte, nur auf eine wechselnde Anzahl von tingiblen Granulis zurück- führt, ohne daß man deswegen von zwei verschiedenen Zellkategorien sprechen könnte. Der Kern ist groß, bläschenförmig und erinnert entfernt an die Kerne der Ganglienzellen. Die Kernmembran tritt sehr scharf hervor und färbt sich mit Hämatoxylin und MArtorys Farblösung dunkel- violett. Man findet ferner ein bis zwei, seltener drei große Kern- kérperchen, die die Hämatoxylin-, Fuchsin- und Eisenlackfärbung stark annehmen. Der Kern ist sehr chromatinarm, meist von rund- licher oder ovaler Form und besitzt einen Durchmesser von 5—S, selbst 10 p. und darüber. - Die erwähnten Strukturbilder ergeben sich bei der Fixierung mit ZENKER’scher Flüssigkeit; Formolalkohol fixiert diese Zellen weni- -ger gut. Die Zellgranula, Kernmembran und Nukleolen treten dann nicht so scharf hervor. Ausführungsgänge innerhalb der Kapsel konnte ich — abge- sehen von den obenerwähnten kleinen Pankreasschaltstücken, die jedoch nirgends einen direkten Kontakt mit den Inselzellen auf- weisen, vielmehr stets durch ein bindegewebiges Häutchen von ihnen getrennt sind — nirgends wahrnehmen, ebensowenig irgendeine Kommunikation der Inselzellstränge mit Endstücken des eigentlichen Pankreasgewebes. Dagegen läßt sich ein innigerer Kontakt zwischen Inselzellen und Epithel der großen Ausführungsgänge des Pankreas in einigen, allerdings seltenen Fällen (siehe oben) nicht ableugnen. Ich glaube nun auf Grund der angeführten Beobachtungen eine Beziehung der Pankreasinseln zu dem ausführenden System der Bauchspeicheldrüse bei den untersuchten Arten annehmen zu müssen, 377 eine Beziehung, die jedoch nur räumlicher, nicht funktioneller Natur sein dürfte. Daß auch ein entwickelungsgeschichtlicher Zusammenhang zwi- schen Pankreasinseln und Ausführungsgängen besteht, geht aus der Arbeit van HERWERDENS hervor, der bei der neugebornen Maus und Katze die Inselbildung im Anschluß an die kleinen Ausführungs- gänge erfolgen sah; bei den Selachiern geht nach ihm die Bildung der intertubulären Zellhaufen ausschließlich von den Ausführungs- gängen aus. Schließlich möchte ich noch auf die Beobachtungen verweisen, die OppEL und DıamARE am Pankreas der Selachier, dem der erstere intertubuläre Zellhaufen gänzlich abspricht, gemacht haben. DiAMARE unterscheidet an den kleineren Ausführgängen des Selachierpankreas ein doppeltes Epithel. Die Außenschicht besteht aus dunklen und hellen Zellen mit Granulis, die bedeutend kleiner als die Zymogenkörnchen sind und die ganze Zelle einnehmen. Die innere Schicht besteht aus kleineren Zellen, wie sie den Epithelien größerer Ausführungsgänge entsprechen. OPPpEL bestätigt dies; er findet jedoch außerdem noch bei Raja asterias zahlreiche größere Zellhaufen, die von Zellsträngen epithelialer Natur gebildet und von vielen Blutgefäßen und spärlichem Bindegewebe durchzogen werden. Kleinere Epithelzellen gruppieren sich in der Mitte des Gebildes um ein Lumen, das sich auf Längs- und Querschnitten als Ausfüh- rungsgang erweist; dieser steht zweifellos wenigstens mit den nächst- gelegenen Zellen des Zellhaufens in Verbindung. Diese Zellhaufen begleiten die Ausführungsgänge als Stränge; auch ein Übergang dieser kleinen in größere Pankreasausführungsgänge läßt sich feststellen. OpreL denkt an einen genetischen Zusammenhang dieser Gebilde mit den intertubulären Zellhaufen oder an den Gangdrüsen der größe- ren Ausführungsgänge höherer Wirbeltiere analoge Bildungen. In welche Beziehung nun diese Gebilde, die zweifellos eine weit- gehende Ähnlichkeit mit den von mir geschilderten Pankreasinseln der Cypriniden aufweisen, zu den letzteren zu bringen sind, mag späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Zusammenfassend möchte ich als Ergebnis meiner Untersuchungen hervorheben: 1. Pankreasgewebe findet sich, dem Verlaufe der Venen des Pfortadersystems folgend, nicht nur selbständig in der Peritonoal- Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 25 378 höhle und eingeschlossen in der Leber (Karpfen, Schleie, Rotauge und Schlammpeitzger), sondern auch in der Milz (Karpfen) und Darmwand (Schleie). 2. Unabhängig von anderen Organen finden wir es teils in Form von einzelnen Schläuchen, teils zu kompakteren Massen vereinigt. ° 3. Mit der Leber- und Milzsubstanz steht es nirgends in direktem Kontakt, sondern ist von ihr durch zwei Endothelblätter mit einem dazwischen befindlichen Hohlraum getrennt. 4. Das Pankreas besitzt bei sämtlichen untersuchten Arten rein tubulösen Charakter und besteht aus langen, verzweigten, aber nicht anastomosierenden Schläuchen. 5. Die Drüsenzellen weisen die typischen Formen, Strukturen und Reaktionen auf, wie sie den Pankreasdrüsenzellen der höheren Vertebraten zukommen; nur sind die Zymogenkörnchen etwas gröber. Nebenkerne fehlen. 6. Interzelluläre Sekretkapillaren, Basalmembran und zentro- azinäre Zellen sind vorhanden. 7. Die Schaltstücke sind sehr langgestreckt und gehen, ohne Sekretröhren zu bilden, direkt in Sekretgänge über. 8. Die Sekretgänge besitzen ein kubisches, allmählich höher werdendes Epithel und eine dünne bindegewebige, äußere Hülle, — die größeren auch glatte Muskelfasern in derselben. 9. Alle Sekretgänge vereinigen sich, wie beim Karpfen, so auch bei Schleie und Schlammpeitzger zu einem großen Stamme, der sich eng an den Ductus choledochus anlegt und mit ihm durch Binde- sewebe und glatte Muskulatur eng verlötet wird; dieser Stamm er- weitert sich vor dem Eintritt in die Darmwand zu einer dünnwan- digeren Ampulle. | 10. Ductus choledochus und pancreaticus (Ductus bilio-pan- creaticus) münden an der Spitze einer gemeinsamen Papille mit zwei getrennten Öffnungen auf der rechten dorsalen Seite in den Anfangs- teil des Darmes; die Papille ist mit Darmschleimhaut überzogen und besitzt beim Karpfen wenig, bei Schleie und Schlammpeitzger jedoch reichlich glatte Muskulatur. 11. Die intertubulären Zellhauten stehen zu dem ausführenden Systeme des Pankreas in inniger Beziehung, wahrscheinlich aber nur räumlicher Natur; sie finden sich hauptsächlich an Verzweigungs- stellen der kleinen und zwischen den Bindegewebslamellen der Wand der größeren Ausführungsgänge. u = 379 12. Mit dem eigentlichen Pankreasgewebe stehen sie in keinem direkten Kontakte, sind vielmehr von ihm durch eine mehr oder weniger deutliche Bindegewebskapsel abgegrenzt. 13. Sie sind ausgezeichnet durch zahlreiche Kapillaren und durch große Zellen mit großem, bläschenförmigen Kern. Die Zellen sind verschieden stark färbbar und bilden daher teils helle, teils dunklere Zellstränge. Literatur. 1. E, H. Weser, Uber die Leber von Cyprinus carpio, die zugleich die Stelle des Pankreas zu vertreten scheint. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1827. 2. J. F. MeckeL, System der vergl. Anatomie. Teil 4. Halle 1829. 3. P. Lesovıs S. J., Recherches sur les tubes de WEBER et sur les pancreas des poissons osseux. Annales des sc. nat. Zool. T. 17—18. 1873. 4. E. Lacussse, Pancréas intrahepatique chez les poissons. Compt. rend. hebd. Soc. de biol. Année 43, 1891. 5. E. Laeussse, Structure des pancréas et pancréas intra-hépatique chez les poissons. Compt. rend. de l’Acad. d. sc. T. 112. 1891. 6. A. Orpeı, Lehrbuch der vergl. mikroskopischen Anatomie der Wirbeltiere. III. Teil. 1900. . V. DiamARE, Studii comparativi sulle isole di LAanGERHANS del pancreas. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 16. 1899. 8. A. van HERWERDEn, Über die Beziehungen der I,anserHAansschen Inseln zum übrigen Pankreasgewebe. Anat. Anz. Bd. 42. 1912. =~] (Eingegangen am 18. Juli 1917.) Nachdruck verboten. Uber den inneren Bau der peripheren Nerven. Von cand. med. RupoLr VEIT, Würzburg. Mit 2 Abbildungen. (Aus dem Anatomischen Institut Würzburg.) Seit einigen Jahren ist die StorreL’sche Nervenlehre in weiten Kreisen bekannt geworden und hat besonders bei vielen Praktikern Anerkennung gefunden. Ich will zunächst in kurzen Worten die Storrzr’sche Auffassung wiedergeben. STOoFFEL betrachtet den Nerven als ein Kabel, in welchem bestimmte Leitungsbahnen zu unterscheiden sind. Diese Bahnen sollen den einzelnen Nervenneben- 25* 380 ästen entsprechen, die also nicht auf verschiedenen Wegen zum Rückenmark verlaufen, sondern sich zu einem kabelartigen Gebilde, dem peripheren Nerven, aneinanderlegen. Storren behauptet des- halb, daß der Nerv innerlich in selbständige Bündel zerfällt, die durch Bindegewebe locker zusammengehalten werden und im Nervenquer- schnitt immer eine bestimmte Lage einnehmen, und spricht darum von einer inneren Topographie des Nerven. Er gründet seine Be- hauptung auf Untersuchungen an Formolpräparaten und gibt an, daß die einzelnen Bahnen relativ mühelos isoliert werden können. Auch an Präparaten, die er nach Formolfixierung in Xylolalkohol aufhellte, will er ganz klare Bilder erhalten haben. SToFFEL machte auch mikroskopische Untersuchungen über die Querschnittsverhält- nisse des Nerven. Es sollen sich dabei seine makroskopischen Beob- achtungen vollständig bestätigt haben. Auf weitere Annahmen STOFFELS, die er auf physiologischem Gebiet machte, will ich an dieser Stelle nicht eingehen. Jedenfalls faßt Storren den Nerven als ein relativ einfaches Gebilde auf, sowohl was seinen Bau, als auch was seine Funktion anlangt. Aus meinen Beobachtungen und aus der zu Rate gezogenen Literatur geht jedoch hervor, daß der Nerv als ein bedeutend komplizierteres Organ imponieren muß. Es sprechen ja auch schon viele Überlegungen deutlich gegen die Kabeltheorie und will ich einige davon kurz anführen. Wir finden im ganzen Körper, daß.die Nervenfasern niemals das Bestreben zeigen, einen streng gesonderten Verlauf zu nehmen, sondern immer dazu neigen, sich geflechtartig anzuordnen. Ich erwähne hier kurz die großen Plexusbildungen, wie Plexus brachialis, lumbalıs, sacralis usw. Ich erinnere an die vielen bekannten, mit Namen belegten Verbindungszweige zwischen großen Nervenstämmen. Weiterhin nenne ich hier auch die nervösen Endnetze, wie sie von BILLROTH, SCHULTZE, ARNOLD und anderen beschrieben sind. — Für eine starke Vermischung der einzelnen Fasern im Nerven selbst sprechen die Untersuchungsergebnisse von AGDUHR, der einen Beweis dafür erbrachte, daß selbst die einzelne Muskelfaser plurisegmental innerviert ist. Auch der Umstand, daß jeder Nervenseitenast, der einen Muskel zu versorgen hat, niemals rein motorisch ist, sondern stets auch afferente Fasern enthält, spricht insofern für eine Faserdurchflechtung, als ja ım Verlauf des Nerven bis zu seinem Übergang in die Rücken- markswurzeln eine 'l'rennung der motorischen und sensiblen Fasern erfolgen muB. 381 Es ließen sich noch mehr Momente aufzählen, welche die Plexus- natur des peripheren Nerven demonstrieren könnten, doch will ich jetzt auf meine Beobachtungen eingehen. Zunächst versuchte ich, nach den Angaben HEINEMANNS (Archiv für Chirurgie Bd. 108, Heft 1) einen Ischiadicus aufzufasern. Es ließ sich jedoch bei dem harten Formolnerven, der nur mit dem Messer zu bearbeiten war, absolut kein genaues Resultat erreichen. Wenn auch HEINEMANN bei seiner Präparationsmethode die Plexusanordnung des Nerven erkennen konnte, so war es ihm sicher nicht möglich, exakte Ergebnisse zu erhalten. Bei einer Behandlung mit dem Messer ist es unvermeidlich, die Durchtrennung schwächerer Faserbündel zu umgehen. Außerdem kann es dabei auf Schritt und Tritt passieren, daß stärkere Faserbündel künstlich aufgespalten werden. Ein klares Bild ist aus einem derartig aufgefaserten Nerven nicht zu erhalten. Das zähe Bindegewebe ist auf diese Weise auch gar nicht aus den Zwischenräumen herauszuholen. Ich ging deshalb darauf aus, eine Methode zu finden, nach der ich die Bündel ohne Anwendung eines scharfen Instrumentes isolieren könnte. Verdünnte Salpetersäure erwies sich nicht als brauchbar. Nach längerer Einwirkung, noch vor völliger Mazeration des Bindegewebes, wurde der ganze Nerv brüchig und schrumpfte stark, so daß eine Darstellung der Faserbündel unmöglich war. Mit verdünnter Essigsäure quoll das Bindegewebe stark auf und wurde zu einer durchsichtigen, gallertartigen Masse, die sich aber wegen ihrer leimartigen Beschaffenheit schlecht entfernen ließ. Der Faserverlauf war aber hierbei schon ohne Präparation gut zu sehen. Ich machte jetzt den Versuch, einen künstlichen Verdauungs- prozeß einzuleiten, der sich speziell auf das Bindegewebe richten sollte. Mit Trypsin-Sodalésung (Trypsinum siccum, GRÜBLER, in 0,08- proz. Sodalösung), wie sie von Moser zur Darstellung embryonaler Skelette empfohlen wurde, erhielt ich nach etwa 48 stündiger Ein- wirkung bei 35—40° C ganz brauchbare Resultate. — Die gelblichen Fibrillenbündel hoben sich vom weißen Bindegewebe gut ab. Der Verlauf der Fasern war schon ohne Präparation mit dem Messer deut- lich sichtbar, so daß sich das aufgelockerte Bindegewebe unter Scho- nung der Nervenfasern einigermaßen leicht entfernen ließ. Bei einiger Sorgfalt konnten künstliche Aufspaltungen und dadurch falsche 382 Teilungen vermieden werden. — Mit dem Messer mußte dabei nur wenig nachgeholfen werden. Die intensivste Auflockerung und nahezu vollständige Aus- lösung des Bindegewebes erreichte ich bei der Behandlung mit Pepsin- Salzsäure (Pepsinum purum, MERCK —eine gute Messerspitze auf un- gefähr 120 cem Lösung). — Die Salzsäure wendete ich in der gleichen Konzentration (?/. proz.) an, wie sie im menschlichen Magensaft vor- kommt. — Bei 35—40° C im Brutschrank trat ein fast völliger Zerfall des Nerven ein. Nach 6—7 Stunden sind nur noch Reste gelblichen Bindegewebes vorhanden im Gegensatz zu den weißen, in ihrer Wider- standsfähigkeit keineswegs geschädisten Faserbündeln. Offenbar löst sich dabei nur das mehr lockere Epineurium, während das eigentliche Perineurium, wie es die darzustellenden sekundären Faserbündel umgibt, intakt bleibt, da es ja eine straffere und dichtere Konsistenz besitzt. Diese Verdauungs- prozedur ist öfters zu kontrollieren, da nach zu langer Einwirkung perlschnurartige Auftreibungen auftreten. Abb. 1 ist eine Aufnahme eines auf diese Weise behandel- ten breitgezogenen Nervenstückes (Ischia- dieus) in doppelter Vergrößerung. Ich konnte nach leichter Entfernung der auf- gelagerten Epineuriumreste ohne Mühe die Bündel mit der Präpariernadel von- einander trennen. — Eine Anwendung des Messers war unnötig, so daß also keinerlei Kunstprodukte und dadurch falsche Bilder entstehen konnten. Obwohl ich mich schon bei vorherigen Anfertigungen kleiner Ver- suchspräparate von der irrigen Anschauung STOFFELS überzeugt hatte, markierte ich mir dennoch vor dem Herausnehmen eines ganzen Nerven nach seiner Freilegung, also noch ,,in situ“, genau die Ober- fläche, um mir einen Anhaltspunkt zu sichern, falls doch eine ge- wisse konstante Anordnung der Fasern bestände. Ich legte dabei verschiedene Knopfnähte durch das vordere (beispielsweise volare) Epineurium, und zwar immer an besonderen Punkten, z. B. beim N. ulnaris am Erbsenbein oder am Epicondylus medialis humeri usw. Auch notierte ich mir die Abgangsstellen der einzelnen Seitenäste, 383 d. bh. ich merkte mir, ob sie lateral, dorsal usw. aus dem Hauptstamm austraten. — Die Namen der Seitenzweige markierte ich durch Ligaturen mit bestimmter Knotenanzahl. Um einen sicheren Anhalt für eine Zusammengehörigkeit _ Ast zum Ellbogen-Gelenk N.ulnaris R.Veit praep bestimmter Fasern zu er- Roms muse halten, begann ich die Auf- } er fascrung jedes Nerven an den bekannten, wie gesagt, vor- her markierten Endästen und arbeitete dann zentralwärts weiter. So fing ich z. B. bei dem in Abb. 2 wiedergegebenen linken Ulnarispräparat mit den Hand- bzw. Fingerästen an en digi und verfolgte ihren Weg zen- ee tralwärts!). Den in der be- schriebenen Weise markierten Nerven hatte ich mir vorher in seiner richtigen Lage auf- gespannt und bemühte mich dann bei der Bearbeitung, eine Rotation, vor allem an den bezeichneten Stellen und damit auch im gesamten Ver- ame ; orsalis lauf möglichst zu vermeiden. manus f Bei der Auffaserung stellte sich heraus, daß die drei End- este zunächst ihre Lage im Nervenquerschnitt beibehiel- ten, sich dann aber geflecht- artig auflösten. Es war dabei, 1) Ich wählte aus verschiedenen Gründen gerade den N. ulnaris zur Demon- stration — vor allem aber deshalb, weil er einen kräftigen Hautast (Ramus dor- salis manus) und starke Endäste besitzt, welche bis an die Peripherie im Haupt- stamm vereinigt sind. 384 wie dies auch von STOFFEL angegeben wird, der Ast zur Außenseite des fünften Fingers ulnar, der Ast zum vierten und fünften Finger an der Radialseite und der tiefe Hohlhandast am weitesten dorsal zu finden. — Bezüglich der Teilung in die Endäste besteht eine ge- wisse Variierung. In manchen Fällen erfolgt die Trennung schon oberhalb des Erbsenbeines, meistens aber erst kurz unterhalb desselben. Deshalb ıst es auch erklärlich, daß jeder Endast zunächst noch auf kurze Strecken im Hauptstamm isoliert liegt (siehe Abbildung!). Besonders häufige Verschiedenheiten bezüglich seines Austritts aus dem Hauptnerven weist vor allem der Ramus dorsalis manus auf. — Je weiter peripher er sich erst’ abspaltet, auf eine desto längere Strecke ist er im Hauptstamm zu isolieren. Ein ähnliches Verhalten zeigen die Muskeläste für den Flexor digitorum profundus und Flexor carpi ulnaris!). In Abb. 2 sind die Austrittsstellen der Seitenäste durch + be- zeichnet, so daß man erkennen kann, auf welche Strecke sie noch gesondert im Stamm verlaufen. Außerdem kann man ersehen, in welchen Zonen die Verflechtung so stark wird, daß eine Faserzuge- hörigkeit zu diesem oder jenem Ast nicht mehr herausgelesen werden kann. Die Verflechtung erfolgt, wie aus der Abbildung zu erkennen ist, nach allen möglichen Richtungen, also sowohl von radial nach ulnar, als auch von volar nach dorsal. — Um diese volar-dorsal verlaufenden Bündel besonders deutlich darzustellen, habe ich die im Präparat an der Oberfläche liegenden Bündel auf besondere Häkchen gehängt, so daß ein bedeutend übersichtlicheres Bild entsteht als bei der Aus- breitung in einer Ebene?). Ein bestimmtes System ist jedoch nicht herauszufinden, weder bei dem besprochenen Ulnaris, noch bei anderen vor mir aufgefaserten Nerven. — Ich konnte auch präparatorisch feststellen, daß der Faser- verlauf in jedem gleichnamigen Nerven wieder ein anderer ist, wie das ja Hernemann schon mikroskopisch nachgewiesen hat. — Jeden- falls ist aber eine so ausgiebige Verflechtung vorhanden, daß es mir 1) Der Ast für den M. flexor carpi ulnaris wurde bei der Präparation der besseren Übersicht wegen von der Ulnarseite auf die Radialseite verlegt. 2) Derartige Präparate sind (wohl) als Trockenpräparate am anschau- lichsten. Die dabei sehr schrumpfenden Bündel halten einen ziemlich kräftigen Zug aus. (Trocknen mit Alkohol, Bestreichen mit Mastixlösung, event. auch mit dunkler Ölfarbe über hellem Grund.) 385 nicht recht einleuchtet, wenn STorFFEL behauptet, es kämen nur wenige Anastomosen vor und diese seien von untergeordneter Be- deutung. Erwähnen möchte ich noch, daß die Plexusbildung in zentraler Richtung immer dichter wird, so daß eine völlige Auffaserung zuletzt nicht mehr möglich ist. — Auf diesen Umstand ist es auch wohl zurück- zuführen, daß SrtorrEeL bei Nervenzwickreizungen Muskelkontrak- tionen beobachtete, die er sich nicht erklären konnte, während natür- lich in der Nähe der Abspaltung von Seitenästen Ausschläge in den diesen Seitenästen entsprechenden Muskelpartien auftraten. — Letzte- res ist Ja erklärlich, da hierbei noch gesonderte Nervenbündel gereizt wurden. In ersterem Fall konnte aber eine Reizung eines bestimmten Bündels nicht mehr möglich sein. Die Geflechtbildung setzt sich durch den ganzen Nerven bis an die Spinalganglien fort. Die Rückenmarkswurzeln zeigen jedoch schon ein anderes Verhalten. — Sobald die Segmentalnerven in den Duralsack eintreten, also nach ihrer Trennung in ventrale und dorsale Wurzel, nehmen ihre Fasern nur noch einen gesonderten Verlauf ohne irgend- welche Anastomosenbildung. Die Bündel entbehren von hier ab auch ihrer sekundären bindegewebigen Umhüllungen und gleichen also in ihrem Verhalten den Fasern der Cauda equina. Hiermit habe ich wohl makroskopisch das Wichtigste über die innere Plexusbildung angeführt. Um auch einen mikroskopischen Nachweis zu erbringen, machte ich zuerst verschiedene Nervenlängsschnitte. Es fanden sich dabei in jedem Gesichtsfeld mehrere Teilungs- stellen, an denen die betreffenden Faserbündel in mehr oder weniger schrägem Verlauf auseinanderwichen. Hierbei besitzt dann jedes Teilungsbiindel sein ziemlich starkes Perineurium. In den Teilungs- winkeln, bzw. an den Vereinigungsstellen gehen die Faserbündel rasch, ohne weitergehende Spaltung, ineinander über. — Die trennenden Perineuriumschichten strahlen scheinbar noch auf ganz kurze Strecken in den Teilungs- bzw. Einmündungswinkel hinein. Aus besonders günstigen Längsschnitten, in deren Ebene offenbar gerade die Durch- messer zweier Teilungsbündel zu liegen kommen, geht aber hervor, daß sich die zunächst längsgestellten Perineuriumfibrillen im Teilungs- winkel bogenförmig von einem Bündel auf das andere umschlagen. Das feinere Verhalten des Perineuriums an den Teilungswinkeln ist ja schließlich weniger von Wichtigkeit; die Hauptsache ist, daß die 386 Nervenfasern ohne weitere bindegewebige Trennung fest ineinander übergehen. Bündelspaltungen, wie sie häufig bei Gefriermikrotom-Längs- schnitten auftreten, bei denen die einzelnen Abzweigungen aber ihrer besonderen perineuralen Hülle entbehren, sind natürlich nicht als echte Teilungen anzusehen, sondern nur auf Längszerreißungen zurückzuführen. Wie schon oben erwähnt, nimmt SrtorreEu für jeden Nerven ein durchlaufend konstantes Querschnittsbild an, in welchem also jedes Bündel seine bestimmte topographische Lage besitzen und im ganzen Verlauf des Nerven beibehalten soll. — Diese Annahme hat, wie ge- sagt, nur an den Abgangsstellen von Seitenästen einige Berechtigung. — Bei der innigen Bündelverflechtung ist es ja unausbleiblich, daß sich das Querschnittsbild schon in kurzen Abständen ändern muß. Heıne- MANN erbrachte ja hierfür auch schon einen ziemlich eindeutigen Beweis, indem er am Mediamus in größeren Abständen Schnitte machte und die Bilder miteinander verglich. In ähnlicher Weise bin ich auch vorgegangen, nur habe ich noch kürzere Zwischenräume genommen und vor allem darauf geachtet, daß die Querschnitte zum Vergleich alle die gleiche Lage einnahmen. Ich habe dies in der Weise erreicht, daß ich z. B. beim Ulnaris vor der Auslösung aus dem Arm, nach seiner Freilegung, also noch ‚in situ“, die Volarseite durch verschiedene, oberflächlich quergespießte Steck- nadeln markierte. Sodann bettete ich Teilstücke des Nerven aus ganz bestimmten Höhen mitsamt je einer am oberen Ende vorhandenen Stecknadel nach entsprechender Vorbehandlung in Paraffin ein. Hierdurch war eine Verwechslung von zentralem mit peripherem Ende und Ulnar- mit Radialseite bei den betreffenden Nervenstücken ausgeschlossen. | Beim Vergleich der einzelnen Querschnitte zeigten sich schon bei einem Abstand von 1 cm wesentliche Unterschiede in der Bündel- _ zahl und -anordnung. Den ersten Querschnitt machte ich z. B. 1 em peripher vom Erbsenbein; an der diesem Schnitt entsprechenden Stelle beginnt ungefähr die Teilung des Nerven in seine Endäste. Es sind deshalb drei, bzw. vier gesonderte Bündel zu erkennen. Davon entspricht das eine Bündel dem Ramus digitalis proprius, der an der Außenseite des fünften Fingers verläuft. Zwei weitere Bündel fallen dem quergetroffenen Ramus digitalis communis zu, bei welchem schon an diesem Punkte eine Zweiteilung vorhanden ist, wie dies seiner 387 Gabelung für die Innenseite des fünften und die Außenseite des vierten Fingers entspricht. Der vierte Querschnitt gehört dem Ramus volaris profundus an. 1 cm weiter zentral, also in Höhe des Erbsenbeines, hat sich das Bild bereits geändert. Eine besondere Spaltung des Ramus digitalis communis ist hier nicht vorhanden. Es ist wohl noch eine Dreiteilung wahrzunehmen, wie sie den drei Endästen entspricht, jedoch hat sich die Zahl der Bündelquerschnitte von 26 auf 19 ver- kleinert. 3 cm weiter zentral ist auch diese Dreiteilung nicht mehr vorhanden, und die Bündelzahl hat sich wiederum geändert. Auch an weiter zentral gelegenen Schnitten konnte ich ähnliche Unterschiede beobachten. Es ist hiermit also auch mikroskopisch ein Nachweis der aus- siebigen Faserverflechtung im Nerven erbracht. Eine besondere Erwägung über die Bedeutung der beschriebenen Plexusbildung will ich hier nicht anstellen. Nur so viel möchte ich noch bemerken, daß nach den Erfahrungen bei partiellen Nerven- resektionen und bei Nervenpfropfungen die Annahme wohl berechtigt ist, daß der Hauptzweck des inneren Nervenplexus in einem Reiz- leitungsausgleich besteht, der sich den jeweiligen Leitungsverhält- nissen anpaßt. (Eingegangen am 21. August 1917.) Nachdruck verboten. Vorschläge zur Bezeichnung schräg im Körper liegender Ebenen und Linien. Von Lupwic GRÄPER. (Aus dem Anatomischen Institut Breslau.) Bei Vorlesungen über die verschiedensten Gebiete der Anatomie wird es schon mancher als Mangel empfunden haben, daß wir keine kurzen und anschaulichen Bezeichnungen für schräg im Körper liegende Ebenen und Linien besitzen. Es wird wohl niemand für leicht faßlich halten, wenn er den Studenten erklären muß, daß die Achse eines Rippengelenkes von vorn-oben-medial nach hinten-unten-lateral zieht, oder daß die Fläche des Trommelfelles nach vorn-unten-außen sieht. Umständlich ist es auch. wenn man bei einem rhachitischen Becken 388 die Diameter bezeichnen will, z. B.: die von rechts hinten nach links vorn ziehende Diameter ist verkürzt, die von links hinten nach rechts vorn ziehende verlängert. Noch komplizierter werden die Beschrei- bungen, wenn man die Ebenen bezeichnen will, in denen der sogen. obere oder der sogen. hintere Bogengang des Gleichgewichtsorganes liegt, und man ist beim Vortrag ordentlich erleichtert, wenn man mit leicht verständlichen Begriffen, wie frontal und sagittal, auskommt. Ich will nun im folgenden versuchen, für die verschiedenen Schrägen im Körper kurze, anschauliche und leicht zu merkende Bezeichnungen vorzuschlagen. Ich bin mir zwar bewußt, daß viele jede Vermehrung der so wie so reichlichen anatomischen Namen ablehnen werden, vielleicht aber empfinden andere in den Vorschlägen doch eine Er- leichterung und werden sich gelegentlich der Bezeichnungen bedienen. Symmetrische vertikale, d. h. der Körperachse parallele Ebenen, die von hinten außen nach vorn innen laufen, oder gleichverlaufende Linien in einer horizontalen Ebene könnte man als ‚„‚ventrikonvergens““ bezeichnen, weil sie nach der Bauchseite zu kielf6rmig zusammen- laufen. Umgekehrt würden nach der Rückenseite dachförmig zu- sammenlaufende Ebenen oder Linien ‚‚dorsokonvergens‘‘ heiben. Der sogen. obere Bogengang liegt also in dorsokonvergenter Ebene, der hintere in ventrikonvergenter. Für das anatomische und besonders das physiologische Verständnis wäre es sogar zweckmäßig, diese Be- zeichnungen in die anatomischen Namen aufzunehmen, die bei den Bogengängen schwankend und unklar sind. Man sollte den oberen ,,Canalis semicircularis dorsoconvergens“, den hinteren ,, ventri- convergens“, den lateralen wieder wie früher ‚horizontalis““ oder „transversalis““ nennen. Nun stelle man sich die beiden schrägen Durchmesser des Becken- einganges vor. Sie schneiden sich in der Mitte, und ihre beiden vor- deren Hälften würden dorsokonvergent, die hinteren ventrikonvergent sein. Es besteht aber das Bedürfnis, beide Durchmesser je als Ganzes zu bezeichnen. Hier gibt das vor dem Spieler liegende Schachbrett die Möglichkeit des Vergleiches. Seine von hinten links nach vorn rechts gezogene Diagonale geht nämlich durch schwarze Felder, die andere durch weiße. Man könnte also vergleichsweise von Diameter nigra und alba sprechen und für die Richtungen die Adjektiva ,,me- ladial“ und ‚„leukodial‘“ bilden als Abkürzungen von meladiagonalis und leucodiagonalis. Der Einführung dieser an sich klaren Bezeich- nungen dürfte allerdings die nicht allgemeine Kenntnis des Schach- 389 spiels entgegenstehen, und es ist vielleicht vorzuziehen, die Richtung der griechischen bzw. französischen Akzente zugrunde zu legen: Man würde also den von rechts vorn nach links hinten verlaufenden Durch- messer als ,,Diameter acuta‘“, den anderen als ‚Diameter gravis‘ bezeichnen und die entsprechenden Adjektiva nach dem Worte ,,dia- metralis‘‘ bilden: ,,acutometralis‘‘ und ,,gravimetralis“. Diese Ausdrücke, einmal eingebürgert, erleichtern gegenüber der bisherigen Ausdrucksweise die Vorstellung ganz besonders, denn die Richtung der Diameter gravis ist in dem eigenen Becken und in dem eines gegenüberstehenden Menschen die gleiche. Das Wort gibt sofort die richtige Vorstellung von der Lage in beiden Becken, während die bisher gebräuchliche Bezeichnung ‚die von vorn links nach hinten rechts ziehende Diameter‘‘ immer einen Denkvorgang erfordert, der noch dazu für das Becken eines gegenüberstehenden Menschen anders ist als für das eigene. Um ein weiteres Beispiel zu gebrauchen: Der Aortenbogen steht in akutometraler Ebene. Nun möchte man aber auch andere schiefe Ebenen bezeichnen können. Dazu bedient man sich am besten des Ausdrucks der Neigung. Eine Ebene ist nach der Richtung geneigt, nach der eine aufgesetzte Kugel laufen würde. ‚Declivis‘ heißt geneigt, und daher müßte die auf dem Zwerchfell aufliegende untere, nach vorn geneigte Fläche des Herzens als ‚prokliv‘‘ bezeichnet werden. Die BLUMENBAcH’Ssche Abdachung wäre ,,dorsokliv“‘, rückwärts geneigt. Der Plexus brachialis verläuft am Halse ‚laterokliv‘, und zwar der rechte ‚dextrokliv‘‘, der linke „lävokliv‘, nach der Seite, nach rechts bzw. links geneigt. ‚„„Mediokliv‘‘ wäre ein von der Seite nach medial geneigtes Gebilde. Die Beckenschaufeln wären ‚medioprokliv‘, die Herzachse ‚„lävo- prokliv“, nach vorn und links geneigt, die Unterfläche der Leber ‚‚dextro- prokliv“, das Trommelfell ,,mediodorsokliv‘‘, die Achse eines Rippen- gelenkes ,,laterodorsokliv™. Die vorgeschlagenen Ausdrücke sind kein klassisches Latein, sie haben aber als konventionelle Bildungen die Billigung eines Alt- pbilologen gefunden, für dessen Rat ich sehr dankbar bin, und viel- leicht werden sie von mancher Seite als zweckmäßig empfunden und benutzt oder durch bessere ersetzt. (Eingegangen am 13. August 1917.) 390 Bücherbesprechungen. Zur Geschichte der anatomischen Forschung an der Universität Rostock. Von Richard N. Wegner. Mit 32 Abb. i. T. u. auf 25 Tafeln. Wiesbaden, J. F. Berg- mann, 1917. (Anat. Hefte, I, 165. H., Bd. 55, H. 1.) 166 S. Preis 18 M. Dies auch in gesonderter Buchausgabe erschienene Heft ist für Anatomen wie für Historiker gleich interessant, sowohl für die Geschichte der deutschen Universitäten, wie für uns Anatomen für die Geschichte des anatomischen Unter- richts und der anatomischen Forschung. Rostock ist „bekanntlich“ — aber wohl nur wenigen Kollegen ist dies bisher wirklich bekannt gewesen! — eine der ältesten deutschen Universitäten; im Jahre 1919 kann sie die Feier des 500- jährigen Bestehens begehen! Die Werener’sche Arbeit ist also über unsere Spezialwissenschaft hinaus ein umfassendes Quellenwerk für die Entwickelung der Medizin in Mecklenburg und darüber hinaus für die Kulturgeschichte dieses Landes und Deutschlands überhaupt. Der frühe Aufschwung der Medizin in der alten Hansestadt Rostock gewinnt eine neuartige, bisher nicht beachtete Bedeutung. Wichtig erscheint der Einfluß der Niederländer im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts. Als diese Beziehungen sich durch die trennende Einwirkung des 30jährigen Krieges locker- ten, begannen lebhattere Beziehungen zu dem Norden, besonders Dänemark. Auch die Zeit des Niederganges in der Mitte des 18. Jahrhunderts und die Erneue- rung der Universität im Jahre 1789 wird geschildert, besonders an der Hand von Biographien hervorragender Gelehrter. Bilder von solchen, besonders Anatomen, bringt das Buch folgende: Janus ÜORNARIUS, JACOB BORDING, PIETER PAAw, JACOB SCHMIDT (FABRICIUS), SIMON PAULLI (später in Kopenhagen, — wohl Urahne unseres jetzt dort wirkenden Kollegen!?), STEPHAN SCHULTZ (SCHULTE- TUS), JOHANN GERDES, GEORG und GEORG CHRISTOPH DETHARDING, J. W. JosEPHI, K. Fr. QuITTEnBAUm, F. H. Stanntus, K. G. L. CH. BERGMANN, PH. J. WILHELM HENKE, FRIEDRICH MERKEL, ALBERT VON BRUNN, DIETRICH BARFURTH. Es wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn auch für andere anatomische Anstalten und Universitäten solche Abhandlungen geschrieben, vor allem die in den Bibliotheken schlummernden oder in den Korridoren, Vorsälen und Sitzungs- sälen der Universitätsgebäude hängenden Bildnisse alter Anatomen, vielfach — trotz abgeschmackter Haar- und Kleidertracht — Charakterköpfe ersten Ranges, einem größeren Kreise zugängig gemacht würden. Etwas mehr Geschichte der Anatomie könnte überhaupt nur von Nutzen sein, ebenso eine „vergleichende Anatomie‘ und ‚„Entwickelungsgeschichte‘’ der anatomischen Anstalten und ihrer Sammlungen! Über funktionelle Anpassung, ihre Grenzen, ihre Gesetze in ihrer Bedeutung für die Heilkunde von Willi G. Lange. Nach dem Tode des im Felde gefallenen Verfassers herausgegeben von Wilhelm Roux. Berlin. Julius Springer. 1917. VI, 64 S. 2 M. 40 Pfe. Vor seinem Abgange ins Feld (Rumänien) hatte Verf. diese Abhandlung mit dem Wunsche baldiger Veröffentlichung an Roux gesandt, der außerdem 31 die Hinweise auf seine Arbeiten einfügen sollte. Dies ist in Form von Einschal-- tungen in Klammern geschehen. Bald darauf kam die Nachricht von dem jähen Tode des Verf. (Fleckfieber). Die Abhandlung bearbeitet drei verschiedene Gebiete: die gestaltende funktionelle Anpassung der Gewebe, die Anpassung an bakterielle, inkretorische und anorganische Gifte, sowie die Anpassungsvorgänge der Heilung von Sub- stanzverlusten und von Wärmeverlusten, — alles in eigener Auffassung. Außerdem weist Verf. auf weitere Arbeiten hin, die sich fast vollendet in seinem Nachlaß vorgefunden haben und hoffentlich noch veröffentlicht werden. Vor allem ist die vorliegende Arbeit von entscheidender Bedeutung für die Orthopädie, die jetzt beider Nachbehandlung von vielen Tausenden von Kriegs- verletzten eine so hervorragende Rolle spielt. Im Interesse dieser bisher mehr empirisch begründeten Wissenschaft liegt es, so sagt Roux mit Recht, wenn ein anderer, gleich dem Verstorbenen theoretisch und praktisch veranlagter Arzt die Arbeiten fortsetzte, die Lehre von der funktionellen Anpassung, auch auf ex- perimentellem Wege, kausal-analytisch weiterführte, um die so gewonnene Einsicht der Praxis nutzbar zu machen. Dies wäre eine Aufgabe der zu wünschenden Forschungsanstalt tür Entwickelungsmechanik des Menschen und der Säugetiere. Ein Studium der LanGe’schen Abhandlung kann den Theoretikern wie Praktikern nur dringend empfohlen werden. Anatomie für Künstler. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Anatomie, Mechanik Mimik und Proportionslehre des menschlichen Körpers von August von Froriep. Mit Lichtdrucktafel, zahlreichen Abbildungen im Text und Atlas von 38 Tafeln in Holzschnitt und teilweise in Doppeldruck, gezeichnet von RıcHa&ßD HELMERT. 5., mit der 3. und 4. übereinstimmende Auflage. Leipzig, Joh. Ambros. Barth. 1917. 4%. 134 S. Preis geb. 12 M. Das seit Jahrzehnten rühmlichst bekannte Werk von FRorRIEP hat jetzt die 5. Auflage erreicht, die mit den beiden vorigen übereinstimmt. Die Dar- stellung im Text und die Abbildungen waren so vorzüglich, daß eine „Ver- besserung“ kaum möglich erschien. Obwohl nur für Künstler bestimmt, kann das Buch auch für andere medizinische Laien als sehr geeignet zum Studium der Anatomie bezeichnet werden, aber selbst der Anatom wird aus ihm, be- sonders in der Proportionslehre, manches lernen können! Die Sprache ist klar und auch für Nichtmediziner verständlich, die zahlreichen Abbildungen sind ebenso deutlich und anatomisch richtig wie künstlerisch ansprechend... Ihre Wiedergabe ist ausgezeichnet. Der Preis des Werkes ist niedrig. (Zur Besprechung eingegangen und besprochen am 6, Okt, 1917.) Blut und Pigmente. Gesammelte Abhandlungen, mit Zusätzen versehen, von E. Neumann. Mit 4 Taf. u. 1 Abb. i. T. Jena, Gustav Fischer. 1917. VI, 467 S. 14 M. Der jetzt im 84. Lebensjahre stehende berühmte Königsberger pathologische Anatom bringt hier seine Abhandlungen über Blut und Pigment, die er in einem Zeitraum von über einem halben Jahrhundert in einer großen Anzahl von Zeit- schriften hat erscheinen lassen, gesammelt und mit Zusätzen, z. T. verbessernder - 392 Art, versehen, zum Abdruck. Alle Arbeiter auf diesem Gebiet werden das dem Verfasser und dem Verlage danken, denn die Zeitschriften sind inzwischen z. T. eingegangen, jedenfalls die Arbeiten NEUMANNS schwer oder gar nicht zu finden. An dem Text der zeitlich geordneten Aufsätze ist, abgesehen von einigen formalen Abweichungen, nichts geändert worden. Dagegen hat Verfasser Zusätze hinzugefügt, die auf Angaben späterer Untersucher Bezug nehmen und seine jetzige Stellung zu den behandelten Fragen zeigen sollen. Die polemischen Artikel hat Verfasser fortgelassen. Der Inhalt des stattlichen Werkes umfaßt 38 Abhandlungen, davon 27 über das Blut, 11 über Pigmente, der Anhang bringt Zusätze zu 12 Aufsätzen. Wir können uns nur dem Wunsche des Nestors auf diesen Gebieten an- schließen, daß die Sammlung z. T. längst vergessener Arbeiten dazu beitragen möge, die hier seit langer Zeit geführten Kämpfe und bestehenden Verwirrungen der Klärung und Verständigung entgegenzuführen! Die Ausstattung des Werkes (Lithographien von Wesser in Jena) ist aus- gezeichnet, der Preis mäßig. B. Berichtigung. Der zu Nr. 13/14 gehörige Literaturbogen ist irrtümlich als I. be- zeichnet und mit den Seitenzahlen 1—16 versehen worden. Da Bogen I mit den Seiten 1—16 bereits mit Nr. 6/7 des laufenden Bandes erschienen ist, hätte der zu Nr. 13/14 gehörige als Bogen II mit den Seitenzahlen 17—32 bezeichnet werden müssen. Personalia. Tübingen. Professor Dr. Aucust v. Frorıep ist am 11. Oktober im 69. Lebensjahre gestorben. Nachruf folgt. Leipzig. Professor Hans Hetp hat einen Ruf nach Innsbruck an Stelle von Fick abgelehnt, weil er in Leipzig zum Ordinarius für Histologie ernannt wurde. Privatdozent Dr. FELıx SIEGLBAUER ist als Ordinarius nach Inns- bruck berufen worden. Abgeschlossen am 24. Oktober 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie, Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von 6ustav Fischer in Jena. Der ,,Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. >= 24. November 1917. x No. 16. Aufsätze. In#aLt. A. M. Frederikse, Der Zusammenhang zwischen Mitochondrien und Bindegewebsfibrillen. Mit 3 Abbildungen. S. 393—400, — Otto Aichel, Zur Frage der Konkreszenzhypothese. S. 400—406. — R. Fick, Zur Frage der Nervenversorgung des M. sternalis. S. 406—410. — Martin Heidenhain, August von Froriep +. Mit Bildnis. S. 410—424. Biicherbesprechungen. FRIEDRICH MAURER, S. 424. Aufsätze. Nachdruck verboten. Der Zusammenhang zwischen Mitochondrien und Bindegewebs- fibrillen. Von A. M. FRrEDERIKSE. Mit 3 Abbildungen. Wenn wir uns in der Literatur der Mitochondrienfrage umsehen, kommen wir zu der Entdeckung, daß man darüber nicht nur ver- schiedener Meinung ist, was ja schließlich bei jeder Frage der Fall ist, die von mehreren Untersuchern bearbeitet wird, doch daß man sich sogar sehr darüber erregt und daß man deshalb auf der einen Seite begeisterte Verteidiger findet gegenüber heftigen Bestreitern auf der anderen Seite. Liest man die Meinung von Mrves, DUESBERG u. a., dann findet man neben sehr viel Interessantem, das jedoch nicht immer ebenso überzeugend ist, auch hin und wieder eine Be- hauptung ohne genügende Beweisgründe angenommen. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 26 394 Andererseits wird die Mitochondrienlehre auf die heftigste Weise angegriffen und ihre Gegner können nur wenig Gutes an ihr entdecken (vgl. R. Rerzıus, Archiv für mikr. Anat. Bd. 84): „Ich halte infolgedessen an meiner früheren Darstellung hin- sichtlich der Protoplasmastruktur fest .... Dagegen steht die neue, hin und herschwankende und unklare Mitochondrien-Plastosomen- lehre nach der oben gegebenen Beleuchtung auf einem sehr unsicheren Boden“ (8. 203). Der größte Vorwurf, den G. Rerzıus der Mitochondrienlehre macht, ist der, daß sie nicht neu sein solle. Nun ist es allerdings wahr, daß von ungefähr allen Untersuchern allerlei Körnchen, Granula usw. in der Zelle beschrieben und ab- gebildet worden sind und es ist sehr wahrscheinlich, daß die Mehr- zahl der Untersuchenden auch wohl die Mitochondrien gesehen hat, u. a. FLEMMING, FR. BoLL, ALTMANN usw. Daß ihre Beschreibungen voneinander abweichen, scheint mir erklärlieh aus den verschiedenen Untersuchungsgegenständen und verschiedenen Methoden der Fixation, Färbung oder Bestudierung in Vivo. Wahrscheinlich haben einige dieser Untersucher die Mitochon- drien in der lebenden Zelle beobachtet, wie man stark nach dem Lesen des Werkes von Fr. Bott und FLEMMING vermutet, die lebende Bindegewebe untersuchten, das mit ‘dem übereinstimmt, was T. TERNI darüber mitteilte. (Dimostrazione di condrioconti nel vivente. Anat. Anz. Bd. 44, 1912.) Es ergibt sich demnach, daß man Rerzıus zugeben muß: vom morphologischen Standpunkt betrachtet hat die Mitochondrienlehre nichts Neues gebracht. Das Neue in dieser Lehre liegt indessen auf physiologischem Gebiet, worüber hier weiter unten gehandelt wird. Mehrere Untersucher, Rerzıus gehört auch zu ihnen, stellen die Sache so vor, als ob die Mitochondrienlehre eine neue Lehre von der Protoplasmastruktur sei. Das ist nach meiner Meinung gänzlich unrichtig; die Mitochon- drien sind nur in so kleiner Anzahl anwesend, daß sie die Struktur des Protoplasmas niemals bestimmen können. Man muß sie als in das Protoplasma eingebettet auffassen, serade so wie andere Granula oder Fibrillen in der Zelle liegen. Was nun die physiologische Bedeutung der Mitochondrien be- trifft, so sollte diese in der Tatsache bestehen, daß die Mitochondrien 395 sehr verschiedene Zellbestandteile in der erwachsenen Zelle bilden würden, alle Verschiedenheiten, wie Fibrillen (Muskelzelle, DuEsBErg; Bindegewebezelle, Meves; Nervenzelle, Hoven) und Granula (Fett- zelle, DUBREUIL; Niere, REGAUD usw.). Dies mag nun für die Muskelzelle von DUESBERG ziemlich sicher dargetan sein; für die Bindegewebezelle kann man dasselbe nach den Untersuchungen von Meves nicht sagen, obwohl Mxvzs den Übergang von Mitochondrien zu Bindegewebefibrillen wahrschein- lieh machte, indem er bewies, daß von früheren zu späteren Stadien die Menge der Mitochondrien abnahm, die Fibrillenanzahl jedoch zunahm, so konnte er trotzdem einen direkten Zusammenhang zwischen Mitochondrien und Fibrillen nirgends aufzeigen. Romets (Anat. Anz. Bd. 45) beweist nichts mehr als Mrvzs, betreffend die gemeinte Funktion der Mitochondrien, auch wird die Schlußfolgerung hier noch dadurch erschwert, daß bereits gebildete Fibrillen in das Regenerat einwuchsen. Dagegen ist das von ihm beobachtete Aneinanderreihen der Plasto- somen sehr interessant (siehe seine Abbildung 6). Ich kann seine Wahrnehmung durchaus bestätigen, da ich das gleiche Bild wieder- holt in meinen Präparaten fand. Merves versucht nun die Tatsache, daß er nirgends einen direkten Übergang von Mitochondrien in Bindegewebefibrillen aufzeigen konnte, durch die andere Tatsache zu erklären, daß zwischen den Chondriosomen, die sich mit Eisenhämatoxyline färbten, und den Bindegewebsfibrillen, die sich mit Fuchsin färben ließen, ein Stadium vorkommen solle, in welchem sie sich weder mit Fuchsin noch mit Eisenhämatoxylin färbten. Als Meves das Epizellulärwerden der Mitochondrien beobachtete, - war er von ihrer Funktion noch mehr überzeugt, denn, so fragte er sich, warum werden sie sonst epizellulär ? Nun ist der Umstand, daß die Mitochondrien epizellulär werden, wirklich ein weiteres Argument für den Gedankengang von Meves, beweisen kann diese Tatsache indessen nichts. Wer eine andere Theorie verteidigt, könnte diese Tatsache ganz anders erklären. Das von Meves gewählte Objekt war nicht so besonders günstig. Er untersuchte hauptsächlich die Sehnen in dem embryonalen Hühner- fuß; die Zellen liegen hier häufig an einer oder mehreren Seiten an- einander, wie dies auch in den Abbildungen bei Mevzs sehr deutlich 26* 396 zu sehen ist, was die Deutung der mikroskopischen Bilder sehr schwie- rig macht. Als ich mich damit beschäftigte, zu versuchen, den Zusammen- hang zwischen den Mitochondrien und den Bindegewebsfibrillen darzutun, habe ich denn auch nicht die Verhältnisse in den Sehnen studiert, sondern das Bindegewebe zwischen den Muskelgruppen und um die Gefäße und in dem Bindegewebe unter der Haut, wo dieses lose Maschen hat. Nun stört beinahe niemals mehr das sich Berühren der Binde- gewebszellen, diese liegen gänzlich voneinander frei. Ich färbte entsprechend der Methode ALTMANN-SCHRIDDE und fixierte in den meisten Fällen auch nach dieser Methode. Ich fand jedoch, daß die Fixierungsmethode von BENDA, besonders auch bei Tritonlarven, ausgezeichnete Ergebnisse lieferte. War nun mit Säurefuchsin-Anilinwasser gefärbt und in alkoholischer Pikrinsäure- auflösung differenziert worden, dann wurde das Präparat in eine sehr verdünnte Auflösung von Hämatoxyline-Hrıp in Alkohol von 70% (+1:2%0) gebracht; diese wurde auf dem Wasserbad schwach erwärmt gehalten. Man bringt die Präparate nur für sehr kurze Zeit in diese Auflösung, weil die Bindegewebsfibrillen sich augenblicklich färben und bei einem auch nur etwas längeren Verbleib darin sich auch andere Zellenbestandteile färben. Für die Verdünnung und Er- wärmung ist es unnötig, einen bestimmten Grad anzugeben. Man versucht so lange, bis man ein Maß gefunden hat, daß die Fibrillen sich gerade färben bei möglichst kurzem Eintauchen und sofortigem Abspülen in Wasser. Die Färbungen treten nämlich verschieden schnell ein bei Präparaten von verschiedenen Tiersorten und bei ver- schiedener Fixation. Man muß eine alte, gut gereifte Auflösung neh- “ men; Dr. v. HERWERDEN in Utrecht war so liebenswürdig, mir eine solche Auflösung zu senden, wofür ich ihr bestens danke. Betreffend das Vorkommen und die Verbreitung der Mitochon- drien kann ich durchaus auf das verweisen, was Meves darüber mit- teilt und abbildet, da meine Präparate ganz mit seinen Zeichnungen und ihrer Beschreibung übereinstimmen. In den nach dieser ersten Methode behandelten Präparaten färben die Mitochondrien sich rot, das Protoplasma wird schwach gelb und die Bindegewebsfibrillen nehmen eine lila bis blaue Farbe an. Ein Nachteil für die Deutlichkeit der Präparate ist indessen der Umstand, daß die Mitochondrien oft eine etwas bläuliche Neben- 397 färbung erhalten haben. Bei sehr genauer Färbung kann man aber Präparate erzielen, auf denen man Flecken findet, welche einen sehr deutlichen Farbenunterschied aufweisen. Namentlich gelingt dies bei Präparaten von Triton nach genügender Übung beinahe stets. Bei den Präparaten vom Hühnerembryo sind die Unterschiede fast nie- mals so deutlich wie bei denen von Triton. Man sieht von epizellulär liegenden Mitochondrien dünne Fibrillen ausgehen, die oft erst in einiger Entfernung von der Zelle die lila Farbe des Hämatoxyline-HrLp annehmen; zwischen den roten Mitochon- Abb. 1. Abb. 2. Abh. 3. Abb. 1 u. 2. Bindegewebszellen, Tritonlarve. Abb. 3. Bindegewebszellen, Hühnerembryo. Vergr. 1000 x. Fixation Benpa. Färbung 1 u. 2 Artmann-Schrivpe Novi-Naphtol B. Färbung 3 ALTMAnNn-ScHRIDDE Hämatin-Heı». drien und der blaugefärbten Fibrille sieht man einen Teil, der all- mählich von Rot dicht bei dem Körnehen in das Blau der weiteren Fibrillen übergeht. Man sieht demnach ziemlich häufig in einem Präparat einen langsamen Farbenübergang von Mitochondrien zur Fibrille. Das gleiche läßt sich beim Übergang von Mitochondrien zu den Pigmentgranula bei Triton beobachten. Zuerst sieht man die großen roten, runden Mitochondrien, dann werden sie dunkler — jedoch unter Beibehaltung ihrer roten Neben- farbe — und dieses geht in weiteren Stadien so fort, bis die Körnchen schließlich die Pigmentfarbe angenommen haben. Nun wird man mir entgegnen und als Nachteil dieser Methode auf den Umstand hinweisen, daß nicht überall ein scharfer Unter- schied in der Färbung zwischen den Fibrillen und den Mitochondrien 398 besteht; man wird aber, da diese zwei verschiedene Stadien ein und derselben Differenziation darstellen, alle möglichen Übergänge in der Färbung von rot bis blau finden und dieser allmahliche Übergang der Färbung ist für mich erst recht ein Beweis für den Übergang der Mitochondrien in Bindegewebsfibrillen. Auch bin ich der Meinung, daß man mit anderen Färbungen — wenn auch in anderem Maße — die gleiche Tatsache wahrnehmen wird, da ein Farbstoff, der einige Affinität für die gerade erst ge- bildete Bindegewebsfibrillen besitzt, diese auch wohl, obgleich in anderem Maße, für die Mitochondrien besitzen wird, woraus sie ent- steht. Oft beobachtet man bei der Fibrillenbildung diese Form —_-——-——-, wobei die dünnen Striche soeben entstandene Fibrillen vorstellen, die hellblau bis violett sind, während dazwischen die roten Mitochondrien liegen. Eine andere beachtenswerte Tatsache, die sich auch in obiger schematischer Abbildung äußert, ist, daß die soeben entstandene Fibrille dünner ist als die Mitochondrie, mit der sie im Zusammen- hang steht. Mitunter scheint es, als ob Mitochondrien außerhalb der Zelle liegen. Doch dies ist nur scheinbar der Fall. Dies liegt m. E. daran, daß die Mitochondrien gerade am äußersten Ende. der Zelle, wo sich viele Fibrillen bilden, von der Zelle abgeschnitten sind und der Rest der Zelle nicht im Präparat liest, oder auch wohl daran, daß das äußerste Ende der Zelle von einem sehr dünnen Ausläufer gebildet wird, den man beinahe nicht sieht. Um derartigen Irrtümern vorzubeugen, die Anlaß zu der An- nahme geben könnten, daß die Fibrillen außerhalb der Zelle gebildet würden, ist es gut, die Präparate nach und nach mit jedem der ver- schiedenen verwendeten Farbstoffe zu stark zu färben und diese mit den gutgefärbten zu vergleichen. Auch ist die Bemerkung nicht überflüssig, das man nur frischgefärbte Präparate studiere und aus- schließlich bei sehr hellem Licht mikroskopiere. Nach dieser Methode zum Beweise des Zusammenhanges von Mitochondrien und Bindegewebsfibrillen ist es mir gelungen, das- selbe auf einfachere und bequemere Weise zu erreichen: Die Präparate wurden auch nach der Methode ALTMANN-SCHRIDDH oder Brnpa fixiert und darauf mit Anilinwasser-Säurefuchsin ge- färbt unter Erwärmung, und danach mit einem Gemisch gefärbt, bestehend aus 9 Teilen gesättigter Pikrinsäureauflösung und 1 Teil 399 einer Auflösung von 1 Gramm Naphtol-Schwarz-B auf 80 Teile Wasser und 20 Teile Glyzerin. Die Mitochondrien färben sich nun Rot, die Bindegewebsfibrillen blau, und zwar stärker wie mit Himatoxyline-Hrtp. Zwischen die Färbung mit Anilin-Säurefuchsin und mit Naphtol-Schwarz-B muß man meistens eine Entfärbung in AuTMANN’schen pikrinsaurem Alkohol einfügen, da das Präparat sonst als Ganzes rot gefärbt bleibt. Die Differenziation darf jedoch nicht ganz und gar durchgeführt werden, da das Präparat noch Säurefuchsin in den folgenden Farb- stoff verliert. Die Färbung mit Naphtol-Schwarz-B ist mit einer kleinen Abweichung die gleiche wie die Bindegewebsfibrillenfärbung von Fr. Curtis (Méthode de coloration élective du tissu conjonctif. C. R. Soc. de Biologie T. LVIII, 5. 1033, 1905). Diese Methode liefert deutlichere Ergebnisse als die vorige. Ich bin überzeugt, daß jeder, der auf die eine oder andere der hier oben angegebenen Weisen dergleichen Präparate färbt, mit mir an- nimmt, daß die Mitochondrien in den Fibroblasten ein früheres Stadium der Bindegewebsfibrillen vorstellen. Die Tatsachen, aus denen dies erhellt, sind: 1. Die von MEvzs aufgezeigte Verminderung der Mitochondrien bei gleichzeitiger Vermehrung der Bindegewebsfibrillen. . Der direkte Zusammenhang von Mitochondrien und Binde- gewebsfibrillen, wie aus dem oben Dargestellten erhellt. 3. Der an manchen Stellen des Präparates deutliche Färbungs- übergang von Mitochondrien zu Bindegewebsfibrillen (be- sonders beim Präparat vom Hühnerembryo). Man braucht nun nicht, wie Meves es bei seiner Methode tun mußte, erst eine Färbung der Mitochondrien anzunehmen mit dem einen Farbstoff, dann eine chemische Veränderung, infolge deren die Mitochondrienfibrillen sich mit keinem einzigen Farbstoff färben lassen, dann wieder eine chemische Veränderung, die zur Folge hat, daß die Fibrillen sich mit den für sie verwendbaren Farbstoffen färben, doch man sieht die verschiedenen Stadien vor sich, die sich zuweilen durch verschiedene Farbenübergänge kennbar machen, aber in jedem Falle die Fibrillen in direkter Verbindung mit den Mitochondrien. Zuidwolde (Drenthe), Holland, Mai 1917. (Eingegangen am 2. August 1917.) bo 400 Nachdruck verboten. Zur Frage der Konkreszenzhypothese. Von Orro Aıchzr, Kiel. In Nr. 5 dieses Bandes habe ich die Frage aufgeworfen, ob Konkreszenz als Faktor bei der phylogenetischen Umwandlung der Zahnform sichergestellt ist. i Die Erörterung dieser Frage erschien nötig angesichts der Tat- sache, daß manche Forscher die Konkreszenzhypothese nicht lediglich als Arbeitshypothese, sondern als völlig sicherbegründete Theorie benutzen und den Standpunkt einnehmen, die prinzipiellen Gegner der Lehre seien heute verpflichtet, den Gegenbeweis zu erbringen, falls sie an ihr zweifelten. Zu meinen Ausführungen nimmt ADLOFF in Nr. 11 dieses Bandes Stellung. An anderem Ort hatte ApLor¥ schon meine Ansichten über diese Hypothese bekämpft (Zahnärztliche Rundschau Nr. 36, 1916). Dort sagte er zur Frage, ob Verschmelzungsvorgängen für die Entwickelung der Zahnform eine Rolle zukommt: „Dieser Nachweis ist erbracht“. Demgegenüber gibt ADLorF in Nr. 11 dieses Bandes zu, daß auch eine andere Deutung derjenigen Befunde möglich ist, welche als Zahn- anlagen angesehen werden und als Beweise für die Konkreszenz- hypothese gelten; er „glaube aber, daß letztere Deutung die weitaus wahrscheinlichere ist“. ADLorr sagt: „mit Anerkennung der prälak- tealen Dentition muß meines Erachtens nach aber die Berechnen: der Konkreszenztheorie zugegeben werden“.t) Mit den Einschränkungen ‚ich glaube‘ und ,,meines Erachtens nach hat ApLorr den schroffen Standpunkt verlassen, daß die Konkreszenzhypothese sich auf Tatsachen stütze, folgeriehtig muß zugegeben werden, daß man nicht von einer ‚‚Konkreszenztheorie‘‘, sondern nur von einer ,,Konkreszenzhypothese“ sprechen darf. Hiermit ware der Zweck meiner Ausführungen in Nr. 5 erreicht; zur Klärung der Streitfragen seien noch kurz einige Punkte hervor- gehoben. 1) Die prälakteale Dentition ist aber nicht allgemein anerkannt! 401 ApLOFF sagt am Schluß seiner Entgegnung: „Theoretische Anzweiflungen und Erörterungen, zumal sie nichts Neues bringen, können ein Problem gewiß nicht fördern.‘‘ In meinen Arbeiten über das Problem der Entstehung der Zahnform (Arch. f. Anat. u. Phys. 1915. Suppl. — Zeitschr. f. Morph. u. Anthr. 1917) habe ich das Problem auf Grund neuer Befunde von einer neuen Seite beleuchtet. Unter anderen Forschern beteiligte sich ApLorF sofort lebhaft an der Diskus- sion. Auf die Diskussion wirkte hemmend ein, daß alte, festgewurzelte, aber durchaus unbewiesene Annahmen dem Leser als sicher bewiesene Tatsachen vorgeführt werden. Eine kurze Zusammenstellung dieser „Tatsachen“, welche die Konkreszenzhypothese ‚beweisen‘ sollen, war also dringend geboten; über diese wird sich der Leser nunmehr leicht ein Urteil bilden können. Hierin erblicke ich eine wesentliche Förderung der Klarstellung des Problems. ApıorFr hält nochmals aufrecht, daß die nicht so sehr selten zu beobachtenden Verschmelzungen benachbarter Milchzähne eine Re- miniszenz an ähnliche Ereignisse in der Stammesgeschichte bedeuten könnten; mein Vergleich dieser Verwachsungen der Zähne mit solchen der Finger und die gefolgerten Schlüsse seien nach keiner Richtung hin zutreffend; ich soll offenbar das Wesentliche seiner Ausführungen nicht verstanden haben. Zwei Punkte führt ADLoFF an, welche den atypischen Verwachsungen der Milchzähne eine besondere Bedeutung verleihen sollen: erstens sei das Milchgebiß primitiver als das bleibende, zweitens kämen Zahnverschmelzungen im Milchgebiß häufiger als in der bleibenden Zahnreihe vor. Die Behauptung, das Milchgebiß sei primitiver als das bleibende, ist eine weit verbreitete Ansicht, aber doch nur eine Hypothese, gegen die gewichtige Einwände er- hoben werden können und erhoben sind; die Akten über die Primi- tivitat des Milchgebisses sind nicht geschlossen. ‚Finden sich ver- wachsene Zähne im Milchgebiß häufiger als im bleibenden, so ferdert diese Tatsache zunächst nur auf, die mögliche Ursache für das häufigere Auftreten dieser Entwickelungshemmung im Milchgebiß klarzulegen. Am nächsten liegt die Annahme, daß Platzmangel im Kiefer die atypischen Verwachsungen veranlaßt. Ist dem so, dann müßten die räumlichen Verhältnisse für die Entwickelung des Milchgebisses ungünstiger liegen als für das bleibende. Platzmangel im Kiefer wird nun allgemein auf Kieferverkürzung zurückgeführt. Die Kiefer- länge ist abhängig von der Gestalt und Größe der Gehirnkapsel und von ihrer primären Lage zum Gesichtsschädel (Richtung der am Kiefer 402 inserierenden Muskulatur), abgesehen davon, daß selbstverständlich mit Größenvarlation des Kiefers in vielen Fällen zu rechnen ist, für die eine mechanische Ursache nicht erkennbar ist. Da nun der Ge- hirnschädel in der Zeit der Entwickelung und der Funktion des Milch- gebisses gegenüber dem Gesichtsschädel viel größer ist als später, zur Zeit der Entwickelung und Funktion des bleibenden Gebisses, so erklärt sich, daß der jugendliche Kiefer entsprechend der Richtung der Trajektorien nicht nur absolut, sondern auch relativ kürzer ist als der Kiefer des Erwachsenen. Tritt durch Vererbung ein Miß- verhältnis zwischen Kieferlänge und Zahngröße auf, so muß mithin Raummangel für das sich entwickelnde Milchgebiß häufiger vorhanden sein als für die bleibende Zahnreihe. Hierdurch erklärt sich, daß im Milchgebiß öfter Verwachsung von Zähnen beobachtet wird als im bleibenden. Keinesfalls berechtigt die Beobachtung ontogenetischer Ver- wachsung benachbarter Organe (seien es Zähne, Finger oder ganze Extremitäten) zu Schlüssen über Vorgänge in der Phylogenie. Ver- wachsungen von Organen sind atypische Vorgänge, die auf die Stam- mesgeschichte ebensowenig Licht zu werfen vermögen wie die Beob- achtung, daß “ganze Individuen atypischerweise Verschmelzung eingehen können (verwachsene Zwillinge). Wenn ADLOoFF sagt, er wüßte nicht, daß sich gegen seine Deutung der Zahnverwachsung im Milchgebiß ‚irgendwelche Einwendungen machen ließen‘, so sollte demgegenüber festgestellt werden. daß dies allerdings der Fall ist. In der Frage, ob die Befunde von Wırson und Hut als Beweise für das Zurechtbestehen der Konkreszenzhypothese angesehen werden dürfen, hebt Apuorr hervor, die als Zahnkeime angesprochenen Gebilde lägen noch innerhalb der Zahnleiste, nicht, wie von mir an- gegeben sei, in der Schmelzpulpa derjenigen Zahnkeime, welche kurze Zeit zur Funktion gelangen. Die Sachlage ist folgende: Im jüngeren Stadium ‚Delta‘ liegen sie ,,imbedded in the neck of the dental lamina, at its junction with the enemal-organ“ ; im älteren Stadium „Beta“ liegen sie innerhalb der Schmelzpulpa oder an ihrem Rande. Wırson und Hint setzen breit auseinander, daß die Gebilde durch Einstülpung des äußeren Schmelzepithels an diese Stelle gelangen müßten; die enorme Vergrößerung der Schmelzpulpa gäbe die Ursache hierfür ab, theoretisch lägen sie also außerhalb der Schmelzpulpa: ,,we find that, although the nodules may appear to be included within the large enamel-organs, they are really morpho- 403 logically outside of them“. Die Lagerung innerhalb der Schmelz- pulpa ist mithin erklärungsbedürftig; berücksichtigt man ferner, daß das Untersuchungsmaterial sehr gering war, daß Ornithorhynchus in der 'lierreihe eine Sonderstellung einnimmt, so wird man verall- gemeinernde Schlußfolgerungen aus diesen Befunden nur mit Vorsicht aufnehmen. Pouzron fand schon Zellstränge in der Schmelzpulpa, die von dem inneren Schmelzepithel ausgehen. Wirson und Hırı glauben eine Beziehung aller ihrer Zellnester zu diesen Strängen ausschließen zu können; ob dies für die Gesamtheit der Fälle wirklich zutrifft, dürfte sich nur an größerem Material entscheiden lassen. Schlußfolgerungen, die auf der Anzahl der aufgefundenen Epithel- nester aufgebaut sind, dürften daher zunächst nur mit Vorbehalt entgegenzunehmen sein. Schließlich ist noch zweifelhaft, zu welcher Dentition die Gebilde zu rechnen sind; Wırson und Hui halten sie für die zurückgebildete erste Dentition der Molaren, Aptorr ist anderer Ansicht. Bei Berücksichtigung aller dieser Streitfragen darf aber (im Hinblick auf die Konkreszenzhypothese) nicht vergessen werden, daß diese Fragen nur Vorfragen darstellen. Selbst wenn bei der Gesamtheit der fraglichen Gebilde die Zahnkeimnatur sichergestellt wäre, sind sie doch noch nicht in der Lage, zu „beweisen“, daß die Konkreszenzhypothese zu Recht besteht. Nur Vermutungen stehen wir gegenüber; ist doch und wird die Gestalt des Vorgängers der funktionierenden Zähne, dessen Überreste die Gebilde darstellen sollen, unbekannt bleiben, auch gelangte eine Verschmelzung dieser Gebilde in der Ontogenese nicht zur Beobachtung. Eine Unbekannte soll also eine andere Unbekannte erklären. ADLOFF gibt zu, „daß der Nachweis von Verschmelzungen hintereinander liegender Zähne bisher nicht so erbracht ist wie der nebeneinander liegender Zähne verschiedener Dentitionen‘. Dies ist nicht richtig. Lediglich Verschmelzungen zwischen Zähnen einer und derselben Dentition kennen wir! Verschmelzung zwischen Zähnen des Milchgebisses und der bleibenden Zahnreihe sind nicht bekannt. Die Existenz einer prälaktealen Dentition ist aber umstritten und die als Zahnkeime zweifellosen Zahnrudimente, die ihr zugerechnet werden, gehen keine Verschmelzung mit anderen Zähnen ein; sie besitzen ontogenetisch lediglich Lagerungsbeziehungen zur Umgebung, die über Konkreszenz gar nichts aussagen. Wie kann man da von „Nachweisen‘“ sprechen ? 404 Übereinstimmend mit dem Befunde bei Ornithorhynchus (jüngeres Stadium Delta) fand ApDLorr rudimentäre Zahnanlagen bei Nage- tieren in der Zahnleiste dicht über dem Schmelzorgan. Es handelt sich um die rudimentären ersten Schneidezihne. In diesem Fall konnte natürlich der Befund nicht als Stütze für die Konkreszenz- hypothese herangezogen werden. Bei Ornithorhynchus aber soll der entsprechende Befund durchaus als ‚Beweis‘ gelten müssen, lediglich weil der Lage nach auf einen funktionierenden Zahn mehr als ein sogen. Rudiment entfällt, obwohl dieser Befund auch eine andere Erklärungsmöglichkeit zuläßt! Meine kritischen Bemerkungen zu den ,, Nachweisen‘‘, die ADLOFF selbst für die Existenz einer Konkreszenz in transversaler Richtung beibringt, berücksichtigt der Autor möglichst wenig. Auch für die von ApLoFrF beigebrachten Befunde gilt zunächst, daß selbst der einwandfrei erbrachte Nachweis von Zahnrudimenten in der Umgebung der Zahnkeime funktionierender Zähne und lokale Be- ziehungen zwischen beiden durchaus nicht berechtigt, auf Konkreszenz zu schließen, und zwar weder auf ontogenetische noch auf phylo- genetische Konkreszenz. Nur der Nachweis einer tatsächlich im onto- genetischen Entwickelungsgang sich vollziehenden Konkreszenz zweier oder mehrerer Zahnkeime zu einem Zahn würde phylogenetische Schlüsse zulassen. Diesen Nachweis haben verschiedene Forscher zu erbringen versucht, bisher aber erfolglos. Die Hypothese einer prälaktealen Dentition und die Hypothese der Konkreszenz wider- sprechen sich gewiß nicht, aber die eine kann unmöglich die andere „beweisen“. Ob nun die von ADLorF gegebene Rekonstruktion seiner Serie von Spermophilus (vergl. 8. 102, 108 u. 104 dieses Bandes) dadurch gewinnt, daß Antorr die Anlage des sogen. Zahnkeimes PZA| von Schnitt z bis Schnitt & gerechnet haben will, möge der Leser ent- scheiden. Zu bedenken ist, daß auch die in der Serie folgenden Schnitte i, k, A, p ganz entsprechende Unregelmäßigkeiten aufweisen wie die Schitte z bis &, im besonderen entspricht Schnitt k den Schnitten z und e. Das also in Wirklichkeit ganz unregelmäßig gestaltete, gelappte Gebilde kann ich unmöglich mit einem Zahnkeim identifizieren, der immer die für diesen charakteristische regelmäßige Form bewahrt, ganz abgesehen davon, daß von mir noch andere Punkte hervorgehoben wurden, die gegen die Deutung ADLOFFS sprechen. Die größte Mehrzahl der Gebilde, welche die prälakteale Dentition 405 "beweisen sollen, sind, wie auch ApLorr zugeben muß, mehrdeutig. Drei Deutungsmöglichkeiten liegen vor: erstens könnten sie vielleicht Zahnanlagen darstellen; zweitens können sie das Ergebnis mechani- scher Einflüsse sein, die durch Ortsveränderungen ausgelöst werden, welche der Zahnkeim im Laufe der Entwickelung durchmacht; drittens können sie bei der Ablösung des Zahnkeimes von der Schmelzleiste entstehen, und zwar als Zellproliferation (bei der Ablösung wird ja neben Zelluntergang auch Zellproliferation beobachtet). Die zweite und dritte Möglichkeit fallen also nicht zusammen, wie ADLOFF irrtümlicherweise meint. Wichtig ist für Beurteilung der Sachlage, daß Apiorr die Dis- kussion über diese verschiedenen Möglichkeiten zugibt. Nun darf man aber doch nicht übersehen, daß sonst in der Embryo- logie die Untersuchungen den Entwickelungsgang eines wirklich existie- renden Organes klarzulegen suchen. Im vorliegenden Falle aber sollen hypothetische Gebilde die Vorstellung einer hypothetischen Zahnreihe (prälakteale Dentition) vermitteln und zugleich den Entwickelungs- gang einer anderen, wirklich existierenden Zahnreihe erschließen! Soweit es sich aber bei den Befunden, welehe die Hypothese einer prälaktealen Dentition stützen sollen, um wirkliche Zahnrudimente handelt, ist von einer Konkreszenz, von einer Materiallieferung zum Aufbau eines funktionierenden Zahnes nicht die Rede. Wie man angesichts dieser Sachlage von ‚Beweisen‘ für statt- gehabte Konkreszenz im Werdegang der Zahnform sprechen kann, dürfte ganz unverständlich erscheinen. Entbehrt also die Konkreszenzhypothese einerseits jeder tat- sächlichen Grundlage, so ist sie andererseits völlig überflüssig ge- worden, nachdem durch meine Untersuchungen an Flossenstacheln klargelegt ist, daß die Zahnkeime der Flossenstacheln, ohne dab Konkreszenz dabei die Hand im Spiele hätte, mehrhöckerige Zähne liefern könnun, während sie unter typischen Entwickelungsbedingun- gen nur einfache Kegelzähne bilden. Bei der Beurteilung der Verhältnisse ist Folgendes zu berück- sichtigen: l. Die Zähne an Flossenstacheln und am Kiefer sind grundsätz- lich gleiche Bildungen. II. Die Funktion, welche die Flossenstacheln beim Schwimmen und die Kiefer beim Kauakt betätigen, ist selbstverständlich eine 406 verschiedene, trotzdem ist aber die Beanspruchungsart des Stachels und des Kiefers bei der Funktion eine grundsätzlich gleichartige. Wenn also beim Flossenstachel nachgewiesen ist, daß sich ent- wickelnde Zahnkeime unte~ mechanischer Beeinflussung von seiten der Umgebung statt einfacher Kegelzähne mehrhöckerige Zähne bilden, so besteht kein Grund, gleiches Geschehen am Kiefer zu leugnen. Für die Entstehung komplizierter Zahnformen ohne Konkreszenz besitzen wir heute tatsächlich Beweise, während die Konkreszanz- hypothese keinerlei Beweismittel stellen kann. Kiel, September 1917. (Eingegangen am 21. September 1917.) Nachdruck verboten. Zur Frage der Nervenversorgung des M. sternalis. Von R. Fick, Berlin. Da mein früherer Innsbrucker Assistent, Dr. JosEer Frank, im Felde steht, sei es mir gestattet, auf-die Ausstellungen G. Ruess?) an der Arbeit FRanxs über die Sternalisnerven im 46. Bd. dieser Zeit- schrift mit einigen Bemerkungen einzugehen, wobei ich von vornherein betonen möchte, daß mir nichts ferner liegt, als den großen Verdiensten G. Ruexs um die ganzen einschlägigen Fragen durch meine Bemerkun- gen irgendwie nahetreten zu wollen, daß ich im Gegenteil die grund- legende Bedeutung der Arbeiten G. Ruczs auf diesem Gebiet voll und ganz anerkenne und hochschätze. Zunächst möchte ich erwähnen, daß auf der Innsbrucker Ana- tomenversammlung unser Präparat jedem, der sieh dafür interessierte, von Herrn Dr. Frank eingehend gezeigt wurde und daß meines Wissens kein einziger der Herren Kollegen gegen unsere Auffassung über die Bedeutung des Präparates für die Sternalisfrage irgendwelche Zweifel geäußert hat. Trotzdem gebe ich gern zu, daß die Fasern des betr. Nervenastes nicht makroskopisch und mikroskopisch vom 1) Gg. Ruee, Zur Frage der Nervenversorgung des M. sternalis. Mit 1 Textfigur. Morphologisches Jahrbuch, 50. Band, 1917. 407 3. Zwischenrippennerven bis in die Muskelfasern des Sternalis hinein verfolgt wurden, was gewiß sehr wünschenswert gewesen wäre, bemerke aber, daß das von J. FRANK auch nicht behauptet wurde. Bei seiner Stellungnahme gegen die Beweisfähigkeit unseres Falles führt G. Rue u. a. auch die doppelte Knickung des Faser- verlaufes, die bei J. FrRanxs Auffassung in der Verbindung anzu- nehmen ist, gegen FRANKS Annahme ins Feld. Demgegenüber möchte ich daran erinnern, daß der Faserverlauf in den Verbindungen (,,Ana- stomosen‘‘) der Nervenfäden nachweislich auch anderwärts — ich brauche nur auf den Faserverlauf in den Nervengeflechten und den. Verlauf der verschiedenen Faserarten in der Paukensaite (Chorda tympani) hinzuweisen — ein sehr verwickelter, mehrfach geknickter, höchst eigenartiger ist. Doch die morphologischen Aussetzungen G. RugzEs an der Behand- lung des Falles durch J. FRANK sind es weniger, die mich zu Bemerkun- gen über RugEs Aufsatz veranlassen, um so mehr als von den Be-. suchern der Anatomenversammlung, wie gesagt, Ausstellungen nicht erhoben wurden. Es ist vielmehr hauptsächlich der Angriff G. Ruczs- gegen meine Hereinziehung der am Lebenden gemachten Beobach- tungen in die Frage, der mich zur Entgegnung zwingt, da mein Schweigen als Übereinstimmung gedeutet werden könnte. Wie Herr Frank berichtete, hatte ich nämlich Herrn Dr. K. PicHLER in Klagenfurt, zweifellos den besten Kenner des Sternalis. beim Lebenden, gebeten, am Lebenden über die allenfallsige Mitbewe- gung des Sternalis bei der Ein- oder Ausatmung Untersuchungen anzu- stellen. Denn in der Tat scheint es mir gerade besonders wertvoll zu sein, namentlich in der Nervenlehre die anatomisch-morpho- logische Untersuchung durch die physiologische am Leberden zu ergänzen. Ich kann mich daher mit dem Satz Ruges: ,,Was einzig und allein die anatomischen Untersuchungsmethoden festzustellen haben, wird hier durch eine physiologische Erscheinung zu lösen versucht; nämlich die Versorgung des Sternalis aus Inter- kostalnerven!“ nicht einverstanden erklären. Ich glaube nämlich, daß die Frage, ob der Sternalis von Zwischenrippennerven motorisch versorgt wird oder versorgt werden kann, sogar in erster Linie eine physiologische Frage ist und unter Umständen sicherer durch einen elektrischen Reizversuch, wenn er möglich wäre, gelöst werden könnte, als durch menschliche, vergleichend-anatomische und mikroskopische Untersuchungen, denn gerade, wenn Verbindungen 408 zwischen den Vorderen Brustnerven (nn. thoracales antt.) und den Zwischenrippennerven bestehen, könnten die motorischen Endplatten, die mit dem einen Nerven anatomisch zusammenzuhängen scheinen, doch schließlich vom anderen oder von beiden (?) Nerven versorgt werden. Ich glaube gerade, daß auf diesem Gebiet ein strenger Beweis anatomisch überhaupt kaum zu führen ist, während umgekehrt die Erscheinungen beim Lebenden, seien es natürliche oder künstlich hervorgerufene, unter Umständen sogar leicht die sichere Entschei- dung bringen können. Wenn die willkürliche, unwillkürliche oder elektrische Reizung eines Zwischenrippennerven eine Zusammen- ziehung des Sternalis bewirkt, so wissen wir eben sofort be- stimmt, daß ‚dieser Nerv ihn versorgt“. Auch dem Schlußsatz Ruess: ‚Schließlich soll davor gewarnt werden, aus Kontraktionen eines Muskels am Lebenden Schlüsse auf die Innervation desselben zu ziehen, wodurch die Grundlagen morphologischer Untersuchungsmethoden getroffen werden“ kann ich mich daher durchaus nicht anschließen. Ich halte es vielmehr, ganz allgemein, umgekehrt für richtig, davor zu warnen, in der Frage der Nervenversorgung auf Grund morphologischer, etwa stammes- geschichtlicher Untersuchungen weitgehende Schlüsse zu ziehen und als sichere Tatsachen hinzustellen. So wird z. B. heutzutage von den Anatomen allgemein angenommen, daß der Gaumen- und Zäpf- chenheber bei allen Menschen durch- den N. vagus versorgt wird, mit aus dem Grunde, weil vergleichend-anatomisch nachgewiesen ist, daß ‚allgemein‘ der Vagus der Versorgungsnerv für die betr. Schlundmuskeln und ihre Abkömmlinge ist. Diese Annahme wird aber aufs allersicherste durch die (von LEUBE seinerzeit gemachte) Beobachtung am Lebenden widerlegt, daß bei einseitigem Krampf des Facialis einseitige Gaumen- und Zipfchenerhebung mit Runzelung stattfand. Es kommt also doch, wenn auch vielleicht nur selten vor, daß der Gesichtsnerv (nämlich durch den oberflächlichen Felsenbein- nerven [N. petrosus superficialis maior]) den Gaumen- und Zäpfchen- heber versorgt. Eine einzige solche physiologische oder pathologische Beobachtung ist imstande, in einer solchen Frage einen ganz einwandfreien Beweis zu erbringen. Ich brauche unter der Fülle von Tatsachen der Nervenlehre auch nur nochmals an die verschiedenen Faserarten in der Paukensaite (Chorda tympani) oder an die sympathischen Pupillenerweiterungsfasern zu erinnern, deren Vorhandensein und Verlauf nur aus physiologischen und patho- 409 logischen Erscheinungen klar bewiesen werden konnten. Aus diesem Grunde halte ich es geradezu für ein Unglück, daß im allgemeinen die Anatomen so wenig Fühlung mit der Physiologie und Pathologie nehmen. So scheint es mir denn auch in der Sternalisfrage in der Tat „von ausschlaggebender Bedeutung‘, wenn von Herrn Kollegen PIcHLER (wie er mir mitteilt, nunmehr in 76 Fällen) nachgewiesen werden konnte, daß der Sternalis sich in etwa einem Drittel der Fälle bei Hustenstößen bzw. bei der Ausatmung zusammenzieht, weil es, wie FRANK in vollem Einverständnis mit mir sagt, höchst unwahrscheinlich ist, daß ‚in den Vorderen Brustnerven exspirato- rische Nervenfasern verlaufen‘, denn von einer Beteiligung des Großen Brustmuskels bei der Ausatmung hat Herr Kollege PicHLER nie etwas bemerkt, was ja auch nicht zu verwundern ist. Anders läge der Fall, wenn der Sternalis sich bei der Hinatmung zusammenzöge. Daraus wäre man weit weniger berechtigt, auf die ‘Versorgung durch einen Zwischenrippennerven zu schließen, denn da könnte wenigstens mit einem Schein von Recht eingewendet werden, daß nicht nur die Zwischenrippennerven, sondern auch die Vorderen Brustnerven inspiratorische Fasern führen können, da unter Umstän- den (bei erhobenem Schultergürtel) auch die oberflächlichen Brust- muskeln zur Einatmung herangezogen werden können. Bei der Ausatmung ist das aber nicht der Fall. Eine Zusammenziehung des Sternalis bei der Ausatmung deutet daher entschieden auf die Versorgung durch Zwischenrippennerven hin. G. Rugs wendet sich bei dieser Gelegenheit auch gegen den Ausdruck: „‚inspiratorische“ oder „exspiratorische‘‘ Nervenfasern, der aber in der Physiologie ganz gang und gäbe ist und ebensowenig zu beanstanden sein dürfte wie der Ausdruck ‚„Hemmungs-“ und „Beschleunigungs-‘“ oder besser ‚‚Förderungsfasern‘ (F. B. Hormann), „gefäß-, pupillenverengernde‘‘ oder ,,-erweiternde Fasern“ u. a. Aus- drücke mehr. (Beiläufig mag erwähnt werden, daß nachgewiesener- maßen auch solche ‚„gegensätzlichen‘‘ Fasern ebenso im gleichen anatomischen Nervenstamm laufen können wie die ex- und inspi- ratorischen in den Zwischenrippennerven.) Auch die meisten Ana- tomen werden sich in der Nervenlehre beim Unterricht kaum auf die reine Morphologie beschränken, sondern mindestens, z. B. beim Sym- pathieus, auch die physiologische Bedeutung des Sympathicus streifen und obige Ausdrücke daher nicht verwerfen, sondern als zweck- Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 27 410 mäßige, kurze, ja unumgänglich nötige Ausdrücke betrachten und selbst brauchen. Durchaus beistimmen kann ich Rugs, daß er entgegen den ge- wöhnlichen Darstellungen der Muskelwirkung ganz meinen eigenen Ausführungen in BARDELEBENS Handbuch entsprechend betont, daß die Wirkung der Muskeln je nach der Ausgangsstellung der Glieder oft eine sehr verschiedene sein kann. Nur darin vermag ich ihm nicht zu folgen, daß sich der Biceps brachii bei der Streckung des Armes ‚in einem gewissen Kontraktionszustand befindet‘, da er sich umgekehrt trotz allenfallsiger Miterregung bei jeder Streck- bewegung selbstverständlich in einem gewissen Dehnungszustand befindet (vgl. meine Ausführungen gegen ZUCKERKANDL und ERBEN in meinem Handb. d. Gelenk- und Muskelmechanik Bd. 2, $. 361). Endlich muß ich hinzufügen, daß die von Rügs sehr mit Recht hervorgehobene Tatsache der oft verwickelten und verschiedenen Wirkung ein und derselben Muskeln der Riehtigkeit unserer Schlüsse aus der Zusammenziehung des Sternalis bei der Ausatmung auf seine Nervenversorgung aber keinerlei Eintrag tut. Ich glaube zum Schlusse die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß meine Bemerkungen, die vollkommen unpersönlich sind und haupt- sächlich die Beziehungen der verschiedenen Forschungsarten betreffen, zur Klärung über diese grundsätzlichen Fragen beitragen und daher auch für diejenigen, denen die so viel erörterte Sternalisfrage gleich- gültig ist und nebensächlich dünkt, nicht überflüssig erscheinen werden. Berlin, Sommer 1917. (Eingegangen am 26. [30.] September 1917.) Nachdruck verboten. AUGUST VON FRORIEP jf. | Von Martin Hemenuarn, Tübingen. Mit Bildnis!). Noch im vorigen Jahre war A. von Frorrep ein gesunder, auffallend kräftiger, schaffensfroher Mann. Erst im Beginn des laufenden Jahres zeigten sich die Anfänge einer schweren Erkrankung, bei deren weiterem 1) Entnommen aus dem Werke „Unsere Zeitgenossen“ Bd. 3; Heraus- geber Dr. Baracs-DELTouR, München, Wilhelm Düllstraße 22. 411 Fortschreiten er sich emeritieren ließ. Nach einer langen Leidenszeit, die der Verewigte wie ein Held durchkämpfte, trat der Tod am 11. Oktober ein. A. von Frorızr starb tief betrauert von den weitesten Kreisen der Univer- sitat und der Stadt, in der er fast 40 Jahre lang gelebt und gewirkt hatte. Frorrep entstammte einer angesehenen Gelehrtenfamilie und wurde als Sohn und Enkel eines Arztes zu Weimar im Jahre 1849 geboren. Sein Großvater, Lupwie FRIEDRICH Frorier, war eine kurze Zeit lang, von 27% 412 1810— 1814, Professor der Anatomie und Vorstand der anatomischen An- stalt zu Tübingen. Der Familientradition folgend wandte sich Frorrkr dem Studium der Medizin zu, zunächst in Göttingen 1868—1870, wo er Schüler von HExLE war, dem der Verewigte stets ein treues Andenken be- wahrt hat. Schon 1870 kam FrorıEr zum ersten Male nach Tübingen, und zwar war der Anlaß offenbar der Umstand, daß er hier am Orte noch Ver- wandte in der Familie AMMERMÜLLER hatte. Aber sein erster Aufenthalt in Tübingen war nur von kurzer Dauer, denn mit Kriegsausbruch ging er nach Weimar zurück, trat als Kriegsfreiwilliger ein, wurde nach seiner Aus- bildung an die Front geschickt und machte dann den Rest des Feldzuges mit. Nach Beendigung desselben kam er 1871 im Herbst nach Tübingen zurück, trieb hier klinische Studien und arbeitete bei Horrr-SryLer. Nach weiteren drei Semestern ging er nach Leipzig (Frühjahr 1873) und beendete dort em Jahr- später seine Studien. Den darauf folgenden Winter (1874/75) arbeitete er bei dem Physiologen Lupwie über Lymphe, aber ohne rechten Erfolg, denn es war dies ein Thema, welches in damaliger Zeit mit Glück noch nicht behandelt werden konnte. Ostern 1875 trat er dann bei Braune auf der topographisch-anatomischen Abteilung der Leipziger anatomischen Anstalt als Assistent ein. Hierdurch gelangte er auch in nähere Beziehungen zu Hıs, dem damaligen Leiter der Anstalt. In diesem Jahre verheiratete sich FRorIEr zum ersten Male mit Erıse Lenore, einer Genferin, die ihm 1887 durch den Tod entrissen wurde. Bei Braune sollte Frorter über die Handgelenke eine eingehende Untersuchung veranstalten. Allein auch diese Arbeit machte dem jugend- lichen Forscher wenig Vergnügen, da er damit nicht vom Flecke kam. Wiederum handelte es sich um ein Thema, welches erst sehr viel später, nach Entdeckung der Röntgentechnik, die erwünschten Erfolge ergab. In dieser Öde der ersten Mißerfolge, welche niemandem erspart bleiben, ent- deckte er auf dem Präparierboden eine Varietät des Platysma und diese begeisterte ihn zu einer kleinen Arbeit, weiche als die erste seiner anato- mischen Schriften veröffentlicht wurde. Frorızr erzählte mir, wie er voll höchsten Eifers an dieser Arbeit gesessen und in wenigen Wochen das Werkehen zu seiner Zufriedenheit zustande gebracht habe. Auch die Veröffentlichung über die Muskelfasern, welche später zu Tübingen als Habilitationsschrift angesehen wurde, entstand zu dieser Zeit in Leipzig. Es ist unverkennbar, daß FRorrsp in seiner Leipziger Zeit von BRAUNE und ebenso von Hrs starke Eindrücke empfangen hat. Die Neigung für die Embryologie, welcher er durch das ganze Leben hindurch treu geblieben ist, verdankt er zweifellos dem Beispiel von Hrs, während seine "späteren topographischen Studien aller Wahrscheinlichkeit nach in den Unter- weisungen Bravxes ihre letzte Wurzel haben. In der Leipziger Zeit unter- lag er aber noch anderen Einflüssen, denn er trat dort zum ersten Male in eine nähere Beziehung zu dem Kapitel des menschlichen Oberflächen- reliefs, also zur plastischen Anatomie. Es trug sich nämlich zu, daß Frorıer an der Kunstschule zu Leipzig mehrere Monate lang den Lehrer der Anato- mie (einen Zahnarzt!) vertreten mußte und bei dieser Gelegenheit hat er 413 sich Mühe gegeben, den Unterricht möglichst anschaulich zu gestalten. Unter anderem entlieh er von der dortigen Universitätsbibliothek das prachtvolle Tafelwerk über den Borghesischen Fechter von Satvace und ließ daraus einige Abbildungen von einem Zeichner kopieren, um diese während des Unterrichts zu projizieren. Dabei ereignete es sich, daß der Zeichner ein Gefäß mit Tusche umstieß, wobei die Farbe sich über eine der kostbaren Tafeln des Buches ergoß. Dies hatte wiederum zur Folge, daß die Bibliothek das Werk nicht zurücknahm und der junge Frorızp wider Willen in Besitz desselben kam, während er für die Bibliothek ein neues Exemplar besorgen mußte. So blieben Frorier und der Borghesische Fechter einstweilen beisammen, und er hatte noch weiter Gelegenheit über plastische Anatomie nachzudenken, was ihm für später zu großem Vorteile ausschlug, wie sich noch zeigen wird. Als 1878 Dursy, der erste Prosektor und a.-o. Professor an der ana- tomischen Anstalt zu Tübingen, gestorben war, bewarb sich FRORIEP so- fort bei Henke um die Nachfolge, indem er auf den Rat von Hıs persönlich am Orte selbst sich vorstellte. FRrorrer wurde von Henke sehr freundlich aufgenommen und die erledigte Stelle wurde ihm sogleich zugesichert. Damals bestand nun der Plan eine zweite Prosektur aequo loco neben die erste zu setzen. Da aber His Frontier geraten hatte, die Stelle nur anzu- nehmen, wenn sie in ihrer bisherigen Form als unbestrittene erste Prosektur erhalten bliebe, so brachte FrorıEr diese Meinung bei Henxe an und drang damit durch. Es wurde lediglich eine Assistentenstelle begründet, welche der Prosektur untergeordnet war. Frorıer las nun im Wintersemester 1878/79 sein erstes Kolleg an der Universität, und hatte im übrigen von Anfang an viel mit den Präparier- übungen zu tun. Außerdem hatte man ihm die Verpflichtung auferlegt, den Unterricht in der mikroskopischen Anatomie zu übernehmen. Da er sich nun mit der Technik dieses Gebietes weniger beschäftigt hatte, so ging er im Frühjahr 1879 auf drei Monate nach Paris zu Ranvier, um dort zu lernen. Die Wahl Ranvrers ist zunächst nicht recht verständlich, da da- mals KöLLıker in Würzburg der erste Mann in Sachen der mikroskopischen Anatomie auf dem Kontinente war, erklärt sich aber aus dem Umstande, daß FrorIEP von seinem Schwager Jurrıarp, dem Genfer Chirurgen, einem Freunde und Studiengenossen Ranvrers, an diesen Empfehlungen hatte. So kam es, daß Frorrep auf dem in Rede stehenden Felde in die französische Schule kam, was zeitlebens an ihm bemerkbar war. Niemand kann alle Gebiete der wissenschaftlichen Anatomie nebeneinander be- treiben, und die mikroskopische Anatomie ist für FRorrer immer ein Nebenfach geblieben; aber er hatte ein sehr lebhaftes Interesse auch für diesen Gegenstand und er konnte über ein schön ausgeführtes histologisches Präparat jederzeit in Entzücken geraten. Von den äußeren Lebensschicksalen FRorIEPSs ist ferner zu berichten, daß er 1884 a.-o. Professor wurde und 1895 an Stelle von Hrxke das Ordinariat der Anatomie erhielt. Im Jahre 1890 ging er eine neue Ehe mit Marre Freın von Hermann ein, der es vergönnt war, ihrem Gatten bis zum letzten Ende beizustehen. 414 In Tübingen begann alsbald für Frorırr eine Zeit reicher wissen- schaftlicher Tätigkeit. Zunächst hatte die Episode der Vorträge in der Kunstschule zu Leipzig noch eine Nachwirkung. Einer seiner Schüler, der Verleger Oskar von Haase (Breitkopf & Härtel) schrieb an ihn, ob er nicht für eine Reihe bereits vorhandener Tafeln des Zeichners Hetmert ihm einen Text, eine Anatomie für Künstler, schreiben wolle. Da diese Tafeln von Henke günstig beurteilt wurden, so willigte FrRorıer ein und ließ den Zeichner Hetmert nach Tübingen kommen. Aber die Sache ging anders, als anfangs beabsichtigt war, und der Verlauf ist ungemein charakıer nl für FRORIEPS ehe Art. Heimer blieb nämlich zwei Jahre lang in Tübingen und zeichnete sämtliche Tafeln neu! So kam Frorrers Anatomie für Künstler zustande, welche erstmals 1880 erschien und in diesem Jahre (1917) zum fünften Male neu aufgelest wurde. FRorIEr hat durch dieses Buch sicherlich Tausende von dankbaren Schülern auch außerhalb des Kreises der Universität gewonnen. Das Werk selbst ist lediglich anatomi- scher Natur und gibt dem Künstler das brauchbare Handwerkszeug. Es zeichnet sich durch einen schlichten Stil und durch klare, kräftige Ab- bildungen aus. Seit jener Zeit entsprach es Frorıers Neigungen, sich mit jenen Grenzgebieten zu beschäftigen, wo Anatomie und Kunst sich be- rühren, und er hat aus diesem seinen Wissen auch mancherlei Vorteile für seine Vorlesungen gezogen. Die Arbeit für die Künstleranatomie hatte Frorırr nach seiner Meinung von seinem vorgezeichneten Wege abgeleitet. Denn seine eigent- liche Neigung galt damals und noch auf lange Jahre hinaus der Embryo- logie, nl zwar reizte ihn die morphologische Theorie des Kopfes. Um dies zu verstehen, muß man sich in die Zeitlage zurückversetzen. Die mikrosko- pische Anatomie hatte den Höhepunkt sa ersten Blütezeit damals über- schritten und an ihrer Stelle war die vergleichende Anatomie mächtig erstarkt. Seitdem im Jahre 1859 die Entstehung der Arten von Darwin erschienen war, waren zahlreiche Forscher aufgestanden, welche bemüht waren, die Grundbegriffe der Deszendenztheorie auf die Morphologie an- zuwenden und die Lehre Darwıns auf ihren wahren Wert zu prüfen. Man wollte mit ihrer Hilfe ein unter sich zusammenhängendes System der tierischen und menschlichen Morphologie entwerfen. So war ein Zeitalter angebrochen, welches durch ungemein zahlreiche deszendenztheoretische Spekulationen glänzte, und die entfesselte Phantasie der Forscher brachte unsere in mannigfacher Beziehung schon etwas verknöcherte Wissenschaft zu neuer Bewegung, zu neuem Leben. Die einschlägigen Arbeiten be- wegten sich auf dem Felde der vergleichenden Anatomie und Embryo- logie, und hieran wollte der junge Frorırr teilnehmen. Wie es gekommen ist, daß Frorıer sich der morphologischen Theorie des Kopfes zuwandte, läßt sich mit einiger Sicherheit erkennen. Die erste der einschlägigen Arbeiten war nämlich entstanden auf Grund einer Anregung, die der Autor den Präparaten seines Vorgängers Dursy entnommen hatte. Er fertigte daraufhin neue Serien an und führte die Untersuchung, welche den Kopfteil der Chorda dorsalis betrifft, voll Interesse durch. Sie be- findet sich in einer Gratulationsschrift an Henze (1882) und wurde an 415 diesem Orte publiziert, weil Frorıer von WALpeEyYEr zur Mitarbeit auf- gefordert worden war (1882). Von da ab laufen Frorıers Arbeiten zur Morphologie und Entwicke- lungsgeschichte des Kopfes in fast ununterbrochener Serie durch mehrere Jahrzehnte hindurch und endigen erst mit seinem Tode. Annähernd 35 Jahre lang hat der Autor an diesem Stoffe gehangen, einem Stoffe, der ungemein schwierig ist, und der nur bei Anwendung einer äußerst gewissen- haften Technik Erfolge verspricht. Frorırr selbst hat den äußersten Wert auf diese seine Arbeiten gelegt und das mit Recht: haben sie ihm doch in aller Welt ein großes Ansehen verschafft. Aber das hier vorliegende Prob- lem läßt sich in seinen Verzweigungen nur schwer verdeutlichen und ich muß den Spezialforschern die eingehende Würdigung von Frorıers Lei- stungen auf diesem Gebiete überlassen (vgl. vor allem Gaurrs Referat „Die Metamerie des Schidels‘‘; Ergebnisse der Anat und Entwickelungs- gesch. Bd. 7, 1897). Das moderne Kopfproblem hat seine äußerste Wurzel jedenfalls in der sog. Wirbeltheorie des Schädels, welche behauptete, daß der Schädel aus einer Reihe hintereinander folgender Wirbel hervorgegangen sei. Mit dieser Wirbeltheorie hatten sich bekanntlich bereits GorTuE und OKEN befaßt. Unter dem Einflusse der modernen Entwickelungslehre lebte nun diese Theorie in veränderter Form wieder auf. Man betrachtete Schädel und Weichteile zugleich, also den Kopf im ganzen, und es traten an Stelle der Wirbel die Metameren oder Folgestücke, welche entwickelungsgeschicht- lich durch die Erscheinung der Urwirbel in erster Linie gekennzeichnet sind. Die Frage war zunächst, ob der Kopf ebenso wie der Rumpf aus einer Reihe dem Ursprunge nach gleichartiger Folgestücke hervorgeht und in welcher Ausdehnung in ihm event. die Urwirbel nachweisbar sind. In dieser Be- ziehung war GEGENBAUR sehr weit gegangen, indem er dem Kopf in weite- ster Ausdehnung einen metameren Bau zuschrieb, während FRorIEr zuerst 1882 zeigte, daß mit Bezug auf die vorliegende Frage ein vorderer und ein hinterer Abschnitt des Kopfes unterschieden werden müsse, welche in der Gegend des Ohres sich gegenseitig begrenzen. Nur der hintere Ab- schnitt ist wie der Rumpf deutlich metamer gebaut und enthält wie dieser eine Serie von Urwirbeln, und zwar wechselnd drei bis vier Paar, in den verschiedenen Klassen der Wirbeltiere. Daher bezeichnete Frorıer den Hinterhauptsteil des Kopfes auch als dessen Rumpfabschnitt. Zugleich lieferte er den Nachweis, daß der zwölfte Hirnnerv den Charakter eines Spinalnerven besitzt. Den weiteren Arbeiten Frorırrs über das Kopf- problem zu folgen, ist mir nicht möglich. Erwähnen will ich jedoch, daß der Autor im Zuge dieser Arbeiten auch eine vortreffliche Darstellung der Entwickelung von Atlas und Epistropheus gab, welche allgemein an- erkannt ist. Man kann sehr deutlich verfolgen, wie Frorızr im Laufe der Jahre auf dem Gesamtgebiet der Anatomie des Kopfes von einem Gegenstande zum anderen geführt wurde. Vor allen Dingen war er ein ausgezeichneter Kraniologe; die hierorts befindliche Schädelsammlung verdankt ihre Ent- stehung bzw. ihre weitgehende Bereicherung seinen besonderen Bemühun« 416 gen. Diese Sammlung hat er auch durch einen Schüler aufnehmen und registrieren lassen. Er selbst ist mit einer rein kraniologischen Arbeit nicht hervorgetreten, aber wir besitzen von ihm jenes vorzügliche Werk über die Lage des Hirns im Verhältnis zum Schädel, in welchem er zum ersten Male die individuellen Schädeltypen beschrieben hat (1897). Dem Titel nach handelt es sich in diesem Werk um eine topographisch-anatomische Arbeit, im Grunde genommen ist aber sehr viel mehr darin enthalten. FRorızr hat nämlich auf Grund einer ausgezeichneten, von ihm ersonnenen Technik, welche ihm gestattete die Form des Kopfes, des Schädels und des Hirns in seitlicher Ansicht genau übereinander zu projizieren, die merkwürdige Entdeckung gemacht, daß, unabhängig von den sonstigen Rassenunter- schieden (Kurz- und Langschädel), besondere individuelle Variationen der Schädelform vorkommen, welche auf eine verschiedenartige Entwickelung des Gehirns zurückgehen und mit dieser gleichsinnig verlaufen. Bei den einen Personen entwickeln sich Hirn und Schädel mehr in der Richtung nach vorn, stirmwärts, — frontipetaler Typ —, bei den anderen mehr in der Richtung auf das Hinterhaupt zu, — okzipetaler Typ. Errichtet man daher auf der deutschen Horizontalen von der Ohröffnung aus eine senk- rechte Linie, so erscheint im Verhältnis zu dieser der Schädel samt dem Gehirn bald mehr in der Richtung nach vorwärts, bald mehr in der Rich- tung nach rückwärts verschoben, wobei die Extreme dieser Entwickelungs- formen in sehr starkem Grade voneinander abweichen. Bei vorwärts gerichtetem Schädel ist derselbe kurz und hoch, bei rückwärts gerichteter Entwickelung pflegt er länger und niedriger zu sein. Diese Feststellungen FrRorıErs sind in mehrfacher Beziehung von hoher Bedeutung gewesen. Einmal hat der Autor em neues Prinzip der Kopfbildung entdeckt, welches, rein kraniologisch genommen, die größte Aufmerksamkeit verdient, weil es in einer nahen Beziehung zur Entwicke- lung des Gehirns steht und vielleicht sogar mit der individuellen psychischen Konstitution in Verbindung gebracht werden kann; und darüber hinaus hat er weiterhin den Chirurgen die Grundlage für eine bessere Orientierung über die Lage des Gehirns unter dem Schädeldach gegeben. Zwar FRoRIEP selbst hat in dieser Hinsicht noch keine besonderen Anweisungen für den Praktiker gegeben, aber auf seinem Werke fußend hat Kröntzın unmittel- bar darauf (1898) ein Verfahren veröffentlicht, welches den Chirurgen in den Stand setzt, die hauptsächlich für operative Zwecke in Betracht kommenden Furchen von außen her aufzufinden. Diese Arbeiten über Kopfform, Schädel und Gehirn haben FRrorrep dann einen Schritt weiter geführt zu seinen Arbeiten über die Schädel verschiedener historischer Persönlichkeiten (Monn, SckiLLer, Fräulein von GÖcHHAUSEN). Es ist ein langer Weg, den der Autor zurückleste, angelangen von seinen ersten Untersuchungen über das Kopfproblem und die Entstehung des Schädels (Anfang der achtziger Jahre) bis zur Entdeckung der individuellen Schädeltypen und der Bearbeitung der historischen Schädel (1909—1917). Aber in diesem Wege liegt nichts Sprunghaftes, nichts Gezwungenes, und wer des Autors Werk kennt, weiß, daß auch die berühmte Arbeit über den Schillerschädel nur die logische Br Konsequenz seines ganzen Entwickelungsganges war. Außerdem war er kraft seiner Kenntnisse, kraft seiner Methode vor allen anderen Gelehrten der Erde berufen, die wissenschaftliche Betrachtung historischer Schädel wieder aufzunehmen. In dem Falle Mounts war der Schädel gegeben: es handelte sich nur um die genauere kraniologische Bestimmung und um einen tastenden Ver- such, die geistigen Fähigkeiten des Trägers, dessen Lebenswerk der Offent- lichkeit angehört und dessen psychisches Vexhalten genau bekannt ist, mit der Schädelform und der Form des rekonstruierten Gehirns in Zusammen- hang zu bringen. Dieser Versuch hat insofern ein positives Resultat er- geben, als nach Frorırrs Aussage die wenigen historischen Schädel, die wissenschaftlich bekannt geworden sind, also die Schädel bedeutender Männer, sämtlich dem frontipetalen Typ angehören, mit welchem eine stärkere Ausbildung der rückwärtig gelegenen Teile des Gehirns verbunden ist. Die Arbeit über Mout bewegt sich demnach schließlich auf einem Gebiete, das man als moderne Phrenologie bezeichnen kann. Sein Schrift- chen über den Phrenologen Gat bezeugt sein Interesse für diesen Gegen- stand, der ganz in den Rahmen seiner sonstigen Tätigkeit hineinfällt. Anders ist die Sachlage bei dem Schädel SckHiLLers und des Fräu- leins von GöcHHAUsen. Hier handelt es sich zunächst um das Problem der Identifizierung des Schädels nach dem vorliegenden Bildnismaterial. Es wird noch erinnerlich sein, daß an dem Streit um den Schillerschädel weite Kreise teilnahmen und daß mit Empfindlichkeit geurteilt wurde, weil es sich in ScHILLER um einen Nationalheros handelt, der unserem Herzen teuer ist. Im Grunde genommen handelt es sich aber bei Frorızrs Unter- suchungen um eine Aufgabe, die jeden Augenblick einmal praktisch werden kann und die lediglich wissenschaftlicher Natur ist, bei welcher der Name des Verblichenen keine besondere Rolle spielen dürfte. Es handelt sich nämlich um die Frage, ob es möglich ist nach einem vorhandenen Bildnis- material den Schädel und event. anschließend auch die übrigen Gebeine zu identifizieren. Mit dieser Aufgabe hatte schon Hıs sich seinerzeit befaßt, als er im Auftrage der Stadt Leipzig versuchte, die Gebeine JoHAnN SEBASTIAN Bacus zu bestimmen. Bei Frorırr nun trafen in Sachen des Schillerschädels Neigung und Beruf mit familiären Einflüssen zusammen, da er Weimaraner Kind war und die Überlieferungen seiner Familie mit denen aus Weimars großer Zeit in der Wurzel zusammenhingen. Und so machte er sich an die Arbeit, nachdem einmal der Zweifel an der Echtheit des Schädels in der Fürsten- gruft durch WELCKER geweckt war. Bei SchitLer nun konnte man wohl meinen, daß das Bildnismaterial ein reiches und ausgezeichnetes sei. Gleich- wohl hat sich im Laufe der Untersuchung herausgestellt, daß die Toten- masken für diffizile anatomische Zwecke doch nicht genau genug gearbeitet sind, ein Punkt, auf den der Autor ausdrücklich aufmerksam macht. So- viel ist sicher, daß Frorırr, der wie niemand in der Welt für diese Unter- suchung vorgebildet war, das äußerste aufgeboten hat, um das gegebene Material auszunutzen und kritisch zu verarbeiten. Es ist eine Untersuchung cum maximo apparatu, welche von der Fachkritik in der vorzüglichsten 418 Weise anerkannt worden ist. Das Resultat, zu dem der Verfasser kam, ist bekannt, und mit diesem muß sich jeder genügen lassen, der nicht in der Lage ist, das ganze Material von neuem durchzuarbeiten. Der dauernde Wert des Werkes wird immer erhalten bleiben. Er liegt in der Methodik, die von FRoRIEP ausgearbeitet worden ist, welche unumgänglich ist für jeden, der sich auf diesem Gebiete mit Vorteil beschäftigen will. An die Arbeit über den Schillerschädel hat sich dann noch eine zweite kleinere ähnlicher Art angeschlossen, nämlich die erst 1917 erschienene Schrift über den Schädel des Hoffräuleins von GöcHHAUSEN, welche mit SCHILLER zusammen in der nämlichen Gruft beigesetzt worden war. Diese Schrift ist ein Musterbeispiel ihrer Art und wirkt in Beziehung auf den be- absichtigten Zweck, die Identifikation des Schädels, vollständig überzeugend. Das gesamte Material fügt sich ohne Zwang ineinander und der Leser hat den Eindruck, daß die gestellte Aufgabe ohne Rest gelöst ist. Zu Hilfe kam dem Autor hierbei, daß das Hoffräulein von GöcHHavsen bucklig war und die Untersuchung des Schädels dessen skoliotische Verkrümmung ergab, eine im wesentlichen neue Beobachtung, welche Frostkr in ein- gehender und überzeugender Weise behandelt. Im ganzen empfängt man von den Schriften Frorızrs den Eindruck eines peinlichen und gewissenhaften Forschers, der sich nirgends genug tun konnte. Überall tritt das Bestreben hervor, die Technik in möglichst feiner und zuverlässiger Form auszubilden und sich auf jede Weise des erstrebten Resultates zu versichern. Er hat daher jederzeit großen Wert auf die reich- liche Benutzung aller technischen Hilfsmittel gelegt. Vor allen Dingen war er ein fleißiger Zeichner, da er den Wert der Zeichnung nicht bloß als Mittel der Darstellung, sondern auch als Mittel der Forschung sehr wohl erkannt hatte. Zahllose Zeichnungen, meist embryologischen Charakters, sind in seinem wissenschaftlichen Nachlasse enthalten, ebenso außer- ordentlich viele photographische Platten, die seinen Arbeiten zugrunde lagen. Die Kraniologie mit ihren exakten Methoden der Messung und der Projektion sagte ihm besonders zu; diese exakten Methoden der Darstellung und der graphischen Reproduktion halfen ihm über ein gewisses Moment der Unsicherheit hinweg, welches über alle Peinlichkeit und Gewissen- haftigkeit hinaus der Seele Frorırrs anhaftete. Dem Unterricht ist Frorızr mit äußerster Gewissenhaftigkeit nach- gegangen. Seine jüngeren Mitarbeiter sind ihm besonders dadurch zu Danke verpflichtet, daß er sich zu keiner Zeit von dem Präparierboden zurückgezogen hat, welcher körperlich und seelisch auf die Dauer die größten Ansprüche an die Dozenten stellt und welcher die treue Mitarbeit aller Beteiligten erfordert. Bis zuletzt hat er diesem schweren Dienste mit Zähigkeit und mit Geduld obgelegen, und ich habe die von ihm in dieser Beziehung bewiesene Ausdauer oft bewundert. Die meisten seiner Schüler kannte er persönlich und wußte mit ihnen Bescheid, auch dann noch, als ihre Zahl in dem letzten Jahrzehnt stark in die Höhe gegangen war. Er hatte ein großes Interesse für junge Leute und hat an dem Verkehr mit der Jugend in großer Hingebung gehangen; daß dies Verhalten auch auf der anderen Seite Hinneigung und Verehrung geweckt hat, ist ohne Zweifel. 419 FRorIEr hat unserer anatomischen Anstalt ihre jetzige Gestalt ge- geben. Der Grundstock, ein höchst übler Bau aus dem Jahre 1835, wurde von Henke, soviel mir bekannt, im Jahre 1882 durch den Zubau eines kleinen Präparierhauses erweitert. Frorırr aber hat mit Hilfe der könig- lichen Staatsregierung zweimal, zuerst nach seinem Amtsantritt in den Jahren 1897—1898 und späterhin 1907, die Räume des Hauses im ganzen mindestens verdoppelt. Ich bin der Überzeugung, daß er, was sich auf dem gegebenen Platze erreichen ließ, auch nahezu erreicht hat, und daß infolge der gegebenen Umstände auch kaum darüber hinauszukommen sein wird. In dem letzten Jahrzehnt vor dem Kriege hatte er die weitere Vergröße- rung der Anstalt in Erwägung gezogen, aber der Krieg hat allen weiteren Plänen ein Ende gemacht. Was die innere Einrichtung der Anstalt anlangt, so hat FRroxıEr sich ein dauerndes Verdienst durch die Pflege der Sammlungen für Unter- richt und Wissenschaft erworben. Vor allen Dingen hat er die anthropolo- gische Sammlung größtenteils selbst geschaffen; noch ermangelt dieselbe allerdings einer einheitlichen Ordnung und würdigen Aufstellung, so daß sie zur Geltung kommen kann und jederzeit benutzbar ist. Auch die topo- graphisch-anatomische Sammlung hat er stark bereichert und eine Samm- lung von Diapositiven geschaffen. Dem Verewigten sind während seines Lebens viele Ehrungen zuteil geworden, die größtenteils seiner wissenschaftlichen Tätigkeit galten. Vor allen Dingen war er Mitglied mehrerer sehr geschätzter Akademien. Darüber hinaus hat er sich in der großen Welt auf dem weiten Felde der Wissen- schaft ein unvergängliches Denkmal gesetzt und auf der anatomischen An- stalt durch seiner Hände Werk ein vorzügliches Andenken hinterlassen. (Eingegangen am 23. Oktober 1917.) Schriftenverzeichnis, von A. v. FrorIer selbst zusammengestellt. 1872. Uber die Bindesubstanz bei wirbellosen Tieren. Aus HoPPE-SEYLERS Laboratorium. PFLÜGERS Archiv 1872. Chemischer Nachweis von Chondrin bei Schnecken und Muscheln, Glutin bei Cephalopoden. 1877. Über den Hautmuskel des Halses und seine Beziehungen zu den unteren Gesichtsmuskeln. Hıs’ Archiv 1877. Tiefe Kreuzung und Zweischichtigkeit des Platysma, vergl.-ana- tomisch. 1878. Über das Sarcolemm und die Muskelkerne. Hıs’ Archiv 1878. Sarcolemm resistent gegen Trypsinverdauung, löslich in Säuren. Salizylsäuremethode zur Isolierung der Muskelfasern, neu, seitdem vielfach benutzt. 12 cm lange Muskelfasern aus dem Sartorius isoliert, die seitdem als Beispiel der größten Länge der Muskelfasern in den Lehr- büchern figurieren. 1880. Anatomie für Künstler. Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1880. 1881. 1882. 1882. 1883. 1885. 1886. 1887. 1887. 1890. 1891. 420 Zwei Typen des normalen Beckens. Festschrift für Crep£. Leipzig 1881. Aufstellung der seitdem akzept. Unterscheidung des Beckens mit hochstehendem und des Beckens mit tiefstehendem Promontorium. Ent- wickelungsgeschichtlich motiviert. Kopfteil der Chorda dorsalis bei menschlichen Embryonen. Festschrift für HENLE. Bonn 1882. Nachweis des Retropharyngealteils der Chorda. Über ein Ganglion des Hypoglossus und Wirbelanlagen in der Okzipital- region. Hıs’ Archiv 1882. Nachweis der hinfalligen Hypoglossusganglien (,,FRORIEP’sche Gang- lien‘‘ His, OSTROUMOFF u. a.). Nachweis der okzipitalen Urwirbel. Aufstellung einer neuen Theorie des Kopfes, die jetzt ziemlich all- gemein angenommen ist. (Vgl. Gaupp, Die Metamerie des Schädels in: Ergebnisse VII, 1898, S. 812.) Zur Entwicklungsgeschichte der Wirbelsäule, insbesondere des Atlas und Epistropheus und der Okzipitalregion. I. Hühnerembryonen. Hıs’ Archiv 1883. Neue Darstellung der Wirbelentwickelung (primitiver Zustand, Übergangsperiode, definit. Zustand), sowie der Differenzierung von Atl. u. Epistr. Nachweis der hypochordalen Spange, eines neuen Elements, das später von CoPE paläontologisch bestätigt wurde als Interzentrum (,‚FRo- RIEP’sche Spange‘‘ G. BAUR). Über Anlagen von Sinnesorganen am VII., IX. und X.; über die genetische Stellung des X. zum XII., und über die Herkunft der Zungenmuskulatur. His’ Archiv 1885. Nachweis typischer Sinnesorgananlagen am dorsalen Rand der Kiemenspalten (,,FRORIEP’sche Organe‘‘ DE MEURON, GORONOWITSCH), und deren Teilnahme an der Entwickelung der betreffenden Ganglien. Nachweis der ,,Schulterzungenleiste‘‘, einer Fortsetzung der W OLFF- schen Leiste, und der Entstehung der Zungenmuskulatur aus Teilen der okzipitalen Urwirbel (,,FRoRIEP’sche Leiste‘‘ van BEMMELEN). (Vgl. C. v. KUPFFER, Entwickl.-Gesch. des Kopfes, ‚Ergebnisse‘ 1896, S. 607.) : Zur Entwicklungsgeschichte der Wirbelsäule usw. II. Säugetierembryonen. Hıs’ Archiv 1886. Selbständige Entstehung des Wirbelkörpers. Rudiment der hypochordalen Spange am II. Halswirbel. Darstellung für Vögel und Säugetiere. Über das Homologon der Chorda tympani bei niederen Wirbeltieren. Anat. Anz. 2. Jahrg. Nachweis, daß sie kein R. prä-, sondern ein R. posttrematicus (mandi- bularis) ist. Bemerkungen zur Wirbeltheorie des Kopfskelettes. Anat. Anz. 2. Jahrg. Literarischer Nachweis, daß GEGENBAUR 1887 die von mir her- rührenden Anschauungen akzeptiert hat und dieselben nun schein bar gegen mich verteidigt. Anatomie für Künstler. 2. Auflage. Über die Entwicklung des Sehnerven. Anat. Anz. 6. Jahrg. 1891. 1892. 1892. 1892. 1894. 1895. 1895. 1895. 1896. 1837. 1898. 1899. 1899. 1901. 1901. aM. Nachweis, daß die ersten entstehenden Optikusfasern von der Retina aus zum Gehirn hin wachsen. Zur Entwicklungsgeschichte der Kopfnerven. Verhandl. München, Anat. Anz., Erg.-Heft z. 6. Jahrg. Nachweis eines abortiven Ganglions am Trochlearis, und Entw.- Modus dieses Nerven. Über den Gebrauch der Worte proximal und distal. Anat. Anz. 7. Jahrg. Bekämpfung der RosSENBERG’schen Anwendung dieser Worte für kranial und kaudal. Entwicklungsgeschichte des Kopfes. MERKEL und BONNETS „Ergebnisse 1891. Wiesbaden 1892. Erörterung der „Kopffrage‘‘. Zur Frage der sog. Neuromerie. Verhandl. Wien 1892. Anat. Anz. Nachweis, daß die Segmente der offenen Medullarplatte bei Amphi- bienembryonen nicht Neuromeren sind, sondern Abdrücke der darunter- liegenden Urwirbel. Entwicklungsgeschichte des Kopfes. Il. MERKEL und Bonnets „Ergeb- nisse‘‘ 1893. Wiesbaden 1894. Kopfmesoblast und präoraler Darm. — Hypophysis. — Gehirn. — Epiphysen. — Kopfnerven und Sinnescrgane. — Ektoblastogenes Mesen- chym. — Viszeralspalten. Über eine Varietät der unteren Hohlvene. Mit LEoPoLD FRoRIEr. Anat. Anz. Bd. 10. Linke Nierenvene durch Vermittlung der teilweise erhaltenen linken Kardinalvene hinter der Aorta durch in die rechte Hohlvene mündend. Über das Vorkommen dorsaler Hypoglossuswurzeln mit Ganglien in der Reihe der Säugetiere. Mit W. Brox. Anat. Anz. Bd. 10. Nachweis des Verhaltens durch die ganze Säugetierreihe. Über Methode und Lehrstoff des anatomischen Unterrichts. Akad. Antritts- rede. Tübingen 1895. WILHELM Henkes. Biographische Skizze. Anat. Anz. Bd. 12. Die Lagebeziehungen zwischen Großhirn und Schädeldach bei Menschen verschiedener Kopfform. Leipzig 1897. Nachweis des frontipetalen und okzipitopetalen Typus von Gehirn und Schädel. (Vgl. KRGNLEIN in Bruns’ Beitr. Bd. 22, H. 2.) Mit einem Anhang: Beitrag zur Vergleichung des Schädels mit der Todtenmaske. Gibt Grundlagen für eine Identifizierung historischer Schädel. Junge menschliche Embryonen. Württ. Mediz. Corr.-Bl. Bezeichnet schwebende Probleme über die früheste Entwickelung. Uber die Kühlanlagein der Tübinger Anatomie. Verhandl. Anat. Anz. 1899. Anatomie für Künstler. 3. Auflage. Ein für die Lagebestimmung des Hirnstammes im Schädel verhängnis- volles Artefakt beim Gefrieren menschlicher Kadaver. Anat. Anz. Bd. 19. Nachweis der Verdrängung von Hirnteilen aus der Schädelhöhle durch Gefrierdruck. Über die Ganglienleisten des Kopfes und des Rumpfes und ihre Kreuzung in der Okzipitalregion. His’ Archiv 1901. Nachweis, daß die Ganglienanlage der Viszeralbogennerven medial von der Spinalganglienanlage gelegen ist und nur soweit zur Entfaltung ge- langen kann, als es ihr gelingt, die Spinalganglienanlage zu vernichten und 1902. 1902. 1902. 1905. 1905. 1905. 1905. 1905. 422 die zugehörigen Urwirbel zu beseitigen. Hierin der strikte Beweis, daß Viszeralbogennerven und Spinalnerven niemals in den gleichen Metameren des Wirbeltierkörpers vereinigt gewesen sein können. Hierdurch eine neue Stütze für meine Theorie des Kopfes gewonnen. Zur Entwicklungsgeschichte des Wirbeltierkopfes. Verhandl. d. Anat. Ges., Halle 1902. Nachweis, daß bei Torpedoembryonen im Kopfgebiet 13 Urwirbel sich anlegen, daß diese beschränkt sind auf das Gebiet der persistierenden Chorda dorsalis und daß der vorderste immer unter der Gehörgrube liegt; alle sind also metotische Somite, prootische existieren nicht. Neue Begründung meiner Theorie des Kopfes: die von mir als prä- spinal und spinal unterschiedenen Abschnitte können nun auch kaduci- chordat und perennichordat genannt werden. Die Urwirbelreihe löst sich, vom rostralen Ende beginnend, rasch auf. Die dadurch frei werdende Chorda tritt in den Dienst des präspinalen Kopfmesoblasts. Einige Bemerkungen zur Kopffrage. Anat. Anz. Bd. 21, 1902. Schärfere Formulierung meiner Kopftheorie, besonders gegenüber FÜRBRINGER. Hypothese, daß meine drei Abschnitte: achordat, kaducichordat, perennichordat sich decken mit MASTERMANS Proto-, Meso- und Meta- soma der Archichordaten. Zur Geschichte der Anatomischen Anstalt zu Tübingen. Arch. f. Anthropo- logie, Suppl. 1902. Darin Bemerkung über VEsAL’sche Skelette. Über die Einstülpung der Augenblase. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 66. Nachweis, daß die Augenblase sich nicht aktiv einstülpt, sondern daß ihr Sinnesepithelbezirk in der Tiefe stehen bleibt wegen seiner direkten Verbindung durch Optikusfasern zum Gehirn. Mit dem Wachstum schieben sich die Ränder vor. Die Entwicklung des Auges der Wirbeltiere. In O. Herrtwıss Handbuch Bd. II, 2, 1905. Nachweis des allgemeinen Vorkommens und der phylogenetischen Bedeutung der Sehgruben auf der offenen Medullarplatte. Neue Untersuchung der Entwickelung des Sehnerven. Die okzipitalen Urwirbel der Amnioten im Vergleich mit denen der Sela- chier. Verhandl. d. Anat. Ges., Kongreß in Genf 1905. Gegen die von FÜRBRINGER als erwiesen hingestellte These, daß der Amniotenkopf drei Urwirbel mehr aufgenommen habe als der der Anamnier, wird gezeigt, daß die Ontogenese im Gegenteil für die Homologie der Kranio- vertebralgrenze bei Selachiern und Amnioten spricht. Bei beiden Formen sind es die gleichen drei Urwirbel, welche als ,,Okzipitoblasten‘‘ die Okzipita- lisation des Kopfes leisten. Sur la genése de la partie occipitale du crane. Compt. rend. de !’Assoc. des Anatomistes I. Congr. internat. Genéve 1905. Die Okzipitogenese oder Okzipitalisation des Kopfes eine typische Leistung einiger, in der Regel drei, Urwirbel, welche deshalb den Namen Okzipitoblasten verdienen. Es ist wahrscheinlich, daß die Okzipito- blasten der héheren und niederen Wirbeltiere homolog sind und dem- entsprechend auch die Kraniovertebralgrenze. Demonstration offener Linsensäckchen bei Selachierembryonen. Verhandl. d. Anat. Ges., Kongreß in Genf 1905. 1906. 1906. 1907. 1907. 1908. 1909. 1910. 423 Nachweis, daß die Linsenentwickelung bei Torpediniden durch Ein-- stülpung eines offenen Ektodermsäckchens erfolgt, entgegen den Angaben von C. Rast, der für Selachier überhaupt die Entstehung des Linsen- bläschens auf eine solide Ektodermknospe zurückgeführt hatte, in der erst. sekundär durch Dehiszenz der Zellmasse das Lumen sich bilde. Über die Herleitung des Wirbeltierauges vom Auge der Aszidienlarve. Verhand!. d. Anat. Ges., XX. Vers. in Rostock 1906. Nachweis, daB das Auge der Aszidienlarve kein unpaares, sondern ein unilatera! rechtsseitiges Organ ist, dessen Antimer phylogenetisch verloren gegangen. Hierdurch die Homologisierung mit dem bilateralen Vertebraten- auge gestützt. Dagegen zeigt das Auge der Aszidienlarve Kennzeichen sekundärer Umgestaltung, welche eine Herleitung des Wirbeltierauges vom Auge der Aszidienlarve als ausgeschlossen erscheinen lassen. Ansprache zur Enthüllung der Bildnisse von LUSCHKA und HENKE im Hörsaal der Anat. Anstalt, 28. Mai 1906. . Über den Ursprung des Wirbeltierauges. Münch. med. Wochenschr. 53. Jg., S. 1739. Ontogenese des Vertebratenauges und aus ihr sich ergebende Schlüsse auf die phylogenetische Entstehung des Organs. . Über Form und Lage des menschlichen Magens. Verhandl. d. Ges. deutsch. Naturforscher und Ärzte, 78. Versamml. z. Stuttgart, 2. Teil, S. 312. An Leichen Hingerichteter, die unmittelbar nach dem Tode durch Formalininjektion fixiert waren, Nachweis, daß der leere Magen in wenig gekrümmtem Bogen schräg von links-oben-hinten nach mitte-unten-vorn steht; bei Füllung geht er in die winkelig geknickte Form über, der Haupt- magen (was früher als Fundus s. Corpus bezeichnet wurde) vertikal, der Nachmagen (was früher Pyl.-Teil) horizontal; bei Überfüllung geht der Magen zunächst in Hufeisen, dann in Schlingenform über. Wird letztere habituell, so spricht man von Gastroptose. Diskussion zum Vortrage GREILS über die Entwicklung des Kopfmesoderms bei Ceratodus Forsteri. Verhandl. d. Anat. Ges. Würzburg 1907. Vermutung, daß es sich bei GREILS Befunden um Substitution spinaler Anlagen an die Stelle von reduzierten Viszeralbogenmuskeln handelt. Über Entwicklung und Bau des antonomen Nervensystems. Med.-naturw. Archiv Bd. 1, H. 2, 1907, S. 301. Auf Grund entwickelungsgeschichtlicher Untersuchung an Torpedo- und Kaninchenembryonen die Auffassung, daß die Nervenzellen des antonomen Systems aus der Wandung des Medullarrohrs stammen, mit den ventralen Spinalnervenwurzeln gemeinsam austreten und mit den nach der Peripherie hinauswachsenden Neuroblastenausläufern (die später zu präganglionären Fasern werden) an ihre Standorte in den antonomen Ganglien hinausrücken. Drei Vorlesungen über die Elemente des peripherischen Nervensystems und ihre Entwicklung. Von EDINGER abgedruckt in: Vorlesungen über den Bau der nervésen Zentralorgane. 2. Bd. Erweiterte Umarbeitung des EpIngeEr’schen Werkes bringt meine Theorie des Nervensystems. Uber den Schädel und andere Knochenreste des Botanikers Hugo von Mout. Arch. f. Anthropologie. N. F., Bd. 8. Rest des Kiemenbogencoeloms bei einem Säugetierembryo. Arch. f. Anat. u. Phys., Anat. Abt., 1910. 424 1910. Über die Bestimmung der Schädelkapazität, durch Messung oder durch Berechnung. Zeitschr. f. Morph. u. Anthropologie Bd. 13, 1910. 1911. Die Lehren F. J. GALLS, beurteilt nach dem Stand der heutigen Kennt- nisse. Rede. Leipzig, Verlag v. Joh. Ambr. Barth. 1911. Dr. ALBERT SEESSEL. Anat. Anz. Bd. 12. 1911. Ist F. J. GALL an der Entdeckung des Broca’schen Sprachzentrums be- teiligt? Zeitschr. f. d. ges. Neurolog. u. Psychiatrie Bd. 5, H. 3. 1911. Anatomische Wandtafeln für den Aktsaal. Darstellung der Muskulatur im bewegten Körper. Neun Tafeln in halber Lebensgröße nach Präparat von Fr. W. MÜLLER. Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1913. Der Schädel FRIEDRICH VON SCHILLERs und des Dichters Begräbnisstätte. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1913. 1916. Die Kriegstätigkeit beim Kreisverband Tübingen der Genossenschaft freiw. Krankenpfleger im Kriege. Frühjahr 1916. 1917. Schädel, Totenmaske und lebendes Antlitz des Hoffräuleins LvIisE von GÖCHHAUSEN. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, 1917. 1917. Die Kraniovertebralgrenze bei den Amphibien (Salamandra atra). Bei- trag zur Entstehungsgeschichte des Wirbeltierkopfes. Archiv f. Anat. und Phys., Anat. Abt., 1917. Bücherbesprechungen. Die Beurteilung des biologischen Naturgeschehens und die Bedeutung der ver- gleichenden Morphologie. Rede, gehalten zur Feier der akademischen Preis- verteilung in Jena am 16. Juni 1917 von Friedrich Maurer. Jena, Gustav Fischer. 1917. 36 S. 1M. 80 Pfg. MAURER bespricht in dieser Prorektoratsrede übersichtlich die Theorien der Entwickelungslehre, besonders den Darwinismus, und wendet sich dann insbesondere zu Oscar HERTwIGs Werk „Das Werden der Organismen, eine Widerlegung von DArwıns Zufalltheorie‘‘. Bei aller Anerkennung von HERTWIGS Lebenswerk und Übereinstimmung in großen Fragen kann MAURER sich der Hertwie’schen Beurteilung von Darwins Werk nicht anschließen. Unver- ständlich ist MAURER HERTwIGS Auffassung der „Artzelle“. Kerner ist ihm auffallend HERTWIGS geringe Schätzung der Paläontologie. Auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie findet MAURER bei HERTwIG keine Widerlegung der Darwın’schen Lehre; allerdings gehe HERTwIG an wichtigen Tatsachen vorüber (Wirbeltierauge, Lungen, Kehlkopf- und Luftréhrenskelett). HERTWIGS Einwürfe gegen das biogenetische Grundgesetz HAEOKELS erklärt MAURER als nicht stichhaltig. — Zum Schlusse schildert MAURER als Beispiel für das tiefe Verständnis, das uns die vergleichend-anatomische und entwickelungsgeschicht- liche Behandlung eines Stoffes für das Naturgeschehen bietet, die phylo- und ontogenetische Entwickelung des Wirbeltierskeletts. — Dem Ausspruche HERT- wias, die vergleichende Anatomie habe in den letzten Jahrzehnten einen Still- stand erlitten, widerspricht MAURER auf das entschiedenste. — Aber man lese lieber die ja leicht zugängige Rede selbst! B. Abgeschlossen am 10. November 1917. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie, Amtliches Organ der ee stmischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der ,,Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. een 1917. ve No. 17. Aufsätze. InBALT. Joseph Altzinger, Uber die quergestreifte Darm- muskulatur der Fische. S. 425—441. — W. A. Mijsberg, Die vermeintliche Homologie des Foramen sacrale superius (Var.) des Menschen mit der sakralen Arkade des Monotremen. S. 441—452. — Hans Böker, Die Entwickelung der Trachea bei Lacerta agilis. S. 452—455. Biicherbesprechungen. Hermann TrikpeL, 8S. 455—456. — Personalia. S. 456. Aufsätze. Nachdruck verboten. Uber die quergestreifie Darmmuskulatur der Fische'). Von Tierarzt JosEF ALTZINGER, Assistent. Mit 6 Abbildungen im Text. (Aus dem Institut für Biologie und Pathologie der Fische der Wiener Tier- ärztlichen Hochschule. Vorstand: Prof. Dr. J. FıEBIGER.) Die quergestreifte Muskulatur in der Darmwand einiger Fische ist schon seit längerer Zeit bekannt und beschrieben. Als erster entdeckte sie Rercuert im Jahre 1841 im Darm der Schleie, und er veröffentlichte dies unter dem Titel: „Einiges zur allgemeinen Anatomie des Muskelsystems‘“, worin er bekanntgibt, daß die Darmmuskulatur der Schleie aus gestreiften Fasern bestehe (zitiert nach OrrEr). Er hebt diesen Fall als eine allein- stehende Ausnahme hervor, indem er sagt: ,, Man findet oft, daß die Muskel- 1) Dissertationsschrift zur Erlangung der Doktorwürde der Veterinär- medizin, angenommen vom Professorenkollegium über Referat von Prof. Dr. JosEs FIEBIGER und Prof. Dr. KarL SKoDA. Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 28 426 fasern im Darmkanal der Fische durch Stärke, mehr zylindrische Form und geringe Abplattung und durch ein fein granuliertes und punktiertes Aus- sehen sich von ungestreiften Muskelfasern anderer Wirbeltiere auszeichnen. Indessen wirkliche Querstreifung sind außer Cypr. tinca nirgends an- zunehmen.‘ Epvarp WEBER (zitiert nach Dvusors-Reymonp) unternahm etwas später die physiologische Untersuchung der gestreiften Darmmuskulatur der Schleie. Seine Versuche erstreckten sich auf die Reizung des Darmes nach Er- öffnung der Bauchhöhle. Sie ergaben, daß die Darmwand außer der animalischen Bewegung auch eine organische zeigt, die sich durch eine längere, fortgesetzte Reizung in einer Einschnürung des Darmes erkennen läßt. Ein weiterer Schritt vorwärts auf diesem Gebiete ist Motrin zu verdanken. Er vervollständigte die Beobachtungen ReıcHerrs, indem er aufmerksam macht, daß sich nach innen von diesen Quergestreiften zwei glatte Muskelschichten finden, welche ebenso verlaufen wie die Quergestreiften, nämlich eine äußere Längs- und eine innere Ringschicht. Im Jahre 1847 gab Bungee (zitiert nach Orrer) an, daß sich im Magen des Schlammpeizgers (Cob. fossilis) gestreifte Muskelfasern vorfinden. Er sagt: Bei der mikroskopischen Untersuchung der Muskelhaut des Magens von Cob. fossilis fand ich, daB die Fasern nicht, wie dies im Magen der Wirbeltiere Regel ist, zylindrisch, sondern daß sie varikés sind und sehr zierliche Querstreifung zeigen. Schon die leichte Trennbarkeit der Fibrillen deutet auf einen Unterschied hin, indem nämlich die Muskeln mit zylindrischen Fasern, wenn man sie bis zu einer gewissen Feinheit gebracht hat, leichter zerreißen und nicht mehr so gut in noch feinere Fäserchen zerteilen lassen. Leyvıg beschreibt ausführlich das ganze Darmrohr des Schlamm- peizgers und gibt an, es lasse sich bestimmt erkennen, daß zwischen der sehr doutlichen quergestreiften Ringschicht und der Schleimhaut noch eine Lage glatter Muskeln eingeschoben ist, deren Elemente zirkulär um den Magen verlaufen. In seinem Lehrbuch der Histologie stellt er Schlamm- peizger und Schleie in eine Reihe mit den Worten: ,,Doch folgt bei beiden Fischen unter der quergestreiften Muskulatur noch eine glatte Lage.“ VArarour (1850) gibt an, daß die quergestreiften Muskelfasern viel dicker sind als die glatten (0,03 mm und 0,1 mm). Bei zahlreichen Tele- ostieren, sagt WIEDESHEIM, besitzt der Magen außer einer aus glatten Muskeln bestehenden Wand noch eine zweite Muskellage, welche quergestreifte Elemente führt und welche eine äußere Längs- und. eine innere zirkuläre Schieht besitzt. Diese Elemente entwickeln sich vom Oesophagus kaudalwärts. LANGER erwähnt als auffallend die quergestreifte Muskulatur im Darm bei Chon- drostoma nasus, indem er sagt: „Die Muskelschicht zeigt nichts Beson- deres, bemerken will ich nur, daß in die Schichten der glatten Muskel- fasern auch quergestreifte Bündel eingeflochten sind.“ Die ausführlichste Arbeit stammt von Dwsoıs-Reymonp (1889). Er fand, daß die Muskelhaut des Darmes an der ventralen Seite ihren Ur- 427 sprung von der breiten Hinterfläche der Schlundzahnbogen nimmt, wäh- rend sie an der dorsalen Seite aus der Muskulatur des Gaumenorgans hervorgeht. Ferner erwähnt er, daß die glatten Schichten im oberen Darmabschnitt verhältnismäßig dünner sind als im unteren. Die quergestreifte Muskulatur reicht nach seinen Angaben 3—6 mm vor den After, und zwar verliert sich die Kreismuskelschicht früher als die longitudinale. Bei den quergestreiften Muskelfasern wies er Verzweigungen nach. Auf Veranlassung des Herrn Prof. Dr. Jossr FIEBIGER, meines geehrten Institutsvorstandes, entschloß ich mich, die quergestreifte Muskulatur der Fische von folgenden Gesichtspunkten aus zu unter- suchen: 1. Es ist auffallend, daß bezüglich unseres wichtigsten Süß- wasserfisches, des Karpfens, in dieser Hinsicht keine Angaben vor- handen sind. Bei den großen Verschiedenheiten, die auch bezüglich der Cypri- niden in dieser Hinsicht herrschen, erschien eine eingehende Unter- suchung auch dieses Fisches als lohnend. 2. Die Skeletmuskulatur entwickelt sich bei den Wirbeltieren der Hauptsache nach vom mittleren Keimblatte, und zwar den Ur- segmenten, nicht jedoch die Schlundmuskvlatur, welche aus einer eigenen Anlage hervorgeht. Die glatte Muskulatur des Darmes ent- wickelt sich aus der Darmfaserplatte des Mesoderms. Nebenbei bemerkt, wird der Darm der Fische als anfangs solides Rohr angelegt. Es wäre daher zunächst die Frage zu beantworten: Ist ein Zu- sammenhang mit der Körpermuskulatur nachzuweisen, welcher auf eine Aussprossung aus derselben hindeutet, oder müssen wir eine Entwickelung an Ort und Stelle, also ebenfalls aus der Darmfaser- platte, annehmen? In dieser Hinsicht müßte naturgemäß auf die für die Aussprossung möglichen Stellen, nämlich Anfangsteil (Schlund) und Endteil (After), ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. In der quergestreiften Darmmuskulatur der Fische haben wir, ähnlich wie in der Herzmuskulatur aller Wirbeltiere und in der Musku- latur der vegetativen Organe der Arthropoden, ein Beispiel von quer- gestreifter Muskulatur vor uns, die analog den glatten Muskeln nicht dem Einflusse des Willens untersteht, also als unwillkürlich zu be- zeichnen ist. Es wäre also zu untersuchen, ob Abweichungen in der feineren Struktur gegenüber der Skeletmuskulatur und Annäherungen an den Aufbau der Herzmuskulatur existieren. 28* 428 Material und Untersuchung. Untersucht wurden: Schleie, Karpfen, Aitel und Schlammpeizger. Die Objekte wurden teils 1m frischen Zustande untersucht, teils warden sie in Formolalkohol oder ZENKER’scher Flüssigkeit fixiert, in Zelloidin eingebettet und in Schnittserien zerlest, die dann mit Hämatoxylin- Eosin, nach MALLORY und van GIESoN, gefärbt wurden. Die frischen Präparate wurden in physiologische Kochsalzlösung zerzupft, ferner mit Essigsäure - Bismarckbraun oder mit kalt- cesittigter Ammoniaklésung behandelt. A. Sehleie (Tinca vulgaris Cuv.). Der Darm der Schleie läuft in emer S-Krümmung durch die Bauch- höhle. Seine Länge übertrifft nur um geringes (1—1'/, em) die Körper- länge. Der Darm beginnt mit einer magenartigen Erweiterung, die anfangs noch an Dicke zunimmt, gleichmäßig an Stärke bis kurz vor den After abnimmt, wo plötzlich wieder eine Verstärkung eintritt. Wenn in der Folge kurz von Magen gesprochen wird, so ist darunter die erwähnte magenartige Erweiterung verstanden. “Die Cypriniden besitzen bekanntlich kemen echten Magen. Bei einem Querschnitt durch die Magenmitte lassen sich fol- gende Muskelschichten unterscheiden (Abb. 1): 1. Eine äußere quergestreifte Längsschicht, deren Dicke bei einer Schleie von 26 cm Körperlänge 250—800 p. betrug. 2. Eine zirkuläre quergestreifte Muskulatur mit einer Dicke von 450 vp. 3. Eine längsverlaufende glatte Muskelschicht, die hier noch sehr spärlich entwickelt ist, aber kaudalwärts an Stärke zunimmt. 4. Eine glatte zirkuläre Schicht, die ebenfalls einen mächtigen Ring von 100 p. bildet. Diese Schichten werden von intermuskulärem Bindegewebe getrennt. Die quergestreifte Längsmuskulatur wird ferner von einem aus glatten Muskelfasern bestehenden Häutchen überzogen, welches an verschiedenen Stellen von der zirkulären glatten Muskelschicht ab- zweist (Abb. 2). Dieses Häutchen, über welches in der Literatur keine Angaben vorliegen, kommt auf folgende Weise zustande. Von der glatten Ring- muskulatur zweigen in Intervallen dünne Bündel von glatten Fasern ab, welche quer nach außen ziehen. Sie durchbrechen die querge- 429 streifte Ringmuskelschicht, biegen dann zum Teil um und bilden ın dem Bindegewebe zwischen äußerer Längsmuskulatur und glatter Ringmuskulatur eine unzusammenhängende Längsschicht, zum Teil ziehen sie in radiärer Richtung weiter, durch die quergestreifte Längs- muskulatur nach außen und überziehen die Oberfläche. Aber auch auf diesem Wege biegen sie größtenteils zur Längsrichtung um. Mit den glatten Muskelfasern verlaufen auch Bindegewebsfasern. Dadurch werden Dissepimente gebildet, welche die Längsmuskulatur Abb. 1. Querschnitt durch die Magenmitte der Schleie. Formolalkohol, H.-E. Vergr. 24:1. Schl. Schleimhaut, gl. Krsch. glatte Kreisschicht, gl. Lgsch. glatte Längsschicht, q. Krsch. quergestreifte Kreisschicht, g. Lgsch. quergestreifte Längsschicht. in einzelne Abschnitte zerlegen. Einzelne glatte Muskelfasern ziehen sogar in die Abschnitte hinein und verlaufen im Perimysium internum. Im Schnittpräparat heben sich die der Länge nach getroffenen Muskelfasern durch ihren Stabkern, im Querschnitt durch ihren kleinen Durchmesser sehr gut von den daneben befindlichen quer- gestreiften Muskelfasern ab. Wenn wir diese Verhältnisse im weiteren Verlaufe des Darmes 430 verfolgen, finden wir eine allmähliche Zunahme dieser glatten Muskel- fasern und damit im Zusammenhang eine Abnahme der quergestreiften Muskelfasern. Aus den Dissepimenten, die die einzelnen Bündel einscheiden, entwickeln sich auf diese Art mächtige Bündel, welche die quer- gestreifte Muskulatur immer mehr und mehr zu verdrängen scheinen. Die dünne Schicht glatter Muskulatur, die sich zwischen der glatten und quergestreiften Kreisschicht findet, vereinigt sich, nachdem die Abb. 2. Ausschnitt aus Abb. 1. Vergr. 85:1. Schl. Schleimhaut, gl. Krsch. glatte Kreisschicht, gl. Lgsch. glatte Längsschicht, g. Krsch. quergestreifte Kreisschicht, g. Lgsch. quergestreifte Längsschicht, gl. Mf. glatte Muskelfasern. quergestreifte Kreisschicht verschwunden ist, mit den glatten Längs- muskelbündeln, die, wie erwähnt, aus den Dissepimenten hervor- gehen. Kurz vor dem After lösen sich beide quergestreiften Muskel- schichten auf. Die zirkuläre quergestreifte Schicht hört zuerst auf, indem sie auf vereinzelte Bündel sich beschränkt, bei der längsver- laufenden werden die Bündel immer schwächer und die Abstände von- einander immer größer. Sie verlaufen hier ähnlich den Stäben einer 431 Reuse. Einen halben Zentimeter vor dem After verlieren sie sich ganz in der immer stärker werdenden glatten Längsschicht. Ein Zusammen- hang mit der Skelettmuskulatur in der Umgebung des Afters ist nir- gends vorhanden. Die glatte Kreisschicht hat sich ebenfalls stark ver- diekt, und sie bildet so gewissermaßen einen Sphinkter. Verfolgen wir den Darm gegen die Maulhöhle zu, so finden wir folgende Verhältnisse: Von der Mitte des Magens oralwärts kommt am Übergange des- selben in den Oesophagus noch eine weitere innere Schicht von längs- verlaufender Muskulatur hinzu, die in sehr losen Bündeln ım Binde- gewebe verstreut liegt. Es besteht hier also eine dreifache Schicht von quergestreifter Muskulatur. Noch weiter oralwärts vereinigt sich diese innere quergestreifte Längsschicht zu immer stärkeren Bündeln, während die äußere quergestreifte Längsschicht sich in einzelne Bündel aufgelöst hat, die in die zirkuläre Schicht eingestreut sind und sich bald verlieren. Wir finden also im Oesophagus eine Stelle, an welcher sich die Verhältnisse umkehren, d. h. eine quergestreifte Längsmuskulatur innen und eine quergestreifte Ringmuskulatur außen sich befindet. Die Muskelschichten bilden schließlich am Beginne des Oesophagus den Schlundkopfschnürer und gehen, wie schon DuBoıs fand, an der dorsalen Seite in die Muskulatur des Gaumenorganes über. an der ventralen Seite heften sie sich an den unteren Schlundknochen an. Luftgang. In die dorsale Wand des vordersten Anteiles des Oesophagus mündet der Luftgang. Er besitzt in seinem Anfangsteil eine ziemlich starke Muskelhaut aus glatten und quergestreiften Fasern. Die mäch- tigste Schicht ist auch hier wie im Darmtrakt eine quergestreifte Kreis- schicht, welcher nach innen und außen quergestreifte Längsbündel angeschlossen sind. Knapp unter der Schleimhaut befindet sich auch ein Ring glatter Muskulatur, der der Hauptsache nach aus zirkulär verlaufenden Fasern besteht. An der Vereinigungsstelle des Luftganges mit dem Oesophagus schließen sich die quergestreiften Ringmuskeln in der Weise an die zirkulären des Schlundes an, daß im Schnitt Achterturen erscheinen. Der Verlauf der quergestreiften Muskulatur in der Wand des Luftganges ist sehr unregelmäßig. Die Bündeln sind nicht zu einer geschlossenen Schicht vereinigt von parallel gelagerten Fasern, sondern 432 verlaufen vielfach schief. Sie machen so mehr den Eindruck eines Netzwerkes. Die innere quergestreifte Längsschicht findet sich nur in einzelnen Bündeln und hört bald nach der Einmündung des Luftganges in den Oesophagus auf. Im weiteren Verlaufe desselben wird die querge- streifte Muskulatur immer spärlicher, während die glatte im selben Verhältnis an Stärke zunimmt. Die quergestreiften Muskelbündel werden schließlich auf eine Seite gedrängt, wo sie den Luftgang noch eine Strecke begleiten, um endlich noch vor der Höhe der Einmündung des Ductus biliopancreaticus in den Darm ganz zu verschwinden. Von hier aus besteht die Wand des Luftganges nur mehr aus Bindegewebe, einer inneren glatten Kreis- und äußeren Längsschicht. B. Karpfen (Cyprinus carpio L.). Der Darm des Karpfen durchläuft in mehreren Windungen die Bauchhöhle. Sein Darm ist viel länger als der der Schleie, nämlich ungefähr doppelt so lang wie der Körper. Die Verbindung des Schlundes mit der Maulhöhle wird durch die Schlundknochen hergestellt, an welchen sich die Muskeln des Schlundes ansetzen. Wir unterscheiden hier einen Schlundkopfschnürer, einen rhombischen Muskel, der an der äußeren HKinpflanzungsstelle der Schlundzähne in den Schlundknochen entspringt und dessen Fasern parallel verlaufend schräg zur Mittellinie und nach rückwärts ziehen, wo sie sich am Rande des Kauplattensockels ansetzen. Vom lateralen Rande lösen sich einzelne Muskelbündel ab, welche in die Schlundwand übergehen. In den vorderen Partien ziehen die Muskelbündel quer von einer Seite auf die andere hinüber; ferner entspringen Muskelbündel von der Einpflanzungsstelle der Schlundzähne und begeben sich in die Muskulatur des Oesophagus. Die histologische Untersuchung der Muskelhaut am Beginne des Oesophagus läßt folgende Schichten erkennen: 1. Eine unvollständige äußere, aus lockeren Bündeln bestehende, quergestreifte Längsmuskelschicht. Anfangs geht diese Schicht in die Muskulatur der Umgebung über, später mischt sie sich mit der nächsten. Vielfach nehmen die Bündel auch eine schiefe Richtung an. 2. Eine zirkulär verlaufende quergestreifte Muskulatur. 435 3. Eine innere längsverlaufende quergestreifte Muskelschicht. Sie besteht aus einer großen Menge in die Propria eingestreuter, ziem- lieb dünner Bündel und sogar einzelner auffallend dünner Fasern (8 x). Solche Bündel finden sich anfangs bis tief in den Schleimhaut- falten vor. Gegen den Magen zu treten sie immer mehr zurück und verlaufen nur mehr nach außen von den Falten. Im Oesophagus finden sich auch vorzugsweise zirkulär ver- laufende Bündel glatter Muskulatur vor, welche zwischen die quer- Abb. 3. Ausschnitt aus dem Magenquerschnitt des Karpfen. Formolalkohol, H.-E. Vergr. 85:1. Schl. Schleimhaut, gl. Krsch. glatte Kreisschicht, g. Krsch. quergestreifte Mus- kulatur, g. Lgsb. quergestreifte Muskelbiindel, gl. Lgsch. glatte Längsschicht. gestreiften eingelagert sind. Eine zusammenhängende Lage finden wir zwischen innerer Längs- und der Kreismuskelschicht nach Art einer Muscularis mucosae. Beim Übergang in den Magen ist die innere quergestreifte Längsschicht verschwunden. Sehr deutlich tritt hier schon die zirkuläre glatte Muskelschicht hervor. Im Magen treffen wir daher folgende Anordnung vor: Nach innen die zirkuläre glatte Muskelschicht mit einer Dicke 434 von 120 p. nach außen davon eine der Hauptsache nach in der Längs- richtung verlaufende Schicht von glatten Muskelfasern, welche jedoch reichlich von quergestreiften Muskelbündeln durchsetzt ist. Diese verlaufen in der Hauptsache ebenfalls der Länge nach, jedoch finden sich auch schiefe und quere Muskelbündel vor. Diese Muskelbündel liegen entweder mitten in den glatten Muskelfasern, welche einen förmlichen dieken Mantel um sie bilden, oder sie liegen zwischen beiden glatten Muskelschichten, oder sie drängen sich auch ganz an die Oberfläche (Abb. 3). Auch der Ductus biliopancreaticus wird an seiner Mündung in den Darm von längs und zirkulär verlaufenden quergestreiften Muskel- bündeln umschlossen. Zwei große Längsbündel verlaufen konstant am Rand des Duktus. Im weiteren Verlaufe des Magens wird die quergestreifte Musku- latur zusehends spärlicher und die quergestreiften Bündel immer dünner. Die letzten Ausläufer quergestreifter Muskulatur finden sich in der Höhe des Überganges des vorderen in das mittlere Drittel der Gallenblase in Form von vereinzelten longitudinalen Fasern an der dorsalen Seite des Darmes. Im weiteren Verlaufe des Darmrohres findet sich keine quergestreifte Muskulatur mehr vor, sondern von hier aus besteht das Darmrohr nur mehr aus einer äußeren longitudi- nalen und inneren zirkulären glatten Muskelschicht, von welcher sich am Ende des Darmes die zirkuläre glatte Schicht stark verdickt und so einen Sphinkter bildet. Luftgang. Der Luftgang des Karpfen mündet ebenfalls an der dorsalen Seite in den vordersten Anteil des Oesophagus knapp hinter der Kau- platte ein. Der Luftgang ist daselbst spindelförmig aufgetrieben, im Innern vielfach gebuchtet und durch quer von einer Wand zur anderen ziehende, von der Schleimhaut und der glatten Muskulatur gebildete Spangen in der mannigfaltigsten Weise abgeteilt. Die Wand des Luftganges besitzt auch beim Karpfen knapp unter der Schleimhaut einen Ring glatter Muskulatur, und zwar verlaufen dessen Fasern zirkulär. Es finden sich aber auch längs und schräg verlaufende Fasern vor. An der Einmündungsstelle setzen sich die quergestreiften Muskel- fasern des Schlundes eine Strecke weit auf den Luftgang fort, und 435 zwar verlaufen die inneren Fasern zirkulär, die äußeren dagegen, zu mehr kompakten Bündeln angeordnet, longitudinal. An manchen Stellen finden sich jedoch auch längsverlaufende Fasern innerhalb der Kreismuskelschicht, und zwar zwischen ihr und der glatten Muskel- schicht eingelagert. Diese inneren Längsbündel sind eine Fortsetzung der inneren quergestreiften Längsschicht des Schlundes (Abb. 4). Sie endigen hier ebenso wie dort als vereinzelte, in die Propria ein- Abb. 4. Querschnitt durch den Luftgang des Karpfen in der Nähe seiner Einmündung in den Darm. Formolalkchol, H.-E. Vergr. 16:1. Schl. Schleimhaut, gl. Krsch. glatte Kreisschicht, i. g. Lgsb. quergestreifte Längsbündel (innere), g. Krsch. quergestreifte Kreisschicht, a. g. Lgsch. quergestreifte Längsschicht (äußere). gelagerte Fasern. Die beschriebene Anordnung der quergestreiften Muskulatur bleibt ungefähr bis zu ihren Aufhören gleich. Die Muskel- bündel werden immer spärlicher und sind aus immer weniger Fasern zusammengesetzt. Die letzten Ausläufer finden sich in Form von längsverlaufenden 436 Fasern ungefähr 1/; cm hinter der Durchtrittsstelle des Luftganges durch das Zwerchfell. C. Aitel (Squalius ceph. L.). Beim Aitel treffen wir bezüglich der quergestreiften Darm- muskulatur ganz ähnliche Verhältnisse an wie beim Karpfen. Abb. 5. Ausschnitt aus dem Oesophagus des Aitels (Querschnitt), ZENKER, H.-E. Vergr. 75:1. Schl. Schleimhaut, i. g. Lgb. quergestreifte Längsbündel (innere), gl. Ärsch. glatte Kreisschicht, g. Krsch. quergestreifte Kreisschicht, g. Lgb. quergestreifte Längsbündel (äußere). Auch hier bleibt die quergestreifte Muskulatur auf den Oesophagus und den Anfangsteil des Magens beschränkt. Die quergestreifte Muskelhaut des Oesophagus (Abb. 5) besteht ebenfalls aus einer äußeren quergestreiften Längsschicht, deren Bündel aber keinen ge- schlossenen Ring bilden, sondern an der Peripherie zerstreut sind. Dann folgt die sehr mächtig entwickelte quergestreifte Kreis- muskulatur und zentral von dieser kleine Bündel von quergestreiften, längsverlaufenden Muskelfasern. Die glatte Muskulatur beginnt so wie bei der Schleie und dem Karpfen, als dünner Ring zwischen quergestreifter innerer Längs- und quergestreitter Kreismuskelschicht. Die Fasern nehmen an Mächtigkeit zu, zugleich treten außen davon immer mäch- tigere Bündel von glatten Längsmuskelfasern auf, welche die äußere quergestreifte Längsmuskulatur umgeben. Am Übergang in den Magen verlieren sich die einzelnen Schichten langsam, bis in der Mitte derselben die letzten quergestreiften längsver- laufenden Bündel in der glatten Muskulatur verschwinden. D. Sehlammpeizger (Cobitis fossilis L.). Der Darm des Schlammpeizgers ist bedeutend einfacher gebaut als der des Karpfen und der Schleie. Er verläuft fast geradlinig durch die Bauchhöhle. Wir unterscheiden einen kurzen Oesophagus, einen stärkeren Magenabschnitt, einen dünnwandigen Mitteldarm, welcher vom Magen durch eine Einschnürung getrennt ist, und einen kurzen, weiten Enddarm. Die Darmlänge ist hier bedeutend kürzer als die Körperlänge, sie verhalten sich zueinander wie 3:5. Ein eigentlicher Drüsenmagen fehlt auch hier. Den Ursprung nimmt die Muskelhaut des Darmes an der ventralen Seite, an der Hinterfläche der Schlundzahnbogen, dorsal geht sie aus dem Gaumenorgan hervor. An der Muskelhaut des Oesophagus lassen sich ebenfalls mehrere Schichten unterscheiden: 1. Eine äußere, aus starken, eng aneinander geschlossenen Bündeln bestehende quergestreifte Längsschicht. 2. Eine innere mächtige zirkuläre quergestreifte Schicht. 3. Innere längsverlaufende quergestreifte Muskelbündel, welche nicht an der ganzen Peripherie zu finden sind. 4. Dicht unter der Schleimhaut ein Ring von zirkulärer glatter Muskulatur. Die inneren quergestreiften Längsbündel werden gegen den Magen zu immer weniger und verschwinden am Übergang des Oesophagus in den Magen gänzlich. Wir finden daber im Magen nur mehr eine äußere längsver- laufende Muskulatur, eine innere quere Kreisschicht vor. 438 Dieser schließt sich nach innen zu die immer stärker gewordene glatte Kreisschicht an. Eine eigene glatte Längsschicht ist an den Schnitten nicht wahrnehmbar. Dagegen zweigen von der glatten Kreismuskulatur glatte Muskel- LE Abb. 6. Ausschnitt aus dem Magen des Schlammpeizgers. Formolalkohol, H.-E. Vergr. 85:1. Schl. Schleimhaut, gl. Krsch. glatte Kreisschicht, g. Krsch. quergestreifte Kreis- schicht, g. Lgsch. quergestreifte Längsschicht, gl. Mf. glatte Muskelfasern. fasern ab, die die zirkuläre quergestreitte Muskelschicht durchbrechen (Abb. 6). Sie durchbrechen aber nicht wie bei der Schleie in vereinzelten Bündeln die quergestreifte Kreisschicht, sondern ziehen mehr gleich- mäßig verteilt in sehr dünnen Zügen von vereinzelten Fasern durch . 439 diese Schicht hindurch und bilden dementsprechend keine Dis- sepimente, sondern mischen sich mehr diffus der Längsriehtung bei. Außerdem sind schon sehr bald der quergestreiften Ringmuskel- schicht glatte Fasern beigemischt, welche auf Kosten der quer- gestreiften Fasern immer mehr an Zahl zunehmen. Die an die Peripherie ziehenden glatten Fasern vereinigen sich an der Oberfläche zumeist arkadenförmig miteinander, zum Teil biegen sie daselbst in die Längsrichtung um. Indem sie an Zahl zu- nehmen, bilden sie hier allmählich bei zugleich abnehmender quer- gestreifter Längsschicht die glatte oberflachliche Längslage der Darm- muskulatur, welche wir im ganzen Darm antreffen. Vom Magen kaudalwärts löst sich die quere Muskulatur allmählich in immer spär- licher werdende Bündel auf, so daß am Übergang des Magens in den Mitteldarm die quergestreifte Ringmuskelschicht schon ganz ver- schwunden ist. Die quergestreiften Längsbündel setzen sich noch eine Strecke weiter fort und verschwinden schließlich, indem sie immer schmichtiger werden, in der immer stärker werdenden glatten Mus- kulatur. Die letzten Fasern konnten bei einem 25 cm langen Exemplar bis 5 mm unter die Einschnürung verfolgt werden. Bau der Muskelfasern. Die einzelnen quergestreiften Fasern der Darmmuskulatur be- sitzen einen Durchmesser von 30—50 u (gegen 70—90 y. bei der Skelet- muskulatur) und eine Länge von 3—9 mm. Auffallend dünne Fasern finden sich in der inneren quergestreiften Längsmuskelschicht des Oesophagus (8 p.), besonders dünn beim Karpfen. Die Fasern der quergestreiften Darm- und Skeletmuskulatur zeigen eine deutliche Längsstreifung, die sowohl am frischen Präparat als an den Schnitten zu sehen ist. An Querschnitten findet man eine ausgesprochene Saulchen- felderung (CoHNHEIM’sche Felderung). Die Muskelfasern endigen mit lang ausgezogener Spitze oder erscheinen mehr plattgedrückt und endigen in mehreren Zacken. Eigentliche Verzweigung, wie sie DuBots fand, kommt sehr selten vor. Die Kerne sind wandständig, länglich, häufig gewunden. zism- lich zahlreich und besitzen eine Länge von 5 u (gegen 7 p. bei der Skeletmuskulatur). Sowohl Darm- als Skelettmuskulatur sind von Sarkolemm umgeben, welches sich im Zupfpräparat nach Zugabe von Brunnenwasser in 8 Minuten, nach Zusatz von kaltgesättigter 440 Ammoniaklösung schon nach 5 Minuten an mehreren Stellen als Häub- chen abhebt. Zusammenfassung. Aus den gegebenen Beschreibungen entnehmen wir folgendes: Wir sehen, daß zwischen der quergestreiften Darmmuskulatur der Schleie und des Schlammpeizgers einerseits und des Karpfen und des Aitels andererseits nur graduelle Unterschiede bestehen. Stets bildet die quergestreifte Muskulatur die direkte Fortsetzung der Schlundmuskulatur. Während sie aber bei Karpfen und Aitel schon nach kurzem Verlaufe endigt, reicht sie beim Schlammpeizger über den halben Darmtrakt, bei der Schleie nahezu über den ganzen Darm, ohne aber am After mit der Stammuskulatur in Verbindung zu treten. Die glatte Muskulatur beginnt im Oesophagus und nimmt kaudal- wärts an Stärke zu. Die beiden Gewebsarten sind in der Weise innig miteinander verbunden, daß die quergestreifte Muskulatur von der glatten einge- scheidet, gewissermaßen in letztere hineingewachsen ist. Wir können daraus den Schluß ziehen, daß die quergestreifte Muskulatur nicht am selben Orte wie die glatte Muskulatur. d. h. aus der Darmfaserplatte, sich entwickelt, sondern vielmehr aus der Muskulatur des Kopfdarmes hervorgegangen ist. Diesen Vorgang beleuchtet auch das Verhalten der quergestreiften Muskulatur des Luftganges, auf welchen sie in analoger Weise eine Strecke weit hinüberwächst. Auch der feinere Aufbau der Muskulatur lehnt sich durch die Wandstindigkeit der Kerne und den Sarkolemmschlauch an die Körpermuskulatur an. Am Ende der Arbeit angelangt, erlaube ich mir, meinen er- sebenen Dank für den Rat und die tatkräftige Unterstützung, welche mir mein Institutsvorstand, Herr Professor Dr. JoSEF FIEBIGER, an- gedeihen ließ, auszusprechen Literaturverzeichnis. Dwsois-REYMoND, Über quergestreifte Darmmuskulatur, insbesondere der Schleie. Inaug.-Diss. Berlin 1889. ELLENBERGER, Handbuch der vergleich. mikr. Anat. der Haustiere. 1911. ELLENBERGER-SCHUMACHER, Grundriß der vergleich. Anat. der Haustiere. 1914. GUNTHER, Ichthyologie. 1886. 4 Haempt, Leitfaden der Biologie der Fische. 1912. — Die Schlundknochen- muskulatur der Cypriniden und ihre Funktion. Zoolog. Abt. f. Anat. und Ontogonie der Fische, Bd. 27, Heft I, 1908. Hertwic, Elemente der Entwicklungslehre. 1915. K6LLIKER, Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 1867. LANGER, Über die Lymphgefäße des Darmes einiger Süßwasserfische. Sitzungsber. d. Akad. d. 10. math.-nat. Kl. LXL. Bd. 1, 1870. Leypice, Lehrbuch der Histologie d. Menschen und der Tiere. 1857. S. 324. — Einige histol. Beobachtungen über den Schlammpeizger. MÜLLERS Archiv 1853, S. 3. Lorent, H., Über den Mitteldarm v. Cob. fossilis Lin. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 15, 8. 429. MAURER, Grundzüge der vergleichenden Gewebelehre. 1915. OPPEL, Lehrbuch der vergleichenden Anat., Bd. 2, 1897. SzymMonowicz. Histologie u. mikr. Anat. 1915. WIEDESHEIM, Vergleichende Anat. d. Wirbeltiere. 1898. ZIEGLER. Lehrbuch der vergleich. Entwicklungsgeschichte der nied. Wirbel- tiere. 1915. (Eingegangen am 20. August 1917.) Nachdruck verboten. Die vermeintliche Homologie des Foramen sacrale superius (Var.) des Menschen mit der sakralen Arkade der Monotremen. Von W. A. MissBEre. Mit 5 Abbildungen. (Aus dem anatomischen Institut in Amsterdam.) Bereits 1670 wurde von KERKRING beiderseits in der Pars late- ralis des Kreuzbeinwirbels beim Menschen ein Knochenkern nach- gewiesen, für den es an den Brust- und Lendenwirbeln, die sich be- kanntlich mit drei Knochenkernen aus dem knorpeligen in den knöcher- nen Zustand umbilden, keine Homologa gab. Die Bedeutung dieser überzähligen Kerne mußte lange Zeit dahingestellt bleiben und die Angabe MEcKELSs (1824), daß die ventralen Seitenstücke, d. h. die aus den bezeichneten Kernen hervorgehenden ventralen Teile der Partes laterales, den Rippen gleichwertig seien, blieb völlig unbeachtet. Seine Auffassung ist aber durch die vergleichende Untersuchung GEGENBAURS (6) bestätigt worden. Letzterem gelang es nachzu- weisen, daß sich an der Bildung der Partes lateralis der wahren Kreuzbeinwirbel nicht nur des Menschen, sondern auch der Vögel Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 29 442 und Reptilien, Riprudimente, die er Sakralrippen nannte, beteiligen; FRENKEL (5) hat nachgewiesen, daß beim Kreuzbeine der übrigen Säugetiere ähnliche Verhältnisse vorliegen. Die Sakralrippe nimmt einen großen Anteil an der Bildung der Kreuzbeinseitenfläche, die sich mit dem Darmbeine verbindet; ihm gegenüber tritt der dorsale, vom Wirbelbogen gebildete Teil dieser Fläche an Größe sehr zurück: gewöhnlich beschränkt sich letzterer auf die Stelle, wo sich das Lig. sacroiliacum interosseum ansetzt, nur bei einigen Nägern und beim Igel bildet er nach FRENKEL auch einen kleinen dorsalen Teil der sakralen Gelenkfläche!). Außer dieser Verbindung, welche sich bei allen Säugetieren findet, findet sich bei den Monotremata noch eine zweite iliosakrale Verbindung, die dorsal von der ersteren liegt und deswegen von Howss (7), der 1893 als erster die Aufmerksamkeit auf diese Eigentümlichkeit im Becken der Monotremen lenkte, als Supersakrum bezeichnet wurde. Im Supersakrum verbinden sich die Metapophysen einiger Sakralwirbel mit dem Darmbeine. Zwischen dem Supersakrum und der gewöhnlichen iliosakralen Verbindung — mit diesem Namen ist die sich bei allen Säugetieren befindliche, durch die Partes laterales gebildete Verbindung zu benennen — bleibt ein Kanal frei, der von Howes als sakrale Arkade bezeichnet worden ist. Eine kurze Beschreibung des Baues der iliosakralen Verbindung bei den von mir zergliederten Monotremen dürfe obige Angaben verdeutlichen. 1 Bei einer untersuchten Echidna hystrix besteht das Kreuzbein aus drei Wirbeln; kranial von den drei typischen Sakralwirbeln findet sich aber ein Wirbel, der einem Lumbalwirbel ähnlich sieht, jedoch mit dem Kreuzbeine teilweise verwachsen ist und sich mit den Darmbeinen mittels seiner Metapophysen verbindet. Es muß also dieser Wirbel als ein lumbogakraler Wirbel bezeichnet werden. Die Partes laterales des ersten, zweiten und zum Teil auch des dritten Sakralwirbels tragen das Darmbein; außerdem findet sich eine Ver- bindung zwischen dem Os ilium und den Metapophysen des lumbo- sakralen und des ersten und zweiten sakralen Wirbels?®). Die ge- 1) Es sei jedoch hervorgehoben, daß nach meinen Untersuchungen die iliosakrale Verbindung des Igels nicht eine diarthrotische, sondern eine synchondro- tische ist. 2) Nach Howess ist bei Echidna das Kreuzbein normaliter aus drei Wirbeln zusammengesetzt, welche sich alle mittels Partes laterales und Metapophysen mit dem Darmbeine verbinden. Der vierte, von BRÜHL bei einem Exemplar be- 443 nannten Verbindungen sind alle Synchondrosen, in denen die Ossifi- kation jedoch schon angefangen hat. Nach vorsichtiger Lösung der Verbindungen ließ sich eine Übersicht über die Form und die Aus- breitung der sakralen Verbindungsflächen gewinnen; die Seiten- ansicht des in dieser Weise isolierten Kreuzbeines ist in Abb. 1 dar- gestellt worden. Auf der Abbildung ist sichtbar, daß, während die gewöhnliche Verbindungsfliche den Aufbau aus drei Wirbeln nicht mehr erkennen läßt, die metapophysäre Verbindungsfläche in drei - Teile, die den zusammensetzenden Wirbeln entsprechen, gesondert ist. Die metapophysäre Verbindungsfläche liegt dorsal von der gewöhn- lichen und weiter kranial als diese; zwischen beiden befindet sich eine M.s2 Sp.ls. Spss Sp.s2 :Sp.sı !M.sı M.ls. ; Abb. 1. Abb. 2. Abb. 1. Echidna hystrix. Seitenansicht des Kreuzbeines. (Nat. Gr.). Ls. Körper des lumbosakralen Wirbels; Sp.ls., Sp.sy, Sp.s,, Sp.s3 Processus spinosi des lumbosakralen, des ersten, zweiten und dritten sakralen Wirbels; gew. Verb. gewöhnliche sakrale Verbindungsfläche; M.ls, M.s;, M.s, metapophysäre Verbindungsfläche des lumbosakralen, des ersten und des zweiten sakralen Wirbels. Abb. 2. Echidna hystrix. Transversaler Schnitt durch die Iliosakralverbin- dung (der Schnitt trifft den zweiten Sakralwirbel). (Nat. Gr.) S.a. sakrale Arkade. Rinne, die im Becken durch das Darmbein, das sich an die sakralen Verbindungsflächen anlagert, zu einem Kanal, der Howes’schen sakralen Arkade, geschlossen wird. Auf dem Boden der genannten Rinne befindet sich die Austrittstelle des Ramus dorsalis des ersten Sakralnervs. In Abb. 2 ist ein transversaler Schnitt durch die Ilio- sakralverbindung abgebildet ; in diesem Schnitte ist der zweite Sakral- wirbel ein wenig kaudal von der Austrittstelle des ersten Sakral- nervs getroffen worden. Die Begrenzung der sakralen Arkade ist auf der Abbildung zu erkennen. schriebene Kreuzbeinwirbel muß nach Howes als ein modifizierter Lumbal- wirbel gedeutet werden; seine Metapophysen verbinden sich nicht mit den Darm- beinen. 29* 444 Bei Ornithorhynchus anatinus ist die iliosakrale Verbindung in analoger Weise zusammengesetzt, die metapophysäre Verbindung ist aber weniger ausgedehnt als bei Echidna. Von den drei Kreuz- beinwirbeln verbinden sich die vorderen zwei mittels ihrer Seiten- flächen mit dem Darmbeine und nur die Metapophysen des ersten Sakralwirbels verbinden sich mit den Ossa il. Die Verbindungen sind beim untersuchten Tiere knorpelig. Abb. 3 zeigt Form und Ausbreitung der sakralen Verbindungsflächen nach erfolgter Lösung der Knorpelfugen. Manners-Smirx (8) fand bei dem von ihm zer- cliederten Schnabeltiere, dessen Blutgefäße injiziert worden waren, in der sakralen Arkade einen Ast der letzten Lumbalarterie; nach Howes entspringen von der Wand der Arkade einige Fasern des M. levator caudae. Es findet sich also bei den Mono- tremen eine lliosakralverbindung, die aus zwei Teilen zusammengesetzt ist, ım var Verb ventralen Teil verbindet sich das Darm- Abb. 3. Ornithorhynchus bein mit den Partes laterales der Sakral- ee: : ee wirbel, im dorsalen, als Supersakrum So Be Sp = Processus bezeichneten Teil mit deren Metapo- spinosi des ersten, zweiten und physen. Diese beiden Teile der Verbin- dritten Sakralwirbels; gem. Verb. ny sind beim jungen Tiere knorpelig gewöhnliche sakrale Verbin- 5 : Jungen lorperts: dungsfläche; M.s, metapophy- verknöchern aber später völlig. Uber die säreVerbindungsfläche des ersten 2 : Sakralwirbaiß! Entwickelung des Supersakrums teilt Howes einige wichtige Tatsachen mit. Hinsichtlich des Schnabeltieres schreibt er (I. c. 8. 546): ,,Aus der Ver- gleichung der Abbildungen ergibt sich, daß die völlige Entwickelung der sakralen Metapophysis spät zustande kommt. Die Verbindung zwischen ihr und der Crista ilii kommt zustande, nachdem die gewöhn- liche iliosakrale Verbindung sich völlig gebildet hat; bei zunehmendem Alter dehnt sie sich aus‘ ....!) Die Tatsache. daß bei Echidna die metapophysäre Verbindung eine größere Anzahl Wirbel umfaßt als bei Ornithorhynchus, während auch bei jenem die völlige Ausbreitung der Verbindung verhältnismäßig spät zustande kommt, führt Howes zu der Aussage (l. ¢. 5. 548), daß wahrscheinlich im Laufe der phylo- genetischen Entwickelung der Echidna ein Stadium gewesen sei, Sp.ss Sp.s2 Sp.sı Msı 1) Die Übersetzung ist von mir. 445 in welchem das Supersakrum eine Ausbreitung zeigte, die mit der beim rezenten Schnabeltiere vorhandenen übereinstimmte. Durch dieses Stadium hindurch sei sodann das Supersakrum von Echidna zu seiner gegenwärtigen Entwickelungsstufe gelangt. Weiter läßt sich aus der Howzs’schen Angabe, daß das Supersakrum der Mono- tremen in einem so späten Stadium der ontogenetischen Entwicke- lung seine völlige Ausbreitung erreicht, schließen, daß das Super- sakrum wahrscheinlich eine im Laufe der Phylogenie dieser Säuge- tierordnung ziemlich spät erworbene Bildung ist. Nachdem Howes das Vorhandensein eines Supersakrums bei den Monotremen festgestellt hatte, hat er die Becken anderer Säuge- tiere auf das Bestehen einer solchen Bildung hin untersucht und an- fänglich hatte es den Anschein, daß seine Untersuchungen Erfolg haben würden, denn bei Dasypus minutus, Centetes ecaudatus, Erina- ceus europaeus und Lagomys microtis fand er eine knöcherne Ilıo- sakralverbindung dorsal von der gewöhnlichen. Bei weiterer Unter- suchung stellte sich aber heraus, daß diese Knochenbrücken, die nur bei einem Teil der untersuchten Becken der besagten Spezies vor- handen waren, durch Ligamentverknöcherung entstehen und also dem Supersakrum der Monotremen, das eine primär knorplige Ver- bindung ist, nicht homolog sind. Ich würde denn auch nicht zögern die Meinung auszusprechen, daß ein Supersakrum, wie es bei den Monotremen sich findet, ein typisches Merkmal dieser Ordnung dar- stellt, wenn nicht in neuerer Zeit bei einigen Autoren sich die Meinung gefestigt hätte, daß im Kreuzbeine des Menschen Spuren einer sakralen Arkade in der Form eines als seltene Variation in der Pars lateralıs befindlichen Foramens nachzuweisen seien. Meines Wissens ist diese Variation zuerst von Szawrowskı (11) 1901 beschrieben worden und nach ihm hat auch BarcLay SmırH (1) einen Fall verzeichnet. Das Amsterdamer anatomische Museum besitzt fünf Ossa sacra, welche diese Abnormität aufweisen. Besagte Öffnung, die an der kranialen Fläche der Pars lateralis liegt und demnach als Foramen sacrale superius bezeichnet werden möge, gewährt den Zutritt zum Canalıs sacralis. Bei den fünf mir vorliegenden Kreuzbeinen findet sich das Foramen in drei Fällen auf der linken Seite, in zwei Fällen auf der rechten Seite; immer liegt es in dem medialen Teile der Pars lateralis, hart am Seitenrande des Körpers des ersten Sakralwirbels, näher am dorsalen Rande der Pars lateralis als am ventralen. Wie sich aus der Betrachtung der Abb. 4 u. 5 zeigt, kann das Foramen eine beträcht- 446 liche Größe erreichen. Auf den Abbildungen ist außerdem sichtbar, daß der erste Wirbel der beiden abgebildeten Kreuzbeine eine kräftig entwickelte Metapophysis besitzt, und daß der kranio-dorsale Rand jeden Kreuzbeines auf beiden Seiten eine tiefe Incisura sacralis zeigt, deren mediale Grenze von dem Processus articularis superior und der Metapophyse gebildet wird. Bei den übrigen Ossa sacra ist die Meta- pophyse weniger stark ausgeprägt. SZAWLOWSKI war der Meinung, daß das Foramen dem Foramen costotransversarium der Brustwirbelsäule und dem Foramen trans- Abb. 5. Abb. 4 u. 5. Foramen sacrale superius im Kreuzbein des Menschen. (?/, nat. Gr.) versarıum der Halswirbel homolog sei, daß also seine dorsale Be- grenzung von dem Querfortsatze, seine ventrale von der Sakralrippe gebildet werden. BArcLAY SMITH spricht hinsichtlich der Bedeutung des Foramens kein Urteil aus. Nicht so MANNERS-SMITH: er reprodu- ziert nebeneinander die Abbildungen des Ornithorhynchuskreuz- beines und des Os sacrum, das von SzawLowskı beim Menschen be- schrieben worden ist, und sagt dazu (9, 8. 150): ,,Mit Bezug auf die sakrale Arkade von Howes ist es interessant zu bemerken, daß SzAWLOWSKI beim Menschen ein Foramen beschrieben hat, das sich Be zuweilen im ersten Sakralwirbel findet. Er deutet es als ein Foramen costotransversarium. Wie dies auch sei, die Variationsweise im fünften Lumbalwirbel beim Menschen vorhandenen Foramina costo- transversarlum und retrotransversarlum, das von SzAwLowskI beim Menschen beobachtete Foramen sacrale und die retrotransverse arterielle Arkade, die als normale Bildung bei Ornithorhynchus und einigen anderen Säugetieren sich findet, sind von der größten Be- deutung, da alle diese Tatsachen uns in den Stand setzen, eine deut- lichere Einsicht in die Übereinstimmung des Baues der Wirbel zu gewinnen und ihren homologen Teilen in den unterschiedenen Teilen der Wirbelsäule deutlicher zu erkennen.‘ }) Es bleibe dahin gestellt, ob die Anerkennung, welche die MANNERS- SwitH’sche Hypothese, daß vielleicht das Foramen sacrale superius der sakralen Arkade der Monotremen homolog zu betrachten sei, gefunden hat, auf einem Zufall beruht oder vielmehr dem größeren Reiz dieser Hypothese zuzuschreiben ist, während die Meinung SZAWLOWSKIS nicht einmal erwähnt wird [s. z. B. Bryce (2), LE DovusteE (3)]. Meines Erachtens ist man aber zu der Annahme der Richtigkeit der MAnners-SmitH’schen Hypothese, die übrigens nie- mals gründlich geprüft worden ist, gar nicht berechtigt. Man könnte a priori meinen, daß der Umstand, daß der erste Sakralwirbel des Menschen, in welchem sich das Foramen sacrale superius findet, der 25. Wirbel der Wirbelsäule ist, während der erste Sakralwirbel der Monotremen der 27. ist, als ein bedeutender Einwand gegen die Richtigkeit der betreffenden Hypothese zu be- trachten sei. Denn aus diesen Tatsachen geht hervor, daß es sich beim Foramen sacrale superius und bei der sakralen Arkade um Bildungen handelt, die sich bei verschiedenen Tieren an verschiedenen Stellen der Wirbelsäule finden; die Bildungen könnten daher nicht ohne weiteres als gleichwertig betrachtet werden. Bei einer solchen Auf- fassung hätte man aber der phylogenetischen Verschiebung des Kreuz- beines keine Rechnung getragen. Bei den Vorfahren des Menschen verbanden sich die Darmbeine mit einem Wirbel, der kaudal von dem ersten Sakralwirbel des rezenten Menschen lag. Während der phylogenetischen Entwickelung wurden die Darmbeine nach vorn verlegt (ROSENBERG) und Wirbel, die bei den Urformen Lumbal- wirbel waren, wurden nun die Träger der Darmbeine. Man soll hier- 1) Die Übersetzung ist von mir. 448 : aus schließen, daß diese Wirbel schon zur Zeit, da sie noch Lumbal- wirbel waren, die Potenz hatten, als Sakralwirbel zu fungieren. Vor- ausgesetzt, daß die Metapophysen des ersten Sakralwirbels bei den Stammformen des Menschen mit den Darmbeinen in Verbindung träten, müßte man annehmen, daß auch die Wirbel, die damals kranial vom ersten Kreuzbeinwirbel lagen, die Potenz hätten, eine derartige Verbindung zu bildent). Im Laufe der phylogenetischen Entwickelung wäre die metapophysäre Verbindung zwar verschwun- den, der ehemalige Lumbalwirbel, der beim rezenten Menschen erster Sakralwirbel geworden ist, müßte aber noch immer die Potenz zur Bildung eines Kanales haben, der mit der sakralen Arkade der Urformen homolog ist. Obgleich wir also den genannten Einwand beseitigt haben, er- heben sich noch viele andere Einwürfe gegen die Richtigkeit der be- treffenden Hypothese. Sogar wenn man davon absieht, daß die beiden Bildungen an verschiedenen Stellen der Wirbelsäule liegen, ist es doch aus einem anderen Grunde deutlich, daß das Foramen sacrale Superius als solches der sakralen Arkade nicht ohne weiteres homolog sein kann: es wird ja die laterale Begrenzung der Arkade durch das Darmbein gebildet und gerade die Unterbrechung der Fläche, mittels welcher das Darmbein sich an das Kreuzbein anlagert, ist eine der charakteristischsten Eigentümlichkeiten der sakralen Arkade. Der Anhänger der betreffenden Homologie’wird das Foramen als einen letzten Rest, ein Rudiment des Kanales betrachten, der früher weiter lateral lag, vom Darmbeine begrenzt wurde und also an der sakralen Verbindungsfläche als eine Rinne erschien, die einen Teil, welche von der Pars lateralis gebildet wurde, von einem zur Metapophysis ge- hörigen ‘Teil trennte. Es ist daher das Foramen sacrale superius als eine regressive Variation zu deuten: normaliter ist der betreffende Kanal gänzlich verschwunden, sehr selten aber manifestiert er sich als Foramen sacrale superius. Diese Betrachtungen führen zu der Folgerung, daß, nach Manners-Smrru, bei Stammformen des Men- schen die Metapophysis des ersten Sakralwirbels sich an der Bildung der Fläche beteiligt habe, mittels weleher das Kreuzbein sich mit dem Darmbeine verbindet, doch daß im Laufe der Phylogenie die Meta- 1) In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß bei der untersuchten Echidna sich ein lumbosakraler Wirbel findet, dessen Seitenstücke mit den Darm- beinen nicht in Verbindung treten, dessen Metapophysen sich aber mit den Ossa ili verbinden. 449 pophyse infolge starker Entwickelung der Pars lateralis des ersten Sakralwirbels von der Bildung der sakralen Verbindungsflache ausgeschlossen worden sei. Man dürfte somit mit einiger Wahr- scheinliehkeit erwarten, daß auch während der Ontogenie dieser Vor- gang stattfinden würde; meines Wissens sind aber nie Spuren eines solehen Prozesses angetroffen worden. Es wäre weiter sehr merkwürdig, daß das Supersakrum, das bei den Monotremen als eine phylogenetisch junge Bildung erscheint und bei keinem anderen Säugetiere anwesend ist, bei Stammformen des Menschen sich gefunden haben und seitdem verschwunden sein sollte, ohne beim rezenten Menschen normaliter auch nur eine Spur seiner ehemaligen Existenz hinterlassen zu haben. Das Supersakrum der Monotremen wird dadurch gebildet, dab das freie Ende der Metapophyse sich mit dem Darmbeine verbindet. Beim Menschen sollte also das vorher freie Ende sich in der Massa lateralis des Kreuzbeines befinden, dorsal von der Stelle, wo sich das Foramen sacrale superius zuweilen findet; die Metapophyse des ersten Sakralwirbels des Menschen sollte folglich kein freies Ende aufweisen: sie besitzt aber eines, das, was seine Lage betrifft, mit dem der unverändert gebliebenen Metapophyse der Lumbalwirbel genau übereinstimmt. Aus diesen Erwägungen muß man schließen, daß man zu der Annahme der Richtigkeit der Manners-SmitH’schen Hypothees gar nicht berechtigt ist. Es tun sich nun die Fragen auf nach der richtigen Deutung des Foramen sacrale superius und nach der Entstehungsursache der sakralen Arkade. Das Foramen sacrale superius ist entweder dadurch entstanden, daß bei übrigens normaler Ossifikation des Kreuzbeines die Knochen- bildung an der Stelle, wo sich später die Öffnung findet, ausgeblieben ist, oder es ist dadurch zustande gekommen, daß durch abnorme Knochenbildung eine vorher anwesende Inzisur zu gesagtem Foramen umgebildet wurde. Bei ersterer Entstehungsweise wären noch zwei Möglichkeiten zu unterscheiden: es kann die Knochenbildung an einer Stelle, die zwischen zwei Knochenmassen liegt, ausgeblieben sein, welche sich aus verschiedenen Ossifikationszentren gebildet haben, oder der Defekt liegt in einer Knochenmasse, die aus einem Zentrum hervorgegangen ist. Die Szawnowskr’sche Ansicht, dab das Foramen zwischen der Sakralrippe und dem Processus trans- 450 versus des ersten Sakralwirbels liege und also dem Foramen trans- versarium der Halswirbel, dem Foramen costotransversarium der Brustwirbel und einem den genannten homologen, von SZAWLOWSKI und nachher auch von Dwieut (4), MAnNERS-SMITH (9) und Le DouBLE (8) in seltenen Fällen beobachteten Foramen der Lumbal- wirbel entspreche, gründet sich auf die erstere dieser Möglichkeiten. Es ist mir leider nicht möglich zu entscheiden, in welcher Weise das Foramen entstanden sei; ich möchte sogar die Frage, ob die Ent- stehungsweise in allen Fällen die gleiche sei, unbeantwortet lassen. Es scheint mir aber aus gleich zu erörternden Gründen sehr wahr- scheinlich, daß das Foramen sacrale superius des in Abb. 5 abge- bildeten Kreuzbeines dadurch entstanden sei, daß eine vorher an- wesende Inzisur durch abnorme Knochenbildung zu dem Foramen umgebildet worden ist und ich neige folglich zu der Ansicht daß auch in den übrigen Fällen die Entstehungsweise des Foramens eine ähn- liche sei. In der linken Massa lateralis des in Abb. 5 abgebildeten Kreuzbeines findet sich, wie diese Abbildung zeigt, ein großes Foramen sacrale superius, das durch eine schmale Knochenspange vom Sakral- kanal getrennt ist. Diese Knochenspange nun ist durch eine Naht vom Körper des ersten Sakralwirbels getrennt. Es ist daher wahr- scheinlich, daß die Knochenspange durch eine ungewöhnliche Knochen- bildung entstanden sei, die ihren Ausgang von der Gegend des Pro- cessus articularis superior nahm und in ventrale Richtung sich aus- breitete bis sie den Körper des ersten Sakralwirbels erreichte. Viel- leicht fand die Knochenablagerung in einem Bande statt, das an der Basis ossis sacri den Eingang des Sakralkanales von demjenigen der sich nach links biegenden Ausbuchtung trennte, welche der kraniale Teil des Sakralkanals aufweist. Wahrscheinlich enthält der Kanal, zu dem das Foramen sacrale superius Zutritt gewährt, einen Gefäß- oder Nervenast. Diese ab- normen oder abnorm verlaufenden Äste wären wahrscheinlich als die unmittelbare Entstehungsursache der Variation zu betrachten. Wie SzawLowskı berichtet, hat WAausHam nachgewiesen, daß normaliter zwischen den Interkostalarterien Anastomosen vorhanden sind, die zwischen den Rippenhälsen und den Querfortsätzen der Brustwirbel hindurchgehen. Beim Fötus sollte WatsHam auch Anastomosen zwischen den Lumbal- und Sakralarterien, die den obigen homolog seien, angetroffen haben; dies wird wenigstens von TIcHOMIROW (zitiert bei SzawLowskr) behauptet; SzawLowskı aber hat die be- treffende Arbeit WatsHAms nirgends finden können und er fürchtet, 451 daß dieser sein an anderer Stelle ausgesprochenes Vorhaben eine ge- naue Untersuchung über die Anatomie dieser Anastomosen in der Lumbal- und Sakralgegend, welche er damals noch nicht genau er- forscht hatte, einzustellen, aufgegeben habe. Sollten aber beim Fötus solche Anastomosen zwischen den Lumbal- und Sakralarterien vorhanden sein, so dürfte das Persistieren der Anastomose zwischen der letzten Lumbal- und der ersten Sakralarterie das Auftreten eines Foramen sacrale superius bedingen, das zwischen der Sakralrippe und dem Querfortsatze des ersten Sakralwirbels läge. Aus unseren Betrachtungen hat sich ergeben, daß das Super- sakrum der Monotremen eine dieser Säugetierordnung typische, primär knorpelige, später verknöchernde Verbindung zwischen den Metapophysen einiger Sakralwirbel und dem Darmbeine ist. Die ursprünglich knorpelige Beschaffenheit der Verbindung weist darauf hin, daß sie nicht nur auf Zug, sondern auch auf Druck in Anspruch genommen wird und sie dürfte demnach dadurch entstanden sein, daß das Darmbein im Laufe der Phylogenie infolge irgendeiner nur den Monotremen eigenen Ursache in seinem dorsalen Teile den Meta- physen der Sakralwirbel dicht genähert ist und sich darauf erst knorpelig, dann knöchern, mit ihnen verbunden hat; ihre Entste- hungsweise stimmt sodann mit der von mir an anderer Stelle (10) dargelegten Entstehungsweise der ischiosakralen Verbindung der Xenarthra und Pholidota überein. Über diese Ursache, die mit statischen Einflüssen zusammenhängt, hoffe ich bald in einer Ab- handlung über die Anatomie der Beckenverbindungen der Säugetiere mit Bezug auf die statischen Einflüsse, denen sie ausgesetzt sind, zu berichten. Literatur. 1. BARCLAY SMITH, Two rare vertebral anomalies. Journ. of Anat. and Phys. Vol. 36, 1902. 2. Bryce, T. H., Osteology and arthrology in Quatns Elements of Anatomy. Jol. 4, Part 1, 1915. 3. LE DOUBLE, A. F., Traité des variations de la colonne vertébrale de ’homme et de leur signification an point de vue de l’anthropologie zoologique. Paris 1912. 4. Dwieut, TH., A transverse foramen in the last lumbar vertebra. Anat. Anz. Bd. 20, 1902. 5. FRENKEL, F., Beitrage zur anatomischen Kenntnis des Kreuzbeines der Säugethiere. Jen. Zeitschr. fiir Med. und Naturw. Bd. 7, 1873. 6. GEGENBAUR, C., Beiträge zur Kenntnis des Beckens der Vögel. Jen. Zeit- schr. für Med. und Naturw. Bd. 6, 1871. . Howes, G. B., On the mammalian pelvis, with especial reference to the 1 452 young of Ornithorhynchus anatinus. Journ. of Anat. and Phys. Vol. 27, 1893. 8. MANNERS-SMITH, T., On some points in the anatomy of Ornithorhynchus paradoxus. Proc. Zool. Soc. of London 1894. 9. MANNERS-SMITH, T., The variability of the last lumbar vertebra. Journ. of Anat. and Phys. 3rd ser., Vol. 4, 1909. 10. Myspere, W. A., Uber die Verbindungen zwischen dem Sitzbeine und der Wirbelsäule bei den Säugetieren. Anat. Hefte I. Abt., 164. Heft (54. Bd., H. 3), 1917. 11. Szawtowskt, J., Uber einige seltene Variationen an der Wirbelsäule beim Menschen. Anat. Anz. Bd. 20, 1901. (Eingegangen am 31. Oktober 1917.) Nachdruck verboten. Die Entwickelung der Trachea bei Lacerta agilis. Vorläufige Mitteilung. Von Hans Böker. (Aus dem anatomischen Institut Freiburg i. Br.) Vor Ausbruch des Krieges war ich unter Leitung von Prot. KEIBEL mit einer Bearbeitung des Kiemendarms bei Lacerta agilis beschäftigt und hatte 1m besonderen vor, die Entstehung der Ihymus zu untersuchen. Durch den Krieg wurde ich an der Beendigung der Arbeit verhindert und konnte erst in diesem Jahre von neuem be- Sinnen. Die bisher gewonnenen Ergebnisse, die sich auf die Ent- wickelung der Trachea beziehen, will ich in foleendem kurz zusammen- fassen. Meine Untersuchungen sind an dem lückenlosen Material angestellt, das Prof. PETER, Greifswald, zu seiner Normentafel ver- wandte. Ich möchte ihm an dieser Stelle schon meinen herzlichsten Dank für die Überlassung der Serien sagen, und meinem Bedauern Ausdruck geben, daß sie bei dem durch den Fliegerüberfall vom 14. Aprıl 1917 hervorgerufenen Brand der Anatomie sehr gelitten haben. 1. Die alte Anschauung, daß die Trachea einem Abschnürungs- prozeß, der in kaudo-kranialer Richtung vor sich gehen soll, ihre Ent- stehung verdankt, ist nach meinen Untersuchungen nicht mehr gerechtfertigt. Über die histologischen Einzelheiten dieses Abschnürungs- vorganges sind auch keine ausführlichen Untersuchungen angestellt worden. In den zusammenfassenden Darstellungen finde ich nur die allgemein gehaltenen Bemerkungen, daß die Trachea durch Ab- faltung vom Darm entstehe. Etwas eingehender sind folgende An- gaben. Lewis spricht in KEiBEL-MAuLt von einem von hinten nach vorn beiderseits vorwachsenden Septum tracheo-oesophageale, durch deren Vereinigung in der Mittellinie die Trachea vom übrigen Darm- rohr abgetrennt werden soll; und V. Scumipr sagt in Bd. 48 der Anatomischen Hefte, daß die Vereinigung dieser beiden epithelialen Längsleisten durch den Druck des umgebenden Bindegewebes zu- stande kommen soll. Ich habe für solche Vorgänge keinerlei Beweise finden können, ich habe weder ein Wachsen des Septum tracheo- oesophageale feststellen, noch dem Bindegewebe, das in den frag- lichen Stadien noch ganz embryonal ist, eine solche Bedeutung zu- schreiben können. Dagegen habe ich in allen Stadien ein gleichmäßig starkes Längenwachstum der Trachea beobachtet, das meist stärker ist, als das des Ösophagus und der Lungen, und das die Trachea in deutlichen Gegensatz zur Trachealrinne setzt. Die Trachea entsteht also nicht, wie es die herrschende Ansicht ist, durch Abtrennung vom Darm mit folgendem Längenwachstum, sondern sie verdankt ihre Entstehung lediglich Wachstumsvorgängen, indem sie aus dem Darm- rohr an einer umschriebenen, sich immer gleichbleibenden Stelle, der Trachealbasis, hervorsproßt. Die Annahme eines Prozesses, der in kaudo-kranialer Richtung fortschreitet, muß an sich schon auffallen, da doch sonst allgemein die Entwickelung in umgekehrter Richtung vor sich geht. Ich bin denn auch zu dem Ergebnis gelangt, daß von einem solchen Prozeß nicht die Rede sein kann, daß also die Trachea nicht durch Abfaltung vom Darm, sondern durch Längenwachstum aus dem Darm entsteht. Ob bei Säugern und dem Menschen die Sachen anders liegen, wie es die Literatur angibt, erscheint mir unwahrscheinlich, bedarf jedenfalls noch einmal der Nachprüfung. 2. Die alte Anschauung, daß sich die Trachea auf Kosten der Trachealrinne verlängern müssen, nur weil die Einmündungsstelle der Trachea in den Darm in älteren Stadien erheblich weiter vorne liest, als in jüngeren, muß fallen gelassen werden. Aus der Trachealrinne bildet sich kein bleibendes Organ, wenn sie auch konstant in allen Tierklassen gefunden worden ist. Sie ist kranialwärts nicht scharf begrenzt bis zu der Zeit, wo ihr durch die stärkere ventrale Umbiegung der Mundhöhle eine natürliche Grenze gesetzt ist. Sie nimmt mit dem Größerwerden des Embryo eine kurze Zeit lang an Länge zu, weniger aber durch Zellvermehrung als dadurch, daß sich die mediane Faltung des branchialen Darmes, als welche die Trachealrinne lediglich aufzufassen ist, kranıalwärts von der ersten 454 Anlage weiter ausdehnt. Das muß rein mechanische Ursachen haben. Ist ein weiteres Längerwerden der Trachealrinne nicht mehr möglich, weil dem die ventral abgebogene Mundhöhle eine Grenze setzt, dann fällt sie sehr rasch einer Rückbildung anheim, bis sie völlig ver- schwunden ist. Eine Rolle dabei spielt sicher die Streckung des sanzen Embryo. Die Nackenbeuge, in deren Bereich ja der hintere Kiemendarmabschnitt ebenfalls stark gekrümmt war, gleicht sich mehr und mehr aus, während die Mundhöhle stärker ventral abge- knickt wird. Das Zellmaterial der Trachealrinne wird bei der Rück- bildung offenbar in den Mundboden aufgenommen, es findet also eine Rückfaltung statt. Ob auch Zellen in größeren Mengen zugrunde gehen, wie es das Zellmaterial der fünften Schlundtasche sicherlich tut, kann ich nicht beweisen, doch wäre es vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Das Zellmaterial der Trachealrinne wird jedenfalls nicht zur Ausbildung der Trachea verwandt, denn Trachea und Trachealrinne sind in ihren Eigenschaften zu verschieden: 1. Die Trachea beginnt immer durch deutliche kolbige Anschwellung hinter der immer schma- ler werdenden Trachealrinne. 2. In dieser kolbigen Anschwellung be- findet sich stets ein weites Lumen, das mit dem Ösophagus in Ver- bindung steht, während das Lumen der. Trachealrinne, je älter der Embryo wird, immer mehr abnimmt und schließlich ganz verschwindet. 3. Die Zahl der Kernteilungen ist in der Trachea stets um ein Viel- faches größer als in der Trachealrinne- Wie ist nun die auffallende kraniale Verschiebung der Ein- mündungsstelle der Trachea zu erklären? Hand in Hand mit dem Schwinden der Trachealrinne geht die Rückbildung des hinteren Ab- schnittes des branchialen Darmes. PETER sagt dazu in seiner Normen- tafel S. 69: „Auch der Hyoidbogen nimmt an Breite zu und deckt mit nach hinten vorspringendem Rande die zweite Schlundtasche, die sich ebenfalls schließt. Die übrigen Bogen werden dagegen immer mehr zusammengeschoben, wobei der Nackenbeuge wohl auch ein Einfluß zuzusprechen ist. Während der dritte anfangs dieselbe Breite hatte wie seine Vorgänger, wird er von diesen bald überholt. Zuerst betrifft aber der Rückgang die hintersten Partien .... Somit zeigt sich in der Entwickelung erst eine erhebliche Ausdehnung der Hals- region, während sie später einer Verkürzung anheimfallt.“ Für die Rückbildung des hinteren Abschnittes des Kiemendarmes spricht 1. das absolute Geringerwerden der Abstände zwischen den hinteren Schlundtaschen; 2. die scheinbare Verschiebung der Thyreoi- dea in kaudaler Richtung; 3. das Hinaufrücken der Grenzfurchen im Anfang der Ausbildung der Trachealrinne und 4. die Reduktion der Trachealrinne. Während also der Kiemendarm eine starke Ver- kürzung erfährt, wächst die Trachea in auffallender Weise, wie ich durch Zählung der Kernteilungsfiguren in den einzelnen Abschnitten des Respirationstraktus und des Darmes bei einer größeren Anzahl von Serien zeigen kann. Dieses Mißverhältnis zwischen Trachea und Kiemendarm hat zur Folge, daß die Trachea teils von der Umgebung gezogen, teils durch die Wachstumsveränderungen des ganzen Embryo an ihrer Umgebung gewissermaßen vorbei geschoben wird, so daß ihre Einmündunssstelle in den Darm schließlich im Bereich der zweiten Schlundtasche erscheint. Somit läßt sich also die auffallende Lageveränderung der Trachea auch ohne die Annahme eines Ab- schnürungsprozesses leicht erklären. Ergebnis. Die Trachea wird bei Lacerta agilis nicht durch Abfaltung vom Darm und auf Kosten der Trachealrinne vergrößert, sondern sie wächst aktiv aus dem Darm hinaus; während gleichzeitig die gesamte Um- gebung der Einmündungsstelle in den Darm einer hochgradigen Rück- bildung anheimfällt, infolge deren die Einmündungsstelle schließlich bis zum Bereich der zweiten Schlundtasche verschoben wird. (Eingegangen am 24. Oktober 1917.) Bücherbesprechungen. Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte von Hermann Triepel. Mit 168 Text- figuren. Leipzig 1917. Verlag von Georg Thieme. VII, 224 S. Preis 7 M. 50 Pig. Dies Lehrbuch ist aus einer Vorlesung entstanden, die Verfasser während 12 Jahren in Breslau gehalten hat. Bei der Niederschrift hatte er ,,die Absicht, die Erscheinungen der Entwickelungsgeschichte in möglichst knapper Form zur Darstellung zu bringen‘‘, wobei Verfasser sich aber „nicht so kurz fassen wollte, daß das Gebotene auf wissenschaftliche Bewertung keinen Anspruch mehr hätte erheben können“. Es schien ihm zur Erreichung seines Zieles zweckmäßig zu sein, wenn die Fragen der allgemeinen Entwickelungsgeschichte etwas breiter behandelt, die Ausbildung der Organe und Systeme dagegen nur in gröberen Umrissen gezeichnet würden. „Das Studium der Entwickelungsgeschichte soll zu dem der Anatomie eine Ergänzung, nicht aber eine Einleitung bilden; darum wird in dem Buch die Kenntnis anatomischer Tatsachen vorausgesetzt.‘ Bekanntlich sind die Gastrulations- und die ,,Chordulationsfrage‘‘ für höhere Säuger noch nicht endgültig aufgeklärt. Verfasser hat die Schwierigkeiten und die Darstellung dieser Fragen in der Weise gelöst, daß er von den beiden sich gegenüberstehenden Anschauungen (KUPFFER, BonNET, RABL — HUBRECHT, 456 KEIBEL) etwas genommen hat, da er die Gegensätze nicht für unüberbrückbar hält. Der Begriff der Chordulation wird deshalb ausführlich erläutert. (Eine weitere Begründung soll im Dezember erscheinen. Briefliche Mitteilung des Verfassers.) Eigene Wege wandelt TRIEPEL ferner bei den Angaben über den Geschlechtszyklus und bei der Altersbestimmung des menschlichen Embryo. Die Abbildungen sind meist nach Präparaten des Verfassers gezeichnet worden, andere sind entlehnt. Auch ZIEsLeEr’sche Modelle wurden abgebildet. Die Wiedergabe geschah durch Strichätzung und Autotypie. Die Bilder sind durchweg klar, und wenn auch einfach, so doch ansprechend. Die embryologische Nomenklatur — ebenso wie die anatomische „nicht frei von Fehlern und Unschönheiten‘‘ — wird in mehreren Anmerkungen be- handelt. Die Literatur ist bis in die neueste Zeit berücksichtigt. Ein Verzeichnis wird nicht gegeben. Dies hätte den sehr handlichen Band wohl zu stark beschwert. Das Buch erscheint auf das Bedürfnis des Studierenden zugeschnitten, der darin das Wesentliche auch für den Menschen finden wird. Manches hätte wohl, unter Fortlassung besonderer Eigentümlichkeiten bei anderen Wirbel- tieren und niederen Säugern, für den Menschen noch etwas eingehender dar- gestellt werden können ? — Die Darstellung ist knapp, aber klar. — Der Preis ist angemessen. Jena, 22. Okteber 1917. B. Personalia. Gießen. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. L. Srıepa, früher in Königsberg und Dorpat, vollendete am 19. November sein achzigstes Lebensjahr. Der Vorstand der Anatomischen Gesellschaft hat dem hochverehrten Jubilar herzlichste Glückwünsche ausgesprochen. Frankfurta.M. Durch San.-Rat Dr. v. Meyer hier ist zur Erinnerung an seinen Vater GEoRG HERMANN v. MEYER, dem bekannten Züricher Anatomen, ein GEORG HERMANN v. Mryer-Preis gestiftet worden, der alle 5 Jahre einem hervorragenden Forscher auf dem Gebiet der Anatomie und ihren Grenzgebieten verliehen werden soll. Der Preis besteht in einer künstlerisch ausgeführten Medaille mit dem Bildnis ‘G. H. v. Meyers. Die Verleihung des Preises erfolgt durch die SENCKEN- BERGISche Naturforschende Gesellschaft nach den Vorschlägen eines wissenschaftlichen Ausschusses, der aus den Fachvertretern der Ana- tomie an den Universitäten Berlin, Frankurt a. M., Heidelberg, Tübingen, ‚Zürich besteht. Die erstmalige Verleihung erfolgte anläßlich des 100 jährigen Stiftungsfestes der SEncKENBERGischen Naturforschenden Gesellschaft und zwar an Professor Dr. Grsharpr in Halle zur An- erkennung seiner ausgezeichneten Unteruchungen über funktionelle Strukturen, vornehmlich im Knochen. Abgeschlossen am 7. Dezember 1917. Weimar — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der ,,Anatomische Anzeiger‘‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 16.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. >= 8. März 1918. % No. 18/20. Aufsätze. InxHauLt. F. Schwerz, Tierreste aus La Téne. Mit 15 Abbil- dungen. S. 457-472. — Siegmund von Schumacher, Uber das Vorkommen von Schuppen an den Ohrmuscheln des Alpenschneehasen (Lepus Varronis Mill.). Mit 3 Abbildungen. S. 473—480. — Franz C. Krasa, Über Reste des dritten und vierten Viszeralbogenskelettes. Mit 2 Abbildungen. S. 480—484. Biicherbesprechungen. ERNST Lecurr, S. 485. — Hans VIRcHow, S. 485 bis 486. — Anatomische Gesellschaft. S. 486—487, — Personalia. S. 487. An die Herren Mitarbeiter. S. 488. Literatur. S. 33—48. Aufsätze. Nachdruck verboten. Tierreste aus La Tene. Von F. ScHwerz. Mit 15 Abbildungen. In dem 20. Heft der Mitteilungen der Thurgauer naturforschenden Gesellschaft veröffentlichte Prof. Dr. C. Kerr, Zürich, eine Studie: , Uber Haustierfunde von La Téne‘‘. Der durch seine tiefgreifenden Studien über Haustiere rühmlichst bekannte. Gelehrte hatte auch in dieser Arbeit wertvolle Tatsachen zutage gefördert, die einen Blick in die Haustier- züchtung aus vorhistorischer Zeit tun lassen. Seit dieser Arbeit wurde unter der Leitung von Dr. VovcA in La Tene weitergegraben, und auch diese neueren Untersuchungen haben Material geliefert, das auf Veran- lassung von Prof. C. Kerrer zum Studium in die eidgenössische tech- nische Hochschule gesandt wurde. Der Güte Prof. Kerzers verdanke ich die Überlassung dieses neuen Materials, das ich in seinem Institut an der technischen Hochschule in Zürich verarbeiten konnte. Seiner wirklich seltenen Zuvorkommenheit schulde ich den: wärmsten Dank! Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 30 458 Die hier zur Untersuchung gelangten Tierknochen gehören der Mit tel- La Téne-Periode an, die in die Zeit 200—50 v. Chr. fällt. Nach der Patina sind zwei Schichten, eine dunkle und eine helle, zu unterscheiden ; beide gehören aber nach Dr. V ouca der gleichen Periode an. Pferd. Schädel. Es liegen Überreste von wenigstens drei Pferden vor. Ein Schädel ist sehr gut erhalten; defekt sind einige Partien der Basis und die Nasenbeine. Von einem anderen Schädel aus der gleichen Schicht, liegt die Schädelkapsel und ein Stück der rechten Gesichtshälfte vor. Die Knochen sind ziemlich dünn. Von zwei weiteren Schädeln liegen Hinterhauptsbeine, ferner zwei getrennte, aber zusammengehörige Oberkiefer mit Zähnen vor. Von einem dritten ist der Gaumen da. Alle Schädel gehören der gleichen € Abb. 1, a) Pferdeschädel von oben. Anvernier, bronzezeitlich. b) Pferde- schädel von oben. La Téne, eisenzeitlich. c) Pferdeschädel von oben. Rezent, okzidentale Rasse. Rasse an. Aus allen Maßen ist auf ein kleines, zartgebautes Tier zu schließen, das mit dem schweren okzidentalen Pferde keinerlei Gemein- schaft besitzt. Diese Schädel und Schädelbruchstücke wie auch die übrigen Skelettknochen liefern den unanfechtbaren Beweis, daß in La Tene das das orientale Pferd Verwendung gefunden hatte. Ohne hier auf genauere Angaben über die Größenverhältnisse ein- zugehen, begnüge ich mich, einige charakteristische Merkmale anzuführen. Aus der Basilarlänge, die nach Nrurine für Graubündner Pferde 459 zwischen 482 und 536 mm schwankt, bekommen wir wohl am besten einen Begriff von der Kleinheit der La Tene-Pferde; für dieses Maß erhielt ich nur 447 mm; es erreicht also bei weitem nicht einmal das Minimum des Graubündner Schlages. Das von C. KELLer untersuchte Kranium mißt sogar nur 420 mm. Für die Physiognomie des Pferdeschädels ist die Stirnbreite von Be- deutung. Die Schädel der Esel und der orientalen Pferde sind breit- stirnig, die Schädel der schweren okzidentalen Pferde sind dagegen im all- gemeinen schmalstirnig. Die absoluten Maße schwanken für die Schädel aus La Téne zwischen 172 und 200 mm. Für den okzidentalen Typus gibt NEHRING 197— 228 mm an. Auffälliger wird der Unterschied, wenn wir die Breite mit der Länge in Beziehung bringen. Schädel, die einen Index kleiner als 240 ergeben, werden als „breitstirnig‘‘, diejenigen, die einen höheren Index besitzen, als „schmalstirnig‘“ bezeichnet. Nach Nrnrine Abb. 2, a) Hinteransicht des Schädels eines Pferdes der okzidentalen Rasse. b) Hinteransicht des Schädels eines Pferdes aus La Tene (orientale Rasse). ist das Diluvialpferd von Remagen, das als guter Typus für die okzidentale Rasse angesehen werden kann, mit einem Index von 249 schmalstirnig. Das gleiche findet er für Pferde aus Graubünden, dem Pinzgau und aus Schleswig. Für die Pferde aus La Tene berechnete ich einen Index von ca. 185; sie gehören somit unter die breitstirnigen. Das La Téne-Pferd fällt also danach unter die Gruppe der orientalen Rasse, die einen Index von 180 und 190 aufweist. Für ein Pferd aus der Bronzestation von Auvernier, das als recht guter Typus für die orientalische Rasse angesehen werden kann, erhielt ich einen Index von 247, wonach wir also ein schmalstirniges Pferd vor uns hätten. Dieser Fall scheint mir den Beweis zu erbringen, daß dieser Längenbreiten- Index nicht immer als unfehlbares Kriterium für die Rassendiagnose gelten kann Einen ganz charakteristischen Bau zeigt das Hinterhauptsbein. Bei den Pferden aus La Téne ist es stets, in der Höhe wie in der Breite, klein. Der Muskelkamm ist stark entfaltet, weit nach hinten vorstehend, so daß unter ihm eine ziemlich tiefe Bucht entsteht. Die Stirnfläche ist eben; sie bildet mit der kurzen und schmalen Fazialpartie eine fast zur Konkavität geneigte, gestreckte Profillinie, wie das auch Krämer für das Pferd aus Vindonissa betont. 30* h 460 Die Augenhöhlen sind nicht ganz kreisrund; ihr horizontaler Durch- messer ist etwas länger als der vertikale. Für die Rassendiagnose von Bedeutung sind die Zähne. Die Schmelz- umfassung der sog. Halbmonde der oberen Zähne ist beim orientalen Pferd weniger gefaltet als beim okzidentalen, Der Innenpfeiler des Vor- joches steht in der Mitte des Medianrandes der Reibfläche; er ist in trans- versaler Richtung verbreitert. Beim reinen okzidentalen Pferd sind die Schmelzfalten bedeutend mehr gekräuselt; es sind vor allem die inneren Lamellen der Joche, die starke Fältelungen aufweisen. Der Innenpfeiler Abb. 3, a—c. Zähne des linken Oberkiefers vom Pferd. a) Bronzepferd aus dem Pfahlbau Auvernier. Orientale Rasse. b) Kleines Pferd aus Sardinien. Orien- tale Rasse. c) Großes Pferd aus dem Pinzgau. Okzidentale Rasse. Man beachte die Schmelzbegrenzung der Marken. Bei dem orientalen Pferde ist: sie einfach. Bei dem okzidentalen Pferde aus dem Pinzgau ist die Fältelung viel stärker. i innen, A hinten, v vorn. ist transversal plattgedrückt und ist daher in sagittaler Rich ung stark verlängert. Es entstehen so zwei deutliche Hörner, eines ist nach vorn, das andere nach hinten gerichtet. Die aus La Tene vorliegenden Zähne des Oberkiefers zeigen den Typus des orientalen Pferdes. Die Kräuselungen der Schmelzumfassungen der Halbmonde sind zart und schwach. Der Innenpfeiler ist mehr als beim Bronzepferd aus Auvernier auf das Vorder- joch verdrängt; er ist auch in transversaler Richtung etwas platter, als es das Pfahlbaupferd zeigt; damit hängt auch die größere Verlängerung in sagittaler Richtung zusammen. Die gleichen Zahnformen zeigt auch das römische Pferd aus Vindonissa. Trotz dieser geringfügigen Abweichungen 461 vom Bronzepferd ist das Pferd aus La Téne zu einer reinen orientalen Rasse zu zählen, die Unterschiede zwischen ihm und dem okzidentalen Typus sind ganz gewaltig, wie auch folgende Abb. 3 u. 4 lehren. — Vom Milch- gebiß sind einige stark abgekaute Zähne vorhanden. Der Unterkiefer dieses Pferdetypus ist klein. Alle Kiefer (von vier Pferden stammend) sind aus der hellen Schicht. Auch an den Zähnen des Unterkiefers sind Differenzen zwischen orientalem und okzidentalem Typus zu finden. In der Größenentwickelung stehen die des östlichen Pferdes dem westlichen nach. Bei dem Bronzepferd wie auch bei dem aus La Tene ist das vordere Horn des Vorjoches weniger stark entwickelt als Smee & a Abb. 4. ss 8 v h a b [© d Abb. 5. Abb. 4, a) Letzter Prämolar des linken Unterkiefers vom Bronzepferd Auver- niers. Orientale Rasse. b) Letzter Pramolar des linken Unterkiefers vom Pferd aus Sardinien. Orientale Rasse. c) Letzter Prämolar des linken Unterkiefers vom Pferd aus La Tene. Orientale Rasse. d) Letzter Prämolar des linken Unterkiefers vom Pferd aus dem Pinzgau. Okzidentale Rasse. v vorn, h hinten. Abb. 5. a) Erster Molar des linken Unterkiefers vom Bronzepferd Anverniers. Orientale Rasse. b) Erster Molar des linken Unterkiefers vom Pferd aus Sardinien. Orientale Rasse. c) Erster Molar des linken Unterkiefers vom Pferd aus La Tene. Orientale Rasse. d) Erster Molar des linken Unterkiefers vom Pferd aus dem Pinzgau. Okzidentale Rasse. bei den schweren okzidentalen Pferden; es reicht nur etwa bis zur halben Breite des vorderen Lappens des Mittelpfeilers. Ich habe dies in Abb. 4u.5 dargestellt. Der Abbildung sind P, und M, zugrunde gelegt. Wirbelsäule. Sowohl aus der braunen als auch aus der hellen Schicht liegen Wirbel vor. Aus der ersteren stammen je ein Atlas und ein Epistropheus, ferner drei Halswirbel; aus der hellen Schicht zwei Hals- und ein Rückenwirbel. Alle Wirbel sind durch die Kleinheit, den zarten Bau auffällig; der Atlas ist dorsoventral zusammengedrückt. Der Epistropheus hat einen langen, dünnen Zahn; die Bandgruben sind deut- lich, aber wenig tief; der unten auf dem Korpus liegende, längsverlaufende Kamm ist wenig erhoben. Schulterblätter. Aus der hellen Schicht sind acht Schulterhlätter 462 vorhanden, sechs linke und zwei rechte. Bei allen sind die medialen Kanten defekt. Die Knochen sind zart, mit deutlichen, aber wenig starken Muskel- rauhigkeiten. Die Schulterblattgräte ist stark erhoben und dünn; sie endet ziemlieh weit vor dem Gelenk. Die beiden Umbiegestellen der Kante, lateral nach oben, medial nach unten, sind deutlich wahrnehmbar. Schon Franck hat darauf hingewiesen, daß die Schulterblätter der arabischen Pferde im Verhältnis zur Länge schmal sind. Für die größte Breite gibt NEHRine 161—196 mm an. Meine Werte für die Schulterblätter aus La Tene schwan- ken zwischen 127 und 151 mm. Für die größte Länge gibt Nrurine 310 bis 389 mm an, während ich für Schulterblätter aus La Tene 297 mm erhalte. Beim schweren westlichen Pferde ist zwischen Tuber scapulae und der Cavitas glenoi- dalis eine Einziehung des Knochens zu sehen, die beim Schulterblatt des orientalen Pferdes fehlt. Bei diesem ist die Cavitas glenoidalis wenig tief. Auch in den Abb 6: Dimensionen dieses Ge- lenkes bestehen nicht unwichtige Unterschie- de zwischen östlichem und westlichem Typus. Meine größten Maße erreichen nicht einmal das Minimum der von mi NEHRING untersuchten Nat Tiere. — Aus der dunk- Abb. 6, a) Erster Halswirbel (Atlas) eines orien- len Schicht liegen zwei talen Pferdes aus La Tene. b) Erster Halswirbel (Atlas) Fragmente vor: "auch eines okzidentalen Pferdes. Rezent. re ae ; : Abb. 7, a) Zweiter Halswirbel (Epistropheus) ‘ese lassen auf kleine eines orientalen Pferdes aus La Téne. b) Zweiter Hals- Tiere schließen. wirbel (Epistropheus) eines okzidentalen Pferdes. Rezent. ‘ Ein drittes Frag- ment gehört einem jungen Pferde an. Der Proc. coracoides ist noch nicht verknöchert. Oberarm. Der Humerus der La Tene-Pferde ist kurz und zart gebaut, mit nur schwachen Muskelrauhigkeiten. Der mediale Muskelfortsatz der oberen Epiphyse ist deutlich vom Knochen abgesetzt, eine schwache Rinne trennt ihn von der Gelenkfläche; dabei ist er aber schmal. Auch der laterale Muskelfortsatz ist durch eine Rinne vom Gelenkkopt abgetrennt; sie ragt als längliche, schmale Leiste vor. Die Tuberositas deltoidea ist scharf vom Schafte abgehoben, aber bedeutend schwächer als beim okzidentalen Typus. Die Tuberositas cristae tuberculi minoris ist kaum angedeutet, häufig ist sie ganz verflacht. Auch die untere Epiphyse ist in den Dimen- sionen klein. Als Maximum für den Gelenkflächenabstand maß ich 246 mm. Neuneine gibt als Minimum für okzidentale Pferde 291 mm an, woraus die 463 Kleinheit unserer Humeri am besten zu ersehen ist. Aus der hellen Schicht lagen vier rechte und vier linke Oberarmknochen vor; einer aus der dunklen Schicht war noch jugendlich. Unterarm. Nur drei Unterarmknochen liegen vor, die alle guten Erhaltungszustand zeigen; sie stammen aus der hellen Schicht. Die Knochen sind klein und zart mit nur schwachen Muskelrauhigkeiten. Für die größte Länge maß ich 374 mm im Maximum, während Nearıng als Minimum für den okzidentalen Typus 440 mm angibt. Das Olekranon scheint bei unseren Unterarmknochen stark nach hinten gebogen. Aus der dunklen Schicht wurde ein Fragment einer linken Speiche eingesandt. Die Breite der proxi- malen Epiphyse beträgt 66 mm. Darmbein. Aus La Tene liegen einige mehr oder weniger gut er- haltene Darmbeine vor, die ebenfalls einen grazilen Bau verraten. Da die Ränder der Knochen ziemlich defekt sind, sind Maße schwer zunehmen. Mit den Knochen der okzidentalen Pferde verglichen, müssen die Muskelrauhigkeiten als sehr schwach bezeichnet werden. So ist z. B. das Tuberculum psoadicum kaum angedeutet. Aus der hellen Schicht liegen sieben, aus der dunklen nur zwei fragmentarische Darm- beine vor. Kreuzbein. Es liegen drei Kreuzbeine vor, von denen zwei ziemlich gut er- a b c halten Bo Bie ee ze Abb. 8, a) und b) Oberarmknochen eines gebaut; die Flügel sind kurz, orientalen Pferdes aus La Töne. c) Oberarm- dagegen an der Basis breit. knochen eines okzidentalen Pferdes. Rezent. Die Spitzen sind nur wenig nach vorn geneigt, der vordere Rand verläuft beinahe transversal, mit nur schwacher Neigung nach vorne. Zwischen dem ersten und zweiten Wirbel ist ventrai die Gelenkfuge noch offen. Die Processus spinosi sind stark, zweigeteilte Köpfchen kommen nicht vor. An beiden Kreuzbeinen ist der erste Schwanzwirbel mit verwachsen, doch so, daß nur die Körper der Wirbel knöchern verbunden sind. Beide Sakra bestehen aus fünf Wirbeln. Das dritte Fragment besteht aus den ersten drei Wirbeln; die Flügel fehlen. Oberschenkel. Die äußerst grazile Form der La Tene-Pferde tritt vor allem am Oberschenkel recht deutlich hervor. Alle Muskelansätze sind zart, obschon immer recht deutlich ausgeprägt. Auffällig ist die starke Vorragung des medialen Rollkammes der unteren Epiphyse. Der Processus curvatus ist stark hervortretend, dabei aber dünn. . Mit den Oberschenkeln der okzidentalen Rasse verglichen, sind unsere Femora zart und klein. 464 Als Maximum für die größte Länge erhielt ich 340 mm. Nearıne gibt eine größte Länge eines Hengstes mit 466 mm an. Aus der dunklen Schicht lagen fünf ganze Stücke vor, aus der hellen war nur ein Femur gut erhalten, dabei kamen acht Fragmente zur Untersuchung. Bemerkenswert ist, daß die Oberschenkel der rechten Körperseite vorwiegen; elf rechten gegenüber nur zwei linke. Unterschenkel. Es kamen drei rechte und drei linke Unterschenkel zur Untersuchung. Zwei nur stammen aus der dunklen Schicht. Sie ge- hören einem noch jugendlichen Tiere an. Die obere Epiphyse des einen Knochens ist noch nieht mit der Diaphyse verwachsen. Drei Tibiae sind Ves Abb. 10. Abb. 9, a) und b) Vorder- armknochen eines .orientalen Pferdes aus La Tene. c) Vorder- armknochen eines okzidentalen a b & Pferdes. Rezent. 4 Abb. 10, a) Kreuzbein eines Abb. 9. orientalen Pferdes aus La Tene. fragmentarisch. Die von Branco gemessenen Pinzgauer, als auch die von Nenrine untersuchten diluvialen und rezenten okzidentalen Pferde, über- treffen die aus La Téne an Größe. Als Maximum für die größte Länge be- rechne ich 326 mm; das kleinste von Ne»rıne untersuchte Tier hat eine Tibialänge von 364 mm. Nicht nur in der Länge, sondern auch in den anderen Maßen.stehen unsere Tibiae sehr zurück. Besonders zart gebaut ist die obere Epiphyse. Der Schaft zeigt im oberen Drittel eine deutliche Biegung nach vorn. Die Muskelrauhigkeiten sind zu sehen, aber sie sind schwach ausgebildet. 465 Hauptmittelfußknochen. Aus der dunklen Schicht liegen diei, aus der hellen zwei solcher Knochen vor. Der Erhaltungszustand ist.ein - sehr guter. Einer der Knochen ist noch jugendlich, die distale Epiphyse fehlt. Wie die übrigen Knochen, so sind auch diese sehr grazil. Die Gelenk- flächen sind scharf markiert. Die Knochen, besonders die der vorderen Gliedmaßen, sind gerade, in der Mitte eher sogar noch etwas nach rückwärts geknickt. In der Nähe der Epiphysen sind die Diaphysenenden platt und breit. Griffelbeine sind nirgends vorhanden; nur die Rinnen zur Aufnahme derselben sind deutlich vorhanden. Auch unter den heutigen Pferden sind Abb. 11. Abb. 11, a) und b) Oberschenkelknochen eines orientalen Pferdes aus La Tene. c) Oberschenkelknochen eines okzidentalen Pferdes. Rezent. Abb. 12. Schienbein eines orientalen Pferdes aus La Téne. Griffelbeine, die mit dem Metakarpus oder Metatarsus verwachsen sind, selten. Für die Länge berechnete ich 206 mm, während Nexrıng als Mini- mum für okzidentale Pferde 224 und für das Maximum 278 mm angibt. Der zarte Bau unserer Knochen zeigt sich vor allem deutlich in der unteren Epiphyse. Für die Breite berechnete ich 40 mm, während Neurine 52 bis 69 mm angibt. Unsere kleinen Zahlen stimmen mit denen überein, die Neuetne für Equus hemionus angibt. Daß der Steppenesel im Diluvium in Europa lebte, ist heute nachgewiesen; es geht aber in keiner Weise an, die aus La Tene stammenden Pferdereste diesem Tier zuzuweisen. Ich mache nur deshalb darauf aufmerksam, um zu zeigen, daß es schwer hält, aus der 466 Größe einzelner Metakarpen die Tierart sicher zu bestimmen. Was ich für den vorderen Mittelfuß anführte, gilt auch für den hinteren: er ist zart und schlank gebaut. Mit einer mittleren Länge von 230—235 mm steht er hinter den rezenten okzidentalen Rassen (260—300 mm) zurück. Für die Breite der unteren Epiphyse erhalte ich im Mittel44mm, während NEHrRINnG 54—67 mm angibt. Die Diaphyse ist gerade verlaufend, nur das untere Ende ist etwas nach hinten gebogen. Fessel-, Kron- und Hufbeine Phalanx I und II. Die Unter- scheidung der vorderen und hinteren Zehenglieder ist oft nicht durchführ- bar. Nach Marrı sind das erste und zweite Zehenglied des Hinterfußes kürzer und schlanker als jene des Vorderfußes. Das hintere Hufbein ist mehr seitlich zusammengedrückt als das vordere, die Sohle ist tiefer aus- gehöhlt, die Wandfläche abschüssiger. Der Umriß der Sohle ist nach der Zehenspitze hin bedeutend schmäler als am Vorderhufe; die Gesamtform erscheint daher oval mit breitem Zehenteile. Phalanx I aus La Téne ist klein und zart. Mein Maximum sowohl für Längen- als auch für die Breiten- maße erreichen die von NEHRING angegebenen Minima bei weitem nicht. Die Hufbeine sind recht zierlich. Die größte Breite beträgt nur 59 und 62 mm; N EHRING gibt für das Diluvialpferd bis 92 mm an. Für die Länge der Vorder- seite vom Kronfortsatz erhielt ich für beide Exemplare 46 mm; das Minimum ist nach Neurine für okzidentale Pferde 56 mm. C. Kerter hat in seiner Studie (s. 0.) darauf hingewiesen, daß unter den Knochenfunden von La Téne die des Pferdes dominieren; nach seiner Schätzung machen sie 80% der Funde aus. Auch diese neue Sendung be- stiitigt diese Annahme; weit über die Hälfte der eingelieferten Knochen sehören diesem Tiere an. Alle zur Untersuchung gelangten Reste gehören dem leichten orien- talen Schlage an, den wir seit der Bronzezeit in unserem Lande gezähmt vorfinden. Als Stammland der Pferdezüchtung kommt wohl in aller- erster Linie Innerasien in Betracht, wo seit langem ein reiches Material von Wildpferden sich vorfand. In Turkestan wurde es schon in neolithi- scher Zeit domestiziert; bekannt sind die assyrischen Reit- und Wagen- pferde. Kreta spielte als Vermittler des Pferdes nach Westen, nach dem europäischen Festlande, eine große Rolle. Schon zur minoischen Zeit kannte es der kretische Kulturkreis. Nicht ausgeschlossen ist es, daß orientale Pferde auch weiter nördlich nach Europa drangen. Heute finden wir es noch ziemlich reinblütig auf den Mittelmeerinseln, wie z. B. auf Sar- dinien. Ob nun von Süden her, die Rhone aufwärts, oder ob die Donau entlang dieses oriental. Pferd in unsere Lande gebracht wurde, ist nicht zu bestimmen. Über das erste Auftreten dieses unserem Erdteile ursprünglich fremden Schlages liefern uns die Pfahlbauten Belege. Während dieses Pferd in der Steinzeit noch völlig fehlt, tritt es in den Bronzestationen häufig auf. Noch durch die Eisenzeit hindurch hatte es sich gehalten, und den Helvetiern diente es als vorzügliches Reittier; auch als Zugtier fand es Verwendung. Daß es auch von den Römern hochgeschätzt wurde, dafür liefern die Funde aus Vindonissa Beweise. Während also in der Schweiz ein fremdes Pferd 467 gezüchtet wurde, lebten in Nord- und Mitteleuropa typische Wildpierde von ganz anderem Habitus; sie gehören der schweren okzidentalen Rasse an. Es ist nun von ganz besonderem Interesse, daß dieses einheimische Tier nie zur Zucht verwendet wurde, obschon es bis weit in die historische Zeit hinein einen Bestandteil der Wildfauna unseres Landes ausmachte. Rind. Vom Rind sind nur spärliche Reste vorhanden. Zwei Unterkiefer- fragmente geben Aufschluß über die Rassenzugehörigkeit. Der vor den Zähnen liegende zahnlose Teil des einen Unterkiefers ist größer als der hinter der Zahnreihe liegende. Der Kieferwinkel ist bei beiden schwach gebogen. Die Zähne sind kurz und breit; die Dentinpfetler sind in transversaler Riehtung stark verbreitert. Die Marken sind eng und haben Hufeisenform. Alle diese Merkmale sprechen für die Bos-brachy- ceros-Rasse. Ein anderer Unterkiefer, der auch ID besser erhalten ist, zeigt einige abweichende Cen Merkmale. Er ist schlanker wie der vorige. AKJ- Dentin Vor allem besitzt der horizontal verlaufende Ast Aa woitletzter eine geschmeidige Form. Er ist lang und wenig Molar des linken Unter- hoch. Während bei der Brachycerosrasse die kiefers von Bos brachyceros. lateralen Dentinpfeiler niedrig sind, sind sie bei diesem Kiefer hoch, wenn auch dünn: sie erreichen die Kau- fläche. Unzweifelhaft legt hier ein Kreuzungsprodukt vor, wie es auch C. Kerrer für einige Stücke aus der dritten La Tene-Schieht angenommen hat. Nach seiner Aussage liegt hier Blut einer neuen Rasse vor, des durch die Römer eingeführten Brachveephalusrindes. Reine Formen dieses ziem- lich schweren Schlages liegen nicht vor. Von Vorderarmknochen ist nur das obere Stück eines linken und rechten Radius aus der hellen Schicht vorhanden. Die Dimensionen sind klein. Die Ulna ist abgebrochen; die Bruchstelle liegt an dem Übergang des freien Teiles in das Verbindungsstück. Der mit dem Radius verwach- sene Teil ist wenig stark; nach ganz kurzer Strecke geht er völlig im Schafte des Radius auf. Die laterale Gefäßrinne ist kaum wahrnehmbar. Mit 72 mm oberer Epiphysenbreite stehen unsere Exemplare hinter den gleichen Knochen von Bos brachyceros aus anderen Perioden. Von einem anderen Vorderarmknochen aus der gleichen Schicht liegt nur die proximale Epiphyse des Radius vor. Ich maß die gleiche Breite wie beim vorigen Exemplar. Vom Oberschenkel ist nur ein Fragment, die obere Epiphyse, aus der hellen Schicht vorhanden. Die Dimensionen sind klein. Für die Hals- länge erhielt ich 96 mm. Das Kaput ist klein; die Muskelansätze sind schwach. Die mediale Fläche des Trochanter major erhebt sich steil. Hauptmittelfußknochen. Es liegen fünf Stücke vor, von denen zwei fragmentarisch sind; an einem jugendlichen Knochen fehlt die untere Epiphyse. Sie stammen alle aus der hellen Schicht. Die Knochen sind kurz und äußerst grazil. Für mittelalterliche und rezente Mittelfußknochen erhalte ich eine bis 50 mm größere Länge. In 468 den Breiten- und Umfangsdimensionen übertreffen diese Knochen diejenigen aus La Töne um 20—30 mm: Da wir es hier mit äußerst grazilen Fuß- knochen zu tun haben, lag die Vermutung nahe, ob einige event. dem Edel- hirsch angehören. Vor allem bietet die losgelöste distale Epiphyse der Bestimmung einige Schwierigkeiten. Die dorsale Gefäßrinne des vorderen Hauptmittelfußknochens reicht bei Rind und Hirsch nur bis zum Gefäß- loch, bei dem hinteren Fußknochen dagegen geht sie beim Rind über die Gefäßöffnung hinweg und führt breit in den Zwischenrollenausschnitt. Beim Hirsch dagegen endet die on Rinne auch am Hinterfuß mit ee ine: Ss dem Gefäßloch. Auch ım late- b ralen Teil der Rollen des distalen Knochenendes sind deutliche Unterschiede zwischen Rind und Hirsch zu erkennen. Am besten sind diese abweichenden Bil- dungen zu sehen, wenn wir den Knochen von unten und etwas von vorn betrachten. Der late- rale Teil der Rolle ist beim Rind seitlich verlaufend, während er beim Hirsch ziemlich stark nach hinten, also kaudalwärts zieht; es kommt so zur Entstehung einer deutlichen Rille. Vom Schulterblatt liegt ein Bruchstück vor. Es gehört -der hellen Schicht an. Die Fossa infraspinata ist wenig breit, der Margo caudals ist etwas er- Abb. 15. haben. Die Spina ist dünn, mit Abb. 14, a) Unteres Ende des Vorder- ier nur wenig verdickten Tube- fnßes vom Rind. b) Unteres Ende des rositas spirae. Vorderfußes vom Hirsch. Die dunkle Schicht enthielt „Man beachte den Verlauf des lateralen cin Beckenfragment. Die Ge- Teiles der Kurve. 3 EI : Abb. 15. Kreuzbein vom Rind (Bos lenkpfanne ist wenig tief, mit brachyceros), La Tene. stark verdickten Rändern. Für den größten Durchmesser der Pfanne erhielt ich 60 mm. Der Ramus acetabularis ossis ischii ist breit und dünn Für die kleinste Breite maß ich 54 mm. Das Corpus ossis ileum ist dünn, aber breit. Für die Breite an der eingeengtesten Stelle erhielt ich 47 mm. Kreuzbein. Zwei Rinderkreuzbeine liegen vor; eines ist sehr gut erhalten, das andere ist am kaudalen Ende defekt. Das gut erhaltene Kreuzbein besteht aus fürf Wirbeln. Die Krümmung ist nur schwach, die größte Stärke erreicht sie im dritten Wirbel. Die Quertortsätze der drei letzten Wirbel sind frei. Die Kreuzbeinflügel sind recht stark entwickelt. a Abb. 14. Die Dornfortsätze sind stark erhoben und im dorsalen Ende recht kräftig verdiekt. Diese Crista sacralis media zeigt keinen Unterbruch bis zum letzten Wirbel. Die Processus articulares sind scharf vom Knochen abge- hoben. Der Processus transversus ist nicht kaudal, sondern lateral ge- richtet. Über die Herkunft des Rindes verdanken wir C. Kerter eingehende Studien. Nach diesem Autor haben wir zwei Stammrassen. Die eine Rindergruppe weist nach Asien hin. Im Banteng, dem Bos sondaicus, haben wir eine Stammform zu erkennen, deren Züchtung in das graue Altertum zurückdatiert. Von Indien und Südasien verbreiteten sich Schläge nach Afrika, und erst in der Bronzezeit treffen wir diese Tiere bei uns; das kleme Torfrind (Bos brachyceros) ist die älteste gezähmte Form; ob es direkt von Osten oder von Süden her in unser Land kam, ist noch unentschieden. Die heutigen Nachkommen hätten wir im Braunvieh zu suchen, das besonders rein am Gotthardmassıv auftritt. Erst spät, in der Römerzeit, erscheint das Kurzkopfrind, der Bos brachycephalus. Es ist dies em schweres Rind, das wahrscheinlich des Fleisches wegen von den Römern eingeführt wurde. Die Stammform soll aus Ägypten stammen, wo es aber bald erlosch. Bald trat es in Italien auf; heute lebt es in Spanien und an einigen Orten im Wallis, wo es unter dem Namen Eringer Rind bekannt ist. Die zweite Stammform hätten wir im wilden Ur, Bos primigenius, zu finden, der vor allem in Nordeuropa zu Hause war. Seine Zucht ge- schah im Südosten, wie alte kretische Bilder dartun. Die Frontosusrasse, das heutige Fleckvieh, soll von dieser Form herstammen. Von diesen Tieren fehlen in La Téne Überreste völlig. Erst aus der römischen Nieder- lassung Vindonissa sind einige Urknochen bekannt geworden. Hund. Vom Hund liegen zwei Unterkieferhälften vor. Die vorliegenden teste lassen auf kräftige Tiere schließen, wodurch sie etwas dem sog. Bronzehund nahe stehen. Der Torfhund ist die älteste Rasse in der Schweiz. Er allein wurde in der älteren Pfahlbauperiode gehalten. Seit der Bronzekultur erscheint der etwas größere Bronzehund, dessen Heimat im Osten Europas zu suchen ist. Seine heutigen Nachkommen hätten wir’in den Schäferhunden wiederzuerkennen. Ziege. Von der Ziege liegen aus der hellen Schicht zwei Knochen vor. Gut erhalten ist ein ansehnlicher Hornzapfen von ca. 190 mm Länge. Der Querschnitt ist oval; an der dieksten Stelle sind die Maße 51 resp. 32 mm. Die obere Kante ist besonders scharf. Der Zapfen ist nur wenig gekrümmt. Die Kanäle und Löcher sind ziemlich groß und scharf begrenzt. Vom Unterkiefer liest der aufsteigende und ein Teil des horizontalen Astes mit dem letzten Molaren vor. Der Zahn ist noch nieht ganz aus der Alveole hervorgetreten. Dieser Fund ist besonders erwähnenswert, da er den Be- weis liefert für das Vorkommen der Ziege in La Tene. Das Tier selber gehört einer großhörnigen Rasse an. Wie für die vorigen Tiere, haben wir auch für die Ziege die Heimat in Asien zu suchen. Schwein. Aus der hellen Schicht sind einige Überreste mindestens zweier Schweine gehoben worden. Vom Schädel ist das rechte Intermaxillare mit einem Teil des Maxillare vorhanden. Die Zähne sind ausgefallen. Besonders groß ist die Alveole für den Kaninus. Das Bruchstück scheint einem kräftigen Eber anzugehéren. Rürımryer hat gute Diagnosen für Torf- und Wildschwein gegeben. Nach Rürımeyers Maßen wäre das aus La Tene stammende Stück einer Mischrasse zugehörig. Ich möchte aber aus diesem einzelnen Stück keine weitgehenden Schlüsse ziehen. F. Otto hatte vor Jahren (Gelegenheit, einen Schweineschädel aus La Tene zu untersuchen. Nach ihm gehört er der Torfschweinrasse an. Die zwei rechten Schulterblätter, die ebenfalls aus der hellen Schicht kommen, gehören ohne Zweifel dem Pfahlbauschwein an. Ich erhielt folgende Maße: Länge Breite Kleinste Breite des Gelenkendes des Gelenkendes des Halses Ia ‚Bones Hr. eee. Bao ooo 22 21,23 Pfahlbau Bieler See....... 37 23,24 20,21 Der Knochen ist zierlich, mit schlanker Grate. — Vom Oberarm ist nur ein distales Ende vorhanden mit 37 mm Epiphysenbreite. Das Torfschwein wurde von Osten her eingeführt. In den Mittel- meerländern finden wir seine Abkömmlinge noch ziemlich rein. Das ein- heimische Wildschwein, das bedeutend stärker gebaut ist, wurde erst relativ spät zur Zucht verwendet. Hirsch. Vom Hirsch liegen einige Knochenstücke vor: Unterkieferfragment, Becken- und Extremitätenknochen. Allem Anscheine nach gehören sie Cervus elaphus an. Es sind mir einige Merkmale aufgefallen, in denen unser Tier aber von dieser Art etwas abweicht. Mehr Vergleichsmaterial wird erst völlige Klarheit verschaffen. Meinem Freunde, Direktor Dr. E. BÄcHhLER in St. Gallen, der mir in hebenswirdiger Weise sein reiches Studienmaterial aus der Hirschfamilie zum Vergleich überließ, bin ich sehr zu Dank ver- pflichtet. Anhang. Mensch. Aus der dunklen Schicht sind die Überreste wenigstens zweier Menschen mit den übrigen Knochen eingeliefert worden. Einer stand noch in jugend- An lichem Alter. Es sind vorhanden Fragmente von Wirbel, Rippen, Becken sowie oberen und unteren Extremitäten. Die Knochen haben dunkle Patina und sind ansehnlich fest. Auffällig ist der äußerst schlanke Bau der Extremitätenknochen. Am Femur ist ein deutlicher Trochanter tertius mit einer Fossa hypotrochanterica vorhanden. Die sagittale Abplattung des oberen Diaphysenendes ist wenig stark. Die Diaphyse trägt einen kräftigen Pilaster; auch ist eine ziemlich starke Diaphysenkriimmung wahrzunehmen. An der Tibia fällt der überaus zarte Bau auf. Der Schaft ist schlank und gerade verlaufend; der Tibiakopf ist etwas nach hinten geneigt. Die mediale Gelenkfläche ist nur wenig konkav, die laterale ist beinahe geradeverlaufend. Die untere Gelenkfläche greift auf das vordere Ende über. Die vordere Knochenkante zeigt deutliche Krümmung, oben nach innen, unten nach außen. Über die Maße und Durchmesser orientiert folgende Tabelle: Größte Länge resp. Körper- Kleinster Sag. Transv. Sag. Transv. in nat. Stellung länge Umfang Durchmesser Durchmesser oben Mitte Radius a... 224 1585 38 b...226 1600 39 Index Index platymericus pilastricus Femur a ... — = 93 PAC jaa 87 3l 29 107 b...— — 80 25 31 81 25 23 109 Index cnemicus Tibia a....367 1650 70 35 24 69 — — b....339 1590 70 3.21 68 — Her Bl. — 67 30 21 70 N je a Die Berechnung der Körperlänge ergab für den jugendlichen Mann ca. 159 cm, für den erwachsenen ca 162 em. Nach dieser Angabe haben wir es mit Menschen von nur mittlerer bis kleiner Körperlänge zu tun; denn der heutige Schweizer ist etwas größer, noch größer waren die nordischen germanischen Völker. Schluß. Diese beiden Sendungen aus La Tene, die eine von C. Kerrer, die zweite von mir untersucht, haben Reste folgender Lebewesen aufgewiesen : 1. Pferd, orientaler Typus; 2. Rind, brachycere Rasse und event. Kreuzung mit Bos brachy- cephalus; . 3. Schwein, Pfahlbaurasse, Kreuzung mit Wildschwein ?; 4. Schaf, nach C. KeıLrer in zwei Rassen, Torfschaf und hornloses Schaf; . Ziege, großhörnige Rasse; . Hund, großer Torfhund; . Hirsch; . Mensch. CO SIS OL 472 Weitaus die größte Mehrzahl dieser Tiere wurde schon von den Ptahl- bauern der Bronzezeit gezüchtet, die sie wahrscheinlich aus Westasien mit- gebracht hatten. Erst durch die Römer wurde das Kurzkopfrind ein- geführt. Nach den Studien von C. KELLer verschlechterte sich im Laufe der Zeiten die Haustierzucht; erst unter römischem Einfluß macht sich eine merkliche Besserung bemerkbar. Der Pferde- und Rinderschlag wird etwas schwerer. Die Rinderzucht, die in rein helvetischer Zeit sehr zurückstand, wurde durch neues Blut einer schwereren Rasse gehoben. Ob die Größe- zunahme der Hauspferde, die nach ©. Kerrrer zu Beginn der römischen Zet+ nachzuweisen ist, „auf Zufuhr von neuem Blut oder auf bessere Er- nährung, verbunden mit sorgfältigerer Selektion, zurückzuführen ist,“ ist nicht sicher zu entscheiden. Auch diese neuen Funde beweisen, daß in La Tene in der Haustier- haltung vor allem das Pferd stark bevorzugt war. Auch die Helvetier hatten es nicht rende das einheimische Wild in ihren Dienst zu stellen, obschon in damaliger Zeit wilde, dem okzidentalen Schlage angehörige Pferde, wilde Primigeniusrinder in unserer Gegend wohnten. Und diese beiden Rassen haben sich doch später und anderwärts gut zur Zucht geeignet, haben vorzügliche Nutztiere geliefert. Ob das Wildschwein zur Verbesserung des kleinen Torfschweines Verwendung fand, ist nicht ganz sicher. Der Jagd scheint nur wenig gefrönt worden zu sein, obschon doch Jagdtiere im nahen waldreichen Jura in großer Menge gelebt haben müssen. Vielleicht sind es religiöse Verbote, die das Jagen untersagten. Daß z. B. der Hase von den Galliern verschmäht wurde, wissen wir von den alten Schriftstellern. So sprechen also auch diese unscheinbaren Überreste von Tieren eine recht beredte Sprache; sie lassen uns Einblicke tun in das tägliche Leben und Treiben unserer Altvordern; sie geben uns Auskunft über Dinge, die wir von keinem Schriftsteller des grauen Altertums erwähnt finden. Großer Dank gebührt daher den Erschließern der La Tene-Station, vor allem Herrn Dr. P. Vouca in Neuenburg, der auch den Tier- und Menschen- überresten die ihnen gebührende Sorgfalt angedeihen ließ. (Eingegangen am 27. Dezember 1917.) 473 Nachdruck verboten. Über das Vorkommen von Schnppen an den Ohrmuscheln des Alpenschneehasen [Lepus varronis Mill.')]. Von Steemunp von SCHUMACHER in Innsbruck. Mit 3 Abbildungen. Vor einiger Zeit teilte ich an dieser Stelle einen gelegentlich der Untersuchung des Farbenwechsels des Alpenschneehasen erhobenen Nebenbefund mit, nämlich das Vorkommen einer „Pigmentdrüse‘ in der Nasenhaut. Heute möchte ich auf ein Vorkommnis hinweisen, das mir ebenfalls bei der Untersuchung der Oberflächenbeschaffenheit der Haut des Schneehasen aufgefallen ist. Es handelt sich nämlich um eine Schuppenbekleidung der Ohrmuscheln (Löffel), die nach Abscheren der Haare mit großer Deutlichkeit hervortritt. Nieht nur die ganze Außenfläche der Löffel, sondern auch die Randteile der (dem äußeren Gehörgang zugekehrten) Innenfläche erscheinen dicht mit kleinen Schuppen bedeckt (Abb. la und b). An der Innenseite werden die Schuppen in der Richtung gegen den äußeren Gehörgang hin undeutlicher und verschwinden schließlich ganz. Die Schuppen sind nicht überall gleich groß. Im allgemeinen werden die Schuppen gegen den freien Ohrmuschelrand zu und namentlich an der lateralen Seite der Außenfläche und gegen die Löffelspitze hin kleiner. Die größten Schuppen finden sich beiläufig in der Mitte der medialen Seite der Außenfläche und erreichen hier etwa Stecknadelkopfgröße. Auch die Stellung der Schuppen ist nicht überall dieselbe. Der Hauptsache nach sind sie in der Längsachse der Ohrmuschel eingestellt, sa daß ihr freier Rand gegen die Löffel- spitze gerichtet erscheint. In der Gegend der Basis der Ohrmuschel sind sie ziemlich deutlich in Querreihen angeordnet; in:der Mitte und spitzenwärts ist die Stellung eine mehr unregelmäßige. Meist läßt 1) In einer früheren Mitteilung (Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 8) belegte ich den Alpenschnechasen mit dem alten Namen Lepus variabilis Pall., während ihm nach der neuen zoologischen Nomenklatur die Bezeichnung Lepus varronis Mill. zukommt. Ebenso ist statt der von mir an derselben Stelle gebrauchten Be- zeichnung Lepus vulgaris L. für den Feldhasen nach der neuen Nomenklatur Lepus europaeus Pall. zu setzen. Ese fe Anat. Anz, Bd. 50. Aufsätze. 31 474° sich aber mehr oder weniger deutlich eine alternierende, dachziegel- artige Anordnung erkennen. Im allgemeinen erscheinen die Schuppen weniger stark pigmentiert als ihre Umgebung, so daß sie (wenigstens beim Schneehasen im Sommerkleide) als helle Flecken auf dunklerem, gelbbraunem Grunde hervortreten. Betastet man mit dem Fingernagel Abb. 1. Abb. 1. Rasierter Löffel des Schneehasen mit deutlichem Schuppenkleid. Photographische Aufnahme. a von außen, 5 von innen. oder einem harten Instrument die Oberfläche der Löffel, so spürt man deutlich die Erhebungen und hat dieselbe Empfindung wie beim 3etasten von ziemlich resistenten Hornschuppen. Bei Lupenvergrößerung erscheinen die einzelnen Schuppen -als meist rechteckige, am distalen Rande leicht abgerundete hellere Stellen. Unter dem distalen Rande derselben tritt je eine Haargruppe aus. Die gegenseitige Abgrenzung ist namentlich an den Seitenrändern der Schuppen wenig scharf, so daß benachbarte Schuppen seitlich mehr oder weniger innig miteinander verschmolzen erscheinen können. Es fragt sich nun, handelt es sich in diesem Falle um echte Schuppen oder nur um eine „schuppenförmige Profilierung“ (TorLpı) der Hautober- fläche. Diese Entscheidung kann nur durch die mikroskopische Unter- suchung von Hautschnitten getroffen werden. Von der Oberfläche betrach- tet, kann eine schuppenförmig profi- lierte Haut genau wie eine mit echten Schuppen versehene erscheinen (vgl. die Abbildungen von Torpr!) und HiETEL?). Der ganze Unterschied liest ja nur darin, daß bei der be- schuppten Haut an Stelle der Erhe- bung der Lederhaut auch eine stärker entwickelte Hornschicht der Epidermis — die Hornschuppe — auftritt, wäh- rend bei der schuppenförmigen Profi- lierung die Epidermis im Bereiche der Hauterhebungen in keiner Weise modi- fiziert erscheint. Aus der Betrachtung von Durch- Abb. 2, Aus einem Längsschnitt schnitten durch die Ohrmuschel ergibt durch die Ohrmuschel des Schnee- sich, daß wir es hier mit wahren Schup- Be een eier) and pen und nicht nur mit einer schuppen- HS Hornschuppen; H Haare. förmigen Profilierung zu tun haben. An dem in Abb. 2 wiedergegebenen Schnitte, der in der Längsriehtung 1) Totpr, K. jun., Schuppenförmige Profilierung der Hautoberfläche von Vulpes vulpes L.; Zoolog. Anz. Bd. 32, 1908, und Studien über das Haarkleid von Vulpes vulpes L. usw.; Annal. naturhist. Hofmuseum, Wien, Bd. 22, 1907 — 1908. 2) HıETEL, Fr., Schuppenförmige Profilierung der Hautoberfläche des Hundes. Anat. Anz. Bd. 49, 1916. 31* 476 der Ohrmuschel geführt ist, so daß also die Schuppen längs getroffen erscheinen, erkennt man zunächst deutlich die stark in die Länge ge- zogenen Hauterhebungen unter deren freiem, distalen Rande die sehr schräg implantierten Haare austreten. Jede Hauterhebung wird von einer stark verdickten Partie des Stratum corneum, d. 1. von einer Hornschuppe überlagert, welche mit ihrem mebr oder weniger scharf ausgezogenen Rande in distaler Richtung die Hauterhebung überragt. Allerdings sind auch an Durchschnitten die Hornschuppen nicht überall scharf voneinander abzugrenzen, namentlich gilt dies von den Seiten- rändern der Hornschuppen, wovon man sich an Querschnitten durch die Ohrmuschel leicht überzeugen kann. Die kontinuierliche, nur von den Austrittstellen der Haare durchbrochene Hornschicht läßt zwar auch hier die Hornschuppen als lokale Verdiekungen erkennen, letztere sind aber keineswegs überall scharf voneinander abgesetzt und treten viel weniger deutlich hervor als im Längsschnitt. An den Schnitten erscheinen die Hornschuppen gewöhnlich von der Unterlage mehr oder weniger abgelöst; jedenfalls ist die Verbindung mit den darunter liegenden Schichten der Epidermis eine ziemlich lockere. Per Bau des Coriums zeigt im Bereich der Schuppen keine Abweichung von dem an anderen Stellen. Es scheinen somit an den Löffeln des Schneehasen ähnliche ° Verhältnisse vorzuliegen wie am Rattenschwanz ; hier wie dort handelt es sich um das Vorkommen von echten Hornschuppen, die in bestimm- ter topographischer Beziehung zu den Haaren stehen. Wenn RÖMER!) gezeigt hat, daß bei der Entwickelung der Schuppen des Ratten- schwanzes die zunächst einheitliche Hornschicht von den durch- brechenden Haaren durchrissen und in dünnere und dickere Partien geschieden wird, die Schuppen sich demnach von den durchbrechenden Haaren beeinflussen lassen, so dürften an den Löffeln des Schneehasen die Schuppen in ähnlicher Weise entstehen. Auch hier spricht die noch im ausgebildeten Zustande sich findende, wenig scharfe Ab- grenzung der einzelnen Hornschuppen für eine ursprünglich einheit- liche Hornsehicht, die erst durch das Hervorsprossen der Haare in einzelne Schuppen gesondert wird. Ähnlich wie beim Schneehasen erscheinen bei oberflächlicher 1). RÖMER, F.. Studien über das Integument der Säugetiere. I. Die Ent- wickelung der Schuppen und Haare am Schwanze und an den Füßen von Mus decumanus und einigen anderen Muriden. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 30, 1896. 477 Betrachtung auch die Löffel des Feldhasen beschuppt; nur heben sich hier bei makroskopischer und Lupenbetrachtung die einzelnen Schuppen etwas weniger deutlich voneinander ab und sind alle mehr gleichmäßig groß, im ganzen etwas kleiner als die größten Schuppen des Schneehasen. An Durchschnitten sieht man bei mikro- skopischer Betrachtung wohl noch lokale, aber ziemlich unregel- mäßig auftretende und keineswegs überall deutlich ausgeprägte Verdickungen des Stratum corneum, so daß man hier kaum mehr von eigentlichen Hornschuppen sprechen kann. Beim Kaninchen erkennt man bei makroskopischer Betrachtung der Löffel auch noch eine Oberflächenbeschaffenheit, die an Schuppen erinnert. Die erhabenen Felder treten aber noch weniger deutlich hervor als beim Feldhasen, sind noch etwas kleiner und erwecken beim Betasten nicht mehr den Eindruck von Hornschuppen, so daß schon die makroskopische Untersuchung es wahrscheinlich macht, daß es sich hier nur um eine schuppenförmige Profilierung handelt. Die mikroskopische Untersuchung läßt ein im ganzen schwächer entwickeltes Stratum corneum erkennen als beim Feldhasen; lokale Verdiekungen desselben sind nur andeutungsweise vorhanden. Wir finden demnach in den Ohrmuscheln des Kaninchen, Feld- -hasen und Schneehasen verschiedene Stufen der Ausbildung des Schuppenkleides; beim Kaninchen eigentlich nur eine schuppen- förmige Profilierung, d. h. schuppenähnliche Erhebungen der Haut hinter jedem austretenden Haarbündel ohne deutliche Verdickung der Hornschicht oder irgendeiner anderen Modifizierung der betref- fenden Hautpartie; beim Feldhasen einen Übergang zu echten Schup- pen, indem schon stellenweise deutlichere Verdiekungen des Stratum corneum auftreten; beim Schneehasen ziemlich gut ausgebildete Hornschuppen, die allerdings nicht allenthalben scharf voneinander getrennt erscheinen und nicht jenen Grad der Ausbildung erreicht haben, wie dies z. B. bei den Schuppen der Schuppentiere oder der Reptilien der Fall ist. Wenngleich nach M. WEBEr!) das Auftreten der Schuppen bei Säugetieren gegen die Ansicht spricht, daß dieselben als sekundäre Neuerwerbungen in Verbindung mit der Lebensweise aufzufassen sind, indem bei nahe verwandten Arten von ganz gleicher Lebens- 1) WEBER, Max, Bemerkungen über den Ursprung der Haare und über Schuppen bei Säugetieren. Anat. Anz. Bd. 8, 1893. 478 weise die eine einen beschuppten, die andere einen unbeschuppten Schwanz zeigen kann, so legt doch der verschiedene Grad der Aus- bildung des Schuppenkleides an den Ohrmuscheln der Hasen den Gedanken nahe, daß hierfür äußere Einflüsse maßgebend waren. Die Löffel sind jedenfalls den Temperaturschwankungen stärker ausgesetzt als irgend ein anderer Körperteil des Hasen, zudem sind sie infolge ihrer verhältnismäßig spärlichen Behaarung nur schlecht segen Kälte geschützt. Namentlich beim Schneehasen, der sich ja auch während des Winters in großen Höhen aufhält, würde es begreif- lich erscheinen, daß an Stelle der mangelhaften Behaarung gerade an den Löffeln sich als Kälteschutz ein besser entwickeltes Schuppen- kleid erhalten (oder ausgebildet) hat. Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß das Auftreten eines Schuppenkleides in jedem Fall etwa nur als eine Anpassungserscheinung aufzufassen ist. Einen ähnlichen Standpunkt nimmt auch Rex!) ein, indem er auf Grund seiner Untersuchungen über das Vorkommen von Schuppen bei Säugetieren zu folgendem Schlusse kommt: ,,Die Schuppen der Säuge- tiere sind als solche keine Anpassungen, sondern müssen als vererbte Bildungen angesehen werden. In einzelnen Fällen indes haben sie sich als nützliche Organe erhalten bzw. die Grundlage abgegeben zu speziellen Anpassungen. Durch die ausgedehnten Untersuchungen von DE MEIJERE?) und Re!) wurde das Vorkommen von Schuppen bei zahlreichen Säugetieren, namentlich niederer Ordnungen, nachgewiesen. Mit Ausnahme der Schuppentiere und Gürteltiere wurden bisher Schuppen hauptsächlich am Schwanze und meist nur andeutungsweise an den Extremitäten gefunden. Freilich ist dabei zu berücksichtigen, daß in den meisten Fällen das Vorhandensein von Schuppen nur makro- skopisch und nicht auch an Durchschnitten festgestellt wurde, so daß in vielen Fällen (namentlich an den Extremitäten) kein eigent- liches Schuppenkleid, sondern nur eine schuppenförmige Profilierung der Haut vorliegen dürfte, die, wie aus den grundlegenden Unter- suchungen Torprs hervorgeht, die Haut nahezu: aller Körperstellen betreffen kann und sich jedenfalls in weiter Verbreitung im Säuge- tierreiche findet. Das Vorkommen von eehten Schuppen an den 1) Res, L.. Die Schuppen der Säugetiere. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 29, 1898. 2) ne MEIJERE, J. C.-H., Über die Haare der Säugetiere, besonders ihre Anordnung. Morphol. Jahrb. Bd. 21. 1894. Ohrmuscheln scheint aber bisher bei keiner Tierart gesehen worden zu sein. Nachdem ich beim Schneehasen die Beschuppung der Löffel gefunden hatte, untersuchte ich auch die anderen Körperstellen, fand aber hier nirgends eigentliche Schuppen, wohl aber vielfach eine schuppenförmige Profilierung. Namentlich deutlich ist dieselbe an der Rückenhaut ausgeprägt. Die schuppenförmigen Felder finden sich hier in ähnlich regelmäßiger Anordnung wie dies Hierzu!) für die Rückenhaut des Hundes abbildet. Viel unregelmäßiger und un- deutlicher erscheint die Bauchhaut profiliert, was auch nach Torprt!) beim Fuchs und nach Hıerer beim Hunde der Fall ist. Die Stirnhaut zeigt ziemlich deutliche, in Querreihen angeordnete Felder, ebenso die Schwanzhaut; etwas weniger deutlich erscheinen dieselben an der Streckseite der Extremitäten. Hingegen läßt die am dichtesten behaarte Planta pedis sehr deutliche und grobe Profilierung erkennen. In der Ausbildung des Schuppenkleides bei Säugetieren lassen sich etwa vier Stufen unterscheiden: 1. Echte Schuppen, welche dem Baue nach den Reptilienschuppen ganz nahe stehen, mit starker Hornschuppe versehen und allenthalben deutlich voneinander getrennt sind (Schuppen der Schuppentiere). 2. Schuppen, die zwar auch noch als echte zu bezeichnen sind, indem sie Hornschuppen tragen, wobei letztere aber bedeutend schwächer entwickelt, weniger scharf abgegrenzt und vielfach miteinander verschmolzen erscheinen (Schup- pen am Schwanz mancher Nager und an den Ohrmuscheln des Schnee- hasen), -3. Schuppenförmige Profilierung der Haut nach Toupr ?) oline irgendeine. Modifizierung ‚der ‚Epidermis im Bereiehe,der schup- peniérmigen Hauterhebungen (Fuchs, Hund, Hasen und Jedenfalls in weiter Verbreitung auch bei anderen Säugern). 4. Schuppenstellung yell 5 > Ue Set 2) Bs ; sei hier noch act hingewiesen, daf are Toro („Über den Wert der äußeren Untersuchung vorgeschrittener Entwicklungsstadien von Säuge- tieren“. “Verh. zool.-botan: Ges. Wien Bd. 64, 1914) eine schuppenförmige Profilierung‘ der Haut bei Feten auch durch das Durchschimmern der zu einer Platte vereinigten Follikel einer Haargruppe zustandekommen kann. ToLpr bezeichnet diese Profilierung als „intrakutane“, bei stärkerer, auch an der Innenseite der Haut zum Ausdrucke kommender Ausbildung, als „subkutane“ zum Unterschiede von der „superfiziellen“, die durch schuppenförmige Er- hebungen der Hautoberfläche bedingt ist. Die intrakutane (subkutane) Pro- filierung könnte noch als Unterstufe zwischen die en as und die Schuppenstellung der Haare eingefügt werden. ı....... 480 der Haare ohne jegliche Hauterhebungen (WEBER, DE MEIJERE), wie sich dieselbe nach StöHur auch noch beim Menschen findet. Für das Vorkommen von Schuppen bei Säugetieren ist sicher nicht ausschließlich die systematische Stellung ausschlaggebend — bei ganz nahe verwandten Arten können diesbezüglich große Unterschiede bestehen —, sondern es müssen auch noch andere Umstände das Auftreten eines Schuppenkleides begünstigen; nament- lich dürften klimatische Einflüsse eine Rolle spielen. Es scheint nämlich ein echtes Schuppenkleid namentlich an jenen Körperstellen vorzukommen, die Temperaturschwankungen am meisten ausgesetzt und gegen diese infolge der spärlichen Behaarung nur ungenügend geschützt sind (Schwanz, Ohrmuschel des Schneehasen). So ist es auch erklärlich, daß bei einer Tierart an bestimmten Körperstellen echte Schuppen vorhanden sind, an anderen eine deutliche schuppen- formige Profilierung, an noch anderen schließlich nur eine Schuppen- stellung der Haare als letzter Rest eines ehemals einheiltichen Schup- penkleides nachzuweisen ist. Innsbruck, 13. Oktober 1917. (Eingegangen am 16. Oktober 1917.) Nachdruck verboten. Über Reste des dritten und vierten Viszeralbogenskelettes. Von Franz C. Krasa, Assistent. Mit 2 Abbildungen. (Aus dem I. anatomischen Institut in Wien.) Der im Nachstehenden beschriebene Fall von Persistenz von Teilen des Viszeralbogenskelettes bei einem erwachsenen Menschen wurde von Herrn Professor TANDLER an einer Leiche, die im Sezier- saale des I. anatomischen Institutes in Wien von Studenten seziert wurde, gefunden und in der Wiener morphologisch-physiologischen Gesellschaft in der Sitzung am 19. Januar 1909 demonstriert. Da der Gegenstand dieser Demonstration im Sitzungsbericht nicht ver- öffentlicht wurde, da ferner in der Literatur die Beschreibung einer ähnlichen Mißbildung nicht zu finden ist und der Fall außerdem in 481 entwickelungsgeschichtlicher Beziehung von Bedeutung ist, erscheint seine ausführliche Bespreehung hinreichend gerechtfertigt. Der Beschreibung des Präparates muß ich die Bemerkung vor- ausschicken, daß die Muskeln, Nerven und Gefäße größtenteils schon entfernt waren, so daß ich die Topographie der zu beschreibenden Gebilde weder untersuchen noch mich bei der Deutung des Falles auf sie berufen kann. ° Doch wird eine kurze Beschreibung des Präpa- rates und die Betrachtung der beigegebenen Abbil- dungen die abnormen Ver- hältnisse genügend klar zur Anschauung bringen. Der rechte Processus styloideus ist sehr lang. Von seiner Spitze zieht das Ligamentum stylohyoi- deum zum Zungenbein. Das kleine Horn des Zun- genbeines ist als ein kleines Knorpelstäbchen, in dem Ligament eingeschlossen, mehrere Millimeter über seinem Ansatz am Zun- genbeinkörper tast- und sichtbar. : Abb. 1. Seitenansicht. 1/, der natürl. Größe. An der rechten Seite C.maj. Cornu maj. ossis hyoidei, C. min. der Schädelbasis entspringt Cornu minus ossis hyoidei, P. st. Processus sty- pmns" — joideus, Sp.a. Spina angularis, IIT. u. IV. Deri- zwischen der basalen Off- vate der dritten und vierten Viszeralspange. nung des Canalis caroticus und der Fossa jugularis ein ungefähr 5 em langer zylindrischer Knorpelstab. Sein Durchmesser ist ungefähr 2 mm, doch ist er noch von einer starken bindegewebigen Hülle umgeben. Sein kranialer Anteil ist oralwärts von der Pars tympanica des Schläfen- beines, an die er sich anlegt, gedeckt, wird aber unter der Crista petrosa frei. Der Knorpelstab ist dabei so eingestellt, daß sein freier Anteil den Processus styloideus an dessen medialer Seite in geringem Abstand kreuzt. 482 Von der Spitze des Knorpelstabes zieht zum Cornu superius des Schildknorpels ein starker Bindegewebsstrang, dessen Festigkeit durch Einlagerung eines Knorpels noch erhöht wird. Der Knorpelstab könnte Veranlassung geben zur Verwechselung mit dem Processus paramastoideus (paracondyloideus), der in sel- tenen Fällen zu einem längeren senkrechten Fortsatz verlängert er- scheint. Daß er mit diesem nicht identisch ist, beweist sein Ursprung oral von der Fossa jugularis, während der. Processus paramastoideus okzipital von der Fossa jugularis und lateral vom Processus condy- loideus des Hinterhaupt- beines entspringt. Knapp unter dem Ur- sprung des Knorpelstabes an der Schädelbasis geht von seiner Bindegewebshülle an derlateralen Seite ein dünnes, flaches Band ab, das zur Spitze des großen Zungen- beinhornes zieht.. Das Zun- genbeinhorn besteht aus zwei Anteilen, die miteinander in gelenkiger Verbindung stehen. Auch zwischen dem Zungenbeinkörper und dem ihm benachbarten Teil des Hornes besteht ein Gelenk. Abb. 2. Schädelbasis von unten-hinten, Die Membrana thvreo- nach Durehschneidung, der Verbindungen. mit BR ; PR: I dem Eingeweideskelet. 2/, der natürl. Größe. hyoidea ist. am Präparate C,p. Crista petrosa, F'.c. Foramen caroticum, nur in ihren ventralen Par- F.j. Fossa jugularis, P. p. Processus -para- . : Tr mastoideus,: J/J. u. FV. Derivate. der dritten ten erhalten. „Der Nervus und vierten Viszeralspange. laryngeus durehbohrte sie an Hi . ‚der normalen Stelle. ‚Die linke Seite des Präparates weist. vollkommen normale Ver- haltnisse. auf. | £0 ea Kis, ist. unzweifelhaft, daß es sich hier um. Derivate des: dritten und vierten. Viszeralbogens handelt. Wird doch in der Entwicke- lungsgeschichte das Cornu majus des. Zungenbeines als Skelett- anteil des, dritten,. das Cornu superius der Cartilago thyreoidea mit ihrem kranialen Teil als Anteil des vierten Viszeralbogens beschrieben. 483 Allerdings verbinden sich normalerweise diese Anlagen durch einen gebogenen Knorpelstab, der von Barpren') folgendermaßen be- schrieben wird: „Zwischen dem Körper des Zungenbeines und den Laminae des Thyreoidknorpels in dem dichten Gewebe lateral vom Kehlkopf entwickelt sich ein gekriimmter Knorpelstab, den wir den Hyothyreoidknorpel nennen wollen. Ventral ist dieser Stab zuerst durch dichtes Gewebe, später durch Knorpel an die Rückseite des Zungenbeinkörpers befestigt, dorsal verschmilzt er mit der Lamina des Thyreoidknorpels. Bei einem Embryo von 11 mm ist er nicht zu finden... . Er entspricht dem Skelett des dritten und vierten Viszeral- bogens.“ Der Knorpelbogen bildet sich im Laufe der Entwickelung teilweise zurück. Als seine Derivate verbleiben das große Zungen- beinhorn, das obere Horn des Schildknorpels und das zwischen beiden ausgespannte Ligamentum thyreohyoideum laterale mit der Cartilago triticea. Diese Verbindung ist durch verstärkte Rückbildung oder Er- haltenbleiben?) die Ursache einer Reihe von Anomalien, wie das Fehlen der oberen Hörner des Schildknorpels mit oder ohne Defekt des Ligamentum thyreohyoideum laterale, oder das Bestehen einer echten Gelenkverbindung zwischen den Schildknorpel- und den Zungenbeinhörnern usw. Ein Fall wie der vorliegende, daß sich diese Verbindung gar nicht ausgebildet hat, ist in der Literatur nicht. be- schrieben. Zur vollständigen Sicherstellung der Tatsache, daß wir es hier mit Derivaten des dritten und vierten Viszeralbogens zu tun haben, wären ihre Beziehungen zu den Nerven und Gefäßen der Schlund- bogen von Bedeutung: Warum mir diese topographische Unter- suchung nicht möglich war, habe ieh oben erwähnt. Doch geht aus dem Ursprung und der allgemeinen Verlaufsrichtung der beschrie- benen Gebilde hervor, daß das zum Zungenbeinhorn ziehende Ligament sicher in nächster Nähe des Nervus glossopharyngeus, welcher der Nerv des dritten Viszeralbogens ist, gelegen war, während der Nervus vagus parallel zu dem Knorpelstab und dem Horn des Schildknorpels ziehen mußte. art Ein Zusammenhang zwischen den bekannten Skeletteilen des dritten und vierten Viszeralbogens mit dem Primordialkranium 1) In Keiger u. Marr, Handbuch der Entwicklungsgeschichte. 2) SCHNEIDER in SCHWALBES Morphologie der Mißbildungen III, 8. Kap. 484 wurde bisher beim Menschen nicht gefunden. In entwickelungs- geschichtlichen Arbeiten werden die proximalen Teile der Viszeral- spangen, abgesehen von der ersten und zweiten, meist nicht berück- sichtigt. Kaurıust) sagt darüber folgendes: ,,Die weiter folgenden dritten bis fünften Viszeralbogen sind schon viel geringer ausgedehnt (se. als der erste und zweite), sie sind nur im ventralen Abschnitt mit genügender Deutlichkeit zu bemerken.‘ Viel früher beschreibt REICHERT?) den ersten bis dritten Viszeral- bogen bei Schweineembryonen. Er fand bei makroskopischer Unter- suchung in den Bogen je einen knorpelartigen Gewebestrang, dessen Verlauf er beschreibt. Besonders der des dritten Viszeralbogens läßt sich in den ersten Stadien seiner Entwickelungsreihe leicht bis zum Knorpelüberzug des Labyrinthes verfolgen. Doch verschwindet diese Verbindung bei älteren Embryonen. F. Graf Spee?) erwähnt einen dreieinhalbmonatigen mensch- lichen Fetus, bei dem er drei kettenartig aneinandergefügte, sehr kleine Knorpelstückchen bemerkte, ,,die von der Knorpelecke hinter resp. unter dem Foramen styloideum aus vorwärts in einer Reihe lagen und die möglicherweise die Reste einer Verbindung mit dem großen Zungenbeinhorn waren“. | Bei dem Embryo humanus WR5 der Sammlung des I. ana- tomischen Institutes in Wien (Nr. 60 der Normentafeln von KEIBEL und Euzr), dessen größte Länge 15 mm beträgt, zieht sowohl durch den dritten Viszeralbogen als auch von der mesenchymalen Anlage der Cartilago thyreoidea je ein Strang verdichteten Gewebes kranial- wärts. Beide Stränge verschwinden in der unmittelbaren Nähe der periotischen Knorpelkapsel. Vermutlich sehen wir in diesen Strängen die Anlage der besprochenen abnormen Bildung vor uns. ZUCKERKANDL$) berichtet, daß die Verbindung zwischen Zungen- bein und Kehlkopfknorpel bei den Tieren meist viel inniger ist als beim Menschen. Eine ähnliche Bildung wie in dem vorliegenden Fall dürfte auch bei Tieren nicht bekannt sein. 1) Anat. Hefte Bd. 9. 2) MÜLLERS Archiv 1837. 3) In BARDELEBENS Handbuch der Anatomie Bd. 1, 2. Abt., S. 305. 4) In Heymanns Handbuch der Laryngologie und Rhinologie. (Eingegangen am 21. November 1917.) : Bücherbesprechungen. Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen. Von Ernst Lecher. Mit 515 Abbildungen. Zweite verbesserte Auflage. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig u. Berlin 1917. VIII, 449 S. Geh. M. 8,80, geb. M. 9,60. (Zuschlag auf gebundene Bücher M. 1,90.) Die erste Auflage dieser Physik für Mediziner und Biologen überhaupt erschien 1912. Die Daseinsberechtigung des Buches beruht auf dem möglichst starken Eingehen auf medizinische Anwendungen der Physik, aber auch abge- sehen davon ist es ein kurzgefaßtes, klar geschriebenes Lehrbuch der Physik. Verfasser betont, daß das Buchstudium einer experimentellen Wissenschaft die Anschauung ebensowenig ersetzen kann, wie „das Lesen eines Klavierauszuges das Anhören einer Oper‘ — oder, so möchte Ref. hinzufügen, das Auswendig- lernen eines anatomischen Lehrbuches (oder Kompendiums) den Präpariersaal! Für das Verständnis der durch den Druck hervorgehobenen Schlagworte genügt der großgedruckte Text, während weitergehende Wünsche durch die kleiner gedruckten Erklärungen und Ergänzungen befriedigt werden. Die Abbildungen sind schematisch gehalten, da die Studierenden die Versuche in der Vorlesung sehen — oder sehen sollten! Die Änderungen in der zweiten Auflage sind erstens pädagogischer Natur, auf Grund der Erfahrungen in einer großen Anzahl (über 5000) von Prüfungen. Ferner wurden die neueren Fortschritte der Wissenschaft, soweit sie für Medi- ziner und Biologen in Betracht kommen, sämtlich berücksichtigt. So sind neu aufgenommen die GAEDE’sche Molekular- und Diffusionspumpe, Bremsstrahlung und Eigenstrahlung, Hochfrequenz-Spektra, Atom-Nummern, Isotopen, der Totalreflektometer u. a. Auch neue Abbildungen werden gegeben. Bei der großen, neuerdings außerordentlich schnell zunehmenden Wichtig- keit der Physik für die Biologie und die Medizin (z. B. Kalorien, Kolloide, Elektri- zität, Röntgenstrahlen und ähnliches) ist ein klar geschriebenes Lehrbuch nicht nur für den Studierenden, sondern auch für den dem physikalischen Unterricht entwachsenen biologischen Forscher ebenso wie für den Arzt ein dringendes Erfordernis. Das vorliegende Werk des Wiener Physikers kommt diesem Bedürfnisse in ausgezeichneter Weise entgegen. (Das „geheftete‘‘ Buch ist nur — und zwar ungenügend — geleimt, also gebunden anzuraten!) Jena, 2. Dezember 1917. B. Über Fußskelette farbiger Rassen. Von Hans Virchow. Mit 63 Fig. i. Text. Berlin, Georg Reimer, 1917. 120 S. 4°. M. 16,—. H. Vircuow gibt hier die Ausführung zweier Vorträge, die er in der Berliner Anthropologischen. Gesellschaft 1916 gehalten hat und .die- vier Füße farbiger Rassen, zwei von Mhehe, einen „Sunda-Insulaner‘“, einen Papua, betrafen. Diese Füße wurden‘vollständig, Weichteile und Skelett, verarbeitet, vor allem „nach Form‘‘ aufgestellt, wie dies VIRCHOW seit einer Reihe von Jahren nach neuer eigener Methode mit größtem Erfolge tut. bisher vor allem mit der Wirbelsäule. 486 Von einigen anderen Füßen ‚untersuchte VIRCHOW nur die Knochen. Die Unter- suchung der vier Rassenfüße bestand aus folgenden Teilen: 1. Die Besichtigung des noch mit der Haut bedeckten Fußes vor der Präparation und Festhaltung der Gestalt desselben durch Gipsabguß. — 2. Präparation der Muskulatur. — 3. Untersuchung der einzelnen Knochen nebst Messungen und Winkelbestim- mungen an denselben nach der Mazeration. — 4. Untersuchung der einzelnen in Form zusammengesetzten Stücke des FuBskelettes. — 5. Untersuchung des ganzen nach Form zusammengesetzten Fußskelettes. — Angaben über die Be- nutzungsart des Fußes im Leben, sowie Feststellung der passiven Bewegungs- möglichkeiten an dem frischen Fußskelett mußten leider fortbleiben. Die Füße der Anthropoiden hat VIRCHOW in ausgiebiger Weise mit herangezogen. ,,Selbst wenn man dabei nicht die bestimmte Erwartung hat, bei dieser oder jener Rasse nähere Beziehung zu diesen Verwandten aufzufinden‘“ (vgl. KLAATSCH, Ref.) —, so bewährte sich auch hier wieder die Vergleichung in hohem Maße. — Vieles von den Mitteilungen des Verfassers hat mit der Rassen- frage gar nichts zu tun. Die genaue Untersuchung des wertvollen Materials ließ vieles, an Europäerfüßen bisher Übersehenes, hervortreten. Wesentlich hierbei war, daß VIRCHOWS Fragestellung nicht einseitig, weder rein morpholo- gisch noch rein funktionell war. — Die nach dem Tode G. SCHWALBES erschienene Arbeit über das Intermetatarseum konnte, obwohl das Manuskript VIRCHOWS schon abgeschlossen war, noch berücksichtigt werden. — Die Beschreibung der Muskeln an den vier Füßen (und einem Neger) hat VIRCHOW fortgelassen. Das Werk zerfällt in sechs Abschnitte: I. Die Füße vor der Präparation. — II. Zehenknochen. — III. Metatarsalien. — IV. Vordertarsus. — V. Hinter- tarsus. — VI. Das Fußskelett im ganzen nach der Zusammensetzung. Auf die Einzelheiten kann hier nicht eingegangen, ebensowenig ein ,,Refe- rat‘ gegeben werden. Die außerordentlich genaue Untersuchung, wie wir sie bei VIRCHOW seit Jahrzehnten kennen, wird durch eine sehr große Anzahl vorzüglicher Abbildungen (Autotypien nach Photographie) unterstützt der an sich ja etwas spröde Gegenstand dadurch belebter und anziehender gemacht. Zu den Kosten der gewiß sehr teuren Bilder hat die HUMBoLDprT-Stiftung der Berliner Akademie der Wissenschaften beigetragen. Jeder Forscher auf diesem Gebiete wird das VircHow’sche Werk durch- arbeiten müssen, aber auch entfernter Stehende werden vieles von allgemeine- rem Interesse für die Rassenfragen u. a. finden. Der Preis ist angesichts der zahlreichen und schönen, größtenteils geradezu plastischen Abbildungen ein mäßiger zu nennen. — Wieder einmal eine hervor- ragende Leistung des deutschen Verlagsbuchhandels während des Weltkrieges! Jena, 9. Dezember 1917. - B. Anatomische Gesellschaft. Seit Ende Januar 1917 (s. Nr. 1/2 d. Z, 8. 47) zahlten den Jahresbeitrag für 1917: die Herren Veit, Moser, Voir, KÖLLIKER, ADLOFF, GOPPERT, HASSELWANDER, HAUSCHILD, LUBOSCH, MARCUS, 487 PLENGE, RAWITZ, SIEGLBAUER, WASSERMANN, KREDIET, BOEKE, BRINK- MANN, v. MÖLLENDORFF. Für 1918: die Herren AUERBACH, VONWILLER, Kopscu, Krauss, NEUMAYER, 'ROMEIS, AICHEL, DISSELHORST, FÜRBRINGER, HAIDERÜCK, Hasse, Veit, THoma, ROSENBERG, UNNA, BENDER, BIELSCHOWSKY, BoTEZAT, Fucus, KAZZANDER, KREDIET, MARCHAND, SCHUBERG, TOLDT, GROBBEN, Hoyer, SKODA, A. ZIMMERMANN, HAMANN, SPEMANN, Drtner (19), HOLMGREN, LECHE, v. MÖLLENDORFF (19), v. SUSSDORF, ToRNIER, TRIEPEL, Baum, BÖKER, FORSTER, R. KRAUSE, STIEVE, SCHAXEL, BRODERSEN, TRAUTMANN, KÖLLIKER, Heiss, v. Korrr, THILENIUS, JACOBSHAGEN, MAERTENS, Voit, VY. GENERISCH, Hein, VOGT, AHRENS, BUJARD, Erze (17), WETZEL, JACOBSOHN, MOSER, RÜCKERT, WASSERMANN, Marcus, Stross, ARIöNS KAPPERS, JOSEPH, STUDNICKA. KoLMER, Fr. C. C. Hansen, P. Martin. Die Zahlung der Beiträge löste ab (75 Mark) Herr Heu». Restanten in Deutschland und Osterreich-Ungarn für 1917, z. T. für frühere Jahre, sind noch die Herren Borzzar, Cort (16), ECKSTEIN, PE£TERFI, PETERSEN (15, 16), H. RicHTER, Roscuer, RuppricHht (16), SCHILLING-Torgau (15, 16), Spanpow, Frhr. von WIESER. Als unbestellbar kamen zurück die Zahlungsaufforderungen an die Herren STRECKER (Breslau, Maxstr. 6), SIEGLBAUER (Innsbruck, Anat. Anstalt; von dort nach „Wien VI, Linke Wienzeile St. III). Bitte um gef. genaue Angabe der Anschrift an den Unter- zeichneten, sowie an das betreffende Postamt, gegebenen Falles Be- schwerde bei der Post, die doch Professoren an deutschen oder deutsch- österreichischen Universitäten sollte finden können! An die Zahlung des Jahresbeitrages für 1918 — vom 1. Februar an sechs Mark — wird hiermit nochmals höflichst erinnert. Jena, 16. Februar 1918. Der ständige Schriftführer: K. v. BARDELEBEN. Personalia. Leipzig. Geheimer Rat Professor Dr. Cart Rast, Direktor der Anatomischen Anstalt, ist am 24. Dezember 1917 nach langem, schwerem Leiden im 65. Lebensjahre gestorben. Nachruf folgt. Freiburg i. Br. Dr. Hans Boxer hat sich für Anatomie, vergl. Anatomie und Entwickelungsgeschichte habilitiert. Berlin. Professor Dr. Ferpınann Hei, Assistent an der Anato- mischen Anstalt, ist gestorben. 188 An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zurückzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett) hervor- gehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der SchwaAuge’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen; das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend frei gemachte Sendungen werden nicht angenommen. | 6. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nicht ‚‚Anatomie‘‘; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber: K. v. BARDELEBEN. Abgeschlossen am 16. Februar 1918. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn, ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 20.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. >= 18. März 1918. = No. 21 /22. Aufsätze. InHALT. Otto Grosser, Die Aufgaben des Eileiters der Säuge- tiere. Mit 2 Abbildungen. S. 489—510. — Franz Baron Nopcsa, Uber den Längen-Breiten-Index des Vogelsternums. S. 510—512. — Viktor Janda, Neue Untersuchungen über die Regeneration der Geschlechtsorgane bei den Oligochäten. S. 512—520. Aufsätze. Nachdruck verboten. Die Aufgaben des Eileiters der Säugetiere. Von Prof. Dr. Orro Grosser, Prag. Mit 2 Abbildungen. Meinen Ausführungen in dieser Zeitschrift (1914 und 1915) über die mechanischen Bedingungen und die zeitlichen Verhältnisse der Wanderung des menschlichen Eies durch den Eileiter ist Sosorra in zwei Veröffentlichungen (im Anatomischen Anzeiger 1914 und in den Anatomischen Heften 1916) entgegengetreten. Die temperamentvolle und für den Gegenstand begeisterte Darstellung Sogorras könnte leicht den Eindruck erwecken, daß die Frage in seinem Sinn entschieden sei und daß, wie er sagt, kaum ein anderer Ausweg möglich bleibe, als die Flimmerbewegungshypothese endgültig fallen zu lassen. Da das Problem aber doch nicht ohne Interesse ist und ich auch einige neue Gesichtspunkte beizubringen vermag, während ich den von SOBOTTA 1916 mitgeteilten neuen Tatsachen eine prinzipielle Bedeutung nicht zuerkennen kann, so mag eine neuerliche Behandlung des Gegenstandes gerechtfertigt erscheinen. Es wird sich dabei leider kaum vermeiden Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 32 lassen, daß dieselbe auch meinerseits mehr als in meinem zweiten Aufsatz die Form einer Polemik annimmt; doch wird eine sachliche Führung derselben hoffentlich eher zu einer Verständigung als zu einer Verschärfung der Gegensätze führen, zumal ich mich in einer Reihe von Punkten durch Sogorra habe überzeugen lassen — auch abgesehen von der in meiner zweiten Veröffentlichung erfolgten sach- lichen Richtigstellang einiger aus der Literatur entnommener Angaben meines ersten Aufsatzes!). Unzweifelhaft gebührt Soporra das Verdienst, für Tiere mit ge- schlossener Ovarialkapsel wie Maus und Ratte nachgewiesen zu haben, daß bei ihnen das Flimmerepithel der Tube für den Transport des Eies, wenn überhaupt, so doch eine ganz nebensächliche Rolle spielt?), und daß Muskelkontraktionen den von Flüssigkeit erfüllten Periovarial- raum (sprachlich richtiger wäre „Zirkumovarialraum“) in die Tube ent- leeren, wobei die ausgetretenen Eier mitgenommen werden; auch die Weiterbeförderung der Eier und der Flüssigkeit durch die Tube ist bei diesen Spezies wohl muskulär bedingt. Aber auch für das Meer- schweinchen und das Kaninchen, die beide keine geschlossene, sondern eine offene Ovarialtasche besitzen, wirken die neuen Angaben SoBOTTAs ganz überzeugend; auch bei ihnen ist es zumindest hauptsächlich Muskelwirkung, welche die Eier in die Tube und durch dieselbe be- fördert, zumal auch beim Meerschweinchen (weniger deutlich vielleicht nach Sogorras Angaben beim Kaninchen) die Eier in einer Flüssig- keitssäule wandern und überdies das Tubenepithel des Kaninchens in der Pars isthmica gerade zur Zeit der Durchwanderung der Eier, wie 1) Wie bei den früheren Aufsätzen über den Gegenstand, bin ich auch diesmal meinem Freunde und Kollegen Prof. Atrrep Koax für mancherlei Hinweise und zur Verfügung gestellte Präparate zu lebhaftem Dank verpflichtet. 2) Ob sie gleich Null ist, können Schnittpräparate allein nicht ent- scheiden. Es sei daran erinnert, daß nach Moraux (zit. bei Mann 1911) beim Hund, der Katze, dem Schwein und auch der Maus während der Brunst eine Umwandlung des Plattenepithels des Peritoneums zwischen Tubenostium und Ovarium zu flimmerndem Zylinderecpithel stattfinden soll, und daß der von Soporra jetzt (1914 und 1916) im Anschluß an ScHAFFER 1908 vertretenen An- schauung, wonach auch bei der Ratte die Pars isthmica der Tube flimmerfrei sein soll, seine eigenen Angaben (1910, in Gemeinschaft mit BURCKHARD) gegen- überstehen: „Bei der Ratte konnten wir zwar fast stets auch deutliche Flimmer- haare an den Zellen des isthmischen Teiles nachweisen ....“ Unwillkürlich drängt sich da der Gedanke auf, daß es sich mit den Flimmerhaaren der Pars isthmica bei Ratte und Maus hinsichtlich Vorkommen und Darstellbarkeit ähnlich verhalten könnte wie mit denen im Uterus (s. weiter im Text). Soporra auf Grund der Angaben Morravx’ hervorhebt, die Flimmer- haare verliert. Auch daß die Entleerung des Zirkumovarialraumes nicht nur durch muskuläre Verkleinerung des Raumes selbst, sondern auch durch Saugwirkung des Infundibulum tubae erfolgt, wird einieuchtend dargestellt, da an dem mit Flüssigkeit gefüllten Sacke Muskelfasern, die das Infundibulum erweitern können, einen Anheftungspunkt finden. Ganz ähnlich dürfte sich der Vorgang beim ‘Hund darstellen und wohl bei der Mehrzahl, wenn nicht allen Säugetieren mit einer Ovarial- tasche (Soporra). Daß auch bei Talpa und Vesperugo die Eier in einer Flüssigkeitssäule die Tube durchwandern, kann ich selbst be- stätigen; ich habe 1915 schon darauf hingewiesen, daß bei Talpa die Eier in einer Art Zentrallumen der Tube liegen, und deute den Be- fund nunmehr im Sinne Sosortas. Nun wird aber, wie Sosorra selbst nachgewiesen hat, bei Meer- schweinchen und Kaninchen die Ovarialtasche zur Zeit der Ovulation durch Muskelwirkung vollkommen geschlossen, und die Verhältnisse sind damit denen bei den Muriden wieder völlig gleichzusetzen; auf die Vorgänge bei fehlender Ovarialtasche lassen sie aber keinen Schluß zu. Hauptsächlich ist es vorläufig ganz unvorstellbar, daß etwa das menschliche Infundibulum gerade durch Muskelaktion eine Saug- wirkung!) ausübe; es fehlt an Anheftungspunkten für dilatierende Muskelfasern. Und daß wir eine solche Saugwirkung zur Erklärung der Einwanderung des Eies nicht brauchen, daß hierfür der Flimmer- strom genügt, lehrt schlagend die Untersuchung niederer Wirbeltiere, auf die wir unten zurückkommen. Übrigens ist der Flimmerstrom auch nach SoBoTTA wenigstens beim Kaninchen nicht ganz wirkungslos. „Jeder Versuch (der Eier), aus der engen Kommunikationsöffnung (des Periovarialraumes) mit der freien Peritonealhöhle in die letztere zu entweichen, wird durch den dieser Wegrichtung entgegen- wirkenden Flimmerstrom gehindert“ (1916, S. 400 und ähnlich S. 439). Im nicht brünstigen Zustand ist „die ganze flimmernde, aus zahlreichen Blättern bestehende Oberfläche des mächtigen Infundibulum tubae des Kaninchens gegen die Peritonealhöhle hin gerichtet... Dadurch wird wohl bestimmt ein gegen das Ostium abdominale tubae gerichteter Flimmerstrom im benach- barten Abschnitt der Peritonealhöhle des Kaninchens erzeugt, der frei in dieser schwimmende Körper von einer solchen Größe, daß ihr Transport durch den Flimmerstrom überhaupt möglich ist, ... mit sich reißt, wenn diese in der Nähe des Ostium tubae liegen“ (S. 409). 1) Uber andere Momente, denen eine solche Wirkung wenigstens ver- mutungsweise zugeschrieben werden könnte, s. unten. 32* 492 Diese Worte beziehen sich auf den von mir 1915 herangezogenen, von SoBoTTA im ganzen scharf kritisierten Aufsatz Lopes, der in drei Versuchen Askarideneier in die Bauchöhle von Kaninchen (außerhalb der Brunst) injizierte und in den Tuben (einmal auch im Uterus) wieder auffand. Sosorra be- zweifelt nun im Anschluß an das eben angeführte Zitat, daß der Flimmer- strom, der auch nach seiner Meinung die Askarideneier an das Tubenostium heranführt, sobald sie (z. B. durch die Peristaltik der Därme) in dessen Nähe gelangen, auch dafür verantwortlich zu machen sei, daß die Eier durch das Ostium hindurch in die Tube hinein und in derselben weiter vorwärts ge- langen. Er vermutet vielmehr, daß die Eier reflektorisch von der Schleimhaut einen Reiz auf die Muskulatur ausüben und durch Muskelperistaltik weiter- befördert werden. Eine eingehende Darstellung seiner Einwände würde uns hier sehr weit in Einzelheiten führen, und neue Versuche können leider unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht ausgeführt werden. Im ganzen aber kann ich nicht finden, daß die Einwände genügen, um obige Annahme zu stützen, ja ich kann mir nicht vorstellen, daß das vom Flimmerstrom an das Ostium herangeschaffte Material nun hier der Einwirkung des Stromes nicht mehr unterliegen, ihm nicht weiter folgen sollte. Das Bestehen eines solchen Stromes ist schon durch die älteren Versuche PınneErs (1880) bewiesen; ganz kleine Fremdkörper, die gewiß keinen mechanischen Reiz auf die Schleimhaut ausüben können, wie Tusche-, Karmin- und Zinnoberkörnchen, Eiterzellen, Milchkügelchen, wandern in auffallend kurzer Zeit, in 2!/,—3 Stunden, aus der Bauchhöhle durch den ganzen Genitaltrakt des Kaninchens bis in die Scheide. Aber auch größere Körper, wie etwas größere Tuschepartikel und Holzkohleteilchen, nehmen denselben Weg, um dann in der Tube stecken zu bleiben (PınnEr, Hert 1893), und sie sind auch direkt auf dem Fransen- trichter aufgefunden worden (Hert), ohne von einer Peristaltik der Tube er- faßt zu werden’). Eine derartige Hyperiisthesie des Tubenostiums wäre auch kaum verständlich, da es doch mit den peristaltisch bewegten Därmen be- ständig direkt oder durch den Ovarialsack hindurch in Berührung ist. Wir wollen aber das Zugeständnis machen, daß derartige Versuche am Kaninchen für unsere Frage überhaupt nicht viel beweisen können, da eben für die Brunst ganz andere Verhältnisse als außerhalb derselben durch SoBoTTA nachgewiesen sind. Nur insofern möchte ich LopE noch in Schutz nehmen, als ich den negativen Ergebnissen der durch Sosporra am Meerschweinchen wiederholten Versuche keine Bedeutung für die Beurteilung von Loprs Be- funden am Kaninchen zuschreiben kann. Die Gründe hierfür sind die von Sosorra selbst erwähnte sehr hohe und ungünstige Lage des Eierstockes, die Kleinheit der Öffnung der Ovarialtasche, die Trächtigkeit einiger Versuchs- tiere. Gerade im letzteren Fall (es wird nicht angegeben, wie viele Versuche an nicht trächtigen Tieren gemacht wurden) müssen die Flimmerstromver- hältnisse auch auf der nicht trächtigen Seite ganz andere sein als außerhalb 1) Vgl. Soporras Angabe, daß Eier niemals auf den Fimbrien gefunden worden seien, weil sie sofort von der Peristaltik der Tube erfaßt würden, mein Zitat (1915) aus Bıschorr und seine Entgegnung 1916. der Gravidität, mit Rücksicht auf das Fehlen der Zilien im trächtigen Uterus (s. unten). Wie schon erwähnt, ist im Gegensatz zu den bisher besprochenen Säuge- tieren für niedere Wirbeltiere die Flimmerwirkung als Ursache der Über- leitung der Eier in die Tube mehrfach ganz zweifellos festgestellt. Das schlagendste und bestbekannte Beispiei bietet der Frosch, bei welchem Flimmer- straßen vom Ovarium zur Tube auf dem Peritoneum nachweisbar sind, und bei welchem die Tube überhaupt keine (Leyp1e) oder doch so spärliche Muskel- fasern besitzt, daß ihr Vorkommen zweifelhaft bleibt (Lesrun bei Gaupp, Anatomie des Frosches). Aber auch die Wirbeltiere mit großen dotterreichen Eiern sind hier zu nennen. „Bei Reptilien und Vögeln umfassen die Fimbrien den stark vorspringenden reifen Follikel und dies kann auch hier wohl nur durch die Wimperung bewirkt werden“ (Hrxsen 1881). Muskeln sind zwar in diesen Fällen im Gegensatz zum Frosch wohl vorhanden, aber sie können das Ostium tubae nicht dilatieren, weil ihnen die Ansatzpunkte fehlen. Bei Selachiern hat WıpakowicH nachgewiesen, daß dem Gefäßsystem ein nicht unwesentlicher Anteil an der Eröffnung des Tubenostiums zukommen dürfte; doch ist auch hier der Eintritt des Eies ohne Mitwirkung der Flimmer- bewegung kaum zu erklären. Für die Sauropsiden fehlen entsprechende Untersuchungen. Beim Menschen ist die Gefäßanordnung in der Tube auch sehr auffallend und längst im Sinne einer Saugwirkung der Tube gedeutet worden. Wir können der wechselnden Gefäßfüllung wohl einen Einfluß auf die Weite des Lumens der Tube (auch im Sinne einer aktiven Erweiterung) zuschreiben, haben aber gar keinen Anhaltspunkt dafür, daß ein solcher Mechanismus während des Follikelsprunges in Tätigkeit tritt, zumal beim Menschen die Ovulation von der Begattung unabhängig ist. (Zusatz bei der Korrektur: Graf Spree (1915) schreibt hyperämischer oder ödematöser Aus- dehnung speziell des Infundibulums eine gewisse Rolle für die Sicherung der Eiwanderung zu im Anschluß an eigene Beobachtungen an brünstigen Katzen.) Wenn wir also für die Phylogenese der Säugetiere Formen an- nehmen müssen, bei denen das Ei durch Flimmerwirkung in die Tube gelangt, so haben wir keinen Grund, nach dem Befund an Formen mit spezialisierten Verhältnissen diese Wirkung für alle Säugetiere prinzipiell abzulehnen; ja es liegt der Gedanke nahe, daß gerade beim Menschen hier wieder ein primitiver Zustand vorliegt, wie in der für Säugetiere ungewöhnlichen Größe des menschlichen Eies (s. darüber meine Bemerkungen 1915). Auch die Fortbewegung des Eies durch den Eileiter wird nach meiner Auffassung ebenso wie die Aufnahme in denselben, wenigstens beim Menschen (und bei Säugern ohne Ovarialtasche), durch Flimmer- wirkung besorgt; das Ei findet aber in der Tube Widerstände, die gegen die Pars isthmica wachsen. Diese Widerstände habe ich 1915 aus dem Mißverhältnis zwischen der Größe des Eies und dem durch 494 die Falten sehr stark eingeengten Tubenlumen abgeleitet und zur Er- klärung der Erscheinung verwendet, daß das Ei die Pars ampullaris verhältnismäßig rasch durchläuft und dann in der Pars isthmica längere Zeit verweilt!). Dieses Verweilen dürfte zu einer sich allmählich: summierenden Reizwirkung auf die Tube, zur Anregung der Muskel- aktion und schließlich zur Ausstoßung des Eies aus der Tube in den Uterus führen. Diese Darstellung scheint mir auch heute noch die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben angesichts der verhält- nismäßig langen Dauer der Tubenwanderung beim Menschen (s. dar- über weiter unten); wo die Muskelwirkung sofort einsetzt, wie bei Tieren mit Ovarialtaschen, beträgt die Dauer der Tubenwanderung zumeist nur etwa den dritten Teil der für den Menschen anzuneh- menden Zeit. Wenn Soporra aber eine derartige Betrachtung für den Menschen, weil „an nicht brünstigem Material gemacht“, als ganz wertlos (1916, S. 185) bezeichnet, da die Lichtung des Eileiters, wie er gezeigt habe, sich während der Eiwanderung erheblich vergrößere, so muß dem entgegengehalten werden, daß erstens beim Menschen das Ei in der Regel tatsächlich den Eileiter im Intervall, also außer- halb der „Brunst“, passiert (s. später), und zweitens, daß für den Menschen die Aufnahme eines Flüssigkeitsergusses zugleich mit dem Ei, wie bei Tieren mit Ovarialtasche, nicht vorstellbar ist, weil eben das menschliche Infundibulum nicht in gleicher Weise saugen und das Ovar sich nicht mit einer Flüssigkeitsschicht umgeben kann wie das der Nager; damit fällt voraussichtlich die Ausdehnung des Eileiterlumens während der Eiwanderung weg. Es ist natürlich sehr zu bedauern, daß noch kein menschliches Ei in der Tube auf Durchschnitten ge- sehen wurde; wollten wir aber alle Erwägungen bis zu einem solchen Fund aufschieben, dann wäre es wohl auf lange Zeit hin aussichtslos, sich von den Vorgängen beim Menschen ein Bild zu machen. Die von mir aufgestellte Hypothese einer rasch ablaufenden „Tubar- entbindung“ (1915) ist natürlich noch weniger strikt beweisbar als die An- nahme eines Wechsels der treibenden Kräfte während der Tubenwanderung. Sie wird übrigens durch die von Sosorra angeführten Beobachtungen an Nagern (langsames, aber ziemlich gleichförmiges Passieren der Pars isthmica) nicht entkräftet, da diese Vorgänge in den Einzelheiten von den beim Men- schen anzunehmenden zu sehr verschieden sind. 1) Diese Vorstellung findet sich, wie ich nachträglich sehe, schon bei Pinner (1880), der die mehrtägige Dauer der Eiwanderung bei Säugetieren gleichfalls auf die Enge der Pars isthmica und die Größe der Eier bezieht, aber nur an eine Verlangsamung des Flimmertransportes in diesem Teile denkt. 495 Nicht verschwiegen soll schließlich werden, daß die Grundlage der An- nahme eines Wechsels der Kräfte — die Verzögerung des Eies in der Pars isthmica — von den Befunden bei Tieren mit Ovarialtaschen auf den Menschen übertragen ist; es ist immerhin fraglich, ob sie hier zutrifft, ob ferner nicht die lebende Tube wirklich anders aussieht, namentlich weiter ist als die fixierte, und ob nicht deshalb trotz allem beim Menschen der Flimmerstrom für die Beförderung des Eies hauptsächlich in Betracht kommt. Unhaltbar in ihrer Verallgemeinerung, ja geradezu irrig ist die An- gabe Soporras, daß der Uterus der meisten oder aller Säugetiere (mit Aus- nahme des Menschen) kein Flimmerepithel besitze und deshalb die Weiter- beförderung und Verteilung der Eier in den langen Uterushörnern „mit absoluter Sicherheit“ auf Grund eines eigentümlichen, uns derzeit noch unbe- kannten Regulationsmechanismus der Uterusmuskulatur erfolgen miisse.) Sopotta beruft sich neben eigenen Beobachtungen auf Scumatrz (1911); wenn aber Autoritäten unter den älteren Mikroskopikern wie PURKINJE, VALENTIN, Biscuorr, R. WAGNER und spätere Untersucher wie BECKER, Lort, Hagemann, StoRCH, Bron, KRAFT, Losw, HOEHNE, v. SCHUMACHER und STEGU das Flimmern des lebenden Epithels bei Kaninchen, Ratte, Meerschweinchen, Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Hund, Katze, ferner in den Uterindrüsen von Kanin- chen, Meerschweinchen, Maus, Fledermaus, Hund, Katze, Pferd, Rind, Schaf und Schwein tatsächlich gesehen haben, so kann man diese Angaben nicht einfach auf Grund fixierter Präparate wegleugnen, sondern muß versuchen, sie mit den gegenteiligen, gleichfalls an frischem Material gemachten Befunden anderer Autoren wie BeEıLınG (der übrigens zum Teil sehr unzweckmäfßige Verfahren angewendet hat) und Keturr in Einklang zu bringen. Zweifellos sind die Flimmerhaare sehr labil, und zweifellos verhalten sich auch sowohl die einzelnen Spezies als die einzelnen Uterusabschnitte verschieden. So kommt der letzte Untersucher der Frage, Steau, der die Flimmerhaare beim Schwein auch am fixierten Präparat unter günstigen Bedingungen mit voller Sicherheit dargestellt und abgebildet hat, zu dem Schluß: „Flimmerepithel ist im Uterus des geschlechtsreifen Schweines, und zwar im Schleimhaut- als auch im Drüsenepithel, während aller Phasen der Brunst und außerhalh der- selben immer vorhanden. Während der Brunst geht die Menge des Flimmer- epithels stark zurück.“ Auch für die Wiederkäuer liegen mehrfache Angaben über Flimmern der ganzen Korpusschleimhaut vor, für die Nager und Karni- voren wird meist besonders der untere Abschnitt oder der Zervikalteil des Uterus genannt. Hier hat Könıcstein (1907) die Zilien beim Kaninchen auch an gefärbten Schnitten gesehen. Doch sind die Flimmern beim Kaninchen drei Tage nach dem Belegen ausdrücklich auch in den Hörnern des Uterus von PURKINJE und VALENTIN’), sowie in den Internodien trächtiger Uteri von 1) Über den Einfluß der Flimmerung auf die Implantationsstelle beim Menschen vgl. besonders die Arbeiten von Hogsune (1908, 1911). 2) Diese Autoren beschreiben Flimmerhaare auch für das Scheiden- epithel; der Befund wurde bisher anderweitig nicht bestätigt, ist aber an- gesichts der weitgehenden Umwandlungsfähigkeit dieses Epithels (vgl. LATASsTeE, MorRAU, RETTERER, SALvIOoLI, KÖNIGSTEIN usw.) nicht von vornherein abzulehnen. 496 den Genannten und von Manpt, ferner „in der Spitze der Uterushörner“ trächtiger Kaninchen von BEcKER gesehen worden, während BıscHorr und R. WAGNER nur vom Uterus überhaupt reden. Schwankungen der Befunde sind aber offenbar schon den ersten Beobachtern aufgefallen, denn BiscHorF ist in der „Entwickelungsgeschichte des Kanincheneies“ weniger bestimmt als in der gleichzeitig erschienenen „Entwickelungsgeschichte der Säugetiere und des Menschen“ (1842), und Lerypie setzt in seiner Histologie zu dem Beiwort ,,flimmernd“ bei Erwähnung des Uterusepithels der Säuger ein Frage- zeichen. Wir müssen mit ELLENBERGER und GÜNTHER (1908) und mit Mano (1911), der sehr eingehende Untersuchungen über die Frage angestellt hat, zu dem Schlusse kommen, daß das Uterusepithel nur zu gewissen Zeiten flimmert; „die klassische Darstellung, daß der Uterus von Flimmerepithel ausgekleidet ist, ... muß fallen gelassen und durch die Phasenlehre ersetzt werden“. Beim Menschen ist die flimmerlose Phase kurz (etwa eine Woche), beim Schwein fehlt sie (s. Steeu), bei den meisten anderen Säugetieren, oder doch wenigstens bei den Nagern und Raubtieren, ist sie sehr lang, so daß ManpL sagen konnte: „Der tierische Uterus wird von einem sekretorischen Zylinderepithel ausgekleidet, welches sich zeitweise, und zwar nur kurz dauernd, in ein Flimmerepithel umwandelt.“ Aber auch Manpt hält („bis auf weiteres“) daran fest, „daß die Flimmerung mit dem Eitransport in Zu- sammenhang steht“. Genauere Angaben über die flimmernde Phase sind für die meisten Säugetiere heute noch ausständig. Übrigens sind auch die Ergebnisse einzelner physiologischer Versuche nur durch das Vorhandensein eines Flimmerbesatzes im Uterus zu erklären, wie die schon vorne angeführten Resultate Pinners, der beim Kaninchen kleinste korpuskuläre Elemente 2'/,—3 Stunden nach Einführung in die Bauchhöhle in der Vagina auffand, ferner z. B. in einem dieser Fälle die Uterusschleimhaut „wie rußig angehaucht“- sah und bei Ligatur eines Uterus- hornes das Fehlen einer rückläufigen Einschwemmung vaginalwärts von der Ligatur feststellen konnte. Andererseits fehlt z. B. beim Meerschweinchen während der Gravidität die Flimmerung auch auf der nicht graviden Seite vollständig (HorHnr), so daß dann auch der Flimmerstrom der Tube weniger wirksam sein muß als zur Zeit des Bestehens der Flimmerung im Uterus. In der Frage der sog. äußeren Überwanderung des Eies möchte ich der durchaus ablehnenden Haltung Sozorras wenigstens für die Tiere bei- stimmen. Auch mir scheinen die positiven Angaben von LEoroLD für das Kaninchen, von KEHRER für Schaf, Ziege und Katze und von STRASSMANN für den Hund (vgl. hierzu STRAssmann in WinckELS Handb. d. Geburtsh. 1, 1903) notgedrungen eine andere Erklärung zu verlangen, da das freie Mesenterium des Darmes und die lumbale Lagerung des Ovars ebenso wie die vorn er- örterte Funktion der Ovarialtasche einer äußeren Überwanderung wohl un- übersteigliche Hindernisse entgegenstellen. Ob aber der Vorgang auch für den Menschen auszuschließen ist, kann angesichts der vorliegenden Mitteilungen nicht so sicher behauptet werden (vgl. Srppen 1901 und Veır in DÖDERLEINS Handb. d. Geburtsh. 2, 1916). Beim Menschen kommen zumindest gelegent- lich eigentümliche schleimhautähnliche Veränderungen des Peritoneums im Bereiche des weiblichen Genitales vor (FREUND, Bayer, R. Meyer), die sogar 497 quer über die hintere Wand des Uterus von einer Fimbria ovarica zur anderen verlaufen können (Angaben über Flimmerung fehlen) und wie für die Er- klärung der Bauchhöhlenschwangerschaft (VEIT), so auch für unser Problem in Betracht kommen könnten, auch wenn man nicht eine abnorme Verlagerung oder Beweglichkeit der Ovarien und Tuben bis zur gegenseitigen Berührung (Hassk) gelten lassen will. — Jedenfalls wäre aber eine „innere Überwande- rung“ bei Mensch und Tier noch viel unwahrscheinlicher als die äußere. Neben dem Mechanismus ist es der zeitliche Ablauf der Tubenwanderung, der zwischen SoßoTTA und mir strittig ist. Ich war 1914 zur Annahme einer außerordentlich langen Dauer dieses Vorganges beim Menschen gelangt, während Soporta 1915 für den Menschen wie für die meisten Säugetiere rund drei Tage annimmt und hinzufügt, daß für eine längere Dauer (wie beim Hund) derzeit nicht der mindeste Anhaltspunkt bestehe. Er hat diese apodik- tische Behauptung 1916 nicht wiederholt, aber auch nicht zurückgenommen. Ich selbst möchte heute etwas weniger radikal sein als 1914, entsprechend meinen 1915 gemachten Einschränkungen, aber immer noch, auch auf Grund des unten beigebrachten neuen Materials, an einer etwa zehntägigen Dauer festhalten. Dabei wird sich auch die Gelegenheit ergeben, auf die neuen wichtigen Äußerungen Trimpets (1915), dessen erste Veröffentlichung der An- laß der Aufrollung aller hier behandelten Fragen war, einzugehen. Das vorliegende Tatsachenmaterial betrifft teils direkte Beobachtungen der Tubenwanderung und der anschließenden Implantation im Uterus beim Tier, teils Beobachtungen über Anfang und Ende dieses Zeitraumes beim Menschen. Bei den meisten Säugetieren dauert die Tubenwanderung rund drei Tage (Soporta 1914), und eine größere Abweichung von diesem Durch- schnitt findet sich nur beim Hund (und wahrscheinlich auch beim Fuchs), für den mit BiscHorr ein Zeitraum von 8—10 Tagen anzunehmen ist. Wir haben vorläufig keinen Anlaß, beim Hunde bloß den kürzesten der von BiscHorr angegebenen Termine, den achttägigen, als den wahrscheinlichsten zu be- trachten. Das Ei braucht aber allgemein nach dem Eintritt in den Uterus noch ziemlich lange bis zur Implantation; es vergehen wieder mehrere Tage, bis es an den Implantationsort gelangt und dort sich festheftet. Dieser Zeit- raum dauert z. B. beim Kaninchen länger und auch beim Meerschweinchen fast ebensolang als die Tubenwanderung (vgl. darüber meine Zusammen- stellung 1915); er mag teils zur Zurücklegung der nötigen Wegstrecke im Uterus, teils zur Fortentwickelung des Eies selbst bis zur Erreichung der Implantationsreife nötig sein. Auch beim Hund liegt das Ei unter Größen- zunahme und Ausbildung des Keimblasenstadiums bis zum 15. Tag, an welchem die Implantation erfolgt, frei im Uterus. Für den Menschen haben wir Anhaltspunkte für den Zeitpunkt der Ovulation und für den der Implantation sowie Altersangaben für eine Reihe junger, allerdings bereits implantierter Embryonen, aus denen wir Rück- schlüsse auf das Alter zur Zeit der Implantation machen können. Den Ovulationstermin habe ich auf Grund der 1915 zitierten und kritisch ver- werteten Arbeiten über Entwickelung des Corpus luteum mit R. MEYER auf 498 die erste Woche nach der Menstruation verlegt, also wesentlich früher, als dies heute namentlich in der gynäkologischen Literatur im Anschluß an FRANKEL geschieht, auch wesentlich früher als zu dem von TRıEPEL berech- neten, mit FRANKELS Angabe übereinstimmenden Termin (18. oder 19. Tag nach Beginn der letzten Menses); ich komme auf diese Differenz unten noch zurück. Nun liegen gerade für den Ovulationstermin neue Angaben vor, die aus im Kriege gemachten Statistiken über die Zeugung von Soldatenkindern während beschränkter militärischer Urlaube hervorgehen. Übereinstimmend ergeben die Mitteilungen von SieceL, PryLL und JAEGER (ähnlich älteren Angaben), Mitteilungen, die naturgemäß zunächst nur das Konzeptions-, nicht das Ovu- lationsdatum betreffen, einen viel früheren Termin als den FRANKEL’schen; so berechnet SıegEL den 6.—12. oder 13., PrytL den 8. und JAEGER den 7.—9. Tag nach Eintritt der Menses als den für die Konzeption günstigsten. Da nun die Spermien bei Säugetieren in ein paar Stunden am Befruchtungsort, der Pars ampullaris tubae, angelangt sind und dort mit dem Ei in der Regel gerade zusammentreffen, und da beim Menschen diese Verhältnisse wenigstens bei typischem Ablauf der Dinge kaum anders sein dürften, so müssen wir auch für den Menschen im Durchschnitt etwa den 8. oder 9. Tag nach Ein- tritt der Menses oder, je nach Dauer der letzteren, den 3.—5. Tag nach deren Aufhören als häufigsten Ovulationstag ansetzen. Wir sehen allerdings gleich wieder die alte Erfahrung bestätigt, daß der Ovulationstag beim Menschen sicher kein fixer ist; eigentlich kann jederzeit, vielleicht mit Ausnahme des ersten Menstruationstages, eine Kohabitation befruchtend wirken, und wenn wir auch unter Annahme eines mehrtägigen Überlebens der Spermien im weiblichen Genitale dem Ovulationstag größere Regelmäßigkeit zuschreiben können als dem Konzeptionstag, so läßt sich doch aus diesen neuen Statistiken ein wirklich gleichförmiges Verhalten der Ovulation ebensowenig ableiten wie aus allen andern Angaben über denselben Gegenstand. Die von Street anfangs angenommene, auf Verlegung des uterinen Tubenostiums durch die prämenstruelle Schleimhautschwellung zurückgeführte zeitweilige Sterilität der Frau vom 22. Tag bis in die Menses hinein hat sich übrigens später (JAEGER u. SıegEL 1917) nicht bestätigen lassen. — Nebenbei sei auf das interessante Ergebnis der genannten Statistiken hingewiesen, daß die Konzeption kurz nach den Menses einen beträchtlichen Knabenüberschuß, die spät erfolgende einen etwa ebenso großen Mädchenüberschuß ergibt. Teils diese Erscheinung, teils das Festhalten an dem Fränkkr’schen Ovulations- termin veranlassen die genannten Autoren zu weiteren Schlußfolgerungen, die unannehmbar sind. So meint SırseL, daß die Eier, normal vor den Menses gelöst und erst nach denselben im überreifen Zustand befruchtet, wie bei den bekannten PrLüsrr’schen und Hertwie’schen Versuchen an überreifen Frosch- eiern einen Überschuß männlicher Embryonen ergeben müßten, während JAEGER annimmt, daß die Spermien durchschnittlich etwa 10 Tage in der Tube auf die Lösung des Eies warten (taktile Kopulation zumeist am 7.—9. Tag, Ovulation am 18.—19. Tag). Die letztere Annahme erscheint mit Rücksicht auf unsere Kritik der Fränkrr’schen Lehre überflüssig und andererseits höchst unwahrscheinlich, weil ein Fortleben der Spermien in der Tube bei Säuge- tieren zwar vorkommt, aber gewiß nicht die Regel bildet und beim Menschen 499 auch schwerlich die Vorbedingung für ein Befruchtungsoptimum bilden wird. Nicht einmal die Sırser’sche Anschauung, daß die Befruchtung normal etwa 2 Tage nach der Kohabitation erfolge, ist wahrscheinlich. Bei Maus und Ratte bleiben die Spermien nur etwa einen Tag erhalten (Soporra), und hier wie anderwärts treffen sie mit dem Ei in der Regel gerade in der Tube zusammen. Über die Lebensfähigkeit der Spermien des Menschen im weiblichen Genitale berichten zusammenfassend HorHNe und Besne (1914). Sie kommen zu dem Schluß, daß diese Lebensfähigkeit nur wenige, etwa 2—3 Tage bestehen kann und wahrscheinlich sogar desto kürzer dauert, je gesünder die Frau ist. Da- mit erledigen sich auch ältere Angaben über ein selbst wochenlanges Über- leben befruchtungsfähiger Spermien in den Tuben; sie halten zum Teil einer Kritik nicht stand, zum Teil betreffen sie Frauen mit krankem Genitale. — SIrgELs vorzitierte Meinung aber, daß das Ei längere Zeit auf die Spermien warten könne (und Ähnliches wird auch sonst in der gynäkologischen Literatur hie und da geäußert], würde allen Erfahrungen bei Säugetieren geradezu widersprechen. Die Reifungsteilungen laufen hier mit gewissen, aber nicht allzu großen Schwankungen im Zusammenhang mit dem Follikelsprung ab (s. die Arbeiten SoBorras und anderer), ja sie werden z. B. bei der Maus über- haupt erst unter dem Einfluß der Befruchtung zu Ende geführt, und dabei bleibt das Ei sicher nur eine beschränkte, vielleicht nur nach Stunden zu bemessende Zeit befruchtungsfähig, ohne zu einem Ruhezustand des Kernes zu gelangen; und das Ei kann auch nicht in der Tube verweilen, es wird, ob befruchtet oder unbefruchtet, weitergeschafft (SoBorra 1895). Beim Frosch liegen die Dinge in jeder Hinsicht anders. Die Befruchtung ist eine äußere, die Entleerung der Eier aus dem Uterus erfolgt unter dem Reiz der Kopulation, die Richtungsteilungen werden zwar bei Lösung des Eies aus dem Follikel begonnen, laufen aber sehr langsam ab und werden erst nach Ablage der Eier während der Besamung (wie beim Säugetier) vollendet. Man könnte vielleicht einwenden, daß die Zahl der Fälle in den ge- nannten Statistiken für die Beurteilung des Konzeptionstermines zu klein sei. Immerhin haben einige hundert Fälle mit einem sehr ausgesprochenen Häufig- keitsmaximum größere Beweiskraft als makroskopische Erhebungen an den Ovarien im Laufe von Operationen an woran immer kranken Frauen oder selbst als die bisher vorliegenden histologischen Corpus-luteum-Untersuchungen, die doch nur vereinzelt an genitalgesundem Material gemacht werden konnten. Für den zweiten einigermaßen bestimmbaren Termin, den der Implantation, haben wir die Angaben über die zyklische Umwandlung der Uterusschleimhaut zur Verfügung. Die prämenstruelle Veränderung derselben ist augenscheinlich eine Vorbereitung für die Aufnahme des Eies.t!) Sie tritt nach Hirschmann und Apter bei regelmäßigem, vier- 1) (Zusatz bei der Korrektur.) Graf SpEE nimmt an, daß großer Sekret- reichtum der Implantation nicht förderlich sei, die Implantation daher im Intervall erfolge, das Wachstum des Eies in der Schleimhaut aber durch die prämenstruellen Veränderungen erleichtert bzw. ermöglicht werde. 500 wöchentlichem Menstruationstypus am 21.—22. Tage nach Ablauf der letzten Menses, nach anderen Autoren schon 1—2 Tage früher auf; immerhin können wir, da die Erscheinungen nicht plötzlich, sondern erst im Laufe von einigen wenigen Tagen ihre volle Ausbildung er- reichen, vielleicht den 22. Tag als denjenigen ansehen, an dem durch- schnittlich die Schleimhaut die Implantationsreife erreicht. Dieser Termin muß mit dem durchschnittlichen Zeitpunkt der Implantations- reife des Eies zusammenfallen. Danach wäre also der Vorgang beim Menschen am häufigsten der folgende: Ovulation (und Befruchtung) am 8. Tag nach Eintritt der Menses, Implantation am 22. Tag, also 14 Tage später. Von diesem 14tägigen Zeitraum mögen 10 Tage auf die Tubenwanderung, 4 Tage auf Wanderung und Verweilen im Uterus bis zur Implantations- reife entfallen. Die zeitlichen Verhältnisse nähern sich dadurch den beim Hund beobachteten sehr weitgehend. Hierbei ist auch noch das zyklische Verhalten der menschlichen Tube in Betracht zu ziehen. Über dieses liegt eine neue Arbeit von Tröscher (1916) vor, in der nachgewiesen wird, daß im Intervall das Epithel fast nur aus flimmernden Zellen besteht, während prämenstruell sehr zahlreiche mit Sekret erfüllte, nicht flimmernde Zellen zu finden sind. Nun ist nach unserer Darlegung gerade das Intervall der Zeitabschnitt, in dem das Ei die Tube durchwandert; ein Argument mehr für die Wirksamkeit des Flimmerstromes. In der prämenstruellen Sekretfülle sehen wir nicht eine Einrichtung zur Ernährung des Kies, sondern eine aus den allgemeinen Veränderungen des Genitales zu erklärende Reaktion, wie sie auch an der Scheide eintritt. Eine mäßige Sekretion ist aber in der Tube auch im Intervall vorhanden, und sie mag immerhin, trotz fehlender Massenzunahme des Hies während der Tubenwanderung, dem Ei auch Nahrungsstoffe zuführen. Die große, die Sekretion fördernde Flächenentfaltung der Schleimhaut, die hier in Form von Leisten und Blättern statt Drüsen auftritt, wird allgemein auf die Funktion als Receptaculum seminis zurückgeführt. Ein solches dürfte auch dann noch erforderlich bleiben, wenn die Lebensdauer der Spermien in der Tube keine besonders grobe sein sollte. Wie verhalten sich nun die hier aus verschiedenen indirekten Angaben abgeleiteten Termine zu den Altersberechnungen und -schätzungen des in der Literatur zu findenden menschlichen Embryonen- materiales? Bei der Untersuchung dieser Frage ergab sich 1914 ein out Gegensatz zwischen TrmpeL und mir, indem ersterer den 18. oder 19. Tag als durchschnittlichen Ovulationstermin bestimmte, während ich wesentlich auf Grund der Erwägungen, die in diesem Aufsatz nochmals eingehender begründet sind, den 8. Tag hierfür annahm und dementsprechend auch das Durchschnittsalter der beschriebenen Em- bryonen höher ansetzen wollte. Der Unterschied sollte sich nach meiner damaligen Auffassung durch eine entsprechende Verlängerung der für die Tubenwanderung anzusetzenden Zeitspanne (von 8—10 auf durchschnittlich 14, ja bis zu 20 Tagen) erklären lassen. Von dieser Annahme bin ich schon 1915 zurückgekommen, da ich zuerst den vom Austritt aus der Tube bis zur Implantation sich erstreckenden Zeit- raum vernachlässigt hatte; dieser beträgt aber (s. oben) schätzungsweise fast ein Drittel der ganzen von der Ovulation bis zur Implantation verstreichenden Zeit. Es fragt sich nun, ob wir überhaupt eine Ver- anlassung, ja ein Recht haben, das Alter der beschriebenen Embryonen so viel höher anzusetzen. Trsper hat dies 1915 bestritten und an- geführt, daß er von den Angaben mit feststehendem Kohabitations- termin ausgegangen sei, wodurch eine Erhöhung der Altersschätzung und eine Verschiebung des Ovulationstermines ausgeschlossen werde. Erweisen sich diese Angaben als wirklich unanfechtbar, so ist natür- lich eine weitere Diskussion über das wahre Alter dieser Embryonen überflüssig, und wir könnten einen Widerspruch zwischen dem embryo- logischen Material und den anderweitigen Ergebnissen höchstens da- durch zu erklären versuchen, daß durch einen sonderbaren Zufall hauptsächlich (nicht ausschließlich) Embryonen mit spätem Ovulations- termin zur Untersuchung gelangt sind. Unmöglich ist bei der immerhin kleinen Zahl von Fällen (etwa 40 nach meiner Statistik 1914) ein solcher Zufall nicht. Man hat auch bei embryonalem Material wie bei Untersuchung der Corpora lutea viel häufiger mit genitalen Ab- normitäten als mit ganz gesunden Fällen zu tun. Übrigens gruppieren sich auch von diesen 40 Fällen nur rund °/, um den von TRIEPEL angenommenen Ovulationstermin, die übrigen ?/, aber verteilen sich auf den restlichen Zeitraum. Bei genauerem Zusehen ergeben übrigens die von TRrıErEL 1915 zu- sammengestellten Fälle mit bekanntem Konzeptionstermin kein klares Resultat. Es sind eigentlich nur vier Fälle mit ziemlich oder ganz bestimmten Angaben über den Kohabitationstermin, auf welchen TrırprLs Annahme basiert: BRYck- TEACHER, ETERNOD, RaBL und Matt 26. Dazu kommen zwei von mir bei- gebrachte: TAnDLER und DeLPoRTE. Auch bei diesen schwankt die Zeit zwischen Kohabitation und der nach dem Entwickelungsgrad geschätzten 502 Ovulation zwischen 0 und 4 Tagen, der berechnete Ovulationstermin fällt auf den 4., 15., 19., 20., 22., 24. Tag. Andererseits finden sich gerade unter den TRIEPEL’schen Embryonen drei (Ecker, KrIBEL-Eıze, Matt 208), bei denen aus den Kohabitationsdaten mit derselben Sicherheit auf ein 7—12 Tage höheres Alter geschlossen werden müßte, und ein vierter Fall (Rast P), in dem das Kohabitationsdatum ein um 7 Tage geringeres Alter ergibt als die Schätzung nach dem Entwickelungsgrad. Man darf nicht vergessen, daß die Anamnesen vielfach durch die jeweilige Vorstellung über das wahrscheinliche Ovulationsdatum beeinflußt werden und die Angaben der Frauen oft auch aus anderen Gründen mit Vorbehalt aufzunehmen sind. Eine tabellarische Übersicht über die in der Literatur angeführten Kohabitations- und die nach dem Entwickelungsgrad geschätzten Ovulations- termine einiger Embryonen ergibt folgendes: | Kohabitation | Ovulation | Alter angegeben | geschätzt Autor in Tagen, nase. wa as Te Se wre I 2 geschätzt | (Tage seit Beginn der letzten | Menses) BRYCE-TEACHER . | 14 | 22 | 24 | 2 REICHERT . 15 22 (oder früher) | 24 2 ETERNOD. . . . 19 13 | 15 | 2 DELPORTE . . . 19 19 19 | 0 KEIBEL-EızE . . 33 4 16 | 12 Mut 208,2, % 34 | 8 und 10 Tora 5-7 TANDEER 2 2°: 38 4 4 0 GKERY | os austere 39 | 11 (oder früher) | 21 | 10 BABUND 0 Gee 40 | 22 | 15 | = RABI Wie cals 43 | 18 | 22 | 4 Marr 26... 0 55 | 21 | 20 | u Bei Ras P kann nach der Anamnese das Kohabitationsdatum vielleicht um 1—2 Tage, aber nicht um eine ganze Woche schwanken, bei RaBL W ist das Menstruationsdatum nicht ganz sicher. In der Tabelle sind gerade die jungen Embryonen, deren Altersschätzung vielleicht leichter wäre, nur schwach vertreten, zumal der Fall RrıcHErRT nur eine recht unbestimmte Schätzung zuläßt. Jedenfalls zeigt aber die Tabelle, wie unsicher derartige Angaben überhaupt sind. Ein Verdienst Trimpets bleibt es jedenfalls, durch Einführung des Be- griffes des „Menstrualalters“ der Embryonen im Gegensatz zum wahren Alter das Problem scharf formuliert und auf die Unbestimmtheit der Altersangaben der Literatur, soweit sie sich nur auf die Menstruation beziehen, aufmerksam gemacht zu haben. — Man muß ferner zugeben, daß mit einer Verlängerung des geschätzten Alters der Embryonen keine wirkliche Regelmäßigkeit des Ovulationstermines zu erzielen ist, auch wenn man für die einzelnen Fälle je nach Lage der Entwickelung im menstruellen Zyklus eine ziemlich weit- gehende Schwankung der Entwickelungsschnelligkeit und der bis zur Implan- tation verstreichenden Zeit annimmt. Daß einzelne Fälle dann zu einer Ovu- 503 lation vor den letzten wirklich eingetretenen Menses führen (Trırpeı 1915), wäre allerdings kein Gegenbeweis, da Menstruation nachweislich auch neben Schwangerschaft bestehen kann. Eine wirkliche Regelmäßigkeit habe ich aber für den Ovulationstermin nie behauptet. Zum Schlusse mögen nochmals ein paar Bemerkungen zu der seiner- zeit von HerntEe und nun von SoBorTrA erörterten Hypothese, daß der Flimmerstrom der Tube die Spermien in derselben zurückzuhalten be- stimmt sei, Platz finden!). Die Hypothese ist eigentlich eine Ver- legenheitsannahme, da ja der Flimmerstrom nach Soporra mit dem Eitransport nichts zu schaffen hat; sie kann schon deshalb nicht all- gemein gültig sein, weil nicht nur die von Soporta abgelehnten prä- parativen Methoden älterer und neuerer Untersucher (Bischorr, R. Waaner, Hessen, Horne und Beane) bei Kaninchen und Hund, sondern auch die Schnittserien van DER STRICHTs bei Vesperugo tat- sichlich Spermien auf dem Ovarium nachweisen lassen. Auch nach unserer Auffassung muß ein Einfluß des Flimmerstromes auf die Spermien angenommen werden, wenn auch in anderem Sinne. Auch hier liegen ja tatsächliche Beobachtungen vor. Soporra lehnt zwar derartige Betrachtungen, ohne sie einzeln zu erwähnen, mit der Be- merkung ab, daß es fraglich sei, ob die bei der Beobachtung unter dem Deckglase gewonnenen Ergebnisse ohne weiteres auf die Ver- hältnisse beim lebenden Tier anzuwenden sind. Mit dieser Stellung- 1) Von vornherein ist nicht recht einzusehen, warum der Flimmerstrom im engen Teil der Tube die Spermien ohne weiteres durchtreten lassen, im weiten lateralen Abschnitt aber plötzlich ausnahmslos zurückhalten soll. Auch ist kaum vorstellbar, wie der Flimmerstrom angesichts der von SoBoTTA selbst bei den Nagern festgestellten Verhältnisse (Aufnahme einer ganzen Flüssig- keitssäule aus dem Ovarialsack in die Tube) zur Wirkung kommen und die Spermien verhindern sollte, in den Sack einzudringen, da sie ja mitten in der Flüssigkeit sich bewegen könnten. SoBoTTA sagt zwar 1916; 8. 441: „Würde der Flimmerstrom tatsächlich die Spermatozoen anziehen, so müßten diese nun erst recht aus der Flüssigkeitsansammlung des gedehnten Eileiterabschnittes austreten und gleichsam angesaugt das Ostium abdominale tubae erreichen oder überschreiten. Das ist aber keineswegs der Fall.“ Nun ist aber die An- ziehung der Spermien durch einen Strom hinreichend festgestellt; es muß also ein anderer Grund für ihr Verbleiben in der Tube maßgebend sein. Wir sehen diesen Grund im chemotaktischen Verhalten der Spermien (s. oben). — Über das Schicksal von Spermien in Uterus, Tube und Bauchhöhle s. Könıssteın und besonders Horkn&e und Beane 1914. In der Bauchhöhle er- zeugen Spermien eine sehr intensive Leukozytenanhäufung und werden in kürzester Frist von Phagozyten aufgenommen und vernichtet. 504 nahme würde man aber auf einen großen Teil des physiologischen Arbeitsgebietes überhaupt verzichten müssen. Zunächst stehe ich nicht an, meine auf Lopes Angaben gestützte Schätzung (1915), wonach die Bewegung der Spermien etwa 50 —60mal so schnell sei als der Flimmerstrom, fallen zu lassen. Der Flimmer- strom ist offenbar ein viel rascherer, als Lope berechnet (s. vorne die Befunde Pryners), und er muß auch viel rascher sein, wenn er die ihm von physiologischer Seite zugeschriebene Aufgabe, auf die Spermien richtunggebend zu wirken, erfüllen soll. Nach Anorpuı wird erst ein Strom, der ungefähr den vierten bis fünften Teil der Eigen- geschwindigkeit der Spermien erreicht, richtunggebend, und vorher sind die Bewegungen ganz ungeordnet. Der Strom wirkt auch auslesend, weil so gerade die lebenskräftigsten Spermien am Befruchtungsort zuerst anlangen müssen und untaugliche überhaupt nicht dorthin ge- langen können. Bei Annahme eines derartigen Stromes berechnet ApoLpHı aus der Schnelligkeit der Spermien unter dem Deckglase für den Menschen rund 3 Stunden als Wanderungszeit der Spermien vom äußeren Muttermund bis zum Tubentrichter. Doch ist einerseits die Bewegung der Spermien auf lebender Schleimhaut zweifellos viel rascher als zwischen Glasflächen (Krart), andererseits der Flimmer- strom wahrscheinlich rascher, als Aporpuı annimmt (Pinner). Das Gesamtergebnis mag aber ungefähr dasselbe bleiben. Nach Krarr (1890) zeigten Spermien vom Kaninchen, die 24 Stunden nach dem Tode des Tieres nur schwache Bewegungen ausführten, auf Tuben- schleimhaut der Kuh überraschende Lebendigkeit, offenbar unter dem Einfluß der Flimmerbewegung. Daß trotzdem nur ein sehr kleiner Teil der Spermien in die Tube gelangt (SoBorra)!), beruht wohl darauf, daß der Strom nur die der Schleimhaut nächstgelegenen Spermien anregen kann, und daß andererseits einem Fortwandern der Spermien auf der Schleimhaut die chemotaktische Anziehung der Schleimhaut 1) Die Befunde bei den einzelnen Säugern sind übrigens diesbezüglich recht verschieden. Während bei Maus und Ratte offenbar nur sehr wenige Spermien in die Tube gelangen, ist ihre Zahl beim Kaninchen eine etwas größere, und bei Talpa sind sie hier ziemlich reichlich zu finden, bei Vesperugo im Frühjahr manchmal sogar massenhaft. (Abb. 2.) Für das Meerschweinchen, in dessen Tube nach Sosorta gleichfalls nur sehr wenige Spermien gelangen, gibt Hensen (1881) an, daß makroskopische Bröckel von Sperma in kürzester Frist nach der Begattung schon in der Nähe der Tubenmündungen zu finden sind. Er führt diese Erscheinung auf Muskelwirkung (Peristaltik) zurück. 505 auf die Spermien entgegensteht. Gerade diese Anziehung ist durch die hübschen Versuche Löws (1902) gezeigt worden. ‘Unter’ dem Mikroskop läßt sich die Anziehung der Uterüs- und Tubenschleimhaut auf die Spermien für Ratte und Hund direkt nachweisen, da die Spermien sich förmlich in die Schleimhaut einbohren und (wenigstens beim Hund) sich palisadenförmig auf der Schleimhaut aufreihen, : die Köpfe dem Epithel zugewendet. Ähnliches hat Konusrusce' (1910) Abb. 1. Abb. 1. Uterus von Talpa vom 23. März 1914. Spermien in Reihenstellung auf dem Epithel, in der Tiefe eingedrungene Spermienköpfe. In der Tube Eier in Furchung. Vergr. 400. fu Abb. 2. Tube von Vesperugo noctula von Anfang April 1901. Spermien in Reihenstellung. (In der Nähe ein noch ungefurchtes Ei. Vergr. 160.) für eine Fledermaus aus Java (Xantharpya amplexicaudata) beschrieben und auch abgebildet; er legt besonderen Nachdruck auf das Eindringen der Spermien in die Substanz der Mukosa und knüpft hieran allerlei biologische Betrachtungen. In den Uterindrüsen sind die Spermien gesehen worden von van HERWERDEN (1905, zit. nach KonLprusseE) bei Cercocebus, Hylobates und Erinaceus, von Köxısstein (1908) beim Hund, von Kontsrusee bei Xantharpya. Ich selbst kann das Vor- kommen solcher Befunde bestätigen; bei Talpa finden sich im Uterus reihenweise gestellte. dem Epithel aufgelagerte Spermien, die Köpfe Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 33 dem Epithel zugewendet (Abb. 1), und zweifellos dringen auch zahl- reiche Spermien in die Mukosa ein. Sie finden sich auch in den Uterindrüsen von Talpa und Vesperugo, zeigen aber im Uterus von Vesperugo ein ganz indifferentes Verhalten gegen die Schleimhaut. Das Fehlen der Anziehung ist hier angesichts des Überwinterns der Spermien im Uterus biologisch verständlich. In der Tube von Vesperugo aber, in welche die Spermien erst im Frühjahr, etwa zur Zeit der Ovulation, gelangen, kommt es gleichfalls manchmal zu einer derartigen Aufreihung der Spermien auf dem Epithel (Abb. 2). — Nun hat Sopotra (1911) für Maus, Ratte, Meerschweinchen und Kaninchen nach Schnittpräparaten das Bestehen einer Auziehung zwischen Spermien und Uteruswand sowie das Eindringen in Drüsen oder gar in die Mukosa selbst entschieden verneint; auch „sieht man (bei der Ratte) bei der Untersuchung im lebenden Zustand, daß die Köpfe der Sperma- tozoen nicht gegen die Uteruswand gerichtet sind, sondern im Gegen- teil viele Samenfäden mit ihren Köpfen gegeneinander gekehrt im Lumen des Organs liegen“. Hier steht also am selben Objekt (Ratte) Beobachtung gegen Beobachtung (Löw und Soporra); keinesfalls läßt sich aber allgemein die Anziehung der Mukosa auf die Spermien und das Eindringen der Spermien in dieselbe leugnen. Wieder zeigen die hier nebeneinander gestellten Befunde, wie vorsichtig man bei der Verallgemeinerung der an einer Säugetierart oder -gruppe gemachten Beobachtungen sein muß. — Ich möchte aber im Anschluß hieran ausdrücklich bemerken, daß ich in der Ablehnung aller weitergehenden Schlüsse KoHLBRUGGES durchaus auf seiten Soportas stehe und über- zeugt bin, daß die ins Gewebe eindringenden Spermien hier zugrunde gehen. In den Versuchen von Löw zeigte sich auch, daß Spermien, zwischen Stücke von Peritoneum und Tubenschleimhaut gebracht, von ersterem weg und zu letzterer hin wanderten. Hier haben wir den direkten Beweis für die chemotaktischen Ursachen, die den Spermien den Weg in die Bauchhöhle, ja bis zu dem Tubenostium verlegen. Denn der Flimmerstrom wird immer kleine Mengen von Feuchtigkeit aus der Bauchhöhle auf dieses Ostium hinüberschaffen. In kurzen Worten lauten unsere Ergebnisse: Die Flimmerbewegung ist beim Menschen das wichtigste Be- förderungsmittel des Eies vom Ovarium durch Tube und Uterus bis zur Implantationsstelle; daneben dürfte der Muskelwirkung und dem 307 Gefäßturgor der Tube eine gewisse, heute nicht ganz genau bestimm- bare Rolle zufallen. Die Flimmerbewegung ist ferner anregend, rich- tunggebend und auslesend gegenüber den Spermien, die das Tuben- ostium zwar (bei einzelnen Tieren mit geschlossener Ovarialtasche) überschreiten können, in der Regel aber durch chemotaktische Ein- flüsse auf der Tubenschleimhaut zurückgehalten werden. Der durchschnittliche Ovulationstermin fällt beim Menschen in die Nähe des 8., der Implantationstermin in die des 22. Tages nach Beginn der letztverflossenen Menstruation ; die Tubenwanderung dauert etwa 10, die Wanderung durch den Uterus etwa 4 Tage. Nachtrag. Die Flimmerhaare des Uterusepithels sind in trächtigen Hörnern kurz vor der Anheftung der Keimblase noch von folgenden Autoren gesehen und z. T. abgebildet worden: Beim Kaninchen von MasquELIn und Swaen (1880), MarcHanD (1898 nach SCHOENFELD), Maxımow (1900), SCHOENFELD (1903), bei der Ratte von Wıparowıch (1909). Literatur. AnporpHI, H., Die Spermatozoen der Säugetiere schwimmen gegen den Strom. Anat. Anz. Bd. 26, 1905. Aporpaı, H., Über das Verhalten von Wirbeltierspermatozoen in strömenden Flüssigkeiten. Ebenda Bd. 28, 1906. BECKER, O., Über Flimmerepithelium und Flimmerbewegung im Geschlechts- apparate der Säugetiere und des Menschen. MouescHotts Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere. Bd. 2, 1857. Bemine, K., Beiträge zur makroskop. u. mikroskop. Anatomie der Vagina und des Uterus der Säugetiere. Arch. f. mikroskop. Anatomie Bd. 67, 1906. BiscHoFr, Tu., Entwickelungsgeschichte der Säugetiere und des Menschen. Leipzig 1842. 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Beim Untersuchen der im Skelettbau verschiedener Vögel bemerk- baren sexuellen Differenzen wurde, da SELLHEIM!) als einen der- selben den Längen-Breiten-Index des Sternums anführt, diese An- gabe am Materiale des Wiener Hofmuseums und der ungarischen ornithologischen Zentrale in Budapest so weit als möglich überprüft. An in bezug auf Geschlecht bestimmtem Skelettmaterial stand mir, da bei den meisten Skeletten der genannten Sammlungen Ge- schlechtsangaben fehlen, nur folgendes zur Verfügung: Vanellus eristatus . . . . 2 Männchen, 4 Weibchen; Äccipter nissus. 2.2... iil Y 10 Halietus albicilla 6 4 Archibuto lagopus 2 2 a Buteo buteo 2 3 Pernis apivorus 2 2 Otis tarda . 3 2 Tetrao urogallus 2 2 Mergus merganser 3 2 Apteryx australis . 2 2 ~ bullerie 4 “at 53 owenl . 4 2 2 Struthio camelus 2 1 Die Linge des Sternums wurde bei den verschiedenen Végeln in der Mittellinie, die Breite bei der Ansatzfläche des letzten Rippen- 1) SeLLaeım, Kastration und Knochenwachstum. Hxear, Beitr. z. Ge- burtsh. u. Gynäkol. 1899. paares gemessen. Es ergab sich, daß der durch die Division des Längenmaßes durch das Breitenmaß erhaltene Index recht variiert, Der durehschnittliche Längen-Breiten-Index betrug: bei Vanellus eristatus beim Männchen 2,5, beim Weibchen 2,7; Accipiter nissus te He berate at = 1.9: „ Halietus albicilla x a 15 ee % 2,0; .. Archibuto lagopus ,, a teGE ete 3 1.75 .. Buteo buteo & e WON: tr 1:7; Pernis apıvorus * re AOS sn, lis ade Otis tarda ra id Eu: Ks 1,6; .. Tetrao urogallus és as 310,075; PR 2,9; Mergus merganser_,, vi Oy ee 2,0; Apteryx australis „, *: eA Me 13: 7 ae owenl it A DI, er 2.0; 2) 2 bullerie a fe Amps N 1.3; Struthio camelus ,, BOLO see a Oye * 2; 1,4. Auf den ersten Blick scheint sich in diesen Verhältniszahlen gar keine Regelmäßigkeit zu zeigen, denn bald zeigt sich bei den Männ- chen, bald bei den Weibchen ein schmäleres Sternum, eine unerwartete Regelmäßigkeit ergibt sich aber, wenn wir die Karinaten von den Ratiten trennen und den Längen-Breiten-Index mit den sexuellen Größendifferenzen vergleichen. Bei Vanellus eristatus, Accipiter nissus und Halietus albicilla ist das Weibchen die größere Form und in allen drei Fällen hat dieses das schmälere Sternum. Bei den anderen Tagraubvögeln ist, obzwar ein Größenunterschied an den untersuchten Exemplaren nicht be- merkbar war, dasselbe der Fall. Bei Otis, Tetrao und Mergus, wo das Männchen größer ist als das Weibchen, findet sich das schmälere Sternum beim Männchen und nicht beim Weibchen. Wie aus dieser Gegenüberstellung ersichtlich, wird die Schmatheit des Sternums bei den geschlechtlich verschiedenen Karinaten der- selben Spezies durch Wachstumsvorgänge bedingt. Bei den Ratiten scheinen gerade entgegengesetzte Verhältnisse zu herrsehen, denn bei Apteryx australis, wo das Weibchen größer ist als das Männchen, hat das kleinere Männchen das längere Sternum und dasselbe findet sich bei A. bullerie und A. oweni, wo allerdings die Größenuntersehiede weniger markiert sind. Bei Struthio camelus, wo das Männchen größer ist als das Weibehen, hat das Weibehen bien das längere Sternum; in beiden Fällen findet sich also das schmälere oder anders gesagt längere Sternum bei der kleineren, das breitere oder relativ kürzere Sternum hingegen bei der größeren Form. Dieser Gegensatz zwischen Ratiten und Karinaten findet in der Funktion des Sternums ohne weiteres seine Erklärung. Das Kari- natensternum ist ein Knochen, der sich aufsteigend, das Ratiten- sternum jedoch ein Knochen, der sich absteigend entwickelt (redu- ziert). In allen Fällen hat die größere Form bei den Karinaten ein längeres, d. h. besser entwickeltes, bei den Ratiten jedoch ein kürzeres, d. h. stärker reduziertes Sternum. — Die Entwickelung des Sternums kann also nicht als geschlechtliches Merkmal gelten. Da sich im allgemeinen bei den Wirbeltieren die größeren Formen aus den kleineren entwickelt haben, ist es interessant, daß man auch bei den sexuell größeren Vögeln, was das Sternum betrifft, stets ein realtiv weit vorgeschrittenes Entwickelungsstadium antrifft. Hoffent- lich findet sich bald jemand, der diese Untersuchungen an einem größeren Materiale fortsetzt, als mir zu Gebote stand. Wien, ım Januar 1918. (Eingegangen am 4. Januar 1918.) Nachdruck verboten. Neue Untersuchungen über die Regeneration der Geschlechts- organe bei den Oligochäten. ; Vorläufige Mitteilung. ‘Von’ Dr. Vıktor Janpa, Prag-Karlin. Das Material von Criodrilus lacuum mit regenerierten Geschlechts- regionen habe ich in meinen zwei Abhandlungen?) über die Regenera- tion der Geschlechtsorgane dieses Tieres nur teilweise bearbeitet, Die Mehrzahl der Tiere mit regeneriertem. Vorderende habe ich da- mals am Leben gelassen und weiter aufgezogen. Es handelte sich darum, diese Tiere zur Paarung und Kokonablage zu veranlassen, 1) V. Janna, Die Regeneration der Geschlechtsorgane bei Criodrilus lacuum Horrm. I. u. I. Teil. Arch. f. Entw.-Mech. d. Organismen, Bd. 33 u. 84, 1912. Im Auszug auch in den Sitzungsber. d. königl.. böhm. Ges. d. Wissensch, in Prag, Jahrg. 1912. TE Ae 513 da ich dadurch erstens den Beweis führen wollte, daß der regenerierte Geschlechtsapparat von Criodrilus funktionsfähig ist, und da ich zweitens an der Nachkommenschaft der operierten Tiere untersuchen wollte, ob und in welchem Grade die Veränderungen des Geschlechts- systems,, welche durch die Regeneration hervorgerufen wurden, vererbt werden können. Ferner sollten folgende Fragen gelöst werden: 1. Wird der Geschlechtsapparat von Criodrilus in allen Regeneraten gebildet oder gibt es auch solche Regenerate, bei welchen die Restitu- tion-desselben völlig ausbleibt? 2. Bleiben die überzähligen und für die normale Fortpflanzung überflüssigen Bestandteile der regenerierten Geschlechtsorgane auch weiterhin erhalten oder fallen sie nach einiger Zeit einer vollkommenen oder teilweisen Degeneration und Resorption anheim, wodurch der ursprüngliche, viel einfachere Zustand von neuem hergestellt wäre? Es sollte 3. an einem neuen reichhaltigeren Materiale festgestellt werden, ob die überraschende und anscheinend vollkommen unzweekmäßige Vermehrung der Geschlechtsteile, ins- besondere der Gonaden, welche in meinem Materiale bisher beı allen untersuchten operierten Tieren konstatiert wurde, tatsächlich eine so regelmäßige und allgemein verbreitete Erscheinung darstellt oder gewisse Ausnahmen zuläßt. Dabei sollte 4. auf Grund eines reichen Materials die Grenze, bis zu welcher. sich der neugebildete Geschlechts- apparat in den Regeneraten erstrecken kann, genauer bestimmt wer- den. 5. beabsichtigte ich die regenerierten zwitterigen Gonaden ein- gehender zu untersuchen. 6. war zu entscheiden, ob sich auch die Peritonealzellen der dorsalen Korperwand in Geschleehtszellen um- wandeln können und ob eine ähnliche metaplastische Potenz sich auch bei den Zellen der ventralen Partien der mittleren und hinteren Körpersegmente nachweisen läßt. 7. hielt ich es für wünschenswert, auch die Form-, Lage- und Zahlverhältnisse des normalen Geschlechts- apparats von Criodrilus genauer zu studieren und denselben bezüg- lich der Stabilität seiner Komponenten zu prüfen. 8. Schließlich habe ich auch andere Oligochäten (Rhynchelmis limosella, Lum- brieus terrestris und Allolobophora foetida) zu ähnlichen Versuchen verwendet. Criodrilus lacuum Horrm. Trotzdem die Tiere keinen Mangel an Futter zu leiden hatten, so habe ich schon nach einem Jahre Gefangenschaft ganz deutlich 514 gemerkt, daß sich sowohl bei den operierten?), als auch bei den nor- malen Exemplaren, die Körpergröße merklich verringert hatte. Diese Verringerung des Körpers nahm langsam, aber ständig zu, bis nach 2—21/, Jahren manche Tiere etwa nur ein Viertel ihrer ursprünglichen Körperlänge besaßen. Dazu ist zu bemerken, daß sich dabei die Körperteile proportional reduziert hatten, so daß solche reduzierte Individuen auffallend den jüngeren Entwickelungsstadien dieser Tierart ähneln. Diese Reduktionen erinnern sehr an diejenigen, welche P. KamMERER?) bei hungernden Exemplaren von Proteus anguineus beschrieb. Sehr starke Körperreduktionen kamen nicht nur bei den operierten, sondern auch bei den normalen, in Gefangen- schaft gezogenen Kontrolltieren vor. — Obwohl selbst bei den redu- zierten Criodrilen, einerlei, ob sie unverletzt oder operiert, die Ge- schlechtsdrüsen wohl erhalten waren, so habe ich bis jetzt weder bei den einen noch bei den andern Individuen eine Kokonablage beob- achtet. Ich muß mir deshalb die Beantwortung der zwei zuerst aufgeworfenen Fragen für spätere Zeit vorbehalten. — Die Frage, ob es auch regenerierte Geschlechtsregionen ohne Geschlechtsapparat gibt, muß ich verneinen, denn ich habe denselben (von den Atrien abgesehen) in allen erwachsenen Regeneraten des Vorderendes ange- troffen. Somit stellt die Regeneration der Geschlechtsorgane von Criodrilus eine ganz regelmäßige Erscheinung dar. Die Keimdrüsen wurden auch dann regeneriert, wenn die Tiere des Geschlechtsapparats nur teilweise beraubt und nur diejenigen Segmente abgetragen wurden, welche vor dem 10., 11. oder 13. Seg- mente liegen. Die Regeneration der neuen Gonaden setzt also selbst dann ein, wenn die alten Geschlechtsdrüsen entweder gänzlich oder nur teilweise unversehrt gelassen wurden. Heteromorphe Schwänze haben sich, wenn nur das, was nötig war, entfernt wurde, nie gebildet. — Die Regeneration der Gonaden kann zu jeder Jahreszeit erfolgen. Damit soll jedoch nicht gesagt werden, daß die Jahreszeit auf die Aus- bildungsstufe der regenerierten Gonaden keinen Einfluß auszuüben imstände wäre. Die operierten Tiere, welche die Geschlechtsregion regeneriert hatten, wurden sukzessive konserviert und geschnitten. Die zuletzt konservierten Regenerate waren beinahe drei Jahre alt. Es stellte 1) Über die Operationsmethode vgl. meine oben zitierten Arbeiten. 2) Arch. f. Entw.-Mech. d. Organismen, Bd. 33, H. 2 u. 3, 1912. 515 sich heraus, daß die hyperplastischen Neubildungen (insbesondere die Gonaden und die Samen- und Eileitertrichter) selbst in den ältesten Regeneraten nicht degenerierten, sondern auch in den ungünstigsten Fällen fast in derselben Größe vorhanden waren, wie man sie in den etwa zweimonatigen Regeneraten anzutreffen pflegt. Dement- sprechend waren auch die zugehörigen Ausführungsgänge und die Eier- und Samensäcke zwar nicht überall in voller Entfaltung vor- handen, aber immerhin ganz deutlich erhalten. Dabei muß besonders hervorgehoben werden, daß manche von diesen Tieren (besonders die älteren) eine auffallende Körperreduktion erkennen ließen. Man kann daher die oben genannten hyperplastischen Organe als definitive Gebilde ansprechen. — Wie ich schon in meiner vorigen Arbeit be- tont habe, habe ich beı allen damals untersuchten Tieren mit dem regenerierten Geschlechtsapparat, die Gonaden in einer größeren (Gesamtzahl angetroffen, als es bei normalen Tieren der Fall war. Es war nun zu ermitteln, ob die in Rede stehenden Hyperplasien (insbesondere diejenigen der Gonaden) tatsächlich eine so allgemeine Verbreitung in den Regeneraten aufweisen, als ich nach Abschluß meiner ersten Untersuchungen zu glauben geneigt war. Bei allen 172 Exemplaren, welche die ganze Geschlechtsregion regeneriert hatten, war die Gesamtzahl der Geschlechtsdrüsen größer als im nor- malen Körper. Bei den Ovarien kamen stets nur Hyperplasien vor. Dies war in der Mehrzahl der Fälle auch bei anderen Komponenten des regenerierten Geschlechtsapparats (außer den Atrien) der Fall. Ferner habe ich durch weitere Nachprüfungen auch meine frühere Behauptung bestätigt gefunden, daß die Zahl der regenerierten Wimpertrichter der Samen- und Eileiter annähernd derjenigen der zugehörigen regenerierten Keimdrüsen entspricht. Über die Grenzen, innerhalb welcher sich im Körper der regene- rierte Geschlechtsapparat von Criodrilus auszubilden pflegt, kann ich berichten, daß sich derselbe vom vierten bis in das neunzehnte Segment (inklusive) erstrecken kann. Durch eingehendere Untersuchung der zwitterigen regenerierten Keimdrüsen gelangte ich zur Überzeugung, daß diesen interessanten Gebilden eine viel größere Verbreitung zukommt, als ich ursprünglich angenommen habe. Bei meinen neuen Untersuchungsobjekten habe ich ganz deutliche zusammengesetzte Geschlechtsdrüsen in 38% der Fälle konstatiert. Da ich nur ganz ausgesprochene und unzweideutige Fälle in meine Statistik aufgenommen habe und undeutliche unbe- 516 achtet ließ, glaube ich, daß der tatsächliche Prozentsatz der Zwitter- drüsen noch größer sein dürfte. . Dabei ist zu beachten, daß sich der angeführte Prozentsatz nur auf die Zahl der untersuchten Individuen, nicht aber auf die Zahl der zwitterigen Drüsen bezieht und daß diese letzteren in einem und demselben Regenerate in größerer Anzahl (bis zehn) vorkommen können. Sehr deutliche zwitterige Gonaden habe ich besonders in der mittleren Zone der Gonadenreihe gefunden. Doch wurde Hermaphroditismus auch in den ersten Keimdrüsen der Gonadenreihe festgestellt, denen erst einfache Hoden folgten. Einige- mal wurde auch beobachtet, daß die ersten Glieder der Gonadenreihe durch typische Eierstöcke vertreten waren und auf diese folgten ent- weder einfache Hoden oder zusammengesetzte Gonaden und erst dann kamen einfache Ovarien an die Reihe. Besonders beachtenswert ist-der Umstand, daß bei allen Exemplaren mit regenerierten Ge- schlechtsorganen, die Gonadenreihe nur mit einfachen Ovarien abge- schlossen wurde. Die zwitterigen Gonaden kommen am häufigsten bei solehen Regeneraten vor, welche zwar gut ausgebildet, Jedoch nicht zu alt sind. In sehr alten Regeneraten waren diese, Gonaden verhältnismäßig selten zu finden, so daß man den Eindruck gewinnt, daß der operierte Organismus vom Zustand der Labilität des Ge- schlechtscharakters der Keimzellen in einen stabilen übergeht, welcher dem Gleiehgewiehtszustande des normalen Körpers ähnelt. — Das gegenseitige Verhältnis der weiblichen und männlichen Komponenten der regenerierten Zwitterdrüsen ist in verschiedenen Fällen sehr verschieden, nicht nur in bezug auf ihre Quantität, sondern auch be- treffs der Lage ‚derselben. Beide heterogametischen Bestandteile dieser Drüsen. sind meistens in der Weise verwachsen, daß sie fast ein einheitliches Ganze darstellen. Die Grenze zwischen beiderlei Geschlechtszellen soleher Gonaden ist entweder gut erkennbar, oder mehr oder weniger verwischt, je nach der Art und. Weise, in welcher sich die verschiedenen Gesehleehtselemente miteinander mischen und gegenseitig durchwachsen. Ziemlich oft kommen der Hodenteil und der Ovarialteil nebeneinander und parallel mit.der, Längsachse der Gonade zu liegen, so daß das Ganze den Eindruck macht, als ob sich aus der Proliferationszone zwei Bänder von weiblichen und männlichen Zellen gebildet hätten, welche der Länge nach mitein- ander verwachsen wären. Eine Gonade verwächst mit der andern ent- weder an einer oder an mehreren Seiten, so daß der eine Gonadenteil in dem andern wie in einer Rinne oder in einem Futteral teilweise baet tenn 517 oder vollkommen eingeschlossen erscheint, wobei er in dem letzteren Falle von außen nicht zu sehen ist und erst auf den Schnitten zum Vor- schein kommt. Es können jedoch die heterogametischen Elemente auch unregelmäßig durcheinander gemischt sein, wobei die Zellen der einen Art kleinere oder größere Lager in der fremdartigen Masse bilden. Sehr eigenartig erscheinen auf den ersten Blick diejenigen Gonaden, bei welehen die männlichen und weiblichen Geschlechts- zellen übereinander geschichtet sind, so daß z. B. die obere Hälfte solcher Drüsen aus Eizellen, die untere dagegen aus Hodenzellen be- steht oder umgekehrt. Außerdem wurden auch ganz reife und sonst typisch gebaute Hoden gefunden, in deren Masse gut entwickelte Eizellen eingebettet und sporadisch zerstreut waren. Diese Eier besaßen einen großen Kern mit deutlichem Kerngerüst und mit einem oder zwei Nukleoli und zeigten keine Spur von einer Degeneration. Von einigen solehen Hoden haben sich, wie bei normalen reifen Hoden, typische Zellengruppen losgelöst und flottierten frei in der Leibeshöhle. Von einer andern Gonade, bei welcher der Ovarialteil über den Hodenteil Oberhand gewonnen hatte, hatten sich reife Eier losgetrennt und lagen frei in der Segmentalhöhle. Aus diesen Tatsachen ergibt sich, daß sowohl der männliche als auch der weib- liche Teil der regenerierten Zwitterdrüsen imstande ist, normal zu funktionieren. ‚In den Segmenten, in welchen sich die zwitterigen Keimdrüsen befanden, haben sich fast regelmäßig auch die Trichter der Geschlechts- . gänge in normaler Zahl gebildet. Ihre Form erinnert bald an die der Samentrichter, bald an diejenige der Eileitertrichter. Nur einmal bildeten sich in einem Segment mit regenerierten Zwitterdrüsen zwei Wimpertrichter auf einer Seite. Da ich bei einigen Exemplaren in Segmenten mit regenerierten /witterdrüsen nur typische, nach außen mündende Ovidukte vorfand, so ist anzunehmen, daß in solchen Fällen das Sperma durch Ovidukte nach außen gelangen muß. Das Vorkommen der Zwitterdrüsen ist fast ausschließlich auf Regenerate beschränkt. Bei normalen Tieren habe ich nur einmal eine aus einem Hoden- und Ovarialteil bestehende Gonade ermittelt; doch handelt es sich hier um keine typische Zwitterdrüse, sondern nur um zwei in den unteren Partien verbundene, sonst aber selb- ständige Drüsen. Dieser auffallende Unterschied zwischen den nor- malen und regenerierten Geschlechtsdrüsen von Criodrilus ist sehr 518 merkwürdig und gewinnt durch die Befunde von Mryns!) bei Anuren eine allgemeinere Bedeutung. Daß in unserem Falle der operative Eingriff und die dureh ihn her- vorgerufenen Unregelmäßigkeiten der Lebensfunktionen der operierten Tiere als die Hauptursachen für die Entstehung der Zwitterdrüsen verantwortlich gemacht werden können, dafür spricht nicht nur der Umstand, daß diese Organe fast nur in den Regeneraten vorkommen, sondern auch der im Vergleich zum normalen Körper sehr hohe Prozentsatz der neugebildeten Zwitterdrüsen. — Um zu prüfen, ob auch das Peritoneum der dorsalen Körperwand die Geschlechtszellen pro- duzieren kann und ob eine ähnliche metaplastische Potenz auch das Peritoneum der ventralen Partien der mittleren und hinteren Seg- mente besitzt, habe ich aus verschiedenen dorsalen und ventralen Körperteilen etwa 4/;—1/, cm lange und einige Millimeter breite Stücke der Körperwand samt dem Muskelschlauche, dem Peritoneum und in der Bauchgegend auch samt dem Bauchstrange, mittels feiner sterilisierter Schere herausgeschnitten. Die Tiere (insgesamt 12 Stück) überstanden diese Operation ganz gut und haben die entfernten Körperstücke schon innerhalb 2—3 Monaten vollkommen regeneriert ; von den Gonaden war jedoch nichts zu bemerken, woraus zu schließen ist, daß der Körper von Criodrilus, was gewisse metaplastische Fahig- keiten seiner Peritonealzellen anbelangt, nicht nur nach der Längs- achse, sondern auch in der dorsoventralen Richtung differenziert ist. — Im Gegensatz zum regenerierten ist der normale Geschlechts- apparat von Criodrilus, wie ich auf Grund von zahlreichen Unter- suchungen an normalen Individuen dieser Art schließen kann, nicht nur In bezug auf die Zahl, sondern auch auf die Lage seiner Bestand- teile ziemlich stabil. Unter 200 Exemplaren habe ieh nur neun kleinere Abweichungen ermittelt. In der freien Natur fand ich zwei Tiere mit natürlichen Regeneraten des Vorderendes und mit ähnlichen Abnor- mitäten wie nach künstlicher Verletzung. Die ziemlich große Kon- stanz des normalen Geschlechtsapparats von Criodrilus einerseits und die kolossale Neigung des regenerierten zur Erzeugung von Mehr- fachbildungen anderseits tritt um so deutlicher in den Vordergrund, je größer das Material ist, das mir jetzt zu Gebote steht. 1) R. Meyns, Transplantationen embryonaler und jugendlicher Keim- drüsen auf erwachsene Individuen bei Anuren. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 79, 2 Abt., 1912: th ay 519 Rhynchelmis limosella Horem. Bei Rhynchelmis gestalten sich die Verhältnisse nicht so einfach wie bei Criodrilus. Wie ich schon im Jahre 1902?) mitgeteilt habe, regeneriert nämlich dieser Oligochät am Vorderende maximal nur sechs Segmente (fünf borstentragende Segmente und Peristom), und die Fähigkeit einer regelmäßigen Reparation des Vorderendes hört in den meisten Fällen schon in der Nähe des 15.—20. Segmentes auf. Es können zwar ausnahmsweise auch nach Fortnahme von mehr als 20 Kopfsegmenten ganz kleine, mit einer Mundöffnung versehene Kopfregenerate zum Vorschein kommen, aber es sind dies nur unvoll- kommene Rudimente. Auch heteromorphe Schwänze am Vorderende wurden beobachtet. Die Gonaden, um welche es sich hauptsächlich handelte, liegen bei Rhynchelmis nach Vespovsky im 9., 10. und 11. Segment. Die Tiere (212 Exemplare) wurden ohne Narkose operiert und in besondere Aquarien verteilt, Jjenachdem ihnen mehr als zehn (11—16), oder weniger als zehn (6—9) oder zehn vordere Segmente abgeschnitten worden waren. Die Operationen wurden im Januar, Februar und März 1914 ausgeführt. Die Mehrzahl der operierten Tiere habe ich am 23. Juni und einige wenige Exemplare erst am 1. August d.1. J. konserviert und in Schnittserien zerlest. In keinem einzigen Regenerate bildeten sich neue Gonaden. Dies gilt nicht nur für solche Tiere, welche aller Keimdrüsen ent- behrten, sondern auch für diejenigen Exemplare, welchen einige Hoden oder Eierstöcke oder alle Geschlechtsdrüsen im Körper be- lassen wurden. Auf die Zahl der alten Gonaden übte das Anwachsen des Regenerats keinen Einfluß aus, und auch in den unverletzten, in der Nähe der Wunde befindlichen gonadenlosen Segmenten, hatten sich keine neuen Gonaden angelegt. Die Hauptursache dieser nega- tiven Befunde sehe ich in der sehr geringen, am Vorderende regene- rierten Segmentenzahl. Daß die Regeneration der Keimdrüsen bei Rhynchelmis (z. B. nach bloßer Exstirpation derselben) überhaupt nicht möglich wäre, will ich nicht behaupten. Meine Experimente beweisen nur so viel, daß die Regeneration der Gonaden bei Rhynchelmis nach dem Ver- 1) V. Janpa, Über die Regeneration des zentralen Nervensystems und Mesoblasts bei Rhynchelmis. Sitzungsber. d. königl. böhm. Ges. d. Wissensch., Prag 1902. 520 luste des ganzen .Vorderendes einschließlich der Gonadenringe, nicht stattfindet. Lumbricus und Allolobophora. Auch bei verschiedenen Lumbrieiden, besonders bei Lumbricus terrestris und Allolobophora foetida, versuchte ich die Regeneration der Keimdrüsen zu erzielen. Zu diesem Zwecke habe ich etwa 500 Exemplare hinter dem 13.—15. Segmente entzweigeschnitten und regenerieren lassen. Das Vorderende hat nur sehr unvollkommen regeneriert und höchstens 5—6 neue Segmente hervorgebracht. Manchmal kamen überhaupt keine Regenerate zur Ausbildung. In den Regeneraten war von den Geschlechtsorganen nichts zu be- merken. Später habe ich die Operationsmethode derart modifiziert, daß ich nur den ventralen Teil der Körperwand von mehreren Seg- menten (vom 8. bis in das 16. Segment) samt den Gonaden, den Wimpertrichtern, Muskulatur, dem Bauchmarke und anderen Organen in Form eines Bändchens herauspräparierte und nur diese Aus- schnitte regenerieren ließ. Die Verheilung der Wunde erfolgte bei manchen Tieren glatt, und schon nach 2 Monaten ließ sich an der Wundstelle deutliche Segmentierung des Regenerats erkennen. Nach ungefähr 4 Monaten (am 27. Juni) habe ich einige Tiere konserviert. — Die Ergebnisse dieser Versuche, die noch nicht abgeschlossen sind, sollen in einer selbständigen Abhandlung erörtert werden. Ausführlichere Besprechung der oben mitgeteilten Tatsachen soll die gleichnamige Arbeit, welche demnächst in den Sitzungs- beriehten d. königl. böhm. Ges. d. Wissenschaften und im Archiv für die Entwickelungsmechanik d. Organismen erscheinen wird, bieten. Prag, Ende November 1917. (Eingegangen am 11. Januar 1918.) Abgeschlossen am 3. März 1918. Weimar — Druck von R. Wagner Sohn. ANATOMISCHER ANZEIGER Centralblatt für die gesamte wissenschaftliche Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen Gesellschaft. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl von Bardeleben in Jena. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Der „Anatomische Anzeiger‘ erscheint zweimal im Monat in Einzelnummern oder einmal in Doppelnummern. Der Preis eines Bandes von 24 Nummern beträgt Mk. 20.—. Das Erscheinen der Bände ist unabhängig vom Kalenderjahr. 50. Bd. > 5. April 1918. = No. 23/24. Aufsätze. InHALT. Hermann Baum, Die im injizierten Zustande makro- skopisch erkennbaren Lymphgefäße der Skelettknochen des Hundes. S. 521 bis 539. — S. Lebedkin, Zur Frage der Entwickelung des Primordialcraniums beim Schwein (Sus scrofa). Mit 4 Abbildungen, davon 2 Mikrophotographien. S. 539—546. — A.M. Wassjutotschkin, Untersuchungen über die Histogenese des Thymus. III. Über die myoiden Elemente des Thymus beim Menschen. Mit einer Tafel. S. 547-551. — Friedrich Meves, Eine neue Stütze für die Plastosomentheorie der Vererbung. Mit 2 Abbildungen. 8S. 551—557. — G. P. Frets, Eine Bemerkung. S. 557. — v. Waldeyer-Hartz, FERDINAND Hew +. 8. 557—558. Biicherbesprechung. Festschrift fiir Emm Gasser, S. 558—559. — Per-' sonalia. S. 560. — An die Herren Mitarbeiter. S. 560. Aufsätze. Nachdruck verboten. Die im injizierten Zustande makroskopisch erkennbaren Lymph- gefüße der Skelettknochen des Hundes. Von Hermann Bavm. (Aus dem Anatomischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Dresden.) Nachdem ich in meinem Werke „Das Lymphgefifsystem des Rindes“ Berlin 1912, die im injizierten Zustande makroskopisch erkennbaren und ver- folgbaren Lymphgefäße der meisten Skelettknochen des Rindes ausführlich geschildert habe, soll dasselbe im nachfolgenden mit den entsprechenden Lymphgefäßen der Skelettknochen des Hundes geschehen. Die in der fol- genden Schilderung erwähnten Lymphknoten, die zu den beschriebenen Knochenlymphgefäßen gehören, werde ich in einem demnächst erscheinenden Werke „Das Lymphgefäßsystem des Hundes“ 1918, Verlag von August Hirsch- wald in Berlin, ausführlich beschreiben, so daß auf dort verwiesen sei. Es wurden die Lymphgefäße von allen Knochen des Rumpfes, der Schulter- und Beckengliedmaße und von fast allen Knochen des Kopfes injiziert und zwar von jedem einzelnen Knochen aus durchschnittlich zwei- Anat. Anz, Bd. 50. Aufsätze. 34 522 bis dreimal, öfter in der Regel nur dann, wenn bei den einzelnen Injektionen verschiedene Ergebnisse erzielt wurden. Die Technik war dieselbe, die ich in meinem Werke „Das Lymphgefäßsystem des Rindes“ beschrieben habe, d. h. bei den Knochen jugendlicher Tiere erfolgte die Füllung der Lymph- gefäße dureh direkte Einstichinjektion, während hingegen bei den mehr ver- kalkten Knochen älterer Tiere und insbesondere an der Diaphyse der Röhren- knochen bzw. den Knochen mit dicker Compacta erst eine feine Öffnung in die Compacta vorgebohrt und von dieser aus injiziert wurde. Die Öffnung, die man bei jüngeren Tieren unter Umständen auch durch Einstechen mit einer Stecknadel schaffen kann, muß natürlich möglichst genau ebensoweit sein, wie die Injektionskanüle dick ist. Bei Hunden bis zu zwei Monaten Alter läßt sich bei den meisten Knochen die Kanüle direkt einstechen; nur das Mittelstück der Röhrenknochen bietet Schwierigkeiten, bei ihnen gelingt der direkte Einstich höchstens bei ganz jungen, nur wenige Tage alten Tieren. Die Knochenlymphgefäße können auch beim Hunde in 2 Gruppen geschieden werden, nämlich in 1. solche, die an der Oberfläche des Knochens, also subperiostal hervortreten, und 2. solche, die in Be- gleitung von Blutgefäßen durch große Ernährungslöcher den Knochen verlassen. Die erstere Gruppe umfaßt den weitaus größten Teil der Knochenlymphgefäße: sie sind nicht scharf von den Periostlymph- gefäßen zu trennen und bilden mit diesen in der Regel subperiostale Netze, aus denen sich allmählich die größeren Lymphgefäßstämmchen entwickeln; die zur zweiten Gruppe gehörenden Lymphgefäße treten der Zahl nach in den Hintergrund und lassen sich höchstens bei großen, vor allem bei Röhrenknochen beobachten, aber selbst hier ist der sichere Nachweis schwer. Ich habe sie in einwandfreier Weise nur mehrere Male am Humerus feststellen können, d. h. hier trat aus dem For. nutritium an der kaudalen Seite des Mittelstückes des Knochens in mehreren Fällen ein Lymphgefäß hervor, das sicher als solches erkannt und bis zum zugehörigen Lymphknoten verfolgt wurde. In anderen Fällen konnte freilich trotz derselben Injektion und trotz genauester Untersuchung an demselben Ernährungsloch kein aus- tretendes Lymphgefäß festgestellt werden. — Ähnlich, nur noch un- günstiger fand ich die Verhältnisse bei dem Ernährungsloch, das an der Facies aspera des Oberschenkelbeines zwischen proximalem und distalem Drittel des Knochens sich befindet. In drei Fällen war mit großer Wahrscheinlichkeit (aber doch nicht mit voll- ster Sicherheit) festzustellen, daß ein Lymphgefäß aus dem Ernährungsloch aus- trat, in anderen fünf Fällen hingegen konnte die Frage nicht entschieden bzw. ein Lymphgefäß nichtfestgestellt werden (S.536). Esist den negativen Befunden aber offenbar kein so großer Wert beizumessen als den positiven, weil diese Lymph- gefäße nur schwer zu erkennen sind; sie werden durch Blutgefäße verdeckt usw. 523 Wenn man bei Injektion von Knochenlymphgefifien die letzteren so injiziert, daß man den Knochen bis zum Mark vorbohrt, mithin in letzteres injiziert, dann treten Lymphgefäße in der Regel auch weit entfernt von der Injektionsstelle hervor. Wenn man z. B. von der Mitte der medialen Fläche des Humerus aus injiziert, füllen sich meist gleichzeitig Lymphgefäße, die am proximalen oder distalen Endstück oder selbst an beiden hervortreten. Anders liegen die Verhältnisse, wenn man (bei jungen Tieren) durch direkten Einstich injiziert, was in der Regel nur an den Epiphysen möglich ist; man gelangt hier offenbar auch in das Knochenmark, und trotzdem füllen sich nur Lymphgefäße, die in der Nähe der Einstichstelle bervortreten. Nur wenn dabei die Kanüle bei Röhrenknochen weiter eingestochen wird, mehr oder weniger bis zum mittleren Teil des Knochens, bzw. der Markhöhle, dann füllen sich natürlich auch hier Lymphgefäße, die an entfernteren Stellen, z. B. an der entgegengesetzten Epiphyse, aus- treten. Auch beim Hunde wurde in gleicher Weise wie beim Rinde die Beobachtung gemacht, daß bei der Einstichinjektion nicht allein Lymphgefäße, sondern sehr oft feinste Venen sich füllen, sodaß es zwecks einwandfreier Entscheidung der Natur des Gefäßes notwendig ist, daß man das vermeintliche Lymphgefäß stets bis zum zugehörigen Lymphknoten verfolgt und dieses erst dann, wenn es in einen solchen ein- mündet, als ein echtes Lymphgefäß angesehen wird. Natürlich brauchen sich nicht bei jeder Injektion alle die von mir beschriebenen Lymph- gefäße eines Knochens zu füllen; die Beschreibung ist bei vielen Knochen nach dem Ergebnis mehrerer Injektionen kombiniert. Daraus ergibt sich umgekehrt, daß meine Schilderung der Lymphgefäße nicht erschöpfend zu sein braucht, daß durch wiederholte Injektionen wahrscheinlich noch manch anderes Knochenlymphgefäß festgestellt werden kann. Die nachfolgende Schilderung soll nur besagen, daß die beschriebenen Lymphgefäße wirklich injiziert worden sind. Auf ihrem Wege zu den zugehörigen Lymphknoten bilden die Knochen- lymphgefäße beim Hunde mit Vorliebe dadurch, daß sie sich teilen und wieder vereinigen oder mit benachbarten kommunizieren, grobe Netze, was beim Rinde in dieser Weise nicht beobachtet wird. 1. Die Lymphgefäße der Kopfknochen. Die Lymphgefäße der Kopfknochen einschließlich Unterkiefer münden in die Lgl. mandibulares, die Lgl. parotidea und retropharyngea medialis, und zwar schicken von den einzelnen Kopfknochen, soweit 34* 524 sie untersucht worden sind, ihre Lymphgefäße: das Os incisivum und maxillare zu den Lgl. mandibulares, das Os occipitale und sphenoidale zur Lgl. retropharyngea medialis, das Os nasale, Os frontale und Os zygomaticum zur Lgl. parotidea und den Lgl. mandibulares, das Os parietale und temporale zur Lgl. parotidea und retropharyngea medialis und die Mandibula zur Lgl. parotidea und retropharyngea medialis und den Lgl. mandibulares. Es erhalten mithin die Lgl. mandibulares Lymphgefäße vom Os inci- sivum, nasale, maxillare, frontale, zygomaticum und von der Mandibula, die Lgl. parotidea vom Os nasale, frontale, parietale, zygomaticum, temporale, und der Mandibula, die Lgl. retropharyngea medialis vom Os parietale, occipitale, temporale, sphenoidale und der Mandibula. Die Lymphgefäße des Os incisivum münden in die Lgl. mandi- bulares. Sie vereinigen sich zu 2—8 Gefäßen, die eine Strecke unter der Backenschleimhaut verlaufen, dann die Backenmuskulatur durch- bohren und teils auf und teils unter dem Hautmuskel nach dem vorderen Rande des M. masseter sich wenden und von hier nach den genannten Lymphknoten verlaufen, und zwar mündeten sie in zwei genauer untersuchten Fällen in die dorsale Gruppe derselben ein. Die Lymphgefäße des Os nasale ziehen zur Lgl. parotidea und den Lgl. mandibulares. Es kommen mehrere feine Lymphgefäße peri- ostal zum Vorschein, die sich allmählich zu einem über den M. mas- seter zur Lgl. parotidea verlaufenden „Gefäß vereinigen. Nur vom vorderen Teil des Knochens ziehen 1—2 Lymphgefäße zu den Lgl. mandibulares. Die Lymphgefäße des Os maxillare münden in die Lgl. mandi- bulares. Vom Angesichtsteil des Knochens aus treten sie periostal her- vor und wenden sich nach dem vorderen (oralen) Masseterrande hin, indem sie sich dabei zu 3—4 Gefäßen vereinigen; diese treten über die Incisura vasorum hinweg zu den Lgl. mandibulares und zwar zur dorsalen Gruppe derselben. Vom Knochen aus verläuft ein Teil von ihnen eine mehr oder weniger große Strecke zwischen Backenschleimhaut und Backenmuskulatur und durchbohrt dann erst letztere. Vom Proce. © palatinus ausziehen die Lymphgefäße mit denen des harten Gaumens auch zu den Lgl. mandibulares (der dorsalen und ventralen Gruppe derselben). Zur Lgl. retropharyngea medialis zogen in zwei Fällen keine Lymph- gefäße, obgleich man das vermuten mußte. Die Lymphgefäße des Os frontale suchen die Lgl. parotidea und die Lgl. mandibulares auf. An der Pars nasofrontalis des Knochens 525 treten sie in Form feinster Gefäße periostal hervor und vereinigen sich von der kaudalen Hälfte zu einem (höchstens zwei) feinen Ge- fäßen, die über den M. temporalis und den Jochbogen zur Lgl. paro- tidea ziehen. Von der Pars temporalis und orbitalis des Knochens vereinigen sie sich zu 1—2 Gefäßen, die medial vom Jochbogen und dem M. temporalis über die laterale Seite der Spitze des Augen- muskeltrichters herablaufen, dicht vor dem Proc. coronoideus des Unterkiefers an die Unterfläche des M. masseter und des weiteren an dessen vorderen Rand treten und von hier zu den dorsalen der Lgl. mandibulares ziehen. Die Lymphgefäße des Os zygomaticum ziehen zum weitaus größeren Teile zu den Lgl. mandibulares, nur vom aboralen Teil des Proc. temporalis des Knochens geht ein Teil der Lymphgefäße, indem er sich zu denen des Proc. zygomaticus des Schläfenbeins gesellt (s. Lymph- gefäße des Jochbogens), gleichzeitig zur Lgl. parotidea. Die die Lgl. mandibulares (und zwar die dorsale Gruppe derselben) aufsuchenden Lymphgefäße verlaufen am oralen (vorderen) Masseterrande zu den genannten Lymphknoten. Die Lymphgefäße des Arcus zygomaticus ziehen teils zu den Lgl. mandibulares, teils zur Lgl. parotidea und zwar vom vorderen (oralen), dem Jochbein angehörenden Teile am vorderen Rande des M. masseter entlang nur zu den dorsalen Lgl. mandibulares, vom kaudalen (hinteren), dem Proc. zygomaticus des Schläfenbeins angehörenden Teile des Joch- bogens zu beiden Lymphknotenkruppen. Vom Os parietale münden die Lymphgefäße teils in die Lgl. retro- pharyngea medialis, teils in die Lgl. parotidea. Die zu den ersteren Lymphknoten ziehenden 2—3 Lymphgefäße treten an der Linea nuchalis sup. unter dem M. temporalis hervor und gehen am M. obliquus capitis eranialis direkt zum genannten Lymphknoten. Die zur Lgl. parotidea ziehenden 1—2 Lymphgefäße stammen mehr vom kranialen Teil des Knochens, treten in ventraler Richtung unter dem M. temporalis her- vor und steigen über die kaudale Seite des Jochbogens herab zum genannten Lymphknoten. Die Lymphgefäße des Os occipitale ziehen zur Lgl. retropharyngea medialis. Sie vereinigen sich zu 2—3 größeren Gefäßen, von denen in der Regel eines (aus der Squama oceipitalis) über die Oberfläche und das andere (aus der Pars lateralis des Oceipitale) über die Unter- fläche des M. obliquus capitis cranialis zum genannten Lymphknoten verläuft. 526 Die Lymphgefäße des Os temporale münden teils in die Lgl. retro- pharyngea medialis, teils in die Lgl. parotidea. Zu letzterem Lymph- knoten gehen die Lymphgefäße vom Proc. zygomaticus des Schläfen- beins (s. Jochbogen) und von der Schläfenbeinschuppe, zur Lgl. retropharyngea medialis auch noch solche von der Schuppe und vom Os petrosum. Die Lymphgefäße des Os sphenoidale ziehen, 3—4 an Zahl, an der Schädelbasis direkt nach der Lgl. retropharyngea medialis. Vom Os palatinum münden die Lymphgefäße in die Lgl. retro- pharyngea medialis und die Lgl. mandibulares; zu ersterem Lymph- knoten gelangen sie über beide Flächen des M. pterygoideus hinweg, zu den Lgl. mandibulares, indem sie sich um den letzten Backzahn umschlagen und am vorderen Masseterrande herabsteigen. Die Lymphgefäße des Unterkiefers ziehen zu den Lgl. man- dibulares, zu der Lgl. parotidea und zur Lgl. retropharyngea medialis. Sie treten teils an beiden Flächen des Knochens subperiostal hervor, teils treten sie aus den For. mentalia und dem For. mandibulare aus. Von den vorderen zwei Dritteln des Knochens und von den For. men- talia aus ziehen sie direkt zu den Lgl. mandibulares (ventrales), vom kaudalen Teil beider Knochenflächen und vom For. mandibulare zur Lgl. parotidea, den Lgl. mandibulares (ventrales) und der Lgl. retro- pharyngea medialis, ohne daß die zu den einzelnen Knoten ziehenden Lymphgefäße sich regionär abgrenzen lassen. Ich konnte z. B. nicht feststellen, ob die aus dem For. mandibulare austretenden Lymphgefäße, die überdies nur sehr schwer festzustellen sind, nur zu einer der erwähnten Lymphknotengruppen hinziehen oder zu allen usw. 2. Die Lymphgefäße der Knochen des Rumpfes. Die Knochen des Rumpfes (Wirbel, Rippen und Brustbein) schicken ihre Lymphgefäße vorwiegend zu an der Wirbelsäule gelegenen Lymph- knoten: Lgl. retropharyngea medialis, Lgl. cervicalis profunda caudalis, Lgl. intercostalis, Lgl. lumbales aorticae, Lgl. hypogastricae, Lgl. sacra- les und außerdem zu den Lgl. mediastinales craniales, und zwar fast ausschließlich zur Lgl. mediastinalis cranialis prima, und zur Lgl. sternalis. Von den einzelnen Knochengruppen entsenden ihre Lymphgefäße die Halswirbel zur Lgl. retropharyngea medialis, der Lgl. cervicalis profunda caudalis und den Lgl. mediastinales craniales, die Brust- wirbel zu den Lgl. mediastinales craniales, der Lgl. lumbalis aortica 527 eranialis und, falls eine Lgl. intercostalis da ist, auch zu dieser, die Lendenwirbel zu den Lgl. lumbales aorticae (exkl. Lgl. lumbalis aortica cranialis) und zu den Lgl. hypogastricae, das Kreuzbein zu den Lgl. hypogastricae und der Lgl. sacralis lateralis et medialis, die Schwanzwirbel zur Lgl. sacralis lateralis und den Lgl. hypogastricae, die Rippen zu den Lgl. mediastinales craniales, der Lgl. lumbalis aortica cranialis, der Lgl. sternalis und, falls eine Lgl. intercostalis da ist, auch zu dieser, das Brustbein zur Lgl. sternalis. Von den einzelnen Lymphknoten erhalten mithin Lymphgefäße: die Lg]. retropharyngea medialis vom ersten und zweiten Halswirbel, die Lgl. cervicalis caudalis von den letzten fünf bis sechs Halswirbeln, die Lgl. media- stinales craniales, und zwar fast ausschließlich die Lgl. mediastinalis cranialis prima, von den letzten sechs Halswirbeln, den Brustwirbeln und Rippen, die Lgl. intercostales von den Brustwirbeln und Rippen, die Lgl. lumbalis aortica cranialis von den letzten Brustwirbeln und den letzten Rippen, die Lgl. lumbales aorticae von den Lendenwirbeln, die Lgl. hypogastricae von den Lendenwirbeln, dem Kreuzbein und den Schwanzwirbeln, die Lgl. sacralis lateralis et medialis vom Kreuzbein und den Schwanzwirbeln und die Lgl. sternalis von den Rippen und dem Brustbein. Die Lymphgefäße des Atlas suchen die Lgl. retropharyngea medialis auf. Sie treten an der dorsalen und ventralen Seite des Knochens hervor; die an der dorsalen Seite zum Vorschein kommenden Lymph- gefäße schlagen sich um den kranialen und kaudalen Rand des Atlas- flügels um und vereinigen sich in der Fossa atlantis mit den anderen in der Regel zu einem Lymphgefäß, das direkt zu dem erwähnten Lymphknoten hinzieht. Daß Lymphgefäße des Atlas auch zu den Lgl. mediastinales craniales herabzogen, konnte in drei genauer untersuchten Fällen nicht nachgewiesen werden. Der Epistropheus schickt seine Lympfgefäße teils in die Lgl. retropharyngea medialis, teils in die Lgl. mediastinalis cranialis prima. Sie treten an der Oberfläche, im wesentlichen an der ventralen Fläche des Knochens hervor und vereinigen sich in der Regel zu zwei Stämm- chen. Das eine von diesen geht direkt zur Lgl. retropharyngea medialis. Das andere Lymphgefäß läuft an der Luftröhre herab und mündete in den untersuchten Fällen in die Lgl. mediastinalis cranialis prima. Ob beim Vorkommen einer Lgl. cervicalis caudalis das Lymphgefäß in diese mündet, konnte nicht festgestellt werden, ist aber wahrscheinlich. Von den letzten 5 Halswirbeln gehen die Lymphgefäße zu den Lgl. mediastinales craniales und beim Vorkommen einer Lgl. cervi- calis caudalis zum Teil auch zu dieser. Die aus den einzelnen Wirbeln 528 periostal austretenden Lymphgefäße vereinigen sich zu 1—2 Stämm- chen, die teils zwischen den Mm. intertransversarii, teils durch den M. longus colli hindurch hervortreten und sich ihrerseits wieder mit denen der benachbarten Wirbel vereinigen, so daß schließlich 3—4 feine Stämmchen entstehen, die unter Bildung grober Netze an der Luft- röhre herablaufen und in die Lgl. mediastinales craniales (es war stets die Lgl. mediastinalis cranialis prima) einmünden und, falls eine Lgl. cervicalis caudalis vorhanden ist, zum Teil auch in diese eintreten. In die Lgl. retropharyngea medialis traten in zwei genauer untersuchten Fällen keine Lymphgefäße ein, auch vom dritten Halswirbel nicht. Die Lymphgefäße der Brustwirbel münden zum größeren Teile in die Lgl. mediastinales craniales und die Lgl. intercostalis, zum kleineren Teile in die Lgl. lumbalis aortica cranialis. Zu den ersteren Lymphknoten, und zwar fast ausschließlich zur Lgl. mediastinalis cranialis prima, ziehen die Lymphgefäße der ersten 9—10 Brustwirbel; sie ver- laufen an diesen Brustwirbeln und am M. longus colli entlang und vereinigen sich dabei zu 1—2 Stämmchen, die in den genannten Lympbknoten eintreten. Ist eine Lgl. intercostalis vorhanden, tritt ein Teil dieser Lymphgefäße erst in diese ein. Die Lymphgefäße der letzten 3—4 Brustwirbel hingegen ziehen direkt beckenwärts zur Lgl. lumbalis aortica cranialis, indem sie sich dabei zu 2—3 Gefäßen verbinden. Am einzelnen Wirbel treten feine Lymphgefäße sowohl an der ventralen Seite des Körpers als am Bogen, als auch am Dornfortsatz hervor; sie ver- einigen sich dann in der Regel von einem Wirbel zu einem Stämmchen. Von den Lendenwirbeln aus suchen die Lymphgefäße die Lgl. lumbales aorticae (exkl. Lgl. lumbalis aortica cranialis) und die Lgl. hypogastricae auf. Sie treten im wesentlichen an der ventralen Seite der Lendenwirbelkörper, zum Teil aber auch an der dorsalen Seite derselben und an den Dornfortsätzen hervor und vereinigen sich von jedem Lendenwirbel zu 1—2 Stämmchen, die direkt zu den genannten Lymphknoten hinziehen und dabei von den Lendenmuskeln bedeckt sind. Die Lymphgefäße des Kreuzbeines treten periostal an der dorsalen, vor allem aber an der pelvinen Fläche desselben hervor und vereinigen sich jederseits zu 1—2 Stämmchen, die an der Facies pelvina direkten Weges zu den Lgl. hypogastricae hinziehen und, falls eine Lgl. sacralis lateralis und medialis vorhanden sind, auch zu diesen. Die an der dorsalen Fläche hervortretenden ein oder zwei Gefäße schlagen sich um die Querfortsatzleiste auf die pelvine Fläche um. Die Lymphgefäße der Schwanzwirbel mündeten in zwei genauer 529 untersuchten Fällen in einem Falle in die Le). sacralis lateralis und zwar in den Knoten beider Seiten, im anderen Falle in die Lgl. sacralis medialis. Fehlen die Lgl. sacralis lateralis und medialis, dann gehen die Lymph- gefäße offenbar direkt zu den Lgl. hypogastricae. Die Lymphgefäße der Rippen verhalten sich ganz ähnlich wie die der Zwischenrippenmuskeln und münden wie diese in die Lgl. media- stinales craniales und in die Lgl. intercostalis, die Lgl. lumbalis aortica eranialis und die Lgl. sternalis, und zwar gehen zu den Lgl. mediastinales craniales die Lymphgefäße von der dorsalen Hälfte (bzw. den dorsalen zwei Dritteln) der ersten 9—11 Rippen, zur Lgl. lumbalis aortica cra- nialis die von den letzten 5—4 Rippen, zur Lgl. sternalis die vom ventralen Teil (Hälfte bzw. Drittel) der ersten 9—11 Rippen und deren Knorpeln. Ist eine Lgl. intercostalis vorhanden, dann mündet ein Teil der zuerst erwähnten Lymphgefäße zunächst in diese ein. Das Brustbein schickt seine Lymphgefäße zur Lgl. sternalis. Sie treten an der Innenfläche des Brustbeines hervor und vereinigen sich jederseits zu 1—2 Stämmchen, welche die A. und V. mammaria in- terna begleiten. 3. Die Lymphgefäße der Knochen der Schultergliedmaße. Die Lymphgefäße der Knochen der Schultergliedmaße suchen fast alle die Lgl. axillaris und die Lgl. cervicales superficiales (und zwar stets den ventralen Knoten dieser Gruppe) auf; nur ein verschwindend kleiner Teil mündet in die Lgl. mediastinales craniales (es war in den untersuchten Fällen immer die Lgl. mediastinalis cranialis prima). Von den einzelnen Knochen schicken die Zehenglieder ihre Lymphgefäße nur zu den Lgl. cervicales superficiales, die Metakarpalknochen, die Karpalknochen, Radius, Ulna und Humerus zur Lgl. axillaris und zu den Lgl. cervicales superficiales und die Scapula zur Lgl. axillaris, den Lgl. cervicales superficiales und der Lgl. mediastinalis cranialis prima. Die Lgl. cervicales superficiales erhalten mithin Lymphgefäße von sämt- lichen Knochen der Schultergliedmaße, die Lgl. axillaris von allen mit Aus- nahme der Zehenglieder und die Lgl. mediastinalis cranialis prima von der Scapula. Die Scapula schickt ihre Lymphgefäße größtenteils zur Lgl. axil- laris, kleineren Teils zu den Lgl. cervicales superficiales und den Lgl. mediastinales craniales. Die an der medialen Seite des Knochens her- vortretenden Lymphgefäße vereinigen sich zu 2—3 feinen Gefäßen, die fast mitten an der medialen Fläche bis zum Collum scapulae herab- 530 laufen und sich von hier teils nach hinten zur Lgl. axillaris, teils nach vorn zur ventralen Lg}. cervicalis superficialis wenden; die letzteren treten zwischen dem M. supraspinatus und M. subscapularis hervor. Die in der Fossa supraspinata und an der ihr zugekehrten Seite der Spina scapulae hervorkommenden Lymphgefäße wenden sich zum Teil auf dem Knochen nach dem Collum scapulae hin, treten hier unter dem M. supraspinatus hervor und münden mit den entsprechenden von der medialen Seite in die ventrale Lgl. cervicalis superficialis. Ein weiterer Teil dieser Lymphgefäße kommt aber auch an oder nahe dem freien Rande der Spina scapulae, besonders in deren dorsaler Hälfte hervor und wendet sich auf dem M. supraspinatus oder durch ihn hindurch kranioventral und mündet auch in eine Lgl. cervicalis superficialis ein. Ein letzter Teil der Lymphgefäße endlich (in der Regel ein Gefäß) wendet sich vom dorsalen Teil der Fossa supraspinata einschließlich Spina scapulae über den M. infraspinatus kaudal, tritt zwischen M. infraspinatus und teres major hindurch zu den Subskapularblutgefäßen und mit diesen zur Lgl. axillaris. Die in der Fossa infraspinata und an der ihr zugekehrten Seite der Spina scapulae entstehenden Lymph- gefäße wenden sich zum größeren Teile auf dem Knochen direkt nach hinten, gelangen an die A. und V. subscapularis und damit zur Lgl. axillaris. Ein kleiner Teil der Lymphgefäße kommt jedoch auch am freien Rande vom dorsalen Teil der Spina scapulae und an der Basis scapulae hervor und bildet 1—2 Gefäße,. die über den M. infraspinatus kaudoventral verlaufen, dicht über dem Caput longum des M. triceps nach der medialen Seite hindurchtreten und zu den ersteren Lymph- gefäßen sich gesellen. Außer den erwähnten Lymphgefäßen mündet in der Regel aber noch ein Lymphgefäß in eine Lgl. mediastinalis cranialis ein. Dieses Lymphgefäß entsteht aus dem der Basis scapulae benachbarten Teil des Schulterblattes aus mehreren feinsten Gefäßen, die anscheinend an beiden Flächen der Scapula hervortreten und an der medialen Seite des Rückenwinkels des Schulterblattes zu 2—3 feinen Stämmchen sich vereinigen, die am M. serratus dorsalis inspiratorius herablaufen und sich weiter meist zu einem Stämmchen vereinigen; dieses tritt durch einen Interkostalraum (in den untersuchten Fällen war es der sechste) in die Brusthöhle und mündet in die Lgl. mediastinalis cranialis prima. Nach dem Verhalten der entsprechenden Lymphgefäße gewisser am Thorax gelegener Muskeln und gewisser Thoraxknochen ist es wahrscheinlich, daß dieses Lymphgefäß beim Vorkommen einer Lgl. intercostalis auch in diese einmünden kann; direkt habe ich es freilich nicht nachgewiesen. 531 Die Lymphgefäße des Humerus münden zum größten Teil in die Lgl. axillaris, zum kleineren Teile in die Lgl. cervicales superficiales. Die aus dem proximalen Endstück des Knochens hervortretenden Lymphgefäße wenden sich vom medialen Teil des Knochens (besonders vom Tuberculum minus) direkt nach der Lgl. axillaris, die an der lateralen Seite (besonders dem Tuberculum majus) hervorkommenden Lymphgefafie treten zum Teil an der Beugeseite des Schultergelenkes hindurch zur Lgl. axillaris, zum Teil verlaufen sie aber auch am hals- seitigen Rande des M. supraspinatus in die Höhe zu dem ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales. Vom mittleren Teil des Knochens wenden sich alle Lymphgefäbe zur Lgl. axillaris, wenn auch auf ver- schiedenen Wegen. Von der medialen Seite des Knochens aus wendet sich in der Regel ein Lymphgefäß direkt nach hinten zu den Ober- armblutgefäßen und damit zur Lgl. axillaris, oder es geht in Begleitung eines Zweiges der A. circumilexa humeri post. bis zum Achsellymph- knoten; ein zweites Lymphgefäß steigt an der vorderen Seite des Knochens in die Höhe bis zum proximalen Endstück und geht über die mediale Seite des M. coracobrachialis und teres major zur Lgl. axillaris. Ein drittes Lymphgefäß verläuft an der vorderen Seite des Humerus herab bis zu dessen Condylus medialis, gesellt sich bier zu den Lymphgefäßen des letzteren und mit ihnen zu den Oberarmblut- gefäßen, in deren Begleitung sie zur Lgl. axillaris gehen. Außer den periostalen Lymphgefäßen ist weiterhin in mehreren Fällen ein Lymph- gefäß nachgewiesen worden, das aus dem großen Ernährungsloch an der kaudalen Seite des Mittelstückes des Humerus hervortrat und auch zur Lgl. axillaris zog. Vom distalen Teil des Knochens münden die Lymphgefäße wieder teils in die Lgi. axillaris, teils in die Lgl. cer- vicales superficiales. Vom Condylus medialis wenden sie sich direkt nach den Oberarmblutgefäßen und zur Lgl. axillaris, vom Condylus lateralis teils über die hintere Seite des Humerus auch nach den Oberarmblutgefäßen und zur Lgl. axillaris, teils aber auch zur vorderen Seite des Humerus und. von hier zum ventralen Knoten der Lgl. cer- vicales superficiales. Die Lymphgefäße des Radius ziehen zum größeren Teile zur Lgl. axillaris, zum kleineren zu den Lgl. cervicales superficiales. Vom proxi- malen Teil des Knochens suchen die Lymphgefäße die Lgl. axillaris auf. Von der mediovolaren Seite desselben treten sie am oder nahe dem Ellbogengelenk direkt an die Oberarmblutgefäße, von der dorso- lateralen Seite aus treten sie durch den proximalen Teil der Unterarmspalte 532 hindurch und gesellen sich zu den vorigen; eines der Gefäße verläuft aber in der Regel auch über die vordere Seite des Ellbogengelenks auf der Gelenkkapsel in die Höhe und über die vordere Seite des Humerus zu den Oberarmblutgefäßen, so daß sich an diesen alle Lymph- gefäße treffen und in ihrer Begleitung zur Lgl. axillaris ziehen. Vom mittleren Teil des Knochens ziehen die Lymphgefäße auch zur Lgl. axillaris. Sie wenden sich teils über beide Flächen des Radius zur Unterarmspalte, in der sie auf beiden Seiten am M. pronator quadratus bis nahe zum Elibogengelenk in die Höhe steigen, woselbst sie sich, indem sie von der lateralen Seite durch den proximalen Teil der Unter- armspalte hindurchtreten, von beiden Seiten treffen und sich zu anderen Lymphgefäßen gesellen, die in Begleitung der Unterarmblutgefäße auf- steigen; ein letzter Teil geht an der medialen Seite des M. ext. carpi radialis in die Höhe bis zum Ellbogengelenk und gesellt sich hier zu den anderen, um mit ihnen in Begleitung der Oberarmblutgefäße zur Lgl. axillaris zu ziehen. Vom distalen Teil des Knochens suchen die Lymphgefäße zum größeren Teil die Lgl. axillaris, zum kleineren die Lgl. cervicales superficiales auf. Die ersteren Lymphgefäße schlagen im allgemeinen dieselben Wege ein wie die Lymphgefäße vom mittleren Teil des Knochens (s. oben); ein Teil von ihnen tritt dabei auch durch den distalen Teil der Unterarmspalte von der dorsolateralen Seite hin- durch nach der mediovolaren Seite der Unterarmspalte. Außer diesen Lymphgefäßen gesellen sich 1—2 zur V. cephalica und steigen in ihrer Begleitung in die Höhe zum ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales. Die Lymphgefäße der Ulna münden zum größeren Teile in die Lgl. axillaris, zum kleineren in die Lgl. cervicales superficiales. Die Lymph- gefäße des Olecranon treten an der hinteren und medialen Seite desselben hervor und bilden 2—5 Stämmchen, die teils über die hintere Seite des Condylus medialis humeri, teils über die mediale Seite des proxi- malen Endstückes des Radius und unter dem M. pronator teres hin- weg zu den Oberarmblutgefäßen sich wenden und zur Lgl. axillaris hinziehen. Von der proximalen Hälfte der Ulna ziehen auch alle Lymphgefäße zur Lgl. axillaris. Sie treten an beiden Seiten der Ulna hervor; von der proximalen Hälfte des Knochens laufen sie an beiden Flächen des M. pronator quadratus in die Höhe bis nahe zum Ell- bogengelenk, hier treten sie von der lateralen Seite durch die Unter- armspalte hindurch und gesellen sich zu denen von der medialen Seite und denen von der distalen Hälfte des Knochens; alle vereinigen sich 633 dann zu 2—3 Stämmchen, die in Begleitung der Oberarmblutgefäße zur Lgl. axillaris ziehen. Die Lymphgefäße von der distalen Hälfte des Knochens vereinigen sich zu 1—2 Stämmchen, die sich nach den Unter- armblutgefäßen wenden und mit diesen zum Ellbogengelenk aufsteigen, wo sie sich zu den anderen Lymphgefäßen gesellen. Die aus dem distalen Endstück der Ulna hervortretenden Lymphgefäße ziehen zum größeren Teil zur Lgl. axillaris, zum kleineren zu den Lgl. cervicales superficiales. Die ersteren 2—3 Lymphgefäße, die besonders an der hinteren und medialen Seite des Knochens hervortreten, wenden sich teils über die hintere Fläche des Radius direkt zu den Unterarmblut- gefäßen, die sie des weiteren begleiten, teils steigen sie in der Unter- armspalte in die Höhe bis zum Ellbogengelenk, um von hier aus ge- meinschaftlich mit den ersteren in Begleitung der OberarmblutgefaBe zur Lgl. axillaris zu ziehen. Ein kleinerer Teil (1—2) der Lymph- gefäße des distalen Endstücks der Ulna (besonders die an der vorderen Seite hervortretenden) wendet sich nach der V. cephalica antebrachii, von hier zur V. cephalica humeri und in ihrer Begleitung zu dem ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales. Die Ossa carpi schicken ihre Lymphgefäße zu den Lgl. cervicales superficiales und der Lgl. axillaris. Sie treten sowohl an der vorderen (dorsalen) als hinteren (volaren) Fläche der Knochen hervor und zwar so, daß in der Regel an jeder Seite aus jedem Knochen ein Lymph- gefäß, seltener zwei entstehen. Die an der vorderen Seite der Knochen hervortretenden Lymphgefäße vereinigen sich größeren Teiles zu 2—3 Stämmchen, welche, die V. cephalica accessoria et humeri begleitend, zum ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales ziehen. Ein kleinerer Teil (meist ein Gefäß) wendet sich aber auch durch den distalen Teil der Unterarmspalte in das Spatium interosseum ante- brachii, gesellt sich hier zu den Lymphgefäßen, die an der volaren Seite hervortreten und auch zu meist zwei Stämmchen sich vereinigen, die im Spatium, bedeckt vom M. pronator quadratus, in die Höhe steigen, dann zu den Oberarmblutgefäßen gelangen und mit ihnen zur Lgl. axillaris ziehen. Die Lymphgefäße des Metakarpalskelettes münden in die Lgl. cervicales superficiales und in die Lgl. axillaris. Die meisten von ihnen vereinigen sich zu 2—3 Stämmchen, welche, die V. cephalica begleitend, zum ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales auf- steigen. Sie kommen an der dorsalen und volaren Fläche der ein- zelnen Metakarpalknochen und meist am distalen und mittleren Teil 534 derselben zum Vorschein und gesellen sich (von beiden Flächen) zu den Vv. metacarpeae dorsales 2, 3 und 4 und die vom Me. 1 und zum Teil auch die vom Mc. 2 zur V. metacarpea dorsalis 1, begleiten diese Venen bis zum Zusammenfluß zur V. cephalica accessoria und des weiteren die V. cephalica antebrachii et humeri (s. oben). Ein kleinerer Teil der Lymphgefäße (vorwiegend solche, die am proximalen Teile der volaren Fläche hervortreten) vereinigt sich aber zu einem Stämmchen, das über die volare Seite des Carpus an die A. radialis tritt, mit ihr und des weiteren mit den Oberarmblutgefäßen in die Höhe steigt und in die Lgl. axillaris einmündet. Die Lymphgefäße der Phalangen der Vorderzehe gesellen sich zu denen der Vorderzehengelenke und ziehen mit ihnen zu den Lgl. cervicales superficiales. An jedem Zehengliede treten periostal feinste Lymphgefäße hervor, die sich in der Regel sowohl an der lateralen als medialen Fläche zu einem feinen Stämmchen vereinigen, das wiederum mit dem entsprechenden der anderen Glieder derselben Zehe zusammenfließt; auf diese Weise entstehen mehrere (3—4) Stämmchen, die an der dorsalen Seite des Metacarpus mehr oder weniger in Begleitung der Vv. metacarpeae dorsales karpalwärts ver- laufen, an die V. cephalica accessoria und des weiteren an die V. cephalica antebrachii et humeri gelangen und mit ihr zum ventralen Knoten der Lgl. cervicales superficiales aufsteigen. 4. Die Lymphgefäße der Knochen der Beckengliedmaße. Die Lymphgefäße der Knochen der Beckengliedmaße münden zum weitaus größten Teile in die Lgl. iliaca medialis und die Lgl. poplitea, zum kleineren Teile in die Lgl. hypogastricae, die Lgl. sacra- lis lateralis, die Lgl. inguinalis profunda und in die Lgl. femoralis medialis; da die drei zuletzt genannten Lymphknoten aber nur selten vorkommen, ist dem Befunde keine so große Bedeutung beizumessen Von den einzelnen Knochen schicken ihre Lymphgefäße: das Becken zur Lgl. iliaca medialis, den Lgl. hypogastricae und der Lgl. sacralis lateralis, das Oberschenkelbein zur Lgl. iliaca medialis, den Lgl. hypogastricae und der Lgl. inguinalis profunda, die Kniescheibe zur Lgl. iliaca medialis, Lgl. femoralis medialis und Lgl. inguinalis profunda, die Fibula zur Lgl. iliaca medialis, poplitea und inguinalis profunda, die Tibia, die Tarsal- und Metatarsalknochen zur Lgl. iliaca medialis, poplitea, femoralis medialis und inguinalis profunda, die Zehenglieder zur Lgl. poplitea. Von den einzelnen Lymphknoten erhalten mithin Lymphgefäße: die 535 Lgl. iliaca medialis von allen Knochen der Beckengliedmaße mit Ausnahme der Zehenglieder, die Lgl. poplitea von Tibia, Fibula, Tarsus, Metatarsus und Zehengliedern, die Lgl. sacralis lateralis vom Becken, die Lgl. hypogastricae vom Becken und Oberschenkelbein, die Lgl. inguinalis profunda vom Ober- schenkelbein, der Kniescheibe, der Tibia und Fibula, den Tarsal- und Meta- tarsalknochen, die Lgl. femoralis medialis von der Patella, der Tibia, den Tarsal- und Metatarsalknochen. Die Lymphgefäße des Beckens münden in die Lgl. iliaca medialis, die Lgl. hypogastricae und die Lgl. sacralis lateralis. a) Von der Darmbeinschaufel treten die Lymphgefäße im wesentlichen an deren pelviner Fläche hervor und sammeln sich zu mehreren Stämmchen, die zwischen dem Darmbein und dem M. iliopsoas hindurch zur Lgl. iliaca medialis ziehen. Die der Darmbeinsäule treten an ihren beiden Flächen hervor; sie vereinigen sich zu 2—3 Stämmchen, die teils an die A. iliolumbalis herantreten, mit ihr zwischen Darmbein und M. iliopsoas hindurchtreten und zur Lgl. iliaca medialis gehen, während der andere Teil (meist nur ein Lymphgefäß) über die Incisura ischia- dica major hinweg an den Ramus parietalis der A. hypogastrica ge- langt und mit ihm zu den Lgl. hypogastricae zieht. b) Vom Sitzbein münden die Lymphgefäße in die Lgl. hypogastricae und, falls eine Lgl. sacralis lateralis vorhanden ist, zum Teil auch in diese. Sie be- gleiten zum Teil (besonders vom lateralen Teil des Tuber ischiadicum, dem lateralen Rand und der Außenfläche des Knochens aus) den N. ischiadicus, zum Teil (besonders vom medialen Teil des Tuber ischia- dieum und der Innenfläche des Knochens aus) verlaufen sie in der Nähe des Lig. sacrotuberosum zu den genannten Knoten. In die Lgl. sacralis medialis mündeten keine Lymphgefäße, obgleich in einem Falle ein solcher Knoten zugegen war. c) Vom Schambein ziehen alle Lymphgefäße, die an beiden Flächen des Knochens hervortreten und zu 2-3 Stimmehen sich vereinigen, mit den Schenkelblutgefäßen zur Lgl. iliaca medialis. Ob beim Vorkommen einer Lgl. inguinalis profunda nicht auch einzelne Lymphgefäße des Beckens, besonders des Schambeines, in diesen Knoten ein- münden können, konnte ich nicht direkt nachweisen, wenn man es auch vermuten muß. Vom Oberschenkelbein suchen die Lymphgefäße die Lgl. hypo- gastricae, die Lgl. iliaca medialis und, falls eine Lgl. inguinalis pro- funda zugegen ist, auch diese auf. Vom proximalen Endstiick des Knochens, besonders dem Trochantor major aus, fiillen sich Lymph- vefaBe nach zwei Richtungen hin: 1—2 Lymphgefäße treten an der 536 Beugeseite des Hüftgelenks hindurch zum Schenkelkanal und gehen von da zur Lgl. iliaca medialis, während 1—2 andere Lymphgefäße über die Incisura ischiadica minor hinweg an den N. ischiadicus und mit ihm in die Beckenhöhle treten und in die Lgl. hypogastricae ein- münden. In die Lgl. sacralis lateralis traten, obgleich eine solche vorhanden war, keine Lymphgefäße ein. Vom Mittelstiick des Knochens suchen die Lymphgefäße auch die Lgl. iliaca medialis auf; sie sind sehr fein, so daß sie sich nur schwer verfolgen lassen. Die an der lateralen Seite hervortretenden vereinigen sich zu 1—2 feinen Stämmchen, die dicht über dem M. gastrocnemius nach der medialen Seite hindurch zum Schenkelkanal treten, sich hier zu denen von der medialen Seite gesellen, die ent- weder direkten Weges oder zwischen dem M. rectus femoris und dem M. vastus medialis hindurch in den Schenkelkanal gelangen und in ihm zur Lgl. iliaca medialis ziehen. Ob auch aus dem großen, an der Grenze vom proximalen zum mittleren Drittel des Knochens an dessen kaudaler Seite befindlichen Ernährungsloch Lymphgefäße austreten, konnte, obgleich daraufhin acht Knochen mit größter Sorgfalt untersucht wurden, mit Sicherheit nicht festgestellt werden, ist nach den Befunden in drei Fällen aber sehr wahrscheinlich; es konnten die be- treffenden ein bis zwei Lymphgefäße in diesen Fällen rückwärts nicht ganz bis an das Ernährungsloch heran mit Sicherheit verfolgt werden, so daß sie, wenn sie nicht aus diesem ausgetreten waren, in seiner direkten Umgebung periostal zum Vorschein gekommen sein mußten, was aber nicht wahrscheinlich ist. Sie zogen direkt zum Schenkelkanal und damit zur Lgl. ilaca medialis. Vom distalen Endstück des Knochens aus wenden sich die Lymph- gefäße nach dem Schenkelkanal, und zwar vom Condylus medialis und medialem Rollkamm aus direkten Weges, vom Condylus lateralis und lateralem Rollkamm aus über die hintere Seite des’ Knochens hinweg, von beiden Seiten aus je 2—3 Gefäße. Vom Schenkelkanal aus ziehen die Lymphgefäße zu der Lgl. iliaca medialis. Die Lymphgefäße der Kniescheibe steigen im Schenkelkanal in die Höhe zu der Lgl. iliaca medialis. Sie treten in Form von je 2—3 feinen Lymphgefäßen an der lateralen und medialen Seite der Knie- scheibe hervor. Die Lymphgefäße von der medialen Seite gelangen über die laterale Seite des M. sartorius (also unter ihm hinweg) in den Schenkelkanal, während die von der lateralen Seite unter den M. biceps treten und dicht oberhalb des M. gastrocnemius über die hintere Seite des Oberschenkelbeines hindurchtreten auch zum Schenkel- 537 kanal, wo sie sich mit den ersterwähnten Lymphgefäßen allmählich zu 1—3 Stimmehen vereinigen. Ist eine Lgl. inguinalis prof. oder eine Lgl. femoralis medialis vorhanden, tritt ein Teil der Lymphgefäße erst in diese ein. Die Lymphgefäße der Tibia münden zum größeren Teile in die Lgl. iliaca medialis, zum kleineren in die Lgl. poplitea. Sie treten an allen Flächen des Knochens periostal hervor. Von der medialen Fläche der Tibia aus, an der sie anscheinend besonders im proximalen und distalen Drittel des Knochens hervorkommen, vereinigen sie sich zu mehreren Gefäßen, die sich alle nach der V. saphena magna wenden und im weiteren Verlaufe diese begleiten, indem sie dabei zu 2—3 Stämmchen zusammenfließen; durch den Schenkelkanal gehen sie zur Lg]. iliaca medialis. Von der dorsolateralen Seite der Tibia wenden sich die Lymphgefäße von der proximalen Hälfte des Knochens aus an die A. und V. tibialis anterior, damit zum Schenkelkanal und zur Lgl. iliaca medialis, während sie von der distalen Hälfte teils zu denen der medialen Seite (s. oben) sich gesellen und mit ihnen zur Lgl. iliaca medialis gehen, teils aber auch (besonders vom distalen Endstück des Knochens) mit den Lymphgefäßen an der Beugeseite des Tarsus sich vereinigen und mit dem Stamm der Vv. digitales comm. dorsales und des weiteren mit der V. saphena parva zur Lgl. poplitea verlaufen, teils zur A. und V. tibialis anterior sich wenden und sich damit zu den oben erwähnten Lymphgefäßen gesellen. Von der kaudalen Seite der Tibia aus wenden sie sich in der proximalen Hälfte zur A. und V. poplitea, damit in den Schenkelkanal und zur Lgl. iliaca medialis. Von der distalen Hälfte gesellen sie sich teils zu denen der medialen Seite (s. oben) und ziehen mit ihnen zur Lgl. iliaca medialis, teils gesellen sie sich zu denen der dorsolateralen Seite, welche die Lgl. poplitea aufsuchen. Ist eine Lgl. femoralis medialis vorhanden, dann mündet ein Teil der an der medialen und hinteren Seite der Tibia hervortretenden, die V. saphena magna begleitenden Lymphgefäße in diesen Lymphknoten ein, ebenso wie beim Vorkommen einer Lgl. inguinalis prof. ein Teil der im Schenkelkanal aufsteigenden Lymphgefäße des Knochens in diese eintritt. Die Fibula schickt ihre Lymphgefäße zum Teil zur Lgl. iliaca medialis, zum Teil zur Lgl. poplitea. Zur Lgl. iliaca medialis ziehen die Lymphgefäße von der proximalen Hälfte des Knochens. Sie treten im proximalen Drittel in Form von meist 1—2 Gefäßen hervor, zwischen M. flex. dig. prof. und M. gastrocnemius lateralis in die Tiefe, zwischen beiden Mm. gastrocnemii beckenwärts hindurch und über die Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 35 538 kaudale Seite des Oberschenkelbeins zum Schenkelkanal und von da zum genannten Lymphknoten. Beim Vorkommen einer Lgl. inguinalis prof. tritt in der Regel ein Teil der Lymphgefäße in diesen Knoten ein. Die Lgl. poplitea nimmt die Lymphgefäße von der distalen Hälfte des Knochens auf; sie treten besonders am Malleolus lateralis hervor und wenden sich teils (1—2 Gefäße) über die laterale — hintere Seite des Tarsus an die V. saphena parva, teils (1 Gefäß) an den Stamm der Vv. dig. comm. dorsales und damit des weiteren auch zur V. saphena parva und gehen alle zur Lgl. poplitea. Die Lymphgefäße der Tarsalknochen münden teils in die Lgl. iliaca medialis, teils in die Lgl. poplitea. Im einzelnen verhalten sich die Lymphgefäße ähnlich wie die der Karpalknochen (s. S. 533), d. h. es treten an den freien Flächen der einzelnen Knochen feine Lymph- gefäße hervor, die sich von jedem einzelnen Knochen zu zwei, seltener drei feinen Gefäßen vereinigen. Die an der vorderen (dorsalen) und lateralen Seite des Tarsus hervorkommenden Lymphgefäße vereinigen sich zu 2—3 feinen Stämmchen, die teils in Begleitung der V. saphena parva, teils in Begleitung des Stammes der Vv. dig. communes dors. zur Lgl. poplitea aufsteigen. Die an der medialen und plantaren Seite hervorkommenden gehen teils nach der Beugeseite des Tarsus und von hier zum Stamm der Vv. digitales comm. dorsales und damit zur Lgl. poplitea; zum anderen Teile steigen sie in Begleitung des kaudalen Astes der V. saphena magna medial in dem Raum zwischen Achilles- und oberflächlicher Beugesehne einerseits und dem M. flex. digitalis prof. anderseits in die Höhe, treten mit der V. saphena magna in den Schenkelkanal und münden in die Lgl. iliaca medialis. Von den letzteren Lymphgefäßen tritt beim Vorkommen einer Lgl. femoralis medialis und Lgl. inguinalis prof. ein Teil in der Regel erst in diese Knoten ein. Die Lymphgefäße des Metatarsus suchen zum größeren Teile die Lgl. poplitea, zum kleineren Teile die Lgl. iliaca medialis (und beim Vorkommen einer Lgl. femoralis medialis oder einer Lgl. inguinalis prof. zum Teil auch diese) auf. Sie verhalten sich ganz ähnlich wie die des Metacarpus (s. S. 533), d. h. sie treten an der dorsalen und plantaren Fläche der Metatarsalknochen hervor und wenden sich von beiden Flächen zum größeren Teile nach den Vv. digitales comm. dorsales, wobei sie sich zu 3—4 feinen Stämmchen vereinigen, die unter nochmaliger Vereinigung zu 1—2 Stämmchen den Stamm der genannten Venen über die Beugeseite des Tarsus und die laterale Seite 539 des Unterschenkels und des weiteren die V. saphena parva begleiten und in die Lgl. poplitea einmünden. — Ein weiteres Lymphgefäß kommt in der Regel an der plantaren Seite vom proximalen Endstück des Mt. 5 hervor, steigt über die hintere — laterale Seite des Tarsus in die Höhe uud des weiteren mit der V. saphena parva und gesellt sich zu den ersterwähnten Lymphgefäßen. Außer ihm entsteht an der plantaren Seite aus der Vereinigung feinster Lymphgefäßchen, die von den übrigen Metatarsalknochen stammen, ein Gefäß, das über den medialen Teil der hinteren Fläche des Tarsus aufsteigt, an den Ramus plantaris der V. saphena magna und des weiteren in den Schenkel- kanal und zur Lgl. iliaca medialis gelangt. Ist eine Lgl. femoralis medialis vorhanden, dann miindet dieses Lymph- gefäß in diese ein, wie ich direkt nachweisen konnte. Fehlt dieser Lymph- knoten, findet sich aber eine Lgl. inguinalis prof., dann mul man nach dem Verhalten der entsprechenden Lymphgefäße der Tibia, Fibula und des Tarsus annehmen, daß dieses Gefäß auch in den erwähnten Lymphknoten einmünden kann, wenn ich es auch nicht direkt habe nachweisen können. Die Lymphgefäße der Phalangen der Hinterzehen münden in die Lgl. poplitea. Sie vereinigen sich an der vorderen (dorsalen) Seite des Metatarsus zu 2—4 Stämmchen, die von der Beugeseite des Tarsus aus über die laterale Seite des Unterschenkels zur Lgl. poplitea aufsteigen. Der Austritt aus den einzelnen Phalangen erfolgt in derselben Weise wie bei den Phalangen der Vorderzehen (s. S. 534). (Eingegangen am 17. Januar 1918.) Nachdruck verboten. Zur Frage der Entwickelung des Primordialeraniums beim Schwein (Sus scrofa). Vorläufige Mitteilung von S. Lrsepxry. Mit 4 Abbildungen, davon 2 Mikrophotographien. Aus dem Anatomischen Institut der Universität in Moskau. (Direktor: Prof. P. Karusın.) Da ich mich mit der Absicht trage, demnächst eine ausführlichere Arbeit im Druck erscheinen zu lassen, die über die Resultate meiner Untersuchungen über die Entwickelung des Chondrocraniums beim Schwein berichten soll, erlaube ich mir einige Resultate, zu denen ich dabei gekommen bin, schon jetzt in einer kurzen Nachricht zu geben. 35* 540 1. In der Occipitalregion gibt es beim Schwein in allen Stadien des entwickelten Chondrocraniums nur ein Foramen hypoglossi. In den früheren Stadien, wo das Foramen hypoglossi lateralwärts noch vom Vorknorpel geschlossen ist, ist der Nervus hypoglossus in zwei Äste — einen vorderen und einen hinteren — durch eine dicht- kernige Gewebsspange geteilt, die von der Basalplatte lateralwärts ausgeht und den primitiven Canalis hypoglossi in zwei Teile teilt. „Lam. supra-pilaris‘‘ Prochondrium ri Tect. synot. _ -- _ Dichtkernige Gewebe Prox. Dist. For. endolymphat. ” £ ~~~ Pili oceip. Vena jugul. Abb. 1. Sagittalschnitt durch den Kopf eines Schweineembryo. 16 mm Lange. Regio occipitalis. Lateral von Vena jugularis. Linke Seite. Wenn das Foramen hypoglossi in späteren Stadien von außen von dem Knorpel geschlossen ist, wird es zu Bindegewebe. Ein Kalb von 25 mm hat rechts 3 Foramina hypoglossi, wobei die beiden vorderen mit einer Öffnung zur Ventralseite hin gerichtet sind, und links 2. 2. In früheren Entwickelungsstadien (16 mm Schweinembryo) ist der dorsale Rand der Pila oceipitalis frei. Über ihm hängt von jeder Seite eine knorpelige Platte von oben herab, die sich mit dem Tectum synoticum in prochondraler Verbindung befindet und mit dem Ocei- pitalpfeiler nicht verbunden ist (Abb. 1). Später vereinigt sich diese Platte, die ich „Lamina suprapilaris“ zu nennen vorschlage, spurlos mit 541 dem Tectum synoticum (indem sie die distalen, seitlichen Vorspriinge des Tectum posterius bildet) und mit dem oberen Rande der Pila occi- pitalis; eine Grenze zwischen den letzteren Teilen — Lamina supra- pilaris und Pila occipitalis — erhält sich bis in die spätesten Ent- wickelungsstadien in Form einer Abstufung, die deutlich in meiner Rekonstruktion (Embryo 20 mm) zu sehen ist und auch auf der II. und III. Tafel von Man!) beobachtet werden kann. Wenn man diese Stelle durch das Mikroskop betrachtet, so sieht man, daß die RaTHKE sche Tasche , , Art. basil. Crista transversa ‚ Chorda grtox: Dist. wi Stelle des frühe- 7... .ren Durchganges des Hypophysar- kanales i | ) Zunge Grenze zwischen Sept. interorbitale und Basalplatte. Abb. 2. Sagittalschnitt durch den Kopf eines Schweineembryo. 20 mm Länge. Regio orbito-temporalis. Medianschnitt. Grenze durch quergezogene Zellen bezeichnet ist, zwischen denen sich eine ganz geringe Quantität von Grundsubstanz befindet. 3. Beim Schweinembryo 20 mm sind die knorpeligen Ohrkapseln mit der Basalplatte durch die breite Commissura basi-cochlearis ver- bunden. Später wird die Commissur dünner und es bildet sich in der hinteren Abteilung eine Öffnung, die mit Bindegewebe angefüllt ist — Fissura basi-cochlearis posterior (Mean). Diese entspricht aber durchaus nicht der Fissura basi-cochlearis posterior NoorDENBOS.”) 1) Meap, The Chondrocranium of an Embryo Pig (Sus scrofa). Amer. Journal of Anatomy 1909, Vol. 9. 2) NooRDENBos, Uber die Entwickelung des Chondrocraniums der Säuge- tiere. Petrus Camper 3 Deel. 1905. 542 Bei der Maus verbinden sich die Ohrkapseln mit der Basalplatte gerade _ so, wie es Noorprnzos für Talpa beschrieben hat. Ich möchte nur hierzu hinzufügen, daß bei der Maus zwischen Basalplatte und Pars cochlearis viele kleine Blutgefäße verlaufen. Die Verknorpelung der Ohrkapsel beginnt von außen. Zuerst verknorpelt die Pars canalicularis und dann die Pars cochlearis, wie es bei Talpa (NoorDEnBos) der Fall ist. 4. Bei einem Embryo von 20 mm befindet sich im lateralen oberen Teile der Pars canalicularis eine Verbindung mit dem Tectum posterius, die von mir Commissura tecto-capsularis genannt wird. In den allerfrühesten Entwickelungsstadien (16 mm Länge) überbrückt eine schmale Platte (Tectum synoticum) gewölbeartig die Cerebellar- Anlage und verbindet sich mit den Ohrkapseln an der Stelle, wo die Vereinigung von Canalis semicircularis anterior et posterior stattfindet. Diese Platte muß dem Tectum synoticum (Reptilien) für homolog gehalten werden. Nachdem aber später die Lamina suprapilaris distalwärts mit ihr verwachsen ist, wird sie Tectum posterius (GAupp)!) genannt. Bei einem Embryo von 20 mm gibt es außer der Commissura basi-cochlearis und Commissura tecto-capsularis keine andere Ver- bindung der Ohrkapsel mit den umgebenden Teilen. Zwischen ihr und der Pila oceipitalis liegt eine lange Spalte — Fissura metotica (Reptilien), die medial von der Basalplatte, lateral aber von der Commissura tecto-capsularis begrenzt ist. Erst später bildet sich noch eine Ver- bindung von der lateralen Seite, der die anfänglich kontinuierliche Spalte in zwei Foramina teilt: Foramen jugulare et Fissura occipito- capsularis (Vorr)?). Das Foramen petroso-occipitale (Mzap) gehört auch der Fissura metotica an, nicht aber dem Foramen jugulare spurium, wie Meap meint. Noch später obliteriert die laterale Fissura (Fissura capsulo-oceipitalis und For. petroso-oceipitalis) vollständig. So wird also im Verlaufe der Entwickelung die mediale Verbindung der Öhrkapsel teilweise reduziert, an der lateralen Seite aber entstehen neue Verbindungen. Dies steht mit der von Gaupp aufgestellten Theorie über die Entstehung des medialen Teils der Pars cochlearis bei den Mammalien aus der Basalplatte in gutem Einklang. 1) Gaupp, E., Zur Entwickelungsgeschichte und vergleichenden Morpho- logie des Schädels von Echidna aculeata. Semox’s Zoologische Forschungs- reisen 1908. 2) Vorr, Das Primordialcranium des Kaninchens. Anat. Hefte 116, Bd. 38, 1909. 543 5. Bei einem Embryo von 20 mm gibt es kein Cavum epicochleare (Vor): die Commissura prae-facialis liegt am vorderen Rande der Ohrkapsel und die unter ihr liegende Fovea geniculata befindet sich außerhalb der Kranialhöhle und ist ventral gerichtet. 6. Der vordere Teil der Lamina parietalis steht in den frühesten Stadien in homokontinuierlicher Verbindung mit der vertikallateralen Mittelhirnpolster Metencephalon , Pr. ascendens tect. post. ; . Tectum posterius \___-Art. basilaris _ .---Basalplatte A 4....- Atlas ___---Epistropheus Tectum nasi . Basihyoideum ‘ *% *Chorda “ Grenze zwischen Praesphenoid und Sphenoid K Cart. Planum Fossa hypochiasmatica MECKELI antorbitale Proc. alaris inf. Abb. 3. Derselbe Schnitt wie auf Abb. 2. Platte, der Ala orbitalis und ist von ihrem distalen Teile getrennt. Letztere wächst aus dem Tectum posterius hervor. Bei einem Embryo von 20 mm sind beide Teile durch ein schmales Brückchen verbunden. In späteren Entwickelungsstadien weist eine tiefe Fissura - laminae parietalis (Mxap) .auf diese. Verhältnisse hin. Eine Ver- bindung der Ohrkapsel mit der Lamina parietalis — Commissura capsula-parietalis — tritt verhältnismäßig spät ein. Bei den Embryonen 544 von 20 mm und 25 mm ist sie noch nicht vorhanden und das Foramen jugulare spurium (Fiscuer)!) ist mit dem Foramen spheno- parietale verbunden. 7. Bei einem Embryo von 20 mm besteht keine Spur einer Verbindung der Ohrkapsel mit der Crista transversa. Sie tritt erst bei einem Embryo von 30 mm auf (Meap). In dem dazwischen- liegenden Stadium (25 mm Körperlänge) gehen vom Processus clinoi- deus posterior Auswüchse lateral und distal aus, die aber die Ohr- kapseln nicht erreichen. In diesem Stadium besteht zwischen beiden Processus clinoidei posteriores eine zarte knorpelige Verbindung — Taenia interclinoidea, die aber bei einem Embryo von 35 mm nicht mehr gefunden wird. 8. Die Anlage der Ala temporalis entsteht früh und ganz selb- ständig und erst später vereinigt sie sich mit dem Processns_ alaris. (Dieses Verhältnis ist von Meran „‚vorausgesagt‘‘, aber früher von NoorDENBosS beschrieben worden.) 9. In früheren Stadien besteht der: mittlere Teil der Regio inter- orbitalis — Septum interorbitale — aus dem dichtkernigen Gewebe, das allmählich in das knorpelige Septum -nasi übergeht. Distal stößt er an den scharf umgrenzten vorderen Rand des Teiles der Basalplatte, die unter der Hypophysis liegt und den Boden der Sella turcica bildet (Polplatte NoorpEngos.. Der Hypophysiskanal obliteriert sehr früh. Beim 16 mm Embryo gehen die knorpeligen Taenia orbitalis anterior et posterior medial in das dichtkernige Gewebe des Interorbitalseptum über. Später geht die Verknorpelung von vorn nach hinten vor sich, d. h. das Septum nasi erstreckt sich bis zum proximalen Rande der „Polplatte“, wo es auch die in Punkt 10 beschriebene scharfe Grenze bildet. 10. Merkwürdig ist, daß in der Regio orbitotemporalis bei einem Embryo von 20 mm gleich vor der Wurzel der Alae temporalis der vordere und der hintere Abschnitt des medialen Teiles durch eine deutliche Grenze aus dichtkernigem Gewebe voneinander getrennt sind. Dieselbe geht von der Mitte der vorderen Wand der Sella turcica aus, indem sie gleich unter dem überhängenden Rande des Tuber ephippii (s. Meap |. c.) anfängt und sich weiter nach unten und nach vorn zieht. Im allgemeinen hat diese Grenze die Form der proximal gewölbten Oberfläche eines horizontal liegenden Zylinders. Man muß 1) Fischer, Das Primordialcranium von Talpa europaea. Anat. Hefte 56/57, Bd. 17. ne 545 dabei betonen, daß diese Grenze genau der korpeligen Schicht zwischen den Knochen: dem Basi-sphenoideum und Praesphenoideum eines neugeborenen Schweines entspricht und in allen Entwickelungsstadien nachgewiesen werden kann. Diese Grenze hat auch Winceza!) (Seite 335) beim Schafembryo beschrieben. In der in meinem Besitz be- 7 Tectum synotium ‚ Lamina suprapilaris y 7 re ‚ Pila oceipit. DB Atlas IN In V.jugul. Duct. endölymph. Gangl. = -- Cavum tymp. Cochlea _ Art. carot. int. ’ Hyoid. . a” < ® ie Ala tempor. ~~_Cart. MECKELI “= . Abb. 4. Derselbe Schnitt wie auf Abb. 1. findlichen sagitalen Serie des Kalbes von 25 mm und den Menschen- embryonen von ca. 18 mm und 22 mm zeigt sich gleich vorn vor der Fossa hypophyseos eine Grenze, die der sich an derselben Stelle eines Schweinembryos von 28 mm befindenden vollkommen gleicht. 1) Bulletin international de l’Acad&mie des sciences de Cracovie 1896. Wıncza, Über einige Entwickelungsveränderungen in der Gegend des Schädel- grundes bei Säugetieren. 546 11. Das Knorpelgewebe im Septum nasi und in der Paries nasi entwickelt sich aus drei selbständigen Centra. Das Tectum nasi ist in diesen Stadien (16 mm Länge) durch ein Prochondralgewebe dargestellt (s. NooRDENBoS S. 379—380). Bei den noch früheren Stadien sind die vorknorpeligen Anlagen von Septum nasi und Paries nasi vollständig getrennt. 12. Die Chorda dorsalis liegt beim Schwein in allen Stadien des entwickelten Knorpels innerhalb der Basalplatte. Sie tritt von hinten ein, senkt sich in dem mittleren Drittel bogenförmig herab, erhebt sich vorn wieder, tritt aus dem Knorpel heraus und verliert sich im Bindegewebe, das die Hypophysis umgibt. Das von Meran beschriebene Verhältnis, welches an die Bilder von Linck!) in Bezug auf Menschenembryonen (und auch an meine Serien von Menschen -und Kaninchenembryonen) erinnert, habe ich in keiner von den 32 Serien von Schweineembryonen (von 9 mm bis 70 mm) angetroffen. Im Gegen- satz zur Beschreibung von MEAD sind in meinen Serien von späteren Stadien die Verdickungen in dem hinteren Teile der Kopfchorda sehr deutlich ausgedrückt. Als das wichtigste Resultat meiner Untersuchungen erscheint mir: 1. Die Auffindung der Platte beim Sus, die dem Tectum synoticum (Reptilien) homolog ist. 2. Der Hinweis darauf, daß in früheren (20 mm Länge) Stadien bei den Schweinembryonen hinter den Ohrkapseln eine breite Spalte, die der Fissura metotica (Reptilien) völlig homolog ist, liegt und dab diese Fissura erst später in einige Teile getrennt wird. 3. Die Auffindung einer deutlichen Grenze zwischen den Knorpel- elementen des Primordialeranium, welche der Grenze zwischen den Knochen des Schädels eines jüngeren Tieres entspricht (Punkt 10). 4. Die Auffindung, daß beim Schwein auf dem Prochondral- stadium zwei Canales hypoglossi vortreten. 1) Linck, Beitrag zur Kenntnis der menschlichen Chorda dorsalis im Hals- und Kopfskelet. Anat. Hefte 128. 1911. (Eingegangen am 16. Juni 1914. Wegen des Krieges erst jetzt veröffentlicht. Der Herausgeber.) 547 Nachdruck verboten. Untersuchungen über die Histogenese des Thymus. III. Über die myoiden Elemente des Thymus beim Menschen. Vorläufige Mitteilung. Von Stud.. A. M. WASSIUTOTSCHKIN. Mit einer Tafel. Aus dem Zoologischen Laboratorium der K. Universität St. Petersburg. Direktor: Prof. W. M. ScHIMKJEWITSCH. Im Jahre 1911 unternahm ich auf Anraten meines verehrten Lehrers, Priv.-Doz. Dr. G. SCHLATER, eine eingehende Untersuchung der myoiden Elemente des Thymus. In allerletzter Zeit zog ich in den Bereich meiner Untersuchungen auch die Säugetiere, insbesondere den Menschen. Es mußte die Frage beantwortet werden, ob in dem Thymus auch dieser Tiere myoide Elemente seien, und wenn ja, in welchem Zustande Dank der Liebenswürdigkeit von Prof. Dr. -G. ScHORR und Pros. Dr. E. WinTELER, habe ich die Möglichkeit, ein liberaus reiches Untersuchungsmaterial von menschlichem Thymus zu sammeln, wofür ich an dieser Stelle genannten Herren meinen innigsten Dank ausspreche. Meine vorläufigen Untersuchungen haben schon einige interessante Resultate ergeben, und deshalb habe ich mich entschlossen, dieselben schon jetzt als vorläufige Mitteilung zu ver- öffentlichen. Dazu bewegen mich zwei Umstände. Erstens der Um- stand, daß einige Histologen die myoiden Elemente als ein gewisses histologisches Kuriosum ansehen, und sozusagen ihre Existenzberech- tigung nur deshalb nicht anerkennen wollen, weil sie angeblich in dem menschlichen Thymus nicht vorhanden sind, und zweitens der Um- stand. daß sich schon in einigen Lehrbüchern die falsche Anschau- ung gefestigt hat, die myoiden Elemente des Thymus seien in allen Tierklassen zu finden, mit Ausnahme der Säugetiere. Das vermeintliche Fehlen der myoiden Elemente in dem Thymus der Säugetiere war für mich schon nach meiner ersten Arbeit eine fragliche Erscheinung: der Thymus der Säuger entwickelt sich ja histogenetisch ganz ebenso wie bei allen anderen Organismen ; während wir aber in dem Thymus des Hühnchens oder des Frosches prachtvolle myoide Elemente vorfinden können, scheinen diese Bil- 548 dungen in dem menschlichen Thymus ganz zu fehlen. Es war klar, daß wir vor einer unaufgeklärten Frage standen, welche theoretisch folgendermaßen beantwortet werden konnte: die myoiden Elemente müßten in dem Thymus der Säuger vorgefunden werden; der Umstand, daß dieselben bei einigen Organismen noch nicht konstatiert sind, muß auf eine ungenügende Beobachtung zurückgeführt werden. Die Tatsachen haben diese Annahme gekräftigt. Soweit mir bekannt ist, stellte A. GAMBURZEW als erster in seiner Dissertation: „Die Histogenese des Thymus‘“ (Moskau, 1908; russisch) die Frage von den myoiden Elementen der Säuger auf (Schweine- embryo), und kam zur Schlußfolgerung, welche ich hier in extenso wiederzugeben für angebracht halte: ‚Was nun die Säugetiere anlangt, so ist, nach meinen Präparaten zu urteilen, bei ihnen die Quer- streifung sehr schwach angedeutet, und wenn die von mir gefundenen Zellen mit Anzeichen einer Querstreifung des Plasmas mit irgend- welchen Elementen verglichen werden könnten, so gehören sie, wie mir scheint, dem II. Typus von R. WEISSENBERG an, d. h. sie sind Zellen mit zufälliger Querstreifung‘ (S. 81). Zwei Jahre darauf veröffentlichte ALwın M. PAPPENHEIMER im „Journal of med. researches“ eine Arbeit, betitelt: „„A contribution to . the normal and pathological histology of the thymus gland“ (Vol. 17, p. 1). Leider gelang es mir trotz eifrigen Bemühens nicht, diese Arbeit zu bekommen; in den „Jahresberichten der Anatomie“ (SCHWALBE) ist diese Arbeit angeführt, aber nicht referiert; deshalb begnüge ich mich mit dem, was mir über diese Arbeit Prof. J. Aue. Hammar freundlichst mitgeteilt hat: A. M. PAppEnHEIMER hat eine Querstreifung in den Zellen der Hassau’schen Körperchen beim Menschen konstatiert, d. h. er hat nicht Reste degenerierter myoider Elemente, sondern mehr oder weniger typische Bildungen gefunden. Im Jahre 1913 erschienen zwei Arbeiten, welche die Frage von den myoiden Elementen des Säugerthymus berühren: die Arbeit von J. SALKIND: „Sur quelques structures fines et formes d’activite du Thymus chez les mammiferes“ und eine weitere Arbeit von A. M. PAPPENHEIMER: „Further studies of the Histology of the Thymus* (The Amer. Journ. of Anatomy Vol 14, N.3). Von der ersten dieser Arbeiten war schon die Rede in meiner unlängst erschienenen Ab- handlung (Untersuchungen über die Histogenese des Thymus. . I., Anat. Anz. Bd. 46, Nr. 22/23); die zweite berichtet über weitere Forschungsresultate des Autors. Endlich besitze ich noch Beweise 549 dafür, daß auch andere Forscher myoide Elemente in dem Thymus von Säugetieren gesehen haben. So teilte mir Dr. Paun Wem aus Straßburg freundlichst mit, daß auch er bei der Untersuchung des Thymus der Ratte dieselben Strukturbildungen gesehen habe, die uns gegenwärtig interessieren. Als Untersuchungsmaterial diente mir der Thymus eines 5 Monate alten Kindes. Untersucht wurde auch der Thymus eines 5 Tage alten syphilitischen Kindes sowie einer Frühgeburt. In dem Thymus des syphilitischen Kindes fehlten myoide Elemente gänzlich, während in dem Thymus der Frühgeburt Spuren zweifellos degenerierter myoider Elemente gefunden wurden. Da jedoch dieser Thymus stark aus- gesprochene postmortale histologische Veränderungen aufweist, so lasse ich ihn bei Besprechung meiner Untersuchungsresultate unberück- sichtigt. Wenden wir uns dem Thymus des 5 Monate alten Kindes zu. Das Kind wurde am 5. Januar d. J. ins Petri Pauli-Krankenhaus gebracht. Der Tod trat am 11. Januar morgens um 4 Uhr 30 Min. ein. Die Sektion wurde von Pros. Prof. Dr. G. SCHORR ausgeführt. Die Epikrise lautet: „Leptomeningitis basilaris tuberculosa. Hydrocephalus internus. Lymphadenitis caseosa tuberculosa mediastini. Pneumonia lobularis purul. cat. disseminata pulm. utriusque. Tuberculosis miliaris pulmonum lienis et renum. Degeneratio parenchymatosa renum. Enterocolitis follicularis*. Irgendwelche postmortale Strukturveränderungen konnte ich in dem Thymus nicht wahrnehmen. Fixiert wurde der Thymus in der Flüssigkeit von Branca; eingeschlossen wurde in Paraffin; gefärbt wurden die Schnitte mit Eisenhämatoxylin nach M. HrıpenHain. Als ich an die Untersuchung dieses Thymus herantrat, war es für mich schon klar, daß ich keine typischen myoiden Elemente finden würde, da ja der kranke Organismus sich in schlechten Ernährungsverhält- nissen befand, und da schlechte Ernährung und Hungern, wie es J. Ausg. Hammar konstatierte (1905), einen völligen Schwund der myoiden Elemente bewirken. Ich konnte nur darauf hoffen, Zerfalls- produkte typischer myoider Elemente vorzufinden. Meine Präparate bewiesen infolgedessen die Richtigkeit meiner Vermutung. Zu allererst mußte ich feststellen, ob die myoiden Elemente wirklich an der Zusammensetzung der Hassav’schen Körperchen teil- nehmen, wie es PAPPENHEIMER behauptet. Theoretisch betrachtet müssen wir zugeben, daß diese Tatsache an und für sich nichts merk- würdiges darbietet und mit den allgemeinen Anschauungen von der 550 Histogenesis des Thymus in keinem Widerspruch steht. Die Frage vom Ursprunge der Hassav’schen Körperchen lasse ich unberück- sichtigt, da ich diese Frage im weiteren einer eingehenden Unter- suchung unterwerfen werde; ich weise nur darauf hin, daß in dieser Hinsicht eine theoretische Anschauung besteht, welche besagt, daß sich am Aufbau der Hassav’schen Körperchen die verschiedensten strukturellen Elemente beteiligen können, eine Anschauung, welche meiner Meinung nach am annehmbarsten ist; wenn es sich aber so verhält, so taucht eine neue Frage auf: warum können nun degene- rierende myoide Elemente nicht auch am Aufbau der Hassau’schen Körperchen teilnehmen? Es wäre merkwürdig, wenn diese Elemente in genannter Hinsicht eine Ausnahme bildeten; in vielen Fällen konnte ich wirklich in den Hassar’schen Körperchen Spuren bandförmiger (!) degenerierter myoider Elemente finden (Abb. 1), wodurch die Befunde A. PAPPENHEIMER'S bestätigt werden. Besondere Würdigung verdient folgender Umstand: bisweilen sind an der Peripherie der Hassanu’schen Körperchen, gleichwie der myoiden Elemente, Körner zerstreut, welche ihrer Größe und Form nach an Q-Elemente der Muskelfasern erinnern. In diesem Falle haben wir es augenscheinlich mit dem Stadium des kérnigen Zerfalls myoider Elemente zu tun (Abb. 2), worüber ich in meiner zweiten Arbeit dieser Serie berichtete (1. c. Anat. Anz. Bd. 46, Nr. 22/23). Augenscheinlich hat in einigen seiner Fälle auch PappEn- HEIMER mit dem Prozesse des körnigen Zerfalls zu tun gehabt (siehe Abb. 1 in seiner Arbeit vom Jahre 1913). Man trifft hier auch degenerierte konzentrische myoide Elemente vor. Ein Vergleich meiner Präparate mit den Abbildungen GAMBURZEW’S führte mich zu dem Schlusse, dal die einzelligen Hassau’schen Körper- chen dieses Autors nichts anderes darstellen als konzentrische myoide Elemente, die sich in einer eigenartigen Degenerationsphase befinden. Im gegebenen Falle haben wir Zellen vor uns, in deren Körper stark entfärbte Myofibrillen verlaufen, welche zuweilen eine Differenzierung in Q- and J-Elemente erkennen lassen, zuweilen aber völlig homo- genisiert sind. Abb. 5 veranschaulicht eine solche völlig homogenisierte Zelle; nur ganz im peripheren Teil derselben verläuft eine Myofibrille mit deutlich differenzierten einzelnen Q-Elementen. Viel öfter finden wir hier weitere Degenerationsformen konzen- trischer myoider Elemente vor. So finden wir runde Zellen, in welchen sich die Myofibrillen ganz regellos verflechten, ein dichtes Netzwerk bildend. A. M. Wassjutotschkin, Histogenese des Thymus Anatomischer Anzeiger Bd. 50. 2 on ES Verlag von Gustav Fischer in Jena. x > 551 Zum Schlusse dieser kurzen Mitteilung könnte ich folgendes sagen: in einem mir liebenswürdig zugesandten Briefe sagt Prof. Dustin: „Le thymus est peut-étre ce qu’il y a de plus complexe a l’etudier en histologie“. Allein ich hege die Hoffnung, daß auch diese Schwierigkeit in nicht weiter Zukunft durch eine Reihe eingehender; planmäßiger Untersuchungen wird überwunden werden können. 8. Mai 1914. (Eingegangen am 18. Juli 1914. Wegen des Krieges erst jetzt veröffentlicht. Der Herausgeber.) Nachdruck verboten. Eine neue Stütze für die Plastosomentheorie der Vererbung. Vorläufige Mitteilung. Von Fkreporıch Meves in Kiel. Mit 2 Abbildungen. Die Anschauung, daß die Plastosomen neben dem Kern bei der Übertragung der erblichen Eigenschaften beteiligt sind, beruht heute nicht mehr ausschließlich auf theoretischen Erwägungen, wie ich sie 1908 in den ,,cytologischen Studien am Hühnerembryo“ angeführt habe, sondern hat seitdem durch Beobachtungen über den Befruch- tungsvorgang, besonders bei Askaris und Filaria, dann aber auch bei Phallusia und Mytilus (Meves 1911—1915), eine sichere Unter- lage erhalten. Weiteres Beweismaterial vermochte ich beim Studium der Be- fruchtung von Oxyuris ambigua zu gewinnen. Die Spermien von Oxyuris ambigua (Abb. 1) setzen sich, wie LoEwEnTHAL (1889) bereits beschrieben hat, aus einem kugelig gestalteten Kopfstück und einem kegelförmigen Schwanzstück zu- sammen, welches letztere sich in einen längeren Faden auszieht. Das Kopfstück wird aus protoplasmatischer Grundsubstanz gebildet und beherbergt außerdem einen kleinen, schwer färbbaren und wenig scharf konturierten Kern, welcher mitten vor der Basis des Schwanzstücks, meist unmittelbar an dieser, gelegen ist. Das Schwanzstück entsteht, wie das Studium der Spermiogenese mir gezeigt hat, aus einem plastosomatischen ,,Nebenkern (einem Plastomer bzw. Chondriomer, vgl. Mevzs 1918, 1), welcher sich im Lauf der Entwickelung in verschiedene Teile differenziert. An der 552 Oberfläche des ,,Nebenkerns‘‘ bildet sich aus der Substanz desselben eine Membran aus, welche am reifen Spermium das Schwanzstück einhüllt!). Das Innere des Schwanzstücks besitzt im vorderen (basalen) Teil eine andere Beschaffenheit als im hinteren. Der vordere Teil, welcher sich im lebenden Zu- stand durch einen ,,eigenttimlichen Glanz‘ auszeichnet, wird bei Be- handlung mit essigsaurem Karmin Abb. 1. Abb. 1. Spermium von Oxyuris am- bigua. Aus dem Samenbehälter des Weib- chens. Modifiziertes Fremuine’sches Ge- misch, Eisenhämatoxylin. Abb. 2. Schnitt durch ein befruchtetes Ei von Oxyuris ambigua mit dem Schwanz- stück des Spermiums; Endfaden des Schwanzstückes abgeschnitten. Behandlung wie bei Abb. 1. stark rot gefärbt (LOEWENTHAL). Nach Fixierung mit modifiziertem Fremmine’schen Gemisch tingiert er sich mit Eisenhämatoxylin schwarz (Abb. 1), ebenso wie die Hüllmembran, welche ihm anliegt und daher an derartigen Präparaten innerhalb seines Bereichs nicht erkennbar ist. Im hinteren Teil zeigt das Innere des Schwanzstücks ein helles Aussehen. 1) Nur die vordere Fläche des Schwanzstücks, welche an das Kopfstück anstößt, scheint in der Mitte frei davon zu sein. TER 553 Weitere Einzelheiten über den Bau der Spermien und eine Darstellung ihrer Entwiekelung muß ich mir für meine ausführliche Arbeit vorbehalten. Die aus dem Ovarium ausgetretenen Eier sind annähernd ellip- soidisch gestaltet. Die Grundsubstanz ihres Protoplasmas schließt, außer einem exzentrisch gelegenen Kern, einige „hyaline Kugeln“, zahlreiche helle Vakuolen und überall verstreute kleine Plastochon- drien ein. Das Spermium tritt in das Ei in der Regel an demjenigen Pol- ende ein, dem der Eikern näher liegt. Nicht nur an den völlig aufgenommenen, sondern auch an den noch im Eindringen begriffenen Spermien ist von dem Kopfstück nichts mehr wahrzunehmen. Die protoplasmatische Grundsubstanz desselben scheint sich sehr schnell aufzulösen, während der von ihr umschlossene Kern, welcher schon an den freien Spermien häufig unsichtbar ist, sich noch längere Zeit (bis zur Ausbildung der ersten Richtungsspindel) den Blicken zu entziehen pflest. Dagegen ist das Schwanzstück des eingedrungenen Spermiums im Protoplasma des eben befruchteten Eies sehr leicht aufzufinden. An diesem Schwanzstück spielen sich nun alsbald nach dem Ein- dringen des Spermiums folgende Veränderungen ab. Die durch Glanz und starke Färbbarkeit ausgezeichnete Substanz, welche den Basalteil des Schwanzstücks ausfüllt, zieht sich zusammen und nimmt eine kugelige Form an. An der Membran, welche das Schwanzstück einhüllt, treten knötchenförmige Verdickungen auf, welche weiterhin, indem sie selbstständig werden, zu Körnchen von der Größe der Ei- plastochondrien anschwellen (Abb. 2). Diese Körnchen sind in der gleichen Weise wie die Eiplastochondrien färbbar; sie stellen die männlichen Plastochondrien dar, von denen ich behaupte, daß sie an der Vererbung teilnehmen. Inzwischen beginnt im Zentrum des Eies eine Ansammlung von Eiplastochondrien bemerkbar zu werden (Abb. 2), welche in der Folge rasch größer wird. Die männlichen Plastochondrien behalten ihre anfängliche, durch die Art ihrer Herausbildung bedingte Anordnung nicht lange bei, sondern mengen sich unter die Eiplastochondrien, von denen sie dann nicht mehr zu unterscheiden sind. Wenn die erste Richtungsspindel ausgebildet ist, wird das Zentrum des Eies von einer großen, annähernd ellipsoidischen Körneransamm- Anat. Anz. Bd. 50. Aufsätze. 36 554 - lung eingenommen, welche die sämtlichen im Ei vorhandenen Plasto- chondrien (mit Ausnahme ganz weniger, welche meistens noch nach- träglich einbezogen werden) umfaßt. Von dem Schwanzstück des Spermiums ist nunmehr nur noch die stark färbbare Kugel nachweisbar, welche aus der im Basalteil ent- haltenen Substanz entstanden ist. In der Regel liest sie am Rande der zentralen Plastochondrienanhäufung. Sie erinnert mich an den „‚Glanzkörper“ bei Askaris und scheint wie dieser vom Eiprotoplasma allmählich resorbiert zu werden. In geringerer oder größerer Nähe dieser Kugel gewahrt man innerhalb der Plastochondrienanhäufung den Spermakern, welcher gewöhnlich dicht von Plastochondrien umhüllt ist. Aus dem Mitgeteilten ergibt sich, daß die männlichen Plastochon- drien sich bei Oxyuris, wie auch bei den übrigen untersuchten Tieren (Askaris, Filaria, Phallusia, Mytilus), von einem bestimmten Stadium an der weiteren Verfolgung entziehen. Meine ,,in jeder Arbeit wiederkehrenden Behauptungen‘, daß sie unmöglich untergehen können, findet ScHREINER (1916) nun aber nicht genügend, um dem Ungläubigen Belege zu ersetzen. Er ver- langt allen Ernstes für die männlichen Plastochondrien den direkten Nachweis ihrer Persistenz! Darauf habe ich in einer im Druck befind- lichen Abhandlung (1918, 2), welche ich im Mai des Jahres 1917 an die Redaktion des Archivs für mikroskopische Anatomie eingesandt habe, mit Bezug auf das Askarisei folgendes geantwortet: ,,SCHREINER Sucht sich also vor der Plastosomentheorie der Vererbung durch negative Beweise zu retten, ,,mittels deren‘, wie Nazgkuı (1884, $. 218) sagt, „die neueren Forschungen der Morphologen im Widerspruche mit der klaren Forderung einer logischen und exakten Methode so manche unhaltbare Meinung in die Wissenschaft einführen wollen. Der nega- tive Beweis kann nichts Positives dartun; er sagt uns weiter nichts, als daß auf diesem Wege der Forschung die Grenze des Könnens er- reicht sei“. Im vorliegenden Fall (Askaris) existiert nicht das leiseste Anzeichen dafür, daß die männlichen Plastochondrien, nachdem sie sich in kleinere Körner zerlegt haben, zugrunde gehen. Wenn SCHREINER behaupten will, daß sie verschwinden, so möge er es doch seinerseits beweisen. Zugunsten der letzteren Annahme läßt sich, wie ich 1915, 1, 5. 30 bemerkt habe, kaum etwas anderes geltend machen, als daß eine Persistenz der männlichen Plastochondrien im Ei mit der Mono- polstellung unvereinbar ist, welche dem Chromatin der Samenzelle 555 von vielen Seiten bei der Übertragung erblicher Eigenschaften ein- geräumt wird‘ usw. Angesichts meiner neuen Befunde am Oxyurisei füge ich hinzu: Wenn die Plastochondrien, welche aus der membranösen Hülle des Schwanzstücks hervorgehen, dem Untergang bestimmt sind, warum werden sie dann überhaupt gebildet bzw. reorganisiert? Daß Plasto- chondrien als Degenerationsprodukte auftreten, wird SCHREINER doch wohl nicht annehmen wollen. Von mehreren Seiten (G. Herrwıc 1912, O. Herrwie 1912, Bucuner 1913, NacursHetm 1914) ist die Meinung geäußert worden, daß die Plastosomentheorie der Vererbung durch das Schicksal der männlichen plastosomatischen Substanz bei der Furchung des See- igeleies (Mrves 1912, 1914) als irrtümlich erwiesen werde. Anderer- seits haben Duzsgere (1915) und C. Ragu (1915), welche beide für eine Beteiligung der Plastosomen bei der Vererbung eintreten, unab- hängig voneinander erklärt, daß hinsichtlich dieser meiner Ergebnisse weitere Untersuchungen notwendig seien. Meinerseits muß ich an meiner Darstellung festhalten und dabei beharren, daß, wenn die Befunde am Säugetierei, wie VAN DER Srricut (1909), Lams (1910), Hennecuy (1910) und Levi (1915) annehmen, mit der Pastosomen- theorie der Vererbung vereinbar sind (vel. hierzu Mevzs 1916), auch das von mir festgestellte Verhalten des ‚„Mittelstücks‘“ des Echiniden- spermiums bei der Eifurchung keineswegs einen Beweis für die Rich- tigkeit der ,,Kernidioplasmatheorie“ zu bilden braucht. Meine Auf- fassung, welche ich in der erwähnten Arbeit (1918, 2) ausgeführt und gegen alle Angriffe verteidigt habe, geht nach wie vor dahin, daß diejenige Blastomere des Echinideneies, in der die (von mir ver- mutete) Zerlegung des Mittelstücks stattfindet, den späteren See- igel hervorgehen läßt. Diese Annahme ist unschwer mit einer An- schauung in Deckung zu bringen, welche schon vor langer Zeit von Jou. MÜLLER (1848) und Carus (1849) vertreten worden ist: daß das definitive Echinoderm auf dem Wege des Generationswechsels als Knospe an der Larve entsteht, und glaube ich an der genannten Stelle (1918, 2) unter Zuhilfenahme des als allgemein gültig aner- kannten embryologischen Prinzips der Substitution (KLEINENBERG 1886) oder der Methorisis (SCHIMKEWITSCH 1908) als vorstellbar erwiesen zu haben, daß sämtliche Zellen des späteren Seeigels einschließlich derjenigen des Magendarmkanales und des Vasoperitonealsystems mit männlicher plastosomatischer Substanz versorgt sind. 36* 556 Literaturverzeichnis. Buouner, P. (1913), Die trophochromatischen Karyomeriten des Insekteneies und die Chromidienlehre. Biol. Centralbl. Bd. 33. Carus, V. (1849), Zur näheren Kenntnis des Generationswechsels. DUueESBERG, J. (1915), Recherches cytologiques sur la fécondation des Ascidiens et sur leur développement. Publication No. 223 of the CARNEGIE Institution of Washington. HEnnEGuy, F. (1910), s. die Diskussion zu dem Vortrag von Lams (1910). Hertwie, G. (1912), Das Schicksal des mit Radium bestrahlten Spermachroma- tins im Seeigelei. Eine experimentell-cytologische Untersuchung. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 79, Abt. 2. Herrwic, O. (1912), Disharmonische Idioplasmaverbindungen und ihre Folgen. Scientia Bd. 12. KLEINENBERG, N. (1886), Die Entstehung des Annelids aus der Larve von Lopa- dorhynchus. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 44. Lams, H. (1910), Recherches sur l’oeuf de Cobaye (Cavia Cobaya). Maturation, Fecondation, Segmentation. Compt. rend. de I’ Association des Anatomistes, douziéme Réunion, Bruxelles. Levi, G. (1915), Il comportamento dei condriosomi durante i pit precoci periodi dello sviluppo dei Mammiferi. Arch. f. Zellforschg. Bd. 13. LoEWENTHAL, N. (1889), Die Spermatogenese bei Oxyuris ambigua. Internat. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 6. LOEWENTHAL, N. (1890), Die Befruchtung, Reifung und Teilung des Eies von Oxyuris ambigua. Internat. Monatsschr. f. 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Verf. schreibt S. 445: „Besagte Öffnung, die an der kranialen Fläche der Pars lateralis liegt und demnach als Foramen sacrale superius bezeichnet werden möge.“ Dieser Name ist auch schon von mir verwendet (1914, S. 375) worden. Für die Geschichte der Wissenschaft scheint es mir nötig, diese Bemer- kung zu machen. (Eingegangen am 2. März 1918.) Nachdruck verboten. FERDINAND HEIN f. Am 5. Februar d. J. verstarb in Berlin der langjährige Assistent der Berliner Anatomischen Anstalt Professor Dr. FErpınanp HEIN. Geboren am 9. Dezember 1860 zu Schwartau im Oldenburgischen Fürsten- tum Lübeck, erwarb er sich seine medizinische Universitätsbildung in Kiel und in Berlin. In Kiel war er, um nur die seine spätere Richtung beeinflussenden Lehrer zu nennen, Schüler WALTER FLEM- MINGS, ADOLF Panscus und VIKTOR Hensens, in Berlin Emi pu Boıs- REYMONDS, Oskar Hertwies, Hans Virchows und des Unterzeich- neten. Großer Eifer und besonderes Geschick bei den anatomischen Präparierübungen lenkte in Berlin bald die Aufmerksamkeit auf ihn, 558 so daß ihm die Stelle eines Demonstrators und Präparators für die anatomischen Vorlesungen übertragen wurde. Nach bestandener Staats- prüfung trat er 1895 als Volontärassistent ein und erhielt 1901 eine etatsmäßige Assistentenstelle, in der er bis zu seinem Tode verblieb; 1911 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Hrıns später Entschluß für ein akademisches Studium — erst im 35. Lebensjahre erledigte er die medizinische Staatsprüfung — erklärt, daß er nur wenige wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht hat. Seiner im Jahre 1902 erschienenen Inauguraldissertation über „Hernia lumbalis“ ließ er noch folgen: „Betrachtungen über die Beckenfaszie“, Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physio- logie 1905, Bd. 21, S. 354—368, und, zusammen mit E. GERSTENBERG, „Anatomische Beiträge zur Riickenmarksanisthesie“, Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie 1908, Bd. 61, S. 524—544. Alle diese Veröffentlichungen sind gründlich durchdacht und klar bearbeitet; sie behalten Wert, insbesondere die letztgenannte, in der die bei der Lumbalpunktion zu berücksichtigenden anatomischen Verhältnisse dar- gelegt sind. Es muß auch hervorgehoben werden, daß Dr. Hein dem Unterzeichneten ein treuer Helfer bei der Bearbeitung der „Topo- graphischen Anatomie des Beckens‘ war, wie er auch sonst ärztlichen Kollegen bei anatomischen Fragen stets bereitwillig mit Rat und Tat zur Seite stand, so unter andern bei der Arbeit Dr. E. Martins „Der Haftapparat der weiblichen Genitalien“, Berlin 1911, Kl.-Folio, S. Kargers Verlag, 68 S. und 16 Tafeln. Hers Stärke lag in seiner besonderen Befähigung für den prak- tischen Unterricht auf dem Präpariersaale und in seinem großen technisch-anatomischen Geschick, verbunden mit gründlichster Kenntnis der deskriptiven und topographischen Anatomie. Aber auch die all- gemeine und mikroskopische Anatomie und Technik beherrschte er vollkommen und hat, solange unter dem Unterzeichneten mikrosko- pisch-anatomisehe Übungskurse gehalten wurden (bis Sommersemester 1916 einschl.), ihm als selbständiger Helfer zur Seite gestanden. Hein fand in treuester Pflichterfüllung und stetiger Arbeit, die er auch in den letzten Jahren seines Lebens, obwohl schwer leidend, nicht unterbrach, seine volle Befriedigung. Alle, die seiner Hilfe sich er- freuten und seinen Unterricht genossen, werden ihm ein ehrendes An- denken bewahren. Kollege R. Fick, mein Nachfolger im Amte, dem Hein als Vorlesungsassistent zur Seite stand, vereinigt sich mit mir in der hohen Wertschätzung des verewigten treuen und edlen Mannes. v. WALDEYER-HARTZ2. Biicherbesprechung. Festschrift zum LXX. Geburtstage von Dr. Emil Gasser am 8. Dezember 1917. Mit 116 Textfiguren und 38 Tafeln. Berlin, Verlag von Julius Springer, 1917. VIII, 688 S. Preis 56 M. Diese Festschrift für Herrn Kollegen Gasser in Marburg bildet einen Band 559 der von TANDLER herausgegebenen ,,Zeitschrift für Anatomie und Konstitutions- lehre“. Das Sammelwerk besteht aus zwei Teilen, von denen der erste fast rein anatomisch ist, während der zweite außer anatomischen und physiologischen Arbeiten auch pathologische und klinische, besonders chirurgische Beiträge bringt. Der Inhalt des ersten Teiles (S. 1—408) ist folgender: STRAHL, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte von Tatusia novemeincta L. 6 Taf. — F. B. Hor- MANN (Marburg), Zur Theorie und Technik der GoLcI-Methode. — E. KORSCHELT, Beobachtungen und Versuche an Ctenodrilus (Zeppelinia) monostylos. 14 Abb. — MARTHA SCHMIDTMANN (Kiel), Zur Kenntnis des braunen Pigments von Leber und Herz. — WALTHER Vogr (Marburg), Morphologische und kausal-analytische Untersuchungen über die Lageentwicklung des menschlichen Darmes. 16 Abb. i. T. und 7 Taf. — G. WETZEL, Die quere Oberschenkelfurche des Neu- geborenen und ihre Entstehungsbedingungen. 1 Abb. — G. Rus, Der breite Rückenmuskel der Primaten. — H. TRIEPEL, Gastrulation und Chordulation. 2 Abb. — Kart Revrer (Hamburg), Über die Verwendung der Kälte in der anatomischen Technik. 15 Abb. — H. SCHRIDDE, Weitere Untersuchungen über die Lymphozyten und ihre Zellkörner. 2 Abb. — B. HENNEBERG, Zur Kenntnis der Entwicklung und der morphologischen Bedeutung der Hautdrüsenorgane. 3 Tafe. — CHARLOTTE LEHN (Marburg), Beitrag zur Kenntnis des Primordial- schädels von Polypterus. 18 Abb. i. T. und 1 Taf. Aus dem zweiten Teil seien hier als von näherem Interesse für Anatomen genannt: Fritz König (Chirurg in Marburg), Uber Form und Wachstum des oberen Femurendes. 7 Taf. — LoHMAnn (Marburg), Über die Ursache des Ge- burtseintritts (2 S.). — GEORG Maenus (Ass. d. chir. Klinik Marburg), Umbau von Knochenformen und Spongiosa-Architektur im Sinne der funktionellen Anpassung bei Gelenkkontrakturen. 1 Taf. und 2 Abb. i. T. — G. Karson (med. Klinik, Marburg), Die Erklärung der Haustrenformung des Kolons. 8 Abb. — W. ZANGEMEISTER, Über den Termin der Eibefruchtung beim Menschen. 3 Abb. — F. SAUERBRUCH, Anatomisch-physiologische Beobachtungen an plastischen Amputationsstümpfen. 16 Abb. — L. AscHoFF, Uber das Relief der Magen- schleimhaut und seine Bedeutung für Lokalisation und Formgebung der Magen- geschwüre. Wie man aus dem hier nur zum (allerdings größeren) Teile wiedergegebenen Inhalt leicht ersieht, ist der Inhalt der Festschrift ein sehr reichhaltiger und nach den verschiedensten Richtungen hin interessanter. So hat der 70. Geburtstag des Herrn Kollegen Gasser, zu dem hier nachträglich (am Tage der Kenntnis- nahme) die besten Glückwünsche ausgesprochen werden, die anatomische Litera- tur in wertvoller Weise bereichert und der Zweck der Jubelschrift ist in doppel- tem Sinne erreicht worden. Die Ausstattung des Bandes ist, besonders in den sehr zahlreichen Tafeln, eine sehr gute, der an sich ja hoch erscheinende Preis angesichts der 38 Tafeln und 45 Druckbogen, ferner der jetzigen Teuerung kaum allzu hoch zu nennen. — Wiederum eine sehr anerkennenswerte Leistung des deutschen Buchhandels, trotz des Weitkrieges! Jena, 17. Februar 1918. B. 560 Personalia. Halle. Professor W. GEBHARDT ist an einer Infektion gestorben. Nachruf folgt. Dorpat. Der frühere Professor der Anatomie und Direktor des Anatomischen Instituts, Wirkl. Staatsrat Professor Dr. Ausust RAUBER ist, 75 Jahre alt, im Februar 1917 gestorben. Nachruf folgt. An die Herren Mitarbeiter. 1. Korrekturen von Satz und Abbildungen sind nicht an den Herausgeber, sondern erstere an die Druckerei, Herrn R. Wagner Sohn in Weimar, letztere an den Verlag zurückzusenden. 2. Seit dem Bande 24 werden nicht mehr ganze Sätze, sondern nur noch, wenn es den Herren Mitarbeitern unbedingt nötig erscheint, einzelne Worte durch den Druck (entweder gesperrt oder fett) hervorgehoben. Daß man wichtige Dinge ohne Hilfe des Sperrens durch die Stellung des betreffenden Wortes im Satze hervorheben kann, zeigt z. B. der Scuwauze’sche Jahresbericht, in dem nicht gesperrt wird. Auch sind bekanntlich viele Leser geneigt, nur gesperrte Stellen zu lesen; das Fehlen solcher wird Anlaß geben, die ganze Arbeit zu lesen. 3. Polemik findet im Anatomischen Anzeiger nur Aufnahme, wenn sie rein sachlich ist, persönliche Polemik ist prinzipiell ausgeschlossen. Die Entscheidung über die bekanntlich schwer zu ziehende Grenze zwischen „sachlich“ und „persönlich“ behält sich der Herausgeber vor. 4. Die Verlagsbuchhandlung liefert bis zu 100 Sonderabdrücken der Beiträge unentgeltlich, weitere Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten. Wird kein besonderer Wunsch ausgesprochen, so werden 50 Abdrücke hergestellt. Bestellungen sind nicht an den Herausgeber, sondern an die Verlagsbuchhandlung, Herrn Gustav Fischer in Jena, zu richten. 5. Nicht oder ungenügend frei gemachte Sendungen werden nicht angenommen. 6. Die Adresse des Unterzeichneten ist nach wie vor einfach Jena (nicht ‚„‚Anatomie“; Wohnungsangabe überflüssig). Der Herausgeber: K. v. BARDELEBEN. Dieser Doppelnummer liegen Titel und Inhaltsverzeichnis zu Band 50 bei. Abgeschlossen am 21. März 1918. Weimar. — Druck von R. Wagner Sohn. Literatur 1916''). Von Prof. Dr. Orro Hamann, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin. 1. Lehr- und Handbücher. Bilderwerke. Leonardo da Vinci. Quaderni d’Anatomia. Bd. 5: Ventisei fogli della R. Library di Windsor. — Vasimuscoli-cervello e nervi-anatomia topografia e comparata pubbl. da Ove C. L. VANGENSTEN, A. Fonann, H. Horstock. — Bd. 6: Ventitre fogli della R. Library di Windsor. Proporzioni-funzioni dei muscoli-anatomia della superficie del corpo umano. Christiania, Dybwad, 1916 Fol. Merkel, Friedrich, Die Anatomie des Menschen. Mit Hinweisen auf die ärztliche Praxis. 5. Abt.: Haut, Sinnesorgane und nervöse Zentralorgane. Wiesbaden, Bergmann, 1917. VIII, 206 S. 8°. 7M. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wieklungsgesch. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. OÖ. HERTWIG u. W. v. WALDEYER-Hartz. Bd. 89, H. 2/3. 11 Taf. u. 51 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. REINECKE, Uber den Wandungsbau der Arterien, insbeson- dere die Struktur des elastischen Gewebes bei Anamnien und Sauropsiden. — SCHREINER, Zur Kenntnis der Zellgranula. Untersuchungen über den feineren Bau der Haut von Myxine glutinosa. — KEIBEL, Über die Ent- wicklung des Labyrinthanhanges (Recessus labyrinthi oder Ductus endolymphaticus) bei den Schildkröten und über seine Homologisierung bei den Wirbeltieren. — CARL, Sind die ,,Sommerzellen‘‘ in der Neben- niere des Frosches acidophil? Abt. 2. HERTwIG, Das genealogische Netz- werk und seine Bedeutung für die Frage der monophyletischen oder der polyphyletischen Abstammungshypothese. Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wicklungsgesch. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. O. HERTWIG u. W. v. WALDEYER-HaArTz. Bd. 89, 1917, H. 4. 15 Taf. u. 18 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1: Meves, Historisch-kritische Untersuchungen über die Plasto- somen der Pflanzenzellen. — SZENT-GYÖRGYI, Untersuchungen über den Bau des Glaskörpers des Menschen. — RÜCKERT, Über die Glomeruli der Vorniere von Torpedo und deren arterielle Gefäße. — Rickert, Zur Ent- wicklung der Vena cardinalis posterior von Torpedo und deren Beziehungen zur Vorniere. — Abt. 2: HIRSCHLER, Über die theoretische Fassung des Problems der Vererbung erworbener Eigenschaften. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Abhandlungen aus dem Jahre 1917 sind mit der Jahreszahl 1917 ge- kennzeichnet. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 6/7. Lit. Mai 1917. Af an Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM WALDEYER u. Max RuBneER. ‚Jg. 1915. Anat. Abt. Suppl.-Band. 7 Taf. u. 19 Fig. Leipzig, Veit & Co. Inhalt: VIROHOW, Intercostales externi und Transversus thoraco-abdominalis des Erythrocebus patas. — KOLLMANN, Termitengänge im Schädeldach zweier amerikanischer Pygmäen. — AIcHEL, Das Problem der Entstehung der Zahnform. — LANDSBERGER, Das Wachstum der Nase und die Deviation des Septums. — WEIGNER, Eine sehr seltene Gefäßanomalie: Obliteratio der Art. anonyma, der Art. carotis com. und der Art. subelavia; persistie- rende V. cava sup. sinistra. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovux. Bd. 42, H. 3. 15 Taf. u. 40 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: STEINACaH, Pubertätsstudien und Zwitterbildung. — BLANK, Die Knickschwänze der Mäuse. Ein anat.-histol. Beitrag zur Kenntnis der erblichen Wirbelverschmelzungs- und Reduktionsvorgänge an der Schwanz- wirbelsäule der Säugetiere. — HERBST, Über die Regeneration von anten- nenähnlichen Organen an Stelle von Augen. 7. Die Anatomie der Gehirn- nerven und des Gehirnes bei Krebsen mit Antennulis an Stelle von Augen. — STEINACH u. HOLZKNECHT, Erhöhte Wirkungen der inneren Sekretion bei Hypertrophie der Pubertätsdrüsen. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 42, 1917, H. 4. 7 Taf. u. 5 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: RoözıckA, Kausal-analytische Untersuchungen über die Herkunft des Chromatins. 1. Versuche über die Herkunft des Bakterienchromatins. — FRANKENBERGER, Dass. 2. Über den Einfluß protrahierter Hungerung auf die Struktur der Nervenzellenkerne. — K&IZENEcKY, Dass. 3. Kern- schwund bei Amphibienerythrozyten. Vorstudien zur Lehre vom mor- phologischen Metabolismus der beiden Hauptzellkomponenten. — Käı- ZENECKY, Ein Versuch zur statistisch-graphischen Untersuchung und Analyse der zeitlichen Eigenschaften der Regenerationsvorginge. — KiizENECKY, Ein Beitrag zur Kenntnis der Regenerationsfähigkeit der Seeigelstacheln. — K&IZENEcKY, Ein Fall von Hermaphroditismus bei Triton erist. und einige Bemerkungen zur Frage der sexuellen Differen- zierung. — RüZıeKA, Beschleunigung der Häutung durch Hunger. Ein Beitrag zum Studium des morphologischen Metabolismus und der Ver- Jüngungsfrage. Ergebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. Bd. 22, 1914. 1 Bildnis u. 8 Fig. Wiesbaden, Bergmann. XXIII tls (Bi) fh 32. M!: Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. Abt. 1: Arb. a. anat. Inst. H. 163 (Bd. 54, H. 2). 23 Taf. u. 15 Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: KrABBE, Histologische und embryologische Untersuchungen über die Zirbeldrüse des Menschen. — THAYSEN, Uber den Bau und die Ent- stehung der Haustra coli. — SOBOTTA, Über den Mechanismus der Auf- nahme der Eier der Säugetiere in den Eileiter und des Transportes durch diesen in den Uterus. L’ Année biologique. Comptes rendus annuels des travaux de Biologie générale p. sous la direction de YvEs DELAGE. Année 19, 1914. Paris, Libr. Lhomme, 1916. 588 S. 8°. = He ane Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Hrsg. v. EuGEn FIscHEr. Bd. 20, 1917, H. 2. 4 Taf. u. 67 Fig. Stuttgart, Schweizerbart. Inhalt: Fischer, Gustav Schwalbe. — v. d. BROEK, Uber die Regio pterica am menschlichen Schädel auf Grund von Untersuchungen an Papua- schädeln. — BoLK, Die Beziehung zwischen Reptilien-, Beutler- und Plazentaliergebiß. — FORSTER, Zur Morphologie der Muskeln des Thorax. 3. Teil. 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Derry, Douglas E., A new Mylometer. 1 Fig. Journ. of Anat. a. Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 430—431. Eine wesentliche Vereinfachung vieler mikroskopischer Untersuchungen (Ein- schlußmittel für mikroskopische Präparate nach FEHLMANN). Anat. Anz. Bd. 49, N. 18, S. 524. Friedberger, E., Färbung mikroskopischer Präparate mit Farbstiften. München. med. Wehnschr. Jg. 63, N. 47, S. 1675 — 1676. Guilliermond, A., Sur une methode de colorer dans la cellule vegetale les grains d’amidon au sein des mitochondries. 5 Fig. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, S. 806—809. Hecker, F., A new Model of double Pipet Holder and the Technic for the Isolation of Living organisms. 6 Fig. Journ. of infect. Dis. Vol. 19, N. 3, 8. 306—314. Helbig, Marie, Gelatineeinbettung fiir Gefrierschnitte. München. med. Wehnschr. Jg. 63, N. 42, S. 1482—1483. Lambert, Robert A., Technique of cultivating human tissue in vitro. Journ. of exper. med. Vol. 4, N. 24, S. 367 —372. Lux, Fritz, Ein neues Färbegestell für bakteriologische Präparate. Ztschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 32, H. 4, S. 401-402. 1 Fig. Mayer, Max, Über die Herstellung der LOEFFLER-Grünlösungen. Centralbl. f. Bakt. Abt. 1, Orig.-Bd. 78, H. 3, S. 207 —208. Oehler, Rud., Amöbenzucht auf reinem Boden. 1 Taf. Arch. f. Protistenk. Bd. 37. H. 2, S. 173— 190. Reitz, Adolf, Vitalfärbung von Bakterien. Centralbl. f. Bakt. Abt. 1, Ref., Bd. 65, N. 7/8, S. 145— 164. Salkind, J., Sur un mode nouveau d’inclusion. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, 8. 811—812. Wilhelmi, Julius, Technische Hilfsverfahren zur Anfertigung von Zeichnungen naturwissenschaftlicher Objekte. 7 Fig. Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde Berlin 1916, N. 4, S. 153—159. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte etc.) Birkner, F., JOHANNES RaNKE f. 1 Portr. Korresp.-Bl. d. Deutsch. Ges. f. An- thropol. Jg. 47, N. 7/9, S. 35 —40. Boruttan, H., Die Arbeitsleistungen des Menschen. Einführung in die Arbeits- physiologie. 14 Fig. Leipzig, Teubner. 88 S. 8° Aus Natur u. Geisteswelt Bd. 539. IM. Fischer, Eugen, Gustav SCHWALBE. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 20, 1917, H2271S2 18: I* ee ER Hammar, J. Aug., Über Konstitutionsforschung in der normalen Anatomie. Einige Richtlinien. Anat. Anz. Bd. 49, N. 16/17, S. 449 —474. Hertwig, Oskar, Das genealogische Netzwerk und seine Bedeutung für die Frage der monophyletischen oder der polyphyletischen Abstammungslehre. 5 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 2, H. 2/3, S. 227 —242. Hirschler, Jan, Über die theoretische Fassung des Problems der Vererbung er- worbener Eigenschaften. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 2, H. 4, S. 243 bis 278. Keibel, Franz, RICHARD AssHETON. Ein Nachruf. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 59—61. Keibel, Franz, Gustav ALBERT SCHWALBE 7. 1 Bild. Anat. Anz. Bd. 49, N. 7/8, S. 210—221. Kreidmann, A., Die Entstehung und Werdegang des Menschen und der Lebe- wesen aller Zeiten auf Grund des Verwachsungsprinzipes. 2 Taf. u. 146 Fig. Leipzig, Schimmelwitz. XVI, 368 S. 8° 15 M. v. Luschan, Gustav SCHWALBE. 1 Portr. Korresp.-Bl. d. Deutsch. Ges. f. Anthro- pol. Jg. 47, N. 4/6, S. 15—18. Martius, Fr., Der Familienbegriff und die genealogische Vererbungslehre. Krank- heiten u. Ehe. (NOORDEN u. KAMINER). Leipzig, Thieme. 2. Aufl. S. 84—99. Roux, W., Nekrolog. Professor OTTO Maas. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, H. 3, S. 508—509. Schreiber, Josef, Über den Einfluß der Kastration auf den Larynx der großen Haussäugetiere. 10 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 5/6, S. 129—151. Schwerz, F., Die Riesin Margaretha Marsian. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 15, S. 395 —406. Sommer, Georg, Geistige Veranlagung und Vererbung. Leipzig, Teubner. 118 S. 8°. Aus Natur u. Geisteswelt Bd. 512. 1 M. Sudhoff, Karl, Ein neues deutsches anatomisches Vindizianfragment und anderes Medizinisches in einer Basler Handschrift des 14. Jahrhunderts. Arch. f. Gesch. d. Med. Bd. 9, H. 3, S. 168—171. Sudhoff, Karl, Weitere Beiträge zur Geschichte der Anatomie im Mittelalter. 5. Ein unbekannter Druck von JOHANN PEYLIGKS aus Zeitz ,,Compendiosa Capitis physici declaratio“, auch ,,Anatomia totius corporis humani‘ genannt. 1 Taf. Arch. f. Gesch. d. Med. Bd. 9, H. 6, S. 309—314. Wilhelm Waldeyer zu seinem 80. Geburtstage am 6. Oktober 1916. Berlin. klin. Wehnschr. Jg. 53, N. 41, S. 1117. 5. Zellen- und Gewebelehre. Brodersen, Verhalten der Knorpelzellen des Frosches gegen Aqua destillata, Natronlauge, Salzsäure und Kochsalz in fließenden Lösungen. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 9, S. 225 —253. Dendy, Arthur, Observations on the Gametogenesis of Grantia compressa. 4 Taf. Quart. Journ. microsc. Sc. N. S. N. 239 (Vol. 60, 1914, P. 3), S. 313—376. Erdmann, Rh., Endomixis und ihre Bedeutung für die Infusorienzelle. 20 Fig. Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde Berlin. 1915, N. 7, 8. 277—300. ee c= Frankenberger, Zdenko, Kausal-analytische Untersuchungen über die Herkunft des Chromatins. 2. Über den Einfluß protrahierter Hungerung auf die Struktur der Nervenzellkerne. 1 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 564—579. Georgévitch, Jivoin, Sur le cycle évolutif de Ceratomyxa Herouardi GEORGEV. Compt. rend. Acad. Sc. T. 163, N. 26, S. 983—985. Goette, A., Über den Lebenscyclus von Difflugia lobostoma. 3 Taf. u. 2 Fig. Arch. f. Protistenk. Bd. 37, H. 2, S. 93—138. Guilliermond, A., Nouvelles recherches sur les corpuscules metachromatiques. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 20, S. 1090— 1093. Hartmann, M., Die Kernteilung von Chlorogonium elongatum Dane. 8 Fig. Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde Berlin. 1916, N. 9, S. 347—351. Kreibich, C., Zur Anatomie des Tigroids. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 56 bis 59. Kremer, Johann, Beiträge zur Histologie der Coleopteren mit besonderer Be- rücksichtigung des Flügeldeckengewebes und der auftretenden Farbstoffe. 2 Taf. u. 3 Fig. Zool. Jahrb., Abt. f. Anat., Bd. 40, 1917, H. 1, S. 105—154. Krizenecky, Jaroslav, Kausal-analytische Untersuchungen über die Herkunft des Chromatins. 3. Kernschwund bei Amphibienerythrozyten: Vorstudien zur Lehre vom morphologischen Metabolismus der beiden Hauptzellkompo- nenten. 1 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 580 —603. Meves, Friedrich, Historisch-kritische Untersuchungen über die Plastosomen der Pflanzenzellen. 4 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 1, H. 4, S. 249 bis 323. Mummery, J. Howard, Comparative studies in calcification. 10 Fig. Proc. R. Soc. of Med. Vol. 9, N. 2, Odontol. Sect., S. 6—31. Mummery, J. Howard, On the Structure and Arrangement of the Enamel Prisms, especially as shown in the Enamel of the Elephant. 15 Fig. Proc. R. Soc. of Med. Vol. 9, N. 8, Odontol. Sect., S. 121—138. Nageotte, J., Les substances conjonctives sont des coagulums albuminoides du milieu interieur. 2 Fig. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, 8. 833—839. Nageotte, J., Essai sur la nature et la genése des substances conjonctives. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 20, S. 1121—1126. Reisinger, Ludwig, Die spezifischen Drüsen der Bisamratte. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 13, S. 321—328. Retterer, Ed., De ’évolution de la peau et de ses modifications avec lage. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 20, S. 1113—1118. Ruzicka, Vladislav, Kausal-analytische Untersuchungen über die Herkunft des Chromatins. 1. Versuche über die Herkunft des Bakterienchromatins. 1 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 517 —563. Sahrhage, Heinrich, Über die Organisation und den Teilungsvorgang des Flaschen- tierchens (Folliculina ampulla). 2 Taf. Arch. f. Protistenk. Bd. 37, H. 2, S. 139 bis 172. Schiefferdecker, P., Untersuchung des menschlichen Herzens in verschiedenen Lebensaltern in bezug auf die Größenverhältnisse der Fasern und Kerne. PFLÜGERS Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 165, H. 11/12, S. 499-564. Ri ae Schreiner, K. E., Zur Kenntnis der Zellgranula. Untersuchungen über den feineren Bau der Haut von Myxine glutinosa. 6 Taf. u. 15 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 1, H. 2/3, S. 79—188. Schroth, Alfred, Ein Beitrag zur Genese der Granula der Nierenepithelien und deren Bedeutung bei der Zelldegeneration. Diss. med. Tübingen 1916. 8°. Taylor, Monica, The Chromosome Complex of Culex pipiens. 2 Taf. u. 3 Fig. Quart. Journ. microse. Sc. N. S. N. 239 (Vol. 60, 1914, P. 3), S. 377—398. 6. Bewegungsapparat. Vermeulen, H. A., Einige Muskel- und Knochenvarietäten beim Pferd. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 13, S. 349-351. a) Skelet. Adlofi, P., Einige Bemerkungen über das Gebiß des Ehringsdorfer Unterkiefers. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 51—56. Adloff, P., Über Wurzelvariationen an menschlichen unteren Molaren. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 4, S. 116 —122. Aichel, Otto, Das Problem der Entstehung der Zahnform. 4 Taf. u. 2 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., Suppl.-Bd., S. 32—140. Aichel, Otto, Vorläufige Mitteilung über Entstehung und Bedeutung der Augen- brauenwülste, zugleich ein Beitrag zur Abänderung der Knochenform durch physiologische Reizung des Periostes. Anat. Anz. Bd. 49, N. 18, S. 497 —512. Baudouin, Marcel, Demonstration de l’existence de la fossette génienne de la mandibule chez le jeune enfant de la pierre poli. Compt. rend. Acad. Sc. T. 163, N. 18, S. 491—492. Blank, Ernst, Die Knickschwänze der Mäuse. Ein anatomisch-histologischer Beitrag zur Kenntnis der erblichen Wirbelverschmelzungs- und Reduktions- vorgänge an der Schwanzwirbelsäule der Säugetiere. 36 Fig. Arch. f. Ent- wicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, H. 3, S. 333 —406. Boas, J. E. V., Die Beurteilung der Polydaktylie des Pferdes. 1 Taf. u. 50 Fig. Zool. Jahrb., Abt. f. Anat., Bd. 40, 1917, H. 1, S. 49—104. Bolk, L., Die Beziehung zwischen Reptilien-, Beutler- und Plazentaliergebiß. 24 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 20, 1917, H. 2, S. 259— 338. Boßhardt, Marianne, Über einen Fall von hereditärem Defekt von Fingern. Diss. med. Marburg 1916. 8°. vy. d. Broek, A. J. P., Über die Regio pterica am menschlichen Schädel auf Grund von Untersuchungen an Papuaschädeln. 4 Taf. u. 10 Fig. Zeitschr. f. Morphol. u. Anthropol. Bd. 20, 1917, H. 2, S. 229—258. Brodersen, Verhalten der Knorpelzellen des Frosches gegen Aqua destillata, Natronlauge, Salzsäure und Kochsalz in fließenden Lösungen. (8. Kap. 5.) Clark,W.E., A case of hereditary Syndactyly. 1 Fig. Lancet 1916, Vol. 2, N. 10, 5.434 Cohn, Ludwig, Notizen über den Menschenschädel. 2. Stenokrotaphie und Ala- Parietale-Naht. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 46-51. Cohn, Ludwig, Notizen über den Menschenschädel. 3. Das Tuberculum articulare am menschlichen Kiefergelenk und seine Entstehung. Anat. Anz. Bd. 49, N. 4, 8. 109—116. I, oe Dawson, Charles, and Woodward, A. S., Supplementary Note on the Discovery of a Palaeolithie Human Skull and Mandible at Piltdown, Sussex. 2 Taf. u. 3 Fig. Quart. Journ. Geol. Soc. London Vol. 70, 1914, P. 1, S. 82—93. van Deinse, A. B., Über Variationen im Visceralskelett von Acanthias vulgaris; über das Visceralskelett von Lamna cornubica und seine Kalkbedeckung. 20. Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 16/17, S. 417—449. van Deinse, A. B., Zur Flossenversteifung der Cetaceen. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 18, S. 521—524. Derry, Douglas E., Parietal perforation accompanied with flattening of the Skull in an ancient Egyptian. 3 Fig. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 417—429. Frazer. J. Ernest, The second Visceral Arch and Groove in the Tubotympanic Region. 6 Fig. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 391—408. Gläsel, Albin Max, Zur Architektur des Hufbeines und seiner physiologischen Transformation. Diss. vet.-med. Leipzig 1916. 8°. Grunewald, Julius, Die Beziehungen zwischen der Form und der Funktion der Tibia und Fibula des Menschen und einiger Menschenaffen. 45 Fig. Zeitschr. t. orthopäd. Chir. Bd. 35, H. 4, S. 675—780. Heijl, Carl F., Die Skeletverhältnisse bei akardialen Mißgeburten, Teratomen und Teratoblastomen mit spezieller Berücksichtigung der neuerdings von Floderus dargelegten Skeletogenesetheorie. 1 Taf. Anat. Anz. Bd. 49, N. 11/12, Ss. 289— 301. Janensch, W., und Dietrich, W., Nachweis des ersten Prämolaren an einem jugend- lichen Oberkiefergebiß von Stegodon Airawana Marr. 1 Taf. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde Berlin 1916, N. 3, S. 126—136. Kothe, K., Über einen bronzezeitlichen Menschenschädel. 1 Taf. Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1916, N. 6/7, S. 208—209. Kurz, E., Die Wirbelsäule einer 25jährigen Chinesin. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 7/8, S. 195 —209. Landsberger, Richard, Das Wachstum der Nase und die Deviation des Septums. 13 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., Suppl.-Bd., S. 141 —154. Lebedinsky, N. G., Über die eigenartige Krümmung des embryonalen MECKEL’schen Knorpels der Sauropsiden. 8 Fig. Anat. Anz. 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Pichler, Karl, Uber den Langer’schen Achselbogenmuskel. Nach Untersuchungen am Lebenden. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 11/12, S. 310—318. Pichler, Karl, Achselbogen und M. chondro-epitrochlearis bei demselben Träger. 1 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 14, S. 383 —384. Schwerz, F., Über drei neue, die Muskulatur des Menschen darstellende Gips- abgiisse. Anat. Anz. Bd. 49, N. 10, S. 276—281. Virchow, Hans, Intercostales externi und Transversus thoraco-abdominalis des Erythrocebus patas. 2 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol., Anat. Abt., Jg. 1915, Suppl.-Bd., S. 1—19. 7. Gefäßsystem. Baum, Hermann, Können Lymphgefäße direkt in das Venensystem einmünden ? 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 15, S. 407 —414. Baum, Hermann, Die Lymphgefäße der Gelenke der Schulter- und Becken- gliedmaße des Hundes. (S. Kap. 6b.) Eversbusch, @., Anatomische und histologische Untersuchungen über die Be- ziehungen der Vorhofsganglien zu dem Reizleitungssystem des Katzenherzens. Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 120, H. 4, S. 367 —382. = me Heitzmann, Otto, Drei seltene Fälle von Herzmißbildung. 7 Fig. VIRCHOWwS Arch. f. pathol. Anat. Bd. 223, H. 1, S. 57—72. Kleyn, A. de, Moeilijkheden door variaties in den anatomischen bouw der voor- hoofdsholten. Ned. Tijdschr. geneesk., jg. 60, dl. 2, S. 488-491. Koloezek, Michael, Uber zwei Fälle von offenem Ductus arteriosus Botalli. Diss. med. Breslau 1916. 8°. Meiklejohn, Jean, On the Topography of the intra-cardiac Ganglia of the Rats Heart. 33 Fig. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 378—390. Reinecke, Ortwin, Über den Wandungsbau der Arterien, insbesondere die Struktur des elastischen Gewebes bei Anamnien und Sauropsiden. 2 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 1, H. 2/3, S. 15—78. Rückert, J., Zur Entwicklung der Vena cardinalis posterior von Torpedo und deren Beziehungen zur Vorniere. 2 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, H. 4, Abt. 1, S. 466—494. Schiefferdecker, P., Untersuchung des menschlichen Herzens in verschiedenen Lebensaltern in bezug auf die Größenverhältnisse der Fasern und Kerne. (S. Kap. 5.) v. Schumacher, Siegmund, Über eigentümliche Verhältnisse an den Venen der Ohrmuschel eines neugeborenen Nilpferdes. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 3, S. 72—81. Weigner, K., Eine sehr seltene Gefäßanomalie: Obliteratio der Art. anonyma, der Art. carotis com. und der Art. subclavia; persistierende V. cava sup. sinistra. 3 Taf. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., Suppl.-Bd., S. 155 bis 174. 8. Integument. Friedenthal, Hans, Ergebnisse und Probleme der Haarforschung. Dermatol. Wehnschr. Bd. 63, N. 40, S. 939 — 941. Hietel, Franz, Schuppenförmige Profilierung der Hautoberfläche des Hundes. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 4, S. 97—109. Retterer, Ed., Des relations génétiques entre derme et épiderme. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, S. 819—823. Retterer, Ed., De Pévolution de la peau et de ses modifications avec l’age. (S. Kap. 5.) Sehulze, F. E., Die Erhebungen auf der Lippen- und Wangenschleimhaut der Säugetiere. 3. Marsupialia. 6. Fig. 4. Rodentia duplicidentata. 2 Tat. 5. Rodentia simplicidentata. A. Sciuromorpha. 2 Taf. u. 1 Fig. Sitzungsber. K. Preuß. Akad. Wiss. 1916, S. 43—65; S. 779—786; S. 1198—1212. Zietzschmann, Otto, Uber die Hautschwielen an den GliedmaBen von Equus PRZEWALSKI Por. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 15, S. 385—394. 9. Darmsystem. a) Atmungsorgane. Broman, Ivar, Uber eine bisher unbekannte infraseptale Nasenhöhlendrüse bei den Nagern. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 5/6, S. 170—174. Schreiber, Josef, Über den Einfluß der Kastration auf den Larynx der großen Haussäugetiere. (S. Kap. 4.) BI) il b) Verdauungsorgane. Blakeway, H., Investigations in the Anatomy of the Palate. 6 Fig. Journ. of Anat. a. Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 409—416. Broman, Ivar, Die Parotis der Chiropteren — eine Oberlippendrüse. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 65—71. Ekehorn, G., Om tarmlägets utveckling hos människofostret. (Entstehung der Darmlage beim Menschen.) 4 Taf. u. 16 Fig. Upsala läkarefören. Förhandl., N. F., Bd. 21, 1915/16, H. 6/7, S. 433—522. Reid, Douglas G., The Genesis of Jacksons Membrane: Notes on the Genito- mesenteric Fold of Peritoneum and the Supra-Adhesion Foramen. 7 Fig. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 432 —444. Thaysen, Th. E. Heß, Über den Bau und die Entstehung der Haustra coli. 15 Fig. Anat. Hefte, Abt. 1, H. 163 (Bd. 54, H. 2), S. 321—358. 10. Harn- und Geschlechtsorgane. a) Harnorgane. Pritchard, Eric, Congenital Double Hydro-ureter. Proc. R. Soc. of med. Vol. 9, N. 4, Sect. Dis. children, S. 38—39. Reusch, W., Kongenitaler Nierendefekt bei Mißbildungen der weiblichen Ge- schlechtsorgane. Ein Beitrag zur Genese der MULLER’schen Gänge. 2 Fig. Zentralbl. f. Chir. Jg. 43, N. 50, S. 971—994. Rückert, J., Zur Entwicklung der Vena cardinalis posterior von Torpedo und deren Beziehungen zur Vorniere. (S. Kap. 7.) Rückert, J., Über die Glomeruli der Vorniere von Torpedo und deren arterielle Gefäße. 4 Taf. u. 11 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, H. 4, Abt. 1, S. 387 bis 465. Schroth, Alfred, Ein Beitrag zur Genese der Granula der Nierenepithelien und deren Bedeutung bei der Zelldegeneration. (S. Kap. 5.) Serés & Ibars, Corrélation fonctionnelle vésico-rénale. Voie anatomique que suit Pexcitation vésicale. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, S. 812—815. b) Geschlechtsorgane. Boruttau, H., Fortpilanzung und Geschlechtsunterschiede des Menschen. 39 Fig. Leipzig, Teubner. 104 8. 8%. 1M. Aus Natur u. Geistesleben Bd. 540. Fischer, Max, Ein Fall vom Vorhandensein eines dritten Hodens. München. med. Wehnschr. Jg. 63, N. 52, S. 1524. Kahn, R. H., Ein neues Geschlechtsmerkmal bei Fröschen. (S. Kap. 6b.) Knottnerus-Meyer, Beobachtungen aus dem Zoologischen Garten in Rom. 1. Be- gattung von Schimpansen. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde Berlin. 1916, N. 2, S. 12—16. Krizenecky, Jaroslav, Ein Fall von Hermaphroditismus bei Triton cristatus und einige Bemerkungen zur Frage der sexuellen Differenzierung. 1 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 651—670. Pick, L., Uber den wahren Hermaphroditismus des Menschen und der Säuge- tiere. 9 Fig. Berlin. klin. Wehnschr. Jg. 53, N. 42, S. 1141—1146; N. 43, Ss. 1173— 1178. — 0) Reisinger, Ludwig, Die spezifischen Drüsen der Bisamratte. (S. Kap. 5.) Retterer, Ed., De l’evolution des téguments glandaire et préputial du boeuf. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 18, S. 996 — 1000. Retterer, Ed., et Neuville, H., De la conformation et de la texture du gland du taureau. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 16, S. 815—819. Retterer, Ed., et Neuville, H., De la conformation et de la texture du gland du boeuf. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 18, S. 993—996. Retterer, Ed., et Neuville, H., Adhérence, chez le boeuf, du gland au prépuce ou fourreau. Compt. rend. Soc. Biol. T. 79, N. 20, S. 1110—1113. Sobotta, J., Über den Mechanismus der Aufnahme der Eier der Säugetiere in den Eileiter und des Transportes durch diesen in den Uterus. 8 Taf. Anat. Hefte, Abt. 1, H. 163 (Bd. 54, H. 2), S. 359 —446. Thomsen, Erwin, Die Differenzierung des Geschlechtes und das Verhältnis der Geschlechter beim Hühnchen. Diss. med. Rostock 1916. 8°. Westman, Axel E., Sezernierende Zellen im Epithel der Tuba uterina Falloppii. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 13, S. 335 — 342. 11. Nervensystem und Sinnesorgane. a) Nervensystem (zentrales, peripheres, sympathisches). Eversbusch, G., Anatomische und histologische Untersuchungen über die Beziehungen der Vorhofsganglien zu dem Reizleitungssystem des Katzen- herzens. (S. Kap. 7.) Fuse, G., u. v. Monakow, C., Mikroskopischer Atlas des menschlichen Gehirns. 1. Medulla oblongata (d. verlängerte Mark). Zürich, Orell Füßli. 7 Taf. m. Text. 20 M. Gans, A., Die Pyramidenbahn der Phocaena. 5 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 10, S. 281—284. Gierlich, Nie., Zur vergleichenden Anatomie der aus dem Großhirn stammenden Faserung. 2. Der Anteil des Kleinhirns an den im Pes pedunculi herabziehenden Gehirnbahnen bei verschiedenen Säugetieren. Anat. Anz. Bd. 49, N. 4, 8. 123 bis 128. Gierlich, Nie., Zur vergleichenden Anatomie der aus dem Großhirn stammenden Faserung. 3. Der Anteil des Cerebellum sowie der motorischen Kernlager des Hirnstammes und des Rückenmarks an dem Pes pedunculi bei Phocaena und Delphinus delphis. Anat. Anz. Bd. 49, N. 10, S. 285—288. Köppen, M., Über die Sehsphäre im Gehirn des Meerschweinchens (Cavia cobaya). 2 Taf. u. 11 Fig. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. Bd. 39, H. 2, S. 80—94. Rohde, Emil, Die Entstehung des Nervensystems aus einem vielkernigen Plas- modium und die sekundäre Verbindung von Ganglienzelle und Nervenfaser. 2 Taf. u. 8 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 116, H. 4, S. 627 —648. Stuurman, F. J., Der Hypoglossuskern der Ameisenfresser. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 13, S. 342 —348. Vermeulen, H. A., Über den Nervus sympathicus der Haustiere. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 11/12, S. 301—309. = |. b) Sinnesorgane. Bernhards, Hilrich, Der Bau des Komplexauges von Astacus fluviatilis (Pota- mobius astacus L.). Ein Beitrag zur Morphologie der Decapoden. 18 Fig. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 116, H. 4, S. 649-707. v. Buddenbrock, W., Die Statocyste von Pecten, ihre Histologie und Physiologie. 2 Taf. u. 14 Fig. Zool. Jahrb. Abt. f. allg. Zool. Bd. 35, 1915, H. 3, S. 301— 356. de Burlet, H. M., und de Kleijn, A., Über den Stand der Otolithenmembranen beim Kaninchen. 1 Fig. PFLÜGERS Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 163, H. 7/8, S. 321— 324. Ischreyt, G., Zur Kasuistik der Mißbildungen des Auges. 2 Fig. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 57, S. 494—512. Keibel, Franz, Über die Entwicklung des Labyrinthanhanges (Recessus labyrinthi oder Ductus endolymphaticus) bei den Schildkröten und über seine Homolo- gisierung bei den Wirbeltieren. 3 Taf. u. 30 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 1, H. 2/3, S. 189 — 244. Mönch, Paul Johannes, Beitrag zur Kenntnis der Geschmacksinnervation der Zunge. Diss. med. Leipzig 1916. 8°. v. Schumacher, Siegmund, Über eigentümliche Verhältnisse an den Venen der Ohrmuschel eines neugeborenen Nilpferdes. (S. Kap. 7.) Studnicka, F. K., Das Schema der Wirbeltieraugen. 12 Fig. Zool. Jahrb., Abt. f. Anat., Bd. 40, 1917, H. 1, S. 1—48. Suchy, Siegfried, Die Bedeutung der Ohrmuschel und der Augenbrauen, sowie anderer Abnormitäten für die geistige Beurteilung eines Menschen. (!) Wiener klin. Wchnschr. Jg. 29, N. 51, S. 1614— 1616. Szent-Györgyi, Albert, Untersuchungen über den Bau des Glaskörpers des Men- schen. 5 Taf. u. 6 Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, H. 4, Abt. 1, S. 324 —386. 12. Schilddrüse, Epithelkörperchen, Hypophyse, Epiphyse, Thymus, Nebenniere, Gl. carotica. (Organe der inneren Absonderung.) Arnold, E., Histologie der Schilddrüse des Rindes in verschiedenen Altersstadien. 1 Taf. Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilk. Bd. 42, H. 6,.S. 369—391. Bjorkman, Halvor, Bidrag till hypofysens äldersanatomi hos kaninen. 17 Fig. Upsala läkarefören. Förhandl., N. F., Bd. 21, 1915/16, H. 1/2, S. 49— 104. Boye, Bengt A., Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Schilddrüse. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 14, S. 377—382. Carl, Walter, Sind die „Sommerzellen‘ in der Nebenniere des Frosches acidophil ? Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 1, H. 2/3, S. 245 — 247. Häggström, Paul, Bidrag till sköldkörtelns äldersanatomi hos kaninen jämte nägra iakttagelser öfver den s. k. centralkanalen. 2 Taf. u. 16 Fig. Upsala läkarefören. Förhandl., N. F., Bd. 21, 1915/16, H. 4/5, S. 219—359. Krabbe, Knud H., Histologische und embryologische Untersuchungen über die Zirbeldrüse. 15 Taf. Anat. Hefte Abt. 1, H. 163 (Bd. 54, H. 2), S. 187 —319. Nusbaum-Hilarowiez, J., Über einige bisher unbekannte Organe der inneren Sekretion beiden Knochenfischen. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 14, S. 354 — 367. ja = 13a. Entwickelungsgeschichte. Delsman, H. C., Eifurchung und Keimblattbildung bei Scoloplos armiger O. F. MÜLLER. Tijdschr. ned. dierk. ver., dl. 14 (1915/16), S. 383—498. M. Fig. Dendy, Arthur, Observations on the Gametogenesis of Grantia compressa. (S. Kap. 5.) Dickie, J. K. Milne, The Anatomy of the Head End of a 20-mm. human Embryo. 10 Fig. Journ. of Anat. and Physiol. Vol. 48, 1914, P. 4, S. 445 —460. Erdmann, Rh., Endomixis und ihre Bedeutung für die Infusorienzelle. (S. Kap.5.) Hedenberg, Mauritz, und Strindberg, Lars, Beitrag zur Kenntnis der Anatomie und der Funktion der menschlichen Placenta. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 2, S. 41—46. Keibel, Franz, Uber die Entwicklung des Labyrinthanhanges (Recessus laby- rinthi oder Ductus endolymphaticus) bei den Schildkröten und über seine Homologisierung bei den Wirbeltieren. (S. Kap. 11b.) de Lange, D., Studien zur Entwicklungsgeschichte des japanischen Riesen-Sala- manders. M. Fig. Tijdschr. ned. dierk. ver., dl. 14 (1915/16), S. 224—372. Rutherford, N. C., A Contribution to the Embryology of the Fore-Limb Skeleton. (S. Kap. 6a.) 13b. Experimentelle Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Blank, Ernst, Die Knickschwänze der Mäuse. Ein anatomisch-histologischer Beitrag zur Kenntnis der erblichen Wirbelverschmelzungs- und Reduktions- vorgänge an der Schwanzwirbelsäule der Säugetiere. (S. Kap. 6a.) Frankenberger, Zdenko, Kausal-analytische Untersuchungen über die Her- kunft des Chromatins. 2. Über den Einfluß protrahierter Hungerung auf die Struktur der Nervenzellkerne. (S. Kap. 5.) Herbst, Curt, Über die Regeneration von antennenähnlichen Organen an Stelle von Augen. 7. Die Anatomie der Gehirnnerven und des Gehirnes bei Krebsen mit Antennulis an Stelle von Augen. 11 Taf. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, H. 3, S. 407—489. Kfizenecky, Jaroslav, Über das Verhalten lebender Froscheier und Froschlarven in destilliertem Wasser. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 604—621. - Krizenecky, Jaroslav, Ein Versuch zur statistisch-graphischen Untersuchung und Analyse der zeitlichen Eigenschaften der Regenerationsvorginge. 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, 8. 622—641. Kfizenecky, Jaroslav, Ein Beitrag zur Kenntnis der Regenerationsfähigkeit der Seeigelstacheln. 1 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 642—550. Ruzicka, Vladislav, Beschleunigung der Häutung durch Hunger. Ein Beitrag zum Studium des morphologischen Metabolismus und der Verjüngungsfrage. 1 Taf. u. 2 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, 1917, H. 4, S. 671 — 704. Ruziéka, Vladislav, Kausal-analytische Untersuchungen über die Herkunft des Chromatins. 1. Versuche über die Herkunft des Bakterienchromatins. (S. Kap. 5.) BR. poe Spemann, H., Über Transplantationen an Amphibienembryonen im Gastrula- stadium. Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin. 1916, N. 9, S. 306 —320. Steinach, E., Pubertätsdrüsen und Zwitterbildung. 2 Taf. Arch. f. Entwicklungs- mech. d. Organ. Bd. 42, H. 3, S. 307—332. Steinach, E., und Holzknecht, G., Erhöhte Wirkungen der inneren Sekretion bei Hypertrophie der Pubertätsdrüsen. 2 Taf. u. 4 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organ. Bd. 42, H. 3, S. 490—507. Stettner, Ernst, Beeinflussung des Wachstums von Kaulquappen durch Ver- fütterung von Thymus und Geschlechtsorganen. 10 Fig. Jahrb. f. Kinder- heilk. Bd. 83, H. 1, S. 154— 167. 14. Mißbildungen. Abel. Georg, Uber einen Fall von Doppelmißbildung. Diss. med. Berlin 1916. 8°. Boßhardt, Marianne, Über einen Fall von hereditärem Defekt von Fingern. (S. Kap. 6a.) Brachmann, W., Ein Fall von symmetrischer Monodaktylie durch Ulnadefekt mit symmetrischer Flughautbildung in den Ellenbeugen, sowie anderen Ab- normitäten (Zwerghaftigkeit, Halsrippen, Behaarung). 4 Fig. Jahrb. f. Kinder- heilk. Bd. 84, H. 3, S. 225—235. Clark, W. E., A case of hereditary Syndactyly. (S. Kap. 6a.) Hauer, Alfons, Ein Fall von vollständigem Defekt der Nieren, Nierenbecken und Ureter und von Uterus didelphys. Diss. med. München 1916. 8°. Heijl, Carl F., Die Skeletverhältnisse bei akardialen Mißgeburten, Teratomen und Teratoblastomen mit spezieller Berücksichtigung der neuerdings von Floderus dargelegten Skeletogenesetheorie. (S. Kap. 6a.) Heitzmann, Otto, Drei seltene Fälle von Herzmißbildung. (S. Kap. 7.) Ischreyt, G., Zur Kasuistik der Mißbildungen des Auges. (S. Kap. 11b.) Josephson, C.D., Om hermaphrodismus verus hos däggdjur och människa. Föredrag. 2 Taf. u. 1 Fig. Upsala läkarefören. Förhandl., N. F., Bd. 21, 1915/16, H. 1/2, S. 1-48. Pick, L., Über den wahren Hermaphroditismus des Menschen und der Säuge- tiere. (S. Kap. 10b.) Reusch, W., Kongenitaler Nierendefekt bei Mißbildungen der weiblichen Ge- schlechtsorgane. Ein Beitrag zur Genese der MULLER’schen Gänge. (S. Kap.10a.) Rosenthal, Richard, Über einen Fall von Dicephalus dibrachius monauchenos tetrophthalmus dioetus mit bemerkenswerten inneren Mißbildungen. Diss. med. München 1916. 8°. Süßmayr, Heinrich, Über einen Hydrozephalus mit besonders schwerer Miß- bildung der oberen Extremitäten. Diss. med. München 1916. 8°. 15. Physische Anthropologie. Baudouin, Marcel, Demonstration de l’existence de la fossette génienne de la mandibule chez le jeune enfant de la pierre poli. (S. Kap. 6a.) v.d. Broek, A. J. P., Über die Regio pterica am menschlichen Schädel auf Grund von Untersuchungen an Papuaschädeln. (S. Kap. 6a.) Dawson,Charles,and Wood ward, A. S., Supplementary Note on the Discovery of a Palaeolithie Human Skull and Mandible at Piltdown, Sussex. (S. Kap. 6a.) Derry, Douglas E., Parietal perforation accompanied with flattening of the Skull in an ancient Egyptian. (S. Kap. 6a.) Derry, Douglas E., A new Mylometer. (8. Kap. 3.) Kollmann, J., Termitengänge im Schädeldach zweier amerikanischer Pygmäen. 1 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1915, Anat. Abt., Suppl.-Bd., S. 20—32. Kothe, K., Über einen bronzezeitlichen Menschenschädel. (S. Kap. 6a.) Paulsen, Jens, Die persistierende Lanugo als Zeichen konstitutioneller Minder- wertigkeit. Versuch der Einführung einer anthropologischen Betrachtungs- weise in die Diagnostik. Berlin. klin. Wchnschr. Jg. 53, N. 40, S. 1096 —1099. Schiefferdecker, P., Bemerkungen über zwei Basreliefs von Laussel und über das Abbild eines Neandertalers. 2 Fig. Arch. f. Anthropol., N. F., Bd. 15, H. 1, S. 214—229. Schlaginhaufen, Otto, Sozial-Anthropologie und Krieg. Vortrag. Ziirich u. Leipzig. 32 S. 8%. 0,80 M. Schwerz, Franz, Anthropologische Untersuchung einer Schädelserie aus Bologna nebst kurzer Übersicht der anthropologischen Verhältnisse Italiens. (S. Kap.6a.) Schwerz, Franz, Untersuchungen über die Körpergröße, die Proportions- verhältnisse und die Symmetrie der Skelette aus dem alamannischen Gräber- felde von Augst (Kanton Aargau). (S. Kap. 6a.) Smith, G. Elliot, On the exact Determination of the Median Plane of the Pilt- down Skull. (S. Kap. 6a.) Werth, E., Die ersten Spuren des fossilen Menschen in Deutsch-Ostafrika. Sitzungs- ber. d. Ges. naturf. Freunde Berlin 1916, N. 2, S. 40—42. West, Lionel F., and Keith, Arthur, A prehistoric War Wound. 1 Fig. British med. Journ. 1916, N. 2904, S. 281—282. 16. Wirbeltiere. Andrews, Charles William, On the Lower Miocene Vertebrates from British East Africa. 3 Taf. Quart. Journ. Geol. Soc. London Vol. 70, 1914, P. 1, S. 163—186. Broili, F., Einige Bemerkungen iiber die Mixosauridae. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 15/16, S. 474—494. Del Campana, D., Nuove ricerche sui Felini del Pliocene italiano. 4 Taf. 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Über 100 ana- tomische Bilder in Feldpostkartenformat. 1. Karte: Der Arm. Preis 50 Pig. 2. Karte: Das Bein. Preis 70 Pfg. München, Reinhardt. Corning, H. K., Lehrbuch der topographischen Anatomie für Studierende und Ärzte. 7. Aufl. 677 Fig. Wiesbaden, Bergmann. XVI, 817 S. 8°. 20 M. Langeron, M., Précis de microscopie. 292 Fig. 2° edition. Paris, Masson et Cie. Ser: Rudaux, P., Précis élémentaire d’anatomie, de physiologie et de pathologie. 580 Fig. 3° edition. Paris, Masson et Cie., 1916. 828 S. 8°. 10 Fr. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM Von WALDEYER-H ARTZ u. MAx RuUBnNeEr. Jg. 1917. Anat. Abt. H.1/2. 22 Fig. Leipzig, Veit & Co. Inhalt: Virchow, Uber die Rückenmuskeln des Erythrocebus patas. — DE BURLET und Koster, Zur Bestimmung des Standes der Bogengänge und der Maculae acusticae im Kaninchenschädel. Archiv für mikroskopische Anatomie. Abt. 1 f. vergl. u. exper. Histol. u. Ent- wicklungsgesch. Abt. 2 f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. OÖ. HERTWIG u. W. von WALDEYER-Hartz. Bd. 90, H. 1. 9 Taf. u. 6 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1: Grasnick, Die Wirkung der Radiumstrahlen auf tierische Gewebe (exper.-histol. Untersuchung an Geweben von Amphibienlarven). — DBEIGEL-KLAFTEn, Über Plasmastrukturen in Sinnesorganen und Drüsenzellen des Axolotls. — UNNA u. GOLODETZ, Neutralviolett extra. — SCHMIDT, Die Chromatophoren der Reptilienhaut. Archiv für Zellforschung. Hrsg. v. RICHARD GoLDscHMIDT. Bd. 14, H. 4. 6 Taf. u. 92 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: GoLDSCHMIDT, Versuche zur Spermatogenese in vitro. — BALLO- WITZ, Uber die Samenkörper des Lachses. Ein weiterer Beitrag zur Kennt- nis der Spermien der Salmoniden. — GAJEWSKA, Über die morphologi- schen Veränderungen der Kern- und Plasmasubstanzen im Verlaufe des Wachstums der Oocyten. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 13/14. Lit. September 1917. I or Ergebnisse der Anatomie und Entwickelungsgeschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonner. Bd. 22, 1914. 1 Bildnis u. 8 Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: Lustig, Hermann Klaatsch f. — KNaver, Ursachen und Folgen des aufrechten Ganges des Menschen. — v. BARDELEBEN, Skelett (außer Kopf), Gelenke, Muskeln und Kinetik 1912—1914. — BARFURTH, Regene- ration und Transplantation. — Broman, Uber Chievitz’ Organ (,,Ramus mandibularis ductus parotidei‘ oder ,,Orbital inclusion‘‘) und dessen Be- deutung nebst Bemerkungen über die Phylogenese der Glandula parotis. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. Abt. 1. Arbeiten aus ana- tomischen Instituten. Heft 164 (Bd. 54, H. 3). 15 Taf. u. Fig. Wiesbaden, Bergmann. Inhalt: HERZFELD, Über die Natur der am lebenden Tier erhaltenen granu- lären Färbungen bei Verwendung basischer und saurer Farbstoffe. — RUPPRICHT, Über einen gemeinsamen Kalkaneo-Navikularknorpel nebst Bemerkungen über das Os cuboides secund. — GRÜNWALD, Die Nasen- muscheln des Menschen, dargestellt auf Grund der Entwicklung und des Vergleichs. — MYSBERG, Über die Verbindungen zwischen dem Sitzbeine und der Wirbelsäule bei den Säugetieren. Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie. Red.v. Fr. KopscH u. R. R. BensLey. Bd. 32, H. 4/6. 47 Fig. Leipzig, Thieme. Inhalt: KopscH, Die Beziehungen zwischen Lebensalter und Körperlänge bei Rana fusca nebst einigen Bemerkungen über die Aufzucht der Larven und der jungen Frösche. — HELLWIG, Über die Form des menschlichen Hüftgelenks. 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Becher, Siegfried, Ein einfacher, genauer und allgemein brauchbarer Finder für mikroskopische Präparate. 4 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, 1916, H. 2, S. 138— 147. Christeller, Erwin, Über die photographische Darstellung makroskopischer ana- tomischer Präparate. 14 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, 1916, H. 2, S. 113—128. Eversheim, Paul, Aus optischen und mechanischen Werkstätten. 8. 11 Fig. Zeit- schr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, 1916, H. 1, S. 35 —45. ° Gertz, 0., Über die Verwendung von Anthocyanfarbstoffen für mikrochemische Zwecke. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 23, 1916, H. 1, S. 7—25. Heidenhain, Martin, 25 Jahre Eisenhämatoxylin. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 225—231. Heidenhain, Martin, Über neuere Sublimatgemische. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 232 —234. Heidenhain, Martin, Das Anhauchen des Blockes als Hilfsmittel beim Abziehen der Paraffinschnitte. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 235—237. Herzfeld, Elisabeth, Über die Natur der am lebenden Tier erhaltenen granulären Färbungen bei Verwendung basischer und saurer Farbstoffe. 2 Taf. u. 3 Fig. Anat. 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Bd. 33, 1916, H. 2, S. 148—150. Naumann, Einar, Über das weitere Verwerten der Mikrophotographien aus Gas- lichtpapieren. 3 Taf. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 254—260. Pietsch, Albert, Auswaschapparat für mikroskopische Objekte. 3 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 252 —253. Rupp, Carl, Das Konservieren und Herstellen der Gehirne und Organe als Trocken- präparate mittels Stearin in einem Konservier-Apparat. 2 Taf. u. 2 Fig. Zeit- schr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, 1916, H. 2, S. 129—137. Schneider, Hans, Mikrotechnische Mitteilungen 1. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 3, S. 248—251. Schreiber, Joseph, Doppelgriffige Raspatorien für anatomische Zwecke. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 1/2, S. 44—45. Schultze, W. H., Über das Paraphenylendiamin in der histologischen Färbe- technik (katalytische Färbung) und über eine neue Schnellfärbemethode der Nervenmarkscheiden am Gefrierschnitt. Centralbl. f. allg. Pathol. Bd. 28, N. 11, S. 257 —260. 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Freunde Berlin, 1917, N. 1, S. 1—33. 7. Gefäßsystem. Baum, Hermann, Die Lymphgefäße der Haut des Hundes. 1 Taf. Anat. Anz. Bd. 50, N. 1/2, S. 1—15. Diamare, V., Nuovo contributo alla conoscenza dei vasi splancniei negli elasmo- branchi. 1 Taf. Pubblicaz. Staz. Zool. Napoli Vol. 1, 1916, S. 209—217. Forster, A., Über zwei Fälle einer seltenen Arterienvarietät an der Ansatzsehne des Biceps brachii. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 9, S. 193—204. Heitler, M., Der Bau der Innenfläche der rechten Herzkammer beim Menschen. Wiener klin. Wehnschr. Jg. 30, N. 8, 8. 225—229. Stieda, Ludwig, Die Varietäten der Arterien der Extremitäten des Menschen. 2. Fig. Anat. Anz. Bd. 49, N. 19/20, S. 535 —549. Vermeulen, H. A., Können Lymphgefäße direkt in das Venensystem einmünden ? Anat. Anz. Bd. 49, N. 21/22, S. 583. Vonwiller, Paul, Eine seltene Varietät der Arteria iliaca communis sinistra. 1 Taf. Anat. Anz. Bd. 50, N. 6/7, S. 155— 158. 8. Integument. Baum, Hermann, Die Lymphgefäße der Haut des Hundes. (S. 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Phisalix, Marie, Sur la glande parotide venimeuse des Colubrides aglyphes, et sur existence de cette glande chez des espéces appartenant aux Boidés et aux autres familles de Serpents |qui s’y rattachent. Compt. rend. Acad. Se. T. 164, N. 25, S. 959—962. Skoda, Karl, Eine seltene Anomalie: Verdoppelung eines Darmabschnittes bei einem Rind. 3 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 6/7, S. 146—154. Theile, P., Zur Radiologie des Säuglingsmagens. (Mit besonderer Berücksich- tigung der Gestalts- und Lageveränderungen dieses Organes bei der Füllung und Entleerung.) 6 Taf. u. 6 Fig. Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig.-Bd. 15, H. 3/4, S. 152—212. 10. Harn- und Geschlechtsorgane. a) Harnorgane. Berger, H., Urethra duplex. 2 Fig. Zeitschr. f. Urologie Bd. 11, H. 3, S. 81 —84. Retterer, Ed., De la forme des cellules épithéliales et du nombre de leurs assises dans lurétre spongieux de ’homme. (S. Kap. 5.) Retterer, Ed., et Neuville, H., De l’appendice uretral de quelques ruminants. Compt. rend. Soc. Biol. 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Kaudern, Walter, Studien über die männlichen Geschlechtsorgane von Sirenia, Hyracoidea und Proboscidea. 16 Fig. Zool. Jahrb., Abt. f. Anat., Bd. 40, H. 2, S. 203— 244. Kleinknecht, A., Ein Fall von Hermaphroditismus verus bilateralis beim Men- schen. 1 Taf. u. 11 Fig. Browns’ Beiträge z. klin. Chir. Bd. 102, 1916, H. 2, S. 383 —402. KfiZeneckf, Jaroslav, Einige Bemerkungen zu Begriff und Definition des Herm- aphroditismus. Anat. Anz. Bd. 50, N. 1/2, S. 16—30. Möller, Paul, Ein Fall von komplettem Pseudohermaphroditismus masculinus. 6 Fig. VIRCHOwS Arch. f. pathol. Anat. Bd. 223, H. 3, S. 363—379. Mulon, Clotilde, Sur les röles du corps jaune. Ann. de Gynécol. et d’Obstetr. Année 43, S. 415—434. Pryll, Walter, Zur Frage der Lebensdauer der Spermatozoen. Ztschr. f. Geburtsh. u. Gynakol. Bd. 79, H. 3, S. 523—535. Retterer, Ed., et Neuville, H.. Des organes génitaux externes du tanrec. Compt. rend. Soc. Biol. T. 80, N. 1, S. 19—23. Retterer, Ed., et Neuville, H., Du penis du hérisson. 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Schilddrüse, Epithelkörperchen, Hypophyse, Epiphyse, Thymus, Nebenniere, Gl. carotica. (Organe der inneren Absonderung.) Gerlach, Franz, Untersuchungen an der Epiphysis cerebri von Pferd und Rind. Anat. Anz. Bd. 50, N. 3/4, S. 49—65. Kolmer, Walter, Zur Histologie der Parathyreoidea und Thyreoidea. 7 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 11, 8. 271—277. BR, eee Sandegren, Bertha, Beiträge zur Konstitutionsanatomie. 4. Über die Anpassung der von HAMMAR angegebenen Methode der mikroskopischen Analyse des Thymus an dem Thymus des Kaninchens. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 1/2, S. 30—39. 13a. Entwickelungsgeschichte. Dimpker, Anna Marie, Die Eifurchung von Herpobdella atomaria Carena (Nephelis vulgaris Moqu. Tand.). 3 Taf. u. 6 Fig. Zool. Jahrb., Abt. f. Anat., Bd. 40. H. 2, S. 245—290. Herlant, M., Sur les variations du volume du noyau de l’oeuf active. Compt. rend. Acad. Sc. T. 164, N. 10, S. 412—415. 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Wenig, Jaromir, Zu KeIBEıs Arbeit: Uber die Entwicklung des Labyrinth- anhanges (Recessus labyrinthi oder Ductus endolymphaticus) bei den Schild- kröten und über seine Homologisierung bei den Wirbeltieren. (S. Kap. 11b.) 13b. Experimentelle Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Barfurth, Dietrich, Regeneration und Transplantation. Ergebn. d. Anat. u. Entwickelungsgesch. Bd. 22, 1914, S. 356—601; dass. u. d. T.: Regeneration und Transplantation. Rückblick auf die Ergebnisse 25jähr. Forschung. Wies- baden, Bergmann, 1916. 9 M. Brauer, August, Uber Doppelbildungen des Skorpions (Euscorpius carpathicus L.). 12 Fig. Berlin, Georg Reimer. 14 S. (Akad. d. Wiss. Berlin.) 50 Pig. Grasnick, Walter, Die Wirkung der Radiumstrahlen auf tierische Gewebe. Ex- perimental-histologische Untersuchung an Geweben von Amphibienlarven. 1 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 90, Abt. 1, H. 1, S. 1—88. 14. Mißbildungen. Bergmann, H., Mehrfache Mißbildungen, besonders Schwanzbildung bei einem Säugling. 5 Fig. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 84, 1916, H. 5, S. 378—386. Bloch, Richard, Zwei Fälle von Anenzephalie. Diss. med. München 1917. 8°. cata ||; REN Boßhardt, M., Uber einen Fall von hereditärem Defekt von Fingern und Zehen. (S. Kap. 6a.) Brütt, Hydrureter und Nierenhypoplasie bei kongenitalem Ureterverschluß. (S. Kap. 10b.) Clerc, A., et Bobrie, Malformations phalangiennes des doigts et des orteils, (S. Kap. 6a.) Fonyö, Johann, Ein Acardius acephalus. 1 Fig. Wiener klin. Wochenschr. Jg. 30, N. 6, S. 174—177. Fuchs, Ernst, Über den anatomischen Befund einiger angeborener Anomalien der Netzhaut und des Sehnerven. (S. Kap. 11b.) Herrgott, Alph., Naissance d’un monstre derodyme. 2 Fig. Ann. de gynécol. Année 42, 1916, S. 257 —267. Honig, J. G. A., Monopus en xypho-emphalopagus. M. Fig. Ned. mft. verlosk., vrouwenziekten en Kindergeneesk. Jg. 5, 1916, S. 428—437. Keilin, Anita, Historique des monstruosités et étude embryologique d’un monstre double (Anadidyme monocéphalien). 11 Fig. Ann. de gynécol. Année 42, S. 268 — 297. Kleinknecht, A., Ein Fall von Hermaphroditismus verus bilateralis beim Menschen. (S. Kap. 10b.) Kiizenecky, Jaroslav, Einige Bemerkungen zu Begriff und Definition des Hermaphroditismus. (S. Kap. 10b.) Retterer, Ed., et Fisch, J., Troisieme observation d’enfant microméle. Compt. rend. Soc. Biol. T. 80, N. 7, S. 343—347. Syassen, Oskar, Pseudohermaphroditismus masculinus externus. (8S. Kap. 10b.): Trümbach, Ludwig, Ein Beitrag zum Hermaphroditismus. (S. Kap. 10b.) Virchow, Hans, Ein abnormes menschliches Gebiß. (S. Kap. 6a.) Wegelin, Carl, Über eine erbliche Mißbildung des kleinen Fingers. (S. Kap. 6a.). White, H. 0., Tératogenése d’un monstre humain athoracique, acardiaque, acépha- lique porteur de nombreuses malformations, l’un des produits d’une grossesse- triple. 3 Fig. Ann. de gynécol. Année 42, 1916, S. 298—306. 15. Physische Anthropologie. Backman, Gaston, Typologisk studie öfver kraniets form i sidovy hos män-- niskan. (S. Kap. 6a.) Elsner, Friedrich Wilhelm, Die Unterkiefer der spätdiluvialen Fundstätte „Hohlerfels“ bei Nürnberg und ihre rassenmorphologische Bedeutung. (S. Kap. 6a.) Fritsch, Gustav, Bemerkungen zu der Hautfarbentafel. (S. Kap. 8.) Grunewald, Julius, Die Platyknemie im Lichte der Mechanik, der Phylogenese und der Pathologie. Arch. f. Anthropol. N. F., Bd. 15, 1916, H. 2, S. 77—105. 5 Fig. Hauser, 0., Der Mensch vor 100000 Jahren. 96 Fig. Leipzig, Brockhaus. 142 S. Se 3. MM: Pöch, R., Uber das „blonde“ Tasmanierhaar. Mitt. d. Anthropol. Ges. Wien. Bd. 46, 1916, H. 4/5, S. 186. a oes Lustig, Walter, Zur Rassendiagnostik eines menschlichen Femurfragmentes aus dem Rheintaldiluvium. 4 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, N. 10, S. 243—252. Pycraft, W. 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August 1917. Literatur 1917°°'). Von Prof. Dr. Orro Hamann, Oberbibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin. 1. Lehr- und Handbücher. Bilderwerke Bluntschli, Hans, und Zeiger, Karl, Topographische Anatomie des Armes in Bildern (zum Gebrauche im Felde für Studierende und Ärzte). München. Rein- hardt. 6 S. in Leporelloformat. 50 Pfg. Bluntschli, Hans, und Zeiger, Karl, Topographische Anatomie des Beines in Bildern. München. Reinhardt. 8 S. in Leporelloformat. 70 Pfg. Born, Paul. Compendium der Anatomie (des Menschen). Ein Repetitorium der Anatomie, Histologie und Entwicklungsgeschichte. 12.—15. verm. u. verb. Aufl. Freiburg, Speyer & Kaerner. 400 S. 8° 7M. Grashey, Rud.. Atlas typischer Röntgenbilder vom normalen Menschen, ausgew. u. erkl. nach chir.-prakt. Gesichtspunkten, m. Berücks. d. Varietäten u. Fehler- quellen sowie d. Aufnahmetechnik. 3. verb. Aufl. Lehmanns med. Atlanten Bd. 5. München, Lehmann. XI. 244 S. 8° 32 M. Schwartzenberger, Ludwig, Compendium der normalen Histologie. 200 Fig. 4. verb. Aufl. Berlin, Günther. VIII, 158 S. 8°. 3,50 M. Triepel, Hermann, Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte. 168 Fig. Leipzig, Thieme. VI, 224 S. 8°. 7.50 M. 2. Zeit- und Gesellschaftsschriften. L’Année biologique. p. sous la direction de Yves DELAGE. Année 20, 1915. Paris. Librairie Lhomme. 487 8. 8°. Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergl. u. exper. Histologie u. Entwicklungsgeschichte. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. ©. HERTwIG u. W. WALDEyER. Bd. 89, H. 1. 10 Taf. u. 3 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. KeıIBEL, Zu Cart RaBLs „EDOVARD VAN BENEDEN und der gegenwärtige Stand der wichtigsten von ihm behandelten Probleme“. — Abt. 2. HırscHLER, Uber die Plasmakomponenten (GoLer’scher Apparat, Mitochondrien u. a.) der weiblichen Geschlechtszellen (zytologische Untersuchungen am Ascidien-Ovarium). — HELv, Untersuchungen über den Vorgang der Befruchtung. 1. Der Anteil des Protoplasmas an der Befruchtung von Ascaris megalocephala. 1) Wünsche und Berichtigungen, welche die Literatur betreffen, sind zu richten an Prof. Hamann, Berlin NW, Königl. Bibliothek. 2) Abhandlungen aus dem Jahre 1916 sind mit der Jahreszahl 1916 ge- kennzeichnet. 3) Bogen II der Literatur ist versehentlich als I und mit den Seiten- zahlen 1—16 bezeichnet worden, statt II und S. 17—32. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 18/20. Lit. März 1918. III BR eae Archiv für mikroskopische Anatomie. 1. Abt. f. vergleich. u. exper. Histologie u. Entwicklungsgeschichte. 2. Abt. f. Zeugungs- u. Vererbungslehre. Hrsg. v. O. HERTwIG u. W. v. WALDEYER-HaArtTz. Bd. 90. H. 2. 4 Taf. u. 5 Fig. Bonn, Cohen. Inhalt: Abt. 1. Rast, Über die bilaterale oder nasotemporale Symmetrie des Wirbeltierauges. Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM v. WALDEYER-HARTZ u. Max RuBneEr. Jg.1916. Anat. Abt. H.1/2. 22 Fig. Leipzig, Veit & Co. Inhalt: Vırcuow. Uber die Rückenmuskeln des Erythrocebus patas. — DE BURLET u. Koster, Zur Bestimmung des Standes der Bogengänge und der Maculae acusticae im Kaninchenschädel. Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM v. WALDEYER-HARrTZ u. Max Rosner. Jg. 1916. Anat. Abt. H. 3/4. 6 Taf. u. 76 Fig. Inhalt: FORSTER. Die Mm. contrahentes und interossei manus in der Säuge- tierreihe und beim Menschen. Archiv für Anatomie und Physiologie. Hrsg. v. WILHELM v. WALDEYER-Hartz u. Max RusnerRr. Jg. 1917. Anat. Abt. H. 1/3. 3 Taf. u. 35 Fig. Leipzig, Veit & Co. Inhalt: ApLoFF, Das Problem der Entstehung der Zahnform. Einige kri- tische Bemerkungen zu der gleichnamigen Arbeit von AICHEL. — VON WALDEYER-HARTZ, Torus temporalis und Zona faleiformis. — RosEn- STADT, Über die Bildung des Keratohyalins. — Lustig, Zur Morphologie des menschlichen Daumens. — v. FRORIEP, Die Kraniovertebralgrenze des Wirbeltierkopfes. — Hott, Leonardo da Vinci. Quaderni di Anatomia 5 und 6. — LANDSBERGER, Das Breitenwachstum des Oberkiefers. der Vomer und die Crista septi. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. Hrsg. v. WILHELM Rovx. Bd. 43, H. 1/2. Enth. Arb. d. zool. Abt. d. biol. Versuchsanst. Wien. 10 Taf. u. 11 Fig. Leipzig, Engelmann. Inhalt: PRZIBRAM, Wachstumsmessungen an Sphodromantis bioculata Burm. 3. Länge regenerierender und normaler Schreitbeine. — PRZIBRAM, Über die ungeordnete Bewegung niederer Tiere. 2. — PRZIBRAM, Tem- peraturquotienten für Lebenserscheinungen der Sphodromantis bioculata Burm. — PRrZIBRAM, Die Umwelt des Keimplasmas. 6. Direkte Tem- peraturabhängigkeit der Körperwärme bei Ratten (Mus decumanus und M. rattus). — PRZIBRAM, Transitäre Scherenform der Winkerkrabbe, Gelasimus pugnax Smith. — PRZIBRAM. Fühlerregeneration halberwachsener Sphodromantis-Larven. — BRECHER. Die Puppenfärbung des Kohlweib- lings. Pieris brassicae L. 1. Teil. Beschreibung des Polymorphismus. 2. Teil. Prüfung des Lichteinflusses. — PRZIBRAM, Franz MEGUSAR 7. Anatomische Hefte. Beiträge und Referate zur Anatomie und Entwickelungs- geschichte. Hrsg. v. FR. MERKEL u. R. Bonnet. Abt. 1. Arbeiten aus ana- tomischen Instituten. H. 165 (Bd. 55, H. 1). 27 Taf. u. zahlr. Fig. Inhalt: WEGNER, Zur Geschichte der anatomischen Forschung an der Univer- sität Rostock. — STRANDBERG, Zur Frage des intrathymischen Binde- gewebes. — RuUDEL, Formentwickelung der menschlichen Hypophyse. Be Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie. Hrsg. v. EUGEN FISCHER. Bd. 20, H. 3. 8 Taf., 120 Fig. u. 23 Tab. Stuttgart, Schweizerbart. Inhalt: Arche, Die Beurteilung des rezenten und prähistorischen Menschen nach der Zahnform. — ADAMS, Uber postembryonale Wachstumsverände- rungen und Rassenmerkmale im Bereiche des menschlichen Gesichts- schädels — FORSTER, Zur Morphologie der Muskeln des Thorax. 4. Teil. J. Abschnitt. 3. Methoden der Untersuchung und Aufbewahrung. Agduhr, Erik, Über Stückfärbung mit BIELSCHOwSkYS Silberimprägnations- methode. Einige Modifikationen. 8 Taf. u. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 34, H. 1, S. 1—99. Baß, Robert, Einfache feuchte Kammer für bakteriologische Zwecke. 1 Fig. Münch. med. Wochenschr. Jg. 64, Nr. 34, S. 1105— 1106. Ellermann, V., Eine einfache Methode zur Bestimmung des spezifischen Gewichts von Organen. Centralbl. f. allg. Pathol. Bd. 28, Nr. 18, S. 449 —453. Eversheim, P., Die Bedeutung der neuen elektrischen Lampen bei wissenschaft- lichen Arbeiten. 5 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 354 —360. Jacobsohn, L., Untersuchungsmethoden und Anatomie des Nervensystems. Berlin, Karger, 1917. 30 S. 8%. 3 M. (Aus Jahresber. f. Neurol. u. Psych. Bd. 20.) Lipp, Hans, Eine einfache Schnellfärbungsmethode von Spirochäten. Dermatol. Wochenschr. Bd. 65, Nr. 47, S. 1047 — 1048. Müller, H., Eine einfache Markscheidenfärbung im Paraffin- und Gefrierschnitt nebst Bemerkungen über histologische Darstellung der Muskulatur. Deutsche med. Wochenschr. Jg. 43, Nr. 46, S. 1453 — 1454. v. Neergaard, K., Grundregeln der Mikro-Photographie mit Angabe einer ein- fachen optisch-rationellen Apparatur. 6 Fig. Zürich, Speidel & Wurzel. 59 S. 8°, 2M. Olivecrona, Herbert, Eine vereinfachte Methode zur Darstellung von Markscheiden an Gefrierschnitten. Centralbl. f. allg. Pathol. Bd. 28, Nr. 21, S. 521-523. Rein, R., Über die Verwendung des Thermostaten im Schulbetrieb. 3 Fig. Aus der Natur Jg. 12, 1916, H. 6, S. 201—206. Ein billiger Thermostat. Aus der Natur Jg. 12, 1916, H.6, S. 397—398. 3 Fig. Bemerkung z. d. Arb. v. REın, d. Ztschr. S. 201. Rohde, Karl, Untersuchungen über den Einfluß der freien H-Ionen im Innern lebender Zellen auf den Vorgang der vitalen Färbung. 2 Taf. u. 1 Fig. PFLÜGERS Archiv f. d. Physiol. Bd. 168, H. 9/10, S. 411—433. Schmehlik, R., Trugbilder, hervorgerufen durch unzweckmäßige Beleuchtung. 2 Taf. u. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 351—353. Tribondeau, J., Quelques colorants et procédés de coloration. Ann. de l’inst. Pasteur T. 31, No. 8, S. 412—435. Volkmann, Wilhelm, Nachweis der Abhängigkeit des mikroskopischen Bildes von der Größe und Gestalt der Aperturblende. 7 Fig. Aus der Natur Jg. 12, 1916, H. 6, S. 391—396. van Walsem, 6. C., Unsere BuNsEN’sche Lampe. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 337 —340. LII® Bra. Nae van Walsem, G. €., Die Schärfung der Mikrotommesser. 3 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 341 —344. van Walsem, G. C., „Weiß auf Schwarz‘‘ bei der Ausführung mikroskopischer Zeichnungen. 1 Fig. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 345 —348. Woelcke, Margarete, Eine Methode, große Paraffinschnitte vom Großhirn falten- los aufzukleben. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 33, H. 4, S. 349—350. 4. Allgemeines. (Topographie, Physiologie, Geschichte etc.) Allot, Ernst, Größe, Körpergewicht und Muskelkraft der Schulkinder einer ost- preußischen Mittelstadt (Allenstein) mit ihrer ländlichen Umgebung. Diss. med. Königsberg 1917. 8°. Andrup, 0., Sur les portraits de TmomAs BARTHOLIN. 9 Fig. Janus Année 21, 1916, S. 324—338. Bartholin, C. T., La famille des BARTHOLINS comme gentilshommes et seigneurs terriens. 1 Taf. Janus Année 21, 1916, S. 367 —370. Bering, Vitus, THomAas BARTHoLINUS (1616—1680). 1 Portr. Janus Année 21, 1916, S. 271—272. Bernstein, Felix, Bemerkungen zur Abhandlung: Körpermaßstudien an Kindern von M. PFAUNDLER. Z. f. K. Bd. 14, 8.1. Zeitschr. f. Kinderheilk. Orig.-Bd. 16, H. 1/2, S. 78—84; hierzu Notiz von PFAUNDLER, ib. S. 85—89. Bluntschli, Hans, und Zeiger, Karl, Topographische Anatomie des Armes in Bildern (zum Gebrauche im Felde für Studierende und Ärzte). (S. Kap. 1.) Bluntschli, Hans, und Zeiger, Karl, Topographische Anatomie des Beines in Bildern. (S. Kap. 1.) Brugsch, Theodor, Maße und Proportionen zur Charakterisierung des Indivi- duumsin seinem Habitus. 1. Mitt. Zeitschr. f. exper. Fathol. u. Ther. Bd. 19, H. 1, 8. 1—15. Carée, K., The Barrtaorınvs Family. Janus Année 21, 1916, S. 361—366. Dewitz, J.. Über die.Entstehung rudimentärer Organe bei den Tieren. Zool. Jahrb., Abt. f. allg. Zool., Bd. 36, H. 2, S. 231—244. Fritzsche, G., Goethe und die Anatomie. Eine kulturgeschichtlich-medizinische Studie. 5 Taf. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. Jg. 34, 1916, H. 5, S. 184 bis 220. v. Froriep, August, Totenmaske und lebendes Antlitz des Hoffräuleins Luise v. GÖCHHAUSEN. 20 Fig. Leipzig, Barth. 48 S. 8%. 3 M. Garboe, A., A few Remarks about THomas BArTHoLINUs’ Life in the Country. 2 Fig. Janus Annee 21, 1916, S. 355—357. Gaupp 7, Ernst August WEISMANN. Sein Leben und sein Werk. Jena, Fischer. VEER 2209728. 82.279 iM: Gräper, Ludwig, Vorschläge zur Bezeichnung schräg im Körper liegender Ebenen und Linien. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 15, S. 387 —389. 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Sehmidt, Chr., Zur Corrosionsanatomie der Nase des Menschen in fötalem und erwachsenem Zustande. 8 Taf. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 75, Jubiläumsbd., FR. SIEBENMANN gew., S. 324 —348. b) Verdauungsorgane. Altzinger, Josef, Über die quergestreifte Darmmuskulatur der Fische. 6 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 17, S. 425 —441. Cockayne, E. A., Case of congenital Defect of the Duodenum, in which Bile was found both above and below the absent Portion. 2 Fig. Proc. R. Soc. of Med. Vol. 10, No. 7, sect. dis. children, S. 127—132. Keil, Oskar, Zur Anatomie und Histologie des Cyprinidenpankreas. 3 Fig. Anat. Anz. Bd, 50, Nr. 15, S. 361—379. Schachner, August, Anomalies of the Gall-Bladder and Bile-Passages with the Report of a double Gall-Bladder and a floating Gall-Bladder. Ann. ot Surgery Vol. 64, 1916, No. 4, S. 419—433. Vogt, Walther, Morphologische und kausalanalytische Untersuchungen über die Lageentwicklung des menschlichen Darmes. Die Wechselwirkung von Duode- num und Colon als Ursache der Darmdrehung, ihre Störung als Ursache von Lageanomalien (Mesent. commune, Hochstand des Cäcum). Habilitations- schrift Marburgt. 7 Taf. u. 16 Fig. Zeitschr. f. angew. Anat. u. Konstitutionsl. Bd. 2, 124 S. Sep. Berlin. Julius Springer. BB |) 10. Harn- und Geschlechtsorgane. a) Harnorgane. Kitt, Th., Angeborenes Harnröhrendivertikel und sekundäre Harnröhrenspalte beim Zicklein. 3 Fig. Monatsh. f. prakt. Tierheilk. Bd. 28, H. 11/12, S. 497 —503. Retterer, Ed., Structure et evolution du chorion de la muqueuse urétrale. Compt. rend. Soc. Biol. T. 80, No. 10, S. 489—492. b) Geschlechtsorgane. Held, Hans, Die Mikrosomen der Spermien von Mensch und Meerschwein. (S. Kap. 5.) Held, Hans, Untersuchungen über den Vorgang der Befruchtung. 1. Der Anteil des Protoplasmas an der Befruchtung von Ascaris megalocephala. 6 Taf. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 89, Abt. 2, H. 1, S. 59—224. Heymons, Richard, Über hermaphroditische Bildungen bei einem Männchen von Rana temporaria L. 1 Taf. u. 3 Fig. Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 1917, Nr. 5, S. 354—368. Hirschler, Jan, Über die Plasmakomponenten (GoLeT’scher Apparat, Mito- chondrien u.a.) der weiblichen Geschlechtszellen (zytologische Untersuchungen am Ascidien-Ovarium). (S. Kap. 5.) Kathariner, L., Über die Ursachen des Zwittertums und künstliche Zwitter- bildung. (S. Kap. 4.) Nusbaum-Hilarowicz, Jozef, Über das Verhalten des Chondrioms während der Eibildung bei Dytiscus marginalis L. (S. Kap. 5.) Patzelt, Viktor, Über die PrLüger’schen Hermaphroditen beim Frosch. Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien Bd. 67, H. 1/2, S. 57—63. Pawlowsky, E., Sur l'appareil génital male. Sur un cas d’anomalie de cet appareil chez Isometrus maculatus (Scorpionides,- Fam. Buthidae). 3 Fig. Compt. rend. Soc. Biol. T. 80, No. 10, S. 502—505. Stöhr, Philipp, Uber Mißbildung der inneren weiblichen Generationsorgane mit und ohne Blutverhaltung. Diss. med. Würzburg 1917. 8°. Trautmann, Anatomisches und Histologisches über die Cervix uteri. 1. Mitt. 12 Fig. Arch. f. wiss. u. prakt. Tierheilk. Bd. 43, H. 4/5, S. 239—261. 11. Nervensystem und Sinnesorgane. a) Nervensystem (zentrales, peripheres, sympathisches). Binswanger, Otto, und Schaxel, Julius, Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Arterien des Gehirns. 2 Taf. u. 11 Fig. Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkr. Bd. 58, H. 1/3, S. 141—187. Eichhorn, Ist der Nervus facialis an der Innervation des Gaumens beteiligt ? Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. Krankh. d. Luftwege Bd. 76, H. 1/2, S. 63—65. Fick, R., Zur Frage der Nervenversorgung des M. sternalis. (S. Kap. 6b.) Heinemann, P., Weitere Untersuchungen über den inneren Bau der großen Ner- venstämme. 2 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. klin. Chir. Bd. 109, H. 1, S. 121—131. Heringa, G. C., Le développement des corpuscules de GRANDRY et de HERBST. (S. Kap. 5.) =—_ 45) — Hollaender, P. P., Uber den Ursprung der aus dem Mittelhirn im dorsalen Längs- bündel absteigenden Nervenfasern bei Sauropsiden. 11 Fig. Jenaische Zeit- schr. f. Naturw. Bd. 55, H. 1, S. 203—220: u. Diss. med. Jena 1917. 8°. Jacobsohn, L., Untersuchungsmethoden und Anatomie des Nervensystems. (S. Kap. 3.) Kreibich, C., Nervenzellen der Haut. (S. Kap. 5.) Kunze, H., Über das ständige Auftreten bestimmter Zellelemente im Central- nervensystem von Helix pomatia L. Ein Beitrag zur Frage nach der Konstanz histologischer Elemente. Zool. Anz. Bd. 49, Nr. 5, S. 123—137. Nageotte. J., Sur lamoindrissement morphologique des nerfs apres cicatrice. 1 Taf. u. 2 Fig. Compt. rend. Soc. Biol. T. 80, No. 12, S. 595 —906. Spielmeyer, W., Über Regeneration peripherischer Nerven. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. Bd. 36, H. 5, S. 421—430. Veit, Rudolf, Über den inneren Bau der peripheren Nerven. (S. Kap. 5.) b) Sinnesorgane. De Burlet, H. M., und Koster, J. J. J., Zur Bestimmung des Standes der Bogen- gänge und der Maculae acusticae im Kaninchenschädel. 12 Fig. Arch. f. Anat. u. Physiol. Jg. 1916, anat. Abt. H. 1/2, S. 59—100. Cemach, A. J., Ein Beitrag zur Topographie der regionären Lymphdrüsen des Mittelohres. (S. Kap. 7.) Demoll, Reinhard, Die Sinnesorgane der Arthropoden, ihr Bau und ihre Funktion. 118 Fig. Braunschweig. VI, 243 S. 8%. 10 M. Rabl, Carl, Uber die bilaterale oder nasotemporale Symmetrie des Wirbeltier- auges. 4Taf.u.5Fig. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 90, H. 2, Abt. 1, S. 261— 444. Vogt, A., Der Embryonalkern der menschlichen Linse und seine Beziehungen zum Alterskern. 10 Fig. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Jg. 1917, Bd. 59, S. 452 —466. 12. Schilddrüse, Epithelkörperchen, Hypophyse, Epiphyse, Thymus, Nebenniere, Gl. carotica. (Organe der inneren Absonderung.) ’ Dustin, A. P., Les réversions épithéliales dans le thymus humain. 6 Fig. Arch. de zool. expér. T. 56, 1917, No. 4, Notes et revue, S. 73—87. Maurer, F., Die morphologische Beurteilung der Epithelkörperchen und anderer Drüsen mit innerer Sekretion. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 55, H. 1, S. 175—202. Rudel, F., Formentwicklung der menschlichen Hypophysis cerebri. 14 Fig. Anat. Hefte, Abt. 1, Arb. a. anat. Inst., H. 165 (Bd. 55, H. 1), S. 187—225. Uemura, Shunji, Zur normalen und pathologischen Anatomie der Glandula pinealis des Menschen und einiger Säugetiere. 19 Fig. Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 20, H. 3, S. 381—488. 13a. Entwickelungsgeschichte. Anthony, R., Sur la circulation embryonnaire primitive des Poissons Tele- ostéens (étude de Pembryon de l’Epinoche: Gasterosteus gymnurus CUV.). (S. Kap. 7.) A oe Baumgarten, K., Über das Gewichtsverhältnis zwischen menschlichem Fötus und Plazenta. Diss. med. Jena 1917. 8°. Bickel, Beatrix, Über Altersbestimmungen menschlicher Embryonen. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 48, 1916, H. 2/3, S. 75—81. Bolk, L., Anatomische Bemerkungen über einen Fötus von Elephas africanus. 28 Fig. Verh. K. Akad. Wetensch. Amsterdam (2. Sectie) Deel 19, Nr.6. 40 8. 8°. Sep. Amsterdam, Müller. 2 M. Bulk, L., Uber das kaudale Rumpfende eines Fetus vom Schimpanse. 2 Fig. Anat. Anz. Bd. 50, Nr. 13/14, S. 354—358. Boulenger, G. A., Sur l’évolution de l’appareil & venin des serpents. (S. Kap. 5.) Delsman, H. C., Die Embryonalentwicklung von Balanus balanoides Linn. 25 Taf. u. 8 Fig. Tijdschr. Nederl. Dierk. Vereeniging 2. Ser., Deel 15, Afl. 4, S. 419—520. Lécaillon, A., Sur la signification des changements de couleur qui se produisent normalement dans certains oeufs non fécondés de Bombyx mori et sur la for- mation, dans cette espéce, de véritables chenilles d’origine parthénogénésique. Compt. rend. Acad. Sc. T. 165, No. 5, S. 192—194. Strindberg, Henrik, Neue Studien über Ameisenembryologie. 14 Fig. Zool. Anz. Bd. 49, Nr. 7/8, S. 177—197. Triepel, Hermann, Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte. (S. Kap. 1.) 13b. Experimentelle Morphologie und Entwickelungsgeschichte. Brecher, Leonore, Die Puppenfärbungen des Kohlweißlings, Pieris brassicae L. 1. Teil. Beschreibung des Polymorphismus. — 2. Teil. Prüfung des Licht- einflusses. — 3. Teil. Chemie der Farbtypen. — 5 Taf. u. 8 Fig. Arch. f. Ent- wicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 88—221. Dewitz, J., Die fürdie künstliche Parthenogenesis angewandten Mittel als Erreger für andere biologische Vorgänge. Biol. Zentralbl. Bd. 37, Nr. 10, S. 498— 503. Goetsch, Wilh., Beobachtungen und Versuche an Hydra. (Vorl. Mitt.) 9 Fig. Biol. Zentralbl. Bd. 37, Nr. 10, S. 465 —471. Klatt, Berthold, Transplantation der Haube beim Haubenhuhn. 1 Fig. Sitzungs- ber. Ges. naturf. Freunde 1907, Nr. 6, S. 412—415. Przibram, Hans, Wachstumsmessungen an Sphodromantis bioculata Burm. 3. Länge regenerierender und normaler Schreitbeine. (Zugleich: Aufzucht der Gottesanbeterinnen. 7. Mitt.) Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 1—19. Przibram, Karl, Über die ungeordnete Bewegung niederer Tiere. 2. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 20—27. Przibram, Hans, Temperaturquotienten für Lebenserscheinungen der Sphodro- mantis bioculata BURM. (Zugleich: Aufzucht der Gottesanbeterinnen. 8. Mitt.) 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 28—36. Przibram, Hans, Die Umwelt des Keimplasmas. 6. Direkte Temperaturabhängig- keit der Körperwärme bei Ratten (Mus decumanus und M. rattus). 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 37 —46. Przibram, Hans, Transitäre Scherenformen der Winkerkrabbe, Gelasimus pugnax SmitH. (Zugleich: Experimentelle Studien über Regeneration, 5. Mitt., und st Homoeosis bei Arthropoden, 2. Mitt.). 1 Taf. Arch. f. Entwieklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, S. 47—62. Przibram, Hans, Fühlerregeneration halberwachsener Sphodromantis-Larven. 3 Taf. u. 1 Fig. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 43, H. 1/2, 8S. 63—87. 14. Mißbildungen. Borchmann, Hans, Der angeborene Handdefekt. (S. Kap. 6a.) Friedlaender, Erich, Beiträge zur Kasuistik der Brachydaktylie. (S. Kap. 6a.) Mocny, Felix, Über einen Fall von ungeteilter Herzhöhle mit einer Lebens- dauer von 9 Monaten. (S. Kap. 7.) Revesz, Vidor, Beitrag zur Kenntnis der Entwicklungsanomalien der Hand. (S. Kap. 6a.) Roer, Aloys, Ein Fall von Dicephalus tribrachius. Diss. med. Straßburg 1917. 8°. Schachner, August, Anomalies of the Gall-Bladder and Bile-Passages with the Report of a double Gall-Bladder and a floating Gall-Bladder. (S. Kap. 9b.) Stöhr, Philipp, Über Mißbildung der inneren weiblichen em agane mit und ohne Blutverhaltung. (S. Kap. 10b.) Weidenmann, Martina, Ein seltener Fall von Zehen-Mißbildung. (S. Kap. 6a.) 15. Physische Anthropologie. Adams, Eugen, Über postembryonale Wachstumsveränderungen und Rassen- merkmale im Bereiche des menschlichen Gesichtsschidels. (S. Kap. 6a.) Aichel, Otto, Die Beurteilung des rezenten und prähistorischen Menschen nach der Zahnform. (S. Kap. 6a.) Buschan, Georg, Menschenkunde. Ausgewählte Kapitel aus der Naturgeschichte des Menschen. 3 Taf. u. 8 Fig. Stuttgart, Strecker & Schröder. IV, 262 S. 8%, 2,80 M. Das Micoquien Hausers. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 48, 1916, H. 2/3, S. 95—96. Fritsch, Gustav, Die Verbreitung australoider Merkmale in Melanesien und den Philippinen. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 48, 1916, H. 2/3, S. 114—116. v. Jecklin, F., und Coaz, Carl, Das vorgeschichtliche Grabfeld von Darvela bei Truns. 15 Fig. Anz. f. Schweizer. Altertumsk., N. F., Bd. 18, 1916, H. 2, S. 89 bis 100. Haustein, Hans, Die Darstellung von Mensch und Tier durch Messung, Meb- schema und Zeichnung. (S. Kap. 4.) Haustein, Hans, Die Hautfarbentafel FeLıx v. LuscHans, nach DAVENPORTS Methode entmischt. (S. Kap. 8.) Kollmann, J., Die Ungarn. Eine anthropologische Skizze. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 49, H. 1, S. 1—9. v. Luschan, Felix, Uber Hautfarbentafeln. (8. Kap. 8.) Regensburger, Wolfgang, Über Würfelmeßphotographien zu anthropologischen Zwecken. 5 Fig. Zeitschr. f. Ethnol. Jg. 48, 1916, H. 2/3, S. 63—74. Schlaginhaufen, Otto, Die menschlichen Knochen des La-Téne-Fundes von Darvela. Anz. f. Schweizer. Altertumsk., N. F., Bd. 18, 1916, H. 2, S. 100—101. Schlaginhaufen, Otto, Anthropologische Mitteilungen über das La-Téne-Skelett AS ARE von Frauenfeld. Thurgauische Beitr. z. vaterländ. Gesch. H. 56, 1916, S. 94 bis 97. : Virchow, Hans, Die nach Form zusammengesetzte Wirbelsäule eines Negers. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Die kleine Zehe des Fußkünstlers Untuan. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Röntgenbilder von dem Fuß des Fußkünstlers UntHan. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Über Fußskelette farbiger Rassen. (S. Kap. 6a.) 16. Wirbeltiere. Andersson, Erik, Beschreibung einiger Fischreste aus Madagaskar und Siam. 2 Taf. Bull. Geol. Instit. Univ. Upsala Vol. 13, 2, 1916, S. 227—232. Bolk, L., Uber das kaudale Rumpfende eines Fötus vom Schimpanse. (S. Kap. 13a.) Boulenger, G. A., Considérations sur les Reptiles permo-triasiques de l’ordre des Cotylosauriens. Compt. rend. Acad. Sc. T. 165, No. 15, S. 456—459. v. Froriep, August, Die Kraniovertebralgrenze bei den Amphibien (Sala- mandra atra). (S. Kap. 6a.) Honigmann, Hans, Bau und Entwicklung des Knorpelschädels vom Buckel- wal. (S. Kap. 6a.) Keller, K., Uber die unfruchtbaren Zwillinge des Rindes. 1 Fig. Verh. k. k. zool.-bot. Ges. Wien Bd. 47, H. 3/4, S. 123—127. Matschie, Paul, Bemerkungen über die kurzschwänzigen westafrikanischen Affen. Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde 1917, Nr. 5, S. 337 — 354. Matschie, Paul, und Zukowski, L., Einige Formen des Mandrills aus Kamerun und angrenzenden Gebieten. 14 Taf. Sitzungsber. Ges. nat. Freunde Berlin 1917, Nr. 7, S. 469—496. : Pohle, Hermann, Pseudobassaris riggsi, gen. nov., spec. nov. fiir Amphictis spec. Riggs. (S. Kap. 6a.) Sefve, Ivar, Scelidotherium-Reste aus Ulloma, Bolivia. 5 Taf. Bull. Geol. Instit. Univ. Upsala Vol. 13, 1, 1914/15, S. 61—92. v. Seidlitz, W., Uber die vordiluviale Wirbeltierfauna Mittelthüringens. 3 Fig. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. 55, H. 1, 8. 3—22. ° Struck, Wilhelm, Anarrhichas lupus und Sargus vulgaris. (S. Kap. 6a.) Toldt, K. jun., Uber ein fetales und ein neugeborenes Flußpferd. Verh. k. k. zool.- bot. Ges. Wien Bd. 47, H. 1/2, S. 63—144. Vialleton, L., Rapports ontogéniques des ceintures pelvienne et thoracique chez les vertébrés tétrapodes. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Uber das Gebiß von Didelphys cancrivora. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Die Wirbelsäule des Cercocebus fuliginosus. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Über das Fuchsgebiß. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Der Senkrücken des Pferdes. (S. Kap. 6a.) Virchow, Hans, Über die Halswirbelsäule von Plotus anhinga. (S. Kap. 6a.) Abgeschlossen am 25. Januar 1918. I 5 INN 04308 7 Totata a FACH IC HE) ‘> } Aut ‘o ” BTSS RIESE E43 RETTEN j es Co) tarts af a° Ot 23% je) SC Her pies Q ae ri = ara, pbs HILL) e 421% $59 ® 4 ” = ri eevee » i) re * eo @.8)9. 01%, EICH BEN, $9, 2.2%. re er)